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■n I

fli|lotif(t)t 3eitf(^rtft

V5/„'

herausgegeben Don

^rittrii^ ü. S^brt unb 9Ra| Sr^manm

Der 9an5en Heitre 70. Sanö* SReue gofgc 34. Sanb.

Mnniitn unb Icip^ig 1893« 2)ru(! unb ^^erlag oon SR. Olbenbourg.

3 n li a 1 1.

«iiffS*e. ^

@töbte unb Silben ber germonif^en fß'6Un int amttelalter. (Sine 9lnti^

rritif bon Ä. öcacl 442

^ie foaenannte ^arolingtfc^ S^rntung t)on 774. IBon $. I^el^r . 885 ^ie ^iftorifc^e ^ritit unb bie gefc^ic^tli^en ©ebö^tnidtoge ber f^toeigeri» fc^en (Sibgenoffenfc^aft im Sa^re 1891. SBon ®. Sl^e^er bon

Ä'nonau 243

^Mefe Don $ufenborf. ^eraudoegeben unb erläutert Don ^onrab

Sarrentraj))!). ©rfter Xl^eU 1

gweiter Xl^eil 198

eine Jocftter breier Später. S5on ©einrieb D. @^bel 283

^te Xagebüc^er bed ©eneralS t>. Qkxladj. $on gfriebri^ S^^einecfe . 52

IRiiBceOett.

Sean S)ebr!) unb ber SRaftatter ©efanbtenmorb 460

Sum SBriefroecftfel Äönig griebric^ SBiI^eIm'8 IH. mit Äaifcr «lejanber I.

1805—1809 81

©n Beitrag ^ur ©efc^lc^te be8 Sa^re» 1809 464

ÖJeneral 3Wüfflina über bie fianbwe^r 281

5;enffc6rift be« ^rin^en öon ^reufeen (Äaifcr SBill^elm'« I) über bie

beutfc^e JJrage 90

^qS ift unb toa^ fein foll. ©ne national^öfonomifdbe Semertung Don

SRourice SBIocf 95

8crii|te gclc|rter «cfellfilaften.

59Qbif(6e l^iftorifcöe Äommiffion 875

§iftorifd)e Äommiffion bei ber baierifc^ ^tabemie ber ^iffenfc^aften . 189 $reu6ifc^e« ^iftorifc^e« Snftitut in SRom 192

Siteratnrleriilt. *

6eite 6eUe

(Sammehuerfe 468 1 Strmenifc^e u. b^jantinifdfte

SBiogra^^ien 98 ' Äirt^e ü. IV.— XIU. Sa^rl^. 490

SBeltgefd^idjte 469, ?luguftin 495

«lltert^um: i ß^Iuniocenfer 100

Safon ö. ÄDrene .... 469 (üregor Vn 496

®riec^ifc^e 'Jß[a]t\t .... 472 " «ßäpfte feit b. ©nbe b. 9J?itteI.

9(riftotelcd 294 alter« 497

^efla« unter römifc^er ©err« $iu« V 301

fcboft 296 ■' Äarbinal 9Raur^ 1792—1817 111

TOttcIalter: ^glanb u. ^eutf4Ianb bid g.

Untergang b. ©taufer . . 100

Llbri feudorum .... 107

Slömifcbe iJiteratur .... 473

S^ömifdje ^ilgrargefefe ... 297

(Töfar^d Ärieg^Jroefen . . . 477 (T^ronofogie in b. römifc^en

Äaiferjcit 478 3)eutfd)lanb u. 5)änemarf 1273

Äonftantintfc^r ^atrt^iat . . 478 bi« 1347 109

Äircfte :

5inaemeine8 480

Stabcüen 99

S^eue 3^t- fiarl V. . . . 297. 298. 299 ed)la4t bei @t. Cuentin 1557 498

ÄonfeffionSfunbe .... 484 1617 498

IV

3n^alt.

Sßov b. 30jQ§ngen Kriege

©{^toeben u. Sngfanb 1624 bi« 1630

84(a4t bei Süben 1632 . .

(^efec^te bei Stetnau 1632 u.

1633

©cbroebifcfi » rufflf^er Äriea 1808—1809

Selb^ufl ü. 1809 ....

ftriefl D. 1870-1871 . . . ^eutfc^lonb :

9IÜgemeined

@efd)i(^tfc^reibei' b. beutfc^eit SJor^cit

Äaifer/^cit

Äonrab II

Äail IV

»if*ofdmn^Ien 1378-1418 .

Q^efeUfc^aftdleben i. ^ittel:^ alter

^Qjrimilian I * .

^utinnud

©rotuS

Srteformation

fiutber .... 129. 132.

gjielandjt^on .... 513.

iputten

5öu0er

d^eid)dtQg ;(. ^orm^ 1545

Äircftcnrccftt b. SRefonnation .

$)alberitäbter ^ifc^ofdioa^I 1628

SBaUenftein * .

fieopolb 1 137.

XVIII. So^r^bt. ((Sraie^ung)

(ttoett)e

1807-1815 .... »aicrn : ^^Ibrcdjt V. . .

SBürtembeig

(SlfaB :

Äirc^e

f}rQni(üftid)e S^eDoIution

^eutjci)e ilönige in 8traP JRappoitftein . . . ^eibelbcig : Uniüerfität ^mainy. 1798-1814 . Üotljringcn : Seit 1542 »l^cinlanb u. «Beftfalen:

XV. ^Qör^unbert .

ilöln: llniüeifität .

9?euB

3iilid): ÖJümnafuim Cönabrücf : SJcformatioii

urg

eettc 302

110 500

505

113 507 510

115

117 116 511 1 512 119

120 i

122

123,

132 I

125

514

514 I

133

134

134'

515

518 I

135

303

308:

308 312 143 I 14(5 '

520 521 314 315 522 31« 319

320 324 325 147 345

6eite

5ranffurt a. ^Roin .... 829

3fenbura: 'r^ebiatiftnmg . . 830 Reffen, öJroBl^er jogt^um :

^ecr 394

ftunftbentmöfer . . . 834. 336

^Xanten: a^ronit t). (S^en^m 839

gulba: 1570—1606 .... 148

«rnftQbt 149

Olbenburg 840. 841

$)annoDer 342

Sraunfd)n)eig : @c^u(e . . . 843

^^lltona 844

iponfa :

JReüefie 1431—1476 ... 151

Hamburg: (Mi)innafium . . 151

i*übecf: ^Reformation . . . 345 ^ecflenburg :

Unlüerfitiit SRoftocf .... 346

^Inftalt : CS^riftian U 499

Äurjod))en :

1552—1557 299

Uniöerrität iieip^ig .... 349

8ad}feii, preufeifdje ^roöing . . 347

WagDcburg 348

5iranbenburg : (VJut«t)errlicf) - bäuerliche SBer«

t)ältni|ie 352

5^erlin (Dreifaltlgfeit^tirc^e) . 524

Sranffuvt a. O. (Uniöerfität) 351 Scblefien :

1740-1742 152

Äunftbenfmälcr 153

Cftpreufien :

2i)d (Wt)mnafium) .... 154

l'anbtage 1603-1619 ... 354 ^reuBcn :

«icinber§ 523

.S>arfort 355

ftricbiicf) 28il§e(m IV. . . 357

(iMoiu ü ^JJJanteuffel . . . 357

Woltfc 358

Cfterreid) :

ginan.sen 1701—1740. . . 154

SoadjimSt^al 156

Sdiiuci,^ :

5^afel CSbanbel u. 3nbuftrie) , 157 "i)iicöcvlanöe:

^ilmfteröQm 359

Utred}t 362. 363

I'ürbrcdjt (Btabtredinungen) 365

Limburg Oöei^t^ümer) . . 365

(Groningen 366

^:BcIgien: '^Jcaiuir^ 368

I u^

Seite Seite

@nc^(anb : , Sc^toeben: 1509—1603 369 edtöflata 165

£)einric() VIU 526

(JlifQbetf) 531

graufreid):

9flei(^«tag ü. 1664 .... 167 Orient : ^mn (fiitcratur) .... 541

dritter etanb . . . 160. 532 Äreu^iaug gfricbrirt)'« I. . . 169

©piel i. ?tlt=5ranfreic6 . . 160 fünfter Ärcujjufl .... 171

geanne b'^^lvc 162 «bcnbIänbiiM)c (Äcfd)f echter . 172

Öeinri« II 299 . Soüa 543

Üubmig XIV 304 ^ G^ina 546

!Öor ber 9fJel)olution . . . 372 ?linerifa:

SReüoIution 162! (Solumbu« 547

©autier 533 donquifta 174

S3enumont i. b. d^ampognc . 160 ! 9iorbamerifa (5Scrfafiung) 175

Spanien: C£^ile 548

SRed)t 535' (Scuobor 553

^Öilipp V 304 3uben : Serfolgunflen .... 173

gtalien : i ^föaffenfunbe ..*... 175. 553

(SJeiftlidjfeit i. X. u. XI. Sa^r* SRecftt : 3:t)ieiftrafen .... 177

^unbert 100 ' i^ationalötonomie u. Sojio*

Cdjino 540 , logie 178. 556

3:reöt)o 538 ' 6d)ule 554

SBenebig. S^ev^ältnid j. 3)l)jQn3 375 . ©eneatogie 182

©eneöent 163 f^amiUenftiftungen 183

^änemort : SÖronologie 183

«Mittelalter 164 (Weograpl)ie ... 184. 185. 559

^Jonuegen : '• öejenpro.^effe 186

3djußgilben 166 53ucijbrucferfunft 5»>0

Union ü. 1814 167 ' SBud)6anbeI 560

'Jlbredjnung mit 3)äneniart löibliot^efen: Sßav'x^ .... 187

1818—1819 KW apivitiömuiJ 563

9la4tra0e unb lBer(effcriin||cii 192. 568

C^ntgcflnung 378

^(nfragc 564

«cuc »ü«cr 380. 564

^ttiei^nif^ hex tefpto^enen §^xxfUn.

^tb^anblungen, .^"»aacfd^e. XXV. 302 ; A nrique, noticia .... 553

i?lbiin b. l)eii. Äriegögefdj. . . 334 ^Irdjiü f. ©efcft. b. beutfd). 53u*--

^ilbler<5felö, golbeneö SBudj . 182 ftanbef«. X— XIV ... 560

91 1) , '^unbcÄbriefe b. CJibgenoffen 258 A u g u 8 1 i n i opera. VI, 2. Ed.

Sllberti, imirtcmbevg. ^Jlbelg= | Zycha 495

bud). ipeft 1—4 .... 146 I Ba<iaud, coup d'oeil s. les

^Ubvccbt, ^KappoItfteinifcf)ed > thaumaturges 563

Uif.^^öud). I 315|Haüado8, 1. revolucion . 551

Aliaga,!. revolucion d. 1891 551 ' Barro8,hi8t. d. Chile. IX-XI 548

A 1 i n , d. svensk-nr>rska uiii- B au d ri 1 1 art, Philippe V et

oneu II 167 1. cour d. France. I. II. . 304

A 1 1 e u (1 e s, 1 revolucion enChile 550 | © a u e r , Sorjd). ,v "^IviftotefeS 292

?(mira, ^t)ierftrafen .... 177 Beesly, Elizabeth . . . 531

Annlecrtii Lutherana et Melan- ^ 53eitiäge ^. iJanbe^fnnbe U. (Slfafe*

thoniana. .'orv>g. D. iJÖfcftc 514' iJot^ringcn. X 318

VI

Sn^Qlt

6(ite Senratl^, Oc^ino .... 540

93 ctg er, ©arfort 355

93ernefer, (S^^ntnafium j. !^t)c! 154 SSe^oIb, ®ef4. b. beutf^en SRe«

formation 125

93 0 et e n ^ e i m e r, akf(6.t).3J^aina 318 ©öfteim, SBaffenfunbc ... 175 BoöthiuB, d. Franska revo-

lutionen 162

Bonnevie, d. julianske og

d. greogrianske kalender . 183 Bonvalet, le tiers ^tat 160

B ouin als, de Hanoi äP^kin 546 SBraitmoicr, QJoct^c^ÄuIt . 308 S6 vi egei^t^eolog. Promotionen

i. fieipjiö 349

93 r 0 f 4 , &t\6). 0. englanb. VI. 369 93 u c^ » a I b , QJefcafc^af trieben i.

aWittelQlter. U 120

du Camp, Gautier . . . 533 (Jarricre, fiebenöbilber . . 98 Chestret de Haneffe, 1.

conjuratioDS d. La Marck 297 S]()riitomanod , abenbldnb.

@efc6led)tcr i. Oiient ... 172 ei^rouft, 3:agcno u. 91n«bert 169 CS) 0 n ^ e n , ^iftoriograp^ie b.

(Jonquifta 174

Corpus scriptorum ecclesiast.

latinorum. XXV. . . . 495 ; Delisle, bibliotheque na- tionale 187

Devcnter, h. nederlandsch i

gezag over Java. I . . . 543 3)iemar, «Sc^Iodit 6. Üüfen . 500 5)ontarud,93ejie^uncjcnb.beuts

fcftcn ÄÖnifle 3. 3)nnemarf . 109 D o z y , De oudste stadsreke-

nungen v. Dordrecht . . 365 3)reÄbcncr, Äulturgefd). b. itni.

Weiftlicöfeit 100

Kuller u. ^ierfon, (iJefd). b.

bcutfdjen 9SoIfed. I. H. . . 115 G d a r t , CSrinncrungen a. giicb*

rid) mi\)eim IV 357

®gIoffftcin,^aItl)Qfaru.3)enns '

badj 148

@^en^eint, t^omilienc^ronit.

^r% ü. 3Jeei)cr . . . . 339 @^rcnberg, 9lItonQ. I. . . 344 d i n e r t , Q. b. ^I^apieren e. ffiati^

^QufcÄ 149 I

Errera, l. Masuirs . . . 368

6rite (gücv«, fiut^r ..... 129 gfamilien « Stiftungen ^eutfc!^

lonb« 183

Sr a u I nt a n n , Srfinbung b.93u(4''

bi-ucferfunft 560

gfcftf*rift j. Vn. ©äfulorfeier

b. ®rünbung 5Jcm§ ... 266 Ritte,9Scr^ältniÄö.fiot§ringen. 318 ffrieblänber, f. UntöeifitätS*

matrifel. 3f r ö ^ l i c^, ÄtiegSroefen Säfar'S.

m, 2 477

fjfroning, f. Snöentarc.

G a 11 o i 8 , 1. g^ographes alle-

mands 184

, de Orontio Finaeo . 185

®oöquet, öeimi(ft Vni. u.

b. engl. Älöfter. I. II. . . 526 eJcering, ftanbel u. 93ofeI . 157 &evia6), ^enfmürbigfeiten I. . 52 6)c)cöi(^tjd)rciber b. bcutfdjen 9Sors

seit. XIX 117

- 2. ©efammtQudgabe.

XXIV— XXVIII 117

(^e{ct)icf)t$qucQen b. "ißroüin^ 8qc^«

Jen. XVm 123

(5Jicfebfed)t, (öefcft. b. beut|cf)en

Äaifcvaeit. UI. 5. ^Jlufl. . . 116 ®il(ert, 93riefiDecf)fel b TOiti=

anuö 123

CVi i n b e U) , SöaUenitcin'sJ ^^crtrag 135 ©oettc, 3^i^öltcr b. beutidjcn

(Sr^ebung 312

Gouw, geschiedenis v. Am- sterdam I.— VII 359

Goyau, Chronologie d. l'em-

pire romain 478

® rcgo r 0 ö iufi^^tleine 8(f)nftcn.

III 468

® r 0 6 m a n n,gutd§errlid)5bäuet*

Iid)e 9le(^tdDer^ö(tn. i 93rans

benburg 352

® u g l i a, f onferöatiöe (Elemente

granfreidjö 372

II a b e 1 8 , Limburgsche Wijs-

dommen 365

Haneffe, f. Chestret. ^anfen, ^cftfalen u. 9il)etn=

lanb. n 320

^ Q n f e n , b. brei )BeDöIferungd«

ftufen 557

^andjatob, b. fc^föavje ^ert«

^olb 558

3n§alt.

vn

6ette ^ Q r t f e I b e r , Melanthoniana

paedagogica 513

billiger, ©a^I <ßiu§' V. . 301 ^ilti), 93unbc«i)crfaffungen b.

{d)n)ei5eTtf4en(Sibpenoffenf4aft 257 H i n o j o 8 a^histona d.derecho

espaüol. 1 535

Hirsch, ducato d. Benevento 163

.^ofmeifter, SWatrifel ü. SRo^ ftücf. II, 2 346

^übncr, röm. ^^^crrjc^aft in ©cftcuropa 475

3an, f. fiubroig.

Snöentarc b. ^ranffurtcv ©tobt- Qtc^iDd. III. ^rdg. t). 3ung u. groning 329

S^ng, f. 3nöentare.

51 a l cf ftci n , j. S8crjaf}ung8gcf(^. SiJorbamerifaÄ 175

^annengieger, 5. Q^cbenttage

93ufer'8 134

, SReid)«tag ^. SBormö . 134

Jlattenbufc^, fie^rb. b. üer«

gleidienben .Qonfefftondfunbe. I. 484

Ä'ccf, Wanteuffcl 357

K e h r b a ch,Monum.Gennan.

paedagogica VIII. IX. . 554 Ä e u f f c n , 9J?Qtrifel ü. Äöln. I. 324 Kjell^n, om Eriksgarten . 165 ^ i r d) ^ 0 f f, 3ufaminen{eßiing b.

^^roöinj Sacfifcn 347

Klopp, correspondenza tra

Leopoldo I. ed Aviano . 137 Änopp, SanbQvbeiter . . . 178 ^nöpfler, ^elc^beroegung i.

SBaiern 143

it Ol betuet), &t]^. b. 6(^ul=

tuefenS i. $rQun)ct)tt)etg . . 343 ^ 0 1 b e tD e t), braunfd^tt)eig.Sc^ul«

oibnungen 554

^rebd, po(iti)d)e $ubIi5ifHt b.

Sefuiten 302

£rumbQcf)er, (iJefd). b. btjjon*

tinifdjcn fiitcrotur .... 541

Ä u ft l , CiJt)mnafium j. gülicft. I. 147 Ä u m tn c r , 93tf d)o|§toat)Ien 1 378

bid 1418 119

Äunftbenfinäler i. ®r öftrer jog«

neru. Schäfer . . . . 334 ^ u n 5 , franjöf. ^roDin^iaU ^Irmecn 1870 510

6rite Seemann ^arl, C^ntfte^ung b.

libri feudorum 107

S^etti, ^er^öltnid ^enebtgS j.

©^aanj ....... 375

Siliencron, a^Juncnftein 0.

®ottorp 164

S 0 e f (^ e, ^rc^eitorbnung D. ^oa:«

cftimÄt^Ql 156

f AnalGctia

Sontma^f^^reifaltigteitöfirc^ 524 Luchaire, les communes

fran9ai8es 532

fiubioig (d. 3 an), bcutfdbe

Äaijer i. 8tia6burg . . . 314 L u 1 V ^ 8 , Summa cancellariae

b. 3ot|ann ü. 9ieumarft . . 512 Sutfc^, f. ^er^eic^uid. Mahaffy, the greek world 296 Marin, misnion d. Jeanne

d'Arc 162

Maury, correspondance. P.

Ricard. L II 111

9Ra i) e r , SRebiatifirung t). Sf^n«

burj 330

Medina, bibliografia . . . 552 3Ji e i e r , j. Äirc^enrecfete b. SRc«

formQtion§*3<iÖi^^w.nbert8 . . 515 3Jlenfi, gfinaiijen fefterreicftö . 164 3Jici)er, f. ©^en^eim. 9)iia« toto«ti. 9lnfänge b. 9?a=

tionalötonontie 556

9JJ i f e I i a n , b. armetiif (^c Äird)e 4y0 ajJirbt, 2Bq^I Oregor'S VIL 496 9WoItte, mint. 28erfe. I. . .858 9J?ü litten, Sern« ®efd)ic6te . 265 «RüUer, ^ir*engcf4 I. . . 480 Müller, bijdragen v. e. oor-

kondenboek v. Utrecht 362

-, registers v. Utrecht . 363 9?eubaucr u @tern, ^ebrä*

ifcfte ©eric^te üb. 3«i>cnöer*

folgungcn 173

Nielsen, diplomatiske akt-

ötykker 1818-1819 ... 168 92iemann, b. olbenburgifdie

3Künfterlanb 340

Oed)dli, ^nfönge b. fc^roeij.

Gibgcnoffeni^aft 247

Opel, ^af^i beS ^rj^erjog^

fieopolb ©il^elm ... 518 Operaciones ultimas . . . 552 Otierbecf, Q^efc^ic^te b. gtriec^.

^laftif. 1 472

vni

3n^a(t.

eeite Pachtler, ratio studioram.

III 654

$Qppen^eim, altnortuegifc^ed

8(^uföi^^«fttt*w* 166

^artfdj, eiüücr 559

^aftoT, ®e{4. b. $äpfte. I.

'2. ?Iufl 497 :

Paulus, r^glise d. Strass- i

bourg 520

^flugfsöarttung, Unter«

fudj. 5. ®eJ4. Äonrab'S II. . 511 i^ierfon, f. 3)uncr. !

iPri6Tani,^cirQtficopoIb'8I. . 303; $ub(ifQtionen a. b. preug.-Staotd«

Qvdjiüen. XLII 320 1

$ubIitationen b. ®efea{d^aft f. j

r^in. ®efc6idjt«funbc. Vin. 324 ' Ouencn ^. ®efd). b. 3uben. II. 173 I SR e g e I , (S^rtftian'd II. t). ^n^alt ,

©efanbtfc6aft«reifc .... 499 ' SReinbell, !^ut^r, dvotitS u.

$)uttcn 132

R e u 8 8 , 1 . cathädrale d. Strass-

bourg 520

Ricard, {. Maurv.

m'6i)x\d)i, fünfter Äreu^^ug . 171

SRopp, i&anfereceffe. VI. . . 151

9{uge, (^otumbud 547

K y d f o r 8 , f örbindelsema mel-

lan Sverige och England . 110 ®Qc!ur, (Jluniacenfer. I. . . 100 @d)äf er, f. Siunftbentmöler. Sehe per 8, Groningen . . 366 @(^(atter, Safon Don Härene 469 @ c^ nt 0 1 le r , t$orfd)ungen. IX, 4 352

, XI, 4 593

6ct)neiber, eüangel. ^rc^e b.

eifQB 520

Scfewobe, f. 2:euffel.

6 d) m e i 5 e r , original b. ^ünb- ,

niffe« ö. J351 279 1

©ello, beitrage i. ®efc^. D. |

SSürben 341 :

Gillem, ^atrifel b. ©^mna^

ftumd i. $)Qmburg .... 151 8 i m 0 n 9 f e I b, beutft^e Kolonie

i. 2:reüifo 53«

Slag bij St. Quentin ... 498 ; 8 n e U , ^eycnprüceffc . . . 186 i Spiegel, SBonnu^ .... 345 6pi|;er, fran jöf. Äiilhirftubien. I. 160 Stein berger, 55redIauifc6eS

SQgebu4 ^n5g. t). Präger 152

Seite

Stephan, Sr^ie^ung i. ^eutfc^^^ lonb 308

Stephensou, public lands 297

Stern, f, ÜJeubouer.

Stvecfer, 9J?einberd . . . 523

Stücfelberg, b.A^onftantinijdie ^atrijiiat 478

Sveriges Ridderskapsproto- koll. IX 167

- krig 1808— 180i) . . 113 Xäglid)Sbecf, ®cfed)te bei

Steinou 505

^euffel u. Scöroabe, ®efd).

b. röm. Sitcratur .... 473 Xl^orbede, Statuten b. lliü-

Derfität ^eibelberg .... 522 Xifd)^aufer, 2:Qbenen j. ^r«

d)engefd) 99

Xotpptn, preug. Sanbtoge

1603-1619 354

Irnger, f. Steinberger. X r e f f 6 , ^rf ac^fen u. 3franfrei(^ 299 Xüding, ®efdj. ö. 9?eu6 . . 325 Xurba, 3^0 Äarfö V. gegen

9Ugier 298

Turicensia 278

U Im ann , ^ajimilion ber (Srfte.

II 122

lUric^, Silber and ^onnooerS

5Seraangen^eit 342

UniDerfitätSmotrifel ö. gronf«

fürt Q. C III. ^rg.ö. {Jricbs

länber 351

Vaterlandsche rechtsbronnen.

XII 365

V e r n i e r , bist, d patriarchat

armänien 490

iBeri^eic^id b. ^unftbentntäler u.

Sc^lefien. III. fiiegni^. 93.

fiutf« 153

fBogner, f. Äunftbenfmäler. SBeife, 28eltgefd). iitef. 19-24 469 Werken v.h historisch genoot-

schaj) te Utrecht. Nieuwe

Serie 54 363

- , Verde Serie 2 365 5B i f 1 0 ro a, iöe/^ie^ungen jio. @ng?

lanb u. 3)cutfd)lQnb ... 100 28oIter, ®cf4 o. ^]J?agbeburg 348 ßwiebined * Süben&orft,

^Sr^^erjog Sodann 1809 . . 507 Zycha, f. Augustinus.

abriefe tton ^ufenborf.

©crau^j^egcbcn unb erläutert

Don

Aonrab Barrentrapp.

grfter J^eil.

3?ün )et)r üerfcf) leben en ©eiten ift in ben legten Satjrje^nten iiad)bvücflitf) bie 5}ebeutung Don ©amnef ^ufenborf betont; ju* gleid) aber beflagten gerabe biejenigen §iftorifer, bie um feine beffere SBürbigung fid) befonberc Serbienfte ertüarben, tüie gar lucnig üon feinen ©riefen auf unö gefommen, tuie bürftig be^^afb unfer SBiffen über if)u fei. „^at ber ftolje 3)?ann, ber in allem üon bein ^anbmerfebrauc^e abttjic^", fcf)rieb 2;rettfdjfe im Ein* gang feiner Sluffäfee über ^ufenborf ^), „au^ bie Srieffefigfeit ber öelef)rten feiner S^age üerfd^mätjt? blieb iljm bei bem Übermaß ber 5lrbeit unb ber Kampfe feine SKufee für Dertrauli^en ©ebanfen^» au^taufd^? ober f)at nur ein rätf)felf)after Unftern über feinem 9la^=^ lafe geiualtet? ®cnug, biö auf iüenige bürftige SBrud^ftüdfe ift un§ aUeiS tjerloren, toa^ t)on ben §erjenögel)eimniffen biefeö ftürmifd^en ®eifte§ ersa^Ien fönnte." Unb auSbrüdlicf) iüieö eben* fallö 3;reitfc^te^) barauf t|in, bafe einer unferer nam^afteften ®c* fdjic^tf^reiber fc^on üor Satiren in allen ben ©ammlungen, wo mit einiger 933al)rfd)einlic^feit ein gunb erlüartet toerben fonnte,

») 3n ben ißrcuftifcfien 3n^r6üc^em 35, 615. «) ebenba 3Ü, 725. C>ifloriWe ßrit^rlft 8t. §. «b. XXXIV. i

2 ß. 58arvcntrapp,

erfolglos nad) ©riefen ^ufenborfS ^abe futf)en (äffen. 3c^ toax banacf), qIö trogbem einige neu entbecfte ©puren mid) ju er- neuten SRadiforfc^ungen ermutt)igten, nicf)t überraftfit, bafe fie an manchen Orten ju feinem befriebigenben Ergebnis füt)rten^);

*; 3c^ fü^Ie tnirf) öerpfticfttct, oucft §ier für bic JJreunblicöfcit ju bantcn, mit ber beutf^e unb augerbcutfd^e $(rc^tt)are unb ^ibliot^efare meine 9?aci)s forfc^ungen unterftüftcn. dladf i^ren 3J?ittöei(ungen finben fic^ ©riefe ^ufen? borf d meber in ben ©ibliot^eten im ^oag, in 3ena, ^arl^ru^e, ^open^agen, ifiümberg, Stuttgart unb SScimar nocft in ben Slrc^iuen in biefen 8täbten, in 2)rcSben, 3J?Qrburg unb im ©erliner ©auSorc^ib. 5)a8 53ritif§ SRufeum entl^ält Don $ufenborf'd ^anb nur ein an (Sot)et gerichtetem ^ibmungSfd^reiben Dor feiner §tu§gabe öon fiaurenberg'S Gracia antiqua, baS Slrd^iö ju ^annoöer aufeer jioci ^Ibfcftriften feiner 1708 lateinifc^ unb 1709 in franjöfifcöer Uberfe^ung gebrucften 3)entf^rift: De occasionibus foederum inter Sueciam et Galliam bie beiben ^Briefe öon i^m an (Jonring auS ben Sauren 1670 unb 1674, bie ©ruber im Tomas prodromus comraercii epistolici Leibnitiam 2, 1419 ff. öeröffcntlic^te ; im erften öon i^nen ift banac^ 8. 1420 3- '^ ^< u. omnibos bonis ultro obvia ^u lefen. ^n ber berliner fgl. ©ibliot^et mirb nur ein ©rief $ufenborfd aud ^eibelberg üom 24. 3Röra 1662 an ®raf Otto SBil^elm t>. ÄönigSmarcf, in bem er biefem ein i§m überfd)i(fted ©u4 empfahl, in ber (S^öttinger fein im 3. ©anb ber Acta philosophorum @. 647 ff. gcbrucfteS ©(^reiben an Älinger t)om 10. Scnuar 1676, in ber 3)reSbener eine öon ^^enjel angefertigte ^Ibfcftrift ber unten mitget^eilten ©riefe an ^regi^er aufbewahrt; banac^ ^at einige 9Ibfc^nitte au8 i^nen ^'enfel im Sö^rgang 1705 feiner Surieufen ©ibliot^ec ©. 214 öeröffentlic^t. Sine 5Jopie biefer ©riefe finbet fit^ au(ft in ber 9J{ünd)ener ©ibliot^ef (Am 26540 ex donatione MoUiana 381 ex auctioue bibUoth. B. J. G. Burckhardt Helmstadii 1767); außerbem enthält in i^r Cod. bav. 1106 ein ©cfireiben ^ufenborf« öom 14. 3uU 1655 unb Cod. lat. 10816 eine Äopic feinet intercffanten ©rief* an ©o^neburg öom 19. 3ö"Wör 1663, ber ^ufammen mit ben anberen auf bie gleiche &rage de nova jurisprudentia et corpore juris naturalis condendo be^üglid^en ©(^reiben in ber Praefatio jum 6. ©anb ber 5D3erfe donring'S unb an ben l)ier öerjeic^ncten ©teilen gebrucft ift. SlHerbingö wiefen fc^on ®ruber a. a. O. 2, 1043 unb S^^omapuS, Hist juris naturalis paulo plenior ©. 158 f. barauf §in, bag in bem gebrucften Xe^ biefer für bie ©efc^ic^te ber Stec^td- miffenfc^aft bebeutungdöoüen ^orrefponbenj manche ©teUen forrumpirt unb be^l^alb unöerftönbüc^ finb; aud ber ^ünc^ener unb einer ^olfenbütteler ^anbfcftrift (6jtr. 84, 12), bie ebenfalls ba§ ermähnte ©(^reiben ^ufenborj*^ entl^ätt, ergibt fic^, hai in il)m u. a. ftatt ber ^orte: de abolendis istis mediis öielme^r de ab. ist. schedis unb ftatt ber ©ä^e : Nequaquam tamen

©riefe öon ^ufenborf. 3

c^ erfreute mid) um fo me^r, ba^ an anberen bo^ no^ ntel^r ©riefe ^ufenborf'ö gefunben würben afö bi^f)er überhaupt 6c* fannt toaren; neben it)nen )cf)ien jmectmäfeig ju fein, im folgenben <iucft brei ©cf)reiben mieber abjubrudfen, bie fc^on früt)er ganj ober t^eilroeife tjeröffentlicfit, aber nic^t genügenb beachtet finb.

Site einen ber wenigen erl^attenen Sriefe ?ßufenborf'Ä, „in benen er fi^ gibt, wie er War", begeic^net S)rot)fen^) ben an ben 2;fibinger ^iftorifer Sodann Ulric^ 5ßregi^cr geri^tcten, ou« bem ein 2lbfcf)nitt Don ?Ircfenf)oIfe in feinem SÖ8erf über 6f)riftine t)on Schweben mitget^eilt ift „feiber, fegt S)ro^fen ^in* JU o^ne 2)atum; jebenfaH^ ift er t)or bem Sntfc^Iufe jur SReife nad) ©cf) weben, im grüöjafir 1694 gefcf)rieben". Siafe er fc^on am 3. Dftober 1691 abgefaßt würbe, jeigt ein ölidf in*bag fünfte ©tüd Don SRetteIbIatt'3 fc^webifclier S8ibliotl)ef, auö bem 9(rctenl)otg baö ©(^reiben entnahm; t)ier ift au^ ein früherer «rief ^ßufenborfö an ^regifeer tjon 1687 Deröff entli^t , au« bem Slrcfen^olg ebenfalls nur ein Meine« ©tüd abgebrudft l^at; fcf)on früf)er unb forrefter finb beibe ©riefe 1717 in ber S3or* rebe ju ^regiger'ö Suevia sacra pubfijirt*). 2lu« il^r glaubte i(^ ben ganjen SBortlaut öon beiben an biefer ©teile wieberfjolen unb allein bie gormalien om Slnfang unb ©c^Iuß ftreicf)en ju foQen, ba feineöweg« nur bie öon Slrcfen^olg auö if)nen ejcer^ ^)irten ©tucfe öon Sntereffe finb, bie allein in ber neueren Siteratur bead^tet würben, unb ba in i^nen 5ßufenborf über ©erl^äftniffe fic^ au«fpric^t, bie er befonberö auc^ in anberen ^ier juerft ju öeröffentlicfienben ©c^reiben bef)anbelt.

©rfa^ren wir auö ^ufenborf'ö Sinterungen an feinen S^übinger greunb Genauere« über feine wic^tigften fjiftorif^en Slrbeiten unb über bie ©^wierigfeiten, auf bie er in ©c^weben ftiefe, fo

praecipiti partus mihi elidere deinceps, sed et semel hie peccasse sufficiat JU lefen ift: Nequaquam tarnen praecipiti partu mihi quic- quam elidere deinceps sed et. Semel hie peccasse sufficiat.

*) ^Ib^onblungcn jur neueren ©efcftic^tc ®. 379.

«) Über ^recjiper, au« beffen 92ac6(a6 1717 fein 5Bert: Suevia et AVirtenbergia sacra t)on feinem ©o^n herausgegeben »urbe, f. §ei)b in ber ^üg. ^eutf(^cn ©iogra^^ic 26, 645 ff.

4 Ä. 5Savrentra))p,

finbcn fid^ lücitere SuBerungen t)ierü6er namcntlid^ in 3(ftcn be^ ©tocft)oIincr Slrc^iöig, t)on lüelc^cn Smil ^ilbcbranb bie ®üte l^atte, mir Slbfc^riften jufommen ju laffen. Sie bieten Sr* gönjungen ju Sll^nfelt'^ einge^enber ©arfteQung ber SInfänge ber Uniöerfität Sunb unb ber SSer^ältniffe unb ©treitigfeiten ^ufenborf'g tt)ät)renb feiner bortigen 8Bir!|amfeit, namentlich aber ju ben ÜKitt^eitungen über feine Haltung gegenüber ©c^meben unb 93ranbenburg, bie S^ro^fen bem berliner (Sel^eimen ©taatö*» ard)it) entnahm. Unter it)nen t)ob er fetbft ben ,,fet)r merfmürbigen Srief" t)ert)or, ben ?ßufenborf im Sonuar 1688 au§ (Sreifömalb an ?ßaul ö. gud^ö richtete; boc^ ift bereite öon ©offe^) barauf l^ingciüiefen, bafe, ttjer i^n richtig lüürbigen njoQe, feineu ganjen Sn^dlt, nic^t nur bie üon S)ro^fen abgebrucften ©äge betrachten muffe. 9Son i^m finb unS jnjei öerfc^iebene Sluöfertigungen er* galten, bie ?ßufenborf eigen^anbig am 19. unb 21. Sanuar nicbergefc^rieben t)at; ic^ f)abc unten bie erfte öoQftänbig ab== gebrudft, njeil fie im ®et)eimen Statt) öorgelefen lüurbe; in Sin- merfungen finb bie Slbiüeic^ungen ber jmeiten SRebaftion öom 21. 3anuar t)erjeicf)net.

ÜKan ttjirb fo bie t)erfd)ieben aufgefaßten Minderungen biefeö ©^reiben^ über bie Sage unb bie 2lufgabe be§ ^iftoriferö, „bem eS ni^t beigemeffen merben'' fönne, bafe er „bie ©entimente be^ §errn, bem er biene, mit feiner geber ejprimire", in bcm 3"^ fammen^ang, in bem fie gefd^rieben tt)urben, lefen unb beffer über i^re ©ebeutung fic^ Derftänbigen !önnen; tvoi)l ift e^ bc» adjtenömert, bafe fi^ ät)nlic^e ©S^e in einem ©rief ^ufenborf'i^ t)om 5. ÜKärj 1690 finben, ber nac^ einer im 9Biener 2lrd)it> erhaltenen Slbfd^rift im folgenben juerft öeröffentlic^t loirb. 3luöfü^rli^cr atö in bem ©c^reiben an guc^ö enttpicfelt ^Pufcn- borf l)ier, tvit ber §iftorifer, qui non suum Judicium exponit, sed publicum interpretem agit tarn actionum quam incli- nationum ejus principis vel reipublicae, cujus gesta coii- duntur, non potest non ejusdem sensa exprimere; im Qn-

*) 3n feiner 1887 in SBerlin erfc^ienenen S)iffertQtion: 3"^^ biploma- tif(i^ SSorgeJdjic^te bcö Äönigdberger Söeutragö ©. 5.

SBricfc bon ^ufetiborf. 5

fammcn^ang bamit fpric^t er bie Hoffnung auö, bafe fünftige Sefer feiner SBerfe über fiönig Sart (Suftat) unb ben mit i^m ftreitenben Surfürften öon Sranbenburg nic^t leugnen lüürben, quin et ibi Suecica et heic Brandenburgica sensa non in- feliciter assimilaverim. Sffier fic^ üor üKifebeutung bicfer SBorte fc^fi^en njiH, loirb nic^t überfe^en bürfen, mt anä) ^ier Rufern borf auöbrüdlic^ ben Unterfc^ieb bect ^iftoriferS üon bem 9lb== t)ofatcn ^eröor^ebt, unb tpelc^em beftimmten praltif^en Slnlafe bie^ ©d^reiben feine Sntftet)ung Derbanfte. (Serabc auö if|m er« fefjen lüir, baß bamafe baran gebockt njurbe, aud) für bie S)ar* flellung eine^ lüic^tigen ©tücfd öfterreic^ifc^er ©efc^ic^te, für €iue ©c^ilberung nömlid) ber Sürfentriege ben ^iftorifer beö ©rofeen Äurfürften jiu genjinnen.

toai bemnac^ ni^t gan^^ fo unbegrünbet, tüie man neuer- bingö behauptet I)at, tüenn baö ®erüd^t auffam, bafe ^ufenborf ^enbti^ au^ nad^ SBien njürbe berufen tüerben''^); er fclbft fpric|t beiläufig auc| in einem Sörief an SRe^enberg bat)on, fegt aber ^inju, er njürbe fic^ unter bie Pfaffen nid)t gefc^idt ^aben. ©et)r begreiflich ift, ia^ jur 3luöfüf)rung biejeö ©ebanfen^ «i^t !am; baß ?ßufenborf aber auc^ nur fo lüeit, njie er ^ier t^at, öuf i^n einging, erflärt fic^ auö ber SBanblung, bie in ben großen ©egenfögen ber ^olitif eingetreten lüor, feit er fd^arf gegen ba§ §auö ^abSburg fic^ geäußert ^atte. 9Kit SRed^t finb jum S^eit f)ierauf auc| bie (Streichungen unb Slnberungen jurüdgefü^rt, bie ^ufenborf in ber ©d^rift beö ©eöerinuö be ÜKon* jambano üornafim, alg er bamafö fid^ entfd^Iofe, fie neu ^erauö^ jugeben. 9Bie i^m jegt atö ber f|auptfac|lic| ju befdmpfenbe ©egner Subnjig XIV. erfcfjien*), tüie i^n bie Sroberungöpolitif bed franjöfifc^en Äönigö unb feine SSerfoIgung ber Hugenotten empörten, ha^ jeigen unö befonberö beutlid^ auc^ feine ©riefe

>) @o berichtet bie ^^amburgifcf)e Bibliotheca histor. cent. X, @. 128.

') 3)ie ^^üt^tuenDigfcit, ber gan,^ (SuvDpa bebro^enben ^adf\ &ranfreic^§ «ntgegenjutretcn, betonte ^ufenborf oud) 1692, alS ©röning i^n ^n einer ^ufeerung de libera navigatione auff orberte ; f. baS für bie QJc[cöic^te be« (Scerecf)t§ interefionte @cf)reiben in befjen Bibliotheca univerBalis librorum juridiconim ©. 105 ff.

Ä. SSarrcntrapp,

an bcn Sanbgrafcn Srnft öon §effen*9i^einfclö, bic unter beffen ?ßapiercn auf ber Änffelcr Si6Iiotl)ef aufbciüa^rt loerben*). 2)urc^ bic Scftürc t)on ?ßufenborf'S ©djrtjebifc^cr ©cf^i^te, bie er 1688 bei einem Äufentl^alt in ©ttafeburg getauft l)atte, toax ber Sanbgraf öerantafet, mit if)rem SSerfaffer einen Sriefmec^fel ju beginnen, in bem bann ^^Sufenborf gerabe bem Urenfel ?ßt)ilipp'^ bc« ®ro6müt^igen gegenüber, ber jur römifc^^tat^olifc^en Sirene übergetreten njar, entfc^ieben feine proteflantif^e Oefinnung be* tannte unb an alten unb neuen SSertretern „römifd^er SIerifei" fd^arfe Stritif übte. 9?ac^ 3nf)alt unb gorm finb bie SBemerfungen für i^n c^arafteriftifc^, bie unten über „bie faubere SKoral ber Sefuiter", ben „f glimmen ?lbt)otaten" ^ßaHaöicini unb ben „^abilen" Soffuet ju lefen finb, ber „fonberlic^ bie äWoud^en artig ju fd^neiben unb an bie Örter ju legen tt)iffe, ba fonften feine SRubinen fi^en".

?Iuf bie SSerfc^iebenI)eit i^rer 5tnfid&ten njaren beibe Sor^ refponbenten gleich beim Seginn il)re§ Sriefnjec^fete öon Öeibnij l^ingetoiefen*), ben ber Sanbgraf erfu^t ^atte, feine ©^reiben

») 3n brel Duavtbänben Mscr. Hass. 248. 2«, 248. 2' unb 278. 3^ innige in bicfen ©riefen erioö^nte ©tüdc ber £one|ponbenj fonnten meber in Gaffel noc^ in Sli^arburg oufgefunben merben, ebenfo menig ald ber 9?acf)' lag bed ^effifc^en ^ofrat^d $)a^n, bem noc^ ber ouc^ in biefen blättern (12, 232 f.) befproc^enen Unterfuc^ung Don Sic^l^om über bie $ufenborf juge« fc^riebene Schrift: Les Anecdotes de Sufede ^ufcnborf'ö SBittme bic Orbnung feiner $a))iere übertrug.

«) «Cm 14. 3uli 1690 fc^rieb fieibnij an ben fianbgrafen, er »erbe gefe^en ^aben, mod ^ufenborf a escrit touchant la connexion de la Religion et de la Politique, ses sentimens sont bien differens de ceux de V. A. et il donne un peu dans la Satyre; on luy attribue aussi le livre qui passait autrefois sous le nom de Monzambanus. Jl a beau- coup d'esprit et le talent de bien escrire sur tout en latin. (B. d^omnieF^ «u«gabc beS SBriefroec^felS ^wifc^en Seiben 2, 223; ügl. ebenba aucft 235. ÄnbrcrfeitS rühmte fieibnij in einem S3rief an ^ufenborf üom 10. 3(uguft 1690 beS fianbgrafen infatigabilem diligentiam et scribendi (ne dicam) effundendi dissertationes multijjlices promtitudinem inusitatam, in quibus passim occiirrunt non vulgaria neque contemnenda^ suppetias Uli fcrentibus tecunditate ingenii et memoriae tenacitate, quam ditarunt itinera creberrima et multiplex a teneris rerum pace belloque usus

Sricfe öon ^ufenborf. 7

an ?ßufenborf ju übermitteln. ®o tarn 1690 oiic^ ju einer Äorrefponbenj jnjifc^en beiben ^erüorragenben Oele^rten, bie biö ba^itt meber perfönlid^ noc| fd^riftlic^ bireft mit einanber üer* fe^rt Ratten, unb njieber njonbte fid^ bann 1693 Seibnij an ^ufenborf, um fic^ feine Unterftü^ung bei einem literarif^en Unternehmen, bem codex juris gentium, ju erbitten. 3n ber SSorrebe ju i^m ernjä^nt Seibnij eine üKittt)eiIunfl, bie i^m ein vir egregius in his studiis machte ; jeigt [id^ nun, bafe bamit eben ?ßufenborf t)on i^m gemeint ift. S)ie anerfennenben SBorte, bie er bamal^ an biefen richtete, [inb befonberö intereffant, ba er befannttid^ met)rfa^ über ^ufenborf ungünftige Urt^eile ge« fäHt f)ai^); njot)l er|d)einen biefe nid^t unbegretftic|, njenn tüxx unö bie SBerfc^iebent)eit i^rer Slnfd^auungen unb ?ßerfönlid^feiten ücrgegennjörtigen, n^ie [ie namentlich Sreitfcfife t)ell beleud^tet ^at; bocf) njirb gerabe, njer feine ©rörterungen gelefen t)at, njeitere Mufflärungen über i^r SSer^ältniö miöfommen Reißen unb be^ l)alb mit mir §errn SRatf) SBobemann banfbar bafür fein, baß er bie ®üte t)atte, mir Slbfc^riften biefer auf ber 93ibtiot^e! in §annot)er aufben^afirten ©riefe mitjut^eiten, auf bie ic^ juerft burd^ fein n)ert^t)oIIeö SSerjeic^niö beö Seibnij'fc^en Sriefnje^feld aufmerffam gemacht tuar; ic^ !ann babei ben SBunfd^ nid^t unter* brudEen, bafe für meitere ^ublitationeu aud biefer reichen ©cfta^ fammer in geeigneter SBeife geforgt n^erbe.

et lectio infinita. Habet praeterea, quod ramm est in illis, qui par- tibus novitii accesserunt, moderationem insignem formavitque ipse sibi principia quaedam in dijudicandis religionis controversis (quae hodie plus, quam necesse est, publicis negotiis miscentur), quibus constanter insistens omnia velut ad lydium lapidem exigit. Et quam- quam quae ille ponit fundamenta neque agnoscantur ab omnibus neque semper firmissima videantur, est tarnen aliquid, stabilita habere decreta quibus nitare, neque pro varia rerum facie incertis fluctuare.

*) ^amentlic^ in [einen neuevbing§ im 7. SBanb feiner p^ilofop^ifc^en ©c^riften öon ©erwarbt neu l^erau^gegcbenen ©riefen an 931er Ung. (5inc 3"= fammenfteUung biefer unb anberer Urt^cile Don fieibnij über ^ufcnborf fie^e bei 15)rot)fen, ^Ib^anblungen jur neueren öJefcfjic^te ©. 313 f. unb bei .^inrid)^, öJefcft. ber SRccftt©:: unb ©taot^principien 2, 89 ff. 3, 64 ff. 118 ff.

8 Ä. SSanentra)))),

9Benn man bie SBorte lieft, bie [Id^ in biefcn ©riefen uon 1690 über ^ufenborfS ein So^r juüor geftorbenen ©ruber Sfaiag finben, brängt fi^ ia^ Söebauern befonberö Iebt)aft auf, bafe biötier aQc Sta^forfc^ungen nad^ ber ftorrefponbenj beiber SBrüber öergeblii^ gelüefen finb; and) mir ift t)on i^r nur bag me^rfad) gebrurfte ©^reiben ©amuefö an Sfaiag aug bem gcbruar 1681 befannt gcmorben, in bem er mit njormer 2(nerfenung bie 167U erfc^ienene Demonstratio evangelica t)on §uet befprid^t. S)amit Derbinbet er ben SBunfc^, t>a% ber gelehrte fattjolifdie S^l)eoIügc [\6) beftimmen laffe, in einer ttjeiteren ©d)rift mit äf)nlirf)er 9)fetI)obe, njie fie l)ier öon i^m angemanbt tpar, necessaria plena atque sufficientia dogmata orthodoxum Christianum consti- tuentia ju bejeic^nen unb bie (Srünbe anjugeben, quare ab una vel altera parte extra istaec posita scita tanto cum fervorc tanta- que pertinacia propugnentur. ^ufenborf glaubte aud^ bamalö nid^t, ia% t)ierburd^ alle religiöfen ©treitigfeiten in ber dEjrift- ticken SBelt befeitigt lüerben lönnten; aber aucft bie Hoffnungen, bie er 1681 an ein fold^e^ Unternel)men fnüpfte, njürbe er nad) ber SBanblung, bie in bem folgenben Sa^rjent in ber franjöfifd)en fiirc^enpolitif eintrat, nic^t met)r geäußert I)aben; fo ift eg für bie SSJürbigung ifjrer folgen njie für ^ufenborfö Sl)arafteriftif Iel)rreic^, bieö ©^reiben mit feinen fpöteren ^lufeerungen ju Der- gleid^en, in benen er fic^ öerpflidfjtet l)ielt, fd)arf feinen pro- teftantifdjen ©tanbpunft ju betonen. S)a aber ber ©rief be- ftimmt njar, §uet vorgelegt ju njerben, ber if)n bann and) in fpötere 3(u^gabeu feineö Sudje^ aufgenommen t)at*), fo finb

*) 9(uc^ in einem ©eporatbrudt ift biefer S3rief ^ufcnborf'^ an feinen ©ruber publicirt, unb ^faff na^m i^n in feine Hist. litt, theol. 1, 598 auf. Gine t)on ber gebrucften in einigen fünften abiüeid)enbe SHebaftion ift in einer ^anbfc^rift ber fiel)bcner Uniüerfität$Oibnott)cf erhalten, üon ber mir eine 9(bfcörift gütigft t)on i^rem ^orftanb mitgetbcilt tuurbc. .^uet fclbft fanb ben üBricf udH d'önidition et de bon sens; aber auf ben I)icr gemacl)ten ^^orfcölag einjuge^cn, l)inberten i^n, mie er fogt, 'Jiufjcrungen Don Hugenotten, qui je trouvais enti^rement oppos^s a ce pieux dessein, pr^voyant la prochaine extinction de leur parti en France. Huetiana CJtmfterbam 1723) p. 47.

^Briefe üon ^utcnbovf. 9

in i^m natürlid) intime SlJittlieilungcn an ©faiag, bcr ^ier nur bcn Vermittler fpielcn foHtc, nid)t ju finbcn.

fiönnen njir infolge beffen nicfjt feftfteHen , njie beibc ©ruber im einjelnen auf einonber einroirften, fo tritt un§ ba* gegen anfcfiaulic^ unfcre^ ©omuel 9Serfet)r mit bem t)on if)m fo ftarf beeinflußten St)omafiu^ in ben ©riefen entgegen, bie unten ai\^ einer ^anbfd^rift ber @ott)aer 93ibIiotf)ef mitget^eitt loerben. SebfjQft fpric^t fid) in it)nen ^ufenborf'ö greube über ben ©fer ai\^, mit bem für il)n unb feine ©ebanten 3;t)omafiuö eintrat; aber beutlic^ jeigen fie aucf) bie Überlegen f)eit beö SKeifterg gegen^ über bem ftürmifdjen Sünger. ?ßüfenborf täufd|te fic^ nid^t barüber, ba§ bie ujic^tigen unb fd^roierigen ?ßrobIeme, bie ber Don il)m angeregte 3;t)omafiu^ befprad), einer grünblic^eren unb tieferen Seljanblung Debürften; ju folc^er fud^te er it)n anju^ leiten : \)Ci§ füf)rt unö namentlich fein Schreiben Dom 3uni 1688 Dor 9tugen. SBo^l Derbient befonber^ beachtet ju njerben, ujie l)ier ber eifrige SSerfed^ter beö Staturrec^tö gegen bie Slutorität bc^5 9lriftoteleö barauf ^innjeift, bajj man Derfuc^en muffe, fid) beffen Seljren t)iftorifd| begreifli^ ju mad^en, unb njenn man bie etljifc^en 3;f)eorien ber 9llten „Don ©runb auö Derfte^en" ujotle, „a politicis anjufangen**.

Sntereffante ^(ufecrungen über 2;i)omafiu§ finbcn fic| aud) in ben ©riefen, bie an feinen ©d^ioager, ben Seipjiger ^rofeffor bcr3;f)eologie9tbam3icc^enberg^), Don ^ufcnborf gerietet ujurben.

*) S. über i^n bie üon ©ogenmann in bcr §([Ig. ^eutjd)en ©iogrnpl^ic 27, 757 t)crjei(^nete Sitevatur. 1688 würben öon ^^ufcnborf jmei ^Briefe on if)n in fieipjig bei ßJIebitfcf) öeröffentlirf)t super censura in ephemeridibus eruditorum Parisiensibus et Bibliotheca universali de quibusdani suortim scriptorum locis lata, in benen ^ufenborf bie Eingriffe biefcr Sournale gegen feine fd)iüebifcf)e ö)efd)id)tc unb feine ,,6:inleitung in bie Ö)cfc^id)te bcr euro))äifc^en Staaten" jurücfroeift 93efonberö wichtig finb in bicfer feltenen, mir auö ber 3)iünd)cner 33ibIiott)cf mitget^eilten 6d)rift feine (Erörterungen @. 15 ff jur 93ert^eibigung beS öon i^m aufgefteDten Sapcd, im allgemeinen fei cd inter debilitates civitatis referendiim, si cives opinionibiis circa sacra dissideant; er ^cbt babei ©. 18 f)crt)or, pontificiae sectae addictis frena haud nimiiim laxanda esse . . . Istis quippe non sufficit libertatera cultus sui obtinuisse aut pari cum aliis jure agere, sed

10 Ä. 5Sarientrap)),

gür if)n tüar bie SScrbinbung mit SRec^enberg qua bcö^alb lüid^tig, locil biefcr nac^ bem Sobe ber ©c^ttjefter t)on 3;f)omafiuö eine 3;oc^ter t)on ©pener gef)eiratet f)atte; fo lag eg für ?ßufen^ borf na^e, \\d) in ber Äorrefponbenj mit i^m über SScrtreter unb ®egner beö ^ietiömuö unb über feine eigenen religiöfen ^In- f^auungen ju äufeern; auö i^r erfQf)ren tt)ir ©enauereg über baö 93u^, in bem er fie am Snbe feinet Seben^ barjulegen fuc^te unb beffen erften ©ntnjurf er jur Segutac^tnng eben SRec^enberg unb beffen ©c^njiegerDater überfanbte. 9Bie in biefem feinem jus feciale, betont er met)rfac^ and) in ben barnuf bejüglic^en ©riefen feinen Iutl)erifc^en©tanbpunft; noc^ fdjärfer aber tritt auc^ in il)nen fein ®egenfa§ gegen bie ortf)oboj:en Sutf)eraner ^erüor, bie i^n felbft, 3;^omaftuö unb ©pener befämpften, unb namentlid) auc^ gegen bie auö i^ren SRei^en üerfünbete 2ef)re Dom jus regium. SBie „ujeit feine monar^ifc^e (Sefinnung t)on blinber Untertoürfigfeit entfernt" roar, n?ie er bie „glatteurö" bed 9IbfoIutiömu^ tabelte unb bie englifc^e 9flet3oIution öon 1688 biQigte, njie fie auc^ bie SntnjidEelung feiner politifc^en Stn* fc^auungen beeinflußte, bafür liefert auc^ feine Sonefponbenj mit Wieckenberg 93elege^). SReben fold^en beac^tengroertfjen ^(ufeerungen entl)ält fie aber Diele Ü)?ittl)eilungen, bie faum ein ^iftorifc^ei^ Sntereffe bieten; eine DoUftänbige SBiebergabe ber 20 rafc^ t)in* gett)orfenen ©d^reiben ^ufenborfd an Wieckenberg, bie unö er» t)alten finb, fc^ien mir bat)er nicfjt änjedEmöfeig ju fein; ic^ glaubte nur 5 Don if)nen abbrucfen, auö onberen nur bie mic^tigften

longius semper progredi ardent ac oppressis caeteris soll dominari cupiunt. 5ludj bei Mefen Äußerungen $ufenborf'g ^jeigt fic^ un§ ber (Sin* brud, ben bad SJorge^en namentlich granfreic^ö flCflen bie ^roteftanten auf i^n gemadjt ^attc, mic auf ben ®ro6en Ä'urfürften; ügf. über biejen See- mann in ben ^ublifationen auS ben prcufe. ©taatSarc^iöen 1, 115 ff. 2)ie Originale ber 20 bisher unbefanntcn, unten t^eilrocife abgebrucften Briefe ^ufenborf'd an ^Redjcnberg unb ebcnfo 9 33riefe Jeineö 33ruberö (Jfaiaö ent* ^ält bie öanbfc^rift ber Seipjigcr Uniüerfitfttöbibliot^ef ^r. 0335.

*) 5SgI. mit ben unten auö i^r abgebrucften Stücfen 9?r. 17 unb 19 ^ufenborfg Öufeerungcn in feinen gebrucften Söerfen, bie ©ierfe, ^dt^ufiuö @. 88 ff. 102 ff. 114. 182 ff., unb a)^ard)et, Sßcnt)altung8lef)re in ^eutict)Ianb 8. 165 ff. ^ufammengefteQt t)ahm.

SBrlefc r>on ^ufenborf. 11

©ä^c l^crau^^eben ju foQen. ^offentlidö billigt man cS cbenfo, bafe ic^ ä^nlid^ mit einigen ©riefen an 3;t)omafinS unb einem Schreiben an ?ßfanner t)erfuf|r, auö glei^em ®runbe auc^ überall bie Änreben unb ©c^Iußtüenbungen ftric^, bagegen in an* mcriungen auf bie einfc^Iagenbe Siteratur t)ertt)ied unb l)ier aud^ auÄ anberen mir t)orliegenben ^anbfdjriftli^en Onellcn ^inju^ fügte, xoa^ m. @. ju ttjeiterer Slufflärung über bie befproc^enen $erföntic^!eiten unb SSerpItniffe bienen tonnte.

SSon ben 27 in d^ronoIogifd^erOrbnung mitgetl)eiltcn Schreiben ^ufenborf ^ entftammen n^eitauö bie meiften unb njic^tigften feinen legten Satiren, in benen er in Sertin an feiner ®ef^ic|te bcö ©rofeen Äurfürften arbeitete. SJZe^rfacl^ betont er felbft, bafe i^m babei njenig^cit jum Äorrefponbiren blieb, unb ttjenn unö I)ier t)or Äugen gefüf)rt toirb, \)a% er no^ f^neQcr, ate man biöt)er an^ nat)m, fein gröfete^ ^iftorifd^ed 9Berf üollenbete unb baneben noc^ mit anberen literarif^en Slrbeiten befc|äftigt njar, mirb e<S gen^ife ni^t auffaQenb erfrf)einen, bafe er nic^t fo oiele ©riefe fc^rieb, alö bie Ü)?ef)rjaf)I feiner gelehrten 3ci^8^noffen, alg namentlich ber größte t)on ifinen. Unb mä^renb in ^annoüer bie Äone* fponbenj t)on Seibnij mit mel)r alö 1000 ?ßerfonen gefammelt aufbett)a^rt ift, mie jerftreut ift bie t)on ^ufenborf, toit öiete^ öon i^r ift öerloren gegangen^)! ©enjife tritt uni^ gerabe auc^, njenn mir Umfang unb Slufbema^rung, Snfjalt unb Son beö Sörief^ med^feld beiber SRänner unö üergegenmärtigen, ftarf i^re SSer* fc^iebenl)eit entgegen; aber mie bei einem SÖIidE in bie güüe ber Seibnij'fc^en Sorrefponbenjen empfangen mir, irre id^ nic^t, auc^ menn mir bie menigen unö .erhaltenen ©riefe ^ufenborfd bc- trad^ten, ben ©nbrudE, bafe er gröfeer mar, alö er in irgenb

») SSgl. @. 2. 6. 8. S'iic^t« erhalten ift imS aucf) öon ^ufenborf « ^Briefen an feinen S3ruber SeremiaS, auÄ benen einige intereffonte @äfe 1713 im 3. S3anb ber Acta philosophorum öeiöffentlicf)t würben, nocft üon benjenigen an feine J^au. @^ freut mic^, einiget aud) über fie auö ©tod^olmer unb berliner Elften mitt^eilen ju fönnen; toir erfef)en barauö auc^ i^re SSor^ namen: Äatl^arina (Slifabet^, aber nicfttS über i^rc (SItern unb fo manche anberc fragen, auf bie man gern gerabe noc^ bem nun befonnt 6)etoovbenen Kudhinft erhielte.

12 Ä. ajarrentra))p,

einem einjelnen feiner SBerfe fidj ung barfleßt. S)eutlic^ geigen feine nnten abgebrurften Stufeerungen, njie Mar er fic^ ber ©clroierig- feiten benjufet njar, bie feine großen jeitgefd)i^tlic^en 2Ir6eiten boten, unb njarum er fid) in i^nen t)ornet)mIid^ auf bie Sc^il- berung ber „®taat§negotiationen'' befc^ränlte, über njelc^e „bie 3nftruftionen unb SRelationen ber ÜKinifter" in ben ?{rc|it)en it)m Dorlagen. ©cf|on frül) ift biefe Sefc^ränfung aU ein SWangel feiner 9BerIe beflagt; bafe im 18. 3at)r^unbert baburc^ il)re5ln* ertcnnung unb SBirfung beeinträtfitigt finb, baö erHärt fid) jum 2!t)eil mit auS bem ftarfen ©influfe, ben auf bie folgenben (Generationen ^ufenborf bnxä) feine SSertretung ber natnrred^t^^ tid)en Oebanfen übte. SBieüiel auö biefen feinen juriftifc^en ©c|riften ju lernen ift, barauf ^at namentlich 9iofc^er tiingemiefen ; n)of)I aber ift bod^ alö einfeitig ju bejeic^nen, loenn er meint, an^ biefen ©c^riften lerne „man am beften ^ufenborf^^ grofeen t)iftorifc^en 93Iid fennen", unb babei t>a§ abfällige Urtt)eil beö üorigen 3al)r^unbertö über bie (Sefc^ic^te beö ©rofecn Äurfürften tüiebert)olt. 9?ielmcl)r loirb man, um üoQ ^ufenborf^iS njeiten Süd unb feine eigentl)ümlic^e (Sröfee njürbigen ju fönnen, aQ feine Derfc^iebenartigen Seiftungen, njirb man neben bem gorfd)er unb S)enfer au^ ben üKenfdjen in^^ Sluge faffen muffen. Sft feine JBebeutung na^ aQ biefen ©eiten ^in neuerbingö immer beftimmter anerlannt, fo ipirb man, ^offe ic^, eben beö^alb auc^ bie folgenben ©riefe üon it)m toiötommen ^eifeen, bie nid)t nur über mand^e tt)iffengn)ertf)e @injelt)eit un§ aufflären, in benen auc^ feine Slnfd^auungen unb fein Sl}arafter fic^ abfpiegeln. S)a fie an üerfd^iebenartige 5ßcr|ön(idifeiten geridjtet njurben, ift c^ felbftöerftänblicft, bafe nad) Söebeutung nnb 2;on, nad) 3nt)alt unb ©prac|e t)ielfac^e Unterfc^iebe bemerfbar finb; njol)! ift bead^tenömertt), ba^ ^ufenborf, ber bei feinen literarifc^en 5ßr0' buftionen fic^ mit gutem ®runb jumeift beö Sateinifd^en bebicnt, bie meiften biefer ©riefe, auc^ bie an feine fc^tüebifc^en ®önner beutfc^, feinen einjtgen franjöfifd) gefc^rieben ^at; eben bur^ fie tüirb unö aud) bezeugt, toie in feinen legten 3af)ren burd) bie ^;ßoIitit be§ franjöfifdjen itönigö auc^ fein beutfdjeö ®efüf)I gereijt unb geftärft ift. 93efonberö aber tritt un§ aud^ ^ier anfc|aulid^

©riefe toon ^ufcnborf. 13

entgegen, loie er unter fe^r öerfd^icbenen 5?crt)ältniffen überall ©etbftönbigteit im S)enfen unb ^onbeln benjäl)rte, lüie aud) ba^ 9Uter i^m ben 2;rieb nicf|t raubte, beftänbig fortjunjac^fen, unb mie nad^ feinem eigenen Stuöfpruc^ if)m ben SJZutl) er^öf)te, ia^, toa^ er nac^ ernftem Semül)en aU 9Ba^rf)eit erfannt f)atte, unbefümmert um ®unft unb 2lbgun[t ber SKenfcfien ju befennen. SBie bei feinen ©treitfc^riften, füf)Ien ujir unö aud^ bei niandicn biefer SBriefe an Seffing erinnert; tooljl barf man aud) auf fie baö 9ianfe'fd)e SBort anroenben, baß in ifjnen nod^ nät)er, öer^ nefjmlic^er alö in feinen SSerfen unä ber urfprünglidje Cucll feineö ©eiftei^ raufest.

1. 9ln ®raf be la ©arbie«). Sunb, 24. 9tuguft 1668.

I^eiltmit, „ba§3^rer%I.9RaieftätQl(ergnäbigfter öocation unter- t^önigft ju ge^orfomen id) meine öorige profeffion ju^eibelberg quittivct unb mit meiner fomilie mid^ anl^ero no^cr Sunben erhoben, oßmo id) auc^ in menig tagen angelanget, unb gebenfe nunmehr mit göltlid^em beiftanb bie onbefo^Iene function roirflid^ ju öcrfe^en. SBierooI)! id^ i^iefige alabemie noc^ jiemlic^ neu unb nid^t in ber aUerbcften biöpofition befinbe, tt)eld^em bod^ 3^re ffgl. aRajeftät oHergnäbigft rcmebiren roirb. ©oH barneben ®r. §od^gräf(. Sjcetlcnj nid^t bergen, bo§ mir fotl^ane mutotion fe^r fd^tüer unb foftbar gefallen, nic^t allein mcgen ber reife felbft unb mitfül^renben jungen finbem, fonbern aud^ roeil id^ mein ^ouä unb ^of ju ^eibelbcrg unöertauft unb fonber nu^en muffen ftel^cn laffen"), unb nad^bem an biefem fd^Iec^tbebautcn

*) Über bie ©ejiel^ungen beä fc^webifc^en SReid)§fanjIerg QJrafen SJJagiiuä @a6r. be la ®arbic jur Uniücrfitat ;^unb tok über i^re ©rünbung unb bie SScr^öItniffe i^rcr erflen ^rofefjoren f. ben 1859 in Stod^olm erfc^ienenen erflen 2^eil üon Sll^nfelt, Lunds universitets historia. ©inge^enb befpric^t a^nfclt ©. 179 ff. ^ufenborf'd fieben, 3Birfen unb ©treiten in S3unb unb enoft^nt babci ©. 186, bafe $. im ©ontnter 1668 mit feiner gamilie bortl)in fam, sedan han den 10. Okt. 1667 erhällit kongl. fullmakt att vara „Juris natorae et gentium nee non ethices et politices professor vid kongl. carol. aeadamien". Ett af de gamle s. k. residentiema uppläts honom tili logis, 900 daler s. mt. anslogos tili hans lön jemte Höjebro mölla (V4 mil frän Lund) säsom praebendehemman.

*) @rft 1683 öerfaufte % ber Uniöerfität öeibelberg fein in ber 5(uguftiners gaffe gelegenes ^auS. 58gl. SSinfelmann, Urfunbenbu(^ ber Uniö. .t)eibelbcri3, mx. 1739. 1749. 1759. 1766.

14 Ä. SSanrcntvapp,

orte micteSlDeife nirgenbS fönnen unterfommen, id^ gcnöt^igt morben, mit meiner großen ungelegen^eit oH^ier eine fc^Ied^te mo^nung teuer ju erfoufen, meldte ju reporiren nid^t tt)enige foften erforbem mirb, im fall man einiger maßen borin fubfiftiren miH. SBeßmegen id^ ber oHeruntert^önigften juöerfid^t lebe, merben Sl^re Sgl. äKqeftät bic nßergnäbigfte gütigfeit gegen mir ^aben unb in anfe^en beffen, melc^eö meine SoHegen, fo t^eiK in loco, t^eitö lebig unb ol^ne fomilie, überhoben gemefen, foId^eS mir mieberum oHergnäbigft genießen laffen."

2. 3ln ben ffobinetäfecretör Sinbenffiölb 0- Sunb, 3. Stoöember 1673.

9R^.^. mit gegenmärtigem ju bemühen öeranloffct mid^ bie fonberbore geroogenl^eit, fo gegen meine perfon öerfpüret, meldte mir gleic^fam gebeut in meinen anliegen niemonb onberS ate 3K©§. JU fud^en. Unb foH bemnad^ 9K©Ö- "^^* bergen, roie id^ burc^ mü^efame untcrfud^ung entlid^ bQrl)inber fommen, baß ein buc^fül^rer in ©todf^olm, Jürgen Setler genannt, ba§ pasquill«) roiber mid^ na^cr Hamburg gefd^icfet unb 3od^aria§ $ertel alba ju brucfeu recommenbiret, maßen benn aud^ be§ ^errn Oberftatl^oIterS ©ycellenj fo gütig getüefen unb an ben Unterflat^alter unb öurgermeifter bar* fclbft gef^rieben alfoOalb gen. ffetler ju ejaminiren. SBeil aber aug aßen indiciis unb fonberlic^ ex stylo augenfd^einlid^ erneuet, boß niemanb anberS atö Dr. 93edfmann felbige§ paBquilles interpolator et editor fein fönne, unb felbiger nun, nad^bem er ben ganzen fom* mer außer Ianbe§ gemefen unb öor menig tagen mieberumb l^ier angelanget, in eil fid^ na^er l^offc begeben, umb bei S^rer .Sgl. 93?aieftöt bimiffion Don l^icfiger acabemie ju fud^en. SBeld^en im fall er fo balb erhalten foHte, bcfeme er gelegenl^eit ber mo^Ioer«

») Über (Sri* Sinbenffiölb, ber 1634 geb. 1668 fgl. Äabinet§[efretär, fpäter tgl. ?i{at\) luuvbe, f. Biographiskt Lexicon öfver Svenska man 8, 243 ?f. 9?. g. 6, 301.

') (i^emeint ift ber index novitatuni quarundam, quas S. Pufendorf libro suo de jure naturae et gentium contra ortbodoxa fundamenta edidit, ben %*^ Äoflegcn 3o|ua ©c^roarlj unb 9?itolau8 93ec!mann verfaßten unb öeröffentlicftten. Über fie unb $.'ö ©treit mit i^nen f. au^er ber in ber 9iag. beutf(^en Siograp^ie 2, 239 unb 33, 210 öersei*neten fiitevatur namentlich bie öon 5lbIemannSt^aI ^erfaßte 33iograp()ie ^.'S hinter ber beutfc^en Überfefung beS ^D^onsambano (5luSg. üon 1715) 8. 1240 ff., ^Jl^nfelt, Lunds iniiv. bist. 1, 135 ff. unb Trcitfc^fe in ben ^reußifcften Qal^rbüdjcin 36, 73 ff.

^Briefe öon ^ufenborf. 15

bientcn [träfe für ein fot^on ftüdf ju ed^Qppiren. SBeiln ober eine folc^c ti)at, als an mir öcrübt morben, in feiner d^riftlic^cn unb üer= nünftigcn republique foU fo ungeftraft ^inge^cn: al§ erfuc^c S!R§^. ^iemit gel^orfamft, berfelbe geruhe, roenn Dr. Secfmann fid^ bei l^offe anmelben mirb, feinen abfc^ieb ju foHicitiren, ba^in Reifen ju öer» mittein, bafe mit feiner bimiffion fo lange auSfte^e, bi§ man er= fahret, roie be§ S'etlerS an§foge lautet. Stuf meieren goH ic^ bcr tjerfi^erten ^ofnung lebe, merbe 3K|)§. aud^ ba§ feinige contri- buiren, bamit ic^ entließ miber biefen mann unb feine abl^acrenten einige fatiSfaction befomme für ein fot^an bubenftücf, beSgleid^eu im ganzen ff önigreid) ©c^meben in Dielen jähren nic^t öerübet morben. SBelc^eS unter onberen aud^ mir biefe§ ungemac^ üerurfac^t, t>a^ ii) genöt^igt bin bie Theologos Lipsienses publice ou§äuforbern, otö meldte ba§ pasquill fo J^oct) öftimiret, ba§ fie bloß barauf beim S)re§bnifd^en Eonfiftorio ein unvernünftig decret roiber mein buc^ auSgemirtet. SBeld^er Weg miemo^I er öerl^offentlic^ o^ne groß blutöergiegen mirb ablaufen: fo ift bod^ öerbriefelic^, ba§ ic^ meine jeit an folc^e fad^en anjumenben genötl^iget merbe. Der abfd^eu, ben alle reblid^e leute an fot^anen bubenftüdcn ^aben, ift genug 3K^^. anju^ reiben, baß er felbft hierin, Xöa^ bie bitligfeit erforbert, t^un mirb, fonber ba§ eS nöt^ig ift, meitere contestationes ^ier ju gebraud^en.

3. 9tn ®raf be la ©arbie. ©tocf^olm, 3.9iooember 1679.

S)er ®raf merbe fic^ noc^ erinnern, loie er jüngft, ba bei il^m „mein ©ruber auf EarÖberg bie e^re l^atte abfc^ieb ju nehmen, auä fonberbarer juneigung meinen fd^Iecbten ^uftanb alfjier ju fubleöiren, ben üorfc^Iag getl^on, ob man bei ber acabemie ju Upfala einige penfion fönnte auSfinben. SBelc^er anleitung jufolge, jcbod^ o^ne üon ®uer ^od^gröfl. ßyc. melbung ju t^un, bei 3^rer ffön. SDifai. beS- njegen untert^önigft anfuc^ung getl^an, locld^e andj Ijierauf fid^ aUer^ gnöbigft erflöret, al§ @uer §pd^gräf(. (£jc. au§ beigefügtem ^i)xex ftön. 3Kaj. gnöbigftem fc^reibcn ju öeme^men fic^ belieben laffcn njcrben. SBeil aber biefeS bei ber acabemie üxoa^ ungemö^nlictieg ift, oIS trage ju @uer §oc^gräfI. Syc. ba§ gel^orfame Vertrauen, ©ie merbcn burd^ bero l^od^gültige autoritöt biefe fad^e alfo in§ toerf ju rid^ten miffen, ba§ ic^ ju meinem jroec! o^ne oppofition Don ber acabemie gelangen möge, ber id^ gern nic^t molte befd^merlid) fallen, ioenn nic^t mein fd^Ied^t accomodement, melc^eS in feinen umftänbcn tjiel geringer ate t>a^ ju Sunb roar, mic^ barju nöt^igte, anö)

16 ^. SBarrentropp,

mit bcr jeit fid^ ücr^ öffentlich tüo^I gelegen^eit finben fann, bnß mir QubermcrtS fann geljoifcn merbcn, unb mittler iücile nid)t fo Ieid)t jemonb wirb 5U finben fein, üon beme felbige profeffion fonberOnre c^re mcrben ^aben fönnen. SBiQ barneben öerl^offen, baj? nic^t aücin mit ber getl^anen, fonbent auc^ noc^ unter ^änbcn ^abenbcn arbeit bei ber ftubirenben jugenb fo biet meritiren foQ, bafe bk Qiitcn leutc in Upfala, fo bergleid)en mutationes afö id^ nic^t erfahren !^aben, mir eine Keine ergö^ung fe^r mifesugönnen nic^turfact) ^abcn foKen*).

4. 9In Oberft grid) ©a^Iberg»). Stocf^olm 21. SDJai 1681.

S)effelben gee^rte^ öom 2. hujus i)abt roo^I empfangen benebcnft einen öcrfiegelten pacquet, barinnen brei unb brei^ig ftücf öerfdjiebener

*) 2Bic mir §err Dr. Riffel 9(nbevfion gütigft mitt^eilte, l^at be fa ©orbie, ^ufenborf'^ SBunfc^ entjpvec^enb, am 15. 2)ecem6er 1679 ein noc^ im afa« bemif(t)en 5(rc^iü oufbema^rteS Schreiben an bie ^ßrofeffoven in llpfala ge* rirf)tet, um fie üon ber ä^t^edmäfeigfeit ber fgl. SSerorbnung ju überjeugen, bie ^^^ufenborf ben ÖJe^oIt eineS emeritirten ^rofefforö bcö ©taatörec^tö alö ^enfion juerfannte. 2)o(^ fc^eint foldjc nic^t an ^ufenborf auSgeja^It ju fein; jebeus falld ^atte er auc^ fpätcr über feine pefuniärcn SScr^ältniffe ju flogen. 3u einem mo^I 1686 gefcftriebenen ^^romemoria, üon bem (£mi( ^ilbebranb mir eine Slbfc^rlft ju übcrfenben bie QJütte ^atte, mieS er barauf ^in, hai er mä^rcnb beS bönifcöen ^riegS in ben brei Sauren 1675—1677 feine Sefolbung erhalten unb tab er, auc^ noc^bem er 1677 jum ^iftoriogrop^en mit einem jä^rlic^en QJe^alt öon 1000 X^alcrn ernannt fei, in ben folgenben üier Qa^ren . im ganjen nur 1800 2^^aler empfangen ^a6c. 3(Id i^m bann 1682 eine ^Infteöung bei ber Äijnigin ju 2;t)eil mürbe, ^abe man bie ftaatlic^e 53efoIbung i^m nehmen motten; baS fei aUerbingö burd) eine SRemonftration ber Königin üer^inbert ; boc^ ^ah^ er auc^ in ben folgenben Sauren nur 1800 5^^aler er* galten unb über 900 ^^aler für eine SReife nac^ ^ottanb aufgemenbct, um bort feine fc^roebifdic QJefc^icöte bruden ju laffen, o^ne ha^ fie bem Äönig einen fetter foftetc. Gr erflärte ficft nun bereit, auc^ für ben ^rud feiner im ^anuffript beinahe üottenbeten ®efd)ic^te Äarl ®uftat)'^ forgen ju motten, o^ne bafe barauö Unfoften für ben Ä'öuig ermüc^fen, unter ber S3ebingung, bafe i^m juöor fein „reftirenber fio^n unb bie öerfproc^ene 9ienumeration" mirflic^ gejault mürben. S8gl. au(^^ufenborf*g^iuBerungenbei^^h*den^oIß,Mem. conc. Christine de Suade 4, 58. 60 unb unten ^v. 20. 22. 24.

») Über ßrid) Xa^Iberg, ber 1625 geb., 1674 Cbcrft, fpäter 1687 ÖJeneral^ major, 1693 gelbmarfdiatt mürbe unb 1703 ftarb, f. Biographiskt I^xikon 4, 16—27 unb JRiefc, Sc^Iac^t bei 9Sarfd)au 8. 36 ff. unb 201 ff. unb über

©riefe üon ifufenboif. 17

tclötionen ben polnifd^en unb bänifc^en Weg betreffcnb enthalten. ?5ebanle mic^ für bic communicotionen unb crmarte nod) ferner^ üon 3R^.!p. Dbriften boS öerfprod^ene öoltommeue diarium mit ben numeris, fo fic^ auf bie polnifc^en carta beruffen, mie auc^ bie abbrücfe öon ien fupfcrn, fo 90?^^. Dbrifter mir jeigete, benebenft ben relationen t)on benen bataglien, nad^ meiere bic Sfupfer eingerichtet finb. Unb je me^r mir SK^ö- Dbrifter bi§fal§ fan fuppebitircn, je mel)r tt)irb er fic^ umb bic renommee ht^ ^oc^fcligen fi'önigS meritiren unb ic^ toerbe nic^t unterlaffcn in bcr öorrebe SD?$)^. Dbriftcn gebü^renbe cr^s lue^nung ju t^un.

5. anJ^omafiu^. ©tocf^olm, 9. Suni 1686.

3)effen gec^rtei^ Dom 22. 9tpril \)abe mo^I crl^altcn unb öcrfpüre i)orauä eine fonberbarc zele für meine iDcnigc reputation, meldte mir nichts anberS al§ fe^r gefaüen fan, menn nur SIR@^. bei ben munber^ liefen leuten nid^t etma einige ungelegen^eit fic^ bamit erreget benn id^ tan i^ren jorn leid^tlid^ öerac^ten, aber mer mitten unter i^nen fi^et, ben fan auc^ ein caballus Reatinus öerunru^igen. Dr. Sllberti') bro^t einen neuen Erotem Lipsicum ausfliegen ju

{eine ©emü^ungen für bie @)efc^icf)te ^arl @)uftQt)'d auc^ ben unten Slx. 20 Äbgebrudten S3rief ^ufcnborfS üom 14. Oft. 1691 unb ^rol)fen, ^(b^anblungen iber p^il.^Sift. Älaffc bcr fäd)rif(^en ®ef. bev SBiffenfc^aftcn 4, 362 f.

*) Über ben fieipjiger X^eologen SSafentin 5lI6erti f. aufeer bcr in ber ^. 3). S3iograi)^ic 5, 216 üon Srod^auS erwähnten iütcratur bic in fionbon 1889 crfc^icncnc ©iogropl^ie üon ScnfinS unb über fem ort^obofcS Äom« 4)enbium beS 9iaturrec^t§ ©inricöS, ©efc^ic^te ber 9lc(^tös unb Staates -principien feit bcr ^Reformation 2, 160 ff. ^ier fmb @. 261 ff. auc^ bic t)on ?lI6erti gegen ^ufenborf § Eris Scandica gerichtete @ct)rift Eros Lipsicus unb ber jn)ifd)en ©ciben bann weiter geführte literarifc^e @treit befproc^en, in ben auc^ ©ecfcnborf öcnoidelt rourbc. 2Bic ^ufenborf biefen unb feinen ^onfUtt mit i^m beurt^eilte unb mie fic^ fpäter fein ^cr^ältnig ju i^m gc* ftoUete, geigen bic folgenben ©cftreiben; @ccfenborf anbrerfeitS fcftrleb in einem S3rief üom 30. ?luguft 1686, ben ©obemann mir gütigft mitt^eilte, ÄU fieibnij, er §a(te ben i^m öon ^ufenborf gemocöten SSonourf füu unbes ^rünbct. Respondere illi nolo nee velim, ut alii id pro me faciant nisi modestissime. Ego viri illius dotes eemper magni feci, etsi acri- monia quadam animi aut styli paululum infectas. tiefer Stimmung «ntfprcc^enb, befc^ränftc er fic^, auä) al§ er einige 9?otcn ju ber 1688 in fieip^ig bei ^eibmann t)on ^überti t)cröffentlic^ten an i^n gerichteten Epistola ftinjufügte, burc^ roefdjc bicfcr ^ufenborf'S Schrift de invenusto Veneria Xipsicae puUo ^u loiberlcgen fuc^tc, im n)efcutlid)en auf feine ^erteibigung;

«iftorifdie Sritf^iift 91. Bf. »b. XXXIV. 2

18 St. SSarretitrap)),

äffen. 2tber ic^ freue mid^ nur i^n unter bie fünfte jn friegen, fo foE id^ fd^on beplumiren (?) nnb fo jurid^ten, t>a^ er einem fd^om^^ fteinfegerbuben ä^nlid^ fe'^en foK. $. ©ecfenborfen ^abe nid^t rat^^ fam befnnben me^r jn fagen, ote moS jn meiner öcrontmortung nöt^ig mar. 3m übrigen, too er mid^ jufrieben loffet, merbe i^m nid^t mißgönnen, baß er aUeS fei, tt)Q§ er fic^ einbilbet.

iDt®^. dissertationem de polygamia \)abe mo^^l befommen nnb bebanfe mid^ bicnftmitlig für bero überfd^idEung. Daß 3K®§. begehrt meine meinung ju tt)iffcn t)on feiner thesi de ea specie polygamiae, qua una nubit pluribus viriß, \r)dd)t 9K®^. beliebet ju ftotuiren, bafe bie nid^t fei contra legem naturae: fo ift eS jmar nid^t o^ne, bog man fold^e thesin loo^I ex cathedra befenbiren fan; oKein menn ic^ meine meinung candide fagen foQ, fo meiS id^ nid^t, ob man l^ieröon universalem approbationem sapientium ju erwarten f^at Denn anberer raisons ju gefd^meigen, fo l^eigt man aud^ biefe^ eine fad^e contra legem naturae, tt)eld^e fo ju fagen in bem gemein leben fein gefd^itf ^at unb nid^t quabrirt ju bem scopus (?), ben fold^c natur inSgemein f)at ober ^aben foff. 9iun aber ift bie öiet mönnerei öon bergleid^en art. Der communis finis matrimonii ift,. bag baburd^ fod eine familie erbauet merben, mel^eS gar n)o]^I ge^^ fd^e^en fan burc^ bie ))ielmeiberei, ba ber mann caput familiae ift unb jufammt feinen öielen meibem nnb finbem eine familie rool^! conftituiren fan. ?lber ein folc^ gefd^idf l^at nid^t, tt)enn eine frau t)iel männer nel^mcn tt)ill*).

6. 2ln ^ßregifcer. ©tod^olm, 29. guli 1687. Danft für einen i^m burd^ ßagerlöfiuö') überbrad^ten ©rief ^ßregi^er^S. Caeterum quod aliquem e scriptis meis fructum

nie, bemerttc er, f^aht er ^ufcnborf fo angegriffen tüte biefer i^n; er f^abe i^n Dtelme^r in feinem Commentarius de Lutheranismo gelobt; in ber SC^at ift §icr ^ufcnborf'8 ©c^mcbifc^e ÖJcfc^ic^te t)on i^m a(8 lectu dignissi- ma gerühmt. (@. 1, 269 ber SluSgabe üon 1694).

0 ^ufcnborf fü^rt biefen QJcbanfcn bann noc^ weiter auS, im iDcfentlicöen in Übercinftimmung mit feinen Erörterungen im crften Äo^jitel beS fcc^ften SBuAS de jure naturae et gentium. 3)ie Slnfic^ten öon i^m unb X^omafiuÄ über biefe fragen befpric^t $tnric^8 2, 59 ff. 257 ff.; 3, 123. 169 f.; Xrcitfc^fe in ben preuftifc^en 3o^rbüc^eni 36, 74.

•) hierunter ift wo^l ©rianb Sagerlöf ju üerfte^en, ber nac^ bem Biographiskt Lexicon öfver Svensk man (7, 268) 1687 nacf) Jlübingen gefommen mar.

^Briefe öon ^ufenborf. 19

Te cepisse profiteris id non modico mihi solatLo cedit adversus molestias, quas mihi illormn nomine quorundam hominum im- portunitas excitavit. Quos quidem ego facile passus fuiseem 8U0 sensu abundare, ni per malignissimum calumniae artificium pravas circa divinas sententias mihi impingere conati fuissent quas tanto acrius a me repellendas judicavi, quo major labes habetur, quam istae adspergunt, cum Ulis, quibus per eruditio- nis defectum alicubi obrepserunt lapsus, communis hominum conditio facilem veniam conciliet. Qui et simul, dmn liquidis- simas notiones et per ipsam rerum naturam sensuumque suf- fragio comprobatas fastidiunt atque cavillantur ac novas subinde hypotheses comminiscuntur et officia praesenti mortalium condi- tioni quadrantia e paradisiaco statu dudum amisso et nunquam in his terris recuperando extruere satagunt, non parum remo- rae efflorescenti quam maxime disciplinae injecerunt. Eo ipso enim eandem in Syrtes quaestionum Theologicarum pertraxe- runt, cum a me id praecipue ageretur, ut eadem ad solius lu- minis naturalis directionem revocata, in locum jejxmae Ethicae Aristotelicae officia vitae civilis communis evolveret ac soUda principia Studium juris civilis aggressuris substemeret. Quam feliciter autem in hoc studio progrediantur, qui universali isthac disciplina imbuti jura perpetua et immota a positivis et ex indole civitatis Romanae promanantibus discernere callent, ipse optime nosti. Sed quod iste labor, quem circa designandam viam ad historiam recentiorem posui*), id feUcitatis sortitus sit, ut ad formanda quoque principum studia adhibeatur, eo magis mihi gratulari debeo, quod fructus scientiae, quem [id fastigii homines capiunt, in totam rempublicam sese diffundere soleat. Et tantas habet illecebras historia ut qui semel eaß digustavit, intra ista rudimenta non sit substiturus, sed longius semper in eo campo progredi sit gavisurus, prout et hominibus in repu- bUca versantibus quotidie fere occasio subnascitur, eam scien- tiam augendi.

*) Seine ,,®in(eitun9 jur ^iftorie bcr öomel^tnften SRei(^c unb ©tooten fo je^igcr Seit in ©uropa ftc^ ftnben", beren erfter 2§eil 1682, beren atoeiter 1686 eilc^icn. SBie wichtig bicfe Arbeit q(8 ße^rbuc^ für bic Uniöeifitäten rourbe, betont 3- 2). Wxd^atM in feinem JRaifonnement über bie proteftantifc^en Uniöcrptäten in 3)eutfc^lonb 1, 184 f. SSgl. oben ©. 9 unb unten @. 25 unb 38.

20 Ä. SSanentrapp,

Commentarii*) mei de rebus Suevicis suo jure aliquam sibi gratiam exspectare posse videbatur apud eos, qui in historia solidam magis et incorruptam rerum notitiam, quam inania verborum lenocinia quaerunt. Nam apud reliquos, qui sua suorumque acta silentio premi maluerunt, non potuit non ista odium peperisse; quod tarnen rationem et tempus apud plerosque mitigaturum , spes est sane in aula Caesarea: cum initio non pauci indignarentur, Ferdinandorum consilia ita simpliciter a me expressa, post usque adeo praestare visum offensam dissi- mulare, ut et privilegio eum librum dignarentur. Quod idem circa Saxones meos contigit. Sed et irae, puto, residerunt apud ducem Lauenburgicum, quas concepisse videbatur, quod patruum ipsius, Franciscum Albertum caedis in regem Gustavum Adol- phum arguisse visus essem, cum tamen non meam, sed com- munem Suevicae nationis sententiam expresserim, quam aliquot rationibus adstruere placuit, ne is princeps injuria istius faci- noris insimulatus fuisse videretur. Quin a me duae circum- stantLae praeteritae sunt non parum ad rem facientes, quarum unam expressit Paulus Piasecius, quod ab isto principe caedes regis primum Walensteinio nuntiata sit. Altera enim paucis in Suevia cognita est, sed revera maximi momenti. Fuerat iste Franciscus Albertus aliquot ante bellum annos in Suecia, ubi, cum rex eum aliquando in aula matris suae licentius agentem deprehendisset, effervescente subito motu bile, alapam isti in- fregit ; quo nomine et in duellum descensuri fuerant, ni Axelius Oxenstierna id impedisset. Quamquam autem post qualiscunque reconciliatio intervenisset , mansit tamen alta mente repositus sensus ignominiae, quae quanti a viris militaribus ejus cum- primis fastigii habeatur, nemini ignotum est. Sed quod Secken- dorffius patris sui mortem sine affectu a me traditam') ulcisci velle videatur, instigato in me Valentino Alberto, ut Erotem Lipsicum pareret, id nescio, an ipsi valde gloriosum sit futurum.

*) 3)cr gröötc Z^c'xl bc« folgenben «bfa^eg ift Uon ^rcfen^ol^, Me- moires conc. Christine de Suöde 1, 10 obgebrucft. QJegen bie fjicr öon ^ufenborf uertretenc öiel befproc^ene §lnfid)t f. namentlich ®. 2)rol)Jcn in bcn 3forf(^unflcn jur bcutWen QJefc^ic^te 5, 141 ff. unb Snncr, ^ubl. au8 preufe. @taat«Qrc^il)cn 39, 366 f.

•) Rerum Suecicarum libr. 14 § 3.

»riefe öon ^ufenborf. 21

Saltem in response meo ad id scriptum quod Francofurti jam in praelo est, adparebit*), me istius viri iras parum curare.

Prelum quoque brevi subibit historia Caroli Gustavi a me composita et ipsa justum volumen impletura, etsi argumento ejus Germaniam minus quam prius volumen tangat.

Libellus de habitu religionis christianae ad vitam civilem*) Saxonibus meis aliisque, ut audio, sie satis se adprobavit. No- strates heic sacerdotes mussitant, apud quos inolita est ista sententia, ordini sacerdotem divinitus aliquid jurisdictionis col- latum a potestate summi imperii civilis haut dependens. Quae quomodo admitti possit, si quis radicitus dominatum pontificis convellere instituat, ego non video. De religione ante lapsum Adami aliquid commentari mihi nunquam in mentem venit: unde miror, quo autore iste amicus ex Holsatia tale quid ad te scripserit. Sufficere nobis potest, eam tuen religionem, qua in praesens salvari queamus. Paradisiacam rimentur, qui magis ingenio et otio abundant.

Quid deinceps laboris mihi sit suscipiendum , in ambiguo est. Nam ad componendam historiam Sereniss. Elect. Branden- burgici conditionibus honestis evocatus sum, accedente consensu Regis Majestatis^). Sed post aliqui ostenderunt, parum con-

*) 3)ie fc^on oben crtüö^nte ÖJcgcnJc^rift ^ufenborf'8 gegen ?((berti'g SroS luuvbe u. b. X. : Commentatio super invenusto Veneria Lipsicae pullo Alberti professoris Lipsiensis calumniis et ineptiis opposita Franco- furti ad Moenum sumptibus Friderici Knochii öeröffentlic^t. 6c^on am 28. Tlax 1687 ^atte ßfaia« ^ufenborf an JRedienberg gemelbet, er fc^icfe biefe 3c^nft feineS SBruber^ nocf) ^eute an §erm Änod)en; „^ette n)o()( lüünfcften mögen, bofe man beS gejänfeö überhoben fein tonnen, bann bie 5cit oie( bcffer anjuioenben, inbem eS boc^ enbli(^ auf lauter cavillationes hinausläuft." Wxx lagen öon ber feltenen @d)rift (Sjemplare auä ber ^xanU furter unb ber 3)re§bener SBibliot^et oor.

•) Über biefe ioid)tige fivc^en})oIitifd)e Schrift ^ufenborfS, beren ^Be^^ beutung neuerbingS namenttid) -Ireitfcf)te unb Seemann mit SRec^t fo nad)* brücflid) betonten, urt^eilte anerfennenb aud) fein JBmber (SfaiaS in feinem SBrief an JRed)enberg öom 28. Tlai 1687; if)m fd;ien, „al^ fei beutüd) barau^ ju erfe^en, loaS ecclesia in politia fei".

•) ^a6 ^ufenborf im 6ommer 1686 uon bem ÖJvogen Äurfürffen aI3 ^iftoriogra^^ berufen unb ju biefem Qwid im Qanuar 1687 öon 6(^ttJeben

22 ^. S3arrentra))p,

venire dimitti illum, qui plures annos archivum regni evolvit ac fortaese in historia ElectoraJi quaedam occursura nationi Suecicae parum gloriosa. Quo tarnen ista dubitatio evasura ßit, intra paucos dies adparebit. Nam si utique migrandum est, ante pluviam autumni tempestatem, quae bis in oiis foedissima est, id fieri debet. Si Dens vitae quid adhue largiri velit, putem plus me utilitatis patriae meae afferre posse, si Berolini, quam si Holmiae degam.

beurlaubt würbe, t^ciltc fc^on 3)ro^fen nac^ ^ften bc8 ^Berliner We^eimen ©taatdard^iüS mit. (Einige C^rgänjungen ju il^nen finben ftc^ in ben ebenba aufbemol^rten SBeric^ten beS branbenburgifc^en JRefibenten in ©tod^olm fjo* Iai(eau, auf bte mic^ Dr. ^^etnarbud freunb(id) aufmertfam machte. 9?ac^ i^nen mar ber beiben JBrübem ^ufenborf befreunbete fjalaifeau fel^r erfreut barüber, bag eS mit burc^ feine ^emü^ungen gelang, 6amuel a(d ^iftorto« graf)^en bed ^rfürften ju gewinnen; benn nac^ feiner Über^^eugung mar, mie er im 9luguft 1686 fc^rieb, biefer non seulement un de plus habiles, mais un des plus honnestes hommes du monde et le plus capable de dresser aux grandes actions et k la gloire de Vost. Alt. Elect^e le monument qu'elles meritent. II a presque fini la vie du feu roy Charles Gustave et je ne doute point que vers la fin de Tannöc il ne soit en estat de partir pour Berlin. JJreilic^ rourbe bann ^ufenborf Uiel länger no(^ in ©cfttoeben feftgel^altcn, autft nac^bem bie Äönigin feiner @nt* laffung jugeftimmt l^atte, wofür ber jhirfürft, einem Eintrag galaifeau'ä ent« f|)rec^enb, in einem eigenen Schreiben feinen 3)ant auSfprac^. 9(uc^ galaifeau betont, man l^abe in Schweben namentlich unter SRücfpc^t auf ^ufenborfö ÄenntniS ber fc^roebifc^en Slrc^iualien bereut, fo fc^nett in feine ßntlaffung gewilligt ju l^aben; man l^ötte gern i^n beftimmt, aud) noc^ bie Q^efc^ic^te @)uftaü ^bolf'd Don feiner @)eburt bi§ gu feiner Sanbung in ^eutfc^Ianb p befcftreiben; ^ufenborf aber lehnte biefen 9(ntrag ab wie fjaloifeau am 16./ 26. JJebruor 1687 berichtet, comme il ne trouve pas d'assez bons me- moires, sans quoy on ne peut pas faire une bonne liistoire. II meurt d'impatience de travailler a celle de V. A. E^e et me dit il y a deux jours qu'il esperoit que celle qu^il feroit seroit un monument qui ne seroit peut-estre pas tout indigne des grandes et belles actions dont la vie de V. A. E. est remplie. ^18 braftifd)en SBeweiS für ben Ärger, ben man in f(^Wfbifd)en toifen über ^ufenborf'8 JJortäiel^en empfanb, fü^rt fjalaifeau in feinem SBeric^t öom 28. (Bepitmbtx 1687 an, qu'il y en a eu un, qui n'a pas fait difficultö de dire, qu'il voudroit mieux l'empoissoner que de le laisser partir.

^Briefe ))on ^ufenborf. 23

7. 9ln Sftcd^cnbcrg. ©toä^olm, 31. Sluguft 16870-

^ä^ ^abt ettuaS lang innegel^alten mit meinem fc^reiben, 6(og n)et( id^ ge^offet, einmal tttoa^ gemiffeS t)on meinem bleiben ober Derreifen 5u fd^reiben, toeld^eS bod^ für bifemal^I nod^ nid^t erlangen fönnen, totil man ben ganjen fommer mit intriguiren confumiret. 3)enn ttjie 2R®$. öieHeid^t öorl^in befant, fo l^at unfere teute ge*» reuet, baß fie mid^ an ben S^urfürften ju überladen öerfprod^en, unb l^aben beSttjegen gefud^et i^re promesse ju d^icaniren. Mber ©eine ®^f. ®urd^t. [teilen fefte bei ber einmal gegebenen 5ßaroIe, muß ftd^ aber näd^ftfünftige mod^e au^meifen, maS ber entlid^e auSfd^Iag fein merbe. 3)er meifte öerjug ift l^erfommen öon beS fönig§ abwefen^eit, ber feit pfingften im reid^e l^erumgereift ift ju muftern unb nur bann nnb mann ein paar tage l^ier gen)efen, ba% man nichts berrid^ten fönnen. 9lber nun mirb er übermorgen l^ier fommen unb beftänbig t)erbleiben, ba bann bie fad^e mit emft fan getrieben werben. Sc^ i^abe ben aui^gang bloß ®otte l^eimgefteSt; beun man mir thtn \vo^ f)\tx folc^e conditiones geben ttjill, bie ben SSerlinifd^en faft gteid§

*) ©(^on auÄ bcm ^a^x 1684 liegen jtoci furjc ©ricf(^en ^ufcnborf« an 9ie4enberg auS ©tod^olm üor. il^ac^ bem erften Dom 12. ^pri( fuc^te €r bamald bie prima rudimenta qualiscunqne meae eruditionis jufammen unb bat bedl^alb SRec^enberg, i^m bad Scannen, boS er bei bem Jubiläum ber @c^ule in (Grimma 1650 uerfafete, unb baS bomalS gebrucft tourbe (ögl. fiorenj, Sericftt über bie ©c^ule QJrimmo unb bie S^belf eiern ©. 46), unb t)crfc^iebene ebenfalls in ®rimmo öon il^m ongefertigte SReben ju öerfci^affen; »in coUegio anthologico, fc^rteb er babei, ]§ie(t ic^ einmal eine oratio de Passaviensi transactione ober pace religiosa.c Qn bem jmeiten öriefc^en tom 7. SJ^oi 1684 melbet er: „^6^ reife nac^ ^irmont in ©ouerbrunnen, Don bannen ugc^ ^ollanb meine l^iftorie bruden ju (äffen''; er ^offte balb na(ö pfingften Q>a§^ 1684 auf ben 21. SRai fiel) in (Biaht einzutreffen; „fann gefc^el^en, bo^ idi auc^ ha^ e^rlic^e fieipjig mteber fel^e, toenn ic^ nur einen salvum conductum l^om l^ofe erlangen fann, bag ^Iberti mic^ nic^t in bie Inquisition jic^et." 9^oc^ im ?(uguft 1691 fc^rieb er in einem 93rief an S^ecftenberg: „3)er ^irmonter JBrunnen gab mir für 7 jähren nec^ft GJott baS leben, aber fefte er l^inju ^m. 3Ror^ofen ^ai er ben tob ge* geben. 3)er gute mann l^atte fc^on eine attaque uon ber ttjofferfuc^t gel^abt, bei tt)e(4er ber gebrauch bed fauerbrunneng ein furj enbe machet"; mirtlic^ ftarb 3Wor§of im 3uli 1691 auf ber SRücfreife öon ^^rmont in fiübecf; f. fiiliencron in ber ^lllg. 3)eutf(öen 93iograp§ie 22, 236. 3)a6 auf biefer 9fleife t>on 1684 $ufenborf in Hamburg $aul D. Sfuc^d fprac^ unb auc^ ^annoDer unb IPaffel befuc^te, jeigen unten 92r. 8. 14 unb 15.

24 St. SSarrcntropp,

fommen. 5ffur ^abt bie einbilbung, bog ic^ ju Scrlin mel^r occasion folte finben ctmoS guteS 5U t^un aK l^icr. @o ift mir oud^ öcr- brießlid^, baß invidonim artes meinen ©ruber gejnjungen al^ier ju quittiren ').

9K®^. geel^rtci^ Dorn 13. hujus l^abe mol^I erl^altcn ncbenft bcm recommanbirten fd^rcibcn öon ^. Dr. ©pencr, bem id^ bei ®elegcn= f)eit bitte, meinen gel^orfamen bienftm. grufe ju öermelben unb ju ejcufiren, bofe fein fc^reiben feinen effect fönne ^aben, weit ic^ noc^ nid^t in Berlin bin, l^ier ober für f olc^e leute ganj nid^tS ju t^un ift.,

^d) \)'öxt fel^r gerne, bofe meine §iftorie einen anbern interpretem befomme"). ®r muß fic^ nid^t eben fo presse an bie njorte l^olten^ ©enn er nur ben sensum rect)t trifft, unb folte ja mol^I in Ceipjig einen guten greunb geben, ber bie version mit bem originali con^s ferirt, el^e mon 5um 3)rucf fd^reitet. ©el^e fe^r gern, bog ba§ büc^Iin de habitu religionis etc. auf teutfd^ öertiret fei, fonberlic^ ba§ e^ unfere gnäbigfte Königin') lefen tann. 2Rit bem titet fe^e id& fein

») ejaiag ^ufenborf felbft fc^rieb am 30. 6eptcmber 1687 au« ^ori* an fRcc^enberg; in 6c^meben §abe man i^n bergcftalt traftirt, ba6 er un- möglich bleiben fönnte, unb ®raf SBengt (Djenftirn) l^ättc fclbft feinem ©ruber gcfagt, er tonne i^m nic^t öerbenfen, baß er nit^t bleiben woHe, unb eS bem. Äöntg öorau^gefagt, bafe eS fo ge^en mürbe. Qu biefem SBrief bemcrftc C£faia8> ^ufenborf, er §abe ju ber SRcife nad) ^ariS fic^ „füme^mblic^ barumb res fo(t)irt, bamit auf« neue feigen möchte, mte eS in ber melt j^uftönbe unb oi> man mic^ auc^ noc^ fennete", totvhe fid) aber nicf)t (ange aufhalten unb gegeu Gnbe Ottober loieber über Strasburg unb granffurt äurücf reifen. Sntereffant ift nun, ba6 nad) einem 93erid)t galaifeau'S Uom 28. September 1687 ber Äarbinal JJürftenberg bamalS ben SBerfuc^ machte, GfaiaS ^ufenborf für ben 3)ienft granfrcic^S ju gewinnen; galaifeau lieB i^m burc^ feinen 93ruber DorflcIIen, mie bebentüc^ eS für ifen fein würbe, auf folc^e SBorfd)Iägc ein« ^ugc^en; Samuel, ber mit galaifeau hierin cinocrftanben mar, glaubte aber nac^ bcffen ^Kittl^eilung aud) nic^t, bafe fein ©ruber bie§ t^un merbe, unb toirtlic^ ift biefer bann befanntlid) nic^t in franjöfijc^e, fonbern in bänifd)e *Dienfte getreten.

*) Gine beutft^e Überfcjjung ber fd)mebifd)en 6Jefd)ic^te öon So^aun 3oad)im "iWöfler u. Sommerfelb erfcftien 1688 bei (äJ(ebitfd) in ficipjig, bie X^omafiu« im September^eft feiner SKonatßft^rift @. 353 ff. eingef)enb unb anerfennenb befprac^.

») ^ebtüig eieonore, bie SBittme £arl ®uftaU8, eine ^rin^effin öon ^oIftein=ÖJottorp fprac^ au^brüdüc^ auc^ ben SBunjc^ au«, \>ai ^ufenborfd ®cf(^i(^te Äarl ÖJuftao'« „ju Stanbc fommen unb befonber« in bie S^od)^ Jeutfcöe Sprache überfeft werben möchte, bamit, meiln on manchen Crt Sie

Briefe Don $u(enboTf. 25

anber expedient, otö baß man \f)n ein tuenig parnpl^rafire, o^ngcfä^r: öon notur unb cigcnfc^aft ber d^riftlid^cn rcfigion unb firdjc in 0«== fe^cn be§ bürgerlichen lebend unb ftootö ober bcrglcic^cn. ®r \)eiit tüolgct^on, tücnn er bic dicta, fo ic^ bloß citirt, öott auSgefe^t l^ctte, tueil nid^t eben nllc, bic Icfen, ftraj bie Sibcl bei ber ^onb !^abcn unb noc^fc^Iagcn. S)ic prncfation ift anä) gut, baß fie mit öcrtiret merbe. 3d^ ^atte mir cingebilbct, baß niemanb unter ben ^roteftanten mere, ber nic^t derftönbe, tuaS prejubijj ba§ pabftum ber tüeltlic^en ftenbe t^ete: fonftcn tüerc mir leicht getuefen, felbige§ ettuaS meit- leufiger au^jufül^ren ; aber nun mag ic^ nic^t gerne baran fHrfen, fei benn, baß ein papift ettuaS barmiber ju fd^reiben fid^ mögen molte. Sd^ berne^me, baß $. ©ecfenborf gute§ sentiment bei biefem büc^Iin gehabt. SiS ift mir befto t)erbrießtic^er, baß ic^ mic^ mit il^m coHi' biren muß, aber ba ift er felbft fc^utb an, unb meiS ic^ nic^t quis malus genius bie leute an mic^ irritiret, ba fie boc^ gnugfame proben ^aben, baß noc^ feiner jum ritter an mir toorben unb l^offentlic^ aud^ nid^t toerben mirb, fo lange ic^ meine feber regen fann, unb mag Stiberti fo diel elenbe büc^er auswerfen al§ er mitt, foll er ant- mort genug befommen. 3^ ^öre auc^, baß Dr. ©c^mar^ ein fd^mälje- fc^rift roiber mid^ cbiren mill, bem ic^ fc^on pro merito begegnen foff. SBenn Dr. 9llbcrti meine fd^rift au§ ber i^igen Sranffurter 9Keffe lefen mirb, fotten i^m mol^t bie l^ummeln äiemlic^ im fopfe l^erumb frabbeln*). ©ie merben aud^ fc^en, mie i^ SSariHaö') ^abc

mit gewefen, @ie foIc^eS Icjcn unb eincS unb onberen firf) erinnern fönnten": [o bcmertt in ber beS^oIb an fie gend)teten Söibmung ber beutfc^en Uberfe^ung biejcS SBerfc« ^ufenborfS SBittioc.

*) Über ^ufenborf'S ©c^rift gegen ?(Iberti f. oben ©. 21, feinen Streit mit feinem alten geinb Sofua ©cftmarü unten ^. 11.

*) 5n§ 3wfo& h^^ jroeiten X^eil feiner oben ©. 19 ernannten (Siu* feitung öeröffentliditc ^ufenborf 1687 ben ^f^ac^ioeiS Uon 91 geilem, bic S^ariHaS in feiner Histoire de revolutions arriv^es dans l'Europe en inati^re de religion begangen. Über biefe unb aubere ^ublifationen üon SJ. unb bic öon SJumet u. 91. gegen i^n geiicbteten ©(^riften f. bie ^am* burgifc^c Bibliotheca historica cent. 4, 233 ff. 9luc^ ber tat^olifc^e l^eos logc ^uet, ber S5.'8 JJIeife unb SBelefentjett rüt)mte, biüigte nid)t la libertö quil ß'est donnöe de proposer ses idees pour des faits constants. Ce n'est pas 6crire rhistoire, c'est la composer et Tinventer. (Huetiana 49 ff.) S3gl. auc^ Seckendorf, Commentarius de Lutheranismo unb Gigas, Choix de la correspondance de Bayle an ben in ben Diegiftem s. v. SiarittaÄ aufgeführten ©tcflen unb unten 9?r. 14.

26 Ä. ajarrcntropp,

abgefertigt in nal^men bcr fd^rocbifd^en 9f ation. ffiegcn bcr ©nglifd^en

^at 3Wr. SBurnet i^mc ein probuct gegeben, ^c^ njeiS nid^t, mag

unfere beutfd^e ^roteftontcn mad^en, bog fie fid^ öon bem fallen granjofen fo impudenter infultiren loffen.

8. an 5ßaul öon gud^d»). ©reifgmalb, 19. ^annor 1688.

SBeiln ®uer ©jcell. \>ox öier idf)xen in Hamburg mir jucrft l^ofnung gemacht, bie e^re don ^f)xex E^urf. Surd^I. bienfte ju cr^ langen, aud^ baß cS fomeit bomit fonimen, om meiften cooperiret, njoburd^ id^ bie inöerfid^t') gefoffet, bero ^o^t^ patrocinium on bem l^ofe, ba unbefanb anlangen n)erbe, erfprieglid^ ju genießen : a(§ l^abe meine fc^ulbigteit erad^tet ®. ©jceH. gel^orfomft jn ^hinterbringen, baß id^ nunmehr bießeit ber @ee mit ben meinigen angefommen unb im merf bin e^ifter tage mid^ in SSerlin einjufinben, umb bon ^^xex E^urft. ®urd^t. in untertl^önigfeit ju bemel^men, n)a§ ©ie belieben mir aufjugeben unb fold^e^ nad^ bermi^gen in§ merf ju fteSen. SSJai^ für fd^mierigfeiten ic^ muffen überminben, el^e id^ permission erl^olten mic^ au3 @d^)Deben an i^ren ^off infomeit ju t)erfügen, unb mie man meine re^fe biß in bie unbequemfte jeit be§ jo^reS mit fleiß auf* gebogen, bamit felbige entließ ganft elubiret mürbe, mirb ber $. ©nöo^i galaifeau fonber jmeifel berid^tet l^aben"). SSJeld^eS alleS boc^ nidt)t alterircn fönnen bie begierbe, fo id^ trage bie öon ^^xex ß^urft. ®urc^I. gegen mid^ beclarirte gnabe burd§ Verlangte bienfte einiger« maßen abjuöerbienen, atö gegen bero perfon id^ jeber jeit große veneration getragen unb bero actiones unb conduite fo !^od^ aefti:= mirt, baß id^ geglaubet bie jeit beS lebeni^, fo mir nad^ ®otte^ gefaQen noc^ reftiren fan, nid^t rü^mlic^er emploiren ju fönnen, al3 menn

*) 3Bie $au( u. Swt^S au(ö fonft um bie ]^iftortfcf)e SBürbigung bc8 ©roßen Slfurfürften ft(^ bemühte, ermähnt 8alpiu8 in feiner SBiograp^ic @. 65; in i^r ift bie X^ätigfeit gcfc^ilbert, bie für bie öon ^ufenborf öertretcnen Slnfc^auungcn gerabc in beffcn le^tem Qal^rjcnt guc^g entfaltet §at. S^hir infolge eineS SScrfctien^ ift m. (S. ftatt feiner 3Kcinber§ In einem ©c^rctben bi^ QJroßcn Shirfüvften an galaifeau öom 17. gcbruar 1686 al8 berjenigc 9lat§ bejcic^net, bcr in ^omburg mit ^ufcnborf über beffen Eintritt in branbenburgifcfte $)icnfte gefproc^cn §abc.

*) 3n ber jwciten SRcbaftion biefeS 93ricf«, bie ^ufenborf am 21. Qanuar ebenfalls eigen^önbig nieberfc^rieb unb bie ic^ im folgenben mit B be^eic^ne, ift biefcr erfte ©a^ türjer gefafet.

») @. oben e. 22.

SBricfe öon ^ufeuborf. 27

ic^ jene burc^ meine fcber ber nac^tüelt nid^t unöerftänbig borftellen fönte. 3n welchem üorfo^ ic^ mit impatience e^Ie ©einer ß^urfl. !J)urc^I. untert^änigft aufjumarten. ^ehoä^ tueil burc^ bte ret)fe über bie @ee in bem folten metter meine liebfte, fo ol^ne bem Don ^(t^rD'dä)^ lieber complejion *), öon berbrießlic^en cat^arren befallen njorben, meiere }u corrigiren einiger tage ru^e Don nöt^en ift: al^ mtrb e^ ^offentlid^ nic^t übel genommen werben, menn ic^ fte lieber e^Ii^e luenige tage langfomer gefunb, atö zeitiger mit unpaglid^feit nod^ Serlin ju bringen fuc^e.

Snmittelft tan ®. ®jceH. in öertrauen ju hinterbringen nid^t unterlaffen, meld^er geftalt ic^ bei) meiner anfunft 5U ©tralfunb bon guten greunben qu§ ißeipjig unb SBittenberg briefe dor mir gefunben, bie mid^ marnen meine reljfe nac^ Serlin fortjufefeen, oK njofelbften ein übel tractament für mic^ bereitet roere. Unb jmar fo berichtet ber Qu§ SBittenberg, baß in convivio publice, qI§ man \f)n gefragt, ob ic^ nad^ SBerlin !ommen mürbe, unb er foIc^e§ öeme^net, mei( 3. Sönigt aRaj. mid§ nid^t bimittiren mürbe, ein profeffor bafelbft barauf gefagt, ba§ mere fein groß glüdt, er mere nod^ dorgeftem atö ben 17. Cctober }u $otftam geroefen unb mußte, ma§ man il^m jugebad^t: mere er bortl^in fommen, mürbe i^m übel ergangen fet)n*). 3)er au§ Scipjig berichtet, baß fc^on für einem f)alben jal^re borten ein gerüd^te gemefen, baß man mid^ gefänglich ^infe^en mürbe. SBelc^e') ©riefe, mo ol^ne ber guten freunbe nac^tl^eit gefct)e^en fan, idt) auf begel^ren aljeit üor^eigen merbe. 3)iefe§ üorgeben nun ift mir jmar fo abfurb uorfommen, baß ic^ onfang§ öorl^atte gegen feinen menfc^en jemal^tö ein mort badon ju gebenfen, aK melc^eS fo gar mit ber melt« befanten generofttät3]^rer®f)urf(.3)urc^(. fic^ nic^t reimet unb dielleid^t t)on einigen mir gel^äffigen fan erbic^tet fe^n unb meinen freunben für- gefc^mä^t, baß menn fte mir ju miffen tl^eten ic^ in meiner re^fe turbirt*) mürbe; jumaf)I ba ic^ mid^ nid^t ju erinnern mei§, baß in meinen fd^rifften einiger meife 3^^^ Sf)urfl. 5)urc^I. touc^irt, aud^ of)ne bem, mann man beffen ^erm, bem man bienet, fentimentc mit

») 3)iefcr SRcIatiöfQ^ fc^It in B.

*) 3n B: er »ere bcn 17. Dftober närfjftdermic^en in^otSbom gcrocjen unb bafelbft Demommen, rooS man mir jugebac^t ^atte: unb toürbe mir übel gongen fein.

*) 3)er folgcnbe ©a^ fel§It in B.

♦) 3^^ B : id) in meiner rc^fe geirrt mürbe ober mic^ burtft ungcgrünbctc furcht proftituircn möchte.

28 Ä. SSorrcntropp,

feiner feber ejprimiret, foIc^eS bem fcribcuten nid^t teljgenieffen fan merbcn, al^ bcr beffen lieb finget, bcffen brobt er iffet; id^*) cixid) in historia Caroli Gustavi folc^c moberalion gebroud^ct, boß ^. galaifeou, ben ic^ baS manuscriptum oon anfong ju en.ben lefcn laffen, nichts barroiber 511 fagen geraupt*). 3"i^cni bie fo honorifique üocation mir öielme^r an S. ß^urf. S^urc^I. I^ofc aKe gnabe 5U l)offen, oI§ etroaS mibrigcS befal^ren üerfid^erung giebt. @o ba§ bie geringfte apparance ift, ta^ folc^e binge öon 3- C£f)urf. 5)urc^I. ober bero ^of if)ren urfprung Ijaben fönnen. ®Ieic^mot)t ^nbe biefe mar- nung nic^t gar o^ne reffeyion motten öorbel) gef)en (äffen, mei( icf) mei§, baß fo mof)! am Sfotjferlic^en a{§ Sl^nrfäd)fifc^en $ofe öiel geinbe ^abe, meil ic^ in meiner Sc^mebifd^en ^iftorie bei)berfeit-5 conduite unb actiories o^ne etma» ju deguisiren^) alfo öorgeftcüct, loie bie acta archivi regii mir an !^anb gegeben unb eine§ historici omt ift, ber fo menig don atten lenten gloriose fc!)reiben fan, al§

0 3)ie folgcnben SBorte biefeö Sat^eS fehlen in B. ^ier fafjvt ^ufenbovf fort: ^2lucf) bie honorifique vocation mid) adeö guteS borten ^u enoartcn t)erfid)ert, juma]^! Seine Äi5nigl. ^Woj. mein Qllevgnäbigfter ilönig unb S^tw eine fonbcrbore 5reunbjd)aft gegen 8. G^urf. l^uic^I. ju contestiren micö fc^cndroeife auf eine be^aglicfte jeit ju einer fo farorablen arbeit bort()in j^ie^en (äffen »ollen. @o ba^ e^ moraliter unmöglid) fd)eint, hai biefeS bruit Don @. S^urf. ^urd)I, ober bero I)of feinen urfprung fönne genommen Öaben. Sebocft bin nac^ma^lS auf bie gebanfen geraf^en, man muffe eine fot^ane ?Bamung nid)t gan^ in minb id)Iagen, nid)t allein »eil fie üon öcr- fd)icbenen orten einlauft unb ju 3Bittenberg in grofjcr compagnie mit fold)en Umbftänben debitirt »erben, fonbern aud) »eil icft »eiö . . u. f. ». »te oben.

*) Giner 9lnregung t>on galaifeau entfpred)enb, ^atte ber Äurfürft burd) biefen im JJ^bruar 1G86 ^ufenborf fagen laffen, er vertraue, ba^ er »erbe in feinem 93ud) über Äarl ö)uftaö „nid)t§ choquantes ober ir- raißonables »iber Un«5 ober llnfer§ (Sfturf. .'paufeS Interesse mit eins mifd)cn »erbe"; galaifeau berid)tete am 10. ^i\\% nod) e^e er biefen 5luf* trag ftattc au§rid)ten fÖnnen, »ie fe^r ^ufenborf ben Äurfürften oere^re unb »0^1 geneigt fei, in feine 5)ienfte ^u treten : ba§ 2Jianuffript feiner ®efd)id)te Äarl ©uftaö'd biö 1G58 \)abt er i^m mitgetl)eilt. 3m September 1687 fd)rieb er bann: Jai lu la vie de Charles Gustave qu'il a faite et qui n'est pas encore imprim^e. Et s'il ecrit celle de V. A. E. comme Celle la est ecrite et que je suis sur qu'il fera et encore mieux s'il est possible, je garantis ä V. A. E., qu'Elle en sera tres satisfaite.

') unb einen fenf barüber jn machen B.

SSricfc öon ^ufenborf. 29

aflcr menfd^cn actiones mit bcn regeln bcr fhigl^eit unb tugenb über= eiuftimmcn *)• Snniagen benn gemife, bog man fic^ on ffialjfcrlic^em I)ofe bet) 3. ffiönigl SKaift. ju ©d^mebcn über mic^ befc^roeren iPoHen, meld^c^ 16) beforgc, fe^ beSroegen unterloffen ober mir nic^t com^ municiret njorben, tüeil man gemeint, man fönte in ©entfc^Ionb mit größerem nac^brucf gegen mic^ agiren. ffiieroo^I nnn 3^rcr G^urfl. Surc^I. generofitet nimmer julaffen ioirb, baß mir on bero ()ofe don jemonben einig le^b jugefüget merbe, jumo^t ©eine S^önigl. aJJajt. au§ greunbfc^aft gegen ©. S^urf. S)urc|l. mic^ nur leljnSroeife auf eine bel^agUc^e 5eit überlaffen: fo Ijabt hoi) nic^t für unnötl^ig be- funben ®. Gycell. hiermit folc^e^ im bertrauen ju erfennen ju geben, mit ge^orfamfter bitte bie gütigfeit ju ^oben unb mir ju eröfnen, ob etxüa bergleidjen mir nachteilig anfuc^en Uon jemanben an i^rem !^ofe fe^ getf)on n?orben, morou§ obberü^rte§ bruit fernen urfprung möge genommen ^oben, unb nad^ bero Ijo^en prudence mir on l^anb geben, ob Sie nic^t für onftönbig unb rat^fam Ijolten, bafe bei @. S^urfl. 5)urc^I. ic^ umb eine fd^riftlic^e eauvegarde anl^olte, moburc^ id^ in§ fünftige bero mftd^tigen fd^u^e§ njiber bergleic^en attentata meiner feinbe möd^te geftd^crt leben. Bufnö^^^n ^ fc^C/ baß ber bon ©ecten^: borf, e^e er bie refutotion be§ Sefuiten SWaimburg njoHen domel^men, bon ©. ß^urf. ®urd^l. ju ©od^fen fid^ ein expresses protectional geben laffen, ba id^ bod^ in meinen fc^rifften bem ^abftumb öiel fd)ärffer oK er ouf bie ^aut gegriffen ju ^aben öermeine, aud^ roa^ felbige leute im fd^ilbe fül^ren, niemanb unbefanbt ift. S33ie nun 6. ©fceff. biefe für meine unb ber meinigen mo^Ifart öert) öffentlich nid^t irraisonable öorforge in gunften öermerfen »erben, alfo bitte gc()orfamft bero antwort mid^ ju roürbigen unb folc^e mid§ in Stettin finben ju laffen, mo^in tc^ mid^ in menig togen begeben werbe, unb nac^ bero erl^oltung fofort noc^ Serlin öoHenbg bie re^fe fortfejjen;

*) 3n B. fc^rieb ^ufenbcrf: unb eS officium historici erforbert. 9Inge{e:^en benn geioiö m\^, bofe man mid) mcgen aHju bün*er loa^r^eit Dom fo^fetlidjen :^off aud bei Seiner j^önigl. ^Wojt. uerflagen toollen. 5SciI über felbige aufläge crpten blieben ober mir in ©c^roeben nic^t com municiret iDorben, mug ic^ mut^magen, man t)abe üielleid)t foId)e moden auf((^ieben, biB id) in Scutfd^Ianb unb aufecr 6c^mebifct)em gebiet te^mc, als ba man mit mcl&rcrem nac^brud loibcr mic^ agiren fönte. SSieioo^l nun ©. G^urf. 3)c^l. ^o^cit unb generofitet nimmer gulaffen fann, ba6 öon bero ^ofe mir einig Ici)b gugefüget luerbe: fo l^abe boc^ nic^t für unnöt^ig gegolten ©. Gjc. u. f. w. lüie oben.

30 5t. SBarrcntrap^,

ba ic^ für allen bingcn Verlange ba§ glüd ju l^abcn, ©. E^urfl. S)urc^I. in tiefftcr untertl^änigleit oufjumarten, ®. SjccHencc aber mic^ bar« jufteHcn al§ @. ®. gcl^orfamftcr biener (Samuel ö. $Pufenborf mp.

9. an J]^omafiu§. »erlin, 19. Suni 1688.

S)effen geel^rte§ bom 8. 3}uni nebenft bem Jeutfc^en ^ßro- gramma*) i^abe id^ erl^olten unb bebanfe mid^ fe^r für beffen ©oin^ munication. 3ft mir auc^ lieb, bafe äR®§. feine reife nad^ S^^(^) tDo\)l abgeleget. Silbe mir ein, bag 3W®$. biefe örtcr gegen Seipjig nid^t gefallen. S)a§ ^rogramma gefeit mir fonften (?) fe^r n?o^I, unb njirb 9K®$. fid^ tüo^i meriliren, menn er bie barin bejignirten ma^ terien mirb aufarbeiten, njeld^e^ aber auf einnml^I nic^t mol^I ge* fd^ef)en fann, fonbem bie gleidtjfam noc^ raul^e materien muß burc^ öiel troctiren gefc^meibig merben, biß man etma§ red^t§ barauß for- miren föunen. ®§ ^at auc^ 3W®^. mol^I getrau, ba% er eS Jeutfd^ gemad^t. S)enn fo ift bei !^ofe angenel^mer, aimo 3R®$. feinen unterhalt fuc^en muß. Unb t^ut 2R®$. am beften baran, er laffc bie prebiger nur rafen unb feiere fid^ an fie nic^t unb laffen nur 5ßfeiffern') pfeifen tiliis dextriß et ßinistris. ©ie proftituiren fid^ nur felbft bamit. ?tljeit jammert mid§ beS 5ßfeiffer§, ben fonften el^er für ein fleutiften al§ fo fd^Ied^ten farfpfeiffer angefe^en l^abe. Sd^ finbe gleid^fe^r 9Wat^. 25 nic^t diel baöon, baß man am jüngften 2:age fic^ diel um bie logic befümmem werbe.

3W®§. mirb bergeben, baß ic^ mic^ unterfte^e etma§ njenigeö babei ju erinnern, roelc^eö nic^t gef^iel^t 3R®§. ju corrigiren, fonber anlaß ju geben, ber fad^en meiter nad^jubenten. 9R®$. preferirt

*) ?lu8 ben fpätcrcn 93emerfungen ^ufenborf'S in bicfem ©rief ergibt fid), ba6 i^m S^^omofiuS bamal§ fein Programm „öon bcnen aJiängeln ber 5lriftotcIifc^en @t§ic unb öon anbern ha^ Jus Publicum bctrcffenben ©ad^cn" überfanbte, baS er 1688 gegen Oftem publicirtc unb 1701 in feinen kleinen S^eutfc^en ©(ftrifften ©. 71 ff. toieber abbruden ließ.

•) Über bie ©treitigteitcn beS ficipäiger 2;§eo(ogen 5(uguft Pfeifer mit X^omafiuS f. fiubcn, 2;§omafiug ©. 102 ff. 3n einem fpäteren 93rief(ften an X^omafiu« Dom 11. STuguft 1688 fc^veibt ^ufenborf über Pfeifer: „3d) ]§örc, Dr. Pfeifer laffc ficft fe:^r luftig §örcn. 3J^u6 ein n)unbcrlicf)er ^eiliger fein. 3)a burtöge^enb^ ein unterfc^icb gemadit ift unter guten unb böfen pricftent, fo miH er felbft par force unter ben böfen fein. Sit ergo ut placet. Me quidem non tangit aut angit, er mag fo Oie( f(^mä^en ald er mü."

JBriefc öon ^ufenborf. 31

sectam eclecticam allen anbcm in bcr 5ß^iIofopl^ie unb bin ic^ aud^ in bcr fectc gcmefcn. Slllcin fic ift nic^t bic beftc an fic^ fclbft, fonbem mo man bic scientiam noc^ nic^t au§ rechten prin- cipüs demonstrative bebucirt l^at. SBo biefc§ gefd^el^en, ^at fie feinen plaft me^r v. g. in geometria, unb bräd^te man bie moralem philosophiam unb physicam 5U redeten scientien, l^örte f eibige eclectica be^alb auc^ auf. Über Arißtotelis ethica unb undecim numero virtutum i)abt id) mic^ bielma^I mit $. Weigelio ju S^na luftig gemac^et, meil man aber gleid^fel^r Aristotelem für ein groß ingenium muß pafftren laffen, f)abt id) barauf mebitirt, ob man i^m nidtjt l^elfen fönte, unb bin enblic^, bo ic^ be§ Piatonis unb feine fc^rifften genau angefel^en, auf fold^e ©ebanfen gcrat^cn, bie ic^ in einem tractat de Politica Graecanica*) dorftetten mottte, nad^bem ic^ mein merf de jure natnrae et gentium ju ßunb^ abfolbiret f)Qiit, Xüo mid^ bie calumniatores (?) bauen abgespalten, auc^ id^ feit^er feine lengere jeit fotd^eS auSjufül^ren finben fönnen. Sie gebaufen aber gingen ba l^inau^. SBcnn man Piatonis libros de re publica et legibus betrad^tet l^at, fo befinbet fic^, baß er erft gef^äftig ift civitatem ju formtreu unb einjurid^ten: quo facto accomobirt er ^ernac^ feine leges ober praecepta vivendi pro civi- bus nac^ felbiger forma civitatis, fo baß nac^ Piatonis methodo politica prior est ethica et haec ab iUa dependet. ©bcnfo öer^ ^elt fic^§ mit Aristo tele, beffen phDosophiam moralem, mo mau au^ grunb derfte^en mitt, man a politicis anfangen muß, barin er naturam civitatis me^r unb distinctius au^fül^ret ate ^lato, ber nur circa idealem formam civitatum gefc^äftig ift. 9lriftote(e§ aber ge^t mel^r auf civitates, mie fie actu conftituiret befunben merben. ®§ befinbet ftc^ aber fomo^l bei Aristotele aK allen Graecis, baß fie i^re democratias für bie befte art don republiquen galten unb banad^ aud^ il^re moral einrichten, mie benn auc^ (£icero in libris de officiis ftet§ formam reipublicae Romanae für äugen

*) ?(u(6 in ber Sßorrebc gu bcr jmeiten §(u8gabc feinet 93uc^c8 de jure natiirae et gentium öugertc $ufenborf: Multos ante annos meditabar commentarium de Politica Graecanica, sed quem alia necessaria magis hactenus intercepere. In eo recensere institueram dogmata politica a Graecis scriptoribus, cumprimis Piatone et Aristotele tradita, quae deineeps sese in autores Romanos ac hujus quoque saeculi scholas scriptoresque difhidere: e quibus non pauca absurda et erronea alia turbas ac convulsiones civitatum parere apta inveniuntur.

32 JT. SJarrentraj)|),

gel^abt. SBcnn man nun bicfc§ pro hypothesi nimmt, fo fonn man de ordine et numero virtutum Aristotelicarum jiemlic^ gute raison geben, ne^mlic^ mcnn man fupponiret, mie gefügt, bo§ 3lri= ftoteleö in feiner St^ic f)aht melius (?) officia civis in aliqua democratia Graecanica bociren moHen. S" folc^cn civitatibus finb bie t)orne!jmften biejenigen, fo 5ßIato custodes civitatis nennet, bereu amt mar armis tueri civitatem. ®arau§ ju erfe^en, marumb fortitudo unter beu tugenben Dom an ftef)et. S)iefe bürger moltc 5ßIato, baß fie {^ufammen fpeifen fotten, unb deputirte biefen ter- tiam partem redituum civitatis. Ergo temperantia illis com- mendanda fuit, baß fie nid^t ber ftabt einfunftc aKe auffroßen ober fid^ inter pocula bei ben !jareu friegten. ©o ift aud^ befanbt, baß in ben griec^ifdtjen ftäbten bie rcidtjften bürger mußten auf i^re unfoften sacrificia au^ric^ten, ludos galten, galeereu au§rüften unb bergleic^en. gab noc^ Heinere bepcnfen. Sr leierte civibus (?) magnificentiam et liberalitatem, mie man ftc^ fo njol^l bei großen ausgaben al§ bei mittelmäßigen »erhalten folte. Sei allen bemo- cratien giebt auc^ honores, magnos et modicos, bie man beim bolte ambiren muß. Ergo er (?) meifet magnanimitatem et mo- destiam, n)ie man fid^ beß^alb galten fott. S8 mar auc^ in biefen rcpubliquen commune onus civum primariorum (?), baß fie mußten ric^ter fein; biefen mirb i^r officium in virtute justitiae angemiefen. S)er übrigen virtutum Aristotelicarum raifon muß man ^cr Debuciren a genio Graecae nationis. 5)ie Graeci maren iracundi, conöerfibel unb railleurs, ergo mußten fie aud^ beß^alb i()re virtutem in ad)t nehmen. @o ift aud^ bo§ summum bonum Aristotelicum nid^t^ anbcrS aU t>ü^ ein bürger, ber in vita per- fecta, ba§ ift in einer Graeca bene conftituirten democratia lebet, allen obbefagten officiis eine genüge t^ut, unb üon feinem ^ö^ern fine n)ci§ er. SBenn 2R(S^. biefc gebauten nid^t irraifonabel üor- fommcn, fo möd^te ic^ münfd^cn, ta^ 9K®§. bie mul^c nehmen motte unb Platonem unb Aristotelem ein roenig felbft burc{)Iaufen motte unb nac^ befinbung biefe hypothesis ctmo§ meiter au§fü()ren ent- mcber burc^ eine bi^putation ober in einer monatlichen relatiou. Unb bomit fi^nte man fclbiger moral auf cinnm^l bie fel)le ah- fd)neiben, al§ bie nur particuliere (?) ift unb auf gemiffe formam civitatis eigentlid^ eingerichtet. SBir aber fud)en ethicam univer- salem. 9)^®^. laffe mir hierüber feine gebauten miberumb öer* nel)men.

»riefe öon ^ufenborf. 83

Die hypothesis Monzambanea de feudis oblatis*) ift fo be^ fc^affen, baß man nugcr berfelbcn unmöglich phenomena status Germanici falöiren fon, unb fel^Iet nur baron, baß man ex historia iUorum temporum, bn stirps Carolina übern Raufen ging, einige testimonia fiJntc beibringen.

SBer ^. Sfc^im^aufen') fei, ift mir ganj nic^t berougt, ^nbe öor biedern and) feinen namen nic^t gel^ört nod^ fein buc^ gefe^en. SRog aber mol^I fein, ba§ er meinen bruber in ©nglanb gefannt. 3)?Qn mu§ i^m inascule (?) begegnen unb meifen, baß er el^rtid^en leuten nic^t t>on prügeln fogen fott. ^abe aber leine jeit mid^ in felbiger controvers (?) ju informiren, roeil Fridericus Wilhelmus mir nid^tö mcl^r übrig loffet al§ 5eit ju effen unb ju fd^Iafen.

Spinosam') l^abe ic^ gefannt, ber mar ein leid^tfertiger bogel, deorum hominumque irrisor unb ^aitt ba§ novum Testamentum unb Alcoran in einen banb jufammen gebunben. ^d) finbe auc^ nichts fubtileö bei i^m, ift aber fc^on ber mul^e mert^, bafe man i^n funditus beftruire. SBenn mic^ bie Alberini unöe^irt moHten laffen, ^ette ic^ öor horas subcisivas auf eine mebitation ju legen don bem Ueniünftigen ®otte§bienft ber ©l^riften, ber fomo^l miber bie at^eifterei ginge al§ miber ba§ unnü^e gejänfe ber proteftirenben unter einanber, bamit ber melt ermeifen fönte, baß ic^ fo öiel forge gehabt pro vera pietate atö bie fc^roarjmäntel*).

*) 9ür biefc in § 4 beÄ 3. 5lapiteI8 öon ^ongambano Vertretene ?(n* fic^t, ^atte fic^ 1687 2^^omaftug in einer eigenen S)iffertation de feudis oblatis ertlärt, bie bann unter feinen Dissertationes juridicae p. 801 ff. abgebrucft ift; f. bagcgen JBrefelau'^ Slnmcrtung ju feiner flberfejung bcS ^ongambono 6. 58 unb Saftroro, Seitfc^r. f. preu6ifct)c QJefc^i(^tc 19, 345 ff.

«) 3m ^ärj^eft feiner 5Wonatfc^rift §atte Sbomaftud [xdj gegen Xfc^im» ^aufen'S Medicina mentis gemanbt; befjen ©egenbemerfungen unb feine iirtüiberung barauf öeröffentlic^te er bann im iJuni^eft @. 746 ff. SSgt. fiuben, ^t^omofm« @. 66 ff. ; ^inric^« 3, 260 ff. 2Bie ^ufenborf, noc^bcm er me^r über Xfc^irn^aufen erfahren ^atte, eine $lu§{ö^nung gmifd)en t§m unb X^omafiuS münfdite, jeigen feine fpäteren 93riefe an SRec^enberg.

•) 3n feinem Programm l^atte S^omafiuS feine ?lbfic^t angefünbigt, bie Sugenb auf ba^ &\\i aufmevtfam p machen, ha^ in Spino^a'^ 6c^iiften entbaltcn fei, bie „bei unS in 2!eutfc^Ianb aufeer bem Tractatu Theologico- Politico eben fo befannt biel^ero nicbt gen>efen, ani^o anfangen aKmci^Iic^ fic^ einiufd)Ieic^en".

*) ^ier ermähnt ^ufenborf, foroeit ic^ fe§e, gum erften ^al bcn ^(an, ben er bann in bem erft nacft feinem 2ob 1695 Dcröffentlic^ten jus feciale Ausführte. Sgl. unten 9?r. 17 unb 19.

«inocift^ SeitfAtift 9t. 9. »b. XXXIV. 3

34 ^. SSarrentro^}),

10. 91 n %^oma\in^. Scriin, 16. Dftobcr 1688.

3)anft für ZJd ©riefe t>om 7. u. 10. unb bie beigefügten fachen unb „\o öiele erttjeifung ber fonberbaren affcction gegen meine perfon . . unb njerbe, toa^ 9K®$. bon ^alle gebenft, ad notam nehmen: n)iemo]^I id^ glaube, bag man bei entftel^enbem i^igem un- ttjefen an neue academias literarias aufjurid^ten fo fil nid^t ge* beulen werbe, bii^ man fielet, tt)ie fid^ mit bem Wege geben wirb. Sefennc fünften, bag aK®§. ein l^aufen leute öon ßeipjig abjie^en folte.'' 9iac^ einigen anberen Semerfungen über literarifc^e Streitig- feiten fä^rt er fort: SBa§ fonften 9R®§. bon §. Karpäob») gcbenft, fommt mir fe^r probabel öor, weil er im gefid^t mir wag bucf«^ mäuferifc^ borfam, aud^ feinet bniberS cenfur mit fo fo^Ier ent« fd^ulbigung bemönteln wolte: er l^ette be§ $ßfonner§ ^ßoSquiH*) nic^t gelefen. ^eifeet ba§ cenfiren, wenn man feinen nal^men unter eine scarteke fefeet, bie mon nid^t gelefen? ®r meinte auc^, Sllberti were ein frommer gotfürd^tiger mann unb man folte billig ben eigen- finnigen Theologis etwaS nad^geben; fo were and) geföl^rlid^ in fold^em ^a^ unb wiberwiHen bol^injuleben. 3d^ antwortete il^m au^ Virgilio'): Capiti cane talia demens Dardanio. ®g Were eine fd^öne fac^e, wenn man fid^ beSwegen nid^t berantworten folte, weil ber calumniante einen langen mantet tregt.

SBa§ aK®§. bon ßeti gefc^rieben*), ift fe^r wol^I getrau, ©in jebweber alliier l^elt il^n für einen l^auptföd^lic^en bärenööuter, unb

*) Über 3o^. 93enebict ßarp^ob II unb feinen ©ruber Samuel 99cnebict f. SBagenmann in ber $(0g. ^eutfc^en ©iograp^ie 4, 21 f. 25 f. unb bie t)on i^m ^icr öerjeic^ncte iiiteratur. S^nlic^ äufeertc ^ufenborf ficft über ©Qrpjoü'S Gcnfur unb bie i^m bon Sllberti gemachten SSorioürfe, unter ^inroeiS auf bie ouc^ unten citirtc ©teile ou8 2^acitu8, fdjon in einem ©rief an 9?ed^enbcrg öom 2. Dftober. „?lflcin, bcmerfte er ^ier, on biefe nanenSpoffen ju ges benfen folten und billig abgalten bie i^igen Seiten, bie für ^eut{c^lanb fo gefä^rlic^ ausfeilen, olS in langer jeit einige geiuefen fein. ®ott lofje bed prinjcn bon pranien dessein ouf ©nglanb wol^l reujfiren, fo ift ftaupt* föc^licft gut pro libertate publica et rebus Protestantium".

«) $ßgl. unten 9?r. 12.

») Aeneis 11, 399.

*) 3m September^ft beg 3a§rgonge§ 1688 feiner SKonatSidjrift hiti* firte 2:^omafiug ©. 319—382 fc^arf ficti'^ Abr^g^ de l'histoire de la maison de Brandebourg, bereu lobrebnerijrf)en d^araftev auc^ SRanfe (@. «B. 24, 73) ^crbor^ebt. 5Bgl. über bie onberen SBerfe bicfcS SSielfc^reiber*

©riefe öon ^ufenborf. 35

liefe ber ^oc^felige K^urfürft i^m 500 SRtl^Ir. geben unb onbeuten, bofe er bQ§ buc^ nic^t fotte brucfen laffen; aber ber miserable flatteur \)at bod^ brudfen laffen unb roie ic^ ^örc über 500 exemplaria nad) Italien gefc^idt, baß bie Italiener urfac^ l^oben fid^ über uniJ ju mocquiren, ttjeit fo öiel tl^orl^eiten atö jeilen brinncn finb. 9K®^. ^ot nid^t obferbirt, mo§ er bon ber citabeHe ju Sertin fd^reibt, ba boc^ fo biel citabette al^ier ift afö ju ©tecfeni^ (?). Sllberti ^at noi) gering (?) befommen für ben langen frifeen, ttjiemo^I öerbriefelic^ ift, baß mon einem folc^en fc^ercnfc^Icifer bon biefen fad^en foH raifon geben unb fan ic^ nod^ nid^t begreifen, mol^er er eigentlich onlafe genommen fein löfc^^om ju rümpfen. 3)enn 1) ift eS iDO^I eine fad^e, fo njert^ ift in ber historie berührt ju merben, bafe mon einem fo berühmten ©eneral ben budfel bott me^etage ge=: f erlagen. 2) ©inb im beutfc^en friege öerfd^iebene pcrfonen, beren eigentlichen rechten namen man nic^t n)ei§ unb bie nur mit i^rem gleid^fam uned^ten junomen befant finb, olS bo ujar ber btinbe SJoIentin, SRittmeifter S^immemüc^tem, ber Dberfte Se^gott unb ffie^rouS, beren eigentlid^en namen ic^ niemals erfe^cn fönnen unb alfo biefc vocabula militaria ^aben braud^en muffen. 3) ©o muß 2tlber. roo^I bie paffage beim Tacito 1. I annal. *) nic^t gelefen l^aben: et centurio Lucilius interficitur , cui militaribus facetiis vocabulum ,Cedo alteram* indiderant, quia fracta vite in tergo militifl alteram clara voce ac rursus alteram poscebat.

3K®§. neu buc^ de prudentia cogitandi et ratiocinandi')

bie ©amburgiftfie BibUotheca bist cent. 6, 132 ff., JRanfc, @. 28. 39, 59 unb ©igaS, Corresp. de Bayle an ben im SRegifter s. v. ßeti oufgefü^rten Stellen; über feine ©ranbenburgifc^e &e\(i)\(ijit unb i^re ^ufna^me bei bem (Örofeen ^rfürften namentlich (£. fjijc^er in ber gcitfc^rift für preugilc^e ©efc^ic^te 15, 427 ff., beffen 3Jiitt^eiIungen gerabe burc^ ^ßufenborf'S obige &Bcning in intereffanter SBeife ergänzt unb beleuchtet merben. 2ln feine ^tif ßeti'ä fnüpfte bonn X^omafiuä o. a. D. ©. 358 ff. eine SSert^eibigung öon ^ufenboif § fdjwebifc^er ®ef(^i(^te gegen bie SSorroürfe eineä „öorne^men SRannS'', eben SUberti'S an, unb l^terauf bejie^en fic^ ^ufenborf'g Semerfungen in bem jmeiten Steile bed folgenben ^bja^e^.

') Ann. 1. I, c. 23.

*) 1688 erfc^icn ^u fieipjig: Chr. Thomasi introductio ad philoso- phiam aulicam seu lineae primae libri de prudentia cogitandi et ratiocinandi, ubi ostenditur media inter praejudicia Cartesianorum et ineptias Peripateticorum veritatem inveniendi via. ^ud^ in ber mir

3*

86 ^. SBarrentropp,

ftc^et mir fe^r lüo^I an unb ift mo^I get^an, bag 3K®§. e^ aB lineas primas motten Qu§gcben, beim ein jo neu merf jum toenigften quoad dispositionem et modum tradendo fnnn man unmöglid^ aufs erfte mal^l ju öottcr perfection bringen, unb mirb 2R®§. ex lectione recentium (?), auc^ au§ bem loaS fottjol^t freunbc alö feinbc meinen werben gnugfam anla§ befommen foId^eS in pcrfection ju bringen, mic bcnn auc^ an mciften orten etroaS meitleuftiger unb beutli^er auSgefül^ret mu§ »erben, ttjeil fonften ben jungen leutcn, fo 3K®§. nid^t gehöret ober in biefcn materien öerfirt finb, an einigen orten coneis (?) ober obseur öorfommcn roirb. SRcine jeit leibet nid^t, tt)ie gern id^ roolte, etroa^ jur ittuftration biefeS galanten scriptum ju conferiren. SRur erinnere mit einem mortc für biefeS mal, ob 3)J®$. ad cap. VIII § 4 beliebte ju conferiren, Wag §. SBeigeKuS üon ber bcmonftration gefc^rieben fomo^I in einem abfonberlid^en tractat in 4^<^, fo für etlichen 20 jal^ren l^erauS^ fommen, aU er maS baoon in feiner sphaerica Euclidea metbet, roctc^eS mid^ öor biefem fe^r contentiret.

SBa§ SR®^. in feinem programmate de defectibus juris- pnidentiae Romanae melbet, ift l^auptfäc^Iic^ gut unb tt)erc ju lüünfc^en, bafe man bic alte biScipIin einmal fönte in formam artis rebigiren. 3^ f)abe öor biefem $. SlilpiS *) meine gebanfen hierüber cntbedfet, fo ba^in gingen, ba§ man in ben Institut, unb Pandectis eine feparation anftetten folte bergeftatt, ba§ man juerft atteS, mad ad disciplinam juris universalis s. naturalis gel^ört, baöon unb JU biefer biöctplin t^ete, aug ben politicis aber orbentlic^ eine disciplinam juris seu fori Romani formirte, fo würbe man ba fe^en, lüie mager ba§ jus RomanunS ut tale fein mürbe unb mie menig baSjenige mere, baS babon ad nostra fora (?) fönte applicirct merben, l^ingegen ba§ ba§ erfte gelten mufte, nid^t meil in be§

borliegenben fpätercn ?(u^gabe ber Einleitung jur ©ofpl^ilofop^ie finbe i^ im § 4 öon Äop. 8 bie öon ^ufenborf oben ertüo^nten Erörterungen öon ©eigcl nic^t berüdfic^tigt. ^gl. über bcffen ©djriften Ebmunb ©piejj, Erwarb ©cigcl (Seipjig 1881) ©. 20 ff.

1) @. über Äulpi«, ber 1683 jum ißrofcffor in @tra6burg, 1686 jum toürtembergifc^en JRat§ ernannt würbe, Stinfing in ber ^lüg. S)cutfrf)cn öiograp^ie 17, 364 ff. unb in ber ©efc^ic^te ber jRed^tSroiffenfd)aft 2, 244 ff. unb 8(^ultc, ßubiDig 3Bil^elm öon SBaben 1, 89 unb on ben onberen im a^icgiftcr 2, 363 aufgeführten ©tettcn unb über feinen Kommentar beS 3Kon* jambono 5örc6Iau in ber ^orrebe ju feiner Überfepung 6. 18.

I83riefc öon ^ufcnbovf. 37

Justiniani fricassee ftet)et, foiibem roeil jm-is perpetui ift. 80?®^. beliebe bod^ biefem öorfc^Iog nac^jubeiiten unb mir feine meinuiig barübcr ju eröffnen. S)ann (?) id^ fünften fein anber fun* bament öon §. ftulpi§ de mutato in nie animo ju mnt^magen, al§ lüeil er in öielen ftücfen in feinem commentario ad Monzam- banum caöiüiret \)at, ba nic^t nötfjig gemefen, bann ic^ fclbft nid^t a£(e§ proDire unb be^megen eine editionem posthumam öer« fertige. 2lber nun ift mir^ lieb, luae 3K®§. au§ feinem briefc mir communicirt, unb fon id^ leicht leiben, ut euo sensu abundet *).

11. 9ln Sftcc^enberg. Serlin, ben 20. Cft. 1688.

ift ber bamoft mit t^eix büd)ern iDo^Ibet)aIten anfommen unb ift jener rec^t ^ur t)ergnüglid)feit, fo ha^ meine liebfte noc^mol^ 9R®§. liebften großen bonf für bie mübe faget unb ju alten bienften fid^ mieberumb öerbinbet'). ®ie querelen Don ßrn. ©lebitfc^ fliegen ou§ bem principio b^r, bog bie guten leute meinen, icb unb meinet gleichen finb nur beSmegen auf ber melt, t>a^ mir foltcn faümäufern, umb bog fie folten reic^ merben. 3)ie befte ^ointe Don meiner fc^rift') beftel^t barin, ha^ fie in Dr. Scf)mar)jen§ namen eingerichtet,

*) ^^ufenbovf bittet Ü^omofiuä bceftolb, ÄulpiS Don i^m ju grüftcn, unb t^eilt i^m mciter mit, bafe autor templi pacis revera 3afüb Ctto in Ulm fei, Don bem er einen 5Bricf ^abe, „in bem er biefc^ ^errlicbcn operis gebenft"; j. über Qafob £tto, ber feit 1659 ^rofcffor ber ÖJefcl)ic^te, feit 1674 JRüt^öconfubent in Ulm loar, unb feinen SSoter Sebaftian, ber, wie aucft $ufenborf ^ier enoä^nt, Ulm bei ben 23eftfälifcf)en Sri^beni^üer^anblungen üertrat, CSifen^art in ber 5lllg. 3)cutfd)eH 5Biograpl)ie 24, 755.

•) ^aS freunbfcÖQftlic^e SSer^ältni^ beiber gomilien ift aucf) fonft in ^ufenborf'ö ©riefen burd) ®rüBe feiner JJrau unb Xödjtcr an JHed)enberg'd unb burd) GriDäf)nung Don öiefc^enfen bezeugt; me^rfac^ banft ^ufenborf für bie Uberfenbung üon Seipi^iger 2erd)en, bie man „luo^l 5linber ßnotim" nennen tonne „gegen bie ^iefigen, bie fo flein unb mager finb als bie ^cu* fc^eden".

') Unter bem S^amen feiner ©cgner 8d)tüar^ unb 53cdmann öeröffent* lichte ^ufenborf 1688 jroei ©c^rijten im Stil ber epistolae obsciiroruin virorum: Jo8uae Schwartzii dissertatio epi^tolica ad eximium ununi juvenciim Severinuni Wildschyssium privigniim smim unb Nicolai Beck- manni ad Severinum Wildschtitz epistola, in qua ipsi cordicitiis gra- tulatur de devicto et triiiinphato Pufeudortio. Qdj fanb öon tiefen feltenen @d)riften bie erfte in ber ^ünd)ener, bie jioeitc in ber 3)re^bener S3ibliot§et. ©eibe ermähnt ^ufenborf in einem ©ricfdjen an X^omofiu§ Dom

38 Ä. SßQmntropp,

unb tan er ja mol^I feinen mitbnd^fül^reni fngen, bog mein ge- möd^tc fei, fo auc^ ol^ne ätüeifel beffcr njare fortgangen, mo nid^t fo fc^anbloß (?) falfc^ gebrudfet mere. Safe bie ^opiften meine ©c^njebifc^e l^iftoric nid^t gerne lefen, ba fann ic^ nic^t bor, unb l^ot c5 $. ©Icbitfd^ tüo^l juöor gerauft, bag nid^t ad palatum ponti- ficiorum gef daneben. 9tber moftl ift fo e^rlic^ gcfc^rieOen, boß bemünftige ^^öbftler nichts bogegen ju fagen ^aben, unb mirb toto die öffentlich in SBien öerfouft. Unb moc^t tbtn biefe invidia ber 5ßapiften, baß fold^eä 5uc^ befto me^r ju öftimiren ift. ©sJ fagte mir biefer tage be§ ^iefigen buc^fül^rer^ SSölfer§ fot|n, ber in SBieu in biefer profeffion gebienet, bag er öermid^eneS jo^r 5U @rä^ in ber ©teiermarf getocfen, ba noster Dr. Socfmann*) meine fc^riften crfel^en unb i^n beßmegen für geriefte gebogen, bafe er folc^e an^cro JU führen fid^ unterftcl^e, ba man i^n ouf 1000 SRbr. ftrafc con- bemnirte. ?tüein er l^ette nad^ SSien appeüirt unb ba mere er gan^ abfolbiret morben unb Dr. S3ocfmann l^ette eine lange nafe triget. Scrid^tet babei, baß in SBien bie historia Suecica ol^nc anftoß t)er= lauft morben, aber bie introbuction mere üerbotten megen bcS $ßäbft- liefen ©tufö'). 3ct)od^ fauften bie öorncl^men t)erm fold^e fleißig unb fagten, fie fragten nid^t nac^ ben Pfaffen, fie müften mol, maö fie tefcn folten. Sllfo muß mein §err ®Iebitfd^ benfen, mag er nic^t in einem ja^r öerfauft, ba§ öertauft er in einem anbern. 3d^ bitte bei

11. ^luguft 1688, in bem er aucft beffagt, ba6 bie (Spiftel öon Dr. 8d^tt)arf „fo gar übel corrigirt" fei; „^ctte id) ben correctorem in meiner l^anb, ic^ folte i§n einen monat in pane et aqua laffen jejuniren."

') ©oUtc banintcr ^ufcnborf'd alter QJegner 9?ifülau8 SBedmann ju öerftcl^cn fein ? 9?act) Qäcf'S ^ant^eon 1, 70 trat er, nocftbem er rocgen feiner ©treitigteiten mit ^ufenborf ouö 8d)tt)cben öerbannt roar, in 2Bien iux römifc^cn ^rc^c über unb mürbe öon bort bem ^Bifc^of üon ^Bamberg em* pfo^len unb öon i^m nac^ Widjd^btXQ gebrod^t; über feine meiteren ^c^icf« falc unb fein 2^obcdja^r aber fuc^te ic^ umfonft nac^ genauer Stufflärung. $lu(^ bie im 3Sicner 9Irrf)io auf meine 5Bittc gütigft angefteHten 9^od)forfc^ungen über ben l)icr oon ^ufcnborf erroäljnten ^rojeft blieben o^uc (Srgebniö.

•) Offenbar megen beS Äapitel« über baS ^apfttfium ift 1693 ^uerft bie 1687 crfd^ienene franjöftfc^c Überfettung oon ^ufcnborf'ö oben 6. 9. 19. 25 ermähnter „(Einleitung" in ben romifc^en Snbej gcfommen; außerbem luurben im 18. 3Q^r^unbcrt oerfd)iebene ^lu^gaben feincS 5?aturredjtS, feine Schrift de officio civis et hominis unb erft 1754 eine §luögabe bee 3Äonüambano verboten. Sögl. IReufc^, Snbej 2, 173.

©riefe Don ^ufenborf. 39

gelegenl^cit mid^ bcm §. SfiJ^irnl^aufen bienfll. ju recommanbircn. SKon ^at urfod^ qHc c^rlic^c leutc ju faborifircn, fo ettooS guteS auf ber tpclt tl^un ttJoUcn, unb tüirb 8[R®§. ein fel^r gut werf tl^un, tpcnn er i^n mit §rn. Dr. %i)oma^ fann tpicbcr bcrglcid^cn *)• SBa§ fata Ger- maniae anlanget, fo muffen tt)ir xoo^l bcn fjranjofen gönnen, ba§ fic i^r tempo in a(S)t genommen imD afö bicbc unS überfallen; man muß bod^ ^offen, bag ®ott unfcrer nation beiftel^en njirb, ba§ mir i^neu mieber vergelten fönnen bie fd^mac^, fo fic unS anget^an, unb ttjirb ned^ft ®ott ber Ober- imb SZicbcrfäc^fifd^c frei^ leutfd^* lanb muffen erretten.

12. 2t n Il^omafiug. Serlin, ben 1. ©ecember 1688.

Deffen fel^r angenel^meS öom 24. Siobcmber ^abe tt)o^I crl^alten unb barau§ erfel^en, welcher ma^en ber §. gürft. SBeimarifd^e §of» rat^ ^. 5ßf anner*) eine au§ öerfd^iebenen bogen beftel^enbe fd^rift, fo an mic^ geftettet, an 3R®§. abreffiret mit begel^ren fold^e an mid^ 5U überfc^iden, ol^ne ju melben, toa^ ber tnl^alt bon fold^er fe^rift fei. SBeil aber biefc fad^e 3K®§. berbäc^tig borfommen, ^abc @r fold^e pacquet bei fi^ bel^alten, bi§ ®r meine mcinung hierüber unb mag bamit anzufangen eingel^olet l^ette. 99ebanfe mtc^ ju« fürberft für bie fonberbare affection, fo 3R®§. in allen occafionen gegen mid^ berfpüren lö^t, unb mu§ SK®^. finge borfid^tigfcit l^öd^Iid^ (oben, ba§ (£r eine fo berbäd^tige commiffion auf fid^ ^u nehmen bebenfen getragen. Unb mu§ befennen, im faß fold^eö eine fc^möl^fd^rift fein folte, fo mcre SD?®§. ein großer affront bamit ge* fd^e^en, baß man 3^m angemutl^et eine fold^e fd^rift, bie fein reb« lieber mann fd^reibet ober wiffentlid^ beferbert, feinem guten freunbc jujufertigcn unb i^n bamit ju ärgern. Unb ^at aK®§. faft einen ejce§ in ber gütigfeit barin ermiefen, \>a^ ®r mit fo einem ^öf«

>) 5(m 3. ^oücmbcr 1688 roieber^olte ^ufenborf, mic er münfc^e, \)a^ unfer §crr Dr. S^^omaS mit bcm ©erm Xfc^im^aufen auSgcföl^nt mürbe, Don bem 9}ec^enberg i^m fo biet Q^uteS fage; „ed ift biQig, bag aQe gute (eute unter einanber gute freunbe ftnb''.

•) Über ben 1641 geborenen, 1716 geftorbenen SRat^ ber ©meftiner 3^obla8 $fanner, ber 1679 bie bann me^rfac^ aufgelegte, unten ermähnte 0)ef4ic^te bed ^eftfäafd)en ^riebenS t)eröffentli(^te unb a(d ©orftanb bed SSeimorer ^rcftibS 6e(fenborf'S 6tubien für feinen Commentarius de Luthera* nismo unterftüpte, f. 3öd)er 3, 1485 f., SRotermunb 5, 2163 ff. unb feine in ber ®ot^aer ©ibliotl^ef aufbema^rte ^anbfc^nftlic^e ^orrefponben^.

40 Ä. SßQnentrat)p,

liefen briefc *) fid^ bon ber beftellung bicfcr fd^rift ejcufiret, bo man lüol^I l^ette urfad^ gcl^obt mit attcn l^efetid^cn titeln um fic^ ju n?erfen, bog man einem el^rlic^en mann fid^ mit beftellung eine§ fo infamen bingeS ju proftituiren moHen anlag geben. SBa§ mic^ betrifft, fo fann mit (Sott bejeugcn, bag al§ historia pacis Weetphalicae crft in Schweben fommen, id^ felbige öerfd^iebenen ju fauffen recomman- biret, ot)nc bag ic^ be§ autoris nat)mcn genjuft, bi§ id^ öor einigen jjal^ren erfabren, bog er $ßfanncr l^eigcn unb au§ bem Slltenburgfc^en archivo bie documenta genommen l^aben folte. SBciter f)abe rocber bon feiner perfon no.d^ anberen fd^riften ettoaS gehöret, bi§ ucc^ft* öcrmic^enc Dftermeffe bag fd^amlofe paöquitt modesta castigatio intitulieret*), baöon öerfcfiiebene gute freunbe ^ier unb bar mic^ abs bcrtiret, baß ber ^ofrat^ $ßfanner ju SBeimar baöon autor fei, l^aben aud^ eitoa^ bon feinen gar übelgefinnten paffionen ^u be^ rid^ten gemußt. SBeil aber gemelbte§ scriptum bon ber natur ift, bog id^ ^öc^ften fug unb rec^t l^abe beffen autorem für einen e^r= lofcn buben, pa§quillanten unb calumnianten ju (galten, ift mir faft unglaublich borfommen, baß fid^ eine fütl)ane lachete unb malice folte gefunben l^aben bei einem mann, ben icb mein tage m.it bem geringften ttjorte nid^t offenbiret, ber aud^ für einen solide doctum, roic id^ berncl^me, paffiren foH unb bie e^re ^at bei einem bornel^men fürften be§ rcic^§ eine ratl^SfteHe ju befleiben, fo bag faft eine übermcnfc^lic^e boö^eit erfd)einet mit fold^er bitterfeit gegen einen mcnfc^cn neque beneficio neque injuria cognitum au^^ufa^ren. Unb be§megen im fall §r. $ßfanner an felbigem scripto fein t^eil folte gehabt ^aben, fo conteftire id^, baß mir leib fei, baß meine freunbe mic^ f ölten in einen folc^en irrt^umb gefe^et ^aben, einen e^rlid^cn mann unberfc^ulbet in fotl^anen berbad^t ^u jiel^en. Unb auf fold^en faU miß id^ aHe^, toaS §. ^fanner ju nad^teil möd^te gefd^rieben, gerebet ober gebac^t fein, l^iemit rebociret I)aben, aB wenn eS nimmer bon mir gefd^riebcn, gerebet ober gebad)t morbcn mere, unb i^n gerne bei feinen e^ren unb mürben laffen. Unb ift ja ber meg burc^ erudition ju inctarefciren fo breit, bafe biel

») ?lud^ biefer ©rief bon 5:5omafiu§ bom 25. 9?oüember 1688 finbet fic^ in ber in boriger 9lnmerfung citirtcn $anbfcf)rift ber öJot^acr Sibliot^et.

«) 25ie mit ber So^reSaa^l 1687 t)er5ffentlid)te (Sd)rift : Samuel Pufen- dorfius modestiae castigatione admonitus wirb bon ^ipping, Memoriae Theologorum p. 682 unter Sllberti'g @d)riften aufgefül^rt.

©riefe öon ^ufenborf. 41

l^unbert neben einonber nad^ bem jmecf louffen fönnen, o^nc bog fie nöt^ig l^aben einonber ein bein ju fteticn ober einem gegen ben leib ju rennen. 3m f^ß ober ©. ^fanner gemelbter modestae casti- gationis outor ift, fo bleibet bei meinem ßentiment Don il^m, als oben gefngt, unb mag er fo auf red^nung l^innefimen, roa^ m ber jüngften fd^rift sub nomine Josuae Schwartzii öon jelbiger fd^rift autore berül^ret*).

13. 9(n 3o^ann griebric^ ö. ©eilern»), »crlin, 5. SKöra 1690.

Complures iam effluxere menses, quando frater meus tunc adhuc in vivis agens') mihi ßignificavit, Excellentiam Tuam

>) Über tiefe @(firift f. oben S. 37 f.. 3n obigem «rief erffärt ficft bann ^ufenborf nod) weiter in berben ^luöbriiden gegen ^fanner, faHS er beabfi(^tigte, i^m 8cömä^fd)riften sujufenben ober i^n burcb folcbe öffentlich anzugreifen, unb empfiehlt fcölieBüct) 2;^omafiud, ha^ ^adet imerbrod)en an ^fanner juriirffenben unb aud) ,,biefen meinen eigenl&änbigen 33rief in ori- ginali bei^uf erliegen, ob er Die deicht barauS fe^en fann, ba^ \dj ein {o(d)er mann fei, ber gerne jeben feinet t§unS warten laffet, aucft jebem e^rlidjen mann roiüig feinen respect unb aestime gibt, hingegen aber für feinen pasquillanten bange ift". $lu§ ber in öJot^a aufbewahrten ^orrefponbenj $fanner'^ ift ju erfet)en, wie bann jwifdien biefem unb ^^ufcnborf ein friebs Iid)e$ ^er^ättniS ^ergefteüt würbe; a(d $f anner in einem wieber bitrc^ X^omafiuö überfanbten 5Brief befriebigenbc ©rflörungen abgegeben ^atte, fcftrieb i^m ^ufenborf am 15. 3)ezember 1688, wie gern er bie oon i^m angebotene .^anb jum fjrieben annehme. 9(uSfü^rlidi entwicfelte er babei, warum er fdjarf bie oon feinen ©egnern, namentlich Don 5Uberti unter* nommene SSerbäd)tigung feiner religiöfen QJcfinnung ^abc ^ui-üdweifen muffen, unb wie er pd) befonbcrd freue, mit ©edenborf wieber in ein freunblic^eö 5Ber§äItni§ gefommen ^u fein, ba publice intersit viros honestos ex qui- biis animus facultasque est in commune bonum quid conferendi inter 86 amicos aut saltem non infensos mutuoque obtrectantes agere. ?(uS biefem ®runbe wünfcftte er auc^ mit ^fanner in Sii^ö^n unb fjreunbfc^aft 5U leben; in einer ißac^fi^rift öertrat er bann feine 2lnfid)t über ben Urfprung ber fjamifien SBafa unb ^IroIIe.

*) Über Sodann griebricft (I) o. Seilern, ber 1675 auS ))fäljifd)en in öfterreicftifc^e 3)ienfte ging unb, nacftbem er jur römifc^en ^iv&jc übergetreten war, JRat^ unb fpäter ^offauj^ler würbe, f. ^Surjbac^, biograp()ifcfted iiejifon 24, 20; ?lmet^, ^ring ßugen 1, 343 ff.; 9?oorben, 18. 3a()r^unbert 3, 430 unb Schulte, Subwig 3Bi(^eIm öon «aben an ben 2, 367 aufgeführten SteOen. Söie er^ümt man am ^fäljer §of über ii^n war, feit er biefen öerlaffen ^atte, jeigen

») 9?ote ^ieju f. 8. 42.

42 Ä. $ßQrrentrat)p,

mentione inter sermocinandum de me injecta ostendisse optan- dum sibi fore, ßi ego inter Sacrae Caesareae Majestatis mini- steria adscitus memoriae tradendis eiusdem ad versus Turcas ge- stis admoverer. Ista ut laeta admodum auditu mihi accidenint, ita protinus responsum transmisi, quäle et res ipsa et Excellen- tiae Tuae in me affectus requirebat. Sed postquam non ita pridem intellexi fatalem fratri meo morbum obstitisse, quo minus id responsum Excell*e Tuae communicare posset, lex humanitatis eam mihi necessitatem imponit, ut ipse literis ad Excell*°^ Tuam datis declarem, quantopere eidem pro tam honorifico judicio tantaque benevolentia eim devinctus; simul quam optatum milii sit futunun, si ea mihi felicitas contingat, ut Sacrae Caesareae Majestati humillimam meam devotionem ejusmodi opera adprobare possim. Equidem ut de mutanda ßtatione ultro cogitena, Serenissimi Electoris benignitas non per- mittet, qui ea me dignatione ac stipendio habet, ut ampliora affectare ausus non f uerit animus nunquam ambitionis aut ava- ritiae imperio obnoxius. Et quia magna adhuc pars operis, cui condendo huc evocatus sum, restat, vix hoc et sequenti anno absolvenda, ubi Dens firmam valetudinem annuerit, praematiu'um videri possit, novum iam opus tantae molis circumspicere incerto vitae nostrae curriculo et ingruentibus saepe casibus, qui vires prosternant ipsa demum aetate ac continuo labore fatiscentes. Ac fortasse sapientes suaserint vergenti aetati remissionem po- tius laboris quaerere quam novas curas ultro invitare. Inficiari tamen non possum nulli me operi libentius impensurum, quod

bie Don ^obemann im 26. ^anb ber ^ubüfationen au§ ben ))reugifc^en @taat$= Qrd)it)cn (5. 262 f. unb 2(u8 ben S3nefen an Slifabet^e S^arlotte 2, 14 obgc* brudten Schreiben. SBo^I auf i^n bejic^t ficft oucft eine ^Bemerfung ^ufenborf'S in einem unbatirten ©rief an SRecfienberg über einen 3)iplomaten in SRegen^* bürg, „ber ein fc^alf in ber ^aut ift. Selbiger liefe fonften ju ^eibelberg fleißig in meine collegia, auc^ ba er fc^on beim d^urfürften geheimer secretarius mor, §ette auc^ gern gcfe^en", bafe ^. fic^ entfc^Ioffen ^ätte „nadf SBien ju gelten unb Leopoldi historiam ju fc^reibcn, ollein er fönte ficft roo^I einbilben, baö tc^ mic^ unter bie Pfaffen nic^t fc^icfte". 5(u(^ fc^eint weiter über bie Don Seilern ongeregte 33erufung ^ufenborf'ö nacf) 3Bien nicftt ber^anbelt ju fein ; roenigftcnS waren im bortigen 9lrcftiö 5ltten barüber, aufeer bem obigen Schreiben, nicftt ^u finben.

») efoiaS ^ufenborf ftarb Einfang September 1689.

S3riefc öon ^ufenborf. 43

deus mihi superaddiderit annorum, quam condendae historiae belli quo nullum gloriosius ab ullo unquam Chrißtiano principe gestum fuit adversus barbaros tot per eecula orbem Christianum insultantes, nee optatius quid mihi fore quam ut ad bellum tarn pium, tam nobile, ad quod praeter vota et preces hueus- que conferre nihil licuit, a me quoque aliquid accedere possit, quod postremum licet tempore et procul periculo in umbra adornatum haut inter postrema iis habetur, qui heroum gesta cum ipsis intermari indignum censent. Qua in re quantum intersit non inamoenum dictionis genus adhiberi ac nihil inepti- arum adspergi, prolixius ostenderem ni eo ipso credi passem aliquid mihi velle arrogare in eo genere, in quo tam paucis ex- cellere datum fuit. Sed et cum alia bella scribenti vix unquam ea verborum et affectuum moderatio adhiberi queat, ut non multorum offensam et invidiam incurrat ac eadem victoria aliis laetitiam quibusdam miserationem moveat: isthoc bellum om nium orbis christiani populorum applausu fertur, si solos Gallos excipias, ruentem Mahummedanae impietatis machinam summo scelere pari immanitate fulcire instituentes, quos non odisse ac detestari christiani nominis sanctimonia indignum videtur. Porro difficultatem eins operis id non parum imminuturum vi- detur quod idem suscepturo non opus sit futurum omnes Cae- sarei täbularii capsulas excutere, qui molestissimus mihi in Suecia et heic labor exhauriendus fuit, cum omnia quae ad istud spectant uno loco digesta arbitrer ac ipse experiendo didicerim in archivis longo acciu^atius annotata inveniri illa, quae aliorum ductu gesta sunt, quam quibus ipse supremus princeps interfuit. Nam ducibus non gesta solum sed et gestorum causae exponen- dae sunt, quas annotare, ubi princeps rem administrat, fere supervacuum habetur, velut qui nemini ad reddendas rationes tenetur. Caeterum si aula Caesarea ex aliis me scriptis huic operi non imparem judicare possit, hautnocitura mihi arbitrer, quae profiteor sacra, cum et plurimi iisdem addicti hoc hello Sacrae Caesareae Majestati egregiam operam navarint et eadem longe acerbissimum hostem experiatur, qui circa propagandos Romanos ritus proximis annis quam maxime se jactare instituit. Ac cordatis dudum perspectum, fidem virtutemque ac imprimis eruditionem, Judicium ac scribendi facultatem externa religionis professione haut distingui. Sed nee aversum ab Augustisima

44 Ä. SSan-entro^)}),

domo animum arguere debent scripta antehac eorum bella, qui infestis cum isla armis quandam decertarunt. Nam et inter principes amicitiae ac foedera pro captu temporum mutari sue- verunt; ac privati fere affectum erga alios principes sortimur e studio eius, cui subjecti agimue, quin et inter officia habetur, eadem cum hoc odia in alios induere. Imprimis autem histo- ricus, qui non suum Judicium exponit, sed publicum interpretem agit, tarn actionum quam inclinationum ejus principis vel rei- publicae, cujus gesta conduntur, non potest non ejusdem sensa exprimere, ni, quod stolidissimum habetur, se ipsum arguere ac damnare velit. Unde et cum Christina regina argueret, multa a me historiae Suecicae inserta, quae non nisi Protestan- tium partibus probari possent, a me non absurde, ut abitror, reponebatur: ridiculam futuram fuisse historiam belli a Suecis in Germania gesti, quae Aulae Romanae valde placere possit*). Scilicet non communi dumtaxat hominum jure Principes ac rei- publicae actiones suas metiuntur, sed et cum primis peculiares Status sui rationes, quas et aliquando discrimina sacrorum in- grediuntur majori fere studio quam istud sequuntur. Quae cum inter diversos diversae plerumque ac saepe contrariae existant, inde contigit, ut uterque inter se bellantium justitiam a se stare videri velit, et ubi armorum satietas est, uterque quantum ad justitiam causae pro aequali habeatur. Unde fieri potest, ut duorum infestorum inter se principum historia a duobus pari specie conscribi queat, dum uterque opinionibus sensisque ac rationibus sui principis sese attemperat, quod quin ab uno et eodem quoque praestari possit ubi sat dexteritatis fuerit, nihil repugnat, cum historici munus ab advocati aut judicis functione longe diversum sit. Sane olim, si modo scripta mea aetatem latura sunt, posteri infensissimos, dum viverent, principes Caro- lum Gustavum et Fridericum Wilhelmum a me ita descriptos

') Slrden^ol^ öeröffentlicf)! in feinen Mem. conc. Christine 4, 58 ff. einen Quefü^rfic^en ^luSjug quS einem 53rtef, ben ^ufenborf über feine fcf)n)es bifc^e QJefc^ic^te an G^viftine rict)tete; er backte boron, fie if)r ju loibmen; boju ober tont e^ nid)t, roeil feine 3)arfteflungen über bie SWeformotion in 9?om mißfielen. Um Iftierüber noc^ öJenauereä feft^ufleflen , ^otte auf meine SBitte ^rof. griebenSburg bie ®üte, in SRom, nomentlid) in bcr Ottoboniana, nadi ber Ä-orrefponbenj jtüifdjen ^ufenborf unb ß^i^riftine ^u forfcl)en, leiber aber o^ne (Srfolg.

Briefe öon ^ufenborf. 45

legent, ut non negaturos eos sperem, quin et ibi Suecica et heie Brandenburgica sensa non infeliciter assimilaverim. Quam- quam in praesenti argumento eo minus difficultatis futurum ßit, quod nihil plane obstet, quo minus serio totum Austriacum exprimam. Ista igitur ad ea, quae frater meus retulit, reponere Visum fuit, ut Excell* Tua intelligat animi mei sensa non mul- tum abire ab iis, quae sibi optari ostenderat. Caeterum an et qua ratione haec ad Sacr. Caes. Majestatem eiusve ministros, quibus talia curae referenda sint, Excell^ Tuae dexteritati ac judicio unice committo. übi intellexero Sacrae Caesareae Maje- stati humillimam meam devotionem non displicere, modus deinceps proponetur, quo ista commode effectui queant darf ac praecipue ut eadem bona cum gratia Serenissimi eleetoris susci- piantur, quo invito certi quid circa talia decemere mihi fas non est. Nee dubito, quin Excell* Tua ita mecum actiu-a sit, ut veteris amicitiae rationem habitam adpareat, sive negotium succedat, sive insuperabüis aliqua difficultas sese objecerit.

14. 9tn ben flanbgrofen ©ruft bon ^cffcn-SRl^einfct^'). Serlin, 29. SÖ^ärj 1690.

6n). ^d^fürfll. S)c^I. gnöbige fc^reibcn öom 14. februarii nnb 15. martii*) f)abt too^I erl^alten uitb bin faft befc^ömct gemefen,

*) Über (Jrnft, ben 1623 geborenen, 1693 geftorbenen @o§n beSSaub« grafcn 9)iori^ beö ®ele!)rten, ber 1652 jur römifdjen 5Hrcf)e übertrat, ögl. bie Don ÄÖnnccfe in ber '^llg. 3)eutjcf)en ^iogrop^ie 6, 286 öer^cidjnetc Literatur unb bad Urt§ei( \)on l^eibni^ oben 8. 6 f.

•) 55on biejen beiben Schreiben ift nur baS erfte erhalten. 3^ i^»" banfte er ^ufcnborf für befjcn leiber nicftt auffinbbare Snoiberung auf feinen S3rief öom 6. Sanuar. ^a&j x^m ^otte CSmft fidj 1688 in ^trofeburg ^ufen* borfS fc^mcbifdje ®efd)ic^te gefouft, fie fid) bann öorlefen laffen unb p i^r JRanbbenterfungen gemacht ; biefe ^atte er irrt^ümlicft 1689 an Gf aiaö ^ufen» borf nad) SRegen^burg gefd)ic!t; erft nachträglich ^atte er erfahren, baB Diel* me^r GfaiaS' 5Bruber bei SSerf affer beS öon i^m gelefenen ()iftorifc^en SBuc^eg unb je^t mit einer QJefcftic^te be^ Äurfürftcn üon^ranbenburg befcbäftigt fei; fo manbtc er fic^ nun an Samuel unb roieS i^n in feinem Schreiben öom 20. Sebruar auf einige f. S. irrt^ümlic^e eingaben ber fc^mcbifc^en ®efcf)ic^te ^in. ,,©0 fte^ct, fc^rieb er, a. 1644, bafe beriJanbgraf SBil^elm öon Reffen* Saffel ftc^ in bem an ber 9^^einftrage gegen faiferlic^e unb lot^ringifd)e Xru<)))cn üorgegangcnen rencontre mo^I gebalten f^ahc, rocIc^eS aber er nic^t,

46 B. S5QrrentvQ))p,

bQ§ ia^ jtpcitc mic^ übereilet, e^c ic^ auf boS erftc meine fc^ulbig* feit wicberumb abgcteget, l^offe ober, ©ro. ^c^fürftl. ®d^I. mcrbcn foId^eS in feinen o^ngnaben öermerfen, tt)Qnn ©ic conftberiren motten, tt)ie fo wenig jeit ber cifer mein unter^abenbeS merf ju öottjie^en mir öcrgönnt auf correspondence bon einiger mid^tigfeit abjulegen. Sin fünften (£tt). §c^fürftl. Dd^I. fe^r obligiret für bic monita in meiner ©c^webifc^en ^iftorie, woöon bo^ erfte, ha ßanbgraf SBil- ^elmö nomc für @ro. ^c^fürftl. 3)d§I. feinen gcfe^et war, i^ in bem ejemplar, fo für bie jmeite ebition aptiret, corrigiret. S33a§ aber ben öertrag jmifc^en Unterst unb Dber^^effen belanget, fo ift mir tüof)l bewußt, ba§ folc^er öcrmittelft ^erjog ©mftcng bon ®ot^a interpofition aufgerichtet, metc^e^ in meiner Sc^roebifc^en ^iftoric 1. XX § 107 angefü()ret ift, aUein in ben öor^erge^enben 1. XVIII § 43 unb 1. XIX § 59 ftel^et bon einer anbern fad^e, nemlic^ bom ftittftanb jn?ifc^en Saffel unb 3)armftabt, lüetc^en ^erjog SBil^elm öon ©ac^fen^SBeimar öeranlaffen motten, ber nod^ anno 1657, ba ic^ JU ^^^0. ftubirte, gelebet unb beffen rat^ ^rüf^enf, fo in biefem ^anbel gebrauchet, ic^ fclbiger jeit noc^ gefeiten, fo ba§ noc^ feine urfac^ finbe in bie memoires, bencn ic^ gefolgct, einig mißtrauen ju fc^en. S)ie trucferfauten machen l^ier unb ba anfto§, bod^ glaube id^, menn man atte paffagen, fo einem jmeifel^aft öorfommen, genau unter- fuc^en folte, loürben roo^I bie meiften ftic^ l^alten, toeit id^ bei bem merf fo üiel ac^tung gegeben als möglich gemcfen.

als welcher al8 regievcnber fürft etsi sub tutela matris nimmer feiner friegöaction beigewohnt, bamal^ ben studiis obgelegen, fonbem i(fi als Oberft» lieutenant gemefen. (^(eic^faEd in a. 1648 fte^et, aU ob ^er^og ^il^elm oon ©acftfensSSeimar ber Sntcrponent jioifc^en Reffen Soffel unb 3)annftabt gciDcfen, roelc^er aber ölele ja^r äuüor geftorben unb ift cS fein ©ruber ^err iperjog Grnft öon ©ac^fen»®ot^o gettjefen". ^ufenborf no^m, roie fein obiger ©rief jcigt, in bem erften gaU banfbar bie ^Berichtigung bcS fianbgrofen an; in bem jtociten aber bcioieS er, t>a^ ber Snl^um öielme^r auf Seiten beS ÄrititerS fei, unb 6nift felbft gab in feinem fpätcren ©ctjreiben üom 29. 3tpril bieg auSbrüdlic^ gu. ©r erbot fic^ aufeerbem, ^ufcnborf 9?eIattonen öon ^egöaftionen auö ben Sauren 1641—1648 ju fc^icfen; eben für ^ufenborf fcftncb er au(ö feine Erinnerungen on ben „1651 C£§urbranbenburgifcftcn gegen ben oltcn ^faljgrafen üon S^euburg fo ganj oJ^noermut^enb gefül)rten Ätieg" niebcr; f. Mscpt. Has». 287. 3% 172 ff. (£r bemerfte babci gleid) anfangs, ber Cfntfdjtufj jum Slrieg feitenS SronbenburgS fei auf eintrieb beS (trafen oon Salbecf, tt)ie man annimmt unb gefagt, gefafet; ögl. ©rbmannSbörffer, ®eorg griebric^ t). SBalbecf. ©. 31 ff.

©riefe öon ^ufcnbovf. 47

®ic relationes Don berfc^iebenen actionen, beten ©m. §c^fürftL S)d^I. in felDigem fc^rciben ßcbenfen, fo meift Reffen angelten, n?eren mir angenehm unb ^ettc nodö mol^I gclegenl^eit folc^c ber gmeitcn ebition cinjuüericiben, ttjcnn ®tt). ipc^fürftl. 3)d)I. nic^t ju mü^e^^ fam fiele boüon copie ju ertl^eilen; benn man fann ben fem ber fachen auä) in njenig lüorte faffen. '^tS) toax a. 1684 ju Koffel, ba xi) biefe ^iftorie ju brucfen nad^ §oUanb reifen rooUie, ba fie mir noi) Vergönnten i!^r archivum burc^jufel^en, ba id^ bann ein l^anfen fd^riften unb relationes, bie meift in duplo öor^anben maren, ab^ legte unb mir ju communiciren begel^rte, ba6 ic^ fie ber l^iftorie cinberteiben fönnte, weld^eö ftc mir auc^ öerfprac^en, baß fie mir folc^e modten nac^ ^oQanb nad^fc^idFen. 9lber ba folgte nic^t^, unb über ein jal^r banad^ fc^idften fie mir ein paquet öou etlichen rcla^f tionen, bic ganj ju ni(^t§ bieneten, njelc^eS mid^ faft berbro^, njeil ic^ nid^tS anberS fud^te atö be§ ^aufeg Saffet gloire, ba id^ fonften i^r ganjeS mit ttjenigem l^ette berichten fönnen. @g mu^te entmeber öon einer abgunft l^erfommen, bafe man mir bie e^re nic^t gönnen rooHte, ein Hein merite bei !^oc^gnb. §aufe ju ernjerben, ober njerc eine o^njeitige forgfalt fold^e binge ju fecretircn, bie in äugen ber gan5en melt paffiret, unb ba bie l^öc^fte beto^nung berjenigen, bie folc^e öerrid^tet, ift, ba§ fie nic^t in bie bergeffenl^eit öerfd^arret merbcn. 9tber ic^ ^abt folc^c lächerliche be^utfamfeit an me^r l^öfen obferöiret, toelc^e meinen, i!^r ganjer \iaat mürbe über einen l^aufen gc^en, menn fie jemanb bie papicr foHten fe^en laffen, bie jroar ju ber jeit, ba ba§ merf in fieri gemefen, i)aben muffen fecretiret merben, aber nad^ fo Dielen jähren, ba alle§ längft borbei, o^ne nac^t^eil bor bie äugen ber ganjen melt fönnen geleget rcerben.

S)a§ fonften ©m. ^c^fürftl. S)c^l. ju bem briefe berfc^iebene nac^benflic^e (?) beilagen anfügen rooHen , foIc^e§ bebanfe ic^ mic^ 5um l^öd^ften. 3c^ ^ette mol^I ein anberö fonberlic^ bei ben bingen, fo bic religion angelten, ju erinnern, allein meine jeit laffet nid^t ^u, bog id^ mic^ l^ierüber biel e^tenbire. ^i) toeig aud^ nic^t, ob Sm. ^d^fürftl. S)d^I. angenehm fein fönnte, unb merben boc^ toeber 6m. ^d^fürftl. 3)c^I. mid^ noc^ id§ Sm. ^d^fürftl. S)d^I. bon feinem sentiment abführen fönnen, miemol^I id^ betenne, bafe au§ ber* fd^iebenen piecen erfe^e, mie @m. ^c^fürftl. S)c^I. berfd^iebene gar raißonnable meinungen beimo^nen, bie aber nid^t fonberlid^ bei 3I)rer ©lerifei burc^gel^enb§ ju finben feinb, bie id^ fd^on meitcr etablircn mottte, melc^eS aber meit eS ju meitläuftig fein mürbe, ijabt id)

48 Ä. SSarrcntra)))),

i^o nur bicfe tücnigc bogen in guter intentton beilegen lüollen, atö eine probe öon ber franjöfifc^en unfinnigfeit, fo biSl^er auSgeübet ttjorben*). 3^ tt)ill nirf)t fogen, tt)ie felbiger fönig oHe potentaten biö^ero de haut en bas troctiret, roie einen ol^nred^tmä^igen frieg er angefangen unb auf fo barbarifc^c ol^nc^rifttid^e njeife er bie Sfte« formirten in feinem reid^ unterbrücfet (bann unter S^rifti apoftetn fein einiger bragoner gen?efen), bie bod) in ber tf)at ber e^rlid^fte t^eil öon ber franjöfifc^en Station mar: fonbem nur biefeS allein miß id^ fagen, bog t^eil^ gronjofen fo ol^nöerfc^ömt feinb unb fic^ unterteilen historiam ecclesiasticam fon?o^l alte alö neue ganj ju üerfölfd^en unb bie cat^olifc^e religion (bie boc^ bei i^rem fönig fo fd^tec^te früd^te hervorbringt) mit lügen ju etabliren, morunter fouberlic^ ^JJere SKaimbourg unb Stntoine SSarillaS fic^ ^auptföc^Iid^ ejerciret. SBeil nun ©tt). ipd^fürftl. X(S)l unb biel el^rtic^e cat^o= lifd^e S^riften glauben, quöd spiritus persecutionis crudelitatis atque mendacii non sit spiritus Christi, qui est spiritus chari- tatis, mansuetudinis et veritatis, al§ l^abe ic^ burd^ biefeö fteine specimen roeifen roollen, toie fcl^r felbige leute fic^ betriegen, roenn fie meinen, fie lootten mit fotc^em o^nöerfd^ämten gebid^t bie pro^« teftantifc^e retigion übern l^aufen iüerfen. Veritas non habet opus praesidio mendacii unb proftituircn felbige leute nur i^re reli« gion «).

*) 9(uS bev ?lntiüort beS Sanbgrafen öom 29. 9(pnl ergibt ftdj, bafe ^ufcnborf i^m feine oben S. 25 ent)äl)ntc ©treitfc^rift gegen ^öorittaS übers fanbte; ber üanbgraf, ber bei feinem legten ^ufent^alt in ^ariö biefen periönlic^ fennen gelernt ^atte, janbte i§m eine franjöfifd)c Uberfe^ung oon i^r ju, .bamit er fold)e§ Icfen fönne".

•) 5" feiner in öoriger 5lnmerfung citirten Slntiuort erörteiie ber fianbgraf, auf beiben Seiten jei tranögrebirt unb ejcebirt; er rict^ ^ufen« borf, ftatt beg 3Sort§ ^apiftcn Stömtfdj^Äat^oIifd) ju |e$en, ba^ würbe baju bienen, boß feine 8cf)nften me^r oon ilat^olifcn gcicjen loürben; cbcnfo billige er nidft, t>ai fat^olifc^e Tutoren bie ^roteftirenben Äe^er ^ieBen. (£r [ragte weiter ^^ufenborf, roer SJiarfgraf Siegmuub Don SBranbcnburg geiuefen, wie Äurbraubenburg calöinifc^ geworben fei, wie bie ©erjoge öon Sac^jen» üauenburg ficf) in bie grieben^üer^anblungeu ftätten einmijcftcn fünnen, ob er ^atlaoicini'ö öJefdjic^te be« 2:ribcntiner ÄonjilS unb bie Histoire des variations des protestans de Mr. de Meaux (33offuet) gelejen Ijabc; auf biefe gragen antwortete ^ufenborf bann in 9h*. 16.

SBricfc öon ^ufenborf. 49

15. 8tn Sci6niä>). «Berlin 8. 3uK 1690.

Nobilissime atque amplißsime Domine ! Non minor me longo a tempore cupido tennit amicitiam coram tecum firmandi dex- tramque jungendi. Sed cum ante sexennium Hannoveram trans-

*) 3)icfcr ^Qttc am 2. Quli ouS ^QtinoDer an ^ufcnborf gefc^ricbcn : Tametsi jam a multis annis celebratam apud omnes doctrinam tuam, ut par est^ coluerim, nuUam tarnen propioris notitiae occasionem nactus nolui virum profuturis publice laboribus occupatum temere interpellare. Nunc abrupt! sileutii veniam promittit ratio. Nam a Serenissimo Principe Emesto Hassiae landgravio jussus destinatas Tibi literas curare parum ex officio facerem profecto^ si incomitatas ad Te ire paterer nihilque adscriberem, unde intelligeres Studium erga Te meum. Ego sane et passim profiteri soleo, et fratri tuo, viro omnibus laudi- bus cumuJato, cujus mortem lugent qui virtutis pretium ponere sciunt, aliquoties significasse memini, inter praecipua te Germaniae oma- menta a me numerari. Legebantur applausu maximo quae de jure gentium et humanis officiis commentatus eras^ sed historico opere famam etiam in illis difihidisti, qui dogmaticis scriptis minus capiimtur. Vidi nuper quae Larroquano diarii Parisiensis scriptori respondisti provocatus. (3n feinen 1688 bei ©lebttfcft in Sei^j^tg Veröffentlichten epi- stolae duae super censura in ephemeridibus eruditorum Parisiensibus et bibliotheca universali de quibusdam suorum scriptorum locis ad Rechenbergum trotte ^ufenborf bte 85ortt)ürfe jurürfgemiefen, bie fiarroque feiner fc^mebtfd^en @)efc^t4te gemacht ^atte; nacb ^ufenborf'd ^nftc^t betrad^tete fic ber franjöpfcöe Äritifer wegen feiner Abneigung gegen bie ^roteftonten unb ber Überfc^ä^ung feiner fianb^Ieute aegris oculis, velut quae non pauca continet causam protestantium sublevantia nee omnia Gallonim acta ita repraesentet, ut omnium applausum mereri possint.) Solebat ille subinde exterorum, sed maxime Germanorum scripta oblique vellicare neglecta rerum summa et minutiis quibusdam captatis. Unde ex ephemeridibus medicorum nostratum nonnisi ea repraesentat callide quae maxime incredibilia et ridicula videri peterent dissimula- tis tot aliis praeclaris. Idque ipse aliquando privatim exprobravi. («gl. feine in »obemann'g SSerjeic^ni« be« Seibntj'fc^en ©riefmec^fel« ©. 129 erwarten ©einreiben.) Sed bene est, quod in te invenit qui officii publice admoneret Nunc inter plures divisum diarii illius laborem non ignorabis majoreque industria rem agi, quantum ex paucis speci- minibus judicare possum quae videre contigit. Stemma est expectatum operifl tui, quo Friderico Wilhelme perennitatem asseris. Ego pro- speros successus ex animo precor multaque adhuc alia ingenii tui nobis praeclara spondeo.

^iftoriH^ Seitfc^ft SU, 9. »b. XXXIV. 4

50 Ä. SSorrentropp,

irem, apud Hercyniae fodinas agere dicebaris. Proxima aestate, cum per quinque dies ibidem haererem, Viennae aberas. Haut eecius tarnen sublime tuum ingenium, ut par est, semper aesti- mavi virtutemque tuam tacito quantumvis affeetu prosecutus sum. Et quia nunc primi alloquii officium occupasti, gratias ago insignique honori id mihi duco, simul ut tibi persuadeas peto me semper sincero tibi affeetu addictum fore. Serenissimus Landgravius Ernestus nitro datis ad me literis mihi quoque scribendi necessitatem imposuit, cum alias quantum possum ejusmodi scriptiones declinem, ubi officii et honesti ratio id permittit, quod mihi non liceat temporis prodigum esse incerto vitae nostrae curriculo et quia omnis labor, quo fatigor, incassum perit, ni suprema eidem manus impressa fuerit. Unde et paulo plus quam per biennium majorem jam partem historiae Friderici Wilhelmi profligavi quadraginta octo annorum regimen com- plexae. Etsi praeter incorruptam fidem et diligentiam erudito seculo nil pollicere possim, cum de singulis verbiß in consilium ire et Comelianas argutias tornare tempus meum non fecit. Abbas La Roque asperiora merebatur. Sane non publica solum ejus nationis consilia et acta, sed et quam per plurima scripta ab aliquo tempore ostendunt impudentiam et insolentiam eo usque excesserunt ut ea plene detestabiüs et intoleranda generi humano videatur. Fratris mei memoriam ab omnibus bonis, qui eum noverunt, caram haberi magno mihi solatio est in luctu, quem attulit non tam mors haut praematura quam post mortem uxori et liberis ejus inflictum vulnus, quas obtentu judicii*) multis partibus vitiosi maxima parte bonorum exuerunt

>) 5)a8 im Dftobcr 1689 in 8to(f§oIm gegen ©foia« <Pufenborf gefällte Urt^eil pc^e im 9lr(^it) beS SScrein« für ®efci^. bcr ©crjogt^ümcr Bremen, SSerben unb beS fianbe« fabeln 4, 421; in biefem unb im 5. ©Qnb berfelben 3eitf(^nft [mb intereffonte SJlitt^eilungen auS feinem ^ßoc^Ia^ publiyrt ^eme'% ber in feinen vernünftigen (äJebonfen über aUertjonb Materien 1,60 ff. bie gamilienöer^öltniffe öon ©foiaS ^ufenborf, feine ©treitigfeiten mit ©engt O^nftiema unb ben i^m t)on ©c^lveben gemachten $rogeg fc^ilbert, er^&^It @. 67 bobei Qucft, @Qmuel ^obe feinen Söruber öert^etbigen looHen, baöon aber ^bftanb genommen, „noc^bem man i^n auS ©c^meben mit einem SRefompenS öon 6000 X^alem öor bie Sefd^reibung ber fcöroebifcften ©efc^icfttc nebft ber SSürbc eine« fjrei^erm beehrt*; mie in SSa^r^eit feine SSer^Itniffe 5u ber f(^mebif(^en 9legierung fi(^ meiter geftalteten, ift auS feinen fpätertn

SBrtefc Don ^ufcnborf. 51

in praemium ministeriorum per triginta annos exhibitorum. Quae res eo acerbius me mordet, quod ßaltem apud publicum orbis Judicium quasi nondum licet, apud quod alias isti judices jam in ruberem dati forent. I nunc et invidae nationi vitam operamque ^impende, cujus odium in exteros nullis meritis ßuperari potest. Quod superest, ut affectum tuum in me con: serves rogo. Ni gravi est, Dom. Buschium consiliarium intimum, abbatem Molanum et doctorem Pradisium officiosa salutatione a me impertire velis. Bene vale*).

©riefen erfit^tlid^. fieibnig bcmcrftc in feiner ^ntmort auf obigen ©rief: Quanto studio affectuque res Suecicas procuraverit frater tuus, cujus mihi semper venerabilis memoria erit, ego ipse testis esse possum, quo magis doleo, ultimam discessionem tot meritorum memoriam obliterasse apud nomiuUos; nam de Rege nihil tale suspicor, quem sinistris relationibus circumventum puto, ut solent prineipes magni, quibus in via descendere permissum non est.

*) 'am 10. ^luguft bonfte fieibnij ^ufenborf literis tuis quae ut tua omnia gratias elegantiasque spirant^ expeetare tamen crebriores et provocasse scribendo saepius neque ausim neque velim. Satis enim intelligo nullam esse quam temporis avaritiam laudabiliorem et quod in aliis liberalitas, in te prodigi fore, a quo pulcherrimam magni nostri memoria prineipis historiam expeetamus. %uäi er, bemerfte ficibnig Weiter, fc^reibe je^t öiel weniger ©riefe, ba politifc^e Sf^euigfeiten burd^ 3^i^ungen unb ©efanbtfc^aften, (iterarifd^e burc^ bie neu begrünbeten 3oumaIe befonnt würben. Qnbem er einen neuen ^tuftrog be8 fiQnbgrofen <^ft Qudri(^tete, fäHte er bann über biefen unb über ^faiaS ^ufenborf bie oben @. 6 f. unb in ber oorigen 2(nmerfung abgebrudten Urt^eile.

Srtebrtd} metnedte«

^enfmürbigfeiten aud bem Seben fieo)ioIb*d H. 0etla4, ©enerald ber Snfantcric unb General ««biutantcn Äönig gfriebricft aBt(^chn'Ä IV. 92Qcft feinen ^uf5ei4nungcn herausgegeben Don feiner Sod^ter. I. l^erltn, 9B. $er(. 1891.

S)cr öorltegenbc crftc Sanb ber ©crlad^^fd^en ©cnfroürbig*: feiten enthalt in ber jpauptmaffe politifd^e S^agebud^aufieic^nungen beig ©enerate an^ ben erften jiuölf Sauren ber SRegierung griebrid^ SBil^elm'g IV. S)ie ?lr6eit ber Sod^ter, bie babei nur burd^ eine Iiterarifd| geübte g^eunbin unterftügt tvax, bef^ränft fid^ nadl i^rer Eingabe auf Jtürsung bed umfangreid^en Tlatmali, namentlich ©treid^ung alle^ rein familiären. S)er SBunfc^, biefe Arbeit lieber t)on einer toiffenfd^aftlid^ geübteren $anb getl^an }u fe^en unb überl^aupt mel^r t)on bem 3wftctnbe beig Driginat manuffript^ ju miffen, fann ben S)anf nid|t minbcrn, ben tt)ir ber Sod^ter für ben (Sntfd^Iufe ber SSeröffentlic^ung fd^ulbcn. S)er ftritif mirb bie 9Iufgabe burd^ bie Unfenntniig bcffen, toa^ geftric^en ift, fe^r erfd^mert, nnb tpenn mir e^^ bennod^ im fofc genben ^ier unb ba tt)agen werben, ©c^lüffe ex silentio ju jie^en, fo fönnen fie natürlid| nur mit ber ftlaufel gelten, bafe in ber S^at nid|td SBefentlic^eg un« vorenthalten ift.

®er ©encral Seopolb ü. ©erlac^ ftammte auS einer gamilie,. njeld^e feit Anfang be« 18. Sa^r^unbert« burd^ ©taatigbienft unb

S. ^tmtde, bte Xagebü^er bed (Generals D. (S^erlad^. 53

©ruubbefig mit bcr prcuBifd^cn STOonard^ic Dcrfnüpft toar. Sm Älter üon 16 Sn^ren in bic Armee getreten, ma^te er toenige %aQe nad^ feinem ®intritt fd|on bie ©d|Iac§t Don Äuerftäbt mit. <5r erlebte bann, mie fein SSater afe SBürgermeifter t)on Serlin gegen bie iparbenberg'f d^cn ®ef cge anf ämpfte. ©tubien in (Söttingen nnb ^eibelberg unb S3efc^äftigung aU SReferenbar bei ber?ßoti8» bamer 9iegierung maren eine für feine (SnttoidEelung nic^t einflufe* lofc Untcrbrcd^ung ber militärifc^en fiaufba^n, in bie er 1813 n)ieber jurfidEtrat. @r n)urbe naö) bem ^rieben ©eneralftabd« offijier unb tarn 1824 in ba§ ®efoIge be^ 'ißrinjen SBil^elm. 9iur wenige Sa^re üon biefer Qtxt an, t)on 1838 biig 1842, toax er öfö ©eneralftab^c^ef bed 3. ?lrmeecorpi8 in fj^anffurt a. 0. Dom ^ofc entfernt, ©r hjurbe bann 1842 afö (Sommanbeur ber 1. ©arbe^Sanbtoc^rbrigabe nac§ Serlin jurüdtberufen, 1849 jum Oeneral ä la suite unb 1850 jum ©eneralabjutanten be§ Äönigi^ ernannt, 5u bem er fc^on feit ben smanjiger Sauren in na^en perfönlid^en 8ejief)ungen gcftanben ^atte. STIIe« in allem ein ScbeniSgang DieQeic^t ol)nc üielfeitigere öerü^rung mit fremben Äreifen, aber mit ftorfen gefc^id^tlic^en i£inbrüdten, unb Don Dorn» l^erein geeignet, einen nic^t fe^r originalen, aber feften unb flaren ®eift in einer beftimmten 9tic^tung ftetig ju entn^icfeln.

Sin abfc^IieBenbed Urt^eil aber ben gefc^id|tlid|en SSert^ feiner 3;agebüd)er tt)äre too^I ^eute faum fd^on möglic^. S)a bie iluf^eid^nungen i^r jufammen^altcnbe^ ^rinjip nur in bem per* fönlic^en, an ben SKoment gefetteten Sntereffc be^ Slutorö ftaben, fo ift ba§ ganje Sagebud^ eine ©ommlung Don Sruc^ftüdtcn ber wec^felnben SKomente, ju benen o^ne »eiteret nur bic lebenbige ©rinnerung bei8 SSerfaffer^ ben 3wfon^"^^i^^<J"9 ^erfteQen fonnte. S)em fpäteren Sefer toirb ba« nic^t immer leidet. S)ie DoQfte Äenntnig ber Situation mürbe e^ erft in aQen gollen ermöglichen, unb allma^lic^ toirb man erft ba^inter fommen, toaS eigentlid| in bem Sut^e aüe^ ftel)t. pr bie beutfc^e grage Don 1848—1850 fann man gar nic^t lefen, o^ne bad ©^bel'fd^e ©uc§ überall ju JRat^e JU jiefien. S)a tritt nun ^erDor, bafe ©erlac^ nid|t nur begreiflic^ertoeife oft me^r meife al^ in ben amtlichen 9lften, ber Duelle bed ©^berfc^en 5B3crfeg, ftc^t, fonbern rec^t oft au^

54 g. SKeinccfc,

iDcnigcr, fclbft ba, too man ein bcffercö SBiffen cmartcn fönnlc. ^xä)t auffallenb tft c^, bafe er j. S3. über bic SBorgefc^ic^te bcr oftro^irtcn SBerfaffung t)om 5. S)cjembcr 1848 innerhalb bc^ SWintftcriumS tocnig njctfe. ?lbcr er üerfc^iüetgt aud| bQ§, toa^ er iDcife, aus SWangcI an Sntcreffe. ®tn inftruftitocr gall bafür liegt in feinen Sluf jetd^nungen über bie SSer^anblungen mitÖfterrei^ toä^renb beS ,®rfurtcr ^ßarlamcntö öor. Gr t^cilt mit^), bafe am 30. 3tpril 1850 bie aWe^rja^I ber aWinifter für bie 93efc^idung beS üon Dfterreid^ beabfi^tigten Äongrcffeig gcftimmt \)aU ; unter njeld)cn ©ebingungcn, bad übergebt er gonj. 3D?it jiemli^er ©id^er^cit fann mon annehmen, bofe bie üon ©d^Ieini^ om 22. ?IpriI nad| 5B3ien mitget^eilten gemcfen finb*). Unb auf biefe Sebingungen, bie ©erlad^ bei feiner genauen Äenntniig ber Vorgänge gar nic^t unbefannt geblieben fein !önnen^), fam eS bod^ eben an. %üx fein Sntereffe treten fie eben in ben hinter* grunb t)or ber 2;^atfad^e, bafe bie t)on i^m fo fc^nlic^ gemünfd^te JTuiSfö^nung mit Dfterreid| eine neue 3tu«fid^t erhalten ^atte. (Sin öieHeic^t ä^nlid^er gaQ folgt bolb barauf. ®erlac§ erjä^It om 14. Suli 1850*), bafe bie SKinifter »ranbenburg, aKan* teuffei, felbft ©d^Ieinig je^t bie UnionSöerfoffung oufgeben moHten. aSenn mir nid^t burd^ ©^bel^) müfeten, bafe ©c^marjenberg am 8. Suli 1850 fe^r entgegen fommenbe Eröffnungen an ^ßreufeen ^atte gelangen laffen, fo mürbe biefe Haltung ber preufeifd^en ÜWinifter mie ein principlofeig ©c^manfen erfd^einen. Siid^t un* möglich ift e«, bafe ©erla^ öon bem Sn^alt jener Eröffnungen ©^marjenberg'S gemußt l^at, ba i^m jmei 3;agc jutoor ber Sönig aus ber fie melbenben S)epefd^e Sernftorff'g auS SBien SDiit« t^eilungen gemacht ^attc. 8tuc^ alö bann im ^erbfte 1850 bic fieffifd^en unb ^olfteinifd^en SSermidtcIungen anfangen, auf bie beutfc^en SJer^ältniffe einjumirfen, treten biefe Sinflüffe 9lnfang§

>) 1, 468.

•) ©l)bel, SBcgrünbung bed bcutfc^en SReic^eS 1, 366.

•) ©elbft in bie a^JinifterloIprotofoIIe ^atte er bamolö (£infid)t; Dgl. 1, 462.

*) 1, 504.

») 1, 399.

bte ^agebüc^er be$ ©enerald t). ©erlat^. 55

in ©erlac^'S Äufjeic^nungen jurücf, unb feine ganje 3Iufmerf= famfeit ift auf ben einen §auptpun!t gerid^tet : mirb bic Union befielen bleiben ober nic^t. 3n ©umma : fein Sogebuc^ ift nid^t baö 9?otijenbud| eine« ^iftorifer^, ber möglid^ft alle äqu- falöerbinbungen einfaminelt, auc^ nid^t baö ©efdiäft^journal cine^ leitenben ©taatömanng, ber aufeer ber S)urc^fü^rung feinet ^rogramm^ and) immer alle einzelnen politifc^en ©d^oc^jüge ju beobad)ten ^at, fonbern ba^ eine^ ?ßarteimann^, ber ungebulbig üon 5;ag ju 5;ag bie gortfc^ritte feinet ?ßrogramm^ tjerfolgt. S)iefen ßf)arafter i^at ba^ ^^agebud^ me^r untoiQfürlicI) onge« nommen. ©erlad^'ö auögefprod^ener Qtotd bei ber Sfniegung beig 2^agebuc^8 hjar aber auc^ ein ganj fubjeftitoer ; tt)ie er felbft fagt, bag Urt^eil ouöjubilben unb ben ©inn für bie SSer^öItniffe jU fdjärfen^). S^ mar i^m felbft olfo junäc^ft ein 9lu^bilbung^* mittel für bie politifc^en Sämpfe, in benen er ftanb, roierool)! ja nad) unb nac^ auc^ ein ^iftorifd^eö Sntereffe ertt)acl)te unb er and) auf fünftige Öefer einmal anfpielt^). SebenfaUö fc^reibt er in erfter Sinie für fid^ felbft. Slber toenn be^^alb auc^ tjon roiffentlidien gälfd^ungen unb Unterfd^ lagungen nid^t bie SRebe fein fann, fo entfte^t boc^ f^on babur^, bafe i^n bei ber ?(u^' loa^I beö ©toffeiS üor allem baö fubjeftitje ?ßarteiintereffe leitet^ leicht ein fc^iefeg SBilb ber SSorgänge.

S)ag 3ntereffante babei ift eben, mt im SWoment ber (£r== eigniffe felbft fd^on fold^e f^iefe Silber entfte^en. ®anj ©d^larfen be^ ?lugenblicfg bagegen finb bie ja^treic^en SBiberfprüd^e in ber Seurt^eilung ber Sreigniffe oft innerhalb toeniger 2^age. SBo^I ber merfroürbigfte gaQ eineig fotc^en SKeinung^roed^fel^ liegt in feinen Sinterungen über ben ©taatöftreid^ SRapoleon'iS im 3)e^ jember 1851 t)or. 6r meint juerft am 6. 3)ejember, tt)enn SRapoleon bic9iot^en nieberfömpfe^), fei er nid^t ganj of)ne 9tecl)tg' titel. ,,S)iefer ©ö^enbienft mit ber fürftlidE)en Oeburt unb mit bem fürfttic^en SRedjt!!" 3)a^ ^rincip, worauf eg anfomme, fei boc^ nur, ein öon ®ott anöertrautcS Slmt ju ^aben. Unb wenige

*) 1, 208.

*) 1, 534 (19. @ept. 1850).

•) 1, 703.

66 3r. 3KctnecIc,

Sage nac^^er [c^ilt er auf ben Seic^tfinn, mit bcm man bic Ufurpation fiouiS SBonoparte'S beurt^eilc, unb finbct principicm loiS, barübcr ju triumphieren, benn bie rechtmäßige Dbrigteit für Siapoleon fei eben bie SRepublif geroefen^).

S)ie Sebeutung biefer 5B3iberfprüc§e in intimen Tagebüchern ift ja nun eben nid^t biefelbe roie in OueQen anberer 2lrt, unb man barf ^ier ni^t o^ne »eiteret üon i^neu auf Unflart)cit ober gar Unma^rl^eit bed S^erfafferd fc^Iiegen. (£§ genügt auc^ nid^t, }u fagen, man fei überhaupt fonfequenter üor ben 2Renfc^en afö Dor fid^ felbft. S)a^ §in* unb Vertreiben ber ©ebanfen im Snnern bei gefdE)Ioffenem auftreten nad^ außen ^in ift ba^ 3^^*^" eine^ ftarfen unb bod^ nid^t ftarren ©eifteS, unb bie ®d^tt)anfuhgen finben i^re (Sin^eit in ber gä^igfeit bcö SSerfaffer^, bie Dbjeftc immer toicber frifd^ onjufe^en. ©e^r groß ift babei and) nic^t einmal ber Spielraum ber ®ebanfen ©erlac^^. ift ju oer= folgen, njie er mit ben june^menben 3at)ren fid^ einfcl)rän!t. SSon §aufe aug aber loar er ein feiner 93eobadE)ter, ber ben 3)ingen nic^t ©emalt ant^ut um feiner 3)oftrin mißen, fonbcrn tro^ einem fc^on beutlid^ erfennbaren eigenen ©tanbpunft unbefangen bie i^nen innertjo^nenben Gräfte toürbigt. ©in SKufterftüd ift bie ©d^ilberung ber brei ?ßarteien, bie er im grü^ja^r 1SV6 in Sreölau ontrifft^). 6r fie^t bie Striftofraten, fie finb o^ne ?ßo* fition unb o^ne Sraft. S)ann bie S)emofraten, ju i^nen gehören bie Slu^gejeic^netften unb Sröftigften unfereS SanbeiS. ,,©ie finb ganj auö ber Qdt ber franjöfifc^en SReüoIution, geinbe beö SlbeliS, ber ^ßatrimonialgeric^töbarfcit , ber gro^nbienfte , unterfc^eibcn fic^ aber baburc^ öon ber britten 5ßartei ber 2lnarc^iften, baß i^re 3(n^önger faft äße etroaö getrau, erlebt ^aben, in öicien SSer^ältniffcn rtjaren, in SRang unb SBfirben ftct)en, bie Slnard^iften aber ©tubenten, 3)oftoren, 93ud^^änbler, bie nicl)t miffen, tt)ie e^ in ber SBelt ausfielt." 3luc^ feine Slufjeid^nungen öon ben Steifen nac^ SRußlanb, auf benen er 1828—1832 ben bamaligen ?ßrinjen SBil^elm begleitete, fd^ilbern unbefted^lid^ bie bortigen 3"f*änbe.

') 1, 704 ff., 707. •) 1, 4.

bie S^agebüd^er be3 ©euerald D. ©erlad^. 57

SKc^r unb me^r aber brängt fic^ bie S)ottrin bei i^m ^ertoor, fic ift ber fefte 2RaBftcib, naä) bem er alle Srfc^einungen be* urt^eilt, unb mo fein Urt^eil f^tpantt, roie in bem obigen mert- hjurbigen goUe, ift jugleic^ anä) eine ©diroäd^e ber S)oftrin baran fc^ulb. ©ein angeborenei^ Seobac^tungStalent geigt fic^ jule^t ^auptfäc^Iic^ nod^ in ber ©ic^er^eit, mit ber er au^ bei greunben unb Siniirten fierauiSffiöIt, ob fie innerlid^ ju i^m ge* ^ören ober nic^t. Dbgleid| ber in i^m fcft rtjurjelnbe ©cbanfe ber l^eiligen Slllianj, beg 3"fö"^"^^"9^^c"'^ ^^^ Slufelanb unb fcfterreid^ nur feiten einmal fc^tt)anft, fo fie^t er boc^ ju beutlic^, ttjeld^ tiefer Slbgrunb feine djriftlic^-germanifd^e ©taatöanfc^auung öon bem „?ßanburenregiment" SRufelanbö unb fcfterreic^iS trennte. 3n ber Ärifiö oon 1849 unb IböO, n)0 ®erlad^ auf ein fteteig 3ufammenroirfen mit aWanteuffel gegen ben ©influfe üon SRabo^ tt)i|^ angetoiefen mar, fonnte c^ ttjo^l gefc^e^en, bafe fic^ ©erladj über 9KanteuffeIg innerfte Slnfc^anungcn täufc^tc. SRac^bem il)re gartet ben ©ieg, in i^ren 2lugen einen toirflic^en ©ieg, tjon Dlmü§ erfochten ^atte, unb nun fein ®egner me^r in ber Um^ gebung be« Sönig^ ju befämpfen ttjar, f)ielt bie 5;äufd^ung nic^t lange üor. SBaö fann man errtjarten t)on einem äWinifter mie SRanteuffel, ruft er im 9D?ai 1851^), beffen 5ßrincipien tt)eber nac^ ber einen nod^ nac^ ber anberen ©eite ^in feft finb. (Sr fie^t bie 9iotf)roenbigfeit ein, it)n ju ftüjjen, um nic^t nod) fd)Iimmeren (Slementen baö gelb ju laffen, aber er öerabfc^eut feinen inneren öonapartiömuS , ber fic^ offenbart, al^ 3la» poleon'ig in. ©tem in gvanfreid) auffteigt. (Smpört oerjeicbnet er im 3)ejember 1851 aWantcuffer^ Slufeerung, fei unmöglid) ben preufiif^en ©taut auf ftänbifc^e Snftitute ju grünben, bcnn er fei toefentlic^ ein Seamten* unb 2Rilitärftaat*).

3n ber momentanen Urfprünglid^feit ber ©erlad^'fd^en Ur» t^cile liegt i^r SBert^. 3Wan möchte nic^t toünfc^en, bafe onber§ roäre, bafe er n^eniger momentan unb me^r aU jufammen- faffenber SKemoirenfd^reiber fdiriebe. S)enn njo er t^ut unb etnja größere SRüdtblide auf längere 3^iträume gibt, jeigt er fid)

>) 1, 633. «) 1, 707.

58 3r. ayjcinecfe,

ganslic^ unl^iftorif^, ungerecht unb be^crrfc^t öon feiner S)o!trin. 5B3aö gibt eg Ungerechtere^ afö bie ©umme, in roelc!^er er bie JRcfuItQte bcr 9iegierung griebrid^ 5B3il^eIm'i8 III. juf omenfofet ^). „2)Qd platte Sanb unb bie @täbte reüolutionirt (nantlic^ burc^ bie ©tein-^arbenberg'fc^e ©efeßgebung), bie 9Ibminiftration unb Suftij fc^ttJQd^ unb o^nmad|tig, bie Sirene o^ne fcfte SSerfaffung unb Se^re, bie au^märtige 5ßoIitif auf ein ©etoölbc gegrünbet, beffen ©d^Iu^ftein ber 3ult, b. \), ber SBarrifobent^ron. S)ad njar ba« SReic^, baö griebric^ SBil^elm IV. überfom." 3)obci fc^It noc^ biefer Sluffaffung bie Urroüc^figfeit beö junterlic^cn Sntereffeö, toelc^cö bie t^eilmeife af)nl\d^ lautenben ©jpeftorationcn üon 2Rarroi^ nid)t eigentlid^ unftjmpat^ifd) ntac^t.

3(uc^ fein politifc^eg Urtt)cil ift feiueöroegg baö eineig gefc^öftö^ fü^renben ©taatömannei^, tro^bem er immerfort mit bem Könige unb ben SDiiniftern über bie ©efd^öfte fonferirt, 93eric^te ber ®e* fonbten lieft unb öortrögt, ?ßromemoricn au^orbeitet, auc^ felbft mit ben ©efanbten priüatim forrefponbirt. ®rft feit bem 9lpril 1850 al^ ©enerolabjutant in einer Stellung, bie i^m amtlich ben täglichen 3"tritt jum Könige erlaubte, aber an fic^ tüal)r* fd)einlid^ auc^ nic^t über bie gunftionen beö in jenen Sauren offijieQ nid^t ejiftirenben äWilitärfabinctiS ^inauöreic^te, ftel)t er boc^ nid^t fo unter bem 3)rucfe ber SSerantroortlic^feit roie bie äWiniftcr, er ^at nic^t biefelben griftionen ju überroinben, er greift ein, tt^ann unb mie eg it)m beliebt. ®r flagt fo oft, bafe bie- jenigen, benen er felbft mit inö ?Imt geholfen, fic^ bem ß^itgeifte beugten unb tjon Der ©trenge beö 5ßrinjip§ abgingen. 3^m felbft loürbe biefeSrfaljrung üieHeic^t auc^ befc^ieben roorben fein, njenn er ein öerantmortli^eö 2lmt übernommen ^ätte.

®in Ü)änifter ttjürbe toieHei^t aud^ me^r gü^Iung mit ben oerfc^iebenen Greifen beiS SSoIfeö gehabt ^aben. ©erlad) aber bertjegt fic^ in einer engeren ©p^äre. W\t Slu^na^me einiger fleinerer biplomatifd)er SKiffionen tjerläuft fein fieben üon 1848 an, bag ja üorjüglid) unfere Slufmerffamfeit feffelt, in einem §in* unb ^erreifen jnjifc^en SBerlin, ?ßot^bam unb S^ar^^

>) 1, 166 (1848).

bie Xagebü^er bed ©enerald D. (^edad^. 59

lottenburg jur Scgieitunfl bcö Sönigd. 5B3enn er 1848 nacö S3erlin fommt, fo fic^t er in ba^ bcmofratifc^c 2^reibcn bort lüic in eine SBelt hinein, bic i^m n)o^l Slbf^eu erregt, mit ber er aber nid^t^ ju t^un ^at. ©o na^e berjcnigen ©teile im ßanbe, too alle Sinbrüdte, iWad^rid^ten unb 6nt]c!^Iüffe ju- fammentreffen mußten, fie^t er fie rooI)I faft alle, aber fc^on unter einem geneigten 5B3infeI. @r felbft füf)lte bog aud^ n)o^I; in feiner filage: „3c^ bin ben S)ingen ju no^e"^), liegt e^ im ©runbe; fo tt)ürbe fein leitenber ©taatSmann in feinen Siage* bu^notijen geflagt ^aben.

9iur auf ben erften SlidE !önnte er an bie aHmä^tigen ®ünftlinge ber dürften beö 17. unb 18. So^r^unbertg erinnern, benn allmäd)tig ift fein ©influfe feine^roegö, unb bie ®egner über^ fc^ä^ten if|n. 3)ag ift ein nic^t unwichtiges Srgebniö ber SJer* ßffentlic^ung, nac^bem fic^ in ber lonbläufigen Überlieferung bie SSorftellung t)on einem ungemein großen, aber in 5J)unfel gefüllten Sinfluffe ber ©erlac^'f^^" 5ßartei auf ben ßönig feftgefe^t ^atte. 2Wan fonn je^t jiemlic^ genau fagen, roie ttjeit er reid^te. ©r ift bem Könige nic^t ein ®ünftling, beffen SRat^ juerft unb burc^^ ttjeg eingeholt toirb, fonbern gertjiffermaßen ber 2lun)alt eined Dom Äönige innerlich gctl)eilten ^rincipö, ber feine ©timme furd^t* log unb o^ne ©d^eu ergebt, too bieg ^rincip burc^ anbere (Sin* flüffe, ouf n)eld|e ber Äönig SRüdEfid^t net)men ju muffen glaubt, gefä^rbet toirb. ©o mirb man am rid^tigften bie 3;t)ätigfeit ©er* lad^'g unb feiner greunbe, ber oielberufenen S'amariHa griebrid^ SBil^elm'g IV., bejeic^nen fönnen. J)er ©d)Ieier, ber über i^r lag, ber bie ^^antafie ber 3^i^9^" offen unb 3Jarf|fommen ju aßen möglid^en übertriebenen SJermutl)ungen reijte unb ben §i* ftorifer mtßtrauifd) gegen jebe fefte Slnfic^t über bie 5Regierungg* ^anblungen ber Seit machen fonnte, ift je^t gefallen. SBag toir nun fe^en, ift nid^t baö unerfreulid^e 93ilb t)on ^offabalen, fub* altemen (Sinflüffen unb perfönlic^en unlauteren Seftrebungen, fonbern eine große ^iftori)dE)e ©rfd^einung in i^rem ganjen inneren Skriaufe, ber 3"fo^""i^tt6^w^ ^i"^^ ©taatganfd^auung, ujeldie

») 1, 536.

60 fj. ^einccfc,

geglaubt ^attc, baö cinjig erlöfcnbe 5B3ort für bic ©c^äbcn bcr 3eit gefunbcn ju ^abm, in fic^ felbft.

3)ie Urfprünge bcr Äamarilla griebric^ 3BilI)eIm'g IV. reichen 6cfanntlid| in bie äwanjigcr Sa^rc jurücf, wo fid^ um ben Stxon^ prinjen eine ©ruppe t)on ©cfinnungögcnoffcn fammcitc, bic auig bcm Äultu« bcr ^aUcr'fc^cn ©tantöboftrin baö Scroufetfein fc^öpften, ein ticfereö unb reinere^ SSerftänbnid uon ben ©runblagcn beö ©taateö ju befi^en, afö äße Sureaufratcn, ^oliäcimänner, Siberalc unb 3)emo!ratcn jufammengcnommcn. Äeiner üon i^ncn, meinte bomalö ©erlac^, bürfe in einer ©efcHf^aft fein, o^ne tt)enigftenig ein 3fwgiii^ föt ^aller abjulegen'). ©eine beiben ©ruber Subroig, ber fpätere SRunbfc^auer ber Äreuägeitung unb Dtto, ber ?ßrebiger bilbeten mit i^m ben Sern biefer ©ruppe. Seiber enthalten bie 9lufjeic^nungen nur menig über xt)X 58erl)ältnii§ jum fironprinjen. SIud| in ben erften Sauren nac^ ber 2^^ronbefteigung üerbot fic^ ein regelmäfeiger ©inftufe ©erlad^'g auf bie ©efc^äfte fc^on burc^ feine ©teflung. 3n fird^lid^en fragen trat er juerft IjerDor. ©o fc^eute fic^ ©erladj 1840 nic^t, ben Sönig in fe^r entfc^iebener SBeife üor ber (Srnennung be^ Sifc^ofö SJeanber jjum ?ßräfibenten be§ Sonfiftorium^ ju rtjarnen*). S)ann füllte er fic^ aber in'§ Hintertreffen gefc^oben burc§ bie SWinifter, t)on benen taum einer ganj nac^ feinem ^erjen mar, unb auf bieS3erufung beö bereinigten Sanbtageg roirfte er me^r inbireft al^ SSermittler jtoifd^en bem Könige unb bem ^ßrinjen t)on ^reufeen ein. 3)ie SWörjtage öon 1848 brachten bann bie Kamarilla faft ttjie ba§ not^roenbige Komplement ju einem fonftitutioneUen ^Regime griebrid) SBit ^elm'g IV. jur Seife. „(Srfter SSerfuc^ jur ©rünbung eined minist^re occulte 30. SJiärä" fc^reibt ©erlac^^). ©einen reget mäßigeren (Sinflufe aber batirte er felbft fpäter erft üom 3uli 1848 an*). SWaffon), ber 3ntenbant ber fbnigli^en ©arten unb ©taatigratb^mitglieb, unb ber ^ofmarf^all ©raf KeÜer maren feine erften ©enoffen, fein einfluBreic^fter ÜKitftreiter aber rourbe bann ber ©eneralabjutant u. 9tauc^, ber auc^ erft feit ben SKärütagen angefangen ^atte, fiel) in bie politifd)en ©efd^äfte ju

») 1, 6. ») 1, 81 ff. •) 1, 150. *) 1, 654 (1851).

bic 2^agcbü(^er M ©encrolS ö. QJcrlac^. 61

mifd)cn. ®crlac^'g ©ruber fiubioig, fo oft er in SBerlin fid^ auf« ^iclt, ®raf SSofe unb bie ©jminifter älDenöIeben unb Sanig, anä) SBiSmarcf, 5tIeift*9fle^oro, ^einric^ Seo unb ®ta^i nehmen mitunter an ben Verätzungen ber Samariüo %\)eH ober fte^en i^r no^e. SDZertoürbig ift ber na^e 58erfef)r unb intime ®ebon!em ouötaufc^ einjelner öon if)nen mit bem ruffifc^en ©efanbten ü.SWe^enborff. SRoc^ cöarafterifirenben SKitttieilungen über bief e ^ßer- fönlic^feiten fud^t man in ben Sufjeid^nungen meift oergebcn«. gaft ot^emlo« ffijjirt ®erlad| bie ©efc^äfte unb bie i^n felbft bctoegcnben ©efü^Ie; ju einer Sefc^äftigung mit feinen aWit** fämpfern läfet er fid^ feine Qeit, mie ber ©olbat im ©efec^te, ber fid^ tDo\)l auf feine Äameraben toerläßt, aber fid^ toenig um i^ren feelifd^en S^^ft^^^l^ fümmert. S)ie ^ö^epunfte il)rer 5B3irt fomfeit liegen in ber Qdt ber Berufung beö ÜJZinifteriumg 93ranben* bürg, ber SReüifion ber oftro^irten SSerfaffung unb ber SSer* ^onblungen öon 8BorfdE)au unb Olmü^. 3tber auc^ in ber Qdt bt^ SRabonji^'fc^en Sinfluffeö ift bie Samarilla unauögefeßt t^ätig. 1851 unb 1852 bilbet eigentlich ©erlac^ mit bem Äabinetörat^ Siiebu^r aQein bie ÄdmariHa ^). @r fetbft gebrandet ben 9luS* brudt nic^t feiten; „I)eute trat bie ßamarißa jufammen, beriet^" u. f. to., erjö^It er tt)oI)I. (Sinmal gefc^ie^t bie^ unter bem SSorfi^ befij 9D?inifterpräfibenten ®rafen Sranbenburg*). 6^ faßt i^m ein anbere^ 2Wal auf bie ©eele, bafe ber Äönig „ot)ne Sta^ marilla ben STOiniftem gegenüberfte^e", unb er bcrebet beöroegen SRauc^, nac^ ^ßot^bam ju fahren ^). SWan !ann fic^ benfen, baß ben SWiniftern biefe 3^if^^ntnftanj nid^t immer toillfommen mar. Sranbenburg befc^merte fic^ offen gegenüber SRauc^ über i^r un« befugtet SRat^geben*). SSon SWanteuffel getoinnt man ben Sin» brudE, bafe er auö 5ßolitif fic^ mit ®erlad^ immer gut ju ftellen gcfud^t ^at, aber feinen (Sinflufe aud^ am liebften n)eggett)ünfd|t ^Stte. gür ©erlac^ aber ujar eiS eine ^ßflic^t unb ®ett)iffcn^s fad|e, biefen (Sinflufe feftju^alten, fo lange er auf feinem Soften

') »gl. j. SB. 1, 826. «) 1, 235 (5. 92oDcmbcr 1848). •) 1, 310 (8. 2(pril 1849). *) 1, 426 (4. fjcbruar 1850).

62 5. 3Kctnc(fc,

ftünbc; er ^ie(t baran fo feft tote an allen feinen übrigen po^ litifd^en unb fircl)(ic^en Überjeugungen. 2Rit ber 2Ret^obe, mit ber ein pofitiöer S()rift feine ©laubenöric^tung, überhaupt fein irbifdjeg ^anbeln prüft, ging er barüber mit fic^ ini8 ®eric^t. 3ln feinem ,,einfamen" Geburtstage, 21. ©eptcmber 1850'), ift er betrübt, noc§ immer mitten in allen S)ingen ju fi^en, unb erft rec^t betrübt, toeil fein ^erj noc^ gonj baran ^inge. „SQSenn tc^ e8 irbifd^ beurt^eile, fo \:)abe i6) mir meine jegige ©teQung in bem g^Ibjuge üom 3tpril 1848 big bal)in 1849 erobert, ne^me id) aber innerlich, fo barf ic^ eben be^Stoegen fagen, benn mir fel)lten ja alle GroberungSabfic^ten , ber §(£rr unb nicftt ber ftönig t)at fie mir gegeben, benn er nöt^igte mic§ auf untoiber* ftet)fid|e SBeife bur^ ©etoiffen u. f. n?., ja burc§ baig 9lnfc^Iie6en öon S3unbeögenoffen ju bem, toaö ic^ getl)an t)aht." S^roß ober tjiclme^r eben toegen beS neu eingeführten ÄonftitutionaliömuS t)ielt er an ber Überjeugung feft, bafe eS SSafaHenpflic^t fei, bem Äönige SRat^ ju geben, ioenn man eS !önne. S)aS mar i^m ge* rabeju ein ©tüd beS c^riftlic§'germanifd|en Staate^. S)arum fod)t eS il)n toenig an, ofe ber frühere Äabinetigminifter t). 2^^Ue it)m (Snbe 1848 erflärte, ein jebeS ÄamariQaregiment fei bei einem fonftitutioneücn Äönige entfd^ieben unrecht unb fü^re jum ©^affot»).

D^ne eine fd^Srfere ©nfi^t in baS SBefen ber i^n betoegenben S)oftrin toären feine ^anblungen unb überhaupt bie SRegierungS« ^anblungen beö Sönigö üöllig unt)erftönblid|. SRanfe nic^t anberS toie ©^bel finb baüon ausgegangen. 5B3aS fo oft in ber ioec^felnben SBeurt^eilung I)iftorifd^er ^erfönlid^feiten gefc^e^en ift, ^at ficft auc^ bei griebrid| SBil^elm IV. toieber^olt, bafe nämlic^ bie 3eit* genoffen bie inbiüibuellen ©c^roäd^en unb geiler ber ^anbelnben für üieleö oeranttoortlid^ gemacht ^abcn, bem allgemeinere Ur» fad|en, treibenbe 3been ber Qät ju ®runbe lagen. SRic^t ein ouSfc^Iießlic^er äWed^auiSmuS ber Sbeen toirb baburc^ begrünbet, benn il)re 9lufnat)me nnb Verarbeitung burc^ ben Sinjelnen

>) 1, 667 f.

«) 1, 266; ügl. 1, 282 u. 701.

bie ^agebüc^er beS &tmxaU t). ^^erla^. 63

bleibt im ®runbe, toic menig Sigeneig er an6) ^injufügcn mag, immer ein fd^öpferifc^er 3l!t, unb toenn bie Sbee fid^ in öoQfter SRein^cit üemirtlic^en foll, fo mufe eine Äongenialität ber ?ßer* fönlic^feit üon §aufe auö öorI)anben fein. SIRan uerjei^e biefe allgemeinen unb nid^t neuen ©ä^e an biefer ©teile, ober toie oft folc^e ouc^ auögefproc^en fein mögen : fel)en mir i^re lebenbige SSerförperung mit ?(ugen tjor unö, fo mitten fie mit ber ®e* malt be^ Sieugebac^ten. ®erlac^ ift nid^t einer ber impofanteften SSertreter feiner 3been, er befi^t nic^t ben ©lanj ber S)iale!tif feinet ©rubere Submig, ber biefen freiließ öieQeicftt noc^ me^r blenbete mie ben Sefer feiner 9tunbfcl)auen , er ift o^nc ^er* üorftec^cnbe ^^antofie unb SHufionen, nüdjtern unb bei ber fefteften Überjeugung üon ber 9fiid)tigfeit feiner 2^t|eorien nid^t o^ne eine oft überrafc^enbe ©fepfiö gegenüber bem realen Seben. Unb boc^ empfängt man auö feinen Stuf jeid^nungen einen mäd^tigen ©inbrudt oon bem ©c^aufpiele, mie ^ier eine bei aller inneren flebenbigfeit jum Unterliegen beftimmte 3bee in ben oerfc^iebenen STOenfc^en, bie fid^ oon i^r ergreifen laffen, üerf Rieben fic^ Der* toirflicf)t, mie fie in bem, ber i^r am fongenialften ift, i^r na* türlic^e^ (Snbe finbet unb fid| felbft aufgebt, in anberen Staturen jur inneren fiä^mung fü^rt, unb mie fie äufeere Srfolge nic^t ernten tann, o^ne mit fic^ felbft uneinö unb getrübt ju merben.

S)ie ©taatöanfd^auung, öon ber griebrid^ 5B3iI^elm IV. unb bie 2Ritglieber ber Kamarilla erfüllt maren, mar nic^t me^r bie alte ^aller'fd^e S)oftrin, öon ber fie auögegongen maren. ©ic entfprac^ au^ nic^t ganj bemjenigen %\)p\i^ ber c^riftlirfi-ger' manifd^en ©taatöle^re, ben ©^beP) üor 40 So^ren gejeid^net unb auf feine tf)eoretifd^e 93egrünbung geprüft tiat. ®erlac^ tabelte fc^on frü^ an Rätter, ba| er ni^t ben SJegriff „Station" entmidfelt \)ab^, ber boc^ eine fc^öne 93lüt^e beö emigen fiönig^ t^umd ®otteS unb ber 9Kenf^en fei'). Sticht minber mar ber priüatrcd^tli^e (5t)arafter be§ §aller*fd^en ©t)ftem^, bie 5)e» ^auptung, ba§ gfirften unb Slepublifen nur möd^tige unb um

*) 2)ic (i^riftHcft 5 germonifc^c ©taatälel^rc. Äleine ^iftor. Scfjriftcn 1, 365 ff. ») 1, 6.

64 gf. mtmtde,

abhängige SWenfc^en ober Korporationen feien, unb bie Staaten fid^ üon anberen gefeHigen SBer^ältniffen nur burc^ Ijö^ere 9Mac^t unb grei^eit unterfc^ieben, auf bie S)auer unhaltbar unter üKännern, bie im 3)ienfte be^ preufeifd^en ©taateg ftanben. 9iic^t bie rati* onaliftifc^en Überlieferungen bed fribericianifc^en ©taateig, fonbern bie immer noc^ frifd^en ©ebanfen ber preufeifc^en SReformjeit ^aben neben ben Anregungen ber ^iftorifd^en SRec^töfc^uIe auf bie ®erlac^'fd^e ?ßartei eingeftjirft unb ju einer geiftüollen SBeiter* bilbung beö ^aCer'fc^en ©^ftemg; geführt. S)ag Sel)rgebäube, njelc^e^ ©erlac^'ö g^eunb ©ta^I oufric^tete, fann man hjo^l aU i^ren Stuöbrud anfef)en, nid^t freiließ berart, bafe für fie ein tjoüftänbig unb allgemein gültiger Äanon ftjar, aber if)ren toirt famften gemeinfamen ®runbgebanfen finbet man aüerbingö in bem ©ta^rfd^en ©^ftem am Ilarften auggefproc^en *). (£ö berul)t nic^t nur wie ba« §aller*fd^e auf bem ©a^e öon ber gegebenen, nic^t etma burd^ Vertrag entftanbenen Dbrigleit, fonbern betont im entfc^iebenen SBiberfprud^ ju §aller, bafe ber ©taat ein fittlic^^intelleftuelleg SReid^ fei, eine Snftalt, bie i^r ®efe^ in fic^ felbft trage*). „3)er gürft ^at bie ©etoalt nic^t afö in feiner ^erfon, fonbern afe im SBefen ber 3lnftalt entfprungen.*' ?lfö fc^önfte^ ©rbt^eil ber preufeifc^en SReformjeit aber barf oieHeic^t feine Überjeugung gelten, ba§ ber SKenfd^ ben ©taat auc^ aU ^oftulat feineö eigenen fittlid)en SBiüenö erfennen muffe'). 3lIIer* bing^ fefet er gleich im ©inne ber Ijiftorifc^en SRec^töfc^uIe ^inju, bag fei felunbör, benn ber 9Kenfc^ erzeuge ben ©taat nid^t, fonbern eigne fic^ ibn nur an. Slber inbem er bann meitcr ben c^riftlid^en ß^araher ht^ ©taate^ unterfuc^t, finbet er i^n nic^t nur in ben (Zurichtungen, fonbern aud^ in ber ®efinnung unb SGSürbigung, mit ber fie betrachtet njürben, in bem ®eifte, ber ben ganjen politifd^en 3"fton^ erfülle. 9?ur bie religiöfe ®e*

*) ©ir Icgm bie jmritc SScarbeitung feiner Staatslehre (^^ilojop^ie be* »e^t«, 2. «ufi. 2. ©b. 2. «bt^. , ^»"^clberg 1846) ju ©runbe , ©eil fie in bie erft« 3^^ ^«^ Siegiernng gricbric^ ©il^Im'd IV. foroo^I »ie feiner eigenen berliner 3Sirtfamfeit fällt.

•; 0. a. C. 3. 109 ff. ,4. ?(ufl. 2, 2, 141).

») a 143 (4. «ufL 3. 175}.

bie S^ogebüc^er beS Q^enerald t). Q^erlod^. 65

finnung toirle e^ aügemein unb bouerl^oft, bofe ber ©toat afö eine fittlic^e Drbnung befte^e^), unb befreie öon ber blofe me* d^aitifd^en SBurbigung beö ©toateö. Sft bicfer eine ?ßoI feiner S^eorie alfo eine religiöfe Umbeutung ber ©tein'fc^en ©taotig^ anficht, fo ift ber anbere^ol eine religiöfe SSertiefung beö ^aQer'fc^en ©ebonfen^. 9?iemalö entftel^e ber ©toat hnxd) einen Vertrag ober bur^ eine beabfic^tigte %\)at, fonbern fei boö SBerf eine^ ^ö^eren ga!torg afö beö menfc^Iid^en SBiQen^*). Der Äernpunft biefer ?lnfci^QUung liegt befd^Ioffcn in bcn SBorten, bofe ^raUenfe* falben boö Übermenfci^Iic^=®egebene baS @rfte unb Unobmeigbore, bie menfc^Iid)e Xijat erft baö jh^eite, nur lebenbige innerliche Aneignung, nid^t eigne (Srjeugung" fei^). Diefer ©runbfafe ber Deformation, meinten ©ta^t unb feine greunbe, muffe nun quc^ auf ba^ poHtifd^e Seben übertragen werben, unb bamit eben finb fie gefd^eitert. gür boö religiöfe iJeben mie für bie tt)iffen== fd^oftlic^e ©pelulotion ein ©d^Iüffel jur Siefe, lähmte jener ®runbfa| für ba^ SBäirlen im ©taate bie fd^öpferifc^e 3;^at!raft. D^nc ba^ ^ßromet^eifd^e im ÜKenfc^en, ol^ne ben ÜÄut^, ber in ben Anfang bie 3;^at fegt, hjerben ©taaten nidjt gegrünbet unb nid^t fortgebilbet. greilid^ üerftanben ©tal)I unb feine (Sefinnungi^ genoffen unter bem Übermenfd^lid^'-®efügten, in ba^ fic^ ber äRenfcft ju fcfiiden l)abe, nur bie eine beftimmte i^nen öorfc^ftjebenbe Drbnung ber irbtfd^en 3)inge. Slber in einem empfänglid^en ®emüt^c bleiben fo tief h)ir!enbe ®runbfage nic^t in ben i^nen Dom betoufeten SBiQen jugemiefenen ©d^ranfen, fonbern bemäc^^^ tigen [id^ beg ganjen feelifd^en Seben^.

Derjenige, ber ftc^ feiner eingeborenen 3Zatur jufolge am tiefften üon jenem ®ruubfa§e t|at burd^bringen laffen, roargtiebric^ SBill^elm IV. ©ein ganjeö politifd^eö Denlen beruht barauf, bafe ber i^m alg 3beal üorfc^hjebenbe ©taat ni(^t gemacht, nid^t burd^ ftjilKürlic^e Stiat, burc^ ®efege unb Sobififationen in'^ ßcben gerufen werben tonne, fonbern bafe baö Äönigt^um gleic^*» fam nur mit Icifer §anb, wie man etwa oon einem fd^önen

») a. a. O. @. 155. «) Q. 0. C. @. 139 (4. ?luff. @. 171). ») a. 0. C. @. XV. ^i^oril^c SciHMft 9t. %. »b. XXXIV. 5

tJG 5. 3Keinecfe,

alten gre^fogemälbe bic fpätere %ixnd)c ablöft, bie alte, organifc^ erroad^fene Drbnung üon ben fpäteren üerunftaltenben ßw^^^t^^^ befreien foQe. Tlit einer religibfen ®Iaubenö|ic^erl)eit meinte er, bafe biefe unter Ootteö bcfonberem ©egen fte^enbe alte fcf)Bne Crbnung bann fd^on ganj uon felbft hjiebcr grünen unb treiben werbe. SBie fef|r fein §anbeln üon biefer Überjcugung be^errfd^t hjar, barüber geben ®erlacf)'ö Stufjeic^nungen bie bele^renbften 9luffc^Iüffe. 3n ben erftcn SRegierungömaferegeln beö Äönigö tritt if|m alö befonber^ d^arafteriftifd) entgegen „bie 3"ö^^fic^t owf fein SRerf)t, baö SSertrauen auf (Sott"*), unb bafe er bie 3"9^t* Iofig!cit ber 3^'^ «nidit mit menicl)lici^er gcinljeit unb galfc^fieit, noc^ mit abfoIutiftifd)er SBilltür, fonbern mit SRec^t, j^rei^eit unb ®(auben" betämpfen njoQe. 3n biefem 3"fö"^^^"^ö"9^ tritt ein für bie ganje ^Regierung bcö Sönig^ d^arafteriftifdier 3ug in ein t)ieflcid)t ü6errafd)enbeö Sid^t. Smmer lieber le^rt in ©erlac^'ö 3lufjei(^nungen bie Älage, bafe bem Sfönige bie ÜÄenfci^en, mit benen er regiere, gleidigültig feien, bafe er fic^ mit aWönnern umgebe, bie i^n gar nid^t uerftünben, uon ganj anberen S^enbenjen befeelt feien. 3)aö t|at er aud^ h)iebert)oIt bem Äönige felbft inö ®efid)t gefagt*) unb if|m erllärt, feine ganje ^Regierung fei baran gefc^eitert, bafe er ftet^ üerfd^mä^t tlätte, bie SDienfc^en alö nött)ig jum ^Regieren anjufe^en. ©Ä toar bieg me^r afö ein blofec^ 9(percu ®erlad^'ö, e^ mufe ju einer feften Überjeugung in ben bem Äönige na&e ftel^enben Greifen geftjorben fein,h)ie bie faft ftjörtlid^ anHingenben^ufeerungen bei8 SWinifterö t). Saniß bemeifen*). Sanife meinte, liege in biefer ®leid^gültigfeit gegen bie ?ßerfonen eine Uberfdjafeung feiner eigenen SKac^t unb SBirffamfeit. (£r bleibt ^ier, tpie aud| fonft oft in feinen Urt^eilen, an ber Dberflädje, unb meit fd^ärfer trifft eine Semerfung ®erlac^'i^ auö bemSa^re 1847*) ben inneren ®runb: ber Äönig „^ält an feinen ^rinjipien, gibt [te nie auf unb vertraut itinen fo feft, ta^ er bie 9JJenf(^en, bie Qnt

») 1, 86.

•) 1, 755. 762.

») ©anit' SDcnffc^riften 2, 54 u. 183 f.

*) 1, 123.

blc Xagebüc^er bcS OJencroIg ö. ÖJcrlac^. 67

unb bie ?(rt, njie fie auSgcfütirt lüerben, für ööQig gleichgültig ^olt". 3^ füld^en Äünfequcnjcn olfo führte jene ^Infd^Quung, bie öor ber frifc^ unb berb jugreifcnben menfc^Iic^en St)at eine Slrt Don ©(^auber empfanb, fic§ gläubig in ein Sbeolbilb t)on ©taat öevfenite unb biefem eine burc^ \xd) felbft toirfforne Äraft jutraute. ©o erffört fic^ nun bie merfmürbige 3^^fö^i^^ttt)eit unb Smpütenj ber erften SRegierungj^jafire, ipo, toie ®erlaci^ fagt^), niemanb ben Äönig üerftanb, unb am toenigften feine SDJinifter. ©0 erdört \x6) bie 2;f)atfac^e, bafe bie SSerfaffung^üert)anbtungen in ben erften Sauren trog beö guten SBiQenö be^ Äönig^ gar nic^t üorroärtö lamen. „5)er 5?5nig", fc^reibt ®erlac§ 1843^), „mill öoüftänbige ^ßrefefrci^eit, 9fleirf)dftänbe, Äonftitution, er wirb üon ber 9JeaIifirung biefer 3been nur burc^ baö mec^anifd^e ©egengemic^t feineö 9Jfinifteriumg abgehalten." ©o toirb benn aud^ bie öolKommene gaffungölofigfeit unb ®ebroc^eni)eit beg Königs in ben SRorjtagcn üon 1848 üerftänbHc^, über bie ®er^ iad)'^ 9tufjeici^nungen p bem üielen fc^on Sefannten jmar feine iDefentlid^ neuen, aber boc^ einige rec^t ci^arafteriftifd)e Qü^t fügen, ©eine iniierfte 3bee toar l^ier üerlegt, bie fred^e njitt* türlid^e 2t)at maßte fid^ an, bie Don ®ütt gefügte Drbnung um* juftofeen. Diefe Drbnung beruhte für it)n mit auf ber ®runb* läge ber gegenfeitigen Sreue öon gürft unb SSoIf. 9lber maö ba^ ©))ejififc^e bei if|m ift im ®egenfag etma ju feinem ©ruber, bem Äaifer äBil^elm: tvax ein me^r fpe!ulatit) a(ö ))ra{tif(^= fittlic^ erfaßter ®ebanfe. ®r fegte bie 2;reue me^r aU eine ge^» flcbene lebenbige 9Kac^t öoraui^, er ftjar feiig in iljrer Slnfc^auung, <^ gehörte ju feinem ©eelenfrieben, baß fie i)orl)anben toar. 9lfö fie nun fjanbgreiflic^ üerlegt ftjar, ba fonnte ber Sönig nie unb nimmer burd^ bie rafc^e re))ulfii)e SE^at, fonbern nur burd) eine giftion baö verlorene ©leic^gemic^t ber ©ecle toieberjugehjinnen ftreben. S)ie Semerfung üon Sanig^): „So hjar i^m ein burd^* ou« wibermärtiger ®cban!e, feine Untertfianen feiner SRefibenj in offener Smpbrung gegen fid^ ju fefjen", er füllte ber 2;rcue

») 1, 96 u. 116. ») 1, 92. 8) 2)cnff4riften 2, 254.

68 5- SJicmcde,

bcö aSoKeö üertrauen, trifft ^icr einmal ben Sern ber ©ad^e* S)ic ©reigniffe be^ 19. üKärj finb bag nütfinjenbige Srgebni« be^ 3"1öwiwientreffcng öon ©tjftem unb SRaturanlageM. SBie genau pafet audö bie öon ®erlac^*) mitfletf)eilte Slnfprac^e bc« Äönigö an bie ^ßotöbamer Dffijiere am 25. äfforj, burd) bie ftc^ bie ©etreuen be« Äönigö fd^toer öerle^t füllten, in biefen 3"' fammcn^ang. 3)er Äönig erHorte i^nen, er fei ganj frei in Serlin. „SKeine 5ßcrfon ift niemals fii^erer geftjefen, unb ic^ \)abt nidjt geglaubt, bafe bie ©erliner foId)e ?tn^änglic^feit an mx6) gel)a6t Ijabcn.'' Unb unmittelbar Dörfer ge^t noc^ biefer SrMärung ein SBort, baS im ®runbe fein ganjeig ©taatöibcal negirte. „®g gibt feine Dbrigfeit, leinen ÜÄagiftrat, leinen ©tabt< öerorbneten, unb bennoc^ ift burd) ben SBillen ber Sürger ba^ ©igent^um unb bie ^erfon gefd^ügt." ©o f|ebt fic^ fd^on öier in i^m bie c^riftlic^^germanifdje ©taatSanfdjauung felbft auf, lebiglid) baburc^, bafe er i^rem tiefften 3"flc» ^^^ innerlichen 9lneignung beö (gegebenen, anc§ ganj unb gar folgte.

hierauf berufien au(^ bie üiel be!Iagten©d^ritte öom 21. SWärj,. ber Umjug mit ben beutfd^en garben. 2)ie nationale Sbee toar biejenige unter ben jegt auf if)n einlüir!enben üJiäd^ten, bie er innerlich noc^ am meiften in fi(^ aufnehmen fonnte, obnjot}! fie i^m nic^t fo ^oc^ ftanb, ftjie bie 3bee ber Dbrigfeit öon ©ottei^ ®nabeu'). SBeiter fann man nun an ber §anb ber ®eriac^«

>) 9?a(ft ®crlQc^ (1, 141 f.) , ber firf) auf be8 Äönig« eigene SSorte ftü^t, iätte $obeIfc^n)ing]^ ben Auftrag h^^ Königs überfc^iitten, alS er am 19. 3Rftrj ben 93efe§I öerfünbigte, bie 3'ruppen üon aßen ©trofeen unb ^läfen jwrücfjujie^en. 2)ie öetoeiSfül^ning B\)bä'^ (ö. 3. 63, 428 ff.) toirb babur* nic^t entfr&ftet. Q^erlod^ n^etg nic^t, bag S3obe({d)iuing]^ 5Ut)or gerabe gegen jenen Dom Q^rafen $lmim befiim orteten iBefe^l gefproc^en ^at. 60 bleibt nur übrig, bag ber Äönig, aU er gegenüber Q)er(ac^ SBobelfc^ming)^ für ben dtiid^ug t)erQntioortIic^ mod^te, ben ©ac^oer^alt bergeffen l^at, toa^ bei ber furchtbaren Aufregung, in ber fic^ jene ^er^anblung abfpielte, nic^t be? fremben fann.

«) 1, 148 f.

■) „5)em 9?amen Xeutfcftlanb ficbt nic^t bie ^eiligfeit oom 9?amcn be« ^@rm on . . . unb boc^ lieb' ic^ Xeutfdjtanb , feine @^re unb ^VLf)m unb Geltung mit ber Siebe, mit ber man am 92amcn einer unöerg(ei(ölidjen ^JJuttcr l^ängt." ?(n »unfen, 7. april 1849. SRanfe, (Sämmtl. ©erfc 49/50, 519.

bie Xogebüc^er bed Q^enerald t). ©erlac^. 69

fc^cn Sogcbüc^cr üerfolgen, mic auc^ bie ©d^ritte jur SBiebcr* ^crftcÜung ber föniglii^en ÜÄad^t im Snnern unter bem ®efe^e fte^en, baö alle ^anblungen be^ Sönigg c^ara!terifirt. 3)ie (Sreigniffe feiner ^Regierung Ijoben getoiffermafeen i^re befonbere innere ©truftur. S)ie 3tuf}eic^nungen beftjeifen, welche njic^tige fRoHe ®erlQc^ bei ber Berufung be^ ®rafen Sranbenburg gc*= fpielt ^at. SBer biefen juerft bem Äönige em))fot|Ien I)at, ob SBiömarcf^) ober, toie nod) ®erlac^'g Stufjeic^nungen*) anjune^men ronre, beffen 93ruber Subn)ig, borauf fommt e^ fc^IieBlic^ nic^t fo an, n)0 ber ®eban!e boc^ toaf|rfd)einlic^ ein gemeinfameö geiftigeg (£igentt)um ber SamariDa ift. SebenfaQö fu^r ber ®eneral ü. ®erlaci^ |d)ün am 6. Dftober nac^ Sreölau, um im Auftrage beö Äönigö $)ranbenburg ju fragen, ob er bie SBieber* I)erfteIIung ber fönigtidjen ©ouöeränität gegenüber ber ©erliner toie ber granifurter SSerfammlung übernet)men xvoUe. Slber toäre boc^ eine ungenägenbe Sluffaffung, n^oQte man nun bad ganje entfd^eibenbe (Sreigniö alg eine 2;t)at ber ®erla^ä, öon benen namentlich Submig ben eifrigen 3;reiber machte, ober über^ l^aupt ber ftamarilla, bie t)ier ben Äönig geleitet f|abe, anfel)en. ®er burc^ ®erlacl^'ö S^agebuc^ glänjenb bcftätigte ®runbgebanle ber S^berfc^en Sluffaffung griebric^ SBiIt)eIm'ö IV.: „3)ie ge* fd)ic^tlic^e SSeranttt)ortunQ für aQe mefentlic^en Slfte feiner SRe= gierung gebührt il)m, unb if)m allein"^) üert)ilft auc^ Ijier ju einer tieferen SBürbigung beö ®reigniffe^. (£i3 ift entftanben nic^t aug einem lange vorbereiteten unb ©c^ritt für ©c^ritt in'g Seben geführten Sntfc^Iuffe unb ebenfoftjenig au^ einer plöglic^en Smproüifation, fonbern fo, njie ber Äönig fid^ überhaupt ba^ gefc^id^tlic^e Seben bacf|te, burc^ ein aIImot)Ii(^eg natürlichem SBieberanfc^meQen ber SDJac^t unb ber 3bee beö Äönigt^umö. ?nm biefe banieberlag, afö ber oon ®er(ac^ fc^on 1843*) geahnte „9ii^iliömnm ber Wniglid^en üKac^t" eingetreten loar, fanf fte

*) Sgl. 8i)bc(, Segrünbung be« beutfd^en 5Helc^c§ 1, 254. «) 1, 211. @(fton üor ber 58enifung be« 3Riniftcrium§ ?fucl fdilägt i^rlac^ bem 5tönige ^ranbenburg einmal üor (1, 193). ») Segrünbung 2C. 1, 104. *) 1, 89.

70 2r. aReinecfe,

Qud^ im Snnern bci8 Sönig^. Sluf ©crlac^'S ©rnia^nungen im Sunt 1848, in S3erlin bod) Drbnung ju moci^en, ertüibcrte ber Äönig bamalig nod^: „Se^t machen ja boc^ bie ÜÄinifter 2lUe^" ^). SWit bem allmäf|lid)en SBieberaiiffteigen ber föniglic^cn 2)?ad)t erfüllt fic^ aud^ ber ®eift be^ Äönigö lüieber mit it)r. 3mmer gc^t me^r eine innerliche 9lneignung ber 2f|Qtfaci^en alö i^re planmäßige §er6eifüt)rung uor [\6). ,,S)ie eigentlid^e SBenbung beö ®angeiS ber 9legierung" jagt (Scrlac^, „n)ar ber bänifd)e SBaffenftiQftanb, ben ber Sönig felbftänbig abfd^Iofe, . . l)ier trat er ber ^ßaulöürd^e, ber ©ingafabemie unb feinen 9)?iniftern gegen^ über jum erften 2JlaU lieber alö fiönig auf"^). Slber ]ef)x richtig fül^It ®erlac^, bafe ber Äönig ju biefer %l)ai me^r gefüt)rt ift, aU bafe er fie felbft I)erbeigefü^rt ptte. ®ott, fagt er, l)abe b\^ je^t t)iel mef|r burd) bie geinbe alö burc^ bie greunbe jur ^erfteDung feiner Drbnung get^an. „3n ber bönifd^en 9Inge* legenlieit l^at ®r ben Äönig burc§ ©nglanb unb 9JuBlanb jum felbftänbigen Sluftreten genötl)igt"^).

Stjulic^ öert)ält fid) mit ber SBirfung beö befannten ©tein'fc^en 9lntrageö Dom 7. September 1848, in toddjci ja SRanle ben entfc^eibenben SBäenbepunft mit fie^t. Slllerbingö ^at biefeö 3lttentat auf bie 9trmee in bem Äönige ben ©ntfc^Iufe geftär!t, größere (Snergie ju geigen, aber tok ein SJZoment nac^ bem anbern, ber baju ®elegen^eit bot, lam unb ungenü^t öor* überging, baö gel)t au^ ®erlad)*ö Sagebuc^ beutlid) öeruor. 2)a toar juerft bie 3{ebe öom ©riafe einer föniglid)en Sotfc^aft unb Jöilbung eineö militärifd)en interimiftifd)en ÜJiinifteriumö, ber Sönig gef|t barauf ein unb tt)ut bann bod) etttjaö anbereS*). „SBie fd^neQ aber !önntc", feufjte ®erlad^ om 22. ©eptember, „nac^ menfd)Iic^en Gegriffen ein gürft, ber ein ^elb ift, eine öoQftänbige SReftauration bclpirfen." SSon bem 9Jiinifterium ?ßfucl liefe fid^ ber fiönig bann ein ©tüd feinei8 ?ßrogrammö nac^ bem onbern ab^anbeln, aber ein Smpulö fam allmäf|lid) boc§ jum onbcrn, namentlid^ tpirftc bie grage ber 2lbfd)affung ber^obe^ ftrafe unb bie fc^rtjäc^lic^e Haltung beö ÜÄinifter^ ö. Sid^mann

») 1, 169. «) 1, 203. •) 1, 231. *) 1, 193.

bie Xogebiic^cr be^ ©eneratS ü. ©crlacft. 71

i^r gegenüber, unb )o fe^te fid) au^ einer fid) langforn fteigern^^ ben ©umme üon Smpreffionen unb SSelleitäten ber ©ntfc^IuB bed Äönig^ jufammen, ben (Srafen 93ranbenburg ju berufen.

9?Qd^ biefer 9Jfet^obe gel)en bie (Sreigniffe n)eiter. S)ie Dttrot)irnng ber SSerfaffung uom 5. ©ejember 1848, bie ber fiönig juerft für eine „üoUftänbige S)edorganiiQtion beö üanbeö" erflärte, wirb burd) eine ätinlid^e aHmä^Iid^ ern)ac^fene Storni bination öon ^^ftoren f|erbeigefül)rt.

(Sbenfo aud) bie ©ibeöleiftung auf bie SSerfoffung am 6. gebruar 1850. Sm Dttober 1849 nannte ber Honig bie oftro^irte SBerfaffung einen ®d|anbfled für ben ®rafen Sranben* bürg unb erüärte, fie niemals befdimören ju lüoHen^). Über bie fc^n)eren Sömpfe, bie e^^ il)n ge!oftet t)at, el)e er fic^ j^ur Sibeö- leiftung entfdilofe, erf)alten Xdix bie merfmüvbigften SWitt^eilungen. SRocft brei 3!age üor ber ^roflamation ber SSerfaffungöurfunbe, am 28. Sanuar 1850, nac^bem bie j^meite ftammer ben größten 3;^eil feiner ^ropofitionen angenommen f|atte, ftröubte fid) ber Äbnig gegen ben ©b^).

(£g genügt, njie gefagt, in allen biefen gälten nic^t, uon 9?ad)giebigfeit unb ©c^moc^e beö Sönigö ju reben, mo fo fc^toere unb aufregenbe ©emiffen^fämpfe fie begleiten. Der SinfluB feiner Umgebung, in biefem legten galle namentlid) ber ©influfe öon SRabomig, ift immer nur infofern mirffam, al^ fic^ in if|m baö „®egebene" unb „Unabweisbare" t3er{i)rpert, Don bem fid) leiten }u laffen beS Äönigä eigenfter Quq war. So mußte bann eben jum tragifd)en Äonflifte füt)ren, wo bieö auf i^n brürfenbe ®e= gebcne feinen urfprünglid^en Sbeen wiberfprad).

Äomplijtrter ift biefer SSorgang in ber beutfc^en grage, auc^ beöwegen fd^wieriger barjufteHen, weit t)ierin ®erlad) Weber ba^ üotle aSerftönbniS für ben Äönig noc^ aud) beffen ganjeS 3Jer* trauen befaß. Stielet nur ift in ®ertad)'ö 3J?ittl)eiIungen barüber, wie wir faf)en, bie 3luiSwal)t beö ©toffeS burd) fein einfeitigeö antifonftitutionelleS Sntereffe ftart beftimmt, fonbern auc^ bie ©d)cirfe feiner S3eobad)tung leibet barunter. (£r ttammert fic^

1) 1, 245. «) 1, 37G. ») 1, 419.

72 2f. ^einecfe,

ju fefir an SHobonjig' ?ßerfönlic^feit, meint, bafe boö fQl)cf)c ?ln)ef|en bedfclben bei Äönig unb 3Kiniftern baö einjige ^inber* niö für eine beffere ^ßolitif fei, öerfuc^t immer hjieber auf bie fd^arffinnigfte SBeife, fic^ bcn rätl)fel^aften einflufe öon Staboiüife auf ben König ju erflären unb !ann fid^ bocft nid^t in bcffen ©ee(e l)ierbei ^ineinöerfc^en. S)ie Unionöpolitif erfc^ien it)m mie feinen übrigen ^ßarteigen offen aU ein 83unb mit bcr SReuoIution. 6r fonnte eg fic^ nic^t äufammenreimen, tüie ber Sönig fie mit ber unbefledten 3bee bei8 Äönigtl)um^ üon ®otteö ©naben in fi(^ bereinigen fonnte. 2)a^ fü^It er fe^r fein ^erauö, n)cnn er aud) im polemifdien Sifer überfd)arf auöfprid)t, bafe bie nationale ?ßoIitif t)on SRabomig bcr originalen inneren 5fraft entbehrte, bafe fie met|r eine 9(rt Äaltül eineö jd)arfen, aber un* probuftioen S)enferö fei. 9lfö SRabortji^ i^m einmal auöeinanber* fe^te^), bafe er in ber 9Ji(^tung bcr Qdt auf nationale Sin^eit ®otte§ SBiHcn ju fet)en glaube, bcm man folgen muffe, fragte er i^n, mie er benn in feinem ©emiffen eine ^olitif red^tfertigen lönne, bie fdjcinbar mit ber SRcUoIution ginge. Unb bod) beruht bie ©l)mpatl)ic bcö ftönigö für bie SRabotoife'f^^ ?ßoIitif gerabc auf biefcm oon Siabomijj angegebenen SDJotiu, nur bafe bie 9lrt, toic bcr Äönig \x6) öon biefer al^ ®otteö S33iüe ertannten QeiU ibec leiten liefj, ganj anbcrö unb inbiüibueti ücrfci^icben üon ber 9flabon)itj'f(^en tüar. SRabonjife' gewanbter 9?erftanb mad)te fid^ ol^nc erl)eblid)e innere Äonftifte ein ©t)ftem jured^t, in melc^em feine nationale ^olitil fic^, xok er glaubte, ol)ne SBiberfprud) mit feinen fonftigen poIitifd)en unb lirc^Iic^en Slnfc^auungen öer* trug. 3n bcm Könige aber führte baig Seieinanbcrmo^nen heterogener, intenfiö erfaßter Sbeen 3U jener ^oliti! beiS SBäiber^ fpruc^ö unb ber Snfonfequenj, bie man an^ Q\)bcV^ SBerf fc^on genügenb fennt.

©erlac^'ig Slufjcic^nungen beftötigcn bie ®t)berf(^e Sluffaffung in allen §auptpun!ten, fo namentlid) in ber S)arftetlung ber 2;age öon SBarfd^au unb Dlmü^. ÜKan ^at gemeint, bafe ber S)rud tJonSRußlanb l)er cinerfeitg, unb bie Dppofition ber ©er-

>) 8. 3ua 1850 (1, 501).

bic Xagcbüdjer bc§ QJeneralS ü. öJcrloc^. 73

lac^'fc^cn Sßdxki anbrerfcitig gegen bie llnionfiJpofitif g'^ftoreii feien, beren ©ebeutung für baö ©cl)eitern bcr Unionöpolilit bocft eigentlid^ erft jc^t burc^ (Serlac^'ö ^Cnfjeiffjnungen an'ö Sageö* Iid)t fäme. Slber boö SBefentlic^e ift jebenfaK^, unb baö mxb burc^ QÜc (£rjäf|Iungen ©erlac^'ö über bie Unüerfc^ämtl^eiten beig^^ten^) nnb über feinen unb feiner (Senoffen 2lntf)eil am 3wftönbefümmen ber Dlmü^er ?ßun!tation nic^t entträftet, t>a^ bie ©reigniffe ju* le^t immer öon bcr eingeborenen unb burd) bie S)oItrin au^* gcinibeten 9?atur beS fiönigö beftimmt njorben finb. S)ie Ärifiö, , Don ftjelc^er bie ftonüention t)on DImüg nur bie fcfiliefelic^e Äonfequenj toax, ber 9!?organg in ber SWinifterfi^ung bom 2. 3lo» üember 1850, n)0 ber Äönig fid^ bem feiner Überj^eugung nocf) üerberblic^en ©ntfc^Iufe ber 2)?ajoritQt fügen ju lüoQen, erMärte, trögt in ^öd)fter Steigerung jene SWerfmote ber Snbiüibualität unb S)oftrin beö Sönigö an ficf), bie aQen feinen SRegierungö- ^anblungen eingeprägt finb. 2t(§ ^robuft ber ftärfften ©eelen* fömpfe beö Sönigö, too bie in tf|m lebcnbigften 3bcen, SBürbe unb ®^re beö ftönigtf|umd unb beö preufeifc^en SRamenö unb SBieberI)erfteUung ber Dbrigteit öon ®otte^ ®naben tief auf^ gerührt finb, eine foldje beifpiellofe ©elbftfntäufterung be^ Iönig= liefen SBiDenö, baju füfjrte fdjliefelicfi in bem it)r fongenialen ®eifte bie 3)oItrin, bie ben 9)?enfc^en mit Sbeen erfüllte unb i^m bobei bie Äraft nid)t gab, fte burd) bie eigne %\)at in baö Seben ju führen. S)ie Übertrogung be^ t)öc^ften ®runbfage^ ber ©pefulation, ber SSerfenfung in baö begebene unb Unablüciöbare, auf baö t^ätige §anbe(n enbete fo in ber ©elbftüernici^tung beffen,

*) 3)ie befonnte, ouc^ üon ®er(ad) (1, 628) beftätigte Snfinuation beö ftaifcrS 9?ifolau8 an ben trafen ^ol^na, er möge alö ein jiüeiter ?)orcf mit feinem §(rmcecovp8 noc^ 93er(in mQrfd)iren (ügl. 8i)bel 1, 390), wirb burc^ fein ©efprädj mit (Sbtüin ö. SRanteuffcI im SDlax 1850 nod) überboten. 3)er Äönig, meinte ißifolauS, fofle feine SBer^ei^ungen (b. ^. bie Union unb bie eben befd^morene SBerfoffung) jurücfne^men. ?Senn nicbt gefd)e]§e, iuürbe ber preufeifd^e Staat jufammenftür^en. 5)ann luürbe aber er an bie preuBifcf)e örcnje ge^en, eine preußifcbe Stanbarte aufftelleu, aUe a(ten unb treuen ^JreuBen barum fammeln unb \>cn preußifc^en (Staat roieberl^erftetlen, wie i^n ber bocftfelige Äönig l^interlaffen t)abe (1, 492 f.).

74 g. mcmtde,

wa^ man al^ ba« üor allem ©egebene unb Unabtueiöbarc erfannt p t)aben glaubte.

(£i1)eblic^ t)erfcf|ieben lüar bie SBirfung ber S)oftriu auf ©erlad), aber j^errieben t)at fie \i)n fc^IieBlic^ auc^. ®r I)atte öon ^aufc auö bie 2(u(age ju aftiuer Snitiatiuc. S)ie 3lrt, mie er im grü^jal)r 1848 bie ÄamariQa organifirte, tüie er im ©ommcr unb §erbft beö 3at)reö immer ju mut^iger SReaftion treibt, bemeift fie genügenb. lonnte ba gar nid^t ausbleiben, bafe it)m bcr SBiberfpruc^ mit ber gan^ anbcren 9(rt ber SRegierungS^anblungcn 5um Söemufetfein fam. 5)aB man fid^ üon bem Sal)re 1848 fo I)abe überrafc^en laffen, fc^reibt er 4. 3uli 1849 ^j, fomme bot)er, bofe man fid) ju fet)r uon ben lüeltlic^en Söefc^äftigungen l)abe be^errfd)en laffen, ftatt bafe man fie be()errfcl)te, ia% man fid^ JU fe^r burd) bie ©inbrüde l)abe beftimmen laffen. 9(ud} ®erIad)'iS tl)eoretifc^e 9(n)d)auungen üom Staate, fonjeit fie fic^ aud feinen öerftreuten Stufeerungen jufammenfteDen laffen, beden ficö nid)t ganj mit ben ©ta^l'fc^en; fie entfernen fic^ uo6) nid)t f 0 ftjeit t)on §aUer. SBieber^oIt mac^t er feinem Söruber fiubmig unb @tat)I ben Jßormurf, baß fie baö 3E3efen aller ^ßolitif, bie Dbrigfeit, nic^t red)t erfaßt Ratten, ben König nic^t me^r a(S Cbrigteit, fonbern aU premier serviteur de Tätat unb bie ©tönbe nic^t afö bem Könige untergeorbnete Cbrigfeiten, fonbern als 9ie))räfentanten eineö 95oIfötf|eiIeS anfallen^), ©ie ptten, meinte er, ben fd^iefen ©ebanfen einer Sinljeit bed 3JoI!ö g^g^n« über bem Könige nodft nid)t aufgegeben. JJaft rein ^aUerifd^ ift fein ©a(j: „©omie aber ia^ ä>ült feine ©ntjeit ift ol)ne ben König, fo ift aud) ein $^aufe Jßolfö feine ©int)eit oljne eine Unterobrigfeit". 9lber barin gel)t er über Malier ^inaud, bafe er ber Dbrigfeit nic^t blofe bie 9lu^übung allgemeiner Ü)^en)d^en* pfliditen fonbern eine fpejififc^e fittlid)e gunftion jntüeift. „S)er König", fagt er, „ift oon ®otte§ ®naben Dbrigfeit jnr San* bigung beS gieifc^eg"^). SBenn er bann n)eiter ben ©ag am- fprid)t: „Cine Dbrigfeit fann fid) nur beljaupten, lüenn fie

') 1, ;^o.

•j 1, 722 (1852), ügl. 282. 403. 5%. G85. ») 1, 596.

bie Xogebüdicr beS ©eneralS ü. ÖcvIqc^. 75

mit gläubiger Slnertennung il)rcr göttlicfien (Sinfegung fcftftel)t, ipo bicö nic^t ber gaQ ift, bleibt nur bie ^^^ranniö übrig" ^), fo trifft er mieber gang mit ©ta^I jufammen, ber eben and) in ber ®ebunbenl)eit beö öffentlichen SBemufetfeinö an bie t)öl)ere göttnd)e Drbnung ben ®amm gegen ben Slbfolutiömu^ be^ ©taateig er* blicfte*). yioä) meiter üon ^aller entfernt fid) ©erlac^, übrigem^ nur in SBeiterbilbung biefeö felben ©ebanten^, njenn er fic^ in feinem ganjen ^anbeln an ben perfönlidien Äönig gebunben ^ielt. ©ein ©ruber fiubiDig nannte baö ©erüili^muö unb er* flärte ftolj: „3d) bin aud) ein Äbnig". ©erlact) aber l)ielt \\6) an ba^ SBort, bofe man aud) bem n)unberlic^en Ferren untertl)an fein foüe'). 9Son biefen beiben fünften get)t nun aud) für ©erlac^ bie 3^^f^6w"9 f^'"^^ politifc^en S^ätigfeit au^. ©eine Eigenart bröngte if)n nid)t fo wie ben Sönig jum 3n^ftd)'-ein« faugen ber äufeeren (Sinbrücfe, fonbern juni ^anbeln unb euer« gifi^cn S)urci^fül^ren feiner 3;^eorien. 9lber mufete nun nid)t eben, inbcm er bieö üerfuc^te, ein JRife jh)i)d)en 2t)eorie unb ^ajiö entftef)en? 2)a^ Untertl^amfein bem njunberlidien §errn liefe fid^ in ber ^rajiö überhaupt nic^t mörtlic^ burd)fü^ren; mie emfig ^at ®er(a^ gegen bie üom fiönige gebilligte ^olitit üon SRabotoig agitirt. Unb hjenn anbrerfeitö t>a^ ßffentlidje öenjufetfein fic^ nun einmal nic^t binben tüoUte an biejenige Drbnung, welche jener Sl^eorie alö bie t)on ®ott gefügte erfc^ien. fonntc man bann erjnjingen mit äußeren 3Jiitteln? dagegen fträubtc fic^ (Serlac^'ö proteftantifc^eö ®efüt)(, unb üon ben opera operata be^ ^apiömuS hjiH er nic^tö tpiffen. „S)ie ®runbn)af|rf|eit ber^ßroteftanten", fd)reibt er*), „bie^Redjtfertigung au^ bem ®lauben, ift ja bie Sebingung beö t5niglid)en ^riefter* t^umö, ber greilieit ber Sinber ©otteö unb ber fd)arfe ®egen* fafe beö ^ßapiömuö, opera operata, ^eiligenanbetung u. f. to.; bafier ©egenfa^ unferer ^olitif gegen bie ruffiid)e unb öfter* reic^ifc^e''. 9?un hjiberftrebte aber ba^ politifc^e 2)enten ber

») 1, 684, bgl. 578 u. 593.

•) Q. a. D. @. 127 (4. 5Iufr. 2, 2, 158).

») 1, 423 u. 576.

*) 1, 792 (1852).

7G 5. aWcinecfe,

3cit entfd)ieben ber fupranaturaliftifdien SJegrünbung ber ©taatö* gemalt, lüollte \x6) nicf)t blofe mit gläubiger ©efinnung bag im ©toate ©egebene innerlid) aneignen, fonbern mit eigner 2;i)at [ic^ am ©taati^Ieben bet^eiligen. Sine öcrjmeifelte Sage für bie ®erlad)')d)e %\)toxk, (£r fiel)t fie aud) üollfommen ein unb fagt, baö fei eben unfer gröfeteä Itnglüd, bafe ber ®Iaii6e an baö ftönigtf)um auö ben ^erjen ber 9J?enfc^en, felbft ber ©utgefinnten, getoid^en fei, „ba in biefem ®Iau6en, fides, foi, in biefer Äonüütiou bie SJebingung ber Cbrigfeit im ®egenfa^ ber 5^^ranniö fiberfiaupt liegt" ^). ©o ftanbcn gerabe biejenigen, meiere biefe S)oftrin am tiefften unb reinften in fid) aufgenommen Ijatten, im innerften ®runbe o^nmädjtig unb t)ülfIo^ ber 3cit gegenüber. Unb Xüenn fie fi(^ nad) ben wenigen umfallen, bie noc^ ju i^rer ga^ne hielten, lüie toe^e mürbe itjnen bann um*3 ^erj. 2)er ®ebanle ber ^eiligen JlHianj unb ber gemeinfamc Äampf gegen bie SReüoIution mieg fie auf baö 3ufammenget|en mit Dfterrcii^ unb SRufelanb, i^re Dppofition gegen bie Itnion^ politif ift baüon getragen. „50Jein fteter S^rieb ift, bie (Sinigfeit mit Ofterreid) unbSRufelanb auf aQe SBeife ju förbern"^), fdirieb @er(ad) im 9(uguft 1849 unb ö^nlic^ immer mieber. 9Iber i^m graute Dabei üor biefen 93unbei8genoffen, bie i^m innerlich fo fern ftanben. 3n ©d)marjenberg'ö niüellirenbem 91bfo(utiömuä fiebt er bie gruc^t beö Unglaubens '). ©benfo menig fann er fid) jum Äaifer SRifolauö ein §erj f äffen. 3t(ö biefer 1852 nac^ Serlin fam, ^atte ©erlad) bei aller ®enugtf)uung über bie SBieber* fierftellung ber alten greunbfc^aft bod) baö nieberfd)Iagenbe ®e« fül)I, \>a^ „foüiel cant, flunkeyism" babei fei, unb baö Über* gemid^t bei3 abfolutiftifd^en SRußlanbö fäDt it)m fc^mer auf bie ©ee(e^). „Sine fc^redlic^e Sage", flogt er 185P), „jmifc^en SReüoIution unb 9lbfoIutiömuö, nac^ einem ^ier fe^r paffenben ©tra6enjungen*9fuöbrud gefd)inblubert ju merben." Sr fann e^ fid) ba in einjelncn 9J?omenten nid)t toer^e^Icn, ba§ bem ®egen^

») 1, 593 (1851).

•) 1, 358, tgl. 554. 625. 712 u. a.

») 1, 488 (1850).

*) 1, 764. *) 1, 588.

bie Xogcbüc^er beS GJencralS b. ©crloc^. 77

fa| äftjifc^en ?ßrcuBen unb Dftcrreic^ and) ber ©egcnfa^ jlüifd)en greilieit unb SlbfoIutiömuiS ju ®runbe liege, unb ift unbefangen genug, quc^ ber SRabohjig'fc^en ^olitif biefe tiefere* SBatjr^eit ju* }ugeftef)en ^). S)iefer inneren SBafir^eit toax feine eigene ^olitif be^ ^wf^n^w^^^fl^^^"*^ ^it Siufelanb nnb Dftcrreid^ öerluftig gegongen.

Unb nun bie Sage im Snnern baju. ©ie ergab fc^Iiefelic^ gonj ba^felbe 3)ilemma. Sin ber inneren Berechtigung feiner Äamarillanjirlfamfeit f)at freilid), h)ie h)ir fcfjon fa^en, ®erIoc^ nie gejhjeifelt. ©ic hjar if)m baö öon (Sott gegebene 2(mt, in bem er ju feinem Si)ei(e mitmirfen hjoflte on ber SBieber^crfteHung ber öon ©Ott gefügten Drbnung. SBenn er ouf bie Qa\)l unb SBebeutung feiner (Srfolge barin fa^, fjätte er mof)! ftolj fein fönnen. S)er bänifrfje griebe, bie Slntmort beö Sönigö an bie granffurter Äaiferbeputation am 3. 9lpril 1849, ba§ 9)?inifterium Sranbenburg, bie SReben bei3 Sönigö bei ber S8cfc^n)övung ber SSerfaffung am 6. gebruar 1850, bie Sntlaffung üon SRabomi^ unb bie ©cnbung ^Ranteuffers nad) Dlrnü^, bei allen biefen Sreigniffen tjatte er einftufereid^ mitgen)irft. 3n einem 9JücfbIict auf C(mü§ fagt er 1851 einmal*): „SBie fcfinjac^ mar bie ^artei, ttjeld^e ben Äricg mit Dfterreic^ für ein unfägtic^eö Unglücf, für unfer @nbe t)ielt". S)er König gefeffelt Don SRabomi^, bie übrigen enttoeber für ben Ärieg ober fc^man!enb. „3Ber blieb benn t|icr übrig? S)ic brei 9)?inifter, xd), 6. SWanteuffel, Subloig unb bann bie Königin. Unb am 1. ©ejember t)aben wir ade unferc gcinbe befiegt."

©0 ftjor nun alfo bie ®erla(^*f(i)e Partei ju Snbe beö Sa^red 1850 ^err aQer gefäfirlic^en SBiberfac^er in ber Um* gebung be^ Könige gettjorben. ©ie füllte fic^ aU ben geiftigen ßeiter bcö üKinifteriumg, baö gelb lag fc^einbar offen für fie ba für eine fruc^tbringenbe Sptigfeit, für eine SBernjirtHci^ung i^rei^ 5ßrogrammg. SBeld^ ©d^aufpiel bietet fic^ nun in bem SBirfen biefer fiegreid^en Partei bar. 2Im guten SBillen f)at i^r nidjt gefehlt, unb öon ben erften %i)atcn ber JRealtion in benäaljven

») 1, 720 (1852). •) 1, 584.

78 g. Weinede,

1851 unb 1852 enthalten ®erlac^'d Stufäcic^nimgen ßcnug. 9lber lüie bürftig mar baö atte^ im SSerglcic^ ju bem, rva^ if)m afö Sbcalbilb ber ftaatlic^en Drbnung üorfci^tüebte, unb vor allem, tük t3erfälfd)t t>\xx6) bie öurcaufratie fam baö aÖeiS l^craug. 9(üe Oefe^entiüürfe, bie nun über (Scmeinbeorbnung, Jfreiöorbnuug, ^rouiitjialftänbe aufgearbeitet tüurben, finbet er meit unter feiner (Srmartimg^). 9tn ber Söurenufratie überf)aupt allein fc^on mufete ber ganje d)ri)"tlic^=germanifd)e ©taat )d)eitern. W\t SKanteuffel lonnte er, tok wir oben fd)on \a\)cn, fid) auf bie 2)auer nic^t befreunben.

3n bem 3cittanm üon brei 3af|ren fjaben mir \m^ faft nid|t um einen ©djritt genät)ert, fc^rieb er 1852*). 9?od) tiefer füllte er fid| üon 9D?anteuffel gefcftieben burd) beffen SBibermiDen gegen ben ^ietiömu^').

9}?it S53eftfa(en mar c^ nic^t üiel beffer. „Überall fcftlögt if)m ber ©ureaulrat in ben SRaden"*). „3Bie fdjmad) ift bie Partei beig 9ieri)tö l)ier im fianbe", f(agte^) er in biefer $öt)ejeit ber SReaftion, „menn man fie öon bem Siberalii^muö trennt. S)ie ^auptmac^t biefer ?ßartei fi^t immer noc^ mie unter ber üorigen ^Regierung in ber ^ßerfon griebrid) SBiI^eIm'3, beö bamaligen Äronprinjen, jefeigen ftönigö. SBeber unter ben ^rinjen nüd^ unter ben SDJiniftern finbet man Stn^änger beö SRed^tig unb ber grei^eit." Unb bo^, meinte er, muffe er 90?anteuffel I)altcn, benn er a^nte f^on eine neue ba^inter folgenbe liberale Ära, ein SKinifterium ©et^mann^^^oUrneg ober Sabenberg^). SBiebcr eine $ßerfälfd)ung ber S)ottrin burc§ bie ?ßrajiö. 3)enn menn er in ber auömärtigen ^ßolitif üerabfc^eute, um politifc^er 3mede miüen fic^ mit reüolutionären 50föc^ten ju öerbinben, ^iefe ba nid)t im Snnern aud) ein SBer! mit unreinen §änben ouf* führen, menn man e3 burd^ bie ©ureautraten machen liefe, bie lein SSerftänbni^ für ma^reö ftönbifd^e^ SBefen l)atten unb 5ßietiften* t)affer maren? Unb menn nun gar Uoflenbö baö ©tjftem ber 3manggma§regetn baju fam, fo mürbe ber auf bie „fides, foi, Äonoütion" gegrünbete d^riftlic^ germanifdje ©taat in feiner

») 1, 6% (1851). «) 1, 772. ») 1, 789 f. *) 1, 782 (18G2). «) 1, 788 (3uli 1852). «) 1 G98. 763. 7G6. 796 f.

bic 2:ogebüd&er bc§ ®cneral§ ü. ÖJcrlac^. 79

SBurjcI vergiftet. Gr fonntc nie unb nimmer in feiner 9iein^eit in'ö Seben treten, erftenö meit bie 5Känner nid£)t ba tt)aren, bie if)n mit SSerftänbniö unb Siebe Ratten burc^füt)ren fönnen, unb jrtjeiten^ tüeil er in einer gcfe^lictien 2)urd)fü^run9 fofort fein eigentliche^ SBefen üerloren ^ätte. SBie bie gange SReaftion^-^ tt)ätigfeit ber fünfziger Satire an biefem SBiberfpruc^ fc^on in fic^ ju ®runbe gegangen ift, beDor \\)x äufeerlid^ ein @nbe ge- macht tt)orben ift, ba^ mirb ber gu cin^artenbe ©d^lufebanb ber ®erlac^*fc^en 2)enfrt)ürbigfeiten n^o^I jur lel)rreictiiten 9Infc^auung bringen, ©c^on im 3at)re 1852 jeigt fic^ bie DöUigfte 5Inarc^ie am §ofe, baö SBirten atler gegen alle, baö ^ineinfpielen un* lauterer SKotiüe, baö Oerlac^ mit blutenbem ^erjen, aber rüd- fi(^töIo§ braftifc^ fcbilbert^), unb ergrcifenb tritt entgegen mic ber fromme unb treue 5Kann fic^ aufreibt in feiner unfruc£)tbaren 3:^atigfeit. ®in Qn% beö trüben ^^Jeffimi^mu« tritt frül) bei it)m auf unb Derftärtt fic^ mit ben 3at)ren. ®r t)atte tt)ot)l bic Äraft ber Überjeugung, aber nic^t ben frifc^en 2)iutf) im ^anbeln, ber fonft ben SJertretern jufunftöreic^er 3lnfc^auungen eigen ift. SBo fo wenige in ber SBett bie i^n erfüUenbe ttja^re ®taat§mei^t|eit ücrftetien fonnten, üerlor er ben ®Iauben an bie 9J?enfdjen über= l)aupt. S)aö non credis, rni fili, quam parva sapientia regitur mundus, mürbe ber immer miebertel)renbe refignirte SRc^ frain feiner 33etrad|tungen. „9Id), ift boc^ ein tiarteö Soi3, fo in baö 3od| ber $ßoIitif gefpannt ju merben unb baö im 60. Satire unb of)ne ®Iauben an bie 9D?enfc^en unb mit einem ©tauben an ©Ott, ber t)on jenem Sod^ bi^penfirt" ^), unb ä^nlic^e Älagen über bie ^offnung^Iofigfeit feinet Sreibenö fe^ren immer mieber. ©r füt|It ftd| alt unb üerbraud)t unb arm an Sbeen jule^t. „3Bie fann id^ in meinem 62. Sa^re biefen ©egenfä^en gemac^fen fein?"'*) 2lm @nbc, meint er einmal, ^at ^engftenberg Stecht, baß baö 1000jät)rige SJeid^ je^t ju @nbe gegangen unb ber 5;eufel loiebcr loögelaffen ift. „3d) fann mir nur immer nod^ nic^t benfen'', fatjrt er ganj im ©eifte feiner 2)ottrin fort, „bafe e^ mit ber c^riftlic^cn Dbrigfeit ju Snbe fein foUte"**). S)ie an

») 1, 783. «) 1, 365 (1849). ») 1, 764 (1852). *) 1, 683 (1851).

80 $. ^einecfe, bie ^agebüc^er bed ©enerald D. ©erlac^.

ben 9J?enid)en öerjlüeifeinbe gläubige Ergebung in ©otteS SBiffen ift bie je^t immer met)r f)en)ortretenbe lenbenj feinet S)enfenö. ©0 f)at aud) biefen tf)atfräftigen 6f)aratter julegt ber qnietifttfdje ©runbjug feinet ©t)ftem§ übermannt.

©oute man luünfc^en, baß fo üiel geiftige Äraft unb felbft- Io)e Eingabe an bie Sbee [ic^ einer fru(f|tbareren SELMrffamfeit gett)ibmet t|ätten? S)aö tjieße bie ®eid£)ic^te um einen febeniSüDlIen, uieDeic^t nottimenbigen 3^9 i()^^^ Silbeö ärmer machen looHen. Unb ber Sinbrucf ber Unfrud^tOarteit barf nid^t ber cinjige fein, ben tt)ir uon bem Stuöleben bicfer SRic^tung mitnef)men. Sßorin griebric^ 3SiIt|eIm'ig IV. unb bamit anc^ if)r tiiftorifdjeö SJerbienft liegt, t)at 9Jante in feiner Sebenöffijje bee^ Ä'önigö fdjön unb tief gefagt. ©iefed SSerbienft fid) ju ermerben, njäre bie 5ßartei ni(f|t im ©tanbc gemefen, njenn fie nid^t bie in it)r ruf)enben Sbeen jum 9J?ajimum if)rcr Äraft entmidtelt f)ätte. 3"^5)en)at)rung ber SKonarc^ie in ben ©türmen berSReüoIution f)at fie ein ©rofee^ beigetragen, unb burc^ ben geiftigen ®ef)alt unb burc^ bie 3nner* tic^feit it)rer 5!f)eorie ift benjufet unb unbetoufet auc^ bie fouu menbe ©eneration ber prcufeif djeu ©efd^ic^te beeinflußt morben. ift fein bloßer folgenlofer 3"föö, baß in berfelben ©p^äre, in ber ©erlad) mirfte, auc^ ber ^ßrinj Don ^reußen unb ©ii^* mard^) lebten. SSielleic^t barf man in weiterem ©inne no^ einen ©ritten an^ biefem ftreife ofö ben $eraufffit|rer einer moberneren Spoc^e anfef)en, Seopofb ü. SRanfe, ber in ®erlad)'i^ Äufjeidjnungeu njieberf)oIt, faft fo mie 2eo unb ®tat)i ote einer ber ©ele^rten ber Äamaritta auftritt. 3n bem einfad^en SBorte, mit njelc^em er 1848 baö fonftitutioneQc SEBefen gegenüber ©btoin ö. 51J?anteuffeI rechtfertigte, baß eine gorm fei, „in toeldjer bie je^igen SKenfd^en nun einmal leben tooHen"*), liegt bie Äritit be§ ©erlad^'fd^en ©t)ftemi8 unb ber gortfc^ritt barüber tjinauö.

») 3)ie ^Infteßung SBi§marcf'§ in granffurt betrachtete ÖJerta* fein SBcrf (ügl. 1, 616. 618. 620. 637). eine ,,9ro6artige gj^oöreflel" nannte fie Subnjig ü. ®crM 1851.

«) eämmtl. SSevfe 49/50, 594. «gl. aucft ®er(ad| 1, 245.

^i^celUn^

Snm »riefitief^fel ^öntg ^riebric^ m^tlm'» m. mit ^aifer

aieEanbcr I. 1805— 1809^

®ic Scbcutung be§ Sricfrocd^fetö Siönig Sricbrici^ SSil^elm'g m. mit Raifcr Stlcyanbcr I. ift bereite öon ben früheren gorfd^em mel^rs fac^ gciDürbigt lüorbcn; Sünder, 8tanfe, Raffel u. a. ^aben in i^ren Ißublitationcn wert^öoUe ©tücfe barau§ öcröffentlid^t. 3^* biefcn bereits bdanntcn Schreiben fotten im folgcnben einige (Srgänjungcn :gcgcbcn werben, bie fid^ ber gorfc^ung bisher cntjogen Ratten. ®ic ^ier mitget^ciltcn ^Briefe, fämmtlid^ eigenpnbige SRieberfd^riften, finb nic^t nur ein ncucS Scnfmal ber ^iftorifd^en greunbfd^aft ber beibcn KRonard^en, fie bilben oud^, menn mir ntc^t irren, einen mid^tigen Seitrag jur ©efc^id^te il^rer Staaten. 3n biefer ^infic^t fei befon« ieri^ l^ingemicfen auf baS Schreiben Äaifer Sllejanber'S öom 6. S)es= ^ember 1805. SWan tt)u6te au§ ^arbenberg'S ®enfn)ürbigfeiten (JRanfe 2, 366), bag Soifer aiejanber bem Sönig balb nac^ berSd^Ia^t öon •äuftcrli^ burd^ ®oIgorufi gefd^rieben l^atte, unb au8 3Karten§ <Recueü des trait^s 6, 369), bafe Sriebrid^ SSil^elni Hl. burc^ bie§ ©(^reiben ju 2^ränen gerührt würbe; über ben Sn^alt fonnte man ita^ ber Stntwort be§ ßönigS (8tanfe 2, 375) nur Sermut^ungen ^egcn. 9luö bem SBortlaut ergibt fic^ je^t bie überrofc^enbe l:^aU foc^e, boß Saifer Slleyanber ben Sönig infolge ber SRieberlage bei SfufterliJ Don ben im ^otSbamer SSertroge eingegangenen Serpftid^« iungen freigefprod^en unb i^m eine unmittelbare Serftänbigung mit •9?opoleon anl^eimgeftellt ^at Son einem „SlbfaU 5ßreu§en8", wodon

«i1torif(^ deitf<^ft 9t. 9. 9b. XXXIV. ß

82 8««» S3ricftoc4fcr ^önig gricbric^ SBil^cIm'« m. mit Äaifer Älcjonbcr I.

noc^ ber lefctc ruffifc^e Siograp]^ MIcjQnber'g fprid^t*), barf banod^ nic^t mel^r bie SRcbe fein.

S5on gleid^er SBic^tigfcit für eine öiel erörterte Streitfrage ift bog Schreiben Saifer 9Uejanber'S öom 27. guni 1807, bag un§ mitten in bie SSer^anblungen don Silfit hineinführt. (£§ ift bi^^er immer jn)eifell)aft gemefen, mann unb in lüeld^er SSeife in Silfit ber $Ian einer S^eilung ber Sürfei emftlic^ jur Sprache gefommen ift, unb ber neuefte, fonft fo auggejeid^nete ^iftorifer beö Silfiter Sßertrageö ^at glüctlid^ ^crauegebrac^t, baß ^ßreußen biefe S^eilung angeregt ^at«). S)aö ©(^reiben Slaifer Slleyanber'g öom 27. Suni 1807 ftcUt iefet außer 3^^^»?^^^ baß 9?apüIeon felbft war, ber in ber Unter« rebung öom 26. Suni bie „Stuflöfung unb S^eilung beö oSmanifc^en 9ieic^e§" in SSorfd^tag gebrad^t ijat. Paul Bailleu.

1. Saifer Mleianber I. an König griebrid^ SBil^elmlü.

Äofeni^e 1805 Cftober 18^).

Kosenytzy le 7 oct.

Pardonnez, Sire, si je mets de cöt^ toutes les formalites,

mais c'est mon e<j?ur qui a besoin de vous parier. II ne pourra

Jamals vous exprimer tout ce qu'il eprouve. Je n'ai Jamals passe

encore une 6poque plus malheureuse et dans laquelle j'aie plus

souffert. Vous venez d y mettre fin et d'ajouter ä tous les sen-

timents de l'amitie la plus sincere que je vous ai vouee pour

la vie ceux d'une reconnaissance qui restera ä Jamals gravee

dans mon cceur. Mais, Sire, 11 lui est impossible de renoncer h

la jouissance de vous l'exprimer de bouche. Je sens parfaite-

ment toutes les raisons qui rendent votre presence {\ Berlin

indispensable, et pour concilier les deux choses, c'est moi, Sire,

qui vlendrai me präsenter chez vous, esperant que vous ne le

») Xati|t(^eff, Alexandre et Napoleon, 1801—1812, p. 98.

•) 55anbal , Napoleon et Alexandre I", p. 70 : sur le partage de la Turquie, le preraier mot ne fut dit a Tilsit ni par la France ni par la Kussie: la Prusse osa le prononcer.

•) ift bie §lntnjort auf ein 8c^reiben Dom 9. Oftober, in mcldiem ber Äönig infolge ber 3Ser(e0ung preu^ifc^en ÖJebiete« burc^ bie granjofeu \>tn ru(fi((^en S^nippen ben Xurc^jug burd) ^reufeen geftattete, jugleic^ ober bie tjor^er geplante gufQmmenfunft mit bcm itaifer unter ^inrociS ouf bie ^iot^roenbigfeit (einer ^ilnnjejen^eit in SBerlin ablehnte (tjgl. JRonfc, färben« bcrg 2, 279).

3ttin »ricftüe^fcl ^önig gricbri* mif)tim'^ in. mit ÄQi|cr «Icjanbcr I. 83

trouverez paß mauvais. Je compte partir demain 8 (20) octobre et etre rendu ä Berlin le 13 (25) le matin. La joie que je me iais de revoir V. M. est inexprimable , tout ce que j'aurais ä regretter, c'est de n'avoir que si peu de moments ä passer pres d'elle; mads du moins j'aurai rempli le desir le plus eher de mon coeur. Veuillez, Sire, recevoir avec amitie rassurance de rattaehement le plus sinc^re et de la haute consideration avec laquelle je suis de V. M. le bon fräre, ami et allie

Alexandre.

Puis-je esp^rer aussi de l'araiti^ de V. M. qu'elle voudra me traiter absolument sans fagons et sans apprets; cela serait une vraie grace qu'elle m'aecorderait.

2. ffaifcr Sneyanber an Slöniö gviebrid^ SBil^elm IIL ^olitfd) 1805 ^ejember 6.

Monsieur mon Fr^re. Mes intentions vous etaient connues, je n'avais d'autre but que de procurer ä l'Europe un ordre de choses tranquillisant et stable. Le sort en a voulu autrement, il n'a pas permis la reunion des forces qui seules auraient pu triompher. L'arm^e autrichienne detruite, je suis reste seul contra toutes les forces de Bonaparte. Je n'avais d'autre alter- native que d'opter entre l'ext^nuement de mon armee par la faim, ou un combat d^cisif. C'est le 20 nov. (2 dec.) que la bataille fut livr^e prfes d*Austerlitz. Je laisse au prince Dolgorouky, que j'exp^die avec cette lettre pres de V. M. , ä loi faire le det^iil de tout ce qui s'est pass^. Malgre toute la valeiu* de mes troupes et Tacharnement avec lequel elles ont combattu, notre centre fut perc6. Cependant nous cedämes fort peu de terrain ä l'ennemi, et ce n'est que la nuit que nous nous sommes retir^s. Par l'issue de cette joumee, l'Empereur des Romains s'est trouve dans l'impossibilit^ de continuer plus longtemps la lutte. Un armi- stice a 6te conclu pour traiter de la paix. Je n'ai exige d'autre chose que de ne pas etre mele dans tout cela, et mes troupes n'^tant plus necessaires ä mon alli^, je leur ai donne ordre de rentrer dans mes fronti^res. Je remets ä la disposition absolue de V. M. le corps du comte Tolstoy et du g^neral Beningsen. J'espfcre que par la sagesse de vos determinations, Sire, vous parviendrez ä vous arranger avec la France, et que les demarches

6*

84 3«in S3ricfn)C(^fcI Äönig gricbri* ©il^cIm^Ä IH. mit Äaifer «Icfanbcr I.

que V. M. a faites uniquement par amiti6 pour moi ne la com- promettront pas. Danstous les cas, et ätout Jamals, je suis pret ä la soutenir de toutes mes forces, et ma personne meme est ä ses ordres. Le prinee Dolgorouky est charge par moi de connaitre ses volont^s et ä les participer aux deux corps sus- mentionn^s. Mon fräre ') a d^sire präsenter ses hommages h V. M. et dans peu de jours il suivra le prinee Dolgorouky. V. M. pourra se dire tout ce que je dois ^prouver dans des moments pareils. Votre amitie, Sire, est ma seule consolation. Veuillez me la continuer et croire ä Tattachement inviolable que je vous ai voue pour la vie. Je suis avec la plus haute consideration de V. M. le bon freie, ami et allic

Holitsch, le 24 nov. 1805. Alexandre.

3. Saifer Sticjnnber I. an jeönig Sriebrirf) SSil^cIm m.

Jilfit 1807 Sunt 27.

Tilsit le 15 juin.

Je crois devoir rendre compte ä V. M. que d'apr^s une

tres longue conversation de 3 heures avec Napoleon hier apr^

diner, j'ai l'espoir que les choses s'arrangeront bien, car lui-

m^me a mis sur le tapis la dissolution et le partage de TEmpire

Ottoman. Cela donne de T^tofEe, mais, Sire, il faut y aller avec

les plus grands menagements, la plus grande prudence. Que

V. M. veuille avoir quelque confiance en moi, et j'esp^re pou-

voir la servir avec ce zäle et cet attachement qu'elle me connait

pour sa personne. Tout ä vous, Sire, de coeur et d'äme pour

la vie. Alexandre.

Je ne peux rien dire ä V. M. sur mes diners, car je ne sais pas encore comment les choses s'arrangeront sur ce chapitre ; pour aujourd'hui, il m*est meme impossible de recevoir chez moi, car ma cuisine n'a pu passer que dans ce moment, faute de bäteau. Elle a du attendre sur le bord de la rivi^re toute la nuit. J'allaiB oublier aussi de vous prevenir, Sire, que le mar^chal Kalckreuth parait etre mal avec M. de Schiaden"), c'est k

*) ®ro6fürft Äonftontin überbrachte htm Äönig ein ©t^relben Äleyanber'd Dom gleichen Sage, melc^ed oon Battenberg (2, 366) mitget^eilt mtrb.

>) ^gt. hierüber (©erlaben) ^reugen in ben Salven 1806 unb 1807, @. 246.

3utn »ricfwec^fcl Äönig griebric^ 2BiU)eIm*Ä HI. mit Äaljcr SUcjonbcr I. 85

V. M. ä juger s'il n*en resultera pas quelque prejudice ä son Service.

4. Sönig Sriebrid^ SBill^elm in. an ffaifer Slfeyanberl. ^icftupönen 1807 guni 27.

C'est en vous seul, Sire, que je depose toute ma eonfiance, et ce n'est qu'i\ V. M. seule que je desire et que j'espere devoir i'tre redevable de rexistence future de ma monarchie. Tout ce que mon coeur eent pour eile, eile le sait mieux que je ne ßaurais le lui exprimer. Je rends mille gräces ä V. M. des avis qu'elle daigne me donner sur les perspectives qui s'offrent sur le succäs de notre iK^gociation future. J'ai dejä obvie h Tin- convenient qui se präsente dans la personne du baron de Schiaden, et ce sera le comte Goltz que j'ai designe pour aller assister le comte Kalckreuth dans sa mission. Je dis comme vous, Sii^e, tout ä vous de coeur et d'äme pour la vie.

Picktupönen, 27 juin 1807.

5. Sfaifer Mlcjanbcr I. an Sönig griebrid^ SBif^elm UI. ^Petersburg 1808 Stuguft 30.

C'est la premiere fois, Sire, depuis bien longtemps, que je prends la plume avec plaisir. Ne pouvant jusqu'ici malheureuse- ment vous annoncer rien d'agr^able, j'ai prefere de ne pas vous importuner de mes lettres, jusqu'au moment mes voeux les plus chers commenceraient h s'exaucer. Enfin ce moment tant desire semble etre arrive. I^ general Caulaincourt m'a annonce officiellement de la part de l'Empereur Napoleon qu'il venait de donner Vordre de tout terminer avec les employes de V. M., et que dans peu de jours cela allait etre achev^. Je n'ai pas besoin de vous exprimer, Sire, toute la joie que m'a causee cette ßi heureuse nouvelle, mais eile ne sera parfaite que quand j'en verrai l'ex^cution. En attendant, je me suis empresse de la communiquer au baron de Schiaden, et apräs avoir expedie le courrier porteur de la lettre que V. M. avait dcsir^ que j'ecrive ä l'Empereur Napoleon *) et i\ laquelle j'ai cru ne devoir rien changer, il me reste ä vous exprimer, Sire, combien

*) Schreiben SCIejanber'g Dorn 25. ^Xuguft : ^otiftc^eff, Alexandre I«^ et Napoleon, p. 432. SSonbal p. 387.

3um SBriefroec^fel Äönig griebridi SBil^cIm'« III. mit Äolier «Tlejonbcr I.

3 ai souffert interieurcment peridant tout ce tenips de votre Position, et combieii il in'etait cruel de voir que je ne pouvais parvenir a y rion changer. Enfin c'est une consolation bien veritable pour moi de pouvoir m'entretenir avec V. M. sur un avenir moins penible, et j'ainie ti esperer que je ne verrai pas evanoiiir cette fois-ci cette attente.

A])reH une incertitude parfaite, je me trouve aussi dans la possibilite de repondre i\ V. M. ä la question quelle m'a faitc dans sa derniere lettre sur mon entrevue avec l'Empereur Na- poleon. II en avait ete viiguement question au printemps, niais la possibilite d'une attaque de nos ports par les Anglais et les affaires d'Esj)agne l'avait ajournce h une cpoque indefinie. Main- tenant eile sc trouve fixee a la moitie de septeinbre, et je m'empresse d'en avertir en conlklence V. M. Elle me procurera des moments bien chers en me donnant l'occfvsion de vous revoir, Sire. Cet espoir est une v6ritable jouissance poiu- moi, et j attends ce moment avec la plus vive impatience. Je vous supplie de croire que rien au monde ne saurait älterer les sen- timents que mon cceur vous porte et qui vous sont voues pour la vie. Je suis, Sire, de V. M. le bon frfere, ami et allie

St. Petersbourg, le 18 aoüt 1808. Alexandre.

P. S. J'espere que V. M. sera contente des chevaux que je lui ai offerts. J'en ai reforme sur le total 20 qui m'ont deplu et m'ont paru trop peu elevc^s de üiille. Ils vont etre remplac6s incessamment par d'autres qui ne le cederont pas a ceux que j'ai expedies.

6. ßönig gricbrid) SBiU)eIm III. an ftaifcr ^Ueianbcrl.

Slönig^berc^ 14. September 1808.

K. 14 7''^' 1808.

J'ai rhonneur d'accuser ä V. M. I. Tentree de sa lettre du

18 (30) aoüt. Elle renferme la repetition de ces sentiments qui

fönt mon bonheur et ma consolation dans ces temps d'adver-

sites. Mais, Sire, qu'il me soit permis aujourd'hui de n'entrer

dans aucun autre detail sur des matieres de politique pour ne

me livrer tout entier qua une seule et meme pensee, celle de

la persi)ective de voir V. M. Ce moment fortune, nous Tattendons

avec la derniöre impatience, et (-'est pour vous en temoigner

cl'avance, Sire, toute ma joie, que j'ai cru devoir expedier au-

8um »riefiDCc^fcI Äönig giicbric^ SBil^elm'ö III. mit Äoifcr «Icjonbcr I. 87

devant de V. M. le lieutenant-gen^ral l'Estocq, qui aura l'honneur de lui remettre cette lettre. Oui, Sire, ce sera un bien heureux moment pour moi que celui il me sera permis de vous repeter de vive voix les expressions du tendre et inviolable attachement que je vous ai voue pour la vie et avec lequel j'ai l'honneur d'etre

7. Sönig Sriebric^ SBil^elmin. an Äaifer «Icyanberl. Sfönigöbcrg 1808 (September 21>).

Le contenu des d^peches que V. M. I. a bien voulu me communiquer, entierement conforme h mes rapports subsequents, etait un v^ritable coup de foudre pour moi. M. de Stein s'est perdu par une imprudence qui m'est tout h fait inexplicable. Si V. M., par ses soins g^nereux, ne nous soutient pas, c'en est fait de la Prusse, car ce qui vient de se passer est plus que süffisant pour lui caßser le col. De grace, Sire, daignez calmer, s'il y a moyen encore, le courroux de N. Rappelez-lui que c'est lui- meme qui a mis Stein sur les rangs lorsqu'il s'agissait du renvoi de Hardenberg, que le desespoir seul a pu lui dicter des paroles aussi irreflechies. S'il y a avait un moyen de le conserver! mais j'en doute. Quel embarras pour moi dans un moment aussi critique que le choix d'un homme propre ä le remplacer ! I^ comte Goltz part incessamment pour la Saxe. II se trouve niuni de tous les details relatifs ä la mission dont Stein devait etre charg6. Au nom de Dieu, Sire, rappelez-vous de nous et comptez sur la reconnaissance eternelle que vous devra celui qui ne cessera d'etre avec le plus inviolable attachement . . .

Je joins ici les depeches du comte Tolstoy, celle que je viens de recevoir de Paris sur le meme ob] et et une lettre de

*) %m 20. ©eptcmbcv öotte ßaifcr ?llefanber i^önigeberg bereite üers Inffen, q(§ t^m ein Äurier mit SBeric^ten au§ '^ax'x^ begegnete, roeldie bie 9?ocbricbt öon bcm aufgefangenen ^Briefe Steln'ö an ^ittgenftein enthielten, ^lejanber \&imh hierüber fogleic^ an ben Äönig unb bie Königin, ©affel (^reufeifc^c ^olitif 1807^1815, @. 261), bem luir bieg entnehmen, fä^rt fort: „l'er Äbnig antroortete bem Sparen nodj im Saufe beefelben ^age§. 3)en 3n§alt feine« ©(^reiben« fennt man ebenfo rcenig wie hen ber beiben 53riefe 9llejanber'«." ift bo§ ^ier üermifete @d)reiben be§ Äöiiig^, tvelcbe^ oben mitgct^eiU wirb. (Einige ©teflen barau« bereite bei 9}iarten§ 7, 4.)

88 3um »rieftoed^fel ^5mg ^riebric^ mif)ilm!^ HL. mit j^aifer Hle^anber I.

la Reine pour V. M. J*ai manque de vous dire, Sire, que je n'ai point sign6 encore le funeste trait^ conclu ä Paris, \ai rimpoßsibilit^ absolue et totale de payer les 140 millions sur lesquels on s'obstine. Veuillez, Sire, appuyer lä-dessus. K. 21 7^" 1808.

8. Seaifcr «[lejanbcrl. an Äönig Sriebrid^ SBil^cIm m. ^ßcteröburg 1808 Sejember 10.

L'espoir que S. M. la Reine vient de me donner par sa lettre*) de vous posseder chez moi, Sire, me reniplit d'un con- tentement que j'ai peine ä vous rendre, et ces lignes ne sont destin^es qu'ä vous en exprimer toute l'^tendue. Je regardends ce jour comme un vrai jour de bonheur pour moi, et V. M. sera regue avec toute la tendre amiti6 que mon cceur lui a vouee pour la vie. C'est avec ce sentiment et celui de la plus haute estime que je suis, Sire, de V. M. le bon fr^re, ami et alli^

S* P^tersbourg, le 28 novembre 1808. Alexandre.

9. ffaifcr aicjanberl. an Äönig gfricbric^ SSil^elm m. 1808 Seacmbcr 12.

C'est le comte de Lieven qui aura le bonheur de remettre k V. M. cette lettre. Qu'elle me permette de lui exprimer en- core une fois combien je suis heureux de l'espoir de la posseder chez moi. II m*est impossible de vous rendre, Sire, toute la joie que j'en ^prouve. Vous n'avez pas d'ami qui vous soit plus sincärement attachö, et vous le prouver est tout mon d^sir. C'est avec la plus haute estime que je suis, Sire, de V. M. le bon fröre, ami et alli6

le 30 nov. 1808. Alexandre.

10. König gricbric^SBil^elmm. an ftoifer Sticjanbcr I.

ftönigÄberg 1808 S)cAcmber 15.

K. 15 X»»" 8.

Le sujet de la demiere conversation entre V. M. I. et moi

n*a cesse d'occuper mon imagination depuis ce moment, et je

n'ai fait que rever aux moyens propres ä 6carter les obstacles

assez multiplies qui faisaient mine de vouloir s'opposer ä Texe-

cution d'un projet qui me tenait si fort k coeur et auquel Tamiti^

*) ^Qd ©(^reiben ber Königin ift nic^t betannt.

3uOT »ricfwcd^fcl mn\Q gricbric^ 5BiI§e(m'ö III. mit ftQi|er 9Ucjanber I. 89

la plus tendre et la reconnaissance la plus parfaite et la plus einc^re ont une meme et 6gale part. Oui, Sire, c'est aujourd'hui enfin que je suis assez heureux de pouvoir profiter de votre obligeante invitation et de pouvoir vous annoncer que je m'ap- proche du moment heureux je puis esp^rer de presenter ä V. M. mes hommages en personne h St. P. , pour vous y exprimer encore, combien mon coeur est pc^n^tre des proced^s g6n6reux dont vous ne eessez de me combler, Sire, en toute occasion. Si V. M. Tagr^e ainsi, je compte etre aupräs d'elle le 5 ou le 6 de janvier nouveau style. J'aurais bien ambitionn6 de m'y trouver d^jä pour le 12 (24), jour de sa fete, afin de pouvoir d^poser mes faibles vceux pour la conservation de vos pr^cieux jours, mais tous mes efforts sont restes inutiles, et il n'y a pas eu moyen de me d^barrasser plutot de la multitude des affaires que l'^vacuation du pays par les Fran^ais m'a sus- cit^es. Daignez, Sire, me recevoir comme ami, et si j'ose le dire, sans cer^monies, c'est tout ce que je vous demande. J ai rhonneur d*etre avec le plus inalterable attachement

11. SönigSriebric^aBil^elnilll. an üfaifer 5tlejanbcr I. SöniQ^bcrg 1808 Sc^cmber 16.

Peu de moments aprte avoir remis ma lettre pour V. M. I. ä M. de Schiaden, qui est charge, Sire, de m 'annoncer aupres de vous, je regus la votre du 28 novembre, par laquelle V. M. me pr^vient d'une mani^re si infiniment obligeante et amicale que ce serait avec plaisir qu'elle me recevrait chez eile, que quand meme je n'eusse pas ^te decide encore, vu les difficultes qui semblaient s'accumuler dun jour h l'autre pour mettre ob- stacle ä l'ex^cution d'un projet qui a tant de charmes pour moi, mon parti aurait ete pris aussitöt. Quel bonheur pour moi que celui de vous r^it^rer de bouche, Sire, les assurances de mon inviolable et sincäre attachement, ainsi que de la haute estime avec laquelle j'ai Thonneur d'etre

K. 16 X^" 8.

12. Söniggriebric^aBil^cImlll. an Sfaifer «lejanber I.

SRaröa 1809 Januar 4.

Narwa 23 dec. 8 (4 janv. 9).

Le lieutenant g^n^ral comte Tauentzien est charge de re-

mettre cette lettre k V. M. I. Elle doit lui annoncer qu'en

IK) 3)cnff(^nft bc8 ^nnjcu Don ^^Jreufeen (Äaifer ©il^clm'ö I.) ic.

cons^quence des arrangements pris avec le comte Lieven, je nie fiatte de toucher enfin au terme que j'ambitionnaiB depuis pi longtenips, celui, Sire, de vous approcher i\ Saint-Petersbourg. Mais, Sire, les i)aroles me nianqueraient si je devais lui parier en detail de la profonde reeonnaissance dont iiion camr est penetre pour raccueil plus que distingue que je regois partout et pour les attentions r^iteröes et de tout genre qui se renou- vellent sans cesse d'apres les ordres de V. M. ; je me borne donc aujourd'hui, Sire, i\ vous annoncer mon arriv^e pour le 26 decembre 8 (7 janvier 9) et me fiatte qu'elle voudra bien rendrc justice en tout temps aux sentiments qui me lient i\ vous, Sire, de coeur et d'iime. J'ai Thonneur d'etre

^enffd^rift bcd ^rinjcn noit ^rcitgcn (^atfcr &M(^e(m'd I.)

über bte bcutfdjc $ragc.

3" meiner öefd^ic^te ber ^öcgrünbung be§ beutfc^en 9teicl^§ 93b. 2 S. 268 ff. I^abe i^ bie ^tuffoffung ber beutfc^en Serljöltniffe unb bc!^ preufiifcfien 93crufö baran, roie fic ber fpäterc iiaifer SBIItjcIm fic^ fd)on frü^ gebilbet l)atte, nadj üerfrfiiebeneu 5iu6erunc;en beSfelben aug bcn 5«6i^^n 1849 tn^ 1863 borgelegt. Wit gefteigertem gntereffe, lüie id) glaube, roivb man bie nad^folgcnbe Scntfc^rift lefen, n)eld)e 1850 ^u bem prnftifc^en ^^Jecfe gcfd)rieben war, bie preugifc^c 91c- gierung ju nuitf)igem Stanbl)alten auf bem ©oben ber üon i^r ge= fd)affencn Union, tro^ aller 5tnfeinbungen üon ©eiten Cfterreid^ls unb beffen ©enoffen, aufjuforbern. ^ij üerbanfe bie 9J?itt()eiIung bec> 5)ofument§ meinem gecl}rten greunbe Dr. ©eorg ü. Öunfen, beffen bcrii[)mter 93ater nad^ Erlaubnis be§ ^^rinjen Slbfd^rift batjon ^atte nehmen bürfen. Heinrich v. Sybel.

Berlin, 19. 5. 50.

^rcugen^ ®efd)icf)te gibt ^ci^G^i^^ ^«6 f^mc Ütegentcn ju allen Reiten, bie 3^it richtig uerftanben, in luelc^er fie regierten: bie Sc« bürfniffe berfelbcn mit ben SDiitteln ber 3cit ju regeln lüußtcn.

^reufeen foUte in biefcm Sinne feit ber jetugen ^Regierung auf eine S3oI)n don Snftitutionen geleitet luerbcn, bie äcitgemäß mar: bie bei ru()iger (Jntmidelung bie 9tu£imüci^fc ber 3^^^ h^ ücrmcibcn im Staube gciDcfen möre.

•J^entfc^nft beS ^rmjen öon i^veuften (fiaifev ^il^elm'S I.) 2C. 91

5)ie ffataftrop^c Don 1848 l^at mit einem Sd^Iage biefe rul^ige föntiDtdelung geftört; man ift burc^ Son^effionen meit über hi\^ mögli^e ßiel, tt)a§ eine 5Regiennig möglief) macf)t, l^inau^igefd^offcn.

S)ic Aufgabe ift nun dfo, auf gefe^(id}em SBege bie ^u§müc^{e biefe^ Ü6erfrf)ie6en§ noc^ unb nac^ ju befeitigen.

3)a§ berliner unb Erfurter ^orlament l^at f^ier^u, für bie ge= gebenen Umftänbe, nad^ ä)JögIid)feit bie .!pant) geboten, ^reußen barauf in ä^it ^on IV2 ^af)x in eine Sage bereite üerfe^t, bie bie Gr- martungeu billiger Hoffnungen übertrifft. 9ruf biefer 93a^n muß bie JRegiemng unabläffig i^rc Gräfte entiDideln, bamit biefefbe eine einige unb ftarfe mieber merbe: 'öa^ Äönigtl^nm bo§ ^aupt unb bie ©tü^e be^ Staate bleibe. SBenn bie ^Regierung mit meifer SRößigung ©d^ritt on Schritt, bie§ ^ki im 9(uge Ijabenb, üorfd^reitet, fo mirb e^ narf) unb nac^ gelingen, au§ ber Scrfaffung bie noc^ ju bemotratifc^en Glemente ju entfernen. ^Dhir muß babei ber 3^'* ein gute§ Sf)ei( überlaffen mcrben; benn fo luie biefelbe feit IVa 3öt)^c" ^i^ UnDer= nunft unb ben momentanen Sc^minbel ber ©emüter bereite umge« ftaltet i)Cit, ebenfo barf ertoartet merben, bajj bie ©rfa^rung ferner einroirfen irirb.

^reugen^ gefdjid^tlid^e (Sntmicfelung beutet barauf f)in, bag berufen ift, einft an bie ©pi^e Xeulfcf)(anb^ 5U treten. 5>ie 5Biener Songreg=93eftimmungen ^infid^tlic^ ber Sänber=5Sert^ei(ung, 5eigen be= 5üglic^ auf ^reußen, beutlic^, bafe man auf alle SBeife biefe Snt- midclung t)inbern rooUte. Sie abnorme Gint^eilung ^reußen^ in 5n)ei getrennte §älften i)aitt mo^I feinen anbern ©runb, al§ ben, ba^felbe nic^t einig unb ba^er nict)t mächtig lüerben ju laffen. SroJ biefer Sönberjerftüdelung ift jene 9(bfid)t Vereitelt morben. ^^-^reußeu I)at fic^ intcHeftuett gehoben; burc^ feine Snftitutionen bem vernünftigen Scrtfd^ritt gel^ulbigt, burc^ feine SBef^rDerfaffung eine ungeuiö()nlicl^e Staftentmidelung crmöglid^t 3)al)er maren aud^ bie klugen tjon ganj 5)eutfd^Ianb auf ba§felbe gerichtet; rourbe gefürct)tet, lüeil beneibet mürbe. 5)er 3otlDerbanb bahnte juerft eine roirflic^e potitifc^e Einigung 5)eutfd)fanb§ an. 93ei jeber öefa^r Don aufien rid)teten fid) bie 93HdEe Don gonj ®eutfc^Ianb auf ^reußen al§ bie rettenbe Wad^t (1830—1840). Sü^ 1848 bie SJeüoIution in Sranfreid^ au§= brac^, anfing in *5)eutfd)Ianb ^{nflang 5U finben, menbeten fid) bie SübsStaoten beffelbeu burd^ eine Wiffion an 'jßreufjen, um an bie ©pijc be§ gefammten S)eutfd)(anb§ 5U fteßen. 9ru§ ^^ietöt gegen Cfterreid^ fanben frül^ere 3"U"uationen biefer 9trt teinen 9(nflang.

92 ^enffc^nft bed ^rinaen t)on $reugen (^aifer mif^tlnCi I.) 2c.

STB aber bie 9?acl^rid)t bcr SSiener SReöolution in Scrlin eintraf (16. SOJärj) mar fein ?tugenblicf ju verlieren: baS 3Kamfeft am 18. SWärj SDJorgeng fünbigte bie Sntention be§ fiönig§ an. S)ie ffataftrop^e be§ 19. aKörj vereitelte Sttteö! Srofc ^^JreußenS D^nmad^t bi§ jum SRoöember 1848 mar bennod^ ba§ ®efü^I öerfc^Ieiert öor^anben, ba§ 5ßreu§eu allein JRettung au§ bcn ®efa^ren leiften mcrbe, mit bem 11. 9?ok)ember mürbe bieg ®efü^I t(arer. Jro^ allen SlJangel» an ©Ijmpat^ie für $ren§en, tro^ aller ffltac^inationen in granf:= fnrt a. äRain, mud^S ba§ Wefü^t ber SRotl^roenbigfeit, fic^ auf ^^reugen ju ftü^en. ©g erfolgte bie ominijfe Äaifermal^l at§ tlorer 93emei^ biefer 9?otömenbigfeit, jebod^ bafirt auf einem ©oben, ber unhaltbar mor. 9(u§ biefem Umftanbe mie^ 5|Jreu§en biefe SBal)l jurücf, unb bem- ungead)tet erflärten 28 {Regierungen, bei berfelben unb bcr ominöfen SScrfaffung beharren ju moUen. 3Jiit jener Saiferma^l mar Preußen ein 5tnrec^t auf ba§ ^aupt Seutfd^lanbg jugefaßen, b. l). in ber Siegelung ber ^^^Mt Seutfc^lanbg bie Snitiotiüe ju ergreifen. Sei ber 3wi^ücfmeifung berfelben mar Preußen öerpflidjtet, feine ®rünbe l^ierju öffentlirf) barjulegen. Slber bei ber ganzen £age, in meld^er fic^ S)eutfc^Ianb nunmehr befonb, mar $reu§en gleic^jeitig Verpflichtet, SSorfd^läge ju mad^en, ma§ an bie ©teile be§ i^ni Gebotenen ^u fe^en gebenfe, um ba^ gefammte SSaterlanb au§ ber eminenten firift!^ ju jie^en, in melc^er fid^ burc^ jene 3"Tfücfmeifung befanb. 3m Sertrage bc§ 26. SKörj bot eg nunmel)r allen Btaaten, bie fic^ frei= mitlig bemfelbcn anfdjUegen rooHten, bie ipanb, um fie üor Slnarc^ie JU fdjü^en unb einen geregelten ^wftanb ^erbcijufü^ren, geftüjjt auf bie SJerljeißungen aller bcutfd^en Staaten, bie im grü^ja^r 1848 ge- madjt maren, fomie auf bie 5|Jreu6ifc^e (£ircular=9lote am 23. Söwuar 1849. S)cr in biefer 9Jote üor^ergefe^ene gatt, bag Cfterreic^ mol)l bie 9lec^te beanfpruc^en merbe, bie eine neue ©eftaltung 2)eutfd)lanbö ibm jumeife, o^nc bie ^flid^ten übernel)men ju moUen, mar burc^ bie ijfterreic^ifd^e SSerfaffung Dom 4. 9)^ärj 1849 eingetreten, fomie burd) bie frühere 6r!lärung Von firemfier. (£ö fonnte ba^er bem nunmehr ju einer ©efammtmonarcftie erflärten Cftereic^ nur eine Stellung neben S)eutfc^lanb angcmiefen merben, meiere aber mit bemfclben in eine enge 9(lliance ober Union bringen foUte. 3)aB burc^ eine folc^e Stellung eine ^^arität jmifc^en ^^reußen unb Cftcr- rcic^ jur 9Jot^menbigfeit mürbe, ift einleud)tenb ; fie mar bereits ba* burc^ bebingt, baß ^reußen feit Eintritt aller feiner Sänber in ben beutfc^en 33unb ein Übergemid^t an ©inmofjnern gegen Cfterreic^,

^cnff^rift be8 grinsen öon ^veu6en (Äaifer SSil^cItn'« I.) ic. 93

in bcnfelbcn erlangte (16 SOtiUioncn gegen 11 3)?iIIionen). ®iefe ^Parität ^atte Ofterreic^ auc^ öffentlid^ onertannt, burd^ Sinfe^ung be§ gnterimS ju granfjnrt a. Sliain üom 30. (September big 1. 3)lai. 9?a(^bem 24 ©taaten bem Sertrage Dom 26. äKai 49 beigetreten, unb jmci don i^nen fpöter iDieber t^eiliueife, ober ganj ausgetreten maren, üer^arrte Ofterreic^ in fortgefe^ter Dppofition gegen bie Union. Dlic^tSbeftoiDeniger fc^ritt biefelbe tonfequent in i^rem SSorl^aben fort, bi§ JU bem nunmehr beenbeten gürftcn^Äongreß. 3)ie öom Grfurter ^Parlament üerbefferte Serfaffung enthalt inbeffen noc^ fo öiele bemofratifc^e (Elemente, baß bei enblid^er SeftfteHung berfelben, Don ben ^Regierungen noc^ mefentlid^e SSerbefferungen derlangt merbcn. 2fuf bem betretenen SBeg aber muß ^reußen mit ben unirten gürften dormärtä fc^reiten, wenn nid^t biefe im ©tic^e loffen miß, fid^ ber größten gnfonfequenj fc^ulbig machen, unb mit 9ted^t aÜeS unb jebeg aUertrauen üor ber SBett üerfc^erjen roill. SS fei benn, 'öa^ Stid^t* ©laublid^e tröte ein, baß in grantfurt a. SKain Don Seiten Ofterreic^S 5Propofitionen gemacht iüürben, bie ein Diel öeffereS enthielten bie Union, unb bie geeignet mären, ha^ gefteltte 5ßroblcm einer größereu ßinigung aüer beutfd^en Staaten beffer ju löfen, alS bie prcußifc^e ©inlabung Dom 26. 9Kai 1849 Dermag.

Ofterreid^g Dppofition gegen bie Union entfpringt au§ ber An- ficht baß burc^ biefelbe auS S)eutfc^lonb geftoßen roerbe, unb baß biefelbe gegen § 11 ber SunbeSafte laufe. 9?ad^bem bie Dier Äönig« reid^c ber Union gleid^ Öfterreic^ nii^t beigetreten ftnb, mirb boc^ niemanb behaupten wollen, ha^ bie Union ollein ®eutf erlaub fei unb bie genannten Staaten au§ bemfelben geftoßen feien. S)er beutfd^e ©unb bcfte^t unbeftritten fort für jene <Btaakn mit ben UnionS« Staaten; bieS miberlegt fd^lagenb bie öfterreid^ifd^e 2lnfid^t, baß bie beutfc^cn Sänbcr be§ ft'aiferftaatS au§ bem 93unbe geftoßen feien, föbcnfo unl^altbar ift bie 2lu§legung beg quaest. § 11; ba biefer geftattct 95ünbniffe im Sunbe ju fd)ließen, bie nic^t gegen bie Sic^er- l^eit bcSfcIben laufen, in ber Union aber gerabe bie größere Sid^er^eit ber Stoatcn im Sunbe be^Xüedt ift, fo ift bem Sinn unb SBortlaute be§ § 11 nac^ bie Union DolHommen red^tlic^ unb bunbeSgemöß gcfc^loffcn.

S)a bisher ate Sfontraprojeft ber Union nur baS SD^ünc^ener Dom 27. Sebruar 1850 befannt geworben, baSfelbe aber burd^ bie öffcntlid^c SReinung bereits gcrid^tet ift, fo tann ^reußen nur ouf S)urc^fü]^rung ber Union bcl^arren, troj aller 3)ro^ungen, ba

94 3)cntfc]^nft bc8 ^rinjcn öon ißrcuSen (Äaifcr SBir^cItn'S I.) jc.

Ofterrcic^ bic Stiuft nur ju gut !ennt, bie jmifc^en bcm gcbro^teu unb au§5ufül)rcnben iJonbfricbcn^bruc^ unb Srubertricg befielet. 3)ie (Sntfc^cibung über biefen Srubertrieg liegt jc^t in gronffurt o. Ü)?ain, Oftcrrcic^ i)ai einen (Scfanbtenfongrcß ba^in entboten, bafirt auf bic Seftimmungen über t>en Sunbei^tag. Sag biefe aUfeitig ofö er= lofc^en ange)e[)en morben, feit ©infefeung be§ 9teic^§öem)efer§ unb be§ 3nterim§, beborf feiner 2lu§fü^rung. 3)em 5ßroteft, ben üßreugcn in biefer 93ejie^ung öeröffentlic^t i)ai, ^aben fic^ bie Unionö=gürften angefc^Ioffen, atö fie übereintomen , g^anffurt a. SRoin bennoc^ 5U befc^icfen, um feinen 33erfuc^ unbefc^ritten ju laffen, ber 5ur ^n^^ gleic^ung mit Öfterreic^ unb bem übrigen ©eutfc^Ianb fügten fönne. 2)ie Unionöfürften erfcf)cinen in gronffurt folibarifc^ gegen einanber gebunben. SJermag Cfterreic^ in granffurt o. Wlain nic^tc> 93effere§ üorjulegen otö bie Union, fo fc^reitet biefe ju i^rer befinitiüen ffion« ftituirung, regelt i^re (Stellung ju ben nic^t beigetretenen beutfc^en Staaten, burcb 9teüifion ber ©unbeSafte öon 1815. Sritt Cfterrcic^ biefem SSor^aben bann boc^ mit iHrieg entgegen, fo mirb bic SBelt entfcöeiben, loer im Mec^t unb mer im Unrecbt ift. ®egen bie SSor- roürfe, bie un§ Cfterreid) in Sejug auf quaest. § 11 mac^t, loirb i^m bie Silage öorgef)aItcn loerben, ob burd^ feine SSerfaffung üom 4. 3)iärj bie ?}unbe§afte nic^t auf ba§ (Sntfc^iebenfte öerle^t f)abe, inbem 11 aj^iüionen S)eutfc^e auö 2)eutf erlaub entfernte; ob burc^ eine Sl:rieg§erflärung gegen beutfcf)e Sanbe nic^t bie erfte 93afi§, auf toelc^er ber S3unb beruhet, \>a^ nömüc^ bie beutfd^eu (Staaten fid^ imter einanber nic^t befriegen bürfen, auf \>a§ ©mpfinblid^fte Der« le^t; baß eine gleidjc öerle^ung be§ 93unbe^ ftattfänbe, menn Der« langt 22 SDüHionen ©laiuen k. in Xeutfc^Ianb aufjuneljmenV 3Bitt Cfterreic^ biefe Sunbe^üerle^ungen mit geiuaffneter ^anb burc^ju* führen fuc^en, fo ttjirb ben gebü^renben SBiberftanb finben, ba§ ©lud ber SBaffen wirb entfc^eiben.

SSon entfc^eibenbem Sinflufe auf Ofterreic^ö firiegSgelüfte wirb bic Haltung üon 9{ug(anb, granfreic^ unb Snglanb fein. &$ tommt ba^er je^t üor 9lUem barauf an, bag biefe brei Sttäd^te öon ^4Jifeu§end 3ied)t in Säejug auf § 11, unb öon Öfterreic^S eben bargeftetttcm Unrecht fic^ überjeugen, bamit fie le^tereS öom Sfriegc abgalten, ober um, ttjenn bieö nidjt gelingen foHte, biefe brei SRöc^tc öon j[eber aU ttoen unb paffiüen Il)eilna^me an bem SWege ab^u^alten.

(Sollte ber firieg jttjifd^en Cfterreic^ unb ^reufeen unücrmciblic^ fein unb günftigen gall^ beibe (äro^mäc^tc feine anbercn SlUiirtcn

gSa« ift unb loaS fein foü. 95

finbcn, otö bie mit i^^rcm ^ntercffc ücrbunbetten bcutfd^en (Staaten,

fo ift bie fritifc^e Sage ^reußcng gegenüber feinen an numerifdjem

®e^alt überttjicgenben Oegnern nid^t 5U üerfennen. S)cnn menn auc^

bie in 93erlin üerfammelten UnionSfürften auf bie erfte Dom Könige

an fic gcrid^tetc grage, ob fie aud) unter ben friegerifc^en ©^ancen

am 3Jünbni§ l^alten moHten, mit beftimmtcm 3a geantiüortet I)aben,

fo ift bod^ bie materielle Sraft, bie fie ^reufecn jufü^ren, nur gering.

®iefer fritifc^en Sage ift nur ber ©tern ^reu§en§ gegenüber ju ftetten,

feine tüchtige 9Irmee unb fein SRec^t, toä^renb bie i)ffentlic^e SKeinung

balb äu Ungunften Ofterreic^^ entf (Reiben loirb. SSor Slllcni aber

bebenfe Dfterreicö, lüie feine Sage lüirb, menn in biefem Kampfe

unterliegt!

(gej.) $rinj ^r§.

Seiftimmenb gelefen öon $rinj S'arl, SRajor Jfird^felb, ü. 93oi)en, t). ©c^Iegel, Sftittmcifter @raf Oolfe, ^ofmarfc^aU ®raf ^^ücfler, ®eneraU lieutenant ü. Sinbl^eim, ®raf 5ßerponc^er, ®raf SBalberfee.

993ad ift unb m& fein fott.

6ine nationalöfonomifc^e SBemerfung öon SJJaurice 53Iocf.

SWan unterfc^eibet gegeniüörtig bie SJatur- öon ben ©eiftc^= miffenfd^aften. ©rftere befc^reiben, ertlorcn, ftubiren bie äußere SBcIt wie fie ift, freiließ foioeit bie menfc^Iicf)en gäbigfeiten erlauben, ffig fäüt feinem ein, l^ier lüiffentlic^ eixva^ anbereö barftcHcn ju moKen, al§ tt)o§ ift, unb ^öc^ftenS lann in einer Sabel, lüie „bie ®id)el unb ber Sfürbi^" üorfommen, t>a^ man ben SBeltbau tabelt unb bie Statur üerbeffem toitt.

3n ben ©eifteSmiffenfcbaften 1i)at man mel^r mit ber innern SBelt ju t^un. gi^eilicf) lägt ficf) biefe feiten öon ber äußern SBelt ganj ablöfcn, aber auf § innere loirb ^ier jebenfatlö ba§ meifte ©e* roic^t gelegt. 3n ben ®eifte§miffenfc^aften nun, unter benen 6tf)if unb Olonomil mic^ mo^I am meiften intereffiren, fott lool}! auc^ üor allem, tuaS ift, bargeftettt unb begriffen toerben, fommt aber ^äufig genug üor, baß man an ha^ benft, xoa^ fein foH. S)ie beiben Öe- fic^t^punfte ge^en im menfc^Urf)en ®eiftc oft in einanber über, fie öermifc^en fi^ unb luerben jebenfallö nic^t ftreng genug au^cinanber gehalten.

gibt ©elcfirte, unb ic^ fdjließc micf) benfelben an, iDeIdE)e \>a^ äu^einonberl^alten berfelben, fpeciett in ber Dfonomif unb ic^ muß

96 9Ba« ift imb wa« fein foll.

mid^ Dcfd^rönfcn, l^icr öon biefcr ju fprec^cn für ganj nötl^ig l^ülten. gür biefe begreift bie SBiffenfc^aft nur, roaS ift; mag fein foII gehört in bie Jtunft, bie ^ier aU angettjonbte SBiffenfd)aft gcbQct)t mirb. S)ie eine mciß, bie onbere l^anbelt. ®rfal)rung§gemä6 finb feltene Singe treuer, im Überfluß üor^anbene geringttjert^ig, unb mer biefe iJ^Qtfadie nid)t bem entfprec^enb finbet, Iüq§ fein fott, ber l^ot SRittel onjugeben, alfo ffunft anjumenben, um, ttjenn er lonn, biefe I^Qtfad)e in eine onbere umjuiüonbeln.

3u biefen Semerfungen, unb einigen onberen, nad^fte^enben, öer« anlaßt mid) eine lürjlic^ in biefer 3citfc^rift (93b. 69, ^eft 2) er^ fdfjienene, fe^r freunblid^e Stecenfion meinet SBerfcS Les progr^s de la Science ^conomique depuis Adam Smith, etc. S)cr liebend* iDürbige, mir übrigens bloß burc^ feine gebiegene ©d^riften über Slbam ©mitl^ befannte 9iecenfcnt, ^r. Dr. SB. ^aSbad), l^at feiner 3)ieinung§ücrfcf)ieben^eit mir gegenüber auf eben fo elegante mie beftimmte SBeifc 9tu§brud gegeben, eine 2)?einung§öerfd)ieben^eit, bie id) bei einem jungen beutfc^en Solföroirt^ üon öonil^erein enuarten fonnte, ba fid) in S)eutf(^Ianb eine öolförnirt^fc^aftlic^e ©c^ulc auS- gebilbet f)at, meiere fic^ jur Hauptaufgabe mac^t, in'§ Seben cinjugrcifen unb reformirenb, beffernb, momöglic^ beglüdtenb auf- jutreten.

©igentlic^ ^aben fid) bie SoIfSlüirtl^e atter Sänber me^r ober minber Steformbeftrebungen l^ingegeben, allein öielc l^ielten ci^ für i^re ipauptaufgabe, bie SBiffenfc^aft ju Mtiüiren, b. 1^. bie öolfö* tt)irtt)f(^aftlic^en ©efe^e oufjufinben, ju öerfte^en, in il^rem SBirfen JU beobachten. S)iefelben hielten auc^ für geboten ober geratl^en, ftd^ im 9ia^men ber aufgefunbenen ober ber nun einmal für richtig gebaltenen ©efe^e ju beiuegen.

3)iefer Stammen aber fc^ien ben beutfc^en SSolföroirt^en, meiere im Sa^re 1872 in Sifenad) reformatorifc^ auftraten, öiel ju eng, ftc burc^brac^en it)n, unb ein paar Saläre lang mürbe bie SBiffenfc^aft ganj betfeite gelegt; um freiere ^anb ju ^aben, leugnete mancher lurjttjcg \>a^ SSor^anbenfein üon öolföroirt^fc^aftlid^en SRaturgefe^en unb befümmerte fic^ bloß um ba§, roaS nac^ feinen inbiöibucDlen Slnfid]ten*) fein follte. 3m ffiampfc mit ben SSer^ältniffen, im Saufe ber Saläre finb bie bamalö meift jungen ®ele^rten fü^Icr, bc* fonnener, erfal^rener geworben, werben nunmel^r bie öoIKmirt^

^) €d toäxt (eid)t nad)i(un)eif en , hai biefe ^tnftt^ten meift gar mandit^ Don fiaffaUe, ^arl ^ar; unb anberen ©o^ialtften angenommen Ratten.

2Ba« ift unb wa« fein foll. 97

fi^aftlid^en Oefefce mcnn aud^ juiüeücn mit ffioutelen ancrfannt. ®a§ ©cmfoßenöe mirb ttjo^l noc^ öorongcftcHt, aber bQ§ bloß ©eienbe roirb nic^t me^r ücrnac^Iöffigt.

Äui^ bem üorl^eröcöcnben ergibt fic^, baß ^r. ^a§baci^ in ein 3Bifeöerftänbni§ öerfoHen ift, menn er meine t)on iljm citirten SBorte: Contrairement ä ce qu'avait fait l'ecole d'Adam Smith, qui s'en tenait presque g6n6ralement k la description et k Texplication de ce qui est, la nouvelle pr^tendait indiquer, determiner möme, ce qui devrait etre . . ., ba^in ou§Iegt, baß id^ \)abt fagen motten, ?lbam ©mit^ ^aht nic^t „für eine rabifale Slnbcrung ber bamaligen SBirt^fc^aftSpoIitif geftritten". (Srftlic^ fprac^ id^ öon ber ecole d'Adam Smith, alfo üon feinen 9iac^foIgem unb nic^t Don i^m felbft, imcitenS mar meine Slufgabe nid^t, bei äbam @mit^ ^n üermcilen; menn ic^ t)on feiner 5ßerfon ftatt öon feinen Se^rfö^en gefprod^en l^ättc, fo märe id) au§ meinem Stammen gefatten. 3c^ ^abc anberen überkffcn muffen, bem Stbam ©mit^ feinen ^la^ in ber ®efc^id)te ber SBiffenfc^aft anjumeifen, unb ^r. §aSbac^ ift einer üon benen, bic fi(^ bicfcr aufgäbe mit ©cfd^idf untcrjogen ^aben.

älfo, bic oben angeführte ©tette foßte bloß fagen, baj^ bic Smit^fc^c ©c^ulc mc^r bie üolf^mirt^fd^oftlic^en ©efe^e ftubirt unb fic^ an'ba§ objcftiüc ma§ ift l^ält, mä{)renb bic neuere beutfd^e, bic reformatorifd^ auftritt, mebr nac^ bem 2tu§fü^ren be§ fubjcftiücn maS fein fott ftrebt. ®ic ältere ©d^ule ift babei ber Slnfid^t, ha^ bic änrocnbung ber t)o(f§mirt]^fdE)oftHc^en ©ö^e bie ^erbeijie^^ung üon Siegeln ober ©runbfäfecn au^ anberen SBiffenfc^aften bebingt, j. S9. au§ ber ffit^if, ber 9flcc^t§miffenfd^aft u. f. m., ba ber SKenfc^ nic^t bloß ein öoIfömirtl^fc^aftlic^cS, fonbern ein jufammengefetteg SBefen ift, unb überhaupt, ba in ber ®efettfd^aft aKe§ jufammcn^ängt; bic neuere ©d&ulc fc^eint fic^ auf biefe Unterfc^eibungen nic^t xed)t ein* lajfcn ju motten unb benimmt fic^ fo, aU menn bie Don i^r formu« litten öolfömirt^fd^aftlic^cn ©ö^c an fid^ fc^on fo üottfommen mären, baß fic ipso facto bic richtige ^Proportion an ifctonomil, @tf)it unb anbeten fojialen Sngrebicnjen entbiciten.

«i1l9tif«e8rttf4rift «. 9. 8b. XXXIV.

Siteratttrlieri^t

iJcbcnSbilber. S3on SWorta ^attVttt. Mpm, &. 51. »rod^au«. 1890.

S)cr greife SKünc^ener ^ßl^ilofop^ fiot unter bcm Jitel „Scbeng* bilber" eine SReil^e meift biogropl^ifc^er Stuffä^e bereinigt, bie, mit einer Stuöna^me, au^ ben fiebjiger unb Qcf)täiger Solaren ftammcn unb il^rer j^eii atö JWefroIoge ober fonfl qu§ bcftimmten 9lnläffen in Sammeltuerlen, S^itfc^riftcn unb 3ci^"9C^ erfc^ienen finb. ®cr 9lcubruc! folc^cr ©elegen^citöorbeiten ift nur bann ju rechtfertigen, wenn beftimmtc bouembc SSorjüge ber gorm unb bc§ Sn^altci^ i^nen eigen finb: maS i^nen in ber Stimmung be§ günftigen Stugenblicf^ ben ©rfolg bcrlie^, f)äli feiten ©tic^ über biefc Stimmung l^inauS. SSon biefem ©tanbpunft auS l^ötte ic^ mand^eS ©tücf beö SanbcsJ gern entbehrt. SSor oBem ben flüchtig jufammengerafftcn Sortrag über „beutfc^e ®eifteS^eIben im ©Ifafe", beffen arge ©c^ni^cr unb unjulänglid)e Durcharbeitung burd^ bie treffliche ®efinnung beö StutorS unmöglid^ ttjett gemocht merben fönnen; I)ätte er i^n ttJenigftenS üor bem SBieberabbrucf au§ Sorenj unb ©c^erer'ö „®efcf)icf)te be§ (SlfaffeJ^" burc^Iorrigirt ! S)ann finbc ic^ nur ungern ben unglücflic^en literari* fc^en @cf)er^: „SBer ift ber gauftbid^ter?" mieber, eine gegen bie Saco'^^pot^efe gerichtete gequälte unb l^umorlofe ©ntire, über bereu SBirfung Karriere atterbing^ burc^ l^öflic^e greunbe unb burc^ un« motiöirte ^refeerregung irre geführt tüorben ift. 9luc^ bie unbebeu« tcnben ©lijäen über 93öme, über Ulrici unb über SKelc^. SKe^r, ber mit att^u ftartcr ©etonung beS 5ß^iIofop^ifc^en gefc^ilbert mirb, burften fehlen unb öor allem bie lange, ermübenbe Siograpl^ic (Jrom« mcH^d, roo^I eine unreife S^Ö^ni^ötbeit, bie über ©arltjle'fc^em ^croen» fult baS pf^c^ologifc^e Problem nal^eju ignorirt, baS uni^ ber groge

S3iogra)3§ien. Äir^c. 99

URann in feinem ©emifd) üon ]^erjen§reiner 3Wl)ftif unb ffrupellofem 3teaU^mu§ aufgibt; bie Strbeit ift obenbtein längft überholt, fd^rifts* fteßerifd) ttjie in^oltlic^.

Sic übrigen Stuffä^e be§ 93anbe§ aber öerbienen auc^ ^eute noc^ gelefen ju ttjerben. ©emife finb fte feine SKufler biograp^ifdjer ©ar^ flellung, ift i^rem SSf. boc^ SSarn^agen „ein äRcifter ber öiograpl^ic". ®ie ®abt fc^arfcn ®rfaffen§, anfd^aulic^er Oeftaltung, cf)arafteriftifc^er Siac^bilbung einer ^erfönlic^teit rein au§ i^ren SBerlen unb ben ^ifto- rifc^en 3cuöniffen ^inouö befiftt ©. gar nid^t, unb feine unfünft« (erifd^c Steigung, bie ©efc^ilberten feitenlang unb immer mieber felbft reben ju laffcn, beineift nur ju fel^r ba§ (äefü^I ber eigenen ©^ttJäc^e. daneben aber befifet er für biejenigen ©eiten eine§ fremben OeifteS, bie fic^ mit üemjanbten Stegungen ber eigenen Snnem berühren, ein feiuei^, förbcmbeä SSerftänbniS, unb, mo i^m perfönlic^e ©inbrürfe, perfönlid^e ÄenntniS ber SSert)äItniffe ju ©ü(fe fommen, ha gewinnt f ofort feine 5)arfteBung an Straft unb E^arafter. ©o glücft i^m bai^ 5ßorträt ber älteren iBettina, roö^renb bie junge un§ bei i^m ein reijs^ lofcS ©d^emen bleibt ; f o föHt bie ©d^ilberung gi^eiligrotl^'g ab gegen ba§ SebenSbilb be§ ©. ungleid^ ähnlicheren unb befannteren ®eibel. 5)er 3tuffa^ über bie greunbfc^aft feinet ©d^roiegerüaterö Siebig mit Ißlaten beleuchtet einerfeit§ ben überfc^roänglic^en greunbfc^aft^tultu^ Ißlaten'g üortrefflic^ unb fe^r le^rreid^, anbrerfeiti^ c^arafterifirt er auc^ ben 9?aturforfc^er, ber mit bem guten greunb gelegentlich reget rechte pf^c^ologifc^e (Syperimente üornimmt. S)ie ©üjäen au§ bem SWünc^ener 9lfabemie- unb Uniücrfttät§Ieben „^cter SorueIiu§", „So^- ^uber", „®reifeig ^a\)xe an ber Stfobemie ber S'ünfte" üerrat()en ben Äunbigen unb ben Senner. Unb menn un§ ber gleicf)jeitig leitenbe 3bcali§mu§ ©.'§ burd^ttjeg ju abftraft, ju un^iftorifc^ unb gclegent^ lid^ auc^ tDof)l altmobifc^ erfc^eint, tuenn un§ bie gleid^mä^ig un^^ belebte SBürbe ber ®arftellung nic^t immer ju feffcin meiß, fo ^olte ic^ c^ lüo^I für möglid^, bafe mir beibe§ noc^ mieber me^r fc^ä^en lernen. 5Rec^t ttJO^I ftel^t jene emfte SBürbe bem „grieben^brief an ffimft Sflenan" an, ber ja leiber @otte^ l^eute jeitgemäfeer ift benn je.

Roethe.

35rei 3^abeIIen jur Äir(^cngefc^i(^te. herausgegeben üon C^ljr. 3Jtfr|* »ttiifer. »afcl, Stcicft. 1892.

©citbcm bicfc S^abcüen jum erften SJZale erfd^ienen, f)at ber -Herausgeber in feinem „^anbbuc^ ber Kird^engefc^ic^te" gejeigt, bog

7*

100 Sitcvaturbcric^t.

er auf biefem ©ebietc mol^I bcttjanbert ift unb burc^ originelle 9luf» faffuitfl fid^ Qugjeic^net. 3)a§ für biefe Tabellen eine jttjeite Auflage notl^menbig ift, bürfle ber beftc ©emei^ für i^re Srouc^borleit fein. @ie ermöglid^en fcöneUc unb flare Crientirung. ®icfe jttJeitc ?luf- läge ift im SSerglcic^ ju ber erften eine ttjefentlic^ berbeffcrte ju nennen. ®g mirb nic^t nur ttjeit mel^r ©toff geboten, fonbem l^aben auc^ aQe Shibrifen fac^Iic^e, nac^ ben neueften Sorfd^ungen vorgenommene SScric^tigungen ober SSerüoIIftänbigungen erhalten.

Wilh. Walther.

$oIitifd)e ^ejie^ungen ^rotfc^en ^glanb unb ^eutfc^Ionb biS junt Untergange ber Staufer. $on 9elt| flSiffotva. (Snaugural^^iffertation.) »re«rau, 3B. Äbbncr. 1889.

©enu^t bic SBönbe 27 unb 28 ber Scriptores nebft JR^mer untv ben befannteften englifc^en Sbitionen, ftü^t fid^ auf ©c^irrmac^er*^ unb SBindPelmann'ö ^Bearbeitungen , ®iefebrec^t'§ unb 5ßauli'i^ ©ar« ftettungen, ©tubb'^ unb greeman'S ipauptmerte, fottjie auf bic 3a^r= büd^er Sonrab'S n. unb ^einric^'§ III. Sine mefcntlid^e SSercic^e« rung unfercr Äcnntniö l^at SB. nic^t erhielt. Ludwig Riess.

Kultur? unb 8tttengefd)ic^te ber itaüenifc^en Q)etftli(^feit im 10. unb 11. Sa^r^unbert. SBon «Ibert ^re^ener. )6reSIau, SB. ^öbner. 1890.

^ie dluniacenfer in i^rev firc^Iic^n unb oQgemetngefc^tc^tlic^n SBirf« famfeit bi^ guv mtit beS 11. Sa^r^unbertS. 16on tritfl ^aifitr. I. ^aDe a. S., i^iemcpcr. 1892.

S)ie groBe Slufgabe einer ®efc§ic^te ber rcligiöfen SSeroegung^ welche fic^ feit bem Seginne bc§ 10. 3a]^r^unbert§ mit fteigenber ®ett)alt in ©uropa ©al^n brac^, l^arrt nod^ immer i^rer Söfung. Qb^ mo^l attgemeine Übereinftimmung barüber l^errfc^t, bafe ber ®eift mönd^ifc^cr b. 1^. aSfetifc^er grömmigteit, ber fic^ bamatö im ginge bie SBelt eroberte, bie lebenbige Jriebfraft faft aller ©Übungen ber näd^ften Sa^i^^unberte geworben ift, fo finb mir bod^ über baS Smpor» fommen biefeS ®eifte§, fein innere^ SBerben unb SBac^fen, fomie über bie näheren Umftönbe feiner allmählichen 9(u§breitung nod^ ungenügenb- unterric^tet. Si^f^ng^fc^ic^te, ®cfd^i(^te ber treibenben ^äfte bc^ SSölIerleben^ ift bi§f)er nic^t bie ftaric ©cite unfercr mittelalterlichen ®efcbict)t§forfc^ung geioefen, bic nur ju fe^r an aßen ®dPen im ftoff^^ liefen S)etail ftccFcn geblieben ift. SBie märe fonft möglich gemefen,. an einem ©egenftanbc üorüberjugclien , ber an meltgefc^ic^tli^er

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*

» *

9)littelQltcr. 101

tBebeutunö nid^t leintet bcr reformotorifc^en ©cmcgung bc§ 15. unb 16. Sfl^^^uiibertä jurücffte^t. S)a ift benn um fo lebhafter ju fcegrii^cn, bafe tt)ir jüngft lurj ^intereinonbcr jroci umfangreiche 2tr« leiten jüngerer gorfc^cr erhalten ^aben, bie bcm 5ßrobIem emft^ft ju Selbe ge^en. S^itlic^ bedten fid^ beibe arbeiten me^r ober meniger. ©Qc^licö ge^en fie tt)citer auSeinonbcr, ba fic^ Dre^bner auf ein üanb befc^ränft, ©achir bie SBemegung burc^ ba§ gonje c^riftlic^e Slbenb* (anb ©nglanb allein auSgefc^Ioffen Verfolgt.

2tuc^ ®reSbner fa§t in ber engeren territorialen Säegrenjung bai^ X^ema principiett ®anje§. @r miß bie alten 3uftänbe innerl^alb ber italienifc^en ©eiftlic^Ieit, ha^ 2tuffommen ber neuen "^hten unb ba§ Swfflßi'nfntYcffc^ wnb Slingen be§ SUten mit bem SReuen fc^ilbern. 3n SBirflic^teit fe^It boc^ üiel baran, bafe er bieö auf ber erften ©cite flegebene SSerfprec^en einlöfte. ®r gibt öor allen 3)ingen überhaupt feine ftreng ^iftorifc^e ©arfteHung. 3iac^bem er fic^ begnügt t)at, in einem einleitenben JSapitel bie gefc^ic^tlic^e ©ntmidelung in großen 3ügen ju ftijjiren, bi^ponirt er im übrigen nad^ ©toffgruppen. S)iefe ®i§pofition teilt bie SSorjüge, aber aud^ alle bie großen unb m. ©. übertt)iegenben 9ia(^t^eile, meiere eine jebe ft)ftematifc^c ©int^eilung cine§ ^iftorifcöen ®egenftanbeö mit fic^ bringt. S^bem fie ba^ jeitlic^ 3ufammenge^örige auSeinonberreißt, üerliert ber ©toff jugleid^ bie i^m inneiüo^nenbe ©emegung unb ben fcften TOittelpuntt, er löft fid^ in eine Sftei^e t)on (Sinjelunterfuc^ungcn auf, über benen bcm ßefer ba§ SSettJußtfein, einer ber folgenreic^ften (Sntmicfelungen gegenüber« jufte^en, fc^Iießlid^ faft ab^anben fommt, ^umal im t)or(iegenben f^alte bie älteren ä^ftönbe be§ 9. Sa^r^unbertS öiel ju fporobifc^ I)eran» gejogen tt)crben. (Jl^arafteriftifd^ für bie§ ©erfahren ift befonbcrö, baß bie äSfefe nic^t al§ bie grunblegenbc I^atfocf)e be^errfc^enb im SKittetpunft ber ©arfteßung fte^t, fonbern nur al§ eine ©rfc^einuug neben anberen im f^ftematifc^en ä^föwinicn^ang unter ben rcligiöfen ?[nfc^auungen be§ S^italter^ abge^anbclt mirb.

@$ läßt fid^. nic^t leugnen, ha^ biefe Se^anblung be§ S^emai^ etmaS Unbefriebigenbe§ f)ai unb ben SBert^ be^ ©anjen beeinträchtigt. Sber auc^ an anberen SBebenfen fe^It nic^t. SereitS anbermeitig (Siter. (Sentralbt. 1891, ©.229 f.) ift ^erüorge^oben, baß bie tirc^enrcc^t« liefen ftcnntniffe be^ SSf. merlmürbige Sücfen jeigen. (Sgl. ©. 313 ff., xoo für ba§ 11. 3ö^^^u<ii^crt fird^lic^e ß^efc^ließung angenommen wirb.) S(uc^ ftört bei jiemlic^em ©elbftbemußtfein ^ie unb ba eine naiüe Unreife beS ©ebanfeng, fo gleic^ auf bem erften Slatt, mo tt)ir

102 Stteraturberic^t.

betcl^rt merbcn, bafe Sbcen nur feiten in ber ®efd)ic^tc unter htn tt)irlenben Urfac^en eine fü^renbc Stellung einnehmen. SRqc^ ottebcni n^irb and) ein n)o^(n)o(Ienber ^eurt^eiler faum mit bem Urt()eil iurücf^s Italien bürfen, bafe ^ier bic SProft für bie iJöfung einer großen Sluf* gobe nic^t ausgereicht ^ot, unb \>a^ SBuc^ aU ©anjeS 5U ben gelungenen nid^t gerechnet werben lann. 3m Sntereffe beS Sf. !ann man nur bfbauem, bafe er nicf)t öorgejogen l^at, fid^ mit einer enger begrensten Slrbeit in bie miffenfc^aftlic^e Siteratur einjufül^ren. ®a§ er auf tieinerem ®e6iet @rfreulici^ere§ ^ätte leiften !önnen, jeigen feine (nad^ bem SSorwort auf SJrefelau'g 9tnregung jurücfge^enben) 9lu§=^ fü^rungen über bie ©imonie im jrociten Äapitel. Sn i^nen ftedt jtt)eifelloS ba§, ttja§ bem 93uc^ an miffenfc^aftlic^em SBert!^ jugefproc^cn »erben barf. 3"!^6efonbere bringt bie au§fü{)rlic^e gefcl^id)tlic^e ©nt^ tt)idelung be§ ©imoniebegriffe§ fruchtbare neue ®cfid)t§punfte ju Sage, inbem pe jeigt, mie bic ältere gorm biefeS SegriffeS (Sauf unb SSer** lauf geiftlic^er SBei^en) unter bem ©influß beg gefc^ärften ürc^lic^en ©ett)ufetfein§ ber Qdt einer 9tnfc^auung ^ßla^ mad^te, bie fdf)on in ber SSerfügung SBeltlic^er über baö ftirc^engut ©imonie erblidtte, für bie mitl^in bie Saicninbeftitur bereits unter biefen begriff fiel. 3)ie übrigen Kapitel alterbingö laffen fid^ mit bem jroeiten an pofitibem ©rtrag nic^t bergleid^en, jum I^eil mad^en fte ben ©inbrucf, atö feien fie nur ber ©qmmetrie beö ^iSpofitionSfd^emaS wegen ba, unb ließe fid^ il^r Sn^fl^* ebenfo gut, ja biel beffer unter anberen SJubrifen unter* bringen. S)oc^ muß anerlannt werben, baß ber SSf. überall nac^ geiftigc« SSerarbeitung be§ reichen jufammengetragenen SKaterialS ringt unb babei me^r al§ einmal eine nidjt gettJö^nlicf)e Äraft be§ plaftifd^en 8lu§brucf§ wie ber 3)arftetlung befunbet. Slucf) üerbient enblic^ bie ©ammlung be§ SKateriatö an fiel) allen S)ant, fo j. 93. bie SRac^rid^tcn über bie italienifc^en ©tabt== unb ftlofterfd^ulen biefer 3^it (©. 234 big 256). SRur wünfd^te man et wa§ weniger ©parfamfeit in Duellen* ejccrpten. SSerwertl^ung unb SJac^prüfung finb baburd^ nid^t un* Wefenflic^ erfc^wert.

©d^on S)re§bner betont lebl^aft bie wirtl^fc^aftlid^e Sebeutung ber aleform, ganj entfpred^cnb ber SRid^tung, weld^e metir unb me^r unfere gorfcf)ung ju be^errfd^en beginnt. 9Joc^ größeren 9Jacf)brudP legt©adEur auf bie fojiale ©eite ber ©ewegung. ®r bcfinirt bie ©efd^ic^te ber tlöfterlid^en Steform gcrabeju alö bie 0efdf)ic^te ber SBieberbelebung religiöfen ©inneS unb wirt^fd^aftlic^er Slüte unb erflärt bie S)urc^ bred&uug ber SRegel unb bic Sluftöfung beö aRönc^SwefenS im 9.^afft-

X. u. XL 3a^r^unbert. 103

^unbert qI§ bie not^menbige fjolge eine^ öerfe^ttcn 33irt^fcf)aft§fi}ftem^ (©. 22), lüic er anbrerfeit^ oHer Orten betont, bafe ber SSieberermerb ob^anben getommener ®üter unb mirtl^fd^aftlicl^eS ©ebei^en iebe^mal bie not^ttJenbigen SSorau§fe^ungen be« rcügiöfen 9tuff(i)mung§ loaren. ®a§ hiermit ein tro^ cinfeitiger gormulirung richtiger ©runbgcbanfe Qusfgefprod^en fei, möchten lüir nic^t in Swe'i]d jiel^en, mol^l aber l^erüorl^eben, \>a^ berfelbe ©ebanfe meniger einseitig bereite üor S^^t^p« öon Sampred^t in ^icf^§ SKonot^fc^rift für SBeftbeutfd^Ianb S3b. 7 ou§gefpro(^en ift.

S)ie Anlage be§ ©orfur'fd^en Suc^e§ ift, lüie bemcrft, eine nni^ öerfale, feine ä^itgrcnje bilbet bie SKitte beö 11. 3fit}i^^unbert§, mo mit bem Stuftreten §ugo'§ ü. Slun^ unb ^ßopft Seo'§ IX. eine jroeite ^eriobe ber SBeiüegung begann, bie binnen furjem 5U bem großen SPamt)fe ^mifc^en imperium unb sacerdotium unb jur Slufric^tung ber ^icrard^ie führte. ift alfo gerabe bie bi^^er om meiften öer* nac^Iäffigte SSorgefd)ic^te biefer Sntmirfelung, bie^eit, in melrfjer berreli^ giöfc ®ebante in feiner 9tein{)eit nod^ bie Semegung be^errfd^te, ttjeldje ©acfur ju fd^ilbern unternimmt, ©ein 93ucf) ift auf jmei Sänbe be* rechnet. ®er öorUegenbe erfte reic{)t bi§ jum Snbe be» 10. ^aijX' ^unbert§. S)ie njeltgefc^ic^tlic^e Sebeutung ber ^Reform tritt in i^in etn)a§ ^urücf hinter ber fe!^r betaiHirten ©d^ilberung ber Umftänbe, unter meldten fie fic^ in ben einjelnen Sflöftern öoUjog, eine ®r= fc^einung, bie begreiflich genug ift, tüenn man bebenft, bafe ber 9Sf. fic^ ^ier aU crfter jufammenfaffenber ^arfteHer burc^ ein ungeheuer umfangreid^e^ unb bobei jerfplitterte^ unb fpärlic^ bearbeitetet SRa^ terial SBal^n brechen mußte. S)er 2. 93onb foll bie „aQgemeingefd)icl^t* lic^e unb fultur^iftorifd^e Öebeutung berSeroegung''ftärfer !)eröortreten laffen, l^ier finb Jfapitel über Oüterenoerb unb SBirt^fd^aft reformirtcr filöfter, über i^re Stellung ju ilfunft unb Literatur 5U erroarten.

Stuc^ ber 1. ©anb bietet bereite genug be§ 5Reuen unb Danfen§= mert^en. 5Wac^ einem einleitenben SRücfblicf über bo§ 9. 3Ql)i^^unbert, tt)e(c^er ben mirt^fc^aftlid^en unb religiöfen SJerfatI ber fränfifd^en ftlöfter unb bie üergeblid^en Sßerfuc^e, i()m ju fteuern, jur S)arfteHung bringt, am ©c^Iuffe aber bereite bie erftcn ©puren einer auffteigenben Semegung unter bem fübfranjijfifcfjen t^aienabel oufmcift, lüenbet ficf) ba§ 1. SJapitel fofort ben Slnföngen ßluni)'^ unb ber epoc^emacf)enben 9ieformt^ätigfeit Cbo'g (geft. 942) 5U. (£§ folgen (ßa\). 2 u. 3) bie Iüt()ringifdöen unb norbfranjöfifd^en JHeformen. SDiit ^ap. 4 unb 5 fe^rt bie 3)arfteIIung nac^ CSIun^ jurücf, bie gortfc^ritte ber 9ieform

104 Siteroturberic^t.

in bcr jtueiten ^älflc beö 10. 3af)r^unbcrt§ unter St^morb unb ä)lQJoIu§ (geft. 994) mcrben crjäl^lt, bie crften SJcrü^rungen ®Iun^'§ mit bcm beutfc^cn ^of eingc^cnb gemürbigt. S)cr ffonflilt be§ franjöfifc^eu GpiffopatS mit bcm römifc^en ©tu^I in ben 80cr unb 90cr Salären finbct im erften folgenreichen 95ünbni§ ba§ reformirte SOZönc^t^um auf Seiten beö 5ßapfte§ (Jiap. 6). ®ie Slnfänge Dbilo'ö unb bie einge^enbe ©orfteHung ber italienifc^en Sleformbemegung bi§ jum "^a^xt 1000 (ftap. 7 u. 8) befc^Iiefeen ben Söonb.

8fteid^Iicf)e Slnmerfungen unb einige ©jfurfe begleiten bie Xax^ fteUung. 3n lebhafter 5po(emif gegen bie SSorgönger üerfuc^t ber SSf. I^ier, feine SluffteHungen ju begrünben. 3)fan empfangt aber fdjliefelic^ boc^ ben ©inbrucf, al^ ttjenn in biefen Singen noc^ feineöwegö überatt had (e^te SBort gefproc^en fei. ®ie§ gilt bor allem gegenüber ber ^olemif gegen SBalt^er ©(^ul^e, ber felbft bor einigen Sö^T^^n bie abfielt angefünbigt f)at, eine ©efc^ic^te ber Jtlofterreform ju fd^reiben (9l.2(rc^iü 14, 547) unb jebenfaHö neben ©acfur bcr beftc Senner be§ DucHenmatciiatö ift. 3Ran tennt ben ©trcit bciber über bie fritifd^e SBertl^ung einiger ber ^auptquellen jwt ®efc^ic^te Slun^'§ (91. Slrc^iö 93b. 12 u. 14). ©0 gern mir jugefte^en, baß ©acfur einige über ba§ ^iel ^inau^fc^iegenbe ^Behauptungen ©d^ul^e'g mit ®(üc! jurücfgemicfen ^at, fo fel^It boc^ biet baran, bafe feine eigene ?(uffaffung unb bie auf fie gegrünbetc S)arftettung im einjelnen böttig einmanb§frei fei: mcber bog ©erwarb b. Srogne in ©t. 3)eni§ 9Wönc^ gemefen fei (©. 124 f. unb ®jfur§ 4), nod^ bafe Otto U. ben 9JiaioIu§ b. ©luntj im 3«^^^ 974 {jum ^apft i)abe machen mollen (©. 233), fc^eint er mir um nur einiget ^erau^jugreifen gegenüber feinem ®egner ermiefen ju l^oben. 3ct)enfaüg ift ber etmag megmerfenbe £on ber ^olcmif gegen ©c^ul^e, meld^er bem SSf. manchmal entfd^Iüpft, o^ne fac^Iid^e 8e^ rec^tigung. iJieber ^dttt man gefe^en, menn beutlid^er jum SluS^ brucf getommen märe, mie öiel ber Sf. fomol^I gerabe biefem SSor= gönger a(§ auc^ bem angeführten Samprec^t'fd^en Strtifel berbanft, ben id^ nur einmal able^nenb citirt fe^e, mä^renb fic^ nic^t bloß im grunblegenben ©ebanten fonbern auc^ im 5)etail me^rfa^ unberfenn= bare 9lnflänge finben.

Dafj bie Sebeutung bei^ SJuc^eS al§ felbftönbiger mif|enfc^aftlid)er ßeiftung burc^ folc^e 9lnerfennung literarifc^er 3)anfe§pf(ic^t nic^t beeintröc^tigt morben märe, mag ber folgenbe Überblid über feine eigenen ^auptfäc^Uc^ften ©rgebniffe, fomeit fie allgemeiner 9ktur finb, bart^un. ^ir ge^en babei bon ber S^age auS, in meieren Steifen

X. u. XI. 3a^r^unbert. 105

bic SBcmcgung iftren Urfprung genommen ^at. ?((§ STnhüorl ergibt ficft au§ bcr ©arftettung ©adtur'^ bie intereffante J^atfac^e, bafe bcr Irägcr bcr SSettJegung überall ber Saienabel ift: i^m gehören aller Orten bic fiü^renben (Seifter, bie ipclben ber Slötefe, bie ®rünber ber neuen, bic SReformotoren ber ölten filöfler an. SSor allem in SBurgunb fann man fel^r beutlid^ beobad^ten, mie bie oSletifd^e Sieaftion innerhalb bcSfclbcn StanbeS jum S)urc^bru(^ fommt, ber an ber bi§- l^erigen Stuflöfnng ben entfc^eibenbften 9lnt^eil gehabt ^at. Unb biefc SBemegung boüjiel^t fic^ nun mit überrofdienber ©cf)nelligfeit. ^lai) md)t ganj jmei ^a^rje^nten be§ inneren 9lu§bau8 unb ber äußeren Sionfolibirung beginnt mit bem @nbe ber ittjonälger Satjrc be§ 10. Sal^r* ^nnbert§ üon ßlun^ au^ unter bem großen JReformabt Dbo eine ?|Jropaganba, bie unter ber lebhafteren ?lntl^eilna^me be§ meltlid^en HbeB im Saufe cine§ ^a^xitf)X[t^ ben gonjen ©üben unb einige ber ^auptflöfter bc§ nörblic^en graufreic^S im ©türme erobert. Unb fofort greift fic auc^ nac^ ^tfllien l^inüber: ?llberid^, ber große cultor monasteriorum, ruft Dbo nad^ 5ftom, ber noc^ in bemfelben 3^^^^ je^nt eine ganjc Steige römifcf)er unb mittelitalienifc^er Slbteien refor- mirt, ja aud^ in Cberitalien ($aüia) ©puren feiner 2^^ätig!eit ^inter^^ läßt unb ju Stönig ^ugo in na^e Sejiel^ungen tritt. S)amit miberlegt fi^ öon fclbft bie nodi üon S)re§bner vorgetragene 2lnfdjauung, al^ fei bie fpäterc italienifc^e ateformbemegung autod^tl^on. 3Rag fte fid^ auc^ fc^ließtid^ in ganj anbere ©a^nen Verirren, fo läßt fid^ boc^ nid^t leugnen, baß fic i^re crften antriebe öon ©lun^ empfangen l^at. Sine »eitere Sragc ift, mic fic^ bie tot^ringifd^e Steform jur cluniacenfifcf)en öer^ält. ißamprcc^t l^at mit großer $}eftimmt^eit i^re ©elbftänbigfeit behauptet, ©adfur gibt ba§ nur mit (£infc^ränfungen ju (©. 140. 157. 161), unb ic^ l^altc in ber S^at ben 5Rac^iDei§ für erbrod^t, baß bie SBcmcgung in 5Wicberi= unb Dberlot^ringen, menn aud^ urfprünglic^ fpontan, boc^ bereite nac^ wenigen 3a^ren unter ben entfc^eibcnben Einfluß cluniacenfif^er gbeen unb Snftitutionen getommcn ift. SBie erflärt fic^ nun bicfc§ jmcifcllofcübergemic^t beS burgunbifc^enStlofterS? Stuc^ jur SScantmortung biefe§ für ba^ SScrftänbniS ber üon ©lun^ ausgegangenen mcltgefc^icötlic^en SBirfungen grunblegenben grage finben mir in ©adPur'ö ©uc^ lüert^üolle gingerjeige. ®§ ift ein boppelter 3^9^ ^^^ ^ic cluniacenfifdöe Sleform üon üorn^erein cfiaral^ terifirt: einmal il^re gefc^loffene Drganifation, unb bann if)re religiöfe SJüc^tem^eit. SBa§ fonft ftreng Verpönt, ^öd^ftenö mibermillig gebulbet mar, beftanb in Stun^ Von 2tnfang an (auf ®runb päpftlic^cn ^Privilegs

106 Siteraturbericftt.

Don 931) ju Stecht: fein 9lbt üereinigtc bie Don i^m ref ormirteii Slöfter in feiner ^anb, fie ttjurben alö ein großer SSerbonb ongefetien. 9luc^ ha, njo er bie§ Siecht nic^t in Slnfpruc^ nal^m, behielt er immer eine grofee morolifc^e ?lutorität. S)agegcn finben mir in Sotf)ringen nnr fc^ma^e Stnfä^e ju folc^er ©entroUfation, bie bolb roiebcr jcrfielen (©. 141), fel^Itc in 3i*alien jeber orgonifatorifd^e 3"föi"i"^"^ö"9- ©c^on boö mufete Elunt) einen unberechenbaren Sorfprung geben. S)qö eigentlich ®ntfcf)eibenbe aber mar boc^ ha^ religiftfe 9!)?oment. SSö^renb bie lot^ringifc^e Sl^tefe anc^ nac^ Stnfna^me ber dunia* cenfifd^en (£inf(üffe einen gemiffen ungefnnben Snq 5ur Übertreibung unb jur Sfftafe nic^t Io§ mirb, mäljrenb bie italienifcf)e 5)ettJegung in bcn jügellofeften ©ubieftibi§mu§ ausartet unb fic^ in ^ocf)mütt)igcr S)?enfc^enüerodjtung abfd^Iie^t, ^ält fidf) bie cluniacenfifcf)e ^§tefe öon ollen berartigen ^itu^müc^fen frei, fie übertreibt ntc^t bie SRegel, fon= bern fie milbert fie, fie mill bie ©in^elperfönlic^feit nid^t abtöten, fonbem fittlic^ läutern, fie leljnt banim bie pietiftifc^e @ngc ber Stö- liener unb Sot^ringer ab unb bringt auf prattifd)e 9lu§geftaltung ber d)riftlid^en (Seftnnung in einer reid^en, georbneten Ilöfterlic^en Siebeö- t()ätigteit*), fie legt enblic^ feinen SBcrtl^ auf 3cicf)cn unb S3ifioncn unb bergleic^en ^runtftücfe inbiüibuetter Segnabung bon oben, fie ber^ langt bagegen um fo entfc^icbener ein boHftänbigeS Sfufge^en be^ ©inäehüillenS in ber Unterorbnung unter bie allgemeine Siegel unb in bem (Sel^orfam gegen bie ©efe^le beö 9lbte§. Dbo unb SÖlajoluS, bie beiben großen Steformäbte, meldte ber cluniacenfifd^en Semegung im 10. 3al)r^unbert i^ren ®eift anfgebrüdft ^aben, fie finb beibe gleich meit entfernt bon m^ftifc^er Überfc^mänglid^feit : bei aller ©nergie be^ SünbenbemußtfeinS ift i^nen alle§ Stffettirte unb Unma^re im 9tusf= brucf beöfelben jumiber, erft Dbilo nö^ert fidf) in biefer 3}eäiet)ung ben Sot^ringern, aber aud^ bon i^m mirb berid^tet, baß er in alten feinen .^anblungen unb Sefel)lcn ha^ rechte 9Äa6 nic^t überfdf)ritten I)abe, unb mir miffen, baß er ber !ranf^aften SBeltfluc^t Ctto^ö III. burd^auS femftanb. ©o fann man mit gug unb 9ted^t fagen, baß im legten ©runbe bie fiegreic^e Sraft Slunt)'§ in bem religiöfen ©ebanten, in ber ©efunbl^eit unb maß^altenben Steinl^eit feiner a^fetifc^en ®runb- onfc^auungen lag, unb baß fic^ ber bon ber monarcf)ifc^en Drganifation

') «gl. U^I^orn, bie d)riftlicl|e filebcs^t^ätigfeit 2, 78 ff. «ci Sadur fommt biefei* mid)ttge $unft im üorliegenben ^anbe noc^ nic^t rec^t jur Geltung.

Libri feudorum. 107

hergenommene SSerglci^ ber Sluniacenfer mit bcn gefuiten boc!§ mie fo manche glanjenbc Sinologie bei näherem ^ufc^^n qI§ irrefü^renb unb ungerecht ertucift. S)iefe reifere ^iftorifd)e ©rfenntniä un§ Der- mittett }u l^oben, borin möchte id^ ba§ ^auptöcrbienft ber fd^ijnen arbeit ©acfur'§ fe^en.

Stuf meitercS einjuge^en, fel^It ^ier ber 9iaum. 9hir üerroicfen fei no(^ auf bie Stuöfül^rungen be§ S5f. über bie Sebeutung be§ päpft- liefen ©(i)u^e§ nnb ba§ fic^ auf ©runblage be§felben entmicfelnbe Ser^QltniS ©lun^^S p 8iom.

2Rit lebl^oftem gntereffe fe^en mir bem 2. 93anbe entgegen. märe fel^r ertüünfc^t, wenn berfelbe ben ©rtrog allgemeiner ©rgeb- niffc, ber fid^ bod^ jefet fe^r im 3)etoiI ber ©injelbarftetlung jer* fpüttert, fräftiger ^eran§treten liege. G. Buchholz.

^ie C^ntfte^ung ber libri feudorum. $on ^arl fielimann. 97oftoc!, in Äommifiion bei ©tifler (®. 9iuffer). 1891.

$(u« ber 5cftfd)rift ber SRoftocfcr 3iiriftcnfafultät jum oOjä^rigen 3)ortor^ Subiläum be« ©taatgrat^S to. Suc^fo.

S)ic ©ireftion ber Monumenta Germaniae bereitet eine neue Aufgabe ber libri feudorum üor. W\i ber ^erfteüung berfelben ift ffarl Seemann in Sloftod betraut. Sel^mann Ijat bereite im neuen «rc^ib ber (Sefeßfc^aft für öltere beutfc^e (Sefd^id^tSfunbe 16,387—418 über bie ^anbfc^riften ber libri feudorum beridbtet*). ©in Säeitrog bon i^m ju ber geftfd^rift ber Stoftocfer gwriftenfahiltät für Dr. t). ©uc^fa fa|t bie ©reigniffe über bie Sntfte^ung ber libri feu- dorum jufammen. SDZit Siecht be5eicf)net ber SSf. oI§ ein eigene^ ©c^icffal, bafe ba§ 19. S^W""^^^^ (^^^ ^^Wf "^ tneld^em romifd^eö unb langobarbifc^eS SRed^t al§ gemeine^ Siecht in 3)eutfd^Ianb ^errfd^en) ba§ erfte ift, melc^eä fritifd^e 2lu§gaben be§ corpus iuris civilis unb ber libri feudorum bieten mirb. ^er SSf. gibt in feiner ©d^rift junäc^ft einen ÜberblicF über bie bi§^er für unb über bie libri feu- dorum cntftanbenen Siteratur (I). 6r fa§t hierauf in fd^arfen ©trid^en bie ffirgebniffe Saöpe^reö' atö bi§^erigen gunbatorö ber ^errfd^enben Anficht über bie librifeudorum äufammen (II). 6r erörtert ferner (öon III begiinnenb) feine eigenen Slefultate. ®ie öon Sospeijreä aufs geftetttc Sreitl^eilung ber Slebaftionen ift nac^ ber bi§[)erigen ^anb-

*) S3gl. ^icju bie Seric^tigungen auf (5. 58 be§ Sonberabbrucfö ber öor« liegenben Arbeit unb @. 8 SCnm. 15.

108 fiitcraturbcric^t.

fc^riftcuunterfuc^ung S.'§ bic richtige*). ©§ finb ju fc^eibcn: bic COertifc^c, bic Slrbijonifc^c unb bic Stccurfifc^c (ober SSuIgot*) {Rc« ccnfion. ®ic Dbcrtifc^c 9flcccnfton ift bi^^cr in brci bei ^inju« no^mc beS CJod, Parisiensis 4615 in üicr ipanbfc^riftcn bclannt S)icfc iponbfd^riften finb arm an ®Ioffcn. ©ic miffcn bon Jitcl* rubrifcn wenig ober gar ni^tö. S^d Don i^nen fül^ren (bic§ ift tt)ic^tig) ben lejt nur bi§ 2, 24. gn^altlic^ weichen fie mc^rfad^ Dom Sulgatteyte ab. ©benfo muffen mir für bie ^Reihenfolge beS Jejte^ in ber Dbertifd^en JRecenfion tiefer greifenbe Stbtueic^ungen üon bem SSuIgattcyte annehmen (©. 26). (£in ungleich reicheres ^onb== fc^riftenmaterial ftel^t uni^ für bic Slrbijonifc^c Siccenfion jur SSer* fügung. ®er SSf. fü^rt 15 ^anbfc^riften auf. SBic^tig ift öor allem ber 9iaci^mei§, bafe in einem ©tabium ber (Sntiüicfclnng be§ Sftcc^töbuc^i^ 2, 50 \>Q^ ®nbe be§ Ic^tcrcn bilbetc. SBeitcre Seobac^tungcn fommen l^inju. 3n ^ic ^ßcriobe SlrDijo'g fällt bic ©c^eibung bei^ 3BcrIc§ in jioei SBüc^er. SReben ber Suc^cintl^cilung erfc^cinen litclrubrücn. 9tu8 ber ärbijoni^fd^en SRccenfion laffen fic^ enbUc^ intercffantc geft- ftellungen über baS attmäl^Iic^e änroad^fen ber libri feudorum gc- minnen (©. 46 f.). Sitte mcitcrcn ^anbfc^riftcn gehören jur ®ruppc ber SSuIgat^anbfc^riften. Überroiegenb finben fie fid^ in SSerbinbung mit I^eilen beS corpus iuris civilis. ®ic 3)rudte, meiere mit bem Saläre 1482 beginnen, bieten fein treue§ «bbilD bc§ SuIgatteytcS (©. 49 ff.). ®er 83f. überblicft am ©c^Iuffe feiner 9lrbcit noc^ einmal bie ®c« fammtentroicfelung bed Sted^t^buc^ei^. Sadpe^re§ l^at behauptet, bag bie (£ntfte^ung ber einjelnen Kompilationen, a\i§i benen bic libri feudorum ^erüorgegangen finb, nur unter bem ©influg bcö ®en)o]^n* ^eitörcc^teö geftanben ^abc. ®em gegenüber betont 2. bic cinfc^nei* benbe SSebeutung, tt>tl6)t bic Saifergefefegebung für bic ffintroicfelung unfercd 9tec^tSbucf)ei^ gehabt ^at. 3)en SluSgangSpunft bilbet bad Se^nSgefcfc Sot^or'i^ öom 3a^rc 1037. ®ie crften 24 litel be§ jmeiten »uc^eö be^errfc^t ba« Sel^nSgefet Sot^ar'S öon 1136. 3n ben Sufäfeen ber Slrbijonifd^en 9tecenfion jcigt fic^ ber ©nfluß ber ©efe^gebung griebrid^'ö I. SluS ben brei ®efe^en bicfer brci Saifer nnb aug ber ^rajiö ber SDZailönber ffurie l^at bie Su^äprubcnj üon ^aüia unb SDJailanb bie Consuetudines feudorum gefc^affen." 3Jereit§ biefe lurjen SBemerlungen, meldte ben ®ang ber Unter« fuc^ungen S.'§ mieberjugeben üerfuc^en, jeigen bie ruhige, überlegte

') 9Re^v als 80 ^anbfc^riftcn (ögl. @. 8).

^Mittelalter. 109

Art feiner Arbeit, ©eine Srgebniffe bürfen auf bic allgemeine S^- ftimmung ber gat^genoffen rechnen, ©er SSf. bcriiert fic^ nid^t in l^altlofe ©pehilationen. ®r baut auf bem ®runbe einer mit boHfter Orünblic^feit borgenommenen ^anbfd^riftenunterfuc^ung. 3)a§ ift ou(^, toa§ un§ bie freiere ©rmartung au§fpred§en Iä§t, ha^ feine SSer- öffentlic^ung ber libri feudomm eine abfc^Iie^enbe DueHenpublifa- tion bilben njitb. Arthur Schmidt.

^e ^ejie^ungen ber beutf(!^en Könige t^on SRuboIf t)on ^abdburg bid fiubmig bem Saiem ju ^änemarf. $on 9Ra| d. ^omarud. ^aüe 1891. S)ruc{ t)on ®. Salfotodfi (@)raubena)-

3)ie äufgabenfteHung, njie fte im Sitel liegt, Ift feine fe{)r glüct* lic^e. SSf. fagt felbft ©. 8: „Stu? ber SRenge Don Urfunben, bie un8 auö ber 3^«^ afluboIfS erl^alten ftnb, gibt unS feine Stad^rid^t, baß ber ^abi^burgift^e Saifer (foHte l^eißen: Sönig) aud^ mit S)äne- marf birefte SSerbinbungen unterl^alten \)abe'\ bnrauf ©. 16: „Über einen SSerfel^rSPönigSlboipö mit 3)änemarf finb un§ aud^ feine unmittct boren Stac^rid^ten erhalten". @. 24 ertlärt er über bie berüd^tigte Urfunbe Sönig Stlbrec^t'Ö bon 1304, „ba§ üon irgenb einem mefent^^ lid^en ©infCug jener Urfunbe nic^t bie SÜebe fein tann", toa^ auc^ bollftänbtg richtig ift. §einrit^ VII. überließ bie ©d^irmbogtei über Sübed bem SKarfgrafen bön ©ranbenburg; SSf. bemerft boju ©. 30 fel^r richtig: „SSon einem ®tnf(uß iiiefer branbenburgifc^en unb fäd^fi- fc^cn ©c^irmbogtei über Sübecf ift menig }u merfen", unb meiter: ^3)tefc Übertragung ber ©d^irml^errfd^aft über Sübecf an bie SKarf- grafen bon SJranbenburg, S5eftötigungen bon 5ßribilegien unb einige nnbebeutenbe ©d^reiben abgcred^net, finb un§ feine Siac^rid^ten über ^einric^'S S^^tereffe für ben 9?orben beS 5Reid§e§ überfommen." @rft burc^ bie branbcnburgift^e ^olitif beS baierifd^en ßubmig finb IcO= l^oftere S3e}ie^ungen be$ Steid^Sober^aupteS jum bönifd^en jlönigt^uui ^crtjorgetufen njorben, bie aber aud§ meit me^r in ha^ ®ebiet ber territorialen, otö in ba§ ber für biefe (Segenben faum öor^onbencn Keic^SpoIitif fallen. 3)em gemö^Iten löema fe^It alfo im ®runbe genommen fein ©egenftanb, unb bie golge baüon ift, baß bie oft be- l^anbelten SSejte^ungen ber norbbeutfd^en Surften unb Süftenftäbte ,^u ?)änemarf ben eigentlichen Sn^alt ber Slrbeit bilben. S)aß SSf. biefcm ®egenftanbe irgenb meiere neue ©eite abgemonnen ^abe, fanu nic^t bel^ouptet mcrben. ®r ge^t auf bie §auptquetten jurücf, berüdffid^titjt bic jal^Ireidben barfteHenben unb erörternben arbeiten aber nur in l^öc^ft

110 fiiteraturbcric^t.

miafürlid^er unb bürftiger Stugmal&I. ©clbft SH^fcl^^ „9?orbaIbingifc^c ©tubien" unb ^ööIbaum'S Sluffa^ „S^^ beulfd^-bänifd^en ©efc^id^te ber Saläre 1332—1340" bleiben iöm Verborgen. 5)ie entfprec^enbe ffanbina* Difd^e Siteratur ift i^m eine ööHige terra incognita; öon barfteüen- bcn SBerfen biefer ©eite finbe id^ nur 9ltten'§ populäre^ ipanbbuc^ be- uu^t unb ha^ in ber alten Uberfe^ung üon golcf unb für eine Srage (©c^ünen=S3erfel)r), für bie. injmifc^en benn boc^ öon norbifc^er wie Don bentfc^er Seite gan^ onbere Strbeiten Dorliegen. ©eine Qllgcmci=: neu 9tnfc^aunngen über ^anfifd^en ^anbel gewinnt ber SJf. au§ galfe (öefc^id^te beö beutfc^cn §onbeIö) unb lommt boburc^ j. 5J. ju ber munberlid^en SJorfteflung , ha^ „Sübecf an ber großen ffanbinaöifc^- bcutfc^-italienifcf)en ipanbeföftra^c gegrünbet mürbe", ©injelau^ftetts ungen mürben eine SKenge 5U machen fein, obgleich bem S3f. ein ge*= miffer glei^ im ©tubium nid)t abäufpred^en ift. ®§ fe^lt aber bie nöt^ige Vertrautheit mit bem 93oben, auf bem er fic^ bemegt. 3)ic 'Srudflegung l^ätte eine forgfältigere fein füHen. D. Schäfer.

De diplomatiska t'örbindelserna mellan Sverige och England 1624 maj 1630. Af Aron Rydfors. Upsala, Almqvist och Wik- sell. 1890.

3c weniger man biSf)tx geneigt war, ben biplomatifc^cn 93e* ^ie^ungen äwifcften ©c^weben unb ©nglanb 1624 1630 eine größere Sebeutung beijumeffen, befto übejrrafc^enber unb wert^öoßer ift ber öom 9Sf. auf ®runb forgföltigfter DueHenftubien geführte SRac^weig, t>a)^ Gnglanb in jenen Salären einen l^odjwid^tigen gaftor in ber fc^webifc^en ^olitif bilbetc, unb baß ©uftaö äbolf Don Anfang an fidt) planmäßig um bie materielle bjw. moralifc^e Unterftü^ung jeneS noc^ immer in ©uropa al^ protcftantifdEje SSormad^t geltenben 9tcic^e§ bemühte, t>a er öon ber Überjeugung tief burc^brungen war, bafe o()ne einen folc^en 93eiftanb an ein erfolgreiches 3(uftretcn fcinerfcitS auf bem Äriegöfc^auplote in 5)eutfd)Ianb überhaupt nic^t ju btnUn fei. 5)ie erften fiapitel fc^ilbern, wie bie beiberfeitigen SSer^anblungen 1624, nad^bem fie infolge ber 93emül)ungcn Don Spen§, ©amcrariuS, SJeüin unb 9fiu§borf faft bi§ 5um Slbfd^lug cineö SScrtrageg gebicl^en waren, noc^ in ber legten SDtinute an ber wenig wo^Iwottcnben Öaltung 5)änemarfö bjw. an ber ©djWöc^e unb Uncntfd^Ioffen^eit be§ englifc^en fi'abinetS fdjeiterten, wie aber ber fc^webift^e König unb fein großer Sanster tro^bem nid^t ben 9Jlnti) ftnien ließen, fonbern in (Erwartung günftigerer Seiten in ben näc^ften Salären

XVn.— XIX. 3a Wunbert. 111

anfc^cincnb bic SfioHc bc§ referöirten 53eobod^ter§ fpicitcn, injmif^en jcboc^ ba§ I^errain fo gut öorjubereiten mußten, bofe ©nglanb fc^Iiefe- lid) au§ eigenem 9tntric6 für ©c^iueben in bie ©c^ranfen trat unb burc^ Vermittlung ber ben ©d)weben eine reiche ©inna^mequelle eröffnenben SSerträgc mit ^ßolen unb Sandig, fomie burd^ ©eftottung fc^roebifc^er äBerOungen in ©d^ottlonb u. f. m. bie S^eilna^me ®u[toü Äbolf § an bem Äampf auf beutfc^em SJoben ermöglichte. 93efonberc^ Sntereffe bietet ha^ ©c^Iu^fapitel, in welchem ber S3f. ou§fü{)rt, wie gefc^icft unb in mie öort^eil^after SBeife für Sc^roeben ber englifc^e ©efanbte 2l^oma§ afloe, „ein energifd)er unb talentöoUer Slnl^öngcr ber eüangelifd^en Sriegöpolitif ", bie i^m geworbene, ungemein fcfjmierige ^ajififationSaufgobe ju löfen öerftanb. 5)ie l^ier befproc^ene ©d^rift barf jebenfoHS ben beften SWonograpbieen jur ®efd)id)te ©c^meben^ unter ©uftaö Slbolf jugejäl^It ujerben, unb auc^ ber beutfd^e .^iftorifer mirb auS i^r mand^e 9lnregung unb 93eleörung fc^öpfen tonnen.

F. Amheim.

Correspondance diplomatique et m^raoires inödits du Cardinal Manry (1792 1817). Annot^s et publica par Msgr. Ricard. I. IL Lille, Soci^t^ de Saint- Augustin. 1891.

S)a§ gefd^it^tli^e Urt^eil über ben burd^ feine SBanblungen unb Sd^idfaldmed^fel befannten Siarbinal SDtaurt) fte^t feft unb mirb aud^ burd^ bie jal^Ireit^en 93riefe, 5)epefd§en unb fonftigen 5)ofumente, bic je^t auS feinem 9tac^Io§ öeröffentlid^t merben, nicf)t umgefto^en ober gemilbert. ®in tiefere^ ^ntereffe fann ber in ben geiftfid^en ©deuten jum ?R()etor crjogene, an SSoItaire unb 93offuet gleichmäßig gebilbete ©(^öngeift, ber in ben Ummäljungen granfreictjö bie 5{Jrobe beS E^arafterö nic^t beftanb, unmöglich einflößen. Wlan nannte hcn üiebncr, ber in ber fonftituirenben SSerfammlung mit glänjenbem Jalent bie ©ac^c beS Älerug führte, „®egner unb SRiüal SKirabeau'ö", aber auc^ in feinen ©itten mürbe ber ungeiftlid^e 5lbbe mit SJiirabeau öcrglic^en. 91I§ er im Ottober 1791 fliegen mußte, mürbe er in 5Rom mit offenen 9lrmen aufgenommen, mit ®^reu überhäuft, aud^ ^u biplo- matifc^en ©enbungen öermanbt. §ier beginnen bie mitget^eiften ©d^rif t= ftüdfc. 3m SRai 1792 mürbe SWaur^ ^um 9?untiug beim 9ieic^§tag in grantfurt ernannt, mo er gegen bie fc^i^matifd^en 3:entenäen ber beutfc^en Sird^enfürften mirfen foHte; er lam aber im ^luguft gän5lic^ unücrrid^teter S)inge nac^ SRom jurücf, mie benn ber (eibenfdt)aftüd)e, öon ffiitelfeit öerjel^rte SRann, ber feine lofe Bunge nic^t befjcrrfdjen

112 Siteroturberic^t.

formte, feine§tt)cg§ jum Diplomaten geeignet njor. 9?ac^ ber Sefe^ung aüomö burc^ bcn (Senerol ©ertl^ier abermals Püc^tig, finbet er fic^ jum XfonMaDe in SSenebig ein unb fenbet öon ^icr intime ©riefe an ben fpöteren Äönig SubttJig XVIII., ben Verbannten Don 9Witau unb SBarjc^au. S)iefe ©eric^te erjö^Ien öon SBoc^e ju SBod^e. roaS im £onf(at)e Dorging, finb DoQ Don ermübenben S)etaiIS unb im ©runbe bIo§ burc^ bie Dffen^erjtgfeit bemerlenSmert^, mit ber SDiaurQ über feine geiftüc^en Srüber urtl^eilt unb ben „üblichen ®ang ber Sntriguen" aufbecft. „®in Äontlaöe ift ein \tt)X le^rreid^er SurfuÖ ber ^olitif unb ber 2Kenfc^enfcnntni§. 5)ie Seibenfc^aften finb babei ungemein finnreic^ unb gefd^öftig, um i^re Stoede ju erreichen. ®ott t^ut feinSBerf inmitten biefeg SBiberftreit§, unb ift ftet§ fein SBiße, ber triump^irt." ä^nlic^eSemcrfungen finben fic^ öftere. ßubroigXVni. ernannte il^n ju feinem SeboHmäc^tigten bei 5ßapft 5ßiuS Vn., unb bie ®epefc^en ber näc^ften Seit betreffen bie SSer^anblungen be§ franjöfifc^en ftonlorbateS, bon benen freiließ SKaur^ fo gut roie nic^tö erfährt. S^beffcn ift bag SSerl^öItniS jmifc^en bcm berühmten (Segner ber SReöolution unb ber töniglid^en gamilie baS innigfte, bi§ mir Dom 3of)re 1802 an fälter werben fe^en. 5)er aufge^enbe ©tern be§ erften SSonful^, ben ber Sfarbinal noc^ eben alö fdjümmften geinb ber ftirc^e öermünfc^te, ^at il^m anget^an. ?(I§ Subroig XVIII. bon feinem SSertrauen^mann bie 9lbfaffung einer proteftirenben 5)enf= fc^rift gegen ba§ S^onforbat öerlangt, i^at biefer bereite in fc^meic^* lerifc^er Unternjürfigfeit fic^ an Sonaparte gemanbt. 9tac^ ber ^ßro- flamation bc§ Saiferreic^^ boIl5ief)t ber el^rgeijige ^rälat ben Übertritt öffentlid^. 6r öerlö^t bie unerträglid)e ©infamfeit feiner S)iö5e)e 9Äontefia^cone, fommt nat^ 5)3ari§, fpielt eine 9toIIe am ^ofe unb in ber ©efettfd^aft, l^ilft 5ur G^ef (Reibung 9?apoIeon*S, mad^t ficf) ganj jum SBerfjeug ber faiferlic^cn fiird^enpolitif unb loirb für feine Sicnfte mit bcm erjbifd^öflic^en ©tnl^l öon ^oriS belohnt, beffen SSer« maltung er o^nc fanonifc^e S^ftitution unb tro^ einem fategorifd)cn Söreöe be§ gefangenen ^apftee biö jur SÜeftauration n)citerfüf)rt. Die legten ©c^riftftücfc iüuftrircn feinen jäf)en ©turj, feine Sfmt^entfe^ung unb @efangenfcf)aft in ber Sitgclöbnrg, bie S3erfud)e feiner 3i€6)U fertigung, fein ®nbe. S)er ^apft nimmt \f)n jule^t roieber ju ®naben an, aber fiubmig XVIII., an bcn er fic^ mit einem ipuIbigungSbrief JU menben ttjagt, bleibt unt)erfö()nlic^ unb üermeigert bem abtrünnigen ^Prälaten, ber, Verbittert über feine Sfoürung, am 11. SKai 1817 ftarb, noc^ baö 93egräbuig in ber franjöfifc^en Stirere Irinitd be' SRonti.

1808. 1809. 113

Die ©ofumcntenfammlung, Diel 5U umfangreid^ für if)re Scbeutung^ ift immcrl^in reid^ an ^crfonalicn jur bomoligen Sfird^engcfc^id^te; bo!^ ^ortröt bcS 5fQrbinate erl^äJt burc^ fie feine neuen ^xx^t, unb bcr ^erauiSgcber felbft, ein 93ett)unberer feiner glönjenben ©igen« fc^aften, enti^ält fic^ boc^, eine Slettung fcineg Kl^aralterS ju Der- fud^en. W. L.

STeriges krig aren 1808 och 1809. Utgifret af generalstabens krigshiBtoriska afdelning. I. Stockholm, Norstedt & Söner. 1890.

©d^on bor mel^reren Sflft^cn ^at ber SSorfte^er ber friegg^ifto» rifc^en ttbt^eilung im ft^webifc^en ©eneralftab, äRajor ®. Sjörlin, unter bem Jitcl: Finska kriget 1808—1809 (©tocf^olm 1882) eine intereffante ©tubte über ben militärifd^en SSerlauf bcö fc^ttjebifd^ mffifd^cn Sriegeg Don 1808 unb 1809 Deröffentlic^t. SWan luirb t^ bcSl^alb mol^I üomel^mlic^ ber S^itiatiöe unb SJütorbeiterfc^oft ©jör* lin'^ JU üerbanfen ^oben, menn ber fd^iüebifcftc ©enerolftob nnnmel^r jur $ubIifation eineg großen, auf eingel^enben orc^iöalifc^en gor- fd^ungen beru^enben SBerfeS gefc^ritten ift, melc^eS unter gleic^^ jeitiger ©erüdffic^tigung ber politifd^en SWomente bie friegerifd^en Sermidelungen jroifc^en ©d^mcben unb einem I^eil ber europöifc^en SRöc^te in jenen beiben für bie enbgültige ßöfung ber norbifc^en gtage fo überaus wichtigen Salären fd^ilbern foll.

3)er je^t Dorliegenbe erfte 93anb befc^äftigt fit^ mit ber politi- fd^en SSorgcft^ic^te beö ^iege^ unb mit ber Drganifation ber fc^tt)e== bifc^en Sanb« unb ©eemadEjt beim 9lu§bruc^ beS SfampfeiJ. Sie über- fic^tlic^c, njenn aut^ etttjag fnappe, l^iftorifd^e Einleitung Derbient im großen unb ganjen ein lobenbe^ ^rabüat. S)ie gebrucften OueHen ftnb im oQgemeinen f(eigig unb gefc^icft Dern^ert^et, bie politifc^en Setpeggrünbe, roeld^e ben 9lu§brut^ be§ fi'riegeS Derfc^ulbeten, meift Har unb fc^arf l^eröorge^oben, bie au§ ben Strd^iüen in ©todf^olm unb SBopeni^agen jur Unterftü^ung ^erangejogenen ^tten fogar ge- eignet, in cinjelnen nit^t untt)id)tigen fünften bie frül^eren eingaben fc^njcbifc^er unb ruffifdEjer Dueßen ju berid^tigen. (Sinige Heine %wS^ fteüungen ^infic^tlid^ ber 5)etail§ bürfen wir freiließ nid^t öerfc^meigen. ©0 \i^\it e& ftc^ beifpielömeife nac^ unferer SKeinung empfohlen, bie ©iitficl^ung ber Oftfec^Steutraliftrunggfragc, ttjelc^* le^tere fd^Iiefelid^ für Wu^Ianb ben ^auptüormanb 5ur ^riegiSerflärung abgeben mugte, ettoai^ aui^fül^rlic^er ju bel^anbetn ober aber menigftend auf bie früher

tifttriMc 8(ttf4tift IL &. «b. XXXIY. 3

114 Sitcratuvberic^t.

(^. 3. 63, 524 ff.) ()icr Don un§ befprodjeuc treffliche aibl^onblung ^. Sorffon'ö üOer ©c^mebcng Hjeünol^mc an ber bemoffneten Steutras Utot 1800 1801 l^injuiDcijen. ©eiDe§ Ijaben mir in bem ©encral- ftobömert Dcrnüfet, luelc^eg bie fiarffon'fc^e ©c^rift übcrfjQupt nic^t ju Icnncn fd^eint. 3)enn c^ fprid^t u. a. Don einem angeblichen Eingriff ber ©nglänber auf bie bönifc^e ipauptftobt am 27. gebruar 1801, möl^renb ßarffon ou§brücfIic^ bemerft, ba^ bie englifd^e glottc crft am 12. SRärj bie 9i^ebc bon ^armoutl^ berlie^, um al^bann am 2. 9lpril bei Kopenhagen hen betannten ©eefieg über ba§ (Scfc^luaber ber bönifd^en ®egner ju erfed^ten. 3)er unparteiifc^c Stanbpunft, ben bag öcneralftab§mert einsunefjmen bemüht ift, erfc^eint an [xdj burc^au§ rü^men^roert^. 2)od^ f)ätteu ber ber^öngniöbotte ®influ|, ben 9?apoIeon in jenen Sagen burd^ ©aüarij unb Kaulincourt auf bie ©ntfc^Iie^ungen 2tlejanber'^ be^üglic^ ©c^meben§ auSjuüben mufete, unb bie Der^ftngniSüoUe ©orglofigfeit, locld^e ®uftab IV. 9lboIf lange 3^^^ l^inburc^ ben mamenben 5)cpcfd^en feine§ Petersburger SeüoIImäc^tigten ©tebingf gegenüber jur ©c^au trug, ttjol^l nod§ etmoS fctjärfer betont merben lönnen. StK milbernber Umftanb für ben fc^mebifc^en Sfönig mag freiließ gelten, ba§ bie ruffifc^e fiTieg§cri= flörung erft am 21. gcbruar 1808 ©tebingf überreicht mürbe, unb nic^t am 11. Januar, mie nod^ S. 3Iobin in feiner ©c^rift: „S)ic biplomatifd^cn 93eiie^ungen jmifc^en Slufelanb unb ©c^mebcn Don ber J^ronbefteigung SHeyanbefi^ I. big 5ur Bereinigung mit 9lu6s lanb" (©bornif »b. 1. ^Petersburg, 1868) berietet. S3on ganj fpejieHem Sntereffc für ben beutfctjen ^iflorifer ift ber furje 2Ibfc|nitt über t>en 9lbbruc^ ber biplomatifcfjen Sejiel^ungen jmifc^en ^ßrcugen unb ©c^meben, nebft einigen Seilagen, barunter ben am 5. bejm. 7. 3Kärj jmifc^en bem ®rafen ®oI^ unb bem fc^mebifd^en ®efanbten b. 93rindEman in Königsberg gemec^felten Stoten.

S)ie jmeite 3lbtf)eilung beS erftcn 99anbeS gibt eine ebenfo ein^ gel^enbe mie überfid^tlic^e ©d^ilberung ber militärifc^en S3erf)ältniffe ©c^mebenS bei 93eginn unfereS Sa^rl^unbertS. 8ai^{xeiä)e, mit großem ®efd^idE äufammengeftelltc Sabellen unb Karten erläutern baS SSer* ftönbniS für eine Organifation, melcf)e im mefenttid^en noc^ l^eutjutage beftei^t unb fd^on bermöge i^rer ©igenart ha^ S^tereffc beS ßaien mie beS militärifc^en ©ac^öerftänbigen in t)o]^em 2Ra§e ju erregen geeignet ift. ^ier jeigt fid^ ber fc^mebifd^e ®eneralftab ganj auf ber ^öl^e ber mobemen friegSmiffenfc^aftIi(^en gorfdEjung. 9[uf bie ©injelergebniffe, fomeit fie bie ©tärle ber fc^mebifc^en ßanb« unb

2)eutf(^lQiib. 115

©eemad^t betreffen, gebenfen toix bei S5ef))rec^un9 beS jtueiten SanbeiJ jurücfjulommen, beffen ©rfc^einen tuir mit ©pannung entgegen* feigen. Fritz Amheim.

tt^nar^ t^nUtf» @)efd)i(^te bed beutfc^en SSoIfed. ^Bearbeitet unb fort« gefegt t)on ffiiQiant ipierfon. Siebente t^erme^rte unb k)erbefferte $(uflage. I. n. Berlin, ®ebr. «ßätel. 1891.

®a8 altbettJQ^rte populäre S3ud^ ©uUer'g erfd^eint in ^ierfon'g Bearbeitung unb gortfe^ung bi§ 1871 nun audE| fd^on in ftebenter Auflage. S)iefer 6rfoIg ift nic^t unöerbient. ^n gleidEimagig gc» brungener, überftc^tlic^ geglieberter Sarftellung, in ein^eitlid^er, burd^- ftd^tiger 9luffaffung, in einfacher, ferniger ©prad^e toerben bie ®c* fd^idfe unfere§ S3oIfe§ auf ®runb ber neueren gorfd^ung erjö^lt. ®ie öuffoffung ift eine gemäßigt liberale, loeld^e bie Serbienfte be§ Siberaliämuö um bie einl^eitlid^e ®eftaltung 5)eutfd^Ianb§ gebü^renb anerfennt, oi^ne bie unreifen 9(u§fc^reitungen unb 9Wi|griffe bei^felben ju Derlennen; nid^t jum Siad^t^eil be§ S3ud^ed glü^t nod^ etma^ Don bem Dormarjlic^en S^xn über bie mad^tlofe B^^^iffcni^eit beg S3ater« Ianbe§ njö^renb ber längften ©pochen feiner ©efc^id^te barin, nod^ ettt)a§ Don jener ©e]^nfudE|t nac^ politifc^er 2Rad^t unb ©in^eit, meiere in ber früheren Saiferjeit bie §errlic^teit be§ beutfd^en SiamenS feiert unb bie S33iebererfte]^ung be§ ^aiferreic^ä mit Dotter ungetrübter ©e* geifterung begrüßt. ®in ftarf au§gefproc^ene§ proteftantifc^ei^ Partei- bemufetfein ^errfc^t in bem Sud^e, ha^ fic^ im ®eifte ber „auf- Höning" ni^t frei ^ält Don fd^arfem Urt^eil über ^apftt^um unb Äat^oIijiSmuä in ber neueren Qtit, boc^ immerhin ber großen 93e* beutung ber fatl^olifd^en ftird^e für bie ®nttt)idEeluug be§ beutfd^en SSoIfeö unb ber Sebeutung einjelner l^errorragenber ^ßäpfte im frül^eren SKittelalter gerecht ju »erben Dermag. ®S ift Dormiegenb bie politifd^e ©efc^id^te, meiere in i^rer ©ntmicfelung bargcfteKt luirb, über bie gefammten fulturetten Ser^ältniffe finb in jufammenfaffen*= ben Überfic^ten an geeigneten §altpunften berüdtfid^tigt, bie literaris fd^en am au^giebigften, am loenigften bie mirt^fd^aftlid^en. 9Kan lann Don einer 3)arftettung ber ganjen beutfc^en ®efd^id^te in lapi- barem ©til fd^merlid^ Derlangen, baß überatt bie neueften gorfd^ungg* refultote oufgenommen feien, unb gar leine SSerftöße gegen bad S^^at^ fäc^üc^e begegneten: fo finb bie älteften 3wftänbe ber ©emianen nad^ frül^erer anficht etma^ ju ibealiftifc^ unb eigenftänbig aufgefaßt, bie

5Dafen unb ®eten merben 1, 20 ate SSerttJanbte ber ®ermanen bejeid^net,

8*

116 Sttctaturbcrid^t.

e^ ift btc Sage \)on ber Scranlaffung bcg ©inbrud^S bcr Strabcr W^ SBcftgot^enrcit^ 1, 67 ate ®efc^ic6tc crjä^tt, Köln mirb ate bcr Crt bc§ crflcn „bcutfd^cTi ftonjifö Don 742 angegeben, ber UpftoIIbom ju aWartto mirb 1, 83/84 allgemeiner SSerfammlungSort be§ ge» fommten ©ac^fenftammeS angefe^en, bie Stellung ber SSögte jur ftaatlic^en ®malt ift 1, 92 nid^t jutreffenb beftimmt, bie 93cbeutung be§ SBorteg feodum ift unrid^tig erflärt, bag SSer^ältnig beö ^apft^ t^umg JU bem ©piffopat öor ®regor VII. mirb 1, 189 nid^t richtig bargeftellt, unb bie afleform ber Stird^e jur 3eit ®rcgor*§ Vn. erfc^eint §u fel^r atö perfönlid^eS S33cr! bcSfelben, bie Sc^ilberung ber SSer* faffung§5uftänbe „om Stnfang ber ^o^enftaufifc^en 3cit" 1, 222 greift jum SC^eil ben fpäteren ßiiftönben öor, bie 5ßfaljgrafen gelten 1, 120 unb 128 ate jur SontroHe ber ^erjöge beftimmte SSeamte, man fann nic^t fagen, baß ftonrab 11. bie ©rOIic^feit aud§ ber großen Se^en anerfannt \)abt (1, 167) u. f. m. ®§ finb bie^ ©injell^citen, bie id^ aui& ben erften, ca. 200 ©eiten nur notire, um meine ©cmerfung motcriell ju begrünben. 3(ber mcIc^eS berart umfaffenbe SBerf müßte man ju nennen, morin bem gad^mann, namentlid^ auf ben ©ebicten, in benen er fpejiell ju ipaufe ift, nid^t bergleid^en aufftieße? ®enug, menn nic^t gröbere unb burd^greifenbere SRängel ju bemcrfen finb.

E. Bernheim.

O^efc^ic^te ber beutfc^en ßaifergeit. $on ffiillelm d. (Biefekre^t in. fünfte Auflage. iJclpjig, 2)uncfer & ^umblot. 1890.

©iS auf ba§ Sormort ^at ®iefebrec^t biefe neue Sluftage bei^ britten ©anbeS feineS flaffifd^en SBerfeS nod§ Dor feinem Jobe fertig gefteHt; ^eigel \)at bie $erau§gaOe beforgt unb einige ©egleitmorte ^injugefügt. @o liegt nun bie (e^tl^önbige ®eftaltung biefeiS ^bfc^nittc^ \>ox unS, ber mit feiner S)arfteIIung ber Stiien §einric^*g IV. unb V. mof)I als ber bebeutenbfte beS ganjen SBcrfeS anjufe^en ift. ^dj nenne baSfelbe fiafftfd^ in bem ©inne, baß barin ein SSer^ältnii^ jmifc^en ®etaiIforfd^ung unb ®efammtbarftet[ung erreicht ift, mie t^ ouf bemfelben ®ebietc meber borl^er ber gaU mar noc^ auc^ fc^mcrlid^ ein jmeiteS SKal ber %aU fein mirb: jugleic^ eine felOftönbige unb fogar bielfac^ ba t)nbrec^enbe ©rforfd^ung be§ ganjen umfangreid^en ©toffeS t)on ben CueQen auS unb eine 2)arfteIIung beSfelben au§ einem ®uß, in innerem ®Ieid^maß ber Slu^fül^rung, öott patriotifc^en ©c^mungeg unb boc^ ol^ne eng^erjige 6infeitig!eit. ©o ift bai& ©uc^ jugleic^ eine gunbgrube für bie gorfc^er unb eine Duelle erl^ebenber

3)cutf(5Ianb (^Jiittelalter). 117

©clel^rung für tucitc Sfrcife bcg SSoIIeS gcttjorbcn, unb mirb bcibcö bOTQU^ftc^tlic^ nod^ geraume 3^i^ bleiben, menn eiS aud^ jum 2:^eil, namentlid^ in ber ?luffaffungStt)eife, überholt morben fein mag.

®. \)ai ollerbingö mit unermübJic^er ©orgfalt bie gorfc^ritte ber DucHenfunbe unb Shritif Derfolgt unb bei jeber neuen ?luflage in ben Änmerfungen aflcd^eufd^oft barüber gegeben, aber er ^at in ben legten Sluflagen ben - Siefultaten folc^er neueren gorfd^ungen leine burcfys grcifenbe ©inmirfung auf feine Slnfc^auungen im ganjen unb einäclnen geftottet, ftd^ öielme^r burc^roeg begnügt, biefelben bo ju berücffic^tigen, wo fie SScrönberungen batenmägiger 2^atfac^en bebingten. 3^ ^^^^ bei ber 93ef))recl^ung ber vierten ?ttufIoge bc§ Dorliegenben 99onbe§ in biefer 3citfcf)rift (37, 510 ff.) barouf ^ingewiefen, ha^ bie Vertiefung ber üerfaffungögefd^id^tlicfien ©rfenntniö, bie mir ben feit ber britten Auflage erfd^ienenen SSänben t)on SBai^' SBerf öerbanfen, nic^t jur tieferen ©rfaffung ber inneren Sümpfe unter ^einric^ IV. DerttJert^ct toorben ift; feitbem finb aud^ bie loirt^fc^aftlic^en, finb bie fird^cn» politift^en SSer^öItniffe ber ä^it einge^enber erforfc^t morben, ober ®. l^at boüon nichts in feiner ©arftellung Verarbeitet. 9luc^ fein urfprünglic^e^ fritifc^e§ Urti^eil über Duellen, mie ßambert, ©eruolb, ©ffe^orb, bag Registrum Gregorii u. a. ^at er nid^t öerünbert. ©o tritt un§ biefe fünfte Sluflage be^ 93anbeö mit ben tt)o^lbe!annten 3ügen entgegen, bie Sarftellung in allem S33efentlid^en unöeränbcrt, »enn fic^ aud^ in ©injef^eiten Dielfac^ bie beffcmbc §anb be§ 8lutor§ fpüren läßt, bie Slnmerfungen überall burc^ ^inmeifungen auf bie neueflc ßiteratur unb burc^ 9tu§einanberfe^ungen mit berfelben Der- me^rt unb öerbeffert. E. Bernheim.

^ie Unnalen uon @t. 8ertin unb @t. IBaafl. 9?a4 ber Ausgabe ber Monomenta Germaniae überfe^t Don 3- ^- S^^munb. S^'^ite Auflage. 9?cu bearbeitet üon SS. SB attenba c^. fietpiig, 3)l)f. 1890.

fieben bed ^bte^ dtgil tion Sfulba unb ber äbtiffin {^at|umoba tion •an^er^ietm nebft ber Übertragung be3 ^I. Sibonud unb beg ^I. SJitiid. Übcrfe^t öon ®eorg Kranbauer, fieipaig, S)^f. 1890.

«. u. b. Z,: 2)ic ®efrf)ic^tfc^reibcr ber beutfc^en SSorjcit. 3toettc ©c^ fammtouÄgabc. iWeuntc« 3o^r§ünbei-t. IX. X. (S3b. 24 u. 25 ber gleiten ©cfammtauSgabc.) *)

Stur ber erfte ber öorliegenben 93änbe entl^ält eine Steubearbei- tung. (£r jeid^net fic^ junöc^ft mie aQe feine SSorgönger burd^ eine

^} SSon ber ^toeiten ©efammtau^abe ^at und bie SSerlagSl^anblung no(^ iuflc^en loffen: XXVI. (3)er9Äön(^toon@t. ©allen über bie traten

118 Siteraturberi^t.

forgfältigc Steinigung bcr Überfe^ung unb burc^ bic 93cigabe cincS 3ftcgifter§ au§. S)cr Bearbeiter SBottenbac^ fteHt bot^ fein SSerbienft ju fe^r in ben §intergrunb, menn er ber alten Überfefeung bag $rä* bifat „fe^r guf ertl^eilt. gebcr, ber mit Überfe^ungen öon 3aSs munb JU tl^un gehabt l^at, meig, bafe fic feine 3icrbe ber Sammlung bilben unb nic^t bloß ftüd^tig gearbeitet finb, fonbem aud^ ben Sejt l^äufig burc^ grobe STOißDerftänbniffe in bebenflic^er SBeife entftcßen. ®a§ aud^ im Dorliegenben gaUe nic^t anberi^ mar unb ber beffernben ^anb fe^r öiel ju t^un übrig blieb, baöon fann fic^ jeber burc^ öergleid^enbe Stichproben überjeugcn. S3or allem aber finb toir bem Bearbeiter banfbar, bafe er fid^, mic e^ fd^eint, entfd^Ioffen l^at, bie alten Einleitungen DoUftänbig umjuarbeiten. Srft baburc^ toirb bie Sammlung für heutige ©enu^er mieber o^ne ©infd^ränfung braud^bar. ©eine neue ©inleitung ju biefem Banbe Ie()nt fid^ nur in allgemeinen 3ügen an bie Sarftellung ber „©efc^id^t^queHen" an unb trifft fe^r gut ben anfprud)§lo§ Haren unb inftruftiöen 2on einer populären ©infü^rung, inbem fie jugleicft bie neueftc fritifd^e gorfc^ung }u i^rem Siechte fommen Iä§t.

®ie in S9b. 24 in ber trefflichen Überfe^ung ®ranbaur'd öer^ einigten ©tüdfe toaren erft öor einigen Sagten ber alten StuSgabe einverleibt morben. SBir l^aben nur mit einer Sitelauflage §u tl^un. ©rmö^nt mag bei biefer ©elegenl^eit merben, bag in ber SBeimarer ipanbfc^rift be^ 15. So^^^^^nbertS, meiere bie fürjüd^ ent* bedEte vita Paulinae t)on ©igebot ent^ölt, auc^ bie translatio S. Viti fte^t. (Sgl. 2Ritjfd§fe'§ Ausgabe ber vita Paulinae ©. 126). 53i§« ^er mar biefeg SBerf nur in S)rudEen befannt. G. Buchholz.

ÄarTö be8 ®ro6cn, übcrf. ü. SB. SB alten bac^, 3. üerm. «ufl. 1890), XX VU. (2)ie e^ronif beS ?me« SRegino öon ^hüm, überf. ü. (Jrnft 3)ümmlcr, 2. ?lufl. 1890), XXVUI. (3)ie gortfe|?ung be§ SRcgino, überf. ö. 3J?aj öü binger, 2. 5(ufl., neu bearbeitet üon 2B. SBottenbac^ 1890); öon bcr erften ?lu8gabe: XIX. (§eImoIb'§ ©^ronif bcr ©loiucn, überf. ü. 3. e. 3)?. iiaurent, 2. 9lufl., neu bearbeitet öon 2B. SBattcnbnd^ 1888). @8 ücrbient bemerft ju werben, bafe SBattcnbac^ im SSorrooil ju feiner ©elmolbsÜberfefung noc^ beftimmta* al8 in bcr legten Auflage oon „3)cutjc^ lanbS ÖJefc^ic^tÄqueUen" bie Eingriffe prüdiueift, bic S. ©c^irren („Beiträge gur Ätitlf älterer l^olftcintfc^er ÖJefdjic^tgqueaen'O 1876 gegen ^clmolb'« ®Iaub* toürbigfcit geridjtct §at. (£r bejeic^net fie ,,a(8 üööig luibcrlegt", unb barin toirb i^m getpife Sebcr beipflichten. 3m übrigen üerweijen wir ouf ©b. 62 8. 304. a. b. di.

3)eut|*Ianb (1378—1418). 119

2)ic ©iWofgtpa^Ien in 5)cutfc^Ianb jur 3eit bc8 großen ©(^i^ma« 1378 big 1418 üomc^mlic^ in bcn (Srjbiöccfen Äöln, STricr unb ^Wainj. (Sin S3eis trag jur ®ef(^icf)tc be§ großen @(f)iöma8. SBon S^an) (Kummer. Scipjig, ©uftaö fjocf. 1892.

©citbem mit bem SBormfer ^onforbat ber ©d^mcrpunft ber @nt* fc^eibung bei ber Scfe^ung ber 93i§t^ümer in bic fanonifcfje SBa^l berlegt mar, fam für eine mef)r ober meniger nationale ©ntmidfelung fe^r Diel ouf bie ©clbftönbigfeit an, mit loeld^er bie Wahlberechtigten i^re 93efugni§ 9lom gegenüber ausübten, ©e^r bolb aber gelang eS bclanntlic^ ber ffurie, bur^ ein immer weiter on§gebiIbete§ SRefers^ t)ation§' unb $roDifion§roefen jene§ SBat)Irecl^t me!^r unb me^r ^u bcfd^ränfcn. 5)ic uorliegenbe llnterfudEjung nun ftedt fic^ bie Stuf* gäbe, 5U erforfcfjen, ob man in Scutfd^fanb bie ©c^roäc^e be§ fd)i§5 matifd^en ^apftt^um^ mie in anberen fiänbcrn au§junu^en t)erftanb, um in bem fragüd^en fünfte bem immer fc^roerer laftenben ©influffe ber Shirie fic^ ju entjie^en. 5)er S3f., U)cld}er mit großer Sorgfalt ben ©efe^ungen ber einjelnen Si^t^ümer innerhalb ber brei rl^eini* fc^en ©rjbii)cefen mälirenb jener ©pod^e nac^gel^t, fommt babei ju bem Ergebnis, bafe bie SWel^rjal^l ber 'Domfapitel, jebo^ im allge? meinen unter Serücffic^tigung ber im Defretale Ex debito ^o- ^ann'^ XXII. feftgefefeten SHeferöationen, on il)rcm SBal)lrec^t feft^ ^ielt, o^ne inbe§ immer anbermeitig fid) geltenb mac^enben, mclt^ liefen mie pöpftlic^en Cinflüffen gegenüber burc^jubringen. Sic furiole ©eftätigung aber Heibete fic^ regelmäßig, o^ne SHicffid^t auf eine ctttja ftattgel^abte rechtmäßige 2Sa^l, in bie gorm ber 5ßrot)ifion, toä()renb anbrerfeitö bie realen SSer^ältniffe ber Suric nal^elegten, in ber SÜegcl bem in ber SBaljl jum 2tu§brucf fommenben SSunfd^e be§ SapiteK Siec^nung ju tragen. 5)enn bie (£rfa()rung leierte, baß nur ängc^örigc ber in ber !£ii)cefe angefeffenen ®efd}lec^ter, auf meiere gett)öl)nU(^ bie 2So{)l ficft rid^tete, 9lu§ficl^t l^atten, fid) bouernb im Seft^ be§ Si5t^um§ ju bel)auptcn. Si^roeilen blieb felbft einem rcd^t- müßig t)om 5ßopft 5ßrot)ibirten gegenüber ber Sanbibat be^^ i?apitel§ fieg* reid^. ®er S3f. nimmt bal)er motjl mit SRed^t an, baß an6) tüäi^renb biefer Spotte ba§ pöpftlict)e ^ro^ifionöf^ftem eine allgemeine Slnerfennung in Deutfc^lanb nid)t gefunben l}at. 53emerten§tt)ert^ ift auc^ ein me^r^ fad^eS 3irüdfgreifen auf t>a^ Seftätigung^rec^t be§ SKetropoliten in ber SKoinjer ©rsbiöcefe, foioie ba§ Uereinjelt Ijeröortretenbe ©in^ greifen ber SKiniftcrialen unb 93ürger.

Der ©influß beg 3teic^§ auf bie 93efet;ung mar ein red^t tümmer^

120 Siteratuvbcridjt.

lieber unb Uermoc^tc aud^ in Sotl^ringcn, mo SBcnjel tüenigflcn^ energijc^c anlaufe niad^tc, i^n jur ®cltung ju bringen, gegen had bort l^errfd^enbe Übergemid^t 9lt)ignon§ unb granfreid^g nid^tS au^- juric^ten. 5)a§ im übrigen nic^t ju einem fonfequenten 3ufQmmen« ge^en ber 9ftcic^§rcgierung mit ben 3)omfopiteIn in bicfer 3ragc fommen iDoHte (einer ^olitif, meldte mol^I allein, ttjie mir fd^eint, bie SDiög« lic^feit geboten l^ätte, burd) eine principieße Drbnung ber SBiüIür ber Jfuric ©djranfen ju fejjen) ift begreiflich au§ ber i^rem Urfprung nad^ oppofitioneHen 5Ratur ber lanonifd^en SBa^I; aud§ ftanbcn mol^I bereits bie ©onberintcreffen ber umttjo^nenben großen ©efc^Ied^ter unb fianbeS^crren einer bcrartigen 9lnnäl)erung ju fe^r im SBege. (So blieb auc^ SBenjel im loefcntlid^en babei, burd} ben Ummeg über Wom auf bie beutfd^en SSer^ältniffe einjumirfen. SKupred^t allein madEjte, menn au§ menigcn gätten ein ©d^Iufe auf ein fr)ftematifc^e§ SSorge^en erlaubt ift, ben 3?crfud), auf bie Stapitelmalölen größeren (Sinftuß 5U geminnen. ©leid^mo^I fd^eint xätf)üijex, eine bon benu felbcn Sönige gleid) ju Slnfang feiner Siegicrung borgeuommene 6nt* fdjeibung einer 5tt)iefpältigen SBa^I, auf meiere ber S3f. ein bcfonbereS ®emic^t legt, nur al§ einen zufälligen 9(nac^roni§mu§ ju betrad^ten. ®in beiüußteS S^^^f^G^^^ii Q"f ^(^^ tontorbatgcmäße Siecht liegt ^ier faum öor. (£§ erfolgte in biefem gaüe allerbingS aud} bie ategalien« berleiljung öor ber SBei^e; aber in biefem fünfte mar ja überhaupt im großen unb ganzen altc§ beim 9(lten geblieben. S)ie entgegen- gefegte 9tnfidE)t, meiere ber S3f. in ber Einleitung auSfprid^t, Ittßt fic^ tt)enigften§ mit ben üom Sßf. felbft gegebenen Säten (ügl. ©. 23. 36. 86. 93. 123) fc^merlic^ bereinigen. 3)ie Überfid^t ber Unterfut^ung tt)irb erleid^tert burc^ eine beigegebene Tabelle, meiere jugleic^ bie, namentlich in ben Datirungen, l^äufig Don ®am§, Series episcoporum, abmeic^enben SRefultate l^erüor^ebt. V. Domeier.

^eut{c^ed Q)efea{d)aft§Iebcn im enbenben ^IRittelalter. Sßon (BuPati ti. 8u4toaltl. IT. 3ui' beutjdjcn SBirt^fc^aftSgcidjidjtc. Äicl, ^omann. 1887.

Sn ber jtoanglofen gorm bon Vorträgen gibt Sud^malb Silber au§ bem SBirt^fd^aftSleben beS au§gel}enben SRittelalterS. äwnöc^ft fü^rt er ben Sefer an einen beutfd^en gürftenl^of unb berid^tet über bie ©d^icffale unb Grfolge, bie ein junger Stitter ju ermarten ^at, wenn er ^ier in S^ienft tritt, um fein (Slüdf ju berfuc^en. ÜRö^eren ©inblicf in bie SScrmaltung eine» fürftlic^en $au§l)altei5 genjö^ren bie Semerhingen, bie ber S3f. an bie branbenburgifd^e ^oforbnung bon

3)cutf(^Ianb (gWittcIalter). 121

1476 anfnüpft, bic er bocft jvol)! nic^t mit 9fiec^t aU tt)pi\ä) für bic bcutfc^cn gürftcnf)öfc jener 3cit angefc^en miffen möchte. 5)er ©d^roer- puuft aber be§ 93ut^e§ liegt ol)ne 3^^Ucl in ben Vorträgen, in bcnen 8. ha^ 6rTOerb§Ieben unb bie fojiale Sage bcr ^Bürger unb ©auern insgemein unb ber ipod^feefifc^er im befonbereu feiner ^olfteinifc^en ^eimot fd^ilbert. ^ier !ann er ficf) auf eine ftattUc^e Steige ein- bringcnber 3)etailunterfucl^ungen bejie^en, anbere§ ttjertl^UoIIeS, bisher unbenu^teS SKaterial ift au§ Sibliot^efen unb Sfrc^iDen ^injugefommen. 81m beften gelungen ift njo^I boS in^altreid^e $fa))itel über bie mirtl^^ fc^aftlic^en ©ejie^ungen jtoifc^en ©tabt unb Sanb. Siur gering ift in ber jttJeiteu Raffte be§ 9KitteIaIter§ bie Unob^öngigfeit ber Sanb*: ebetteute biefer Oegenb. Sei ber Unterbrüdfung ber ©elbftf)errlic^feit ber ^Sauem^äu))t(inge", tpie ©. ftd^ auSbrücft, ^attc bie ©rafengemalt on Hamburg unb SübedE eine mäd^tige ipülfe gefunben. Erfolglos ift ba^er ber S33iberftanb, ben baS platte fianb bem aKmä^ndjen Vor- bringen ber ftäbtifc^en Stnfc^auungen Don Stecht unb Silligteit ent- gegenjufe^en üermag. ©djroerer aber al§ biefer gortfcfjritt ftäbtifd^en SBcfenS in fulturetter ^infid^t fäUt bie mirttjfc^aftlic^e ab^öngigfeit in'3 ©emic^t, in bie ba§ platte ßanb me^r unb mc^r gerät^. „S)ie tmmenfe ftöbtifc^e ^^robuttion öerbrängt bie 9(rbeit ber Heineren ^anb- Werfer, bie in alter 3cit für bie SWarfgenoffenfc^aft gewimmert, ge^^ fd^miebet unb gemebt Ratten. ®ie ©tobt mad^te, j|e ^ö^er pe ftieg, baö umliegenbe Sanb Don il^rem Warfte abhängig unb jtoang baburc^ bic feinblic^en Oenoffeufd^aften 5U frieblid^em S3erfef)r."

©ie^t man Don ber gormulirung ob, bie bei S. nic^t immer glücHic^ ift, fo finb baS ?(nfd^auungen, benen jeber beiftimmen mirb. SBertl^öoIIer aber roie biefe allgemeineren Srörterungen finb bie ein^ jelnen fd^arf beobad^teten SixQe, bie 93. feinen generalifirenben 9lu§s fü^rungen ju Orunbe legt. .^ier{)in rechne ic^ 5. 93. bie SJiitt^eilungen über bic SaSirt^fd^aftSpoIitif ber lilbie be§ KlofterS 5Heiufelben. 9?ament^ lid^ Stbt griebrit^, ber im Saläre 1440 einen bisher nodf) unebirten ÄbtSfpiegcl Derfagt ^at, tritt mit feinen „flauftrar-öfonomifd^en" ^w- fc^auungen ft^arf unb c^araheriftifrf) l^erDor. 3)iefer trefflid^e SBirt)^ nun Derforgt feine 93orrat]^§fommern gar niemals mit bem ©etreibe ber ^robujenten ber Umgegenb, Dielmel^r bedft er feinen 93ebarf auf lange ßtit l^inauS mit 93orIiebe auf bem Sübecfer 9Karft, fobalb ber ©tanb ber greife eS ratbfam erfc^einen löfet. 93on ä^nlic^en ®r- »ägungcn ouSge^enb, Raufen mo^I aud^ reid^e 93urg^crreu ir)r ©etrcibc in ben SSorrat^Sräumen auf, um bei günftiger Öonjunftur tt)ieber

122 fiiteratuiberirf)t.

logjuf erlogen. So gebot bic Jflug^eit hen ©belleuten, bic foldjcr« gcftolt ja QudEi big ju einem gciüiffcn ©robe an bcn ©pctulationen ber ftobtifd^cn ©örfc bet^ciligt [inb, ein gutcS SinDemcl^men mit bcn patrijifcl^en Jfauf^erren aufredet ju erhalten. 9tud^ fic mocfjten ba^cr gut t^un, fic^ bcn ©prud^ ju eigen ju machen, ben 2lbt griebric^ feinen 9?ac^foIgem aW^ §erj legt: „S3or allen anbeten 3)ingen mufe man, eS gcfc^e^e, n)a§ ba motte, ®ebulb ^abcn mit ben Ferren unb bürgern t)on Sübecf. S)enn größer olg bic SBiberftanbSfraft ift i^rc aKa^t, größer al§ 53eiftanb i^re große poIitifd)e Älugl^cit."

Erich Liesegang.

^aifer ^ajdmiHan I. ^uf urfunbüc^er ©runblage bargefteüt t)on Qtln» ri4 nimann. II. Stuttgart, 3. öJ. dotta. 1891.

3)er 2. 93anb, ctmaö ftörfer im Umfang atö ber Dor ficOen Sauren erfd^ienenc erfte, beffen mir in §. 3- 53, 321 ff. ge- bucht l^abcn, fü^rt bic ©efc^ic^tc SöJajimilian'ö öon 1500 bi§ jum @nbe, in 93e^anb(ung be§ Stoffel unb S)arftettung ganj bem 1. Sanb fid^ anfd^Iießcnb , ber unruhig betriebfamen, \)kU äieligen, mit jebem äBc^fcl ber politifc^en ffionfteflation fic^ fcf)nell änbernben, nid^t feiten j|ä^ umfpringenben, im Überfd^mang if)rer Stufgaben l^äufig genug aud) baö ®efunbe erftidfcnben ^olitit beö ebenfo reic^ begabten mie menig fruchtbaren §crrfd^crS, auf ®runb cine§ bodt) fe^r reid^en Duettenmaterial§, mit gefpannter Slufmcrlfam* feit biö in bic geringften äBinbungen folgenb. Selten boc^, in ben äußeren mie in bcn inneren 3)iugen, ^at SMayimilian bic 5ül)rung; meift müt)t er bic elaftifc^e Sltaft feinet ®eifte§ bamit ab, ben SBir* tungen frember 93eftrebungen unb 3^^'^ entgegcnjumirfen, ein mü^e* boHc^, bei aller felbftuertrauenben Untcrnc^mung^Iuft bc§ Seben§ nic^t rec^t frof) merbenbeö 5)afein. 5)a§ bietet ber ©cfc^ic^ti^erjöl^Iung öon uornberein fet)r bebeutenbc ©d)mierigfeiten; aber bic gorm rul^igcr ®rjäf)lung liebt ber SSf. überhaupt n\d)i, er beobad^tet unauögcfe^t bic in bcn Vorgängen fpielenben Jriebfebem imb ermägt baö gür unb SBiber icbe§ ©c^ritte§, ben SDtajimilian tbut, bem Sefer babei nic^t feiten bic genauefte anbcrmcitige ficnnlniS ber öon if)m in biefer SSeifc be^anbclten Vorgänge jumutficnb. ©0 ift bic Seftüre beö S3ud)e§ eine fd^mere, oft mü^fame Strbeit, ber man aud§ nid^t xti)t fro^ mirb.

Tlax, fommt im jmeiten Sanbe nid^t eben beffer meg a(§ im erfteu. ©eine Qkle finb nun einmal nidjt auf bauernbc innere ©inric^tungen

SÄafimilian I. SUJutianuS. 123

im SJcid^c gcrid^tct; er fic^t allc§ unter bem ®eftci6t§punfte ber äußeren ^olitif, bie allein t>on bcn meitDcrjmeigten gntereffcn feinet ^aufeS bcpimmt toirb. Iro^ ber Slnläufe, bie er 1505 unb 1510 nimmt, bie Sfteformpläne, meiere er früher befämpft \)at, \o lange [ie t)on 5e:= beutenberen ©elftem getragen mürben, meiere bie Station mol^I l^ätten mit ftd^ reiben lönnen, auS feiner ^nitiatiüe unb in feinem ©inne 5U einem Si^'c ju führen, muß Ulmann boij al§ ba^ ©rgebniö feiner langjährigen ©tubien über bie SReform frage bejeic^nen: „ba§ ba§§aupt' l^inbemiö einer SSerftänbigung hoij bie Senfung^art ober beffer bie ganje ^erfönlic^feit be§ Saifer§ gemefen ift" (@. 875). „SBeil bem Soifer, berftridEt, mie er mar, in ^unbertfältige S^tereffen einer fo ju fagen meltumfpannenben bt|naftifc^en ^ßolitif, bie ©infid^t unb ber SBiHe abging, mit meifer unb fefter ^anb ben Unfrieben 3!)eutfct)(anbS JU beffem, fo l^at er für feine ^olitif, auc^ menn fie mirflicl^ bem 8lcid^§intcreffe biente, nur fel^r fpärüd^en ®eminn jiel^en bürfen. S)ag Sleid^ aber, bem in feiner bamaligen SSerfaffung nid^t ber ©öttertranf rafd^ öerglü^enber 93egeifterung, fonbern t>a^ tägliche unb l^arte S3rob langweiliger ©auernarbeit Siot^ tl^at, litt oottenbö @ct)iPrud^ an feiner beutfc^en ©igenart burc^ bie fprungt)afte ©enialität biefe§ legten beutfc^en ffaiferö" (@. 571). ©ein micf)tigfte^ Seben^merf, „burc^ melc^e^ er Ofterreic^ auf bie 93af)n eine§ ®ro§ftaate§ gefc^oben l^at", bleiben immer bie Verträge öon 1515. ^uf ben augerorbentlic^ reichen Sn^alt beö Suc^e^ öermag SRcf. im einzelnen nic^t einjuge^en; ^eröorge^oben fei nur, ba§ ba^ ©d^lugfapitel nic^t eine jufammen- faffenbe Betrachtung be§ ßeben^bilbe§ Derfud^t, mo^I aber be§ S^aifer^ ©teßung jur afleligion unb jum geiftigen Seben fe^r einge^enb unb onfprec^enb fc^ilbert. Mkgf.

3)er ©ricfwec^fel be« ©onrabuS 3JJutianu«. »on Äarl mUtvt I. U. feüüe, O. ^cnbcl 1890.

9(. u. b. %.: ©efc^ic^tgquctten ber ^roüinj ©ac^Jen unb ongrenjenbev Gebiete, herausgegeben toon ber ^iftorifdjen ^lommiffion ber ^rouinj ©od&fen. XVm.

SRad^bem mir un§ bisher mit einer ^öc^ft mangclfjaften unb nn- boÜftänbigen Sluögabe ber SKutian-Sriefe öon ^en^eliuö ^abcn beljelfen muffen, erhalten mir je^t im Saufe öon fed^ö ^Q^i^^^n jmei mo^l an- nö^emb öollftänbige äuggaben ber 9Kutian*f cf}en fi'orrefponbenj. D^ne öon OiHert'iS Slbfid^t etma§ }u miffen, mad)te fic^ auc^ Sari ffrawfc in 3ctbft, ber rü^mlic^ bcfannte Siograp^ beg 5)ic^ter§ ipeliu§ So^

124 Siteraturberic^t.

banuS ^effu^, on bic (Sammlung ber SDiutian-Sriefc. ®rft ofö bcibcr Arbeiten meit öorgerürft maren, erfuhren fie öon ber arbeit bc§ anbem, unb SSerfud^e, bie beiben ®elel^rten für eine gemeinfame Sbition ju geminnen, mißlangen, ©o erfc^ien benn Sfroufe'i^ 9lrbeit 1885 (Äoffel, 9t. gre^fd^mibt), ber je^t in jmei ftaottlic^en S3änben bie öon ©illert folgt. 3)eg le^teren mieber^oüe itranf^eiten öerjögerten ben 5)rudf bc§ SBerfe§, unb fein früher Xob ift bie Urfa^e, ha^ bie bem lejte öorangefc^icfte SWutian- Biographie ein SBruc^ftücf ge* blieben, ba§ übrigen^ ben mic^tigften I^eil feinet Sebeni^ umfaßt.

9(n eine Einleitung, meldte über bie benu^ten ^anbfc^riften STuS« fünft gibt, fc^Iicßt fid^ bie SebenSbefc^reibung SO^utian'g an. ©obann folgen in d^ronologifc^er Drbnung bie ©riefe öon unb an SRutian. S^ie 5)aten ftnb nad^ bem {ewigen ftolenber rebn^icrt ©in furje^ JRegeft gibt ben ^nf)ait ber ©riefe an, unb gußnoten erläutern bie fad^Iid^en ©d^mierigfeiten im lejtc. 9(n bie 638 SRummem biefeS I^cite fd^Iiegt fic^ ein Diac^trag öon ©riefen, bie ber $erou§geber erft mö^renb be§ S)rucfe§ feiner Schrift aufgefunben l^at (9Jr. 639—645). 9lai) olter löblid^er ©ittc finb auc^ bie ßlogien ouf 93?utian auf* genommen. (Sin SSerjeic^nig ber ©rieffc^reiber, ein 9?amenregifter unb ©eric^tigungen unb 9iac^träge, meiere offenbar jum größten 2^eil au§ Jtraufe gefrf)öpft finb, fc^Iießcn ba§ ftattlidje SBerl ob.

3m einjelnen (offen ftc^ manche 9tu§fteIIungen machen, ©ei ben ßiteraturnac^tüeifen in ben Slnmerfungen öermißt man oft bic ©e« lanntfc^oft mit ber mic^tigften neueren ßiteratur, fo j. ©. bei 9tuboIf Slgricola (2, 78), gapito (2, 271), ^ircf^eimcr (2, 258), Urftnug ©eliuö (2, 327) u. f. m. SDiit einem mieberf)oIt beliebten ©ermeiö ouf bo^ gönjlic^ öeroltetc 33Jcrf (£r^arb'§ mirb niemonb me^r ein S)ienft er« iüiefen. 9tuc^ ganj goIfc^eS begegnet gelegentlich ; f o ^eißt ©loreanu^ nidjt ßoerete (1, 381) mit feinem eigentlid^en DJomen, fonbcm Soriti; ber beutfc^e 5Rame be§ ©rafficanu§ mar nic^t ffoljiburger (2, 327 9lnm. 8), fonbern So^I ober Sö^I u. f. tt>. ©ei bem SRegifter tt)irb ber ©enu^er junod^ft bebouem, baß nid^t principieH äße Sr« mäbnungen öon floffifc^en ©c^riftftellern unb ffirc^enüötern oufge« nommen finb, nod^ me^r ijielleid^t, baß öiele Ortsnamen, bic bec^ gemiß in ein Dhmenrcgifter gel^örcn, festen.

Seiber tl^eilt Jfroufe bie fd^on früher abgebrudften ©riefe 9D?ution'i3i nur im 9hgeft, nic^t im gonjen Slbbrurf mit. ©eine 9lu§gabc mod^t olfo ben ©enu^er nid^t unabhängig öon ben alteren S)rudfcn,* bic oft nid}t einmal in größeren ©ibliot^efen öor^anbcn ftnb. ®a8 ift bei

2)cutf(^c SReformotlon. 125

OiHcrt bcffcr, bcr aßc Sriefe in extenso abbrudft. Orofee SSer* fd^icbcn^cit befielt and) in bcr lejlbd^onblung : Äraufe änbert bic Orthographie nad§ bcr ^eutc l^crrfc^cnben um, ober er „nomialiftrt" fie, tt)ie man jefet fagt, mft^renb ®. bic Drtl^ograpbic feiner SSorlage un^^ öcränbert »iebergibt. Sorjüge ber Sroufe'fd^en 9lrbcit ober befielen barin, baß bic beigegebene JKutian^Söiogrop^ie öoHftanbig abgefc^Ioffen ifi, baß bcr Drudf freier ift üon Sefe* unb S)ru(ffe^Icrn unb bic 3)atirung öieler unbatirter S3ricfc richtiger ift*).

hoffen wir, baß bic „^iftorifd^e ffommiffion ber 5proöinä ©od^fen*', bcr tt)ir feiner 3^'* aud^ ben fd^önen Sriefroec^fel bc^ 3uftu§ Sona§ tjcrbonftcn, nod§. bic 95rieffammlungen öon ^umaniften jmeiten SlangeS in i^r Ärbeiti^progromm aufnimmt. SBir mürben un§ freuen, menn roir aud§ ben ©ricfmed^fel bon @uriciu§ Sorbu§, Srotu§ Slubianug, So^anncö fiangc unb onberen dii minorum gentium in tt^nlid^ l^anblic^en Sui^gaben crl^ieltcn. Karl Hartfelder.

©efd^c^te ber beutfc^en Steformotton. SSon %xitM^ ti. Sesolb. ^erün, (».QkoU. 1890.

S)oS öorliegenbc SBerf bilbet ben erften J^eil ber britten ^aupt^ abtl^cilung ber befannten, Don SBil^elm Onden herausgegebenen ,,8ttgcmcincn ©cfd^id^tc in ffiinjelbarftellungen". SBie nic^t anberS ju crmarten mar, f)at griebric^ ö. S3e^oIb in biefcm SBerf eine üor^ jügli(^c 5)arftettung be§ Qeitaliex^ bcr SReformation geliefert. 3)ie (Slanjpartic beS ®anjen bilbet ol^nc S^^^if^I bie Einleitung, bei mcld^cr S3cjoIb fid^ auf einem i^m löngft unb befonberS bertrouten gclbc bemegtc; für bic 6rfcnntni§ bei^ 15. Sa^^^wi^bertS unb ber l^umaniftifc^cn Semegung l^at er ja fd^on früher al§ ©pejiolforfd^er ^ert)orragcnbc§ gciciftet, unb fo erhalten mir ^ier öon i^m eine ebcnfo Icbcnbigc unb (id^tüoUe, atö grünblic^e @d^i(berung ber S3er^ l^äbniffc t)on 9teic^ unb @taat, ®efellfd^aft unb S^irc^c an ber SSenbc bed 15. jum 16. Sobtl^wnbert. ?luf ©d^ritt unb Sritt mirb man on bic ©d^ilbcnmg gcmal^nt, meiere 3önffen öon biefen fingen unb 3«tcn cntmorfcn ^at, unb fein Unbefangener mirb in 3tt»eifel jiel^en, baß b. SScjoIb ung gegenüber ber obfic^tlid^cn ©d^önfärberei beS ultramontanen ipiftoriferS bic malere ©ac^Iage öorgefü^rt I)ot. SBir

1) Sgl. übrigens ben t)on fiubmtg @)etger Deröffentlic^ten 8rief Steuc^Un'S an ^ittian t)on 1509 (Seitfc^r. f. Dergleic^enbe i^iteraturgefc^ic^te unb 9le« noiffancelitcrotur iß. g. IV.

126 Sitcraturberit^t.

lieben jur SBegrünbung bicfe§ ©a^eS nur ba§ ^crau§, mag @. 84 f. über bic firc^Iid^crfcit§ unternommenen SReformotionen, einfc^Iieglid^ ber Säeftrebuncjen bc8 9?ifolQU§ ©ufonug, gefagt mirb: „SBa§ bic aicformatoren motten unb burc^fü^ren, befielet großentettö in folc^en äugerlic^feiten unb Äleinlid^feiten, baß un^ bQ§ SWigber^öItnig jmifc^en ber Qufgemenbeten ffiraft unb bem erftrebten 3icl feltfam berül^rt. SBir fe^cn, bag in ber I^ot garbe unb Schnitt ber S'utte, Seob« ac^tung ber mönc^ifc^en lifd^jucl^t, ffl?ettenfingen unb goften felbft in bcn 9tugen cine§ 5ßroIe§ entfd^eibenbe SBic^tigfeit befa^en. ®a§ mar gerabc bie 3)?öncl^erei, in ber ein ®cift mie ßutljcr feinen gricben finben fonnte, beren erftidfenbe 2ltmofp^ärc in i^m ba§ Verlangen nad^ Suft unb Srei^cit immer unmiberftel^Iid^er erregte." SSejügli^ ber Sage ber 93auem mamt aud^ ö. 99. ©. 42 gemife mit SRec^t baöor, ba§ man lofale ^cugniffc berattgemeinere, unb bafe mon o^nc meitereg annel^me, baß milbe Sa^ungen aud^ o^ne meitereg tl^atföc^Iic^ ge^anb* l^abt morben feien. S3ei ber 3!)arfteHung ber {Reformation felbft jeigt ber S3f. überatt neben grünblic^fter Senntniö beg ©toffe^ eine mol^t tf)ucnbe Unbefangenl^eit, meiere ebaugelifc^c SBörme nic^t auöfc^Iiegt. ßr nennt Sut^er ben großen ßel^rer, einen 2Rann, mcld^er burc^ bic SSerbinbung ungebänbigter Sraft unb innerlid^er 93?ilbe ben S)cutfd§en immer f^mpat^ifd^ fei, ja felbft bem fonfeffionettcn ®egner ein ge* miffc§ offene^ ober ge^eimei^ SBo^Imottcn abtro^en merbc (©. 764). SParl V., fo fel^r feine SRad^fud^t getabclt unb baö Un^cilbottc feiner SBirffamfeit in'§ fiid^t gcftcHt mirb, pnbet bod§ öoQe ?lnerfcnnung für bie 3tt^iö^^i^ momit er feine 5(JIäne berfolgte, unb für bic Energie, momit er feinem fiec^en fi'örper bie Slnt^eilnal^me an SRcid^Stagen unb gclbjügen abjmang. SBie bic fittlic^e SSerfunfen^eit ber Jhiric unb fo öicier i^rer ©cnoffen gegeißelt mirb, fo l^at b. 83. aud^ SBorte fc^arfen Sabetö für bic Habgier ber gürftcn, mefd^c bie {Reformation jur SScrmcl^rung il^rei^ 93efi^e§ auSnu^ten, unb für bie oft fürd^ter^ Kc^e ®rob^eit unb {Rüdtfic^t^Iofigfeit, momit Sut^er feine ®cgner befe^bete(fo @. 755), unb für bie ©^roff^cit, momit er Jfampfgcnoffen mie 3*^iJ^9K jurütffticfe (©.609—611); aber aud§ bic tiefen ®rünbe fold^en SSerfa^renS merbcn in crgrcifenbcr SBcifc gemürbigt. ®n befonberer SSorjug b. «.'§ ift bie SBeitc beg l^iftorifd^cn SSIidEg, mit meld^er er überatt bic ©injel^citen bc§ ©toffcS bel^crrfc^t unb fic ju bermanbten ober gegenfä^Hc^en (Srfd^cinungen in 93ejie]^ung }u fe^en berftel^t; ebenfo muß nod§ bie ©orgfalt lobcnb l^crborgc^obcn merbcn, mit melc^er er attc bie jal^Irei^cn burd^cinanberlaufenben göben

3)cutf(^e SReformation. 127

überaß am redeten fünfte aufnimmt. 9teue§ ard^ibalifd^e^ SKatcrial f)at ö. 93. nid^t bcnüert^et; aber bie gebrudften Duellen be^errfc^t er mit ©ic^crl^cit.

®a§ an mand^en fünften gegen bie 9tnfid^ten ö. SB.*§ ju SBiber- fprud^ ?tnla5 ift, »ollen wir nur lurj l^crüor^eben*). SBenn ©. 315

») ©. 370. a)o6 Äarlftabt bocft in 3)änemorf roor, ^ot neuerbingS lE)ictnc6 et^äfer gegen Äofbe ermiefen (3eitf4r. f. ^irc^engefd). 13, 311—318). @. 344. Scjüglicft berSBotte ßut^er*S: »^icr fte^e ic^, ic^ fonn nicftt onberS", ift nod^ Sl. u. 3)ommer'86törift über bie Sut^er.S)ruc!e auf ber Hamburger Stabtbibliot^et (^eipjig 1888) mcnigftenS bod gcmife, i^ai ßutl^cr fie otS aut^cntijdj betrachtet roijfen tvollte. ^er t^riebe t>on ^abrib trägt bei ^umont ba§ ^atum beS 14. So» nuord, nic^t bed 13. @. 659 ^etgt e§, baB ^urfad){en unb feine gugemoubten im Äobener SSertrag „enblicft Jcrbinonb'ä römif(6e ÄönigSioürbe anerfannten". ^iefc ©e^auptung l^at freiließ 9?Qnfe aufgefteflt, unb otte @c^riftftcfler ^aben fie i^m nat^ roieber^olt, btd O. 3BinfeImann bad 9%i(^tige on ben Xag brachte, ha^ r. fc^on f(ar unb beutlic^ im ^e^t beS Vertrages , fobolb man i^n boQftönbig JU @nbc lieft, enthalten ift. ©ad)fen erfannte bie Äaifermürbe nur biS Dftern 1535 an; faßä ber i^aifer nicbt bis bal^in bie ©olbene SBuIIe in gemiffer ^infu^t ergänje, foHte bie ^(nerfennung mieber erlöft^en: fo ift oud) ge* fommen. ©. meine ^. ®. 2, 258 f. Vladi @. 681 würbe Äa^ianer im Ottober 1537 bei Gffef gefcftlagen; nac^ g^'^'cifc'^» ®efd). beS oSmonifc^en meines in (Suropa 2, 828, ift bieg im 9?oöember erfolgt. ©. 723. Äönig e^riftian H. ift nicftt fc^on 1544 gcftorben, fonbevn erft 1559. ©. 745. Si^ic^t am 6. @cpt. warf fic^ 4)erjog SBil^Im ju SSenloo bem Äaifer gu güfeen, fon« htm am 7. ©. 748. S)er griebe tjon ßreSpi) ift auf 18. ©cpt. ju fc^cn. ©. 764 mirb ber griebe tjon QJuineS in ben SKai 1546 , 6. 770 auf ben 6. 3uni gefegt; beibe eingaben finb irrig: baS richtige S)atum ift ber 7. Suni 1546, f. 3)u9Ront, corps diplomatique 4 b, 308. S. 768 ift ber »ertrag jwifc^en ^arl V. unb §erjog SSill^elm öon SBaiem auf ben 7. Quni 1546 an« gefegt; er würbe aber am 2. Quni abgef(t)Ioffen ; f. fionj, Äorrefponbcnj beä ftaifer» Äarl V. 2, 648. @. 784. 3)ie Eingabe , ber ^urfürft griebri« IL t)on ber $falj ^abe hen @d)malta(benem einige 9%eiter gefteOt, wäre genau fo JU faffen, baj er auf QJrunb cineS SSertragS öom 31. 9Jlärj 1545 bem Öerjog Ulric^ öon SBürtemberg etwa 900 3Kann ju ^ülfe fanbte. ©. 817 ^6t c«, $aulin. fei am 9. S^otoember 1549 gcftorben: er ftarb aber am 10. @. 821 ift ber 9*eic6«abf(^ieb öon 1551 auf ben 13. ftatt ben 14. Februar angefe^t. @. 848 l^eifet eä, SEfloxii^ fei 1562 nac^ ^offou gegangen unb §abe ft(^ bort öom 1. bis 24. 3uni aufgehalten ; ©. 850 wirb bann erjäf)It, er fei Anfang 3w^i nat^ ^affau gefommen; inSSal^r^eit ift er öom 28. 3Koi bis 23. 3uni unb öom 2.-5. 3uU bort gcwefen. ©. 849 ift unter ben ©ifc^öfen, bie perfönlic^ In ^ajfau waren, SBoIfgang öon ^affau öcrgeffen (f. aßer 9?cic^Stäge ?(bfc^iebe

128 Sitcraturbcridjt.

fforl V. „greifen^Qft bon Sugenb auf genannt lüirb, fo xd'xü ba§ }u ben ©d^ilbcningcn bod^ nic^t ftimmen, roelc^e au^ bcm Solare 1520 1521 über i^n vorliegen (f. meine beutfd^e ®efc^id^te im 16. Jia^r^unbert 1, 137. 252. 272); lange geit fa^ er öielme^r mie jurüdfgeblieben, me^r mic ein Jtinb, bann mic ein Jüngling ou§ (Saumgarten, SParl V., 1, 105). ßbenfo möchte ba§ l^arte Urt^eil über ^^ilipp ü. ©. 865, mornac^ er l^erj- unb geiftloS gewefen ttJöre, in beiben Stid^tungen meit über bo§ 3icl ^inau^fc^iegen ; ügl. ©ad^arb, lettres de Philippe II. k ßes filles, 1581—1583, ^axx^, 5ßIon, 1884, unb öübinger, 3)on Karlog' ^aft unb lob, SBien 1891, ©. 95—96. 219. 226. 275. Sut^ef S SSerbringung auf bie SBartburg ttjirb ©. 350 unb 362 au^fc^Iiefelid^ unter bem ©efic^tSpunft einer {Rettung uor ber SReic^^ac^t gebracht ; ic^ ^altc baran feft, baß barin gleid^ieitig ein gemiffeS (^tgegenfommen gegen ben Jtaifer tag, meld^er in ber (au^ üon ü. SB. @. 338 angeführten) SBeifung an ben 93ifc^of l)on Srieft (Salan, monumenta ref. Lutheranae @. 87 97) eine folc^e SRagrcgel ?lnfang SRärj öorgejc^fagen l^atte. Über ben ®runb, lüe^^alb ^Ibrec^t SllcibiabeS 1552 bem öon i^m fo eifrig geförbertcn gürftenbunb fd^Iieglic^ boc^ nid^t beitrat, l^at fid§ ®. SSoigt, aWarfgraf Sllbred^t 9tlcibiabe§ 1, 256 fo menig geäußert afö Kanfc 5, 164; aud§ ö. 99. @. 839 uerjeid^net bloß bie S^atfac^e. 3d§ ^aht

[granffurt 1707] ©. 636); bofe ein ©ebottmäc^tigter Wxl^tlm'^ toon Reffen bafelbft geroefen fei, ift nad^ ber eben citirten offiziellen Sifte ntc^t rid)tig unb bei bem able^nenben SSer^alten 98il^elm'd gegen ben $affauer 2^ag x>on Dom^eretn nid^t tpa^rf^einlic^. (B. 852 tpöre ftatt bed 1. $(uguft boc^ tooffl beffcr ber 2. Stuguft ald offizieller 5tog bciJ ^offauer SSertragd gcnonnt. @. 861. ^orif' lefte 3Borte loutetcn nic^t: „®ott mirb foramen", fonbcm: „o(^ (^ott, rntUft bu ntc^t festere lommen", namUc^: unb mic^ t)on meinen Ouolen er (Öfen. @. 868 ^etgt e§, bog bie ^Dongelifc^en fammt unb fonberd bie @)emiffendfret]^e{t bed ©njelnen a(i^ ein unanfed^tbared ditd^t betract)tet Ratten ; ©. 870 aber mitb aufgefegt, bafe biefe fampferfüßtc 3elt, ba8 Seit* atter ftreitbarer X^ologen unb t^eologift^er gfürften, ^immelmcit entfernt ge« wcfcn fei, jene Sbeale öon rcfigibfer ©efbftbcftimmung unb freier (Sr^aben^ l^t über feffeinbe 3Borte unb Stid^tn, mie fte fintier ald bem toerbenben Sleformator t)orgef(bn)ebt Rotten, auc^ nur noc^ anguertennen, gefc^meige benn 5U Derwirlüc^n ; bedl^alb fei ben ^iffibenten b(og bad Siedet ber ^udmonbe« rung Derftattet worben. iBeibe ©teilen »werben minbeftenS folc^ )Sefer, xotid^ bie betrcffenbcn 3)lngc nicftt fcfton borl^er geläufig finb, ntc^t mit dnanber Dereinigen lönnen; aber auc^ anbere merben eine mefentüc^ anbere graffung al^ notl^toenbig erachten.

«ut^er. 129

hierüber in meinem 2. S3anbe @. 562 bemnöc^ft eine ouf bic ©e- fammtpolitif bc§ SRorfgrafen gcftü^tc SSermut^ung au^gefproc^en, roonad^ bcr ©d^u^, meieren granfreic^ ben geiftlic^en gürften gemäht- Iciftete, ben SWorfgrafen abgehalten l^ot, fid^ burc^ ben Slnfc^Iuft on ben SBunb bic ^änbe gegen baS „^faffengefc^mürm" ju binben. §ln berfclben ©teile @. 571 f. ^obe ic^ aud^ eine üon ö. ©/§ Sluffaffung total abmeid^enbe Slnfid^t über bie S3ebeutung beS 5ßaffauer S3ertrag§ bcgrünbet, bcr nad^ m. (£. bie 5)inge burc^auS nid^t, ttjie b. 93. @. 862 urtl^eilt, auf bem alten glcdfe lieg, fonbem bai^ SBefentlid^e be8 öon ben ^ßroteftanten ©emünfc^ten gcfid^ert, menn auc^ i^ren Iriump^ für furje 3cit öcrtagt l^at. ^ud^ über bie ?lug8burger Ser^anblungcn öom 3al^re 1555; über bie ©tettung ber ^roteftanten }um geiftlid^en SSorbe^alt, gegen beffen Serbinblic^feit fie im SReid^S^ abfd^icb fclbft nic^t proteftirt ^aben; enblid^ über ba^ SRag ber Säe- f^ränfung, wcld^cS ber SSorbe^alt ber ?lui^breitung beö ^roteftantiSmu^ auferlegte, bitte id§ auf meine ®arftellung (2, 587 601) mic^ be* jie^en ju bürfen.

SEBenn i(^ im borfte^enben u. 99. in einer Sftei^e öon fünften miberfprod^en ^abc, f o gef^a^ ba§ nid^t, um ben SBert^ feineS 93ud§ei^ trgenbttjie ^crabjufc^en. ®g ift bie Seiftung eine§ SReiftcrS ber ^iftorie, Don bem augerorbentlid^ biel gelernt }u ^aben ic^ in bollfter 9Jcfc^eibcn^rit bcfcnnc. G. Egelhaaf.

SRartin Sutl^er. ßcbend* unb ß^arotterbilb, t)on i^m felbft gegcic^et in feinen eigenen ©d^riften unb ^oiTefponben^en. 9$on (Beorg (9. (it»tx9. 13. unb 14. (©c6(u6»)ßiefcrunö. 9Roins, &. Äirdj^eim. 1890. 1891.

SRe^r als 3900 ©eiten umfaßt biefe im Sa^re 1883 begonnene, nunmel^r jum Mbfd^Iuß gelangte 99iograp^ie Sut^er'g. Slber menn biefei^ 9Berf öon feinem 9Serleger ber SRebaftion ber ^. 3- h^^ SJcfpred^ung jugefanbt ttjurbe, fo muß berfelbe ber 93ieinung fein, badfelbe moQe unb !önne ber ©efc^id^tSmiffenfd^aft bienen. 2)iefe§ jcbod^ bürfte ein S^rtum fein, ©c^on ber ©til, beffen ber 93f. fic^ bebient, ift nid^t ber roiffenfc^aftlid^e, fonbem ein polemifc^^ge^äffiger. ©0 »erben bie bem 9Sf. unliebfamen 5(Jerfönlid^feiten in ber {Regel nt^t mit i^rem 3lamttt genannt, fonbem mit fpöttelnber Umfd^reibung gcjcic^nct. Jföftlin, beffen „SRartin Sut^er" atö ein burc^ unb burd^ unbrau^bareS SBerf barget^an merben foH, ^eigt „ber $allenfer", ^bcr ^oQefc^e ©efd^id^tSöerftänbigc", „biefe ©orte ®ef(^ic^t§baumei[ter", „bcr gute SWann" u. f. ro.; Sut^er mirb genannt „bcr SBittenberger

^ftorif<^ 8cttf(^ift 92. %, «b. XXXIV. 9

130 üiteraturbericftt.

Cbcrbifc^of'S „ber SBittcnbcrgcr $Papft", „bie wittenbergifc^e ^eilig« feit", Mx mittenbergifc^e 3rrtum§Iofe", „ber ^rop^et", „bcr ®otte^= mann", „bcg fäc^ftfc^cu S?urfürften Dbcr^ofgemiffeni^rat" u. f. w. ©obann fc^eint SSf. be§ ©ricc^ifc^en unb be^ Sateinifc^en nid^t ^in« reic^cnb mäd^tig ju fein. SBenn j. S. Cutter ju bcr 3cit, al^ er juerft fidö frei bon ben römifd^en geffeln füllte, einigemal in ©riefen fid) al§ Martinus Eleutherius unterzeichnet fjat, fo tüirb bie^ irr« tümlid^ überfe^t: „äRartin bcr Sefreier" (anftatt: ber greigefinnte) unb l^injugefügt: „®r füllte fic^ atö ben bon @ott jur Befreiung feinet SSoIfeS gefanbten ffirlöfer." Dber menn Cutter einmal bem §. SBeHer tröftenb fc^reibt: Tu vir magnus evadee, fo wirb bieS richtig überfc^t: „5)u wirft ein großer SKann werben"; aber wenn Sut^er l^injufe^t, er i^abt früher auc^ nid^t gebac^t, ^^B ^^^ i^^ noc^ ettüQ^ Sraud^bareS werben fönne unb boc^ magnus factus sum doctor, fo wirb bie§ irrtümlich nic^t „ein", fonbern „ber große ©oftor" überfe^t. greilic^ fann mit §ülfe fold^cr Überfe^ungen Sut^er in ein ungünftige§ ßic^t gefteHt werben ; in ben bciben eben angeführten gcitten fann i^m wibcrlic^e ©itelfeit nad^gefagt werben. J)oc^ bürftc bie§ nic^t jur ®ntfc^ulbigung bienen. SS8ie ftarf bie Steigung be§ S3f. ift, latcinifc^en SBorten Sut^er'ö burc^ eigentümlid^e Säa^I beS jur bcutfc^en SBiebergabc benüanbten 9tu§brucf§ einen il^m Witt« fommenen ©inn ju berlei^en, jeigt fic^ befonberS barin, ba^ er felbft bonn. wenn loteinifc^e ©ä^c ßut^ef § bon biefem felbft auc^ bcutfd^ gegeben finb, nic^t immer biefc aut^entifc^e Überfe^ung benu^t, fonbern eine neue, i^m beffer jufagenbe, anfertigt. @o citirt er bicIeS auö jenem auf ben 6. September 1520 jurücfbatirten ©rief 2ut^er*§ an Seo X., bie 5Rotij boranfenbenb: „3!)aS Sc^riftftüdf würbe bon Sutl^er felbft in§ S)eutfc^e überfe^t." ?tber wäf)renb Sut^er felbft in biefem feinem beutfc^en Sejte u. a. f^rcibt, ber 5ßapft möge nic^t feinen ©c^meid^Iem glauben, baß er ein falber ®ott fei; „bn wirft aud^ nic^t aui^füfjren; bu bift ein SJnec^t aller Wnec^te ®otteS", übcrfe^t SJf. neu au§ bem Sateinif c^en : „bamit wirft bu nic^t burd^fommen. Xcx Sintdjt ber Snec^te bift bu." 3)enn nun fann er barübcr fpotten, baß Sut^er biefen S3rief atö „atterbemütl^igft" bejcic^net l^abe. @i^ ift in ber 2^]^at ^öc^ft bebauemSwert^, baß ein ÜBerf, welc^ed eine fo große güllc bon ©itaten bietet, biefe oft bcrartig entftcHt, baß man i^m nichts me^r ol^ne forgfältige 97ac^prüfung glauben fann. SBeiter beftfet SSf. eine ^erborragenbe Sefäf)igung, in altem, xoa^ er bon Sut^er berichtet, irgenb etwaig ungemein ©c^änblic^ed ju finben.

fiut^er. 131

©0 ift bcfannt, mie ftreng Sutl^er babei blieb, bic Stngelegcnl^eit bcr „S)oppeIc]^c'' ^ß^ilipp'g üon Reffen aK ein „SBeid^tge^eimniS" ju be^anbeln, bolzet möglic^ft gel^eim ju galten. ?lte er nun (3uli 1540) in Sifcnad^ mit ben Dclegirtcn 5ß^ilipp'§ über ba§ »eiter in biefer ©ac^c cinjufc^Iagcnbe SSerfa^ren üer^onbeltc, erjä^Ite er felbftberftänb* lic^ in bcn an feine (S^efrau gerichteten 95riefen nichts bon biefen SSer« l^anblungen. Sberi^ aber erfennt l^ierauö, bafe biefelben „i^n nid^t berül^rt l^aben", baß er babei nur on „treffen unb ©aufen" gebadet l^abc. Ober öon einer Grfranfung Sut^er'^ ouf ber ffioburg erjöl^It SSctt Dictrid^, Sut^er f)abe in ber Stacht einen Dl^nmoc^t^onfall unb ben ganzen folgenben !£ag frad^enbeS J^opfroe^ unb O^renfaufen ge^ ^abt, aud§ am ^benb Dörfer etwa^ ju fe^en gemeint, atö mürbe ein großer flammenber Qitm auf§ gelb gemorfen. S)oju bemerft ®.: „®in nüd^temer ©inn roirb ^ier bie Silber einer üom Sneipen er* ^i^tcn 5ß^antafic mit folgenber ftarfer Jrunfen^eit unb fc^Iießlic^em refpchabcin Äa^cniammer unfd^mer erfennen." Dbmo^I aber nad§ bcm ®cfogten biefeS 93ud^ nid^t unter „©efc^ic^te" fonbem unter ,,fonfcffioncIIe 5ßoIemif" einjureil^en ift, iüirb boc^ unter Äatl^olifen nid^t unbefc^ränfte Slnerfennung finben. S)enn S3f. fte^t infofem nod§ ouf einem für bie Ultramontanen berjeit antiquierten ©tanbpunft, er bic „furd^tbare Äatoftrop^e ber fogenonnten SReformation" bur^ 92ic^tleugnung ber bamalS in ber fat^oüfc^en ilirc^e ^errfc^enben orgcn SKißftönbe erßürlic^ ju machen fud^t. 5)en S3ifc^of §llbred§t ))on SRain} für üielei^ bcrantmortlid^ }u mad^en, mirb feinem ^erjen fretlid^ baburd^ leidet gemacht, ba^ er benfelben unermübüd^ atö ben „ipol^enjoHer" bejeic^net. Slber felbft treu firc^Uc^e 9Wänner, fogar tßöpfte, tabclt er offen, auc^ bann, menn il^m fc^on fot^olifc^c ®c* f^id^tfc^reiber frül^erer 3eit ben SBeg angegeben l^aben, mie man ftc^ biefen fatolen 5ßartien gegenüber ju ber^alten ^abe. ©o lefen loir bei il^m: „Do§ ©lemenS Vn. biefe Sntriguen (granfreic^^ unb ©nglanbg, burc^ 5Ric^tbeiIegung be§ religiöfen S^Jicfpfl^tS in S)eutfc^s lanb bic 9D?ad§t bc8 ^aifcr§ ju fc^tuäc^en) l^cimlid^ unterftü^te, ift jttjar na^ ?ßaftor (SRcunionSbcftrebungcn ©. 78) 'nie bemiefen morben, liegt ober fc^r nol^c, menn man bie 5)oppeIäüngigfeiten ber mebi» cöifd^en 5ßoHtif unb i^re lebiglic^ auf gntereffen be§ irbifc^cn Sirenen« ftaati^ gerichtete Jenbenj in Stnfd^Iag bringt."

Wühelm Walther.

9*

132 ßiteraturbcric^t.

Sut^er, drotuÄ unb ^uttcn. Gine queßcnmäfeige 2)Qrfteüung beS SBcrs ^ölttiiffed !Qut^er'g jum ^umonidmud. S3on aBiltelm ftetnbeU. Harburg, (SÖr^orbt. 1890.

5)iefe flcifeiöe imb auf ^utcn ©tubien bcrul^citbe ©c^rtft bc^anbelt eine gegeitmärtig eifrig bcfprod^cne Srage, meldte für bie 33eurt^eilung t)on Sut^er'8 5ßcrfönlic^fcit bclangrctd^ ift. Sampfd^ultc Ijattt feiner 3eit eine Seeinfluffung Sut^er'i^ burcfi ben ^umaniften ©rotuö 9tubinnug feftflellen molten. SBerdfS^agen ^attc fobann einen folc^eu Sinflug burd^ Ulric^ t). ^utten angenommen. Suc^ anbere ^aben fid) an bicfer miffenfd^Qftlic^en Debatte bct^eiligt. SReinbeH fuc^t nun in feinem SJuc^e, baS übrigen^ bebauerüc^ermeife meber 3n[)alt§ber= jeic^nis^ noc^ 9legifter i^ai, barjulegen, bog eine fold^e $eeinf(uffung Sutl^er'^ gar nic^t ober in faum nenneni^mert^em SDJage ftattgefunben ^abe. Sn^^cfonbere tuirb mit ^ülfe be^ 93ricfmec^fel§ bargelegt, bafe Qirotug 9iubianu§ bon Sutl^er beeinflußt mürbe, baß alfo bai^ Uon ftampfc^ulte behauptete S3erf)ä(tni§ gerabe umgefe^rt ift. 3n einer au^fü^rlic^en Stnal^fe mirb fobann berDkc^mei^üerfuc^t, baßiJut^er'^ ©c^rift ,,an ben d^riftüc^en Slbel beutfc^er Diation üon be§ c^riftlic^en ©tanbeS Sefferung" I)auptfäc^(ic^ au§ ben firc^en^iftorifc^en Stubien Sut^er'S ermac^fcn fei, jebenfall^ ein ?lbf)ängigfeit§üerf)ä(tni§ öon ^utten'i^ Vadiscus unb Intuentes nic^t beftef)e. §erDorgel)oben fei, bafe SR. bod^ SBenu^ung öon 9(neag @^It)iu§ (©. 73) unb 3afob SBimpfeling, bie beibc auc^ ^umaniften maren (©. 66 u. 76), jugibt. 5)a§ S3erl)äftni^ üon 2ut\)tx unb §utten mirb in bem legten 9(bfd)nitt eingcf)enb unterfuc^t. gür bie entfc^eibenbe 3^it mirb bie üottftänbige ab^ängigfeit ^utten'ä Don iJutl^er bef)auptet: „gortan fteUt ^utten feine ganje S^fttigteit in ben S)ienft Sut^efg" (©. 107). ,,®ine 3eit lang roirb ^utten ber Snappe £utf)er'$" (@. 109). ßeiber ift bie meift in rul^igem Jone geführte Unterfuc^ung auf ©. 25 burc^ einen ^öglic^en glecf entftellt. SBir lefen ba: ,,$ier liegt alfo lebiglic^ eine beabfid^tigte 'Jäufd^ung beS ßeferS (burc^ Äampfc^ulte) unb eine S3er= bref)ung ber Ser^ältniffe Uor." ߧ ift bod^ fe^r bebenflic^, bei ab* meic^enber miffenfcfiaftlic^er 9Heinung fofort ben fittlic^en ©tjaralter bei^ ®egneri^ ju üerböd^tigen.

SBa§ nun aber bie §auptfac^e betrifft, b. f). ba^ Ser^ältni^ Sut^er'ö jum §umani§mu§, fo ift befannt, ba§ fintier nie atö ^uma:^ nift gelten moüte. SBer eine SSorfteHung Uon einer religiöfen $ßcrfön=^ lid^feit unb üon religiöfen SBemegungen f)ai, mirb nid^t glauben, bag fintier burc^ ben §umani§mu§ jum Steformator mürbe, ober hai ber

ßut^cr, ©rotug u. ^uttcn. 133

bcfte I^eil feiner Strbeit auS ber Duette be§ ^umoniSmu^ gesoffen ift. ?tnbrerfciti^ aber fc^eint mir bie Sefliffcn^eit, mit melc^er SR. etwa anjuite^menbe ^umaniftifc^e ©inflüffe auf ben genialen Sftefor« motor ablehnt, unberechtigt, ©ie gelten auS einer unsufönglic^en STuffaffung beS §umoni§mu§ l^erüor, bie auf @. 2 offen au^gefprod^cn ift: „Verbreitung \)on Silbung, ©ntfeffelung ber perfönlid^en ©elb^ ftönbigfeit, Dppofition gegen bai^ ^errfc^enbe fat^olifc^-firc^lid^e SBefen, ©rmerfung be§ beutfc^en 5Rationo(gefü]^I§ finb bie gbeole be§ beutfd^- nationalen ^umoni^mu^." ^ier ift gerabe bie am meiften c^arafteri« ftifd^e (Sigenfc^aft, bietteic^t bo§ bleibenbfte Serbienft be^ §umanigmu§, au^gelaffcn : feine Pflege ber SBiffenfd)aft. ^uf na^eju atten geiftigen ©ebieten, nic^t blofe in ben Sprad^en, beginnt mit bem §umani§mu§ ein neueö Seben. 2Ran benfe an ©efc^ic^te, Oeograpl^ie, 9Utert^um§s= funbe, fclbft bie 5RütI)ematif nic^t ju üergeffen. S)ie ^umaniften jeid^nen fic^ üor attem burd^ bie ?tnmenbung ber ffritif au8, o^ne bie eine ec^te SBiffenfd^aft nid^t gibt, ©c^merlid^ aber gereid^t einer 5ßerfönlic^feit ju befonberem 9tu^m, menn man üon i^r bar^ legt, baß fie ftd^ bon ber SBiffcnfc^aft nid^t ober faft nictjt ^at beein- ftuffen laffen. ©ei Sut^er bleibt aufeerbem ju bebenten, baß feit bem 3obre 1518 fein befter greunb, mit bem er täglic^ Derfef}rte, einer ber größten bcutfd^en §umanifteu, nämlid^ ^^iüpp 2)?eIanc^t^on, ift. Sie Sebeutung biefe§ regen perfönlic^en SSerfel^rö, ber un§ nid^t ober nur in geringem ®rabe burc^ ©riefe im einjelnen (ontrottirbar ift, barf gemig nid^t gering angefc^Iagen merben. 30?an ift aUerbingö in bottftänbig un^iftorif^er SBeife gemol^nt, fic^ bie ©c^ar ber $uma= niften a(S fittüd^ bebentlic^e ^erfön(ic{)feiten ju benfen. Slber neben ein- jelnen leichtfertigen ^erfönlic^feiten fteljt eine große Slnjaf)! emfter unb tiefer SDiönner, befonber§ bei ben beutfc^en ^umahiften. S)af)in gehört eS auc^, menn auf S. 6 ff. nic^t ermäf)nt mirb, baß außer Sut^er auc^ ©ra^muS unb felbft 9ieucblin im ®runbe ber 9tngelegen^eit ber Epißtolae obscurorum virorum fern blieben unb nur ein fe^r mäßigei^ unb borübergel^enbe§ ©efatten on biefen ©d^riftftüdfen batten. ®ic Seurt^eilung öon ^utten'ö Stellung märe bermutt)Ud^ Htda^ anbcrö aui^gefatten, menn 91. noc^ bie ©d^rift üon Siegfrieb ©jo- motöISti „Ulrid^'^ b. ^utten beutfctje ©cfjriften" (©traßburg 1891) ^ätte benu^en fönnen. Karl Hartfelder.

134 XJiteraturberic^t.

3um ®cbcitftage bc8 cffäffifc^en SfieformatorS SRortin Sujcr. ^on Vatil ftannengieler. ©tragburg, $et^. 1891.

Unter bcr großen Slnja^I ber au§ Slnla§ bc§ öier^unbertiö^rtgen ©cburtStageg bei^ clföffifc^en 9teformatori^ Sßartin Sufccr erfc^ienencn gcftfc^riftcn öerbient bie üorlicgenbc, urfprünglid^ für mcitcre Steife beftimmte, bcfonberö ^eröorge^oben ju merben. 3)iefelbc beruht auf Duellcnftubicn, ift frifd^ gefd^rieben unb gibt eine gute Überfielt über ba§ fieben unb bie Sl^ötigfeil beS SReformatorg, ber burc^ feinen politifd^en ©c^arfblicf bie SBittenberger 2:^eoIogen meit übertraf.

Hollaender.

S)er SRcic^Stag ju SBormS öom Qa^re 1545. ©n ©eitrag jur SSor« gef(f)i(^te bed fd^mallatbifc^en ^eged. $on Vaul ftannengieler. 6trQ^ bürg, ^cif. 1891.

S)iefe SBormfer SSerl^anblungen öom S^^^e 1545 l^atten bisher noc^ feine i^rer 3)auer fte malerten über fed^g SWonote unb ber Sebeutung ber l^ier erörterten fragen entfpred^enbe 3)arfteIIung gefunben. S)ie 1882 erfd^ienenen „^Beiträge ^ur ®ef^id^te be§ SBormfer 9tei(^§tage§ 1544 unb 1545" öon S^ro^Iab Springer geben lebiglid^ eine orientirenbe Überftd^t. 8luc^ bie 2trbeit S?annengie§er*§ erl^ebt nid^t ben Slnfpruc^ barauf, erfd^öpfenb ju fein, fonbem befc^ränft fid^ barauf, geftü^t auf baS bereite gebrudfte Duellenmaterial unb bie jal^Ireic^en auf jene 3^'* bejüglid^en Slftenftüdfe beS ©tragburger ©tabtar^iü§ bie SSer^anblungen beS Sfteic^§tag§ infomeit ju fc^ilbern, atö fie für bie S3orgefc^id)te bed fd^malfalbifd^en Sriege^ in 93etrac^t fommen, ol^ne ba^ ber S3f. auf ba§ SSerljalten ber außerhalb be§ 53unbe§ ftel^enben SonfeffionSljermanbten unb ber fatl^olifc^en ©tönbe näf)er eingegangen ift

Sn einer auöfü^rlic^en Einleitung bel^anbelt ber S3f. junöd^ft ^^^ Uon Sfarl V. befonberö feit bem SBaffenftiKftanb üon 9?ijäa gemad^ten S3ermittlung§üerfuc^e unb gibt ein überfid^tlid^e^ 93ilb üon ber ©teHung ber Parteien bei ^Beginn be§ SBormfer SReic^^tageg. SBä^renb ber ifaifer in ber Sage ift, gegen feine UöUig ifolirten ®egner feine ganje SBeltmad^t in'§ gelb ju fül^ren, ^errfc^te im Säger ber festeren gerabe bamal§ bie größte Uneinigfeit megen be§ neu entbrannten ©aframcntö^ ftreite^ unb ber braunf^meigifc^en ©ac^e, meiere ben S3unb gcrabe^u au^einanberjufprengen brol&te. 2ltö fid^ aber im SSerlaufe ber SJer^ l^anblungen bie SSer^öUniffe für bie ^roteftanten immer bebenflid^er geftalteten unb fie ju ffiinigfeit unb SC^atfraft aufforberten, Vertraten

©Ufer. aUeic^tag to. 3BonnS 1545. SBaflenftein. 135

fic bcm ffioifcr gegenüber, ber Untcrmerfung unter ba§ Äonjil Der« langte, mit mutl^üoller (£ntfrf)loffenl)eit ben Don il^nert einmal eins genommenen ©tanbpunft, inbem fie ba§ augbrüdlic^c 3ii9^ftfl^^ni^ forberten, bafe ber i^nen ju ©peier 6i§ ju einem freien c^riftlic^en ^onjil gewährte griebftanb burc^ bie je^t üom ^apfte berufene Sfirc^en^ ücrfammlung nic^t berül^rt merben foHe; nur unter biefer S3ebingung erflärten fic fic^ bereit, bie Verlangte Sürfen^ülfe ju bemittigen. Sei biefer Unberfö^nlic^feit ber ©egenfä^e mu^te fic^ bei allen beteiligten bie Überjcugung feftfe^en, ba§ ber JReligion^frieg bor ber 3:^ür ftel^e. 5Ric^ti^beftott)eniger bermocöten bie 5ßroteftanten nic^t, fic^ im SBinter unb grü^Iing be§ ^a^res 1546 jur ^erftellung eine§ fefteren 3wfQi"iiic"^öng§ i^re§ 83unbe§ aufjuraffen, um bie auf^ jubringcnben ^eereömaffen einem einjigen, entfd^iebenen SBillen unter- juorbnen, unb fübrten fo bie Sataftrop^e be§ fc^maltalbifc^en Stieget ^erbei.

2Rit SRec^t betont Sf. bie l^erüorragenbe Sloüe, bie bei beu SBormfer SSerl^anblungen Strasburg unb fein SSertreter, '^atob ©türm, gcfpielt ^oben. ©o bilbete u. a. eine bon bem ©tra^burger SRat^ feinen ®efanbten erteilte Snftruftion gemiffermafeen ba§ 5(Jrogramm, lDcIc^e§ üon ben proteftantifc^en ©täuben bi§ jule^t mit Sntfc^ieben* ^eit bettreten morben ift.

S3efonber§ eingel^enb finb üon bem S3f., üon bem bereite frül}er eine befonbere SKonograpl^ie „3!)ie Kapitulation ^roifrfien Saifer ffarl V. unb 5ßapft 5ßaul III. gegen bie beutfc^en 5ßroteftanten (1546)" er* fc^ienen ift, auc^ bie mid^tigen \)on bem Kaifer mit bem pöpftHd^en Segaten, ffarbinal gamefe, ju SBormö im SKai 1545 angehiüpften SSer^anblungen über ein 93ünbni§ ber beiben ^äupter ber E^riften(}eit JU gcmcinfamer Sefämpfung ber S'e^er be^anbelt tüorben.

A. Hollaender.

©olbftetn'ä SSertrag mit bem Äaifer bei ber Übernahme beö jjueiten @knerQlat^. $on ftntoti iBinUl^. ^rog, Verlag ber fgl. bö{)mifd)en (.»e^ feüfcftaft ber SBiffcnfcftaften. 1889.

9(ud^ug aud ben ^b^anblungen ber fg(. bö^mifc^en ^efeUfc^aft ber ®iffenf(^ftcn, VU. golge, Söb. 3.

S3on ben SBebingungen, unter meieren SBallenftein jum §U)eiten SRale ben Oberbefehl übernahm, ift befonntlic^ nur fo üiel getüig, bo6 fie für ben Sfaifer äugerft bemüt^igenb iüaren; mie fie im ein- {einen gelautet ^aben, ift bagegen fe^r jmeifel^aft, ba bie bieSbejüglic^en

136 - Siteraturbcric^t.

Slngabcn ber SInitalcn ft^eücn^ittcr'g nac^ ben überjeugenben ?tui&5 fü^rungen SRanfe'g ^öc^flcn^ afö ein SSertrag^entmurf , feinei^n)cg§ ober alö ber mirflid^c, bamate mit SBaUenftein abgefc^Ioffcnc SScrtrag betrad^tet mcrben fönnen, unb ouc^ foitft baS bejüglid^e SScrtragSs bofument in feinem ber öielcn banac^ burc^forfd^t^n Ärd^ibe aufs jufinben mar. 9luc^ ®inbcllj, ber fic^ fd^on iüicber^olt in feinen 5jJubütationen mit ben auf SBallenftein ober, mie er ju fogen Uor= jie^t, auf SBalbftein, bejüglid^en fragen befc^äftigt ^at, ift nid^t in ber ßage, ben mirflid^en SSertrag ju beröffentlic^en ; er üermut^et fogar, t>a^ ein folc^er nie bor^anben mar, inbem fid) SBallenftein mit münblic^en BwföQcn unb t^atföc^Iid^en Sürgfdiaften be§ Slaifer§ be= gnügt ^abe, ober baß, menn ja ber Äaifer e^ not^menbig fanb, feine SJerfpred^ungen ettua in gorm einei^ ^anbfd^reiben§ an SBallenftein fc^riftlic^ nieberjulegen, ba§ betreffenbe für ben Äaifer jebenfaH^ be- fc^ämenbe ©c^riftftüdf längft bernid&tct morben fei. SBie bem auc^ fein mag, ®inbeltj glaubt*) bie ©ebingungen, unter benen bie Übernat)me beö Cberbefe^I§ erfolgte, au§ anberen bon i^m aufgefunbenen ©c^rift* ftücfen ermitteln ju tonnen, Ijauptfäc^Iic^ au§ ben Seric^ten be§ fpani^ fc^en töefaubten (ärafen Cftate unb ber übrigen fpanifc^en ?lgenten am SBiener §ofe unb im ßager SBattenftein'^. Siefe Scbingungen, tpie fie ®. jufammengefa^t i}ai, bedfen fic^, 'voa^ bie unumfc^ränfte Verfügung über bas; $eer u. f. lü. betrifft, mit bem, ttjaö auc^ fonft al^ gemig ober bod) al§ tt)af)rfc^einüc^ gegolten I}at. 9?eu unb auffaflenb finb bagegen bie 9(ngaben, bafe SBallenftein auc^ berechtigt getüefen fei, fämmtlic^e Steuern in ben faiferlic^en ßänbem ju erf)eben, baß er nic^t nur ben Dberbefeljl über bie faiferlic^en 2:ruppen, fonbem aud^ ben über bie 2^ruppen ber mit bem Äaifer üerOünbetcn dürften, fomeit fie in S)eutfc^(anb (ämpften, erljalten \)abe, bafe i^m ein Surfürften=: tl)um, unb 5tüar maf^rfc^einüc^ ha^ fturfürftentljum Sranbenburg ber- fproc^cn morben fei, enblid) baß man SBallenftein bei ber äbemat)mc be^ jioeiten @eneralate§ nic^t einmal beeibigt i)abt. 3)ic£J oüe§ ftimmt mit ben 83erid}ten ber oben ermätjnten fpanifc^en SSertrauen^mftnner überein; ob aber baburd^ allein fdjou al<^ erroiefenc S^atfad^e gelten fann, ift boc^ bie gragc. ©emife bürfen ber fpanifdje ®efanbte unb beffen Seirätl^e im allgemeinen al§ ^erfonen betrachtet werben, meiere über bie SBiener SSorgängc mol}! unterrichtet maren; bieg fd}Iiefet aber nic^t au;?, bafj fie in einer beftimmten Sinjelfrage nic^t in'd

*) Tieö ift 5um 5t)cil fct)on üon anberer Seite üerfuc^t ivorbcn.

fieopolb I. 137

SScrtroucn gcjogen mürben, jumal iücnn ftc^ um Slngelegcn^ Reiten l^anbclte, rodele für ben Saifer fo pcinlid^ unb befd^ämenb waren, mic feine bamoligen SSejiel^ungen ju feinem Dberfelbl^erm. ®§ ift alfo immerhin möglich, bafe aud) bie ©panier in biefcm ^untte ouf bie blofee SBiebergabe ber am SBiener ^ofe umlaufenben me^r ober weniger glaubwürbigen ®erüc^te angewiefen waren. 9tuci^ au§ ben eigenen 3Kitt^eifungen be§ Sf. ge^t ja l^erbor, bag ®raf Oüatt Weber jematö eine Slbfd^rift be§ jwifc^en bem Saifer unb SBallenftein gefd^Ioffencn S5ertrage§ feinem ^ofe überfanbt nod^ aud) nur be- ^ouptet 1)at, in benfelben ffiinfid^t genommen ju ^aben. S)a5 bie fpanifc^en 3)ofumente, welche bie ©runblage ber S!)arftellung ®inbcf^'§ bilben, bei aHebem ^öc^ft beac^ten^wert^ finb, fd^on barum, weil fie Wtcbergeben, wa§ fonft wol^funterrid^tete unb urtl^eitöfä^ige 5ßerfonen bamalg für möglich unb felbft für wa^rfd^einlic^ ()ielten, foÜ nid^t geleugnet werben, unb fo ift bie neuefte 5ßubIifation be§ unermüblic^en unb fenntniSreid^en ©efc^id^töforfc^er^ iebenfod^ auc^ Don jenen mit J)anf JU begrüßen, welche nic^t allen Folgerungen benfelben glauben juftimmen ju fönnen. H. W.

Correspondenza epistolare fra Leopolde I. imperatore ed 11 P. Marco d'Aviano capuccino. Da manuscritti originali tratta e publicata da Onno Klopp. Graz, Styria. 1888.

3lad} einer „Tabella Generalis, waß 3^ B^i^t meiner ^Regierung don ©igen^onbt gefc^riben unb unterfd^riben", ijat .ftoifer Seopolb in ben Sauren 1657—1697 381 244 Briefe unterjeic^net unb 11499 ge^ fc^rieben. 9(n ber SRic^tigteit biefer fahlen fann nid^t gejweifelt werben. §at ja ber Sfaifer 2^ag für lag in feinen Slalenbern bie betreffenbe Eintragung borgenommen unb am ©d^Iuffe iebe§ 3ö^re§ bie ©umme gejogcn. S)er S)urc^fd^nitt ber jäl)rHc^ t)om Saifer gefd^riebenen 93riefc betrögt alfo 300, fo bajj ßeopolb wa()renb feiner ^Regierung 1657—1705 gegen 14000 ©riefe eigen^änbig abgefaßt ^ot. Um fo befrcmbenber muß erfc^cinen, baß wir bi§ bor furjem nur öußerft fpörlid^e 2RittI)eiIungen au§ bem 33riefwec^fel biefc^ äRouar^cn be= foßen. Sebiglic^ Sfarajan in feiner Sd^rift über 5ßeter Üambecf t)atte eine größere Stn^al^l ßeopolbinifd^er 53ricfe citirt, im übrigen war unferc Jfenntniä auf einjelne 'Sd)reiOen ober auf äußerft fparlid)c «ugjüge wie bei 9)fajlat^ (Cfterr. ®efc^. 4. Sanb), au§ bem 33nef= wed^fd Seopolb*^ 1. mit bem faiferl. ®cfanbten am fpamfd)cn ,^^ofe, bem ®rafen ^^oetting befc^ränft. ©rft in jüngfter 3eit haben

138 ßiteiQtuvberic^t.

§cigcl „9?eue 93citräge jur S^arafteriftif ffaifer ßcopolb'^" unb SRef. in bcr ©c^rift „S)ie ^eirotl^ SeopoIb'S I. mit SSiorgaret^a S^ercfta" biefen SBricfmec^fel bcr hoffentlich in nic^t allju ferner 3^^^ boH- ftönbig ben god^genoffen gcbrudft borliegcn mirb in auSgiebigerer SBeife üermert^et. S)er ®runb ber feltenen Senu^ung £copo(binif(^er ©riefe bürfte in erftcr Sinic in ber ©c^mierigfeit ju fuc^cn fein, Schreiben Seopolb'^ richtig ju lefen. 5)ie ©c^rift bei^ ffiaifer§, bie befanntlid^ ju ben am fd^merften ju entjiffernben unter ben §errfc^er== fc^riften jäl^It unb burc^ ben äRangel an d^arafteriftifd^en 3ägen jeber SSern)ertl)ung paläograp^ifc^er Ä'enntniffc ^o(in fprid^t, ^at mo^I manchen, ber an bie SSeröffentlid^ung Seopolbinifc^er ©riefe backte, abgefc^redft ; ein Umftanb, ber aber um fo bebauerlid^er genonnt roerben muß, afö crft ber ßinblidf in bie bertraulid^e Sor- refponben^ biefei^ 9Jionard^en un§ ein ric^tige^ ©ilb feiner S)cnfiüeife ermöglicht.

Dnno SIopp tjat fid^ ba^er ein grofeeö Serbienft nic^t nur um bie öfterreic^ifd^e, fonbem auc^ um bie allgemeine ®efc^ic^te erworben, aK er fid^ entfc^log a(§ geftgabe für ben ^apft Seo XIII. ben ©riefmec^fcl Staifer ßeopolb'^1. mit bem SPapujinermönc^e SDtorco b^Stüiano, au§ welchem er bereite in feinem SBerte „Da§ Jürlenja^r 1683 unb bie folgenben bi§ jum grieben bon Sarloroi^" reic^Iid^e ?lu§jtige mitget^eilt l^atte, bottftönbig ben gad^gcnoffen üorjulcgen. 9Son ben 331 ©riefen, bie S. mitt^eilt unb bie fid^ auf einen 3cit- roum üon 20 Sö^^^^w erftredfen, rühren tiroa^ mef)r afö bie ^älfte öon Ktaifer fieopolb ^er. W. fonnte fic^ für bie SBiebergabe biefer ©riefe ber 3(bfc^riften bebienen, bie Warco b'9lbiano*§ greunb, P. ßo§mo ba Saftelfranco, angefertigt i)at. '^wmeroext biefe Slbfc^riften ben SBortlaut be§ Originale roicbergeben, üermag Slef. nic^t ju fagen, ha bie Driginalicn ber ©riefe SeopoIb'S fic^ in ©enebig befinben. 9?ac^ 5(Jroben anberer Sefefünftler au§ ber Seopolbinifc^en 3^»^ 5" urt^eilen, bürfte e^ ber geiler in ben Slbfc^riften Softelfranco'ö nid^t ioenige geben, morauf auc^ beö ^eraui^geberö ©emerfungen p. IX [)in}un)eifen fc^einen.

3)aö etiarafteriftifd^e biefe§ ©defioec^felS ift ba§ üotte ©er= trauen be» fiaifcri^ in bie Uneigennü^igfcit Süiarco b'Slüiano'^. üeopolb ^atte üon Sugenb an bau" ©ebürfnis;, in brieflichem ©er« fe^re mit einem äRanne ju ftef)en, bcm er rücfl)alt^lo6 feine Stnfid^ten über SDJenfc^en unb S)inge mittt)eilen unb üon bem er eine uncigen« nü^ige ©eantmortung feiner fragen, einen e^rlid^en Statt) ermartcn

fieot)oIb I. 139

fonntc. Sßortio, ©inclli, 5ßötting unb SKorco b'Stüiono genoffen in^^ gcfnmmt biefeS Sßertrouen; feiner ober meijx otö ber Ic^tgenannte, öon bcffen ©elbftloftgfcit bic SBcIt erfüHt mar, qI§ Seopolb i^n fennen lernte, unb ber im SSerloufe eine§ faft 20iä]^rigcn Sßcrfel^re^ bem Saifcr feine einjige ©elegenl^eit gab, in bem Urtl^cile üon feiner ejcmplori- fd^en Sugenb unb feiner öon attcn irbifc^en SSegicrben freien Statur ju fc^toanfen. 3n ber 2:]^Qt, fomeit mir fe^cn, fc^eint SRorco b'Slöiano Don bem gemöl^nlid^cn egoiftifc^en, öu^erlic^e Stncrfennung begel^renben (S^rgeije frei gemefen ju fein, ©r i}at alle Stufforberungen be§ Äaifer^, ftc^ bouernb in feiner Umgebung aufjul^olten, aÜe Slncrbietungen, i^m Amt unb Sl^ren ju öerlei^en, jurücfgemiefen. 911^ Scibprebiger, gleic^ feinen großen SSorgöngem, einem Kapiftrono u. a. m., ijattt er bie gclbjüge gegen bie Surfen mitgemacht unb mar bann rul^ig in fein fHUeg fflofter jurücfgefe^rt. ©§ i^at miebcr^olter Sitte be§ Saifer§ unb ber ffaiferin beburft, i^n in ber golQ^ 8^ erneuerter Steife nad^ SBien ju Vermögen, unb ni^t§ mar mächtig genug, il^n am §ofc be» ffaifcT^ bauemb ju feffeln. Zxoi^ attebem mürbe man fic^, mie 9tef. glaubt, täufc^en, mottte man in Warco b^Slüiano ben Wann ber 9lu^e unb Sntfagung fe^en, al§ ben er fic^ l^injuftetten bcfliffen ift. Die Dielen Äußerungen ber ©elbftemiebrigung, bie mir in ben ©einreiben 9Rarco b'9löiano*§ an ben ffaifer finben, merbcn tt)eil§ aU fjolgc ber l&rjiel^ung unb Seben^gemol^nöeit, t^eifö atö 9tu§f(u6 fluger Sered)* nung anjufe^en fein. S)er ffapujiner mußte fel^r mo^l, baß Seopolb bicfe ©rgüffe lebiglic^ afö 3^^^^" unvergleichlicher Demutf) auffaffcn unb il^m feine nur attjuoft gerben Beeren umfomeniger Verargen »erbe. SBenn alfo b'Slöiauo gleic^ im ^Beginne feinet 95riefmec^fel§ 19. 3wli 1681 meint, er begreife bie ®uabe be^ Saifer^ für i^n, ben niebrigen SBurm unb armen ©ünber, nid^t; menn mir i^n fpäter, als er fc^on bie mieberl^olte SSerfid^erung be^ ffaifers^ befaß, baß bicfer il^n für einen ipeiligen l^alte, öon fic^ fc^reiben lefen: „3ct) bin fein Sßrop^et, rül^me micf) au^ nid^t befonberer Jugenb, ja id^ gefiele unb befenne mic^ afö ben größten ©ünber ber SBelt" (27. S)e5. 1692), fo roerben mir biefen ©elbftanf lagen feinen befonberen SBert^ beilegen. Dagegen entfprid^t eg atte bem, ma^ mir öon Seopolb miffen, menu er, über fid^ urt^eilenb, in bie filage au§brid)t: „3c^ meiß nid^t, mag ju motten meine ^ßflid^t ift" (22. 9lug. 1693). Die &^ fenntniö, melc^' großer Schaben bem üon il^m geleiteten ©taatSmefen ouö feiner Unentfc^Ioffenl^eit unb ©d^möd^e ermad^fe, i)at Seopolb be= feffen; er l^atte aber jumal atö älterer SWann nic^t bie Siraft, fic^

140 fiiferotur berieft.

5U beffcm, obgleich er c^ ttjicbcr^olt öerfpric^t (1. Slpril 1681, 8. SWoü. 1692). 5Kic^t^ ift lehrreicher für bie ÄenntniS beg Untcrfc^icbeS jtüifc^en bcm benfenben unb bem ^anbcInbenCcopoIb, ol^ bie ©einreiben t)om 18. Sebruar unb 1. Stpril 1691, in meieren er üon ber SBol^t eines Seic^töaterS berichtet, ^n bem erfteren ©c^reiOen melbet er, eS feien i^m brei SÖlänner öorgefc^Iaflen, unter benen SÖlenegotti ein SKonn üon außerorbentlic^er öüte unb Demut^ gefc^ilbert icerbe, ber fic^ auc^ in bie ©taat§gefd}äfte nic^t mifc^e. Sr cntfc^Iiefet fic^ benn anä), 3)fenegatti ju mahlen, fügt ober in bcm Schreiben Dom 1. Slpril biefer SKitt^eilung bie SBorte bei : „3^ fürd^te nur, bofe er JU ttjeic^ unb gut für mid^ ift; benn ic^ erfenue njo^I, ba^ ic^ einen not^wenbig \)abt, ber mic^ nic^t nur flrenge bc^anbelt, fonbem ber mic^ JU t^un jtüingt, ipq§ ic^ tf)un foHte." S)ie ©rfenntniS, bafe (Snergie jur Leitung eine§ großen ©taatSmefenS not^tcenbig fei, ^ot üeopolb, ujie ou§ üielen ©teilen feiner ©riefe ju erfe^cn ift, unjiüeifel« I)aft befeffen. ßS fei in biefem 3"fflnimen^ang nur auf bie bejeic^= uenben ffiorte ^ingeroiefen (1. 9lpril 1691): „^dj glaube, jur §err= fd^aft über bie ftirdje genügt bie bloße $)ei(igteit nid^t, fonberu man mufj auc^ mit einer soda prudenza unb mit einer fieberen 9(rt be§ StegiercnS auSgeftattet fein." 2)er Sriefioec^fel jmifc^en bem Äaifer unb bem Stapujiner erftrecft fid) auf alle möglirf)eu 5)ingc ber ^olitif unb be§ iiebcnS. SÖlarco b"3Iüiano imponirt bem ftaifer unb, wie lüir gefteben muffen, aud) bem fpäten Cefer burc^ bie Cffent)eit unb 9iürffid)ttf(ofigfeit, mit ber er uon ben ©ebrec^en ber faiferlic^en Sie* giening fprid)t. 2ii'cberl}o(t mad}t ber Sapujiuer ben ffaifer aufmerf- fam, hai er üon feinen SDJiniftern unb 3)ienern betrogen werbe. §(uf bie 'JluBerung Üeopolb'ö ju Beginn be^ 3^()^^^ 1*591, bie 5)inge in Ungarn ftünben gut, erwibert 9Karco (8. SD?ai 1691), ber ffaifer möge fid) burc^ bie Scric^te feiner SlJiniftcr nidjt täufd^en (äffen; eS fte^e fd^(cd)t in Ungarn unb in ben übrigen Öönbern; er fage bie SBa^r= beit, ber «Staifer möge fic^ ^üten üor ben Sieben berer, bie fic^ burc^ (Selb gciüinnen laffen. Unb noc^ fd)ärfer fprid)t er fic^ ju Beginn beS ^sa^ro^ 161»8 auö. Jlad) ber iUmitniS, bie ic^ f)abe", Reifet hier, fiub um Cr. 3)^ eine große 3[>^enge ))on Spi^buben, bie fic^ fdicinbar bcm 'Sicnftc E. SIJ. ergeben jeigen, in ber 3^^at aber alle intcroffirt finb unb alle i^ren eigenen 9hi^en fuc^en." ©einen Sin- fluß auf yeopolb fud)te Warco b'^lüiano in erfter Sinie alS fiatbolif nn^ ali< ^cinb bov Ungarn geltenb ju mad^en. ÜKit bemfclben Gifer, mit bem er füv bie Sortfübruug be^ Jiampfeö gegen bie lüden

fieopolb I. 141

toirft, tritt er auc^ für bic Sfot^olifirung Ungarn^ unb für bic ftrenge SScftrofung bcr Stufrü^rcr bc§ SSoIfeS ein. ^a^rclonge Slnroefen^eit im Sager ber Saifcrlid^cn l^atte if^m bic SKöngcI ber militärifc^cn Drganifation flar gemocht unb ifin crfcnnen laffcn, ba§ eine gän5s lid^e Umgcftaltung bcr miUtärifc^en SSerroaltung bic not^roenbige SSor= bcbingung für eine gcbci^lic^e ©ntroicfclung bcr S)ingc fei. SKit un* crbitttic^er Strenge becft er, fo oft er in feinen ©riefen auf bic Orgonifotion ber äRitttörbc^örben ju fprei^cn fonimt, bic fd^meren geiler bcrfclben auf. SKan lefe 5. S. feine Considerationi e riflessi Dom 24. SJoöcmber 1684, um fi^ ju überjeugen, tt)ie rid^tig er bic Serl^äftniffc bcurtl^cift unb wie frcimütl^ig er ju fd^rciben ücrftcl^t. Sreilic^ über bic 93cbcutung feiner eigenen militärifc^en Sefd^igung f(^eint fidö ü)hrco b'Sltjiano einer Säufc^ung l^ingegcbcn ju l^obcn, toic bcnn auc^ fein Urtbcil über bic Sä^igfeiten ber einjelnen §ecr= fü^rcr in öiclcn gäUcn einer Äorreftur bcbürfcn mirb. Über feine öcrmittcinbe S^ötigfeit im Sa^re 1683 unb 1686 \)ai fid^ Jf. in bem bereite cmjöl^ntcn SBcrfe au§gefprod^cn; bo^ biefelbe bejüglid^ bc§ Sa^red 1686 immer roirflid^ fo ^cilbringenb xoax, roie b'9löiano in bem auSfül^rlic^en, feine S^otigfeit in Ungarn umfaffenb fc^ilbcrnbcn Serid^te Dom 9. ©cjember 1688 behauptet, mirb bejroeifclt werben muffen.

©einer Slbncigung gegen bie Ungarn gibt b'Stöiano beutlic^cn ÄuSbrud. Sr mamt ben Sfaifer immer toieber öor ben Ungarn ate einer natione poco fedele, altiera et instabile, ber bie SBol^Itl^aten SeopoIb'§ nid^t genügen, unb beren trculofe^ unb öerfel^rteS §crj nid^t JU enpcid^en fei (6. J)ej. 1687). g^eilic^ fam i^m ber ffaifer in biefer Srage auf ^atbem 933ege entgegen. Seopotb l^at bie Ungarn nie geliebt unb feit ber großen SSerfc^toörung bat er feine tiefgel^enbe Abneigung nur fd^wer verbergen fönnen. 5Rid^t fo einig wie be- jftglid^ biefer grage waren bie beiben SKönner, afö baS SSorge^en Subwig'ö XrV. ben Kaifer jum J?ampfe gegen Sranfrcic^ nöt^igte. 5)ie ©riefe, in benen fieopolb bie ©efal^r eineS StriegeS mit Sub= wlfl XIV. melbet, finb in mel^r al^ einer ipinfic^t öon SSebeutung. Sic beweifen öorerft, worauf SRef. fc^on öor 3ö^ren ^ingewiefen, büg Seopolb alled aufjubieten willen^ war, ben grieben mit Sub- wig XrV. aufrecht ju erhalten, um feine Stufmertfamfeit öoHauf ben Ser^ältniffen im Dften feineS SReic^eS wibmen ju fönnen. S)iefe Sriefe bcmeifen überbiei^, wie unrichtig bie feiten^ Segrette (la diplo- matie fran9aise et la succession d*Espagne) geäußerte ^nfic^t t)on

142 fiiteraturberic^t.

bcm aggrcfftöen ©^aroflcr bcr leopolbinifc^cn ^olitif ift. Scopolb ^attc leinen ®runb, unaufric^tiö ju fein, otö er an äRorco b^Slöiano (7. 3Rai 1689) bic bcäeid^nenben ffiortc fc^rieb: „^ij gefiele, ic^ be- finbe mic^ in einer fd^mierigen Sage, ba ic^ mic^ öon jroei geinben bebrängt fe^e, bon einem, mit bem id^ geroiß in Sreunbfc^aft leben roottte, um fo me^r als mir öeriüanbt ftnb, ber mir aber o^ne irgenb meldte Urfod^e im SReic^e ©c^aben anrichtet, aVit^ öerbrennt, graufamer ift al§ bie Sartaren unb dürfen." ®ie ^Rot^roenbigfeit, biefen Srieg gegen Subroig XIV. ju führen unb bie ©rfenntniS ber Unmöglic^feit, bie jum glei^jeitigen Stampfe gegen bie dürfen unerläßlichen iDtittel aufjubringen, riefen bei Seopolb ben SBunf^ na^ Stbfc^Iufe eine§ er^ tröglic^en griebenS mit ben lürfen öcröor. ®*9löiano aber berroieö bem ffaifer immer Don neuem biefe ©ebanfen unb brang unouf^örlid^ auf bie Sortfe^ung \>t^ SPampfeS, inbem er bie Solgen eineS ©iegeö mit glönjenben garben ausmalte. Siid^t in le^ter Sinie ber ©in* toirfung b'Slöiano's^ bürfte eg benn jujuf^reiben fein, bafe Seopolb in ber %tjat faft ein ©ejennium ^inburc^ ben S)oppeItrieg führte unb ben öon ben dürfen toieberl^olt angetragenen Srieben jurütfroieS. bem ©rfolge beiS Starlomifeer SriebenS öon 1699 beigetragen ju l^aben, tt)ivb ^ttt^ atS ein b'Slüiano jufommenbeS Sßerbienft bejeid^net merben fönncn. 3)er 3n^alt beg un§ öorliegenben 93riefme^fel§ ift nid§t einmal in ben Hauptfragen burc^ biefe ©emerfungen berührt.

3)ie lange Steige ber Urt^eile bei^ ^aiferS unb bed 9ßdnc^ed über ^eröorragenbe unb einflußreiche ®eneräle unb Diplomaten, Urtl^eile, gleic^ c^arafteriftifc^ für bie Seurt^eiler mie für bie 35c« urt^eilten, würben ebenfo eine eingel^cnbe ©rörterung bcrbienen, alS bic überaus intereffanten SKittl^eilungen über ba§ 5ßrit)atfeben beö fiaiferö, über bie ©rjiel^ung 3ofep^*§ I. u. a. m. ®3 mürbe aber bie ©renjen einer Slnjeige meit überfd^reiten, mollte 9lef. über biefe unb anbere Dinge auc^ nur pc^tige Semerfungen ma^en. 3^^^* biefer feilen mar lebiglic^, auf bie l^iftorifc^e SSebeutung biefeS Sriefroec^feÖ aufmerffam ju machen, ber bon jroei burc^ äußere ScbenöfteHung getrennten, burc^ malere greunbfc^aft öerbunbenen SKönnem ^crrü^rt, bie in faft jroanjigiä^rigem SSerfel^re nid^t einmal an einanbcr irre gemorben finb.

Sn bem ffalenber beS 3a^reg 1699 finbet fic^ bon Seopolb'ö eigener ^anb jum 13. Sluguft 1699 bie Semerfung: „®en 13. lag ift bcr from I P. 9Karcu§ b'?töiano ordinis Capucini in ®ott fcl. öerfc^ieben unb bin 3c^ an biefen Sag noc^ bei 3^m gcroefen

»aicrn (9llbrec^t V.). 143

unb fein ©cgcn genommen." Sine fold^e Scmcrfung pflegte üeopolb nur beim lobe cine§ gamilicnmitglicbeS in feinen Stalenber einju* trogen. A. Pribram.

3)ic Äclc^bcwcgung in SBaiem unter .^erjog ?llbrcc^t V. SSon W. StnöpfitT. «Äünc^cn, (£. ©ta^I sen. 1891.

S)ie gonj bcrftönbniölofen STuSlaffungen Sanffen^S über §erjog Älbre^t V., als ob berfelbe in SRcligionSbingen inbifferent unb fribol gerocfen märe, gaben Stnöpfler Slnlafe ju weiteren Unterfud^ungen ; am ®nbe berfelben bejei^net er ben ©er^og bielmel^r atö fidelis et constaDs eine ?tnf^auung, bie jmar meber f^arf noc^ genügenb inbibibualifierenb ift, ber ffial^rl^eit aber iebenfatt^ nöl^cr fommt bie 2flttffcn'§. 9lu(^ in anberer Sejie^ung rid^tet fic^ Ä. gegen 3anffen. 9Kel^rmaI§ betont er unb jttjar an ^auptftcllen al§ (Ergebnis feiner ©tubien, ba§ jmeifello^ Unmiffen^eit unb Sßerfommen^ ^eit beS ffleruS eine ipoupturfac^e ber ^Reformation gemefen fei, toa^ itoax für alle nid^t bom ^arteigeift Sßerblenbeten feine§tt)eg§ neu, aber angeftc^t§ ber bon 3anffen angerichteten Sßermirrung atö ©timme au^ beffen eigenem Sager im S^tereffe ber Verbreitung gefc^ic^tlid^er Sa^rl^eit jebenfallS ju begrüben ift. 3)ie§ finb bie erfreulid^eren Seiten beS Sud^eö. 3m übrigen tann baöfelbe, aud^ menn man nic^t ben bon SSerleger (bgl. bie SKufterrecenfion) unb SSerfaffer ©. 222 geforbcrten äRaßftab einer „boHftänbigeu" ®efc^ic^te ber firc^Iic^en SSeformbcftrebungen in 35aiem anlegen toill, faum befriebigen. Su^ nöd^ft Vx%t bie bcrfc^mommene Efjarafteriftif beg ^erjogS, bie fic^ nic^t über bie üblid^en Sobpreifungen eineö braben Surften ergebt unb nirgenbj^ aud& nur berfuc^t, ben iperjog au§ Einlage, ©rjie^ung unb Umgebung pfQd^oIogif^ ju fonftruiren, an bieten unb wichtigen ©teilen im ©tic^. SBo j. 93. blieb bei ber eifrigen Sörberung ber ^[ugSburger unb ^affauer SSerträge feine gerül^mte gmubfä^Iic^e ©tanb^aftigfeit, fein ©intreten für bie Sterte ber Sirene; tt)o bie ©orge für bie ^ebung beS ftrengsfirc^lic^en ©inne§, al§ er gleic^ im 9lnfang bie bafür fo fe^r nüfelic^en Sefuiten megen einer fc^on bon 9lretin richtig ermähnten, bon Ä. aber nic^t einmal angebeuteten gorberung an feinen Oclbbeutel rul^ig jie^en Ue§? gerner ift ein funba^ mentaler ^^^i^ni, ju glauben, bie S)urd^arbeitung bon ein paar Sänben Äeligionöaften genüge jur Sarftellung ber religiöfen SSemegung. 5)ie ^orfc^ung mug bielmel^r einfefeen in ber frf)on bon ?tretin geal^nten Richtung, bie bon fpäteren ©^riftftellem wie ©tiebe, S)ruffel unb

144 fiiterahirberic^t.

bcfonbcr^ Soffen erfolgreich tociter cntmicfelt worben ift. Sitte biefe ^ot jeboc^ ff. total iönorirt. Statt faft bie ^älfte feinet Iejte§ mit ber SBiebergabe t>on toefentlic^ Scfanntem anjufüttcn, mftre \Dtit toic^tiger geroefen, ba§ SSerl^öItniS Sllbred^t^Ö ju feinen ©tönben einer erneuten Unterfud^ung ju unterjiel^en, ben engen 3ufömmen^ang beSfelben mit bcn religiöfen SKaferegeln unter 53erücffic^tigung ber S^atfa^e, ha^ Sllbrec^t um ben territorialen ?lbfotuti§mu§ fämpfte unb, obtoo^l pcr= fiJnlid^ fromm, ein fe^r geringe^ tl^eoIogifd^eS SSerftänbniS befaß, nä^er JU erörtern. S)er SRangel on Urt^eil unb Sluffaffung jeigt fid^ auc^ barin, baß ff. öon ber SDfeinung au^ge^t, cg banble pc^ bei ber Sorberuijg be§ Saienfelc^eS unb ber ^JJrieftere^e um bie maSfirtc (Sinfü^rung bei^ ^roteftantiömuS im ©inne ber lutl^erifc^en Dogmatif. 3n 9Birf(id^fcit aber brel^t ftc^ afleS um jene eigent^ümlic^c Sctfefeungö- form beS ffat^oliji^muS öor bem Sribentinum unb beffen SBirhingen, bie Stieöe treffenb ben ffompromiß=Hat^oliji§mug genannt ^at. ®erabe ff.*g 9lu§jüge au§ ben SßifitationSprotofotten liefern bafür ein glänjenbcS 93en)ei§material*).

*) 53 on ben ölelcn fpejicHen SJJängeln \>t^ ©u^cÄ, ba« eine geringe Durcö* arbeitung geigt, (eien nur folgenbe ermähnt: &U{d) in ber iBorrebe luirb raagnanimus mieber einmal tro^ Soffen mit ,,gro6müt^ig" übcrfc^t. 3)ic 8. 3 ermä^intc Policy ift feineSroeg«, luie Ä. luiflfürlicft ou§ ber ©c^rcibweifc fd)IieBt, and Solföfreifen hervorgegangen, nod) bafür beftimmt, fonbern ein fuvjev ©eric^t über bie Se^re ber SRefonnotorcn toon einem ^In^änger bei« felben. ^ad ^ogmatifd^e mirb in ber SRed^tfertigung^frage fet^r VDof)i aus- geführt, bie @prad)e ift feinedmegd ungebi fbet, unb mie loill ^. über biefelbe urt^eilen, bie er fo menig fennt. @. 10 ff. ift nic^t bad t)or^er me^rerwä^nte ^ianbat, fonbern ber ^bf(^ieb ber ©Ijnobc gemeint, ögl. 8. 13 3- 1 t). u. S. 21 luirb bie „S^eflaration" be3 ©erjogS alö „^Kanbat" bcgei^net 8. 72 erfahren mir, ba^ bie ^Jegem ber falte 1562 nocft ber Meinung beö ^ergog« unb aud) St.*^ bie nmnberbare Sigenfc^aft befag, bie ite^erei ^n bämpfen; mit ber „Snfettion" ift aber an biefer 8tcDe nic^t bie i^eferei, fonbern eine (Jpibemie gemeint. 8. 29 3- 13 macftt ber ©erjog fclbfttjerftänblic^ nicftt bie i§m öon ß. jugefc^riebene fonberbare Sufeerung, ha^ ber offene Äontubinat ber ®ciftlid)cn „unftrcfli^" fei, fonbern bejcid^net i^n alÄ „offen unb ftrcf« lic^". 8. 313. 10 ift roo^I ftatt be« ungcioö^nUc^en „gleic^mefe" glei^er« magen ju (efen, unb 3- ^ ftatt „auf bienftlic^ Vertrauen" aud bienßHc^em vertrauen; berartige auf fc^Ied)tem Sefen beru^enbe Seränberungen M 8prac^bilt)e« fommen übrigen« ^äufig öor. 3. 21 fte^t im original ftatt bc« loiberfinnigen, Ä. aber nid)t aufgefallenen „(5. f. ®." jebenfallÄ etwa« anbercd. 2)aB 8. 38 3. 7 bie ^^rafe tjon ber „anfe^nlic^en botf^aft" nur eine ^öf*

©Qicrn (?llbrec^t V.). 145

ßcibcr crl^iclt nac^ bcm öielbcfolgtcn SSeifpictc ^anffcn'S bcr leyt bct S)arftcnunö im ganjcn eine fe^r unöortl^cil^aftc (Scftott burc^ cbcnf o maffen^afteS alS unnöt^igci^ unb gcfd^macflofeS ©itieren öon TOen*

lit^feit hex ©ifc^öfe gegen ben ^erjog luor, erfte^t man au8 ©. 28 10—12 ; benn gerabe bie 9emü§ung bed ^erjogS, bie @)efanbtf4aft ,,anfe]§nlid)" ju machen, b. % auc^ bie ©tänbe §ur X^eilna^me baran ^u t^eranlaffen , ^atte giaÄto gemacht. @. 46 3. 12 to. u. mufe ftatt „^pimiffer'' <Pirmiffcr ^gen. SJ^tt bem @. 99 unb öfterd genannten „iBic^aufen* ift ^ie^äufer ge« meint. 3)er rät^felfjafte ^arbinal ^©itic^en'' @. 104 ift «War? @ittl(^ ö. ^o^en;* emS. ^uc^ fonft werben (Eigennamen im 92ominatit) mit ^efünationdenbungen aufgefü^. @. 100 3. 19 mufe e8 ftott quam quum Reiften, @. 111 3. 24 »äre gewife ^leibiger" ftatt ^leibltc^er" toerftänblic^ev. SBer mag ber @. 134 Unm. 1 fi(4 nur mit feinem Vornamen t)orfteIIenbe „Dr. 16a))tifta'' fein? S)ie erfte 3eilc @. 147 gehört öor bie erfte auf @. 146. öejeic^nenb ift ber 6a( @. 161 ; „^en Sfolgen ber ^eld^befc^ränfung mollte ber ^erjog mit aller (Intfc^ieben^it entgegentreten unb befc^Iog bie ^bt^altung eined förmlichen gnquiptionögeric^ted, freilid) in milbefter gorm." @. 162 unb 218 lieft ^. ,,@<!^ma6en'', mo offenbar S^mabing fte^t; benn biefed, nict)t aber ha^ fec^d Stunbcn lueit entfernte ©(i^waben „liegt junäc^ft SRünc^en." ©elbftöerftänblic^ »urben 1524 nic^t $rtt)atbiiefe verboten , mie ^. <3. 167 3- 8 an^une^men fc^eint. 8. 129 ff. mirb a(d ^orfteüung bei einer münbüci^en ^efprec^ung mit ©aljburg beridfetet, roa« o^nc 3tt'cifel, »ie ?lretin, 3R05. @. 107 ff. ]§ot, ritt ©rief war. Staunen erregt, wie o^ne ein SBort ber (Srflärung einanber gan) wiberfpreci^be Angaben an t^erfc^iebenen ©teilen toert^eilt ftnb: 1568 f(^Ubert ber $er§og bem ^gbifc^of bad j^elc^toerlangen ald fo ftünnifc^, bag t% nur burc^ fianbeööerweifung unterbrürft werben fönnte. @. 129: 1564 foS ftd| aber burc^ amtliche Sr^ebungen ergeben ^aben, ba^ bie Qaf^i ber i^Iiytiner im atigemeinen gar nicftt fo erfcftrerflic^ gro6 fei". Qn ^wei 3)efas» ttQten, barunter üStmditn, ^abe ftc^ ^. ©. nur je einer gefunben. 6. 155: öd bcr «ttf^bung ber ^elc^fonaeffion (@. 217) gaben immerhin no(^ 20000 ben ^14 auf, unb ba fd^on t)or 1568 10000 pm @)e^orfam ^uriidfgefe^rt fein fotiten (@. 160), unb bie Äommlfföre, wie Ä. berichtet, „einer überaus f^onenben etücfR^t" ^4 ^efliffen , fo war i^re 3a{)( in fBirflic^feit wo^I toefentlic^ ^ö^r. ®ad ben einzigen utraquiftifc^en Bürger 9Jhlnd)end betrifft, fo wirb ber (S^Iaube an i§n bo^ ftarf erfc^üttert burc^ bie 1570 au^gefproc^ene Befürchtung ber ^lünc^ener ©tabtgemeinbe, aud ber ^urc^fü^rung ber ftefd^befc^rönfung werbe fic^ wegen ber ^udwanberung ein ^u^faQ t)on 200000 (Shilben on @tabtfteuem ergeben (@. 218). 3)anfbar mufe man Ä. frin ffir hen Zhhxvid beS ^ifitationdfc^emad t)on 1558. 3Bie ed aber mit ben etwal» bürftigen ^u^aügen aud ben $rotof ollen fte^t, bafür liefert ^. felbft ein fc^limmed ^ifpiel. Unter ben guten 3^ugniffen für ben ^(eruS wirb

^iftociff^ 8ritf(^ft 9^. 9. 8t). XXXIV. 10

146 fiiteraturberic^t.

flcHcn ein Softem, bQ§ nur baju bient, un§ immer meitcr üon ber crftrcOenämertcn Jtunftf orm öefc^ic^tlic^er erjol^lung abjubrongen. @ott mirflic^ bie neul^o^bcutfc^e Sprache baju öcrbommt fein, gerabc in l^iftorifc^en SBerfen mögli^ft menig gebrandet ju merben?

Mayr-Deisinger.

SBürtcmbergifcfte« SlbclÄ* unb fBappenbu*. 3m ?luftrag bc« roürtem* bergifc^en ^Utert^umdüeretni^ toerfagt t)on Otto ti. Kllerti. ^eft 1—4. Stuttgart, Äo^I^ammev. 1889—1892.

^err ö. Stiberti, ber für einen ber grünblic^ften fipcnner beö mürtembergifc^en SBoppenroefeng gehalten werben barf, \)at in bem

nömli^ Quc^ baS fiob bed 91bteS t)on grürftenjeU aufgeführt : de eucharistia, baptismOj confirmatione, sacro ordine, matrimonio et per omnia recte sentit (©. 56); ©. 58 aber citirt bann St. öom nämlid)en ^bt au8 bem näm* Iicl)en ^rotofoll: „^at ntt tünben anzeigen, wie öiel facramente fein!" 3)roIlig •tft bic 53emertung einiger Pfarrer: Ego absolvo more antiquo et catholico, sed profecto nescio memoriae. €b ^retin'S iBe^auptung, ©irnon (Sd fei ber eigentlict)e Seiter ber ganzen SReftauration geiuefen, richtig ift, unterfud)t ^. nic^t ; er ermö^nt fie ntd)t einmal @. 154 ff. , unb bod) berichtet er baS Urt^eil be« (SanifinÄ @. 188. @. 186 wirb gar ber ^a^nbrief Äaifer Scrbinanb'ö bcjüglic^ (Sinfül^rung ber Sefuitcn tjom ^af^xe 1551 in 5Ser« binbung gefegt mit bem ^Beginn ber Unter^anblungen barüber im Sa^re 1555. ^ofitiD falfd) tft e«, wenn SBil^elmlV. , ben augenblic!nd)cr 53ort^eiI unb territoriale Si^^f balb auf bie Seite beö ^aifcr^, balb auf bic feiner (SJegner trieben, „Sorge für gan^ 3)eutf4Ianb" ober fogar „jielbemuöteS Streben'* ju« gefd)riebeu wirb, ,,in ^erbinbung mit bem ^aifer ber 9^eIigiondneuerung Sin« ^alt ju t^un" (S. 1 u. 3). ©bcnfo wenig wirb Ä. ä^ftimmung finben, wenn er S. 166 fagt: ,,^ag ö^nlic^ ber menfc^Iic^en t^reit^eit aud) biefe &üiU^f gäbe [nämüc^ bie SBud)bruderfunft] jum iBerberben M ^enfc^en im großen Umfang gebraucht werben fönne, ^abe fic^ balb beim ^uSbi*ud)e ber dlefor« mation unb ben babei öerbreiteten beflagenSwert^en ©eifte^probuften [!] ge« jfigt." fBie ift aber möglidfe, ha^ S. 152 Ortenburg mit 9(nbcren fd)Icc&t^in al§ Sanbfaffe bejeidjnet wirb, obgleich bret 3^i^^^ öor^r ber Hinweis auf bie freie SReid)g^errf(^aft ^a;Irain fte^t unb Wetter unten (3. 22) bie Berufung Ortenburg'8 auf feine 9fJei4§unmitteIbarfeit ? S)er ^erjog felbft wiQ ja bem ©rafen für feine ?erfon einen ^rebiger §ugefte^ •unb beruft ftc^ für fein gewaltfamed iBorge^en nic^t auf bie £anbed§o^t, fonbem auf baS iöffnungdrec^t. ^ie ^e^eid)nung ber Onenburger ^önbcl als „9lleIigiondt)erf4w5rung bed ^betö'' mug M längft Deraltet iurüd- gewiefen werben.

SBürtemberg. Sülic^. 147

öorlicgcnbcn SBcrf bic gruc^t langjä^riöer Slrbcit nicbctgclcgt. Stuf eine (Erörterung über bic ©efc^i^tc bei^ SBappenS ber ©^naftie, bie burc^ elf Jafeln in Sid)tbruct erläutert roirb, folgt in alp^o^ betifc^er 9tei^enfoIge bie Slufjäl^Iung alter abeligen unb geabelten @efc^(ec^ter, bie bem Sömgreid^ SBürtemberg angehören; wo nur irgenb möglich, merben urfunblic^e Slad^roeife über bie ^erfonen unb bie SBappen beigefügt unb te^tere abbitblic^ mitgett)eilt. 2)ie bier bi§ jefet erfc^ienenen ^efte reichen bon b. Slalen bi§ ^aiU fingen; fie bered^tigen ju bem Urt^eil, bafe t)ier in ber 2^ot eine bidl^er fc^merjlid^ empfunbene Sücfe in muftergültiger SBcife au§* gefüllt roirb. h.

(§(efd)tc^te bed früheren @)t)mnartumd 5U ^i\d). $on ftnil. d^fiteic^ ein Beitrag gur OrtÄgefc^ic^tc. I. 3)ic ^Partitulovfc^ule. 1571—1664 3ülid), gifc^er. 1891.

Sin fleißiges 99u(^, ba§ auf auSgebel^nten ar(^iualif(!^en @tubien bttuf)t, aber einen ganj falfc^en Sitet füt)rt. ©erfelbe mü^te ^ei^cu : „Seitrdge jur Drtögefd^ic^te bon 3üli(^, mit bef onberer 95erücffid|tigung ber Sc^ulgefc^ic^te". Über bie @c^ute uon S^ütic^ tagt [xd) an^ SRangel an ergiebigem CueUenmaterial nic^t biet Srfprieglid^ed fagen. Huc^ ^at bie @(!^ule nie me^r atd tofate Sebeutung gehabt. Unter ben aUeftoren r)o\\ 1571—1664 (fie^e bie Bufammenftettung @. 267) ift feine cinjige ^ßerföntid^feit, bie ftc^ burc^ größere päbogogifc^e ober literarifc^e Seiftungen auszeichnete, ^ütic^ i)atte nie eine ©c^ute, bie fid^ nur annöl^emb etma mit ber bon ©cbenter, fiüttic^ ober 2Rünftcr bergteic^en liege. 3Jlan barf bal^er mo^t fragen, ob feine @c^ute eine 8Ronograpl^ic bon biefem Umfange öcrbientc. 9tu§ bem 3n^att fei htti ^ert)orge^oben, bag ^ülic^ aud^ fc^on bor 1571 eine Sateinfc^ule ^atte, über bie aber toenig mel^r ju fagen ift. 3n bem genannten 3a^re rourbe bann burc^ eine Übereinfunft zmifc^en Kapitel unb ©tabt eine neue Sinftalt fat^otifc^en S^arafterS aufgerid^tet, mit ber ed aber nic^t rec^t bormärti^ ge^en rooHte. 3m 17. ^Q^r^unbert ^atte 3ülic^ @(^ßmmed burc^iumac^en, unb mit ber @tabt titt avi(i) bie @c^ule unter ber fd^roeren 9iotl^ ber 3«^i*- ®iii neueS Beben beginnt für fie mit bem ^ahxt 1664, too bie ^efuiten bie Stnftatt übemal^men unb umgeftalteten. X.

10'

148 Sitcraturbcricftt.

((ürftabt ^aUl^afar t). ^ertnbac^ unb bie fot^olifc^e SReftauration im ^od)[tifte f^ulba. 1570 1606. iBon l^emann ti. Sgloffffeiit. ^ünc^en, Slieflcr. 1890.

2)ic ©cgcnrcformation in gulbo ^at öon je ein bcfonbereS Sn* tercffc crroccft. ©ie ift eine ber frü^cften in 3)cutfc^Ianb unb ein lehrreicher S^puS. 91I§ 9tbt Salt^afor 1570 jur SRcgicrung gelangte, befannte fic^ bie Seöölterung, Sonbfaffen, Sauern unb ©tobte, faft ou^na^m^Io^ jum ^proteftantiSmuS. ®ie ©tiftS^erren , öerroelllic^t unb nac^ größerer Srci^eit Oege^rcnb, ftrebtcn bie Umroanblung ber Slbtei in ein 95i§tl)um an; bie lanbfäffige SRittcrfc^aft münfc^te bie SReic^Öunmittelbaifeit, unb bie benad^borten Sanbgrafen üon Reffen jeigten nic^t übel £uft, üu§ bcm l^übfc^en ©tifte eine ©efunbogenitur ju machen. S)cr Sernpunft ber Steftauration beruht nun barin, ba§ bie tirc^lic^cn 8teformbeftrebungen ^anb in §anb gingen mit ber 3urücfbröngung ber 9(nfprüd)e ber ©tiftS^erren unb ber Sefeitigung ber bcbeutenben politifc^cn aSürrcd)te, bie toie eine ©d^ufemauer boS 93efenntni§ ber fulbifc^cn ßanbfaffen umgaben. Überaus fing, }ä^ unb rüc!fic^t§Io§ rong ber junge, feurige Slbt in hartem Stampf SoU um 3oII feinen gcinben ben ©oben ab. ©c^on 1573 rief aber fein S?or» ge^en eine (Sinmifd^ung auswärtiger proteftantifc^er gürften l^cröor. S)rei Sö^re fpöter öerf^rooren ficf) bann infolge feiner ^crrifc^en Sin» griffe ftapitel unb Slitterfc^aft nebft ben ©täbten jur Slbfc^ung beS äbteö unb Übertragung ber ^errfc^aft an ben Sifc^of öon SBürjburg, SuIiuS Sd^ter bon äRefpelbrunn, gegen Seftötigung ber öoUcn reli« giöfen unb ftänbif^en greifjeit. gm ©inöerftänbniS mit bicfcm e^r« gcijigen unb ^abfüd^tigen Sirc^enfürften mürbe SBalt^afar, afö er eben ju §ammelburg perfönlic^ für bie 8ieftauration wirtte, überfallen, jur aiefignation beS ©tifteS gegen gö^T^Öclb unb Selaffung beg liteö. (Sntbinbung feiner Untertl^anen t}om @e^orfam unb Übermeifung ber» felben an 3uliu§ burc^ bie vereinte 3Rac^t ber SScrfc^wörer gcätt)ungcn. 3ugleic^ t}eranla|te man i^n, in iBriefen an ben Saifer unb einige Sieic^gftänbe, baS SSerfa^rcn feiner geinbc atö rechtmäßig unb gütlich l^ininfteQen. SS ift toieber ein SemeiS für bie polittfc^e 9{ait)ität ber 3cit baß man glaubte, burc^ eine berartige Saucmfd^lau^eit ber SBelt auf bie S)auer ben magren ©od^ber^alt öcrfc^leieni }u fönncn. greilic^ baucrte ber plumpe Setrug nur furjc Qtit ätö man öon bem auf mainjifc^eS ©cbiet geflogenen 99alt^afar bie äSa^r^eit erfuhr, befahl ber $apft bei @;fommunifation bem S9ifc^of S^uliuS bie $eraud« gäbe feineS 9iaubeS, unb bie S)upirten, barunter auc^ Stlbrec^t V. t>on

Srulba. «(rnftobt. 149

Solcrn, roanbtcn ftc^ mit ©ntrüftung öon bem in feiner S^rlic^feit fiarf fompromittirten Sifc^of ab. 3)iefer aber machte gar feine 8ln* \talttn, feine SBeute ^erauSjugebcn, unb mürbe bobei noc^ t>om ®tücl unterftü^t. 3)enn im ^inblidf auf bie ®efä^rlic^feit ber politif^en Soge unb bie ©ereijtl^eit ber beiben ^onfefftonen, mogte ber fc^roac^e ffoifcr nic^t, gegen ben SanbfriebenSbrcc^er mit ©croalt öorjuge^en; er fc^ob öielmel^r bie (£ntf(^eibung auf bie ©d^ultcm be§ 9lcic^§tage^, wobei er fid^, mie öorau^jufe^cn mar, für baS öermittelnbc, eine Seftrafung @d^ter*S mibcrrat^enbe (Sutac^ten beg Sürftenratl^eS ent* fc^icb. ©nblic^ liefe ftc^ 3wliu8 ^erbei, einem faiferlic^en 9lbminiftrator }u gulba ju »eichen. 9lber erft ad^t Saläre nad^ ber (Semalttl^at begann ber ^rojefe beim SReit^Sfammergerid^t unb brandete roicbcrum 18 ^a^xe }ur ©ntfc^eibung, bie bann attcrbing^ Salt^afar miebcr in feine 8tec^te einfette, 53ifd^of unb Sonbftänbe aber ju einer fc^ttjcren ®elbbu§e öerurtl^eilte. 9tbt Sßaltftafar mar in ben 28 ^ö^ren feiner SSerbannung fc^limm ergangen, bcnn S^aifer 8tubolf mar bem ftarren Äec^tfuc^er biel meniger geroogcn al^ bem fc^Iauen ffiürj* burger, ber i^n meit beffer ju bel^onbeln mufete. 3)fit greube aber mufete ben 8vmxdQth\)xten fein ©tift erfüllen. 3)enn unter bem Sin* füi§ bei^ SaiferS unb befonberS bc§ ©räic^unggfi^ftem^ ber Sefuiten ^Qtte bie ©egenreformation möd^tige gortfc^ritte gemacht. Unentmegt arbeitete SBalt^ofar meiter, bc^nte feine Serritorialrec^te au^, gemann fi(^ bie unteren ©tänbe burc^ SBol^ltl^aten unb ftrengeS 6infc^reiten gegen SBud^er unb 3uben unb errang ein großem ^Infel^en bei ber Partei. Sltö er im 3a^re 1606 ftarb, roor feine Sebenöaufgabe er* füUt; bie neue ©eneration mar ebenfo jät)e fat^olifcf) a[ö bie Dorouf- gc^enbe proteftantifc^. ®er SSf. üorliegenber ©c^rift, ber mic^tige neue Sften au§ SKarburg, SBürjburg unb ben fc^ier unerfc^öpf* liefen SKünc^ener Slrc^iöen benu^te, §at bie entfc^eibenben 5ßunfte, ©elc^e bei früheren ©c^riftftellem unter einem ffiuft öon Steinig* feiten öcrfd^manben, fc^arfftnnig erfannt, flar l^erau^gefteHt unb in feiner STrbeit eine mufter^ofte 3^ed^nif mit Dbjeftiöität unb einer angenehmen ©c^rcibmeife glüdflid^ öerbunben.

Mayr - Deisinger.

?tu8 ben $n^tcren cineS SRat^^aufe^. 33eittäge jur bcutfdjen Sitten« Qcf(^tc^te. $on a. Gittert, ^mftabt, @mil ^rotfc^er. 1892.

S)ie borliegenbe ©d()rift entmirft auf .©runb be§ SRat^Sarc^iö^ öon Ämfiabt, foroie ber SEirrf)cnc^ronif biefer ©tabt unb „anberen

150 filtcratUT6eri(öt.

©c^riftt^umS'' in 24 ffapitcin ein 99ilb öom Sebcn unb 2;rciben beS beutfd^en ©ürgcrt^umS feit bcni ®nbc beö 16. ^o^t^unbcrtS Oi§ ctroa 1740. SBir lieben Don bcn Übcrfd^riftcn folgenbe ^crüor: ®cr grofec ©ronb (t)om 7. «uguft 1581); bic ®räfin fommt; bic 3cit ber Sipper unb SBipper; bie SRorobebrübcr; ®raf ^ofefelb'g Steitcr; ®rb^cjcn; ©c^ult^coter auf bem SRot^^auö; ^olbcrg'g politifc^cr ffiannengiefeet Quf bem ©c^uttl^eatcr ; eine öcrgcffcne 3)ic^terin (©ibonio ^ebroig ^äunemannin, 1714 1740). Sine 5ßrüfung, oh bic Sllten Pon bem S3f. richtig Pcrroert^et morben finb, ließe fid^ natürlich nur an Ort unb ©teüe Porne^nien, moju ber SBeric^terftatter feine ®elegen^eit gehabt ^at. 9Ba§ er nad^ SJenntni^na^me beg Süd^IeinS fagen fann, ift boS.: ©inert f)at fid^ mit Siebe unb Eingabe in bie Sd^idffalc Pertieft, toeldbe Slmftabt in ber ongegebenen 3^it burc^lebt l^at; er fcf)ilbert fie mit S3erftänbni§, oft mit poetifc^em ©d^tpung, ot)ne ®cs fd^macffofigfeit, in offenbarer ^nle^nung an ben Jon ®uftaü gre^« tag*8, ben er manchmal rec^t gut getroffen l)at; an üereiujelten ©teilen mirb bie 5Rac^a]^mung freiließ aud^ äWanier. 3ft aud^ ha^ meifte, loa^ un§ geboten roirb, ©ittenfrf)i(berung, fo gel^t boc^ auc^ bic beutfd^e politifc^e ®cfc^ic^tc nic^t o^ne 9lu§beute au§. SSon bem SBcinbau, melc^cr cinft an ben Stbl^öngen gegen ha^ ®erat^al getrieben ttjarb, befommt man eine SSorftellung, wenn man t)iJrt, \>a^ ba^ gc« fegnetc ^af)x 1535 bem ftöbtifc^cn SBeinmeifter bie Stufgabc brachte, in ben Settern ber Sürger 12000 Simer ju fc^a^cn. SBcfonbcrS intcreffant ift \>a^ Stapitel Pon ben TOarobebrübem : ber Hauptmann beS ®efinbetö crl^ob u. a. üon jebem Sarren, ber jur ©tabt fahren ttjottte, ad^t ®rofd^en „®eleit§gelb", unb bie ®rangfal marb fc^Iicßlic^ fo groß, ba^ ber SRatt) bie i^m anPertrauten ®elbcr unb SBcrt^fac^en, „ungarifc^e Dufaten, alte gcö^rte S^alcr, ©pijgrof^en, gefrümmtc unb ungefrümmte, jnjei Srujiftje au§ SPoraflenftüdfen, in ©über ge« faßt", anjugreifen fic^ entfc^Ioß. ®ie „3äunemannin", roefc^e il^re ©emunberer eine beutfd^e ©app^o unb jel^nte 9Kufe nonnten, ift auc^ baburc^ merfmürbig, bafe fie für ßu'öffung ber SJJäbc^en „in bie öffentlid^en ipörföle" gefämpft unb bie „edflen Seutfd^en" fc^arf ge« tabelt l^at, roeil fie bem SBeib jur Slrbeit nur Md^e unb ^auö- roefen, jur Seftüre nur 93ibel, ®efangbuc^ unb Salenber jugefte^en mottten. G. Egelhaaf.

^anfa. Hamburg. 151

^onfereceffe t)on 1431—1476. Gearbeitet t)on 0o0toiit %tt\ittt tioit Irr füüpp. VI. fiet))5tg, Wunder & ^umblot. 1890.

3)icfcr 6. 99anb bcr jmcitcn Slbt^cilung bcr ^anfcrcceffc. in bcr anlöge unb SJurc^fül^rung cbcnfo muftergültig mic bic öorl^crgcl^enben, bc^anbcft bie 3cit üont Scbruar 1467 bi§ Stpril 1473. ©ine furjc (Anleitung gibt bie nötl^ige Crientirung über ben 3^^oIt. S)ie bcibcn ^auptpunfte beöfelben bilbcn einmal ber lange ©treit mit ©nglanb, t)cranfa§t burc^ bic (Gefangennahme englifc^er ©c^iffe im ©unbe burd^ Jf önig El^riftian r)on JJänemarf, hinter bem aber ©nglanb bie ^anfc änftifterin fal^, fo bafe ffönig (Sbuarb bafür fämmtlid)e ^anfifd^c ffoufleute in ©nglanb berl^aftcn ließ, unb bann bie Sefc^roerben beÄ beutfd^en Kaufmanns in Srügge, betreffenb ©tapeljroang unb Sc^oß. SBic in bcr crften Sroge namentlich eine SScrfc^iebent)eit jmifc^en ben Sntcreffen unb bemgemäfe bem SSorgel^en jmif^cn Sanjig unb Sübccf ^crtjortritt, wobei Sanjig feine encrgifd^ere ^olitit 5ur ®eltung bringt, fo ftöfet Sübccf auc^ bei ben SSerfu^cn, in Srügge bie alten (Sinrid^* tungen fcftju^aücn, wenn auc^ bie menbifc^e ©täbte hinter ftc^ ^ai, bei ben anberen auf lebhaften SBiberftanb. fföln treibt in allen Srogcn eine ©onbcrpolitif, bie ju feiner förmlichen Slu^ftofeung au8 ber ^anfe fül^rt. ®ie SScr^ältniffe ju S)äuemart, ©cf)roebcn, ^ottanb, Womgorob treten nic^t in ben SSorbergrunb. ^m SBortlaut finb öon 664 SWummem nur 229 miebergegeben, barunter aUerbingö bie umfangreic^ftcn. SRit bem näc^fteu 93anbe bürfte biefe Stbt^eilung JU Snbc geführt merben. Mkgf.

5)ie 9»atrifcl be« afabemifd)en ö^mnafiumg in ^omburg 1613—1883. Eingeleitet unb erläutert üon d. ^, flBilt- Gittern, herausgegeben t)on ®iirgermeifter ÄeHtng^ufen'S Stiftung. Hamburg, in Äommifjion bei ii. QJräfe & exütm. 1891.

®ae Hamburger afabemifd^e ®l)mnafium, toel^c^ öon 1613 bid 1883 bcftanben ^at, befaß jroar nie ben E^arafter unb bie Steckte einer ^oc^fc^ulc, fonbem foHte nur eine S3orfd)u(e für bie ^od^fc^ule fein. Iro^bem ober nimmt eS in ber ®efd^id)te ber ©c^ulen unb ber Oclel^rfamfeit ©eutfd^lanbS eine fo ^eröorragenbe Stellung ein, baß ber S)rud feiner SRotrifel burc^au^ bered^tigt mar. ©eine ^öi^ftc ölüte erreichte im 17. Sa^r^unbert, roo unter bem SReftorat bc3 berühmten Soac^im Sungiug t)on 1629 bi§ 1657 eine weithin mirtcnbe ?lnjief)ung§fraft ausübte.

^k ausgäbe ber Watrifel ift fo cingeridjlet, baß eine Ginleitung

152 XJiterohirberic^t.

öorongc^t, »cld^e über bie ©ntfte^ung be§ ®l)mnafiumg, bcffen SSc* fud^, bie ^cimot ber ©c^üfer, bic ®Quer ber ©tubicnjeit, bie J^cröoT« rogcnben Siomcn unter Sel^rern toic Sd^ütern, bie ^anbfd^rift ber aKotrifel 2C. «uSfunft gibt ©obann folgt bie SWatrifcI fetbft. Der Herausgeber \)at ft^ noc^ Shröften bemül^t, bic toten 9?omen ber eingetragenen ©^mnafmften burd^ SWotijen ju beteben. ®abei ift eine toeitfc^ic^tige Sitteratur, befonberS ^omburgenfia, mit ^erangejogen. 6in „Stnl^ong mit S^fäften" bringt fobann eine Slnjal^I bon furjen SBiogrop^ien. ^ier bermi^t man öieHeic^t mand^en SWomen, mä^renb einzelne mitgeteilte S3iograp]^ien l^ötten wegbleiben fönnen. ©o mürbe öiefleic^t 3o^. ©urlitt eine (Srmft^nung öerbient I}aben, ein auSgejeic^neter ®ete^rter, ber 1805/6 JReftor mar, unb über ben $ugo ^olftein in fetner „©efd^id^te ber ©c^ule ju fflofter Serge" (Seipjig 1886) frül^er UnbefannteS mitgetl^eilt f^at SSefonbere änerfennung öerbient eS, bafe ©ittem fid^ bie SKül^e nid^t \)ai öerbriefeen laffen, ein SRegifter ber bieten 9iamen anjufertigen. (£rft burd^ ein foIc^e§ mirb eine SKatrifelpubüfation mal^r^aft jugönglid^. 9luf ©. XXI merben bie naml^aften ^iftorifer jufammengeftettt, meiere einft bie Slnftalt befuc^ten. ?tu§ benfelben mögen folgenbe SWamen l^eröor* gel^oben fein: Sol^. 3)iartin Sappenberg (geft. 1865), ber Sfirc^ens ^iftorifer 3o^. ©efffen (geft. 1864), SBil^elm SBattenbac^ unb Äart ßoppmann. Karl Hartfelder.

SBreSIauifc^ed Stagebuc^ t)on Soiann Oeorg ^tcinlergrr 1740—1742.

3m Sluftrage be« SJereinS für ®efd)i4te unb 9Utcrt^um S^lepenö ^crauÄ* gegeben tjon (Sugen Xräger. SBreöIau, 3. 3Jiaj & tomp. 1891.

DaS S^agebuc^ ift ein ^uSfc^nitt auS einer fel^r umföngtic^ an« gelegten, mit (£rfd^affung ber SBelt beginnenben K^ronif, an melc^er 3o^ann ®eorg ©teinberger, ein 93re§fauer fi'aufmann, jur Seit beS ©inmarfc^eS ber ^ßreufeen in ©d^Iefien fc^on feit längeren So^i^cn arbeitete. ®r mar alfo gemöl^nt, auf bie SBeltbegebenl^eiten mit auf« merffomer S^eilnal^me ju achten; fo ging i^m auc^ frü^ bic ®m* pfinbung auf, ba| erzeuge öon SSorgöngcn fei, meldte bie Sage ©c^lefien^ unb feiner ipauptftabt ööUig umgeftalten mußten, ©rft ctma 15 2^^^ früher auS granffurt a. 30?. nac^ SSreSlau eingcmanbert, unöer^eirat^et, im beften 2RanneSaIter unb guter ^roteftant, bxaä)it er bcm fieg* reid()en auftreten beS jungen ^reufeenfönigS mo^t ein l^ö^crcS SWaS öon tl^eilne^mcnber Semunberung entgegen, alS bie SDlitgliebcr alt cingefeffener Samilien. ®oc^ ge^t er au§ einer bcfonncnen ateferue

©c^Icpen. 153

nie f)txavS. ©eine Slufjcici^nungcn finb fc^r eiiigel^enb, jutoeitcn breit, ba§, iDQg augerl^alb feineS eigenen ®efid^t§freife§ auf bem Jtrieg^^s t^coter üorging, oft noc^ öerfd^iebenen Seric^ten, 3fitu"9cn/ ©riefen u. f. H). mieber^olenb, nic^t o^ne ©inn für ffritif, jumcilen berb im ÄuSbrud, befonberS in SSerurtl^cilung be§ Unfittlic^en, öoH SKitgefül^I mit ben Seiben bei^ Jtriegc§. 3n bie ©e^eimniffe ber ^Poütit ift er felbftöerftänbliclö nid^t eingetoei^t. S)em ungeachtet f)ai fein Sagebuc^ ©timmungSbilb ein nic^t ju unterfd^äfeenbeS l^iftorifc^eSSntereffe; fein tofalgefc^ic^tlic^er SBertl^ ift bcbeutenb unb burc^ bie reic^li^en unb fleißigen Slnmerfungen be§ ^erau§geber§ fel^r erf|ö^t nmrben. ^e Crtl^ograpl^ie ift moberniftrt. Mkgf.

ScrjeicftniÄ ber ^nftbentmaler ber ^roöinj ©c^Iefien. in. 3)er Sie* gierungdbegirf fiiegni^. 3m Qmt{id)en auftrage bearbeitet t)on ^aii0 ßntfiil. »redlou, 93t(§. ©ottl. ^om. 1891.

®er 3. SSanb, innerl^alb jmeier Sa^re in öier Stbt^eilungen er* f^ienen, fc^liefet fid^ in feiner Einrichtung bem jmeiten an. S)er S3f. gtiebert alfo auc^ im Siegni^er 9legierungdbejirf ba§ ju befd^reibenbe ®ebiet nac^ ben alten gürftentl^ümem unb be^anbelt in bem Sanbe bie Sürftentl^ümer ©logau^Sagan, ßiegnife, @c^n)eibni^*3auer unb ben 1815 erft ju ©d^lefien gefc^lagenen 2^ei( ber Oberlauftt- Sttter^ bingiJ ftnb Dom gürftentl^um ®Iogau ber fireii^ ©ul^rau unb üom gürftentl^um ©c^meibnife bie Greife ateid^enbac^, ©d^roeibni^, SBalben^ bürg unb ©triegau, n)cil fie je^t jum SSre^Iauer MegierungSbeäirf gehören, auc^ fd^on in 99b. 2 bei biefem abgel^anbelt morben. SBieberum fmb bie gürftentpmer mit banfen^mert^en fulturgefc^ic^tlic^en Über* fiepten eingeleitet morben. 3n ben befproc^enen Sanbfd^aftcn ^aben fid^ bie ©tobte ju lebhafter 99Iüte entroidfelt, .fie finb ba^er an S)enf* mälem reid^, befifeen namentlich auc^ eine anjie[)enbe SüHe Don ©ürger^äufem au^ ber 8lenaiffance=$eriobe, möl^renb ba§ Sanb meber on ffird^en noc^ an Slbel^fifeen bebeutcnbe Sauten aufjumeifen \)at 8on fi'töftem beanfprud^t nur (Srüffau Sead^tung. Safe bie Dber^ laufit ^*«^ anbere gefc^id^tlid()e ®ntmidfelung gehabt l^at al§ ©cf)lefien, lö|t fid^ and) an il^ren Sauten unb fonftigen Jhinftcrjeugniffen er- lennen; fte mürbe nic^t öon Sö^men, fonbern üon ©ac^fen fünftlerifc^ beeinflufet. Die Bearbeitung öerbient ha^ gleiche Sob roie in ben crftcn jmei »önben. Mkgf.

154 fittcroturberidit.

G5efcf)i(6te bfi» fgl. @)))mnartumd gu S))d $on d. 8eniefer. I. ^ie Spder ißroüin^ialfc^ule t)on it)rer G)rünbung bi^ juv UmtPanblung in ein ^umaniflifcftcg ©pmnafium. Äöniggbcrg, Wartung. 1887. II. 2)Qd ^umo* niflifc^c ÖJQmnafium öon 1813 bi§ ^um 300 jährigen Subiläum. ieünig«» bcrg, Wartung. 1891.

S)ic ©c^ule be§ Meinen oftpreuftifd^cn ©täbtd^enS an ber Tuffifc^*= polnifc^en (Srenjc l^at in ber beutfc^cn ©c^ulgefc^ic^te nie eine be- bcutenbe SRotte gefpielt. SBeber mar fic jcrnnB ber ©i^ einer neuen päbagogifc^en Seroegung, noc^ ragten i^re ße^rer burc^ befonbere ©ele^rfamfeit über i^rc StanbeSgenoffen in auffälliger SBeife t)erbor. ©0 f)ai benn ©emcter'g Arbeit junäc^ft nur einen lotalgefc^ic^tlic^en SBert^. Änbrerfeitg aber ift bic ©efc^ic^te einer fold^en Heineren ©d^ule gieic^jam eine Kontrolle jur ©c^ulgefc^ic^te im allgemeinen. 3Jlan )k\)t, mie bie großen päbagogifc^en ^emegungen i^re äSogeu bis ju ben entlegenften ffüften entfenben. Übrigeng f^ai ber 3Jf. ftc^ afle SDJü^e gegeben, ben fpröben ©toff burc^ SJenu^ung ungebrucfter unb gebrucfter Duellen anjie^enb ju geftalten. UuroiIlfürH4 brängt fic^ bei ber fieftüre bie Semerfung auf, bafe ba§ 19. 3a^^^"i^^frt in ^ßreufeen für bie ©ct)ulen mel^r geleiftet l^at atö alte früheren ju- fammen. Sie früt)ere ©c^ulgefd^ic^te ift eine jufommen^ängenbe Stette öon 9(rmut{) unb ©ntbel^rungen, uon 3(rmfeligfeit unb ^ex^ gemaltigung. X

3^ic ginonüen Öftcrreic^S öon 1701 bis 1740. 9?qc^ ard)ibalif*en OucIIcn bargefteUt uon gfran) gfreiderrn 0. SRenfl. W\i Unterftü^ung ber taiferl. ^ifabemic bei SSiffenfcftaftcn in SSicn. SBien, üKang. 1890.

5)er Sinffug, ben bie Sage ber öfterreidjifd^en ginanjen }u Der* fc^iebenen 3^»*^^ auf ben ®ang ber öfterreic^ifc^en ©efd^ic^tc unb befonber§ auf ben ber S?rieg§gefc^ic^te auggeübt f^at, ift jur ®enüge befannt; eine ®efd)icl^te ber öfterreidjifd^en ginanjen aber ift, bon gonj unbebeutenben 9tn(äufen abgefe^en, nod^ nic^t bor^anben. Um« fome^r muß eg mit Sefriebigung begrübt merben, baft mit bem ^ier JU befprec^enben ®uc^e eine auf reichen, bisher gröfetentl^eilg un- benu^ten ÜJJaterialien aufgebaute, auc^ formell mol^Igetungene, gefc^icft , angeorbnete unb uon entfd^iebener ©ac^tenntnig jeugenbe öfterreic^ifd^e ^inon^gefd^ic^tc gefc^affen mürbe. 3tt)ar umfaßt biefetbe, wie fc^on ber Sitcl erfennen lägt, nur ben Zeitraum uon 1701 1740, aber gerobe biefer ^^^traum ift befonberS le^rreic^, meil er ben Übergang bon ber ft(einmirt^fd)aft ber borauggegangenen Qtii, in melc^er bie

Oftprcuftcn. Öftcrvctc^. 155

^inanjen be$ ©taate^ nod^ faft ganj al§ ^rtDatangelegeu^eit be^ Staatsoberhauptes betrachtet mürben, ju ber auS böigeren Oefid^tS' punften öeleiteten ginanjpolitif eineS ©rofeftaatcS barfteHt. Sebeut^ fom \\t namentlid^ bie in biefen S^i^öum fallcnbe ®rünbung unb erftc ©ntroicfelung ber SBiener ©tabtbanf atö beS erften berartigen SnftituteS in Ofterreic^. S)ie $erf önlid^feit i^reS ®rünberS unb lang« jährigen SeiterS, be§ früheren $offammcrpräfibenten®unbafer31^oma§ ®rafen ©tar^emberg, bilbet in geroiffer ^ejie(;ung ben SWittelpunft beS ganjen Sud^eS, unb eS ift nid^t ju leugnen, baft bie SSerbienfte biefeS Staatsmannes, obmo^I aud^ öon Stmetl^ unb anberen ©ifto* ritem gemürbigt, erft in ber S)arfteIIung beS 3Jf. 5u i^rem öollen Steckte fommen.

©ine öoUftänbige ginanjgefd)id^te Cfterreid&S entl^ölt baS Sud^ atterbingS aud^ nic^t einmal für ben S^i^^öum öon 1701 1740, inbem namentlich bie @ntn)idte(ung beS ^bgabenmefenS nic^t einge^enb bargcfteÜt roirb. S)er ®runb liegt in bem Umftanb, bofe fid^ ber S3f. in feinen ard^iöalifct)en gorfc^ungen im mefentlic^en ouf baS atterbingS fe|r reichhaltige faiferl. unb fg(. SReic^S^ginon^arc^iü befc^ränfte, mäl^* renb für eine grünblid^e S)orftettung beS MbgabenmefenS bie ^eran« jie^ung fämmtlid^er SanbeSard&iue unumgänglich geroefen märe ; nur baS nieberöfterreid^ifc^e ßanbeSard^iö ift uon bem SSf. gleic^faUS be* nu^t roorben. @S märe jeboc^ ungerecht, bem SSf. ouS biefer felbft^ gemä^Iten Sefd^ränfung feineS ©toffeS einen SSormurf mact)en ju motten, meil einmal, moS er bietet, aud^ fo beS S^itereffanten unb fie^rreic^en genug enthält, unb meil er ©orge getragen l^at, in ben einleitenben ©apitetn feineS SBerteS ha^, roaS ber Cefer beS SJuc^eS über baS öfterreid^ifd^e 9(bgabenmefen ber bamaligcn Qdt (unb über bie bamaligen (Selb- unb Srebitüer^ältniffe überhaupt) unbebingt ju miffen nöt^ig f^at, in flarer unb überfic^tüd^er SBeife jufammen* juftetten.

©ead^tenSmert^ ift, mie fic^ ber SSf. über ben ^iiftcinb ber öfter:= reic^ifc^en ginanjen am ©ct)Iuffe beS oon i^m gefd^ilberten ^^itroumeS, olfo jur Stlt ber S^ronbefteigung SRaria T^crcfia'S, auSfprid^t. 3)lan ift, um bie ®eftalt biefer ßerrfct)erin in rec^t ^o^em ©lanje crfc^einen ju laffen, gemo^nt, bie Soge Cfterreid)S bei il^rem SRegiennigSontritt mögüc^ft f^marj ju malen, unb einer ber fctimär^eften fünfte beS troftlofen ©emöIbeS, baS man ^u eutmerfen pflegt, ift ber bomalige 3uftanb ber öfterreic^ifd^en Sinon^en. 9Jun behauptet atterbingS ber 8f. cbenfattS nid^t, bag berfelbe ein glän^enber gemefen möre; aber

156 SitevQturberic^t.

er betont \)o6), bofe „bie ginanjlage Cfterreic^S im ^ai)xc 1740 taum fd^Ied^tet mar, al§ bieg nad^ bcn ©reigniffen ber borongegongenen 3a^rje^nte, inöbefonberc oud^ im ^inblicfe auf ben furj üorl^cr be* merften Sürfenfrieg, unöermeiblid^ mar." SBie fic^ bie ginanjtage Öfterreic6§, in^befonbere aber bie Shcebitberl^ältniffe biefe^ Staate^ mö^renb ber SRegierung Sarrg VI. gebeffert ^aben, ba§ wirb öon bem SSf. einge^enb unb in überjeugenber SBeife bargetl^an.

Th. Tupetz.

3)ie ftirc^en-, ©c^ul« unb ©pitalorbnung üon goacftimSt^al. @in Aultu^« unb Äulturbilb auS ber 9Jcf ormationSjctt 53ö6men8. 3)efQnat8rcbc in cnvciterter QJeftQlt öon Oleorg Soefi^e. SBien, ^on^; fietpätg, ^Berlin, 3ul. minU ^arbt. 1891.

^fuSjug ouS bem 3a^r5ucf) ber ©efenfc^oft für bie ©efc^ic^te bc« ^ro* teftanti^mu« In Öftcrrcic^, 12. Qa^rgang, 1. ©eft.

S)er SSf. bebauert in ber (Einleitung feiner Sd^rift, bafe bie atten eöangelifc^en fiirc^enorbnungen Ofterreid^g nirgenbg gefammelt, ja jum großen 2:^eile nic^t einmal gebrudft ober felbft auc^ nur bem litel unb Sunborte nac^ öerjeid^net feien. 9tud^ bie in ber borliegenben Schrift be^anbelte ^rc^enorbnung bon 3oad^im§t§al toar bi^^er fo gut mie unbefannt, unb ift gemife banfeniSmert^, bafe ber S3f. fie burd^ feine SSeröffentlid^ung weiteren Reifen jugänglic^ gemad^t unb jugleid^ burc^ .^inroeife auf anbere ©d)riften i^reö Ur^eberg, be§ ja auc^ fonft mo^Ibefannten 3o^. STOat^efiuS, SSergteic^e mit anberen .ft'irc^enorbnungen, befonberS mit ben älteften bon SBittenberg, bie aU Duelle gebient ^aben fönnten, unb fonftige 93elegftellen er^ läutert ijat SSielen Sefern ber ©c^rift märe mo^I ermünfc^t ge« mefen, menn ber eigentliche 2eyt ber ftHrd^enorbnung öon ben er« löuternben ^Beigaben fd^ärfer getrennt morben märe; anbrerfeitS lägt fic^ nic^t leugnen, bafe burd^ bie öom SSf. gemä^Ite Sarflellungg* meife ein anfd^aulid)ere§ Silb ber gefammten ffultu^s unb ffultur« üer^ältniffe 3Soad^im§t^ate im SReformationöjeitalter, mie bieg auc^ ber 2^itel anbeutet, gegeben merben tonnte. SBaö ben 3n^alt ber .^ird)enorbnung felbft betrifft, fo merben namentlich fat^olifc^e Sefer mit S3ermunberung bemerfen, mie gering berl^ältnigmägig in berfelben bie 9(bmeid^ungen bon ben fat^oUfct)en ffiri^engebräud^en finb, ein Umftanb, ber fic^ aug ber entfd^ieben fonferöatiben ®efinnung beg äRat^efiug, aber aud^ aug ber ?tnpaffung an bie jum großen I§ei(e nod^ fat^oüfc^e 5Rac^barfd^aft erHärt. Th. Tupetz.

SBö^mcit. SBafel. 157

^anbcl unb Snbuftric bcr ©tabt ©afcl. 3unfttt)cfcn unb SBirt^fcftaft«* gff<!^i(6te bid pm ®nbe bed 17. ^^I^rl^unbertd. ^on Sraugott ®eeriit0. »afcl, ecftncibcr. 1886.

S)ic SRängel bcS ©eering'fc^cn 83ucl^eS finb fo offenfunbig, baß fie aitc^ bei einer furzen unb anerfennenben SSefpred^ung ntc^t un^^ erwähnt bleiben bürfen. S)ie MuSbrudfgmeife ift nid^t immer glüdtlid^ unb ^ie unb ha fc^mer t^erftönblic^, bie ^norbnung bel^ meitfc^ic^tigen ©toffeS ungleic^möfeig unb ba^cr unüberfid^tlic^ ; öiele mel^t bei* läufige ©rörterungen enbHd^, bie in 9lnmerfungen unb ©yfurfe Rotten öertpiefen »erben miiffen, unterbred^en ftörenb ben Swföntmenl^ang ber S)nrftellung. S)a§ finb geiler, bie bem Sefer oft ju fd^affen mad^en, ben SSertl^ bei^ 99ud^e^ aber nur menig beeintrad^tigen. @ie^t man t)on i^nen ab, fo bleibt bei^ S^refflid^en genug unb übergenug.

SRe^rere glüdttic^e Umftänbe l^aben jufammengemirft, ein SBerl, »ie baS öorliegenbe, ju ermöglid^en. ift befannt, mie in ber ©rforfd^ung ber ^eimifd^en ©tabtgefd^id)te eine ©eneration Don Oe« lehrten immer bie anbere felbftloS unb mit miffiger Stnerfennung ber SSerbienfte ber Vorgänger abgelöft f)at 3)lan braucht nur bie 9Jamen Neugier, ged^ter unb gifd^er ju nennen, um bie Erinnerung mac^« jurufen an jal^Ireic^e treffliche unb in i^rer 9lrt muftergüttige Unter« fuc^ungen jur ®efdt)id^te ber $olitif, ber Sopogropl^ie, ber SSerfaffung unb ber materiellen ®nttt)idEeIung Safel^. ©o mar ber ungeheure Stoff ber Überlieferung menigften^ in einigen ©ejiel^ungen in Eingriff genommen, menn auc^ nod^ feine^meg^ aufgearbeitet. Sud^ möd^te ic^ nid^t bel^aupten, bag für bie ^anbelg- unb ©emerbegefd^id^te feiner Saterftabt nac^ ®.'§ SBerfe nic^tiS mel^r ju t^un übrig bliebe; fein Berbienft befte^t öielme^r barin, neue SBege gemiefen unb bie Wetbobe mirt^fdbaftSgefd^id^tlic^er gorfd^ung nic^t uner^eblid^ öeröoHfommnet ju ^aben. 3^ biefer ©infid^t tritt fein 33ud^ ebenbürtig ben tief* eingreifenben fojialftatiftifd^en Unterfuc^ungen an bie ©eite, bie ffiart öüt^cr ganj jur felben 3^^^ ^^^ ©d^id^tung ber Scöölferung öon granffurt a. SR. gemibmet fjat Diefe glänjenben SSor^üge be§ ®/fc^en SBetfei^ jeigen fid^ überall ba, mo er fid^ auf ein reid^eS, ard^iüalifd^ei^ SRaterioI fiü^en fann. 92ur im Si^apitel, ha^ bie Sntftel^ung ber »aSicr 3ünftc fd^ilbert, ift ba§ in geringerem SWafee ber gall. ®e« rabe gegen biefe ÄuSfül^rungen rid^tet fic^ ber Singriff ©ot^ein'i^ (SBirt^f(^aft«gef(^id^te beS ©«^tDarjmalbeg 1, 323 ff.), bem SRef. barin fdjmerlid^ beifttmmt, baß bie guuftöerfaffung ©afelS ausJ ber §ofs öerfaffung hervorgegangen ift. Die poptiöen Darlegungen ©otl^ein^iS

158 fiiteraturbertc^t.

crHären bie ®ntftel^ung be§ b ortigen SunftmefenS auSreic^enb, fo baß fortan bie ätterc ST^corie \)on Sfifefd^, ber ic^ niemals l^abe 6ci= ftimmen fönncn, noc^ größerer ©infcl^rönfung bebarf.

!Da$ 2. Kapitel gibt bann eine jufammenfaffenbe 2)arfteIIung be$ 3unftn)efen§ Don 1356 bi§ jur SReformation. ^^^ genannten 3a^re nänitic^ Ratten bie ftc^ oft roieber^otenben ©rbbeben faft bie ganje ftäbtifd^e Überlieferung, namentlich bie ©tabtbüc^cr unb al^n* Itc^e Slufjeic^nungen jerftört*). (£^ Ratten bamatö fc^on bie ^anb- merfer burd)aug ba^ Übergewicht im (Btabtregiment. !Die potitifd^c SSor^errfc^aft ber 5ßatrijier mar längft gebrochen; bennod^ aber ift i^r Sinfluß fo groß, baß bie 3ünfte mit Sorliebe einen 9iitter aK i^ren S)elegirten in ben ©tobtratl^ fenben. ®rft 100 3a^re fpöter ttjirb ber Slbel Pertrieben. S)ie ^anbroerfer unb Srämer, bie jeftt bie $olitif leiten, Perjic^ten fortan auf jebe ^u^be^nung ber ftäbttfc^en Ober^o^eit, obwohl Safel ber natürliche SKittelpunft be§ gefegneten ®ebtcte^ jroifc^en 3ura unb Sc^mar^watb etroa üon ber Starmünbung bi§ SReuenburg am St^ein ift. 3n ben ^al^rje^nten nac^ bem Qxb^ beben hingegen entmidfelt fic^ bie @tabt auf bo§ fräftigfte unb glücf« lid^fte: bie roert^öotlften bifc^öflid^en ^ol^eit^rec^tc, bie Oberauf fic^t über ben S3erfe^r, bie SSogtei, fileinbafet unb bie ©rweiterung be§ ©tabtgebieteö, ba§ aUc§ weiß bomal§ eine einfid^tige unb burc^ Un* einigfeit nid^t gelähmte ©tabtöermaltung an fic^ ju bringen. 9J?an tt)irb ®. beiftimmen bürfcn, wenn er behauptet, baß bie fpäteren (äe- fc^lec^ter nic^t§ ö^nlid^eS mcl^r gelciftet ^aben mie bie beiben ©encra*- tionen, bie etttja bie 3^it nad^ bem ©rbbeben big jum großen Jtonjil (1430) augfütten.

3n ber Sermaltungg := unb SSirt^fd^aftiSgefd^ic^te fommt bicfcr SBanbcl ber 5ßolitit unöerfennbar jum STuiSbrudt. 3n ber früheren ^ißeriobc eine? maßöollen ©tabtregimentS finben bie ^ntereffen be^ ipanbelg nod^ bie gebü^renbe Serüctfid^tigung. SBenn auc^ faft bie ganje ©tabtbeöölterung gleichmäßig ben einjelnen ^anbrnerfers^anbefö^ jünften ober ©tuben jugetl^eilt ift, fte^t boc^ bem Saufmann frei, fid^ in einen jmeiten SSerbanb einjutaufen. ©o mürben burd^ baiJ Pon ®. juerft geroürbigte Sfnftitut ber fog. S)oppeljtinftigfcit bie SRac^« t^eile in tttoa^ befeitigt, meldte bie junftmäßige Organifation bem ^anbel, ber freiere SSerfe^rSformcn liebt, jufügen mußte. Späterhin

') 53gl. hierüber je^t bie Einleitung ju ben 55a8ler S^ronifen.

SBafcI. 169

aber, fc^on feit Sul^gang bed 14. ^a^r^unbertd, fommt, mie ®. fic^ mo^l etroa^ cup^emiftifc^ auSbrücft, ba§ „SSerftänbni^" für ben .^anbel bent Statte me^r unb mel^r ab^anben, bte SBtrt^fd^aftSpolttif nimmt bcn E^arafter einer einfeitigen Sunft:= unb gntereffenpolitit an. 5Rici^t mit Unrecht bringt ®. mit biefer ©rfc^einung bie SSerfaffungSönberung öom Sn^re 13b2 in SJerbinbung, bie bog Übergewicht ber Semohrotie DoHenbö bcfiegelt. Sei berartigen allgemeinen politifd^en SSoraug^ feftungen lann eS freiließ nic^t SBunbcr nehmen, bafe ben 3wnfteu ^ier foft ausnahmslos autonome SRec^te eingeräumt finb, bie im SSer- gleich mit bcn Sefugniffen ber Innungen norbbeutf c^er Stöbte gerabeju unerhört pnb.

SSon ganj befonberem 3ntereffe finb ferner bie 9?acl^ric^ten, bie ®. in einem britten Sfapitel, baS bie ttxoa^ ju allgemeine Überfd^rift »bie ©runblagen beS SSerfe^rS im SRittelalter" fül^rt, über bie Sauf= ^auSüerfaffung SafelS gegeben ijat SBie im benachbarten ©traftburg, ifl auc^ in 35afel, ganj im (äegenfa^ ju ben öftlic^en ©emeinmefen, baS fiauf^auS m(S)t eine urfprüngtic^e, fonbem eine auS 3^ü^*»^ö6ig= leitSgrünben aQmöl^Iic^ in'S Seben getretene @inrid^tung. ®urc^ ben ^uf^auSimang für (Sinfu^r unb ^uSfu^r mirb baS ^auf^auS ber einjige 5Karft für grembe. S)er allgemeine mirtl^fd^aftspolitifd^e ®runbfa^ beS SRittelalterS, bcn ©demolier juerft ertannt unb in allen feinen Solgen gemürbigt ^at, ift l^ier in Safet biS in bie mobeme 3eit rücffic^tSIoS burd^gefü^rt : ber faufmännifc^e S^^ifc^en^anbel, ber ftc^ überall jmifd^en ^robujenten unb ©onfumenten einjufc^ieben trachtet, ift fo gut roie auSgefc^Ioffen. ,,9tn biefer ®runbfefte mittel- altcrlid^er ^anbeföpolitif l^aben unfere [Safeler] Raufleute gegen ®nbe beS 15. Sa^r^unbertS öergeblid^ ju rütteln gefud^t": baS ^anbmerl mar unb blieb fiegreid^.

2)od^ ic^ l^atte ein, um nur noc^ allgemein ju ermähnen, bag ber S3f. ben Einfluß beS großen SfonjitS auf bie ©taDtmirtljfc^aft in einem eigenen Sapitel mufter^aft jur ?tnfd^auung gebrad^t ^at. SBeit über bie ©renjen beS 2Ritte(alterS ge^t er bann ^inauS unb fc^ilbert, welche S^rttgfeiten bie flüd^tigen Hugenotten nac^ Safel bringen unb meiere neue Snbuftriejmeige fie bort in'S Seben rufen. 5ro^ biefeS 3utt)a(^feS an mirt^fd^aftlic^er Sn^cnigenj bat bie ©tabt in it)rer Sfolirung, fo j. ©. bie 2uc^manufaltur, einen fc^ioeren ©tanb bem Colbert'fc^en ©ijftem gegenüber. @S gereid^t bem ©cbmeijer jur @^re, baß er bei biefer ©elegen^cit bie bamalige Überlegenbeit beS beutfc^en 9{orbenS ancrfennt, in bem einfid^tige dürften über größere lerri*

160 fiiteiaturbcricöt.

torien geboten unb ©nergie genug Ratten, bie fleinl^anbmerferlic^c „einfeitigfeit bc^ 3unfttt)efeng^ fowie bie „^^alany" ber (Sefetten* l^ranniä ju burd^brec^cn. Erich Liesegang.

gfran^öfifdie ^(turftubien. ^on ftnbolf ^pii^tv. I. ^Beiträge gut ®e« fd)ic^tc be8 Spiele« in mu^xantnidj. ^eibelbcrg, SBinter. 1891.

Die borliegenbe Strbeit gibt eine überfid^tüd^e unb ^öc^ft an* jie^enbe Dorftettung ber ©piele, meldte im alten granfreic^ gang unb gäbe toaren. SBä^renb über ha^ ©c^ac^^ unb Sartenfpiel eine eigene fiiteratur borl^anben ift, finben ft(^ über bie ja^Ireid^en anbercn ©pielc nur bereinjelte SRotijen. Der SSf. ^at fid^ ba^er, maö bie crfteren beiben anbetrifft, auf bie SMitl^eilung beffen bcfd^ränft, mag bisher ber Sori(^ung entgangen mar.

Sltö Duetten bienten i^m in erfter Sinie bie peetifc^en unb profaifc^en Siteroturbenfmäler beS franjöfifc^en SWittelalterö. Daneben l^ot ber SSf. aber auc^ (Sefefee, SSerorbnungen unb äl^nlic^c Dofumente, fomie Slltert^ümer unb bitblid^e Darftettungen l^erangejogen. Die Unterfud^ung, roeld^e \\)x ^auptaugenmerf auf baS 12. unb 13. ^a^r« l)unbert richtet, ift bi§ juni ?(uftreten üon granyoiS 9iabelai8 geführt, mit melc^em eine neue @poc^e ber ^(turgefc^i(^te beginnt.

Suerft merben bie ©pielc ju jmeien (harten, SBürfel, ©rett*' fpiele) be^anbelt, fobonn bie ©efeUfc^aft^fpielc (Satt, Jfegel, Sauf:* unb gangfpiele, Jeux d'aventure). Der größte 2^eit ber ©d^rift ift bem berbreitetften, t>on \)od) unb niebrig mit gleicher SSorliebe gepflegten ©pietc be§ 9)iittelQlter§, bem SBürfetfpiete, geroibmet. Den SSf., ber auc^ bie g(eid^jeitige beutfc^e unb englifc^e Siteratur in ^öd^ft aner* fennen^mert^er SBeife jum 3Jergtei(^c ^erangejogen f)at, möchte ic^ auf ba§ 1889 erfd^ienene SBerf \)on Srudfer, „©traftburger Snn^U unb 5ßolijei=SSerorbnungen beiS 14. unb 15. Sa^i^^wnberti&" aufmert« fam machen, ba§ mel^rere intereffante ©pielorbnungen enthält.

Hollaender.

Le tiers ätat d'apr^s la Charte de Beaumont et ses filiales. Par £donard Bonyalot. Ouvrage, couronnö par rAcad^mie de Stanislas. Paris Nancy Metz, Alphonse Picard. 1884.

DeiS castrum ©eoumont toax feit alter Seit ein ttJid^tigeö ®Iieb in ber Sette ber befeftigten Anlagen, burc^ meldte bie ffirj6if(^öfc Don Sieimi^ il^re iBefi^ungen im 9iorboften ber S^ampagne militfirifc^ ju fiesem bebac^t maren. Obmo^l ber Ort in fruchtbarer (Segenb

granfrcid). 161

belegen ift unb in ben fricgertfc^cn Seiten einen guten 3"Puc^t§ort bar* bot, gelangte er crft jur Slüte, i^nt im Sfo^re 1182 ©rjbifd^of SBUI^elm ben berühmten grei^eit^brief öcrlie^, ber unter bem SRomcn ber Kl^arte bon Seaumont fo ungeheure SSerbreitung geminncn follte. Slac^ ber äuöerläffigen SwfantmenfteHung be§ S3f. finb eS mel^r alg 500 Drtfcbaften, bcibeS S)örfer unb ©tobte, bie in ber 3^'* ^'^ h^^ Kudgong be§ SRittelalterS mit bem Steckte bon Seaumont bemibmet morben waren. S)a8 Original biefeS ^riüilegä ift nic^t me^r bor^^ ^anben, aber 93onbaIot ^at feine SJtü^e gefd^eut, an^ ben Derfc^iebenen alten ?lbfc^riften einen brauchbaren unb juDerläffigen 2ejt ^erjuftetten, ber iebenfaffS ben früheren ttjenig forreften ©bitionen gegenüber einen unenblid^en gortfc^ritt barftettt. S)er urfprüngUc^e Seyt, ber fe^r balb auf ben boppelten unb breifac^en Umfang erttjeitert mürbe, meift nac| fad^gcmäfter mobemer ©int^eilung im ganjen nur 57 ?lrtitel auf, gleic^mo^t aber berbreitet er fid^ furj unb flar über ade Ge- biete beS ftäbtifc^en SSerfaffungS^«, SSermaltungä^, kriminal- unb $riDatrecl^teiS, fo bag namentlich barüber ein Sii'cifel faum möglich ift, roie bicr bic ©renjiinie läuft jmifd^en ber bürgerlichen Slutonomie unb ben ^errenred^ten bel^ (Sr^bifd^of^. 99efanntUd^ le^nt fic^ bai^ ^ri- bileg in bieten fünften an bie Urfunben für Saon unb Sfleimi? an, ein ©erfahren, ba§ bei berartigen SSerleil^ungen an jüngere ©emeinmefen in Sranfreic^ burc^aud gebräuc^tid^ ift SBie grog aber ift gleid^mo^I ber Uttterfdöieb etma jmifc^en ber Institutio Pacis, tt)ie bie berühmte gfriebenSorbnung für Saon uom 3a^re 1128 fic^ nennt, unb bem ^Dileg Don 33eaumont! Qxoei burc^auS üerfd^iebene ^erioben ber fronjöfifd^en @täbtegefc^ic^te treten ba in (Srfc^einung. $ie )$ommunen ber älteren ßeit berlangeu faft böttige Unab^ängigfeit: felbftänbige 8enpaltung burd^ i^rc (äefd^morenen ober ©c^öffen, ein befonbere§, fpejififd^ ftäbtifd^e^ ©eric^t, Befreiung öon aüen möglichen Dienften unb Seifiungen. Da^er ber gar nic^t unbered^tigte Unroille ber Oroften, bie ben SSerfd^roörungen ber 33ürgerfc^aften unb bereu gemaltfamen folgen nun i^rerfeitiJ einen erbitterten unb oftmals maftlofen SSiber^ fhinb entgegenfe^en. S)emgegenüber ^aben bie bürgerlid^en Siedete, bic SJeaumont unb feinen Iod)terftöbten jugemeffen finb, einen be- fc^ibeneren Umfang. 3[uc^ ^ier ^aben bie Bürger einen eigenen Sorfte^er (major) an ber ©pi^e eineS fi'otIegium§ (jurati); fie alle merben enoä^lt bon ber ©efammt^eit ber ©emeinbe. ^ber einmal iji ber major bem ffirjbifd^of jur 9ted^enfc^aft§ab(age üerpflid^tet, onbrerfeitg beläuft fid^ feine unb ber ©d^öffen ?tmt§frift nur auf ein

162 Sitcraturbci-irfit.

SSo^r. 5Rur menn ber attgemeine SSäillc bcr SKitbürger fic^ ba^in Quäfpric^t, bürfcn fie beibc i^re SBütbc länger bcf leiben. SBie alfo ber ^err burcö ben major in feinen (äered^tfornen gefd^ü^t ift, fo ifl aud^ bafür geforgt, bofe bie ®emeinbegenoffen nid^t ber ^errfc^oft einer oligard^ifd^en Stique üerfoflen, bie erblid^e^ 9tnred)t auf bie Stabtämter ju ^aben glaubt.

Sitte biefe einfd^Iägigeu SSerl^ältniffe grünblid^ unb, man mirb fagen fönnen, faft erfd^öpfenb be^anbelt }u ^aben, ift ba§ grofee S3er« bienft be§ SSf., für beffen ©ammelfleift auc^ bie mid^tigen urfunblic^en ^Beilagen ein gtänjenbe§ 3f"9^^i^ oblegen. Erich Liesegang.

La mission de Jeanne d'Arc. Conference falte ä G^nes ä la Soeietä di Letture e Conversazioni Scientifichö. Par Panl Marin. G^nes, A. Ciminago. 1891.

S)er SSortrog i)äitQ ungebrurft bleiben fönnen, menn er auc^ mond^e fc^öne SReberoenbung enthält. 3werft anal^firt ber SSf. fel^r au§fü^rlid^ bie Wnfid^ten, meldte Dr. ©rierre be SoiSmont in feinem ^attujinationen (1. 9(u§g.) öon ber äRiffion ber Jungfrau entroicfelt Ijai, roonac^ bie mobeme SBiffenfc^aft nur eine burc^ ben ®Iauben bi§ an bie äufterften ®renjen ber S^fpirotion gefteigerte 33egeifterung in il^r anjuerfennen Vermöge. 5)aran f erliefet er mit überrafc^enber Sürje bie SKitt^eilung, ba§ ber größte jejige ^^^fiter ©nglanb^, Dr. Krooft), im ^al^re 1874 einen ®eift mieber^ott fo beutlic^ unb leibhaftig gefeiten f)abe, boft er i^n p^otograp^iren fonnte, unb folgert baraug, bafj auc^ bie Jungfrau fel^r XDof)l bie ^eilige Sfat^arina u. f. ro. in SBirtlic^feit \)abe fel)en unb üon i^r ben 9tuftrag jur JRettung Sranfreic^S empfangen fönnen. ®iefe Snna^me fei für bie ÜRenfc^« l^eit unb jumat bie granjofen üiel tröfttic^er, alö bie einer boc^ nur auf SBa^n beru^enben 33egeifterung. SBeitere fpiritiftifc^e ©tubien fc^eint ber S3f. nic^t gemacht }u l^aben. Mkgl

Den Franska revolutiooen, dess orsaker och inre historia (1789 1799). Af S. J. Bogthins. Stockholm, Fahlcrantz u. Comp. 1887.

S)er SBf. \)at bie burc^ gemeinfame Strbeit ber beutfc^en ®efc^id^t^ forfc^ung feit S^bel unb ber neufranjöfifd^en ^iftorifc^en ©c^ule feit 1870 in Sejug auf bie franjöfifc^e SReöolutionSgefc^ic^te gewonnenen SRefuttate in feiner fti(iftif(^ meifter^aften, im beften Sinne populären (Scf)rift auf g forgfältigftc berüdffic^tigt unb auc^ einige in ber ^arifct SRationalbibliot^et bcfinblic^e, fcitcne 3)rndtn)erfe mit ®efd^icf öer»

Stalicn. 163

mcrt^ct. ard^iöalifc^c^ äRatcrial ifl nur an mcnigcn ©teilen l^eran* gejogen. S)oc^ motten mit baran erinnern, bafe ber SSf. bie intcr« cffanten ©rgebniffe feiner einge^enben ©tubien in franjöfifc^en unb f(^mcbifc^cn Strc^iben über bie tran}öfifc^*fd)mebifd^enj95ejie^ungen 1792 bie 1796, injmifc^en (1888 unb 1889) in mehreren in ber Svensk Historisk Tidskrift beröffentlic^ten STuffö^en niebergelegt l^at^). 2)er S3f. i)at feine Hauptaufgabe borin crbürft, bie Urfad^en ber reüo^^ lutionären SJcmegung in granfreic^ unb bie aügemeinen mie perfön« lid^cn Kräfte, meiere ^iebei t^ötig roaren, in i^rem ^iftorifc^en S^ fainmen^ange ju fc^ilbern. 2)emgemöB be^anbelt er bie SSorgefc^ic^te ber {Rebolntion fe^r auöfü^rlid^, bie äußere $oIitif, bie ftrieg^gefc^id^te unb bie 3cit nac^ bem 9. I^ermibor l^ingegen nur ap§ oriftifd). ®er SJf. ^at bur^ SJeröffentlic^ung feiner ©d^rift feinen ßanböleuten einen um fo mert^üoUeren Sienft geleiftet, afö biefelben i^rc SenntniS bon ber franjöftfc^en Steüolution bisher merfmürbigermeife au§« fc^Iiefelid) au§ I^ierS unb STOignet }u fd^öpfen pflegten, hoffentlich merben feine Ausführungen, bie fic^ unter fpe^iefler ©erüdffic^tigung ber ffanbinaöifd^en SSer^ältniffe in crfter Sinie an baS norbifd^e ^ublifum menben, baju beitragen, bie im 5Rorben in Sejug auf SBefcn unb Sebeutung ber franjöfifc^en 9teüoIution no(^ immer roeit berbrcitetcn , einfeitigen bjro. irrigen Slnfc^auungen in münfc^enS^ »ert^er SBeife ju berichtigen. SlIS ein l^od^erfreuIic^eS Slnjeic^en barf cS in biefer ^infic^t gelten, baß bie ©ct)rift beö '^ßrof. ©o^t^iuS feit einiger Seit bereite in bänifd^er Überfe^ung üortiegt unb fomit auc^ jenfeitS be§ ©unbeS ju gunften einer unbefangenen Seurt^eilung ber meltbcroegenben ®reigniffe am ®nbe be§ üorigen 3at)r^unbertg in bie ©c^ranfen ju treten öermag. Fritz Amheim.

II du(»ito di Benevento sino alla caduta del Regno Longobardo Per Ferdinnndo Hirgch. Traduzione di M. Schipa. Roma, Torino, Napoli, L. Roux e C. 1890.

9?ur infolge eine^ bebauerlic^en S3erfe^en§ beö SRef. ift biefe gute Überfettung ber 1871 erfc^ienenen Stb^anblung be§ um bie (Se* fdjic^tc beiJ mittelalterlichen Unteritaliens me^rfad^ üerbienten berliner gorfc^crS in biefcn 33Iättem noc^ nid^t mit einigen SBorten angezeigt roorben. gerbinanb ^irfc^ f)at ^errn ©c^ipa fein ^anbejemplar ber Äb^anblung, in mel^eS er Sta^träge unb SSerbefferungen bi§ ^um

*) »gl. «). 3- 69, 85 f.

11^

164 fiitcraturbcridjt.

3a^rc 1888 eingetragen \)attt, jur SJerfügung gefleUt; roir bürfen alfo bieje Überfe^uung aU eine smeite Auflage bed Original an^ fe§en. SRamentlic^ flnben fid) in ben ?tnmcrfungen ja^Ireic^e 3"' fä^e. man öcrgleid^e j. ». ©. 10. 11. 31. 62. 65. 67. 73. 80. 81 u. f. m. ^uf ben ^n^alt ber Slb^anblung nä^er einjuge^en, ift nic^t me^r nöt^ig, ba i^r SSiert^ aden benen, meld)e fic^ mit ber @efc^id^te beiS mittelalterlichen Unteritalien^ befc^äftigen, mo^( befannt ift. Dag $rofeffor ^irfd^ ben $Ian, un§ eine ®efc^id^te bc§ normanifc^en Unteritalieni? )u fd^reiben, aufgegeben kai, merben alle bie bebauen^ iDeld^e feine SJorarbeiten ju berfelben fennen. ©inftmeilen finb mir für fie alfo nod^ auf bie jufammenfaffenben DarfteÜungen ?lmart'§ unb ©iefebred^fg angeroiefen, welche bon bem feitbem erfc^ienenen beutfc^en unb franjöfifc^en ©pejiatroerfen nic^t übertroffen finb. SWit bem S^obe greeman'iS ift un^ auc^ bie Hoffnung genommen, bag feine großartig angelegte ®efd)id)te öon ©ijilien beenbet mirb. ^olm'g Sud^ fc^eint aud^ feinen 3. ^anb erf)a(ten ju foQen. Sd maltet tt)af)rUc^ ein Unftcm über ber ©efd^id^tfc^reibung Unteritalieni^.

0. H— g.

Xer SRunenftein Don Q^ottorp. ^önig Sigtr^gg'd ©tein im {d)Iedipig« ^olfteinif^en SJ^ujeum Daterlänbi{ct)er ^Üertpmer ^u ^iel. $on 8. D. StHen^ cron. ^it einem ^n^ang Don $. $>an beimann, ^el, $. ^öc^e. 1888.

©eim Umbau be§ (Sottorper ©c^IoffeiJ rourbe ein mit Munen» jeic^en üerfel^ener ®ranitbIodf aufgefunben. S)ie mit bem SBebel» fpanger Stunenftein faft gleid^Iautenbe Snfc^rift befagt, baß ?l8frib, bie (äema^lin ®nupa'§ unb Joc^ter Cbingar'ö, ben Stein ate örabbenfmal für i§ren ©o^n Sönig ©igtr^gg errichtet ^abt. ffiin @önig S^nuba foQ nac^ Sßibufinb Don ^einrid^ I. 934 unterworfen unb jur Slnna^me be§ E^riftent^umS gejiuungen, ber größeren DIof 2rQgg))ajoni^-©aga jufolge üon bem bänif d^en Sf'önige ®orm mit Sbrieg überwogen unb getötet morben fein. SBai^ ^at trofe ber äuiS* fü^rungen ®. ©torm^ö in ber Sior^f ^ift. liböfr. (1880) feine frühere ännat)me, baß SBibufinb an ttnut. ben ©o^n ®orm'8 beS «llten gebac^t l^abe, auc^ in ber 3. Sluögabe ber „Sa^rbüc^er beS beutfc^en aUeic^S unter Sönig ^einrid^ I." (1885) nod^ nic^t öollenbg auf» gegeben. SBie Siliencron unb ^anbelmann übereinftimmenb benicrten, mirb man jejt bie Sbentität beS ®nupa unb beS E^nuba roo^I faum noc^ mit ®rfo(g beftreiten tonnen. Siedet anfpred^enb erfc^efnt bie SSermut^ung ber beiben SSerfaffer/Sigtr^gg ^abc fid^ mit feiner SKutter

@fanbinQDien. 165

ju Sönig ^einrit^ gcRüd^tct unb bei bcn fpäteren, bei Slbam öon Sternen ertüö^nten Sfämpfen gegen ®orm an ber ©d^Iei ben Xob gefunben. SRögltc^ andj, ba^ St^frib aug bem jüttänbifd^en ßönigggeft^Icc^t ftammt, melc^e^ gegen @nbe be§ 10. ^o^r^un* bcttiJ jttjei Dbingarö, D^eim unb SReffen, atö in Sternen gemeinte, in bet 3^i*öcfti&i^te ^etbottagenbe Sifd^öfe auftt)ie§.

F. Amheim.

Om Eriksgatan. Kritiska studier i gammalsvensk statsrätt. Af Rudolf l^ellen. üpsala, Josephson. 1889.

3n bet öotliegenben hritifd^en ©tubie tuetben ©ntfte^ung, SBefen unb ftaatöted^t(id)e Sebeutung bet ErikBgata bel^anbelt. äSenn bet 8f. bie «nftc^t betttitt, bet § 1 be§ Retlösabalk im ölteten Vest- götalag fei atö ein bie ^önigSmal^I in ©c^meben betteffenbei^ gftagment einei^ 1172 butd^ „^omptomift" jmifc^cn ben einjelnen »Sanbfd^aft^bölfetn'' bcteinbatten „etften fd^mebifc^en ®tunbgefe^e§" aufjufaffen, fo fü^tt et eigentlid^ nut einen (Sebanfen meitet auS, ben ^ißtofeffot gal^lbedf in bem Sluffa^e: Den kallade striden mellan Svear och Götar (Svensk Hist. Tidskr. 1884) beteitS ftü^et ongebeutet l^atte. Sßenn et hingegen ben SBotten jene^ ^atagtap^en bie Deutung gibt, baß bie Uplanb^bölfet alletbingS fotton ba§ SRec^t et^alten Ratten, butdö allgemeine 9lbftimmung einen Jtanbibaten füt bie StönigShrone ju „nennen" (taga), jugleid^ abet auc^ bie $f(ic^t, bicfe i^tc SBa§I betmittelft bet Eriksgata ben anbeten „Sanbfd^aft^s bdifetn auf ben tefp. SanbeSt^ingen „jut Seftätigung ju untetbteiten" (vraka), unb ttjenn et auf ®tunb biefet ?lu§Iegung bie abfolut neue Behauptung auffteÜt, baß bie Eriksgata „eine gotm füt bie SönigS^ roa^I in bem etblic^en ©önigteic^ @d^tt)eben" gemefen, unb bet Sönig etft no(^ (gtfüllung biefet „gotm", alfo etft nac^ 33eenbigung feinet Eriksgata atö mitflidb „gcroö^It" bettad^tet motben fei, fo läßt fic| batauf einjig ettt)ibetn, boß biefe 2;^efen, fo gefd^idt fie aud^ fombinitt unb fotmulitt fein mögen, bennod^ auf Slnna^men betuben, toelt^e fid^ cntmebet übet^aupt nid^t bemeifen obet abet mit bem bot^anbenen Utfunbenmatetial nut fc^met in Sinflang btingen (offen. 6mil ^ilbebtanb unb ffe^^Säbetg l^aben benn aud^ bie einjelnen liefen, obet tid^tiget ^ijpot^efen be§ 3Jf. beteit§ einet einge^enben »rirtf untetjogen (Svensk Hist. Tidskr. Sb. 10, 1890), bet mit im gtoßen unb ganjen beipflid^ten fönnen. SBenn bie 2lu§fü^ningcn J^ biöroeifen auc^ nut uon problcmatifc^em SBett^e finb, ba fie

166 fiitcraturberirfit.

auf attju fd^mnc^cn %üien ftct)en, fo ücrrat^en fic bod^ eine ^o^c fritifcöc Begabung, ein fcitcncä Äombinationi^talent uiib ein glön* jenbeS formcffei^ S)arfteIIung§öcrmögcn. F. Amheim.

(Sin altnorn)egi{4ed @4u^gi(beftatut. ^ad^ feiner ^ebeutung für bie ^efc^ic^te bed norbgeimanifc^en (^ilberoefen^ erlöutert Don SRa| |^a)i)ienl|eiin. SBrc8lau, 9B. Äöbner. 1888.

S)er SSf. I^at ftd^ ber bünfenSrocrtften Slufgabe unterjogen, bad einjige un§ erhaltene ©totut einer altnortüegifd^en ©d^u^gilbe, bo^ fog. „Sart^olin^fd^e ©tatut", naä) feiner red^tSgefd^id^tlid^en 33ebeutung cinge^enb ju erörtern. SBäl^renb über ben ©i^ ber betreffenben Ola^^ gilbe ein fieserer 9tuff(^Iu6 fic^ nid^t geben löfet, fonbem oUe in biefer ^infic^t bisher auögefproc^enen SSermutl^ungen auf burc^ou^ unfic^eren ^^pot^efen berufen, fc^einen bie Sprache unb einjcine ißeflimniungen be^ Statute barauf ^injuroeifen , bafe bie Slbfaffung be^felben naä) einer älteren SSorlage eitoa um 1250 erfolgte. 3Kit großem ©efd^icf öerfic^t ber SSf. feine bereite 1885 in bem SBerf: „Sie altbänifd^en ©d^ufegüben" aufgefteüte Il^efe, bafe bie 95Iut^s unb Sd^murbrüberfd^aft qI§ Sern b^m. ©runblage be§ norbgcrmani* fd^en ®ilberoefen§ ju gelten i^abe; eine STuffoffung, gegen roeld^e tt SKnurer in ber ^it. SSierteliQt)re§fd^rift f. (Sefe^gebung unb Stecht, SR. g. 9, 341—353 (1886) f^mermiegenbe Sebenfen erhoben ^attc unb auc^ neuerbingö (5R. g. 12, 214 222 [1889]) noc^ ergebt. „(Selage unb SlutSbrüberfd^aft, ©l)riftent^uin unb ©täbteroefen" finb nad^ ^ßappen^eim bie beften goftoren „^eimifd^en Urfprungd", au8 beren 3ufQmmenn)irfen bog SRec^t ber OtafSgilbe t)erüorgegangen ift. 9luc^ fann nacf) feiner ?tnfid^t eine enge ^ejiel^ung jmifc^en ber ©ntmidtelung ber (Stäbte unb bem Stuftommen beö normegifc^en ®itbemefenö nic^t be^meifelt werben, obmo^l bag ©totut an fid^ feinen bireften Stn^alt^« punft bofür gemäl)rt. S)er SSf. fc^liefet feine auc^ für ben ^iftorifer roert^üoHen (Erörterungen mit einer intereffanten 5ßolemif gegen Ä. Seemann ^infid^tlid^ ber ^^age, ob ba^ ©ilbemefen älter fei ober bie ftäbtifd^e ®eric^tgbarfeit.

3n einem befonberen 9(n^ange merben ba§ einer ©d^u^gilbe nid^t ange^örenbe, in einer ^anbfc^rift Dom Sa^re 1394 erhaltene (Biaint üon Onor^eim fotoie bog Sart^olin'fd^e ©tatut, le^tereS auf ©nmb forgfättigfter ^onbfc^riftenüergleic^ung unb SejtWtif, bon neuem ebirt. Die beigefügte Überfe^ung ift faft fe^lerto^. ?luf einen «einen Srrtljum ^at S. »Jaurer in ber Strit. SBicrtetja^regfc^rift SR. g. 12, 222 aufmertfam gemacht. Fritz Amheim.

efanbinaüien. 167

Srerigr^s Bidderskaps och Adels Biksdags-Protokoll. IX.

(1664). Stockholm, Norstedt och Söner. 1891.

9Son ber älteren ©erie ber fd^roebifc^en 9Jeid)§tQg8protofotte liegt ber 9. 8anb t>ox, roeld)er bie ©i^ungSprotofoHe ber Mitterfd^aft unb bc8 ?lbetö auf bem ©tod^olmer SReid^gtage öon 1664 nebft ja^l* reichen Seilagen enthält. S)er ouSluärtigcn $olitit menigftcnS fomeit fie nic§t bic Stellung ©d^roeben§ ju SRuglanb betrifft, mirb in bcn SSer^anblungen bei^ SRitter^aufe§ nur feiten gebockt, hingegen erl^olten mir ein überaui^ lebenbige^ Silb )7on ben ftürmifd^en Si^ungen, meldie ber 28a^l ©tenbocP^ jum SReid^Sabmirat unb bem ©intritt be§ füb* fd^mebifd^en Stbetö in ba§ Stitter^ou^ uorauggingen, fomie üon ben lebhaften S)ebatten, raeld^e burd^ ben erneuten 9lnfpruc^ Stbolf 3o^onn'§ auf bie i^m im Seftament S^axV^ X. juerfannte JReic^gfelbl^errniDÜrbc unb SSormunbfc^aft über ffiarl XI. ^erüorgerufen würben. S3on ben Seilagen bieten für ben nid^tfc^webifc^en ^iftorifcr mo^I S?r. 12, 17 unb 23 ba§ größte ^ntereffe. Sd^KegHc^ fei noc^ bemerft, bafe ber neue ^eraui^geber Dr. ©. Serg^ bie üon feinem Vorgänger Soron 8. laube angemanbte, mo^Ibeiüä^rte SKet^obe genau befolgt imb beifpieföroeife auf ben SBieberabbrucf ber fd^on frül^er in Ieid)t ju* göngüd^en SSerfen öeröffentlid^ten Stttenftüdfe öerjir^tet ^at Sin ge^ naueS SSerjeic^nid ber unter ben Seilogen nic^t aufgenommenen Urfunben mit Angabe be§ 3)rudEort§ finbet fid^ in 9?r. 43.

F. Arnheim.

Den Svensk-Norska Unionen. TJppsatser och aktetycken, utgifna af Oscar Alin* II. Frägan om norska grundlagens 'normalexemplar'. Stockholm, Norstedt och Söner. 1891»).

3n einer fc^arfen, aber ftreng fac^üc^en ^olemif gegen bie 9lu§s fül^rungen bei^ befannten norroegifc^en ©toat^red)t§Ie^rerg 5ßrofeffor Slfd^e^oug in ber erften unb jmeiten 2(uf(age Don: Norges nuvaerende Statsforfatning (1875 unb 1890) entmicfelt ber Sf., bafe nac^ ben allgemein afö gültig anertonnten Siec^tiSregeln nur ben beiben, am 13. unb 14. SRoöember 1814 jmifdjen bem nom)egifd)en ©tort^ing unb ben fc^roebifd^en ffiommiffaren, al§ ben Stepräfentanten ber unter- ^anbclnben 5ßarteien, auggetaufdt)ten, gleic^Iautenben ©jcmplaren be§ norroegifc^en ©runbgefefeeS bie ©igenfd^aft eineS „5RormaIejempIar§" jufommc, unb baß man bal^er auc^ ftet^ auf biefe beiben, noc^ ^eute im «rdöiö be« ©tort^ing^ bjm. be§ fd^mebifdjen 9lu8märtigen SDlini::

^ »gl. ^. 3. 66, 342—345.

168 fiitcraturbcric^t.

flcrium^ befinblic^cn ©jemptarc jurücf jugreifen t)aht, roofern ein ©trcit über ben SBortlaut ober Snl^alt bc§ jroifc^cn bem norroegifc^cn ©tort^ing unb ben fc^roebifd^en Stommiffaren üereinbarten ©tunb- gefefeeg Dom 4. 9loüember entfielen foUte. S)a6 bie öon 5ßrof. ?llin angeführten SemeiSgrünbe burd^fc^Iagenb unb für bie enbgültigc Söfung ber ganjen Streitfrage entfc^eibenb finb, bebarf roo^I faum nod^ einer befonberen Srmäl^nung. ^n potitifd^er ^infid^t bebeutet bie öorüegenbe ©c^rift einen neuen, fräftigen ^roteft gegen bie fri* öolen Stnmofeungen unb feparatiftifc^en leubenjen be^ norroegifc^en 9tabifali§ntul^. Fritz Arnheim.

Diplomatiske Aktstykker vedkommende Norges Opgjer med Dan- mark 1818—1819. Udgivet af Tngrrar Nielsen. Christiania, J. Dyb- wad. 1890.

^. u. b. %. : Christiania Videnskabs Selskabs Forhanadlinger 1889. Nr. 2

5)em norn)egifd)en §iftoriter ^rofeffor ?). Stielfen gebül^rt bai^ SSerbienft, unfdre fienntniS Don ber (Sefc^ic^te Worroegen^ unmittelbar öor unb nad^ 1814 burd^ eine ftattUc^e Steige üon ^iftorifd^en ©c^riften bejm. Urtunbenpublifationen bereid^ert }u l^oben. ?lud^ bie öorüegenbe, roie ein großer S^eil ber früheren Slrbeiten beö §eraui5geber8 juerft in ben 2lb^anblungen ber normegifd^en 9lfabemie ber SBiffenfc^aften ücröffentlic^te Stftenfommlung bejie^t fid^ auf ein I^ema auS ber 3ugenbgefd[)ic^te ber fd^toebifd^snortoegifc^en Union, nömlic^ auf bie Don 9?ortüegen bejtt). bem fc^roebifd^en SPönige en sa qualit^ de Sou verain du Royaume de Norv^ge im fed^ften Strtilel be^ Xtieler 5riebenöinftrument§ eingegangene SSerpflic^tnng jur Übernahme eine^ I^eilg ber bänifc^en ©taatgfd^ulb ; eine S^age, meiere belanntUd^ bie europäifd^en Kabinette 1815—1819 Iebt)aft befd)äftigte unb 1818 fogar ju einem, freilid^ unioirffamcn, biplomatifc^en ®infd)reiten ber in 9lac^en öertretenen äRitglieber ber ^eiligen Stttian^ führte. 3wr Stuf^etlung einjelner bunflen fünfte in biefer intereffanten ©pifobe ift feit bem ©rfc^einen be§ 10. 95anbe§ ber Minnen ur Sveriges nyare hißtoria (1868) fc^mebifd^cr- unb norroegifc^erfeitS üiel bei« getragen loorben, fo burc^ SSeröffentlic^ung ber ?lufjeid)nungen öon mehreren fc^n)ebifd)en unb normegifc^en ©taatSmönnern ber bamaligcn Seit, fo uor altem burc^ bie im mefentlid^en au§ ben 2lften beS SJerUner (Se^eimen ©taatSord^iü^ gefc^öpfte ©d^rift 9J/^: Stormag- ternes Forhold tilNorge og Sverige 1815—1819 (g^riftiania 1886)-

^^«ijügc 169

S)ic bon K. in feiner neucften Stftenfammlung nütgetl^citten; bcm Srd^it) bed fd^mebifd^en Studmörtigen äRinifteriumS in @tod^oIm ent^ nommenen Uriunbcn finb mit einer einzigen 2tu§na^me in franjöfifd^er ©prod^e abgefaßt. Sie enthalten bie 1818—1819 jmifd^en bem fd^mebifd^cn 9tu§tDörtigen SWiniftcrium ober bielmc^r jmifd^en bem fiönige SParl Sodann unb bem fd^mebifd^en ®efanbten ©aron ©tiemelb in Sonbon geführte SJorrefponbenj über bie SScrmittelung be§ eng« lifd^en 5ßrinjregenten in ber nom)egifd^=bänifd^cn Streitfrage unb geben gerabeju überrofc^enbe 9tuffd^Iüffe über bie 5ßoIitif ber europä* ifd^cn SRäc^te nad^ bem SBiener Songreffe, tt)ie befonberö über boi^ energifc^e, jielbemußte, bon marmer ^ürforge für 9?ormegen ^eugenbe Sorgel^en be§ megen feinet bamaligen SSerbaltenS bon ben 9ior= tDegem bi§ auf ben l^eutigen Jag fo unöerbient gefc^mäl^ten, fd^mebi- fc^en SWonard^en. SRit SRücffid^t auf biefe „trabitioneHen SJtigöer- ftänbniffe" unb in Slnbetrad^t ber fd^meren ©emittermolfen am norbifd^en $)ori}ont, meldte ben gortbeftanb ber Union emftlid^ ju gefö^rben ftfieineU; bietet ber oben genannte 3Jrieftt)ed^feI ein befon* bereit aftuette^ Sntereffe. ®ibt er bod^ ben 9Jortt)egern ein Ic^rrcid^eS 93eifpiel bafür, mie öiel fie bem Uer^afeten Unionöf önigt^um ju bcrbanfen l^aben unb mie wenig fie ol^ne einen fc^mebifd^en SRücf- l^olt im europöifc^en Sfonjert au^juric^ten vermögen.

F. Amheim.

Jagmo, 9lnSbctJ unb bie Historia Peregrinorum 3)rei fritifdje Unter* fuc^ngen j(ur (ä)ef4ic^te bed ^eu^juged f^riebric^'d I. ^on ftnton C^^roufl. %xai, Bttfcxa. 1892.

3)ie brei ÄreujjugSfd^riften, meiere ß^rouft fritifc^ unterfuc^t f)ai, flehen jum I^eil unter einanber in einem bireften 3^fön^nien]^ang, jrnn I^eil l^at man menigftenö öerfuc^t, einen folc^en ma^rfc^einlid^ }u mad^en. iBi^^er mürbe jiemlid^ allgemein angenommen, baß ba§ urfprünglic^e 3:agebuc^ be§ im befolge beS !99ifd^of§ ^ietpolb t)on ^affau am britten ftrcujjuge S^eil nel^menben ©efanöJageno (T', ic^ ne^mc bie bom Sf. eingeführten 9lbtürjungen auf) öerloren gegangen fei, baß un§ nur bireftc ober inbirefte?lbleitungen au§ biefem: ber Don Stöentin 1522 au8 einer nunmehr angeblich verlornen 9teic^er§berger .^anbfdjrift ^ouSgegcbenc ^eujjug^beric^t be§ S^ageno (T), bie S^ronif be§ SXagnud t)on SReic^eröberg (M), 9ln§bert'^ Historia de expeditione (A) unb enblic^ bie Historia Peregrinorum (H. P.) erbalten mären. £br. bemüht fic^ nun, ben 95emei§ bafür ju erbringen, ha% M eine

170 Sitcvatuvbericöt.

ftiaftifc^c Überarbeitung bon T. fei, T. felbft ba§ Original be§ 5ßaffaucr S)efang micbergebe, meil in T. an cinjelnen ©teilen ein Wle\)x bon SRad^rid^ten ober boc^ abmeid^enbe Angaben gegenüber M. üor^anben. 5)abei muß er aber bei einer Stn^a^I bon biejen bie W6q^ lic^feit offen taffen, ba§ pe auf 9tbentin, ben Herausgeber beS lageno, jurücfjufül^ren finb (f. ©. 17. 19). Unb baS l^at bietteid^t no(^ an jal^Ireic^cren ©teilen ju gefc^e^en, fo }. S9. (©. 20), menn fic^ gegen* über M. jum lobeStag griebrid^'S I. in T. ber 3"fflfe ftnbet, ba| biefer ein ©onntag getüefen fei. S)er SSf. l^ötte boc^ mol^I crft ben 9Jerfu(^ mad^en muffen, feinen angeblid^ originalen Jageno üon ben 3ut^aten Slüentin'S ju reinigen, abgegeben mirb bon born^erein, baß bteS nur bann mit ©id^erljeit mögltd^ ift, menn ber l^anbfc^riftlict^e Siac^Iaß 9tbentin'g bafür «n^altgpunfte enthält. S)a nun aber E^r. felbft nid^t bie ?lu§gabe bon 1522 bor 8tugen gehabt ^at, fo fie^t er pd^ fogar einmal (©. 19) beranlaßt, ebentueÜ bem 9?eubrucfer ©truüc einen X^eil ber übertriebenen S^^Ienangaben in T. in bie ©cf|ul)c ju fd^ieben. Unb fc^Iießlid^ muß er bod^ noc^ SRiejIer*^ ältere 9lm nal&me, ber in M. unb T. jroei bon einanber unabhängige 9tbfcf|riften be§ Jagebud^S bon Jageno fielet, aB juläffig anerfcnnen. Iro^bem tt)irb auf biefer unfid^eren ®runblage in ben fpötcren Stbfc^nitten bed 93uc^e§, tüenngleid^ borfid^tig, weiter gebaut.

9tber aud^ bon ber SHic^tigfeit ber jmeiten 2^efe, baß A. in gemiffen 5ßartien bon M. unb nic^t nad^ ber bisher üblichen anficht bon T*. abhängig fei, ^at fid^ 5Ref. nid^t ju überjeugen bermod)t. S^r. fonn ben ©emeiS für fie auc^ nur unter 3u^wlfena^me eigen* artiger 2BitteI führen, ©o läßt er (©. 72) «Ingbert , ber für fein SBert neben M. nod^ anbere gleid^^eitige Duellen benu^t t|at, mit SHüdffic^t auf bie fubjeftibere Söffu^G ^^^ festeren auc^ bie objeftibere in M. üermanbeln; in T. ift fie bor^anben unb ^at bemnacf) ber« mutl)lic^ aud^ in T*. i^re ©teile gehabt. ®ann bleiben einige Partien übrig (©. 46), in benen ber Seyt bon A. bem bon T. nä^er fte^t ab bem bon M. ^n feiner SSerlegcn^eit greift K^r. ju ber 3tu!§fluct)t, \>a^ er meint, ber Slbfc^reiber ber ©tral^oioer «^anbfd^rift ober beren Herausgeber Ratten bie ©teilen bei 8tnSbert nad^ lageno ber* beffert.

gür bie Historia de expeditione ift eS S^r. gelungen, eine biSl^er unbefanntc H^w^f^^^f* öuf ber ®rajcr UniberfttätSsSäibliotM ju entbedfen. ^n biefem britten 9lbfc^nitt ift bie forgfältige tlnal^fe

Äreu-iJiüöc. 171

bcr ^cujjugögefc^ic^te Sliigbert'ö imb bic JJeftftcttung perfönlid^er Säcjic^ungcn il^reS Slutor§ befonber^ lüinfommcn ju i^ex^en.

®cr bei meitcm bebeutcnbftc 2:^cil be§ ©uc^e§ ift bcr ^ilgcr- gcfc^ic^tc (H. P.) geiüibmet, bie 5ßannenborg erft ju ©l^ren gebracht \)ai. E^rouft unterfud^t eingel^enb bereit SSer^öItniS ju i^ren tl^eilS an* geblichen, t^eite lüirftid^en Ableitungen unb SJorlagen unb finbet babei ©elcgenl^cit, jal^Ireid^c ©injelnod^rid^ten berfelben auf i^ren Ursprung unb SBert)^ ju prüfen, lüoburc^ ber längft in Stu^fid^t gefteHten 9lu§s gobc in banfengroertl^er SBeifc vorgearbeitet lüirb. gür ben jroeiten mid^tigften unb umfangreid^ften 9tbfc^nitt ber H. P. mirb atö ^aupt- fäd^Iid^ftc, menn ouc^ nic^t einjige SSorlage A. Ijinjuftetlen gefuc^t; bod^ lüiH ftd^ S^r. (©. 177) aud^ bie 2tnna^me gefallen laffen, ba§ A. unb H. P. auf eine gemeinfame Duelle juriidfge^en , unter ber aber nad^ bcn boraufge^enben Slu^fü^rungen be§ S3f. T*. nid^t ge=^ meint fein fann. K^r. ift in biefem 4. Sapitel feine» 95uc^e§ meit öorpc^tiger im Urtl^eil unb tritt aud^ met^obifd^ ftc^erer auf, al§ in ben früheren, ©eine 9tu§Iaffungen (©. 168) über bie ©ud^t, angeb- lid^c Entlehnungen bc§ einen 93erid^terftatter§ t)om anberen feftfteHen §u moHcn, menn jmei über ein unb baSfelbe Ereignis gefd^rieben ^abcn, öerbicnen, Don allen Cueüenforfc^em befonberö aber bon benen, tt)cld^c auf bcm ®cbiet ber Sreujjüge t^ätig finb, marm beljer^igt JU merben. 9?ef. miH aber bebünfen, aU ob auc^ E^r. in feinem 8ud^ nid^t ööHig gelungen fei, ben gerügten geiler }u öermeiben.

SSon jmci ©jfurfen bel^anbeft ber eine ha^ S3er^ältni§ öon A. JU bcr Contin. Zwetl. altera, bcr anbcrc ba§ ber Gesta Federici ju ber E^ronif @icarb'§ bon Eremona. Ilgen.

Stubien jur (^ef^ic^te bed fünften ^reujjuged. $on 9t. IRd^riilt. 3nn$bruc!, ^Bogner. 1890.

Iicr lob be§ ®rafen SRiant l^at bie bon ibm eifrig geförbertc Seröffentli^ung bcr Duellen jur ®efc^id^te ber Shreujjüge jö^ untere brod^en. ®ic ®cfellfc^aft jur $crau§gabe ber auf bic ®efc^ic^te unb ®eograp^ic bc§ lateinifc^en Ofteng bejüglid^cn Dueßenfc^riften f)at [lif aufgelöft, unb bamit finb aud^ bie ^ublifationen beö t^ätigften beutfd^cn SKitarbeitcrS, SR. SRö^rid^t^g, ftarf öcrjögert unb in bein ur= fprünglid^ geplanten Umfange unmöglich geworben. 5)ie öorliegenben Stubicn bringen benn auc^ nur einen S^eil be§ SOtatcriafö, beffen BufammcnftcQung 91. in ber SSorrebe ju ben Testimonia minora de quinto bello sacro (tgl. ^. 3. 55, 378—379) in «ugfic^t gcftettt

172 fiiteraturberic^t.

^atte, 3Jriefe unb Urfunben in SluSjügcii; ferner ein alp^abetifc^e^ SJerjeid^nii^ ber Slreu^f öftrer; bie topogrop^ifd^e Sparte Don S)amiette u. 91. fmb fortgeblieben. S)nftir finb jmei Heinere äbl^anblnngen borau^gefd^idft „jur inneren ©efc^id^te beiS JtreujjugeS" unb „ber ^cuj5ug be§ SönigS SlnbreoS ü. bon Ungarn", bie micber laut 3eugni§ uon ber umfaffenben 3Jelefen^eit unb ßiteraturfenntniS 9t.*§ geben. Da8 Serjeic^niö ber 5ßilger meift in übermiegenber 3a^I ougerbeutfd^e SWamen auf; nur ber 9iieberrt|ein unb SBeftfalen ftnb offenbar S)anf ber eifrigen I^ätigfeit CIit)er*§ etmaS ftärfer üertreten. Sei bem Eitat ju bem auf @. 124 ermäl^nten ^ermann ü. SRüben- berg nic^t SRübenburg ift tt)o^l ein Serfel^en mit untergelaufen. S)ie angegebene ©eitenja^I ftimmt nid^t, aud^ nennt fid^ ^ermann b. SHübenberg in ©eiber^^ Urfunbenbuc^ 9ir. 148 nic^t crucesignatus. ©benfo menig fübrt ©eibcrft 5)^naften @. 206 an, ba§ ^ermann b. SRübenberg nac^ bem ^eiligen ßanbe gebogen fei. ®8 tüerben aber in einer Urfunbe bon 1221 (SBcftfäl. Urfunbenbud^ 4 9lr. 95) ^einric^ unb Ulrid^ bon SBeft^eim, bie im S3erjeid^ni§ bei $R. fehlen, at§ signati ad terram sanctam ituri aufgeführt; ber Sufammen« l^ong, in bem bon i^nen bie JRebe ift, Iä|t barauf fc^Uegen, ha^ ber antritt i^rer 5ßilgerfa^rt früher fättt.

Sl.'ig ©tubien finb loerttjboHc 3Jaufteine ju einer ®efc^ic^te be^ fünften Jlreujjugei?. hoffentlich entfc^licßt er fic^ nun aber auc^ balb JU einer jufammenfaffenben 2)arfteUung feiner ja^Ireic^en trefpid^en Sinjelunterfuc^ungen über bie Slteujjug^periobe. Dgen.

^bcnblänbifdje öJejc^Iedjtcr im Orient. 3m ^Infc^Iufie an 2)u Songe'« FamilleB d'Outre-Mer üon ftonflantin 91. C^^riflontanod. Srfte lüeferung. SBien, ©clbftöerlag. 1889.

S)iefe§ SBerf foff eine gortfefcung bon Du ©ange merben, alfo alle abenblänbifc^en 9lbe(§gcfd^(ed^ter, meiere im borbercn Orient mö^renb beö SOJittelalterg gcl^errfc^t l^aben ober fid^ feftfefeten, mit i^rer ©cnealogie unb ^eralbif umfaffen. S)er S3f. mitt bie ®e= fd^idöte ber ®efc^kc^ter franjöfifd)cn UrfprungS, bann bie ber italie* nifc^en unb enblid^ bie ber fpanifc^en, bcutfd^en, englifd^en ®efd^Iec^ter in brei befonberen ®ruppen be^anbeln; e^e er aber an bicfen cigent« liefen Stoff feinet grü| angelegten SBerfe§ l^erange^t, gibt er in ber borliegenben crften Sieferung allgemeine Überfid^ten über bie ®^naftien unb bie SJerfaffung ber orientalifc^en geubalftaaten, unb jroar in lafelform. SBenn ber 33f., wie fc^eint, mit reichem SRatcrial arbeitet,

Cricnt. 3ubcn. 173

fo ift ei^ nur ju (ebouem, bog er und jegltd^e CueHenanga^eu f(^u(btg bleibt. ®icfer SKangel toirb befonberd in ben fpateren toexif)^ DoKeren Xl^eifen bei^ SBerfeS über fpanifd^e, beutfd^e unb englifd^e gomilicn im Orient für ben ^iftorifer fe^r empfinblic^ fein. 95i§ jejt ifi eine gortfe^ung ber SBerfeS nlc^t erfd^ienen.

Meisner.

^ebräifc^e Scripte über bie Subenoerfolgungen loä^renb ber jtreuj^üge. ^audge$ieben Don 91. Üteuititer unb Vi. ^terit, übevfe^t Don @. ^är. 9er(in, S. ©imion. 1892.

9(. u. b. £.: OueQen ^ur @)ef4ici)te ber Suben in ^eutfc^lanb. ^er^^ au^egeben burc^ bie l^iftorifdie l^ommiffion für C^efc^tc^te ber Suben in f)eutf4(anb. n.

S)ic Subenberfolgungen gehören gleid^ ben Äe^eröerfolgungen §u ben fc^Iimniften StuSbrüd^en be§ fanatifc^en ®(auben§eifer§ im äRittelalter. Sedieren f)at man neuerbingg einge^enbere ©eac^tung gefd^enft, bie burd^ einjelne glüdflic^e gunbe angeregt mürbe, gür bie Subenöerfolgungen galten blöder bie ©c^ilbcrungen ber diriftlic^en fireu}5ugdfd^riftfteEer immer nod^ a(3 bie ^auptqueden. ®ie ^ebrä^ if(^cn Seric^te maren nur t^eilmeife unb jumeift in Slugjügen öer« öffentlid^t. SKan roirb ba^er ber l^iftorifc^en Sfommiffion für ®e* fc^id^tc ber Subcn in ®eutfd§lanb S)anf miffen, ba§ fie Seranlaffung genommen ^at, fte im aut^entifd^en äBortlaut l^erauSgeben unb burd^ Sprod^fenner öerbeutfd^en ju laffen. 5)en ©eminn, ber für bie äußere ®ef(^id^te ber Sreujjüge baraud ju jie^en ift, fann man freilid^ nur gering anfd^Iagen. Der einjige längere $affu§ im iBeric^t bei^ Salomo bar Simeon über bie ©d^icffale be§ QuQt^ 5ßeter^i3 Don 2lmien§ ift, tt)ie bie Herausgeber felbft betonen, fagen^aft entfteHt unb übertrieben. Um fo mert^DoUer finb bie Stufjei^nungen für bie Äultur= unb SBitt^fc^oftSgefc^ic^te beS SKittelalterg, für bie Verbreitung ber 3uben^ cnfiebelungen Domel^mli^ in ben rl^einifc^en @töbten unb beren jal^len- mäßige ©törfc, für bie Seurt^eilung be§ S3er^ältniffc§ befonberS ber geiftlid^en Surften ju ben unter i^rcm ©d^u^e ftel^cnben Suben. 5)er nmftanb, ba§ ben brei größeren ©eric^ten für baS 11. Sa^r^unbert biefelben OueKen ju ®runbe liegen, ol^ne baß eine birefte ^b^öngig^ fett be§ einen Dom anberen nad^^umeifen möre, lägt auf einen regeren f(^riftlt(^cn Äuötaufd^ unb geiftigen SSerfe^r jmifc^en ben einjelnen Subcngcmcinbcn fd^Iießen. ®ie Verachtung unb ber ^a% meiere fic^ in ben Äufjcic^nungen gegen bie d^riftli^en Verfolger au§fprec^cn,

174 Öitcroturberic^t.

finb beQreipid^, fic jcigcn aber jugicid), ba| ben 3uben felbft in ber 3cit ber ^öd^ftcn dloti) ber ®Iaubc an i^re SWiffion olö be§ au§* eriDQ^ltcn 33o(fe§ ®ottci? nic^t berloren gegangen ift.

S)ic ft\itif ber Streuji^aggberidbte öon $. Sreglau (©. 13—29) bel)anbelt öome^mlic^ bie Serfaffer, bie 9tbfaffung§jeit ber ©eric^te unb beren SSer^öltniS ju einanber. SSon einer ^eranjie^ung ber jeit» genöffifc^en d^riftlid^en Duellen unb einer fritifd^en ?tbtt)ägung beiber ^eugniffe gegeneinanber f)at man abgefe^en. Ilgen.

3)ie 5>tporiograp§ie her donquifta, öomc^mlic^ im 16. unb 17. Qa^r» ^unbert. $on Seo)ioItl Coti^en. I. Sie^a be Seon unb Snca ©arcilafo bc (a SSega. fifi^jig, ©effc & ©ecfcr. 1891.

«. u. b. 3:. : Sa^reSbertcftt über ba« ©c^ulja^r 1890—1891 be8 tgl. &m» nafiumd 5U @[{en.

31I§ ^robc einer literar^iftorifc^en SBürbigung ber ©efc^ic^t* fc^reibung über bie Sroberung Ämerifaö burc^ bie ©panier l^at ber SSf. bie ©c^riftfleller ^ebro be Eieja bc fieon unb ®arciIafo be la SJega, jubenannt el Snca, bel^anbelt. @r \)at mit augerorbentli^em gleite unb groger ©efc^icflid^feit nid^t nur alle bie 5Rad^ri(^ten ge« fammeft, meldte fic^ t^ei(§ in i^ren eigenen Schriften, tl^eil^ in ben Seric^ten anberer über bie ©efc^ic^te i^reö Sebenö unb il^rer SBcrfc finben laffen, fonbem er ^at auc^ bie 9lrt i^rer gefc^ic^tlid^en ©d^rift* ftcHerei genauer ju befiniren unb t^eilmeife burc^ geeignete 5ßroben anfc^aulic^ 5u machen berftanben. SJJan barf i^m mo^I jugcfte^en, haf^ er mit erfc^öpfenber ®rünblid^feit ben gegenmärtigen ©tanb unferer Sfenntniffe über biefe beiben ®efc^ic^tfc^reiber 5ßeru§ gefenn* jeic^net f)at. SSorauSgefc^idtt i)ai ber S3f. einen Überblicf über bie gefammte Siteratur ber Konquifta, ber allerbingS nic^t biefclbe 9tn* erfcnnung berblent, mie bie engere ?tufgabe feiner Slbl^anblung, benn bie Sfenntniffe be§ SSf. jeigen fic^ ^ter meber in ber ©reite noc^ in ber Siefe feiner 9(ufgabe getüac^fen. ©oÜte er, mie bie Dorliegenbe 83cröffentlic^ung anbeutet; feine Slrbeit fortjufe^en beobfic^tigen , fo lüirb i^n ber Serlauf berfelben ganj Don felbft ju mefentlic^cr 6r= Weiterung unb nic^t untüefentlid^er Berichtigung ber borlicgenben ©fi^je führen, iua§ wir um fo mel^r wünfc^en muffen, atö eine tritifc^e 53e^anblung ber ßiteratur über bie Eroberung ^merifoi^ erft in fet)r befc^ränftem SÖiage öerfud^t morben ift. Haebler.

^mcrifo. ^Boffenfunbc. 176

3ur $erfQffung§ge{(i^t(i^te if^orbamedfaS. $on fttrl H. ttMfitin. Berlin, Serlag bed ^ibliogro^l^tfc^en Bureau«. 1890.

SSf. ober SSerlag Ratten mit größerer ®eutüc^feit, atö ge* fd^c^en ift, bie raison d'etre be§ ©d^riftd^eni^ auf feinem Titelblatt crfid^tlic^ mad^en füllen. ©^ bietet nic^t einen leyt mit ?lnmerfungen, fonbem 9lnmer!ungen mit einem Sejt. Die 2tnmerfungen, bie na^e* ju bie ^älfte bei^ 9laume§ einnehmen, enthalten lebiglic^ bie 3;:itel bon S3ü(|em unb äuffö^en unb finb, ba fie in if)rer ©efammt^eit eine ^Bibliographie bcr SSerfaffung^gefd^ic^te 9?orbamerifo§ geben follcn, burd^ ben Sejt in eine lodfere Serbinbung mit einanber ge* bracht, ober bielme^r in gemiffe ®ruppen jufammcngefteüt. auf SSottftftnbigfeit erl^ebt biefe Säibliograpl^ie feinen 8tnfpruc^. ®er SSf. »eift felbft gleid^ in feiner erften 9lnmerfung barauf ^in, ba§ er „fafi auSfc^Iießlid^'' bie ßiteratur feit 1878 berücffic^tigt ^abt, 9luc| in bicfer ift i^m jeboc^ allerlei entgangen. ®a§ muß fonftatirt toerben, aber ein Sormurf foll il^m nic^t barau§ gemad^t werben, ba fein auf bem europöifc^en Jfontinent arbeitenber ®elel)rter bag l^ätte öermeiben fönnen. ift tielme^r überrafd^enb, baß er fo biete litel \)at jufammentragen fönnen. 3^re Sa\)l reid^t ^in, um jcbem curopäifd^en ®ele]^rten, ber fic^ mit irgenb einer mid^tigeren {Jragc au§ bem Oebiete ber SSerfaffung§gefc^id^te 5Rorbomerifa§ ju bcfaffen \)at, ba§ ©d^riftd^cn ein banfen^mert^eg Hilfsmittel fein ju laffcn. ffl?e]^r atö burd^ bie Unboltftanbigfeit bürfte feine praftifc^e SSenoert^barfeit baburc^ beeinträchtigt merben, ha^ nur beim meitauS Heineren 3^eil bcr aufgefül^rten Schriften eine turje unb roo^l nic^t immer gouj rid^tig abgewogene ©emerfung über i^re öe- beutung gemad^t ift. Sieben ben mic^tigften SBerfen finben fic^ ganj untcrgcorbnete, gelegentlid^ biS ^erab ju foft ööllig belanglofen populären ©c^riften, unb bem ßefcr ift feine ^anb^abe gegeben, fie öon einanber ju unterfd^eiben, menn fic^ nid^t etma eine folc^e 5u= fättig in bem Xitel felbft finbet. Holst

©affenfunbc. 3)a« ©affenmefen in feiner ^iftorifci^en ©ntmicfelung. ^on SeabeliK 8d(eiiii. Seip^ig, @. %. ©eemann. 1890. «. u. b. %.: ©ecmonn'« tunftl^anbbüdjer. VII.

3)ie SSäaffenfammlungen be§ öfterreic^ifc^en Saiferl^aufeS mürben bffanntlic^ in jüngfter Stii bereinigt unb in ba§ neuerbaute fünft- ^iftorifd^c ^ofmufeum am SBiener 3Jurgring übertragen. ®§ ift melt* befannt, »ie reid^ biefe Sammlungen an intereffantenSBaffen, namentlich

176 Sitcraturbcric^t.

au§ bcm fpätercn SWittcIoIter unb bcn erften 3fl^^f|unberten bcr SRcujcit, finb, unb ift gcmife mit Danf ju begrüßen, menn ber fad^funbige fiuftoS biefer SBaffenfommlung nunmehr bie ©d^ä^e ber- fclben in 93ilb unb SBort einem rociteren Seferfreife jugönglic^ moc^t. 5)q§ fein 95uc^ babei atö ein „^^onbbud^ ber SBaffenfunbe" überl^oupt auftritt, fte^t mit bem ©efogten nid^t im SBiberfpruc^e; benn bie SBiener SBaffenfc^ä^e finb fo reichhaltig unb roert^öoll, haj^ fic^ foft an^ il^nen allein fd^on ba§ SO'Jaterial ju einem fold^en ^anbbud^e geminnen ließe. S)er SSf. ^at übrigeni^ nid^t unterlaffen, ba§, mag i^m fein engerer SBirfung§trei§ bot, bur^ baS, ma^ anhext S)rucf» unb 95ilbertt)erfe in 93ejug auf SBaffenfunbe 2e]^rreic|e§ bieten, ju ergönjen, unb fo ein ©ud^ geliefert, ba§ man recf|t mo^I ben beutfc^en „SSiottet:=Ie'2)uc" bejeic^nen fönnte.

SBa^ bie Sefd^reibung unb ®rÖärung ber abgebilbeten SBaffen betrifft, fo jeigen fie bie grünblid^e ©ad^fenntniS, meiere man bei einem TOanne in ber Stellung beS 33f. Uorauöfe^en fonn; aud^ bie ©emerfungen für greunbc unb ©ammler öon SBaffen über bie ©cur* tl^eilung ber (Sd^t^cit unb be^ SBert^eS ber SBaffen, bann über bie 9tuffteHung unb Erhaltung berfelben, bie furje SRunbfd^au über bie l^eröorragenbften SBaffenfammlungen, enblid^ ber Sd^Iufeabfd^nitt über bie 5Befcf)aU' unb SKeifterjeic^en unb bie Flamen ber SBaffenfc^miebe mit i^ren Warfen werben gemifi oielen mittfommen fein. SRic^t fo einoerftanben ift bcr 9lcf. mit ber (Einleitung, meiere ben fiefcr über ben 3uf«mmen^ang jmifd^en ber gefcbic^tlic^en (Snttoicfelung ber SSölfer im allgemeinen unb jener ber SBaffen in^befonberc orientiren foll, aber öielfac^ in'§ $|5^rafen]^afte terföllt unb aud^ gelegentlich alö ftc^er feftfte^enb auöfpri^t, maS im beften fJaHe nur eine mel^r ober toeniger begrünbete 33ermut^ung ift. 9luc^ gegen bie Slnorbnung beiS 93ud^ed laffen fic^ ©inmänbc ergeben. 3tt>or bürfte bem SSf. fein SortDurf barau§ ju mod^en fein, baß er nic^t bie fonft beliebte mörterbuc^artige ^norbnung geiuö^lt ^at, jumal \>a^ alp^abetifc^e, forgfältig gearbeitete SRegifter om ©c^luffe be§ SBerfeö bie Sluffinbung jeber miffenSiüert^en (Sinjcl^eit fe^r erleichtert; e^ ift öielme^r ein SSorjug be^ 53ud^e§, baß bie SBaffen barin in facf|lic^er SBeife, nad^ i^rer inneren 3ufommen« ge^örigfeit, angeorbnet erfc^einen. äRan barf aber mo^I bebauem, baß biefe ^norbnung nid)t ganj folgerichtig burd^gefü^rt erfc^eint; u. ®. foHten bie Jumiermaffen nic|t erft nac^ ben geuertpaffcn jur Säefprec^ung fommen, fonbem im engen ?lnfd^luffe an bie in ben erften 2lbfc^nitte befproc^enen ritterlid^cn ©c^u^ unb Ängriffdmaffen.

5^icrftrafen u. 3:^icrprojcf|c. 177

Äud^ bcr äbfc^nitt: „^tr ^ornifd^ in feiner ©efommt^eit" gel^ört feinem ganjen S^^fl^te nac^ öor, nid^t leintet bie Sefprec^ung ber cinjelnen ritterlichen ©c^u^moffen atö: ^clm, ^^omifc^fragen, 9Irms ^ug u. f. ro. S)ie bom S3f. gemö^Ite Snorbnung i^at nid^t uner^eblid^e äRängel im befolge. (Sinmol jmingt ftc i^n ju bieten unnötl^igen SBiebcr^oIungen ; fo fe^rt ba§, moö fc^on in ber ©inicitung: „®ic (Sntroirfclung bei^ SBaffenwefeng in i^ren ©runbjügen" gefogt morben ift, Dielfacl faft mörtlic^ in bem Sapitel: ^Der ^amifd^ in feiner Oefammt^eit", unb nod^matö in ber ©efpred^ung ber Sumiertüaffen mieber. ?lnbrerfeit§ merben in ben frül^eren ffapiteln nic^t feiten ftenntniffe öorauSgefe^t, meldte erft burd^ bie folgenben Sapitel mit» get^eilt merben foHen; fo ift j. 99. bon Räubert unb fientner lange öorl^cr bie Jftebe, e^e ber ßefer (in bem 2tbfd^nitte: „5)er ^arnifd^ in feiner ©efommt^eit") mirflic^ mit i^nen befannt gemad^t mirb.

Th. Tupetz.

X^ierftrafen unb X^ierpro^effe. $ou fttrl H* ftmira« Snndbrucf, «Bagner. 1891.

@onberabbru(( aud ben Einteilungen beS Snftitutd für öfteneicf)if(^e O^ef^i^tdforfc^ung. Xn, 4L

Der SSf. bel^anbelt in onregenbfter SBeife ein ben SRec^tS^iftorifer »ic ben ffriminaliften unb 5ßro}cffuaIiften in gleic^ ^o^em SRafee intercffirenbeS Jl^ema. Die Duellen berid^tcn öon öffentlid^en ©trafen, n^elc^e gegen Siliere erfannt mürben. 372an l^at nad) Vorausgegangenem gcorbneten ©crid^tSöerfal&ren an J^ieren bie ©träfe be§ ^ängen§, be§ Sebenbigbegrabeni^, be§ SSerbrenneni? in feierlid^er 3orm öoUjogcn. Die d^riftlid^e ©emalt rid^tet gegen X^iere nad^ projeffualem S8er» fahren Die ©jfommunifation ober bie ©yfefration bjm. SDialebiftion. fLm ^öufigften pnben fid^ ©elege l^iefür bom 13. bi§ 17. ^af)xi)un^ bert Sie berfc^minben erft langfam im 18. unb 19. ^ö^^^unbert. @e^en mir auf baö SSerbreitungögebict ber im mefentlic^en l^ier eins fc^Iagenben X^atfad^en, fo jeigen fic^ haxan bet^eiligt bie 9iec^te orientalifd^er unb gräfo-italifc^er SSöIfcr, inSbefonbcrc aber aud^ bie germanifcften unb flamifd^en SRed^te unb bereu Sod^terred^te. Die SBijycnfc^aft l^at fid^ mit biefen ©rfd^einungen feit längerer ßeii be« ft^dftigt 4)iefür gibt ben beften 99eleg bie t)om 93f. angeführte groge 3a^I öon ©d^riftfteUem. ©ie alle finb ju feinem ©rgebniffe gelangt, loeld^eS attgcmcine ?lnerfennung gefunben ij'ätte. Die (£rflärung für bie le^tere X^atfad^e liegt einmal in bem unjureic^enben äRaterial,

MflvrifAe BriH^rift R. %. Ob. XXXIV. ] 2

178 fiitcratuvberic^t.

mit bcm man bisher an bic Söfung biefcr t^xa^t herangetreten ift; meitcr^in aber an ber unjutreffenben SUermertbung be§ (äefunbenen. ®er 33f. nnfercr ©c^rift bemteibet biefc geiler. Wlit Umfielt anal^firt er junäc^ft bic ©injclfäHe, meiere bie Duellen überliefern. SSor aDem ftettt er ben ®egenfa^ jmifc^en bem Sorgeben ber meltlid^en unb ber geiftlic^cn ®ett)alt gegen X^icre feft. ©in meltlid^eS SBerfa^ren greift nur gegen ^auSt^iere, unb {mar regelmöBig nur megen Rötung ober SSerle^ung öon 9)Jenfc^en ^la^. ®aö fird^lid^c Serfa^ren finbct nie* matö gegen $)augt^iere unb niemofö gegen beftimmte einjelne Xt^kxe ftatt. ®g feiert fic^ gegen „J^iergattungcn, bie im töglid^en Seben atö Ungejiefer angefe^en mcrben, »ie Öiäufe, JRatten, S^aulmtirfe, Snfetten, JKaupcU; Engerlinge, ©d^necfen, Sälutegel, ©erlangen, Sfröten". Snimer moUte man aud^ bei i^nen nic^t öergelten, fonbem einen ©c^aben, beffen ©ntfte^en man befürd^tete, abmenbcn. 30^'^^^^ berongejogene Belege ergeben ben ©emei^ biefer SJe^auptungen. S)er unfcrer SJefprec^ung geftecfte JRaum geftottet nic^t, au8 ber gülle biefer ©elege ju fd^öpfen. 9?ur ber Säegrünbung, meldte ber SSf. für bag SJorge^en ber mcltlic^en unb geiftlic^en ©emalt gegen 2:^iere gibt, foH hirj gebac^t werben. 3^r fc^liefet fid^ SRef. einmenbunglo^ an. ®§ ift nic^t bie 5ßerfonififation be§ I^cre^, meiere feine Säe* ftrafung im galle öon ©c^abenftiftung möglid^ unb berechtigt erfc^einen lä^t. S)a§ bem J^iere jugefügte Übel beruht bielmebr „auf bem ©runbfo^e, baß für einen ©d^aben, qI§ beffen Urljeber ein I^ier gilt, ber ©efdijäbigte ®enugt^uung am Jt)ier erhalten foU. an biefcm foU ber ©efcböbigte "iRaäiie net)men bürfen." S)ie Duelle ber Änmen« bung einer öffentlichen ©träfe t)iefür lag im 9llten Seftament, b. t). in ber Lex Dei (Exod. 21, 28). Slnbers^ lautet bie ©rtlörung für bie (Sjfommunifation, ©jfetrotion unb SKolebiftion öon liieren, ffi« liegt t)ier feine SSerurt^cilung Don Xtfkxen, fonbern „ein jauberifc^ed ^Bannen ton SDienfc^cn* ober Dämonenfeelen" bor. S)er linier« pro5e§ be^ geiftlic^en SRed^tS ift „©efpenfterpro^efe".

Arthur Schmidt.

$!ie Sonbarbciter in Änec^tjdjaft unb grcil^eit. S3icr Vorträge, «on <9. 9. Stnapp. fieipsig. Wunder & $)umblot. 1891.

S)iefc f leine ©ammlung bon bereite öeröffentlid^ten SSorträgen, bie 1889 unb 1891 in 5)re§ben unb ©trafeburg gehalten mürben, fc^ließt fid^ an ba§ befannte borjüglic^e SBerf bei^ SSf. „S)ic SSauem« befreiung unb ber Urfprung ber Sanbarbeiter in ben öltcrcn Steilen

fianbarbciter. 179

^euSenö" on. SBie bcr SSf. feI6ft fogt, bcrfuc^t er l^icr eine p^iIo== fop^if^c BwfflJnnicnftcIIung bcr fojialpolitifd^cn ©ebonfen über bie Sanbarbcit auf unfern großen ®\xtexn ju geben.

®er erfte SSortrog bel^anbelt bie SRoHe, meiere bie ©Hauerei bei bcr SJcgrünbung bcr fponifd^en unb portugiefifd^en Kolonien ?lmcrifa§ fpiclte. ffig mirb jmifc^en bericnigeu bcr ©ingeborenen unb jener bcr Sieger unterfd^ieben. ©rftcre mürbe eingeführt, atö bie SScrfud^e, bie S^bioner ote ©Haben nac^ Spanien ju überführen, an bem SScr^ böte ber Königin SfabcQa fc^eiterten unb man in ben Kolonien ju lanbmirtbfc^aftlic^cn ^Betrieben überging. 5)en Soloniften mürbe ni^t nur ®runb unb 93oben, fonbem ju beffen Bearbeitung aud^ eine Snjo^I bon Snbianem jugctl^eilt. 3m SRutterlanbe glaubte man fälfd^lic^crtpcifc l^ierburd^ feine ©Haberei einzuführen, ha fein 9Kcn* f(^en^anbcl jugelaffen fei, unb erl^offte baburc^ \>\e ©ingeborenen leidster jum ©^riftent^um ju befel^ren. SBefeitigt mürbe biefe ©Haberei bcr Sni^iaw^f tt)cnn auc^ nid^t überatt fofort, burc^ bie 1543 er« laffcnen ©c^utgefe^c für bie ©ingeborenen, al§ bereu geiftiger Ur^ lieber ßaö ©afa^ anjufcl^en ift. 9ln bie ©teile ber ©ingeborenen traten bie IcifhingSfäl^igcren Siegerfflaben. St. meift bann barauf l^tn, bo6 biefc ©Haberei unb ber bamit öerbunbene Sieger^anbel nid^t burd^ Sai^ ©afag bcranlaßt fei, fonbem eine not^menbige golge be§ lottbroirt^fd^aftlid^en ®ro§betriebe8 mar, ber ftc^ in ber gorm be§ $(antagenbaue§ öon 3iicferro^r bereite früher in SBeftafrifa ent* loitfelt ^attc unb nun in bie neuen Kolonien übertragen murbc. ®iefe ©HoDerei beim 5piantagenbetrieb übertrof burd^ i^re ^ärte bei meitem bie bamatö int 9RutterIanbe üblid^e ©Haberei unb mar auc^ bei meitem meniger menfc^Iid^ otö bie nod^ ^eute bei ben äßul^amebanem üb^ fi(^c. ®ic ffintrüftung gegen bie Slraber gilt, abgefe^en öon ber babei eine WoUe fpielenben Sonfurrenj, öor aüem ben ©Haöeniogern unb ^änblem. gum ©c^Iuß betont ber 33f. nod^ bie ©c^mierigfeiten, meiere bcr tropifc^en ^olonifation auö ber 9trbeit§fc^eu ber ©in« geborenen ermad^fen.

3n bcm jmeiten Vortrage liefert Ä. in ber ^auptfac^e ben yiad)- meü^, bog eine ma^rc Seibeigenfc^aft in ^reugen eigentüd^ nie üor- l^anbcn mar, nur in einigen menigcn ßanbftri^en l^at fie jmeifello^ auf bem Rapier befianben unb fann l^ier t)ieDeid^t aud^ h\^ jur ©in^ ffi^ng bci^ fianbrec^ti^ praftifd^ gemefen fein. ®ie SReformbe^ jhcebungcn griebrid^ SBil^elm'S I. bon 1719 für Oftpreufeen rid^ten

ftc^ nU^t gegen bie Seibeigenfd^aft, fonbem ba^in, bem erbuntert^änigen

12*

IbO fiitcraturberic^t.

93aucr ein 6effcre§ Scfi^rcc^t an feinem ^ofe ju öcrfc^affen. 6ine eigentliche Seibeigenfc^aft \)ai im Often 5)eut)d^Ianb§ nur in ben ^auptfi^en beS 9lbc(^regiment8, in ^olftein, SRedflentmrg unb Sieu^ borpommern beftanben, inbcffen aud) l^ier nid^t olö eine üom WxtieU olter überlieferte ©inric^tung, fonbem fie bilbete fid^ um 1680 niiß:^ bräucf|Iid^ au§ bcr Srbuntertl^Qnigfeit ^erau§, um nacl^ 1780 mieberum gu t)crfc^tt)inben. SBoS l^ier nur borübergel^cnb in ©citung mar, t^at in SRufelonb bi§ 1861, tt)enn auc^ crft feit bem 17. Sfl^^fiwnbcrt, beftanben ; bcr ruffifd^c Seibeigene mar roirflic^cr ©Habe unb fonnte beräufeert werben, ja gab ^icr nirf)t wenige ©efi^cr üon fieib* eigenen, bic feinen lanbroirtl^fc^aftlic^en ©ctrieb l^atten, morou^ fid^ ergibt, hafi bie ruffifd^c Seibeigcnfc^oft feine ?lrbeitöbcrfaffung mar, fonbem auf einem ^errfc^aftSüer^ältnii? beruhte.

3n bem brittcn SSortrage mirb bann bic ©rbuntertl^änigfcit ge« fc^ilbert. ^erüorgegangen ift bicfelbc au^ bcr mittelalterlichen ®runb* ^crrfc^oft, bei ber bcr $err bon ben abgaben bcr Säuern fcinciS ^crr» f c^aft§bejirf§ lebte ; betrieb er ctma eine eigene 2anbn)irtf)fd^oft, f o roar fie bon bcfc^eibcnem Umfange; unb bic 9lrbcitcn bcrfelbcn mürben Don ben S3aucni berric^tct: bcr Sauer mar mciter ein freier 3)tanxi, er fonnte abjic^cn, menn er für feinen ^of einen Siad^folgcr ftctttc St^nlid^c SScr^öltniffc l^aben fid) in cinjcinen I^eilen 5)cutfc^lanb^ bi^ in bic§ 3fll)ri}wnbert crl)alten, mcift ^abcn fid^ jcboc^ an^ bcr @runb^errfdf|aft pribatrcc^tlic^c SScr^ältniffc l^crauSgebilbct, fobalb i^re uriprünglic^cn SSoraugfe^ungen in SBegfaH famen. ®cr Orunb^crr roirb jum ©runbeigentpmer ol^nc eigenen Sctricb, inbem er feine Säuern in ^äc^ter ummanbelt, mie bicS mcift in ©nglanb unb Slcu« borpommern bcr gatt mar, unb baburc^ fein ©infommen bermc^rt, \>a% er eine entfprec^enb cr()ö^tc SRcntc auS ben ^ac^ten bcjicl^t. gür ben bcutfdijen Often fommt inbcffen ^auptföc^lid^ eine anbcrc gorm in Setrac^t, bic Ummanblung be§ ©runb^erm in einen ®runb*s eigcnt^ümcr mit eigenem großem Sctriebc. Sorauöfcjjung bc§ Ic^tcrcn mar junäc^ft eine Srmeitcrung be§ eigenen Sejiteg, bic in bcr Der* fc^iebenftcn SBeife erfolgte, burc^ CSinjic^ung frcimerbcnbcr Saucm« l^öfc, 9lu^fauf bon Säuern, mo lejjtcre fein crblid^cg SRcd^t befa§cn; in ^olftcin, SWcdfIcnburg, ^ommern unb 5ßrcu§en mürbe i^ncn einfach nac^ Scbarf gefünbigt. Segünftigt mürbe bicfcS ©trcbcn bcr ®runb^ eigcntl)ümcr bcfonbcr^ noc^ burc^ bie Scrmüftungcn bci^ 2)rcigig« jiät)rigen unb fpöter beö ©icbcnjäbrigcn ^icgeä.

©0 cntftanb feit berSWittc bcö 16. ^al^r^unbcrtS eine mobemc grofec

Sonbarbcitcr. 181

©ut^roirt^fd^oft, um in ber jmciten ^ölftc be» 18. Sfl^t^unbcrt^ i^rc ^dd^fte (SntiDtcfelung }u erreid^en. Der burc^ biefe ^lu^bel^nung bei^ Sctricbcg crtüad^fenbc größere Seborf an ?tr6eitöfräften unb 3wg- t^ieren tourbc baburd^ befd^afft, ba§ bie Duellen, qu§ bcncn er fd^on früher gebedft mar, energifd^er auSgenufet mürben, bie Spanne unb ^anbbicnfte, meiere auf ben Säauem^öfen unb ©teilen lafteten, eine meitere Slui^be^nung er()ielten; DerDottftönbigt mürbe ba§ ©Aftern nocf) burc^ ®infü]^rung beg 3^tt"9^9ffi"^^i>if"f^c^ wnb (feit ber 3Kitte be§ 16. 3ö^^^^unbert§) ber Sfeffelung be§ ©auem an bie ©c^olle. greilid^, l^cbt ber SSf. no^ l^erbor, l^atte bie ^örigfeit nid^t nur ©chatten* feiten, fonbem aud^ Sid^tfciten, ju benen öor allem gehört, baß bie Untert^anen, unb gab unter i^nen ßeute oftne jeben ober mit fe§r flcinem fianbbefi^, in Seiten ber 3lotf) ober 9lr0eit^unfä()igfeit an bcni ®uti^^erm einen SRüdf^alt fanben. S)ie frü^efte ^trbeitööers^ faffung beö fapitaliftifd^en Säetriebeö fennt bereiti^ bie ^Berechtigung bei& Arbeiters auf SSerforgung {ß. 59).

SJefeitigt mürbe bie eben gefc^ilberte ©rbuntert^änigfeit mit i^rem gronbicnfie unb (äcfinbejmang in ^ßreufeen burc^ bie ©teins^arben^ berg'fd^c ©efcfegebung. 9?ac^ bem Sbift bom 9. Dftober 1807 mürben bie ®rbuntert^anen freie ßeute. $)iermit mar ben gorberungen ber Humanität SRec^nung getragen, aÖein für bie SJot^Iage, in bie ber ®runbbcfi|yer burd^ ffintjiel^ung feiner bi^l^erigen Slrbeitöfrofte fam, toor feine Sorfe^rung getroffen. ci"^^ SRid^tung fonnte freilid^ leidit Abhülfe gcfd^affen merben, für \>a^ big^crige 3^and^9^fi"^^ ticß fic^ ol^nc ©c^micrigfeit ©rfafe burc^ Sol^ngefinbe au§ ber nid^t angefeffenen Seböifcrung fc^affcn. 9lber bieö mar meniger roic^tig: bie ^paupt- f(^micrigfeit lag barin, bie 3fonben ju erfe^en. Sine Stuflöfuug be^ ®ro^6etriebei^ burc^ 3ctlegung ber ®üter in ^ac^tungen moUte ber Staat aui^ politifd^en unb mirtl^fc^aftlic^en @rünben nic^t, ebenfo mcnig bulbete er ba§ Segen ber 93ouern unb bereu Ummanblung in Sübner mit Keinem 99efiu, bie bem ®ute bie nöt^igen 2trbeit^träfte fteUen fonnten. ®e(öft mürben biefe ©df|mierigfeiten burc^ bie 5Regu= lirungögefe^e öon 1811 unb 1816. ßefetere erhielten ben Säuern^ fitanb, inbem fte ben 93auern ermöglichten, i^r bi§^erige§ S^u^unge'* ret^t burc^ ?lbtretung öon ßanb an ben ®ut§]^erm in bienftfreie^ Stgent^um ju öermanbeln, bem ®runbbefi^er erhielten fie bie nöt^igen SCrbcitÖfräftc, ba bie JRegulirung auf bie fpannfäl)igen 93ouem be== fd^rönft murbc. Die Meinen ßeute, meiere früher ^anbbienfte geteiftet Ratten, erlangten nun bie perfönlic^e greil)eit, öerloren bagegen

182 ßiteraturberic^t.

freiließ bie früheren Sort^eile il^rc^ SSerl^ältniffc^. ^itxhuxd) blieb ber norbbeutfc^e Oroßgrunbbefit ^ox ber 9?ot^ btroa^xt, bie ben ruffi« jc^cn xiai) 1861 traf, lücil ^ier ber ©auerngemeinbe ßonb jugct^eilt mürbe unb be^^alb fein Sauer beim Outö^erm ju arbeiten brauchte, greilic^ reid^ten für ben ©etrieb beS burc^ bie ^tbtretungen ber Sauem öergröSerten ®nk^ bie SlrbeitSfräfte ber ^anbfröner nic^t auö, allein ber SWe^rbebarf mar leicht au^ ben auf ben oerfleinerten Bauernhöfen überfc^üffig geroorbcnen fttäftcn unb fonft ju erfe^en. S)ie neuen ®ut§arbeiter erl^ielten meift, mie bie Säübner, einen fleinen Sanbbefife, allein nic^t auf SebenSjeit, fonbem nur für bie ®auer be§ SlrbeitS^^ bcrtrageö, man bejeic^net fie al§ 3nften. llbrigen§ mürben auc^ Diele laffitifd^e 9lrbeiter bei 9?eubefe^ung ber ©teilen in Stiften üermanbelt S)ie§ bemirfte, ta^ 1850, atö man auc^ bie fleinen fpannlofen fiaffiten für regulirbar erftärte, nur eine SRinber^eit bon fleinen ©igent^ümem gefc^affen mürbe, bie fic^ in ber Sage befinben, meiere Ä. überhaupt atö bie münfd^en^mert^e für bie Sanbarbeiter bejeic^net. ©c^ließlic^ fteHt ber 33f. bie ^otbcrung, bie 3nften, meiere jejjt bie SRe^r^eit ber Sanbarbeiter bilben, foHten bie gleid)en Sortl^eile erhalten, mie früher bie Saffiten. greilic^ Derfcnnt er nic^t, bog bem große ©c^mierigfeiten entgegenfte^en, öor allem meil auc^ bie Stellung ber 3nften injmifc^en fic^ fe^r Derönbert l^at. 3n neuerer S^^^ nimmt man bei äbfd^luß ber Verträge ben Soften \>a^ Sanb unb öerbietet i^nen bie SJiel^^altung, bamit man il^re ganje Slrbeit^jeit jur SBer- fügung \)at. 3^re Sage ift baburc^ bie benfbar unfelbftänbigfte; fie erhalten übermicgenb 9iaturallo^n unb finb nal^e^u jum ©efmbe gemorben. C. Neuburg.

^ad golbene SBud). @in dironologifc^ed SSerjeid^ni^ ber regierenben Rauptet, ^crrfc^enber , erlojdjener unb mebiatifirter gürften^äufer @uro})aÄ, foroie ber bcutfc^cn ©tonbcö^errcn. 92o4 ben juöerläfjigften CueÜen ju* fornmengefteHt üon @tt)iteiitia H. fttllerSfelb, geb. ®xä\\n iBalleflrem bi da« ftcüengo. TOt einer Ginleitung öon 31. ÄIeinf(^mibt. S3rc«Iau, ©cftlef. Suc^brucferei, Kunft= unb Sßcrlag«anftalt, öorm. ©cftottlönbcr. 1892.

9leben bem groß angelegten genealogifc^en labettenmerle öon SoigtetSo^n unb t>en bie neuen gorfc^ungen berücffid^tigenben, leicht ju benu^enben Stammtafeln Don ©rote mitt baö oorliegenbeSBerf feinen 5ßla& einnehmen. SBenn bie beiben genannten SBerfe nic^t jur $anb finb, mirb al§ JKac^fc^Iagebuc^ auöreid^en, ba bie genealogifc^en Angaben barin ejaft unb bie Cuellen richtig unb fleißig benufet pnb.

©encologlc. gamilienftiftungcn. (Jl^ronologic. 183

3lux bog SScrjeic^ni§ Der benu^tcn Duellen Ratten mir ber SSerfafferin gern gefc^cnft, benn bic S)urc^fic^t be§fcI6en fcjt burc^ baö lüunberbarc SBielerlci unöt^iger unb falfd^cr litel in ©c^recfen. SBic ftnben bcn alten SKcncfen in 9Kennfen, JRicjIer in ffieflcr mieber unb bie Annales Cliviae . finb ju Annalae gemacht morben. ift gut, baß f olc^c bebcnfUc^c gcl^lcr auf ba§ SBerf jelbft nic^t übergegangen finb.

Meißner.

^e ginttUenfltftttnQen ^eutfci)(anbd unb ^eutfc^ « Öfterreid)^. I. ^ün^en, (£. $o^I. 1890.

SS ift fe^r glaublid^, ha^ bie S3ertag§buc^^anblung eine au^ gebreitete unb oft refultatlofe Sorrefponbenj i^at fül^ren muffen, um baS SRaterial ju biefem erften Steile, meld^er 111 öerfc^iebene Stiftungen entl^ölt, jufammenjubringen. ?lu(^ finb roir überjeugt, bag ein brauchbares SBerf merben fann, menn öoHenbet fein mirb; aber um bodftönbig }u merben, ift noc^ eine groge Slrbeit nöt^ig, bie nid^t fomo^I in cnblofen Korrefponbenjen befte^t alg öielmel^r in bem ©tubium beö bereiti^ gebrucften SBaterialS, ba§ in bem öorliegenben Steile ganj öemad^Iäffigt ift. ®ine Durd^fic^t beutfc^er ^flniilien^^ gefc^ic^ten märe mo^I junäc^ft am 5ßla^e gemefen; bort finbet fic^ über gamilienftiftungen gar öici. Siur beifpietö^alber ermähnen mir bie Stiftungen ber ?lmim8, Sü(om^, ®ggcr8; ßömen^eimS, unb bor allem ha§ SKufterbuc^ bon gaber über mürtembergifc^e gamilien* ftiftungen, t>a^ leiber nic^t öoHenbet ift. Meißner.

Den julianske og den gregorianske kalender. Grundtraekk af begges theorie og praxis. Ved Uonoratias Bonneyie. Christiania, Alb. Cammermeyer. 1886.

Die mit Unterftü^ung ber Sctterftebf fd^en Stiftung ^erauSge* gebene ©d^rift ift öorne^mlic^ für bie ©ebürfniffe be^ großen 5ßubU« fumä beftimmt; unb ber geleierte Slpparat ba^er auf baS attemot^* menbigfte befc^ränft. Die labeHen, meldte mit ®efd^icf entmorfen unb burc^ ja^Ireic^e ©eifpiele erläutert finb, ermöglichen eine fd^nette unb bequeme 2tuffinbung ber gemünfc^ten Daten. Sin nid^t ju unter* fd^äUenbeS SSerbienft l^at fid^ ber SSf. burc^ befonbere 3Jerüdffic^tigung ber für ben ffanbinabifc^en 3?orben einfd^lägigen Scr^ältniffe er« morbcn, meld^' le^tcre bei 3beler, ®rotefenb, Srindfmeier u. f. m, eine rec^t ftiefmütterlid)e ©e^aublung erfahren unb bem mit ber ©efd^ic^te be§ 9iorbenö fic^ befc^äftigenben auiSIänbifc^en ®efc^id^t§«

184 SitcvQturbcvic^t. ,

forfc^cr fd^on mand^c unangenehme ©tunbe bereitet l^oben. SBir öeraeifen j. 93. auf @. 30, roo öon ber fonberboren „SSerbefferung* beö julianifc^en ffalenbcrö in ©d^n^eben 1700—1712 bie Siebe ift, ferner auf § 19 (@. 62 72), wo bie bem 9?orben eigent^ümlid^en SSejeic^nungen ber einjelnen Sage im ^rc^enjal^r ongefü^rt werben^ fomie auf § 30 (S. 120—123), n^elc^er öon ber 93erec^nung be3 Ofterfefteö in ©d^roeben ^onbelt unb ung belel^rt, bag ber öottftönbigc gregorionifc^e ffialenber bort erft im '^afjxt 1844 eingeführt mürbe, 3)ie öorliegenbe Sbl^onblung borf ba^er oIS eine banfenömcrtl^e S3e« reic^ening ber c^ronologifc^en Siteratur im allgemeinen unb aK ein anwerft roertl^öoüeö, ja unentbel^rlid^eS ^ülfgmittel für ben norbifd^en $iftorifer im befonberen bejeic^net werben. P. Amh^im.

Les g^ographes allemands de la renaissance. Par L. Oallois» Paris, E. Leroux. 1890.

91. u. b. %. : Biblioth^que de la Facult^ des Lettres de Lyou. II«

3)iefe ©d^rift gehört ju ben neuerbing§ ^al^lreid^er roerbenben SWonograpftien in franjöfifc^er Sprache über beutfc^e S^emata. S)er Serfaffer \)ai bie jiemlid^ umfangreiche beutfc^e Siteratur über ben öon il)m be^anbelten ©egenftanb roenigfteni^ in ifiren ^aupterfc^einungen ftubiert unb gut benujjt. S)er ©toff ift in öier^e^n Stbfc^nitten fo bel^anbett, ba| nac^ einer öorbereitenben Einleitung bie einjelnen ^umaniften unb l)umaniftifc^en Jhreife bel^anbelt n^erben, meiere fic^ mit (Seogropftie unb ftoömograp^ie befc^äftigten. S)aÖ glänjenbc ®oppelgeftirn ^euerbac^ unb 9tegioniontanu§ mac^t ben Einfang. (£g folgen S)ominu§ DHfolauö unb SDJortin Se^aim. S)er bierte Slbfc^nitt bel)anbelt bie elfäffifc^^iotliringifc^e ©c^ule, §u ber oud^ ber mcrN roürbige SBalbfeemüüer aui^ greiburg gerechnet toirb, bem mir öer^ mutlic^ bie Benennung be§ SBeltteilsi Slmerita bauten. Sine eingel^enbe SBürbigung finbet bie 9iümberger ©c^ule in go^ann ©c^oener, ^irf« beimer, 3ol|ann SBerner, mobei auc^ ber berühmte 9lpian unb ber Sübingcr Slftrologe ©töffler nic^t öcrgeffen finb. Sonrab ©eltig unb fein Streik mirb ebenfalls gemürbigt, boc^ ift bie SJeurteilung ber bic^terifc^en Seiftungen be§ „6rjl)umaniften" rool|l p abföHig. ©in erfreuli^er SJemei^ öon miffenfc^aftlic^cr Objeftiöität ift bai^ Sapitcl, morin ®. ben Don 3!atob SBimpfeling unb J^oniaS SDJumer geführten ©treit über bie nationale 3wgel)örigteit öon Slfaft barfteHt. ajJittcilungen über ©ebaftian äRünfter, ^erberftein, SJZatt^iaS öon SDJic^om u. f. TD, f (fliegen ben leyt ab, bem ein fleiner Stn^ong

Qko%VQpf)k. 185

urfunblid^cr ärt unb fec^i^ Jafeln mit Söffi^nil^^ ö^ter ilorten beiges fügt finb.

3m ganzen fc^Iägt ®. bie SBebeutung ber beutfc^en ©eogrop^cn« fc^ule in ber 3eit bei^ ^umaniömui^ nic^t oltjul^oc^ an. '^f)xt ^aupt* leiftungen beftet)en borin, boft fie mit 9(ufmerffamfcit bie ©ntbedungen ber 3^it Verfolgten, biefe burc^ Schriften befannt mochten nnb bie mat^ematifc^e Oeograp^ie förberten. ^oi) öermiftt er unter i^nen eine ©röfte erftcn 9«ange§ (ügl. ©. XX unb 241).

SBenn ber SSerfaffer ouc^ im gansen eine gute ©od^tenntni^ be« fifet, fo finb boc^ einige geiler mit untergelaufen. SBenn ©. 41 be* l^auptet ift, ba§ ber Sfart^äuferprior ®regor 9teifc^, ber Serfaffer ber berül^mten Margarita philosophica, ju ^eibelberg ©c^üIer SBimpfe* ling'ö gemefen fei, fo bürfte ba§ fc^mer ju bctoeifen fein. S)ie SSorfteHung bon ben ^umaniftenatabemien ©. 175 bentt ftc^ biefe freien Sereinigungen ju beftimmt. SJ^e^rere Don ben burd^ Seltiö geplanten Sodalitates finb gar nic^t jur SBirflid^feit gcroorben. SSon ben grauen, meldten bie 9lmore^ be§ ®elti£i geroibmet finb, ge« ^ören nic^t (©. 177) einige ber SBirftic^feit an, fonbern fie f)aben alle t^atfäc^Iid^ gelebt. S3on ber $oIin ^afttina ^aben fic^ fogar öricfe erl^alten. 5)er beutfd)e 5Wame beö ^iftoriferö granjii^fu^ 3reni!u§ auS ©ttlingen ift nic^t grieblic^ (@. 184), fonbern grieb- lieb. S)em Urt^eil über ^utten (©. 174) merft man an, baft eine ber Duetten für ®. bie franjöfifc^e Überfegung t)on go^annc^ 3anffen'^ ©efc^ic^te beg beutfd^en SoIfe§ mar. S)icfe ®injel^eiten finb aber nid^t ber Strt, ba| fie un§ bie greube an ber onfprcc^enb gefc^ricbenen unb fac^funbigen 9(rbeit ftören tonnten.

Karl Hartfelder.

De Orontio Finaeo Galileo geographo. De L. Gallois. Parisiis, I^roux. 1890.

Drontiu§ ginoeu§, eigentlich Dronce ginc (nic^t gine, roie man bisher annol^m) n)urbe 1494 in ber 3)aup]^ine geboren, fam frü()5eitig nad^ 5ßariS, juerft atö ©tubent, balb auc^ oI§ Seigrer tl^ätig. ®eftorben ift er 1555. ?lud^ in granfreic^ fd^eint, mie im bamaligen 5)eutfd^= lanb, gelehrte ^^^ätigfeit nur bürflig bejo^It gen^efen ju fein. SSenig« ftenö fämpfte ginaeu§ trojj feinet fd^riftftetterifc^en gleigeö einen fc^meren ffampf um ba^ 5)afein. Sieben feiner Se^rtl)fttigfeit ge^t eine aui^gebe^nte litcrorifd^e SEl^ätigfcit ein()er, bie fid^ ouf ®eogrop^ie ober, »ie mon bamatö gemö^nlic^ fagte, auf fio^mograpbie, SOiat^e«

186 Sitcrahirbericöt.

matit ?tftronomie unb Dermoubtc ©ebiete erftrerfte. 9(ud^ für bic bcutfc^e ©ele^rteiiflcfd^ic^te fommt er in SBctrod^t, rocit er bie Theo- ricae novae planetÄrum bc§ (Seorg ^Pcurbad^ unb bie berühmte Margarita philosophica, ba§ nicift gebrauchte Set)rbu(i^ ber 9lrtiften um bie SBenbe be§ 15. 3a^r^unbertg, öon bem Sart^äuferprior ®regor SReifc^ in greiburg i. S. in neuen Stui^goben ju Sßaxx^ öer» öffentlic^te. 3n bem 2lnf|Qng mirb ein bibliogrop^ifc^e^ SSerjeic^niS ber ©döi^iften be£i ginaeu^ gegeben unb babei Dermutl)et, bag bie erftc ?lu§gabe ber Margarita philosophica ju $ori§ im ^Q^^c 1523 er* fc^ien, meil biefeS 3n()r unter ber SSorrebe be§ ^erauggeberg an» gegeben ift. ©o lange nic^t irgenbmo ein ®jemplar biefer 9tudgabe aufgefunbcn ift, möd^te id) \t)x 9Sorf|anbenfein bejmeifefn. 3Rög» lic^erweifc l^at ginaeuö für fein 1523 abgcfd^IoffeneS SRanuffript crft 1535 einen Serieger gefunben. Sgl. meine 9?ac^tt)eife in ber 3^^** fc^rift für bie ©efd^ic^te bei^ Dberr^eing 9f. g. 5, 199. 3m übrigen fann man auc^ an biefem Seifpiel mieber fe[)en, roie unrid^tig eS ift, menn man bie ^umaniften bcfc^ulbigt, fie f)fttten blofe fprac^Iic^eS unb formetteS ^wtereffe gef)abt. S)er ^umanift ginacug ift ein eifriger Vertreter ber fog. Slealien. Karl Hartfelder.

^eyeiiproieffe unb ®eifteSfti5rung. ^^)i)d)iatrifc^e Unterfuc^imgcn t>on Otto @ne0. ^imc^en, 3. S- ^e^mann. 1891.

5)ie üorliegenbe ©c^rift enthält in bierje^n Stbfc^nitten aUc lüefentlid^en ®efic^t§punfte, bie für bie GJefc^id^te unb bie Beurteilung bei^ §ejeng(auben§ in Betracht tommen. 5)er @(aube an ®eifter, bie, oljne \>en 9?aturgcfeljen untermorfen ju fein, in bie ©c^icffale ber üö^enfc^en bolb fc^öbigenb, balb förbenib eingreifen, ift uralt; fc^on bie 9ttfabier, bie SSorgänger ber 31ff^rer, nehmen an, bafe ja^t (ofe 3)ämonen, in beftimmte Stangflaffen gefc^iebcn, auf Serggipfeln, in ©ümpfcn unb SBüften f)auften unb ©türm, SBettcr, ©onnen* unb SRonbi^finftemiffe, ftranf^eit unb Unfruc^tbarfeit l)erDorriefen; ba| e^ SKenfd^en gebe, bie mit ^ilfe biefer Oeifter aKerIci ©c^aben ftiftcten; bog befonberS grauen bieg träten unb bafe fie ^u bcn Serfammlungen ber ©eifter auf einem ©tue! $oIj auöritten. 9(^nlid)en SKeinungcn begegnet man bei 9(gi)ptern, ^erfem, ^nbiern, bei allen möglichen Sölfern 9lfrifag, 9(fien§, 9(uflratien§. ©ine eigent^ümüc^e Seränberung erlitt aber biefer ®Iaube im fpäteren ÜJ^ttelalter, mo man biejenigcn, bie naturmiffenfc^aft(id)e3orfc^ung betrieben, ber 3ö"f>crei befc^ulbigte; eg ift be^eic^nenb, bog man Don ?Hbertu§ SRagnuö erjä^lte, er ^abe

^cjenproicfie. SBibliot^cfcn. 187

fünf Sö^tc öot feinem lobe feine ganje SBeiöl^eit freiminiß mieber öergeffen, um eine§ c^riftlic^en iobe^ fieser 5U fein. S)ie Sanbexd marb qI§ eine Slbart ber Sfejjerei bettoc^tet unb bel^anbelt, unb öon ba mar nur ein Schritt ju ber Stnnal^me, bag bie ße^er mit bem Seufel in bie engfte SSerbinbung träten, um Don il^m mit übernatürlichen Straften auSgeftattet ju werben, bafe fte atö ©ntgelt mit i^m buhlten unb ®ott unb bie SRutter ®otte§ läfterten unb befd^impften. ©omcit bemegt fic^ ber SSerfaffer auf einem im mefentlid^en allgemein befannten 53oben. SBaö nun im befonbern feine pf^d^iatrifc^en gorfc^ungen auf bem Oebtete be^ ^ejenprojeffe§ angelet, fo l^at ©ncH felbft urfprüngüd^ angenommen, ba§ öielfac^ ©eifteöfranfe für ^eycn gehalten unb öerbrannt morben feien. 5)urc^ tiefere^ ©inbringen in ben ©toff ift er aber ju ber Überzeugung gelangt, baß bie 3fl^t biefer gäöe boc^ eine fe^r geringe ift, \>ci^ aber fel^r ^äufig ©eifteg^ franfe unb ^^fterifc^e ^erfonen, menn mir fo fagen bürfen, ©ubjefte, nid^t Cbjefte ber ^ejenüerfolgung mürben, infofern man fte für be- feffen, alfo Don ^eyen herzaubert ^ielt unb nun bie SRenfc^en aufs fpürte, t)on meieren ber 3fl"^cr au^ge^e; burc^ i^re ©rmittelung unb SSeftrafung ^offte man bie SKac^t beg Qaubtx^ ju brechen. 5)er SSerfaffer brücft bie Überjeugung aug, baft biefe§ Ergebnis feiner Unterfuc^ung al^ burc^au§ gefiebert betrachtet merben bürfe. S)ie Hoffnung, bie er am Schluß augfprid^t, baß bie 9?aturforfc^ung ber neueften Qnt ben Olauben an bie Sefeffen^eit me^r unb mel^r auS« rotten merbe, trifft jeitlic^ jufammen mit ber ©nt^üUung ber neueften (gebruar 1892) Teilung eine§ Dom 2eufcl befeffenen SKüKerfnaben burc^ ben Kiapujiners^Pater Slurelian ju SBembing in SKittelfranfen. Sapienti sat. g.

Biblioth^que nationale. Manuscrits latins et fran^ais ajout^s aux fonds des nouvelles acquisitions pendant les ann^es 1875 1891. In- ventaire alphabötiqae par Leopold Delisle. I. 11. Paris ^ Cham- pion. 1891.

Xcx Seftanb ber ^arifer 9?ationaIbibIiot^ef an loteinifc^en unb franjöfifc^en ^anbfci^riften ^at im Saufe ber (ejjten anbertl^alb Sa^r- jel^nte einen 3un)ad^§ öon runb 3500 SRummcrn erfahren. SWan roirb beö^alb bantbor begrüßen, ha^ ber öerbienftüoHe Seiter ber ^la- tionafbibliotl^ef burc^ bie Veröffentlichung beS üorliegenben SatalogS bie neugemonnenen ©c^ä^e ben gelehrten Reifen jugöngHc^ mac^t. ®er Serjeid^nung be§ Sn^altS ber neu l)injugetretenen ca. 1060 Iatei=

188 Siteroturbericöt.

nifc^en unb ca. 2400 franjöfifc^en ^Qubfd^riftcn ift eine für Me ©efc^ic^tc ber ^onbid^riften-SOt^eilung ber ^arifer SRotionalbibliotl^ef ^öd^ft intereffante ©inleitung (S. I - LXXXVIII) t)orau5i9e)c^icft. S)ie)elbe unterrichtet unö u. a. über bie größeren 9lnfäufe öon .^anb- fc^riftenfomnilungen, roeld^e bie SScrrooItunö im Saufe ber legten 3af)re mochte, fon)ie über bie jum S^eil fe^r bebeutenben ©c^cnfungen, burc^ roclc^e bie 9(bt^eilung Dermel^rt mürbe, unb bie biefer nament^ lic^ eine SRei^e üon früher ab^anben gefomnienen $aubfd^riften unb ^anbfd^riftent^eilen mieber jufül^rten. S)ie ©cbeutung ber befonberS l^eröorragenben neu erworbenen ^anbfc^riften unb ^anbfc^riftcngruppcn mirb Don 3)eIiSIe einge^enb erörtert. SBir erljatten öon bem Sf. fobann eine Überfid^t über beu gefammten gegenroörtigen Seftanb ber einjcinen Stbtijeilungen ber ^anbfc^riftenfammlung ber •DJationnl« Oibliot^ef, bie bei ?lbfc^Iu§ be§ Dorliegcnbcn StatalogS IUI 972 9funu mem jä^Itc, ftatiftifd^e äRittl)ei(ungen über beren SBenu^ung in ben Icfetöergangenen Sötten unb ein augerorbentliclj nü^Iid^eg SSerjeic^nii^ Don 131 feit bem 16. ^a^r^unbert big auf bie (Scgenmart üeröffent= lichten ^aupt* unb ©pejiaUatalogen ber 5ßarifer ^aubfc^riftcnabt^ei^ lung. S)en ©c^Iu§ ber Einleitung bilbet ein beac^ten^toertfjeg Sfapitel über bie für bie 9tufbe!oa!^rung unb Siatalogifirung ber 5Parifer $anb- fc^riften roünfcl^en§roert()en Sleformen, ba§ u. a. bie ^crfteHung eiucg f^ftematifd^ gcorbneten ©efammtfatalog^ unb eine§ c^ronologifc^en SSerjeid^niffeS fämmtlid^cr Urfunben befürwortet. S)er Sfatalog felbft (©. 1—718) fül^rt bie ^anbfc^riften unter ben alp^abetifc^ georbneten 9iamen ber Sf., bjro. ben ©tid^toorten ber anonymen ©c^riftcn auf. *Die 93efc^reibung ber einzelnen ^anbfd^riften ift je nac^ beren Se^ beutung me^r ober weniger ausführlich gel^alten; bei jaf)Ireic^cn Sfum- mem ift auf bie in früher ücröffentlid^ten ©pejialfatalogen gegebene SBefc^reibung ocnoiefen. ©omeit id^ fe^e, wirb bem wiffenfc^aftlic^en öebürfni§ burd^ bie mitget^eitten gn^altSangaben burc^weg genügt. Die jü^freid^en Urfunbengruppen (Chartes diverses, Recueil des chartes), bie mand)e§ ^i3^ft SBert^tooQe enthalten, finb in ber SBcife be^anbelt, baft un^ toon ben „wicfjtigeren uub intereffanteren" ©tüdfen {Regcften gegeben werben, ein SSerfa^rcn, ba§ freiließ ^ngefic^t§ ber öcrfc^iebenartigen 3!ntereffcn ber gefc^ic^tlic^en gorfc^ung umfomc^r ©ebenfen gegen fid^ i)ai, afö bie einjcinen (Sruppen jum I^eil auö ©tücfen oon ganj l^etcrogenem 3"!)Q'^ ^"b Urfprung fic^ jufammens fcjjen. 5)ie Table alphab^tique gibt nur ein jwectmäftig ange- legteig unb brauchbarem ^erfonen-, Crt§= unb ©ac^enregifter, baS

»erid^tc gcleörter ®efeafd^aftcn. 189

u. Q. Quc^ auf bie cinjeliieu Urfunbenrcgeften unb auf bie über bic frül&crcn SScfi^er ber ^anbfd^riften gegebenen SRittl^eilungen Scjug nimmt. SJorgenommene ©tid^proben erroiefen nur einige n^enigc Sücfen beg SRegifterö; Saifer Sari VH. wirb aUerbingg fc^roerlic^ jemanb unter bem ©tic^mort roi de Boheme fud^en. SSon befon« beriJ bemerfen3tt)ert^en 9ieuertt)erbungcn l^ebe ic^ bie jal^Ireid^en ffiors tutorien unb 9iefroIogieu franjöfifc^er Slöfter, eine größere Stnjal^I Don gormefbüc^ern unb Koutumier^, bie aufeerorbentlic^ umfang* reichen Sammlungen öon ^anbfd^riften unb Urfunben jur (Sefc^ic^te ber Sflöfter ®(un^ unb 3Remiremont ^eröor. SBie ber ffiotalog eine 9ieif|c Don ©tüdten jur ©efc^id^te t)on Köln unb Strasburg beibringt, fo ift aud^ eine Stnja^t ber befc^riebenen ^anbfd^riften beutfd^en Ur« fprung^ ; öon beutfc^en Sibliot^efen, bie §anbfd^riften nn bie ^ßarifer 9?otionatbibliot]^ef obgegeben l^aben, merbcn bie Slofter* unb Stifte« bibliotl^efen Don SRebborf, Oc^fen^oufen, ©t. 9Ka jimin in Irier unb ©t. 5ßantateon in iföfn genannt. H. Haupt.

9tvxiit ber l^ifiorifil^en ftommtffion bei ber f gl. batertfil^en

Slfabemte ber 99iffenfil^aften.

©rftattct im 3uli 1892. (Sluöaug.)

©eit ber lejitcn «pienarüerfammlung, ^ai 1891, finb folgenbc Ißnlli» fationen burc^ bie ^ommifjion erfolgt: 1) allgemeine beutfd)e ^iograp^ie 93b. 33 unb bie erfte Siefemng be§ 5Banbe§ 34 ; 2) bic beutf c^cn ©täbtecfjronifcn S3b. 22 : enthält ben 3. SBanb ber §lugdbuvger S^ronifcn.

^er 23. 93anb ber )ientfd|en @ta)lted|ront!eii {oU ^mei S^ronifen üon ^(ugSburg auS ber SRefonnotionöjeit bringen : bic eine öon SIemenS ©enber, 93enebiftiner öon ©t. Ulrid), einem QJegner ber ^Reformation ; bie onbere öon einem 53ürger ber ©tabt, 9Bil^. fRem, einem ?ln^ängcr berfclbcn, gefcftriebcn; beibc öon Dr. (Jriebr. ffi oif^ unter iJeitung beö Herausgebers ber ©amm« Jung, $rof. ö. ^egel, bearbeitet. Qn ber Slei^e ber meftfälifdj-niebcrrWni* \d)in ©täbtcdironifen roirb auf bie bisher erfc^ienenen ^«jci 99änbe öon 3)orts munb unb ©oeft ein britter folgen, ber c^ronifalifc^e Sf^ac^ricftten ber JRat^Sbüc^er öon ©oeft über (Sreigniffe beS 15. unb 16. 3a^r()unbertS, foiuie eine ß^ronif öon SDuiSburg unb anbcreS öon §la(^en bringen foll. S)ie ^erfteflung biefeS SöanbeS ift baburdj öcrjö^ert roorben, ba^ ber mit i^m befd^äftigte Dr. ^anfcn einem 9fhif an ba^ prcufeifc^c ]^iftorifd)e Qnftitut in S^lom gefolgt ift, bort jiroci ^a^re gearbeitet unb bann ein ^mt ald ©tabtard)iöar in ^öln angenommen l^at, »eldieÄ i^n öer^inbert, bie früher begonnenen 9lrbcitcn roieber aufju* nehmen. 3c Jt ift Dr. 3 Igen, ^Ircftiöar am ©taatSar^iö ju 3J?ünftcr, an feine ©teöe getreten.

^te ^anfe^Sleceffe fmb ber ^SoUenbung na^e gerücft. Dr. ^oppmann ^at ben 7. ©anb, ber bie 3a^vc 1419—1424 umfaßt, im i0?anuffript fertig^

190 öcri(fttc gelehrter ©cfellfd^aften.

aefleHt. 3)er 8. ^anb foH bic 3a^re 1425—1430 unb mit i§ncn bcn S(^Iu6 oeS öan^cn ©crfcg bringen.

^ie Fortführung ber 3a|rlud|er Hentfdlen Retd|d mirb t^eilS bur(^ ©rh-ontung ber Mitarbeiter, t^eild burdj anberc öinberniffe nte^rfoc^ erfc^roert. 9^ur bie Qo^rbüc^er ber JKegierung ^einridj'S IV. unb ^einricfj'd V. loerben burdj ^rof. 9Rei)er öon Änonau entfig geförbert. ^er 3)rucf bed 2. ^anbed foll nod) t)or Ablaut bed gegenmärtigen (Statdja^re^ beginnen, ^ie güüe beS ©toffeö ndt^igt ben SSerfaffer, gegen feine urfprünglidje Vlbfidjt biefen ^43anb mit bem Wäv^ 1077 )u {AlieBen.

iBon ber ^efd|id|te Her ffiiffenfittfteii in ^eutfd)(anb tft ^unäc^ft boS (Srfcöeinen ber ÖJefdjidite ber 3Kebijin ju erwarten.

Sür bie altere Serie Her Hentfdlen Utid^»ta%»atttn fte^t ber ^6fct)IuB beS 10. SBanbeS in bem beginnenben dtatSja^re beöor.

^er ^ruc! bed 1 ^cin\>t% ber 9ttidiSia%§atttn in Her RefoniitHa«0»

geit ^at nac^ Oftem bicfed Sa^red beßonnen. ^ad Material für benfefben |at im i^aufe be$ Sa^red nod) manche @rgäni^ung aud beutfc^en unb öfteres reid)tfc4en 9(rd)it)en erfahren, t)on (enteren namentlich aud bem ©tatt^alterei«" orc^it) ;^u ^nnSbruc! unb bem fürftlic^ Sdjkuari^enberg^fc^en ^Irc^it) p ^ittinaau. 3n Mündjen fefte Dr. Merf nodi einige 28od)en feine JJorfc^ngen fort. Dr. ?8rebe befudjte Marburg, 5)re§ben, 'Wolfen büttel, Magbeburg unb bad ©e^eime ^au^arc^iD gu Berlin, ^er ^ibliot^ef unb bem Vlrc^io ju Q^oW^a mibmete ^rof. ö. Iflucf^o^n einige Arbeitstage. SBeimar mit feinen für boS 9fleformation§^eitaIter faft unerfd)öpflid)en ©djäjjen »urbe nodjmalS öon Dr. Meri' mit Erfolg befud^t ?lu(^ Ä^oblen^, 3)üffelborf, S3ambcrg, S'arlö« ru^e boten nod) fleinere ^Beiträge ^u ben S^er^anblungen ber 3a!)re 1517 bid 1521, njä^irenb baS 9lug§burger ©tabtard)io nod) Elften ber fpfttercn i^roanjiger Sü^re ^ux 5Jevfügung fteüte. 91 ber alit^, ma§ fid) au§ ben genannten ^Irc^iöen noc^ an neuem Material für ben 1. unb 2. !Sanb gewinnen lieg, blieb an 53ebeutung hinter bem ^urürf, waS Dr. 3Jernai)ö in ^^rüffel unb namentlicl) in ^ariö unb iiille ju ^age förberte. Dawt feineu ben gröfeten ^^ril beS ©interö auSfüUenben Anftrengungen liegen je^t öunberte oon 53riefen, 3"' ftruftiouen unb *Berid)ten öor, bie Mignet Mone, 5e ÖJlap, ÖJadjarb entmebcr nid)t über mangelhaft benu^t !)aben. 5)ie güUc be§ @toffe8 nöt^igte ^u ftrengfier 3ufammenfaffung. 3)ie ^eljn SBogen, bie ber "ipienarüerfammlung gebrudt ooilageu, finb grögtent^eil«» Don einer Einleitung aufgefüllt, in meld)er ber ^evanSgeoer, ^rof. o. Älucf^o^n, über bie ^a^lüer^anblungcn öon 1516 bis jum Xobe Ma;rimilian'S I berid)tet. 3)ennod) wirb ber 1. S3anb nicftt über hm 8d)luB beS grranffurter SBa^ltagS ^inauSreid)en. S)er 2. 93anb, beffen 3)rucf üorauSfid)tlid) Oftern 1893 beginnen fann, wirb gunäc^ft bie VSer^anbluugen, bie ^wifdjen bie ^a^l unb bie ^'röuun^ SlaxV^ V. faQen, unb bie SSorbercitungen ju bem Söormfer 3leid)ötag umfafien.

^laii bem urfprüng liefen unb feit einigen 3<^4i^^n feftgel)altenen $lan foQten bie |ia|i(tltd|en 9lnnttaturbertd|te au$ ^eutfc^Idnb wä^renb ber 9lefor^ mationSgeit a(S Supplement i^u ben SReid)Stag$aften berfelben Qtxt erfd)eineu. 92ac^bem fid) je^t bie beiben ^iftorifdjen 3nftitute in diom, baS preuBifd)e unb baS i)fterreid)ifcfie, jur Verausgabe einer Sammlung oon 9?untiaturberic^ten auÄ ieutfc^lanb wä^rcnb beS größten ^fteilS beS 16. Sci^r^unbertS vereinigt ^aben, ift bie ^ommiffion im ©inoerftönbniS mit ber fgl. preugifd)en ^e^örbe Don ber ^^eilna^me an ber Verausgabe ^urüdgetreten.

^aS bie ältere pfäl^ifd)e Abteilung ber ffittteldaad|er ftorref|ioiiHe«)en betrifft, fo ^at ^rof. o. Sejolb bie im Srü^ja^r 1891 wiebcr aufgenommene Arbeit für ben 3. $aub ber Briefe beS ^fal^grafen 3o^Ann £aftmir im

öericfite flcle^rtcr ÖJefcttf^oftcn. 191

©omtner fortacfc^t, junöc^ft in SBioiffel bie Äorvefponbenj bc« Älcjonbcr fjar« tiefe mit großem (Srfolg burc6forfd)t, bann in i^öln, 5)üffeIbovf, ^»onnoöfr, SBoIfcnbüttel , ^Berlin, 3erbft SIrcfjiüe unb 33ibliot^efen befudjt. ^^amentüd) crroieg fic^ bie Ä'onefponbenj ß^riftian'S I. öon ^In^oItsSBeniburg, bie er in 3er6ft fhibiren fonnte, qIS eine Quelle erften SRange« für bie Ie$;len ^a^xt 3o^Qnn Äafimir*^.

5)ie wirbelten für bie ältere baierifc^e ^Ibt^eilung ber Söittelöboc^er Äor« refponben^en ^aben eine neue Crganifation erholten, ^ie ^anf^eit, burc^ welche bie 3^^Qtigfeit beg bisherigen SeiterS biefer Unternehmung, bed ^rofefforS ö. 3) ruf fei, feit mehreren Salären gelähmt roorben mar, fiat, gerabe al8 er im Staube ^u fein glaubte, Don neuem ^anb anzulegen, feinen ^ob ^erbei» geführt, am 23. Cftober 1891. ?(n feine ©tette ift Dr Soffen getreten. Unter feiner Seitung l^at Dr. ©ranbi ben 9?acf)Ia6 beS SSerftorbenen ge« orbnet unb bann ^u Sßien bie burd) ö. 3) r u f f e I begonnene ©ammlung ber Ülelationen beS Dr. Qa\\vi^ an Äönig &erbinanb fortgefe^t. ©r tuirb fid) weiter bemül^en, ben 4. ^anb ber SBcitiögc jur SReidjSgefcbicöte jum ?(bfcf)Iu6 ju bringen. Vlufeerbem mirb unter Seitung Dr. Soffen 'S bie fpätere Ä'or« rcfponben^ ^cvjog ?lIbred)t'S V. unb namentlidj bie Elften beS SanbSberger ^unbeS üon Dr. ^ö^ bearbeitet werben.

5ür bie jüngere baierifd) = pfäljifcfte ^Ibt^eilung ber SBittelSbac^er ^or« refponbcni^en, bie »riefe unb Elften jur ®efc^id)te beS 3)rei6ig jährigen ÄriegS, finb bie ^irbeitcn mit oerftärften Gräften fortgeführt luorben. ^er neue 3Kits arbeiter, Dr. S^rouft, unterftü^te ^unädift ben Seiter ber Unternetjmung. ^rof. 6tieoe, in ber Sorge für ben 6. unb 7. S3anb, meiere ben 3a^ren 1608-1610 geroibmet fein werben. S)cr 3)ruc! be« 6. 93anbe§ foU in biefem Sü^Tc beginnen; ber 7. 93anb wirb unmittelbar folgen. Unterbeffen würbe bur(^ Dr. aRal)r=5)eifinger bie &orfd)ung für bie Sa^re 1618—1620 in SWünc^en fortgcfe^t. 2)a8 (StaatSar^it) gewährte buvd) feine furpfäljifdjen unb feine baierifc^en Rapiere reid)e 9Iu§beute für bie pfäljifc^e ^olitif üor unb nac^ ber bö^mifc^en ^at)l; bad SReic^Sarc^io für bie inneren *^ngelegen= Reiten 5BaiernS unb ber Siga. 9(uc^ bie ©amerarifdje Sammlung ber Staates bibliot^ef bot einegüae oon9?ac^ric^ten über bie pfftli^ifd)e «ßolitir. Dr.3Ral)r* 3)eifinger wirb femerftin bie 3)urd)foi-frf)ung ber 9J?ünd)ener ©djäf e, weldjc noc^ üor turpem burc^ 9(uffinbung einer großen ^enge noc^ ungeorbneter unb nie benujter Elften im StaatSarc^io , bie bem nad) ber ©d)Iad)t am ?8ei6en 5Jerg unb in ^eibelberg erbeuteten 3(rd)iö ber fiurpfälger angehören, anfe^nlic^ üemte^rt worben finb, gunödift fid) angelegen fein laffen; bann aber bie 9Irbeit in auswärtigen ^rd)it)en unb ^ibliot^efen beginnen. $or allem muß @imancaS für bie Sa^re 1608—1620 befud)t werben. Sßä^irenb beffen unb wä^renb be« 3)rucfeS beS 6. unb 7. iHanbeS will ¥^of. 8ticDe mit Dr. (£^rouft'ö 5)ülfe fid) ber ^Vorbereitung beS 8. ^anbcd, für bie 3a^re 1611—1617, guwenDen.

3)ie im t)origen Qa^r befc^Ioffenen neuen Unternehmungen, bie llften* fammlung gnr <9efd|id|te fSaittni im RcfonnaHonJuitalter unb bie $er« ausgäbe oon ilorref|ioit)irn)en ttx ttutf^tn, indoefontiere laicrtfd|en ^nmaniften tt§ 15. unH 16. 3a|r|nti)icrtd, [mh t^eilS infolge beS ^obeS beS ^rofefforS D. 5)ruffel, t^eilS im 5)in&Jirf o«f bie wac^fenben Äoften ber ölteren Unternehmungen oorlöufig gurücfgefteHt worben.

10 Söeric^tc gelehrter ®cfetlj(^aftcn.

Senilst US ^reu^ifc^en l^tftorifil^en Snfiittttö in {Rom.

(grftattet im Sult 1892.

(Sd ift gelungen, brei SBänbe ber olS Hauptaufgabe in Angriff gcnom« mcnen 9?untiatur berichte fertig jufteUen. 3)iefe ©eric^tc ber pä<)ftu4«n ißuntien bilben bie Q^runblage ber $ubIifation, »werben aber burc^ fe^r j^a^Ireic^e unb wichtige 9Utenftücfe unb ^orrefponbenjen foroo^I auS bem öatifanifd^en, roie au$ anberen rümifc^en unb ita(ieni{d)en 9(rd)it»en er^ön^t, unb el^ mirb barin ein anwerft reic^^altige^ unb n)ertt)t)oUed, grbgtent^etld nod) ganj unbetannted ^iftorifc^eS ^Jiatcrial ber 5Jenu|iuna juaftngli(^ gemacht. 3)ie beiben crftcn ^änbe, Don bem erften ?lf|iftenten $iof. griebeneburg bearbeitet, enthalten bie S3eric^te be8 SSergerio öon 1533 biä 1586 unb be« iWoronc öon 1536 biö 1538. ©äftrenb nun, einem getroffenen Übereinfommen gemäfe, bie ^afyct öon 1560 bid 1572 bem taiferl. öfterreic^ifdjcn Snftitut, meiere« ftd) ebenfatt» biefer ^Aufgabe ^ugcmaubt ^atte, übcriaffen finb unb alö ein 3^§eil ber (öc* fammtpublifation öeröffentlic^t werben, ift bie brittc ^Ibt^eilung, bie ^af^xt 1573—1585 umfaffenb, eröffnet njorben mit bem üon Dr. 3of. Raufen be* grbeiteten 93anb „5)er Äampf um Ätöfn", welcher bie burc^ bie SBa^I unb ben übertritt bed Srgbtfc^ofd @^eb^arb D. ^ruc^feg veranlagten Girren be^anbelt unb gang auöft^lieglic^ neueS, biSl^er unbetannteS ?Waterial barbietet.

9laittv&it unb S^erBeffetungen«

^en: Dr. ^oljliaufen in ^ärfifc^ » ®labbad) roünfc^t ben fiefem ber H. 3. mitget^eilt ju fe^en, bafe er ber »erfaffer bcS »b. 69 @. 498 bc* fprocfienen SBcrtcS: 3)at)out in Hamburg ift.

^b. 69 6. 537 3. 15 ift gu lefen : Otto ii. ^eincmann.

S3rtefe tion ^nfenborf.

.f)crou5gcöebcn unb erläutert

t)on

flonrab Barrentrapp.

3tDeiter Sljeil.

16. 9ln Sgr. ©rnft ö. ^cffen-9fl^einfelg. «crliii, bcn 8/18. 3uli 1690.

Em. ^oc^fürftl. S)d^Icl^t. merben nic^t in ol^ngnaben öcrmerfcn, baft ic^ fo lange 5)ero gnabigeS fc^rciben ol^nbeontmortet gelaffcn, meil ic^ in forgen gcftanben, e^ möchten bic gronjofen ouf S)cro rcfibcnj etroag tentiren unb alfo ®n). ^oc^fürftl. Durd^I. mc^r auf cinc3 fo importantcn plajjeö befcnfion atö an meine geringfügigen triefe ju benfen l^aben. SRac^beni aber baS burd^ ^erm Seibnij überfc^icfte bajufommen, ^abe meine untertl^änige ft^ulbigfeit nic^t länger auffd^ieben fotten, unb roeil ©m. ^oc^fürftl. S)c^lc^t. eine frage ju beantmorten öon mir begehren, miß folc^eö ^iemit, fo öiel mir bemüht, t^un. SBa§ bemnac^ SRarggraf ©igi^munb belanget, beffen in ber ©c^mebifd^en ^iftorie gebadet mar*), fo ift felbigeö be§ S^urfürft So^öii" ®eorg t)on 93ranbenburg fo^n geroefen auS ber britten 6fte, ber aber niemals ge^eurat^et ()at. SBie ^iefige Sf|ur= fürftcn JU ber reformirten religion fommen, fo giebt man jroar au§, ba6 (£l)urfürft Sodann Sigii^munb fold^e oeränberung gett|an, umb befto mebr faveur bei i^oHanb ju ^aben, narf)bem Steuburg fic^ catt)oIifc^ gemad^t, umb bei fetbiger partei in ber ®üticf)ifc^en fad^c appuy p f)aben. 9lber ^ier i)abe id^ gehört, bafe felbiger

») Lib. IX § 54 p. 296 ff. ber ^ilus^gabe öon 1686. Worlfi^ SettiArift «. ?5. «b. XXXTV. 13

194 ^. SBQrrentTQj)p,

Efjurfürft fic^ fonberfid^ öcftoßen on bcn exorcismum bei bcr 2oufc, bcn man auc^ roo^f möd^tc roeglaffen'), unb nn baö dogma ubiqui- tati8, Don weld^cm man ju jener 3^*^ Q^^ crasse pl^ilofopl^irte, unb foH einmal ein reformirtet namenö ©^riftopl^oruS 5peIorguö, in be§ El^utfürftcn ^räfcnj mit beffen l^ofprebiger, bcm Oebicu^ genonnt, de sancta coena biSputirt Ijaben, unb ha jener gefraget, ob bcnn Kt)rifti leib auc^ in ber bierfanne gegenmärtig mere, ^at biefer, ber n)o^t nic^t ber fubtilfte gemefen ju fein fc^eint, folc^e^ affirmiret, mefc^eS ben S^urfürften bermagen für ben Sfopf geftogen, bog er für feine perfon fic^ reformirt crflört, wie benn anfangt an biefem ort bie feparotion üon ben anbern lut^erifc^en meift nur auf bie jroci berüljrten puncta onfommen. 3)ic anbern articuf de gratia et praedestinatione ^aben fid^ nac^ ber l^anb eingefc^Iic^en, bann aud^ bie mciften al^ier nic^t fe^r rigoureux ftnb.

SBaS bie ^erjoge Don @ad^fcn=Sauenburg mit bem friebenöroerf JU tl^un geljabt, folc^ei^ \)at man mof|l urfad^ ^u fragen, meil meber i^re autoritöt nod^ üerftanb unb anbere conduite ju fo einem merf proportioniret roaren. ?lllein toeit fie, unb fonberlid) t)erjog 3uliu8 ^enrid^*), luft Ratten mit ettoa^ ju laufen, öermeinte ber SBienifc^e ^of burc^ fie bei ©alöio ju Hamburg eitoa^ ju ejpi^ciren ober i^n ju bupiren, biefer l^ingegen üermeinte auc^ etmaS üon beS faiferi^ Intention burc^ ben ^erjog ju erfahren, fonbcrlit^ n^eil biefer einen xati) l^atte SWit^off genannt, bem bie ©c^meben pension gaben, unb mocquirte fic^ ffönig S^riftianuS IV in 5)äncmarf über biefe Sauenburgifc^e negotiation unb über l^erjog 3u(iu8 ^enric^, atö über einen, ber mit ber leimftangen laufet, auf meldten berfelbige fönig o^nge^altcn mar, meil er ben ^aufe ^olftein ben rang biSputirtc.

S)e§ Pallavicini historiam concilii Tridentini !^abe ic^ jtt)ar gelefen, aber nic^t atö ein mert eineS historici, fonbem einei^ fc^lim»

*) &iVL9luf geben bed ©forciSmuS erflärtc fi(^ ^ufcnborf auc^ in einem 33rief an SRedjenbcig öom 6. 3)cäcm6er 1690; er tüieS barouf ^In, baj in biefer 93ejie^un9 au(^ in ©c^roebcn eine onbcrc gormel gebraucht rocrbc. 3)icfe ^ugentng an S^ed^enberg ift um fo beac^tendmert^er, ha '^ufenborf gerabe aud§ in ben unten obgebnicften ^Briefen an bicfcn ftorf feinen lut^erifc^en 8tanb« punft betont. Über ^o^ann ©igidmunb'S ^nna^me bed reformirten 9e« (enntniffeS f. gering, "Sflad^x, ö. Slnfang b. SRef. Äirc^c in SBranbcnburg ; 5Dro9fcn, ®ef(^. b. prcufe. ^oütir 2, 2 «, 434 ff. ; Seemann , ^ubl. auÄ ben preu^. (StaatSarc^iöen 1, 75 ff.

•) @. über i^n Äobbe, ©efc^. öon fioucnburg 3, 56 ff.

©riefe öon ^ufcnborf. 195

men aböocaten, ber aUc ftreic^e brauchet feine fac^e ju behaupten unb feinen (Segenport außer crebit ju fe^en*). ©m. gürftt. S)c^Ic^t. muffen mir^ nid^t in o^ngnoben nel^men, menn ic^ fage, bog bic Ferren de societate Jesu fic^ in officio historici fo übel acquittiret, bafe fte bei ber unbigottifd^en mclt allen crebit längft öerloren, unb ift $autu§ ©arpiu§, ob er gleich in ein unb anberem fic^ mag toerftofeen ^abeU; ganj ein anberer mann al§ $aUat)icinud, unb bin ic^ üerfic^ert, menn mir ber pab^i mollte acceß in fein archivum öerftatten, fo mollte ic^ eine hietoriam conoilii Tridentini fc^reiben, bie öiel completer fottte fein atö ^ßetri ^auer§ (©ooDe?) ober $auli ©arpii, aber aud) ganj anbcrg auöfcften, al§ be§ ^JJaHaöicini, mieroo^I ic^ ^tpeifle, ob ic^ ben carbinal^ut jum recompenS bal^ontragen mürbe. 9}{an foUe nur fe^en bie eoneultationes in ber congregation , bie instructiones legatorum unb bereu rapporte, fo mürbe man fc^on genug ^aben. S)a6 5PaUaDicinu§ biefe facbcn, mie er fie gcfe^en, alfo bona fide feiner historia einverleibet, credat Judaeus apella, non ego. Unb mer fönnte il)m auc^ folc^eö üor übel galten, raeil er perjurus et vio- lator voti mürbe fein gemorben. menn er bie ma^r^eit gef (^rieben V

Mons^f- de Meaux ift außer jmeifel ein ^abiler mann, ber fon* berlic^ ba§ coeffiren unb farbiren fe^r mo^I gelemet unb ber fonbcrlic^ bie moud^en artig ju fd^neiben unb ju tegen meiß an bie örter, ba fonften feine rubinen fijjen. S)enen guten einfältigen leuten fann er mo^I einen blauen bunft machen, bie nic^t beffcr miffen. ©aß unter Den proteftirenben einige variationes feinb, merben fie nic^t läugnen; ift auc^ moraliter of|nmöglic^, baß e^ anberi^ fein fönnte, meil bie reformation nic^t t)on einem mann ober Don Dielen de concert üorgenommen, fonbem man ift per hazard barju fommen, unb ^at eS einer ^ier, ber anbere ba fid^ untermunben, allein barau^ lann nid^t^ pro veritate religionis Romanae gefc^loffen merben, fo menig atö man alfo raifonniren fann: S3on ben refugirten aug Sranfreic^ ift einer l^ier, ber anbere bor^inauS gelaufen; ergo ift in granfreic^ nic^t eine intoierable t^ranei unb Verfolgung Vorgängen.

Sn bem bi^cur^ üon ben urfac^en ber ©nglifd^en o^nni^e, mann ic^^ mit ®m. §c^fftl. S)c^lc^t. permiffion fagen barf, ift meineö

») (5S mag baran erinnert werben, ha^, o^ne bied ©djreiben ^ufenborf Ä au rennen, 9tanfc (6. ?B. 39 [6. ?lufl.], 40*) gan^i ebenfo «ßanovicini al« einen $lbvofaten be^eicl^net, „ber feinen Klienten in aQen Stücfen unb burd)aud au üert^eibigen unternommen ^at", unb wie er aud) 3)öIIinger urt^eilt.

13*

196 Ä. SSarrentropp,

crac^tcii^ eine ^anbgrciflic^c coiitrobiction. 3Knn will reformationem religioiiis bcSfaüö befc^nlbigcn, aber tDer bie ©nglifd^c unb ©d^ottifc^c l^iftorie gclefen, ber finbct bar attcS tooH innerlid^en troublen, c^c man an ba^ reformircn gebac^t f)at 5)a nun bie reformation einmal gefc^e^cn, fo fetten bie fönige foUen bobei bemenben laffen, unb alfo barf man bie urfac^ ber jüngften rcöolution in ©ngcttanb nic^t öon 3^^*^" Henrici VIII unb Eduardi VI f)er]^oIen, fonbem Don bem fotten ffiifer Äönig ^öcob'^, ben i^m -ilJater ^ßeter unb fcinei^ gleid^en infpiriret. ?(ttcin leibet meine 3^'^ ^i^t in materia religionis mic^ ju biffunbiren. 3d^ miß ^ietoon nichtig; me^r ate ju meinem eigenen bel)uf unb f)abc für midj gefuc^et, auf ben grunb ju tommen, aud^ meine gebauten jum tf)eil entbecft in bem fteinen tractat uon ber geiftlic^en monarc^ie bei^ ftul§ jn 9{om, t^ei($ auc^ in bem fleinen tractat de naturae religionis christianae in ordine ad vitam civilem, melc^eS id) midj ertül)nc 6n). ^d^fftl. S)c^l<^t. l^ierOei ju überfc^icfen, mie in§ granjöfifc^e überfetjet, benn öon bem latcinifc^en original t)abe fetbft fein ejcmplar.

17. 9(n 9tect|enberg. Serlin, 18. Sfoüembcr 1690.

S)eSfeIben mertl)eS Dom 10. hujus ^abe lüo^I erl^alten unb ift mir fc^r lieb, baß SUJ®^. fict) crflärt felbft bie feber anjufe^en unb eine f|anbt)o(I erbe ju merfen unter bie ft^tüermenben bleuen ober Dielmel)r l^ummeln*). Unb fann man ein ftauffcn gute fad^en babei fagen, menn man ein menig nad)benfen miß. 99?®^. aber mirb fu mol^I t^un unb meiner nicf)t bobei gebenfen, menn er bie intcr- pretationem loci 1 Sam. 8, bie ic^ gefe^et unb bie id) für ge- nuinam ^alte, anfüf)ren unb behaupten mollte, fo böbe ic^ einen theologum gefe^en, Dr. gribtieb au^ ^ouinieru, ber eben fefbige ejplication ^at, beffcn autoritet fonber 5meifel mel)r gelten mürbe otö eine§, ber nimmer einen fraußfragen umb gehabt. Ü^ mirb foIc^eS jus regium bem Dotf Dorgeftellet ali^ tamquain terriculamentuni.

*) 3)ic folgenben JBemerfungen bejictjen fid) auf ben Streit, ber jwifd)en bem bänifc^en ^rofefjor unb ^ofprebiger Wafiuc unb X^oniafiuS über bie öon jenem öevtrctenen l*et)ren entbrannt ipor, bofe bie lut^crijc^e ^Religion ben dürften befonber« ju cmpfel^Ien fei, weil nad) it)r bie ^?ojeftät ber Äönic\e unmittelbar üon ÖJott fomme. ^gl. Xt)oma)iu§ in ben ^'»eften feiner 'Slo- natöfc^rift für ben 3)eicmber 1688 unb ben "iD^ni unb 3uni 1689 unb m feinen öJebanfen über p^ilofoptjifc^e unb juriflifd)e ^änbcl 2 (^atte 1721), 201 ff. ; Hauben, X^omafiuö ©. 78 ff. ; feinrid)d 3, 183 ff.

©riefe t>on ^ufenborf. 197

Ergo muß ja prior Status beffer fein gemefen, melc^er roar revera democraticus, ber biSmeilen ^ntte faciem regni heroici, lr»ie e8 ?ltiftoteIeg fieiftet. @o toax oud^ ®ott ^omig auf boö öolf, bog fie ben öorigen ftnot üerliefecn. SWug man a(fo nic^t glauben, boß (Sott felbigci^ red^t atten nationcn tamquam normam Status sui regni furftcllen moÜeu. SÖJan fan fie auc^ fe^r öeyiren mit i^rer maicftät, roenn mon fe|et, bafe Oott auc^ aristocratias unb democratias ab* probiret, auf roelc^c status man nid^t appliciren fann, mo§ biefc ßeute \>on ber majeftät p^antafircn. ift aud^ observatione dignum, baft, ba fonfteu in N. T. für alle genera vitae i^rc (ection ftc^et, ote bie ^au§tafel auc^ roeifet, hod) de officio regum et principum ni^tä fte^et. 3)effen urfad) too^f üieHeid^t bie einfeltigfte biefe mere, meil bamalS bie SIpoftel mol^I nic^t gebat^t, t>a^ fie folc^e große fifc^e fangen roürben. 9Kan tönte aber auc^ fagen, baß wie Sl)riftuS mit feiner le^re bie republiquen nic6t alteriren moHtc, alfo l^abe er ben regenten feine gefe^e öorfc^reiben motten, fonbeni fie principüs suis domesticis laffen motten. Unb baß alfo d^riftlic^e prebiger ben fönigen unb fürften nid^t^ anbcreS jujufpred^en fetten alS mag ex communi officio Christianorum ut talium ^erflöße, unb con- sequenter, baß feinem theologo juftänbe de jure regio büc^er ju fd^reiben unb foIc^e§ atten c^riftlic^en fönigreid^en tamquam uni- versalem regulam ju obtrubiren. (S§ ift auc^ Rom. 13,7 mo^l )u notiren, baß $aulu§ öier binge enumcriret, fo untertl^anen ber obrig« feit fc^ulbig finb, fc^oß, joH, furcht unb e^re. 5)orunter ift nid§t bc:= griffen baS gemiffen unb religion, noc^ leges fundamentales, capi- tulationes, pacta conventa mie e^ bie ^ßolen nennen unb bergleid^en, in meldten cives regibus ju befcriren nic^t gehalten finb, unb fan man mit red^t öon Wandalino') unb Masio unb il^reSgleid^en fiatteuren fagen, maS Tiberius bort beim Tacito fagte : o homines servituti paratos!

©onften f^abt aud) eine bitte an SJi®^., meiere ob fie mir fan accorbiret merben, ic^ juPor^er fonbiren muß. 3!c^ Ijabt ein flein merf projectirt de consensu et dissensu protestantium nac^ bem

*) ©gl. über i§n unb feine ©enujung ber t)on ^^ufenborf ermähnten ©teOe aus 1 Sam. @pittler, bänifc^c SRetiolution im 3a^rc 1660 (©erlin 1796) 8. 269 ff., unb Äofcr, !p. Q. 61, 272. 9io(^ 3)o^lmann fteOt in feiner ^olitif (3. «ufl. @. 223) 2BanbaIin mit Silmcr aU ©cftriftftcacr jufQmmen, bei benen „bequemer a(d bei ^obbed unumfc^ränfte Steigungen ausruhten".

198 t. SSarrcntro^p,

üorfc^Ioö/ im ^äpftlic^cn ©tul ftel^t cii-ca finem. Sft ober nod^ rudis massa camis unb fo lanflc fpeculation gebraud^et, biS c8 für bie leute fommen bnrf. 9?un getraue xi) hierin tamquam laicus meinem eigenen judicio nic^t, l^obe ouc^ ^ier feinen freunb, bem id^ fofc^eS öertrouen bürfte. S^ 3W®^. aber trage ic^ bie j^uDerfid^t, ba§ SDJ®$. nid^t oHein n^erbe biefc mü^e gern auf fic^ nel^men, fonbem aud) mir nid^t Derargen, menn er aliquid humani barinnen finbet, unb aDeS jum beften auflegen merben. Unb laffe i^o ba$ merf ab« fc^reiben unb »erbe förberlic^ft an 9K®.&. überfdjirfen. ©tipulire aber öorauß, ba^ 9M®^. bei fic^ ottein bel^alte unb ol^ne meinen consens mit feinem menfd^en communicire. Unb gmeiten^. baß er mir ouS feinem innerften ]^er|en fagc, maS er baöon meine, quia volo raoneri, non laudari, unb baß er fic^ omnium auctoritatum 8ri« ftarc^i^ gebraud^e unb nid^t attcin particulier paffagen obelo tranS^s figire, fonbem aud^ jus vitae et necis über baS ganjc bing ejcrcircn fan. SBenn 9W®^. bie 2 conditiones mir accorbiret, fo fott (?) ic^S einiger Jage hinüber ft^idfen*).

18. an Sanbgraf ©ruft üon $cffen = 9«^einfcU. Serlin, 18/28 SWoüember 1690.

®n). ^d^fftl. ^c^Ic^t. roerben nid^t in ol^ngnaben Dermerfen, baß ic6 fo lange jeit auf S)erofe(ben t)erfd)icbene ^öd^ftroert^e fc^reiben nid^t geantwortet, beffen eigentliche urfad^e id^ aufrid^tig befennen muß atteinc biefe ju fein: tocil ®m. öd^fftl. 5)d^Ic^t. in ben beifc^Iüffen mir fc^einen anlaß ju geben meine meinung in moterien, fo in bie

*) 9lm 6. 3)e5cmber überfonbte er bann wirflic^ fein SRanuffript an $Re(^en6erg, betnerfte, eS toerbe jebenfall^ „nod) großen fjleiß crforbcm, cl^e e^ eine ©eftalt befomme'', unb befd)mor i^n toieber, i^m offen ju fagen, ob feiner ^(nftc^t nac^ überhaupt ,,mit ber jeit ettoaS nü^Iic^ed barau€^ roerben fönnte"; bann möge 3?e(^enbcrg e^ and) ©pencr mittl^cifen, aucft i^m aber 3)i§tretion cinfc^ärfen. gallS pe „biefcm embryoni baS leben füllten ju« erfennen, fo merc mein oorfafi horas subcisivas meinet altera auf fofc^eS JU emptoiren, bamit bie nadinjclt fe^en möchte, baß ic^ nic^t allein an bie njeltli(^en intriguen gebadjt, baran icft revera entlid) einen etel befommen, ba boc^ ift vanitas vanitatum. 3(^ l^offe bocft micft nicbt gar ju übel umb mein Oaterlanb ju mentiren, roenn \d) bie secreta politica nostri temporis für äugen ftelle, ob oielleicftt ein unb anberer etroa« jur befferung baraud lernen fönne, unb roo^er e^ fomme, t>aii man mit fo großer mac^t contra unam bestiam Gallicam fo menig ausrichte''.

S3riefe Don ^ufenborf. 199

religion hinein laufen, ju e^pliciren, n)orinnen id^ nid^t gerne jemanb etn)od fd^ulbig bleibe, bin andj berfic^ert, bog (Sto. $c|fft(. Sc^Id^t. fein bigott ftnb unb gern leiben fönnen, lüenn man über bergleic^cn fad^cn raifonniret. Stttein id^ bin mit ber unter^abenben arbeit ber^ magen embaraffiret, bag td^ auc^ nichts anber^ 5U gebenfen 5eit ^abe, unb menn id^ ben gan5en tag mit e^tra^tren unb fc^reiben mid^ mübe gemacht, fo miQ mir gar nid^t uon ftatten ge^en auf ben abcnb briefe pon importance ju fc^reiben, jumal mein fopf fic^ ba§ geringfte öon bem 8 ä 9ftünbigen fc^faf [nic^t] abbrechen (äffen mitt. 3tt)ar menn man fein leben nac^ belieben Verlängern tonnte, ^ettc ic^ nic^t eben urfad^ auf ber poft ju reiten unb fönnte nac^ meiner guten gelegen^eit arbeiten, aQein bie o^ngen)iPeit unfercS lebeni^ obligiret mic^ ju eilen, fobiel ic^ t)ermag, meil alte mü^e umfonft ift, mo man folc^e arbeit nid^t 5U enbe bringet. 3ni"ittelft bebanle mic^ gc^orfamft für bie information wegen ber jlüei Sberfteiner, meldte particularia alle o^nmöglic^ ju miffen finb, unb ift nic^td leic^terS atö unter perfonen, bie gleichen ^unamen ^aben, in fold^en irt^umb 5U fallen, lüeil in ben relationen feiten me^r atö ber ju« name gefunben mirb. ®§ mirb boc^ leidet fein folc^e faute in ber jmeiten ebition ju corrigiren. "^Bic relation öon ber ©c^Iac^t bei Äßerbeimb*) ^at mid^ fetir contentiret, jumal bie ^auptumftänbe mit meinem merf übereinfommen, unb n)ill gleid^faEd fc^cn, bog id^ ein unb anbered baraud ber jmeiten ebition eint)erleibe, miemo^I einige umftönbe fo fubtil finb, bag fie fid^ nid^t mol^I in publicam historiam fc^icfen, aber gar fe^r anmut^ig ad privatam memoriam annotiret iDerben. SWan tann au^ obgeb. extracto diarii mo^I fe^en, ba§ (£m. $d^fftl. S)d^Id^t. bei benen actionen, benen @ie beigemofinet, nic^t gefd)(afen l^oben, uub mere ju münfd^en, ba§ bei allen felbjügen bergleid^en öerftänbige curieufe unb arbeitfame leute meren, bie attcd fo genau obferöirten unb annotirten, fo fönnte man etmaS red^t gc* miffe^ t)on bergleid^en actionibus ^aben, aber mo finbct man leut Don conbition, bie folc^e mü^e fid^ nehmen? megmegen auc^ in ber- gleichen bingen fo menig accurated unb gemiffeS ift unb mug fic^ bie nac^melt öergnugen, menn fie en gros biefe binge meife. SBeg* megen ic^ benn meine uonte^mbfte merf bon ben ftaati^negotiationen

*) Res Suec. 1. XVn § 35. S^gl. auc^ 9fJommeI , ®cfrf). üon Reffen 8, 682 ff.; ^ufenborf« oben @. 9 ermähnte jraci ©riefe on JRcc^enberg 6. 6 ff.

900 I. Sarrentro)))),

mac^e, benn ha ftnbe id^ bie instructioneB unb relationee ber miniftren, morauf man fic^ cnblic^ fieser öcriaffcn fann, im fall in mcnfc^Iic^cn bingen einige gemig^eit ift. Stur 6in ic^ Dielmal berbrieglic^, menn bie ministri fc^reiben, fie moHten eg bei i^rcr micberfunft bem ^errn münblid^ referiren, unb banac^ finbet man in archivo ^ieDon bie gcringftc nac^rid^t, ba boc^ biömcilcn fc^r important gcmefen.

^(f) ^abt aud) eine groge Obligation gegen (£m. ^c^fftl. 3)c^Ic^t. für bie communication be^ decreti contra haeresin de peccato philosophioo. 3^^ ^öbe mo^I in bcn courrenten ober gajetten ein unb anbermal bat)on gelefen, fonnte mir aber nic^t einbilben, n)ai& eg für eine creatur mugte fein. SJlon l^elt 5tt)ar fonften bie pebanterei für ein peccatum philosophicum'), aber buntt mir l^art ju fein bie armen tropfe be^megen für fefeer unb combustibiles gu erflören. 9(ber nun fel^e iä), bag ei^ gang ttXDa^ anbere§ feie, unb fann }ur geit nic^td anbered feilen, quidquid societas protestetur, al^ bad ci^ eben flosculus fei ber faubem moral biefer S^fuiter, meiere ic^ ^alte für bie öome^mbften inter profunditatos Satanae, unb jmeiflc nic^t, tütnn bie e^rlid^en cat^oliquen berfelben leute moral unb bero abfeilen aui^ bem grunbe Derftänben, fie mürben ben größten abfd^eu babor ^aben. Unb ba bie moral, fo S^riftuS unb bie Slpoftel unb bie erfte reine unb mit marterblut gefärbte tirc^e lehrte unb ejercirte, fo einfältig, folibe unb fo ^cilig ift, ^at biefe focietät ein fo borniertes, t^ermorreneS, fpinnmebbigei^, giftigei^ unb ot)nreinec^ mefen baraui^ ge< mad^t, ba6 fein menfc^ barauS gebeffert, jebermann öermorren unb j)oeifeU)aftig mirb, unb banac^ biefeiS raupenneft einen (lauptfäd^Iic^en usum f)ai ju bem ftaat felbiger focietät, bag nemlic^ fein laicue Don felbft tt)iffen fann, moran er ift, fonbcm fein gemiffen öon felbigen l^erm patribus mu^ regiren (äffen, unb baß fie ade leute in ber beichte fönncn accomobiren, nac^bem t^ i^rem ftaat nü^Iid^

*) 3)a6 l^anbgraf (Srnft i^m baö 3)efret de peccato philosophico über* fanbte, melbetc ^ufenborf am 8. Oftober 1690 an 9}ed)enberg unb fe^te ^ingu: ^^enn \\e ed in 2eipgig noc^ ntd)t gehabt, toere ed operae pretium, bag man ee brucftc: aber noc^ mc^r, ha^ ed einer e^plicirte unb bie arcana Jefiuitica biefeS fatanifc^en dogmatis ber loett flor loeiB fürguftcüen." ?(udj ficibniii ern)äl)nt in feinen ©djreiben nn ben Soubgrofen au« bem ^af^xe 16JK) nicl)rfac6 bie Streitigteiten über le pecW philosophique ; f. SRommer* Ausgabe iftre« ©riefioccftfeld 'J, 232 ff. unb ügl über bicfe &rage nomentlic^ 9leuf(^, Snbej 2, 531 ff., unb Xöüinger unb SReujcf), 3RoroIftreitig feiten

1, 79. 196. eis.

©riefe öon $ufenborf. 201

beuchtet. 3)icfc fod^e rocnngleic^ icmonb bon bcn unfrigcn iDoHtc für taQ bringen, fo mirb bei bcn cat^oliquen nic^t gelefcn unb tt)irb mit einem mort refutiret, menn fie fogen, ifl bon ben feiern gc* fagt. Stllcin uor^in moren bicSSanfeniften in granfreic^, fo bie rcblid^fte unb bemunftigfte cot^oliquen maren, auf guten megen unb moQten bic pudenda patrum bcrmaßen für baS tagc^lid^t bringen, bafe eS aud) ba§ gemeine Dolf Derftel)en l^ette fönnen, allein bie ^S^fuiten brandeten ein coup d'adresse unb mengeten eine controversiam fidei l^inein de gratia, babon ber gemeine mann bein catl^oliquen tt)enig ober nic^t^ Derftel^et, bat)ingegen bie moralia auc^ ex sensu communi öon oHen vernünftigen fönnen bijubiciret merben, unb bamit tt)icfelten fic^ bie l^erren au^ biefer fc^Iimmen fad^e. 3c^ merfe aber, bag felbige controDerfe noc^ unter ber afd^e gümmet, unb fann vielleicht ein anbermal mit me^rerm nad^brucf au^brec^en. 3"inittPlft 'o^n '^ mid^ nic^t genugfamb dermunbem über bie blinbl^eit ber cat^olifc^en potentaten, ba§ fie meift au§ biefer focictät beic^tbäter unb geroiffenS^ rät^e nehmen, ba bod^ biefe focietöt ein feparate^ intereffe ^at öon bem intereffe ber potentatcn unb fein potentot öerfic^ert fein fann, bag nic^t fein beic^tDater fuc^e fein gemiffen 5U birigiren nad^ bem intereffe ber focietät, mag mit bem maf)ren intereffe beS potentaten übereinftimmen ober nid^t. 3)od^ fönnen fie es leiben, fann ic^S auc^ tt)o^l leiben.

3d§ fe^e fünften, ba§ ®m. ^c^fftl. ©c^ld^t. in 3)ero fd^reiben be§ ^crm Soecfleri gebeutet, ber o^nlängft ju ber cot^olifd^en religion getreten*). 3^ V^^ fo lönge in ©darneben gelebet bon felbigcm mann nic^td gel^ört, feine rebocation, fo er ju (Sölln getl^an, l^abe id^ ge- lefen unb glaube, ha% Diele alte Söltnifd^e meiber, menn fie il^n ge« l^öret, über feine mo^lrebcn^eit merben öermunbert, aud^ mo^l einige tl^rönen merben bergoffen ^aben. ^d^ f)abt boc^ nad^ ©darneben ge^^ fc^rieben, umb mic^ ju erfunbigen de arcana causa ejus muta- tionis. 2S(^ ntug befennen, menn er einen c^arlatan motte agiren unb OTöietan öerfaufen, fo foHte er große fortune mad^en, aber mann

*) ®. über bcn 1717 gefloibcnen frii^ercn Söeifißcr be8 tiülänbifc^cn Äonpftorium^ Sol^ann ©olfgang ©oecler, ber 1689 in ^öln jur römlfc^ Itir^c übcrtTot, ^orj^eim, Biblioth. Coloniensis p. 209 ff. unb ^bclung'« iJortfc^ung Don Qöt^er'S ficfifon 1, 1959 ff. Offenbar ift au&j Don i§m unb nldjt, roic ber Herausgeber meint, Don bem ©trofeburger ^rofcffor 3o§ann Heinrich forcier bie 9^ebe in bem ©riefmec^fel Don 2etbnij mit bem i^anb« grafen bei Sftommel 2, 245 f.

202 St. Sßamntropp,

auf^ roifonniren tommt, ftnbe tc^ i^n ^ouptföc^Itc^ fc^tcc^t, benn jn)tfcl^en bcnen propositiones, bic er aöancirct, unb benen illationibus, fo er baraui^ jie^en mill, feinb mo^I brci ober t)icr propositiones inter- mediae, bie falfc^ ober gar jmeifell^afttg feien, bie er aber artig 5U über^upfen meig, unb fürchte ii), ed tuirb einer über i^n fommen, ber \i)n greulich anatomiren mirb. ©onberlid^ l^abe id^ mic^ bed lad^enS nic^t entl^alten fönnen, tt)enn er erje^Iet, mie er alle scrupulos fo genau nid^t allein au§ ber ^eiligen @c^rift, fonbern auc^ au§ ber antiquitöt e^ominirt ^abe, benn ic^ meig gemig, bag in ber gan}en prot)in} @ftlanb biejenigen büd^er^ fo ju bergleid^en examine unb biScuffion gepren, nirgenb§ onjutreffen unb ju finben fein, ja ic^ bin uerfic^ert, baß er ben Settarminum, auf ben er fid^ felbft beruft, nimmer gelefen. Sed transeat hoc*).

19. 3tn SRec^enberg. 93er(in, 31. Januar 1691.

^i) bin eitva^ föumig gemefen beffen gee^rted bom 30. passati )u beantmorten. 5Roc^ miffen mir nid^t, mo§ mir für einen probft ^ier befommeu merben, ob mir bai^ glüdt merben !^aben $m. Dr. ©pener ^erjubringen ober ob mir un§ mit jcmanb anberi^ merben bel^elfen muffen, mirb mo!^I nic^t ei)e ma§ barau§ merben, bi§ ©e. dl). S)t.

*) Über obige SBemcrfungcn fd)ricb her Sanbgraf folgenbc^ ,,Sentiment: 3c^ ^abe in langer Seit feinen gegen un^ fo erbitterten Sutl^eroner gefeiten, njeld)eS benn red)t fcfiobe ift für einen bergeftalt fonften qualificirten monn, ober lüie baS fpric^roort lautet: au§ ben ftärfften meinen wirb ber fc^örffte cffig- 34 icftirfe nun on ^erm öodterum, roetcfter il^m bann fc^on, quia aetatem habet, mit einer guten fcbarfen lauge suo tempore begegnen mirb. @r, ber ^ufenborf, pte fid) nur, \>a^ er in beS Derftorbcnen d)urfürften öon ^ranbenburg lebend ^ unb conbuitebefd)retbung nic^t ein unb anbered boc^ nic^t ju ignoriren fte^enbed mit abulationen übergebe.'' ^o4 brac^ ber 2anbgraf bed^alb bie j^orrefponben^ mit ^4-^ufenborf nid)t ah; Dtelme^r er« tunbigte er fic^ im ^e^ember bei i§m, ob er nic^t etmad neued über Boeder erfahren ^abe; babei befprac^ er aut^ eine 6treitfc^rift unb bemerttc bo^u, er fönne „feine folc^e acerbität unb fc^me^reben bei feinem t^eil unb feiner Partei leiben, öielmeniger calumnien." SBieQeid)t »erlebte i^n eine @rmibe= rung ^ufenborf'd auf biefe Semerfungen; fo fcftrieb er im Quli 1691 on fieibniii (bei SRommel 2, 281): Je ne ine sers plus de la correspondance avec Monsieur Pufendorf, car 11 est trop ennemy de notre party et reli- gion. ^aB er aber aucf) bann ben ^riefmec^fel mit biefem mieber aufnal^, jeigt befjcn unten a(d 9?r. 23 abgebrucfter S3rief Dom S'^oöember 1691.

©riefe öon $ufenborf. 203

lüicbct itQC^ l^aufc fommt*). ®S ift gut, bafe bic cpiftel öoii ferne :^crfömt unb ber autor latitiret. 5)a6 ipr. I^omafiuö ^m. 93ccmann§') fccunbc ju fein abgefd^tagcn, ba§ ift fe^r mol unb tt)ei§Iic^ getrau. 3)cnn biefer mann gönnet unfer religion nid^tS gute§ unb ift toexti}, ba§ man i^m bie o^ren reibe. 3c^ ^ctte nic^t geglaubet, baß tl^eite biefer leute folc^e mftufe l^cttc. $m. I^omafii legten monat l^abc ic^ nicbt gefe^en. ©r pflegt mir ja mo^I fonft felbige fachen ju fc^icfcn,

*) Sludö in anbeten ©riefen $ufenborf§ auS bem Saläre 1691 finbcn ficft fe^r anerfcnncnbc Urtl^eitc über ©pencr, ber in biefem Sa^ve wirftid^ 3)rc§ben üerllefe unb alS ^onpftoriotrot^ unb ^JJrobft an ©teile S'^icoIoi'S nod^ ©erlin tarn. 9tm 17. Wl&x^ fd}rieb ^^ufcnborf an SRecftcnberg, Spencr fönne „mit gutem gemiffcn Don '3)re6ben weggeben et sine gloria". JJn biefem ©rief öugerte ^ufenborf fid) aud) über bie fc^mebifdie dlebuttion.

•) Über ben granffurter ^rofeffor 3o§. ß^rifl. ©ecman, ber in bem oben @. 196 ermähnten Streit gegen ^aftuS öom reformirten ©tanbpunftc ou8 unter bem 9?amen Hubertus 3Hofanu§ lebhafte @trcit{d)riftcn Deröffent« lichte, f. Regele, ^Kg. beutfd^e ©iograpl^ie 2, 240 f. unb bie Don i^m Derjeic^ nctc Sitcratur. 9l(S ©ecmann ein audfü^rlic^cö Schreiben gegen ^aftuS Derfofet unb barin aud) Sutl^er angegriffen ^atte, n^urbe ißufenborf Dom @)e§eimen S^at)^ um fein Urt^eil gefragt; er gab ed, mie er 9^ed)enberg am 2. ^ai fc^rieb, ba^in ob, „hai ^WafmS aUerbingS unrecht l^ette, wenn er bic reformirten angegriffen, unb bafe man biefen nidjt öerbenfen fönntc, ba^ pe i§re fircften unb doctores befenbirten unb eycufirtcn, fo gut fic tönitn. 3(ber bafe Dr. ©ecmann eS aufS recriminiren leget, meil fo(4e$ nidit etma mibet bie raison unb c^riftlic^e liebe, fonbem aucft iriber beS (J^urfürften intereffe unb bcfe^t ift, bie i^m nur per« mittirt bie reformirte (e^re unb leerer j^u befenbiren, nic^t aber bie unfrigen }u fc^elten unb bai o^ne ^meifel auf biefed scriptum ein Diel größeres unb ärgeret ^eraudtommen merbe unb ben papiften ein grog jubiliren ertueden würbe". (Sben auS biefem ®runb erttärtc er fic^ aud) ^ier gegen 3WafiuS atö ben Urheber biefed ©treitd. Wan l^abe, t^eilt er ba^er 9?ed)enberg mit, auc^ an ben Äönig Don 3)änemarf gefc^rieben unb ftd^ „über bie procebur be« fc^mert, fo man mit $)rn. ^^omafii fd)rift oerübt'', unb nic^t unbeutlid) gu Derftel^en gegeben, ba% man mit ^afti fd)riften ebenfo Derfa^ren luoQe. c©gl- 3)ro^fen, ^reufe. ^oHtit 4, 1», 283.) 3n glei(^em Sinn äußerte ^ufenborf in einer 9?ad)fc^rift ^u biefem ©rief: Masius et Mosanus est uterque verbere dignus. 9'Jad)bem, mie er ^ier berid)tete, bem ©ecmann erlaubt mar, fein scriptum ju publiciren, fo ^offe er, ^eS werbe ein Dcmünftiger, gelehrter unb btdcreter fiut^eraner fid) finben, ber biefem mann bie o^ren reibet, o^ne bie gan^ien Rrc^n unb potentaten ju toud)iren". @r felbft getvoute fid) wol^l )U „ben e^rli^en Lutherum j^u befenbiren, aber id) ^abe ein anber pensum )U abfolDiren".

204 Ä. «QnentvcHJp,

unb möchte mol fc^en, roa§ er mit SKafio anfängt*). 3)ie ^aUcnfcr ^aben ftc^ nic^t für eine acobemie ju fürchten; ei^ (öffet fic^ fo gletc^ nid^t t^un unb ha gel)ören mittel baju*). Db fte $m. 2:^omQfiui^ red^t t^un, bog fie i^n einen f^ncretiften l^eißen, fan ic^ nic^t jubi- ciren, meil ic^ noc^ definitionem ByncretistÄC nic^t mei§. S)enn Quc^ bei etlichen biejenigen borunter gered^net merben, bie täfc unb butter jufammcn effen. 3)a6 $r. Dr. ©tr^cP) öon ^ier au^ noc^ fott 600 Xf). jä^rlic^ be!ommen, ift mo^l ein abuse. ®r f)at, ate er Ijier gemefen, al§ xati) nid^t me^r atö 200 2:^1. betommen unb ift ein t^eil feinei? miguergnügenS gemefen, baß man i^m nod^ baöon tiroa^ ob^macfen n)oUen. ®ie eigentliche urfad^e, marumb man biefen mann bimittiret, fott geujefen fein, meil er fomo^l über tifc^ atö in priöat collegiis be^ Jtönig SBittiamS entreprise improbiret unb für unöerantmortUd^ aufgerufen, n)eIdE)e§ bem l)of aii)\ex ju o^ren fommcn, ber eiS niijt anber§ a(§ übel nebnien fönnen. 3d^ be!enne, bo^ bie«

•) Sil« X^omafiu« i^m ba§ S^Iufe^cft feiner ^Wonat^fc^rift überfanbt l^Qtte, f^ricb $ufcnborf am 17. gebniar 1691 an SRec^enberg: ^Unfcr ©. Xomafiud l^at ipo^l feinen feinben ju guter (e^t ^iemfid^ gegeben, unb mag ed luol^l feigen, tuie mau Don ^emoft^ene fagte : aculeum reliquit in animo auditorum. ^ie toa^r^eit ^u befennen, er t^ut fe§r tuo^I, bag er biefed l^nbmerf einfteOet. S^ax ift bcrgleid)cn cenfur publico utilissima unb b«n* jenigen fc^i anmut^ig ju lefen, bie felbft nidjt perftringirt mciben. %Uetn ed gebä()rt einen unaug(prect)Hc^en fiai, ben ic^ nid)t meid ob ein meifer mann für bie lange tuetle auf fic^ ju (enfen urfac^ ^at. ^an friegt mo^I feinbe genug, raenn man fid) gleid^ befleißt feinem menfd^en etmad ju leibe ^u t^un unb in feiner unjd)ulb ein^enoanbelt."

*) Über bie 1690 begonnene Xi)ötigteit üon X^omafiud in ^aQe unb bie in ben fotgenben 2:agen getroffenen Wafevegetn jur Stiftung ber UniDer« fität f. 3)ernburg'g 1865 ^ieiniber gehaltene unb t)cröffentUd)te 9lettorat8rcbe unb bie Don i^m ©. 27 ff. üerjeic^nete Literatur, ^ad) einem ©rief $ufen« borf'd an 9^eci)enberg oom 20. Xe^ember 1691 mar bamald baS Q^erüc^t Der« breitet, aucb er foOte nac^ ^aüe berufen toerben; bie$ mar aber «,gan^ ol^ne funbament unb raison. 2BaS fottte ic^ benn ba machen? unb menn ber (S§ur« fürft mir gage gibt, fo finbet fid^ fd)on ju Berlin ^u t^un genug für mic^, fo lange ic^ lebe".

') Samuel @tri)f mürbe 1690 oon granffurt nac^ Wittenberg berufen, aber Don ber branbenburgifc^en 9}egierung nur unter ber ^ebingung entlaffen, ba6 er eDentuell mieber in i^re 5)icnftc trete; mirf lieft ift er bcfanntlid^ 1692 mieber in ^aUe angefteüt. $gL (^unbling'd fortgefe|^te ^iftorie ber (^efa^rt^eit ©. 572 ff. unb 2)emburg'ö in Doriger ?lnmcrtung angeführte fl^lebc @. 20 ff.

©riefe öon ^ufenborf. 206

icnigcn, fo he^ nntexti)anen fd^ulbigfcit qu§ l Petr. 2, 18 beclarircn, fc^lücr l^oben mcrbcn fold^e^ ju behaupten. StUcin lij lüoHtc mir mo^I jujutrauen aui^^ufü^ren, menn mir angemutl^et mürbe. 3(^ fel^c aber in qHcu l^iftorien, ba^ t)on bergleid^en fad^en meiftcn§ auf lürfifd^ jubicirt mürbe, qui eventum prosperum vocant suffragii coeli. Hie ausi pretium gladium tulit, hie diadema*). 3)er atte ®ronoöiu§') jagte einmal ju mir, ate mir öom Jobe Caroli I. rcbeten: ma§ man boc^ fo ein grog mefen bauon machte, mie t)iel toufenb menfc^en mürben Eingerichtet pro dominatu, biefeS mar ein seelus pro libertate. SBic mo^I id^ biefcS eben in liypothesi nic^t probiren miH.

SKein übcrfd^icfte§ specimen fann nod) nid^t foId^e§ (ob öerbiencn, benn ed ein blog dessein unb ein merf, meld^ei^ noc^ t)iet unb lange elaboration erforbert, el^e fid^ am tage barf fe^en laffen. 3^ moltc nur öorouä, e^c id^ meiter gel^e, eine§ unb anbem mannet ücmünftige^ bebenfcn f)ören öon ber hypothesis unb dispositio. ®cnn mein seopus ift eigentlich beu Calvinismum funditus ju ^aben, mcil id^ glaube, bag biefcS eine invieta thesis ift: Si salus nostra est ex foedere, non est ex absoluto decreto, meiere einigen l^ieftgen tcformirten öcrbrod^t(?) morben, fo i^ncn aber ganj frembb öot* lommen unb l^aben nid^ti^ borauf ju antmorten gemußt. ($ür biefem dogmate trage id^ einen abfc^eu, melc^e^ bod^ ber cabiniften pada« bium ift. Sd) bilbe mir ein, menn man etmaiS rec^tfc^affenei^ fönte ju mege bringen, fo mürbe einen beffern unb mehreren effect ^aben, menn Don meinesgleichen laico, a(g einem ex professo clerico l^errül^rtc. . . . Weinet fei. bruberS bibliot^ef ^at ber fönig in 5)aenemarf getauft unb ber feinigen in Soppent)agen einverleibt, mcId^eS ic^ \ef)x gern fc^^e, ift auc^ öon feiten be§ fönigS mo^I ge^^ tl^on, benn man nic^t leiijt eine fold^e menge neuer tractäten bei* fommen finben mirb').

*) SSg(. SuDenoI 13, 105.

•) 3)en „alten" 3o§. Sriebr. GJronoöiuö l^at ^ufenborf lüo^l tuä^renb feinet Aufenthalts in ©oflanb in ben Salven 1659 biS 1661 fennen gelernt, bei bem er fic^ mit fIaffifcE«p§i(oIogifc^en Stubien befc^äftigte, bie oud^ feine bamol« erf(^iencnen 5(uSgoben ber 3Berfe öon Saureuberg unb SReurfiuS befuuben.

•) 97emei^ bemerft in „^Vernünftigen ®ebanfen über aUer^anb ^Waterien" 1, 71, (SfoiaS l^abe „unDerg(eid)Iic^e Msta. in publicis gehabt, bation ein i^eil nebft ber ©ibIiott)ec Don feiner nac^gelaffenen ?Bittib »or 6000 X^l.

206 ^. SBaiTcntroJ)»),

20. ?(nitöni9StQrIXI.öonSc^tt)ebcn. ©eriiii5.au9.1691.

(£§ ^Qt auf (£uer Sönigl. SKaieflät orbrc bcro fecretariuS ©tarrc für einigeu tagen mir öorgetragen, nac^bem ic^ über bie mir öcr* gönnete 3^it mid^ nunme^ro eine gute meile am S()ur Sranbenburg. ^ofe aufgel^alten, auc^ äufferlic^ öcriauten mottte, ob ^ette ic^ mid^ gar in El^ur. 93ranbb. bienftcn engagiret, fo follc ic^ meine fdE)riftIic^e erflärung uon mir [teilen, ob unb mie balb id^ mic^ bei ®. ff. 9Kt. mieber einjufinben gemeinet fei unb meffen ®. SP. ajit. ftc^ ju mir miebrige§ faß merbe ju öerfe^en ^aben. 6. ff. äRt. befe^I in untcrt^änigfter devotion ju gel^orfamen f)abt biefe meine erflärung an ®. ff. SWt. felbft abreffiren mollen, mit untert^änigfter bitte, bicfelbe moUen über bero meitläuftigteit feinen mißfallen tragen, mcil c^ ber notturft fc^einet, meine fac^e ettt)a§ beutlid^er ju ejpliciren, bamit @. ff. 3Rt. nid^t etma eine ungleid^e impression öon mir ge» mad^t werben möge.

SBa§ bemnad^ erftlic^ ba§ lange auffenbleiben belanget, fo werben ®. ff. 3Kt. fid^ attergnft. erinnern laffen, baß al§ anfangt ©. ff. SDit. auf be§ öerftorbeneu El)urfürftcn , d^riftmilben anbenfen^, begel&ren confentiret, baß ic^ mid§ möchte an^ero begeben, ei^ auf feiten bed E^urfürften alfo angenommen morben, ob erließe ®. ff. 2Kt. mic^ gönjlic^ feiner 2)ienfte. ^13 aber @. ff. Tit. 5U t)erfte^en gab, t>aj^ nur auf Verfertigung feiner ^iftorie gemeinet fe^, l^at ^oc^gebad^ter E^urfürft fid^ auc^ gefallen laffen. 3m übrigen aber ift roeber an einem noc^ anbern l^o^en ort eincä gewiffen termini öon jcü iemal)l§ gebadet morben, angefel^en auc^ biefe arbeit öon ber notur ift, \>ai man fie an gemiffe jeit nic^t berbinben fan. 3^^^ erinnere ic^ mic^ mo^l, baß alS man mic^ in @tocff)olm fragete, mie balb ic^ gebäc^te bamit fertig ju werben, ic^ mit biefen formalien geantwortet: in ein paar iai)xtn fan ic^ öicl fc^reiben. ®§ \)(\t aber biefe rebenö« art ganj feine berbinbligfeit in fic^, unb \)abe 'lij auc^ in ber tl^at al^ier in 2 jähren ein l^ouffcn jcug§ gefc^ricbcn. Stilein ein fold^e^ werf, im fall man feine frf)anbe beiberfeit§ babon ^aben fott, in 2 jähren auöjuarbeiten, uermag weber ic^, nod^ fein geleierter in

an 3)äneniarf überlaffcn rourbcn ; bie übrigen aber ^at bic fc^tt)cbif(^*bremi(4c ^Regierung 5U ©tabe noc^ üor 2000 Zf)\. an fidft getauft". Über biefe ögl. @ct)lüter, Slrc^iü M SBer. f. &t\6). ber ^erjogt^ümcr ©rcmcn unb Sterben 4, 415 ff.; bie ^üdjer Don @)aia3 merben nod) je^t in ber fgl. Sibliot^ef in ^open^agen aufberaa^rt. %l. auc^ unten @. 225.

©riefe Don «Pufcnborf. 207

bcr ganjen lüclt. Unb meil ber ^oc^fel^I. Ef)urfürft be^ feiner 48iä^rigcn regierung faft bei aßen lüid^tigen l^änbcln, fo in ©uropa biefc jeit über paffiret, intereffiret gctt)cfen, afö ift biefeS merf nid^t fo mo^I ju consideriren, aI8 bo^ leben eine§ einjelen prin^cn, fonbem faft qI§ eine universell historie öon einem falben seculo. Unb roürbte mid^ niemanbt einer faull^eit befd^nlbiget ^aben, menn id§ gleich 10 k 12 jal^r baju emploijret. Slttein bic ungett)i§^eit unferS lebend, önb mcil fold^e arbeit nic^t cftimirct mirb, mo fie nic^t uolfomen ift, t)at mid^ obligiret, bag id^ mid^ faft aller con^: öerfation entfd^lagen unb tag unb nad^t, fo öicl immer meine !räftc julaffen motten, gearbeitet, bin aud^ bereits bis in ja^r 1678 aöan« ciret, fo bafe nur nod^ neun {a^r übrig, bomit, menn ®ott gcfunbl^eit Derlei^et, ic^ auc^ ^offe balb flar ju fe^n, o^ne maS bie e^polirung eines fo großen mcrcfS für jeit crforbern mirb. SBiemo^I ic^ aud^ ol^ne bem meine tage nic^t fo glüctlic^ gemcfen, mic mein öorfa^rer S^cmni^*), ber über bcn Jcutfd^en fricg biS 30 ja^r arbeitete, unb mitler meilen jä^rlic^ an lol^n unb bonationen über taufenb Sfleic^S^ tl^aler genoß, ba ic^ mit ber fclbigen arbeit in 4 jal^rcn fertig mar, unb felbige jeit jufammen mit einen lol^n öon 2000 9tbr. oorlieb na^m. SBaS jmeitenS belanget, baß id^ mid^ gar foltc in (S^urfl. bicnftcn engagiret ^abcn, fo fan ic^ nic^t begreiffen, maS berjcnige, ber mit biefer jcitung gelauffcn, für concepte öon meinem t^un müßte gehabt l^aben. (£. ^. 2Kt. ^aben mic^ an biefen ort }ie^en (äffen, nic^t als bero miniftern, ünb baß ic^ al^ier berofelben affaires beobad^ten, fonbem baß ic^ bem S^urfürften immittelft bienfte tl^un foltc, bcr mir aud^ bafür lol^n giebet, unb mei( ic^ ju be^uf meiner arbeit baS ganjc S^urfl. archivum bis auf bic le^tc jeiten burd^fe^en muß, fo ift leicht JU ermeffen, baß man mic^ l^ierju fo menig merbe ab» mittiret ^abcn, o^ne Dorl^er mid^ in eib Dnb pflic^t ju nehmen, alS ein potentat einem officirer öon aujiliavsööltem feine fcftung an« vertrauen mirb ol^ne i^n gleic^fattS ju beeibigen. $in alfo freiließ Don bem tag an, ba alliier meine arbeit angefangen, in Qi^urfl. bienfte getreten, aber mit bem öorbel^alt, baß, menn biefc arbeit fertig ift, mir frei ftel^ct roicber in ®. Sf. 3Kt. bienfte ju fcf)rcn. 3^^^^ o^^

») ©ogiStauS $^!Üpp ©^emni^, ber erft 1678 ftarb, roor fcfton im 3a« nuar 1644 ^um beutfc^en ^iftoriogrop^en ber fg(. ^ajeftät in 8c^roeben er« nannt. $g(. 9}orbftröm, (Einleitung ju bem 1855 herausgegebenen ^^eil Don (][^mni^' (S^efc^ic^te beS „(3c^n)ebi)c^en in Xeut{c^(anb geführten ^iegS".

208 Ä. S^arrcntropp,

ic^ l^icr tarn önb fa^c, bog bcr nal^mc t)on fccrctaticn faft gering gehalten mar, Iie§ id^, umb einem gemiffen rang ju l^aben, mir ben titel bon ^of« bnb cammergeric^t§rat^ beilegen, meil in ©c^meben bie Sfönigl. fecretarii mit ben abelic^en ^ofgerid^ti^offefforen gleid^en rang l^aben. golgenb^ nac^bem bcS i^regierenben E^urfürftcn ©urd^I. meinen unöerbroffen fleife gefe^en, unb bog id^ mir fo an- gelegen fe^n liege mein brobt el^rlic^ abjubienen, ^ai ©ie mic^ mit bem pröbicat öon bero ge^eimbben rat^ begnabiget, nebcnS einer öer* fic^erung auff ein gratial öon ge^en taufenb reic^Sblr., menn baö totxt fertig, jebod^ aud^ mit an^enfung bicfer gcnereufen claufuf, ba§ menn gleid) fiir be^ mercfö Verfertigung ic^ mit tobte abgel)en foHte, meine finber bennoc^ folc^ gratial genießen folten. SSeboc^ ift mir niema^I^ angemutl^et morben, bei^megen ®. St, 2Kt. bienften gänjlic^ ju rcnunciren. SBeif bemnad) baSjenige, ma§ ®. S. SRt. megen meinet engagement^ mag öorgebradE)t fe^n, auf feinem grunb berul^et, aud) bie arbeit, umb melc^er millen ic^ anl^ero geloffen morben, noc^ nid^t fertig, für rocld^er id^ an fein megjie^en gebenfen fan ober barf, afö lebe ber untert^änigften l^ofnung, (S. S. SWt. merben bie fad^e bi§ ba^in in statu quo berufen laffen.

21. Mn 5ßregi^er. ^Berlin, 3. Cftober 1691.

Reddidit mihi literas tuaa sub finem superioris anni scriptae juveniß quidam, sed qui de reditu suo in patriam eo tempore mihi significabat, ut responsum eidem tradere non vacaret. Nunc autem oommoda valde sciibendi oecasio scribendi sese offert, dum ad vos e peregrinatione remeat Dnus. Hedingerus, qui instaurandae valetudinis suae causa per duos menses . in aedibus meis egit*). Qui idem est et testari potent, quanti te äestimem et quantopere instituto tuo faveam, per quod insigne lumen patriae tuae allatum sit. Nee minus iste referre poterit,

>) SBie iQv. Cbcrbibliot^efar Dr. ^ei)b mir frcunblidjft mitt^etlte, mirb bie ^ier ernjö^ntc JReife be§ nacftmaligen mürtembergUdien :pofprcbigerS 3o* ^ann JRein^oIb ^ebingcr \)on %ibeü Jhtapp in feinem fieben^bilb ^ebinger*^ (in feinen gef. profaifdjen vBc^rifteu 1, 1 ff.) 3 lU befcf}rieben. ^ebingcr befuc^te auf bem SRüctroeg öon 2)änemarf unb ©d)roeben S3erlin; bo befiel i^n nad) ber ^Jlngabe feineö 2eid)cnrebner§, beS itonfiftorioIrat^S ©o^ftättcr, im ^aufe beö mit it)m üerroanblen ^ufenborf eine gefä^rüd)c §ifigc Ätont* t)eit, bofe er erft nac^ jiuei ^Konoten bie :peimreife fortfcfcn tonnte; im iWoOember 1691 fe^rte er nnd) Stuttgart jurüd.

©riefe öon ^ufcnborf. 209

ßi id tanti est, quousque labores mei processerint , quos ipse' coram inspexit. lisdem per quadriennium fere, quo hie vixi, neraine interburtante vacare potui, postquam isti^ qui olim in- finita me' lite vexabant, vel in gratiam mecum redierunt vel ad inglürium silentium redacti sunt. Ac spes est ab ejusmodi me rixis, quod superest vitae, immunem exacturum, postquam in aliud plane studiorum genus devolutus sum, contradictioni haud ita obnoxium; et quae adhuc de illustranda juris naturalis scientia meditabar, aliis elaboranda transscripsi. Et ipsa aetas ad sexagesimum jam annum provecta me monet, ut de profligatis jam laboribus ad umbilicum deducendis potius satagam, ne illi post mea fata vitrici cujuspiam arbitrium subeant, quam ut de novo quopiam opere suseipiendo cogitem. Etsi dum valetudo superest, vix sperem plenum mihi otium indultum in.

Caroli Gustavi Historia dudum aspicere lucem poterat, ni malevolorum livor editionem hueusque impedire ac praemio laboris me privare laborasset. Forte tamen istorum importuni- tatem brevi superabo. Saltem efficiam, ut ea historia haud interpolata lucem adspiciat, postquam non amplius iras mor- talium extimescere licebit.

Fridericuö Wilhelmus me hueusque magnopere exercuit, quem indefesso labore ad annum 1679 jam deduxi*), quo post tam gloriosa facinora hello patrata tam jejuna pax amplectenda fuit. Et reliqui anni in pace transacti haud uberem praebebunt materiam. Sed politura, quae isti operi debetur, plusculum ad- huc temporis absumet. Ex') eo posteritas incorrupta fide cog- noscet, quo consilio bellum novissimum gestum f uerit, et penes quos haereat culpa, ut Neomagi tam indecora pax fieret : cum, si integra öde et solida constantia ab omnibus res gesta fuisset, orbis Christianus hello hocce funestissimo supersedere potuisset Equidem cum periculo conjunctum est, vera de potentibus dicere; sed non deerunt qui me protegent: et ipsa senectuB audaciam addit. Ac interest patriae priores errores cognoscere,

>) 3Bic er am 2. Tla\ 1691 SRecftenberg melbet, war ^ufenborf bamatt mit feiner ?(rbeit bi* jum 3lö§tc 1677 gefommen, im 9luguft, mie er im toorigen »rief fd&relbt, bi« ^um 3a§rc 1678.

') ^ie folgenben @ä^e bid ^um @4(u6 biefed ^Ibfa^ed ^mb t)on ^(rden« (ol^, Memoires concemant Christine de Su^de 2, 158, unb bana4 au4 t)on 3)rüt|fen, Äb^onbl. j. neueren ®efd|. 8. 380 abgebnidt.

tiftocif(^ deitV^rtft K. @f. Ob. XXXIV . 14

210 "Ä. SSorrcittropi),

ne deinceps in eundem lapidem impingatur, aut saltem ut cujus- que decora juxta ac dedecora posteritas recognoscat. Id tarnen multi mirabuntur, quare ego potissimum, qui pro ingenii modulo partam Suecicae genti hello Germanico gloriam tradidi, ejusdem funeri memorando adhibitus sim. Eqmdem tu causam conjectas, amorem veri; sed qui penitius ista norunt, plerique indigna- tionem, multi risum continere non possunt. Equidem postquam Sueci ab me dimissum erubescere coeperunt, sollicite id agunt, ut post absolutum hie susceptum opus ad ipsos iterum remeam ; eed scrupulosae res consultationis est, num mihi hac praesertim aetate eo revertendum sit, ubi natio exteris alias admodum iniqua me adspectura sit praeconem vel infelicitatis suae vel pravorum consultorum. Sed istam quoque difficultatem Deus superare dabit.

Caeterum id suramopere probo quod circa illustrandas pa- triae antiquitates et historiam laborare instituisti, circa quam quantum profecturus sis, inusitata industria eximiam spem ostendat. Etsi suaserim, ut pro te solo nitaris nee coUegium quod tangis*) moreris, circa quod tantas difficultates perspicio, antequam ad justam ut ita loquar consistentiam pervenerit, ut quem id minatur fructum, valde in longinquum prominere videatur. Me quidem ut eidem collegio nomen darem, unus et alter invitavit, sed ut istum honorem declinarem, jam memo- ratae causae suaserunt, et quia tanti quisque habetur, quanti sine aliorum consilio ipse potest.

*) 2)aS Collegium historicum imperiale; ügl. borüber bic öonfBottcn* bod), (iJcjd)icl)l§qucUen (5. 9luf(.) ©. 15 ^(nm. 1 üer5eid)ncte fiitcrotur unb namciitlid) SBcgele, ^m neue« 9Jeid) 1881 Sl. 25, unb ÖJefd). ber ^iftorio* flrQpl)ic 6. 597 ff. 3n bei* öon i^m benuftcn , auf ber S^nacr SBibliot^f autbciuQ^rten Äonefponbcni finben fid) ouc^ S3ricfc öon ißregi^er, bic fein Ieb()Qitc»3 gutcreffe füi boS Crotteg befunben; alö öon dotier in ?CIiborf 1687 ber QJcbanfc angeregt war, jum ^iroteftov bed GoKegS ben ©rofeen Äurfürften unb 5U feinem ^väfibentcn ^ufcnborf ju wählen, lüieS ^vegit^er in einem ©rief öom 29. gebruar 1688 bavauf f)\n, ba\i ^ufenborf nod) nid)t in 53crlin angelangt fei unb aud| bort rco^l ben meiften bcutfd)en Äreifcn ^u entfernt njoftne unb ju fe^r mit feinen wirbelten über S5ranbenburgifd)c ®efd|ic^tc be» fd)ä(tigt fein werbe, um baS i^m jugcbaditc ?lmt übernehmen ju fiJnnen, gab ober jugleid) aud) feiner Seiounberung ^ufenborf'd ^luÄbrud, ^bcr ein rechter heros historicus unb Hercules ift".

»riefe üon ^ufenborf. 211

Quocl de actis Caroli V. Vesontione repertis narras*), magna me admiratione adfecit. Tantamne socordiam cecidisse in eoB, queis tabularii Austriaci cura commissa fuit, ut tanti momenti scripta privati oujuspiam scrinia haerere paterentur, credibile est? Quamquam et heic loci tale quid contigit, ubi XX amplius Volumina literarum publicarum in cancellarii cujusdam aedibus ßuperiore saeculo permanserunt et ad tertium usque haeredem pervenerunt, donec fama de iis ad defunctum electorem delata monuit, ut investigata justo domino vindicarentur , summo pecuniae detentori exsoluto'). Quae res mihi persuasit in archivis Germaniae latitare quidem aliqua non spernenda, sed quae haud quidquam ad justam historiae materiam sufficiunt, et hoc demum seculo debita diligentia asservari coepisse quae ad apparatum historiae faciunt. Sic cum archivum Moguntinum ab Axclio Oxenstierna in Sueciam translatum peculiari reposito in archivo Hülmiensi asservetur'), libido me aliquando subibat inspiciendi,

*) 3n einem ber in öoriger 9(nTn*!rfung ermähnten ©riefe ^recji^er'Ä rü§mt er am 80. Oftober 1688 Soifot, ber i§m in Scfancon ben „un* k)erQ(eicf)ncr)en Bd)a1^** ber (^rant^eüa-^apicre geigte. 92q4 ber {einer Suevia Sacra Dorgebrudten vita reifte er bann 1702 roieber noc^ »efancon in causa successionis Hispanicae jiissu Cacsareo, ut tabularium ibidem Caroli V. per heredes Granvellanos eo delatum perlustraret. SSgt. über bie ^ranüellQ^^il^apiere Gacbard, Bulletins de la commission royale 3. s^r. t. IV, 7 ff.. Weiss, Notice pröliminaire iju feiner ^luScjobc ber Papiers d'^tat de Granvelle I, p. XXVII nnb Poullet, Corresp. de Grauvelle, Introduction 2 flf.

•) 9?ad) einer gütigen *i02itt^eifung quo bem berliner geheimen Staats« ort^it) ftnb unter ben t)ier uon $ufenborf enuä^ntcn ^ften bie 28 ^43(inbe SRanufcripte gu Derfte()en, bie 1672 Don bem ^(ltenburg*[d)en 9^at^ C^eorg 3)ictricft «ßflugt um 300 Ztjl für ba§ turfürfllic^e 9lrd)iü angcfauft unb fcit= bem a(S ^flugt'fc^ ^anufcripte bejeic^net fmb. «,8ie [teilen eine bunte @ammlung Don 9rd)ioa(ien aOer 9lvt bar, gri^Bt^nt^eitd bem 16. 3a^r§unbert onge^i^rig unb entftammen ben ^an^feien ber 0ranbeu6urgifd)en j!urfürften biefeS Sa^r^unbertS. ^uS Derfc^iebenen ^In^eidien ift ^u (djücgen, bag Tte }U bem 9?ac4(aB bed neumcirfifc^en ^an^ferd Dr. (Sart ^art§ ge()i}rt ^aben» iDeId)er im 3|o^rc 1597 ftarb.-"

•) ^uf bie 53ebeutung biefer Äußerung ^ufenborf*d für bie oft befprocftenc Sfrage, ob bie ©c^meben bad ^ainjer $(rc^iD wegführten, to'xt^ fc^on Q)ruber in bem Oommercii epistolici Leibnit t. prodr. n, ;959^i)in; bagegen finbe ic^ fte in ber fpäteren i^iteratur nic^t berüdftc^tigt, auc^ nic^t in ber QUdfü^rlic^en Erörterung t)on @c^al, ^Zac^ric^ten Don bem in ^2ain^ auf^

14*

212 ^. Sarrentra)))),

nuni quid ad antiquitatee Germaniae spectans tarn alto sub pulvere latitaret. Sed paucis e speciminibus tantam ibi pauper- tatem deprehendi, ut non amplius manus sordidae operae pre- tium ducerem. Ita frustra est de justa historia Germaniae ßuperiorum seculorum cogitari, ubi nil superest, nisi chronica et fragmenta compilare, etei nee id ipsum laude ac fructu careat.

22. Sin (Sencralmajor öon 5)a()lberflO. ^Berlin, bcn 14. Dftober 1691.

3)a6 mit gcgemDertigcm fc^reibcn bemfelbcn ouflüartc, ift bic urfad^, mcil id) bcrnommcn, bog bie historia Caroli Gustavi, bic fo lange jeit in quartieren ftiH gelegen, firf) entlid^ ^u mobiren ht- ginnt. Unb meil ^li}x. ©en-^SKajor barbei aud^ mercflic^ intereffiret ift, fo l^abe !^iemtit benfelben bicnftl. erfuc^en motten ba^in }u cooperiren, baniit mit felbiger ju einer mir bergnüglid^en entfc^oft förberlid^ft gelangen möge. 5)ie bomel^mfte motibc bicfei^ merf ju pouifim ift, bo§ bem üerlangen ber geleierten melt, aud) bem an- benfen beS fo großen fönigö ein genüge gefd^el^e, unb noc^bcm unfer leben ungeioig, molt id) bie to^ter gerne felbft aui^ftatten unb pe nic^t gerne in fc^Hmmer bormünber ^änbe fommen laffen. 3fl ju fagen, id^ moltc felbft gerne jufe^en, ba^ [xt mol^I unb corrcct flcbrucft mürbe, baß man atterfeitS e^re babon ^öttc. Unb meil in ©^meben feine gelegen()eit ift ein gut bud^ brudfen ju (äffen, unb mcnn @. JJ. 3)lt molte felbft onfd^affen ma§ baju gehöret, eS üiel 1000 SRbr. toften mürbe, fo fan id^g ja i^o, ba i^ ^irauffen bin, mit einer mü^e beftetten; ba id) bod), menn id^ gtei^ mieber nac^ ©c^meben fel)me, beSmegen mieber mürbe bic reife muffen ^crauÄ t^un, mclc^e£^ mir fe^r bcfc^mcrlid^ fatten mürbe. 34 ^^^^ fonften t>a& merf al^icr brei ma^( burd^gcfcilct, unb ift alfo mein c^emplat, fo ic^ l^ier f)abe, biet perfecter alS baSjenigc, fo barinnc ift. 3(^ mill aud^ nic^t ^offen, bag ctmaS barin bergeffen fein foH, mai^ jur foc^c bienet. 3)enn in folc^en merfen attenbiret man fleinc Parteien, unb menn ein paar ferl tobtgefd^offen morben, nid^t. 34 ^öbc auc^

BeWQ!)rten IReic^öcrc^it) (iO^aina 1^41) 8. 23 ff. 3Bie mir Ghnif ^ilbcbranb auf meine ?(nfragc gütigft mttt^cifte, ift wirtlid) mit ben papieren Ojen« ftiemad ein %f)t\i be& alten ^^ain^er ^rc^iDd nadi €d))Deben, 1880 aber bun^ ÄuStaufcft mit ber baierifd)en ^Irc^iDöerttJaltung mieber norf) Xeutfd)lanb ge* tommen.

») »gl. über il^n oben ©. l(i f.

Briefe öon ^ufcnborf. 213

bcrjcnigen papiere, fo 2Rt|r. ®cn.*SD?aior mir cotnmuniciret, mic^ mol^I bebtenet, fo noc^ auf bem ord^it^o beftnblid^ fein. SSere noc^ ja eixoa^ ju erinnern, fo fönte man mir$ ^eraui^ fd^irfen, bag ic^d bei mein ejempfar fd^reiben tönte, oIS nad^ mcfc^en aUerbingÖ mu6 gebrucft werben, ©onften mirb 3)U)x. ©en.'SWajor roo^I öer« nommen ^aben, mie ein [lijexex patron ed baf)in bifponirte, bag man mir jum flratial für biefe ^iftorie 1000 bucaten gugefaget, fo öiel meincd be^alt§ ber (Smporagriu^ für bie leic^enprcbigt triegtc, unb ba ber fiscal, fo in meinet fe^l bruber^ fad^e ein paar mal^I ouf3 \)o\^ gerid^te ftieg unb ctli(J)e mortc ^erfagete, 3000 Sftbt. empfangen. toelc^en recompenfen ob eine Proportion obferöiret roorben, id^ 3Rf)x. ®en.=2)?aior iubiciren laffe. 3"^ör ^at felbiger gute patron gefaget, id^ fönte fo Diel t)on einem buc^fü^rer befommen, mcnn id^ baiS ejemplar on i^n öerfauffcn motte. 3^ jipeifele aber, ob eS mol^I raifonniret ift, ben menn man mit bem (Smporagrio Ijättt fo moHcn redjuen, ^'aiit er für feine prebigt fein fey baier befommen. ®oc^ molte ic^ Don bem quanto fo t)ie( nic^t fagen, menn man mir bie ja^Iung nid^t f)eite an meine mieberfunft accroc^iret, bag ic^ ne(}mlic^ a(§ban erft folte felbiged ge(b !^aben, menn ic^ mieber nac^ ©c^meben fommcn mere. 9Jun böbc icJ| ja ba§ grotial fauer genug üerbienet, unb bc§ fönig^ !)n"<örie mürcflicj| gcfd^rieben, ic^ mag nac^ ©d^meben fommen ober nid)t, meld^cö niiji bloß bei mir, fonbem bei (Sott fte^et. fd^eint aber, ba§ felbige leute, bie urfac^ an meinem meg« jie^cn maren, biefe^ mittel gebraucl)en mollen, mic^ mieber noc^ ©d^toeben ju jief)cn. 3^} öerfic^cre aber 2)Jf)r. ©en.-SKajor, baß biefe 1000 bufaten nid^t capabel fe^n, mic^ nad^ ©c^meben mieber jubringen, fonbern bie untert^cnigftc beöotion gegen ©einer Jiönigl. äRt. ^oben perfon, unb meine adcrgnöbigftc fönigin, unb bie offection gegen ba§ fiöuigl ^auß, fo bei mir unöemic^tet ift, muffen fol^ed tf)un. SRit folc^en fünftein aber unb d^icaniren fe^et man nur mißtrauen unb nac^finnen in mir. S93erbe ic^ a(fo aud bem , mie man entließ megen biefer l^iftorie mit mir uuibgel^en mirb, jubiciren, mie man in @cf)meben mit mir meine. äBenn e$ nac^ Tlljx, ©en.^ 9Rajor sentiment gangen mere, fo mere id^ nie au^ ©darneben gangen, unb i^cite bem Könige ein ^auffen geugi^ fd^reiben fönnen, unb l^ette in ^Berlin feine trammetgöögel effen bürfen. aber fie f)antirten bad toerf fo froidement, baß ic^ mir faft einbilben muftc, fie meren meiner gerne (oß gemorben. 9}un fan man aber fo k\6)t nid)t eine famüie I}in unb I)cr trandferim, tmb man mirb mit ber }eit aU,

214 k. ^iarrcntvapp,

3)od) iDiU id) alled ber @öttl. proDiben|^ ^cimftcUen. ^c^ iDtll auc^ nod| bicfe^ fnoeit, bog meitn man fein cube au biefem merfc iuad)t, fo bleiben iDi(}r. (Sen.sSüJoior^ fupfer and) liegen, llnb folte mir inmittelft etmad inenfd)nd}e^ iuftüfien, fo mirb mol)( gemig nac^ meinem tobt bie I)iftorie felDft ^ieroußen gebrucft merben of)nc bie fupfcr, önb loenn bie loelt einmal)! bamit erfüflet ift, wirb fein menfd^ mel)r nac^ ben fupfem fragen, bie jioor ein merf jiefjren, aber auc^ treuer motten. Uub mürben ouf foId)eu fall meine feinbc biefe§ er* langet TjaDen, baß ©ie SDHjr. ©en.sffliaiorö arbeit unb bie barauf getl}ane unfofteu aud) mürben inutit gemacht, unb mic^ umb mein gratial gebrod)t Ijaben. (Sott gebe, baß fie ©eine S. SDit. in ber jugeub I}etteu fo öiel lernen laffen, baß er öon mir önb meiner fd)rift tjon felbft jubiciren fönte, fo molten mir bolb ju rechten fommen, Dnb ic^ mere au§ @tocf()o(m nid)t meg gangen. So (}abe ic^ auc^ nod) eine anbere faute an mir, baß mein SJater nic^t Cluf Sluberfon ober fiarfo Sü?atfon gel;eißen. §lber e^ mirb mol)t entlid) aUeö gut merben, önb l^offe, baß öermittelft biefer fad)e ein großes mirb fommen JU ber Obligation, fo ofjuebem ju 5DU}r. (Sen.^SD^ijor für bie ftet§ gegen mir ermiefene affection tröge.

23. 9ln Sanbgraf Srnft öon ^effen=5Rl)einfel£;. 33erlin, ben 1. 9?oöember 1691.

3d) I)atte mir eingebitbet, l^etten C£m. .^od)fft(. S)d)Id)t. megen ber forgIid)en läuffen, bariunen felbige gegenb fdjmebt, meiner menigen perfon löugft oergeffen, fo l)abc biefer tage au§ bem überfd)irften scripto Don ber reidjöoerfaffung*) mit oergnügung erfcl)en, baß (fm. ^")od)fftI. 3)d)t. mid) nod) in gnöbigem anbenfen (jnben. 2)e§ gürften üon 91nl)alt S)d)t. ift einige moc^en juSeffau gemefen, fobalb fie mieber anl;erfommen, foU felbige§ scriptum berofelbeu gebülirenb jufleöen. SBo ic^ mic^ nic^t betriege, fo feinb mo(;l Gm. $d)fft(. 5^d}t. eigene mo()(gemeintc unb gefunbe rec^t patriotifd}e gebanfen unb mere mo()l ju münfd;en, baß (Sott bie pupter nnferer nation baljin erlend)ten moUe, ein foI(^ ^eilfamb merf einjuriditen, moburdj unfer öaterlanb Uor ben infulten ber Sranjofen unb anberer befreicr in ric^er()eit unb anfe^en fönntc gefejjet merben, t>a foId}eö burc^ bie jejjige ol}iiorbnnng je löngcr je mel}r in confufion gefegt mirb unb ben fremben ^aarc laffen muß.

*) B. über bie im fotgenben befprod)cnen SScrl^ältniffc bcS 9?fid)$fneg9* ioeJen§ 3eftcr, ^nnirtc ©tänbc unb bie ton i^m ©. 7 ff. befprodjenc Literatur.

Briefe t)on $ufenborf. 215

SBonn ic^ ober mit ©m. ^c^fftl. ^6^t pcrmifjion Qud| bürftc meine

tneinung fa^en, ald ein einseitiger mann unb ber fein (eben (ang ju

JRegenSDurg fein falte fc^ole gegcfjen, fo motte ic^ barfür galten, baß

ba§ institutum für fid^ fctbft gut, nu|}Iid^ unb ^eilfamb, ja l^iJc^ft

notf)n)cnbig mere; ic^ fürchte aber, baß bei beffen einfü^rung unb

maniement fic^ öiel fc^iüürigfeiten bürften ^erfürt^un, fo auf feine

maße bei fo geftalter form öon republique ju überminben mcren.

lenn maö bie einfü^rung einer folc^en allgemeinen öerfaffung bc*

langet, fo mirb e^ l)axt {)alten, bag man aUt ftönbe bal^in hi^po^

niret barin ju bemittigen. 3^^ör merben bie fc^mäd^eren ftönbe t>on

^erjen gern in ein foId| merf mittigen, moburc^ fie bonn öon ber

unterbrücfung ber möd^tigen befreiet merben, mie auc^ biejcnige, bcren

lönber jum sede belli Vorgenommen merben; aber bie mächtigen

ftönbe, fo ganje armeen aufbringen tonnen, bürften fid^ roo^t be»

benfen, el^e fie in ein fold^ institutum einmittigcn, moburc^ i^rc

autoritöt unb ba^ jus foederum fe^r mürbe gefc^mäc^t merben, benn

mann ein jcber noc^ Proportion ju j^j^ fein contingent polten

folte, mürbe er mit feinem übrigen vermögen fd^merlic^ eine armee auf«

bringen fönnen, bie auc^ in regard ber fo großen attgemeinen öerfaffung

in menig confiberation fommen mürbe. S$ mürbe aud^ alSbann ein

bifc^of öon aRunfter unD feineSgleid^en feinen fopf fo nic^t bürfen

auffegen unb fid^ bem bienft be§ gemeinen öaterlanbS entjiel^en unb

rvod^ baju franjöfifc^ gelb ncljmen, anbcren mo!)I intentionirten om-

brage machen unb foDiel an it)m ift fein t)aterlanb üerrat^en unb

öerfaufen, melc^eS bonn in ber ma^r^eit ein befläglic^er mißbrauch

ber freil^eit unb be§ juris foederum ift, fo in unfrer republic bie

grijßte irregularitöt l^erüorbringt (menn mir anberft erlaubt ift ben

terminum be§ fc^Iimmen fe^erö 3D?onjambani ju gebraud^en) unb

fc^rie^e öor biefem ©otöiuö 5U Dänabrug ba§ Gaudeant ordinario

jure foederum fo au§ üottem ^olfe nicf)t au§ affection gegen bie

ftönbe, fonbem meit granfreic^ unb ©d^meben baburd^ Uer^offeten

bie force ber beutfcben nation au bii^trabiren. (£$ ift aud^ hierbei

»»

iu jmeifeln, ob ba^ l^au^ Ofterreic^ feine quotam mirb jur gemeinen reid^darmee ftetten ober ein corps ä part formiren motten, meld^ed beibed feine incont)enientien ^aben faun. Sßann mir enblic^ Diele löpfe fetten unter einen l^ut gebracht, fo mirb e^ jum jmeiten nic^t geringere fc^mürigfeiten abgeben, mer bann \>a^ directorium führen fofl über folc^e attgemeine reic^Sarmee. Dl^ne jmeifel mirb ber faifer folc^ei^ attein ober bod^ ben Dornel^mbften t^eil baran baben motten,

21G Ä. «arrcntrop^,

benn mann eine annee Don t™^ mann im reic^ ftünbe, bie k)on bem faifer nid^t bepcnbirtc, mürbe bcr foifer fo eine grogc figur nic^t machen. (£^ bürfte noc^ ben ftönben bebenfltc^ fallen eine folc^e moc^t bem foifer in bie ^änbe ju geben, nntcr ben ftönben roirb man and) ba§ directorium nic^t einem anöertrouen, mcre alfo übrig, ha% man bai^ directorium belli einem consilio bellico, öon mcld^em, »eil nid)t alle unb jebe ftänbe megen ber menge mürben participircn fönncn, mürbe eS and) mü!)e toften, beöor man alle beputirte mit oUem Vergnügen auäfinbcn tonnte. ES bürften and) bie friegd* operationes gar langfamb unb fcitfamb Don ftatten gelten, menn ber frieg burc^ ein fo öiel^öuptig collegium foDte birigirt merben. Sßann biefe ^mei l^auptfc^mürigfeiten übermunben, mürbe man mit ben übrigen mobi DieQeic^t jurec^t fommen, aber biefe binge feinb über meine portee. ^d) glaube aber, menn unö ®ott in biefem friegc glüct gebe, bag mir granfreid) ein menig herunter unb in ben ftanb bringen tonnten, ba| bie nad^bam fo leidjtfertig mie bisher nid^t überfallen bürfte, fo müd^te fic^ unfere respublica mol^l nod^ meiter ^inf d^Ieppen , meil bie trumme figur fo fe^r öer^örtct ift, baft man eS e^er jerbrcd^en atö gerabc xxd)ttn fann'). .

0 3n feiner Antwort Dom 22/12. ^J?oDcmber, bie l^inter biefem 3)rief $ujenboif g in ben Msc. Hass. 49. *J48. 2 ' ber jlaffeler S3ibHot^et abgeft^rieben ift, erflärtc bcr fiQnbgrof, er ^obc rocbcr bie früher noc^ bie i^m jejt über« fd)icttc ©cilogc tcrfoBt; c^ foflc „ein Autor ju SRegenäburg fein, mciß ober nic^t rceffen nomend, religion unb condition. 3^^ tDenigften finbe id) folc^e fo mo^I gemact)t unb gefd)rieben, bog ic^ mid) für ben authorem nic^t befennen fonn, benn ob id) fc^on gute iutentiones ^abc, tarnen habeo styliim 8aepenumero paiilulum intricatum unb o^nonne^mlid), unb foQe bem ^eiTn mo^( gor bei, bog bie potentiores unb in urmatura fte^enben ftd) fdircerlic^ ju bergleic^en reid)dDerfQffung t)erfte()en roeiben, bonn fie mit bem ftob Sonot^ae bed fo fügen ^onigS nun einmal gefoftet ^oben unb e^er ouc^ rbnigc unb be^ foifer^ famrraben oU nic^t befjen untergebene repröfen* tiren". 3Seiter erfunbigtc fid) bcr fiaubgrof, toonn ^^3ufcnborf mit feiner S3roubenbur9ijd)cn ®cfd)icfttc fertig ju toerben benfc unb loie e8 ^bem guten ^erm Dr. Spencr ju 93erlin'' ge^e, „loelc^er öiefleic^t, wenn er bie fo bolb erfolgte Dcrenbcrung ju 3)re§ben prätibiren tonnen, ticler refpecten unb confibcrotioncn falber bofclbft würbe öcrbliebcn fein" ; „boS roürbc ben nun* mc^r bcibcn d)urfürftüc^cn roittibcn unb fcftroeftem (?tnno @op^ie unb ©iU ^elmine C^rneftinc oon bcr ^folj) jur fonberboren confolotion gereich bobcn".

Briefe Don 'ißujenborf. 217

24. 9In ©eneralmajor üon 3:)aI)IDerg. Scdin, bcu 25. SDJai 1692.

Dc^fclben mcrt^e§ fc^reiDcn bon 18. 9lpriti^ f)abc mo^t ermatten, unb boroug juforberft berfpürt bie fonberborc incHnotion, fo 9K()r. ®cn.=3Rnior jcbcrjcit öegcn mir fc^en loffen, mofür bcnfelben ()öc^fl obtigtret bin, wt'i^ ober ani^o nxiji^, iDomtt meine recognoissence bezeugen fönne, q(§ bog ic^ mic^ bearbeite, bamit beSfelben fo groge bnb penible arbeit nic^t bergebenS feie, fonbern nebft ber meinigen ber curieufen melt äugen entlid^ borgefteüet roerbe. 93in auc^ fe^r erfreuet, ba§ ©eine itönigl. 9)?t. bero i)of)tn gnabe gegen mir temoi= gniren laffen. Unb lüünfdje, bafe ©ie mic^ mögen capabel machen folc^e in ber t()at ermeifen ju fönnen. 83}a§ bie proponirte reife nad^ ©c^meben betrifft, fo ^abe nic^t umb^in getönt juforberft @r. S^urfl. ®urc^I. meinung ^ferüber jubernedmen. SSelc^er fic§ er* flarete, bag er fc(;r mor)! jufrieben loere, ba6 id) ba^jenige in^ roercf ftetlte, njaö ©r. SJ. 9J?t. bie6fal§ bon mir bedangen. 3^^ würbe aber am beften roiffen, ma^ meine gelegen^eit ^ierinnen an ^anb geben würbe. 9iun bin ic^ jwar bereit unb fc^ulbig ©r. ft. 9Kt. gnöbigften wiQen, barin eine genüge 5utf)un, juma()( ic^ febft nict)td me!)r berlonge, alö baß bie bon mir berfertigte f)iftorie bergeftalt eingerid^tet werbe, ba6 niemanb etwaS barauf ju fprec^en raison ftabe. 9lüein weit äR()r. ®en.s3Wnior felbft an l^onb giebet, bafj im faß ic^ bebenfen trüge bie reife felbft jut^un, man bie fad)en f;erau^ fc^icfen fönte, fo ^abe bo§ bertrauen, ha^ Sr. Ä. 9Wtt. mic^ für biefe§ mal)t bon biefer rel)fe biöpenfiren, bnb bieUieber, fowol)! waS mon bei ber I}iftoric juerinnern (}ot, al§ auc^ bie fupfer burd^ eine bertraute perfon au^ ber can^elei ^erau§ fdjicFen werben, welc^eö benn mit biet weniger unfoften gefc^et;en tan, al§ wenn ic^ felbft bie reife t^ete. 3D?an tan auc^ einen jungen fert bamit einen bienft t^un, wenn man i^m occasion giebt 93erlin jufe^en. Sie urfad)c, worumb i(^ fotc^eö bege!)re, werben ber^offentlic^ ©. ,ft. 3)11 bon größer cr^ebligteit Ratten, wenn fie gnöbigft confiberiren woHen, baß ber* gleichen arbeit, fo ic^ ^ier unter ^onben l^abe, wenn fie nic^t bon outore felbft jur perfection gebracht, für gan^ inutil ju^atten. Stuc^ toa^ bon einem angefangen, bon einem anbent nic^t tan au^gemac{)et Werben. 9?un l)abe ic^ bereite in ba§ fünfte jal^r ^ier gearbeitet, unb fe{)e nun wo^I bad enbe boraud, eg ift aber nod[) ein gut ftücf übrig, auger bog, wenn e^ nun abfotbieret, ic^ noc^ jeit nöt^ig f^abt folc^ed jn ejpotiren unb g(eicl)fam auSjufeiten, bamit fowobt ber*

218 Ä. »arrcntropp,

jcnigc, für meieren Qefd^riebcn, al3 ic^ feine fc^anbe bat)on ^abe. ©olte iij nun bei I}erbft,^eit, xoüd}c^ in Sd)mcben bie fdjliuifte foifoii ift, eine fo roeite reife auf mir ne()men, unb ftiefje mir etrooS mcnfd^ UijQ^ barüber ju, fo l^ette ic^ eine fo öraufnme arbeit Uergcblic^ gc* ti)an, unb mein toeib unb finber in bie gröfte confufion gefe^et. Unb ^abe tc^ befto me^r urfad^ I)ierauf reffe^ion }u neljmen, meit ic^ nun in meinem ein önb fec^Höftcn ia\)x bin, oud) bie» jeit über an)icr bei ber continuirlic^en fd&ioeren arbeit meine gefunbf)eit mit ^öc^fter forg* falt in ac^t genommen; menn ic^ nun, ba id^ fo t)ie( jal^r ^ier ä mon aise in ber linbcu luft gelebct, önb nun folte in ber raul;cn I}erbftluft eine fo penible reife nac^ ©c^mebenunb roieber ^erou§ tl)un, fönte id^ leicht meiner gefunb()eit ein fo(c^en ftog ti)\m, baran id) unb bie meinigen jugebenfen fetten. SBeil bemnad) bie t)omef;mfte urfad^ gemefen, marumb id) pouffiret, bafj man wegen bielgebad)ter ^iftorie eine entfc^aft mad)en koolte, n)eil unfcr leben ungeiuig, unb id^, auf fad man in @d)mcben bad ttjerd fo ba^in f)enrfen loolte laffen, id^ mürbe obligiert fel}n, eine folc^e

biSpofition mit ber t)iftorie jumac^en, *) jum menigftcn

nac^ meinen tobt ben ratten unb mäufen nid)t jut(}cil mürben, auf meld)en fall 2)i()r. Ocn.s^J^ajorö arbeit auc^ öergeblid) fe^n mürbe: aB l}abt nod)ma\)\^ bicnftl. ju bitten, 9Kf;r. ®en.=2)Jaior moKe fuc^en ©eine Sönigl. ^It bal)in ju bifponim, bafj Sie o()nc meitem auf« fc^ub bem merte burc^ f)erau§f4idfung ber obferöationen unb fupfer ein enbe machen.

SBa§ bie öon Sr. .Stönigl. 3Ktt. mir jngebac^te gnabenbeIoI)nung betrift, fo miU ic^ baDon nid)t Diel anregung tl)un, mill fic^ noc^ nid)t mol)l fc^icfen, meil ic^ mit einen großen tönige ju t!^un l^abe, ber feinem fo mol)l umb il)n unb ba§ reic^ meritirten f). Datcr ein monumentum aufrid)ten miH, ba§ länger al§ marmor unb fteinc tauren unb üon t»iel taufenb curieufen leuten foU befc^auet merben. Unb Ijat man ja feine fd)mierigfeit gemacht, Dr. ßmporagrio, ber ein miferable leidjen prebigt tt)at, 1000 bucaten inö ^au§ jufdjiden, ba boc^ meine ünb jeneS arbeit bei feinem mcnfc^ in comparaison fommen fan. 3c^ loei^ aber mol;I, öon mem biefe öerbrießHgteit

l^erfömt. ©ie t)atten meine !)iftorie •) 6 monat auf ber

SanJ^eleQ, et)e id^ au§ ©d)meben *) $. ®raf ©eng*)

genugfam bnrc^geblettert, erinnerte auc^ einige binge t)on geringer

0 2oc6 im üJ^iuuffripi.

*) iöcngt Crenfticrna ; ögf. oben @. 24.

Sricfc öon ^ufenborf. 2\3

importan^, fo ic^ oud^ offobalb naij feinen begehren einrichtete. SSeiter mar fein nienfd), ber etmoS juerinnem mufte, ober ob etnjoS folltc bajuget()an, ober baüon genommen merben. Unb ^at man mir ncid^ meiner abreife bicfe binge ouf bic ba!^n gebracht, ba man aud) fo Diel getünftelt, baß mein fo fouer Uerbienteö gratial an eine conbition Qccroc^iret lüürbe, bic in meinen vermögen unb lüiütüfjr nic^t fte^et, bcnn ba§ ftünbe bei (Sott, ob ic^ fo lange leben folte, bi§ bie SJronben- biirgifc^e ()iftoric fertig mere. 3a ift noc^ eine große frage, menn mir jemanb öerfprcd)en rootltc 2000 bucaten für bic lange route ju öcrel^ren, menn id^ öon I)ier nac^ ©tocf^ofm unb mieber jurücf in tierbften jeit reifen motte, ob idjS anjuneljmen f)tiie, , 3^1" menigften mürben meine frau t>nb finber fagen, fic motten lieber ein folc^ gelb öermiffen, aU mic^ in bem alter önb bei ber ial)re§ieit eine fo meitc reife tl)un laffen.

SSa^ aber SOJI^r. ©en.-SDJajor ermef)net, hai iij l)cttc bie Sranben^ burgifdjc Ijiftorie foDen mitbringen, fo mürbe biefcS moI}t fc^medic^ fe^n angegangen. S)enn menn id) baüon gefagt i)cttc, mürbe ber Efjur* fürft mol)l nic^t confentiret ()aben, ha^ \6) ein ftücf, bafj \i)n fc^on 20000 9ibr. (?) toftet, fo meit in ein frembb lanb mitgenommen Ijette. D()ne öorbemuft aber mitzunehmen ^ettc mir einen böfen öer* bad)t unb unmillen bringen fönnen. Sonften ^aben ©eine EburfL S^urc^I. mir befo(;Ien bie geringfte animofitet gegen ©r. Ji. SWt. önb cron Sd^meben nid)t in biefen mcrl blicfen ju laffen, mir auc^ aDer c^oquanten termen ju enthalten, önb bie fachen bloß unb obne fel}lem ju er^et^Ien, mie fie paffiret, meiere auc^ o^nebem mein öorfa^ ge* mefen, önb id) ©. SP. 3)h. bet) meinen abfc^ieb Uerfic^ert. GS mar aud^ be§ ®raf iiinbenf^ölb') ©. öorne^mftc raison, morumb man mic^ folte megfaffen, biege, meil beffer mere, baß biefe l^iftoric Don einem gcf^rieben mürbe, ber für ©c^meben affection \)etie, benn fonften menn einer mann barüber fommen, ber nic^t gut ©c^mebifd^ gemefen, ber mürbe occasion gehabt f)aben, ein l^auffen toll jeug ju fagen. Unb lan Wjx. Oen.^SKajor biefeS mof)( ©r. Ä. 3)li, Der- fiebern, baß ic^ barin nid)t merbe l)anbc(n miber baSjenige, ma§ einen unpartel)ifd^en historico jufte^et, unb fonberüdi ©r. Ä. Wt eigne reputation überall in ac^t nel)men. S:enn baß ic^ merbe fagen muffen, baß SBoIbemar SBrangel eine übele conduite in ber SRarrf gefü(}ret unb baß er beQ gfe^rbedin fließe befommen, aud^ baß ^enric^ ^orn

») Sgl. über i^n oben @. 14 f

?20 Ä. SBaiTcntrapl),

au§ ^reußcn gclauffcn, t)Q§ er l^ette bic fc^uc verlieren mögen'): Dag ift o()nebem fc^ou ber n^"i^" ^^^^ Ocfanbt, mie nic^t lüeniger ©c. S?. SDit. felbft öffentlid^ (äffen conteftiren, ba§ ©ie an felDigcr ruptur mit Sranbenburg unfc^ulbig unb Dom tl^eilö feiner ratl) in fettigen lab^rint^ gefüf)ret tporben. Unb füllen o^nebem öcniünftige Icutc mc^r auf einen guten freunb, ber einem bie ma^rfjeit faget, unb feine fauten mit guter manier borfteHt, umD folc^e in§ fünftige ju unterloffen, atö menn man einen mit flatterie ein ^auffen minb in fopf gefe^et. SSeIc^e§ oCe§ 3K^r. ©en-^SKajor ©einer SönigL SKt. in untertl}änigfter beöotion meinetmegen n)irb öorjuftettcn fic^ belieben laffen, au(^ berofelben gnäbigftc meinung öicrauf mir rok^ berumb luiffen laffen.

25. 3In 9lecl)enberg. Öerlin ben 20. 3uli 1692.

®effen mert^e^ bom 10. 3nni ^ttie e^er beantmorten foHen, bin aber einige mod)en fo emfig gemefen, bafi faft feine öiertelftunbe abOred)en motten, bi? id) enblic^ ben Isafen ©ottlob in§ gefielt be- fommen. $)abe auf beffen fdjrciben il)r biefeS mieberumb anjujeigen, ba§ ic^ horis siibcisivis be§ iQxn. b. Secfenborf historiam Luther- anismi bon anfang jum enbe burd)gegangen unb bin mit bcm autore einerlei meinung morben, bo§ aUerbingö ein epitome nü^Iic^, ja faft nöt^ig ift. Senn biefeö große merf ift nic^t filo historico ge« fc^rieben, fonbern man !^at ben frummen Sprüngen be^ SWainburgä muffen nadjfolgen unb feine lügen refutiren. @o finb auc^ fe^r biet particularia cingefü()rt, bie jmar fe()r gut, auc^ un;?, bie mir an benen actis gebogen finb, fef)r angenel)m, ben frembben aber mol^t einigen berbad)t erregen fönnen. äSenn nun ein epitome gemacht mirb, barin man fic^ an feinen äRaiuburg fe!)ret, fonbern ordinem rerum positive folget, unb bie refutationes unb minutias au^ fc^üefet, fo fau ein merf, fo atten ju Icfen angenehm, baraufe merben, unb ba§ große merf bleibt noc^ in feinem mertf) unb er!)ält fic^ al§ eine mcitläuftge bebuction unb probation, morauf man fic^ in ber epitome bejie^en tan unb menn ic^ etma§ ju ratzen i)tite, moUte i^ fagen, man folte foIc^e§ epitome biß auf bie ijjigen jeiten con* tinuiren, ba nmn atte fata nostrae ecclesiae fürjlic^ einfü()ren fönnte,

>) 3n § 33 beS XIII. 33ucf)§ feineß Sriebricft SBil^Im ^ot «ßufen* borf {d)arf ha^ ^^crt^alten ^olöemar ^rangefe in ^ranbenburg getabelt; f. ebcnba im XVII. ^ud) § 5 ff. feine Sdjilberung ber 5Iud)t ^om'd.

«riefe Don ^ufenborf. 221

ttjaö fie unter fid) für irrunöen gehabt, mie fie mit ben rcformirten ierfollcn, unb man ein cordatum Judicium geben fönte de formula Concordiae et synodo Dorderacensi, roaS tt)ir für onfedjtung bom ^ßaDft^um gel^oOt, wo biefe lel^re fic^ auögeOrcitet, wo fie mieber ausgetrieben. Unb roerc boS eben eine arbeit für einen folc^en folibcn mann, al§ ber §. ©ecfenborf ift, unb bitte 9W®^. moDe bei ge» legen^eit i^n meinetmegen bienftl. grüßen unb biefe meine mcinung i^m 5U öerftel^en geben*).

©onften überfd)ic!e ^iemit eine probe öon meiner l^iftorie, bie ii) l^obc mad^en loffen umb ju öerne^mcn, ob biefe forma ©r. S^urf. 5)urc^I. beliebet, auc^ ba§ au8red)nen tönte, loie groß ift. Unb bitte 9R@§. rooDe bie gütigfeit !^aben unb mir erft feine eigene mcinung entbecfen, melc^eS unter ben beiben, ba§ grofje ober baS fleine il^ni am beften anfte^et, ^emo^, ba| SDi©^. aud^ §m. ©lebitfd^ feine meinung barüber öerne!)men motte. Sd^ gloube mo!)I, ha^ ber £^urfürft ba§ größere erme^Ien roirb. S)enn boö exterieur t!)ut auc^ etmaS jur fac^e. ^emad^ tl^ete 3R®$. mir eine große freunb^: fd^aft, menn er gleic^fam für fid^ unb ald of|ne commiffion ben ^rn. (Slebitfc^ fonbiren roolte, mie meit er rool^I mit feiner biScretioii ge^eu motte. 9?ac^ biefer form lauft boS ganje merf o^nc bie in- dices über 400 bogen unb ftc^et ein l^aufcn jeug§ auf einem bogen, ^r. Schrei) ^at mir außer 30 exemplaria bereits 1200 SKtf)!. ge* boten, meil ic^ aber nid)t fc^Ueßen moffte, fagtc er, maS ein anbcrcr gebe, molte er aud() geben unb foQ er auc^ mo^I etroa^ hieran rücfen.

*) ^m 20. 3)e3ember 1691 ^atte ^^3ufenborf an 9?ed)cnberg gefc^ricben: w^er ^. ö. ©ccfcnborf ift einige gcit f)m geroefcn unb ^at man if)m große e^re unb careffe anget^an, rceldieS rote ed salva orthodoxia ^at s^ge^en tdnnen, Dr. (Sar^jok) glaube ic^ faft fe^r berrounbem muß. @r ^at mir große fatiSfaction get^an unb roo(te, ba% xdj feine cont)erfation biel genießen fiJntc. «Tber er läßct älter, al« ic^ mir cingebilbet." ©c^on 1688 §attc ^ufcnborf, roic oben erroä^nt, feine Jrcubc über bie ^öeilegung feiner Differenzen mit <B. audgefproc^en ; er fc^rieb am 3. 9?ot)em6er b. 3. an Stec^enberg, ed foüe i^m lieb fein, roenn er bcm 3)2anne fönne „roicber freunb rocrben, ber gleit^fe^r gute intention ^at unb ein ^auffen Facultates theologiae be» f^ömt. 3c4 fönte üieUeic^t i^m auS l^iefigem archivo etroaS foumiren ^u feinem roerfe, roenn ic^ nur nic^t baburc^ in eine correfponben^ gerat^en mö(^te, fo mir biel jeit roeg ne^me, roeil ic^ aOeS roaS mir geit nimmt suinmo studio beclinire.'' f8ie fe^r aud) Seibni^ 6edenborf'S $u(^ fc^ä^te unb roie aud) er eine epitome roünfd)te, jeigen feine Äußerungen an hen Sanbqrafen (&mft f. aiommel 2, 347 unb 371.

222 Ä. SSarrcntropp,

SBiU fünften papier nehmen, me \d) Perlonöc, meint aber, bafi nic^t mti)\c[ fei, \>ai eben ber Qan^t üerlag öon gleic^ gntem papier fei, lueil Diele, bic ba§ gelb fparen, mit fd)(ec^terem papier üorlieO nähmen. SBitt anrf) (}ier eine brncferei anlegen, tt)eld)e§ ic^ faft für eine essentiel condition ^a(te. 5^enn luenn man ei^ gleich jn $att molte brucfen (äffen unb bie leiste correctur auf ber poft überfcf)iden, ouc^ tiaQ porto frei bringen fönnte, fo folte boc^ öiel öer^inbemiß unb befc^mernng geben, unb id) bin am meiften barnmb befümmert, baß quam exactissime. corrigirt luerbe, n)elrf)e0 -am beften ^ier in loco gefc[)ef)en tann. Unb ift aud) bei ber Ijiefigen brucferei moI)I anftalt ju niad)en, menn man bod; neue fd}rift ju biefem merf giefjen muß. SBerbe alfo ermarten, mic meit fid^ .^r. C>3(ebitfc^ derau^Iöffet, bamit id^ fet)en fönne, üb mit i(}m ju accorbiren fei. Unb bann merbe id) be^iüegcn an ben ^rn. ö. S^anfelmann fdjreiben unb eine final resolution faffen. SCKit ben .^ollänbern will ic^ ganj nid)t§ ju t^un !)aben*).

©onften ()aben trir nun gefefjen, tt)ie Dr. 9Wel)er*) feine meiß* l^eit über öiclme()r gift an§gefd}üttet. Unb mir ift feine reputation baburd) ganj nid)t t)ermel)rt luorben. ^. Dr. Spener mirb il)m boc^ tüübt auf feine meifc geben, fo Diel aB nötljig ift. ©§ merc aber gut, baß einer mere, ber ba^ gan^e merf unparteiifd) fürnebme, bamit ber ftreit de momento pietistico einmal an» mürbe, ber in fundo bon I)öf}erer importance ift, al^ bas gemeine öolf ernftlid) öerftel}ct. !Eenn tümmt eigentUd) baljinan^, üb man nid)t bal)in trad)ten foü, baß man \>a^ reine eüangelifd)e (£()riftent()um saltem in praxi aöan*

*) Xurd) bicfe Überinibung einer „^irobc" uon ^ufcnbovfd Siiebrid) SSiIf)c(m erflört fid), boft ein ^^(ue,^ug ausJ bcm 9lnfong biejcd 3öcvtö fd)on im 3h99- 16i)2 bcv bei ÜJIebitjd) crfcl)cincnbcn 'IDionatlidien Unterrebungen ©. 857 ff. ücröffcntlidit locvbcn fonntc; barauf be.^ie^t luot)! aud) bic öon 3)roi)icn (?lbl)anblunöcn 8. 378) angcfttl)itc iHufecning üon 8cl)ur5fleif4. SSic ^roDjcn (cbcnba 31S) auö ben 'JUleu beö Ö3c^. Staotöavd)iDö mittljeitt, würben bann im Jyebruar 161)3 'Verträge über ben Xrud mit Sd)relj unb ^d). ^c\). 3}ifl)cr§ Cfrben abgcidiloiicn, in bcren SJcrlng bann 1695 bai^ 23cit erfdiiencn ift, ju bcm "ißuienDüif fclbft nod) im September 1694 bie Sorrebe 9ejd)rieben l)atte.

*) Ä>gl. über ben bamalö in Hamburg, jpäter in QJreifSiwalb t^ätigen Sol). Jviebr. 'iUiai)er unb jcinc 53erämpfung beö '^.Metiömuö iÖert^eou in ber 2. \)hifl. Düu Öer.^og'd tl)eoI. y?eal.:=Gnc. 9, 448 ff.; '¥1)1 in ber ^lUg. 3)eutjdjen S^io9rapl)ie 21, 99 ff.; ÖJrünbeig, Spener 1, 241 ff.

SBricfe üoit 'tßufcnborf. 223

ciren (?) möge ober 06 mirö fo noc^ bem Oi§^erigen fd)Ienbrian ^in* fle()en (äffen follen? ipelc^eS gar leicht ju becibiren ift. Süenianb l)cgef)rt novos articulos fidei ju moc^en. ^2lDer lüer glaubet, baß mon nic^t öiel binge in praxi üerDeffern #fottte unb fönte, ber ift tüxt Dr. Earpjüb.

9(bcr i(}r lieben l^errn lanb^Ieute, wie ift benn mit euc^? SSor biefem finb ja bie Sac^fen jeberjeit gute Patrioten gewefen. SSoDet if)r nun nidjt allein pro bono publico nid}t§ t(;un, fonbern c^ aud^ turbiren unb I}inbem? quod absit. 9Iuf Den mann, ber an biefem mefen öiel urfac^ ift, fcf)ic!et fid) fef)r woljl, roa^ öon Antonio Primo JacituS*) fagt: paee pessimus, bello non spemendus. ©ic^cr(id), menn er roaä getauget i)ettc, lüir f)etten iljn n)ol)t (}ier he^ galten. S)enu bie brouillerie, bie er (jier ijaitef mar moljt parbonnabet; aber man acceptirtc bie occafion gerne, umb loß ju werben virum insatiabilem, importunissimum et intolerabilem'). ®ott gebe ben regcnten üon meinem öaterlanb bciligen mutl), guten rat!) unb redete njcrte.

26. 2ln Seibni}. Serün, ben 31. SKörj 1693.

Magnae mihi voluptati fuerunt literae tuae*), quibus de opere, quod moliris, significare mihi dignatus es. Gratulari

0 Hist. U, 86.

•) Cffenbar ift §iet ^onö ^bam öon 8c^öning^ gemeint, ber 1690 aud branbcnburgijdjen ^teuften entlafjen, 1691 ^um g-elbmarf d)a0 in 8ad)fen ernannt unb an bie Spi^e bed fäci)ftfd)en 9{eid)§contingentd gefteHt t)on öfter» rcicl}ifdjer 8eitc einer Sdiäbigung ber SRcidjöIntereficn angefragt unb im 3uni 1692 gefangen gejc^t lourbc. S3gl. Sd)ultc, Subiuig SBiKjelm üon S3aben an ben im SRegiftcr aufgeführten Steflen unb bie Don i^m 1, 70 ff. 106 Der« }eid)nete Literatur unb aufjerbem ^rod, Programm be^ ®i}mnQriumd ju^önigd« ^ütte 1889 ©. 23 f. unb ealpiuö, $aul D. Sudjö 6. 89. Über bie 3)arfteaung, bie ^ufenborf im § 26 bed XIX. $ud)d feinet Sriebrid) SBil^elm bon ©d)öningö'g SSer^alten gab, befd)n)crtc ficft biefer 16!)5 in einem 93rief, ben öoffe, jur 8Sorgcfd)id)tc bc8 Äönig^bcrger S5ertrag8 ©. 34 f. abgebrurft ^at.

•) %m 18. ''Ifläxff l§atte fi. an ^. gefdjrieben: Cum oblata mihi essent Don pauca rerum publice gestarum diplomata inedita, credidi, addictis nomiullis editis quidem, Bed minus obviis, habituros nos collectionem non contemnendam et cum viderem prodire posse non magna temporis mei jactura, quod relegendi tantum ac recensendi labore esset opus, persuaderi mihi passus sum, ut hoc quidquid est operae publico darem. Consilii mei rationem tibi reddet titulus novo operi inscribendus

224 il. '^arrentvoVP,

sane debemus rei publicae litcrariae, a te potissimum istud fuisse susceptum, cui et per infinitani lectionein ac difusissimam biblio- thecarum et emditoruin virorum notitiam ingens materiae pa- ratus in eam rem potiiit congeri et cui cxquisitum est Judicium, ut coUecta apte digercre et ad rem facienda seligere valuerit, ne in enormem molem codex excresceret. Caeterum sine dubio ejusmodi coUectio actorum publicorum historiae maximam lucem adferet, cum ad haec demum unice referantur quae saepe plurimorum annorum arma aut togatorum ingenia exercuerunt. Nee minus inde haurire licebit, quae diversis populis invicem rationes intercedant et quibus cautelis negotia sua adornare soleaut, qui legibus civilibus haud obnoxii agunt. Id tam il- lustre opus ut et ego symbolam aliquam conferre posseni eademque opera de te ac publico mereri, magnopere quidem

cum excerptis ex epistola ad amicum. ((£in ^(uSjug ou§ bicfcm öricf üom l. 3Wär5 lü9.-5 ift bcnn auct) on ber Spi^e beS itod) in bcmfelben Sa^rc tu ^atiiiot)er Deröffentlid)tcn (/odex juris gentium diplouiaticus abgebrudt.) Habui auteni coTnmunicandi tecuni causas complures, uam viden totum hoc ad ju8 gentium i)ertinere, in quo tu inprimin regnan, itaque pluri- mum refert, ut judicio tu<> hoc 4}uid<iuid est 8ummittatur, deinde (.'lun magnorum principuin historiaiii Hummo omniuru applausu scripseris habueristpie adeo in manu habeaHve multas rerum gestanim tabulas, pro cert^ credidi a liberalitate tua augmenta et omamenta insignia acc(Mlere posse operi meo, de quo ne denperem faoit illa tua expromta humanitas et i)ristina })enevolcntiae erji^a me significatio. Scis multa ejus gcneria sie es^e coraj)arata ut edi in hiccm non modo non in- commodum rebus eurum quorum interest, sed etiam honorificum videri possit. Neque alia magis a me desiderantur, quam quae docent omnes, obsunt nulli. Itaque si tibi ita videatur, putavi cum boua venia administrorum Serenissimi ac Potentisaimi Electoris tui posse aliqua id genus ex vestra penua impctrari, quae digna sint publica luce, ut ea taceam, quae ex Suecicis notitiis penes te superesse credi par est. Ezechiel Spanheimius, vir summus, vidit hie prima typographi- carum operarum specimina \isu8que est jjrobare consilium. Scis quantum et in republica et in literis ejus judicio sit tribuendum. Hunc rogavi, ut vota niea adjuvct, si quidem aliquid apud vos in eo genere sperari fas est: itaque et has literas tibi inscriptas ad ipsum misi petoque ut cum eo conferre consilia velis, nam et sententia tua per ipsum ad me pervenire poterit. Addes hoc caeteris tuis in rempubli- cam beneficiis, me vero tibi singulatim ohstrlnges magis magisque.

iöriefc öon ^ufenöorf. 225

optandum mihi foret. At in hoc tenuior mihi est facultas, quam forte credi posset de eo, cui occasio circa talia colligenda non parum favisse visa fuit. Enimvero mihi nunquam ita felici esse licuit, ut tempus explendae cmiositati impeudere hcuerit. In- cubuere mihi semper labores, qui etiam ingeniosi et industriosi hominis tempus absumere potueruut, ut de ahis cogitare non vacaverit, ac cupido ad colophonem perducendi, quae sub manibus erant, ad aha curam porrigere haud permisit, quod onmis opera, quae taUbus impenditur, frustra insumatur, ni extrema iisdem manus fuerit imposita, Unde ex archivo Suecico, quod per undecim annos calefeci, ne unum quidem fohum in privatos usus mihi descriptum fuit. Actorum tamen, quae ad scopum tuum facere possint, ahqua in Loccenü historia*) ad- parent. Sunt etiam pecuhari scripto consignata quae ad illu- strandam controversiam inter Sigismundum regem et Carolum Sudermanniae ducem agitata fuit faciunt. In commentariis rerum Suecicarum a me editis pauca ejus generis extat. Tractatus a Carolo Gustavo rege factos ejus historiae subnexui non inter- polatos. Quod opus tamen quando in lucem prodire patientur certorum hominum e maUtio atque avaritia profectae machi- nationes, mihi nondum constat At frater mens b. m. accura- tissimam fecerat coUectionem omnium actorum pubhcorum, quae ad regnum Sueciae pertinent, uti e catalogo ejus bibho- thecae anno 1690 Hamburgi impresso adparet, qui tibi sine dubio Visus est. Hanc integram Daniae rex emtam biblio- thecae suae regiae inseruit'). Ejus excutiendae si copia foret,

*) Über üocccniuS, an beffen ©teile ^ufeuborf fdjiuebifc^er Staat«* ^iftorifer rourbc, f. Biographiskt Lexicou 8, 324 ff.; feine SBcrfe finb bei Warniboltz, Bibliotheca bist. Sueo-Goth. an ben im Siegifter (S. 66 ff. ongcfü^rten Stellen öeujeidinet; 1676 erfdjicn eine jioeite uermc^vte ^ufla^e feiner II ist. Suecanae a primo rege Sueciae usque ad Carolum IX, für bie er aud) ha^ fd))Debifd}e ^trdjii) benuj^te unb in ber ^Iftenftücfe uon i^m ab« gebmcft würben.

") 53gl. üben <S. 206 f. gn einem Sammelbanb ber Hamburger Stabt* bibliot^et (Catal. varii V. 4. 5) finbet fid) unter anbercn Vluftion^fatalogen um ben 3- ^^^ i^nb 1690 aud) ein bei Henning ^renbecfe in Hamburg gebrudter Jlatalog Don $Büd)ern, bie im Sept. 1690 üertauft werben füllten, auf bem öon einer ^anb be<J 17. 3ö^v^. bemerft ift: Pufendorfii. Qn bem 262 S. füücnbcn Äatalog finb 201 9?ummem in fül., 525 in 49, 709 in 8^

^iflorifdK 8rU1(^nft 92. %. !0b. XXXIV. 25

226 Ä. 5^ürventrQpp,

nil quod ad ißtius regni monumenta spectat desideratunis eiß. Conscribere coeperat ante complures annos liistoriam ecclesiasti- oam Sueciae Claudius Oernhielni, antea Arrhenius'), is qui hißtoriam Ponti de la Gardie ante biennium impressam edidit, in cujus usum iste quidquid vetustorum scriptorum per totum regnum erat contraxerat. Sed num id opus absolutuin wt, nondum mihi constat, ac forte de eo ex Godofredo Liebezeit, bibliopola Hamburgensi*), certi quid cognosci potest. De veteri- bus diplomatibus, quae in hoc archivo latent, Dr. Spanhemius rationem reddet quae quidem perlustrare mihi nondum vacavit. Quae sub diutumo Friderici Wilhelmi regimine condita sunt, in ejus historia, quam favente Deo ad finem perduxi et quae brevi utispero sub praelo gemet, adparebunt conceptis verbis aut sensu dumtaxat summorum capitum expresso. Quorum non modicus est numerus, prout isti principi vita valde erat negotiosa, ut non absurde cavillaretur legatus quondam Gallicus Hugo Terlonus nullum principem lautius \ivere quam electoreni Brandenburgicum, „car il traite toujours"^). Voluerunt aliqui ut ego res Brandenburgicas ab initio stirpis nimc regnatricis componerem, cujus operis praecipuam partem ista acta facere debuissent. Sed mihi magis placuit conscribendo huic hello, cujus non modicam partem Serenissimus noster fecit, umnuni admovere, quod brevi deflagraturum ipse ejus moles ominari videtur. Num eo usque vitam producturus sim, ut ad vetusta illa regredi üceat, in Dei manu situm est, et sexagesimum annum transgressis spes longae inchoandae non sunt. Si qua- cunque in re grati quid oflicii praestare tibi possim, laetissimum id mihi futurum est.

908 in 120 1^5 igo öerjcidinet , borunter öiefc 5(ugid)riftcn 5. Q)c[c^. bc* 17. Qa^r^unbcrtS, alÄ S'^r. 2 ber golionten €amucl ^ufenborf ö Stftroebifdje @)e{d)id)te.

*) Über ^Irr^eniuS f. Biographiskt Lexicou 1, 253 ff. ; feine Schriften finb bei SBarm^olf an bcn im ^tegifter S. 6 aufgeführten Stellen ter* jeic^net.

*) S89I. über i^n 3. Jrancf, m^. 3)cutfc^e SBio9ra|)§ie 18, 680 f.

*) 3)iefen Sa0 no^m fi. in bie SSorrebe jum Codex juris gentium auf. 3" ^er S^aratteriftit beS QJroBen Äurfürften in ben gebrucften Memoiren Don Xerlon ^abe icb it)n nic!)t gefunben.

Briefe \>on ^ufcnbovf. 227

27. 9)? ein infonber^ l^orfjQee^rter tjielgeücbter ^crr 2c^n)ici3erfof)n»). Scriin, 11. Dttobcr 1693.

9lu§ beffen fc^rciben üon 23. September l^obe er)et)en, ma^ Seine Ä. 9Wt. meinetmegen mit i^m cjerebet, mornuf ic^ bitte bei guter getegendeit ©r. Jf. ä)U. jur untert^änigften antmort jn ^inter= bringen, baß ic^ niema^fö in ©. Sf. 3Kt. einig mißtrauen gefefjet, al§ ber ic^ afjeit berofclben gnftbigfte juneigung gegen mid^ ber= fpüret, auc^ öerfic^ert bin, baß menn nac^ bero gnöbigften Intention gegangen loere, ic^ niemal^IS einen fuß au§ ©darneben würbe gefc^et fjaben. S^^^ ^^bc ic^ tüo^l erfahren, baß einige ©c^mebifd^c ^ier unb in fieipjig fic^ öerlauten laffen, man fuc^te mic^ mit guten Worten in ©c^weben ju lorfen, unb wenn id^ ba mere, wotte man mic^ fc^on onberS tractiren. ?tüein ic^ ^abc mic^ an folc^ geptauber nic^t gefe^ret, unb tommt fotd)e§ gor mit teineS großen tönigS ge= nerofitet überein, ic^ i)abt and) biet ein anberS meritiret, in bem ic^

*) 3ebe lonftige 3(brcfje fe^ft leiber. '3?ad) \>t\\ fdjon Don @. Sifc^cr in ber ä^itfcftrift f. prcufe. ÖJcfc^. 15, 420 benagten ^Äften beS 93er(iner ®e^. '5taat§aTd)iüS lebten nod) 1724 ^lüei 2^öd)ter ^ufenborfS, eine tjcrnjitttoete 0. ^ülon) ^u 8(t)rQp(QU in ber @)raf|c^aft ^an^felb unb bie ^ittme bed Cberft ©d)nitter in Berlin. Dr. ?Weinarbu8 macf)tc micft ouf ebenba auf^ bewahrte ©efucfte öon -^ufenborfö ^Öittroc aufmerffam, und) bencn fic^ ei*ft 1696 i^rc älteftc 2:ocl)ter e^riftiane Wagbolene mit miow, 1698 i^re jüngfte Xoc^ter ©merentia (liijabett) mit bem furiürftlic^en Oberftiteutenant Äarl Äonftantin ö. Schnitter t)er§eirat()ete. 3)aB im ^Jlpril 1694 ^ufenborf'ß Xüd)ter no(f| nid)t ötjr^eirat^et roaren, bafür fpricftt ein bamolS öon i^m an hcn Äurfürften gerid)teteä @d)reib€n, in bem er bat, ein i^m 1688 bei feiner lÖerufung für feine fjamiüe gemad)teS SSerfprecften möge bo^in erläutert werben, baB, „menn meine Xödjter fidj verheiraten foflten, ©. Qf). 5)d)I. fid) fie unb ifire ^Äänner ju fonberüc^en ©naben molleu (äffen empfohlen fein" ; mirflid) mürbe nodft in bicfcm 3)?onat eine biefcr iöttte entfpredjcnbe (Jrflärung oom i^ur= fürften abgegeben unb 1697 ^ufenborf'^J Sd)miegerfo^n ^ülom ein QJcöatter- präfcnt gemacht. Turc^ biefe eingaben ift ja aber bie 3)2Öglid)feit nic^t au8- gefd)(offen, bai fc^on 1693 ober nod) früher fic^ eine 3:ocftter ^ufenborf'^ üerlobtc unb biefer an if)ren ^Bräutigam obigen ©rief fd)rieb; nac^ einer mir Don (Smit ^ilbebranb gemad)ten 'lUlitt^eifung tonnte man babei uieQeidit an einen ©errn ü. ^cßmann hinten, ber in 53riefen öon ^ufenborf© 3rau ermähnt roirb; bocft mar bi^^er über i^n unb fein 3^er^ä(tni§ ju $ufen^ borf roebcr in ©tod^olmer nocft in SBerüner '*2lrc^iüatien ®enauere<J ju er» mittein.

15*

228 Ä. i^ancntropp,

o^ne üanitet jagen tan, bog tein menfc^ met)r rü^mlic^eS Don ber ©c^mebtfc^cn jiation gefc^rieben, aU ic^. allein bog ic^ mid^ auf $. S)a{|Ibcrg§ jufdireiben für anbcrt&albcn jähren nid^t rcfolöiren fontc, n)ar bic urfac^, erftlic^, weil er begehrte, ic^ foltc bie reife in feptembcr antreten, unb jroei big brei monat in ©c^mcben bleiben, ba benn bie rürfreife in \>a^ fd)Iimmfte mettcr gefallen loere, bergleic^en reife in folc^er jeit jut^un mein alter unb fräfte gar nidjt julaffen; unb merc beffer, ha^ man einen vertrauten menfc^en mit inftruction unb bocumenten ^erauS fc^icfte, ha ic^ bann aded nac^ @r. $t\ 3)lt uerlangen fönte einrichten. S)amad) mutl)ete er mir aud^ an, id^ folte bie 93ranbenburgifd^e l^iftorie mit {|inein bringen, bamit man fie in ©d^iücben burc^fel^en fönte, bamit fie mit bcr irrigen mo^l accorbiren möchte, melc^eig aber eine fac^e tüar, bie fic^ gar nic^t practiciren lieg, unb f ölten bie ()iefigcn leute fo menig gelitten baben, al§ man in ©d^ioeben gerne feben mürbe, menn ic^ i^re biftorie nac^ ber Sranbenburger gutfinben einrichten unb oerftümpetn folte. ^ä) öemal^m auc^, ha^ ^. ®a^lberg mit einem Stetinifc^en bud^fül^rer gercbet, ha^ er be§ glormürbigften fönig§ Sari ®uftaö ^iftorie in ©todEl^olm brudPen unb mir nic^t§ baüon fagen folte, melc^eö mir einen großen fcnipul machte. S)enn entmeber mugte fclbiac biftorie öolfommen fein, t>a man boc^ aljeit gefagt, fel)lete noct) ipaö baran; ober man loolte folc^en jufa^ burct) einen anbem t^uu laffen, tt)eld)e§ fic^ fo gar nid^t fctjidfte, fo menig al^ moljl ftet)et, mcnn mann auf ein fleib einen fierf bon anberer färbe lacfen fe^en ipolte : iDclct)e§ alleg ic^ an bic ^od^febligfte fönigin gefc^riebcn, bie aud) meine raisons mol^l begriffen unb approbiret. ^erofelben ict) ouc^ genugfam rcmonftrirct, bag ©eine Äönigl. 3Kt. fidj gar nid)t0 nac^t^eiligeg üon ber Sranbenburgifcl)en ^iftorie ju befol^ren, alö morin bero l^ol)e perfon mit gebübrenbcn refpect üon allen bem, mag felbige jeit paffiret, entfc^ulbiget mirb, unb ift ©r. St, 3Rt. felbft genugfam betäubt, mie unb aug mag abfeilen man biefelbe mieber bero U)a(}rcg intereffe oI)ne notb in ben trieg eingeroicfelt, moroon id[) bie reine ma^rbeit beffcr unb fict)crer al^ier, alg in Sc^meben fagen fönte. 9iacl) bem id] ober nun ©einer St. 9)it. meinung eigentlid) Derftanben, fo ift mir barburd) aller fcmpul benommen. Unb miemol^I mir alv einem nmnn, ber ins brei unb fec^figfte jal)r gel)et, unb bem megen continuirlic^cr fopfarbeit unb ftiUfi^en faft befc^merlid} fallen mill fo eine meite reife 5utl)un, ^umabl meine frau mid) aud) nic^t allein reifen mill laffen, menn mir etma unter-

^vicfe^öon ^ufenborf. 22i)

mcgen einige unpöfeligfeit juftoßen folte*) : fo f)abt id) bcnnod^ bc^ fd^Ioffcn, wenn ®ott leben nnb gefunb^cit öcrleil^et, ©. ©. 9Kt. gnäbigftem roillen untcrt^änigft ju ge^orfomcn, auf ncd^ftfünftigeS tiöl^iafir bie reife nac^ ©tocf^olm anjutreten, unb baSjenige, xoa^ in bcttjufter ^iftorie ctmn noc^ fel^Ien möd^te, nad^ ©r. Sf. 2Rt. *)cr- langen ein^urid^tcn. Unb ämeifcle nic^t, ©eine ff. 3Wt. »erben bero gnäbigftem öerfprec^en nac^ mid^ nid&t länger, al§ in SK. ^. ©o^n§ fd^rciben fielet, bafelbft aufhalten, fonbem in gnaben mic^ micbcr ju- rücf jiel^en laffcn. SBeil man aber felbigc jeit mit brucfung ^icftger ^iftorie mirb in öoffer arbeit begriffen fein, meldte jeit meiner ab- wcfen^eit mo^I tuirb ru^en muffen: fo l^ette untert^änigft ju bitten, @. S. 9Kt. ttJoDe mir bie gnabc tbun, unb burc^ bero attergnübigfte^ f^rciben mir fold^e reife fclbft anbefef)len, ober burc^ ben fecret. ©tarren bei [)iefigen (euten anbringen unb begehren laffen, tt)ei( fie fonften nid)t gerne feigen bürfften, boß bie angefangene arbeit ftu^en folte. SSenn fie aber ©r. St. 9Kt. gnäbigfte§ gcfinnen ttjiffen/ mirb ja ganj feine fc^wierigfeit Ijahtn, S)enn auf 9K. IQ, ©ot)n^ fc^reiben xoxxb man feine reflexion mad^en unb fönte man einttjenben, atö ob id^ felbft angegeben, \>a^ 9K. ^. ©o^n auf biefe meifc an mid^

*) Xafe feine Jrau i^n begleiten, er bogegen feine $Öcl)ter in Berlin äurüdloffen lüofitc, crnjä^nt ^iufenborf aud) in einem unbatirtcn ioo§l 1693 gefd)riebenen 53rief an ^Rec^enberg, in bem er il^m mitt^cilte, er benfc mense martio nad) 8tocfl)oIm ju reifen. 3)er Äönig üon ©c^meben ^abc i^m „joId;e promcffen" gctfian, bofe er feine ^^lufforberung ^icrju nic^t löabe ablehnen fönncn; er ^abe nämlictj üerfprodjen „nur auf j^mei ober brei moc^cn mid^ bagube^olten unb mit einem gnäbigen Qbjcf)ieb n\\d) mieber anl^er )u laffen. (£ä ^Qt ben fünig woftl taufcnbmaf gerourmet, bofe er mic^ roeggelaffcn; nun aber ^^It er cS für frf)impflidi, ha^ beS (fturfürften felöl. ^iftoric e^cr al§ feinee fc^l. fterrn üater^ foU ^crauöfommen. 3c^ werbe aber ^ter anftnlt machen, baB au4 in meiner abmefen^eit mit ber ^iefigen historia ^u bruden fortgefahren merbe unb ^offe alfo, baB anno 1695 duorum aemulorum principum historia ab eodem autore conscripta ^ugleid) merbe ]§erQu<?= fommeu, bergleidjen ejempcl mon luo^l nirf)t in historia librorum finbcn wirb." 3n biefem ^^rief crmäl^nt ^ufcnborf aucft, er ^obe „ben granjofen, \o vitam Gustavi Adolti et Caroli Gußtavi gefd)rieben, nic^t gcfe^cn; bilbe mir au4 Ieid)tlid) ein, ha^ er nic^t etmaS wirb ^aben, roa^ er nic^t aud anbrcn gefd)riebcn". 3)aruntcr ift mo^t Qott^öct.ju öcrfte^en, ber noc^ bem Don ®ignd, Corresp. de Bayle p. 413 f. !;crauSgegebencn 93rie| fcinc-t ©ol^ned eine fc^mebifc^e (S)efc^id)te Derfagte; gän^üc^ ^oltfod ift bie in i^m oudgefproc^ene $erbäd)t!gung ^ufenborf'd.

2;K) ^. SSoiTcntropp,

fc^rciben folte. Sd^ mu^ aber bie opinion aii{)\c dcibe^oltcn , ba\^ idj in attem meinen t^un aufriti^tig ge^e. Unb ttjerben l^ierauf Sr. St. 3Jlt. meitem gnabigften befe^I ermatten, bero id^ aße fati^faction jutl^un t)er!)offe, menn idft bie gnobc ^oben werbe, berofelben untere tf)änigft oufjumarten, unb münfc^c, bog S. W. 3)lt bei guter ge^ funb^eit unb ttjo^lftanb antreffen möchte. Sonften Verlange bolb beffere jeitung t)on äR. ^. ©ol^nö befferer gefunbt)eit 5U t)ernef)men, melc^er mit bem ganjen ^öufe bon un§ fömtl. jum freunblic^ften gegrüBet mirb.

3)ie ^ier Qu^gefprod^ene ?(bfid)t t)at 5ßufenborf tüirfttd) au^= gefütirt. 3Kit feiner grau reifte er 1694 nad) ©tod^otm, uac^* bem bor Äurfürft fclbft eg geftattet unb if)n auöbrüdfic^ an ben fc^ttjebifc^en Äönig empfot)Ien I)atte; om 2.^. Suni unterjeid^netc er bort eine Urfunbe, in meldjer beftimmt mürbe, bafe er ein ©jemplar feiner ©efc^ic^te Äarl ®uftat)'ö, \>a& „mit bem anbern allf)ier bei ber %I. Sfanjlei ober ben %I. 3rrd)iü jurüd- bleibenben t)on mir eigen^önbig gefc^riebenen Gjemplar Don gemiffen baju oerorbneten ^erfonen coüationiert unb mit bemfefben in allem conform befunben morben", mit fic^ nadj S)eutfcl^Ianb jurüdnet)men unb bafelbft jum S)rud beförberu follte. 2)abei t)erpflid)tete er fid) an bem nun opprobirten ^^ejt feine §tnbcrung meber öorjune^men nod) jujulaffen unb bafür ju forgen, bafe m5glid)ft balb mie Don bem Iateinifd)en Criginal fo and) Don einer beutfdjen unb einer franjöfifcl)en Überfe^ung je taufenb Gjemplarc gebrudt mürben, gr^ilic^ bieö SPer- fprec^en felbft auöjufütjren unb bie 58er5ffentlic^ung feinet 93er{^ ju erleben, mar \\)m nid)t befd)ieben. Siocft mä^renb er in ©todtjolm meilte, traf if)n ein ©d)Iagf(ufe; mie feine grau be- richtet^), befferte fic^ bann fein 93efinben mieber, aber mäf)renb

*) ^uc^ i^re im folgenben bcmi^ten Scl)veiben Dom 9. 9coDember unb 22. 3)e5ember 1684 «juvben mir öon Gmil ^ilbebranb ou* bem ©torf^olmer Sirc^iö mitget^eilt. 3" bem jmeiten lutvb nod) enoa^nt, ba6 ^>u[enbürf am S3erlin nur nod) einen Jöriff mit eigner ^'^onb noc^ 8d)n)eben fdjrciben fonnte; „bcnn baS geblut loor burc^ ben fcftlogfluB fo ücr!)inbert unb üerftocft, boB esj feinen natürlichen red)ten lauf nidjt mel)r fonnte Derric^ten., ^omit ftunbe ?^ ftiO unb kuar bünn, fing an 5U jären unb fuc^te banmd) feinen audgang

©riefe Don ^ufenborf. 231

bcr ©eereifc trat eine SSerfc^Iimmening ein, unb ate fie nad^ SBerlin l^eimgefetirt toareu, befielen if)n große SKattigfeit unb heftige ©c^merjen; nur burc^ eine Operation glaubte man tl)n nocf) retten ju fönnen. SRad^ ber Srjä^lung feiner grau „l^at er fel^r t)iel au^geftanben, aber oDeg mit einem feltenen 2Wut^. ÄIö fie i^m baö Sein h)onten abfögen, fagte er: SBenn e^ ®ott fo gefönt, baß i^ nur ein Sein ^abe, bie übrige 3^i^ meined fiebenö, fo bin ic^ jufrieben, »enn ®ütt nur meinen Äopf unb i£)änbe gefunb läfet." ?lnfängli(^ gaben bie Srjte nac^ ber Operation Hoffnung; am neunten Sage aber trat ein ftarfc^ SBunbfieber ein unb om 2C. Oftober alten, am 5. SRoöember neuen Stifö Siad^mittagö 4.ll^r^) ftarb ^ufenborf, nad)bem er nod) in ber SRac^t juoor feiner grau befohlen f)atte, h)aö fie in feinem Sluftrag nac^ ©rfin^eben fcljreiben foflte.

S)er ßurfürft l^atte an fein Jfranfenlager SJandelman ge* fc^idtt, ber bei ber Operation t)on §(nfang big ju @nbe jugegen njar; er bewies feine 9lc^tung unb 3)antbar!eit gegen ben S^obten auc^ baburd^, bafe er feiner SEBittttje eine größere 5ßenfion ju* erfannte, aU it)r einft öerfprodjen loar*). 3n ©c^meben loar öereinbart, baß fie für bie ^ublifation ber ©efc^ic^te Rarl ©uftaü'g forgen foDe, faD^ i^r 9D?ann Dörfer fterben njürbe; biefer Stuf* Qabc f)at fie mit größtem ©ifer fid) gettjibmet. S^ren SSemü^ungen gelang ju erreid^en, bafe nad)bem im 3a^r nad^ ißufenborf'« 3;ob feine ®efd)ic^te bed ©roßen JEurffirften in Söerlin erfc^ienen

bei bem lic^tborn ^erau^gufommen. ^Ifo tarn barnact) ber branb unb barauf folgte ber tob."

0 S)iefe, üon ber bid^erigen meift angenommenen obmeic^enbe ^^Ingabe über bie iiobed^eit finbet fic^ in einem (Sd^reiben ber Q^e^eimen 9lQt§e Dom 27. Dftober/6. 9^oüembcr 1694, ba8 Dr. ^einorbuö im ®e^. ©taatöar^iü ouffanb.

') S^e $ufenborf feine 9teife nac^ (Sc^meben antrat, ^atte er in bem fd^on oben @. 227 erroä^nten Schreiben Dom 9. 3(pril 1694 ben ^rfürftcn barum gebeten, ben feiner SBittme üerfproc^enen ®nabenge§a(t öon jä^rlic^ 800 %fjll. confirmiren, um 100 %^[. Derme^ren jU wollen, „weil eS botft meiner frauen me^r ju Vergnügung gereid)et ald hai fie biefen casum ju er» leben gcbenfct, al§ bie brei Qo^re älter ift aU ic^"; 1695 würben nun 600 2:§I. iä^rlidft für pe angewiefen.

232 Si. Sßantntvapp, 53riefe Don $ufcitborf.

tpar, balb borauf au6) fein SBer! über Äorl ®uftat), 1696 im iQteinifd^en Original unb 1697 in beutfc^er unb franjöfiidjcr Überfeßung üeröffentlid)! mürbe M- 2)q6 aUc brei Bearbeitungen be« SBerfö in SRümberg bei Jfnorj gebrudtt unb bei SRieget Derlegt n)urben, gefc^a^ n^o^I auf iBeranlaffung bei^ auc^ \)on Seibnij ^od^gefd^äfeten SRfirnberger Ärjte« ©ottfrieb 2;ftomaftu«, eines SSruber« Don. S^riftian*); er übernahm eS auöjufü^ren, toa^ ^ufenborf felbft noc^ in feinen legten 5;agen gemünfc^t, aber nirf)t me^r öermod^t ^atte, bem S33erf eine ffiorrebe ^inju» jnfügen. 3n i^r betonte er nad^brücffi^ bie großen ®aben unb Seiftungen, ben glei§, bie 3wöerI8ffig{eit nnb bie f^riftfteflerifc^e Äraft beö ®efc^iebenen unb geißelte äuglei^ bie anonymen ®egner, bie ben tobten Söttjen am ©art ju jupfen üerfucftt f)atten.

») 3m 9?ot)cm6er 1696 würbe ha^ loteinifd^e Crifllnal bcm jlönifl 5tarl XL, im iWärj 1697 btc bcutfdfte Übcrfef ung au^ bem fcfjon oben S. 22 erwähnten ®runbe feiner 3Wutter ^ebroig (SIeonorc, im ©eptcmber bie franjöpfd^c feinem in^ioif(!^n jur 9{egierung gelangten ©ol^ne ^arl XU. gerat bmet. ^abei würbe ald ®runb für eine Übertragung bed ^erfed aud) in biefe (Sprache angegeben, bog fie fei k present si commune et si generale.

*) feinen ©riefen on biefen lägt ^ufenborf me^rfacft am Schluß beffen ©ruber grüben, entmcber unferen OJottfrieb ober ÜJ^ic^ael S^omafiu^. ^0« günftige Urt^eil üon ßeibnij über ®ottfrieb ^^omafiu» f. bei Kortholt, Leibnitii epp. 1, 151; über ©eiber dorrefponbenj mit einanbcr togl. ©obemann S. 337.

@tnc Xo^ttx breter $äter.

^einrid) o* GqbeL

Sn ber IJeutfc^en 9lct»uc, DItober*§eft 1892, finbet fic^ in bemSIrtüel: „5)ic ruffifc^^franjöfifc^c ?inianj unb bcr 5)reibunb'' ©. 26 folgenbe ©teQc:

3n it)rem ?lntritt§manifeft befc^ulbigtc ftc (ffotfiorina II.) freiließ i^rcn geftürjtcn ®cma^I, ftd^ mit bcn f^Iimmften S^nbcn SRuglanbd (gricbric^ bem ®ro§cn) öcrbünbet ju l^abcn; ober aU fic butd^ ein ©d^rcibcn 5ricbrid^*§ erful^r, bog fic feine lod^ter fei*)r njurbc jener ^affu§ be§ SWanifefteS für einen ^nirffe^Icr erflärt.

(®aju bie 9?ote ») griebrid) ^ottc al§ ffronprinj in Äüftrin ein SBcr^Itnig mit ber gürftin öon 9rn^alt^3erbft (ffatl^arina'8 SWuttcr). ffibcn meil Jfat^arina feine 2od)ter mar, bot er feinen Sinflufe erfolg» reid^ auf, fie jur (äema^Iin be§ ©roBfürften $eter ju ergeben.

5)er weitere SSerlauf bed Slrtifel^ jeigt, bofe ber SSerfaffer ein üMann ift, ber au^ßebct)ntc ©tubien gemacht t)at unb mit Diplomaten tocrfc^iebener Sauber in ©ejie^ung fte^t. Stuc^ er* gibt fid), baß er nirf)t gcrabc geneigt ift, bie preufeifd^c ober gar bie ?ßoIiti! beS gfirften Siömard h)ot)In)olIcnb ju beurt^eilen. ^iena^ bürfen mir bie am 2. SRouember t)on ber SRationaljeitung gegebene, bi^^er unmiberfproc^cne 9?ad)ricf)t für jutreffenb t)atten, bofe t^crr Dr. ®effden, früher, afö f)anfeatifc^er ®efd)äft^träger in SBerlin, ein eifriger ®egner ©i^mard'ö in ber fc^te^mig^^ol* ftcinif(^cn ©ac^e, ben 9(rti!el üerfafet t)abe. 3mmer^in ift e^ ouf» foHenb, ia% ein TOann uon fold^er 93ilbung unb Stellung mit

234 $). ü. 3i)6el,

fo völlig unbefangener ©ic^erl)cit, o^ne Jlnfu^rung feiner GueDc, mithin aU Benjiefene unb Detannte 3^t)atfac^e ben Snf)alt einer @rjät)lnn9 jum 93e[ten gibt, bie in früherer 3^^* h^^ w"b ia auf» gctandjt, ftetig aber olö unermeiöticfier Älatfc^ auf bie Seite ge» fc^oben, unb fo Diel ic^ lüeife, niemals einer auöbriicflidieu SlMbertegung gettjürbigt njorben ift.

§ätte tüirtlid) ein SSerfjältnife ber angegebenen 9lrt jiüifc^en griebrid) unb Äatf)arina'iS SKutter beftanben, fo h)ürbe bamit felbftrebenb ber 83ett)ei§ für feine 33aterfrf)aft nod^ nic^t er* brad)t fein. Pater est quem nuptiae demonstrant , unb 3of)anna ©lifabett) t)on ^olftein war mit Sf)riftian Sluguft. t)on 91nt)alt:=3^r^f^ f^i* ^^ 3Konaten tocrmä^It, alö Statf)arina jur SBelt tarn. Um §errn (Seffden'ö ©a§ n)at)rfc^einlic^ ju machen, loären alfo njeitere 3c«9"iffc ober Snbicien erforberlirf). §err Oeffden bringt bereu jh)ei oor, bie SRüfje, bie fic^ griebric^ gegeben, Äat^arina'ö 9?ermäf)(ung mit bem ruffifc^en 3;^ronfolger JU ©taube }u bringen, unb ben angeblid)en Sßec^fel in Äat^a* rina'^ ^olitif, al^ fie burd^ ein Schreiben griebric^*^ i^re 93Iut^ üenoanbtfd)aft mit i{)m erfat)ren f)ätte.

prüfen xoir junäc^ft bie 3J?öglid)feit beö Siebeöuer^ältniffe^.

Stat^arina ift geboren am 2. ü)?ai 1729. 3t)re (Srjeugung mufe alfo in ben 9luguft 1728 fallen, ©eit bem gebruar biefe^ 3at)reö, nämlid) feit bem berufenen 95efuc^e be^ preufeifc^en Äönigö unb beö Äronprinjen an bem lieberlic^en ©reiSbener ^ofe Sluguft'ö II., mo ber Spater allen SKerfuc^ungen n^iberftanben ^atte, ber ©üt)n aber it)nen erlegen mar, ^ielt griebric^ SBil^elm ben fironprinjcn unter ber ftrengften 3"^^ ^^"^ Sluffic^t^). 3n 5ßotöbam mufete ber junge §err aU Dberfttieutenant töglii^ feinen militörifc^en S)ienft beim ©arberegiment t^un ; ber Äönig gab iljm afö Begleiter jmei ältere Officiere t)on erprobter 3«^criäffig!eit, mit bem gemeffenen 3Iuftrag, ben ^rinjen feinen Sag auÄ ben Singen ju laffen. 3llö im 3Kai Sluguft II. feinen (Segenbefu^ mad)te, unb 93ertin unb ber §of in geftlid^teiten fc^mamm, gelang

*) 5S9I. über boS JJoIgenbc bie Wemoiren ber ^orfgröfin öon 53Qireut!|, unb Äofer, griebrid) ber (i)ro6e alö Äronprin^.

eine Zoifitv breicr SSäter. 235

e^ bem ^ßrinjen, tüäfjrenb biefe§ ©etümnielö einen SiebeiSfiQnbel mit ber fc^önen ©räfin Drjetöla, einer natürlid^en %o6)tcx Sönig 9(u9u[t'i§, anjulnüpfen. 3m Suni machte griebrid^ SEBil^elm eine furje SReife na6) Dftpreufeen, unb feine Zod)tex SBil^elmine er* äät)tt in i^ren SWemoiren, mit ivelc^er greube in SBerlin i^r ©ruber bamalö bei Duan^ ba§ glötenfpielen gelernt, ^ad) ber 9tücßel)r be^ fiönigö auö 5ßreufeen ober blieb ber $of noc^ fec^« 33ocf)en in 93erlin, unb ber ^ßrinj ttjieber unter bem ftrengen militärffc^en JRcgime, bid ber Äönig mit feiner ganjen gamilie im Sluguft narf) SBufter^aufen überfiebelte. S)ort tarn fef)r balb ju ^eirat^plänen für 3SiIt)eImine, meldjen bie Sönigin, ber fitonprinj unb bie ^rinjefe einmüt^igcn SEBiberftanb entgegen* festen, fo bafe SÖZonate lange ©treitigfeiten bie gamilie entjmeiten. S)em grinsen n)Qr übert)aupt ber Slufent^alt in SBufterl^aufcn grafelicö; bad 9Sert)aUen bed SSaterö gegen if)n njurbe immer fc^fimmer; aber feine Slnbeutung finbet fic^, bafe griebric^ in biefer Qeit ben S^erfud^ geJoagt ^ätte, t)inter bem SRüden feinei^ i^aterS fic^ oui^ 3Buftert)aufen ^\i entfernen. ®erne l^ätte er eine 9Jeife gemacht, baüon ttjoüte aber ber fiönig nic^t reben l^ören, unb feufjenb mufete ^riebric^ fid) be|d)eiben.

2)ieö ift 3lIIe^, njaö tüir njiffen. SRic^t^ 9(nbereö berichten gorfcfter, »ie ©tenjel unb ^reufe na^ ben gebrudten DucBen, nid)tg Stnbereö görfter unb Jtrauöte, bie über J^tiebrid^ SBil^elm I. urtunblic^e Materialien benn^t, nic^tö SnbereiS enblic^ SRanfe, 3)rot)fen unb fiofer, bie über griebrid^ II. aQe üorl^anbenen Slrc^iüalien burd)gefe^en ^aben. ©oflen h)ir esJ f)ienac^ für n)af)r^ fc^einlic^ l^alten, bafe ^^iebric^ bamal^ ungeftraft an^ SBufter* l^aufen mef)rere Sage lang ^ätte t)erfc^tt)inben fönnen, benn fo t)iel n)äre boc^ nött)ig gemefen, unb mit einer fernen 5ßrinjeffin ein 2iebe^uert)ältniö anjutnüpfen, Srjeuger il^reö ftinbeö ju n^erben, unb bann unbemerft fid^ h)ieber in SBufter^aufen einju* f c^leic^en ?

Ober foltte etttja ^err ©effrfen meinen, fo lieben^h)ürbige ^ßageuftreid^e feien bod^ oft mit Übernjinbung größerer ^inber* niffe t)erübt h)orben, unb öon unö ben Selveiö ber Unmöglic^feit forbern, fo njürben h)ir freiließ bem frü{)eren SRerf)t^le]^rer nur

236 ir t). S^bcl,

onlieim geben tonnen, t)on einem ßollegen fic^ eine SBortefung über bie 3;t)eorie ber 93ett)ei§Iaft ju erbitten.

S)er erftc ?(utor in unferer neuern Siteratnr, ber t)or ^errn ©effcfen griebric^'d 93ertt)anbt)d)aft mit Satftarina entbedt f)at, ift meine« 3Biffen« ©ugen^eim^), ein ^iftorifer, ber naä) fittlic^er (Sntrüftung über ba§ Derberbte treiben ber potitifc^en SBelt mit imermüblirfjem Sifer bie 93eifpiele biefer 9iid)t«tDürbig{eit ouö ollen SBinleln }ufammen|ud)te. §ier benu^te er eine uon i^m ^oc^gepriefenc , t)on „tief eingeteilten Scannern" gefc^riebenc Correspondance politique et anecdotique über bie 3a^re 1780 biö 17892). 3n einem Petersburger Sriefe t)om 16. September 1 780 toirb bie 9(nlunft beö bamaligen ^^rinjen üon ^reufeen (griebriri) 9Bilf)eIm IL) gemelbet. unb barüber bemerft, ju einer mirffamcn Xöätigfeit nn einem tüeiblid^en unb galanten §ofe fei ber ^ßrinj burd^ feine pt)^fifcf)e Sonftitntion trefflich auögerüftet; auf biefem gelbe braud)c er bie Soncurrenj ber ftärfften ruffifd)en gelben nid)t ju fc^euen, unb fo \)Qbc benn aucö bie Staiferin i^ren lieben 5}ettcr auf baö 93efte empfangen.

©a^iu eine 9?ote: man njeift, bafe biefe 3)Jonarc^in für bie 2:oc^ter be« ffönigS üon ^reufeen gilt. 9ll§ biefer t)om SBeriiner ^ofe entflot), (s'öchappa) ging er an ben ^of ber Jfirftin t)on 9ln^alt, unb befanb fic^ bort genau neun SKonate üor ber ®eburt ber norbifc^en Semiramiö. 9luc^ mec^felte mit il)rer ^^ronbefteigung baö Softem beö ruffifc^en §ofeS oolt ftänbig unb ging ju. einer feften 3?erbinbung mit ^reußen über.

5)ie SHualitöt bei? Sorrefponbenten c^arafterifirt fid) burc^ ba« 3ntereffe für bie p^tjfifcfien 9Kittel be§ ^riujen. i^on einem foldjen @etüät)rgmann ftammt bieö 3^"9^^^6 ^o" ^^^^ ^^^^ ^*" flel)eime§ SSorfommnife üon 1728, ober genauer bie ©rmä^nung eineö ®erüd)t§, melc^eS 1780 Darüber umt)erging. ®ie Söebenfen gegen feine SBegrünbung liegen t)anbgreiflidö ju Sage. $at ber ®rieffteller ben berüf)mten gfuc^tüerfud) J^riebric^'ö im Sinne, fo ift h)ettbefannt, baß berfelbc nic^t rad) 9(nl)alt ging, unb

») JRu&lQiibd GinfluB auf 3>eutvtronb 1, 319 ff, «) Vol. I, p. 54.

eine 2^üd)ter breier SSäter. 237

nic^t ein 3al)r uor Äat^ariuQ'ö ©eburt, fonbern ein 3o^r nac^ berjelben ©tatt fonb. ®e^t aber bie SJ^einung beö ©c^reiber^ auf einen gelungenen l^eimlidien Sluöflug griebrid^'ö quo SBufter* Raufen im 3al)re 1728, fo flehen bem nic^t nur bie t)or^er bar« gelegten ©c^njierigfeiten entgegen, fonbern oud) bie 2;^at|ad)e, boB bie gürftin, njelrt)e bamolö in ?ln^alt*3cvb|t ^of l^iett, nid)t Sat^arina*^ SKutter mar, fonbern bie ®ema^Iin beö regierenben dürften, mä^renb So^anno Slifabett), bie J^^au eine« JBetten^ jüngerer Sinie, ber ol^ preufeifc^er Officier in ©tettin feine ®amifon Ijatte, bort in formalen SSer^öItniffen lebte. ®amit fallt bie SWac^ric^t beö Sriefftellerg nac^ allen ©eiten auöein* anber. Slber trojj allebem fann fic^ ©ugen^eim einen fo au^ erlefenen ©canbal nic^t entgetjen laffen. Srgenbtuie muß So« l)anna ©lifabett) nad) Scxb]t in griebric^^ö ?lrme geführt loerben, unb ift c^arafteriftifc^ für ©ugenf)eim, h)ie er baö ju ©tanbe bringt. 3u"öc^ft bemerft er, bafe 1727 bei ber ^eirat ©Ijriftian $(uguft 37, So^anna erft 15 Sa^re alt geroefen. Offenbar ^abe fie ben alten ®ema^I, ben 37jöt)rigen ®rei^, mie fdjeint, nic^t geliebt unb anbeiioärt^ 3^4t^^"""9 fl^^fi^^t. 3)ei loem? ^ier finbet ©ugenf)eim bei Söiefter^), bem gerabe über bieSugenb ftatt)arina'§ ttjo^l unterricl)teten Siograp^en ber ftaiferin, bie furje 9?otij, 3ol)anna fei, fc^ön unb geiftreic^, mit bem il)c gleich« altrigen gi^iebric^ befreunbet gemefen, unb ©ugent)eim ruft trium* p^irenb, njenn fo junges SSoIf greunbfc^aft fc^liefee, fo wiffc man fc^on, um ttjaö ei^ fi^ ^anble*). Unb nun loeife er ju berid^ten, mie So^anna, um bem ungeliebten ®cmal)I ju entgegen, öftere 3)efuc^e bei ben S^^^^f*^^ ^ermanbten mac^t , big bann im ?luguft 1728 griebric^ bort erfc^eint unb Äattjarina con* cipirt wirb; allerbing^ fei fie nidit in QQxb]i geboren worben, ba 3ol)anna bie Sorfic^t gebraucht ^abe, fie^ in ©tettin ent» binben ju laffen. ^U^ einjigc Ouelle für biefe ©efdjidjten citirt er

>) §tbtiB beÄ XJebcn^ tat^aiina'^ II. e. 1.

*) 3o^onna l^at in fpftteren So^^cn S3ejudjc am äicrliner ^ofc geuiad)!, bort wirb eS ^u ber JJreunbfc^aft gcfommen fein, bie bann iljr ileben ]&tn= burdj gebouert ^at. &riebrid)'«!i löviefc an fie jeigen .^ocI)ad)tun(i unb 53ev* trauen, aber feine Spur ber unjaubercn, Don Sugenljeim fingirtcn Ö)cfü()le.

238 ^. t?. 8l)be(,

micber 83ie[tev'i§ öiogrQpfjic^): tüo^ aber finbet man, rccmt man biefc nadjjc^Iägt? SSiefter ftellt urfunbtidj feft, bafe ffat^arina in Stettin geboren ift, unb bemerft baju, auö bcm übrigens Ieid)t erffärfic^en Urnftonbe, bofe fie in feinem ©tettiner fiircf)enbuc^c eingetragen fei, ijabe pd) fpäter eine irrige 3ln[icf)t gebilbet, fie fei anberi^tüo, öietteic^t bei einem 93efuc^e in S^xb]t, jnr SBelt gefommen. ?luö ber 6rmaf)nung einer fpäteren, irrigen, übrigen^ ganj ^armlofen SSermutf)ung alfo f)at ©ugenl^eim bie 3)etaife feinet ßlatftfje^ t)erau^jufpinnen t)ermo(i)t. 9?ac^ i^m f)at bann üor mef)reren Sauren ber ebenfo fcanbatfrol^e @c^err (brei §of« gefc^idjten) biefe pitanten ©erüd)te ern)ät)nt, aßerbingö aber bc^ merft, bafe man fie al^ erlDeiötic^e aBat)r^eit nid)t anerkennen fiJnne.

Sn anberer, aber ebenfo erbaulid)er 3Beife oer^ält fic^ bei biefem fünfte ^r. ©effden. Ü)iit ber if)m eigenen Ief)r^aften öeftimmtljeit ertlärt er, 3of)anna ßlifabetl) i^abe \i)x „3.^ert)äItniB" mit griebric^ in Äüftrin gel)abt. ©eine Duette für biefe öe^aup* tung ermähnt er nic^t, unb njir finb auf 9Sermutt)ungen an* gemicfen. 2(n bie §aft griebrid)'^ in Äüftrin, wo er poetifc^c ©ejie^ungen mit einer anbern fd)5nen g^au t)atte, ift nic^t ju beuten, ba, n^ie gefugt, Äat^arina bamalö fängft geboren mar. 9?on einem früt)ern 2(ufent^alte gnebric^'ö in Süftrin melbet un^ tein Seric^terftatter etnjuö, unb (Seffden'ö ©a^ h)irb u;i§ um fo oermunberlidier, alö if)m, loie mir fe^cn merben, ©ugenl)eim*ö 93ud^ unb bamit ©tettin, al^ Oeburtöort itat^orina'ö, betannt genjefen ift. 3Bie ift er nun auf Äüftrin gefommen? SJcan fönnte an eine 3^^'^ in ben Souvenirs "JfiiebauJt'ö, beö langjatjrigen Sevliner ?IfabemiferiS, benfen, ber nad^ einem ruffifd)en ©enjö^rö* mann melbet ^j: man meife, bafe Äatfjarina in Äüftrin geboren unb erjogen ift, mo if)r 35ater, Oeneral in preufeifdjen S)icnften, ©ouoerncur mar. 3Benn ©effden bie^ auf S^^iebault'g Stutorität angenommen t)ätte, bliebe ber ©djuiger immer übel genug, ba 5t)iebault'ö Srrtöum fef)r leicht ju rectificiren mar.

M 3. 261).

*) Thiebault, Souvenirs 1, 373.

eine ^od^itx breier Später. 239

3^ie beiben grunbtic^en ^iftorifcr, ©ugentieim unb ©effdcn, ftimmen bann um|omef)r in bcr ^Infic^t übercin, bafe ber Sifer, tüo* mit griebrid^ bic junge ^rinjcfe bem ruffifc^en ^ofe atö fünf« tige ®emaf)Iin beö ©rofefürftemS^ronfoIgerö empfohlen f)at, ein neuer Scnjeiö für griebric^'^ SSoterfc^aft fei. 35a ift bcnn tt)ieber abfouberlic^, mic Sngenl)eim jugteic^ bie 9^otf)tt)enbigfeit für gricbric^ betont, baö intereffante ®ef)eimni6 auf ba^ ©trengftc SU benjaljren, h)ei( bie geringfte Äunbe baüon in ^cter^burg eine grimmige ©ntrüftung gegen i^n bei bcr bamaligen Äaiferin Slifa« bet^ unb bem ©rofefürften ^eter I)ätte hervorrufen muffen. ®^ wäre bemnac^ bie SSer^cirat^ung Äotf)arina'ö mit 5ßeter üiel me^r eine ®efaf)r ate eine ©tüße für ben preufeifc^en (Sinfluft in 5ßeterd* bürg unb il)re Setreibung burd^ griebric^ ein toüfütined SBagnife gettjefen. S)ie njirtüc^en ©rünbe, meiere griebric^ beftimmt ^aben, liegen fo offen ju 3;age, bafe ei8 fic^ nic^t ber SKü^e X)txlof)\\t, barüber auöfü^rlic^ jU reben. Übrigen« t)at neuerlid^ SSilbaffoto^) auö ben ruffifc^en 2l{ten bargettjan, boß ^^ebrid)'« 6mpfet)Iung biefer Srautfc^aft loeber fo eifrig, nod) fo entfc^eibenb toar, tt)ie bi^tier angenommen ttjurbe.

3Bie bem nun auc^ fei, untüiberfprec^Iic^ erfc^eint meiter* I)in bei ber Stironbefteigung ffiat^arina'ö unfern beiben gorfd)ern bie ©inttJirfung t)on 5^iebrirf)*ö 5ßaterfc^oft.

©c^on ber ßorrefponbent öon 1780 bemerft, h)ie n)ir faf)en, bafe burc^S'at^arina bie ruffifc^e^ßolitit einen ooüftänbigen 9Becf)fel erfat)ren unb i\u einer feften SSerbinbung mit 5ßreufeen geführt ^abe.

^nä) \)m erf)ettt ber Unroert^ biefe« ®emät)r3manncö. S)enn ein aSec^fel in ber ruffifc^en ^olitit gegen ^reufeen t)at aüerbingö burd^ Äat^arina Statt gefunben: nur bemirfte er einen Über* gang nic^t au« g^inbfc^aft ^ur gteunbfc^aft, fonbern auö Der* trautem SSünbnife ju fü§(er 9?eutralitat.

©ugenf)eim t)at ben TOifegriff beö Sorrefponbenten ertannt, unb fuc^t i^n in folc^er SBeife ju corrigiren, baft griebrid^'ö Siebedmerl eine neue öeftätigung erlangt.

^eter III., ber 9lnfangö 1762 ben ruffifc^cn 3;t)ron beftieg,

») fiebcn tat^arina'Ä ©anb I, 53eilQge 1.

240 ^. ü. ©^Ocl,

^Qßtc feine ©ema&Iin unb Dcre^rte ben prcufeifc^cn Äönig. mit bem er fofort grieben unb im Suni ein Sünbnife Qb)d)IoB. ?lber fc^on am 9. 3uli ftürjte i^n Jtatl^arina mit ^ülfe be« fileruö, beffen ®uter er confiöcirt, unb ber ©arben, bic er burd) feine Vorliebe für feine §oIfteiner ©olbaten unb ©infü^rung ber preu* Bif(i)en S)ienftreglement^ beleibigt l^attc. 9ln bemfelben S^age \a^ man in ^eter^burg ein 2}fanifeft. njorin Äatf)arina i^rem ®emal)le Dornjorf, bafe SRufelanb burc^ feinen ^rieben mit bem S^obfeinb unter baö 3oc^ gefteüt fei, unb ade SBelt glaubte ^ienac^, Sa- t^arina njürbe ben Ärieg gegen ^ßreufeen erneuern. ?l6er gleich nac^^er folgte eine anbere SBefanntmad^ung, jener ®a^ fei burc^ einen ÜberfeßungSfcljIer entftanben unb l^iemit jurüdgenommen, unb ftat^arina fprac^ bic ^Ibfic^t an^, jmar nic^t bie ?(Uianj, tüofjH aber ben grieben mit ^ßreufeen ju polten.

SBo^er biefe SBanblung? fragt ©ugent)eim unb antttjortct: „tüir fürchten nic^t, fe^l ju ge^en. menn n^ir bel)aupten, e^ tnor eine 9)iitt^cilung, bie griebric^ ber Äaiferin machte, bie GnttjüÜung be^ biö bal^in forgfältig ben)ot)rten ®cf)eimniffeö if)rer ®eburt; benn crft bamalö erfuhr bie nunmet)rige 83el)enfc]^crin be^ Änuten- ftaatö, büB fie eine notürlic^e Soc^ter griebrid^'ö beö (Srofeen war". S)aburc^ alfo fei Äat^arina'ö ©innci^änberung ueranlaßt njorben.

3)ie Folgerung tpäre re^t bünbig, wenn fie möglich n^ärc, b. l). wenn ü6ert)aupt eine ©inne^änberung ber üon ©ugen^eim ongegebenen ?lrt bei ftatt)orina ©tatt gefunben, unb mcnn e«s bamaU fd^on 2;clegrapl)en in ©uropa gegeben ^ätte.

S)enn bereit« an bemfelben 9. Suli, an bem jencö Ü)?anifeft erfc^ien, erliefe Satfjarina eine Drbre an ben ®eneral 3^fc]^ernit|d)ett>, ber mit feinem Gorpö in ©d)lefien unter gricbric^'« SJefel^l ftanb, fie fei entfdjtüffen auf ben ^rieben in ganj Suropa Ijinju arbeiten, er aber folle feine 2ruppen ungefäumt nad) JRufelanb jurüdfü^ren. ?lm folgenben Sage, bem 10. Suli, erflörtc bie ftaiferin bem preu6i|d)en ®efanbten ®ol6, bafe fie ben mit 5|5reuBen gejc^loffenen grieben aufrecht Ijaltcn tPoUc.

4?on all biejen Sreigniffcn bei^ 9. erjul)r griebrid) baö erfte SSort burc^ 2}d)ernitid)om am 18. 3uli, jugleid) ben ©turj ^ßcter'd

eine Xoc^ter breter 9äter. 241

unb ftat^QTtna'cf (Sntjc^Iug jum e^rteben. Sin ©innedipec^fel ftat^Qtina'd toav nid]t erft I)er6et5ufü^ren unb tofire bad n5t^tg geiDcfen, fo to&xt offenbar ein am 18. aBgefanbter unb ettoa am 27. in ^ßetcr^burg anlangenber ©rief für feinen 3^^* ä" fpä^ gefommen. SBer übrigend glauben !ann, \>a% bei ^at^arina bte fro^e Äunbe, fie fei ein Saftarbfinb, fofort ^eifee Siebe ju i^rem Stieuger unb bamit einen DoUftänbigen Sßec^fel i()rer ^oUtif t)er))OTgebrac^t ^ätte, bemeift ^ierburdj nid^td a(d feine boUftönbige Unnjiffen^eit über Äat^arina'Ä S^arafter. ©ugenf)eim'ö erflärenbe ^i)ppt^efe fte^t alfo boUftänbig in ber fiuft.

3um Überfluß f)at SBilbaffoff in bem ruffifc^en ©enatdarc^iüe bcn oben ernannten Uberfeftung^fetiler in bem SWanifefte burc^ ?luffinbung beg bon Äat^arina eigen^änbig gefc^riebenen Soncepteö feftgefteDt. 3m Sbbrud fte^t: SRufelanb ift burd) ben gricben mit bem geinbc (alfo griebric^ IL) mufe aber ^eifeen: burc^ ben grieben üon bem geinbc (nämlid) bem Sluölönber* bem geinbe SRufelanb^, ber rnffifc^en Äirc^e unb ber ruffifc^en Slrmee, bem 3öten 5ßeter) unter bad Soc^ geftcHt.

S)iefeg le^te SJetail ^at §r. ©effden nic^t gefannt. Aber ouc^ baoon abgefef)en, n)äre ed boc^ eine beifpicKofe Seic^tfertigfeit, biefe auf aUcn ©eitcn ber SBirHic^feit »iberfprec^enbc SSermut()ung ©ugen^eim'(< nid^t blofe ate fotc^e plaufibel ju finben, fonbern fie lurjnjeg ber SBelt afö feftftel^enbe l)iftorifcfte Stiatfac^e aufju== binben. Um biefem Urt^eif ju entgegen, gäbe e^ für i^n nur ein SKittel, bie Slngabe einer anbermeitigen aut^entifc^en Queue, am beften ben beglaubigten SRad^meii^ bed bon @ugent)eim ber^ mut^eten ©riefet in ben SSeftänben irgenb eincö Slrc^ibö.

©c^IieBüc^ bemcrfe ic^ noc^, bafe im Sa^re 1844 in ©on- ftanj eine beutfc^e Übcrfeftung ber bcfannten 3Wemoiren SKaffon'^ erfc^ienen ift, »elc^e, tt)ie fic^ berftel^t, ebenfalls^ ot)ne Angabe ber OueHe, ju bem Originale ben Qniaii mad)t, ein ruffifc^er, junger unb fc^5ner 5)iptomat, gürft Sman Seftfoi, ^abe fii^ auf feinen SReifen einmal am 3^^^!*^^ ^ofe aufgehalten, unb fei Sta^ t^arina'3 natürlicher SSater. Silbaffoff feßt biefe SRotis fort burc^ bie SKitt^eilung au« ®rctfd)'«J SWemoiren, bafe Äat^arina'Ö 9J?utter ben größten ^§eil it)red fiebend üergnügung^^alber im ^udlanbe

242 ^. t>. @t)bel, eine ^oc^ter breier $äter.

jUflebroc^t ; in 5ßariS f)abt fie ben gürftcu Scgfoi fennen fldcvnt, mit n?cld)em bann Jl'QtI)Qrina eine auffoUenbe ät)n(idjfeit gel^obt ^abe. Silboffoff ertoSljnt barauf Qud^ fnrj Sußenl)cim'ö Seiftungen, unb fdjiiefet mit ben beiben ©o^en: 'ofle biefe ©erüd^te finb ab^ gcjd^macft: jeboi^ glaubt nnb n)ieberI)oIt fie aud^ niemanb'^).

§eute müßte er leiber fagen: fie finb abgefd^marft, glanbt unb njieberljolt fie auc^ nur $)r. ©effden.

») «ilDafjoB ©. 3 9?ote.

Sic l^tftortf^e ^rttt! nnb bte gcfd^t^tü^cn ^cbäd^tntö^ tage bor fd^toetjcnfci^cn @tbgcno{fenf^aft im ;3a]^rcl 89 L

®. meqer oon flnonau«

S)q^ erfte 3a^r im legten 3nt)r5C^nt beö bcm ?tbfd)Iuffe fic^ nö^ernben 3al)rl)unbcrt§ f)at für bie gcfammtc Scöölfcrung bcr (£ib=* (jenoffcuft^aft ouf ber einen ©eite, für ben üolfreic^ften if)rer Sfan^ tone onbrerfeitö S^age gefc^id^tlid^er Grinncrung gebracht, meldte in großartiger unb loürbigfter SBeife begangen morben finb. SlHcin in ben Scranftaltungen ber allgemeiner wichtigen geftlit^feit felbft, ferner in ben mef)rfac^ if)rem luiffenfcl^aftlidien SBert^e nac^ ^oc^ anju* fd^Iagenben literarifc^en ffunbgebungen, bie fic^ on bic gciem on- fc^Ioffen, liegt aud) eine 9Jei^e öon 3cugniffcn üor, bie in erfrculid^fter SBeife bartl)un, baß bie iJe^ren ber bon SSorurtI)eiIen unb nic^t falt- baren 9tuffaffungen fic^ loSfogenben ftrengen SSiffcnfc^aft unermartet rafc^ einen breiten ©oben auc^ in ben lueiteften Streifen bc8 SSoUec^ geioonnen ^aben.

3)og finbet fic^ fc^on in bem Umftanbc ou^gefproc^en, ba^ bie 9unbe^be()örben bie Slnregung baju boten unb überall babei Qu^ ftimmung fanben, ben Jag 5U feiern, ber burc^ bie ölteftc öorlicgenbe SunbeSurtunbe be^eic^net ift, ben 1. ?tuguft 1291*).

*) 3Benn im ©egcnja^ boju bcr gelehrte Su^cmcr Staat^arcftiöar, Zff. ü. fiiebenau, in feiner ^Ib^anblung: ^^m SSorabcnbc bcr 93unbe«fclcr t)on 1891'' in ber Scitfcftnft: ^at^olifrf|c ©c^rociicrblätter (fiuiem, 1891), fic^ äufecrtc, ba6 ;,®cfd)ic6t8forfrf|er unb ^olitifcr mit nid)t geringem 93efrcmben bie Äunbe üon bem ^irojectc ber ©unbcSfcier öema^mcn", fo fte^t er mit

IH*

244 (i^. 9Ret)et Don .^nonau,

$}efanntlic^ l^at ber @c^öpfer berjenigen Qrjö^Iung t)om Ursprung bcr ©ibgenoffenfd^aft. bie bii^ ouf bie äRitlc unfcrc^ ^o^r^unbcrtÄ, tro^ ber begonnenen SSibedegung, atö bie allein gültige mit faft religiöfem Cifet oertljeibigt tourbc, Jfc^ubi, obfc^on er bn^ ©c^lPJjjer Strc^it) n)o{)I fannte unb Piel benagte, ben SSunbedbrief üon 1291 in feiner ©^ronif nic^t gebracht. 6^ mag fein, bajj er i^n überfo^; aber e^ ift bod) fonberbar, baß er jum 3al)re 1291 felbft ein anbere^ ©türf be§ ©c^ttJ^jer 9lrc^iü§ nic^t toemac^Iäfftgte, unb man mag baneben l^alten, bafe bei i^m, unter teder ?lnberung beS SBorteS „nünjig" in „üünjig", meldte erft fiopp 1832 erfanntc unb in ba^ SHic^tigc jurücfftcDtc, eine Urfunbe be^ ^"T^^f'^ 9lrrf)iü§ toon bcm !3a]^re 1291 tjinroeg ju 1251 binoufgerücft roorbeu ift. ®ie üon Ifc^ubi mit fo großer GrfinbungSgabe unb Dorjügtic^em ©c^arffinne 5ure(^t gemachte unb berauSgerec^nete jeitUc^e ^nfe^ung ber nac^ bem fRtttli gefegten Jagleiftung ber SBunbei^genoffen juerft ^um 17. Dftober, bann, unter geönberter St'ombination, ^um 8. DioDember in bog 3a!)r 1307 hat bann bie gefammtc (Sefd^irf)tfc^reibung

bicfcr ^Inpc^t t^otfädjUc^ wo^I fclfer Derein^elt. ^üerbing^J beruft in ber $^unbedbrtef uon 1291 ftd) ouf bie Dorangegangenc antiqua coiifederationiH forma; aber biefe felbft ^aben wh ni^t mc^r unb tennen i^ren genauen ^eitpiinft nic^t. Unb ber Ärititer mag mit gcioiffer ^kredjtiguiig ben 93unb t>on 1315 al§ „bie ftaat^rec^tüdje ©nmblage bcr alten ©ibgcnofienfc^aft" ^erDor^eben; bo^ ift berfelbe nid)tc Vinbrred al$ eine mit (inueiterungeu Derfe^ene (Erneuerung ber ^runblagc uon 1291. 9^od) weniger loirb man bem $erfaf{er 3U folgen vermögen, locnn er aue bem ^lan&fumpt oou $fäoer$ oon 1656, ber betanntlid) f(t)on löngft alo Überliefcrung^mittel im afler- uugünftigften SRufe ftc^t, eine „Urfunbe über bie ©ewaltt^ateu Äönig VUbredjt*« in ^Beggi^" öon 1306, bereu iJotetn aud) i^n „aUerbing^ etwa« fonberbar an= mutzet", oI§ (Stütze bcr 2:rabition für bie bcm 9iütlibuub oon 1307 üoran= gegangene „'Jprannei" fjcrnu^ic^en loiÜ. (^u»o^ nubcrsj fpridjt fid) %ff. 0. Siebenau im beitrage jum (4Jefd)id)tc-freunb, ^^b. 46, Don 1891, auÄ: „3ur 53unbe«fcicr dou 1291 bi<^ 1891", loo auf bie ^?lu§red)uung Don 1306 unb 1807 mieber gar fein ÖJcroidjt gelegt, aber bcr Si^ert^ bei^ iÖunbeih Dou 1291 gleidjfalle nbgcfdjiuäcbt loirb: femer roill bn ber ^erfnffer für ben Alteftcn um boe 3a^r 1244 augefcjjtcu l^unb bie Mirdjfpiclc ale (Mmnblage unb audj nod) fpöter für Mc politifcbe ^ü^rerfcbaft übcrt)aupt bie '^^foirer unb SÜrd^en- Dorftct)er in ^ilufprud) nehmen. 8et)r bemertens^rocrtt; ift ber 92ad)meiif^, bab 1616 bie 9^ibiDaIbncr in einer Siecbtofchrift im Streite gegen Obroalben be* SiinbniffcS Don 1291 gcbeufen, al§ „uroltc ^nftrument ber (Sltifdjen i&ibU guofifdieu ^^^ünttnufen"

bie ^iftor ^vitif u. bte ((e{d)i4t(. ©ebädittti^tage k. 246

burcft brci 3fl^i^^"nt>crtc be^crrfc^t. ^tfcrbing^ wor fc^on 1760 ift baS Sfl^^f Jw lücld^em bcr ©toub Uri bo§ onontjm etfc^icncnc ©c^riftd^en Guillaume Teil, fable danoise bc§ 3)entcr ^fatrcrö grcubenberger burc^ ^enfct^anb Derbrennen lie§ burc^ baS 93er» Wnft beö öai^ter ®eric^tö^emi 3o^. Jpeinric^ ®fefer, bcffcn grünb* lic^e ffienntniS be§ fd^ioeijerifc^en Staatsrechtes ber geteerte SScrfoffer ber »93ibUotI)cf bcr Sd^roeijer ©efd^ic^tc", ®ettticb ©manuci t>, Raffer, k)oßfommen anerfannte, bie 99ünbntSurfunbe t)on 1291 juerft an baS Sic^t öejoQcn worben; alS Seifagc ju beffen Specimen observationum ex jure gentium et publico circa Helvetiorum foedera rourbc fic 5U 93afel gebrudt. 9lÜein baS ^inberte nic^t, bog baneben boS ^irngefptnnft Sfc^ubt'S t)on bem ^uf^n^n^^nl^onge beS SJünbniffeS mit Sorgöngen in ber testen 3^^* König ?(Ibred^f S fein Stnfe^en betitelt. So^anneS SKüHer erroeift jipor ber „ölteften Urfunbc ber fc^weiäerift^en Sibgenoffenfc^aft'' bie @^re eingej^enber Srmä^nung ; aber im gleichen {iPapitel noc^ fc^t er bie ^ufammenfunft im Stütli auf „bie ^aijt STOittmoc^S uor SKortinStag im SBintcrmonat", bcS Sa^reS 1307, an. Sreilic^ führte bann auc^ erft nac^ Sopp, beffen @infeitigfeit 5U t)er« beffem immerhin eine Aufgabe ber nac^folgenben Sorfc^ung blieb, baS SBoc^St^um ^iftorifc^en ©rfennenS jur roirtlicl^ jutreffenben ®on* berung ber SJeftanbtl^eife ber burc^ Ifd^ubi'S S^orfteHungSfunft enb* gültig jufammengefc^moljenen 99efreiungSfage. ®an} k)oran lehrte ber SBaSler SBil^elm SSifd^er, in feiner fd^önen, SBai^ zugeeigneten Unterfud^ung 1867, biefe ©age „nad^ i^rcr afimä^Iic^en ÄuSbilbung" berfte^en, Dorjüglic^ aber bie mqt^ifc^en Elemente, ben ^pfelfc^ug unb ben gelben öon Uri, obtrennen üon ben im 93ercic^e ber ge* fc^ic^tlid^en Sl^öglic^feit fte^enben @tiftem beS ®e^eimbunbeS ber ©age, jener SSerbinbung, roeld^er man ja fogar für i^rc erften Stnfänge mit einer gemiffen Berechtigung bie Ortlid^feit beS SRütli jufd^reiben mag, unb auf bicfen SBegen wanbelt je^t bie gorfcfiung fort, ©ie anerfennt ben für bie (Sntmidfefung ber fd^meijerifc^en ®efcf)ic^t- fd^reibung ^od^wic^tigen, für bie ^eurt^eilung beS fd^meiierifd^en SSolfSgeifteS unentbehrlichen ^ßrojeß ber ®eftattung biefer populären SSorfteßungen unb gefte^t i^nen nad^ biefer ©eite ^in auc^ eine wic^« Hgc {Rotte alS ^iftorif(^er fjaftor ju. 3ft bod^ fd^on bie onfel^nlid^e B^itfrift öon me^r afö 300 Salären toerfloffen, feit, ma^rf(!^eintic^ burc^ bie neu in Uri eingetretenen Jl'apuiiner, bie ja überall bem SSoIfSbebürfniffe fid^ gcfd^icft anjufd^miegen mußten, bii* ©ittfa^rt nac^ ber ©d^ifferfapette ein ber ^laiie, roo^in bie ättevc

246 ®. ^e^er Don ^onau,

echtere Sonn bed ZeU^3Jlt)ti}\i^ bie Töirnq beS üBogte^ berieft, mit bcr fteti^ fefter rourjelnbcn JeIIs®cfd)ic^te in SScrbinbuno flcfe^t roorbcn ift, unb tüörc boc^ mit bem SBcgfott ber ©rjö^Iung t)om Stpfelfd^uffc, ber ünetbotifd^en S0cftQnbtl)eiIe ber ©efcfiid^tcn t)on bcn SSögtcn einer fd^on lange ^inter un§ jurüdliegenben 3cit, ber @pod)e ber fc^önften Sntmictelung ber fc^toeijerifcfien ®Ia8moIcrei, einer ber liebften ®egen* ftänbe entjogen gemefen. @o l^ot fic^ benn auc^ eine geletjrte fc^mei^e^ rifc^e ®enoffenfc^aft, bie pfjilofopl^ifc^e SafuUöt ber Snxijtx ^od)- )i)nU, hnxdj feine fritifd^en SBebenlen obljoUen loffen, 1883 bei ber 'Stiftungsfeier ber UniDerfität ben lunftreic^en Weifter ber SBonb* gemöfbe ber neuen JedsJlapeUe, ben SJoSIer ©tücfelberg, ju iJ)rem G^renboftor ju ernennen, unb ein ©lücfmunfc^, ber bem neuen 3)oftor au« 8üri(^ juging, fc^Iofe bie SBorte in fid^: ^tc^t iff« ©efc^ic^te, tpad bad 93ölf(ein glaubt: bci^ UmerS SRul^meSfrani ift @c^mt)j ge^ raubt. S)oc^ baß S^firl^unberte gein.irtt baran, ha^ leife 3mö on 3ug fic^ fügte an, bag fcf|on baran gegloubt ®efrf)lec^terreil)'n, traun, foIc^eS SBac^St^um mag ®efrf)icl^te fein".

SBirb nun Don biefen ®efid^töpunften au§ bie SSeranftaltung ber ju ©c^iD^j 1891 abgel^attenen ©unbeSfeier beurtfjeilt, fo barf mit ganjer ®enugtf)uung auf biefelbe Dom Soben ber I)iftorifd)en iixM av^ geblicft merben. @d^on bag bie ^auptftätte ber geier ©c^m^j mar, nid^t $((torf, mo gegenmärtig mieber an ber Crmöglid}ung eineS Jcff«3KonumentS gearbeitet mirb, ift ein nic^t p unterfd)äljenber Umftanb. 9lber meit me^r foHt in t>a^ ®emic^t, mie in Derftänbni^s^ DoUfter SBeife in ©d^mt)^ bie el)renreid|c Slufgabe aufgefaßt unb burc^gefül^rt morben ift. ®a§ burd| bie liebeerfüttte ^ingobe unb baS fünftlerifd^e SSerftönbnii^ be§ ganjen SSoIfeS jur DoUenbeten 3)urc^= fü^rung gebrachte große geftfpiel entf)ielt in feiner erften ©cene gar nichts anbereS, afö eine S)ramatifirung be§ S3unbei^briefe§ Dom 1. Stuguft 1291, init bem S^ebl^ofe 5U ©c^m^j, Dor ber Sfirc^e, ote Ort ber ^onblung, unb ber S)i(^ter I)atte 5U Irögcrn be§ Dor* gefül^rten 6reigniffe§ 9?amen auSerlefen, meldte menigftenS für Uri unb ©d^m^i burc^ bie l^iftorifc^e gorfdbung alS bie gefc^id^tlid^en ®rünber ber Gibgenoffenfd^aft l^aben gefunben merben fönnen. 2Benn bann aUerbingS jroifc^en ben in bemegter Sflebe bargcftcfften ®efd^i(^ten Don 1291 unb 1315 auc^ leH'S ©c^ug ^laft fanb, fo gefc^alj ba« in einem Don ®efang begleiteten lebenben S9i(be, olfo augerl^alb ber ^anbtung felbft, unb fo mar unmittelbar bnrc^ ben gefd^ic^tSfunbigen Sd^öpfer beS (^eftfpietö ber gorberung DieQeid^t bei^ rabifalften

bie 6tftor. i^itif unb bie 0eic^td)tl. (S^ebäc^tnidtage sc. 247

Sritiferö, be§ geiftrcid^en Ocnfcr^ SIIDcrt 9liHict, ©cnügc gct^an, baß bcm gelben bc^ 2)?^t^u8 bcr $(ob im SDicIobrama jugcwiefcn fei. SSieUcic^t noi) bejeid^ncnber mar aber om jmeitcn Sage bcr öroßcn gcier, baß bie auf bem 93oben bon Uri, ouf bem SRütli, fic^ bolt jie^enbc 91bt^eilung bc§ ^rogrommS ber $erfon cinei^ 2^eII mieber gar nid^t gebadete, obfc^on eS ein Unter mar, ®uftab 9mo(b, ber ald gü^rcr einer gemaltigen ©ängcrfd^ar bcr anböc^tig ju^örenben gcfi* gemcinbe feinen gemoltig ergreifenbcn $fotm barOot. S)ie SBortc, bie ber ^omponift au§ @c^iQcr'3 2)rama ju ®runbe gelegt, maren ber @c^murfcene auf bem SRütli entlcr^nt, unb afö Qinjelftimmen maren bie brei SOtänner ber @age bom ®er)cimbunbe audgemöl)lt, mit onberen SBorten, jener Il^eil bcr Scfreiung§gcfd)id^te, in mcl* d^em jeber befonnenc ^iftorifcr bie oHerbingS me^r tt)pif(^cn, nur mit @infc^ränfung inbibibucQ }u erfaffenben gaftoren cincS t^atfäc^tic^en gefc^ic^tUd^en SSorgangei^ ernennen mirb.

3)iefen jebcm Iljcifnel^mcr unbergeßlid^en Elften beö geftei^ gcl^t nun ober, nac^ bcm ^Tuftroge bc§ 93unbe§rntl}e§ auSgcfü()rt, ein jmcis fac^er miffenfd|aftlid)cr 9{ui^brudP ber Erinnerung an bie 3if)at bed 1. ttuguft 1291 jur ©eite, meld^er bo§ bleibenbe S)enfmat bc^ @r^ innerungdtagcd fein mirb.

®er Sunbe^rat^ ift bofür ju bcglüdfroünfd^cn, bafe er in ber ?Perfon bei^ Vertreters be§ Scl}ramte§ bcr fc^mciäcrifd^cn ©efc^ic^tc om eibgcnöfilfc^en ^ol^tcd^nifum, Dr. SB. Dcd^gli, ben Säcforgcr bcr Aufgabe, bog 99uc^ über „^ie ^nfönge bcr fd^meiicrifc^cn Sib' gcnoffcnfc^oft"*) ju fd^rciben, ju geminnen bermoc^te. 2)cnn in einer onjierjcnben fürjeren ©tubie mor ber SScrfoffer fc^on jenen gefc^id^ttid^ erfennboren ©rünbcm ber ©ibgenoffcnfd^oft noc^gcgongcn (Soufteinc jur ©(^meijergefd^id^tc, ©. 5—43, 1890); ouf ber breiten ®runbIoge eined einbringlid^ burd^forfc^tcn äRotcrialS l^otte er bie 93ejie()ungen bcr fc^mcijcrifd^cn Gibgen off cnfd^oft jum Sfleid^c berfolgt, bon ber legten ftoufifc^en Qtit on, mo bem Slcic^c gerobeju ein ^nt^cil an ber ^iU bung ber Sibgenoffenfd^oft )U5ufc^rciben ift, btd jum ©d^mobcnfricge, mo burd^ bie boHenbete SSerfnüpfung bcr ^ntcreffen bcr öfterrcic^ifc^cn £onbcd]^or)eit mit ber beutfc^en Sf önigSfrone bie tl^atfäc^Iic^e Trennung ber @(^meij bom 9leic^e herbeigeführt mürbe (§iltt)'8 $oIitifc^e§ ^a\)X^ bu(| ber fdimeijerifc^cn ®ibgcnoffcnfd^oft, Sfl^jtgong 5, ©. 302—616, 1890); unter ber Sluffc^rift: „Orte unb 3«9Ctt)anbtc" cnblid^ mar

*) 8üri4, 5)rud öon Ulli* u. Äomp. 1891.

248 Q^, WeDer t^on Ünonou,

bereits Dornet ber 6unbe8recf|tlic^c Aufbau bcr alten ffiibgenoffenfc^aft, öon ben leisten Seiten bei^ SRittefalterS bi§ 1798, nad^ einer feiner mid^tigften @eiten, mit bielfac^en ganj neuen ^uffd^(üffen, üor^üglic^ in tjoüftänbiger Sertüertl^ung bc§ fo reid^en @toffe§ ber ©animlung bcr eibgenöfpfc^n Sbfc^iebe, burd^ 5ßrofeffor Ded^SIi jur Stnfd^uung gebrad^t morben Ool^tbuc^ für fd^meijerifc^e ©cfc^id^te, Sanb 13, ©. 1—497, 1888). ©0 mar ber »eorbeiter ber geftfd^rift burc^ frütjer bemältigte Slufgaben auf ben uon i^m in augergemö^nlid^ fnapp jugemeffener Qtit ju Derarbeitenben ©toff fe^r xool)i »orbereitet. 2lld gorm ber StuSfü^rung rourbe bie Seifügung üon 9iegeften, über Die Sa^re 732 boc^ in bid^terer ^Reihenfolge erft öom 13. Sfl^^Öun* bert an bi§ 1435 fic^ crftredPenb, jum Sejt geroö^It.

9luf einem gelbe, mo fc^on eine eigentliche Sibliottjef üon um^ faffenben ©arfteHungen, üon einjefncn gorfc^ungen, unb jmar größeren I^eifg üon fe^r noml^aften Sertretem ber ©efc^ic^tSwiffenfd^aft unb üon bleibenbem SSert^e, üoranftel)t, ift eS für ben nac^fommenben Bearbeiter fe^r fc^mierig, fid^ mit biefer älteren fiiteratur, fomeit cd möglid^ ift, auSeinanberjufe^en, bie SSoUftönbigfeit, o()ne in bie ©e* fal^r ber SBieber^oIung ju fallen, für fid^ ^u tt^al^ren, bie eigenen neuen ©rgebniffe in jutreffenbcr SBeife in ba§ Sid^t ju ftcHen. 3)iefe üerfd^iebenartigen Stufgaben fjat Dec^Sti burd[}aui^ erfüllt. 6r fuc^te, n^ic fc^on bie SSorrebe anfünbigt, bie mirtl^fc^aftlid^en, red^tSgefc^id^t« lid^en, bie ffultur barlegenben 3"f*Änbe in ben SSorbergrunb ju rüdfen, baburcfi auc^ einjelne bunfle fünfte ber politifd^en ©nttüicfe« lung ^eUer 5u mad^en, unb bai^ ift i^m üortrefftid^ gelungen.

©d)on in bem 9tbfd^nitte, toclc^er bie ®runblagc für bie ®r* fenntniS ber {Red^tSüerfjöItniffe ber SBalbftötte bilbet, über bie ®runb* berrfc^aften, mic fie in ben brei ßänbem feit ber erften gefd^id^tlid^en ftunbc beftanbcn, crrocift fid^ bie üoUftänbige Umfd^au in ben urhinb« Iicf)cn 9lu§fagen fruchtbar. 5)er föniglic^e örnubbcfife in Uri, ber fe()r n)a()rfdE)eintid^ au^ (jerjoglid) alamannifd^cm 2)omanium frönfif(^cd .^rongut gcmorben mar unb 853 burd^ ©c^enfung be§ oftfränfifd^en »Karolingers an bie 9lbtei juni gvaumünfter in Süxid) überging, um* faßte n\d)t btoß cinjelne 9lbtl)cilungen, fonbem mit geringen ober gar feinen SluSnal^n^en baS ganjc Sanb unb alle feine Semoliner, unb mochte nun and) bicfe urfprünglid^e ©d^enfung fic^ im ßaufc ber ,^}eit bctradjtlid} üerminbern, fo blieb bod^ bie Stbtiffin nod) biS in ba« 13. unb 14. 3öJ}rl^unbcrt, mo bcr gefammtc Sept in bie üier S^cicrämtcr abgctl)eilt erfd^cint, bie größte ©runb^errfd^aft in Uri,

bie ^iftor. 5ltitif unb bic gefc^tc^tl. ©eböc^ttttdtage 2C. 249

neben meieret je^t aUcrbing^ ift unbcfannt, in meldtet ®eifc <ie jum 93cfi^e famen: ber burgunbifd^c Slbef bicHeic^t im 3ufommenss ^ang mit ber jätiringifd^en ^errfd^aft ougmärtigc ^errcn aK mcits lid^c ®runb^crren l^erborttaten. gür ©c^ip^j bogegcn fiel ber flöfter« lid^c SBefifc meniger in 93etrac^t om meiften nod^ berjenigc be§ Stiftet ©nfibcin, beffen fieutc eine befonbere ^ofred^tlid^e ©enoffenfc^oft aug« machten; benn boneben finben fid^ borjüglic^ jmei große grunbljerr- Kc^c ^öfe, meldte bem in ber gougräflid^en ®enjoIt fte^enben ©e- fd^Icd^te ber Senjburger, banac^ ben ^abSburgem juftQnben, unb ou§erbem fiel für biefe^ %\)al üon Stnfang an ba§ ©lement ber auf eigenem @runb unb ©oben fi^enben altfreien Sauern in ba§ ®emid^t, bereu ®igen mol^t ^^^ ©oppelte ber beiben Ijerrfc^aftUd^en §öfc bilbete. SBeit me^r wor mieber für Untermolben bie ©mnbl^errfc^aft ber ©otteöl^öufer beftimmcnb. ®rei t)on hen fünfjel)n S)ing^öfen be^ bem elföffifc^en Stiofter SWurboc^ unterworfenen ®otte§^aufe3 Sujern logen in Untertt»otben ; ferner roaren ba^ S^or^errenftift in 53evo= münfter, bie Senebiftincrftifter äRuri unb ©t. 93(afien im Sonbe be« Qütert ; inner^olb ber ®renjen war in bem ^oc^t^ole, boS noc^ bem ßlofter feinen Jlomen empfing, ©ngelberg erroac^fen, beffen gefc^Ioffcne ©runb^errfd^oft fic^ ju einem geiftlic^en ©toote ^erou^bilbete, t>a^ ober oud^ ougertjolb beiS Xf)Qk^ im übrigen Unterwolben feinen Sefi^^ fortnjöl^renb erweiterte. SSon wcltlid^en @runbf)erren blieb ^ier ein,yg ^ob^burg^Ofterreic^ in onfe^nIid)erer Stellung unb Derftörfte bonn biefelbe DoQenb^ burc^ bie föönig Slubolf geglüdFte Erwerbung ber Rechte beS Slbtei^ bon äKurbad^ ; bonn ober fehlte oud^ t)on ?nterd ^er im Sonbe nid^t on einem freien Souemftonbe mit ecf)tem @igen, ber bieUeid^t bemjenigen bon @d^mQ5 nicf)t fe^r Diel nocbftonb. @ine fe^r belel^renbe SUuftrotion biefeg ffopitel§ über bie ®runb]^errf(^ofteu bietet bie bon bem ^ngenieur^S^opogrop^en ^rofeffor gr. 93ccfcr tec^nifc^ aufgeführte Sorte ber Urfc^meij, in meiere bie fömmtlid^en nod^weiSboren urfunblid)en eingaben ber grunbl^errlic^en SSerl^öttniffe, burd^ berfc^iebenc Sorben gefonbcrt, fic^ eingetrogen finben. S)ic ßortc le^rt, tt)o§ ouc^ noc^ einige onbermeitige ?tnl|olt§punfte be^ pötigen, bofe cinjelne Drtfd^often ber SBolbftötte jurücfgingcn, oud SDiJrfem ouf ein einziges ^oug jufommenfd^monben ober gonj obge^ gangen finb, Wie benn übcr^oupt bie je^ige (Sinmol^ner^oljl foum bie« jenige ouiS ber Qcit ber erften Söünbe mefentlicfi überftcigt.

@ng berührt fic^ mit ber geflftcHung ber ®runb^crrfd^often bie ©onberung ber ©tänbe. DoS einjige ein^eimifc^e, oHerbingS urfprünglic^

250 ®. ^et)er oon ^ttonau,

ßleic^faÜi^ Dorn nunmehr Sern jugel^örigcn Smmcnt^at ^vlqc^ jogcne frcUjcrrlicI^e ®cfd}Ie(^t, to. Stltiitgöufcn, gehörte Uri an, n)cl(^e§ Saiib t)on 1290 an inSBcmerIL au§ bicfcm ®cfd^Icd^tc ein ganjeS 3)?enfc^enQlter I)inburc^ ein ^nupt geroann. SSon SKiniftcrialcn bngcgcn wirb eine ungleich größere 3aÖI tn ben SBalbftätten erfic^tü^, in Uri, wo befonberS boä SDJeieromt ju ©ilenen burc^ bie 3ürdjcr äbtiffm in bic ^onb einc§ ritterlichen ®efc^Iec^te§ gelegt war, bod^ iiod^ erl^eblic^ mer)r in Untermalben, melc^eg in ben SKeiern t)on ©tQn§, ben Slittern t)on 9la ®ienft(eute t)on SRurbncf), in ben SRittem t)on SSuod^^ unb ben Slmmännern t)on SBoIfenfcTjiegen fold^e bon SngelDerg, in ben SBinfelrieb I)ob§burgifd^c SKinifteriolen, banebcn ober nod^ eine ?Reif)e tüeitercr bcrortiger Vertreter be^ au§ unfreiem ©tanbe ^erüorgegangencn nieberen 9litterftanbe§ oufjuweifen ^otte. Slnberent^eifö I)at nun aber ©cl^iDt)5 burc^ ben im feften 3"f""in^cn- l^ange crl^altenen Sern feiner öoQfreien bäuerlichen Sgeöößerung eine fo fidlere SBürgfd)aft für bic ©ntiuicfefung feiner ftaatlic^en SSer^äft^ uiffe in ficJ) gefc^foffen, bnß ben leitenben ^erfönlic^feiten quS ben ®efcf)tec^tern ber ©tauffac^er, ab Sberg, $unn in biefem 9?amen ift ber 93en)ei§ für bie gortbauer ber alten ^unbertfc^aft ju erblicfcn ber mefentlidjfte 9lntf)eil am 3wftanbefommen ber nad^^erigcn Sibgenofienfd^aft überhaupt jugefd^rieben ioerbcn borf. S" Uri finbet fic^ wenigftenS freie§ Gigen im 13. S^^^^jui^bert, nomentlid^ auf ben $ö^en beg mittleren unb Hinteren @c^äd}ent^ale^, DteUeid^t infolge üon fpäteren SRobungen ober burc^ Soöfauf Don ©runblaften. gür Unterioalben ift bagegen bei ber ftarfen äKifc^nng ber ©euölferung t)oUenb§ fcfiroierig, bie SSoIlfreien ju unterfc^eiben, wenn aud§ bcren eine größere Qaljl, befonberS in Dbmalben, icbenfaH^ öor^onben mar. Gnblic^ aber madjten unfreie Seute einen mefentlic^en Ifjeil ber 6inmol)nerfc^aft ber SBalbftätte urfprünglic^ au§, imb ganj öoron in ber erften bcrfelben, in Uri, mog unter ber Ginmol^nerfd^aft biefc ^btl)eilung ganj uor. greilic^ l)atte fid) bereu Stei^lftetlung, mcnig« ften§ mag bie @otte§f)au§leute beiä graumünfterftifteS betraf, 'ti)aU foc^Iid^ im Saufe ber 3^it f^on fo gel)oben, baß biefclben jmar noc^ im 14. 3fl^Yt)wnbert urfunblid^ gerabeju atö SeiOeigenc genannt merben, mät)renb bod^ gleich baneben au^ bie 99ejeid)nung atö freie ®otteöl)au§Iente für fie erfd^eint, fo baß bie SSeränßerung an bie ^btei gerabeju al^ gleid)bcbeutcnb mit greilaffung galt, ©o öer* modjte benn aud^ 1359 bie in fotd^er SBeife gefd^el^ene greifoffung ber fieute bei^ ©iftercienfernofteri^ SBettingen on bicfcö nömlic^

bie ^iftor. ^Irttit unb bie qefc^ic^tl. (^ebäc^tntdtage zc. 251

war feit bcm 13, 3of}rT)unbert foft qÜcS Giöentl)um in Uri über* geßongcn, mcld)c§ t)or()er in n)cltlid)e ,^önbc, Dor^üölid^ an boi^ ^oui^ SRoppcrSmif, cjefommcn ronr ju bcmirfen, boß eine einf)eitlic^c ®cs= meinbe Uri oI§ ®anje3 entftanb; benn eben jene gorm ber 5Red^t§* ^anblung, bie SlOtretung an bo§ jürd)erifcl^e Stift, füf)rtc bie bii^Ijcrigen SBettinger (Sigenfeute, al§ bcn jtueiten ^auptbcftonbtl^eil bei^ Urner SoIfeS, mit bem erftcn, ben 3ü^^)cr ^otte§(}Qu§feuten, jn einem gleid^möfiigen @nn5en je|)t iufammen. Sldein auc^ fc^on t)ox\)ex, noi^ jur 3fit i>^^ Cntfte^nng ber (Sibgenoffenfc^oft felbft, l^atten, toon ben fc^on ongefüfjrten unfreien Slittem be§ nieberen Jhrieöerabetö gonj Qbflefel)en, ein5elne weitere 5fl»ii^i<*n ou§ bcn graumünfterleuten, fo bie ©cf)iipfer, bie D. ©piringen, bie gürfte biefe beiben le^teren bem ©c^äc^ent^nle onöet}örig , ganj im SSorbergrunbe ber öffent- lichen Stngelegenfjeiten fid) ju Ijalten öermodjt. ©et)r t»iel ungünftiger, aU in Uri, war nod) längere 3cit ()inburd) bie Steflung ber unfreien 93et)iJIferung in Untenualben geblieben, Welche iebenfaKS gegenüber ben t)icl weniger jaljlreidjen greien ben Weit gröjjercn 2^ei( ber GinwoI)nerfd)aft ausmachte. ®ie ungteid^ betröd)tlic^ere Qdt)l ber ®runbl}errfd)aften I)ielt \)\cx bie ®enoffenfd}aften ftörfer auSeinonber, fo baß burd) ba§ SSerbot ber ©enoffame fd)ärfere ©d)eibungen geltenb blieben; freilid) beftanben bancben in beutlid)er SBeifc Stbftufungen, wie benn bie ®ottc§^au^Ieute Don 9)?urbad)*Su5em am beften geftettt waren, unb öotfcnbS im 14. Saljrbunbert machte fid^ bann fd^on bie gotgc ber injwifd)en eingetretenen 3wö^^)öngfeit biefer britten ber SSalbftätte j"^ Gibgcnoffenfd)aft and) in ben ©tanbesjt)er()ältniffen bcutlid^ barin geltenb, baf5 bie ju Sanbleuten t)on Unterwalben gewor* benen (Sngefberger ^offeute toon ©norl^S bie unter Höfterüc^er Sonbe^« ^o()eit öerbleibenben Cngelberger Ifjalleute trojj ber für beibe K^eile geltenben gleichen SJedjtSbe^ieJjungen er^eblid^ l^inter fic^ jurüdt ließen.

Sine ©rgönjung ju biefen intereffanten Erörterungen bilbet noc^ ber Slbfd^nitt über SanbeSfuItur unb Sird^e. ^ier Dermoc^te ber SSerfaffer an wiffenfd}aft(id^e CSrgebniffe anjufnüpfen, weld^e ein gc* Ief}rter Senebiftiner, P. SOJartin fliem, ber, ein geborener liroler, burd^ eine 9leif}e urlunbUc^er gorfd^ungen bie Unterwafbner ©efd^id^tc öielfad^ auf einen neuen S3oben gefteHt ]^at, früljer niebergelegt l^atte, befonber« in einem ?tuffatje im „®efd)id^t8freunb" 93b. 21 üon 1866. GS ftel^t nömlid^ fcft, ha^ im früheren SWtttefatter bem Strferbau, aud§ bem SBeinbau, eine t)iel größere %u§be()nung, k)oran in Uri unb

252 Qi, SRepev \)on Shionau,

nnb Untermalben, {ufam, bag S3ie^5ucf)t unb Sßilc^tpirt^fc^aft, mochten fte auc^ fc^on im 12. unb 13. 3<3^t^unbert unter ben !Ra^rung$» queden unjmetfell^oft bte erfte ©teile einnehmen, boc^ benjenigcu 9laum, ben fte je^t in fo au^fd^Iiegnc^er 38eife bel^aupten, erft nac^^er gemonnen ^aben. ^ier mnr fcnier für Dec^^U ber ^ta^, ben 3RaxU tyerbanb nac^ feiner grogen öfonomtfd^cn 99ebeutung für bte SSatb^ ftätte ^u mürbtgen, jene lanbmirt^fc^aftlic^e ©enoffenfc^aft, meiere, wie für Uri, fo befonberö für bog ofte Conb ©cfirotjjr ci\^ bie grofte einl^eitlid^e SSerfnüpfung ber freien Säuern mit ben ^nfoffen bor grunbl^errlid^en §öfe, Don fo bebeutenber potitifc^er Iragroeitc njor, mä^renb bagegen Untem)alben and) l^ier mieber burd) feine loeiter- gel^enbe ä^tfpUtterung jurürfftanb. Öemerfen^mert^ ift bobei für biefe 93erglanber, beren 9{amc gernbe^u üom S3albreic^tt)um ^errü^vt, bie fd^on im 13. S^^rl^unbert erfic^tlid^ merbenbe Stnfmerffamfeit, n)c(c^e bie äJiarfgemeinben, burc^ @infd)rönfung ber !Ru^ung§berer^a tigung ber tSenoffen, ber Sonnung ber SBälber jumanbten. SSicI weniger Iic§ fic^ Pon (Senjerbebetrieb ober Pon geifrigen Seftrebungcii, fomeit fte nic^t in ber Sirene i^ren ?lu§brucf fonben, aufführen. Dagegen bebingte, in erfter ßinie für Uri, mit Gvöffnung eineS burctj* gel^cnben SBege§ feit bem Anfange be§ 13. ^o^r^unbertg, ber SJerfebr über ben 8t. (äott^arb lebl^aften ^anbel unb baburdb einen crmünfc^tc n neuen (Srmerb^jiüeig, anberent^eitö bie Jlot^menbigfeit Pon SJeranftaU tungen unb 3iecf|töürbnungen für ben SBaarcntron^port. Sbenfo fel)lte auc^ fc^on im 13. 3at)rl)unDert nic^t, ha^, ma§ fpöter fic^ in jo überfcfimengtic^er SBeife entmicfelte, bie t^otenburftigc Sugenb nod) auömärtS fid^ in friegerifc^en @olb begob.

^at t)kx überall ber S?erfaffer ber geftfdirift infolge feiner ©r« foffuug unb Semältigung beS gefammten ju erreid^enben SDfateriale^ üielfoc^ neue ©efic^t^punfte ju bringen üermo^t, fo loar bie ?lufgabc ungleich fd^roieriger auf bem ©oben ber politifd^en (Sefd^id^tc, roefAe eben weit mefjr pon jener fc^on enoäl^ntcn umfangreid[)en miffeufd^aft- liefen Siteratur aHbereitS burc{)geärbcitet toorben ift. S)oc^ nimmt auc^ l^ier Dcc^äli überall ju ben ettoa neu aufgcmorfenen fragen bestimmte Stellung unb üermag bitrd) biefe feine Beleuchtung ber bisherigen ©rörterung me^rfad^ bie gorfc^ung ju förbem.

®Ieid^ bie erften grciöeit^briefe, bcrjenige Uriö Pon .^einrid^ VII., Pon 1231, unb ber für Sc^roijj Pon griebrid^ II., Pon 1240, boten Sniag 5u meiteren ^uSfül^ru^gen, gegen abmeid^enbe Srflörungen

bie ^iftor. Miit unb bie gefc^ic^tl. ©eböc^tnidtage :c. 258

eined ebenfoUd 3üricl^ angel^örenben gorfc^erd, ©taa^ord^tt^ard $. ©c^meijcr. 5ßon bcr l^crfömmlid^en ?lnfic^t, ba^ nämüc^ ber junge ftoufifc^e j£dnig burc^ feine @ntfd)eibung biejentgen Siechte 5urücfgefauft \)abe, n)eld)e üDer ben 3>nntunitätdbejirf ber ©otte^l^aud- leutc in Uri öon griebric^ 11. an ®raf JRubolf ben alten \)on ^ab^ bürg, nad^ Sluflöfung ber cin^eitlid^en SReic^Ööogtei ö^ncö, infolge bcS Jobe^ be§ legten 3ät)ringerg, ^erjog ^ex(i)toW^ V., 1218, öer= liefen morben maren, xoid) Sd^roei^er ab unb fprac^ fic^ ba^in au§, bajs t)ielmef)r 9{uboir§ Sefifc in Uri ouf bcr ©roffd^aft im 3üric^gau unb bein SRec^te berfelben über bie nad^ i^m erl^eblid^ grcJßere S^^^ umerifdöer freier berubt ijabe, bog nun aber eben biefe 9}ecf|te burd^ ben ffönig aufgel^oben roorbcn feien, ma^ einen fortgefe^ten Streit über bie ©raffd^oftSbefugniffe betreffenb Uri aucf| noc^ fpoter bebingt liabt. £'ed)§Ii bagegen glaubt au$ ber Don il)m in ben urfunblic^en ^eugniffen gefunbenen 6rfenntni§ ber SScr^ältniffe in Uri fammt ber grüScreu 3^^^ f^^i^^ Öeute auc^ fold[)e Sefugniffe ber ©augraf* fc^aft leugnen 5U muffen, ^er Mönig luoKte eben, o^ne ^ier fd^on auf ben öerberblid)en SBegen üerrät^erifc^er Sierfuc^e gegen ben faifer* liefen üBater ju roanbeln, fic^ burd^ fold^c (Sr^ebung bei^ bereite eine jufammengeic^lüffene ®emeinbe bilbenben Sonbeö Uri jur ®eltung eines Sfleid^ölanbe§ ben nörbtid^en 3ugang 5U ber in biefen Salären befannter merbenben ^ö^c be§ ^^Jaffeö nac^ Italien fiebern, ^ber aud) bie Ur!unbe, burd^ toelc^e griebric^ II. in bemühter ®egner= fc^aft gegen ben jüngeren ©ol^n SRubolf'ö be^ eilten, ben ®rafen JKubolf ben ©c^meigfamen öon ^abSburg^Saufenburg atö 3^i|)flt>cr ber lanbgräflidöen SRed^te im 3ürid^gau, ©d^mi)5 ^^n ber ®raffc^aft efimirte unb reid^sunmittelbar mad)tc, unb ^roar, tuie nid^t unroal^r^ fd)einlic^ ift, gleichfalls im ^inblicf auf bie geftl^altung beS luic^tigen (^ebirgSübergangcö üüu ^tftlicn uac^ Seutfc^Ianb, will ber SScrfaffer ber gcftfc^rift in DoUem ^nfct)en unabgeid)iDäc^t bcl)aupten. SBie gegenüber Sopp neuerbinge bar^ulegeu war, t>aj^ nur eine mi6= nerftänblic^e "^luffaffung ber eigent^ümlidjcn ÜbergangSöerl^öltniffe, uuc fie in ber S^^^ ^^^ legten ftaufifc^en ÄaiferS öorl)anben waren, in biefer aRa|regel griebric^'ö II. eine ^Wec^t-^öerle^ung erblidcn f önne, fo t)ai Oec^Sli bie Urfunbe felbft gegen bie fd^arffinnige ^Änsweiflung ©c^meiäer^S ju üert^eibigcn, injofem berfelbe in bem faiferlic^en 93riefc nur eine 1)rol)ung gegen beu abgefallenen ®rafen SRubolf, uid^t ein eruftgemeinteS unb red)tSfräftigeS ^riöilegium, fünbem nur eine in gorm eineS SJriefes gegebene oage ^wM^^^^^^wg beS ÄöuigS=

254 (S). a^etjer Don ^nonau,

fc^utjeö fe^cn tüoflte*). ©erabe ber ^inroeiS auf bic öediet)cnc JRcicfi^unmittcfbarfcit ift aber mit foldjcr Scutlidjteit gegeben, ba§ bie SBirftic^feit ber Sbotfad^e biefcr 9Scrleif)ung nid^t in grogc gcftellt werben tonn, greilic^ l)abcn bann bic ©djiDtj^er, al§ fie, nai) ber ©rljebung ber pöpfllicf|en ^^Jartci QCQcn bcn 1245 gebannten S'aifer nnb beffen ^au^, mit bem ©rafen i()rcn grieben machten, il)re aieic^ö* unmittelbarfeit, mic fie auf bem ^riüileg be§ üom ^ißapfte öermorfenen unb al§ abgefegt erüärten ^errfc^crS berul)te, preisgegeben; boc^ fd^on 1247 erfc^einen fie roieber in bem für bie itenutni§ ber ©nt= roicfehmg ber S)inge am SJiermalbftätterfee fo mid^tigen päpftlidjen ©einreiben Dom 28. Sluguft, gleid^ ben Seuten oon ©ornen, oIS ürd^enfeinblidje SBeigercr beö ©etjorfamö gegenüber bem Dom ^ßapftc in ©c^u|j genommenen ©rafen. ®enn menn aud) jn)ifd)en ben 3ntra=s montani, ben „SBoIbleuten", ber britten ber aBalbftötte crft 1304 fommt bie Überfettung „Untermalben" jum SSorfd)ein noc^ feine ftaatlic^e SSerbinbung beftanb, fo fc^eint eben biefe SBaffenergreifung für ben Saifer, gegen ben pöpftlic^ gefinutcn ©rafen SRuboIf, bie greien im ©tanfertljale unb bie Don Sarncn juerft jufammengebrac^t ju l^aben, fo bafe fie, aber aufjer iljnen aud) anbcre S^föff^n ber Jf)öler, fo ein ^abSburger SDiinifteriale, mit Sd|n)t)5, mot)I aud) mit Uri jene erfte lüerbinbung eingingen, beren fid; fpäter bic (Sibgcnoffcn t)on 1291 als „bcS alten eiblid) befräftigten SunbeS" erinnerten, ©o mod}ten benn in bcn näd)ftcn Sfl^jrjeljntcn trojj ber grunbf)errfc^aft= Iid)en ©onbcrungcn bie Siirdjfpiele unb a)^arfgcnoffenfd)aftcn, j^uuörberft 1261 ber bcibcn iürc^fpiele ©tanS unb 5öuod}§, bc§ unteren Jfjale^, femer bie fed)§ bcö oberen, fic^ jufammcnfdjiiefjen, Ijcrnad^ auc^ jcncS untere unb bicfeS obere JI]al fclbft jum Sanbe Untcrmalben fid) üer* binbcn. dagegen ift un5tüeifen)aft mit bem 9Mebergange ber ftaufifd|en ©ad^e, jcljt in ber ^Jiitte bcS 13. 3a^^I)"nbertS, junäd^ft aud) ber SSerfud) biefcr ücrbünbetcu gljibcllinifdjcn Scute im ©cbirge, bic l)abi5s burgifdje i?anbe§f}oI)cit ab^uftrcifcn, mifjlungcn; 1252 erfannteu Untermalbner unb icbcnfallS aud) Sd^unjjer bie gräflichen Äec^te ber ^abSburgsfiaufenburger loicbcr an.

3n bem S3ünbni§ Dom 1. 9tuguft 1291 bann, burc^ melc^eS bie 5ur Einigung jufammentretcnben Gibgenoffcn, Pon ben ©rmägungcn

*) 3d)iuei^ei betjonbelte bie gvoge roegcn Uri in einem noc^ nid^t ge* brucften i^oitvage Dor ber fd)iüei3erifcf)cn getd)id)töfürtcl)enbcn ÜJefeÜfc^aft 1887, bic Urtiinbc Don 1240 im Öaljrbuc^ für tc^wei5eriid)e ©efd)id)te, 53b. 10, 1885.

bic ^iflor. Jiritit unb bte Ge{d)tct)tl. @)ebäc^tni$tage 2C. 255

tDirflid)er ©toot^männcr Qu§gc^cnb, in maßöoDer 93efd^rönfung ber 3ielc ouf ba§ Grreid)l)arc 5unäd[)ft gegen bie Un)ic^erl)eit ber^uftönbc im Interregnum fid) 5U fd)ü&en fuc^ten, )ic()t ber SScrfaffer n?eitQud ben cngften unb öotifommenften aller Sd^meijerDünbe, fo baß bancben aUe fpäteren, menn aud) öiel au§fü(}dic^cr unb loeiter geljoücneu Sunbe^urtunben inljaltlic^ blofee 9(bfd)mäd)ungen barftcUen. S)a nun mol)t geftattet ift, für Uri unb Sc^iui)^ bie 2)Jänner, meldjc om 16. DftüDer im breiiä()rigen S3uubc mit 3üricl^ genannt mcrben, olä Ijanbelnbe ^erfönlidjfcilen fdjon ^um 1. "iluguft tieran^u^iefjcn , fo ftellt fid} bie intereffante Jljotfac^c Ijeraus, bafi für Uri im greiljerrn SBemer t). 3tttingl)ufen ein Vertreter beö l)ol)en, im Sanbammonn Slitter 5lmotb 3)ieiev üon ©ifenen, einem (iigcnmann ber Sibtiffin, ein foId)er be§ nieberen ^2lbcl§, in 5Utammann 5önrf(}arb £d)üpfer ein nic^t ritterbürtiger 5raumünfter=®otte§t)au§mann, in ilonrob bem SWeier Don (Srftfelben ein im iJienft ber ^ilbtiffin ftel)enber Gigenmann Don SBettingen tljötig moren, mäl)renb Sd}mi)5 felbftöerftanblid) brei SSoUfrcie ftellte, t)m iJanbammann Slonrab ab Sberg, ÜJuboIf ben ©tauffoc^er üon 1275 an mar berfelbe üorl)er aU Sanbeöljaupt erfc^ienen unb Üonrab ^')unn. gür Untermalben ift nad) ber S}er= gleic^ung be^ Sejte^ unb be§ Sigel^ an^unebmen, bafj urfprünglid) mirtlic^ nur bie im SBortinljalt aufgefü()rte „Öemeinbe ber SBalbleutc bei^ unteren J^ateS", alfo blofj 9Hbma(ben, am Sunbe fid) betl)eiligte, morauf nad^tröglid^ Dbmalben feinen "^lnfd)lu{5 mittelbar baburc^ er* flärte, baß erlaubte, 5ur Sefräftigung ber Urfunbe baö Sigel beiJ gongen i?anbe§ an5u(}ängen; benn ha^ bie Söorte: etVallis Superioris in ben onfangS nur bie Umfd)rift S. Umversitatis hominum de Stannes oufmeifenben Stempel, in itjrer unregelmäßigen ©d)rift, mo fic eben nod^ ^piajj fanben, erft nad)träglic^ l)ineingraöirt morben finb, um ba§ anfängliche ®emeinbefigel üon ©tan^ jum allgemeinen flonbeöfigel ju ergeben, ift al§ fid)ere 5lnnal)me feftjuljalten, unb e6 ift red^t mo^rfc^einlic^, baß biefe Seifügung üon 28orten jum ©igel eben jeljt, in ber S^^^if^^^S^it 5mifd)en 9lbfd)luß unb S3efigelung be^ iJunbeö, gefd)el)en ift.

9)ioc^te auc^ im 93unbe2>briefe bos ^ausf Ofterreid) nirgenb^ genannt fein, gegen beffen mäljrenb ber Äönig§^errfd)aft 9iubolf'ö immer empfinblid)er Derfpürte fteigenbe Übermacht mar berfelbe bod^ gcrid)tet, unb nad) biefem öefid)t§punlte finb bie SBirfungen be§ ©unbeS, jmifd^en 1291 unb bem '^ai)xe ber Grneuerung 1315, ju beurt^cilcn. Qxoar fanf bie große Koalition gegen ba§ öfterreidjifc^e

256 &. Wltnex t)on ^onau,

^an^, mie fte in Oberfd^moben unb Surgunb entftanben iDor, unb mit meld^er oud^ bie Sibgenoffen ber SSJalbftöttc fic^ in Scrbtnbung gefegt Ratten, nad) ber iürc^ertfd^en 92ieber(Qge t)or SSintert^ur 1292 ba()in; aber e^ mirb wi^t erfic^tlic^, ob ber noc^ im (^rü^ja^r 1293 fortbouembc Sfrieg^^uflanb gegenüber ben Söalbftottcn burc^ einen förmlichen Sriebendfd)(ug beenbigt mürbe, mad aOerbingd für Sc^m^j nnb Untermolben bie SBiebcreinfügnng in bie öfterreic^ift^e ^errfd^oft bebingt ^öttc. SBieber fiel bonn ber 1297 gemonnenc ©rfolg, bie uon S'önig Stbolf gegebene Seftötigung ber grei^eit^briefe, burd^ ben fd^on nac^ fteben ÜDJonaten im Stampfe gegen ^erjog Slbred^t ein^^ getretenen lob be^ ffiönigl; rafcf) banieber; benn ganj tooran ©c^m^j mufete in 9llbrec^t, bem olSboIb auf ben Königsthron erhobenen ©ieger, aud() feinen erOIid^en öanbei^^erm anertennen. Sfierbingd blieben aud) unter Sfönig Sllbrec^t, fomeit fid^ t>a§ oerfolgen lägt, bie 9Ränner Don 1291 in ben SBoIbftätten in ?(mt unb ©l^ren, unb für Unlermalben ift gerabeju in biefen 3a!)ren (1304) ber fonft für ©ac^feln aUein genannte ^tmmann al§ erfter üanbammann nac^mciSs bar, üießeic^t fogar ofe folc^er beS üereinigten oberen unb unteren Il^alej^, o^ne t>Q^ freilid^ öoUe ©ic^erl^eit bafür üor^anben ift (iebciu= faUS {jotte aber a(fo 3llbrecf)t bie DoUjogene Organifation ber Ifirc^« fpiele be§ SanbeS nic^t mieber aufgehoben), ^aum mar bann burc^ SIbrecf|t'S ©rmorbung ein Snterregnum eingetreten, f o rid^tete ftc^ bie Unternetjmuuggluft ber @c^mt)ier alSbalb jum "Angriff auf baS Siad^bar- gebiet öon Ginfibcin, meil ba§ ftlofter burc^ SfleKamation alter, immer mieber angefproc^encr ^Befi^ungen unb Sec^te bie Slbneigung rood^- gerufen ijatte. SSoücnbö bie *5)urc^füt)rung ber neuen SSefe^ung bcS I^ronee, bie 3Bal)l be« Sü^elburger'j? öcinric^ VII., unb bie notl^= meubig anfangs für benfelben ftd) ergebenben gefpannten ^e^ie^ungen ju ben Söhnen ^Älbrec^t's mürben in nac^tjaltigfter SBeife burc^ bie SBalbftätte ausgebeutet, i^sn umfangreicherer 8lrt, alS je Dörfer, fogor öeu Untcnüalbnem, meiere eine ältere Urfunbe gar uicf|t oorjulegen t)crmocl)ten, befräftigte je^t ber neue ftönig ben ^u einer befonbercn Sieic^Süogtci äufammengefagten SBalbftätten 1309 bie ^riüilegien unb \)oh burd^ bie 53cfveiung bcrfelben üon jeber auSmärtigen ®eric^tS* barfeit, auger ber füiferlic^en, gerabeju bie öfterreic^if^e ^errfc^aft auf. ailerbiugS entfprog nochmals ber nac^^er eingetretenen Sin- nätierung ^ciurid^^S VLl. an bie öfterreidjifc^en §erjoge ber Anfang eines SSerfud^eS, biefe Sotmägigfeit mieber l^erjuftellcn ; aber ber frü^e Job beS SlaiferS manbte bie 3)inge abermals anberS. 5)urc^ bie

bie (iftoT. Mi\t uttb bie oefd^ic^tl. ©ebäd^tnidtage k. 257

©oppcItüQ^I bcr Jhirfütften (1314), bie OegcnübcrftcIIung gricbric^'5 unb fiubtDig'g, mar eS ben SSalbftötten mieber möglich geworben, i^rcn ©egcnfo^ gegen Ofterrcic^ burd^ bie Slnlc^nung an ha^ SRcid^, an ben bcrcitmittig al§balb anerfanntcn ffönig mittetöbad^ifd^er ab* lunft, ju bedfen. 9lte bann auS bem nod^ heftiger entbrannten ßampfe jmifc^en ©d)ro^j unb ®tnftbeln benn gleich fc^on t)on 1309 an crfc^eint Sc^njJjj in etgent^ümlic^ tonangebenber ©teffung ber Sfrieg Ofterreic^S gegen bie gebannten unb geächteten 3:^äler crmuc^S, ba fiel nad^ bem SKißerfoIg eine^ SermittlungSDerfuc^eS bie ©ntfd^eibung 1315 an ber ©c^roi^jer ®renje gegen bailJ ftolse, üon ^erjog Seopolb l)erangefü^rte ritterlid^e ^eer. SBieber l^atte ©d^iüJj} ber ^auptfc^Iag gegolten, unb ben ©cf|n?t)äem mar ganj tooran ber ©ieg jugefallen, roenn i^nen aud^ urnerifc^er B^jug ma^rfc^einlic^ jur ©cite ftanb. 5)ie grud^t mar bie gleic^ furj barauf, 9. 5Rot)embcr 1315, gefd^el^enbe ©meuerung beg S3unbe§ üon 1291, unb banfbar für bie 9liebcrroerfung feinc§ geföl^rlic^ften geinbeS beeilte ftc^ Äönig Submig, bie reid)Sreci^tIid^e ©runbloge ber ®ibgenoffenfd^aft 1316 noc^ meiter ju öerftörfen. 3^eit§ hen ©ö^nen ber ©d^öpfer beÄ 93unbes^ üon 1291, t^eitö hen Slnge^örigen neu einrüdenbcr Oe« fc^Iec^ter mar bieje SJoIIenbung beffen, ma§ 1291 angeftrebt morben mar, ju üerbanfen.

SKit bem SSerfaffer ber geftfc^rift barf gefagt merben, ba& alterst bing§ Uri burc^ ha^ feit 1231, im 3flücffaufe an bo§ 9leid^, gebotene Seifpiel ben ©c^rotjjem im ©treben nac^ {Reic^iJunmittelbarfeit öoran** gegangen mar, baß aber al§ "ba^ fefte Soflmerf be§ merbenben ©nnbe^ B6)w\)^ fid^ ftete mieber barfteHt. „O^ne ben tro^igcn Unabt)ängigfeit§finn, of)ne baö unbeugsame ©elbftöertrauen, ba^ biei^ ^öuflein freier ^2lfemannen am gufe be§ SKiten befeelte, ol^ne bie un- t^ergleic^fid^e 3ä|)igf^it unb SoIgericf)tigfeit, momit fie an bem, mai^ fie alö il^r gutes Stecht betrachteten, feft^ielten, gäbe eS feine fc^meijerifd^e Gibgenoff enfd^aft, unb nic^t o^ne Orunb trägt- biefe t)on i^ncn ben 9?amen".

?tte jroeite offiäieHe Jdunbgebung, im 9luftragc be§ SBunbeSrat^ei? t)crf aßt, erfc^ien üon Dr. ©. ©ilt^, ^rofeffor be« 99unbe§ftaat8* rechtes an ber Uniöerfität Sem, ba^Suc^: „5)ie 99unbeSDerfaffungen ber fc^meijerifd^en Gibgenoffenfc^aft" *). S)er ^eraui^geber ber feit

») S3crn, 5)rud öon Ä\ 3- SS^i 1891. 911« einen toor biefer officieUcn ^tfc^rift erfc^ienencn SSqjrläufer fann man ba8 ^übfcft auSgcftattctc, mit ^üioriff^ Seitt(^tift 91. %. Ob. XXXIV. 17

258 *(S). iRe^et t)on ^onau,

1886 veröffentlichten 3o^re«fc^rift „$oKtifc^e§ Sa^rbuc^ ber fd^weije^ rifc^en ©ibgenoffenfci^oft'', welcher fortroä^renb ju feinem Unternehmen, boi^ in erfreulid^er SJeife Änflang fanb, felbft t^eitö ^iftorifc^e, tljeitö p^ilofop^ifc^'POÜtifc^e, t^etld ftaati^red^tlid^e umfangreid^e Beiträge brockte unb eine SüQe anregenber ©ebanfen in benfelben nteber- }u(egen t)erftonb, fagt ^ier gewiffermagen ba§ SSefentlid^e feiner früheren 9trbeiten nod§ üerfd^iebenen ^infid^ten ju einem ein^eitlid^en 99ilbe jufammen, melcl^e§ t)on 1291 bi§ jur ®egenmart leitet unb ben 3n)ecf ^aben fott, ber gonjen SBeuöIferung ber ©cfiroeij bie bi^s l^erige politifd^e fie6endgefcf)ici^te Dorjufütiren. SQem S3eme{)men nac^ mar ^ier, im ©egenfa^e jur ftreng roiffenfci^oftUc^en gorm ber Oec^^Ii'fci^en Arbeit, me^r ein populäre^, nid^t fo breit angelegte^ 8ud^ beabfid^tigt, unb auc^ ber 93erfaffer t)erfprac^ nod^ auf ber crften Seite beS Iejte§ eine „furje ©orftettung". ®i)on t)on oom« l^rein ift ju fagen, bag, nid^t jum minbeften burcf) bie mörttic^e Sinfc^iebung oft diele @eiten anfüQenber Sftenftüde, roenigftend biefed Sor^aben jebenfaDd burd§ baS SSerf, welchem jubem jegtid^e 3nl|alt§überfic^t abgebt, nic^t erreid^t roorben ift.

S)aju fommt, baß, foroeit ficf| ber 3n^alt biefer jweiten geft« fc^rift mit bem ©toffe ber erften berührt, eine SSergteic^ung burd^auS }u ungunften be§ ^ilt^^fc^en SBerfeg auffallen muß. Slbgefetjen Don mand^en ^rrt^ümem im einjelnen, roeld^e tl)eiltt)eife immerhin red^t auffällig finb fo möchte ber Serfaffer Steinen, bie ^eimot ber ©tauffacfier, Dom alten fianbe Sc^ro^j auögefd^loffen wiffen ge^t

©c^riftennac^bUbungen Derfe^ene tieine ^uc^ onfe^en, tuelc^eS ^auf S^eran^ laffung unb na(ft SBefc^Iuß bc« ^iftorifc^cn SScrciuÄ ber fünf Orte" Pfarrer 3of. 3gn- D. %f), in Äcm8, Verausgab: ,,5)ic ©unbeSbricfc ber alten eibgcnoffcn 1291 big lölS'' (^inrtcbcln, ©cnaiger u. Äomp., 1891). a>ct nic^t nur ald ^anjelrebner, fonbern namentlich auc^ a(g i^örberer bed @c^ul« toefend t>on Obroalben belannte, Dielfacb 't^ättge ^erfaffer, ein fe^r gefd^idter Soumaüft, ^at fic^ auc^ fonft fc^on auf ^iftonfc^em ^tlbt t^fttig erroiefen unb ertoetft ftc^ ^ier abermals, in biefem „Sefebuc^ für bad @c^roei^rt)oI( unb feine ©c^ulen'', aliS fe^r befähigt für populäre ^arfteUung. ^ie „^tß merfungen'' ju htn abgebrudten, auc^, menn not^menbig, überfe^ten 25 ©tücfen, mit manchen fubjeftiüen , oft rec^t treffenben älugerungen, betoiefen biefe (Eigenart beg anregenben 9lebnerd unb ©c^rtftfteUerd. ^oc^ ftedt gerobe im ^bbrud beg ^unbe^briefed oon 1291 an mic^ttger ©teile ein Sefefe^ler: du- ratis ftatt duraturis, in ber Überfe^ung bei 2(uffn^rung ber S^eilna^me Untertoalbend eine trrefü^renbe Unric^tigfeit.

bie ^iftot. Stütit unb bie aefc^ic^tl. ©ebäc^tntdtage ic, 259

bic Darlegung mc^rfac^ auf fc^r fonbcrbaren SBcgcn. ©aitj ncu^ aber burc^au^ unannel^mbar ift bie Sel^auptung, ber Sunb bom 1. ?luguft 1291 fei '„unter allen Umftänben ein ©el^eimbunb, ber lange nic^t allen Semol^nern ber brei Sänber befannt mar, beinahe eine SSerfc^mörung" gemefen, ein SBorgang, „ber mal^rfc^einlic^ in irgenb einem 3iniincr unter mcnigen Änroefenben unb ol^ne befonbere geierlic^feit fic^ begab"; bie ©c^ilberung öerfteigt ftc^ fogar ju ber fü^neren SPonftruftion , „bie plaftifc^c gigur beS ©c^ü^en Jett", kDelc^e nic^tiS Unmal^rfc^einUc^ei^ an fic^ l^abe, fei üieQeic^t eine %rt »»äRittelglieb" gemefen, „jroifc^en ber öomel^meren unb au§ guten (Brünben referöirteren geheimen Sunbe^regierung" (mie fie ber SJer^ faffer aud feiner ^^potl^efe ^erauS folgert) unb bem „SSoltöganjen". ©c^on hieraus mirb tlar, meömegen biefe ganje munberlid^e fton* ftruftion, t)on bem obfc^mebenben ©el^eimniS, gemäl^It mürbe; unter biefer ®ecfe fod ber „in folc^en S^^f^^^^jerioben oft juöerläffigercn Xrabition'' mieber ber Eingang offen gehalten merben, unb am @nbe fe^It auc^ ber Schlug nic^t: „3loä) gemiffer bcrul^t bie Irabition t)on bem SunbeSfc^rour im 5RiitIi im ^ai)xz 1307 auf einem mirt (id^en S3orfommni§". Sie burc^ Sfc^ubi ebenfo miUfürlid^ atö mül^fam l^eraui^gerec^nete ftftiDe ^atjreiSjal^I, l^inftc^tlic^ bereu Oec^dli, menn baS überhaupt nod§ not^menbig gemefen märe, ben Semei^ neuer« bingS füt)rt, mie fel|r auc^ ber fc^mäcftfte ©c^ein eined Semeife- nc^t Vorliege, ift alfo auf biefem Ummege mieber l^ereingerüdft. [icitic^ fd^eint ber SSerfaffer aber auc^ fonft bic poftl^umen ßeiftungen bc^ ©c^arfftnne^ unb ber ©rjö^Iung^funft Sfc^ubi'g aK Siußerungen einer gültigen gefc^id^tlic^en „DueHe" anerfennen ober menigfteniJ mit benfelben fid^ au»einanberjufe^en für notl^menbig erachten ju moden. ift JU bebauem, bag fold^e ju ber auf ber ^öl^e ber miffenfc^oftlic^en Seiftung fte^enben erften geftfc^rift im öoUen SBiber* fpruc^ gebenbe rein fubjeftiöe ?lnftc^ten unter ber ?lutorität ber SunbeSbe^örbe in ber jmeiten parallel gel^enben SSeröffentlid^ung ge« boten merben. SSirflic^ ^aben benn aud^ feit Srfd^einen bed $uc^e<S, mie ©puren in ber 5ßreffe jeigen, unberufene Seurtl^eiler nic^t öer« fel^It, mit ©emic^tigfeit auf biefe meil eben unter ?lutorität ber Sunbe^be^örbe erfc^ienenc SluSeinanberfe^ung fic^ ju bejiel^en.

3mar merben ftc^ auc^ jum meiteren ungleich größeren Steile bei^ Suc^ed mitunter Sragejei^en anbringen laffen. ©o ift ei» mirflic^ nic^t jutreffenb, menn ber SSerfaffer an einer ©teile fagt, hai eine irgenbmie genügenbe ^Darftedung ber eibgenöffifd^en bunbei^rec^tlic^en

17*

260 ®. ^e^r Don ^onau,

Ser^öltniffc au8 bcr alten 3cit felbft nid^t öorl^anbcn fei. 5Rag oucfi bcr junge ©obmcr, mie er 1720 an Srcitingcr fd^ricb, eine änjo^l grogen bei 3ofta§ ©imler unbeantwortet gefunben ^aben, fo bleibt }u roünfc^en, ei^ möd^ten neuere ftaat^rcc^tlic^e ?Irbeiten ber 5)ar» ftcDung ber De republica Helvetiorum libri duo bei^ großen jürd^erifc^en ®elel^rten an .^larl^eit unb SSoUftönbigfeit gleid^fommen, beffen SBert nod^ in ba^ jroeitfolgenbe 18. 3o^^f)ww^crt in öerfc^ic* benen Sprachen unb immer neuen 2tuf(ogen ber SBißbegierbe (äenügc ti^at, mag jmar nad^tröglic^ auc^ t)on $tttt}, jeboc^ mit gemiffen @in« fd^ränfungen, jugegeben mirb. aber im übrigen befinbet man fic^ mit bem SJerfoffer auf junel^menb fcfterem ©oben, je me^r fic^ feine äuöfü^rungen ben nä^er liegenben Seiten entgegen bemegen. ®a§ eigentt)ümlid§e, oft fc^mer befinirbarc DJebeneinanber unb Untereinanber im ftaotSrec^tlid^en 9lufbau, fomeit ein folc^er fic^ überhaupt ent* bccfen läßt, big jum @nbe ber alten S)inge 1798, bie babei mit bem 18. 3öf)r^unbert immer beutlid^er ju Sage tretenbe ®rftarrung ber öffentlicben S)ingc übertjaupt, ber jö^e ©ruc^ mit ber ganjen SSer* gangenfieit in ber ^elöetifd^en ©poc^e oon 1798 an, meldte ^ilt^ übrigen^ al§ Urheber be« 1878 erfc^ienenen SBerfeg: „Öffentliche Sorlefungen über bie ^elöetif" fd^on ganj eingel^enb gemürbigt f^citt, bie SBiebcranfnüpfung an bie S3ergangenl|eit nac^ ber eigen« t^mlidjen än^ifc^cnepoc^e ber 9lbt)ängigfeit t»om fran5öfifcben Safari^- mu§ feit 1803 burd^ ben ©unbe^öertrag öon 1815, enblic^ ber Kompromiß in ber ©unbe^öerfaffung öon 1848 unb bie feitl^er ein* getretenen jebenfall§ ftetö nocf) neuen SBanbel in fidi) bergenben SSer« fd^iebimgen alle biefe neuereu unb neucften ^^afen finb dar unb beftimmt gejeic^net. 'iiabti finben ftd) auc^ bie 93ejie{|ungen ju ben au^mörtigen Staaten, öoran ju granhreic^, einget)enb öerfolgt; benn eS ift nur aCju richtig, ba'i^ bag „trabitioneUe aScrljöUni^" in ben franjöfifc^en ©ertragen, öoran mit ben franjöfifc^en ©ourbonen „einen H^cil ber ftonftitution ber alten ®ibgenoffenfd|aft" ausmachte. Änbrerfeitg tritt bie große ©elefenljeit unb oielfeitige JtenntniS be^ ©crfafferö aud^ l^ier in gern bcrangejogenen ©ergleic^ungen ju Sage ; cd ift anregenb, mit i^m bie infolge be§ grieben^fdiluffeö öon San Stefano unb beS ©erliner ffiongreffed juerft im 9(pril 1878 begrün« hüe, bann nod) weiter befeftigte politifc^e ©ibgenoffenfc^aft bcr oberen albanefifc^en Stämme nac^ gemiffen ©rfd^einungen ber Slnalogie jum ©ünbniffe t»on 1291 fteranjujiel^en.

SBa^r^aft erfreulich unb nac^ biefer Seite ift biefe ©or-

bie ^iftor. Mixt unb bie gefc^ic^tl. (S)ebä(^tni«toge 2C. 261

fül^Tung he^ cibgenöffifd^cn SJcrfoffungöIebcni^ ein blcibcnb mcrt^» öoücr ©cittag jur Sitetatur öon 1891 ift bie offene unb tapfere 2)artegung frei gemonnener Überzeugung, meiere überall ba^ SBert fpürbar burc^me^t. ®iefe «Überjeugung uon ber ffiyiftenj einer burc^ ade ^Generationen ^inburd^ fortlebenben fittlid^en $tufgabe eineiS ftaotlic^en 5)ofein^" ift ber Orunbton be^ ganjen Sucres, unb menn an einer ©teße, bei ber inneren Giftig t»on 1481, gefagt ift, ba§ gelte, „ein gcmiffeß SDia§ bon Vernünftigen äKotiben", „biefen öer* ftänbigen ^ern au§ ber 2Raffe t)on Sigenfud^t ober Sornirt^eit ^erauSjufc^älen, bie fic^ im 93erlaufe beiS (Streitest barüber gelagert t)at, unb mit ed^t eibgenöffifc^em @inne ha^ SSo^I bed SGanjen, bie (£r{)a(tung ber Sibgenoffenfc^aft felbft, über n^o^Ibegreiflic^e SinjeU intereffen ju ftellen", fo mitt ber SBerfaffer biefe^ Heilmittel and^ ber ©egenmart anrat^en. SOtanc^e 3Ibfd^nitte, baiS le^te Sapitel ganj übermiegenb , finb mel^r potitifc^en a(^ ^iftorifc^en ^nl^altd; aber gerabe ^ier legte ^ilt^ einige auggejeic^net bei^erjigenSmert^e SBal^r^ Reiten nieber. 9}on folc^en fei nur ein fc^on in frül^erem ^^fammen^ ^ang gebrachter @a^ ^ier ermäl^nt: „®erabe bie (Sc^mei) ftel^t beftönbig in ber ©efal^r, burc^ adju eifrige ^erbeijie^ung unnatürlicher, ganj auf ben SJerfel^r mit bem 9lu8Ianbe beregneter ^ülfgqueHen bie eigentliche 3)aftiS einer matjrbaft felbftänbigen (S^iftenj ju Verlieren".

2)oc^ nic^t nur bie oberfte fc^meijerifc^e Se^örbe fuc^te burd^ Stnregung größerer miffenfc^aftlic^er arbeiten bie Erinnerung an ben Sunb t)on 1291 ju bejeic^nen. ®^ ift bielmel^r atö eine l^öc^ft erfreuliche @rfcf)einung ju nennen, \>a% and) eine fantonale fßtu einigung jur 5ßflege gefd^id^tlic^er gorfc^ung eine eigene SSeröffent* lid^ung jum gefttage Deranftaltete. 3)aiS ift bie „2)enffd^rift ber l^iftorifd^en unb antiquarifd^en ©efedfc^aft ju Safel jur (Erinnerung an ben Sunb ber ©ibgenoffen bom 1. ?luguft 1291"*), eine in gc* möl^ttefter ^[uiSftattung bargebrad^te @abe jeneiS SSereiniS, ber fid^ burc^ bie ^udgabe ber „fda^kx (li)xon\Un*\ bie begonnenen @bitionen bciS „Urfunbenbuc^e§ ber ©tabt SSafel" unb ber Acta pontificum Helvetica, Don anberen älteren Seiftungen nic^t ju reben, ein ma^red Serbienft ermirbt. ,,3Rit ftoljer greube rühmen mir eö" fo \)tbt ber SBorftanb ber OefeHfc^aft in ben ©inleitungSmorten l^erbor , ,,burc^ ben innigen Stnfc^Iug an bie Sibgenoffenfd^aft ift Safel ba^

') IBafel, e^koeigl^auferifc^e lOuc^bructerei, 1891.

262 ®. ^e^er t)on jhionau,

flclDorben, mag ci? l^cutc ift'', unb fo vooUit bic (SefcHfc^aft „ouc^ i^rctfcitS bcm>®efü^Ic bc§ (®anfcg unb ber greube in berjentgen SBetfe Sludbruc! t)ertei^en, metd^e intern üoterlönbifd^en unb mtffen« fd^aftlid^en El^ataftcr am c^eftcn cntfprec^en bürfte".

SSicr Beiträge mad^cn bcn Sn^olt beS ftattlid^cn ©anbcS au§.

Sm crftcn bietet Dr. ff. El^rift. iBernouHi eine neue Slu^gabe eineg 1514 in 93afel erfd^icnenen ©tieugniffe^ ber l^unianiftifc^en ©elcl^rjomfeit, ber Descriptio Helvetiae bei? öon ffaifer äRajimilian oK Dichter gefrönten (Slarcanug. ®iefe poetifc^c iBefd^reibung bei (Sibgenoffenfc^aft unb SSerl^errlic^ung ber einjelnen Drte unb Ser- bünbeten ber ?lutor, welcher öon ben ©d^riften be§ ©infibler »cfaug aibred^t ö. »onftetten, bc^ ffonvab Surft unb fSakn^ nid^tö kDu^te, meinte irrtpmlic^, oK ber crfte eine fold^e Slrbeit öoßfü^rt }u l^aben l^at nun aber in il^ren fünf ju ©lorean*^ 3cit er« fd^ienenen ausgaben, bie jmeite öon 1519 mit 3M^coniu§' gelehrtem Rommentar, öerfc^iebcne äbünberungen erführen, meiere ©ernoulli'g äbbrurf forgfältig anmerft, bie mit ©loreon'^ eigenen SBanblungen mcl^rfod^ unberfennbor fid) berühren, ©ine in ha^ (Sinjelne gel^enbe (Einleitung bei^ ^erauiSgeber^ fe^t mit ber äBürbigung ber ganjen Schrift oud^ biefe 8lebaftion§önberungen in ba^ richtige Si^t. S)onn bel^anbelt 5ßrofeffor 9Hb. ©urcf^arbtsgin^Ier, ber gegenmärtigc ^röfibent ber ©efettfc^oft, SafelS eintritt in ben ©c^meijerbunb. S)iefe§ ©reigniS mar bie notl^menbige golge ber ©teüung, meldte bie ©tabt in neutraler Haltung roäl^renb be§ ringS um fie l^er im ®angc befinblid^en Stieget ber ©ibgenoffen öon 1499, be§ ©d^tüabenfriegc^, eingenommen t)atte. SBie f^on 1500 l^art nod^ bem grieben^fd^iuffe eine 93o8ler Sotfc^aft öor ber Jogfafcung in 3ütid§ Wagte, mürbe bic ©tabt fortmäbreub burc^ ben 9tbel arg bebrängt, meil fie im Shriegc fid^ geweigert l^abe, gegen bie ©ibgenoffen aufjutreten. Slber je^t !am gleid^ 1501 öon eibgenöffifc^er ©eite bie tl^atfräftige ©etonung ber 9?ot^n)enbigfeit, bie burc^ it)re geograpl^ifd^e Sage unb i^re materielle 93ebeutung n)icf)tige ©tabt in SSerbinbung mit ben fd^mci« jerifd^en Orten ju bringen. 9?ad^ lebhaften S^i^enöerl^anblungcn unb nid^t ot)ne allerlei ©djmierigfeiten, bie fid^ unter ben Orten felbft erhoben mugte betont merben, mie t]^öricf)t märe, Safel jurücfjuftofeen, meniger SBorte unb eieren megen, bie man i^m öer« fagen moüe, ber Sejeic^nung „rechter Ort" unb ber gemünfd^ten ©teile in ber Slangorbnung ber Orte gelang e^, nod§ im ©ommer beö 3af)re^ an ffoifer $einric^'S lag, bem alten gefttoge öon SSajel,

bie ^iftor. tritif uttb bie gefc^i^tt. O^ebäditniStage tc 263

baö JBünbnig ju befd^mören. 3^ intcreffontcr Kritif bciirtl^cilt bcr SScrfaffcr beffen 3nl^oIt unb fül^rt in lebl^oftcr ©arlegung oug, toic Safcl b\^ 1798 butd^ gclüiffc Sw^icffcfeung im ©unbc gegenüber ben QC^t alten Orten üielfod^ gel^emmt unb ju fleinlic^er $otitit genötl^igt tt)orbcn fei, boburc^ bog [bie ©tobt burd^ bie onbrerfeit§ freilid^ fd^öne unb {el^renDodeJ SSerpflid^tung ju freunbtic^er SSermittelung jmifc^en ben ©ibgenoffen gerabe in Iritifc^en 3)?omentcn jebei^ 3KoI jur Unt^ätigfeit öerurt^eilt mürbe. ®er britte Srtilel öon Dr. Stanj %'di) f)at }um ©egenftanbc bie ©jcmtion ber ©c^meij nad§ bem SBcft* fäUfc^en 5rieben§=ffiongreffe. (Sine einleitcnbc furje Überftd^t bcr fd^on 1651 beginnenben SSeröffentlid^ungen über bie SSerljonblungen betreffenb bie ©yemtion öont beutfc^cn JReid^e unb bereu (Srgebniffe legt bar, baß erft burc^ bie neueften gorfc^ungen öon %ed)tex unb % t). Ooujenbad^*) ber malere ©ac^öer^alt ju Sage gebrad^t morben fei. StUein oud§ je^t nod§ blieb bie Slufgabe, ben auf bad Sal^r 1648 folgenben weiteren S3erlauf ju erließen, übrig. 3)cnn fd^on 1649 fam eS gegenüber 93afel ju abermaligen 93ege^ren bcr nod^ in SWünfter öerfammelten ®efanbtcn öon ffurfürften unb ©täuben be§ JReic^e^; aber bie im 3uH ju ©aben bereinigte eibgenöffifc^e lagfa^ung erflörte bie 9lngelegenl^eit alö eine allgemein eibgenöffifc^c, unb in einem amtlid^en ©(^reiben mürbe überaHl^in biefe Sluffaffung hmbgetl^an. S)ie S)inge nal^men nun einen ^öd^ft fc^merfälligen, aber befonberi^ in SKaßregeln be§ ©peirer JReic^igfammcrgeric^teS gegen iBafel gepffigen unb }ugleic^ fd^äblid^en Sortgang, fo lange, baß man ftd§ jule^t bon eibgenöffifc^er ©eite mit bem bii^^erigen erfpricß« liefen 2)ienften bei^ öertrauten Sflatl^geberi^, bei^ 93alentin ^eiber aud Sinbau, nid^t me^r begnügen fonnte unb fid^ entfcftloß, eine ®efanbt* fc^aft nac^ SBien abgeben ju laffen. 9Kit bem Umcr ©ebaft. 5ßeregrin ßmijer, einem am faiferlid^en ^ofe mol^I angefe^enen äRanne*), rourbc Sürgermeifter SBettftein öon Safel, ber gemanbte unb erfahrene Urlieber ber früheren beim grieben^fongreffe felbft errungenen Sr^ gebniffe, abgeorbnet. Diefe in ben SBinter 1650 auf 1651 fattenbc ©otfd^aft erreichte i^ren Qrotd ööllig. 3n fd^arf gehaltenem ©c^reibcn betonte gerbinanb III. feinen SBillen, baß bie bem griebeni^fc^luß mibcrfpred^enben ^anblungen 5Projeß unb ©jefution gegen Safel rüdgüngig gemad^t mürben, unb fo fanben bie Ouölereien, menn auc^

') SSgt. «). 3. 34, 145; 60, 145. •) «gl. «). 8. 60, 170—172.

264 &. äRe^er t)on ^nonou,

noc^ üereinjette SSetfud^e nad^fotgten, im n^efentlic^en il^ren Slbfd^Iug. (Eine güllc fulturl^iftorifc^ intercffantct ®injcl^citen Ocfonber^ bic Überfielt hex in S3äicn unb anbcrmärtS not^roenbig gemorbcnen ja^t reichen ©rfcnntlic^fciten jum Scl^ufc bcr (Srfüttung be^ 3^^^^^^ ^^^ S3crl|anblungen ge^t bcr ©rjö^Iung bcr ©reigniffc jur Seite. 2)Q§ Ic^te ©tücf, t)om SScrfaffcr ber ©iograpl^ic bc§ ©c^mcijer ©taati^ mannet ©tapfer, Dr. 81. Suginbüftl*), ift betitelt: Alexandre de Humboldt et Philippe Albert Stapfer. ©tapfer l^otte, nac^bem er au^ ber politifc^en ill^ätigfeit enbgüUig an^gefc^ieben mar, 'QxanU xtiä), roo er atö beöoHmäc^tigter äRinifter ber ^elüetifc^en Stepublif gemirft l^atte, nic^t mel^r Dcriaffcn, unb bon 1803 bi^ ju feinem lobe 1840 fal^ er bie ©d^weij nur nod^ auf fürjeren Sefuc^§reifen. 3n ^oriö mürbe er mit ^umbolbt roälirenb be§ langjäbrigen 3tufents ^alte§ beSfelben in granfreid^ nal^e betannt unb fud^tc bemfelben bc* fonber^ bei ber Vorbereitung unb ^erau^gabe be§ großen amerifa** nifc^en Sfteifemerteö plfreic^ ju fein; glei^ ber erfte größere ©rief $umboIbt^§, öon 1808 ober Anfang 1809, mottte bag Sntereffe ®uijof§, be§ ^au§Iel|rer§ ber ©topfer'fc^en Äinber, auf eine balb erfd&einenbe miffenfc^aftlid^e Strbeit be§ Schreibers jieljen. äUerbingi^ finb nur noc^ bierjel^n Briefe, unb biefe jumeift, al§ Beilagen ju ERanuffripts unb ©üc^erfcnbungen, unbatirt, erhalten. Semerfen^ mertl^ ift ©tapfer'^ am 19. Sejember 1811 beim ®crüc^te öon ^umboibt'S Sobe an 5ß. Uftcri nad^ Snxid^ gefcbriebener 33rief für bie Kenntnis ber engen Se^iel^ungen jmifc^en il^m unb ^umbolbt. SBot)I ber Umftanb, t>a% ^umbolbt'S 93riefe burc^auS in franjofifc^er ©prac^e gef (^rieben finb, öeranlaßtc bcn SSerfaffer, feinen SSeitrog nid^t in beutfd^er ©prad^e ju fd^reiben.

S3on ben roert^öoHen Sunftbeilagen beS SSanbeä öerbienen bie Keprobuftion ber SSappentafel ber burc^ @(arean gepriefenen Crte, meiere burc^ UrS ®raf ber 9tu§gabe ber ©c^rift au8 bem ^a\)xe 1514 in ^oljfc^nitt beigegeben rourbe, femer ber Sic^tbrud nac^ ber SKiniatur in ber Sujemer S)iebolb ©c^iQing S^ronit, bie ben ÜBaiSler ©unbeSfc^mur 'oon 1501 barfteüt, unb bag 5ßorträt be§ SJürgermeiftcr« SBettftein befonbere ^cröor^cbung*).

*) SSgl. $). 3. 60, 172—175. ©eitler §at fiuginbü^l Stopfer'ö fe^ ausgebreitete unb ouffcftlußreic^e Äorrefponbenj gefommclt unb ^rauiSgegeben, befonbcrS in S3b. 11 unb 12 bcr Oueflen jur ©c^roeijergefcftlc^te, 1891.

') @$ t)erfte^t fic^, bag bie (Srinnerungdtage nod) ^u einer größeren 3a§I t}on Veröffentlichungen, befonberS auc^ gehaltener Sieben, ben ^nlaß

bie ^iftor. jtritif unb bie gefc^i^tl. (Skbä^tnidtage 2C. 266

2)ad ^a^T ber fed^iS^unbettjäl^rigen ®ebäd^tni§feier beiS Sünb^' niffei^ ber Sänber am @ee ber SSalbftätte tft aber auc^ badjenige ber (Erinnerung on ben Urfprung berjenigen fc^meijcrifc^en ©tabt, meiere, ganj abgefel^en öon i^rer nunmef)rigen 93ebeutung al^ ©i^ ber ©unbeSbe^örben, ju allen Reiten im Ijöc^ften (Srabe ma^gebenb inner* f)aib ber ©c^meij gemefen ift. iBem ift 1191 burc^ ben Seiten \>t& um ba§ ftäbtifc^e Seben l^oc^ Derbienten jätjringifc^en ^erjoglic^en ^aufeö bcgrünbet morben. ?IK ©d^öpferin beS größten ©d^njeijer* fanton^ innerhalb ber alten Drbnung ber ©ibgenoffenfc^aft, al§ i^rcr 3iele mol^lbemußte SSertreterin eineö in fic^ gefc^Ioffenen politifc^cn @^ftem§, tütidje^, al§ Sßittelpunft einer eigenen burgunbifc^en ®ib« genoffenfd^aft, me^rfac^ felbftänbig neben ben fc^roeijerifd^en gefammt^^ cibgenöffifc^en ®eftaltungen fic^ bet^ätigte, jumeift freilief) fie auf baS fräftigfte felber förberte, befi^t bie ©tabt eine in fic^ obge« fd^loffene ®efc^id§te für fic^ allein, fo bafe fie mit öoUfter SSerec^ti- gung fic^ an \\)xt um fieben S^^r^unberte jurücfliegenbe ®ntftet)ung erinnern burfte.

Suc^ in Sern ging großartigen feftüc^en 9lnorbnungen bie ®urc^ fül^rung literarifc^er S)entmäler jur geftl^altung ber ©rinnerung jur ©eite, unb baS Drganifation^fomitee ließ einerfeitö „®ie ©tabt Sern i^ren 9lnge^örigen unb g^eunben" einen l^anblic^en furjen «briß: „99em§ ©efc^id^te 1191—1891, geftfc^rift jur TOOjä^rigen

boten. (Einige feien §ier noc^ ermähnt, in erfter Sinie btejenige t}on @)eorg t). SBt)^: ,,SRebe bei ber IBunbeSfeier ber eibgenöffifdjen pol^tec^nifc^en 8ct)ule unb ber ©od|fd)uIe QMdi am 25. Suli 1891" (3üricft, §ö^r, 1891). 5)er ißebner, roelc^er jclbft burcft feinen 1858 erfc^icnenen SJortrag: Über bie ®e« fc^ic^te ber brei Sönber Uri, Sc^rc^j unb Unterroalben in ben ^a^ven 1212 bis 1315 einer ber erftcn gü^rcr auf einen fieberen SBeg roiffenldjQftlicfter (Erörterung biefer ^rragen gemefen mar, bietet ^ter in feinen Don ber er« fal^renen SBeid^eit bed ^(terd unb t}om roarmem (^efü^Ie roo^It^uenb erfüQten Sßorten einen gebrängten Überblicf bed ^Berbend unb bed $(udbaued ber (Eibgenoffenfc^aft in enger Umrahmung. 3n ^enf gab ^rofeffor $. laudier eine forgföltig roieber erlogene unb im ^injelnen neu geftaltete SIBieber« l^olung ber fein aufgearbeiteten Stubie, bie fc^on 1882 in ben Esquisses d'histoire suisse erfc^ienen mar: Les commencements de la Conf^d^ration Bidsse. 3n bie ,,(^ebenfb(ätter jur (Jeier bed fec^S^unbertjä^rigen ^eftanbei^ ber Sdjroeijerifdien (Sibgenoffenfdjaft 1291—1891", bie ber ®emeinberat^ ber 6tabt @t. ©allen öeranftaltetc, fpenbete ^rofeffor Q. 3)ierauer ben nat^ feiner SBeifc fcftarfen unb fnoppcn ,,gefdji(i^t(ic6en $RücfbIicf" auf bie (Entfte^ung ber (Eibgenoffenfcbaft.

266 ®. mtr^tt t>on Shxomu,

Orünbung^fcier, burd^ ^ribotbojent Dr. SBoIfg. gricbric^ ö. 9Kü* lincn abfoffcn, ferner aber bicfem Keinen ©uc^e einen 5ßroc^tbonb: „geflfc^rift 5ur VII. ©öfulorfeier ber ©rünbnng 83emg 1191—1891" jur ©eite ge^en*).

3)ie Heinere ©d^rift, bie in fieben gut eingell^eilten, in lurje ftapitel jerfoÜenben abfd^nitten bie ebenfo öielen So^tl^unberte burd^mi^t, boju Siterohtr unb DueQen nennt unb in einem Stamen^ regifter einen guten ©c^Iüffel beg Snl^alteg bietet, erfüllt in ilircr fnappen Soffung unb fc^Iid^ten (Srjäl^tung fel^r gut bie ^inforberung, »eld^e böig ^iftorifd^sliterorifc^e ff omitee ber ©öhilarfeier on ben S3er* f offer fteHte, „noc^ ^nl^olt unb Umfang roeiteften fireifen ^ugönglic^'' ju fein. SWeben bem öu^eren SBoc^Stl^um be§ ftreitbor entfc^Ioffenen ©tootöttJefenS n)irb ouc^ ber inneren ©ntroicfelung bie münfc^enSmertl^c Äufmerffomfeit gefc^enft. Slllein bog ipouptgettjic^t fällt felbftöcr« ftönblid^ Quf bie fünf größeren Slbl^onblungen ber monumentalen gcftfc^rift.

3n erfter Sinie ftel^t, iHuftriert burc^ neun ff^'orten, bie ben ©efi^^ ftonb Semg öon 1191 big ju feiner größten mit 1798 ju @nbc ge^ gongenen ?lu§bel^nung borfteHen, bon bem 5ßräfibenten be§ SJcrner ^iftorifc^en S3creing, ^rofeffor Dr. ©. »löfc^, berfofet, „®ie gefd^id^t= lic^e ©ntmicfelung ber ©tobt ©em jum ©toot Sem". Irofe ber ©d^tüierigfeiten, welche, jumol bei oft für bie älteften SSerl^ältniffe bi^Qig lüdfenl^oftem äRoterioIe, bie bem)ide(ten feubolred^ttid^en 93er« l^öltniffe ber ©c^ilberung in SBorten unb boQenbd, bei bem l^öuftgen SRongel fd^orfcr Umgrenjungen, ber fortogrop^ifd^en S)arfteUung bor* bieten, ift l^ier, geftü^t auf boS jum Il^eil, biß in bie 3Rittc bdJ 14. Sol^rl^unbertg, in ben Fontes rerum Bemensium fd^on ebirte große urfunblid^e SMoteriol, mit ftounenSmertl^em gleiße in Harer Snorbnung bie gemaltige ftootiSbilbenbe ffroft ber ©tobt Sem ju einer im l^üc^ften ®rabe belel^renben jufommen^öngenben Vorlegung aufgearbeitet. S)er SSerfoffer, felbft fein 9lltbemer, fonbem ouS 39iel, ber bid 1798 unter iBem§ mol^toollenbem 5ßroteftorat ftel^enben Der* bünbeten ©tobt hervorgegangen, fonn mit bered^tigter ©enugtl^uung auf biefe^ 93eifpiel einer oon Slnfong an folgerid^tigen 5ßolitif l^in- meifen, lüeld^e bie SBonbelungen beS öffentlichen Oeifteö burc^ fed^ö So^r^unberte mittlerer unb neuerer ©efc^ic^te in burd^fid^tig erfenn* barer SBeife oufjeigt. Sei Weitem nid^t fo fe^r, mie boi^ bei bem

0 6(ftmlbt, &rante u. ^omp., ©em, 1891.

bic fiiftor. Äritif unb bic gefd)i(^tl. ©ebäc^titiStogc 2C. 267

friegerifd^cn ©inne bcr 9lcpu6lif Sem onjunel^nieu ift, burd^ (Sx- obcrung freiließ bic ju ben jc^tgen fiontonen 9lorgou unb SBoobt l^crbeigcjogenen d^ctnoligcn Ocbietgftücfc 93em§ tüoren ©rgcbniffc glücflid^cr ^icgSjüge ift bo§ ctgentlid^c ffontonolgebict, bem bcr SSerfoffer bo« Sugcnmcrf fpejicll jujutoenbcn l^ot, cntftanben, mcnti Quc^ cinjelnc Qexitn ftegreid^ct SBoffcnfülörung, öoron im 14. 3a^r:= ^unbert, jur 3wtücfbröngung beö öftcrreid^ifc^en borübcrge^cnb ftarf ftd^ borfd)icbenbcit Übergeiüicl^tcg, bo^tüifd^cit liegen, ^iclmel^r ift bic ©tobt öoran in gebulbig be^ottlicl^er Arbeit oUniä^Iidö ber Qt^ bictenbe 2WittcIpunft bcr fianbfd^aft geworben, burd^ umfic^tigc ÄuÖ* nu^ung bcr Umftänbe, üorjiiglid^ burd^ bic ^eroniicl^ung bcr 9ui^ bürger au^ bcm bäucrlid^en ©tonbc, bic in ben uniliegenben Sanb* graffd^aften ober in anbcrer Ferren ©renjen anfäffig qI§ 93ürgcr öon 93ern fid^ crflärten unb unter ben ©d)inn bcr ©tobt fid§ ftetttcn, um bic SKitte beg 14. Sotjr^unbertS in bcr go^I öon etma 3000, bonn burd^ ben Slbfd^Iup bon Surgred^t^bertrögen, roenn notl^menbig unter Slnrocnbung bon 3tt)ang, mit nöl^cr ober ferner fi^enben ^crrcn bcrfd^iebenen {RangcS. 3^ gefd^icftcr ®cItenbmQC^ung bei? immer mcl^r fid^ l^craui^fteHenben finoniicDcn Übcrgcmic^t^ gegenüber bcm ^ol^cn ?lbel, ber infolge junc^menben öfonomifd^cn SSerfoD^ ju ftctö umfongreid^cren SJerpfänbungen unb SScrpflid^tungcn fd)reiten mußte, berfd^ob fic^ ha& ganjc 93er]^ältnig auf bicfem SSege in fold^cr SSeife, bafe gerobeju bic ©tobte S3em unb greiburg, oK bic eibgenöffifc^c logfa^ung 1553 über ben legten D^naften he^ £anbe§, ben ©rofcn toon ©re^crj, förmlich ben ftonfurS ber^öngte, fic^ borouf beriefen, „beö ©rofen Sonb liege in i^ren ©cbicten*'. S)ic mic^tigften ©c^rittc jur ©rrcic^ung bcr mirflid^en SonbcS^ol^eit für 93cm rooren 1406 bcr Änfouf bcr JÄcd^tc in bcr fianbgroffc^aft öon 93urgunb au8 ber ^anb btd ®rofcngefd^Ied^teg ^ab^burg-ffiburg, bann 1471 ber nad^ hartem Rümpfe bem Imingl^crrcnftreitc über bie obcligen Slngel^örigcn bcr ©tobt felbft für ben Oebonfen ber ©toatgöcrcinJ^eitlid^ung gegen« über ben jal6Ireid)en S^^^abem ber nieberen ©eric^ti^borfeit gemonnenc ©rfolg für eine „mol^Igeorbncte Se^errfd^ung, mic fie einer oberften ^crrfc^oft \vo\ ju ftot", enblid^ 1527 bie 93ebogttgung unb 1528, in^^ folge bcS ?Reformation§mQnbQte8, bie ?luf^ebung bcr Jflöflcr. 3)oc^ bauerten mcitere S3creinfad§ungen oud^ in ben folgenbcn So^tl^unbertcn ftct^ noc^ fort, unb bie legten fcubolcn gomtolitötcn ber cinjigen noc^ bi^ 1798 crl^oltcn gebliebenen grei^errfd^oft, ber ficinen monar« d^ifd^cn ©nflobc be§ übrigen^ lüngft felbft in fStm öerburgcrtcn

268 @. aRe^r Don Änonau,

Oefd^Icc^tö bcr öon ©rlac^, erfc^cinen Jogot noc^ 1831. Sltö ©cilagc ju bcr eine SüHe öon ©injelerfc^cinungcn überfic^tlic^ orbncnben ©arftettung ftc^t ber Stbbrudf be§ Jeabuc^cg, beö SSerjcic^niffc^ bcr Don ben 9tu§bürgetn gcfammcitcn attgcmcinen ©teuer öon 1395.

„Semg ©urgerfc^aft unb ®cfcUf(^aften" uttb „5)ic SBerfaffung bci^ alten Sern" finb jmei rocitcre Seiträge, bic erftc bon bcm ?lrc^i» tcftcn nnb Slunft^iftorifcr ©b. b. 5Robt, ber fc^on 1886 in feiner Semifc^en ©tabtgcfc^ic^te eine tücrt^botte SBürbigung ber baulid^en unb fortififatorif^cn ©ntmicfelung ber ©tabt gegeben I)atte*), bcr jmeite Don Dr. St. ®eifer. Den auggonggpunft freiließ für bie bcrfaffungdgefc^ic^tlid^e förörterung ^at onbrerfeitS 5ßrofeffor 9t. 3^«^* leb er in einer gegen ben ©c^Iu^ bei§ Sanbeö folgenben Unterfuc^ung : „Die Serner ^anbfefte", mit bem p^otograp^ifc^en Silbe ber Urfunbc otö Seilage, einge^enb unterfuc^t*). Do§ öon ffönig Sriebric^ 11. gleid^ 121« nac^ ^erjog Scrc^tolb'g V. Jobe ber ©tabt Sem bie Steic^ unmittclbarteit jugefit^ert würbe, mit beigefügter Seftimmung be& @runbjinfe§, maS bann in ben Stnfang ber fpäter eben erft nad^ 1218 mirflic^ angefertigten ^anbfefte, mit geft^altung beS alten eckten Datums, übergegangen fein mag, ha§> ift aderbing^ a(§ fic^cr onjune^men. SlHein 3fcrifi>cr wiü nic^t nur bie Sjiften^ einer fc^on frül^cr nod§ in jä^ringifc^er ^cit für Sem gegebenen ^anb^^ fefte annehmen, fonbem aud^, ba§ bie Urhinbe, mie fie afö eine

0 ©ici" Jö^tt QU(i^ in ber geftfdirift bcr öon ©enic^^Wajor di. SRebcr angehängte furjc Xeyt ^u ben planen bcr britten unb bcr öicrtcn ©tabt* befeftigung, nämlid) bcr 1345 begonnenen bnttcn 9(nlagc einer ©tobtmaucr mtttelatterlidjcr 2(rt an bcr 58cftfeite bc§ crroeiterten Umfanget, ^emod) bcr boron fic^ anfdinefecnben, 1622 angefangenen Umioallung in bcr fjorm Don ©c^anjen ttaneni|dj=franiöfi{d)er ©auioeifc.

«) 3ni ?(n^ang fte^t: 3)ipIomati|4*trttifc^e Unterfuc^ung bcr Seracr ^onbfefte, öon ^rofcffor So. 4)ibber. 3)crfelbe polcmiprt gegen ben (Sffur« beö redjtSgefc^icötUcben SBerfe«: ®cfc6i*te ber Stabt unb öanbfdjaft öem, oon eb. ö. 2Batteniüi)I, iBb. 1 (1867), roelcber bic ©djt^eit bcr Urfunbc öon 1218 beftreitet, unD ftettt al« eigene 5(nfic^t, bic aufeer bcm SRciae bcr S'^cu^eit burc^auö nidjt^ für ficft ^at, bie 4)i)pot^cfe auf, bafe für 1365 auf ben Sc^ fud) Äfarl'« IV. ^in, roeil turj öor^er bie burd) barauf geroorfene ^rf^cn bcflecfte Urfunbc öcrunftaltet roorben fei, eine Äopic bc8 einftigcn Originale« angefertigt unb bem Äaifer ald folc^e« aur öeftätigung öorgcicgt würbe, «uf ein ^auptargument gegen bic (gdjt^cit, bie S^amen bcr 3cugenrei^e, tritt ba* gegen biefc „Untcrfuc^ung" mit feinem ©orte ein.

bie ^iftor. ^tif ttttb bie gef^tc^tt. ^(ebä^tnidtage 2C. 269

folc^c f5ricbrid^*§ II. öon 1218 fid) barftcBt, eben in ber öotlicgcnbcn Sorm atö ed^t onjunel^men fei. (£r übetfe^t unb burc^ge^t babei «rtifcl für ?trtifel bcr ^onbfcftc, bclcud^tct bcn JRcc^tÖitt^oIt foroo^I Qu$ älnotogien, Doran ber anberen jö^ringifc^en ®rünbungen, otd aud bcn Semer Urfunben felbft, unb ^ot fo ol^ne S^^cifel Qud^ für benjenigen, meldber an ber Sluffoffung be^ Sfted^tgl^iftorifer^ öon SBottcntt)^! feftl^alten roitt, boß bie ^onbfefte in il^rcm ganjen Um* fange erft auf ba^ gal^r 1274 t)in, jur ©cftätigung burc^ S8önig aHuboIf, jufammengcftellt roorbcn fei, ben SBertl^ einer einbringlic^en Beleuchtung biefer Orunbloge ber gefantmtcn fpäteren ©ntmidfelung ber ©tobt. ®eifer fe^t feinerfeitS aud^ mieber bei ber ipanbfcfte ein, bo, mo er bie Sejie^ungen 99ern§ jum beutf^en {Reiche, bie Sc* fcftigung unb ?lu§be{)nung ber burd) bie ^riöilegien ber ffiaifer ber* Hellenen Attribute ber ©taatSl^ol^eit öerfolgt. 3)ann aber roenbet er bcr inneren ®eftaltung, bem ®ange bcr SSerfaffungSöerl^ältuiffe, fein tlugenmer! ju. SBäl^rcnb noc^ im 13. 3a^rt|unbert bie ©cfammtl^cit ber rcd^töfft^igen Surgcr bie notl^menbigc Orunblagc beS oft öon äugen l^er l^art angefochtenen ®emeinn)cfen§ gemefcn mor, trat fd^on mit bem 14. biefc bemofratifc^e SSerfaffungi^form mcl^r jurürf, immcrl^in fo, ba§ ber 1295 juerft erfc^cinenbc 5Rat^ ber Stt^^i^unbert, aK eine Sftcpräfentation ber ©urgerfd^aft, morunter auc^ ^anbmerfcr waren, gegenüber bem mel^r jurürfgebrängten alten Sftatl^c unb bem 9tbel, jttjifc^en biefem unb ber ©emeinbc ftonb. dagegen öcrmoc^ten in ber öon i^rer ©rünbung l^er ben ©^arafter einer ftarfen Seftung aufroeifenben ©tabt, beren ©d^u^ einer Megerifc^en ©efa^ung roe^r* ^öfter 93urg(eute anöertraut mar, bie öcftrebungcn ber ^anbmcrfer* innungen, bie noc^ im 14. ^a^rl^unbcrt fortbauerten, nic^t jum ©cfolg }u führen: „jünfte ju meren" erhielt fid^ al§ ®runbfa^ in Sern fiegreic^. Srofebem blieben bie SSerl^öItniffe, menn auc^ ben fflaffen* unb gamilienunterfd^ieben fc^on menigften^ eine fojialc ©ebeutung jufam, noc^ über bie 5Reformation l^innui^ im gluffc; eg begegnen, mö^enb öiele ältere berühmte ®cfc^Ied^ter ou^geftorben finb, nod^ immer jo^lreid^e neue Siamen öon bürgern, meldte „®injügUngc" leicht bei ®Iüd unb Begabung l^od§ ju fteigen Dcrmod^tcn; bie 9ud« burger frcilid^ erlöfc^en mit (£nbe be§ 16. 3a^rl|unberti5. ?lnbem= t^eite bilbeten bie in ber erften ^älfte be8 16. Sö^tl^unbcrtS fo fyHupgcn SBoIföanfragen bei bcn Untertl^ancn, bie afö ®rgebni§ einer ftootdRugen Sinröumung Don ©eite ber Obrigfeit an^ufc^en finb, eine Srtirfe jmifd^cn bcr ©tabt unb bem ©taat^gebietc, meldte bann

270 ®. iRe^cr öon Änonau,

aderbingd baburd), bag \>a§ ^nftitut ftc^ überlebte uitb, aucf) beim ßanbbotfe, ganj in SSergeffen^eit geriet^, gleichfalls l^inmegfiel. ®rft bag 17. gö^i^^unbcrt jeigt, golge ber mit bcm 16. roefentüc^ gefteigerten, borjüglic^ burc^ bie {Reformation unb i^re SBirfungen geförberten SOtac^t beS geeinigten @taateS, eine mac^fenbe SluSfc^Iieg« lic^feit. Sbenfo fe^r öfonomifc^e afö potitifc^e ®rünbe bebingen je^t bei ben Mcgierenben ben SBunfc^, bie auS ber S?eforgung ber Staati^« ongelegen^eiten fliegenben SSort^eile ouf einen ftetS enger merbenben ßreiig einjufc^rönlen. 3ft juerft jmifc^en ©urgern unb ^abitantcn^ fog. emigen (Sinmo^nem, ein Unterfc^ieb gemacht, fo ermäc^ft nun jmifc^en ben ^Bürgern felbft ber ©egenfa^ ber 5Regiment§fä]^igen unb ber mirflic^ 5Regierenben, jmar burd§au§ nic^t unter SSorjug !ber abeligen Ocfc^lec^ter, aber mit atten bie gefellfc^aftlic^c JJIuft immer me^r ermeiternben ©rfc^einungen ber ©rftarrung, mit btn {Regungen pribater ®unft ober Ungunft, mie fie bei ber @c^Iiegung eined ^eife§ bon ^ribilegirten, bei ber Srfc^merung ber SBal^Ifäl^igfeit not^menbig )ic^ einfinben. Qxoax fteQte fic^ nac^ 3^ugniffen ber 3cit, j. 59. noc^ bem Urtbeile be§ ©öttinger 5ßrofeffor8 unb SReife* fc^riftftelterS SKeinerS, bie 5RepubIif Sern aI8 „eine ber üollfommenftcn^ bietteic^t bie bottfommenfte Slriftofratie, ,bie fid^ je in ber mirflid^cn SSelt gefunben ifat, bei aütn unberfennbaren äRängeln" noc^ immer bar, jumal bei bem bortrefftic^en materietten 3"ftöii^^^ wnb in ben Sejie^ungen jur Sanbfc^aft mar bie Erinnerung an bie 3^^^ bcö 95auernfriege§ üon 1653 im folgenben Sfa^r^uubert gleichfalls jurücfc getreten; ha^ Sanbüolt ^ielt fic^ bei bem fog. „Sürgerlärm" bon 1749, ber SSerfc^mörung beS fe^r mit Unrecht jum SKärt^rer für bie grei^eit emporgefc^raubten ^enji, ganj auf ©eite ber {Regierung, meil bie $Iäne ber ©inüerftanbenen einjig auf bie Sefferung ber {Rechte ber aUerbingS fid^ jurücfgefe^t fü^Ienben, nic^t im Sflegimente fi^enbcn Sürgerfc^aft ber ©tabt, burc^auS nid^t auf eine allgemeine SRegenc* rotion gerichtet geroefen roaren. Slttein ha^ bie Scrfaffung nic^t atö unabänberlic^ aujufe^en, fonbern berbefferungSbebürftig fei, blieb t^eoretifc^ anerfannt. ©o rourbe 1703 eine auSbrücttic^e „Orbnung" in ^uSfic^t genommen, unb man na^m auc^ in mehrmaligen Sin« laufen, fc^on 1697 im SSerfuc^e einer „©tanbeSreformation", bann in 99efämpfung peinlicher Übelftänbe bei ben SBa^Ien, t^atfäc^lic^ ber« artige Serbefferungen borüberge^enb an bie §anb. ?lber eS blieb bei folc^en nid^t roirffamen ?lufraffungen, unb fo mar 1798 baS alte 99ern gegen bie SReöotution nic^t roiberftanbSfö^ig. S)iefer böttig

bie ^iftor. ^itit unb bie gef^tc^tl. ©ebäc^tnidtage 2C. 271

objeftiDen, t)on Sa^rl^unbert ju ^a^r^unbert borfc^rcitenben 2)arfteIIung gcl^t im jmeitcn I^cil bcr ärbcit bie ©bötaftcriftif bcr Sel^örbcn bcr Kcpublif uttb bcr ?lrt i^rer ©rmöl^Iung jur ©citc. Sieben ben Sxoti* l^unbert bem (Srofecn Watl^c, meldtet nac^ bcm SnxMtxtitn bet @emeinbe, ald Präger ,,ber ^öc^ften @emalt'' gerabeju in ftaatlic^er ^infic^t unter bcr Scjcic^nung bcr „Surgcr" ju öcrftel^cn ift , bie jcbod^ feine§meg$ an biefe Sdf)l genau gebunben maren, unb neben bem 3iati}e, bcr eigentlichen, ouc^ eine gemiffe richterliche (bemalt ftetd noc^ Qu^übcnben Regierung, foroie ben öier ju je jmei au§ bem „SRat^c" unb öon „bürgern" genommenen „$eimlic^crn" (secretarii) unb ben fc^on 1295 crmäl^ntcn (Sec^^e^nern, meiere ben Slatb ber 3toci^unbert ermä^Iten, ftanben bie ^c^ften Seamtungen. S)a^ maren befonber^ ber fc^on in bcr ^anbfefte ald ^aupt bc§ (äemeinmefend, Qu^erbem atö obcrfter Slic^ter aufgeführte ©c^uU^eiß ber ?ln^ang nennt alle ©c^ult^ci^en oon 1223 bi^ 1798 , bann bie öier mal^r* fd^einlic^ auc^ fd^on mit ber S3erfaffungi^änberung Don 1295 cinge^ fül^rten SSenner (vexilliferi), eine nic^t blo^ militärifc^e ©camtung, bie in i^rer Qaf)i ben öicr Ouartieren ber ©tabt entfprac^ unb bie feit bem beginne beS 15. S^^^^unbertd mit ber neuen ftaatlic^en Organifation ber t)ier Sanbgeric^tc im ®cbiete junäd^ft um $em üerbunben rourbe, femer bcr feit ber jmeitcn ©älfte bcö 14. 3a^r« l^unbcrtg bcm ginanjmefcn Uorgefe^te ©edtelmeifter, rocld^er noc^ bcr Eroberung ber äSSaabt einen melfc^en @ec!e(meifter neben fic^ gefegt erhielt. 3Rit bcr ©cbiet^au^be^nung muc^i^ bie Qa^ ber jumeift ai& £anbt)ögtc, boc^ auc^ unter anberen Xiteln ben ©ouDcrän in ben einjclncn SanbeiSabt^eitungen repräfentirenben 2lmt(cute, ungefähr fünfjig im ®anjen, unb ^icr mar jur SJermeibung be§ „5ßrafti« circn^" benn eine Sanbüogtei ju erhalten, mar jebcg ©ernerS 3beal feit 1710 nac^ einer ffiint^eilung in öicr klaffen, unter ttbftufung in ^infic^t auf bie @inträgUc^fcit, bai^ 2o^ eingeführt. Snblic^ ift eine Slci^c Don ©cfc^äften burc^ ja^Ireic^e Kammern unb ^ommiffionen beforgt morben.

3u biefem adgemeinen DcrfaffungiSgcfc^ic^tUd^en Silbe enthält bcr Scitrag (£b. ö. 5Robfg noc^ eine 5Rci^e meitcrer ?lu§fü^rungett fpcjieUcr Art, über bie Äbt^eilungcn unb bie Bufammenfe^ung ber Surgerfc^aft, meiere baiS gemaltigc politifc^e Seben burc^ bie Der« fc^icbencn 3o6r^unberte trug. 2)ic ungteid^cn, oft in Iraner Sflcibung gegen cinanber fte^enben (Elemente bcrfelbcn treten ^ier bielfad^ gcmiffcrmalen in pcrfönlic^cren Umriffen bem ßefer entgegen. ®anj

272 &. gWepcr öon ^onou,

bc|onbcrS ober finb bic (SefeUfd^aftcn bel^onbclt, welche ja aßerbingÄ nie 5U einer eigentlid^ ftaattid^en gunftion getankten, ober bennoc^ tüid^tige ?lufgaben erfüllten, inbem fie afö ^Bereinigungen öon 95ur* gern gleichen ©tonbe§ ober ScrufeS ftoatlid^ onerfannte militärifc^c Slbtl^eilungen bUbeten, fpöter bann bie Unterftü^ungöjumenbung unb baS SSonnunbfc^aftSnjefen innerhalb be§ ^eifeg i^rer Stngeprigen ate 9tufgoben antraten öier \yon il^neu: ©erber, SDJe^ger, ©c^ntiebe wnb ^fifter, Ratten ouc^ baS SRed^t ber 93efe^ung ber SSennerftellen , fo bafe fie übert)oupt in ben Jfulturöerpltniffen SernS eine mefent* lid^e (Stellung einnel^men. Die ?lrcl^ibe ber ®efetIf^often enthalten urfunblid^e 3^"9"iffc bi§ in ha^ 15. ^al^r^unbert hinauf, unb bie noc^ öor^anbenen jo^Ireic^en @^rcngefcf)irre finb bi§ jur ©tunbe fd^öne ©emeife ber Seiftungen be§ ffunft^anbmerfer^.

Sieben biefen mertI)t)oD[en Slrbeiten öerfaffung^gefc^id^tlic^en 3^* ^alteS fie^t aber noc^ ein jule^t ju ertüäl^nenber Sluffa^, ber öor« jüglic^ für ben ^iftorifer öon SBerti^ ift. S)a§ ift Dr. @. Sobler'g Stbl^anblung : „S)ie E^roniften unb ®efd§ic^tfd)reiber beS alten 99ern". Über fünf 3«^rt)unberte be^nt fic^ biefe ^iftoriograpl^ie aug; benn mie ber fiegreic^e ©d^Iad^ttag t»on Soupen 1339 ben SRing ber geinbe jerfprengte, roeld^er fic^ noc^nmlö um bie aufftrebenbe ©tobt gelegt \^attQ, fo ift biefe§ (Sreigni^ nucf) ber eigentlid^e 5(u§gang ber ©e« fd^ic^tfd^reibung berfelben. ©leicf) loie nämlic^ bie im S^^^i^ieitenbud^ be§ ©t. SSincen^ensSJJünfterS ftcfjenbe, mit 1191 beginnenbe annaliftifc^e Cronica de Bemo erft mit bem öierten ©c^rctber bei 1339 ein* ge^enber mirb, fo ^at ber n)at)rfcl^einli^ bem T^eutfc^orben ange^ l^örenbe 3P»*9^"offe be§ ©iege^ bie eigentli^e ^iftoriogropl^ie mit ber lateinifc^ gefcf)riebeuen Srjö^lung öom Saupenfrieg eröffnet. ^TuS ben im weiteren fid) anfd^ließenben Untcrfuc^ungen Sobler'^, meiere auf einige S^ogen in fel^r beftimmter SBeife eintreten, feien folgenbe 5ßunfte ^eroorge^oben. S5ern§ offijieöe ®efd)ic^tfc^reibung fängt 1420 Q\\, in bem 3a^re be» ®eginng beS äWünfterbaue^, roo ©d^ult« l^eife unb 'Siaii} bem gemefenen ©tabtfcfjreiber Supingp^^ ben ^luftrag, bie ©tabtgefc^idöte abjufaffen, ert!)eilten. ?)oc^ ftebt befanntlic^ neben ber eigentli^en 3i"f*in9^r*f^^^^ Stjronif eine iubaltlic^ i^r fet)r na^e öermanbte, bie fürjere fog. anonyme ©tabtc^ronif, ein SBerf, loelc^eS mit ber ©trafeburger E^ronif beg ffiiJnigSl^ofen in enge SSerbinbung gefegt erfcf)eint. SBöl^renb nun ber um bie Cbition unb Jfritif ber Semer ©efd^id^tSquellen fe^r oerbiente Semer gorfd^er ®. ©tuber, als er 1871 ^uftinger l^erauSgab, ba§ Ser^ältniS ber beiben SBerfe,

bic ^iftor. ^tit uitb bic gefcfticfttf. Oebft^tniÄtaöe 2C. 273

flcftü^t auf eine SRei^e öon Argumenten, in ber SBeife erflärt ffattt, boß ber fog. S^önig^^ofen-Suftinfler aK ein ?lu§jug ouS ber größeren SufKnger'f^en E^ronif onjufel^en fei, öert^eibigt l^ier lobler bie umgefel^rte Stuffoffung, unb jmar mit ber ©rmeiterung, ^wftinger felbft fei ber Urt)eber ber färjeren Sl^ronif gemefen unb l^abe fid^ eben baburd^ jur Abfaffung ber größeren amtlichen Sl^ronif Don bom^erein empfohlen. ?tuc^ gegenüber biefer ?lnfi(^t be§ SSf. behalten aber gemiffe ®efid§t§punfte ©tubcr'^ il^ren SBert^, befonber^ beifpiefö^ mcife im ^inblicf auf bie bei guftinger beffer rebigirte, bei SönigS* ^ofcnsguftinger minbermert^ig geworbene 3)arfteIIung ber Befreiung ber SBalbftätte, unb hk fc^arffinnigc Vorlegung Jobler'S barf rool^I foum fd^on qW bag le^tc SBort in biefer Sroge angefe^en werben; bogegen ift eiS ii)m jebenfaQ^ gelungen, bie gerobeju fc^on ange- jiDcifelte Äutorfc^Qft ^uftinger^ für ba^ SBerf üon 1420 feftjufteaen. 3)Qnn bot ftd§ bem S3f. im ?lnfc^Iuffe hieran ber ?(nlaß, auf eine erft in ben testen 3)?onoten gemod^te ©ntbedfung, oon Dr. Xi). ö. Siebenau, einjutreten, nämlic^ biejenigc einer weiteren im 15. 3^^^- l^unbert angcorbneten Sortfe^ung ber offijieHen S^ronif, beren 3)rud aUerbingS erft noc^ beborftetjt; wal^rfc^einlid^ 1469 öoHenbct, mol)! ein SSerf bei^ ©otot^umerS ^iebolb ©d^illing, ber ald ©ubftitut auf ber Semer Sanjiei arbeitete, erftredft fie fid§, im 3tnfc^Iuß an eine ßopie Suftinger'g, über bie Satire 1424 big 1469 unb fc^eint nac^^ träglic^ burc^ ben ©efd^Iuß ber ©emer SRegierung bon 1474 jur amtlichen Geltung erl^oben morben ^u fein. ©c^tQing fügte bann, eben infolge beS amtU^en 9luftrageg, über bie ^at^xz 1468 big 1478, bie l^oc^mic^tige Seit beg SurgunberWegeg, feine eigene jcitgenbffifc^e ®efc^ic6tfd^reibung an unb übergab enblic^, inbem er bie früt)eren ©tüdfe mit^ereinjog, 1484 bag boltenbete breibönbige ^ßrac^tmerf an ben 9tat^. S)ic (Sntbedtung ber neu befannt geworbenen S^ronif ift befonberg auc^ begwegen bon SBic^tigfeit, weil baburc^ noc^ mel^r, a(g bag fc^on big je^t anerfannt worben ift, bie parallel liegenbe fog. 2fc^ad§tlans2)ittlinger'fc^e S^ronif alg eine reine Jfopiftenarbeit fid^ barftellt. ©agegen bel^ölt Jfc^ac^tlan feinen SBert^ alg eine $robe ber K^ronifensSHuftration ; freiließ in noc^ ^ö^erem Orabe jcigt eben ©c^iHing'g großeg SBerf in feinen fo ^öc^ft wert^öotlen folorirten 3cic^nungen biefen E^ronifenfc^mudE im großen Stile. 3h)ifd^en biefe SBürbigungen ber offijiellen ®efd^id^tfc^reibung fc^ob Jobler eine öußerft bemerlengroert^e E^arafteriftif ber erft im 18. Sa^r^unbert burc^ 93obmer in il^rem l^ol^en SBertl^e erfannten

^iflovii^f deiti^rift «. ü). m. XXXIV. ^8

274 (&. üfte^er ))on itnonau,

galt} einjigartigen SRonogtap^te übet ben Xming^errenftreit, fomie bc§ ScrfajIerS berfclbcn, beS S^^üting grirfcr, »clever eben jur Qcit bicfc^ ffionflifte^ 1471 ofö ©tabtfc^tciber, ober toic er in bicfcr Qeit ftoljcftcr SKac^tentfoItung 95crni^ gern fic^ felbft bejeic^nete, al§ Stanjier beftntttD angefteHt morben mar. @e^r richtig urt^eilt femer bte Slb^anblung über bie (Sntfte^ung ber fonberbaren ©d^rift bed 1506 öerflorbenen Siburger, „^erfommen ber ©d^ro^jer unb Ober* ^oi^Ier", bag ed unnü^ fei, für ba^ 99u(^ einen beftimmten ^tftorifc^en Snlog aufjufpüren, ba e& lebiglic^ auf bed Qutord ^^abulirfud^t jurütfge^e, meiere ja in beffen ©tretlinger S^ronif nod^ biel toQer ^eröortritt.

S)en ^ö^epunft ber bemerifc^en ©efc^ic^tfc^reibung erreid^t bic SarfteHung in ber Seiftung bei^ glaubeni^eifrigen B^i^O^n^'ff^n ber 9ieformation, SSateriu^ SlnS^etm, ipelc^er im 1520 gegebenen, 1529 nad^brürflic^cr erneuerten auftrage bei^ SRot^e^ fd^rieb, beffen SBerf in ber neuen (Sbition, burc^ ben ^iftorifd^en SSerein beiS^ ^antond S3em, im ®rfc^einen begriffen ift'). 9?ac^ Slngl^elm tritt ein mcrf* lid^eS @infen ber ^aft ein; aber nur um fo ermünfd^ter finb bie Suffd^lüffe, meldte lobler über biefe ber äufmerffomfeit fic^ me^r entjie^enben fpäteren Seiten bietet, yiad) ©amuel 3^^cnber, welcher atö äRitglieb ber 3^^i^unbert in feinem S^agebuc^e mic^tige Sinblicfe in bie politifc^en ©erat^ungen ber 3a^re 1558 bii^ 1564 eröffnet, folgt im 17. 3<i^t^unbert mieber ein offijieUer Stabtd^ronift in bem „fd^reibfeligften aüer 95emer", SKid^oel ©tettler, meld^er 1614 einen erften S^eil ber ifjm aufgetragenen Arbeit bem SRat^e überreichte, morauf nad^^er eine ^Bearbeitung bed ©anjen auc^ im 2)rucfe erfc^ien. S)ie offizielle ©efd^ic^tfd^reibung beg 18. 3o^r^unbertg enblid^, fo mic fie nad^ bem Slat^gbefd^Iufe Don 1724 5ßrofeffor Safob Sauffcr atö SSufgabe übemel^men mußte, ift nac^ bem ©eftönbniffe eben bicfcd $)iftorifer§ felbft ju beurt^eilen, baß, menn irgenb einen Ort in ber SBelt gebe, roo bie greil^eit, ju fd^reiben, öerbannt erfd^einc, ha^ Don 95em gelte, ber ©tobt, in meld^er nun allerbingS fogor gricfcr, gefc^roeige benn 3uftinger, ba fie üon bemofratifc^ gefärbten Qeittn fd^rieben, al§ üerbietenSroürbig ober al§ gobelbic^ter galten. Smmer^in i)at bo§ SBerf, roelc^e^ infolge beö SobeS Sauffer'g 1734 unöottcnbct blieb unb nur big 1657 reid^t, in ber ftottlic^cn SReil^e bon ac^tjc^n S3änben im S)rucf, menn aud^ ftofflic^ belanglos ift, wenigftcnö

*) W- * 3 60, 152—154.

bie l^iftor. Stcitxt unb bie gefc^id^tf. Q^eböc^tniSiage k. 275

formen einen nic^t ju unterf^ä^enbcn SBertl^. Dagegen ftnb in bcn arbeiten beg 1780 berftorbenen SHejonber Submig b. SBattenro^I erfte glürflic^e «nföfee jur ^iftorifc^en Sriti! ber mitteklterli^en ®c« fc^ic^tc 95emS ju erfennen, unb in 3faf Oottlieb SBoIfer'S Seiftungen liegt ber Anfang einer »iffenfc^aftlid^en ©e^anblung ber Stecht«- gefd^id^te bor. Aber bie le^te bebeutenbe Jfraft ift Oottlieb ®nianuel b. $)aller, beffen großartige „©ibliot^ef ber ©c^roeiäergefc^i^te" burc^ lobler in jutreffenben SBortcn otö bai^ tcftamentorif^e 3n« bentar bei^ ©d^riftenbeftonbeS ber alten Sibgenoffenfd^aft bejeid^net wirb.

91K fünftlerifc^er ©c^murf finb in bem 83onbe ber ©efc^id^te ber OefeUfc^aften unb ber !(b^anblung ©eifer'iS bie 9iad^bilbungen bon brei ©d^eibenriffen unb jmei Safein mit ben ©toatSfigeln Scrn'i^ beigegeben ; augerbem fteUte b. Slobt in bem bon il^m aufgenommenen Silbe ber ©ürgerfanjiei im Semer Sftat^^aufc ein pbfc^eg Slatt feinem ©eitroge boran. S3on ben ja^Ireic^en S^itialen ift bie erfte ber 9lb^anblung Sobter'j^ borau^gefd^idFte befonberd bemerfen^mert^ ; ber bur^ ©d^illing jmifc^en 1480 unb 1485 angefertigten ffopie 3uftinger'ö entnommen, enthält fte bai^ älteftc befannte 95ilb ber ©tabt ©em.

Siic^t im entfemtejien fann fid^ roeber on SBid^tigfeit ber SSer* anlaffung, no^ in ben äußeren SSeranftaltungen mit ben Sagen ber Erinnerung an bie Sol&te 1291 unb 1191 eine ®eböc^tnii^feier ber* gleichen, roeld^c 1891 in 3üric^ ftottfanb. Stllein fie mag on biefer ©teile, weil fie ber l^iftorifc^en SBiffenf^aft felbft angehört, boc^ er* njöl^nt fein. ©^ ift ba§ Stnbenten an bcn „fünfzigjährigen 95eftanb ber oUgemeinen gefc^ic^tforfd[)cnben (äefcüfc^aft ber ©c^meij", einer ^Bereinigung, meiere i^ren Orbnungen gemäß bie allgemeine ®cfc^ic^te ber ©d)meiä einerfeit^ afö freunbfc^aftlic^er S^reisJ ber gorfd^er unb greunbe berfelben unb aU 93anb ber i^r gcmibmcten JStantonals gefellf Gräften, anbrerfeitS burc^ ^ublifationen, meiere bc§ ^wf^ntmen- mirfeni^ f^meijerifc^er Shäfte bebürfcn, ju f örbern bie Seftimmung l^at.

SBeil 1891 ba§ erfte ^albe ^a^r^unbert be§ 3}eftanbc§ ber ©efeUfc^aft fic^ erfüllte, mürbe ber für biefes^ ^af)x fällige 93anb ber regelmäßigen Sfl^^^^P^^^^^otion ju einer 3)enffc^rift beftimmt.

3tbar mar fd^on 1811 burc^ ben atö ©taat^mann unb eifrigen greunb l^iftorifc^er gorfc^ung berbienten 95emer ©d[)ult^eißcn 31, g. b. SKüIinen, ber auc^ mit ^ol^anneg äRüHer in SJerbinbung gemefeu

276 &. 3Jlci)cv üon ^onau,

xoax, eine fd^mcijerifdöc gef^ic^tforfc^enbc ©cfefifd^aft in ba§ Sebcn gerufen morben; boc^ biefc na^m, Oefonberg feit 3Kü(inen'g lobe 1833, unb ebenfo i^r Organ „Set ©d^tücijerifc^e ©efc^id^tforfd^er", immer me^r einen fpejififd^ bemerifd)en Sofalc^arafler an, fo bo§ eine 3BieberbeIcbung notl^roenbig rourbe. ®iefc Serjüngung roat 1840 juerft ernft^aft in Slui^ftc^l genommen, unb 1841 mürbe in Sern felbft an ber ©teile bet älteren ®efeüfc^aft eine neue eigentlich gegrünbet. 3)ie (Erneuerung mar baS 3Bcr( be§ 3Kannei^, beffen bon Dr. Ji. atitter mit großem pietätSöoHem SSerftönbniS entworfene^ Sebeni^bilb nun eben ben Hauptinhalt beö „Sal^rbud^eg" für 1891 augmod^t')/ öon 3o^. Sagpar ^cHweger öon Srogen. ®in ?lb= fömmling eineiS feit 3Q^^^"ni>^^ten im Sanbe Slppenjell angefe^enen ®ef(^Iec^teS, au§ einer jener gamilien, meiere fic^ in ben £anb§- gemeinbefantonen tro^ ber ausgeprägt bemofratifc^en SSerfaffung in bauember ^o^er Oeltung ju behaupten Vermögen, mar S^^^^Q^^» geboren 1768, öon ^aufe au§ Kaufmann. ?ltö ©etl^eiligter am bäter* liefen ©efc^äftc öertrat er baSfelbe in ben bemegten Sö^^cn öou 1790 an in Oenua unb lebte erft feit 1799 mieber in Strogen, mo i^n nun aber aud^ alSbalb bie infolge ber ©taatSummäl^ung in ber ©c^meij aufgebrochenen politifd^en SBirren in Slnfprucf) nahmen. SSon 1820 an mibmete er fic^, nad^bem er fein taufmännifc^eS ®efc^äft aufgegeben ^atte, einer bielfeitigen gemeinnü^igen X^ätigfeit, ganj befonberS ber ©orge für ?lrmenerjie^ung unb ber {Rettung ber öcr- ma^rloften Sugenb; baneben biente er mit feinen reid^en praltifc^en Erfahrungen ber (Sibgenoffenfd^aft in ber ©tette eine§ SoHrebiforS. Stußerbem jeboc^ brachte QeüxoeQex feine SDJuße bem ©tubium ber ®efc^ic^te bar, 5uerft berjenigen feiner engeren ^eimat, a\i^ meieren arbeiten bie bon 1831 an erfc^einenbe ©efc^ic^te be§ Sippen jettcr SSolteö bis jur Sanbeöt^eilung 1597 nebft ben baju ge^örenben Urfunben ermuc^S, bann aber auc^ anberen allgemeineren ©toffen, befonberS ben ©ejie^ungen ber ©d^meij ju granfreic^. Sft 3cttmcgcr in feinen 9lrbeiten in ber ^auptfac^e S)i(ettant geblieben, bod^ in ber beften 9luffaffung biefeS SBortcS, ba bie barfteflenben 9lrbeiten fe^r fd^ä^en§mert()e iJeiftungen finb, unb bie großen SOJaterialfamnis lungen 9erabe5u ftaunenSmürbige Stniagen in fid[) enthalten, fo bemieg

*) 3a^rbuc^ für fd^mel^erifcfte ßJefc^id^te, herausgegeben auf SJeranftaltung ber allgemeinen gefd^id^tforfcfienben ©cfcllft^aft ber Bd^xot^, S3b. 16 (3ürlc^, S. .^ö^r, 1891).

bie fiiftor. ^tit unb bie gef(^i(^tl. ®ebä(|tnil»tage 2C. 277

er bagegen, qI§ er ftc^ bcr SBicbcrcrwcdfung bcr gcfd^id^tforf^cnbctt ©cfcHfd^aft annahm, bai^fclbe ©efd^icf unb bcn gleichen ^ingcbcnben unb Don ©rfolg begleiteten @ifer, »ie bai^ fc^on 1823 bei ber SRcu« belebung ber f(^n)eijerif^en gemeinnü^igen ©efeUfd^aft bei il^m ber tJfaH gemefen toax. @^ gelang i^m, bie Elemente, auc^ fold^e fe^r öerfd^icbener Art, um fic^ ju fammeln, unb bcm e^rwürbigen »eifen Patrioten rourbe eine allgemeine Sld^tung entgegengebrad^t, bie i^n in feiner organifatorif^en Slrbcit mcfentlic^ förbem mu^tc. 3)ic bei ber ®rünbung ber ®efellfd^aft 1841 gehaltene ©röffnung^rebe beroiei^, meld^ej^ miffenfd^aftlic^e SSerftänbni^ unb meiere eö^i menfd^Iid^e ^ÜU na^mc er bcr Slufgobe mibmete, für bie er pc^ l^atte bereit finbcn laffcn. 3war legte er fc^on 1843 fein 9lmt aö^röftbent nieber; ober er verfolgte mit Slufmcrffamfeit bx§ ju feinem lobe 1855 ba§ Beben ber Ocfellfc^aft. 3"^ 3Bürbigung be§ trefflichen SKannci^ tragen befonberd auc^ bie Don feinem iBiograp^en an^angi^meife bei^ gegebenen ©tücfe ou§ bem SBriefroec^fel; öon 1824 bi§ 1842, bei, eine @rgängung gu ber fd^on 1889 bon bemfelben ^erauiS^gegebenen Sorrefponbenj jroifd^en S^Ümeger unb bem grei^erm Sofepl^ b. Sagberg. S)ie bielfeitigen 3«tereffen 3^Htt)eger*i^ treten in biefen ©riefen an« f^autid^ )u Xage, unb bie mo^Imeinenbe @infi(^t ma^t ]x6) in bor^ trefflid^en Urtl^eilen geltenb, roobon ba^jenige über SSoIföbilbung, in einem 95riefe an ben ©c^ult^eifeen t)on äRüIinen, ^ier atö 5ßrobe fte^en mag: „3lai) meinen Slnftd^ten finb jmei (Sad^en allgemein not^roenbig: SBerfung be§ rein c^riftlicft-religiöfen ©inneö unb ber Sfraft, JU benfcn. S)a§ plus unb minus ber Unterri^ti^föc^er unb bie ©inri^tungen muffen nac^ ben Örtlic^feiten unb Sebürfniffen cingerid^tet merben". ?lud^ intercffante politifd^e Äußerungen fte^en me^rfa^, bef onber§ in ©riefen an ben eben erttJäl^nten 95emer ©toatö* mann, fomie an ben grei^erm 3- ^- b. SBeffenberg. Über ^iftorifd^c gragen forrefponbirte QeUrotQtx mit ©öl^mer, mit fiopp, mit bem 3ür^er ^ottinger unb ?lnberen.

3n ber ©inleitung beg 83anbe§ bcrfolgt ber gcgcnmärtige Sefretär ®. SRe^er öon Jhionau bie ©efd^id^te bcr ©rünbung 3^11* toeQtx'^ k)on 1841 an, unter engem Slnfd^Iuffc an bie ^rotofoQe, bii^ jur Oegenmart. ©cit 1854 ftc^t ^rofeffor ®eorg t>. SB^§ an bcr ©pi^e ber ©efeüfd^aft, unb unter ber umpc^tigen Seitung, bei bcm jartfü^Ienben unb fürforgenben ©innc bicfei^ ^räfibcntcn f)at bicfelbe, inöbcfonbcre feit i^rer SReuorbnung 1874, eine nod^ reid^ere unb t>itU feitiger anregenbe ^ötigfeit ju cntmitfeln Dermod^t. @o fd^mütfen

'278 9. iRftwr Den iincnau.

difien am ^,IÄ ^abr 1691 berauÄgegebrnfn $anD ^ie $il^er 3^^- xpegmr'd iQü) ^er je^tgrn ^rafiDenten.

Xtx in 3üti4 ubgebaltfnen 4t>. 3<^b^i>c^^D^D^^und überreichten ^ie )ünberiicben JKttglicDer ^er @eiellf(baft al^ gett^abe einen Sant« melbanD mit ^iträgen 3ur i?eid|i<bte ^eÄ ^ftone?, au^ meldten ber (rine (er Sieibe nads nccbmol^ OiSelegenbeit bietet, bier (cn J9licf auf (ie (?€i±icbte (e? Jübre* 1291 jurürfjuiperfen' . 2er Herausgeber (ff Urfun(enbucber Der Bia^i unb l'anbicban S^ricb, Staatrarc^ioar Dr. i?. Scbn7ei)eT. i^ürbi^t bier nantlid) .3^^^^^ ^nbni^ mit Uh un^ 3cbn:>i)> orni U'.. Cftcber 1291". ^Kacbfcem (er i^eriafier Daum bingen^ieien bat. (jb 3üricfa icbcn ^ur 3^'^< ^^ ilbfef^ung grie^ricb'f II. cl^ gbibeQinüd) gebliebene 3:a(: mit ben gleicbge« nnntcn Silbnjnen suexft enger Derbunben unb burd) Belagerung Sujem )Um jiücftrinc oon ber Döpnlicfaen l^anei belogen batte, gebt er usf bie V.:ge bei Äönig ^bclff 2c^t 1291 naber ein. 3üri(b bette oon bellen ^brücfungen befonberr im Steuenpfien Diel jn leiben gebabi. unt ba? ^emeiuRie^'en n?ar bur± bie üufnu^nng b2b^tnrg:fd}er Xfd)te in ber 3tabt. burcb b:e Uberrragung ber 9e= hignine ber :)ieii&kici^tei an nid)tnür{benicbe ^unftionäre immer ob» bon^i^er gen?:>rber4. 3c mürbe, al? ber ftcnic; ftcrb. bie ^elegen^ bei:, iwbe JerelTi jiu iprengen. ^em por. Der Bürgeri-it ergritren. HK^ ne 'u±tf in mebracber 35ei»e ge^en ?:e Sie^erfcbr fclcbcr 3n^i:i^e w n±trr. 3e fim aucb ber ^.^'±1üB an ben grrsra in cberre:n^*±<i: i:cr.>er. entnebenben, ^eHe^ i'^r^.^c Äl^redi: aeriifitrten Ste: V- Stccbe. in benei SSine Ä^ict SiiDrl» ?cn »rnfranj in

^2±2. 3e>;=:f.: r?rs*inl:± la* :«= II^^Js^<r.^u±■£ ^i: irr;: rt. ^Qen rrr: '?. Z'.i Iv 3ctTt=r.>m. v S«le: Sfr^xi-rr: «tl-.rur^ -.zr^ >ie Jrei«

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hie ^iftor. ShMf unb bie gefd^ic^tl. ®ebäAtnidiage k. 279

eifriger SBcifc t^ötig idqt; bcnn aud^ aK Qanpt beö jüngeren B^^cigci^ bci^ ^aufeg ^abi^burg füllte er fic^ gegenüber ber älteren öfter* reid^ifd^en Sinie j^um 3Biberftanbe aufgeforbert. SBa^rfd^cinlid^ ^ot nun eben Sflubolf ben am 16. Dftober auf brei Sö^rc abgefd^Ioffenen $unb 3üri(^i^ mit Uri unb ©c^m^j Veranlagt greilic^ mar bei ben feineSroegi^ ibentifd^en 3ntereffen ber ©tabt unb ber beibcn fiänber nur ein rein befenftbeg 95ünbnii^ benfbar, unb öon ber fü^nen meit aui^greifenben $o(itif ber großen, um ben 93tfc^of gefc^arten SSerbinbung hielten ftc^ Uri unb @c^n)^} fem. @o ift benn auc^ bie SSerbinbung mit dürid^ ol^ne t^atföd^Iic^e folgen geblieben. 3)ie @tabt mugte nac^ i^rer 9tteberlage üor ben SRauem bon SBintert^ur mit ^erjog Stbre^t i^en f^rieben ma^en, unb bie SSalbftätte fa^en fic^, n)ie fc^on burd^ bie Oed^dli'fd^e t$eftfc^rift bargelegt mürbe, in i^rer Sereinjelung gleid^faHi^ genöt^igt, 1293 fic^ gu uniermerfen. @rft Diel fpäter, 1351, ift bann unter gang anberen SSer^ältniffen bai^ bauembe 93ünbni9 ber (Sibgenoffen mit 3ürid^ gu @tanbe gefommen.

S)iefen 99unb üon 1351 l^at eine jmeite ^ublifation jum Oegen* ftanbc, meiere Dr. $. ©^meijer perfönlid^ oK ®efd^enf ber gcji* berfammlung überreichte: „S)o§ mieberaufgefunbene Original beö emigen 99ünbniffe9 gmifc^en Qixxid) unb ben bicr SSalbftätten t)om l.SRai 1351"'). ®^ ift nömlic^ im grü^ja^r 1891 bur^ Cand. phiL K. S)urrcr im ©tanfcr Strd^iöe eine Originalauöfertigung bei^ SunbeiJ Don 3ürid^ mieber an ba^ Xage^Itd^t gegogen morben. äSie me^r* fad^ früher nad^ t)erfc^iebenen ^infic^ten nid^t ieaiftet mürbe, ftnb öttefte eibgenöffifc^e 93unbej^briefe, fo auc^ biefer bon 1351 infolge üon 92euaudfertigungen, meldte bei fpäteren !(bänberungen im 3"^ölte, im 15. 3a^r^unbert, burc^gefü^rt mürben, entmeber öer:= nicktet morben ober aber Verloren gegangen; fo liegt benn auc^ ber 3ürd^cr ©unbe^brief im 3ürd^er Slrc^iö felbft nur in einer jüngeren, mal^rfc^etntic^ nad^ 1454 gef^affenen ©eftalt. 3)urrer f)at ben im Sn^alte Don ber jüngeren Ausfertigung etmaS abmei^enben alteren Zt^ öon 1351 im Slnjeiger für fd^meijerifc^e Oef^ic^te bon 1891, "Sir. 4, mitget^eilt. ©d^meiger bagegen mad^t nun bai^ ©tanfer Original in einer nur menig berfleinertcn ^^otograp^ie ber Urfunbe befannt unb ge^t in einer beigelegten ©d^rift, meiere ben oben er^^ mö^nten litel trögt, auf bie biplomatifd^e Unterfud[)ung beS ©tücfeö ein. ®r Verbreitet fid^ babei oorgüglid^ nad^ ber ©eite ber Sefigc^^

») 3üri(^, S. ^'6% 1891.

280 &. Vlet^n ))on Jhtonau, bie ^ftor. 5hritir u. b. gef(^i(|t(. (Sleböc^hiil^tQge :c.

lung unb ^ebt ben eigent^ümlid^en Umftanb ^erüor, ba^ Don ben an bie Urfunbe angel^ängten ©igeln ba^jentge üon Sund) unb bai^ Don Sujcm ibcntif^e SüüdEfigel aufrocifen. S)abei tritt er auf ba^ Sorfommen jürd^erifd^er SRücffigel überhaupt ein unb jeigt in einer einge^enben Überfielt ber Speisenfolge unb ber Slamen ber äürc^erifc^cn ©tabtfdörciber, fo meit fie t)on 1290 an fi^ Verfolgen laffen, ba§ biefe aller SSa^rfc^einli^feit nad^ ^ur größeren 99eglaubigung unb gur Srfc^merung l^on gölfd^ungen bienenben SiüdEfigel in na^er Segiel^ung ju ben 5ßerfonen ber ©tabtfc^reiber [teilen. Slac^ biefer Unterfud^ung ift 1350 bi§ 1370 So^annei^ Sinbcr im «mte geroefen, unb feinem ©iget entfpric^t ba^ SSappenfd^ilb auf bem SKtdfigel üon 1351; ber Sid^tbrudf jeigt bai^felbe auf ber 9lüdtfeite beS Sujemer ©igete, mel^ei^ abfic^ttic^ gum S^^^^ biefei^ 9iac^meifei^ umgebre^t pj^oto- grap^ifc^ aufgenommen mürbe. Sugem f)atte augenfd^einli^ 1351 fein eigene^ ?RüdffigeI, unb fo brüdtte Sinber ben Stempel feinei^ gfamilienfigeld benn bon 1347 bii» 1438 entbehrte bai^ 3ürd^er ©taat^figel ber SRücffigelung mie auf bie $)interfcite beS öürc^cr, fo aud^ auf biejenige beg Sugemer ©igelg. ®g ift bemerfeni^mcrtl^, bag gerabe iBinber, unter melc^em aud^ eine forgföltigere ffanglei^ einri(^tung in 3üric^ einfe^t überhaupt in ber Steige ber ©tabt^^ fd^reiber eine inbibibueHer ^eröortretenbe 5ßerfönlid^feit ift. @o ge^ ftaltet ftd^ biefe Xe^tbeilage be^ Urfunbenbitbei^ gu einem ermünfd^ten (Sjhirfe gur ®efd^id^te beö Sürc^er ÄangleimefenS.

Surd^ biefe miffenfd^aftli(^en IBeifteuem fuc^te Sixxid) feinen 9nt]^ei( an ben ^erborbringungen ber ^iftorifd^en ^til in bem arbeitsreichen ^atixe 1891 gleichfalls bargulegen.

^iecellen*

<BettetaI StäfflittD üUt bie SattbtQel^t.

3)ie mobemen Dii^cuffionen über bie militörifc^e Xüc^tigfeit unferei^ butc^ ha^ ®efe^ bon 1814 begrünbeten fianbme^rinftitntö baben jumetten auc^ ju abfälligen Urtl^eilen über bie unter gan^ anbeten Soraui^fe^ungen gefc^affene Sanbme^r bed grei^eiti^friegeiS gefül^rt, tro^ bet jeitgenöffifc^en 95erid^te unb Urtl^eile über bie Seiftungen bet (enteren. (SineiS ber mid^tigften biefer g^ugniffe ift bie 3)enff(^rift, meiere 1821 ©enerat SRüffting, bamatö S^ef bei» ®ro§cn ©enerolftabi», 1813 unb 1814 ©eneralquartiermeiftcr ber fd^Ie- ftfd^cn «rmee, berfo^t ^at.

Sie ift gerid^tet on ben ?prinjen äuguft öon ^reugen, ber (mir fommen barauf jutfid) ba§ alte Sribericianif^e 99eurlaubung§f^fteni n)ieber ^ergefteüt unb bie Sanbmel^r befettigt fe^en moQte. SVüffling bergleic^t, unb bad ift noij ^eute ber einjig rid^tige @tanbpunft für bie 89eurt^etlung, bie Sanbmel^r üon 1813 mit bem ftel^enben $eer t>on 1806. @r fü^tt bie ^ataOele nic^t einmal ooaftänbig burd^; et l^ätte fragen tonnen, ob bie ©efd^ic^te ber Sanbmel^t bon 1813 ein ©egenftücf aufjutoeifen f^abe ju bet ^anblungSweife ber Offijiere bed ^eered bon 1806, meiere bu^enbmeife megen f(^impf(id^er ^apitu» lationen t^eili» ^um 2:obe, t^eilS }um ©eföngnid berurtl^eilt mürben, ©ein Outac^ten ift um fo roert^öotter, ba feine fritifd^e SRatur fonft, um mit ®neifenau ju reben, bie Steigung ^atte, 9QeJ» ju jer^ pflücfen unb ju ^erlegen, unb ba er an ben 99erat^ungen unb 93e- fc^lüffen, meldte bie Sanbroe^r in*§ Seben riefen, feinen äntl^eil ge* nommen i)at.

282 ®cnerQl «DKlffling über bie ßonbrnc^.

3)Qbei ifi er feinedtoegi^ ein uitbebingter Sn^önget bei^ ©efe^ei^ öon 1814 unb ber Stui^fü^rungi^bcftimmungen, auf bcnen baö S)afem ber Sanbwe^r ru^te. ®r toxü, bo§ bie Srümpet, auf bie er f o wenig wie auf bie Sanbme^r berjic^ten tDiü, ni^t bei ber Sanbroe^r ein- gefteHt werben. ®r bermirft fomo^I bie Stiegi^referöe bei^ öefe^eg bon 1814 wie bie 99eurlau6ung : bai^ fte^enbe ^eer foQ ftetö marfc^^ bereit fein. S)afür wiH er aber, um bie 3^^! ^cr auggebilbeten ä)^annfc^aften in einem Staate bamatö bon 11 2RiQionen Sinwo^nem auf me^r al& Vit äRiUion ju erl^ö^en, bie 2)ienft}eit, wenigftenS bei ber Infanterie, auf jwei ^af)xt öcrfürjen.

®eneral SKüffling an ben ^rinjen ?tuguft bon^reu^en. griebeberg 5. 3uli 1821.

„@uer königlichen ^o^eit ^öc^ft geneigte, an mid^ erlaffene 9uf« forberung, mein Urt^eil über bie in bcrfd^iebenen ?luffö^en aufgefteHtcn Sbeen, bie Sanbwe^r betreffenb, $öd^ftbenfelben borjulegen, ift mir fo fd^meid^el^aft, bag ic^ bem 93efe^Ie nad^fomme, wenngleich ic^ bie @c^wierigfeit ber Slufgabe boQfommen fü^(e, inbem ic6 fo biele geift- reid^e Sl>cen in ben boriiegenben ?tuffä^en, fo biele trefffic^e SSor«* fc^Iäge aui^ bem einzigen (Srunbe nic^t anerfennen fann, weil fte einjeln geftettt unb bur^gefü^rt finb, wä^renb unfere Sage eine immerwä^renbe Serüdfid^tigung bei^ ©anjen forbert.

„@o unangenehm ei^ ift, (£. 5f. $. noc^ einmal bie Stxitn bei^

3a^re§ 1806 in ba§ ©eböd^tnii^ jurürfjurufen, fo nötl^ig ift ei^, um

mit böttigem Sewufetfein beS bamatö befte^enben 3wftönbei^ ju ben glüdflic^eren 3^'ten überjuge^en.

,,SBir jogen mit einer ?lrmee in'i^ ^tt>, beren Drganifation bom S'önig gtiebric^ IL ^erftammte, aug einer 3cit, wo ei^ nur Ferren unb ^ec^te gab. @iS würbe mid^ biel }u weit führen, wenn id^ l^ier berfud^en woHte, aQe bie ©rünbe ^u entwidfeln, totlö^t biefe Drganifation unpaffenb mad^te; genug, wir fa^en eine ?trmee, weld^e JU ben fd^önften gehörte, bie ber preufeifd^e ©taat je aufgeftettt ^at, unb in weld^er baS Dffijiercorp§ boüfommen begriffen ^atte, ba§ feine SSäa^I blieb jwifc^en einem emften ^iege ober einer fc^mac^:= boüen Unterwerfung unter baö 9?apoIeonfd^e 3od^. 3)er gemeine ©olbat ftanb nic^t ^od^ genug, um ben politifc^en @tanbpunft ju erfennen unb bie Solgen eined unglüdHic^en Slui^gangiS bei^ fihrieged }u üOerfe^en. @r t^at WiHig, wai^ i^m befohlen würbe unb WaS

dkiteral SJlfiffling über Me S(mbiDe]§r. 288

er frfil^er get^an ^otte; afö aber anfirengenbe äRörfc^e, otö (SnU bel^rungen borfotnen, ba flagte er über Semad^Iäffigung , unb t^ jeigte ftc^, bag ber Shrieg feiner @eele böllig fremb mar.

^S)a8 Ocfül^I für feinen Stönig mar ein rein religiöfei^ ©efül^I; einen 93egriff bon SSaterlanb l^atte meber bie Snnee noc^ bad SSoIf, unb atö mir gefd^Iagen maren, backte ^eber nur an fid^. 2)ie 9lu^ lönber berlie§en uui^. 8000 miebcr befreite*) ©efongene bon allen SRegimentcm , bie mir berpflegten, jum S^eil miebcr bemaffnet unb mit Offijieren berfe^en l^atten, liefen auSeinanber unb in i^re ^eimat. ®anje ©c^aren ber treuften Stegimenter berliefeen bie Armee mit Ober^ unb Untergeme^r auf bie ^tac^tic^t, bag i^re ^eimat bom geinbe befe^t unb ju einem anberen SReic^e getl^eilt fei. 3lfö mir ein frembe^ Sanb burc^jogen?), fa^en mir H^eile unfrer beften Sabatteric^ Stegimenter [x6) auflöfen, meit borau^jagen, i^re $ferbe unb SSaffen berlaufen, um mit bem (Srlöd bid in i^re ^eimat f(^Ieic^en ju fönnen, unb biei^ maren in ber Siegel bie älteften ^ntönber. S)enn bei ber äSeme^mung fagten fte aui^, faft aQe gleid^: '^c^ ^abe lange gebient, \i) moQte in meine ^eimat ge^en unb bort ru^ig bleiben; ej^ gibt ja junge 99urfc^e genug, meiere bie @acl^e au§maci§en fönnen.' @o fal^ alfo ber gemeine 2Rann ben ^teg mie ein ©c^aufpiel an, bei mclc^em er ei^ bequemet fanb, S^f^^uer atö äcteur ju fein. SJon ben (befangenen ber preu^ifd^cn ?trmee famen menige*) nac^ g^anfreic^, fte liefen auf ben Xrandporten ju Xaufenben bat)on; aber mie biet finb juT Sltmee bei^ jiönigi^ nad^ $reugen gelommen? SQed lief nad^ ^aufe.

^2)iefen S^ftanb fa^ @d^am^orft auf unferm 3uge nac^ SübedF unb mar über bie S^eilna^mloftgfeit bei^ gemeinen SRanned ganj auger fi^. Sn einer ^ad)t, bie ic^ mit i^m in ®abebufd^ burc^^^ machte*), entmidfelte er mir bie geiler unfrei^ S^ftemi^; ben Über-

0 5)ur4 Sleutenont ^cHmtg am 17. Dftobcr 1806; f. Döpfner 2, 22.

•) ^Wedlenburg.

■) 3)a8 ift nur relatito richtig; bie 3aT§l ber na4 3franfrei(^ gelangten ©efongenen belief [\6) auf über 15000 (300 Offiaicrc, 14873 «Wann). 91ber aDerbingS ftel^t fte in einem auffaüenben 3)2if;))erl^ältntd gu ber Summe ber befangenen, meiere bie ^al^Ireic^n Kapitulationen in frangöftfc^e ^önbe ge- brad^t litten.

^ toor bie ^JJacöt oom 4. gum 5. 9?oöember 1806: t)gl. ^üffling'* S^rift: Operationdplan ber preu6ifc^::fäc^ft)c^en ^rmee 1806 ®. 108.

284 Q^tnnal Ttü^WnQ über bie Sanbrnel^r.

gong jum Scffcrcn mag er mo^I crft fpätcr tcifticl^ erwogen l^abcn. !Sag et i^n gefunben f)at, begeugt bai^ barifbare ^nbenfen aQer treuen ^nl^änger bed ^önigj» unb beiS ®taatö; ba^ begeugen (Sm. Söniglic^e ^ol^eit, welche feine SSerbienfte immer gu mürbigen mußten.

„9Bo nic^t bei gleid^er ©efo^r gleiche SSerbienfte bei^ S3omel^men wie bcg Ocringen, bci^ SUcid^en wie bei^ armen ftattfinben, wo t^ Seaften gibt, weld^e ni^ti», unb haften, welche aUed für \>a^ "M^ gemeine tl^un muffen, ha fann fici§ fein reiner ©cgriff bon SSaterlanb entwideln, unb wo ber nic^t ift, ba bleibt aUe Siebe gum f^önig ein bloger ®taubengartifeL

„98ie \)lxtten wir ben £hrieg fül^ren unb enbigen woHen o^ne bie Sanbwel^r, wetd^e fc^Ied^t belteibet, fc^Ied^t bewaffnet, in i^renuS^nnem fc^Ied^t geführt, bem f^eihbe fürd^tertic^er war atö aQe Sinientruppen : nic^t ald @oIbaten, nid^t oB Singeine unb 99ataiIIondmaffen, fonbem wegen i^rei^ moralifd^en @inbrudFiS, weil fie eine Station, nid^t in bem leichten aufwallen eineiS borüberge^enben ^ugenblidfd repräfentirte, fonbem in bem befonnenen Sntfc^Iug, boS ^o^ ber X^rannei obgu^ werfen unb i^rem legitimen Jtönig bie grei^eit gu geben, ein treueiS, i^n bere^renbei^ SSoIt glücflic^ gu machen, wie eiS früher war, ober im Stampfe untergugel^en.

„fragen @w. ^öniglic^e ^ol^eit gfranfreic^, @nglanb, Oftreid^, äfiuglanb, ob unfer fte^enbei^ ^eer fürchtet, unb bie (Sinftc^t^boUen werben erwibem, bag bie Jhtnft gu fed^ten je^t in (Suropa fo weit aui^gebilbet ift, bog auf bem ©c^Iac^tfelbe feine ^rmee bie anbere mc^r fürd^tet. aber fragen Sie biefelben 3Wenfc^cn, ob fie eS unter- nel^men, un^ mit unferm Sanbwel^rf^ftem unb unfrer allgemeinen j^onffription gu überwinben, unb fte werben eingeftel^en , bag ein ^eg mit uni^ ein ^öc^ft gewagte^ @piel ift, weil wir nid^td anberei^ mel^r führen fönnen atö 9tationaIfriege. 2)ag biefe ^nftd^ten in Suropa l^errf^en, ift feine S^corie. SWeine Srfa^rung l^ot mid^ barübcr belehrt.

„SBoHen ®w. ^önigli^e $o^eit fid^ babon übcrgeugen, fo frogcn Sie bie öftreic^ifc^en unb ruffif^en äRinifter, toa^ fie bon unferm flanbwel^rfljfteme beuten. 3Wan wirb ei^ afö ein berberblic^ei^ Softem fc^ilbem, bur^ wel^ei^ berJiönig feine äßac^t aui^ ben ^önben gibt; man wirb bie Srfinber biefci^ ©^ftemg SReboIutionörc nennen, unb um ©d^am^orft unb beu gürften ©taat^fanglcr gu fd^onen, wirb man fagen, bag fie burd^ bie 9iot^ unb bur^ falfc^e ©rünbe bagu uerleitet worben waren, greilid^ mag ^ ben ^erren gang unbequem

&tnetai ^üffUng über bte fianbioe^. 285

fein, fic^ fagen ju muffen : Doi^ Heine unbebeutenbe $reugen märe f o teic^t iu berechnen, ©eine f^inanjen erlauben il^m faum 150000 äßann in'i^ gelb ju [teilen, aber feine Sanbrne^reinrid^tung öffnet i^m un- erfc^öpflid^e Duetten. bi^ponirt über feine gefammte maffenfö^ige SWannfc^aft. Da^ 5ßriöatöermögen fü^rt bem ©taat getleibete, be- rooffnete ärmeen ju, welche mit iEapferfeit unb 95egeifterung fed^ten, mo i^r Äönig fie fü^rt, meil Vertrauen, ber ®Iaube unb ber freie SBitte einer fräftigen unb eblen Station fie gefc^affen f^at

„(£. St'. $. \)abe ic^ hiermit mein ®(auben^befenntnid über bie 2Snftitution ber i^anbmel^r abgelegt, unb id^ mug ^injufügen, bag (nai) meiner änfid^t) bon bem Soge, an roeld^em wir unfer Sanb^ mcl^rf^ftem in ein 93eurlaubtenf^ftem umwanbcin fottten, ber preufeifc^e Biaat in bie Kategorie jebe^ anbern (Staate^ ^erabfinft, ber 50 äRit lionen Zf^aUx (Sinna^me l^at, mäl^renb mir je^t auf einer ganj un« berechenbaren ^öl^e fte^en, ba feine bon atten unS umgebenbcn großen Stationen fö^ig ift, baS Sanbmel^rf^ftem in feinem ganjen moralifd^en Umfange einjufü^ren.

,r@ine onbere S^age ift: ob baj^ Sanbmel^rf^ftem bei uni^ ^ur SSottfommen^eit gebieten ift? Unb barauf ermibere id§ mit botter Uberjeugung: nein.

„S)ic jmei ^oupterforbemiffe biefei^ ©^ftemS finb: 1) S)ie 9lu§- fül^rung be8 ©efe^eS ber attgemeinen S)ienftpflid^tigfeit; 2) bie Sluf* re^t^aüung bei^ ©efe^eS, bag niemanb in bie Sanbme^r eingeftettt merben fann, ber nic^t jubor feine S)ienftpftic^t im fte^enben ^eere abgetl^an ^at S)iefe beiben ®efe^e finb ol^ngead^tet i^rer ^o^en äSic^tigfeit nic^t aufredet erl^alten, unb ed mug ba^er au§ biefem eingigen ©runbe baS gange ®ebäube gufammenftürgen.

„Sni 3ö^^c 181^ mürbe angenommen, bag ber preu^ifc^e ©taat jäl^rlid^ ca. 40000 einfteHung§fä^ige Jünglinge bon 20 ^al^ren ^abt, unb auf biefe SSermut^ung bie Berechnungen gur Formation gegrünbet, nad^ melc^er ca. 36000 SKann mit bem 39. iicbengja^re jäl^rlic^ i^rer S)ienftpf(i(^t entlaffen mürben. (£i^ \)at fid^ aber gegeigt, bog ac^t 2:aufentet ber Kopulation in unferm nörblic^en St'lima jäl^rlic^ aU 20iöl^rige Jünglinge einftettung^fäl^ig finb, folglich ber preugif^e ©taat über 80000 jä^rlic^ Sfonffribirtc ^at. S)a mon aber nic^t einmal 40000 äRenfd^en jö^rtid^ braucht, fo mugte man einmal nid^t, mad man mit ben übrigen 40000 anfangen fottte, fonbem man mugte auc^ nid^t, tDtii)t man gum S)ienft eingiel^en unb meiere man gurüdC^ laffen fottte.

286 &tnttal SMffling über bie fionbme^r.

^S)cr üorige ffricg^miniftct*) erflärtc fic^ öcgen boS Sofcn, eine Operation, meldte überall, mo Jfonffription eingeführt ift angeorbnet marb, ba fte ha^ einjige unparteiifd^e SRittel ift unb üom SJoIf ald ein Oottei^geric^t ongefe^en wirb. S)ie Scfiimmung , mie bie Seute eingejogen werben (nömlidö nac^ logen ber ®eburt), ift roillfürlid) unb unpaffenb; bie SSeftimmung, bag, wer nid^t im ftel^enben ^eer jum 3)icnft fömmt, in bie Sanbwe^r treten fott, wiberfpric^t einer gfunbamentalbebingung unb ber ganzen Crganifation ber Sanbwel^r. Slufeerbem ift eS eine $)erabfe^ung für ein c^renwertl^eS Korpi^, weld^eg aud geprüften SRännem befte^en foQ, burd^ biefe äßifc^ung aber feine 3uberläffigfeit berlicrt, inbem ed Weber bie SRittel befi^t, SRefruten gu bilben, nod^ i^ren moralifd^en SBert^ gu prüfen, fie ju ergießen unb, wenn fie untauglid^ ftnb, fie gu entfernen.

„S)er große Überfluß on SKenfd&en l^ot ferner Äommiffionen herbeigeführt, weld^e ^öudlid^e SSer^öItniffe beurtl^eilen. 3)iei^ möchte jWedfmögig fein, wenn eS fic^ barouf befc^ränfte, inwiefern Sanb« we^rmänner gu ben Übungen einguberufen finb; wenn ben Äom= mifftonen aber erlaubt ift, bei ber SinfteUung l^on B^^^njiGJä^^iQ^ti mitgureben, fo öffnet bai^ ber 3"trigue H^ür unb S^or unb löft bie gange ffonffription in eine neue fc^einbare, nid^t würfli(^e auf. S)cnn ber ©egriff aUgemeiner 3)ienftpflid^tigfeit ift mit bem einer 9luSna^mc gang unvereinbar, au§ bem einfad^en ®runbe, weil ber gange ©taot wo^I bie iBegünftigung eined Singeinen burc^ bai^ ®ange, aber nie burc^ einen anbem ®ingelnen gu tragen, fobcrn fann. 3n ber 83e= red^nung bei^ 3ia^rei? 1814 (ben fiinftigen SriegSetat betreffenb) lag ein gweiter großer gebier. S)ie ®elbmittel ftanben nid)t im SScr- l^ältniä mit ber projeftierten grieben^armec. S)ie erfte (Srfinbung, um ein ®Ieic^gewic^t ^erguftellen , bie ^iegSreferüe , i)ai i^re großen SKöngel. S^^^ fünftel beS ftel)enben §eereö fc^weben gwei Sa^r lang gwifd[)en biefem unb ber Canbn)el)r, ofine rec^t gu wiffen, wol^in fie gel^ören. S)ie gweite ©rfinbung, bie Beurlaubung, wiberfprid^t ber Seftimmung beS fte^enben §cere§, erfc^wert einen fc^nellen Über- gang au^ bem ^rieben gum ftriege, unb inbem bie S)ienftgeit t)on brei Sauren noc^ Verringert, bringt ei^ un§ alle SJac^t^eile, ol^ne bie SSortfieile einer folc^en Verringerung gu gewähren.

„@o finb alfo au§ bem einen geiler einer falfd^en ©erec^nung Diele onbere entftanben, welche unfer Äonftriptionö* unb Sanbwe^r-

0 ^oDen.

^enerol S^flffiing über bie ülanbne^r. 2S7

f^ftem ber Station unangenel^m mad^en muffen. äBenn btö je^t bie klagen barübet nid^t laut unb allgemein finb, fo ift bie Urfad^e, meil ed nod^ gu neu unb unbefannt ift bie Station aber nic^t boreilig über Singe abguurtl^eilen pflegt, tuelc^e fie nic^t genau fennt.

„@. S. $. I^aben nad^gemiefen, bag aU eine "S^lqt fehlerhafter Serec^nung ber Sanbrne^r-^nfanterie jä^rlic^ 11476 2Rann Srgänjung feilten. Siefe merben nac^ ber ledigen Sinrtd^tung ber Sanbmel^r aui^ ben 20iö^rigen DienftpfKd^tigen jugemiefen; ba aber bei ber ganjen Sanbme^r ein Slefrutene^erjieren nic^t bor^ergefel^en unb nic^t^ barauf organifiert ift, fo mug bied ®ef^öft burd^ Offijiere unb Unteroffigiere au^gefü^rt roerben, tpelc^e man bon ber Sinie ba^in lommanbirt. Sie Sinie ift gum @;ergieren ba, bie Sinie mug bai^ Cjergieren ber SRefruten in jebem fjatt beforgen, rooju olfo biefe unnü^e SBeitläufigfeit? SBarum nic^t bie SRefruten bei ber Sinie breffteren? Sic Dffijiere unb Unteroffigiere laffen fic^ ungern gur Sanbwcl^r fom* manbieren, fie glauben, fie muffen biefen S)ienft für anbere, nämlid^ für Unfäl^ige t^un, bie Sommanbeuri^^) beüagen fid^ barüber, bag i^re Offigierc unbrauc^bor finb (fo nennen fie eS), meil fie feine SRefruten brefperen fönnen, unb ben fianbmc^roffigieren fclbft mu§ eine 8ln^ fteQung berlgagt merben, in kpelc^er man Dinge Don i^nen fobert, meiere ba§ urfprünglid^e ®efe^ nic^t ermähnte unb meiere fie nid^t teiften fönnen.

„(&. £. $. merben mir gugefte^en, bag man ein unbergleid^Iid^er Selbfolbat fein fann, o^ne bog man bie jhinft berfte^t, Sflefruten ab^ guric^ten, unb umgefe^rt; enblic^ aber, bag gum f^elbfolbaten natura lieber SSerftanb, Siebe gum ^önig unb Saterlanb, berbunben mit gutem SBiQen, erforberlid^ ift, tpä^renb ber ftupibefte äßenfc^ mafc^inenmägig Stefruten abrichten lernt.

„SBir muffen öon unferen Sinienoffigieren fobem, bog fie beibeS finb : gclbf olbaten unb ©jergiermeifter, meil »ir gu einer anbem @in=: rid^tung nic^t reid^ genug finb; inbei^ gibt ei^ Armeen, bei roelc^en gor nid^t gefobcrt ttfirb, ba6 ber Offigicr bag SRefrutenbreffieren öer= ftel^t, g. 93. bie englifc^e !(rmee, bei melc^er ba^ Offtgiercorpg am Sage ber Sd^Iac^t fid^ atö eined ber audgegeic^netften l^on Suropo geigt. 8lui^ biefem ®runbe ift, menn gtpif(^en ben Dffigieren ber ßanbroel^r unb ber Sinie eine Siffereng über biefen ®egenftanb ent= fte^t, bie Sanbroel^r im ööttigen SRe^t.

0 ^ie (ommanbirenben Q^eneräle. Sgl. bie @(6rift: S)ie preugifd^e idanb- n^e^r in i^er (^ttoideiung ))on 1815 bid 1859 @. 28.

288 (Sktterat aRüffling über bie fianbioe^.

„3)o6 frü^crl^tn bei bet ßonbiDc^t eine SKenge Dffijiere angefteQt maren, tDeld^e nid^t bal^in gehört l^ötten, fann nic^t geleugnet metben; aUein ber ®runb, marum ei^ nid^t anberi^ fein tonnte, ift auc^ alt gemein befannt unb bereite gel^oben. Die Offisiercorpi^ ber fianbme^r ftnb j[e^t fd^on im ganjen gut unb betbeffem fic^ noc^ töglid^. äBenn bie Silagen ber Sommanbeuri^ nöl^er unterfuc^t roerben, fo läuft t& am @nbe barauf l^inauS, bag bie Sanbme^rofftjiere für bie ^xt^xtt^ unb griebeni^übungen menig brouc^bar finb. 2)ie§ mac^t aber bie Sanbme^rofft^iere in meinen Slugen nid^t fd^Iec^ter, meif e^ üoraui^^ jufe^en mar; menn übrigeni^ bie 93eftimmung gegeben mürbe, bag bet ^arabemarfd^ in einzelnen dügen unb bai^ Slbanciren in £inie bei ber Sanbme^r ganj wegfallen foUte, bagegen in äRaffen üorbei' marfc^irt unb in SRaffen aboncirt mürbe, fo brachte biei^ fogleic^ eine ScrfÖl^nung ber Offi}iere mit i^ren Sommanbeurd juftanbe. Sor bem flfeinb fann eine 3Raffe (93atailIondfolonne) bon einem tüchtigen Sommanbeur allein gefül^rt merben, unb menn man äRittel fänbe, ftd^ Sinienoffi}iere noc^ mol^Ifeiler bei ben Sanbmel^ren ju berfd^affen, eS mürbe mir unjmedhnägig fd^einen, ju benu^en. Die Sanbmel^r mu§ Dffijiere auS 3i^i'^cr^ftltniffen unb auö i^ren Shreifen l^aben.

„®. Xf. ^. erinnern fic^ unfre in Sumpen gefüllten Sanbme^ren be§ go^rei^ 1813. ^6) frage, mie bie Seute gef^rieen l^aben mürben, menn fic aug föniglic^cn Waffen befleibet morben mären? aber ftc fc^miegen unb trugen alle ©ntbel^rungen; benn fie mußten, bag i^re ^eife fie gefteüt, befleibet Ratten, ba§ fie il^re eignen Dffijiere Ratten unb etmaS ^nbrei^ maren afö bie Sinie.

„SBenn ein ffrieg entfielen foHte unb ber Jfönig labete fein SSolf ein, bie ©taotSfaffen mit freitoilligen ©eitrögen ju unterftü^en, ober er labete ein, bie Sanbme^ren ju befleiben, ift eS jmeifcl^aft, meld^ei^ üon beiben am freubigften aui^gefü^rt merben mürbe?

„SBenn S. SP. $. ^ier einen Säbel über öerfc^iebene unferer Sinrid^tungen ouggefproc^en finben, fo mürbe mir nod^ bie ^flid^t obliegen, anjugeben, mie bem äRongel abju^elfen fei. Um bied en detail auSjufü^ren, bebarf eg einer äßenge bon 3?ac^mcifungen, meiere id^ nic^t \^Qbt] bie Slnfid^ten im grogen überreid^e ic^ @. j{. $. in ber Einlage untertl^änig unb bin bereit, für alleS, maS bicfeö ^rojeft enthält, bie ®rünbe anjugeben. 68 ge^t barauf t)ert)or, bog, fo mic^tig unb cinflugreid^ ic^ biefe Stbänberungen auc^ l^alte,. eigent* lic^ feine Steuerungen, fonbem nur äRittel finb, um auf bad juerft gebadete treffli(^e ©d^arnl^orfffd^e Softem jurüdFguIommen, unb bag

&tntxai ^üffüng über bie Sanbtoe^r. 289

aUe^, IDQ^ id^ l^iet loorfd^Iage, (eid^t unb ol^ne Störung be$ ©angel^ bcr 3D?afc^incn ouggcfül^rt metbcn fann. 3^ fc^licfec mit beni SBunfd^, hai bicfc anflehten ©. S. $. ©cifoH crl^altcn möchten/'

Beilage.

^1) Angenommen, ba^ bie geftungen, meiere ber Staat ju feiner SSert^eibigung bebarf, gebaut ober armirt ftnb, bofe ba§ SKaterial ber 3lrmee on SBoffen aller 8lrt nebft i^ren SReferöen, an Selagerungötrain, an ©quipagen u. f. m. befc^afft ift, fo ergibt bie ©umme i^rer jäl^r* lid^en Unterl^altungSfoften nebft ber für 5ßenftonärg unb Snöaliben, ötgejogen öom iö^rlid^en 6tat beg SPriegöminifterii bie ©umme, welche jur ßr^altung ber 9trmee übrig bleibt.

„2) ®a§ fte^enbe ^eer wirb ööHig aug biefen ©taatSfaffen erhalten.

.fSu» ^rieben ift a. bie Infanterie in jmeiiö^riger ununterbrochener Dienftjeit eben fo loeit ju bringen a(^ bei bcr jefeigen breijö^rigen ©ienftjeit mit il^ren 9Kobifi!ationcn ber ^Beurlaubung unb früheren (Sntlaffung, maS auc^ bie S^ommanbeurS bagegen fagen mögen. @d bleibe bal^er feftgefe^t für ein ©ecl^gte( ber Infanterie (jum Sel^uf ber Unteroffijiere) eine fed^^jö^rige Sapitulationgjeit, für fünf ©cc^ötel eine jmeiiäl^rige S)ienftjeit *). b. S)ie Äaüalleric bebarf einer längeren 3)ienftjeit, menn fte nic^t gteic^ beim 3tu§bruc^ eincS Stieget ben gemanbteren unb gefc^icfteren fiadalleriften ein Cpfer werben fott. @ec^§ Sa^re ununterbrod^ene Sienftjeit ift nac^ bem Urtl^eil aQer einftd^t^loollen J{at)aUeriften DöUig ^inrcic^enb, um einen gefunben mit ber ^ferbemartung unb bem JRcitcn befannten 3Rann auSjubilben. Xie j^aüallerie f)at ba^er ba^ SSorrec^t eined fed^Sjöl^rigen SnroQe- mentiJ (wobei bie ©nrottirten bie ^nfic^erung erhalten, nad^ abgelaufener 3eit nur noc^ dier 3a^r in ber Sanbme^r ju bleuen). @ie ift je« boc^ üerpfUc^tet, jöl^rlic^ ein Sec^i^tel i^rer 9Rannfd^aft ju entlaffen. Sollten fic^ nic^t ^inreid^enb (Snrollirte finben, fo wirb baö 3Wanque= ment burc^ Dienftpftic^tigc gebecft. c. S)ie Artillerie bebarf einer vierjährigen S)ienftjeit, welche i^r bei \i)xem Sanbwc^rbicnft boppelt angerechnet wirb. S)a? ßnroUiren ift auc^ i)kx geftattet; eS muß jebod^ iö^rlid^ ein SSiertcl entlaffen loerben. d. S)ie ^ioniere be^^ bürfeu ein ©e^^tcl il^rer 9JZannfd^aft (für bie Unteroffijiere) mit fcd^^

*) „8tx>n iBclleibungcn für bie 3)icnftjcit im fte^nben ^ecr unb in bcr Sanbtoe^r erften Aufgebots finb böQig audretc^enb."

WvtiW Seitfc^rift 9i. iy. »b. XXXIV. 19

290 Qknttoi 9tüPng über Me Sanbtoe^.

jäl^riger ^ienftjeit, unb fünf @ec^l^tel bienen mie bie Infanterie jmei ^äf^xt.

„S) Xie Sanbmel^r bom erften Aufgebot erhält i^re fämmtUd^e SRannfd^aft bom ftel^enben ^eere, barf nie einen anbem äRann ein- fteQen, ^ot eine Sienftjeit bon fec^i^ Sauren, bie S^oboIIerie nnb SrtiUerie andgenommen, roeld^e nur bier Sa^re bienen, unb bleibt in i^rcr Otganifotion, Übung u. f. »., mie fie bii^ jefct befte^t, mit ber Sudna^me, bog aQe freiwilligen @onntagdübungen megfoUen.

„4) Die fitiegSreferbe beftel^t aui^ ben Seuten, meiere nid^t in'§ fte^enbe ^eer treten, fonbem iä^tlic^ bon ber ffiinfteHung übrig bleiben. @ie werben in ben SRefrutierungi^bejirfen in fo biel Snfanterieregi* menter, SataiQond unb Kompagnien ber Sinieninfanterie geteilt, aU biefe S3ejirie ju berforgen ^aben, unb bei biefen SRegimcntem in ben Siften atö ^egdteferbe geführt. 3^re 3^^! if^ unbeftimmt unb richtet fic^ nad^ ber Kopulation. @ie werben, fobalb fie auf bie Siften fommen, auf 14 2:age eingebogen, eferjiett, fobann entlaffen auf Orbre unb fommen iä^rlic^ ju einer 14tägigen Übung bei i^ren fifompagnien ein. @ie erl^alten feine 99efleibung, bie @taatdfaffen jaulen i^nen mäl^renb ber Übungdjeit feinen @oIb^), unb fie fte^en ad^t Sa^te lang in biefem SSer^ältnid, mo fie bann in bie Sanbrnel^r beS jmciten äufgebotö treten. ^\)xe 95eftimmung ift, bei einem au§» bred^enben ^iege ^ur J^omplettirung ober jum (Srfa^ bed ^eerei^, ^u Irainfolbaten k. ju bienen. SBenn fie mirflid^ eintreten, fo erl^alten fie 3Rontirung unb @oIb bom @taat. 99id bal^in finb fie, ma§ unfere !(fTümper maren.

„5) Die Sanbme^r jmciten Aufgebots befte^t aui^ allen SRännem, meldte aui^ ber SfriegSreferbe unb ber Sanbmc^r erften Stufgcbote entlaffen finb, auiSgenommen ber KabaUerie, melc^er megen i^reiS fd^mereren DienfteS bie 3a^re ber Dienftjeit boppelt angerechnet wirb. %[ud^ bient bie SlrtiUerie nur l^alb fo lange in biefem Aufgebot otö bie Snfanterie. Die§ Aufgebot ift, mic jefct, in SRegimenter ein« getl^eilt, bient nur im Snianb, fommt nic^t ju Übungen jufammen, bient nur bil^ jum 40. Sal^r unb mirb nic^t befleibet. @S ^at feine KabaQerie.

„6) SRad^ biefem SBebürfnii^ mug bie Slefrutierung regulirt merben, unb jmar folgenbermagen:

M ^^er UnDermdgenbe bebarf einer StaturalDetpflegung, lamt aber oud) nic()t me^r forbem."

Qk^ttal Stüffling fiber ble Sanbtoe^. 291

«@obaIb iäl^rltd^ bie einf^OungiSffi^tge SRamtfd^aft bon ber bienft^ unfähigen abgefonbert tft, entfd^eibet bod £od, meldte 2)tenftpfltcl^tigen jum fte^enben ^eer unb meldte jur Shdegdreferbe fommeit. S93enn ^(^ Seute ftnben, meldte freimiEig ouiS ber ^egiSreferbe in'iS ftel^enbe ^er treten, f o lonn bied gefd^el^en, unb bagegen ebenfo biet au^ bem fte^enben ^eer jur JhriegiSreferbe übertreten, ba ed bem Staate gleic^ gältig fein lann, mo jeber Stenftpflid^tige bient.

«S)ie ^egl^referbe mirb auf ber SteOe in tl^ompagnien getl^eilt, unb bie Siften babon formirt.

«@oQen aud ber SMegdreferbe ftomplettirungen bei einem aud< bred^enben t^ege ftattfinben, fo loft bie ftriegl^referbe fompagniemeife bie 3^^^ berjenigen aui^, meldte eintreten. ®ttf)i bie Srmee mä^renb ber iäl^rlic^en Su^l^ebungdjeit im Selbe, fo fann feine (£nt(affung ber ouiSgebienten fieute unb feine SiebereinfteQung bafür ftattfinben. 2)ie neuen unb einfteDungdföl^igen 3)ienfipflic^tigen werben bal^er fämmt« lid^ unter bem 2:itel jmeiter Sfriegl^referoe aufge^eid^net, bamit, f obalb bie gefe^lic^en @nt(ajfungen ftattfinben fönnen, bie SPompIettirung aud biefer jmeiten Ihriegi^referoe gefd^iel^t, bagegen ber laufenbe Abgang roäl^renb t>e^ ^iegei^ burc^ bie erfte SPriegdreferbe gebedt mirb.

„7) SBcnn bie «bfid^t märe, im grieben circa 100000 9»ann Sinientruppen nad^ einer imedfmägigen SSert^eilung ber berfd^iebenen SBaffen ^u polten, fo mürbe bied nad^ bem SSorl^erge^enben fo ju ftel^en fommen.

60000 Vt. Sin.^'Snfant. gibt 160000 m. Sonb». 1. 9(ufg., Summa 220000 ^.

21600 ^ Äaüaücric U440 , ^ 36000

UOOO artifleric 14000 ^ , 28000

2000 ^ Pionier 6300 ,, ^ ^ . . 7800 ^

97600 Vt. Stnientruppen, 193700 Vt. 2anhw. 1. ^utg., Summa 291 300 SDt. Ihieg«refert)e 348700 "St., Summa Summarum 640000 Sßt.

ol^ne ba« Aufgebot jmeiter klaffe, meiere« auf 1000000 3Slam on^ jufc^Iagen ift.

19<

Sitetatittieti^t.

Siterorifc^c unb ^iftorifc^c go^ft^nö^" h^ ?lriflotclcg' lid^'aion' no- Xireia. $on «bolf Satter, ^ünc^en, (£. $. $ecf. 1891.

SReuc gunbc pflegen in ber Siegel übcrfc^ä^t ju werben. SBenn ein fold^er gunb doHcnbg ben Spornen be§ 2lriftotele§ on ber ©tirn trftgt, mirb boi^ boppelt ber SaK fein. @tecft un§ boc^ allen nod^ etwaig t)on bem SRcfpefte ber ©c^oloftif für i^ren großen SKeifter im S3lute, unb eS foftet ung eine gemiffe Stnftrengung, unfere fritifd^e Unbefangenl^eit einer folc^en 9Iutorität gegenüber ju magren.

Der S3f. i)ai nic^t öermoc^t, fic^ öon bicfem Sonne ju be= freien. ®r l^ält eg faum ber SWü^e toexti), ju unterfud^en, mo^er benn Slriftoteleö, ober mer immer bie l^l&r/yaiwt' noXueia gefc^rieben ^aben mag, feine 9tngoben über bie SSerfoffung^gefd^ic^te Slt^eng ge= fc^öpft l^at; mit einigen Semerfungen geinter über biefe gfunbamental« frage ^inroeg. S)o§ Slriftoteleg fein $)iftori!er war, ba^ er am 6nbe be§ 4. 3fl^T^^iinbertä fc^rieb, alfo für ba§ 5., unb nun gar für boiJ 6. unb 7. Sö^^^w^i^ctt not^menbigenoeife tjon ber i^m dorliegenben Überlieferung abhängig war, baä fümmert i^n nid^t.

Sie Srgebniffe finb benn auc^ entfprec^enb aufgefallen. 2)ie gan^ mert^lofe ^nefbote, wonach !£^emiftoflei^ in SSerbinbung mit (Sp^ialteiS im '^ai)xt 462/1 bie äRac^t be^ Slreopagö geftürjt ^aben foH, wirb für ben S3f. jum SIngelpuntt ber ganjen S^ronologie be§ 3^it^öum8 don ben ^erferfriegen ^\im peloponnefi[d^en Kriege. S)o§ babei alle anberweitig überlieferten c^ronologifd^en eingaben auf ben Äopf ge* ftetlt werben, mac^t i^n nid^t irre, ©ie werben einfad^ für wert^loS ertlört ober, wo ha^ nic^t angebt, wie bei Sl^ut^bibe^, bie entgegen^ ftel^enben Sa^l^'i i^wrc^ ffonjettur befeitigt. ?luf eine SBiberlegung ber cinjelnen ?lnfä^e einjuge^en, ju benen 95auer bei biefer üRet^obe gelangt, ift I/icr nic^t ber Crt, JRef. tiberlägt biefe leidste Wkf)t

^ellad. 293

flcnt anbcm. 3?ur jmei ^auptpunfte möd^te er ^ettjorl^eben. SBcttn I^cmiftofleS mirflic^ im ©ommer 462 bcn Slreopag ftürjtc, fo ift bod^ ctJibent, bafe er bomit jum mac^tigfien SWann in Stilen mcrben mu^tc. SBic ift bonii bcnfbar, moö 95. annimmt unb feinem d^xono^ loflifc^en Softem ju Siebe onnel^men mu^, bafe er im näd^ften grü^- JQ^r burc^ ben Dftraüi^moö öerbannt mürbe? ^öd^ftcn^ ein ööHiger SRiSerfoIö feiner äußeren ^olitif märe im ©tanbe, feinen ©turj ju erflären; mir miffen aber beftimmt, baß Sitten in biefer 3^it einen fold^en SKißerfoIö nic^t erlitten ^ot. Unb femer ift e^ ganj un* öcrftänblic^, mie berSreopQö ßeftürjt merben fonnte, fo lange ^mon auf ber ^ö^c feiner äRac^t ftanb. S)iefe leitenbe ©teHung ^at er aber erft infolge be§ Qn^e^ nad^ Strome öerloren, ber, mie auc^ S3f. jugibt, erft nac^ bem Dftrafi§mo§ be§ Jl^emiftofleS foHt. 5luc^ muß 9tef. an jebe c^ronologifc^e iBebanblung ber ^entefontetie bie Sorberung fteHen, bafe bem fünfjährigen SBaffenftillftanb feine tjotte Dauer gemaljrt bleibt; benn mir ^aben aud^ nic^t ben Schein eined OrunbeS ju ber ^nna^me, baß bie ©Jjartaner biefen SSertrag gc*. brod^en l^ätten. @i^ l^at alfo bei ber bii^^l^erigen S^ronologie biefer ®reigniffe ju bleiben; 9lriftotele§ öerbanfen mir nur bie aüerbingi^ fcl^r ermünfc^te unb burd^auS glaubmürbige ?lngabe, baß bie S3er*. foRungSr^form be§ ©pl^ialteg in baS ^al^r 462/1 gehört, mä^renb mir und bis jefet mit ber runben 93eftimmung „um 460" begnügen: mußten. 6ben biefe Übereinftimmung aber ift ein neuer 95emeiä bafür, baß bie ©rmägungen, auf ®runb beren mir ju biefem Slnfofc gelangt maren, richtig finb, unb bamit überhaupt bie ganje bisherige ®^ronoIogie biefer 3"^^^-

9Jic^t beffer fte^t ed mit bem jtpeiten „feften SRarlftein für bie, (Scfd^id^te biefe§ SeitraumÄ" (©. 74 f.), ben mir angeblid^ ber !</^- yaiMr nohxtia derbanfen foHen. 9triftoteleg erjäl^lt nämlid^ (26, ©.74), öon ber auf ^erifleg' ?lntrag befc^Ioffenen ©rfd^merung in ber 3"^. laffung jnm at^enifd^en Säürgerred^t unb fc^ließt baran ben Serid^t, über bie gefammte poütifc^e S^ätigteit biefeS ©taatSmanneS mit ben SSorten: ^ni dt ravja nQoq xh drfjuaytüyiiy iX&ovrog UegixXhvg, ©Ott bal^ Reißen, baß ^erifleS erft nad^ 450 ju leitenbem ©influß gelangte, fo ift eS nichts 5Reue§; t)eißt aber, mie 95. meint, baß ^etitleS „fid^ erft in ben Sötten tjon 451/0 an politifd^ jU bet^ätigen begann", fo ift eg falfc^, unb im SBiberfpruc^ mit 8triftoteIe§' eigenen , Angaben, bie ben 93eginn t)on ^erifle^5* politifd^er Ibätigfeit l^ö^er ^inauffc^ieben, ma« 93. felbft jujugebcn ge^mungen ift (©. 76).

294 Siteraturberic^.

SSf. gel^t bann über ju einer oudfü^rlid^en Sefprec^ung ber atttfd^en ^olttif im 5. Sa^r^unbert, morin il^m 9tef. l^ier nic^t folgen fann; er mürbe faft gegen jebe einjelne Se^ouptung Sinfpruc^ er« ^eben muffen. 3lux auf einen ^unft foD ^ier eingegangen merben, ba er ben 9fief. perfönlid^ berührt, unb baneben auc^ für bie SRet^obe bei» Sf. d^araheriftifc^ ift. 99. meint (@. 147) „bie mobeme Sotfd^ung l^abe bie 2:enben}, bie 99et)ölferungdia^(en (sie) Streng l)erabiubrü(fen. @ie befinbe fid^ babei aber ouf einem ^rrmege; bal^ betpeife je^t bed SriftoteM' ^[ngabe, t>a^ um bie Wittt bed 5. ^a^r^unbertd 20000 Kt^ener oonSmtd« unb ®ericl^töf olb gelebt ^aben, unb bieS^atfad^e, bag oud^ Kriftotelei^ bie 99emannung einer Xriere mit 200 äRann bemigt". 3lun, t^ i)ai bod^ auger Sreufing, bem man bai^ otö einem 3lx6)U fad^monn gern ju gute galten mirb, niemanb baran ge^meifelt, bag bie t)oEiä6(ige Bemannung einer friere na^e an 200 3Rann betragen ]§at; rotx ed aber nid^t toix^U, mürbe el^ aud ber 14&. noX. nid^t lernen, benn bort fte^t nid^ti^ barüber, ed fte^t nur in ben 9n« merfungen ßen^on'iS. 2)a aber bie at^enifd^e Slotte im 5. ^affx» ^unbert befanntltd^ jum größten 3^et( mit augerl^alb Sittifad an« gemorbenen Wuberem bemannt mar, fo ift bie Qai)l ber bon Stilen aufgefteOten @d^iffe für bie gfrage nad^ ber 9et)ö(terung "üttita'^ tioKftttnbig gleid^gültig. g[emer glaubtt 9tef. oQerbingd bemiefen ju l^aben, bag bie @IIat)enia^I St^eni^ meit l^inter ^oedV^ Snnol^men iurüdblieb; aber er l^at gleid^seitig betont, bag bie Sürgerjal^I im 5. Sal^r^unbert betröd^tlic^ l^d^er gemefen fein muffe atö Soedf^ meinte. Unb nur auf bie bürgerliche 9et)ölferung bejie^t fic^ bie Sered^nung bei Sriftoteied c. 24, bie übrigeni^ feine^megd, mie ber 93f. glaubt (@. 136), auf einer «.urtunblid^en 3ufammenfteDung" beruht, fonbern ium großen 3^eil au& X^uf. 2, 13 audgefd^rieben ift. Unb märe ed, mie ber S3f. meint: marum foQen benn bei einer Sürgerja^I oon 80000—35000 nid^t 20000 auf @taatl»Ioften gelebt ^aben? & maren ja bie Sünbner, bie jaulten.

& ftel^en aber nod^ bebentlid^ere 3)inge in bem Suc^e. @o fe^t 9. bie ©d^Iac^t bei »mito^, bie mie aObefannt im grü^ja^r 410, alfo im attifd^en Srd^ontenja^r 411/0 gef erlagen morben ift in bai^ folgenbe ga^r 410/9 (@. 168). Unb jmar ift bad fein SSerfe^en, benn S3f. baut barauf eine lange (Erörterung. 9(uc^ an ben „Sloften" bed ftleibemod (Fr. 24) Snftog ^u nel^men, tommt il^m nic^t in ben @inn (@. 155 A). äBenn er bad SHd^tige, mal» fe^r na^e liegt, nid^t felbft iu ftnben Dermod^te, fo l^fttte i^n ein fdüd in ßaibel'0 Snbq

t^ellaS. 295

ittm Stl^enaeoiS barfiber belel^ren lönnen. Unb n)a$ foQ man baju jagen, wenn @. 144 bel^auptct roirb, eS feien infolge ber perifleifc^en ^olitif ^aÖ S^begriff be§ ottifd^en ©ürgcrt^umg immer mel^r bie in Ätl^en [b. ^. in ber ©tabt 9tt^en]Jebenben Athener betrad^tet worben?" SReint SSf. benn mirflid^ il^ a^tfoTy caroty (fo gefpcrrt gebrudft) ^ieße „öon in ber ©tabt lebcnben ©Item?" Unb wennnid^t, mamm citirt er bie ©tette? Überrafc^enb ift aud^ bie ©ntbedfung, 5ßeriHel^, ber SSoHenbcr ber attifc^en S)emofratie, ^abe eigentlid^ ganj biefelben politifd^en gicl^ öerfolgt, mie X^examem^, ber biefe 3)emofratie jwei^ mal ju ftürjen öerfud^t ^ai (@. 145).

9tef. möd^te nun jum ©c^Iug nod^ feine eigene Slnftd^t über bie Bebeutung ber I4dijyalü)y nohreia awSfpred^en; benn nur um Äri« \ioitW miden ffat er ftc^ geftattet, bie ®ebulb beiS £efer§ fo lange in Snfprud^ ju nehmen. 2)er bei weitem n)ert^t)oIIfte X^eit ber ©d^rift fc^eint il^m bie f^ftematifd^e 3)arfteIIung ber SSerfaffung Ätl^eni^ im 4. 3<^^^^unbert, bie ja aud^ für Sriftoteied felbft bie ^auptfac^e mar. 3)er t)erfaffungdgefd^ic^t(i^e X^eil bagegen ift t^ mug boc^ einmal gefagt merben eine rec^t nad^Iäfftg gearbeitete Kompilation. Dc3 Snod^engerüft bafür ift einer Stt^id entnommen, unb bie baraui^ gefioffenen, furj unb fad^Iid^ gehaltenen eingaben finb benn auc^ bei meitem ba§ Sefte barin. Sn fie fc^tiegen fid^ Slui^jüge aul^ einer SReil^e t)on ^iftorifem. 2)a mir bie mid^tigften biefer OueQen, ^erobot, Z^uf^bibed, £enop^on noc^ befi^en, fo ift bie «[ui^beute, bie mir aul^ biefem 2:^eile ber IloXmia gewinnen, nid^t aQju bebeutenb; bad @ntt ift oft nic^t neu, unb bai^ Sfeue nic^t gut. ^öc^ft ermünfd^t Pub natürlich bie, leiber fe^r f parlieren, neuen Fragmente ©olon'i^; bie 3)arfteIIung aber, bie Srtftotetei^ baran fnüpft, ^at il^re ^aupt^ bebeutung baburc^, ba^ fte mieber einmal bemeift, mie man im 4. Sal^r* ^unbert t)on ©oIon'§ Sieformen im mefentlic^en nur bal^ mu^te, mal^ er felbft in feinen ©ebic^ten gefagt \)aitt. Der Mbfc^nitt über Drafon ift faft burc^au§ miSfürlid^e jfonftruftton unb barum ^iftorifc^ mert^Ioi^ ober ^öc^fteng für bie ©rfenntnig ber guftänbe in fpäterer 3eit ^u öermenben. 3)ie DarfteUung ber I^rannüJ be§ ^ßeififtratoS ftel^t unter bem (Enflufe ^erobof 8, fo bafe aUc ©nwänbe, bie beffen 95erid^t gegenüber erl^oben morben finb, auc^ gegenüber ber ^/^. noX. i^re (Seltung bel^alten. Die Slbmeic^ungen t)on ben biiS^er befannten c^ronologifd^en Änföfeen jeigen auf« neue, bafe ed barüber eine wirf« Kd^e Überlieferung nic^t gegeben ^at. Beloch.

296 Siterahtrberic^t.

The Greek World under Koman Sway, from Polybius to Plutarch. By J. B. Mahafl^. London, Macmillan and Co. 1890.

?ßrof. SDZa^afftj gibt uu§ in bicfem Sanbe bic Sortfc^ung feiner griec^ifc^cn ftultutgefc^icl^te für bie brei crften ^ö^rl^unbertc ber römifc^en $)err}c^aft im l^effenifd^en Cftcn, bii^ jum Steflicrung^antritte $)abriQn'l^. SBie in bcn beibcn früher erfc^icnenen I^eilen (Social Life in Greece from Homer to Menander unb Greek Life and Thought from the Age of Alexander to the Roman Conquest) entwirft ber SSf. eine Steige feffeinber Silber au^ bem Seben be§ t)on if)m bel^anbelten 3eitraum^. 3)ie Uterorifc^en CueUen, gried^ifc^e wie römifd^e, finb im allgemeinen rec^t forgfältig ouSgebeutet, bie ^nfc^riften unb bie ard^äologifc^en 9Konumente t)ieDeic^t nic^t in gleichem äRage. 2)Qg manche 93e^Quptiingen jum äBiberfpruc^ ^eroudforbem, ift natürlich, }. 99. bie Semerfungen über bie altere gried^ifd^e unb p^önififd^e kolonifation, bie überhaupt etwa^ oui^ bem Statuten be§ 99ud^e$ ^eraui^faHen (©. 197 ff.), «ud^ Witt 9{ef. fd^einen, afö ob 2Jf. über ber Setrad^tung beiS ^eQeni^mu^ in ben eiujelnen fiaubfc^aften ben Slicf auf ba^ ®an}e, me^r aU gut wäre, derloren gegangen fei. Snfolgebeffen fommen oiele Srfc^einungen im geiftigen üebcn ber 3ett nid^t jur rechten ®e(tung, ober bod^ nid^t am redeten Ort. @o bie otticiftifc^e Sienaiffance unter StuguftuS, bie nad^^er bei ber ^t^^ fpred^ung be« Dion C^rljfoftomoS furj berüfjrt wirb (@. 382 ff.). Überhaupt ift bie gried^ifd^e SBiffenfc^aft rec^t fpärlic^ be^anbelt, wie übrigen^ fc^on in bem dor^ergel^enben Sanbe über bie ale^anbrinifc^e 3eit; felbft öon ber ?ßf)ilofopl^ie ift eigentlich nur in i^rem ©influg auf bie römifc^e ©cfellfd^aft bie SRebe. SSon ber bilbenben Äunft l^ören wir fo gut wie gar nichts, unb don ber SBirt^fc^aft^gefc^ic^te fel^r wenig ; bod^ baÄ le^tere finb wir ja leiber gewöl^nt. ^a§ ©briften- tl^um l^at S3f. mit 9(bftc^t oon feiner 2)arftellung au^gefc^Ioffen, ba eiJ erft im Saufe beg 2. ^a^rl^unbertö jur weltbewegenben äRad^t geworben ift; aber bie rcligiöfe 95ewegung, welche bem neuen ®Iaubcn ben SBeg bal^nte, f)ättt boc^ eine weit einge^enbere unb tiefer ein* bringenbe SSe^anblung öcrbient atö il^r auf @. 179—188 ju S^cil wirb. Snbei^, jeber ©d^riftfteller t)at baS Siecht, beurt^eilt ju werben nac^ bem, xoa^ er bietet, nid^t nac^ bem, roa^ er nac^ ber 'anficht anberer Diedeic^t ^ätte bieten lönnen. Unb fo fc^Iiegt 9tef. Denn mit bem Slu^brucfe be§ S)an!e§ für bie öiclfac^e Anregung, bie er, wie a\i^ ben früheren, fo auc^ au§ biefem neuen SBerfe iperm 9Jia^aff^'g gefc^öpft l^at. Beloch.

?lltert5um (9lom). XVI. ^a^rl^unbcrt. 2W

Public Lands and Agrarian Laws of the Roman Republic. By Andrew Stephenson. Baltimore 1891.

^uSjug aud: John Hopkins XJniversity Studies in historical and political science, ninth series VII Vni.

S5f. betritt mit bicfcr Sttbcit offenbot ein ®ebiet, ba§ bem eigent^» lid^en Jfreife feiner ©tubien fem liegt. ®q6 er fein ^^ilologc ift, jeigen fd^on bie inforreften griec^ifc^en Sitate ober gormen mie Mi- cenum (für Misenum @. 64) Calles (für Cales ©. 61) 2C. Sticht beffer fte^t eS mit ber Siteraturfenntniö; fie befc^rönft fid^ im tt)ef ent- ließen auf bie befannten römifd^en ®efcßicßten, mie SWommfen, Sßne, ?[moIb, Duru^ nnb cixoa nocb SRorquarbt'i^ ©taatöaltert^ümer. ©elbft 3)Jommfen'§ ©toatSred^t e^iftirt für bcn SSf. nid^t, unb bie jaßlreid^en ©pe^^ialunterfud^ungen über feinen ©egenftonb natürlidß ebenfo menig. S3f. i)ai benn aud^ nid^t öermod^t, oon ben politifd^en unb fojiolen IMtönben gtöHenS bi^ jum ©ojialfrieg ficß ein ric^tige^, ober anij nur ein f(are^ Silb ju machen, unb ed mimmelt t)on groben SSerfeßen unb äRi^öerftänbniffen. Sgl. 5. 53. bie SabeHen auf ©. 60/61. 9ftef. l^ot fid^ öergeblid^ bemüßt, in ber ©dßrift einen braudßbaren originalen ©ebanfen ju finben ober überhaupt irgenb etroaS, ba§ bie SBiffenfcßaft förberte. Beloch.

Les conjurations des La Marck form^es ä Li^ge contre Charles- Quint. Par le Baron J. de Ghestret de Haneffe. Brüssel, Hayez. 1891.

«13 granj I. 1540 jum 3tt)edfe ber Sefömpfung Starr? V. Untere ßanblungen mit bem .^erjoge t)on ^nüif anfnüpfte, mu^te ißm ber ©efife be§ 53iötßum§ fiütticß feiner geograpßifcßen Soge megen üon boßem SBertße fein. 3)a§felbe ftonb inbeffen infolge eine? 1518 ob* gcfcßloffenen Defenfiüöertrageä in enger SSerbinbung mit bem ffioifer; jubcm roor ber bomalige ©ifcßof, tSorneiße be Sergße§, ein treuer ?lnßttnger be? le^teren.

3?id^t?beftomeniger gab in Öüttid^ eine Si^ouä I. ergebene Partei, an ißrer Spifce mehrere Slngeßörige ber gomilie So SKordf, t)or oHem ber 26 iößrige eßrgeijige SBilßelm, ftononifu? t)on ©t. 2am- bert, ein Snfel jene? berüchtigten Sanglier des Ardennes, ben SRoji» milion I. 1485 auf bem ©cßoff ot (jotte t)erbluten loffen, boneben jmei feiner 95rüber unb ein SBetter. S3on biefen gingen öerfcßiebene SScrfudße ou?, ©tobt unb 93i?tßum gronfreidß in bie ^önbe 5U fpielen, mcldße inbeffen fämmtlicß feßtfdßlugen.

298 Sttcraturben(^t.

äSä^renb in bem äSerfe loon @i^apeaut)tlle, Gesta pontificum lieodiensium , bicfe Unternehmungen nur futj gcftteift finb, unb ouc^ bie 1887 erfd^ienene @d^rtft t)on Sond^aQ, De Tattitude des »ouverains des Pays-Bas k l'^gard du pays de Lifege au 16« sifecle bicfelben nic^t erfd^öpfenb bcl^ohbelt, ftnben mir in ber öorliegenben Unterfud^ung eine einge^enbe ©orfteHung ber betreffcnbcn SSorgängc, wcld^c Quf bem fürjHc^ öeröffentlid^cn Urfunbenmerfc t)on ffi. bc SWor- ncffc, La principaut^ de Lifege et les Pays-Bas au 16® siöcle berul^t. HoUaender.

Über ben Sh ^^^^ ^<^^^'^ V. gegen 9((g{er. $on •. S^ttrla. ^ten, Ztnüp§^lr). 1890.

3)er SSf. befd^äftigt ftd^ öon neuem mit ber gfroge, ob fiaifer Jfarl V. toirflid^ bie ©d^ulb an bem Unglüdfe feiner glotte unb feine« ^eered t)or SIgier trifft, unb glaubt nad^ forgfttltiger ^ßrüfung aQer ÖueQen biefed t)emeinen ju muffen.

Ser ®ang feiner 3)arlegungen ift ber folgenbe: @pätefteni^ im gfrül^ia^r 1541 ^at ber ^aifer Slüftungi^befe^Ie nac^ Stolien unb Spanien ergel^en laffen. S3on ben t)erfd^iebenften Seiten mürbe i^m freiließ t)on bem 3^0^ "Qcb Algier abgeratl^en, r>ox aQem t)on Sn« breoi^ Doria, ba biefer für feine SSaterftabt ®enua einen 9(ngriff ber türfifd^en fjlotte, fomie einen fold^en feitenö granfreic^S fürd^tete. Snbermeitig mürbe auc^ bie bro^enbe 2^ürfengefal^r in Ungarn \)tx^ öorge^oben. Der Saifer aber glaubte trofcbem auf feiner Unter* ne^mung befte^en ju muffen, au§ 9tüdffid^t auf Spanien, 9{eapel unb ©icilien, meiere fortbauemb ^ftenplünberungen feiten« ber algierifc^en Seeräuber auögefefct maren. 3)er ^auptbormurf, ber bem JJaifer gemad^t mürbe, ba^ er nämlic^ ben ^afen t)on Spejjia ^u einer ungünftigen Sa^reÖ^eit derlaffcn ^abe, fällt auf Änbrea« S)oria jurüd, ber nac^ einer 9?otij bei SepulDebo rem tarn negligenter admini- stravit, ut ejus (Caroli) profectionem plus quam mensem mora- retur. SBenn ber ffiaifer nun tro^ ber großen SSerjögerung auf gut ®Iüdf ben Qn^ unternahm, fo ift bie« bamit ju cntfc^ulbigen, bafe glotte unb ipcer, beren 2tu«rüftung fo öiel Jtoftcn öerurfac^t Ratten, anbcrmeitig nid^t l^ättcn öermcnbet merben fönnen, ferner, bag er ftc^ barauf gefaxt machen mugtc, im nöc^ften 3^^^^ ^i^ ®tat^* Algier burd^ umfaffenbe Sortierungen ber 5ßforte gegen jeben Angriff ge« fid^ert tjorjufinben.

?)er 5?f. gc^t fobann auf bie angeblid^en gfe^Icr beS ffaifer« bei

XVI. Sfo^t^ttitbert 899

ber Sanbung felbfl ein, namentltd^ bag er ntd^t gletd^ieitig mit ben Zxupptn antf) SRunition, Artillerie unb Sebendmittel au^gefd^ifft ^ätte. Äud^ l^ier wirb ber ßaifer u. o. gegenüber einer neueren @ci^rift t>on ®rammont, Relation de Texp^dition de Charles-Quint contre Alger etc. bomit entfd^ulbigt, baß er l^ierbei nod^ roo^lüber* legtem ^lone gel^anbelt ^obe, ber aber burc^ ein 9{aturereigni^, einen @turm, unt)ermut]^et burc^freujt morben fei. Übrigend ^ätte ber burd^ ben festeren ^erbeigefül^rte große SSerluft burcb fad^gemäße S3or^ fel^rungen feiten« ÄnbreaÖ S)oria*i^ geminbert werben fönnen.

3n einem jmeiten X^eile gibt ber S3f. eine Überfielt unb ein<> gel^enbe Shntif bei^ gefammten über ben 3^0 ^^^ 9((gier auf und gefommenen OueDenmateriafö.

3m Anl^ang merben einige SlttenftüdFe au« bem SBiener unb Florentiner Srd^iloe t)eröffentlid^t, unb jmar ^mei ©d^reiben be« Sf'aifer« an ben Jfönig gerbinanb. fpmie mehrere fd^on t>on Stanfe benu^te 2)epefd^en be« S^o^^^tiner« ®iot)anni Sanbini an ben ^erjog Sofimo.

*Hollaender.

c

Ihtrfac^fen unb grranlrd^ 1552—1557. Son 9ii)a«« Xttf(%. Setp^ig, Srod. 1891.

3m S^erein mit Sranfreid^ mar im S^^I^^^ 1^^^ ^^^ ^^^ ffirften Wloxxi^ loon @ad^fen unb ben mit i^m Derbünbeten beutfd^en gürpen gelungen, ber ©ad^e Jfarr« V. eine fd^mere 9liebcrlage bei» jubringen. 2)ie feit bem 1. Suni ju $affau jmifc^en SRori^. unb bem Sfönige S^rbinanb gefül^rten 83er^anb(ungen be^uf« einer SSer- ftttnbigung be« erfteren mit bem ßaifer fanben am 2. Suguft im Selblager t)or granffurt i^ren Abfd^Iug. 3)a« einfeitige SSorgel^en bed fttd^ftfd^en ^rfürften mußte, ba ben mit ^einric^ ü. frül^er getroffenen SSereinbarungen jumiberlief, am franjöfifc^en ^ofe nic^t geringen UnmiEen erregen, ^od) mar ä)tori^ baloon überzeugt, baß bei ber ©cmeinfamfeit ber 3ntereffen er be« griebenSfd^Iuffe« megen mit ghranfreid^ nic^t verfallen mürbe. Suchte er boc^ ebenfo mie ber junge Sanbgraf t)on Reffen in bemfelben Sfugenblicfe, mo fie ben ^affauer SSertrag unterjeid^neten, ein neue« SSerftttnbni« mit ^einrid^ 11. aufrundeten, meiere« i^nen a(« 9lüdf^alt bienen foUte, fall« ber jfaifer, mie fte argmöl^nten, über fiirj ober lang über fie Verfallen mürbe, um an i^nen Stacke ju nehmen, ^ie Sntmort be« jfönig« auf bie Don ben beiben beutfd^en Surften au«ge^enben Sntrttge lautete jmar nid^t ungünftig; boc^ beobachtete berfelbe ^unöd^ft einen abmartenbeii

300 Stteroturberid^t.

©tanbpunft, 6iS bcr ^cranmarfd^ bc§ faiferlic^cn $eerc§ gegen SReft für il^n eine engere SScrbinbung mit jenen im SBertf}e fteigen liefe. S)ie SSer^anblungen, meiere auf ein förmliches DffenftübünbniS jum 3njecfe eine§ gemeinfamen ©infollö in ben SRieberianben l^inauSIiefen, würben, nac^bem fie bei ber anfänglichen 3wT^üdf]^aItung be§ franjöfi* fc^en ffiönigS junäd^ft nic^t red^t Don ber ©teile gefommen maren, gcrobe in bem 3lugen5Iicf, tt)o ein 2lbfc^Iufe in 2lu§fic^t ftanb, burc^ ben jä^en Sob be§ Jfurfürften auf bem ©c^Iac^tfelbe don ©iederS* l^aufcn unterbrod^en.

S)ie Slufgabe ber franjöfifc^en ^olitif mußte nunmehr fein, aud^ ben 5Rac^f olger be§ ©efallenen, ben ffiurfürften Sluguft, ju ge- winnen unb gran!reid^§ S^tereffen bienftbar 5U machen. Derfelbe, eine Dormiegenb frieblic^ angelegte 5Ratur, befanb fid^ beim Antritt feiner ^Regierung in ^öc^ft f^roieriger Situation, ba i^m nid^t allein tjom SRarfgrafen 2llbrec^t ©efal^ren bro^ten, fonbem aud^ ber ^erjog Sodann griebric^ t)on SSeimar gerabeju bie SRücfgabe ber ffurmürbe unb St^rlanbe don i^m forberte. ^nbeffen tro^ ber derfd^iebenften 9tnnä^erung§t)erfud^e feiten^ granfreic^g bermieb eS Stuguft in ben crften 3ö^t^>i feiner ^errfc^aft gefliffentlid^, irgenbmie näl^er mit ©einrid^ IL fic^ einjulaffen.

Diefe, namentlid^ tt)o§ ben Shirfürften SWori^ anbetrifft, bereite dofi 9tan!e in ben Umriffen richtig ffijjirtcn Unter^anblungen ffur^ fac^fenS mit grantreic^ in ben ^al^ren 1552—1557 finb don 2rcfffc unter fleißiger unb f orgfältiger Senu^ung ber auSgebel^nten in 99etrac^t fommenben gebrucften Siteratur unb ber Stften beiSf !g(. fäc^fifc^en ^auptftaatSarc^idS auf*§ einge^enbfte unterfud^t unb gefc^ilbert morben. ^iebei fc^eint mir freiließ ber S3f. auf mand^e§ Unmef entließe ju diel 5Rad^bnidt gelegt ju ^aben; fo menn er neben ber 3«fön^J"c>ipeIIung aller möglichen Slngoben über bie derfc^iebenen Unterl^änbler fid^ ber 5)Kü^e untcrjie^t, nic^t nur bie einjelnen t^atfäc^lid^ boc^ ergebniS* lofen Steifen berfelben auf t>a^ genauefte d^ronologifc^ 5U fijircn, fonbem auc^ förmlid^e ^tinerarien aufjufteHen. 3)er im grü^ja^r

1552 unb im Sommer 1553 ju derfc^iebenen 9Kiffionen nac^ S)eutfd^s lanb dermenbete franjöpfc^e .^erolb, Jdirb übrigen? fomo^l in bem ©riefe be§ Äonnetabel an Strasburg dom 25. 9tpril 1552, alg auc^ bei SKendten, epistolae arcanae Nr. 23. 26. 28. 29, nic^t mie ber 9Sf. fc^reibt, „?lntoine S^aroIaiS", fonbem ftet§ „^ietmont" genannt. SBenn eS femer in einem Seric^te beS Dr. SKorbeifen dom 24. Sluguft

1553 Reifet, ha^ berfelbe franjöfifc^e ®efanbtc „lange ju Strafeburg

XVI. So^r^nbcrt. 301

bei ^crrn ^aloh ©turnt gctüefcn fein foH", fo ift t)ier j[eben= faUg roieber eine ber fo oft beliebten SSertoed^öIungen be§ ©tötte* meifteri^ Safob mit bem SRcftor S^^önn ©türm anjune^men, um= fomel^r qIS ja ber granjofe auf beS lefctercn au^brücflid^en SBunfd^ naä) ©traßburg gefommen mar (SKendfcn n, 3?r. 23).

HoUaender.

2)ie SBa^I $iud' V. ^um $a))fte. SSon 8e«iiii (Einiger. 2t\p^\%, ®uftat) Sfod 1891.

SBä^renb mo^I aDgemein befannt fein bürfte, bog bie SBq^I bei^ ^QpfieS 5ßiuS V. im Januar 1566 einen ©ieg ber ftrengcren, allen SJermittlungSöerfuc^en abgeneigten Sichtung innerl^alb ber Stird^e bejeic^net, rul^t über ben Vorgängen, meiere biefe§ ©reigniS l^erbei- gefül^rt ^aben, ein gemiffei^ S)unfe(. ®er SSf. ber tjorliegenben Hb«: ^anblung ^at biefed 2)unFe( nac^ äßöglic^feit aufjubelten gefuc^t, in« bem er neben bem gebrudften äJfaterial nod^ unbefonnte Slften bei^ SBiener Slrc^iöS, fott)ie äuSjüge aug bem ärc^ide öon ©imancai^, meiere i^m ^rofeffor SWaurenbred^er mit ber allen feinen ©d^ülcm be« tonnten SiberoUtöt jur SSerfügung [teilte, üermertl^et. (£r fommt ju bem ©rgebnii^, bog jene SBol^I au§ einem Kompromiß jmifd^en ben 5Repoten $iuS' IV., t)or oHen Sorl S3orromeo, unb ben Äarbinftlen gornefe unb ^oc^eco l^eröorgegongen fei/ nad^bem ber urfprünglid^e ^lon 93arros meo'S, ben milben SKorone jum ^opfte ju ergeben, gefd^eitert mar. aber nicbt auf ba§ Stonflode allein l^ot billiger feine Unterfuc^ungen be* fc^rönft, fonbem jugleic^ nod^gemiefen, bog fc^on mä^renb ber gonjen Slegierunggjeit $iu§^ IV. bie groge, mer beffen Stod^folger merben foHe, biclfoc^ erörtert mürbe unb bog biefer^opft felbft fic^ bemül^t ^ot, feinen SJepoten eine möglic^ft gefiederte ©teHung ju üerfd^affen. 9?i(^t ganj gerechtfertigt erf(^eint bobei eine ^olemif gegen SWonfe (©. 8). S)iefer l^ot bie Soroffa ofö bie legten 5Repoten bejeic^net, „meldte nod^ unobl^öngigen gürftentbümern getrachtet unb um poUtifc^er 3Jüedfe millen große SSeltbemegungen l^erDorgerufen l^aben." ,^. glaubt, SRonfe'i^ 95emerfung burd^ ipinmei^ auf bie gürforge ^iui^' IV. für feine Slepoten miberlegen ju fönnen, überfielt ober babei ben jmeiten H^eil be§ ©o^eS, ber gerobe für bie S^orofteriftif entfc^eibenb ift. SBad $. meiterl^in im Serlouf feiner 3)arfteIIung über ben ©l^orofter unb bie Seftrebungen ^iuS' IV. unb feiner SRepoten, fomie über bie tjeroorrogenben Äorbinäle unb bie loeltlic^en gürften jener |}eit fagt,

802 SitetQturberic^t.

ift jiDor nic^t erfd^öpfenb , entfprid^t ober ben tiorliegenben Xf)aU fad^en; namentlich tptrb bie ®eneigtl^eit jenel^ ^opfted, ber neuen Seigre gemiffe 3ugeftönbni{fe ju mod^en, mit Stecht l^ert)OTge]§oben.

H. Forst.

^ie f)oIitif4e ^ubli^iftit ber Sefuiten unb il^r ®egner in ben Ie|ten Sa^r^e^nten t>or 9(ud6ru(^ bed ^reigigiä^rtgen ^eged. $on R. Ihrel«. ©ofle, iRieme^cr. 1890.

Sa. u. b. %. : ^aUef^ ^b^nblungen 9h. 25.

Seit ©tictje auf bie SBic^tigfeit ber fonfeffioneHen ©treitfd^riften für bie SSorgefd^ic^te bed Xreigigjäl^rigen Shiegel^ ^ingemiefen unb einen anfel^nlid^en X^eil berfelben bid jum Saläre 1609 in feiner grunb«: legenben äBeife bearbeitet l^at, mad^t ftd^ aDent^alben ein lebl^aftei^ 3fntcreffe für biefe terra incognita geltenb. S^tiffen l^at ftc^ bamit befd^äftigt, unb nun greift ein befähigter ©c^üIer ©ro^fen'i^ einen fe^r mid^tigen Sl^eil l^eraud unb fübrt bie Unterfuc^ung in bead^teni^mertl^er SaSeife bii^ 1618 meiter. 3)er erfte, meift auf @tiet)e berul^enbe X^eil ^ISiitc m. @. ftarf gefürjt merben fönnen; boc^ jeigen bie benfelben betreffenben, Ie^r= unb umfangreid^en 93emerfungen, ba^ fi. aud^ für bicfei^ ®ebiet felbftänbige ©tubicn gemacht ^at. ©efonbercg Kugenmerf ^at ^. auf ben Sinflug ber aui^märtigen 83erl^ö(tniffe unb ©treitfc^riften in ©nglanb, granfreic^ unb. SSenebig auf unfere ^cimifd^e Siteratur gerid^tet. (Sin mid^tiged (Srgebnid beruht barin, bag um 1614 bie eigentlid^e ^efuitenpolemil über SReligioni^friebe, päpftlid^e StQmad^t, (Sibei^treue gegen Se^er, 93oIföfout)eränitöt, 2:4rannen' morb u. f. U). aümö^Iic^ t)erftummt unb ben Srörtemngen über bie SRöglic^Ieit einei^ fricgerifc^en 3uföJ"n^cnfto6^/ bie SWittel, i^n ju t)er]^üten u. f. m. $ta^ mac^t, fotpie bag üon ba an ba$ Übergemi^t in ber ©treitliteratur nic^t mel^r ben S^eologen, fonbern ben ^M^iftcn unb @taatiSmännem jujufallen beginnt, bii^ fie nac^ bem ^ntermeijo bei^ !Reformation§iubiIöumi^ ganj in ben @trom ber großen $oIitit münbet. ?luP§ neue mirb ba^er angefic^tl^ bicfcr Arbeit mieber ber S93unfc^ rege nac^ einem umfaffenben SSerjeic^nid ber beutfd^en ^Ivlq^ fd^riften bon 1555—1648. SSie befc^ömenb für bie beutfd^e SBiffen* fd^aft, bag abgefel^en t)on be SSader, ber bod^ nur Jesuitica bel^anbelt, bie ^auptfäd^Iic^ften bibliograp^ifd^en ^ütfdmittel ^iefür bie ^atologe ber 'Antiquare finb. Mayr-Deißinger.

XVn. Sttl^^bert. 308

^e ^eirat ftaifer fieof)oTb'd I. mit ^argaret^a ^refta bon 6f)anten. Son Ulfnb %tantii 9nlrain. ^ien, Zmp^^tt^. 1891.

Sud^ biefe neue, aui^ ben umfongretd^en arc^it)altf(i^en @tubten $rt« bxanC^ jur ©efd^ic^te Saifer Seopolb^d I. ]^ert)OTgegangene, urfprüngltd^ in bem Slrd^it) für öftcrrcic^ifc^e ©efc^id^te (S3b. 77, 2) erfc^ienene @c^rift bedfelben entl^ält mieber t)erfd^iebenei^ 3leut^. 3unä4ft er« fahren mir ^ier ^iäl^erel^ über bie SSerl^anblungen, meldte fd^on unter Saifer Serbtnanb in. ^mifd^en bem öfterreid^ifc^en unb fpanifc^en $ofe über eine aSermä^Iung ber älteren 3:od^ter ^^ilipp'd IV., maxxa X^erefia, juerft mit bem römifd^en Könige S^btnanb IV. unb bann nad^ beffen Sobe mit feinem Sruber Seopolb geführt, unb auc^ nad^ bem Xobe be§ Staiferi^ unb ber 2:^ronbefteigung SeopoIb'iS fortgefe^t mürben, ober fc^Iieglid^ 1660 infolge be§ bringenben SBunfc^e^ $]§i(ipp'd IV., ben un^eiIt)oIlen ^eg mit granfreic^ ju beenbigen, fd^eiterten. Dann merben bie äSer^anblungen t)orgefü]^rt, meldte un« mittelbar barauf, unb jmar auf 83eranlaf[ung ^^Uipp'i^ IV. über bie SSermft^Iung Seopolb'd mit beffen jüngerer 2:od^ter 3Rargaret^a 2^§erefta angefnfipft mürben, unb bereu enbtid^ei^ (Ergebnis bie 1666 erfolgenbe betrat beiber bilbet. äBir lernen nö^er bie grogen @d^mierig« feiten fennen, meldte bie öfterreid^ifc^e Diplomatie in Spanien, fomo^I bei Sebjeiten Sönig $^i(ipp'l^, ai& aud^ nad^ beffen £obe infolge ber ®egenmirlungen einer franjöftfd^ gefinnten, bon ^enneranba geführten Partei ftnbet, anbrerfeitl^ bie ©efc^idHid^feit, mit melc^er ber Snbe 1664 jur Unterftü^ung bed ®efanbten in StRabrib, bed ®rafen $ötting, bort^in gefd^idte Stei^err b. Sifola biefe ©c^mierigfeiten ju überminben unb bad bon bem jungen ffaifer ^eig erfe^nte Qitl ju erreid^en berfte^t. OueQe bafür ift neben ben 9leIationen Sifola'i^ unb ^ötting^iS aud^ bie bertraute Sorrefponbeu), meiere ber S^aifer mit bem (enteren, i^m perfönlid^ nal^eftel^enben SRanne unterhalten ^at, unb meldte fel^r intereffante SinblidPe in ben S^aratter unb bie Sebenl^meife bei^ jungen Surften gemöl^rt. hoffentlich ift eiS bem 93f. balb bergönnt, feine ^ier auiSgefprod^ene ^bfid^t, biefe ben 3^itraum bon 1663—1694 umfaffenben ja^Ireid^en ©riefe Seopolb*^ ju ber- dffentlid^en, ^ur Sudfü^rung ju bringen; aud^ ben in %[u§fid^t ge- fteSten näheren SRitt^eilungen über ein fc^on im Sa^re 1665 auf Anregung beS fturfürften S^^^nn ^l^ilipp bon äRain) entmorfene^ ^ojelt einer einfügen Xl^eilung ber fpanifd^en üRonard^ie jmifd^en fieopolb unb fiubmig XTV. fe^en mir mit Spannung entgegen.

F. Hirsch.

804 fiitcratitrBcrlt^t.

Philippe V et la cour de France. Par Alfred Baadrillart« I. Philippe V et Louis XIV. II. Philippe V et le duc d'Orl^ans. Paris, Firmin-Didot & Cie. 1890. 1891.

3)cr SSf. bei^ borlicgcnben SBerfcS ^atte bei feinen Oforfd^ungen ganj ungetDö^nlid^e^ ©lud. @r l^at für eine ^eriobe franjöfifd^er ©efd^id^te, tueld^e tuie menig anbete burd^gearbeit ift, eine Steige t)ö(^ft bcbeutenber Eorrefponbenjen, inSbefonbcre in ben fpanifc^en Slrc^iöen ju 3llcala be Renates unb ju ©imanca§ gefunben. 3n augfü^rlid^en (£in= leitungen \)at 93. in beiben I^eilen feine» SBerte^ über ben Umfang unb ben SBert^ biefer bon i^m benufcten SKaterialien 93ericl^t crftattct. @^ tDürbe JU tDeit führen, moKten tuir aud^ nur flüd^tig barüber an biefem Crte referiren. ©^ genüge, ^erUorju^ebcn, ba| 95. neben ben gen)öl)nlid^en 3JiateriaIien, otö 93eric^ten bcr ®efanbten, SKemoircn ber bctl^eiligten fürftlic^en ^crfönlid^feiten unb berlei inel^r, über 500 juni grüßten J^cile unbefannte Schreiben Submig'S XR". an ben Sönig unb an bie Königin Don Spanien, über 600 93riefe 5p^ilipp'g V, mehrere ^unbert Sd^reiben be§ ©erjogö Don 33urgunb unb ja^Ireic^c ©riefe Don ber .^anb be§ 93ater» unb be§ jtociten 93rubcr^ ^l;illipp'g V. für feine ßmcdfe Dermert^cn tonnte, ^n^^efonberc bie ©riefe Subung'g XIV. finb eine DucUe crften 9iangc§. W\t JRed^t bejcidinet benn aud) 93. biefelben aU ben toert^Doflften feiner Sunbe. 2)a§ Urt^eil, ba§ mir uns im iiaufe ber festen ^a^rje^nte über £nbmig'§ XIV. SRcgenten* t^ätigfcit in ben lejjten Sötten feinet SebenS gebilbet l^aben, bürftc burc^ bae Sefanntmerbeu biefer 93riefe mefentlid^e SIKobififationen er= fahren.

SRan ftaunt, menn nmn bie Schreiben iiubmig's^ XIV. lieft, lüic fd^arf unb richtig auc^ bcr alternbe .Ö'öuig in politifc^en fingen ju fe^en Derftanb, mic meit er in ber Scurtljeilung ber meiften Sragen, fomeit biefelben bie au^iüärtige ^oütif betrafen, feine Umgebung überragte. 3lber aud) bie ©riefe ^I;ilipp'§ V. unb feiner 93rüber ent= galten eine 3üDe ^öd}ft intereffanter !Jiad^rid)ten unb ^aben mit in erfter iJinic baju beigetragen, ha\i 93. eine in allen mefentlic^en 5ßunften richtigere, beffer begrünbetc S)arfteIIung ber Sejiefiungen granfreic^? JU Spanien in t>en erftcn Sejennicn beö IS. ^a^rbunbcrtS ju liefern üermod^te, af6 alle feine 3?orgänger. Die ^Irt unb SBeife, in bcr 93. bc§ gemaltigen ÜüiaterialS, ba^ er ju Derarbeiten \)attQ, ^err 9C:= morben, Dcrbient grogeö i'ob. 33. Deifteljt Dortrefflic^, aug bem 5}riefii)cdj)el t>cr majigebcnben '^Jcrfönlicl)feiten c^arafteriftifc^e @teDen auvju)ud}cii unb in gliicflid)cr SJcife mit feinen eigenen 5Raifonnemcnt§

m^^P V. u. fiubmifl XIV. a05

in SScrbinbuTtg ju bringen, ©eine ©c^teibnjcife ift flor, fie cntbeljrt auc^ nid^t bc§ Sc^roungcd, mo bie @ac^e \\)n forbert ober roenigfteni^ geftottet; bie S^oraftcrifti! ber Icitcnben ^erfönlidöWten ift mciftcnÄ jutrcffenb, fein Urtbeil in politifc^en Singen maßöott unb gerecht Sn^befonbere ben 1. iBanb, in roeld^em bie 93e}ie()ungen ber beiben Staaten t)on ber 7f)ronbefteigung ^(jilipp'i^ V. bi$ ^um Sobe Sab« roig*^ XIV. bargefteHt merben, möchte SJcf. in öieler ipinfic^t mnfter* gültig nennen, ^ier ift nirgenb^ über bent (£in}elnen ba^ ungemeine Dergeffen, bie Icitenben ®eficf|t§punfte treten flar unb beutlic^ l^cr* oor. 907an erfennt ntü^clo^, bag bem S3f. barauf anfommt, ju jeigen, roie ernft Subroig XIV. bie S5efd)ftftigung mit ben fpanifc^en Sachen na^m, roie eifrig er barauf auS roar, neben ben eigenen auc^ bie Sntereffen ber ©panier jn berücffid}tigen unb ju förbem, unb ben 3lad)Vot\^ ju führen, bag Submig XIV. nid}t t)on adcm Slnfang an, fonbcrn erft alö er bie gän^Iic^e Unfäfjigfeit ber Icitenben fpani» fd)en Äreife erfonnte, fic^ bemogeu fül;lte, einen beftimmcnben bireften Sinflug auf bie fpanifc^e ätegierung ju nel)men. S)iefe (£influgnat)me Cubroig'g XIV. glaubt 33. fc^arf burc^ oier ^^Jerioben abgrenjen ju fönnen. 3n ber erften, big jum 3af;re 1705 reidjenben, fel)en mir ben König ben SScrfud) roagcn, Spanien birett burc^ feine äRinifter 5u regieren, ein SSerfuc^, ber ebenfo roie bie Don Subroig geplanten großen {Reformen oorerft an ber Unfäf)igfeit unb Ungefc^idUc^feit ber nac^ ^arcourt am SRabriber ^ofe accrebitirten franjöfifc^cn Diplomaten, fowie an ben jafjUofen ^alaftintriguen fc^eitert. 3" i>cr jroeiten ^eriobe, üon 1705 big 1709 reid^enb, gelingt eg Subwig XIV., inbem er ben @ebanfen einer bireften ^e^errfc^ung aufgibt, burd^ bie $rin5effin üon UrfinS unb burc^ feinen SSertreter Stmelot bt^ ftimmenben @inf(uß auf bie fpanifc^e 9)egierung ^u geioinnen unb bie 3)urd)füfjrung großer {Reformen, jumal ber ginanjen unb ber SWarine, 5u ermöglichen. Slllcin bie entfc^eibenben 5RieberIagen, roelc^c er wie fein Sntel Durc^ bie ^eere ber äSerbünbeten erleiben, nöt^igen i^n, Spanien fic^ felbft ju überlaffen.

®ic britte, bie ^ai)xc 1709 unb 1710 umfaffenbe $eriobe ift nac^ ©. baburc^ c^arafterifirt, baß Subroig XIV. aufhört, Spanien 5U beeinfluffen, unb feine Sijmpat^ie für biefe Station nur baburc^ funbjugeben oermag, baß er bie t)on ben SSerbünbeten oon it)m ge< forberte S^eilna^me an bem ^ege gegen Spanien auf ba;? ent« fc^iebcnfte jurürfroeift. 9113 ba« bejeic^nenbfte 9Jloment ber üierten, big jum lobe Submig'g XIV. reic^enben ^eriobe ^It S. enbüd^ bie

tiftocifi^ Seitf Arift 91. 9. 8b. XXXIV. 20

306 ßitcratuvberi(!^t.

3bec beS fransöfifd^cn ffönigS, burd^ bie befinitibe Trennung ber beiben Shronen, burd^ bie SSetiid^Ueiftung auf jegliche 93ct)ormunbung Spanien^ feilend ber Könige gfranfreic^S ben ®runb ju einer neuen, Icbiglid^ burd^ ha^ gemcinfamc 3ntercffc hervorgerufenen unb crs= l^altenen SSerbinbung ju legen. 3nner^aI0 biefe^ SRo^menö \)at S. bie öielen Srogen, meiere in ben Sauren beS fpanifd^en ©rbfoIgefricgcS aufgeworfen unb be^anbelt morben finb, ju erörtern unb ju beant^ n)orten gefuc^t. ©aß 93. babei nid^t burc^roeg^ IRcue^ fagen tonnte, ift flar. 93ie(e^ üon bem, voa^ er über bie SJorgänge am fpanifc^en $ofe unb t)on ben SSeiie^ungen beiSfcIbcn jum SSerfaidcr mitt^eilt, ift uni^ bereits burd^ eine Slei^c älterer unb jüngerer SBcrfe, in le^ter 3cit burc^ Sanbau'g ®efd^ic^te StarfS VI. in ©panien, befannt ge^ morben. ^nä) mirb man 93. 'i^ ^nfid^ten nid^t immer beipf(id()ten fönnen. Da^ i^m dorliegenbe SRaterial ^at i[)n boc^ manchmal t)er^ leitet, bie 3:^ötigfeit Submig'ä XIV. in einer etmaS ju günftigen 9Beife ju fd^ilbem. 3n§befonbere in ber ©c^ä^ung ber 8ortI)ci(e, meiere Subwig'iS XIV. S^ätigfeit ben Spaniern brad^te, ift 93. ju meit gegangen.

^id^t ba^ gleid^e Sob, mie bem 1. 93anbe, fann bem 2. 93anbe gefpenbet merbcn. Sreilid^ mirb bie @d^u(b baran nic^t fo fel^r bem SJf. aK bem ©egenftanbc ber 3)arfteIIung jugefc^rieben merben muffen. 2)ie biplomatifd^en 9Serl^anbIungen , meiere in ben SRegierung^ia^ren beg ^erjogg öon Drlcang jmifrfjen ben berfc^iebenen Jtabiuettcn ge* fü^rt roorben finb, eingel^enb, tt)ie bie§ bie roiffenfc^aftlic^c GrfenntniiJ forbert, ju fc^ilbem, o^nc ben Sefer ju ermüben, bürfte fc^merlid^ trgenb jemanbcm gelingen. ?tud^ ftanbcn bem 93f. für bie ©d^ilbe- mng biefer 9SerI)äItniffe mo^I ebcnfo jal^treid^e, aber bei meitcm nid^t fo ujert^bolle neue 3)ofumente jur SSerfügung. ®oc^ entl^ött aud^ biefer Sanb eine güUe ^öc^ft intereffanter 9Ü?ittl)eilungen, meldte unfere ^nntniffe bejüglid^ einer iRei^e mid^tigcr fragen um ein toefentlid^ed öcrmc^ren. S)ie 93eäie^ungen ber §erjoge üon Orleans ju ^^ilipp V. bon ber I^ronbeftcigung be§ Ic^teren an finb mit ^ugrunbclegung cineö überaus reid(|l)altigen 3RateriaI§ eingel)enb gefc^ilbert. S)er 3laä^to^i^, ba| ber ^crjog feine^megd baran gebadet Ijat, fic^ jum Sfönige bon Spanien ju mad^en, e& fei benn, ha^ St^önig $^ilipp 5ur abbanfung genötl^igt merben fottte, baß er bie i^m günftige ®efin* nung ber Oegner ^^ilipp'Ö V. ju benu^en bereit mar, aber bicfe ®efinnung ^erborjurufen nid^tiS getrau })at, fc^eint 9fief. boUfommen gelungen ; beSgIeid)en bie ®iberiegung ber anficht bon einer geplanten

W^^P V. lt. Sttbrol^ XIV. 307

Sergiftung ^^ilipp'S V. burd^ bcn ^crjog öon Drlcanö. ^tud^ bic SLudeinanberfe^ungen über bie unbebingte ©ültigfeit unb bie innere Slot^menbigfeit ber gegenfeittgenSSerjtd^tleiftungen fc^einen 9lef. formeQ iinb inl^altHc^ gelungen; ein Urt^eil über bie Sied^tiSfrage abjugeben, roeld^c 93. bei biefer ®etegen^eit erörtert, öermog JRef. nid^t. ©ogegen fd^eint ed bemfelben, atö ob 99. über ben ^erjog t)on Orleans unb über ®uboiS, ben Seiter ber auSroörtigen ^olitif granfreid^^, in k)telen @tücfen ju günftig geurt^eüt ^abe. Wlan mag über bie 83e« beutung bed SBed^fetö ber franiöfijdjen ^olitif, roie er burc^ biefe beiben SWänncr herbeigeführt mürbe, über bcn 9lnfd)Iu| granfreic^ö an @nglanb benfen, n)ie man miU, niemanb mirb leugnen fönnen, ha^ bie SSerbinbung ber Sf^anjofen mit ben @ng(önbem, bereu Un^^ ^altbarfeit fid^ fc^Iießlid^ im Soufe ber ^aijxe ergab, ben ^anbel granfreic^g empfinblic^ gefc^öbigt l^at. Sa§ ©treben f8J&, ben ^erjog Don Orleans in einem ungleid^ günftigeren Sid^te ju jeigen, al$ mir benfelben ju feigen gemoljnt finb ein SSerfuc^, ber ja in öielcr ^infid^t 93. gelungen ift , f)at i^n auc^ berlcitet, in feinen ?lu3« einanberfe^ungen über bie jmifd^en $^ilipp V. unb bem ^erjoge fc^mebenben ©iffcrensen, bem erfteren auf Soften be3 festeren Unrecht 5u ttjun, ba$ Sntgegenfommen unb bie guten Sbftc^ten be§ ^erjog^ }u ftarf äu betonen. 93ietteic^t märe auc^ bag Urtljeil 93.'^ über Duboi^' 99ebeutung, ben er menn nid^t ju ben größten, fo boc^ ju ben fö^igften ber fran^öfifd^en SKinifter jä^Ien ju muffen glaubt, ctmaS ungünftiger aber rid^tiger ouSgefaHen, roenn 93. in Iftö^erem 3Ra|e, afö er getf|on, bie aufeerorbentlic^ günftigen 93er^ältniffe in 93etrac^t gejogen l^ätte, unter bcnen biefer ©taatSmann ben ffiampf gegen baö jerrüttete Spanien aufnahm unb führte. ?(bcr biefe unb ö^nlic^e 93cbenten fönnen Slef. nic^t abgalten, audö ben 2. 93anb, ber flleid^ bem erften eine gülle trefflic^ gejeid^neter ^ßorträt^ unb eine Steige lebenbig gefc^ilbcrter bramatifd)er 93egeben^eiten enthält, al§ eine öortrefflid^e Seiftung ju bejeic^nen.

S)a8 große 9Serbienft, ba§ fic^ 93. burd) fein SBerf ermorben, iDürbe aber um ein 93ebeutenbe§ öerme^rt merben, menn er fid^ ent* f daliegen moKte, bie 93riefe Submig^^ XIV. in it)rer 9Soaftänbigfeit bem ^ublifum burd) ben ©ruct jur 9Serfügung ju ftetten.

A. Pribram.

20'

808 fiitecQturberid^t.

3)ie 6äu8(i^ Sr^ie^ung in 2)eut{4lQnb toä^tenb be9 18. So^r^unbertd. Son ®. Bttp^üU. S0t\t einem SSorwort bon ^orl SBiebermann. Sie«« boben, 3* 8f- Bergmann. 1891. »

®er S3f. §at pc^ ein roa^reö SSerbtcnft burd^ bte flcigiflc unb liebeboSe iBel^anblung bei^ onjiel^enben unb bidljer t)on ber f^orfc^ung nur geftreiften ©egenftanbei^ enoorbcn. Sie päbagogifd^e Sitcrotur bciJ öorigcn 3ö^rf)unbcrt3 cinerfeitö, SWemoircn unb Biographien l^crborrogcnber SKänncr, bcrcn Sugenbjcit in baö 18. ^ßtj^^wnbcrt föUt, anbrerfeitd n^aren feine ^auptqueQen. ^m bcften gelungen fd^eint und bai^ Kapitel über bie törperlid^e @riie()ung, meil bier eine KDirfüc^ bebeutenbe Sntmicfelung gegeben mirb, nämüc^ ber groge Unifdimung jur 92atürlic^feit, ber fid^, burd^ SodFe unb nod^ mc^r SlouffcQU geförbert, in ber {meiten ^älfte bei^ ga^r^unbertd bolljog. Siel Sntcrcffantci^ mirb bann über bai^ $audle(}rert(jum, ben Unter« ridjt ber jtinber burd^ bie eigenen @Ücrn, bie ^ugenbleftüre u. f. m. gufammcngcftcDt, aber bietteid^t möre ed in biefen Kapiteln möglich gen^efcn, ben ^ufammen^ang mit ben aDgemeinen geiftigen Strömungen bc§ SS^^t^unbertd nod^ genauer unb ^mingcnber nac^jumeifen. 2)ie Xlrt(jci(e beS 93f. über 93erfe()rt^eitcn unb äJIißftänbe ber ^äudlic^en Srjiefjung finb überhaupt me^r bie einei^ praftifd^en Sc^ulmannd atö eines .^iftoriferä. ©o ließe fic^ über bie Sebeutung be§ Untcrrid^tiJ burc^ bie Später mol^I no6) ein gerechterem Urt(}eil föDen, afö ba^ jenigc auf fe). 72: ba| fo bicie ^eroorragcnbe SKönner ^nic^t burc^ bie planlofe l^öuSIid^e Untern)cifung, fonbem tro^ ifjr, ju ber ^o^en Stufe, gciftige gü^rer ber ®eutfd^en ju fein, emporgcftiegen" feien.

Fr. Meinecke.

(S)oeti|e«lluIt unb (^oet^e«$^t(o(ogie. @ine etreitfd)rift üon 8rait« «aicr. Tübingen; Seipjig, in ^ommiflion bei ©uftat) gocf. 1892.

®g fmb in iüngfter ^cit mehrere Schriften in auffaHenb furjen 3n)ifc^enräumen erfc^iencn, bie gegen bie roeit verbreitete, oon SBil* §clm ©d^erer begrünbete p^ilologifc^e 9Jlett)obe in ber ©rforfc^ung ber bcutfc^en Siteratur ju gelbe jie^en. Jlein ®egner aber ^ot fie fo erbittert unb mit fo öiel perfönli^en ausfällen angegriffen mie Srnit- maier. 3n gteid^em Ion ju antworten, gewinne ic^ nic^t über mid). ®ie meiften berer, benen 33. ben ^anbfc^u^ ^inmirft, finb in ber Üage, i^n aufjune^men. ^ier fei nur rüdftjaltloS ^ßroteft ertjoben gegen beu Ion, in meld^em ber SSf. im allgemeinen rebet. SBorte, mie er fie

3)cutJ(!^lQnb (XVin. Sa^r^unbert). 309

ouf ©. 27 gegen SBoIbcmor ö. Siebctmonn gebraud^t, foHten fclbfl in erregter ©cOatte nid^t gebutbet mcrbcn; unb gar einen 2^obtcn, SBiIf)eIm ©euerer, perfönlic^ ju fd^mä^en, onftatt fic^ an feine SBerfc ^u galten, ift gemig nid^t ritterlic^.

(Segen ©d(|crer rid^ten fic^ ©/§ meifte angriffe; ein roid^tigcr «bfd^nitt befömpft baS poft^ume SBerl, bie $oetif. §ier finb Wc (Sinmänbe nic^t ol^ne meiteriS abjuiDeifen. S)oc^ ift in Sfled^nung ju gießen, baß ©d^erer^i^ ^oetif erfter ©nhüurf ift, ben weiter au^i^v^ füljren, beftimmter ju faffen unb ju berichtigen bem SSf. leiber nic^t t)ergönnt mar. @o mie baS 9Ber! je^t vorliegt, bietet aQcrbingS bem ®egner inand^e Q9(öße. Unb 93. lägt ed benn aud^, inbem er einjelne ©äjje I)erau§^ebt unb ifolirt, an gefä^rlid^en ^Deutungen unb gefliffentlidjen SKifjbeutungcn nid^t fehlen.

SBid^tiger ift ber Selbjug gegen bie ©c^erer'fd^e äWet^obe. SRef. I|at ©euerer nic^t perfönlid^ gefannt, aber feine ©c^riften mit 3)anl, fteffcnmcife mit SBetüunberung getcfen unb au§ i^nen fic^ biefeS Urtf^eil gebilbet: gür ©euerer taugte bie 2Retl)obc ber gorfcfjung, bie er an^ gebilbet \)atte; er burfte [\^ gelegentlici^ fd^einbar in SKifroIogie oer« lieren, benn if)m fcf)tpanben niemals bie großen ®eftc^t§punfte aud ben Slugen. ?tud^ burfte er l^offen, ha^ auf bem ®ege, ben iljn feine eigenfte ^Begabung l^atte pnbcn laffen, ©d^üler öon ä^nlid^er Scr* anlagung i^m folgen unb fein SBerf fortfejjen mürben. 9Jur ^öttc man nic^t jeben auf biefen SBeg fd^irfen foUen. SSiele finb bort ge* ftrouc^elt ober untermegS ftedfen geblieben, unb nur menige ju großen ?Iu§fi^t§punften tjorgcfdöritten. ®a8 ift aber noc^ burc|au8 fein ®runb, ben 5ßfabfinber ju fdjelten ober an bie ©traße, bie er ge* ba^nt, JU fc^reiben: „SSerbotcner SBeg". SRid^t an fic^ unjulänglit^ pber gar lebensunfähig ift bie ©cf)erer'fd^e SJ^et^obe, mie ©. meint; fie ift nur in ben menigften, bie fic^ i^rer bebienen, neu lebenbig gemorben. Unb ol^ne baß bie§ gcfc^ie^t, ift jebc SRetl^obe nur ein befc^merenbeS Slüftjeug.

ä^nlid^eS ift öon ben Grgebniffen ber ©c^erer'fd^en SKet^obe JU fagen; aud^ fie merben Don 93. in a3aufc^ unb 93ogen bermorfen. Unb fd^einbar mitSfJed^tl S)enn fetbft ben Siterartjiftorifer bon 93eruf erfaßt ein ©c^redfen, menn er ben 93aIIaft jufammen^angölofen ®c« taifö anfd^aut, bcu bie gorfc^ung ber lejjten ^af)Xit^ntt aufgebäuft ^ai Sber, menn man auc^ biefen peinlichen, f(ein!id^en p^ilologifc^en Unterfuc^ungen meiftend eine felbftänbige S)afein§bered^tigung abfprid^t.

810 Sitmturbtri^t.

fo liegt bamit boc^ noc^ fein ®runb \)0X, fie and) ald äRtttel ^u einem ^ö^eren 3^^' i^ dertuerfen. (Sagt boc^ aud^ 09. ©. 68 gan^ tid^tig: „ber SWann ber SBiffenfd^oft nufct biefc JfärmerarOeit, foroeit fie nu^bar ift". 3ief. ift mcit baöon entfernt, ©d^crcr'^ äKet^obc für ba^ 31 unb D ber literarl^iftorifciien gorfc^ung auiSjugeben; aber für bie fi^erfte ©runblage aüer 2lrbeiten auf biefem ®ebiet erflärt er fie bennoc^.

aRan fann an ber 9/fc^en @c^rift felbft bie $robe wachen. 9Sa^ feftt bcnn ber Sf. an bie ©teile jener äRet^obe, bie er nieberreißt? ©0 gut mie gar nid^tiS. S)enn bie allgemeinen 9iatfd)Iäge am ©(^lu§ feiner Sb^anblung fann man nid^t al§ @rfa^ für hau QSefeitigte an- feilen, gür bie $(u§fü^rungen über (Soet^e'S {)iftorifc^e unb politifc^e Snfc^auungen aber unb t)oQenbS für bie $(b^anb(ungen über einjelne Ooetlje'fc^e 2öerte Verlangt ' man bringenb eine planvollere Unter= fud^ung. SBoI)in 93.'^ ©gftem^ unb STOet^obelofigfeit fü§rt, tönneu einjetne herausgegriffene ©teilen bemeifen. 2Kan lefe j. 93. ©. 17 f. bie 3Borte über ©oet^e'S £eibenfd)aftli^feit unb Srregbarfeit. SBenu folc^e oberflöd^Iicbe iBeurt^eilung unb t)or aDem foId)e unbegrünbete ^^antafterci nad^ be§ SSf. 9tnfid}t an bie ©teile einge^enber ©pe^ialforfc^ung treten fott, bann mirb nad^ furjer Qzit nienmnb mel^r einen unbefangenen ©lief in beS 3!)ic^ter§ Seelenleben tf)un lönnen. 9Md^t immer bleibt übrigen^ 93. bie 99en)eife fc^ulbig; oft lögt er ©oetl^e in langen Q^itaten ju SBort fommen, befouberS wo t)on bed 3)id)terS politifc^em 93e{enntnii$ bie 9iebe ift. 9lber aud^ ^iev öermifet man jebe 9Wett;obe. ©oet^e'S „®efpräd^e" at§ unbebingte SSemeiSfteDen anjufü^ren, ift ^öd)ft unfritifc^ unb gefä^rlid^. Wlaw muß in jebem Ginjelfall ©timmung be§ {Rebenben, ^erfon bei^ ?tn= gerebeten unb 93eranlaffung ju bem @efpröd^ in Siec^nung jiel^eu unb bor aDem nidjt bie Äußerungen au§ mel^reren ^a^rjel^nten bunt burd^ einanber merfen. SSag 93. ©. 25 f. gegen 9B. b. 93iebermanu vorbringt, fällt auf i^u felbft jurücf.

?tu§ unfic^er funbirter Unterfuc^ung gef)en meiftenS aud^ unfid^ere Iftefultate l^crbor; aud^ bafür bietet bie öorliegenbe ©c^rift Semeife. SBenn bie „®oet^e s5ß()iIoIogie" im 9luffud^en unb 2Iu§fc^eibcn Don SKotiöen, ©ntlef)nungen unb perfönlidjen ©riebniffen biSmeilen bie bic^terifc^en ©ebilbe wie SRofaifen jerlegt unb babei ^t)pot^efen mie benjiefene I^atfad}en bcrgetrogen ijat, fo übertreibt 93. bagegen feine ©c^eu bor beftimmt formulirten Stnfiditen unb 93ermut^ungen. Un^ erfc^eint immer nod^ bcffer eine fedfe Serjauptung , ber man miber-

®oet§e. 811

fprc(ftcn fann, aU tjogc, moHuSfciiottigc gä^c tt)ic ctmo (©. 101): „ba Ooct^e bcn SBcrt^cr unter bcm ©inbrucf bei^ S^troürftiiffeS mit Srcntauo nicberf^ricb, fo mag bicfcr immerl^in auf bie S^i^^^ung beg unerfreulichen Sllbert einigcrmagen eingemirft ^aben; fpc^^iellc 3üge liegen nic^t bor".

Wie biefc 9lu§ftcUungcn foHen unS nid)t ^inbcm, anjuerfennen, boB mandje @in5e(f)eiten t)on 9.'|i @d)rtft ißeifaQ berbienen. 9Ba$ er über SKerd fagt, roaS er gegenüber ö. ©iebermann für Seffing, gegenüber §. ©rimm für ©c^iüer Vorbringt, ift roo^I ju bittigen, n)enn ouc^, fobalb man ei^ berattgemeinert, nic^t me^r 5eitgemög. aber felbft ^ier, mo man gern juftimmt, bebauert mon, bog ber S5f. fein metliobifd^e^ Wxiitl ju nennen meig, um feine Unterfüc^ungen an'8 Ski JU führen. fci^tüierigerc gragen, j. 95. bei bem SSor« murf, ©i^itter ^abe bie ©toffe ju feinen 3)ramen ftet§ außer fic^ gefuc^t, bringt er ba^er nid)t t)öQig ein. ^ier !ann i^m nur bie gefc^mä^te pI)iIoIogifd)e 3ßet{)obe (jelfen. Sin genaueiS SSergleid^en t)on ©d^iller'S ©ramen mit i^ren Duetten würbe i^n belel^ren, iDtc eben baö, W)a§ ber S)ic^ter „t>on ouften" na^m, gabel ober SKotibirung, Sfolorit ober gelcgentlid^ auc^ fprac^Iic^e SSenbungen, berfc^minbenb Wenig ift gegenüber ber großen güttc öon Sbeen unb ®efüblen, bie längft in ibm lagen unb bie er in ben fd)einbar mittfürlid^ ouf= gegriffenen 3)ramenftoff nur beM)aIb f)ineinfc^öpfte, toeil er i^m hierfür ha^ geeignetfte ®efäß ju fein f(f|ien. berartigcr ©rfenntnii^ lann ung nur grünblic^e Ginjelunterfud^ung fül^ren; freilid^ muß man babei bie Selegftetten mögeur nic^t }ö(}(en.

Sturjum, man mag ftd^ wenben, wie man mitt, ber ^eilfamen 3uci^t einer ftraffen SDJet^obe fann man nid^t entraten. Unb e^c nic^t einer in I^eorie unb 5prayi§ unö eine§ ©efferen belef|rt, gilt unS ©c^erer'^ SDJet^obe nacf) wie bor ate befte ©runbloge für literar^ ^iftorifc^e Unterfuc^ungen. greilic^ berträgt fie, wie atte§ 3Kenfcf)en= werf, SSerbefferungen fo gut wie Grgän jungen. 9lucl^ ift fie jwci großen ©efa^ren leiber nid^t entgongen, frü^ überfd)ö^t ju werben unb früf) JU berfnöc^em. ®egen beibe ©drüben ift eine aufreijenbc ©c^rift, wie bie bon 93., gelegentlich ein guteS Heilmittel; unb be§= ^alb fei fie wittfommen tro^ %[Oem, wa9 wir gegen fie auf bem ^erjen l^atten. Albert Köster.

9

312 öitcroturbctlcfit.

^ad 3eitQlter ber \>tni\6^en Gr^ebung 1807—1815. $on Rntiolf Oacttr. ®ot^a, g. SI. ^crtöc«. 1891.

91. lt. b. X.: @efcftid)tc bcr beutfcftcn (Sin^citöbcwcgung im 19. Saf^x» bunbert. I.

®q8 Dorliegenbc Sud^ fe^t fic^ ntd^t 5um 3'cl, bic gorfc^ung über bicSlcforni^cit t)or bcn 3rcil)eit§friegcn felbftnnbig fort5ufüt)ren, fonbcrn mill auf ®runb ber bi^^erigen wirbelten lucitercn fircifcn eine über- fid^tlic^e 5)nrfteDung biefer ^eriobe bieten. 3JJan muß jugcben, baß ba§ SebürfniS nnd^ einer berartigen S^ifQ^'^^cnfaffung be§ bisher Scftgeflellten Dor^onben mar: gcrobe ber 3fit bor ben SreiljeitMriegen ^Qt fid^ neuerbing^ bo§ 3ntereffe ber gorfdjung befonbcr? jngewanbt unb bor oUcm burc^ bie 9lrbeiten Ser)nmnn'§ unb Saiücu'ö ift bie SBiffenfdjoft ouS bcm ^rrpfabe, ben fie befd)ritten, glücflid^ roieber ju= rücf unb Quf ben redeten SBeg gelenft toorben; fein SBunber, baß burd^ bie rege I^ätigfeit ber testen 3a^re bie früfjeren jufanimenfaffenbcn SBerfe über jene Spoc^e bielfac^ überf)olt unb antiquirt finb. Snfofem fcl^It bem ®ntfc^(uß ©oette'S, ba§, maS in einer ganzen 9[njal)t bon ©injelmerten unb in bieten ©pejialunterfudjungen jerftreut ift, einem größeren ^ublifum in Jtürjc bor5ufnf)ren, nic^t an 33cred}tigung. 3"^ mefentlic^en bürfte ber SSf. feiner 9lufgabe genügenb geiuadjfcn fein: er ift mit ber neueren Siteratur im atigemeinen bertraut, unb feine ©arftettung liefert ein in ben ^auptpunftcn rid}tige§ S3ilb ber 9?eform« geit unb bietet meift jiemlic^ treffenbc Ef}arafteriflifen ber in SSetrad^t fommenben ^erfonen. Sn^befonbere fei I)erborgc()oben bie burd}au5 jutreffenbc SBürbigung unb 99eurlf;eilung gricbrid) SBin)cIm'ö UL^ bic, or)ne irgenbmie bie Sd)mierigteitcn bcr Sage bc§ 9Konard;cn ju bcrfenncn ober etmaige ©ntfd)ulbigung§grünbc ^u berfc^meigcn, boc^ bic S)unrfef fc^c ©c^önfärberei boHfommen bcrmeibct.

S)aß fid^ ber SSf. bei bcr SarfteHung cin5etncr fünfte eng an gcroiffe bal;nbred)cnbe neuere SBcrfe anlcl)nt fo berul;en j. 93. bic SuSfü^rungen über bie agrarifc^en Sfieformcn burc^auS auf Stnapp , mirb man if)m nic^t berübetn bürfen ; c^cr ift ju tobein, baß er bod^ bie eine ober anbere rec^t ipid)tige 9Irbcit übcrfe()cn I)ot. So fd}eint i^m bor allem 3)JamrotI)'§ ©efd^icftte ber preußifc^cu Staat^bcftcncrung 1806—1816 nid)t befannt ju fein; infolge baüon betocgt fid^ ©.'5 3)arlegung über bic finanjicllcn SfJcformcn 5U fel)r an ber Obcrflöc^e unb 5eigt feine Ginfic^t in bie principicüc SBid)tigfcit biefer SJer* änberungen; in§befonberc bic 9{ußcrung, boß ^arbcnberg'§ ©teuer* politif menig jielbcmußt fei, roöre bei Ginblidf in 9Kümrot]^'^ Su(^

Dcutit^Ianb (1807—1816). 313

XD6f)i ficficr untcrbticben. Überhaupt urt^eift ®. über ^orbenbcrg cnlfd)icbcn ju fd^atf: man mcrft, bog ber ©toatSfan^Ier bcm S3f. Diel mcnigcr fi)mpot]^ifc^ ift ofö @tein, bei bcm er immer ju milber Stuf* faffung geneigt ift, felbft noc^ bei jener ©enffc^rift Don 1806: mic unenblic^ Diel ber ©toot ^orbenberg Derbonft, tt)ie bie ^Befreiung bc§ S3ürgert()um3 auS ben Sc^ranfen mittelotterlid^er 3^<i>^d^inftitute für bie SBeitcrentmitfelung be§ @taote§ eine ebenfo bebeutfame %f)at mar n)ie bie SJcunnberung ber Sertünltung unb bie Stgrarreformen, boDou mirb ber Sefer burc^ ®. boc^ nur eine fel^r obgcbloßte SSorftellung empfangen, ^uc^ bei @d)ön empfinbet man, bag er nidjt ju ben ©taatömönnern gcl)ört, für bie fic^ ber SSf. \)c\t enüärmen fönncn- ®afür miberfüfjrt 3afjn ätücifeHoä ju Diel G[)re, wenn er unter ben eigentlichen SSctfcm be§ @trebend nac^ S'in^eit mit ©tcin unb ^mbt in einem 9ItI)em genannt tuirb. SlnbrerfeitS finb bie SBorte über ®oetr;e, menn auc^ nichts bireft Unrichtigem entljaltenb, bod^ überaus froftig unb fü(j(.

Slüeö ba§ finb inbc§ fubjeftiDc SBert^urt^eile über bie einjdncn in 9etrac()t fommenben ^erfoncn, über bie man DieDeic^t Derfc^iebencr ?lnfic^t fein fann; fd^rocrcr möcfjte icf) eS bem Sf. anrechnen, ba§ feine S)atftcl{ung bcig Siroler SlufftanbeS Don 1809 boc^ redjt ein- feitig ift. Sie änberungcn ber baierifc^cn ^Regierung in Sirol finb in ber ^auptfac^e feine^megS «^lacfcreien, SKaßregelungen unb mitt« fürlic^e (Singriffe", fonbcrn 2tu§flüffe einer jiclbetüußten ateformpoliti^ bie frei(icf) etvoa^ 5U l^aftig unb im einjelnen ju gemaltfam Dorging, im mefcntUdjen aber entfcljieben ba^ Süchtige moUte unb fic^ eljrlic^ bemü()te, ba§ geiftig jurücf gebliebene Sanb auf eine ^5(jere Kultur« ftufe JU ergeben: bie SScrtrctcr bcö ibeeHen gortfc^rittS marcn nic^t bie Siroler Sauent, fonbem bie Saiern. SSon einem mirfücfien SSoIfSs oufftanb in 7iroI fann man bocf) nad^ ben legten SRemoirenpublifa^ tionen nic^t me()r reben: biefe jeigen ju fef^r, wie wenig 9lntt}cif ba^ eigentliche SSoIf an ber Seiuegung nimmt, tok biefe Dieimcljr ganj ba^ SBerf ber Oeiftlidjfeit unb einiger g^ifcutö ift. 3)ic Krieg- führung ber liroler, Dor allem beS Don ®. fe^r gelobten ^ofer, ift nur eine jufammenljängenbe Jtctte ftrategifd}cr unb taftifdjer gefjler'). %uc^ fonft fe()It ed nic^t ganj an @infeitigfcitcn unb Unric^tigfciten; um baDon ab}ufe(}en, bag bie Einleitung mand^e^ Schiefe enthält.

') ®ir ücrmögcn bcm SRcf. In feiner ©curt^ilung bc8 Xirolcr ^luf» flonbcd nic^t übcraQ ju folgen. ^. b. 91.

314 i!iteraturbcri*t.

tDiU ic^ nur barauf ^inmeifcn, bag bie %el)auptung, in bem preugi= fdöcn §eerc öon 1806 fei bie 3Rcf|ri^a^I bcr ©enerofc alt, grau unb gebrechlich geroefen, fic^ noc^ ben fjorfdjungen \)on ®oItj nic^t mc!)r aufrec!)t erhalten lägt. Ü6err)aupt mcrft man eS bem Sud)e manchmal etrooö ju fel^r on, baß bcr SSf. nic^t au§ ben CueÜen, fonbern au§ ben neueren Searbeitungcn fc^öpft, unb ha^ er bemgcmäg über fold^e Partien, tuo i^m feine guten neueren SBerfc 5U öebote ftanben, mög= lic^ft rofct) l^inroegge^t: t)ierin ift tüolif and) bcr ©runb ju fuc^en, baß nur t)on ^rcußcn unb Cfterreic^ gerebet ift, iuä^rcnb bie Oe- fc^ic^te bcr 9t[;cinDunbftaaten, bie boc^ für eine „®efc^icl)te bcr beutfc^en ffiin^citSbemegung" fei pofitib, fei negatiD unOebingt in 93elroct)t fommcn muß, ganj unberücf[id)tigt bleibt.

®ie gorm ber DarfteUung ift glatt unb flicßenb, bie ©d^ilberuug flar unb t)erftönb(ic^ ; etma^ unangenc()m Derüi)rt biSmeilen eine gc- roiffe SSorlicOc für aßäufräftige 2lu§brücfe (5. S. ©. 20 „bog ^ßacf [ßc. ber Gmigranten] burftc am 9il)cin u. f. lu.", S. 21 „ber fifjige ffitgcnnufj GngfanbS", ©. 202 „3n bem ^c jentan^ ber iJumpenfiJnige öor bem Jbrone be§ gewaltigen (Smporf ömmlingö"; ©. 398 „ber Sefdjluß [be§ preußifc^en 2anbabc(§] roar ein ©icg be§ jügeHofeftcu unöerfc^ämteften 5Raubtiergclüfteg")r ^i^ ^^ tt»enigftcn§ in einem SBerf miffcnfd)aftlici^en S^arafter§ nic^t für angebrad)t i)a[te.

S)er Jitel: „ba§ Seitalter ber bcutfdjen GrlKbung 1807—1815" ift irrefü^renb; bie fJ^^ei^eitsSfriege finb nid}t mitbcl)anbelt, ebenfo wenig bie biplomatifc^en SSermirfelungen ber ^aljxe 1811 unb 1812; bie S)arfteüung fdjließt, abgefeljcn t)on ein paar Semerfungen, bie weiter f)inau§greifen, mit ben inneren prcufjifdjcn Steformen üor bcr ©rljebung öon 1H13. Walther Schultze.

^eutfdie jüaifev unb Könige in 6tragbuvg. $on ^ermann Sutlkoig (ö. 3on). etraftburg, d. JJ. ed)mibt (&r. 35uU). 1889.

®ie Crbauung ber „Saifcrpfal^" in Strasburg burftc mo^l Scranlaffung geben, ber böufigen 5lnmefen()eit ber beutfc^en ffiaifer unb Könige in uergangcnen feilen ju gebenfcn. G^ mar ein glüc^ lieber ©cbanfe bc8 S3f., bem man mcf)rerc anerfennensmert^e ^Irbcitcn auf bem öebiet ber clfäffifc^en £itcraturgefd)ic^tc uerbanft, hierüber im 3wfammen^ang 5U l)anbeln. S)em $)iftorifcr Dcrmoc^te er aHer== bing§ nid)t§ SJeucö ju bieten; fottte aber eine folc^e ^ufonimcnfteUung für mcitcre Ärcifc lesbar werben, fo burftc er fic^ nid)t auf eine magere ^uf5ö(}Iung befc^rönfen, foubem mufite auc^ ber Schiebungen

CSIfofe. 315

bcr ictüeitiöcn ^errfcfter ju ©traßburg gcbenfen. ®q§ ift auf ®runb ber öorl^onbcnen Siterotur gefc^c^cn; einiget ^at aud^ bo^ ©tral* bürget ©tabtard^it) beigeftcuert. @o enthält ba^ "Sud) mc^x, qB ber £ttel a^nen lögt. Sie eintt)ei(ung beg @toffe3 ift nic^t fel^r glütf^ Ii(^. 3n einem allgemeinen I^eil ©. 1 66 ^onbelt ber SSf. üOcr bie 28ec^f elbejiel^ungen ©trapurg^ ju Staifer unb Sieid^ ; baran fc^Iiegt fic^ ein befonberer 2^eif in fünf 2t0)d}nitten , roelc^e in ber SBeife gearbeitet finb, bag junäd^ft bie Sntn)icfe(ung ber @tabt bargefteUt wirb; im Stnfc^Iuß boran gcbenft ber SSf. bann ber ?lnmefcnl)eit ber einzelnen ^crrfc^er unb fud^t einen gemiffen 3"fQ"^nicn^ö"9 5" er^ jielen burc^ ^ereinjiefjung ber 9Jeic^§gejc^ic^te. Siefe ©int^eitung ^at ja^Ireid^e SBieber^olungen ^ur gofge. 3}lan tiergleidie j. ©., ttjad ber Sf. im oHgemeinen H)eil unb barouf im 3. Slbfc^nitt bes jroeiten Steiles über SKajimilion I. fagt. 9lm gelungenften bürften bie Stuö- fül^rungen über ba§ gciftige Seben in ©traßburg fein ; namentlich im 4. abfc^nitt für bie 3cit bor 9lu§bruc^ ber {Reöolution. ©ine Sc= fc^reibung be§ Saiferpalafte^ mit ^^otograp^ie unb örunbriß be^ fd^licgt bie Slrbeit beS Sf. ®ie ©prad^e ift bilberreid^ unb fc^roung« doli, t)ielfad^ allerbing§ im Übermag; loben^mertf) ift ba^ SSer» meiben ber fjrembroörter. ©törenb ift bcr Srucffel^ler 3ofcp^ I- anftatt ü. !S)ad 93ud^ entl)ält ja^lreic^e ^bbilbungen, befonber^ öon 9?amenjeic^en einjelner §crrfc^er, ©trapurger SWünjen 2c. ; feine prächtige 2tu§ftattung öerbanft eS bem ©ntgegenfommen ber laiferlid^en 2anbe§regierung , bie ft^on fo oft i^r (}o^e§ 3ntereffe für bie görberung ber SanbeSgefc^ic^te befunbet f)at

H. Witte.

Wappoltfteinifcfte« Urfunbcnbu^ 759—1500. herausgegeben öon $tati mitttit. I. Solmar, »art^. 1891.

3)ie ftattlic^e, bi^ jum 3o^re 1363 reic^enbe 1. Sanb öon 707 Ouortfeiten, mit bem t>a^ Siappoltfteinifc^e Urfunbenbuc^ in'^ Safein tritt, ift breien galtoren ju bonten: einer Slnregung be§ Derbienten Sejirföard^iöarö Dr. ^fannenfd^mib in Eolmar, ber begeifterten $in« gäbe be§ Herausgebers an ha^ übernommene SSerf, für baS er troj} feiner SBefd)üftigung atö ©QmnafiaUDberlel^rer in {einjähriger $(rbeit faft 4300 Urfunben unb 3loi\itn fammclte, unb ber Siberalitöt beS clfäffifd^en SanbeSauSfd^uffeS, ber bie nöt^igen SERittel für bie Srucf* legung ber auf fünf 93änbe berechneten gan5en ©ammlung ben^iUigte. SKögen bie le^teren ju biefem 3n)edfe ausreichen; möge eS aber auc^

816 fiiteraturberic^n

bcr arbeitöfrcubigfcit bc§ §crau§gc0cr8 befd^icbcn fein, baS cttoa* n»cit geftecfte 3'^^ gtücffidö 5U crrcicf)cn.

Sünf iBänbe eine^ llrfuubenbuci)ig^ für ein Derl^öttniSmägig fleineS Serritorium unb für ein S^noftengefc^Icc^t , baS jmar in allerlei intcreffantcn SBejiel^ungen 511 anbercn ftonb, aber borf) immer ju ben mtnber bebeutenben be§ alten 9ieid)ed jä^ttl 3)a^ ift in ber Zljat öiel unb fann, neben mandjen anberen Srfc^einungen ber neucften 3eit, bem @efc^ic^t§forfc^er faft ebenfo fet)r Sd^rccfen einflöfjen, mit ben Sibliot^efen, bercn SOJittel ber fortn)äf)renb tt)ad)fenben glut^ ber CueUenpublifationen gegenüber immer weniger augreidjen moDen. SRon mag fid^ ba mot;l fragen, ob auf biefem ®ebiete nicf)t ttxoa^ gu t)iel be^ ®uten gefc^iet;t unb ob ftd^ nid;! äSege finben laffen, ben Umfang berartiger SSeröffcntlic^ungen eixoa^ mel)r ju befdjrönfen.

3)a§ ift eine grage, bie meiner SKeinung nac^ fid) gerabc au(^ beim {Rappoltfteiner Urfunbenbud)e aufbrängt; ift aber auc^, um bieS gteid^ uon born^crein ju fagen, ber einjige 5ßun{t, I)infic^tli(^ beffen id) mit bem Scrfa^ren be§ S3f. nid)t einöerftanben bin, beffen gleiß in ber ^crbeifc^affung beg urfunblic^en unb c^ronitalifc^cn 33?a* terialö für bie ®efc^id)te be3 Territoriums unb ber S)i}naftic be* munberungSmürbig ift, unb beffen foubere 5lrbeit3roeife , mie fie fi(^ in ber SBiebergabe ber lejte, in ber genauen Stngabe ber ^erfunft ber einzelnen Stücfe, i^rer bisherigen ^rucFe unb JRegiftrirungen, in ber fnappen, aber auSreic^cnben 33efc^reibung ber ©iegel unb in ben fad^lic^en 9lnmerfungen jeigt, allen unb jeben Slnfprüc^cn an eine foldje 5lu§gabe üoüfommen gered)t mirb. ®a§ Urfunbenbud^ ^äitt, nai) biefem 1. Sonbe ju fd)tie6cn, ber mit bem erften Sorfommen bcS 9?amenS SfJappoltSroeiler im 8. Saljrljunbcrt beginnt unb mit bem 3at)re 1363 enbet, gar nic^t in bcffere ^änbc geratljen fönnen: cS mac^t t)on ber Ginteitung an, in meld)er ber Herausgeber eine furje ©fijje ber im Sefi^e ber ^errfdjaft fic^ ablöfenben ®efd)ted)ter gibt, bis 5u ben SRegiftern, bie 100 boppelfpaltige ©eiten umf äffen, unb ben Stammtafeln am Snbe burd^meg ben erfreulic^ften ©inbrucf,

Hiernach Ujirb, um auf baS oben Semerfte jurücfjufommen, ber Herausgeber meinen SBunfd), ba§ ber Umfang einigermaßen ein* gefc^ränft toorben märe, nic^t falfc^ auffaffen; maS id^ table, ift, wenn eS überhaupt ein label ift, nid)t baß er ju loenig, fonbem büß er JU uicl getl;an l)at. C£r gibt j. 35. oon ftaiferurfunbcn unb onberen, in benen Stappoltfteiner alS Beugen Dorfommen, meiftenttjeiö unb mit t)ollem Steckte nur bie 3cugenrei^en unb S)aten toieber, h)ei(

eifafe. 317

bieS für bcn öoriicgcnbcn 3^ccf bollfommcn öenüöt; in anbeten SöQen aber brudt er ani^ bie ganje Urfunbe ab. Sr begnügt fic^ bei Urfnnbcn, bic au^reid^cnb gebrucft finb, oft mit Stu^jügen, toa^ nur ju billigen ift; aber oft brucft er fie nod^matö uoQftänbig ab, roä^renb man boc^ meinen fotttc, \>a% bic früberen Stbbrücfe, j. 35. bie be§ trefflichen ©traßburgcr Ürlunbenbud^S, 3cbermann im ©Ifaß leicht iugänglid) feien. 9}iemanb möchte enblic^ feine gelegentlidjen gefd^ic^tlid^en ©rörterungcn miffen, bie bon öoUftänbiger 93cf}errfc^ung be§ ®egenftanbe§ jeugen unb, foiücit ic^ fet^e, ftetö ju faltbaren Gr^ gebniffen füliren, mic bie bübfc^c 9tu§cinanbcrfcjjung ©. 21—25 über Sgenolf t). UrSIingen al§ @tammt)ater bei^ jmeiten Siappoltfleinifd^en ©efc^ted^tS. 2tber menn ju berfelben nod^ ©. 25—32 Stnmerfungen fommcn, in bcncn jum 2l)eil lieber förmlid^e Äb^anblungen ftedten, fo geljt ba§ m. @. über ben Stafjmen eine^ UrfunbcnbudjiS überijaupt ^inauiS. äSir finben ba fe^r getef^rte ^ufammenftedungen nic^t aOein über ben au§ ber ®efc^ic^tc griebric^'g L unb feiner ©ö^ne alS ^crjog t)on ©poleto befanntcn J?onrab D. Ur^Iingen (©.41 48 auc^ noc^ bcffen öollftänbige Slegeften) baS liJnntc man fid^ allenfalls noc^ gefallen laffen, ba Sllbrec^t biefen Sfonrab atö na^en SSenuanbten jenes Sgenolf ö. SfJappoItftcin ermiefcn l^ot , fonbem aud^ über Konrab*^ ©ü()ne, bie 3:itu(ar(;eriüge t)on ©poleto, ^cinrid^, Siainalb unb 93ertI;olb, ja fogar über ben Steffen ber le^teren, ben S^afteHan Sberljarb t>on ©. 3Kiniato, mirb in erfci^üpfenber SSeife aUeS bei« gebrad}t, maS fic^ an Urhtnben t)on if)nen ober fonftigen @m)ä(jnungcn auftreiben lieg. S)aS ift aUeS fo fauber unb l^übfc^ gemacht, bag man feine S^cube baran ^aben !ann; aber mit 9tappottftein felbft (jaben aQe iene UrSIinger t)on ©poleto nic^t baS ©eringfte ^u t^un.

3cl^ füfjre bicfe Singe an, nic^t meil ic^ fie an fid^ table, fonbem meil fie als 93eteg bafür bienen foUen, bag eine 93efd}rönfung im Umfange beS Urfunbenbuc^S nic^t blog münfc^enSmertl^, fonbem auc^ möglich gemcfen märe, mie id^ benu auc^ ber äJteinung bin, bag fic^ folc^e iBefc^ränfung in bem weiteren f^ortfd^reiten beS SSerfeS gan^ t>on felbft aufbröngen mirb, b. 1^. gortlaffen alteS nic^t unumgänglich Slöt^igen, SSermeibung beS nochmaligen SlbbrucfS beffen, loaS fcljon auSreic^enb gebrudt ift, unb überhaupt böuftgere 93ern)enbung eineS VuSjugS beS 28ic^tigeren an ©teile beS förmlid^en SlbbmcfS. 3m übrigen !ann man nur münfc^en, bag ber ^erauSgeber baS glüdlic^ begonnene auc^ ^n einem glüdlid^en @nbe führen möge.

Winkelmaun.

318 fiiterotuvbcric^t.

®cfc^ic^te bcr ©tobt^Rainj wä'^renb bcr gwciten fratti^öfifdien J^cnfdjoft (1798—1814). ^on $t. ®. Bodtuitlmtt. ^ainj, Äupferbcvg. 1890.

®er auf bem ®cDtete ber SKoinjer @tobtgefcf)ic^te fc^on feit 3al)Tcn t^ötigc SSf. be^onbclt ^icr einen ^citnbfc^nitt bcr ®ef(^iö^te öon SRoinj, roclc^er bigl^er noc^ feine äufornmenfoffenbe Bearbeitung gefunben §attc. SBenn auc^ ber ©d^roerpunft bei§; 93uc^e§, rote bcr SSf. felbft ^eröor^ebt, in bcr Sarlcgung ber inneren SSerroaltung liegen mußte, roobei naturgemäß eine geroiffc Irocfen^eit fc^roer ju öermeiben roor, fo fef)It boc^ ber S)arftcUung in l^ö^ercm ®rabc, al§ fid^ burd^ ienen Umftanb red(|tfertigen ließe, an Slut unb SeOcn; man \)ai mef|r ben GinbrudE einer reichhaltigen ©tofffammlung, in bcr man nac^fc^Iagenb fid^ über mand^e^ unterrid^ten fann, nid^t ben einer ©c^ifberung, bie ba§ Vergangene roieber an'^ Sic^t ju förbem unb bem Sefer nal^ejubringeu bermöd^te. Seine fräftige, frifc^ gejeid^netc ®eftalt tritt ^erüor; alle§ gleitet farblos an unö Vorüber, mie ein ©c^attcnfpiel an ber SBanb. Wanbald.

^a$( ftaatdred)tltd)e ^er^ältnid bed $)er^ogt^umd £ot^ringen gum beutfc^cn 9ici(t) feit bem Sa^re 1542. $on eirgfricH Sitte, etragbuvg, 3. ^. @b. ^eift (^et0 & ^ünbel). 1891.

^. u. b. ^.: Seitröge jur fianbeS^ unb Solföfunbe t)on Slfag-fiot^ringen. 10. ^eft.

SSorliegenbe tüchtige 2trbeit füHt eine roefentlic^e SüdEe in bcr ®efc^id)t§Iiteratur aug. 9Kit gieiß f)ai ber SSf, fic^ burc^ ben SBuft ber einfc^Iägigen ftaatörec^tUc^en Schriften ber brei öor^crge^enbcn 3ö^r^unbertc ^inburc^gearbeitet unb über bie öiclfad^ bunflc S^agc ber ftaatörec^tlidien Stellung Sotl^ringenS jum bcutfc^en Weic^ Slar^ t)eit gefc^affcn. ®ie Schrift beginnt mit einem cinicitenben Jtapitcl über bie föntftel^ung be§ ^er^ogt^umö üot^ringen unb feine ©ntfrem* bung t)om SfJeid^ unb gel;t bann über jum Urfprung be§ 9iürnbergcr SSertrageö, n?eld^er für bie golgcäeit t>a^ ftaatärec^tlic^e SSer^ältniS be§ ^erjogt§um§ jum 9Jei(f|e geregelt l^at. ^erjog ^2lnton bon äott^ ringen rooUte fic^ roeber bem ftammergeric^t nod) ben Slnforbcrungcu be§ 5Reid^§ unterroerfen unb behauptete, fein 2anb fei ein freicS gürftent^um, ba? er t)on .niemanb al^ ®ott bem $errn l^abe ; nit^t ba£i ^er^ogt^um, fonbem nur einjcine Ifieile bcäfelbcn rührten öom SReic^e ^er. 3n bcrl^at fonnte er fic^ in biefer ^infic^t auf frühere Sel)engurtunben berufen, roonac^ bie §crjöge nic^t baö ^erjogt^ura, f onbem nur einzelne Stücfe bc§|elben alö öe()en empfingen ; bie öltefte

^Rainj. Sot^ringen. 319

biefer 9trt ift üon 1361, ol^ne bafe man rocife, morauf folc^c an- fc^Quung bexuijt. ^nxd) ben 92ürn()erger Vertrag eignete bod {Retd^ ftc^ bicfe Sluffoffung an. S)qS ^erjogtl^um Sot^ringen l^örte auf, ein SReic^Sfürftent^um ju fein; nur einjelne I^eile waren noä) bem Stetere juftönbig. SSienn gleic^mol^I ba§ Sieid^ nun für baS ganje Sotl^ringen bie %erpf(ic^tung be§ @c^u^e§ übernal^m, fo finbet biefe unber()ältni§mägige ^elaftung feine Srflärung in ber bamaügen po« litifd^en Sage. Wvt Siecht meift ber %f. auf bie Analogie ^in in ben SJeftrebungen be§ S'aiferS, für feine 5RieberIanbe SfreiS ©urgunb eine ä^nlid)e @onberfteQung ju erlangen, unb ^eigt in einem befon« beren ©jtur§, mie ber SJürnberger SSertrag öielfad^ mafegebenb ge= njorben ift für ben 9tug§burger SBertrag, welcher bag SSer^öItniS beS burgunbifd^en ffreifeS jum SReic^e regelte.

gür Sot^ringen ift biefer 9?ümberger SSertrag üer^öngni^öoH gemorben. Sefbftüerftänblic^ mar baö fransöfifd^e ße^enSgebiet, ba§ Barrois mouvant linfg ber 9JJaa§, in ben SSertrag nic^t mit inbe=^ griffen; augerbem lag nur 5U nal^e, bag bie SReic^^ftönbe genug getl^an ju l^aben glaubten, menn fte im SaU ber ©efal^r allein bie lot^ringifc^en SReicfi^Iel^en ju erl^alten fud^ten, bie aber not^menbig ba^ Sd^icffal be^ ^erjogt^umS tl^eilen mußten. $ter fe^te bann aud^ bie franjöftfc^e ^olitif ein, mie ber SSf. nad^meift, unb erreid^tc in ber I^at, ba§ Sot^ringen, aU nid^t jum Slcid^ gehörig, bom SBeft?= fölifc^en grieben auSgefc^Ioffen mürbe.

SSon bem fonftigen Sn^olt be§ ©uc^eS fei nur noc^ ber SReu^ regelung ber lot^ringifc^en Sieic^^ftanbfc^aft gebac^t. SSienngleid^ bie ^erjöge oI§ folc^e nun aufgel^ört l^atten, SKitglieber be§ SHeic^S ju fein, fo blieben fie boc^ 9fleid^8fürften al§ SOiarfgrafen üon ^ontsdsSKouffon, bem redE)t§ ber 2)Jaa§ gelegenen 2:^eil beä iper^ogtl^umS 9Jar. 5)aju fam atö SReic^^fürftent^um burd^ ben Se^nbrief öon 1507 bie SWarf- graffd^aft ^atton-S^ätel ; gleid^jeitig mürbe bie einer Seitenlinie beö lotl^ringifc^en $aufe§ gehörige ^errfd^aft SRomenij jur SWartgraffc^aft erhoben. 5)ie ^erjöge machten junäd^ft bon i^rer SReid^Sftanbfc^aft überl^aupt feinen Oebrauc^; bie SWarfgrafcn üon 5Romen^ erfc^einen bann feit 1570 auf ttn ^Reichstagen unb Vertreten a(S i^afaUen ber lot^ringifd^en ^erjöge beren ^ntereffen. 3)ie Änberung ber SSerl^öIt- niffe in granfreid^, ba§ Scheitern ber ^läne beS lot^ringifc^en §aufe§ auf bie ffrone granfreid^S, bie Jtironbefteigung ^einric^'S bon ©ourbon mod^ten ben lot^ringifc^en ^erjögen bie 9tnnö^erung an baS SRcid^ miebcr münfd^enSmertb. 3nbem nun bie 9Kar!graffc^aft SRomenJj 1612

320 fiitcroturbcric^t.

burc^ S?Quf on ipcräog ^cintid^ öon Sot^tingcn übergegangen mar, trat er au^ afö 9?ad)fo(ger in bie 9leid}§ftaubfc^aft be§ SIRarfgrafen ein. Unter bem Slufruf „Slomemj" wirb bie lotrjringifc^e Stimme fernerhin ouf ben 8fleid}§tagen gcfürjrt. 9tfö jüngfter SKarfgraf mar ber ^crjpg üon Sotfjringen löngere Qnt bcr Ic(jte unter ben SReidjd* fürflcn, unb erft feit bem großen gürftenfc^ub öon 1654 rücfte er »citer bor.

3u tabcin ift eine gemiffe Unbeftimmt^eit in ber ©rörterung ftaatdrec^tlic^er S^agen. 92ament(id) bai^ fernere SSerpItniS ^uni Jfommergcric^t ift nic^t flar genug gcflcllt. H. Witte.

SBcftfoIcn unb SR^einlanb im 15. Sa^r^unbert. SBon 3. {^anfcn. II. ^lüc münftfrijc^c etiftöfcöbc. iicip^ig, @. ^iracL 1890.

^. u. b. %.: ^uOIifationen auS ben fg(. ^rcugifc^en @taatSard)it}en.

XLn.

Der erfte »anb biefeg SSerfö (ügl. §. 3. 33b. 62) oergegen« ttJörtigt einen bebeutung^uollen 2tbfd^nitt ber rf;einifc^5tt)cftfölifd)en, bcr beutfdjen ®efd)id)te be§ 15. 3orjr^unbert§. ®ie ©oefter gcljbe nidjt nur für bie norbmeftbeutfc^en ©cbiete im 3KitteIpuntt bcr ftaatlid)cn Gntmirfelung mirb bort burc^ eine anfcfjnlic^e 2)Jenge öonUrfunben unb Sitten beleud)tet, welche fie felbcr erzeugt Ijat; flar, überseugcnb mirb bie meit bcr5tt)cigte, üermidelte ©efd)idjte biefe^ Jtampfg um bie SSorfjerrfc^aft unter ben Staaten be§ norbmeftlidien S)cutfd)Ianb§ in ber (Einleitung beS ^erau^geber^ jufammengefagt. 3n nod) größerer güde breiten fid^ nun in biefem 2. 33anb, ber feinem SSorgongcr fe^r fd)neH gefolgt ift, bie S)otumcnte au§, meiere ju ber münfterifc^en ©tift^fe^be get;ören. Slud) I)ier merben fie öon Raufen ju einer 5)arftcllung be§ ©egenftanbeS , au§ bem fie ent^ fprungen, in einer (Einleitung t)on erheblichem Umfang üerbunben. ®er ©egenftanb felbft ift inbe§ nic^t fo fel^r attgemeiner 9fatur.

Stflerbing^ finbet in biefer ©tift^fel^be 'öa^ ©rgebniö be§ größeren ^ergang^, ber in ber ©oefter ge^be fic^ barfteüt, eine (Srgänjung, feine Sodenbung: ha^ Übergewicht be§ Kölner 93iSt^um^ unter ben Territorien üon SSeftfalen unb 3ll)einlanb erfc^eint mit bem 9lu§gang ber jmeiten ge^be ju gunften ber fleüifd^en 2)Jacf|t enbgültig gebrochen. Slber ber SBettftreit um bie Hegemonie gibt ficf) f)ier, id^ möcf)te fagen, nic^t rein, unuermifct)t ; bie Jtonfurrenj anberer Sntercffen, welche baneben l^erge^en unb Sefriebigung begehren, mu§ er fid) allenthalben gefallen laffen. 2luc^ ftef)en nid^t mel^r bie Sräger ber beibeu groften

2ßeftfoIen u. K^cmlonb. 321

©cgenfälje, ©rof ©ieltid^ ü. 3Woer§, erjbifci^of öon fföln, unb bcr ^crjocj t)on ftieüe, allein ober üornc^mlid^ im SSorbergrunb beS ^'ampfed, militörifd^ unb biplomatifc^. Surc^ gefc^icftesf ^bmarten, burd) rechtzeitige SJenujjung ber SJort^eifc, tücldjc Stnbere erringen, nic^t fo fe^r burc^ fc^neOe, entfc^eibenbc eigene Xf)at ift ber ^erjog ^ier eigentlid) jum Übergemidit gelangt. 5)er Äird^enfürft mieberum, beffen S^rgeij auf ganj SJ^einlanb unb SBeftfalen gerichtet flemefen, mar in SBal^rljeit bereite beifeite gefd^oben, beöor i\od) ber ©c^iff« brud^, ben er erlitt, burc^ ben 9tbf^Iu§ ber müujlerifd^en ©tiftäfe^be ftcb Sebermann offenbarte. §ieneben lüirb bod^ bie ©ntmicfelung, welche fic^ abfpielt, nid^t weniger burc^ baö Vorbringen, ba§ loirffame Eingreifen onberer ©emalten getennjeic^net, unter benen bie ®rafen \). ^otja ifjxe 9Jebenbut)Ier eine SBeile überragen, ijben l^ieburc^ er- holt biefe ©tiftöfebbe ein befonbere§ territoriaIgefcI)ic^tlicöe§ ®epräge. (£§ ift inbeö nic^t ju üerfennen, bafe ftd) bieö an jmei ©teUen üeiänbert, ermeitert. S)ort, roo bie ©eftalt beS öiel üermögenben, im yteid) unb in 9f}om ^oc^ gen)ertt)eten ^er^ogS $^iHpp Dou 93urgunb fid) im ßintergrunb ert)ebt; fobann bort, mo in ber alten ©ifd^ofS« unb ffaufuiann^ftabt SWünfter ba^ SHegiment eine§ bemofrotifc^en ©ürgert^um^ unter ber gü^rung eine§ njeftfälifc^en ®rafen, 3o^ann*§ ö. ^otja, fic^ etablirt jeigt. ®erabe Iejjtere§ ift üon befonberem 3n» tereffe; ifjni mibmet auc^ ber SSf. einbringenbe Stufmertfamfeit. 3ubem er junäd)ft roeit au^^olt, üerfuc^t §., im 5. Kapitel ber Ginleitung, ben Urfprung unb bie ©ntiüicfelung ber ftöbtifc^en SJerfaffung üon 9Künfier ou^einonber^ubreiten. Wit üoflem SHec^t, roie mir fc^eint, fiet)t er, loie e^ grenöborff bei feinen Unterfuc^ungen über 5)ortmunb getrau ^at, bie Sröger biefer Serfaffuug, be? politifrfien 2eben§ in ber ©tabt in ber Äaufmannfc^aft, ben ffaufmannöfamilien, nid^t in ben SSer^ tretem be§ ererbten ®runbbefifee§ an fic^ (anberö je^t .^egel, ©tobte unb ®i(ben 2, 361 ff. 372 ff.). S)ie ©ebeutung be^ .^anbetö für bie Gntroidfelung öon SWünfter üerbient in ber %i)at bie Vead)tung. meiere $). üerlangt; üiel mel^r, afö geroiJönlic^ gefd)iet)t, inbem man bie Äirc^en* unb a3ifd)of§ftabt in ben SSorbergrunb rürft. Sine ffauf^ mannfc^aft, beren lebenbige iHegungen fid) weit Ij'mani unb {^man^ Verfolgen (äffen, behauptet fid) ^ier biö gegen bie SRittc be§ 15. 3at)r5 ^unbert§ tl)atfäd)Iid) in bem Sefi^ ber ^crrfd^enben ^aiii. S)ann ober üoüjie^t fid^ ein jäl^er Umfc^mung, ^erbeigefül^rt ju gleidfter 3*^it t)on unten unb üon außen: öon ber 3)?enge, ben nieberen Sreifen ber 93euölferung, benen, nad) bem ®ong ber 5)inge, ouc^ fojiaIiftifd)e

^ItotiWe Sfittt^rift 9J. 8f. ©b. XXXIV. 21

322 Sitcvoturberidjt.

antriebe nic^t fremb finb, unb üon jenem ©rofen ö. ^oi)Q, roelc^er ben üorl^onbenen ©egenfo^ benu^t, um i^n feinen eigenen b^naftifdjen 3n)eden bicnftbor ju mad^en. ©ine SJerbinbung üon SJoIf^^errfc^oft unb S^ronniS bemächtigt fic^ nunmcl^t SKünfterö (1452 ff.). ®^ öcr- fte^t fic^ babei bon felbft, bog bie @en)Q(t t^atföc^Uc^ biefem X^rannen jufadt, bcm „SScrroefer" be§ Stifte unb ber ©tobt; liegt na^e, baß er fie für bie Srrid^tung eine§ eigenen gürftentl)umS in SKünftcr ausbeuten mirb. S)a fobann bor biefem 3^^' f^ njieber ein SBanbe ereignet, burc^ eine Serfc^icbung unter ben S3en)erbern um ha§ müu= fterijc()c üBiöttium, burc^ eine cntfc^eibeube Sajiüifc^enfunft 9}urgunb§, wirb baS t^rannifd^ s bemofratifc^e Sicgimcnt in ber Stabt 9)?ünfter bcfeitigt. 5lllein 'öa^ Ergebnis ift für bie ftäbtifc^c (Sntmicfelung ben- nocf) gewonnen, ha^ ba§ ariftofrotifc^e, potrijifc^e 5Regiment in feinem a!ten Umfang ju ber ^ürgerfc^aft überf)aupt nic^t mef)r ^urücffe^ren fann. Sl^an erfennt barin alsJbalb einen SJorgang üon allgemeiner Sebeutung für bie bürgerliche unb ftäbtifc^e ®efc^ic^te in 5)entfd^lanb mätirenb beS 15. 3ööt^unbert§.

©benfo greift über bie ©renken ber territorialen ®efc^id)te bie ©et^eiligung beS burgunbifc^en ^erjogtt)um6 an berStiftSfel)be ^inauS. ©ie ift immer mafegebenb gemefen, fie ^at, ba fie fic^ ^cigt^» "cu^ SBenbungen, aud^ ben ^uSgang bemirft. ©eit langer 3^it lebt unb rt>ebt biefe§ ^er5ogt^um in bem S3eftreben, burd) fluge Sinmifd^ung in ben ©treit ber fämpfenben Parteien, inbcm ei^ fid) ben Wäd)ten, meiere noc^ mit bem Scheine ber ^öc^ften toeltlic^en unb geiftlic^en tlutorität fid^ umgeben, unentbel)rlic^ ju machen berfnc^t, feinen Gin- flufe in ben allgemeinen (äefc^öften t^atfäd)lic^ ju befeftigen, um l)ies burd^ auc^ red^tlicf) eine Unterlage für ben ©^rgeij beS $errfd)er- ^oufeS 5u geminnen. Gr ift auf bie §erftetlung einer föniglic^en .<perr= fc^oft gerichtet, bie fic^ burc^ ben S3efi^ ber nieberen üanbe be* reit§ angebahnt l^at. (£rft neuerbingS ift njieber üerfud)t morben, bie beutfc^e (äefc^ic^te um bie SRittc unb in ber ^meiten ^ölfte beS 15. 3QÖ^I}i»ibert§ auS bem @efic£)t§toinfel beö öftcrreicl)ifc^en ^ab§burgertt)umg, eine§ griebric^'S ÜL, ju erläutern. 9iäl)er !ommt man ber SBirflic^feit boc^, menn man auc^ unteniimmt, bie tief greifenben Giniüirtungen ber burgunbifc^en ^erjoge auf t>a^ S^aifer* t^um unb ha^ ^apfttl)um, auf bie Überblcibfel beS alten SReic^eiJ aufmerffam abjumögen. SBert^boHe änbeutungen ^at ^. in feiner Einleitung bafür gemacht, mie fd^on in feiner ©oefter 5el)be; noc^ ftärfere finb in ben 5)ofumenten beS ©anbei? felber ju fin'ötn. GS

SSeftfaleu u. at^einfanb. 323

toöre ein baiitOore^ SBcrt, bie burgunbifc^e grage in bcr bcutjcl^cn ®efc^icf)tc be§ 15. ^orjtl^unbertS on ber ßanb biefer SSeri>ffentIic^ungen unb ber Überlieferung, roelc^e bie ein]^eimifcf)en unb auömörtigen ^rc^itje bemal^ren, in i^rem äi^förnmen^ong oufjubecfen. Sine Sluf* gäbe allerbing§, roelc^e bie üolle ffenntni§ ber mcfteuropäifd^en ©e- fc^ic^te in i()ren üerfd^iebenen ^lußerungen mä^renb biefer ^eriobe öorau^fe^t.

Xie Urtunben unb ?lften ber ^ublüotion, bcr eigentliche Stamm biefeö S23erfe§, bienen junäd^ft ber rl^einifc^ - meftfälifc^en SonbeiS* gefc^ic^te; fic erf erliegen für fie eine Südc unmittelbarer, ergiebiger ^efc^ir^tlid^er Duetten; bann, burc^ i^re öejiel^ungen felbft, für bie @efcbid)te be§ 15. S^^^öunbertö überhaupt. SBer möchte, abgefe^en Don onberem, in bie überl^o^e ©d)ä^ung eine§ 9JifoIou§ üon ®ufa je^t noc^ einftimmen, ber fic^ unter ben (SIementen beä mirflid^cn Sebeng fo mcnig bemö^rt f^at; mer bemerft nic^t auc^ ^ier bie ma^re 9Jatur ber gegebenen TOäc^te unb SSer^öItniffe gegenüber ben öott= tönenben, fc^mung{)aften SSorten an ben oberften ©teflen, benen mon ^ir glauben geiüö^nt ift. 5)ie Urfunben unb ?Iften, bie ber S3f. ou§ einer langen SRei()e üon Slrc^iüen ju 2agc gebracht l^at, bereichern mirflici^ basf SSSiffen; fie beförbem, ric()tig erfaßt, bie @rfenntni§ ber ftaatlid^en unb fojialen beutfc^en SSer^öItniffe um bie SKitte beö 15. 3a()r{)unbert§; bie Sommlung, meiere ^ier vorliegt, gebort m. (£. ^u ben ergiebigften neueren Oueflenpublitationen. (S§ ift me^r eine @ac^e be^ @efc^macf§, roie man fid^ gegenüber ber Slrt ber 2Kit^ t^cilung be§ Stoffe§ üerl)ö(t ; ^ier mürbe mof)! ftärfere SBefd^räntung, bort gri)6ere Soflftänbigfeit gemünfc^t loerben. SDJeineö ©rac^ten^ l^ätte bei ber SBiebergabe ber furialiftifc^en Seflamationen mel^r ©ntl^alt- famfeit geübt merben tonnen. Sießeic^t finb fie 9lnberen mittfommen; aber icfi meine, baß bie Witt^cilungen auö bem üatitanifc^en ^rd^iD eine Übereinftimmung jroifcfjen 3"^ölt unb Umfang nid^t überatt auf^ mcifen. S)a^ SRegifter löBt eiujelne Südten bemerfen; boc^ roeife !3eber- mann, ber fic^ ju fold^er 3lrbeit einmal \)Qt ^ergeben muffen, mie leicht, beim beften SSitten, berartige Sücfen entftel^en. Sro^bem bleibt bie ^ublifation, jufammen mit ber ©oefter ge^be bon ^., m. G. eine grunblegenbc 9trbcit für bie r^einifc^=meftfölifc^e unb bie beutfc^e ©e- fc^id^te im 15. ^^I^rtjunbert. Höhlbaum.

21

324 ßiteroturberic^t.

3)ic 3»atrirc( ber Uniocrfität min 1389—1559. Gearbeitet t)on ^tu mann ftcnffcn. I. 1389-1466. ^e^ unb ategtfter. SBonn, ^. Ge^reiibt. 1892.

^. u. b. %. : $ubItfationen ber (S^efeüfc^aft für r^einifc^e ®ef4id)td« funbe. Vin.

SWon fann ber ©efellfc^oft für rl^einifc^e ©efd^ic^tSfuitbe ju biefcr fc^önen SScröffentlic^ung ®lücf münfd^en. ®er Jejt ma6)i üOeraC ben Sinbrucf glelc^ bleibenber ©orflfolt uitb bie ©inric^tung ber 2tu^* gäbe ift bortrcfflic^ ; fte öerbient bei fünftigen Unternehmungen auf biefeni neuerbingS mit Sifer gepflegten ©ebiete Xüo\)\ bead^tet ^u werben. 5)er gebotene 5ejt befc^rönft [xii auf bie eigentliche SRotrifcI, b. ^. bie Sifte ber ©tnbircnbcn (5Wame, ©tonb, §erfunft) mit beu juge^örigen Semerfungen (gofultot, ©cbü^renjaljlung, (Sibei^Ieiflung u. bgl.). SJotijen onbermeitigen 3nl)Qlt§, roie fic in beu älteren SO^q- triteln üortommen, ftnb meggeblieben. Unter bem leyt folgen er^^ läuternbe 2tnnierfungen , meldjc bog enthalten, toa§ bem Bearbeiter über bie cinjelnen Smmatritulirten, namentlich it)re Stubien au anbcren Unitjcrfitäten unb it)re fpätere Saufbabn, au§ gebrucften unb un= gebrucften Duellen befannt gemorben ift. ^ijon bie -iWiatrifcIbänbe felbft entl)alten eine er^eblicf)e Slnjal)! älterer SRanbgloffen fo(ct)er 9trt; nic^t minber bie fleißig Ijerangejogenen 3)f atrifein frember ^oc^= fc^ulcn, mie 53ologna, $rag, ^eibelberg, ©rfurt, 9ioftocf unb Tübingen. Dafe fic^ bei biefen (Erläuterungen aucf) nur annä()ernbe SJoüftänbig« feit nic!)t errcid^en lieg, ja bafe bem Herausgeber fc^on beim ©c^Iuß beS S)rucfe§ feinet 1. 93anbcs; 5o^(reicf)c (Ergänzungen 5U Rauben rooren (S. 573), loirb nicf)t überrafcf)en. Srft nac^bem bie Watrifel mit il)rcn 9iegiftem gebrucft vorliegt, faun ^ier burd) fortgefc^teS plan= mäfeigeig ©ammeln einigermaßen Slbfc^ließenbeS gewonnen toerben*).

Wanbald.

*) C^in paar ^Beiträge iciü icft ^iev gebeut 'i)ev bvitte SHeltoi ber Uniüer* fität Äöln roor (1389) S3emarbuö Ottijn be ^inguia. 5u*frcffautc uvfunblid)e 9'?acf)nd)ten über bie iJombarbcnfamilie ber Ottin, bie fcl)on 1353 ju ^^ingen i^re (^flbgefdiäfte betrieb, ^at 6d)uncf, S3ci)träge 5. ^JKain^er ÖJcfd). 1, 73 ff., mitgetbeilt, befonber* S. 91 ff. bvei 53iiefe, bie 53eml)arb, ber fpätcrc Üieftor, in ben 3at)ren Vi&) unb 1381 auö ipariö. wo er ftubirtc, an leinen SJater fieo Cttin geiidjtet ^at. 3o^anne* ©efvit bc 'öiüterftat (1455) ift otjwc ^weifet ibentifd) mit bem gleidinamigen 53cv[af)er bei Chronica praesuluin Spirensis civitatis (gcft. 1472); bie üon JRemting, (iJefd). b. Söijdjijfe \>o\\ 3peier 1, 6 ^ujannncngetragenen Ü)?otijen über i^n bebürfen ber (5id)tung. Über 3acobuÄ

^öln. 9?eug. 325

®cfc^id)te bei- ©tobt 9?cu6. S5on «. ZM[n%. ^üffelbovf unb S'^cufe, 2. Sd)n)ann. 1891.

?luf feinem ^iftorifc^en ©cbiete ift bie IWtigfeit ber Sotalforfc^cr eine erfpricglici^cre al§ auf bem ber ©töbtegefc^ic^tc, tuo ber 3nbU

3BeIbcr bc ©egcn pnbet fid) Material bei Soanni«, SS. rer. Mog. 2, 499, einem 3Beifc, ba^ überhaupt über bie ^nge^öjfiflen Woin^er ber ©tifter unb Älöftcr, oon bcnen oiele ftubirt ^aben, umfoffcnbe äufam^nenftellungen enthält. (Sin »eitever SJov^ug ber §lu§gabc befteftt in bev in fünf ^^abeHen nicbergcleflten ftQtiftijcben ^^urcftorbeitung bc§ ©toffeg nad) oerfdjiebenen Öefic^t^puntten ; namentlich bele^renb ift Xobefle IIa, welche üon fünf ju fünf Stieren bie $)evfunft ber Stubenten nad) 3)iÖccfen abfolut unb in ^vojcnten borfteHt ®Ieic^ anberen ^atrifeln ift aud) bie Äblner nid)t frei tjon fehlerhaften (Sin* trägen, wie folgenbe: Johannes Beren raagister artium . . . canonicua 8. Martini extra muros Mogunt. ; ©t. "äKartin wäre bo^ SRainjer ^omftift, aber ha^ tag nic^t Dor ber ©tabt, aud) ^at $eren i^m nid)t angehört ; ein Crt ©rioinga in ber 38ormfer 2)iÖcefe bürfte faum nachweisbar fein; ftatt ^umid)fteen möchte ic^ ^tuinic^fteen, ftatt Steppom Steppain, ftatt SSelmefte^n Solmefte^n ^u lefen Oürfd)Iagen. (Sin befonberer SRegifterbanb ermöglid)! bie bequeme ^Jenu^ung ber Watrifcl; ^erfonen unb Orte, nidjt getrennt unb bie Orte tl)un(ic^ft nad)geiDiefen, bilben ein alp^abetifcbed ^auptregifter; t)ier 9?ebenregi)ter fammeln bie UnitoerfitätSange^brigen nac^ ^ignitäten (bwc^meg geiftlicben 9lmtern unb Söürben), fofern fic foId)e befa^en; nact) ^iöcefen, nac^ Älbftem (Orben), fofern fie foId)en angel)örten, unb nac^ Unioerritäten (baÄ Äblner UnitoerfitätSperfonal, bie 93urfen unb bie ©tubirenben mit afabemiftften Kraben anberer Unitocrfitäten). 3)arf man gegenüber einer bem 33enufer ben ©toff \o Don aQen ©eiten entgegenbringenben ^^Irbeit eine fteine Unbequenu (ic^feit bei ber ^onb^abung erwähnen, fo ift ed biefe : im $)auptregifter werben etwaige Würben u. f. w. ber ©tubirenben nic^t mit aufgeführt, unb in ben 9?ebenregiftem wirb nur ber Familienname beö ©tubirenben genannt, unter welchem man im 5>QUptregifter weiter ^u fucben ^at. 3ft biefer ^amt, wie nic^t feiten, burd) mehrere ^^Serfonen üertreten, bie bann nac^ ber alp^abeti« fdjen SRei^e i^rer Vornamen unter einanber fte^en, fo muß man bie cinjetnen in ber ^otrifet nac^fc^tagen, biS man auf ben Xignitar, ober wad er fonft ift, ftöfjt. ©0 wirb 5. 33. im 3)ignitätcnregifter, unter ^Wain^, ©t. ©tep^an«» ©tift, Canonici, ein ©tumel genannt ; im $)auptrcgifter iunäcbft auf ©tommel oerwiefen, finben wir brei Präger biefeS 9?amen§, oon weld)en bann beim 92ad)fc^(agen in ber ^{atrifet ber i^weite fic^ M ber @)efucbte erweift. Ober man oerfudje einmal ben am ©d)Iuffe beö 9?ebenregifterS über bie Älöfter unter ber SRubrit „^erfc^iebeneS" oermerften Turcus an ber ^anb ber ^cr« weifung Aquis ^u ermitteln. @ine fleine ^erooQftänbigung ber Angaben im ^auptregifter , bie aud) fonft oon Sort^eil wäre, ^ätte in ben meiften ber«

326 üiteraturberic^t.

uibuaUdmud ber Sin^elerfc^einungen bad ^errfd^enbe ^rincip bilbet. 9tuc^ ift eine ©tobt mie SJeufe gemife ein bonfbarcS Dbjcft, jumal

artigen fjällen ben ©utftenben bireft jum 3icle geführt. ^ic 9(ufga6c bcr Crt^beftimmung loor bei bcm meitcm Umfrei§, au§ welcöem Äi3ln ©tubentcn Qttjog, nic^t (eic^t ; fein ^unber, bog ^ie unb ba Bn^^if^I^^f tcS ober grc^^c^P^ gegeben ober bie ©rläutening unterloffen morben ift. @o in f olgenben gällen : §ncjena („= ^Hjct)"): ^Ujenou bei ?(fd)Qffenburg ; 93clberö^ufen („^eHerfen, Sh-. $)öf ter") : roo^I e§cr ©elterö^oufen bei Harburg ; ©ittinge^ufen („? ©iU üngS^aufen, ^.S^ort^im"): ido^I e^ev SBeOing^aujen beiSSiebenfo^f; Boychem propeWermaciam(„?S3ocfen^eim, ¥falj")- öießeic^t oerfcl)rieben für Hoychem prope Wonnaciam (^oc^^ini bic^t bei 5BürmS); 3o^- 3)ubel§5em be ^o- Den^ufen („Suben^oufen bei ärocibrüden"): ^abcn^oufcn bei 3)annftabt unb 3)übelä5cim bei S3übingen; Dürn Erbip. dioec: SBallbüm, SJoben, Unter« r^infrei«; ©melraeb („V Gmmerat^, ^. 93emfQfteI''): ©imelrob norbro. Äor* ba^: 3ob. ©tetfenbod) be ©toerbacft wirb al« S3egleiter eineS ^foli^grafen e^er qu$ (Sberbac^ am iRecfar al$ auS ^berbac^ (bamalg (ängft Srbac^ ge^ nannt) im Sl^eingau geroefen fein, unb fein 92ame §at mit 8tettbac^ bei 3wi«genberg rndji^ gemein, benn biefe^ ^iefe bamalS Stebcbacö; Groenen- bergh Mag. dioec.« ®rünberg, Ober^effen (roo ein ?lntouiter^au§ mar); ^el)er: ©aiger bei ^iUenburg; Ysenhach Mag. dioec: ©fena(^; Heynr. Medenbach Moguntinus trug feinen 9?amen nic^t Don SOI., 5h. 93riIon, fonbent oon W. bei ^odfytm; 3)Jengerind)ufen („?3Reinering5aufen").* ^ens^ gering^aufen bei 9(roIfcn; Nuwenborch Mag. dioec: Sf^numburg, 9?iebcrs Reffen, bei SSoIf^agen; Cbemt)eim („boiev. ^^falj")- ober ÖJauobernl^eim bei ?Hjei); Wonnecken Mag. dioec: SBinbcden bei ^anau (ber au^ 23. ftam^ menbe ö. fiorebecfter trägt feinen 9'2amen üon Sorbac^ bei ©übingen); Uten« ^em („? Uttenbeim, ©Ifa^") : loo^l e^er Ottcn^eim bei (5u«fircl)cn. ©n fc^r ©ert^tooder Eintrag, Ä'öln« berühmten erften SSuc^brucfer betreffenb, lautet: Ulrious Zell de Hanou clericus Mag. dioec; ^a^ SRegifter bringt irrig bie 3)iöcefenongabe mit QtH in 5Serbinbung unb loid biejen ^um ^erfonen« namen geworbenen Ortsnamen unbegrünbeter 5Beife auf 3^0 "" babifd)en 3RitteIr^einfreiS belieben. 33ei CrtSnamcn, bie in üerfd)iebenen ÖJegcnben Dorfommen, ift bi^meKen eine fefte ^eftimmung getroffen loorbea, o^ne ba^ fie ficb aud) nur mit 28a^rfd)einlid)feit treffen liefe : fo fod JRid)enbad) 9leid)en» bacft bei 33enS^eim, iWoeb^epm 3^obbeim im Älr. ÖJiefeen, Saffenbufen Sad)fens Raufen im 5lr. 3icgen^ain fein. S^b- ^oelfebergb be Uppen^eim mar ou* bem nadj Cppen^eim au^gemanberten ^Jain^er $atriiiergefd)led)t ; e^ nannte fid) nidjt nad) bem ^of 9KoIöberg bei ©t. ÖJoar^böwfe« (iua^rfd)einlid) mar gerabe umgefe^rt), fonbem nadj bem ^aufe S5ioI§berg in "iDiain^, unb ba^ ^auS ^attc feinen 9iamen oon ben Ferren öon 9)?oIöberg bei SBaömerob im SBeftenoalb. 5)er ^erfonenname SScrIencn wirb auf 33erlaine bei iÜi^ge rüdgefübrt; er fann aber aud) ver Lenen, b. b. ©obn ber grou fiene»

min. 9^eu6. 327

beni rcic^Ii(^ üorl^anbcncn SRotctiat bic bisherige StuSnu^ung !einc§* tüegsJ entiprid^t. 2)er na^eliegenben ©efo^r bc§ Übermiegcn^ lofalcr

bebcuten, toic quc^ bie cntfprec^cnb ju crflävenbcn 9?Qmen SScrbeelen, ^Serl&üfen, SScniubeten (vem XJdekeii) in ber ^Watvifel toorfommcn. S3ei ber 33eftim* mung bcv Sifte abclid)cr ÖJejd) (echter, felbft bei berühmten bcutfcfien ©öufcnt, oerfagt mitunter bie (Erläuterung ober cS treten 5e!jler ^u Jage, bie man in einer fo t)erbienftlid)en 9(rbeit ungern bcmerft: Zesolphus de Adlachem militaris gehört ber gomilie öon 5lbelg]^eim (S3aben, Unterr^eirtfr.) an; Ger. de Erenberch militaris 1454 fann nicfit bem ®c{c^Ied)t im Ärei§ St. ®oar jugejä^It loerbcn, ba biefc§ fd)on 1426 auSftarb, fonbern ift einer üon @^ren» berg om 9'?ecfar (3)abcn, Unterr^cinfr. bei ^cinö^eim), feine (ä>rab|c^rift bei ©ubcnud, Cod. 2, 907; nobilis de (? luot)! dominus) HermanDUs de Bochenauwe can. eccl Mag. (^5ud)enau, Ar. ^ünfelb) n)irb nac^ „^ud)enau, JR^ein^effen" (ft. Cber^effen!) „^n. Battenberg" gefegt; bic Spechte üon S3uben* ^eim fütjrten i^ren 9iomen nid)t öon 93uben^eim, ^r. Äoblcnj, fonbern Don bem ausgegangenen ^orfe 53. bei Äirbcrg, 31. Simburg; Engellardus de Ensberch: ©njberg, 091. 3Wau(bronn; illustris Job. Schenck dominus in Erppacb (,,@rbadj, JR^eingaufr."!): ©rbadj im ^cffitc^cn Obenioalb; Ever. de Hoenvels Mag. dioec. („^obenfelS bei Sranffurt", gibt ed gar nit^t!); ©o^enfelS bei S3u(^enau, ^. ©iebenfopf, ober ©o^enfel« bei Äird)^cimsöo* lanben ; Adolpbus Roä de HolshAsen Mag. dioec. (^^o^^aufen, mehrere"): ^oli^^aufen bei ^möneburg (9lauifd) $)o(5^aufen) , ügl. über i^n Joannis 2, 388; Job. Brendel de Homberch: ^omburg Dor ber ^ö^e; Adam Voele de Yrmentroede („Srmerot^, Ar. ^^euioieb") : Qrmtraub bei SBefterburg; Walramus de Cappenstein Mag. dioec. : Äoppenftein on ber ©immer, Stv. Äreuänadi; Conr Schenck de Limpärg Erbip dioec. unb fein 33ruber Sßil^elm gehören jum @)ef(^Ied)t ber S^eic^^fd^enfen, benannt nad) ber e^e« maligen 39urg i^impurg üor 6d)njäbifc^-^an ; Heynricus Heynrici Wijszen de Limpurg ftammte auS ber ^atrijierfamllie ju Simburg an ber fio^n (SBeife t). Limburg) ; Ortbo de Bacb militaris unb Conr. de Maesbach, familiäres coniitum de Lyningen, epterer nicftt crflärt, letzterer gmeifcinb nad) 9Raa«bad) (Öfterreid) ob ber 6nj) üerioiefen. ^fteißen ber @ine nac^ S3o£^ im babifdjen ^Kittelr^cinfreiS, ber 9(nbere loa^ifdjeinlid) nad) 3Ku8bad) in ber baierifc^en $falj; Richardus de Maspach decan. rlerbip. mar einer Don SKa6bo(^ bei Wünnerftabt (9?ad)rid)ten über i^n im ^Irc^iD Don Unterfronfen 32, 259) : Dam de Prumheym (Dgl. Joannis 2, 387) unb Heilmannus de Prüenbeim ge()5ren ^u ben Don ^^raun^eim bei f^ranffurt a. ^.; Egidias de Nydeck militaris, !öeg(eiter beS ^faljgrafen 3D5onn, ift nidjt auf ^\b^ eggen, Ar. 3)üren, fonbern auf eine§ ber mürtembergifdjen SJeibed ^u bejiet)en; nobilis dominus Wernerus de Petra can. Trevirensis („Dom fSrelS") ift einer Don ber iiepen (fpäter 2^rierer S^orbifcöof) ; illustris domicellus Phi- lippus de Rineck can. maior. eccl. Col. gehört nicftt ^u ben Burggrafen

328 Ältcraturberidit.

Sittcrcffen ift inbeffcn auc^ baS SBcr! t)on lücfing öerfotten, inbcm t& jum S(^(u6 eine auöfü^rlid^c ©c^ilbcrung ber ftäbtifc^en ©in« ric^tungcn feit ®infüf)rüng bcr preufeifc^en ^errfc^aft (1816) bietet, ©efunbljeit^pflegc uub gaOritroefen be^ 19. 3a^rl)unbert§ gel)ören nid^t in ein Söert beö angefüörten litel^. ®§ wäre üiefleic^t nic^t nöt^ig gemefen, bieö anjumerfcn, menn nid^t ber ^iftorifc^e S^cil beö S5nc^c§ feine ©uperiorität fo menig geltenb mochte; bcnn er jeigt jiDor eine umfaffenbe ^erQnjie^ung bc^ ©toffeö, aber eine mangeIt)Qfte 5)urc^= arbeitung, roeld^e ba§ ©erippe ber Stegeften gar ju beutlic^ burc^= bliden läßt. Streng c^ronologifd^ fortfc^reitenb, voa^ befonber^ fc^toff in bem engen Slnfdölufe an bie SRegierung^ja^re ber Siölner Sr^bifc^öfe ^erüortritt, beljonbelt bie ®arfteUung obfcl^nittmeife bie üerfc^iebenen ]^iftorifd)cn 95e5iel)ungen neben einanber unb roirb bamit ööflig un= überfic^tlic^. ©elel^renbcr roäre ein Verfolgen einzelner ®ntiüicfelung§:: reiben burcf) längere 3^i^^äume geiüefen. So trägt ba§ ©an^e ben ©^arafter ber SOiaterialienfammlung, beren ©teile aber aurf) bie SJcr^ öffentlid^ung ber 9{egeften vertreten t)ätte al§ (Srunblagc ber 5)el)anb= lung fei e^ einzelner ^erioben ober einzelner 5}erl)öltniffe. ©in ©ei* fpiel eines weiterer ^ufflörung bebürftigcn fünftes bietet bie Oi^efc^ic^te ber 9lat^§üerfaffung, wenn ber Sefer fic^ biefelbe äufonimengefuc^t l^at. 9tl§ i^re SBur^el erfc^eint ein mit Sted^tSpflege unb SJerroaltung hetxautt^ ©c^öffentoHegium, für beffen burd) anno 1074 erfolgte ©in^ fe^ung nur eine al§ unecl)t onertannte Urfunbe jeugt. S^ni jur Seite trat 1259 nac^ bem ^riüileg ©rjbifc^of Sl'onrab'S ein StoUegium öon 12—14 2tmtmönnem. 5)ie SBefe^ung ber Sc^öffenftül)le erfolgte nac^ X, neben ben 9)Jinifterialen burc^ bie it^aufmann^gilbe, loä^renb bie 9lmtmänner bie ^anbmerfer vertraten, ©ine bemofratifc^e Sinberung ober fielet 2. erft in ber 1460 erfolgten ©infe^ung ber 24 ®emein= ^eitSfreunbe, welche in Vertretung ber fog. 3"n9^ü^9Pi^/ ^- i- jin^- Pflichtigen ^anbnjerfer, biS jum ©übe ber turfürftlicl)en Siegierung bie Urroäl^ler für bie,9lmtniänner bilben unb eine Kontrolle über bie

Don JR^einecf, Ar. ^l^riueiler, fonbem war ein ®raf üon SRienecf (bei ©e* münben in Unterfranfen , ögl. ®ubenuS, Cod. dipl. 5, 395); Conr. de Roedeshem, familiaris beS ^^^fal^grafen Stephan, {ag ju S^übeS^eim, !tc. ^cuinacö, nic^t gu SRübe^^eim im JR^eingau; Job. de Schacht nobilis C? ©cftadjten , ÄY. ^ofgciömar"^: geioife; fur^ toor^er ftubirte er ^u iSrfurt (SQBeiBenborn 1, 291); Silvestris coraes roar nid)t mit ©albgraf luiebeviu* geben, fonbetn mit 5öi(bgraf; Conr. de Sedwitz cau. Herbip.: 3<^^tim^, Cbcrfranfen, bei ^of.

granffurt am «?oin. 329

ginonjen ouöüben. ^äufig fiitben mir fic in Dppofition gegen bie bciben älteren Soüegien, meiere fic^ fc^roff gegen fie aOfd^Iiefeen. S)ic treibenben ffiräfte biefcr 3"ffln^n^cnfcfeung finb quS ber Sarftellung nic^t 5U erfennen. SBoren bie 9lmtmänner fd^on SSertretcr ber ^onb- njerter, njarum finben mir bann einen J^eil tyon bicfen fo frü^ be- t)or)ugt? @e(d)a^ e^, meil bie anberen }in^pf(icl^tig moren, mad mar ^ieöon bie Urfac^e? S)ie 9lmtmönner mürben aber 1259 nic^t nad^ fünften gemnl)U, {onbem cntfprec^enb ber 3a^f ber fc^on öorl^anbenen (12—14) ©c^öffen; SBieberbefe^ung einer freien ©teüe erfolgt burc^ bie übrigen (Senoffen in SJerbinbung mit ber universitas, bie ber fpäteren ®enieinl)eit entfpricbt- ®§ märe üon Sntercffe, jn erfal)ren. ob bie 1513 nad) (Staffeln (S3ürgerabtl)ei(ungen) erfolgenbe SBa^I ber ®cmein^eit§freunDe auf älteren ©runbfä^en beruht. ®er entfd^eibenbe gortid^ritt bei beren Sinfe^ung 1460 ift bie Sluöfc^liegung ber 3Kit= mirfung bi^()eriger Stat^^genoffen, bie ber SSf. beiläufig in einer Stn« merfung ermähnt, ©olltc man nic^t in ben ©c^öffen Vertreter be^ ®runbbefijje§ unb erft in ben ?tmtmännern SSertreter ber ffoufmannÖ== gilbe ju fe^en ^aben, b. 1^. ber 3"fommenfaffung ber mit i^ren ©r« jeugniffen aud^ §anbel treibenben üorne^mften Sänfte? 9lm fruc^t= barften ift bie 2l)ätigfeit be§ SSf. gemorben, mo er fic^ entfc^toffen ^at, einjelne SJcr^ältniffe ju be^anbeln, unter meieren ic^ bie topo- grapf)ifd)eu unb mertantiten ^ert)orI)ebe. iSrfc^öpfenb ift eg afler« bing§ nic^t gefc^e()en, 5. 93. in ber grage ber ftäbtifd^en Quartiere. @cf)ä^cn§mertt) ift bie S3eigabe bilblicf|er 5!)orfteIlungen üon DJiffen, ©iegeln u. a., menn fie aud^ nic^t ben heutigen üermöl^nten 9tnfprüd^en entfpric^t, unb üon ungcbructtcn Urtunbcn. Liebe.

dntientarc bed Sfranffurtcr ^tabtardjttid. ^it Unterftü^ung ber €tabt granffurt a. 9)^. ()erau§ge9e6en üom SBercin für ®efc^ic^tc unb ^lltert^um^« funbe. m. eingeleitet toon ». 3iiiig. gianffurt a. m., Ä. 1f). «ölcfev. 1892.

®iefer93onbbe!}anbcItbie9lbtbeiIungen$riDiIegien, fiaiferfc^reiben, fiopialbüc^er, SSal)Itagöaften unb SReic^§tag§aften, bie beiben (enteren üon SR. groning, bie übrigen unter tl^eilmeifer SJermertl^ung öon ftriegfö SIrbcit, tjom Herausgeber Der^eicbnet. ߧ finb bie micl)tigften unb barum aud) frf)on am ftärfften benu^ten ®ruppen beä 9lrc^iüö. 93ei tm üoUftänbig gebrucften Stücfen finb bie S)rucfe angegeben morben, boc^ unter ^öefc^räntung auf üier grofee Sammlungen (Privi- legia et pacta, ^ranff. 1728), 93ö^mer'ä granffuvter Urfuubenbuc^, Sanffeu'S granffurter 3fleirf)§torrefponbenj unb bie beutfcf|en 3teicf|gs

330 Siteraturberi4t.

tog^aften. 3)ic üon ffticgf übernommene, nic^t ^ben glücflic^c Sc= jeic^nung „Sfoifcrfd^reiben" begreift eine nai) 1G23 t)on bem SRegiftrator ^Qlt^eniuä in 17 goliobonben üereinigtc bunte SKoffe bon Slrd^iöalien, bie bQ§ Ser^öltni§ ber ©tabt ju SPoifer unb 5Reic^ betreffen unb ftdö nidjt feiten mit ben „SReic^Öfoc^cn" ber beiben erften ©önbe ber Snbentare berühren. 9lu§ ben ffopiolbüc^ern , 22 an ber S^hh ift nur aufgenommen roorben, tüü§ nid^t bereite noc^ ben Criginalen jur Serjeid^nung gelangt mar*).

©in öierter 95onb foü neben ber Überfielet über einige Heinere ?lbt^eilungen be§ politifd^en 9(rd^it)§ ein SRegifter über ba§ ganje SBerf bringen. Wanbald.

QJefcftic^te ber 9)iebiatifirung be^ gürftent^umS 3fenburg. SSon Watt« frcb Malier. ^Mnd)en, W. 9}teger. 1891.

91(8 gürft ffarl bon Sfenburg bie SHegierung antrat (1803), ttjoren für bie Heinen, ober, wie fie fid) eup^emiftifc^ nannten, bie

*) 3m einzelnen ^abe \d) mir beim 5)ur(^blättcrn ^^^ S3anbeS golgenbeö notirt: ©. 7,73a: „SBocfenberg" lies 9tocfenberg. ©. 42,22: bie Urfunbc taifer fiubioig'^ üon ,,1346 (5ept. 30" gehört (tvof R. 32, I. 19), »ie auc^ bie beiben anbcren öom fclben %a%, S9ö^mcr SRegeft. ©. 159) in 1347. S. 43, 73: „3obocu§ ü. SRofenlic^en" ; ti fiaw^tit \i6) um 3obocu§ öon JRofcnberg (ügl. ©ö^mcv=$uber, SReg. llarfS IV. Sflx. 2428). ©. 43, 74 f. : bie unbatirtcn 93c^ richte ber fjranf furter ^cöoflmädjtigtcn über ben 33efucft bcS 9'2ümbcrgcr ^^ageS unb bie ?Infunft ftaifer Äarf S IV. unb anbercr gürftcn ju ?Rot§enburg o. b. X. werben öerfucftemeife botirt „1358? 13()4?'' 1358 pafet gut; aber ioa§ foll 1364, ^a Äarl in biefem 3^^^ faft au§fd)Iie6(i4 in ©ö^men mar unb in bie weltlichen X^eile beö SReic^eä gar nid)t gefommcn ift? 6.46,80 imb 47,78 „X^un, X^uno x>. Äolbicj'', lie§ X^imo. 6. 71, 105 (granffurt toerfauft einem ©peierer ^Bürger eine ©ült) nimmt fic^ in ber ^Ibt^eiluug „.^aiferfdireibcn" fonberbar au§. ©. 98, 129 : „ßber^arb t>. ^^rf S3ürgenneifter ni(^t genonnter (nieberbeutjdjer) 6tabt" ; biefe Stabt ift Äöln. 6. 140, 21 f. : bie grantfurter ©ürgcrin „ÖJcle üon ®anbern" ^ieB bocf) mo^l üon Oaubern (je^t öJebem), 8. 150: „HeinricuH Banarus 8ül)n bcö eblen Heinricus Banarus Don ''Jdops^ parb"; Bavarus de Boppardia ober ju beutfcl) 53cl)er üon ©opparb, benn um biefeS bcfonnte ^Ibelögejcbtecfit t)anbelt c3 fid). 8. 155: „Sonrab ©uniroe", lie« S3«ru»oe. ©. 159: „CAJenont ö. Ufingen" ift bocft mo^I bcrfelbe, ber ©. 168 ©erwarb ü. U. ^eiBt. @. 166: „(öraf 3)iet^cr (öon?)": toon Äaeenelnbogen. 6.177: „(iJüttfrieb ^Que", nicl)t i)nne? 8.177: „8treuffin" ift CVJcnitit}, ba« ©cjcftlecftt ^ie6 8trcuff. 8. 205 : ber ^nttftcinifdje Sehnte ,^u „Wolff" ? öermut^Iid) Söolf bei Tübingen. 8.237: „Xro^perg", bann „Xo^perg"; ge« meint ift jebenfall^ bie 53ur9 Xvafberg bei 8ctj»ooi in Xirol.

Sfenburg. 331

^minbcrmäc^tigen" ©tönbe be§ Slcic^eg trübe Qciien angcOro^en. 3)cr SRcic^^beputationg^ouptfc^Iufe l^otte 112 beutfc^en ©tooten bcit ©arouig gemacht. ®ic üOrig gebliebenen SleinftoQten fo^en ein ö^n* (ic^e§ ©c^icfjal t)or Sugen. Som Sleic^ rvax fein ©c^u^ me^t ju hoffen; ftc mußten ba^er bebac^t fein, unter fic^ jufQmmfnju^Qlten. «m 29. 9tuguft 1803 fd^Ioffen bie prften unb ®rafen öon 3fenburg, ©rboc^, ^o^enlo^e^C^ringen, Seiningen, @olm§, Sijmenftein, SBittgcn* ftein, Ottingens©pieIberg unb Simburg^Specffelb bie gronffurter Union, worin fie „in ©rroogung ber bermolen üorbringenben ^citumftönbe unb möglichen ©reigniffc" „fomol)! ber ^flic^t ber oerfoffungS« mäßigen ©elbfter^oltung aU ber SSorfic^t ongemeffen" erflörten, ge» meinfc^nftlirf)c ©efc^öfiStröger an ben ^öfen oon SSien, $ari§ unb ©erlin ju unterhalten. 2tlg ben Urheber biefeS ©ebanfenS, wie fpäter „bie Verborgene treibenbe Sfroft, bie eigentliche ©eelc ber Union", be* jcic^net ber SJf. (@. 42, 46) ben ®rafen griebricft ö. ©olm^^Saubad^, benfelben, ber fpöter unter Stein t^ätig war unb ber erfte Ober« pröfibent ber preußifc^en SR^einprobinj geworben ift. SKon erl^ält ober nic^t biefen ©inbrucf, wenn man haS> in ben Beilagen (©. 161) abgcbructte ©(^reiben be§ ®rafen an ben fürftlic^ ifenburgifd^en ®e* Reimen SRat^ ü. ®oIbner oom 31. ^uli 1803 lieft. 5)er ®raf ücr« fpric^t barin, ©olbner'Ö „Sorfd^lägc jur engeren Sereinigung ber minbermäc^tigen ©tänbe" ju unterftü^en, erflärt, bie Vertretung ber^ felben bei ber franjöfifd^en SHegierung für „aUerbing§ nöt^ig", will ®oIbner'§ „Sbeen jur SÖcfeftigung ber Union" mit ®elb unb gutem SBiüen förbern, unb brücft ben SBunfc^ au§, beffen „^länc balb fennen ju lernen", ^iernad^ war ber ®raf nic^t ber Urheber, fonbem nur ein williger I^eilneljmer be§ üielme^r üon Sf^^^^ui^Ö infcenirteu Unternehmens. SBo^in bie Union jielte, baS offenbarte balb ein in baS granffurter Journal geftifteter Slrtitel Des bords du Main (ouS Dffenbac^, ber JRefibenj be§ Sf^w^u^Ö^^^?)» tüeldjer bie Union atö 80US la garantie d'une grande puissance gefd^Ioffen ^infteflte, unb ber ganj in biefem ga^rwaffer fegelnbe ®raf ü. ©olmS fc^rieb ba* rüber an ®ü(bner: „2)er ttern, baß grantreid^ aU ©c^u^gott boftel^t, ift XDal)x, unb gefällt mir boc^ ... ©o t)iel ©nergie ^at man unS nid^t zugetraut " 3ttö 9?apoIeon nac^ 9(nnal)me ber ftMiferwürbe in aWainj eintraf, machten i^m i^wci SJitglieber ber Union, bie dürften öon Sciningen unb Sfenburg, i()re ^iluf Wartung (1804, 21. Bept), unb ber le^terc ging bann atö SSertreter ber Union 5u ben Jh"önung§' feierlic^teiten nac^ $ari§, xoo xi)m SJapoleon beim ©mpfang, unter

332 iJttcraturbcric^t.

©eftattung ber SSegloubigung etne§ UnionSgefanbten, bte bentiDürbigen SBorte fagte: Je prouverai toujours que prot^ger Tindependance de vos amis les princes et J^tats de rAUemagne, est ma plus vive sollicitude et interet reel de la France (S. 49). Seim 8u§s bruc^ bcg Sriegeg, im §erbft 1805, crHnrtc ftc^ ber gürft für granf= rcid^, ftcHtc ein SRegimcnt in ben 3)icnft bc^ Saifer§ unb empfing atö franjöfifc^cr Oberft ben Drben ber S^rcnlegion. 9tuf feine beutfc^ gefc^riebene ^Injcige ber (Srric^tung beS Jftegiment^ an ben S^önig t)on ^reufeen erhielt er tjon biefem in frQn5öfifd)er Sprache bic ®e* nodirici^tigung, bafe fein bisher im prcufeifc^en §eere befleibeter Stang bamit in SBegfolI fomme (Beilagen ©. 172 f.). S)ie Union ^otte nod) ber ^nrifer SReife 'öe^ Surften au§ SDJongel an (Selb ein ©tilt leben geführt; am 6. gebruar 1806 ()ie(t fie i^re lejjte Serfommlung, unb befdjloß, ©olbner nac^ ^ari§ ju fenben. ®er ^lan mar, bie Union jn ermeitern unb ju einer gefe^Iic^ onerfannten ^Bereinigung 5U ergeben, meld)e 2 SKidionen ©eelen mit 20000 9Rann Solboten jum ©c^u^ gegen bie mächtigeren ©tönbe unter granfreic^S ^4^rotef* toxai umfoffen foflte. gür i^re SKitglieber erftrebte man Souueronitöt. ®en in ^ariS befinblid^en gürften öon gfenburg bat ber ®raf t). ®oIm§ noc^, mcnn üon Sfcnburg gcfproc^en merbe, aud) ben 9iamcn Solmö anjuflicfen (S. 53). @r foOte balb graufam enttäufdjt werben, ©eüor ber gürft Sfarl ^ari§ üerlieg (SRai 1806), fonntc er feiner ©ema^Iin f (^reiben: Les nouvelles h moi sont bonnes; notre independanee et integrit^ est assuree, et il y a tres grand espoir d'obtenir ce que je desire. 3^^^^ SRonatc fpäter (12. guli) murbc JU ^ori§ ber SJ^einb.unb gefc^Ioffen. 9?ur bie ©efanbten ber barin oufgenommenen t)ier gri)§eren Staaten befamen ba§ ffionjept ber S3unbe§afte Dörfer ju fe^en; mit ben fleinen machte man menig Um* ftänbe. 5)er gürft t)on Sfenburg erl)ieU erft am 17. guli au§ bem franjöfifd)cn SDJinifterium bie 9JacI)ric^t üon bem erfolgten Slbfc^Inft be§ Sunbe§ unb feiner Slufno^me in benfelben (S3eilagen ©. 173 9Jr. 7). 3)iefen Umftanb l^at er fpäter ju feiner ©ntfdjulbigung geltenb machen motten; mar aber feine 3n)ong§ma§regeI, fonbern eine ®nabe, unb an feiner ©ereitmitligfeit brauchte Sallel^ranb nic^t ju jmeifeln. gaft ade anberen 9J?itglicber ber Union, barunter ©olmg unb bic gräflichen t^inien öon ^fenburg, verfielen ber SÄebiatifirung. Sie marcn fortan bic erbitterten geinbe be§ gürften, ber bie Sanbc feiner ifenburgifct)en Settern unb einige rittcrfc^aftUc^e SBefi^ungen erhielt, fo baß, nac^ einem 9lu§taufc^ mit §effen=®armftabt, fein nunmel^r

Sfenburg. 338

fouücräneö gürftent^um 14 Duobratmcilcn mit 45000 ©inmol^ncrn, ba§ hoppelte be§ früheren, umfaßte. 5)ie granjofen liefeen i^n aber Qud) bn§ ®en)ä{)rte berbienen. ^um Scibjug gegen Preußen fteHtc er brei Sompagnien, unb itoc^ bet ©c^Ioc^t bei S^na mußte er auf ©efel^I ©ert^ier*^ lebiglid^ qu§ preußifc^en Überläufern unb ©efongenen jmei ^Regimenter mit öoüfommen prcufeifc^er Stu^rüftung bilben. 9ltö Srigabegenerol nal^m er bann in ber 3)ibifion SKoriot an bem ffriege in Spanien I^eil. 1810 trat er megen ©ic^tleiben^ außer 9lttit)itöt. yiadj ber ©c^Ioc^t bei Seipjig ffo^ er in bie ©cfjmcij er „t^eilte im $er5en ben ^nbü ber großen beutfc^en 9Jation", meint ber 5}f. @. 74 , entfagte bem SR^einbunb unb na^m feine ©ntlaffung nu§ franjöfifc^en 5)ienften. Seine al§ SRegentin jurücfgebliebene tl)aU fröftige WeuioI)Iin S^orlotte üon Srbac^=@rbaci^ bat menigc 2:age nad^ ber ©d^(arf)t bei $)anau, boc^ ol^ne ©rfolg, um bie @rlaubni§ jum 8lnfc^Iu6 an bie S3erbünbeten. ©ie berforfjt aud^ fpäter auf bem SBiener itongreß mit Eifer unb ®efc^id ba§ JJntereffe \i)xt^ ^aufcg, unb menn fc^Iießlid^ boc^ jur SKebiatifirung be§ Sürftent^umS fam, fo mar loeniger wegen ber politifd^en Sünben be§ Surften, al§ megen ber Sage feine§ ®ebiete§, baS bei bem üerroicfelten SJänber= ou§gIeic^ gebraucht njurbe. SSon ber ganjen ßcrrlid^feit üon 9?apoteon*^ ©naben blieb bem gütften nic^t§, alö gegen 3 SDJiHionen ®ulben Sd^ulben, moöon ^effen-Xarrnftabt mit ber i^m jugemiefenen größeren ^alfte be§ 3ürfteut()umö einen J^eil ju übernehmen l)atte. ®iefe pefuniäre ^lu^einanberfe^ung , foroie bie naij Der SKeinung be§ SSf. babei gefci^e()ene 93enacf)tt)eiligung be§ gürften ift jmar für bie 3^^^*^ bei^ ©uc^e» mobl nic^t unmefentli(^, bleibt aber ^ier be§ mangeinben l^iftorifctien 3ntereffe§ falber außer S5etrac!)tung.

S)pr 93f. tritt burc^ioeg aU beffiffener, aber nic^t eben gefc^icfter SSertf)eibiger beö gürftcn auf. 9Kit ©teüen, njelc^e in potriotifd)em Jone bie ®rl)ebung ^eutfd)Ionbö fc^ilbem, med^fefn Klagen über ba§ ©c^irffol bcö 3lf^"^"^9^i^^» ^^^f ^on einem e()rgei5igcn SRinifter (öolbner) roiber SBillen in ben SJorbergrunb gefct)üben (@. 46), gegen feine beffere Überzeugung al§ Sertjeug 9^apoIeon'§ t)abe bienen muffen. 5Kef. glaubt an bie beutfd)e ©efinnung be^ gürften ebcnfo rocnig, toic on bie (£c()t()cit ber 33egeifterung, al§ in ifenburgifcf)en Sanben ber erfte Sa^i^^^^tag ber Sd)Iac^t bei Seipjig Don Slmtömegen gefeiert mürbe (©. 87); er fie^t überall nur ben 5ä^en ®goi§mu§ eine§ Keinen Staat§mefeng, bo§ nic^t fterben mifl. ®er gürft mar fein Sato (ma§ auc^ nid)t ^^^^^^"icn"^ ©ad^e ift); galt \\)m, feine

334 fiitcraturbcncftt.

politifc^c Scibftänbigfeit unter atleii Umftönben ju retten, unb ba§ fonnte bei ber eigenen SKac^tlofigfeit ber SBurjel allen Übctö nur im Stnfc^lug an eine SKac^t gefc^e^en. ®r \ai) in ber 5Rott) fein ^ci( bei ben granjofen, ju benen i^n im übrigen leine ©tjmpat^icn jogcn, unb nac^bcm bie fd^iefe 93a^n einmal betreten iDor, gab fein galten mcl)r. "Ser Stufen be§ 93u(t)eg beruf)t roefentlid^ auf ben a\[^ bem ifenburgifc^en ?(rd[}ib ju SSirftein beigebrad^ten SWates rialien. ®ic üon ja^Ireic^cn, oft rec^t überflüffigen Sitatcn begleitete SarfteHung ift menig anmut^cnb ; ja fic ftreift ^ie unb ba bie (ärenjen beö ®cfcl^macfIofen. @o, roenn in ber übrigen^ bercdjtigten ^olcmif gegen bie Senu^ung cincS ^Ärnbt'fc^en 3^i^"n9^ö^^if^J^ (®- "^^ f.) für ben SBert^ objcftiücr Oefc^ic^tfdjreibung 9lutoritätcn aufgeführt werben, ober menn ber ^effifc^^ifenburgifc^e ©taatöbertrag üon 1817 al§ eine „in ber ©efc^ic^te ber SDJcnfd^^cit" ju roürbigenbe 2t)atfacl^e beseid^net unb Reffen babei ein abfäüigeö Urt()ei( ber „Söcltgefc^ic^te" in ^uöfic^t gefteHt mirb (©. 139 f.). Sin fonbcrbareS Serfeljcn ift e^, ba^ 3ot)annei^ ü. SRüHer al§ „ber ©c^meijer ©efc^id^tfc^reiber SlnbreaS aRüCer" erfc^eint (S. 69). ©eilage I, 8 (S. 174) tann nac^ «u^^ roei^ beS 3n()alt^ nic^t an ben gürften üon 3f^n^w^9 gerichtet ge* mefen fein, roic bie Überfd^rift behauptet. Wanbald.

fihvii ber 0ro|lirrjO0U4 i^effifilrn itvit^if unb Xvupptn^tW^it

1567 bi^ 1888. Swe'iU biö auf bie ÖJegenirart fortgejcfte 'Jluflage. $>anns ftobt unb Üeipjig, ^^min. 1889.

5tn biefem ©c^riftc^en ift au^cr bem S^itel^ unb Sorfa^blatt nur bor fünfte 93ogen neu, roelc^er bie Iruppengefc^ic^te üon 1871 1888 fürtfü()rt. aief. üerroeift bafjcr auf feine Slnjeige ber erften ?luflage ^. 3. 60, 544 5urücf. Wanbald.

HunfibenfmäUr im ^ro^J^erjogtl^um ßrffrn« Snüentarifintng unb be- fc^ieibenbe 5)arftcUung bcv ©crfe bcv ^itrc^itcftur , ^^Slaftif, ÜKolerci unb be^ ftunftgciuerbc^ biS i^um 8diluft bc^ 18. 3al)i^unbertg. l^roüinü Cbcvl^ffen. Äveig Tübingen. 33on ^einrii^ ®O0ner. Xairnftabt, ©crgfträßev. 1890.

9Sün biefem reid) aus^geftattetcn Unternehmen, roelc^e^ 18 5lb= t^eilungen, entfprec^enb ben 18 Steifen be8 (Sro6t)eräogtl)umö, um* faffen foU, finb biö ic^t üor bem ^ier ju befprerfjenben Sianbe er* fd)icnen: "S^er ftrcie Cffenbac^, bearbeitet üon (Seorg Schäfer (1885), uub ber Örcis^ SBormiä, bearbeitet üon (Snift aSömer (1887). Stc^t if)Hen ber Mrcie^ iöübingcn ^infid^tlid^ ber ©ebeutung feiner 93au* unb fonftigen ftuuftioerfc in mancher SJeäie^ung nad), fo möchte 9lef. i^m

©rogl^erjogtl^um Reffen. 335

^infic^tlic^ ber SSe^anblung, bie fie gefunben ^aben, ben 93orjug geben. S)er 5Sf. jeigt fid^ überatt ote tüchtiger Jtenner feinei^ gac^eS unb roar auf ben i^ni ferner liegenben Oebieten roo^I beraten, ©efd^ic^t* Uc^e Unfenntni§, roie fie monc^en anberen SBerfen biefer ®attung (5. S9. ber Slbt^eilung ©eefrei§ beö ä^nüd^en babifc^cn Unteme^meniJ t)ie unb ba unb ber SSefc^reibung ber SSau« unb Xhinftbcnfnmler be^ S^egierung^bejirf^ Sfoblenj in gerabeju ftörenber SBeife) antjaftct, nioc^t fic^ nic^t bcmernid^. 3)ie SSefd^reibung ber ®egenftänbe ift gut unb foc^gemög; ber 3)arfteIIung möre etxoa^ me^r Oeroanbt^eit unb ©lättc ju münfc^en. SBaö ben Stoff anbelangt, fo üerbient t>a^ nieifte 3"tereffe Tübingen felbft mit feiner großentfjeite erhaltenen ©tabtbefeftigung, öor allem aber feinem ©c^loffc, einer ^Bereinigung üon 93auten au§ fec^S 3ot)tI)unberten , beren anjie^enben Oefammt» einbrucf fo leicht Seiner üergeffen roirb, ber einmal, im inneren ©d^log« l^of fte^enb, ring§ Unifc^au gef)alten i)at: SRomanifd^e SRefte (©iebel« mauer mit gcnftergruppen, portal unter ber ffapeüe u. a.), fpftt« got^ifc^e Sauten unb SBerfe ber SRenaiffance- unb ©arocfjeit, mie fie burc^* Sauen unb Umbauen auf bemfelben SRaumc nad^ ben Sebürf« niffen unb bem (Sefc^macf ber ^ö^rl^unberte {ettoa 1170—1670) neben unb auf einanber entftanben pnb, erfc^einen ju einem originellen, nirf)t unr)nrmonifc^ mirfcnben öanjen öerfc^mol-^en. S3on ben SBe^r^ bauten be§ J^eife§ finb noc^ anjufüf)ren: a\i^ öorgefc^ic^tlidjer 3cit eine SRingroaUanlage auf bem Serge über bem 5)orfe Olauberg, auf roetd^em 1247 aud) eine balb fpurloS öerfd^minbenbc SReic^gburg, bic ®Iauburg, fiel} er^ob; au^ bem Mittelalter bie Surg Sifgbcrg, unb bie im 16. ^at)r^unbert umgebaute unb ftarf erweiterte SRonneburg, im borigen 3a^r()unbert ein 3uf^u^t§ort ber ^errnl^uter unter Binjcn« borf. Son ber einft ftattlic^en Surg ju Drtenberg bat fic^ nid)tg Sllte§ crl)alten. Unter ben firc^lirf)en ©ebäuben finb außer ber Sübingcr ^farrfirc^e ba^ Sflofter JfonrabSborf (romanifcöe Einlage), ba§ Stiofter SRarienborn unb bie ÄHrc^e ju @ei§nibba (beibe frü^« gotfjifc^), fomie bie Sirene ju ^irjcn^ain (fpötgot^ifcö, mit fc^önem fiettner) üon Sebeutung. S3on ®emälben ift nur bag (in ber Sarm« ftübter ©alerie aufberoa^rte) 3tltarbilb auö ber ^Pfarrfirc^e ju Crten- berg (lafel X) ^erborju^eben. 9Iuc^ ber prunfDoße ^od^altar bon 1731 im Slofter CEngelt^al (Jaf. VI) ift in feiner «rt bemerfenömert^. Sefonbere^ Sob berbient bie 3BaI)l unb 9lu§fü^rung ber ^bbiU bungen. 3" ber ©locfeninfd^rift bon SBeningS (@. 274) ift Tonan(te) JU Icfen. Wanbald.

336 ßitcroturbcrlAt.

i^nnfibenfmäler im ®ro|lierjogtlitim ßeffrn. SnDentanfirung uttb bt» ^ fc^rcibenbc SJarfteflung bcr SSerfc ber Slvcftitcttur , ^laftif, ^Kolerei unb be« ^nftgeroerbeö biö jum 8cftlu6 bc§ 18. Sa^^^unbcrt^. ^rooinj Stavfenburg. ^eid Srbad). SSon ®ror0 @4afer. ^armftabt ^ergfträBer. 1891.

9Iti bic @pi^e ber ®enfmä(cr, meiere ber reic^ unb meift öor« trcfpid^ ittuftrirte S3anb befc^reibt, ftcHen roir billig ein SBert ber Sarolingerjeit, bic im Sem idoI^I er()Q(teue ©in^arbsSSafilifa ju Stein- bad); ber Sf. ^at ba§ Serbienft, in biefer Äirc^enruine t>a§ ücr^ fc^ollene SSer! be§ funftreic^en Soutenmeifter^ STarfiS beS Oroßen erfaunt unb 1873 in bie Stunftgefc^ic^te eingefiHjrt 5u {)abtn. ©ann 5iel)t bie märf)tige ©urganlage be^ 93reuberg§ ben Slicf auf fic^; ber gewaltige 93ergfrieb auö romanifd^er 3^^^ ^'^ ftarfcn geftungöbauten ber SRenaiffonce unb bie prächtige ©tuccobecfe im geftfaal beg Stafimir« baueö öon 1613. 3)iefe ®ecfe, bie ?lrbeit eineS leibcr unbefannten ftünftlerS, luirb in fe^r gelungenen ^bbilbungen üorgefü^rt; ic^ ioill ^ier barauf üufmerffam machen, \>a^ unter ben SBappen ber 16 bötcr* liefen unb mütterlicl)en Sinnen bcö 93aul)erm, ©rofen S^^ann iTajimir üon (Srbarf), meldte ha^ SOJittelfelb ber ®ecfe fc^mücfen, boä SBappen öon ©alm irrig bie Unterfc^rift Ulm trägt (triDt)! ein Süerfe^en bei einer fpäteren ^uSbefferung). 9Son fonftigen Burgen finb nur bie fpätgot^ifd^en H)eile ober iWefte bon gürftcnan, greienftein unb SReidjen^ berg ju nennen. 3)a^ 'Sc()lo^ in (Srbnc^ i)at nur nodj feinen roma- nifd)cn iSergfrieb, iüäl)renb im übrigen bie merfmürbige alte SBaffer= bürg einem plumpen ^J^eubau üon 1736 roeid)en mußte. SSon firc^* liefen Sauten ift auö frü^gütl)ifc^er 3^^^ nic^t^ SefonbereS erhalten; au§ fpätgütt)ifd)er l)nben mir ben iH)ox ber SBaUfa^rtSfird^e ju Sd)öllenbnc^, ha^ ftlofterportal ^u ^öd^ft, namentlich aber bie ^^Jfarr« firdje ju ^JKic^clftabt an^ufül)ren. 9llö ©egräbni^ftntte ber .^erren unb (Srafen ü. (Srbad) entl)ält fie beac^tenömerte ©rabbentmäler ber (^ot^if unb prad)tige ^JDionumcnte ber ^Jtenaiffance ; bie in ^lla^ bafter au§gefül)rten ©rabmälcr ber ©rafen ©eorg II. (geft. 1569), Rriebrid) SOJagnu? (geft. 1618), unb 5;ü()nnn i^ajimir (gcft. 1627) finb Wciftermcrfe il)rcr Vlrt. ©ebül)renbe !öead)tung l)obcn auc^ bie Don bem ®rafen granj ü. Srbad)=(£rbad) begrünbeten großen Sammlungen oon Hunftgegenftänben aller ^2lrt gefunben, menn gleich bie mciften ber be^anbelten Stücfe frembem Soben entflammen, mie ber §elm oon Sannä (befannt burd) Otto OTüUer'^ lieben^mürbige S^ooelle), bie Glasmalereien au§ bem ttlofter ^2lltenberg bei SBejjlar, fotüie bie meiften 9lüftungen unb SBaffen. Sin fe^r anjiefienbeig SBerf bcr

®rog^er^ogt^um Reffen. 837

^oljplaftif ift ber aud ber ©c^öDenbac^er SßaQfa^rti^ftrd^e in bie Sammlung überführte fjflügelaltar mit bem ©tammbaum S^rifti, aud bcm Seginn beg 16. 3a^r^unbertS (gig. 35).

®in anbcrer, gemalter glügelaltar ber ©ammlung (@. 65 f.) fott in aWünc^en ermorben morben fein unb ift bem SJf. jufotgc ober* beutfd^en Urfprungi^. 2)ie Sprache ber SSibmung unb ber ®pruc^« bänber trägt feine ausgeprägte oberbeutfc^e gärbung, t>o6) ift bie SBiebergabe ungenau; fo ift ftatt be§ finn(ofen synt in lobe ol^ne 3n)eifel synem lobe, ftatt cünderyn ftinderyn ju (efen; audf bie ongegebene Qa^re^ja^I mcccc5vüi (1458?) erregt Sebenfen. ?lt§ ben @tifter beS SlltarS nennt bie SSibmung SBipric^ Don Sangenauroe ; er fomol^t, mie 5n)ei grauengeftalten finb betenb, i^rc SBappcn jur ©eite, abgebilbet. Obmof)! biefe äBappen ben ©d^Iüffel jur Deutung ber ^erfonen abgeben, merben fic boc^ cbenfo wenig bcfc^riebcn, wie bor^er ba§ ^Qianimappen an ber j$afu(a auS bem 15. ^^^^^unbert (@. 61); ic^ fann ba^er nur bermutl^ungSmeife auf bad ©efc^Iec^t b. Sangenau an ber unteren £a^n aufmerffam machen, in bem jmar nid^t ber 9?ame SBiprid^ (?), roo^I aber ber SRame SBinric^ gcbröucfy« lic^ mar. ©. 105 mirb ber SRarfftein bei ©ammeöbac^ öon 1793 für eine „frühere erba(^ifc^=bobif(^c ©renjmarfc" ertlärt; aber bamatt gab eS boc^ in biefer ®egenb noc^ feine babifd^e ©renjel 9H(^t minber öerfel^It ift folgenbe Deutung (©. 140): 9luf einem J^tirfturj ber ^ropftei ^öc^ft (3ig. 83) bcfinbet fic^ eine Snfc^rift, befte^enb oud Qdf)li€\djen, hie ber S3f. atö 15 lieft, unb ben barunter ftel^enben Sorten hie bertoldus. ®r erftärt fie alS ,,2^üre 5Rr. 15, ^icr mol^nt SBertoIbuS''. Dabei überfielet er aber, ba§ hinter 15 nod^ ein loci* terei^ B^ic^^n ft^^t, melc^eS, gar nic^t unbeuKid^, nic^ti^ anbered ift, otö eine 3. Damit mürben mir, im übrigen bem S3f. folgenb, üiel» me^r bie unmöglid^e !£f)ümummer 153 erhalten. Die Qa^l 153 be= beutet in SBirflid^teit einfach bie ga^reSja^I 1503, unter ffleglaffung ber 9?uII, morin nid^tö Ungemö^nlic^eS liegt; man öerglcic^e 5. S. bie »reuberger ^nfc^rift öon 15[0]1 @. 38. 3u biefer 3eit ftimmt ber (E^arafter be§ SBerteS üottfommen. 9lu§ berfelben 3cit ftammt ber fd^öne, auS jpoljplaftif unb SRalerei jufammengefe^te Stltarfd^rein 5U fiird^brombad^ (©. 145 ff., 3ig. 84), ber ben ^eiligen 2llban, fein SBirfen unb feinen i£ob barfteUt. Der ^eilige mar Demtut^Iic^ ber $atron ber ^farrfird^e; öon * canonici reguläres s. Albanf, bie am Orte eine „parod^iate ^ieberlaffung" gehabt Ratten, fann nid^t bie Äebe fein. Da§ eine ber beiben gi^Briöfn^ä^i^c bci^ ©cfireini^ jcigt

4^{lori{4K Seitfc^rift 82. 9- 9b. ZXXIV. 22

338 Siteraturben(^t.

bic Einrichtung bc§ SKörtljrer^ „inmitten einer ampfiit^eatralifc^ fic^ aufbaucnben Slrd^itcfturlanbfc^aft, roorin ba§ 93i(b einer anfe^nlic^cn, bon ÜJiauem unb SBe^rt^ürmen umgebenen ®ta\>t mit Jfirdjen roma= nifc^cn unb gott)ifc^en ©til§ miebergegebcn ift". 5)iefe ©tabt ift feine anbere ate äjiainj (roo 9tlban ja anij ti)at\äijüi} ben SWärtljrertob erlitten ^at), unter ftarfer ^erüorl^ebung beS 3tlbanfti|te§ unb einer geuiiffen, burc^ bie @nge be$ i^u benu^enben Siaumeg gebotenen 3ufammenfc^iebung. SSergleic^t man bamit ben üon berfelben Seite aufgenommenen befannten Sßerianifcl^en Stic^, )o erfennt man bcutlic^ ben &)ox üon @t. Stiban unb ben nac^ SBeften üorliegenben, bei äRerian fc^on baufättigcn, ^ier noc^ mot)( erhaltenen S^urm. 3)ian barf roo^l troffen, biefem bisher unbefannten Silbe oon äßainj, bem nur ber pt)antaftifc^e ^oljfcl^nitt in §artmann ©c^ebefö S^ronif (1493) an 2Uter üorge^t, in bcm bem Shrcife äRainj ju mibmeuben Sanbe be§ fc^önen Untcrnebmcn§ in entfprec^enbcr Öe^anblung roieber ^u begegnen. ®o§ „ptaftifdjc mcnfc^Iic^e äocfen^aupt" im ©emölbcfc^eitel ber go^onniterfird^e ju Obcrmoffau (S. 210) ftellt idü()( go^annei^ ben läufcr bar. ^^w mitgct^eilten 3infc^riften jeigt ftc^ öfter Ungenauigfeit; me^rfac^ fann man fie mit ^ülfe ber mec^anifd^ \)ex- gefteßten, alfo juberlaffigen atbbilbungen berichtigen, j. 93. bei ben SBappen ber SSreuberger ©tuccobecfe (S. 34) , bei ben auf @Ia§ ge= malten t)(. brei Stönigen (S. 62), bei ben crbac^ifc^en (ärabfc^riften öon aKid^elftabt'). 3)ie beigegebenen gefc^ic^tlic^cn S^ad^ric^ten über Drte, au§ benen S)enfmälcr befc^rieben roerben, berufen faft überall auf ©imon'g (£rbac^ifcf)cr ®cfcf)ic^te, einem nic^t eben burc^ Siefe au^ge^eic^ncten SSuc^e, in beffen ^utor ber 93f. einen „3)kifter ber Urfunbenfprac^e" erblirft (©. 27). SBie in ben üor^erge^enben Sänben,

») 3n ber ©locfemnfcftrift 8.48 ift lohe ftatt lone, in ber S. 137 o rex glorie veni sum pace, nic^t venit, in ber Äelcftinfc^rift @. 211 libera- litate ftatt libertate jU lefen. S)ic Snfc^rift am ^elm beg 33ergfriebÄ ju dxhadj oon 1497 jeigt in ber SSicbcrgabc ©.51 eine Orthographie, bie ju jener 3eit nic^t paßt. 3n bem au§ fiucf übernommenen SBerbingjcttel öon 1542 Reifet e^ (S. 165): . . . „einen neuen fd)iDibogen, barauf ber anfact gcftelt, offneren"; bie SSerbefferung offneren liegt na^e), aber loa? ift anfact? 3)a3 „fc^räg geioeUte blaue 58onb" im SBappen ber Stabt (grbad) (3. 47) ift biclmc^r ein (im ^InfcftluB an htix Ortsnamen gewählter) ^ac^, wie bie ^opptn* öcrlei^ung oon 1560 (Simon ©. 94) angbrüdlid) fagt. 3)a6 bie ^aber« mannSfreu^e bei ^ic^elftabt im 16. ^a^v^unbert ^abermudfreuje ge^eigen l)ätten (8. 197), follte bod^ nä^er nac^gewiefcn werben.

gvonfcn. 339

finb auc^ in biefem bei ben cinjelnen Orten bie älteren 3Jamen§fürmeii mit beigefe^ten 3a^re§5a^Ien it)re^ urtunblic^cn SSorfommenS gegeben; leiber in fet)r unbefriebigenbcr SBeife. 3^ xmü f^'xex auf baö ©injelne nic^t einget)en, fonbern nur ben SBunfd^ aui^fpred^en, bafe man in 3ufunft nur fold^e gormen aufnehmen möge, bie fic^ fidler auf ben bctreffenben Ort bejie^cn, t^unüc^ft au§ Originalen gefd^öpft ftnb, unb beren Schreibung genau miebergeben. 9luc^ märe eS ermünfd^t, ben fleinen 9lbel, mie ^ier bie ©rbac^ifc^en Surgmannen, fünftig nic^t atö „Ferren" ober ^^errengefc^Iec^tcr", i^rc SBo^nftätten ni^t ate ,,$errenft^c" unb biejcnigen unter i^nen, bie baS „öon" nic^t geführt l^abcn unb beren SRamenSbcbeutung ß gar nic^t »erträgt, nic^t mit biefem SBörtc^en auöftaffirt ju fe^en, mic im öorliegenben SSanbe bie Safel}, ©c^neßrabt, 5)ubom, ®an§ ju O^berg, SRabenoIt, SRauc^, ffieffel^ut, ©c^eUe. WanbaJd.

($aminend)rontt bed 9?itterd SRii^el ^f^tnf^tim. herausgegeben oon a^riftion 3RcQer. SSürjburg 1891.

®a§ ritterfc^aftUc^e ©efd^Iec^t ber Ferren ö. ©^en^cim ((Sn^cim in Unterfranfen, S.=2l. Ailingen) nal^m unter bcm nieberen 9lbel be§ ehemaligen Oftfranfenö 3^^^^""^^^^ ^inburd) burc^ bie güßc feiner Sefi^ungen unb bie ^njaf)I ber ($^efd^(ec^t§genoffen eine l^eruorragenbe ©tellung ein. 5)er SSerfaffer borlicgenber gamiliend^ronif lebte in ber 3c^t üon 1463 bi§ 1518 unb ^at biefc feine ^ufjeic^nungen, mie er felbft au^brücfüc^ fagt, in ben legten ^f^^^cn feinet SebenS, \)on 1515 angefangen, niebergefc^rieben. 3)ie SBortc (©. 29 Q. 4 unb 5 öon oben), bie feinen eigenen roieber^olten SSerfic^erungen ju tt)iber=^ fpred^en fc^einen, fönnen nur einem SSerfe^en be§ 9lutor§ ober t>^ Slbfc^reiberö i^r 5)afein berbanfen, mie ja, ba ba§ Original öerlorcn gegangen, ber Sejt in einer möglicf)|t inforreften ©eftalt auf un§ gc- fommen ift, meiere auc^ burc^ bie 3tnftrengungen be§ Herausgebers nic^t nac^ SBunfc^ überaß gut gemad^t werben fonnte. Übrigens ^at bereits üor anbert^alb^unbert Sauren ber befannte anSbad^ifd^e ^rdjiöar St. 3. 3u"9 xm britten I^eile feiner 3KiScettaneen biefe S^ronif, aßcrs bingS nid)t ooUftänbig unb in einem biel intorrefteren 2eyte Der* öffcntlid^t, fo ha^ eine neue üoUfommenere ^uSgabe mo^I gerec^t= fertigt erfd^einen fann. 3)er S3f. ^at im S)ien|te üerfc^iebener Ferren fo mand^eriei erlebt, maS man ganj gern ftc^ erjagten lögt, obwohl er überaß mir me^r im ^intergrunbe fte^t unb üon einer felbftänbigcn Äftion bei \i)m teine Siebe ift. SSor aßem aber Hegt i^m bie ®^rc

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MO Stteraturberic^t.

imb ba§ gntcrcffc feinet ©cfc^Icd^tci^ am^erjcn; bicfe ^abcii i^m bir gfeber in bie ^anb gegeben, unb er beginnt mit bem audbrücflic^eit Runfc^e, ba§ fein SBerld^en (er nennt „Siegifter") nad^ feinem tobe eine fjortfe^ung finben möge, mag iebod^ nic^t ber gcitt gemcfcn (lufein fc^eint. ®er iperauSgeber ^at bem lejt crflörenbe Hnmcr* hingen beigegeben, bic un§ ober gelegentlich boc? im ©tic^c loffcn. Unter ben 9Kitt^ei(ungen bed wacfcren 8titter§ bürftc ber SScric^t über bie SRücffel^r eineg „bö^mifc^en Jfe^erö*' ju bem magren c^riftlid^cn ®Iauben, bie im 3a^re 1500 ju SBürjburg gefd^a^, 9(ufmerffamfeit berbienen. ©ine ©teile biefeg Seric^teö öerlangt aber offenbar eine SJerbefferung. @. 45 Q. 13 don oben roirb unter ben öerfc^iebenen ^]^orf)geIerten prelaten", bie bei bem in Srage fte^enben SSorgang mitgenannt merben, „ber frauen ©ruber profuci" aufgeführt. Der Herausgeber miß ha^ SBort „profuci" biellcic^t richtig burc^ pro- visor erfe^en; bagegen merben bie SBorte „ber frauen ©ruber" faum atö bie „©tabtpfarrfird^e U. £. 5r." erflört werben bürfcn, fonbem ftatt bem „ber grauen ©ruber" (ber gramen ©rüebcr), b. 1^. ber ffiiftercienfer, gelefen roerben muffen, beren pro visor ^ier neben ben ©orftänben ber übrigen Drben aufgeführt mirb. Wegele.

5£)ad oIben6urgi{d)e ^^ünfterlonb in {einer gefd)id)tltc^en ^troidelung. «on (E. fi. 9timünn. I. n. Olbenburg, Sc^ul^e. 1889—1891.

©ig in bie fleinften ©in^el^eiten mirb l^ier bie fo5iaIe ®efc^ic^te beg füblirf)en S^eilS bon DIbenburg befd^rieben. ©f. ijat eine bcmunberungg^ mürbige Jfennntniö biefer ®egenb unb i^rer gefc^ict)tü(^en ©ntmicfelung, bic er in ermübenber©ottftänbigfeit erjäljU. Siic^tg mirb bem Sefer ge^ fport. (£r erfährt bie Dfamen unb ©d^icffale nirf)t allein ber abelid^en gamiüen unb ©urgen, fonbem auc^ unb befonberg bie ber ^^farrer unb Pfarreien; üon ben Slöftem unb Sorfpfarreien merben ung bie un« bebeutenbften ©ad^en ermäfjut. SBaä bie einjelnen Pfarrer für i^re ©rf)afe getrau, mie üiel fie jäfidic^ empfingen, t>a^ 9llle§ unb nod^ öiel ©ad^en mef)r ift au§ biefen jmei ©önbc^en ju erlernen eine SKwige beg 3?aterial§, ha^ aber nicf)t in ber Urgeftalt, fonbem in meit^ fc^meifigfter Umfc^reibung gegeben mirb. gür bie SinrooI)ner beg fianbeg ift eg eine reid}e gunbgrube lofaler ®efd)ic^tc^en, für bie aU^ gemeine ^iftorifc^e Siieratur mürbe eg ein S^garten fein, menn nid^t ber 9tutor in feiner allgemeinen 3n^altgbefd^reibung ben goben gegeben ^ötte, burrf) meieren man, einmal in biefen ©arten ^ineingetretcn oft mieber glüdEIic^ \\d) ^eraugfinben fönnte. ©on ben 2)örfem unb Don ben

Olbenburg. Ml

©aucrn fclbft erfahren mir nur fc^r wenig, „^n Scjug ouf bcn Se« fi^ unb bie 39enu^ung bed ®runb unb 39obend'' mirb nnr ein „furjer Überblicf" gegeben (1, 179), unb ia^ fd^eint un§ eben ba§ 3ntereffanteftc in ber [oktalen @e{c^ic^te biefer ®egenb, bie meber poUtifc^ noc^ fird^ lic^ l^o^e^ S^tereffe bietet. Qu bemerfen ift noc^, bog ber Slutor in ber äteformation^frage eine gemügigte ^nfic^t bertritt. SSSol^t fonftotin er, bag im Anfang be§ 16. :3<^^^^unbertS „\}on einer fittlic^en unb religiöfen SSerfommen^eit unter bem S3oIfe l^ier feine @pur ^u ftnben mar" (mag auc^ an ber 39e[c^affen]^eit ber OueQen liegen fann) unb ba^ gegen (£nbe be§ 16. 3o^^^wnt>crti^ »M^ religiöfe ©inn ganj fehlte" unb ,,bie @ittHc^feit boQftänbig bamieberlag'' (mortiber bie OueKen l^ier aber auc^ ben ^tu^fü^rungen nacf) nid^t reic^Iic^ }u fliegen fd^einen). tlber bon einem gel^äffigen 2on miber bie Sieformatoren ober bie ^Reformation finbet fic^ feine Spur. ®ö märe ermünfd^t gemefen, menn ber Slutor eS für gut erachtet ^ätte, feine CueHen etmaS näl^er cn^ubeuten; bod^ ^at er bad Sufftnben möglich gemacht. Sie ^in^ zugefügten Starten unb $(öne finb gut au^gefü^rt.

P. J. Blök.

Seitröge pr @)ef(^i(^te bed )iianbed 3Bürben. SSon 0. Cello. Clben' bürg, ®er^. ©toüing. 1891.

S)ie borliegenbe geftfd^rift jum 70. ©eburtStag beiS ^eimifd^en Sic^terj^ unb ©efc^ic^ti^forfc^erdSOmerd umfaßt, anger einer guten Übet» fic^t ber Qiefc^ic^te beS fleinen, ben Sremem fo mic^tigen Sriefenlanbed cn ber äBefermünbung eine ^n^a^t äBürbener Slec^tdqueUen mit @in« (eitung unb 92oten. S)ie ^iftorifd^e Überfielt ift im allgemeinen gut ge« leiten. Ser ^utor fteHt ^ier eine neue ^Qpot^efe auf jur Srflörung bei^ tluftreten^ ber Dlbenburger ®rafen al^ fianbeg^erren in SBürben: baiJ Cänbc^en fottte ein S^eü ber ©rbfc^aft 3ba'S ö. eis^borf fein, ^ber bon äßittefinb abftammenben (?) St^n^errin bed Dlbenburger (ärafen«^ l^aufed.'' (£g ift möglid^, aber t>a ber Umfang biefer ^erebitaiS „unter aQen Umftänben unbefannt'' ift, mirb bie @ad^e mo^( immer bunfel bleiben. äBeit bebenflic^er fd^eint mir bie 9lameni^ableitung bed SBürbener ^auptborfeS 2:6ieboIfeftorp (je^t Debe^borf) bon einer bort mut^magUcf) bor^anbenen !£^eobulfd:: Kapelle. @d ift ju be» Otiten, baß eine Äapelle in ben ^ö^^en 1105 1110 geftiftet mürbe in bem fc^on unter biefem 9?amen beftel^enben 2)orfe; ba| ber 9iame biefer ^apeüe unbefannt ift unb man ^öc^ften^? meig, hai ein Slltar in ber SHrc^e einem @t. ^elpabid, ^elpebiuiS ober

d42 Siteraturberidit.

»ic bcr 5Ramc fonft lautet, gcmcil^t war. ift ma^rfd^emlid^cr, ba§ S^iebolfeftorp, mie eine SRengc bcr fricfifd^en Dörfer feinen SRamen einem gut frieftfc^en Sl^iebotf öerbonft, ber bort wohnte. S)aö jmeitc ffapitel, Sanb unb fßolt, öermigt Einheit ber S)ar* ftcHung: ei^ gibt nur fel^r mcnig jufammen^ängenbe Semcr* hingen fulturl^iftorifd^er 9lrt, bie übrigen^ aßerbingö fel^r mer!» würbig finb. Der mid^tigfte 2^eU aber ift ber britte, bie JRec^t^ queden umfaffenbe: einjelned bobon ift gebrudft, ba§ Übrige aud ben im Dtbenburger Sanbedarc^iD unb ber Sanbedbibliotl^ef bor^anbenen Urfunben unb.?tbfc^riften in derbienftlidjer SBeife ^ufommengetragen; bie Sammlung fängt an mit ©tücfen au§ bem ange^enben 15. S^^r* l^unbert unb jö^lt 44 Elften unb SBei§tI;ümer bi$ 1804.

P. J. Blök.

Silber Qud |)annot)erd SSergangen^eit. ^on ttbolf Ulrti^. ^annoDer« ßinbcn, 9SerIog«an)toIt ö. ßovl SRonj. 1891.

3n fec^ä ouö ben Sauren 1887—1889 ftammenben Sluffä^cn bietet ber ju frü^ ber SBiffenfd^aft entriffene Serfaffcr SJrudjftücfe ju einer nirf)t mefjr jur 2lu§fü^rung gefommenen (Sefc^ic^tc feiner SSatcr- ftabt. Der ^aupttf)eU ber 93ilber ift bem Mittelalter entnommen: an bie 6ntfte^ung§5 unb Saugefc^id^te ber ©tabt reiften fid^ Dar- ftcllungen ber mittelalterlichen ®efe^gebung unb SRec^te^pflege, fomie ber ftäbtifc^en 3"ftänbe um 1400; bagegen ift bie ©efc^ic^te ber um bie ©urg Sauenrobe ermac^fencn SWeuftabt unb beS benachbarten SMofterigJ äJJarienmerbcr biS in bie Sfeujeit fortgeführt, unb ba§ Sapitel „roic mürbe ^annoüer SRefibenjftabt", bie ©c^ilberung be§ SBiberftanbeS ber Sürgerfd^aft gegen bie Stufna^me be§ ^erjoglic^en ^ofe§, bietet ein ©tücf ftulturgefc^ic^te auS bem 17. ^of^^ftunbert. Die Darftellung ift überall auf bie eingeftenbfte Durc^forfc^ung bcr ftäbtifc^en Slrc^i« öalien geftü^t; in anfprud^Stofer, angenehm lesbarer gorm fuc^t ber SSerfoffer bie ffenntni^ ber feiner Dbl)ut anücrtrauten ©c^ä^e bem größeren ^ublifum 5U öermitteln. ^ntereffant, aber faum gonj ju* treffenb ift fein SSerfucf), au§ ben ftäbtifc^en ©c^oferollen bie 6ins= moftner^aftl ju beftimmen, bie er für ba^ ^aljx 1380 auf ca. 900, für 1443 auf 1100 berechnet (©. 50). SBcnn bagegen in ber 3eit bon 1386 bi^ 1400 attcin 255 Don au§roart§ jugc^ogeue 9icubürger oufgcnommen roerben (©. 51), fo müßte ba§ nad^ bcr oom SJerfoffer angemanbten ©crec^nung^meife fc^on für ba§ ^Qf)x 1400 eine ^^^I Don über 2000 ©eclen ergeben! Die§ aber foH ebenf omenig mic

^annoDer. 9rQunf(!^t9eig. 34S

anbete Heine StuSfteHungen, bie fid^ im einzelnen ergeben liefen, ben SBert^ be§ fflu(^ei5 ücrniinbern. 6S ift eine auö Siebe jur engeren ^eimat^ entfprungene, im beften ©inne be§ SBortci^ populäre ©cörift, ber mir einen xti^t ja^Irei(f)en Seferfrei§ roünfc^en.

K. Kunze.

@)ef(^ic^te beS 8d)u(roe{en^ im ^er^ogtl^um ^vounfc^roeig Don ben älteften 3cttcn bi« jum 9ie9terung§antritt be§ $>er5og« SBü^elm im So^rc 1831. 3m flberblicf bargcftent Don griebrH i^olbrtoeii. ©olfenbüttel, Swifclcr. 1891.

SRac^bem Kolbeiue^ burc^ ^erau^gabe ber braunfc^meigfc^cn @cl^uIorbnungen in ber Sammlung ber Monumenta Germaniae paedagogica (S3b. 1 unb 8) ben gefammten urfunblic^en ©toff ber braunfc^ioeigfc^en ©cf)ulgefc^irf)te ber oUgemeinen SBenu^ung jugängs^ lic^ gemacht unb gugleic^ burc^ forgfältig gefd^riebenc ©inleitungen ben 3"^ö(t unb geiftigen ^^fcimmen^ang jener SJerorbnungen flars gelegt f)at, ift geroife mit greuben ju begrüßen, baß er je^t feine grünblid^e Kenntnis auf biefem ©ebiete auc^ ju einer jufammeTi^ faffenben Darfteüung ber braunfd)n)eigfrf)en ©c^ulgefc^id^tc üemjanbt l^at. Sr ^at biefe 5lufgabe in üortrefflidjer SBeife gelöft. S)a er nid^t nur bie SSerorbnungen, bie tl^eoretifd^en gorberungen berücffic^tigt, fonbem jugleic^ aud^ auf Orunb umfaffenben Slftenftubiumi^ i^rc 2tud* fü^rung, ben mirflic^en ©d^ulbetrieb, fomie bie SSer^ältniffc berfolgt, unter benen biefer fic^ entmicfelt, bie fojiale ©tedung unb bie 39efot bung ber £e^rerfrf)aft Sa^r^unberte lang ber lüunbeftc $unlt bcö ©d^uImefenS , ben Se()rftoff, bie Se^rmittel u. f. m., fo erhalten mir ein Ieben§üoIIe§ 83üb ber Vergangenheit; toir erfal^ren nic^t nur. mie man ben Unterrid)t ju geftalten münfc^te, fonbem auc^ wie er ficf) t^atfäd)lid) gcftaltet f|at. 5)a femer ba§ ^erjogt^um Sraunfd^meig feit alter S^xt eine bemerfenömert^e ^flegeftätte geiftiger Silbung gc^* mefen ift, ba fjier auf bem (Sebiete beö Unterrid^tö mannigfad^e Scs* ftrebungen in eigenartiger SBeife ju 2age traten, oft gerabe^u tl)pifc^en Sug^brucf geroanneu unb auc^ auf meitere (Sebiete beftimmenb ein« mirften, ba ber SSf. e^ ^ubem fe()r gut ücrftanben ^at, bie einjelnen ©rfc^einungen ftet§ an ben allgemeinen ®ong he^ beutfc^en Untcrric^ti^ WefenS anjufnüpfen unb auö if|m ju erflären, fo bat er ein SBerf gc* liefert, ba2> an bem Seifpiele eincS tieinen SanbeÖ bie mefentüc^ften 3ügc ber beutfc^en ©d^ulgefd)irf)te jur 9(nfc^auung bringt unb meit über bie braunfc^roeigfdjen ©renken *l)inau^ auf öoüe Sb^^ilna^me rechnen barf. I)a§ S3u(^ verfällt in öier ^Ibfd^nitte. 3n bem erften,

844 Siteraturbeni^t.

bcr bem äRittcIaltcr gcwibmct ift, merbcn bie ©tifti^- unb Sloflcrf (^ulcn^ \oxok bie @tabtfc^ulen bel^anbelt, beten frü^efte ju ^elmftebt fc^oir im So^rc 1248 erfc^cint. ^m jmeiten I^eile, ber bie 9icformationi8* jeit umfagt, merben befonber^ bie !I^Qtigfeit 39ugen]^agen'§ in ber ®tabt Särounfc^meig (1528) unb bie Sfird^enorbnung be§ ^erjogS 3uliud (1569) in SSejug auf baö ©c^ulroefen einge^enb geiDürbigt. gm britten 9lbfc^nitte, bcr noc^ bem be^crrfc^enbcn (Sinfluffc beS ^elm^ ftebter S^eotogen @eorg (S^aü^t bie 3^^^ ^^^ S^ali^ini^mui^ genannt tt)irb, mcrbcn bie ©c^utgefe^gebnng be^ gelehrten .^erjogö ?lugufi (ini^be[onbere bie ©c^ulorbnung t)on 1651), moburd^ fc^on 1648 ein gac^monn atö ©eneratfc^uUnfpeftor an bie ©pi^e ber ganjen ©c^ut öcrroaltung gefteßt rourbe, unb bie bon 2luguft'§ ©ol^ne, 9tnton Ulrich, gegrünbctc SHitterafobcmic in SBoIfenbüttel (1687 1714) bc^anbelt. 3m bierten I^eile roirb bie 3cit ber Slufflörung borgefü^rt : bie ücr^ ftänbniSboKe Pflege be§ gefammten ©c^utoefenö unter ^er^og Sart L (1735 1780); bag auf beS 2lbtg geiufalem SSorfd^Iag geftiftetc CoUegium Caxoliniim, ba§, frei bon einf eiliger Oele^rfamfeit, eine freie unb zeitgemäße Siibung bermitteln foUte (1745); bie ,,Orbnung für bie ©^ulen auf bem Öanbe,, bon 1753, bon ^. §eppe aU „bk erfte eigentliche unb boUftönbige SSotföfc^uIorbnung'' bejeic^net; bie bon bem fpäteren ©taatSfanjIer ^arbenberg betriebene Errichtung beiJ ©d^ulbireftorium^, bon bem \>a^ ganjeUnterric^tSmefen, nac^pl^ilant^ro« pifd^en @runbfä^en umgeftaltet unb bon geiftlic^er ^uffid^t lo^gelöft, bermaltet merben foßle u. f. m. 3Kan fie^t, finb mic^tige SRomente, bie und ^ier, mie mir l^injufügen fönnen, gemanbt unb anjie^enb gefd^ilbcrt morben. ®ie Uniberfität ^elmftebt ift bon ber Sarftellung auögefc^Ioffen geblieben, hoffentlich nimmt ber S3f. balb an anberer ©teile @elegenf)eit auch beren ©influg auf ba§ ©c^ulmefen genauer ju berfolgen. P. Z.

^Itona unter fci^auenbuvgifc^er ^errfdiaft. I. ^ie Anfänge ^Itonai^. Son Ri4. C^J^renierg. ^(tona, ^arber. 1891.

2tn bie mert^boUen Seiträge, meiere mir in ben le^iten 3<t^^n jur älteren ^anbelögefc^id^te §amburg§ erhalten ^aben, rei^t fic^ je^t eine ©efc^ic^te bc^ Dtad^barorteö. ®a§ bon bem big^erigen Ober« bürgcrmcifter angeregte SBer! fott bie S^it bi§ 1640 be^anbeln unb in einzelnen für fic^ abgefc^loffeneu ^eften bie (Sntroicfelung ber ©tabt nad^ ben berfd^iebenften ©eitcn l^in jur 9lnfd^auung bringen. S)ic Slufftetlung be§ ^lane^ mie bie SSeibringung be§ jum guten J^eil noc^

mtom, mbtd. Odnabrüc!. d46

ganj unbcfanntcn ard^balifc^en SKatcriaK ift bag SBcrf bon (gl^rcnbcrg, ber auc^ bte ä3earbettung mehrere Abteilungen bed Suc^ei^ übernommen l^at. 2)0^ borliegenbe $eft ift ben crften Sal^rjel^ntcn ber ©efd&ic^tc aitonaS geroibmet; auf forgfältige DueHcnfritif geftüfet, fc^ilbert (£., wie ber burc^ ©turmflutl^en bon feiner SIbinfel öertriebene gifcfter SoQd^im öon So^e fic^ im Saläre 1536 auf bcm gcftlanbc einen Ärug erbaut, um ben bann aUmä^Iic^ unter bem @c^u^ bei^ ©c^auenburger ®roften ein Heiner bon gifd^em unb ^anbrocrfem berool^nter Ort tx^ tod(S)\t Einige (Sjfurfe bringen Unterfuc^ungen über bie Örtlic^feit ber erften ?tnfiebelung, 3lften unb Siac^ric^ten über ben erften An» baucr unb feine gamilie. K. Kunze.

$>ermann ^onnud, erfter @u))enntenbent Don 2\ihtd unb Sfieformator Don O^nobrücf. '3laö) feinem fieben unb feinen Schriften bargefteüt Don Serttl^arb ^(liegel. gmette Auflage. (Slöttingen, Sonben^oecf & 9hif>re(^t. 1892.

Unter ben SKönnern, wcld^e bie Sbcen Sutl^er'ö im norbweft« liefen ^eutfc^Ianb Dertreten l^aben, nimmt ^ermann 39onnui^ ald lang:» jähriger ©uperintenbent Don Sübed (1531 1548) unb SRcformator Don Oi^nabrücf eine l^erborragenbe ©tellung ein. '^n O^nabrüd ^ot er unter bem ©d^u^e be^ Sifc^ofS granj D. SBalbecf (begfclben, ber in 3Rünfter bie SSSiebertöufer blutig niebennarf) bie Sieformation burc^ geführt unb ein SBerf gefd^affen, roeld^e^ burd^ ade fpöteren ®ttoalU magregeln ber altfird^Iic^en $artei mol^I fteKenmeife befd^rönft, aber nie Demic^tet werben tonnte. ?lte ©c^riftfteHer enblid^ ^at er, gleic^ Sugen^agen, bie ®ebanfen ber Sieformation ^auptfäc^lid^ bem nieber:: beutfc^en 93oI(e in feiner SRunbart jugänglic^ gemad^t. (£d mar bal^er fe^r bantenSmertl^, ba§ ein Di^nabrüder ®eiftlirf)er, Dr. 8. ©piegel, im ^a\)xt 1864 ein Seben^bilb Don SonnuS entroarf. ®iefe ©c^rift liegt nunmehr in jmeiter, Derme^rter unb Derbefferter Auflage Dor. SBic fleißig ber SJf. an ber SSerDoßftänbigung feinei^ SBerfe§ gearbeitet l^at, jeigt fid) fc^on äugerlic^: ber Umfang ift Don 150 auf 212 ©eiten, bie 8af)l ber urfunblic^en $[nlagen Don 6 auf 14 geftiegen; augerbem ift ein SSilbnid Don 9onnu§ beigegeben. SSiele 2)ofumente, bie in ber erften Auflage nur auSjugi^meife mitget^eilt waren, finb jeftt DoUftänbig abgebrucft, barunter bie Don Sonnui^ im Saläre 1534 bem Statine Don Sübed eingereichte I)enffd^rift, meldte feinen lonferDatiDen ©tanbpunft gegenüber ben reDoIutionären Seftrebungen SButtenroeber'd ftarlegt. ^n ber ^eurt^eilung bei^ (e^tgenannten ©taati^manned

846 Sitcroturberic^t.

fc^Iiegt ®p. fic^ mit Stecht ganj an SSai^ an; bagegen mag ei^ 6e^ fremben, ba^ bei bcr ©d^ilberung bcr D§nobrücfcr SJcrpltniffe ba§ im ^aifxe 1872 crfcfiicnenc gnmblcgenbc SBert öon E. ©tübe (®cfc^, bc§ ^oc^ftiftg C§nabrü(I, Sb. 2) nic^t bcrücffi^tigt ju fein fc^eint Äuc^ bie ©. 80 ^ufammengefteKten Sitate über grans ö. SBalbci jcigen, ha^ bcr 93f. bie aKerbingö f dornet ju überfel^enbe ^iftorifc^c Siteratur über Cönabrücf meniger bel^errfd^t aB bie t^eologifc^e: benn bie bort angeführte SReimd^ronif fflindP^amer'ö ift bereite (narf) einer onberen ^anbfd^rift) in ©pangenberg'ö Sfleuem tjaterlänbifc^en ?trc^id Sal^rg. 1832, 2, 193—252, baS SKanuffriptlbeö $erm ü. ©d^ele aber in ben 9)?ittl;ei(ungen be§^iftorif(^en93erein§ juOönabrüd 1, 112—134 tjodftänbig beröffcntlid)t. ferner finb bie ©. 91 unb 102 fid^ finbenben Hnfü^rungen ^©rbmann in feiner S^ronif IV. 187" bsm. ,,186" irre- füf)renb; Sf. meint bamit ben üierten S^eil be^ im 3^^^^ 1^92 crfc^ienenen ©ommcItüerfe§ „Oefd^id^te beö 5wrftentl)um§ unb $oc^ ftiftS D^nabrücf". S)ie E^ronif beg 1505 üerftorbenen ©rtmin ert= man bilbet nur ben erften I^eil biefeS SBerfe^, mäftrenb bie im bierten 2:^eile 5ufammengefteUten Stufjeid^nungen meift bem 17. 3a^t= l^unbert entftammen. Sebenflic^ erfc^eint aufeerbem bie üon ©p. (@. 3) berfuc^tc 3bentifijirung ber 9t amen Sonnu§ unb ©übe;, um bicfe SSermut{)ung ju begrünben, müßte boci) erft bie ^erfunft bc§ {ftat^ö^errn Slmolb S3onnu§, be§ S3ater§ üon ^ermann, feftgefteHt merbcn. ^n^^ff^n fiiib bieö S)inge bon nebenfäd^Iic^er Sebeutung; feinen ^auptjroecf, ein lebenbigeö 93ilb bon 93onnu§* ^J^rfönlic^fcit 5u geben, f)at 9Sf. erreicht. H. Forst.

S)ie aWatrifel ber Uniberfität Sfioftocf. II, 2. Dftem 1563 bis Oftern 1611. ^erauggegeben bon Slbolf ^ofmeifler. 9?oftod, in Ji'ommif{ion bei etiüer (®. 92ufiev). 1891.

2)er 1. Sanb biefe§ berbienftlic^en SBerfe§ erfdjien 1889 (bgl. $.3. 28, 499 f.). 3()m folgte 1890 bie 1. Sieferung be§ 2. »anbeS, melc^er fic^ je^t mit einer auf beibe Lieferungen bezüglichen (Sinleitung bie 2. Sie- ferung anfc^Iicßt. S)a^ Unternehmen mirb in biefem 2. Sanbc nac^ ben früf)eren beroö^rten ©runbfäten burc^ einen me^r alS l^unbertjäl^rigen, für bie Uniberfität bebcutungSboHen Zeitraum meitergefü^rt. ®ie im 3a^re 1517 bon SBittenberg ausgegangene fird)(ic^e Setoegung übte mät)renb ber erften 3a^re auf bie Slnftatt noc^ feinen !üa^me()mbaren einflug. 93i§ 9)«c^aeli§ 1522 ^ielt fid^ bie 3at)I ber jö^rlicf|en ©n^ fd^reibungen, toelc^e im Saläre 1517 fid^ auf 200 belaufen ^atte, noc^

moftod $roDtng @fld^fen. 347

auf 130. S)ann ober ging rcißcnb bergab, fo baß im SBinterl^alb^ jal^r 1526/27 gar fein 3uöa"9 ä« öcrjeid^ncn mar. 6rft aßmä^(i(^ arbeitete fic^ bic ^od^fd&ule auf neuer ©runblage mieber empor, uub bie Sanbeö^erfd^aft mic ber SRat^ ju SRoftod jeigten fic^ für bereu ^cbung t^ätig. Die Saf}l ber ©tubirenben mud^g, unb ber Streut ber Sc^rer ergönjte fid^ burd^ ältere unb jüngere tüchtige Sröfte. Durc^ eine Vereinbarung jmifc^en ben SanbeSfürften unb bem 'Siati) über baö $atronat ber Uniöerfität, bie formula concordiae tjom 11. SKai 1563, tturbe bie ftaat§rec^tlic^e Orunblagc berfelben neu georbnet. ®Iei(^* jeitig ttjurben bie Statuten ber ^od^fc^ule unb i^rer bicr gafultöten einer Umarbeitung unterjogen. Sllö neue Duellen neben bem Defanat* bud^ ber p^ilofopl^ifc^en gafultöt eröffnen fid^ bem Herausgeber De* fanatbüc^er ber anberen f^afultäten. %n ben Dorangeftedten gefd^ic^t- lid^en Überblicf reil^t fid^ ein boHftänbigeS SSerjei^niS ber 3teftorcn unb ein SSerjeid^niS ber Delane ber f^afultäten unb ber Pon il^nen vorgenommenen Promotionen unb Snffriptionen, fomeit ftc^ bicfc au§ ben öor^anbenen Duellen \)aben feftfteHcn laffen. gür ben ©d^Iuß be§ Sanken ift ein SJegifter in SluSftc^t genommen, metc^eS für bic boHe ?lu§nu|barfeit beS S^^altS unentbel^rlic^ erfc^eint. Siid^t ganj genau ift ber ?lu§bnicf, menn im ©ingange ber Einleitung ^erjog 6ric^ üon SKecflenburg „ber tefttc {fteltor beS alten gQ^^^un^crtS" genannt mirb. Denn ba§ SReftorat be§ ^erjogS ®ric^ bauerte, mic auc^ angegeben mirb, bon ffliic^aclii^ 1499 bi§ Oftern 1500; ba§ „alte" ga^r^unbert aber fc^Ioß crft unter feinem jtoeitcn SRac^f olger, Soac^im ^apefe, welcher üon SKic^aeliö 1500 bi§ Dftem 1501 ha^ {fteftorat ber Uniüerfitöt führte. J. Wiggers.

S)ie territoriale 3"tönimenfctung ber ^roöinj Sacftfen. ^arte unb Se« gleitn^orte t)on ttlfreb i^ir^l^off. ^aüe, ?aufc^ & @)rof|e. 1891.

€onbeTobbnt(f auS bem ^xdfiX) für fianbed- unb SSoIf^funbe ber $ro« öinj^Sac^fcn. (Srfter Sa^rgang.

ift eine nid^t unbead^tenSttJertl^e 2^atfad^e, bag fic^ in einem otter ein^eitlid)en l^iftorifd^en Vergangenheit fo ganj entbe^renben SSermaltungSgebiete, mie bie feit 1815 befte^enbe preugifc^e ^ro« binj ©ac^fen barfteßt, bennod^ ber ©inn für bie eigene fianbeS* gefd^ic^te fo lebhaft geltenb mad^t, ha^ (£. 3«cob§ öor je^n 3a^^"i eine ©efc^ic^te ber in biefer ^ßroüinj bereinigten Oebiete eg finb bie§ näc^ft bem 1815 üom Sönigrcirf) ©ad)fen abgetrennten ^aupt^ ftüdtc bie 2lltmarf, ba§ ^erjogt^um SRagbeburg, ha^ gürftent^um

948 Siteraturbcric^t.

^albcrpobt, bic Oraffc^aft SBcmigcrobc, ba8 ©tift Ducbtinburg, bcr eaalheÜ, bie ©raff^aften aKon^felb unb ^o^nftein, bte Sieic^dftäbte Storb^oufen unb SRü^I^aufen, bte gürftentl^ümer Sid^dfelb unb (Erfurt unb ein paar ficine ©onbcri^^aufenfc^c Snflaben l^at fc^reibcn unb neuerbingd ein Kredit) für Sanbe^^ unb SSoIföfunbe l^ter f^ai entfte^ Idnnen. 3u ber t)on ^iacob^ gegebenen Überfielt über bie bie $ro< kiinj bilbenben (Sinjelterritorien bilbet bie t>on S'irc^^off im 3Ragftabe 1 : 850000 entworfene grap^ifc^e Sarftettung eine fe^r roilttommene Srgöni^ung, beren Srauc^barfeit fic^ noc^ er^öl^t burd^ bie beigegebenen Erläuterungen. Th. Flathe.

®eMtc^te ber 8tabt ^agbeburg Don i^rent Urfprunge bid auf bie (äJegen« toart. $on %. 91. flBoIter. 3^^ite nac^ ben (Srgebniffen ber neueften ^or» f jungen umgearbeitete Auflage, ^agbeburg, gaber'fc^e !6u(!^bru(ferei. 1890.

SReben ber me^r auf bog Sebürfni» ber SBiffenfc^aft aKicffid^t ne^menben &e\d)\6)te 3Kagbeburgi^ t)on S. S93. ^offmann l^at au^ btefe populäre S)arfte(Iung mogbeburgifc^er ©efc^i^te tvoi)l eine neue Suflage berbient. @ie empfiehlt fid^ afö eine grünblid^e Umarbeitung ber ötteren oon 1844. ®er urfprünglid^e jugenblic^e S^arafter bed SBerfeS tritt noc^ ^ie unb ba in ber Steigung ju moralifirenben unb bele^renben Urt^eilen über einjelne ^erfonen ober Gegebenheiten l^erbor. S)ie ©onberp^))fiognomie bei^ mobernen ^agbeburg ift ni^t genügenb t)erborge^oben. Die Darftellung ber SSerfaffung^der^ält» niffe ftel^t im ganjen auf bem ©oben ber gegenwärtigen gorfc^ung, fo ba^ nur Heine S^^^^ümer ber ^Berichtigung bebürfen*).

G. Stoeckert.

») 6. 15 wirb bcr ©rjbifc^of SSemcr, bcr Srubcr ?(nno'd öon Äöln, irr* tpmiicft 5U einem ÖJrafcn ö. 3}af}el gemacht. 6. 35 burfte nic^t mc^ir Don einer 1277 ftattge^abten jiriefpältigen SBiJdftof^roa^l gcrebct loerben (ügl. barüber 6eflo, magbeburgijdje ©efdiic^töblätter 23, 83). 3)er ungtüdUc^c Serlauf bcr 3)in9e im Tlax 1631 ift fc^ioerlid) jo au^fdiliefelic^, wie ^ier gefc^ie^t, bcm ganati^mud unb 3etoti§mu§ ber QJetftlic^en unb bcr ßügcUofigfeit beS ^Öbctö auf 9}e(4nung ^u fe^en. Unb fo ift ed (c^ücglic^ too^I ouc^ eine unenoiefene IBe^auptung, wenn ber ,,obenteuerIicbe @ntfct)tug, aud iDf^agbeburg unter bem SRamen 3JZarienburg eine erjfat^olifc^e @tabt ju madjcn", bcm @)rajen SBolf* gang t). ^JRandfcIb a(^ alleinigem Ur^ber jugefc^rieben wirb. 92ad) ^ittmar'd unb SBitti*'^ Slu^fü^rungen (ogf. §. 3. 65, 430) ^aben XiflQ unb bie ^rä^ monftratenfer nic^t minberen ^nt^eil an biefem $(ane gehabt.

9Ragbe6itTg. Sei^aig- 3^9

S5ie t^eolocjifd^ Promotionen auf bcr Uniücrfitöt 2ci|)jig 1428 bi« 1639. $on 2|e0b0r fßtit%tt. 2t\pii%, $l(e;Qnber Qgbelmann. 1890. Sf^efonnationdprogramm ber Unit)frrität Seip^ig.

gür bic &e\d)\(f)tt bcr bcutfd^en Uniücrfitötcn ifi in bcn legten 3a^rjc^ntcn augerorbcnllic^ öicl gcfd^c^cn; fo fc^cint t^ bcnn auc§, baß bicjenige Uniücrfitöt, bic namcntlid^ roäl^rcnb bcr crjicn anbcrt« f)alb Sa^rl^unbcrtc i^rc§ 95cftc^cnS o^nc gragc einen 5ßla^ in crftcr Steige bcanfpruc^cn, ja in mand^cr SScjicI^ung t}icllcid)t fd^Ic^t^in oU bic intcrcflantcftc bcjcid^nct rocrbcn barf, nid^t länger ^intcr tt)cit bc^ fc^cibencren ©cnoffinncn jurücfbicibcn mirb. 3)cn Acta rectorum unb bcn älteren ©tatutenbüd^ern, Die QaxnAe, bcr üerbienftüoße Sal^n« bre^er bcr Seipjigcr Uniücrfität^gefc^ic^tc, 1858 unb 1861 l^crau^« gab, folgte 1879 bn§ üon 95. ©tübcl beorbeitetc Urfunbenbuc^ ber Uniücrfitöt, bad cid 2^ci( bei^ Codex diplomaticus Saxoniae regiae erfc^ien; unb menn ber S3f. bcr öorliegenbcn ©d^rift fragt, ob man auf bic bcfonbcr^ fc^merjüd^ üermigten SO^atrifcIn etma noc^ bii^ jum 3ubilöum§ia^r 1909 ttjarten fotlc, fo fönnen tt)ir i^n jc^t aud^ in biefer ^infic^t beruhigen : in mcnigen Sauren mirb auc^ biefe Duefle im Codex diplom. in forgfamer Bearbeitung vorliegen. Sin ©lief in bic treffH^c Überfielt über bic Duetten ber UniücrfitötSgcfd^ic^tc, bic 3amcfc in bcn ab^auM. ber fgl. fä^f . OefeUfc^aft ber SBiffenfc^. 1857 gab, le^rt jreilid^, baß immer nodf} eine {Rei^c me^r ober roeniger roid^tiger SWatcrialicn bcr ^crau^gabc l^arrcn. 3)a ift c8 benn nun, na^bem Samde^^ umfaffenber $Ian einer Sammlung ber Monu- menta universitatis 8tudii Lipsensis aK aufgegeben anjufc^eu ift, re^t banfcndiDcrt^, toenn afabemifd^e Programme unb ©elcgcn^citd» fc^riften benutzt rocrben, um auc^ biefe Duetten ber attgemeinen Sc« nu^uug ,^ugönglic^ ju mad^en unb fo einer atten älnforbcrungeu ent« fprec^enben (Sefc^ic^tc ber Uniberfitöt Scipjig, bic ja jcbcnfattg bic cnoünf^tefte geftgabc ju jenem Subilöum fein würbe, bic SBcgc ju ebnen. 3" tiefem ©inne l^cifecn tt)ir auc^ baS @c^riftd|en 95ricger'd iDittfornmcn unb l^offcn, bag ci^ eine S^^f^^ung finben unb }u äljn- Hd^en SScröffcntlid^ungcn bic Anregung geben möge.

Die bem 16. ^a^rl^unbcrt angcl^örigc ölteftc ©tatutcnfammlung bcr t^cologifc^en gafultöt cntl^ölt eine Signatura promotorum in theologia, bic freili^ erft 1428 beginnt, bann bii^ 1508 «bfc^rift ift unb erft bon Da an aud Drigtna(eintrögen bcftcl^t; fie ift bid 164H tocitergefü^rt morben. 93. gibt fie ^icr biS 1539, b. 1^. bii^ jum ®nbe bcr fat^olifc^cn Q^xt ber gafultöt fjtxan^ Snt^ölt fie cinerfeiti? !pil(=

350 Siteraturberic^t.

fommcne ?luff^Iüffc über bic freiließ in ben meiftcn Uniöerfitötcn im iDefentli^en übereinftimmenbe Orbnung bed tl^eologij^en ©tubien- gange§, bie gcrabc in Scipjig, bcr ^9tepräfcntantin einer mittclalter» liefen 9iormaIunit)erfität", roic fie Saxnde nennt, befonberS flar jum äu^brucf fommt, fo Vermittelt fie un^ anbrerfeitS eine reiche Sülle üon ^erfonalnoc^ric^ten, bie namentlich für bie Seit ber SReformation, in ber un§ eine Steige befannter SSertreter ber neuen mie ber alten {Richtung begegnen, fe^r fcöä^en^mert^ finb. ®ie ausgäbe ift, foroeit ftc^ baS o^ne ®infi^tnal)me ber Vorlagen beurt^eilen lägt, eine ^öd^ft forg* fältige; fie ge^t fogar über ba§ gegenwärtig üblid^eäRag biplomatifc^er ®enauigfeit ^inau§, inbem fie j. 99. ben Unterfc^ieb jmif^en u unb V, i unb j, jo felbft jmifc^en großen unb fleinen ?tnfang§buc^ftabcn beibehält, ma§ 9lef. umfomeniger gut^ul^eigen Vermag, al$ ein großer S^eil ber SSorlage nid^t Original, fonbern 9lbfc^rift ift; für bic eigen* l^änbigen Suf^eic^nungen ber Sententiarii (1510 1529), bie ben ©c^Iuß ber mitget^cilten ©inträge bilben, mag eine fo treue SBieber- gäbe aHenfoUö öon einigem Sntereffe fein, im übrigen aber galten mir fie für nid^t nad^a^men^roert^.

©benfo gemiffen^aft ift ba§ SRegifter, ba§ ja bei allen berartigen ^ublifationen bie ^auptfac^e ift, gearbeitet; begnügt fic^ nic^t allein bamit, bei jeber ißerfon anzugeben, tüaö bie ©ignatura über fie berichtet, fonbern fügt na^ anbercn Duellen ^inju, ma§ über i^rc 3uge^örigfeit ju einer Slation, über bie ®rabe.unb ©^renftellen, bic fie in ber ^rtiftenfafultät erioarb, über bie Setleibung be§ S)e!anatö unb 9lettorat§ ju ermitteln mar; enblic^ gibt SSerroeife auf bie mic^tigeren, in Öetrad^t tommenben Urfunbenmerfe (mobei ouc| bcr feit !3al)ren fe^nlic^ erroortete 3. Sanb be^ Seip^iger Urtunbenbuc^eiJ nac^ ben ?lu§^ängcbogen benu^t merben fonnte), bie fid^ leicht noc^ Ratten öerme^ren laffen, menn nic^t ber Herausgeber au§ triftigen ©rünben eine ©elbftbefd^räntung für geboten erad^tet t)ätte. SBenn baö SRegifter freilid^, mic bosi im 15. unb 16. 3öl)t^unbcrt üblic§ mar unb öon 3örncfe empfohlen roorben ift, noc^ SSornamen georbnet ift unb ein jroeiteg ^egifter eine 3>iföJni«cnftellung ber 3"nönicn gibt, fo fönnen mir un» bamit nic^t befreunben; bie Familiennamen maren bamalä todj fc^on fo mcit gefcftigt, t>cii man fie al§ @tic^* morte gebrouc^en unb etwa unigcfel)rt unter ben Sornamen roieber= Idolen taun; ot)ne grage erleichtert biefcS 9}erfal)ren bie Überfielt SBüufc^enSiücrtt) märe bie Beifügung eincS erläuternben 3tegifter§ ber Ortsnamen gemefen. H. Ermisch.

gtanffurt an ber Ober. 351

ältere UniöcrfitatÄmatrifeln. I. Unlüerptät granffurt a. O. IH. $er* Jonen- unb OrtSregifter. Unter TOtroirfung Don ®eorg Siebe, emitX^euner, ^erman t). ^eterdborf f unb ^erman Q^ranier bearbeitet Don ürn^ %nthf langer. Seip^ig, ^irjel. 1891.

?(. u. b. %.: ißublifationen auS ben fgl. prcufeifcften ©taatSarc^iüen, XLIX. .

Qu ben beiben crften, bie SKatrifet entljaltenben Sänbcn (^. 60, 345 ; 64, 489) roirb ^ier ein SRegifterbonb geliefert, bcr ienc crft red^t benu^bar mad^t. ®r befte^t au^ jroci Steilen : einem ^crf onen- unb einem Ort^öcr^eic^niS. ÜKan tt)irb ben ©eorbeitern für biefeiS SBerl muffeligen gleißet geroife banfbar fein unb bei ber großen 9lu§* bel^nung be§ ju be^errfc^enben ®ebieteS manche Untiotttommen^eitcn begreiflid^ finben. S33a§ ber $>erau^geber im SJorroort über bie alp^a* betifd^e ?Inorbnung fagt, ift ju billigen; nur ^ätte 9lef. gemünf^t, bag i unb 1) nic^t bloß im 9tnlaut, fonbem au^ im "^niaui gleic^roert^ig be^anbelt loorben roören. So fte^t j. 93. ber SRamc Jl^rd^geffer ganj am Sd^luffe be§ S, unb ein banac^ ©ud^enber mirb i^n, wenn er nic^t an bie SRöglic^teit ber ©d^reibung mit q benft, überhaupt nid^t finben. ®ie ®enauig!eit in ber SBiebergabe ber 9?amen unb bie SSoUftönbigfeit ber ^ufjö^Iung finb ju loben; ic^ ^abe nur folgenbe, n)O^I für S)rucffe^Ier an^ufprec^enbc SSerfeben bemerft: im DrtSregifter ftel)t (unter SOJanntieim) ©urfnacf ftatt ©ucfmacf, (unter ©c^maltalben) JRenct ftatt 9tenbt, Weichemensis ftatt Weidhemensis; unter SKain^ (b^m. SKenj) fe^tt Breumannus. SKand^e geiler in ben 9?amen ^aften ber SOlatrifel felbft an, »oüon ber Herausgeber im SSormort ®. Vin einen gatt anführt. 3o^. 9Ubr. ©antoracf Hasso-Marburgensis mirb au^ ba^in ju rechnen fein; benn er gehört ber gamilie Santoroc an (Strieber, $eff. ®ele^rtengefd^. 12, 180 ff.), bereu eigent^ümlic^ flingenber 9iame eine Satinifirung bcS fc^on frü^e in Reffen erfd^einenben SRamcn§ ©antrocf (Stöl^el, ©tubireube auS Reffen ©. 92) fein roirb. SJefonbere ©c^roierigfeiten bot natürlich bie Stad^meifung ber §eimat§orte ber Stubenten; ^ier ift eS o^nc mand^erlei ^rrt^ümer nid^t abgegangen, unb ber ©enufeer mirb gut t^un, auf eigene Prüfung nic^t ^u Uer^id^ten*). Wanbald.

^) ^ie nur ^meifelnb gemagte Deutung ber ^erfunft be^ Georgias de Morlia dictus Behem ift richtig; ed ^nbelt fid) um ein (^üeb bed fo be* nannten ^beldgefdjlec^te«^ Don ^D2i3rlen bei griebberg in ber ^etterau. Unter ben ftubirenben grauten erfc^einen 1506 ein 93aumgart de Rotenberga unb

852 ii!itarQturberi(^t

aber bie gut«^errli(^«bäufrli(^en Sl^e^töDer^öItniffe in ber ^arf Qrait« benburg Dom 16. bid 18. Sa^^unbert. Sott %titM(^ 9t9ffmann. Seidig, Xuttcfer & ^nrnbiot 1890.

21. u. b. %.: @tQQt$s uttb fo^iQ(toi(fettfd)aftItc^e gforfc^ungen. ^erau#« gegebnt t>on ®uftQD ©c^tn oller. SBb. 9 ^eft 4.

gür bic ®cf^ic^te bc8 95aucmt6um^ unb feiner red^tlic^en (Stellung in ber äRarf roar man btdl^er, obgefe^en bon ben 9(u^

ein 93aumgQrtner de Rothemberg. ^aS S^egifter lögt ^ier feinem Sti^^fcl 9laum unb beutet ben Ort ald ^9{otl^enberg, Reffen" ; ba$ ift ber grfecfen an ber SRümling im Obentoalb, benn bie frü^ fur^effifc^en Orte biefed 9{amend feigen 9}otenburg unb 9{obenberg. ^ol^er loiffen aber bie Bearbeiter, baft unter ben ja^Ireicben gleichnamigen Orten ^eft« unb ^ittelbeutfc^Ianbd, beren @i)^ne ft4 unter ben iJfranfen würben eingetragen ^aben, gerabe biefer ge« meint ift ? (Sinen ®runb, wenn aud) feinen jroingenben, fann man aüerbingft für jene Deutung geltenb machen : ed ift bie 92ö^e bed (Geburtsorte^ bed erften !ReftorS, ^onrabud ^impina, ber Diele feiner engeren Sanbdieute na4 (^ranf» fürt gebogen ^at. @r war auS 93uc^en Herbipolensis dioecesis, worunter man (wad ha^ 9?egifter nic^t angibt) bie 6tabt ^ud^tn im babifc^ Unter« rbeinfreid ju Derfte^en ^ot. $rüft man barauf^in bie ^eimatSangaben ber bamaligen 8tubenten frönfifc^er 92ation, fo wirb man t)erfd)iebene na^e ge« legene Orte finben; id) wi(( nur ^wei nennen: 9it)ffenbac^ (nic^t Slüffenbacb in Cberfranfen, fonbem 9f?ciffenbart) bei Buchen) unb ©cfti^ff (nic^t erflärt, 8*üpf bei ©ofberg). din fpäterer Sfleftor, 3uft. (5^r. 3)ittmar Homberga- HassuB ftammte jebenfaQd aud ^omberg in 92ieber^effen ; benn biefeS bieB ^©omberg in ©e|fcn", nicftt au§ „^omburg" (baS toäre ^omburg bei granf? fürt a. Sßl.). S. Saibt Schwamhemensis Francus erholt bie Deutung „©c^wan^eim, S3aben? ^falj?" d^ bürftc Schwainhemensis ju lefcn unb junäc^ft an @c^wetn^eim bei 2tfcbaffenburg gu benfen fein. WestprimensiB ge^t auf SSefjprim in Ungarn. Curia Begnitz ift bie ^t(xt>i !pof in Ober« franfen ; baS 9tcgifter fef t irrig Regnitz curia unb rfttf) auf SJegnif in ^obcn» joOern ober auf S^egnißlofau in Oberfranfen. Unter bm Stubenten, bie ficb als Norici ober alö ex Norico eintragen licfeen (,,53aiem" Jagt \>ae SRegifter), mi^gen manche 92ümbcrgcr gewefen fein. 3m OrtöDerücic^niS ftel^n unter „ßinfiebel?" bie 9iamen Sporn, SRüffer, ^ixdex unb ©d)mib, unter „ßinfiebel, fjranfen, Solitaria": ^enöler, unter „(Sinficbel, ^^nfpu"- ©c^motl. 3BeiB man aber, ba6 M ©infiebel in Reffen nur ein bei Xarmflabt gelegenes Srorft' bau§ mit 2Birt^fd)aft ejiftirt, baö ber Unioerfitöt Sranffurt a. 0. fK^erlicb feinen afabemifd)en 33ürger geliefert bot, unb fcblägt, baburc^ ftufrig gemadjt, in ber 3Ratrifel felbft \\a(b, fo ergibt fid), ba^ nid)t nur .^enSler, fonbem aucb $)om unb 8d)mib bie Be^eid)nung Solitariensis Francus b^ben, bab 9lüffer als Hanovico-SoUtariensis, 9ht(fer alS Solitaria-Hanoyicus, @(^mofl

^ranbenburg. 853

fü^ningen in bem bcfonntcn SBerfc Jfnapp'ö über bic öaucrnbcfreiuiig in ^reufeen, tiome^mlic^ auf ben ^tuffa^ üon S. iSiom (©cfc^id^tc b. böucrl. aiec^tSöcr^ältniffc in ber SWarf Sronbcnburg, 3tf^r. f. SUcc^tSgcfc^. 11, 7) angcroiefcn. ©rogmann fommt in tiicicn fünften )u lüefcntlic^ anbeten Stefultatcn a(§ Som. 3m ©egenfa^e ^u Jfom gcl^t er üon ber ^nnal^me au8, \>afß ber Sauer gleich bei ber beutfc^en Sefiebelung ber SKart ^ritiotuntert^on eine§ (Srunbt|erm mürbe, bem er 3'"^ ja^^te, unb \>a% biefe^ SSer^ältniö liegen ffinbe beö 13. 3öT^rf)unbertö bereits öoHftönbig flor ausgeprägt mar. Sr fü^rt ou§, ha^ eine SSerfc^ärfung tk^e^ SSer^ältniffeS erft im 16. 3^^^- l^unbert, befonberS burc^ bie SanbtagSobfd^iebe unter Sooc^im I. unb II. eingetreten fei; biefe l)aben ben Sauer mefentlic^ in bic ob^ängige Stellung gebracht, in ber er fic^ big jur JReformgefe^* gebung am 9tnfang beS 19. ^Q^l^^uii'^c^^ befanb. ®. tritt ber (j. S. tion ffiom getl^eilten) 2lnfidbt entgegen, baft bie JRejeption beS römifd^en Slec^tS an fi^ bie Sage beS SaucrS öerfd^Iec^tert ijabt. @r mifet bie ©c^ulb l^ieran (in einer übrigens anfprec^enben S)ars» legung) ben atigemeinen tiolfSmirtl^fd^aftli^en Slnfci^auungen jener 3eit bei unb neigt ber ^nftc^t 5U, bag bie Sage beS SauerS Uor bem 30jä^rigen Stiege, befonberS in mirtl^fc^aftlid^er Sejiel^ung, immerhin feine ungünftige geioefen fei; eS tt)äre ju münfd^en, baß fic^ bafür greifbarere Semeife f^affen liegen, alS 5. 95. baS SBerf beS SoIeruS bietet. ^n einge^enber SBeife wirb bie Stellungnahme ber ge(e!)rten ^^^i^iften, namentUd^ Sd^epü^'S für ben Stnfang, grieb* ric^ SWüHer'S für ben 9luSgang beS 17. ^Q^^^fli^nbertS, ju ben SRed^ten beS Säuern be^anbelt. 3nbem ®. babei me^rfac^ ju SBieberl)o(ungen beS fc^on früher Oefagten fic^ gezwungen fie^t, fommt freiließ ein Heiner 9tiB in bie DarfteHung. S)ireft eingeroirft l^aben bie ^nfic^ten ber juriftifd^en 2el)rbüd^er auf bie @ntmicfe(ung ber bäuerlid^en 9lerf)tSfteIIung nic^t. 5)ie öon ®. aufgeftellte SReinung über bie Sntftefjung ber „Saf fiten" nad^ bem 30iäl)rigen Shficge (@. 63—80) ift gut begrünbet unb \)at große SBafirfc^einli^feit für

o(d SolitÄriensirt-Hautniensis erfcl)eint. ^illfo nid)t bei einem, fonbem bei bieten roor bcv Sufaf „Sranfen" ^u madjeu; ber 3"föf «&cffen" ift über« ^QUpt auf ben Watrifelteft nidjt gegrünbet, unb ber urfunblic^c S^\^i Ha- noviensis u. f. iü. nidjt berüdfic^tigt. 28q§ nun gav bie Sbentifijirung beö ßrtcS Solitaria mit bem bcutft^en „Ginfiebet" anlangt, fo irrt fic meit Dom 3iel ab; benn eS ^onbelt fic^ um 6c^lüd)tem in ber @)raffc^aft ^anou.

Worifil^ Seitfi^rift <R. %. Ob. XXXIV. 23

a54 Stteraturbenc^t. .

fid^. 2)oge9cn mirb man bic Slu^fülirungen über bie Scibcigenfdöafl nic^t of|ne ©cbcntcn untcrf einreiben fönnen; e^ fc^eint, al§ ^abc fic^ Sf. bobei burd^ bie f^ftemotifd^en 'ilufftetlunöen ber juriftifc^en 2:^eoretifer ju meit mit fortführen laffen. hiergegen f|at fid^ neuer* bing§ auc^ ftnapp (^reug. 3a^rb. 67, 233) getoenbet.

S)ie ©d^rift ift, unter forgfältigcr Senu^ung besJ 3)tateriatö im ®et)eimen ©taat§*?trd^it) ju Serlin, mit großem gleiße gearbeitet; ber toeitfd^id^tige ©toff ift überficfttlic^ georbnet, bie ©arfteUung ift flar. ©el^r mert^üolt ift ber Sln^ang, melc^er in tabellarifd^er gorm bem „mittelmärfifc^en ©d^oßtatafter üon 1624" bietet.

V. Buttlar.

^ie preuBifc^en Sanbtoge mä^renb bev Slegentfc^aft ber branbenburgif^en ^rfürften 3oQd)im griebric^ unb Sol^ann ©igi^munb 1603—1619. 92adj ben i^anbtagSaften bargefteUt Don m. Z9tpptn. I. II. @lbtng, 9^. ^ü^n. 1891. 1892.

Beilagen ^n ben Programmen be^ fg(. Q)t)mnafiumd ju Slbing.

dlad) langer, burd^ bie befannten großen ©bitionen öeranloßter Unterbrechung f|at enb(id^ loeppen bie 3^it gefunben, eine nic^t oiel weniger tierbienftöoHe 9lebenarbeit loieber aufjunel)men. 3" ^cn Sa^rgängen 1847 unb 1849 beg ^iftorifd^en lafd^enbuc^ö unb in ben Programmen be§ 5ßrogqmnafium§ ju ^o^enftein öon 1855, 1865, 1866 unb 1867 l)atte er bie SSer^anblungen ber preußif^en Sanbtage be^ 16. 3«^i^^""^crt§, tion ber ©ötularifation biä jum Übergänge ber Sutel unb 2anbe§öermaltung an ha^ branbcnburgifc^c Surl)au^ (1 525-— 1603), in ber SBeife 5ur 3)arfteHung gebrad^t, baß er in feinen berbinbenben 2eft reic^Iid^ mörtlidje 2tu§jüge au§ ben Sanb- tagSaften einmob, unb baburd) bie öotte Äenntniö ber ©efd^ic^te b«^ ^crjogtf|um§ ^^reußen in jener 3cit fo rec^t eigentlich erft erfd^Ioffen, bie gorfc^ung ungemein erleichtert, ^n ben beiben uorliegenben ©tücfen lüirb nun biefe Slrbeit juuäc^ft bi§ ^um ©ommer 1608, bii^ jum lobe bcy ffurfürften ^oac^im griebric^, meitergefü^rt. Sei biefer ®elegen[)eit borf tt)o()l auf ^roei in le^ter S^^^ öeröffentlic^tc 9luffä^e üermanbten S^^ioltö ^ingetüiefcn werben. 3m 1. ^efte be^ 9. S8anbe§ (1887) ber 3citfct)rift für bie ©efc^ic^te Srmlanbö ^at ber grauenburger ®omf)err Dr. 91. Si-olberg, jmar auf fel)r reic^eiJ 9tttenmaterial geftü^t, aber boc^ nic^t frei Don aller (Sinfeitigfeit, „bie 2el)n§öertröge ^mifc^cn ^olen unb ©ranbenburg öon 1605 unb 1611 unb bie barin ben Äat^olüen be§ .^er^ogtfiumg $reußen ge^

$vot)in^ $reu6en. ^arfort. 355

TDö^rtcn 9tcIigion§rec^tc" bef|anbc(t; unb ferner l)at Dr. Sßanl ©tcttiner im ©ommer 1890 in bcr Jfönißgberger 9tltert^um§gefeafc^aft ^ruffta einen SSortrag über „bic SSer^anblungen über fturatel unb ©ucceffion be§ fturfürften Sodann ©igiSmunb in SBarfc^Qu im 3of|re 1609'' gegolten ({. Si^ungöberic^tc ©. 157 ff.), jeboc^ auäfc^Hefelid^ auf ®runb ber (bomatö noc^ ni^t gcbrudten) SanbtagSaften.

K. Lohmeyer.

^er alte ^arfort. (tin roeftföHfc^ed Sebend« unb 3eitbi(b t)on S. Herger (SBittcn). fieipaifl, «acbefcr. 1891.

SRa^e gamiUenbanbe, langjährige politifc^e iTampfgenoffenfc^aft unb perfönlirf)e S3eret)rung ^aben ben SJf. berufen, ba§ Seben be^ fern^aften meftfälifc^cn SSoIfömanne^ ju fc^reiben, beffen 9lame in f|o^em SRofee üerbient, üor SSergeffcn^eit beroa^rt ju toerben. SBcnn er babei bie 2lbfic^t tierfolgt, ^neben^er nic^t nur für bie politifc^c unb Äulturgcfc^ic^te feiner meftfälifc^en §eimot einen Seitrag ju liefern, fonbern auc^ ber jüngeren (Seneration in einem ©injelbilbe }u 5eigen,n)a§ baö l^eute fo tiiel angegriffene freigefinnte Sürgert^um im Saufe beö 19. Sal)rl)unbert^ für ^reugen unb S)eutfc^(anb ge* leiftet i^ai", fo ift bagegen an fic^ umforoeniger titoa^ einjutt)enben, ai§ er biefe Slnfgabe, befonberS in ber einleitenben Sc^ilberung tion 9{atur= unb (Sitten^uftanb ber tiiele althergebrachte (Sigent^ümlic^feiten jä^ bema^renben ©raffd^aft SOlarf mit (Sefrf)icf löft unb aud^ fein politifc^er ^arteiftanbpunft fic^ nic^t ungebü^rlid^ bemerfbar mac^t. 3lvix fc^eint in mand^en ^Slbf^meifungen be$ ®uten bo^ etmaS }u tiiel gctl)an ju fein, 5. 3J. über ben Selbjug tion 1815, an loelc^em bie Srüber 3- wnb @. ^arfort al§ Sanbrocbroffi^iere Sljeil naljmen, jumal er babei nur SBei^fe folgt, mä^renb itjm S)elbrücf'§ ®neifenau u. a. unbefannt geblieben 5U fein fc^eint. ^ietion abgefel)en mac^t ba^ ge- zeichnete fieben^bilb einen fel)r erfreuenben Ginbrucf. 9Son 1818 an, tt)o griebrid) ^arfort feine SÖiafd^inenfabrif 5U SBettcr im SHul)rt^aIe begrünbete, ju ber er bie erften Arbeiter imb Ingenieure auS (gng? lanb ^erüber^olen mußte, tritt un§ ber unermüblic^ t^ätige SDJann oli^ ein ma^r^after aSabnbrec^er für bie Snbuftrie feiner ^eimat tior äugen; il)m tierbanft fie bie ©infü^rung be§ ^ubbeltierfabren^, bie SSerbefferung beS ^ocf)ofenbetriebeö ; feine Sdjmiebe ift bie $f(anj= fc^ule für bie ganje meftfälifc^e fteffelfcf)mieberei gemorben. 3n8= bcfonbere ftellt baö für bie @efcl)id^te be^ beutfc^en ®ifenbal)nmefen!^ beac^tendmert^e 7. Kapitel feft, bag nid^t tion ($. Sift, roie gemo^nlic^

23*

356 fiiteraturberic^t.

angeiiomiucn mxh, bic crftc Slnregung jum Gifenba^iibnu in 3)cutfc^* lonb gegeben morben ift, fonbem bereite QC^t Safjte früljer, 1825^ bon ^artort burc^ einen 9tuffa^, ben er in ber Don iftm heraus- gegebenen 3citfc^nft ^ermonn öeröffentlic^tc ; freiließ mijt mit benu felben Erfolge. ®urrf) feinen Eintrag ift 1830 jum erften 3)lale einer beutfc^en Stänbebcrfommhing , nämlic^ bem tncftfälifc^en Sanbtoge, ®e(egenl)eit geboten morben, i^r SBort ^u gnnften be§ neuen SJer* !ef)r§niittel§ in bie SBagfd^ole 5U merfen; nur lautete ber 83efd)eib tro^ ber (Empfehlung, meldte ber ÜRinifter ö. 3)2o^ bem ^^Jrojeft einer 5öaf|n 9)iinben=2ippftabt angebei^en liefe, im tüefentlict)en ab(e()nenb. §arfort ^at pc^ babur^ nid^t abmatten (äffen, ju propfjejeien : „ber- gleicf)en 3)inge Hingen je^U noc^ feltfam, allein im ©d^ofe ber Reiten fc^lummert ber Äeini fo großer ©nttoicfelung ber (Sifenba^nen, t>a^ mir bie Slefultate nic^t ju al)nen vermögen". 93on il)m ift femer ba§ crfte S33efer=2)ampfboot, ber „griebric^ SBil^elm III." erbaut morben. 5)ie @efc^irf)te Don beffen 5af)rt auö^ bem Si^ein burc^ bie SSatten bie SJefer aufmärtfi^ ift ein intereffante§ ©eitenftücf ju bem, mag 3)ucfn)i^ in feinen 5)enfmürbigfeiten über bie bamaligen ©d^ifffalirtöber^ältniffe auf bicfem 3'uffc mittl)eilt. l5aB ^arfort'ö ^3?amc mit einer SWengc gemeinnüfeiger unb menfc^enfreunblic^er 93cftrebungen tierfnüpft ift, barf olö l)inreicl)enb bcfannt gelten ; aber man ift betroffen, fd)on öow il)m (Scbanfen jur üöfung ber fo^ialen Stage au^gefproc^en ju finben, bie erft Diel fpöter ju allgemeiner (Seltung gelangt finb. SRii^t genug, baß er fein i?eben lang nie aufgetjort ^at, in SBort unb ©djrift unb %\)ai für bic Serbcfferung ber SSolKfd)ule unb bie t^^^^^^^Ö ^^^ ^^^' beitcrftanbee» cin5utreten, üon i^m finb bereite ganj beftimmte praN tifd)c gorberungen geftellt morben: bie ^45flic^t be§ (Staate^, bafe er nidit allein gebiete, fonbcrn auc^ förbevnb unb l)elfenb einfd^rcitc; ba§ unbebingte SSerbot ber SJcfc^äftigung fc^ulpflic^tiger ftinber in gabrifen, gefejjlic^e geftftetlung einec^ 9)?ayimum§ für bie 5)auer ber Strbeit, ©orgc für billige 9?al)rungömittel unb gefunbe SSo^nungen, allgemeine ilranFenDcrfid)erung für bic unteren Mlaffcn, (Errichtung öon 'iJlrmenFolonien ; felbft auf bie ^Jiotötücnbigfeit ber (Srmerbung übcrfeeifct)cr ilolonicn meift er l}in. 2)a6 er oudf) in ber treffe für feine Sbecn eifrig ^4Jropaganba madjtc, hatte freilirf) in ber trüben ^l^criobc feit 1830 nad) oben nur bic SSirfung, i^n Derböc^tig ju mad)en; egJ gelang ber Steaftion fogar, ben berljafeten „^^umpemirfeU fiafa^ette" mitteilt einer SBal)lred)t§einfc^ränfung au§ bem meftfölifd^en l'anbtage ausf^ufc^liefeen. Unb bod) „mirfte aud^ in ber einfac^ftrn

3friebrid) ^Btl^clm IV. (gbmin ö. SWonteuffcf. 357

Sflcibung bic ©rfc^eimmc) biefeS bie lugcnbcn ht^ eckten 3)cmofratcn in fic^ üercinigenbcn 9Kanne§ otö bic cine^ eckten Slriftotraten". Scnc Srfa^ruHgen ^aben il^n Qud) ntc^t abgel|alten, im ^aijre 1848 (ogleid^ für bie ffönigStrene einzutreten. 3" ber preufeifc^en 9?ntionQlöerfnmm* lung ift er ber Stifter ber ©entrum^portei geworben, ^at auc^ ben folgenben iianbtogen ange()ört unb ficf) bort ber fonftitutionellen Sinfen angefc^Ioffen, i)at fic^ aber ouc^ in ber neuen 5Reaftion§periobe burc^ feine SBürgcr= unb Sauernbriefe eine gericbtlid^e Verfolgung jugejogen, bie jebod) mit greifprec^ung enbigte. ^m übrigen 6nt ^arfort ba§ 2o^ ber meiften SJn^nbrcd^cr get^eilt: tro^ roftlofer I^ötigfeit ift er in feinen perfönlic^eu, finanziellen SSer!)äUniffen nic^t öorroärtö gefommcn.

Th. Flathe.

(Erinnerungen on gricbrid) SBil^cIm IV. uon $reuBen. 3)cm bcutfdjen ^olfe bargeboten Don Xff. difart. ^annoüer-iünben, ^ar( 'iD^anz (o. 3.).

9tnetboten, einjelne (£f)ara!terzüge, auc^ einige SReben unb ©riefe beSSiönig^, etmaS falbung^üoQ, aber boc^ ganj unter^attenb ju lefen. Ob gelingen mirb, baburc^ für bie ®eftalt griebric^ SBil^elm*^ IV. im SSolfe ein lebhafterem ^ntereffe zu mecfen, muß ba^ingeftellt bleiben. e.

^aS Seben be$ Q^eneralfelbmarfc^aUd (Ebtoin D. ^anteuffel. $on €. fr. $ttd. ^te(efe(b unb Leipzig, ^el^agen & ^tafing. 1890.

S)er SSf. i)ai zu bem tierftorbenen gelbmarfc^att in perfönlic^cn S3ezief)ungen geftanben, bic fid) aug ber 3^^^ bon beffen ffiommanbo in ©d^IcSmig ^erfc^ricben. 2)icfen ^Beziehungen mibmet benn aucö ber aSf. ben größten Xi)e\i feinei? SBud^ed unter SRittbeilung za^lteic^er ©riefe be§ (Sencralö, foiüie aud) ber (Sebic^te, mit benen er felbft bcnfelben bei Derfd)iebenen ©elegen^eiten befungen ^at. Seiber ^at fr fid^ nid^t auf biefe ^JKitt^eilungen , bie manchen djarafterifirenben Sug bieten, bef^rän!t, obgleich, mie er felbft anerfennt, gegenmärtig bic 3^it noc^ nic^t gefommcn ift, um eine roirflid^e ©iograp^ie bc§ burc^ feine biptomatifc^c Sbötigteit DicUcici^t noc^ met)r al§ burd^ feine militärifc^en Seiftungen bebeutenben 9!)?anne§ ^n geben. 9llle§, roa^ übet ba§ 5ßerfönlid)e ^inau§(iegt, ift ba^er unbefriebigenb. 2Ba§ z- S- SM über 3Kanteuffer§ .g^ecrfü^rung in granfreid^ ctzä^lt, ift einfa^ aud SBartengleben gcfdjöpft. 6r beeinträd)tigt außerbcm ben SBcrtl) feinet 95uc^e§ boburc^, baß er fc^Iec^t^in einen 5Panegi)rifu§ auf feinen jpelben fc^reibt, ein Gic^tbilb o^ne ben leifeften @d)atten üon i^m

358 Siteraturbcric^t.

cntmirft; fclbft an feiner Sermaltung be§ 9lei(^SlQnbe8 finbet er n\i)t bQ§ ©eringfte auSjufcftcn. 3)iefe unbcbingte SScrel^rung mag feinem ^erjen (£^re mod^en, ein l)iftorifc^c8 Urtl^eil üermog fie »eber ju fallen nod^ bei Slnberen ju begrünben. Th. Flathe.

WtüUW» militärifcfte SBevfc. I. 3RiUtäi-ifdje Äorrefponbena- ©rftcr 3^cil. ÄTicg 1864. herausgegeben öom ©rofecn ®eneralftabc (9(bt^cilung für Ätieg«* gc|cfti(^te). »erlin, (£. ©. 9KittIer. 1892.

(£§ ift nid^t burc^au§ dienet, ma§ un8 ^ier in ben 146 Elften- ftücfcn geboten iüirb, ba bereits bur(^ bie 3)arfteUungen ©^befö unb be§ (SeneralftabSroerfcS, meldte bie l^ier üeröffentlidjten ^Briefe benutzt l^aben, if|r ^auptint)alt befannt getüorben ift. (Sin I^eil baöon ift im ®eneralftabömerf fogar fc^on mörtlic^ publijirt, inbeffcn ift eS too^l faum nötf)ig fjeröorju^eben, baß trofebem biefeS 93ud^ für bad ©tnbium beg bänifct)en .^iegeS öon ber l^öd^ften SBid^tigfeit ift: bcr ^iftorifer, ber SD?oUfe*§ Sbeen unb ©ebanfen fennen lernen tü'xU, ift nun nic^t me^r auf bie eingaben jener beiben SBerfe angemicfen, fonbern fann fid^ feine ?lnfd^auung unmittelbar nac^ ben eignen SBorten be§ ®cneral§ felbft bilben. 9Kan borf fid^ nur on bie Se= beutung ber Sforrefponbenjen gricbric^'S unb 9lapo(eon'§ für bie ©efd^ic^te i^rer Stiege erinnern, um \>cn DueQenmert^ be§ l^icr ®cs botenen ^u ermeffen.

3)ie ^^ublifation beginnt mit einigen DperationSentmürfen au§ ber 3^it, bo man in ^Berlin einen i^ieg mit 3)änemarf beftimmter in^S 2luge faßte, bem 5)ejeniber lH*i2, fobonn geben einige Seric^tc über SlJoItfc'S S^eihial^me an ben Verätzungen ber 93unbe§=@i'efution§5 tommiffion in granffurt 9tugfunft, big bie eigentliche Sforrefponbcnj über ben S^Ib^ug mit bem OperationSpIane l^om 13. S^^uöt 1864 einfe^t. ^^a^lreic^e ©djreiben an ben Jfönig unb ben .ftriegSminiftcr merben ha mitget^eilt, \>a^ meifte Sntereffc beanfpruc^en aber unftreitig bie ©riefe an ben Cberft b. 5BIumentt)aI, ben ©eneralftabSc^cf im SlrmeeforpS beö ^ßrinjen griebric^ JTarl. 5)a roäfirenb ber crftcn Wonate be§ firiege^ ®eneral SJogel tjon galcfcnftein al§ SBrangcP^ ©eneralftaböc^ef fungirte unb 9)?oUfe in 93erlin geblieben mar, fo iDurbe er Don 53himentl)al über alle wichtigen Vorgänge im gefbc bertraulid^ unterrichtet, morauf er mit ber rücff)aItIofcn Darlegung feiner ?Infid)ten über bie 5ß(äne unb SOiaßregeln ber ^eereSleitung antmortete. ^ieburdlj erfaljren mir namentlict) genauere^ über bie 2)leinung§t)erfct)iebenl)eiten, bie mötirenb ber ^Belagerung öon 3)üppel

moltU. ^Irnfterbam. 359

innerhalb bcr prcufeifd^cn ^ccrfül^rung ju Soge traten. S)er Ober^ fclb^err SBrangel münfd^te bie Selogerung noc^ üor bem ©intreffcn be§ gefommten fc^meren ©cfd^ü^eö fo balb atö möglich ju eröffnen, tt)äf)rcnb ^rinj griebrid^ Äarl, bem bie ^Belagerung übertragen mar, bcn ©eginn beS 9trtilleriean griffet an Crt unb ©teile nad^ eigenem ©rmeffen beftimmen rooHte. SBenn ba^ ®eneralftab§n)erf nur furj ongab, ha^ 3KoIt!e bie SKeinung bc§ ^^riujen t^eilte, fo fönnen roir un§ je^t au§ feinen ©riefen unb ®utad^ten überjeugen, bag er in ber Jl^at mieber^olt boHe 9lftion§freil)eit für ben ^ßrinjen, ate bcn berantroortlic^en Öeiter be§ Unternel^menö, öerlangte. S)er Sönig trat i^m bei, „roeber ic^ nod^ Stoon beuten baran ^offriegSratl^ fpielen ju roollen" fc^rieb er bem ^ßrin^en (16. SKärj) in einem l^icr ebenfalls mitgetl)ciUen ©riefe.

6in anberer ^ßunft, in bem bie auflegten bcr mafegebenben 5ßers fönen bifferirten, mar ber ^lan 93lument^ar§, burc^ einen Übergang nad^ 9llfen unb bie Vernichtung ber bortigen bönifd^en Slrmee ben gaß Süppetö 5u befdijleunigen. Über biefe (Spifobe Jelbft enthalten bie ©riefe menig me^r al§ ba§ @eneralftab§merf, bagegen erfe^cn mir aber au§ ber fforrefponbenj ju biefer S^^age, moüon un9 bie amtliche ^arftedung nichts mittijeilt, bag mäl^renb ber ©elagerung üon S)üppel troji jener ©rflörung be§ SönigS ^ßrinj griebrid^ ftarl JU feinem unb ä)ioItfe'§ SSerbruffe mieber^oU burd^ Verfügungen auS ©erlin in feiner 9lftion§frei^eit be^inbert morben ift. (9h. 48, 52, 56, 57.)

©alb nac^ ber ©rftürmung 3)üppe(§ mürbe SKoltfe an ©tettc gaWenftein'^ 6^ef be^ ®eneralftabe§ im Oberfommanbo unb na^m in biefer Stellung an bem Übergang nac^ 3llfen Sl^eil. S3on ben ©c^riftftücfen au8 biefer 3^51 Ut ein ^crrli^er ^riöatbrief, bcr bie ©roberung 2tlfen§ fd^ilbert, ^crborjul^eben. G. Roloff.

Geschiedenis van Amsterdam. Door ter Gonw* I. VIL Amsterdam, T. van ITolkema. 1879—1891.

ift fc^on jel^n '^aijxt ^er, bog ber erfte ©anb biefeS Wettet in ber ^. 3- (A^p 559) befprod^en mürbe. SRüftig ^at bcr ©f. feine Arbeit fortgefe^t, bie je^t ju fieben ganj refpettablen ©önbeu an* gemac^fen ift, allein er bleibt nod^ immer meit entfernt bon bem 3iel, ba^ er fid^ geftecft, benn er f|at eben erft ben Slnfc^lufe ?lmfter* bam§ an bie ©ac^e ber nieberlänbifcöen Unab^öngigteit burc^ bie

360 . aiterotuvberid^t.

ftäbttfc^c ?Rct)oIution beg ^af)xe^ 1578, bcr fog. «Itcratic, crrctd^t Sein SBunber, bofe ber fd^on bejofirte SSf. bic SBciterfü^rung auf^ gegeben unb {)ier ben @c^Iug gemad^t l^ai, wo bie ©efd^id^te ^mfter« bam§ al§ ^auptfaftor ber ^ßroöinj ^ottanb, be§ Sterne^ ber nieber» lanbifc^en Slepublif, eben anl^ebt. Sreilid^, er ^offt, mirb jemanb feinen ^\a1^ einnehmen. SBir ^offen aud^, allein eine fo auS:= fül^rlid^e 93et)anblung ber ©efd^ic^tc fe^t ©igenfc^aften üorau^, bie nic^t jjebermann befift^. ®aju, wer roirb mögen, ben Sefem noc^mnlg eine jo umfangreid^e 9trbeit öorjulegen, it)re ®ebulb fo auf bie ^robe ju ftcIIenV Senn bei otlem @uten, ma§ fid^ üon biefem SBerte jagen lägt, tann nic^t beftriten werben: e^ ift entfc^ieben üiet 5u lang. äBa§ ^ier in fieben 93änben geboten mirb, ^ötte ru^ig in einem ober l)öd^ftensJ in jroei jufommcngefteHt werben fönncn. S)er 2efer eine^ Sud^e^ braucht ja über ben be^anbelten (Segcnftanb nid^t fo SSieleg ju miffen alö ber SSerfaffer. Se&tercr braucht boc^ nid^t attcö 5U jagen, loa^ er mcig. Unb \>a^ \)at ber SSf. entfc^ieben get^an. ^ätte er fid^ befc^ränten fönnen, er bötte eine in üielcr ^infic^t mufterfjafte 2(rbeit geleij^tet, benu eg fe^lt ibm burc^auS nid^t an Sc^arffinn ober Sltitit, unb er ftcöt nid^t an, le^terer auc^ bie i^m, bem Setounberer feiner Stabt, t^eucrften 3Keinungen ju opfern, wenn er fie nic^t ftic^^altig befunben ^at.

®ö ij^^t l^ier natürlicf) nic^t ber Ort ju einer auöfü^rlic^en iöe« fprerf)ung, xvddjc eigentlid^ auc^ nur Don einem mit bem ©egenftanb üoUfommcn Vertrauten unternommen werben fann. CJö fei mir aber Vergönnt, ben 3iif)<^^t ber fieben Sänbe ^ier mitjutljeilen. 5)er erj'te 5)anb, bie (Sefd^idjte ber Stabt big jum 3a^rc 1351 umfaffenb, ift frf)on befproc^en. S)ie beiben folgenben umfaffen ben 3^i^fli^n^ jwifc^en ben l^a^ren 1351 unb 1515. ®er Dierte bie 3^it Sl'arr§ V. Gben t)ier i)at ber 83f., ber fo Diel be^ 3^euen in feinen ?lrcl}iöalien ge= funben t)atte, roa^ feinem boc^ auc^ nicl)t wenig weitjc^weifigen Sßor= ganger SBagenaar berborgcn geblieben war, fic^ nic^t enthalten fönnen, ben Sefern ^tteö mit^utlieilen, \va^ er 9?eue» oorfanb: wie er j. 55. bie ^Ji'amen^Uj'ten ber Schöffen u. f. w. in extenso für jebeS ^a\)x brucft. eine Sefc^reibung ber Stabt um bie SUiitte be§ 16. 3a^r= l^unbertg füllt ben fünften iöanb au§, bem eine facfimilirte ^(bbilbung ber ©tobt auö jener ^eit beigegeben ij'^t, bie fo wie alle (Siegel- unb SSappenbilber unb überhaupt ha^ ganje SBerf mufter^aft au§^ geführt ift.

>c^on im oierten 93anb nehmen bie 9teligion§wirren einen

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Srmftcrbam. 361

großen 9lnum ein: amfterbom mar bereits bomote ein lummelpla^ aller 9lrten ©eften; bie SBicbcrtäufer üerfuc^ten öergeblid^, bort i^r Hauptquartier ju grünben. 5)o(i^ bie regierenben ©efd^Ied^ter blieben ber Kirche treu, bie Sfonferöatiöen »aren in ben Siieberlanben eo ipso gute ffatt)oliten unb gelang i^nen, fid^ ju behaupten, wenn auc^ nic^t o^ne heftigen Äampf. S)og gefc^al^ namentlich in ber 9let)oIution§5eit, atö Ämfterbam in ©efal^r geriet)^, üon ben ®eufen al§ SJert^eibigung^sSentrum benu^t ju werben; bie Regierung mochte 1567 nid)t allein il^ren grieben mit bem Könige, fonbem bet^eiligte fic^ auc^ lebhaft am Kampfe gegen ben 9left ber ^ro« öinj. SBie bie§ gefd^o^, mie in jener „fpanifd^en Qeit*' bie ©tabt ba§ Opfer einiger eigcnfü(^tigen 9tegenten mürbe, meldte öon i^rer ^errfc^aft nid^t laffen rooüten unb barum bi§ auf§ Slufterfte fic^ ber 9tu§fö^nung mit Oranien unb bem SReft ber 5ßrotiin} miber« festen, wie bie Sürgerf^aft alle Serfuc^c öon auften ber, mit &t^ malt eine Ummöljung ^u @tanbe ju bringen, abmied unb erft im Saläre 1578 fid^ ber nationalen 93emegung anfc^lofe, mirb in bem fed^ften unb fiebenten 93anbe erjäblt. greilic^ eine fo breite 3)ar* ftcHung einer DrtSgefc^ic^te (benn Slmfterbam l^atte bamaK nur nod^ eine lofale SBic^tigfeit unb mar noc^ feineSfattS ber äRittelpunft beS SBeltl|anbelö, im ®egent^eil brofjte ber §anbel Smfterbamd c^er gan§ einjugeljen, fo lange bie ©tabt öon ben ®egnem blofirt unb menigftend ber SBeg jur ©ec üerfd^loffen blieb) fann i^r eigent^ümlid^ed SSerbienft ^aben, namentlid^ menn fid^ bie fojiale unb mirt^fc^aftlid^e ®efd^id^te in ben SJorbergrunb brängt; jebod^ ge^t nic^t an, ben Scfem fo öiel ^ujumut^en, menn eigentlid^ nur perfönlic^e unb ^arteiintcreffen finb, mel^e mafegebenb finb unb auc^ in ber 3)arftellung ben ^la^ behaupten.

3iebod^ cin§ ift bem SSf. gemife gelungen: er ^ot jeben, ber nac^ i§m berfud^en miß, bie ©efc^ic^tc ämfterbam§ üor ber 3cit i^rer 93lüte JU fdjrciben, ber S)?ü]^e überhoben, neue§ SBatcrial jufammen- jubringen, aßed liegt in feinem S3uc^e oufgeftopelt. SBer nac^ i^m fommt, ^at nur bie rid)tige 9tu§mal)l ju treffen; biclleid^t oud^ mirb eS on i^m fein, ba§ SKaterial ju bermcrtl^en. 3)odj gemife mirb er bem fleißigen Vorarbeiter, melc^er i^m feine Slrbeit fo leid)t gemacht, öfters Don ©erjen banfbar fein. P. L. M.

362 Siteraturbcridjt.

S* Maller y Bijdragen voor een oorkondenboek van het sticht Utrecht: a. Program ma b. Regesten van het kapittel van St. Pieter. 's Gravenhage, Algemeene landsdrukkery. 1891.

3)er Utred^tcr ©toatö- unb Stabtorc^itior f)ai ber ®c]c^ici^t^:^ forfc^ung einen neuen großen 3)ienft erroiefen ober bietmel^r eine Strbcit angefangen, bie ber gorfdjung mand)en mid^tigen S)ienft leiften tüirb. 3)a§ in ber mittelalterlid^en ©efd^idjte 3)eutfc^Ionbö fo oft genannte ©tift Utred^t ^atte bi§ jegt fein Urfunbenbud^. SSiele Urfunben maren beröffentlicl^t, ber^Ion ber$erau§gabeeine§Ur!unben:= buc^§ mar oft gefaßt, aber bi§ je^t nid^t au^gefü^rt. ge^t ift ein berufener ^iftoriter, einer ber beften Jlenner ber mittelalterlidjen ©cfc^ic^te biefer (Segenben, mit einem neuen großen $Ian an t>a^ Sic^t getreten unb \)at bie erften ©d^ritte jur 2lu§fü^rung feiner Sbfid^t bereite getfjan.

Sn einem Programm faßt er feine ^htt jufammen. S)a§ neue Urfunbenbuc^ mirb reichen bi§ jnr ©äfularifirung be§ ©tifteS unter JFarl V. (1528). mirb nic^t lebiglic^ bie Urtunben umfaffen, meldte }'\&j auf bie innerljalb ber ©renjen ber je^igen ^ßroüinj Utrecf)t ober be§ früljeren Utred^ter @ebiet§ liegenben Sanbfd^often bejie^en; fiel)t ab Don biefer geograp^ifd^en ©int^eilung, bie üon ben neueren Herausgebern ber Urhinbenbüd)er für \>a^ SReid^ mel^r unb mef)r aufgegeben mirb, unb min ef|er bie ®efrf)id^tc ber Utrec^ter Sifd^öfe al§ ttirc^enfürften unb meltlicbc ^errfrfier in§ Sluge faffen, baneben bie ber mid^tigen Utrec^ter Korporationen: (Btähit, S)örfer, fiapitel, Slbteien u. f. m. S)a§ Utrec^ter Urfunbenbud) mirb alfo au§ etlid^en Heineren Urfunbenfammlungcn bcftel)cn. S)er ^utor gibt felber ^u, bafj auc^ biefe 9Wett)obe i^re Sebenfen i)ai. (£§ ift fc^on in einem 2trtifel im „S^ieberlänbifc^en ©pcctator" ») barauf f)ingemiefcn, ha^ bie c^ronologifc^e „garrago''=9Ket^obc für ben Scnu^er be§ Urtunbenbuc^S itjre unDerfennbarcn SSorjüge l^at; baß bie Dom 93f. angepricfene 9}?etI)obe nic^t fonfequent burd^gefü^rt merben tonn; \>ai fie 5. 93. für Urfunbcn, meiere fic^ auf ein in Utrecht liegenbeS @ut bejieticn, aber jmifctien Parteien außer= l^alb Utred^tS gemacht morben finb, feinen ^Majj ijat; \>a^ eine große 9ln5al)( fleiner Urfunbenbüc^er für ben ©enufcr mirflic^ befd)mer(ic^ mirb. 9tber ber 9(utor I)at biefe Sebenfen felbft gefüllt unb mill borlöufig nichts üeri)ffentlict)cu alS eine Serie SRegeftenbüc^er, nac^ ber Don it)m gemät)Iten 9J^ctl)obe eingeridjtet. (Sin Doluminofe^

1) SSon ^r. 5eit^, im „S^eberl. 8pect/' Dom 11. 9(piil, 9?r. 15.

Utrcd|t. 363

Stegcftenbuc^, bog bc§ ffiapitctö @. 5ßcter in Utrecht, liegt fd^on gebrucft öor: umfaßt 1800 SRegcften, furj gct)altc« unb mit \)ox^ trcfflid^cn Sicgiftern Ucrfc^cn. Siefc crfte ^robc jcigt, tücld)e SWaffe fic^ Uorfinbet unb meldte Sticfenorbcit ^ier ju machen ift. ^crr äRuHer ftetit fid^ oud^ nid^t öor, boS (£nbe feiner Slröeit ju erleben, toenn nic^t onbere fid^ ju i^m gefetten*). SKöge feine ?lrbeit glürf* lic^ fortgeben!

3)a§ oben genannte Programm entl^ält noc^ jroei Stubien t>on großem ®ett)id^t: 1. Über ben im Stifte Utred^t gebräuc^Iid[)en ^af^xt^^ onfang; 2. über ben Utrec^ter ^eiligenfalenbcr. Der ?lutor fc^Iießt ou§ unumftößlic^en gaften, baß öor 1310 ba§ ©tift im attgemeinen, bie bifcböflid^e Sanjiei gemiß bem Cfternftit folgte, nad| biefem 2)atum aber unter Stölnifc^em Einfluß bem 9Bei^nac^tdfti(. @^ ift bie erfte größere Unterfu^ung biefer 9lrt, bie in ben SJieberlanben publijirt ift; bie früheren gorfc^er in biefen Oegenben fc^einen fic^ um biefe Sac^e nur wenig geflimmert ober mit ungenügenbem 9)}aterial gearbeitet 5U l^aben. 3laci) 9)}. l^at fein gleichnamiger SReffe in Slotterbam fic^ in ben Slotterbamer Urfunben umgefe^en unb ift JU bem Ergebnis gefommen, baß in biefer ^ottönbifc^en Stabt feit ber ÜBiitte be§ 14. 3a^rf)unbertS ber SBeii)nad^t§ftiI üblic^ tnar. 2R.'§ Stubien ^aben manchen nieberlänbif^en ©tabtard^iöar auf biefc mid^tige c^ronoIogifd^e@ad^e aufmerffam gemacht unb 5U neuen @tubien öeranlaßt. SBaö ben ^eiligenfalenber betrifft, fo bietet ba§ 5ßrogramm in einer Seilage einen folc^en, au^ ben Utred^ter Urfunben mit attcr Sorgfalt jufammengebradit. ©ine 5iDeite ^Beilage bietet eine Überfielt ber geplanten Slegeftenbüc^er unb itire^ 3n^altö; ber ?tutor nennt eine Sln^a^l Don 17 biefer Sudler, bie ein§ nad^ bem anbern axC^ 2\iji treten toerben. P. J. Blök.

S* Maller 9 De Register» en Rekeningen van het bisdom Utrecht (1325—1336). 's Gravenliage, NyhofF. 1891.

91. u. b. 2^. : Werken van het HiBtorisch Genootschap te Utrecht Nieuwe Serie No. 54.

Der jtreitc Jf)eil biefer wichtigen SluSgabe ^at nic^t lange auf fi(^ märten (äffen, unb er umfaßt, ma§ mir in uuferer früheren 9tn*

*) 8eit etlichen Qa^ren bcfdjäftigt fid) eine gelehrte öJefcüft^aft gu ®ro* ningen mit bem ©ammeln ber Urfunben für bie ^rotoingcn Groningen unb 3)Tente. SSeil 2)rcntc unb Stobt ©roningen gum 6 tift Utrecht gel)örcn, wirb ein modus vivendi gwtfcftcn biefer Unternehmung unb ber SJf^.'fcften nüt^ig.

364 fiitcraturberi(^t.

jcige ipünfd^tcn: Einleitung unb Stegiftcr. 3)ic treffliche ©inleitimg befd^reibt in 174 ©eiten nic^t attcin bie benu^ten ^anbfc^riften, fonbem ertlärt aud^ i^re 9Jatur, bie Stellung bcr öomel^mftcn in biefen 9lften genannten ^crfonen, bie SRünäted^nung, bie ©inric^tung ber bifc^öflic^en ^of Haltung u. f. m.* @o gibt fie nid^t nut, maS man üon einer Sinleitung crroarten fann, fonbcrn liefert auc^ fc^r nterfipürbige beitrage jur Kenntnis ber bifc^öflid^en 2lbminiftration unb ber fojiaten SSer^ältniffc im Utred^ter ©tift- im 14. ^al^rl^unbert. Die auggejeicbneten Slegiftcr: ein c^ronoIogifc^e§, ein ^crfonen- regifter unb ein Drtgregifter, erleichtern fe^r bie Senufeung ber SuiS* gäbe. S^^^ ©c^ulb^ unb ^au§^attung§regifter bc§ bifc^öflic^cn ©d^reiberS ^ubert, jum bifd^öflic^en Diüerforium (ein S^eil bc8 ätteften bifc^öflid^cn SfanälerregifterS in Utrcd^t), ju ben erhaltenen 9lec^nungen bcr bifd^öflit^en Beamten auö biefer 3cit n?a§ alles im erften I^eil abgebrucft roax gefeüen fic^ ^icr nod^ im jmciten I^eil roert^öolle ^Beilagen: eine freiließ fc^on früher gebrucfte Sifle ber bifc^öflic^en ^ufen in Sallanb, für bie dKarfeneinric^tung in Düer^fel öon Ijo^em SBertl^; ein ^ofnbbuc^ be§ Imenter Stcntmeiftersi, fe^r mertmürbig für bie ftenntniö ber agrarifd^en ^wftänbe in biefer Oegenb um 1300; ein alte§ (ba§ ältefte?) Se^enäregifter be§ Ut= rcd^tcr ©tifte^ au§ 1381—1383. SDJan fie^t, eg ift öugerft mic^tig, toa^ ijkx beu gorfc^cm bcr niebcrlönbifc^en ®efd^id^te geboten njirb; unb ba^ bie ^Jlu§gabe eine forgföttige ift, bafür ift ber SRame be§ §erau§geberö eine Sürgfd^aft. ®^ ift möglich, mit i^m über biefen ober jenen ^unft in ber Einleitung ju rechten, aber im alt gemeinen tt)irb bie fttitif fic^ feinen Stu^füfirungen anfc^Iiegen !önnen. S)iefe ülec^nungen unb JRegifter jeigen, roie roeit bie abminiftratiDen unb bie fo5iaten ^^ftönbe im ©tift überhaupt abliegen Don benen in ^ollanb, bie roir au§ ben ^ottönbifc^en imb feelönbifc^en ®rafs fc^aft^rec^nungen berfelben 3^^^ öuc^ in ben SBerfen ber $ifto= rifc^en ©efettfc^aft herausgegeben fenncn. SBelc^eS bie Stellung beö Utrec^ter Sifc^ofS im 14. 3at)rbunbert roar tcin erfreulid^eö Silb unb roie er fein ®ebiet abminiftrirte ma§ man früher cigentlid) nid^t mugte fann je^t genau beftimmt werben. Übrigen^ finb l)ier aud) für bie in ben iKieberlanben bi§ [e^t tt)enig bead^ttten fojial^iftorifc^en ©tubien roid^tige DucUen geöffnet.

P. J. Blök-

^orbrec^t. Limburg. 365

Ch. Dozy^ De Oudste stadsrekenungen vanDordrecht (1284—1424). '8 Gravenhage, Nyhoff. 1891.

S(. u. b. %. : Werken van het Historisch Genootscbap te Utrecht. Verde Serie No. 2.

3)ic erhaltenen ^ofiönbifd^en ©tobtrec^nungen finb fomeit bi§ je^t befannt mar älter ate ba§ ©nbe beö 14. ga^r^unbert«; aii§ biefer 3^i* ^<^^^^ iwfln einjetne au§ Seiben, bie aber erft mit bem 15. 3a^rf)unbert burd^ eine ununterbrochene Serie fortgefeftt würben. ®ie ®orbrec^ter au§ bem 14. unb 15. go^^^unbert roaren jum Sf)ei( früher öon ®outt|oeüen l^anbfc^riftlid^ auSgejogen, aber feitbem öerfc^oHen; üon anberen iStöbten roar au§ biefer Seit nic^td 5u finben, üon a)orbreci^t felbft au§ bem 15. Sa^^^^nbert nur ein* jetne JRec^nungen uortianben, roie öon anberen ©tobten ^öc^ftenS ein paar. (£§ mar bal^er ein guter ®ebanfe, alö Soj^ bie gänjlic^ Der* geffenen Sorbrec^ter SRed^nungen Don 1284—1287 au§ bem 3)untel mieberum Jberüorjuäie^en unb in ftotttic^er 9ludgabe ju üeröffents» liefen )id) üornat|m. ®r ^at bie§ ie^t getrau unb ®out(|oeden'd ^lu^jüge, im äRanuftript in feine (S).'i^) §änbe gefommen, ^inju* gefügt. 3)ie SRec^nungen fmb fe^r mertroürbig, bie SluSgabe im aH« gemeinen forrcft. SWur roäre t^ ju münfc^en, bag ber Slutor in ber Suflöfung ber ^Ibfürjungen fonfequentcr gel^anbett t|ättc. S)ie Sloten finb roenig intereffont, fomeit fie nic^t bie ^anbfc^rift befd^reiben, unb Ratten füglic^ fortbleiben fönnen, mie auc^ baiS ®Ioffarium, ba^ menig Sic^t gibt, mo Sid^t gemünfd^t märe, unb bagegen met|r be» fannte 9lu§brücfe erläutert. 9lber auc^ fo finb mir bem 9lutor banfbor. P. J. Blök.

Jos. HabetS; Limburgsche Wijsdommen. Dorpscostumen en ge- woonten, bevattende voomamelijk bank-, laat- en boschrechten. Haag, Nyhoff. 1891.

%. u. b. 'X. : Vaderlandsche Rechtsbronnen. XU.

SBieber eine neue miüfommene ?lu§gabe ber um bie nieber« länbifd^e 9{ec^tggefd)ic^te fo öerbienten ®efeUfc^aft jur §erauiSgabc ber üaterlänbifd^cn Stec^t^quetlen. ®iefe ©ammtung umfaßt eine Stnja^t SRed^t^queUen au§ ber jefeigen nieberlänbifc^en ^roüinj fiim* bürg bie 3ü?aag herunter bi^ ^orft unb Sottum feine einheitliche ©ammlung alfo, fonbem eine ^ufammenftctlung t>on atec^töalter- t^ümern au§ Dieler Ferren Cänbem unb üerfc^iebenfter ?lrt, aud) aus allerlei 3cit: Simburgifc^e unb ®elbrifc^e Sanb= unb ®eric^t^'

366 Sitcraturbcricöt.

füren, 3)orf-, ^of= unb SBalbrcc^te Dom 13. bi§ in 'Oa^ 18. Sotir^^

^unbert; im allgemeinen fo jiemlic^ 9lüe§, maö biefer 9lrt fic^ in ber

jeftigen ^roüinj Simburg auftreiben liefe. 2)er Simburger {Reic^ö-

arc^iüar ^abet« bietet bei ben JRed^tgquellen jebe^ 2)orfe§, jeber ^err-

fc^aft, jebeg SBaIbe§ eine furjc Überfielt ber lofalen @efd^id|te unb

eine Söefc^reibung ber benu^ten .^anbfc^riften. ©ine ju fnapp ge«

^altene, eima^ bilettantifc^e Einleitung gibt Semertungen über bie

Wrt ber gefammelten Duellen; in dloten werben bie üeralteten ober

bialeftifci^en görmen unb 3Börter roo möglich erflärt unb ja^Ireic^e

ßiteraturnad^roeifungen untergebracht. ®iu Heiner 9iegiftcr gibt bie

öorne^mften 9lamen unb ©adjen an. ®er größte J^eit biefer 9iec^t^

quellen ift l^ier juerft gebrucft ober mar nur in toenig befannten

3eitfd^riften unb Sammlungen herausgegeben. S)o§ ©an^e \)Qt etroaS

njenig 3uffl»inien^ängenbeö. 2)ie furzen Einleitungen machen benfelben

®inbruc!: bann unb iüann ergebt ber Herausgeber fic^ in ®in^et=

l^eiten, bie in biefen tnoppen 3uffln^iwcn^ang nicf)t gehören. "Doc^

barf man ifini für bie offenbar getreue SBiebergabe biefer meiften*

tl^eilS merfiüürbigen 9tec^t»quelten banfbar fein.

P. J. Blök.

Groningen als Hanzestad. Door J. B. Schepers« Groningen, J. B. Wolters. 1891.

3)ie Dorliegenbe ©roninger 3)ottorbiffertation, Don einem (Schüler SälofS üerfafet, bietet mel)r als ber Sitel üermutben läßt. 2)enn nic^t altein werben in brei ^ouptftücfen bie oerfc^iebenen öejie^ungen ber ©tabt ©roningen ju bem ?3unbe ber beutfc^en ^anbelSftöbte, bem fie Dom "i^lnfang an ^ugeöört i)at, unb ju i^ren üerfc^iebenen 3)iitgliebern im 33unbe bebanbelt, fonbern als Einleitung fiubet man eine Sfi^^e ber ©efc^ic^te ber Stobt, alS Wittelpunft ber umliegenben friefifc^en unb fäc^fifc^en Sauber, !Däl)renb beS 3)^ittelalterS, unb last not least eine 3)Qrftellung ber ^anbelSgefe^gebung ber* felben im 15. 3a^rl)unbert. Se^tere, auf baS Stubium ber beiben ©roninger ©efe^fammlungen, beS „Btahbod", üon Selting, unb beS „DlbermanSbod", Don 6. D. geitf) t)erauSgegeben, berul)enb, unter Hin5u^ve^ung üieler ^rc^ioalien auS bem ©roninger 2lrd)iü unb mit 93enußung ber tcn ©egenftanb berül)rcnbeu Literatur, fc^eint mir n)ol)l bie gclungenfte ^artic ju fein, dlid^t ba§ ber SSf. im Übrigen nicf)t fleißig gearbeitet t)at; im ©egent^eil, er t)at fein 33efteS get()an, um auc^ nic^t baS ©eringfte ju überfe^en. ^2lHein feine S)arfteHung

Q^Toningen. 367

leibet an einer 9lrt Unbe^olfcn^eit, roeld^c allju fc^r bic /§anb einc§ Anfängers öerrät^, unb bie§ nic^t aßein in ^infic^t auf ben ©ti(, fonbem auc^ auf bie Drbnung unb Senu^ung be§ ©toffeS. ©ie f)at baburc^ ttioa^ cl)ronifaTtige§. ©etingc iStrcitigfeiten ber ©tobte unter einanber, meiere fe^r oft jiemlid^e ^bnlic^fcit miteinanber ^aben, nehmen nic^t feiten ben gleid^en Staum ein mie mic^tige gragen ber ^anbelöpolitif. ^tbod^ bieig finb geiler, meldte man einem Stnfönger nid^t ju fe^r anrechnen foll; aber feine I)arftettung. meiftent^eil§ auf ben ^anfareccffen unb bem ^anfifc^en Urtunbenbuc^c fugenb, ergänzt burc^ ein fteigigeiS ©tubium ber Literatur unb alter gcbrucf ten CucIIen, bercn ber SSf. ^l^ab^aft merben fonnte, füllt mcfentlic^ eine Surfe, menigftcnS jum Sl^eil, auö. 3)enn bie Se- 5iei)ungen ber niebertänbifc^en ©tobte jur beutfc^en ^anfa, t)on meieren einige, namentlidj im 15. gafir^unbert, fel)r mächtige WiU glieber, unb mit meieren alle um jene 3^'^ üerbuhben waren, finb noc^ nie nä^er unterfuc^t tDorben. ^offentlid^ mirb biefe auc^ für Scutfc^Ianb intereffantc 3lrbeit auc^ bort nid^t unbefannt bleiben unb ber beutfc^e Sefer fic^ nid^t ju fe^r ärgern über ben jiemlic^ fc^roffen nieberlänbifc^en ober beffer ®roningcr $artitulari§mu§ be§ SSf. : i^m bleibt bie Älage Säippen'i^ (in ben glömifc^en OJefc^ic^t^^ blättern, 1883), ®roningen l^abe „t>a^ nüd& ©prod^e, 5Rec^t unb ©efc^ic^te mit bem Sanbe jmifc^en SBefer unb ®m§ a\\\'^ innigfte Uerroac^fene ©ebiet ben ®rafcn öon ^oltanb in bie 9lrmc geführt unb e^ S)eutfc^lanb entfrembet", DoUfommen unöerftänblid^ , ja, fie öerfülirt i^n, bie Slbnjeifung beSfelben ju einem ©eiten^ieb auf S^eutfc^lanb ^u benu^en. Umfome^r mug biei^ auffallen, atö er felber nic^t uml)in fann, bann unb mann ju bemerfen, roie fe^r bie ^er- ftellung ber faiferlic^en Slutorität für bic ^anfeftäbte, unb auc^ für ©roningen, notl)n)enbig gemefen roärc unb mie roenig boö lofe Säanb ber ^anfa im ©tanbe mar, jene Autorität ju erfctjen. Überbaupt erfie^t man auö einer S)arftellung mie bie üorliegenbe erft red^t, mie lofe bie Serbinbung mar, mie jebei5 Witglieb blo^ feine engeren Sntereffcn Verfolgte, unb barum eben bie 3)ia6regel, meiere jur ©tärtung ber SScrbinbung bienen foHte, bie SBirtung ^atte, bie SOiit- glieber, unb namentlich bic öom 9)?ittelpunft entfernt liegenben, ju entfremben. ^lUit XJergnügen t)eben mir noc^ Ijeröor, bag ber S3f., mie Don einem ©dbüler Slof'^ ju erroarten mar, ücrfnc^t l^at, auc^ ein ©türf S55irtl)f(^aft^gefd)ict)te ju bieten, unb ba§ er manc^eö nennend« mcrt^e auö berfelben mitgct^eilt l)at. P. L. M.

368 fiiteraturberic^t.

Les Masuirs, Recherches historiques et juridiques. Par Panl Errera. I. II. Bruxelles, Muquardt. 1891.

S)iefc fe^r forgföltig bearbeitete 3)oftorbiifertation ber 93rüffelcr Universite libre gibt fe^r iperttiöolle SJeiträge jur ®efc^ic^te bc^ gemeinfc^afttic^en ®runbeigent^um§ in Belgien. SSon Sujemburg bis tief in glanbem burd^freujte ber 9(utor ba§ ganje ffönigreic^, ben je^t noc^ üorI)anbenen ©puren be§ frül)eren gemeinfc^aftlid^cn Sefi^e^ an SBalb, SBeibe, ^eibc nac^jugelien. 3m SBaÜonenlanb fanb er fie unter ben SRamen äWafuir^, ©otette^, ^ifanceö, Dnartier§; in nieberbeutfc^en ©egenben alö veld, weide loo in groger SKenge. St fc^rieb bie (Sefc^id^te ber ,,3Kafuir§'' öon Kfjötetineau (bti St)arIeroi) ausführlich unb gob eine Überfielt ber ©ntroicfelung \)on 27 anberen berglcic^en Korporationen, ©o entftonb eine ©ammlung, beren Selegftücfe ber Sutor in 62 Urtunben unb Mtten im jmeiten ftattlic^en S^eil feiner 2lrbeit, ben Preuves, äufammenbrac^te.

®§ ift eine 9lrbeit etlicher '^a{)xe geroefen, unb mit großem gleig unb ©efc^icf l)Qt fic^ ber 9lutor burc^ bie Unmaffe ber lofalen gorfc^ungen unb Slrc^iüalien ^inburc^gearbeitet. 3)ie (Bad)e f)ai nic^t allein ein ^iftorifrf)e§, fonbern auc^ ein iuribifc^eS ^ntereffe, t>a erft in le^ter S^ii bie meiften biefer alten Sefi^^ ober SBenutungS* re^te aufgehoben finb unb nod^ etliche ^ier unb bort fortleben, f|ier in fe^r roeit fortgefc^rittenen, bort in feit 3a^tl)unberten unüeränbcrt gebliebenen Gntn)ictetung§formen.

5)a§ juribifc^e ®rgebni§ biefer fc^arffinnigen unb umfaffenbe ftenntniffe be5eugenben Unterfuc^ungeu ift, bog nic^t ber ©toat, ebenfo menig bie inbiüibuelten Sefi^er, fonbern nur bie ®emeinfc^aft biefer ober üie(met)r bie (Semeinbe, in ber fie moljnen, ber recbtmögigc Sigent^ümer biefer SBälber, SBeiben unb ^aiben ift. tiefer ©a^ tüirb auf ^iftorifd^e ®rünbe geftüfet. SSieQcic^t märe angemeffen gewefen, bie nur ganj beiläufig genannten (Srfc^einungen in ben 9?ac^barlänbem mel)r ^ur (Srflörung ber belgifc^en ^^uftänbe ju Der- n)ertl)en; befonberS bie nieberlänbifc^en finb Ijernacftläffigt, mieiüol)l eben ^icr ber ^}ufammenl)ang mit ben Dlämifc^en unb brabantifd^en auf ber .'panb lag. ^Iber bie Unterfucl)ung iuar ouc^ je^t fc^on umfangreich genug, unb bei einer 2)oftorbiffcrtation gilt gemig, t>a^ lites finiri oportet.

Le droit coutumier est celiü d'une epoque, oii la methode historique etait ignoree. 3öie au^ bem früberen @eiDo()n^eit§rec^t ^erauS bie fpätereu ^uriften neue formen entmidelten, i^re eigenen

33clglcn. ^ngtonb. 369

®eban!en mit ben alten 9lnfi^ten verarbeitet ^aben, bid bic fpäteren ®igent^um§formen entftanben, roirb in jatilreid^en Scifpielen gejcigt unb in onjiel^enber 3orm beschrieben. SSf. ermübet meber burd^ unnü^e SBieberboIungen nod^ burd^ (Sinöerleibnng bürrer Slftenftücfc in hen Sejt.

©0 fann biefe Strbeit oB eine »irflid^ fe^r gelungene bejeic^net merben unb mirb bie ©runblage bleiben für weitere Unter« fuc^ungen über bie ©efc^ic^te beg ®runbeigentt)um§ in Belgien in olter 3^it. S)er fc^möc^fte S^eil ber Slu^fü^rungen- finb roo^t bie fprac^Iic^en Semcrfungen über bie Sebeutung ber alten ober üeralteten SBörter, moburd^ bie Sefi^er ber Siechte, biefe Sec^te felbft unb il^rc Cbjefte unterfd^ieben merben. ®ie ©tljmologie ift nic^t immer ein fieserer ßeitfaben jur Sntberfung ber fpäteren Sebeutung ber SBörter. 9luc^ gibt fatfc^e Etymologien; roie m. ®. bie ^ier S. 247 öon ben ülömifc^en amborgers gegebene, al§: „geborgb aen iet^**, mai? ber ^utor unrichtig überfejjt burc^ qui ont l'usage, la jouissance d'une chose. ®§ ift nic^t la plus simple unb gcmife nid^t la meilleure, meil fie fprac^Iic^ ebenfo unmöglich ift atö bord für «borg", toie ber 9lutor miß. Sine beffere ßöfung gibt öielleic^t bie öom 5lutor freiließ öenuorfene Slffimilation mit ben beutfd^en ^eim« bürgern. ift fc^abe, bafe ber ?Iutor ou§ biefen et^mologifc^en ffraftftüdfeu biSmeileu meitge^enbe golgerungen mad^t. Slber auc^ fo gehört feine S)iffertation ju benen, bie üon ^ol^em miffenfc^aftlic^en ©inn 3cugni§ ablegen. P. J. Blök.

Q»efd)id)te oon (Englanb. $on lRori<^ 8rof4. VI. (^ot^a, Or- ^. ^ert^ed. 1891.

ii. u. b. %.: ®efd)idjte bev curopäifd)cn Staaten. SBon Speeren, Ufert unb ü. ® iefebredjt. 51. Öiefg. 2. Slbtft.

*S)cr öorliegenbe ©anb bilbet bie gortfe^ung ber öon £appen= berg begonnenen unb üon $auli bi$ jum ?lu§gang öeinrid^'^ VII. (1509) geführten ©efc^ic^te Don ©nglanb, er umfaßt bie Qext öom aUegierungöantritt ©einric^^ö VIII. bigi jum lobe C£(ifabet^'§ 1509 biä 1603. Seiber entfprid^t fein SBert^ nidt)t bem ber üorange^enben Säänbe. Sn bem Seftreben, eine bcrartige jufammenfaffenbe 2)ars ftcttung eine§ größeren 3eitraumesi auf eigene DueUenforfc^ung ju grünben, liefert ber SSerfaffer nur etmaS ^albe§. Sind) gibt er btci? SBeftreben bti f ortfc^reitenber S)arfteIIung auf ; überhaupt f ommt

^ftortfc^ 8eit14ritt Ä. 5- »fe. XXXIV. 24

370 SttcrQturbcridjt.

ber tüic^tigfte Slbfc^nitt ber ®poc^e, ba^ 3^i^oItcr ber ©lifabet^, bei i^m unücr^ältni§mä§ig ju fuvj: im SSorbergrunb fielet, foiDoftl tt)Q6 Umfang qI§ 3)urc^arbeitung angelet, bie ^Regierung ^ein* rid^'§ Vin. 5Sf. tennt unb be^errfc^t fafl baö ganje publijirte SKaterial, jeigt fici^ aber bei beffen gütte oii^er ©tanbe, in ge^^ nügenbcr SBeife au^junu^en. Sein Söeftrebcn, ber bi^^erigen Sinjel- forfc^ung flet§ mit eigenen gorfc^unggergebniffen entgegen jn treten, fü^rt i^n lebiglic^ ba5u, über jebe fc^mierigere groge leidet ^inroeg ju ge()en unb fie ungetöft ju taffen. @o erhalten wir roeber eine görberung ber gefd^ic^tlic^en Kenntnis ber Gpoc^c noc^ ouc^, toaö mir dor allem ermarten foUten, eine genügenbe 3iifQ"^J"^"föffung unb Verarbeitung ber big^erigen gorfc^ungöergebniffe. ©eine SSer* fuc^e 5U felbftönbiger Söeurt^eilung laufen meift auf ein nic^t tief ge^enbe^ Slaifonnement ^inau§. 2tm auffäüigften 5eigt ftc^ bieS gegenüber ber fc^mierigen S^age über baö S3erl)ältni§ öon ^ein- ric^'§ Vm. unb ^arbinal SBoIfet}*;:^ ^olitit; bequemer fann man ]x6^ mit ber fonberbaren ©pifobe ber englifd^en Sfaiferfanbibatur 1509 nid)t abfinben, al§ mie SSf. tijat (S. 115 f.). 5)a§ offene "än^^ fprec^en eine§ non liquet ift geioi^ ju loben, S3f. mac^t aber einen überreichen (Sebrauc^ baüon.

SBenn il)m be§ J?önig^ unb be§ 9»inifter§ ^olitif beim ffrieg^:: au§bruc^ 1521—1522 untlar erfc^eint (S. 153 f.), fo beaä^ttt er nitftt, bag biefe§ SSerI)äItni§ mäljrenb be§ ganzen 3a^r5e^nte§ 1519—1529 beftänbig l)erüortritt, am ftärfften im ®t)e^anbel be^ ftönig^. SBenn er bei ber 3»^ücfna^me ber 9lnlei(;e öon 1526 ba§ SScrbienft be§ hierbei nur mit potitifc^er itonfequen^ [)anbetnben SBoIfc^ anjujroeifeln fuc^t (©. 165 f.), fo loibertegt i^n fc^tagenb be§ Sfönig^ eigene öor Slnna 33oIei)n ge)d)cl}ene 'äußcrung, bie un§ Eaüenbifc^ berid^tet. SJei ber ©ntfenbung .stnig^t*§ an ben "ißapft im G()e^anbel beö .^önigS (©. 216 f.) roirb ta^ SBefenttidjfte einfad) übergangen: bafe" biefe ©enbung öom Sönig im unmittelbaren ©egenfafe jum ftarbinat in'S SBerf gefegt mürbe. 5)ie noc^ geraume 3^it öor Srofd^'g SBert er« fc^ienenen 5lrbeiten über bie (£t)efc^eibung \)on ®f)fe§ unb bem JRef. finb unbenu^t geblieben, auc^ t)at SSf. 33remer'§ 5!)arfteUung unb bie vortreffliche Biographie SSäoIfe^'ö oon (Jreigf)ton burcl^au§ nic^t ge^ nügenb au^genü^t, bcnn feine Darftellung be^eic^net biefen gegenüber einen gan^ auffallenben ^Hürffd)ritt. '2)afür begegnen i^m burc^ feine unüolltommene Dueüenbenu^ung erf)eb(ic^e SJerfe^en ; fo ftü^t er fic^ für ba§ "Auftreten ber Sönigin Sat[)arina öor bem Segatengeric^t

englanb. 371

lebigfic^ auf bie ö^()rouif ^nü^g unb bel^auptet fogor (©. 234), bag ^icfür „nur bie ©croä^r einer Überlieferung", eben ^all'^, beftänbc, mä^rcnb mir ben öortrefflic^en ©eric^t ©aüenbifc^*^ (jaben, baneben außer bem meit unöoßtommeneren ^att*3 bie gleichfalls ftijjen^aftcn Don bu ^eliai), ^aliero unb (Sampeggio, fc^Iieglic^ aud^ t)on $arp§fie(b. QJanj ä^ntic^ fpric^t SSf. bei SJJoore'ö Sebe jur ^arlamenti^eröffnung 1529 (©. 257) nur öon „^atV^ feinei^roegö 5uüerlaffigen SSerfion", n)ä[)renb biefe auf t>a^ ©cfte burc^ ®()a^u9'ö SJeric^t geftüfet roirb; übrigen^ roar bieS fc^on bei Säreioer jv finben. gemer ift eS eine längft betannte 'Zi)at\aä^e, ba§ S^atefpeare in feinem „^einric^ Vin." fic^ Kaöenbifc^ auf baö Sngfte anfc^log, roä^rcnb 93rofc^ bei jener {Rebe ber ftönigin behauptet (8. 234), @()afefpeare ^obe fie „äiemlic^ getreu naci^ ^aü'S SSerfion roiebergegeben".

3)?anc^erlei Heinere SRitt^eilungen bringt er fetbftänbig aui^ bem öenetiünifc^en 'ärc^iö, 5. ©. über bie Siac^ftettungen ber Spanier gegen eiifabet()'S ßcben (©. 422). gür ben Mudgang ^einrid^'g VIIL unb für Gbuarb VI. benufet er mit ßrfolg bie neuerbing§ veröffentlichten franjöfifc^en Sorrefponbenjen; ba§ intereffante 5Ser^ältnid$t)iUpp*i5n. unb feiner ^olitif ju ßnglonb ^fttte mit grünblid^erer Senugung üon aRaurenbrec^er'g 9luffa^ im ^\]iox. lafc^enbuc^ beffer ^eraui^gearbeitet werben fönnen. ^luffaltenb ift bo§ ©itat üon 93effer'§ Seitrag jur ®efc^ic^te (Slif abet^'g (S. 471), roö^renb er juüor (8. 466 f.) in ber S9eurt()eilung üon (Slifabet!)'^ SSer^alten beim erften Unternehmen gegen Sc^ottlanb nici^t bie geringfte 9iotij öon 93etfer*d 9lrbeit nimmt unb ßlifübetö gerabcju üer^errlic^t, beren ganje Haltung gerabe bamalö im fragmürbigften Jiic^te erfc^ien. ©0 behauptet S3f. auc^ (©. 569), \>a^ Glifabet^ mit i^rer ^in^altenben Schonung ÜJorfolf« tiefer geblidt ijdite als; Eccil, lüä^renb bie Urfac^e ^ier roie fonft nur in bem entfcf)IuBlofen Sd)n)anten ber Slönigin gelegen ^at. 3n bie SRaria Stuart^grage fc^eint ißf. fic^ menig dertieft 5U t)aben; fic mirb auffallenb furj abget^an; für telifabet^'i^ Seurt^eilung begnügt er fic^ am Sct)Iu6 (S. 586) mit einem Sitat auö $aüam'§ SSer= foffung^gefc^idjte. Überljaupt ift e^ auffattenb, roie oft ber SSf. biefen ^iftorifer ijQxan^kijt , ber auf üeralteter gorfc^ung beruht unb bie eigentliche Sebeutung ber lubor^ für bie Serfaffung^entroicfelung üottfommen migöerftanben bat. Sonft roibmet 93. gerabe biefer feine befonbere 9lufmer!famfeit. (£r gibt (3. 5 f. unb 19) einige gute Semertungen über bie parlamentarifc^e ^rajiif unb baö ganjc Softem ber lubor^, fonft aber laufen it)m aKigöerftänbniffe unter, bie bei

24»

372 fiitcraturbericftt.

einer cncröifc^ereu 3)urd)arbeitung be§ ©toffe§ f)ätten Dcrmieben roerben fönnen. Smpfinblici^ füljlbor mac^t fic^ babei, mie ouc^ fonft bie geringe Stenntnie^ ber Spoc^e, meiere bem 3^itpnnft fur^ üorl^ergel)!, bei bem ber S3f. einfe^t. ©o laffen fic^ bie Semerfungen über bie 5ßoIitit ^einrid^'g VIII. gegenüber Srlanb (S. 378) nur baburc^ erflären, \>a% bem S3f. ttjotfäc^lid^ bie irifc^en S3erroaItung§reformen unter ^einrid^ VII. unbetannt mareu. 9l()nlic^ fc^eint er öon bem SSorgef)eu Gmpl'on'g unb 2)ublel)'§ ein unftoreö 93itb ju ^oben (©. 22) unb bie ^uf^ebung be§ gerabe bamit im 3"fömmen^nng fte{)cnben gufti^gefe^eö ^einric^'g VII. mirb of)ne jebe Semertung über bie Sebeutung ber SKo^regeln beridjtet (S. 24). S)ie ^ofetiquette ber Jubor^, üon welcher ©. 11 f. ex^'dW n)irb, ift gteic^faߧ ^djon öou ^einric^ VII. al§ 2l}eil feiner monarc^ifc^en ^olitif gegrünbet morben. S)a6 bie „materiellen ®runblagen" ber lubormadjt gegenüber ber ^Iriftotrntie im Unterl^au§ nur „negatiber ^rt" (©. 10) gemefen feien, beruht gleichfalls auf einem ftar!en 9Ki6berftänbni§ ber mirt* lid^en SSer^öItniffe; benn gerabe unter ben SuborS gebie^ bie '3)lad)t bes Sürgertl^um§, fie finb bie eigcntlic()en Schöpfer be§ ^aufeä ber ©emeinen, n)c(d)e§ l)ernac^ ben fiampf gegen bie Stuarts fiegrcic^ 6efte()en fonnte. S3ielmc()r auf fcl^r pofitiüen ©runbtagen ftanb bie tro^bem I)crrf(f)enbc JlünigSmad^t ber JuborS gegenüber biefen empor- ftrebenben Straften im Staate. SBa§ X}f. 3. 12 f. über t^a^ Unter- gang fagt, beruht auf mangcll;after ©ad)fenntni§.

Sag ®efammturtf)eil über t>a^ üodiegenbe fflert fann fomit fein günftigeg fein. 1)er SSf. jcigt mot)I eine lueite Sefanntf({)aft mit ber Siteratur, l^at aber bod^ SBefentIic^e§ unbcnu^t getaffen. 3Bag er in ben Streik feiner Betrachtungen ^iefjt, n)irb mel)r geftreift alö roirftid) burd}gearbeitet, bie Sid^er^eit, mit iüeld)er ba§ eigene Urt^eil au§^ gefprod^en wirb, tann bod) in ben meiften gällen nur für ben 9tugen* blicf über beffen mangelfjafte ©egrünbung ^iniuegtäufc^cn. 9luc^ gegen bie Sd}reibmeife beö Sf. muffen mir Sinfprad)e erl)cben.

Wilhelm Busch.

Die fonferüatiüeu (Elemente 5i"anfreid)<? am ^^ovabenb ber JRcöofution. 3uftQnbe unb ^evfonen. Sl^ton (fugen ©uglto. ®ütt)a, g. %. ^:pcvtt)eö. 1890.

2>ag \>a^ granfreid) bc§ ancien regime nid)t bloß (Symptome beg SJerfallg barbot, miffen mir längft; bor allem bie Sd)riftcu Socque- biUe*§ unb Xaine'g, um nur bie allbefannten §auptbertretcr ber neueren SRic^tung ber §iftoriograpt|ie ber SReboIution ^u nennen, tjaben ge-

5ranfrci(^. 373

nügenb auf bie etitmlcfclungöfä^igcn Sfcime aufmerfforn gemad^t. 3n ipeit 1^ öderem Wrobe nod) qIö i^re Slrbeiten ift ©uglia^S 99uc^ eine bireftc ^Ipologie ber Reiten be§ ancien regime; ber SSf. bemüht fic^, überott in ben Snftitutionen unb 3uftönben be§ reöolutionärcn granf^^ reic^^ „fonferüatiüe Elemente" nac^^urocifen, bie bon ber SÖionarc^ic ju i^rem eigenen unb jum allgemeinen ©c^aben ignorirt unb nic^t benu^t würben, öleid^ f)ier ftoßen wir auf einen empfinblic^en geiler be§ Söuc^eg: ber SSf. ,^at nirgenb^^ au^einanbergefe^t, ma§ er unter „fonferDatiüen Elementen" üerfte^t. ©anj offenbar ijat für i^n ber Segriff „fonferüatiü" weniger einen pofitiüen al§ einen negatiüen 3n^alt: tonferüatiü ift il^m otte§ ba§, waS im ©egenfa^i fte^t eincr^^ feitö jur Slufflärung, anbrerfeit^ ju ber EentroUfation Subwig'g XIV. ®urc^au§ nic^t bebeutet nad^ feiner äReinung Sf onferöatiemu^ geftfialtcn an bem Don ben großen fran^öfifc^en §errfd)em begrünbeten ©Aftern, öielme^r ift nad) feiner ^uffaffung bie 3Wonarcl)ie Subwig'g XIV. etwaä burc^auä SReüoIutionäreS. St'onferüatiü bagegen finb bie $ar* lamente, bie ©tänbe ber Pays d'Etat, ber ^teruö unb ber 9lbel in feiner 3)Jaiorität; ein fonferbatiüe^ Programm finb bie 5)efIarationctt bom 23. 3uni 1789.

9Kit großem ®ifer ^at fic^ ber SSf. bemüht, aUcÖ jufammen* jubringen, n)a§ irgenbmie bon Oppofition gegen bie Stufftörung jeugt, unb ift anjucrfennen , baß er in ber gleic^jeitigen fliteratur fe^r beroanbert ift, unb baß er mit feinem S3ud) auf eine JRei^e öon ©c^riften aufmerffam gemacht l^at, bie fe(bft bieten §iftorifcm, foweit fie fid^ nic^t etwa ganj fpe^iell mit bem ©egenftanb befc^öftigt ^aben, bi^^er unbefdnnt geblieben fein werben; inöbefonbere öerbient lobenbe ^er- öorl^ebung feine -Dorftetlung ber allmählichen SBeiterbilbung ber polis tifdjen S^eorien unb feine Stnal^fe ber einfc^logenben einjelnen S3ro* fc^üren luiO Söerfe. 9Iber wir glauben bocf), t)a^ @. bie SSebeutung biefer literarifc^ « wiffcufc^aftlic^en Oppofition weit überfd^ä^t ^at: nic^t ba§ ift bie entfc^eibenbc grage, ob eine fold^e Oppofition über« l^aupt üor[)anben war, fonbem wie weit fie im ^ublifum ^nftang unb Stn^ang fanb. SBirtlid) in SSetrac^t famen fowo^I in literarifc^er wie in politifc^er SSe^ie^ung bod^ nur bie gebilbeten ©tönbe, unb fie ftanben gauj auf ©eiten ber Sluftlörung, bei il)nen ftieß jene „fon* feröatibc" ßiteratur gar nic^t ober t|öc^ften^ in ben wenigen gäüen auf 3"P""»»^"9f ^0 ficf) um perfönlic^e itoterien unb Stntipat^ien ^anbelt. ©o ^ot benn aud^ @. in ber richtigen SrfcnntniS, baß bieg ein 3!)ing ber Unmöglic^feit wäre nic^t ben SSerfuc^ gemacht,

374 ßitcraturbcri(^t.

itad^i^umeifcii, bog bie SBirfuiig ber „!onferüatiöcn" ©d^tiften itgenb« mie in ä^nüc^er SBcifc in bic SJrcitc unb Siefe ging, mie bic ber SBertc 3Ronte§quieu'§; S3oItairc'§, 5Rouffeau'g. Daüon, baß auä) bie objeftiö fac^Iic^c ©ebeutung monc^ct QntiTotionQliflifc()en SBerfe ent= f (Rieben 5^u \^o6) lojitt ift, roitt id^ nic^t teben; ha^ ober barf nic^t öerfc^roiegen merbcn, baß SSoItaire überall ungünftig unb ungered^t beurt^eilt »irb, baß ber S3f. jur SrfenntniS feiner bal^nbrcc^enben SBebeutung unb feiner unleugbaren großen SSerbienftc nidjt gelangt ift; efma^ unbefangener ifl bie SBürbigung 9touffeau'§, ja l^ier fc^eint mir @. in bem ^olitifer be§ 3tabifali§mu§ mel^r ©puren ]^iftorifcf)cn ©inneö ju finben, afö biefer in SBa^r^eit befijjt.

^ ^ai) ber immer micber ju Sage tretenben ©runbanfd^auung ®/ö ift bic JReüoIution lebiglid^ ta^ SJJad^mert einiger un^ufriebenen unb rabifalen ®ruppen be§ Tiers; fie l^ätte üermieben »erben fönnen, menn ba§ Sönigt^um öerftanben ijätie, aUe bic üerfd^iebcncn „ton= fcröatiüen" SIemente in ^iaai unb ®efettf^aft ju gemeinfamem SBirfen äufammcnjufaffen. (£§ ift fc^mer, einjufe^en, mie bic§ l^öttc gefc^el^en foHen. Sinig maren ja alte biefe „Äonferöatiöcn" nur in ber Dppofition gegen bie 2tufHärung unb bie Don if)r angeftrebten JReformen, bagegen maren i^re eigenen pofitiöen ^heale fe^r Der- f^iebener 9Jatur. (Sin guter Seil ber „ftonferüatiüen", öor allem bie Parlamente, bie jefuitifd^cn Siteraten, ber ortftoboje ÄIeru§ er- ftrebte gerabeju bie 9ieaftion, bic SRücffetjr ju ben 3uftönben öon Submig XIV.; fie alle {)atten nur ©inn für i^re ©onberintereffen^ maren nic^t geneigt, für ba§ allgemeine SBo^l Dpfer ju bringen. ®laubt ®. benn mirflic^, baß bie SRebolution üermieben märe, menn man Don ber ßentralifation umgelenft ijättt jum ^artifulariömuö, menn an ©teile be§ föniglic^en 9lbfoluti§mu§ mieber ber ©influß ber Slriftotratie mächtig gemorben märe, menn in bem unDcrmeiblidjen JSampf jmifc^en bem l)iftorifd^en Stecht ber ^riöilegirten unb bem Dernunftgemäßen ^nfprud^ beö Tiere fid) \>a^ Äönigt^um mit Dollcr @ntfrf)ieben^eit unb SBuc^t auf ©eiten ber erfteren geftcÖt l^ätte? 3Benn übcr!^aupt möglirf) mar, ma§ id^ faum glaube, ber SReDo* lution 5u entgegen, fo fonnte bie§ nic^t burd^ eine S3erbinbung bc§ ftönigt^um^ mit ben „SfonferDatiDen", fonbem nur burd^ eine ent« frf)toffcne Slllianj beSfclben mit ber gemäßigten 9}ict)tung ber Auf« Härung gcfdjc^en.

Wxt einem SBort, ba§, ma§ @. bartl)un motite, l)at er nic^t erhärtet, 'Oa^ auf bem Soben be§ ancien regime felbft eine innere

^enebi{t. 375

©efunbung unb Teilung möglid^ mar. (£^ ift immer bebcnHic^, menn ein gorfc^er an feine Slrbcit ge^t mit ber 3lbfic^t, eine für i^n bereite feftfte^enbe 3:i)efe ju bemeifen, unb i)at bie§ bei ®. baju geführt, ba§ fein ©uc^ tro^ bieler öortrefflic^er Gin^el^eiten boc^ in ber ßaupt^ fac^e al§ öerfe^tt be^eic^net werben muß. 3^agegen fei gern anerfannt^ baß er ein fel^r umfangreid^e^ SWaterial mit gleiß unb ©ad^fenntniS Verarbeitet \)at unb \>a)^ baburc^ fein S2Jer! für ben, ber fic^ über bie üor= unb antirebolutionäre Sitcratur ober über meniger ^erüor^ ragenbe $erf önlic^feiten au8 ber 9lufflärung§jeit ju informiren roünfc^t, ein mififommene^ unb braudjbareS Öülfj^mittel fein roirb; e^ roürbc bie» in noc^ ^ö()erem SlJaße fein, menn [\6) ber S3f. entfd)Ioffen ^ätte, ein Siegifter beijugeben, ba§ man jejjt ungern öermißt.

Walther Schultze.

Xa« 35er^ältni« S^cnebig« ju 58l)5an3 nad) bem goü besJ (Sjavdjatö bi« ^um 9(u^gang bed 9. ^a^r^unberte. $on C^HuarU Srn^^. ^Berlin, ^at)er & ^üfler. 1891.

3)er Sf. üerfuc^t in ber öorliegenben Schrift, einer SJerliner Doftorbiffertation, ben SWad^meiö ju füljren, baß SSenebig im 8. unb 9. Wundert nic^t nur, roie geroötinlic^ angenommen mirb, bem SRamen nac^, fonbern auc^ t^atföc^Iid) üom b^jantinifd^cn 5Reic^e ab^^ ^öngig gemefen ift, boß bie S?aifer beöfelben fortgefe^t ouc^ in bie inneren Angelegenheiten be^ S^^felftaate^ eingegriffen ^aben, unb baß, namentlich feit bem Slad^ener grieben öon 812, burc^ meieren ba^ Ser()ö{tni§ be§ öftlic^en ju bem neu aufgerid^teten roeftlic^en Staifer* reiche geregelt unb babei auc^ ha^ bor^er üon Sfönig ^ippin eroberte SSenebig an ba§ erftere toieber abgetreten mürbe, unter ben brei erften S)ogen au§ bem ^aufe ber ^articiaci 812 836 (nur fo meit reicht bie S)arfteUung) ber bt)äantinifc^e Ginfluß fid) bort fe!)r energifc^ gcitenb gemadjt ^at. Da bie btijantinifc^en ©cfc^id^tfd^reiber über biefe aSer^öItniffe faft gönjlid^ fc^meigen, fo ift man alS Duelle ^aupts^ fäc^lic^ auf bie ein^eimifd)en, bene^ianifdjen ?tutoren angemicfen, biefc bieten aber erl^eblic^e (Sd)tüierigfeiten bar, fie finb crft üer!)ättni§* 'mäßig fpäten UrfprungS (bie ältefte, bie (£I)ronit beö Johannes dia- Conus ftammt au^ bem 9lnfang be§ 11. Sa^rt).), unb menn i^nen Qud) ältere 9luf5eic^nungen ju ©runbe liegen, fo jeigen fitft biefe boc^ bei i^nen, auc^ fd)on bei Johannes diaconus, in tenbenjiöfer SBeife ©erarbeitet; fie äße üerrat^en bas^ Seftreben, i^re SSatcrftabt fc^on frü^e nic^t nur mög(id)ft mächtig, fonbern auc^ möglic^ft felbftänbig

376 Seri^t ber bQbi{d)en ^iftonf^en tommiffion.

^crüortreten ju laffen. flilt ^ier al\o, a\i^ bicfcn offenbar enU pcttten Seriellen bcn roirflic^cn Serlnuf unb Sufammcn^ang ber S)inge ju ermitteln. 9Bät|renb anbere gorfcf)er, mic ©frörer, ?trmin* gaub unb Eapettctti bei folc^en Serfud^en fet|r miHfürlic^ öcrfal^ren finb unb aUe^ ÜD^ögtic^e unb Unmögliche au§ jenen CueQen ^erauS^ getefen unb l^erauöinterprctirt ^aben, ift ber SSf. bcfonnener unb in met^obifc^er SBeife ju Söerfc gegangen; er prüft bie einzelnen über* lieferten J^atfac^en, fud)t öor allem fie c^ronologifc^ ju fijiren, »eift auf bie 9(naIogien gtüifc^en fpötcren unb früheren Sortommniffen ^in, jiet)t femer fonftige ^^^^i^iin^ff^ r welcöc flicht Verbreiten fönnen, bie angaben fränfifc^er unb itatienifc^er E^roniften unb bie rocnigen aud jener 3^^^ erhaltenen Urtunben l^cran, ermägt ferner bie allgemeinen 3eitöerf)ältniffe unb jiel^t au§ allem biefem bann bie golgcrungen. Sie Slrbeit fann fo al§ ein rcd^t gelungener fritifc^cr SSerfut^ be« trad)tet merben, rveldjtx nic^t nur bem SSf. felbft, fonbern auc^ ber ©c^ule, au^ melc^er er I)ert)ürgegangen ift (er befennt fic^ felbft ©c^effer-Soic^orft al^ ,^u befonberem S)anfe verpflichtet) ®^re macf)t.

F. Hirsch.

Settd^t 6er 6abtfd^en ^tftortfd^en Stommtfftan.

evftattct im 92oöember 1892. Oilu^jug.)

(1792—1797). .'peibelbcrg, Söinter. Änic«, Sfarl gricbridi'd von iöaben Äorvefponben^ mit ^iDHiabeau unb 'J>u ^ont. S^^^ S^änbe. $)eibelbeig, ©intcr. Sdbulte, 9Jiartc\vaf I^ubmig 58il^elm öon 5Baben unb ber 5Keid)«fneg gegen granfreid) 1693—1697. Qwe'x 5^Qnbc. .Siavleru^e, Q. Söielefelb'^ ^^er« log. cy 0 1 1) e i n , SStvtIjjct)üftdgef(l)icl)tc bcd 8d)n)ar,^roalbeö unb ber an= gren^cnbcn Üanbfdjaftcn. 8. unb 9. Sieferung. (Sd)lu6 be© 1. iöanbcÄ.) ©traBburg, Xrübner. S^orbede, bie Statuten unb SJcformationen ber Uniüerfität 5>etbelberg üom 16. bie^ 18. 3at)i^t)unbevt. Öcipjig, *3)uncfer & ^umblot. Jefter, 3?egc)ien ber 3JJarfgrafcn üon SBaben unb ^ad)bcrg. 1. Öiefevung. Qnndbruct, Jßagner. 53abifd)e i)'?cujaf)r^blcitter. ymcitcÄ »lütt. 1892. ü. 2Beed}, babi)d)eXi'uppen in Spanien 1808-1813. Siaxif^ ni^e, iBraun. 3fiHct)rift für bie ÖJejd)id)tc bce Cbcrrljcin«. 9?cuc JJölge. 7. 58anb, nebft bcn SOiitttieilungcn ber babifc^en ^iftonfdjen Äommiffion 9ir. 14 &reiburg, ^?ot)r.

9ßitte(altern4; Duellen^, inSüefonberr IKrgrflrntiirrfr. $on t>cn ^tegcfteu ber 'ipfaf^grafen am ^H^ein, bearbeitet Don ^$rof. Dr. 28iIIc, bc- finbet fid) bie ScbluBlieferung SRegifter unb SfJadjträge unter ber ^^Sreffc.

9

^eri^t ber babif^en ^iftorif^en jtontmiffion. 377

?luf 6Je^. ^ofratt) Sinfclmanh'ö Eintrag toirb bie jcf)on früher bcfd)Iof}enc fjorttetjung bcrfelben öon 1400 1508 nunmehr in Angriff genommen, unb bic 93earbeitung junäd)ft bie SBorlage eincÄ eingc^enben ^Arbeitsplanes ebenfalls bem 'ißrof. Dr. 33 i U e übertrogen. Son bcn SRegeften jur ®c* fcbidjte ber SBitdjöfe Don .^onftani^ ift ha^ öon Dr. Füller bearbeitete SRc« gifter jum 1. ^anbe (bis 1292) no^eju brudfertig, unb aucb bie 1. iJieferung beS oon Dr. (lortetlieri bearbeiteten ^anbeS luirb im Öaufe beS JjabrcS 1893 /^ur ^^uSgabe gelangen. SSon bcn Sliegcftcn ber üRartgrafen t)on ^öaben unb i^acbberg, bearbeitet öon Dr. gcfter, ift ber 5)rucf ber 2. iüeferung Dollenbet, eine 3. unb eine 4. IHefevung mcrben im 3o^re 1893 crfct)einen fönnen. 3)er 2. 33anb ber Quellen unb 5orf(^ungen jur ®efcbidjte ber ^btei 9?eic^enau, eine fritifcfie 9luSgabe ber G^ronif beS QJaüuS fc^eim ent= l^altcnb, bearbeitet öon Dr. ©ranbi, befinbet pcft unter ber treffe. fjür bie öerfteüung ber fritifdjen ^^luSgabe ber Stabtrcc^tc unb SBeiSt^ümer beS Cbcrr^einS . ift auf ^eranlaffung beS ®e^. ^ofrat^S © r Ö b e r bur(^ Dr. ü. 5rel)borf bie iJitcratur burigearbeitet roorben. 3)ie öon 3lrcöiö* ratb ©d)ulte übernommene Sammlung ber llrfunben unb bitten i^ur ©c« fd)i^te beS ^anbelSüerfetjrS ber oberitalienifd)en Stäbte mit ben ©tobten bcS Cben-^einS im 9)iittelalter foü im nädjften ^q\^xc fict)er begonnen rocrben.

CueUentiuliUfationen jur nrurren ^efdyiittr. $on ber $olitifd)en Äorrefponbenj Staxi griebridj'S öon IBaben ift ber ieyt beö 3. !öanbeS, öon §lr(t)iöratö Dr. Dbfer bearbeitet, im 3)rurf öoüenbet, (Einleitung unb Dtc* gifter finb bem ?lbf(t)luffe na^e. 3)ie bem 5lrd)iöbireftor Dr. ö. Seec^ übertragene Sammlung unb IperauSgabc ber Äorrefponbenj beS gürftabteS ?Wartin ÖJcrbcrt öon ©t. Slafien tonnte nidjt in bem beabfic^tigten Umfonge geförbcrt werben.

Orarüettungen. 3)er 3)rucf beS öon ^lrd)iöaffeffor Dr. Äricgcr be* arbeiteten „Jopograp^ifcbcn SBÖrterbudjS beS (iJrofj^erjogt^umS 33aben'' ^at begonnen. ^i^rof. Dr. Ö) o t b e i n in iöonn orbeitet am 2. 5öanbc ber SBirtb« fd3aftSgefd)ict)te beS 8d)iöarjroalbeS, ber bie ^igrar« unb 53criüaltungSgefd)id)te entbalten mirb. &ür bie Verausgabe ber ©iegel unb 3Bappen ber oabifc^cn ©tobte unb i^anbgemeinben ift baS 9Jiaterial jum grö6tcn i^eilc gefammclt. 3)ic mit ber Leitung biefeS llntemeljmenS beouftragte ©ubfomniiffion ^at eine (Srioeiterung ber 9lrbeit in ber JRic^tung in baS ^luge gefafet, hai baS 3Serf aud) bic Sappen aller ber jablvcidjcn gröBeren unb fleincren ÖJebictc, aus benen baS b^uti^e C^roBber^ogt^um im £aufe ber S^\t gcbilbet morbcn ift, j^ur 2)arftellung bringen foU. 3)cm fgl. preuftifcbcn ^Äajor a. 5). Äinbicr ö. ft n 0 b 1 0 (b , *iiwitglieb beö fal. ^erolbamteS in ißcrlin, ift bic ^Bearbeitung cincS Cbcrbabifdjen 05efrf}led)terbud)cS übertragen morben. S^^ ^Inftcüung öon Untei*fud)ungen über bie ^erfunft ber romanifdjen (Simoanberung in Söaben in bcn 3at)vcn 1685 ff. unb bie *2luSbvcitung ber Ginioanbcrer im lüanbc murbc bem Dr. 9(. Stöfeger, löeldjcr eine äbnlid)e Arbeit für 58ürtem« bcrg öeröffentlid)t l)at, eine iBci^ülfc beioilligt.

9^eriot)if4r f^ubnfationeti. ^aS 9?euiabrSblatt für 1893 befinbet ficb im 3)rurfe. 03eb. Öofratt) Dr. (SrbmannSbörffer tbeilt barin ben 93c? rid)t eines bficrreid)ifd)en ^amcraliften über eine 9leifc burd) baS babifd)c Oberlanb im Sa^rc 1785 mit.

378 Entgegnung.

dttgegttttttg*

^err^öniger erfuc^t unS auf ®runb bc§ ^cfegcfc^e^ um Stuf ^ nannte folgenber ®rf!örung.

„Eine turje SJemerfung, bie ic^ in meiner ©d^rift '^rofeffor ®. t). Seloro'ö ®etailpoIemif über ben SSerjud^ einer SBerid^tigung 8eIoro*fc^er StuSlaffungen in ber §. 3- cjcmad^t l^obe, ^at bic 9le« boftion biejer S^itfcl^rift (99b. 69 ©. 568) ju einer ©rfläruug Der- anlagt.

1) „3lad) berfelbcn i^dttt ic^ öerfd^miegen , ta^ bie Slebaftion mir gegenüber mie im gleichen %aU. gegenüber jebem %ibem nac^ SKaggabe be§ ^rcggefe^eS öerfal^ren fei.

„auf @. 14 meiner ©d^rift eripöl^ne xä), ha% bie Slebattion ben öoUftönbigen Äbbrucf meiner Berichtigung öermeigcrt l^abc. Stuf ©. 19 fageic^, bog bie §. Q. 'fic^ grunbfä^tid^ jeber ^olemif gegen il^re äRitarbeiter öerfc^Iiefet', unb beute in nic^t migjuüerfte^enber SBeife barouf t|in, bag bem Angreifer in einem Statte mie bie $. 3- nur auf ®runb be^ § 11 beä $re§gefe^e§ beijutommen ift.

„SBa§ id^ angeblich öerfc^roeige, ergibt fid^ alfo t^atfäc^Iit^ für jeben Scfer mit ööHig auSreic^enber fflar^eit.

2) »»Sanier foU ic^ bie ''gerabeju unroal^re Snfinuation erhoben ^aben, bag bie 5Reba!tion meine ©erid^tigung '§erm ö. Selom jur Senntniöna{)mc unb Segutac^tunj dorgetegt l^ötte'.

„3)ie angebogene ©tette meiner Schrift loutet öoUftänbig:

3c^ laffe bie grage offen, oh bie SRebattion meine ©rflörung

5ur Sfenntni§na^me unb Begutachtung §erm ü. 93. vorgelegt

\)at. ^err D. S. l^at fo jiemlic^ alle bamalö üon mir be^

ric^tigten fünfte jum jroeiten unb britten 9KaI gegen mid^

vorzubringen für gut befunben. ®§ roöre für mic^ unb biet

leicht auc^ für SInbere non 3"tc^cfft?f h^ erfahren, ob er mit

ober o!^ne ftenntniö meiner Entgegnung feine Sinmenbungen

mieberI)oIt f)at.

„SD?cine S53orte geben fid^ al^ eine 'grage', bie id^ üöttig un=

jtüeibeutig at§ eine 'offene' bejubele. (£§ lag mir fetbftöerftänblic^

fem, in bem ^ier lebigtic^ al§ möglich ^ingefteÜtcn unb notorifc^

biclfac^ üblichen 33erfa^ren einer SRebaftion, über ^una^me ober Slb*

Ie()nung einer 93eric^tigung a limine mit bem bet^eiligteu 2Rits

arbeitcr fic^ in'§ Giuüeme^mcn ju fe^en, etrva^ ^üotjale^ anbeuten

ju rooUcn.

(Sntßcgnung. 379

„S)ic Don ber SReboftion geiüä^Ite SBenbung 'gerabcju unmo^re Snpnuotion enthält olfo eine Sc^auptung, bic roebcr in bem SBort- loiit, nod^ in bem ©inn meiner ?lu§fü^rungen eine t^atfäd^Iid^c Untere läge \)ai." R. Höniger.

Sd^luffloort ber {Rebaftion.

!• §err ^öniger [)ai für gut gefunben, oben nic^t einen

toörtlic^en 9lbbrurf ber ©teKe ju geben, burc^ bie er unferen 2abel

©iberlegen mill; er begnügt fi^ mit einer „9lnbeutung". SBir Idolen

feine SSerfäumni^ nac^. 6^ Reifet olfo auf ©eite 19 feineS Sud^S :

„©ettfom ru!^ig unb jurücf^oltenb ift übrigens ber Ion

ü. Selom'S im SSerlouf biefer gQn5en 5!)i§fuffion *) geblieben.

SBer fic^ ber fcf)arfen äuSfoKe be§ §errn in ben ®ött. @eL

^Inj. unb in ber ^ift. Qe\i\ä^x. erinnert, bem fällt öielleicl^t

baneben ein, bafe biefe Slätter fid^ jeber $oIemit gegen

\i)xt 3)iitarbeiter grunbfä^üc^ öerfd^Iiefeen, roäl^renb Duibbe'i^

3eitfd)rift ber 3)ebatte freieften SRaum geroäl^rt. ^armlofe

Oemüter mögen meinen, bafe ein foldö^^ ffier^ottniS ben 9lutor

bi§ ju geroiffem Ornbe üerpflid^tet. ©in rüdfic^tSloferer Kampf

ift jebenfaKS bort erlaubt, mo SBinb unb ©onne gleid^ öer»

t^eilt finb. ^err ö. Selom fcfjeint entgegengefe^ter ^nfi^t

5u fein, ©eine fonft übermäßig fecfe ©pra^e ift überaß ba

gemäßigt, wo er bireft jur SJerantmortung gejogen roerben

fann. ^m üerroegenften aber wirb er ba, roo er fid^ felbft

üor bem § 11 be§ ^ßrefegefe^eS fieser meife."

SBir fönnen eS bem Urttjeil beS iJeferi^ überlaffen, ob in biefen

Angaben auf ©eite 19 über ba§ SSer^alten beS ^erm ü. Selon) gegen*

über bem ^refegefe^ „in einer ni^t mig^uüerfte^enben SBeife" bie

fünf ©eiten früher geübte SSerfd^meignng beS allgemeinen ®runbei5

für unfere SBeigerung eine§ üoüftänbigen SlbbrucfS ber (Srflörung bciJ

^erm §öniger gutgcmad^t roorben ift.

2. SBir galten baS SSerfol^ren beffen, meld^er bei unüottftöns bigem SIbbrucf einer polemifd^en (Srflärung bem Oegner beS SSerfafferS bo§ ganje 3)ofument ju fd^leuniger Äritif jufenbet für ein iüot)o(eS. SBer behaupten mürbe, bafe un§ ein foId)cS jur Saft fiele, machte fid^ einer grunblofen 3"iwrie fc^ulbig ; mer burc^ „eine offene grage"

*) 9Kit ^erm ßoc^ne. Unfere Scfer miffcn, \>a% biefe 3)i^fuffion ni(6t in ber $. 3- ftottgefunben ^at.

380 9?cue S3üc^er.

anbeutet, bafe bei un§ bergleid^en möglicö fei, ergebt eine ge^öffige, gerobeju unma^rc ^nfinuation. (£g freut un§, roenn je^t §err §0- niger anfünbigt, bafe i^m jebe fold^e 3tbfic^t ferne gelegen ^abc; bcn H^atfac^en gegenüber fönnen mir Don unferer Grflärung nid^tS ju« rücfne^men.

Die Kebaftion ber ^ijlorifdjen §eit[d?rift

^cinrift ti. Spiel. 9Raf 8c|manti.

((Eingegangen öom 1. Cttober bi8 jum 15. ^cjember 1892.)

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Äl b c r t, 2J?att^ia§ 35öring, ein beutfc^ i 34 53anb. Sencfenberg— Spaignart.

3Äinorit bed 15. Sal^rt). ©tuttäart, iieipsig» 2)uncf€r & ipumblot.

Sübbeutfdje S3erlag§bud)öanblung Bonnassi eux, les grandes com-

''3). C(^§). pagniea de commerce. Paris, E.

Applegartb, Quäkers inPennsyl- Plön, Nourrit et Co.

vania. Baltimore, Jobn Hopkin. t Combat, 9lnna ?lma(ia, i'^er^^ogin ÄrtftoteIe§,b. Staat b.^2lt^ener. 5^er Don (5n4fcn=2Seimar-(^fcnad). iöer^

^iftor. öauptteil {Slop. I— XLI) f. b. lin, S- gontane.

Sc^utgebraud) ^rög. D. ^ u b e. Scip= ' B o u i 1 1 e t , Dictionnaire universel

j^ig, 55. 03. leubner. d'bistoire et de g^ograpbie. Nou-

Ascbehoug, Norges nuvaerende velle Edition entiorement refon-

Statsforfatning. 12te Hefte. Cbris- due sous la direction de L. G.

tiania, P. T. Mailing. ' Gourraigne. Paris, Hachette.

Beaucourt, Capti vit<§ et derniera 53ranbftettev, Dtepertorium über

moments de Louis XVI. Paris, ^^luffä^e unb 3JMttci(ungen fdjmcijers

Alpbonse Picard. gejcbidjtlictjen 3nljaUeS. ^afel, Äbolf

öeguclin, 3)entiDÜrbigfciten 1807: ©erring.

biö 1^813. .^rög. ö. (Srnft. iÖerlin, Brooke, the history of early

3. Springer. 1 englisb literature, in two volumes.

0. JÖcIoio, ber ^önigcr=3a)troiD^fd)e London, Macmillan.

g-rcunbe^trciö. Xüjjelborf, S.^Soi ' Buckle y (Mrs. Fisber), History of ©cnratt), 33ernarbino Oci)ino üon England. London, Macmillan.

Siena. 2. 'Jlufl. 33raunfc^ioei9, (£. ^21. 1 Bulletin d'bistoire eccl^siasti-

Sct)iDetjct)fe. que et d'arcbeologie religieuse

©ilbaffoff, ÖJefcl)id)teil'at{)arina'§n. des dioceses de Valence, Gap,

35b. II. 1702 1764. ^Serlin, Siegfr. , Grenoble & Viviers. Neuvifeme

C£ronbad). ann^e. 60. livraison.

©Interim unb 'äWooren, bie ßrj^ i Campori, Corrispondenza tra L.

biücefe Äölu bi^ j. fran^. Staatgum= A. Munitori e G. G. Leibniz.

iDö^ung.I. 92eubearb.ü.?l.^JJJooren: Modena, G, T. Vincenzi.

^) Xk pülnijdjeu 9?oDitäten luerben in bem t)oInifcben Qa^rc^beric^te öcrjeidinet luerben.

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Chevalier, Poesie liturgiqiie du i gamilicn^etiftunaen 1)cutfd)*

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Chevalier, Repertonum hymno- , piammermont.de lauthenticitö logicum. Catalogue des chants, , ^i. ni^moires d. Tolleyrand. Ex- hymne8,pro8e8,s6qnence8,trope8! trait d. la Revolution francaise. en usage dans r^glise latine de- Paris

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CodexdiplomaticusSilesiae. XVI. (J. ^l. Äämmerev.

jReöcften ^ur ecDIefiidjcn ©efcbicftte. j^icf , bic (gUctjir'jcftcn JRepubliten.

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bn er, j^.(i)ef erlebte b. furfä(f)fifcften su Cola di Rienzo 11— IV & ^4iolitit beim xHaobrud^c be^ 5ftcr= V VI. Roma, Forzani E. C. reidjifcben ISrbfoIgeftreitcö. '3)iffcr= Tipografi del Senato. tation. Scip,^ig = JHeubni|j, Oöroalb Lundin, Wismars pantsättande Sc^mibt. tili Meklenburg - Schwerin. Up-

3acübcj, OJcfrf)irf)tc Der ^^ifoweien im «*ala, Almqvist & Wiksell.

<^Webietc bcö clKmaligen Stiftet Mackinnon,CultureinEarlyScot- ^iJeröeu a b. ?Rul)r. I. Xüficlborf, ' land. London, Williams &Norgate. Ö. 3(^uiaim. 189"^. Pauli Manu tii ejüstulae selectae.

3a br, Die 'Ba^i Urban'sJ VL 1378. Ed. Fickelscherer. Lipsiae, .^alle Q. B., (5. XU. Älämmerer. B. G. Teubuer.

^Jeue 93üc^er.

383

SKardg, ©olignp. 1, 1. Stuttgart, 3. ®. dotta.

3R e n i^ e I, ^cutf c^eS ® cf anbtf c^af tömefen i. 'äWittcIalter. öönnoöcr, ©a^n.

SJ'icDer, (Sbuarb, S-orfdjungen jur alten ®eicöt(^tc. I. S^x älteren gried)ifct)en (i)efcöid&te. {)aUc a. ©., lilJJaf il?iemei)er.

3)i e Q e r , Seitfaben b. (iJejct). i. ^^abeHen» form f. prcuß. ^ö^cre fic^ranftaUen. in. ^Berlin, SSeibmann.

i)eittt)eilungen a. b. 8tQbtard)it) t). jföln, begrünb. D. ^onftantin ^ ö ^ ( b a u m , jortgeje^t t). 3oJ. Öanjen. 22.^cft. Äöln, 9W. Xu ^ont^Sdjauberg.

SJio^r, bie öinonj^üerroatt. b. QJraffd). üu^-emburg im Söeginn b. 14 3a^r^. («ufQJrunbbUvbar^a.b 3. 1306 bi^ 1317). 3ena, öJuftao gifdjer.

SJ'ioltte, (^efammeltc ©diriften unb 3)enriDÜrbig feiten. VI. ÜBricje an jcine ^^raut unb JJrau. Stuttgart. 3)cutfct)c 58erlag«anftatt. Vll. SReben, Berlin, (5. S. ^JÄittler.

Moniimenta Germaniae historica. Epistolariim Tomus III. Berolini, apud Weidmannos.

0. ^ülinen, iöeitr. ^. ®cjd)id)te b. Einigungen b. alten (Sibgenoffenjdjaft m. b. ^^(uölanbe u. b. )6er^alten§ b. (|ibgeno{fenjct)aft bei b enbgültigen Übergang ber grandjes dornt«* an Jranfreid). 3)ijiertation. S3ern,ÄarI 8tämpfli.

»rief n)ed)|el ber »rüber 3- Ö>. ^K ü 11 e r unb 3ü^. ö. Mütter 1789- lö09. :per«g. 0. .^aug. IL ^albbb 180U bid 1809. JJvauenfelb, 3 ^uber.

SWüllcr, 3<^ittaieln 3. öJejcftic^te ber 'iD^atl^ematif, $l)iifif u. ^Iftronomie bid 5. 3.1500, m. .'pinioei^ auf b. Ouet- len-Üiteratur. l^eip/^ig, 53. (AJ. Xeubner.

t). ißa^mer, iJcbenöbilber auü bem 3a^r^unbert nact) bem grofeen beut« jc^cn iUiege. (i)ütt)a, &. ^Jl. ^^Jertlje*.

Si^euftabt/ auö ber "iRappc eine^ Öo^euiiüUern am ungarifd)cn ©ofe.

1. iöaijreut^, Xlj. »urger.

Siiöfct), (^e(4. bod beutfd)en »olte«.

2. ^Jlup. II. III. ,^erög. ü. ^IR a 1 1 1) ä i. ßeipjig, 3)uncfcr & öumblot.

Ctd^i^li, OueUenbud) ^ur Sdjiuei^er'

Sef(^icftte. 9ieue Jolge. 4. £ieferung. turic^, gerb. ©d^ultfieB. 1893.

^^Scter, bie Scriptores historiae augustae, fec^d (iterarge{cf)ic^tli(4e Untcrfuc^. Seip^ig, 53. (S. 2:eubner.

$ ^ i 1 i p p i, 0^nabrü(fer Urtunbenbuc^. I. 772—1200. 0«^nabmcf, »tacf^orft.

Pitra, la joum^e du 14 juillet 1789. Fragment des m^moires in^dits. Publik par Fl am mer- m o n t. Paris, Soci^t^ de l'histoire de la r^volution fran^aise.

<Preger. ®efc^. ber bcutfd)en ^R^ftif im 'äWittelalter. III. üeipjig, 3)örff= ling. 1893.

9flaabe, "tflpologie be$ ^riftibed, auS bem 6i)rifd)cn überfe^t unb mit »citrögen jur ^e;rtDergleid)ung unb ^nmertungen. Seipi^ig, 3^-Öinri(i)S.

aieinbell, 3)ortor ^^cnj^eSIauö Sind öon eolbif 1483—1547. I. <Dto* bürg, C^far @^r^arbt.

^t\di, augerfanüni{d)e $araC[eIte;te •^. b. (Söangclien. Seipjig, 3- ^' ^inric^d.

dlittii, beutfcbe unb italienifc^e ^nft» d)arafterc. grantfurt a. ^IR., ^einr. ifteüer. 1893.

@a6, 3)eutfd)e« Stben 3. 3eit b. fäc^f.

J^aifer. (S. »eitrag j. b. beutfd). ^JSriöat*

altert^ümem. »erlin, 3- Springer. Sauer, 9?affau 1813-1820. ?öie«*

baben, 6. n. iheibel. 1893. S c a i f e , America, its geographica!

history 1492—1892. Baltimore,

John Hopkin. Sdjmib, 5t. 91., ®ef(^. b. (Sr^ie^ung,

III. gortgcfüljrt 0. ®g. S c^ m i b.

Stuttgart 3. &. dottal Scömibt, Gayf, öJnoftifc^e Schriften

in foptiid)er Sprache öeipjig, 3-

(I. öinrid)*. grijr. ü.Sd)rüetter,branbenburgif4=

preuBijctjc Ipeere-Süerfaffung unter bem

(SJroöen Äurtürften. ücip^jig, 5)uncfcr

& $)umblot. Sd)ulenburg, Vertreibung ber

mccflenbnrger ^er^b^c burd) 3BaDen«

ftein unb itjre iRcftitution. '2)iifer«

tation. iWoftüd, \?lblcr'« (Jrben. Schulten, de conventibus civium

romanorum sive de rebus publicis

civium romanorum mediis iuter

384

S^eue 93tic^cr.

luunicipium et cullegiuiii. Bero

Uni, apud Weidmannos. ©d)Hjappad), ©runbriß b. Sor|t= u.

3Qflb9cj(^. ^cutjc^lanbö. 2. ^ilufl.

Berlin, 3- Springer. Sech er ogStochel, Forarbej-

deme til Kong Kristian V danske

Lov; 3 4 Haefte. Kebenhavn,

G. E. C. Gad. k). vBtamforb, bad «8d)tad)tfelb im

Xcutoburgcr ^Salbe. Änffcl, iJiWc^- 3;aIIel)rQ'nb, 3Remoircn, l^er^g. D.

fecrjog Don 59 r o g I i e. i)cut[cft öon

(gbeling. IV. V. ftöln, m «^n.

1893. J l) 0 ma Hin» bicCSrmorbung b.^erjjogS

Sari ö. Jöerrl) u. jcin SWörber ßouöel.

^3Künd)en, 3o)cf Sel)bcrtf). XoUin, ÖJeJd). b. fran^. Kolonie ü.

Wagbcburg. 53b. HI, mt 1 A. ^er

.ft'ampf b. ,,^ugenottifd)en (^(aubcnS^

flüc^tlinge" insfbejonbcrc i. SKagbe-

bürg. ^JRagbeburg, iJaOcr. Jourtual, 83iJd)of ßermann üon

JBerben 1149-1 167. 2.5tuf(. 53erlin,

3- '?l. 3targarbt. VareniuH, oiii Riksföreständar-

Bkap enlij^t Sveriges ocii Norges

grundlagar. Upsulu, Lundequist. 3Bürfd)Quer, Ö)ejct)id)te bed ©ojialiö»

mud unb 5^ommunidmud im 19.

3a^r]^unbcrt. II. gonricr. fieipjig,

(äJuftoö &0(f. 1893. 58eiöri(ft, (Stammtafel i^. ®cfc^. b.

^aufcS $?aböburg. 23ien,5.Xemp§fi). W e i t e m e y e r , Aeinner og Kurio-

siteter fra Columbustiden og

CvO 1 umbusi i teraturen . Kabenha vd,

A. F. Hast, ^inrfelmann, b. Sd)ma(fatbijcftc

Söunb 1530—1532 u. b 92ürnbcrger

SReligion^friebe. Strasburg, 3- 4^-

(5b i&eife. 3Bin feimann, JRomjug JRupred)t^

t)on ber ^ißfaf.v 3nnöbinrf, 3Bogner. 3Birt^, Übungöfragen ,v GJefd)irf)t«^*

unterridjt. <ßcnfum b. fiebenten (^i)m=

nafiairi. (31 ö. (J^r. bid 12Ö8 n. (£br.).

^Jad) l^ü^ u. ^^regcr bearb. 5öanrcutb

^einrtd) ^eujc^mann. 3B^6, ^(b^bl. ü- (iJefd). beö fc^roeip

rifc^en öffentlidjen JRedjt^. 3üri4f

9lrt. 3nmtut, OreU fjü^li. 3 ei 6 ber g, 9tIben^ofcn, ^J?eenoinben,

fiöioen (1., 18., 22. 3Wär^ 1793).

5Bien, S- Jempöft). 3 e i t f c^ r i f t bed "^adicner (^fd)id)tö^

S3erein§. .^creg. ö. JJ r o m m. XIV.

9lacften, C£remer. ö. ^enttY, ö^fdjicftte ber Wiener

3ournaIiftit. IL 3)aÄ 3a6r 1848.

58ien, «Bilt). SraumüUer. 1893.

^te fogenatttite ^aroKngtf^e S^ettfnng tion 774.

STOit Untcrfud^unflcn über bic (Sefc^ic^tc Stalieni^ im 3^^** alter ber Karolinger unb Ottonen befc^äftigt, ^abe ic^ bie fo oft erörterte ,,römifc^e g^age" öon neuem }u prüfen mid^ genötigt gefe^en. S)enn für Seben, ber bie territoriale SnhpidEelung Staliend unb bad Skr^ältnid bed J^aifert^umd unb bed italieni* fc^en Königt^umiS ju $apft unb Kirc^enftaat in biefer $eriobe jum @egenftanb einer neuen Unterfud^ung ju machen beabfic^tigt, ift ed unaui^n)eicl^Iicl^, gerabe über biefe ©runbfrage ju einem fiebern Srgebnid ju fommen: ein ^t)Itritt ^ier an ber @c^n)eDe ber für bad Slbenblanb unb indbefonbere für Statien fo be^ beutung^üoQen iSpo^e mürbe üerpngnidüoQ fein für ben ge» fammten @ang ber weiteren Unterfud^ung.

(£d erfd^eint freiließ ^eutc ein folc^er SBerfuc^ atö ein grogeiS unb faft audfic^t^IofeiS 9Bagnid, nad^bem bereite bie ^erüor^ ragenbften gorfc^er alter unb neuer Qtxt i^ren ©c^arffinn an biefem üielumftrittenen Problem abgemüht ^aben. WÜan möchte glauben, ba§, nac^bem feine ber vorgetragenen 9nfic^ten ju aU« gemeiner ^Inna^me gelangt ift, eine (Einigung ^infic^tli^ biefer ^rage fc^(ec^terbingd ni^t ju eneic^en, bag ed unmöglich fei, trgenbmelc^e neue ^[rgumente beizubringen, bag bie entfc^eibenben X^atfac^en überhaupt nic^t me^r mit DoUer ©id^er^eit erfannt toerben fönnten, fo tt)eit ge^n bie SReinungen audeinanber: ber

386 % Äc^r,

I^qU baS befanntltd^ nur in ber Sebendbef^reibung ht& ^apfted $abrian I. überlieferte @^enfung$t)erfprec^en RaxVd beiS ®ro§en in toto für falfc^ fammt ber ganjen juge^örenben Srja^lung, ber für DoHfornmen verbürgt unb in jeber ^infi^t glaubtvürbig, biefer für interpolirt, jener für miftoerftänblic^ toiebergegebcn : e«; ift, aU ob uni^ ^ier bie SRittel ber ^iftorif^en Äritif tJöQig im ©tic^e Heften ^).

©nft toaren biefe einanber toiberftreitenben, ja gerabeju auöfc^Iiefeenben Slnfic^ten übertoiegenb beftimmt t)on jenen ge- fd^ic^tlic^en aSorurtI)ei[en, bie, obtooftl [ie aixtS) ^eute noc^ nic^t t)öllig i^re alte ^raft eingebüßt ^aben, einer ruhigen unb gleic^^ nuit^igen (Snoägung Vergangener Sreigniffe, i^rer Urfa^en unb SBirfungen nid^t me^r in bem äßafte roic früher im SBcge fte^en. 9In i^nen litten jum 2^^eil auctj bie ja^lrei(^en ©taatöf^riften t)on ^üben unb brüben, in benen bie ju einer ftaat^red^tlic^en Äontrot»erfe erftcn Mangel geworbene 5^agc ber meltlid^en @out)eränität bei^ apoftolifcl^en ©tu^Ied in ben oberitalienifc^en ®ebieten üert^eibigt unb beftritten »urbe *) ; noc^ me^r aber bie ^iftorifc^en SEBerfe ber fturialiften, ber Jßaroniuö, Orfi, Sorgia, ©enni, 5^"*o"'"^ ^^^ ^^^^^ jüngeren ©efolgömänner, ©runengo unb ber ®elcl)rten ber Civiltä Cattolica^), benen bie (5c^tl)eit ber fogenannten ©c^enfungen ^pin'iS unb StaxV^ alö cbcnfo felbftüerftanblic^ galt, wie i^ren ©egnern, ben ©Qenborf, 2eo, ©ugen^eim, ©regoroüiuö, 5)öIIinger beren Uned^t^cit.

») 5(uc^ i}. ü. Skntc, SajeUgcjc^idjte 5*», 122 9?. fommt ju bcm ncgatiöen (Ergebnis: ,,^enn t(^ über baS angebliche ^ofumeut eine eigene Meinung auöjprec^en barf, fo bin ic^ für bie SSevirerfung ber @d)töeit befifelben, ob- wohl ic^ {eine (Sntftc^ung nic^t ju erflären ücrmag." (ix trifft bamit roie gc= wbl^nlid) ben Äem ber J^rage.

') (J8 genügt, an bie ©taatSfc^riften unb juriftift^en ÖJutacftten über ßomadjio unb über ^arma unb ^iacen^a ju erinnern, in benen öielfac^ aucf) auf bie ©cbentungötjerfprec^cn ^ipin'S u. .f arfß ^Bejug genommen »irb.

») Xie Civilta cattolica, Serie V, S3b. 1)-12; ©eine VI, ob. 1—6 [1864 66] enthält eine ^Ib^anblung il patriziato romano di Carlomagno, natiirlicf) ganj in flerifatem @inn. ©feieren (5(^Iage8 fmb bie beiben ^ü(6er öon ®. ©runengo, i primi papi re e rultimo dei rei Longobardi [1864] unb le origini della sovranitä temporale dei papi. 3. ed. [1889].

bic fog. ^orolingifc^e ©c^cnfung tjon 774. 387

^eute Hegt ber Sern bcr ©trcttfragc nic^t mc^r ai\^ üxd)^ lic^politifc^em ®cbietc. 6d finb Dicfme^r bie an bic Über* lieferung felbft ftd^ fnüpfenben mct^obtfc^cn ©d^tDierigfetten, bie jc^t im 93orbergrunb ber ©iöfuffion fielen. 5)enn c^ ift eine mcrtroürbige, aber unbeftreitbarc S^^atfac^e, bafe bie Überlieferung t)on unb nad^ 774 auf ein grofee^ ©cl)enfungdt)erfpred)en \)m tDeift, baö überall feine ©puren Derröt^, roö^venb in ben a\\9 ber Qeh t)or 774 ^errü^renben 9lad)ric^ten nic^tö üon einem folc^en ju entbecfen ift. 5)iejenigen nun, bie tt)ie ^. t). ©t)bet unb bie i^m gefolgt finb, üon ber fogen. ppinifd^en ©c^enfung t)on 754 unb ben unö über bie Sreigniffe biefeS 3al)re§ über- lieferten ?Jac^rid)ten ausgingen, gewannen itoax fc^einbar ficftere ©rgebniffe, öcrmoc^ten aber mit biefen bie (Srjö^lung ber Sio- ^rap^ie ^abrian'd unb bie fpätere Überlieferung uic^t in @in« flang ju bringen, ©o famen fie ju bem SSerbitte, bafe ber 93e* ric^t bed 93iügrapt)en über \>a^ ©c^enfung^Derfprec^en 5ßipin'§ unb Äarrö entipcber in allen feinen 5;^eilen ober bocft in feinem mefentlid^en Äern falfc^ fei. ©tiefe fcl)on biefesB Urt^eil auf ev== f)eblict|e ©c^mierigfeiten, fo öerme^rten fic^ biefe noc^ mel)r ber Überlieferung an^ ber Qcit xiaä) 774 gegenüber: Dergeblic^ ^abeii burc^bringenber ©c^arffinn unb getoaltfame Snterpretation mit «inanber oereint bie ©puren be« großen ©c^entung^oerfprecl^eni^ t)on 774 JU bffeitigen ücrfuc^t.

5)urc^n)egö ju anberen Srgebniffen gelangten biejenigcn, bie bad £eben ^abrian'd junäd^ft für fic^, unabhängig üon ber Überlieferung über bie SSorgöngc ber fünfjiger 3o^rc prüften, tt)ie gidter, ©icfel, ©c^effer*©oic^orft; fie fanben alle, toenn aud^ im ©injelnen me^r ober minber oon einanber abtoeic^enb, bafe biefer Seric^t boc^ nid^t fo o^ne weiter^ ju Dertoerfen, bafe er minbeftenö in feinen ^auptt^eilen glaubujürbig fei; nur über bie wenigen, ba« ©d^enfungöoerfprec^en felbft unb feine 9Sor* gefc^itfjte entt)altenben 3^^^^" ""*^ ^^^^^ Suterpretation fam man JU feiner Ginigung. Sd lag aber in ber 5Ratur ber eigentl)üm^ liefen Überlieferung, bafe ed anä) ha nic^t o^ne 6ietua(tfamfeit abging.

©0, fann man fagen, befriebigt feiner ber bid^erigen SSer*

25*

388 % Äc^r,

fud^e öoüftänbifl. Stnmer toirb btc ^itif in bicfen äiim %t)tit Qugerorbentlic^ fc^orffinnigen Untecfud^ungen einen fc^ioac^en $unft entbeden ober eine t)erfcl)lte Äombination. Unb fo lange fann bic grage aU eine abget^ane nic^t gelten *).

*) 3)ic bcibcn ^aiH)tric^tungcn tocrbcn rcpräfentirt auf bcr einen Seite burc^ ^. \), @Q6e(, auf ber anbem burc^ 3. grider, beten Unterfudiungen apodit %tmad)t ^aben. ^ed^alb befc^toere ic^ meine ^b^anblung nic^t mit bem älteren (iterarift^ SSaÜaft unb berädftd)tige im toefentlic^en nur bie feit jenen erfcftienencn Unterfu(6ungen. 2)en ©eric^t ber Vita Hadriani öer» toerfen ^. t). S^bel, bie ©(Deutungen ber jlarolinger an bie $äpfte, ^. 3- 44 [1880], 47—85 (roieberabgebrurft in ben Heinen ^ift. ©djrijten 3, 65—115); @. Kaufmann, beutfdje ®efc^i(^te bi« auf Äarl b. ®r. 2 [1881], 415 ff. ; SB. 9Rarten«, bie rbmif(^e grage unter $ipin unb £arl b. ®r. [1881] unb neue Erörterungen über bie röm. grage [1882]; Dgl. bie ausführlichen Ste* cenfionen öon 3runt in ber X^eol. Cuartalfdjr. 64 [1882], 480 ff., unb öon fi. SBeilanb in ber äeitfc^r. für Äirc^cnrecftt 17 [1882], 368—387 ; g. ©irfdj, bic ©cftenfungen $ipin'« unb Äarl'S b. ®r. an bie röm. köpfte, &eftfd)rift ber Äönigftäbtif c^en gfJeatfc^ule gu 33erlin [1882] @. 3—40 ; gunf, bic 6djcn«: fungen ber Äarolinger an bie röm. Äirc^e, 2:§eoL Ouartalfc^. 64 [1882], 603—643; 3. fangen, (Uefc^idjte ber röm. .tirc^e ücn ßeo I. bi« 9?ifoIau« I. [1885] ©. 721 ff. ©eine ©laubroürbigfeit be^au^ten 3. 3ricfer, gorfcljungen gur g?eic^§» unb Slec^tSgefd}. 3talienS 2 [1869], 329 ff. unb »cfentü« im %njd)(u6 <in i^n $1. @)ene(in, ba^ 8c^enrungdl)erfpred)en unb bie ©(^enfung $ipin*« [1880] unb ®. ^üffer, bie (gdjt^eit ber ©«entung ^axV^ b. ®r. öon 774, 4)ift. 3a^rb. 2 [1881], 242—253. Gnblid) neuerbingS «bbi 3)ud)eSnc, le über pontificalis 1 [1886], Introduction p. CCXXXIV ff. (^ie ©djrift beS ?lbbö 2)e()ai§ne, dissertation critique sur la donation promise par Charlemagne au saint sifege [1862] ift mir ni(^t ^ugänglid) geroejen.) 5Jür ed)t, ober weitge^enber 3iiterpretotion bebürftig galten nacö bem Sl^or» gange älterer ben ^eric^t 8. ^be(, $apft ^abrian I. unb bie mettüc^e ^err« fc^aft be« röm. ©tu^feS, gorfc^ungen jur beutfc^en ®efct). 1 [1862], 453—532; Zf). ©idel. Acta Karolinorum 2 [1867], 380 f.; 53. !i»ie^ucg, bie ©djen» fungen ber Karolinger an bie ^äpfte. 6ine SRepIit gegen $>. ö. ©pbel, ^^ift. 3a^rb. 2 [1881], 76—99. 201—241 ; ^. Z^tUn, jur fiöfung ber ©treitfragc über bie 5^er^anb(ungen ^. $ippin'S mit $. ©tep^an II. ju ^ont^ion unb baS ©(^cnfungööerfprec^en ^ippin'S unb ^axV^ b. ®r. [1881]; ÖJ SBai^, bcutfcbe iBerfoffungegefd). [1883], 218 ff.; 58. 0. ©imfon, 3a^rbüd)er bee frönt. SReid)e§ unter Kart b. öJr. tjon ©. 5tbel [1888], 156 ff. ^IB intcr* pofirt gilt ber SBortlaut beS ©c^enfunget)erfpred)enS J^. ©icfet, bog $rioi» tegium Ctto'ö I. für bie röm. Äird)e [1883] ©. 132 ff. 3m ganjen bic gleiche ^htfic^t vertritt auc^ $. ©(^ffer::33oi4orft, $ipin'd unb Karr« b. ®r.

bie fog. j^arolingifc^e ©c^enfung Dott 774. 389

3cl^ ücrfu^e, bur^ bic folgenbcn Srörtcrungcn i^rer Sbfunfl na^er ju fotnmen, inbem ic^ ben SSoctlout bed ©c^enfung^ öerfprcc^cnS fclbft unb feine 5)eutunflen einer nochmaligen Äritil untemerfe.

S)enn bafe nur eine folc^e Jfritif ber allein richtige, ber allein bie SDJöglic^feit fieserer ©rgebniffe öer^eifeenbe SEBeg ift, baräber fann nad^ ben bt^Ijerigen 9{efultaten ^eute ein 3^^<f^I nid^t mel)r befielen. X5or allem anbern ift ber SBeric^t beg ©io«« graptien felbft ju prüfen, gilt eö, in i^m felbft bie 9Kerhnate aufjufuc^en, bie für feine ßu^crläffigfeit fpred^en ober feine Un* glaubnjürbigfeit ermeifen.

@d)cnfutigÄt)erfprcd)cn, 3Witt^eil. he^ öftcrr. 3nftitut8 5 [1884], 193—212. tiefer 9uffa^ ift t)on grunblegenber Sebeutung. 3^m folgen ^. IEo§l in a^idjter'd ^nnalen b. beutfd). i^efc^. im SJlittelalter 2 [1887J, 674—696 unb a. ^ü^fbac^er, bie 9}egeften bed ^aiferreic^d unter ben Karolingern 1 [1889], JReg. 9hr. 72 unb 159, baju i«Qcftträge @. 771. ?(u(^ baS jüngft erschienene ^ud) bon K. Santprec^t, bie römifc^e i^rage t)on Ki^nig $ippin bid auf Half er Submig b. grr., in t()ren urfunbli^en Kempunften erläutert [1889], beruht im toefent(i(t)en auf ec^effer-l^oic^orft'd Qhrgebniffen, t^erfudQt aber jugleic^ in origineQer ^eife Don btn fpäteren $aften aud bie @(!^en« hingen unb ^romiffionen ber älteren Karolinger mieber^er^ufteQen. 34 ^<tnn freilid) ben mit Dielem 8d)arfftnn fonflruirten ISerfuc^ nitbt ald gelungen anfe^en. ^ad fmb im mejentlic^en bie arbeiten, auf bie im folgenben ^^i^ug ^u nehmen ift. Rubere, mie bie im Übrigen ortgineQen 2luffä(e t)on (S. 9a^et unb ^. (ä^aSquet in ber Kevue historique 20 [1882], 88—105 unb 33 [1887], 58—92 unb bie 3)iffertationen öon 3B. daftenbpd, Stauen unb bad fränf. ditid^ ^ur 3eit K. $ippin'd [9{oftocf 1875]; O. Jtü^I, ber IBerfe^r Karr« b. Q^x. mit $. $)abrian I. [Königsberg 1879]; ^. @nge(en, bie erften ^erfuc^e ^ur (äJrünbung bed Kirc^enftaatd [^alle 1882] bringen

•t

feine felbftänbigen Argumente. Überfluß an fo(d)en ift überhaupt ber ge^^ fammten Literatur über bie i^rage nitbt eben nac^jurü^men. ^ud) bei ben Stalienem ift \it mieber in gr^uB getommen. 9[ber bie neueren Sei:« ftungen in Italien er^ben \\ä) nic^t gur ^'6f^ ber burc^bringenben, toenn au4 negatioen Kritit ^. ^alfatti'd Imperatori e papi ai tempi della signoria dei Franchi in Italia 2 [1876], 95 ff. ; Song^i'd unb ^ertolini'd »uffä^ in ber Nuova Antologia finb (SffaQd; (SriDeQucci'd Storia delle relasdoni tra lo »tato e la chiesa 2 [1885] reicht no(6 nid)t fo meit, unb $. $inton'd prächtiges fBerf Le donazaoni barbariche ai papi [1890] ^at bie eigent« lic^. ^ier in IBetrac^t fommenben fritifc^n t^ragen taum geförbert.

390 $. Äe^r,

S)Qrum QC^c aiici^ id^ üon \\)m quo. 3"^ leichteren Dricn* tirung (äffe i^ i^n nad) S. 2)ud)edne'S neuer ^ludgabe in ber gufenote obbrurfen ^).

*) ^abei önbere ic^ an mehreren ©teilen ftiüfc^nietgenb bie Snterpunftton ^udjeSne'd, fon^eit fie mir bem ßufammenl^nge nic^t ^u entfpredien fd)ien. [Liber pontificalis 1, 498] : At vero quarta feria agreßsus praenomina- tuB pontifex cum suis iudicibus tarn cleri quamque militiae in ecclesia beati Petri apostoli pariterque cum eodem rege se loquendum con- iungens, constanter eum deprecatus est atque ammonuit et patemo affectu adhortare studuit, ut promissionem illam, quam eius sanctae memoriae genitor Pippinus quondam rex et ipse praecellentissimus Carulus cum suo germano Carulomanno atque omnibus iudicibus Francorum fecerant beato Petro et eius vicario sanctae memoriae domno Stephano iuniori papae, quando Franciam perrexit pro con- cedendis diversis civitatibus ac territoriis istius Italiae provinciae et contradendis beato Petro eiusque omnibus vicariis in perpetuum possidendis, adimpleret in omnibus. Cumque ipsam promissionem, quae Francia in loco qui vocatur Carisiaco facta est, sibi relegi fecisset, conplacuerunt illi et eius iudicibus onmia quae ibidem erant adnexa. Et propria vpluntate, bono ac libenti animo, aliam dona- tionis promissionem ad instar anterioris ipse antedictus praecellen* tissimus et revera cbristianissimus Carulus Francorum rex adscribi iussit per Etherium, religiosum ac prudentissimum capellanum et no- tarium suum, ubi concessit easdcm civitates et territoria beato Petro easque praefato pontifici contradi spopondit per designatum con- iinium, öicut in eadem donatione (donationem D) continere mon- stratur, id est a Lunis cum insula Corsica, deinde in Suriano, deinde in monte Bardone, id est in Verceto, deinde in Parma, deinde in Regio et exinde in Mantua atque [in] Monte Silicis; simulque et Universum exarchatum Ravennantium, sicut antiquitus erat, atque provincias Venetiarum et Istria[m] necnon et cunctum ducatum Spoli- tinum seu Beneventanum. Factaque eadem donatione et propria sua manu {e&m) ipse cbristianissimus Francorum rex eam conroborans, universos episcopos, abbates, duces etiam et grafiones in ea adscribi fecit; quam prius super altare beati Petri et postmodum intus in sancta eius confessione ponentes, tam ipse Francorum rex quan)que eius iudices beato Petro et eius vicario sanctissimo Adriano papae sub terribile sacramento sese omnia conservaturos quae (qui D) in eadem donatione continentur promittentes tradiderunt. Apparem vero ipsius donationis eundem Etberium adscribi faciens ipse chri- stianissimus Francorum rex intus super corpus beati Petri subtus

bie jog. ^arolingifc^e @(^enfung Don 774. 391

I. 3c^ folge junäc^ft I)tnfic^tltc^ bcr Äritif ber ©tjü^Iunfl t)on bcm fttofecn ©d^enfuugööerfprcd^en ÄarCö bc« ©rofecn in ber SSiograp^te be^ ^opfted ^abrtan I. ben ^u^fü^rungen, bie ?ß. ©c^effe^Soicftorft in feiner §IbftQnbIun8 über ^ipin'd unb Äarrd be^ ©rofeen S^cnfung^öerfprcd^en niebergelegt ^ot *). äudö ber jüngfte Herausgeber be« ^opftbuc^e«, 2. 3)ud)e^ne, ift im mefentlic^en ju benfelben ©rgebniffen gelangt*).

©c^effer-Soid^orft ^at juerft bie jd^on früher auögefprod^ene 9Sermutf)ung ^), bafe bai^ Seben §abrian'd nic^t ein ein^eitlic^ei^ ®anjeS fei, fonbern in jmei, leicht erfennbare Jßeftanbt^eite jet^ fafle, t)on benen jeber t)on einem anbern SSerfaffer l^errü^re, ate I^atfa^e erroiefen. 5)er SSerfaffer be§ erften S^eiled be^anbelt (ebigU^ bie politifc^e ©efc^id^te bed $apfte$ unb bricht mit ber ©rjä^Iung oon ber (Eroberung ^aoiai^ unb bem (Sjile beö S)ef^ beriuS (3uni 774) ab^), »ä^renb in bem jtoeiten, burc^aud un- politifc^en, fibrigenS ni^t einmal einl^eitlid^en ^) Steile bie Saaten

evangelia quae ibidem osculantur, pro firmissima cautela et aetema nominis sui ac regni Franconim memoria propriis suis manibus posuit. Aliaque eiusdem donationis exempla per scriniarium (scri- nium D) huius sanctae nostrae Komanae ecclesiae adseriptam eius excellentia seciim deportavit.

») muii. beg öftcrr. 3nftitutö 5, 193—212; unbcbitigt jugefHinint ^obcn SB. Dietamp im ^. 3- 6, 637; ^. Äot)l in m'xdjUx'^ ?(nnalen 2, 674 ff.; ^ü^Ibacftcr, Reg. Kar. ©. 771 unb ^^amprcc^t @. 9. ®cgcn Sc^cffcr» Soic^orft'd ^uffa^ ei^ob fidi mieber ^. kartend, bie brei uned)ten tapttel bcr Vita ^obrian'Ä I. X^col. Cuortalfc^r. 68 [1886], 601—620. (ginigen feiner Sintuänbe ftimme ic^ ^u. $(ber er (e^nt auc^ bie über^eugenben 9(r« gumeute 8c^effer'$ ab unb be^arrt unerbittlich auf feinen j^onftruttionen, o^ne QU(4 nur ein Xiteld)en bal^on preiszugeben. 9(ud) @imfon S. 166 äufeevt gegen @cfteffer'S3oicf)orft Söebenfen.

*) Liber ponül, Introduction p. CCXXXIV ff. ec^effer^öoic^orft unb ^uc^edne fmb Don einanber unabtiäugig : foDiel id^ fe^e, citirt ^uc^edne bed erfteren ^b^anblung gar nid)t.

•) ^irfd) ©. 27 9?. 26

*) ©8 fc^eint befonberer S3emcrfung roert^, bofe ber Autor mit ber $^rafe . . suae potestati cimctum regnum Langobardorum subiugavit bie Eroberung bed ßönigreic^d burc^ ^axi abtaut unb ba^ er fein ^ort über SiaxV^ gleichzeitige (^^ebung gum König ber Sangobarben fagt.

*) 3)uc^c8ne p. CCXXXVI.

392 $. ^^r,

^Qbrton'd auf bem ©ebiete ber Krc^üd^en äSertDQltung 6id ju feinem 2^obe (795) aufflejä^It toerben. 3)arauö folgt, baß ,,man aus @ä^en beS ntc^tpolttifd^en ^^eitö feinen ®^Iu6 auf bie SlbfoffungSjett bed poltttfc^en jte^en'' borf: ber erfte, potitifd^e, mit 774 abbrec^enbe ^^eil tommt aDein in SSetrac^t unb ift lebiglic^ für fic^ ju beurt^eilen.

®anj JU bem gleichen SrgebniS gelangt 3)ucl^eSnc. 8[ber auc^ barin ftimmcn ber beutfc^e tt)ie ber franjöfifd^e ®elel)rtc fiberein, bafe fie befiauptcn, biefer erfte 5;^eil ber ©iograp^ie fei gleid^jeitig, fei im 3a^re 774 üerfafet. Unb in ber Z\)at, nur ein 3eitgenoffe unb ein Sugenjeuge üermag fo (ebenbig unb treu JU fc^ilbern *). 9Wan lefe nur Sarrs 9lnfunft unb ©mpfang in 9tom, bie Xag ffir ^ag aufgejei^neten Vorgänge, ba ift faum ein ?lnHang an bie fonft in ben ^^apftbiograp^ien beliebte Art fc^ematifc^er unb formel()after Slnle^nung an beftimmte 93orbtIber; fo fd^reibt nur jemanb, ber babei gemefen ift^).

Slbcr ber ©eric^t ift nid^t nur oon einem Slugenjeugen ber gefttage öon Oftern 774 oerfafet, er mufe auc^ fofort unter bem unmittelbaren ©nbrucf beö ©rlebten nicbergefc^rieben fein. 3)er praecellentissimus et revera christianissimus rex ^at nur JU balb bie ^oc^flicgenben Hoffnungen feiner rbmifc^en greunbe getäuf^t; fc^on bafe er fic^ jum Stönig beö oer^afeten Sango> barbenooßeö mad^te, mirb nid^t nac^ il)rcm ©inne gemefen fein. Unb ttjie fernen oerfc^Iec^terte fic^ baö 9Serf)altnig ju §abrian mit jebem 3af)r : er begünftigte ben Siaoennatifc^en SRebcnbu^ler, er entjog bem Rupfte ©polcto, er blieb taub gegen aQe Sitten, er bel)anbelte i^n gerabeju fd^Iectit : meber oon biefen Stimmungen

») 3)u(^c8nc fagt p. CCXXXVI trcffenb: J\ suffit de lire ces pages avec quelque connaissance de leur milieu historique, pour se sentir en pr^sence d'un r^cit absolument contemporain, unb Sc^effers^Botd^orft @. 206 betont: ,,^ie einzige Cuelle mar bad eigene @e^en unb ^ören bed §lutor8".

*) ^^ie Angaben finb fo genau, bag man an ein ^ogebuc^ erinnert mcrben fönnte/' fagt S(^effer*S3oic^orft ©. 199. 2)en tagebuc^artigen (51^ ratter bed ^eric^ted ftreifte auc^ fc^on ^iper, (Einleitung in bie ntonutnentale S^eologie 8. 336.

bie fog. JbroUngifc^ @d)eitrung toon 774. 393

noc^ t)on ben bai^ IBer^SItniS bei^ jungen itird^enftoatei^ ju ber fronfifd^en ©^u^mad^t auf eine ganj neue ©runbloge fteQenben fpäteren (Sreigniffen läfet fic^ in unferer SSita auä) nur bie ©pur t)on einer ftenntniiB natfjtoeifen *).

Snbeffen, ift nic^t ber aUgenieine (SinbrudE allein, ben ber 93eric^t bed ^iograp^en auf jeben ntd^t gleich ben ^Ifariud tt)itternben £e)er mad^t, fonbern eiS finb auc^ einige fe^r be« merfeni^tüert^e ?lngaben in biefcr @rjäl)lung öor^anben, bie für bie 93eftimniung ber 9(bfaffungdjeit ber Sita t)on S3ebeutung finb. 2luf fie encrgifd^ ^ingetüiefen )u ^aben, ift ©Keffer* JBoid^ürft'ö weitere^ SSerbienft; ic^ toieber^ole ^ier furj feine Argumente.

S?arl fei toie. ber Sjarc^ ober ?ßatriciug empfangen toorben, fo melbet ba^ ^apftbu^ ^). 3)ai^ ift eine auf eine fc^on toeit jurüdtliegenbc SSergangen^eit fic^ 6ejie{)enbe 9leminidcen} : über jmanjig Sa^re, ja ma^rfc^einlic^ über ein äßenfc^enalter lagen bereite flinter ber Qtit, feit ein ©jarc^ in JRom feierlich ein* geholt ttjorbcn toar^).

^) ^it 9}e4t betont ^uc^e^ne nac^brüdltc^ : H repx^sente bien ce qu'on pouvait, ce qu'on devait ^crire en 774, non ce qu'on pouvait öcrire apr^s la mort d'Hadrien . . . tiefer Setoeidfü^rung ^ud^ne'd unb ben Don Sc^effer-SSoic^orft Vorgebrachten @h:ünben gegenüber laffen fic^ bie löe^auptungen ber Älteren öon ber fpätcren 9Heberfd^rift ber beftrittenen j^Qpitel, bie noc^ Bxdtl @. 136 mieber^olt: ^fei berfelbe (ber Seric^t) gleich nad) bent ^obe bed ^apfted niebergefc^rieben ober erft ein ^lenfc^alter fpäter" nic^t aufredjt erhalten. (£8 ift tein S^id^m Don fritifc^er (£ln* fic^t, wenn 9)iai1en«, X^ol. öuartalfc^r. 68, 603 9?. 1 biefe JJrage für be* beutungdlod erflört unb behauptet, in bem betreffenben ^bfc^nitt fei ,,ein groged ^a^ t)on Unwahrheiten abgelagert". Über bie angeblichen ,,groben greller'' in ber SSita ogt. fc^on X^elen ©. 7 i». 2, iRie^ue« @. 205 unb jefit ©cljeffer*©oicf)orft 6. 199.

•) V. H. 497,4: Siciit mos est exarchum aut patricium susci- piendum; ögl. ©cöeffer*^oid)orft 8. 200.

*) ^er (S^arc^at bon 9?at)enna ging betanntlid^ im 3a^ 751 mit ber Eroberung ber @tabt burc^ 9(iftu(f ^u (Snbe. ^ber wenn S. Wl. ^artmann, Unterfud^ungen 5ur @(efcbici)te ber b^^antinifc^en Verwaltung in Stalten @. 25 f. unb 134 f. Stecht ^at, ba^ in ben breigiger Sauren ber römifci)e SDufat t)om (£;arci)at ald felbftdnbiger Verwaltung^be^irf unter einem eigenen

394 % $ttfix,

Um bct Stöbtc unb ©tabtflcbietc „bicfcr ^roDinj Stauen" lüiöcn fei cinft ?ßapft ©tcp^an II. 5U ffiönifl ^ipin gefommen ^). Äuc^ ba^ ift eine in ben ^pftDitcn be^ 8. Sa^r^unbertd f^aufig mieberfe^renbe SludbrucfiSmeife, bie f)alb unb i)alb einer bereitd entf^munbenen iBergangent)eit angehört unb ^ier jum legten SDiale erfc^eiut; auc^ fie ift eine 9temini^cenj an bie ftaatörec^t* (i^en 33er^ä(tniffe ber 9J}itte be^ 3a()rt)unbertd, aU man noc^ öon ber b^jantinifc^en ,,?ßrot)inj 3talien" reben fonnte. „S)er SBegriff gefjt bann unter, meil er uicbt me^r ben flaat^rec^t* (ic^en $$er^ä(tniffen entfpric^t, unb bie SBorte fc^einen i^n nic^t überlebt ju t)a6en" *). Stein 3^^U^lr unfer Autor gehört ber älteren ©eneration an, bie noc^ bie 3^^* ^^^ b^jantinifc^en ^errfc^aft mit il)rem ©jarc^en unb ^atrijier erlebt t^at unb in ben ftaatöved)t(ic^en SJorfteHungen jener "ißeriobe groß gemorben ift. S)ag aud) bie 3n^a(tdangabe bed ^ipinifc^-StaroIingifc^en ©c^enfungÄüerfprec^en^ felbft nur Derftanblicft ift aU fterDor^ gegangen aud ben ^^orfteOungen unb ftaatdrec^tli^en 2lnfd)auungeH ber Qm bed Übergange« ber ^äpfte Don ©^janj ju ben fronten, werbe id) ^ernac^ 5U beroeifen üerfuc^en.

3?ornef|mIic^ aber bietet ber Seric^t über ben 8ft ber SBe* urfunbung felbft fo öiele unb fo fiebere Sln^altdpuufte jur ftritif ber umftrittenen ftapitel, baft ol^ne 3^^U^' ^^^" i" biefen Am gaben bie audfc^Iaggebenben Jhriterien ju fuc^en finb *).

^atri^ier abgetrennt morben fei, bann läge ^tDijdjen bem Sa^re 774 unb bem legten ^in^ug eineS @;Qrd)en ettuo ein Zeitraum bon 40 Sauren. (I^. ^ie^I, ^tudes sur l'administration byzantine dans l'exarchat de Ravenne p. 145 u. 3 ertlört freiließ ben römifd)en Stephanus patricius et dux, auf ben ^artmann {eine $)t)pot§efe grünbet, für einen einfacf)en b^jantinift^ 3)ui-: aud) Revue bist. 45, 143 äußert er ^ebenfen gegen $/8 Sennut^ung; aud) ,^. ©runner, beutfd)e 9?ed)tögefd). 2, 84 ^J?. 4 fpridit fic^ bagegen auS.

') V. H. 498, la : Pro ooncedendis diversis civitatibus ac terri- t<>rii8 istius Italiae provinciae ; ügl. 3d)effer=©oid)orft >S. 200 ff.

*) <5d)effer-53oid)orft @. 201. 'äOleine ©ebenfen gegen feine auf biefen begriff aufgebaute ©eioeidfü^rung mad)e ic^ loeiter unten geltenb.

*) ^lucft @icfel 8. 25 fagt oon biefem ©eridjte bc^ 33iograp^n : «$rüfen mir aber für fid) bie eingaben bed ^utord über bie ©eurfunbung Dom Seigre 774 unb über bie formale ©efc^affen^eit bed bamaligen ^oftumd, {0

bie fog. ^arolingifdje €d)enrung bon 774. 895

Äarl löfet fic^ bic Urfunbc beö 9?aterö toorlefen: boÄ mar Äonjlcibrauc^. ^) @r unb feine ©rofeen billigen fie: Qud) baö ent* fpric^t ber befonberen Sebeutung ber Urfunbe. S)er @r5ä^Ier ^eOt aber biefc %\)e\lnaf)mt ber frönfifc^en ©rofeen nic^t etwa ungebüfjrlic^ tjeroor, ate f)QnbeIe eg fid^ um etttjod Unfleh)öf)m lic^eö, ober in ber 5;enbenj, bafe bad ju beurhinbenbe SBerfptec^en afe befonber^ gefiebert erf^einen möge: ift lebiglic^ ein 3)etail, baö biefer aufmerffame Seric^terftatter unig gemiffentjaft übet* liefert. 3)er Äönig läfet borauf noc^ ber Urfunbe ?ßipin^ö«) ein neueÄ ©c^enfungööerfprec^en burd) feinen Äapeüan unb Siotor §itf)eriuö auffegen: ipit^eriuö tt)Qr in ber %\)at ^axV^ Äanjler, er mar auc^ 774 mit in Stauen, er omtirte nod) bii^ 5um 3uni 776. @ine Angabe tjon äufeerfter SBid^tigfeit für bie Äritif be§ ganjen Äapitelö. §itf)eriuÄ fc^rieb bie Urfunbe*), aber er refogno^jirte fie nid^t*): alfo mar auÄ bem 3)ofument felbft fein ?Jamc nic^t ju entnehmen. 9?atürlic^ ebenfo tüenig feine

fommen von ^u einem günftigen Srgebniffe". €ein ^ortouif ober, bab „flcrobc mehrere ber neueren gor{d)er, welche fic^ über bie Vita Hadriani ^aben berne^men laffen (indbe(onbere kartend ift bomit gemeint), Don bte(en fingen ntd)t einmal eine ^I^nung §oben" (ebenbo 8. 25 92. 1) ift nur ^u gerechtfertigt; «Worten*' ^^roteft, a;]^oI. Duortolfc^r. 68, 610, entfräftet eidd'S Sormurf mit nieteten.

1) <gdjeffer=:©oic6orft ©. 206; S3re6Iau, ^onbbud) ber Urfunbenlet)re 1, 690.

«) 3u ad instar ögl. fiampred)t 6. 108 92. 2.

*) 9Bir tennen {eine $onb ouS ben 2^ofeln 1 unb 3 ber Äoijerurfunbcn in ^bbi(bungen fiief. 1, n)o bie 9}efognitton tjon i^m ^errü^rt, unb oud Äop^-(öi(ferg goffimilefommlung. 3u adscribere f. 6i(fel ©. 87 9?. 1 unb ©imjon 6. 158 9?. 1; ögl. ou* V. H. p. 490, s* unb Cod. Carolinas Ep. 54, MG. Epp. 3, 576, so. Ob bod Doroudge^enbe adnexa ^ier bodfelbe bebeutet ober in {einem urfprünglic^en Sinne gebroucftt wirb, ift nicftt gu tntfdieiben. Über be« ^it^eriug ^erfon f. 6icfel, Acta Karol. 1, 77; 9Kü§I« bodjer. Reg. Kar. p. XCV; 93re6fou 1, 285. 3n 9tom fonnte mon i^n f(^on, ögl. fiompredjt ©. 113, ber i^n für bie „^äljctjung" öon 774 Der» antn)ortIi4 moc^t. (^egen bie(e $erbäd)tigung beS {»it^eriud (|)rid)t ftd) au4 OJrouert im ^ift. ^af^xb. 10, 655 oud.

*) Über boÄ gelten ber 9?efognition in ben Rotten ber Äoifer mit ben ¥ä|)ften f. eicfel, ^riöileg ßtto'd I. @. 91.

396 % Äe^r,

Situlatur, fclbft in ben ©iplomen führte ^itl^eriuÄ nie einen SEiteP). ©päteftenö 775 aber mürbe ^it^eriu« «6t Don 6. 9Rartin ju ^our^, unb aU fot^er ift er fpäter öftere nac^ JRom gel ommen ^) ; ei8 ift ein inbirefter Seroei^ für bie ®Ieic^< jeitigfeit be^ ©eric^teig, bafe biefem SWanne ^ier ber richtige, i^m 774 jufommenbe Sitel gegeben wirb'). S)ann öolljie^t ber Ä5nig bie Uvfunbe, unb feine ©rofeen, bie ©ifc^öfe unb Äbte, ^erjoge unb ©rofen unterfc^reiben fie. 5)ie fpäteren ^fta be» n^eifen, bog bad im ©egenfa^e ju ben 2)ipIomen bei Ratten in ber 5;^Qt fiblid) roar*): unfer Autor berichtet olfo ba^ fc^einbar Snomale ftatt beig fonft üblichen unb ftc^erlic^ befannteren S5e» urtunbungdoerfQ{)rend bei föniglic^en ^rajepten, unb menn i^m ba^ frül^er feitenö ungefc^ulter 3)iplomatifer ben SJormurf ber Unglaubmürbigfeit jugejogen ^at, fo fällt jegt, feit X^. ©icfer^ ©c^rift über bad ^rioilegium Dtto'i? I. juerft bie öe^re öon ben ^aften in bie S)ipIomQtif eingefül^rt l^ot, gerabe biefe An« gobe fef)r ju feinen ©unften in'« ©ewic^t. ©inb bod) fogor «nHänge an bie Urfunbe fetbft in unferem Seri^te nic^t un« ttja^rfc^einlic^ *). ®d folgt bann bie befonber« feierli^e Xrabi* tion ber Urfunbe am Slltar, bann an ber ßonfeffio ©t. ?ßeter'Ä,

») SSflI. ©tcfcl, Acta Karol. 1, 77 unb 101, ber aber bamalÄ bcftritt, bag ^it^eriuS au4 ^opettan mar. ^uc^ @d)effeT«®oi(^orft ®. 211 nimmt §ier einen Srrt^um unfere^ ^utord an (ben einzigen). %ber Sreblou 1, 276 9^^. 3 unb f*on öor i^m SBaift 3«, 615 ^. 5 unb ©imfon @. 158 ^. 1 finb mit JRecftt für bie Vita Hadriani eingetreten.

=0 SSgl Cod. Carol. Ep. 69. 71 (a. 781), 77, 78 (a. 786).

') ^uc^edne 1, 517 92. 34: C'est un trait d'exactitude chez notre biographe que l'absence du titre d'abbas. ^iefelbe feine Oeobod^tung moc^t audj ©d|effer*©oid)orft @. 201 S^i. 5.

*) «gl. ©icfel @. 96. 3- ©. 3aff^, Mon. Carol. p. 416.

*) Sic ^at @d)cffer*©oic6orft @. 207 f. nodjgeroiefen. 3)od) fann i(6 ber oon i^m 6. 208 befonberS l^eröorge§ ebenen ©e^^eic^nung ber ®rofen al« grafiones nic^t bod ©ercic^t ^uertennen, bad er i^r beilegt, bo ed bo(^ fel^ zweifelhaft ift, ob unfer ^utor ha^ ^ort, boS er fc^on ^uüor einmal braud^t (p. 496, so), ber $i))inif4en Urtunbe berbanft ; er tann ed ja ebenf ogut auf anberem ^ege bei ber ^ntuefen^eit ber fränfifc^en &voien in 9iom lennen gelernt ^aben.

bie fog. 5(oroImgifc^e e^enhing t)on 774. 397

unb ber ©c^lDur bei^ ffönig^ iinb ber ©rogen ^). (Snblic^ (teg Äarl burd^ ^it^criui^ ein jiücitcö ©jemplar aui^fcrtigcn, bog er unb feine ©rofeen in ?ßerfon bei ben ^Reliquien be« ^l. ^etruÄ beponirten. SInbere öon einem päpftlic^en ©criniar gefc^riebene ©jemplare nn^m er mit fic|*).

SBie man einen fo(c^en Säerid^t mit fo(c^en Sinjel^eiten unb fpejieQen eingaben für (^(ed^t^in unglQubn)ärbi8 ffat erflären fönnen, ba« toirb in ber ®efc^id)te ber ^iftorifc^en Äritif immer eine aWerfroürbigfeit bleiben *). SBel^e ?ß^Qntafte, tt)el^e ftennt* nig aller SSer^öItniffe, felbft intimer SSorgänge unb einem Stömer ni^t geläufiger fränfifd^er 3nftitutionen muß ber ©iograp^ $abrian*ö ober ber fpätere 3nterpoIator befeffen ^aben, afö er baran ging, bie fiegenbe t)on bem freigebigen ftönig £arl unb feiner großen ©d^enfung in bie SBelt 5U fe^en. Unb mit ttjeldiem @efc^id oermieb biefer geriebene äRonfignore aQe flippen unb ge^ltritte, benen er umfome^r aui^gefefet toax, je betaiHirter er berid^tete : tt)ar er tt)irfli^ ein galfariu^, fo toor er ein Saufenb» fünftler. 9?ein, nur „3^^iWwc^t fonn ben ©eric^t in önuf^ unb Sogen alö gälfc^ung oertoerfen''; an ber S^atfa^e eineig feierlid^ beurfunbeten ©cftenfungöoerfprec^enÄ Äarfig fonn nic|t gejmeifelt werben*).

>) @cf)cffer'$oic^orft (B. 208 f. ^at überoud n)a^rfc4etnli(^ ^tmad^t, bog Quc4 biefe @ibe beurfunbet toorben finb. (^ftobeju fümmerlic^ ift, mad 9Rartcn«, 5:^coI. Ouartalfc^r. 68, 607 bagegen öorbrlngt.

*) 3)a5U @d)cffcr«53oic^orft @. 210. fiamprcc^t ©. 112 ff. fittbet ba« aber fe^r {onberboT unb ^erboc^t ermedenb unb ntac^t boraui) einen fleinen .Uriminafroman.

*) kartend, X^ol. Guartalfdir. 68, 611 ftc^t bad aOed ntc^t an. (tc ftnbet ed biefme^r „erriärlid^, bag ber ^onjipient fic^ über bie Sefc^affen^tt ber äuBeren (^ebröuc^e orientierte, \>ab er ouf bie @<^i(berung ber 9?eben« binge Sorgfalt üern^enbete unb bei benfelben mit $orfic^t auftrat, um in betreff bed ^aterieOen, bed Sn^altd unb bed Umfangt ber Donationen befto grotedfere Behauptungen aufjufteQen".

*) 3Rarten»' mm. grage @. 290 ff. unb iReue (grbrteningen ©. 4 f. Qerfuc^, ben 93erid)t ber Vita Hadriani a(d auS bem Fragmentum Fan- tazzianum entlehnt ju ermeiftn, ift tro( t). ©c^ulte'd B^f^^^nung (^. 3- 47, 824) üdUig mißlungen. @c^effer«Boi(^orft ®. 205 ^at nun errotefen, bag ed erft in ber jrceiten Raffte bed 11. Sa^r^unbertd entftanben ift. 3d) füge

398 % Äe^r,

Suc^ fte^t biefc gragc in bcr S^at nic^t mcljr im SBorbcr* grunbe ber ^idfuffion. &^ ^anbett fic^ t)eute nic^t me^r um bie S^atfac^e ber 93eurfunbung, fonbern nur noc^ um ben 3n« f)alt ber Urfunbe.

IL ©c^effer'Soic^orft \)at, )o lebhaft er aud) für bic ®Iaub* toürbigfeit ber SJita ^abriau'^ eingetreten ift, ben üon bem 3iograp{)en ü6er(ieferten 3n^a(t bed tarolingifc^en @c^en!ung^ Derfprec^enig nic^t öoüfommen retten ju fbnnen erflärt: ed ift bie unglücffelige ©renjbefc^rcibung, bie aQen gorfc^ern bisher fo Diel fiopfjerbrec^en gemacht \)Qt, an ber andj feine £unft unb Äraft gefc^eitert ift. @r fommt ju bem Srgebniig, baß biefc ©renjbefc^reibung eine Sntcrpolotion fei.

3)enn, fo urt^eilt er, mit bem angeblichen 3n^alte bcd ©c^enfung^üerfprec^enö ift unüereinbar ber furj öorauöge^enbe ©ag ber SBiograp^ic felbft, bafe ^ipin^^ Urfunbe, mit bcr ja biejenige Äarl'^ gleid^Iauten foQc, nur ben ©tobten unb ©tabt« gebieten ber ^rot)ini Italien, b. ^. nac^ bamaligem ©prac^ gebrauch bed Sjrarc^otd t)on Staüenna unb bed 2)u{atiS t>on SRom, gegolten t)ab^: ber SBiberfpruc^ fei l^anbgreiflid^, ein unb berfelbe SWann tonne bie ®renj6efc^rei6ung, meiere einem gemife breimal fo grofeen Sanbe gilt, aU bie ^ßroüinj 3talien loar, erft JU einer 3^it l^injugefügt tjaben, afe ber ©egriff ista Italia provincia nic^t mefjr öerftanben tt)urbe *).

gu ©djeffei-'d bünbtgei' ^erceiSfü^rung nodi ^inju, ha% bie @)renj(inie bed gvogmcntiften unfinnig ift unb ein loivre^ Ärcuj unb Ouer ergibt, roä^renb bic beS ^Biogrop^en ööflig tlav ift. Sietet biefer ferner bic fiinie 3Rantua— SJionfelice, fo erweitert jener fie buri^ SBerona unb 58icenga. (Si* rebct enb» lic^ im ©inne ber fpäteren Qtii t»om S)ufQt öon SScnetien unb Sf^rien, lüQ^renb bie SBitQ ba^ für boS 8. Sa^r^unbert poffenbere provincia l^at. Ifurj boÄ $Iu^ bed Si'ögntent^ ift Sntcrpolotion unb fpäterer, überbieS miB» tjerftanbcner 3"fö&- ^ine Q^nlidje iWeinung roie 3RQi1en§ l^obcn übrigen« fd)on 2;roi)Q, Cod. dipl. Longobardo 4, 518 unb 3)öninger im ^anu« @. 149 üorgetragen; Worten^' ?(nfid)t aber ^abcn bereite öor ©c^cffcr ©icfel 6. 135 9?. 1 unb gunf 8. 625 ff. jurüdgeroiefen. 9?ebcnbei mag bemcrtt werben, ha^ außer Xrot)a @. 503 ff. unb SBrunengo @. 220 ff. fein ^Dlenfd) \>a^ Fragment, ein elcnbeS SKac^werf, für cc^t §ält. 0 ©. 204 ff.

bie fog. J!aroItngif(^e ©c^enfuttg t)on 774. 399

9Iber i^ farin t|icr feiner 8ett)etöfüf)runfl ni^t mel^r folgen.

3unäc^ft f)at mit bcr Slnnotime einer fo partiellen Snter^ polation immer ettpod 3)2iBlic^e^. 2)iejenigen, bie ben ganjen JBeric^t ber SSita öertoerfen, ^aben entf^ieben leic^tere^ ©piel otö biejenigen, bie in einer fonft 6i^ in al^e 2)etai(d juDerlafftgen @r5ä{)(ung an einem einzigen fünfte eine folfd^enbe Überarbeitung annehmen. Unb in ber %f)at ftnb, wie id) im SSerfoIge biefer Unterfuc^ung barjulegen uerfu^en werbe, bei fold^er Stnnal^me bie ©c^tüierigfeiten fefjr er^eblic^.

3c^ meine überbieÄ: ber öon ©c^effer^öoid^orft fonftatirte SBiberfpruc^ ift gor nid^t öortianben ober wenigftend, er ift nic^t fo cflatant, bafe man mit il^m ben überlieferten Snl^alt ber ?ßromiffio öon 774 über ben Raufen werfen fönnte. 3)enn bie hitifc^e ©teile läfet boc^ auc^ eine anbere S)eutung ju. S33aö erfatjren mir benn aus ber Siograp^ie ^abrian'd über ba^ ©c^enfungd- üerfprec^en öon Äierf^? S)oc^ nur, bafe mit bem jenigen Äarfö uon 774 ibentifd^ war *). Über feinen fpejieüen Snl^alt aber fagt meiner ÜD^einung na^ bie ©teQe gar nid^td aud. 3ci^ beute fie, inbem ic^ aüerbingd jugeben mug, bag bie S)iftion bed Slutord l)ier einer 3^^i^^"^i9^^it na^efommt, fo: ^abrian bittet, bafe Äarl baö ItBerfprec^en tjon Äierf^, weld^e^ ?ßipin mit feinen ©binnen unb (Srofeen bem t|I. ^ßetruig unb bem ?ßapfte ©tep^an II. gegeben l^atte, afö biefer nac^ granfreid^ fam be* ^uf^ ©riangung gemiffer Stäbte unb Territorien biefer ^ßroöinj 3talien, in aßen fünften erfüllen möge*). S33ir erfahren olfo

0 3c^ ^Q(te in bietem $unfte ©c^effer^^oic^orft'd »etueidfü^cung (8. 194 ff. gegenüber Sf^ie^ue«, Äaifertl^um unb ^apftt^um 1*, 523, $ift. ^a^rb. 2, 231 unb ben früheren Vertretern biefer ^nftc^t, bie juerft t)on ^ocf, de donatione a Carolo magno sedi apostolicae oblata [1861] @. 34 ff. aufgefteüt unb Don tiielen, oud) t)on 9Bai( 3 *, 219 angenommen mürbe, für üoQfommen gelungen; pon einer ^ifferen^ jmifc^n ben $ro^ mifftonen bon 754 unb 774 fann feine 9^ebe fein, beibe fmD ibentifc^ unb bie eine fte^t unb fftOt mit ber anbem. Vgl. auc^ 8icfel, Acta Karol. 2, 381, X^Ien 8. ö4, ö. Spbel @. 68, 9Rarten« 8. 307 ff., 3funf 8. 605 ff.

■) Pro confirmandis etc. öerbinbe ic^ alfo mit perrexit. 9Cuc^ $. ito^l 8. 675 ^ält bad für fefbftPerftönbUc^ unter ^inmeid auf bie fc^on Don 8(6effer«Void|orft 8. 203 ^. 4 angebogene Urfunbe ^aufd I. 3«®.

400 % Äe^r,

Icbiglid^ bcn näd^ften Sxotd bcr JReife ©tcp^on^d, unb bicfc An» %abt mag burc^ i^r Srgebnid, nSmüc^ bie 2)onQtto uon 754, gerabe bie anftögige gormuItTung ermatten traben, ntd^tö aber üon bem Sti^alte bcr ?ßromiffio. Überbicö, ^abrian bittet Äarl, er möge feineö SSaterd SScrfpre^en in allen fünften et* füllen: alfo war, maÄ ?ßipin im 3al)re 754 öerfpro^en ^otte, trofe ber ^Donationen t)on 754 unb 756 im Spril 774 noc^ nid^t erfüllt. SKan fönnte interpretiren : in einigen ?ßunften, in anberen aber nid^t; jebod^ ba^ ift offenbar nic^t bie äßeinung unfere« Sutor« ^).

3c^ fann femer ©^effer^^SBoi^orffg ©e^auptung, unter ber „^roöinj Statten'' fei ber ©jard^at oon JRaoenna unb ber 3)u!at üon SRom ju öerfte^en, auf ber im »efentlid^en feine gegen bie Snl^alt^angabe ber Vita Hadriani gerichtete JBemeigfu^rung be« ru^t, nic^t afö ermicfen betrauten. D^ne 3^)^'!^^ flif* ^^^ ^u^' brud urfprüng(id) nur bt)i^antinifc^em ©ebiete, aber feinedmegd fann er ate eine jene beiben ®ebiete umfaffenbe auSfc^Iiefeli^e

2342 dum Stephanus ad redimendam cunctam hanc Italiam pro- vinciam simulque et exarchatum RaveDnancium de manibus gen- tium Franciae properasset regionem. dagegen t>. St)hti (3. 67 unb X^elen 8. 25, ber t)on einer promissio pro concedendis etc. rebet unb boran ®. 60 auc^ gegen 9{ie^ued @. 205 feft^ält. Übrigen« fagt Sc^effer @. 203 no(^ gona richtig: ,Jeine (©tep§an'8) ©ittc galt nur bcm (gjar^atc \>on SJaöenna unb bem 3)ufate öon S^om"; erft auf @. 204 ibentifijlrt er biefe 53itte ©tep^an'« mit bem SScrfprc(öen <ßipin'8. Über ba» «er^ältni« ber Vita Hadriani jur Vita Stephani 11. l^anbelc ic^ weiter unten.

0 Sntfc^eibenb fc^eint mir ba folgenbe (^rtuägung. ®a(t bie ^romiffio t7on 754 mirfüc^ nur diversis civitatibus ac territoriis istius Italiae provinciae, fo rcäre fte ja burc^ $ipin felbft bödig ^ur ^udfü^rung ge« bra^t morben, a(fo wäre eine Erneuerung ber ^romiffto gan^ überflüfftg getoefen. I^ar( ^ätte bann uiefme^r bie donatio $ipin'$, bie in ber %tfat diversis civitatibus ac territoriis istius Italiae provinciae galt, beftätigen muffen, ntc^t aber bie ^romiffto. 6ct)on barum fann (Bc^effer^^oic^orffft Deutung ni^t bie richtige fein, ^ai ^roeite easdem civitates et territoria bejiel^e i4 nic^t auf bie diversae civitates ac territoria istius Italiae provinciae, um berentroiden ©tep^an nad) t^ranfreic^ fam, fonbem auf bie Stöbte unb &thxtit in bem $ipinifc^en (Bc^enfungdDerfprec^en, beffen Sn^lt mir nur aud ber ^romiffio StaxV^ fennen.

bie fog. Äorofingifc^c ©c^enfung Don 774. 401

unb fpejififd) tcd^nifc^e ©cjeic^nung nngcfc^en werben, ßajcr ®e6rauc^ befonberg ber geogra^tlifc^en 33ejeic^nunflen ift ben mittleren 3^^^^" eigentfjümlic^ ^), unb in ber %i)at jeigt eine ©egcnüberfteHung ber JBelege biefer provincia Italia burd^aud bie fc^roanfenbe Hnmenbung. Unb auc^ menn ju einer be« fttmmten 3^^* ber Segriff ber ^roöinj Stauen abfotut feftftanb, fönnen mir barauiS noc^ ni^t fc^Iiefeen, bofe er aud) im So^re 774 noc^ ben gleichen Sn^alt unb Umfang ^atte, unb !önnen nicftt tt)iffen, ob ^ier bem Slutor, bem öieHeic^t nod^ baö 3Bort geläufig, ber Sinn aber entf^munben loar, ni^t ein 3rr* tf}um jugeftofeen ift. ©o fd^arffinnig alfo aud^ ber fc^einbare ®egen)a^ ertannt ift, jo bäu^t mir bod), er fei ju fe^r in ben SBorbergrunb gefc^oben unb ju au^fd^Iiefelic^ jum entfc^eibenben fünfte ber (Streitfrage gemad^t morben *).

') 3d) erinnere an bie begriffe Ducatus Romunus unb Exarchatus Ravennantium, bie 6eibe in öerjc^iebenen ^lu^be^nungen erfcfteinen, roie i^ in fpätercn S^Joten geigen »erbe.

•) 3)ie älteren ©elegc V. Theodori p. 332, t; V. Martini p. 337, t; V. Johannis VI p. 383,2; V. Constantini p. 392, 17; V. Gregorii III p. 416, 7 unb 80 unb bie öon @imfon S. 157 9?. gefommelten Stellen im Llber diumus betoeifen ^ur (Sbiben^, bag unter ber $rot)in^ Italien bad bi)3ontinifcf)e Stauen im (S^egenfa^ ^um langobarbifc^en 5U toerfte^ ift 3)a8felbe ergeben aud) bie [päteren ©elege V. Zach. p. 431, 19; Steph. p. 442, i*; V. Hadr. p, 488, is. Slber neben biefem rociteren 'öegriff fdjeint feit ber ^itte bed 8. ^Q^^^^unbertd ein engerer ein^ergugel^en, inbem isla Italia provincia für ben (Sjrarc^at Don 9^abenna allein mit 9(udfd)(u6 be$ 2)ufatd bon diom gebraucht n)irb. ^ie ©ac^e ertlärt fid) DieOeid)t aud ber 93e« fc^ränfung bed @£ard)en auf SRaDenna unb ber ^r^ebung bed römif d)en 3)uratd gum felbftänbigen 9^egierung8begirf (f. oben ©. 393 ^. 3). 3)ie roic^tigften Belege finb : V. Zachariae p. 426, 0 : Hie invenit totam Italiani provinciam valde tnrbatam, simul et ducatum Romanum; V. Ste- phani II p. 444, s : ber ^opft bittet für bie öerlorenen ©djaje, scilicet pro nniverso exarchato Ravennae atque cunctae iBtius Italiae provinciae populo, quos diabolica fraude ipse impius deceperat rex et possidebat, mad man bod) nic^t oon bem ganzen bt)^anttnifd)en Italien fagen fann: ^ier ift alfo offenbar nur ber (£jard)at gemeint ; V. Stephani HI p. 474, 4 : adgregans diversos episcopos Tusciae atque Campaniae et aliquantos istius Italiae provinciae, roorauf in ber fiifte ber ^nroefenben ^unäc^ft ©ifcftöfe be« langobarbifc^en 2;u«cienÄ (eaftrum59(quo))enbente bi«J iiuni) ^iflorifdir 8rit{(6tift 9t. %. Ob. XXXIV. 26

402 % 5?e§r,

S)enn bie ©qc^c ftimmt Qud) fonft nic^t. ®cfc^t, bie H?ßroöinj Stallen'' fei nur ber 3)utat öon JRom unb bcr S^ord^at Don Stauenna, unb nur i^nen galten bie ^omiffionen ^ipin'd unb ^arCd, )o n^ären ald Interpolationen ju betrachten nid^t aöein bie 6öfe ©renjbef^reibung, fonbern aud^ bie ?ßrü- Dinjen $$enebig unb Sftrien unb ganj gemi^ bie ^erjogt^ämer ©poteto unb ©encoent.

Snbcffen ftet)t unjttjeifel^aft feft, bafe ^axV^ ®d)enfunciö*

folgen, bann bie ®ifd)i3fe bed ^utatd tton 9?om, unb ^wav be$ vömifd^en JnScienc unb ber (JompagnQ 6unt burd) einanber ((5ere bid 9?epi), enblid) bie beö (£;Qrd)Qtd im loeiteren 8inne ((Sefena big Uvbino). G^erabe auf biefe (Steüe ^at Scfteffers^Soicftorft S. 202 entjd)eibenbc8 (SJcmidjt gelegt, er erflärt, bob ,,ouger einer Wenge tiou Xodtanem unb (lompagnorben, bie ja auSbrüdlic^ t)on ben ^ifc^öfen biefer $rotiin^ ^^tc^ti^'n gefd)ieben luerben, nur nod) ^ifc^bfe bed ^utatd t^ou ^tom unb be$ (Ejrarct)at$ tton 9^abenna genannt luerben''. 9lber ic^ gefte^e offen: icf) meiB nid)t, ivo id) bie 9ifd)öfe bed ^ufotd oon Stom fucuen {otl, ^a fte bereite unter ben koütttiü^ begriffen Xudcia unb (lampagna jufammengefagt ftnb; ba$ (römifd^e) ^udcien unb bie Sampagna bilben eben ben ^ufat uon 9{om (üg(. V. Stephan! III p. 472, 478; V. Hadriani p. 493, 513), beffen begriff übrigen^ felbft ganj ä^nlidien ©djioanhmgen unterworfen geroefcn ju fein fdjeint, wie ber ber ^rooinj gtalien (ögl baju 5)ie§I 3. 63 ff.; Sidcl 3. 120\ 9lud) au8 (£p. 17 bcö Cod. Carol. (p. 515), ber einzigen ^gtcüe in biefem, loo bie Italia pro- vincia genannt luirb, ge^t beutlid) ^crbor, ha^ bamit ber (S^arc^at gemeint ift. 3)iefem (Ergebnis fd)eint ^u iüibei*fpred)cn bie fc^on x>on S(^effer=©oidjorft an* geführte 8teUe bei S-S 2342 . cunctam hanc Italiam provinciam simulque et exarchatum Ravennanciiini. 9(ber gegenüber ben anbem Seiegen fann biefe eine ©teile ein entfd)dbenbee^ Ü5emid)t um fo weniger beanfpruc^n, old simulque et, wie ber weitere SBoiHaut ber nur ex veteri apographo betannten llrtunbe wa^rfc^einlid) mod)t, au8 videlicet oerberbt ift. 9ine$ fommt, wie man fiebt, barauf ajj, wa^ ^ier wie in ben anberen 93elegcn simulque et bebeutet, unb barauf fpift fidj fc^Uefelid) in Scfteffer'S ©ewciöfü^rung bie ^tf (Reibung über (£d)t^eit ober Uned)tl)eit ber ftrittignt Sn^alt^angabe in ber V. Hadriaiii ^u. üx überfeft „unb bamit bcnn ^ugleidj". Aber id) ^alte biefe Ubeiie^ung, wie id) weiter unten 8. 414 92. 2 burc^ ja§(reid)e Belege ^u erweifen t)erfud)e, für falfc^, fei benn, ha% ein unb berfelbe Slutor ein unb ba«Jfelbe 3öort in gan^ oerfd)iebenem 8inne gebraust l^abe. tluc^ ©imfon ©. 157 92. unb 9Warten«J, 2;^eoI. Guartalfc^r. 68, 616 ^ben Sebenfen geäußert. 34 bemerfe enblid) nod), ba^ bie $äpfte im Cod. Carol. oft tton ista provincia reben, aber nur einmal mit bem Q^i^^ Italia.

bie fog. Jlt^orolingifc^e 6tbenfung Don 774. 403

t)crfpre^cn unb, roenn bic 33iogrQpf|ic ^abrian'd SRec^t ^at, bafe fid) bic ^ronüjfionen uon 754 iinb 774 mit einanber bedtcn, aud) bad $ipin'd, me^r umfaßt i)at otö ben (Sj^orc^ot t)on 9{a« t)ennQ unb ben ^ufat Don 9}om.

@g ^Qt ftc^cr umfafet bod §erjoflt^um ©poicto. ?Rur bic gcroaltfainftc S)ialcftif fann jene ©e^auptung ^abrian'ö in bem 775 an Äorl gerid^teten ©riefe ?Rr. 56 bc^ Sobej SarolinuiS: „§Q6t 3^r bod^ awdi) biefe^ ^erjogtl^um ©poleto pcrfönlic^ bem f)I. ?ßctni§ bargebrac^t" ouS bem SBege räumen ttJoHen *). S)er S)ufat öon ©poleto \)at in ber Xt)Qt feit @nbe 773 jum Äird^en- ftoat gehört ober tDenigftenig bie päpftlic^e feo^eit onerfonnt; erft }u Slnfang 776 ift er infolge eined bem ?ßapfte aufgeättjungenen SlOfommend mit ben f5nig(it^en ®efanbten bem 5{önigreic^ 3ta(ien einoerleibt roorbcn. ©pöter ber 3^i*pw"^^ 'ft ungenjife *) \)at ^abrian in einer befonberen Urfunbe ouf feine fpoletinifc^en ?lnfprüc^e öerjic^tet unb fic^ mit ber Überlaffung beö Jtönig^* jinfeö begnügen muffen *).

^) p. 582, 11 : Quia et ipsum Spoletinum ducatum vob praesenta- liter offeruistis protectori vestro beato Petro principi apostolorum per noBtram mediocritatem pro animae vestrae mercede. ^r $af{ud ^at eine faft urfunblidje Saffung. Warten^J ®. 150 ff., 9?eue ^rörte» Hingen ®. 22 f. interpretiil tiefen ©q0 mit einer beifpieHofen ^idtür unb be^arrt ouc^ X^eol. Ouortalfc^r. 68, 605 unerbittlich ouf feinem Stanbpunft. ^eilanb @. 378 ticgt gegen ^iorteuÄ' 3nterpvetotionSfünfte hodi ^albe 53e» benfen, obrco^I aud) ei- fc^lieglid) feinen onbem ^lu^ipeg fie^t, a(d i^nen ^u^ iuftimmen. ^S^nlid) §iifd) S. 36. 3)agegen &unt @. 632 unb ^üffev 3. 244 ff. dtonfe 5 ^ 125 benft an eine „münbltc^e'' iBer^eigung. 91ber bad ift aOe» bem floren Wortlaut ber Stelle gegenüber unhaltbar.

«) mdft 781 , loie Sider 2, 347. 367 roiU. 5)ie ©efcge behalte id) mir t)or, f. 3t- oorjulegen. SJ^atlend fommt ^ier ber SBo^r^it na^e. $g(. <iu4 ^irfd) $Qpft :pQbvian I. unb bad f^ürftent^um ^enetoent, J^orfc^ungen 13, 37 unb SBeilanb 8. 379. 3Äit bem Älofter garfo, ba^ biefer ©. 378 in'd treffen fiit)rt, f)ai ed aber befonbere ^eroanbtuid, idq$ id\ ^ier nid)t toeiter audfü^ren tann.

») 3)ie betonnte Stefle im ^aftum fiubmig'Ä bed {J^ommen, bie ben gorfcftem fo öiel Äopfjerbrecften gemadjt §at, btntt id) f. gt. befiiebigenb er» tiären ju tonnen, ^iefe 3)inge fonn ic^ I^ier nur ftvcifen.

26*

404 % ^c^r,

9(0cr ©poleto luor c^ nid^t aQein ^).

liegt am nQd)ftcn, an XuScien ju benfen. 2)afe ^obrion oud) auf bicfed (angoborbifc^e fianb 9lnfpruc^e ju ^oben glaubte, ift febr tua^rfcfteintid^. SBefriebigt oud) ber ben tudcifc^en S?ert)ältniffen geltenbe ©rief ^abrian'd im Sobej Sarolinu^ SRr. 58 nicftt t)5üig unfere SJBiftbegierbe, fo beh)eijen luieberum bie fpäteven ?ßaftQ ber ffaifer mit ber römi)cf)en Sircfie and) I)ier ^abrian'^ 9ied^t, auf ba§ er in einem mit bem fpoletinifd^en ?l6tümmen analogen SSertrage unter ben gleicf)en Sebingungen t)crätd)ten mufete ^).

!£afe aud^ Sftrien unb SSenebig bereite ju ^qHcu ?ßipin*^ unb ©tcp^an'ö IL ©egenftanb ber untert^anenfro^en gürforge ber 5ßäpfte gettjcfcn fiub, Ijat jc^on SEBeilanb barget^an ; in einem Schreiben, baö ^apft ©tep^an III. im 3at)re 771 an ben ?ßa* triard)en 3ot)ann üon ®rabo rid)tete, finbet fic^ fogar ber ©a^, ?ßipin unb feine ©ö^ne, ©anft ^eter'ö ®etreue, Ijötten ge* fdjmorcn unb ba§ )d)riftlid)e SSerfprec^en geleistet, Sftrien ebenfo tüic ben jDufat üon SRom unb ben Sjarc^at ju fc^ü^en *).

\, ^k ba^ et ipsum iSpoletinnm diioatiim beioeift, ioa§ 9}iarten^ S. 151 fel)r ridjtig t)eröoi1)ebt.

») 339L ^arteu^ ö. 156 ff., bem ^Sciknfc 3. 379 ^uftimmt. 3)en ^ofiiiÄ im ^aftum fiubnjig'S be§ frommen intcrpretivt Söeilanb S. 380 riditig geflcn ü. Sl)bcl S. 109.

») 3^g. 2391. 3d) fc&e bic luiditigc etctlc und) MG. Epp. 3, 715 tjie^^er. Qiioniaiu in imstro pacto generali, quod inter Romanos, Franros et Longobardos dignoscitur provenisse, et ipsa vestra Istriannn provincia conHtat esse confirmata atqne annexa simulque et Venetianini pro- vincia: ideo confidat . . sanctitivs tua, quia itn fi<leles beati Petri Btuduerunt a<l serviendum iureinrando beato Petro apostolorum prin- cipi et eins omnibus vicariis qni in sede ii)sins apostolica iisciue in finem seciili sessuri erunt, in scriptis contulerunt promissioneni, ur, Eicut hanc nostram Uomanonim provinciam et exarchatum Ravenna- tium, et ipsani quoque vestram provinciam pari modo ab inimicorum oppressionibns semper defendere pmcnrent 9(u«> bie|em mit Unredjt Don ^a\{\ 3', 532 ongej^iücifcltcn 33ricfe (ügl. 3i^cilnnb 8. 385; in ber 2. 9(uf(oge ift, ioüiel id) fe§c, bcv 3»ofiffJ geftnd)eii) erfahren wir, boft in bem ^oncjcv SJcrtrog Don 754 aud) ^\tv'\en unb ^^cnebig genonnt würbe, femer beftatigt er ba<$ SSoröonbenjein einer ^^romiffion*urfunbe mit bem

bie {09. ^aroUngifd)e 8d)enfung t>on 774. 405

3)amit finb freiließ unfevc pofitiöcn Sciegc erjc^öpft *).

9lber fc^tücrer noc^ alÄ biefc tüicflt btc Äorrcfponbcnj ^abrian'd I. mit Äarl bcm ©rofecn au^ ben 3al)rcn 774 bid 776 unb bic in i^ncn ^errfc^cnbe ©timmung unb 5;enbenj*). SRan tft [reilid^ auc^ mit i^r fertig gemorben unb ^at fo (ange an bed $apfted emigen iBorn^ürfen unb Jl^lagen gebeutet unb gebre^t, bid auc^ fte nic^t me^r mögen, ^enn, )o meinte man, auö biefer Äorre)ponbeni\ fpräc^e eine fo ftarfe ©ubjeftimtät, bQB fte be^^alb nic^t ald unbebingt juDerläffig gelten fönne. @emiBr ctber man \)at baS ^inb mit bem ^3abe audgef chattet. Wlan \)at aud bem ^3i(be ^abrian'i^ eine ^arrifatur gemacht: otö ein aufbringlidjer unb öerlogener ÖittfteHer erfd^eint biefer fü^ne unb auf feine ©elbftänbigfeit eiferfüc^tige ^riefter % ebenfo fe^r unteren SEBiberwillen erregenb roie Äarl'd unbegreifliche Sangmut^

^efeiiftondt)erfpred)en ^4$i|)in'd unb feiner 6i3^ne für ben 3)ufat Don SRom, ben>(S^'Qrcf)at von 9laDenna unb bie ^rouinjen ^enebig unb 3ftrien, alfo bie respublica Romanorum im lueiteften Sinne, ^eilanb meint freiließ, 6te))^anin. f)abt ^ier Dermut^lic^ bie ^orte nid)t auf bie @)oIbrcaage gelegt. ^ie wichtige ©teöe ift, foötel id) roeiß, nur öon ^Beilonb @. 386, ^üffer ©. 248 ff. Simfon 8. 167 9i. 1 unb fiampredjt @. 87 öerroert^et raorben.

>) jjür «eneüent (DflI. ©üffer @. 246 ff.) läßt fic^ nur geltenb mac^n, bai €>Upf^an U. nod) *!HiftuIf'd 2:ob bie jlommenbation ber @po(etiner unb Seneuentaner empfing. ^orftfa bagegen (Dg(. ^üffer ®. 247) laffe ic^ ^ier ganj oud bem 8pie(, loeil bie in bem Briefe Seo'd III. 9{r. 1 (Saffd p. 310) Dom 3. 808 enuö^nte donatio nid)t auf bie $romiffionen Don 754 unb 774 ^u bejie^en tft. Überbied finb ade (Zitate nac^ 778 für bie ^itit biefer $ro« miffionen irreleoant, ba biefe feitbem nid)t me^r bie GJrunblage ber päpft(id)en tlnfprüc^e geioefen fein fi)nnen.

•) pnb bie« bie ©riefe beS Cod. Carolinus <»r. 49—58, ^u benen nQ4 ^. @^unb(ad)'d Unterfud)ung (9^. ^rc^iu 17 . 551 "ifl. 1) auc^ noc^ 9«r. 59 (md) 3aff^ S^ir. 64) tritt.

•) 3d) erinnere an $obrian*8 SBort Ep. 94 (p. 635, n) : Sed sicat vestris hominibus sine vestra absolutione ad limina apostolorum neque ad nos coniungunt, ita et nostri homines, qui aput vos venire cupiunt, cum nostra absolutione et epistola yeniant. ^^ier rebet ©ouoerön ju @ouDerän. ©efanntüc^ §at ^abrian niemals bie unmittelbare Ober^o^t i^ari'd in feinen Urfunben anerfannt: er ^at eine politifc^ @elbftänbigfeit de^uptet, bie feiner $erfönii(^feit ^u^urec^nen ift, unb bie fein fc^roäd^erer 9{ad)fo(ger fieo UI. nid)t §at feft^aften fönnen.

40Ü <ß. .^e^v,

unferc Seiüunberunfl. S)afe bcr Äönifl bcm ^apftc bie ufurpirten mittelitalicni|d|cn ©ebiete, bie jener bei ber Äataftrop^e be^ longoborbiid^eu 9}eic^e^ an fic^ geriffen ^otte, etft nac^ 3Q^r unb ^Qg ent^ie^t it)n aber ^ernac^ reic^Iid^ entfc^äbigt, fie^t freiließ beinat)c auö ttjie ®c^n)äcf)e ^).

9Ran ()at ^ier, fürchte id), boc^ fe^r mit ungleichen 9)7ag« ftäben gemeffen unb biefen ©riefen ^abrian'ö gerabeju ©eloalt anget^an. Um nur einen ^erauöjugreifen, uermeife i^ auf feinen erften ©rief an Äarl er mufe balb nac^ beö Äönig^ ^eimfefjr in'«^ grantenreic^ gefc^rieben fein , in bem ber ^apft fic^ l)eftig über feinen rauennatifc^en 9?ebenbu^Ier beflagt, um fc^Iiefelic^ in einer öon Sitterfeit unb ©orge gemifc^ten ©timmung feinen geinben ben §ot|n in ben SWunb ju legen: ,,SBaö \)ai ed @uc^ benn genügt, bag ba^ 93i)({ ber Sangobarben uernid)tet unb bem SReic^ ber grauten unterworfen ift? ©ie^e, nic^t^ uon bem, ttjod (Sud) üerfproc^en ift, ift bi^ jegt erfüllt, ja felbft bai^, ttjoö einft ber feiige J?önig ^ipin ©anft ^eter fc^enfte, wirb (Suc^ jegt genommen" *). @ben bamal^ ald ^abrian biefen unb anbere Don bitterer ©orge megen ber ©rfüQung be§ ©c^enfungö- üerfprec^eniS biftirte Sriefe fc^rieb, befafe er unjttjeifel^aft ben ^utat t)on Stom, bann noc^ unangefod^ten ben $ufat uon ©poleto, germo, 3(ncona unb Dfimo, oon 3^u^cien 6ittä bi SafteQo, ben Sjard)at unb bie ^entapoli^, wenn auc^ nid^t un*

') (S^ ift nidjt ein^uie^en, warum fioil bem Sßap\te bicfe (Srobenmgen (teg, menn biefer feinen rect)tlid)en "iUnlpiucf) barouf gehabt ^ätte. 8elbft t). ^^bcl @. 75 {QQt Uon biefer ÄoiTcfponbenj, ha^ man tuvd) fie ^^^u einem falben ÖJIauben an bie grofte 8ct)enfung" fommen tünne.

*j Ep. 49 (p. 568,3a): Quid vobis profuit, quod Langobardorum gen« est abolita et regno Francoriim subiugativ? Et ecce iam nihil de bis, quae promissa siint^ adinpletum est; insuper et ea, quae antea beato Petro concessa sunt a sanctae recordationis domno Pippino rege, nunc ablata esse noscuntur. $g(. ba^u bie bon i!ampied)t @. 99 ^. 2 au^ ben ©riefen ^abrian'^ gefammelten ©teilen. Über bie (S^ronologie biefed unb ber folgenbcn ^abrianbriefe ügl. je^t 2B. ÖJunblad) im 9?. "äxd^ix) 17, 562 ff. Sparten«' @. 173 SBorfdjIag, bie Ep. 50 (Reversus) öor bie Ep. 49 (Pervenit) ju fe^eu, §at manc^ für fic^; leiber ^at ^unb» lad) fid) barüber auc^ in ber neuen ^u^abe nid)t au^gefproc^en.

bie fog. ^aronngifd)e 6d)enfung Don 774. 407

bcftrittcn; no^ ipar i^m feinet bcr 773 occupirteii ©cbietc ab^ genommen toorben. 3)afe ober mit jenen «nennüblic^en Älagen, bie bod) eine ©ubftanj gel^abt ^aben muffen, nic^t ber Sjarc^at allein gemeint ift, bereift, bafe neben ber Äloge wegen SRaüenna bie grofee Älage ob beig nod) nic^t eingelöften S?erfprcc^em^ reget mftfeig einf)erget)t. 2(uf JBeneöent fann fic fid^ nid)t bejie^en, ba biefed $)eriiogtl)um ald unbejmungene^ Sanb nic^t in Setroc^t tarn. 9luf Patrimonien ober gragen ber inneren SSertoaltung offene bor auc^ ni^t. 9J}an beachte enblid^ ben SRangel jeber prasifen unb fpesialifirten Jorberung auf ®runb ber ^romiffio: ber ^apft erttjartet offenbar ooö Ungebulb unb fteigenber ©orge ben oerfproc^enen 9lnt^eil an ber Söeute, unb boc^ ift er feiner @ac^e ni(f)t ganj fidler. ^iQ man ibn nid)t gerabeju ber Säge jei^en, fo mug man an bie @£iftenj einer ^romiffio glauben, aber nic^t einer unbebingten, fonbern einer irgenbmie oerflaufu« lirten. 3Bo aber foQ man bad nac^ ber SReinung bed ^apfted noc^ geftlenbe fuc^en?

9fc^ öerfuc^e, biefe unb anbere fic^ immer mieber aufbrängenbe fragen ju beantworten, inbem i^ mic^ an ben 3n{)alt bed ©c^enfungÄoerfprec^eni? felbft menbe.

S)enn icft finbe ^icr in ber SBemeigfü^rung ©c^effer^Soi^orffd unb Änberer eine Sücfe; id^ üermiffe ben 9?ac^n)eid, mann bie angebliche Interpolation vorgenommen morben fein foQ ^).

®ro6 ift ber 3^^^^^"^ ^^^ *" ^^^ ^^^ gejd)e^en fein fbnnte. S)enn ber ßuci^efer Sobej be« ?ßapftbuc^ei8, in bem fic^ fc^on bie Vita Hadriani finbet, ftammt auÄ bem @nbe be^ 8. ober bem ?lnfange be^ 9. 3at)r^unberti8 *), unb bafe in biefer

^) .3ot)ie( id) fe^e, ^at man entroebei* mit gon^ Derfe^rten ^njö^en opcrirt, wie ^JWutQtori, bcr bie S^tcrpolation in'« 11. S^^J^^un^fi't fejtc, Ährofta (f. @d)effcr*53oi*orft @. 197 9?. 5) u. «., ober aber fi^ mit bem SSerbitt begnügt, bie ^gnterpolation" fei eben bo« 3ÄQC^H)erf eine^ Späteren. (£ä ift fiampredjf« SSerbienft, @. 109 ff , roenigftenS einen ^erfu* gemadjt JU ^ben, Quc^ biefe groge f^u beantworten ; bag er migglücft ift, baran fmb bie irrigen ^oraudfe^ungen fc^utb, t)on benen er aui^ging.

•) fi. 3)ud)e«ne. Introd. p. CLXIV, ß. ©et^mann im «rc^iö 12, 706, % (Swalb im 92. 9(r4it? 3, 342 fetien ben Cod. LucenBis noc^ in'd 8. ^afft^

408 % Äe^r,

^anbfc^rift bie ©rcnjbefc^reibunfl intcrpolirt fei, ift eine längft lüiberlcgtc ßegcnbc *). 3nc^ ift jener ßobej nic^t bie Ortginat IlQnbfd^rift felbft. S)a nun auc^ bie nic^t auf ben SucenftS jurüdge^enben ^anbfd^riften ben umftrittenen ^offui^ im gleichen SBortlaut bieten, fo mufe bie Interpolation noc^ Dor bor älteften unö erfjaltenen ^anbfd^rift liegen.

®d ift ttjeber tDa^rfd^einlid^, bafe bie V)erIorene Original» ^anbfd^rift aufgefunben wirb, noc^ bafe erneute Unterfuc^ung be^ fiucenfiS aud feinen grap{)i)c^en Sigent^mlic^feiten genauere Snbicien über fein After gewinnen »erbe, ©omit finb n^ir lebiglic^ auf ben SBortlaut be^ ®ct)en{ung(^t)erfprecl^end a\u genjiefen.

Slber mad ^at man mit biefem ^affud nic^t adeS gemacht! 9Ran l^at i^n jerpflüdt unb ^erbeutet, Sänber unb Patrimonien hinein* unb l^inauöinterpretirt, i^m bie mi^glic^ften unb unmög* Keiften ^Deutungen gegeben. „SHe Snterpretationgfünfte finb biöt)er an ben ©d^mierigfeiten gefc^eitcrt, njeld^e bie au^ in i^rer ftiliftifc^en S^ffung burc^auö unflare ©teQe bietet," fagt $. Äo^l in feinem SRefume über bie ©c^enfungen ber Äarolinger an bie ?ßäpfte; „fie ift ju einer Crux interpretum geworben", ein an- berer aU einer ber erften Äritifer anerfannter ^iftorifer.

@d war aber t)or adem bie ©renjlinie, baiS designatum confinium *), bie ju wiberfpruc^öoHfter S)idtuffion SInlafe gab. Aber man ^at fic meiner 3)?einung nac^ burc^wegd mifeuerftanben. 3Jlan ^at, o^ne fic^ eigentlich barüber flar geworben ju fein, wo fie aufhört, in ifjr eine aQgemeine ©renjlinie gefe^en, bie baö gefammte SDiittet unb ©übitalien tjon bem nbrblic^en Italien

l^unbcrt, bagcgcn ©oi^ 3«, 219 (tjgl. 9«e^ueS @. 227) unb 3Äü^l6ad)cr Beg. Kar. 8. 772 in hm Anfang bed 9. So^^^unbertd. ^abiQon, Museum Italicum 1*, 186 fagt Don i^m: sed prae ceteris insignis est codex tempore Caroli magni scriptus.

*) ©rcfelQU in mit (SJel.^STnj. 1871 1, 939 berichtete fic jucrft nac^ einer Witt^eilung öon ?B. ^rnbt (^. ^abft), wa^ SBai^ 3«, 219 9i. 1 auf* geflört i^at

*) 9?i4t designatuB contiuium, nite kartend ?^eoL Ouartalfc^r, 68, 611 u. ö. fagt; ögl. fiamprec^t @. 106 9J. 2.

bic fog. ^ürolinflifcftc ©c^cnhing üon 774. 409

trennt^). Set) lucrbe berocifen, bafe fic bad nid^t ift. 9Wan ^at it)r bann eine jiDtefac^e ^Deutung gegeben, ^ie Sinen fa^en in i^r bic n5rblid)e politifc^e ©renjlinie eine^ ganj SKitteU unb ©übitalien umfaffenben Äird)cnftaatg, aufif beffen ®ebiet bann noc^ cinjelne Steile befonberd ^erüorge^oben njorben roören. S)ad erfdjien bann aQerbingd bei9 ©uten ju üiet. @ben bed^alb ^aben i^r it)re SSert^eibiger bic üerfc^iebcnften Äuelcgungen gegeben, um ftc ju retten. Wlan \)at für SRantua üorgefc^Iagcn }u Icjcn SKutina (SKobena), um fic fo tüenigftcn^ mit ber ®renje bed (Sjarc^at^ in ©intlang ju bringen. ?Iber bieje ©menbation ent« be^rt jebcr ^anbfc^riftlic^en SBcgrünbung *). Überbiei^ mad^tc man bamit bic @ad)e nic^t beffcr. S)enn roaö foü eine mit bcr @rcnje be^ Sjrarc^ati^ fic^ bedenbc fiinie, menn unmittelbar

*) 80 ü. @i)bel @. 48 : „bcr Äönig ^abc bcm '^.^opftc Dcrfproc^en, i^m ben croigcn S3cft^ öon ganj ?WittcI* unb Unteiitaüen ncbft SJeneticn, 3ftricn unb ikox\\ta 5u ücrfd)üffcn" u. 8. 68: „alle ttaHfd)en Üanbc fübwärtd einer fiinie Don ber SD>{ünbung bed Wagra bid ^ur 9{orbfpi^e bed ^briatijc^en ^eered nebft i^orftta unb ^ftiien . . ., aljo mit anberen Sorten gan^^ Italien mit einziger ^^(udna^me ber heutigen Sombarbei, $iemontd unb ©enuQö". (gbenjo Sunt 8. 604: „Xie edöentung (!) Äürf« b. ®r. ^abe aufeer ber 3nfel Äorfifa joft gan^ Stadien umfofet, inbem nur bie heutige fiombarbei, ^fiemont unb (^enua audgefc^Ioffen roaven''. ^enetien ift ^ier immer im Sinne ber fpäteren Terra ferma öon SJencbig üerftanbcn, mas^ abj^ule^nen ift. ^ud) bad griec^ifc^e Unteritalien fei mit in bie 6(^fung ein« befcf)loffen, meinen faft nlle dieneren, freigebiger mit Üanb unb fieuten alÄ ^:ßipin unb ^'ar( felbft. 8e(bft nad) gider 2, 330 luöre bamit bad gan^e füblic^e !3talien, wie ei» burd) eine Dom ^u^flufa bed ^agra bi^ ^um abria» tifd)en ^^eere gezogene iiinie oon bem S^efte bed ^^angobarbenreic^e«^ getrennt mürbe, unter auSbi-üdlidjer ^eruortjebung ber felbftänbigen Sänbermaffen bed @^*ard)at^ unb ber jper^ogt^ümer 8poleto unb ^eneoent, ber römifc^en ^irc^e Derfproc^en. (^benba 8. 366 : „ben ^äpften bie Uberlaffung oon gan^ Stalten fübmärtd ber i^inie üon Suni bid ^onfeüce üer^igenb''. §i[^Ii(^ audi ^irfc^, 8. 3. (^egen biefe burd)aud unbegrünbete ^udbe^nung be«( Sc^enfungd:: Derfpred)en^ bnt übrigens fdjon 8imfon 8. 157 9?. Sinfprudj ert)oben.

*) 3uerft, menn idj nid)t ine, öon fjider 2, 330 Sfl. 6 üorgef erlagen, bem fid) aud) ^ü^lbad)er Reg. Kar. %. 159 an^ufc^Iiegen fc^eint. (Sbenfo GJenclin 8. 27. 3)age9en mit 8«ed)t aKaiien* 8. 292 9?. 2. 3)a auc^ bae Ottonianum (DO. I. 235, MG. DD. 1, 325, «) Wantua bietet, fo tann oon biefer (Smenbation feine 9{ebe fein.

410 % Äc^v,

barauf ber ©far^at jelbft genannt roirb? S)a^ fä^e bann aüer- bing^ auö, tüie ber SSerfud) eineg ©pätcrcn, gleidifam eine geo» 9rapf)i)d)e @(offe ju ben üerfpro^enen (Sebieten ein^u}d)ieben. Unb fetbft roenn bie Sinie Wobena— SKonfelice ald ungefähre ©renje beiS Sjarc^atö ju retten lüäre, immer bliebe bie jeber ^iftorif^=geograp^ifc^en 8tnlel)nnng entbe^renbe. bie ßmiiia mitten burc^l'c^neibcnbe fiinie ^arma SReggio TOobena unerflörlic^. gerner marum enbet bie ©rengbef^reibung gerabe bei 9}?onfelice? SSarum füf)rte man fie nid^t biö jum SKeere? S)a^ erforberte bod) fd^on ber Slu^gang«Jpunft Öuni. Unb marum gerabe ba^ in firc^enftaatlic^en S)otunienten fonft nic^t begegnenbe 9Kom felice? SSiel nä^er Ijätte e^ boc& gelegen, 9(bria ober ®abeQo JU nennen, bie in ben ^^er^anblungen unb @d)enfungdaften bed 8. 3af)r^unbert^ eine SRoüe gefpielt t)aben. Unb enbli^, warum fdlticfet fid) an äKonfelice, tüie man boc^, luenn ftc^ um eine flanj Stalien burc^fdjneibenbe ©renjlinie fjanbelte, erwarten mfifete, nic^t unmittelbar SSenetien unb Sftrien an? 2Wit anberen SBorten, menn biefe Sinie 9?orbitalien t)om mittleren unb füblid)en 3talien fdieiben foU, bann ift fie rec^t unüoßftänbig unb unüerftänbig. 9Inbere aber f)aben in biefer ©renjiinie gar nid^t eine bem jutünftigen fiird)enftaat geltenbe (Srenje gefe^cn, fonbern eine Sinie, bie fiel) nur auf Patrimonien unb prit)atrec^tlid)e Sc» fi^ungen ber Äirc^e bejöge; fie foüe lebiglid) befagen, bafe inner* ^alb berfelben fic^ geroiffc 9led)te unb ®üter ber Äirc^e be» funben t)ätten; üon Sanbei§t)ot)eit fei feine IJKebe. 9lber mit gug unb Stecht ^at §. ü. ©tjbel biefen ©ebanfen, ben juerft ber S)äne ^alb unb bann befonber^ ©. 9Ibel nä^er ju begrünben üer)ud)t ^aben ^) , ein üerjweifelteö 3WitteI ,^ur SRettung ber

*) i£>alb, Donatio Caroli mairni ex cod. Carolino illustrata [1836] S. 33. @djon öor i^m \)at @(fjröc!b, (J^nftlidje Äirdiengcfdj. 19 [1794], 589 ff. eine ä^nlicfie Meinung au^gejprotften. 3)ann ^at fie %bü in gorfcftungen 1, 471 ff., Äarl b. öJr. 1, 132 f. lüieber Qufgenommen. 8ic!e(, Acta Karol. 2, 384, Üßic^ue«, Äaifert^um unb ^apftt^uni 1«, 523 unb C^ft. ^af^xh. 2, 236, %^ltn @. 26, SBai^ 3», 220, finb 3lbel beigetreten. 2)agegen ü. ©ijbel @. 74 unb aud) fd}on girfer 2, 347 ^. 2. 9^euerbing«> ^at Samprec^t ©. 106 bte ^^Qtrintonienibee in origineller ^t\\e mieber ^u beleben t)erfud)t.

bie fog. ^ovolingifc^e ©c^entung Don 774. 411

Urfunbe genannt: er beruht auf einer miOfürlic^en unb geroalt« famen Interpretation. Überbicö tpäre bann bie angegebene fiinie nic^t einmal richtig, tt)ie jüngft roicber S. S)ud)eÄne nadjgetüiefen

2)er ©ebanfe liegt aderbingi^ na^e, bab einzelne Gebiete, Don benen bad audbrudlic^ gejagt toirb, mit aden ^o^eitdrec^ten gef^enft Sorben feien, t)on anbern aber nur gemiffe nic^t nä^er bejeic^nete ©tobte unb Sanbftric^e. ©idcl t)or allen, bem fic^ aud) ©d)effer>9oid)orft angefc^Ioffen t)at, mied nac^brucfüd) barauf ^in, bag boc^ nur ber ganse @jcard^at unb bad gani^e ^er^ jogt^um ©poleto unb 53enet)ent üerfproc^en morben feien, bie anberen ®ebiete aber bemnac^ nic^t in i^rer ®efammt^eit *). Der Unterfc^ieb liege auf ber $)anb, meint ©c^effer*SBoic^orft : „$ier ©njelne^, bort SlQeig''. DaiS ift in ber %f)at eine beftec^enbc Interpretation, gegen bie bis^^er faum etmad (Srnftli^ei^ eim geroanbt werben tonnte: ic^ ^abe fie lange Q^it fär bie richtige gehalten.

aber in 35Ja^r^eit f^afft auc^ fie einen ©egenfaß, ber gar ntc^t Dor^anben ift.

©icfcl toeift ferner barauf ^in, bafe ber Sn^alt^angabe eine

») Introduct. p. CCXXXVni. «u« ®eneltn ©. 29 bemcrfte baÄ ftfton. Okm^ üer^meifelt erfc^eint mir Sam^re^t'd Serfuc^ ®. 89 unb 106, bie Sink ald ^atrimonieugren^e ^u retten, indbefonbere, wenn er meint, bad auBer^alb ber ®ren5fd)eibe liegenbe groge Patrimonium ber 6^ottif4en ^fpen (vorüber % i^abre in M^langes d'arch^ol. et d'histoire 4, 383 ff. unb ^^uc^edne a. 0. O. unb @. 387 ^. 8) fei ht&fyiib nidit mit in fie ^ineinbe^ogen, roeil bereit« reftituirt mar. S. ift roo^I 3)u4cÄne'Ä ©emerfung p. CCXXXVm entgangen. ^Ibgefe^en Don formellen @)rünben, bie i4 ^emac^ vorbringen n)erbe, ift bie $atrimonienibee auc^ aud (S^rünben be« gefunben ^enfcf)en« oerftanbe« nid)t faltbar. ift boc^ nic^t« oerfe^rter, al« bie Sage t)on Patrimonien in ber angegebenen ^eife ^u be^eic^nen. Sl'^an benfe ftc^ einmal in einem mobemen ^ftenftüde eine Verfügung über Domänen, ))on benen ^iege, fie (ögen innerhalb ber Sinie ^agbeburg«3erün«5tüftrin. (^erabe bei berartigen Objetten fagt man, fie Hegen in ben unb jenen ^rol^injen, Jtreifen, Stäbten, Orten u. f. w. iRie anber« erfc^einen au(4 bie ))ö^ftli(^en Patrimonien. Q^ne berartige Sinie ^at nur @inn, menn ed ftc^ um bad gan^e burcb fie ab» getrennte @)ebiet ^anbelt, ober gar feinen.

«) ©idel S. 133 ; @(fteffer^S3oi4orft e. 196.

412 % ^e^r,

gciDiffc 3^*^^'^ciiti9f^it anhafte; fie mac^e ben Sinbuud, mit %b^ ftc^t unbeutltc^ gehalten loorben i^ii jein. @c toirft mit ^ug uii b aicc^t eine 9fieif)e t)on gragen auf, auf bie biefe Sn^altdangabe feine ^lutroort ju geben fc^eint, uub bie fic^ boc^ Scbcm, ber fie lieft, t)on felbft aufbrängen. 2Sarum ift j. Ö. Xuöcien nic^t ge* nannt? Sluc^ Xu^cien lag innerhalb ber angegebenen ©renj- linie unb mar, mie mir bereite fa^en, ©cgenftanb ber ©e^nfuc^t ^abrian'd : )o gut ed ber ^Siograp^ für näglic^ unb not^menbig ^ie(t, ben @£arc^at uon SlaDenna, bie ^per^ogt^ümer @po(eto unb Söeneüent, bie ^^roüinjen SSenebig unb 3ftrien befonberd ju nennen, fo na^e ^ätte ed bo(4 auc^ gelegen, Xu^cien noc^ ein- mal befonberd aufjufüfjren. gerner mo bleibt ber Dufat üon 9tom? 2)er lag boc^ auc^ hinter ber ©renjlinie, auc^ er mar bon einiger SeDeutung unb gemiß befonberer ^Jiennung mert^. SSBeiter, marum fe^lt eine ©übgrenje? SBenn ber JJälfc^er ju ben in bem eckten ©c^enfungdDerfprec^en überlieferten Gebieten eine nörblic^e ©renje erfanb, marum bemä^rte er feine geo= grapl|ifcf)en Äenntniffe nic^t auc^ in ber ©rfinbung eine^ füb* tidien ©onfiniumö? 9?a^m er üietteic^t bag gauje f übliche Stauen in ?lnfprud) unb ^ielt er eiJ mit Slbfic^t natürlich für überflüffig, jutünftigcn päpftlic^en Stnfprüc^en burc^ bie Eingabe einer ©übgrenje ©Garanten aufzuerlegen? Ober mar t)ier feine ®eograpt)ie am Snbe? Unb fi^ließtic^, ma^ t)at e^j mit ben $ro» öinjen SSenebig unb Sftriea für eine ©eroanbtni^ : marum fc^altet fie unfer 2lutor jmijc^en ben iSjarc^at unb bie langobarbifc^en ^crjogtt)ümer ein, roä()renb boc^ it)r natürlicher ^^Jla^ unmittel* bar t)inter 3)fonfelice gemefen märe?

üKit anberen Söorten, ber angebtid)e Sn^alt ber fog. ^ipinifc^en unb Äarolingifcf)en (Sc^enfung ober, fagen mir ric^* tiger, ber ^ipinifd)'Sfarülingif(^en ^^Jromiffio ift entmeber ein maf)re^ ÜJiufter üon Äonfufion unb Untlar^eit unb bann allerbinge faum ju galten ober aber er ift eine l)5c^ft ju* treffenbe unb öerftänöige, m\^ nur auf ben erften ölid unoer* ftänblic^ unb miberfpruc^^ooH erfdjeinenbe ©i^pofition. Unb ba^ ift er, mie ic^ glaube, in ber X^at.

^etrac^ten mir junöc^ft bie fqntaftifc^e (älieberung ber

bie JQß. Äarolingifcftc 8d)enfung öon 774, 413

ganjen ©teile, bie trofe i^rer ©infad^^eit üietfac^ öerfannt lüorben ift. S5aö ©erippe beö ©o^eö ift: easdem civitates et terri- toria .. contradi spopondit per designatum confinium . . id est a Lunis cum insula Corsica, deinde in Suriano, deinde in monte Bardone, id est in Verceto, deinde in Parma, deinde in Regio, et exinde in Mantua atque in Monte Silieis , simulque et Universum exarchatum Ravennantium, sicut antiquitus erat, atque provincias Venetiarum et Istriam nee non et eunctum ducatum Spolitinum seu Beneventanuui ^). S)ie Säfur alfo liegt nac^ Monte Silieis*), fie fdbeibet bie beiben Sa^ttieife t)on einanber.

SBeiter, alle bie al^ (Srenjpunfte genannten Orte Suriano, monte Bardone, Verceto, Parma, Regio|, Mantua, Monte Silieis flehen im lütatiüen 9IWatit), finb alfo abhängig üon per designatum confinium , tpö^renb bie folgenben Sänber fömmtlic^ im 9(ccufatit) fte^en, alfo abhängig finb üon contradi spopondit. Dbjeft be^ SBerfprec^enö finb mitl)in 1. bie ©tobte unb ©tabtgebiete *) jinner^alb ber angegebenen ®renjlinie t)on Sunt biö SWonfelice, 2. ber ganje ©jarc^at, bie ^roüinjen SSetiebig nnb Sftrien, unb bie 35ufate öon ©poleto unb SBeneüent.

?lucf) ber ©inn ber ©teile, toenn anberS fie überl)aupt einen ^at, gebietet biefe Unterfdjeibung: gnerft ift t)on ©tobten unb Territorien bie SRebe, t)ernacf) aber üon grofeen Sänber«

*) 3" ber Slcgcf ^nt man t>tn ©cgriff bcÄ continium entmeber bi* Iptriani ober gar bi§ Beneventanum au^gcbe^nt. @o nudj i^elen ©. 26, bei ben origineKen, aber unhaltbaren SJcrfucft (ögl. aud) 8cf)effer»33oicf)orft S. 196 9^ 1) niocfit, ben übrigen» 6imfon !•, 167 92. 3 ^u bittigen fdjeint, simulque et etc. nee non et etc. ab^öngig ju ntadjen Don per designatum confinium unb ^u überfepen : 8täbte unb Gebiete in ber beftitnmteu 9lb» grenjung, nämlicf) .Storftfa inbegriffen, t)on fiuni u. j. tu. bi» 3Kon|eIice, ^u* gleid) im ©ereicfte be§ gonjen @for(ftot* u. f. jd. unb bc§ gnn^en ^erjog» t]^umd 6poIeto u. f. w. eine 3nlerpretotion, bie fc^on roegen universus unb cunctus unm()gncf) ift, [\di überbie» burd) bie toerfc^iebenen l^afud ber ©reujiftöbte unb ©ebicte öerbietet.

«) ^\dii nadj Istria, roie fiamprec^t @. 105, üom Cttonianum öer» fü^i1, luiü.

') Über bie S3ebeulung toon territoria ügl. Simfon 1*. 165 92. 3.

414 $. Äc^v,

gebieten; bie leiteten fönnen nic^t in bie erftercn einbeflriffcn fein, fic finb alfo einanber toorbinirt ')•

©ie^t man genauer ju, fo erfennt man njetter, bafe e^ [ic^ jugletc^ um brei ©ebiete ^anbelt, bie unfet Slntor fc^on burc^ bie 3lrt, wie er fte mit einanber üerbinbet, ald brei ©ompieje für fic^ bejeid^nen mü: civitates et territoria per designatum confinium, id est a Lunis Monte Silicis | simulque et*)

*) ßamprccftt 6. 105. 108 ift bei bcr Interpretation bcr ganjeii ©teile t)on aDen ber SBa^r^eit am näc^ften getommen. ^ber bie unglüdHc^e $atri« monienibee unb fein Sirt^um, bag bad Ottonianum an biefer Stelle eine felbflänbige Überlieferung repräfentire , ^aben i^n bann üöüig in bie 3rre geführt. @r fiü^t [xd^ (ß. 88) babei einmal auf bie ^biueic^ung bed Otto^ nianum Don ber V. Hadriani ^inficfttüc^ beS OvteS S3ercetum : bo« roiberlege {6) @. 416 9^. 5 ; er crblidtt femer in bem (ofatiüen 9(blati)) provintia Vene- tlarum et Istria bed Ottonianum bie urfprünglicbe S^ffung, bie ber Siogrof)^ abfi^tlic^ Derroifc^t ^abc, bie aber nocf) in Istria ber Sita erhalten fei. ttber iBam^rec^t überfcf)ö(t bie Sebeutung biefer Variante (anbere ^anbfc^riften, benen ic^ folge, bieten Istriam) unb überfielt 5ug(ei(4, bag ber Siograp^ mit ben ^afud ber Ortsnamen ^iemücb widtürlic^ umgebt, fo \)ai baraud nicbtÄ a" folgern ift. ©tatt üieter ©eifpiele nur ein«. V. H. p. 488, i4 !)eigt eS Komanam iirbem atque cuncta Italiu . . . subiugare. 9lu(^ ift provincias offenbar ha^ Urfprünglicl)cre. ?(Ifo ber 3)tttator bcÄ Ottonianum ^at nicf)t eine befonbere Überliefeiitng oor fic^ gehabt, fonbem er ^at nur bie V. H. mifeöerftonben. ^ud) ©imfon im 92. 'JhdiiD 15, 578 31. 1 fpric^t fi(t) gegen ^amprec^t'g Deutung au«.

*) 3Bad Reifet Simulcjue et? ©§ ^ängt bavan nidjt nur bie &eft» ftellung be§ ©egriffS ber isla Italia provincia (f. oben 6. 401 92. 2), fonbem aud) meine Sntcrpretation ber ganzen ©teile, ©c^effer « Soicftorft ©. 203 9?. 4 überfe^t simulque et mit ^unb bamit benn juglcic^" = una cum; i^m folgt üampredjt ©. 105 ; ä^nlid) aud) 3:^elen ©. 27 unb ©imfon 1«, 167 92 3; er fuborbinirt alfo ben folgenben ©egriff unter ben unmittelbar üorauÄ? ge^enben. 3d) ^cbe bogegcn unter ia^Ireid)en anberen folgenbe befonber» beutlidje ©elege ^erauö : V. Hadriani p. 496 , lo : sed et omnes habi- tatores tam ducatus Firmani, Auximani et Anconitani simulque et de castello Felicitatis ^einen gcogvap^ifd)cn ^ufammen^ong jroifdjen ben ge« nannten Orten unb ©ittä bi dafteüo wirb roo^I niemanb behaupten); p. 507 , 27 : I*ariter et titulum beati Laurentii martyris qui appel- latur Lucine seu ecclesiam beati Martini sitam iuxUi titulum sancti Silvestri simulque et basilica beati Agapiti martyris foris muros iuxta sanctum Laurentium posita . . . renovavit (alfo brei foorbis

bte fog. I^Qrolingijd^e ©c^enfung Don 774. 415

Universum exarchatum . . atque provincias Venetiarum et Istriam | nee non et eunetum dueatum Spolitinum seu Beneventanum. 3c^ neunte an, bafe bcrjenigc, bcr bicfc 3n* ^altdanga6e uteberfc^neb, ftd) etiood bobei backte, qI^ er jtDeimal ftarfc Äopula autDQnbtc unb baburd) feine Sänberangaben in brei ®ruppen f^ieb.

So gilt junäc^ft, ben erften Somplej richtig ju erfennen.

Unfer 9Intor Ijat, um biefe§ ®ebiet ju bejeic^nen, eine auf ben erften iölicf fe^r merfroürbige unb in Urtunben jener 3^'* unerhörte ^) gorm genjä^tt; ftatt einzelne ßanber ju nennen, be= gnügt er fid) mit einer burd^ per designatum confinium ein* geleiteten Stufjä^Iuug einjelner Orte, bcren SSerbinbung^Iinien bie ©renjfc^eibe bilben. ©ie ^aben toir juerft ju betrachten.

@^ fc^eint feftjufte^en, bafe bie bem Saufe be^ SWagra foU

nirtc Objeftc mit seu unb sinmhiue Dcvfnü<)ft) ; ebenfo p. 509 , n : Nee non et ecclesiam s. Felicia . . . noviter restauravit simulque et basilicam s. Abdon et Sennes atque beatae Candidae . . . reno- vavit; p. 511,7: pariter etiam et ecclesiam beati Nicoraedis sitani foris porta Numentana simul et cymiterium beati Yppoliti mar- tyris iuxta s. Laurentium . . . restauravit. ^ann gon) ä6n(i(4 tote an unferev ©teQe Cod. Carol. Epp. 3 p. 547, so : nee non et Omni- bus . . . episcopis, presbiteris etiam, religiosis abbatibus simulque et cunctis obtimatibus, iudicibus, ducibus videlicet et comitibus nee non et uni verso Christo proteeti Franeonun regni populo ; p. 562, t? : tarn per vestros missos quamque per litteras simulque et per 8er- gium fidelissimum nostrum nomeneulatorem ; p. 568, so : genitor tuus simulque et praeclara excellentia tua ; p. 569, 4 : direxit Philippum . . . presbiterum simulque et Eustachium quondam dueem; p. 570, 15: omnes nostri saeerdotes seu etiam religiosi dei famuli monachi . . . simulque et reliquus populus; p. 577, ss: De reliquis vero eivi- tatibus Emiliae simulque et Gabello. f^emer Ludovicianum (JBidei, $vtt)ileg Otto'd I. S. 174, 30: exarchatum Ravennatem . . . simul et Pentapolim (^ier tft bie ^entapoltd audbrüdlic^ ootn (^fardjat gefdjie« ben); S. 175, 17: provincias, urbes et civitates, oppida atque castella, viculos ac territoria simulque et patrtmonia. Simulque et ^ei^t qI|o: „Unb be^gleidjen" ; e^ ift ftarte ilopula, loeli^e toorbtuivtc ^Begriffe Derbinbet, gan^ loie nee non et. ») «gl. ©trfcl 8. 134.

416 % Äc^r,

gcnbe fiinie Sunt *) ©urianum *) 9Kon§ SBarbo ®) ntd^t mit ber ®renjc jlpifc^cn Sudeten unb Sigurien jufammenfäHt *). SSon SBerceto*) nac^ ?ßarma folgt bic Sinie bem glufeloufc bcÄ ©a« ganjQ ober ber grofecn Äpenninftrofee ; auc^ ^icr ift eine ^ifto*

») Sunt, feit 9tufluftu« bic öJrenjftabt jtuiWen ber Regio VII unb IX (CIL. 11% 259) roirb auc^ öon $aulu« 3)iac. 4, 45 ald ®renjftQbt awlf^en Xu$cien unb fiigurien genannt. $gl. boj^u au4 bie Don ©idel 6. 135 bei« gebrQd)ten ©elegc.

«) Suiianum beutet 2ric!er 2, 330 9?. 3 auf ©arjana, beffen Sbcntität mit ©urianunt aber bocft fe^r unfic^er ift.

») ^on§ 93arbo ift ber im 2RitteIaItcr ötel begangene Sa Sifas^afe (ögl. gicfer 2, 330 9?. 4 unb ©icfel @. 135 92. 3). 3d) öermeife nocfi auf ^ffo, Storia della cittä dl Parma 1, 132, ber ba^ mir nid)t erreichbare SBerf Don Xargioni, Viaggi della Toscana 9, 245 citirt.

^) (Sd fe^It mir augenb(i(f(i(4 an ben nöt^igen ^ü(fdmitteln, um über bie tu8cifd)?Iigurifclie QJrenje nähere 9(ngaben macf)en j^u fönnen. STuÄ ben @pruner'fcf)en 5iarten erfe^e id), bag bie ^iöcef angrenze Don fiuni«3ar^ana nic^t bem ^J^agra, fonbem bem bie fiunigiana, b. i. ba«^ SJ^agrat^al im 9?orb« roeften einfcbliefeenben ^b^engug folgt, womit audj bic fpäteren ^olitifcben ©renken im loefentlicien übereinftimmen. SSgl. au(b ©idel @. 136. '^it italienifcftcn ^iftorifer ^aben für bie 9(uff(ärung biefcÄ ©onfintumg nid)t« get^an.

*) ^ie fiage Don SBcrcctum (53erceto) ift neuerbing§ wieber erörtert roorben. gidter 2, 330 9?. 5 beutete auf 33crceto an ber ©trage Don ^ontremoli nad) ^arma am 9?orboftabfan be« 5(pennin, Sidcl ©. 135 9?. 3 bagegen auf bad in summa Bardonis alpe ($aul. ^iac. 6, 58, og(. aud) Stoboarb, Hist. Remeusi« 1, 20 SS. 13, 434) gelegene Älofter S3ercetum. üamprcdjt (8. 88) ober unterfd)eibet unter ^Berufung auf bic abroeidjenbc 2e^ art be§ Cttonianum ben ^afe beftimmt oon bem norböftlidj baüon liegenben 33erceto; er meint, bie V. Hadriani ibentifijire fälfdjlid) beibc. ^(ber er büt babei bie @)efd)id)te ber 9(btei t^öllig auger 9ld)t gelaffcn. 3d) oermeife ^u> nöd)ft auf bie mit tarlmann'd Diplom öon 879 (SWü^Ibadier, Reg. Kar. 1501) an^cbenben '^.^armefer Urtunben, in benen bem S3ifcftof \>on ^arrna bie abbatia de Bercedo sita in monte Bardone beftätigt wirb. 9(udj in ber Translatio s. Habimdii (Acta SS. ord. Bened. 8. III, t. 1, 518, ögl. auc^ Acta SS. Oct. 22 I^t. XI], 622; t>Q^ ßitat bei 9lffö 8. 162 92. a ift fa(fdj) tjeigt cd ))on bem ^lofter : est situm in cacumine montis cui nomen est Bardo. ©rft in ber ^itte be« 9. go^rftunbertä roarb ha^ Älofter in'« X^l ^inab öerlegt (ögl. 9lffü S. 163). Unb wo^I erft oon ba ab eyiftirt aud) ber Crt SBerccto. Überhaupt finb fiampred)t'« ©djiüffe, baft ber ^affu« im Cttonianum nidjt auf bie V. Hadriani jurüdglnge, fonbem bafe beibe auf

bic fog. Äarolingifc^c 8(^fung öon 774. 417

rifc^e ©rcnje nxdft nad^jutpcifcn. Si^ ^ier^cr lauft bic fiinie ungefähr öon ©üben noc^ SRorben, aber bei partim biegt jic fc^arf na^ Dftcn, ber alten 9Sia Similia folgcnb biö SReggio. 9?od) roeniger benn bei ben auberen (Srenjangaben ift ^ier eine Srnle^nung an gef^id)tlic^e JBer^ältniffe erfennbar; bie Sinte läuft mitten burd^ bie Smilia paraQel beut $o unb bent Slpenntn, o^ne alle SRücffid)t auf bie gefc^id^tUc^e ©ntnjicfelung biefer ®c« biete, |ja in gerabem ©egenfag ju i^ren ^iftorifc^en ©renjen. Snbem fie fic^ bann öon JReggio fd^arf noc^ SRorben wenbet unb, ben ?ßo überfc^reitenb, OTantua erreid)t, bur^fc^neibet fie auc^ biefen Sanbftrid) üötlig ipilKürlid). 55ag ®Iei(^e gilt t)on ber fiinie Wantua SKonfelice, bie njieber bie Sinie SBeft=Oft auf«» nimmt. §ier in SWonfelice enbet fie.

SBad für einem ®ebiete gilt nun biefe^ mertipürbige @on* finium ?

©icfeP), ber biefe ©renjünie am cingef)enbftcn be^anbelt ^at, fdjeint an ^u^cien, bie (Smilia 'unb Senetien ju benfen: ftatt bie fiänber felbft ju nennen, ^obe ber 9rutor fid) mit einer ©renjbefd^reibung bjro. einer 3nf)alt^befc^reibung begnügt. 3n-

einer gemeinfamen Vorlage beruhten, meK bae Cttonianum deinde in Ber- ceto, bie V. Hadriani aber id est in Verceto biete, gan^ trügerifc^e. (£r überfielt einmal, bag %bfd)reiber überaus leicht burc^ ba^ fid) me^rfac^ toieber» ^olenbe deinde »erführt toerben tonnten, ftatt bed einmaligen id est ^n fe^ deinde. @r beachtet femer nic^t, bai bie Serlefung aud id ^u inde, deinde überaus na^e Hegt. (Sx ^at femer bie ©efc^i^te bed 3:e^ed ber V. H. au9 ben ^ugen gelaffen unb überfe^en, bag fc^on fieo Warficanud (SS. 7, 585) unb bed denciud über censuum (bei Seiner, Cod. dipl. dominii temp. S. Sedis 1, 2, banac^ auc^ gicfer 2, aSO) inde, ber ^arbinal 2)eu«bebit (ed. Martinucci p. 313) aber deinde bieten, obmo^t fie alle auf bie V. H. ^nrüdge^en. %{\o toxxb audi ber Variante bed Cttonianum jebe Qebeutung abgefprod)en merben muffen. SoQte aber bie ^orrettur bed id est ^u deinde »irflii^ mit Serougtfein feitend beS ^ittatord bed Cttonianum vorgenommen morben fein, fo möre bad für bie ^itit bed 3:ejrted ntd)t untoefentUc^, mürbe ftc^ aber eben burd) bie Verlegung bed 5t(ofterd ertlären.

«) ^riöilegium Ctto'8 I. @. 135. - ^üffer ©. 243 meint, bie fiinie trenne S^odfana oom nörblic^en fiangobarbenreic^ unb laufe (bann) an ber 9{orbf(^ibe bed ^arc^atd ^in, mad f^on ein pc^tiger 81id auf bie ^rte toiberlegt.

tiftOTifc^e fieitfc^ft R. 8f. Ob. XXXIY. 27

418 % .^c^r,

bcffcn, c5 ift burdiau^ nic^t einjufc^cn, marum er, toenn er btefe Gebiete meinte, fie nic^t auc^ beim Spanten nannte, unb toarum er ftatt ber natürlichen ©renjen, toie be^ Apennin ober beö ^0, eine biefe (Sebiete mitten burc^fc^neibenbe ßinie bot. ©icfel unb neuerbingig and) ©imfon benfen ferner an ^iftorifc^e SRcmi* niiScenjen: ber $utor ^abe biefe Gebiete al^ alten b^jantintf^en Sefig reflamirt. Aber unterbeö tooren me^r afö anbert^alb Sto^r- ^unberte feit ben ©roberungen beig Äönigö ^Igilnlf ücrfloffen, unb überbieö laffcn biefe ficft gar ntc^t mit bem Konfinium in ©in- Hang bringen^).

3lQe biefe ©rflärungen befriebigen nic^t. SßieUeic^t ttjirb bie SBebeutung ber ®renjlinie Harer, roenn man i^ren ?lnfang^ unb Äu^gangöpunft fc^ärfer in'd 2lnge faßt, ©ie reicht öon Sunt bi« SDionfelice, alfo üom t^n^enifc^en SWeere bi^ ju bem ?ßunfte, too baS Sleic^ ber Sangobarben mit bem (Sjrarc^at t)on Staüenna unb ber ^roüinj Sßenetien jufammentraf: fie ift mithin eine ba« Äönigreid^ ber Sangobarben in jnjei $älften fc^neibenbe fiinie. 90?an fic^t jugleic^, bafe fie nur bie SRorbgrcnje eined getoiffen ®ebiete§ fein foH: fotglid) ^at ber Sfutor bie Äenntnii^ ber Cft^ SBeft' unD ©übgrenje be^felben alö allgemein bctannt öorau^« gefegt. @r ^at enblid^ eine ben ©trafen fotgcnbe ©renjiinie ftatt ber natürlichen ober ^iftorifc^en ©renjen getoä^It, offenbar 'ttieil er nic^t bie ganje ©milia im ©inne ^otte; bie ®renjlinic ift eine ganj miUfürlic^e.

^aS Konfinium oou Uuni bid 3)7onielice ^albirt alfo bad alte Äönigreic^ ber Sangobarben. !Der grbfeere Äomplej, Sigurien, ?ßiemont, bie Sombarbei, ba^ norbroeftlic^e ©tüd ber ©milia,

*) Simfon 1*, 107: „2)ic (^rcnilinic üon Suna bxi WonfeUce . . . um? fd^reibt bie Q^ren^en bed alten Q^^arc^atS einfdjlieglid) ber Don Slot^ari an ber (igurifc^en Mfte unb Don 9lgiluif fpäter bem fiangobarbenreic^ hinzugefügten (Sroberungen." ?lber bie Stefle $aul. 3)iac. 4, 45 ^at ©imfon mi^oerftanben; Sigurien ift nic^t in ba^ (Konfinium eingef (41 offen, ^(uc^ bie ^obeningen beS ^gilulf ($abua, $aul. ^iac. 4, 23, Wonfeiice 4, 25, (S;remona unb i)2antua 4, 28) (äffen fid) nic^t mit ber Qirensfc^eibe in (Sintlang bringen (ügl. bie ^arte 21 bei ©pruner^Wenfe). dagegen fpric^t auc^, baß $arma imb SReggio meit altere langobarbif^e Eroberungen ftnb ; og(. ^iel^I 8. 54 f. ^Ji^nlic^ loie 3imfon auc^ Walfatti 2, 101.

bie fog. ^arolingifc^e 8cf)entung x>on 774. 419

baij SScroncfifc^e, ferner ba^ Sanb, ba^ man fpätcr bie Terra ferma Don SSenebig nannte, enblid^ ^riaul, 6(etbt nörbltc^ ber ©renilinie; fübltc^ berfelben liegen bad langobarbifc^e Xu^cien, ber SReft ber Smilia unb ba^ ®ebiet am unteren ^o.

3>iefe meined Sßiffen^ noc^ niemals Dorgefc^Iagene ^Deutung ber @ren}fd)eibe auf eine ba^ langobarbifc^e Steic^ t^eilenbe fiinie I5ft, fooiel id^ fe^e, aQe ©c^ttjierigfeiten *).

@ie erflärt, iparum einei^tbeild Xudcien nid)t genannt loirb, tofi^renb ber Sjrarc^at unb anbere ©ebiete befonberiB ^eruor« gehoben »erben: lu^cien fiel in baiJ öon biefer Orenje um* f^toffene ®e6iet, ber ®jarc^at, SSenebig, Sftrien, ©poleto unb ©eneöent aber nic^t.

@d ift nun ferner f(ar, toarum unfer Sutor tebiglic^ eine ißorbgrenje bot, bie anberen aber nic^t: maiS füblic^ uon ber ßinie fiuni— SWonfetice jum SRei^ ber Sangobarben gehörte, brauchte er ja nic^t nieiter ju nennen. Un^ SRenfc^en beiS 19. 3af)r^unbertj^ ^ätte er freiließ einen ©efaHen getrau, menn er JU feiner ©renjbefc^reibung erläuternb hinzugefügt ^ätte, bafe fie nur bem 9{eid^e ber Sangobarben gälte, aber er ^atte e^ nic^t nöt^ig, ba man xdo\)1 ju feiner 3^i^ uerftanb, n^ad er meinte.

S)er erfte 2;f)eil ber fog. farolingifc^en ©d)enfung üon 774 befagt alfo : ftarl üerfpric^t gteid) feinem SSater ppin bie füblic^ ber fiinie 8uni*9Konfe(ice gelegenen ©tSbte unb ©tabtgebiete be^ langobarbifc^en 9{eic^e^ bem $apfte ju uberlaffen.

$3etrac^ten mir bie jmeite Sänbergruppe.

©ie umfafet ben ganjen Sjarc^at, »ie er ton alterd^er toar, unb bie ^roüinjen Sßenetien unb Sftrien. S)a6 biefe ®ebiete nid)t in ben ®renjen be^ erften Somplejeig eingefc^loffen njaren, fie^t mau fofort; jene galten lebigtic^ bem tangobarbifc^en 9leic^, ben ©jarc^at aber betrad)tete man trog feiner (Eroberung burd^

*) (£d lieBe fid) aUenfang bagegen nur geUenb machen, bog ^orftfa

Tii^t ^um (angobarbifc^en dleic^e gehört f^ahe, toie ^uc^dne, Introduct.

p. CCXL 92. 2 behauptet. Aber er mufe bod) fclbft befcnncn : l'hiötoire de

la Corse en ces temps*lä est trÖ8 obscure. $gl. auc^ ®t(fe( @. 135 92. 2

unb ^üffer @. 247 92. 2.

27»

420 % Äe^r,

9tiftulf nod) immer afö S^^eil bci^ römifc^cn 9?eid)e^, feine @r^ o6erung galt al^ unrechtmäßig. 2)al)er alfo feine befonbere 9?ennunfl. ®^ tpirb juglei^, „ber ganje Sjarc^at, tt)ie er öon altera ^er ipar", geforbert, b. f). roie er in b^jantinifc^er 3^'* beftanb, aU bie jüngften Eroberungen ber Sangobarben noc^ nic^t ©tüd für ©tüd üon i^m obgeriffen Rotten, alfo ba^ ©ebiet t)on SRauenna, bie beiben ?ßentapoIiö, bie ©täbte ber (Smilia fflb* öftlicf) be« ^anaro, im SRorben ber SJufot t)on genora unb bie Sanbfc^often an ber ?ßomünbung^).

3ugleic^ mit bcm ©jarc^at nennt unfer (Sett^ö^nSmann nod^ bie 5ßrot)injen SSenebig unb Sftrien*). SSenetien befd)ranfte fic^ bamalö faft ganj auf ben äufeerften Äuftenftric^ t)on ber ^o* munbung bis jum Sit)enjQ; mie mir auS bem ä^ertroge Siutpronb'^ mit bem Sogen ^autuciuS unb bem Magister militum 3D?arceflui^ fc^tiefeen tonnen, üon bem unS ber üenetianifc^e ©efc^id^tf^reiber 3ot)anneö S)iaconu§ unb bie feit Sott)ar I. erhaltenen unb oft

») Xer (Sjardjat ift bcrjenige Zi^tii bc§ gricc^ijc^en StoücnS, bev öom Gjarc^en unmittelbar regiert würbe, mit ^luöna^me öon SRom, Sf^en unb 3^enetien; ögl ©ortmann 6. 136. 3)ie SBejeicftnung ift jung unb fijirt fic^ aümäl^Iic^. 3m Cod. Carol. finbe icft fie nur in 9'?r. 49 ; im ^ap]U buc^ V. Steph. II, p. 444,*: 3)er ?apft bittet pro universo exarchato Ravennae atque cunctae istius Italiae provinciae populo, mo offenbar @5or(ftat unb ^roöinj 3t<itien baöfelbe bebeuten; p. 454, e werben bann bie ©tobte bed ^^arc^atd aufge^^äblt, barunter auc^ bie ber $entapoIiS. daneben f(^int aber ber 93egriff aud) in engerem @inne gebraucht morben ju fein. (5o ipo^l ebenba p. 446, s: Ravennantium civitatem et exarchatum ei pertinentem. ?Iuc^ im fiuboüicianum (Sidet ©. 174, le) umfafet er nur bad (Gebiet Don 9?aDenna, Srenara unb bie (^milia; bie $entapoIid mirb ^ier befonbere aufgeführt. S^nlic^ ber 5antujji'fci)e S^gmentift. ^gl. aud) 2)ie^l (B. 52 ff. QcbenfallS fann bie SReflamation beS universus exar- chatuB sicut antiquitus erat nic^t über S3oIogna im 5Beften unb ben $a im 9?orben hinaufgegangen fein; fie gilt nid)t aud) bem e^emat^ btijanttnifd^en, feit bem Einfang be* 7. 3a^r^unbert§ öerlorenen (5tüd ber ©milia, mie 3)ie^l 6. 55 92. 2 njifl.

*) SBgl. ©idel ©. 136. Söenebig unb 3ftricn galten anlegt al« eine ^rooinj (^aul. 2)iac. 2 , 14 : Venetiae etiam Histria conectitur , et utraeque pro iina proviDcia habentur. @)enauere Angaben f. bei 5S)ie^(,

e. 46 ff.).

bie fog. ^aroüngifi^e Sc^enfung Don 774. 421

erneuerten SSertrögc ber Äoifer mit ber SRcpublif berichten *). 3!)ied lanflfleftrecfte ®ebiet mar ebenfo toie bie $albinfcl 6apo b'Sftria griec^ifc^ geblieben. Offenbar be^fjalb njerben ^ier biefe beiben ^roDinjen jugleic^ mit bem (S^arc^at t)on Stoüenna genannt unb- ntc^t im ^n)c|(ug an bie mit 9)tonfe(ice eubenbe langobarbtfd^e ©renjiinie: ed finb bie b^jantinifc^en ®ebiete im nörblic^cn Stalien, bie ben jnjeiten Sänberfomptej ber ^ipinifc^*faroIingi)d^ett ^romiffio bilben. Sofe bei SSenebig ber Qn^a^ cunctus ober universus fe^It, bebeutet nic^t, njie man getoollt f)at, bafe bort im ©jard^at ^Älle^", ^ier nur\,@injelneg" üerfproc^en fei, fon» bem le^rt, bafe man fid) ^ier mit bem status quo, mit bem augenblicflic^en Seftgftanbe ber S^jantiner in biefen ^roöinjen begnügte.

3)er jttjeite S^^eit ber 5ßromiffio befagt alf o : Äarl üerfpricftt, toie fein Später ißipin, bem $apfte bie alten Sletc^dgebiete im nörblic^en Italien, näm(ic^ ben (S^arc^at in feinem urfprüng^ liefen Umfang unb bie ?ßrot)injen SSenebig unb 3ftrien ju über^ geben.

^ie britte fiänbergruppe umfagt ben ganjen ^ufat t)on @po(eto unb Seneüent. ^k beiben langobarbifdjen ^er^ogt^ümer ^aben befanntlic^ feit altera eine {elbftänbige unb t)om $ofe t)on $at)ia unab^ngige ©teDung eingenommen. @rft in jüngfter 3eit maren fie fefir gegen bie SBünfdje unb Sntriguen ber Äurie in ftärfere Stb^öngigfeit oon ben (angobarbifd)en Königen gerat^en, bie aber am @nbe boc^ nid)t fo n^eit ging, ba^ fie bie nominelle ftaatdred^tü^e Unab^ängigfeit ber ^erjogt^ümer aufgehoben ^ätte. ©omit üerftanb eg fi^ üon fetbft/ bafe fie aud^ in unfercr Ur* funbe befonberig genannt merben mußten, bcnn in ber nur bem 5tönigreic^ t)on $auia geltenben ^^eilung^linie maren fie nic^t inbegriffen. Siafe babei ber S)ufat üon ©poleto in feiner ®e« fammtf)eit geforbert »urbe, ^at fic^erlid^ feinen guten ®runb: er beftanb offenbar, aU bie Urtunbe fonjipiert mürbe, ebenfo

0 85fll. ©imf on 2, 599 ff. unb Sranta in 3JJitt^. ö. öftcrr. 3nftitutÄ, iSrgänj.^^b. 1, @. 85 ff. Dit älteren Verträge ie^t enblic^ in ;MG. LL. Oapitularia 2, 129 ff.

422 %s. ße^r,

mte ber (S^arc^ot nic^t met)r in feinem urfprüngtic^en Unt' fange ^).

@d erflärt fi^ nun auc^ bod ^^len einer ©übgrenje, bte bur^ bte angebliche 92orbgren5e bed geplanten ^rc^enftaatd er* forbert ju Serben fc^ien : feine ©übgrenjen finb, tt)ie mon fie^t, eben bie @übgrenjen beiB 2)ufatd t)on Seneüent. 93on päpftlid^en ?[nfprüc^en auf bod griec^ifc^e ©übitalien ift bemnad) feine 9tebe*).

S)er britte JI)eiI beg 5ßipinifd§*ÄaroIingifc^en ©c^enfungötjer* fpred^en^ befagt alfo: ber ftfinig terfpric^t, bem ?ßapfte ben I)ufat üon ©poleto in feinem uoHen Umfange unb ben 2)ufat öon 95enet)ent abjutreten.

9?ic^t genannt aber loirbrbcr 2)ufat üon 9lom. ^ud^ bod ^at fic^erlic^ feinen guten ®runb. S)er ^opft befafe i^n bereit« unb brauchte fic^ i^n nic^t, tük bie anberen brei ®ebieti8f ompieje erft öerfpre^en ju loffen.

S)iefe Sn^att^ongabe ber Vita Hadriani ift alfo nic^t nur frei üon Untlarl^eiten ober gar abficfttlidien Sweibeutigfeiten, fonbern ein 3D?ufter fc^arf prSjifierter 3ufammenfaffung unb boc^ juglei^ ben ganj üerfc^iebenen ftaat^red^tlid^en 93er^ä(tniffen ber brei ÖänDergcbiete SRec^nung tragenber Änorbnung: SIQeö fügt fic^ auf bag befte jufammen. ®ie ift femer nic^t ein mit Snter* polationen üerfälfc^ter Urfunbenejtraft, fonbern ein einheitliche« ©anjeö, bcffen einjcine 2;^eile mit bem ©onjen fielen unb fallen.

') ©c^tPterigfeit mac^t bet ^udbntcf cunctum ducatum Spolitinuiti 8CU Beneventanum. (Sd ift bie Sr^oge, 06 ntcf)t cunctus quc^ auf ba(& ^er^ogt^um ^eneDent ju be^ie^eil ift, ober ob ed blog, toie ic^ anne^me^ 6^o(eto gt(t. 3m erfteren gfaHe ^ötte ber ^utor [xdi mol^I florcr Qudgebrüdt. ^ud) pa^t cunctus, wie ic^ fpöter geigen toerbe, tvirtlic^ nur ^u @po(eto, nid)t aber ^u ^eneüent.

*) 9?i(^t untviditig ift, tpie ber SBerfaffer beS gantui^i'fc^en gragmentft fid) mit ber ®übgren^e abgefunben ^at. @r l^at ^ier, tote au(6 fottft bie V. Hadriani migoerftanben ed ift überhaupt intereffant, beibe ^fttgaben mit einattber 5U oergleidjen [unb eS für nötl^tg gehalten, no(^ einige ber gried)if(^en @täbte SübitaUenS ^in^ugufügen. darüber ift aber au4 er nic^t hinaufgegangen. (Srft im 11. Sal^r^unbert taucht bie Meinung auf, bag au(^ 8übitalien in bie Sdjenfung einbegriffen fei (bie ©elegc bei gider 2, 331). $g(. au(^ «üffer ®. 244.

bte (og. ^arolingifc^ 84enfung Don 774. 428

III. 6^ ift nun bie gragc unb bamit fomme id) ju bcm cntfc^eibenben fünfte : wann ift biefc Sn^altgongobe ent* ftanben ?

3()re 99eQntA)ortung fann nid)t allju fc^niierig fein, ba fie mit jQ^treic^en mittelbaren 3^^^ön9aben au^geftattet ift, bic ebenfo öiele Kriterien if)rer ©ntfte^ung^jeit finb.

3c^ ge^e ton ber f)ente übemiegenb jur Stneifennung ge^ longten Jlnna^me au^, fie fei eine Snterpolation aud bem ®nbe be^ 8. ober bem 3(nfang beig 9. Sa^rl^unbertö , ba^ 3D?ac^tt)erI alfo eineg Späteren, ^d) bettieifen, bafe fie baö nid)t fein fann. S)cnn eg liegt auf ber ^anb, bafe ein nac^ 774 Schreiben* ber bie aufjujö^lenben ®ebiete unnjitlfürli^ im ©innc beö ©taatö* rec^t^ feiner Qcit c^arafterifiert ^abcn mürbe, UJic e^ j. 93. ber Slutor beiS fog. ^ntujji'fc^en ^ragment^ get^an f)at^). 9ber ouc^ n)enn er bied abfic^tlic^ üermieb unb fic^ ben SSorfteQungen be^ älteren italicnif^en ©taatdrcd^tÄ au^ ber SKitte bed 8. Sa^r» ^unbertd gemä^ au^jubräcfen üerfud^te, fo ift ed bei bem gemal« tigen Umfturj aller 9Ser^ältniffe in Stalten nac^ 774 bo^ nic^t ttia^rf c^einlic^ , bafe bie^ einem fpäteren Snterpolator in allen ©tficfen geglfidt, ba^ er nic^t ber SSerfuc^ung unterlegen loäre, ben SBebürfniffen unb SBänfc^en bed SugenblicfiB 9{ec^nung tragenb, {Bedienungen ber ©egenmart in feinen SBunfc^settel l^ineinjutragen.

®d ift mir nic^t gelungen, folc^e ju entbeden. 3m ®egen« t^eil, biefed galfariud grfinblidie ^enntnid bed älteren italienifd^en ©taat^red^td unb feine ^^igfeit , fic^ t)5llig im @inne bedfelben ouigjubrücfen, o^ne fic^ irgenbmie burc^ bie ftaatdrec^tlic^en 93oi> fteHungen feiner 3cit ine ma^en gu laffen, üerbient unfere ^fic^fte Änerfennung.

S)iefem SDJanne ftanb, ba feine ®renjlinic bie Sjiftenj bcS altlangobarbifc^en ^Snigreic^d wn $at)ia jur SBoraudfe^ung ^at,

^) ®o erfe^t bicfer bie provincias Venetiarum et Istriam burd) ducatoB. 83ad 8enet)ent anlangt, fo trägt er ben ))oIitt{(4en Ser^ltniffen fRt&ßiun%, htbem er @^oIeto unb 8enet)ent t>on einonber trennt mtb an ®te0e bed ein» fadien ducatum Beneventanum einen ganzen ®a( fe^t: Et si . . deus noster nobiß Beneventum etNeapolim subdere dignatus fuerit, integriter tibi . . concedimtis.

424 % Äe^r,

ba^fclbe nocft in feinem alten Umfange lebenbig öor Stugen. Sr l^at ferner bie feit einem SKenfc^enalter nic^t met)r rid^tige 95or« ftellung, baß Sjard^at, SJcnebig unb Sftrien, ate alter SReic^g* befig burcö bie gleichen ftaatgrec^tlic^en 58ert)ältniffe oerbunben, jufammenge^öre, obwohl im ©jarc^at feit 751 ba«; ^Regiment ber 93t)jantiner erlofc^en mar. ®r meife 20 bi« 50 Sa^re (je nac^bem man feine „Interpolation" anfegt) nac^ bem Unter» gange ber oftrömifc^en ^errfc^aft in JRaüenna, bafe ber Sjarc^at, toit iftn feit 754 bie römifc^e 5firc^e befaß, nic^t ber ©jarc^at ber bt)jantinifc^en StiV) toax, unb er oergifet nic^t, auöbrücflic^ barauf fjinjumeifen. S)ie^ ergibt mit ©id^er^eit einen terrainus ad quem: ba ju Slui^gang ber fiebriger ober boc^ ju 9(nfang ber oc^tjiger 3al)re ^abrian im SBefige bed ganjen ©Eorc^ot« toar*), fo mufe bie „Interpolation" früher vorgenommen »orben fein. @r forbert ferner jugleic^ mit bem Sjard^at Sftrien, ob- h)of)l biefe^ Sanb matirfc^einlic^ fc^on 788, ficf)er aber 791 fränfifc^ gemorben mar unb unter einem eigenen S)ue ftanb*). SSon SSenetien freiließ miffen mir au§ ber ^eriobe nac^ 774 nic^t Diel; gemifel aber mar infolge ber Greigniffe jener 3^'*» ^^^ SSernid)tung ber bt)jantinifc^en ^errfc^aft in SKIttelitalien burc^ bie Sangobarben unb beö Untergang^ beö altlangobarbifc^en Sleic^e^, bie 9lutonomie SSenebigd unter feinen S)ogen fo erftarft, bafe t)on ber provincia Venetiarum ju einer Qext ^u reben, mo fie fic^ Wngft in einen nat)eju felbftänbigen 5)utat um* gemanbelt ^atte, nur einem fe^r gefc^ic^tdfunbigen Spanne möglid) mar. G«ä fei nur nebenbei boran erinnert, bofe im 3a[)rc 805 auc^ SSenetien jum italifdjen Königreiche ^ipinS gefcf)Iagen mürbe, bafe bann jugfeic^ mit ©almatien im Sa^re 812 mieber an SB^jonj abgetreten mürbe*), mäftrenb Sftrien beim Königreich Der«

*) Qu universuö exarchatun, sicut antiqiiitus erat ogl. aud) fianu pxtdii 6. 109 yi. 4.

•) SSgl. harten« 6. 179 f. S^ietteicftt nocft früher, fommt auf bie ©laubtüürbigfeit ber ^Behauptungen §abrian^S in Epp. 49, 54, 55 an.

») «gl. ©imfon 1«, 642; 2, 337.

*) «gl. 8imjon 2, 335 ff., 444 ff., 599 ff., bagegen ganta in mu H>eilungen bed öfterr. 3nftitut$, Grgänj.^^b. 1, 76 ff.

bie fog. j^orolingifd^e ©c^enfung k)on 774. 425

blieb; ift in ber X^at erftaunlic^, bafe unfer galfariuö trog biefcr, bic alten ftoatöred^tlid^en SBer^ältniffe biefer ®ebiete ööHiß fiber ben Raufen tperfenben @nttpide(ung bie Erinnerung an i^re gemeinfame Vergangenheit feftge^alten t)at 3^m jift ferner bie SSorfteHung geläufig, bafe bie ^erjogt^umer ©poleto unb öeneöent jufammenge^ören ; inbem er fie f ojufagen in einem Ätzern nennt, nimmt er offenbar für beibe bie gleiche ftaatgred^tlid^e ©jiftenj an. ^\x6) ba^ ben^eift eine rü^mlic^e ^enntnid ber ©efc^ic^te jener 2)ufate, bie ber „Snterpolator" fid) bema^rt i)at, obtoo^l feit 774 bie ©efc^icfe ©poletog unb SBeneoent^ auf Sa^r^* ^unberte t)inau^ einen üerfc^iebenen ®ang einfc^Iugen. ©poleto toar ®nbc 773 päpftlic^ gemorben, ju Slnfang 776 »arb bem Sbnigreic^ Italien einverleibt, junac^ft aUerbingd immer noc^ unter einem eigenen ^erjoge ; aber feit nac^ biefeö §erjogi8 ^ilbebranb Job (ca. 788) ein frönüfdjer S)u|; ba^ ^Regiment bort fut)rte, marb bie ^erjoglic^e Sßürbe me^r unb me^r jum SImte: eine ftaatdrec^tlid^e ®e(bftänbigfeit tam bem 2)ufate nid^t me^r ju, er get)örte jum Königreich Stauen^). ®anj anberd geftaltete fic^ nac^ 774 bie ®efc|ic^te bei^ ^erjogt^um« öene* üent^). §ier behauptete fic^ al« „gürft öon SBenetoent" be« legten nationalen König« S)efiberiu!8 ©d^toiegerjo^n äric^id unabhängig üon Karl*« §errfc^aft, ja oft im ®egenfag ju i^m unb bem ^apfte; erft 787 unterwarf er fic^ unb jaulte 2;ribut, aber er blieb nach mie üor ein fouüeroner iSüx\t "Und) fein ©ot)n ®rimoaIb behauptete biefe Stellung; »eber bie gelb* jüge Don 792, noc^ bie üon 800 unb ben folgenben Sauren ^aben eine mirflic^e Unterwerfung bed gürftent^um« herbeigeführt. S)er SBertrag oon 812 jmifc^en Äarl unb ®rimoalb fanftionirtc im toefentli^en bieö SSer^ältitiö; ®rimoalb behielt fein gürften* t^um ate felbftänbiger ^errfc^er, unb fiarl mufete fic^ mit ber

*) S/ic ÖJcj4id)tc bcÄ ipcvjogtl^umS @po(cto gcbcnf^ t4 fpöter im 3«* fammen^ange mit ber be« ^rc^enftaatd ju erörtern, ^ad ^ier (S)ebotene fte^t überbie^ böaig feft.

*) %(. Sr. ^tr{4, $apft ^abrion I. unb bad grürftent^um ^eneDent, gforfdjungcn 13, 33-68; 3imfon 1«, 364, 560 ff.; 2, 49 ff., 221 ff., 249 ff., 284 ff., 490 ff.

426 % Äcl^r,

Hncrfcnnintfl gctüiffer obcr^errIic|er Siechte feiten^ bei^ gürftcn begnügen. StQ' biefe« \)at unfern galforiud nic|t irre gemacht; obtDO^I @po(eto (öngft ein S^eil bed italienifc^en ^ßnigreid^e^ gen^orben töax unb et\m bie @teQung ^atte n)ie y^riaul, mö^renb in SBeneöent eine felbftänbige fürftlicfie 3)laö)t fid) behauptete unb ^ier, man tann fagen, ein ganj neuer ©taat, bag „gürftent^um" ©eneöent, emporgefontmen tüar: tro^ aUebem, fage ic^, erinnert fic^ unfer gefd^i^tdfunbiger gälfd)er boc^ rec^t ttio^I ber 3rit, nte ©poleto unb ®enet)ent jmei langobarbifrfie ^erjogtpmer toaren, bie unter ben gleichen ftaatörec^tlicfien ©ebingungen lebten. @r forbert jugleic^ ba^ §erjogtt)um ©poleto in feinem alten Umfange; alfo mufe ju feiner 3^'* eine äWinberung feineö ©ebietd erlitten ()aben. ?7un ^at aUerbingd ju Anfang bed 9. 3a^rf)unbert^ ber 3citpunft ift nic^t näl^r ju beftimmen eine S^^eilung be^ S)ufat^ in jtüei ^erjogt^ümer ftattgefunben, inbem üon ©poleto bie 9Rarf Samerino a(d felbftänbige^ ^^^0Q^ t^um abgetrennt n^urbe^), aber e^ ift faum ma^rfc^einlic^, bai ber „Snterpolator" biefe *it)eilung im Sinne gehabt f)abe. 3Bir »erben nad) ber Sage ber S)inge bie SWinberung ©poletoi^ in früherer 3cit ju fud)en ^aben. Sluc^ ba meift alle^ auf bie lango* barbifc^e 3cit fjin. @eit Äönig Siutpranb finben »ir bie ^erjoge in Oppofition gegen bad ICönigt^um, bid ed ben Königen enbli^ gelang, bie alte ©elbftänbigfeit ber ^erjoge p brechen ; 9lgipranb, Supo, ®ifulf, S^eobiciuö finb ®efc^öpfe ber legten Äönige, benen bie 5ßäpfte üergeblic^ ©egen^er joge , ben Sranfamunb, ?llbuin unb enblic^ ben ^ilbebranb entgegenfteflten. Unter Sliftulf ift bad ^erjogt^um fogar t)orüberget)enb (751 756) mit bem Äönig» reic^ bereinigt morben. 3n biefen kämpfen ift mo^I nic^t 6Io6 bie ©elbftönbigfeit ber §erjoge in empfinblic^er SEBeife geminbert iporben, fonbern tt)at)rfc^einlic^ f|at auc^ it)r ®ebiet eine ©c^mäle»^ rung burc^ bie Sfönige erlitten^).

*) 8d)on im 3a^rc 811 (5attc§cl)i, Memorie de' duchi di Spoleto 290 no. 47 bietet irrig 826) finben roir in ßamerino einen ^er^og ^ffibeud, »Q^rcnb in <BpoUio ^BinigiS ^erjog war (Regesto di Farfa 2, 220 no. 269). »gl. Quc^ 3)ümmler, ©efc^. b. oftfränf. !Reic^e« 3», 17^5«. 2.

*) ^ad lägt fi4 mit einiger ©ic^erl^eit roenigftenS n^al^rfc^einlid^ machen für (pernio. Q^ gehört fpäter jmeifeKo^ ^um ^ufot Don 6poleto mtb mof^i

bie fog. ^QroIingtt(6e 64enfung Don 774. 427

aber unfer Autor locife ntcftt nur in ber SJcrgangentieit aH' bicfcr (Sebiete fo gut Sefdjeib, er tjermcibct auc^ jebe ©rmä^nung Don päpftlic^en Scftrebungcn nadj 774, bic il)n Ratten ocrrot^cn fönnen. @^ t)ätte boc| jo no^e gelegen, ouc^ bie grted)i)c^ ge^ bliebenen ®cbietc tjon S^erracina unb ®aeta 5U nennen, bie feit 778 in ber päpflli^en ^olitif [eine SRotte fpielten^): jebo^ unfer üorfic^tiger ®ett)ät)r«niQnn öermeibet biefe gefährliche Älippe. Cr fagt auä) fein SBort Don ^Patrimonien, obtt)o[)I biefe feit 778 ein befonberer ©egenftanb ber lonbeäDäterlicIen gürforge §abrian'i8 gettjefen finb*) unb o6njol)I auc^fpSter, in ben grofeen 5ßrit)ilegien, bie Äirc^e S33ert^ auf befonbere Snerfennung unb SSermetirung il^reiB S)omaniaIbefi^ed gelegt ^at : er bleibt bamit in bem burd^^ Qu^ einheitlichen ©eifte bed t)on i^m probujierten 3)ofumentd, beffen S^enbenj auöfc^Iiefeli^ auf grofee Sanbgebiete ge^t.

@o(^e Srn^ögungen (äffen eine gölfc^ung bed farolingifc^en @cf)enfung(^üerfprec^end nac^ 774 fiugerft unn^atirfc^einlid^ er< fc^einen. Snbent biefe«, mie ict) nod&mofe ^erüor^ebe, bie Sjiftenj be« altlangobarbifctien 9ieic|ed unb bie ^errfc^aft beö Sfaifer« in Äaüenna, SJenebig unb Sftrien ooraudfe^t, inbem ferner bie 5)ufate üon ©poleto unb SBeneöent ofö einen jufammengefiörenben ®ebiet«fomp(e{ be^anbelt, meift ed und mit jn)ingenber 9?ott)n)enbig« feit auf bie 3^it üor 774 ^in. 5)a« italifc^e Äönigreic^ ftarl'« unb ^ipin'i^, fiubn)ig*d unb 93em^arb'd teilen ju moQen, mar ein SBa^nfinn ; ein berartiger politifc^er ®ebanfe fonnte nur bem {Reiche bed Sliftulf ober bed ©efiber gelten, bem man ju 9iom

audi {4i)n früher. SSihtx oud bem Januar 770 l^ot ft(6 eine ^nfc^rift erholten mit temporibus Tasguni daci civitati Firmane (Muratori, Novus thes. inscriptjonum 4, 1857 Nr. 7). $(u(ft auS ber V. Hadriani p. 496 erfal^ren toix, bQB (Snbe 773 nic^t nur bie Spoletiner fonbern auc^ bie habitatores dncatus Firmani ^um $npfte abfielen, ^o^rfc^einli^ ^nt $liftu(f ober ^eft« beriud bad @)e6iet k)on gfeimo Dom ^er^ogt^um @poIeto abgetrennt unb ed unter einem eigenen ^ujr mit bem ^önigreic^ Dereinigt (Dgl. auc^ f(attedd)i 42; onberer 9Weinung ift freilidj 2ro^a, Cod. dipl. Longob. 5, 632).

*) ^ie ha^ Fragmentum fFantuzzianum t^ut, bad auger ^enacino unb d^aeta noc^ f^unbi, @pelunca unb 9?eapel nennt. 3ur S<x6it Dgl. Cod. Catol. Epp. 61, 64, unb ©imfon !•, 320. 365 f.

•) «gl. ^Worten« @. 169 ff.

428 % Äe^r,

ben Untergang um jeben $retö gefc^n^oren ^atte. SBünf^e auf ben Sjcarc^Qt, auf %enebig unb Sftrien Ratten nur @inn in einer 3eit, ba eine 9lu^ftd)t t)or^anben n^ar, biefe Gebiete ju erlangen ; aber auc^ ganj abgelesen üon ber ^Reihenfolge, in ber unfer Autor fie aufjät)It, waren nac^ 774 folc^c ?ßlane Utopien. Die ^crjogt^ümer ©poleto unb SBeneoent ju einer >\dt ju f orbern, aU ber eine 3)ufat im langobarbifc^^italienifc^en Königreiche StaxV^ aufgegangen mar, ber anbere fic^ ju einem felbftfinbigen ©taat entnjidelt ^atte, an bem felbft Äarfg be« ©rofeen SBiUc fd^eiterte, bäudjt mir ein müßiger (SinfaQ ju fein. Suc^ in bem bamaligen 9iom mürbe man ben guten SKann, ben fold^e S^roume 6c« unru^igten, für unjurec^nungdfät)ig gehalten unb i^m nic^t bie ?l6faffung ober SReoifion ber S8iograpt)ie be^ 5ßapfte^ anvertraut ^aben; in jenen 3al)ren lagen felbft einem ftrebfamen ®eifte im Satcran anbere ©orgen matjrlic^ nä^er, atö ber ^ßlan einer X^eilung bed K6nigreic|^. 9(uc^ biefer Umftanb fprid^t gegen eine gälfc^ung, bafe bie römifc^en 2lnfprüd)e in jener 3^^^ nie über ©poleto unb S^uöcien hinaufgegangen finb; erft ber ?ßapft* !önig Suliud II. t)at auf $arma unb ^iacenga Snfprüd^e geltenb gemacht, unb jmar, mie ©uiccarbini fagt, ali^ auf l^eile be^ alten Sjarc^atg. bleibt unerfinblid), mie ein gälfc^er gerabe auf jene Orte Verfallen ift.

^anbelt fic^ mirtlic^ um eine gölfc^ung, fo mufe fie vor 774 angefertigt morben fein in ber abfielt, bem Äönig ffiarl im Slpril 774 vorgelegt ju merben. S)enn nur bamalg maren ©e* ftrebungcn möglich, mie fie in ber 5ßromiffio l)ervortreten, nur bamalö fonnte ber $apft baö ^albe Königreich ber fiangobarben forbern, an beffeu Kataftrop^e er einen fo großen änt^eil ^atte, nur bamate fonnte er nac^ ber Srmerbung ber alten SReid^^* gebiete im JRorben Italiens ftreben, nur bamaU auf ©poleto unb Seneoent ^offen^); in jebem fpäteren ©tabium Ratten fie eine anbere gorm, eine anbere Slu^be^nung, eine anbere 9iic^tung annehmen muffen.

*) 3d) erinnere ^ier an ©tcp^an'd 11. 93erfu(^c auf bie ^cr^ogt^ftmcr (Cod. Carol. Epp. 11, 17).

bte fog. ^orolingifc^e @4enfung k)on 774. 429

SBenn biefe Sripägunflcn fi(ft ate begrünbctc ertpcifcn, bann tpirb man über bic ^romiffto boc^ tpcfcntltc^ anbcrd bcnfcn muffen ofö biötier. 9?id)t bafe mit itjnen nun bereite i^re Sc|t* ^cit ermiefen »äre. @d ift immerhin bcnfbar, bafe unfcr Autor bic ma^rc ^ipinif^-ÄaroIingifc^c ?ßromiffio unterfdjlug unb an i^rc ©teile eine gäffcl)ung untcrfc^ob, ober bafe er cbenfo tote Äarl felbft burc| ein tecfe« galfififat au3 ber 3eit ©tep^an'« n. ober feiner nfic^ften 9?oc^foIger, in beren Umgebung bie Jtonftan* tinifc^e ©cf)enfung entftanb^), getäufc^t tourbe, inbeffen toa^r* fd^einlicfa ift baö nid)t. ©ntfc^eiben fann ba nur eine bie ge* fammte Überlieferung noc^ einmal prüfenbe Srtoägung, toie toeit eine ^ßromiffio in bem angegebenen Umfange im Sa^te 754 möglich ift.

3c^ meine auc^ ^ier, bafe bie felbftberciteten ©c^toierigfeitcn größer finb a(d bie tt)atfäc^(id)en. Suf bad na^brucflic^fte ifl junäc^ft mit ©c^effer-SBoic^orft ju betonen, bafe e^ fic^ nur um ein SSerfprcc^en, um eine 5ßromiffio, nic|t um eine donatio ^anbclt*). ^ag man beibed jufammengetoorfen ober nici)t fc^arf genug aui^ einanbcrge^alten ^at, ^at erft jene ^eilfofe SJertoirrung erjeugt, bic felbft ben Solid fd)ärferer ^itifer getrübt I)at, äWan oer* fannte bag SBefen ber 5ßromiffio: ber 3Biberftreit ber fpäteren ^Donationen mit i^r fpric^t an fic^ noc^ nic^t gegen fie, bcnn ein SSerfpred^cn ift immer an SJorau^fcßungen gefnüpft, feine ®r^ fuQung immer oon jufünftigen Socntualitätcn abhängig.

3)iefe ju erfennen unb bamit ein fic^ereö Urteil über bie 9?atur unferer 5ßromiffio ;^u gctoinnen, ermöglicht meiner SKeinung nac^ toieberum allein il)r SSSortlaut. ?lllerbing^ ^ier fäHt fo

») 3Ble m. e. ©c^effcr ^ SBoi(^orft in mm. bcÄ öftcrr. 3nftitut« 10, 302 ff. übcrjcußcnb nocftgcroiefen ^at. SBae (£. fiönitiö (©. 3. 65 (92. &. 29), 220 ff., ber auf ^abvian'ö I. !ße'ittn jielt, bogcgcn öorbringt, ift aÜcrbingÄ g. %f). Don (S^emic^t; für irrig ober ^a(te id) bie gefd)id)tli(^e ^Infdjauung, bag bie 3eit oon 774 big 781 ein ßünftiger ©oben für foldjc «ßlänc geroefen fei: bamald befanb ft4 boS ^o^ftt^um in feiner erfreulid^en ^nge; feit 774 ift e8 nic^t me^r in ber Offenfiöe, fonbem in ber 3)efenfit)e gegenüber ber immer mel^r erbrücfenbcn Sc^u^gewaCt.

•) ©gl. @(^ffer*)öoict)orft @. 196, unb aud) 2anH)i-ed)t ®. 102.

430 % mt,

paraboj ba^ aml) Hingt nid^t in'g (Scmic^t, iüqö unfcr ®c* tDä^rdmonn fagt, fonbern toa^ er ni^t fagt.

3)em $Qpfte tuirb bie f&blic^e ^filfte bed langobarbifc^en 9ieic^ed t)erfproc^en. Über bie uörbüc^e ^ä(fte fagt unfer flutor fein SBort. 3Bir aber bürfen Xüoljil fragen, toa^ man benn über beren ©c^icffal fic^ gebac^t i)at @oIl bie ^albirung beiS König- reichs etlDQ eine Sefdiranfung ber (angobarbifc^en ^errfc^aft auf bie nörbtid^ ber ^^eilungdlinie gelegenen ©ebiete, a(fo auf Sigurien, 5ßiemont, Sombarbei, SBenetien unb griaul, bebeuten? ^ag ift boc^ fc^merlid) ju glauben. Sine ^err)d)aft beS ^apftei^ in ben übermiegenb langobarbifc^en Gebieten t)on Xuecien, Don ^arma unb 9ieggio, 9J2antua unb äRonfelice, t)on @poIeto unb 3enet)ent n^ar neben einem noc^ fo gefc^mäc^ten nationalen ICönigt^um nic|t möglich ; baS ^ätte einen bauernben ICriegdjuftanb unb fort^ n^ä^renbe SlebeQion ber (angobarbi)c^en Untert^anen bei^ ^apfteS jur golge gehabt. äBenn eS richtig, baß jeneS Konfinium bie S^eilung^bed langobarbifc^en Steic^eS bebeutet, bann fann aud^ über bai^ ©c^icffal ber nbrbtid^ berSiniefiuni TOonfelice gelegenen ®ebiete fein Swjcifel fein: c«J mar bie ben g^anfen jugebac^te öcute^).

3luf eine S^eihtng bed dieic^eS Don $at)ia in biefem ©inne roeift uor aQem auc^ ber S^arafter ber S^eilungSlinie. 3c^ fagte fd^on, baß fie nid)t, »ie man erwarten foHte, ®ebiete unb ^ßro* uinjen beS langobarbifc^en SReic^eö aufjöfile, fonbern biefe mitten burc^fd^neibe unb aQer 9(n(e^nung an ^iftorifc^e 93ert)ä(tniffe baar t)er(aufe : fie mac^t faft ben Sinbrud einer militärifc^en 2>e< marfatiouölinie^). ©o t^eilt man nicüt ein bereitö erobertet ®ebiet, fonbern nur ein erft noc^ ju erobernbeö. S)ie SBoraud* fe^ung be^ SSerfprcc^eni^ 5ßipin'^ ift affo bie Groberung bed langobarbifcf)en SReic^e^ unb feine bauernbe SBefi^na^me burc^ bie J^ranfen.

0 5)u4e«ne p. CCXLII fommt ber ©acfte ^iemlicft na^c. Est-il donc impoösible fragt er que, dans cette hypoth^se, il eüt arröt^ avec le pape un plan de partage de Tltalie conquise?

*) ^an verfolge fie nur auf ber ^arte, bie i4 meine Sefer überhaupt bringenb ju 9^at^e ju jie^en bitte, ^gl. aud) Samprec^t @. 109 ^h 2.

bic fo0. ÄaroUngifc^c ©djcnfung öon 774. 431

®anj bte gtetd^e Semanbtnid tjat ed mit ben alten 9leic^d' gebieten unb ben ^erjogtl)ümern. ^^ipin üerfpric^t nic^t]unbebingt, [ie ju fc^enfen, „benn fc^enfen fann man nur, maö man befi^t" ; er ücrfpric^t, fie ju fc^enfcn unter ber ftiUfc^meigenbcn, aber felbftüerftänblic^en SSoraudfe^ung, bafe er fie erobern werbe. 3)a6 er fic^ bamit ju jolc^en (Eroberungen üerpfüc^tet ^abe, folgt barau^ noc^ nic^t; fein 93erfprec^en galt nur einem möglichen ^Qe.

S)a^ ^ipinif c^ ^ ftarolingif c^e ©c^enfung^oerfprec^en ift a(fo fein unbebingteö, fonbern ed c^arafterifirt fic^ ate ein ©oentuoU üerfprec^en ; eS ^at jur 93oraudfegung bie Eroberung bed nörb- liefen unb mittleren Stauend burc^ bie ^raufen, bie Vernichtung bed 9ieic^ed ber Sangobarben [unb i^rer füblic^en ^erjogt^umer unb bad 9luft)ören ber faiferlic^en ^errfc^aft im nörblic^en Stauen : ®reigniffe, bie fo niemals eingetreten finb.

S((d (Soentuaberfprec^en, ic^ möchte gerabeju fagen, atö ein 3ufagüertrag^) ju ber eigentlichen, bem ©c^u^ bcö jungen Äirc^en» ftaat^ unb feiner „JReftitution'' geltenben ^romiffio 5ßipin'd ift ed fc^on burc^ feinen ®efammtint)alt erfennbar. Äein SBort oon ©c^ug, feine SRebe oon ^Patrimonien-), fein 3Bort über baigSBer^ ^ältnid bed frfinfifcf)en ^atriciuS ^u $apft unb ftirc^enftaat, feine 5Rebe oon ber ©tabt SRom unb i^rem S)ufat*): fc^on baburc^

^) ^an fönnte bad au4 aud ben ^Borten ber V. H. felbft l^erauSlefen : conplacaerunt illi . . quae ibidem erant adnexa, inbem man adnexa, {einem urf|)rüngUc^en 8inne ent{|)re4enb, auf befonbere, gut eigentlichen ^ro« miffio hinzugefügte Kapitel beutet. Sß^l ba^u aber aud) L. P. p. 373, i ; 416,16; 442,7; 455,8; Cod. Carol p. 486,89; 546, is; 575,7.

*) 5)ie fides, defensio, exactio üermifet befonberÄ ßamprecftt @. 107 unb meint, baS fei ein not^ioenbiger ^eftanbt^eil ber ^romijfio Don 754 geroefen. 9(ber auc^ roenn baS ri(f)tig, fo folgt baroud ncc^ nic^t o^ne iveiterd, bQB bad und Dorliegenbe ^erfpredjen fa(fd) fei, fonbern ^unäc^ft nur, bag mit jener SJromiffio nicftt ibentifcft ift. Unb bae ift in ber Zttat meine «Infic^t.

^ darauf, bag ber ^utat Don 91 om nic^t befonberd genannt ift, lege id) Diel (&tto\diU ^ie mir fc^eint. mit gfug unb S^ec^t. Contradi spopondit ^eigt ed in ber ^rumiffio. ^ad fann man nur fagen ton (Gebieten, bie ber^ jenige, bem fie Derfproc^en loerben, noc^l nic^t beft^t. ^en römifc^en ^ufat aber befag ber ^4^apft t^atföc^lic^ fc^on Dor 754, ade anbereu Q^ebiete aber

432 % Äef)r,

unterfc|eibct eg fic^ ööllig üon ben fpätercn ?ßaften. gilt nur Sänbern unb bereu SrtDerbuufl. ©tauben aber jene ?ßunftc in ber ecf)ten 5ßromiffio, fo oermag ic^ nid^t eiujufe^en, toarum ber gälfc^er ober Snterpolator biefe für bie SÜrd^e nic^t weniger ttjic^tigen Stbmoc^uugen nic^t beibehielt, fonbern fie opferte, um an i^re ©teHc ®ebiete unb nur ®ebiete ju fegen.

(Sin folc^eö, wie id) glaube, burc^ ben SBortlaut unb ben ©inn ber in ber SBiograp^ie ^abrian'd überlieferten ^ßromiffio fid^ c^arnfterifirenbe^ ©üentualöerfpred^en ^ipiu'§ fte^t, foüiel ic^ fe^e, mit ben un8 fonft überlieferten SRac^ric^ten burc^au« nid^t in 9Biberfprud{). Unb bamit fd^eint mir bann aUerbing^ feine Gd^tt)eit faum mel)r geleugnet werben ju fönnen.

Slber wirb bem entgegengel)alten, bofe weber bie frönfifc^e

ff»

Überlieferung, noc^ auc^ bie 93iograp^ie ©tepf)an'ö IL etwad bauon melbet. S)arauö ergäbe fic^, fo erflärte man, ba^ ber Serid)t be^ 93iograpl)cn über jeneö „ejorbitante" ©c^enfung^ üerfprec^en fc^led^ttjin unvereinbar fei mit allen anberen, un^ überlieferten 3iac^ricf)ten ^).

nod) nicftt. 3ft baS richtig, fo ertlärt fidj nicf)t QÜein boö geilen bc§ ducatua Romanus, fonbern eS fällt aud) biefe 2ücfc fc^r ju gunften unferer ^romiffio in*^ ®eroid)t, inbem fie jmingenb auf baS fjrü^ja^r 754, al§ bie ä^it i^rcr (Sntfte^ung ^inroetft. 3c6 füge ^inju, \>ai m. C5. ber 5)ufat in \>in älteren *Paften überl^tiupt nie genannt loorben ift. 3)eÄ ^apftcö SRecftt bafclbft toar nirfjt üon 'ipipin'^ ober ißarl'g ÖJnaben, wie im Gyardiot. (Srft qI* Äorl in feiner (Sigenfdjaft nl§ "spatriciu^ unb üoflenb^J al§ Äaifer bcftimmte $)o^eitd* rechte aud) in 'Siom unb feiner Umgebung forbertc unb ausübte, fann ber 2)ufat Don SRom in bie ^afta aufgenommen morben fein.

*) Über baS SSer^ältni^ ber V. Hadriani ^ur V. Stephaiii n., foweit eS fid) um bie öier in 5öetrad)t fommenbcn ©reigniffc oon 754 ^anbelt, be* merte id) folgenbeS: ^ic V. II. (p. 498) berichtet barüber lebiglicft: 1) % ©tep^an II. fei nad) fjranfreid) gefommen pro concedendis di vereis elvi- tatibus ac territoriis istius Italiae provinciae et contradendis beato Petri eiunque omuibus vicariis in perpetuum possidendis. 2) ^ißt|)in, Äarl, Äarlmann unb bie fränfifc^en ©rofjen Ratten ju Äierf^ bem $apfte ein nicftt nä^er bezeichnetes S8erfpred)en gegeben unb bcurfunbcn laffen. 3) TOt biefer pronuBsio Carisiaca fei kaxVi promissio Romana üon 774 ibcntif(^. 3)ie V. Stephani 11. (p. 447) crjä^lt bagegen junäd)ft bie ©reigniffe ju $ont^ion, unb jmar 1) ben (Sm^fang bed $a^fteS gu $ont^ion am 6. Januar 754

bie fog. $aro(mgt{4e Sc^enfung t>on 774. 433

Slber man i)at, mie id) meine, bie 9?atur ber annaliftifd)en unb biograp^ifc^en Überlieferung jener 3^^* öielfac^ tjerfannt, i^re oft trofttoS bürftigen Slad^ric^ten einfeitig betont unb fic^

buT4 W^n, bie Königin, feine @ö^ne unb bie (Strogen, 2) ^ttpf^an'^ $itte an $i^in ut per pacis foedera causam beati Petri et reipablicae Ko- manorum disponeret, 3) $i))in'd @ib, bem $apfte in allen fünften ^u to\Ü* fahren, et . . . exarchatum Ravennae et reipublicae iura seu loca reddere modlB Omnibus, ^ann 4) bie ^reigniffe Don 8. ^enid, $i))m'S unb feiner @ö^ne ©albung burc^ Stephan unb beS $apfteS ^anf^eit. (^nbli4 &) bie Vorgänge gu Jlterfi); ber ^önig unb bie @)rogen befc^liegen quae . . una cum eodem papa decreverat, perficere. (Sd ift junöc^ft ((ar, hai ber Siogro))]^ ^abrian'd feine 92ac4rid)ten nic^t aud ber V. Stephani ^aben fann, mag er auc^ fonft, loie SJlartenÄ 8. 288 ff. unb JJunf 6. 625 be^au^iten, Don i^r ab^öngig fein : ^ier ift er burc^au^ unab^öngig k)on i^r. $ei beiben ^iteu ^eigt fic^ ^ier ber biefen Biographien eigent^ümüc^e Pragmatismus auf baS beutlic^fte; ed finb ganj anbere S^^atfac^nrei^en, bie fte berichten, nic^t blog Derfc^iebene Xl^atfadjen. ^er S9iograp^ Sttp^an'^ ermähnt meber bie Promissio Carisiaca noc^ bie X^eilna^me ber ©ö^ne bei ben ^ipinifc^en Ber))f[id)tungen (er nennt meber l^ier noc^ an irgenb einer anbem Stelle ben 92amen £arlmann) noc^ überhaupt ein uifunbIid)eS ^erf))red)en. ^ag ber ?(utor ber V. Stephan], mag er nun, mie G5. Sc^ürer im ©ift. Sa^rb. 11, 425—438 ju überzeugen fucftt, ber ^rimiceriuS (£^rifto<)^oruS gemefen fein ober irgenb ein 53eftiaiiu8 ber römifcften Äircfte (ogl. 3)uc^eöne p. CCXLIII) k)on biefen fingen nid)t§ gemugt ^abe, ift in ^nbetra(bt feiner fonftigen JlenntniS ber Sreigniffe fc^ioerlic^ anzunehmen. ^Ifo ^at er fte entmeber ab« ftc^tüc^ Derfc^miegen, ober aber, ba bied nic^t mal^rfc^inUc^ ift, er l§at fte mte anbere Vorgänge in granfreic^, bie er erlebte, als (Sreignlffe öon nur fefun« bärer S9ebeutung übergangen, ^er 84mer))unft feiner ^äl^Iung liegt in $ont^ion. Umgete^rt berichtet bie V. Hadriani nichts k)on ben JBorg&ngen in ^ont^ton, bie für bie (Sreigniffe Don 774 aud) ganj gleichgültig maren, fonbern Iebigli4 ^on Abmachungen ju ßierfQ, bie erft je^t, 774, Bebeutung betamen. 3d) finbe gerabe in biefer ganz Derfc^iebenen Auffaffung ber Sreig« niffe üon.754, in ber Unab^öngigfeit ber V. Hadriani üon ber V. Stephani ein entfc^ieben günftigeS ^terium für bie Promissio Carisiaca. ^er Bericht beS Biographen ©abrian'S ift l^ier burdjauS auS einem ©ug. SRan fi^nnte iDOl^I zur Sl^arafteriftif ber beiben Biten fagen: in ber einen be^errfc^t bie ^^atfac^enrei^e Jlierfi)s9iom, in ber anbem bie Xl^atfac^enrei^e ^ont^ion-^auia bie @rzä^(ung. ^blic^ meift bie V. Hadriani auc^ felbftänbige ^etailS auf, mie bie Bet^eiligung ber Sö^ne $ipin'S bei ber Promissio Carisiaca unb bie d^äl^nung ^arlmaim'S beS Jüngern, bie entfc^ieben für i^re £)ri« flinalität unb bamit für i^ (S^Iaubmürbigteit fprec^en.

einorif(^ B^c^Tift 9{. 9- Ob. XXXIV. 28

4d4 $. $e^r,

ntc^t Uax gemacht, toa^ fär Süden fte aufn)eifen. Snbem man bann au^ biefen $Bertd)ten bie einjelnen ^Ha ^eraudrtg unb fte mit einanber fonfrontirte tote bie Sludfagen jmeier unglaub- mürbigen ©eric^t^jeugen, ift man über bie ®renjen gefunber unb befonnener Äritif hinaufgegangen unb t)at fic^ er[t bie ©c^toierig- leiten bereitet, öon benen man bann erflärte, fie feien unübcr* njinblic^. 2Ran nberfa^ öor oflem ben freili^ bürftigen ?ßragma^ ti^mu«, ber in biefen ?ßapftbiograpl)ien I(errfd)t. 5(uf 25 3rilen ber ©uc^edne'fd^en ?lu8gabe erjä^lt ber SBiograp^ ©tep^an'g bie aSorgänge in granfreic^, fe^r flar unb überfid^tlic^ jroor, ober fe^r lücfen^aft. ©agt er boc^ j. SB. fein SBort üon ber Über* na^me ber S)efenfio bur^ 5ßipin, eine 2;^atfac^e, bie auc| SWartend' fünftlid^e Interpretation nic^t ju befeitigen üermoc^t f)at ©c^meigt er büc^, »aö üiefleid^t noc^ befremblic^er ift, toon ber SSerlei^ung bed ^atrijiatd an $ipin unb feine ©ö^ne. 9ber noc^ niemanb f)at behauptet, biefe S^atfad^en feien barum unn)at)r. SWan braud^t babei noc^ gar feine S^enbenj ju wittern, genügt üielme^r, fid^ flar ju machen, bafe biefer 3lutor bie SBid)tigfeit ber einjelnen Sreigniffe ganj anberö auffaßte, al^ tt)ir SKenfc^en Don ^eute,* unb banacf) erjät)Ite, tva^ i^m im 3ufönimen^ng ber (Sreigniffe afö wefentlic^ erfc^ien : ben @ib ?lJipin'g ju 5ßont^ion, bie @reig* niffe Don ©. S)eni^, bie SBefc^Iüffe üon Äierft), ben Seginn ber 9lftion. S)ie flaat^rec^tlid)e Segrünbung be^ SJer^ältniffe^ jtoif^en ^apfttf)um unb fränfifd^em Äönigtfjum ignorirt er. SBarum nic^t auc^ bie SBerfprec^ungen öon Stierft), menn fie aufeer^alb ber einfachen S;t)atfad)enrei^e lagen, üon ber er berid^tet?

9Iber nic^t ba« allein f)aben bie meiften firitifer biefer Über* lieferung gegenüber aufeer 9lc^t gelaffen. ©ie ^aben aud^ ber Sompofition biefer 9?iten unb il)ren formalen (Sigentpmlid^feiten }u menig ^eac^tung gefd)enft. @d ^ötte it)nen fonft nid)t ent« ge^en bürfen, mie ftarf ber ©c^ematiömu« ift, ber biefen ^ßapft* biograp^ien eigen ift, unb n)ie abt)ängig i^re SSerfaffer üon i^ren Vorlagen unbSKuftern getoefen finb*). ®« üertiält fic^ mit biefen

*) ^Q icf) ^offe, 3^^ SU ^iner ^Ib^anblung über bie ^ompofitton ber $Qpftt)tten bed 8. unb 9. ^[a^r^unbertd ju finben, begnüge i(^ mic^ ^ier mit

bie fog. i^arolingtf(^e (Sc^enfung t)on 774. 436

Biographien ni^t anberd ate mit ben im Sobejr Sarolinud ge* fammciten 5ßapftbriefen *) : ni^t i^re ©ubjeftiöität , nic^t i^rc S^enbenj bereitet bie gtöfeeren ©c^tpierigfeiten, fonbern i^re oft bid iu tpörtlic^er SBieber^oIung ganzer @ä^e ge^enbe Sbpugig«

einigen befonberd auffaHenben belegen, ^ag bie dlogien in ben einzelnen ^Q^ftbiogro^l^ien ^äuftg einanber entlehnt fmb, ^at ^ud^edne fc^on bemerft; fo ftammt ber Anfang ber V. Gregorii III. quo ber V. Leonis 11., ber ber V. Leonis m. t^eil« au» ber V. Gregorii II., t^eil« au» ber V. Zachariae, ber Eingang ber V Stephani IV. qua ber V. Hadriani, ber ber V. Pascalis QUd ber V. Leonis III. @o ift bie ^jä^Iung k)on Submig'd U. dmpfang ^u 9lom in ber V. Sergü n. loörtli* bem ©cridjte ber V. Hadriani über ÄarF« be» ©rogen @m))fang noc^gebilbet. ^ag bie nic^tpolitifc^en Partien, bie ber tin^« liefen SSerrooItung bed gelben geroibmet finb, oft toörtüc^ mit einanber über« einfammen, ^at {c^on $iper 8. 336 unb Sc^effer^lBoi^orft 6. 199 bemerft. ^ier fommt ed mir nun Dor oüen fingen borouf an, auf ben 3ufammenl§Qng, ber ^roifc^en hm ^iten unb ben iöriefen im Cod. Carol. befte^t, ^injuroeifen. In magno stupore et extasi deductus fei ^abrian über itaxV^ plö^Iic^e ?lnfunft in 9fiom gerocfen (V. H. p. 496, ts) ; man fel^e, roaS 9Rarten« @. 145 baran für Sc^Iüffe tnüpfi, obwohl er felbft gefunben ^at, ba^ biefelbe <P^rafe fK^ fc^on im Cod. Carol. Ep. 99, p. 650, n finbet. 3)ie SBenbuug a caritate et dilectione separare V. H. p. 488, ts unb 493, te^rt in Dielen ©riefen ber ^ä»)fte wieber. V. H. p. 498, i7 ^ifet Hitherius reU- giosus ac prudentissimus capellanus, ebenfo Ep. 46, p. 564, 19. ^aft aOe bie c^arafteriftifc^en $3orte unb Beübungen, bie '&. QJunblac^ in feinem SJuffaJ über ben Codex Carolinas !«. «r(ftiö 17, 539 ff. anfü^, laffen p* au4 in ben ©iten nac^welfen. @o emittere V. Leonis III. p. 6, ; 7, t ; prorsus ebenba, p. 1, e; 4, so; k)or aüem olitanus V. H. p. 505, is; V. Leonis UI p. 2, 14 unb fe^r oft. ^uc^ deo amabilis, baÄ in ber ^ontroDerfe über baS Constitutum Constantini eine 9loIIe f))ie(t (@d)effers «oic^orft in mHiff. b. iJfterr. Snftitut« 10, 309 f. unb ßöning, ©. 3. 65, 220) finbet fK^ noc^ in ber V. Leo. IV p. 108, i4. 3)a« afle« finb nur ju* fällige fjunbe. Slber fie werben genügen, um ben gufammen^ng jwifc^n ben ©iten unb ber ^orref))onben^ gu ermeifen, ber bisher nic^t genügenb beachtet loorben ift.

») SB. ©unbla(^'Ä Unterfu^ung im m, «Irc^iü 17, 535 ff. ^at wieber fc^lagenb barget^an, gu welken wid^tigen ©rgebniffen bie ^iftotDergleic^ung fü^rt. ©einen fcftönften ?Junb, bie feitenweife ©ieber^olung ber Ep. 9 ((Stephan II.) burc^ Ep. 57 (©abrian L), ^at i^m atterbing« f(fton ©c^ffer» Soic^orft 8. 201 9^. 1 t)orweggenommen. ^ber e$ bleibt auc^ fo bed Sel^r- reichen genug.

28*

436 % de^r,

fett t)on älteren ^^orlagen. 2)Qrum mug it)rer iBertpert^ung ju« nädift eine fe^r einbringenbe, bie gefammte römifc^c Uberlieferunfl biefer Qtit, 5ßap[tüiten »ie ?ßapftbriefe umfaffenbe S)i!tatunter* fud)ung DotQu^ge^en, bie fc^eibet, mad in i^nen formelhaft unb toa^ inbiuibueQ ift: bann mirb man auc^ erfennen, bag man einjelne 9?ad)rtc^ten biefer Siograp^ien mie gemiffe SBeljauptungcn in ber päpfttic^en fiorrefponbenj enttoeber fiberfc^ä^t ober irrig aufgefaßt ^at.

®g fann fein 3^^iM fein bie Sage ber 5)inge unb bie ©röfee bei8 Unterne^meniS ergeben ganj üon felbft , bafe in gang anberem Umfange, aU n^ir and ber ^iograp^ie ©tep^n'd unb beu fränfifc^en 9Inna(en erfahren, %er^anb(ungen gn^ifc^en ^ipin unb Stephan ftattgefunben ^aben. Wit bem ®elöbnid 5ßipin'ö, bem I)eiligen ?ßetrud ju feinem Siedete ju üer^elfen, toax boc| noc^ nicf)t gettjan. ©er Äönig unb feine ©rofeen mufeten fic^ über bie Äonfequenjen einer bewaffneten Snteröention ju gunften beö ?ßapfteig ftar iperben; eg \)d^t, fie ju SBarbaren machen, menn man il)nen folc^e politifc^e Srtoägungen abfprid^t*). Sin noc^ gröfeereie; Sntereffe baran aber ^atte offenbar ber ?ßapft. @oIIte fic^ ber Huge Stephan II. nic^t f(ar gemad^t ^aben, mad ein fränfifc^er gclbjug in Stauen für Äonfequenjen ^aben fönne unb muffe, foKte er nidjt auf ben ©ebanfen gefommen fein, bafe ein fiegreic^er ^^elbjug nur ju (eic^t gu einer bauernben Eroberung fü^rt? ©ottte er fic^ nic^t bie g^^age vorgelegt ^aben: toa« toirb au« Stauen, ttjenn bie granfen bie Sangobarben fc^Iagen, i^r Steic^ erobern unb behalten? 2)a^ n)ar bod) eine 3){öglid^feit, mit ber bie Äurie redincn unb t)or beren Sonfequenjen [ie eine gemiffe ©ic^ert)eit für il)re eigene Sfiftenj unb Unabf)änjigfeit ermerbeu mußte: ber ©ebanfe, bafe ba« fränfifdie Sleic^ an ein langobarbifc^e^ ^önigt^um bed granfenfönigd backte man bamate gemife noc^ nid|t feine ®renjen bi^ t)or bie 2;^ore Stomd au^bet)nen fönnte, lag boc^ nic^t gar gu fern unb \)atte für ben Sßap)t fic^erlic^ nic|t t)iel SBerfü^rerifc^e«. SSon allen

») SSgl. bie trcffenbc öctncrfung b. ©^bcr« @. 70.

bie fog. jtarolingifc^ ©(^enfuttg t)on 774. 487

btefen (£rh)ägungen unb bcn i^nen entfpred^enbcn SJer^anblungcn tptffert toir nic^tg.

S)ie Don ber ©iograp^ic f)abrian'« überlieferte ^omiffio gibt meiner 3)?cinung nad) bie §lntn)ort auf bicfe gragen. SBenn fie aber eine gälfc^ung ift, bann ift fie matir^aft raffinirt gcfälfc^t: ftatt bie ^romiffio, moju bie Vita Stephani I)ätte üerfü^ren muffen, nac^ ^ontl)ion ju öerlegen, öerlegte fie ber gälfc^er nac^ Äierf^, in ber richtigen ©nfic^t, bafe bie legten ftonfequcnjen nic^t fc^on bei ber erftcn SJer^anblung in Setrac^t gebogen fein werben. SBietet nic^t gerabe biefe S)ifferenj, bafe ber Siograp^ ©tep^an'ö üon bem Sibe 5ßipin'g ju 5ßont^ion unb ber §abrian'« üon einem urfunblid^en SBerfprec^en 5ßipin'^ ju fiierf^ rebet, »ä^renb ei8 einem gölfc^er ober Snterpolator boc^ fel)r na^e ge* legen ^ätte, ben fd^einbaren SSSiberfprud) au^jugleid^en, eine ge* miffe ©ürgfd)aft für bie 9iic^tigfeit beiber Überlieferungen ? 9HIcr^ bingd mug man nic^t mit ©en^alt unb SßiQfür alled in einen S^opf werfen, nic^t ba^ SJerfpred^en üon ftierf^ mit bem @ibe Don $ont^ion, nic^t ben 3nt)alt ber ^romiffio mit bem Sn^alte be^ @ibeiB beftreiten moQen. @omit unterfc^eibe id^ minbeftend jWei urfunblic^ nac^meii^bare $^afen in ben 93er^anb(ungen bed 5ßapfte^ mit ?ßipitt bojtpifd^en mögen nod^ onbere liegen, Don benen wir nid)td wiffen

1) ben ©b 5ßipin'Ä ju «ßontliion, bie „»ieftitution'' bc8 @j:arc^atd Don SRaüenna unb ber bem römifc^en 3)u!at entriffenen Orte unb diente an ben $apft }u bewirten unb ben @c^u^ bed Äirdienftaat^ ju übernehmend);

2) einen ju Äierf^ abgefdiloffenen Suentualöertrog, in bem $ipin unb feine <Sö^ne ^arl unb fiarlmann fammt ben frän!ifd)en ©rofeen öerfpred^en : für ben 55^11 ber Unterwerfung unb bauem« ben (Eroberung Stalienö bem 5ßapfte ben füblic^ ber Sinie 2uni

») 5)a« Icftere nat^ Cod. Carol. Ep. 7 (491, «): Et vob beato Petro polliciti estis eins iustitiam exigere et defensionem sanctae dei ecclesiae procurare. ^ie toeiteren ©teilen bei fiampre(^t 6. 93 9}. 2. & ift ^ier nic^t gu unterfuc^en, ob bie Übemal^me ber ^efenfio fd^on in $ont^ion ober fec^d ^o^en fpäter in @. ^enid bei ber Salbung $ipin'« unb feiner @d^ne (fo befonntli^ SRartend @. 23 ff.) ftattfanb.

438 $. Ib^r,

3)?onfeItce gelegenen %\)e\l bed langobarbifc^en ^ßnigretd^d 31t uberloffen (»ä^renb bie nörblid) berfelben gelegenen ©ebiete felbffc üerftänbli^ bem franfifd)en 9leid)e einverleibt werben tofirben), ferner für ben goU ber Sroberung ber big ba^in nod^ b^jam tinifc^en ^ßrüöinjen SBenebig unb Sftrien auc^ biefe ebenfo wie bie X)ufate t)on ©poteto unb SeneDent bem j^tirdienftaat ju fiber^ weifen.

2)Qran fd^Iiegen fid) nac^ iSeenbigung bed erften t^Ibjugeg ber allgemeine ^riebendüertrag jwifd^en Stßmem, (^ranfen unb Songobarben ^), unb eine befonbere, ben ©tabten bed (S^arc^atö geltenbe ©d^enfungöurfunbc ppin*i8. *)

SBenn biefe ©d^lüffe richtig finb, bann öerme^rcn fid^, aUer* bingö nid)t eben jum SRu^me ber beiben Set^eiligten, bie %&üt um einen neuen, in benen Derbünbete 3)?äc^te bie SSernid^tung eined gemeinfamen ©egnerd unb bie ^^eilung feinet Sanbed in'd Sluge faxten. (£d Derfte^t fic^ bann aber au^ Don felbft, warum fowo^l 754 roie 756 biefeig SSerfprec^en nic^t jur äui^fü^rung fam: ^ipin Derjic^tete, aud ®runben, bie ^ier nic^t erörtert }u werben brauchen, auf bie Eroberung Stauend, unb ber $apft war jufrieben, bafe ber näc^fte S^^^ erreicht war, jufriebener DieQeic^t, aU Wenn bie $inge fic^ b\^ }u i^ren legten SConfequenjen, bie erft 774 eintraten, entwidelt Ratten. 5Biefleid)t ^ot er recftt« }eitig bie 98a{)r{)eit jened t)on Sin^arb überlieferten ©pric^wortd ber ®ried)en erfannt: ben granfen ^abe 5um greunbe, aber nic^t jum 9?ad)barn. 3)?an fann unter fo(d)en Umftänben and) ni^t tjon einem wieber^olten SBortbru^ 5ßipin*d reben, benn er ^at t^at» föd)Ii^ erfüllt, toa^ er jugefagt.*) ©0 erflärt fic^ auc^ ©tep^an'ö unb feiner 3ia^foIger „tiefei^ ©c^weigen" über bie ?ßromif[io t)on Jtierf^*) unb bie 9?it^terwä^nung berfelben in ber Vita Stephan! unb ber franfifd)en Überlieferung : bie ^auptfac^e war unb blieb ber (Sparc^at unb bad ©c^u^bünbniiS ; jenem galt bie

») ßam^jrccftt ©. 75, baju 3affi Reg. pontdf. i»r. 2391 unb V. Hadriani p. 487, 8

•) fiompicc^t @. 79.

') Über bie moralifc^e entrüftung i^cuercr 09I. ©icfc! @. 165.

*) «9I. 0. @ljbfl @. 70; grunf 6. 622.

bte fog. Jlarolingifc^f Sc^enfung bon 7.74. 439

9lcife ®Up\)an% xf)m galt feine SBitte, il|m galt quc^ 5ßipin'« S8er- fprec^en. ©rft in jtoeiter, öieHeic^t in britter JReifie ftonb bie, nur einer SKöflli^feit geltenbe Äombinotion öon Äierf^. SRur fo erflärt fi^ enbli^, bofe bieg ©c^enfungÄöerfprec^en nur noc^ einmal im Sufammenl^ang ber Sreigniffe erfc^eint, ote im ?lpril 774 fiorl unmittelbar öor ber Unternierfung bc^ lanfloborbifd^en SRcid^eö ftonb. ©rft in biefem So^re erhielten bie Abmachungen Don Äierf^ eine aftuelle SBebeutung. SBo^I auf fie gcftüfet, l)at ^abrion, ber [ic^ aU SJerbünbeten Äarfö betrad^tete, auf eigene gauft ©roberungen in SKittelitalien gemacht, ©poleto unb Sittd bi SafteÜo, gemio, Äncona unb Dfimo für bie Äirc^e in @ib genommen*). Aber auc^ Äarl felbft ^at toal)rfc^einIic^ anfangt an bem 5ßrogramm Don Äierf^ feftge^alten ; toir ^aben fein 3eugnii8 bafür, bafe er mit ber ?lbfic^t, S)eftberiui8 unb abelc^i« ju entthronen unb fic^ an i^re ©teile ju fe^en, ben gelbjug unternommen ^abe. 3Bir bfirfeu Dielme^r an^ bem Umftanb, ba§ er im ?Ipri( 774 ju SRom bie ^ßromiffio Don Stierf^ ttjieber* l^olte, Dorouggefefet, bafe er nid^t ein rurf)Iofeg ©piel mit 2;reu unb ©ben fpielte, mol)! fc^Iiegen, bag er aud^ in biefem klugem Midf noc^ nid^t an ein Iangobarbifd)ei9 Jlönigtl)um gebac^t ^at'). Slber bie Sage Derfc^ob fic^ in einer in ben SSertrögen Don 754 unb 774 nic^t Dorljergefe^enen 3Beife, aU Äarl wenige SBo^en, nac^bem er SJom Derlaffcn, ftc^ jum fiönig ber Üango* barben machte, unb bomit ber SRec^tdnad^foIger ber nationalen S^5nige n^urbe; man fann too^I annel)men, bag bieg &reignii9 in JRom toie ein 3)onnerfc^Iag gemirft ^aben mag'). mar nid^t

») 3)0« betont richtig ®cnelin ®. 33.

«) ®onj ebcnfo 3)U(6e«nc Introduction p. CCXLI: II est fort douteux que le roi frank eüt d^s lors le projet de substitaer, purement et simplement au roi lombard en fonctions, tout en maiDtenant le royaume avec ses limites et son organisatioD. dagegen fte^t anerbtngS SBeilonb'd ^utoritöt, ber 8. 378 meint, „bog ^arl ntc^t erfl noc^ bem fiaUt $abtQ'« ben $(an gefaxt, ftc^ ^um ^M^ ber i^angobarben 3U machen, fonbem in biefer 9(bfi4t {4on ben f^elb^ug nntemommen, roirb boc^ niemanb in Sroeifel jielften wollen." ^ber fc^It jebe ^acftric^t borüber.

•) ift toieHeic^t fein Sufaü, ba6 ein (SKücfrounfc^fc^reiben ^abrion'fi )U StavVi dr^bung i^um ftönig ber fiangoborben ni^t im Codex Carolinus

440 % Sttf^x,

eigentlich ein Sruc^ be^ SSerfpre^cnö öon Äierf^ unb 9lom, ober t^QtJQC^üc^ fam cd bod) barauf ^inaud unb hrad^te ben Äönig in bog übelfte ?3erf)altni§ ju ^obrion. SBer bie Äorre» fponbenj ^obrian^d noc^ bem Suni 774 aufmerffam lieft, toirb auö Äarr^ SBer^alten leicht eine SÖüfd^ung üon gcinbfeligfeit unb fc^tec^tem ®ett)iffen gegen ben ^opft l)erQU^Iefen auf ber einen ©eite begünftigte er bie9In)prürf)ebed ©rjbifc^ofd Seo üonSRoöenna Quf ben ©jarc^Qt unb bie ^entapoliö, auf ber anbern lie^ er bem ?pQpfte ftiöfcftmeigenb bie (Sroberungen üon 773 nod^ ge» räume Qüt unb qu^ ^obrian'g flogen ben tiefen ®roII über Äarr« S8erf)alten, gepaart mit ber Hoffnung, bofe ber Äönig bod^ noc^ fic^ ouf ben 93obcn ber Verträge uon Äierf^ unb JRom fteQen toerbe. Sc^ öermeife nod^mafe auf jenen öon leibenfc^aft* lieber ©rrcgung jitternben ?IuSruf ^abrian'i^ in feinem evften Srief: Quid . . profuit, quod Langobardorum gens estabolita et regno FraDCorum subiugata? Et ecce iam nihil de bis, quae promissa sunt, adinpletum est^). £)ei^t bad nic^t, bag er, ber ^apft, üertragömäfeig begrfinbete Sluöfid^t ju Iiaben glaubte, Don ber „S3ernid)tung unb Unterwerfung ber Sangobarben unter baö fränfifc^e SReic^" auc^ feinerfeitd SWugen ju f)abcn, b. I|. Sanb unb Untert^anen ju gewinnen ?^) 63 ift offenbar: ber eine

erholten ift, man müfete benn mit «»lorten« @. 173 bie Ep. 50 al« folc^e« betrachten, tlrretlicb, boS toirb ^ermut^ung bleiben muffen ebenfo tde bie Unftc^t, bog ed nic^t 3ufan toor, bog ber ^iogro^^ ^obrian'd mitten im So^re 774 mit ber (Eroberung $aDia'd abbrach : ^at er üieHeic^t, fc^merglic^ enttöufd)t über ben (ban% ber ^inge, bie gfeber niebergelegt ?

^) &an^ ä^nüc^ Ep. 53 (p. 575, 14) a. 775 : Plenissime eDim satis- factus es, praecellentissime regum: quomodo deus noster vic- toriam tibi tribuit regnumque Langobardorum tuae tradere iussit poteetatis dicioni . . . Quia nos omnino satisfacti sumus et magnam habemus fiduciam in vestri cordis constancia, celeriter vos omnia perfici, quae eidem apostolo . . spopondietis. d^ moc^t foft ben ©nbrud, old fei ^ier ein urfprünglid^er ©egenfa^, ettoo nos autem omnino non satisfacti sumus, sed . . bermifc^t.

*) ift roo^I feine ^oorf^olterei, toenn ic^ auf ben ^uiSbrud abolita et regno Francorum subiugata ^inmeife, ber ber ^irflic^feit burc^aud ni4t entfpric^t, aber ©abrian'g ^luffoffung beö ©reigniffe« toom Suni 774 auf ba8 beutlid)fte toiebergibt: er bel^auptet bie t^atfä^Ii^ ni^t erfolgte Semic^timg

bie fog. ftarolingifc^e ©c^enfung Don 774. 441

glaubt fic^ ni^t an bte ^romiffio gebunben, unb formell i)at er 9lec^t, bcr anbere beruft fic^ auf fie, formell ollerbingö mit Unrecht, materiell aber mit gutem ®runb. 3n biefem ^^icfpalt bed jungen (angobarbifc^en ^önigt^umd ^arl'd mit bem $apfte, ber oline bie ?lnnat)me ber ©c^t^eit ber ?Promiffionen öon Äierfp unb Mom in feiner @rf)ärfe nirf)t öerftönblic^ ift, liegt jum guten 5;^eile bie »eitere ©ntmicfelung ber italienifc^en 3)inge begrfinbet^).

unb (Sinberleibung bed langoborbifc^en S^eid^e^ in bod ber gfronten unb erinnert an bod offenbar auf biefen f^aQ ficb bejie^enbe Serfprec^en Don 9lom. 3n Ep. 53 (f. «ß. 2) brücft p* ^obrion richtiger qua.

^) ^(tj fyibe mit ^bfi^t bie fpäteren $attQ {o roenig »ie bie im Codex Carolinuß gefommelten ©riefe noc^ 776 ^ier ^erongejogen. 3)enn norfibem ^roifc^en ßarl unb ^obrian eine prinzipielle ^u^einanberfe^ung über bie ^romifpo öon 754 unb 774 ftottgefunben ^tte ed ift 3. gider'ö bleiben:^ beS SSerbienft, biefe ©enbung ber 3)inge s^erft erfonnt ju ^aben fpielt bod @4enfung$Derfpre(6en auf lange 3^^^ überhaupt feine 9}oQe mebr in ber ®e{4id)te bed ©er^ältniffed h^m\(btn l^aifert^um unb i^apftt^um. ^d ift meber ^egenftanb ber fpöteren j^orrefponben^ ^abrian'd unb fieo'S mit ^arl nod^ aud^ bie ^runblage ber fpäteren $afta. Q^ine ö^nlic^e ^uffaffung ber (Sreigniffe Don 774, toie bie l^ier Dorgetragene, l^at, toie ic^ nacb ^b« f4Iu6 biefer ^b^nblung fe^e, audb f^on fi. ^udjedne, >L'hi8toriographie pontificale au huiti^me si^clec M^langes d'arch^ologie et d'hi8toire4 [1884], 267 ff. enttoicfelt.

^nmerfung. 3)a i4 in bem Dorliegenben ^uffa^e l^äuftg genannt roerbe, glaube ic^ mic^ burd^ ein (urj^ed ^ort gegen bie ©ermut^ung, Sdjmeigen fei 3uftimmung, Dertoa^ren ju foUen. 3>er Huffa^ f^eint mir äugerft fc^arf^« finnig, an^ie^enb, le^rrei^, im ganzen ober feine^roegd auSreic^enb, um bie ^inroenbungen gegen bie ®d)t^eit ber angeblid)en $romiffio Don ^ierfe^ ju entfräften. (^ür mic^ bleibt aud^ nad^ ^nin jlebv'd ^luSfü^rungen ent« f^eibenb ber unauflösliche Siberfpruc^, in toeldiem ber 3n^alt ber $ror miffio, bie ja au4 $err ^^r auf Itbnig ^ippin jurücffü^rt, ^u ben eingaben ber beiben gleichzeitigen OueQen, fornie gu bem ©erlaufe aQer ^reigniffe unb ©er^anblungen Don 754 bid 774 fte^t. 'Ba^ ^abrian'd ^(agen über l^arrd SSortbrüc^igfeit betrifft, fo ift e$ nad^ ben erften Siegeln ber jlritif nid^t erlaubt, barauS irgenb einen Schlug über ben Su^aÜ ber s^oifc^ beiben befte^enben ©ertragSDer^Itniffe zu sieben, fo lange und ^arl'd %nt« Worten nic^t Dorliegen. Heinrich v. Sybel.

@t&bte ttttb (Btlbeu ber genttaniff^eu S9l!er im

9Rttte(a(ter.

Sine «ntiftiti! t)on

Aorl ^egel.

SKcin unter obenfte^cnbcm litel crf^iencnc« 53ud^ ^at eine JRecenfion Don D. ®{erfc in ber SJeutfd^en Siteraturjettunfl 1892 9?r. 4 unb eine onbere öon 9K. ^ßappen^eim in ber Äritifc^en aSiertelJQlirei^fc^rift für 3led^t«»iffenfc^aft 1892 §eft 2 erfahren. Sluf ben SBiberfpruc^ eben biefer beiben ©ermoniften unb Siec^td* ^iftorifer, bed alteren unb bed jüngeren, n^ar id^ jum DorauS gefaxt, ba ic^ mic^ gegen bie oon il^nen Qufgeftellten ^Qpot^efen, ®ierfe*i3 über bie Verleitung ber ©tobtgemeinbe unb ©tabt« oerfaffung Don ber ®ilbe, ?ßappen^eim'^ über bie Verleitung ber ®i(be Don ber aUnorbif^en Sibbrüberf^aft erflärt unb beten ®runb(oftgfeit, n)ie id^ meine, borget^an f^abe. S^re Sftecenfionen meined SBud^ed finb nun Don ber befonnten üblen fixt, bei toelc^er ber Siecenfent allein bemüht ift, feine eigene ?lnflcftt ju Der* t^eibigen, n^al^renb er bem Gegner jebe Vnerfennung bed Don i^m ®eleifteten Derfogt. @8 ift meine Äbftd^t, biefe« SBerfa^rcn t)ier eiroa^ nö^er ju beleuchten.

3uDörberft fommt in $)etrQd^t bie Derf^iebene SBe^nblungS» n^eife, meiere ic^ fage ni^t bie SRed^tdgefc^id^te über^uf^t q(i^ eine [peiiell juriftifd^e 3)omäne, fonbem bie SSerfaffungS*

St. ^egel, @täbte unb (Silben bn germanifc^en Wolter im Mittelalter. 443

gcfc^id^te Don ben 9tcc^t§^iftorifcrn Quf bcr einen ©eite unb oon ben blofeen ^iftoritern auf ber onberen erfahren I^Qt. 2)icfer ©egenfa^ \)at einen fd^arfen Sludbrud gefunben in bem fleting^ fd^Q^igen Urt^eil, baö ficft D. Ämira über „eine ®ruppe Don ^iftorifern" erlaubt f)at, bic ,Jeit ben oierjiger Sauren unter SSerjic^t fon)o^{ auf jurtftifc^e atö auf grammatifdie ©c^ulung in ben SBettbeioerb um bod re^t^gefc^ic^tlic^e ©ebiet ber ®er« inaniftif eintrat"^). SSSer finb biefe ^iftorifer?

@^ ift bie 3^i^ SBai^ feine beutfd^e SBetfoffung«* gefd^ic^te 1844 begann unb ic^ meine ®efc6id^te ber italienifd^en ©töbteoerfaffung 1846/47 oeröffentlic^te. ©d toirb und Dor- geworfen, bafe ttjir eine „metl)oboIogifc^e SSenoirrung" auf bem Gebiet ber Stec^tdgefc^id^te angerichtet l^ätten. t^ragen toir, mad mit biefem unflaren 9Iu8brudt „mettjoboIogifc^eSBertoirrung" ba^ ttjäre eigentli^ eine ffiertt)irrung in ber SDJet^obenle^re ! ge- meint fei, fo fod bad bod^ roo^I nur bie SInmenbung einer falfd^en SWet^obe bebeuten. SBeld^e ift nun aber nac^ o. 9Imira*i8 SKeinung bie richtige unb »eld^e bie falfd^c 3WetI|obe? ©« ift nac^ feinem Urt^cil über bie bloßen ^iftorifer anjunet)men, bafe biefe ben falf(^en SBeg eingefd)Iagen ^aben. 3ebenfolIi$ ift unfer 9Seg ein anberer. Denn eg liegt in ber SRatur ber beiben SBiffenfd^aften, ber Surii^prubenj unb ber ^iftorie, bag i^re Sluffaffung unb Se^anblungöttjeife ber gleid^en ©egenftönbc eine t)erfcf)iebene ift. 6. SBem^eim ^at in feinem Se^rbuc^ ber t)iftorifc^en SKet^obe treffenb bemerft (©. 48): „S)er 9lu«gangÄpunft ift ein anberer, n)enn ein ^iftorifer ober ein ^c^mann bie ©efc^ic^te eined @pe« äialgebiete« bel^anbelt; bie SJerfaffung^gefc^ic^te eine« ^iftorifer« fie^t anberiS auiS al« bie eined Suriften, bie Siteraturgefc^i^te eine« ^iftoriferS anberiS atö bie etneiS $^i(ologen.'' Unb nö^er eingel^enb n)irb bann üon i^m ha^ SBer^ältnid ber ©efc^ic^tiS« wiffenfc^aft ju anberen aSiffenfc^aften , jur ?ßl)ilologie, $olitit $^ilofop^ie u. f. m. bargelegt; id^ Dermiffe bie Suri^prubenj, boc^ loirb auc^ biefe, unb jmar mit einem äSorte ber ?lb)oe^r

») ö. ?lmira, ba« 9?ec^t, in ^oufÄ ©ninbriB ber gemiQnifdjen ?^i(oi logie 2S 37.

444 it. ^t%tl,

geftreift, wo er fagt (8. 60): „3)ie Vertreter jener 3)i«}iplinen t)aUcn fic^ für berechtigt, Don it)ren SBorauöfe^ungen aM ®e* fd^idjte ju treiben, ju ignoriren, bofe bie ®efc^id)te eigenartige Jlufgoben unb ÜKett)oben ^abe, bal)er eine fpejieÜe ga^bilbung für unnötl)ig ju l^olten unb bie SKet^oben i^rer gäc^er oftne toeiterfij auf bie ®efcl)ict)tgforfd)ung anjutocnben . . ., tote etma, tt)enn bie Suriften i^rc begrifflid^ fonftruftiDe iPiet^obe in ber Siec^t^gefc^ic^te burc^fü^ren."

@in SBeifpiel biefer iWet^obe im größten TOofeftabe gibt ®ierle*ö 9lec^t^gefrf)ic^te ber beutfc^en ©enoffenfc^oft, beren ic^ im ißortoorte meinet 93ud)ed gebockt f)Qbe. 3)Qrin n>erben bie fojialen S3i(bungen bed beutfc^en 9{ec^td(ebend auiS bem aQge« meinen ißrincip ber ®eno[fenfc^aft unb ber @inung abgeleitet. 2)a« ift feine gcf^i^tlic^e DarfteHung, fonbern eine begriffliche 5tonftruftton beiS ®efd^ic^tlic^en, menn auc^ gegrünbet auf foUbe 5tenntni$ ber 2)inge unb reic^ an fruchtbaren ®ebanfen. (Sine anbere 9D?et^obe ift bie rein ^iftori|cf)e , bie allein für mic^ jur 9iicl^tfc^nur bient. fiebiglic^ auf SrfenntniiS bed SBirfUc^en, bei^ in ben juöerläffigen Cuellen ber ®efc^i^te ®egebenen ge^t fie an^. ^uf bie @rforfc^ung beiS (Sinjelnen, ber mannigfaltigen lebenduoUen @r)c()einungen fommt ed bem bloßen ^iftorifer juerft an; baö ®Ieic^artige, ben allgemeinen Segriff toirb er nur barauig entnehmen.

S)emnac^ ift ber 9(u3gangöpunft unferer Setrac^tung ein anberer unb baf)er auc^ unfere 9Iuffaffung bei3 ®egenftanbeö eine oerfd^iebene. „SBie in allen 3*üeigen ber ®efc^ic^te'', fagt ®ierfe an einer ©teile feine« Sucres (©. 5), „fo ift auc^ in ber SRed^t^ unb 8Scrfaffung^gefcf)i^te bad ttja^rliaft SIeibenbe unb SBefent« lic^e bie ficf) entfaltenbe 3bee, toätirenb ba« ^^atföc^lid^e unb Stoffliche nur bie Symptome unb bie SrfenntnidqueHen ber« felben bietet.'' ^iernad^ n^äre bie Sbee bie ^auptfac^e, auf meiere bie Srfcnntniö gerichtet fein foll, unb ba« mit einem ^^nur" bc» jeic^nete £t)atfäc^(icl^e unb ©tofflic^e ba^ Untergeorbnete , bie blofee ©rfenntniSqueUe. gür ben ^iftorifer bagegen ift umgefe^rt ba« £t)atfäd^(i^e baiS, toorauf anfommt, bie Sbee aber, atö bad SlQgemeine in ben (Srf^einungen , baS (Srgebnid ber Set«

Stäbte unb mthtn ber gemtanifdien SßUUx im 9)^itte(alter. 445

gletdjung unb ßombination. ©ierfe mac^t mir in feiner Sftecen- fton ben SSortourf, bafe ic^ bem ©runbfa^ ^ulbige: Quod non est in actis non est in mundo, ein ©runbfo^, ber n^öDifl unbrauchbar für bie Öcurtfieilung gefrf)ic^tlic^er ©inge" fei 3^ fage bagegen: quellenmagige gorf^ung ift bad @rfte unb iRot^^ roenbtgfte, um baraud bie mirflic^en 3)inge ^u erfennen, unb fe^re ben ©ag im ©inne beö 9lerf)tö^iftoriferd um: quod non est in actis est in mundo: b. f). feine SBelt finb bie über bie OueQen I)inaudge{)enben Stec^tdgebanfen.

3c^ fomme ju unferer üerfrf)iebenen ?luffaffung Don bem SBefen unb Urfprung ber ©üben. 3n feinem 9(ufbau einer ©e* f^ic^te ber beutfc^en ©enoffenfc^oft ttjeift ®terfe bem ®ilbetoefcn bie ©teße alö erfte gönn einer ,,gettjinfürten ©enoffenfc^aft" an: mit i{)m fei gegenüber ben älteren unb ^errfc^aftlic^en SBerbänben ber neue ®ebanfe ber freien ©inung in'ö Scben getreten (©. 221). 2)ad germanifc^e SBefen fonnte bei feiner Sntfte^ung an ^etb« nifc^e, römifc^e unb c^riftüc^e SJJomente anfnüpfen, ber innere ®runb aber lag in ber ,,©elbftl)ülfe be« $Bolfeö, bad ber im ajolföberoufetfein lebenben ®enoffenf4aftd!bee in frei erfc^affenen formen einen neuen Äui^brucf Derlie^" (©. 226). folgt hierauf eine adgemeineäSefc^reibung bed germanif^en ®iIbe)oefend, bei melc^er bie QüQt beö Silben au« ben ®ilben Derfc^icbener SSöIfer unb Qtittn entnommen finb, unb toeiterf)in ate „Sott* bilbung ber ®i(ben unb SBruberfc^aften" bie 3)arfteQung il^rer Derfc^iebenen Srten atö reltgiöfe unb n^eltlt^e.

Steine Sluffaffung unb SRet^obe ift eine anbere. f^nx ben blofeen ^iftorifer fteßt fic^ bie S^ogc fo : 2Bie toeit reicht in ber Überlieferung bie 5tunbe Don ben ®ilben jurüd, unb n)ad maren fte nad^ il)rer urfprüngUc^en JBebeutung? 3n toeld^en gormen finben fic fid^ bei ben germanifc^en SBöItern, früf)er unb fpäter, gefonbert na^ beftimmten Qtotd^n, ©tanb unb SBeruf? S)iei8 ift ber 3Beg, ben id) in ber 2)arftenung meine« Sud^e«, immer auf ben gef^tc^tlic^en Quellen fugenb, gegongen bin. 2)em ent* gegen fagt ®ier{e Don mir: „©o gelangt er ju einer Dielfac^ loillfärlid^en unb oft am blogen Stamen ^aftenben SBegreuiung be« ®ilbebegriff«. 3)ad innere äBefen ber ®tlbe, ber eigentliche

®runbflcbanfe ber flcforenen ©rubcrfc^oft bleibt i^m öerpllt. 2)arum i)at er quc^ fein SSerft&nbni^ für bie Um« unb gort» bi(bung bed ® ilben^efenS , für bie oUtnä^Iic^ fic^ DoHiie^enbe ©ifferentiirung (sie) ber ®ilben norf) ©tanb unb Seruf, nac^ geift (tc^em unb iDeltüd^em Qtotd, m6) bem Sn^alte ber genoffen* fd^aftlid^en Aufgaben, bie aud ber befonberen Sebendlage ber ©enoffen ftrf) für i^re brüberlic^e ßebenögemeinfd^aft ergeben.** 3c^ frage mic^ Dertounbert, ob benn ®ierfe mein SBud^ »irflic^ gelefen l)at? ober, toie er gelefen f)ai? Sn ben ac^t Suchern meinet SBerfeS Derbreite ic^ mic^ über ba$ gefommte ©ilbetoefen ber germanifc^en SSöIfer unb jeige beffcn Derfd^iebene ®rfc^ei« nuugöformen, bie öJteften fo»ie bie fpäter umgebtibeten, auf. ^d) glaube barin e^er ju Diel ald ju n^enig gettian )u l^aben, unb bod^ foQ ic^ fein SBerftSnbnid für bie ^ort« unb Umbilbung bed ©ilbetoefen^ bemiefen f)aben? ^ud ben Dor^anbenen ©tibe» orbnungen unb urfunblic^en 92ac^ric^ten über bie (Silben ^abe icf) bie Jlenntnid Don il^rer Sjrifteni unb if)rem SSkfen gefc^5pft. äBol^er to&re benn fonft ba^ richtige SJerftönbuid Don i^nen ju entnehmen? @ttt)a aud einem jum Dorau^ feftgefteHten SBegriff Don ber ®ilbe unb beffen ,,2)ifferentiirung", tt)ie ®ierfe mü? 2)aiS ift nic^t bie 9)7et^obe ber SBe^anbfung, bie bem ^iftorifer anfielet.

®ierfe toirft mir Dor, bag ic^ ,,burci^ eine ju enge unb äugerlic^e Raffung be^ ®i(bebegriff^ mir ben SBeg jur richtigen SBürbigung bed ®ilbetoefeniS Don Dorn^erein Derlegt'' unb Rappen» ^eim'd Verleitung ber ®ilbe au^ ber Slutdbrüberfc^aft Denoorfen i^abt. 9}on ber (enteren, bie, mie ic^ fe^e, nun auc^ ®ier{e gut* Reifet, toirb jpoter bie SRebe fein. 3)en ®ilbebegriff ^abe ic^ auf meinem SBege aud ber urfprfinglic^en SBebeutung ber ®i(be unb au^ i^rer frü^eften Srf^einung, in ber toir fie nä^et fennen lernen, gefc^öpft. ®ilbe bebeutet altnorbifc^, mie fc^on jtonrob SKaurer barget^an l^at, Opfer unb Dpfergemeinfc^aft mit Irinf* gelagen; ate ein mcfentlid^ed iWoment finb biefe überall ju er^ fennen. S)en burfc^ifojen SBiß ®ierfe'«, ba^ ic^ „unDerbrü^Iic^ ben Sa^ burd)ffi^re: ttjo nic^t gefneipt toirb, feine ®ilbe'', laffe i^ aU n^ert^Iod auf fid^ berufen.

Stäbte unb @)itben ber getmantf^en SBIfer im mtttiaUtt. 447

Sft J^icrnod^ btc ®ilbc eine urfprünfllid^ germonifd^e ®e« noffenfd^oft, fo tDurbe bod^ fd^on frü^e auf fie, tpic Quf anbere germanifc^e Snftituttonen, bie c^riftUc^e 9(n|'d^Quung fibertragett, unb iDurben c^riftUc^e ©ebrouc^e an @teQe ber ^eibnifc^en bei i^nen eingeffil^rt: infotoeit erfenne id^ in ber ®ilbe mit SBilba bad c^riftlicf)e Clement. 2)er Don nttr nac^ beiben @eiten ^in feftgeftettte ©ilbebegriff ift »eit genug, um fi^ mit bcn Der* fd^icbenen 5^^"^^" ^^^ Äbtoonblungen ber ®ilben be^ ÜKittet alterd ju bedEen. ®ierfe aber fagt it)n nad^ bem ©ebanfen» princip, bad er t)on üorn^erein QufgefteQt f)at, in einem Diel umfoffenberen ©inne. ®r Dcrfte^t unter ®ilben ©enoffenfc^often aller ?lrt, bie au8 freier Sinung t)erDorgegangen [inb: ©ruber* fc^aften nic^t b(og, ou^ fionjurationen , ^reunbfc^oftdbänbniffe (amicitiae), Raufen unb 5tommunen, bei. toel^en oQen niemanb im SKittelalter an eine ®i(be gebadet ^at. 3)aö ift in ber 5;i^at ein aQju meiter unb toiQfürlic^er ©Ubenbegriff ! Tlan fönnte nun tDo\)l biei9 aliS eine ^armlofe (Srfinbung beifeite Hegen laffen, menn nid^t ein beftimmter Qtoed bamit Derbunben toäre. S)er Stotd ift ber, bie ®iIbet^eorie in ber ©tabtDerfaffung ju bc* ttjeifen.

9J?it Unred^t n^irft mir ©ierfe Dor, baS ^auptjiel meined SBerleö fei bie ©efämpfung ber ©ilbet^eorie getoefen. 3c^ bin mit aller Unbefangenheit an bie Unterfud^ung ber ©ac^e gegangen unb märe meinem Seruf ate ^iftorifer untreu gettjorben, menn id^ nic^t jebed anbere (Srgebnid angenommen ^ätte. ©o (ag mir aud^ ferne, mie tief unter mir, bad ®efül^I „eineiS errungenen Sriump^eÄ", ba« mir ^ßappen^eim, ©ierfe'Ä @döo, in feiner SRecenfion (©. 226) jufc^reibt, fo oft ed mir gelungen fei, bie %nia^me Don einer großen ®i(be in ben beutfc^en ©täbten ju loibcrlegen. i / 3Ba« ift benn nun bie ®iIbet^eorie ? SBenn ®ierfe in feiner Y Wecenfion fagt, id^ ftreite gegen „eine Don niemanb me^r ernftlic^ Dert^eibigte STOeinung, baß bie ©tabtgemeinbe i^rem ^Begriff nac^ nid^td afe eine erweiterte ®ilbe fei" »ad i^m ein SRecenfent in ber SQgemeinen B^it^^S ^^^ UnDerftanb nac^gefproc^en ^at fo ift bie^ Döflig unrid^tig. 3c^ ^be bie ®tIbet^eoric ni^t

448 ^. ^egel,

bloß fo, ttJie 3BiIba fie juerft aufgefteHt unb tpie fic tDcite 5Bfr* breitung and) bei ben ^iftoriteru in Snglanb, gronfreic^, Sei» gien gefunben f)at unb bei manchen noc^ je^t gilt^), beftritten, fonbern auc^ in ben SKobififationen, toorin fie fonft aufgetreten ift. ©0 gerabe bei ®ierfe felbft. S)enn, Qbgcfel)en oon feiner 9lbleitung foiüo^l ber ©üben alö bor ©tabtgemeinben an^ bem gemeinfamen ?ßrincip ber beutfc^en ©enoffenfd^oft, finbe ic^ boc^ nic^t, bafe feine ^iftorifclje 3(nfc^auung firf) ttjefentlic^ unterfd^eibet Don berSBilba'ö. „©d^uggilben", fagt er an einer ©teile feiner 9ied)t«gef^icf)te ber beutf^en ©enoffenfc^aft (@. 242), ,,bilbeten (in ben englifd^en, bänifc^en, franjöfif^en unb nieberlänbifc^en ©tobten) Dor ®ntftel|ung einer eigentlichen ©tabtgemeinbe freie, fid) felbft regierenbe unb mannigfadj priuilegierte ®enoffem fc^aften, faf)en fid) balb al^ bie SJertrcter ber ©tabt felbft an unb leiteten allmo^Ud) i^re ©ilbcücrfaffung in bie ©tabtöer- faffung über", unb babei citirt er immerfort SBilba! SBeiter fäf)rt er fort: „"änä) in beutfc^en ©täbten aber ^aben fieser« lic^ (!) Dor @ntfte[)ung einer ©tabtoerfaffung oielfac^ ä^nlic^e (Silben beftanben, n)ie bie ftet^ njieberf)oIten '45erbote gegen ge^ fc^roorene ©inigungcn bemeifen". SBaö für eine üage unb bobenlofe JBe^auptung! 311« SBeifpiele loerben bie Siic^erjec^e in 5löln unb bie ©c^u^gilbe in ©d)Ie«n)ig angeführt, ^od) fonnte (Sierte, fo njenig toie SBilba, bie Slugen gegen bie 3;i)at- fac^e üerfc^Iiefeen , bafe teine^megd überall ttjeber in ben außer« beutfd)en no^ in ben beutfc^en ©tabten alte ®ilben Dor QnxU ftel)ung ber ©tabtucrfaffung beftanben; unb ba er nic^t fo tüf)n ))orge^t mie SBilba, ber \)a^ SSor^anbenfein ))on ©üben aud) ba ooraudfe^t, n)o folc^e nic^t bejeugt finb, sie^t er fic^ auf ba« $rincip ber ©übe jurüd, inbem er t)iniuffigt: auc^ ba, mo njeber eine alte ©c^ußgilbe beftanb, noc^ auc^ eine neue fic^ bilbete, „mürben bod^ SBefen unb SBegriff ber ®inung in bie 93ürgergemeinbe I)ineingetragen" (©. 268). SBefen unb Segriff ber Sinung, ba« ift aOerbing« baiS allgemeine 3lbftractum, bad nic^t blog auf ©ilbe unb Sürgergemeiube, aud^ auf aQe @t*

») «gl. etäbte unb ©üben unter ßitevotuv 1, 15 f.; 2, 23 f. 117 f.

@täbte unb (Silben ber ()ennanifct)en $ö(ter im "iD^ittelalter. 449

iioffenfc^often ^(ntpenbung finbct. Xod) toa^ ift bomit anju* fonflen? unb roa* baburc^ crtlärt? (Srft qu^ feiner Mccenfion ift mir cinigermafeen Hot geioorben, toaö ®ierfe eigentlid) mit ber Über* leitung ber ©ilbeuerfaffung in bie ©tobtoerfaffung gemeint f)at „S)er aa3a^rl|eitögel)alt ber ©ilbetljeoric", fagt er ha, fei ber, ^bafe bie ©ebanfenclementc, burd& beren SJerfd^meljung mit ben in ber ftöbtifc^en ®cric^td« unb Slgrorgemeinbe gegebenen Elementen bie Sürgerfd)aft fid^ in ein forpcratiüe^ ©emeinbenjefen ganj neuer S(rt üerttjanbelt l)Qt, ber (Silbe entflammen." ?lIfo, bie 9lgrar* unb bie ®eric^t^gemeinbe toaren bod) bereit« öor^anben, e^c bie ©ebonfenclemente ber ®ilbe auf fie äbertrogcn mürben! (Sin blofee^ Unbing fprad) in ber 2l)at jener Dörfer citierte ©a§ au«, bog in ben beutfc^en ©täbten ®ilben fc^on Dor (Sntfte^ung ber ©täbteöerfaffung .bogemefen feien, bcnn eine ©tabt ift, fo menig toie ber ©taat, nid^t o^ne irgenb eine Stegierungdform unb $}erfaffung ju benfen, fie mugte benn blog in einem ungeorbneten Raufen öon ©nmo^ncrn beftanben t)aben. Sil« jene ®ebonfen* elemente ber ®ilbc aber gibt ©ierfe an: „ben öerbinbcnben @ib* fc^mur, bie Kegeln über (Srmerb unb SSerluft be« Sürgerrec^t«, ben 3nl)alt ber gegcnfeitigen bürgerlirf)en Siechte unb ^flid^ten, bie ®eftaltung unb bie ^^unttionen unb Dielfac^ aud) bie 92amen ber Organe bc« ®emeinmefen«''. ?ltle« ba« ^ättc bie Sürger* gemeinbc, bie fcf)on Slgrar? unb ®eric^t«gemeinbc mar, erft üon ber ®ilbe empfangen ! Sil« ob fie, bie boc^ bie l^raft ber (Sinung, aM ber fie ^eruorgegangen , befajs, für fic^ unfäl)ig gemefen märe, bie natürlichen unb einfachen formen i^re« ®emeinmefen« Ijeröorjubringen unb ju geftalten ! 3)agegen fagt ®ierfe Don mir : ,,ic^ ftette in Slbrebe, bag irgenbmo bie forporatiDe Crgonifation ber Sürgerfc^aft unmittelbar au« ber Übernahme ber neuen Steckte unb Slufgaben burc^ eine bereit« ))ort)anbene ®ilbe ber IBollbürger t)erüorgegangen fei". 5tann man fi^ mo^l unflorer audbrüden? 3Ba« tc^ in Slbrebe fteOe, ift, bag in ben ©tSbten ®ilben Dor (£ntftel)ung ber ©töbteöerfaffung ejrfftiert Iiaben.

S)ic SBermutt)ung , baß ®ierfe mein SBuc^ nur ftellenmeife, }um 5;^eil nur in ben ©^lußergebniffen ber einjelnen Slbfc^nittc gelefen f)ab^, erneuert fic^ mir, menn er mir ben SSormurf mac^t,

«i«wrifdk ^^^ K. 9- >Bb. XZ3UV. 21>

450 Ä. ftegel,

ic^ l)ätte mirf) mit ber ^anfe burc^ bic Söemeriung obgefunbcn, bafe bag SBort ^a\\)^ halb einen SSercin, bolb eine Slbgabe, balb eine JHaumlid^feit bebeute. 9Son ben ^anbel^gen off cnf chatten, bie ba« ^anfered^t ausübten unb t)erliet)en, unb üon ber Scbeutung biefe^ 9ied)tö ^abe tc^ in ben einzelnen 9Ib)d)nitten meinet 99uc^ed flerebet: fo in ©nglanb, in grontreirf), in ^Ifl"*^^^"' ^o befon* ber^ bie Drganifation ber ^onfe ju Srügge in Setrac^t tarn (2, 185 ff.), bann in einer SRei^e üon onbern nieberlänbifc^en unb Don beutfi^en ©tobten, in benen glei^foÜd ^aufmonnd« gilben mit ^anferedjt üorlommen. ©oDiel mir befonnt, ift biefer ®egenftanb bigt)er no^ nic^t in fo umfaffenber Betrachtung be^onbelt morben. 34 ^^ifc bQl)er ben 9Sortt)urf ®ierte'8 aU uöHig unjutreffenb jurüdf.

3n einer mel)r greifbaren ©eftalt, nic^t in principieller Sluffaffung, fonbern auf t)iftorifc^em 93oben bin ic^ ber neueren ®iIbetl)eorie üon ft. SB. 9?itjfc^ begegnet. S)iefe ift nic^t iben^ tifc^ mit ber bidl)er beiprod)enen SBilba*^ unb ®ierfe'd. bodj einigermaßen mit it)r üermanbt. ©ie bejie^t fii^ allein auf 5)eutf(^Ianb, unb jmar i)iieberbeutfd)Ianb , mo SRigfd) in einer JReitje ^toon ©tobten ba§ frü^e ©afein einer großen ®ilbe be* Rauptet t)at, bie alle am 3?erfet)r eineö ^la^ed bet^eiligten ©in* mol)ner, fotool)! ftaufteute, tuie ^ämer unb ^anbnjerler in fic^ uereinigt Ijabe, unb auö ber im 13. Sal)rt)unbert bie fpecicUen Srübetfc^aften unb Innungen t)en)orgegangen feien. 3d) mußte auf biefe 9lnfic^t unb it)re Seroeife in meiner 2)arfteUung ber ©tobte unb ®ilben Siorbbeutfdjlanbö um fo met)r eingel)en, aU fie bereite meite aSerbreitung gefunben ^at unb auc^ in bie Seör^ büc^er übergegangen ift *). Um t)ierüber eine fieser begrünbete l)iftorifd)e 5lnfic^t ju geminnen, f^abe \ä) befonberö bei ben in 9lebe ftel)enben ©tobten it)re ®ntftel)ung unb bie 9Infange i^rer aSerfaffung betrautet unb baneben bie Sefc^affenl)eit ber in

*) 5R. Sdjvöbcr, beut|cf)e 5Rccijt§flefcf)icfitc S. 597: „28ie in (Snglonb unb Xöncmavf, fo bilbetcn Qud) in 9?orbbeutid)Ianb jämmtlidjc j^oufleute einer Stabt eine öe|d)iüüvene (finung ober öJefammtgilbe, quo ber erft im 13. So^r* Öunbert bie einzelnen Äleingeioerbe aU% gefonberte 3ünftc ober Innungen (©ruberjcfiaften, "Jlmter, officia) mit äunftjiuang au^fdjieben."

Stäbte unb Silben ber germanifc^en Sölfer im ^\tttlalin. 451

ii)x\e\\ uor^anbencn ©Üben unb beten polittfc^e Sebeutung nac^ ber ©tcQung, bie fte aU einzelne ober ald vereinigte Corpora« tionen ^in ber ©tabteDerfoffung einnahmen, bargelegt. 2)Qbet ^Qt fic^ fd^Uegü^ ^erauiSgeftellt, bag eine berartige ®i(be, mie fie yi\^]ä) im ©inne ^atte, nirgenbig ejiftiert ^at.

@tne „überaus ungered)te ^olernif" gegen 92t^[c^ moc^t mir ®ierfe jum ajorniurf. ©orin liegt ba bie Üngerec^tigfeit ? ^abe ic^ i^n mifeöerftanben ober feine anficht irgenbtoo entftellt? S)ad fottte mir ernftlic^ leib t^un gegenüber einem §iftorifer, beffen SSerbienft id^ ^o^ fcf)S^e, unb einem SJJann bon oortreff* lii^em S^arafter, mit bem ic^ juiommen in ber SentratDirettion ber Monumenta Germaniae fafe unb freunbfc^aftlic^ öerfe^rte, bem i^ ein treuem Mnbenfcn bett)a^re. 3Rit 9le^t toirb Don i^m gerühmt, bafe er befonber^ bie tt)irtl)fd^Qftlic^en ^wf^ä^^i^^ be^ SSoIfed in bie ^iftorifc^e Setrad^tung tiereingejogen ^obe. ©ad ic^ aber an it)m nic^t bidigen, n)enigfteni^ nic^t bemunbern fann, ift bie gefc^i^tlicf)e Set)anblung unb 2)arfte[lung, bie, menn auc^ eigent()ümUc^ unb reijoon bur^ neue ©ebanfen, fic^ in niinfürücl^en 9(udbeutungen ber OueUen unb p^antafieDoÜen ^om« binationen gefällt unb baburc^ bie reine Setra^tung ber ge« gebenen Itjatfac^en in I|o^em ®rabc üermirrt. Unb eben auf bicfem SBege ift il|m feine ©c^ule jüngerer ^iftorifer bi« jum ^jctrem gefolgt, ©c^on einmal bin i^ in früherer Qtit i^m auf bem ®ebiete ber SJerfaffungSgefc^ic^te ber beutf^en ©täbte ent^ gegengetreten, ba \d) .feine Sbeen über bie ^bürgerlidje 5Diini* fterialität" ate ein blofeed 5ß^antafiegemoIbc bejeid&nete fo ftnb fie je^t too^I aßgemein erfannt , unb für nic^td anbered ^alte ic^ feine neue ©ilbet^eorie. 9Iuf bem ®cbiete ber SBiffen« fc^aft gilt feine anbere ®ered^tig!eit al« bie Überjeugung uon ber SBa^rt)eit.

SBei ber ^olcmif, bie ber jüngere ®ermanift, 9}i. ?ßappen» ^eim, gegen mic^ eröffnet ^at, ift nic^t bie ®iIbet^eorie, fonbem feine ^^pot^efe Don ber ®ilbe al« Slutöbrüberf^aft, toie er fte nennt, bie ^auptfa^e. 3)aburc^, bag i^ biefe atö unhaltbar ^rfldnied, f)abt id) bei i^m, mie ed fc^eint, bie empfinblic^fte

29*

462 Ä. $)e9fl,

©eitc berührt. ®iertc ift i^m jefet hierin beigetreten, tüic um* flefef)rt 5ßappen^eim beffen ®ilbet^corie mit oertritt. öeibe finb gegen mid^ SSerbünbete. Snbeffen ift ^ßappenl^eim'^ SKet^obe ntd^t bie principieH juriftifdje, fonbern öomiegenb ejegetifc^. ©ein Sud) über bie altbönifc^en ©^u^gilben ift eine breite Auslegung ber ©ilbeorbnungen , feine fürjere ©d^rift über ein normegifc^e« ©ilbeftatut eine Snterpretation toon biefem. ®eibe finb mir nü^Iic^ gctoefen, toic ic^ bereitmiflig onerfennc. 3n ber altnorbif^en Siterotur unb ©prad)e jeigt er fic^ gut bc* tOQnbert. SBeit borüber ^inauS fc^eint er mit feinen ©tubien über ©üben unb ©t&bte b\^i)ex nod) nid^t gefommen ju fein. 3)ag JRüftjeug ju feiner Äritif f)at er aui^ meinem ®uc^c felbft entnommen. @d fe^It i^m an allem ^iftorifc^en SBerftönbniS.

©eine ?ßolemif gegen mic^ eröffnet er mit einer SRei^e Don fprad^Uc^enSWifeDerftSnbniffen, bie ic^ jumeift bei ber Snterprctatiou ber a(tnorbifrf)en Kec^töqueHen begangen ^abe. Darin ift er mir fid^erlic^ überlegen. ?(uc^ ttjurbe fein fpät)enber 93lidt o^ne ßroeifel noc^ gef^ärft burcb meine SSermegen^eit, i^m einige ÜberfegungS* fet)Ier bei bem nortt)egifd^en ©ilbeftatut narf)juroeifen (l,423Slnm.). 3Bir finb eben beiDe leine ?P^Uologen. SSon feinen ©erid^tigungen n^erbe ic^ jum 92u^en meinet 99ud^ed ©ebrauc^ machen.

^appenlieim miß mic^ eine^ ©iberfpruc^S barin überführen, bafe ic^ baö c^riftlic^e ©lement bei ben fränKfrf)en ®ilben nur als 3"tf)at unb görbung crfenne tnorin er mit mir über« einftimmt , bann aber eS afö ein mefentlic^eö unb toid^tigeig in bem angelfäc^fifd^en unb germanifc^en ©ilbemefen überl^aupt bejeic^ne (1, 111). @r begreift nid)t, bafe ein unb baöfelbe (SIement ju einer 3^it ein unmefentlic^e« unb ju anberer ober an anberer ©teUe ein fef)r mefentlii^ed fein fann! 3n bem SRibelungenliebe ift baö S^riftenttjum auc^ nur blofee« SBcittjerf o^ne allen ©influfe auf ©itte, ©efinnung unb ^unblungen: ba* gegen toar eig ju ber Qdt, aliS unfer SWationalepoö feine leßte ®eftalt erljielt, bie ftärffte 3;riebh:aft, bie eg gab, eine melt- bett)egenbe 3Ra6)t\

Qu bem anfänglich (^riftlic^n ®ein)erf ber (Silben gehört nun auc^, mie ic^ meine, bie Srüberfc^aftSibee. S)ie frönfifd^en

Stöbte unb mhtn ber germanifc^en Wolter im Mittelalter. 453

®ilben tourben SBrübcrfc^aftcn genannt nod^ Art ber fd^on be* ftet)cnben geiftlid)en confratiae. @i8 fd^cint mir bieö bie ein* fac^fte unb natürltc^fte Srftarung ju fein. 2)ie[e Stnna^me, lagt 5ßappenf)eim {©. 183 b. Kec), fei eine uncrtoiefene Sel^aup* tung. £)ad ift rid^tig. Sd^ gebe fie auä) nic^t für me^r oud ate eine roo'^rfc^einUc^e iBermutt)ung. 2Bie fte^t ed aber mit feiner ^^pot^efe? mit ber meit ]^erget)olten Verleitung ber örüberfd)aftöibee unb ber ®ilben überl)aupt au« ber aCtnorbi* fcften Sibbrüberfdjoft, ber tointürlic^en öruberfc^aft, bie jtt)if(fien jroei ober and) mehreren ?ßerfonen burc^ bie 3c^cnionie ber Slut* üermifc^ung gefc^Ioffen mürbe, unb meiere bie fo SSerbunbenen }ur Stacke beiS Xobtfdjlagd unb jum S3egröbnid be^ erfc^Iagenen »rubere Verpflichtete ? ^j.

®egen biefe öon bem bänif^en öifc^of äRüuter aufgebraßte V^potliefe l)at fic^ fc^on SBilba mit au«reißcnben ®rünben er* flort. ?luc6 ®ierfe, ber i^r je^t juftimmt, ^at fid) früher gegen fie auögefproc^en. „9Kan nannte bie ®ilbe Srüberfßaften", fc^rieb er bamaU, ,,benn 93räber maren bie älteften unb näßften ®enoffen"*). S)o(^ auf« neue mürbe fie t)on $appent)eim auf^ genommen unb mit ®rünben ju ftfi^en oerfuc^t. @r glaubt, bie SSermanbtfßaft ber ®ilben mit ber norbifd^en ©ibbrüberfd^aft eben in ber eiblißen SBerbrüberung unb ber SRac^epflic^t ju er* fennen. ®in ^iftorifd^er SemeiS für bie Verleitung tourbe oon i^m nißt im minbeften beigebrad^t. 2)agegen {)at $f. SRaurer, ber befte Äenner bed norbifßen Stecht«, auf rein ^iftorifc^em 38ege, unb fomit unmiberfprec^Iiß, aud ben norbifd^en OueQen bargetl)an, roie in SWprmegen bie ®ilben lebiglid^ auö ben ^eib* nifc^en 5;rinfgelagen hervorgegangen finb, unb baju ben 9?ad)^ meiiS gegeben, bag bie @itte ber alten Sibbruberfc^aft noc^ im 12. Sa^r^unbert unabhängig oon ben ®ilben fortbeftanb (®ula«

*) 3)er 3(u8bru(f „Slut^biüberfc^oft", bcti, toenn ic^ nic^t irre, juerft ^oppen^eim eingeführt ^ot, ift nic^t jutreffenb. ^ad loäre bie nQtürlict)e ^rüberfc^aft na4 bem SBIute. gür bie minfürlic^e, bon ber ^ier bie 9lebe ift, l^al bie TU)rbifd)e 8prad)e bie jtoeifac^e Benennung ^flegbrüberfc^aft (fost- broedralag) unb Sibbrüberfc^aft.

*) 9{ec^tdgefc^id)te b. beutfc^en (^enoffenfc^aft 8. 226.

454 ^. ^egcl,

t^ingölöfl § 239), fo bafe offenbar beibc Snftitutc nic^tg mit einonber gemein Rotten ^).

S)oc^ nic^t ,,bie ?lutorität üKauret'd blofe" ^abe td^ in meiner äSiberlegung ber ^oppen^eim'fc^en ^^pot^efe r,ind ^(b geführt", ttjie mir ®ierfe in feiner SRecenfion ffilfd^Iic^ nac^fagt, fonbern, ttja^ bie allgemeinen ®rünbc, bie i^r tpibcrfprcc^en, angebt, ^abc ic^ oorerft bie treffcnben Argumente SBilba'ö gegen biefelbe ^^pot^efe in ber 3Kunter*fc^en Raffung wieber^olt: bie 2^^ei(no^me ber grauen an ben ®ilben unb beren biirc^ fieben^ gemeinfc^aft ber Oenoffen bebingte Sofalifirung , mefcntlic^e ©eiten ber ®ilben, bie iid^ auö jener (Sibbrüberfc^aft norbifc^er gelben in leiner SBcife erflären loffen. Unb ote ein »eiteret Slrgument \)abt iä) felbft noc^ tiinjugefügt, bag ber @ib ober ba^ ©elöbnig ber ®iIbcgenoffen nid^t, loie bei ber alten ®ib* brüberfc^aft, ben burd) fie oerbunbcnen ^ßerfouen galt, fonbem bag er ber Korporation im ganjen auf ^eoboc^tung i^rer Statuten geleiftet mürbe 2).

©0 jeigt ftc^ bie ^^pot^efe üon allen ©eiten ald unhaltbar. SSaö 5ßappen^eim ju i^rer SSert^eibigung in feiner SRecenfion noc^ vorbringt, ift äufeerft geringfügig. SlKe UnS^nli^feiten unb SSerfc^ieben Reiten ber ®ilben öon ber ©ibbruberfc^aft ttjaren nac^ i^m blofe fpätere ÜKobififationen t)on biefer. Um bie 3;^eilna^me ber grauen an ben ®ilben ju erflären, ^atte er ben trivialen (SinfaH, bafe bie ®eiftlicl&en fie gemacht Ratten. (£ö fei „baö 93cftreben ber Äirdje" gemefen, fo fpric^t er fid) barüber au^'), „bie SSereinigung ber fratres coirpirati fo mel luic möglich in ba§ ga^rmaffer einer fraternitas fd)Iec^t^in, einer fird^Iic^en SBrüberfc^aft einlenfen ju laffen". „®elang ed i^r auc^ nic^t, baö egoiftifc^e 5ßrincip ber 93efdjränfung aUer SRec^te unb 5ßflic^ten auf ben ftrei^ ber ®enoffen ju befettigen, fo batte fie boc^ fd)on einen mefentlid)en (Srfolg ju öerjcic^nen, alö fie bem tt)eiblic^en ®efd^(ec^t bie ÜKöglic^feit eröffnet ^atte,

*) Ärit. »iertclia^rc«|(^rift 31 5. 9 u. 12, 214 f. «) ©täbte unb ®itben 1, 252. •) ^Itbänifc^c ©cfjufegilben @. 52.

®tabte unb Silben ber germanifc^en Wolter im Mittelalter. 465

i^m Slnge^örenbc in jenen fitciS eintreten ju laffen" (siel). Unb njeiter^in (©. 54) fc^Iiefet er au^ ber ©teüung ber grauen in ben ®ilben, muffe angenommen ttjerben, „bafe bie grauen früf)eftenö mit bem 85eginn ber ©inmirfung ber Äirc^e auf bie ®ilben }u ben festeren 3" tritt erlangten". ÜKit benfelben SBorten f)abt ic^ bie^ in einer fc^onung^üoQenSInmerfung furj ern^ä^nt^). ^ennod^ erflärt jegt 5ßappen^eim in feiner SRecenfion (©. 194), meine SBe» merfung über ben ®runb feiner Anficht t)on ber Sw'offunfl ^^ grauen fei „burc^auS unrichtig!" SBiÜ er hiermit, tt)aö er felbft fc^rieb, in Slbrebe nehmen?

gür meine ®e^auptung, bafe ber 6ib ober ba^ ®el6bniö ber ®ilbebrüber bei i^rem ©intritt nic^t t)on 5ßerfön ju 5ßerfon, fonbem ber Korporation im gonjen auf bie Statuten geleiftet »urbe, öermifet 5ßappen^eim jeben öemei^. §ier ift er! 3n ber 5RegeI ttjirb bei8 ©elöbniffe^ in ben bänifc^en unb nor» n^egifc^en ®i(beorbnungen gar nic^t gebaut. 3^ finbe e^ aber ern^ä^nt in ben ©taluten ber @ric^d«®tlbe ju Sfaüe^aDe im ©c^Iufeartifel 49, ttjie folgt: Omnes qui intrant gildam ju- rent . . . quod omnes justitiam et legem observare et tenere voluerint, prout in praesenti skra etc. *). Unb ebenf o in ben ©tatuten ber SReoaler Änut^-Öilbe im erften Slrtifel: Und dar na dat he ingaen is (in bie ©übe eingetreten ift), so schal he sweren bi dem hilligen lichte, dat he wil gerne holden der gilde recht % @ben auf biefe^ ®elöbni8, n^oburc^ bie ©ilbebrüber mit einanber oerbunben n^aren, ift aud^ ber Sluöbrncf patres conjurati ju bejiefien, ben bie ®itbc* orbnungen unb bäniftften ©tobtred^te üon ben ^öc^ften (Silben gebrauten, um fie öon anbern ®ilben jU unterfc^eiben. gür

>) @töbte unb mibm 1, 133 $(nm. 4: „^ie ^e^auptung $/d, bag bie gfrauen crft burc^ bie (Sinroirfung ber Äirtfte Betritt ju ben ÖJilben erlangt Ratten, ^ängt lebiglicf) mit feiner §l)pot^efe öon bem Urfprunge ber ®tlben aud ber lBtutdbrüber{cf)Qft jufammen, roomit fi(^ freiließ bie ^itgtiebfc^aft ber @d)njeftem fd)(ecf)t öerträgt."

«) SSgt. ben 3:eft bei ^öppen^im 3. 488.

») Sögt, ben 3:eft ebenba ©. 502.

456 jt. $ege(,

einen S^föntmcntjang mit ber norbifc^en (£ib6rübcrfd^aft, toit ^appen^eim ttjiH, bemeift biefe Benennung burc^aud nichts.

„5)ic Sbee ber Srüberfc^aft*', fage ic^ an einer ©teile meinet 93uc^e§ (1, 253), „Xöai eine c^riftlic^e Sbee, »ie fie fc^on anfangt bei ben olteften befannten ®ilben, ben franfifc^en ®iIbonien, jur Srfc^einung lam^). ©ie ttjor nlc^t bie urfprung* lic^e Sbee ber gemtanifc^en ©enoffenfc^oft, ttjurbe aber übertragen auf fie, gleic^mie bie ^eiligenüere^rung ouf bie Irinfgelage. greilid^ mürbe biefelbe nic^t im ©inne aflgemeiner ©rüberli^feit aufgefaßt, fonbern nur in bem ber befonberen SBerbrüberung unter ben ®enoffen. Die c^riftlic^e Sruberliebe ^at in ben ®ilben eine nur auf fie befc^ränfte Slnttjenbung gefunben', boc^ nic^t anberö al^ »ie baö S^riftent^um überhaupt in ben norbifc^en SSotförect)ten unb ©efegbüc^ern, in benen tt)of)I baö S^riftenrec^t einen befonbern Slbfct)nitt bilbet, im übrigen aber njenig t)om S^riftent^um ju fpüren ift." ^iernac^ finbc ic^ eS unbegreiflich, tt)ic ^appen^eim mir nac^fagen fann, id^ ^ätte „bem Oenoffem fc^aftögebanfen einen ?ßla^ unter ben öilbungöclementcn nic^t eingeräumt!" (5Rec. ©. 193).

3c^ lege fein grofee^ ©emic^t auf ben Urfprung ber örüber* fc^aftöibee bei ben ®itben auö bem S^riftent^um. ÜKag man barin auc^ nur, mie ®ierfe früher moHte, ben allgemeinen 2Iu^ brucf für engere ®enoffenfct)aft überhaupt ertennen, fo ift boc^ bie ^auptfac^e bie, baß jene Sbee tief in baö ©ilbemefen, nic^t blofe bei ben religiöfen, auct) bei ben n)eltlid^en, cingebrungen ift. „S5aö SBefen ber (Silbe ", jage ic^ an einer anbern ©tefle meineö 93uc^eö (1, 242), „ift Sebenögemeinfc^aft mit beftimmten SRec^ten unb ^ftidöten, bie fic^ au^ bem 93egriffe ber Srüberlic^feit ab* leiten. 2)ie brübcrlic^e Siebe foQ fid^ unter ben ©enoffen be* t^ätigen' burc^ gegenfeitigen ©eiftanb ... bid jur SRac^epflid^t", ut voventium ad invicem fraterna pietas illibata perseveret et maneat, tüie e^ im SSormort ber 5D?aImöer Änut^gilbeffra

*) 'JiUer fiub freilid) bie ÖJegilban in ben ÖJefefen beö ÄönigS 3"c öon SBeffej, roie ^a|)pen^eim bemcrft : allein öon biefen wifjen loir nidjtÄ nä^rcd über i^re öefc^affen^eit.

©täbte unb mhtn ber gemtanifc^en Golfer im ^ttelalter. 457

l^cifet. ift eine Unterftellung 5ßappcn^eim*ö, tuenn er in bem ^ier angeführten ©afte bie brüberlid)e Siebe in ^bie c^riftlic^e öruberliebe" (oon if)m unterftric^en) umänbert unb mir fo ben Unfinn jufc^iebt, e* folle fic^ biefe bi^ jur Kac^epfli^t be» tfjätigen^). 3)ag ift feine erlaubte ^ßolemif!

^appen^eim folgt ber (Silbet^eorie (Sierfe'ö in ber Ännjem bung auf bie ©tabtgemeinbe unb bie ©tabtoerfaffung unb meint, fogar auö meinem Suc^e einige öettjeife für fie vorbringen ju ffinnen. 3d^ ^abe bort nad^ meiner Sludfü^rung über bie nieber« I&nbifc^en ©c^u|« unb ^rieben^Derbinbungen gefagt: „%ü^ tarnen al8 ein neueö unb ttjefentlic^eö (Clement mit eigenen Organen jur betreffenben ©tabtoerfaffung ^inju, machten aber biefe nic^t felbft au^'j benn bie ©tabtobrigfeit mar unb blieb bei ben ^err* fd^aftUc^en Beamten unb ©c^öffen***). 5ßappen^eim fagt, id) fei auc^ hierfür ben öemeiS fc^ulbig geblieben. 6r tonnte, menn er moUte, i^n finben in bem Slbfc^nitt meiued ^udjtd, aud bem ic^ in ber angeführten ©teQe nur ba^ 9{efultat gejogen ^abe. . Um mic^ gu miberlegen, ge^t er nä^er auf meine 9udfüt)rung über bie 9lmicitia toon Slire in glanbem ein, bei ber fic^ ^erau«* fteQe, ba§ bie jn^ölf judices selecti, bie fomo^l im gräflichen ©eric^t mie in bem ber Smicitia fungirten, t)on unb aud ber ?lmicitia gettjä^lt mürben. StlS ob aQein auf bie Art ber SBa^l anfäme! ^appen^eim fonnte fic^ an^ bem in SRebe fte^enben Slbfc^nitt meinet 93uc^ed barüber belehren, bag, gleich t)iel ob ber ©tabtfjerr fclbft ober bie Sürgergemeinbe ober beibe jufammen bie 9iic^ter unb ©c^öffen mS^Iten, biefe bod^ ^err« fc^aftlic^e 93eamte maren').

9la6) ber ©ilbet^eorie mirb auc^ bie ©tabtgemeinbe unter ben öegriff ber ®ilbe gebracht, ^ßappen^cim citirt jum 85e* meife bafür aud meinem 93uc^e ben SudbrudE communitatis confraternitas, ber einmal (im 3a^rel316) t)on ber ©tabtgemeinbe t)on ÜKec^eln gebraucht mirb (2, 213). SBie ba^ gemeint ift,

0 «gl. bie SRccenpon ©. 195 ?(nm. «) @täbtc unb Silben 2, 228.

•) «gl., luad glanbern betrifft, ©täbte unb ®i(ben 2, 170. 181. 185. 193.

458 ^. $)ege(,

jcigt ber ©a^ ber SScrorbnung: Item nuUa confraternitas neque gulda . . . nisi sola communitatis confraternitas in Machlinia esse poterit vel debebit. ?tDe Srubcrfd^aftcn unb ®ilbcn in ber ©tabt foÜen abgcfc^offt fein unb allein bie 85rüberfc^aft ber ©emeinbe beftefjen : blofe ber Stame Srüberf c^aft ot)ne i^re eigentlid^e 93ebeutung mirb ^ier auf bie ©tabtgemeinbe übertragen. S. 93rentano ^ot fogar bie beutfc^en ©täbtebünbe für Oitben ausgegeben*). ®ö foflte mi^ nid^t munbem, menn nac^ biefer 5^^eorie ouc^ bie erfte franjöfifd^e Kepublif für eine ®ilbe erllärt mürbe, ttjeil fie ba^ 5ßrincip ber Srüberlid^feit mit bem ber grei^eit unb ®Ieic^^eit öerfünbigte.

S(u(^ auf bie fpecieDe 5^age, meiere bie beutfc^en Stäbte be» trifft, ob ^ier eine alte ftäbtifcfte ®ilbe beftanben ^abe, mic 9?igfc^ bieg für eine 5Reit)e ber nieberbeutfd^en ©täbte behauptete, laßt fid) ^ßappen^eim am ©c^Iufe feiner JRecenfion ein. @r meint, ei8 fßnne bie politifd^e öebeutung ber ®ilbe auc^ ^ier nur in ber 3^it ^or ©ntfte^ung ber ©tabttoerfaff ung , b. f). alfo im allgemeinen (!) im 10. unb 11. Sa^r^unbert beftanben ^aben*", unb fei ba^er auf biefen 3^^^^^""^ ^^^ Slufmerffamfeit jur (£rforfct)ung beS alten ©ilbemefenö ju rieten; babei muffe man man ficft aber auf „ein ganj anberei^ äRateriaP als baS Don mir benu^te ftügen. 3c^ ttjar fc^r gefpannt barauf, biefeS anbere SWaterial fennen ju lernen, unb erwartete, eS in ber SRecenfion ü. Slmira'S ju finben, auf meldte ^appen^eim mic^ üerlueift*), tt)urbe jeboc^ fe^r enttäufc^t, als ic^ bort nichts als einige „t)orl6ufige ©efic^tspunfte" antraf, ttjonad^ baS Duellen» material (n)eIc^eS ?) ju prüfen fei. 9tun ift baS Duellenmaterial beS 10. unb 11. Sa^r^unbertS aQerbingS oon mir unterfuc^t Sorben, aDein oon ber angebtictien alten ®itbe ber beutfc^en ©täbte ffabt x6) nid^tS barin entbedtt, unb üon it)rer ©jiftenj t)or ©ntfte^ung ber ©tabtüerfaffung fann überf)aupt nic^t bie JRebe fein, ba, ttJcnigftenS für mid^, eine ©tobt o^ne SJerfaffung ein Unbing ift. 5ßappen^eim jtoar t)ält in jenem bunHen 3^^^

») Stäbte unb ©üben 1, 17.

2) ©öttinger ®cl. ^^Inieigen 1886 S. 668.

etäbte unb Silben ber germontfc^en Golfer im SRittelatter. 459

räum olled für möglich, tvad ftc^ ^tftorifc^ m6)t beipeifen (ä^t, fo }. 8. fönnc bie 3icinoIbi8'®iIbe }u S)ortmunb früher ba* flctpcfen fein al« bic SSercf)rung bed ^I. SReinoIb fclbft ju ©nbc bc^ 12. 3af)r^unbertö, ßanj nac^ bem ®runbfa^ ®icrfe'g: quod non est in actis est in mundo. 93ci bem SRetd^c ber üKög» Itd^feit ^ört aber bad ^orfd^ung^gebtet bed ^tftoriferd auf.

Um ium @c^(ug noc^ einmal auf D. ^mira'd ^ugerung über bie ^iftorifer jurädtjufommen, bie auf bem red^td^iftorifc^en ©ebieteine „met^obologifc^e SSernjirrung" angerichtet ^aben foUen, fo gönne tc^ i^m unb $appent)eim, ber e^ nac^fpric^t, baS f d^öne öoUtßnenbe SBort „met^obotogifc^" : fie fjaben o^ne 3n)eifel i^re eigene äRet^obenle^re ! S)agegen ttjurbe üon mir im SBorfte^enben gegeigt, ttjcld^e mirtlic^e SSerttjirrung ber 93egriffc unb Sachen bei ben genannten Surtfteu t)errfd^t, bie nic^t nac^ ber t)iftorifc^en Wet^obe Don ®i(ben unb ©tfibten gejubelt ^aben.

^i^cellen.

3eait SebtQ nnb ber (Raftatter (Befanbtenmiirb«

@i^ ift belannt, bag balb nad^ bem Attentate auf bie Vertreter gronfrcic^i^ beim ffongrcfe öon SRaftatt 3ean S)ebr^ felbft, bcr ein* jige (äefünbte, bcr bem Überfall entronnen mar, öon einjelnen Stimmen ate Url^eber be^ SKorbe^ bejeic^net mürbe. 3)ie Sefer biefer SeiU fd^rift miffen aud^, bag noc^ neuerbing^ Söl^tling! auf biefe ©erüc^te l^in bie .^^pottjefe begrünbet l^at, bafe fein änberer atö SRapoteon SSonaparte alS eigentlicher ^nftifter beS Überfalls gelten muffe, eine ^ijpotl^efe, bie in biefen Slöttem burc^ SBegele audreid^enbe SSiber« legung gefunben l^at*).

SBeniger befannt bürfte biSl^er gemefen fein, baß, mie bie folgenben Sd^reiben 3ean S)ebn)'g an 9Japoleon außer Sw^cifel fteQen, jene ®erüc^te noc^ länger al^ ein Sö^r nac^ bem ttberfatt in 5ßari3 Verbreitet unb geglaubt mürben, ja baß t)on einer SSer^aftung S)ebrtj'S gefproc^en werben fonnte*). P. B.

Paris, 4 thermidor an VIII*). C'est avec bleu du regret que je vous interromps pour un objet qui m'est personnel, j'aurais attendu le 6 sans les em- barras d'une audience publique.

») SBgl. 93b. 46, 193. Über ben mirflicften SBcrIauf ögl. ©^bcl, Slcüoltt* tionSieit 5. Sonb \ 8. 275 ff.

•) ^ie Schreiben unb bie 3)enficörift berufen im "Jlrc^iö bed au^ioärtigen 3)linifteriumd ju Sßavx^ (Allemagne vol. 701).

•) 23. guli 1800.

3ean ^ebr^ unb ber SRaftatter @)e(anbtenniorb. 461

Depuis huit jours, les hommes qui m*ont vu avec tant de peine ^chapper ä rasBassinat redoublent de calomniee, et malgr^ toute ma circonspection , je ne peux faire un paß sans les en- tendre. Depuis huit jours, chaque matin ils publient mon arrestation, mon arrestation 1 1 et pourquoi? pour le crime com- mis ä Rastatt contre moi.

Je mepriserais ces clameurs d'une infernale mechancet^, si elles n'arrivaient que jusqu'ä moi; mais i'ai une femme en- ceinte, j'ai deux J^ donU'une est mire. j'ai une m^re ag^, rinqui^tude peut les tuer, au loin les craintes grossissent, et le Souvenir des injustices d'autrefois n'est point encore efiac^.

Ces bruits r^pandus avec affectation ont un objet; la police peut le decouvrir et faire taire ses coupables auteurs.

Voüä tout ce que je demande, Citoyen Consul, ä votre justice; eile m'est due comme citoyen; de l'amiti^ que vous m'avez quelquefois t^moign^e, je n'ai Jamals ^t^ indigne.

Je ne desire que l'obscurit^; j'ai renferme mes Souvenirs avec mes vetements sanglants; je sacrifie de plein coeur tout ressentiment ä cette paix que nous vous devrons. Enfin, j'oublie le forfait; que les meurtriers oublient leur victime . . .

Paris, 8 thermidor Vm *).

Je ne m^riterais point ce que vous avez bien voulu me faire dire d'obligeant par le g^n^ral Clarke , si je ne me hätais de vous en remercier. Croyez que moi et les miens en con- serveront un vif souvenir. Sous un gouvemement juste et grand, les efforts des mechants toument toujours contre eux, car ils ne servent qu'ä faire sortir la justice.

Je r^pondrai ä l'offre infiniment gracieuse qui m'a ^te faite de votre part que ce que je desire le plus, c'est la continuation de votre estime. Si l'occasion se pr^nte, le poste vous me croirez le plus utile, je l'accepterai sans balancer et avec recon- naissance. Permettez-moi seulement d'ajouter que si un g^n^ral ennemi a compte comme une des jouissances de la paix, la facult^ de venir vous voir k Paris, et moi aussi j'attache tout son prix ä cet avantage ...

») 27. 3mU 1800.

462 Scan ^ebr^ unb ber ^taftotter ©efanbtenmorb.

Memoire que presente au Premier CodbuI de la R^publique le citoyen Jean Debry tribun ci-devant ministre plenipotentiaire au congr^s de Rastatt.

Citoyen Consul. La paix ne peut tarder ä couronner vos efforts; vous aurez prot^ge votre pays, vous l'aurez constitu6, VOU8 l'aurez sauve.

A de si glorieuses et de si douces esp^rances, je ne me permettrais pas de meler rien qui me füt personnel, si Tobjet de ma r^clamation ne me paraissait pas intimement li^ k Tinteret et ä l'honneur national.

Le congräs de Rastatt a ^t^ dissout par un lache assassinat ex^cute par les Seklers autrichiens sur la l^gation frauQaise; mes deux collegues ont ete massacr^s; taille de coups de sabre, je ne dois mon existence qu'ä une s^rie de prodiges et surtout ä la g^nereuse bienveillance des membres du corps diplomatique. Temoins impartiaux de l'^venement, ces ministres Tont con- 8tat6 dans un proc^s- verbal; il confirmo d'une mani^re ecra- sante pour les auteurs du crime toutes les d^positions des personnes interess^es ou victimea Ces d^positions, je les ai recueillies, je les ai fait imprimer, vous les avez entre les mains, Citoyen Consul; si une v^rit6 palpable pouvait acquerir un nou- veau degr6 d'evidence, eile le tirerait dans cette aSaire de mon int^ret lui-meme, et j'ai l'orgueil de le dire, de mes moeurs, de mon attachement non d^menti ä toutes les vertus sociales. Cependant, Citoyen Consul, et quoique tout ce qui porte le nom fran9ais ait du se regarder comme solidairement outrag^ avec les ministres de la Röpublique, c'est en France que tous les faits ont et^ denatures; c'est en France qu'on a repouss^ toutes les lumieres, exag6r6 les doutes et stipule pour l'Autriche plus qu'elle n'a ose faire elle-meme, puisqu'on n'a pas craint, par la plus atroce d^mence, de m'imputer ä moi l'exöcution d'un crime dont j'avais failli etre la victime: tant il est vrai que souvent l'obligation d'estimer un homme vivant est un poids insupportable pour les contemporains.

Tant qu'mi gouvernement faible et d6consid6r6 fut ä la tete de la R^publique, j'ai senti que lui demander son Inter- vention pour d^truire ces imputations, c'eüt et6 les accrediter. Mais aujourd'hui qu'un acte de Bonaparte peut dissiper pour la g^neration actuelle et pour l'histoire le prestige inconcevable

Seon ^ebr^ unb ber 9iaftatter Q^ejanbtenmorb. 463

de la calomnie, je me dois, je dois ä ma famille, je dois k Celles de mes malheureux collegues, je dois ä mon pays de le reclamer ').

Quand je pouvais me flatter de signer la paix, j'avais trop bien su Tapprecier pour n'^tre pas aujourd*hui dispose k lui faire tous les sacrifices hormis celui de rhonneur et de la r^pu- tation. II n'en est pas de meme, il me semble, de la Repu- blique, son gouvemement ne peut en aucun temps passer sous silence la catastrophe de Rastatt; et cependant il se pourrait alors que la senle mention de ce qui sera T^ternelle honte du cabinet de Vienne, r^voltat son orgueil et reculät l'epoque que je voudrais avancer au prix de tout mon sang.

C'est k vous, Citoyen Consul, qu'il appartient de trancher cette difficulte. Vous avez trop profond^ment le sentiment de ce qui est grand et juste, pour que je me permette meme de chercher comment vous pouvez noblement venger la Republique de l'Autriche, sans que cette demiöre puissance ait le droit de ö'offenser.

D'ailleurs, et sous un autre rapport, vous penserez peut-etre qu'il Importe k votre gloire de ne pas laisser croire k l'^tranger qu'ä la moindre oscillation Interieure ou k la plus legere in- constance de la fortune, on peut impun^ment maltraiter, assas- siner les envoyes de la Republique. Quel qu*ait 6t^ son gou- vemement, il est inhärent k la consideration de celui qu'elle s'est donne d'^tablir qu'en aucun temps on n'a pu Tonträger saus risque. Je pourrais etendre, Citoyen Consul, ces conside- rations, car vous sentirez facilement qu'elles ne me sont pas exclusivement personnelles ; elles se rattachent k la memoire de mes coUägues massacres, et j'ose le dire, k la dignite nationale avilie.

J'invoque pour les examiner, non pas l'amitie que vous m'avez plusieurs fois t^moignee, mais votre justice et votre magnanimite: quelle que soit votre determination, eile deviendra pour moi, dans la retraite la plus modeste, un autre drapeau

*) L'on dira peut-ötre que nous avons 6t^ indemnis^s. L'expres- sion n'est pas juste; Ton a rembours^ k ma femme, k mes fiUes, k mon secr^taire par une somme de 27800 francs le prix de ce qu'on nous avait enlevö, et Ton nous avait tout pris, k 3 mille francs pr^s que Mme de Bry portait sur eile.

464 (Sin Beitrag ^ux @ejcf)i(^te M So^red 1809.

d'Arcole; et en songeant avec quel devouement je m'^tais livr6 au travail qui devait mettre le sceau ä vos triomphes, je pourrai me dire, je ne Tai point dem^rit^. Salut et respect.

ein Settrag juv <Befd|id|te be« ^atftt» 1809.

®g pttc tocniö bQtan gcfe^tt, bog ©d^iU'g äuSjug am 28. «pril 1809 in eben benfclben Jagen ein noc^ öiel folgenreichere^ (Seiten? fliicf fanb. ®raf ®ö^en, ber gü^rer ber oberfc^Ieftfd^en Srigabe, I}üt, roie bie nac^folgenben äftenftüdFe aui^ feinem 5ßa(^Iaffe*) beroeifen, ben an il^n l^erantretenben ^lan, bie öon ben granjofen befe^tc geftung Ologau mit preufeifc^en Iruppen ju überrumpeln, aud^ o^ne bie föniglid^e ©enel^migung baju ab5un)arten, nic^t Don ber $anb geroiefen. SBarum ber ^lan nic^t jur äu^fü^rung gefommen ift, läßt ber jioeite SSrief al^nen. S)a6 er jur ffenntni§ be§ ©eneraHieutenantS b. ®ramert, ba§ bamaligen fommanbirenben ®enerafö in iSt^Iepen, gelangte, mugte allein fcf)on ben SBagemut^ ber @ntfcl^Ioffenen lahmen. SBie ©raroert badete, jeigt fein Urt^eil über Sd^iffg I^at«). ®r nennt fie ein „rafenbeö Unternehmen", einen „traurigen SemeiS beS weit? gebie^enen ®rabe§ bon Sluftöfung ader 93anben bon ©e^orfam unb ©uborbination in ber?lrmee". (£r bittet ®ö^en bringenb, bei feiner Srigabe bie größte äufmerffamfeit barauf ju richten, baß ber Schritt nic^t SBad^a^mung finbe. Wramert'Ö SKißbittigung allein nun freiließ loürbe mol^l ®ö^en nic^t jurücfgefd^recft ^aben. äSar er bod^ eben be^megen \>a^ '^a^x jubor nad^ Sd^leften gefanbt, um für ben gatt außerorbentlic^er Sreigniffe „nad^ ©infid^t unb Überjeugung ju l^an» beln, ol^ne erft weitere SRüdEfprad^e mit bem ®enerattieutenant b. ®ras mert ju netimen ober feine 8efe^le ju ermarten"*). „®em roitt i^", l^atte ®ö^en an ©tein im Oftober 1808 gef d^rieben *), „aflc golge bei^ Ungel^orfamS tragen, befabouirt werben unb atö SRebett erft^einen, wenn ic^ Überjeugung l^abe, baß id^ baburc^ für ba§ 95efte meinet Stönig§ unb SSaterlanbeÖ l^anble." 3)en SKutb biefer ®eftnnun0 ^attc ®ö&en auc^ noc^ im grü^ja^r 1809; aber tonnte er 1808 gc*

*) ®eneraIftQböard)iö in ©eviin. •) ®rawcrt an ©ö^cn 2. gjlai 1809, a. a. O.

«) ©affel, ®efd). ber prcufe. ^otitif 1807—1815, 1, 543; ögl. ßc^mann, ©c^am^orft 2, 189.

*) ^erp, ®nei|enau 1, 436.

din Beitrag jur (S^efd)id)te bed 3a^red 1809. 465

loiffetmQßen alö feine SDiiffiDn ouffaffcn, burc^ einen fül^nen, öcrs^ antmortunggöotten ©d^titt bic Sfriegi^ftoge ju entft^eiben, fo mar eS je^t nac^ ber @nt(affung @tein'$ unb bem ^bfc^luffe ber ft'ont)ention mit gronfreic^ trofe be^ injiDifd^en erfolgten 95ruc^e§ jmifc^en Öfter« reic^ unb granfreid^ fel^r fraglich geworben, ob er bomit nocö ben 9(bfic^ten ber 9iegierung entfprad^. ®er jfönig f)aiie eS neuerbingi^ für nöt^ig gehalten, i^m einzuprägen, nid^t ol^ne ober gegen feinen iöcfe^I „noc^ ^riöatonfic^ten nac^t^eilige Schritte ju t^un"*). ®8 luar fein @eringeg, bog @ö^en nun bennoc^ ein folc^ei^ äSagni^ auf feinen $Popf netjmen moQte. 9lber t>a^ }um Gelingen be$ $(anei^ unumgöngltc^ nöt^ige (^e^eimnid mar nun einmal burd^ bie 3R\U t^eilung an ©raroert t)erte^t, unb enblic^ mag auc^ ber @inbrucf be^ ©c^iQ'fc^en Untemel^meni^ fc^on eingemirft ^abcn. 98er eine gemaltige, aug ben ©c^ranfen be§ ©rlaubten l^erau^tretcnbe 2^at öorl^at, mirb, mcnn i^m eine inferiore 5ßatur in unüberlegter ipaft barin juöor« fommt, ftörfer an bie abma^nenben Stüdfid^ten ber $f(id^t unb beiS ©emiffeu!^ erinnert merben. ®er ®cniuÖ feiner S^at ift bann gleich- fam entmei^t.

S)er ©c^reiber ber beiben folgenben ^Briefe ift ber bamaligc SKajor unb gtügelabjutant griebric^ D. Stoeber, ber mo^Ibefannte ülcitergeneral au§ ben Sefreiungghiegcn. 5Rac^bcm er fd^on öor feiner Ernennung jum Slügetabjutanten ^bjutant ©ramert'i^ gemefen mar, meilte er feit bem iperbft 1808 micber in ©re^Iau, mo^I iebenfatti^ mit bem Sluftrage, ®ramert'ä fräftige ©tü^e unb Stntreiber ju fein, mie ja ©cf)arn^orft'§ (Srunbfa^ mar, junge energifc^e Offiäiere ben älteren ©eneralen jur Seite ju fe^en. Fr. Meinecke.

1. SRoeber an ®raf Oötcn. SSreglau 24. ?lpril 1809 (pr. ®la^ 26. Stpril).

©in gcmiffer ®ärtner auö ®Iogau l^at mir t)on einem ^lane ber Überrumpelung biefer S^ftung gefprod^en, morüber er auc^ mit $utli^ einig fein foD. ©oüiel id^ barüber t)on i^m t)emommen, fd^eint mir bie ®aäfe mo^l aui^fü^rbar, menn nämlic^ bie Sage ber S)inge bort f 0 bleibt, mie fie gegenmartig ift nur mürben attcrbingS Gruppen baju gehören, unb nun fragt e$ fid^, lönnen unb bürfen mir folc^e fc^on je^t ba^u emploqiren, ober mug bie föniglic^e ^utorifation baju erft

*) 3mmebiatberid)t Oö^cn*« 19. gWärj 1809. «gl. 98iefe in ber 3citf(^r. f. &ef(^i(^te 6d)(eftenft 27, 45.

^flotili^ d(itf(6rift 91. $. Ob. XXXIV. 30

466 ^n ädeitrog ^ur (^efd)ic^te beS go^red 1809.

cingel^olt locrbcn. 8angc barf mit bcf ^uSfütirung auf feinen gaU gejögert werben, fonft roirb fte etfc^mert ober öiettcid^t gar unmög» lic^ gemacht. 34 melbe 3^ncn, befter ©raf, bie§ aßeS nur, um öon 3^nen ju erfal^rcn, ob ©ie bon biefer iSacf)e ttroa^ tt)iffcn ober miffen rooUen roeil, wenn bieg nic^t ift, id^ ouc^ bie äRitmirhing , ju roeld^er id^ indirecte babei aufgeforbert morben bin, oble^nen, aber mit greuben atteg, ma§ in meinen Straften fte^t, boju beitragen tt)ürbe, fobalb id^ meiß, ha^ ©ie i^r Fiat baju gegeben ^aben. 8e- f (Reiben ©ie mid^ bal^er über biefen $unft, menn ic^ bitten barf, balbmöglic^ft burd^ ein 3^ ober 5Rein ju meiner SRic^tfc^nur. 3Kit bem @örtner [teilen toir megen 9Zad^ric^ten au^ @Iogau in bireften SSerl^ältniffen unb roo^I etablirter Sorrefponbenj.

SRanbbcmerfung be§ ipauptmannö ö. SRottenburg *) iu biefem ©d^reiben: „3ft eigen^änbig beja^enb beantwortet."

2. SRoebcr an ©raf ®ö^en. Sßreglau 3. SKai 1809 (pr. @Ia^ 7. aRai).

3c^ bin felbft fe^r unjufrieben gemefen, auö bc§ ©eneratö eigenem SRunbe ju öemel^men, bag er öon bem bemühten 5ßtan e^cr untere richtet mar al§ ic^. 3)ie§ ift inbeffen folgenbermaßen jugegongen. 5)a§ ffriegöbepartement ^atte bem (General aufgetragen, fid^ öon bem bemühten Ort 5ut)erläffige 3?ac^ric^t 5U üerfc^affcn, unb bei^^alb barin ffonnejionen anjufnüpfen. SBie bie§ ju üeranftalten fei, barüber mürbe mit äRaffom*) fonferirt. 3)iefer lic^ 5U biefem Srotd ben 3^"«« befannten SKann ^ier^er beorbem unb fd^idEte il^n gerabeju an ben ' ©eneral mit ber SBeifung, il^m aßeS ju entberfen.

SDiefem gel^Igriff fonnte ic^ meber öorbeugcn, no(^ repariren, loeil id^ bie Slnfunft be§ quäft. 2Ranne§ erft erfuhr unb feine Se^ fanntfc^aft mad^te, aU ber bumme ©treic^ fc^on gefc^e^en mar. 34 ^abe freiließ nac^^er meinen UnmiUen barüber beutHc^ ju öerfteben gegeben, aßein maö ^ilft bieg, mar ju fpät. SMaffom ift in an« fe^ung ber alten gormen incorrigible, unb ift bal^er ein toa^re^ Unglücf, bag nid^t leicht etroa^ o^ne it)n gefc^e^en fann.

SSer^ei^en Sie, Uerel^rter greunb, menn ic^ bei ber Äui^fü^ning be^ mir gegebenen Auftrages, bie ^iefige ©amifon ju aöertiren, bo6

») l^lbjutQnt be« trafen ©ö^en; e^ ift ber fpätere ®cneraIftabÄd)cf be« QJrafen ^auen^ien 0. 2Bittenberg. •) Oberpräfibent üon 3(^Iefien.

(Sin Beitrag ^ux @)e{cf)ic^te be« So^red 1809. 467

fic fid^ morfd^fertig galten fott, noc^ einiget Sebcnfcn äußere. ®ic neueften SSegebenl^eiten unb ®erüc^te, meiere ft(^ ^ier Uerbrcitcn, finb bon ber ^xt, bag id^ mit (SeiDig^eit borau^fe^en fann, eine fo(d^e 9tnmeifung bon mir, ber id^ ni(^t§ ju fommanbiren ^obc, mürbe, be= fonberiS bo bie l^iefigen Siommanbeuri^ nid^t bie ftörfften fiöpfe finb, SWißtrauen unb, menn bie ^aä^e nic^t fel^r berfd^miegen bleibt, roa^ l^ier gar nic^t ju erwarten ift, ein fe^r nad^t^eiliged Stuffel^en erregen. 5)arum, befter ®raf, nel^me ic^ mir bie greil^eit, 3^nen ju rotten, jebem äßarfd^, ben @ie für nötl^ig ftnben, fein borläufiged 3(bifo Dorau^jufc^iden, fonbem gerabeju an bie Xruppen ben Sefe^I ergel^en 5u loffen, bei ber ftrengften SSerantmortüc^feit ber ©ommanbeur^ 24 @tunben noc^ (Eingang ber Orbre ju marfc^iren.

©oHen bergleit^en äbertiffement^ geheim bleiben, fo fönnen boc^ feine ^nftalten getroffen merben, unb menn ei^ not^ t^ut, mug jebed ülegiment in jenem^ S^it^flwnt fertig fein ; je mcniger fie SaUaft mit* führen, je beffer. ©ie miffen, fe^r berel^rter grcunb, bog mir jebc Sefolguug '^\)xet Sluftröge ^eilig ift; menn id^ ba^er bici^mal bamit gezögert ^abe, fo merben @ie ftd^ c^uc^ o^ne meitere @ntf(^u{bigungen t)on meiner @eite über5eugen, t>a% nur ®rünbe bon äSid^tigfeit mic^ babon abgalten fonnten.

3d^ fe^ne mic^, Sie ju fprec^en, unb fann boc^ nid^t füglid^ in ber gegenmärtigen .Mfid ^mei 2)age bon l^ier abmefenb fein, meil id^ jebe @tunbe befürd^ten mug, t>a^ etmad gefc6ie^t, mai^ ic^ fonft immer noc^ grögtentl^eitö hintertreiben ju fönnen fo glüdlid^ bin.

Stanbbemerfung Stottenburg'i^: «SP münblid^ ocantmortet."

30*

Stteratnrberi^t

kleine 8cf)riften ^m ®e{d)tc^te unb Sbtitur. $on gferbinaiib ^regoroniiif. in. 8et})aig, ©rod^auÄ. 1892.

2)te iDettauS bebeutenbfte ber ^ter gefammelten 9lb^anblungeu ift ®regorot)iu§* 1890 in ber SKünd^ncr ?lfabcmie gehaltene SRcbc über „bic großen äKonarc^ien ober bic SBettreid^e in ber ©efd^id^te", ein gciftöottet unb fenntniSreic^er uniöerfall^iftorifcl^er unb gefd^ic^tg^ p^ilofop^ifc^er SSerfuc^. ber atö ba^ potitifc^'l^tftorifd^e ^loubend- befenntni^ ®/§ 5u betrachten ift unb im einzelnen eine Sütle t)ou neuen Anregungen ent^öU. SBefonber^ ]^ert)oriu]^eben finb ferner nod) bie «ufföfee über bog römifc^e ^offiongfpiel be§ 9KitteIaItcr8 unb ber atenoiffance unb boS neuere beutfd^e in lirol, foroic „bie Villa Malta in SRom unb il^re beutfd^en ©rinnerungen'' : liebend« mürbige 93ilber ai\^ bem beutfd^en ^nftterteben im päpftlic^en 9iom, bie ben Sefer nic^t o^ne erneuten 3ont über bie Opfer entinffen, bie bem SäoufpefuIationStreiben ber neueften Qeit \)aben gebracht »erben muffen unb roo^t nod^ ferner 5U bringen finb. Siud^ in biefem 3. 8anbe bröngen fic^ jtt)ifcf)en bie bouernben SBert bepfecnben ?luf* fä^e einzelne öon rec^t vergänglichem 3ntereffe, wie j. 95. bie bloße Slnjeige öon gumi'S Urfunbenbuc^ öon Oröicto. Slber l^eute \)at bie etroa^ ärgerlidje SSermunberung barüber ju öerftummen unb läßt feiner ©mpfinbung mc^r $(ajj a(§ ber bci^ roel^müt^iigen Sebaucmd, boß man nun feinem biefer big ju ben unbebeutenberen l^in überntt bon ed^t l^iftorifc^em ©inne unb üon 3beQܧmu§ unb poetifd^er Stimmung burc^we^ten 2luffä^e ^infort in ber Aßgemeinen B^itiino ober fonftmo begegnen wirb, boß fein weiterer 99anb ®regorot)iuS*f(^er ffeiner Schriften me^r ju ben je^t öorliegenben brei fic^ ^injugefetten fotl.

Ed. Heyck.

Sammcitoetfc. 3Bc(tgcfd)i(öte. Subcn. 469

^eltgefd)td)te. $on Solu. fSüpt D. fl3ei(. dritte üevbefferte ?(uf(age. fiiefcrung 19—24. ©raj unb fieipaig, ©t^ria. 1892.

3Rit bem britten SSonbe feiner SBcltgcfd^ic^te beginnt ber S?f. bic S)QrftcIIung beiJ äRittelolterö, boS noc^ feiner ^tuffaffung mit ber ®eburt E^rifti unb ber Segrünbung be§ römifc^en Äaiferreid^eg burc^ 3luguftu§ anhebt; loaS SRef. öon bicfer ^eriobifierung ^ält, l^ot er bereits in feiner Stnjeige be§ jmeiteu Sonbeö angebeutet. S)en je^t ju Oefprec^enben Sieferungen liegt, offenbar üom Serleger beigegeben, eine SKufterrecenfion bei, bie betont, bng alle SSorjüge ber früheren ^efte Quc^ ben neuen jufommen. {Richtig ift, baß ber britte 93anb benfelben E^arafter trägt, mie bie beiben erften. 3^ »""6 ba^er mein ungünftigeS Urteil auc^ auf i^n auSbe^nen: eS ift eine fleißige, aber unfritifd^e 2(rbeit, unjuüerlöffig in i^ren eingaben unb o^ne 3J^aß in ber SOJitteilung beS 5ufammengelefenen @toffe§. 3Werfroürbige Ouibproquoö begegnen me^rfac^. 93ereit§ bie Stugerung be§ S?f. 95b. 2, 875, baß Sluguftuö „üom ©enat ha^ Imperium unb Tri- bunicium auf SebenSjcit** annahm, ließ erlennen, baß SJerfaffungS* gefc^id^te nic^t feine ©tärfe ift, unb ber britte 93anb beftötigt, baß 9Kommfen'i5 ^rinjipot nic^t für i^n gefc^rieben ift. S)ie eingaben über bie (S^l^riftenberfolgungen mag ic^ meber im ganjen nod^ im einjelnen forrigieren; unb ebenfomenig bie 2)arftellung ber jübifc^en ®efc^ic^tc, bie fic^ (©. 156) in entfc^iebenen ®egenfa^ ju ,,be SBette, ©d^raber, 5RöIbete, S)iamann, ®raf, SReuß, SBcatiaufen" fteUt. ®a^ für meiß unfer Slutor (@. 154), baß ber 5ßentateuc^ „ein einheitliches SBerl üon einem SJerfaffer, aber in furjen ^njifc^enräumen gefd^rieben" ift. 9tte Vorbereitung beS g^riftent^umS tiat SBeiß bie ®efc^id)te S^raelS epifobifc^ in bie Sfaifergefd^ic^te eingefc^oben. 3)aS läßt fic^ UjenigftenS begreifen; aber wenn er biefem ffijfurfe einen anbem über bie ^nhtx unb ben Subb^iSmuS borauSfc^icft, fo märe baS nur unter ber SSorauSfe^ung eineS, bon i^m felbft boc^ auc^ nic^t angenommenen 3ufammen^angeS beS S^riftent^umS mit bem 93ubbl^iSmuS ju rec^t« fertigen. K. J. Neumann.

Qafon Don Äi)rene. @in Beitrag ^u feiner ^Sieber^erfteHung. 3Jon «I. e^Iotter. Seftfc^rift ber t^eologijc^en gafultät su ©reifdroalb. "SJlüxKiiin, (£. ^. »ed. 1891.

Unfere biSt)erige JfenntniS bon bem ^iftoriter 3afon bon fii^rene grünbete fic^ auSfd^ließlicft auf bie Sinleitung jum 2. SOfatfabäer* bud^e (ü. M.), roo ber 93f. 2, 23—32 fein 93uc^ al8 einen SluSjug

470 2itcratur6cvi(^t.

batftcHt au§ bcn vnb laaiovog tov KvQrfi'uiov öiÖr^hofÄtva du

nivTt ßtßXi(f)v. S)Q IL M. nur bic crfte 5ßeriobc beä moRobäifc^en 5rci^cit§fricgc§ mit il^rcn SJorbcreitungcH, bic 3^^* öon 175—160 bef einreibt, fo mußte man annehmen, ba§ hex 2)iQ8poraiube S^fon ebenfalls nur biefen furjcn ^^itraum jum ©cgcnftanb feiner (Scfd^ic^ts fc^reibung gemocht ^otte; unb ba er (fünf Sucher über bic iübifc^c ^iftoric öon lögol^rcn!) über reichen Stoff öcrfügt ^aben muß, i^m fein ©jcerptor moffenl^ofteS SWotcrial unb einen ©c^rooH öon d^^I^n nu^brücflic^ nac^fagt, glaubte man i^n nic^t lange nac^ jener 3^^ onfe^en ju bürfen. 2)oß bic SluSwal^t in bem ©jcerpt tenbenjiöi^ getroffen mar, unb 3afon nic^t für alle erbaulichen ^^rafen unb groben Srrtpmer öon II. M. öerantmortlid^ gemacht merben tonnte, lag auf ber ^anb. Ob aber bem ©ycerptor noc^ anbere Duellen öor= gelegen l^atten, namentlid) etma bie ^ebräifc^ellrgeftalt be§ I. SKaffabäer- buc^ä (I. M.), ba§ freiließ bei anbert^olbmal fo großem Umfang bie Oefc^ic^te jeneS Stampfet um 25 Sö^^c roeiterfül^rt, bi§ jum Jobc bee legten ber brei großen ©ruber, be§ ©imon 135 t). E^r., barüber mar man in 3tt)eifel; benn ha^ Sefte auS biefer Duelle l^öttc ber Slbfd^reiber bann iebeSmal beifeite gefc^oben; ber bebeutenbe S3or}ug öon I. M. öor IL M. al§ (äefd^ic^ti^merf mar allgemein jugeftanben. ©c^latter ift in ber Sage, im 22. fi'apitel feiner ©c^rift „bie geiftige 2trt ber brei ^ier genannten (£r}äl)ler" ju be^anbeln, namentlich öon S^fon eine öoUftänbige K^aratteriftif ^u entroerfen. ©c^on t)or^er baben mir gel^ört S. 50f., baß Safon nic^t nur für L M. bi§ 5um erften ^al^r ber ^Regierung ©imon^§ unb barüber ^inaui^ bie ©runblage gebilbet ^aben mirb, baß fein 5. 93uc^ rec^t mobl bie L M. 16, 24 citirte ©arftettung ber 9legierung ^grfan^S (135—106) gemefen fein fann. Se^t erfal^ren mir, baß er ein 3pitgenoffe biefci^ ^l)rfan mar, ein ©rieche, ber aber lange in ^erufalem gelebt bot, ber auc^ griec^ifc^e ^iftorifer mie mo^l bcn ^ßol^bioS öcrroertl^et l^at, ein Il)pu§ ber bamaligen emften, religiös^ marmen, gciftig regfamen S)ingpora=3ul)enfc^aft, für bie er fc^reibt. 3n fc^öner SBeifc einigen fic^ in ben il)n leitenben ©runbgebanfen bie griec^ifc^en unb bie jübifc^en ^mpulfe. Sr ift roclt= unb gefefee^funbig, frei öon ber l)of)len atb^lorif unb ungebunbenen ^^antaftit befonberö ber fpäteren griec^ifc^en Suben, ein fleißiger ©ammler, fc^arfer 99cobac^tcr, lic^t* öoUer Srjä^ler, öoß SJerftönbni^ unb intelleftuellcr Jfroft, ^at aber awd^ baö munberbare ^eilige SBalten ®otte§ in biefem ©cfc^id^t^ lauf tief empfunben, „mee^^alb er aud^ ben $reiS ber SKört^rer

Sojon Don Ä^rcne. 471

crl^ich"; er öcrftanb boS Scbcn noc^ feinen beibcn ©eilen „nod^ feinem noturl^often Clement, bag ben Saufoltonncj beS ^iftorif(^cn ^ßragmotiömug ergibt, wie nac^ ben innerlid^cn ©runbfröften, bie bQ§ ©öttlic^c in bemfetben Quömad^en." Site ©cfd^ic^tfc^reiber fielet ^ofon \)oii über 3ofep^u§.

SBol^er \)ai ©c^I. biefe§ erftaunlic^ genaue SBiffen über einen bisher gonj Unbetannten? ®r ertlört einfach oHc brauchbaren, öer* ftönbigcn unb anmut^enben Überlieferungen au§ ber jübifc^cn ®ca» fc^icftte t)on ca. 175 bi§ ca. 110, gleicböiel ob fie bei I. ober 11. M.^ bei (£upoIemo§ (über ben er in einem nal^c mit biefer ©c^rift ju* fammenge^örigen, gleic^roertl)igcn 9luffa^ in ben ©tub. u. ffrit. 1891, 4 gel^anbelt l^at) ober 9^ifoIao§ üon ^amadfuS vorliegen, aU auS Safon entnommen. Der ^araüeli^mu^ jmifd^cn ben beiben SKotfabäer» Sudlern fei ju eng unb beftänbig, atö baß beibc ®orfteIIungen un« abhängig fein fönnten, alfo ift auc^ I. M. auf 3afon jurücfjutciten, unb jroar ift bie im ©ibel^ebräifd^ öorgenommene furje ^Bearbeitung gafon^ burc^ einen paläftincnfifc^en Stn^önger bc§ ^aSmonöcr^aufe^ ca. 90 t). E^r., bie un§ micber bloß in einer gried^ifc^en Überfc^ung öorliegt. Ungefähr gleic^jeitig ^at, aber mit geringerem t)iftorifcöem ©inn unb lebiglic^ für ben lempel unb bie in ber (Sefc^ic^te fid^ offenbarenbe göttliche ©erec^tigtcit intcreffirt, ein griec^ifc^er 3ube ben anbern ^luäjug au§ einem noc^ öiel fleineren Sl^cil öon 3öfon öerfertigt, nämlid^ 11. M. 9lu$ ber Kombination bciber (Sjcerpte mirb man ben urfprünglic^en S^fon mieberl^erftettcn tonnen unb ba§ gefd^iel^t nun ©. 2 ff. burc^ ©d^I. bei ben einzelnen 9tbfc^nitten be§ mattaböifc^en Kampfe^ : I. bie Urfac^en be§ Konflifte«, IL ber Partei« fampf in S^^fö^^n^ IH- 9lntioc^u§ in ^^nifalem u. f. m. SBaS in ben beiben 93erid^ten mabrfc^einüc^ flingt unb gute ©ac^fenntni^ fomie tüc^tige^ Urt^eil oerrät^, loirb bem 3afon jugcfc^rieben, bie SWißöerftänbniffe, SBiberfprüd^c unb ©efc^macflofigteiten lommen auf SRec^nung ber ©jcerptoren.

3)a id^ auf Details nic^t eingeben barf, fann ic^ l^ier bai^ SReferat abbrechen. ®ie ©tubie <B(tjV^ ift ein an unb für fic^ banfen^mert^er S3emei§, ha% ber SSf. aud) öemad^Iäffigten ®ebieten ber ^iftorifc^cn gorfc^ung fid^ mit Siebe ^^umenbet; fie entl)ölt manche gute ®emerhing, j. 93. finb bie SlWaffaböerbüc^er am Schluß öortrefflid^ c^arafterifirt, unb an einer SReiI)e öon ©teilen tritt ©c^I. einer unöerbienten fflJißac^tung öon Slngaben in II. M. erfolgreich entgegen. Stuf einjelne SSerfe^en im SReferat unb ©teif^eiten ber gorm ift fein ®emic^t ju legen. Um

472 üiteraturbcricftt.

fo bcbQucrlic^cr ift, bog ein Sticologe öon bcm Stnfc^cn (BijV^ f o grob bie ©cfe^c l^iftorifc^er gorfc^ung öerlc^cu fonn, mic cS ^ier gcfc^e^en. SBqS ju bcmeifcn mar. maä t)on t)om|erein fe^r unmaörfd^cinlic^ ift, tüirb einfad^ üoraudgefe^t, ber burd^gel^enbe ^oraUelidmu^ jmtfc^en L unb II. M., ber boc^ felbftöerftäiiblic^ ift, tüenn beibe nad^ guten Informationen berichten, al^ auSreic^enber 33cleg bafür be^anbclt, ba^ bie Ouede be§ einen aud^ bie beiS anbem fein mug. S^atürlid^ ^ängt bie ganje SRetonftruftion in ber Suft. SRoc^bem bicfe feltfome SKet^obe ^iftorifc^er Sritif in ber neuteftam entließen gorfc^ung (Ur* cöangelium !) fo grünblic^ obgemirt^fc^aftet ^ai, foKte fie bei minbcr wichtigen Duellen nid^t qI§ bie richtige be^anbelt tüerben.

Ad. Jülicher.

Q^efc^ic^te ber griediifcben $(aftif. ißon 3* ODerüeil. Vierte um^ flcorbcitetc unb ücrmc^rte ?tuflagc. ©rfter ^albbanb. ^it 76 §(bbilbungen. ßetpaig, 3. e. ^inric^. 1892.

Su einer vierten 9luflage borf man jebem SSerfaffer ®(ücf münfc^en, oft aud^ bem 5ßublifum, Seibeö geroig, roenn ein für bie weiteren Streife be§ ©ünftlerö unb be^ gebilbeten SPunftfreunbe^ beftimmteö, aber roiffenfc^aftUc^eS unb ber SBiffenfdöoft erfo(greid^ bienenbe§ SBerf burc^ roieberl^olte 9^eubrucfe ®elegen^eit erhält, mit ber fortfc^reitenben SBiffenfc^aft fic^ fortfd^reitenb ju erneuern. Unb roie bie arc^äologifc^c SBiffenfd^aft, öon Jog ju Jage roac^fenb, allmä^Iic^ il^r ®eftc^t öer« änbert, ba§ tann bie SScrgleic^ung ber öorliegenben neuen Stuflage mit i^ren SJorgängerinnen red^t ju öefül^I bringen. S)ie 9trc^äoIogie gebeizt öorjügüd^ burd^ bie ^une^menbe planmäßige 9Iu§beutung beS tlaffifc^en ©obenS. Sllfo J^atfac^en, facts, an ©teile ber früber not^roenbig t)or^errfd)enben fubftratlofen 2)i§hiffionen über ben ©inn orafelbuntler plinionifd^er tMteratur^ufeeln. 9luc^ in DöerbedF§ (Se» fc^id^te ber gried^ifd)en ^(aftif entroidfelt jener grü^lingöregen neuer gafte erquicfenbeS Djon, roofür mir bem unermüblid^ fc^affcnben SSf. aufrichtig ®ant miffen. S)ie Einleitung freiließ, mit ibrer boc^ roa^rtid^ unnöt^igen {Rechtfertigung einer Sonberbe^anblung ber griec^i« fc^en ^laftit unb mit il)rer ottäu jagbaftcn SBarnung öor umfaffenbcr S)arfteHung ber griecbifc^en bilbenben ffünfte, ift unöerfürjt fte^en geblieben. S)oc^ gleic^ ba§ erfte, ööüig neugefd^riebene Sapitel gibt ber Auflage bie ©ignatur; ftatt S)ialeftit gibt ©toff, ftatt Unter* fuc^ungen über ben Unterfd^ieb ber griec^ifc^en öon ber ög^ptifd^en SPunft gibt ba^ öon ©c^Iiemann unb ben 2lnberen ergrabene 3Ra^

^tUa^. diom. 473

terial jur finnftgcfd^id^te he^ jlücitcn öord^riftlid^cn 3Q^rtnufcnb8, toelcfft^ erörtern einfad^ SBeltcjef^icöte arbeiten ^eißt.

^a^ jmeite, ben ^olbbanb l^auptfäc^Iic^ Qu^füKenbe 93uc^ f)an^ belt öon ber „alten Seit*', bem „fec^ften ^al^r^unbcrt". ^ier famcn t}or aQem bie epoc^emac^enben Slu^grabungen auf ber atl^entfd^en Sfropolid unb bie t)on i^nen angeregten S3er^anb(ungen ju gute. ®er Sf. ^at ju ben mic^tigeren ?trbeiten Stellung genommen, l^ier onne^menb, bort ablel^nenb ober berid^tigenb : feine Keine ©ac^e bei ber ®ärung, in roeld^er bie neuere gorfd^ung fic^ befinbet, too t^ nic^t blog jüngeren Äämpen poffirt, ba§ fie ^eute ©äfee afö „Un« möglic^feiten" öermerfen, beren „unjnjeifel^ofte atic^tigteit" fie geftem gleid^ emp^atifc^ Derfünbet l^atten.

©oHen mir einen SBunfc^ au§fpred)en, fo märe ber, baß bie ?Perioben fünftig mel^r gegliebert, ha^ nad^perfifd^e ©fulpturen nid^t mit pififtratifc^en in eine ^eriobe getrau mürben, inSbefonbere, boß „jene ungemein intereffante ^eriobe ber Jhtnftentmidfelung, meiere mir atö bie näd)ftc SSorftufe ber burdj ^^ibia§ jur SSoötommenl^eit ent* falteten 9ilütc betrachten bürfen'' (Otto 3a^n gelcgentlid^ ber neapler Orefte§=®ruppe), bie ^eriobe alfo, bie mir furj atö bie „SSorblütc" be^eic^nen, t)om altertl^ümlic^en @til, bem gegenüber fie ein bemugt 5Weuei5 barfteUt, reiner obgelöft unb ööHiger ausgebaut merbe. Schöpfungen mie bie „^enelopc", ber taffe(cr unb ber „Omp^oloiJs SlpoUon", bie „SBettläuferin", l^aben auf gellere Seleud^tung 9tnfprud^, mie ja aud^ SSiele bie ©fulpturen öom 3cu8tempel ju DItjmpio lieber in biefen Sitföw^w^^n^önö eingeorbnet fällen.

®er SSerleger ^at bie 9tbbilbungen er^eblic^ öermel^rt, jum I^eil aud^ burd^ beffere 9?euaufna^men, in ßi^fbrucf ftatt ^oljfc^nitt, crfe^t. S33ir ertennen gern ben gortfc^ritt an, muffen aber bebauem, baß bicfe 3infc boc^ mieber nad^, menn auc^ guten, Umjeic^nungen ge« mac^t finb, unb fprec^en bie Hoffnung au§, baß für lejtabbilbungen ber cinftiüeilen einjig brauc^bore 3i"f*^^* ^^^ füt ftilfritifc^e ^ubli« fationen ungenügenben grap^ifc^en fünfte mit ber S^it überall Uer= bränge. L. v. S.

®. Xeuffers @ie{(^ic4te ber römifc^en Siteratur. 9{eu bearbeitet t)on Subwig ©(^roabe. günftc ^luflage. S^J^i ®änbe. ßeipjig, Xcubner. 1890.

SBa§ leuffers römifc^e Siteraturgefc^ic^te ift unb Iciftet, ift an- erfannt unb unbeftritten; fie bietet feine literar^iftorifc^e S)arfteIIung großen ©titö mie Siibbccf'd ©efd^ic^te ber römifd^en Sichtung, fon«

474 Sitcraturbcrid^t.

bcm ein fritifd^ gcftc^tctcS Sflcpcrtorium be^ ©toffe^, bcr Überliefe- rung unb Unterfud^ung, ein unentbel^rtid^eö SRüftseug für bie Strbeit. SSon Stnfang an ift fie borauf ausgegangen, über ben ©tanb ber gorfc^ung ju orientircn. 83ei bicfem E^arafter mürbe ba§ treffliche 93uc^ rafc^ Ueralten unb feine Srauc^barteit öerlieren, roenn nic^t burc^ fleißige unb forgfältige SRac^arbeit auf feinem 9?iöeau gehalten mürbe. ®§ ift ein mirflid^eS SSerbienft Don ©c^mabe, ha^ er nad^ bem öorjeitigen lobe I/S bie ©orge für bie ©r^altung feinet SebenS« n)er!e§ übemal^m, ein SSerbienft, bog um fo l^ö^er anjuf erlagen ift, atö bie müt)felige I^ütigteit be§ 9?acbtragen8, 93eric^tigen§ unb Ums« geftaltenS be§ ffieijeS ber freien 5ßrobuftion entbehrt. SBelc^e gülle ber Siteratur Uon einer Stuflage jur anbem 93erücfftc^tigung unb ^Prüfung forbert, tonn man fic^ leb^oft au§ ben SRad^trögen öer- gegenwärtigen, meiere bog SWaterial Uerjeic^nen, boS bem ^erouSs geber roöl^renb be§ 3)rucfeg ju ®eftc6t fam. S)iefe güöe mac^t eS begreiflich, bog bie auf ©. 1308—1317 gebud^te Siteratur nod^ nid^t in bem ©inne roirttic^ verarbeitet ift, baß bereiti^ ju erfenncn ttjöre, JU meieren Slnberungen fie nöt^igt. 9lber fd&on baS bloße SSerjeic^niö ift roillfommen unb erleichtert einem jeben, biefc ?Irbeit nöt^igenfaHS felbft ju leiften. Sei ber ®urc^fic^t beS ganjen SBerfeö l^at SRef. fic^ einige ©emerfungen ju ben ^Paragraphen über bie ^ifto= riter unb bie ftHrdjenoäter aufgejeid^net, bereu äRittl^eitung er bittet, als 3^i^f" feinet 3ntereffe§ an ber mü^eöoüen 9lrbeit t>t^ ^erau§^ geber§ aufjufaffen *). K. J. Neumann.

*) 3" § 36. 3)ic ^luf^eicftnungen ber pontifices finb nidjt urolt, fonbem beginnen erft um 400 öor (5^r. 5Ba^ öor^erge^t, ift eine Verlängerung nacf) oben. 3)ie r^etorifcfie ^Be^anblung ber ®efd)ic^te beginnt nac^ ber %uf= fafiung C£icero§ bereite in ber 3cit ber ®racci)en; nicijt ©alluft, fonbem ©oeliuS ?lntipater ift ber erfte funftgerec^te ^iftorifer ber 9?ömer. 3)ie Meinung, bog (^obiu^ ^^l^ictor gnec^tjä) fc^rieb, tueil ed eine lateinifc^e $ro{a nod^ nic^t gab, tuirb man nad) ben 9lu§fü^rungen üon ^ielS in (einen fibk)tlini{4en S3lättem aufgeben muffen ; bie JRü(fftcf)t auf baS gried)if(^e *ißublitum, bie im 3ufammen§ange mit ber Söenbung ber römifdjen ^oütif nacij bem Oflen fte^t, beftimmte öiclme^r bie 3Ba^I ber ©prad)e. 5)q6 ^Ibinu« 127,1) für gried)ifd)e fiefer fd)rieb, Ijättc man nie beftreiten foKen. § 36,1 bie dr* mä^nung S3lum'^ unb auc^ bie be§ alten SBadjömut^ ift überflüffig, bie S3röcfer'S jufommen mit fieiüid, S^iffd) u. 91. ol^ne jebc (S^rofteriftif irre« fü^renb. § 37,1 bie gälfcftuncien ber jüngeren 9lnnaliftif fmb Diel meniger patriotifdjen SSeKeitäten cntfprungen, al§ üielme^r ber @ud)t, originell ^u

fRom. 475

9Römifrf)e ^errfdjaft in ©efteuropa. »on dmü ^iiliner. ^Berlin, »cffer (9K. §er6). 1890.

3n einer SRei^e Don ^luffö^en l^atte ^übncr unternommen, über eigene unb frembc ©tubien, bie fic^ mit ber rönüfc^en Sultur in ©ritaunien, S)eutfc^lQnb unb Spanien befc^ftftigen, ein weitere^

fein unb 9?eue8 Dorjubringen. § 38 ögl. 255,3 3)el(iuö befdjneb roa^r* fc^einlid) nidjt blog beit ^art^erfrieg beS ^ntoniu^, fonbern be^anbelte über« §Qupt bie ^^ätigfeit bed Antonius im Orient bid ^ur ©c^Iad^t bei ^ctium. § 39,2 über bie (Öefc^ic^tfc^reibung ber JJrontoniQner ögl. ^iiffen, über bie 5(bfaffung§aeit öon ^rrian'« 9lnabafi8, 9l^ein. 3Kuf. 43, 1888, @. 236 ff. § 46 unter ben ©riefen ber Äirdjenöäter finb nic^t bie beS ^ieronijmuiJ, fonbern bie beS S^prion bie in^Qltreid)ften unb mic^tigften ; bei i^nen fonn man audj getoife oon falbungdreicfter SBortfülIe nicftt rebcn. § 29,11 ücncfS ^aüngenefie toar bereite §ier b^ro. in bem 9?a(t)trage ju biefer Stelle 5U citieren. § 60 bie römifdje ®eograp§ie ift in erfter fiinic in i^rer Un^ n)iffenf(4aftlid)feit unb in i^em (^egenfa^e ju ber griec^ifc^en ^u 4arafterifireu. 9}ec^t bejeid^nenb ift ed, bog (Cicero ben $lan einer ^Bearbeitung bed (Sva^ toft^ened aufgab, ba er ber an ^atoftbened geübten ^ritif nic^t folgen fonutc; ogl. 58erger, @rat. 8. 6. § 65 roar 3Kommfen'Ä ^luffaf über bie römlfd^en ^Iderbrüber ju erroä^nen. § 69 Scftroabe feft ben erften römifc^* fart^agifd^en SSertrag nodj immer in ba* erfte Qa^r ber 9?epubüf. 9fJef. ift bei mieber^olter Prüfung ganj oon biefem 9(nfa$ jurüdgefommen ; bie au* ber (Srmä^nung ber latinifc^en Orte entnommenen Q^rünbe machen i^n un^^ möglic^. ^iefe (^rünbe, bie mit ^mingenber S^ot^menbigfeit auf ba* 3a§r 348 0. S^r. fü^en, l^at ^ommfen im 10. S3b. be* corpus inscript. Lat. nac^brüdlid) geltenb gemad)t. Über ba* ^atum be* foedus Cassianum bei anberer ÖJelegen^eit. § 75 bie cinfdjueibenben Unterfudjungen üon (lic^oriu* über bie faeti Capitolini pnb mo^I citirt, aber nidjt oerroert^et. § 76 unb § 88 mar Seecf'* Äalenbertafel ber pontifices ^u berüdfidjtigen. 3^ § 116,2 ogl. 33abcr, de Diodori rerum Romanarum auctoribus, Lipsiae 1890. 3)a* § 127,4 ermähnte iniaroliov über bie ©c^Iad^t bei ?i)bna ibentificirte ®utf(^mib mit ber § 127,3 ermähnten historia quaedam Graeca eine* @cipio. § 137,5 mcr bie ^tberfung*gefc^i(^te §(frifa* im ^Htert^um fennt, ber meife, loie feiten eine Umfegelung ^2lfrifa* unternommen würbe. 9?ef. mu6 an feiner ©leid^fe^ung be* ?lfrifaumfegler* bei Soeliu* ?lntipater mit (Subop* oon (S^^ifu* unbebingt feft^atten. 9(uf bie '^u*f(u(4t, bag @oeüu* einem bloßen SdjminbUr begegnet fei, mirb man hoffentlich nic^t üerfallen. § 287,3 fo roert^Iofe SBüd^er wie t>a^ oon ^ocftart {3)acbert) über ©eneca fottte man nidjt citiren, o^ne fie mit einem SBorte ju d)arafteri* firen. § 292,3 bie 9?efultate ber Unterfudjungen über bie OueHen be* durtiu* finb uidjt fo unftdjer, mie ber $erau*geber meint; in ben @d)riften

476 lliteratuvbcric^t.

5ßublifum 5u belel^reu. S)iefe Sluffä^c tjat ber S3f. j^u einem ©uc^c jafammengefa^t unb babci überall bic ©rgcbniffc ber neueften Jvor* fc^ungen mit öerarbeitet.

Don ^ärft finbet man bie (Scgebniffe, roelc^e auc^ @)utfc^mib für rid^tig t)ie(t ^e ^auptfac^e, auf bie ed anfommt, i\t, baB Surtiud eine Kontamination ber t(itar4i]'4en mit ber arrianifc^en, b. f). ber ptolemciifc^sanftobuüic^en Srabition barfteüt; Dgl. auc^ ben $Ref. in gledeifen'S Sa^rbb. 1883 @. 643 ff. (Srft in ^meiter fiinie fommt baS ^er^ä(tnid bed (SurtiuS ju XroguS $om« })eju§ in öetrad^t, üon beffen ^Beurteilung bie (£ntf(^eibung ber fjrage ab- fängt, mer biefe Kontamination juerft öorgenommen ^at. § 337,4 bie Srrage nac^ bem ^er^öltniffe $(utarc^'d in ben $iten bed &aiba unb Otbo gu ben ^iftorien beS 2^ocituS fucften bie 93emerfungen Don KfebS im ^^ilo« loguÄ 49, 1890 6. 302 ff. über XocituÄ unb SeOejuS ouf ®runb neuer Säeobad^tungen ju beantworten, bie aber (eiber eine genaue Prüfung nid)t aud^alten. fiebiglic^ ber Wudbrucf auctibus extollere bei ^ac. h. 4, 28 unb Seü. 2, 40, 4 beroeift ftiüftifdje öeeinfluffung, aber nod) nicftt be8 S^ac. burc^ ^^eü , fonbem ebenfo gut beiber burc^ einen älteren ?lulor. § 346,2 über bie Selbft* biogropöie ^abvian'S ügl. $Iero, ÜueUenunterf. jur ®efd). beÄ KaiferS ^abvian, Strasburg 1890; über bie (£d)t^eit be§ bem 5>Qbrian 5ugefd)nebenen ^Briefe« an @ert3ianu§ § 346,3 ögl. grieblänber, eittengefc^i(f|te ffiom^ II« @. 153,8 unb aRommfen, 9*. Cd. V ©. 576,1 ; 585,2. § 368 für aRinuciu« fjeliy ift nid)t bie gefammte iJiteratur öcrroert^et, bie bei 9(bfct)Iub beS 5Berfe§ bereite öorlag. ^ei ber IBe^anblung ber Jjfeubocijprianifc^en 6d)rift adversas aleatores § 368,7 unb 382,2 faßt eS auf , bafe ©d^roabe ben fprad)Iid|en ©emerfungen üon ?Bö(fflin unb ^iobonfti nic^t mit berfelben @fepfi^ ent« gegentritt wie § 197,7 ©. 1312 bei bem bellum Africanum. Sluf ^amad'd S3eleud)lung biefer fprad)nd)en ^Irgumcnte ift gar nidjt ^ingeioiefen. Auf bie t^eologifc^en ÖJrünbe ^arnad'^ finb SBöIfflin unb ^iobohffi überhaupt nicftt eingegangen. § 368,8 ber muratorifc^e Kanon ftammt au^ bem ?(nfange beö britten Qaörl^unbertg ; ögl. beS JRef. 8d)rift über Staat unb Kird)e I 3. 57,1; 52,7. §373 auc^ in ber fnappften Kür^e unb bei peinlidjer 6d)eibung beg @id)eren unb Unfi(^even, läfet ftd) §eute eine üiel genauere (5t)ronoIogie ber tertuttianifd)en (Schriften bieten, ©arum § 373,4 ha^ Sipo» logeticum „um Q. 200" unb nid)t einfach \n'^ 3a^r 197 gefegt mirb, ift un* erfinblid). 3)er über S^prian ^anbelnbe § 382 mu6 ebenfo roie ber über Xertuttian auf QJrunb öollftänbiger fieftüre ber 8d)riften biefer 3Ränner unb ber neueren Sitcratur barüber ganj neu gefcftrieben werben, menn er bae SBefentlidje unb IS^arafteriftifdje in fnapper Kurje bieten foCl. ^ier ^onbelt e^ fid) nic^t um einzelne Korrefturen. S)ie 'Elften Sljprian'd unb bie vita Cypriani be^ "ipontiuS finb oon t)ü^em SSert^e. 3" $)aiier§ ^uSgabe finb bic öemerfungen in bc Sagarbe'ö Symmicta ju üergleid)cn, beren ^eredjtigung

mom. 477

®§ ift ^. gelungen, ol^ne ©inge^en Quf gelehrtes 2)etQiI über bie OueQcn unb 2)enfmä(er, au$ benen unfere ^enntntö gemonnen ift eine faglic^e Überfielt ju geben, ^üx bicjemgcn, roeld^c fid^ über bie fritifc^en ©runblogen feiner S)arfteIIung ju orientiren münfc^en, finb ben einjrfnen Suffä^en titerorifc^e SSerroeifungen üorangefd^irft. 3n bem Seftrcben, nur fic^ercg SBiffcn mitjut^eilen, ücrmcibct eiJ ber SBf., auf fragen einjuge^cn, beren Scontmortung bon befonbcrcm 3ntereffc märe, ober attcrbingiJ ouf ^^pot^efen ongemicfcn ift. @o fagt er nic^td über bie ©rilnbe, roelc^e Slaubiu^ jur Eroberung 93rilannien§ beftimmt l^aben fönnen, unb berül^rt aud^ nur furj bie ßontroüerfe über ben Qxotd be§ römifd^en ©renjmalleg in S)eutf(^s= lanb. SBer über folc^e grogen Slußfunft roünfc^t, fuc^t fie beffer im 5. ißanbe öon SKommfen'g römifc^er ©efc^ic^te, neben bem aber ^/^ S)arfteIIung ben Sßert be^ölt, bag fic^ an i^r genau unterfc^eiben lä^t, mie biel ouf Überlieferung unb mie biel auf Sermutl^ung beruht.

2)er ^auptreij bed ^ni^e^ liegt in ben anfc^aulic^en @c^ilberungen be^ probinjialen ^ribatleben^, meldte bome^mlid^ nac^ monumentalen Duellen gegeben merben. Siefe ©d^ilberungen merben l^offentlid^, bem SBunfd^e he^ 8Sf. entfprecbenb, baju beitragen, baS 3ntereffe für bie antile ^Itur in meiteren !R)reifen lebenbig ju erhalten. @$ ift eine unfc^einbore Seite beö römifd^en ßeben§, bie unS l^ier borgefü^rt mirb; aber ift eine ©eite, meldte ber Oegenmart ja^lreic^e Q5c* rü^rungen bietet, gm 9lötag§fleibe merben bie ©eftolten beS flafftft^en Stltert^um^, meiere ftaunenbc SJemunberung einem mirtUc^en SSerftonbniff c entfrembet ^atte, bem mobemen ^ublifum menfd^lic^ näl^er gebracht.

Friedrich Cauer.

^üS ^Megdroefen (S:ö(ar'd. $on Srons 9ril)(i4. IH, 2. 3ün4, ed)ult§c6. 1891.

S)ad le^te ^eft bon Srö^ttc^'d 93uc^ enthält ben @c^lug \>e& Slbfc^nitted über ®ebrauc^ unb gül^rung ber ftrieggmittel. SBie in ben frül^eren I^eilen, fo treten auc^ in biefem gemiffe SRöngel ber 3)i§po)ition ftörenb ^eröor. Cauer.

('>artel felber anerfannt §at; ügl. be Sagarbe, ^efc^einigung u. {. id., &'6U tingen 1890, @. 27. § 384,2 ^ätte ber In 9lub^'« S3u*c L'^glise et r^tat dans la seconde moiti^ du Ille si^cle, $ani^ 1886, 8. 517 mieber obgebrucfte ^uf{a( ouS ber Revue archöologique nic^t nur ermähnt, {onbem au4 für bie g^i^beftimmung Don (Sommobian^d cannen apologeticam t)ers Dertljet »erben foUen; Dgl. auc^ StoDer'd, ^ofal^tifcge StuMen, fieiben 1888.

478 fiitevaturbevic^t.

Chronologie de l'empire romain publice sous la direction de K. Cagnat. Par Georges Goyau« Paris, C. Klincksieck. 1891.

3)iefe E^ronologic ber römifc^en ffaiferseit bietet eine Seitta^el t)on ber ©c^Ioc^t bei SIcttum bi^ jum 3^obe 2^eoboftu$ bed ©rogen mit SBelegfteKen, unb otö Sln^ang eine fnoppe ffoufuintifte öon 395 bis 541. ^f)x 3ict ift eine SSerroertl^ung ber feit ®(inton*§ Fasti Romani ^injugefonimenen Literatur. S3etan(agt ift baS 93u^ üon Sagnat, ben fein 3^^örer Oo^au nad^ einem 2^emQ fragte, pour occuper utilement les loisirs de sa seconde ann^e d'^cole. 6^ ift eine fe^r nü^Uc^e unb brauchbare 3wfammenfteKung, aber natürlich !ein „neuer Klinton". K. J. Neumann.

^er tonftantini{(i)e ^ath^iat. SBon 6rnfl %. ^tndtlhtx^. »afel unb ®enf, ©eorg, 1891.

Seit ben Semerfungen beä ®ot^ofrebu8 ju cod. Theod. 6, 6 l)aben SBet^mamu^otlroeg, ber röm. ^i^i^P^^ojeS 3, 23. 96 unb Jtarloroa, röm. 8ted|t§gefc^ic^te 1, 872 f. fnapp unb fc^arf über ben Jtonftan« tinifc^en ^atrijiat gel^anbelt. SBeitergefül^rt ift bie Unterfuc^ung in Süfommfen'g oftgot^ifd^en ©tubien im 5Reuen 9trc^iö 14, 1889, 483 f.

2)er SSf. ^at fid^ eine banfbare 9Iufgabe geftellt, beren befriebigenbe Söfung freilid^ fc^mer ift. S)o8 gilt öon allen arbeiten auf ©renj« gebieten. 3in biefem galle ^anbelt fic^ um bie SSerbinbung Don p^ilologifc^-^iftorifc^er Schulung mit juriftifd^er Silbung. 3n ber SSerfaffung ber biofletianifc^sfonftantinifc^en äRonarc^ie, in ber notitia dignitatum unb im codex Theodosianus, bei 95öcfing unb bei C^otl}ofrebu§ mug gut 5Befd|eib miffen, roer über ben ffonftantinifc^en ^atrijiat fic^ unb 2lnbere belel^ren mü. Unb bann muß eine fe^r umfaffeubc Cuellenleftüre ba§ SJiaterial befd^affen, jumal roenn nid^t nur bie fpötrömifc^e, fonbem auc^ bie bijjantinifc^e 5ßeriobe be^ ^anbelt mirb.

2luf eine Ginleitung über ben ^atrijiat jur 3eit ber SRepublif unb be$ ^rinjipate^ folgen f^ftematifc^e Unterfuc^ungen über ben Jtonftantinifc^en ^^atri^iat unb jmei ^^atrijierfataloge, ein ^ronologifc^er unb ein a(pl)abetifc^er. S)er SJf. beflagt S. 66 bie ITJanget^aftigfeit ber Snbiceg in ben ©l^jantinerau^gabeu. Ob er bie ©c^riftftctter mit ben mangelhaften 3"^tce§ im 3"^ffl"in»en^fl"9e gelefen l^at, fagt er nic^t.

S)ie ©inleitung über Siepublif unb ^rinjipat mimmelt öon 3rr< t^ümem unb SDii^öerftänbuiffen, falfd^en unb fc^iefen ^Behauptungen.

9iom. 479

©eit bic 5ß(ebcicr in bie Sfuriotfomttien Äufnal^me gcfunben, roor eine ^lufna^me neuer gentes in ben ^atrijiat unmöglid^, unb nur einjelne Plebejer tonnten burd) 9lbrogation ober Sboption in eine patrijifc^e gens öetangen. 2)er ^atrijiat atö bie ©umme ber potri« 5ifc^en gentes mar olfo njä^renb ber SRepublif gefd^loffen. 9tef. erfdjraf bo^er, otö er bei ©tüdfclberg ©.3 lad: „3n ber 3cit ber atepublif ftanb bo^ Sfted^t ber ^atrijierernennung ben 3cnforcn ju." Unb baS min ber »f. in aRommfcn'8 ©taatgrec^t 2, 418; 3, 856 gefunben ^aben! ®r öermec^felt ^atrijier unb ©enatoren.

Sie für bie 93egrünbung bed Stonftantinifc^en ^atri^iatg flaffifc^e ©teile, äofimug 2, 40, 2, fc^reibt ber Sf. ©. 7 oud unb jiel^t qu§ i^r feine ©C^lüffe: {Ko)V(TTayTing) avyuvaiQt&fvvn rovrfp (sc. jfaXf^avifo tio KaiavLQi) xui ^Omuioy nuQuaxtv&aag, o^ nuQOf, KMrarayriyov rf^g niiug Ttrv/JfXtt rof najQixiov^ uQonov raivr^y IniynraayTog rt y Tt/Ltry, xui nQoxa&rfOd^ai ror^ zavTtjg rl^iiofuyovg T(oy rrg avXf^g rnuQ/jüy yofw&erfjGayTog, Dptatuä ^ot dfo bic SBürbc eine^ ^^atrijiuS t)on ffonftantin erhalten, ber biefe SBürbe crft gefd^affen unb ben ^otrijiem ben SJorrang öor ben praefecti praetorio an« geroiefen ^ot.

MnberS berSJf.; erbemertt: „Soroud ergibt fic^, boß ßonftantin mar, melc^er ben neuen ^ßatri^iot juerft öerliel^en l^at, unb baß ein gemiffer DptatuS (Sonful 334) ber erfte mar, metc^cr bie SBürbe bed navQixtog jugleic^ mit bem SRed|te erl^ielt, bie übrigen, b. 1^. bie fünftig ju ernennenben ^atrijier ju präfibiren."

3ft, mer einen einfädln gried^ifc^en ©a^ richtig ju fonftruiren außer ©tanbe ift, befähigt, b^jantinifc^e ©efd^ic^te ju f (^reiben?

SBer finb bie vna^/oi rrjg ttiXTjg'? ®ie SBorte beS SJf. laffen ciS nic^t erretten. 3tber ©. 29, mo er fic^ einer richtigeren SJon« ftruftion ber ©teile ju nöl^em fc^eint, bemcrft er unter ^inmeiiJ auf 3ofimug 2, 40: „©d^on Äonftantin'S SBiffe mar, baß bie ^atrijier ben übrigen SBürbenträgem be§ SReic^S öorange^en follten." Ol ifjg aiXTjg tnaQ/oi foöen alfo bie übrigen SBürbentröger beS SReic^eö fein. SBenn ber S3f . nic^t f o öiel 3ofimuä gelef en ^at, um aug 3ofimu§ 2, 32. 33 JU miffen, baß t>xt vnuQ/oi rrg avXr^g bie praefecti praetorio' finb: marum fc^Iägt er nic^t ben griec^ifc^en Sucange nac^V S)ort ^ätte er jmar feinen Strtifel vnaQ/og xfg aiXTjg gefunben, mol^t aber ein Eitat, ba§ i^n auf ben rechten SBeg ^ötte führen tonnen, Procop. bell. Vand. 1, 11, mo ermähnt mirb liQ/fkaog, ayrjQ ig navQixhvg Tik(oy, rÖTj ^iy itjg avXr^g vnuQ/og ty Tt Dv^ayTi(o xai ^IkXvQioTg

480 i!iteratuvbevid)t.

')'tyoy€ügy xoxt dt rot? oiQaxonidov xaraaru^ vnaQ/og, ^ötte tx bann bcn 3"*^^? i^^^ S)mborf*fd^en ^^rolopauSgobc unter Patricii auf* gefd|Iagcn, fo l^öttc er bemcrtt, bafe bcr ^atrijier ärc^elouS bort ebcnfo fe^It, mie er \t%i in bcm ^atriäicrüerjclc^niö ©t/§ Der* mißt mirb.

SBie ftcl^t e^ bcmnad^ mit ber SfenntniS bc§ SSf. öon ber tömifc^en ©taatöücrmaltung ? SBelc^e Dueöen l^at er mirflic^ im 3ufammen- I)angc gelefen? K. J. Neumann.

^vd^engef^id^tc. Sßon Aorl aRfiffer. I. gveiburg i. ©., 3. (J. 33. ÜKoftr 0^5. ©icbcct). 1892.

®iefe erfte ^älfte eineö ©runbriffe^ ber Sirc^engefc^ic^tc umfaßt bie 3cit t)on ber Orünbung ber c^riftlic^en Sirene biS ca. 1270 n. ®^r.; ein 93anb Don ungefähr gleichem Umfange mirb bie ©efc^ic^te t)on ba bis auf bie ©egenroart fortführen. Siac^bem in jüngftcr 3cit fo Diele ö^nlic^e SBerte erfc^ienen maren, burfte man jmeifeln, ob fo(d) ein ©runbriß im üoUen ©inne (Sjiftensrec^t befi^e; aber wer auc^ nur einen größeren Sbfd^nitt in i^m gelefen \^ai, roirb bon biefcm 3n)eife( für immer befreit fein. S)ie neueften jufammenfaffenben Arbeiten über Äirc^engefc^ic^te, etmo bie bon §afe, SKöUer unb ^erjog^ j^offmane, fe^en einanber ma^rlid) nic^t öl^nlic^, bie ^inbibibualitäten i^rer SSerfaffer finb bie benf bar öerfc^iebcnften : aber in ber ?tui8roa^l be§ Stoffel, in ber ©efammtanlage unb in ber Sluffaffung öon ben S)ingen meidet SWüUer uon il)nen allen Diel meiter ab atö einer unter i^nen bon bem anberen. 2^er 9?ame „®runbriß" paßt eigentlict) nur inforoeit für SK.'S 95uc^, afö er mit Siecht bie ©rmartung bcfeitigt, baß ^ier eine 2lu§einanberfe^ung mit ben öerfc^iebencn 3WeiHungen geboten, unb umfängliche Duellenbelege für bie eigenen 2^efen be^ 83f. jufammengcfc^leppt mürben; im übrigen ift eS nichtig rocniger als bloß eine fnappe Überfielt über baS in ber firc^en^iftorifc^en gorfd^ung l)eut allgemein Slnerfannte, fomeit ber S)urc^fc^nittSt^eoIogc eS tennen muß unb ju öerftel^en öermag, fonbem eine mit feltener Unab^ängigleit öon allen Vorgängern gearbeitete 3)arftettung ber SRefultate grünblic^fter eigener gorfc^ung, bie überall in bie ^Probleme hineinführt, bem Scfer nid^t bloß X^atfac^en mitt^eitt, fonbem il^n 5tt)ingt, Stellung ju nehmen ^u bem S?erfuc^, bie ©nt- micfelung ber firc^lic^en Dinge ju ertlären unb 5U bem Urt^eil über bie babei mitmirtenben gaftoren. SRan mirb bem SBf- uießeic^t nit^t überall beiftimmen, aber man mirb fic^ nie beflagen, baß er bie

5Hrc^c. 481

©c^micriöfeiten umgel^e ober feine SKeinung unflar laffe, unb immer mirb man fid^ ju meiteren gorfd^ungen angeregt unb fid^ neue ^ufs= gaben gefteHt ftnben.

8W, arbeitet mit ber größten Sorgfalt; feinen 9lngaben, oud^ bog SRegifter mit eingefc^Ioffen, fann man öoße 3"öerläffigleit nac^« rühmen; für reic^Ii^ere DueHennotijen fel^Ite ber Slauin, aber fe^lt nic^t on Semeifen, bog er öertraut mit ben Duellen ift; bie äuSma^l bei ben Siteraturöerjeicbmffen ift mit SJerftänbni§ getroffen, nur feiten läuft ganj aWinberroert^igeS mit unter; in ber SRegel öer* fte^t 3)1, felbft ben ®rab ber SBaW^einlic^feit, ben feine 9tuf^ faffung befifct, fühlbar ju madjen; auc^ im ?(u6ern l^errfc^t, menn ic^ Don einer Steige ort^ogrop^ifd|er ^^tonfequenjen abfege, Slorreft* ^eit. Die ©proc^e ift einfad) unb burd^fic^tig ; jebe erbauliche $ß^rafe unb aße gcfcbic^t^p^ilofop^irenbe ©eiftreic^igleit ift Dermieben; einen SKongel an SSäörmc, ben ein uermeintlic^ aHein auf bem 9ioben ber biblifc^en I^atfac^en ftel^enber JRecenfent neulich tabelte, merben bie Sefer biefer 3eitfc^rift mo^rfc^einüc^ fo menig wie ic^ roa^mel^men: baS 95uc^ foU eben nid^t einem firc^lid^en ®efd^mac!, fonbem ben Sebürfniffen ber SBiffenfd|aft biencn.

SBo fic^ ein ^iftorifd^ ©ebilbeter über tirc^engefc^id^tlic^e fragen im einjelnen ober im ganzen orientircn roiß, mirb man i^m feinen befferen SRat^geber ate SK/S (Srunbrife empfehlen lönnen; ob er für ben ©tubenten, ber mit ber Äird^engefd^ic^te jum erften 3Rale befannt gemacht merben foU, in gleichem ®rabe öort^eill^aft fein roürbe, ift mir nic^t cbenfo fidler. Sffi. ^at baä 93uc^ gefdjrieben, loeil er meinte, „ba6 tüir einmal mit ber 3tu§n)aI)I unb ^norbnung be» ©toffeiJ bredjen muffen." (£r fanb ha^ ^crfommen unerträglicf), wonach bie ganje Äird^engefc^ic^te in 6 bi^ 9 ja^r^unbertelange ^erioben jerlegt unb bann in jeber öon biefen, l)ö(^ften8 in mec^felnber SKeilienfolge, nac^ bemfelben ©c^ematiömu^ äußere Ausbreitung ber Sfirc^e unb SSerl^öltniS ^um ©taat, tirc^lic^e SBiffenfc^aft, 2)ogma unb ^ärefie, JiHrd^enrec^t unb ^öerfaffung, enbüc^ ®otteSbienft, ©itte unb Sittlic^feit abge^anbelt mürben; babei merbe 3ufammenge^öriged aueeinanber» geriffen, unb eine 9lnfc^auung öon einem beftimmten 3cit^öum nac^ aßen ©eiteu ju geminnen fei unmöglich, ©o \)at er benn meit me^r Ouerfc^nitte angebracht; menn er aud^ bie erftc ^eriobe, mie öiele 9lnbere, big ca. 600 unb bie jmeite bi§ jum (Snbe beg 9D?ittelalter» laufen läßt, fo jerlegt er bie erfte benn boc^ nic^t bloß in brei 9lb= fc^nitte, fonbem bel^anbelt je für fic^ bieä^iträumc biS ca. 140, big

tiflortf<&e 8eitf4rift 91. 9- ^^ XXXV. 31

482 «iteraturbcricftt.

CO. 200, big CQ. 300, biS ca. 324, big ca. 381, big ca. 500, big ca. 600 (ober 650); unb am allcrmciften Ducrfc^nittc nimmt er öor bei bem jtüeilen S^itraum beg JRittelaltcrg ca. 950 big ca. 1270, too jlüar nur öier 9tbfc^nittc fonftituirt merben, (ca. 950 big ca. 1050), bann big ca. 1100, big ca. 1150, enblic^ 1152 big 1270; aber bie S^apitel innerhalb biefer Slbfc^nitte enthalten boc^ auc^ faft immer lieber nur jeitUd^ Sufeinanberfolgenbeg, fobag mir beinahe für jebe @eneration einen S^urd^fc^nitt beg fird^Iid^en Sebeng unb Sriebeng borgefül^rt befommen. ®ag aber bie äSa^I fo Keiner ^erioben auc^ mieber Unjutröglic^leiten mit fid) bringt, jeigt fic^ fd^on in ber ©d^mierigfeit, biefe 5ßerioben in ben Überjc^riften ju c^arafteriftren, unb baran, bag 5. 93. föapitet 2 beg 2. Sbfd^nittg ber erften $eriobe bie „meitere ©rfc^Iiefeung ber Äird^e für gried^ifc^*römifc^eg ffiefcn Dom @nbe beg 2. big gegen @nbe beg 3. ^a^r^unbertg,'' barfteden* foQ, bajuge^örige Paragraphen aber, mie II. Sbt^eilung § 32 unb § 34, ®egenftänbe be^anbeln, bie jenfeitg biefer ©renjen liegen, nämlic^ „bie ©teUung ber römifc^en S^emeinbe im SBeften big (Snbe beg 2. ^al^r^unbertg" unb „bie religiög^^fittlic^en 3"ftänbe in ben ®emeinben möl^renb ber jmeiten ^älfte he^ 2. g^^^^ui^^crtg." 3)ie äal)lreid|en Duerfc^nitte nöt^igen bod) ani) ben SSf., bie ®c- fd^ic^te, 5. $. oon {ird^Iic^en (Einrichtungen, bie in fortmö^renber Sntmiäelung begriffen finb, mie bag ÜRönc^t^um, bie $uge immer mieber abbrec^enb in relatib Heinen @tüdfen an ben Der^ fc^iebenften ©teilen feineg Suc^eg bem ßefer üorjufe^en; für ben ©ad^hmbigen ift bag fein Schaben, ob eg gegenüber bem Anfänger bie praftifc^e SKet^obe ift, mirb mir immer jmeifel^after. Unb fo funftDoQ bie @Iieberung burc^ 5 big 7 ©c^ic^ten ^in t)on ben ^erioben big ju ben unterften, übrigeng mieber burc^ äo^'cn geglieberten (Einheiten, ben (big je^t 166) Paragraphen burc^gefü^rt ift, unb fo fac^entfpred^enb bie Überfc^riften lauten, eine gemiffe Unüberfic^tUd^fcit bleibt beftef)en unb bamit bie ©efa^r ber SSermirrung für ben Um eingeroei^ten. Sem Sbeale ber ®cfc^ic^tgfc^reibung liegt SW.'g Stoff« eint^eilung {meifeKog nö^er ai^ bie big^erigen; aber bie SSoraug« fe^ung bafür fc^eint mir bie in einem ©runbrig nic^t gegebene SD^öglic^teit ruhigen SSermeileng beim Sinjclnen ju fein ; ber Z^eilungen unb Slbfä^e bürfen eg nid|t ju üiele merben; für ä^^edfe beg Unteres ric^tg, auc^ beg ^öl^eren, mirb bie sit venia verbo JSated^igmug« form, bie mit Semugtfein auf bag SJoIIlommene berjit^tet, gün* ftiger fein.

mxdit. 483

Unb Quc^ betreffs bcr auSmol^I bei^ ©toffe« ^abc ic^ ein Se* bcnfcn. 3c^ möchte nic^tö öon bem miffcn, toa^ 9K. ^icr geboten ]^Qt, unb glaube, bo^ er ben märmften 3)anf öerbient für bie gleicj§= mäßige unb erfolgreiche ^creinjie^ung t)on bisher öemod^Iöffigten ©eiten beä firt^Iid^en ßebeng. 3n feinem Sel^rbuc^ fann man fic^ über bie ®efcl^id|te ber firc^Iic^en ^nftitutionen fo gut Sftotl^S er^^ ^olen mie in biefem, unb wie eifrig ber 8Sf. befc^äftigt ift, öereinjelte 3KftngeI feiner Strbeit in biefem fünfte nod^ auSjumerjen, beroeift fetn«uffa& in bcr geftf c^tift für SBeiäfäcfer 1892, 287 ff.: ,3)er Um«: fd^mung in ber Se^re öon ber Suge mä^renb be§ 12. ^Q^r^unbertS", in bem er eine 9teöifton ber §§ 94, 137 unb 156 feinet ©runbriffeö öornimmt. Slber ein ®ebiet ber Sfird^engcfc^id^te fc^eint mir bei i^m bod^ ettoa^ ju furj megjutommen, bie firc^Iic^e, ic^ mill nic^t fagen SBijlenfc^aft, aber Siterotur. (£§ ift mo^I toai)x, bog bieg ©ebiet bisher übertrieben beöorjugt morben ift, unb mit blofeer Slufjö^Iung Don ben liteln ber ©d^riften alter ©ird^enööter ift feinem Sefer fonberlic^ genügt. ?lber wenn ©c^riftfteKer mie EommobianuS unb Stritt Uon 3cnifalem gor nic^t ettüöbnt merben, menn öon?lmob unb Sactanj nur eine 2tnmerfung fagt, fic feien im 3. go^^^^wnbert ©Triften unb jugleic^ ße^rer ber ©rammatit unb SR^etorif gemefen, wenn man t)on @ufeb t>. @^äfarea unb ^ilariuS t>. ^oitierS faum me^r erführt, atö meld^er JRic^tung fie in ben t^eologifc^en ©treitigteitetr i^rer geit angehörten, fo ift baS boc^ auc^ für einen ©runbrig "i^t genug, gaft l^at man ben Sinbrucf, bag 3)1. ^ier feiner Dornel^men Steigung, nid^tS ju fc^reibcn, xoa^ anberSroo fc^on ebcnfo gut ge* fc^rieben fei, ju ftarf nad^gegeben ^abe; benn ba§ etmaS nähere Sefanntfc^aft mit ben großen ©c^riftftcHem ber ffirc^e, al§ fein 95ud^ fie Uermittelt, jur allgemeinen firc^engefd|ic^tli(^cn Silbung gel)öre, mirb auc^ er nid^t leugnen, ©o wirb benn minbefteni^ ein ©runbriß ber ^atriftif neben bem feinigen unentbehrlich. 3c^ meine aber, bafe in einer ©efc^ic^te ber Sirene bie Siteratur noc^ entft^iebcncre ©e- rüdfic^tigung öerbient afö in einer ©efc^ic^te beS beutfc^en SSoIfeS bie beutfc^e Siationalliteratur; benn in ber Kircl)e ^aben bie fü^renben ©eifter mit ben Sinterungen i^re§ geiftigen SSeftteS noc^ maßgebend beren ©influg geübt atö oft im ©taat; wie ganj anber§ märe bie Älrc^engefc^id^te öerlaufcn ot)ne einen Origeneö, einen Stuguftin, einen ©regor ben ©rofeen, einen Butler je ju i^rer Qeiil Unb melc^ ungemeinen einflug ^at felbft bie fc^riftftetterifc^e S^ätigteit Sufeb'S, bcS ^ieron^muS, bei^ 9*ufin gewonnen! 3Kit grober ©infeitigteit ^at

31*

484 Siteraturbericöt.

man jum 2^eil bic Äirc^engcfc^ic^tc be^aiibelt, q(8 mären i^r ®egen* ftanb (ebiglic^ bic großen unb fleineu SKänner, bic fic^ in i^r mic^tig ju machen mußten, mobem nu^gcbrüdt fi'onfiftoriQlrät^c, ^rofefforen, Sirc^en^citungSrebattcure unb ©^nobolrebncr; für bie ©timmungen unb Sebürfniffe ber äWaffen ^attc man fein Slugc unb mcnig S^tereffc für bie (Einrichtungen, bie fic^ bie Siirc^e fc^uf unb benen bie meiften jener 9Känner il^r Sluffommen öerban!ten, bie ba§ SIetbenbc barfteöen in allem SSec^fel ber 5ßerfonen; aber hinter bem ©ac^Iic^en baö ^erf önlic^e ganj jurücftreten 5U taffen, ift bocfy auc^ eine Ginfeitigtcit ; nur in ^erfonen fonn man boc^ ben ®l)aratter einer 3^it mirflic^ jur Slnfc^auung bringen. 5)a fönnen felbft bie 93üc^crtitcl fef)r c^arafteriftifc^ fein. Sielleic^t roift 3R. eben ^ier ,,bie 5ßerfönlic^feit be^ ye^rer§," ber feinen ©runbriS benu^t, t^ätig eingreifen laffcn. 9iur mirb bie 5D?el)ria^l feiner Üefer fold^cn Se^rer nic^t jur ^anb l^aben. Sein 93u(^ ift üiel ju originett unb bebeutenb, um öon SSielen al§ ©runbtage i^rer SSorlefungen benu^t merben ju tonnen; eS recfjnet auf folc^e Sefer, bie be§ SSf. Slbfid^t öerfte^en unb ju mürbigcn miffen, mn§ er erreicht l^at, „bic ©cfc^i^te im ftraffen 3^ifl»^J"cn* l)ang i^rer Slemente öori^ufü^ren, ©reigniffe unb Suftönbe nur fo mcit auf^unelimen, al§ fie lebenbige ftröfte, 9Räc^te ber ©ntmicfelung ober Hemmung bilben." Ad. Jülicher.

Se^rbud) ber üergleidienben .^onfeffion^funbe. $on Sfcr^inan^ Hatten« (uf4. I. ^rolegomena unb erfter X^cil. ^ie ort^obo^ anatoüfc^e ^rc^e. Sreibuvg i. 53., 3. C£. 53. ^JJio^r («Paul ©icbecf). 1891.

ein überaus iüol)lt^uenbe§ S5uc^, bem man auf Schritt unb 2ritt ben l)iftorifc^ intereffirten, un§ mit p^ilofop^ifc^ fein foHcnber ©^fte* matifirung t)erfd)onenben SSerfaffer anmerft. 5Rid)tsJ üon fc^afaloncn:* l)aften 3:()coremen, fein ©crebe öon tqpifc^en SSorfailbern für bie cinjelnen .ttirdjen, Don i^rem ^45etru§s, Soöanneg* ober ^aului^ontli^, unb mie bic cif)nlic^cn ^2lu§geburten frül^erer tl)eotogifc^et ©tubirftubcn Ijeifeen, fonbem mögüc^ft öiel t^atfödjlic^eiS unb aftueüesJ 95iaterioI, aus bem jeber S3cfer reichen (Seioinn jiel}en roirb, mie biei3 9lef. öon fiel) Defennt. I^ie '^^Srolcgomena befc^äftigen fic^ jucrft mit bem ®egenftanb im allgemeinen. 3)er 9Sf. rechtfertigt ben öon il^m ge^ iüä()Iten Jitel „üergleic^enbe ft'onfeffionöfunbe" gegenüber bem in tl)eoIogifcl)en Sreifen üblichen „S^mbolif". ®r erörtert bic gefcöic^t^ lic^e 33cbeutung ber £i)mbole unb bie (Srenjen ber 93ebcutung ber i?el)re.

ßonfeffion^tunbe. 485

©e^r mertl^üoH ift baS jmeite Wopitel, melc^e§ ftc^ mit bcn Stireren unb bcr Sirene befc^äftigt, unb ebenfo \>a^ brittc, melc^e§ uni8 eine ©cfc^ic^te ber t)om Sf. be^onbclten ©ig^ipUn bietet. Über aUc biefe ©rörterungcn mu§ fid& 9icf. qK ?tic^ttl)eotoge eincö iiQf)cren Singe^en^ entl^alten.

2Bir menben unS gleid) jum jtüeiten 3:l)eile be^ SBerfc§, melc^cr fpejiett ber ort^oboyen auatolifc^en Sirene getpibniet ift. 3)ic jwei erften Slbfc^nitte finb mef)x ^iftorifc^er 9lrt, fie c^arofterifiren in ben §auptjügen bie ©cfc^ic^te ber Trennung unb bann bie SBicber= öereinig§t)erfuc^e jtt^ifc^en ber orientalifc^en unb ber occibentalifc^en Sfirc^e. ®in weiterer, befonberS gelungener Stbfc^nitt befc^aftigt fic^ mit bem gegenmärtigen Seftanb unb ber politifc^-rec^tlic^en Crgani* fation ber ortl^oboyen SHrc^e. ^ier ^at pc^ ^i- angelegen fein laffen, möglic^ft luenig Seraltete^ ju bieten, mag wie ieber mit biefen Dingen Sertraute weife oft fe^r fc^roierig ift. Seine S^ar* ftettung ber ruffifc^en SHrc^e l^at bie öorjüglic^e Arbeit öon Sero^* Seaulieu, wie natürlich, al§ ©runbtage benu^t. ®tttja§ fticfmütter« lic^ ift ber Stbfc^nitt über bie Diebenfirc^en unb bie Unirtcn au^^ gefaQen. 2)ie t)ier ©c^tufefapitel befd^äftigen fic^ mit bem Dogma, ber ^ierarc^ie unb bcn Wqfterien, bem ftultuig unb ber ^römmigfeit bcr ort^obojcn JKrc^e.

Den berül^mten litcl ofxovfuyixbg TtajQiuQ/riq erflärt ber Sßf. ate SJeidbgpQtriorc^: esf ift ein S^rcntitel für bie beiben Dbetbifc^öfc bcr beiben afleic^öbauptftäbte, %\U unb 9Jeu*aflom. ©. 112 ff. unb ©. 553. 6r ftü^t fic^ babci ^auptfäc^Uc^ ouf bie befannten SBorte be^ 9lnaftafiu§, meiere ic^ nad^ mic öor für einen „fc^Iec^tcn Sc^crj" ber ©riechen l^alten mufe. Die parallele Benennung ber breiSc^rer afö ötumenifd)er, crflört ber Sßf. atö ,,9KufterIe^rer" ober ,,offijielI proflamirte Seigrer". Snbeffen bei ©ombefii^ (bist, haeres. Mono- thelit. c. 285 A) lefen mir in unmifeöerftänblic^er Stui^brudf^weifc: rot xiofiov diduaxuXot xai ygafifiuTtTg tfuig iore, Daö ift bod^ beutUc^. gemer wenn ^ilarion ^n 9tntonio§ (Soteler, Gr. eccl. mon. 1, 509) fagt: tf^rnj aoi o ariXog xov (^un^g, i %ry ofxov- fuWjy f(OTt%(jüy, fo ift- boc^ ber hl 'Mntonio^ nic^t ber offijicUe @r« leuc^ter beiS römifd)en Sleic^g, fo wenig atö ©Qmeon @tQlita nad^ ben SBorten bc^ ff^rittoS öon ©f^t^opolig (ö. ©ut^qm. 64) : ft^yag (fuiaivQ xai r^g olxovfi^ytjg ixlafinioy feine ®rleuc^tung§t^ätigfcit ettoa nur auf baig römifc^c Sieic^ befc^rönfen foll. @o ift aud^ ber öfu:^ mcnifc^e Se^rer ein Se^rer ber ganjen 993elt. ©anj fo bcicid^nct ein

486 fiiteraturbert^t.

geipiß Qutl^cntifc^er Interpret bei? SBorteS oUovfiivMog^ bct öhimcnifcftc ^atriarc^ ^^ilot^eoi^, im 93ricf an bcn SKctropoIiten öon Sfluglanb fid^ gcrabcju ote Seigrer ber gaiticn SBelt {naarfg rrg olxov/n^yr^g)] ber ©egcnfa^ ju Siufelanb fc^Iießt jebe onbre ©eutung afö Uniöerfal^ patriar^auä. (Acta patriarch. Const. 1, 582): „mic unfere SBcnigtcit üon ®ott jum Ritten unb Sekret bct gefammtcn SBcIt öerorbnet iporben ift, fo ^obc id^ ©eine ^ciligfeit jum SSoter unb Sc^rer bed Qcf ammtcn SßolfeS bort (nömli^ in SRuglonb) gemeil^t." ®8 liegt alfo in bem Xitel in ber Si^at eine ©(eic^fteüung Steurom^ mit aitrom.

®en 2^itel bei^ Patriarchen üon ?lIejanbrio xQirrg rrg ohov- ^Ivrig beutet ber Sßf. äl^nlid^ al§ 5Rei(^§rid^ter @. 172. Sr fül^rt bann ©. 552 nad^ $^. SWe^er eine Stelle au§ 3)ofit^eoS an, roonod^ SafileioS ü. i^n bem ^atriorc^en ^l^ilot^eoö öerlie^en ^abe. 3). beruft fic^ auf ®pip]^anio§, ben Oro^Iogotl^eten. 3)ie ©teDe l^atte übrigeng föngft ber treffliche 2e Duien 2, 481 beigebracht; ögl. auc^ ©utfc^mib Sfl. ©d^r. 2, 487, ber fonberbarerroeife an ber ©efc^id^te aud^ feinen Slnftofe nimmt unb fie auf ben jafobitifc^en ^Patriarchen ^^iIotf)eog (979—1003) bejie^. ©§ ift nun merfmürbig, ba§ auc^ ber S3f. bai^ ©efc^ic^tc^en für aut^entifd^ ju l^atten fd^eint, atö menn fold^e angaben eine§ ©rötuIuS beg 17. ^a^rl^unbert^ auf Olautb: mürbigfeit irgenb ?lnfpruc^ machen fönnten. ®erabe ®oftt^eo§* Angaben finb Dielfac^ ^oc^berbäc^tig. S^^^^tifc^ ift auc^ ju entgegnen, bag im 14. 3ö^Tf^unbert ber litel noc^ nic^t angemanbt njurbe (Acta patr. Const. I p. 20, 22, 129, 438 unb ebenfo bie unter 9ieiIoS (1379—1388) angefertigte Ecthesis nova). ®nbe beö 16. Sa^rl^un* bert§ fül^rt ben Sitel nic^t blofe ©ilüefter, fonbem auc^ SWeletioS ^ega§ (Siegel, analecta byz. 92), ber fic^ freilid^ auc^ ben breije^nten $(pofteI nennen lögt. 9)}an fann barau§ abnel^men, ob bem ^iftörd^en be^ 3)ofit^eo§ ju trauen fei, unb ob ic^ mit Unrecht ben litel „mobem" genannt l^abe.

®er Sitel be§ 3WetropoIiten öon ^erafleia „Sjard^ üon ganj J^rofien'', @. 85 9?r. 2, ift erft im 14. 3at)r^unbert nachweisbar, mitl^in für bie betreffenbe Semeii^fü^rung bebeutungi^Ioi?.

©. 157 behauptet ber SSf., bag burc^ bie ©rric^tung beg rufft»= fc^en^atriarc^at^Äonftantinopelmieberaufben Umfang ju ^^otio§'3«t eingefc^rönft morben fei; er öergifet, baß bie ^olen unterfte^enbe fleinruffifc^e 2ßetropoIi§ ^iem^^aUcj nad^ roie üor jum ©prengel öon ffonftantinopel gel^örte, fobaß bafelbft big tief in*öl7. ^a^r^unbert tro|

j^onfeffiondfunbe. 487

bct Union Slbgefanbte beg öhimcnifd^cn Matriarchats beffen SRed^tc mal^mal^men. 2)ie SSerl^onblungen bon Sp^efoi^ ^aben feinei^megi^, mic @. 172 ju Icfcn ift, bie autofepl^atie bon ffitjproö ein* für alfe mal cntfc^iebcn; üiclmcl^r l^alf gegen ^ctroi^ ©nap^euS' erneuerte anfprüc^e nur bcr 9?ad^tt)ei8 be§ apoftolifd^en UrfprungS, welcher burd^ ha^ unter bem Sc^^nniSbrobbaum ouiSgegrabene, bon SarnabaS idto/eiQCDg gefc^riebencWatt^äuJ^(£öangeIium geliefert mürbe. Setreffi^ ber firc^lic^en SJer^öItniffe in ben neugcmonnencn ^robinjen ©riechen* lanbS©. 175 l^at mir ein93eamter beS gried^ifd^en JtuItuSminifteriumS mitget^eilt, ba§ bie gcgenttjftrtigcn äRetropoliten bon Strta unb Öariffa i^ren Siang unb i^re (SinKinfte behalten; nad^ iljrem Jobe foll aUe^ auf griec^ifd^en 5u§ gefegt werben. SBenn Scro^^Seaulieu bel^auptet, eiSi ejiftire nur noc^ ein üKetropolit öon ^Rumänien (JB. 181), fo ift baS falfd^. Sieben bem ®rjbifc^ofs9KetropoIitan unb ^rimaS öon aiumänien (SRefibenj SBufareft) ejiftirt noc^ ein @räbifc^of-90?etropolitan Don SKolbausSucjama, gegenroörtig SRfgr. 3- Sianiefcu. Saß Sa* fileioS II. ber S)iöcefe üon ?ld^riba bie gried^ifc^en Siftritte bon Unteritalien angegtiebert l^abe, beruht auf einem Srrtl^umc Sire?efö. Die unteritalifd^en S)iöcefen gehörten, fo lange fie griec^ifd^ marcn, ftetd JU ^^onftantinopel. 2)ie aUein in ^etxaijt fommenbe Urfunbe bei ®oIubin8fi (®efc^id§teberbulgarifc^en, ferbifd^en unbrumönifc^enSfirc^e^ ÜKogfau 1871, ruffifd^, ©. 258 ff.), meiere ben »eftanb ber bulgarifcftcn ©iöcefe genau cirhimffribirt, fagt fein SBort bon 3talien. ©benfo wenig gebeult ©olubini^fi in feiner äberfid|t ber bulgarifc^en Diöcefen @. 50—78 italienifc^er, unter Sc^riba fte^enber Äat^ebren.

©ejüglic^ ber ?lrmenier, mit bereu ®cfd§id§te 8flef. \x(i) eingeben« ber befd^äftigt ^at, foQ noc^ einigeiS angefül^rt werben. ®regorianer (©. 205) nennen [xij bie Armenier nie, fonbem fie rcben nur bon ber „armenifc^en Sirene" ober bem „armenifc^en ©louben". bem SSerfel^r mit ben SRuffen menben bii^meilen Jfat^olifo§ unb ©^nobe ben ^uSbrud Sufaborcafan an. 93on ber angeblichen 9iationatfQnobe bon 435 ©. 207 miffen bie ein^eimifc^en Duetten nid^tS. ®§ eyiftirt nur Siberatu!^' 3c^9«i^- 2Ran fann auc^ nid^t o^ne weiter^ fagen, bag bie Armenier auf bem @tanbpunft ber bord^alcebonenfifd^en Drt^obojic ftel^en geblieben feien ; fie neigen e^er ju ben Sulianiftcn l^in, wenn fte aud^ nict|t fd^arf atte Sonfequenjen berfelben jie^en. Sie „brei Jtonjilien" erfennen fie erft mit bem ®nbe be§ 5. unb feit bem 6. Sal^r^unbert an. äud^ mit ber ©infamfeit ber 9lrmenier ift (@. 208) nic^t fo fd^Iimm beftettt; mit bcr f^rifc^cn ffirc^c ftanbcn

488 .2itcrQturbcnd)t.

fic in regem SSerte^r in ©laubenS^ nnb Si^jiplinfacl^cn; au(ft i^r S3erfel)r mit äg^ptcn ift bcjeugt. 3)?ic^ael ber ©ijrer in feiner Siebe über boS ^rieftertl)um lobt jmei ortl^oboje Sänber, %ppten unb Slrmenien. gcrner ber SSormurf (©. 208), baß noc^ ber furzen, golbnen ©poc^e i^re Drtl^obojie nur ein tobteö @rbe geroefen, ge^t 5U meit; feit bem 16. 3fl^^^"i^'>^^ ^W allerbing? eine gewiffe SJer- borrung ein. 3n bcn t)or^erget)enben 3a^r^unberten fann man ft^ aber leidet üom ©egent^eil überjeugen, mie fc^on Sfomitaä, 3ol^ann C^neji, S^acit ber Äat^olifo^ unb 9lerfc§ ©normal! erroeifen. S)ic relatiöe 93Iütc unter ben Sagratuniem ijQt auc^ einen Sluffc^mung ber SJirc^e ^eröorgerufen, melc^er ber bogmatifc^en Slrbeit ju gute tarn. 5)ie je^u Orabe bc^ DberbarbapetatÖ (©. 208 9?r. 1) jlnb gabel, bie SBürbe beö Sßarbapct unb be§ Dberbarbapet mirb öom Wat^oIifo£> unb ber ©^nobe gefc^enft. (3Wittf)eiIung öon Dr. 91. Jer SRifelian, tt)ie mel^rereS golgenbe.) S)er Sfot^olifo^ üon SHt'amar ift ftet§ nur ®egenfat]^oIi!o§ geiuefen (8. 211). 5)q§ ber^atriorc^öonSon^ ftantinopel mic^tiger, al§ aUe breü^at^oHIoi unb boQftänbig unabl^öngig fei, ift unrichtig. Ser SfQtf)oIifo^ bon ©imiacin übt ein rec^t ftarfe^ Dberauffic^t§rec^t aud) im ^Qtriar^alfprengel bon Äonftantinopel auS unb Jücil^t alle Sifc^öfc be§felben, fclbft bie Patriarchen bon Äonftan* tinopel unb 3icrufalem. 2)iefe ^olen auc^ burc^ 3)elegirte ba§ ©alböl au§ ©jmiacin, nur bie jmei Sfat^olifoi bon ©ig unb Sllt'amar be* reiten für i^re Diöcefen felbftönbig. 5)er ^at()oIito§ bon ©imiocin mar politifc^ nie bem ^atriard^en bon Sonftantinopel untergeben; öor ber ruffifc^en ^errfc^aft ftanb er unter ^erfien. ^m 18. 3a]^r^unbert reifte er biöroeiten nac^ ff onftantinopel , unb bort fag ein ftänbiger Segat beöfelben, beffen ©tette fpäter mit bem Matriarchat bereinigt ttjarb. Die beiben türfifc^en ffat^olitoi finb (gegen ©. 212) öom Patriarchen bon ffonftantinopel böQig unab^öngig. S3or tttva einem gal^rjel^nt üerfuc^te le^terer allerbingS, fie abjufe^en, boc^ e^ mig* lang. 3)ie fieben ©aframente (©. 210 9tr. 2) finb erft burc^ bie aWec^itariften eingefd^muggelt morben. 3)ie Stlten fennen feine ©ieben= ja^I. ©ie gebrauchen ba§ SBort „üKt)fterien". Unter ben öon äiejanbria abhängigen monopfiJjfitifc^en Sirenen fe^It ©. 216 bie nubifc^e (©. 217 mirb fic mit ber abeffinifc^en jufammengemorfen), meiere erft im 17. ^fl^^^^wi^^^^t üöllig untergegangen ift. 9lic^t un- mic^tig märe für bie ©fij^e ber abeffinifc^en Sirene auc^ bie Senu^ung ber (in'ig S)eutfc^c überfe^ten) SReifebefd&reibung be§ im Stuftrag ber tttrfifc^en unb englifd^en 9tegicrung jum Äaifer S^eoborui^ gefanbtcn

tonfcffionStunbc. 489

©ifd^ofS öon K^arput gcmcfen, bct ötet SKaterial über bte firc^tic^en 3uftänbe bringt unb natürlich für bicfe mel^r SJerftänbnii^ atö bie europöifc^en 9teifcnben bcfifet. SPuföIe (— 9KifroöcnefiJ^, SBud^ bcr Subilöen) ©. 221 \)'dttt bcr 33f. bei Sftönfc^, Suc^ bcr Subilöen ©. 3 ff., 433 unb in (StoaW^ bibl. ^a^rb. 2, 231. 255 unb 3, 73 crflört finbcn fönnen.

Unrichtig ift auc^, mcnn @. 225 bcr 9Ronop^t)ftti8mui^ in Stlcin= Qften ate ganj unbcbeutcnb ^ingcftcttt mirb. ®ic Sifd^öfc Äonon unb ®ugenio$, bic gül^rer bcr Iritl^citcn ftnb ©Icinafiatcn, mic benn nad^ So^anncS üon (Sp^cfoS bic äRonopl^^fitcn in bcn fänimtlic^en Sübprot)injen bcr .^albinfcl ftorfcn Slnl^ang battcn. S)cr 9tu§brudf ©qop^ljfttcn unb ®t)op^^fiti§mu§ (@. 224) ift eine ©rfinbung bc§ 17. ^Q^r^unbertÖ; bic ©riechen fagcn ©ipl^pftten. Über bic ^cr:* ftcüung einer ^icrord^ic für bie WoSfoInifcn unter bcr 9Retropoli§ »cIofriniiQ l^ättc bcr SSf. auc^ bie 2Ritt^ciIungen üon 3. ^clegj (j^ fct »ifc^of öon ^rjcmtiSl) ©cfd^ic^tc bcr Union 2, 781—786 Dergleichen fönnen.

gür bic Unirten benu^t bcr S3f. meift bcn ganj Veralteten ©ilbcmagl, ^iatt ctma SJcl^cr, unb mcrftüürbigcrmcife fd^eint er bic Gerarchia cattolica gar nid^t bcigejogen ju l^aben. ®ie offijicllcn Sc^eic^nungen bcr unirten Orientalen ©. 250 finb nic^t gonj forreft. ©ic römifd^c Sird^cu nterfc^eibet im Rito Siro folgenbe Uier Untere obt^eilungen: 1. Siro puro, 2. Siro Caldeo, 3. Siro Maronito, 4. Siro Soriano o MaJabarico. ^ißatriarc^cn üon Stntiod^icn gibt auc^ nic^t öier (©. 251), fonbcm fcc^§; ju bcn öom SJf. auf- ge5öl)Iten fommt noc^ bcr ^atriarc^ Antiochenus Syrorum (bcr unirten 3öfobiten) unb bcr Antiochenus Latinorum, tüctc^e SBürbe feine^tt)eg§ eingegangen ift, fonbcm noc^ gegentnörtig atö litcl öcr« liefen wirb. 3^r ^n^öf^^i^ »P feit 1886 Sßincenjo lijsani, öorl^er ffirjbifc^of öon Siifibii?. Saß cnblic^ bcr ^atriard^ bcr „6)aU böifc^cn e^riften'' ftet§ 3offif ^ei^c (©. 251), fann fc^on barum nic^t richtig fein, roeil bcr ic^ige ^etru§ (£Iia^ beißt.

Sod§ id^ breche ab; möge bcr 93f. in ä^nlic^ umfaffenber unb

Don feinem l^iftorifc^cn S3erftänbnii[^ jcugcnbcr SSeife un^ ba(b bie

römifc^-fat^olifc^c Äird&c barftetten.

H. Greker.

490 fiitcroturberidjt.

S)ic ormeitifcfte l^irc^c in i^rcn SBe^iel^ungcn jur b^janttnifcften (bom 4. bid gum 13. :3a]^r^unbert). ^on «r|o! 2cr »{ifcUoti. Sei))^ig, ©uftob 2fod. 1892.

Unter ben ortentaltfd^en ffirc^en, meiere oufeer^olb bcr Ocmcins fc^aft ber ortl^obo^en anntoUfc^en SHrc^e {leiten, nimmt frogelod burd^ bie Qai)l i^rer ©laubigen, tüte burc^ i^rcn rclotiö l^ol^en ftultur» ftanbpunft, bie armenifd^e Sirene ben erften SRong ein. 3lodf in bcr ^eujfa^rerjeit ftanb bie foptifc^ == alejanbrinifc^c Sirene geiftig min« befteniS ebenfo ^od^ mie bie armenifd^e; ja bie f^rifc^^^antioc^enifc^e, menn man an SKanner, mie ben ^Patriarchen 3)fi(^ael unb namentlich an 93ar^ebräui^ benft, mar i^r bietteic^t noc^ überlegen. ®aj^ l^at fic^ feitbem grünblic^ geänbert; jene bciben ^irc^cn finb ouf ber bcnf» bar tiefften ©tufe ber Sarbarei unb Unroiffen^cit angelongt, mö^renb bei ben Armeniern einerfeitg banf üorjug^tüeife ber aui^gejeidincten Seiftungen ber 3Wec^itariftenpatre§ ba§ ©tubium bcr otten ftaffifc^cn Siteratur beS Sanbe§ neu belebt unb anbrerfeitS burc^ ben eifrigen 9lnfd§lu§ an bie europttifc^e ffultur eine $ö^e ber SBilbung crrcid^t rcorben ift, meiere ju ber begrünbeten Hoffnung 9nla^ gibt, ba^ biefem SSotfe noc^ eine gro^e Siotte in ber ©ntmidfetung bei^ Dricnti^ befc^ieben fei. Sinen Übelftanb meift bie biiS^erige ^el^anblung nomentlic^ ber Sfird^engefc^ic^te Strmenienä auf. ©ro^cnt^eiB ou§* gel^enb bon ben äRed^itariftcn ober üon SKännem, meldte üon beren Seiftungen abl^öngig finb, jeigen biefe arbeiten eine übermäßige rom« unb uniondfreunblic^e Haltung, meiere fogar in ben ^u^gaben ber ©c^riftftetter biömeiten jur Unterbrüdfung ober ^bfc^ttJäd)ung fd^arf ontic^alfebonifd^er ©teilen geführt \)at 3)a§ getüö^nlic^ citirtc SBerf Ifd^amtfc^ean'g ift bor me^r aU 100 Sötten crfd^icnen unb ein biet* fac^ ungrünblic^eS äRac^merf. 2luc^ bie neueftc Seiftung bei^ 3cfuitcn S)onat SSernier: histoire du patriarchat ann^nien catholique (Lyon-Paris 1891), leibet an einer bielfac^ ungefc^id^tlic^cn auf* faffung; fo nimmt ber SSf. aüe ftat^otifoi bi§ auf Sierf&S Sftarafeci naibertüeife für bie fog. Drt^obojie in Stufpruc^. ®i8 ift nun ein großes Serbienft beS S3f. , baß er faft auSfc^ließlic^ bie Driginol^ quellen felbft fpred^en läßt. ®er SSf. fte^t auf einem fel^r fc^arf antid^alfebonenfifc^en ©tanbpunft; man tüirb bal^er bie ftrenge Dbieftibität beS $iftorifer§ biSroeilen bermiffen; aber gebet, bcr fic^ etrpaS in ben armenifcfien OueHen umgefel^en l^at, meiß, boß ber ®egenfa^ gegen bie ©riechen unb bie Oppofition gegen Sl^alfcbon bie ctgentlid^e SebeniSluft ber armenif^en Sird^e audmad^en, unb

9(nneni(4e ^rc^e. 491

jebenfaQi^ fd^ilbert bedl^alb ber ißf. bie mtd^tigen l^ier in SSetrac^t fommcnben geiftUc^en %nf)xtx unglcid^ mal^rl^aftigcr, bie öer^* fc^Ieicrnben unb bie H^Qtfod^cn umbiegenben ©arftcHungen bcr Unioni^s freunbe unb SRömifc^gcfinnten. ©obann fd^reibt bcr S3f. otö Armenier mit mormer Siebe für fein SSolf. aber mir ^aben boc^ felbft bei unferen neueften beutfc^en ©efc^id^t^merten gleid^faüiS bie Seobad^tung gentad^t bag ber t)Qtertänbifd^e @inn unb ba^ l^eimattid^e ©efül^l ben öorurtl^eitöfreicn ©tanbpunft einigemtagen üerrtidft l^obcn; olfo märe ungerecht, an ben patriotifd^en Jlrmenier einen übermöfeig ftrengen SRo^ftab anjulegen. ®r erjäfjlt bie armenifd^e Sird^engefc^id^te, mie fie öon ben Armeniern felber bcrftanben unb überliefert morben ift. SBir erl^alten fo SBerid^tc öon SKänncm, meiere, qu§ ber gleichen ^eimat ftammenb unb in ben Srinnerungen ber SSöter groggejogen, e8 jmat oft genug an gefunber l^iftorifc^er ^tif fel^Ien taffen, aber jebenfatti^ getreuere Solmetfc^er bei^ nationolen SebenS finb, atö frembc unb ntobeme 93eric^terftatter, bie für ntand^eö SRötl^fel orientalifc^er ©igen« art feine Söfung ju finben öermögen.

•ff

9lm meiften fielet fid^ ju 'äußerungen be§ 5)iffenfu8 SRf. gegen* über Sbfd^nitt I beranlagt. Der SSf. l^at bie unter bem Siamen bed fog. Sgat^angelod gel^enbe Segenbe t)on Sönig Xrbat unb bem 1^1. Tregor al$ ^iftorifd^e Duelle benu^t, o^ne ju unterfd^eiben, meiere ©tüdfe bem Seben ®regor*^ unb welche ben Sften bei^ ^l. Oregor unb ber ^I. ^rip'fimen angehören, ©utfd^mib \)at DöQig et)ibent erroiefen, ha^ bie ju ben äften gehörigen ©tüde mit i^rtn Oefc^madf* lofigfeiten unb äRoglofigfeiten bie ftereot^pen 3^9^ ber alten ^eiligen* tegenbe jeigen unb atfo l^iftorifd^ oft geringen äSertl^ l^aben. Qn biefen ©tüdEen gehört aber ber 99erid^t öon ben 400 unter ®regor fte^enben SBifd^öfer 158), ber ^^antafie ju fein fc^eint, mä^renb ber l^iftorifc^c Seric^t beöSeben^ bei^ ^I. ©regorS mitSiotl^ jmölf 5Komen ju fammenbringen fann 153). 2)a6 bie ganje ©rünbungiSgefc^id^te ber

V

^rd^e t)on SSalarfapat unmittelbar burc^ S^riftui^ eine bemugte, im Sntereffebcr Unabl^ängigfeit ber armenifc^en JKrc^e erfunbene Senbenj* legenbe fei, ^at ©utfc^mib flar gejeigt. S)aig öüefte Kentrum bcöE^riften* t^um§ ift aud§ gar nic^t in ber ^roöinj 9lirarat, fonbem in Sarön. ©ort fc^einen bie alten, bon ffaifareia au8 gemeinten unb Sfaifareio unterfteHten Cberbifc^öfe auc^ gemeilt ju ^aben. ®ie bei gauftuS nod^ me^rfac^ fic^ öorfinbenben SBejeid^nungen ©rofepriefter (Mec k^ahanaj), 93ifd^ofi3^aupt (Episcoposapet) jeigen, bag bie ä(tere @po(^e nod^ fein ^at^otifot fannte, mä^renb bie flaffifd|e (Epoche bie

492 fiitcraturberitftt.

ÖQnjc SWad^tfüIIe bcr il^r glcic^äcitigen ffiirc^cnfürften unl^iftorifc^ auf bie SJorjeit übertnig. 3nbcffen bie§ naiver oui^iufül^rcn, muß einem anbem Drte Vorbehalten bleiben. SebenfaHS fann aber nid^t bic ®rünbung ber fi^atl^olifate Sllbanien unb S^^^i^icn fd^on ©regor'S Qexi jugefc^rieben tüerben, mie ©. 14 gcfd^te^t. (SrigoriÖ, ber erfte Sifd^of öon Slluanf unb SSirf , S3rf Qne§' ©ol^n, ift noc^ ber reinfte SDliffioni^ bifd^üf (Snuftuö 3, 5. 6); t)on einer organiftrlen Jfird^c ift in biefen Säubern feine 5Rebe. ©el^r ju (oben ift, baß ber S3f. fo öielfac^ gauftuS benu^t ^at ; bei SBiberfprüc^en mit bem unjuüerläffigen, un§ in rec^t junger Bearbeitung öorliegenben SKöfeö üon ©Igoren ift jenem allemal ber SSor^ug ju geben. S)er S3f., nod) ju fe^r in ber ^er- gebrad^ten nationalen ?lnfc^auung ber Armenier befangen, ^ölt gauftuö' öün „allen anberen ^iftorifem" abmeic^enben eingaben über bie ©ucccffion im Sat^olitat für unbrau^bar, mäl^renb im ©egentl^eil bie eingaben ber Späteren ber obfid^tlic^en ^u^cc^tmad^ung Der» böd^tig finb.

9Iuc^ gegenüber ber ©arfteüung beö JtonjilS öon 3?icöo unb ber Set^eiligung ber Armenier baran ^at SRf. erl^eblic^e Sebcnfen; öortrefflid^ finb aber ©. 29 bie StuSfül^rungen über SWerfeS' I. angebe (ic^e Setl^eiligung an bem jineiten ffonjil. ®r ermeift fc^Iagenb, roic mert^toö beö unjuöerläffigen SKöfei^' SBeric^t über biefen Oegcnftanb ift; aber auc^ gauftuS, ber t)on ber gäbet bei^ ffonjil^befud^j^ nid^tS meift, l^at eine unl^altbare S^ronologie. Sie geftung Sniul @. 32 ift ha^ au§ ^rofop, Jl^eopb^Iaft, SeontioS u.9l. loo^Ibefannte q^QovQioy Trg Xf&r^g, ®ie ©tabt ©amo§, mo nac^ fforün, Sojar ^^atpeci unb 9)?öfc§ bie Suc^ftabenüerbefferung t)or fid^ ge^t, möd^te ic^ nic^t mit bem SSf. in ©amofato öerbeffern, melc^eS bie Slrmenier al§ ©a^

V V

müfat ober ©amfat fel^r mo^l fennen. ?luf glapian'§ I. ffoujil gegen bie 3WeffaIianer erfc^eint ein Mugov&uq xov ^ovquQrjrwy i'&yovg xui ^u/iiov. ©rftereö ift xuargot' ^Impgtot^ (©^frea, ^ifgtoy, ©ifrin) am guße De§ Darabagl^, Ie^tere§ mol^l xuarQoy ^a^ioyaQxwy ((^s mofart) in ©opl^anene, alfo in einer e^emalS ju Armenien gel^örigcn unb biefcm SSoIf ftetö innig öerbunbenen Sanbfd^aft. ®ieö wirb ba§ ©amo^ ber Slrmenier fein, ©e^r gut finb mieber bie Slu§fü^rungen, mo ber SSf. bcn Segenben entgegentritt, al§ möre ©al^af ber ©roße irgenb bei ben Sefc^Iüffen t)on 6p^efo§ betl^eiligt. S)te juföllig um gefä^r gleichseitig in .ftonftantinopel meilenben ?lrmenier „bejmecften nic^t^ anbere§, a(§ ber gricc^ifc^en ©proc^e möc^tig ju merbcn unb bic üerfc^iebenen SBerfe 5U überfejjen". ®r jeigt, baß bic bem ©a^af

3(rmcnif4e Äirc^e. 493

untergefc^obeneu bogmotifd^en Sriefc rtid^t t)or bem 10. 3a^r^unbcrt nac^meiSbor finb. Sntcreffant ift ouc^ be§ SSf. 9ia(^mci§, ba^ jucrft ®regor IV. (12. 3a^r^.) baS Stonjü öon 9?tcöa öfumenifd^ genannt bobe. Dafe freiließ bic alten 9trmenicr üor bem 6. gal^rl^unbert bie ä'oniilien nid^t fo ^oc^ ftedtcn, al^ ©riechen unb 'Bt^xtt, ge^t meniger au8 einer ctroaigcn freien ©ntmictelung ber Jfird^c l^eröor, aU au§ tf)ren noc^ fc^r primitiven 5RcligionÖäuftänben. ®a§ Sl^riftent^um l^atte noc^ t)ietfac^ um feine (S^iftenj ju ringen ; bie t)on Sirbat fom^ manbirte SBefc^rung bei^ SSolfei^ mar faum Diel ernft^after, aW bie ber Sluffen burc^ ben \)l äSIabimir; fagt iod) gauftuS mit bürren SBorten (3, 13), ba§ mirflid^e ©Triften nur bie be§ ©riec^ifc^en ober ©^rifc^en tunbigen ^riefter gemefen feien. Satrapen unb SSolf Ratten nur ganj öugerlic^ einigeiS Qil^riftHcl^e angenommen. Unter folc^en Umftänben ift aber eine Sefc^äftigung mit fubtilen bogmatifd^en gragen öon fclbft auSgefc^Ioffen.

Den britten äbfc^nitt eröffnet ber in furjen 3ügen treffenb ge:= fc^ilberte grogartige Stampf gegen ben 3Raibaidmud. 9uc^ bai^ fc^arfe Urt^eil über bie b^^antinif^e ^oUtif j. ^. beS ^aifer^ SRaurifiod ift nic^t ungered^t. S)ie gried^ifc^e Jfird^enpolitif ift ben Slrmeniem, wie ben Syrern gegenüber gerabe fo intolerant unb unöerftänbig gemefen, mie nur je feit ben Siteujjügen bie Sateiner gegenüber ben ®ried§en eS gemefen finb. greilid^ barf nic^t öerfc^micgen merben, bag bie Armenier, mo fie bie 3ßac^t ^aben, ed genau fo mad|en. Unter Q^^o^ru n. Unterbrüden fte bie @Qnobiten, unb ber Jlat^otifoiS @liaiS fc^eut fid^ nic^t, mit ^ülfe ber äRul^ammebaner d^alfebonenfifc^e 9te« gungen in Albanien gemaltfam ju Demid^ten.

©cit bie Strmenier öon ber perfifd^en Verfolgung aufatl^men, mibmen fie i^ren ganjen (Eifer ber SBibcrIegung ber S^alfebonSsßc^re. @. 46 bringt ber S3f. intereffante 99elege an^ S)aüib bem ^^ilofop^en, SRambre u. St. »efonbcrS mic^tig ift bag JJonjil unter SBabfen (487 bij^ 492), ba burd^ beffen ©ubffriptionen urhinbUd^ feftftel^t, bag bamald nic^t blog Sdbanien, fonbern auc^ ©eorgien mit ben ?Irmeniem ftird^engemeinfc^aft l^ielt. S)cfinitiö merben bann bie armenifc^en ^irc^enangelegen^eitcn auf ber ©Qnobe ju 2)Din 551 georbnet. Die gcfammten SluSfü^rungen bei^ S3f. jeigen aber, mie t^örid^t unb un* faltbar bie SBe^auptung ber SRömer ift, atö l^ätten t)or 5RerfcS ü. bie armenifc^en Sfatl^oUfoi mit ben ©^nobiten fifird^engemeinfc^aft ge« galten. Die Armenier ^aben ha^ Chalcedonense niematö aud^ nur ftiHfd^meigcnb approbirt.

494 fiiteraturbcric^t

Sür bic bcpnittöc Äirc^cntrcnnunQ ©eorgicnS t)on Armenien ort^oboje SSeQeitöten ftnb übngeni^ f^on frül^ct bei ben (Seorgiem nad^meiSbar benu^t ber SSf. bic trefflichen aftenmöliflen SJerid^tc Dc§ 93tfd^of§ Ud^tanei^, benen gegenüber bie fpöten unb öon d^rono* (ogifc^en S3erftögen mimnielnben Angaben ber georgifd^en Q^^ronif nic^t ben gcringften ®lauben t)erbienen.

3u ben beften Partien ber ©c^rift gel^ört bei? SSf. ©curtl^cilung öon ^erafleioS' ffiirc^enpolitif. ®r mirb bem öon fo überaus ber* flänbigen Kirc^enfürften , mie (SergioS unb ^onoriuö, protcgirten ©runbgebanfen bei? äßonot^eletigmui? burd|Qui? geredet, ©{rad xoax üöttig in feinem SRed^te, mcnn er mit bem „gebefferten" ^erafleioS ftird^engcmeinfd^aft l^ielt; biefer mar in ber 3:^at fein ^d^alfcbonen« fifc^er ^öretifer" mel^r, mie feine SSorgönger. SebenHid^er erfd^eint @. 71 ber aflettunggöerfuc^ SWerfeS^ HI., unb ^ier trifft mol^l bie SSer^ urt^eilung üon bcffen ©d^mäc^e burd§ ©ebeoS mel^r ba§ Kic^tige; freiließ barf man nic^t t)ergeffen, ba^ ber Statl^oliloi? unb feine 93if(^dfe unter bem SerroriSmu§ be§ fel^r energif c^en Saifer§ SfonftanS ftonben, mclc^er für feine OlaubenSanfic^t ben ftärfften 99emei8grunb , eine gro^e 9(rmee, l^erbeigebrac^t ^atte. SebenfaHö ^ielt ei? SierfeS HL für röt^Iic^er, öon bem alten Orunbfa^: „ber lob ift für Oott, wenn man für bie Kirche unb il^r SefenntniS ftirbt", für bieSmoI feinen ©ebraud^ ju mad^en. Sine neue ©lanjepod^e beginnt mit ber ^err« fc^aft ber 93agratunier. S)ie gleic^jeitigen mafebonifc^en Sfaifer bcrs banlen i^re äRad^tfteUung grogent^eilS armenifc^en (unb georgifc^en) ejelbl^erren unb Iruppen. ©egenüber ben Arabern mar ©inigfeit ber gried^ifd^cn unb armenifc^en S^riften einfache ^ftid^t ber ©elbp« crl^altung. ®ie rol^e ?tntttJort „mir l^altcn bie armenifd^e JKrd^e unb eure Sß^fif (9JJofc^ce) für gleid^mert^ig" (©tep^anoi? ?lfoIif 3, 40, 268) ert^cilcn übrigeng nic^t bie ©ried^en, fonbern bie ©eorgier ben Slrabem. 3m 10. ^al^rl^unbert fanb bereits eine ftarfe StuSbel^nung ber Slrmenier nad^ ©ijrien unb Eilicicn ftatt, fo baß armenifd^e SiS« t^ümer in^ Slntioc^ien, Sarfo§ unb fonft gegrünbet mürben. 3^ bem fünften Stbfd^nitt öerbienen bie 3)arfteIIung ber SBirffamfeit ©regor'S IL unb bie ber intereffanten, mcnn aud^ t)öttig refultatlofen UnionSöcr^anblungcn unter SKanuel bem ffomnenen ^ertjorge^oben 5u merbcn. Der le^tc äbfc^nitt, bic ffitrc^engefc^ic^te be§ fiKfifc^en 9trmcnien§, bcl^anbclt l^auptfäd^Iic^ baS SScr^ältniS ber ?lrmenier ju ben Stcujfa^rcm unb ju bem Slbenblanb. S)icfer auS ben Driginol» quellen gefc^öpfte I^eil ift befonberS öerbienftlid|, er einer äffenge

trugufHn. 495

burc^ bie unjuöcrläfftgen Uni onSfc^rif ten bc8 ^bcnblanbeS öcrbreiteter Scgcnbcn ein befinitiöei? ®nbc mad^t. S)ie trcfflid^e Arbeit öcrbrcitct t)iel neueiS unb aut^entifc^eS Sic^t über bie ©efd^ic^te ber armenifd^en Stirere, unb mir tonnen jum @c^Iuffe nur münfd^en, ba^ ber Sf., nad^ Sjmiacin iurüdtgefe^rt, in ber Xi)at, mie er uni^ in SuiSftc^t ftellt, bie bortigen reichen, für bie genauere ffenntniiS ber ormenifd^en ^rd^engefd^id^te ^od) n)ert^t)oIIen l^anbfd^riftlid^en @d§ä^e ber euro»: pöifd^en äSiffenfc^oft jugänglidi mad^en merbe. H. Geizer.

Aiirelt AngiiBtiiii operum sectionis VI pars II. Rec. Jos. Zjehsu Vindobonae, G. Tempsky. 1892.

^. u. b. 2^. : Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorom editum consilio et impensis Academiae litterarum Caesareae Vindobonensis. XXV.

SSon biefem jmeiten ^olbbanbe ber S\)(^a*\6^tn Sluguftin=®bition gilt baS Oleid^e, toa^ in biefcr Seitfc^rift 69, 311 f. über ben erften bemerft mürbe; er genügt ben an bie SBiener ©ommlung ju ftellenben anfprüc^en nic^t (ögl. I^eol. 2it.:=3tg. 1892 5Rr. 17). «uger ben feineörocgi^ }u aui^fü^rlid|en Prolegomena }u ben jmölf im 93anbe jufammengefafeten @d|riften (86 ©eiten) mirb un§ ber Je^'t geboten Don folgenben antimanic^äifc^en SBerfen ?fuguftin'g: contra Felicem ©. 801—852, de natura boni big @. 889 unb bie ftorrefponbcnj mit Secundinus, juerft Seeundini Manichaei ad sei. Aug. epistola bis @. 901, bann Augustini contra Secundinum über big @. 947. 93eigefügt finb, mie in älteren ^uggaben, ein Xraftat beg Suobiug, ©ifd^ofg öon UjqIq eineg greunbeg unb Siac^a^incrg bon ?luguftin de fide contra Manichaeos unb ein hirjeg, gegen ben SWani* d^äigmug gerichtetem ^ommonitorium auf ^uguftin'd 3lamtn, @in Index Scriptorum unb ein ©rudffe^Icrberjeid^nig mod^en ben ©d^Iu§. ®Q§ Slegifter ber Sibelftetten mirb burc^ eine Unjol^I üon gel^Iern faft mertl^Iog; bie (£itate aug manic^äifd^en Schriften bleiben gan) unöcrmerft, obmo^I i§re äwfflniwienftellung, fomeit eg fi^ nur um Q^itote l^anbett, nid^t um äieprobuftion einer gonjen @c^rift, boc^ mid^tiger möre alg bie Stufjä^Iung ber paar loci scriptorum lati- norum aug Eicero, ©eneca unb SSergil. Ser $aupterfoIg ber prae- fatio ift, bag SSertrauen jur 3wöer(äffigfeit ber Angaben im tejt« fritifc^en Apparat befinitiö ju untergraben, unb baß biefer Slpparat nid^t mit ber niJtl^igen peinUd^en Sorgfalt gearbeitet ift, fie^t man auc^ ol^ne 93ergleid^ung ber äRitt^eilungen in ber SSorrebe. Xro]}bem

496 2itcraturbcricf)t.

tütrb bcr Jejt im aßgcmeinen baS Urfprüngtic^c lüicbergcbcn, ju ffioniefturen ift ja feiten SSeranlaffung. SBo 3- lonietturirt, fann et fo fehlgreifen mie @. 805 2: in bcm ©itat Qug Slpoftetgcfc^ic^te 1, 15 fc^reibt er in medio audientium, mftlirenb bie öier ®obice§ nac^ feiner Stuöfage dicentium, bie erfte Sluggobe, bie Amerbachiana, fratrum bieten. Sd^ mcife nid^t, ob ic^ ^icr nid^t ben SRaurinem mel^r ®laubcn fc^enfen foK, bie ju ber ©teile notircn, bie SKonufIripte Rotten discentium, entfprec^enb bem gried^ifc^cn ^a^ro7i', bal^er fie aud§ baS fratrum aller ölteren Slu^gaben burc^ discentium erfe^en. SebenfaHi^ l^ötte ein 99licf auf bie ÜKouriner-Sbition unb ein folc^er fc^eint mir für einen Sugaftin-^eroui^geber burd^mcg ^flid^t 3- öon feiner Sonjeftur audientium abgehalten, felbft menn er ftc^ nid^t au§ ©abatier, ben nad^jufc^lagen fid§ bei jmeifell^aftem äSort« laute öon ©tüden ber altlateinifc^en Sibelüberfe^ung immer empfehlen bürftc, überjeugt l^atte, ba§ bie Sei^art diRcentium oK altafrifanifc^ burc^ Cyprian epist. 67, 4, audientium aber nirgenbmo gefiebert ift. ^offen mir, ba§ biefemerl^in üon 3- ermartenben SRecenfionen Suguftinifc^er ©c^riftcn im Corpus Vindobonense gerechten Sn* forberungen beffer cntfpred|cn. Ad. Jülicher.

^ie ^al^l (S^regov^d vn. ^on Cid SRirit. S^arburg, ^l. ®. (&U wert. 1892.

©ine öortrefflic^e Arbeit, in meld^er mit fieserer ^anb, Haren unb unporteiifc^en 99licte8 bie öielen miberfprec^enben Serid^te unb ^nfic^ten über bie bebeutungdt)olIe SJal^l ^ilbebranb'iS gemürbigt toerben. S)er SSf. fommt »ol^l ju bem Slefultat, ba^ bie eigenen S5e* rid^te ®rcgor'§ bie bcftc Duette für bie (^efc^ic^te biefer SBal^l finb, er mcift aber fc^arffinnig nac^, maö ®regor in eigenem S^^tereffc öer^* fc^meigen mugte, toa^ mir alfo au^ anberen Cuetten ^u ergänzen ^abcn. 95efonbcr§ ^erüorl^eben möchte 5Ref. ben Slbfd^nitt „\>a^ Streben nad^ ber päpftlic^en SBürbc" @. 42 ff. ®er Sßf. betont, mic ^oc^ ©reg^or bet^euert ^abe, invitus $apft geworben ju fein; er meint, l^icr reiche nic^t bie ©rflärung au§, ^abe jener ©itte feinen Iribut gejofft, meiere öon bem in ein 2tmt ©croö^lten Sefennt* niffe feiner Unmürbigfeit unb Unfü^igfeit forberte. Denn ©regor'S 2iu6erungen feien me^r atS fonüentionettc 5ß]^rafen, fie feien feierlid^e $rotefte gegen bie UnterfteHung, er ^abe fein Stuge auf bie Cathedra Petri gerichtet gehabt, ©o f)abt man bcnn ©regor entmebcr ju glauben, ober i^n ber Süge, bed @pieleni^ mit ^eiligem anjutlagen.

^cM)fte. 497

3m 99Iitf Quf bie morolifc^en Oualitöten \>e^ großen ^apfteiS fc^eine nur bie crftc Slnnal^me accepta&cl. Der Sßf. ift nun ber äRcinung, bie unleugbare ^errfc^fuc^t ^ilbebranb'iS braud^e il^n boc^ feinei^megi^ öcrmoc^t ju ^aben, nac^ ber f)öc^ften ©teile ju ftreben; ein 90?nnn nad) feinem $erjen an ber ©pi^e, er fetbft al§ ^öc^fter Slat^geber if)m 5ur @eite: biefe 9ioI(e l^abe er mol^I au^ fod^tid^en ätücffic^ten jum SSortl^eil ber Sirene weiter fpielen moUcn. äRan mirb biefen apofogetifd^en Slu^fül^rungen bed S3f. ungern miberfprec^en, jumal nac^bem man fid^ beim Sefen feiner ©c^rift öon neuem überjcugt l^ot, mie unjuDerlöfftg bie 9}ad)ric^ten über biefe äSa^I^anblung, unb jmar gerabe biejenigen finb, meiere öon ber (Gegenpartei ®regof& beein* Büßt ttjoren. E. Ausfeld.

©efc^idite ber ^äpfte feit bem ^udgang bed Mittelalter«. I. ^on Sn^ttiig f^üfiox, QxotiU Die(fa4 umgearbeitete unb Derme^rte 9(uflage. f^rei« bürg i. ^r., öerber. 1891.

3m Streife ber gac^genoffen mirb eine jmeite aufläge biefei^ 93anbe§ befonbcrS barouf^in angefe^en mrtben, ob bie befannte D. Druff er fc^e ftritif im ®ött. ®el. Stnj. 1887 @. 449 ff. einen ®in^ flug auf bie auf bem Xitel ^erüorge^obene Umarbeitung auiSgeübt ^ot ober nic^t. SBer 5ßaftor'g SftepUf am ©c^lufe bei^ jmeiten Sanbeß feineig SBerte§ gelefen, bie fic^ nur über ungerechtfertigte Snfc^ufbis: gungen ju befd|roeren mußte, ber burfte annehmen, ber SSf. merbe fic nacf) feiner SIbfertigung ad acta gelegt ^aben. 3" ^^^ ^^<it Derl^ölt t^ ftd^ ganj anber^: er l^at Don il^r benn boc^ manc^eiS gelernt, {mar nic^t f^ine @efammtauffaffung ju önbem, aber bod^ im ein« jelnen nac^iubeffem, namentlich aud^ Sntlel^nteig beutlic^er ald in ber crftcn Stufloge aK frembeS Out ju bcjeic^nen. @o finb, um nur ©injelneö ju notiren, @. 443 u. 445 auö ®regoroöiu8 unb Sicumont entlel^nte ©ä^e je^t in ?lnfü^rung§ftric^c gefegt, cbenfo ift ©. 62 ha^ Sitat au^ ^öfler beutticfier aU folc^ed lenntlic^ gemacht. 9ud^ ©. 72 finben mir ie^t bie eine mörtlic^c Slnleifte marfirenben ^äfc^en, bie ber erften Auflage fehlten. S)ruffel^§ Wonitum infolge ift ©. 178 bag Sitat au§ ®fea=3el§ geftrid^cn. ©ine ©rgönjung, bie SSf. 3)ruffel üerbanft, jeigt unS j. 93. ©. 326; ftorrehuren, 93eröüßftönbigungen ober öorfic^tigere gormulirungen auf ®runb S)rufferfc^er Jtritif finben mir ferner j. 93. ©. 128 f. 238. 312. 326. 334. 630. 675. 680. (Jinc befonbere greube mürbe ö. ®ruffel baran ^aben, menn er fä^e, mic ^aftor ©. 328 je^t ben in ber erften Stuflage au§ „3öJ^^" o^ne

ttftoriMe SeitMrift 9L %. 8b. XXXIV. 32

498 ßiteratur berieft.

DucHcnangabc entlehnten ©afc (09I. S)ruffel ©. 454) umgeftQltct ^at, um ein 99u(^ rote b^n 2Sanud boc^ nur bann citiren ju muffen, menn er tabeln fann. SBte er l^ier gegen ?)ruffers ©infpruc^ @nea @iIöio'§ 9tebe bei ber S^aiferfrönung noc^ l^ormloS alS ein eijte^ ®o!ument be^ ^anbelt, fo f)at er ouc^ fonft an jol^treic^en ©teilen fic^ ber fititif feine§ ®egneri^ öerfc^Foffen, j. 95. 327 ben fel^r berechtigten ®inmcnbungen gegen bie Strt unb SBeife, roie er (Segler t>. Sfo^ferSberg bort i)er= mert^et ^at. 9lirgenbd aber, aud^ ba nic^t, mo er t)on kniffet ge- lernt ^ot, l^at er bem Jtritifer bie ®^re erroiefen, il^n ju ermähnen.

Der iejt ift öon 619 auf 665 ©eitcn angeroac^fen ; ber SSf. ^at fel^r eifrig im einjelnen nad^gearbeitet, jum £§eil auf ®runb neuer arc^ioalif^er SKaterialien ; f 0 \)at er j. 99. ba^ SSerjeic^ni^ ber ^anb- fc^riften bei^ 2ele§p]^oru§ nod§ um mehrere Stummem öermel^rt. Un* bcbeutenbcr ift ber 3"^ö(^§ in ben Beilagen. Sn jmei ©teilen biefei^ 93anbe§ lä§t un^ ber SSf. fein SSerftänbnii^ ber SReformotion ^inburd^fc^immem: ©. 22, mo er feiner ©d^ilberung ber „miberlic^en ®manjipation bc8 gleifd^eö" ber italienifc^en SRenaiffance ben 9lu«* blid auf Sut]^er*§ „SJertfinbung mit bem libertiniftifd^en ^umanii^muS"

natürlich unter ^Berufung auf ba§ ^cugniö eine^ „^roteftanten" (^aulfen) anfc^Iie^t, unb ©. 71, roo er emp^atifd^ öerfiinbet: „SBenn irgenb einer, fo ift SKorfiglio (mit feiner „aße inbiPibueUe roie fird^Hc^e grei^eit öemic^tenben ©taat^omnipotenj") ein Sor^ löufer £ut^er'§ unb Solüinö." G. Kawerau.

De slag bij St. Qu entin (10 Augustus 1557). Historische toelich, ting by den optocht den 30*^*° Juni 1891 binnen Utrecht gehouden- in opdracht der maskerade commissie be werkt door H* W. van Asch van Wjck, J* Hooft Graafland cn €• Tan Wedenbnseh« Utrecht, J. van Boekhoven & J. L. Beyers. 1891.

®ö befte^t an ben nieberlänbifc^en Uniüerfi täten bie ©eroo^n^eit, jebe^ Suftrum, mit geftlic^feiten ber ©tubenten ju feiern, roeld^e immer in einem Aufzug gipfeln, in roeld^em meiftenS eine Gegebenheit ber nieberlänbifd^en ®efc^id^te, am liebften ber ®injug eine^ gürftcn in irgenb eine ©tab tim fpäteren SKittelalter ober im 16. ober 17. '^a^x- ^unbert, borgefteltt roirb. ®iefe ^lufjüge, meiere meiftenig me^r huxdi 2lufroonb unb faft öerfc^roenbcrifc^e $rQ(^t ber ffoftüme fic^ au^ieic^nen als burc^ ©cfc^macf unb ben en bie fünftlerifc^e Crbnung fcl^lt, roeld^e biefelben erft rec^t intereffant moc^t, jie^en aber eine ungeheure SKafje 3ufc^auer an unb genießen feine geringe Popularität. Um bem ^ßubli«

XVI. u. XVn. 3a§röunbert. 499

fum biefe 9uf}üge Derftönblic^ 5U mad^en, iDtrb meifteniS Don bem jur Crbnung bedfclben ermö^Uen SSertDaltung^auiSfd^ug ber @tubenten ein SSerfd^en berfagt, in meld^em bie SSegeben^eiten, auf meldte fic^ ber ^ufjug bejiel^t, bargefteQt unb bie in bemfelben borfommenben ^iftorifd^en ^erfönlid^feiten befc^rieben mcrben. SWeiftenS finb biefe @tubentenarbeitcn ^iemlic^ bürftige ^iompilotionen, bann unb tPann aber finb fie mit glei§ unb ©efd^idt abgefaßt. 3^ i^wcn befferen gehört ha^ borliegenbe, mie e^ fd^eint eigentlich t>on ^erm äßeben^ bufd^ berfagte SBerld^en, bag bon einem fleißigen unb rid^tigen ©tubium ber ©efd^ic^te jener 3^^t ^eugt. 92eue^ foQ man freiließ ]§ier nid^t fuc^en, bod^ berbient bie ausgiebige Senu^ung ber meitberjmeigten Siteratur unfere boHe ?lnerfennung. S)enn fomo^l bie jeitgenöffifd^e mie bie neuere ift fleißig unb mit großem ®efd^id( benu^t, auc^ jiemlic^ ältere unb nid^t leidet ^ugängüd^e äßerle finb ^erbeigejogen. Suc^ bie S)arftellung ift flar unb ^iemlid^ fließenb gefd^rieben. 3^^' ^ättd^en, ber Shrieg§fd^aupla^ unb ba§ @c^(ac^tfelb, fomie ein Por- trait beS in ber @c^Iad^t fiegreid^en S^Ibl^erm, beiS berühmten ^erjog^ (Smanuel $^ilibert bon (Sabo^en, ^r^ö^en ben SSert^ ber Arbeit, ^ud^ bie SRittl^eilungen über bie im ^ufjug bargeftetiten ^erfonen finb forgfältig aufgearbeitet, einige finb ju fleinen bio^* grap]§ifd^en ©fijjen angemad^fen. P. L. M.

e^riftian'« n. ton "anmalt QJefanbtJc^aftSrcifc nac^ ©aüo^cn (1617). «on Wt. »egel. aSemburg, 3Äei)er. 1892.

Beilage jum Sa^re^beric^t bed 9{eQ(gi)mnartum8 gu ^emburg.

®ine auf ®runb neu aufgefunbener 9lftenftüdFe bci^ 3^^^^^^ ®c* fammtard^ib§ bearbeitete ©arfteHung ber SReife, meldte ff^riftop^ ö. Solana mit bem ISjöl^rigen älteften ©ol^ne bei^ befannten Union«« politiferg S^riftian bon Slnl^alt im ©pätfommer 1617 ju bem ©erjoge Äarl ©manuel bon ©abo^en untcmal^m. Sroed berfelben mar nic^t, wie ber S3f. annimmt, ber SBunfc^, 9?ä^ere§ über ©aöo^en unb ben Sortgang be§ Sriege§ in 5ßiemont 5U erfal^ren, fonbem, nad^ beS alteren Stn^alt eigenen SBorten, praftifc^e SluSbilbung feinet @ol)ne^ im SBaffenl^anbmerf, görberung ber ebangelifc^en ^Religion in S^oücn unb ber Serfuc^, aui^ ber Pflege fd^on früher angcfnüpfter 93eiie^ungen ju ©abo^en 9?u^en für fic^, feinen ©ot)n unb bie Union ju jie^en. Den abgcbrucften wichtigeren 9Iftenftüdfen fc^idft ber Sf. eine Sn^alt^^ überfid^t öorauS ; fet|r erf c^merenb mirft eS beim Sefen, baß er biefen beiben ?lbfd^nitten befonbere 9lnmer!ungen juert^eilt ^at. Der ^aupt«

32*

500 2itcrQtuv6erid)t.

tpert^ ber ©c^rift liegt in bcr niitgetl^eiUen Snftruttion 9ln^alt'§ an Solana unb in bcn ©riefen ®I)riftian'§ 11. an feinen äJoter; beibc geben über ben ^eilbronner Union§tag üon 1617, über S5efc^affen= l^eit unb ©tärfe ber faöo^ifd^en Gruppen, ben Verlauf beö gelbjuge§ (auguft big September 1617) jroifc^en Sfarl (Smanuel unb 5Pebro öon 2:olebo unb ben l^öglid^en Qi^arafter be^ @ö(bnerfü^rerg @mft t). SRanöfelb Stuöfunft. Sn ben Siteraturongaben üermi^t SRef. ben ^inroeii^ auf ®onjenbac^'§ ®rla4 unb SReufe' SDfani^felb. 9?ic^t red^t crftd^tlic^ ift eö, marum ber SJf. geringe Ungenauigfciten be§ fran:= jöfifd^en Ieyte§ ber ©riefe, mie avec de(8) raisons, un(e) heure u. f. m. öerbeffert, fc^mierigere ©rflörungen mie mon scope [= axoncg] bagegen unterlägt. Mandioit (8. 20) ift nic^t mit mangeait, fon- bem mit mendiait ju erflören, accourir les journees nid^t mit commencer }u beuten, fonbem accourcir 1. j. ju lefen. Der faüoQifd^e (Sefanbte ©ianbra mar 1617 beim @c^(uffe bei^ Uniong- tageg nod^ nid^t in $eiIbronn anrcefenb; mit votre fidele Achates (@. 15) ift nid^t 9lc^atiu8 ö. SDo^na, fonbem ber treue ©efö^rte beS äneaS (Verg. Aen. I 178) unb im übertragenen ©inne eben bcr Begleiter unb öäterlic^e greunb S^riftian'ö ü., alfo Sl^riftopl^ ö. SDol^na gemeint. Irofe biefer unb anberer ben 9lnfänger öcr- ratftenben Serfel^en fann bie 9lb^anblung al§ eine fleißige unb ge- fc^idte Arbeit unb alS ein nic^t unmid^tiger ©eitrag jur ©orgefd^ic^te be§ S)rei6igiö^rigen Sfriegei^ bejeid^net merben. J. Krebs.

Unterfuc^ungen über bie @d)(Qd)t bei fiü^en (16. 9'ioü. 1632). gnaugural- 3)iffertation Don ^ermann ^iemar. ^Harburg [3)ru(f üon fi. 3)ött in Äaffcl]. 1890.

W\i ftrenger, aber nur ju geredeter ^itif menbet fic^ biefe au^ ber tüd^tigen ©d^ule öon 9H. Senj bcröorgegangene Srftling^arbeit be§ S3f. tjor allem gegen ©uftaö SDro^fen, roeld^er mit bem Slnfpruc^, befonberS burd^ feine 9Het^obe ju intereffiren , befanntlid^ über ben nämlid^en ®egenftanb eine auSfül^rlic^e Unterfuc^ung veröffentlicht ^at (Sorfc^. j. beutfc^en @efc^. 6, 69 f.). 5)iemar jeigt junäc^ft ein= ge^enb, mie überaui^ problematifc^ bie fritifd^e SWet^obe beg jüngeren S)ro9fen ift, roie vielmehr ^^perfritif unb Mfritif fid^ in feltfamer SBeife bei i^m gemifd^t finben. ©d^on in bcr cigentl^ümlic^en „Siang- orbnung", bie le^terer ben DucUen gegeben unb nac^ ber er über fie aburtl^cilt, fietjt jener einen metl^obifc^en ©runbfel^Ier feiner STrbcit unb betont mit SRec^t bie 9?ot^n)enbigfeit, unbeeinfJugt burd^ bloß

8cf)(ac4t bei fiü(en. 501

äußere SKerfmoIe, bie boc^ nicmotö für bic SBert^fc^ä^ung öon @c* fc^ic^tSquellen genügen tonnen, jebe einjelne berfelben „mit nid^tö alS SBa^rl^aftigfeit auf i^re SBal)rt|eit ju prüfen". Unb bei biefer betait lirten Unterfuc^ung bedt er bann bie Soreingenommenl^cit auf, burc^ meldte ®. Sro^fen ftc^ unb feine Sefer irregefül^rt l^at. Sticht, ba§ nic^t auc^ 5). eine ©ic^tung unb Drbnung ber Duellen nad^ beftimmten for« malen ©efic^tSpunften üon üorn{)erein für jmecfbienlic^ ^ält; fd^on bie beffere Überfielt läßt i^m folc^e fel^r rät^Iid^ erfc^einen. StUein, roäl^renb er ^iebei boc^ an ficb einem rationelleren (Sint^eilungi^princip folgt unb feine baburd^ erhielten ^bt^eilungeu noc^ einmal, in^befonbere nac^ bem Don S)ro9fen üentac^löffigten ^auptprincip , nac^ bem ®tanb^ punft ber 5ßartei, ber fat^olifd^en unb ber eöangelifc^en, ber SJcric^t« erftattcr jroeit^eilt unb „quer burc^fc^neibet", mamt er anbrerfeitS, ben SBert^ biefer öerfc^iebenen DucHen üor ber genauen Prüfung i^re§ 3nl)altd beftimmen ju motten. Unb nic^t meniger treffenb fügt er f)inju, baß ein abfc^ließenbeö Urtl^eil überhaupt erft, nod^bem mir fie atte geprüft, gemonnen merben fönne.

"^i^nlid^, mie ic^ felber e$ in einer anberen mic^tigen ^iftorifd^en grage jur ©efd^ic^te be§ 5)reißigiä^rigen ^iegci^ im ©egenfa^ ju Dro^fcn getrau l^abe aud^ jene B^^eit^^ilung ^abe id^ im gleichen ©egcnfa^ ftreng burc^gefü^rt , l^anbelt unfcr Sf. juerft über bie me^r ober weniger offijietten ©riefe unb ^Rapporte, meldte bem großen Greigni§ gelten, um fid^ nac^^er ben für bic Dffentlic^feit beftimmten 3)rudFberi(^ten , jumal ben glugf d^riften , unb barauf ben Slufjeid^s nungen me^r perfönlic^en G^araher^, ben SDenfmürbigfeiten juju* roenben. 5)ie öorliegenbe Strbeit fommt leiber über bie Sefpre^ung ber erfteren Sategorie, ber freilid^ bei meitem mid^tigften, nod^ nic^t ^inauS. ®afür aber bejeugt fie auc^ neben Dotter ®rünblid^feit einen ©d^arffinn, bem mir unmittelbar fd^on fe^r bemerfenSmert^e SRefultatc ber Duettenfritif öerbanfen.

Sie einfc^lägigen ©c^lad^tberic^te merben paartoeife, b. 1^. pro^ teftantifc^e unb fat^olifd^e ber Steige nad^, mieberum in befonbere ©nippen get^eilt. I unb 11 . enthalten b^mnad^ bie frü^eften unb unmittelbarften, mobei bennoc^ bie eigene ^lugenjeugenfc^aft unb per* fönlic^e 2f)eilna^me ber 93eric^terftatter, menn folc^e gleid^ öor^errfc^t, nic^t al§ unbebingteg (£rforbemi§ erfc^eint, ba auc^ 3Kitt^eilungen 9?a]^eftel)enber, bie fid^ auf fofortige münblic^e eingaben öon ^tugen^* jeugen grünben, alfo SKitt^eilungen au§ jmeiter $anb l)ier in ©c* tra^t fommen unb rec^t mertl^Dott fein fönnen. @tammt bod^ atö^

502 l^iteraturberic^t.

bolb bcr erfte ©erlebt, bcn 3). anfül^rt unb bcn er atö ben frü^cftcn t)on aQen begeic^net, auiS ber gebet einei^ unterrichteten äßanne^ in ber 9?ad^barf^aft, ber „bie ©d^Iad^t nid^t mitgemacht l^ot", be§ ®rafen t>. ©ranbenftcin (©. 13). in unb IV bringen Seric^te öon ent- fernteren Drten, bementfprec^eub aud^ öon fpäterem SDotum, immer- l^in aber noc^ gang unter bem frifc^en (Sinbrucf ber Sreigniffe ge^^ fc^rieben. @^ ift f(ar, bag bei itinen bie ^ugcngeugenfc^aft me^r unb mel^r gurüdtritt, ma^ inbed auc^ l^ier noc^ feine^megS einen ^ö^eren SSert^grab au^^ufd^liegen brandet. @^ fommt nur auf gmeierlei, auf bie Sut^entigität ber urfprüngltd^en ©emöl^rSmänner unb auf bie 3uöerläffigfeit ber SBiebergabe an. Über atten 3^^ifc^ ergaben ift beibei^ jum minbeften in 93ejug auf ben ©erid^t be§ SRefibenten ^aQenud in @tralfunb an ben fc^mebifd^en äieic^Srat^, ber ftc^ in bün« bigfter gorm auf bie übereinftimmenben , mal^rl^aften Srgäl^Iungen eine§ fc^mebifd^en Sieutenanti^ unb eined finnifd^en gä^nric^i^ beruft (©. 47 f.). aSon fat^olifc^er (Seite f daliegt ftcft bem ber ©rief be^ 9}id^taugenjeugeu S^fbmarfc^all^ ®aü.a^, meld^er fic^ üornel^mlic^ auf feinen ^ameraben ^olt, „SBattenftein'S redete ^onb", ftüjjt, mürbig an (©. 55 f.). Übrigen^ mirb aud^ für biefe jmeite Sotegorie noc^ ein fe^r beac^tenSmert^er unmittelbarer Augenzeugen «93eric^t, bad (Schreiben bei^ Dom @d^lad^tfelbe gu feinem Slegiment in $reugen jurücBe^renben fd^mebifc^en Dberften gleetmoob au§ Stettin angefü{)rt (©. 49 f.). V unb VI finb eigentlich nur weitere 2lui^fü^rungen ber oben genannten ®attung, unb ic^ öerfte^e nic^t red^t, marum bie bort befprod^enen Stationen getrennt loorben finb üon III unb IV. SebcnfaHg ift baS nur be^^olb gefd^etien, meil biefe SRelationen, erft au§ Slufträgen öon SSorgefeljtcn hervorgegangen, mit i^nen jufammen gleic^fam mieber befonbere ®ruppen bilben. ©o üome^mlid^ bie be^ rüt)mte SRelation be§ faiferlic^en ®eneraIquortiermeifter§ 2)eobati ober beffer, wie 3). jeigt, nac^ ©eobati an ben Saifer im Anfd^lug an SBaüenftein'§ Drbre unb ©eleitfc^reiben (©. 61 f.). VH unb VIII, fc^liefeüc^ IX unb X geben 93eifpiele ber fic^ immer weiter üer= jtoeigcnben 93erid^terftattung , unb auc^ biefe bciben Kategorien pnb einanbcr nal^e öerroanbt. SBcnigfteng ift ber Unterfd^ieb jmifc^cn ©ammfung unb Stompilation Don aller()anb beigebrachten ©eric^ten, ber für bie eine unb bie anbcre mafegebenb fein mürbe, nic^t immer ftreng aufrecht ju ertialten, mie namentlich au$ ber SuiSfü^rung auf ©. 75 erhellt. Stufeerbem ift freiließ noc^, mie S). bemerft, ju bc* ri-rfiic^tigen, ha^ bie Kompilation, bie fid^ in ber le^tgenannten

©(^lac^t h^ fiü^en. 508

Jiatcöoric barftcHt, unb av^ ber e^ einen l^iftorifd^ braud^barcn Sern mit Suffinbung ber bofelbft benu^ten DriginalqueOen l^eraudjufc^ölen gilt, t^eilroeife bereits unmittelbar in gebmdften Säerfen, mic 5. ©. ben ongeblid^en SWemoiren SHic^elieu'g, jum StuSbrudt fommt, ober mie bieS mit gemiffen gufammengetragenen fpanifd^en Slelationen ber SaQ, übernommen unb auSgefc^rieben morben ift in ^ublifotionen mie bem Swedish Intelligencer ober ben Annales Ferdinande! beS ©rafen ff^eöenl^iaer (©. 89 f.). 3)amit ift benn auc^ ber Über* gong ju ben eigentlichen SDrucfberid^ten, meiere ber S3f. in ber ^oxU fe^ung bel^onbeln mirb, gegeben.

Su§ ber Unterfud^ung ber einjelnen Duetten, bie ben ]§ier ers^ mäl^nten ®ruppcn eingereil^t finb, fei nur nod^ furj alSv bef onberS mert^tjott l^erüorgel^oben, maS ®. über beS töniglid^en ©efretärS ©d^mottenberg ©erid^t an gclbmarfd^att ^orn (@. 18 f.) beibringt unb mie er bie S^^ntitöt beSfelben mit ber „Erfurter SRelation" ju erhörten Derfuc^t ^at. @r fe^t l^iermit jugleid^ bie festere in i^r 9led^t a{§ eineS ^oc^bebeutfamen ©d^Iac^tenberid^tS, melc^eS SDroQjen buri^ fe^r äufeerlic^e 9luSftettungen ju erfc^üttem öermeint l^atte, mieber ein. Unb nid^t roeniger öerfte^t er e§, ber beraubten 5ßfeubo« fritif gegenüber ben fatl^oüfd^en ^auptberic^t, ben S)eobati*fc^en, }u re^abilitiren. ®r mac^t eS ^öc^ft ma^rfd^einlid^, ba§ bie ©ntfiettungen, bie freiließ in Ie|jterem öorfommen, nic^t bem urfprünglic^en Mutor, fonbem einer Jtorrumpirung feiner ©rjöl^Iung burc^ bie ^anb beS ©c^reiberS jur Saft fatten, unb ift i^m eine wichtige Slufgabe, ben lejt ju reinigen (©. 69 f.). '^f)xe^ ©c^arffinneS megen Der* bient aud^ bie gcftfteUung beS in jenen fog. SKemoiren 5Ric^elieu*S mitgetf)eilten ©d^(ac^tenbericf)teS, alS Don bem franjöfifd^en jtammer« junfer 0. 3:ruc^fe6 l^crrü^renb, lobenbe Srnjä^nung (©. 85 f.) ').

^) 9?ur Sinjelned ^ätte tc^ auSjuie^en. ^ie ^ermut^ung, bag bie Relatio unb bie Doraudgeid)i(fte @rj^ä^(ung in bem fog. Sla^eburger Diarium auÄ bem ^eere be^ 4)eriog8 üon fiüneburg ftammen, ift ebenfo roenig be* grünbet roorben, atö bie ^e^auptung, bag bie fämmtHc^en 6c^Ia(^tbencf)te ber Xorgau^^Jieifenifdjen Cuellenfategorie gang minberroertl^ig feien (@. 72). 3)cr S3f. macftt biefe ©emertung im ©inbücf auf bie ter^ältniSmäfeig grofec Wolle, roel(^e beibe 53cn(i)te ^o^pcn^eim bur(ft fein Eingreifen in bie ©c^Iac^t fpielen laffen. Unb im üorau^ ^at er bereits auc^ S)rü9fen loiberfproc^en, ba6 ^appen^eim erft im SSerlauf beS ÄampfeS auf bem 8(i)Ia(i)tfelb ein? getroffen fein unb bem ®cfe(t)t eine neue 3Benbung gegeben ^aben foUte einen 28iberf|)ni(^ , beffen SBeredjtiguug ic^ an fic^ umforoeniger bcftrciten

504 fiiteraturberic^t.

9Hit ©pannung bürfen roir ber SoHenbung bcr 5).'fc^en ©tubien über bic Sd^lac^t bei Sü^en cntgegenfe^en. Unb follte mic^ freuen, ipenn id^ burc^ S3eröffentli(ftung ber ^ollänbifd^en ©efanbifc^aftS- berichte, bie ic^ üor Dielen Salären im SReic^Sarc^iö im §aag nac^ bem Original abgefd^rieben ^abe, bem macferen gorfd^er no(ft nac^* träglid^ einen Meinen Beitrag liefern fönnte. Seruft fic^ unfer SJes= ric^tcrftatter , ber nieberlänbifd^e 5Refibent Sari ö. Sracau in S)öne' marf, bod^ auf eine Steige üon äRitt^eitungen, meiere i(|m perfönlic^ jugefommen maren, u. a. neben einer rec^t intereffanten birehen Eingabe üon ©eite König S^riftian^§ IV. auf folc^e bes^ fgl. fc^roe^

roiH, als i(^ in eigenen 3)arftcIIun9cn (f. meinen ®uftat) ?lboIfs unb meinen ^appen^im^^lrtifel in bcr «ttgcm. 3)eutfd)en ©iogro^^te 10, 209; 25, 157) bic §lnfi(^t ton ^o^pcn^cim'ö ,,rc(fttüeitigcm" @rid)eincn ücrtrctcn ^attc. 2)a aber ^icmar in bcr Dorliegcnbcn $lb^anb(ung ^ufäQig gcrabc in ^cpg auf ^appcnl^ctm ©tedcn aud bcn obencrmö^ntcn 93cnd)ten unb überhaupt bloß folc^c citirt, bic bcr gcgcntl)eiligcn ^Infic^t 3)roi)fen'd 5Sorfd)ub leiftcn fönr.tcn, fo loärc loüftl aud) ^icr fc^on eine ©egrünbung i^rcr ©cringnjcrt^igfcit am ^la^e gerocfcn (f. 3. 4, 6. 72 9lnm. 4). :3)a6, mic ber ^l @. 63 mit (ööltl annimmt, Äaifcr Serbinanb bem gcäcfjtctcn Äurfürften üon ber ^-l^fafj, bem SSinterfönig griebricft, bcn Zoh beS ©(^mebcnfiJnigS brieflich angezeigt ^abc, bebürftc cbenfaüS bcS 33emeife§; bis baf)in ift eS gan^^ unglaubroürbig. ©üllte bei bem D. Palatino nic^t öiclmel^r regni Hungariae ju ergänzen fein? ©tmaS fü^n f(^eint mir ferner bic ©c^auptung, ha^ bcr föniglidjc ©cfretär fiarS QJnibbc, ton bem mir glcicftfaÜS einen 99ericbt befijcn, auS- fcbücBlid) fc^mebifc^ gefd)riebcn f)abt, unter ^cjugnatimc baiauf, bai baS oon il^m unterücidjnctc 6tücfl)olmer SRcicftSrat^Sprotofott Dom 10./20. 3)c^cmber 1629 in biefcr 3piacf)e abgefaßt fei, mö^renb anbcrc ©cfretäre „biefe ^ro* tofüflc g. Z\). beutld) führten" (©. 42). Sclbft mcnn 2)iemar 9te(i)t ^ätte inbeS finb nac^ ^luSmeiS ber ^übcrg'ic^cn (Jbition bie 9?eicftSrat^öprototoIIe, fomcit id) [e^e, burc^meg fdjmcbiid) gcfcftrieben, fo fÖnnte bamit boc^ nid)tS bcioicfen roerbcn. ®leid)üie(, ob bie im Arkiv tili upplysning . . . gebrudt öorlicgcnben ^Relationen ÖJrubbe^S fämmtlid) in feiner SJ^uttcrfpracftc ocrfaßt finb ba6 er be§ ^cutfd)en bennoc^ jur ©enüge mächtig mar unb audj bcutfdj ju fc^reiben ocrmod)te, jeigt nidjt allein xfyc Sn^alt, fonbem mc^jr nod) ber Umftanb, bafe, roic mir bie unmittelbare ©infidit in bie Originalien beS fc^ioebifdjcn 9JcicftSar(^io§ beroiefen, fein Äönig gerabe i^n jum 3)e(^iffreur für bcn mic^tigftcn X^cil bcr \)on auBcn cinlaufenbcn , gan^ ober t^citiDcife in äiffeni gej(^ricbenen beutfdjen ^orrefponbcnj beftimmt ^attc. 3)aju f. je|?t, in Srmer'S ncuefter 'ißublifation (3, 45), ÖJrubbc'S bcutfc^cS Original» fc^veibcn.

1632. 1633. 505

bifd^en ©efretörä ®rubbc. ^laij 3).*§ ©tntl^citunö mürben bicfe 93c» richte, bic id^ nid^t ^öl^cr ftclle, fic gcftettt ju werben öerbienen, feiner 5Rubri! 9?r. VII (ügl. @. 70) ^ujuroeifcn fein.

Karl Wittich.

^ie @)efec^te bei ©teinau an ber Ober dorn 29. ^uguft bid 4. September 1632. 5)a« treffen bei ©teinau an ber Ober am 11. Oftober 1633. ©ine friegdgefc^ic^tlic^e Untei-fuc^ung Don %. Säglift^beif. »erlin, @. @. Mittler & 6o§n. 1889.

SWit großer ©orgfolt unb anertennenSmert^er {)iftorifd^er ftritil l^at ber S3f. alle^ i^m jugöngUd^e Sßaterial in SSe^ug auf bie ^ier genannten 93egeben^eiten jufammcngcfteHt, untcrfud^t unb bie 5RefuItatc feiner Unterfuc^ung in lic^töollcr 3Beife üorgetragen. 6r felber rechnet jene nid^t ju ben bcbeutenbcrcn ©reigniffen be§ 5)rei§igiö^rigen JhiegcÄ; inbeS bie 93ered^tigung, fie eingebenb ju fc^ilbem, wirb i^m auc^ abgcfe^en üon feinem näd^ften Semcggrunb , „ein ©teind^en }u bem ftoljen 95au einer ©efc^id^te aller 3elbjüge beS branbenburgifd^^preugi« fd^pn ^eereS" beitragen ju motten mol^t niemanb abfprcc^en. 5)ic ©efec^tc bei ©teinau üon 1632 unb 1633 finb für ben fplgenfd^meren Äampf um ben 95efi^ @c^tefien§ jroifd^en ben ©c^meben unb il^rcn SSerbünbeten einerfcit§ unb ben Sfaiferlic^cn anbrerfeiti^ bod^ immer an fic^ felbft belangreich genug, unb fic finb umfome^r, ati^ fic jugteic^ Seiträge jur ©eurt^eitung ber namtiaftcften Sfrieg^mönner jener 3eit, bort 9tmim'ö unb ^ier SBattcnftcin'ö, tiefem. 3)em furföd^fifd^en getbmarfc^aK $an§ @corg ö. 9trnim gcbül^rt in erftcr Sinie ba§ Ser« bicnft, cbenfo mit SSorpc^t mic burd^ Umfielt, burc^ ben ^auptangriff im rid^tigen 9Homcnt bie cntfd^cibenbe SBcnbung in ben Sämpfen öom ©pötfommcr 1632 l^crbcigcfü^rt ju ]§aben (f. befonberi^ ©. 21/2, ©. 27). läglid^Sbcrf l^at mö^renb feiner 2lui^arbeitung mol^t noc^ nict)t bie gro§c ^ublifation Srmer'ö (,,bic 93cr^anblungen ©d^mebenS unb feiner SSerbünbeten mit SBaüenftcin unb bem Jtaifer") cinge^enbcr benu^en f önncn ; f onft ^ötte er für feine eigene günftige Seurt^citung arnim'i^ fic^ mit öotlem 9tec^t auf ba§ fönigtic^e Sob ©uftaü 9tboIf 3 berufen bürfcn, bad bem noc^ fur^ üort)er fo arg Derbäc^tigten unb öericumbcten fäc^fifc^cn ^ccrfü^rcr auf bie ffiunbe öon bem ©ieg bei ©teinau gejoltt mürbe (f. bafelbft 1, 269 f.). ®r leugnet nic^t, baß ^mini'S ^riegfül^rung Dielleic^t ,,etma^ ju metl^obifc^ unb Dorfic^tig" gemefen; attein ben aud^ tro^ biefeö ©iegci^ nod^ fortgefe^ten 9tns ftagen feiner ©cgner auf fc^mcbifc^er ©eite miberfpric^t er aW

506 Siteratiirberic^t.

fad^funbigcr 3KiIitär in überjeugcnbcr 3Beife (löglid^öbcrf ©. 28 Stnm. 3).

Unb ntc^t unmittelbar burd^ ^mtm'i^ @ci^ulb gingen ein ^df)x fpäter bie grüc^te beS ©iege§ mieber öerloren. Da§ treffen bei ©teinau am 11. Dftober 1633 brachte ben öerbünbetcn $eeren eine Siieberloge, bie ber jum ©c^u^e Jhirfad&fenS pIö^Hc^ auä ©c^Ieficn abberufene, nunmel^rige (SeneraHieutenant ?lrnim nid^t mel^r ju ber« pten öermod^te. 3n bem großen ftrategifd^en 3"fflJWJncn]^ang aber, in welchem fte^t , banf feiner f orgfamen Vorbereitung , bejeic^net biefeö treffen lein geringe^ SRul^megblatt in S33aIIenflein*§ gelbl^errn^s gefd^ic^te, mä^renb fein bamaKge^ poIitifd^e§ Verhalten i^m freiließ immer attgemeiner ben 9hif ber Ireulofigfcit jujog. 9luf ben l^ier angebeuteten weiteren 3wfQninif^^fl"Ö Ö^^* 2:. jebod^ nic^t ein, ba i^ni, mie bei bem erften, fo aud^ bei bief cm jmeiten treffen bloß auf bie Stiarlegung ber müitörifc^en SSer^ältniffe unb, mit mög« lic^fter ©efc^ränfung auf boö eigcntlid^e ®efed^tgfelb, üormiegenb nur auf bie greftftellung ber taftifcben Operationen anfam.

©0 ^at er benn aud^ nodg befonbere ©tubien über ben „3"ftonb beö ®elänbei^", ber ®egenb um ©tcinau mö^renb be§ Sreigigiöl^rigcn ^iegeö gemad^t (©. 3. 30). ©o ^at er namentlich für beibe treffen umfaffenbe Unterfud^ungen über ©tdrfe unb S^f^mmenfe^ung ber berbünbeten, mie ber faiferlic^en Iruppen angefteHt, mobei nur ®förer^§ Suc^ über ©uftaö Slbolf af§ OueHe unberüdfic^tigt l^ötte bleiben fönnen (©. 6 f.; 31 f.). SKerfmürbig, mie bod^ beibe SKale, 1632 auf ber faiferlic^en unb 1633 auf ber fc^mebifd^en ©eite, bie Unfäl^igfeit ber näc^ftbet^ei (igten Gruppenführer bie Stieberlage ber* felben noc^ bcfc^Ieunigte unb öerfc^örfte. 3m erften gatte mar ber met)r al§ fiebjigjäl^rige faiferlic^e ©eneral ®raf SKarrabai^ ber Auf- gabe, in SBattenftein^S Slbmefen^eit bie brol^cnbe SPataftropl^e ab^ ober aufjul^alten, fo menig gemad^fen, mie im smeiten goHc ber alte ®raf J^um aU fd^mebifc^er ©eneral in 9lrnim'§ 2tbmefen{)cit ber cnt* fprec^enben 2tufgabe gerecht ju roerben im ©tanbc mar. SJiarraboö' unglürfüd^e 5ßofition in jenem galle läßt ben SSf. mamenb bemerfen : „3)a§ Seifpiel ber Äaif erliefen bemeift rec^t flar, meieren geringen SWu^cn ©tettungcn gemä^ren, bie öor bie^auptüertl}eibigungSlinie öor^ gefc^oben finb" (©. 22). ®Ieic^mo^I l)at Zi)\xm fic^ noc^ alg bei meitem unfähiger, ja al§ in jeber $)inft(^t lur^^fid^tig , nac^Iöffig, t^öric^t er* miefen. Unb ba^ SSerf)öngni^ moUte in biefem gaUe, baß ber i^m beigegebene fc^mebifd^e Cbcrft ®uüaH, ber fic^ in bem erften treffen

gclbaug Don 1809. 507

bei @tetnau, menn anä) feinem S^arolter nac^ allju ungeftüm, bod^ jmeifeHod atö tapferer unb erfolgreicher Slngreifer gejeigt \)atic, nid^t mel^r ©tanb ^ielt, fonbern jejjt ebenfattS eine jämmerliche SRofle fpicite. SKit 93ejug auf i^n n?ie auf 2^urn faßt 3:. fein IXrt^eil über bie jroeitc Äataftropl^e , bie ben ©eminn ber erften jerftörte, in bie SBortc ^u* fammen: ,,£eic^tfinn unb UnDerftanb ber gü^ter l^atten bai^ Unglüd k)erfcl^ulbet, S^igl^eit unb S^aralterfc^möd^e liegen bie 9{ieberlage DöOig auSnu^en" (©. 44). SlnbrerfeitS üergifet er boc^ oud^ nic^t, ^eröor« ju^eben, baß 3Battenftein'^ unblutiger (Sieg «Don minbefteng fünf« fad^er Übetmoc^t" errungen mar (©. 45).

^m 9lnf)ang merben bann nod^ ja^treic^e militörifc^e @d^reiben, bie fic^ auf bie beiben (Sreigniffe bejie^en unb Don benen natürüd^ bie ber bet^eiligten gelbl^erren bie mic^tigften finb, au§ ben Slrc^iöen ju S)reSben, 93erlin, ©tocf^olm unb SBien, auc^ ein red^t intereffanteS avi^ ©teinau beigebracht. S)iefer ?ln^ang entl^ält (S. 98 f.) oud^ eine bereite im Saläre 1633 gebrudttc SSert^eibigungöfd^rift S^urn'^, bercn angaben unfercm Sf. inbe^ mieber^olt fel^r oerböd^tig erfd^einen, unb ber man bie Mbfic^t be§ ®rafen, fic^ rein ju mafd^en, nur attjufe^r anmerft. ©ie bilbet ein mürbigei^ ©cgenftüdt ju beffen befanntcr SDefenfioni^fc^rift öon 1636, meiere ^aßmic^ (§einr. aWatt^. J^urn atö Qenqt im ^rojeg SBaHenftein @. 1 f.) öon neuem abgebrudft l^at. Karl Wittich.

^"ä^erjog Sodann ton Ofteneitft im (Jelbjuge üon 1809. 3Wit 53es nu^ung ber Don i^m f)interlaf{enen Elften unb ^uf jeid)nungen, amtlichen unb ^ribattorrefponben^en bargeftedt Don |^. b. 3ttiebineif»£äbeniorfl. Q^raj, @ti)ria. 1892.

S)ie fc^on e^ebem überreid^e Siteratur über ben ffxieg Öfter* reic^ö gegen granfreid^ im ^af)xe 1809*), fürjlic^ noc^ ücrmc^rt burc^ ben 2. 99anb üon g. SBert^eimer'§ „®efc^id^te Öfterreic^g unb Ungarns im erften ^atir^e^nt be§ 19. 3a^r^unbert§" (Ceipjig 1890), ift nun« me^r burd^ ein neueö intereffanteS SBerf bereichert morben, beffen aSerfaffer fic^ jur Slufgabe geftellt ^at, auf ®runb ^interlaffencr Siftcn, Slufjeic^nungen unb amtlichen mie ^riüatforrefponbenjen bie militärifd^e 2^ätigfeit be§ (£rj^erjog§ 3o^ann im gelbjuge üon 1809 nochmals, befonber§ jur SBiberlegung ber Don SBert^eimer neuer«

') S3gl. baS SSerjeicfimS ber 28erfe bei: g. Sauer^ering, bie ©ntftc^ung beS griebenö ju Sc^önbrunn im Sa^rc 1809. fieip^ig 1890.

508 filteroturbcric^t.

bing§ mieber üorgebrad^teu Behauptungen, einer cnbgültigen fritifc^en ©eurt^eilung ju unterbieten.

Scnu^t ift äur ?)arfteDung auger bem bereite beröffentlic^ten 3KateriaI bie eigene ,,ßeben§befd^reibung" be§ ©r^l^erjogS Sol^ann (ögl. Stn^ang 2, 217—245), bie biefer in feinen legten Sebcni?* jal^ren borbereitet l^at; biefelbe reicht boni 27. SRai bi§ 14. S^H 1809 unb befte^t au§ furjen, regeftenartigen 9tu§jügen av^ ben }u biefem S^ecfe gefammelten Slftenftücfen, Sriefen unb lagebuc^« blöttern, bie bem SKanuffript in Original eingefügt finb. 3ür bo§ 3a{)r 1809 ini^befonbere ftü^t fic^ ber SSerfaffer auf ba^ bereite bon ^orma^r in „S)a§ ^eer üon Snneröfterreic^ unter ben 93efe^lcn be§ @t$l)er5ogg 3o^ann im Kriege 1809" (Seipjig 1817) grö6tentt)eil§ mörtlic^ benu^te , bei ben Elften liegenbe OTanuffript auö bem Sa^re 1810.

Über bie ©d^Iad^t bei SRaab mirb junäc^ft ein 9lbfd^nitt au^ ben 2eben§erinnerungen be§ ®eneral§ ®tting§l^aufen niitgctt)eilt, ber für bie (Sefed^te am 12. unb 13. ^uni reid^eö SJJaterial bietet unb bemeift, baß ©rjbcr^og Sodann fd)on in Set fid^ entfc^Ioffen tiatte, auf feinen gatt boriüört§ bon 9Jaab eine ©c^Iad^t anjune^men, unb baß er bie 5ßofition auf ben ©sanafer SBeinbergen, bereu Semac^= löffigung \i)m jur Saft gelegt n)urbe, be§^alb nid)t berücffic^tigt l^attc, um nid^t im ©üben ber Serge umgangen unb baburd^ üon ber SJücf- jugSlinie abgebrangt ju merben. Über bie ©d^Iad^t bei ^aab am 14, 3wni merben jmei Criginalberirf)te bei 3i^if^inf*'Süben^orft ^um erften SRol üeröffentlid^t : ein Sageöberic^t bom 15. 3uni 1809 unb ber Bericht be§ Srj^erjogg Sodann an ben ®eneraliffimu§, K'rjt)erjog Äarl, au§ benen flar ^eröorgel^t, \>ai bie SJieberlage lebiglic^ beranlafet rourbe burc^ bie nid^t üoraus^gefe^ene, frü()jeitige gluckt bon 18 2)iüifionen ber ungarifcl)en 3"f"^^PWün§(abaHerie auf bem linfen glügel, bie, roie ber Sr^^er^og in feinem ^Berid^t fagt, bei bem erften S'anoncn* fc^ufe angriffen unb burd^ nid&te jum ©te^en gebracht roerben fonnten; baburd^ ipurbe ber .^eerfü^rer genött|igt, ben SRücFjug an^u* orbnen, um menigftenS l^inter if}nen bie ©trage nac^ Äomom ^u becfen. 2)a{5 gegen biefe Dom Srj^er^og unb bon anberen 93et^eiligten beftätigte gluckt ber S^furreftion^truppen SBertt)cimer bie 99el)auptung aufftetten tonnte, bie flie^enben 9tbtt)eilungcu feien gar nid^t auf bem ©cf)lac^tfelbe geipefen, foubern einzelne anrücfenbe 5)ibifionen Rotten, alö fie bie 9fiac^rid)t bon ber berlorenen ©c^Ioc^t erhielten, in einem

Selbiug öon 1809. 509

mögltc^ft fd^neUen diüd^ug über bie *iI;onQu Slettung ju ftnben ge? glaubt, ift ballet itic^t rec^t begreiflich.

3iQC^ bem Übergang ber franjöfifd^en Mrmee über bie S)onau mürbe Dorn öfterreid^ifc^en ©cneraliffimu^ bie ^eranjie^ung bei^ ÄorpS bc§ ©rjl^erjogg Sodann jur ©d^Iac^t befd^Ioffen; biefer erhielt bemgemäfe am 5. 3uli bie 9lufforbcx*ung ju einer für il^n bi^l^er nic^t borgefe^enen ober bcfproc^cnen 3Birffamfeit in bem Slugenblicfe, atö bie Sd^Iad^t bereitö, 60 km öon bem Stanborte feiner Iruppen ent« femt, i^ren Stnfang genommen t)atte. Sntfpredöenb ben erl^altenen SJefe^Ien mar Sr^^erjog So^^"" ^^^ ^cm 9Harc^feIb öorgerücft; boc^ afö er um 2 U^r in bem 20 km bon ®eutfd^=SBagram ent* femten ©d^önfelb eintraf, ^atte ®aüouft bereite ben linfen öfter* reid^ifdften 3IügeI unter SRofenberg jurücfgemorfen unb ftanb nun in bro^enber 5ßofition jmifd^en biefem unb bem (Srjl^erjog. ?tlg bann 3ot|ann um 5 Ul^r in Dbers©tebenbrunn anlangte, maren alle SSer* fuc^e, fid^ mit bem ©eneraliffimud in SScrbinbung ju fe^cn, um ©e« fe^Ie Don il^m ju erhalten, üergebUd^; benn ©rj^erjog Jlarl befanb fid^ gegen 9lbenb be^ ©c^Iac^ttageS auf ben ^'6^en öon ©tammeri^borf unb gab bort bie ?tnorbnungen für ben SRücf^ug ber 9{rmee nac^ 93öt|men.

?ln biefer ©teile fe^t nun 3^=®- mieber mit feiner Sritif ein, inbem er ber jahrelang bon ©efd^id^tfc^reibern bereitmiHig oufge« nommenen Snfid^t, bag bie 92ieberlage bon Sagram bem Sr^l^erjog Sodann jur Saft ju legen fei (infofern beffen angeblichem 3"fpät* fommen nic^t nur burc^ bie Cäffigfeit unb Snergielofigfeit, fonbern fogar burd^ SMangel an gutem SBillen bei bem $eerfül)rcr beranlafet fei), einige mid^tige publi^iftifc^e unb fad^mönnifc^e Urtl^eile in Driginal=9lftenftücfen entgegenftellt. ©d^liefelid^ citirt ber SSf. noc^ bie SBorte äß. b. «ngeli'i^ (auö beffen Sluffafe in ben „SWittfieilungen beö f. f. StrtegSard^ib^ ju SBien\ SBien 1881, 1, 71—103), beffen ©tanbpunft ber SSf., entgegen ber SlReinung SBert^eimer'S (ber baS SScr^alten be§ ®rj^erjog§ Sodann ofö ein burc^auS tabelngmert^ei^ bejeid^nen ju muffen glaubt), burdftauö bertritt. 9tuc^ er ift bei feiner Unterfuc^ung ber S^age ^u bem Stefultat gelangt, bag oer ^^^^^jog Sol^ann auf bem ©d^lac^tfelbe bon SBagram red^t^eitig nic^t eintreffen tonnte unb t>a^, menn biefe Unmögtic^feit jur Xf^aU fac^e gemorben märe, er am ®efd^idte ber ©d^lad^t nid^ti^ geänbert ^aben mürbe, ba 9^apoleon ba^ äorp^ bed ^rjtier^ogm ^ol^ann nic^t nur nid^t auger Setrad^t gelaffen, fonbern badfelbe fogar überfd^ö^t

510 fiiteraturbcricftt.

imb bemcntfprcc^cnb feinen redeten glügel auBcrorbentlicl^ öerftärft ^atte unb baju nod^ eine intaft gefialtene @c^lac^t«9{eferk)e bereit 6ielt, fo ba§ „ber (Srjl^crjog im günftiöften gälte bei früherem ©intrcffen bon überlegenen ffräften an bie 3Jtaxä) gebrängt unb bort berart feftge^alten morben märe, bog i^m jebe^ (Singreifen in boiJ ©cfc^icf beg lagcS tjätte unmöglich merben muffen; ja baß fogar fel^r roa^r- fd^einlic^ in bem S^^tpunfte, mo er über bie 3)lax(S) jurüdtgcmorfen morben märe, Slapoleon alle berfügbar geworbenen ^äfte gegen bie $)ouptarmee gcmenbet unb eine rofd^ere unb be^l^alb öerberblic^ere Verfolgung berfelben angeorbnet ^ätte."

S)q6 ci^ bem Srj^erjog Sol^ann tro^ ber fc^meren j)iieberlage bei SBagrom nid^t an 3}lntf) unb Hoffnung für bie Sw'uwft fehlte, bcmeift fein SSorfc^log in ber jmifd^en Jtaifer granj unb ben ®rj' ^erjögen am 18. Suli ju fforonc^ö abgetialtenen Sfonferenj, melc^er, entgegen ben 9?egociation§gcIüften 9Hetternic^'§ bal^in ging, baß man bie ffiampfe^paufe nac^ Gräften au§nü^en muffe, um nod^ Stblauf berfelben mit aller Dffenfiüe gegen Slapoleon borjuge^en. (9SgI. Sauerl^ering'S 9lb^anblung ©. 24 f.) 3Rit ©cenbigung be§ fJcIbjugcS 1809 mar e^ für ben (Srj^erjog Sodann mit ber gü^rung öfter:* reic^ifc^er $eere für immer ju ßnbe; er erhielt bei ber neuen STOilitär* Organifation bie Stellung alö @enerat®eniebireftor.

SBa§ einjctne ®efc^ic^t§f(ftreiber fd^on Dorbem bel^auptet, baß 3o^ann bon bem Sormurfe miHfürlic^er ©aumfeligfeit ober ^flic^t^* tiergcffen^eit bei feinen friegerifd^en Unternehmungen im Saläre 1809 freijufprcc^en fei, ijat 3^-=®- ""^ 9lftenftüdPen bemiefen unb jur unumftöfelid^en ©emife^eit crl^oben. F. Sauerhering.

$)ie 3ufaiiimcnfejung ber franjöfifc^en ^roüinjials^lrmeen im ßricge öon 1870/71. 58on l^ermann Äunj. »erlin, (S. @. gWittler. 1892.

3im ?lnfd^tu6 an neuere franjöfifc^e ^PublifationeH fuc^t ber SSf. bie ordre de bataille ber im Saufe be§ Äriege^ gebilbeten ^ßrobinjialarmeen feftjufteüen. SBie er felbft bemerft, ift eine ab* fd^liefeenbe Cöfung biefer ^tufgabe, fo lange bie Slrc^iöe he^ fran« 5Öfifrf)en Ärieg^minifterium§ nod^ nic^t ööÜig geöffnet finb, unmöglich; man muß ftc^ üor ber $anb begnügen, au§ ben miDerfpruc^SöoHen Angaben ber fran^öfifrfien Slutoren ba§ SBa^rfd^einlic^fte ju ermitteln. ®§ ift Jtun^ o^ne S^^eifel gelungen, mand^e SüdPen in unferer Stenntni§ ber fran^öfifc^en ^roöinsialtruppen ou§jufütten, mie ein SSergleid^ mit ben Siften be§ preufeifc^eu ©eneralftab^merfeg lel^rt;

ÄTicg üon 1870. Äonrab II. 511

in ber ^auptfad^e freilid^ ift bai^ Scrbicnft feiner ?ttbeit ein relatibe^ : fie jeigt, mie menig genaue^ mir über Sint^eilung unb ©tärfe ber neu formirten franjöfifcl^en ?lrmecforpö unb namentlid^ über i^re Artillerie roiffen. ^öd^ft mertl^üoH finb bie ?(ngaben, mann bie ein* jelncn neu aufgehobenen Jruppent^eile formirt morben finb; man erfiel^t barauS, toie üerfc^ieben bie 9lrmeeforp§ an innerer lüc^tigfeit unb g^Wö^it gemefen fein muffen. 3""^ ©d^Iug folgt eine Serec^* nung ber üon granfreid^ 1870 in'§ gelb geftettten äRannfc^aften unb eine Überfielt über Sertfieilung unb ©d^icffale ber neu gebilbeten SRegimenter. 3ebe eingel^enbere Unterfuc^ung über ben S^lbjug gegen bie republifanifc^e 9iegierung mirb bie üon ff. oufgefteHten Tabellen berücffic^tigen muffen. G. Roloff.

Unterfud^ungen sur ®efd)irf)tc Äaifer Äonrab'» II. .53on J. H. ipflugN ^arttung. Stuttgart, ?B. Äo^I^ammer. 1890.

®ie ©efürd^tung be§ SJf., feine ©c^rift merbe fid^ ju einer fc^mereu ?lnflage ber ^al^rbüc^er bei^ beutfd^en SReid^e^ unter ffonrabü. ge= ftalten, ^at ftd^ glüdflic^ertoeife nic^t erfüllt.

S)ie Slugfül^rungen über ben SBcrt)^ ber ©rjöl^Iung Slbemar'i^ ö. S^abanneö für bie 9lnfänge ffionrab'öll. möchte SRef. alS bie glücfßd^ften ber ganjen @d^rift bejeid^nen unb namentlich ber 93er« merfung eineg fpäteren ©eric^te^ über bie ©cfignation beS älteren Stonrab burd^ ^einric^ 11. juftimmen. ®ie 3»)^ ifrf über bie Sorgänge bei ber ßrönung @ifela*§ merben immer befte^en bleiben, ba gute Cluetten finb, bie ^ier öerfd^iebene JRac^rid^ten bieten. SRuboIf ®labcr'ä ®laubmürbigfeit fd^(ägt ber Sf. mo^I j^u ^oc^ an. SSenn biefer ©c^riftfteller in ber Sage mar, gkubmürbige 9?ad^ric^ten ju bieten, unb er bie^ nac^meiSbar bod^ nid)t überaU tl^ut, um fo fc^Iimmer; ba§ gerabe mac^t it|n un§ ^öd^ft berbäc^tig. S)a§ Stinerar ber erften Äomfa^rt ffonrab*§ fc^eint SRef. immer noc| naiverer Unterfuc^ung ju bebürfen. S)ie 5ßetition für ben ©ntbedter ber fc^mäbifd^en SReic^S* annalen fei ißrefelau unb SBattenbad^ jur ©erürffid^tigung beftenS empfohlen. SSöUig ;^uftimmen muffen mir bem Sf., menn er bie ©tellung SBipo'S ate eineö ^of^iftorifer§ ^erborl^ebt, beffen ^lad^^ richten mit SSorfid^t aufzunehmen feien. Sie auf ber 99afiö einer 9trbeit bci^SSf. in ber aRonati^fc^rift für r^einifc^^meftfölifc^e ®efc^ic^töforfc^ung S3b.3 beru^enben Srörterungen über ©rjbifc^of $oppo, @. ©imeon unb Irierer Urfunben bermögen bie c^ronologifc^en ©c^mierigfeiten in ben 3iad^ric^ten über bie SBaUfa^rt bc§ Irierer ©rjbifc^of^ fe^r anfd^aulic^

512 fiiteiQtuvOcrid)!.

ju mad^cn/ nic^t ober alle ©ebcnfen ju befeitigen. 3lucl^ ^icr mic in bcr ganjen ärbett richtet fid^ bic ^olenüf bcg S3f. im mcfcntlic^cn gegen Srefelou. 5)ie ftorf ()erüortretcnbe lenbenj, baS ?tnfc]^cn biefe§ berbienten gorfc^erS crfc^üttem ju motten, fann bem ru^ig urt^eitcnben gac^genoffen feinen ongenel^men ©inbrucf machen. E. Ausfeld.

^ie Summa cancellariae beg Sol^ann Don 92eumarft. Sine ^anb» fc^riftenunterjudjung über bie gormularbüc^er auÄ ber Äanjici ^aifer Äarr« IV. SBon Jean finlbi«. «crlin, Ttai^cx & mnUtt. 1891.

& ift ein eigent^üm!ic^e§ 3ufainnientreffen, ba§ ein feine^roegS an ber ^eerftrafee tiegenber ®egenftanb ber gorfc^ung ^u gleicher lieit Don 5tt)ei gorfd^em in benfbarft berfc^iebenem ©inne bct)anbett morben ift: ft\ «urbac^ i)at bie titerarifc^e Jbätigfeit öon ^axV^ TV. ftanjter au8 ben meiteften ®efic^t§punften im ^wf^nimenl^ang ber mobernen Jfutturentmidtetung in überou§ anregenben, geiftüolten 9tuf* fäfeen be^anbett (Eentratblatt für »ibtiottiefgroefen 8, 1891); 2. f^at fic^ bie befd^eibcne Stuf gäbe geftetit, über bie ©ntfte^ung bcö Sormutar* buc^g unb über ba§ SJer^ättniö ber ^anbfc^riften Sflarl^eit ju öer- fc^affen. ©eibe 9lrbeiten finb unabhängig öon einanber entftanben, unb bejeic^nenbermeife mürbe bie JJörberung ber einen burd^ bie anbere nid^t bebeutfam gemefen fein ; benn auö na^etiegenben ®rünben ^ot £. bie faft reife 3rud)t feiner gorfc^ungen, eine fritifc^e ausgäbe ber Summa cancellariae, nid^t gepflücft, unb nur fie ^ätte bem SDipIrJmatifer mie bem fiiternr^iftorifer mertüolten Srtrog gemährt. Unjmeifel^aft öerbient ber gleiß unb ©c^arffinn, mit mctc^em S. bier Sebaftionen ber ©ammlung burc^ Sergteic^ung üon fünfjel^n ^anbfc^riften unterfc^ieben, einen Stammbaum ber $)anbfd^riftcn auf* geftetlt ^at, atte§ Sob; aber man mirb faum fagen bürfen, bafe bie 3)fü^e be§ ^erou^geberS, menn nic^t 2. fetbft fic^ nac^ träglic^ bamit befaffen follte, mefenttic^ geringer gemorben fei. 6r mirb bod^ alte§ auf*§ neue fe!bftänbig prüfen muffen. Unb femer ift mo^I bon einem gemiffen 3ntereffe, ju erfahren, bo§ bie erfte Scbaftion an§ brei 3:^ei(en, einer ©ommtung bon 5ßribatbriefen bc§ Ä'an^^Ier^ unb iTaifer§, einer großen (Sammlung bon gormularen unb nod^ einer tteinen Sammlung bon ^ribatbriefen bon gol^ann bon DJeumarft jufammengefügt ift, baß er fe!bft noc^ eine jmeite über* fic^tlid^er angelegte SRebaftion ^crfletlte, eine britte bon einem Seamten ber faifert. Äan^Iei, eine bicrte bon einem 9?otar ber Dlmüjjer Sot- fc^aft§fanjlei ^ergefteltt mürbe, baß bie jmeite unb britte SReboftion

Äarl IV. ^Jiclanc^t^on. 513

in je ficben unb fünf ^onbfd^riften, bie erfte nur in einer (ber ®ör- lifeer), bie !e^te in jmei ^anbfc^riften *) erholten ift ®S ift ja aud^ ööUig begreiflid^, baß i{.'§ ©rftlinggfc^rift über bie crforberlid^e be* beutenbe Srbeitdieiftung nid^t ^inauSfam ju einer SBürbigung Don So^onn'g epoc^emad^enber ©teHung atö S3orIöufer§ be§ beutfc^en ^umani^mud ; DieQeic^t mug auc^ erft eine fritifd^e ^luiSgabe Dor^: Hegen, el^ man baran gef)en fann, ©til unb ©eift fcincS gormet buc^S burc^ SSergleid^ung mit früheren unb fpäteren Ceiftungen ber Jtanjiei in'§ rechte Cid^t ju fleHen: trofc ail biefer 3"9ff*önbniffc fommt man nic^t PöUig über ben unbefriebigenben Sinbrud ber forg- faltigen Slrbeit l^inauö. äRöc^te £. üergönnt fein, fie burc^ eine fritifd^e 9tu§gabe ber Summa cancellariae jn ergänjen.

Karl Wenck.

Melanthoniana paedagogica. @ine ^gön^ung ju i>tn Werfen ^e« (anc^tl^on'd im Corpus Reformatorum. ^on $t. ;|^artfelber. fieipjig, 5:au(^m6. 1892.

SBie §artfelber in feinem fc^önen 99uc^e über „SKeland^t^on ofö praeceptor Germaniae" (SBerlin 1889) ben Segriff be§ Se^reri^ fo meit gefaxt f)at, bag Pielfeitige IBe^ie^ungen unb arbeiten 9Re(and^ if)orC^ jur ©prüc^e gebrad^t merben tonnten, fo bringt aud) biefc SRac^Iefe jum Corp. Ref. nid^t nur jur ^äbagogif SKelanc^t^on'i^ eine banfen^mert^e S^ac^Iefe in brei im Corp. Ref. fel^lenben ©c^ul* orbnungen (unb einer t^eologifd^cn 5promotion§orbnung), bie biefer Perfagt ^at, fomie in fd^ä^en^mert^en bibliograpl^ifc^en Sammlungen über feine pöbagogifc^en, p^ilofopbifc^en unb l^umaniftifc^-p^ilologifc^en ?lrbeiten, fonbem mir erhalten auc^ eine Siac^Iefe ju feinem ©rief« med^fel, feinen ®ebic^ten, feinen Apophthegmata; meiter ju feiner Siograp^ie unb jur ©efd^ic^tc ber SBittenberger UniPerfttät. ®cr raftlod forfc^enbe unb fammetnbe Herausgeber ^at PieleS fd^on an onberen Drten Perftreut Seröffentlic^te ^ier juf ammengetragen , l^at aber auc^ ^anbfc^riftlic^eS neu aufgcf d^Ioffen : 9lftenftücfe, bieSBitten* bcrgcr UniPerfttät betreffenb, meift auS bem 3Beimarer ?lrd^iP; SBittenberger ©tubentcnbriefe 1520 1525 (barunter Piel Sntereff onteS), bcfonberS auS ©t. ©allen; Apophthegmata auS einer SOiünc^ener ^anbfc^rift; biograp^ifc^eS SRaterial t^eili^ auS SERünc^en, t^eili^ aud

») §lud 53«rfe^en nennt ß. ©. 112 ßcipj. U(niüerfität) ftatt ßeipa. @t(abtbibl.) als ^anbfc^rift ber hievten 9lebaftion.

^^rif^e deit1(^ift K. &. 9b. XXXIV. 33

514 fiiteraturberid)t.

^annoöer. Unter ben ©riefen öon, an unb über SWcIanc^t^on (38 9?ummern) finb neu: ^eüifan an SKelanc^t^on, 30. 9ioöcmber 1521 (au§ Thes. Baum, in ©traßburg), SWic^öuS an SKegobacc^uS, Dftober 1525 (au^ Eamcrar'S Sammlung in äRünd^en), i^cbio an SKeland^t^on, 22. SKärj 1545 (au$ berfelben Dueffc). 3)a8 meiftc 3ntereffc bürfen bie SSBitten berger ©tubentenbricfe bcanfpruc^cn, eine SSerDottftönbigung ber Don Säß^ (Sarlftabt), Äolbe unb öon i^ora» tt)i|j*§artfelber (Sriefroed^fel be§ 93. Sll^enanuS) begonnenen ©amm^ lungen, unb baneben bie Stftenftüde jur ©cfc^id^te ber Unioerfität SBittenberg, 1518—1545, betreffenb ©teilen befc^ung , Scftion^« üerjeic^niffe, {Reformen, ®efe^c für ©tubenten u. bgl. gür ©injcl^eiten öerroeife ic^ auf meine Semerfungen in 3:1^. 2.'^laii 1893, 1 ff. ©. 171 ift für Episcopus Arrelatensis üielmel^r Atrebatensiß ju lefen. G. Kawerau.

Analecta Lntherana et Melanthonlana« ^ifc^reben Sut^ei-'d unb ^lu^lprüc^e !D^eIant^on'd, ^au^tfäd)lid) nad^ ^ufjeic^nungen bee S^tianned 9Wat^efiu^. 9lu8 ber ^Mimberger §anbfd)rift beS ©crmanifdjcn ^JJufeume mit ©enu^ung öon 3o^- Ä'qvI ©cibemann'S ^Vorarbeiten ^erau&gegeben unb erläutert öon OJeorg 2öfd)c. QJot^a, griebr. ^nb. ^ert^- 1Ö92.

S)er um bie Sutl^erforfc^ung l^oc^öerbiente 3. S. ©eibemann (t 5. 9lug. 1879), bem id^ in ber tl^eologifc^en SRealenc^Hopöbie, jttjeite Stuflage ©. 38 ff., eine biograp^ifc^e ©fiäje geroibmet t)abe, trug fic^ in ben legten Salären feinet Sebenö mit bem Oebanfen, eine fritifc^e 2lu§gabe ber lifc^reben ßutl^cr'^ ju beranftalten. 3" bicfem 3tt)ecfe ^atte er u. a. eine ber jmeiten ^älfte be§ 16. S^^^ft^nbert^ ange^örige, im®ermanifd}en9Kufeum 5u9?ümberg befinbUc^elifc^reben« l)nnbfd)rift, in ber er bie ©ammlung be§ 3o^. SO^at^efiuö gefunben ^aben lüollte, fopirt unb jur ,^crau§gabe vorbereitet. Qö. Söfd^c, ber bure^ feine 9}^at()efiuöftubicn barauf geführt mürbe unb bie fragliche Samm- lung, obmo^l ein fidlerer 99ett)ei§ bafür nic^t erbracht merben fann, ebenfalls bem 9)ktl}efiu§ jufc^reibt, l^at bie ^bfd^rift noc^malg forg- faltig foHationirt unb liefert in bem Dorliegenben SBertc eine genaue, menn aud^ not^gebrungen oielfad^ berbefferte SSiebergabe beS Jerte^ mit reichem fritifc^en 5lpparat, in bem er außer ben gebrurften lifd)- rebenfammlungen nid^t weniger al^ 15 ^anbfc^riftlic^e jur Sergleic^ung I^cran3iel)t unb bie parallelen notirt. ^ufeerbem f)at ber Herausgeber mit großer Jlenntni§ ber einfc^lägigen Siteratur einen mertooHen Kommentar JU ben 9lu§laffungen geliefert. SBa§ nun ben Duellcnmertl^ ber 5lJubli*

3)cutf4Ianb (XVI. Sa^r^unbert). 515

fation anlangt, fo bebauert 9ief., i^n nic^t fe^r l^oc^ fc^ä^en }u fönnen. Siefe (Sammlung berul^t nic^t ttroa, voie bie t)on @c^Iagint)auffen unb Zanitxba^, auf unmittelbarer SJieberfc^rift ber foeben gcl^örten Äußerungen Sutl^er^iS unb SOJeland^tl^on'g, fonbem ift eine Sempilotion aud eigenen ^uf^eidinungen unb l^anbfd^riftlic^en Stetigen Ruberer in buntem Surc^einanber, fo bag nur l^ie unb ba, feineiSmegi^ immer, unter ^injujiel^ung ber parallele eine 3citbeftimmung für bie ein* jelne ^ugerung mögtic^ ift, ol^ne meiere biefelbe boc^ in ben meiften Sötten mert^IoS ift. S«ad^ ber 3ä^Iung beiS ^erauSgeberö bürften unter ben 529 Sutl^er jugefc^riebenen SJummcm 137 weitere gel^ören SKelanc^t^on on etroa 54 fein, meiere bisher fonft nic^t nad^gemicfen finb. 3)er gleiß unb bie arbeit be§ ^erouSgeber§ finb, tDad ic^ noc^ einmal t)ert)or]^ebe, burc^meg ju loben, mir finb auc^ burd^ feine muffelige ©bition in ber lifd^rebenfritif um ein guteiJ ©tüd üorttJörtS gefommen, aber bag SRefuItat ift boc^ ein roefentUc^ negatiöe^. äR. ®. ift öon neuem ber öemei^ geliefert, baß ein aut^entifc^er lifc^rcbentejt fc^mcrlic^ ^erjuftellen ift, unb bamit bie Xifd^reben noc^ weniger als; bisher al^ Duelle beachtet ju werben oerbienen. ^c^ mac^e t)on i^nen fo gut wie gar feinen ®ebraucl^, am meiften noc^ t)on ben ^ufjeic^nungen Sauterbad^'^, weil fie batirt finb unb mel^r aliS anbere ben S^arafter beS Urfprünglid^en an fic^ tragen. ©rwä^nenömert^ ift noc^ baS treffliche SRegifter, toeli^t^ £. feiner Arbeit beigefügt ^at. Th. Kolde.

3um j^ird^nrec^te be^ 9iefomiatton^3a^r^unbeTtd. 2)ret 9lb^anblungen. $on Otto SReier. ^annoDer, (&. ^ei)er. 1891.

3)rei ?tb^anblungen, bereu mittlere „bie ®rric^tung be§ ffion* RftoriumS ju Stoftodf" ^ier jum erften SKale erfc^eint, mät)renb bie beiben anbem „anfange be8 SBittenberger ffionfiftoriumö" unb „3"^ ®efc^ic^te ht^ ölteften proteftantifc^en Sl^erec^td, indbefonbere ber (£^efd|eibungöfroge" SReubearbcitungen älterer äuffäfce auö ber 3citfc^rift für ffirc^enred^t finb. Sener mittlere äuffafc bietet auf Orunb be^ ord^ibalifc^en aWateriafö ein abgerunbeteSöilb medlenburgifd^erffiirdiens gefc^ic^te, an meld^em ber SBiberftanb befonberS le^rreic^ ift, ben ebcnfo bie SRitterfc^aft wie bie ©tobte SBi^mor unb SRoftod ber (£r* ric^tung beS lonbe^l^errlic^en ffonfiftoriumS im 3ntereffe it)rer ©onber« redete entgegenfteQten. 3)er ttuffo^ über boi^ (S^efc^eibung^rec^t bringt l^öd^ft bonten^wert^e äRittt)eilungen avi& ber tl^eologifc^en unb juri« ftifd^en Siterotur be^ 16. ^Q^^^unbert^, um äSittenberger Sl^eorie unb

33»

516 fiiteroturbend)t.

^oyig in Sejug auf bic ©c^onblung ber juläffigen ©c^cibunq^* grünbe, olfo ben Einfluß Sut^er'ö unb beö römifd^cn 5Rec^te§ auf bic Umbilbung be§ Kreislichen 8tec^tc§ aufd^aulirf) ju machen. @^ tritt bobci ju Sage, baß bie SSerquiduug t)on S^eologie unb Suri^pruben^ l)ier baju fül^rte, einerfeit§ bie Se^re öon ben befnnnteu ätüci «fc^rift^ gemäßen" ©c^cibungögrünben bogmatifd^ ju entmideln, anbrerfcitö unter bem Jitel „Duafibefertion" atte§ 5U befaffen, roa^ tl)atfä(Jölid) in ber ^rajiö öeranlaßte, ©d^eibung au^^ufprec^en ; baß cnbHc^ in öerfc^iebenen göllen burd) ha^ Qtüanc^^mittei ber ßanbe§beriüeifung ber fc^ulbigc Il^eil gcroaltfam jum malitiosus desertor gcmad^t unb fo gegen i^n ber Defertiom^projefe eingeleitet werben fonntc. SWejer berfolgt bei biefen SluiSfü^rungen ben praftifd^en ^roecf, ben 3:^eologen unfercr Sage, roeld^e roieber ju ben „bibUfd)en ©d^eibung^grünben" ftriftc jurücfte^ren njottten, nac^^umeifen , baß fie tl)atfäc^IidS ettt)a§ anbereö bamit aufrichten, al§ bic ^rayi§ be§ 16. Sal^r^unbcrtä barunter öerftanbcn ^at. ©0 rocit mirb man bem SScrf. unbebenflic^ folgen fönnen (ügl. meine Semertungen in ©tub. u. Srit. 1878 ©. 93 f.). 93ebenf(ic^ ift mir babci nur, baß aud^ ber S3f. feinerfeitS roicber (©. 210) mit bem fianon „fd^riftgemäger" ©d^eibungen operirt; benn abgefe^en babon, bag bic 93ibe( überhaupt nid^t ai^ (Sefe^buc^ be* l^anbelt roerben min, ift nid^t allein cinjuroenben, ha^ 1 Sfor. 7 öon bem, [xoa^ mir „böSIid^e Serlaffung'' nennen, nic^t ^anbelt, fonbem aud^, ha^ ber S^efd^eibungSgrunb beö S^ebrud)^ uac^ 3Rarc. 10, 11 mal^rfc^einlid^ in El^rifti SBort bei 9Kattt)äu§ gar nid^t urfprünglic^ ift. S)ic SBiebertrauungSfrage ift aber bamit nod^ gar nic^t gelöft, baß bie Jfird^e be§ ©taateS Sicctit, in fo unb fo öielen gäCicn innerlich 5erriffene (£t)en ju (öfen, miliig anertennt. S)enn trauen Reifet in fo(d)em gaUe nid^t nur ha^ ©d^eibung^rec^t beS <Staate§, fonbem aud) bic neue (£^c alS ber Drbnung unb ©tiftung @ottc§ gemö6 anerfennen. §icr liegt bie ©c^mierigteit; boc^ ift l)ier nic^t ber Ort, biefcr "Differenz ber 2(uffaffung meiter nad^^ugeljen. .^öc^fteS ^n* tereffe beanfprud)t ber erftc Sluffaj^ über bic 2(nfängc bc^ SSBittenbcrger Äonfiftorium^. 3"i^üdt)altenb äußert ber SSf. ©. 4, er l^abe bic feit 1874 erfolgten ^ublifationen jur ©ad^c, „fomcit fie it)m befannt gemorben", bcrüdfid)tigt. '^m ^iitereffe ber mert^öoUen 9(rbcit märe 5u münfc^cn gemefcn, ha^ ein 9tcformatiouöl)iftorifer it)n an biefem fünfte berat^en {)ätte. (£r mürbe bann für bie richtige S)atirung üon Corp. Ref. 4, 985 auf iöriegcr'g ?luffa^ in ben fird^engcfc^ic^tlic^en Stubieu (Öeipjig 1888), ferner auf ben intereffanten 93rief bc§ 3onüiJ

3)eutfd)Ianb (XVI. ga^r^unbert). 517

an ©palatin (©riefn)ed|)el be^ 3. 3onaS 1, 424), auf äeitfc^rift für ftirc^engefc^id^te 4, 440, aud^ ouf 93inbfeir§ CoUoquia aufmcrffant gemad^t roorbcn fein; über 2lgricoIa ^ättc er fid| ouc^ bequemer unb öottftönbigcr au§ meiner Siograpl^ie orientiren fönnen. SBäl^renb bic mir befannt geroorbenen SRccenfionen be§ SW/fd^en 95ud)c§ auc^ biefcm auffa^ gegenüber nur 3"ftin^i"wng äugern, \^at jüngft SR. So^m in feinem „Slird^enred^t" in bantbarer 5lnerfennung beSfelben in ftofflid^er 93e}ieftung bod^ gegen bie Stuffaffung unb ©eurt^eilung ber Hergänge tief cinfd^neibenben SBiberjprud^ erl)oben. 3unäd|ft gegen 9K.'§ Urtl^eil, baß fd^on in ben SRaßnal^men be§ JJurfürften bon 1527 ff. Ianbe§= f|crrIic^eS Sird|enregiment, fpe5iell in ben ©uperintenbenten Organe be^felben ^u erblicfen feien. So^m fielet in jenen SRaßna^men nur einen 9?ot]^=9teformation§aft be§ Sfurfürften jum S^ed ber .^erftcßung geifilic^en, lel^ramtlid^en ffirc^enregiment§, in ben Superintcnbenten nic^t Organe be§ lanbeö^errlic^en ftirc^enregimentö, fonbem bic eüan^ ge(ifd|e ©meuerung be§ 93ifc^of§amte§ mit rein geiftlic^em, feelforger« liebem 59eruf. Sie fungiren nic^t im 9tamen beS Surfürften, fonbem im 9f?amen ®otte§. l^aubelt fid^ l^ier m. ®. um bie grage: roar ba§ Eingreifen be§ Sanbeöl^crrn mirflic^ nur al§ ein einmalige^ unb nic^t öielme^r al$ ein anbauernbeS ©rgreifen ber epiffopalcn Sirenen* auffid^t gcbad|t? Sel)ielt fic^ ber Jiurfürft nic^t Pon feinem erften eingreifen an bauernb bie Srnennung ber ©uperintenbenten öor? gerner: SBar ba§ biefen üerlie^ne SitationSrec^t über bie $aftorcn, i^re ^flid^t, über „Ungefd^icfiic^teiten" in Seigre unb SBanbel ber ^aftorcn an ben Sturfürften 5U berichten (SRid^ter, Sfird^enorbnungen 1, 81), bamit biefer bie „Ungefc^icften" äroang^meife befeitige, noc^ eine ^anb^abung be§ 333orte§ ®otte^, ein 9tft ber ©eelforge? So^m beutet ba§ bauernbe (Singreifen beS JJurfürften, um untaugliche ^aftoren ju entfenien, bod^ fel)r fünftlid^ al§ obrigteitlid)e SBal^ning beg fianb« friebenS unb al§ 99cftrafung be§ crimen ber (Sottegläfterung ; mar benn fdjlec^ter 2eben§iüanbel eine§ ^^aftor^ Slufru^r ober ©otteölöfterung ? (£in anberer Siffcren^punft jiüifd}en 9K. unb @ol)m befte^t barin, baß festerer einen prinjipieüen (Segenfa^ öut^er*^ gegen hen ©ebanfen ber ffonfiftorien als; firc^enregimcntlid^er ©e^örben a\i^ ben Oueden herauflieft unb in specie Sut^er*§ ffiampf gegen bie fünften roegen ber l^cimlic^en SSerlbbniffe 1544 at§ ben principieüen ftampf gegen ein .ft'ird^enredjt überhaupt beutet, aud^ bie „^rcftengeric^tc", meldte bie Ref. Witt. 1545 forbert, für Sut^er'S eigentlid|e§, bcm ffonfiftoricn- gebauten SO?elanc^tt)on'§ u. 9t. entgegengcfefeteS SScrfaffungöibeal ^ält.

518 fiitcrQturberic^t.

»äl^renb SWcjer in ber Ref. Witt, nur ben SBieberfc^ein ber tl^atfödöH^ begonnenen Sionfiftorialorbnung fie^t. ^6) fann ^ter in bie gewichtige Äontroberfe nid|t naiver eintreten, möd^te nur betonen, einmal, ba% e^ boc^ munberbar märe, menn 9J{eIancl^t^on, l^ier angeblich Sut^er*^ 3lntipobe, in ber Ref. Witt gerobe ber SSerfaffer t)o\\ 3tuöfü^rungcn fein foHte, xoeli)t Sut^er'S öon t>en feinigen abroeid^enbe ®ebanfen jum SSortrag bröd^ten. gemer, roenn Sutl^er bie 95ibel gegen bad fanonifcfte Siedet fe^t, fo ift feine SKeinung nid^t, ha^ bie J8ird)e fein ffirc^enred^t, alfo Quc| fein ß^erec^t l)aben bürfe, fonbcm nur, ha% oUeö fird^^idi« SRec^t fd^riftgemög fein muffe, fjorbert boc^ gerabe bie Ref. Witt bofe Sl^efac^en entfc^ieben werben foßen iuxta verbum Dei, Evan- gelium et illas honestas leges, quae in ecclesia Christi a püs et prudentibus Christianis . . . judicatae sunt (SRid^tcr, Slirdjen* orbnungen 2, 92). Unb 2utl|er fc^ilt bie Äonfiftoriolen nid^t barum, ha^ fte überl^aupt Stecht fpred^en, fonbem bofe fie be§ ?PapfteS S)efret. „i§re 93üd^er" bö^er ad^ten al8 eine entgegenftebenbe furfürftlic^e SSerorbnung unb „unfere ©üd^er" ((Sri. 9tu§g. 62, 230 f.). ^nx an ber materiellen ©ntfcbeibung, bcm jä^en gcft^alten ber Su^iftcn on bem päpftUd^cn, fc^riftmibrigen Siecht nimmt er 9lnfto6, nid^t baran, bag überhaupt ein firc^Iid^e^ S^ered^t formulirt mirb.

G. Kawerau.

^ie ^a^( bed Si^^er^ogd !^eopoIb ^il^etm jum $Bifd)of Don $)a(ber^ ftabt burd) Iutt|enicf)e unb fat^olifdje ^om§erren 1628. 93on 3. C. C|iel. ^atte, e. 'illnton. 1891.

^u^^ug Qud ben 9?euen ^tttl^eilungen bed t^üringifd) - fäc^fifc^en Qkf fct)id|t«oerein§. XVni.

SBer fid^ über bie inneren ©c^äben ber ^errfc^enben proteftan« tifd^en ©efettfd^afte^ffaffen am 2(nfange be8 3)rei6igin^rigen ^iege^ unterrichten roiH, finbet in biefer @d)rift reiche 95elel)nmg. ©ie erjö^It in feffelnber SBeife nad^ ben beften ürcf|iüalifc^en Duellen, mie ber Sfat^oliciömug unter ben flfricgi^brangfalen bon 1625—1627 im 93ig* tbum §alberftabt erftarfte, mic bag anfänglich nod^ übermiegcnb et)angelifc^e Kapitel infolge t)on ^rol^ungen unb Überrebungen unb in bem SJeftreben, fic^ \>a^ nac^ ber früheren 9trmut^ feiner meiften SWitgliebcr um fo ijötiex gefd^ä^te S33oI)I(eben ju erhalten, nad^ unb nad^ „auf ber ticfften ©tufe jener moralifc^en S^rlofigfeit anlangte, JU melc^cr jal^Ireidje norbbeutfd^e abelic^e unb bürgerliche 2utl|eraner burc§ il^re ^erborrageube 3^eilna^me an bem Shiege gegen ben glaubengüermanbteu ftönig üon 3)änemarf ^erabfanfen." ^ngefid^t^

3)cutf(^lQnb (XVIT. ga^r^unbert). 519

bcr matten Gattung bcr cingefd^üc^terten ©tiftöl^crren mar möglich, bog fic^ Sefuitcn unb granjiSfaner miebcr in $alberftabt einfanbcn unb jum 3:^eil mit ©rfolg il^rc feit fec^jig unb mel^r Sorten aufge- gebenen Sird^en jurürfforberten, baß ^frünben be§ ^od^ftiftS an fcd^S« unb üier^e^njöl^rige fatl^olifc^e 5|}rin}en öerliel^en mürben, im Soufe ber Sa^te 1626 1627 mit S^iftimniung ber eöangelifd^en SWajorität fünf neue fatl^olifc^e 3)om^erren @i^ unb ©timmc im Kapitel ert)ielten, unb ber mit äBort unb S^ber mäd^tig gegen ba^ Seben unb Serl^alten ber ffiapitulare eifernbe Domprebiger ^erolb gleid^ feinem Vorgänger beS 9lmtei& entfefet mürbe, ^ad^ ber ööUigen Sefiegung he^ 3)änenfönig§ marf ber Sfaifer öoöenbS bie WlaMt ob unb mutl^ete bem Sfapitel bie le^te 2)emüt^igung, bie SBal^I feinet öierje^niäl)rigen ©ot|ne§ Seopolb SBif^elm jum SJifc^of, ju. ©ic ging am 3. Sanuar 1628 feiten? ber 13 anmefenben 3)om^erren beinal^c anftanbSIoö Dor fic^. 5!)ie fieben protcftantifd^en, jum 2:f|eil l^od^bejal^rten unb fämmtlic^ feft an i^ren ©teilen flebenben Dom» Ferren „fanben in bem 95efenntni§ beS ©rj^erjog? feinen ^inberungS- grunb jur SBal^I; oft mod^ten fie Sutl^er'g JReformationS^^mne mit- gefungen ^aben, aber t>Q^ SBort: ,Sa| fol^ren bal^in* f^aüe in i^rem ^erjen feinen fräftigen SBiebertjoH gefunben." 3)er burc^ Irabition unb 93efi^ bome^mfte protcftantifd|e gürft beS SReid^eö, So^^nn ®eorg öon ©ac^fen, ber bem Sapitel fd^on frül^er bie Aufnahme fat^olifc^er S)om^erren empfoblcn l^atte, bat furj öor ber SBal)I um Serürffid^tigung be§ ^aufe? ©ac^fen! (£§ erfüßt ben Sefer beinol^e mit ®enugt]^uung, baJ3 ber Jfaifer feinen 3wfagen jumiber gleich barauf burc^ SUerpfönbung ber ©raffc^aften 9tegenftein unb ^ol^n« ftein ben 93eftanb beö ©i^tl^umö angriff unb nac^ bem ©rlafe beö ateftitution^ebifte? bie ac^t fd^laffen et)angelifd)en Doml^erren mit ®emalt aug i^ren ©tellungen entfernte. ®er $(an be§ ffaifcr^ofö unb SBalbfteinö, ben ©rjtierjog Seopolb SBill^elm ^u einer ?lrt t)on ®eneralbifc^of in ganj 92 orbbeutf erlaub ju erl^eben, fd^eitertc junöd^ft an bem SBiberfpruc^e Urban'8 VIII. unb ber rl)einifc^en Sifd^öfe. S)a§ auf ©eite 5 ermähnte uuücrftänblid^c „plabbieren" mirb erft ©eite 38 nä^er erflärt. 2)er ^alberftöbter SHat^ fc^cint arg übertrieben }u l^aben, menn er ©eite 4 unb 8 üerfid^ert, ha^ menige SBod)en nac^ bem (Sinjuge ber faifcrlic^en Gruppen bloß in ber eigentlichen Stobt 288 $öufer leer geftanben Ratten, unb t>a% bie <Btahi für bie ©in» quartirung fd)on big jum SKai 1627 9 5:onnen ®olbeS (= 900000 fl.) oufgemenbet l^abe. J. Krebs.

620 iiitecQturberidjt.

©efc^ic^te ber eöangelifcften Äirt^e be3 (Slfa^ in ber QtW bcr fran^dfifc^n JRetoIution. 5^on 3. @4net))er. ©trafeburg, d. g. ©djmibt (fjr. »ufl). 1890.

La Cath^drale de Strassbourg pendant la rövolution. Par Benss« Paris, Fischbacher. 1888.

L'^glise de Strassbourg pendant la r^volution sous la Constituante et la legislative. Par N. Panlns« Strassbourg, Leroux. 1890.

©elten ift ein Krd|engefc^ic§tnc^e§ ©pejiQliperf üon bcr Stitif fo allgemein günftig aufgenommen morben, mie ber (bem beroäl^rtcn elfäffifc^en ^iftorifer Sri^fon geroibmete unb bnrc^ 9iub. Steug öcran« la^te) ©c^neiber'fd^e Stu^fd^nitt aui^ ber elfäf)"ifd)en 8teöoIutionJ&* gefc^ic^te. ߧ ift faft lauter unbetannteö urfunblic^eö SDJaterioI, über n?el^e§ ber SSf. üerfügt. ®r ^at ba§felbe in flarer überfic^tlic^er SBeife Derroert^et. ©eine Urt^eil§raeife ift öon jebem $arteiftanb== punfte frei. 5)ie öier Stbfc^nitte entfprec^en ebenfo öielen ^eriobcn: 1. Unter ber SRationaluerfammlung, 2. unter ber gefe^gebenbcn SJcr* fammlung, 3. unter bem 9tationaIfonöcnt, 4. unter Dem Direftorium unb bem Sonfulate. 5^ie burd|au§ neuen 3)oten, racld|e mir ^ier über bie Seiben ber an bem 3lu§bruc^ ber Steöolution DöIIig un= fc^ulbigen eüangelifc^en Sird^e erhalten, bilben aber jugleid^ eine l)ocl^ intereffante parallele ju ber bamaligen Sage ber römifc^=fat^oIi= fd^en ftird^e ; baburd^ mirb ba§ ©d^neiber'fd^e 99uc^, abgefe^en Don bem SBertl^, ben an für fid^ \)at, überbie^ 5U einem mic^tigen Seitrag für bie jüngfte Sontroöerfe über bie gleid^artigen ©cfc^icfc be§ Sot^oliji^mue in ber 9f{eöoIution§5elt. Oenau bie glei(^c ^criobe, roeld^e @c^neiber*§ (Sefc^ic^te ber eöangelifc^en ffird^e be^anbelt, i^attt 9hib. Jfteufe mit Se^ug auf ba§ Stragburger 95i§t^um gefd^ilbert. 9Iber tro^ (ober fagen mir Dielleic^t beffer: megen) ber l^o^en Dbjef- tiüität, meiere ber feinem großen SJater hierin mürbig nac^folgcnbc ©ol^n l^infic^tlid^ ber Derfd^iebenen 3iic^tungen be§ franjöfifd^en ^att)o\U ji^mnö beobachtete, ift feiner SRonograpl^ie a(§balb eine ©egenfc^rift in ber betonnten 3s«"ff^«'f^c 'iJlaö:)e gegenübcrgeftellt morben. (£5 ift in ^o^em ®rabe lehrreich, bie ^ier ju Sage tretenbe Urt^eit§mcifc über ben 3"föJ"ni^tt^ö"Ö ^^^ Sreigniffe ^u fonftatiren. SBie öon ber politifd^en 3fleftouration nac^ 1814, gilt aud^ öon biefer firc^lic^en Senben^, bag fie nic^t§ gelernt unb nic^t§ öergeffen l)at. ©tatt in ber Söeljonblung ber firc^Hc^en 2)inge burc^ bie 5ReDoIution ben un- ausbleiblichen Stüctfc^lag ju ertennen gegen bie bi§ jum SJorabenb ber 5Ret)olution alle Stnbert^gläubigen gemalttljätig öertilgenbe „ffird^e'', erfc^eint bei ^Ibbe $aulu§ bie Siöilfonftitution öom 12. 3uli 1790

etfafe. 521

ote „eine SKaferegel ber Oeroalt, meldte burc^ nichts öeranta^t roar unb burc^ ni(^t^ entfc^ulbigt merben fann." ©tatt aud^ nur mit einem SBort haxan ju erinnern, in mie fd^redtid^er SBeife ber fron* jöfifc^e ©toat nic^t nur bem ^roteftantiiSmu^, fonbem ebenfo bem 3onfcni§mu§ gegenüber jum „Süttel ber ffiird^e" gcmorben mar, tjei^t l^ier fc^Ianfroeg, ba^ biefer gleid^e ©toat ftd^ „jum 93üttcl ber ^ärefie gemacht J^obe." <Siati ficb aud| nur einen Sugenblidf JU üergegenroärtigen, ha^ erft ba§ päpftlic^c 3)tfret üom 13. Slpril 1791, ttjelc^e^ bie 3'öilfonftitution für fc^iSmatifc^ unb ^äretifc^ er« Härte, bie ®egenfö^e in grontreid^ fefbcr unheilbar gemad^t unb bie ^errfc^enbe Partei gerabeju ju weiteren SKagnal^men gejmungen ^ai, crfd^eint \)\et ba§ ©efe^ öom 20. 5RoDember 1791 gegen bie eib« roeigernben ^^riefter roie auö ber ^iftole gefdjoffen. gür ben lofalen ®efid^t8punft ber 9t5bc ?pau(u§'fd|en ®arftettung mod^te ja allen« faH^ ouger 95etrad|t bleiben, baß ber unglüdfttd^e Sfönig erft burc^ fein SSeto gegen iene§ ®cfefe feine Stellung für alle 3ufunft unl^oltbar gemad^t ^at. Um fo c^aratteriftifd^er aber ift nun gerabe mit ©e* jie^ung auf ben Slfofe felber ba§ ungleiche SOJaß, melc^el^ on ben bürgerfreunblid^en unb an ben eibroeigemben 2^eil beö SfleruS on» gelegt roirb. 9tfö ha^ eigentlid|e SSerbred^en öon SReuß, melc^eS bie ®egenfd|rift beS 8tbbe^aulu§ ^erauSforberte, lernen mir gerabe fein ©eftreben fennen, beibe 3:^eile mit gleichem SKage 5U meffen, i^rc ?lnfc^auung§* unb ^anblungSmeife auö fidf) felbft ^erau§ ju öerfte^en. SRan foQte boc^ meinen, bag gerabe im (Slfag ber burd^ bie ^ald« banbgefi^ic^te fo l^eilloS fompromittirte (unb, ma§ nod^ Diel fd)Iimmer, bie unglüdflic^e Königin fompromittircnbe) Sarbinal SRotjan fid^ menig 5um Gngel bcg Sic^tö eignete gegenüber ber fittenftrengen, bürgerlich el)rent|aften 2^enbenj eine§ ®r4goirc. 9lber ber einjige ^unft, mo bie 9Ko^renn)äfd|e öerfagt, ift ber benn bod^ nic^t abjuleugnenbc 3ufammenl^ang ber SRefraftaireö mit ben gegen il^r Sßaterlanb an ben fremben ^öfen fonfpirirenben Emigranten. 9Son biefer einen SluS« nal^me abgefct|en, erfd^einen bie ©egner ber äi^i^fo^^ft^t^t^on al§ bie ol)ne jeben ?tnlaj3 Verfolgten. ®er bürgerfreunblid^e 2^eil be§ SPleruiJ aber lann nac^ bem bie ®efd^ic^te befiegenben S)ogma ber „Stirere" (außer ber natürlid) feinerlei anbere Sirene gibt) aud^ t|ier nur au§ ä^nlid^ bermorfenen ^erfönlic^feiten bcfte^en, mie bie SReformo^» toren, bie fürftlid^en SRetter be^ eDangelifc^en ®lauben§ unb bie beutfd^en SPlaffifer. ä^bem ift ja immer leichter geworben, auc^ bie national gcfinntc 9iid&tung im franjöfifc^en mie im beutfc^en ftleruä

522 SiterQturbcric^t.

mit ben glcidien garben roie jene }u malen. 95ereit§ bic Siograpl^ic bcö 9IuffIärung8t^eoIogeti Sranj ©crg bon bcm SBürjburger ftirc^cn- l^iftorifcr ^o^. SSopt. ©c^ipab l)at an einem unroibcrleglic^cn 95ei* fpiel florgeftcHt, in meieret SBeifc bic roirflic^en ©cfc^ic^töqucllen, jumal über bic burc^ bie SRcöoIution jcrftörtenSlufflörungSbeftrebungen, bertiigt roorben finb. Die im fjranffurter ©rofd^ürenc^fluS gegen DöIIinger gerichtete ©d^rift „®er ^apft unb feine neueftcn S3er* lenmbcr" ^at fogor ganj offen ha^ ^rincip proHamirt, bafe „oHe großen fatl^olifc^en ^iftorifer fic^ fpäter jener 3^^^ gefc^ömt unb, fomeit bie SBiffenfd^oft eg Dermag, bie legten ©puren berfelben Der* nicktet l^aben."

Um fo unbequemer ift in bicfem Sager ein SBud^ mie ba§ 3teu6*fcl^e empfunben roorben, roeld^eS eine ®^re barin fal^, ber ÜberjeugungStreue ber eibmeigernben ^riefter gefd^id^tlid^ gerecht ju werben, fo gut mie i^nen aber auc^ bem Paterlänbifd^ gefinnten Jl^eilc be§ fatl^olifd^en Sleruö. Umfome^r jebocl^ barf man fic^ umge= fet|rt öon bem einfad^ gefc^id^tlic^en ©tanbpunfte au§ ber ©rgänjung be§ ateug'fc^en burc^ ha^ ©c^neiber'f d^c SBerf freuen. Srft burd^ bic ^araUelifirung aller jReligionÖgefeUfd^aften (aud) bic im ©Ifaß nid^t uns mid^tigen jübifc^en ®emcinben bürfen babei nic^t auögcfc^Ioffen roerben) fann beutlic^ ju J^age treten, n)0 e8 fid^ um bic unfd^ulbig S}cr= folgten gel^anbelt ^at, unb tvo um bie Süße für bic ©ünben ber SUäter. ®ie ©cptembermorbe ^aben nur bie 93art]^oIomäu§nac^t fopirt, bie f^ftematifd^e 9luffpürung ber eibweigernben ^riefter (aber aud| ber ©ironbiften unb ber ftaatötreuen ©eiftlic^en, bie juglcic^ if)rem ®(auben treu blieben) bie cntfe^Iic^en ©cenen nad& ber auf* ^ebung be§ (5biftc§ Don Siante^. ^6er bie ePongelifc^c Sirene bei^ Slfaß ift beibe 'Vtak baS Dpfer ber gleichen SSerfolgung^tenbenj gcroefen. Nippold.

Statuten unb SHefomiationen ber Uniöerptät ©cibclberg öom 16. bi« 18. Qa^v^unbert. herausgegeben öon ber babifc^en ^iftorifd)en ^ommiffion. Gearbeitet öon ^Cugufl Z^othtAt. Seipjig, 5)uncfer & ^umblot. 1891.

3n ftattlid^em Duart= ober ©roßoftaübanbe erfc^eint ^ier }u ber reid^en ^eibclberger 5^ubiläumö(iteratur öon 1886 ein t}öc^ft inter- effanter unb mertl^üoller 9iad)5üg(er, roeld^er S^orbecfc, bcm SJerfaffer ber ©efc^ic^te ber Ruperto-Carola für 1386—1449, öerbanft mirb. ©r entl^ält ben Sejt ber natürlich auc^ in SBinfelmann'S Urfunben* bud^e ber Uniöerfität fct|on furj üer^eic^neten jeroeiligen Sieuorbnungen

^eibelberg. f^ranj t). SJ^einberd. 523

bcr afabcmifd^cn JBer^öItniffc burd^ bie Jfurfürftcn Dtto $cinric^ (1558), flubmig VI. (1580), So^onn Safimir (1588), fforl Submig (1672) unb S'arl J^cobor (1786), fomie nl^ Beilagen 1) 9Kittt|eiIungen über bic SRcformation Submig^S V. öon 1522, 2) einen an ft^urfürft grieb^ ric^ n. eingereichten ^Priüatentmurf öon 1545, 3) 3wfä^e Ctto ^ein* xii}'^ }u feiner Orbnung üon 1558 (beibc SKale öerbrucft in 1588) unb 4) Statuten ber SWebijiner bon 1743. 3)er Herausgeber gibt in ben „©efc^ic^tlic^en SSorbcmerfungen" feiner Einleitung eine flarc unb onjie^cnbe Überfielt bcr fc^irmenben unb orbnenben gürforge ber üerfc^iebenen Sturfürften für i^re $oc^fc^uIe unb fe^t fic^ in einem weiteren 9lbfc^nitte mit ben ^onbfc^riften (Criginalen, Kopien, aud^ ©ntmürfen unb Konjepten) fo forgfältig unb umfid^tig auS* einanber, ha^ bie ^ergeftellten lejte f eiber nur mit einem geringen Apparate befd^mert ju werben brandeten unb ba^er eine bequem genieße bare Seftüre bilben. Sin SSerjeid^ni§ berSRamen unb eineö öon „SBörtem unb @ad)en" fommen ebenfo wie fiiteraturüermerfe in ben 9f?oten ber 93enufeung in befter SBeife ju $ülfe. Ed. Heyck.

granj ü. Weinberg. (£in branbcnbuvgifd)»preu6ifcl^er Staatsmann im 17. 3<i6r^unbevt. $on flrt^nr Streifen Seipjig, Wunder & ^umblot. 1892.

51. u. b. %.: Staats* unb fo^ialmiffenfc^aftlit^e Sorfc^ungen. ^erauS» gegeben öon ®uftaü SdjmoUer. XI, 4.

3u ben üerbienten SRät^en be§ ©rofeen Shirfürften, benen in jüngerer 3fit eine bcfonbere 93iograpbie gettjibmet roorben ift, gefeilt fid| nun auc^ ber Sielefelber 9tejeptor§fo^n Sranj 9Keinber§ (geb. 1630, t 1695) l^inju, bem in einer me^r alS öierjigiäl^rigen arbeitfamen 99eamtenlaufba^n roenigftenS für bie legten 3af)re griebric^ SBil^elm'ö befc^ieben mar, unter beffen 9tat^gebern unb S)ipIomaten in ber üorberften SRei^e ju fte^en, menn er auc^ „eine entfc^Ioffene ©elbftänbigteit in großen 2)ingen tro| feiner glänjenben göl^igfeiten neben einem gürften mie griebrid) SBil^elm bem ©rofeen aud^ in ben Salären feine§ meiteftcn ©influffeS nid^t jur ©eltung ju bringen" t)ermod|t \)at ©ein 93iograp^, ©trerfer, ein Cfterreid^er, mie nac^ gemiffen StuSbrüden („untermeilen'*, „in etmaS'' ftatt „etrvai^'' u. f. m.) fcbeint, l)ai fid^ feiner 9tufgabc mit fel^r anjuerfennenbem ©efd^id unter* jogen unb neben ben gebrudten SWaterialien, fomie natürlid| jeitlid^ über bie „Urfunben unb ^Iftenftüde" ^inauS bie berliner ^taaii^' unb Jfrieg8ard|iöe unb femer megen ber bef onberen Sejiebungen äReinberiJ'

524 fiiteraturberic^t.

ju SBalbed ba§ 9lrc^iD ju 9lroIfen fargföltig bcnufct. SBenn feine barouf fugenbc ©arfteHung iH erftcr ßinie bic ^olitit griebric^ SBill^elm'S, foipeit 9Keinbcr§ baran befonber^ betl^ciligt ober fod^« lic^ intereffirt toax, entroicfelt unb bie eigene ^erfönlid^fcit beS gelben bcr ©iogropl^ie nur jeitrocilig meijx in ben SSorbergrunb ftcftt, roenn ferner anäj in biefen Partien, roo bie felbftönbigere Il^ätigfeit SKeinber^' ploftifd^er ^herausgearbeitet ttjerben fonnte, b. 1^. gegen baS (Snht ber S)arfteUung, immerhin nur ber ^Beamte, nid^t bic ^erfon mit il^rem eigenen 2)enfen unb SWeinen flarer ]^erau§tritt, fo liegt ha^ einerfeit§ in ber 9iatur be§ DueUenmoterialS begrünbet, entfprid^t aber anbrerfeitS aud| fic^edic^ bem roirtlid^en ttjiffenfd^afts lid^cu 3tt)ecf einer fold^en SRonograpl^ie. S^ einem freili(^ bleibt neben bem furfürftlic^en ^errn felber bie 93erontn)ortung ^ouptfäc^Iic^ an SReinberö l^aften, ber l^ier gegen ©d^ttjcrin unb gegen bie perfön* liefen 9J?Q]^nungen 9BaIbecf'§ feinen ganj leidsten ©tanb ^atte: ba§ ift in bem Don i^m üermittelten Slnfc^luffe an granfreid^ nod^ bem SW^mroeger trieben ; unb fo ganj jmeifel§ol)ne fd^eibet mon tro^ ber in üielem berechtigten SD^otibirungen unb SBenbungen beS 93f. boc^ nic^t mit bem ©efü^I üon 2Reinber§, baß er, roeil „gut branbenburgifc^ unb fonft nid}t§", bamit auc^, „rok mir l^eute roiffen", ^ugleic^ gut beutfc^ mar. S)ie SSermut^ung, bafe 3)}einber§ in Strasburg ftubiert ijabt (©. 6, 9lnm. 3) ift feitbem burc^ SSarrentrapp, ^. S' 68, 376, au§ ber SRatrifel unb bem ^rotofoübuc^ ber 3uriften= fafultot jur ©emigl^eit erhoben roorben.

Seigegeben finb 17 intereffante, jum Z^nl umfönglic^e 9lften« ftücfe unb ein Sic^tbrucfportröt nac^ einem gleid^^citigen Sinien« ftic^, ber ben fc^önen unb bebeutenben Sopf be§ branbenburgifc^en ©taat§monne§ in elegonter 9luffaffung roiebergibt.

Ed. Heyck.

(5)efcf)ic^te ber Xreifa(tigfeit§fivd)e ^u 53erlin. ^m 3ufammen^ange ber ^Berliner f irc^engefd)id)te bargeftcllt öon S. Somma$f4. @inc JJ^ftfc^rift jum 150jftt)rigen Subiläum ber .^irc^c. iBerlin, ®. 9fieimer. 1890.

5)ie ©erliner 5)reifaltigfeitSfirc^e „\)aite ba§ ®(ücf, eine SRei^e ba^nbrec^enber ©eiftlic^er ju befi^jen, bereu tiefge^enbe ©inroirfung nic^t mit i^reni Seben abfc^Io^, fonbern bereu ®eift aud| ouf i^re SRac^f olger im ^Imte, lüic auf bie fpöteren (Generationen ber ®es meinbe nie o^ne fpürbaren (Sinftu^ gciuefen ift." Slber aud^ bie (äemeinbe fclbft ^at me^r mie bie anberen ©erliner ©emeinben noc^

«crlin. 525

eine SReil^e Don bcnjcnigen @igcnfd|Qften betDdf)xt, meiere für bcn 93c» griff einer firc^Iic^en ©emeinbc fonftitutiö finb: fromme Samilien* trabitioiien, pietätboUe 93el^örbcit, enge 3wfonimenl)öngc mit ber t)ö^crcn unb nieberen ©d^ule, lauter „lebcnbige ©aufteilte für hen in unferer unrut|igen unb ju einem mobemen SRomabenIcben öerfül^renben SRiefenftabt fo bringenb ber ©mcuerung ober SSerftörfung bebürftigen (Semeinbejufammenl^ong.'' 9luf biefer 95afi8 ^ot bann ber S3f. ber* fuc^t, bie ©efc^i^te ber (Sinjelfirdie jugleic^ im 3ufantmen^ange ber berliner ffird^engefc^id)te ju fd^reiben. SS ift i^m bic§ nid^t nur gelungen, fonbem JRef. muß offen gcftetjen, boß er gerabeju jum erften SKoIe in biefem öuc^e ein ©tücf einer loirfticöen berliner ^irc^engefc^idjte, bie nid^t bloß bon ber jcmeiligen ^ofluft abhängig gemefen ift, bor ^ugen gel^abt l^at.

3n öorberfter SReil^e ift notürlic^ bie überragenbc ?Perf önlic^feit ©d^leiermoc^er'8, ben ber SSf. mie ^eute menige fennt, roeld^e ber flofalgefc^id^tc gerabe feiner ffird^e ein ollgemeinercö Sntereffe öerlei^t. Stber fc^on ein flüchtiger ©lief in ben 3tnfong be§ 9lnl^ang§, bie ?Per)onalc^ronif ber Pfarrer unb ber anbercn ©emeinbebeamten, fül^rt bem Sefer eine ftottlid^c 3^^-^ üerbienftöoHer ^erföntid^feiten t)or 9(ugen. Unter jenen ftel^t obenan 3flt>^onSfi, afö erfter Pfarrer ber reformirten ®emeinbc. SSon ben lut^crifd^en Pfarrern finb bie beiben i^ecfer unb ©ilberfd^lag in i^rer Seit befannte SRomen gerocfen ; aber auc^ SKarl^einefe rei^t il^nen fic^ an. 9Jad^ ber Union ftel^en fogor @d^leiermod|er unb SWar^einetc im gleid^en Pfarramt neben einanber, fpötcr finb il^nen u. o. griebr. SBill^. Jfrummoc^er, ^and unb S)r^anber' gefolgt 3n bem fird^lic^en ®emeinberatl) finben mir u.a. bcn alten ©ud^^änblcr Steimer, fomie nad^mal§ mehrere befannte SRinifter.

SSon ben üorgenannten ^^Jfarrern gibt S. nic^t nur eine jutreffenbe K^arafteriftit il^rer amtlid^en SBirffamfeit, fonbern fc^ilbert auc^ i^rc gegenfeitigen ©ejic^ungen ju einanber (mie j. 95. gerabe jmifc^en SRar^einefc unb ©c^leiermac^er). aber aud^ fonft merben bie \e6)^ Äapitel über ben 93au ber SHrd^e fclber, über i^re erften ©eiftlid^en, über bie weitere ©ntmicfelung ber Wix^e, über ben Sampf jmifc^en ^Item unb SReuem an ber ©renjfd^eibe hc^ 3fl^^^unbert§, über bie 3eit öor unb bie nad^ 1840 um fo reicher an S^^öJtr je nä^er fic ber ®egenmort fommen. Umgefe^rt bieten bie überaus roert^üoHen Stnmerfungen öor allem eine güUe üon bejeic^nenben S)aten avi& bem älteren 93erlin. Unb erft, menn man fic^ alle bie totalen £aten

526 Siteraturberic^t.

micber üergcgenipärtigt, lernt man bie (Sinleitung boppelt fd^ä^en, meldte bog Sin^elbilb in ben 9tat)men ber @efammtgefc^tc^te be^ (Staate^ nnb feiner ^auptftabt ^ineingcfteHt ^at Nippold.

Öetnricft Vni. unb bie englifcficn Älöftcr. 3"^^ ©eleud^tung ber ©e« f^id^te i^rer 91uf^e6ung. $on %xani tli)ian ®adqnet. $(uS bem ^glifc^en bon X^omoS elf äff ct. I. II. 3J^ainj, grg. Äir(^^eim. 1890. 1891.

Unter ben Srjeugniffen einer befonbem fatl^olifd^en ©efd^idötfc^rei« bung mad^t bQ§ üorliegenbc SBer! einen entfc^ieben rool^Itl^uenben Sinbrudf; feinen ^arteiftonbpunft unb bie baburd^ öcrurfac^te ®infeitigfeit Derbirgt ber SSf. burd^au^ nid^t, üielmel^r roeift er felbft barauf l^in. 9?un ift feine ©teßung bei bem bel^anbelten Stoff eine unöerfennbare günftige; ber $aneg^rifu§ groube'^ auf :peinrid^ VIIE. finbet jefet faum noc^ ©laubige! SSielfeic^t l^ötte SSf. beffer einige 3^it geroartet, bi§ il^m @airbner'§ ^ublüationen \>a^ SKateriol leidster ju* gönglic^ gemacht l^ättten, jebenfall^ aber ^at er fic^ burd^ feine emftge gorfc^erarbeit ein fc^ä^bareö SSerbienft für bie ffenntni^ bicfer über- aus roid^tigen ©poc^e englifd^er ®ef(^ic^te erroorben. S)ie (3d|idffale ber erften Sßärt^rer be§ alten ®Iauben§, femer bie SRec^tfertigung ber „SRonne üon Sent" nehmen in ber 5)arftelfung einen ungerechtfertigt breiten 5Raum ein. 3)ie rounberbare $ropt|etin roar eine franf^afte ißerfon, bie unter ftrenge ftrjtlid^e ^uffic^t gel^örte; bem SSf. fd)eint aber bicfer ®ebanfe ferner ju liegen al§ ber äSunfc^, mit ber perfönlid^en üied^t« fertigung ber 9fonne aud^ il^ren 9iuf al§ ^eilige ^u retten. SBeit in^ tereffantcr finb bie SWitt^eilungen über bie SSifitationen unb bie ba- rauf folgenbe ©injie^ung ber filöfter. S^ie ro^e Srutolität unb SBitlfür, bie bei biefem SSerfa^ren gel^errfc^t ^at, tritt babei in it|r red^teS Sic^t. 93egrünbet erfc^einen bie 3tt)eifel gegenüber bem fog. „©c^roorjen 53u(^", auf roelc^eö l^in ha^ Parlament öon 1536 bie ©injiel^ung ber geringeren fflöfter befd^Ioffen l^oben foU. S)iefer ^arlamenti^befdölufe grünbete fic^ lebiglid^ auf be§ ffönig§ ©rflörung, t>(\^ in ben Drben^s l^äufem üon roeniger a(§ 12 Si^faff^" ei" fd^änblid^eg Safterleben l^errfc^e. S)iefe Srtlörung roieber fußte lebiglic^ auf ben ©erid^ten ber Sromroell^fc^en SSifitatoren , unb bereu fraglid^e 3wüerläffigfeit c^arafterifiert e», roenn einer öon il^nen „l)offt, ©d^limmeS finbcn unb berichten ^u fönnen" (überflüffig freiließ lift e§, biefe ©teüe jroeimal <S. 228 unb 258 mit gefperrter ©c^rift roieberjugeben). ©benfo d)ara!teriftifc^ ift, baß ber Sönig beim (Smpfang eineö guten 95eric^te3 fofort ben Schreiber befd^ulbigte, beftoc^en ju fein. S)ie Slufgabc ber

(Snglanb (^einri« VIU.). 527

SSifitatorcn mar nur, für bcn bereits fcftftel^enbeii ^(an ber ftlofter* auf^ebung bie rec^tlic^e QJcmäntelung ju fc^affen. 9uf @rforfc^ung ber n)irHid)en 3"ftönbe tarn eS babci nic^t an. SSefonberö im 2. 95anb finb bie SSorgänge bei ben 1536 beginnenben Stuf^ebungen gut ju« fammengeftcUt, menn a\i6) bei ber öfter mieberl^olten (Srjä^Iung gleid^ortiger ©reigniffe bie S^arftelfung unnötl^ig breit mirb. Die SRüdfid^tglofigfeit, ja 9to^eit beg ganjen SSerfa^renS f)tbt 93f. ftarl l^eröor, befonberS ben empörenben SSanboüSmuS, mit welchem gegen bie ©au(id)feiten, bie S^unftfc^ä^e unb Sibliotl^efeu ber filöfter ge* mütl^et njurbe. @in bejeid^nenbeS ©eifpiel für bie 93e^anblung ber ^^Jerfonen ift im 9. Si'apitel in bem ©d^idfal ber brei ©encbiftiners äbte Don (Slofterbur^, SReabing unb Kolc^efter gegeben, ©olc^e ®in* t^elfc^ilberungen, bei benen ber S3f. fic^ gemiffenl^aft an bie Duetten l^ält, finb bie beften Partien beS SBerfe§, ^auptfäd}Iic^ burc^ fie erholt ber jmeite SSanb feinen SSorjug bor bem erften.

SWit SRed^t roenbet fid) 3}f. gegen bie bisherige SWet^obe, nod^ welcher ber eine $iftorifer baä Urt^eil über bie cnglifc^en Sflöfter fritiOoö bom SSorgänger übernahm; aber ftebt mit ber ffiritil beS »f. beffer? äRit SSorliebe ftü^t er fclbft fic^ auf Urttieile fpäterer Scarbeitungen, menn fie feiner Sluffaffung eutfpred^en ; er benft nic^t baran, bereu 95egrünbung ju prüfen, ein 95cric^t ©pelman'S mirb afö „ottem 9lnfd)ein nad) trobitioneff" genau miebergegebcn, unb jur SRec^t« fertigung ongefül^rt, ha^ ©pelman „faum 30 3a^re noc^ bem Sr« eigniS" geboren (!) fei (1, 245 f.) (e§ betrifft bie ©e^anblung oppo« fitionetter (£ommon§ burd^ ben jfönig); bie bei ber SSerurt^eilung ber SRönc^e erhobenen ©efc^ulbigungen roerben, unb ^umeift mit SKec^t, üermorfen, bie 9lntlageofte gegen Srommett bagegen auf 2reu unb .®Iauben angenommen, meil i^r Sn^fll^t mit beg S3f. 9tnna^men über* einftimmt (1, 328), ^orteifd^riffteUer mie $ole unb ^arpSfielb gelten i^m al§ gute ®emät|rÖmönner (1, 250; 2, 5.).

SSon gefud^tcr ^arteilic^feit ift ber SSf. babei entfc^ieben frei, tro^bem muß ber ßefer beftönbig ouf feiner §ut fein. S)er fponif c^e ®e- fanbteS^aput)^ be5eid)net nic^t fonfequenter bie Königin Unna, bie SRutter eiifabetl^'S, atö „Jfonhibine", afö ^ier ein ^iftorifcr (j. ». 1, 194; 2, 1 u. a.); i^m ift Krommett, ber gegen ben fatl^oüfc^cu ftleruS unb 3ctemonienbienft üorge^t, fofort ein Sorfömpfer öon „greibenferci unb SSerad^tung ber SReligion" überhaupt (1, 247, ftärfer noc^ ©. 326); bie ^Bearbeitung ber öffentlid^en SKeinung im Sinne ber SJeuerung ift ibm ebenfü eine ©c^anbtbat. 3)ie hinfällige SJel^auptung Don

528 fiiteraturberic^t.

ÄatJ^arina'ö Vergiftung, bie griebmann juerft gebracht ^ot, Qu^fd^Ucfe^ lid^ auf ®runb eineö üom fpauifc^cn ©efoubten geäußerten Scrbac^te^, tt)irb ungeprüft mit bem ^inroei§ auf Slnna ©olegn atö aWitroiffenbc übernommen (1, 226). ©ebenflic^er ift fd^on bie SKetl^obe, ben SKangel on Duetten ouS^ugteic^en burc^ Scmerfungen, mie: „Über ba§ traurige 2o8 ber armen SWonnen, roelc^e bem ßfi^tgefül^I fold^ brutaler SRenfd^en anheimgegeben roarcn, l^at bie ®cfc^ic^te üictteid^t aug meifen ©rünben einen ©d|(eicr geworfen'' (1. 211), unb ä^nlic^: „Sietteic^t mottte bie ©efd^ic^te abfic^tlid^ bie Slad^melt üon bicfem »übe beS Unglücfg unb eienb§ üerf^onen" (2, 340). Sluffattenb ift aud^, ha^ bie Sintünfte ber Klöfter immer im ®elbn)ert^ ber 3^^^ bie uon i^nen gefpenbeten Sllmofen aber immer in ftarfer Umrechnung ouf ben l)eutigen ©elbroert^ gegeben werben; ber Sffeft bei ber (Segen* überftettung ift flar.

S)a§ finb Heinere Slugftettungen; ftörfer roirb ber SSBiberfprutft ^crüorgerufen, menn ber SSf. üom fc^lic^ten Srjä^Ier fid) jum beur= t^eilenben ^iftoriter ergebt. 5)a§ Sapitel über Sromroctt in 93b. 1 ift ber fc^möd^fte 9lbfc^nitt be§ ganzen SBerteÖ. ©romroett erfd^eint nur al§ ein Ungel^euer, meld^e^ aug innerfter SJerroorfcnl^eit ein* jigen SebenSjmed üerfolgt, bie Stiöftcr ju jerftören; ba^ biefc§ SSor* gelten im ä^fan^n^cn^ong mit anberen politifd^en S^^t^ii ftanb, baß SrommeH überhaupt außerbem politifd^e ©ebanfen befcffen, onberroei* tige 3i^^c öerfolgt f^ai, \>a^ bleibt bem SSf. DöUig Verborgen: fc^iefer unb einfeitiger ift feiten über biefen geroalttptigen, aber aud^ gewaltigen (Staatsmann geurtl^eilt roorben.

SScrfe^It erfd^eint auc^ bie ganje umfangreid^e (Einleitung, welche ben Untergrunb jeid^nen fott, auf welchem fid^ bie bann gefd^ilbertcn SSorgönge abfpielen. 9?ac^ bem 5?f. ift ba§ (Snglanb ber breißiger Sa^re be§ 16. ^fl^i^^wnbertS ganj unb auSfc^ließlid^ baS $robuft ber 5ßeft (öon 1349 !) unb ber Sürgerfriege be§ 15. Sa^r^unbertö. S)ag auf bie le^teren bie ööttig umgeftaltenbc neu fc^affenbe ftaatlic^e Wr^ beit einer tl)atfräftigen Wonard^ie burd^ ^einrid^ VII. unb SBolfe^ gefolgt mar, baüon öerlautet nic^t ba§ geringfte. 6in l^albeS S^^r- ^unbert rul^iger unb ftetiger (Jntioidfelung i)atte feit ben 99ürgerfriegcn ha^ fieben in ^taat unb Station öotttommen erneut: roer üon bem 1535 (ebenbem (5^efcf)le(^t tonnte obenbrein nod^ eine (ebenbige @r* innerung an bie 1485 enbenben SSirren be§9iofenfrieg§ l^abcn! ^ber nad^ bem 5?f. ift e^ nicf)t bie (JJeroö^nung an eine ftarfe monard^ifd^e Disziplin, Welche ha^ englifc^e S3olf ben Saunen eineS $einric^*!8 VIII.

©nglanb (^einricft VIII.). 529

fügfam machte, fonbem in Erinnerung an bie frifc^cn ftricgSnötl&c ber SBunfd^, lieber ju bulben al§ ben grieben tüieber ju gefö^rben (1, 24). ®ie Slriflofratie unter ^einrid^ VIII. jeigte in il^rer Untcrmürfigteit lebiglic^ ben öoUen ©rfolg einer feit beni ©temfammergefej beiuufet gegen fie geric^teteten 5)5oIitif, unb gerabe biefe 9?iebert)oItung be§ ehrgeizigen 8lbel§, welcher faft alle früheren 85ürgerfänipfe toerurfac^te, luor eine ber fegen^reic^ften Sfiogrcgeln gemefen ; unb ba erfahren roir ftQunenb (I, 26), bng esi mit ber aKod^teinbuge ber ^Iriftofratie „um jene (Stabilität gefd^e^en mar, meiere ber alte Stbel burc^ feine Sra- bitionen unb fingen SRat^fc^Iäge bem @taat§fc^iff ju geben pflegte": ein ©a^, ben auc^ »bie oberf(äc^Iid)fte 5öetrod)tung ber 3fiten einer fc^wac^en 3)ionarc^ie unter ^einric^ III., ©buarb II., ^Kid^arb 11., ^einric^ VI. fofort miberlegt. ^aB burcft bie ^eranjie^ung frifc^er Salente au§ nieberem ©tanbe bie Subor§ gerabe bie Staatsmänner bem fianbe fc^enften, auf beren Slrbeit 6nglanb§ ©röfte im 16. Sa^r- ^unbert beruhte, ba§ roirb nic^t ernjäbnt; ber alte 2lriftofrat fonntc nic^t ärgerlicher auf biefe „©teüenjäger unb politifc^en Abenteurer" blicten, als iperr ©aSquet t^ut. SBo bleibt* bie ©rroäl^nung, baß feit ^einric^ VII. öon ber lubormonarc^ie gegenüber bem unterbrücften 9tbel ba§ Sürgertl^um ^u feiner 93Iütl^c unb SKad^t geführt rourbe, gerabe bie klaffen, meiere im folgenben 3a^r^unbert ben fiegreic^en Ä'ampf gegen bie Stuarts burc^foc^ten?

5)ie SRebeüionen feit 1536 bleiben tt)ieber ööUig untoerftänblic^, iuenn nid^t bie fc^limme feciale Sage ber unteren klaffen in 93etrac^t gebogen mirb; biefe aber füt)rte lebiglic^ bie bamalS fic^ öoüäie^enbe grofee agrarifc^e Umiüöl^ung ^erbei. SBie furj ge^t S3f. über biefe folgenfc^mere Semegung ^inmeg! ^einric^ VII. ^atte fid^ juerft be* mü^t, ber fortgelegten Ummanblung beS SlcferlanbeS in SBeibelanb entgegenzutreten, burc^ meiere ber Heine ^äc^ter unb bie SKenge ber gelbarbeiter brobloS gemacht mürbe. 5)ie ganje DJatur beS SorgangS mug bem SSf. unbefannt fein, fonft fönnte er nic^t (S. 29) öon ber „Einführung eineS neuen garmf^ftemS unter f)einrid^" (!) fprec^en, unb mä^renb bie ©efe^e mieber unb mieber über ben bamit be= ginnenben Arbeitsmangel unb baS einreifeenbe SSagabunbentt)um Hagen, fo meife S?f. öon einem „SDfangel an gelbarbeitem" ju berichten. 3" (Snglanb famen üon je^er fleruSfeinblic^e 9legungen leicht jum S)urc^bruc^, ebenfo mar eine nationale Cppofition gegen päpftlic^e Stnfprüc^e ftetS lebenbig. D^ne biefe ©efinnung ber Station märe auc^ einem ^einric^ VIII. faum möglid^ gemefen, fo leicht jum 3iclc

^inotljdje Seitjc^rift öi. ßf. ©b. XXXIV. 34

530 Sitcraturbcric^t.

ju fommen, unb gciüiß ift bcäcid^ncnb, bafe nad^ bcm. Scric^t bc^ fpanifc^en ©efanbten bie parlamentarifd^e Oppofttton ^auptföc^üc^ l^anbelöpolitifc^c ®rünbe gegen t>a^ ©c^iSma geltenb machte (®airbner, Lett. and Pap. 6, 128). 9luc^ babon erfahren mir l^ier nichts. SBenn aber bie mid^tigften Sorbebingungen uncrmäl^nt bleiben, fo ift nie^t ju öermunbem, bag bie ©efammtbeurt^eilung ber fflofter* auf^ebung unb ber fid^ baran fd^Iiefeenben (Sreigniffc einfeitig unb unüoQfommen auffällt.

SBenn boS früher entroorfcne tenbenjiöfe Stoc^tbilb boni 3uftanb ber Slöftcr ber SBirflic^teit nid^t entfpric^t, fo entnimmt Sf. ba§ öon i()m entworfene Sid^tbilb quc^ nur einfeitig gefärbten Serid^ten. 5)ie SSifitation^boömoc^ten unb öeric^te qu§ ber bor^ergegangenen ®poc^e ©einric^'g VH. (in SBittin^g Conciüa S3b. 3 unb Visitations of the Dioc. of Norwich) laffen red^t ftarfe ©chatten Quf bo^ fo ^ell fc^einenbe S3ilb fallen. SBenn eine SKaftregel fegenSreic^ roar, fo loar eS ba^ SSorge^en SBoIfetj'8, melc^cr bie unnü^en fleinftcn ©tifter bc^ feitigte, um il^rc ©infünfte ^öl^eren ^iuecfen in ben üon i^m begrün* beten SoUcge^ bienftbar ju mad^en.

Sei ber befonberen ?lufgabe, meiere S3f. ftc^ geftettt, bie Slofter- auf Hebungen ^einric^'ö ju „beleuchten", bleibt unüerftönblid^, bafe er ben ©egenfa^ öon ^einric^'^ unb SBoIfe^'^ SSorge^en gegen bie ^löfter gar nic^t berührt. ®erabe ^ier tritt ber Oegenfa^ fc^roff ^eröor jmifc^en ber 9?u^barmad^ung ber Möfterlic^en ©nfünfte für ibeale 3*^^^^ ^^"^ ^i"^^ ro^en Beraubung, um bie ^abfud^t eineS brutalen Söionarc^en unb feiner l^öfifc^en greunbe ju fättigen.

(Sg liefen fic^ folc^er SluigfteHungen noc^ mehrere mad^cn, icö glaube bie mid^tigften l^erborgel^oben ju l^aben. ®erabc i^nen gegen« über fei nochmals betont, baß bem S3f. Jebe abfic^tlid^e tcnbcnjiöfe gärbung fern liegt; er ^at fid^ in emfigem Duettenftubium um wa^r* l)eit§getreuen ^luffc^Iug bemüht, aber er ftet)t ööflig im Sann ber einmal \\)m überlieferten ^Infc^auungen, unb leiber öermag er feinen ©toff nid^t mit bet)errfc^enbem ^iftorifc^en Urt^eil ju umfaffen.

^ie Übertragung, für bie ein unmittelbare^ Sebürfnig faum üorlag, ift forgfältig unb lieft fic^ im ganzen gut; nur möre ein SBuft oon grembmörtem 5U öermeiben gemefen, befonberS ©Übungen mie: 'i^lnnejirung, onnejiren, ^erplcjität, monftruog, SWonfter, S^ii^if'^ u. ähnliche, midjt rec^t oerftänblic^ ift 1, 28 hinter: 20, 30, 50 5ßfb. ©terl. bie Eingabe: 200, 300!Iltarf; foUte t>a^ eine Seftimmung beS ®eIbiDert(}e^ fein? Söir l)ätten gern gefe^en, menn fpäter bei ber

englanb ((Süfabet^). 531

cnglifc^en SWarf bie Bufügung „©tcriing" nic^t üergeffen mörc, ha bic mciftcn bcutfd^cn Sefcr biefe aRünjc (3 äRart Sterl. = 2 ^fb. ©tcri.) faum fcnncn. (Sine ©teile jumal ift fonberOar. SBir finbcn in biefer beutfd^en 9tu§gabe (1, 199) bog Kitot: SHonfe, History of England (!); ber bort abgebrucfte 3lbfc^nitt ifl aber nid^t etioa ber SRanfe'fcfte Scjt, fonbem eine nid^t unbetröc^tüd^ abmeic^enbe SRüefüberfe^ung au§ ber englifc^en Überfe^ung. S)q§ ift bod^ ein etrooö anffadenbeS S3er- fa^ren. W. Busch.

Queen Elizabeth. By Edward Spencer Beesly« London, Mac millan & Co. 1892.

5)aS öorliegcnbe SBerf gibt auf engem SRaum eine alle§ SBefent^ (ic^c berücffid^tigenbe Sl)arüfteriftif ©lifabet^'ö unb i^rer SRegierung. Seber @a^ jeugt üon grünblic^en Cueüenftubien, obgleid^ biefelben äugerlic^ nic^t l^eröorge^oben finb. S)er S3f. bemüht fid^, auf ©runb ber I^atfac^en nac^juiueifcn, t>a^ Slifabet^ tro^ aller i^rer Sd^roäc^en unb tro^ mancher TOifegriffe im einzelnen bennod^ bie politifd^e ®e* fammtloge meift richtiger beurt^eilte al§ i^re SJtinifter, unb baß i^r 85eftreben, bie gemäßigten fatl^olifc^cn unb proteftantifc^en (SIemente ju öerf ö^nen , . burc^ ben ®rf olg gerechtfertigt rourbe , obmo^I ber energifc^e ^arteimann Secil f)äufig mit i^r unjufrieben tt)ar. 2Ran fann bal^er bem S3f. nur SRed^t geben, menn er gegen bie neuerbing§ hervorgetretene abfällige 93eurt^eilung ®Iifabet^'§ polemifirt; benn biefe ©eurt^eilung ftü^t fic^ auf bie augenblidtlic^er SKifeftimmung entfprungenen Slagen in ben vertrauten ©riefen Eecir§ unb feiner greunbe. ©benfo nüchtern unb gerecht ift ba§ Urt^eil be§ S3f. über Seicefter fomie über SJfaria ©tuart unb ben öon ben S3ertt)eibigern ber (enteren ju fd^roarj gefc^ilberten SWurra^. 3)a ba§ iöuc^ bie 6)eftc^t§punfte angibt, Von benen au§ man burd^ bie oft üermirrenbc 9Kaffe üon Sin5el5eiten ju einem richtigen Urt^eil gelangen fann, fo ift namentlich angeftenben gorfc^em ju empfehlen. SefonberS intereffant ift bie fritifc^e ©rörterung (©. 186 187) über ben an* geblichen 93rief öon SIBaIfingl)am unb S)at)ifon an faulet unb 3)ruri), worin le^tere aufgeforbert merben, SJJaria Stuart I)eimlic^ auS ber SBelt JU fd^affen. Der S3f. ^ält biefen «rief für eine fpötere ^'dU fc^ung unb begrünbet feine 2tnfic^t mit äl)nlic^en Argumenten, mie fie bi^l^er öon ben SSert^eibigem Sliaria*§ gegen bie (ic^t^eit ber ftaffetten^ briefe öorgebrac^t morben finb. H. Forst.

34

632 Siteraturbcri(t)t.

Les communes fran9ai6e8 ä l'^poque des Capötiens directs. Par Achille Lnchaire. Paris, Hachette & Cie. 1890.

fiuc^airc tritt ^ier nic^t mit neuen gelehrten Unterfud^ungen l^cr« t)or; er toitt öielmcftr eincn^Übcrblict, eine jufammenfaffenDe 3)at* fteHung fleben. Objeft berfelben finb bie franjöfifd^en „ftommunen", b. ^. bie @töbte, bie eine gefc^morene (Sinung unb ein f)oijt^ WHa% t)on politifd^er ©elbftönbigfeit befeffen unb bie fic^ in biefer Steöung öom 12. bi§ etmo jum 15. ^o^r^unbert ju behaupten geiüugt Ijoben. SBir muffen freilid^ üon üom^erein baö {Red^t ju biefer Segrenjung be§ I^emaS in S^^if^^ jie^en. 3)enn finb bie ©tobte mit jener föinung unb bie mit großer politifc^er ©elbftönbigfeit öollfommen ibcntifc^? Söfet fic^ nid^t bQ§ eine o^ne bo^ onbere erreichen? äRögen immerhin bie meiften politifc^ möd)tigen ©tabte jugleid^ eine ©inung gelobt ^aben, eine folc^e Übereinftimmung rottre ttroa^ 3"- föHige§, ber 3ufcimmenf)Qng fein notmenbiger. UnfereS (Sroc^tenä müßte bo^ Suc^ ben litel ^aben: „S)ie ä^'t ber ©elbftänbigfeit ber franjöfifc^en ©täbte." Söenn S. in bem üon i^m getoö^Iten litel Quf ein anbereö SKoment ben Dkd^brucf gelegt \)ai, fo ift bamit jugleic^ ber geiler, ber bem 53uc^e überhaupt anhaftet, ongebeutet: bie Überfc^ä^ung ber 93ebeutung be§ freien Sereinö, ber (Silbe. 3c^ tt)iU mic^ ^ier über bie Unric^tigfeit ber (Silbet^eorie ni4t einge^enb öußern, t>a ic^ boju an onberen Orten ©elegenl^eit gehabt l^abe (ögl. mit ®el ^nj. 1892, ©. 40ü ff.). 9^ur (Sin^elneg mag ^eröorge^oben merben. ©e^r richtig menbet S. ©eite 42 gegen biejenigcn, luelc^e bie ®efc^tt)orenen ber ®ottc^frieben mit ben ©efc^morenen ber ©täbte in 3wffli"n^^"^fln9 bringen, ein, bofe ou§ ber Übereinftimmung ber Benennung ber ^nftitutionen noc^ feineömeg§ bie 3bentität ber ^n* ftitutionen felbft gefolgert merben tijnne. H^atfäc^Iid^ ift jeboc^ biefer met^obifc^e 5el)Ier, luorouf bie ganje ®iIbet^eorie beruht. SD^it ben anberen 2(n^ängem berfelben fie^t S. in ber ©tabtgemeinbe, welche eine coniuratio üornimmt, eine ®ilbe, eine association, weil bie ®i(ben auc^ gelegentlich coniurationes Reiften, unb üergiftt über ber Übereinftimmung ber Spanien öoUfommen ben Unterfd^ieb in ber ©QC^e: t>a^ nouilic^ bie ®ilbe ein freier SSerbonb, bie ©tabtgemeinbe bagegen, quc^ bie, tt)eld)e eine coniuratio ^ot (b. \). beren Bürger fic^ für bie ®rrcid)ung eine§ beftimmten ä^uecte^ eiblicf) berbunben ^aben), ein 3^üQng»öerbanb ift. 2>iefer Unterfd[)ieb ift nun ober ge* robe ba§ mefentlid)e. Unb menn man feftl)ält, t>a^ bie ©tabt, bercn Sürger ju einem beftimmten 3^^*^ ^ii^^" ®i^ geleiftet ^aben, boc^

Sranfreic^. 533

uoc^ burc^Qug fein freier SScrbanb, feine ®i(bc ift, fo braucht mnn auc^ ben ^rogen ^nftrengungen, bte gemad^t iperben, um bie ®nU fte^ung ber augcbüc^cn ©tQbtgcmeinbcgitbe ju crffören, feine 9luf* merffamfeit me^r ju fc^enfen. 2. bietet ju biefem Se^uf bie gcroerb* lid^en ®ilben, jo fogor religiöfe SSereine ouf: fie fönnen inbcffen gar nic^t bie Silbung bcr ©tabtgemeinbegübe herbeigeführt ^oben, n)ei( z^ eine fold^e fc^Iec^terbingS nic^t gegeben l^at ^).

S)ie ^nfc^auungen oon ber @tQbtgemeinbegi(be ftnb nun, t)on benen S/§ 33uc^ überall erfüllt ift. @o erhalten mir j. S. eine fcl^r einge^eube ^arftellung über bie äRitgliebfd^aft in ber association communale. I^atfäd^li^ aber ^anbelt eS fic^ in t>tn Urfunben, meiere Ü. l^icr ejcerpiert, nic^t um bie 3KitgIiebfc^aft einer associa- tion, fonbern beS SmanQ^t>txhant>e^, ber unter bcm Stamen ©tabt attbefannt ift. SKan begegnet 93eftimmungen, mie fie in Stabtrec^t^ urfunben ganj gcmö^nlic^ finb, roie fie auc^ in ©tobten üorfommen, roeld^c nac^roeiölic^ nie eine coniuratio gehabt ^aben. 3Han muß fic^ bei ber Seftüre be§ S3u^e§ ftet§ gegenmärtig Ratten, baß bie ju ®runbe liegenbe 3bee eine irrige ift. S^ut man baS aber, fo wirb man au§ ü.^ö Ausführungen fe^r reiche Sele^rung fd^öpfen. AIS trefflicher ffienner ber franjöfifc^en ©efd^id^te jener Sa^r^unbertc o^ne^in befannt, fd^ilbert er ^icr flar unb überfic^tlic^ SSerfaffung unb SSerroattung ber ©tobte. SBegen biefer Sorjüge fönnen roir ba^ 33uc^ (mit ber öor^in gemalten ©infd^ränfung) nur oufS noc^brüdt» lic^fte empfehlen*). G. v. Below.

Th^ophile Gautier. Par Maxime du Camp« Paris, Hachette & Comp. 1890.

9t. u. b. %.: Les grands ^crivains fran9ai8.

®§ ift bejeid)nenb für bie literarifc^en unb moralifd^en Anfc^au« ungen grontrei^S, t>a% bie jetzige ©eneration S^eop^ilc ®autier ju

') <B, 32 DcriDcrtet ^. bie 2:^atfacfte, bafe bie Äaufleutc in ben ©tobten großen @influ6 gehabt ^aben, für feine !t^eorie Don bem Urfprung ber 8tabt aus ber ®iIbcDerfaffung. (SS bliebe inbeffen iiunäc^ft nac^iuroeifcn, ha^ bie Äauficutc roirflidj überall (roaS bcfanntlic^ feineÄioegS bcr fjofl loar) eine Q)ilbe gehabt ^aben. 9(ber felbft roenn ed fo luäve, mürbe barauS aflein nocf) nichts ju fdjliefeen fein.

«) 8. 53 roirb bie taille alS Charge de la servitude bcjei4nct. @ie ift inbeffen t^atföc^ücf) eine öffentliche ^Ibgabe. $gl. ßanbioörterbucf) ber etaatStui|'fen{cf)aften 2, 351.

534 i^iteraturberic^t.

bcn „®ro6en" unter ben franjöfifc^en Sc^riftfteöcm , ju einem bcr wenigen, in benen bie fc^offenbe ®eiftc§fraft be^ SSoIfe^ befonberö d^araftcriftifd^ ^eröortritt, rechnet unb i^m einen ^lo^ neben äRonte^:: quieu, Souüenarflueg, Surgot u. f. n). anroeift.

(äoutier ift in S)eutfc^Ianb menig befannt, feine SBerfe finb bti i^rem Entfielen, jmifc^en 1833 unb 1861, bei unS wenig gelefen unb nie öoUftonbig in'§ S)eutfci^e überfe^t roorben. 3)ie§ erflärt fic^ boraug, bQ§ ber SReij feiner ©c^riften in ber S)QrfteIlung§meife liegt, unb ba§ ber Sn^Qlt feiner noüelliftifc^en ^robuftionen fo l^erauöforbernb gegen ©itte unb Slnftanb öerftöfet, ba^/ fclbft nac^bem bie ©c^ranfen ber polijeilic^en 3^i^fu^ gefoHen waren, ein SSerleger in 5)eutfc^Ianb auf fiefer nic^t ptte rechnen tonnen. S)iefem Umftanbe, bem bemoralifircnben Ginfluffe feiner ©d^riften, ^otte ®auticr mo^I aud^ jujufc^reiben, ba§ it|m, tro^ breimoligen Seroerben^, tein gauteuil in ber fran^ö^ fifc^en 9(tobemie 5U S^eil mürbe unb i^m öon feinen ä^i^flcttoffcn nid^t bie Unfterb(id)teit iugebacf)t war, welche ber Herausgeber feiner 85iograp^ie, fein greunb 9Kajime bu Kamp, i^m^je^t tiad^traglic^ wal^ren will: unfereS ®rad)ten§ mit Unrecht.

©autier, ein unermüblid)er ©fribent, ber fic^ felbft rü^mt, 300 gebructte Sänbe gefc^afft ju ^aOen, war fein Seben lang S^umalift, ein unparteiifc^er Äiunft= unb I^eatertritifer im Sienfte ber „treffe**, be^ ,,3igaro" unb jule^t be§ „SKoniteur". Sn te^terer ©tellung wiberfut)r i^m bie ®^re, bafe fein S^ef, @mit be ©irarbin, i^m jum Vorwurf machte, ba§ er ein GinfaltSpinfel fei, ha er nic^t öerftanben l^nbe, fic^ mit ben Xl)eaterbireftoren, beren Sluffü^rungen er ^u friti* firen ^otte, fo ju [teilen, ba§ er fid) ein SJermögen erworben ^ötte, fonbern ein armer Seufel geblieben wäre. Der SSf. liefert un§ mit biefer bi§l)cr unbefannten 2tnefbote einen erbaulichen SJcitrag jur ftnlturgefd^ic^te feinet iJanbeS.

3n ^weiter ijinie machte fic^ ©autier alö Serfaffer öon {Reife- befcf)reibungen bemertlic^, welche Italien, Spanien unb bie Jürfei }um ©egcnftanbe l)attcn, amüfant unb pifant unb öor 30 Sötten and) lel)rreic^ waren, aber je^t wol)l öon neueren gorfc^em über- l^olt unb ber S3ergeffen^eit anheimgefallen fein werben.

©§ ift ein 93cwei^ öon @autier'§ unermüblic^em gleiße, bag er neben ber täglicl)en Üaft feinet joumaliftifdjen SierufeS im ©taube war, SBerfe ber ^^5l)antafie, JHomane, wie „9)^abemoifelle be SRaupin", „gortunio", „fiapitän gracaffe" unb mehrere öebic^tfammlungen jum S^nirf 5u bringen. 3" öüen biefen ©c^öpfungen wirb bie mcifter-

eponien (JRcc^t). 536

l)Qfte ^anb^obung bcr Sprache gerühmt, unb biefcr SSorjug ift t& tDO^I inSbcfonbere, tDcIc^cr bcm fran^^öfifc^cn 2efcr über boS ©efül^I beS aKigbe^QQcng unb bcr SongeiDeilc J^iniücg^ilft, bem fid^ ein S)eutfci^er bei ®urc^blätterung ber inbejentcn unb roeitfd^mcifigen ©cöriften (Sau* tier^S fc^roer etitjie^en mirb. H. v. W.

Historia general del Derecbo espa&ol. Por Ednardo de Hinojosa.

Torao I. Madrid, Tipografia de los Hu^rfanos; libreria Guttenberg. 1887.

3u ben erfreulic^ften ®rfcf)emuiigen in ber Sntroicfclung bcr bcutfc^cn atcc^tggcfd^ic^te unferer läge gehört cö, bag bicjelbc in ber „Sorftellung" jtuar prinzipiell fic^ auf ba§ fpejififc^ beutfc^red^tlid^c SKoterial befc^ränft, bog ober qI§ Hilfsmittel ju i^rer „©rforfc^img" in ergiebigem SWoa^e bic germonifc^en Sc^mefters unb 2;ocl^terrec^te l^crangcjogcn werben, jo t^eilroeife ouc^ bie SRefuItotc ber arifc^cn Stec^tögefc^ic^te unb ber 3Beltre(i^tSgejd)ic^te, meiere bie mifjenfc^aftlici^e 2^Qtigfeit auf bem (Sebiete bcr öergleic^enben ?Rec^tggefc^ic^te atö 3n)eig ber öergleic^enben $Red)t§mi)fcnfc^aft ju Sage geförbert l^at.

®ilt bie§ and) für ba« .fponifc^e SRec^t''? gicfer in feiner M^ ^Qublung über nnbere SSern)anbtfd)Qft ^lüifd^cn got^ifc^^fpanifc^em unb normcgifd^siSlanbijc^em JRec^t (SRitt^eilungen be§ ^npitutS \^^ öfterr. ©efd^ic^tSforfc^ung, 2. ergän^ungöbanb [1888], ©. 456 f.) ^ot bic bisher ^errfcf)enbe 9(nfic^t ba^in jufommengef aßt: bafe für Stoede bcr gefammtgermanifc^en SRcdjtSgefc^id^tc bic fpäteren fpanifd^en SRed^tös queden nid}t me^r 5U bead^ten, ba§ bie nationalen Seftanbt^eilc in bcn ücrfd^iebenen gormcn ber lex Wisigotorum in Spanien t>a^ cinjige feien, mag für jene nod} Sermert^ung julaffc. S)em ent« fprcd)enb enbet benn oud) in folc^en Bearbeitungen ber beutfc^cn SRec^ti^gefc^ic^tc, in Juelc^en, roie etwa bei Srunner, anberen 8c^meftcrs= rechten, fo inSbefonbere ben norbgermanifd^en, man^c 93crücffid^tigung gefd^enft mirb, bie Beachtung ber fpanifc^en Stcc^tS^uftänbc mit ber 93efpred)ung ber lex. Unb aucft ber auö biefer ju jie^enbe ©ewinn wirb burc^roeg red^t gering angefc^Iagcn. Stömifc^cS unb fanonifc^ci^ Sflcc^t, bann bie gefe^geberifc^en Sjperimente ber Könige Ratten t>a baS nationale Stecht firf)tlic^ fo überwuchert, baß barauf^in fd)on mol^I bie Slnfic^t auSgefprod^en lourbe, 'ba^ gotl)ifd)e 5Ked)t fei über^oupt ben germanifc^en 5Rec^ten nidjt zujujä^Ien: fo eiroa öon SOtaric^alar unb SOianrique in ber Historia de la legislacion de Espaua.

S)iefer ^errfc^enben ^Infic^t gegenüber ijai nun girfer bic gragc

536 fiitcraturbcridjt.

Qufgerüorfen, ob nic^t in meiterem Umfange ein engerer Slnfd^IuB be§ fpäteren fpanifc^en SRed^tS an germanifc^c Sluffaffung anjunel^mcn fei, als er fic^ in ber lex Wisigotorum ergibt, unb in ber genannten ab^anblung ben 93en)ei§ für bie ©e^auptung ^n erbringen öerfuc^t, ha% „ba§ fpötere fpanifc^e Stecht fic^ bem altgot^ifc^en {Rechte ungleid^ nä^er anf fließe, al§ bie lex Wisigotorum; fei ba^er ein ^ülf^« mittel für bie ®r!enntni§ altgermonifd^er Sted^tS^uftönbe, beffen SBert^ burd^ ben ©influfe römifc^er unb firc^Iic^er 9Iuffaffung roenig beein^ träc^tigt merbe".

Unob()ängig üon 'S'i^ex finb auc^ Sbuarbo be ^inojofa unb anbere fpanifc^e §iftorifer fdfton früj^er ju bemfelben SRefuItate gc* fommen (S. 365 9?. 1). girfer t|at alfo nid^t ganj JRec^t, menn er behauptet, bafe ber üon ^atob Reimer in biefer Sejie^ung juerft ge= botene ginger^eig auc^ anbere nic^t jur Prüfung biefer grage öer* anlagt i)abt. Slber gerabe bie felbftänbigen Unterfuc^ungen girfefS er{)alten burc^ bie 9lu§fü^rungen in ben le^tgenannten 2tböanbtungen einen neuen toefentlic^en Stü^puntt. ®ie SRöglic^feit, t>Q% in fpö= teren fpanifc^en 9lect)t§queUen mieber ouf got[)ifc^e§ Siecht jurürf^ gegriffen roorben fein möchte, öon meiern bie lex Wisigotorimi nichts rüix^t^, ift auc^ Don ffonrab Sliaurer zugegeben morben (Sfritifcöe SSiertelja^reSfd^rift 1889, ©. 190 f.). Sf^ur Dcrneint S'. SKaurer mit ,®. ü. 2lmira (öiteraturblatt für germonifrfjc unb romanifd^e ^^ilologie 1888, S. 1 f.), bog baö bamit für bie ©rfenntniö ber altgermanifc^en 9lec^t§5uftänbe geioonnene ©ülfeimittel fid) mit bem SBerte ber ffan- binüüifd^en Cueüen aud) nur annä^emb ju meffen üermöge. S^^U Umfang, Sprache, unb teiltüeifc auc^ 5ein{)eit ber juriftifc^en 2)urc^« bilbung bürften Die(mel}r immerhin biefen le^tercn ein fet)r beträc^t- Iid)e§ Übergewicht fid)ern. Um fo bebenflic^er erfd^eint i^m bagegen bie nät)ere 9(utnüpfung be§ gotl)ifc^en SRec^t^ an t>a^ ffanbinaüifc^e übert)aupt, unb an ba^ i§Iänbifc^=nonüegif4e inSbefonbere.

SBcnn nun aud} gegenüber biefer le^tcren 9lnfid)t gicter'S ftonrab SKaurer iüol)I "Sted^i befjalten mirb, um fo fieserer ift boc^ bie erfte ?lnfic^t. Son biefem ©tanbpunft au» redjtfertigt e^ ixdj tüo^I, ha^ Sntcreffe ber beutfc^en !jRec^t^t)iftorifer burd^ Dorfte^enbe 'üln^eige auf bie neuefte jufammenfaffenbe S)arfteIIung ber fpanifc^en 5Rec^t§gefc^ic^te binjulenfen. ^lüein, auc^ loenn id) öon biefen eben befpro^enen gragen unb i^rer Berechtigung abfege, fo ift boc^ fi^er, bag bie SRec^te ber gotf}ifc^=Danbü(ifc^eu Cölferfc^aften, al§ Sc^mefterrec^te bee^ beutfc^en SRec^t^, für bie ßrforfc^ung ber beutfc^en 9le^tSgefc^ic6tf

©panicn ^SRec^t). 537

bei fritifc^cr SScrgIeicf)uno üon mefcntlid^em SBcrtl^c ftnb. Unb gerobe biefe be^onbclt ber erfte ©anb bci^ angezeigten SBerf^. 3a, auc^ ab* gcfe^en üon bem bireften S^tereffe, ba« au^ bcm le^tangefü^rten ®runbe biefe neuefte fpanifc^e SRcc^tögefc^ic^te eriüecten mug, ift fte auc^ inbireft al§ fol^e, b. ^. afö re(^t§gefcf)ic^tlic^e§ SBer!, ba§ Sunbe gibt t)on bem ©tanbe ber rec^t§gefc^ic^tlicf)en gorfc^ungen in Spanien, für ben beutfc^en SRec^tö^iftorifer öon Sebeutung.

®er Sf., urfprünglic^ ^rofeffor ber Stec^ti^gefc^ic^te an ber ^ö^ercn @d^ule ber S)ipIomatif in SKobrib, üon bem bereite eine fpanifd^ ge* fc^riebene ©efc^id^te be§ römifc^en 5Hec^tg in jroei 93änben vorliegt (Historia del derecho romano segün las mäs recientes investi- gationes. Madrid 1885), 3)litarbeiter an ber Slllgemeinen ©cfc^ic^tc öon Spanien, herausgegeben üon ben SDiitgliebern ber l^iftorifc^en 9l!abemie unter Seitung öon Sanoüa§ bei ©aftiöo (feit 1891 bei Salcon in SDÜabrib erfc^ienen), Serfaffer eineS prei^gefrönten SBerteS 5ur ©trafrec^tSgefc^id^te (Influencia que tuvieron en el derecho publico de su patria y singularmente en el derecho penal, los tilosofos y teologos anteriores ä nuestro siglo. Madrid 1890), je^t gobernator civil öon 9(Hcante, \)at mit feinem $)uci^e eine ber erfreulicfiften Seiftungen in ber neueren miffenfd^oftlic^en Siteratur ©panieng gefc^affen. ^m beften jeigt bieS ein Sergleic^ mit hm frütjeren redjtSgefc^ic^tlicl^en SBerfen, fo öon 3Kanrefa, ©ömej be la ©erra t) SDJontalban, Slntequera, SJifo, 3)omingo be SDJoratö, ger« ndnbej (SItaS, ©dnc^ej SRomdn unb ^crej ^ujol.

äKan fann bem 95ucf) mit Siecht ööUige Sef)errfcl^ung be§ Stoffel unb gleichmäßige 93erücffic^tigung ber ein^eimifc^en n)ie ber auS^ länbifc^en, franjöfifdjen, italienifc^en, engnfcl)en unb befonberS beut^ fc^en Siteratur bi§ I)erab auf bie jüngften gorfc^ungen nac^rü^men. SBa§ bie SKet^obe ber 3)arfteUung betrifft, fo fe^rt ber üBf. gegen- über ber früher jum S^eil öor^errf^enben f^ftematifc^en SDJet^obe jur ft)nc^roniftifc6en ©toffoert^eilung jurücf, jur fog. ^iftorifd^en 99^e- t^obe, bereu SSort^eite, aber ani) ©c^attenfeiten barg^Iegt werben. ©0 \)Cit bie $}ef)auptung üon ö. Slmira über bie SSor^üglic^feit ber ^iftorifc^en TOet^obe bei jufammenfaffenben XarfteUungen ber 9tect)t§:= gefd^id^te nic^t nur in 5)eutf erlaub , fonbern auc^ für ßnglanb unb granfreid), unb aucb für ©panien au§naf)niöIo§ SRec^t behalten.

Sei ber ^eriobifirung folgt SJf. im mefentlid^en ber öon ^crej ^ßujol aufgefteHten ©int^eilung in ber 3lbbanblung über: Origen y

538 fiitcraturbcri(^t.

progresos del Derecho y del Estado en Espafia (Revista General de Legislaciön y Jurisprudencia, 18 [1860] 305 342).

3m großen unb ganjen ftimmcn feine Slnftd^tcn über Sntftc^ung^ jcit, Slutoren, E^orafter ber roeftgott)ifc^en ®efe^c mit ben ©rgebniffen ber neueften beut)d)cn gorfd^ungen überein 356 9lote 2 unb § 359 ^oie 2). betreffs bcS Url^eberS ber fog. Jueftgot^ifd^en Antiqua öerroeift er auf eine bemnöc^ft erfc^einenbe ^ublitation öon 3ofe (Sorcia, ber in ber Slb^anblung Ley primitiva de los vißigodos y des- cubrimiento de algunos de sue Capitulos (SWabrib 1861) fte mit ®Qupp, ^aenel, ?3oretiu§, Srunner auf Suric^ .jurüctgcfül^rt unb neuerbingg ba§ ^arifer ^alimpfeft einer einge^enben Untcrfud^ung untermorfen t)otte.

©ic^er ift, \>a% biefeS 99uc^ fel^r roo^I im ©tonbe ift, ber im So^re 1883 eingeführten 9leuorbnung beS SRec^t^ftubiumö in ©ponicn in Sejug auf bie fpanifd^e 9tec^t§gefc^icf)te bie bi§ ba^in fet)Ienbc ©runblage ju geben. H.

(Sine beutfc^e Äolonie ju Xreöifo im fpäteren ^Mittelalter. 3)ht einem ©Ifurd: g-reibant'S C^rabmal. $on ^tnt^ StmonSfcIU. ^ünc^, 0^. granj. 1890.

5luä ben ^b^anblungcn ber f. baierifcften Slfabemie ber 5Siffenfdjaft. 3. m. 19. 33b. 3. mit).

Sine ouö 2^reöifo ftammenbe ^anbfc^rift be^ 15. 3a^rl)unbertg, ttjelc^e ^rofeffor ö. 3^^" 1^'^^ füt '(>Ci^ ©ermanifd^e SKufeum er« JDorben ^atte, \^at bie SSeronlaffung ju ©.'§ ^ublifation gegeben. @ie ent^ölt Statuten unb äKitgüeberöer^eic^niS einer beutfc^cn Sruber^ fc^üft (schola Theotonicorum), meiere, tjon beutfc^en Ginroonberem in Iredifo turj öor 1440 gegrünbet, in ber Witte be§ 15. 3a]&r- Ijunbert^ i^re ^auptblüt^e f)atte, aber fic^ bi^ gegen ®nbc beö 17. 3af)r[)unbcrt§ ert)ielt. 3in 3al)re 1681 finb bie legten Sin^ tragungen in ha^ 9}iitglieberöer^eic^ni§ erfolgt. I)ie SKitglieber waren beutfc^e ®euierbetreibenbe unb öanbmerfer, ber 3n)ecf ber SBruberfd^aft wie anberiüältö ein rein fo^ialer: Pflege frommer unb guter ©itte im gefetlfc^aftlic^eu Öeben, c^riftlic^er ^J^äc^ftenlicbe unb SBo^It^ötigfeit im Seben unb Sterben.

S. ffij^irt 5unäd)ft in feffeinber SBeife ben (Sang ber gefc^ic^t? liefen (£ntiüicfe(ung Sreüifos^ biö jum Slu^gang beö 14. 3a^r^unbert§, bi§ ^ur enbgültigen (Sinüedeibung in baö ©ebiet ber SHepublif 93e^ nebig unb lüeift inl^befonbere I)in auf bie mieber^olte ^errfd^aft

Stallen (aRittelaltei). 539

beutfd^CT Surften über bie ©tabt. ©ie bot ©elegcnl^eit jur Sin- fiebelunfl S)eutfci^er in Ireüifo, anberc famen atö ©ölbner SSenebigg, bie meiften würben rool^l burd^ bie ^onbclöbejid^ungen S3enebifl§ mit ©übbeutfd^lonb ba^in gefül^rt, enblic^ n^or S^reüifo auc^ eine Station auf ber Pilgerfahrt in'S ^eilige Sanb. Sei ©rric^tung bcr Srubers fd^aft um 1440 maren too^l breigig bet^eiligt, im ganjen roeift bie Sifte 456 9?amen auf. @. l^ai biefe§ 92amen8öerjeic^niS nac^ jeber SRi^tung mit ^ingebenbem gleiß unb ©c^arffinn au^genu^t, er fon= ftatirt, t>a% nid^t bloß fübbeutfc^eS SSolfSt^um t)on ben SJogefen big nad^ Siebenbürgen, natürlich unter oormiegenber 99et^ei(igung beiS baierifc^en SSolföftammeg, fonbern ouc^ ber 9Jorbcn unb Often 5)eutfd^' lanbö feine SSertretung in ber beutf^en Kolonie ju Sreöifo gefunben l^at. ®a6 merfiüürbig öielc fleine Orte alö ^eimat ber ©inroanberer genannt werben, gibt @. ju ber Semerfung Slnlafe, bafe jmifc^en jenen unb ben größeren ^lä^en, mo man öon Ircüifo miffen fonnte, ein ungeal^nt ftarfer SSerfe^r bcftanben t)üben muffe. Sc^ möchte bagegen ben tt)ol)lfeilen Sinmanb ergeben, ba§ öielfacb gemig Ircoifo ni^t gleich JU Slnfang al§ 3icl ber SBanberung üorgefc^roebt ^aben tt)irb. Über ^ertunft unb Scruf gibt bag SKitglieberüerjeicbni!^ leiber feine^^ roegS in allen gftüen Sluöfunft, ober auc^ bie S^amen an fi^ finb ein fd^öfebareg SDfaterial ber gorfc^ung, unb finb t)on ©. intcreffante 3ufammenfteflungen öorgelegt loorben S)a6 ein im Sa^re 1470 bi§ 1471 eingejeid^neteS SJ^itglieb ben 9tanien Samprec^t grcibanf t)on ^ctrajgabem geführt i)at, gibt ©. ben Slnlaß ju einem Gj* furS über ba§ ®rabmal beS 5)i(^ter§ grcibanf in Ireöifo, ba^ ^art» mann ©c^ebel 1464 gefeiten unb nacbmal^ me^rfac^ befprod^en l)at. S)cr Slac^meig einer ja^lreie^en beutfc^en ffolonie in Ireöifo fönne al§ ©tü^e bienen, meint ©., für bie annähme öon SB. ®rimm, baß 93ilb unb ©rabfd^rift crft im 15. Sal^r^unbert cntftanben fei; fei e§, baß fie bamalö „erft ganj neu angebradjt würben, öietteic^t auf ®runb einer öor^anbenen Irabition, fei eS, baß bamal§ nur eine SWenoöirung an bereite SSor^anbenem vorgenommen mürbe". ©. befeitigt in überjcugenber SBeife bie Sermut^ungen ®rion'§, baß \>Q^ ©rabrnal nic^t bem 5)ic^ter ber „93efc^eibenl)eit*', fonbern einem anbern ^irf)ter greibant gegolten l)abe, unb weift ba§ (Sjemplar ber rithmi greibanfg in (ateinifc^er unb beutfc^er ©prac^e, bog ©c^ebel felbft gefd^rieben f)ai, in einer $anbfcf)rift ber SOJünc^ener fgl. Sibliot^ef nac^. Karl Wenck.

540 ßitcraturbcric^t.

©crnorbino Ocfjmo ö. 8iena. ©in SBcitrag jur ©efc^ic^tc ber Slefor- mation. SSon ftarl 8citrat(. 3^^^^*^ öcrbejfcrtc ?luflagc. öraunfc^iueig, S4roetjd)fe & @o^n. 1892.

3m 3a^re 1875 ift Scnrat^'S fc^öne SRonograp^ie junt crften SKoIe ausgegangen ; bic neue Auflage ift jmar an ©eiten^a^I geringer gemorben (322 ju 382 ©.), aber ber Sn^alt ift nid^t uner^eblid) (bei größerem gormat unb fomprefferem ®ru(f) bereichert. ®ie är« beiten Don gontana unb Kampori (über SSitt. Eolonna), 3)ittrici^ (über Sontarini), ©aliffe (le refuge ital. de Genäve), SBuiffon (über KafteUio), 9teufc^ (über ben Snbey), SBiltens (über fpanifd^e SRefor- mation) u. a. m., befonber§ auc^ ^ublifationen au§ (Senfer Sften, bie Stuffet in ber Revue ehret. 1877 bei ber fran/iöfifd^en 93ears^ beitung ber erften Stuflage tierangejogen i^atte, finb je^t öerroert^et morben. S)er 2tnl)ang bon ©riefen unb S)ofunienten ©. 277 ff. ift burc^ 5 ©tücte (9Jr. 1. 9. 16. 17. 21) bereichert; ber 2lbbrucf üon 9^r. 18 (Cc^ino an Salüin) ^ötte freiließ erfpart werben fönnen, bo ber ©rief je^t auc^ im Corp. Ref. ^u finben ift unb ber Sf. Doc^ nic^t barauf au^ge^t, aUeiS fc^on irgenbtüo fonft ©ebrucfte au§ ber ftorrefponbenj Dcf)ino'Ö ^ier ju üereinigen. Sluc^ bie ^Bibliographie ber Schriften Dd^ino'S ^at banfenSiuert^e SJeröoUftönbigung erhalten. Sine SSeränberung be§ ®efammtbilbe§ ift mit alV biefen ©ereicf)erungen im einjelnen nicfjt gegeben. Slfan barf fid^ aber mit bem SSf. freuen, ba^ i^m (Gelegenheit ju biefer editio auctior gegeben roorben ift, bei ber bie forgfam nac^beffernbe ^anb burc^meg ju erteunen ift aufgefaüen ift mir, ta^ S?f. ©. 172 ben ©aft, ha% öeinric^ \Tn. bereite ,,bie neuen fieliren" in Snglanb eingeführt f)abt, unöeränbert au§ ber erften Auflage l)erübergenommen t)at. ^uf ©. 117 würbe ic^ 5u bem ©rief be^ Glaubio Sotomei boc^ auc^ bie ben Senujjern be§ 99uc^eö (eid^ter jugänglic^e lateinifc^e Überfe^ung in ©d^el^om, ©rgö^Iic^f. 3, 1()06 ff. neben bem italienifc^en Original in ben Lettere di Cl. T. ©eneb. 1550 notiren. «luf ©. 45 bemerft ©. mit Siecht, ha% can. 21 be§ IV. Sateranfonjilö mit ben befannten SBorten omnis utriusque sexuH fidelis ben ©pott ber 9lcfor= mationö^eit öcrauagcforbert l)aOe. (£r citirt bafür eine ©teile au§ Sabin; üicüeic^t ift il)m entgangen, t>a^ biefer ^ier au^ Sut^er mtlct)nt ijat, SSeim. ?(u?gübe 6, 193. 8, 168. ©. 278 lie^ 27 (ftatt 28) settembris. G. Kawerau.

gtalien (XVL 3Q^r^unbcrt). «^jans. 541

®efc^i(^tc bcr bijjontinlfc^cn ßiteratur öon 3uftinian biö jum ßnbc be« oftrömifc^en SReicf)e^ (527—1453). 5Son iTarl Sttnmhaäitt. 3Wünd)en, G. ^. 33ccf. 1891.

^urc^ ba§ öorliegcnbe SBcrf ^ot fid^ bcr Sf. 9lnfpruc^ auf bcn leb^oftcftcn S)anf öon ©citen aller berienigcu erworben, toelc^c fic^ mit b^jantinifd^er ©efc^ic^tc unb Sitcratur ju befc^öfttgen l^aben. SSäf)rcnb bi^^er bie btuantinifd^c Sitcrntur nur alö 9Iu8Iäufer bcr flricc^ifc^cn betrachtet unb bem entfprec^cnb in ben ^anbbüc^cm bcr griec^ifc^en 2itcratur anl^ang^rocife in bürftigfter unb obcrflöc^lid^ftcr SBcife abgc^ianbelt morben ift, ^ai er jum erften SWale ben Scrfuc^ gemad^t, biefe b^jontinifc^e Siterotur al^ ein fclbftönbige§ ©anjc^ in i^rer (Sntroidtelung barsuftellen. ©eine Slrbcit beruht auf einem auggebe^nten unb einge^enben Stubium fomo^I bcr SBerfe ber SS^jantiner felbft oI§ auc^ ber biefelben betreffenben jiemlic^ reid^en unb meit jerftrcuten neueren ßiteratur. 5)ie fo gemonnene genauere ftenntniö bc§ Oegenftanbe^ ^at i^n ju neuen 2tnfc^auungen über ben ©^uralter unb ben SBert ber b^jantinifc^en Literatur gefül^rt, mel^e t)on ber bisher nomentlic^ in pl)iIoIogifc^en Streifen üblichen 9luffaffung unb Seurt^eilung berfelben weit abmeieren; biefelben finb in bem erften Steile ber (Einleitung niebergelegt. S)er Sf. unterfuc^t l^ier ju* nöd)ft; Don mann an bie b^jantinifc^e C^efd^ic^te }u redjnen fei, unb fommt auf ©runb fd^arffinniger unb burc^auS richtiger (Srmägungen ju bem Ergebnis, baß bie bisherige, bie SRegierung 3uftinian'g jum älu§gang§pun!t ne^menbe Stec^nung^rceife loeber üon bem ©tanbpunft ber potitifd)en ober fiirc^en=, noc^ öon bem ber Sunft* unb ßiteratur^ gcfc^ic^te au8 berechtigt erfc^eint, bafe oielme^r für bie (entere bie SRitle beS 7. 3a^t^unbcrt§ aB ber ©c^eibepunft jmifc^en äUert^um unb 9KitteIaIter anjufe^en ift. ®r jcigt, bag bie SBcrfe ber juftinianifc^en 3eit unb auc^ noct) beS barouf folgenben 3a^r^unbert§ allcrbingS noc^ al§ Ausläufer ber antifen griec^ifc^en ßiteratur 5U betrachten finb, ha^ biefe aber um bie aRitte beö 7. ^a^r^unbert^ i^r Snbe genommen, ha^ bamatS eine 3fit ber SScröbung auf allen litcrarifc^en (Sebieten eingetreten ift, meiere bi§ jum Gnbe beö 8. ^o^^^i^"^^'^^ angebauert l)at, bag ju Seginn bc§ 9. Sa^r^unbertg bann eine neue, atlmä^Uc^ auffteigenbe (Sntmicfelung begonnen ^ai, meiere bei fort- fc^reitenbem ©tubium unb 5Rac^a^mung ber antifen griec^ifd)en ßiteratur im 12. 3^W""^^^/ i^ ^^^ S^^^ ber Äomnenen, eine {Renaiffance ^at erblühen laffen, bie freiließ eine fo rein tunftmöfeigc gemefen ift, ha^ banebcn fc^on im 11. Sa^rl^unbert eine bolfömäftige,

542 ]^tteraturbei*id)t.

bie üulgärgricc^ifd^c fiiteratur i^ren 2lnfang genommen ^ot. 3^"^ fnnftmäßige Siteratur f)ai in ber ^aläologenjeit, im 13. biiS 15. ^af^x- l^unbert, eine noc^ größere ?lu§bel^nung gemonnen unb ift enblic^ in ben ^umaniömu^ übergegangen. SBer biefe Erörterungen, benen ftc^ noij meitere über ben S^aratter ber b^jantinifc^en Siteratur unb über bie internotionalen Snlturbejiel^ungen berfelben anfc^ße§en, mit ©ponnung gelefen l^at, ber finbet fic^ etma§ enttäufc^t, menn er naijijex erfährt, ha^ ber SSf. au§ äußeren ®rünben, ba feine Slrbeit alö ein 2:^eir be§ ,,$anbbuc^§ ber flaffifd^en aitcrt^umStDiffenfc^aft" ficb unmittelbar an bie borange^enbe ®efc^ic^te ber griec^tfd^en Siteratur t)on (Si^rift anfc^IieBen foU, baoon ^bftanb genommen ^at, biefelbe aud^ n)irf(ic^ Don jenem ali^ rid^ttg nac^gemiefenen SnfangS- punft beginnen ju laffen, baß er öielme^r boc^ lieber mit ber 3^** 3uftinian'8 angefangen bat. 3luc^ baß er feinen ©toff nic^t nac^ ^erioben, fonbern nac^ Siteraturgattungen einget^eilt ^at, tt)irb faum atigemeine S^iftimniung finben, unb lebhaft muß man bebauem, baß er, loie er fclbft angibt, t^eilS au§ äRangel an 3^^^/ t^eilö um nic^t auS bem Stammen be§ Unternehmend, bem feine Strbeit angel^ört, berau^jutreten, barauf öer^ic^tet ^at, bie (Sntroictelung ber Siteratur burd^ eine begleitenbe ©d)ilberung ber gefd^id^tli^en unb Sultur* oer^ältniffe, loelc^e berfelben jur Orunblage gebicnt ^aben, ju er« läutern. Sro^bem ift ber nun folgenbe ^aupttbeil, in roeld^em bie üerfc^iebenen Siteraturgattungen unb innerhalb berfelben in chrono- logifc^er Drbnung bie einjelnen ©^riftfteller unb beren SSerfe be« ^anbelt werben, eine fe^r tüchtige Slrbeit; mir ^aben ^ter ein reic^* faltiges, juoerläffigeS unb (jöc^ft brauchbarem Stad^fd^lagebuc^, in roelc^em wir fomo^I über allgemeinere gragen, al§ auc^ über fpejicUe fünfte entmeber fogleid) bie nöt^ige ^luöfunft ober menigftenS, banf ben reichen Siteraturongaben, Einleitung boju finben, wo mir weitere^ ^u fuc^en l)aben. ®anj befonbersi bantenömert^ ift e§, baß ber Sf. fid^ aud) beniül)t ^ot, bie in SRußlanb, wo man neuerbingS ftd^ eifrig ber b^5antinifc^en ©efc^id^te jugewanbt l^at, erfd^ienenen ©d^riften, namentlich auc^ bie in fc^wer zugänglichen 3citfdÖT^ftcn entl^altenen Slb^anblungen namhaft 5U machen. Die erfte Slbt^eilnng umfaßt bie profaifc^e Siteratur ber S^jantiner, innerhalb berfelben be^anbelt ein erfte§ umfangreid^e§ Stapitcl bie ©efc^ic^tfci^reibung, unb jwar üon einanber gefonbert junäc^ft bie eigentlichen ©efc^id^tfd^reibcr, t>on ^rocop bl§ ^l)ran^em, welche fömmtlic^ nad^ bem SKufter antifer SSorbilber ^eitgenöffifc^e Stoffe in funftmäßiger gorm für ein ^ö^er

3aDa. 543

gebilbeteS $ubltfum borgefteltt fjaben, unb bann bie S^roniften (t)on 3o^anne8 ?lntioc^ciiu§ bii5 (Sp^racm), meldte fompilotorifc^e Seats beitungen ber aUgememen äBeltgefc^id^te in genteinberftönblid^er Sprache für bie größere SKaffc, namentlich für bie SWönd^e öerfafet ^abcn. ©in jmeiteS Äapitel i^at bie ©eograp^ie jum Oegenftanbe, juerft bie loiffenfc^aftlic^en, t^eoretifc^cn SBerfe, bonn bie ben praftifc^en 3toecfen be§ S>iaaie^, ber Sirene unb bc§ ^anbefö bienenben ^anb*: büc^er, ein britteS bie ^^ilofop^ie, ein öierte^i bie ?R^etorif, ©op^iftif unb (Spiftolograp^ie. Da§ fünfte, bie Stltert^umSmiffenfc^aft be« !)anbelnbe enthält intereffante (Erörterungen über bie p^ilologifc^cn ©tubien ber S^^antiner im allgemeinen unb bann nähere Angaben über $^otio§, Sje^eS, ©uftatl^ioS unb anbere Stttertl^um^f orfc^er, fotoie über Sejifograp^ie. (Srammatit, SKetrit unb SKufif. S)ie jmeite ?lb== t^eilung be^anbelt bie poetifc^e Literatur, meiere in Sirenen* unb 'ißrofanpocfie gefonbert ift, bie oIS 2ln^ang be^eid^nete britte Slb^ t^eilung bie t)u(görgrieci^ifc^e £iteratur, junöc^ft bie ^icmli^ jabU reichen poetifc^en ©rjeugniffe (Setirs unb ©elegen^eit^gebid^te, fagen« bafte unb biftorif^e 5)icf)tungen auf notionaler ®runbIoge, romantifd)e 5)ic^tungen über antife unb mittelalterliche ©toffe, enblid^ J^ier^ gefc^ic^ten) unb bann jum Sd&Iufe bie fpörlid^e, nur wenige ^Romane, ©efe^büd^er, Stironifen (cgprifd^e) unb §(rjneibüd^er umfaffenbe pro* foifc^e Citerotur. F. Hirsch

Het Nederlandsch gezag over Java en onderhoorigheden sedert 1811. Verzaraeling van onuitgegeven slukken uit de koloniale en andere archieven. Uitgegeven door L. ran DeYenter« Eerate deel 1811-1820. Haag, Martinus Nyhoff. 1891.

5)a§ üodiegenbe Sud^ ift, tpie fc^on ber litel bezeugt, in engem anfd^IuS an ba§ be Songe'fd^e SBerf, abgefofet (ögl. ^. 3- 66, 135). SBenn alfo fid) ^ier in erfter SReit)e um eine felbftänbige arbeit ^anbelt, fo märe boc^ niemonben an^urat^en, fid^ an ba^ ©tubium berfelben ju mad^en o^nc nähere 93etanntfc^aft mit bem be Songe* fdjen SBerfc unb namentlich ben obenermötinten Sänben. greilic^ befte^t ein großer Unterf^ieb in ber SJefc^affen^eit be§ SWoterialS. Xa^ be 3o«g^'fd^e SBerf enthält auSfd^tieftUd) Slftenftücfe auö ber Äolonialabtbeitung be§ ^aager 5Heid^öarc^iü§, ^ier bagegen finben fic^ nur tpenige ber ^rt öor, unb bei euentueller gortfe^ung ber Slrbeit mirb biefe Duelle not^roenbig aufhören ju fliegen, ba ba§ 3fleic^§ardöiö bloß bie ?l(ten bi§ jum '^al)xt 1813, unb nur auSna^mSmeife einige

544 ÖiteiQturbcvidjt.

fojufoöen jufäüig bort^in gerottiene qu§ fpöterer 3^1* enthält, ^ic nieberlönbifdien a)iinifterioU unb Solonialordiiöe, foroic einige äften, meld|e fid^ im ^ridotbefi^ befinben, lieferten benn auc^ ^crm öan Deöenter bie eine ©ölfte feines^ SKnteriafö, ber SReft ftamnit au§ ben englifc^en 2lrc^iüen. Se^tere^ mufe notl^roenbig ber gall fein bei einem 93uc^e, luclc^eg fic^ namentlich mit ber 3cit ber englifc^en ^lüifc^en^errfc^aft über bie niebedönbifc^en Äolonien befofet. Slatür- lic^ l^Qt ber S3f. in ganj onberer SBeife ote be 3onge arbeiten muffen, benn er ^atte feinen ©toff erft mü^fam jufammenjubringen, tt)ät)renb be 3onge nur au§ bem SSoöen ju fc^öpfen tjatte unb fo audj feine geringe 9?ac^Iefe bem überloffen l)at, ber berartige ©tubien machen miß. S)aju f)atte er eine jiemüc^ umfangreiche Literatur ju berüdtfic^tigen, beren SontroUirung um fo bringenber geboten roar, atö fie t^eilmeife eine abficf|tlic^ gefärbte 5)arftetlung enthielt, ©o ift benn auc^ ber Sinleitung ein öiel größerer ^la^ eingeräumt al§ im be ^onge'fc^en SBerfe, unb biefelbe ift mefentlicfi ber SBiber? legung öieler bi§ jeftt faft o^ne SBiberrebe geglaubter Behauptungen geujibmet. 5KamentIic^ i)ai ber SSf. e^ ftc^ angelegen fein laffen, bem befannten ©ir 2:^omo§ ©tamforb 9iaff(e§ entgegenzutreten, ber in ber 3eit ber englifc^en Eroberung, in ben 3iö^i^en 1811 1815, al§ ßicute* nant'®ouüerneur über '^atya regiert f)at unb foiüo^I in feiner bc= rül^mten History of Java roie in feinen üielen gebrucften S^enf- fc^riften fein Sefte^ getl^an ^at, ba§ eigene SSirfen ju Derl^errlic^cn unb atleö ju üerbammen, n)a§ Don ben ^oHänbern ftammte. 3n biefem Seftreben ift it)m ba§ Srfte nic^t loeniger ate boö fiepte gelungen. SBie parteiifcf) 9iaff(e§ gegenüber ben ^oHänbem gcrocfen ift, roie fel^r bemüht, bie 3"^^ücferftattung ber öoßänbifc^en ftolonien burc^ bie ©nglänber nac^ ber Befreiung ^oHanbS ju t)intertreiben ober ttjie fe^r, ba biefe nic^tfe aufjutialten mar, er auc^ fpöter o^nc Sluf^ören beftrebt mar, ben ^oUänbern ju fd^aben: t>a^ 3lIIc^ mußte mau fctjon lange. 9tber baß ber 9)^ann, ber in Sltlem aU Sieformator aufzutreten fid^ beftrebte, ber fic^ felber immer barftcHte, al^ fei iljm jeber gortfc^ritt ju banfen, melc^er auf 3aDa gemacht mürbe, unb ju melc^em bie üiberaleu §oIIanb§ immer aufgcblidt ^aben als ju bemjenigeu, ber ba§ ©gftem ber oftinbifc^en ffom* pagnie öernid^tet unb ben ©ingeborenen ein menfd)enmürbige§ 3)afein öerfcf)afft ^at, unb Ijinter beffen Sieformen bie nieberlänbifd^e ffoIonioU Derroaltung nic^t feiten jurücfgeblieben ift, boß biefer 9Kann fo menig Urfac^e gehabt ijat auf bas^, mag er cigentlid^ ju ©taube

Saöa. 545

gebrockt \)at, flolj ju fein; ta^ jroar feine ©ntmürfe unb SSerorb- nungen aUeiS mögliche enthalten, bie Slu^fü^ning ober fo mangelhaft mar, bog öfters ba;^ Sllte unter neuen Benennungen fortbeftanb unb er felbft feine ^^P^c^t genommen l^at ju eben ben nämlichen SRonopoIen, tt)eld)e er auf ö ^öd&fte öerbammt unb formell abgefc^afft fiatte, fo ba§ ^ulejjt bie eingeborene Seüölferung nid|t weniger be« brücft rourbe, alS unter bem ^Regiment ber Kompagnie, unb bag er auc^ burc^auö nic^t bebauerte, bag bie alte uieberlönbifc^e ^errfd|aft mieber ^ergefteöt mürbe: t>a^ mugte man, fo üiel ic^ roeife, nod^ nic^t. S)aS ^at ber SSf. aber mit unmiberlegbaren 93emeifen bar^ getrau. Unb nic^t meniger, ba§ bie 5ßoIitif 3laffle§' aufeerl^alb Sada'S ein DoÜftönbigeö giaigco gemacht i^at, unb bog er fomo^I in biefer ^in^ fic^t olö in mand^em anberen fünfte bie SBelt in feinen ©c^riften unb feine SRegicrung in 2lften unb 5)epefd^en oft arg betrogen ^at, meil namentlich lefttere nur fe^r feiten mit feinen allein gegen ^oUanb gerichteten Sntmürfen einöerftanben mar, meil fie nid^tö fc^nlic^ere§ münfc^te, al§ ben alten S3unbei8genoffen gegen granfreic^ auc^ in Snbien ftarf ju machen, ©o ift biefeS S3uc^ üor allem eine ^itit StaffteS'fc^er Sie^auptungcn unb 3laffle§'fcl)er ^anblungcn ge- morbcn. ®ö öerbient mo^I bemerft ju merben, bafe ^err ö. ®. ber trefflichen ©igenfc^aften Stafflet unb bem Ku^en feinet SBirfenS, mo i^m gelungen ift, mirflic^e 9teformen burc^jufü^ren, öolle Slnerfennung joUt, unb auc^ feinen SSerbienften aU ©ele^rter, atö gorfc^er ber ©efc^ic^te, ®eograpt)ie unb ©t^nologie Saöa'^ Stecht mieberfa()ren läßt, roenn er aud^ nidjt um^in fann, nac^juroeifen, mic Stafflet fic^ beim 3ui^w^i"^J^^^i"9cw feineS SDJaterial^ äugerft bequem macl)te unb bereit mor, 9IDem ©lauben ju fc^enfen mag i^m bie ©ingeborenen erjäl)len moUten. 93ei ber faft obfoluten Stutorität feiner History of Java mar (efttere^ aüerbingS bringenb geboten. 3)a§ erfte ^auptftücf be§ SBerfe^ be^anbelt bie Begebenheiten, meiere mit ber Eroberung Sq^^'^ ^^^^ ^^c ©nglänber äufammen- l^ängen. 3)a§ ^meile bie bie ^u^ücfgabe ber Kolonien bejmedfenben Iraftate ber Sa^re 1814— 15. S)oö britte unb öierte bie SSermaltung 9iafflegi' unb feine Ülcformen. X\e crften Zaf)xe ber feit 1816 mieber^^ tiergeftellten nieberlänbifc^en SRegierung, bie 5D?o§regeIn jur Befeftigung i^reS SRegimentö, bie fortgelegten Singriffe SRaffle^*, feitbem er auf Sumatra angeftellt mar, fomie bie Sefi^na^me ber ©übfpij^e ber ^albinfel SRalacca unb ber ^n\e{ ©ingapure burd^ bie ©nglänber fußen bie beiben legten ftapitel au§. SJie befannt, finb erft burc^

4>ii»orif(^e S^tlcftrlft 9t. %. «b. XXXIV. 35

546 fiitcraturberidjt.

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eilten Sraftot im So^^c 1824 bic Orenjen ber englifc^en foroie ber nieberlonbifc^en SWac^tfp^ären regulirt morben, bie bomate fo bur(^=j einanber liefen, bafe fortmö^renb 3ufönimenftöfte Dor^ergefe^en werben mußten.

3^ brauche nid^t borjulegcn, mie wichtig bie Slrbeit be§ ^errn to. 3). ift. SrciHd^, boS 93uc^ ift feine ©efc^ic^te ber cnglifc^en $err« fd^oft in ben nieberlönbifc^en Kolonien unb ber SBieber^erfteUung ber nieberlänbifc^en ÄoIoninlmocl)t. S)oc^ biefe§ mürbe ouc^ nic^t bejmcrft. ©^ ift ein Urfunbenmerf mit einer gefc^ic^tlic^en mtb fritifd)en 6in= leitung, cbenfo mic bQ§ SSert Don be Songe. P. L. M.

De Hanoi ä P^kin. Notes sur la Chine. Par le lieutenant-colonel Boninais« Avec une pr^face de A. Kam bau d. Paria, Berger-Levrault & Cie. 189 i.

©eit bem ämeiten SSertrage Don 2ien=Sfin im Solare 1885 ift bie fran5öfifc^c 9tepublif auf eine Sinie t)on beinahe 1000 Kilometern bie ©rensnac^borin be^ c^iuefifd^en Sfaiferreicbeö gemorben. Sie be* tl^eiligten itteife ber SRepublif, bie SKnnner ber SSerroaltung ber Solonien unb ber SJiorine t)erfoIgen bafjcr mit Slufmerffamfeit bie SSer()äItniffe be§ Shdibarrcic^cö, ben c^inefifc^en ^anbel, bQ§ c^inefifc^e ^Regiment, bie Strömungen ber öffentlid^en SDJeinung, ber Sureau« frotie unb ber ^oftabale, benen biefe§ untermorfen i|t; ferner l)a^ c^inefifd^e SlWilitärmefen unb bie Sejie^ungen ber fc^Iauen üWanbarinen ^n hen übrigen europöifc^en Großmächten; fiefuc^en femer mit ®ifer, ber ^Regierung meite ©efic^tepunfte in ber 5)e]^onbIung ber inbo- c^inefifc^cn ©efc^öfte ju jeigcn. SSf., bett)eiligt bei ber Seftfejmng ber ©renken jmifcfien gronfreirf) (Slnnom) unb (£I)ina 1887, reifte üon Jonfin noc^ ^efing. ®Ieic^ feinem i^orgefet^ten unb SDieifter, bem ben iiejern biefer 3citfc^rift fc^on betonnten ©eneralsCSouDemeur Üaneffan, ein rühriger iötohadjttx unb Sd^riftfteller Don leichter ^anb, fc^ilbert er in unterl}altenbcr unb üerftönbiger SBeifc Sanb unb SSoIf, unb bringt namentlich 33emerfen^roertf)eö über bie 5ortfcf)ritte be§ ^iegömcfenö. SBir {}ören aud^ üon ber beutfdjen SJipIomatie, beut» fd^en S"ftrufteuren, ber beutfd^en ©pract)e alö Unterrid^ti^gegenftonb auf ber ecole militiiire in Sien=2fin, ber beutfc^en ^nbuftrie in Sl)ina.

F. B.

^§ina. ^mcrifa. 547

(S^rifto))^ (£oIumbud. $on ®o)il|tt0 flittgc. ^re^ben, S^Iermann. 1892.

Unter ben ia^Ireid^en iBiograpt)ien be^ (SoIumbuiS, meldte bei bem ^eranna^en ber 400 jährigen Jubelfeier ber @ntbecfung t)on ?lmcrtfa an bie Offcntlic^fcit getreten [\nt>, nimmt bie öorliegenbe eine ^erdorrogenbe unb ganj eigenartige Stellung ein. Der 93f. ^at aQerbing^ nii^t für ben engen ^ei§ ber Sorfd|er fd^reiben moOen, bagegen bietet er aber feinen fieferu nicl)t, mie bie meiften populari« firenben (Sefd|icl^ten ber SntbecfungSjeit, baS allgemein Setannte unb längft geftftel^enbe nur in neuem ©emanbe, fonbem er ^at eS Der« fud^t, bas^ weitere ^ublifum mit bem gegenroärtigen ©tanbe ber gorfc^ung unb ber JiontroDerfen über S^olumbuiS befannt ju machen, unb bietet üon bem 93efannten gerabe nur fo öiel, um bem Seben§« bilbe bie ougprlidie SSolIftänbigteit ju magren. 9Jun ift aber be« fanntUc^ in bem Seben be§ Qiolumbud t)or 1492 beinahe alleS (äegen- ftanb öon Sfontroöerfen geroefen, bie jum großen Steile noc^ immer fortgefe^t werben, unb baSjenige, xoa^ wir nunmehr al^ gefiebert onne^men fönnen, ift fo wenig geeignet, ein fc^illembeS SebenSbilb ju .entwicfeln, baß fic^ bem SSf. eine jiemlic^ fd|wierige 3lufgabc bot. ffir ^at biefelbe aber in einer äußerft glüdtlid)en SBeife baburc^ ge« löft, bag er bie DarfteQung bed (Gewonnenen unb ben Überblid über bie Äontroöerfen bei jeber einjelnen 3rage getrennt be^anbelt, ein S3erfa^ren, burd^ wcld)e^ er ben Sefer ftet^ im öorauS orientirt, bamit er in bem SBirrfal ber ftrcitenben 3Reinungen ben gaben nid|t öer«« licrt. Daß ber SSf. ju benen getjört, bie mit ben geilem unb @d^wöd^en be§ @oIumbu§ jiemli^ fd)arf in'iS ©eric^t ge^en, f^at er fc^on in früheren SSeröffentlid^ungen bewiefen, unb feine neue Schrift fte^t l^ier DoKfommen auf bem gleid^en ©tanbpunft Seiber ift bem iBuc^e t)om Herausgeber ein ^orträt be§ SioIumbuS beigegeben, welc^ed auf eine fc^lec^te SReprobuttion eineS fpanifc^en ©emälbeö jurüdfgel^t unb wenig Slnfpruc^ auf (älaubwürbigfeit befi^t. 3)er SSf. felbft l^at an anberer Stelle*) bieö SSerfe^en angeglichen, inbem er baS neucr= bingS wieber aufgefunbene ^öilbniS bcS Museo Giovio befannt ge* mad^t f)at, nunmeljt \>a^ einjige, weld^eS einigermaßen atö aut^entifc^ angefe^en werben fann. Häbler.

») «luSIanb 1892 <«r. 1.

35'

548 Literatur berid)t.

Historia jeneral de Chile. Por Diego Harros Arana, IX XI.

Santiago (Chile), Rafael Jover. 1888. 1889. 1891.')

3)cr 3n^alt bcg 9. ©onbeS biefeS ouSöc^cid^neten ®cf^i(^t§* mcrfeS ift furj folgeitber. Der SSiäefönig öon 5ßeru fonbtc ben Sri* gebier Slntonio ^ßoreja nac^ ®^ile, um ba§ Sanb ju pajifijiren. $areja lanbete bei Soncepcion unb unteriparf nadj einigen glüdCiid^en ©efcc^ten fd^neU bie ganje ^roöinj Oonuar big Slpril 1813). S)ie 9tufftänbifc^en (^Patrioten) [teDten 3ofe SJJiguel ßorrero an bie ©pi^c i^rer Jruppen, bie ftd) bei %aka fammelten. Die ©panier errangen einige 93ortt)ei(e unb fcl)(ugen bad jammerl^aft organifirte unb bidjiplin* lofe $eer be^ ßarrero am 15. SRai bei ©an ®arto^, mußten fic^ aber megen ber ja^Ireid^en Defertionen naci& ©^idan jurücfjie^en. Die Patrioten nahmen menige Sage barauf Koncepcion unb Salca* ^uano in Sefift. 3- fjranc. ©and^ej, ber an ©teile be§ erfranften ^areja ben Dberbefel)! übernommen ^atte, befeftigte E^iUan unb fc^Iug aDe Stngriffe ber Patrioten fiegreic^ jurüdt (?luguft 1813).

Da§ 16. Sapitel fd^ilbert bie gortfc^ritte, meiere bie Jruppen ber SRealiften bi§ jum Dftober mad^ten, baö 17. bie innere SSer= maltung unb bie üon ber SRegierung^junta in ©antiago befretirten Steformen. 3m nnd^ftcn Jfapitel merben eingel^enb bie ©rünbe an* gegeben, bie jur Grnennung be§ Dberften Sern. O'^igginö jum Cbcrbefel^lS^aber ber Slrmee ber Patrioten an ©teile be§ Sarrera fübrten. Qu Einfang 1814 tam ©eneral @at). ©ainja mit S3cr= ftörfungen an^ $eru in E^ile an unb führte ben Sfompf mit Erfolg gegen bie ^^atrioten loeiter. Durrf) SSermittelung be§ englifd^en ®om= manbeur§ "^am, ^ill^ar fam eS am 3. STOai 1814 5U. bem SScrtrage üon Sircai, ber aber ben 3ln(jängern beiber 5ßarteien nic^t genehm mar unb in ©antiago jur ijReöolte (23. 3uli), jum Kampfe jwifc^en JD'^iggins unb ßarrera fülirte. Der SSijefönig öon $eru öermarf ben Vertrag öon Sircai unb fanbte ben Dbcrft 9Rar. Dforio nac^ C£l)ile. Diefer fc^lug bie Patrioten entfcl)ieben bei SRancagua unb befe^ite bolb barauf (Dftober 1814) bie |)auptftabt. Die gü^rer ber aufftänbifd)en Setoegung flol^en nad) SKenboja, Dforio mürbe mit 3ubel öon ben Semofinem ©antiagoS aufgenommen unb führte bie 9iegierung mit Sl^ögigung unb J?Iugf)eit (ftap. 23—25). ^läne ber

^) S. 53eipred)un9 üon «b. 1—4 in $. S- ö^, 377 f. unb öon S3b. 5 biö 8 in ,<p. 3. 62, 188 f.

a§i(c. 549

©c^loc^tfelber öon Et^ißan unb Stancoguo unb 5ßorträt8 öon D^^iggin^ unb 3ufln SKocfenna finb biefem SSanbe beigegeben.

©anb 10 gibt einen ?tbri6 ber @cfcl^id|te ber neuen ^errfd^aft ber ©panier in g^ile öom 3a^rc 1814 big 1817. ffapitel 3 unb 4 finb ben ©treitigfeitcn ber c^ilenifd|en unb argentinifdien Patrioten in SKenboja unb 93ucno§=?lireS, befonberS ber SRiüoIität jmifd^en ©an äWartin unb ©arrera gemibmet. S^^ni Unglücf für ©panien ernannte gerbinanb VII. im 3uni 1815 ben granc. Safim. 3)?arc6 bei 5ßont jum ©oudemeur üon ©^ile, ftatt ben Dforio ju beftätigen. SKarcö bei 5ßont mod^te bie fi)niglic^e ^errfc^aft burc^ feine ©trengc allgemein öer^agt; jubem geftattetc er ©an SKartin, big Snbe 1816 ouS c^ilenifd^en ^Patrioten unb ?trgentinem baS ?tnben]^eer bei SIKenboja ju bilben. Sereitö Gnbe 1815 entstauben einige aufftänbifd^e greifc^aren, nnb balb mürbe bie Sage ber ©panier eine fc^wierige.

®a§ 11. Äapitel fc^ilbert ben Übergang be^ ^ßatriotenl^eereS über bie Mnben (3an. unb 8ebr. 1817), ba§ 12. bie ©c^Iac^t bei eiiaca:^ buco (12. gebr. 1817), burd^ welche bie ©panier jur SRöumung be§ nörblid^en Sl)ile geäipungen mürben. D'^igging roarb jum oberften S)ireftor be§ ßanbeiS ernannt. Karten beö centralen I^eileS öon S^^ile nörbtid^ bon ©antiago, beg Übergangei^ über bie ^nbeg unb be§ ©c^IadE)tfeIbeg öon K^acabuco, fomie ^orträtö üon ©an SJJartin unb 9JJan. Slobriguej fdE)müdten biefen ©anb.

3)er 11., im ©eptember 1891 ausgegebene 99anb ift „ben guten S^ilenen" gemibmet, „meIdE)c unter bemä^id^en ber grei^eit unb ber SSerfaffung bie fd^impflid^e unb blutige 3)i(tatur betämpften unb ftürjten, fei öon ber 9legierung auS ober in ber glotte ober im Sanbl^eere". 9Iuc^ in ber turnen Einleitung ju biefer SBibmung mirb üon einer „fc^mad^üoHen 2)ittatur" gefprod^en, bie ^burc^ ein 9{egi« ment üon ©c^recfen, ®emalt, Verfolgung unb Ölut" unterhalten roorben fei.

JÜapitel 1 be§ 11. 93anbeS gibt bie @efc^id|te ber Einrichtung ber {Regierung bcS ©eneralö D'^igginS (gebr. unb SRörj 1817), Kapitel 2 bie ber Sefeftigung ber d^ileno*argentinifc^en 2lflian}, ber Steifen Don ©an SKartin, ber geplanten ©jpebition beö Earrera nac^ a^Ue unb ber erften SSerfuc^e jur ®rünbung einer SanbeSflotte (TOärj bis 3Rai). So folgt bie ©d^ilberung ber militärifc^en (£reig* niffe im ©üben be§ ßanbeS big jum Sluguft, ber inneren SSerroaltung, ber bon ben ttarrerag geplanten Sebolution gegen bie proüiforifc^e SHegierung beg S)irettorg ^ilarion be la Cuintana unb ber friegeri*

650 iiitcratuvbcric^t.

fd)cn ©reigniffc biö ©nbc 1817, meiere nnd^ bem öerunglücftcn Singriffe auf Salco^uono mit bem SRücfjuge ber ^Patrioten über ben 9lio SRanle enbeten. Die proöiforifc^e SHegierung übernahm ber Dberft 2oui§ be la (£ruj.

©ei ber fd^toierigen Soge be§ Heinen fpanifd^en ^eerei^ in S^ile erinnerte ftc^ ber SSijetönig in Sima wieber beö SRar. Cforio unb fanbte benfelben mit einer fleinen Iruppe nad^ S^ile. Kapitel 6 fc^ilbert bie ßonbung berfclben in lolcal^uano unb i^ren SJiorfc^ gen 9^orben. S^gleid) mürbe in ©ontiogo bie Unnbfjängigfeit.ß^ileS üon ber fponifd^en ^errfc^aft feierlich protlomirt unb befc^rooren(gebr. 1818). S)ie Patrioten mürben bei Eand^arraiiaba am 20. SRärj gefd^Iogen, n)Q§ eine ma^re $anif in Santiago unb ben nörblid^en ^oDinjen jur fjolge ^atit, D'^igginS übernahm wieber bie SRegierung unb fammelte aUc ©treitfräfte in ben ©benen be§ 9iio SKaipo. ^ier fam am 5. 9tpril 1818 ju einer entfd^eibenben ©d^lac^t, meiere bie SDJac^t ber ©panier in ß^ile befinitiü brad) (S:ap. 8). Oforio ging mit ben Irümmern feinet ^eere§ nad^ laka^uano jurüdf. SEapitel 9 unb 10 führen bie ®efc^id^te biS jum DIobember 1818 fort unb be* l^anbeln baS tragifc^e ®nbe bon ^nan 3ofe unb Öui§ Sarrera in SDJenboja, bie ©rmorbung be^ 9Ran. SRobriguej, bie SSerfaffung bon 1818, bie SRäumung be§ d^ilenifdE)en ®ebieteö burd^ Dforio (ber nur ca. 1500 SWann bei Salcal^uano jurücfliefe), bie93ilbung einer natio= nalen glotte unb bie erften ©rfolge berfelben. ®anj befonber^ intereffant finb bie Slngaben über bie 5tu8rüftung ber am 21. aj?oi 1818 öon Sabij abgefanbten ^ülfStruppe (2080 SDiann) unb über ben Untergang biefer ©jpebition (Sfap. 10). 3)cn 93efd)Iu6 biefe» SanbeS mad^t ein Slnl^ang mit biograpl^ifd^en SRoti^en über 99em. O'^igging.

I)a§ ber 9lutor ßl^ilene ift, jeigt fid^ an bieten ©teDen biefer legten Sönbe feinet großen S33erfe§ in oft peinlicher SBeife. ©o \)at er 5- S3. fein SBort be§ Sabelö über bie aDem SSöIterred|te miber- fpred)enbe Sreulofigteit, mit ttjclc^er bie ^Patrioten in i^rem erften ©eegefec^tc öorgingen. H. Polakowsky,

La Revolucion de 1891 en Chile. Por Ealojio« Alleades. San- tiago, Impr. El Progreso. 1891.

SSf. ift 9)2itglicb ber 2)eputirtcnfammer S^ilei^ unb mar im Saläre 1890 fur^e S^'t ^inburc^ SKinifter. @r ift alfo über ben ^^Srincipienftreit, ber ben 93ürgerfrieg öerurfad^t l^at, boüftänbig in*

a^ile. 551

formirt. ®r fd|ilbert in rul^igcr unb obicftider SBeife bie mid^tigftcn (Srcigniffc auS ber inneren politifc^en ®efc^icl)te ®^ile§ feit 1886, feit antritt ber ategicrung Solmaceba'ö, unb meift noc^, bog bie 3tnfprüc^e ber ftongrcg^sSKajorität auf unbebingte ^ßorlomentSl^errfdioft ber* faffung^mibrig maren. 3)ie Oppofition moKte äRinifter aud i^ren SRei^en ernannt miffen, um fo bie für SKärj 1891 ongefe^ten SBa^Ien beeinfluffen ju fönnen. S)ie S^ongreg-äRajoritöt i^atie burc^ i^r mag« lofeS Stuftreten faft alten ^n^ang im Sanbe üerloren, beö^alb mußten i§re ^itglieber mit Stecht fürd^ten, nic^t roiebergemä^It ju roerben.

H. Polakowsky.

Estudio sobre la Kevolucioii de 1891. Por Samon Aliaga 011- Tares« Santiago de Chile, Impr. Cervantes. 1891.

SSf. ift ein ^eröorragenbeS SKitglieb ber fonferöatiöen 5ßartei E^ile§. ®r meift einge^enb bie Ungerec^tigfeit ber auS unlauteren 3Wotiüen prodojirten SReöoIution nac^ unb tritt energifd^ für bie non Salmacebo unternommene SSert^eibigung feiner derfaffung^mägigen SRed^te ein. H. Polakowsky.

La revolucion y la administracion Balmaceda. Discurso pronunc. en la Camara de Biputados el 28 de abril de 1891 por Jnlio« Ba- nados Espinosa. Panama, Aquilino Aguirre. 1891.

93oftabo§ Sfpinofa mar einer ber wenigen intelligenten ©taati^- männer, auf meldte fid^ 93almaceba in bem furd^tbaren Jfampfe gegen bie 9triftofratie, bie au§ ber fpanifd|en ©olonialjeit ftammenb burc^ groBcn ®rimbbefi^, 93ergmerKgefetIfct|aften unb ^eute befonberiJ burd^ bie 93anfen ba§ ßanb be^errfd)t unb ausbeutet, unbebingt üer^ laffen fonnte. S. erflärt, bafe ber SKajoritöt beS ftongreffei^ üon 1890 bie ®f)renf)aftigfeit unb ber ^atrioti^muö ff^Ite, meldte alte Sfongreffe ef)ile§ Don 1810 m 1888 au^gejeic^net l)abe. ©r be^ jeic^net ^errfdE)« unb ®en)innfucf)t, bie weitere StuSbeutung ber @al* peterlager gegen ha^ '^\üexe^]e be^ (Staate^ (burc^ englifc^eS unb c^ilenifd^eg Kapital) alg bie ^aupturfac^en ber Slebedion ber ®elb« Striftofrotie. fleiber gel^t ber Siebner, mie er fagt, ,,auä 9tc^tung Dor un§ felbft", nid^t nä^er auf bie rein finanjiede ©eite ber 9leüo= lution ein. H. Polakowsky.

552 iiltteratUTberic^t.

Ultimas Operaciones del ejerctto constitncional« Partes oficiales de las batallas de Concön y la Placilla. Agosto 21 28 de 1891. Santiago de Chile, Impr. Xacion. 1892.

"Diefe^ in crftcr Sinic für bcn SJtiltitör intereffontc Suc^ enthält bcn ©eneralberic^t be§ Obcrbefe^töf)oberS ber 3ftet)oIutiondarmee, Oberft @. bei Santo, unb ben @pejtalberic^t bed (£§efd he^ ®eneraU ftobc^, Dberft Smil Sf örner. SBic and) bei Konto an jroei ©teilen feinet SBeric^teS fpcjiett ^erüor^ebt, finb bem beutfc^en Offijier ftörner (ber feinen Stontraft mit ber SRegierung brod^ unb ^eimlid^ ju ben Stebellen eilte) befonberö bie Organifation be§ ^eere§ in 3quique unb bic ©iege öon Koncon unb ^lacitto ju öerbonfcn. ®r letirte bcn !£ruppen bie jerftreute (äefec^töorbnung, unb biefe, im Vereine mit ber furc^t^^ boren SBirfung be§ Sßonlid^ergeme^reS unb ber mcift tüd^tigen gü^rung unb ber Sopfcrfeit ber Dffijiere, entfc^ieb ben ©icg. 3)oju fom, bofe noc^ ©oncon 3)efcrtion unb SScrrot^ boö SRegierungS^eer fc^roöd^tcn.

H. Polakowskv.

Bibliografia de la Itnprenta en Santiago de Chile desde sa.^ origenes hasta Febrero de 1817. Por Jos^ Med Ina Tor. Santiago de Chile, Impreso en casa del autor. 1891.

3)iefe§ neue SBert be§ fleißigen c^ilenifc^en ^iftoriterd gibt eine Überfielt oHer S)rucffoc^en, bie in ®^ile üon ber erften ©infü^rung ber Drucferfunft bi^ jur ©c^Iacf|t don Sljocobuco (12. gebr. 1817) erfd^ienen finb. SSiele biefer 5ßubHfotionen , bie meift in cinfod^en Slugblättern beftonben, finb Derloren gegongen unb fet|len bedl^alb in biefer c^ronologifcf|en 9lufjäl)Iung, in welche oUe öom ^lutor felbft gefef)enen ^ublifotionen unb bie öon onberen ^lutoren citirten auf* genommen finb. 3)ie litel ber Sucher unb ©rofc^üren unb bie ,,Söpfe" ber Rettungen unb Flugblätter roerben gcnou reprobujirt.

S)ie erfte treffe arbeitete in 5»?eyifo (1540); bie ei-fte in ©üb= omerifo funttionirenbe roor bie in Simo, mo 1584 bie „Doctrina christiana*' in ber Cuic^uo* unb Slimoro^Sproc^e gebrudtt tourbe. 1705 fül)rten bie ^efuiten bie Sucf)brucferfunft in ^oroguot) ein. ^n (üljiU gab e^ feine eigentUcl)e treffe rcö^renb ber S'olonioljeit. Sie« ligionSjd^riften, Statuten unb SScrorbnungen, bie für G^ile beftimmt lüoren, mürben (im 18. unb ju beginn be§ 19. 3a^r^.) in Sima unb öuenoö 'illirel^ gebrucft. H. Polakowsky.

(S§ile. (Scuaboc. fJreuerioQffen. 563

Noücia de algunas publicaciones ecuatorianas auteriores ä 1792. Por Nicolas Anriqae. Santiago de Chile, Impr. Nacion. 1891.

3Ran na^m bid^er an, bog bie Säuc^bruderfunft erft 1792 in ©cuabor befannt gcroorbcn fei. ®ie ^iftorifer 3- ©cdaHoS (Resumen de la Historia del Ecuador) nimmt an, baß biefelbe 1760 burd^ bie 3cfuitcn eingeführt fei. Daß ben S^fuiten bicfeS 5Serbienft ge* bü^rt, ift unbeftreitbar. ©ie festen bie erfte treffe 1754 in Slmbato in I^ätigfeit. H. Polakowsky.

^er fc^mar^e ^ert^olb ber ^rfinber bed Sc^iegpulüerd unb ber Sreuer« »äffen. @ine fritifd)e Unterfu(^ung. 93on l^cinri^ l^on^jof oü. Sreiburg i. f&x,, Berber. 1891.

5)er 5Serfud|, ben mljt^ifc^en „fd&tparjen Sert^olb" alS ©rfinber, fjreiburg imSJrei^gnu al§ ©tätte berSrfinbung bei^ 5ßuIüerÖ ju retten, ift öödig mißglüdft. ^onSjatob'S neueö 93cn)ei§material reicht boju nic^t au§. S)ie ©teHe in einem öon Bamberg mo^I mit Stecht in*i3 14. Sa^r^unbert gefegten ©reiSgauer ©pottlieb:

„^{^ rcmer wol Porten

3)a6 graff Äonrat

8u grriburg ^ufj ftat", bentet ^. ganj millfürlic^ auf S?onrab I. öon greiburg (f 1271), bag barin ermähnte $au§ auf ben 1296 öoUenbeten ®om. ®omit glaubt er, einen feften ^nf)alt für bie 5)atirung be§ Siebeö unb, ba in bem^ felben öom ©d^ießen mit S3üc^fen bie Sftebe ift, auc^ ber ©rfinbung beö 5ßult)er§ gefunben unb bargetl^an ju ^aben, „ha^ ba§ Seben beS ?ßult)ererftnberi^ in bie SRegierung^seit Äonrab'3 I. föon fjreiburg) fättt" (©. 64). ergünjt mirb biefer Semei« nac^ ^/8 anp^t burc^ eine Urfunbc au^ greiburg üom gal^re 1245. 3n i^r roirb alS ä^uge ein SKogifter Sert^olb, Kifterjienfermönc^ ju S^ennenbac^, genannt. 2)er 5lu§Iegung§funft beS SSf. mac^t bieg feine ©c^mierigfeit. 3)er „fd)tt)orie Sert^olb" tpor berühmter 9(t(^t)mift, folglich jroeifel» log äRagifter. Unb marum foQ nid^t einmal ein 3:§ennenbac^er ©ifterjienfer fpöter fjreiburger granäiStaner getporben fein? „Dber l^atte er fic^ burd^ feine „©d^warifünfte** . . . fo mißliebig unb Der=* bäc^tig gemad^t, baß man i^m rietl^, jur 55uße in einen ftrengeren Drben einzutreten?" (©. 66.)

(Sine gfeid^ fü^ne Sogif finben mir in ber Duettenanalr)fe ; be^ fonberS bie ^2Irt unb SBeife, wie 6. bie einzelnen Qcugniffe öerfnüpft, fprid|t ieber ^iftorifc^en SWtif ^o^n. Unter ben SetpeiSmitteln

554 fiiteratui'beric^t.

figuriren andj „hk alten UniöerfaUSejito, bie ja nur nac^ ©urc^Icfunc; öicier öor^crge^cnber Schriften fijirt mürben/ unb bie „renommirtcpen neueren Äonderf ationö-2cjifen , bie ja nur [tereot^pe H^atfac^cn bringen", dagegen ^at ber SSf., ber mit S3orIiebe 3ä^n§, „ben gc* lehrten JDlilitärömann", citirt, bie ©egner feiner §^pot^efe, „bcn ©eneral ffo^Ier (!), Hauptmann SRe^er u. St.", totgefd^miegen.

9Wag man immerhin mit 3ä^n8 annehmen, „bafe ein beutfc^er SWönc^ cntfc^eibenben Sinflu^ auf bie ^erfteüung ober 9(ntt)cnbung ber gcuer- maffen im Slbenblanbe geübt f)aV\ mag man greiburg eine crfte ©teile unter bcn gabritationSftötten ber ©efc^ü^e einräumen, ,,ben fc^ttjarjenSSert^oIb" bagegen mit ber (Sage jum ©rfinber ju ftempeln unb „ben berü^mteften granjiöfaner öon St. SJJartin unb ben befann- tcften SRann greiburg^ ber ©tabt unb bem Slofter ju öinbiciren", liegt auc^ nac^ ben 2(u§füf)rungen ^.'8 fein ®runb bor.

J. R. Dieterich.

SBraunfd)n)ei9ifcfte ©t^ulorbnungen Don ben ätteften Seiten bis ^um Sa^re 1828. ^on %titUi^ StolUm^. II. Berlin, ^2(. ^ofmann & ^omp. 1890.

51. u. b. %.: Monumenta Germaniae Paedagogica. herausgegeben t)on Äarl Äe^rbadj. Vm.

Ratio studiomm et InstitutioneB ßcholasticae societatis Jesu per Germaniam olim vigentes collectae a Pachtler« lU. Berlin, ?(. ^ofmann & Älomp. 1890.

21. u. b. 2;.: Monumenta Germaniae Paedagogica. IX.

ffolbeme^, ber 1886 im erften Sanbe feineS SBerfeS bie ©c^ul* orbnungen ber Stabt Sraunfc^roeig Veröffentlicht botte*), bringt nun bie Sd^ulorbnungen beS ^erjogt^umS Sraunfc^iüeig, alfo ber Sanbe be§ el^emaligen gürftent^umS SSoIfenbüttel, beS gürftent^um^ iBIanfen= bürg, be§ ©tifteS ®anber§^eim unb ber i^Iöfter SBaltenrieb am ^ar^ unb ©. Siubgar bei ^elmftebt. S)iefe ©c^ulorbnungen, ©tif- tungSurtunben, Seftaüung^briefe, Se^rpläne, lanbe^^errlic^e SSerorb^ nungen, ©c^ulgefejje u. ä., im ganjen mit einer 9fac^(efe 85 ©tücf, umf äffen bie 3cit Don 1248 bi^ 1826. 3)iefen 3)ofumenten folgen mieber Slnmerfungen, ®Ioffar, Dramen* unb ©ad^regifter, alleS mit ber großen ©orgfalt unb n)iffenfd)aft(ic^en 3iiöc^'öff^9fc»t gearbeitet, bie fc^on ben erften öanb jum niuftergültigen SSorbilb für ä^nlid^e ^ublifationen mad)ten. 3!)ie öorange^enbe ©inleitung, loclc^e eine

») 8ie§c §. 3- 61, 557 ff.

(Schule. 555

fe'^r flare l^iftorifc^e ©rlöutcrung ju ben einjcliien ©tücfcn giOt unb in ©injel^eitcn ^citlic^ über fie l^inauö b\^ in bie ©egenmart fü&tt, ift jugleid) eine treffliche ®efc^icf|tc ber gonjen Stttroicfelung bcö ©c^ulmcfcng im Sonbe SSraunfd^meig, unb fie roirb axidj über bie fireife ber gac^genoffen l^inauS ^»tci^cffe erregen*). SBir merben j. 99. olle in Erinnerung on bie flaffifc^en Seiten unfercr Sitcratur mit Siefriebigung bie 9tid|tigfteIIung über SiaxV^ I. öon Siraunfd^meig (1735 1780) ^o^e aSerbienfie um bie gefe^lid^e ^Regelung bed braunfcl^n)eigfcl)en ©c^uImefenS Icfen, gern bie fronjöfifc^e 9lrt mit ben Stöttten beutfd|er 93ilbung umjuge^en (1808 1813) ^ur emften 93e(e^rung un§ erjö^len laffen unb bann mit ^öc^ftem Sntercffe öon griebric^ SBil^elm'g, be§ gelben öon Cuotrebaö, fo erfprie^lic^er SBirffnmfeit für bie ©c^ufnngelegen^eiten, tro^ feiner faum jmei* in()rigen ^Regierung, öeme^men. gür bie Sdöulgefct)ic^te, bie ^äha- gogif überl^nupt unb felbft für unmittelbare päbagogifc^e Sage^frngen finbet ber gnc^mann im öorlicgenben SBerfc eine reiche Dueüe, unb ft.'g SSormort birgt, bei ber ©ntfc^ulbigung, bofe er ein SSerjeicfinig ber in ben Orbnungen ermähnten Schulbücher nid^t ^obe liefern tonnen, fet)r ju be^erjigcnbe Üel^ren für bie päbagogifc^e SSiffenfd^nft. 2)ian i)ixte fic^, ju unterfc^ö^en, fogt er, t>ai für bie meiften £el)r5meige bie äe\)X' unb t'embüc^er unferer SSorfa^ren noc^ üon tiefem S)unfel bebe<ft liegen. Unfcre päbagogifdt)e ©efc^ic^tfc^reibung läfet noc^ JU fetir bie Se^rart unb ©d)ulmeifterprayi§, wciclje un§ bie alten ©c^ulbüc^er offenbaren, unbeacf)tet, fo meint er meiter. 5)iefe unb ä^nlicf|e ®ebünfen finb c§, bie nn§ bcfonber^ intereffiren. S)enn ic^ öermeine, ha^ Süchtige ju treffen, menn ic^ fage, ba§ bem ^iftorifer au§ ber ®efc^ic^te beö Unterric^tömefengi öiel meniger bie pöbagogifc^c Sfteorie, bie (2d)ulenttDicfeIung u. ä. miffcn^mertl^ crfcfjeinen, ate bie 93eanttDortung ber grage, loaö ijat in einem bcftimmten Zeitraum unfer SBoIt an mirfüc^em fc^utgemöfeen SBiffen befcffcn, unb in me(ct)er Strt \)at man, entfprec^enb feiner 93orftelIung§entmidtelung unb "^^Irt be§ ®enfcn§, i()m biefe§ SBiffen jujufü^ren öermoc^t. 3)a§ SBerf 5ßac^tler'0, ber injtüifcbcn feiner miffenf cf)aftlic^en Sbötigteit leiber burd^ ben lob cntriffen luurbe, ebenfalls eine gortfc^ung, bringt eine gort^ fü^rung ber Urfunben jur ©tubienorbnung ber Scfuiten. Der SSf. gruppirt fie nad^ ämeiöefic^tSpuntten; juerft bringt er bie9lnorbnnngcn ber ©eneröle für ba^ ©c^ulmefen ber ©efeßfc^aft S^fu überhaupt, öon

*) S89I. oben ö. 343.

556 Üiteratuvbcvid^t.

1600 bi^ 1742, fobaiin bic Statuten uitb üerfd|iebcncn SSerfügungcn für bie afnbemifc^en ©tubien im nämlichen 3^itrnum. S)ie SHtenftücfc finb fe^r Ic^rreid^, unb man fann eg ganj fonfret erfaffen, ma§ bic 3efuitcn le'^rten unb roic fie lehrten unb wie fie t^eologifc^c unb p^ilofopt)ijcf)c SBiffenfdiaft trieben. De§ SlaubiuS 9(quat)iDa SSer- fügunö de opinionum delectu öom ^af)xe 1613 (9ir. 29), toeld^e für bie ttieologifc^e unb p^iIofop^ifcf|e Se^re fcftfteüt, mie fie fid) 5U Stomas Don 2lquino ju öcrl^altcn ^abc, morin er burd^ beftimmte Sc^rfälje ju ergänjen, worin 5tDifd^en feiner Sc^re unb berjenigen anberer beftimmt aufgejäl^lter Autoritäten eine äu^roa^I getroffen loerbcn barf, mirb mand)em Sefer al§ ba§ bele^renbfte ©d^riftftücf erfrfjeinen, befonberö wenn er bie SSorbemer!ung beS ^erauSgeber^ öor bem Jejt lieft, ba§ mir ^ier mit einem Sftunbfc^reiben 5U t^un l^aben, melc^e§ einzig SSenoaltung^onorbnungen ent^ölt, alfo feine tl^eologifcf)e 9(utoritöt beanfprud^t; benn ein Drben^general fei feine fird^Iic^e Ie^ramt(id)e Seftörbe. SSgl. übrigens bic breitere SuS^ fü^rung bcö SSf. über ben Unterfcf|ieb jroifc^en firc^Iic^cm Urt()eil unb fircl)Iicl^er SSermaltungSmaferegel in bcr ®Iauben§Ie^re auf ©. V unb VI be§ SSormorteS. S)rei SJod^tröge in biefem 93anbe jum erften Sanbe bcr Ratio studiorum beanfprud^en ein ^ö^erc^ t)iftorifc^e§ Sntcreffc. 9k. 110: ©rief be§ ^I. 3gnotiug an 4)eräog Sllbrec^t V. öon Sal)ern, 20. Januar 1556 (biSljer ungebrucft, Original im baie= rifc^en SReic^Sar^iö). dh. 111: Anmeifung (be§ ^I. 3gnatiu§?) für bie nad^ ^ngolftabt entfanbten S^fuiten. ©ommer 1556 (italienifc^, in beutfd^er Überfe^ung öom SSf., au§ einer Äopie im baierifc^en 9leic^§arc^iö. 93i§l)cr ungebrucft?) 9?r. 112: Stcformöorfd^läge ber Sngolftöbter Sefuiten au ^erjog Albert V. 18. Oftober 1561, Original im baierifc^en 9teic^§arc^iü. SDleberer unb ^rantl un« befamit.) Rosenmund.

^ie ^^ln[äuge ber *i)2Qttünalöronomie. ^on ftugufl ti. 9iiü9tüto§ti. üeipjig, 3)uncfer & 5)um()lot. 1891.

3n biefer, an ber Uniöerfität ifeip5ig gehaltenen AntrittSüorlef ung fü^rt ber SSf. auö, bog bic Don 9tofc^cr auf bie 9JationaIöfonomic übertragene öergleid)cnb=gefcf)ic^t(id)e SDictIjobe bisher i^re Stnmenbung l)auptfäc^Iict) auf bie (£rforfd)ung be§ wirt^fc^aftlid)en 2eben§ ber iüölfer gefuubcn (jaDc, baß if)r noc^ ein loeitcö Amoenbungögebiet in ber 33earbcitung auc^ ber nationalöfonomifc^en ^been unb ©qfteme offen ftünbe, auf bem bi§t)er nur einjetne SSerfuc^e dorlögen. 5)ic

S3oIftoiYt^f4Qft. 557

entmidelungi^gefc^iditlic^e 3Reif)oit derlange nun, ba^ ntc^t nur bie innere ©emegung ber öotKroirt^fc^oftlic^en ^izen, fonbern Qud| i§r Gntfte^en nnb i^re SSerönberung unter bem ®influffe äußerer Se* bingungen, fomie umgefe^rt aud| i^re Sinmirlung auf ba§ mirtl^fdiaft' lid^c Seben noc^gemiefen merbe. S)iefc üWet^obe menbet er in präg« nanter SBeife an auf ben Sbcenge^alt beS SKertontiliSmug, ber Jiameraliftif unb be^ ^^ommuni^muiS be§ %\)oma^ 9Rorud.

W. Hasbach.

^ie bret Sebölferungdftufen. (Sin ^erfud^, bie Urfac^en für bad S3Iü^en unb Altern ber Golfer nac^^utoeifen. $on (ieorg l^onfcn. ^ünc^en, 3. :i5in« baucr. 1890.

3)a§ ^onf en'f c^e ©uc^ ift eine ©tubie me§r f oäiaüüiff enf d^af tlid^en unb Dolföwirt^fc^aftlid^en ate ^iftorifd^cn Sn^altg. 3n brei ©tufen, fü^rt «f. au§, lägt fic^ bie gefammte 93et)ölferung eined mobemen Shilturlanbed, entfprec^enb ben brei9trten beö ©infommenö, flaffifijircn, in ben Souem* ftanb ben ftäbtifc^enSKittelftonb unb benSlrbeiterftanb. Diefe brei ffloffeu ober finb nic^t getrennt nebeneinonber fte^enbe ©Ojialförper, fonbern öerfd^iebene ©ntmicfelungäftufen einer unb berfelbcn SBeüöIterung. S)en SlusJgong^punft ber Slrgumentation bilbet für ben 5Sf. ha^ öermeintlid^e (Srgebniö ber neuerlichen SSoIföjä^Iungen, bafe bie93eüölferung mobemer Stäbtc, weit entfernt i^ren Kac^muc^S ou8 fid^ felber ju refrutiren, in jipei (Generationen burc^ 3^h^^ ^^"^ Sonbe reforbirt roerbe. Darauf ergibt fic^: ber 93auem-, b.^, ber (anblicke (iJrunbbefi^crftQnb ift ber Urftonb. Slui^ biefer Sebölferungi^quette ^erouö fliegen immer neue (Familien junöc^ft in ben ftöbtifc^en äRittelftanb hinein, um jule^t ber britten ©tufe, bem Strbeiterftanbe, ju berfaöen.

3)ie formen biefer ®nttt)idtelung finb folgenbe. ©c^on auf ber erften ©tufe, beim lönblid^en ©runbbefi^, tritt baS 3JiaIt!)u8'fd|c ®efe^ in (äeltung, nacö bem jebe 93eüölferung bie Senbenj ^ot, fic^ fc^nefler ju üerme'^ren, qI§ it)re Seben^mittel. 3lu§ bem Überflug an Straften, ber fo entfielt, bilbet fid^ ijuerft bie ftöbtifc^e SBeüöIfe* rung, bie Trägerin üon ^nbuftrie unb .f)anbel, öon 3Biffenfct)aft unb ftunft. S""^Y^tiIb biefer bann ermäcf)ft allmät|lid), geförbert burc^ ben beftänbigen SJac^fc^ub üom Sanbe ^er, ein energifc^er Sfampf um'ö Dafein, ber nur bie intelligenteften unb tüd^tigften ÖHieber in biefer S'Iaffe belägt. 2lüe übrigen, fcl^n)ädE)eren ©lemente, bie fic^ in jenem ©tanbe nic^t galten fönnen, merben in bie britte unb le^tc ©tufe, in ben ©tanb bei& unfelbftänbigen, befi^Iofen So^narbeiterj^ I)inuntergebrängt. ^ier, mit biefer ©tufe, enbet ber 93et)ölfcrung^

558 fiitcvatuvberic^t.

ftrom; au8 ber weiten ©ce be§ flo^narbeitertl^um^ gibt feinen 8I5flu§, nur nod^ eine SSerjumpfung , ein ^erabfinfen in Proletariat unb SSerbred^ert^um.

5)iefer I^eorie ber nationalen SJeööIferungSglieberung, mie man ben Hauptinhalt be§ SBerfe^ d|arafteriftrt ^at, lägt $. jum Schlug einen prattifc^spolitifd^en 9Ibfd^nitt über bie Aufgaben beS Staate^ gegenüber ber öon i^m nac^gemiejeneu ©ntmidfelung folgen, ^at man in bcm t^eoretifc^en S^eil beö Suc^c^ tro^ ber güHe be^ 3ntereffanten bei mcl^r al^ einer ©teile an bem ®eneraIifation§eifer Slnftog 5u nehmen gehabt, mit bem ber SSf. bie fompliäirtcften fojialen (Srfd^einungen in bie ©d^nürbruft feineS ©d^emai^ tiineinjroängt, fo laffen fic^ auc^ gegen biefc prattijd&en SSorfc^löge mand&erlei Se« beuten fc^wer unterbrücfen. S)er (ärunbtern ber $.'fc^eu Seöölferung^ politif ift: ©efunb^eit unb 9Wad^t jebeS SSolfe§ ^ängt ab öon bem Umfange unb ber ©d^netligfeit, mit ber immer neue gamiüen burc^ ha^ S3ett be§ 93eüölterung§ftrome§ ^inburd^fliegen. 9Jamentlic^ für bie mittlere ©tufe, ben ftäbtifd^en TOittelftanb, gilt bie§ im befonberen : roo ^ier ©tidftanb, StRangel an gciftiger Stonturrenj (jerrfc^t, tritt aföbalb 9?egation ein, wie an mehreren Seifpielen au§ ber ©efc^ic^te nac^gemiefen roirb. SDemnac^ ergibt fic^ al§ \>a^ mic^tigfte 3iel einer gefunben 93et)öIferung§poIitit ©rtjaltung be§ Urquelle jeber Se* öölferung, be§ Sauernftanbeö, in möglic^fter Si:aft unb 3öW, bcnn Don 9lrt unb Umfang be§ S^h^^e^ öom Sanbe ^er ^ängt ba§ ®es beiden be§ ftöbtifd^en 5DMtteIftanbe§ wefentlirf) ab,'

^. meift nun mit 5Wa(^brucf barauf l^in, mie wenig bie gegen^ märtige Sage be§ Sauemftanbeö ber ^ot)en S'ulturaufgabe, bie i^m obliegt, entfpric^t. ®r fieljt gleic^ ben meiften Stutoritäten ber mobemen 9tgrar=®efd^ic^te unb =^oIitif ha^ Heilmittel für biefeö Übel in ber geftlegung bc^ länblid)en ©runbbefi^e^, in einer JReform be^ bäuerHc^en (£rb= unb ©c^u(bred)te§. S^^^if^^^oS mirb jcber ©infic^tige biefer gorberung Deiftimmen. Dennocf) \)'ätte unfer 2lutor gut getl^an, bie ©c^mierigfciten i^re§ @eliugen§ fo menig mie bie au§ ber ®e- bunben^eit be§ 93e]i^e^ fid^ crgcbenben äJiängel ju ignoriren.

2lm frfimerfteu roirb ber SSf., entfprec^enb ber I;eutigen Sage ber 3)inge unb in Slonfequen^ feinet ©l)ftem§, mit t>m gorberungen für bie britte ©tufe, ben :yü{)narbciterftanb, fertig. 5)od^ roirb niemanb fein SBerf, aud) mo nic^t überjeugt, o^ne rcid^e 9lnregung au5 ber ^an\> legen. StRöc^te be^^alb öiele £efer auc^ au§ bem i$rei§ ber biftorifc^en SBiffenfc^aft finben. y.

&to^XQp^t. 559

^^ilipj) ßlüöer, bcr SBcgrünbcr bcr ^tftorifcftcn Sänbcrfunbc. (Sin SBci» trag ^ur Q)e[ci)id)te ber geograp^ifd)en Siffenfdiaft. S3on ipartfi^. SSieir unb 0Imü6, ©b. ^i31iicl. 1891.

99ei ber roac^fenben ^u^be^nung be^ geograp^ifc^en @tubiumg ift ed ertlätlic^ unb richtig, wenn bie Seiftungen ber älteren @eograp^en genauer gefc^ilbert unb gemürbigt n)erben. ©aUoiS ^at in feinem jüngft crfc^ienenen SBerte bie elfäffifc^e ©eogrop^enfc^ule be§ 16. 3a^r= t)unbert§ einer einge^enben S)arftettung unterworfen. $ier gibt ^4Jortfc^ in einer forgföltig aufgeführten SRonograp^ie Seben unb S3ebeutung bc§ frü^e öerftorbenen Sanjiger^ ^^il. SIüDer. 5)er wiffenSburftige, etiuag ru^elofc SDJann, bcr in Sanjig 1580 geboren lüurbe, eine ©nglänberiu heiratete unb in Serben 1622 fein bewegtet Seben fc^Io§, fam burc^ biefe öeimatloftgteit, burc^ ben 3Range( an SDfitteln (fein Sßater entzog it)m alle Unterftü^ung, weil ber ©o^n fid} weigerte, Su^^i^P^uben^ ju ftubircn) um bie grüc^te feiner ^öc^ft ouögebreiteten Sienntniffe er Derftonb 5eftn Sprachen unb feinet großen 5(ei§e§, unb würbe auc^ öon ber 9iac^welt nic^t immer 9c= büörenb gewürbigt S^ürftig fmb bie 9Jac^ric^ten über i^n; troftbem ba6 er mit Scaliger, ßipfiu^. ©afaubonua§, u. a. in inniger Serbinbung ftonb, finbet man boc^ faft feine ©riefe oon i^m in ben fonft fo reic^* baltigen Srieffammlungen jeneig Sü^^^^n^ci^^- ®^ ^ä^^ finc ^^Ite gruc^t ber öorliegenben ^tb^anblung, wenn ©riefe Don bem bebeuten* ben SOianne in größerer Slnja^l aufgefunben würben; ^. ift auc^ überjeugt, ha^ fein 2agebuc^ noc^ in Italien Dor^anben fei. ^en uor^anbenen SDtangel an Siac^ric^ten i^at $. Dortrefflic^ an^ ben Schriften ßlüDer'ö ergänjt unb ein woljl abgerunbete^ ßeben^bilb 5U entwerfen öermoc^t, intereffant burd^ 3n^alt unb ©arfteUung. folgt eine genaue Sd^ilberung ber SBerfe Don E(üDer, bcfonber^ ber Genuania unb Italia antiqua, fowie bie pröjife Eingabe ber ©tellung, weiche ElüDer burd} feine auf ben perfönlic^en Slugcnfd^ein gegrünbete Sefc^reibung ber aiien fiulturlänber Guropaö, burc^ feine genaue Scfanntfd)aft mit ben Stiaffifem, fowie burd) bie ftritit, mit weichet er i^re eingaben beurt()eilte unb rid)tig fteflte, in bcr SBiffenfc^aft ein- nimmt. S)ie SBürbigung ßlüDcr*^ ift eine gerechte, feine geiler werben nid)t Derfd^wicgcn. Stber weil er burd) fc^arffinnige SSer* gleic^ung be§ Selbftgcfc^auten unb Gereiften mit ben eingaben ber .Qlaffifer eine ridjtigc ^(nfc^auung ber oltflaffifc^en ftultunoclt ge= winneu wollte bie Sopograpljie überwiegt weit bie p^^fifalifc^e ©efd^reibung , wcnigftcn^ bie ©aufteine ju einer folc^en lieferte:

560 i?itcrntur[iericl)t.

barum Dcrbicnt er, otö Segrünber l^iftorifc^cr Sänbcrfunbc gefeien ^5u mcrbeu. Theodor Schott.

^ie Srfinbung ber ^ud^bnicferfunft nad) ben neueften fjrorfd^ungen. ^em beutfc^en SSoIte borgefteüt üon $tatl ^ttnlmann. Sien $eft Seipjig, ^. ^axU leben. 1891.

S)q§ 93uc^ jeigt, bog mir meber über bie (Sefc^ic^te ber Grfitibung ber Suc^brutfertunft noij über bie Oefd^ic^te i^re§ ©rfinber^ einer SJerftänbigung nol^e finb. (£§ berfuc^t im roefentlic^en bom ©tanb« punft beiS Iec^nifer§ quo bie ©rgebniffe ber Unterfuc^ungen S^jia^fo'^ über bie beiben älteften gebrucften Sibeln unb über boö quS ber ^elmoSperger'fc^en Urhinbe fic^ ergebenbe SSerl^ältni^ ®utenberg*S ju guft ju beftreiten, bjm. ju miberlegen, unb bringt bobei noc^ biele§ onbere Dor, toaö ber 9?f. a(^ Sed^nifer gegen bie ©ele^rten auf bem ^erjen l^ot. 5Rqc^ i^m ift bie 36äei(ige Sibel bie ältere unb mit ge» fd^nittenen .ipol^buc^ftoben, bie 42jeilige bie jüngere unb mit 3Reffings buc^ftaben ^ergefteHt. ®utenberg'§ Sint^eil an beiben ift unHar. Ja§ y^otariottfinftrument öon 1455, beffen Original ©äia^Io in ®öttingcn Qufgefunben, l)ält er tro^bem für uned^t, bie Sloc^ric^len über ©uten^ berg'§ bebröngte Sage für gabeln, ©eine äuffaffung, bie ben 6r- finber ber Suc^brudferfunft me^r atö einen Slmateur erfc^einen lä^t, meld^er fic^ fpäter üerbrießlic^ öon feinem eigenen Sinbe jurücfjie^t, fann fd;on pft)d)oIogifd^ niemanben befriebigcn. ©emig finb feine Srörterungen in ffap. 2 über bie ^erftettung ber erften einjelnen S3ucf)ftobcn fel)r bead^ten^mcrtl), aber fie ignoriren eine SKcnge ber bon Sjia^fo beobad}teten X^atjac^en üoüftönbig ober fc^ieben fie ate gleichgültig beifeite. S)ie "ülrt, mie er mit ber ^elmaSperger'fc^en Urfunbc umfpringt, ift unroiffcnfrf)aftlid^. Da§ Suc^ ift fonft ge* manbt gcfc^rieben, bie Slbbilbungcn finb red^t gut. gür SCap. 3 mar and) eine ©teile im Catalogus abbat. Sagan. in Ss. rer. Sil. 1, 354, äu t)ern)ert[)cn, Dgl. aucf) 372. Mkgf.

9lr4iD für ©efi^i^te ^tS beittfi|eti Su^^anbeB. $)erau$gegeben üon ber l^iftoriidjen ftommifjion be^ ^orfenöereinS ber beutjc^en SBudj^änblcr. XIV. i^eipäig, iBerlag beö ^orJenüereinS ber beutfc^en Söudj^änblcr. 1891.

91. u. b. X. : ^^ublifationen beö öörfenüerein« ber beutfc^en SBuc^J^änbler. 'D^eue golge.

9ln 9{eid)l^a(tigfeit be§ Snt)Qlt^ ftel)t biefer öanb feinem feiner SJorgänger nad^*). Sinen fe^r betröd^tlic^en Sl)eü be§felben \)at aber=

*) ^onb 10: 3um (iJefellicliQftdbetrieb im ^rurfgctoerbc. grü^fte« ^^ürnberger Seijpiel mitget^eilt öon €. §Q[e. görberung beS älteften

®ud)bntderfunft. Suc^^anbel. 561

mote $crr Dr. Älbrcd^t Sirc^^off in Seipjig ouiS ben ©rträgcn feiner unermübti^en ©tubicn beigeflcuert. SBir ermähnen juerft baS 9iad^Iagint)entar beiS Sorenj gincfelt^aug in Seipjig bom 3<^^^c l^^l burd^ melc^eS bem Sefer bie fe^r beträchtliche ^interloffenfc^oft eined „reid^ gen)orbenen unb reic^ gebliebenen" Seipjiger 99uc^^änblerd bed 16. Sfa^^^iinbert^ öor bie äugen geführt roirb (©. 99—114), unb gebenfen ferner be^ 9tuffQ^e§: 3}er au^Iönbifd^e SBuc^^anbel in Seipjig im 18. ga^r^unbert (©. 155—183). Diefem folgen Sefefrüc^te qu3 ben alten be§ ftabtif^cn ärc^iö^ ju Seipijig: V., jeiagen unb Wi^^

S3u(^§anbel$ burd) bie @tabt6e^örben. ^adi Urfunben bed 9?ümbergei* l^reid« arc^iöS öon O. ©ofe. ®efd)id|te ber ©uc^brucfer unb SBudj^änbler 6r- fuvtS im 15. bis 17. 3ö^v^unbert, ' SSon 3- SBraun. (Sflad^ einem ^anuffript beS ©tobtrat^« ^crrmann. 2cfcfrüd)tc auS ben ^ftcn bc« ftäbtifcften 9lrc6iö« 5u ficipaig. IL IBon H. ^irdj^off. ©udjbinbcr unb Sucft^anbcl. ^on g. ^crm. 3Rcl)cr. G^riftop^ ^rcftncr in ficipjig unb fein .ftonfurÄ. 1597/98. SSon «. ^ird)^off. Über eine bisher unbcfannte fübbcutfc^e 3eitung. Söon 3. O. Cpel.

SBanb 11: SRegeften ^ur ©efc^ic^te bed ^uc^brudd bid jum 3a^re 1500. flud ben Süc^em beg ^afeler @)crid)tdard)iüd. ^on ^. ©te^lin. ^ie ßcipjiger »ücftcrmeffc öon 1550-1650. SSon ?(. 5^ir(^^off. öeip^igcr ©ortimentd^änbler im 16. 3<i^i^^unbert unb i^re fiagert)orrät^e. Rapier« fabrifation unb ^opierl^anbel. SSon 5- ^. ^eQcr.

SBanb 12: ^an^fc^mann^d $ud)^QnbeI. (^in meiterer S3eitrag jur Q^c fc^ic^te ber fieipgiger Jöüc^crmcffc. ^on 91. Äirdjftoff. SBcitrag gur ®e* fc^idjte beS ^nftfianbcl« auf ber Scipsigcr aJicffe. SSon 91. Äircftl^off. SReformbcftrcbungen im 18. 3Q^r^unbert. S3on g. ^. 3ReQer. SScrfucfttcr 9{a(t)brucf bed iut^erifcben beut{d)en 9}euen Xeftamentd bur4 3^^ob X^anner in ficipiiig 1524. aj^itget^eilt öon &• ®c6.

^anb 18: ^ie Sortimente« unb ^(einbu(^^änbler iSeip^igd bid j^um So^rc 1600 büm. 1650. SSon 91. ^ird)]^off. a)ie ßeip^igcr SBücöcrmeffc unb ber internationale ^Jcrte^r im 16. 3ö^v^unbert. 9Son 91. Äircftl^off. ©igidmunb 5et)erabenb'§ 2BanberIager in ficipjig im S^^re 1570. Son 91. ftir*§off. 53u*^änbIer--Jöricfftil 1580. ^ond 93ömer in Scipjig unb ^eId)ior @od)fe in Erfurt, «on 5. ©efe. ©in fpcfulatioer SBucft^änbler alter g^it* So^ß"" groncfe in SWagbeburg. SSon 91. Äird)]^off. 9lu« bem inneren ®efdjäftöleben um bo8 3o^r 1600. Sodann (Gottlob SnimanucI 53rcittopf im Kampfe gegen 9Ki6bräud)e in ben 3)rucfereicn. 18on fj. §. 3Rel)er.

©puren ber 3e"f"r in ©adjfen um boS 3ö^r 1500. 3"^* ©cfcftic^te ber fäcöPWen «PrcBöer^Qltnifie in ber filjtocaIoiniftifd)en 3eit. «on 91. tirc^^ of f.

9?icoIai in ©erlin contra ©ta^cl in ©ürgburg. @in 9iad)brucfftreit auÄ bem 3a§re 1777. ^on Äod).

^1tod|4f Qtimm W. ^. 8b. XXXIV. 36

562 ßiteroturbevicftt.

ftänbe im Slnfong bcg 18. 3a^r^unberti^ (©. 196—283). 9lbcr aut^ g. ^ermann SR et) er* S Beiträge ftnb anfc^ntic^. 6r eröffnet bcn iBonb mit einigen 99emerfungen über 99uc^^önbleranfünbigungen unb Äeflomen bcr älteren 3^ Jt unb bQ§ 9Ser^äItni§ öon Srurfeni ju iörcn Auftraggebern, läßt @. 114—135 ein Serjeid^ni^ ber Serlag§arti!el ©igmunb fjetjernbenb'g folgen, fügt biefem einen le^rreid^cn Muffo^ über ben Slugentionbel beutfd^er SBuc^^önbler im 18. Sal^r^unbert ^inju unb ein Serjeic^ni^ ber Süc^erDerbote t)on 1834 big 1882 in ^rcu^en ©. 317—350. 9?ic^t ju übergeben ftnb bie SRegeften jur ®efrf)ic^te beg Sud)brucf§ 1501—1520 Don Dr. Äarl ©tel^tin @. 10 99, meiere fic^ an bie im 11. unb 12. Sonbe enthaltenen Sammlungen anfc^Iießen. gn biefen SRegcften erfc^einen Säuc^brucfer, SBuc^fü^rer, S^rucfergefeUen unb !£rurferhiec^te, 95rief= unb ffarten= moler unb Stiuminiften, felbft ^apiermac^er unb Suc^binber nid^t bloß Säafete, fonbem auc^ dnberer fübbeutfrf)er ©tobte unb Ort* fc^aften in ben Derfd^iebenften SebenöDerf)äItniffen. 3wm ©c^lu^ fmb noc^ bie SRittljeilungen beS ^rof. Dr. %. .^oc^ l^eröorju^eben. 3" bem Auffa^e jur @efc^id^te be^ 9iad^brucfg l^anbelt eiS fid^ um bie ©cbetbuc^inbuftrie unb bie in i^r obtoaltenbe ®efc^äftSmoraI: ein SSerlegcr ju Solu Hagt 1723 gegen einen S)rucfer ju SBürjburg 5^ifoIauö älaufd^ bei bcm Sifcbofe 3. 142—54. ^ü^ Iiterarifd}e ßebcn SSSürjburg^ am @nbe be§ 18. Sö^t^unbertS, foroeit c8 mit bem bortigen Suc^^onbel jufammen^ängt, fü^rt un^ ein anberer ^Beitrag Jtoc^'g unter bem unjutreffenben Sitel ein: ^Regierung unb öurfi^anbel üor 100 ^Q^i^cn, in bem fic^ um bie ®rünbung einer „^oc^fürftlic^ SBür^burgijrfien (Snäbigft priöilegirten ^^ofbuc^^onblung" l)anbelt S. 279 ff. 2)ie Witt^eilungen finb für benjenigen, ber ermeffen loill. mit iüelc()er ©c^nettigfeit bie neue literarifc^e fiuitur SKittel« beutfc^(anb§ in ber jiueitcn ^älfte beg 18. ^a^r^unbertS in bie füb- beutfc^en 53i§tl)ümer uorgerüctt ift, rec^t betebrenb.

Unb auc^ im einzelnen bietet ber Sanb befonber§ für bie in S^eutfd^Ianb fo fel)r üernac^Iäffigtc ^Iturgcfc^irf)te öieleg SBert^öoIIe. "Die ©ingabe bcö Dr. jRarl 9lnbrca§ SeU an ben 93ürgermeiftcr 93orn in ßeipjig unb bie ^ier mitgct^eittcn Jitel oon ©c^riften, meiere bcr Süc^ertröblcr Slri^ingcr in feiner Sube unter bem I^or= iDcge bc§ ^aulinumö 1765 feil f)atte (@. 252—254) eröffnen einen ©inblicf in bie Seftüre jener mittleren Sßoifötreife, meiere atlmä^Iic^ burdj bie Siniuirfungen unjcrcr großen Siebter für etmaö Seffcrc^ gcroouuen iDcrben füllten. SBie überrafc^enb, ba§ ber S3uc^t)änbler

©piriti^mud. 563

dotta Qug Sübingcn für bic Dftcrmcffc bcg Sa^rcÖ 1807 nic^t meiüger aU 165 3cntner 99üc^er nad^ Seipjig brockte, bie meift au§ bcn SBcrfcn bon ©oct^c, ©c^iHcr unb ^crbcr beftanbcn, bon bcncn er glaubte, bag fte auc^ mitten im jltiege ^b\Qi^ finben mürben! (@. 311.) SBir lernen einen energifc^en Senfor Dr. 93elt lennen, ber bcn äntrag ber t^eotogtfc^en gofiiltöt ^^u Seipjig bom ^ai^xt 1775 auf ein SSerbot ber ^Seiben beö jungen SBert^er" unterftüfete (©. 249). 3(rmc ©tubenten fuc^ten aud^ bur^ ^aufiren mit Suchern i^re 6in* nahmen )u fteigern. ®egen ba§ ^aufiren mit iBüc^ern merben ganj ö^nlic^e fiiagen erhoben mie l&eutjutage. Unter ben fliegenben ©uc^* l^änblem, über meiere bie Uniberfität^be^örben ju Seipjig nichts ju gebieten Ratten, befonb fid^ 1733 Sern{)arb S^riftop^ ©reitfopf, ber ©tammbater be^ berühmten 99uc^f)änblergefc^lec^t§ (@. 223). (£in ^^n^err einer anbern meltbefannten fieip}iger girma, Sodann SlKi^ael leubner fc^eint um bag 3a^r 1737 (©. 228) bereite ba8 9tuftion§gefd^äft gewerbsmäßig betrieben ju ^aben. Der belannte ^ommersienrat^ 3^*^^^ mad^te 1735 einen SSerfuc^, bog ®ebei^en feineä großen Seyifonunteme^menS burc^ eine ©üc^erlotterie ju förbern (©. 197—215). Opel.

Coup d^cenil sur les tbauraaturges et les m^diums du 19i^me si^cle. Par ü. N. Badandi). Paris, Dentu. 1891.

Sag öorliegenbe SBerf gehört jur ßiteratur über ben ©piritiSmuä unb becft fid^ mit ber Stutorität beS befannten unb berbienten eng* lifc^en SRaturforfc^erg ©roofeS, melc^cr 1874 mit einer Sobten, Sfotic ft'ing, Unterhaltungen gehabt ju ^aben glaubte, mä^renb anberc freiü^ meinten, ^atie fei mit i^rem SRebium 9){iß @^oof ibentifc^ gemefen. Sabaub gibt auSfü^rlid^e "Darlegungen über außer orbentlic^e S3or= gäuge, meiere nfle „bei ^erfonen bon guten ©itten unb gutem Stuf" beobad^tet mürben, bei SKarie b. SWörl, Somenico Sajjari unb $alma 9J?atarretti. Über baS SBefen ©tigmatifirter fann mon ftc^ ^ier genau belehren laffen. ©ofetn ber ©piritiömuS ju ben fultutgefc^id^tlid^en ©rfd^einungen unfercS ^^^r^unbertS gehört, mag ein hirjer ^inmeiS auf ba§ S3uc^ ^ier nid^t unangebracht fein. SBenn freiließ ©abaub ©. XV ber SSorrebe fagt : avant tout, j'ai voulu etre clair, fo liegt e3 bietteic^t nur am Serirf)terftatter, menn biefe 9(bftc^t nic^t ganj erreid^t morbeu ift. g.

*) $jcuboni)m.

36*

664 9lnfvQgc. 9?eue ^üc^cr.

Slnfraoc.

3n ber ^c^tfc^rift bcg SSercinS für ^cffifd^c Ocfd^tc^tc unb fianbcö* funbc Sb. 6 (ffaffcl 1850) ©.1 13 ^at 3o^ann ®corg San bau einen hirjen »^au^jug aug einer [^onbfd^riftlid^en] S^ronif beö So- l^ann iRo^e" [= Dioden] mitget^eilt. Die ^anbfc^rift gcl^örte nac^ Sonban einer öffentlichen anftolt be« „au^lanbeg" ; fte jö^le 66 ©lätter $Qpier unb fei ougcufd^einlic^ ba^ Don Slol&em fclbft gcfcftricbeitf, einjige erhaltene ©jemplor; eine fpätere ^onb Jat i^r bie 9luffd^rift gegeben: Chronologia ab imperio Octaviani Augusti usque ad annum Christi 1523. SBeiterei^ ge^t qu§ Sanbou'g SIngabcn nic^t ^ert)or. Da ade 97ac^forfc^ungen bisher o^ne Srfolg geblieben ftnb, bitten mir auf biefem ffiege um gütige 2tui&tunft über ben Sßerbletb ber ^anbfc^rift; auc^ jebe 9?ac^ric^t, bic }ur geftfteUung bei^ je^igcn SlufberoafirungSortei^ nur etxoa^ beitragen fönnte, werben mir mit Dan! entgegennebmen.

Äaffel, 21. Dejember 1892.

Die DireMion ber ftänbifd?en Canbeebibllotljeh*

Dr. So^mei^er.

diene ^fidier.

Eingegangen öom 16. SJejembcr 1892 bis jum 13. gcbruar 1893.

©efd)ic^tc bei* lateinifcften @d)ule in ^^en^Iau öon 1543 btS 1704. 5Son 9?id)arb Slrnolbt. (53e[onbcrer ?lbbrucf auS \)tx gcflfdirift jur 2reter beS 350 jährigen 33efte^cnd beS ^vcnilouer ®QmnafiumS.) ^ren^lau, 6. SSincciit. 1893.

Grundbegernes (skjede - og panteprotokollemes) historie I. Norge. Danmark og tildels Tyskland. Af L. M. B. Aubert. TOt einem SRefumi in beutfdjer (5|)rQd)e. Kristiania, II. Aschehoug & Co. 1892.

^eitröge ^nx C^e{d)ici)te bev ^anbeldbe^ie^ungen 5toifd)en Hamburg unb ^Imertfo. SSon ßmft S3aQfd). (©onbcrabbimcf auS „5pftfct)rift ber ^amburglfdjcn ?Imenfn=5eler 1892".) ^omburg, S. &rieDendjfen & do. 1892.

La Turquie et 1' Hell^nisme contemporain Par Victor B^rard. Paris, Felix Alcan. 1893.

Svenska Riksradeta Protokoll. Med Understod af Statsmedel J Tryk. Utgifvet af Kongl. Riksarkivet genoni Severin Bergh. VII. 1637 1639. Förra Haftet. Stockholm, Norstedt & Söner, 1892.

Lettre« intimes de J. M Alberoni, adress^es au comte I. Rocca, ininistre des financen du duc de Parme. Par Emile Bourgeois. Paris, G. Masaon. 1893.

Footprints of Statesmen during the eighteenth Century in England. By Reginald Baliol Brett. London. Macmillan and Co. 1892.

©djult^efe' europäifd)er (i)efct)id)tdfaleni)er. i)?eue golge. 8. Softrgang 1892. (5)er ganzen 9?eil)e XXXIII. iüb ) $)erau§gegeben öon §an« 2)e.lbrücf. ^JJüncljen, (£. $). 53ccf. 1893.

92eue »fieser. 565

Le l^gat Pierre de Pavie chanoine de chartres. Par Hippolyte Dele- haye. (Extrait de la Revue des queBtions historiques^ janvier 1892.) PariB, Bureaux de la Revue. 1892

Revolution and Reaction in modern France. By G. Lowes Dickinson. London, George Allen. 1892.

Unterfuc^unaen über bie 9ebeutung bei ^entform^Sbee in bei ^^ilofob^ie

unb ®eT4ic^te. 18on 9C(freb ^ippe. Berlin, SSteganbt & ©rieben.

1892. tttntU4e ^epefc^en t)om ^egdf(4au|)Ia^e. herausgegeben üon Oberft ). %>,

D. eipond. ©erlin, guncfe & Si^aeter. 1893. Berits in^dits de Saint-Simon. Publi^s sur les manuscrits conserv^s au

d^pöt des affaires ^trang^res. Par M. P. F au göre. I Vm.

Paris, Hachette & Co. 1880—1893.

Sfetbjüge bed $rin|en (Sugen t)on 6at)0Qen. (©efc^idite ber Stampfe £)fter« retc^d.) herausgegeben üon bei friegSgefc^i^tlicben ^bt^eilung bed f. unb f. ÄrieaSs^lTcftit)«. SRegiftersSBanb. Ort«*, 92anten* unb ©adiregifter nebft einem %er^eid^ni(fe ber benu^ten OueÜen, foroie ber grapl^ifdien Seilagen, ©earbeitet in ber fricgSgcfdiic^tlicöen tlbtl^eilung ton 3lIfon8 grei^erm t). SBrebe. SBten, ©erlag beS f. unb f. @)enera(ftabed, in JTommiffion bei e. ©eroIb'S ©o^n. 1892.

Siegeften ber 3Karfgrafen öon ©aben unb §ad)berg 1050—1515. ^erauS* gegeben öon ber babifc^en ^iflorifd)en ^ommiffion. ©earbeitet öon S^idjavb gefter. 2. ßieferung. SunSbrucf, SBagner. 1892.

^olitifc^e Äorrefponbenj griebrid)'« beö®ro6en. XIX. ©erlin. 91 lejanber 3)uncfer. 1892.

John Hopkins' University Studies. Eleventh Series. The social condition of labor. By E. R. L. Gould. Baltimore, John Hop- kins* Press. 1893.

S)ie ©ebeutung ber 6iftorifd)*fritifd)en 6d)riftforfc^ung für bie eDangelifcfte mrd)e. ©on Susanne« ©ottfcfticf. gveiburg i. ©., mo^x. 1893.

A Short history of the english people by John Richard Green. Part 16. 17. London, Macmillan & Co. (o. 30-

The Accession of Queen Mary. Being the contemporary narrative of Antonio de Guar as. By Richard Gar nett. ^London, Lawrence and Bullen. 1892.

fjriebridj ber öJrüfec unb fein ©orlejer be ^^abe«. ©on 3K. ÖJunbla^. Hamburg, ©ertog^anftalt unb 3)rucferei ?l.^($J. 1892.

©laic^ftürfe beS @öange(iumö unb ber \MpofaIi)pfe be§ \|SetruS. ©on 9lboIf

tiarnacf. (2:ejte unb Unterfud)ungen jur ®efd)id)te ber altc^riftlicften iteratur. ©on Cöfar ü. öJeb^arbt unb ^bolf ^arnacf. IX., 2.) Sei|)aig, 3. ©. ^inric^S. 1893.

©riedjentum unb G^rifientum. 12 $)ibbertt)orIefungen . über ben SinfluB grte(!^ifd)er 3been unb QJebröudie auf bie c^riftlictje Hirc^e. ©on @bn)in ©atfcb. ^eutfcft oon ©noin ^reufc^en. greiburg i. ©., aJio^r. 1892.

®lid)ael ^^Jfurtfd)ener oon guipme*. @in Xiroler (Bc^üjjen = ^auptmonn au« bem Sa^rc 1809. ©on 9lboIf ^ueber. 3nnäbrucf, Sogner. 1891.

Documents relatifs ä l'administration financi^re en France de Charles

VII ä Francois V.": (1443 1523). Par G. Jacqueton. Paris,

Alphonse Picard. 1891. 9lrc^ibiafonu§ ^etruö ©ebouev. diu QeiU unb fieben§bilb aud ber fd)Iefifd)en

Äird)engcfcf)id)tc be§ 17. Sotir^unbertö. ©on 3- 3w"9ni&- ©redlau,

®. % '^(ber^ola. 1892.

666 9ieuc 5öüd)er.

@d)maben in ^Imerifa feit ber Sntbccfung bed ^eltt^ilS. $on $au(

Aap ff. (?Bürtcm6ergif4c «Rcujo^rÄblfttter. 10. ölatt.) ©tuttaart,

3). ®unbert. 1893. Uu Prussien en France en 1792. Lettres intimes de J. F. Reichardt.

Par A. Laquiante. Paris, Perrin et Co. (o. 3) Nouvelles recherches critiques sur les relations politiques de la France

avec l'Allemagne de 1378 1401. Par Alfred Leroux. Paris,

Emile Bouillon. 1892. \' S)qS fränfifctje öJrcnjfi)ftem unter ÄqvI bem ®ro6en. 9?cu untcrfuc^t unb

nad) ben üuellen borgefteUt üon SJla; fiipp. Svedlau, ^il^elm Itoebiter.

1892. ^er ^nabapti^mud in ^irol üom 3at)re 153(> bid ju feinem (Svlöfcben. 9t

ben ^interloffenen ^popieren bed I>r. 3ofef ö. 99 ed. iBon 3. fiofert^.

(©onberabbvucf qu« bem ^rd)iö f bfteneidjifdje ©efcftic^te LXXIX.)

3Bien, JJ. Xemp^fi). 1892.

^ie jefd)ic^tlid)en Q^mnblagen bed ^eutiijen beutfd)en 93anemftanbed. ^on

e^riftiQU ^eyev. Hamburg, ^erlog^onftalt unb 5)ru(ferei. ^.s®. 1892. Ur Finlands Historia. Publikationer ur de Alopaeiska Pappem. Redi-

gerade af Ad. Neovius. 7 10 haftet. Borgä, Werner Söder-

ström. 1891. 1892. ®ef4id)te ber bilbenben ^nft in 93ö^men Dom Xobe ^Sen^ers III bi^ ju

ben ^ufitenfriegen. ^tt 57 Sid)tbntc!tafeln. 9Son 3of^PM^cuiDirtt). I.

^^^rag, 3. ®. dalöc. 1893. OueQenbuc^ gur 8c6ipet^ergefd)t(^te. 9?eue Sro^d^- 93on 9Q3iI^e(m Cetboli.

5. fiieferung. 3ürid), 'griebrid} ©djult^efe. 1893. 3)ie 53ejie^ungen SRubolf'S Don ^aböburg ju ^apft ©regor X. (^'langer

5)lffertation. 53ün $)einnd) Otto, ©ieöbaben, IRub. ©edjtolb. 1893. Über bie ^^Infänge ber fiirdjengefdjidjtSfdjreibung. 9Son gronj C D e r b c d.

C^rogromm i^ur JReftoratÄfeier ber Uniocrfität 99afel.) Jöafel, 8. SRoin-

^arbt. 1892. 3)er Sorneoal in Wündien unb feine 93ebeutung für bie Humanität, ^on @mft

D. b. ^lonitj. ^ünd)en, (g. 9?i6Ier (o. 3-). Un agent secret aous la rävolution et l'empire. Le comte d'Antraigues.

Par L^ouce Pingau d. Paris, Plön. 1893. 3)er S^ronift Söigonb (AJerftcnberg. 9?ebft Unterfudjungen über ältere ^effifdK

®efd)ic^t$queUen. 9Son 3 " ^ i u ö ^ i ft o r. ((Bonberabbiaid quo b. St\i\iiix.

b. 5Bcrein<< f. ^effifc^e ®efd)id)te 9^ & XVII.) Änffel, 'äHaj Örunne:'

mann. 1892.

L'Italia dalla caduta di Napoleone I. (1815) all' anno 1892. Per John

Webb Prolyn. Traduzione autorizzata di Sofia Fortini-Santarelli.

Firenze, G. Barböra. 1892. ^ie ^ifiorijdje eteüung beö ^aufeg 9?abaiiüill. S3cvlin, SR. ö. 2>edcr. 1892. ^effifc^e^ Urtunbenbud). 2. §lbtcilung. Ihtunbenbud) ^ur ®efd)idjtc ber

©erren üon ^Jonou unb ber ehemaligen ^roüinj ^anau. 9Son ^einric^

SReimer. II. 1301 1349. O^ublifationen au<i ben f. Vt^eu6i|d)en

StaatSardjiöen. LI.) Seip^ig, S. i&iri^el. 1892. ^a§ ältefte Äieler 9?entebuc^. (1300—1487.) Son C^r. SReuter. Äiel,

:p. Gdarb. 1893. ^anfcreceffe Don 1431—1476. Gearbeitet üon ÖJoSroin fjrei^err u. b. 9lopp.

VII. Öeipjig, Wunder & ^umblot. 1892. Diüdblide auf ba^ liulänbifd)e iJanbeögpmnafium Äaifer ?llejünber IL ju

!Öirfenru^. 3"9^f^dl Q^^ Uif^tev 53end)t über ben öeftanb Der ^nftalt.

iRiga, 22. g. ^äder. 1892.

9^eue Süc^r. 567

Sverges Traktater med Främmande Magter j ernte andra dit hörande

handlingar, utgifne af 0. 8. Ry db e r g. Tredje Delen II. 1436—1483.

Stockholm, P. A. Norstedt & Söner. 1892. So^anned tepler. @m Sebendbilb t)on 3u(iud 6d)an. (^ürtembergifc^e

^^cujtt^rSblättcr. 9. !ölQtt.) Stuttgart, 3). ®unbcrt. 1892. Monomenta Germaniae Paedagogica. $ün ^ar( £e^rbad). XIV. ®f«

fcöicbtc bcr ©riic^ung bcr ba^enfdjcii ©ittelÄbadjer Don griebr. ©(ftmibt.

^Ixa, $(. öofmonn & ^o. 1892. ®efcöid)tc bcr ©(^roei^erifcftcn ^Neutralität. S^on ^aul (gd)roci jcr. I. ^alb«

banb. 8rraucnfelb, 3. ^uber. 1893.

Rulers of India. Albuquerque. By H. Morse Stephens. Oxford,

Clarendon Press. 1892. ^cr 93i(bun0Sroert5 bcr Öcfc^trfitc. «on ®corg @toccfcrt. 93crlin, fR.

mvtnex. 1892. ^^ gefaxtes ^anbbud) bcr ®cf(^id)tc. I. Oricntalifdjc unb griccftifdjc ®c-

fd)i(^te. «on ©iü^ @trcl)I. «rc«Iau, «Bil^elm Äoebncr. 1892. Sveriges Periodiska Literatur un der Frihetstidens Förra del. (Til

Midten af 1750 Talet.) Af Otto Svlwan. Lund, C. W. K.Gleerup.

(0. 3.)

Histoire de la monarchie de juillet. Par Paul Thureau-Dangin.

VI. Vn. Paris, E Plön, Nourrit et Co. 1892. ^cutfd)c ©tatt^altcr unb ^onquiftaborcn in ^cnc^^ucla. $on $)ugo Xopl

$>amburg, ^crlag^anftalt unb ^rudcrci. 1893. Äurfürft 3ou(ftira II. ton Jöianbcnburg unb bcr ^ürfcnfclb^ug üom 3atl«

1542. 92ad) arc^iüalifd^cn CucÜen bcorbcttct oon ^ermann ^rout.

®ummcr»ba4 gricbr. öuljfen. 1892. Napoleon et Alexandre 1'"-. L'alliance russe sous le premier empire.

II. 1809. Le second mariage de Napoleon. Döclin de l'alliance.

Par Albert Van dal. Paris, E. Plön, Nourrit et Co. 1893. Nyare unionell Litteratur och olika unionella Rättsas kadningar.

Kritisk Framställning af Otto Varenius. TJpsala, Almquist

& Wiksells. 1893. ^cnctiani{d)e ^c|)c[(4cn Dom ^aifcr^ofc. (Dispacci di Germania.)

herausgegeben Don bcr ^iftori{d)en ^ommiffion bcr faifeilid^en ^Ifabcmic

bcr ?8inenjd)aften. II. 3Bicn, &. 3:em|)dti). 1892

3ft bic ®eid|id)tc eine SSiffenfc^aft? «on ^a«quale «illari. SJcrltn, SR.

Gärtner. 1892. Rechtsbronnen der Stad Aardenburg. Uitgegeven door G. A. Vorster-

mann van Oyen. 'S Gravenhage, Martinus Nijhoff. 1892. K. Waliszewski. Le roman d'une imp^ratrice. Catherine II de Russie.

Paris, E. Plön, Nourrit et Co. 1893. 3)ic britijd)c (äJenüffcnfd)aftöbeioegung. SSon ^x^. @ibncp3Bebb. (53eatricc

^^^olter.) $)eraudgegeben Don £ujo Brentano. (Sammlung älterer unb

neuerer ftaatSioiffcntcbaitlidjcr (Sdjriften bed 3"' unb ^u<5lanbeS. .gerauft»

gegeben Don )üujo Brentano unb ©manuel iiejer ^v. 1.) ifeip^ig» 4)uncfer

& $)umbIot. 1893. 28eltgefd)id)te. «on 3o§. SöaDt. D. SBeife. 3. Derbeficrte Auflage, öiefe«

rung 25. 26. 27. maj^, StDiia. 1893. :5)er Ordo Consilii Don 1550. (Sin Beitrag ^ur (iJe|c^id)te beS Dtcidjö^of*

ratl^eö. ^on ÖJuftauSöintcr. (Sonberabrucf auS bem 'ilrcftio f. öfter«

rei(J)ifd)e ®efd)ici)te LXXIX.) Söien, &• ^IcmpSty. 1892. 5)er le^tc ^^ullcr Don iE)o^enbur9. (£in 5^eitrag jur politifdjcn unb ©ittcn*

gefd)ict)te beS ^Ijafjeä unb bcr (Bd^toei) im 15. Sa^i^^unbert. $on ^cinric^

568

9?eue Sucher.

^itte. (^iträae }ur fianbed:: unb ^olleShtnbe bon Slfa^^Sot^ringoi. 16. ^cft.) ©troBburg, ^ci^ & WtünM. 1893. ^e mittelalterfi^en fiebmdbef^rdbungen bed Oontfatiuft. Son (toftoD ^oelbing. 2c\pi\%, (S^uftat) god. 1892.

John Hopkins' University Studies. Causes of the American Bevolntion.

By James A. Woodburn 'Baltimore, John Hopkins* Press. 1892. gettf^rift bed herein« für M\i\6it ©efc^i^te unb Sanbc^eunbe. 9ltnt grolge.

XVII, Äaffcl, «l. gre^fcftmibt. 1892.

Scrbcfferungcn.

»onb 68 @. 277

8-

16

t). oben lied

: de ses revenus.

.. 288

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13

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: ann^.

288

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14

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Russie est invincible.

» 288

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le d^sir d'aller.

» 290

n

6

^ unten :

: J'entends crier.

291

n

7

tt oben :

. de ses pröfets.

292

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13

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fortane.

293

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21

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pas des efforts.

, 294

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1

H unten :

@. Oncfen q. o. 0. 2, 112.

298

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11

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la demiöre.

Soiiti 70 @. 871

3-

3

t. oben Ued

: (SaüenbifV^-

» 371

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8

1 H tt tt '

: (£^a|)U9'd.

3n meiner 5(b^anblung ^3)lc fog. ÄarolingUc^e ©c^enfung öoti 774* @. 440 ift bic ?lnnterfung 1) ju ftreicften ; ber @inn ber angejogcnen SteDe mar oon mir burci^auS mi^Derftanbcn. Kehr.

34-

ücUdi ton anbei ini itlat {tnmonii.

It ^ u 0 ,f 0 1 ^ c r i c r 11 n & b r e i g i Ä fl ; r Sauft.

Jriltco trit.

.3 n ll a 1 1.

«fflS...-»......,. .*.»..

titn Heitrati tue iStiAiititr frt'^ ,lJAir4

SidM. a.* Miltra Iüt (ifniiiini|*(B ««lltr in WiiKUItn. ifiiir «nti

Iniif «Uli ». «»nn , ,

«nttoa.

»llhcUcn.

ecTidltlaunfl

im)

«tue «y*«

SaüniAeti mit 4.d|r}i0 1893.

Jruit 1111? "i'i'vhiii DHU :H. Clbeiibouti].

^ciiminr .1. >. m. autKfiliriiüd) tu l.'itlru a:i lt. (Olbrnüottirs, 'J^i'ilag«I<udil)aiiIiluii(| :ii ^i'liindicn. i»liiif)tr. 11.

Hervorragende Wovitftf sear ileatschen Kirchen-CiSeMehiehce.

lu nnserom Vcrla;20 ist Kocbeu erschivncn und durch alle ßuchhnndl untreu p.i lii*/.iehcii :

W. E. Sclnvarx, Briefe und Akten zur <«escliieht« Maximilians II. zweit« Teil : Xeliii (JiiUclitcn aber «lie Im^^ der kallol. Kirehe in Dentsfliland Or>7.r7<>) n«)iKf Protokolle der deiit>clien KoiiKre::. (157a'7g). LH u. 185 S gr 8^'. Brosch. 4.40 M.

..Dem ersten Teile der r.Brtefo und Akten zur (Jcseh Maximilians II.", welche der fluissigc Heniu>=geber l«si» erscheinen Hess .... reiht sich die obii;e Sammlung würdig an. . . . . I»em lleiauMueiier i^^i die CJes<»hiehtafor>cluing auch für tllcsc iJabe xu Dank verbundeu.

,, Litterar. Ilandwei.«er". - Krster Teil: Der Kriefwerhoel de^ Knisi^rs Mavimilian II. luii Tap«! Pins V. XVI u. 208 s ur. 8o Hrosch. 4.80 M.

,.l>ie Briefe und Akten /.ur (ie^chiehte Maximilians II. . . bilden einen iiusHOrst wert- vollen Beitrair zum Vcrstüudnls mancher Vorkommnisse während der Uegierung.<i/eit diese» Kaisers." ,,Münchencr Fremdenblatt'*.

l»a<U''rl>orii. (.'*' JfoiilAic»lui!*-I>i'UoU*»rfl.

Soeben erfd|icneit unb loicb auf U>erlaniKn lUati« unb franfo oerianbt :

. Caiier-HlataUo X\\VIII!S

itfdliilltE n. fcpnjiliie.

iSioorapliirn. Memoiren. 6ri(fhud)fd. (Sciiralogir. ijtralMk. Kiimismafih. L'2Ä7 9?ummern.ä J5r»J)fr cricbiiMicn .5

iJng. ftatol. XXXII: Äflfrrfi<ß-?tiiflarii. XXXV : ?9rof lt. ^orarfderd.

(!Mlu«aH|xen i^Bürtttmbrtfl., ^, ^ßfi*

(1) i^^udi- u *.?lntiauarl)aiitiImtA.

Hnfiiiuttäten-Bntung -

in i^titiiiiari, Central «Cnjan für Sannuclrofirn. 3cljr reirfiiHiltiji nöcriditct iiber Somiiiflobjortc allor ^Irt. ^rrbürQtf '^hifla(\c .soui». iiridtciiit ii<üd)entlid) SirrtrlialiTlid) ä m. r>o i^i. Mtonpareine.iiriie :H) "^i t&in^flnelUumm. .'lOiM'. ^ilnrnten u ilUitarbritor griudit iU^o szediert, i^frlrti^« \!<ud-liblfl Otuttaavt*

Verlug von Oldenbonrg in München.

Janssen' 8

Geschichte des deutschen Volkes.

Ein Beitrag zur

Kritit nltramontaner BescMclitegclireiliBBg»

Von

Dr. Max Lenz»

.1. 1». Pri»l'ussur der iJ»-.schicliU! .m iUr L'nivoröiläl .Mjjrl'iirjr.

Scpariit-Abdrack ans der Historischen Zeitücbrift

«r. «S" ;")(> Seiten. Broschirt Preis M. 1 .50.

Stiibtcu

ü6ci

bic <i:titivt(fclung bct Pcrwaltungelcbrc

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uon Der Muntcii Oälftr lie0 17. 610 (^nUc ^t» IS. ^a^rtunUrrtl

X^xvl Dr. (ßüftrto illttrdift.

S'. VIII i?i:;: \:> cdwu.

iMCl* ^ ut

ri.)i riuöicn üciflcii tu. liiiiii a.iv Dem \lcbai De«? öi'Utldicn SSoIfcö iKraiwcjefiriffcncr. ;Uitai>i'L:;:i!i voi- man Diuiial? üivi ^IsiLuiliinii^ Dadiic. 2tc bcfdiränfcn fidj habet niÄt nit» ■3)x'ui!'-Mfr.nb, fon:iiii roiMidKii ui li .iiiiiu-nuaf.in bav,v»"encn, lüie bic C£iiItmt>Dlfn l5:iiVL-i'.nv luben , iir.vl'- iinc* mitihioiiDiv iirl'.ititen iinö unc fte in bic qrofep JJuflc beo iiM')Vn?rf)aft<i(^cn im> ciinliuiiüviiuiv-n /Yintid«i:it.c- cini]i'im'n. TieStiibieit finb ein und)tt(|ie!

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