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Hiftorifch-politifche Blätter für das Eatholifhe Deutſchland.

Des Jahrgangs 1884

Zweiter Band

Hiftorifd-politifche

Blätten

für das katholiſche Deutſchland

herausgegeben

von

Edmund Jörg und Franz Binder.

(Eigenthum der Familie Görres.) Vierundnennzigfter Band.

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Münden 1884. In Commiſſion der Literarifch » artiftifchen Anftalt.

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Juhalteverzeichniß.

Die Sprachenfrage in Oeſterreich

Nenaiſſance und Dominikaner-Lunft (Schluß) . Zur römiſchen Frage

Was zieht und nad) Rom?

deitlaufe.

Weltmachte und Continentalmächte! (Bu dem verſchriecnen G.-Mrtifelder „Zortnigätlg-ebiem“) Der dramatiſche Dichter 8. F. Weikum

Die Sprachenfrage in Defterreih (Schluß) Bur dandwerter · Frage

Das Beitalter der aufgeklarten Selbſtherrſchaft

107

XXI.

XXI.

XXIV.

ANVIL

xxviii.

XxXxix.

Zwei Schrifthen, welche man ſelbſt leſen muß 1) Eugen Jäger: da8 Genoſſenſchaftsweſen.

2) Julius Bachem: über den Cul⸗ turkampf

Ein Bild aus dem proteſtantiſch-kirchlichen Leben (Aus dem Großherzogthum DOfdenburg)

Herder's Juuftrirte Bibliothek der Lünder- und Volkerkunde.

(8 Kayfer'3 Yegpten.) II. (Schluß)

Die Tage von Tribur und Canojia .

. Natur und Uebernatur

Der hi. Altjrid, vierter Vifdof von PEaRIR und Gründer der Stadt Eſſen

Beiträge zur Geſchichte des 3Ojährigen Krieges 1.

Zeitldufe.

Die Mächte wegen Aegyptens auf der Londoner Gonferenz. Der „Eoupon“ . A

. Ein Buch für Gebildete

. Die Tage von Tribur und Canoſſa (Chluf) .

. Das tatholiſche deutſche Kirchenlied .

Beiträge zur —— des ine arie⸗ ges IL

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XLIV.

Ter franzöfiihe Berjafiungs-Nevifions-Tengreh

‚Beitläufe. Das geiprengte „Concert“; das Haberfeldtreiben gegen England; die deutſche Eolonialpolitit

Neuere Eriheinungen auf dem Gebiete der Phi⸗

loſophie.

Tr. Paul Haffner, Grundlinien der Geſchichte der Philofophie © 2 ne

Reitebilder aus Schottland ER var

Die Reiffogung des jeligen Bruders Hermann von Senin Be .

Veimäge zur Geibihre des jährigen Krie— SE 2 0 oe ce .

Ausihmüdung deö Kaijer-Toms

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„Alzereine Zeitung“ über die

L. Ei: Vdileioddie der Narr

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Die Weiſſagung des jeligen Bruders Hermann von Lenin (Schluß) Are ap

Gorrefpondenz König Ludwig's L von mit Eduard von Schenk . h

Beitläufe, Bor den neuen Wahlen zum Reichstag

Eine deutſche Literaturgeſchichte Grugier.)

. Haſar's literarhiſtoriſches „Bergikmeinnicht”

Ludwig Richter .

. Eorrefpondenz König Ludwig's I. von Bayern

mit Eduard von Schent (Schluß)

Der Entſcheidungsktampf gegen deu Libera— lismus. 1. er . .

Die der in Frankreich .. De er

Beitläufe.

Die neuejten Streiter gegen den Staatsſocialis- mus: Wilhelm Maier. Dr. Albert Maria Weiß O. Pr. Freiherr von Hertling .

Bon meinem Novitätentiſch (Thaufing. Hettner. 2. Kaufmann. Safner)

Bom Vatitaniſchen Archiv. I. Der deutſche Gampo Santo in Rom

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Die Neſtauration des Eichſtädter Doms .

Der Entigeidungslampf gegen den Liberalis- mus. IL Echluß.) ah e)

Die Großfinanz und der Heine Mann, (Bon jenſeits der Grenze) :

Albrecht Dürer’s der Reiſe in die Niederlande . . 4

Vom Vatikaniſchen Archiv.

II. Neuere Publikationen aus dem Vatikaniſchen Arhiv (Schluß) en

NRapinger's Geſchichte der kirchlichen Armenpflege

Rüdblick auf die Verhandlungen der ohenenn ungariſchen Delegationen. I. . .

Kionardo da Vinci. 1. Biographiſches

Zeitläufe. Der neue Reichstag; Rüdblid auf die Wahlen

Alban Stolz

Ein alter Bildereyklus über das Leben ber Er ligen Eliſabeth a

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LAVIIL Lionardo da Vinci.

LXIX.

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II. Aũnſtleriſches Streben

IIL Literariſches Wirlen

Das Zeugniß des heiligen Irenäus für den Primat des römischen Biſchofs B

(Die ftreitige Wort-Interpretation.)

Italien feit dem Schluß des im Monat Juli 1884 Pr r

Rüdblid auf die ee der ungariſchen Delegationen. II.

Geſchichtslũgen

Zeitläufe.

Congo⸗Conferenz in Berlin; Dampfer-Subven⸗ tion und ſociale Beziehungen . a

Zur Naturphiloſophie

Poetiſches. 6. P. Norbert Stod .

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Die Tage von Tribur und Canoſſa. 317

a) vor allem muß Worms dem Bijchef zurückgeſtellt werden;

b) die Geijelu der Sachfen müſſen freigelajjen werden;

€) der König trennt jih von den gebaunten Räthen;

d) dem Papit ſoll er unverzüglich fchriftlich ſchuldigen Gehorſam, Genugthuung und geziemende Buße verſprechen (debitam oboedientiam yatisfactionem et dignam poe- nitentiaın se servaturun);

e) der König jelbit ſoll ſich bis zur Ankunft der päpſt— lichen Antwort und Reconeiliation nach dem Rathe der Fürs ſten verhalten.

Das Schreiben an den Papjt wurde jofort zwijchen Heinrich und den Fürjten vereinbart und in Gegenwart der letzteren gejiegelt (Abhinc litteras, juxta quod condixerant inter se compositas et in praesentia eorum sigillatas), und durch den Biſchof von Trier nah Nom geſandt. Nach Schluß dieſer Verhandlung verpflichteten ſich die Fürften, ehe jie auseinandergingen, noch gegenjeitig eidlich, daR, falle Heinrich) durch cigene Schuld über ein Jahr im Banne bleibe, jie ihn ferner nicht mehr als König anerkennen wer den. (Insuper ut regem ad apostolicae sedis oboedien- tiam perfectius constringerent, ante quam ab invicem discederent, conjurabant, ut si culpa sua ultra aunum excommunicatus perduraret, ipsi eum ulterius regem non haberent.) Außerdem verſprachen jie ſich gegenfeitig Hülfe, falls der König wegen des Vorgefallenen an einem aus ihnen künftig Race nehmen wollte.

Weit unglaublicher lautet Bruno's Bericht über unfere Verhandlungen. Nach ihn wollten ſich die Fürſten mit dem König nur unter der Bedingung in Unterhandlungen eins lajjen, wenn ev verjpreche, alles thun zu wollen, was jie von ihm verlangen würden (. . . ea conditione, si vellet im- plere cuncta, quae ei nostrates facienda proponunt). ')

1) Pertz I. c. p. 368.

Die Tage von Tribur und Canofja. 321

Deum, ut det vobis virtutem corroborari per Spiritum sanctum in nomine ejus; et convertat cor regis ad poenitentiam, ut et ipse aliquando coguoscat, nos et vos multo verius amare eum, quam qui nunc suis iniquitatibus obsequuntur et favent.’) Hier ift nirgends von Entjegung die Rebe, jondern überall nur von Buße; und ber Papſt wünjcht jehnlichft, daß es ihm möglich werben möchte, auf Grund berjelben den König möglichjt bald wie- der mit der Kirche auszujöhnen. Ja unter dem 3. Septem= ber jieht ſich Gregor geradezu veranlapt, die Thronrechte des Königs gegenüber ben Fürften in verhüllter Weiſe in Schug zu nehmen. Wie anders wollte font folgender Erguß ver- ftanden werben: monemus vos in domino Jesu et rogamus sieut carissimos fratres: ut eum benigne, si ex toto corde ad Deum conversus fuerit, suseipiatis et circa eum non tantum justitiam, quae illum regnare prohibet, sed mise- ricordiam. quae multa delet scelera, ostendatis. Estote, quaeso, memores humanae conditionis et communis fra- gilitatis: nec vos praetereat pia et nobilis memoria pa- tris eius et matris, quibus non possunt nostra aetate ad imperii gubernacula inveniri aequales?) Id Tann mir diejes Schreiben überhaupt nur als Antwort denken auf die auf dem Ulmer Gonvent verlautbarten Abjichten der deutjchen Züriten, und glaubte daher genannten Convent in den Anz fang des Monats Auguſt verlegen zu müſſen.“) Dort war zum cerjtenmal offen die Abjicht ausgefprochen werden, den König zu entjegen und eine Newmvahl vorzunehmen und zwar ſollte dieß jehon am 16. Oktober zu Tribur gejchehen. Hievon war auch der Papft unterrichtet und zu genannten Fürſten— tag eingeladen werden; nun mahnt eraber mit obigen Wor—

1) Jaffö 1. c. p. 540. 2) Jafe 1. c. p. 243. 3) Ofr. oben ©. 311.

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508 Die Malereien im Frankfurter Dom.

und Symbolen dargeftellt, blicken aus ben Bogen bes Längs— ſchiffes herüber. Sonne, Mond und Sterne erleuchten den Schauplatz der weltbewegenben eier, die fih ba unten im Dome abfpielte. Es ift nicht möglich, ohne Situationsplan den Reichthum ber Hier zum Ausbrude gebrachten Ideen zu bejchreiben. Und doch hat Linnemann es verftanden, in das Ganze eine Harmonie und großartig wirkende Ruhe zu bringen, die den Eindruck eines prächtigen überwältigenden Schmuckes hervorruft, über deſſen Einzelheiten man fich erſt Rechenfchaft giebt, wenn man Kunſtſchreiber ift. Linneman hat bier einen Schmuck hingezaubert, der uns Tebhaft an die Alten erinnert, vor deren Bildern wir heute ftehen und uns die Zähne ausfnaden, wenn wir fragen, was Jedes ba bedeute. Das Ganze wirkt ald Schmud. Das Einzelne hat feine Bebeutung. Daß fie nicht verloren gehe, dafür forgt hoffent- lich eine gute Beſchreibung, die jedem Dombejucher in die Hand gegeben werden mag.

Nun hätten wir noch über die Glasfenfter des Quer— ſchiffes zu berichten. Allein fie find noch nicht, mit Ausnahme dreier, vollendet. Wir erfparen ung daher dieſe Beichreitung, bis wir auch von der eben in Arbeit befindlichen Ausmalung des hohen Chores als res facti berichten Fönnen. Wenn wir noch einen Wunfh für das Querſchiff haben, jo wäre es der, daß des ganzen Uebrigen würbige Altäre in demſelben Platz fänden.

Vreußiſche Kirchenpolitik. 513

zwiſchen Staatsminifterium und Oberfirchenrath im Wefent- lichen ein Ende gemacht. Nicht fo in den übrigen Provinzen, namentlich in Hannover, Kurheſſen, Schleswig-Holftein und Naſſau. In Betreff ver evangeliſchen Kirchen dieſer Provinzen hat vielmehr das Falk'ſche Regiment, trog aller vom Minifter im Herrenhauſe gemachten Erfärungen, jedes Titelden von Gewalt forgjam feftgehalten. Als dann vor einigen Jahren bie Hannover'ſche Synode Anträge auf Befeitigung biefes Mißjtandes und Gewährung größerer Selbftftändigfeit ftellte, wurde als Vorbedingung eines Ein= tretens in bie Erwägung derartiger Anträge bie Zuftimmung der Synode zu einer Abänderung der Hannover'ſchen Synobals Ordnung im mobernsliberalen Sinne geftellt.

Im Uebrigen ſtellt fich das Fall'ſche Syſtem, deffen Faden man fortzufpinnen bemüht ift, lediglich als die vollbemußte Ausbildung der preußiſchen Kirchenpolitit auch auf evangelifch- Tirclichem Gebiete dar. Allerdings hat, wie Hr. Bachem be merft, auf biefem Gebiet die Begünftigung der kirchlichen Or thodoxie mit der Begünſtigung des kirchlichen Liberalis- mus und Ratienalismus gewechſelt; aber auch in dem Wechſel ift das unwanbelbare Princip feftgehalten worden, daß die firchliche Lehre und Verfaffung dem Staatsintereffe, wie das jeweilige Regiment daſſelbe verfteht, untergeordnet fei und nöthigenfalls, wie bei der Unirung in Schlefien, die Kirche mit Hilfe der Bajonette zur Etaatsraifon zu be— kehren fei, fobald fie diefer, fei e8 auch auf Grund Firchlicher Glaubenstehre, ſich nicht unterwerfen will.

XLI. Zeitlänfe.

Die Mündener „Allgemeine Zeitung“ über bie Freimaurer ei.

Den 24. September 1884.

Die große Encyklika des heiligen Vaters humanum genus vom 20. April d. Is. über die „Freimaurer-Sekte“1) und bie Nebe des hochwürdigſten Herrn Fürſt-Erzbiſchofs von Salzburg bei der Katholifen-Verfammlung in Amberg haben die Diskujjion für und wider die Loge neuerdings wachgerufen. Unter Anderm bat das obengenannte Organ in einem Leitartikel?) die Rede des Herrn Erzbiſchofs in einem höhniſchen und geifernden Tone angegriffen, der aller dings nicht mehr verdient, als daß wir ihm zum Anlaß nehmen, einige Bemerkungen daran anzufnüpfen. Zu gleicher Zeit, und alfo zu rechter Stunde, ift auch ein neues Werk ‚über die Freimaurerei erjehienen ) das fehr geeignet ift, als Leitfaden durch das Labyrinth der unerfhöpflichen Freimaurer— Controverſe zu dienen.

1) Die Enecyklika ift im Urtert mit deutſcher Ueberjepung bei Das— bad) in Trier (Baulinus-Druderei) erichienen. 2) „Der Amberger Katholiken-Congreß“ I. j. Münchener „ALIg-

Zeitung“ vom 15. Gept. 1881.

3) Dr. Otto Beuren: „Die innere Unwahrheit der Freimaurerei.”

Mainz, Kirchheim 1884. Stn. 179.

Bogen der Freimianrereh, 51T

ea teilnahmen, ſolgendes Ations: anf: „Was in Frankreich und im Norden zu

Ahun: «6 ift mit allen Mitteln auf die Enichriſtlichung bin« —— namentlich aber iſt der Katholicismus allmählig alle Jahre durch neue Gejege gegen den Klerus zu feileln. Im act Jahren wird man mittelft des Laienunierrichts ohne

Gott eine atheiftifche Generation befigen. Aus derſelben laßt ſich ein Heer bilden, das man nad) allen Theilen Europa's ausſenden Tann. Das Hauptaugenmerk der Bewegung ift auf den Norben zu Ienfen, demn die bortigen Souveräne figen noch am fejteften und jtügen ſich auf ftarfe militärtjchen Inftiintionen. Wan muß den militärifchen Geift im diefen Ländern zu ſchwächen fuchen. Man wird jedes Jahr und überall Aitentate auf Könige machen, Wenn im Laufe von acht Jahren die Könige noch nicht alle verſchwunden find, jo werden doch die Monarchien vermindert ſehn.“ Auch Spanien teird diefen Verfahren dringend empfohlen; insbes jeubere joll der Klerus, weil er dort populär jei, „mit allen Mitteln diserebitirt werben.” )

Bon Jialien heißt es in dem Programm; „dort wird Bold die Nepublit entftehen, dafür braucht man Feine Sorge 3u Hragen.“ Uber gerade in Stalien find und waren die Garbortari, und wie alle dieſe politijchen Geheimfekten heißen mögen, nie etwas Anderes als Unsläufer des Freimaurer Drdens, der das Regiment darüber in der Hand hielt. Wir Tonnen uns dafür auf das Zeugniß der Münchener, früher Augsburger, „Allgemeinen Zeitung“ felbft berufen. Unter dem 21. December 1862 ließ fih das Blatt aus Zurin

färeiben”); „Die Zahl der italtenifchen Freimanrer kann gegenwärtig ficherlich auf 60,000 Brüder gejhägt werben,

velche ihre Befehle von bier, der Hauptſtadt der italieniſchen

1) Ans der Schrift des Biihefs von Grenoble: „Le secret de In Frane-Magonnerie® f. Berliner „Bermania* de 18. April 1884. H) Augsburger „Allg. Zeitung“ vom 25. Dec. 1882.

einerecht .. Die unterirbifce Tpätigfeit der Rabitafen findet erbingd worzugsweife im den freimaurerlogen une mitteljt berfelben ftatt. Die Freimaurerei hat allerdings in deſpotiſchen Staaten, zumal den tathelifhen und romaniſchen, Häufig zu m und religiöfen Zweden gedient. Dah fie aber in dem neuen Italien alsbald wieder einen politiiden Charakter annahm, daran trägt merfwürbigerweife ein Mann, welder ſich gerade in der Bekämpfung Mazzini's, in der Agitation für die Monsrie beſonders hervorgethan Hatte, einen guten Theil der Su‘)... Im den leiten Jahren ift die Freimanrerei volle Mändig im bie Hände der Nabdifafen gefallen, und man darf die Loge Heute gerabezu als einen über das ganze Yand ausgebreis feten raditalen Club betrachten. Die Oppofition ſpricht im Barlantent und im dem Theil der Preffe, wozu fie fih offen, fozufagen officiel, Selennt, nur ihre eroterifhen Gedanken aus z ‚aber bie efoteriichen Lehren äußern fih im Innern der Loge, im füllen Berfehr der Bundesbrüber, und auch da gibt es vers iiebene Grabe der ‚Wilfenden‘. Zu der Weisheit ber am tief fen Eingeweihten gehört jedenfalls nicht die Ueberzeugung von ber Güte der conftitutionellen Dionardie”.?)

Was joll es nun heißen, wenn ber Angeiferer des Herrn Erzbijheis behauptet: jeitvem bie franzöfjche Nevofution ben Bolksrehten zur Anerkennung verholfen habe, jei „das Kreis

1) ift Lajarina gemeint, der Gründer umd Vorſtand des „ftatienifhien Nationafvereins*, welchet dieſen Verein, „amftatt Uhe, nad) der Erreiung ded Zwedes, nämlich der Heritellung eines Königreiches Italien unter der ſavoyiſchen Diymaftie, aufs zuldfen, in eine Freimauter · Loge umwandeln zu follen glaubte,“ Man ficht, wie einfach ſich derfei Metamorphojen vollziehen!

2) Augeb. „Allg. Zeitung“ vom 22. Auguſt 1869. Der ins tereffanten Correjpondenz entnimmt Hr. Dr. Beuren bie Er- aöhlung dom er Verkegung eines wichtigen Antsgeheimniffes durdı einen Beamten der Kanzlel des inanzminifteriums: „Als der Diinifter dem Beamten eine Erklärung des jeltjamen Bom Tas abverfangte, warf fich ihm diefer zu Füßen und bat if ‚weinend um Nachjicht: er ſei Freimanrer, und dürfe vor feinen ‚Dbern fein Geheimnik haben.”

Begen der Areimnurerei, 521

der „Ag. Zeitung“ indirett zu.) Er brüdt das mit den Worten aus: „in Belgien Habe die Maurerei das Gegenges wicht im bie leere Schale legen müfjen, damit nicht unter ber Schuße der freieften Verfaſſung ein Kirchenſtgat mit ugminellem König (1) an Schelde und Maas entſtehe.“ Als vor 21 Jahren der mächtige Großmeifter aller belgiſchen Logen Theodor Verhargen, Bürgermeifter von Brüfjel und Gurator der dortigen Univerfität, ftarb, Hat fein intimer Freund Karl Grün in der Berliner „Deutfhen Wochenſchrift Nr. 3 dem „liberalen Volfstribunen und bürgerlichen Demagos gen“ einen warnen Nachruf gewidmet. Hier ſpricht fih Hr. Grün über das Verhäliniß zwiſchen der Freimaurerei und ben Kiberalen Parteien präcifer und den heutigen Vorgängen enijpredhend dahin aus: daß „der Liberalismus des aufge Härten Bürgertfums, perfontftcirt in den Logen, nach Regierung und Herrfcaft ſtrebe.“

Das ift die Wahrheit. Die Loge will neben dem nonis mellen König auf bem Throne ſitzen, das Bolk foll die misera contrihuens plebs und ihre Gegner, bie Katholiken, jollen Heloten jegn. Darum hatte ſich auch bie Loge, und insbefondere ‚Hr. Berhargen, um ben belgiſchen Unabhängigfeitsfanpf kein Berbienft erworben. Hr, Grün findet das leicht erklärlich, indem er weiter erzäßlt: „Als Belgien feine Befreiung von denn Holländijchen Joch erftritt, war Verhaegens Pathos (das er nämlich in jeinen Univerfitätsreden vol „glühenden Haffes gegen bie Kirche" entwidelte) durchaus nicht im Spiele. Er

4) Mit etwas anderen Worten bat die Wiener „Nene freieBreffe" vom 7. Auguſt 1874 das Verhältnig bezeichnet: „Die Richt⸗ geftattung de$ Freimanver-Ordens in Defterreich hat Gier in liberalen Sreiien ſaunerzliches Staunen erregt, Wie Sie willen,

fest die Freimaurerei noch immer in Hoher Achtung. Die Logen

Bilden eigentlich eine politifche Borſchule, da falle Tages ·

fragen in den Sihusgen eimgehend berathen und beiprodien

Der Zufuß ber Jugend ift daher mod; intmer ber

‚Bentend, und es gibt feine Mittelftadt iu Belgien, die nicht wer migftens Eine Lege befipt.”

Wegen der Äpreimaurerel, 523 u Rechenſchaſt zu ziehen und unerbittlich zu

Ueber dieje kecke Bloßſtellung erfchraden mehrere fremde Löndifchen Groflogen, und eine Anzahl derjelben im Dewifche Tanb brach ihre Verbindung mit ben belgiſchen Logen ab. Die Berflimmung dauerte bis zum Jahre 1874; in biefem Jahre beſchloß der beutjche Großlogen-Bund ſich ber Aufs hebung des Verbois gegen die Erörterung poliliſcher und zeligiöfer Fragen in ber Loge, vorbehaltlich, obengedachter Glaufel, nicht weiter zu wiberfeßen. Das oppofitionelle Ors ‚gan ber Johannis:Manrerei in Leipzig, die „Baubütte” ju belie, daß nun wenigftens dieſes Stüct maureriſcher „Heuchelei* gefallen fei. Andererfeits bewog die eigene Erklärung der Bogen, daß jie men den Charakter einer politifchen Vereinigung angenommen hätten, den Verein ber Gentrumspartei in Ber: fr in einer Petition an das preußiſche Abgeordnetenhaus auf die rechtlichen Conſequenzen der Nenerung aufmerkſam zu maden.?) Die Beweisführung ift unwiderleglich, daß die Brieilegirie Stellung ber Freimaurerei ſich überhaupt und ins⸗ bejonbere von da an mit der beftehenden Rechtsordnung nicht vertrage.

$.128 des Reicheſtrafgeſetzbuches müßten die Logen genöiligt Werben, alle Gelübde des Gchorſams, foferne fie unbedingt ſind cber auf unbefannte Oberen fich beziehen, fos nie ihre Heimlichteit fallen zu laſſen, und „in Anbetracht Ähres Yolitifchen Charakters müßten die Beftimmungen des Bereinsgejehes in Beireff ber Ueberiwahung ber eine Eins oirking auf öffentliche Angelegenheiten oder bie Erörterung

peter Gegenftände bezwedenden Vereine, ſowie der, Bes

1) Berliner „Bermania” vom 13. und 14. Oftober 1874. Das befreumdete Ylatt hat damals eine Reihe von Artitein unter * „Die Kreimaurerei und die preutiſchen efepe“

2) Daß intereffante Dokument ift im Anhange zu der Scheift des ie Beuren abgedrudi.

Bifofople der Natur. 529

Nothwendigleit involdirt, mämlih erſtens bie +, DE unter gewiſſen Bedingungen etwwas Ber ige, und zieeitend die Nothwendigkeit einer bes Form des Geſchehend. Die Gefege ber chemuſchen em j. B. enthalten erſtens bie Nothwendigleit, daß Br Stoffe unter beftimmten Bedingungen fi chemiſch vers "binden, und zweitens bie Nothwendigkeit, daß die Verbindungen it geisiffen und conftanten Proportionen. ſich bilden. Ebenſo venthäft das Lichtbrechuugogeſeh ſowohl bie Nothivendigkeit, bakı ber Lichtfirapl, wenn gewiſſe Bedingungen gegeben find, gebrochen wird, als auch bie Nothwendigkeit, daß ber Quotient aus dem Sinus des Einfals: und Predungswintels conflant Heißt, fo fange die in Betracht Lommenden Medien biefelben find, Es dürfte fi empjeßfen, dieſe zisei Momente ber Naturgefehe, nämlich die bebingte Notwendigkeit, dak etwas gefchehe, und bie Nothwendigleit, daß dieſes Geſchehen im einer beftimmten Form ſich vollziehe, mit befonderen Ausbrüden zu bezeichnen. Man könnte etwa das erftere das materiale, und das letztere ba formale Montent nennen. Bei der wifenfhaftligen Kormu: Hirung der Naturgefehe wird häufig mur das formelle Moment ausbrüdlich hervorgehoben. Die matgematifhe Formulirung entz Hält immer nur das formelle Element.

Auch P. Peſch Hat nur das formelle Element des Natur: gefehes hervorgehoben, indem er Do, I S. 255 von demfelben jagt: „Es ift ein beſtimmendes Princip, eine Urſache, vermöge welger bie Ausführung jo und nicht anders if.” Daß «s aber mothiwendig fei, jene zwei Momente im Geſetze zu unter: fchelden und anzuerkennen, zeigt ſich befonders deutlich bei ethi— fen und politiihen Gefehen; denn einige davon enthalten beide "Elemente, andere nur das formelle. Die Strafgefeke 3. B. isreiben vor, fowohl daß, als auch wie gefeßwibrige Hands Tüngen beftraft werden follen. Die Ehegeſehe dagegen fhreiben nice vor, daß, ſondern bloß wieder Chebund geſchloſſen werben

folle, Wenn etwa gefragt wird, ob es and) in ber phyſiſchen Welt ‚Tale: Gehege gebe, welche bloß die Form eines Geſchehens, aber = das Reue ſelbſt Geftinmen, fo muß nad unferer

554 Wilhelm IIL von England und die Katholifen.

in Ryswyck ſich ſchuldig gemacht, ſank hinab auf den Etand- punft eines gewöhnlichen Engländers der damaligen Zeit. Wilhelm III. fanktionirte die Beſchlüſſe des proteftantifchen Parlamentes von Jrland. ?)

Die Nachrichten der Sanktion ber irifchen Bill und des Friedensſchluſſes zwiſchen Kaifer und Reich einerfeits, dem Könige von Frankreich ambererjeits, trafen mit derſelben Poſt, in den erften Tagen des Monats November, vom Haag her in London ein.

Bereit8 am 5. November redete der König im Schlojje Loo zu dem Faijerlichen Gefandten Auersperg wieder in einer Weije, die feinen Boden übrig ließ für einen Vorwurf irgend welcher Art wider den Kaifer. Er erwähnte der Ryswycker Elaufel nicht mehr. Aus dem ganzen Verhalten jchloß der Graf Auersperg, daß der König feinen unbegründeten Arg= wohn habe fallen Lafjen.

Allein jene Sanktion in Betreff der unglücklichen Ir— länder war gegeben.

Onno Klopp.

1) Ich Habe den Hergang ausführlich dargeſtellt im Fall des Hau— ſes Stwart u. ſ. w. Bd. VIL 3.470 u. f.

* Die Lenin iche Beiflegung. 561

bie Zeitangabe der Emtfiehung des Vatic. in ihren Webers füriften, die andere (wahricheinlich ältere) durch ihre eine füchen Ueberſchriften und die Auslaſſung der Entftehungszeit, ausgezeichnet und unterſchieden find, Die Unterjheidung von angeblich Tatholifhen und angeblich proteftantijchen Abſchrif- ten und die Behauptung, daß die letzteren durch Auslafjung des Jahres 1300 und der 40Ojährigen Haudſchrift einen Unglanben au bie Echtheit des Vatic. ausprücen, ift in das Gebiet der Erfindungen und der Willkür zu verweilen. Dar gegen müfjen wir daran jeithalten, dab die erſte Berbreitung des Vatic. Leninense von Berlin ausgegangen ift, und ba man dort die 100 Verſe jchon beiläufig 1641 nicht bloß dem feligen Bruder Hermann von Lenin zugeſchrieben hat, ſondern theilweife mit Seidel ſchon vor 1693 überzeugt war, daß man die Biſion einem Manufcriptenbande ent nommen hatte, welcher 1705 ſchon ein mehr als 400jähriges Alter beanfpruchen konnte.

Wenn gejagt wird, Binterim habe ein Manufcript der Seiſſagung gejehen, welches 400 Jahre alt war, fo wird ſich diefes nicht näher beglaubigte Faltum darauf rebuciren, daß das von ihm eingejchene Exemplar. ebenfalls die Seidel ſche Meberfchrift geführt hat, wie jene Abſchrift, die von einem Prälaten der Bursfelder Gongregation in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefertigt worden jeyn foll.

Auf die beiden Behauptungen, M. G. David Mener habe ein im Jahre 1431 vom Mönche Burghard in Lenin auf acht Pergamentblätter geſchriedenes Manuſeript beſeſſen, eldies ihm ein guter Freund entwendet, und Albert von Brandenburg, Erzbiſchef von Mainz und Magdeburg (+ 1545), Habe der Dombiblioigel in Mainz ein Manufcript des Vat. geſchentt, ift beim Verdachte der Moftifitation auf Seite Meyers und beim Mangel jeglichen pofitiven Nachweiſes auf Seite des Cardinals entweder Fein oder doch nur ein Äehr geringes Gewicht zu Legen.

Das angebliche Plagiat des Benediktimerpaters

foäter Profeffor in Thorn) bemerft im I. Theile Liefer Schrift S. 2389 fi. „Bon biefem Großmächtigen Haufe Brandenburg) joll in Lehnin, vormaligen Maͤrkiſchen Slor fter, nunmehr Churfürſtl. Ambt, eine Prophezeiung gefunden worden, welche mir, da ich in Berlin war, ein vornehmer Freund?) abjchreiben laſſen. Ich will diefelbe aus dem Mas nuſeripte, welhes nad meinem Wiffen bisher nicht ges druckt geivejen, dem geneigten Leſer mitiheilen und denſelben zur Branbenburgiichen Hiftorie verweilen, wenn er alles deutlich zu erklären begierig it, unterdeſſen aber durch einige dazu gejeßte Noten zur befjeren Berjtändigkeit Anlap geben.“ Es folgt mun mach dem Titel; „Vaticinium B. fratris Her- manni, Monachi in Lehnin® in 96 Berseilen bie Weiffagung; die damals bevenflichen Verſe 51, 58, 80 und 83 find jedoch, wie jhon bemerkt, ausgelafjen werben.

Schulz behauptet zwar, er wolle die Prophezeiung aus dem Manufcripte mittheilen, verfteht darunter aber ſicher wur die von ihm im Berlin genommene Abjchrift, welche ſich übrigens fchon im der Ueberſchrift durch ihre Einfachheit auszeichnet.

Bon den Eommentatoren bat ſich unter ben Proteftanten der teformirte Prediger Joh. Kafpar Weift in Lehnin (Schweiz zer) mit feiner Schrift: Vat. metricum D. F. Hermanni, Monachi in Lenyn, Berlin 1746, die meifte Anerkennung erworben; er wird auch won Gieſebrecht gelobt und von Hils genfeld Häufig etirt. Gegen ihn (pen „Erforjcher der Wahre heit”) üft im Jahre 1808 der jegenannte Geſchichtsfreund“ ) aufgetreten, welchen die moderne proteftautifche Kritit mit Bes Hagen, jebo mit Unrecht und ohne tiefere Begründung

1) Der vornehme Freund war wahr ſcheinlich Oberft Nathanael von "Stapf, Neltor der Ritterafademie in Berlin, welder auch dem Alph. des Bignofes eime Abfchrift mitgeteilt Hatte. Sabell &. 69 und 70, 2) Ueber den Titel der Schrift vergl. weiter unten A.

Die Lenin’iche Weiflagung- 565

dem 17, Jahrhundert und die Widmung des Autors im feinem erften Verſe:

„uume tibi cum cura, Lenin, cano fata futural'‘ Können wir jelbftwerftänblich nicht beibringen. Man hat ja unter dem Kurfürſten Joachim IL, 1542 diejes alte, ehrwüre dige und um die Gultivirung Brandenburgs jo verdiente Gifterzienferftift nicht bloß aufgehoben, fondern auch deſſen Titerarifche Schäge verſchleudert und verworfen‘) Hätte Joachim II. (1535—1571) diefes Klofter, das nicht einmal feine Ahnen, fondern die Asfanier geftiftet hatten, aus Pietät beftehen laſſen, dann würde man fih um ben Autor, den Drt der Abfaffung und die Authentie der 100 Verſe nicht ſtreiten. Gerade durch die Klofteraufhebung hat man ſich am bie vielgefuchten Beweismittel der Echtheit oder Unecht⸗ ‚beit berjelben gebracht.

Die Tradition war niemals im Zweifel barüber, aus welchen märkijcen Klofter das Geſicht und Gedicht hervor⸗ gegangen fei, denn faft alle Manuferipte, nicht bloß die fogenannten Seidel ſchen, fondern auch die Nathanael Stapf: ſchen (mern man fie jo nennen will), bezeichnen den feligen Bruder oder Mönd Hermann von Lenin als den Verfaſſer. Hermanme aber, denen man bie Abfaffung einer ſolchen Schrift zutrauen kann, bat es, wie wir gefehen haben, im ber 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts in Lenin nachweisbar wenigftens zivei gegeben,

Mit der conftanten Tradition jeit der 2. Hälfte des 17. Zahrhunderts ſteht auch die Sache volllommen im Einkfange, benm mach ihr ift im Jahre 1617, oder etwas fpäter bie Weiffagung, um Die es ſich handelt, in einer Maueröffnung des Kloſters Lenin aufgefunden worden. So ift zB. zu ‚Mser. Nr. 2483 im geheimen Staatsarhive zu Berlin mit

1) Ext (1. c. ©. 102) beflagt mit Leuthinget: si quid traditum aut depositum fuit eraditum et seitu dignum, id una cum bibliotheeis misere spoliatis omne interüt,

axxiv. 4

f

dieſelben am ben Kurfürften ein, welder fie der gkeitorirche, der jegigen Domfirche übergab, Aner dieſen Büdern und Dohmenten, zweiunds ach tzig au der Zahl, befand ſich auch eine Handſchrift, welche überfchrichen war; „Vaticinium beati fratris Hermanni Monächi quondam Lehninensis ordinis Cister- ciensis qui circa Anpum 1300 floruit et in monasterio Lehnin- ensi vixit“ d. 8. in deutjcher Meberfepung:: „Die Welſſagung des jeligen Bruder Hermann Beilond Monch zu Lehnin vom Eifterzienfers orden, welchet um das Jahr 1300 geblüht und im Kloſter Lehnin ‚gelebt hat.“

Dieß Dofument enthielt in hundert Inteinifchen Berfen, welche gereinite Herameter bilbeten, wie dieß im alten Sixchens datein vielfach gebräuchlich war, eine ausführliche Prophes zeitung fiber bie Bünftigen Schidjale dev Mark Brandenburg, Dar Kurfürft Hatte fich über die aufgefunbenen Handichriften durch feinen Kanzler Prudmann, einen jehr gelehrten Mann, Bericht erftatten Taffen und ſchon diefer machte auf bie merkwürdige Prophezeiung aufmerkfam, welche ſich bis babin in eigenthämlicher Weiſe erfüllt hatte,“ ')

So genau nun, als man fie wünfhen muß, find alle dieſe Nachrichten noch keincowegs; wir finden darin noch viel Unvoahejcheinliches, ja geradezu manches Unmöglige. Um ame bie Yauptfache jofort Mar zu ftellen, jo ftehen wir feinen Angenbtid an, das ganze Vaticinium als Faͤlſchung dann zu

bezeichnen, wenn nachgewieſen werben fann, daß die in Lenin

1617 ober ehwas fpäter aufgefundene angebliche Originals

N) Rad; dem Bonifacinässtalender 1880 S. 38 bepab ſich der Kang - der Dr. Friedrich Brudmann perſonlich nah Sehnim und Berichtete über den Befanb an den Kurfürſten.

Dy

Die Lenin fe Welſſagung 569

zu enktöißen und der Nachwelt zu überliefern, dadurch näns lich, daß fie die neue Abſchrift (nicht das Original) mit andern Büchern und Handjchrifien für eine beffere Zeit vers fiedien und verbargen: fo pricht hiegegen ſchon die unges ſchite und unbeholfene Kafjung ber erweiterten Weberjchrift, welche einem Mönche aus dem Klofter Lenin nicht zugemuihet werben Fan, da bie echten Leniner doch wohl den Todestag ihres jeligen, mit ber Babe der Weifjaguug begnadigten Mit bruders Hermann aus ihren Nefrologien genau gekannt und deßhalb nicht mit „Weiland Mönch, welder um das Jahr 1300 geblüßt und in Lenin gelebt Hat,” zu operiren gebraucht hätten. Es ſpricht dagegen auch die Tradition, welche ſeit 1705 wenigftens übereinftimmend dabin geht, daß das Vat, Len. aus einem Manufceriptenbande (ex libro Msto) genommen ift, aus welchem (Manufcriptenbande) hervorging, dab daſſelbe ſchon 400 bezichungsiweife 409 bis 410 Jahre Bor dem Anfange des 18, Jabrbunderts aufgezeichnet worden oder aufgezeichnet gewejen ſei.

Die Bauern von Lenin jollen 1617 in dem Gewölbe der stlofterfirche nad Schägen gefucht und Bücher uud Hands jhriften gefunden habe; allein Selle redet uur von Büchern, welde damals aufgefunden wurden. „Nuferdem, erzählt derjelbe (S. 88), wurden im Jahre 1617 in einer Miauerhöhlung des Klofters 32 Bücher entdedt ... . ſpäter no weldie „+. ; Kanzler Prudmann jagt in feinem Berichte hierüber an ben Kurfürſten, ‚jämmtliche Bücher jeien feinen von großen Nußen, da jie noch in den alten Literen jeien, ber ſich die Drucker bei ihrer angehenden Kunft wor 100 und 1% hundert Jahren bedient,‘ er bittet deßhalb wegen ‚feiner 13jährigen treuen Dienfte ihm diefelben zu überlaffen Diefem Wuuſche ſcheint micht ftattgegeben‘) worden zu fenn,

1) Im Berliner Bontfariussskafender 1880 ©. 39 (nad Sello) heit 8: „der Bitte des Hanzlers um Ueberkaffung der Bücher muß ‚gewillfahrt worden jeim, denn im Immi 1617 jendeit v. Nochow dieielben au ihn ab.“

Die Leninhe Weiffogung, 5m

am intereffanteften aber ift der von Selle gar

ete Umftand , daß der Jenenfer Inder ber

Zeniner Bibliothek einen Manuferiptenband (Sammels

werte) mit der Ucberfehrift; „Prenosticon futuri se- euli et quedam alia® tHatfählih enthält.)

Wenn man bedenkt, daß die älteften Abjchriften des Vat, in jene Zeit zurüdreihen, da man in Lenin 1617 und eiioas fpäter wieder Bücher und andere Werihgegenftände aufgefunden bat, welche aus der alten Kloſterzeit herrüßrten, Und wenn mar ſich baran erinnert, daß das Vat. Len. mit der Auffindung von Büchern zu Lenin ſchon frübzeitig im Verbindung gebracht wurde, jo wird man bie Trabition, wo nach die Weiffagung einem (Brandenburger) Manufcripiens bande aus dem 13. Jahıkunderte entnommen wurde, jo leicht Hier nicht mehr abweiſen Können und wenigſtens ſoviel zus geben nüijen, daß biefelbe wahrjheintih in dem Ma« Auferiptenbande Nr, 86 der Leniner Bibliothet mit der obigen Meberjchrift enthalten geweſen und beziehungweife noch ents Halten iſi.

Ob dieſer Mauuferiptenband und damit das Original bes Vat. Lenin, jemals wieder aufgefunden werden wird, ift zu bezweifeln. Bon allen im Jenenſer Kataloge verzeichneten Leninifchen Büchern hat ſich kein einziges Eremplar nachweis⸗ bar bis auf unjere Zeit erhalten, „die Bermuthung ift aber doch nicht ganz von der, Hand zu weiſen, fagt Selle (S. 89), dab eines ober das andere noch in irgend einer Bibliothek verſtect Tiege. Es fällt einen wenigftens ſchwer, anzunehmen, Da ein Bücerfhap von wenigſtens 980 (richtiger 986) Nummern in einer Zeit, welche Bücher zu jdäen mußte, Höllig vom der Erde verſchwunden ſeyn jollie.*

Wenn Heffter im „Serapeum*) bemerkte: „von einem

1) Sl ©, 226 N. 86 des Jenenfer Bucherkatalogs. 2) XL Die Bibliothet des ehemaligen Gifterzienkerflofterd Lehnin 8,266 am Schluſſe

e iMinerabtei Werden eintrat und als Abt von

ing am 24. Dftober 1704 geftorben iſt hat das

D —— der Leuiniſchen Weiſſagung nicht angefertigt

und ber Ichte Bibliotbefar der Benedittinerabtei Huysburg

eine Abſchrift hievon in der Frankfurt uud Reipziger Ausgabe von 1808 nicht in den Druck gegeben.

Der Titel dieſes Drucwerkes lautet: „Hermann von Lebnin, der durch die alte und neueſte Gefchichte bewährt geſundene Propbel des Haus Brandenburgs. Bearbeitet durch einen Gefhichtsfrennd in dem biefem Haufe fo falalen Jahre 1807, Frankfurt und Leipzig 1808. Das Vaticmium felbft ift überfehrieben: „Vaticinium B. F. Her- 'manni monachi quondam Lehninensis Ord. Cistere. quo circa annum 1300 floruit et in Monasterio Lehninensi visit. Ex libro Mspto., ex quo constat hoc Vaticinium jam ante anno (7) 400 consignatum esse. Ex Copia authentica in ultima medietate saeculi de- eimi septimi confecta.* Die deutſche Meberjegung ft nach der Ausgabe des veformirten Predigers J. C. Weiß gegeben. „Daß der Herausgeber der Lehniniſchen Weiffagung von 1808 wirklich ein Benediftiner Mönch war, welcher nach ber Aufhebung feines Klofters vereinzelt Iebte (wo denn?), baran läht Ton und Inhalt der ganzen Schrift nicht zwei⸗ feln,* jagt Giejeler. Allein aus Ton und Inhalt der Schrift ‚geht etwas ganz Anderes hervor als die Unterfiellung Gieſe- Ins. So beruft fi der angebliche Benebiktiner!) für ben Ruhm und die hohe Stellung feines Ordens gegenüber den Eifterzienfern und anderen Nachwüͤchſen auf das Zeugniß ie Bollaire, von den Menbilantenorben jagt er, bak man

fie irrig auch Mönde nannte und zum Theil noch jo nennt,

e ſich ſelbſt behaupiet er, daß er nicht veformirt, wicht

Bates & arı m ix

‚I won Barern und Eduard vun Schent. 577

wenig Etwas von einem liberalen Katholiken an ſich hatte. Es gibt jedoch unter den am Schenk gerichteten Schreiben des Königs in nicht geringer Zahl auch ſolche, welche dieſen Schein nicht an ſich haben oder ihm wenigftens abſchwächen. Das ganze Verhaältuiß Ludwig's zu Schenk muß wohl jene Vorausfegung als unzuläfjig erfcheinen laſſen. Niemand hat Bisher noch zu behaupten ſich erlaubt, bak Eduard v. Schenk, fjei es ale Staatsmann, je es als Katholit, einen Anflug son Liberalismus gehabt und gezeigt babe. Wer nur je Scen!'s Beiträge zur Biographie Sailer's und Witlmann's ‚ober bie Jahrgänge feiner Charitas oder fein wackeres Gedicht bie Kirche” gelejen Hat, wird innigſt überzengt ſeyn, daß der Berfaffer im jeder Beziehung auf dem feiten und reinen Boden des Chriſtenthums und der Fatholifchen Kirche taub, Dafür gibt auch Zeugniß fein ganzes Leben und Wirken, wie es 5. B. in eimem Mefrolog ber Verhandlungen des hiftorijhen Vereins ber Oberpfalz (Bo. VI, S.272 a. 1841) geſchildert ift, und worin e8 unter Anderm beißt: „Siheut ‚gewährte durch feine eminenten Geiftesgaben, ben Umfang jener SKenntniffe, durch jeine gediegenen Anjichten über Kirde und Staat Bürgichaft, daß er ber Löfung der großen Aufgabe, die ihm der König übertragen hatte, auch gewachſen fei.*

Schenk ſelbſt erzäßft in den erwähnten Beiträgen, er babe im Jahre 1811 zu Landshut bei feiner Promotion zur juriftifchen Doforwürbe die Theſis aufgeftellt und vertheidigt, daß bie Kirche dem Staate nicht untergeorönet jei, und habe Badurd; bei Profefforen und bei dee Poligeibehörde einen ‚gewaltigen Lärm, ja jelbit in München Bevenken erregt, weil Samals obiger Sat mod; verpönt war.?) Die Auszüge aus der Gorrefpondenz Ludwig's I. mit Schenk werben unwider- leglich darthun, welch inniges und feftes Freundſchaftsband beibe Bis zum Tode Schent's umfchlang, wie diefer ftets in

1) Eharitas 1838, ©. 276.

=.

"und Eduard von Schent. Er

bamaligem Miniſter bes Innern übergeben, errichtete dann im Minifterium des Innern eine eigene Seltion mit dem Titel: „Dberfter Kirchen» und Schulrath“ und machte mod im Dezember 1825 Scene zum Vorſtande deſſelben.

Im Laufe des nächſten Jahres arbeitete Schenk eine meue Deutſchrift über Herftellung der Klöfter, Reform der Univerfitäten und Achnlihes aus, worüber der König am 27. Juli 1826 von Brũdenau aus jein Urtheil abgab und folgende Aumweifungen erteilte:

1) „Arbeiten Sie Alles jo vor, was die von mir ber ſchloſſene Fortdauer der bezeichneten Klöfter, männliche wie weibliche, betrifft, daß gleich bei feiner Nüdkehr Minifter Graf Armannsperg nur zu unterjchreiben braucht, unverzügs ih endlich denn diefe Verfügung ins Leben trete, fonft Bricht mir die Geduld... Dak Tehteres (Benchiktinerinenz Hofter in Eichſtädi) ſich auch dem weiblichen Unterrichte mit Aoibınel, dahin ift zu trachten; haben Fulda's (noch fort: während aufuchmend, deßgleichen die dortigen Franziskaner) Benebiktinerinen doch eine von mehr denn 300 Mädchen bes fuhle Schule. Wo Franzisfaner-, Eapuziners, Carwieliten⸗, Auguftiner-Novizen, Aufgenommene junge, die theologijchen Studien balten können, vielleicht ein Kloſter jebes biejer Drben im Königreich, dazu beftimmenden , umfajjender Ars trag ebenfalls.) .... 3. „Nimmt Herr von Hormayer die Kehrftelle nicht an, gehe an Görres der Antrag zum Lehrſthl ber allgemeinen Geſchichte, (conditio) sine qua non. jebod), daß er von Preußen beibringe die Verſicherung (amts Tiche), daß jeine Austieferung nicht begehrt wird, wenn er in Münden Profefjorsftelle erhielt.“ ... 5. „Beffer ale in Würzburg, Dken zu Münden; braucht er Auffiht, ift fie

Er Befannilich mar ber Styl des Könige elm Hödft eigenthlimlider. Mit diefer Thatſache unbefamnte Lejer möchten fih an dem Fr der wörtlich wiedergegebenen Stellen —*

und Eduard von Echent. 648

freiheit als Schutz dienen ſollte. Beide Mapregeln ſcheinen ganz. den Intentionen des Königs entfprochen zu habenz denn am 8, Jäner 1881 interpellirte er den Minifter Schent mit folgenden Worten: „Am Ende des verwichenen Jahres den Entwurf einer Inftruftion zur ver faffungsmäßigen Genfur der innere Politik behandelnden Zeitblätter war mir zu bekommen verheißen , und heute ift der Kte Jäner, und noch habe ich fie nicht, Un welchen Tage werde ich felbe betommen?“ Zwei Wochen fpäter (21. Jäner 1881) kan der Befehl: „Mit Heutiger aim 11 W. nach Regensburg abs gehender Poſt fordern Sie Rudhart auf, bei feiner Anhäng- Fichkeit an mich fich zu Außen, ob er die Ueberzeugung hege, daß Hornthal in der nächiten Ständeverſammlung, Talls ich ihm den Eintritt geftatte, nicht Gegner meines Regierungss Toftems, ob er für das Budget, mamentlih günftig der @is villifte für Lebenszeit ohne Schmälerung ihres Betrages ſeyn würde,‘ Endlich ſchrieb der König am 27. Füner-1831: „Der Entwürfe Reinſchriften können Sie auffegen laſſen, aber ver Ausfertigungstag muß offen bleiben; denn an benz ſelben ſoll auch der I. Kammer Zufammenberufung und (die Ernennung) ihres Iten Präfidenten, des Fürften Wrede, dund geiban werden. Wenigftens einen Tag früher muß in Würzburg, Ansbach, als die Ausſchließung der bewußten 5 befannt werden Fan, darımter auch mittelbare Bekannt nuß verftehend (deffen muß ich jiher ſey n), die Cenſur⸗ inftruftion eintreffen, und ſicher muh ich gleichfalls feyn, daß nichts bemerkt werde von dieſer Maßregel, bevor fie in Ausführung kommt, bamit wicht über diefelbe ie den verruchten Blätterm gejchrieben werde. Meines herzlich mir anbänglichen Scheuts Werth zu ſchãtzen wiffender Lubinig.*

Das volle Einverftändnift des Königs gebt aud) aus ben Kanımerverhandlungen hervor, während welder ber Mis wifter durch Königliche Zufchriften zu Muth nd Ausdauer angefeueri wurde, Der Fürft verſichert, dap fein Mintjter durchaus auf dem Boden des Mechies, mithin die Liberalen

gegen den Liberafismus. 671

unerlaubt find, und das Alles unter dem Schein, die Nelis giefität zu fördern und zur Ehre Gottes beizutragen.

Sollten wir bie Anhänger dieſes Syſtems darıım als eine Verbrecherbande bezeichnen? Das wäre eine Verläumb- ung, die höchſtens mit Unkenntniß entfchuldigt werden bürfte. Der Liberalismus beruht auf Irrthümern, aber dieſe find vonviegend Irrtümer des BVerftandes, und wir begreifen, daß die beiten Köpfe einer Täufhung unterliegen konnten; wir begreifen, daß es unter den DVorkämpfern der modernen Weltanfhauung Taufende wahrhaft Weberzeugter gibt; wir begreifen das um fo mehr, als wir das Verlockende des liberalen Syſtems genau Fennen und mit den Empfänglichfeiten der Volksſeele vertraut find. Nicht alle Veränderungen in ber Pſyche treten als Krankheiten und feuchenartig auf. Der Goldhunger, die Luft nach Abenteuern jind zu verjchicdenen Zeiten mit ſolcher Heftigfeit aufgetreten, daß ſie die Aufmerk— ſamkeit der Zeitgenofjen auf ſich gelenkt haben; man hat aber diefe erhöhten piychiichen Triebe degungeachtet nicht zu den Erkrankungen gerechnet. Die Ausbreitung des Liberalismus beruht auf dem gleichen Princip; er theilte ſich, wie ein Uebel, ten Vielen mit, deren Dispofition nur eines geringen An— ftoßes bedurfte, um eine geiftige Neaktion hervorzubringen.

Tas Verlockende des Syſtems Tiegt aber darin, daß es der menichlichen Eitelkeit fchmeichelt und im den Augen der Mehrzahl, namentlich aber der Jugend, mit dem Nimbus der ebeljten menjchlichen Negungen umgibt, was im Grunde doch nur plumper Egoismus ift. Welche zauberifche Wirt: ung hat nicht feit jeher der Klang des Wortes „Freiheit“ auf jugendliche Gemüther hervorgebracht !

Wie bläht ſich der menjchliche Stolz bei dem Gedanken auf, die ſelbſterrungenen Reſultate individueller Forſchung dem Ueberkommenen, der Entwiclung, dem Autoritätsglauben, veralteter Vorſchrift und Hiftorifch Gewordenem entgegenzus ſtellen! Daß aber der Menſch für ji in Anſpruch nimmt, was nicht er, fondern bie Mitlebenden gefchaffen, erkundet

- 111x8 672 Der Entſcheidungstampf gegen den Liberalismus.

und aufgefunden Haben, (ehrt die tägliche Erfahrung. Tritt dazu noch das entſcheidende Moment des Eigennuges, die Hoffnung, daß die Woge der Empörung den Neugläubigen auf ihrem Kamm zu Ehren, Anfehen und Reichthum empor— tragen werde, dann übt ein derart ausgejtattetes Syſtem un— widerjtehliche Anziehungskraft auf unfertige Charaktere und ſchwache Menſchen aus. Wo aber ein gewiſſer Adel ber Scele bei bedenklicher Schwäche des Gehirns vworberricht, wird das Beijpiel erlauchter Geifter, welche der liberalen Doktrin anhingen, dem gleichen Erlöſungswerke der Menſch— heit jo lautet wohl, wenn wir nicht irren, die Hafjiiche Redensart ihr ruhmreiches Peben widmeten, das Vorbild der großen Staatsmänner, Dichter und Philoſophen, der Könige und Kaifer, die zur Fahne des menjchlichen Forte ſchrittes geſchworen, ermunternd und zur Naceiferung anz jpornend wirken.

Daß der Sieg von 1848 in den Augen Vieler auch die Güte der Sache erwies, die Schwankenden fortriß und die Lauen anfeuerte, liegt, wie ber uralte Cultus des Erfolges lehrt, in der Natur der Menſchen und Dinge. Es iſt dem— nah wohl aud nichts Näthfelhaftes und Unerflärliches in dem raſchen Aufiteigen der liberalen Ideen; jie mußten viele mehr unter Begünſtigung der außerordentlichen Umſtände die alte Weltanſchauung zeitweilig verdrängen und ſich an die Stelle der chriſtlichen Weltorpnung fegen. Ob der Zenith bereits erreicht ift oder noch ein Fortſchritt in der Zerfegung und Auflöfung des hiftorijch Geworbenen und aus ber natür— lichen Entwidlung Hervorgegangenen bevorftcht, wer vers möchte jich darüber ein enbgültiges Urtheil anzumaßen ?

Echluß⸗Artikel im nächſten Heft.)

Der meiigemählte Reichätog. 839

Wie der neue Reichstag im Uebrigen bem Neichäfanzler gefällt, wird man bald erfahren. Daß er dem Abgeoröneten Dr. Windthorſt womöglich noch beffer gefällt als der vorige, fleht ſeſt. Ju den Leitenden Kreiſen zerbricht man ſich nicht erſt jeßt den Kopf, und bedurfte es nichteimmal der neuteften Erfahrungen, um Bedenken zu erwecken bezüglich bes Wahls rechts, aus dem die Reichsverfanmlungen hervorgehen. Als der Reichstanzler am 9, April 1866 bei dem alten Bunde die Berufung einer allgemeinen deutſchen Verfammlung von gewählten Vertretern behufs der Reform des Bundes beats fragte, empfabl er die Annahme ber bireften Wahl und bes allgemeinen Stinmrechis mit der Bemerkung: „die Königliche Regierung nehme um jo weniger Anftand, diefe Form der Wahl in Vorſchlag zu bringen, als fie diefelbe für dns confernative Princip förderlicher erachte als irgend einen ans bern, auf Fünftlichen Combinationen beruhenden Wahlmodus.” Diefe Ueberzengung, dab er auf die Maffen veriranen duͤrfe, gegenüber ber Herrjhjüchtigen Bourgeoiſie, ſtand Bei dem Reichöfangler von ber Eonfliltszeit her jo jeft, daß er ſich unbedenklich fogar noch den Antrag des conftituirenden Reichs- tags gefallen ließ, wodurch der geheime Wahlmodus in das Gejeh am. Richt erft feit geftern ift der Irrihum ers tannt, und die jüngften Wahlen haben ihn für Jedermann erfennbar (gemacht:

Schon ſeit Ende des vorigen Jahres waren von Seite bes Reichstanzlers, des Minifters des Junern und der Finanr zen in den beiden Parlamenten Neußerungen gefallen, welche die Beſorgniß erweitten, dafı es auf bie Befeitigung der ger heimen Abftimmung im Reiche abgeſehen jei, und daß die erfte günftige Gelegenheit benüßt werden würde, um dieſe Wahlrefermꝰ durchzuſchen, dann aber auch den gleichen Wahlmedus bezüglich des allgemeinen Stimmrechts und der direkten Wahl für den preußiſchen Landtag einzuführen. Das mahejtchende Drgan in Berlin hatte wiederholt aus ber Schule gefgwägt, und noch am dem jüngften Hauphoahltage hat cs

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lichen Erjcheinungen und Bewegungen durch die Anatomie tlar zu achen. Jm neunten Kapitel bes Malerbuches hebt er ſelbſt die Nothwendigkeit dieſes Studiums hervor: „Zuerft muß der angehende Künftler die Gliedmaßen bes menjchlichen Körpers und ihre Funktionen genau fennen lernen. Danach muß er-anf bie Wirkung ihrer Tätigfeitsäuferung acht haben, darftellen, was und-iwie er etwas geſehen, mit den naturges mäßen, noibiwendigen und zufälligen Folgen.” Er empfiehlt, wie ev es ſelbſt ſteis that, immer ein Skizzenbuch bei ſich zu fihren und auf ber Strafe darin jegliches Auffallende zu notiren, um zu Haufe darüber nachzudenlen und es in richtiger Korm zu zeichnen. Das vielfach empfohlene Copiren erjcheint ihm nicht rathſam für Schüler, da gute Gompofitionen und ein ſichevolle Meifter, welche fets das Richtige auswählen, ſelten find, Deßhalb ift «8 ficherer, an die Natur jelbit zu gehen, als zu denen, die vom ihr kommen und ihr vielleicht ver⸗ fälfchtes Gut darbielen. Denm wer an die Quelle gehen Tann, teinft nicht ans dem Topf! Welchen Reichthum min die Natur jelbft in fich birgt, und wie viel der Künftler aus dieſer Tantern Quelle zu jchöpfen im Stanve üft, bringen beute lich Lionarde's eigene Schöpfungen zum Auedruc. Seine Skiggenbücher zeigen, wie der Meifter nie ruhte oder raftete, fondern immer war fein unermüblicher Geift mit Entwürfen beſchaͤftigt. Er konnte kein Werk leſen, ohne fich nicht auf dent Rande defjelben den Inhalt zu illuſtriren. Selbjt beim Geſpraͤche im trauten Kreundesfreife ſcheint er dieſe ober jene Skizze entworfen zu Haben. Seine Kunftiverke waren fics die Frucht, reiflihen Studiums. Wie er z. B. zum Abends wahl ſtudirte, zeigen bie photographiſchen Gopien der Ente würfe und Naturftubien, welche Nichter den zweiten Bande feines Werkes zugefügt hat.

In der Technit der Delmaerei ſtrebte er ſtets nach Vers ‚nolltommnung und war raftlos mit Verſuchen bejchäftigt. Nicht gleich gelang ed dem Meifter, die ictige Behandlung der mod; «tions. zähen und ſchweren Delfarben zu finden. Die

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DIV Srenäus

welchem Rechte alle dieſe Berufungen geſchehen, werden wir weiter unten unterſuchen. Allein diefe Grabe'ſche Webers jebung ift eine wir fagen nicht zu viel jo grundfalſche, je durchaus aegwungene, daß ſelbſt Proteftanten und Eirchen: feindliche Schriftfteller diefelbe völlig verwerfen. So Sal: maſius, Thierſch, Stieren, Friedrich, Döllinger ;') und der edenſo bejonnene wie gelehrte Hefele fteht nicht an zu fagen, „daR nur größte confeſſionelle Beſchränktheit“ und „pietiftifche Blindbeit“ anf eine folhe Auslegung Tommen konnte. Wir tönen nichts Beſſeres thun, als die berühmt gewordene Wider⸗ legung Maffuets?) wiederzugeben , und benügen mit Freuden die Worte Hagemanns,?) mit benen er die etwas weitläufige Argumentation des gelehrten Benebiktiners aljo zufammenfaßt: „Maſſuet bat gegen dieſe Deutung eingewendet: Erftens, die vorausgeſetzte Thatjache, die Sendung zahlreicher chrift: ücher Deputationen zum Kaifer, ift gefchichtlich gar nicht zu erweiſen; auch nicht ein Fall läßt fih aus der Zeit vor Irenaͤus dafür anführen. Zweitens, dem Terte des Ire— näus wird offenbar Gewalt angethan, wenn man ihn jagen laſſe, daß die Gläubigen aus ber ganzen Welt nad) der Stabt Rom und zum Kaiſer geftrömt feien; es fei bei ihm nur von der Kirche in Nom die Rede; die römifche Kirche aber und die Stadt Nom feien himmelweit verfhiedene Dinge. End» lich paßt die Deutung Grabes auf Feine Weife in den Gedan— Tengang. Irenäus will zeigen, daß wir in dem Glauben und der Tradition der römifchen Kirche den Glauben und die Tradition der ganzen Kirche haben. Wie müßte nun nach Grabe der Beweis dafür lauten? Offenbar muß er den Irenäus fagen laſſen: die behauptete Uebereinftimmung findet

1) Salmasius, de primat. Papae c. 2 p. 63; Thierfch, Studien und Krititen, 1852 ©. 527: Stieren, a. a. ©. I. ©. 429; Friedrich, a. a. O; Dilinger 8-®. I ©. 356; Hefele, Beiträge I S. 48.

2) Massuet, dissert. III de Trenaei doctrina n. 33 sqg-

Hagemann, Die römiſche Kirche ©. 615.

über ben Primat. 881

ftatt, weil jede Kirche an den Kaifer Deputationen um Schuß und Duldung jenden muß. Das Unfehen, welches Irenäus der römischen Kirche ohne Zweifel zufchreibt, würde alsdann auf dem zufälligen Umftande beruhen, daß Nom zugleich ber Sig des Kaifers ift. Wäre bieß der Gedanke des Jrenäus, fo müßte er alle Grundfäge, nad) welchen er das Anfehen einer Kirche beurtheilt, rein vergeffen haben; er hätte einen neuen Grundjaß aufgeftellt, von dem er auch nicht im ent— fernteften bewieſen hätte, wie aus ihm ber eminent apoftolifche Charakter der römijchen Kirche gefolgert werden könne. Welch eine Logik wäre es, wollte man fchließen: Nom ift bie Haupte ftadt des Reichs und der Sig des Kaiſers; nad) Nom kommen aus allen Kirchen Deputationen zum Kaifer; alfo ift Rom die vorzüglichfte apoftolifche Kirche und ihre Tradition die Tradition der Kirche überhaupt! Der Zufammenhang ift vielmehr diefer: Irenäus will zeigen, daß es zur Widerlegung der Häretifer genüge, eine einzige Kirche Zeugniß von der apoſtoliſchen Lehre ablegen zu laſſen. Zu diefem Zwede muß er die apoftolichen Kirchen unter einander vergleichen, um eine ausfindig zu machen, welche ein alle andern weit über— vagendes Anjehen hat und als die Repräfentantin aller übrigen gelten Kann. Diefe eine Kirche ijt ihm bie römiſche; mit ihr jtimmen alle andern Kirchen überein.”

Aber, jagt man, convenire heikt doch Örtliches Zuſam— mentonmen; zumal wenn es mit ber Präpofition ad in Verbindung jteht. Ganz recht; biefe Örtliche Bedeutung hat convenire auch, aber nicht allein, und ob es diefe Be— deutung in einem Satze hat, muß dod wohl der Zujammenz hang und Sinn entjcheiden. Zudem finden ſich in demſelben Werke des Irenaus mehrere Stellen, wo convenire gleich: jalls geiftiges Uebereinſtimmen bezeichnet und dem griechiſchen ovgpoweiv entſpricht; ſo l. III. c. 12 n. 14; 1. IV. e. 21 m. 3. Mas aber die Praͤpoſition ad angeht, jo erzeugt die— ſelbe feine Schwierigkeit, indem im Urtept ſowohl anugeveiv als auch auuBaiveıw eög rıra geftanden haben kann, was

uxxxxiv. 2

896 Stalien.

radezu überwältigend wird, wenn man bedenkt, wer der Mann war, der e8 abgegeben, und zu welcher Zeit es niedergelegt worden ift. Aus ber Urzeit des Chriſtenthums ſchallen dieie Worte zu uns herüber und bringen mit fich die troftreihe Gewißheit, daß unfere römiſch-katholiſche Kirche, die ben Papfi als Oberhaupt anerkennt, die allein wahrhaft chriftliche iſt benn ubi Papa, ibi Ecclesia ! n.

LXX.

Italien ſeit dem Schluß des Parlaments im Monat Juli 1884.

Kaum hatten die Ehrenwerthen von Montecitorio die von einer wahren Glühhitze heimgeſuchte Stadt Nom Anfangs Juli diejes Jahres verlaffen, als die italienifche Preffe ſich in einer geradezu unerhörten, aber nicht ganz unverbienten Kritik über die Herrn Abgeordneten erging, Schon am 9. Juni hatte die jüdische „Liberta“ geſchrieben: „Unfer Mitleiden erregt die Kammer in diejen Tagen. Nur wenige Deputirte jind vorhanden und dieſe langweilen ſich und ver: geuden die Zeit. Minifter und Nammer beigen das gleiche Intereffe daran, aus diefem Meer, oder, um mit Dante zu veden, aus biefem Sumpf herauszukommen.“ In der That glih die Kammer zeitweilig einem Sumpf. Man erinnere fi) nur an die geradezu ffandalöjen Auftritte vom 28. Juni,

angertoniten. Uber auch die Thalſache ſoll nicht vergeſſen werben, daß das neapolitanifche Volk für die Tätigkeit ber tatholiſchen Geiftlihfeit einen empfänglichen Sinn an den Tag legte, der die Männer des Umſturzes ftaunen machte, Nicht weniger denn ſieben Priefter der Stadt Neapel, unter ihnen ein Gapitular der Domkirche, Daniel Mafıcct, find dem MWürgengel ale Opfer gefallen. Ihre Werte folgen ihnen mad. Auch König Humbert machte ſich bei ver Kunde vom Ausbruch der Cholera alsbald von feinem Sommerauf enthalt in Monza auf und begab fi nad Neapel zum Ber fisch der Cholerakranken. Leider iſt za conftatiren, daß der Minifter des Auswaͤrtigen, Mancini, bald darauf bie Rolle eines Chef de elaque übernahm, wie die „Tribuna* fich auszubrücen beliebte. In einer an die italieniſchen Gefandten gerichteten Depefche ſchlug der Herr Minifter aus der Cholera Capital für bie Einheit des Mönigreiches Italien. „Ein its würbiges Dokument,” bemerkte die „Eapitale*, mit dem Bei⸗ fügen: „aus efender Gitelfeit und um der Welt Fund zu thun, daß Manciniden König in die Eholerabofpitäler begleitet Hat, wird das Oberhaupt des Staates beleidigt und das ganze Land zum Gejpött Europa’s gemacht.”

Rom ift glücklicherweife von der Seuche verfchont geblichen, nur vereinzelte Faälle famen vor. Daß beim Hereinbrechen ber Noth die römifche Geiftlicheit dem Teuchtenden Vorbild ber Neapolitaner nachgeeifert haben würde, unterliegt keinem Zweifel. Der Generalvifar des Papites, Lucido Cardinal Parocchi, Hatte kaum in Erfahrung gebracht, daß ſich im Milie tärbofpital ein cholerakranker Soldat Kefinde, als er fich aufs machte, den Patienten befuchte und tröftete Gleich darauf wollte der Garbinal das ftädtiiche Lazareth in S. Sabina ebenfalls zu dem naͤmlichen Zwech betreten. Doch fiche ba, er wird mit ausgefuchter Höflichkeit abgewiefen. Selbft die Ulberale Preffe hat biefe scortesia der Beamten im römijchen Siadilazareih hoͤchlichſt mifbilligt. Aber auch der Hi. Vater ſelbſt Bat in dentwürdiger Weile feiner Liebe zu feinen Unter«

904 Yialiert.

thanen denn Nom ift und bleibt bie Stadt des fonveränen Papſtes Ausdrud gelichen, indem er in einem Schreiben anıden Cardinalſtaatsſekretãr Jacobini die Summe, von Einer Million Lire zum Zweck den Errichtung, eines: Choleralaza- veihes in der Umgebung des Vatikaniſchen Palaſtes zur Bers fügung ftellie, und fich außerdem vorbehielt, eintretenden Falles auch ven altehrwurdigen Palaft des Lateran dem gleichen Zweck zu widmen. Es kann feinem Zweifel unterliegen, dab der hl. Bater, wen bie Cholera fih in Nom ansgebreitet hätte und das Lazareth beim Vatilan in's Daſeyn getrelen wäre, feine Wohnung verlaffen und die Eholerakranfen bes ſucht und getröftet haben würde, wie das im Jahre 1837 erh Gregor XVI. gelhan hat Begreiflicher Weife konnie der italienifchen xiberaliomus diefe Gelegenheit nicht vorũber⸗ gehen laſſen, ohne dem HI. Bater ein Schnippchen zu ſchlagen. Da fahen wir einen ſichern Profeffor Achille Gennarelli auf⸗ treten. und im „Popolo Romano“ unter. der Weberjchrift „Due Papi e due Re‘ jenen lächerlichen und verläumberie ſchen Artikel veröffentlichen, welcher Gregor XVI. und Pius IX, mit ſchwarzen Schatten bebeden, ben König Umberto aber wie eine Lichtgeftalt erfcheinen laſſen jollte. In Erwiberung auf ‚eine boshafte Gorrefpendenz dev weiland „Augsburger Allgemeinen Zeitung” meldete das „Diario di Roma‘ unter dem 19, September 1837, Gregor, XVI. babe ſich angeſichts der Cholera ſowenig in feinen Palaft eingeichloffen, daß er ine Gegentheil in furchtloſeſter Weiſe öffentlich ſich gezeigt, am. 6. Auguſt in Begleitung des gejanunten Hofftaates ber Mebertragung bes Muttergottesbildes von Maria Maggiore nach AL Geh, der Hauptlirche der Jefniten, beigewohnt und die beiden Lazarethe zu S. Maria in Zrajpontina und bei ©. Praffeve mit feinem Vefuch beehrt habe. Was Pius IX, anlangt, fo lebt noch in aller Andenken, wie der hl. Bater bei dem zweimaligen Auftreten. der Cholera wiederholt ‚bie an ber Seuche Erkrankten deſucht und getröftet Hat. Man brauchte Pins IX. mit feinem „mahrhaft goldenen Herzen“,

Hatten. 209

Einen ganz unerwartet glücklichen Ausgang hat die leidige Affaire des Erjefuiten Eurct genommen. Als die Inder: esmgregation Ende Mat 1884 feinen „Holzwurm* verbot, nahm Curci ſich die freiheit, an bie Londoner „Kimes“ cin Schreiben zu richten, in welchem er bemerkte, fein Buch ſei verboten, aber durchaus nicht wegen Ketzerei verurtheilt, Das ging doch zu weit. Deßhalb richtete der Papft am 28. Aus guft an den Erabifchof von Flotenz (wo Eurc fi aufhält) das mit ben Worten „Cum ad Venerabiles Fratres Nostros" anbebende Schreiben, in welchem er das über Curci's Bud) ergangene Urteil vollauf beftätigte. Diefer Brief hat jeine Wirkung nicht verfehlt. Um 15. September 1884 überfandte Curci dem Redakteur der „Unit Cattolica“ eine ErHlärung ein, in welder er ſich dem Papft feierlich und rüdhaltslos unterwarf.

Auch anderwärts war der hi, Bater bemüht in die hoch⸗ ‚gehenden Wogen menfchlicher Leidenſchaften einzugreifen. „Sebt die Ehriften, wie fie einander lieben“: fagten vor Alters die Heben. Ob fie die nämlihen Worte gegenüber gewiſſen Reuten in Frankreich anwenden würden, welche das Intereſſe der Religion mit perfönlichen Rückſichten verwechſeln und das Andenken eines Mannes wie Dupanloup mit Schmach zu bedecken wagen? In einem denkwürdigen Schreiben an den Cardinal · Erzbiſchof Buibert von Paris vom 14. Nowember gebietel Leo XIII. dieſem traurigen Treiben energiih Halt und "fordert Beilegung perjönlicher Streitigkeiten, um bie Sache der Neligion deſto energijcher fördern zu können,

‚Ziehen wir das Facit aus diefen und anberen Erfahre ungen ber jüngften Zeit, dann dürfen wir behaupten: Mit weit größerer Ruhe als das Königreich Italien kaun der Papft der Zukunft enigegenjehen.

“Stanford University Libraries Stanford, California

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