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DIE DICHTUNG BD. VI HÖLDERLIN VON HANS B ETH G E

DIE DICHTUNG

EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEN HERAUSGEGEBEN VON PAUL REMER BUCHSCHMUCK VON HEINRICH VOGELER

Band I. Band II. Band III. Band IV. Band V. Band VI. Band VII. Band VIII. Band IX.

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erschienen:

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Jeder Band elegant kartoniert M. 1.50 Jeder Band in echt Leder geb. M. 2.50

DIE DICHTUNG

EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEN HERAUSGEGEBEN VON PAUL REMER BUCHSCHMUCK VON HEINRICH VOGELER

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Die Sammlung wird fortgesetzt. Es sind einhundert Bände vorgesehen.

Jeder Band elegant kartoniert M. I .$0 Jeder Band in echt Leder geb. M. 2.50

FÜR BÜCHERLIEBHABER WURDEN DIE ERSTEN ZWANZIG EXEMPLARE DIESES BUCHES AUF ECHTES BÜTTENPAPIER GE- DRUCKT UND HANDSCHRIFT- LICH NUMERIERT. DER PREIS DIESER IN ORIGINAL -COLLIN- LEDER GEBUNDENEN LUXUS- AUSGABE BETRÄGT 10 MARK- SIE IST DURCH ALLE BUCH- HANDLUNGEN ZU BEZIEHEN

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LUDWIG DILL

UND SEINEN BILDERN DER NATUR

Denn nicht gelingt es immerhin den Menschen, Das Ihrige zu finden. Grosses Glück Zu tragen und zu opfern gibt der Gott Den Einen, weniger gegeben ist Den Andern; aber hoffend leben sie.

Zwei Genien geleiten auf und ab Uns Lebende, die Hoffnung und der Dank. Mit Einsamen und Armen wandelt jene, Die Immerwache; dieser führt aus Wonne Die Glücklichen des Weges freundlich weiter, Vor bösem Schicksal sie bewahrend. Oft, Wenn er entfloh, erhoben sich zu sehr Die Freudigen, und rächend traf sie bald Das ungebetne Weh.

Doch gerne teilt Das freie Herz von seinen Freuden aus, Der Sonne gleich, die liebend ihre Strahlen An ihrem Tag aus goldner Fülle gibt; Und um die Guten dämmert oft und glänzt Ein Kreis von Licht und Lust, so lang sie leben.

Hölderlin.

Wenn ich an Dich denke, o Hölderlin, sehe ich den Frühling. Ich sehe den Früh- ling in einem welligen Land, ein kleiner Fluss strömt durch die dämmernden Auen, und durch die laue, müdemachende Luft klingt das schwermütige Lied einer Flöte. Sonst ist es still. Am westlichen Himmel blüht ein lockendes Abendrot. Einen einsamen Wan- derer aber sehe ich schreiten: den Flöten- spieler. Er schreitet langsam den Fluss entlang, spielt seinen Schmerz und all seine dumpfe Lust in das bräunliche Rohr, und das umschattete Aug geht suchend über das sanfte Gefild, als müssten sich in der Ferne die ragenden Bäume eines Landes zeigen, in dem der Frieden wohnt und jene stille, gütige Schönheit, die das holdeste Geschenk der Götter an die Griechen war.

Hölderlin! Wenn ich an Dein Geschick und den vertrauten Rhythmus Deiner ge- dichteten Worte denke, so ziehen Glück und die Schatten der Wehmut zu gleicher

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Zeit in meine Brust. Dir danke ich für Stunden einer von irdischem Staub ent- rückten Schönheit, wie sie der Anblick des abendlichen Meeres spendet. Dir will ich meine Treue bewahren, die durch das Feuer der Jugend gehärtet ist, wie der Stahl in der Flamme. Und wenn ich einige Worte über Dich niederschreibe, so tue ich es als ein Freund, der Dich kennt, als ein Nachkomme, der glücklicher ist als Du, der Dich begreift und betrauert.

Holder heisst Holunder, und Hölderlin bedeutet zarter, kleiner Holunder* Wie könnte ein Dichter, der den Frühling und das Schluchzen der Nachtigall liebt, einen schöneren Namen tragen als diesen!

Die Hölderlins sind Schwaben, und ihr Geschlecht, in dem eine erbliche Belastung nicht zu erkennen ist, kann man nur wenige Generationen hinauf verfolgen. Hölderlin kam in jenem Jahre zur Welt, als für den jungen Goethe eine entscheidende Wendung in seinem Leben und Dichten eintrat: da- durch, dass er nach Strassburg ging. Winckel-

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manns „Geschichte der Kunst des Altertums" und Lessings „Laokoon" waren schon ge- schrieben. Ein Jahr nach Hölderlins Geburt erschienen Klopstocks „Oden", und drei Jahre später kam der „Werther" heraus. Und an dem Tage, da Friedrich Hölderlin dem Dasein geschenkt wurde, besuchte der elfjährige Schiller, ein Landsmann und später ein Leitstern des jungen Poeten, die Latein- schule in Ludwigsburg.

An einem der landschaftlich reizvollsten Punkte des Neckar, dort, wo der Zaber sich in den grösseren Fluss ergiesst, liegt das Örtchen Lauffen. Hier wurde das Kind Johann Christian Friedrich am 29. März 1770 geboren. Sein Vater, von dem wir wissen, dass er sich in Gelegenheitsdichtungen ver- sucht hat, bekleidete das Amt eines Kloster- hofmeisters und geistigen Verwalters in Lauffen und starb am Schlagfluss, als sein SÖhnchen zwei Jahre alt war.

Die Mutter vermählt sich wieder. Aber auch die neue Ehe, die sich in Nürtingen abspielt, währt allzukurz: 1779 stirbt auch dieser Gatte, und Hölderlins Mutter, noch

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nicht 3 1 Jahre alt, ist zum zweitenmal Witwe. Mit ihrer Mutter zusammen übernimmt sie die Erziehung ihres Kindes.

Hier ist ein Punkt, der für die Ent- wicklung des Dichters von Bedeutung ist: die Mutter, der er immer eine innige Liebe bewahrt hat, und die Grossmutter, in der wir eine Frau von edlem Geist erkennen zu dürfen glauben, leiten die Jahre dieses Knaben und vermögen ihm den Vater, den seine weiche, verschwommene Natur so not hat, nicht zu ersetzen.

In Nürtingen verlebt Hölderlin die Knaben- zeit — bis zum 15. Lebensjahre. Das Tal von Nürtingen, mit dem Ausblick auf die Kuppen der schwäbischen Alp, hat er immer als seine eigentliche Heimat empfunden. Hier tritt er das erstemal in nahe Beziehungen zur Natur.

Er ist kein heiterer Knabe. Er ist in hohem Masse empfindlich und leicht zu reizen. Allzufrühzeitig entwickelt sich sein drängen- des Innenleben, und in bedenklich jungen Jahren macht sich ein Hang zur Einsamkeit geltend. Der Natur naht er sich mit träumerischer Liebe. Ihr gibt er sich mit

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all seinen zartesten Gefühlen, mit all seiner unklaren Sehnsucht hin, wie ein Bräutigam dem Gedanken an die Geliebte. Wir stellen uns den Frühreifen vor, wie er unter Bäumen wandelt, Klopstocks Gedichte in der Hand. Er lugt von waldigen Höhen nieder auf das ruhende Tal, tanzt über Wiesenpfade, während der Tag versinkt, und lehnt im Abendrot, voll schwermütiger Gedanken, an einer jener alten, dunkeln Pappeln, die den heimatlichen Fluss umsäumen und ihm gewiss wie viel- geliebte Freunde waren. Mit einer er- schreckenden Innigkeit, ein seliges Lächeln um die Lippen, versenkt er sich in die tausend Schönheiten der Natur, der „wandellosen, stillen und schönen", die er auch später das „Paradies der Kindheit" nennt und in die es ihn immer und immer mit Sehnen ver- langt hat.

Die dämmernden Gefühle seiner Kindheit, die mit der heimatlichen Landschaft so auf das engste verknüpft sind, muten uns an wie verwaist. Wir betrauern, dass diesem erstaunlich schnell entwickelten Knaben eine gesunde, vom schweifenden Gefühl auf den

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konzentrierenden Gedanken verweisende männliche Erziehung versagt geblieben ist.

Aber vielleicht hätte ihm auch ein Vater nichts genützt. Denn ihm fehlte das Gleich- gewicht von Anbeginn. Er gehörte zu jenen Naturen, die, nach der einen Seite, nämlich der des Gefühls, allzumächtig angelegt, nichts besitzen, was sie diesem Triebe dämmend und beschwichtigend entgegensetzen können. Goethe hatte dieses Gleichg-ewicht in wunder- samer Weise. Darum vermochte er auch sein Leben zu jenem Kunstwerk zu gestalten, das wir nicht minder bestaunen als jene holden Dinge, die er schrieb. Kleist, Hölder- lin, Lenau besassen jene selige Einheit, die sie über das irdische Wirrsal hätte hinaus- heben können, nicht. Darum zerflossen sie, müd, unendlich traurig, wie die sehnsüchtige Welle, vom Meer ans Ufer geworfen, im haltlosen Sande zerfliesst.

Etwas höchst Bedeutsames in dem Verkehr mit der Natur macht schon bei dem Knaben sich geltend: Hölderlins Naturanschauung ist, im Gegensatz zu der des jungen Goethe, Heine, Mörike und überhaupt fast aller

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jugendlichen Dichter von Anfang an nicht von bestimmten einzelnen Bildern getragen, sondern eine allgemeine, kosmische; nicht so durch ein spezielles Betrachten, als viel- mehr durch eine grosse, umfassende, über- schwellende Empfindung hervorgerufen. Es lockt ihn nicht so die einsame Birke, durch die der Mond flirrt, oder ein plastisch um- rissener Winkel der Natur, sondern die Natur als Ganzheit überwältigt ihn, die Fülle der Erscheinungen dringt auf ihn ein und wird ihm zu einer dunkel gefühlten Einheit, zu einer grossen Mystik: er möchte aufgehen im All. Er möchte Eins werden mit Sonne, Äther, Mond und Erde, denn diese grossen, umfassenden Beg*riffe sind ihm viel teurer als rote Rosen oder die silberne Welle im Bach. Hätte das Geschick es dem Knaben verliehen, die konkrete rote Rose und silberne Welle mehr zu lieben als die ab- strakte, überwältigende Gesamtheit um ihn her, die er nicht begriff, es ist zu denken, dass seine Entwicklung- ihn nicht in Wahnsinn, sondern in heitere Tage abendlicher Ruhe ge- leitet hätte. Aber diese Gedanken sind müssig.

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So singt der spätere Hölderlin, in einen schönen Fragment, von Erinnerung an di< frühen Tage ergriffen:

Da ich ein Knabe war,

Rettet' ein Gott mich oft

Vom Geschrei und der Rute der Menschen.

Da spielt' ich sicher und gut

Mit den Blumen des Hains,

Und die Lüftchen des Himmels

Spielten mit mir.

Und wie du das Herz Der Pflanzen erfreuest, Wenn sie entgegen dir Die zarten Arme strecken, So hast du mein Herz erfreut, Vater Helios ! und wie Endymion War ich dein Liebling, Heilige Luna,

O all ihr treuen

Freundlichen Götter!

Dass ihr wüsstet,

Wie euch meine Seele geliebt!

Zwar damals rief ich noch nicht

Euch mit Namen, auch ihr

Nanntet mich nie, wie Menschen sich nennen,

Als kennten sie sich.

JX? ' £iyC*s>^tCu^

HÖLDERLIN

Doch kannt' ich euch besser, Als ich je die Menschen gekannt. Ich verstand die Stille des Äthers, Der Menschen Worte verstand ich nie.

Mich erzog der Wohllaut Des säuselnden Hains, Und lieben lernt' ich Unter den Blumen.

Im Arme der Götter wuchs ich gross . . .

Dieses Gedicht ist der ganze Hölderlin; rhythmisch sowohl wie nach dem Gefühl, das es einschliesst:

Ich verstand die Stille des Äthers, Der Menschen Worte verstand ich nie.

Das war die gefährliche, allzufrühe Ab- sonderung des empfindlichen Träumers in sich selbst hinein. Er verstand die heim- lichen Laute der Natur und das Weben des Äthers, von dem er später immer so gerne spricht. Aber den Worten der Menschen war er schon als Knabe ein Fremdling.

Friedrich soll auf Wunsch seiner Mutter Theologe werden. Er soll, hingezogen zu diesem Beruf hat es ihn nie. Die Vorbegriffe der Wissenschaft flösst man ihm auf der

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Lateinschule zu Nürtingen ein. Mit 14 Jahren kommt er dann auf das niedere theologische Seminar in dem benachbarten Denkendorf, d. h. also in eine jener ungütigen Erziehungs- anstalten der damaligen Zeit, die Strenge des Unterrichts mit Strenge der Strafen und einer körperlich eingeschränkten Erholungs- möglichkeit verbanden. Diese Schule, auch geradezu „das Kloster" genannt, war wenig geeignet, den bangen Jüngling der Freude des Lebens und den heiteren Begriffen der Welt näher zu führen. Er litt, fast aus- schliesslich auf die dumpfen Räume inner- halb der Schulmauern angewiesen, unend- lich. In Versen und Briefen hat er es aus- gesprochen. Ein Gedicht aus dem Jahre 1788 sagt uns, was er in Denkendorf empfand. Er redet „Die Stille" an:

Als ich weggerissen von den Meinen

Aus dem lieben elterlichen Haus

Unter Fremden irrte, wo ich nimmer weinen

Durfte: in das bunte Weltgewirr hinaus;

O wie pflegtest du den armen Jungen, Teure, so mit Mutterzärtlichkeit, Wenn er sich im Weltgewirre müdgerungen, In der lieben, wehmutsvollen Einsamkeit.

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Er wurde der Natur, ohne die ihm Atmen soviel wie Dulden war, gewaltsam ferngehalten und schmachtete nach ihr wie ein gefangener Vogel nach Freiheit. Dazu war die ganze geschraubte Methode des Unterrichts und der Erziehung wenig ge- eignet, um ihn das zu lehren, was ihm vor allem not tat und ihn wohl hätte retten können: Selbstbeherrschung. Und da es ihm immerhin eine Seltenheit bei einem Schwa- ben — ganz an Humor gebricht, so wird ihm das Zusammenleben mit den weniger fein konstruierten Genossen, denen der Zarte ein willkommener Angriffspunkt für zwar un- bedachte, aber der Jugend so notwendige Neckereien bildet, zu unerträglicher Qual. Traurige Zustände übertriebener Erregtheit und fassungsloser Melancholie stellen sich ein wir erkennen sie aus den Briefen , und eine immer trautere Gefährtin wird dem Verlassenen die Einsamkeit.

Trost hat er wohl im Verkehr mit der geliebten Flöte gesucht, die er meisterhaft gespielt haben soll. Und hier in Denken- dorf, die Vermutung liegt nahe, scheint er

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sich, da ihm der Verkehr mit der Natur in so grausamer Weise beschnitten war, einen Ersatz für das geraubte Gut in dem Studium der alten Griechen erobert zu haben, denen er bald mit nicht geringerer Leidenschaft zugetan ist als der Natur.

Dies verstehen wir. Dass sich der Freund des Äthers, der Luft und der Sonne gerade ihnen mit Begeisterung hingeben muss, ist beinahe Notwendigkeit. In den Griechen lernt er im Grunde nur von neuem lieben, was ihm die Natur schon seit langem be- schert hat. Hier begegnet er „jenem Zustand der höchsten Einfalt, der sich ganz in glück- licher Harmonie mit der Natur entfaltet hat". Und mit den gleichen liebenden und ver- ehrenden Ausdrücken, mit denen er die Natur bedenkt, bedenkt er die Griechen auch. Ihre Stille, ihre ruhige Hoheit, ihre Lauterkeit ruft der selig Entzückte sich immer wieder ins Herz. Mit der für ihn so bezeichnenden schwärmerischen Leidenschaft sucht er, wie die Natur, so auch sie zu umschlingen. Nie hat diese Leidenschaft aufgehört. Er möchte das grosse, nun ach so tote Griechenland

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ans Herz drücken, so wie er im All der Schöpfung aufgehen möchte. Die Natur und die Griechen es sind die beiden Sonnen, die ihn in ihren Bann ziehen, dauernd und unwiderstehlich, und zu denen er emporzu- fliegen sich bemüht ach, ein Ikarus.

Man darf Hölderlins Liebe zu Griechen- land nicht so auffassen, als ob sie zu jener Zeit etwas besonders Auffallendes gewesen wäre. Im Gegenteil: die Begeisterung für Hellas war ein Zeitsymptom und lag in der Luft. Winckelmann und Herder hatten auf die griechische Kunst und Dichtung mit Nach- druck hingewiesen; Schiller sang in den „Göttern Griechenlands":

Da ihr noch die schöne Welt regiret, An der Freude leichtem Gängelband Selige Geschlechter noch geführet, Schöne Wesen aus dem Fabelland ! Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte, Wie ganz anders, anders war es da! Da man deine Tempel noch bekränzte, Venus Amathusial

und wieweit Goethe ein Verkünder des Grie- chentums wurde, und was er künstlerisch seiner

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Hingabe an diese Kultur verdankt, braucht hier nicht erläutert zu werden.

So durchdrungen freilich von griechischem Geist, so ganz in seinen Gefühlen und Ge- danken und dann auch in der Form und dem Wesen seiner dichterischen Produktion zumal aber in seinem späteren unendlich delikaten rhythmischen Gefühl, in dem Wohl- laut der auf- und abwärts steigenden Worte von Griechenland beherrscht wie Hölderlin war in jener Zeit kaum eine zweite Dichter- natur. Er verkörperte das Ideal eines grie- chischen Menschen: sittliche Lauterkeit, Güte, Wahrheit und eine körperliche Schönheit, von der die Bilder, die uns seine Züge be- wahrt haben, mit Überzeugung sprechen, waren sein Teil. Nur die Ruhe, der Frieden, die klare Stille der Griechen fehlte seinem Wesen ganz. Die goldene Gelassenheit, die die schönsten seiner Rhythmen durchströmt, hatte sein Leben nicht. Ihm, wie den meisten der Irdischen, war gegeben auf keiner Stätte zu ruhen, und er fiel, ein leidender Mensch, blindlings von einer Stunde zur andern.

Wer ihn in das gelobte Land geführt

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hat, ob es Homer, Sofokles, Winckelmann, Herder oder ein Anderer war wir wissen es nicht. Die seine Natur kennen, werden annähernd zu ermessen vermögen, wie mächtig der Jüngling gezittert haben muss und welches Jauchzen in seiner Seele war, als er das erste- mal den Blick in die schöne geistige Welt der Griechen tat, in die er dann wie in eine verlorene und lang ersehnte Heimat seinen Einzug hielt. Dieser Augenblick, ferner jener frühere, in dem er sich das erstemal, in einer dunkeln Ahnung der Weltschönheit, schluch- zend an die Brust der Natur warf, endlich jener spätere, da die Liebe zu Diotima in seinem Herzen erwachte, werden die höchsten Momente seines Lebens gewesen sein.

Mit 16 Jahren kommt Hölderlin auf die höhere Klosterschule nach Maulbronn. Er gehört zu den besten Schülern seiner Ab- teilung, und seine Sitten werden in den da- maligen Zeugnissen mit dem seltenen Aus- druck „fein" bezeichnet. In der Mathematik, dieser Folter aller poetischen Naturen, leistet er wenig.

Äusserst wertvoll und sein damaliges We-

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sen, das sich im letzten Grunde später nur wenig- geändert hat, vortrefflich erläuternd, sind seine Briefe, die er aus Maulbronn an seine Mutter, vor allem aber an seinen ein- zigen damaligen Freund Immanuel Nast, den „Skribenten" in der Stadtschreiberei zu Leon- berg, geschrieben hat. Sie gewähren einen Einblick in das ganze, unruhig brausende Meer seines Empfindens. Diese Briefe, von hingebender Freundschaft diktiert, sind Ge- fühl und -nur Gefühl, und sachliche Mittei- lungen sind fast ganz zu vermissen. Leiden- schaft und Erregung, Wonnen des Glückes und Schmerzen der Verzweiflung durchglühen sie, und man merkt aus ihnen heraus, wie der Schreiber es liebt, sich steuerlos der Fantasie anheimzugeben und sich als Ein- siedler zu träumen gefährliche Symptome in so früher Jünglingszeit. Auch über seine literarischen Neigungen lässt er etwas ver- lauten. So schreibt er an Nast:

„Du fragst, wie mir Dein [d. h. Wielands] Amadis gefalle ich sage schlecht. Und warum ? Nicht weil Wieland ohnehin nicht mein Stekkenpferd ist, auch nicht weil ich

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gerner ein Mährchen gelesen hätte, das nicht von der Satyre unterbrochen wird sondern ich sags mit aller Bescheidenheit weil Dinge drinn vorkommen, die für reizbare Leute, wie ich bin, leider!!! nicht zum lesen sind. O Bruder! meinst Du, ich hab* ihn über halb gelesen? da dank' ich Gott, dass meine Fantasie noch unbefleckt ist, dass mir vor dem Dichter, der gewiss eine Un- schuld schaamroth machen würde, ekelt! Gesteh mirs nur, ist Dirs nicht besser ums Herz, wann Du den grossen Messiassänger hörst? oder unsers Schubarts wütenden Ahas- veros liesst? Oder den feurigen Schiller?"

Und ein andermal: „Eine Neuigkeit! eine schöne, schöne herzerquickende Neuigkeit! Ich habe den Ossian, den Barden ohne seines- gleichen, Homers grossen Nebenbuhler hab' ich wirklich unter den Händen."

Von seiner unglücklichen Maulbronner Stimmung spricht deutlich ein Brief an Nast aus dem Januar 1787, dessen erster Teil hier stehen möge:

„Bester! Das ist schön, dass Du für die Natur so viel Empfindung hast ich schmei-

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chelte mir immer, unsre Herzen schlügen gleich aber jetzt glaub ichs ganz gewiss. Aber Du must Dir nicht vorstellen, wie wann Du Dein Herz so ganz abgedruckt bei mir finden köntest; o nein! lieber! Du darfst Dich auch nicht wundern wann bei mir alles so verstümmelt so widersprechend aussieht. Ich will Dir sagen, ich habe einen Ansaz von meinen Knabenjahren von meinem damaligen Herzen und der ist mir noch der liebste das war so eine wächserne Weichheit, und darinn ist der Grund, dass ich in gewissen Launen ob allem weinen kan aber eben dieser Theil meines Herzens wurde am ärgsten mishandelt so lang ich im Kloster bin selbst der gute lustige Bil* finger kan mich ob einer wenig schwärme- rischen Rede geradehin einen Narren schelten und daher hab ich nebenher einen trau- rigen Ansaz von Roheit dass ich oft in Wuth gerathe ohne zu wissen, warum, und gegen meinen Bruder auffahre wann kaum ein Schein von Beleidigung da ist. O es schlägt nicht dem Deinen gleich mein Herz es ist so bös ich habe ehmalen

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ein bessers gehabt aber das haben sie mir genommen und ich muss mich oft wundern, wie Du drauf kamst mich Deinen Freund zu heissen. Hier mag mich keine Seele izt fang' ich an, bei den Kindern Freundschaft zu suchen aber die ist freilich auch ser unbefriedigend."

Und ein erstes Liebeserlebnis fällt in die Maulbronner Zeit. Er fasst eine schwärme- rische Neigung zu der schönen, lebhaften Luise Nast, einer Verwandten des Freundes, von der wir wissen, dass sie die Blumen liebte und die Einsamkeit. Er verlobt sich mit ihr. Aber so sehr diese Jugendliebe ihn beglückt und so göttliche Stunden der Wonne sie ihm bereitet so trübe Quellen der Qual lässt sie auch für ihn fliessen: grundlose Eifer- sucht auf den Schulgenossen Bilfinger martert ihn bis zum Unerträglichen, und längere Trennungen von der Geliebten vermag er nur mit jenen Gefühlen zu ertragen, mit denen ein Gefangener verzweiflungsvoll an den Gitter- stäben seines Kerkers rüttelt. Es ist ein ewiger, aufreibender Wechsel von Lust und Pein. Himmelhoch jauchzend zu Tode

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oetrübt. Von welchen Aufgeregtheiten sein Wesen zu Zeiten heimgesucht war, lässt sein gesundheitlicher Zustand erkennen: er speit des öfteren Blut, ist elend zum Umfallen und meint sich dem Grabe nahe. Nun hatte er ein Glück und wusste es nicht zu tragen.

Wichtig für die Kenntnis seines Innen- lebens ist ein Brief aus jenen Tagen an Nast. Er sei im Auszug wiedergegeben:

„Wo soll ich anfangen? Soll ich Dir all unsre freudige und leidensvolle Tage her- erzählen? Ich will's tun werde aber so- bald nimmer aufhören können. Ich kam hierher sah sie sie mich. Beide fragten wir, jedes nach dem Charakter des andern wie's oft geht blos aus Zu- fall that's vielleicht Luise beide fragten Deinen guten Vetter, des Famulus Sohn der damals hier war den Gang unsrer Liebe will ich Dir nicht beschreiben Dein lieber guter Vetter bracht uns schon im ersten Monat meines Hierseins zusammen. Wie's da in meinem Herzen tobte wie ich beinah kein Wort hervorbringen konnte wie ich zitternd kaum das Wort Luise

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hervorstammelte, das weisst Du Bruder

das hast Du selbst gefühlt. Dein Vetter kam bald fort und schreckliche Tage kamen. Ich hatte das liebe Mädchen an einem Orte gesprochen wo ich, ohne vor- hergehende Abrede sie nie sprechen konnte

keiner Seele konnten wir uns vertrauen

kein Ort war sonst möglich wir blieben also auf die etlich Augenblicke auf die etlich herausgestammelten Worte beinah über einen Monat geschieden. O Bruder 1 Bruder! Das waren schreckliche Tage namenlose Leiden noch nie ge- fühlte Raserei zerriss mir das Herz. B. dann es hatte sich Eifersucht ins Spiel gemischt und der Gegenstand dieser war

Bilfinger er war unwissend von allem, auch ein Anbeter von Luisen. Ich erfuhr's

schrieb ihre Entfernung von mir einer geflissentlichen Vermeidung zu fand end- lich Gelegenheit ihr fürchterlichen Un- sinn, wie ich mich noch erinnere zu schreiben raste stündlich mit Bilfingern - und weder B. wusste, woher die un- begreifliche Feindschaft komme, noch die

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gute L. was der Unsinn zu bedeuten habe. Endlich in der Stunde des äussersten Grimmes sagt' ich alles vor B. heraus

er entsagt ihr freiwillig denn er hatte noch kein Wort mit ihr gesprochen

und so entstand unsre Freundschaft. L. sprach ich auch bald an dem Plätz- chen unsrer ersten Zusammenkunft sie fragte mich voller Angst ~ was ich denn mit dem Brief wolle? Ich ward verwirrt sie noch verwirrter und doch war's ein seliges Stündchen doch schieden wir herzlich vergnügt . . . Immer noch plagten mich grimmige Launen und manche Thräne floss über der Ungewissheit ob sie mich auch wirklich liebe. Nur selten kam ich zu ihr immer verstohlen und das machte dem lieben Mädchen oft bange. Sie war sehr zurückhaltend vor mir weil sie mich nicht kannte und ist das nicht schon ein be- wunderungswürdiger Zug in ihrer schönen

Seele? Der Sommer kam und mit

ihm Leiden über meine Luise und mich. Gott im Himmel I ich mag mich nimmer in die Tage versetzen . . . Man bemerkte den

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HÖLDERLIN

Kummer meiner Seele bald und im ganzen Kloster wurd' ich als gefährlich melancho- lisch ausgesagt. Luise hört' es, und ihr Kummer glich dem meinigen. Der Schlaf floh mich bei Nacht und bei Tag alle Thätigkeit . . . Um die Ursache unsrer Leiden frage mich, wenn Du willst Du sollst sie all erfahren sie werden Dir gering vor- kommen — wenn ich's überdenke, kann ich's auch nicht begreifen. Jetzt stille von den traurigen Tagen. Ich hatte für einen Jammermonat eine selige Stunde, wo ich mit meiner Luise weinte und für diese dankte ich Gott! Dankte ihm endlich für alles für all' die Leiden ah" die Ver- folgungen — all' die Thränen . . . Endlich wurd' ich ganz zufrieden ausser dass das Andenken an die Leiden mein Auge zu- weilen noch trübte. Und jetzt, Bester,

jetzt bin ich der Glücklichste auf Erden. Geh* es, wie will ich liebe meine Luise ewig ewig und ewig ewig liebt mich meine Luise."

Hölderlins früheste Gedichte haben wir aus der Denkendorfer Zeit. Es sind also

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Verse, die er mit 14, 15 Jahren schrieb Gereimte Sachen von mangelhafter Technik die der Kritik nicht wohl Stand zu halter vermögen. Aber in Maulbronn erstarkt seir dichterisches Ausdrucksvermögen auffallend Er bildet seine ersten Verse im Mass de: alcäischen Ode, die erstaunlich gewandt sind so in einem Gedicht an die Nachtigall, ii dem er Luise mit „Stella" anspricht. Schoi früh also zieht es ihn zur Ode, dem Mas Klopstocks, hin, das er später so einzig meistern sollte. Zunächst machen sich un verkennbar Einflüsse durch den Messias sänger bemerklich, bei den gereimten Verse haben Schubart, Schiller, das Gesangbuc und Ossian, der uns heute nicht mehr rech verständliche Schwärm der damaligen Jugenc Pate gestanden. Ein kindlich frommes Ge fühl durchflutet viele dieser jungen Zeilei und der Knabe sieht zu Christus auf, vo dem der Mann nichts mehr weiss. Er sprid von frühem Tode, von Freiheit und seine Liebe zur Natur. Und neben mancher vo Schülers pathetischem Schwung eingegebc nen Zeüe schreibt er schon ein paar s

Anfang des Gedichtes „Männerjubel" von HÖLDERLIN (1788)

HÖLDERLIN

einfach-ruhige Strofen wie diese an Luise

Nast:

Lass sie drohen, die Stürme; die Leiden

Lass trennen der Trennung Jahre

Sie trennen uns nicht!

Sie trennen uns nicht!

Denn mein bist du! Und über das Grab hinaus

Soll sie dauern, die unzertrennbare Liebe.

O! wenn's einst da ist,

Das grosse selige Jenseits,

Wo die Krone dem leidenden Pilger,

Die Palme dem Sieger blinkt,

Dann, Freundin, lohnet auch Freundschaft

Auch Freundschaft der Ewige.

So ist der Knabe Hölderlin. Seine Jugend ist ausschlaggebend für sein Leben ge- worden, mehr als bei einem andern Menschen. Hier liegen für den Einsichtigen schon alle die Wurzeln zutage, die sein Unglück her- aufführen mussten. Der Mangel einer ernsten männlichen Erziehung, die den unklaren Über- schwang seiner mächtigen Gefühle viel- leicht! — hätte bändigen können; der un- heilvolle Einfluss des Klosterlebens, das für diesen allzu weichen Menschen die denkbar ungünstigste Art geistiger und körperlicher

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Bildung war; zumal aber seine mystische Hingabe an das unbegriffene All der Natur und die ganze dunkle Wirrsal seiner jungen, schnell reizbaren Gefühle, die so im Wider- spruch standen mit dem allgemeinen Fühlen der Welt: es sind lauter Momente, die vor allem in Betracht zu ziehen sind, wenn man an eine Erklärung des Irrsinns gehen will, dem diese zarte, von sich und anderen schlecht geleitete Natur anheimfallen musste. In den Lenz seines Lebens fällt die auf die Ge- staltung seiner Kunst so einflussreiche Be- kanntschaft mit der Welt der Griechen und die erste brausende Liebesglut. So war es ein reicher Lenz und doch ein unseliger. Klagend sehen wir ihn blühen, wie wir dies ganze Leben blühen und welken sehen.

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Hölderlins Bildungsgang bringt es als selbstverständlich mit sich, dass er vom Maul- bronner Kloster aus die Universität Tübingen bezieht und dort ein Alumnus jenes be- rühmten Stiftes wird, das die Glaubenskämpfe so manches jungen schwäbischen Theologen bezeugen kann. Er freut sich auf die win- kende Freiheit wie ein Gefesselter und kommt in ein neues Joch. Die Zucht des Stiftes ist von der mönchischen Strenge in Maulbronn nicht sehr verschieden. Er ist unzufrieden, kränklich, niedergeschlagen, klagt in allen Briefen, und an Luise Nast schreibt er das Bekenntnis: „Der unüberwindliche Trübsinn in mir ist wohl nicht ganz, doch meist unbefriedigter Ehrgeiz" . .

Es hat ihn immer nach Ruhm verlangt. Er hat sein Leben lang nach Anerkennung gedürs- tet, immer von neuem und immer vergeblich.

Er schliesst eine nie getrübte Freund- schaft mit Ludwig Neuffer, einer Natur, die ähnlich angelegt ist wie er, und der sinnen-

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frohere Rudolf Magenau ist der dritte im Bunde. Mit dem gleichalterigen Hegel be- geistert er sich an Hellas, und sie lesen ge- meinsam Homer, Sofokles, Piaton, Spinoza, Rousseau und Kant; später tritt er mit dem jüngeren Schelling, der sein Stubengenosse wird, in nahe Beziehung, um auch mit ihm Lektüre zu treiben. Hölderlin, Hegel und Schelling. Welch eine Jugendfreundschaft! Aber Hölderlin, wie könnte es anders sein, ist der schwärmerisch innigste in der Be- zeugung seiner freundschaftlichen Gefühle.

Tübinger Studiengenossen Hölderlins ha- ben im Alter erzählt, wenn der Dichter im Esssaal vor Tische auf- und abgegangen wäre, so sei es gewesen, als schritte Apollo durch den Raum. So schön war er. An seinem Spiel auf Geige und Flöte erfreuten sich alle.

Das Fühlen der Freundschaft, das ihm notwendig war und das er in Versen oft besang, steht in Tübingen hell in Blüte; aber die Liebe zu Luise verblasst. Von ihr ge- trennt, verliert sich ihr Bild in immer dichtere Nebel. Sie fühlt es wohl. Es ist rührend, in ihren Briefen zu lesen. Sie, die mit viel

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dauernderer Liebe an ihm hänget als er an ihr, merkt das Ende bangend voraus und eines Tages tritt das Gefürchtete ein: er schreibt ihr den Abschiedsbrief.

Es ist ihm nicht leicht geworden, und die Gewissensbisse melden sich bald. Aber er vermag das vorzeitige Gebundensein nicht zu ertragen, es beengt und hemmt ihn, und das Verlangen nach Freiheit siegt. Zwei Jahre nach der Lösung dieses Verhältnisses erfährt er von Luises Verlobung mit einem andern. Auch er hat unterdessen eine neue Neigung gefasst, zu einer Stuttgarter Theo- logentochter, Elise Lebret, die ein kokettes Dämchen, ganz anders wie Luise, gewesen zu sein scheint. Sie passten wenig zueinander, und sein Interesse, obwohl ihn die Pflicht noch jahrelang an sie band, erlahmte schnell.

Er liest den Don Carlos, lernt den ver- ehrten alten Schubart persönlich kennen, und die Wogen der französischen Revolution brausen bis an das Tübinger Stift heran. Man begeistert sich in heimlichen Versamm- lungen, in denen die drei Jünglinge, die heute die Geschichte nennt, die geistig reg-

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samsten sind. Reden werden gehalten, bis eine, freilich resultatlose Untersuchung das jugendliche Feuer dämpft.

Aber Schwermut und düstere Gedanken bilden auch den Urgrund des Tübinger Höl- derlin, erst des Studenten und dann des Magisters der Philosophie. Wagt er es wirk- lich einmal glücklich zu sein, so steigt da- nach der graue Unmut doppelt machtvoll in ihm auf. „Ich habe den Mut verloren" ruft er aus, „und so ist's gut, nicht zuviel zu wünschen. Ich hänge mich an alles, wovon ich glaube, dass es mir Vergessenheit geben könne, und fühle jedesmal, dass ich ver- stimmt und unfähig bin, mich zu freuen, wie andere Menschenkinder." Der immer heftiger sich steigernde Widerwille gegen den Beruf macht seine Stimmungen noch gereizter und düsterer. Den Glauben an die kirchlichen Dogmen hat der Verehrer Kants und Spinozas verloren. Er zweifelt, ringt, wie immer wieder Jahr für Jahr die tausend Jünglinge im weiten Land, die nach Erkenntnis und Wahrheit dürsten: und dann hört er auf, ein Christ zu sein. Pantheistische Gefühle durchströmen

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ihn, und den Namen Christus, den der gläu- bige Knabe nannte, schliesst fürder keine seiner gedichteten Zeilen ein.

Hölderlins Zustand, als es sich darum handelt, das Studium abzuschliessen, ist ein trostloser. Was soll er tun? Soll er dieser Gedanke kommt ihm in der Tat die ganze Theologie kurz entschlossen hinter sich wer- fen, frei hinaustreten ins bunte Leben, um Schriftsteller zu werden und, wenn sich wirk- lich alles gegen ihn empören sollte, schnell zu vergehen? Der Schwache findet nicht den Mut dazu. Fünf Jahre hat er an das Studium verschwendet, das er hasst. Die Mittel, um etwas neues zu beginnen, sind nicht vorhanden. Verbittert, mit knirschen- den Zähnen, kehrt er, ein 2 3 jähriger, in den Schoss der engeren Heimat zurück.

Die Mutter nimmt den Zerschlagenen, so reich Entwickelten liebevoll in Nürtingen auf. Er lässt nicht ab, der Mutter zu Liebe, sich auf das verhasste Examen vorzubereiten. Aber die Träume seiner Nächte gehen nach an- derem. Nach Dichterruhm, wie er um Schillers teures Haupt versammelt war, nach Kränzen

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aus Lorbeerlaub und nach wundervollen Tagen schöpferischen Glückes. Nach lauter Dingen, die zugemessen ihm nicht beschieden sein sollte. Die Gedichte, die Hölderlin in Tübingen schreibt, sind fast ohne Ausnahme Oden in antiken Massen, die Klopstocks Bild herauf- beschwören, und rhetorische Hymnen im Geiste Schillers. Die in den letzten Tübinger Jahren entstandenen Sachen zeigen zwar eine schöne Sicherheit in der sprachlichen Diktion, und eine fliessende Melodik macht sich geltend, aber das Vorbild Schillers wird keineswegs überwunden. An ihn gemahnt die metrische Wahl der klingenden, meist trochäischen Strophen, die sich reimen; an ihn die Vor- liebe, Worte wie Urania, Elysium, Äonen usw. unermüdlich zu verwenden. Nachdem er sich mit Kant beschäftigt hat, finden Schillers filosofische Gedichte lebhaften Nachklang in den seinen. Der ganze Aufbau und ge- dankliche Gehalt von so prunkhaften Dich- tungen wie „Griechenland", „An die Stille", die Hymnen an die Menschheit, die Schön- heit, die Freiheit, die Freundschaft, die Liebe, erinnern an verwandte Dichtungen des schwä-

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bischen Landsmanns, besonders an „Die Götter Griechenlands", „Die Künstler" und „An die Freude". So sehr sie sich auch in gewissen Einzelheiten, wie in dem vertieften Gefühl für Hellas, dem Schiller nur mehr eine dichterische Laune entgegenbrachte, von ihren Vorbildern unterscheiden: zu einer selb- ständigen poetischen Anschauung hat sich der junge Hölderlin in Tübingen noch nicht emporgerungen.

Im Hause der Mutter führt der Dichter ein einförmiges, arbeitsames Leben, voll Sehnsucht in die Welt. Er besteht in Stutt- gart die so gefürchtete Staatsprüfung und sieht sich, da er entschlossen ist, ein Pfarr- amt nicht zu übernehmen, nach einer Hof- meisterstelle um. Freunde erreichen es, dass Schiller sich für ihn bei Frau Charlotte von Kalb in Waltershausen, einer der hervor- ragendsten Frauen jener Zeit, die für ihren neunjährigen Knaben einen Erzieher nötig hat, verwendet. Die Verhandlungen sind von Erfolg gekrönt. Hölderlin, scheu und befangen, tritt erst dem bewunderten Heros

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Schiller, in dessen Nähe es ihn magisch hinzieht, gegenüber, dann reist er frohen Mutes nach Waltershausen ab. Hier, unter liebenswürdigen Menschen und von einer schönen Natur umgeben, fühlt er sich glück- licher und gesunder als je. Die ersten Monate in dem idyllischen thüringischen Städtchen sind vielleicht als die glücklichste Zeit seines Lebens zu bezeichnen. Er darf ein zwang- loses Leben führen, wonach er sich immer so sehnte, seine Erziehertätigkeit macht ihm Freude, er geniesst Dankbarkeit, und beglückt schreibt er um Ostern an seine Mutter: „Ich sah nirgends einen schöneren Frühling als hier." Aber der Umschwung kommt wie immer bei ihm. Sein Schüler macht nicht die Fortschritte, die er wünscht, und er er- kennt hässliche Anlagen in ihm, die ihn ver- stimmen und niederdrücken. Er leidet schwer, gleich den Eltern des Knaben, und diese halten eine Übersiedelung des Erziehers und Zöglings in neue Verhältnisse für geboten. Anfang November 1794 gehen die beiden auf einige Zeit nach Jena, dann, mit Frau von Kalb zusammen, nach Weimar. Da

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Hölderlin mit Betrübnis fühlt, einen dauernden Einfluss auf seinen Schüler nicht gewinnen zu können, bittet er um seine Entlassung. Schweren Herzens, aber voll feinsten Ver- stehens und unter Bewahrung treuer Freund- schaft, gewährt sie ihm Frau von Kalb, und Hölderlin kehrt, hoffend und unabhängig zunächst, aber ohne jede Aussicht auf eine sichere Zukunft, nach Jena zurück.

Er lebt in dem berühmten Ort, damals der aufgeklärtesten Universität Deutschlands, einfach und zurückgezogen, dem Studium der Filosofie unter Fichtes Führung und eigenen poetischen Arbeiten hingegeben. Fichte macht einen nachhaltigen Eindruck auf ihn, vor allem aber zieht es ihn immer wieder zu dem geliebten Schiller hin, der sich unablässig als treuer Freund bewährt. „Ein Besuch bei ihm gibt mir mehr Genuss und Stärkung als jede andere Gesellschaft."

Auch Goethe, mit dem er ebenso wie mit dem ihn weltmännisch dünkenden Herder schon in Weimar zusammengetroffen war, sieht er zuweilen, und seine grosse Herzens- güte und schöne Menschlichkeit entzücken

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ihn fast mehr noch als die Funken seines Geistes. „Man glaubt oft einen recht herz- guten Vater vor sich zu haben" sagt er von ihm. So lebt er voll reicher Anregungen, aber ohne mit dem, was ihm unter den Händen gelingt, zufrieden zu sein. Und die Geldmittel erschöpfen sich. Irgend eine feste Position ist nicht zu erlangen, und da er, um zu sparen, schlecht und wenig* isst, ge- staltet sich auch sein körperlicher Zustand wieder zu einem bejammernswerten. Er kann nicht mehr arbeiten in dieser Lage, Sehn- sucht nach der Heimat und den Seinigen ergreift ihn, er fühlt sich vereinsamt wie eine hilflose Waise, und der Erdkreis scheint ihm verdunkelt um ihn her. Auch ist wohl mit Recht zu vermuten, dass ihn, da ihm nichts nach Wunsch gelang, Schillers Nähe auf die Dauer bedrückt hat, denn sein Ehrgeiz war oft ohne Mass. Im Juni 1795 scheint er Jena verlassen zu haben. Er ist jetzt 2$ Jahre alt. Ein Schiffbrüchiger, kehrt er in die Heimat zurück; verstört, ohne Glauben an seine Kunst und voller Zweifel an dem Ver- mögen, sich im Leben zurechtzufinden.

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„Frankfort est une tres jolie ville; on y dine parfaitement bien; tout le monde parle francais et s'appelle Gontard." Diese Worte schrieb Frau von Stael im Jahre 1803, als sie Frankfurt besuchte, in ihr Tagebuch. Der Name Gontard ist es, der Friedrich Hölderlin zum Glück und zum Verhängnis wird.

Im heimatlichen Nürtingen verlebt der Dichter keine frohen Tage. Es beschämt ihn, der Mutter spärliches Brot zu essen, und er verlangt von neuem nach Selb- ständigkeit. Am Ende des Jahres findet sich eine Stellung für ihn, und er reist in das Haus des Bankiers Jakob Friedrich Gontard nach Frankfurt ab, um dort die Erziehung der Kinder zu übernehmen.

Gontard war ein geistig unbedeutender Mensch von ziemlich roher Natur. Eine nervöse Reizbarkeit war ihm zu eigen, die ihn nicht selten ausfallend heftig werden Hess. Als Knabe hatte er sich in einem Wutanfall das rechte Auge mit einer Gabel

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ausgestochen. Seine Interessen waren durch- aus geschäftlicher Art, und zu Kunst und Lite- ratur besass er so gut wie keine Beziehungen. Dieser Mann war mit einer Frau ver- mählt, die nichts mit ihm gemeinsam hatte. Frau Susette, eine geborene Hamburgerin, ungewöhnlich reich begabt und von stiller innerer Harmonie, war ein Geschöpf, das dauernder Verehrung würdig ist. Dass sie Hölderlins Liebe erweckte, war eine Not- wendigkeit, denn sie war edel, schön und gut wie eine Griechin. Ein Relief, das Landolin Ohmacht nach der Lebenden ge- fertigt hat, zeigt uns ihre Züge.*) Sie hatte langes, schwarzglänzendes Haar, das sie in der Mitte gescheitelt trug, und auch ihre offenen, seelenvollen Augen waren dunkel. Das Gesicht zeigte ein weiches Oval, das zu gleicher Zeit Hoheit und Anmut in sich schloss und die Reinheit einer Göttin. „Mein Schönheitssinn ist nun vor Störung sicher. Er orientiert sich ewig an diesem Madonnen- kopfe" schrieb Hölderlin an Neuffer. Ihr

*) Siehe das Titelbild dieses Bandes.

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Gang soll von hohem Zauber gewesen sein, denn auch die Gestalt einer Griechin war ihr zu eigen. Kurz, sie war seltsam schön. Und da auch er wie ein Apoll war und voll Sehnsucht nach dem Schönen und Guten wTie hätten sich diese beiden jungen Menschen nicht lieben sollen?

Susette, von Hölderlin mit dem von Platon übernommenen Namen Diotima beschenkt, der sie für alle Zeiten durch die Geschichte des Schönen trägt, war reich an Bildung des Geistes und des Herzens. Sie war von einer feinsinnigen Mutter liebevoll erzogen worden, und als sie sich mit dem wohlhabenden Gontard vermählte, wurde die eigentümliche Bedingung an ihre Ehe geknüpft, dass sich die Tochter von der Mutter, deren höchstes Gut sie war, nie werde zu trennen brauchen. So siedelte die alte Dame mit nach Frank- furt über und entschädigte durch ihre hilf- reiche und gütige Gegenwart ihr Kind für das gesellschaftlich zwar lebhafte und opu- lente, aber geistig verarmte Leben in dem Gontardschen Hause.

Nach wenigen Jahren stirbt die Mutter.

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Für Susette, die ja mit Gontard nichts weiter als das äussere Leben verbindet, bedeutet dieser Tod einen Verlust ohne gleichen. Die Erziehung der Kinder, die die alte Dame in hervorragender Weise überwacht hatte, liegt brach und muss in andere Hände gegeben werden. So kommt Hölderlin in das Haus, als ein Ersatz. Er kommt, um eine Lücke auszufüllen, aber er tut es in anderem Sinn, als Gontard wünschte.

Seine ersten Gefühle Diotima gegenüber scheinen Verehrung und Bewunderung ge- wesen zu sein. Aber da nun diese zwei zarten Menschen, beide auf ihre Art gefesselt beide voll Sehnsucht, beide schön, beide von dem Verlangen nach einer verfeinerten Lebens- art erfüllt und ihren ganzen idealen Anlagen nach so gut für einander geschaffen, täglich während ganzer Stunden denn Gontard ist viel ausser dem Hause allein zusammen sind, in Gesprächen über die Kinder, über die Natur, die sie beide lieben, und über die Schönheiten der Kunst begriffen, deren Ge- nuss ihnen ein Bedürfnis ist, so ereignet sich, was das Geschick nicht hindern kann: in

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Für Susette, die ja mit Gontard nichts weiter als das äussere Leben verbindet, bedeutet dieser Tod einen Verlust ohne gleichen. Die Erziehung der Kinder, die die alte Dame in hervorragender Weise überwacht hatte, liegt brach und muss in andere Hände gegeben werden. So kommt Hölderlin in das Haus, als ein Ersatz. Er kommt, um eine Lücke auszufüllen, aber er tut es in anderem Sinn, als Gontard wünschte.

Seine ersten Gefühle Diotima gegenübei scheinen Verehrung und Bewunderung ge- wesen zu sein. Aber da nun diese zwei zarten Menschen, beide auf ihre Art gefesselt beide voll Sehnsucht, beide schön, beide von dem Verlangen nach einer verfeinerten Lebens- art erfüllt und ihren ganzen idealen Anlagen nach so gut für einander geschaffen, täglich während ganzer Stunden denn Gontard ist viel ausser dem Hause allein zusammen sind, in Gesprächen über die Kinder, übei die Natur, die sie beide lieben, und über die Schönheiten der Kunst begriffen, deren Ge- nuss ihnen ein Bedürfnis ist, so ereignet sich, was das Geschick nicht hindern kann: in

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einem jeden von ihnen keimt jene grosse und innige Liebe auf, die ihnen die Stunden mit Sonne erfüllt und ihrem Dasein Flügel verleiht.

„Ich bin in einer neuen Welt" schreibt Hölderlin um diese Zeit an Neuffer. „Ich konnte wohl sonst glauben, ich wisse, was gut und schön sei, aber seit ich's sehe, möcht' ich lachen über all mein Wissen. Lieber Freund! Es gibt ein Wesen auf der Welt, worin mein Geist Jahrtausende verweilen kann und wird, und dann noch sehen, wie schülerhaft all unser Denken und Verstehn vor der Natur sich gegenüber rindet. Lieb- lichkeit und Hoheit, und Ruh und Leben, und Geist und Gemüt und Gestalt ist ein seliges Eins in diesem Wesen. Du kannst mir glauben, auf mein Wort, dass selten so etwas geahndet und schwerlich wieder ge- funden wird in dieser Welt. Du weisst ja, wie ich war, wie mir gewöhnliches entleidet war, weisst ja, wie ich ohne Glauben lebte, wie ich so karg geworden war mit meinem Herzen und darum so elend. Könnt' ich werden, wie ich jetzt bin, froh, wie ein Adler,

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wenn mir nicht dies, dies Eine erschienen wäre und mir das Leben, das mir nichts wert war, verjüngt, gestärkt, erheitert, ver- herrlicht hätte mit seinem Frühlingslichte? Ich habe Augenblicke, wo all* meine alten Sorgen mir so durchaus thöricht erscheinen, so unbegreiflich, wie den Kindern. Es ist auch wirklich so unmöglich, vor ihr an etwas sterbliches zu denken, und eben deswegen lässt so wenig sich von ihr sagen. Vielleicht gelingt mir's hie und da, einen Theil ihres Wesens in einem glücklichem Zuge zu be- zeichnen, und da soll Dir keiner unbekannt bleiben. Aber es muss eine festliche, durch- aus ungestörte Stunde sein, wenn ich von ihr schreiben soll. Dass ich jetzt lieber dichte, als je, kannst Du Dir denken."

Eine wundersame Zeit ist da, aber doch keine schmerzenlose: denn diese Liebe ge- bietet Entsagung. Wir sehen die beiden während Gontard im Klub dem Kartenspiel ergeben ist an stillen Abenden beisammen sitzen, Lektüre treiben, schwärmen und mit bewegter Stimme von Hellas sprechen und vom heiligen Monde, dessen silbernes Licht

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durch die Gardinen rinnt. Wir sehen ihre Augen mit Sehnsucht ineinander ruhen und dann auch ihre Hände. Da aber tut sich vor den roten Rosen ihres Glückes ein Abgrund auf und mit einem Lächeln des Schmerzes, in dem doch eine Seligkeit schim- mert, blicken sie verwirrt in diese Tiefe hin- ein. Wir wissen nichts von den Innigkeiten ihrer Liebe. Hierüber hat der Dichter in seinen Briefen nichts niedergelegt. Aber aus seinen Dichtungen erfahren wir, von welchen mystischen Tiefen diese Liebe war, die ihn die gesamte Schönheit der Welt in einem Wesen lieben Hess, und die Form dieser Dichtungen zeigt uns, wie sehr sie ihn künstlerisch gefördert hat. Es bedarf keinen Scharfblicks, wenn man sich das vor- nehme Wesen dieser geistig geadelten Na- turen vor die Seele ruft, dass die Liebe zwischen Hölderlin und Diotima nicht auf sinnlicher Glut, sondern auf einer süssen Harmonie des innersten Fühlens und Er- kennens gegründet war. Es war eine Leiden- schaft, aber eine verklärte, und die schweren sittlichen Kämpfe, die sie für diese fein or-

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ganisierten Menschen in Begleitschaft hatte, werden so schmerzhaft gewesen sein, dass wir sie nicht zu ermessen vermögen.

Hölderlin konnte einen solchen Zustand, der ihn in Zwiespalt mit seinem ethischen Bewusstsein brachte und ihm dort Verzicht gebot, wo das strahlendste Besitzen winkte, das ihm das Leben je bescheren konnte, auf die Dauer nicht ertragen. Die Liebe zu Diotima ist ein verzehrendes Glück. Die Qualen der Eifersucht, wenn er an den rohen Gatten denkt, der diese Göttin umarmen darf, und das Bewusstsein, mit seinen Ge- fühlen auf sittlich schiefen Wegen zu wandeln, machen ihn mürb und matt. Dazu kommt die unwürdige Behandlung, die er von Gon- tard zu erfahren hat. Dieser benutzt mit Vorliebe die Gelegenheiten, ihm seine ab- hängige Stellung klar zu machen, weist ihn in den Hintergrund, wenn Besuch im Hause ist, und fasst seine Stellung als die eines Dieners auf, der dankbar zu sein hat, dass man ihn so gut bezahlt. Man stelle sich vor, mit welchen Empfindungen Hölderlin eine solche Behandlung vor den Augen Diotimas

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erträgt. Er hat Demütigungen zu erfahren, gegen die sein Stolz sich auflehnt mit der Gewalt des Löwen, aber er schweigt und duldet, um der Geliebten willen. Er ist elend, zerrissen und fühlt immer klarer: es geht nicht weiter so. Er will fort aber dann tritt ihm Diotima entgegen, und er sieht die Liebe in ihren Augen leuchten und kann nicht gehen. Welche Stunden mag er erlitten haben! Es ist ein Kämpfen, das seine zarten Kräfte aufreibt bis zum äussersten. „O Freund," schreibt er im Juli 1797 an Neuffer, nachdem er lange nichts von sich hören liess, „ich schweige und schweige, und so häuft sich eine Last auf mir, die mich am Ende fast erdrücken, die wenigstens den Sinn unwider- stehlich mir verfinstern muss. Und das eben ist mein Unheil, dass mein Auge nimmer klar ist wie sonst. Ich will es Dir gestehen, dass ich glaube, ich sei besonnener gewesen als jetzt, habe richtiger als jetzt geurteilt von andern und mir in meinem zweiundzwanzig- sten Jahre, da ich noch mit Dir lebte, guter Neuffer I O! gieb mir meine Jugend wieder 1 Ich bin zerrissen von Liebe und Hass." Und

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ein Jahr später schreibt er: „Bruderherz, ich hab' auch viel, sehr viel gelitten, und mehr, als ich vor Dir, vor irgend einem Menschen jemals aussprach, weil nicht alles auszu- sprechen ist, und noch, noch leid' ich viel und tief und dennoch mein' ich, das Beste, was an mir ist, sei noch nicht untergegangen." In der Frankfurter Gesellschaft fängt man an zu tuscheln. Die Beziehungen zwischen ihm und Diotima haben nicht ganz ver- borgen bleiben können und werden allmäh- lich das Gespräch der bösen Zungen. Höl- derlin muss Anspielungen hören, die ihm das Blut in Wallung bringen und ihn vor Scham erröten lassen. Immer unhaltbarer wird seine Lage. Er sieht ein, es muss ein Ende werden. Und wieder will er gehen, um sich in Mannheim als Privatlehrer nieder- zulassen — und wieder bringt er den Ab- schied nicht fertig. So dichtet er in der Ode, die er „Abschied" nennt:

Trennen wollten wir uns, wähnten es gut und klug? Da wir's taten, warum schreckte wie Mord die Tat? Ach, wir kennen uns wenig,

Denn es waltet ein Gott in uns.

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Den verraten? ach, ihn, welcher uns Alles erst, Sinn und Leben, erschuf, ihn, den beseelenden Schutzgott unserer Liebe?

Dies, dies Eine vermag ich nicht!

Aber dann kommt das Ende doch. Es kommt, obwohl lange geplant, unerwartet und bei Nacht. Eine übereilte Beschimpfung, die Gontard dem Dichter zuteil werden lässt, ist die letzte Ursache. Über die Einzelheiten sind wir nicht genau orientiert. Wahrschein- lichkeit hat eine Überlieferung. Es heissl, die hübsche Haushälterin Gontards sei in Hölderlin verliebt gewesen, zu ihrem Schmerz ohne Erfolg; sie habe dem Dichter die ein- samen Abendstunden bei der Herrin des Hauses missgönnt, und wenn Gontard, dem sie die Tür zu öffnen hatte, des Abends nach Hause gekommen wäre und die Frage: „Was macht meine Frau?" an sie gerichtet hätte, so habe sie täglich die gleiche Ant- wort: „Herr Hölderlin liest ihr vor!" für ihn bereit gehabt; sie habe dieser Antwort all- mählich eine Bedeutung zu geben gewusst, dass dem Bankier Gontard eines Abends die Galle überfloss. Er stürzte in das Zimmer,

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in dem er die beiden im Gespräch bei- sammen fand, und schleuderte dem Dichter so grobe Beschuldigungen ins Gesicht, dass dieser sich veranlasst sah, das Zimmer sofort zu verlassen, noch in der gleichen Nacht seine Sachen zusammenzuraffen und dem Gontardschen Hause für immer den Rücken zu kehren,

Gontard bereute seine vorschnellen Worte. Diotima verlangte von ihm eine Rechtferti- gung des mit Unrecht Beschimpften: sie wünschte, dass er zurückgerufen werde. Gon- tard scheint auch bereit gewesen zu sein, dieses Verlangen zu erfüllen ... da wird er von einem klugen Oheim auf eine eilige Geschäftsreise nach Wien geschickt, und die geplante Rechtfertigung verläuft sich im Sande.

Hölderlin trägt seinen Jammer nach Hom- burg, wo ihm ein Freund aus Schwaben, Sinclair, wohnt. Der Fortgang von Frank- furt, in dessen Mauern er drei Jahre leben durfte, hat einen Abbruch der Beziehungen zu Diotima zunächst noch nicht bedeutet. Es ist sicher, dass sie Briefe wechselten. Diese

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wichtigen Dokumente sind nicht erhalten. Verwandte haben sie verbrannt. Eine heim- liche Zusammenkunft der Liebenden scheint stattgefunden zu haben; vielleicht auch sahen sie sich mehrmals wieder. Zuverlässiges wissen wir hierüber nicht.

Das Zeichen der Homburger Tage ist Qual und Sehnsucht. Wieviel ihm ge- nommen war, versteht man, wenn man daran denkt, dass ihm die Liebe zu Dio- tima nicht nur die Liebe zu einem teuren Menschen, sondern die mystische Hingabe an die Schönheit der ganzen Welt bedeutete, die ihm in diesem einen, höchsten Wesen verkörpert war. Seine heiligsten Gefühle waren ihm Religion, und die Liebe zu Dio- tima war ihm vor allem eine solche. Eine Religion ist ihm zertrümmert worden. Er ist aus einem Tempel ausgestossen und weiss, dass ihm ein beglückender Zutritt zu dem verlorenen Heiligtum für alle Zukunft versagt ist.

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Uen,jtiefsten Einfluss auf die künstlerische Entwicklung eines bedeutenden Menschen ruft ein tiefes Erlebnis hervor. Diese alte Wahrheit tritt auch bei Hölderlin ein. An der Liebe zu Diotima reift er zu jenem grossen, rätselhaften Künstler des Wortes heran, der uns mit den Schauern ehr- fürchtiger Liebe erfüllt. In Frankfurt und in den folgenden wenigen Jahren seines langen Lebens, die ihm noch in geistiger Gesundheit zu verbringen beschieden ist, bringt er jene einzigen Verse hervor, die mit nichts in der deutschen Lyrik zu ver- gleichen sind: Verse einer einsamen, dem Fühlen des Volkes abgewendeten, weh- mütigen Grösse, von hellenischer Klarheit erfüllt und doch oft so wundersam sehn- süchtig mit ihrem unbeschreiblichen Duft, dass uns ist, als sähen wir weisse Rosen in der Dämmerung unserer Heimat blühen.

In einigen Frankfurter Gedichten pflegt er zunächst noch den Reim, zu dem er ein

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dauerndes Verhältnis nicht finden kann, und bildet als letzte Strofe eines Diotima-Ge- dichtes jene an eine ihm teure Empfindung ge- richteten Zeilen, die mir noch immer die lieb- sten seiner gereimten Worte geblieben sind:

O Begeisterung, so finden Wir in dir ein selig Grab ; Tief in deine Wogen schwinden, Still frohlockend, wir hinab, Bis der Höre Ruf wir hören Und, mit neuem Stolz erwacht, Wie die Sterne wiederkehren In des Lebens kurze Nacht.

Dann aber verlässt er diese ererbte äussere Melodik und weiss sich schnell der inneren und feineren Musik des Rhythmus zu bemächtigen, den er zu einer bis dahin nicht gekannten Höhe und Vergeistigung emporführt. Er schreibt Oden, Elegieen an- tiken Masses und, besonders in späterer Zeit, freie Rhythmen von meist jambischem Grund- klang. Seine Oden stellen das Vollendetste dar, was die deutsche Sprache in dieser Kunst- form ihr eigen nennt. Er meistert diese ge- liebten Metren mit einer Anmut der Sprache, die ihn weit über Klopstock erhebt Wenn

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uns auch die Überlieferung', dass er in hohem Masse musikalisch war, fehlte : der Wohllaut seiner Sprache würde es untrüglich lehren. Sein rhythmisches Gefühl ist so verfeinert und so vor jeder Irrung sicher, dass man es nur an Hellas messen kann. Hier hat er Goethe den Kranz vom Haupt genommen. Mit Schiller ist der Hölderlin der Reife durch nichts mehr verbunden. Die von den Schlacken des Pathos bis zum Grunde befreite Einfach- heit des sprachlichen Ausdrucks und die kristal- lene Anschauung, von der seine Kunst ge- tragen ist, rückt ihn ungleich näher an Goethe heran, dem er im übrigen in nichts zu Danke verpflichtet ist. Lyrische Prägnanz ist ihm ein hohes Gebot, das der unermüdliche und oft verzweifelnde Feiler und Verbesserer heilig hält. Gleich aus der ersten Zeit seiner Vollendung stammt ein kleines, süsses Ge- dicht, das in der Knappheit und Einfachheit seiner wohltönenden Sprache, durchtränkt von einem innigen Gefühl für die dämmernde Natur, seine Eigenart schön beleuchtet. Ich meine den „Sonnenuntergang", mir eine der teuersten seiner kleinen Oden:

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Sonnenuntergang. Wo bist du? trunken dämmert die Seele mir Von aller deiner Wonne; denn eben ist's, Dass ich gelauscht, wie, goldner Töne

Voll, der entzückende Sonnenjüngling

Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt' ; Es tönten rings die Wälder und Hügel nach, Doch fern ist er zu frommen Völkern, Die ihn noch ehren, hinweggegangen.

Heimweh und Jammer der Liebe machen lange den Grundklang seiner Dichtung aus. Schon in Frankfurt, gewillt, sich von Diotima loszureissen, schreibt er die rührenden Verse:

Abbitte. Heilig Wesen 1 gestört hab' ich die goldene Götterruhe dir oft, und der geheimeren, Tiefern Schmerzen des Lebens

Hast du manche gelernt von mir.

O vergiss es, vergib ! gleich dem Gewölke dort Vor dem friedlichen Mond, geh ich dahin und du Ruhst und glänzest in deiner

Schöne wieder, du süsses Licht!

Und später verdichtet er die Schmerzen seiner Liebe zu einem innigen Zyklus von Elegieen „Menons Klage um Diotima", in denen es glüht unter dem Schleier äusserer

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Fassung; ein ruhig'er Stil der Grösse und Feierlichkeit macht diese Elegieen zu dem Schönsten und Traurigsten, was wir von Hölderlin besitzen. Und in der Ode „Am Abend" spricht er selig aus, wie tief ihm die Liebe zu Diotima die Natur verschönt:

Am Abend.

Geh unter, schöne Sonne, sie achteten Nur wenig dein, sie kannten dich, heil'ge, nicht, Denn mühelos und stille bist du

Über den Mühsamen aufgegangen.

Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht, Und wohl erkennt mein Auge dich, herrliches! Denn göttlich stille ehren lernt' ich, Da Diotima den Sinn mir heilte.

O du, des Himmels Botin, wie lauscht' ich dir, Dir, Diotima! Liebe, wie sah von dir Zum goldnen Tage dieses Auge

Staunend und dankend empor. Da rauschten

Lebendiger die Quellen, es atmeten Der dunkeln Erde Blüten mich liebend an, Und lächelnd über Silberwolken Neigte sich segnend herab der Äther.

Sehnsüchtiges Begehren in die Heimat hat ihn immer beherrscht, wenn er aus den

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Wirren seiner dunkeln Empfindungen keinen Ausweg fand und körperlich elend war. So singt der Schwergeprüfte der letzten Frank- furter Tage, in Gedanken an das Tal des Neckar:

Die Heimat. Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom, Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat; So kam' auch ich zur Heimat, hätt' ich Güter so viele wie Leid geerntet.

Ihr teuern Ufer, die mich erzogen einst, Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir, Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich

Komme, die Ruhe noch einmal wieder?

Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah, Dort bin ich bald; euch, traute Berge,

Die mich behüteten einst, der Heimat

Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus Und liebender Geschwister Umarmungen

Begrüss' ich bald, und ihr umschliesst mich, Dass, wie in Banden, das Herz mir heile,

Ihr treu gebliebnen! aber ich weiss, ich weiss, Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht, Dies singt kein Wiegensang, den tröstend Sterbliche singen, mir aus dem Busen.

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Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn, Die Götter, schenken heiliges Leid uns auch. Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde

Bin ich, zu lieben gemacht, zu leiden.

Die Qualen der Liebe werden verklärl durch eine vornehme Mässigung des Aus- drucks, die dem Künstler eine ästhetische Forderung ist. Das berühmte, ünsagbai schöne und eines griechischen Genius wür- dige „Schicksalslied" entsteht, ein rhythmi- sches Wunder, und wir werden an die Weis- heit des lyrischen Chores in der griechischen Tragödie gemahnt, wenn wir die aus der grösseren Dichtung „Emilie vor ihrem Braut- tag", die als Ganzes ja nicht sehr charakte- ristisch für ihn ist, herausgelösten Verse lesen, die diesem Büchlein vorangestellt sind. Seine Gemeinschaft mit der Natur mutet uns nicht selten priesterlich an, und dem Äther lässt er nicht ab seine pantheistische Liebe zu zollen. In den Gedichten der Reflexion erweist er sich als ein lyrischer Filosof, dem die empirische Basis fremd ist. Er hat den Bau seiner mystischen Gedanken, die in ein fest umrissenes System zu bringen er

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HÖLDERLIN Nach dem Bilde von C. Laufer

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viel zu sehr Dichter war, auf einem panthe- istischen Naturgefühl errichtet. Wir fühlen schauernd das profetische Ahnen und Be- greifenwollen der Weltseele, von der er selbst ein Teilchen ist. Und bei dem allen macht sich in den Gedichten seiner Reife eine sinn- liche Klarheit geltend, die eine Verrückung des Geistes in das Bereich der Unmöglich- keit zu weisen scheint.

Hölderlins Lyrik ist eine Vereinigung von hellenischer Form mit germanischem Geist; denn ganz germanisch ist sein dich- tendes Naturgefühl, seine Sehnsucht in das All, seine lyrische Subjektivität: nur durch die Kenntnis seines Lebens ist das, was er schrieb, zu verstehen. Der von den zarten Blumen des Frühlings durchwobene Zauber seiner Poesie, der sich dem flüchtig Ge- niessenden nicht eröffnet, jenen aber, die sich liebend hinzugeben wissen, eine ganze, duftige Welt bedeutet, beruht auf ganz ge- heimen, von gewissen hellseherischen Gaben unterstützten Beziehungen seiner dichte- rischen Persönlichkeit zum All. Nur wer von diesem heiligsten Fühlen, das den

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Menschen, aber nicht allen, gegeben ist, weiss, und hier seiner eigenen quellenden Sehnsucht hat Einhalt gebieten müssen, wird Hölderlin ganz begreifen können. Seine Dichtung birgt jene aus einem ahnungs- vollen und tief ergreifenden Verkehr mit der mystischen Wesenheit der Natur ge- borene religiöse Verklärung, die wir, um einige neuere Dichter zu nennen, bei dem Dänen Jacobsen lieben, bei dem frühen Maeterlinck und dem jungen Deutschen Rilke.

So ist der junge Mystiker. Er ist lyrisch bis zur Wurzel. Und wenn man das Wesen seiner in vollendete Verse grie- chischen Klanges gegossenen Lyrik erfasst hat, bleibt über das, was der lyrische Er- zähler und lyrische Dramatiker zu bilden bestrebt war, nicht mehr viel zu sagen.

Schon in der Tübinger Zeit beschliesst Hölderlin die Gestaltung eines Buches, das er nach dem Namen des Helden „Hyperion" nennen will. Er bildet sich diesen Namen,

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indem er ihn andeutungsvoll in die An- fangs- und Endbuchstaben seines eigenen einschliesst. Er plant den „Hyperion" zu- nächst als ein Epos in Jamben. Kleinere Teile werden in dieser Form auch fertig gestellt, bald aber in die Form der Prosa umgegossen, die für das Werk äusserlich die endgültige bleibt, innerlich freilich den gefühlten Rhythmus hymnischer Verse selten verleugnen kann. Hölderlin denkt sich das Buch als eine Art Roman. Er schwankt zwischen der Ich- und Briefform hin und her und entschliesst sich endlich zu der letzteren. In Waltershausen arbeitet er weiter. Auch in Jena, wo die Arbeit freilich nicht flecken will und wo er be- sonderen Grund hat, unzufrieden mit sich und den mangelhaften Fortschritten der Dichtung zu sein: Schiller hatte den Ver- leger Cotta bewogen, das Buch, das er als genialisch rühmte, ohne weiteres, bei so- fortiger Bezahlung des Honorares, zu ver- legen — und Hölderlin, der das Geld so bitter nötig hat, quält und quält sich und bringt die Vollendung nicht zuwege.

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Im Jahre 1794 erscheint das erste, be- sonders reizvolle und schon in Briefform ab- gefasste Fragment der Dichtung in Schillers „Thalia". Dieses Fragment wird wiederum völlig umgemodelt, unter dem ideellen Ein- fluss Diotimas bedeutend erweitert, und die beiden in eine endgültige Form ge- brachten Bände des Werkes kommen in den Jahren 1797 und 1799 heraus.

Was ist der Hyperion? Ein Roman, eine Novelle ist er nicht; er ist eine Sammlung von inneren, an der Liebe zur Natur und zu Diotima herangereiften lyri- schen Erlebnissen, die durch eine lockere und unwesentliche Handlung äusserlich mit- einander verknüpft sind. „Hyperion" ist Hölderlins Schicksalsbuch. Es war für ihn so nötig, wie der Werther für Goethe war. Und Hölderlin ist Hyperion, genau wie wir Goethes Züge in denen Werthers zu lieben gewöhnt sind. Dennoch ist der Unterschied gross. Denn Hölderlin formt seine Dichtung in Momenten äusserster Subjektivität, zu einer Zeit, da er alles das qualvoll und glücklich durchkostet, was er niederschreibt. Er

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schreibt den Hyperion, während er ihn lebt. Goethe dagegen, der Klare, bildet seinen Werther zu einer Zeit, wo das Er- lebnis hinter ihm liegt. Da er seine Dich- tung von sich wälzt, ist er der Werther, d. h. das Ich, das er zeichnet, längst nicht mehr. Er steht über ihm, auf einer selbst- eroberten Höhe, und hat sich zu einer ob- jektiven Klarheit durchgerungen, von der Hyperion nichts weiss.

Es war wichtig, auf Hölderlins Leben hin- zuweisen: nur an der Hand dieser Kenntnis ist es möglich, eine so bis ins letzte per- sönliche Dichtung wie diese zu verstehen. Das schöne Fragment von 1794, das von Diotima noch nichts weiss, mutet mich an wie das hohe Lied enttäuschter Liebe, die das ersehnte Ideal nicht finden kann, und wie ein tief ergreifender Kampf zwischen Gefühl und Vernunft, zwischen dem Reich der Fantasie und dem Reich der Wahrheit, zwischen den Zuständen der höchsten Einfalt und der höchsten Bildung. Am Ende des Fragmentes spricht Hölderlin die schönen Worte aus, die sein Verhältnis zur Natur voll-

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endeter kennzeichnen als alle Erklärungen, die man hierüber geben könnte:

„Noch ahn' ich, ohne zu finden. Ich weiss nicht, wie mir geschieht, wenn ich sie ansehe, diese unergründliche Natur; aber es sind heilige, selige Tränen, die ich weine vor der verschleierten Geliebten. Mein ganzes Wesen verstummt und lauscht, wenn der leise geheimnisvolle Hauch des Abends mich anweht. Verloren ins weite Blau, blick' ich oft hinauf an den Äther, und hinein ins heilige Meer, und mir wird, als schlösse sich die Pforte des Unsichtbaren mir auf und ich verginge mit allem, was um mich ist, bis ein Rauschen im Gesträuche mich aufweckt aus dem seligen Tode, und mich wider Willen zurückruft auf die Stelle, wovon ich ausging. Meinem Herzen ist wohl in dieser Dämmerung. Ist sie unser Element, diese Dämmerung? Warum kann ich nicht ruhen darinnen? . . . Aber ich kann nicht! ich soll nicht! Es muss heraus, das grosse Geheimnis, das mir das Leben gibt oder den Tod."

Der „Hyperion" der späteren Zeit ist für

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mein Gefühl nicht immer in die gleiche sprachliche Frische und Kraft getaucht wie das Fragment. Dieses hat auch den Vorzug der Kürze. Denn die Melodie einer Prosa, deren Elemente lediglich ein lyrisch-filoso- fisches Empfinden und rhythmischer Wohl- klang sind, muss sei sie noch so schön auf die Länge eintönig und ermüdend wirken: vor diesem Vorwurf kann man den „Hyperion" nicht bewahren. Im Zu- sammenhang ist die dithyrambisch-leiden- schaftliche Lyrik der Dichtung heute nur noch für jene zu gemessen, die bis in die letzten Tiefen Hölderlinschen Fühlens vor- gedrungen sind und denen auf diese Weise auch das scheinbar Unbegründete und für den unbefangenen Leser rätselhaft Willkür- liche in manchen Teilen der Handlung er- klärt und notwendig ist. Die filosofische Basis des Buches ist: Alles leidet. „Und je trefflicher es ist, je tiefer!" Aber Hyperion gelangt zu einer mystischen Überwindung des Leidens, die ihn in ein einsames, von den Menschen abgewendetes Reich ge- läuterten Daseins verweist. Das Buch ist

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ein Selbstbekenntnis, wie es unmittelbarer kaum gedacht werden kann. Alles ist darin eingeschlossen, was den Menschen Hölderlin ausmacht. Seine tiefsinnige Weltanschauung, seine Verehrung für Hellas, die Art seines Verkehrs mit der Natur und die Qualen der Liebe zu Diotima, in deren Person sich dem Mystiker die Schönheit des Seins verkörpert: hier hält er uns die ganze Stufenleiter seines Empfindens in einem silbernen Spiegel vor. Wir blicken hinein in diesen Spiegel, er- griffen von den geheimnisvollen Gründen, die sich vor uns öffnen. Und in der Er- innerung an die Dichtung lassen uns, wie bei dem Fragment, die wundervollen Sätze des Schlusses nicht los, die einem Portrait gleichzuachten sind und die man am reinsten geniesst, wenn man sie sich in die Form freier Rhythmen umgiesst:

O du mit deinen Göttern,

Natur! Ich hab'

Ihn ausgeträumt,

Von Menschendingen den Traum,

Und sage: nur du lebst,

Und was die Friedenslosen

Erzwungen, erdacht,

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Es schmilzt wie Perlen von Wachs, Hinweg von deinen Flammen! . . .

Es fallen die Menschen

Wie faule Früchte von dir;

O lass sie untergehn,

So kehren sie

Zu deiner Wurzel wieder;

Und ich, o Baum des Lebens,

Dass ich wieder

Grüne mit dir und deine

Gipfel umatme

Mit all deinen knospenden Zweigen,

Friedlich und innig,

Denn Alle wuchsen wir

Aus dem goldnen Samkorn herauf!

Ihr Quellen der Erd'!

Ihr Blumen und ihr Wälder

Und ihr Adler und

Du brüderliches Licht!

Wie alt und neu

Ist unsere Liebe!

Frei sind wir,

Gleichen uns nicht

Ängstig von aussen;

Wie sollte nicht wechseln

Die Weise des Lebens?

Wir lieben den Äther doch all,

Und innigst im Innersten

Gleichen wir uns.

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BETHGE

Auch wir, auch wir

Sind nicht geschieden, Diotima,

Und die Tränen um dich

Verstehen es nicht.

Lebendige Töne sind wir,

Stimmen zusammen

In deinem Wohllaut, Natur!

Wer reisst den?

Wer mag die Liebenden scheiden?

O Seele! Seele!

Schönheit der Welt!

Du unzerstörbare! du

Entzückende 1 mit deiner ewigen Jugend!

Du bist; was ist denn der Tod

Und alles Wehe der Menschen? . . .

Wie der Zwist der Liebenden, sind

Die Dissonanzen der Welt.

Versöhnung ist

Mitten im Streit,

Und alles Getrennte

Findet sich wieder.

Es scheiden und kehren

Im Herzen die Adern,

Und einiges, ewiges,

Glühendes Leben ist Alles.

Neben dem „Hyperion" ist es nur noch eine Dichtung* grösseren Stiles, mit der sich Hölderlin längere Zeit hindurch beschäftigt:

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ein Drama in Versen, das er „Der Tod des Empedokles" nennt. Er arbeitet nach Be- endigung des „Hyperion" besonders in Homburg daran, grossen Hoffnungen hin- gegeben, aber ohne es zu vollenden. Als ein Torso von strahlender lyrischer Kraft und wie könnte es anders sein von dramatischer Lauheit ist es auf uns ge- kommen.

Die Stellung, die Hölderlin dem Helden des Stückes gegenüber einnimmt, ist die gleiche, die sein Verhältnis zu Hyperion charakterisiert: er ist es selber. Auch hier stehen wir vor einem Selbstbekenntnis, in das er mit einer rhythmischen und gedank- lich intimen Kunst, die ihn nicht selten auf seiner höchsten Höhe zeigt, all jenes schmerz- liche Erkennen und Fühlen einfängt, das ihn zu jener Zeit beseelt, in der er die Dichtung schreibt. Wir haben aus der Frankfurter Zeit eine detaillierte Skizze des Stückes, wie es sich zuerst in seiner Fantasie erhob. Diese Skizze, die für die spätere fragmen- tarische Ausführung des Dramas nicht mass- gebend geworden ist, enthält einen Charakter-

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abriss des Helden, den wir nicht übersehen dürfen: „Empedokles, durch sein Gemüt und seine Filosofie schon längst zum Kultur- hass gestimmt, zur Verachtung alles be- stimmten Geschäfts, alles nach verschiedenen Gegenständen gerichteten Interesses, ein Tod- feind aller einseitigen Existenz und deswegen auch in wirklich schönen Verhältnissen un- befriedigt, unstät, leidend, bloss weil sie be- sondere Verhältnisse sind und, nur im grossen Akkord mit allem Lebendigen empfunden, ganz ihn erfüllen, bloss weil er nicht mit allgegenwärtigem Herzen innig, wie ein Gott, und frei ausgebreitet, wie ein Gott, in ihnen leben und lieben kann, bloss weil er, sobald sein Herz und seine Gedanken das Vorhandene umfasst, ans Gesetz der Sukzession gebunden ist" so beschreibt er die Anlagen des Empedokles, und nun setze man den Namen Hölderlin für ihn ein, und man wird staunend erkennen, mit welcher Präzision er das Komplizierte seiner eigenen Natur zu erfassen verstand.

Empedokles ist ein Filosof in Agrigent. Er fühlt sich in seinem Wesen so eins mit

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der Seele der Natur, dass er sich unterfängt, sich selbst als eine Gottheit zu betrachten und so zu nennen. Dabei befindet er sich instinktiv in dem Bewusstsein der Selbst- überhebung*, und dieses niederdrückende Ge- fühl verhindert ihn, den Umtrieben seiner Feinde einen Widerstand entgegenzusetzen : er wird verbannt. Er betrachtet diese Ver- bannung äusserlich als eine gerechte Strafe seiner Schuld und zieht, nur von dem liebsten seiner Schüler, Pausanias, begleitet, auf die entlegenen Höhen des Ätna, um dort durch freiwilligen Tod, nämlich durch einen Sturz in den Krater, seine Verblendung zu sühnen. Aber das Volk von Agrigent bereut die vor- eilige Verbannung, es zieht dem Helden nach, um ihn zurückzurufen, und trägt ihm die Königskrone an. Er schlägt sie aus, denn sein Entschluss zu sterben steht fest. Weder Pausanias noch ein mystischer Greis, Manes, vermag ihn zur Umkehr zu bewegen. Hier endet der wundervolle Torso.

Es ist leicht zu durchschauen, dass dieses unvollendete Werk in seiner Tiefe aus einem ganz persönlichen Erleben und Fühlen heraus-

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gewachsen ist. Die Verbannung des Empe- dokles aus Agrigent ist gleichbedeutend mit der Trennung Höldeilins von Diotima. Diese selbst hat in dem Stück Gestalt gewonnen: die reine Jungfrau Panthea, später des Empe- dokles Weib, einer der wenigen Menschen, die den Filosofen nicht verdammen, son- dern an ihm hängen in aller Not, ist keine andere als sie. Und wie nun Empedokles, schon ehe er gehen muss, von dem Bewusst- sein einer Schuld in demütiger Weise erfüllt ist und dann, da man ihn ausweist, zwar die Gerechtigkeit dieser Strafe nach dem Masse der Menschen, unter denen er als ein Fremd- ling lebt, erkennt, im letzten Grunde aber wohl fühlt, dass ihm ein Unrecht geschieht, da er sein Fühlen anders fühlt, als es die Menge zu begreifen vermag: so ist auch Hölderlin, da er in Homburg seine Dichtung schreibt, von dem zwiespältigen Bewusstsein erfüllt, zwar sittlich gefehlt zu haben und eine Strafe zu verdienen, aber bei Gott nicht in der Weise gefehlt zu haben, wie es dem Vollstrecker seiner Strafe erschien, so dass ihm diese Strafe nun als ein bitteres Unrecht

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das er auch sein Leben lang nicht über- wand — immer vor Augen steht. Der Fi- losof Empedokles ist das dumpftönende In- strument, auf dem Hölderlin seinen dunkeln Jammer spielt. Das innerste Alleinsein unter den Menschen, die alle anders sind als er und denen er darum fremd ist wie sie ihm, das Vertrauen auf die Gottheit Natur, die ihm Freund und Güte und Wahrheit und Heimat bedeutet, das Begehren, sich mit dem All zu vereinen, und die Läuterung des Lei- dens zur Einsamkeit: diese Dichtung ist ein kostbarer Ausdruck dieses innigen Lebens, und zitternd, von den Gefühlen des Höchsten und Reinsten beseelt, schreiten wir durch sie hin wie durch einen Garten im Herbst, zur Zeit da die Sonne versank.

Die Verse sind an kein bestimmtes Metrum gebunden, aber die meisten sind jambisch. Manche sind unvollendet, und die vollendeten tragen die Stirnbinde des Genius. Hier sind Stellen, die alles übertreffen, was die gedank- liche Lyrik der Deutschen erzeugt hat. Hier begegnen wir einem lyrischen Tiefsinn und einer lyrisch vollendeten Form, die uns in

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die reichsten Gefilde von Hellas führen. Hiei finden wir auch die ergreifenden Worte, die der um die Zukunft ahnend Besorgte durch den Mund des Empedokles als ein Gebet ar die Götter schickt:

Gelebt hab' ich; wie aus der Bäume Wipfel

Die Blüte regnet und die goldne Frucht,

Und Blum' und Korn aus dunklem Boden quillt,

So kam aus Müh und Not die Freude mir,

Und freundlich stiegen Himmelskräfte nieder;

Es sammeln in der Tiefe sich, Natur,

Die Quellen deiner Höhn, und deine Freuden,

Sie kamen alP, in meiner Brust zu ruhn,

Sie waren Eine Wonne; wenn ich dann

Das schöne Leben übersann, da bat

Ich herzlich oft um Eines nur die Götter:

Sobald ich einst mein heilig Glück nicht mehr

In Jugendstärke taumellos ertrug',

Und Wie des Himmels alten Lieblingen

Zur Torheit mir des Geistes Fülle würde,

Dann mich zu nehmen, dann nur schnell ins Herz

Ein unerwartet Schickfal mir zu senden.

Dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt.

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HÖLDERLIN im 55. Lebensjahr

Nach einer Zeichnung von G.Schreiner, Tübingen. 1825

Das Traurige, das noch zu berichten ist, dürfen wir in kurze Worte kleiden. Wir sehen einen düstern Niedergang. Unsäglich traurige Wiederholungen längst gekosteter Schmerzen steigen vor uns auf. Es ist ein Wechsel von immer kleinerer Hoffnung und immer tieferer Melancholie. Ein grosses Er- leben tritt nicht mehr an den Gebeugten heran. Nur Enttäuschungen häufen sich um ihn auf.

Es kommen Stunden, wo das erschütterte Gepresste Herz umsonst in der Hoffnung Land Sich flüchtet, wo umsonst die erznen

Waffen die Weisheit entgegenstemmet.

In Homburg, wo er an Sinclair und der Familie des Landgrafen einen Rückhalt findet, verlebt er anderthalb Jahre. Er plant, um sich eine Existenz zu schaffen, die Heraus- gabe einer Zeitschrift „Iduna"; da ihm aber Schiller, der Erfahrungen auf diesem Gebiete hatte, das Blatt auf das entschiedenste wider- rät und seine Mitarbeit abschlägt, lässt er

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den Plan, auf dem er schon seine Zukunft aufzubauen gedachte, wieder fallen und ist mutloser als zuvor. Die Schmerzen der Liebe, unbefriedigter Ehrgeiz und die trostlose Er- kenntnis, dass es ihm ewig versagt bleibt, sich auf einen festen Boden zu retten, ver- einigen sich, um den schwächlichen Zustand seines Körpers immer grausamer zu unter- graben. Er wird krank und ist dabei ge- zwungen, sich nachteilige Entbehrungen auf- zuerlegen, da seine Geldmittel wieder auf kärgliche Reste zusammengeschmolzen sind und er zu stolz ist, um von Sinclair Unter- stützungen anzunehmen. In der Not denkt er daran, eine Pfarrstelle in irgend einem ent- legenen Dorf zu bekleiden; aber da man ihm eine anbietet, lehnt er sie ab. Er schreibt an Schiller, ob es ihm nicht möglich sei, ihm einen kleinen Posten in seiner Nähe zu ver- schaffen. Schiller, selbst von Sorgen heim- gesucht, versäumt eine Antwort. So bleibt nur wieder die Mutter, die ewig langmütige. Im Mai 1800, mit dreissig Jahren, und wiede- rum ein Gescheiterter, kehrt er nach langer Trennung an ihren Herd zurück.

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HÖLDERLIN

Die Mutter erschrickt, da sie ihn sieht. Er gleicht einem Schatten. Die einst so blühende Schönheit seines Körpers ist welk geworden, und unstet sind die Bewegungen und die Blicke. Unruhe und Stolz lassen ihn in Nürtingen nicht lange verweilen. Er geht nach Stuttgart, gibt hier einige Zeit Stunden in der Filosofie; und Hauptwyl in der Schweiz, wo er einen Erzieherposten ange- nommen hat, ist die nächste Station seiner Pilgerfahrt. Es geschieht, was wir kennen: die veränderten Verhältnisse stimmen ihn zunächst froh bald aber kommt der alte Dämon über ihn, und die Schatten der Schwer- mut senken sich von neuem in seine Brust. Nach wenigen Monaten ist er zurück bei der Mutter. Es ist ein aufreibendes, verzweifeltes Irren hin und her. Er schreibt noch einmal an Schiller wieder ohne Erfolg. Nichts will ihm gelingen, er weiss es längst. Bei dem Hamburgischen Konsul in Bordeaux bietet sich die Stellung eines Hauslehrers. Er greift zu. Ende 1801 tritt er die be- schwerliche Reise nach dem neuen Bestim- mungsort an.

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Wir haben ein schönes Gedicht aus der lichteren Zeit seines Irrsinns: „Andenken", aus dem wir erkennen, dass ihm die Ufer der Garonne teuer waren. So spricht er zum Nordost:

Geh aber nun und grüsse

Die schöne Garonne

Und die Gärten von Bourdeaux,

Dort, wo am schroffen Ufer

Hingehet der Steg und in den Strom

Tief fällt der Bach, darüber aber

Hinschauet ein edel Paar

Von Eichen nnd Silberpappeini

Noch denket das mir wohl, und wie

Die breiten Wipfel neiget

Der Ulmwald über die Mühl',

Im Hofe aber wächst ein Feigenbaum*

An Feiertagen gehn

Die braunen Frauen daselbst

Auf seidnen Boden,

Zur Märzenzeit,

Wenn gleich ist Nacht und Tag,

Und über langsamen Stegen,

Von goldenen Träumen schwer,

Einwiegende Lüfte ziehen.

Es reiche aber,

Des dunkeln Lichtes voll,

Mir einer den duftenden Becher,

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Damit ich ruhen möge; denn süss

War1 unter Schatten der Schlummer . . ,

Über seinen Aufenthalt in Bordeaux wissen wir nichts. Dies aber wissen wir: Im Sommer des Jahres 1802 tritt in das Zimmer des Dichters Matthisson in Stuttgart ein Mann, leichenblass, abgemagert, von hohlem, wildem Aug\ langem Haar und Bart und gekleidet wie ein Bettler. Matthisson schrickt auf. Die Gestalt starrt ihn an, lange, dann tritt sie auf ihn zu, öffnet den Mund, murmelt mit dumpfer, geisterhafter Stimme: „Hölderlin" und stürzt aus dem Zimmer.

Hölderlin ist wahnsinnig geworden. Hätte das Geschick ihm bestimmt, zugleich mit dem Verlust seines kostbaren Geistes sein Leben hinzugeben, wir wollten nicht klagen. Härteres wird ihm auferlegt. Er wird dazu verurteilt, einundvierzig Jahre in den Fesseln des Irr- sinns zu verbringen, vom Sommer des Jahres 1802 bis zum 7. Juni 1843, dem Tag, an dem er stirbt.

Er ist zunächst nicht so krank, dass seinen Freunden eine Heilung ausgeschlossen schiene. Die Mutter nimmt ihn in liebevolle

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Pflege, eine Besserung tritt ein, er liest mit Genuss in den Werken der alten Griechen und schreibt eine Reihe eigener Dichtungen, fragmentarische Oden und besonders freie Rhythmen, in denen wir Stellen von ausser- ordentlicher rhythmischer Schönheit und ge- danklicher Tiefe neben solchen begegnen, die den geistigen Verfall ihres Bildners nicht verleugnen können und in deren Verständ- nis einzudringen unmöglich scheint. An den Tod denkt wohl der Unselige oft. Es gibt einen kleinen rührenden Torso aus dieser Zeit:

Der Tod.

_. Er erschreckt uns,

Unser Retter, der Tod. Sanft kommt er Leis1 im Gewölke des Schlafs.

Aber er bleibt fürchterlich, und wir sehn nur Nieder ins Grab, ob er gleich uns zur Vollendung Führt aus Hüllen der Nacht hinüber In der Erkenntnisse Land.

Er arbeitet an einer Übersetzung des Sofokles, der von je sein besonderer Lieb- ling war, und 1804 erscheinen zwei Bändchen dieser eigentümlichen Übertragung: „König

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Ödipus" und „Antigone", Nachdichtungen von oft nüchternen, oft unentwirrbaren Wort- ketten, aber zuweilen erleuchtet von den Blitzen des Genius und mit reichen Spuren jenes wundervollen rhythmischen Glänzens, das wir kennen. Sinclair, der mit Bestimmt- heit auf eine Besserung oder Genesung des Freundes hofft, veranlasst, dass er im Sommer 1804 zu ihm nach Homburg übersiedelt, wo er das Gehalt eines landgräflichen Biblio- thekars bezieht. Aber Homburg mit seinen Erinnerungen ist nicht der richtige Ort, um seinen Zustand günstig zu beeinflussen. Die Anfälle der Wut mehren sich. Er zerreisst die Saiten des Klaviers, auf dem er seine Rasereien zu beschwichtigen sucht. Seine Tobsucht nimmt einen Massstab an, der die Bevölkerung der Stadt veranlasst, gegen seinen Aufenthalt zu protestieren. Im Sommer 1806 bringt man ihn in eine Anstalt nach Tübingen. Dann, da sich eine Heilung als unmöglich herausstellt, gibt man ihn am gleichen Ort zu einem freundlichen, für seinen Stand ungewöhnlich gebildeten Tischler- meister, namens Zimmer, in Pension: und

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hier, am Ufer des Neckar, in einem hübschen Erkerstübchen des ersten Stockes, das eine prachtvolle Aussicht auf das nahe Tal und die ferne Kette der Alp gewährt, verbringt er die letzten, nicht mehr gelichteten sechs- unddreissig Jahre seines Lebens, bis ihn die Stunde des Todes zur ewigen Freiheit erlöst. Um den Ausbruch seines Wahnsinns haben sich Mythen gebildet. Viel verbreitet ist die Ansicht, die in Bordeaux empfangene Nachricht vom Tode Diotimas, die am 22. Juni 1802 in glückloser Vereinsamung starb, habe seinem überreizten Geist den letzten Halt ge- nommen: es ist nachgewiesen, dass er Bordeaux schon vor dem Tode Diotimas verliess, und wann er die Todesnachricht erhielt, ist unbekannt. Diese Nachricht hat falls er sie überhaupt noch recht zu be- greifen vermochte vielleicht dazu bei- getragen, seine geistige Zerrüttung zu ver- tiefen, aber um den Ausbruch dieser Zer- rüttung zu erklären, brauchen wir eine Mythe nicht. Ein Blick auf die haltlos zerfaserten letzten Wanderjahre seines Lebens genügt, um zu erkennen, wo wir den letzten Anstoss

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zur Trübung" seines Geistes zu suchen haben. Er brach unter dem Leben zusammen, in dem er sich nicht zurecht zu finden wusste. Bordeaux war die letzte Hoffnung, die er hatte. Noch einmal, das letzte Mal, glaubte er, der sich in eine furchtbare Mauer end- loser Enttäuschungen eingeschlossen sah, einen bescheidenen Platz zu finden, an dem er das karge Leben fristen und dabei Zeit zu schöpferischer Arbeit finden durfte. Aber auch diese letzte Hoffnung wir kennen die näheren Gründe nicht wird ganz zu nichte, wieder reckt sich das Leben, das kein Brot für den Genius hat, mit drohenden Fäusten vor ihm auf, und da der Becher schon längst gefüllt ist bis zum Rand, so läuft er endlich über . . . Sein Schicksal ist in seiner seelischen und körperlichen Ver- fassung begründet. Er ist an der rauhen Wirklichkeit und an dem übermächtigen mystischen Weltgefühl zu Grunde gegangen, das dieser schwächliche Körper, auf den so vieles für ihn Widerwärtige eindrang, bis zu den letzten Höhen emporzutragen bestrebt war. Körperlich ganz gesund war er nie.

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Sein Gemüt war zart wie ein Gebilde aus Rauch. Er glich einem See, auf dem ein leichter Wind die heftigsten Wellen erzeugen kann. Schon die Gefühle des Knaben waren allzusehr verfeinert und allzusehr von den allgemeinen Erfahrungen dieser Erde los- gelöst, als dass die Entwickelung des Gesamt- organismus nicht darunter hätte leiden müssen. Er war eine sich selbst verzehrende Natur, von Kindheit auf, und das grosse Signum seines langen Lebens heisst: Einsamkeit.

Er ist auch als Künstler in seinen grossen Gefühlen zu einsam, und seine lyrischen Klänge sind zu tief und zu gedankenvoll, als dass sie der Menge etwas zu bedeuten hätten. Er wird nie der Liebling der Vielen sein, aber die Wenigen, die ihn lieben, lieben ihn um so heftiger. Man wird ihn immer als einen der innigsten lyrischen Künstler der Deutschen zu preisen haben, und manche Griffe seiner mystischen Laute grenzen ans Wunderbare. Er ist ein lyrischer Filosof, dem die Dämmerung mehr vertraut ist als der sonnige Tag. Ein lyrischer Pantheist, voll profetischer Beziehungen zu der grossen

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Gottheit Natur, die ihm beseelt war wie Wenigen. Ein elegischer Dichter, voll ge- heimen Tiefsinns und begabt mit einer über- schwellenden Macht des Gefühls, die ihm die Wurzel kurzen Glückes, dichterischer Vollendung und fürchterlichen Verderbens war. Er war wie Tasso: allein, unendlich fremd im Getümmel der Menschen, das mit den empfindlichen Zuckungen seiner Seele nichts gemeinsam hatte. Er war wie der Staub auf den Flügeln der Schmetterlinge: wundervoll glänzend in den Strahlen der Sonne, aber schnell verdorben unter den rauhen Fingern der Welt . . .

Wir sehen den Irren in seinem Stüblein auf- und niederschreiten, die Pfeife rauchend, meist freundlich gesinnt, von Zuständen der Erregung immer seltener heimgesucht. Er singt zuweilen und phantasiert auf dem Klavier. Nie kommt ein hässliches Wort über seine Lippen. Er hört es gern, wenn man ihn „Herr Bibliothekarius" anspricht, denn so empfindet er das arme Glück, dass es ihm doch noch gelungen ist, im Leben

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etwas zu erreichen. Zusammenhängend zu denken ist er mit den zunehmenden Jahren immer weniger fähig. Er sucht wohl noch einen Gedanken zu verfolgen, aber plötzlich entfällt ihm alles, er schüttelt den Kopf, ruft: „Nein! Nein!", und über seine Lippen kommt ein Schwall von Worten, die wirr und sinnlos sind. Mitunter diesen Bericht verdanken wir Bettina von Arnim, die ihn herzlich verehrte, mitunter ergreift ihn wie ein tieferes Wissen, wobei einem die Idee, dass er wahnsinnig ist, ganz ver- schwindet, und dass sich anhört, was er über die Verse und über die Sprache sagt, wie wenn er nahe daran sei, das göttliche Ge- heimnis der Sprache zu erleuchten, und dann ermattet er in der Verwirrung und meint, es werde ihm nicht gelingen sich begreiflich zu machen.

Er führt zusammenhangslose Selbstge- spräche bei Tag und bei Nacht, antwortet sich mit Ja und Nein, und auch in Gegen- wart anderer hält er diese Monologe. Ein gewisses Gefühl für Rhythmus bewahrt er sich immer, er liest sich laut aus dem Hy-

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perion vor, den er stets zur Hand hat, und es ist ihm Bedürfnis, hin und wieder einen Vers zu formen. So schreibt er die rührenden Worte:

Das Angenehme dieser Welt hab1 ich genossen,

Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen,

April und Mai und Junius sind ferne,

Ich bin nichts mehr; ieh lebe nicht mehr gerne.

Einmal, während eines Gesprächs mit seinem Mietsherrn in dessen Werkstatt, kritzelt er mit dem Bleistift diese Strofe auf ein Brett:

Die Linien des Lebens sind verschieden, Wie Wege sind und wie der Berge Grenzen. Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen Mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.

Und aus dem Anfang* seines Wahnsinns stammt ein holdes Gebilde wehsüsser Verse, deren seltsamem Zauber sich kein fühlendes Herz verschliesst:

Mit gelben Blumen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See. Ihr holden Schwäne! Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilig nüchterne Wasser.

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Weh mir, wo nehm' ich, wenn

Es Winter ist, die Blumen und wo

Den Sonnenschein

Und Schatten der Erde?

Die Mauern stehen

Sprachlos und kalt, im Winde

Klirren die Fahnen.

Bisweilen liest er in Klopstocks Oden, bisweilen im Homer, wohl mehr den Rhyth- mus als den Sinn der Worte empfindend, und wenn man Schillers Namen nennt, so leuchtet sein Blick, und er ruft: „Mein herr- licher Schiller!" Von Goethe will er nichts wissen. Spricht man ihm von Frankreich, so wird er unwillig^, Falten legen sich in seine Stirn, und er drängt den Besucher zur Tür hinaus. Die schmerzlichen Erinnerungen sind zwar verblasst, aber nicht tot. Aus Scheu vor der Vergangenheit vermutlich verleugnet er in den letzten Jahren seinen Namen und nennt sich Scardanelli oder Buonarotti. An Blumen erfreut er sich immer, besonders an Hyazinthen. Im Jahre 1828 stirbt seine Mutter, aber ihr Tod bewegt ihn wenig. Zur Zeit der griechischen Freiheitskämpfe kommt ein- mal eine aufflackernde Begeisterung über

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ihn, die Freunde fangen schon an zu hoffen, doch sinkt er schnell in die alte Dumpfheit zurück.

Er ist höflich, oft bis zum Übermass, und schenkt seinen Besuchern mit Vorliebe klin- gende Titel wie Ew. Majestät, Ew. Hoch- würden, Herr Baron. Viele, nicht immer rücksichtsvoll frag-ende, Fremde kommen zu zu ihm, denn jetzt ist auch ein Schimmer des Ruhmes um sein Haupt, der ihm eine zu spät erfüllte Sehnsucht ist. Wird man zudringlich, so gerät er in Heftigkeit. Die einfach vorgetragene Bitte um Niederschrift eines Verses erfüllt er jedoch meistens gerne.

Er liebt die Kinder nach wie vor: aber sie fürchten und fliehen ihn. Reine Freuden gewährt ihm nur noch die alte Geliebte Natur. Ihr ist er treu geblieben bis in die Stunde seines Todes. Bei ihrem Anblick zeigt er am ehesten die Neigung Verse zu formen. Oft steht er beim Lesen plötzlich auf, tritt an das Fenster und schaut träumend in den Neckar und in das weite Land. Nachts, wenn der Mond scheint, setzt er sich an das Fenster, reckt sehnend die Arme aus und

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verliert sich in den Zauber der bläulich ver- schleierten Landschaft. Er folgt dem Zuge der Wolken, rupft Blüten von den Sträuchern des Frühlings und studiert die Farben des Abendrots.

So lebt er, Jahr um Jahr. Er wird ein Greis von leicht gebeugter, ehrwürdiger Gestalt, und seine Haare färben sich grau, dann weiss. Sein gütiger Wirt und seine Freunde sterben um ihn her, aber er fühlt es kaum, und lange hat der Tod kein Be- gehren nach ihm. Zuweilen, in dunkeln, schnellgegriffenen Lauten rührt er noch immer sein wehmütiges Saitenspiel. Eines Abends fühlt er sich unwohl. Er tritt schwei- gend an das offene Fenster, um seine Stirn zu kühlen, und blickt lang-e, lange in die Sommernacht, in die Gärten der Sterne, in den silbernen Mond, der über dem geliebten Neckar zieht, und der Duft sommerlicher Blumen dringt zu ihm empor. Er wendet sich ab, bleich und müde, und legt sich nieder.

Dann stirbt er, lautlos, ohne Schmerzen.

HÖLDERLINS Grab in Tübingen

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DER GELBE KATER, Novellen; mit Schmuck von Leo Prochownik. Verlag ebenda, o o o o

MEIN SYLT, ein Tagebuch; mit Schmuck von Walter Leistikow. Verlag von Fischer und Franke in Düsseldorf, o o o o c o o

SONNENUNTERGANG, eine Dichtung; mit Schmuck von Heinrich Vogeler. Verlag ebenda, o o

TOTENSPIELE in Versen. Verlag von Axel Juncker in Stuttgart, oooooooo

BEI SINKENDEM LICHT, Dialoge; mit Holzschnitten und anderem Schmuck von E. R. Weiss. Verlag von Herrn. Seemann Nachf. in Berlin.

HÖLDERLIN. Band VI der Sammlung „Die Dich- tung". Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin.

Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig

SÄMTLICHE WERKE VON DETLEV VON LILIENCRON

Neue Gesamtausgabe in 14 Bänden

Band I. Kriegsnovellen. Novellen.

Band II. Aus Marsch und Geest. Novellen.

Band III. Könige und Bauern. Novellen.

Band IV. Roggen und Weizen. Novellen.

Band V. Der Mäcen. Roman.

Band VI. Breide Hummelsbüttel. Roman.

Band VII. Kampf und Spiele. Gedichte.

Band VIII. Kämpfe und Ziele. Gedichte.

Band IX. Nebel und Sonne. Gedichte.

Band X. Bunte Beute. Gedichte.

Band XI. Poggfred. Epos. I. Teil.

Band XII. Poggfred. Epos. II. Teil.

Band XIII. Mit dem linken Ellbogen. Roman.

Band XIV. Dramen.

Dem letzten Band wird ein Porträt des Dichters in Lichtdruck beigegeben

Jeder Band elegant geheftet M. 2.

Jeder Band in Leinen gebunden M. 3.

Jeder Band in Halbfranzband M. 4.

Auch in 56 Lieferungen a 50 Pf. zu beziehen

Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig

DAS THEATER

EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEEN HERAUSGEGEBEN VON DR. CARL HAGEMANN MIT BUCHSCHMUCK VON E. M. LILIEN

Im Anschluss an die „Dichtung" erscheinen:

Bd. I. Der grosse Schröder vonPrf. B. Litzmann Bd. II. Bayreuth vonPrf. W. Golther

Bd. IH. Josef Kainz vonFerd. Gregori

Bd. IV. Albert Niemann von Prf.R. Sternfeld

Bd. V.Das Burgtheater von Dr. Rud. Lothar

Bd. VI.Adalbert Matkowsky von Philipp Stein

In Vorbereitung:

Wilhelmine Schröder-

Devrient von Dr. C. Hagemann Goethe als Theaterleiter von Philipp Stein

Ludwig Barnay von Dr.Heinr.Stümcke

Lessing als Dramaturg von Prf. B. Litzmann

Das Cabaret von Dr.Hanns H.Ewers

Die Devrients von Dr. H. H. Houben

Iffland von Dr. E. A. Regener

Laube und Dingelstedt von Dr. C. Hagemann

Das ThCatre franeais von A. Moeller- Brück

Die Meininger von Karl Grube

Diese Sammlung wird fortgesetzt

Jeder Band elegant kartoniert M. 1.50 Jeder Band in echt Leder geb. M. 2.50

Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig

DAS KÜNSTLERBUCH

EINE SAMMLUNG VON MONOGRAPHIEEN

HERAUSG. VON FRANZ HERMANN MEISSNER

Bisher erschienen:

Band I. ARNOLD BÖCKLIN

Band ii. MAX KLINGER

Band III. FRANZ STUCK

Band IV. HANS THOMA

Band V. FRITZ VON UHDE

Band VI. FRANZ VON DEFREGGER

Band VII. G. FRED. WATTS

Band VIII. ADOLPH V. MENZEL

Band I— VI und VIII sind von Franz Hermann Meissner, Band VII von Jarno Jessen

Diese Sammlung wird fortgesetzt Jeder Band ist reich illustriert

Jeder Band gebunden in Einband von Hans Thoma M. 3.-

Herrose & Ziemsen, Wittenberg.

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