HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE MUSEUM OF GOMPARATIVE ZOÖLOGY FROM THE WILLARD PEELE HUNNEWELL (CLASS OF 1904) MEMORIAL FUND IS SEIN The income of this fund is used forthe purchase of entomological books Bee. 2,1901. Di - w dr ” % . r - 2 L D - w KR, Si D mo Berliner ento ag von ,somie essen d er Herausg ie er ;” J Ä \ e Er Ä er } 0. Br re \ = ue R= Ne fe > Sr es \ Se re & ® : ei 7 = \ [ : Bu > Ze e BAER & N 20 | me. 8 | | er br | a 5 Bo RD. 2, Se | E Be. je Ei ln ö ae Ne de. ee) : ; Bei ai a A g = © eo & is) " ® - ©. io = Verl ‚International SH Gelbe x eher fl ung zalı nie Mil es : _ Illustrierte 5 Wochenschrift für Entomologie. Internationales Organ für alle Interessen der Insektenkunde. Offizielles Organ der Berliner entomologischen ‚Gesellschaft. Herausgegeben und redigiert under Mitwirkung zahlieicher Gelehrlen, sowie hervormagender Kenner und Beohachler der Insektenwelt ne | | von : Udo Lehmann, Neudamm. BandIIl. * 1897. Neudamm. Verlag von J. Neumann. ne kisiorung von Insekten Acherontia atropos, häufiges Vorkommen _ in der Umgegend von Karlsruhe im Jahre 1896 : oma, lentiginosa Zell. Afrikanische Käfer. . . Det Agrotis dahlii Hb., Zucht und 'Lebens- “ weise ; \lbinismus bei Lepidopteren ! 5 Ameisen, biologische Beobachtungen an ’ brasilianischen Arten . 600, Anpassung und Schutzfärbung . . . . Anthonomus einctus Redt., ein verkannter Schädling . . Anthrenen, über die Schuppen derselben. (Mit einer Tafel und 4 Figuren im SNERt). ‚- : Anthrenus-Larven pis ligustica Ltr. mit merkwürdigem 5 Kopfschmuck. a Abbildung) _ Aporia erataegi 5 ; BERGER - Are. lathonia ab. . Argynnis paphia ab. backei 2 Asilus (Echthistus) rufinervis Wied,, Lebensweise betr. ae Aufzeichnungen, naturalistische, aus. den Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. (Mit u insen) 17,26,,49...69,281, 102, 134, Ai flug in der Umgegend Gollnows Ausstopfen des Hinterleibes der Meloö- = Arten. Bekämpfungsmittel Segen Insekten- Schäd. linge auf der er eluns zu Hamburg 701, anaen an Bauten und Nestern- achtungen aus dem Inselenlahen 496, etrunkene Hummeln. : ERS ne im deutschen Volksglauben 530, 551, er Urwelt ; igin, das Eierlegen derselben ienen- men (Mit Abbildung) N ne Art. ie riae Ferr. 122 1303: 607 32 . 239 108) 612 14 . 406 . 107 633 . 429 . 447 188) ..692 544 193 27 415 718 680 640 al 563 .. 649 27l 242 . 661 .. 449 Inhalts-Verzeichnis. A. Sachregister. Seite Seite Bombyx neustria_L., Der Ringelspinner. (Mit Abbildungen) ; 673 Bombyx rubi . . 3.00 Braconiden- -Gattung. Meteorus Hal. (Mit Abbildungen) 150, 173, 184, 204, 221, 298 Brombeerstengel und ihre Bewohner. (Mit einer Tafel) . 200,239 Buchen-Woll-Laus. (Mit 1 Abbildung) 225, 687 Carpocapsa saltitans Westw., Mitteilungen über die Lebensweise 5 Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vor- kommen in der Umgegend von Leipzig 167 Cetoniiden. Lebensweise einiger Arten . 545 Cikaden, was berichten die Alten über dieselben? . . + 420 Cilicien, Maer olepidopteren- -Fauna 42, 60, 77,88 Coccinella 7- -punctata, Lebensweise 52 Crioceris lilii Scop. (merdigera F.). ein Gartenbau-Schädling. (Mit Abbildung.) 517 Deilephila euphorbiae. . 159 Deilephila euphorbiae, über die Raupe der- selben 127 Dichelomyia - Gallen. (Mit Abbildungen) 339 Diesjährige Insektenfauna, Beiträge zur Statistik derselben 528 Dorcadion fulvum Scop., aus dem Leben derselben . . ec Einfluß der Schmetterlinge auf die Pflanzen- welt. . 95 Einfluß des Wassers auf das Leben der Raupen . ..295 Einfluß hoher Temperaturen auf den Organismus von Insekten e 430 Einführung fremder Insekten als Schutz- truppen : 2289 Entomologie im Mittelalter . 145 Entomologisches aus der Gäartenbau- Aus- stellung in Hamburg 495, 511, 543, 559, 591, 638, 651, 670, 686 Entomologisches aus der Küche .. 287 Entwickelungszustände der Blattwespen. (Mit einer Tafel) . Ä =203 Exkursion in den Harz ; 671, 688 Exkursionsberichte 16, 128, 160, 224, 256, 272, 304, 384, 448, 479 Lepidopterologie. (Mit Experimentelle 513, 577, 595, 689 Abbildungen) u IV Seite Fadenwürmer in Schmetterlingen . 652 Farben der Schmetterlinge . 334 Farbenvarietäten von Deilephila elpenor ie Färbung und Zeichnung der Tagfalter- puppen im allgemeinen, insbesondere aber die Färbung der Puppen von 102 Aporia crataegi. (Mit Abbildung). . 561 Fauna der märkischen Heide . 588, 016 Feinde der Schmetterlinge . .... 465 Flügelgeäder der Geometriden . „x. 405 Flügelgeäder der Schmetterlinge. (Mit einer photolithographischen Tafel) . 593 Fortbewegung und Ruhestellung der Schmetterlings-Larven . . . . . 328 Fortpflanzung der Lepidopteren . 306 Frühlingsahnen — Frühlingsmahnen . . 247 Fundort von Schmetterlingen . 0) Gallenbildungen . 645 Gallenerzeugende Insekten. (Mit e: ein. Tafel) 366 Gehäuse der deutschen Köcherfliegen, Phryganiden. (Mit einer Be . 451 Gelsenplage SEE . 629 Geschmacksrichtungen 223 Giftigkeit der Raupen . 47 Gynandromorphe (hermaphr oditische) Ma- crolepidopteren, deren innerer Bau 199, 215 Gynandromorphe (hermaphroditische) Ma- erolepidopteren der paläarktischen Fauna, 11. 346, 362,380, 393,413,459,474, 492 Hadena adusta Esp., Auffinden und Zucht der Raupe ai Herstellung von Kokons von Eulenraupen 688 Hervortreten einer Samenschnur bei einer Notodonta dietaea L. (tremulae Cl.) 429 Höhleninsekten. (Mit einer Abbildung) 97, 116, 137, 179, 202, 218 Ichneumoniden-Gattung Pimpla, Revision der europäischen und benachbarten Arten 506, 525, 539, 571, 589, 618, 633, 664 Insektarium, Herstellung u. Unterhaltung 154 Insekten als Musiker BEER 457, 472 Insekten in den Homerischen Gedichten 390 Insekten in der Medizin . .. 478 Insekten in ihrer Verwendung als Ar znei-, Speise- und Färbemittel . 481, 519 Insekten in Städten und auf dem Lande 678, 720 Insekten-Prozesse . e 407 Insektenräuber in der Püttlach . 102 Insektenreisen 229, 257 Insekten und Spinnen in der Heilkunde des Volkes A 357 Inzucht i als Jahresv ersammlung ‘des Vereins der ame- rikanischen ökonomischen Entomo- logen. (Mit 3 Karten) 337, 401 Kaffeeschädling in Kamerun 2.2903 Käferfang im Kalmusdickicht 512 Kämpfende Käfermännchen RE 09T Kiefern- oder Forleule, Biologisches. - (Mit 3 Abbildungen). 213 Kleinschmetterlings- GattungLithocolletis. (Mit Abbildungen) . 385, 625 Kohlwanze, Lebensweise derselben . . 653 Konservieren der Insekten 309, 383, 439 Kunstbauten von Faltenwespen. (Mit einer Tafel) . NA! Inhalts-Verzeichnis. Seite Kunsttrieb der Insekten, zwei besondere Hypothesen betreffend . Larvenleben der heimischen Insekten 2 106, 119, Lasioc. quercifolia . . Lautäußerungen der Käfer. Patel)“>.7-- 5 Lebenszähigkeit von ı Insekten Libellenzus; 416, 464, Litteratur 16, 32, 48, 80, 111, 160x198 208, 224, 240, 256, 273, 288, 304, 320, 336, 351, 400, 416, 431, 576, 608, 640, 656, 672, (Mit einer a0 . 654, Lyda campestris L. in Tirol Lygellus epilachnae Giard . Magdalinus aterrimus in Weiden Mamestra pisi L. Tafel) e Melolontha vulgaris und hippocastani 2 zu 350, 430, 448, Mißbildungen bei Käfern. (Mit 12 Ab- bildungen) . . . .. 433, 479, 639, Mißbildungen bezüglich der Form, und anormale Ausbildung des Farben- pigments, des Geäders und der Fransen der Schmetterlingsflügel . Mißbildungen und Formveränderungen der Schmetterlingsflügel und deren mutmaßliche Tntstehungstrsachen. - 2.1: (Mit8-Riguren): . : — 1I. (Mit 4 Abbildungen) . — III. (Mit einer farbigen Tafel) . Mitteilung über Brotolomia meticulosa, Acherontia atropos und Endromis versicolora BE RE Monographie, erste deutsche entomo- logische > END Monstra per accessum unter Lepidopteren im allgemeinen und über eine derartige Bildung bei Smerinthus ocellatus L. im besonderen . Monströse Bildung einer Podalirius- -Puppe Monströse Caraben. (Mit Abbildung) 79, 254, (Mit einer farbigen Monströser Ergates faber Fabr. Moskitos der Insel Antikosti . Nebenaugen und Punkte bei den deutschen Arten der Genera Satyrus und Pararge. (Mit einer Abbildung) Nemeophila plantaginis ab. flava (Kil.) Nepticula aurella (Fabr.) Stt. Abbildung) Nigrismus bei Panthea coenobita Esp. und Arctia hebe L. . . Niptus hololeucus Fald. ! Notodontinen der ee Fauna Ocneria dispar RER Ocneria dispar in Rußland . Otiorhynchus ligustici L, Dickmaulrüßler 524, Paarungen verschiedener Schmetterlings- Arten Papilio hectorides Esp. (Brasilien) iı in ver- schiedener Beleuchtung. (Mit Ab- bildungen) un A8n, Papilio machaon . ve (Mit einer 109 141 . 143 544 672 479 704 .. 639 ..326 ..672 SSR 528 719 145 s4 . 374 © 417 32 369 2631 479 430 . 652 350 . 456 . 345 113 . 399 127 . 388 3 415 549 464 497 . 390 Inhalts-Verzeichnis,. \ Seite aplio achedz ab. immaculatus . 431 Parasiten der Insekten 210 Phasia-Formen. (Mit einer Tafel) 33 184 'Plinius und die Entomologie .°. . 1 Plusia moneta F., ein Schädling an Aconi- a tum. (Mit Abbildungen) 609, 695, 720 Postalar- Membran (Schüppchen, Squa- mulae) der Dipteren. (Mit Abbil- dungen) 534, 553, 567, 586, 603, 641, 666 Präparieren und Konservieren von In- 'sekten . Br 0 _ Psilomastax lapidator Gr. in Papilio _ _ machaon L. (Mit einer Abbildung) . 7 = Pyrameis huntera Fabr. en einer Ab- 5 bildung; er Raupenfang 5 Kr 487, 502 Raupenplage im Köniel. Garten zu Berlin 415 Röntgenstrahlen in der Seidenzucht 320 Röntgenstrahlen, Wirkung derselben . . 190 Rozites gonsylophora, die Kulturpflanze zieh der Blattschneide-Ameisen 56 Rüsselkäfer, für Deutschland neue oder seltene Arten . 623 Sammeln. 716 Saturnia pyri . . er 14 2 Saturniaspini, eineinteressante Aberration. : (Mit einer Abbildung) . . E09) Sehädline: der Himbeeren. (Mit Abbildung) 469 = ‚Schädlinge. (Hyponomeuta malinella und >. Leucoma salieis) . 447 ee: Schädlinge aus entfernten Gegenden .. 399 ' Schmetterling und Ichneumon-Wespe. . 367 Schmetterlingsnamen, grammatischrichtig 623, 653 Schreckfarben { . 238 Schutzfärbung und ihr Wesen ...94 = "Schutzfärbung, zur Thatsache derselben . 63 Schutzmittel der Raupe . 4, 39 Schweiß und Schmetterlinge . 576 Binder, Dr., Neuffen. an Spondylis buprestoides L. . 367 bBloeker, H. Zur Thatsache der Schutziärbung 63 Blümml, Emil K. Über das Auftreten von telekom vulgaris und hippocastani . Über die Lebenszähigkeit von Insekten 654 Über Präparieren und Konservieren von ie Insekten . . . 654 Bothe, H., Rawitsch. - "Monströse Caraben . . 430 Fischer, Dr. med. E., Zürich. Zwei ‚sonderbare Aberrationen von Va- nessa antiopa und eine neue Methode zur Erzeugung der Kälte-Aberrationen. (Mit einer Abbildung) . 168 ‚Beiträge zur experimentellen Lepidop- terologie. E En Abbildungen) . 513, 577, 595, 689 528 | Wereiune der I Lepidopteren v Seite Schweiß als 'Lepidopteren IRRE Selbstverstimmelung der heuschrecken (Phasmiden) Silpha (Blitophaga) opaca L. Sphinx convolvuli L Spinnen als Feinde der Schmetterlinge Spondylis buprestoides L. \ Synonymische und kritische Bemerkungen zu Leach, Zool. Miscell. 1517, u. s. w. Is 425, Tenthreniden, Synonymische und kritische Bemerkungen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Arten 250, 267, 281, 296, Anziehungsmittel von Gespenst- Termiten, Lebensthätigkeit Tierwelt von Elsaß-Lothringsen AB Vademekum, litterarisches, für Ento- mologen und wissenschaftliche Sammler STE 13, 269, Vanessa antiopa L., zwei sonderbare Aberrationen. (Mit einer Abbil- dung) ER =9:2805, Vereinsberichte 128, 144, 191, 255, 335, 2 367, 608, 623, 654, Volksglauben . Wasserkäfer als täuschung . Weidenblattkäfer Weinstock-Fallkäfer, weitere Mitteilungen über denselben . i Winterzucht von Arctia caja 1896 mit einigen Bemerkungen über die Ent- stehung von Aberrationen Zuckergäste(Lepismiden),eine interessante Studie zur Lebensweise derselben Zusammentragen des Honigs, eine außer- ordentliche Arbeit der Bienen . Opfer einer Sinnes- E.:: | | RB Autoren-Register. Gauckler, H., Karlsruhe i. B. Über Anpassung und Schutzfärbung, Mitteilung über Brotolomia- meticulosa, Acherontia atropos und Endromis versicolora . . Über Mißbildungen und Formverände- rungen der Schmetterlingsflügel und deren mutmaßliche Entstehungs- ursachen. I. (Mit 8 Figuren) .. — II. (Mit 4 Abbildungen) . — III. (Mit einer farbigen Tafel) Riesenexemplare von Saturnia pyri ra Lasiocampa quercifolia ; : Eine interessante Aberration von Sa- turnia spini ©. (Mit Abbildung). Biologisches über die Kiefern- oder Forl- eule, Panolis piniperda P. (Mit 3 Ab- ® bildunsen) Über die Zucht, und Lebensweise von Agrotis dahlii Hb. . 176 . 807 . 463 . 208 64 367 442 317 2 . 720 284 . 161 332 103 . 699 320 657 129 . 900 16 Saal 14 32 NT Inhalts -Verzeichnis. 5: Seite Der Einfluß des Wassers auf das Leben der Raupen . . 295 Häufiges Vorkommen von Achern atropos in der Umgegend von Karls- ruhe i.B. im Jahre 1896 . . . 303 Ein Beitrag zu dem Kapitel „Inzucht“ 366 | Einfluß hoher Temperaturen auf den Organismus von Insekten . . 430 Über das Auftreten von Nebenaugen und Punkten bei den deutschen Arten der Genera Satyrus und Ba (Mit einer Abbildung) . . 436 Beobachtungen aus dem Insekten. leben . . E: 496 Eine Winterzucht von Arctia caja 1896 mit einigen Bemerkungen über die Entstehung von Aberrationen . . 500 Otiorhynchus ligustici, Dickmaulrüßler. (Auch ein Übelthäter aus Not!) . . 524 Über Färbung und Zeichnung der Tag- falterpuppen im alleemeinen, ins- besondere aber die Färbung der Puppen von Aporia crataegi. (Mit einer Abbildung) . . 5501 Fadenwürmer in Schmetterlingen 22-092 Über die Herstellung von Kokons von Biulenraupen;> =... Keen a8 Gebien, H., Hamburg. Monströse Caraben. (Mit Abbildung) . 254 Gärschner, Ernst, Torgau. Über einige Phasia-] Formen. (Mit einer Tafel), =. . 33, 184 Über die Postalar- -Membran(Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. (Mit Ab- bildungen) . 934, 553, 567, 586, 603, 641, 666 | Gmelin, Pfarrer, Schwabbach. y Die Biene in der Urwelt. . . . . .649 Hoemke, P. Monströser ‚Ergates faber Fabr. . . . 6852 Exkursion in den Harz . . 638 Auftreten einiger Insekten in "Städten und auf dem Lande... .. . ; . 700 Hollrung, Dr. M., Halle. Einige weitere Bemerkungen zu Ötiorhynchus ligustii L . . .. .549 Holtz, Martin. Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens 42, 60, 77, 88 Kabis, Gg., Karlsruhe i. B. Papilio machaon . . ERS ED) Katter, Prof. Dr., Pribes Litterarisches "Varlemelchnt für Ento- mologen und wissenschaftliche Sammler 13, 269, 284 Klooss, H. Arg. lathonia ab. . De Eine zweite Generation von Ocneria ERLESPIANT, 0 us 2. TE Koeppen, Paul. Melolontha hippocastani . . . . . . 350 Kolbe, Liegnitz. Silpha (Blitophaga) opaca L. . . . . 43 König, Clemens. Afrikanische Käfer . . De Die Entomologie im Mittelalter . . . 145 entomologische . 353, 369 Die erste deutsche Monographie Konow, Fr. W. Synonymische und kritische Bemerkun- gen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Tenthreniden-Arten älterer Autoren, Linn&, Scopoli, Christ u. s. w. 550, 267, 281, 296, 314 Synonymische und kritische Bemerkun- gen zu Leach, Zool. Miscell. 1817, und Stephens, Illustr. Brit. Ent. Mand. VL, 1835 . 423, 442 Grammatisch richtige Insektennamen . 653. Krause, Dr. Ernst. Die Einführung fremder Insekten als . Schutztruppene. owner er 230 Krauss, H., Nürnberg. Einiges über Konservieren der Insekten 383. Beobachtungen aus dem Insektenleben 640 Insektenräuber in der Püttlach . . . 702 Kulagin, Prof. N., Moskau. Zur Biologie Ocneria dispar in Rußland 418 Kultscher, A. Entomologisches aus. der Küche .> : 987 Liderwaldt, H. Ein entomologischer Ausflug in der Umgegend.Gollnowsr 2... er27 Manger, K., Nürnberg. Ein monströser Carabus irregularis F. 79 Martin, A Käfer-Monstrositäten a I TG Mißbildungen bei Käfern ...639, 119 Eine Exkursion in den Harz . . . . 671 Müller, Georg. Ein verborgener Schädling der Him- beeren. (Mit Abbildung) . . . 469 Monströse Bildung einer Podalirius- Buppe. Fo ar Eee Müller, Max. Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten : 106, 119, 141 Frühlingsahnen--Frühlingsmahnen „0. 247 Unsere Insekten als Musiker . . 457, 472 Am Rande der märkischen Heide 583, 616 Zur Lebensweise der Kohlwanze . . 653 Pabst, Prof. Dr., Chemnitz. Über‘ Plusiıa moneta EB. 22.0. 27227695 Peters, H. T. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. (Mit Abbildungen) 17, 36, 49, 65, 81, 102, 134, 193 Pfietzmann C., Radeberg i. S. Ausstopfen des Hinterleibes der Meloö- Arten: Fin DER el Prehn, Dr. Die Schutzmittel der Raupe 24, 39 Über Acclimatisierung von Insekten . 122 Die Verbreitung der Lepidopteren 305, 332 Über die Fortpflanzung der Lepidopteren 376 Die Insekten in den Homerischen Ge- dichten . . 2010) Die Feinde der. Schmetterlinge Bo Ra. \0RN Die Tierwelt von Elsaß-Lothringen . 720 Radceliffe Grote A. M., Prof. A. Die Notodontinen der europäischen Baunar,. cn RR ee Seite 3 a Bl EB Zn U 1 Ba Fa U da al u tl Em u hl un Nun m ag Sen be a es a S E x itre Se Kesning des Flügelgeäders r Geometriden | ographische Darstellung des Flügel- No der Schmetterlinge. (Mit ee Tafel) Sans Beobachtungen an brasi- 600, ne Leipzig. hila euphor biae . Jetoniden, ihre Lebensweise und von m : edel, M. P., Rügenwalde. ii entomologisches Sammeln . f. Dr., Königsberg, Pr. idenblattkäfer : Perleberg erstengel und I: Bewohner ‚ einer Tafel) . . ..209, ° Bemerkungen über Ent- einer Tafel) (Mit einer Tafel) . 3 Apis ligustica Ltr. mit merkwürdigem Kopfschmuck. (Mit Abbildung) _ Die Gehäuse der deutschen Köcher fliegen , an, Va einer lratell..:. x 'Lyda campestris L. in Tirol ; ö Einige . merkwürdige Gallenbildungen, } "hervorgebracht durch Insekten - Magdalinus aterrimus in Weiden Beobachtungen an Bauten und Nestern Hymenopteren . . Lebensthätigkeiten der Termiten risberger, Math.. 1s a Leben des Dorcadion fulvum 2 über den Weinstock, Fall- 229, 241, niges ber Konservier en der Insekten 309, y£ ai epilachnae Giard s ja crataegi in diesem J ahre . lissus Doriae Ferr,.. . ‚se zur Statistik der : diesjührigen sektenfauna Lebensweise von " Coceinella ag zu den Lautäußerungen der Käfer . . Zur Lebensweise von Asilus a is Wied. 5 2 Einige Kunstbauten von Faltenwespen. : 405 ckelungszustände der Blattwespen. 5 406 Q0 .. 129 257 439 926 . 447 449 528 VII j Seite Das Auftreten einiger Insekten in Städten und auf dem Lande . 678 Volksglauben . . . 699 Scharowski, A., Charlottenburs. Über den "sestaltenden Einfluß der Schmetterlinge auf die Pflanzenwelt 95 Schenkling-Prevöt. Rozites gongylophora, die Kulturpflanze der Blattschneide-Ameisen . Höhleninsekten. (Mit einer Abbildung) 97, 116, 137,.179, 202, 218 . Insekten und Spinnen in der Heilkunde 36 des Volkes . 357 Insekten-Prozesse ; ee 0) Nächtlicher Raupenfang | . 487, 502 Ein wenig gekannter Birkenfeind. (Mit einer Tafel) . f . 661 Kämpfende Käfermännchen „697 Schenkling, Sigm. Die Entomologie des Plinius . . . . 1 Die Lautäußerungen der Käfer. (Mit einer Tafel) . > E23 von Schilling, Frhr. Zur Lebenszähigkeit von Insekten 672 Schmiedeknecht, Dr. O. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. (Mit Abbildungen) 150, 173, 184, 204, 221, Revision der europäischen und benach- barten Arten der Ichneumoniden- Gattung Pimpla 506, 525, 539, 571, 589, 618, 635, Schröder, Dr. Chr. Psilomastax lapidator Gr. in Papilio machaon L. (Mit einer Abbildung) 7 Die Schutzfärbung und ihr Wesen Nepticula aurella ( (Fabr.) Stt. (Mit einer Abbildung) Mamestra pisi L. Tate stzs Die Buchen-Woll-Laus. Abbildung) : Miscellen zur Biologie von Pyrameis _ huntera Fabr. (Mit Abbildung) . . -Dichelomyia-Gallen. (Mit Abbildun gen) 3 Aus der Kleinschmetterlings- Gattung Lithocolletis. (Mit Abbildungen) 385, Papilio hectorides Esp. (Brasilien) in verschiedener Beleuchtung. (Mit Ab- bildungen) . Be cichh, Ein Gartenbau- Schädling Crioceris lili Scop. en, F.. (Mit Ab- bildungen) : Plusia moneta F., ‚Aconitum. 298 (Mit einer farbigen (Mit einer ein Schädling an (Mit 6 photographischen Abbildungen) 5 Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. (Mit Abbildungen) . Die wissenschaftliche Abteilung der ‚Gartenbau - Ausstellung. zu Hamburg 495, 511, 543, 559, 591, 638, 651, 670, Schultz, Oskar, Berlin. Über den inneren Bau synandromorpher (hermaphroditischer) Saol-nigop: teren 299, Über die Lebensweise von Carpocapsa VIII Seite saltitans Westw. (Carpocapsa dehai- siana Luc.) . . Über das Auffinden und die Zucht der Raupe von Hadena adusta Esp. al Zwei sonderbare Hypothesen, betreffend den Kunsttrieb der Insekten 109 Über einige Mißbildungen bezüglich der Form, und anormale Ausbildung des Far benpigments, des Geäders und der Fransen der Schmetterlingsflügel . . 143 Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insektariums ..194 Schweiß als Anziehungsmittel von “Lepi- dopteren . . Re Sphinx econvolvuli L. . 208 Über die Fortbewegung und Ruhe- stellung der Schmetterlings- Larven 328 Nigrismus bei Panthea coenobita Esp. . 176 und Arctia hebe L. . . 399 Was berichten die Alten. über die Cikaden? . 420 Das Hervoriieten einer "Samenschnur bei einer Notodonta dicetaea L. (tremulae Cl.) : £ . 429 Papilio machaon ab. immaculatus 431 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna ll. 346, 362, 380, 393, 413, 459, 474,492 Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel 481, 519 Einige Worte über Monstra per accessum unter Lepidopteren im allgemeinen und über eine derartige Bildung bei Smerinthus ocellatus L. im besonderen 631 Farben - Varietäten von Deilephila elpenor L . 102 | Über den Albinismus bei Lepidopteren 705 Selmons, G. C. M. Nemeophila plantaginis ab. flava (Kil.) 345 Stäger, Dr. med. Rob., Bern. Die Insekten in der Medizin . 478 Schweiß und Schmetterlinge Ä 976 Beobachtungen über Acureuta buti- ginosa Zell. . 607 Für Deutschland neue oder seltene Rüsselkäfer . ; 623 Theen, Heinrich. Ein Bienenschmarotzer. (Mit Abbildung) 242 Die Biene im deutschen Volksglauben 530, 551, 563 Tielzmann, R., Wandsbek. Die Spinnen als Feinde der Schmetter- linge 64 Telegraphenstangen "als Fundort von Schmetterlingen 79 Bombyx rubi 96 Unterberger, Franz. Argynnis paphia ab. backei . 692 Vieweg, K. Rodenkirchen. Libellenflug . 464 Tuhalts Versechn Vogler, Dr., Schaffhausen. Nachträgliches über Larven . ; x Die Schuppen der Anthrenen. (Mit einer Tafel und 4 Figuren im Text) Wagner, W. Der Libellenzug in Babe, : Weber, Dr. med. Ludw., Kassel. Über Mißbildungen 'bei Käfern. 12 Abbildungen) die Anthrenus- ME Paarungen verschiedener Arten E. K. Die Röntgenstrahlen in der Seiden- “ 5. > sternalis, , 5 6. Monolepta kerstingt, n 5 Hiervon sind No. 3 und No. 6 näher beschrieben. ‚Aspidomorpha gölzeni ist ein Schildkäfer von länglichrunder Gestalt und 10 mm Länge. Das Schild ist schwach gewölbt und nach hinten etwas zugespitzt. Die Enden der Epipleuren sind dicht behaart. Die Oberseite ist blaßgelb. Die Flügeldecken zieren bräun- liche Punktreihen. Monolepta kerstingi ist ein Blattkäfer von 7 mm Länge. Die Flügeldecken sind sehr fein, fast spärlich punktiert und wie die Brust- ringe und Beine glänzend schwarz mit einem Schimmer ins Violette. Die Hinterleibsringe sind strohgelb, dagegen rotgelb das Hals- schild, der Kopf und die ersten beiden Fühler- glieder. Das Halsschild ist breiter als lang, und die Schultern treten etwas hervor. Die Reise, die in äquatorialer Breite quer durch Afrika führte, lieferte unter anderm Exemplare von Ateuchus sacer, eine Art, die man früher auf Nordafrika und Südeuropa beschränkt glaubte, und von Goliathus giganteus, denen der große dreieckige Fleck auf der| Naht fehlt. Eine photographische Tafel veranschau- licht die zwölf größten und interessantesten Arten. König. u Am 17. November v. Js. erbeutete ich in einem Fabrik-Etablissement, unten an der Thür sitzend, eine frischgeschlüpfte Brotolomia meti- culosa ; am 29. November schlüpfte Herrn König hier noch ein © von Acheronlia atropos, und am 1. Dezember aus schon vorjährig über- winterter Puppe ein Endromis versicolora im ungeheizten Zimmer, während letzteres Tier den Winter 1895/96 als Puppe im geheizten Zimmer zugebracht hat, ohne dieselbe zu ver- lassen. H. Gauckler, Karlsruhe. Litteratur. Howard, L. O., and Marlatt, ©. L. The San Jose Scale (Aspidiotus perniciosus Comstock); its occurrences in the United States with a full account of its life-history and the remedies to be used againstit. Departement of agri- culture; division ofentomology. Washington, 1896. 80 pag. with 8 ill. Die Litteratur der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf dem Gebiete der „an- gewandten“ Entomologie ist höchst beachtens- wert. Sie geht besonders von den staatlich wohlorganisierten Beobachtungscentren aus, welche sich außer sorgfältiger Untersuchung der Lebensweise der Schädlinge namentlich auch experimentale Versuche zu ihrer Ver- nichtung angelegen sein lassen. Ich glaube, daß diese Einrichtung in derartiger Voll- kommenheit auch hier zum Segen gereichen würde; besonders möchte sich auch die dort eingeführten Bekämpfungs - Maßregeln mit Vorteil überall prüfen lassen. Jene Schildlaus bildet drüben offenbar eine ernste Gefahr für den Bestand von fruchttragenden Bäumen jeder Art, deren Aste und Zweige sie ebenso sehr heimsucht wie die Blätter und Früchte. Seit dem Jahre 1830 hat sie sich, vermutlich einige Jahre vorher, von Chile nach Kalifornien ver- schleppt, immer weiter nach Osten, bis an den Atlantischen Ocean ausgebreitet, und zwar wesentlich nur in den „austral regions“. Diese einzelnen Daten sind mit großer Vollständig- keit vorgeführt. Dann folgt die Charakterisierung der Gewohnheiten und Lebensweise des perniciosus (nature ofthe damage, food-plants, life-history, descriptions of scale and insect, means of distribution), deren interessante Verhältnisse ich hier nicht einmal berühren kann. Die Dar- stellung wird durch die prägnante Illustration der Jugendzustände wie der Imagines selbst vorzüglich unterstützt. Diesem Kapitel schließt sich das folgende: Parasiten und andere natürliche Feinde des Schädlings, entsprechend, an. Last not least wird endlich in aus- führlichster Weise (pag. 56—67) der Vor- beugungs- und Bekämpfungs - Maßregeln gedacht, welche vorteilhaft in einem „summary of recommendations“ pointiert werden. Kleinere Kapitel: Record of experiments with winter washes, the nursery question, legislation, the sale of infested fruit, schließen die Arbeit, welche eine Bibliographie des per- niciosus ergänzt. Die vorliegende Untersuchung einer eminent schädlichen Coceide — schädlich aller- dings bisher nur drüben! — ist von all- gemeinstem Interesse; sie wird sicher mit großem Nutzen auch von unseren Entomologen studiert werden. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Über einige Phasia-Formen. Über einige Phasia-Formen. Dipterologischer Beitrag von Ernst Girschner-Torgan. (Mit einer Tafel.) IE Phasia magnifica nov. spec. Im Jahre 1888 berichtete ich in den „Eintomologischen Nachrichten“ (14. Jahrg., pag. 225—234) über die Artgrenze der Phasia crassipennis F. und erwähnte bei der Varietät strigata (l. ce. pag. 231) einer nur sehr selten vorkommenden Bildung der Hinterleibsstrieme. Diese Varietät mit der scharf begrenzten, nach hinten plötzlich er- weiterten Hinterleibsstrieme von metallisch schwarzblauer Farbe lag mir damals nur in einem Exemplare vor, welches Herr v. Röder durch v. Oertzen von der Insel Kreta (Rlos) erhalten hatte. Es schien mir diese Phasia- Form so auffallend und in der Färbung so abweichend von dem Variationscharakter der Phasia crassipennis F., daß ich eine Abbildung derselben veröffentlichte (Entom. Nachr., XIV, p. 225). Seitdem sah ich mehrere Stücke der er- wähnten Form aus Kleinasien und Griechen- land. In der Färbung der Flügel zeigten dieselben ganz den Variationscharakter wie die Phasia crassipennis var. rubra, strigata und nigra. Es kamen mir Stücke vor mit ganz milchweißen, nur wenig gefleckten Flügeln, und auch solche mit dunkelbraun tingierter Flügellläche und den für crassi- pennis charakteristischen dunklen Flecken darauf. Immer jedoch war die Hinterleibs- strieme in der Mitte auffallend und in der Regel am zweiten Ringe plötzlich erweitert. Bei einigen wenigen Individuen nahm die- selbe sogar wie bei var. nigra der crassi- pennis fast die ganze Oberseite des Hinter- leibes ein. Diese Stücke unterschieden sich von der soeben erwähnten Form der crassi- pennis jedoch dadurch, daß sie bedeutend größer waren, und daß die Hinterleibsstrieme einen schwarzblauen Metallglanz zeigte. Auch die helle Grundfarbe des Abdomens war bei allen Exemplaren mehr ein Rotgelb, so daß eine gewisse Ähnlichkeit dieser Phasien mit Allophora (Hyalomyia) bona- partea Rond. nicht zu verkennen war. Obgleich mir, wie schon erwähnt, diese prächtigen Phasien aus dem Süden nicht Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 3. recht in die Varietätenreihe der crassipennis passen wollten, gelang es mir damals doch nicht, ein greifbares Merkmal aufzufinden, auf Grund dessen ich berechtigt gewesen wäre, diese Formen als besondere Species zu erklären. Erst bei Untersuchung der Thoracal- beborstung der Musciden hat sich auch für die in Rede stehende Phasia-Form im Ver- gleich mit Ph. crassipennis ein auffallender Unterschied ergeben. Während nämlich Ph. crassipennis F. in allen ihren Varietäten und in beiden Ge- schlechtern schwarze Hypopleural- borsten und zwei Sternopleuralborsten besitzt, zeigt die neue Art gelbe Hypo- pleuralborsten und nur eine Sterno- pleuralborste! Vor einiger Zeit erhielt ich nun durch Herrn B. Lichtwardt in Berlin eine Sen- dung Phasien aus Griechenland und Kreta (von v. Oertzen gesammelt). Es befanden sich darunter wieder mehrere Stücke der neuen Art und erfreulicherweise zum ersten- mal auch einige Weibchen derselben. Die letzteren zeigen dieselbe Thoracal- beborstung wie die Männchen und wiesen auch im Vergleich mit crassipennis-Weibchen einen Unterschied in der Flügelfärbung auf, so daß ich über die Zusammengehörigkeit der Geschlechter der neuen Phasia keinen Zweifel hege. Ich nenne die Art: Phasia magnifica m. Männchen: Hinterleib rötlichgelb mit metallisch schwarzblauer, in der Regel auf dem ersten Ringe schmaler, auf dem zweiten Ringe dagegen plötzlich bis fast zum Rande erweiterter, scharf be- grenzter Rückenstrieme. Seiten- ränder des Hinterleibes nach hinten zu in wechselnder Ausdehnung mit einem dichten, weißlichen oder goldgelben Tomente bedeckt. Bei den dunkelsten Varietäten die Rückenstrieme so ausgebreitet, daß die rotgelbe Grundfarbe auf der 1897. 34 23 Über einige Phasia-Formen. Pe % Oberseite des Abdomens ganz ver- schwindet (Fig. IH). Flügelzeichnung wie bei den breitflügeligen Formen der Ph. crassipennis. Sternopleurum mit einer Borste in der hinteren oberen Ecke. Hypopleuralborsten gelb. Beine rotgelb. Spitzenquer- ader und namentlich die hintere Queraderauffallendergeschwungen als bei Ph. crassipennis (Fig. I—-IM). Weibchen: Gleicht dem Weibchen der Ph. crassipennis, doch fehlt den Flügeln die auffallend dunklere, braune Makel auf der Mitte. Die Flügel sind bräunlich getrübt, und die Adern auf der Mitte sind nur etwas dunkler gesäumt Fig. IV. (Fig. V = Flügel von crassipennis). Thoracalbeborstung wie beim Männchen. Fundorte: Kleinasien. Es ist anzunehmen, daß mit obiger Be- schreibung die Färbungsverhältnisse des Varietätenkreises von Ph. magnifica noch nicht erschöpft sind. Ich glaube vielmehr, daß man auch noch diejenigen Varietäten der neuen Art auffinden wird, welche in Körperform und Färbung den weiblichen Tieren näher stehen, wie dies bei Ph. crassi- pennis var. micans der Fall ist. Diese Formen werden dann jedenfalls ab- gesehen von der charakteristischen Thoracal- beborstung — sogleich an den fast gleich- mäßig braun tingierten Flügeln, sowie wahrscheinlich auch an dem an den Rändern des Hinterleibes auftretenden dichten Tomente zu erkennen sein. Keine der vorhandenen Beschreibungen von Phasia-Arten läßt sich auf vorstehende Art anwenden, denn von der eigentümlichen Färbung und Zeichnung des Hinterleibes ist nirgends die Rede. Die Stammform der Ph. magnifica ist ohne Zweifel Ph. crassipennis F. Als jüngere Form ist sie deshalb zu betrachten, weil beide Geschlechter nur noch die hintere Sternopleurale aufzuweisen haben, welche bei allen Museiden zuletzt verschwindet und den Weibchen am längsten erhalten bleibt. So haben z.B. die Weibchen der Hyalomyia bonapartea noch die vordere und hintere Sternoplenrale, während den Männchen die Griechenland, Kreta, vordere fehlt; Allophora hemiptera hat im weiblichen Geschlecht in der Regel noch die hintere Sternopleurale (zuweilen fehlt auch diese), die Männchen dagegen haben überhaupt keine Sternopleuralborsten mehr. IRRE Phasia crassipennis oder analis? In neueren Dipteren - Verzeichnissen, Lokalfaunen u. s. w. werden die vorstehend genannten Phasia-Arten entweder immer noch als zwei gesonderte Species aufgeführt, oder es wird als Type der Gattung Phasia eine „Phasia analis Fabr.“ angenommen. Was die Trennung der beiden Formen in zwei selbständige Arten betrifft, so habe ich in den „Entomologischen Nach- richten“ (Jahrg. XIV) vor bald zehn Jahren schon ausführlich nachzuweisen gesucht, daß nicht nur die beiden obigen Formen, sondern überhaupt alle europäischen, bis jetzt als Arten beschriebenen echten Phasien ent- weder nur Varietäten, oder aber die beiden Geschlechter einer und derselben Art sind. Es sind mir seitdem Hunderte von Varietäten durch die Hände gegangen, und ich habe noch keine Veranlassung gehabt, meine damalige Ansicht aufzugeben. Weshalb nennt man aber die Art analis F. und läßt ihr nicht den allbekannten und zugleich ältesten, ihr zukommenden Namen crassipennis? (Vergleiche z. B. Brauer- Bergenstamm: Musc. Schizom. I, p. 81; I, p. 108 u. s. w.) Die von Fabricius im Jahre 1794 (,„Ento- mologia Systematica“, Tom. IV, p. 284, n. 23) gegebene Beschreibung lautet: „Syrphus crassipennis. Affinis certe S. hemiptero, attamen differe videtur. Thorax in quibus- dam flavescens, in paucis cinerascens fusco lineatus. Scutellum concolor margine fusco. Abdomen ferrugineum dorso fusco. Alae coriaceae, cinereae limbo punctoque medio fuseis“. In dieser Beschreibung ist ohne Zweifel ein Männchen, und zwar die Varietät strigata, zu erkennen. Das erst im Jahre 1798 erschienene Supplement zu obigem Werke bringt auf pag. 561, no. 5 zum erstenmal die Be- schreibung einer Thereva analis, welche lautet: „Antennae incumbentes, seda nuda. Os album. Thorax pilosus, fuseus. Abdomen u N rin ua Or i 8) {=} i Zu dem Artikel: Über einige Phasia-Formen. nalzeichnung für die „Tihuistrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Ernst Girschner-Turgau. 36 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. nigrum, basi fulvum linea dorsali tamen nigra |irrigerweise immer noch als eigene Art, ano sive ultimo segmento albo. Pedes nigri|und zwar für die Phasia rostrata Egg. femoribus basi ferrugineis. Alae albae ma-|(Verhandl. zool. bot. Ges., Wien, X, p. 795 cula magna fusca“. Das Weibchen der |[1860]), erklärt. Wer ein reiches Material crassipennis ist in dieser Beschreibung |der crassipennis var. strigata vor sich hat, sogleich zu erkennen. wird finden, daß vom einfarbig dunkelroten Es bedarf demnach wohl keiner Be- | Hinterleibe bis zu diesem tiefschwarz ge- gründung weiter, daß die allbekannte und | striemten zahlreiche Übergänge vorhanden über fast ganz Europa verbreitete Phasia |sind. Ich muß hier jedoch auf meine schon den Namen crassipennis F. zu führen hat. | erwähnte Arbeit in den „Entomologischen Nachrichten“ verweisen, wo ich ausführlich ET: | über die von der var. rubra ausgehenden beiden Varietäten-Reihen gesprochen habe. Die Form oblonga R. Desv. kenne ich In Fig. VI und VII habe ich zwei Formen | bis jetzt nur als Übergangsform von var. der Ph. crassipennis abgebildet, von welchen |rubra zu var. strigata. Sie scheint jedoch erstere die Varietät strigata, letztere die von | auch mit der Flügelzeichnung der var. micans Rob. Desvoidy (Myod.,p. 291,4) beschriebene, | vorzukommen, wie Macquarts Beschreibung durch auffallend verschmälerten Hinterleib | (Suite ä& Buff., p. 199, 3 [1835]) beweist. ausgezeichnete Form oblonga der var. rubra | Wahrscheinlich ist die mehr verlängerte und darstellt. schmälere Hinterleibsform in der Lebens- Fig. VI mit rotgelbem, auffallend breitem | weise der Larve begründet. Die abgebildete Hinterleibe, dessen Rücken mit einem in der | Form hat einen rotgelben Hinterleib, der Regel scharf begrenzten, fast gleich breiten, | schon die Andeutung einer schwarzen Rücken- schwarzen Bande geziert ist, wird von einigen | strieme an der Wurzel zeigt. Phasiarostrata Egg. und Ph. oblongaR. Desv. — ei — Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. (Fortsetzung aus No. 2.) So reich auch mein Jagdrevier an|deren Ablage wieder überwachsen waren. Hymenopteren war, fanden sich doch nur | Diese Unterbringung der Eier war von dem auffallend wenig Tenthredoniden oder Blatt- | Tiere mit solcher Accuratesse ausgeführt, daß wespen. Ich erinnere mich nur, die rötlich-|es schien, als sei mit der Nähmaschine eine gelben Larven einer solchen auf einer Rhexia | Naht vom Stiele bis zur Spitze des Blattes gefunden zu haben. Sie hatten zwei lange | gemacht worden. Fäden am Ende des Körpers und saßen Oft habe ich diese Erscheinung be- dicht gedrängt an den Spitzen der Zweige. | wundert, kam indes nie dazu, das Tier aus Alle hatten ihre Fäden aufgerichtet und |den Eiern zu ziehen, vermutete aber, daß ahmten so aufs täuschendste jene mit röt- | das Gelege von einer Blattwespe herrühre. lich-gelben Haaren bekleidete, sehr giftige Die Ichneumoniden oder Schlupfwespen Raupe nach, die hier allgeinein gemieden, |waren ziemlich mannigfaltig, obgleich ich ja, mit Recht gefürchtet wird, weil schon | bei meiner massenhaften Raupenzucht weit ihre leiseste Berührung mit der bloßen Hand |mehr Tachinen als Ichneumonen erhielt. sehr unangenehme Folgen hat. Unter letzteren zeichnete sich eine stahl- An den glänzend grünen, etwas leder-|blaue Art durch ganz ungewöhnlich lange artigen Blättern eines Strauches fand ich | Hinterleibssegmente aus. nicht selten deren Mittelrippe in ihrem Ein anderer Ichneumon, dessen Flügel- Innern mit Insekteneiern besetzt, die nach | geäder von dem der europäischen Arten sehr u dd nn een 1 u U nn la Anz Hama Di ap en nn 2 a ul I Fe ur. ut Da ne De a ne aa An ee Zeh WERE DW EN A nz a nn Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 37 abweicht, mißt mit dem langen Legestachel 50 mm. Kopf, Brust und Beine sind schwarz, die drei ersten Segmente des fast sitzenden Hinterleibes sind rotbraun und die Flügel schwarzbraun mit breiter, gelber Mittelbinde. Auch verschiedene Arten aus der Gruppe, deren Hinterleib seitlich flach zusammengedrückt erscheint wie die Genera Paniseus, Prozion und Campoplex, sind nicht selten. Gallwespen oder Oynipiden müssen auch wohl reichlich vorhanden sein; denn häufig sind die sonderbaren Umbildungen, welche manche Früchte durch diese Tierchen er- leiden. Gallenartise Anschwellungen auf Blättern fand ich indes nur selten, und es blieb mir fraglich, ob dieselben überhaupt von Gallwespen verursacht wurden. Unter den vielen Raubwespen sind be- sonders zwei Arten zu erwähnen, die eine Längevon 60mm haben. Beide sind schwärz- lich stahlblau mit bräunlich getrübten Flügeln. Bei der einen Art sind die Spitzen der Flügel reinweiß. Möglich ist es, daß diese Aus- zeichnung nur Geschlechtsunterschied ist und beide derselben Art angehören. Sie schienen den Pompiliden oder Wegwespen nahe zu stehen. Ihr vaterländischer Name ist „Maribundi jagador“ (casador?). Sie fliesen im März, und man sieht sie alsdann, eifrig nach allerlei kleinen Tieren jagend und häufig mit den Flügeln wedelnd, auf der Erde herumlaufen. Einmal bemerkte ich eine solche Wespe, die .eine etwa fingerlange Eidechse getötet hatte, welche sie mit ihren Zangen an der Kehle gepackt hielt, während deren Körper an der Erde zwischen ihren langen Beinen dahinschleifte. Als ich die Wespe beunruhigte, flog sie mit ihrer Beute davon. Der Stachel dieser Wespe ist wohl 8 mm lang und etwas nach unten gebogen. Mein Hund wurde von einem solchen Tiere gestochen und, nach seinem langanhaltenden Geschrei zu urteilen, muß ihr Stich furcht- bar schmerzhaft sein. Der Flug dieser Wespe ist trotz ihrer Größe doch leicht und durchaus geräuschlos. Eine kleinere, ziemlich häufige Art mißt 22 mm. Ihre Flügel sind dunkelbraun ge- trübt. Ihr Vorderkörper ist schwarz, Beine und Hinterleib sind braunrot. Eine glänzend schwarze Grabwespe über- trifft die vorige an Größe. Sie hat schwarz- blau getrübte Flügel. Ihr Hinterkörper ist kurz, fast kugelig, dünn und lang gestielt. Sie ist ziemlich selten. Unter verschiedenen Verwandten unserer Silbermundwespe, Crabro, fand ich zwei Arten, deren Weibchen ungeflügelt sind. Alle sind schwarz, gelbgefleckt oder mit gelbgerandeten Hinterleibssegmenten. Bienenameisen, Mutilla, kommen nicht häufig, aber in einigen sehr hübschen Arten vor. Die größte der mir bekannt gewordenen ist 20 mm lang, tiefschwarz, filzig behaart. Der Hinterrücken hat zwei weiße Längs- streifen und das erste Hinterleibssegment zwei weiße Flecke; das zweite ist sehr breit, jederseits mit einem großen, ovalen, unbehaarten, orangeroten Fleck versehen. Die pelzartige Behaarung der letzten vier Segmente ist silberig schimmernd, mit schwarzer Mittellinie. Die Ameisen sind ungemein häufig und artenreich. Mein Sohn, der diese Tiere mit Vorliebe sammelte, brachte 24 gesellig lebende Arten zusammen. Manche der ge- sellig lebenden Arten sind für Pflanzenkultur äußerst schädlich. Man erkennt sie leicht an dem stachelisen Rückenschild. Sie sind schwarzbraun, 10 mm lang und treten oft so zahlreich auf, daß sie einen starken Baum in einem Tage entblättern können. Ganze Wein- und Kaffeepflanzungen werden oft total von diesen Tieren vernichtet. Sie nagen die Blätter und jungen Triebe stückweise ab und tragen dieselben oft über tausend Schritt weit, bald über, bald unter der Erde, durch vorher angelegte Gänge, jede ein Blattstück in ihren Kiefern hochhaltend, in ihren unterirdischen Bau. Es ist weit schwerer, als man glauben sollte, diese Brut- stätten aufzufinden, da dieselben unter der Erdoberfläche angelegt sind und kein äußeres Zeichen sie verrät. Man vernichtet diese Tiere samt ihrer Brut, indem man, nach- dem der Bau geöffnet, reichlich Wasser hinein- gießt und nun durch tüchtiges Umrühren den ganzen Inhalt desselben mit der lehmigen Erde in einen Brei verwandelt. Auf den Hacienden sind in der Regel mehrere Leute fortwährend beschäftigt, die Nester dieser Ameisen aufzusuchen und zu vernichten. Die sogenannte Wanderameise, Atta cephalotes, gehört nicht zu diesen schädlichen Pflanzenfressern. Sie ist rotbraun, hat einen 38 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. ganz unförmlich dicken Kopf, der den Hinter- leib an Größe übertrifft, und ist 25 mm lang. Sie errichtet aus Pflanzenresten, Lehm- klümpchen und dergleichen meterhohe, kegel- förmige Bauten. Ein Heer von Hunderttausenden dieser Tiere unternimmt zeitweilig größere Wan- derungen und tötet und verzehrt alles, was sie aufihrem Zuge an Heuschrecken, Spinnen, Schaben etc. antrifft. Wunderbar sieht es aus, wenn die von den Ameisen bedrohten Tiere, zu denen auch Mäuse, kleinere Rep- tile und Frösche zählen, in krankhafter Eile die Flucht ergreifen. Oft dringen die Ameisen in die Häuser, selbst bei Nacht. Die Bewohner sehen das nicht ungern, obgleich sie selbst, so lange der zahlreiche Besuch verweilt, hinaus müssen. Binnen kurzer Zeit reinigen dann auch die Ameisen das ganze Haus von allem, was da lebt, und verschwinden nach vollendeter Jagd sofort. Ähnliche Züge habe ich auch von einer kleineren, glänzend schwarzen, und einer noch kleineren graubraunen Art beob- achtet. An waldfreien Orten zwischen niederem Gebüsch findet man ganze Flächen von acht bis zehn Schritt Durchmesser, die das Aus- sehen haben, als seien sie mit einer fußhohen Schicht von Lehmbrei übergossen, die später trocknete und erhärtete. Es ist dies der Bau einer etwa 29 mm großen, rotbraunen Ameise, wahrscheinlich auch einer Atta, die sich gleichfalls durch einen unverhältnismäßig dieken Kopf auszeichnet. Beim Betreten dieser Flächen bricht man bis über die Knöchel in den Bau ein und wird sofort von einem nach Tausenden zählenden Gewimmel dieser bissigen Tiere überfallen und zum schleunigsten Rückzug gezwungen. Eine große, glänzend schwarze, gesellig lebende Ameise hat ein furchtbares Zangengebiß. Ihre Oberkiefer sind völlig halbkreisförmig gebogen, fassen beim Biß einen tüchtigen Teil der Haut und dringen mit den Spitzen wieder aus derselben heraus. Eines so verbissenen Tieres kann man sich durch Abreißen nicht gänzlich entledigen, denn der Kopf mit den Zangen bleibt zurück. Man ist genötigt, durch Messer oder Schere die Kiefern vom Kopfe zu trennen; denn nur dann einzeln heraus- ziehen. andere lassen sich diese Auf einer kleinen, mit Gehölz bestan- denen Insel im unteren Laufe des Rio de St. Antonio fand ich eine große Ameise, die ich nirgend anders angetroffen habe. Sie war dunkelbraun, mit einem breiten, gold- gelben Ring um den Hinterleib. Sonder-. barerweise bestand dieser Ring nur aus einer staubartigen Ausschwitzung, die sich leicht abwischen ließ. Die kleinsten Ameisen sind kaum 1 mm lang und für gesammelte Naturalien sehr gefährlich, weil sie gern in die Häuser dringen. Selten schließt ein Behälter so dicht, daß ein Eindringen dieser kleinen, aber sehr gefräßigen Tierchen unmöglich ist. Sorgfältig verklebte Blechdosen oder Glasgefäßbe mit eingeschlitfenem Stöpsel halten sie nosh am sichersten ab. Die echten oder Faltenwespen sind recht artenreich und interessant durch ihre ver- schieden angelegten und mannigfach ge- formten Nester. Einige sind kugelis oder scheibenförmig, andere haben die Form einer Birne. Sie bestehen aus abgenagten Holzfasern und sind an den Ästen der Bäume, an deren Stämmen oder an den äußersten Zweigspitzen angebracht. Man hält sie im letzten Falle leicht für die Früchte der Bäume. Eine schwärzlich-blaue Wespe mit bräun- lich getrübten Flügeln heftet ihr braungraues, äußerlich mit vertieften Furchen oder sich kreuzenden Rillen versehenes Nest hoch an dicke Baumstämme, und man sollte meinen, es habe jemand dort einen grobdrahtigen Kaffeesack angenagelt. Eine rotbraune Wespe mit gelb geringeltem Hinterleib, von der Größe der Honigbiene, baut eine runde Zellenscheibe, die, ohne jede Deckung, nur mit einem kurzen Bande an einem Ast be- festigt, ganz frei hängt. An dem äußeren Umkreis werden stets neue Zellen angebaut, während im Centrum die Eierlage und die Pflege der Brut beginnt. Die Larven werden von dem Weibchen mit sirupartigem Saft gefüttert, und wenn dieselben erwachsen sind, werden die Zellen hochgewölbt und, wie bei unserer Honigbiene die Drohnen- zellen, zugedeckelt. Ob der Bau dieser Wespe auch offen und schutzlos bleibt, wenn erst die Nach- kommenschaft mehr Arbeiter liefert, habe ich nicht beobachten können. Die Brut- Br ann de EEE TEN = Die Schutzmittel der Raupe. 39 scheibe oder Wabe hatte die Form und reichlich die Größe einer Taschenuhr. Eine kleine, schwarzbraune Wespe baut auf Baumästen, oft ganz freistehend, ein Nest von dunkelbrauner Farbe aus Holz- fasern, in Form und Größe einer gewöhn- lichen Gießkanne. Der Zugang zum Bau ist röhrenförmig und stellt das Ausgußrohr der Kanne dar. Die Tierchen sind sehr stechlustig und lassen niemand unbehelligt . an ihren Bau heran. Eine andere, etwas größere, gelb ge- ringelte und gefleckte, sehr schlank gebaute 'Wespe baut ein großes, kugeliges Nest von hellgrauer Farbe. Es hat die Konsistenz grauen Löschpapiers und steht gut verborgen im Laube dichter Gebüsche. Sorgfältig hat man sich hier vor der Beunruhigung dieser Wespen zu hüten, sonst wird man von Unsere Honigbiene ist hier längst ein- geführt; sie wird in Holzkästen einfachster Art ohne besondere Pflege und Wartung gehalten, trägt aber schwerlich so viel Honig wie bei uns. Es fehlt hier die Heide, der weiße Klee, die Linde und die honigreichen Kultur- pflanzen, wie Rapsaat und Buchweizen, wofür die Biene in den blumenreichen Tropen doch keinen völligen Ersatz gefunden zu haben scheint. Ihre Haupttracht finden die Bienen auf einer mehrfach erwähnten Solanee, welche sie mit den Kolibris gemeinschaftlich besuchen. Auch ein häufig vorkommender Leonurus und einige Schmetterlingsblütler, sowie die Blüten der Orangen werden von den Bienen besucht. Der Honig ist sehr klar und flüssig und hat einen köstlichen Vanille - Beigeschmack. Die Hauptschwärmzeit fällt in den November; ihnen in großer Anzahl überfallen und zur|jedoch kommen einzelne Schwärme zu allen schleunigsten Flucht gezwungen. Unter den Blumenwespen, also Hummeln und Bienen, giebt es zwar sehr schöne und interessante Tiere, doch sind beide Gruppen um Nova Friburgo nicht sehr artenreich. Die größte mir vorgekommene Hummel ist wenig größer, aber robuster gebaut als das Weibehen unserer Erdhummel, Bombus terrestris. Sie ist bläulich-schwarz, mit gelber Behaarung des Rückenschildes, schwarz- blauen Flügeln und auffallend starken, gelben Schienenbürsten. Sie erzieht ihre Brut in alten, mürben Baumstümpfen, die bereits früher von Käfer-Larven durchbohrt und durchlöchert wurden. Eine kleinere Art ist schwarzbraun, eine andere glänzend vielett- blau und eine dritte goldig-grüne hat einen zugespitzten Hinterkörper und glashelleFlügel, gehört aber wohl einem anderen Geschlecht an. Jahreszeiten vor. Eine kleine, wilde Biene, nur von Größe unserer Waldameise, baut ihr Nest in Lehm- wänden und trägt ebenfalls einen schmack- haften, klaren und dünnflüssigen Honig ein, der aber nicht wie bei unserer Biene in Waben, sondern in kleinen, unregelmäßig- eckigen, grauen, haselnußgroßen Säckchen enthalten ist. Diese kleinen Tierchen sind sehr harm- los, sie stechen nicht! — Wenn ihnen über- haupt der Stachel fehlen sollte, so wäre das eine sonderbare Abweichung von der in der ganzen Ordnung herrschenden Regel, daß bei allen Arten nur den Männchen der Stachel fehlt, die Weibchen aber stets damit versehen sind und im vorkommenden Falle recht empfindlichen Gebrauch davon machen. — Die Schutzmittel der Raupe. Von Dr. Prehn. (Schluß aus No. 2.) Schon Bates hat darauf aufmerksam | Baumes in den südamerikanischen offenen gemacht, daß manche Raupen eine geradezu das Auge herausfordernde Färbung haben, als ob ihnen viel daran liege, gesehen zu werden; die auffallendste, die ihm je zu Gesicht gekommen, war eine Sphingiden- Larve auf den großen, grünen Blättern eines Llanos; sie war etwa vier Zoll lang, kreuz- weise schwarz- und gelbgestreift, und Kopf, Beine und Schwanzhorn zeigten ein helles Rot. Sie zog daher schon auf einige Schritte Entfernung den Blick jedes Vorübergehenden, zweifellos auch den jedes vorüberfliegenden 40 Die Schutzmittel der Raupe. Vogels auf sich. Wir haben es in solchen Fällen, im Gegensatzzu der eben besprochenen Schutzfärbung, mit einer Trutz-, Ekel- oder Warnfärbung zu thun, d. h. Vögel und andere feindliche Tiere werden durch solche schreienden Farben gewarnt, den fetten Bissen anzurühren, da er schlecht schmeckt. Beispiele hiervon von einheimischen Raupen sind die von Deil. euphorbiae und nicaea, Abr. grossulariata, Pier. brassicae, Pap. machaon und Acron. alni nach der vierten Häutung. Die erste z. B. wird von Hühnern erst dann angenommen, wenn sie mit Mehl bestreut ist, ihre Farben also verdeckt sind; dann picken allerdings die Vögel hinein, zeigen aber durch deutliche Zeichen des Abscheus, daß ihnen der Geschmack zuwider ist. Ebenso ist es vorgekommen, daß sich bei Hausenten nach dem Genusse von Kohl- weißlings-Raupen Vergiftungserscheinungen einstellten. Diese Tiere fraßen die ihnen lecker erscheinenden Bissen trotzdem, weil ihnen durch die Domestikation der Instinkt für die Gefährlichkeit derselben verloren gegangen war. Wie unangenehm ferner die Raupe des Schwalbenschwanzes riecht, wenn man sie drückt, ist allgemein bekannt. Es hat übrigens den Anschein, daß die Hauptekelfarben bei Raupen rot und gelb sind. Bei manchen Arten dient außer der Färbung noch die ganze Gestalt dazu, ihnen durch Erschrecken der Feinde Schutz angedeihen zu lassen. Da haben wir zunächst solche, die eine sogenannte Schreckstellung zur Abwehr einnehmen, über die man die „ZJllustrierte Wochenschrift für Entomologie“, S. 70 ff. vergleichen möge. Diese Stellung entspräche etwa den eben behandelten Warn- farben. Angeführt sei an dieser Stelle noch, daß nach Bates gewisse große Raupen der Tropen auffallend giftigen Schlangen ähneln, und daß dieser Naturforscher durch solche wiederholt erschreckt wurde. Andere Arten wiederum finden dadurch Schutz, daß sie in Gestalt und Farbe Teilen ihrer Futter- pflanze äußerst ähnlich sind. Wer kennt nicht die Ähnlichkeit der Spanner - Raupen mit Zweiglein oder Blattrippen? Bringen manche doch sogar in der bekannten, ab- stehenden Aststellung, sich nur mit den beiden Hinterfüßen festhaltend, den Winter frei und ohne sonstigen Schutz zu und frieren steif und fest, so daß man sie zerbrechen kann. Sie haben eben volles Vertrauen zu ihrer täuschenden Ähnlichkeit mit ab- gebrochenen Zweigen, die noch durch allerlei Auswüchse, Zapfen und Höcker erhöht wird. Ähnlich verhält es sich mit manchen Mönchs- Eulenraupen, die den Blütenrispen von Artemisium, an dem sie leben, nicht nur durch ihre rötlich-grüne Färbung, sondern auch durch eine Reihe von Rückenhöckern zum Erstaunen gleichen. Auch das Aussehen von toten Gegenständen kann man bei Raupen beobachten; so gleicht Notod. ziezac mit seiner merkwürdigen Haltung, seinen Höckern und seiner rotbraunen, vom Grün der Futter- pflanze abstechenden Färbung eher irgend einem anorganischen Gegenstande als der Larve eines Schmetterlings, und Acron. alni gleicht gar bis zu ihrer vierten Häutung täuschend dem Kote irgend eines Vogels, um dann, wie wir gesehen haben, zur Warn- farbe überzugehen. Aber nicht nur Farbe und Gestalt müssen zur Erhaltung der Art dienen, eine große Anzahl von Raupenarten ist mit ganz be- sonderenMitteln undWerkzeugen ausgerüstet, um diesen Zweck zu erreichen. Eins der wirksamsten sind die Haare, die bald ein- zeln, bald in Büscheln, bald in Reihen stehen, immer aber treffliche Waffen im Kampfe ums Dasein sind, da die Zahl der Feinde, welche die Haare mitverzehren, nicht groß ist. Sehr verschieden ist auch die Form der Haare bei den einzelnen Arten; so gleichen sie den spitzen Stacheln eines Stachelschweins bei jungen Bomb. rubi, die Gestalt eimes spitzen Speeres mit nach oben gerichteten, unregelmäßig angebrachten Widerhaken haben Spilos. fuliginosa und Acron. aceris; Pap. gundlachianus Feld. hat in der Jugend auf den Warzen Haare, die genau die Form einer Lanzenspitze mit Widerhaken zeigen. Bei anderen brechen sie leicht ab und bleiben dem Angreifer in ler Haut stecken, so bei Bomb. rubi und seiner Sippe; bei anderen gar, wie bei Unelhoc. processionea und pint- vora, ist diese Waffe noch giftig, denn sie haben hohle, der Struktur der Nesselhaare ähnliche, mit einem ätzenden Saft (Ameisen- säure) gefüllt, leicht abbrechende und mit Widerhaken versehene Haare. Diese Säure ist bei dem Prozessionsspinner in allen Teilen der Raupe, sogar in den Exkrementen, ent- F 3 E SEPETRREN Di Anh, TREE FEN 2 | Tpm23 Pi Die Schutzmittel der Raupe. 41 halten, und außerdem haftet an den Gegen- ständen, über die sie gewandert, eine Art von Haarstaub, der ebenfalls Jucken ver- ursacht. Viele solcher Haarraupen machen es bei Angriffen dem Igel nach: sie rollen sich zusammen und bieten so möglichst wenig Angriffsfläche und einen nach allen Seiten abstehenden Wall von Haaren; dies thut eine große Anzahl, z. B. Bomb. rubi, Arctia caja, Dasych. pudibunda. Andere haben in der Jugend Haare zum Schutz, bekommen aber dafür später Stacheln oder Dornen, so die Gattungen Argynnis, Meli- taea, Vanessa, Neptis, Limenitis; manche haben nur in jüngerem Alter Dornen, so Agl. tau; bei manchen wiederum verästeln sich diese Waffen mehr und mehr, wofür ein Beispiel Ayp. io ist. Ein anderes Instru- ment zur Abwehr besitzen dieGabelschwänze, die aus zwei dünnen, langen Röhren, in die ihr Körper ausläuft, rote, weiche Fäden ausstrecken können, wiederum eins anderer ArtdieSphingiden-Raupeninihrem Schwanz- horn, das namentlich in der Jugend ver- hältnismäßig groß ist und das in diesem Stadium Devil. nerii und celerio emporzu- strecken imstande sind. Andere Arten ferner verteidigen sich dadurch, daß sie, angepackt oder sonst gequält, den Magensaft aus dem Maule Nießen lassen, so z. B. die Pieriden und Vanessen — wer hätte nicht als Knabe diese Beobachtung gemacht, wenn er Nessel- raupen in eine frische Cigarrenkiste setzte? —, während andere einen besonders scharfen Saft von sich geben, wie Coss. ligniperda oder Harp. vinula, welch letztere dazu eine Öffnung unter dem Maule hat. Einen anderen Weg wiederum schlagen die Larven der Familie Paptlio, und zwar die in- und aus- ländischen, ein, die hinter dem Kopfe in der Gefahr ein Paar fleischige Gabeln ausstülpen, welche einen widerlichen Geruch verbreiten; einen solchen Geruch nach Moschus überhaupt hat auch in nicht ge- reiztem Zustande die Raupe von Tolype proscima Berg in Argentinien und sicher auch noch andere Exoten. Auf andere Weise sucht sich die Raupe der Catocala streckeri Stgr. vom Amurgebiet zu sichern, indem sie sich mit einer dichten Lage mehlartigen, weißen Staubes umgiebt, wie es bei uns etwa die Puppe von Lasioc. quercifolia macht. Andere Mittel, sich Nachstellungen zu entziehen, sind die Flucht, die manche Bombyces, namentlich Arktiiden, ziemlich rasch ergreifen; andere lassen sich schleunigst bei der geringsten Störung von der Futter- pflanze hinabfallen, so Zonos. ononaria, Van. urticae und noch schneller Van. levana; manche thun dies zu ihrer Sicherheit an einem Faden, so Abrax. silvata, grossulartata und eine Menge anderer Spanner, namentlich pfeilschnell bei dem kleinsten Geräusch Ploser. pulverata. Heftige, schlagende Bewegungen endlich vollführen die Kato- kalen, Simyr. dentinosa, Pier. erataegi, Van. io und andere Tagfalter. Alle diese Verteidigungsmittel im weitesten Sinne sind natürlich nicht auf je eine Art beschränkt, sondern manche Arten sind im Besitze von zwei oder gar drei derselben; so hat Pier. brassicae die Warnfarbe und den Saft, Pap. machaon dieselbe Ekelfarbe und die Hörner mit dem Geruch, die Katokalen die schmächtige Gestalt, um sich in den Ritzen der Rinde zu verbergen, die Rindenfarbe und endlich die Eigentümlichkeit, um sich zu schlagen, wozu noch das Gehenlassen von Saft kommt, Harp. vinula die Schreckstellung, seine Aftergabeln und das Saftspritzen. Und trotz aller dieser Mittel giebt es Arten, die augenscheinlich auf dem Aus- sterbe-Etat stehen; ich erinnere nur an den immer seltener werdenden Pier. crataegi, der durch die Hand des Menschen zu ver- schwinden scheint, ferner an Plus. concha (in England existiert er längst nicht mehr, ebensowenig wie ZLyc. argiolus und Polyom. dispar), an Pler. matronula und endlich an Sat. spini mit seiner schwarzen, fettig glänzenden Raupe. Da diese ihre schwarze Farbe beibehält, während pyri und pavonia sie nur in der Jugend haben, dann aber zu anderen übergehen, da ferner bei ihm Männchen und Weibchen fast gleich gefärbt sind, was nach den Gesetzen die Häckel über die Vererbung aufgestellt hat, das Ur- sprüngliche im Verhältnis der beiden Ge- schlechter war, so darf man wohl annehmen, daß spini die ursprünglich europäische, also phylogenetisch ältere Form darstellt, aus der sich nach der Seite der Größe hin die den Geschlechtsdimorphismus weniger zeigende pyri-Form und nach der anderen hin die denselben stark ausgeprägt darbietende Form 42 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. pavonia entwickelt hat. Da nun nach Darwin- scher Lehre die Mittelglieder auszusterben pflegen, so dürfen wir uns nicht wundern, daß auch für spini die Stunde geschlagen hat. Am weitesten hat sich übrigens pavonia entwickelt, da dessen Männchen am bunt- gefärbtesten ist und durch seinen Flug bei Tage unverkennbare Neigung besitzt, sich der höchststehenden Klasse der Lepidopteren, den Tagfaltern, zu nähern. — [ne — —— Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. - Ein Beitrag zur Insektenfauna Kleinasiens. Nach den bisherigen Reise-Ergebnissen bearbeitet von Martin Holiz in Berlin. Nachdem zuerst Lederer und Kindermann das südöstliche Kleinasien lepidopterologisch bereist hatten, gelang es erst später dem vorzüglichen Sammler und Forscher Jos. Haberhauer, uns eimen genaueren Einblick in die Lepidopteren-Fauna des alten Ciliciens zu verschaffen. Seit seiner letzten Reise im Jahre 1875 war indes der cilicische Taurus und das wegen seiner Fruchtbarkeit berühmte an- grenzende Küstengebiet von keinem Entomo- logen betreten worden. So entschloß ich mich denn im Anfang des Jahres 1895 zur weiteren entomologischen Erforschung des in jeder Beziehung so interessanten Landes. Außer Botanikern waren es in der Zwischenzeit nur Dr. Flöhricke, Rolle und der bekannte Reisende Gustay Schrader (jetzt in Port Said), die dasselbe zu natur- wissenschaftlichen Zwecken bereisten. Ob- wohl der letztere in der Hauptsache nur den Wirbeltieren sein Augenmerk zuwendet, so konnte er mir doch bezüglich der dortigen Insektenwelt manche Fingerzeige geben, als ich zu Beginn meiner Reise die Ehre hatte, in Port Said seine persönliche Bekanntschaft zu machen. Auf Schraders Rat ging ich mit vorgerückter Jahreszeit nach dem in folgendem vielgenannten Gözna, dessen Umgebung sich als eine der besten Örtlichkeiten erwies, an denen ich während der Reise zu sammeln Gelegenheit hatte. Ich kann nicht umhin, demselben für alle seine guten Ratschläge, insbesondere auch hinsichtlich der Schwierigkeiten des teisens selbst, an dieser Stelle nochmals Dank auszudrücken. In der Hafenstadt Mersina am 9. März angelangt, machte ich, mit Empfehlungen von ihm ver- sehen, meinen ersten Besuch dem deutschen Konsul Herrn X. F. COhristmann. Auch meinen diesem Herrn, der mich aufs freundlichste empfing und im Laufe der Reise meine Zwecke in jeder Weise unterstützte, schulde ich aufrichtigen Dank. Seinen Bemühungen war es gelungen, dem einige Zeit vor mir eingetroffenen Botaniker W. Siehe die Wege in dem durch die politischen Unruhen stark erregten Lande zu ebnen, so daß mir selbst größere behördliche Unannehmlichkeiten erspart blieben. In Siehe fand ich während der Monate April und Mai einen Reise- gefährten. Mitte Mai, als ich bereits meine Thätigkeit ins Gebirge verlegt hatte, erschien als Dritter Herr Emil Funke aus Dresden, mit dem ich indes erst zusammentraf, als derselbe sich zur Rückreise anschickte. Seine Sammlungen, die er in dem weiter östlich gelegenen Teile des cilicischen Taurus, insbesondere bei Gülek, Dorak, Karlı Boghaz und im Gjaur Dagh, zusammenbrachte, be- nutzte ich als willkommene Ergänzung be- der vorliegenden Arbeit, soweit ich durch Mitteilung oder Durchsicht dazu im stande war. Im übrigen standen mir u. a. Staudingers Werk über die Lepidopteren-Fauna Klein- Asiens und für die Rhopaloceren auch Rühls „Paläarktische Groß - Schmetterlinge“ zur Verfügung. Was die Heteroceren betrifft, so dürfte unsere faunistische Kenntnis des Gebietes auch heute noch recht lückenhaft und diesem Mangel nur durch weitere Forschungen und Beobachtungen abzuhelfen sein. Auch glaube ich, aus der mannig- faltigen Natur des Landes und der Zahl der Rhopaloceren nach schließen zu müssen, daß der Lepidopteren-Reichtum dem von Brussa nur wenig nachstehen wird. Trotz unserer noch immer mangelhaften Kenntnis beläuft sich bis heute die Artenzahl der Macro- lepidopteren schon auf 358, wovon auf die 1 a ee ed a le ul nn a an un ud ER EEE ER EEE TOTER EN! 5 FL AS u SE Se BEER Le 3 A uud EEE u An Lu DD 2 Die A La 1 a an En la u aaa u ae m Eh un u r, - ’ vi Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. 43 Rhopaloceren 132, die Sphingiden, schließlich Sesiiden und Zygaeniden, 34, die Bombyeiden 35, die Noctuiden 89 und die Geometriden 68 entfallen. Um wieviel würde sich dieselbe noch erhöhen, wenn es erst möglich wäre, daß ein Sammler zu Zucht- 'zwecken dauernd im Taurus-Gebirge Aufent- halt nehmen könnte! Leider aber stehen sowohl Verkehrswege als Lebensverhältnisse auf der denkbar niedrigsten Stufe der Ent- wickelung. Dazu kommt der Einfluß des heißen Klimas. Selbst in Lagen über 1000 m Höhe habe ich in der siebenten Morgen- stunde schon 270 R. im Schatten beobachtet. An der Küste begünstigt eine tropische Hitze und die unreinliche Wirtschaft der Bewohner Malaria, Cholera und andere an- steckende Krankheiten. Das Volk selbst ist infolge seiner Trägheit zum Sammeln kaum zu bewegen und meist auch für die stetig wachsenden Ansprüche der Lepidopterophilen nicht geeignet. Wenn man, wie ich, das Glück hat, einen Diener zu besitzen, von dem man nicht betrogen wird, und der willig alles auszuführen ver- sucht, womit man ihn beauftragt, so muß man schon sehr zufrieden sein. Einen solchen fand ich erst nach mehreren Fehlgriffen in der Person eines Armeniers, die sich ja sonst mit Recht keines guten Rufes erfreuen. Er diente mir mit seltener Anhänglichkeit und Treue und hat auch häufig meine Coleopteren- Ausbeute mit interessanten Funden be- reichert. Von Anfang an ging ich von dem Grundsatze aus, soweit wie möglich einen guten Platz längere Zeit als Standort zu wählen. Meine ersten Ausflüge beschränkten sich auf die Umgebung von Mersina; Anfang April unternahm ich in Gemeinschaft mit Siehe eine neuntägige Sammelreise längs der Küste bis in die Gegend der Kalykadnus- Mündung (altes Oorycus), wozu mir die Anschaffung eines Pferdes nötig wurde, das ich aber schon einen Monat später wieder verkaufte, da ich für dasselbe schließlich keine dauernde Verwendung hatte. Gegen Ende April begab ich mich in das Vor- gebirge, wo ich hauptsächlich in dem Thal- kessel von Tschekor Köslü sammelte und eine elende Baracke mit Siehe gemeinschaftlich inne hatte. Ende Mai verlegte ich den Platz meiner Thätigkeit nach Gözna ins eigentliche Mittelgebirge. Von dort aus machte ich ein- mehrfach größere Ausflüge, u. a. auch über Barakali nach dem Oberlauf des Cydnus, bis ich Anfang September die Rückreise zur Küste antrat. Auf die Erforschung des bis zu 3700 m aufsteigenden Hochgebirges (Bulgar Dagh) mußte ich mangels Unter- stützung der interessierten Kreise, ohne größere Mittel, leider verzichten. Die Be- reisung dieser unwirtlichen Höhen hätte eine ganze Karawane erforderlich gemacht. Zudem war ich in der Mitte des Sommers körperlich schon so mitgenommen, daß eine gewisse Schonung dringend nötig wurde. Ich ge- denke hier in dankbarer Erinnerung der Liebenswürdigkeit des deutschen Kolonisten Herrn Erich Frank, der mich in der letzten Zeit in sein Haus aufnahm und mich häufig aus Interesse an meiner Sache auf meinen Ausflügen begleitete. Es bleibt mir noch übrig, einiges über die Natur des Landes im allgemeinen zu sagen. Mersina, der Ausgangspunkt meiner Sammelthätigkeit, liegt hart am Meere, in der Westecke der fruchtbaren cilicischen Ebene, die nach Osten zu breiter und breiter wird und im Mündungsgebiet des Pyramus und Oydnus ihre größte Ausdehnung erreicht. Südlich begrenzen sie das Mittelmeer mit der Bucht von Iskanderüm (Alexandrette), östlich der Gjaur Dagh, nördlich und westlich die Hauptgebirgsketten des cilicischen Taurus. Bei Mersina dehnt sich die Ebene nur etwa eine Meile weit ins Land aus, einige Meilen weiter westlich stoßen die Vorberge des Taurus bis ans Meer. In einer Entfernung von drei deutschen Meilen von der See erreicht das Gebirge schon Höhen von 1000 m. Die über 3000 m hohen Spitzen der Hochgebirgskette des Bulgar Dagh sind etwa zehn deutsche Meilen entfernt. Nach Westen hin senkt sich das Gebirge allmählich, während im Osten der Ala Dagh fast die Höhe des Bulgar Dagh erreicht. Das cilieische Tiefland ist somit von drei Seiten durch die hohen Gebirgszüge gegen den Einfluß der Winde geschützt, während das ganze Jahr hindurch die Südwinde über das Meer hin freien Zutritt haben. Dieser Um- stand bedingt das für diesen Breitegrad (370) ungewöhnlich heiße Klima Ciliciens. An der Küste erreicht die Temperatur bisweilen 400R. im Schatten, und das Julimittel ist dort fast +44 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. ebenso hoch wie in den heißesten Tropen- Gegenden. Freilich zeigt der Winter, der sich in der Küsten-Ebene nur als Regen- Periode kundgiebt, einen erheblichen Unter- schied gegen den Sommer. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Schneefälle kommen indes in der Regel nur im Gebirge vor. Während der kühlen Jahreszeit wird der Boden durch oft unermeßliche Regen- güsse für die Vegetation vorbereitet, die an der Küste nie ganz erstirbt. Nur der Frühling und der beginnende Herbst pflegen Gewitter zu bringen, während es im Sommer meist monatelang keinen Tropfen regnet and ein ewig blauer Himmel über der herrlichen Landschaft liegt. Das cilicische Küstengebiet wird in der Hauptsache von einem schweren Lehmboden gebildet, der nur stellenweise vom Sande der Wasserläufe und von Morästen unter- brochen wird. Das Gebirge besteht vor- wiegend aus Dolomitenkalk, der die ab- sonderlichsten landschaftlichen Gebilde, hier Tafelberge, dort Kuppen, aufbaut. Aber auch Granit, Quarz, Basalt, Serpentin und andere Gesteinsarten finden sich vor. Die Verschiedenheit der Bodenbeschaffenheit bedingt naturgemäß im Verein mit der je- weiligen Lage eine außerordentliche Mannig- faltigkeit der Vegetation und des Tierlebens. Aristolochiaceen, Cistineen, Asphodeleen, Liliaceen, Ranunculaceen und Papilionaceen sınd in der Ebene die Hauptzierde der niederen Pflanzendecke im Frühling. Hier und da finden sich an Wasserläufen der Johannisbrotbaum (Cereis siliquastrum), Alnus orientalis, an trockenen Stellen die Olive, Pinus maritina und andere mehr. Im ganzen aber ist das Küsten-Gebiet außer- ordentlich baumarm und mehr mit Strauch- und Hecken-Gewächsen bestanden; auch der Charakter der Heide-Landschaft findet sich streckenweise. Schon im Juni bietet infolge der Trockenheit die Lepidopteren-Fauna an der Küste ein ziemlich trauriges Bild, da viele niedere Pflanzen dann schon verdorrt sind, und eine zweite Vegetationsperiode erst mit Beginn der Herbstregen folgt. Die größte Mannigfaltigkeit zeigt die Flora im Vorgebirge. Zu den charakteristischen Arten des östlichen Mittelmeergebietes, wieLorbeer-, Myrten-Gewächsen, Oleander, Styrax, Celtis, Arbutus, Feigenbäumen, Platanen u. s. w., gesellen sich zahlreiche Vertreter unserer Laubholz-Gattungen, wie Rüstern, Haseln, Ahorne, Erlen, vor allem aber Eichenarten, die auch hier den ersten Rang in Bezug auf Besetzung mit Raupen einnehmen. Die niedere Vegetation ist so reich, daß eine genauere Schilderung hier zu weit führen. würde. Am üppigsten ist sie naturgemäß an feuchten Stellen schattiger Abhänge und in der Nähe der Wasserläufe, die freilich bei ihrer oft geringen Tiefe stellenweise im Hochsommer austrocknen. Eigentliches Wiesenland findet sich nur wenig und in geringer Ausdehnung, da dasselbe vielfach von steinigem Boden unterbrochen wird. Lichte Gebüsche und Waldungen, ab- wechselnd mit offenen, steppenartigen Tafel- flächen und Quelldickichten, machen im Verein mit dem verwitternden Kalk steiler Felsabhänge das Hauptgepräge der Gebirgs- natur aus. In höheren Lagen werden Nadel- hölzer, wie die karamanische Kiefer, riesige Wacholder-Arten und schließlich die Ceder die vorherrschenden Baumarten. Wegen der Unzugänglichkeit vieler für den Lepidoptero- logen günstiger Örtlichkeiten habe ich auch während meines Aufenthaltes im Lande häufig Nachtfänge angestellt, die immerhin erfolgreich genug waren, um der Lokal- Fauna manche neue Art zuzuführen. Wenn ich nun in folgendem nach den mir zu- gänglichen Quellen und den Ergebnissen meiner eigenen Reise die bisher aus Oilicien bekannt gewordenen Macrolepidopteren auf- zähle, so soll dies eben nur ein faunistischer Entwurf sein, der auf Vollständigkeit noch keinen Anspruch machen kann und lediglich den Zweck des Vergleichs mit anderen Gebieten hat. Rhopalocera. Papilio L. P. podalirius L. In zwei Generationen im Mai und August. Bei Gözna bis zu 1500 m Seehöhe. Zerstreut und selten. Von der ab. zanclaeus fing ich ein ungewöhnlich großes 9. P. alexanor Esp. Anfang Juni. An sonnigen Abhängen bei Gözna in 1000 m Seehöhe. Die Stücke sind sehr groß und von südeuropäischen etwas abweichend. P. machaon L. Nicht häufig. Schon im März bei Mersina beobachtet, wohl zweifellos Die Macrolepidopteren-Fauna Oiliciens. 45 £ in überwinterten Stücken. Später im Hoch- sommer einzeln im Gebirge, darunter auch ab. sphyrus. Thais F. Th. cerisyi B. Im Küstengebiete schon Anfang April; auf kalkigen Felsen der Kalykadnus-Gegend. Im Gebirge bis 1500 m Höhe bis in den Juni hinein. Stark variierend, doch scheint var. deyrollei Oberth. zu fehlen. Doritis O. D. apollinus Hbst. Im März im Küsten- gebiet, bei Mersina u. s. w. in schnellem Fluge zwischen den Gebüschen der Aristo- lochia umherschwärmend. Alle von mir ge- fangenen Stücke zeichnen sich durch vor- wiegend helle Grundfärbung aus. Parnassius Latr. P. mnemosyne L. Im Mai und Juni im Gebirge, doch nicht häufig. Bis über 2000 m. Die weiße Fleckenbinde auf dem durch- sichtigen Außenrand der Vorderflügel tritt stärker hervor als bei den europäischen Stücken. Bei einem unweit Gözna gefangenen Stück: sind die schwarzen Zeichnungen auf den Hinterflügeln bindenartig erweitert. Aporia Hb. A. crataegi L. Häufig im Mai im Vor- gebirge (Tschekor Köslü u. s. w.). Durch- schnittlich größer als bei uns. Pieris Schrk. P. brassicae L. var. catoleuca Roeb. n. v. (Ent. Nachr., 1896, p. 81). Von Funke in 488,222 Stücken, von mir nur in einem ‚2 Stücke im Vorgebirge gefangen. Ein von mir bei Tschekor Köslü in einer Höhe von etwa 600 m gefangenes kleines g zeigt im Gegensatze zu var. catoleuca Roeb. auf der gelben Unterseite der Hinterflügel eine dicht schwarze Bestäubung, wie ich sie bei deutschen Stücken noch nicht gesehen. P. krueperi Stgr. Von Haberhauer im Taurus aufgefunden. P. rapae L. Ziemlich häufig im April und Mai im Küstengebiete und Vorgebirge. P. ergane H.-G. Bei Mersina ein ziemlich kleines @ am 23. März gefangen. P. napi L. In Syrien und im nördlichen Kleinasien gefunden, daher wohl auch in Oilicien. P. daplidice L. Von März bis Mai als bellidice O. im Küstengebiete und Vorgebirge. Die zweite Generation fing ich auch später höher im Gebirge und am 16. Juli bei Gözna ein g von var. raphani Esp. Anthocharis B. A. belemia Esp. Bei Mersina von Kinder- mann gefunden. A. belia Cr. Ziemlich häufig im ganzen Küstengebiete, im März und April; die Sommergeneration (var. ausomia) später einzeln auch im Gebirge. A. cardamines L. Die Stammform im April und Mai an feuchten Stellen des Küstengebietes nicht selten, ab. turritis O. auch im Gebirge. A. gruneri H.-S. Von Haberhauer im Taurus gefangen. A. damone Feisth. Ebenfalls von Haber- hauer gefangen. Leucophasia Stph. L. sinapis L. Im April und Mai im Vorgebirge var. lathyri Hb., später im Juli und August var. diniensis B. im Gebirge bis zu 1000 m. Colias F. C. hyale L. Nur ein einziges 3 in 1100 m Höhe bei Gözna gefangen. ©. edusa FE. Das ganze Jahr hindurch häufig in mehreren Generationen. Überall von der Küste bis ziemlich hoch ins Gebirge. Auch ein Stück der seltenen © ab. helice Hb. ging mir bei Gözna in die Hände. ©. aurorina H.-S. var. libanotica Ld. Von Haberhauer bei Karli Boghaz und auch jetzt wieder von Funke in derselben Gegend ge- fangen. Rhodocera B. Rh. rhamni L. Überall in sehr großen Stücken von der Küste bis ins Gebirge, doch nicht häufig. Rh. farinosa Zett. Taurus vorkommend. Rh. cleopatra L. var. taurica Stgr. In der ersten Generation im März und April im Küstengebiete nicht selten, besonders am Strande zwischen den Dünen fliegend. Später im Juni und Juli vereinzelt im Ge- birge. Diese Lokalform zeichnet sich vor den typischen Stücken durch matteres Orange der Vorderflügel aus. Nach Staudinger im 46 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Thecla FE. Th. spini Schiff. In großen Stücken von Mai bis Juli nicht selten im Gebirge. Am 12. Juni fing ich bei Gözna auch ein @ der ab. Iynceus Hb. Th. ilieis Esp. var. eilieica n. var. miht. Die Unterseite zeigt saumwärts neben dem zweiten roten Randfleck, vom Analwinkel an gerechnet, einen hellblauen Fleck, ähn- lich wie bei Th. spini, mit der diese Form an derselben Örtlichkeit vorkommt. Von dieser bemerkenswerten Varietät fing ich ein d am 4. Juli und en @ am 12. Juni bei Gözna, beides sehr große Stücke. Die- selbe wird von Stgr. als im cilicischen Taurus ‚von Haberhauer gesammelt erwähnt und scheint eine konstante Lokalform zu sein. . Stgr. hatte sicher in den Haberhauer'schen Stücken diese Form vor sich, er erwähnt die Abweichnug indes nur vom g, während dieselbe auch bei dem von mir gefangenen Q auffällt. Th. acaciae F. var. abdominalis Von Lederer im Taurus gefangen. Th. quercus L. Von mir in einem Stücke bei Gözna gefangen. Th. rubi L. Ende April, Anfang Mai im Vorgebirge in außerordentlich großen Stücken. Bei Tschekor Köslü nicht selten. Thestor Hb. Th. nogelii H.-S. Im Vorgebirge schon Anfang Mai, jedoch selten. Bei 1500 m Höhe noch im Juli in abgeflogenen Stücken. Wie auch Haberhauer, fing ich von g g nur solche Stücke, die auf der Oberseite ganz zeichnungslos sind. Das einzige von mir gefangene 9 zeigt indessen auf den Hinter- flügeln eine deutliche rote Saumbinde. Gerh. Polyommatus Latr. P. thetis Kl. Von Lederer bei Karli Boghaz und auch jetzt wieder von Funke in derselben Gegend gefangen. P. thersamon Esp. Die Stammform schon Anfang April häufig an felsigen Stellen der Küste. Var. omphale Kl. später im Gebirge über 1000 m. Im Juli, August bei Tschandyr Kalessi, Gözna u. s. w. gefangen. P. asabinus H.-S. Im Gebirge selten. Von mir nur einmal am 23. August bei Tschandyr Kalessi gefangen. P. phlaeas I. Vom März bis Mai überall im Küstengebiete und Vorgebirge. Später bis auch höher im Gebirge als var. eleus F. (2. Generation), zum Teil in sehr dunklen Stücken. Cigaritis Luc. ©. eilissa Ld. Nach Lederer von Kinder- mann bei Mersina gefangen. Lycaena FE. L.boetica L. Selten im Juli bei Göznau. s.w. L.telicanus Lang. In einem abgeflogenen Stücke von mir am 26. Juli bei Barakali gefangen. L. balcanica Frr. Von Ende Juli bis Ende August vereinzelt bei Gözna und Barakali, dicht über dem Boden fliegend. Stgr. fing sie bei Amasia im Dervendthale bereits am 11. Mai. Da ich diese reizende kleine Art noch anfangs September bei Mersina zahlreicher fliegen sah, so schließe ich daraus, daß dieselbe in niederen Lagen zwei Generationen habe. L. trochylus Frr. Im Juli und August einzeln an dürren Stellen bei Gözna. Nach Staudingers Angaben, der sie schon anfangs Mai bei Amasia fand, scheint auch diese winzige Art stellenweise in zwei Generationen zu fliegen. L. loewii Z. var. gigas Stgr. Von Löw bei Makri entdeckt, später durch Lederer und Haberhauer aus dem cilicischen Taurus gekommen und auch wieder im vorigen Jahre dort von Funke gefangen. Juni, Juli. L. zephyrus Friv. Selten bei Gözna im Juni, bis zu 1500 m Höhe. „An anderen Orten von Funke zahlreicher gefangen, auch schon früher von Haberhauer. L. eurypilus Frr. Von Haberhauer und Funke mehrfach gefangen; ich erhielt nur ein © bei Gözna im Juli. L. bavius Ev. Von dieser seltenen, hübschen Art, welche nur das Vorgebirge zu bewohnen scheint, fing ich Anfang Mai ein einziges Stück bei Tschekor Köslü in einer Höhe von 500 m. Auch Lederer und Haberhauer fanden sie im Taurus. L. orion Pallas. Von Haberhauer Taurus gefunden. L. baton Bergstr. Ebenfalls von Haber- hauer im Taurus gefangen. L. panagaea H.-S. Im Gjaur Dash von Haberhauer gefunden. L. astrarche Bergstr. Häufig im April und Mai bei Tschekor Köslü, später als im Bunte Blätter. var. aestiva Stgr. (Sommergeneration) überall im Gebirge. L. isaurica Stgr. Von dieser schönen, seltenen Art, die zuerst bei Karli Boghaz gefunden wurde, brachte Funke eine Anzahl aus dem Gjaur Dagh mit. L. anteros Frr. Von Juni bis August auf waldigen Tafelbergen. Wie die von Haberhauer im Taurus gesammelten, sind auch die von mir gefangenen Stücke meist sehr groß. Unter 1200 m Höhe habe ich diese Art niemals beobachtet. L. myrrha H.-S. Im eilieischen Taurus von Funke aufgefunden. L. candalus H.-S. Von mir nur einmal im Juli bei Gözna in 1300 m Höhe gefangen. L. icarus Rott. Überall häufig von März bis September, var. icarinus Scriba einzeln. L. eumedon Esp. Von Haberhauer im Taurus gefangen. L. amanda Schn. im Taurus gefangen. L. bellargus Rott. Im Juni, Juli überall im Gebirge nicht selten. Besonders die? 9 variieren stark. Im Küstengebiete schon Anfang April die @ ab. ceronus Esp. L. corydon Poda var. caucasica Led. Diese hochinteressante, früher zur vorigen Art gezogene Varietät fliegt als konstante Lokalform in Höhen zwischen 700 und 1200 m; die erste Generation im Mai, die zweite im August. Die @ @ der zweiten Generation 1 g von Haberhauer 47 zeichnen sich durch stärkeres Hervortreten der roten Randmonde aus. Auch Lederer fand nur diese Lokalform. L. meleager Esp. Von Haberhauer im Taurus gefunden. L. admetus Esp. Nach Haberhauers An- gabe von ihm im Taurus gefangen. L. kindermanni Led. var. iphigenia H.-S. In höheren Teilen des Taurus von Lederer und Haberhauer gefunden. L. actis H.-S. Von Lederer und Haber- hauer an denselben Örtlichkeiten gefangen wie die vorige Art. L. argiolus L. Nicht häufig im April, Mai und wieder im Juli. L. semiargus Rott. var. bellis Frr. Zuerst im Mai bei Tschekor Köslü auf Tafelbergen ziemlich zahlreich; später auch noch im Juni bei Gözna in 1000 m Höhe, wo ich sie häufig mit anderen Lycaenen an den Pfützen der Wege sitzen sah. Nur diese schöne Lokal- form, die sich durch rote Randmonde auf der Unterseite der Hinterflügel auszeichnet, kommt im Taurus vor. Die @ 9 sind recht selten und zeigen bisweilen violette Ein- mischungen auf den Vorderflügeln. L. cyllarus Rott. Im April und Mai nicht selten, besonders an der Küste. 9 9 stark variierend. Bei Ajasch fing ich am 6. April ein ganz winziges Q. L. jolas ©. In einem einzigen g Stücke von mir im Juli bei Gözna gefangen. (Fortsetzung folgt.) ——— na — Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Von einer 6iftigkeit der Raupen im allge- meinen kannallerdingsnicht gesprochen werden, und die öfter an Laien, besonders feminini generis, bemerkbare Furcht vor diesen „gar- stigen, und doch so wehrlosen Geschöpfen er- scheint völlig unberechtigt. Aber keine Regel ohne Ausnahme! Jeder Züchter wird schon nach dem Berühren beispielsweise von Arctia- und Bombyx-Raupen ein unangenehmes „Jucken“ (Nesseln) als Er- innerung gespürt haben; auch die Porthesia- Raupen sind deshalb übel zu präparieren; besonders bekannt, ja berüchtigt, ist in dieser Hinsicht der „Processionsspinner“* (Oneth. pro- cessionea). Die sehr brüchigen Haare dieser “ und anderer Raupen dringen leicht in die Haut ein und hiermit gleichzeitig in die verursachte In der Regel ist der weitere Verlauf dieser Erscheinung völlig harmlos, doch giebtes beson- dersunter den TropensehrlangbehaarteBomby- ciden-Arten, deren Berührung sehr bösartige Geschwüre erzeugt. Ein zufälliges Hinzutreten besonderer Umstände kann aber auch sonst ernstere Gefahren heraufbeschwören. Einen derartigen Fall teilte der „Naturhistorische Verein der preußischen Rheinlande, West- falens und desRegierungsbezirksÖsnabrück“ im 51. Jahrgange, Heft 1 seiner „Verhandlungen“ mit (Entomologische Nachrichten, 1895, 10). Dr. Hillemanns bemerkt über diesen Fall von innererAugenentzündung durch Eindringen von Raupenhaaren folgendes: „Nach Angabe des in der Klinik aufgenommenen schwäch- lichen, mit Drüsennarben behafteten Patienten war diesem eine mittelgroße, braune „Bären“- Raupe in das linke Auge geworfen, worauf er Wunde ein der „Ameisensäure“* verwandtes | sogleich heftige, durch kühle Aufschläge aber Gift. selinderte Schmerzen verspürte. Nach einigen 48 Bunte Blätter. Tagen jedoch trat eine heftige Entzündung des Auges ein, so daß der Patient sich ohne Er- fol mehrfach in ärztliche Behandlung begeben mußte Die Behandlung mit Atropin, ungt.cinereum und Blutentziehungin der Klinik erzielte Besserung der entzündlichen Er- scheinungen und Aufhören der Schmerzen, nicht jedoch verhinderte dies eine weitere Ab- nahme der Sehschärfe“. Also ist jedenfalls einige Vorsicht bei der Berührung mit stark behaarten Raupen an- zuwenden! Schr. Je Litteratur. Calwer, C. ©. Die Käfer Europas. Fünfte, be- deutend vermehrte und verbesserte Auflage, bearbeitet von Dr. G. Stierlin. Stuttgart, Verlag von Julius Hoffmann. Es liegen die Lieferungen 12 bis 20 vor, mit welchen nunmehr die Neu-Auflage ihren Abschluß erzielt hat. Dieselbe besteht also aus 20 Lieferungen (a 1 Mk.) mit 50 Tafeln, welche gegen 1500 farbige Abbildungen ent- halten. — Elegante Einbanddecken in Halb- franz hierzu 3 Mk. Ich habe bereits hervorgehoben, daß der Ausdruck: bedeutend vermehrte und ver- besserte Auflage durchaus gerechtfertigt ist. Von den mancherlei Zusätzen in der Reihe der behandelten Arten abgesehen, ist be- sonders die Aufnahme analytischer Be- stimmungstabellen der Gruppen und Gattungen zu schätzen; eine Änderung, welche es er- möglicht, von dem Bestimmen einzig undallein | nach den Abbildungen, wie früher, zu dem viel befriedigenderen nach vorzüglich aufge- bauten Tabellen fortzuschreiten. Die. Ab- bildung bleibt immer noch für die Prüfung des auf anderem Wege Gefundenen. Auf das „deutsche Namens - Verzeichnis“ und „Register“ am Schlusse des Werkes folgt ein „Litteratur-Verzeichnis* (Werke, die alle Familien umfassen; Werke über einzelne Familien; Kupferwerke, Kataloge) und — be- sonders wertvoll! — die Bestimmungstabelle der Familien nach Redtenbacher. Betreffs der in Farbendruck ausgeführten Tafeln auch dieser Lieferungen kann ich nur wiederholen, daß dieselben an Korrektheit der Form und Naturtreue der Färbung kaum zu übertreffen sein werden, jedenfalls das Best- Vorhandene darstellen; auch die kleinsten Arten sind in entsprechender Vergrößerung prägnant wiedergegeben. Die Tafel 49 dient zur Erklärung der ein- zelnen Körperteile der Coleopteren; sie zeigt in Figur 1 den Hamm. heros, Figur 2 den Sphodr. leucophihalmus skizziert. Die Tafel 50 enthält 21 typische Käferlarven-Formen. Das vorliegende Werk ist in hervorragen- der Weise geeignet, dem Naturliebhaber eine Freude an dem Formen- und Farbenreichtum der Natur zu bereiten; der Coleopterolog aber wird es nicht entbehren können. Schr. Morton, Kenneth John. New and little-known Palaearetie Perlidae, Trans. Ent.Soc., London, 1896. With plate. Alles, wasnicht Lepidoptere und Coleoptere, vielleicht auch noch Hymenoptere und Diptere unter den Insekten heißt, findet nur wenig Freunde. Erst in neuerer Zeit scheint man wieder zu beginnen, auch jene anderen Formen der verdienten Beachtung zu würdigen, und Studien auf diesem Gebiete sind daher anzu- erkennen, auch wenn sie sich zunächst nur auf reinsystematische Beobachtungen beschränken. Hierdurch wird jedenfalls der Grund für spätere biologische Beobachtungen gelest.. Die vorliegende Arbeit charakterisiert neue oder wenig bekannte Arten der Perliden (Uferfliegen), Genera Nemoura, Taeniopteryx und Capnia, deren Struktur- und Geäder-Verhält- nisse die Tafel in ihren Eigentümlichkeiten prägnant darstellt. Zu bemerken möchte sein, daß die eigent- liche Diagnose der n. sp. stets in lateinischer Sprache kurz und bündig gegeben sein sollte; auch halte ich es für durchaus wünschenswert, daß den Neubeschreibungen eine knapp ge- haltene „Bibliography“ der betreffenden Gattung voraufgeht. Schr. E23 Salomon, Karl. Die Gattungen und Arten der insektivoren Pflanzen, ihre Beschreibung und Kultur. Mit einem Anhange über die nicht fleischfressende Familie der Marc- graviaceen. Leipzig, 1896. Verlags von Hugo Voigt. 48 Seiten, broch. Mk. 1,00. Das Studium der insektivoren Pflanzen ist ein höchst fesselndes, und es wird gewiß jedem Naturfreund Freude bereiten, sie zu bequemerer Untersuchung ihrer Eigentümlich- keiten im Zimmer zu züchten, zumal jeder sorgfältige Beobachter auf diesem Gebiete für die Wissenschaft wertvolle Daten unschwer gewinnen kann. In der vorliegenden Arbeit, welche im Vorwort eine kurze .bersicht über die Ge- schichte des zu behandelnden Stoffes bietet, finden sich die systematischen Charakteristika der Familien dieser merkwürdigen Pflanzen, der Sarraceniaceen, Nepenthaceen, Droseraceen, Ce- phalotaceen und Lentibulariaceen und ihrer Gattungen, kurz angegeben, auch die be- kannteren Arten skizziert. Besonders aber werden die Kulturangaben derselben zu begrüßen sein, welche den ein- zelnen Gattungen angeschlossen sind. Dieselben enthalten alles Wünschenswerte, wenn auch in knapper, so doch klarer und übersichtlicher Form. Der „Anhang“ charakterisiert die nicht „fleischfressende“ Familie der Marcgraviaceen. Die Arbeit wird von jedem Züchter jener interessanten Pflanzen, dem Botaniker, wie dem Entomologen, sicher mit Vorteil benutzt werden. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 49 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. VII. (Mit einer Abbildung.) Durch ihre unendliche Mannigfaltigkeit und Schönheit sind die Käfer zum Gegen- stand des Lieblingsstudiums vieler Entomo- logen geworden; auch erregen die Haut- tlügler durch ihre höchst wunderbare Lebens- weise, bald als Schmarotzer in anderen Insektenleibern, bald in Pflanzengallen oder in kunstvollen Nestbauten lebend, unser höchstes Interesse. Dennoch sind es die so artenreichen, großenteils farbenprächtigen Falter, denen sich die Mehrzahl der Insekten- freunde mit besonderer Vorliebe zuwendet. Das tropische Klima ist der Entwickelung der Schmetterlinge ganz besonders günstig, und wir finden dort, namentlich an brillanten Tagfaltern, einen Reichtum, wie ihn die außertropischen Gegenden nicht besitzen. Im Hochgebirge der Provinz Rio de Janeiro, dem Orgelgebirge, fällt die er- giebigste Zeit für den Schmetterlingsfang mit dem Ende der Käferzeit zusammen, also in die Monate Februar, März und April. Viele Schmetterlinge entwickeln sich zu Ende der Regenzeit. Diese fliegen in den kühleren, trockenen Monaten, und deren Begattung und Eierablage erfolgt in vielen Fällen erst mit dem Einsetzen des ersten Regens. Sie | haben, wie unsere Vanessa-Arten, zwei Generationen, deren letzte gegen Ende der Regenzeit die Hauptmasse giebt. Hierher gehören die meisten Nymphaliden und Danaiden. Andere Gruppen durchleben die trockene Zeit als halbwüchsige Räupchen, oft ge- sellisg unter gemeinschaftlichem Gespinst zwischen zusammengezogenen Blättern der ' Nährpflanze, doch ohne während dieser Zeit zu fressen und an Größe zuzunehmen. Diese Arten verpuppen sich während der heißen Zeit und erscheinen nach kurzer Puppen- ruhe noch zu Ende derselben, wie die Genera Morpho, Obsiphanes, Brassolis, viele Satyriden und Apaturiden. Alle diese Schmetterlinge erscheinen in der Regel nur einmal im Jahre, begatten sich sofort und Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 4. sterben nach kurzer Flugzeit mit Eintritt der kühleren Jahresperiode dahin. Wenige Tagfalter ruhen in dieser Jahres- zeit im Puppenzustande, es sind haupt- sächlich die Pieriden, einige Acraeiden, manche Heliconier und Papilioniden. Die Schwärmer liegen dann auch der Mehrzahl nach als Puppen, jedoch finden hier auch Ausnahmen statt. Dasselbe gilt von vielen Spinnern und anderen Nachtfaltern, doch harren auch manche der letzteren als kleine oder halbwüchsige Raupen der neuen Regenzeit und somit der neu besinnenden Vegetationsperiode entgegen. Aus dem eben Gesagten geht hervor, dab die schmetterlingsarme Zeit die Monate von Mai bis August inklusive sind, doch findet sich selbst in diesen Monaten manches Exemplar derjenigen Arten, die überhaupt als vollkommene Tiere diese Zeit durch- leben. Freilich sind diese meistens nicht frisch, sondern gewöhnlich sehr abgeblichen und selten unbeschädigt. Die günstigsten Fundorte für Schmetter- linge sind Liehtungen, kräuterreiche, feuchte Niederungen, Waldränder, Flußufer und für manche, z.B. Morpho-Arten, die sogenannten Pikaden. Dies sind ausgehauene Durch- gänge im Walde. In blumenreichen Gärten finden sich manche Arten, andere auf Wegen an tierischen Auswürfen, denn Brasilien hat recht viele Schmetterlinge, die niemals auf Blumen fliegen. Von diesen gehen auch manche mit Vorliebe hervorquillenden Baum- säften nach. Im tiefen, düsteren Wald findet man sehr wenig Falter, wahrscheinlich weil sie hier, ungesehen, hoch über den Kronen der Bäume sich im hellen Sonnenlicht bewegen. Eine Ausnahme hiervon machen indes manche Satyriden, die sich gern im Bambus-Dickicht aufhalten, auf dem auch wohl durchgehends ihre Raupen leben. Die Raupen dieser Familie leben, soweit ich sie kenne, alle auf Gräsern, und der Bambus ist fast die einzige 1897. 50 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. derartige Pflanze, die sich den betreffenden Faltern im tieferen Walde bietet. Die beste Tageszeit zum Schmetterlings- fange ist die Zeit von 10 Uhr morgens bis etwa 3 Uhr nachmittags. Mitunter ruht der kühle, feuchte Morgennebel recht lange nahe am Boden, und bevor nicht dieser und der nächtliche Tau von den Pflanzen verschwunden sind, lassen sich wenig Schmetterlinge blicken. Nach 3 Uhr nachmittags gehen bereits manche Schmetterlinge gesättigt und befriedigt zur Ruhe, die größeren Arten meistens in das dichte, schützende Laubwerk hoher Baum- kronen. Ganz im Gegensatze hierzu scheinen manche Tagfalter das helle Tageslicht zu scheuen, halten sich den ganzen Tag ver- borgen, und erst gegen Sonnenuntergang verlassen sie ihre Verstecke, um sich in Pikaden und an Waldrändern zu finden und zu jagen, so manche Obsiphanes-, Dynastor-, Caligo-Arten und mehrere Satyriden. Man errät bei diesen Arten schon diese Rigen- tümlichkeit an ihren düsteren Farben. Es soll keineswegs behauptet werden, daß diese Falter am hellen Tage gar nicht fliegen, aber wenn es geschieht, so in der Regel nur im unzugänglichen Dickicht, wo auch am Tage fast Dämmerung herrscht. Man muß es bewundern, wie es diesen großen Faltern möglich ist, sich dort zu bewegen, ohne sich sofort die zarten Flügel zu zerfetzen. Um das erklärlich zu finden, muß man ihren tänzelnden, hüpfenden Flug gesehen haben, wie die Flügelschläge so einzeln und so zur rechten Zeit erfolgen, daß sie, ohne mit ihrer Umgebung irgendwie in Berührung zu kommen, allenthalben mit größter Leichtigkeit und Sicherheit durch- schlüpfen. Dennoch fängt man selten so große Falter, die vollkommen rein und fehlerfrei daher ist und bleibt die Zucht aus der Raupe, auch bei den kleineren Arten, die dankbarere und am sichersten zum Ziele führende Methode. Dieses Ziel aber sollte nicht allein der Besitz möglichst mannigfaltiger und reiner Falter sein, sondern vor allem die genauere Kenntnis ihrer Raupen und deren Lebens- sind; immer weise, wie ihre Verwandlungs- und Ent- wickelungsgeschichte. Zu dieser Kunde führt am sichersten die zwar mühevolle, aber interessante Raupenzucht. Das Suchen der Raupen ist zwar der kürzere Weg, um dieselben zu erlangen, doch hat man ge- wöhnlich bei seltenen und vereinzelt lebenden Arten nur da Erfolg, wo die betreffende Nährpflanze bereits bekannt ist. Durch das Klopfen in den Schirm, zu dem fast nur die wieder ausgetriebenen Stümpfe der gefällten Bäume Gelegenheit bieten, erhielt ich meistens nur die ge- meinsten Arten verschiedener Nachtfalter, und häufig waren diese von den Larven der Tachinen (Schmarotzerfliegen) und Schlupf- wespen : bewohnt. Manche Raupenarten fallen aber fast nie in den Schirm, unter anderen die der Hesperiden, welche gewöhn- lich unter umeelesten und versponnenen Blattzipfeln sitzen. Die Raupen der Schwärmer und die der größeren Spinner suchte ich mit Erfole auf ihren mir bekannten Nährpflanzen, als Ficus, Solanum, Ricinus, Bignonia u.s.w. Nament- lich um die Raupen der Tagfalter in größerer Anzahl zu erhalten, suchte ich die Schmetter- linge in der Paarung zu finden, um die Weibchen in der Gefangenschaft ihre Eier ablegen zu lassen, doch nur da, wo mir ihre Nährpflanze bereits bekannt war. War mir diese fremd, dann konnten mir freilich auch die Eier nicht nützen, denn die kleinen Räupchen machen keine langen Versuche in dieser Richtung und müssen, nachdem sie das Ei verlassen, sofort die Pflanze, auf die sie angewiesen, benagen können. Bekannt- lich sind ganz besonders die Raupen der meisten Tagfalter bezüglich der Art ihres Futters sehr eigen, und polyphage dürften sich unter ihnen überhaupt nicht befinden, Mit Vorliebe beobachtete ich die weib- lichen Schmetterlinge in der Freiheit beim Eierlesen. Ich kam dadurch zur ‚sicheren Kenntnis der Nährpflanze und ließ in vielen Fällen die jungen Räupchen auf denselben die erste Häutung bestehen; später nahm ich sie sicherheitshalber ins Zimmer. An- fänglich machte ich wiederholt Versuche, die mit Eiern oder jungen Räupchen besetzten Zweige mit Gaze zu umbinden; doch fand ich bald, daß in den meisten Fällen das Laub unter dieser doch so leichten und luftigen Hülle durch die Sonnenhitze ver- schrumpfte und die Räupchen starben. Nur wo die betreffenden Pflanzen ganz im Schatten standen, gelang mir dieses Verfahren. DEE EEE RUHE ER ENTER NEUN ze GE hinaufzuwandern. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 51 Die Behauptung, daß die meisten Raupen- arten auf hohen Bäumen leben und daher fast unerreichbar seien, habe ich nur in vereinzelten Fällen bewahrheitet gefunden. Die Tagfalter, deren Raupen hohe Bäume bewohnen, markieren sich schon durch ihren hohen und kühnen Flug. Es gehören hierher einige Morpho-Arten, einige größere und manche kleinere Spinner, sowie einige große Noctuen, Verwandte unserer (atocala-Arten. Die Raupen der kleineren Spinner leben gewöhnlich als sogenannte Nesterraupen im Jugendzustande unter gemeinschaftlichem Gespinst, verlassen dieses aber in der Regel nach der zweiten Häutung und wandern mit Tagesanbruch aus den Baumkronen herab, um am unteren Teil des Stammes, oft nahe dem Boden, in großer Zahl, gedrängt. auf einem Fleck sitzend, den Abend zu erwarten und dann wieder in die Kronen der Bäume Die Schwierigkeit bei der Zucht dieser Raupen liegt weniger darin, sie zu bekommen, als von den unersteiglichen Bäumen das Fütter für sie zu beschaffen, falls man nicht etwa an abgeholzten Plätzen den jungen Aufschlag der bezüglichen Baum- arten zu finden weiß. 'Weitaus die meisten Raupen fanden sich auf Ricinus, Musa, Bambusa, Citrus, Rubus, Passiflora, Bignonia, Aristolochia, Solanum, einigen Kompositen, niederen, krautartigen Pflanzen und Gräsern. Es war an einem heißen Tage im Oktober, als nach mehreren wohlthätigen Regengüssen- sich die Pflanzenwelt bereits erfrischt hatte, dennoch aber das Resultat meiner lepidop- terologischen Bemühungen sich immer nur noch auf die mir von den kühleren Monaten her bereits bekannten Arten beschränkte. Da wurde ich freudig überrascht durch einen prächtigen Papilio thoas, der mir mit kühnem Flug entgegenkam, leider aber zu hoch, als daß ich ihn erreichen konnte. Bald indes setzte er sich an den Rand eines der großen, saftgrünen Blätter einer Piperacee, hielt die hochgehobenen Flügel in zitternder Bewegung und bog den Hinter- leib zur Unterseite des Blattes, — einmal, — zweimal, dann flog mit wenigen Flügel- schlägen der Falter auf eine andere Pflanze gleicher Art, wo sich derselbe Akt wieder- holte. Nach mehrfacher Eierablage Hog er endlich davon. Jetzt sammelte ich die fast regelmäßig mit zwei Eiern belegten Blätter, und mit vielem Glück erzog ich eine Anzahl schöner Falter aus ihnen. P. thoas ist eine der größten Arten dieser Familie und fand sich später ziemlich häufig. Seine Raupe ist glatt und weißlich mit grünlich braunen Flecken. Ihre Haut glänzt, als ob sie feucht sei, daher sieht die Raupe in der Ruhe einem frischen Auswurf junger Vögel, wie ihn die alten aus den Nestern zu tragen pflegen, täuschend ähnlich. Sie findet sich auch auf einem bedornten Baum mit unpaarig gefiederten Blättern, den die Brasilianer „Mamminha de Borc“ nennen. Das Gebirge hat an Papilioniden nur etwa zehn bis zwölf Arten, von denen manche recht selten sind, unter anderen Papilio androgeos. Auffallend ist an diesem schönen Falter die große Verschiedenheit der beiden Geschlechter, so daß man sie früher für verschiedene Arten hielt. Nur das Weibchen führte obigen Namen, das Männchen aber nannte man P. polycaon. Bei Cantagallo ist der Falter häufiger. Seine Raupe lebt auf Citrus. Recht selten ist em den beiden vorigen nicht unähnlicher, jedoch bedeutend kleinerer Falter, der bis jetzt irrtümlich für das Männchen des P. hestorides gehalten wird. Um Mißverständnisse zu verhindern, folge hier die genaue Beschreibung beider Arten. Das angebliche Männchen hat 9 cm Flügel- spannung und einen schlanken Flügelschnitt. Die Hinterflügel sind zwischen den Rippen tief ausgerandet und lang geschwänzt. Seine Grundfarbe ist tief schwarzbraun. Er hat eine breite, gelbe Mittelbinde durch alle Flügel, welche sich nach der Flügelspitze hin stark verschmälert und hier durch die schwarzen Flügelrippen sich in einzelne Flecke auflöst. Am Außenrande der Hinter- flügel stehen jederseits fünf gelbe Mondflecke. Zwischen ihnen und der Mittelbinde stehen, im Bogen geordnet, vier hochrote Punkte und ein gleichfarbiger, größerer Fleck im Afterwinkel. Die Raupe dieses Schmetter- lines ist glatt, auf weißlichem Grunde grünlich-braun gefleckt und geadert und lebt auf der bei P. thoas bereits erwähnten Piperacee. Ich sah, wie der weibliche Schmetterling sein Ei leste, und erzog aus demselben einen männlichen Falter. Er ist 92 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. sehr scheu und hat einen so wilden und unstäten Flug, daß es mir nie gelang, ihn zu fangen. Das vermeintliche Weibchen, P.hectorides, mißt gleichfalls 9 cm. Seine Grundfarbe ist schwarz. Eine schmale, weiße Binde in den Vorderflügeln ist durch die schwarzen Rippen in acht Flecke geteilt. Sie verläuft nicht wie bei den vorigen in die Flügelspitze, sondern in deren Vorderrand. Die zwischen den Rippen tief ausgerandeten Hinterflügel sind kürzer geschwänzt und haben in der Mitte einen großen, von der Mittelzelle und ihrer Verzweisung in fünf Teile zerlesten, weißen Fleck, der nach hinten in ein lebhaftes Rot übergeht, und von hier aus zieht sich, nahe dem Flügelrande, eine Reihe von acht hochroten, doppelt geschweiften Mondflecken. Die Raupe lebt auf einem Strauche (Anagyris foetida?), dessen kleine, glänzende Blätter einen Übelkeit erregenden Geruch verbreiten. Sie ist weißlich mit schwarzem Kopf und hat zwei Längsreihen spitzer, brauner Zapfen und einen dunkel- braunen Sattellleck auf dem Rücken. Der Falter ist nicht selten, fliegt gern auf Blumen und ist leicht zu erbeuten. Ich zog ihn viel aus der Raupe. Beide Ge- schlechter waren sich, abgesehen von einem geringen Größenunterschied, völlig gleich. Der schöne, langgeschwänzte, auf weißem Grunde schwarzgestreifte P. protesilaus zeigt sich sehr vereinzelt. Ich traf ihn einst an einem Fluß auf dem feuchten Ufersand sitzend. Seine Raupe soll auf einer, von den Brasilianern „Herva de passerinho“ ge- nannten, mistelartigen Schmarotzerflanze, Loranthus uniflorus, leben. Ich war nicht so glücklich, sie zu finden, obgleich die Pflanze in meiner nächsten Umgebung sehr häufig war. Die beiden ungeschwänzten Arten P. crassus und P. polydamas erinnern mit ihren schlanken Vorder- und kurzgerundeten Hinterflügeln an die schönen ostindischen Ornithoptera, deren Vertreter sie in Brasilien zu sein scheinen. Beide Arten dieser großen, Falter nicht selten. Ihre Raupen variieren sehr, sind aber in der Regel auf hellerem Grunde braungrau marmoriert und mit Fleischzapfen versehen, deren vorderes längeres Paar sich wie Fühl- hörner richtet. Sie leben auf schönen sind nach vorn grün- verschiedenen Arten der Aristolochia. Die Puppen sind am Kopfe breitgedrückt und tragen einen hohen, stumpfen Zapfen auf dem Rücken. Beim Männchen des P. poly- damas ist die Oberseite des Hinterkörpers reinweiß. Zu den gewöhnlichsten Schmetterlingen dieser Familie zählen P. agavus und einige ähnliche Arten, deren Raupen auf Aristolochia, Convolvulus (2) und einem Bäumchen mit glänzenden, lederartisen Blättern (Ficus?) leben. Ein schöner, nicht seltener, bei Bahia recht häufiger Falter ist der doppel- geschwänzte P. grayvi. Seine glatte, bläulich- grüne Raupe hat bandartige, braune Länes- streifen in den Seiten, die sich auf dem Rücken kreuzen. Sie lebt auf Laurus (Canella d. Br.) und Oransenblumen. Wer gewohnt ist, sich unter der Be- zeichnung Pieriden Falter von vorherrschend weißer oder gelber Farbe vorzustellen, er- staunt über manche ganz abweichend ge- färbte Arten ebensosehr, wie über den auffallenden Flüselschnitt anderer. Sie scheinen Übergänge zu anderen Familien zu bilden und erinnern an Heliconius, Melitaea und andere Nymphaliden. Im ganzen sind die Weißlinge, obgleich viel artenreicher, doch bei weitem nicht so häufige, wie manche Arten bei uns; die buntgefärbten sind alle selten. Der größte Weißling dortiser Gegend ist Pieris ausia. Seine Spannbreite ist 8,5 cm. Er fehlt im Hochgebirge, findet sich aber bei Cantagallo, obgleich auch dort nicht häufig. Seine Färbung und Zeichnung ist fast der unseres Kohlweißlings gleich. Eine etwas kleinere Art, P. menuste?, ist bei Nova Friburgo ziemlich häufig. Der Falter legt seine Eier oft einzeln an ver- schiedene Kohlarten. Ich bemerkte bald, daß die jungen Räupchen gewöhnlich schon vor der zweiten Häutung starben. Da der Kohl nicht in Brasilien heimisch ist, konnte er auch nicht die richtige Nährpflanze der Raupe sein; ich glaubte, in diesem Umstand die Ursache frühen Hinsterbens zu ermitteln und bemühte mich, die richtige Pflanze zu finden. Mein Gemüsegarten lag hart am Flüßchen Rio de St. Antonio, und eine mit wildem Strauchwerk bestandene Böschung senkte sich zu diesem hinab. ihres Originalaufnahme Brasilianische Dynastiden (!/ı). für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie* von Dr. Chr. Schröder. 54 Unterdem Gebüsch wuchs eine Tradescandsia. — Eines Tages sah ich, wie ein Schmetterling der erwähnten Art seine Eier an diese Pflanze legte. Ich kroch sogleich in das Gebüsch, um belesten Pflanzen zu sammeln, als mein in der Nähe befindlicher Sohn mir zurief: „Nimm Dich in acht, dicht über Dir im Busch liegt eine Jararacca!* Mich durchfuhr ein jäher Schreck, denn diese Schlange ist eine der gefährlichsten Giftschlangen Brasiliens. Den Oberkörper möglichst tief senkend, wendete ich den Blick nach oben und gewahrte die Schlange, die kaum einen Meter über mir zusammen- geschlungen in dem Gezweige lae. Sehr deutlich erkannte ich ihre gelben, schwarzumgrenzten Seitenflecke, es war die gefürchtetste Art, die Kufie, Trigonocephalus Jararacca. — Langsam und vorsichtig, mich hütend, einen Zweig zu berühren, zog ich mich glücklich aus der gefährlichen Lage. Mein Sohn führte jetzt mit einer Stange einen wuchtigen Hieb auf die Schlange, die aber, von «lem über sie hinhängenden Gezweig geschützt, nicht getroffen wurde. Sie elitt zu Boden, durchschwamm den Fluß und verschwand im Gebüsch des jenseitigen Ufers. Ich hatte doch im Schreck die bereits gepflückten Pflanzen nicht fallen lassen. Die Zucht gelang vorzüglich. Die Raupen wurden denen unseres Kohlweißlings sehr ähnlich, dagegen glich die gelblichweiße, schwarzgestreifte Puppe mehr der des Baum- weißlings. Andere kleinere Arten sind P. buniae, Eurema albula, E. elathea und Hesperocharis anguita, die hier und da auf Blumen fliegen. Die hübsche Diptoneura limnoria fliegt nur in niedrigerer Gegend. Hierher gehören auch einige im Gebirge recht seltene Falter, die sich durch absonderlichen Flügelschnitt oder auffallende Färbung auszeichnen. tin eigentümlicher Falter ist Dismorphia arsinoe. Seine Vorderflügel sind lang, schmal und zugespitzt. Ihr Vorderrand ist gegen die Spitze hin so gebogen, daß diese sich last hinten richtet. Die schwarz- braunen Vorderflügel haben einen großen, die nach rotgelben, durch das Flügelgeäder in drei Fleck, sich von der Flügelbasis bis zur Mitte erstreckt. Ein breites, grünlichgelbes Querband erreicht Teile zerlegten der i Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. den Hinterrand nicht, und ein Fleck der- selben Farbe steht in der Flügelspitze. Die Hinterflügel haben eine breite, rotgelbe Querbinde. Die nicht seltene Dismorphia eritomedia hat ebenfalls. schmale, gestreckte, doch weniger zugespitzte Vorderflügel. Sie sind weiß, mit sehr breiter, schwarzer Rand- binde. Aus der Flügelbasis tritt beim größeren Weibchen ein breiter, schwarzer Längsstreifen. Die breiten, weißen Hinter- fiügel sind schmal schwarzbraun gerandet. Recht selten ist Euchevra socialis. Ihre Grundfarbe ist schwarzbraun. Die Vorder- flügel besitzen eine bläulichweiße Flecken- binde, der Außenrand der Hinterflügel ist weißgetlleckt. Es fanden sich noch zwei ähnliche, ebenso seltene Arten, deren eine mir nur einmal vorkam, und die ich den Fangarmen einer Mantis (Fangheuschrecke) entriß. Im Gegensatz zu den im Hochgebirge niemals häufigen Weißlingen erscheinen manche Gelblinge so massenhaft, daß es mir schien, als ob Wanderungen dieser Falter stattfäinden. Namentlich nach schweren Regengüssen erblickte ich mehreremal an Wasserlachen große, gelbe Flächen. Anfangs glaubte ich, eine Masse gelber Blumen zu sehen; näher gekommen, erkannte ich erst, daß es lauter Gelblinge waren, die sich hier niedergelassen hatten, um Feuchtigkeit aus dem Boden aufzusaugen. Catopsilia philea und (©. argante bildeten die Hauptmasse, doch waren auch ©. eubule und ©. statira dazwischen. Gestört, erhoben sich Schmetterlinge wie eine Wolke, ließen sich aber bald wieder nieder. Daß ich hier wandernde Schmetterlinge vor mir hatte, war mir um so wahrscheinlicher, weil ich bereits in der Heimat eine Wanderung von Kohl- und Rübenweißlingen beobachtet hatte. Würden sich hier nur die Gelblinge der nächsten Umgegend versammelt haben, so hätte diese von Faltern der genannten Arten entblößt sein müssen, was durchaus nicht der Fall war. Bestätigung findet meine Ansicht über dieses Wandern noch dadurch, daß ich einst auf dem Wege nach Pont de Tava, auf einem freien Platze, an einem sehr heißen Tage und ebenfalls nach starkem Regen eine dunkelbraune, blauschillernde Satyride oder Apaturide (?) in unglaublicher die SE Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 55 Masse fand. Die Falter saßen alle dicht nebeneinander am Boden, alle saugend. Sie umflatterten mich, als ich durch sie hin- schritt, und setzten sich gleich wieder. Bemerkenswert ist, daß ich diese Art vorher nirgends gefunden hatte und auch später nicht wieder fand; denn als ich nach einigen Tagen wieder an denselben Ort ging, um mich für eine beabsichtigte Sendung mit Exemplaren dieser Art zu versehen, fand ich keinen einzigen dieser Schmetterlinge mehr. Die Frage nach der Ursache dieser rätsel- haften Erscheinung, wie nach dem Woher und Wohin der: beschwingten Wanderer ist eben so nahe liegend, wie schwer zu be- antworten. Unter den Gelblingen des Orgelgebirges ist Catopsilia philea die größte und schönste Art. Die Raupe ist kurzfilzi: behaart, grün- lichgelb mit schwärzlichen Punktreihen. Sie lebt auf verschiedenen Papilionaceen, besonders auf der Coronilla glauca. Die Gürtelpuppe ist grün, hat einen zugespitzten Kopf und auch ungewöhnlich breite Flügel- scheiden. Man findet den schönen Falter das ganze Jahr hindurch, jedoch am häufigsten zu Ende der Regenzeit. Die Dynastiden (Riesenkäfer), von welchen die Abbildung zwei Stücke, & und 9, vorführt, umfassen Arten, die zu den größten und massigsten Käfern über- haupt rechnen. Gleichzeitig treten hier die schroffsten Gegensätze zwischen beiden Geschlechtern ein und derselben Art auf: Die 3 sind meist am Vorderrücken allein oder an ihm und dem Kopfe mit Hörnern und Spießen der abenteuerlichsten Formen verziert, mit Auswüchsen, von deren Zwecke sich in den wenigsten Fällen Rechenschaft geben läßt, die eben nur einen Schmuck der g& darstellen mögen, welcher den @ unnütz, ja sogar bei dem Brutgeschäfte im höchsten Grade störend sein würde. Daher haben diese bisweilen ein rauhes, gekörneltes Halsschild, welches von vorn nach hinten an Breite zu- nimmt und ihnen behufs des Eierlegens das Eindringen in Holzerde, Mulm oder angefaulte Zur selben Zeit und auf denselben Pflanzen lebt eine orangegelbe, etwas kleinere Raupe. Die Puppe hat die Form der vorigen Art, ist aber verhältnismäßig kleiner und karmin- rot. Die Flüselspannung ist 1 cm geringer als bei O. philea, im übrigen sind beide Schmetterlinge einander völlig gleich. Über- gänge fand ich weder bei der Raupe, noch bei der Puppe. Es ist mir wahrscheinlich, daß dieser kleinere Falter eine von (Ü. philea noch nicht unterschiedene, eigene Art ist. Das Männchen des einfarbig orangegelben (©. argante ist sehr häufig, der weibliche Falter dagegen selten. Die Raupe ist bräunlichgelb und lebt auf einer Caesalpiniacee. Die karminrote Puppe hat die Form der vorher beschriebenen. Recht selten ist ein großer, ceitronen- gelber Falter dieser Gruppe, dessen Hinter- flügel gegen den Afterwinkel verlängert und zugespitzt sind. Ich fand ihn nur an schattigen Orten unter Gebüsch. Das Weibchen hat einen kleinen, schwarzen Fleck in der Mitte der Vorderflügel. O©. statira und (©. eubule sind kleinere, häufige Arten, deren Raupen auf verschie- denen Schmetterlingsblütern leben. Die meisten halten sich am Tage ver- borgen in faulem Holze, in Baumlöchern, unter dürrem Laube und an ähnlichen Ver- stecken auf; sie werden erst des Nachts lebendiger und gebrauchen nach langen Vorbereitungen und anhaltendem Pumpen ihre Flügel zu schwerfälligem, weithin hörbarem Fluge, während dessen sie die Flügeldecken nur mäßig aufheben und nicht ausbreiten. Die Larven leben, soweit bis jetzt bekannt, in faulendem Holze. Die gegen 500 Arten der Dynastiden beschränken sich fast ausschließlich auf den heißen Erdgürtel und mit der weitaus größeren Hälfte auf Amerika; vereinzelte, weniger riesige Formen kommen zerstreut in allen Erdteilen vor, unter welchen sich unser heimatlicher Nashornkäfer (Oryctes nasicornis) allgemeinerer Bekanntheit rühmen Baumstämme in keinerlei Weise erschwert. | darf (Brehm). > 96 Rozites gongylophora, die Kulturpflanze der Blattschneide-Ameisen. Rozites gongylophora, die Kulturpflanze der Blattschneide- Ameisen. Von Schenkling-Prevöt. Nachdem schon m No. 5 (Band ID) der „Illustrierten Wochenschrift für Ento- mologie“ ein teilweise botanischer Aufsatz: „Hotel Reiherschnabel und seine Gäste“, veröffentlicht wurde, mit dem Bemerken, daß sich die Wochenschrift nicht nur zur Aufgabe gemacht habe, das Verständnis vom Bau des Insektenkörpers und die Kenntnis der Insektenarten zu fördern, sondern auch das Wissen vom Leben und Treiben der Insekten zu erweitern suche, bieten wir in der heutigen Nummer unseren Lesern einen zweiten Beitrag botanischen Inhalts, in der Annahme, daß auch dieser nicht zu Unrecht Aufnahme in den Spalten dieses Blattes gefunden, um so mehr, da er als die Fortsetzung einer früheren Arbeit anzusehen ist. Er schließt sich an die Mitteilung „Ameisen als Pilz- züchter und -Esser“, die in No. 6 des I. Bandes erschien und bezweckt, den Leser mit dem Fruchtträger des Ameisen- pilzes bekannt zu machen. Haben die Schlepper den umständlichen, nitunter über 1/2 Meile weiten Wege von dem geplünderten Baume oder Strauche zu ihrem Neste zurückgelegt, so geben sie die Blattstücke, welche die Größe eines ameri- kanischen six-pence-Stückes erreichen, an im Bau verweilende, kleinere Arbeiter ab. Diese ihren scheren- artig arbeitenden Kiefern soweit, daß die einzelnen Teilchen die Größe ihres Kopfes haben. Die abgeteilten Schnittstücke werden von anderen Arbeitern aufgenommen und in nachstehender Weise behandelt. Das Blatt- teilchen die Vorderfüße zerschneiden sie mit wird so zwischen genommen, daß seine scharfe Kante dem Munde zugewendet ist. Mittels der Kinn- backen wird es in kürzesten Abständen eingekniffen, doch so, daß es niemals durch- schnitten wird. Das so bearbeitete Stück zeigt unter der Lupe ringsum am Rande feine, gerichtete Riefen. Ähnlich wird Fläche des Stückchens be- arbeitet, und zwar so lange, bis sie weich 1St. [üßen und Kinnbacken „ewalkt, zu einem radial auch die Darauf wird das Ganze mit den Vorder- Kügelchen geformt und tüchtig durchknetet. Diese Bearbeitung wird mit großem Bedacht und vieler Sorgsamkeit ausgeführt, und man hat beobachtet, daß die Ameise eine Viertel- stunde Zeit auf die Herstellung eines Kügelchens verwendet, und dieses dann nicht mehr mit bloßem Auge als Blattstückchen zu erkennen ist. DieKügelchen werden sodann von den Arbeiterinnen zwischen den Kinn- backen nach der Baustelle getragen und an geeigneter Stelle eingefügt. Das ist die Grundlage der Pilzeärten, die im Innern der Nester von Atta (Agro- myrmex) discigera Mayr., Atta (Acromyrmex) hystrie Latr. und Atta (Acromyrmex) coro- nata Fabr. — sämtlich brasilianische Formen — als lockere, weiche, grauflockige Masse eefunden wird, und die mit ihren größeren und kleineren Höhlungen einem grobporigen Badeschwamme nicht unähnlich Bei genauer Untersuchung lassen sich an diesem Lager ein gelbrötlicher und ein blau- schwärzlicher Teil erkennen, welche Färbungen das Alter der Anlage erraten lassen. Die formlose Masse selbst aber setzt sich, wie gesaet, aus unzähligen, form- losen Klümpehen zusammen, die höchstens !/, mm Durchmesser haben und im frischen Zustande dunkelgrün, danach schwärzlich und zuletzt s„elbrötlich aussehen. Diese Klümpchen stehen durch Pilzfäden, die sich in den feuchtwarmen Nestern schnell bilden, in ununterbrochenem Zusammenhange, und jedes einzelne scheint mit Pilzfäden behaart und von Pilzfäden umsponnen zu sein. Die 1st. Dicke der Fäden beträgt 5—8 y. Sie sind mit feingekörntem Protoplasma gefüllt, welches viele und große Vakuolen führt. Ferner beobachtet man in ihnen zahlreiche, kugelige, stärker lichtbrechende Körnchen von 2—3 » Durchmesser. Die Fäden selbst mit Scheidewänden durchsetzt, und viele von ihnen mehr oder weniger in sich zusammengesunken, weil das Protoplasma aus ihnen geschwunden ist. An Fäden treten einigen Tagen schon mit unbewaffnetem Auge wahr- nehmbare, unregelmäßig verstreute, weibe, sind diesen nach Rozites gongylophora, die Kulturpflanze der Blattschneide-Ameisen. 57 rundliche Körperchen auf, deren Durch- messer etwa Yı mm beträgt. In einzelnen Fällen verwachsen mehrere derselben und erreichen dann Stecknadelkopfgröße. Sie lassen sich leicht ablösen und erscheinen unter der Lupe glänzend wie Wassertröpfehen. Diese Körperchen, welche die hauptsächliche, wenn nicht einzige Nahrung der Ameisen bilden, nannte Möller Kohlrabi. Ihre Ent- stehung schildert der Entdecker wie folgt: Die Enden der Fäden oder ihre Seiten- zweige schwellen keulenartig an. Diese Verdiekungen sind in ihrer Form gleich, differieren aber in ihrem Durchmesser. Man findet sie nicht einzeln, sondern immer zu mehreren verwachsen, in welcher Form sie dann als die oben erwähnten weißen Pünktchen auftreten. Bei Besichtigung in der Luft erkennt man nur die kugelige Form der scharf umschriebenen Blasen, taucht man sie aber unter Wasser, bemerkt man, daß sie ähnlich den Fäden, auf denen sie stehen, mit vakuolenreichem Proto- plasma gefüllt sind. Das Gewirr der Fäden hindert frühzeitiges Abfallen der Köpfchen, wenigstens so lange, bis sich die Züchter zum Abweiden einstellen. Über die Entwickelung: des Pilzes beob- achtete Möller nach Entfernung der Ameisen folgendes: Bereits nach Tagesfrist überzieht sich der Pilzgarten eleichmäßig mit einem seidenartig glänzenden Haarpolster, das von dem überall üppig aufschießenden Pilzmycel gebildet wird und bald 2 cm und mehr Höhe erreicht. Mikroskopisch betrachtet zeigen diese Pilzfäden einen größeren Durchmesser als die die Kohlrabi bildenden Hyphen und sind übermäßig reich an vakuolenreichem Protoplasma. Je mehr das Luftmycel auf- schießt, desto mehr schwinden die auf dem Nährboden aufsitzenden Kohlrabihäufchen. Sie werden durch die wuchernden Pilzfäden nicht nur dem Auge entzogen, sondern ver- lieren auch ihren Inhalt, indem das Proto- plasma aus ihnen tritt und in die Fäden übergeht, sie also leer werden und infolge- dessen zusammenschrumpfen. Mit der Zeit wird das weiße Hyphengeflecht immer wirrer, immer dichter, und bildet sich mitunter in Ballen um, die in einzelnen Fällen faustgroß werden. Aus dieser Masse heben sich bald an einzelnen Stellen auffallend reinweibe Pünktchen ab, welche die ersten Anfänge so ı der Conidienbildung sind. Die Anlage der Conidien geht in folgender Weise vor sich: Die früher beschriebenen Fäden treiben rechtwinklig stehende, quirlig angeordnete Seitenäste, deren Membran schärfer ge- zeichnet als dort erscheint, und die auch größere Dicke als jene haben. Die Seiten- äste bilden ähnlich den Tragefäden weitere Folgeverzweigungen, und sämtliche Faden- enden bilden sich nach und nach keulen- artig um. Der so gebildete Kopf treibt schließlich Ausstülpungen, an denen sich weitere Aussackungen ansetzen, die in einer haarfeinen Spitze auslaufen. Neben dieser ersten Conidie bildet sich eine zweite, eine dritte u. Ss. \., etwa zehn solcher auf der Keule stehen. Die Zahl der Conidien- fäden in der Hyphenmasse wächst täglich, so daß dieselbe immer dichter und fester und ihre weiße Färbung immer reiner wird. Mit dem fünften Tage beginnt der Zusammen- fall, welcher Folge des Zusammenschrumpfens der Conidienträger ist. Auch die Farbe des Ganzen ändert sich jetzt. Aus dem Reinweiß wird Hellgelb und zuletzt ein schmutziges Braun. In der Masse treten neben diesen ge- wöhnlichen Fäden aber noch andere auf, welche in auffallender Weise ihrem ganzen Verlauf nach mit kugelisen Aussackungen eleichwie mit Perlen besetzt sind; zweisen sich von den gewöhnlichen Fäden ab; doch konnten die Umstände, unter denen diese Perlengebilde entstehen, noch nicht ergründet werden. Die Perlen sind mit bis sie Protoplasma gefüllt, das mit der Protoplasma- Füllung der Fäden in Verbindung steht. Diese Fäden haben keine Scheidewände und treiben Conidienträger, die sich von den oben beschriebenen dadurch unterscheiden, daß sie erstens nicht an besonderen Zweig- systemen, sondern an den Enden auftreten; zweitens, daß ihre Spitze nicht keulenartig, sondern kurzköpfig anschwillt, und drittens, daß ihre Aussackungen nicht Kugel-, son- dern Flaschenform haben. Die auf den flaschenförmigen Trägern sich abschnüren- den Conidien sind kleiner als jene. Auch färben sie sich niemals braun. Die Conidien- kette ist aber länger als dort, und schon der Träger erreicht einschließlich seiner Spitze eine Länge von 15—20 y gegen 8 ı bei der vorigen Form. 98 Rozites gongylophora, die Kulturpflanze der Blattschneide-Ameisen. Bei den sich selbst überlassenen Pilz- gärten der Atta-Arten zeigen sich noch weitere Eigentümlichkeiten. Nach dem Zerfall der erstgenannten starken Conidien ziehen sich über den Nährboden dicke, weiße, verzweigte Stränge, welche in Fällen üppiger Kultur bis zu 1 mm Stärke erreichen. Die mikroskopische Untersuchung derselben lehrt, daß sie nicht aus glatten Hyphenfäden zusammengesetzt sind, sondern durchweg aus eigenartig angeschwollenen, verzweigten, engverflochtenen und verknäulten Gebilden bestehen. Diese Stränge verdanken ihre Entstehung mehreren kugelisen Aus- sackungen, die sich an verschiedenen Stellen der Fäden bilden. An der Spitze der einen Aussackung sproßt eine zweite, an dieser eine dritte u.s.f. Wenn sich nun an zwei oder mehreren Stellen solche Aussackungen bilden, so kommen Verzweigungssysteme vor, welche reiche, meist unentwirrbare Knäuel darstellen. Diejenigen Hyphen aber, welche einmal zur Bildung dieser „Strang- Anschwellungen “übergegangen sind, bringen fortgesetzt neue derartige Bildungen hervor. Auch an den Perlenfäden lassen sich solche Gebilde nachweisen. Zwischen den Strang- Anschwellungen, den Perlenfäden und der schwachen Conidien-Form besteht ein un- mittelbarer Fadenzusammenhang. Ein solcher läßt sich für diestarkeConidien-Form schwerer nachweisen, wie auch ein Faden, welcher einmal zur Bildung der starken Conidien- Form übergegangen ist, niemals die schwache Form, Perlenfäden und Stranganschwellungen bildet. Dab alle diese Bildungen einem und demselben Pilze angehören, unterliegt keinem Zweifel. Die Bedingungen, welche die Erzeugung der verschiedenen Formen be- stimmen, auf ihren Einfluß hin nicht bis ins Detail genau erkennbar. Sie sind, soweit die Beobachtung folgen kann, sind ‚geben, geg einmal in «dem mehr oder weniger vor- handenen Nährstoffe, sodann, und wohl ) Wärme, endlich auch in der Feuchtigkeit der umgebenden Luft. Interessant ist die vorzugsweise, ın der g, wie die Temperatur die Bildung der Conidien-Formen beeinflußt. Während hohe Wärmeerade die Entwickelune der starken Conicdien- Form > 3eobachtune begünsti &,n, ist für die Bildung schwacher Conidien und der Perlenfäden geringere Wärme von Vorteil. Ferner entwickelt sich der Pilz auf dem frisch angebauten, bläulich- grauen Teil des Pilzgartens üppiger als auf älteren Anlasen. Im ausgewachsenen Zustande bildet der Pilz eine höchst eigenartige und auffallende Erscheinung, welche noch besonders durch den Umstand gehoben wird, daß die ganze Gruppe der Schwämme auf der Spitze des Ameisenhügels wie auf einem Sockel steht und sich dadurch noch mehr über den Wald- boden erhebt. Die schöne, weinrote Färbung des Hutes und des Strunkes trägt aber auch dazu bei, daß der Pilz da, wo er vorkommt, nicht übersehen werden kann. Der dick- fleischige, gleichmäßig gewölbte Hut ist mit rauhen Schuppen besetzt, welche in der Mitte dichter als am Rande stehen, nicht abfallen und sich auch nur schwer ablösen lassen. Die dichter aneinanderliesenden Schuppen der Hutmitte sind schwarzpurpurn gefärbt, während die mehr einzeln liegenden Randschuppen weinrot aussehen. Die La- mellen ziehen sich einerseits nicht bis zum Hutrande, und werden andererseits durch einen ringförmisen Zwischenraum von der Berührung des Strunkes ferngehalten. Der letztere ist oberhalb des kräftigen, schuppigen Ringes, der etwa in 4 seiner Höhe sitzt, gleich den Lamellen weiß. Der Ring selbst und der unter ihm stehende Teil des Strunkes haben die Farbe des Hutes, doch tritt sie hier weniger schön und rein als dort auf. Der Stiel ist mehr oder weniger hohl, indem die Masse der zerrissenen, den Innenraum lose füllenden Markhyphen wechselt. Am Grunde ist er knollig verdickt, und an der dicksten Stelle mit den zerrissenen Fetzen der allgemeinen Hülle (velum universale) besetzt. Die größte beobachtete Höhe eines Pilzes war 24 em, der größte beobachtete Hut hatte 16 em Durchmesser, die größte Stielstärke betrug an der Knolle 4, am Ringe 2 cm. Das Hymenium bietet keinerlei Sonderheiten. Ohne Zerstörung des Pilz- gartens im Ameisenneste läßt sich dieser Blätterschwamm nicht abheben. Seine Mycelmasse geht ohne deutliche Grenze in den Pilzgarten über: er ist also det Pilz der Ameisen, aus dessen Mycel sich diese ihre Kohlrabi, höchstwahrscheinlich auf keinem anderen Wege, als den die Menschen Rozites gongylophora, die Kulturpflanze der Blattschneide-Ameisen. 59 zur Erzeugung derselben an der Kohlpflanze einschlugen, auf dem Wege der künstlichen Zuchtwahl, aufziehen. Der Pilz findet im System seine Stellung bei den Amaniten bez. Lepioten. Da aber noch heute der Farbe der Sporen in der Systematik der Agarieinen ein entscheiden- der Wert beigelest wird, so ist er in die Nachbarschaft jener Pholiota caperata zu stellen, von der Fries ın seinen „Aymeno- mycetes Europaei“ sagt, sie sei die einzige Art unter den „Dermini“, welche den Ama- niten entspräche. Wegen der doppelten Hülle ist diese Pholiota unter dem Gattungs- namen „Rozites“ bekanntlich von Pholiota abgezweigt. Solange Ameisen im Pilzgarten thätig sind, geht das in diesem verbreitete Mycel niemals zur Bildung von Luftfäden, geschweige denn zur Bildung von Conidien über. Die auf- schießenden Luftfäden werden zweifellos von Arbeiterinnen dritter Größe abgebissen. Diese kleinsten Bürgerinnen des Staates, die in den kleinsten Höhlungen des Pilz- gartens verborgen sitzen, steht übrigens das Reinhalten desselben zu. Bei ihrem fNleißigen Jäten zeigt sich in der Anlage niemals die kleinste Spur eines fremden Pilzes, etwa irgend einer Schimmelform. Während in von Ameisen befreiten Gärten Mucor mucedo, Rhizopus nigricans, Penicillium nebst seinen Verwandten alsbald auftreten. Die Frage, welche Pflanzen von Schlepp- ameisen beschnitten werden, kann endsiltie nicht beantwortet werden. Wäre sie er- schöpfend beantwortet, .so könnte man zu Untersuchungen übergehen und die von den Ameisen gesuchten und verschmähten Blätter vergleichen; man dürfte dann einen Einblick erwarten in die Natur des Einflusses, den die Ameisen auf die Vegetation ausgeübt haben, da die physikalische und chemische Be- schaffenheit der Blätter im Kampfe mit den Blattschneidern gewiß in erster Linie für das Bestehen von Arten oder Varietäten maßssebend gewesen ist“ (Schimper). Von Pflanzen, welche sicher geschnitten werden, nennt Schimper Orangen, Granat- bäume, Rosen, Mango, Kohl und Kaffee, von den heimischen Pflanzen die Goyaba, ein Oaladıum, Cassia neglecta und Alchoruea irvcurana. Im Blumengarten werden an- gegriffen Astern, Levkojen, Pelargonien, Georginen, Olea fragans, Gardenia florida, von den Ziersträuchern eine Lagerströmi« und Ardisia crenulata. Im Gemüsegarten sind sämtliche europäische Kohlarten, ebenso Stangenbohnen und schwarze Bohnen, die das brasilianische Nationalgericht bilden, der Verwüstung ausgesetzt. Dazu kommen die Pfirsichbäume, Apfelbäume, Erdbeer- sträucher und namentlich die Weinstöcke der Obstgärten. Von den Kulturpflanzen leiden Aipien und Mandiok (Manihot aipi und utilissima), dieschon genannten schwarzen Bohnen, Kartoffeln, Cara (Dioscorea-Arten), die Bataten und jungen Kaffeebäumchen. EinVersuch, Cinchona-Bäumchen aufzuziehen, wurde geradezu durch die Schleppameisen vereitelt. Zu diesen tritt noch eine ansehn- liche Reihe wildwachsender Pflanzen, an welchen die Ameisen ihre zerstörende Thätig- keit ausüben. Je mehr man beobachtete, desto mehr Pflanzen fand man, die von den Schleppern besucht werden, wenn auch nur zeitweise, um so unsicherer wurden demnach alle Angaben, die behaupten, diese oder jene Pilanze werde von. den Ameisen ganz ver- schont. Eine für die dortigen Waldungen charakteristische Calathea (Caete) wird höchst - selten angegriffen, ebenso die Heliconva. Nach Beoßachtung der Kolonisten sollen unter den Knollengewächsen die Inhame (Caladium) und die Taya (Colocasia escu- lenta) verschont bleiben. Im Blumengarten sollen Heliotrop, Magnolien und Lorbeer, im Gemüsegarten die Kürbis- und Gurkenarten, Wermut, Rettich und Radieschen, Petersilie und Sellerie, im Obstgarten die mehrfach angebaute Persea gratissima, die Fruta de Conde (Anona) und der Mamäo (Carica | Papaya) verschmäht werden. Nichtsdesto- weniger wurden die Zerstörer hin und wieder auch an den Blättern dieser Pflanzen in Thätigkeit beobachtet, und man nimmt an, daß sie die hier erbeuteten Blattstücke nicht zum Aufbau der Pilzgärten, sondern vielmehr zur Bedeckung des Nestes benutzen, wie man das von welken Bananenblättern ganz bestimmt weiß. Euterpe oleracera, eine Palmite, verschiedene Ficus- Arten, welche die Riesen der dortigen Wälder bilden, und Gramineen hat man freilich noch nicht durch Schlepper verletzt gefunden, wohl aber einmal eine Imbauba (Ceeropia adenopus), die bekanntlich durch ihre Schutz- 60 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Ameisen vor den Angriffen der Blattschneider gesichert ist. Dieser selten dastehende Fall findet seine Erklärung in dem Umstande, daß bei geringer Wärme (12° C.) die Hüter des Baumes erstarren und so den Plünderern, die abgehärteter zu sein scheinen, freies Spiel gelassen ist. Zuzufügen wäre noch, daß die Blatt- schneider nicht nur an die Blätter, sondern auch an die Blütenstände und Früchte der Pflanze gehen. Die Blütenstände der oben- senannten Euterpe, wie auch die Staub- beutel des Mais und die Weinblüten werden gern angegriffen. Das Fruchtfleisch der Goyaba und reife Bananen werden zum Neste geschleppt. Von Orangeschalen reißen die Ameisen die inneren Teile ab. Melasto- maceen- und Myrtaceenfrüchte verschiedener Art werden gleichfalls genommen. Zucker und Mehi, insbesondere der Farinha (das es von den Tieren nur gefunden wird. Eben angesetzte Weinbeeren, ganze Maiskörner und Maisschrot tragen sie davon, und in einem Pilzgarten fand man sogar eine ganze schwarze Bohne. Einmal beobachtete Möller auch, daß die Ameisen einen verrotteten Kuhmistfladen stückchenweise zum Neste trugen. Sie düngten ihren Garten damit jedenfalls in sehr wirksamer Weise. Bei der Thätigkeit der Schlepp-Ameisen ist übrigens beobachtet worden, dab sie nicht etwa auf einem kleinen Raume, um ihr Nest herum, alle Pflanzen, die sie für geeignet erachten, kahl abschneiden und dadurch töten, sondern daß sie oifenbar zum Nähr- boden des Pilzes eine gewisse Abwechselung wünschen, und daß sie bald von dieser, bald jener Pflanze Blätter holen und bald einen weiteren, bald einen kürzeren Wege nach der Plünderungsstätte zurücklegen, sich das Mandioca-Mehl), werden weggeschleppt, wo | Ubrigbleibende für spätere Zeiten aufsparend. Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Ein Beitrag zur Insektenfauna Kleinasiens. Nach den bisherigen Reise-Ergebnissen bearbeitet von Martin Holtz in Berlin. (Fortsetzung aus No. 3.) Libythea F. ? L. celtis Laich. Im Cilicien noch nicht gefunden, doch bei den zahlreichen Beständen der Nährpflanze (Celtis tourneforti) wohl sicher als vorhanden anzunehmen. Charaxes O. Ch. jasius L. Von Mitte Mai bis Sep- tember in zwei Generationen. Einzeln in Thalschluchten und auf sonnigen Bergen in reißendein Fluge umherschwärmend. Obwohl Reviertier, d. h. immer wieder zur selben Stelle zurückkehrend, mit dem Netze kaum zu erlangen. dem Erdbeerbaum (Arbutus andrachne), der meist an den unzugänglichsten Stellen wächst. Scheint aus Kleinasien noch nicht bekannt zu sein. Limenitis F. L. camilla Schiff. Überall im Gebirge von Mai bis August; bei Gözna häufig. Von initteleuropäischen Stücken meist durch ge- ringere Ausdehnung der weißen Zeichnungen verschieden. Die Raupe lebt nächtlich auf Vanessa F. V. egea Cr. Im April und Mai nicht häufig, an felsigen Stellen der Küste und des Vorgebirges (Tschekor Köslü). V. c-album L. Selten, im Juli bei Gözna in 1000 m Höhe. Das einzige von mir ge- fangene Stück dieser stark variierenden Art besitzt den Innenrandfleck der Wurzel- reihe in ungewöhnlicher Ausdehnung, ähnlich wie bei V. polychloros 1. ? V. polychloros L. Das Vorkommen dieser Art im cilieischen Taurus bedarf noch der Bestätigung, jedoch ist dasselbe anzu- nehmen, da sie nach Lederer auch auf dem benachbarten Cypern vorkommen soll. Auch von anderen Teilen Kleinasiens wird sie angegeben. Ich sah im Mai im Vorgebirge einige Stücke, die ich für diese Art hielt, möglicherweise aber der folgenden, sehr ähnlichen Art angehörten. V. xanthomelas Esp. Von Haberhauer 1575 in wenigen Stücken im Taurus gefangen. V. urticae L. Nicht häufig, im Gebirge im Juni. Ich fing einige lebhafter gefärbte Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. 61 Stücke mit zurückgedrängter, schwarzer Zeichnung, die als var. turcica Stgr. be- zeichnet werden können. V. io L. Angeblich im Gebiete vor- kommend. V. antiopa L. Ebenfalls beobachtet. Ich selbst sah beide Arten niemals, jedenfalls müssen sie in den meisten Jahren sehr selten sein, wie dies auch aus anderen Gegenden Kleinasiens berichtet wird. V. atalanta L. Gleichfalls selten. Von mir nur zweimal, am 26. März bei Mersina und am 12. Mai bei Tschekor Köslü, in frisch seschlüpften Stücken gefangen. V. cardui L. Überall das ganze Jahr hindurch häufig. Aus Raupen, die ich bei Tschekor Köslü an Parietaria fand, zog ich ein Stück mit matt rosenroter Grundfärbung. Die Art flog mehrfach aus den dürren Blättern der Lauben zum Licht, wo sie sich nach Sonnenuntergang versteckt hielt. Thaleropis Stgr. Th. jonia Ev. Von dieser eigentümlichen Art fing ich ein einziges 3 am 27. April in 400 m Höhe bei Tschekor Köslü. Auch Haberhauer fand sie 1875 im Taurus. Melitaea F. M. cinxia L. Von Haberhauer im Taurus gefangen. Auch ich entsinne mich, bei Ajasch ein Stück dieser Art gesehen zu haben. M. phoebe Knoch. Am 26. April fing ich die ersten Stücke dieser sehr variierenden Art bei Kajeraki, auch bei Tschekor Köslü im Mai ziemlich häufig, später noch im Juni bei Gözna. Bei einem Stücke von Tschekor Köslü sind die schwarzen Zeichnungen des Mittelfeldes auf der Unterseite der Hinter- Hügel zu einer Reihe rautenförmiger Flecke | zusammengeflossen. M. trivia Schiff. Von April bis Juni bis zu 1200 m Höhe. Bei Mersina und später auch bei Gözna var. nana Stgr. M. didyma ©. Einzeln unter der vorigen. Argynnis F. A. daphne Schiff. Mitte Juni bis Juli auf sonnigen Bergen. Am 3. Juli schlüpfte mir ein aus der Raupe gezogenes Stück. Dieselbe fand ich auf einer Rubus-Art, um deren Blüten die Falter besonders gern flogen. Die Stücke sind größer und lebhafter gefärbt als die deutschen. Auch Haberhauer fand die Art im Taurus. A. lathonia L. var. satwrata Roeb. n. var. (Ent. Nachr., 1896, p. 81). Diese neue Lokal- form fing ich nur in wenigen Stücken bei Gözna, Funke bekam sie bei Gülek in Anzahl. A. aglaja L. var. ottomana Roeb. n. var. (Ent. Nachr., 1896, p. 82). Von Funke in wenigen Stücken bei Karli Boghaz entdeckt. A. niobe L. var. taura Roeb. n. var. (Ent. Nachr., 1896, p. 82). Nicht häufig. Ausgesprochene südliche Lokalform mit leb- hafterer Grundfärbung und schärferer Zeich- nung der Unterseite. Von Funke mehrfach bei Karli Boghaz, von mir nur einmal 1300 m hoch bei Gözna gefangen. A. adippe L. var. taurica Stgr. Diese prächtige, riesige adippe-Varietät, die im Taurus von Lederer entdeckt wurde, fing ich stellenweise auf sonnigen Bergwiesen bei Gözna von Mitte Juni bis Mitte Juli, zwischen 1000 und 1500 m. A. paphia L. var. delila Roeb. n. var. (Ent. Nachr., 1896, p. 83). Bei Gözna bis über 1500 m Höhe im Juli, August. Mit dieser neuen Lokalform an denselben Plätzen tliegt die ab. anargyra Stgr., ohne Silber- zeichnung auf der Unterseite der Hinter- flügel. Beide sind von bedeutenderer Größe als unsere typische Form. A. pandora Schiff. An schattigen Plätzen und in Thalschluchten von Ende Mai bis Juli. Danaıs F. D. chrysippus L. Von diesem exotischen Überläufer fing ich ein Stück am 21. Juni bei Mersina, sowie ein zweites am 4. August in 1000 m Höhe bei der Kyzlar Kalessi bei Gözna. Melanargia Meig. M. titea Klug var. wiskotti Roeb. n. var. (Ent. Nachr., 1896, p. 83). Ende Mai bei Mersina nicht selten. Von Funke bei Dorak gefangen. M. astanda Stgr. var. taurica Roeb. n. var. (Ent. Nachr., 1896, p. 83). Im Gebirge, von Juni bis August. Stellenweise, wie z. B. bei Gözna, Dorak und Gülek, in Anzahl; die Q 9 bedeutend seltener. Satyrus F. S. hermione L. var. syriaca Stgr. Im Juli, August im Gebirge nicht selten, bis zu 1500 m Höhe; besonders in den hohen Be- ständen der karamanischen Kiefer. 62 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. S. eircee F. Nicht selten bei Gözna bis zu 1800 m; in sehr großen Stücken. Von Ende Juni bis August. S. briseis L. var. magna Stgr. Unter sich noch sehr variierend, einige Stücke mit außerordentlich breiten Binden. Von Anfang Juni bis August im Gebirge nirgends selten. Auch von der selteneren @ ab. pirata Esp. fing ich ein sehr großes Stück bei Gözna. S. anthe ©. Zugleich mit der var. hanifa Nordm. selten im Juli im Gebiete des oberen Oydnus. S. semele L. var. mersina Stgr. Von Haberhauer bei Dorak und Gülek gefangen, von mir schon Mitte Mai bei Tschekor Köslü (400 m) und später bei Gözna bis Ende August und 1500 m Höhe. S. mamurra H.-S. var. obscura Stgr. Von Haberhauer und neuerdings von Funke im Taurus gefunden. S. anthelea Hb. Maden. S. beroö Frr. Von Haberhauer im Taurus gefangen. S. statilinus Hufn. var. allionia F. Ende Juli, August in einem Hochthale bei Gözna bis über 1000 m Höhe. S. fatua Frr. var. sichaea Led. Einzeln im Vorgebirge (bei Borogli) schon Ende Juni, später zahlreicher bis August in Nadel- waldungen bei Gözna, Barakali und amoberen Uydnus gefangen. S. cordula F. var. hadjina Stgr. Hadjin im Antitaurus. S. favonius Stgr. im Antitaurus. Yphtima Dbld. Y. asterope Klug. Von mir Anfang April im Küstengebiete, in den Ruinen des alten Coryeus (Kalykadnusgegend) gefangen. Die Art scheint aus Kleinasien bisher unbekannt gewesen zu sein. Pararge Hb. P. roxelana Cr. An schattigen Stellen, im Gebirge bis zu 1000 m. Bei Tschekor Köslü schon Mitte Mai, bei Gözna bis in den August hinein in sehr großen, schön ge- zeichneten Stücken. P. maera 1. var. orientalis i. I. (vergl. Rühl, paläarkt. Großschm.). Einzeln im April bei Tschekor Köslü, später wieder im Juli Nach Rühl bei Tschesme Bei Bei Hadjin und Eibes in der Gegend des oberen Oydnus gefangen. Diese bemerkenswerte Lokalform ist mit ab. adrasta nahe verwandt und zeichnet sich besonders durch feurig rostrote Färbung der Vorderflügel aus. Ein von Lederer bei Beirut gefangenes Stück stimmt damit überein. P. megaera L. Im Juni selten bei Gözna. Von deutschen Stücken durch etwas stärkere, braungraue Zeichnung auf der Oberseite der Hinterflügel verschieden, die bei einem ge- fangenen @ sogar das Analauge auf der Oberseite verschwinden läßt. P. egeria L. In der typischen südlichen Form an schattigen Stellen des Vorgebirges im April und Mai nicht selten. Epinephele Hb. E. janira L. var. hispulla Esp. und Juni häufig auf Gebirgswiesen. E. telmessia Zell. Häufig, im Mai und Juni an denselben Flugplätzen wie die vorige. Schon Haberhauer fing sie zusammen mit der großen var. hispulla Esp. im Taurus. Mit Recht wird sie heute als eigene Art angesehen. Im Mai Coenonympha Hb. ©. leander Esp. Nicht häufig; Ende Mai, Anfang Juni auf sonnigen Bergen bei Gözna. ©. pamphilus L. Nicht häufig; vom Mai an. Die zweite Generation var. Iyllus Esp. bis zum August. Spilothyrus Dup. Sp. alceae Esp. Nicht selten. Im Küsten- gebiete schon im April, später im Gebirge noch im August, vermutlich in zweiter seneration. Sp. altheae Hb. Seltener, im Juli, August bei Gözna gefangen, auch var. baeticus Ramb. Syrichthus B. S. proto Esp. Im Juli, August an sonnigen Berglehnen bei Gözna u. s. w. S. tessellum Hb. var. nomas Ld. Von Haberhauer im Taurus und von Kindermann bei Mersina gefunden. S. sidae Esp. Ende Mai bis Juni einzeln bei Gözna, wo sie sich gern in Gesellschaft von Lycaenen an den Wegpfützen nieder- lassen. S. alveus Hb. var. fritillum Hb. In einem einzigen Stücke im Juli bei Gözna gefangen. S. serratulae Ramb. var. major Steger. Von Haberhauer im Taurus gesammelt. S. malvae 1. (alveolus Hb.). Schon im April bei Kajeraki, später bis zum Juli bei Bunte Blätter. Gözna in großen, sehr variierenden Stücken, die mehr oder minder zur var. melotis Dup. hinneigen. S. orbifer Hb. Nicht häufig, im Juli, Ausust; bei Gözna bis über 1000 m Höhe. Nisoniades Hh. N. tages L. ab. unicolor Frr. An steinigen Orten des Vorgebirges schon Ende April, u.a. bei Tschekor Köslü und Kajeraki; später bis zum Juni auch bei Gözna. Die Art setzt sich mit Vorliebe im Sonnenschein mitten auf den Weg. Da ich typische tages gar nicht fing, so scheint ab. untcolor Frr. im Taurus als Lokal-Varietät aufzutreten. N. marloyi B. Nach Staudinger im Taurus gefunden. Hesperia B. H. thaumas Hufn. Gebirge häufig. H. lineola ©. Von Haberhauer im Taurus gefangen. ? H. hyrax Led. Von Kindermann bei Antiochia in Nordsyrien entdeckt und später von Staudinger in Amasien gefunden, daher vermutlich auch in Oilicien. H. actaeon Rott. Nach Staudinger im Taurus gefunden. H. sylvanus Esp. Taurus gefangen. ? H. comma L. Im westlichen Klein- asien, sowie auch von Kindermann im Libanon gefangen, daher wohl auch irgendwo in Oilicien. H. nostrodamus F. Im Vorgebirge von mir im Mai bei Tsschekor Köslü gefangen. Da ich nur noch ein zweites Stück sah, so scheint die Art ziemlich selten zu sein. H. thrax Ld. Von Haberhauer am Gjaur Dash gefunden, nach Rühl bei Tarsus. Im Mai und Juni im Von Haberhauer im Sphinges. Deilephila ©. D. euphorbiael. var. (ab.) paralias Nickerl. Die Raupen dieser interessanten, großen Lokalform fand ich mehrfach im Juni und Julian verschiedenen sonnigen Bergabhängen, wo die kalkliebende, sehr Nleischige Futter- pflanze (Euphorbia sp.) in Stauden bis zu /? m Höhe wuchs. Obwohl die meisten Raupen an der Flacherie zu Grunde gingen, gelang es mir doch, eine kleine Anzahl unter sich sehr abweichender Stücke zu erziehen, von denen die ersten am 24. Juli schlüpften. Das charakteristische Merkmal dieser Form, die weiße Behaarung in der Mitte und an den Seiten des Schopfes, findet sich indessen hei allen Stücken. D. alecto L. In den ersten Vorbergen, bei Borogli Anfang September von mir beob- achtet. D. nerii L. In Oleander-Gebüschen des Küstengebietes und der Vorgebiresthäler. Von mir nur einmal am 11. August bei Dalae: Deressi gefangen. B Smerinthus ©. S. kindermanni Led. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Pterogon B. P. gorgoniades Hb. Diese seltene, zuerst von Sarepta bekannt gewordene und später von Staudinger bei Amasia gefangene Art fand ich in einem leidlichen Stück am 23. August bei Tschandyr Kalessi an einer unscheinbaren Pflanze sitzend, in der ich die Futterpflanze vermute. Macroglossa O. M. stellatarum L. Schon im März häufig um Mersina; später auch im Gebirge bis zum Herbst. M. croatica Esp. Gözna gefangen. Selten. Im Juli bei (Fortsetzung folgt.) —— Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. In No. 36, Bd. I der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ veröffentlichte Herr Dr. Chr. Sehröder einen Aufsatz: „Zur That- sache der Schutzfärbung“, in dem er an P. megaera gemachte Beobachtungen mitteilt. Ich bin im stande, zu dieser Frage eine ähn- liche, höchst bemerkenswerte Illustration zu liefern. — An einigen Stellen der nächsten Umgebung von St. Petersburg fliegt gegen Ende Mai auf geschützten Tortmooren die 64 Bunte Blätter. nordische Oeneis julta Hb. Die Unterseite der Hinterflügel und die bei der Ruhestellung freibleibende Spitze der Vorderflügel ist blau- grau, mit vielen feinen, dunklen Strichelchen und Linien; der Körper und die Flügelwurzeln sind schwärzlich. Dies ist genau die Färbung der verwitterten, schuppenförmigen Teile der Kiefernrinde, die außerdem oft von feinen Rissen und Sprüngen durchzogen werden. Kiefern von 10-15 cm Stammdicke bilden den undichten Bestand der Flugplätze der Jutta, und an ihre Stämme setzt sich der Schmetterling, um auszuruhen. Dies geschieht aber nicht nach Art der meisten Tagfalter, mit senkrecht von der Unterlage abstehenden Flügeln, sondern der Körper wird mit den zusammengeklappten Flügeln so zur Seite geneigt und gewendet, daß die Flügel, dem Stamm anliegend, lang herunterhängen, wobei ihr Vorderrand der Achse des Stammes parallel ist. Das Gewicht des Tieres wird dabei augen- scheinlich hauptsächlich von dem aus- gestreckten äußeren Beinpaar getragen. Diese Stellung habe ich sowohl bei sich sonnenden, als auch am späten Nachmittag schon schlafenden Tieren beobachtet, auch bei einem frischen Exemplar mit noch nicht ganz er- härteten Flügeln. — Dies ist, meiner Ansicht nach, eines der interessantesten Beispiele von schützender Gewohnheit und Färbung, das sich, nebenbei gesagt, zu demonstrativen Zwecken besonders gut verwerten läßt. — Daß die Arten der Gattung Satyrus sich beim Ruhen auf dem Boden stark auf die Seite legen, ist ja bekannt, doch über das Verhalten von Arten, die sich an eine senkrechte Unter- lage setzen, habe ich noch nichts Genaueres gehört; es wäre sehr dankenswert, wenn darüber aus dem Leserkreise an dieser Stelle Mitteilungen gemacht würden. Die im oben angeführten Aufsatz erwähnte Flügelstellung der megaera scheint eine mehr zufällige, im gegebenen Falle durch den Wind bedingte, gewesen zu sein. H. Bloecker, Mitglied des Russischen entomologischen Vereins zu St. Petersburg. Je Die Spinnen als Feinde der Schmetterlinge. Gewiß hat schon jeder Lepidopterologe Ge- legenheit gehabt, tote Schmetterlinge in Spinnennetzen zu finden. Wenn man sich einmal Mühe giebt, darauf zu achten, wird man erstaunen, welche Menge von diesen Tieren ihren Tod durch die Spinnen finden. Sie überwältigen Spanner, Eulen, kleine und mittlere Spinner und Tagschmetterlinge. Ver- schont bleiben, wie es scheint, nur Schwärmer, größere Spinner und die großen Eulen, die vermöge ihrer wuchtigen Flügelschläge die ihnen gestellten Schlingen zerreißen. manches seltenere Tier habe ich darin gefunden Gar | - Ja oft entdeckte ich gerade im Spinnennetz irgend einen Falter, den ich an der betreffenden Örtlichkeit gar nicht vermutete, und den hier zu sehen, mir neu war. Ist der Falter erst im Netz, so befreit er sich nicht so leicht; das habe ich zu verschiedenen Malen beob- achten können. Im Juli und August 1896 waren große, auf dem Rücken gelb gezeichnete Spinnen an manchen Örtlichkeiten besonders zahlreich. Mit diesen machte ich folgende Beobachtung: In einem meiner Jagdreviere ist ein Ackerfeld auf zwei Seiten gegen den Fahrweg hin nicht durch Kricks begrenzt, sondern diese sind aus irgend einem Grunde entfernt; an Stelle deren sind Pfähle eingeschlagen und mit Draht verbunden. Diese Pfähle sind vom Wetter grau geworden und ein beliebter Ruheplatz für verschiedene Arten von Faltern. Von Tagschmetterlingen sucht sie an trüben Tagen Par. megaera auf. Ende Juli und im August 1896 saßen diese Schmetterlinge oft zu 5 und 6 an einem Pfahl. Ich untersuchte sie gewöhnlich, wenn mein Weg mich vorbei- führte, auf Aberrationen hin, ohne etwas zu finden. Da bemerkte ich denn eines Nach- mittags mehrere von den oben bezeichneten Spinnen, die sich vorher im Grase und im Heidekraut am Wege aufgehalten hatten, an |den Pfählen. Sie hatten keine kunstgerechten Netze gesponnen, sondern die Pfähle nur hin und her mit einigen Fäden überzogen. An einem Pfahl hing, ausgesogen, eine Had. didyma ab. nictitans. Nach acht Tagen, am 16. August, — meine Zeit erlaubte den Weg nicht früher — war Par. megaera völlig verschwunden, dagegen saßen nun die Pfähle voll von jenen Spinnen. Ich fand allerdings nur drei der genannten Falter, an einigen Fäden hängend, tot vor. Es dürften aber mehr den Spinnen zum Opfer gefallen sein. Die Überreste sind vielleicht vom Wind oder Regen von den regellosen Fäden losgerissen worden. Wie ja jeder weiß, entfernen die Spinnen die tote Beute oft selbst aus dem Netz. Ich legte mir nun die Frage vor, warum sind diese Tiere, ’die vorher unten sich aufhielten, an die Pfähle gewandert? Daß Spinnen an Pfählen, Bäumen, Mauern und Zäunen lauern, ist selbstverständlich und bekannt. Mich setzte nur die große Menge in Erstaunen, die fast sämtlich — denn am Wege konnte ich keine mehr bemerken — die Pfähle als Fangort zu derselben Zeit gewählt hatten. Fliegen und dergleichen saßen vorher ja auch schon daran, allerdings hier im freien Ackerfeld nur wenig. Ich will nun nicht behaupten, daß die Spinnen der Falter wegen sich diesen Platz suchten, oder daß die Falter allein durch die Spinnen zu Grunde gingen, dazu reicht diese einzelne Beobachtung nicht aus. Es war aber immerhin ein merkwürdiges Zusammentreffen von Um- ständen. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Naturalistische Aufzeichnungen Aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 65 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. DE (Mit einer Abbildung.) Verschiedene Arten der Danaiden sind im Gebirge recht häufig, andere dagegen selten, weil dort ihre Nährpflanzen fehlen. Danais erippus ist allenthalben zu finden, wo die Asclepias cuwrassavica wächst, zeigt sich aber selten im Gebirge, weil dort diese Pflanze nur vereinzelt vorkommt. Die Raupe ‘ dieses Falters ist hellgelb, fein schwarz geringelt und besitzt zwei lange, schwarze, nach vorn gerichtete Fäden auf dem ersten Segment. Die Puppe ist glatt, grün und hat eine Querreihe von Goldpunkten im Nacken. - Eine ähnliche, etwas kleinere Art, D. gi- lippus, scheint im Gebirge zu fehlen, ist aber um Cantagallo häufig. Zu den Danaiden gehören noch die Geschlechter Lycorea, Thyridia und Ithomia. Diese nicht seltenen Schmetterlinge haben, ähnlich den Heliconiern, gestreckte Vorder- und kurz gerundete Hinterflügel, die glashell, schwarz umrandet und oft durch Querbinden in Felder geteilt sind. Die Raupen einiger der größeren Arten leben auf Fieus, auch auf der hier und da angepflanzten Ficus elastica; sie sind glatt, weiß, gelb und schwarz gefleckt und haben, wie die Raupen der Danais, zwei lange Fäden auf dem ersten Segment. Die Raupen der kleineren Ifoma-Arten leben auf Solaneen, pflegen sich zusammen- zukrümmen und sehen fast aus wie Blatt- wespen-Larven. Alle haben auffallend ge- formte, sehr kurz gedrungene, oft goldig glänzende Puppen. Hierher gehört auch die bunte Ceratinia dacta. Die Raupe ist schwarz und hat einen roten Kopf. Sie lebt gleichfalls auf einer Solanee. Die Puppe ist hellbraun, schwarz punktiert. Die Familie der Nymphaliden ist so artenreich, und. Brasilien besitzt so viele Vertreter derselben, daß ich hier nur einzelne Arten verschiedener Gruppen hervorheben kann. Heliconius eucrate ist eine der größten Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 5. und schönsten Arten dieses Geschlechts. Der Falter ist rotbraun, die vordere Hälfte der Vorderflügel ist schwarz und trägt einen großen, weißen Fleck in der Flügelspitze. In der Flügelmitte steht ein breites, schräges, citronengelbes Querband. Die kurz gerundeten Hinterflügel sind schwarz gerandet, der Vorderrand derselben ist breit, citronengelb, nach hinten durch ein schwarzes, gezacktes Band von der braunen Grundfarbe getrennt. Dem etwas größeren Weibchen fehlt das Gelb der Hinterflügel. Eine dieser zum Verwechseln ähnliche, kleinere Art habe ich oft gezogen. Ihre Raupe ist bleich, bräunlich gelb; sie hat einige Längsreihen fleischiger Zapfen auf dem Rücken und an den Seiten und lebt gesellig auf einer großblätterigen, schr stacheligen Solanum-Art. Alle Wandlungen im Dasein dieser Raupe geschehen merk- würdigerweise durchaus gleichzeitig. Frißt eine, so fressen alle, ruht eine, so ruhen alle; ihre Häutungen erfolgen ausnahmslos zu gleicher Zeit, ebenso das Aufhangen zur Verpuppung. Sie hängen sich alle dicht nebeneinander an die Unterseite desselben Blattes. Auch die Verpuppung erfolst gleichzeitig. Nach vierzehntägiger Ruhe brechen auf einmal alle Schmetterlinge hervor, und jeder Falter bleibt bis zur völligen Ausbildung an seiner eigenen Puppenschale hängen, und nun fliesen auf einmal alle davon. Mit diesem Akt aber schließt ihre Gemeinsamkeit ab, denn eine gesellige Vereinigung der Schmetterlinge, die wohl ihr Vorleben erwarten ließ, habe ich nie beobachtet. Einen prächtigen Anblick sewähren die Puppen, denn diese sind glänzend goldig. Berührt man eine Puppe, so schlägt sie sehr lebhaft hin und her, und da alle sehr dicht zusammenhängen, werden die übrigen gleichfalls beunruhigt und machen dieselbe Bewegung. Es entsteht nun, besonders im hellen Sonnenschein, ein wundervolles Glänzen und Glitzern, und es 1897. 66 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. währt recht lange, bis die blitzende und funkelnde Gesellschaft sich wieder beruhigt. Die Gegend hat noch mehrere ähnliche Arten, doch auch einige in der Farbe sehr abweichende, wie H. phyllis. Dieser Falter ist tiefschwarz; die Vorderflügel haben einen großen, roten Fleck und die Hinterflügel ein breites, citronengelbes Querband. Die bedornte Raupe lebt auf einer rauh behaarten, selb blühenden Passiflora. Das Genus Acraea fand ich eh vier braune, schwarz gezeichnete und gefleckte Arten vertreten, deren größte eine so schwache Beschuppung der Flügel hat, daß diese stellenweise durchsichtig erscheinen. Die häufigste Art ist Aderaea anteas. Die Schmetterlinge haben alle einen eigen- tümlichen Flug, indem sie sich oft mit sehr raschen Flügelschlägen hoch erheben, um sich dann mit halb geschlossenen Flügeln wieder zu senken. Ihre bedornten Raupen leben unter gemeinschaftlichem Gespinst auf einer strauchartigen Komposite, deren nächster europäischerV erwandter Hupatorium canabinum sein dürfte. Gegen Ende der trockenen Jahreszeit fand ich die erste, schöne und seltene Meta- morpha (Colaenis) dido auf Blumen Niegend. der Falter bereits sehr abgeflogen war und ein Weibchen zu sein schien, unterließ ich den Fang und zog es vor, ihn zu beob- achten. Er verließ denn auch bald die Blumen, flog auf eine nahe Passiflora und legte hier einige Eier, nicht aber auf deren Blätter, sondern an die gelben Spitzen der Ranken. Die Eier hatten genau deren Farbe und eine ovale Form. Nach vierzehn Tagen schlüpften die schmutzig gelbgrünen Räupchen aus und krochen sofort auf die nächsten Blätter. Jedes Räupchen nagte den Rand des Blattes ein, daß ein schmaler Zipfel desselben herabhing und bald welkte. Auf diesem saß nun das kleine, durchaus gleichfarbige Räupchen, und verließ es nur, um zu fressen. Nach der ersten Häutung wurde die Raupe rötlich und sah fortan an der Unterseite des Blattes an der gleichfalls rötlichen Mittelrippe des- selben. Erwachsen ist sie weiß. mit feinen, roten Pünktchen und fein schwarz gerandeten Segmenten, auf denen einige feine, schwarze Borsten stehen. Auch auf dem Kopfe der Raupe stehen ebenfalls zwei Borsten, deren >10) Juno und D. vanillae. Spitzen sich rückwärts krümmen. Die Form und Farbe der Puppe erinnert an die unserer Limenitis populi. Die Grundfarbe dieses prächtigen Falters ist ein schönes Grün, welches durch schwarze Binden in verschiedene Felder und Flecke zerteilt ist. Es ist ein vergebliches Be- mühen, die volle Schönheit des lebenden Falters in Worten schildern zu wollen; man muß ihn fliesend in seinen graziösen Be- wegungen gesehen haben, denn es ist weder seine Färbung, noch sein edler Flügelschnitt allein, wodurch dieser Falter so .reizend erscheint. Sein unvergleichlicher Flug, seine kühnen, kräftigen und doch so leichten Be- weeungen geben erst den rechten Eindruck von seiner Schönheit. Im Tode verbleichen seine Farben bald, und ein Exemplar auf der Nadel giebt kein Bild davon, wie dieser herrliche Falter lebend in der Freiheit erscheint in dem intensiven Licht, getragen von der klaren, milden Luft seiner Heimat. Wo die. Passifloren mit ihrem prächtige Blumen tragenden Geranke niederes Strauch- werk überdecken, sieht man häufig drei braunrote Schmetterlinesarten umherflattern: die schlankflügelige, leuchtend braunrote Colaenis julia, die mehr rotbraune Dione Die beiden letzten Arten sind auf der Unterseite silberfleckig. Die Raupe der ersteren lebt einzeln, die der beiden anderen Arten gesellig. Zwei kleine Phyciodes-Arten sind auf dunklem Grunde gelblich braun gezeichnet und gelleckt und fliegen häufig und gesellig an feuchten Orten. Die Eresia langsdorfii und eine größere, verwandte Art sind recht selten. Durch einige Gattungen sind unsere Eckflügler ver- treten, wie Anartia saturata, A. amalthe« und andere. Pyramis huntera erinnert an unseren Distelfalter, doch ist seine Grund- farbe ein lebhaftes Rot. Seine bedornte, schwarzbraune Raupe lebt auf einem niedrigen Gnaphalium, wie die der gleich- falls hierher gehörenden Junonia lavinia auf einer niedrigen, blau blühenden Verbena. Ein reizender, aber seltener Falter ist Victorina stheneles, der bezüglich seiner grünen Farbe und Zeichnung der erwähnten M. dido ähnelt, dessen Flügel allgemein aber breiter, und dessen Hinterflügel kurz und stumpf geschwänzt sind. >23 ä . a Brasilianische Tagfalter (!/ı). Originalaufnahme für die „Illustrierte”Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. Chr. Schröde:, 65 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Eetima liria ist aschgrau mit schwarz- braunen Querwellen und hat eine breite, weiße Binde auf den Vorderflügeln. Es ist, als ob dieser kleine Falter wüßte, wie sehr seine Farbe den flechtenbewachsenen Stämmen gleicht, denn an diesen sitzt er gewöhnlich mit ausgebreiteten, dicht ange- schmiesten Flügeln und wird hier leicht übersehen. Ebenso schöne wie eigentümliche Falter sind die verschiedenen Arten der Gattung Ageronia. Alle haben das Vermögen, im Fluge willkürlich ein scharfes Knistern zu erzeugen. An lichten Stellen sitzen sie gern an den Baumstämmen. Mit ausgebreiteten, dicht angelegten Flügeln zeigen sie hier ihre ganze Schönheit. Gewöhnlich trifft man mehrere Falter beisammen, doch jeden an einem anderen Stamm, und vorzugsweise auf einem Fieck, wohin ein Sonnenstrahl fällt. Wie auf ein Signal verlassen sie gleichzeitig ihren Sitz, fliegen aufeinander zu und umwirbeln sich mit lautem Geknister, steigen dabei entweder sehr hoch, oder sinken bis nahe zur Erde herab; fHiesen dann knisternd, jeder zu seinem Stamme, und laufen mit geschlossenen Flügeln sehr schnell an demselben hinan, genau bis zur Stelle, die sie eben verließen, wenden den Kopf nach unten, breiten wieder die Flügel aus, sitzen unbeweglich, und wieder strahlen in der grellen Beleuchtung ihre schönen Farben herab, bis plötzlich dasselbe Spiel sich wiederholt. Ich fand um Nova Friburgo vier Arten, die sich am leichtesten durch die Farbe der Unterseite ihrer Hinterflügel unterscheiden. Ageronia feronia ist auf dunklem Grunde blaugrau marmoriert und sgefleckt. Die Hinterflügel sind unterseits weißlich. 4. fornaz ist grünlich blau marmoriert und gefleckt. Die Vorderflügel haben bei beiden Geschlechtern eine schräge, weiße Quer- binde. Die Unterseite der Hinterflügel ist Der Falter ist nicht häufig und scheint um Cantagallo ganz zu fehlen. A. amphinome ist oberseits der vorigen Art fast gleich, doch sind die Hinterflügel unterseits rot. ockergelb. A. velutina ist auf dunkel schwarzblauem Grunde gleichmäßig hellblau gefleckt, und nur das Weibchen hat auf den Vorderflügeln eine schräge, weiße Binde. Die Hinterflügel sind unterseits olivenbraun, an der Basis und am Rande rot gefleckt. Die Raupe dieses Falters blieb mir unbekannt. Die der anderen drei Arten leben im Walde auf einer krautigen, graugrünen Schlinspflanze mit dreiteilisem Blatt; sie sind bedornt und haben auf den letzten beiden Segmenten je einen starken Fleischzapfen, der oben einen Kranz von schwarzen Härchen trägt. Aut dem Kopfe stehen zwei lange, borstenförmige Hörner. Die Puppen sind schlank, grün, mit weiß gestreiften Flügelscheiden und zwei ohrenartigen Anhängseln, die bei der Puppe der 4. amphinome am längsten sind und reichlich halbe Körperlänge haben. Ihre Ruhe- zeit beträgt vier Wochen. Alle Arten durch- leben die trockene Zeit als Schmetterlinge. Weitere im Gebirge vorkommende, teil- weise seltene Falter sind: Pyrhogura amphira, Cistineura teleboas, Didone biblis, Cybdelis phaesyle, ©. sophronia (von Cantagallo) und Nica flavilla. Ein sehr niedlicher Falter ist Epiphile orea, dessen beide Geschlechter sehr ver- schieden sind. Das Männchen schillert in wundervollem Blauviolett. Der Falter hat die Eigentümlichkeit, sich emem an die Kleider zu setzen, wenn man transpiriert. Sonst fliegt er auf Blumen, doch ebenso oft trifft man ihn an tierischen Auswürfen. Eine große Geschlechtsverschiedenheit zeigt auch Myscelia orsis. Der männliche Falter ist indigoblau, während das Weibchen auf dunkelviolettbraunem Grunde drei Reihen bläulich weißer Flecke trägt. Es folge jetzt eine kleine Gruppe von Schmetterlingen, deren Ober- wie Unterseite besonders prächtige Farben tragen. Manche Arten sind recht selten. Alle gehen gern verwesenden tierischen Stoffen nach, seltener findet man sie auf Blumen. Sie haben auf der Unterseite der Hinterflügel eine mehr oder weniger deutliche, zahlenartige Zeichnung, demzufolge die dortigen Deutschen sie mit dem Namen „Achtundachtzig“ bezeichnen. Die häufigste Art ist Calicore eupepla. Der Falter ist tiefschwarz, prächtig blau schillernd. In der Mitte der Vorderflügel steht eine grüne, metallisch glänzende Quer- binde, von blauem Schiller besonders lebhaft umgeben. Die Hinterflügel haben eine schmale, hellblaue, metallisch goldgrün schillernde Randbinde. EEE ORDERLAN EREN er De ve ro Natwralistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilier. 69 Unten sind die Vorderflügel bis über die Mitte hinaus lebhaft karminrot, so auch der Vorderrand der weißen, silberig schillernden Hinterflügel, die eine mit schwarzen Kreis- linien umgebene, zahlenartige Zeichnung (88) tragen. Ein ähnlicher Falter, dem die metallische Querbinde der Vorderflügel fehlt (©. elymene 2), ist vielleicht nur Värietät oder das Weibchen dieser Art. Verwandte größere, aber seltenere Arten sind: Catagramma hudaspes (C. hesperis ?) und ©. cynosura. O. pyraemon ist wohl die kleinste, aber eine der schönsten Arten. Hematera pyramus ist zwar, wie die vorigen Arten, auf schwarzem Grunde karminrot gefleckt, doch fehlt diesem ziem- lich seltenen Falter die bunte Zeichnung auf der Unterseite. Gymnecia dirce ist ein gewöhnlicher Schmetterling, dagegen ist Smyrna blomfildia selten, ebenso Catonephele numilia, bei welcher die Verschiedenheit der Geschlechter kaum ihre Zusammen- gehörigkeit vermuten läßt. Von ganz auffallendem Flügelschnitt ist Protogenus druriü. Der Falter ist sehr selten und wurde nur einmal im März oder April von meinem Sohn bei der Facenda Conego, auf einem toten, in Verwesung über- gegangenen Tiere sitzend, gefangen. Der Falter ist gelb mit schwarzer Querbinde und großem, weißem Fleck in der schwarzen Flügelspitze. Seine Vorderflügel sind lang gestreckt; der Vorderrand derselben ist sichelförmig nach hinten gebogen, und ihr Außenrand in eine weit vortretende Ecke ausgezogen. Der Afterwinkel der Hinter- Hügel ist ebenfalls lang eckig vorgezogen, und diese sind außerdem mit langen, schmalen, am Ende nach außen erweiterten Schwänzen versehen. Die Gattung Megalura ist durch vier Oo Die Abbildung stellt vier charakteristische | Tagfalter der brasilianischen Fauna dar: Figur 1 gehört der Gattung Leptocircus Swains an, deren eigentümlicher Habitus von den Papilio spec. za den Hesperiden überleitet. Figur 2: Pieris eleone Doubl. ist vielleicht die einzige Pieris aus Südamerika mit gelber Oberseite; sie findet sich besonders in höher gelegenen Gegenden (1500— 2000 m). Die Arten vertreten. Alle sind lang geschwänzt, die rotbraune M. peleus erinnert, bezüglich der absonderlichen Flügelform, an «den vor- hergehenden Falter und ist selten, M. chiron dagegen die gewöhnlichste Art. Bei den kleinen, nicht seltenen Faltern Dynamine (Enbagis) mylitta und D. egaea sind die Männchen grünlich mit Metallglanz. Ihre bleichgrünen, bedornten Raupen leben auf der bei der Gattung Ageronia erwähnten Schlinspflanze. Die seltene, mit langen Palpen versehene Libytaea carinenta ist der südeuropäischen Art sehr ähnlich. Die artenreiche Gattung Adelpha ist hier wenigstens durch sechs Arten vertreten. Alle sind auf dunklem Grunde schwärzlich gestreift, haben in der Flügelspitze einen großen, bräunlich ockergelben Fleck und eine breite, weiße Binde durch alle Flügel. Ihre Raupen sind, soweit sie mir bekannt wurden, etwas höckerig, grünlich braun und bedornt; sie leben auf einer Rubus-Art und auf einem Bäumchen mit großen, gegenständigen, leder- artisen Blättern. Sie haben die Eigentüm- lichkeit, von abgenagten Teilen des Blattes, welche sie aufeinander leimen, eine Rippe des Blattes, da wo diese in den Blattrand endet, fadenartig zu verlängern. Am Ende dieses Fadens sitzt nun das junge Räupchen, dessen Farbe ganz der des Fadens gleicht, bis es die erste Häutung bestanden hat. Später sitzt es gewöhnlich auf der Blatt- unterseite. Den Zweck dieser Eigentümlich- keit, die ich auch bei den Raupen einiger anderer Falter beobachtete, konnte ich nicht ermitteln, denn wenn auch das junge Räupchen, solange es auf seinem Faden sitzt, vor dem Saugschnabel der Wanzen gesichert erscheint, ist es ja demselben später doch völlig preisgegeben. Die Puppen sind sehr höckerig und sonderbar gestaltet = Breite ziemlich ab; @ @ und 3 sind ganz ähnlich, erstere nur etwas blasser gelb. Figur 3 gehört wahrscheinlich der 4deria agna Salv. und God. an. Figur 4: mionina Hew., auf glänzend schwarzem Grunde, mit leuchtend ockergelber Binde der vorderen und flecken- förmigem, prachtvoll blauem Schiller der hinteren Flügel, ist eine der schönsten Arten des allgemein reich gefärbten Genus Cata- schwarze Zeichnung ändert hinsichtlich der | gramma Boisd. 70 Über Parasiten der Insekten. Über Parasiten der Insekten. Von Prof. Das große Ganze des Insekten - Heeres bildet ein tausend- und tausendfach ver- schlungenes Gewebe, dessen Fäden nur mit großer Geduld verfolgt werden können. Die ungeheure Vermehrungsfähigkeit der meisten Arten steht mit der Zahl ihrer natürlichen Feinde in Korrelation. Die Biographie einer Art ist nur zur Hälfte bekannt, so lange man nicht sämtliche Einzelheiten ihres Kampfes ums Dasein ins reine gebracht hat. Die hierher gehörigen Daten, die „Feindschaften und . Freundschaften“, das unendlich schwer zu überblickende Netz der gegenseitigen Interessen der Lebewesen bilden eben das, was man ihre „Geschichte“ nennen möchte. Wir kennen bis heute nur einen sehr geringen Bruchteil dieser Verhältnisse. Sollten wir Rechenschaft darüber geben, welche Ursachen auch nur die häufigeren Arten in Schranken halten und ihre über- mäßige Vermehrung verhindern, so wäre unser Bericht in jeder Hinsicht jämmerlich lückenhaft. Von einigen Schädlingen, nament- lich von Schmetterlingen, kennen wir einige Feinde; so auch von einigen forstlich wich- tigeren Blattwespen. Diese Feinde sind entweder insektentötende Pilze, oder para- sitische Insekten (meistens Ichneumoniden, Chaleidier, Braconiden, Chrysiden und Fliegen), oder auch Raubinsekten, die auf andere Insekten Jagd machen. Es ist aber entschieden wahr, daß man in dieser Rich- tung kaum die ersten Kinderschritte gemacht hat. Wir noch weit davon entfernt, vom Kampfe sogar der allergewöhnlichsten Kerbtier-Plebejer ein klares Bild entwerfen zu können. Eine Ursache dieses Zustandes ist wohl darin zu suchen, daß gerade die parasitischen Insekten letzte Zeit durch die entomologische Litteratur sehr stiefmütterlich behandelt worden Selbst pure deskriptive Arbeit war äußerst mangelhaft. Ichneumoniden, Braconiden, Chaleidier und allen Zeit- beschrieben , eine sind bis in die sind. die erdenklichen und übersichtliche, zuverlässige Beschreibung derselben in Sammelwerken mangelte. Wenn auch in letzter Zeit ein günstiger Umschwung Fliere raren ji legen waren ın schriften zerstreut .dunkelsten Karl Sajo. o sind wir dennoch sehr weit vom Ziele. Namentlich die aller- wichtigsten parasitischen Hymenopteren, nämlich die Chalcidier, bilden ein rätsel- hafteres Volk als die Naturmenschen im Afrika. Diejenigen Entomo- graphen, die neue Chaleidier-Arten be- schrieben haben, machten das größtenteils auf eine Art, daß man vielleicht nie wird entscheiden können, welche Arten unter ihren Beschreibungen zu verstehen seien. Haben wir ein größeres Material dieser kleinen Gnomen der Insektenwelt in unserer Sammlung und wollen nun erfahren, ob sie schon getauft worden sind, so finden wir, daß die gegebenen Diagnosen auf eine Form ebensowohl passen, wie auf vier oder fünf andere, die ähnlichen Körperbau und ähn- liche Färbung haben und voneinander durch minder in die Augen fallende morphologische Merkmale, daneben aber durch sehr ver- schiedene Lebensweise unterschieden sind. Die Beschreibungen von Chaleidiern scheinen auch nur dann einen Wert zu be- sitzen, wenn zugleich ihre Lebensweise, die Insektenart oder -Arten, in denen sie schmarotzen, ferner die Zeitpunkte ihres Erscheinens in Imagoform, sowie ihrer Metamorphosen mitgegeben sind. Geschieht das nicht, so haben wir in den Beschreibungen anstatt eines Beförderungsmittels vielmehr ein Hemmwerk auf den Hals bekommen. Ich kannte einen Kustos einer entomo- logischen Sammlung, einen Herrn aus der alten Schule, der, als er die aus Exkursionen heimgebrachten Raupen in Zwingern züchten ließ, in große Wut geriet, wenn ein Teil der Raupen und Puppen nicht die Schmetterlinge, sondern ihre Parasiten (Ichneumoniden, Tachinen u. s. w.) ergab. Ein Naturforscher, dem es daran gelegen ist, in die Geheimnisse der geheimen Trieb- federn der uns umgebenden Lebensbühne einzudringen, würde in jedem solchen Falle die lebhafteste Freude empfinden und diese kleinen Parasiten mit der größten Sorgfalt für das betreffende Museum auf- bewahren und die auf dieselben bezüglichen Daten pünktlich notieren lassen. Jener Herr Kustos aus der alten Schule gehörte aber unverkennbar ist, 0 Me a De nd An nn a U Eau Dun ad U KUN Über Parasiten der Insekten. il nicht in diese Kategorie; er war eben kurz- weg ein Sammler, ohne höheren wissen- schaftlichen Standpunkt. Und so gab er auch dem Präparator die Order, jene „ver- wünschten Bestien, die die schönsten Raupen und Puppen verdarben“, zu zerdrücken und hinauszu werfen. Das Resultat dieser Auffassung sehen wir vor uns. Wir brauchen in einem Werke über parasitische Hymenopteren nur einfach herumzublättern, namentlich in solchem über Chaleidier, und wir werden finden, wie selten einige Daten über die Biologie darım zu finden sind. Aber die bekannteren Ich- neumoniden und Braconiden sind auch noch sehr mangelhaft beobachtet. Ich nahm mir im vorigen Jahre die Mühe, einige statistische Aufzeichnungen in dieser Richtung zu sichern. In dem neuen, großen Werke von Marshall über Braconiden sine ich die ersten zehn Gruppen bis zu den Microgasteriden durch und fand, daß von den meisten, nämlich von etwa zwei Drittel der-: selben, gar nicht bekannt ist, in welchen | Insekten sie schmarotzen. Und das übrige Drittel ist insofern mangelhaft bekannt, weil meistens nur eine Insektenart als Opfer genannt ist; bekanntlich schmarotzen aber die Braconiden-Arten nicht bloß in einer Insektenart, sondern beinahe jede derselben steckt eine ganze Reihe von Arten an. Nur die Microgasteriden sind in biologischer Hin- sicht etwas genügender beobachtet worden. Die Schmarotzer je einer schädlichen Art werden natürlich auch in praktischer Hinsicht höchst wichtig. In den--Ver- einigten Staaten von Nordamerika geht heute das Trachten der Agrikultur-Entomologen da hinaus, daß sie die Parasiten der schäd- lichen Insekten verbreiten. Coceinelliden, die sich von Schildläusen ernähren, werden sogar aus anderen Weltteilen künstlich importiert. Auch der europäische Parasit der Hessenfliege, der Chaleidier: Semiotellus nigripes = Entedon epigonus Walk., wurde durch den verstorbenen Chef der entomo- logischen Sektion im Washinstoner Ackerbau- ministerium, Prof. Ch. Riley, aus England nach Amerika in größerer Zahl eingeführt und in verschiedene Gegenden verteilt. Es muß hier sogleich bemerkt werden, daß eben im Interesse solcher praktischer ! Zwecke noch viele Irrtümer, die unter Um- l ständen verhängnisvoll werden könnten, rektifiziert werden müßten. Um besser verständlich zu machen, wollen wir den Parasitismus etwas näher betrachten. Wäre der Parasitismus immer einfach, so wäre man mit der Lage der betreffenden Verhältnisse auch immer im reinen. In der Wirklichkeit kompliziert sich die Sache aber oft dermaßen, daß man große Mühe solches hat, die wirkliche Sachlage gewahr zu werden. Die Parasiten haben eben wieder ihre Parasiten und diese wieder die ihrigen, und man kann oft den Irrtum begehen, die Parasiten der Parasiten, also die Parasiten zweiter Ordnung, als Parasiten erster Ord- nung zu betrachten. Ähnlicher Kompli- kationen giebt es jedenfalls eine sehr große Zahl; wir kennen aber heute noch sehr wenige derselben. Als Beispiel seien einige aufgeführt. Aus den Raupen von Pieris brassicae erhalten die Schmetterlinsszüchter nicht immer den Schmetterlinge, sondern sehr oft nur Parasiten. Es kommt nicht selten vor, daß man in einem Zwinger, wo viele brassicae- Raupen beisammen waren, ganz verschiedene Schmarotzer erscheinen sieht. Einmal erhielt ich auf diese Weise einen tüchtigen Schwarm von kleinen, erzfarbigen Chalcidiern. Der nächste Gedanke war natürlich, daß diese kleinen Tierchen Feinde des Kohlweißlings, also sehr nützlich seien. Ich mußte mich aber — die einschlägige Litteratur zu Hilfe nehmend — bald überzeugen, daß der Sach- verhalt ganz entgegengesetzt sei. Jene kleinen Chaleidier gehörten nämlich zur Art Diplolepis microgastriı Bouche, von welcher ihr Beschreiber bereits mitgeteilt hatte, daß sie nicht auf Kosten der Kohl- weißlinssraupen, sondern auf Kosten des be- kannten Braconiden Microgaster (Apanteles) glomeratus L. leben, dessen Kokons in der That in demselben Glase vorhanden waren. Außer Diplolepis schmarotzt auch die Ich- neumoniden-Art Hemiteles fulvipes Grav. in den Kokons von Microgaster glomeratus. Würden also z. B. die Amerikaner zur Bekämpfung ihrer Kohlweißlinge aus anderen Gegenden, so z. B. aus Europa, Mecrogaster- Arten einführen, so wäre es sehr bedenklich, einfach nur im Freien gesammelte Mecro- gaster-Kokons zu beziehen, da mit diesen sehr leicht auch solche Parasiten, wie die 12 oben erwähnten Diplolepis microgastri und Hemiteles fulvipes mit eingeschleppt würden, die entschieden schädlich sind, weil sie die nitzlichen Microgasteriden vertilgen. Bei solcher Gelegenheit und zu solchen Zwecken können ausschließlich nur reine Züch- tungen, die in der Gefangenschaft erzielt worden sind, zur Verwendung kommen. Überhaupt müßte in jedem Falle durch reine Zuchtversuche vorher entschieden werden, ob ein gewisser Parasit wirklich ein Parasit des in Frage stehenden Schäd- lings, oder aber ein Parasit von dessen Parasiten sei. Im ersteren Falle ist er nützlich, im letzteren schädlich. Noch komplizierter gestaltet sich die Sache, wo sich zu den Parasiten zweiter Ordnung auch noch Parasiten dritter Ordnung hinzufügen. Solche Fälle kommen nicht häufig vor; oder vielleicht kommen sie eigentlich nicht selten vor, sind aber bis jetzt nicht als solche erkannt worden, da diese Verhältnisse wahrhaftig nicht leicht entschleiert werden können. Und so befinden sich heute ohne Zweifel viele Namen von Ichneumoniden, Braconiden, Chaleidiern und Fliegen in der Liste der Nützlinge, wo sie doch eigentlich in der Liste der Schädlinge ihren Platz hätten! Ganz besonders verdächtig sind die Cryptiden. Von einigen derselben ist die Larve der Unschuld bereits herabgerissen worden. Um ein Beispiel anzuführen, berufe ich mich auf die Beschreibungen der sehr forstschädlichen Buschhornwespen (Lo- phyrus-Arten). Wenn wir selbst die neueren Werke (z.B. Andre’s großes Werk: Species des Hymenopteres) aufschlagen, so finden wir unter den Parasiten von Lophyrus pini eine hübsche Anzahl CUryptus- Arten ver- zeichnet, namentlich auch den Uryptus nu- beculatus Grav. Nun hat aber Hauptlehrer G. Brischke bereits 1877 mitgeteilt, daß er eben diesen Uryptus nubeculatus Ich- neumoniden, nämlich aus den Kokons von Exetastes-Arten, gezogen habe. Es scheint somit daß auch kein Parasit der Buschhornwespen, wohl aber ein Parasit der Parasiten der Buschhorn- wespen, insbesondere der Ichneumoniden- Gattung Campoplez, sej, von welcher etwa aus anderen beinahe gewiß, er Über Parasiten der Insekten. sechs Arten in den Lophyrus- Afterraupen schmarotzen. Und wenn dieses von Üryptus nubeculatus gilt, so gilt es wahrscheinlich auch hinsichtlich der übrigen Oryptus-Arten (Mavilabris Rtzb., abscissus Rtzb., incertus Rtzb., incubator Rtzb., leucomerus Rtzb., leucostictus Rtzb., punctatus Rtzb.), die bis- her als direkte Parasiten von Lophyrus pinti und demnach als Nützlinse betrachtet und geschätzt wurden, wo sie doch wahrschein- lich nicht Nützlinge, sondern vielmehr Schädlinge sind, weil sie auf Kosten der wirklichen Feinde der Lophyrus-Raupen leben. Daß sie Parasiten der Ichneumoniden- Gattung (ampoplex sein dürften, erscheint um so wahrscheinlicher, weil ebenfalls Brischke einen anderen Cryptus (Cr. titillator) aus den Kokons von (ampoplex pugillator gezogen hat, welche letztere Ich- neumoniden-Art auch in den Raupen des großen Frostspanners (Cheimatobia bru- mata) schmarotzt. Um ein zweites Beispiel der bisherigen irrtümlichen Auffassung zu bieten, will ich zu den schon oben berührten Hemiteles- Arten (kleine Ichneumoniden) übergehen. Hemiteles-Arten sind als Parasiten von ver- schiedenen Schmetterlingen aufgeführt. So wird angegeben, daß Hemiteles areator und fulvipes in den Raupen von Gastropacha pini, die vorige Art außerdem noch in den Raupen von Tortrix viridana, ferner sogar in den Larven der Blattwespe Lophyrus pini leben soll. Jedenfalls wäre das eine sehr große Abwechselung in der Kost. — Eine dritte Hemiteles-Art (modestus Gr.) sollte sogar g„leichzeitig in der Raupe der Spinat-Motte (Heliodines roesella L.) und des großen Rüstern-Splintkäfers (Sco- Iytus destructor) schmarotzen, was schon an und für sich sehr unwahrscheinlich klingen muß. Von Hemiteles abietinus Htg. wird ge- daß in Nematus abietum (Blatt- wespe) schmarotzt, von Hemiteles erassipes Rtzb. und eryngii Rtzb. dagegen, daß sie in Lophyrus pini schmarotzen. Wennschon a priori sehr unwahrschein- lich ist, daß eme Parasitenart gleichzeitig in in Blattwespen- und Borkenkäferlarven leben sollte, so wird der wahre Stand der Dinge insbesondere durch Hemiteles fulvipes Gr. klare sagt, er Schmetterlingsraupen, ins ah 2 Uber Parasiten der Insekten. 13 sebracht werden können. Es ist nämlich bewiesen, daß diese Species, wie schon früher erwähnt worden ist, in den Kokons von Microgaster glomeratus schmarotzt, also ein Parasit zweiter Ordnung und infolge- dessen ein arger Schädling ist. Somit — elaube ich — muß es auch als bewiesen betrachtet werden, daß sie keineswegs ein direkter Parasit von Gastropacha pini sei, sondern vielmehr ein Parasit von Micro- easteriden oder anderen Braconiden oder Chaleidiern, die thatsächliche Schmarotzer dies Kiefernspinners sind. Die Hemiteles-Arten würden also viel- leicht im allgemeinen als Parasiten mindestens zweiter Ordnung aufzufassen sein, was eine noch weitere Begründung in der Thatsache findet, daß Hemiteles palpator, melanarius, vicinus schon früher als solche, nämlich als Parasiten der in Lepidopteren lebenden natürlichen Chaleidier-Art Pteromalus pu- parum, sicher erkannt worden sind. Die meisten dürften also schädlich sein. Wenn also heute in der Litteratur nach manchen sewöhnlicheren Insektenarten, namentlich Schädlingen, eine ganze Schar von Hymenopteren und Dipteren „als ihre Schmarotzer, die aus ihnen gezogen worden sind“, aufgeführt wird, so ist dabei ein ungeheurer Wirrwarr vorherrschend. Denn unter jenen aufgeführten Schmarotzern giebt es nicht nur solche erster, sondern auch solche zweiter und sogar dritter Ordnung! Die diesbezüglichen Verhältnisse sind in der That überaus kompliziert, und es wird ‘die sorgfältige Arbeit sehr vieler Insekten- | züchter nötig sein, um nur halbwees klar sehen zu können. Ich will nur den folgenden interessanten Fall mitteilen. Schulz (Berl. Ent. Zeitschr., 1891) fand in den verschiedenen Entwicke- lunssständen von Spondylis buprestoides folgende drei Fliegenarten schmarotzend: Laphria gıibbosa L., flava L. und gilva L. Diese waren also Schmarotzer erster Ord- nung. Nun zeigte sich aber, daß in den genannten Fliegen eine Ichneumonide aus der Gattung Rhyssa parasitisch lebte, welche also ein Schmarotzer zweiter Ordnung war. Und um die Stufen noch weiter zu führen, sorgte die Natur dafür, daß selbst in den Rhyssa-Kokons Braconiden-Gespinste vorhanden waren, die also schon einen Parasitismus dritter Ordnung repräsen- tierten. Wäre nicht noch ein vierter Grad möglich? Ja doch! — und zwar nicht bloß möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Denn die Braconiden werden ja ihrerseits wieder gar oft durch Chalcidier angesteckt. Züchtet also jemand aus gefälltem Holz- material den Spondylis buprestoides, so kann er im Zwinger alle die oben genannten Schmarotzer (Laphria, Rhyssa und Braco- niden) erhalten. Und er wird sie wahr- schemlich sämtlich als direkte Parasiten von Spondylis ansehen; bisher herrschte beinahe durchgehend diese Ansicht vor, weil sehr viele Entomologen keine Ahnung von diesen verborgenen Verhältnissen besaßen. Nun ist es aber ın manchen Fällen auch recht schwer, das Wahre zu erraten. Manche Züchter pflegen anzunehmen, daß, wenn aus einer Insektenart nur eine Schmarotzerart, und zwar in Mehrzahl, gezogen wird, so sei die letztere jedenfalls ein unmittelbarer Parasit (d. h. Parasit ersten Ranges) der vorigen. Nun ist aber ein Schluß in dieser Richtung und auf dieser Grundlage voll- kommen unsicher. Es kommt gar nicht selten vor, daß von der Parasitenart erster Ordnung sämtliche Individuen durch einen Paresiten zweiter Ordnung angesteckt und so vernichtet worden sind; und dann kommen natürlich nur die Parasiten zweiter Ordnung zum Vorschein, ohne daB man oft enträtseln könnte, auf Kosten welcher direkten Schmarotzerart sie sich entwickelt haben. Ich habe einmal aus einer Pieris brassicae- Raupe eine ganze Gesellschaft von Micro- gaster-Larven herausbekommen, die sich alle regelmäßig eingesponnen hatten. Nun erhielt ich aber aus ihren Gespinsten keinen ein- zigen Microgaster, sondern durchweg nur die kleinen Chaleidier: Diplolepis microgastrt, die sämtliche Microgaster glomeratus -Indi- viduen getötet hatten. In diesem Falle war ich freilich im reinen, weil sich ja aus der brassicae-Raupe die Microgaster-Larven vor meinen Augen herausgearbeitet und ver- sponnen haben und aus diesen mir schon wohlbekannten Kokons jene ÜOhaleidier herausschlüpften. Ganz anders steht aber die Sache dann, wenn z. B. aus eingefangenen und zum Verspinnen gebrachten Lophyrus- Arten sich durchweg nur eine Oryptus-Art 74 Über Parasiten der Insekten. entwickelt. Ist nun diese Ichneumonide selbst direkter Parasit von Lophyrus, oder aber (und wahrscheinlicher) schmarotzte sie in einer anderen Ichneumoniden-Art, die durch sie bis zum letzten Stück getötet wurde und die der eigentlich unmittelbare Parasit von Lophyrus war? Und in letzterem Falle, welcher Art gehörten die vernichteten direkten Lophyrus-Schmarotzer an? Man sieht, wie sich die Fragen verwickeln können! In solchen Fällen, wo man bei einer Zucht zugleich parasitische Ichneumoniden und desgleichen Fliegen erhält, wird auch die Frage manchmal aın Platze sein: „Schmarotzt die Fliege in der Schlupfwespe oder die Schlupfwespe in der Fliege, oder schmarotzen beide in dem dritten unschuldigen Opfer?“ Auf sämtliche, in den Bereich unseres Gegenstandes gehörende Fragen solcher und anderer Art werden mit der Zeit die Antworten einlangen. Viele Entomologen haben sich wohl schon sehr wertvolle dies- bezügliche Daten entgehen lassen — nament- lich die Schmetterlingszüchter. Würden sie ihre Erfahrungen aufgeschrieben und die er- haltenen Schmarotzer sorgfältig aufbewahrt haben, so könnte man über das Leben uni Weben derselben bereits einen beleibten Band, und noch dazu einen von eminenter Wichtigkeit, schreiben. Es wird die Zeit kommen (in Amerika hat man damit schon begonnen), wo der Kampf gegen manche schädliche Insekten in kräftiger Weise ver- mittelst ihrer Schmarotzer geführt werden wird. Diese wird man massenhaft künstlich züchten und sie in Gegenden, wo es not thut, massenhaft ins Freie lassen. Um in dieser Richtung wirken zu können, muß man vorher sehr genau sämtliche mitwirkenden Umstände sicher und pünktlich erkannt haben, ganz besonders aber, welcher Ordnung die verschiedenen Parasiten-Arten angehören, die insgesamt im Organismus einer als ur- sprüngliches Opfer dienenden Art sich ent- wickeln. Denn in der freien Natur ver- ınehren sich die meisten Schädlinge nur in gewissen Jahren in abnormem Maße. In der Regel wird durch ihre Feinde verhindert. Erst wenn diese direkten Feinde ihrerseits durch andere Insekten vernichtet werden, vermag der Schädling sich wieder massenhaft zu vermehren. Und wo ein Schädling als Grundlage solches nicht bloß von Parasiten zweiter, sondern auch solchen von dritter Ordnung dient, wird das künstliche Züchten dieser letzteren mitunter noch wichtiger sein als derjenigen erster Ordnung. Denn es ist dabei Haupt- sache, daß die nützlichen Parasiten erster Ordnung nicht nur gezüchtet, sondern auch im Freien von ihren natürlichen Feinden möglichst geschützt werden. Und eben die letztere Aufgabe kann nur dadurch gelöst werden, daß diese Feinde ihrerseits einermöglichst großen Zahl ihrer eigenen Feinde, d. h’den Para- siten dritter Ordnung, preisgegeben werden. Heute mögen ähnliche Arbeiten wohl noch durch viele als eine sehr ferne „Zukunfts- musik“ betrachtet werden. In der That sind aber die ersten Anfänge, die bahnbrechen- den Versuche auf einem anderen Gebiete bereits in Angriff genommen worden. Ich meine die künstliche Kultur von insekten- tötenden Pilzen. In Rußland ist schon vor Jahren der Rübenkäfer Cleonus punctiventris solchen künstlichen Infektionen unterworfen und zu diesem Zwecke der parasitische Pilz fabrik- mäßig in großen Quantitäten gezüchtet worden. Ein Gleiches geschah später, ins- besondere durch Le Moult angeregt, gegen die Maikäfer - Engerlinge vermittelst des Insektenpilzes Isaria densa Link (= Botrytis tenella Sacc.), der zu diesem Zwecke auch in den Handel kam und vielfach in ver- schiedenen Ländern versucht wurde. In noch größerer Ausdehnung wurden Anstalten getroffen, um die Nonnen- raupen durch höhere und niedere insekten- tötende Pilze (Botrytis bassiana Bals., Bakterien und Bacillen) bekämpfen zu können. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika sind ebenfalls sehr weit- greifende Versuche durch künstliche Ver- breitung eines insektentötenden Pilzes (Sporo- trichum) gegen den „Chinch bug“ *) seit einer Reihe von Jahren im Gange und werden noch immer fortgesetzt. Und es ist eigentlich merkwürdig, daß, während einerseits den insektentötenden Pilzen soviel Aufmerksamkeit und Mühe ®) Ein Hemipteron, dem Getreide sehr schädlich (Blissus leucopterus). En u 3 25 a la nn nun un ul il aa an ll nun 2 u 1 U u, ‘ PATER AN ER Über Parasiten der Insekten. 1 gewidmet und auf Versuche, die mit ihnen angestellt worden sind, soviel Kosten ver- wendet worden sind und werden, anderer- seits die parasitischen Insekten, wenn auch nicht ganz, so doch „beinahe ganz“, in den Hintergrund der Bekämpfungsarbeiten gestellt sind. Es ist zu betonen, daß mit den Pilzen bisher, trotz des in der That ungeheuren Aufwandes von Mühe und Zeit, gar keine vollkommen entscheidenden und sicheren Resultate erreicht werden konnten. Und das hat auch seine guten Gründe. Sämtliche tierischen Krankheiten (ebenso auch die menschlichen) brauchen zu einer wirklich durchgreifenden Wirkung gewisser, bis jetzt wenig: bekannter Umstände, die namentlich in den Witterungsverhältnissen zu suchen sind. Und eben diese für Insekten- epidemien nötigen Witterungsver- hältnisse können wir nicht willkürlich herbeiführen. Sie treten nur von selbst ein, und in solchen Jahren arbeiten sie auch ohne unser Zuthun und räumen in geradezu grandiosen Dimensionen unter den be- treffenden Kerfen auf. Ich selbst habe vor einigen Jahren die Isaria densa in ziemlich großer Menge durch Reinkultur auf Kartoffelschnitten gezüchtet und mit diesen mein von Engerlingen stark | angegangenes Luzernenfeld tüchtig ein- geimpft. Die Wirkung war aber gleich Null; die Menge der Engerlinge zeigte gar keine Abnahme. Einmal gab ich einen durch den Pilz in der Gefangenschaft getöteten Engerling, der vollkommen mumi- fiziert und mit der Efflorescenz des Pilzes bedeckt war, in ein Glas mit Erde und sperrte einen Engerling von Polyphylla fullo dazu. Der letztere lebte mehrere Monate hindurch mit dem vorigen zusammen und befand sich wohl dabei. Als er einmal keine Nahrung hatte, fraß er den pilzüberzogenen Gefährten teilweise auf, ohne daß selbst nach dieser Mahlzeit eine Erkrankung ein- getreten wäre. Soviel ist übrigens sicher, daß in der Gefangenschaft, namentlich nach Stich- impfunsen, die Infektion meistens oder wenigstens vielfach gut gelingt. Nur im Freien geht die Sache nicht so, wie es für das erstrebte Ziel erwünscht wäre. Das erinnert uns sehr lebhaft an den Versuch, die zur Plage gewordenen Hasen in Australien vermittelst emer Epidemie zu vernichten. Die Hasen, aus Europa ein- geführt, vermehrten sich dort in so unerhörter Weise, daß die Landwirte der heimgesuchten Gegenden nacheinander zu Bettlern wurden und ihre Herden vor Hunger zu Grunde gingen. Die Regierung setzte den horribelen Preis von über 500 000 Mk. aus für ein Ver- fahren, welches geeignet wäre, den weiteren Ruin aufzuhalten. Auch Pasteur ersann eine Bekämpfungsart, die sich bei ihm an Hasen, die in der Gefangenschaft oehalten wurden, vollkommen bewährte. Er impfte nämlich Hasen den Bacillus der Hasen- blattern ein und ließ diese angesteckten Individuen zwischen die anderen, die durch die Seuche ebenfalls angegriffen und getötet wurden. Es zeigte sich aber, daB im gesunden Klima Australiens der Versuch sozusagen ganz unwirksam blieb. Und das Gleiche wiederholt sich auch bei den Insekten. In feuchten Jahrgängen treten Epidemien unter den Kerfen von selbst auf. In trockenen Jahrgängen sind sie meistens unempfänglich für die Krank- heitskeime. Aber gerade in d®n trockenen und heißeren Jahren vermehren sich die parasitischen Insekten gern und setzen in einer kürzeren oder längeren Frist der Ver- mehrung: ihrer Wirte wirksame Schranken. Es liest der Vorschlag nahe, beide Faktoren je nach Umständen anzuwenden. Zur Zeit, als hier Aporia crataegi noch zahlreich war und zu den bedeutenden Schädlingen zählte, sammelte ich, wie ich in einem ungarischen pomologischen Blatte vor einigen Jahren mitgeteilt habe, die erreichbaren Puppen und schloß sie in emen Karton, an dessen Wänden eine Anzahl Löcher gebohrt wurden. Die ausschlüpfenden Falter vermochten wegen ihrer großen Flügel nicht ins Freie zu gelangen, wohl aber die Parasiten, die nun die Brut der im Garten noch unbemerkt gebliebenen Individuen belagern konnten. Jedenfalls war das Verfahren sehr primitiv, denn mit den direkten Parasiten konnten auch die Feinde dieser, nämlich die Parasiten zweiter Ordnung, mit ins Freie. Zu jener Zeit wußten wir übrigens noch wenig über die „Schmarotzer der Schmarotzer“. Ebenso primitiv, und zwar aus demselben 16 Über Parasiten der Insekten. Grunde, ist das in der forstlichen Praxis schon versuchte Verfahren, die gesammelten schädlichen Raupen nicht gleich zu ver- nichten, sondern in großen Zwingern weiter zu nähren und dann ihre Parasiten ent- kommen zu lassen. Ein sicherer Erfolg wäre erst dann zu erwarten, wenn die Parasiten vor dem Freilassen (eventuell durch Schwefeläther narkotisiert) sortiert und nur diejenigen erster und dritter Ordnung frei- selassen, diejenigen zweiter Ordnung hingegen, die ebenso schädlich sind wie die baumverwüstenden Raupen, mit diesen vernichtet würden. Ich glaube übrigens, daß ein reines Züchten der Parasiten kaum kostspieliger wäre und sich besonders in Forsten lohnen dürfte. Freilich müssen vorher noch viele Studien durchgemacht werden. Und zu diesem Zwecke kann jeder Züchter sein Scherflein beitragen. Vorderhand würde ich empfehlen, sämtliche Schmarotzerarten, die bei Zuchten erscheinen, sorgfältig zu sammeln, zu etikettieren, ihre Erscheinungszeit und alle auf sie Bezug habenden Beobachtungen ins Notizbuch zu schreiben. Ichneumoniden, Chaleidier ®und Braconiden können auch in kleinen Fläschchen bis auf weiteres in Wein- geist aufbewahrt werden; Fliegen natürlich nur trocken. Die weiteren Untersuchungen können stattfinden, wenn schon reichliches Material zum Studium vorhanden ist. Die Determmation kann von größeren Museen durchgeführt werden, auch von Specialistenf die sich dazu bereit erklären. Wem es möglich ist, die einschlägige Litteratur zu erlangen und das Material mit Typen zu vergleichen, der wird sich auf diese Weise einen nimmer versiegenden Born des wissen- schaftlichen Genusses sichern. Auch andere Umstände der Umgebung einer gewissen Art erregen viele Fragen, die einer Beantwortung harren. Um ein Beispiel anzuführen, berufe ich mich auf den Lophyrus rufus (die rote Buschhorn- wespe), aus welcher ich hier eine Tachinen- fliege in größerer Zahl gezogen habe. Ich habe dieses Dipteron Herrn Paul Stein in Genthin mitgeteilt, der so freundlich war, meine vorherige Vermutung zu be- stätigen, daß es die Tachina bimaculata Htg. (= Blepharipoda = Masicera bimacu- lata Hte. cursitans Rd.) sei, die auch in anderen Lophyrus-Arten schmarotzt. Nun schlüpften aber die Larven dieser Tachina hier bereits vom 11. Juni an aus den in- fizierten Afterraupen, meistens im Momente. wo diese sich versponnen hatten, durch ein vorher gebräuntes Loch an der Spitze des Lophyrus-Kokons heraus, verpuppten sich, und die Fliesen erschienen nach kurzer Ruhe bereits vom 14. bis 23. Juli. Da aber Lophyrus rufus jährlich nur eine Ge- neration hat und ihre Larven nur im Mai und Juni auf den Kiefern vorkommen, so müssen die im Juli erschienenen Schmarotzer- fliegen hier, wo es keine Lophyrus pini (mit jährlicher doppelter Generation) giebt, ihre Eier im Sommer in einem anderen Insektengenus unterbringen. Welche anderen Wirte ihnen hier zu diesem Zwecke dienen, wird mir vielleicht die Zukunft entschleiern. Tachina bimaculata entwickelt sich übrigens in verschiedenen anderen Insekten, auch in Schmetterlingen. Sie wurde z. B. auch aus Gastropacha pini, Ocneria dispar und Psilura monacha gezogen, von denen aber in meiner Umgebung nur Ocneria vorkommt, und diese im Juli keinen Wirt für Tachinen abgeben kann, weil ihre Eier überwintern. Ähnliche offene Fragen kommen sehr oft da viele Parasiten abwechselnd vor, in der einen Jahreszeit in diesem, in der anderen Jahreszeit in einem anderen Wirte schmarotzen und ihre vollkommene Biographie demnach nur durch vielfaches Züchten der in einer Gegend vorkommenden verschiedenen Insektenarten geklärt werden kann. Ich glaube, wir werden noch vielfach Gelegenheit haben, über diesen äußerst inter- essanten Gegenstand weitere Mitteilungen zu machen und solche auch des öfteren lesen zu können. Für heute sei daher unser Aufsatz abgeschlossen. _—— ern —- Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Ein Beitrag zur Insektenfauna Kleinasiens. Nach den bisherigen Reise-Ergebnissen bearbeitet von Martin Holtz in Berlin. (Fortsetzung aus. No. 4.) Sceiapteron Ster. Sc. stiziforme H.-S. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Sc. tengyraeforme H.-S. Ebenfalls von Haberhauer im Taurus gefangen. Sesia F. S. stomoxyformis Hb. var. amasina Ster. Diese zuerst nach Amasiner Stücken be- schriebene Lokalform wurde auch bei Anti- - ochia gefunden und ist daher auch für Cilieien anzunehmen. S. palariformis Led. S. masariformis O. var. loewii minor Ster. Beide von Haberhauer im Taurus gefangen; desgleichen S. annellata 2. S. haberhaueri Ster. Von Haberhauer im Taurus entdeckt. _ S. fenusaeformis Ld. Im Mai und Juni vereinzelt im Gebirge gefangen. S. minianiformis Frr. Einmal im Juli bei Gözna gefangen. S. chalcidiformis Hb. var. expleta Stgr. Von Haberhauer im Taurus gefangen. Paranthrene Hb. P. tineiformis Esp. var. brosiformis Hb. In einem Stücke von mir bei Tschekor Köslü im Mai gefangen. Thyris 11. Th. fenestrella Se. Einmal im Mai bei Tschekor Köslü gefangen. Ino Leach. I. amasina H.-S. In einem Stück von Haberhauer im Taurus gefunden. TI. chloros Hb. var. chloronota Stgr. Einzeln im Juli bei Gözna gefunden, auch schon von Lederer und Haberhauer. I. cognata Rbr. var. subsolana Rbr. Im Juli einzeln bei Gözna. I. statices L. var. manniüi Led. ein © bei Gözna gefunden. IE obscuna, 4. > Am 2... Julir- bei der Tschandyr Kalessi in einem 8 Stücke ge- fangen, nachdem bereits Haberhauer ein © aus dem Taurus mitbrachte. Im Juli Zygaena FE. Z. brizae Esp. var. corycia Stgr. Am 28. Mai in zwei Stücken bei Gözna gefangen. Auch Lederer und Haberhauer fanden die Art im Taurus. Z. punctum O. var. dystrepta F.-W. Ende Mai und Juni nicht selten an sonnigen Berglehnen bei Gözna. Z. achilleae Esp. var. bitorguata Men. Mit der vorigen zur selben Zeit und an denselben Stellen. Z. angelicae OÖ. Mitte Mai bis Anfang Juni vereinzelt bei Tschekor Köslü und Gözna. Z. doryenii ©. Anfang Juli ziemlich selten; bei Gözna bis zu 1400 m. Z. graslini Led. Mitte Mai nicht selten in schattigen Gebüschen bei Tschekor Köslü. Z. olivieri B. Von Lederer und Haber- hauer im Taurus gefunden. Z. carniolica Se. var. taurica Ster. Mitte Juni an kalkigen Stellen des Vorgebirges. Zuerst von Lederer im Taurus gefunden, Ivon mir bei Dalax Deressi. Syntomis Il. S. phegews L. Von Mai bis Juli häufig, bis über 1000 m Höhe. Naelia B. N. punctata F. var. hyalıina Frr. Von Mai bis Juli einzeln in der Mittagszeit um blühende Sträucher schwärmend. Von mir bei Tschekor Köslü und Gözna gefangen. von Lederer bei Karli Boghaz. Nach Stau- dingers Angabe war das von Lederer daselbst gefangene Stück eine typische punctata. Ich selbst fand die Stammform nicht, wohl abeı am 17. Juli ein Stück der aus Südfrankreich und Spanien bekannten ab. servula Bere. Bombyces. Sarrothripa Gn. S. undulana Hb. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Nola Leach. N. cicatricalis Fr. Ebenfalls von Haber- hauer im Taurus gefunden. 78 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Nudaria Stph. N. murina Hb. var. albescens Stgr. (Iris IV, p. 249). Einmal bei Gözna am Licht gefangen. Deiopeia Stph. . D. pulchella L. Im ganzen cilicischen Küstengebiet, u.a. Anfang April bei Corycus (i. d. Nähe des heutigen Ajasch) häufig ge- fangen. Callimorpha Latr. 0. hera L. In sehr großen Stücken (var. magna) nicht selten in schattigen Thälern. Juli, August. Arctia Schrk. 4. villica L. Mitte Mai bis Anfang Juni nicht selten in Gebüschen sonniger Berg- lehnen. A. bellieri Led. Von Lederer bei Tarsus entdeckt, später von Kindermann bei Mersina gefunden. A. bang-haasi Stgr. n. sp. (Iris, 1895, Bd. VIH, Heft 2, pag. 291). Diese neue Art fing ich in einigen Sg Stücken bei Mersina Mitte April am Licht, meist schon stark abgeflogen. Da die Art stark variiert, so ist es leicht möglich, daß dieselbe zu der sehr nahe verwandten Arctia bellieri Led. als Varietät gehört. Staudinger erhielt sie von Eibes im Antitaurus. Ocnogyna Ld. O0. loewii Z. Von Lederer bei Mersina gefunden, von Haberhauer im Taurus. O. herrichi Stgr. Ebenfalls von Haber- hauer im Taurus gefunden. Trypanus Ramb. T. funkei Roeber n. sp. (Entomologische Nachrichten, 96, S. 3). Von Funke in zwei Stücken bei Dorak entdeckt. Stygia Latr. St. ledereri Stgr. Von Lederer bei Gülek entdeckt und später auch von Haberhauer im Taurus gefunden. Endagria B. E. emilia Stgr. Von dieser von Staudinger aus Amasien mitgebrachten Art fing ich im August 1 3 bei Gözna am Licht. Heterogenea Knoch. H. limacodes Hufn. Taurus gefunden. Von Haberhanuer im Fumea Hbk. F. pectinella F. var. perlucidella Brd. Gleichfalls von Haberhauer im Taurus ge- funden. Orgyia O. O. antigua L. Hin und wieder in Eichen- gebüschen beobachtet. Ocneria H.-S. O. dispar L. An denselben Örtlichkeiten im Juni bis August nicht selten. O. terebynthi Frr. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Chondrostega Led. Ch. pastrana Led. Haberhauer fand im Taurus eine Anzahl Raupen, die er für dieser Art angehörig ansah. Bombyx B. B. castrensis L. var. kirgisica Stgr. Von mir im August in einem g Stücke bei Gözna gefangen. B. neustria L. Am 26. Juni bei Gözna in einem g Stücke gefangen, das sehr matt gefärbt und gezeichnet ist. B. rimicola Hb. var. inspersa Stgr. Von dieser Art fand ich im März und April bei Mersina einige Raupen, ohne sie zur vollen Entwickelung zu bringen, was vor mir Lederer geglückt war, der sie ebenfalls bei Mersina fand. B. trifoki Esp. Von meinem Begleiter, dem Botaniker Walther Siehe, bei Gözna in einem Stücke gefangen; auch von Lederer bei Mersina gefunden. B. quercus L. Anfang April fand ich von dieser Art zwei Raupen in den Ruinen des alten Corycus an .niederen Pflanzen. | Beide gelangten zur Verpuppung, doch habe ich bis jetzt vergeblich auf das Ausschlüpfen der Falter gewartet. Vermutlich werden sie einer Lokalform angehören. Oraterony& Dup. ©. balcanica H.-S. Nach Haberhauer von ihm im Taurus gefunden. Lasiocampa Latr. L. tremulifolia Hb. Haberhauer fand ein Q im Taurus. Mein Reisebegleiter, Botaniker Siehe, zeigte mir ein von ihm bei Gözna am Licht gefangenes Z. L. otus Drury. Von dieser Art erhielt ich am 27. August durch Herrn Erich Frank ein riesiges @, das ebenfalls bei Gözna am < Bunte Blätter. 7 9 Licht gefangen und von einem Unkundigen mit ätherischer Essenz begossen wurde! Die Raupe soll bei Adana bisweilen zahlreich auftreten. Brahmea WIk. B. lunulata Brem. var. ledereri Rog. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Saturnia Schrk. S. pyri Schiff. Im Mai bei Tisschekor Köslü und Gözna gelangen. Die Raupen im Juli an Eichenbüschen gefunden. S. caecigena Cupido. Von. dieser Art fand ich im Juli bei Borogli ebenfalls an einem: Eichenbusch eine erwachsene Raupe. Cilix Leach. ('. glaucata Scop. Am 25. Mai bei Gözna am Lichte gefangen. Harypyia O. H. interrupta Christoph. Von Christoph aus Sarepta beschrieben und in letzter Zeit mehrfach aus Turkestan gekommen. Am 11. August hatte ich das Glück, ein © bei Dalag Deressi am Lichte zu fangen. In der Nähe des Fundortes befanden sich einige Stämme der Pyramiden-Pappel (Populus italica), in der ich die Futterpflanze vermute. Die abgelesten Eier erwiesen sich leider als unbefruchtet. Das von mir gefangene Stück zeigt eine vollständige Trennung des oberen und unteren Teiles der Mittelbinde, wie sie sich in der Regel nur beim Z findet. Das Vorkommen von H. interrupta in Klein- asien scheint bisher noch unbekannt gewesen zu sein. Hybocampa 1. H. milhauseri F. Ende Mai bei Gözna von Siehe am"Licht gefangen. Unethocampa Stph. ©. solitaria Frr. Im Mai fand ich auf einem Strauche der Pistacea terebinthus in unmittelbarer Nähe meiner Behausung bei Tschekor Köslü eine Kolonie von Raupen dieser Art. Leider mißlang-die Zucht infolge der bald darauf erfolgenden Übersiedelumg in das höhere Gebirge. C. pityocampa Schiff. Die Raupen dieser Art finden sich schon im März und April in den Beständen der Pinus maritima längs der Küste, wo ich sie nebst ihren großen Gespinsten bei Ajasch in Anzahl einsammelte, ohne bis heute die Falter aus den Puppen erzielt zu haben. Später sah ich stellen- weise auch im Gebirge zahlreiche Gespinste an der karamanischen Kiefer. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Ein monströser Carabus irregularis Y. Vor einigen Wochen erhielt ich von Herrn E. Rade in Braunschweig eine Anzahl Carabus irregularis, die aus der Umgebung von Göttingen stammen. Eines dieser Exemplare giebt zu einer Bemerkung Anlaß. Es ist ein © und besitzt an dem linken Vorder- und Mittelbein nur je vier etwas verkümmerte Fußglieder; die Klauen sind auffallend klein. Das linke Hinterbein ist, wie die rechten Beine, normal. Endlich sei noch bemerkt, was allerdings häufiger vorkommt, daß die linke Flügeldecke zahlreichere Gruben aufweist als die rechte. K. Manger, Nürnberg. 22 Telegraphenstangen als Fundort von Schmetter- lingen. Vor einiger Zeit las ich an irgend einer Stelle in einem entomologischen Aufsatz: Landstraßen seien wenig geeignete Fundstellen für Lepidopteren. Ich halte neben Wald- lichtungen undlichten Waldwegen Landstraßen für ganz gute Fundorte, besonders, wenn sich an deren Seiten Baumreihen und Telegraphen- stangen befinden, und besonders, wenn sie sich durch Wald hinziehen oder wenigstens an einer Seite von Wald begrenzt werden. Ich habe einen nicht unerheblichen Teil meiner Sammlung aus Faltern zusammengebracht, die ich an den Pfählen der an den Straßen stehenden Bäume und an den Telegraphen- stangen gefangen habe. Die weitaus größte Zahl davon saß jedoch an letzteren. Es scheint, als ob die Falter von diesen angezogen würden, vielleicht durch ihr eigentümliches Summen. Dabei machte ich die Erfahrung, daß die daran sitzenden Falter, mit wenigen Ausnahmen, Spuren desFlugestrugen, während die an den Bäumen und Pfählen sitzenden so Bunte Blätter. meistenteils frisch geschlüpft waren. Er- wähnen möchte ich nebenbei, daß der Rand der Straßengräben, und teils diese selbst, mit mannigfaltigem, niedrigem Gebüsch zerstreut besetzt sind. Wahrscheinlich befanden sich die Puppen an oder in der Erde, in der Nähe des betreffenden Baumes (einzelne waren zu ihrem Schutze vom Boden auf noch mit dürrem Gezweig umgeben), so daß der schlüpfende Falter nach einigem Suchen diese Gegenstände finden konnte, um daran in die Höhe zu klimmen. Dieser Umstand scheint mir nicht unwichtig, um sagen zu können, daß die fliegenden Falter, wenn sie die Aus- wahl haben, sich lieber an die Stangen setzen. Ich bemerke ausdrücklich, daß ich das Zahlen- verhältnis der an den Stangen gefundenen und geflogenen Schmetterlinge zu den an den Bäumen und Pfählen gefangenen und ge- flogenen im Auge habe. Jeder Sammler hat sewiß beobachtet, daß auch Tagfalter (ich erwähne die Gattung Vanessa) sich gern an ihnen niederlassen, daran umhertummeln und darauf verweilen. Ja, aufgescheucht, kehren sie zurück oder suchen sich eine andere Stange. Um nicht zu ermüden, will ich nicht etwa alle Falter herzählen, die ich daran gefangen habe, sondern nur einige angeben aus der Zahl der im Jahre 1596 daran gefundenen, die bisher von mir als „Falter“ noch nicht er- beutet waren: Hib. marginaria, Bist. stralarius, Hib. milhauseri, Harp. bifida, Ach. atropos, Sph. convolvuli. Letzterer z. B. saß da, bewegte leise und schwach die Flügel, hob die Fühler ein wenig in die Höhe und legte sie wieder an, und zwar abwechselnd den einen um den anderen. Dies konnte ja eine Folge der Störung seiner Ruhe durch das Summen der Stange sein; es schien mir aber eher, nach der Gemächlichkeit der Bewegungen zu ur- teilen, ein Zeichen der Behaglichkeit zu sein. R. Tietzmann, Wandsbek. + Litteratur. Hofmann, Dr. OÖ. Die deutschen Pterophorinen. Systematisch und biologisch bearbeitet. Aus den „Berichten des naturwissenschaft- lichen Vereins zu Regensburg“, HeftV, 1394/95, Seite 25—219, mit 3 Tafeln. Eine sehr schätzenswerte Arbeit, für welche jeder Micro-Lepidopterologe dankbar sein wird. Diese gleichmäßig dieSystematik wie die Biologie jener hochinteressanten Falter, der sogenannten Federmotten, berü :k- siehtigende Behandlung verdient als muster- lıaft bezeichnet zu werden. Ohne ein neues System, bei völliger Be- herrschung des ganzen schwierigen Stoffes, aufstellen zu wollen, folgt der Verfasser den von Dr. Wöcke in dem Heinemann’schen ' Werke angenommenen, mit einigen durch die Meyrick’schen Untersuchungen veranlaßten Modifikationen. Um bei den einzelnen Arten Wieder- holungen und weitschweifige Beschreibungen zu vermeiden, werden die der Familie und ihren Gattungen in den verschiedenen Ent- wickelungszustäinden zukommenden allge- meinen Charakteristika, wie Habitus, typische Zeichnung u. s. w., möglichst eingehend und genau geschildert. Die einzelnen Gattungen wie Arten sind an der Hand vorzüglich aus- gearbeiteter, analytischer Bestimmungstabellen sicher zu gewinnen. Bei der Beschreibung des Flügelgeäders bedient sich der Verfasser der von Dr. Spuler eingeführten Bezeichnung, bei jener der Raupen der von mir für diese aufgestellten Zeichnungsbenennung. Dem meist ganz ver- nachlässigsten Puppenstadium ist ebenfalls Beachtung geschenkt. Besonders aber ist hervorzuheben, daß die Naturgeschichte, die Lebensgewohnheiten jener zarten, selbst dem Laien einen Ausruf der Bewunderung ab- zwingenden Tierchen neben ihren syste- matischen Eigentümlichkeiten in einer Voll- ständigkeit gegeben wird, wie sie nach unseren heutigen Kenntnissen überhaupt nur zu geben sein mag. Die in der Biologie auch hier noch teilweise vorhandenen Lücken sollten weitere Beobachtungen auf diesem gewiß fesselnden Gebiete anregen. Die Anordnung des Inhalts sei kurz skizziert: Vorwort; allgemeine Charakteristik der Familie (Beschreibung des Falters, des Eies, der Raupe, der Puppe; Lebensweise). Systematik; Übersicht der Gattungen und ferner ihrer einzelnen Arten. Nachträge und Berichtigungen. Erklärung der gebrauchten Abkürzungen. Erklärung der Tafeln. Litteratur. Alphabetisches Verzeichnis der Gattungen und Arten nebst Synonymen. Die 3 Tafeln, welche sauber und prägnant ausgeführt sind, ergänzen in vorzüglichster Weise den Text. Tafel I enthält 3 Oxyptilus sp., Il stellt das Flügelgeäder in 8 Typen dar, III Genitalanhänge u. s. w.; alles vergrößert. Dem Micro-Lepidopterologen unentbehr- lich, bringt die Arbeit auch dem Naturfreunde allgemein eine Fülle interessantesten Stoffes; sie wird sich weiter Verbreitung zu erfreuen haben. Außer Vereinsangelegenheiten, Berichten und dergleichen enthält das vorliegende Heft V noch: Winter, W.: Uber Chitinein- lagerungen in Muschelschalen (24 pag.); Voll- mann, Dr. Fr.: Die pflanzengeographische Stellung neuer Funde im Regensburger Florengebiete; Brunhuber, Dr.: Über die geotektonischen Verhältnisse der Umgebung von Regensburg (mit 1 Tafel); Ammon, Dr. Ludw. v.: Über neue Stücke von Ischyodus (mit 2 Tafeln); Hussak, E.: Nekrolog auf Heinr. Ernst Bauer. Der ganze Inhalt bildst ein ehrenvolles Zeichen für die wissenschaftliche Thätigkeit des genannten Vereins. Schr. Für die Redaktion: Tdo Lehmann, Nceudamm. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 81 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. (Fortsetzung aus No. 5.) Zu den Apaturiden gehört ein schöner Schmetterling, dem ich lange vergeblich nachspürte. Es ist Chlorippe (Apatura) larentia. Der männliche Falter ist schwarz- braun und hat eine breite, grün und blau schillernde Mittelbinde durch alle Flügel. Die volle Schönheit dieses Falters gewahrt man erst, wenn man ihn etwas von der Seite betrachtet; es legt sich dann ein unver- gleichlich prächtiger, lasurblauer Schiller über die ganze Flügelfläche.. Das etwas größere Weibchen hat statt der grünblauen eine weiße Binde und in der Flügelspitze einen großen, bräunlich ockergelben Fleck, ist also den vorher erwähnten Adelpha-Arten sehr ähnlich. Die Umstände, unter welchen der schöne Falter mir zuerst lebend erschien, sind mir noch jetzt in lebhafter Erinnerung. ‘Auf einer Wanderung durch den Wald an den Rio Limu mußte ich ein anderes kleines Flüßchen überschreiten, dessen . flaches Wasser doch zu tief war, um es mit Schuhen trockenen Fußes durchschreiten zu können; ich entledigte mich daher meiner Fußbekleidung. In das Wasser hineingeschritten, kam mir der Gedanke, den Fluß stromaufwärts eine Strecke zu verfolgen, was keine Schwierig- keiten hatte, da das schmale Flußbett nur aus feinem Kies bestand und das Unterholz des Waldes von beiden Ufern her sich so über das Wasser wölbte, daß ich in etwas gebückter Stellung leicht hindurch konnte. Ich mochte einige hundert Schritt vor- gedrungen sein, als ich mich auf einem kleinen, waldfreien Platz von wahrhaft idyllischer Schönheit befand. Das Flüßchen fiel, jenseits aus dem dichten Walde hervor- dringend, über eine meterhohe, natürliche Felsenstufe und bildete hier einen kleinen Teich. Zu meiner Linken stieg eine lot- rechte, graue Felswand aus dem Wasser auf, von alten, mit Schlinspflanzen und Parasiten beladenen Bäumen überragt. Rechts der Wald, jenseits des Wassers eine dichte, dunkelgrüne Wand ließen nur einen schmalen Uferstreifen frei, auf dem einige schlanke Illustrierte Wochenschrift für Entomologje. Cecropien mit ihren gebreiteten Ästen und ihrem grotesken, unten silberis schillernden Laubwerk standen. Im Vordergrunde wuchs ein Baum- farn, dessen zarte, grüne Wedel sich in dem ruhigen, klaren Wasser spiegelten; daneben, fast schon im Wasser, stand eine hohe Fuchsie in voller Blüte, und aus dem Wasserspiegel selbst erhob sich eine einzelne Strelitzia mit fächerförmig gestellten, großen, ovalen Blättern auf langen Stielen. Neben dem Baumfarn auf einem dürren, angeschwemmten Ast saß träumerisch eine Galbula wiridis, deren metallischer Federschmuck in der hellen Sonne glitzerte, und aut einem über- hängenden Zweige der Fuchsie ein kleiner, grasgrüner, in seinem Gefieder herum- nistelnder Keilschwanzpapagei. An dem düsteren Waldesrand aber flatterten in einer, leider für mich unerreichbaren Höhe zwei Schmetterlinge einer fast durchsichtigen, in bläulichem Perlmutter schillernden Morpho- Art. Die erwähnte Felswand war mit zierlichen Farnkräutern verschiedener Art geschmückt, und in einem dreiteilisen Wedel eines der- selben hatte ein Kolibri sein Nestchen gebaut. Deutlich konnte ich von meinem leuchterartig aus- Standpunkt, an der blauen Platte und der roten Schnabelbasis, den brütenden Vogel, Trochilus saphirinus, erkennen. Dort an jener Wand nun flog der von mir bis dahin vergeblich gesuchte Schmetterling hin und her. Lange gab ich mich dem Eindruck dieser reizenden Umgebung hin, doch endlich mußte ich mich ermannen, um als Störenfried da- zwischen zu fahren. — Ein Schlag mit dem Kescher, aber ein Fehlschlag! Der schöne Falter flog davon und mit ihm die erschreckten Vögel. Nur die beiden Morpho segelten nach wie vor an der düsteren Bambuswand hin und her. Noch einen Blick auf die mir Unerreichbaren, — dann trat ich, gerade nicht in bester Stimmung, den Rückweg an. No. 6. 1897. on [&0) Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. seltener und schwer zu fangender Falter ist Aganisthos odıus. Seine Vorderflügel sind am Außenrande leierartig ausgeschweift und die Hinterflügel am Afterwinkel zugespitzt. Seine Farbe ist ein schönes Braun, die Flügelspitzen sind schwarz, mit einem weißen Fleck. Er fliegt nicht auf Blumen, sondern findet sich bei faulenden tierischen Stoffen. Hier sitzt er stets mit zusammengeschlagenen Flügeln, und man gewahrt ibn trotz. seiner Größe gewöhnlich erst, wenn er davonfliegt. Der Falter pflegt sich dann hoch an einen Baum- stamm zu setzen, wo er mit ausgebreiteten Flügeln recht lange verweilt. Bleibt jetzt alles ruhig, dann fliegt. er endlich ab, um- kreist einigemal den Gegenstand, von dem er aufgescheucht wurde, und setzt sich wieder darauf; doch sind seine Flügel noch nicht fest geschlossen, und die geringste Störung würde ihn auf immer verscheuchen. Endlich schließt er die Flügel völlig, legt die Fühler zwischen dieselben und entrollt den Saugrüssel. Nun ist es Zeit, sich ihm mit äußerster Vorsicht zu nahen, wenn möglich von hinten, gegen den Wind, und so, daß ihn kein Schatten trifft. Ein rasches Überdecken des Keschers ist sicherer und besser als ein Schlag mit demselben von der Seite, denn schlägt man hoch, so schlägt man leicht über den Falter hin, berührt man aber den Boden, so schöpft man oft Sand und Steinchen mit, was leicht eine Beschädigung des Falters zur Folge hat. Ein ähnlicher Falter ist Coda acheronta (2). Er ist kleiner, und seine Hinterflügel tragen je zwei kleine, spitze Schwänzchen. Im ersten ‚Jahre meines dortigen Aufenthalts fand ich den Falter einmal recht häufig an einem waldfreien Platze. Er fliegt sehr schnell, immer dicht über dem Boden, und setzt sich gern an Pferdedünger, wo er mit einiger Vorsicht leicht zu erbeuten ist. Einige Tage später fand ich an demselben Orte keinen einzigen Schmetterling dieser Art mehr und fand ihn überhaupt niemals wieder. Wahr- scheinlich gehört auch er zu den Wander- schmetterlingen. Ein großer, Prepona deiphile ist im Gebirge äußerst selten. Ich habe den Falter nur einmal auf einem Waldwege an tierischen Exkrementen gelangen, ein andermal an einem Baumast sitzen sehen. Er ist schwarz, hat eine breite, zwischen blau und grün schillernde Binde durch alle Flügel und einen solchen Fleck nahe dem Vorderrande. Bei meiner Ankunft in Rio de Janeiro fand ich in einem dichten Gebüsch die ge- schwänzte, unten silberfleckige Hypna elytem- nestra, die im Gebirge ganz zu fehlen scheint. Mehrere Arten der Gattung Anaea zog ich aus Raupen. Diese haben jene bereits bei Adelpha erwähnte Eigentümlichkeit, in der ersten Jugend auf selbstgebauten Fäden am Rande einesBlattes zu sitzen. Späterschneiden sie eine Blattfläche ein, rollen den einen Zipfel desselben zu einer Tute auf und ver- bergen sich darin. Ihre Puppen sind ohne Höcker, sehr stumpf und kurz gedrungen. Einige Arten dieser Falter sind kurz geschwänzt, andere nicht. Amaea phidile ist rot mit schwarz- brauner Spitzenhälfte der Vorderflügel, andere Arten dunkel schwarzblau mit helleren Flecken. Alle sehen mit zusammengelegten Flügeln welken Blättern ähnlich, sitzen gern am Boden an faulenden Stoffen, fliegen auf- sescheucht sofort ins dichte Gebüsch und setzen sich am unteren Teil der Ranken und Zweige, wo man sie, Blättern gleichen, schwer findet. Die Gruppe der Pavoniden umfaßt viele durch Größe und Schönheit hervorragende Schmetterlinge. Ihre düsteren Farben, die Augenflecke ihrer Unterseiten, ihr eigen- tümlicher Flug, wie die Form ihrer Raupen lassen ihre nahe Verwandtschaft mit den Satyriden leicht erkennen. Die meisten Arten sind im Gebirge selten und werden um so schwerer gefunden, weil sie sich am Tage im Dickicht versteckt halten und erst mit Eintritt der Dämmerung an Waldrändern und auf Wegen sich zeigen. Das Vorkommen mancher Arten in der Höhe von Nova Fri- burgo wird vielfach bezweifelt, dennoch habe ich einige derselben, wenn auch nur einzeln, aufgefunden. Eine der größten und schönsten ist Caligo eurylochus. Vergeblich habe ich nach der Raupe dieses Falters gesucht, er- hielt sie aber von einer nahen Farm, wo sie auf Bananen gefunden wurde. Der Körper der 16füßigen Raupe ragt noch über die Nachschieber hinaus und endet in zwei wagerechte Spitzen. Ihr Kopf hat oben zwei längere und jederseits vier kurze Zapfen. weil sie trockenen ER ine; a Fy li Li 2. Zu KT a 16 2a Mrd Zu ZZ En. m Zn La 1 U Eur = 9 3 n E EN un 5 # & ® 3 g ” & W. z Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 83 Sie ist hellgrau, mit einigen etwas dunkleren Schrägstreifen in den Seiten und dunklem Rückenstreifen, in welchem zwischen den Seg- menten fünf einzelne, spitze, schwarze Haar- pinsel stehen. Die Puppe ist im Nacken buckelis aufgetrieben, hat jederseits einen Silberfleck und ist auf gelblich-grauem Grunde dicht braunrot punktiert und gefleckt. Der Falter erscheint nach vier Wochen im Februar. Ein gezogenes Weibchen hatte 17 cm Flügelspannung. Eines Abends gewahrte ich zwei große Schmetterlinge, die, sich m engem Kreise umwirbelnd, lotrecht so hoch in die Luft stiegen, dab sie fast meinem Blick ent- schwanden; dann schlugen beide gleichzeitig die Flügel zusammen und sanken, dem Gesetz der Schwere folgend, rasch aus der Höhe zur Erde herab. Dicht über dem Boden erst breiteten beide die Flügel wieder aus, und mit tänzelndem und schwankendem Flug nahten sie sich einem am Boden liegen- den Baumstamm, auf welchem sich beide, die Köpfe einander zugekehrt, mit ge- schlossenen Flügeln setzten. Ruckweise näherten sie sich nun, dann, fast sich be- rührend, begann wieder der vorherige Wirbel- tanz. Es war ein Pärchen von Caligo ilioneus. Der Falter ist dem vorhergehenden sehr ähnlich, jedoch etwas kleiner. Den schönen, im Gebirge sehr seltenen C. beltrao sah ich einmal am Rio Limu. Er kam aus einem dichten Gebüsch geflogen, kehrte aber sogleich wieder dahin zurück. Er hat ein weit schöneres Dunkelblau wie - die vorigen beiden Arten; seine Flügelspitzen sind ockergelb, und der große, gelb umzogene Augenfleck auf der Unterseite der Hinter- flügel ist nicht kreisrund, sondern oval. Weitere schöne, aber seltene Arten sind: Eryphanis automedon, E. revesii, Dasyoph- thaimarusina (nur einmal gefangen), Dynastor darius (dessen Raupe bei Cantagallo auf Bambus), Opsiphanes syme, 0. zanthus, O. batea, O. aorsa, O. camena und Thaumantis aliris (die beiden letzteren bei Cantagallo). Die Familie der Satyriden fand ich nicht sehr artenreich. Die prächtige Pierella nereis und eine ihr nahe stehende Art kommen nur in niedriger gelegener Gegend vor. Ein großer, einfarbig dunkler, spitzllügeliger Falter, Taygetes mermeria, fand sich einzeln im Bambusdickicht, ebenso die 7. marginata, deren Hinterflügelrand tief ausgezackt ist. Bei diesem Falter beobachtete ich in der Abenddämmerung ein ähnliches Spiel wie bei dem ©. ilioneus, bei welchem die Falter ein. knisterndes Geräusch machten. Auch ein kleiner, zu dieser Familie gehörender, weißer Falter mit dunklen Flügelspitzen und Augenflecken auf der Unterseite knistert mitunter im Fluge, zwar nur leise, aber doch deutlich vernehmbar. Mehrere kleine Arten sind einfarbig dunkelbraun, mehr oder weniger auf der Unterseite mit den dieser Familie eigenen Augenflecken versehen. . Aus der Familie der Brassoliden fand ich nur eine Art, Brassolis sophorae. Der Falter ist im Gebirge sehr selten, häufiger findet er sich an niedriger gelegenen Orten. Die Mehrzahl der Morphiden meiden das Gebirge. Freilich habe ich Morpho menelaus, M. hercules und M. achilles (oder achillaena?) einmal dort fliegen sehen und trotz ihres schnellen und hohen Fluges deutlich erkannt, aber sie machten auf mich den Ein- druck, als ob sie sich nur verflogen hätten, denn sie flogen geradlinig weg, ohne sich irgendwie aufzuhalten. Bei Cantagallo und Cachueiras, also am Fuß des Gebirges, sind diese Prachtfalter in Picaden und an Wald- rändern nicht selten. Die Weibchen sind seltener und größer als die Männchen. Morpho laertes scheint ein echter Ge- birgsschmetterling zu sen, denn bei Nova Friburgo ist er häufig. Seine Raupe ist hochrot, mit grauen Haarbüscheln, und findet sich in der trockenen Zeit, kaum halb er- wachsen, gesellig zwischen dem Laub eines kleinen Baumes in weißem, leichtem Gespinst. Erwachsen sitzen die Raupen, wenn sie ruhen, an den äußersten Spitzen der Zweige dicht zusammengedrängt, und ein solcher Baum sieht dann aus, als ob er rote Knospen oder Blumen trüge. Zur Verpuppung zer- streuen sich die Raupen, und man findet die glatten, hellgrünen, dicken Puppen dann an niedrigem Gesträuch und an Krautstengeln. Ihre Ruhezeit beträgt nur 14 Tage. Der schöne, weiße, perlmutter glänzende Falter fliegt von Februar bis in den April. An den Ufern des kleinen Flüßchens Rio Limu an dem dort häufigen Bambus- dickicht fliegt M. cytheris. . Der zarte, fast durchsichtige, prächtig blau und perlmutter schillernde Falter ist eine überaus reizende St Über Mißbildungen und Formveränderungen der Schmetterlingsflügel etc. Erscheinung, besonders wenn seine brillanten Farben sich von dem dunklen Grün des Laubes abheben. Sein Flug ist leicht und hoch, und deshalb ist der Falter schwer zu fangen; doch fliegen gewöhnlich mehrere an demselben Dickicht hin und her, und wenn sie sich begegnen, so pflegen sie sich in kurzer Spirale zu umflattern und sich gleichzeitig zu senken. Bei dieser Gelegen- heit fing ich mitunter beide auf einen Schlag. Über Missbildungen und Formveränderungen der Schmetterlings- flügel und deren mutmassliche Entstehungsursachen. Von H. Gauckler in Karlsruhe i. B. (Mit 8 Figuren.) Wir bewundern in unserer so überaus | mannigfaltigen Schöpfung die Harmonie und Symmetrie, welche die einzelnen Tier- und Pflanzengebilde unseren Blicken zeigen. Oft macht die schöpfende Kraft jedoch mehr oder weniger erhebliche Ausnahmen, und es entstehen dann Bildungen, welche der Har- monie des Ganzen Eintrag thun, d. h. die- selbe stören. Es sind dies eben, im Gegensatz zu den harmonisch und symmetrisch hervortretenden Erscheinungen in der Tier- und Pflanzen- welt, sogenannte anormale, unsymmetrische oder auch direkte Mißbildungen und Ver- krüppelungen. Solche anormale Formen treten nun überall in der Tier- und Pflanzenwelt her- vor, so auch des öfteren bei den Insekten, insbesondere den Schmetterlingen. Bei diesen giebt es eine ganze Reihe von Mißbildungen, welche sich auf die verschiedensten Teile des Körpers erstrecken und die Anatomie des Körpers, der Fühler und Flügel in Mit- leidenschaft ziehen. Ich will nun von den körperlichen Miß- bildungen und Verkrüppelungen absehen und nur eigentümliche Veränderungen der Flügel- form (Kontur u. s. w.) besprechen. Man kann diese letzteren Veränderungen gewissermaßen in zwei getrennt auftretende Formen einteilen: I. in solche, welche sich auf beiden Flügel- paaren, oben oder unten, oder auch gleichzeitig auf allen vier Flügeln in symmetrischer Reihenfolge vorfinden, und in solche, die sich nur einseitig auf einem oder mehr Flügeln zeigen und unter sich unsymmetrisch auftreten. E; Nachfolgende Beispiele sollen die erste Abteilung der symmetrischen Flügel -Miß- bildungen illustrieren. In Figur 1 ist der Flügehmriß einer Vanessa io dargestellt, deren beide Ober- flügel etwa nur halb so breit sind als die bei normalen Stücken, und wird hierdurch dem Tiere ein ganz eigentümliches, fremdartiges Aussehen verliehen. Dasselbe befindet sich in der Daub’schen Sammlung zu Karlsruhe. Figur 2 stellt eine Saturnia pyri m verkleinertem Maßstabe dar, bei welcher der Vorder- und Innenrand der Oberflügel nach innen gebogen sind; die Einbuchtung beträgt 8 bis 9 mm, und wurde das Tier von Herrn Lehnhardt in Schwiebus aus der Puppe gezogen. In Figur 3 habe ich eine Anther. pernyi zur Darstellung gebracht, welche an allen vier Flügeln symmetrisch angeordnete, runde Ausschnitte zeigt. Das Tier wurde in früheren Jahren von Herrn Rohleder in Aschersleben gezogen. Auch Herr J. Wull- schlegel züchtete diese Mißbildung mehrere Generationen hindurch. Figur 4 giebt die Umrisse einer Lasioe. quercifolia wieder, deren beide Unterflügel mit gleich großen, rundlichen Ausschnitten zur Entfaltung kamen. Figur 5 zeigt die Umrisse der Vorder- flügel einer Notod. dictaeoides, deren Saum beiderseits nach innen gebogen ist. Weitaus die meisten Veränderungen im Flügelschnitt treten an den Oberflügeln un- symmetrisch, also einseitig, auf. Hier ist es insbesondere die Flügelspitze und der Saum, welche mannigfachen Umgestaltungen unter- worfen sind. ER ie a u Sn u Si EU N EA a 4 a 0 m ET \ | Ban a 0. 86 Über Mißbildungen und Formveränderungen der Schmetterlingsflügel ete. Oft ist die Spitze übermäßig scharf aus- | villica) erzog ich vor einigen Jahren aus der gezogen, dann, im Gegenteil hierzu, wieder | Raupe. außerordentlich stark abgerundet; zuweilen Es kommt auch vor, daß der Flügel- baucht sich auch der Flügelsaum von der|saum von der Flügelmitte ab plötzlich in einem Absatz um ein Stück zurücktritt, wie dies bei einer Sphinx pinastri, welche Figur 7 darstellt, ersichtlich ist; ebenso daß ein Flügel der einen Seite kleiner ist als der entsprechende der anderen Seite. Dieses Mib- verhältnis tritt zuweilen so stark auf, daß der Flügel nur die halbe Größe erreicht und es fast aussieht, als ge- höre derselbe gar nicht zu dem Schmetterling. Ganz anormale Bildungen der Flügelumrisse zweier Flügel, verschieden unter sich, kommen verhältnis- mäßig am seltensten vor, und liest mir da nur eine Parn. apollo 2 vor, die ich in Figur 8 dargestellt habe. Sie wurde in Graubünden gelangen und befindet sich jetzt in meinem Besitz. Eigentümlich ist auch das Vorhandensein von rund- lichen Löchern in den Flügeln. Ich beobachtete vor etwa zwei Jahren eine Vanessa polychloros, die beiderseits in den Ober- flügeln im gelben Felde ein ' schwarz serandetes Loch | hatte. | Was nun die Entstehung solcher Mißbildungen an- belangt, so bin ich der An- sicht, daß dieselben lediglich auf eine kümmerliche Aus- bildung der Puppe an den betreffenden Stellen, wo die Flügel liegen, zurück- zuführen sind. Die Puppe, wenngleich äußerlich wohl ausgebildet und kräftig erscheinend, konnte infolge Mangels an Materie, Blut, Fett u. s. w. an einzelnen Stellen sich nicht in allen ihren einzelnen Flügelmitte ab nach außen sehr stark aus, um sich nach der Flügelspitze hin ebenso stark wieder einzuziehen. Figur 6. Einen solchen Falter (Arctia er DE u 0 nn una El 2 a dal a Du dan ee Er Ale le nn N m Da 9 U Le nd 4 une nn En En Due el An nn a u 1 A a - ö as) _ vermochte. Eu a Eh a ten an ned > laal a ne li a Al all a nt a Ent Zululen Hann Lat Dal Zi a iin nz Aus dem Leben des Dorcadion fulvum Scop. 87 Teilen gleichmäßig entwickeln; esmußten dem- | das Licht der Welt erblicken. — Also eine nach Stellen entstehen, wo sich dieser Mangel | Schwächung des Organismus an einer be- bemerkbar machte, und der später schlüpfende | stimmten Stelle kann die Ursache zur Ent- Falter mußte nun, mit diesem Mangel behaftet, | stehung solcher anormalen Flügelformen sein. —— [ee — Aus dem Leben des Dorcadion fulvum Scop. Von Math. Rupertsberger. Die einzige Dorcadion-Art (fulvum Scop.), welche in meinem Wohnorte (Niederrana- Mühldorf in Nieder-Österreich) vorkommt, findet sich von Mai an bis Juli häufig, von Ende Juli an bis in den Herbst nur in einzelnen Stücken, und ist am öftesten auf festgetretenen Fußsteigen zwischen Äckern und Wiesen, seltener auf Straßen, zu treffen. Zur genaueren Erforschung der Lebensweise dieses Käfers zwingerte ich Ende Mai ein Pärchen desselben ein: ein größerer Blumen- topf, mit Gräsern (Poa und Agrostis) besetzt und mit einem Glascylinder umschlossen, bildete ihre Wohnung. Zuerst versuchten natürlich die Käfer, ihrem Gefängnisse zu entrinnen, bald jedoch wurden sie ruhiger, und ich gewann die Überzeugung, daß ich ihnen ein ihren Naturtrieben doch ziemlich entsprechendes Heim bereitet hatte. Nahe zwei Monate lang hielt ich die Käfer eingeschlossen; sie befanden sich anscheinend ganz wohl und machten nur dann und wann mehr oder minder energische Fluchtversuche, besonders auffallend heftig, nachdem das Weibchen schon einige Eier gelest hatte. Offenbar liegt es in der Natur dieses Käfers, die Eier einzeln da und dorthin zu legen, und da durch die Einschließung diesem Naturtriebe Schranken gesetzt waren, suchte der Käfer sie zu durchbrechen. Ihre ganze Zeit teilten die zwei Ge- fangenen so ziemlich in Fressen und Ruhen; ihrer plumpen Gestalt entsprach ein lang- sames, träges Benehmen, das nur der Fort- pflanzungstrieb etwas lebhafter zu gestalten Zur Ruhe abends und auch tagsüber begaben sich die Käfer am liebsten unter die überhängenden Blätter der Gras- büsche; besonders war eine dort befindliche, flache Vertiefung der Erde ein Lieblings- platz, welcher viel umstritten war. Stunden- lang blieben die Käfer auch tagsüber an ihrem Ruheplatz, und meist war es wohl nur der Hunger, welcher sie aus ihrer trägen Ruhe hervorlockte. Der Nahrung gingen sie übrigens eifrig nach, so daß die in ihrem Heim gepflanzten Grasbüsche nicht rasch genug den Verlust zu ersetzen ver- mochten, um ihrem Bedürfnisse zu genügen. Sie erhielten daher täglich frisch gepflückte Grasstengel, die sie ebenso angingen wie die noch auf den Wurzeln stehenden. Letztere schnitten sie mit ihren starken Kiefern an und durch, wenn sie noch kurz waren; an höheren Stengeln aber stiegen sie empor, um weiter oben erst ein Blatt abzuschneiden, ebenso schnitten sie von den hineingeworfenen Stengeln nur immer einzelne Blätter ab. Es war interessant, zu sehen, wie gern und leicht ‚die plumpen Käfer an den schwankenden Grashalmen emporstiegen, an denen sie sich mit den Klauen oder auch mit den End- haken der Schienen festhielten. Diese End- haken haben für den Käfer an den Vorder- schienen noch eine weitere große Bedeutung: sie dienen ihnen zum Festhalten der Nahrung. Sobald nämlich die Käfer einen noch nicht entwickelten Halm oder ein Blatt abschneiden wollen, fassen sie das Objekt mit den vor- gestreckten Vorderbeinen, wobei die er- wähnten Endhaken fest eingeschlagen werden, und halten es so fest, daß auch, nachdem die Käfer es entzwei geschnitten haben, dasselbe nicht zu Boden fällt. Ist das Blatt abgeschnitten, so bleibt der Käfer in .der Stellung, in der er sich eben befindet, und beginnt, das Blatt zu fressen, wobei es von den Vorderbeinen festgehalten und nach und nach immer weiter dem Munde zugeführt wird. Es ist ganz nett anzusehen, wie so ein dieker Käfer mit den vier hinteren Beinen, an den Halmen sich festhaltend, ein etwa 5 cm langes Stück Blatt zwischen den Vorderbeinen hält und nach und nach gleich- sam in den Mund hineinschiebt. Meistenteils schneiden die Käfer die Stücke in einer solchen Länge ab, daß sie selbige gleich ganz verzehren können. War einmal ausnahms- 83 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. weise das Stück doch zu groß, oder wurde der Käfer im Fressen gestört, so kehrte er nur ganz selten zum Reste wieder zurück. Das Stillleben, welches die Käfer führten, wurde, wie schon bemerkt, nur durch einige Fluchtversuche und durch die Befriedigung des Fortpflanzungstriebes unterbrochen, jedoch auch da zeigte sich nicht annähernd die bei den Cerambyeiden durchschnittlich beobachtete Lebhaftigkeit. Die Käfer paarten sich häufig und blieben längere Zeit ver- einist, wobei sie gewöhnlich unbeweglich auf einem Platze blieben, nur eine schwach zitternde Bewegung der Fühler war fast immer bemerkbar. Zur Eiablage begab sich das Weibchen in den dichten Rasen und leste die Eier möglichst nahe den Wurzeln zwischen die Blattscheiden und Stengel, mitunter auch, vielleicht aus Mangel an passenden Plätzen, zwischen die dicht stehenden Wurzelblätter selbst. Am 7. Juli untersuchte ich einen der eingepflanzten Grasbüsche und fand ihn in besagter Weise reich mit Eiern besetzt. Das Ei, 4 mm lang, 1 mm breit, ist schmutzig weiß, pergamentartig, glanzlos und ziemlich gleich breit, jedoch gegen das eine Ende zu schwach, aber deutlich breiter; es ist nicht cylindrisch gerade, sondern nach einer Seite kommaartig gebogen. Selbst- verständlich stecken die Eier alle der Länge nach zwischen Halm und Blattscheide. Die jungen Larven, welche in etwa vier Wochen aus dem Ei kamen, verließen dasselbe aus- nahmslos am dickeren Ende des Eies, welches hier einen Längsriß von einem Drittel der Ei- länge und darüber erlitt. Von Anfangs Juni an hatte das Weibchen die Eier zu legen begonnen und deren eine ziemlich große Zahl bis Mitte Juli abgesetzt. Nachdem ich das Tier getötet, fand ich bei der Untersuchung des Ovariums noch eine sroße Zahl Eier in verschiedenen Ent- wickelungsstadien. Der Käfer scheint also sehr fruchtbar zu sein und würde, da er in beiden Lebensständen, als Käfer und als Larve, die gleiche Nährpflanze hat, da er zudem nicht bloß als Larve, sondern auch als Käfer sehr gefräßig ist und lange als solcher lebt, bei recht zahlreichem Vor- kommen gewiß bemerkenswert schädlich sein. Bisher wurde über seine Schädlichkeit noch keine Klage erhoben, vielleicht, weil er nirgends zahlreich genug auftritt, oder vielleicht auch, weil er nicht bloß als Käfer, sondern auch als Larve von den neben den Wegen wachsenden, kurzen Gräsern vor- nehmlich lebt. Eine Beschreibung der Larve zu geben, unterlasse ich derzeit, da der Habitus der Dorcadion-Larven ohnehin schon bekannt gemacht ist (vergl. mein Werk: die biol. Litter., 1894, p. 251). Die Larven der Dorcadion-Arten scheinen, wie dies bei vielen Käfergattungen und selbst weiteren Gruppen der Fall ist, einander so ähnlich zu sein, daß die Einzelbeschreibung einer Art kaum oder höchstens zufällig nur unter- scheidende Merkmale von den Larven anderer Arten aufzuweisen vermag. Bei solchen Käfergruppen, deren Larven sehr ähnlich sind (z. B. Cerambyciden, Tomiciden, Curcu- lioniden ete.), ist meiner Ansicht nach, wenn einmal der Typus gut bekannt gemacht ist, kaum etwas gewonnen, wenn mit Einzel- beschreibungen weiter vorgegangen wird, wie das ja ganz gut bei Gruppen mit wohl differenzierten Larven (z. B. Melasoma, Phyllodecta etc.) geschehen kann. Die Bearbeitung der Gruppen mit schwer unter- scheidbaren Larven kann mit Erfolg nur derart geschehen, wie es in klassischer Weise Schiödte für mehrere Gruppen ge- than hat, daß einem tüchtigen Systematiker ein reiches Material an Larven zur Ver- fügung; gestellt würde. Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Ein Beitrag zur Insektenfauna Kleinasiens. Nach den bisherigen Reise-Ergebnissen bearbeitet von Martin Holtz in- Berlin. (Schluß.) Noctuae. Acronyeta O. A. aceris L. Am 9. Juni bei Gözna in einem Stücke gefangen. A. rumicis L. Vereinzelt im Juli und August in sehr großen Stücken. Bryophila Tr. B. ravula Hb. Im August mehrfach bei Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. 89 Gözna gefangen, darunter auch eine auf- fallende Aberration mit rostfarbenem Wurzel- felde. Agrotis ©. A. janthina Esp. Von Haberhauer im Taurus gefunden. A. pronuba L. Im Mai bei Tschekor Köslü bei Tage aufgescheucht. A. comes Hb. Im Juli bei Gözna am Köder gefangen. A. simulans Hufn. Gözna geködert. A. flammatra F. Von Haberhauer im Taurus gefunden. A. birivia Hb. var. taurica Stgr. A. conspicua Hb. Beide ebenfalls von Haberhauer im Taurus gefunden. A. ypsilon Rott. Nicht selten von Mai bis August. A. segetum L. Nicht häufig. Dianthoecia B. ? D. magnoli B. Von Staudinger in Amasien und von Lederer bei Antiochia gefunden, daher wahrscheinlich auch in dem benachbarten Cilicien. D. nana Rott. Von Siehe Ende Mai bei Gözna gefangen. D. compta F. var. armeriae Gn. Von mir am 27. Mai bei Gözna am Licht gefangen. Am 28. Mai bei Episema O. E. scoriacea Esp. Von Lederer bei Gülek gefangen. Dryobota Ld. D. furva Esp. D. roboris B. var. cerris B. Beide Arten von Haberhauer im Taurus gefunden. Hadena Tr. H. monoglypha Hufn. Am 11. Juni fing ich bei Gözna ein Stück am Licht. Mania Tr. M. maura L. Am 1. Juli fing ich bei Gözna ein großes Stück nachts am Köder, ein zweites wurde mir von Siehe gezeigt, das er bei Nimrun fing. Tapinostola Ld. T. musculosa Hb. Am 8. Juni bei Gözna zum Licht geflogen. LDeucania O. L. vitellina Hb. Bei Gözna am 27. Mai am Licht gefangen. L. 1.-album L. Ebendaselbst am 17. Juni gefangen. L. lithargyria Esp. Ende Mai von Siehe bei Gözna gefangen. Caradrina O. C. exigua Hb. Ende Mai und Juni mehrfach bei Gözna zum Licht geflogen. C. quadripunctata F. Nur einmal von mir bei Gözna gefangen. Auch Haberhauer fand ein aberrierendes Stück im Taurus. Ö. superstes Tr. Ende Mai einigemal bei Gözna am Licht gefangen. Agrotera Stgr. A. agrotina Stgr. Von dieser sehr seltenen, bisher aus Syrien bekannten Art fing ich bei Gözna am 18. Juni ein Stück am Köder. Amphipyra ©. A. livida F. Im Juli, August vereinzelt bei Gözna am Köder gefangen. Taeniocampa Gn. T. rorida H.-S. Von dieser äußerst seltenen Art fand ich unweit Dalag Deressi in einer Höhe von etwa 500 m ein @ am 15. März, mitten auf dem eingeweichten | Gebirgspfade sitzend. Dicycla Gn. D.ooL. Am 9. Juli am Licht bei Gözna in einem Stücke gefangen, das einen Über- gang zur ab. renago Hw. bildet. Orthosia O. O. rupicapra Stgr. Von Haberhauer im "Taurus entdeckt. OÖ. kindermanni F.-R. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Calophasia Stph. C. platyptera Esp. Ende Mai und Juni vereinzelt bei Gözna. Oleophana B. C. antirrhini Hb. Vereinzelt bei Gözna im Juni. O. opposita Ld. Ende Mai erhielt ich ein Pärchen dieser seltenen Art bei Gözna am Licht. : Cucullia Schrk. C. blattariuae Esp. Am 29. April bei Tschekor Köslü gefunden. CO. chamomillae Schisf. var. calendulae Tr. Von Haberhauer im Taurus gefunden. 90 Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Plusia O. P. emichi Rehf. Im Gjaur Dagh von Haberhauer entdeckt. P. gutta Gn. In zwei Stücken, am 9. und 15. Juni bei Gözna gefangen. P. gamma L. Überall das ganze Jahr hindurch häufig. P. ceircumfleca L. Nach Haberhauer im Taurus gefunden. P. ni Hb. Ende Mai in zwei Stücken bei Gözna am Licht gefangen. Aedia Hb. A. funesta Esp. Bei Gözna, um Brombeer- büsche schwärmend, am 18. Juni gefangen. Heliaca H.-S. H. callicore Stgr. Von Lederer bei Gülek gefunden. Heliothis Tr. H. peltiger Schiff. Ziemlich häufig auf Feldern und Lichtungen schwärmend, im Küstengebiet schon im März. H. armiger Hb. Einmal bei Gözna am 27. Mai am Licht gefangen. Chariclea Stph. Ch. victorina Sod. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Acontia O. A. Iucida Hin. Im Küstengebiete schon Anfang April; bei Corycus häufig. Am 27. Mai fing ich bei Gözna ein Stück mit fast ganz schwarzen Hinterflügeln, eben- daselbst am 12. Juli ein Stück der zweiten Generation var. albicollis F. A. luctuosa Esp. Seltener. bei Gözna am Licht gefangen. Thalpochares Ld. Th. arcwinna Hb. var. ingrata H.-S. Von Lederer im Taurus gesammelt. Th. kuelekana Stgr. Von Lederer bei Gülek (nicht Külek) im Taurus entdeckt. Th. veloe Hb. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Th. pyrami Rogenh. Im Gebiete des Pyramus zwischen Dorak und Adana von Haberhauer entdeckt. Ende Mai Th. ostrina Hb. Haberhauer fand im Taurus Stücke dieser Art, die zu den Varietäten aestivalis Gn. und carthami H.-S. gehören. Th. pura Hb. Von Haberhauer im Taurus, von Leederer bei Mersina gefangen. Th. fumicollis Rogenh. Von Haberhauer bei Gülek im Taurus entdeckt. Erastria O. E. pusilla View. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Prothymia Hb. P. leda H.-S. Einmal bei Gözna ge- fangen. Agrophila B. A. trabealis Sc. Im Frühjahr im Küsten- gebiete häufig. Zethes Rbr. Z. insularis Rbr. An der Küste schon am 7. April am Köder gefangen. Bei Tschekor Köslü, wo ich sie mehrfach bei Tage in Gebüschen aufscheuchte, bis Mitte Mai. sie Grammodes Gn. @G. bifasciata Pet. Nur einmal am 19. April bei Mersina in einem abgeflogenen Stücke am Köder gefangen. G. algira L. Im Küstengebiet im April, im Gebirge noch im August bis zu 1500 m Höhe nicht selten. Pseudophia Gn. P. lunaris Schiff. Im Mai nicht selten bei Tschekor Köslü gefunden. P. tirrhaea Cr. Einmal am 3. August bei Gözna am Köder gefangen. Catephia ©. ©. alchymista Schiff. Im Juni, Juli ver- einzelt bei Gözna am Köder gefangen. Catocala Schrk. C. elocata Esp. Im Juli und August selten bei Gözna; in sehr großen Stücken. C. nupta L. Einzeln bei Gözna im August in etwas helleren, eintönigeren Stücken am Köder gefangen. Ö. dilecta Hb. Ende Juli und August bei Gözna selten; bis zu 1500 m Höhe. 0. conjuncta Esp. Häufig im Juli, August bei Gözna am Köder gefangen. ? C. puerpera Giorna. Ich fand im Juli bei Gözna zwei Ophiusiden-Raupen an (Juercus und Styrax, die ich für die der Ö. puwerpera hielt, und von denen ich eine zur Verpuppung brachte. Da die Art bei Beirut vorkommt und auch von Staudinger in Amasien gefunden wurde, so ist ihr Vor- kommen auch in Cilicien sehr wahrscheinlich. BA ee f „RR wor. Be 22, Se Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. 91 O. nymphaea Esp. Von Haberhauer im Taurus gefunden. O©. hymenaea Schiff. Ende Juli, Anfang Ausust selten bei Gözna. Ö. conversa Esp. Juni bis August ver- einzelt bei Gözna und Barakali gefangen. Ö. eutychea Tr. Im Juni, Juli häufig - bei Gözna am Köder gefangen. Große, schöne, sehr variierende Stücke, von denen eins vollständig schwarz ausgefüllte Ring- makeln besitzt, während einige andere fast zeichnungslos sind. C. disiuncta H.-G. Ziemlich selten im Juli bei Gözna. Ich fing nur ein völlig typisches Stück, während die übrigen Ser var. separata Frr. angehören. O. nymphagoga Esp. Im Juli nicht selten bei Gözna am Köder gefangen. Mitte Juni klopfte ich von einer Eichenart in 1400 m Höhe eine Anzahl Raupen, von denen ich einige zu Faltern erzog. Spintherops B. S. spectrum Esp. Am 7. April bei Corycus und später wieder am 31. Juli im Gebirge bei Gözna am Köder gefangen. Toxocampa Gn. T. lusoria L. var. amasina Stgr. In zwei Stücken am 9. und 25. Juni bei Gözna am Köder gefangen. T. craccae F. Nicht häufig. Im Juli, August bei Gözna am Köder gefangen. Blepharomma n. gen. Augen nackt, aber bewimpert. Fühler mäßig lang, borstenförmig, unbewimpert. Thorax schwach gewölbt, glatthaarig. Palpen aufwärts gekrümmt, ziemlich abstehend, End- glied ziemlich lang, zugespitzt und empor- stehend. Hinterleib beim g mit starken Schöpfen in der Mitte. Beine ziemlich stark behaart, Schienen unbedornt. Afterklappen schmal und gleich breit, am Ende ab- geschrägt; Flügel breit, die vorderen mit rechtwinkliger Spitze und bauschigem Saume, die hinteren gerundet. B. eriopoda H.-S. Im August mehrfach bei Gözna am Köder gefangen. Sehr varıierend. Zuerst von Mann bei Brussa gefunden und von Herrich-Schäffer als Ophiusa beschrieben, später dann von Lederer fälschlich zu Hadena gesetzt. Schon Staudinger bemerkt, daß diese eigen- tümliche Art am besten unter die Ophiusiden gehöre, woran nach dem mir zu Gebote stehenden größeren Material auch gar kein Zweifel ist. Da indes keine der bisherigen Ophiusiden-Gattungen in ihren Merkmalen auf eriopoda völlig paßt, so sehe ich mich veranlaßt, dieselbe unter einer neuen Gattung den Toxocampen anzureihen, mit denen sie noch am meisten gemein hat, unter anderen auch die unbedornten Schienen. Obwohl gegen die Regel bei den Ophiusiden die Augen bewimpert sind, so gehört eriopoda doch im übrigen nach ihrem ganzen Habitus entschieden hierher. Boletobia B. B. detersa Stgr. Von dieser interessanten, seltenen Art ‚Ang ich im Juli zwei Stücke bei Gözna am nn Helia Gn. H. caWwaria F. Im Juli, August selten bei Gözna am Köder gefangen. Madopa Stph. M. inquwinata Ld. Von dieser seltenen. von Lederer in Syrien entdeckten Art fing ich anfangs Mai am Tage ein ganz frisches Stück in der Thalmulde von Tschekor Köslü. _ Herminia Latr. H. crinalis Fr. Im Juli bei Gözna nicht häufig. Hypena Fr. H. antiqualis Hb. Im Mai bei Tschekor Köslü nicht häufig. H. ravalis H.-S. Nach Staudinger im Taurus. H. munitalis Mn. Einmal am 19. Mai bei Tschekor Köslü gefangen. H. palpalis Fr. Im Juli vereinzelt bei Gözna zum Licht geflogen. Geometrae. Phorodesma B. Ph. neriaria H.-S. Ende Juni selten, bei Gözna zum Licht geflogen. ‘Nemoria Hb. N. pulmentaria Gn. Im April bei Mer- sina gefangen. Acidalia Tr. A. rufaria Hb. Im Küstengebiet schon am 7. April bei Corycus gefangen. A. consangwinaria Ld. Im Juni, selten bei Gözna. Juli A. moniliata F. Anfang Juli bei Gözna am Licht gefangen. A. camparia H.-S. Nicht häufig von Mai bis Juli bei Tschekor Köslü und Gözna. A. ostrinaria Hb. Im Juni bei Gözna selten. A. trigeminata Hw. Im Mai bei Tschekor Köslü gefunden. 4A. politata Hb. Einmal am 16. Juli bei Gözna am Licht gefangen. A. filicata Hb. Am 14. Mai bei Tschekor Köslü gefunden. A. degeneraria Hb. Ebenfalls im Mai bei Tschekor Köslü gefangen. A. immorata L. Von Haberhauer im Taurus gefunden. A. turbidaria H.-S. Bei Tschekor Köslü selten im Mai. ß A. luridata Z. var. confinaria H.-S. Selten im August bei Gözna. A. coenosaria Ld. Selten bei Gözna im Juli. A. submutata Tr. Im Juli selten bei Gözna. A. emutaria Hb. Bei Gözna nicht selten im Juli. Problepsis Ld. P. ocellata Friv. Diese prächtige, seltene Art fand ich schon am 10. April in der Nähe der Küste bei Ajasch (an der Stelle des alten Lamos), dann anfangs Mai noch zweimal am Eingange der Thalmulde von Tschekor Köslü. Die Raupe vermute ich an Arbutus andrachne, in deren unmittel- barer Nähe ich den Falter an beiden Ört- lichkeiten fand. Zonosoma Ld. Z. pwpillaria Hb. Im Juli, August häufig, auch ab. gyrata Hb. Pellonia Dup. P. calabraria Z. var. tabidaria Z. Ende Mai bis Mitte Juni an sonnigen Berglehnen nicht selten. Abraxas Leach. A. adustata Schiff. var. lassulata Rghf. Von Haberhauer im Taurus, u. a. bei Gülek gefunden. Orthostixis Hb. O. eribraria Hb. Im Juli in Gebüschen bei der Tschandyr Kalessi gefangen; nicht häufig. Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Ellopia Tr. E. prosapiaria L. Einmalim Juni bei Gözna gefangen. Eugonia Hb. E. quercaria Hb. Taurus gefunden. Selenia Hb. S. lunaria Schiff. Am 10. Mai flog mir abends bei Tschekor Köslü ein Stück in die Behausung, das von deutschen wenig ab- weicht. Von Haberhauer im Himera Dup. H. pennaria L. Nach Staudinger im Taurus gefunden. Dasycephala Stgr. D. modesta Stgr. Von Haberhauer im Taurus entdeckt. Venilia Dup. V. syriacata Gn. In Gebüschen des Vor- gebirges, bei Tschekor Köslü Anfang Mai nicht selten. Hybernia Latr. H. aurantiaria Esp. Von Haberhauer im Taurus gefunden. H. declinans Stgr. Biston Leach. B. stratarius Hufn. B.zonarius Schiff. Beide von Haberhauer im Taurus gefunden. Nychiodes Ld. N. lividaria Hb. Von dieser Art fand ich ein verflogenes Stück im Juli bei Gözna. N. amygdalaria H.-S. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Desgleichen. Synopsia Hb. S. sociaria Hb. Einmal bei Gözna ans Licht geflogen. Boarmia Tr. B. gemmaria Brahm. Vereinzelt im Mai bei Tschekor Köslü in sehr bunten, kräftig gezeichneten Stücken (var. fallentaria Stgr.?). B. selenaria Hb. var. dianaria Hb. Selten Ende April und Mai an schattigen Stellen bei Tschekor Köslü. Tephronia Hb. T. sepiaria Hufn. var. oppositaria Mn. Einzeln im Juli bei Gözna zum Licht ge- flogen, \ 95 Gnophos Tr. G. onustaria H.-S. Einmal im Mai bei Tschekor Köslü gefunden. G. glaucinaria Hb. Im Vorgebirge im Mai nicht selten, in großen, stark gebänderten Stücken. G. variegata Dup. Sehr vereinzelt im Mai und Juni bei Tschekor Köslü und Gözna. G. poggearia Ld. Von dieser sonst nur in Syrien vorkommenden Art fing ich ein @ im Mai bei Tschekor Köslü und ein g am 15. Juli bei Gözna. Ematurga Ld. E. atomaria L. Von mir bei Gözna - beobachtet. Phasiane Dup. Ph. celathrata L. In sehr varıerenden Stücken schon im Mai bei S00 m Höhe in Gebüschen bei Tschekor Köslü gefangen. Aspilates Tr. A. ochrearia Rossi. Im Küstengebiet schon Anfang: April, im Vorgebirge bis Ende Mai. A. strigillaria Hb. Von Ende Mai bis Juli an trockenen Bergabhängen bei Gözna |: nicht selten. Die Stücke nähern sich mehr oder minder der var. cretaria Ev. Aplasta Hb. A. ononaria Füsl. Im Küstengebiet schon Anfang April nicht selten gefangen. Sterrha Hb. St. sacraria UL. Gözna nicht häufig. Lythria Hb. L. purpuraria L. Von mir im Hoch- sommer beobachtet. Ortholitha Hb. O. coarctata FE. O. plumbaria F. Beide von Haberhauer im Taurus gefunden. Minoa B. M. murinata Se. var. monochroaria H.-S. Anfang Mai in lichten Gebüschen bei Tschekor Köslü gefangen. Odezia B. O. atrata L. Nach Staudinger im Taurus. Die Macrolepidopteren-Fauna Ciliciens. Im Juli, August -bei Anaitis Dup. A. boisdwvaliata Dup. Von Haberhauer im Taurus gefunden. A. fraternata H.-S. Von Haberhauer im Taurus gefunden, auch schon von Lederer bei Karli Boghaz. Lobophora Curt. L. externata H.-S. An steinigen Orten der Küste und des Vorgebirges im April und Mai sehr selten. Scotosia Stph. Se. rhamnata Schiff. Im Mai bei Tschekor Köslü nicht selten. Lygris Hb. L. roessleraria Stgr. Diese von Lederer bei Gülek entdeckte Art fand ich bei dem benachbarten Gözna von Ende Juni bis Juli an feuchten, schattigen Stellen, nicht selten an Felswandungen sitzend. Cidaria Tr. C. siterata Hufn. Von Haberhauer im Taurus gefunden. CO. schneideraria Ld. Diese sehr seltene, von Beirut bekannte Art fing ich im Juli in einem Stück bei Gözna am Licht. ©. luviata Hb. Am 1. August bei Gözna gefangen. ©. corollaria H.-S. Von Haberhauer im Taurus gefunden. ©. cerussaria Led. Mitte April bei Mersina nicht selten zum Licht geflogen. Wird von manchen zu Eupithecia gestellt. CO. bistrigata Tr. Am 15. Mai bei Tschekor Köslü gefangen. Dürfte kaum eine eigene Aıt sein, sondern nur Varietät von bilineata 1. 0. bilineata L. In sehr variierenden Stücken bei Tschekor Köslü und Gözna nicht selten, auch ab. testaceolaria Gn. Am 17. Juli fand ich eine zu der letzteren Form gehörige, sehr bemerkenswerte Aberration, die eine breite, rein weiße Mittelbinde besitzt und fast wie eine andere Art aussieht. C. comitata L. Von Haberhauer im Taurus gefunden. Eupithecia Curt. E. glaucomictata Mn. Einmal im Mai bei Tschekor Köslü gefangen. E. nigritaria Stgr. Von Haberhauer im Taurus entdeckt. ———— DE — —— 94 Bunte Blätter. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die Schutzfärbung und ihr Wesen. Es ist mir stets eine Freude, eigene, wenn auch abweichende Ansichten anzuregen, und ich erkenne gern die Mitteilung des Herrn H. Gauckler in No. 1, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ an, wenn ich mich auch der darin ausgesprochenen Be- urteilung der Schutzfärbung entschieden nicht anschließen kann. Gelegenheit zu ausführ- licheren Erörterungen werden mir nicht fehlen, so daß ich mich vorerst mit wenigen Worten begnügen darf. Ich möchte bezweifein, ob es irgend jemand, selbst einem „bedingungslosen An- hänger der Anpassungstheorie“, in den Sinn sekommen ist, zu behaupten, „daß diese Eigentümlichkeiten (Schutzfärbung und An- passungsvermögen) der Insekten Gemeingut alier seien und überall herauszufinden wären“; im Gegenteil, gleichzeitig ist das Bedürfnis empfunden worden, für jene anderen Farben- und Zeichnungsverhältnisse eine Erklärung anderer Art zu gewinnen. Ich erinnere an die Danaiden und entsprechende Species, welche thatsächlich nicht verfolgt zu werden scheinen („ungenießbare“ Arten); ich denke an die echten, mimetischen Formen (Maer. bombyliformis-Bombus, Pieriden und Papilio- niden-Danaiden ....) wie an die recht häufigen Übergänge zur reinen Schutzfärbung. Dies geht ferner aus den verschiedenen Ver- suchen hervor, die Farben und Zeichnungen der Morpho-, Caligo- und anderer Arten zu erklären; es zeigt dies die Thatsache, daß man für wieder andere Verhältnisse in der geschlechtlichen Zuchtwahl einen be- stimmenden Faktor annahm u. s. w.; kurz, die Schutzfärbung möchte niemals auf alle Schmetterlinge verallgemeinert worden sein. Es wird daher unnötig erscheinen, auf die in jener Mitteilung angeführten Aus- nahmen einzugehen, um so eher, als dieselben teilweise durchaus nicht prägnant sind. Ver- wahren muß ich uns nur noch gegen die Möglichkeit einer Ansicht, „daß die in schäd- licher Menge auftretenden Insekten keiner besonderen Schutzfärbung bedürfen, da ihr zahlreiches Auftreten die Art nicht aus- sterben läßt“! Auch das Folgende scheint mir auf einer etwas irrigen Vorstellung von der Theorie und dem Wesen der Schutzfärbung zu beruhen, mit welchen auf meinen Aufsatz über die Schutz- färbung der Pararge megaera (No. 36, Bd.I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“) Bezug genommen wird. Diese findet ihre prägnante Darstellung in den Worten: „Meine Ansicht geht vielmehr dahin, daß die Tiere, in unserem speeiellen Falle die meyaera, in Be- rücksichtigung ihrer unterseitlichen Färbung, sich eben an Ortlichkeiten niederlassen, welche in keinem zu starken Widerspruch mit deren Zeichnung und Färbung stehen.“ Wer meine Worte über den Instinkt der Tiere gelegentlich meines Aufsatzes: „Wan- delnde Äste“ (No. 19, Bd. I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“) gelesen hat, wird mir wahrlich nicht vorwerfen können, daß ich die Tierwelt und mit ihnen „alle Insekten auf eine unendlich tiefe Stufe stelle“. Dennoch aber kann ich nie einsehen, weshalb man bei der megaera eine Überlegung bei der Auswahl der grauen Pfähle als Ruheort anzunehmen hat. Es gehört doch mehr als „ein gewisser Grad von Intelligenz oder Instinkt“ dazu, „das zu thun oder zu lassen, was für das Fortkommen oder die Lebensweise geeignet erscheint“. Der Entomolog wäre nicht mehr „Sammler“, sondern „Mörder“ diesen geistig dem Menschen nahestehenden Tieren gegenüber! Ich glaube aber, daß diese Ansicht recht vereinzelt dasteht! Auf eine Erklärung der Schutzfärbung ganz verzichtend, muß die Entstehung der Art, der megaera, auf einen direkten Schöpfungsakt zurückgeführt werden. Das Tier wird sich nunmehr seiner Färbung und Zeichnung bewußt und läßt sich nur an Örtlichkeiten nieder, „welche in keinem zu starken Widerspruch mit seiner Zeichnung und Färbung stehen“. Kann der Falter überhaupt sein Außeres derart „am eigenen Flügel“ studieren? Ich bezweifle es. Sieht er es an seinen Artgenossen, erhält er von diesen eine Schilderung seines eigenen Aussehens? Woher die Kenntnis desselben?! Weshalb aber verweile ich bei diesen theoretischen Erörterungen, die sich noch weit ausdehnen ließen; experimentale Unter- suchungen sprechen beredt für unsere Ansicht! Die Schutzfärbung vieler Raupen, ist sie zu verkennen, ist sie zu leugnen, wenn man sie für viele Schmetterlinge anerkennt?! "Auch hier bewußte Auswahl? Wenn man die Raupen eines Geleges von Jugend auf der Einwirkung verschiedenfarbigen Lichtes aus- setzt, zeigen die erwachsenen Raupen — natürlich nur von bestimmten, gut variierenden Arten — ausgeprägt die entsprechenden Farben! Wählten sie sonst also mit den Faltern die Ortlichkeit nach ihrem Kleide, so treffen sie jetzt die Auswahl ihres Kleides nach der ihnen aufgezwungenen Farbe ihrer Umgebung?! Ich erkenne gern und stets an, daß der Mensch nicht allein des Verstandes sich zu rühmen hat. Hier aber vermisse ich jeden Grund für die Annahme eines solchen! Ganz abgesehen davon, daß jene Ansicht also von einem Verständnis der Schutzfärbung überhaupt absieht, daß sie den Falter in seinen so zahlreichen Arten geschaffen an- nimmt, wie er jetzt ist — oder soll er auch soviel Intelligenz besitzen, aus seinen Variationen diejenigen herauszuwählen, welche günstig und verwertbar sind?! Hier greift doch wohl die Zuchtwahl ganz entschieden ein! —, daß sie demnach mit den wissenschaft- lichen Ergebnissen unserer Zeit in krassestem Widerspruche steht, Ergebnissen, welche eine Bunte Blätter. 95 allmähliche Entwickelung im Tierreiche außer Frage stellen. Abgesehen hiervon, kann ich mir überhaupt keine einfachere Erklärung der verbreiteten Schutzfärbung denken, als daß die natürliche Zuchtwahl aus den Variationen der Falter, ihrer besonderen Lebensgewohn- heit entsprechend, jene auswählt, welche in Färbung und Zeichnung die Art am vorzüg- lichsten zu 'schützen geeignet waren. Von einem Bewußtsein dieser Auswahl bei den Tieren, gleichzeitig oder später, kann doch gewiß nicht gesprochen werden. Daß Tiere durch die mannigfachsten äußeren Umstände gezwungen werden können, eine andere Lebensweise anzunehmen, steht außer Frage, und ebenso zweifellos erscheint es mir, daß sie sehr oft in eigentümlicher Weise diesen Veränderungen zu entsprechen genötigt sein werden. Vermögen sie dies nicht, so sterben sie aus; teste die zahllosen Fossilien! Sagen sich denn hier die Tiere: Du mußt dich anpassen, sonst stirbst du aus! ? Wählen sie sich das Kleid nach eigenem Belieben, um das Dasein der Art zu erhalten?! Ich denke, nein! Gewiß wird es unmöglich sein, überall in diesen schwierigen Fragen das Richtige sicher zu finden, die Verstandesthätigkeit der Tiere in ihrer Ausdehnung richtig zu erfassen; hier aber bin ich der Überzeugung, daß es falsch sein würde, den Tieren das Bewußtsein ihrer Schutzfärbung zuzuschreiben. Nicht die Ge- wohnheit ist als Folge des Besitzes einer Schutzfärbung anzusehen, vielmehr umgekehrt die bestimmte Schutzfärbung als das Resultat der Lebensweise. Dr. Schröder. je Über den gestaltenden Einfluss der Schmetter- linge auf die Pflanzenwelt. Durch eingehende wissenschaftliche Forschungen namhafter Ge- lehrten ist es mit Sicherheit festgestellt, daß die Schmetterlinge das schöpferische Element gewesen, dem die blühende und duftende Blume ihre Entstehung verdankt. In der frühesten Zeitepoche (Steinkohlenzeit) waren die Pflanzen noch sehr unvollkommen ausgebildet; die hauptsächlichsten Vertreter gehörten den Rohr-, Schilf- und Schachtelhalm-Arten an, doch ohne die schöne Entwickelung an duftigen Blüten und köstlichen Früchten, wie die Pflanzen der heutigen Flora sie geben. Von den Rohrarten (Calamites) zeichneten sich ver- schiedene Arten durch ihre Größe aus, hieran reihten sich Pflanzen in der größten Pracht, besonders Farne und Palmen, Sigillarien und Lepidodendren. Die beiden letzteren Formen sind ausgestorben, nur einige Vertreter der heutigen Pflanzenwelt erinnern durch ihre Ähnlichkeit an jene Vorläufer. Die Lepido- dendren gehörten zu einer Pflanzenfamilie, die heute durch die Lycopodien (Bärlapp) ver- treten ist, eine Moosgattung, die wohl einen Fuß lang, heute am Boden kriechend auf- gefunden wird; nur die Tropenzone zeigt einige, die sich erheben und drei bis vier Fuß Höhe erreichen. Als erste Pflanzen, welche mit Blüten auftraten, erscheinen unzweifelhaft die Koni- feren. Von den Laubbäumen sind es Weiden, die mit dem schlechtesten Boden vorlieb nehmen, wenn sie nur die nötige Feuchtigkeit haben, was allerdings in jener frühen Periode vorauszusetzen ist. Auch Pappeln und Haseln kommen vor, und kann man annehmen, daß diese Pflanzen der Süßwasser-Formation ihre Entstehung verdanken. Sehr merkwürdig ist nun, daß, wie von den Pflanzen die blütenlosen, die Schachtelhalme, Farne und Lycopodiaceen, die zuerst auf- tretenden waren, so unter den Insekten, die mit unvollkommener Verwandlung zuerst erscheinen, Heuschrecken und Blattinen; und noch heute beherbergen unsere zu Zier- sträuchern herabgesunkenen Farne und moos- artigen Lycopodien keine oder doch äußerst wenige Insekten. Die frühesten, nicht der vollkommenen Verwandlung teilhaftig, treten zuerst, und zwar in der Steinkohlenzeit, auf, dann folgen einige Käfer (Carabus), Ameisen und Fliegen; dies ist alles und an Zahl der Arten überhaupt wenig. Aus all den früheren Perioden zusammengenommen sind nicht mehr als 126 Arten bekannt; in der Tertiär- formation steigt die Zahl der bekannt ge- wordenen auf über 1000. Im ganzen spricht die damalige Fauna und Flora für ein wärmeres Klima, denn fast alle versteinert gefundenen Insekten entsprechen den noch heute bekannten exotischen Arten. In dieser Zeitepoche also, als eine blatt- | reiche Wuchervegetation den Erdball bedeckte und die damaligen Vorläufer unserer heutigen Schmetterlinge in vielleicht großer, aber farbenarmen Arten nur zerstörend auf die PHanzenwelt wirkten, wandten sich wohl schon in der Tertiärzeit die Schmetterlinge den damals noch unscheinbaren Blüten zu, den Blütenstaub von einer Blume zur anderen tragend, und so den Vermittler, man kann wohl mit Recht sagen, den Erzeuger neuer Arten und Variationen spielend. Aus heute noch kontrollierbaren Wechselbeziehungen beider Teile ergiebt sich, daß die gegenseitige Anpassung, sowohl für den Falter, wie für die Vegetation, von höchstem Nutzen und weitgehendster Bedeutung war. Die An- passung wurde eine immer innigere, bis zu dem Grade, daß viele Blüten der damaligen Pflanzenwelt geradezu nur für ihren Schmetter- ling zu leben schienen. Genau zur selbigen Zeit, in der die Nachtschmetterlinge zu fliegen beginnen, öffnet sich ihnen die Nachtkerze, die sich den ganzen Tag vor dem Heer der Bienen und Fliegen ängstlich verschlossen gehalten hat. Nur dem Schmetterling duftet die Blume, ihm zuliebe, und um ihn, ihren Befruchter, anzuziehen, entfaltet sie ihren großen, farbigen Blumenkelch. In den Tropen- gegenden giebt es zahlreiche Blumen, welche nur des Nachts ihren Blütenkelch öffnen, um die Falter anzulocken und durch diese der 96 Bunte Blätter. Befruchtung teilbaftig zu werden; wohl der beste Beweis für obige Behauptung. Rückwirkung dieses Vorganges war, daß Farbensinn und Schönheitsgefühl auch im Schmetterling erweckt und ausgebildet wurden, die durch Zuchtwahl zu der Erzeugung jener herrlichen Farben der Schmetterlingsflügel führten. Seinem ganzen Wesen nach ist also der Schmetterling der unbewußte Verschönerer der Natur, dem die Welt ihren herrlichen Blumenflor einzig und allein verdankt. A. Scharowsky, Charlottenburg. je Bombyx rubi. Der freundliche Leser möge nicht denken, daß hier eine Beschreibung dieses Spinners gegeben werden soll. Ich möchte nur einige Beobachtungen nieder- schreiben, die mir interessant waren. Die Lebensweise dieses Falters ist ja hin- reichend bekannt. Schon als Knabe wunderte man sich stets, daß diese „schönen, dicken Bärraupen“, wie wir sie nannten, sich im Herbst gar nicht verpuppen wollten, und zu unserem Leidwesen machten wir im Frühjahr stets die traurige Erfahrung, daß sie steif und starr geworden waren. Das war ein herber Schmerz im Leben des angehenden „Natur- forschers“. Nun wir wissen ja, daß man sie im Freien überwintern muß, oder daß man sie durch künstliche Zucht zur Verpuppung zwingt und schon im Januar die Falter erhält, wenn man sie erst kalt stellt, Mitte oder Ende Dezember aber die Raupen in gut gereinigtem und erwärmtem Moos mit einer Unterlage von | Sand wöchentlich etwa zweimal bis zur Ver- puppung mit Jauem Wasser besprüht und in gleichmäßige Wärme bringt. Was ich nun hier sagen wollte, betrifft die Eier dieses Spinners. Am 9. Juni 1894 fand ich sechs Eier auf einem Blatt des Winterlöwenzahns; diese hatten eine dunkelbraune Farbe. Am 30. Juni 1895 fand ich ein zahlreiches Gelege von ungefähr 80 bräunlich gefleckten Eiern etwa in doppelter Manneshöhe an einem Ahornstamm, aber noch unter den Ästen, die beim Ausschlüpfen Bomb. rubi ergaben und sich sämtlich entwickelten. Ich legte mir damals schon die Frage vor, warum der weib- liche Falter diese Eier hoch oben auf einen Baum gelegt habe, und noch dazu in großer Entfernung. von beblätterten Zweigen; denn die Raupe ist von mir noch nie oben auf Bäumen gesehen worden. Am 21. Juni 1896, an einem regnerischen Tage, machte ich eine Tour in die Tannenwälder hinter Harburg und durchstreifte die ganze Gegend bis in den sogenannten Rosengarten hinein, eine prachtvolle Örtlichkeit, die mit ihren ver- schieden bewaldeten Hügeln, Schluchten und Thälern den Anblick eines Gebirges im kleinen vorzaubern kann. Da fand ich denn an einem nicht zu hohen Kiefernstamm (in gelichtetem Waldbestand), etwa in Manneshöhe, von wo dicke Äste ausliefen, 31 braun gefleckte Bier und etwas später, an anderer Stelle, an der dürren Spitze eines Heidekrautstengels elf gleichmäßig hellbraune Eier, die sich der Farbe des Stengels anpaßten. Bei genauer Vergleichung waren die letzten etwas kleiner wie die ersten. Beide ergaben bei der Zucht Raupen von Bomb. rubi. Die auf Calluna vulgaris gefundenen entwickelten sich regel- mäßig und fraßen Heidekraut und niedere Pflanzen. Da die Raupe ein „Vielfresser“ ist, so probierte ich es bei den erstgefundenen mit Kiefernzweigen. Das Futter mochten sie aber doch nicht und gıngen sämtlich ein. Was mir merkwürdig scheint, ist der Umstand, daß die Eier hoch oben an Bäume abgelegt wurden, und sogar an eine Kiefer. Liegt hier eine Verirrung oder irgend ein Zwang des weiblichen Falters vor? Man kann sich, so glaube ich, wohl nicht denken, daß die aus- schlüpfenden Räupchen den Weg nach dem Erdboden gefunden hätten. Zum Vergleich will ich hier erwähnen, daß ich öfters im Garten verkrüppelte Weibchen von Sm. ocel- latus und populi, Sph. ligustri und Harp. vinula an Büsche oder niedere Stämmchen von Weiden und Flieder gesetzt habe. In der Nacht begattet, legten die Weibchen ihren sämtlichen Eiervorrat zerstreut über das Stämmchen und an die Zweige. Obwohl es nun hier die Räupchen viel bequemer und nahe zu den Blättern hatten, fanden sie den Weg nur in wenigen Fällen, wo das Ei sich an einem beblätterten Zweig befand; ich mußte sie einzeln auf die Blätter übertragen, wenn sie nicht zu Grunde gehen sollten. Zu den Spinnern, die ihre Eier an. die Stämme legen, gehört Bomb. rubi wohl nicht. Und selbst solche legen die Eier so ab, daß die Raupen es nicht zu weit zum Futter haben. Ich habe z.B. im Garten an gekappten Pappel- stämmen manches Jahr in größter Zahl die überzogenen Eihäufchen von Leue. salieis an Stämmen und Zweigen gefunden, aber, wie gesagt, doch nie in zu großer Entfernung von beblätterten Zweigen oder frischen Blatt- trieben. Vielleicht würden jene oben erwähnten Räupchen von Bomb. rubi, wenn sie im Freien geschlüpft wären, vom Wind hinabgeworfen oder freiwillig zur Erde gefallen sein, sonst wären sie dem Verderben doch wohl nicht entgangen. Es bliebe allerdings noch die Annahme, das © ist in den beiden genannten Fällen verkrüppelt gewesen, dann- würde es aber jedenfalls unten geblieben sein. Ich habe bisher noch bei keinem anderen Falter eine analoge Erscheinung gefunden. Stets waren die Eier so abgelegt, daß die Räupchen die Nahrung gewissermaßen vor der Thür fanden. So fand ich die Eier von mehreren Tagfaltern und Schwärmern im Freien, von Harp. vinula, Sat. pavonia, Las. quereifolia, Bomb. erataegi, von den Gattungen Spilosoma, Pygaera und anderen Spinnern und mehreren Eulen. R. Tietzmann,. Wandsbek. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Dh Höhleninsekten. 97 Höhleninsekten. Von Schenkling-Prevöt. I. EHZöhlenköäfer. (Mit einer Abbildung.) Der alte Jesuitenpater Athanasius Kircher gehörte nicht nur zu den gelehrtesten, sondern auch zu den schreibseligsten Männern seiner Zeit. Ein Professor der Mathematik und Weltweisheit in Würzburg, legte er ein gut Teil seines Wissens in nicht weniger als . zwanzig Foliobänden nieder. Zwei derselben behandeln „Die unterirdische Welt“, „mundus subterraneus“, und sind namentlich den subterranen Tieren gewidmet. Kircher teilt diese in vier Kategorien ein, in solche, die ihr ganzes Leben in der Erde verbringen, zweitens in solche, die nur unterirdische Schlupfwinkel haben, drittens in solche, welche im Boden versteckt überwintern, und endlich in solche, welche nur in gewissen Lebensstadien in der Erde ruhen, diese dann aber verlassen, um nicht wieder dorthin zurückzukehren. Wenn im Grunde ge- nommen an dieser Einteilung auch nichts auszusetzen ist, so könnte man die zur ersten Gruppe gehörenden Tiere doch wieder in solche unterscheiden, die sich selbständig Gänge und Höhlungen graben, um sie zu bewohnen, und in solche, die sich dem Leben in längst vorhandenen Grotten und Höhlen angepaßt haben. Bei beiden Kategorien lassen sich: gleiche Eigenschaften wahrnehmen, die unverkennbar das Resultat einer Anpassung an ähnliche Lebensbedingungen sind. Allerdings be- ziehen sich dieselben nicht auf die Körper- gestalt und Bewegungswerkzeuge, sie be- treffen vielmehr nur die äußere Haut und Sinnesorgane, sind also mehr negativer Art. Später aufgestellte Einteilungen weichen von der des alten Kircher gar nicht oder doch nur wenig ab. Auch der dänische Forscher Schiödte teilt die Höhlentierwelt in vier Klassen ein, die er als Schattentiere (Skygge-Dyr), Dämmerungstiere (Tusmörke- Dyr), Höhlentiere (Hule-Dyr) und Tropfstein- höhlentiere (Drypsteenhule-Dyr) folgender- maßen charakterisiert: Zur ersten Gruppe gehören die Tiere, die am Eingange der Höhlen leben, aber auch an schattigen, kühlen und feuchten Orten vorkommen. Die Dämmerungstiere sind flügellos, dringen tiefer in die Höhlen ein und kennzeichnen sich durch kleinere Augen. Die zur dritten Klasse der Höhlentiere gehörenden Arten leben in beständiger Finsternis des Höhlen- innern und sind blind. Die Tropfsteinhöhlen- tiere schließlich bewohnen nur Tropfstein- höhlen, entbehren der Augen und Flügel und sind hellfarbig. An Stelle dieser nicht aufrecht zu erhaltenden Einteilung hat J. Rud. Schiner in seiner „Fauna der Adelsberger, Luegger und Magdalenen-Grotte“, in A. Schmidt: „Höhlenkunde des Karstes“, die Höhlentiere in eine andere Gruppierung gebracht. Nach ihm gehören der ersten Klasse alle die Arten an, die nicht nur in Höhlen gefunden werden, sondern überhaupt da, wo die zu ihrer Existenz notwendigen Bedingungen herrschen. Ihr Erscheinen und Vorkommen in den Grotten ist daher nur ein zufälliges. Die Glieder der zweiten Klasse leben in den Teilen der Höhlen, die vom Licht noch erhellt werden. Ihr Vorkommen außerhalb der Grotten ist nur ein ausnahmsweises; Schiner benennt sie Troglophilen, d. i. grotten- liebende. Die dritte Klasse schließlich umfaßt solche Formen, die lebenslang in den grotten | wohnen; es sind die Troglobien, d.i. die in Grotten lebenden. Und diese sind es, welche für eine Höhlenfauna in erster Linie in Betracht kommen, während die Troglophilen nur eine nebensächliche Erwähnung verdienen, näm- lich nur dann, wenn sie als stehende Be- wohner angetroffen werden. Der durchgreifende Charakter dieser Höhlentiere besteht in der Verkümmerung der Sehorgane. Mögen sie zu den Wirbel- oder Gliedertieren, zu sonst mit großen, hervorragenden Augen versehenen Klassen, Ordnungen und Familien gehören — stets und unter allen Umständen sind die Augen diejenigen Organe, welche zuerst zuschwinden beginnen. So giebt es in der subterranen Fauna Formen, welchen ein Apparat, der mit einem Auge, wie rudimentär immerhin, Illustrierte Wochenschrift für Entomologje. No. 7. 1897. 98 verglichen werden könnte, vollkommen ab- geht. Sie hausen im Finstern und haben allmählich ihr Gesicht verloren. Wie sich aber beim Menschen” infolge des Verlustes des Augenlichtes andere Sinne merklich schärfer ausbildeten, wodurch die Existenzfähigkeit erleichtert wird, so ver- mögen auch die subterranen Tiere, die einen gleichen Verlust erleiden mußten, ihr Dasein ohne große Beschwer zu führen. Die meisten blinden und augenlosen Insekten tragen am Körper Tasthaare, die mit dem Nerven- system in Verbindung stehen, und es ist sehr wahrscheinlich, ja gewiß, daß sie mittels des Tastsinnes gewisse Eigenschaften von Fremdkörpern wahrnehmen, welche andere Geschöpte mit Hilfe der Augen erkennen, und daß sie sogar über das Wesen der sie umgebenden Dinge gewisse, für ihr Dasein speciell wichtige Thatsachen in Erfahrung bringen können, deren Natur uns in den weitaus meisten Fällen fremd ist und bleibt. So ist es höchst wahrscheinlich, daß die Nervenendigungen nicht bloß zum Fühlen, sondern auch zur Wahrnehmung gewisser chemischer Veränderungen dienen, welche anders mit Hilfe Geruchs- und Ge- schmackssinnes unterschieden werden. Über diesen Punkt verdanken wir dem französischen Forscher Piochard de la Brülerie interessante Aufzeichnungen. Er sagt: Damit diese Haare das Tier, welches damit versorgt ist, die Existenz entfernter Objekte erkennen lassen können, z. B. ihm die Gegenwart eines Feindes enthülle, würden sie die Fähigkeit besitzen müssen, bei der geringsten Bewegung der umgebenden Luft in Schwingungen zu geraten, die teils durch die eigenen Be- wegungen des Tieres, oder durch solche von einem fremden Wesen hervorgerufen werden. Diese Schwingungen, durch das Nervensystem aufgenommen, würden ihm gestatten, nicht allem die Gegenwart des Objektes, welches sie entstehen ließ, sondern auch nach ihrer relativen Intensität seine Stellung und seine Entfernung zu schätzen. Zu der unterirdischen Fauna haben die Käfer wohl das ansehnlichste Kontingent gestellt. Für die Artenverteilung ist der Grad der Dunkelheit bestimmendes Moment, und demzufolge die Käferfauna der Höhlen (selbstverständlich auch die Gesamt- fauna) eine dreigliedrige. des 1st Höhleninsekten. In den vorderen, vom Tageslicht noch erreichten Räumen der Grotten, in denen also noch mehrere Stunden des Tages hindurch die Helliskeit der Dämmerung herrscht, in denen sich noch die Jahres- temperatur merkbar macht, kurz am Höhlen- eingange, leben Tiere, die man auch sonst an feuchten, kühlen, halbdunklen Orten beobachten kann, Schattentiere. Hier finden sich von troglophilen Coleopteren namentlich Staphylinen, wie Homalota spelaeas Er. und die während des ganzen Sommers auch an anderen dunklen Orten, wie in Kellern, Schachten und an altem Gemäuer, häufig vorkommende Quedius fulgidus Er. Diese Formen sind noch im Vollbesitz ihres Augen- lichtes, und eine Sphodrus-Art, Sph. leucoph- thalmus L., verdankt sogar der lichthellen Färbung ihrer Augen ihren Speciesnamen (Revass — weiß, licht, glänzend — sodlarusc — Auge). Die mittleren Grottenräume, wo die Dämmerung der ewigen Nacht zu weichen beginnt, wo aber in den Frühlinss- und Sommermonaten die Strahlen der Mittags- sonne doch einiges Dämmerlicht zu wecken vermögen, bewohnen, insbesondere die an Höhlenkäfern reichen Krainer Grotten, die Anophthalmen, mit Anophthalmus bilimeckti Sturm, dem Hauptrepräsentanten der glatten und 4. hirtus Sturm, der lange als einzig bekannten Art der behaarten Form. Die Augen fehlen sämtlichen Anophthalmus- Arten, und wären sie vorhanden, so würde man die Gruppe ohne”weiteres dem Genus Trechus zuzählen können, jenen interessanten, kleinen Carabiden, bei welchen das Männchen an den Vorderfüßen zwei erweiterte, drei- eckige oder herzförmige Glieder besitzt, die auf der Unterseite mit kurzen, in Reihen ge- stellten Bürstchen versehen sind, die offenbar zum Festhalten dienen. Auch in der Färbung, die vom Hellrostgelb durch Braun bis in das Schwarzgelbe geht, wie in der Lebensweise unterscheiden sich die Anophthalmen von den Trechinen nicht — sie kriechen unter den Steinen auf dem Boden umher, suchen dort ihre Nahrung und klettern zuweilen an den feuchten Tropfsteinsäulen empor, an welchen die gallertartigen Algen ihnen eben- falls zur Nahrung dienen mögen. Trotzdem meint Georg Dieck in seinen „Beiträgen zur subterranen Käferfauna“, daß das Band, Höhleninsekten. 99 welches Trechus und. Anophthalmus ver- bindet, gelöst sein dürfte durch die Auf- findung mehrerer Anophthalmen (?) mit deut- lichen, schwarzen Augen in den Grotten Nord-Spaniens und der Pyrenäen. Zugleich weist dieser Coleopterolog, der sich die Er- forschung der unterirdischen Fauna von Italien, Süd-Frankreich, Spanienund Marokko angelegen sein ließ und für seine Arbeit durch wirklich überraschende Erfolge belohnt wurde, auf die heterogenen Elemente der Gattung Anophthalmus hin, die, ganz ab- gesehen von der großen Veränderlichkeit der Bildung der männlichen Tarsenglieder, so auffallende Unterschiede aufweise, daß man sich oft fragen müsse, mit welchem Rechte die Gattung überhaupt noch in ihrem jetzigen Umfange bestehe. Anschließend daran sei bemerkt, daß Dr. Joseph, der die Höhlen Krains mit größter Sorgfalt durch- forschte, das Variieren zu Schwankungen in der Ausbildung einzelner Rumpf- und Extremitätentele und zur Entwickelung von Asymmetrien, die zahlreichen und mannisfachen Bildungshemmungen, Ver- krüppelungen und unregelmäßigen Eindrücke am Rumpfe und an den Flügeldecken den Lokalitäten zuschreibt, die mitihrem unebenen Boden, der mit staglamitischen Gebilden aller Art bedeckt ist, und ihren spärlichen Nährstoffen den Käferlarven eine gesunde und normale Entwickelung verbieten. Ein anderer Bewohner der mittleren Grotten- räume ist der Staphylinide @lyptomerus cavicola Müll., nahe verwandt den in unseren Wäldern lebenden Lathrobium-Arten, zu welchen er neuerdings auch gestellt wird. Ferner leben einige Adelops an diesen Orten, zuweilen in großen Gesellschaften unter Steinen, zuweilen am Fledermauskot unruhig umherrennend. Sie sind alle rost- braun gefärbt, niemals schwarz. Die Männchen charakterisieren sich durch vier, anstatt fünf Glieder an den Vorder- füßen. Die innersten” Räume einer Höhle, in denen ewige Finsternis herrscht, wo bei einer konstanten Temperatur von 8S—90 C. von einem Wechsel der Tages- und Jahres- zeiten keine Rede sein kann, bewohnen Leptodirus- und Machaerites- Arten. Die Leptodirus- Gattung hat mit den oben- genannten Höhlensilphen fast denselben Charakter, unterscheidet sich aber von Adelops durch ein langes, dünnes und walzenförmiges Halsschild. Die Tiere bewegen sich auch nur langsam und gemessen, als fürchten sie für ihren zarten, weichen Körper. Auf Machaerites kommen wir weiter unten zu sprechen. Die vom Raube lebenden Anoph- thalmen, wie auch GlIyptomerus cavicola gelangen nur bei Verfolgung ihrer Beute in das tiefste Höhleninnere. Die europäischen Höhlenkäfer gehören wohl vorwiegend der Mittelmeer-Fauna an und verteilen sich auf neun Familien, von denen Carabidae, Silpha und die Colydiiden die meisten Repräsentanten aufweisen. Die übrigen verteilen sich auf die Familien der Staphyliniden, Trichopterygiden, Pselaphiden, Curculioniden, Tenebrioniden und Scydmae- niden. Die augenlosen Laufkäfer sind zumeist Anophthalmen, welche, wie oben bereits erwähnt, den Trechus-Arten nahe verwandt sind und sich nur durch die fehlenden Augen und längeren Beine von diesen unterscheiden. Sie sind Bewohner der Höhlen von Krain, Kroatien, Italien, Süd-Frankreich und Nord- Amerika. Wenig verschieden von ihnen sind die in Süd-Frankreich und den Pyrenäen vorkommenden Aphaenops-Arten. Andere blinde Carabidae gehören der Gattung Anillus an. Die Käfer leben unter großen Steinen und lieben es, in den offenen Galerien des Steinloches zu promenieren. Dieser Gruppe nahe verwandt sind die Gattungen Micro- typhlus, Typhlocharis, Geocharis und Dicro- pterus, welche gleichfalls blinde Formen aufweisen. Dicropterus ist eine neuere Gattung der Bembidiinen, und ihre Arten tragen im männlichen Geschlecht auf dem wenig ver- breiterten ersten und zweiten Gliede der Vordertarse ein feines Bürstehen. Dieselbe beborstete Sohle haben auch die bislang bekannten zwei @Geocharis-Arten, @. cordu- bensis Dieck. und G. masinissae Dieck. Von den spanischen Typhlocharis-Arten trägt eine Form am Vorderrande der Oberlippe sechs Borsten, während die in den Bergen von Cordova lebende, lederfarbene Form matt behaart und eine dritte in Überschwemmungs- genist gefundene glatt ist. Die Mycrotyphlus- Arten bewohnen die Sierra de Guadarrama und hausen unter Steinen. Auch der bereits 100 Höhleninsekten. erwähnte Herzegowiner Spelaeodytes gehört hierher. Aus der Familie der Silphiden oder Aas- käfer zählen ebenfalls einige Gattungen Blindkäfer zu ihren Gliedern. Des Leptinus testaceus, der bei uns in Wäldern am Fuße der Bäume und oft in Hummelnestern vor- kommt, ist bereits gedacht. Vor allem gehört hierher die artenreiche Gattung Adelops (Bathyscia), deren kleine Arten außer in Grotten auch unter großen Steinen, unter Laub, Moos u. s. w. gefunden werden. Ferner enthalten die Gattungen Oryotus, Pholeuon, Drimeotus und Leptoderus blinde Formen. In die letzte Gattung gehört übrigens der zuerst gekannte Blindkäfer Leptoderus hohen- warti Schmdt., der von Graf Hohenwart 1831 in den Höhlen Krains gefunden wurde. Sämtliche Silphiden bewohnen außer den Krainer Höhlen die von Ungarn, Süd- Frankreich, Italien und des Pyrenäen- Gebietes. Von den Colydiiden weisen neben dem im südlichen Frankreich lebenden Lyreus subterraneus Aube namentlich die Gattungen Langelandia, Agelandia, Anommatus blinde Formen auf. Am verbreitetsten ist wohl die Gattung Aglenus mit dem über ganz Europa vorkommenden Aglenus brunneus Gyl. Zu den Staphyliniern gehört in erster Linie Glyptomerus cavicola H. Müller, auf den wir noch zurückkommen werden. Auch die Gattung Apteranillus hat augenlose Angehörige. Die eine Art, A. dohrni, lebt in Marokko, wurde von Leon Fairmaire in der Umgebung von Tanger gefangen und von ihm zu Ehren des Präsidenten „als ein Zeichen der Sympathie und aufrichtiger Freundschaft“ benannt. Die Gattung hat übrigens große Ähnlichkeit mit Myrmedonia und der Käfer das Aussehen von M. canali- culata; er unterscheidet sich von diesem nur durch das Fehlen der Augen. Die anderen Species A. raffrayi und A. convexifrons sind in Algerien beheimatet. Die erstgenannte wurde von Raffray gefunden, welchem die algerische Entomologie überhaupt recht inter- essante Entdeckungen verdankt. A. confexi- frons ähnelt der Species dohrni derart, daß beide anfänglich für identisch angesehen wurden, bis Fairmaire die Unterschiede beider dahin feststellte, daß bei dohrni Kopf und Halsschild gewölbt, während sie bei stufenweise Rückbildung des convexifrons ausgehöhlt sind. Ferner gehört hierher der Schmarotzer des Bibers, Platy- psillus castoris Rits., 1869 von Ritsema in Leiden zuerst beschrieben (als Federlaus), 1872 von Leconte als Käfer erkannt und 1893 von Dr. Friedrich in Dessau auch auf dem Elbbiber beobachtet. Andere hierher gehörende Arten der Gattungen Leptotyphlus und Typhlocyptus kommen im Mittelmeer- Gebiet und auf Korsika vor, welche Insel auch von Cylindrogaster corsica Fauv. be- wohnt wird. Von den Trichopterygiden, welchen die kleinsten Käferchen angehören, erwähnen wir Neuglenes apterus Guer. und tenellus Er. Verwandt den Pselaphiden sind die in Ameisenbauten lebenden Clavigeriden, nämlich Olaviger und Adranes, sowie auch Eutyphlus und Machaerites. Wie bei den Trechus-Arten ist auch bei den Arten der Gattung Machaerites die Auges zu erkennen. Während bei Mach. bonvouloiri die Augen des Männchens sehr klein sind und dem Weibchen gänzlich fehlen, fehlen sie bei der Species Mach. mariae beiden Geschlechtern. Olaviger testaceus PreyBl. ist als Myrmekophile bekannt. Er kommt über ganz Deutschland in Bauten von Lasius flavus vor. Zu den Curculioniden gehören Otio- rhynchus und Troglorhynchus, außerdem die in Spanien beheimateten Gattungen der Typhloporen und Raymondia. Aus der Gruppe der Tenebrioniden kennt man bis jetzt nur Oochrotus unicolor Luc. aus dem Mittelmeergebiet als Blindkäfer. Und zu den Scydmaeniden gehören zwei blinde Europäer: Ablepton treforti Friv. aus Ungarn und Eudesis aylena Rtt. aus Korsika. Eine genaue Angabe des Verbreitungs- bezirkes resp. Fundortes der blinden Käfer konnte bisher noch nicht gut aufgestellt werden, weil deren Jagd noch gar zu wenig betrieben ist. Vorzüglich dürften Spanien, Siüd-Frankreich, die Balkan-Halbinsel, wie auch die südlichen österreichischen Provinzen noch manche Art von denselben bergen. Erst die ausgezeichneten Darstellungen von Reitter über die Silphiden und Ganglbauers mitteleuropäische Käferfauna machten es möglich, das Chaos der Artenbeschreibungen zum erstenmal kritisch zu sichten. (Fortsetzung folgt.) a BR ypruyos (snwDy4ydouy) snyoa4z "OT yınmusyoy snıapogdeT 6 "snapjads (Sayı AODyopp)snunghg 'S ODynıond SUUmy9oAguy (uueweg sny) "JoJegualyoH myooundh.ıs (sdouaenydy) sny9auL '9 Ms4oqla.ıy9s SNURISOUaDT 'Q v dor yuaaayy woshypog "|: NSIDAOY SNYOEUNAT 'E Ymonısnbun uonaloyd ' ypWwyos smaoh4O '\L 102 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. RR An echten Lycaenen ist die Gegend ziemlich arm, ich habe nur wenig kleine und unscheinbare Arten gefunden. Häufiger sind die oft doppelt geschwänzten Thecla-Arten. Unter ihnen zeichnet sich die seltene T. imperialis durch die prächtig metallisch rot- blau und grün schillernde Unterseite ihrer geschwänzten Hinterflügel aus. Die Nemeobiinen sind zahlreich an Arten, doch manche sehr selten und häufig eigent- lich keine. Ihre Farben sind sehr ver- schieden, wie auch ihr Flügelschnitt. Bei einigen Arten sind die Hinterflügel lang ausgezogen und verschmälern sich in lange Spitzen. Eine Art hat glashelle, schwarz gerandete Vorderflügel.e Die Hinterflügel sind sehr lang ausgezogen, zugespitzt, dunkel- blau und haben im Afterwinkel einen hoch- roten Fleck. Eine kleinere Art hat nur 16 mm Spannweite, ist schwarzblau, an der Basis der Vorderflügel steht ein hochroter Fleck und ein rein weißer Querfleck in der Flügelmitte. Es ist mir nur gelungen, von einer Art mit abgerundeten Flügeln die Raupe zu finden. Sie ist filzig behaart, flach gedrückt und rein weiß mit violett- braunem Rücken. Die Puppe ist elatt, gelblich braun und liest mit dem Hinterteil festgehäkelt auf der Oberfläche eines Blattes. Der Falter ist schwarzblau und hat eine orangegelbe Querbinde in der Mitte aller Flügel. Die Hesperiden sind besonders artenreich häufig, größeren und schöneren Arten finden sich nur einzeln; sie sind sehr scheu und daher schwer zu fangen. Wie hinsichtlich ihrer Größe, sind sie auch in Flügelschnitt und Färbung sehr verschieden, viele sehr unscheinbar, andere wieder prächtig grün und blau schillernd, und manche mit glasartigen, durchsichtigen Flecken Einige haben kurz ge- rundete, andere zugespitzte Flügel, mehrere Alle haben einen schnellen und schwirrenden Flug. Ihre Raupen sind gedrungen, mit kugeligem Kopf und und mehrere der versehen. Arten sind lang geschwänzt. oft sehr schöner Farbe. Ich fand sie auf dem Laub verschiedener Bäume und Sträucher, wie auf dem Blumenrohr (Canna) auf Orchideen und Gräsern. Schon als kleine Räupchen schneiden sie ein Blatt ihrer Nähr- pfanze am Rande ein, schlagen einen Zipfel desselben nach oben oder unten um, spinnen es fest und sitzen darunter verborgen, vor Sonne und Regen geschützt. Auch ihre oft. blau oder weiß bestäubten Puppen ruhen in einem solchen Versteck. Nur die auf den feinblätterigen Mimosen lebenden Arten ziehen zu ihrem Schutz mehrere Blätter durch leichtes Gespinst zusammen. Eine recht seltene und auffallende Art ist Thymele chalco. Der Falter ist dunkel olivenbraun, hat ein durchsichtiges Quer- band in den Vorderflügeln, und die Hinter- flügel endigen in lange, nach außen gebogene, rein weiße Schwänze. An einem recht heißen Tage stand ich einst an einem kleinen Wasser- becken des Rio Limu, um den Morpho cytheris zu fangen, als ich eine große Hes- peride bemerkte, die hoch über den Wasser- spiegel unter der Baumkrone hin und her schwärmte, und dann plötzlich mit solcher Kraft in das Wasser herabschoß, daß die Tropfen ringsum aufspritzten. Der Falter erhob sich dann, setzte seinen Flug fort und wiederholte dieses Experiment noch mehreremal. Daß ein Schmetterling freiwillie; sich badet, wie das hier thatsächlich der Fall war, dürfte noch nicht beobachtet sein. Sonderbare Schmetterlinge sind die zum Genus Castnia gehörenden Arten in mancher Beziehung. Ich habe drei sehr verschiedene Arten gefunden. Sie fHiegen im hellen Sonnenschein mit schwirrendem Flug wie die Hesperiden. Gewöhnlich sieht man sie an einer und derselben Stelle auf kurzer Strecke hin und her fliegen, wie wohl Hepialus hectus und manche Kleinschmetter- linge zu thun pflesen. Ermüdet, setzen sie sich an das dicke Holz der Bäume. Ich sah diese Schmetterlinge niemals ihrer Nahrung nachgehen. In der Ruhe wurden die Hinter- flügel von den Vorderflügeln verdeckt, wie bei den Noctuen. Die Falter haben lange, Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 103 gegen das Ende hin allmählich keulenartig verdickte Fühler. Ihre Hinterflügel sind schöner gefärbt als die vorderen. Eine dunkel- braune Art, vielleicht noch einem anderen Genus angehörend, deren Hinterflügel glas- helle Streifen hatten, fand ich auf einem fingerdicken Zweige sitzen. Der Falter hatte seine Flügel dicht um den Zweig geschmiest, und da deren Farbe der des Zweiges völlig glich, war es ein besonders glücklicher Zu- fall, daß ich ihn entdeckte. Vergeblich habe ich mich bemüht, die Raupen dieser interessanten Tiere zu entdecken. Castnia zerynthia, die häufigste Art, hat dunkel- braune, mit 'hellrötlichen Querbinden ver- sehene Vorderflügel. Die Hinterflügel sind weiß und haben eine sehr breite, schwarze Randbinde, in welcher zwei Reihen roter Flecke stehen. Der Falter hat 7,5 cm Flügelspannung. Eine etwas kleinere Art hat in den dunkelbraunen Vorderflügeln einen durch- sichtisen Doppelfleck. Die Hinterfllügel sind rot mit breitem, rot geflecktem Außenrande. Die Fluszeit der Sphinsiden sind die Monate von November bis in den März. Ihre Puppen entwickeln sich entweder nach vier Wochen, oder ruhen etwa ein halbes Jahr. Manche haben auffallend große, ge- bogene, am Ende oft keulenartig verdickte Rüsselscheiden, und die aus solchen Puppen hervorgehenden Falter zeigen in Form und Farbe eine große Verwandtschaft mit unserem Sphinz convolvuli. Manche Schwärmer- raupen sind schön gefärbt, die meisten auf dem letzten Segment mit einem Horn ver- sehen; Raupen mit doppelt gebogenem Horn, wie bei unserem 4. atropos, sind mir indes nicht vorgekommen. Die meisten Schwärmer- raupen fanden sich auf Solaneen, Wein, Heliotrop, Melisse und Feigenarten. Von den Larven der Ichneumonen und Schmarotzer- fliesen sind diese Raupen häufig bewohnt, und viele werden von Wanzen angestochen und ausgesogen. Der größte mir vor- sekommene Schwärmer hat 17,5 cm Flügel- spannung. Seine grüne, etwas rauhe Raupe hat ein rotes, wenig gebogenes Horn, von welchem sich jederseits ein weißer, schräger Streifen nach dem letzten Paar der Bauchfüße hinzieht. Sie lebt auf einem Bäumchen mit großen, lanzettlichen, zweiseitig stehenden mit großer, in Bogen abstehender, kolbiger Rüsselscheide versehene Puppe ist 8 cm lang. Der Falter ist schiefergrau, die Vorder- flügel haben einige schmale, dunklere Quer- binden und weißliche, gezackte Linien, be- sonders an der Basis und aus der Spitze der Flügel, in deren Mitte ein weißer Punkt- fleck steht. Die an der Basis ‚geloen Hinter- Hügel sind breit schwarz gerandet und haben in der Mitte ein glashelles, durch die Rippen in fünf schmale Doppelstreifen zerlestes Feld. Der Hinterkörper hat jederseits drei eroße, gelbe Seitenflecke. Die Raupe eines anderen, unserem Deil. elpenor verwandten Schwärmers lebt auf einer Schlinspflanze, findet sich aber auch auf dem Weinsteck. Sie ist 8,5 cm lang, rotbraun, fein schwarz punktiert, und das letzte Segment ist höckerig aufgetrieben, doch ohne Horn. In den Seiten stehen jederseits vier große, schräg nach vorne gerichtete Flecke, und auf dem vierten und fünften Seoment je ein kleiner, runder, gelber Seitenfleck. Die Puppe ist 6,5 cm lang, hat keine Rüsselscheide und einen langen, ab- wärts gebogenen Enddorn. Der Falter er- scheint zweimal, und zwar im November und. im März. Er mißt 13 bis 15 cm. Seine Vorderflügel sind chokoladebraun mit helleren und dunkleren Querwellen. Die Hinterflügel sind bis zur Mitte seegrün, von da bis zum weißen Außenrande schwarzbraun. Sme- rynthus-Arten scheinen ganz zu fehlen. Eine Macroglossa mit breitem, weißem Hinter- leibsring fliegt nicht selten bei Tage, so auch die schöne Aethria haemorrhoidalis. Gleichfalls bei Tage fliegend, zeigen sich verschiedene, den Zygaenen verwandte, teils sehr schöne, oft metallisch elänzende Arten, doch sind alle ziemlich selten. Unter den Nachtfaltern sind die Spinner bei weitem am zahlreichsten. Vor allen sind es die schönen Attacus-Arten, welche durch ihre Größe, ihren auffallenden Flügelschnitt und ihr schönes Kolorit unsere Aufmerk- samkeit fesseln. Abgesehen von ihrer ver- schiedenen Größe, sind alle dieser Gruppe angehörenden Falter sich sehr ähnlich, obgleich ihre Raupen ungemein verschieden sind. Die Raupe der größten Art lebt auf dem Wunderbaum (Ricinus communis) und ist durchaus nicht selten. Eine Art lebt Blättern. Sie mißt 11 cm, und die rotbraune, | auf einer Schlinspflanze im Walde, eine 104 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. andere auf einem Baum mit kirschenähnlicher Frucht. Diese letztere ist eine der schönsten der mir bekannten Raupen. Sie ist lebhaft grün und hat weiße Ringel, in denen läng- liche, schwarze Flecke mit feurig roten Wärzchen abwechseln. Eine andere Raupe dieser Gruppe lebt auf einer Komposite, und eine ähnliche auf einer strauchartigen Solanee, die spannerlange, 1 cm breite Bänder webt, an deren Ende der Kokon von den Zweigen herabhängt. Ich erblickte einmal an einem solchen Strauch eine große Anzahl dieser ungewöhnlichen Gespinste, fand aber nur in einem einzigen Kokon eine gesunde Puppe; alle anderen enthielten nebst der ver- schrumpften Raupe nur Tachinentönnchen. Recht häufig findet man auf einer krautigen Pflanze, die durch ihre kleinen, an die Kleider haftenden Früchte lästig wird, die große, schöne Raupe einer dunkel- farbigen Arseneura-Art. Sie ist nackt, bleichgrün und schwarz punktiert. Der Bauch und die Füße sind schwarz, über diesen stehen runde, gelbe Flecke und ein breiter, in einzelne Flecke geteilter, gleich- falls gelber Seitenstrich. Ihr drittes Segment ist höckerig aufgetrieben und trägt zwei lange, nach vorn gerichtete, schwarze Fäden. Die schwarze Puppe hat zwei Spitzen am Kopfe und liegt ohne Gespinst am Boden unter Laub. Die Gattung Hyperchiria findet sich in mehreren Arten. Alle haben einen großen Augenfleck in der Mitte der Hinterflügel. Ihre Raupen erregen, wenn sie mit der nackten Haut in Berührung kommen, einen brennenden, lange dauernden Schmerz. Die häufigste und schönste dieser Raupen ist hellgelb. Sie ist bläulich oder grünlich weiß behaart und hat hochrote Segmenteinschnitte. Die meisten der behaarten oder Stachel- borsten tragenden Raupen haben die er- wähnte unangenehme Eigenschaft, daß ihre Berührung sehr schmerzhaft ist, aber einige Arten sind geradezu gefährlich. Eine solche, die mit sehr langen, graubraunen Haaren so dicht besetzt ist, daß man ihren Körper nicht sieht, hat das Vermögen, ihre Haare nach Belieben zu ordnen. Bald sind diese über dem Rücken gescheitelt und liegen zur Seite gleichmäßig und glatt, als ob sie mit einem Kamm geordnet wären; dann wieder kräuselt die Raupe sie wirr durch- einander. Die Raupe ist so giftig, daß em Mann, der mit dem bloßen Fuß auf eine solche trat, wochenlang krank lag, am ganzen Körper geschwollen war und häufig krampf- artige Anfälle hatte. Glücklicherweise ist diese Raupe selten und häufig von Larven der Schmarotzerfliesen bewohnt; so auch eine rotbraune, häufigere, ebenso giftige Art. Die Falter, denen diese Raupen angehören, blieben mir leider fremd, denn niemals ist mir die Zucht dieser Raupen gelungen. Eine besondere Gruppe der Spinner hat auffallend schöne und eigentümliche Raupen, die mit gebogenen, oft goldig oder silberig glänzenden Stacheln versehen sind. Ihre Puppen liegen ohne Gespinst am Boden unter Laub. Sie haben am Kopfe zwei Spitzen, im Nacken eine Querreihe kugeliger Höcker und am Hinterende des Körpers einen un- gewöhnlich langen, zweispitzigen Enddorn. Die Raupen mehrerer großer, schöner Spinner leben auf Melastoma, Erithrina und auf einem Baum, den die Brasilianer „Sangue de Draco“ nennen. Es sei hier noch ein Spinner erwähnt, den man wohl irrtümlich für einen Spanner ge- halten hat. Er mißt 11 cm. Die Spitzen seiner Vorderflügel sind stumpf abgeschnitten, und der Außenrand ist leierförmig geschweift. Am Ende der Mittelzelle stehen zwei runde, glashelle Flecke. Die Hinterflügel haben breite, kurze Schwänzchen, die sich am Ende fußartig erweitern. Die aschgrauen Flügel sind gegen den Außenrand etwas dunkler, und ein schmaler, dunkler Mittel- streifen zieht sich durch dieselben hin. Die Raupe ist 16füßig und lebt auf dem Baum- wollenbaum („Peinera“ d. Br.). Ihr drittes Segment ist kappenförmig aufgetrieben, endet in zwei stumpfen Höckern und deckt in der Ruhe die beiden vorderen Segmente und den Kopf vollständig. Sie ist durchaus nackt, hellerün, fein weiß punktiert und hat eine weiße Rückenlinie. Die dunkel- braune, gedrungene Puppe liegt in der Erde ohne Gespinst, ruht sechs Wochen, und der Falter erscheint Ende Januar. Er ist ebenso selten wie eine um die Hälfte größere, fast ganz schwarze Art, die ich einmal einem Vogel abjaste. Mehrere schöne Nachtfalter fliegen bei Tage; sie scheinen unseren Callimorpha nahe verwandt und sind in einigen Fällen a ea ke ee En Di N RT Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien, manchen dort heimischen Tagfaltern so ähnlich, daß man sie fast nur an der Form ihrer Fühler zu unterscheiden vermag. Die kleineren Spinner sind häufig, gewöhnlich unscheinbar und leben oft in zahlreicher Brut als Nesterraupen auf hohen Bäumen, oder halten sich in großer Zahl ohne Gespinst zusammen. In letzterem Falle sitzen sie am Tage dicht zusammengedrängt unten an den Stämmen. Sie sind ge- wöhnlich behaart oder mit verzweigten Borsten besetzt, und vor ihrer Berührung hat man sich aus den erwähnten Gründen sorgfältig zu hüten. An Noctuen fand ich die Gegend ziem- lich arm, und ich wüßte nur eine geringe Zahl der kleineren Arten zu nennen. Manche Eulenraupen sind sehr hübsch, z. B. veilchenblau mit rotem Bauch und schwarzem Kopf, oder gelb, blau und rot längsgestreift ; aber ihre Zucht ist mir bei manchen Arten mißlungen, ohne daß ich die Ursache davon ergründen konnte. Die Raupe einer Art ist schwarz, weiß punktiert und besitzt einen roten Kopf. - Sie lebt auf den dort heimischen Amaryllis- Arten, höhlt, nachdem sie Blätter und Blüten verzehrt, selbst die Zwiebel aus und macht die Kultur dieser schönen Pflanzen fast unmöglich. Die Eule trägt völlig die Farbe ihrer Raupe, sie ist schwarz mit weißen Punkten. Die größte, mir vorgekommene Noctue ist Thysania agrippina. Sie ist ziemlich selten; man sieht sie mit ausgebreiteten, dicht an- gelegten Flügeln an Baumstämmen sitzen, gewöhnlich so, daß der Körper wagerecht liest. Der Falter ist weißlich, hat viele zackige, hellbraune Querlinien durch alle Flügel und gleicht den weißlichen Flechten der Stämme, zwischen denen er gern sitzt, so sehr, daß man ihn trotz seiner Größe doch sehr leicht übersieht. Man kann nahe an den ruhenden Falter herantreten, muß ihn aber mit dem Kescher überdecken, denn so unmittelbar aufspießen läßt er sich nicht. Aufgescheucht, -steigt er in schnellem Fluge gewöhnlich erst sehr hoch, schießt dann aber plötzlich herab, beschreibt einen tiefen Bogen und setzt sich wieder an einen Stamm. Die Unterseite seiner Flügel ist schwarzblau; während des Fluges ist der Kontrast dieser Farbe mit der hellen Ober- 105 seite sehr auffallend. An den Stämmen, an denen ich den Falter fand, entdeckte ich später eine Raupe, deren Körperbau denen unserer Catocala-Arten glich, doch hatte sie einen kugeligen Kopf und keine Spur von Seitenfransen. Sie hatte sehr gespreizte Nachschieber, war 16füßig und ihr Gang spannerartig. Sie war schwarz mit hell- rötlichem Rückenstreifen und ebensolchen Schrägstreifen in den Seiten, erreichte aber nur eine Länge von 7 cm, denn alle Raupen dieser Art, starben mir aus Futtermangel, weil das walnußartige, harte Laub von den hohen Bäumen schwer zu erhalten war. Wahrscheinlich war dies die Raupe der T. agrippina, worüber ich leider im un- klaren blieb. Mehrere große Eulen fand ich an ver- steckten Orten. Fast jeden Abend bin ich, um Nachtfalter zu fangen, mit der Laterne in den Wald gegangen, habe aber nur selten einen günstigen Erfolg gehabt; auch erinnere ich mich keines Falles, daß mir abends durch das absichtlich offen gelassene Fenster des hell erleuchteten Zimmers auch nur ein einziger Nachtfalter zugeflogen wäre. Spärlicher noch als die Eulen sind in dieser mit so reicher Vegetation ausgestatteten Gegend die Spanner, was mir um so auf- fallender erschien, da unsere Heimat an diesen Schmetterlingen doch so reich ist. Eine schöne Art, die ich aber nur ein einziges Mal in mehreren Exemplaren im Walde an einem alten Baumstamm fand, ist gelb und hat viele graublaue Ringflecke. Ein anderer Spanner ist weiß und hat schwarze, gezackte Querlinien. Seine schöne Raupe ist schwarz mit gelben Längslinien, der Bauch und die Füße sind lebhaft rot. Ein anderer ist violettbraun und hat eine dunklere, schmale Mittelbinde durch alle Flügel. Die Spitzen seiner Vorderflügel sind ungewöhnlich lang ausgezogen. Eine andere große Art sollte man auf den ersten Blick für einen Papilio halten. Dieser Falter ist graubraun, hat viele dunkle Querlinien und ein weißes Band durch alle Flügel. Die lang ausgezogenen Hinterflügel endigen in breite Schwänze, die sich gegen das Ende noch erweitern und hier einen augenartigen Fleck tragen. Seine Raupe ist gelbgrau, hat einen flachgedrückten Kopf, einen kleinen Höcker auf dem Rücken und 106 lebt im Walde auf einem niedrigen, myrten- ähnlichen Strauch. Der Falter ist selten, fliest mitunter am Tage und setzt sich stets an die Unterseite der Blätter. Interessant ist ein kalkweißer Spanner, dessen Flügel einige feine, schwarzbraune Äderchen und verloschene Flecke haben. Er ist mir zwar nur einisemal vorgekommen, aber stets nur an solchen Orten im Walde, wo die unter den Bäumen wachsenden, niederen Pflanzen durch Vögel verunreinist waren. Hier saß er auf der Oberfläche der Blätter mit ausgebreiteten Flügeln, und ich konnte ihn erst dann von den großen, weißen Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten, scheiden, wenn ich ihn aufscheuchte. An eigentlichen Kleinschmetterlingen ist die Gegend so arm, daß ich nur eine ein- zise Art aufzufinden vermochte. Die Raupe desselben kenne ich nicht, die Puppe aber ist schwarz, hat zwei Spitzen am Kopfe und im Nacken zwei runde, orangeselbe Flecke. Sie ruht in einem dichten Kokon, welcher in der Mitte eines weitläufigen Gespinstes schwebt. Der Falter ist gemein. Seine Spannweite ist 6 cm. Er ist gelb- grau, hat auf jedem Vorderflügel drei runde, schwarze Flecke und in der Spitze der- selben viele strahlenartig geordnete, schwarze Flecken der beschmutzten Blätter unter- | Striche. —_ —e re — — Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. Von Max Miller. Die Umstände nötigten den Menschen, von Anfang an sein Interesse der Tierwelt zuzuwenden. Allerdings war es vorläufig nicht Wissensdrang, der ihn dabei leitete, sondern er betrachtete die Lebewesen seiner Umgebung hauptsächlich nach ihrem Nutzen oder Schaden. Daß er aber von jeher auch mit dem großen Heere der Insekten zu rechnen hatte, — wer wollte es leugnen? Trotz ihrer geringen Größe mußten sie ihm durch ihre ungeheure Zahl als eine bedeut- same Macht erscheinen. Sie drängten sich unabwehrbar in seine Nähe, um ihn zu ärgern, während sie ihm andererseits durch ihre mannigfache Gestalt, ihre bestechende Farbenfülle und ihren Kunstfleiß, den er z.B. bei den Bienen bald ausbeuten lernte, Bewunderung abnötigten. Alles dies trug zweifellos auch dazu bei, daß später Gebildete Scharfsinn entdeckte damals schon That- sachen, die erst Darwin und andere Forscher der Neuzeit bestätigten. So erwähnt er bereits, daß bei den Bienen auch unbe- fruchtete Eier zur Entwickelung kommen können, während erst vor Jahrzehnten Professor Th. v. Siebold in seinen berühmten Studien über die „Parthenogenesis“ (jung- fräuliche Zeugung) wissenschaftlich nach- wies, daß daraus die Drohnen hervorgehen. Unter den alten Forschern ist niemand annähernd so bedeutsam als Aristoteles, keineswegs auch der so oft genannte Plinius der Ältere (©. Plin. Secundus, major), der zwar mit eisernem Fleiße, aber urteilslos eine umfangreiche Naturgeschichte schrieb, in welcher er die Überlieferungen und das Wissen seiner Zeit mühsam aufstapelte. Das Mittelalter mit seinen extremen Ver- und namhafte Gelehrte sich mit Vorliebe dem |irrungen, die Geist und Herz beengten, Insektenstudium widmeten, und namentlich in den letzten 200 Jahren in Beschreibungen und Bildern höchst schätzenswertes Material zusammenbrachten. Aristoteles, der geniale Philosoph des griechischen Altertums, der eigentliche Be- gründer der wissenschaftlichen Zoologie, war der erste, welcher für die Lebensgeschichte der Insekten ein überraschend vielseitiges, gründliches Verständnis bekundete. Die von ihm gewählte Bezeichnung Entoma entspricht wörtlich der Linn@’schen Benennung Insecta und dem deutschen Namen Kerbtiere. Sein war bekanntlich jeder selbständigen, freien Forschung in Gottes Natur todfeind. Von Entomologie konnte unter solchen Umständen ebensowenig wie von den übrigen Zweigen der Zoologie die Rede sein. Der Papst Bonifacius VIII., „dem sonst die Geschichte gewisse Kühnheit in seinen Ansichten nicht absprechen kann, und welchem andererseits Dante als einem Simonisten seinen Platz in der Hölle anweist“, drohte z. B. jedem, der es wagte, den menschlichen Leichnam zwecks anatomischer Studien zu zergliedern, mit schwerem Bannfluche, und dieses furchtbare vw IE NEFEN Dr Es WEITERE ERSTER Pe j— Kr ehr ni nn a Et le a a eu Kl cr m u 1 1 ill de Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten, Mittel war damals allermeist wirksam genug, dem gesunden Menschenverstand das Denken abzugewöhnen, ihn fein stille in das enge Hirn einzukerkern. Es sollte sogar den Bosheiten schädlicher Tiere wehren. Allen Ernstes wurde 1479 durch den Bischof von Lausanne über die „Inger“ (Engerlinge) die kirchliche Exkommunikation verhängt, als der hochwohlweise Rat von Bern dieselben nach aller Vorschrift beim geistlichen Ge- richte verklagt und ihnen sogar einen Ver- teidiger, Joh. Perrodetus, gestellt hatte. Da sich das respektlose Getier, „dessen Geschlecht nicht gewesen ist in der Arche Noah“, um keinerlei Vormahnungen kümmerte, erfolete der Achtsspruch: „Wir, Benedikt von Montferrand, Bischof von Lausanne, haben gehört die Bitte der großmächtigen Herren von Bern gegen die Inger . demnach, so gravieren und beladen wir die schändlichen Würmer und bannen und ver- fluchen sie im Namen ..., daß sie beschwört werden in der Person Johannes Perrodeti, ihres Beschirmers, und von ihnen gar nichts bleibe denn zum Nutzen menschlichen Brauchs!“ Die Regierung von Bern war gläubig genug, genauen Bericht über den etwaigen Erfolg einzufordern. — Zu allererst soll 1320 das geistliche Gericht zu Avignon versucht haben, die gefräßigen Maikäfer zu maßregeln; auch Raupen, Ratten, Mäusen etc. wurde in ähnlicher Art öiter der Prozeß gemacht, wie sich noch heutzutage der Aberglaube manchmal durch sinnlose Be- schwörungen zu helfen sucht. Gott sei Dank! Das gewaltige Buch der Natur ist doch viel zu geheimnisvoll- anziehend, als daß der denkende Mensch es je hätte unterlassen können, bewundernd darin zu blättern, sinnend zu lesen, mühsam zu forschen. Wenn unter den endlich neu auflebenden Wissenschaften die Entomologie zunächst auch in letzter Reihe stand, so fand sie dafür um so mehr begeisterte Förderer. Es bedeutete vor 200 Jahren einen wichtigen Fortschritt, als der holländische Privatmann Swammerdam bei seinen entomologischen Untersuchungen zum erstenmal das Mikro- skop zu verwenden wußte, als der italienische Forscher Redi durch ein leichtes Experiment zeigte, wie die sogenannten Fleischwürmer einfach aus Fliegeneiern entstehen und so dem Ausspruch des Engländers Will. Harvey: 107 „Omne animal ex ovo“ (Jedes Leben kommt aus dem Ei), zu immer größerem Rechte verhalf. Bis dahin hatte man gerade über die verborgene Entwickelung der Insekten noch die sonderbarsten Ansichten des sagen- haften Altertums; glaubte man doch, daß sie, gleich vielen anderen Wesen, ohne elterliche Zeugung hauptsächlich aus sich zersetzenden Stoffen — durch eine Ur- zeugung — hervorgsingen. Und was wissen wir heute nicht alles!, so möchte demgegenüber mancher naive Verehrer der Insektenkunde ausrufen. Aller- dings! — Es stände wahrlich jämmerlich, wenn das wissenschaftliche Vermächtnis einer stattlichen Reihe bedeutender Kenner nicht einmal zu achtenswerten Fortschritten ange- regt hätte. Namentlich schaffte energischer Fleiß auf dem weiten Gebiete der Entomologie strenge Ordnung, möglichst genaue Über- sicht, ein Faktor, der gewiß von weit- gehender Bedeutung ist. Schade nur, daß die tote Buchstabensystematik schon oft die | Freude an der lebendigen Natur tötete und dafür zur blinden Sammelwut verleitete, als ob Gottes Schöpfung einzig gefällige Mumien feilhielte. Schlimm senug indes, wenn der Mensch ohne soliden Natursinn sich zum oberflächlichen Insektenjäger, zum elenden Tierhäscher erniedrigt. Eine ord- nungsmäßige Sammlung ist das unerläßliche „Alphabet des Studiums“; aber erscheinen ihr gegenüber die mit planlosem Dilettanten- eifer zusammengetragenen, bunt schillernden Wesen an sich nicht ebenso starr und tot, wie sie im Leben fesselnd und anmutig waren? Oder ist es für einen denkenden Menschen wirklich eine innere Befriedigung, wenn er umherstreift, um nur zu besitzen, wenn er von seinen vielen Objekten kaum mehr als ihren Taufschein kennt? Ich stand oft im Abteilungssaale „In- sekten“ des Berliner Museums für Natur- kunde. Es ist in diesen vornehmen Hallen mitunter schon interessant, unbemerkt zu mustern, welchen Eindruck all die kostbaren Schätze auf den Beschauer machen. Der Laie bewundert zumeist die großen, augen- fälligen Prachtfalter des Auslandes, die bizarren Gestalten exotischer Riesenkäfer, fremder Heuschrecken, während er oft an dem kunstvollen Haushalt der Honigbiene egleichgiltig vorübergeht, ganz zu schweigen 108 von den übrigen Hymenopterenbauten. An- dere betrachten mit Vorliebe genau die einheimischen Arten, gleich nahe dem Eingange unsere Schmetterlinge, ihre Raupen, deren Futterpflanzen u.s.f.; sie sind ent- zückt von den biologischen Präparaten, von den feinen, natürlichen Darstellungen über Anpassung, Entwickelungs- und Lebens- weise etc. Man merkt, es sind sinnende Naturfreunde, denen nicht nur daran liegt, die toten Wesen an sich, sondern auch ihre vielfältigen Lebensäußerungen im engen Zusammenhange mit der Natur — soweit es angeht — kennen zu lernen. Daneben durchspäht der geschäftsmäßige Sammler die langen Reihen, um nach bloßen Namen zu haschen; hier und dort steht ein stiller Grübler, der sich, unbekümmert um alles übrige, in Einzelbetrachtungen bestimmter Kleinkerfe vertieft. Viele Zuschauer hatte regelmäßig eine Kolonie munter arbeitender Waldameisen (Forma rufa L.), die in einem praktischen Glaskasten untergebracht waren: ein Beweis, wie gerade das warm pulsierende Naturleben mit unbewußtem Zauber fesselt. Bei den Kerfen erscheint dasselbe ja in erster Linie rege; durch ihre Metamorphose wird es unübersehbar vielseitig. Ganz andere Gestalten mit aparten Eigentümlich- | keiten treten uns da entgegen. Ja, wir wissen oft nicht, ob wir mehr über die Gewohnheiten des vollendeten Insekts oder seiner Larve staunen sollen. Im allgemeinen sieht die letztere ihren Eltern um so weniger ähnlich, je abweichender die Lebensweise der beiden ist. Denken wir an die amphibisch lebenden Insekten, ziehen wir nur einen Vergleich zwischen dem Schmetterlinge und seiner Raupe, zwischen der Fliege und ihrer Made, zwischen Käfer und Engerling; überall finden wir strenge Gegensätze, Larven in des Wortes weitester Bedeutung, welche die wahre Gestalt des späteren Geschöpfes vollständig verhüllen. Vergegenwärtigen wir uns jetzt die Larven einer Grille oder einer Heuschrecke, wie wir sie im Sommer auf jedem Acker finden. Dieselben nähren sich dort von Anfang an ganz in derselben Art, von denselben Pflanzenstoffen wie ihre Erzeuger, gleichen ihnen auch vollends in Bezug auf Form des Körpers, der Glied- maben, Freßwerkzeuge ete.; einzig durch Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. geringere Größe verraten sie ihren unreifen Zustand, ebenso fehlen die Flügel, welche erst allmählich nach mehreren Häutungen wachsen, ohne daß sonst wesentliche Um- wandlungsstufen bis zum Imago hervortreten. Wahrscheinlich gehören unsere eben be- sprochenen Kerfe mit ihrer kaum auffallenden Metamorphose überhaupt zu denjenigen, deren ursprüngliche Form im Lebenskampfe der Jahrtausende am wenigsten abänderte. Die Gestalt der Larve ist — wie bei dem ausgebildeten Insekt — wesentlich abhängig von den besonderen Verhältnissen, unter denen sie existiert. So zeigen diejenigen Larven, welche verborgen in tierischen Körpern oder halbfaulen, weichen Pflanzenstoffen leben, also ihre Nahrung mühelos in allernächster Umgebung finden, gewöhnlich geringe Ausbildung. Sie sind mehr oder weniger niedrig organisiert, meist wurmförmig, augenlos, vielfach ohne Fühler, ohne Beine. Beim Kriechen helfen sie sich durch Borstenringe, Wulste ete., oder bloß durch zwei Mundhäkchen (wie z. B. die gewöhnlichen Fliegenmaden [Muscidae]) fort. Die verschiedensten Insektengattungen, be- sonders die Hautflügler (Hymenoptera) und Zweiflügler (Diptera), aber auch Käferarten, z. B. die echten Holzfresser (Bostrychidae), die meisten Rüsselkäfer, Bockkäfer, Pracht- käfer (Buprestidae) ete., weisen derartige Larven auf. Allerdings treffen wir gerade im festen Holze, wo die Tiere zum Bohren und Nagen in härteren Substanzen gezwungen sind, auch höher entwickelte Larven mit sehr widerstandsfähigen Kieferzangen und deutlichen, aber immerhin schwachen, kurzen Beinen an, z. B. die der Holzwespe (Sirex), der Bohr- und Klopfkäfer (Ptiniidae); ebenso haben einige Bockkäferlarven kurze, ein- klauige Füße; bei allen aber bleiben diese Gliedmaßen von untergeordneter Bedeutung. Am unselbständigsten, hilflosesten, sogar ohne freie Fortbewegung, erscheinen die Larven der staatenbildenden Hymenopteren. Da sie ohne unmittelbare Fürsorge nicht be- stehen könnten, werden dieselben in engen Zellen groß gefüttert, bei den solitären Immen sorgfältig verproviantiert. „Indes liest das merkwürdige Faktum vor, daß die Embry- onen der Bienen in einem Stadium ihrer Entwickelung rudimentäre Thoracalfüße be-- sitzen, welche später verschwinden; und dies en ul ua il OU U Di re el A u a a EEE VO LLCEHTWERERNE 2 VERBOTEN Ze > ee Zwei sonderbare Hypothesen, betreffend den Kunsttrieb der Insekten. 109 scheint zu zeigen — nicht etwa, daß die Bienenlarven jemals sechsfüßig gewesen wären, sondern — daß die Bienen von Vor- fahren abstammen, welche sechsfüßige Larven hatten, und daß der gegenwärtige Zustand dieser Larve nicht ursprünglich, sondern das Resultat der Anpassung ihrer Lebensweise ist.“ (Lubbock). Im Gegensatz zu den trägen, schwer- fälligen Minierlarven, die entweder fuß- los oder nur mit schwachen, wenig thätigen Beinen ausgerüstet sind, welche höchstens für eine gemächliche Ortsveränderung ge- nügen, stehen die sogenannten Raublarven. Es sind ihrer Natur gemäß finke Wesen mit geschmeidig gegliedertem, lang gestreck- tem Körper, vorstehenden Mundzangen und kräftigen Beinen. Aus allen ihren Be- wegungen vermutet man sofort behende Räuberchen, und indem sie, wie auch ihre Eltern, vornehmlich den pflanzenfressenden Kerfen, Würmern, Schnecken etc. nach- stellen, bilden sie im Dienste der Schöpfung eine wichtige, ausgleichende Macht. Wer hätte z. B. nicht schon den gierigsten Feinden der Blattläuse: den gewandten Coccinellidenlarven oder den Blattlauslöwen der zarten Florfliege (Chrysopa), zugesehen? Auf jedem Rosenstrauche stellen sie sich zur Sommerzeit unter den Gesellschaften der kleinenSaftsauger ein. Werfernerim Juni öfters die Rinde unserer Eichen, Pappeln etc. unter- suchte, traf darunter gewiß schon die schnellen Larven der Kamelhalsfliege (Rhaphidia L.), oder an Nadelhölzern die des ameisenähn- lichen Buntkäfers (Clerus formicarius L.); sie alle machen sich durch ein recht betrieb- sames Räuberleben nützlich, namentlich letztere verfolgen die Brut der Borkenkäfer in ihren weit verzweigten Gängen. Ihnen reihen sich die gleichfalls meist versteckt wohnenden Larven der Kurzflüsler (Staphy- linidae), die „Schneewürmer“ der Weich- käfer (Telephorus Latr.), die „Scheinwürmer“ der Leuchtkäfer (Lampyris L.) u. Ss. w. an. (Fortsetzung folgt.) — — Zwei sonderbare Hypothesen, betreffend den Kunsttrieb der Insekten. Von Oskar Schultz, Berlin. Höchst interessant sind die Versuche, welche der menschliche Geist machte, um die sogenannten Kunsttriebe, wie sie uns so zahlreich im Bereiche der Insektenwelt entgegentreten, sich verständlich zu machen. Unter den zahlreichen Versuchen erscheinen uns am sonderbarsten diejenigen, welche diese künstlerischen Handlungen aus einer bloßen körperlichen Empfindung der Indi- viduen begreiflich machen wollten. Da ist Christoph Mylius, der in seinen „Gedanken über den natürlichen Trieb der Insekten“ das Schmerzgefühl in Anspruch nimmt als Ursache der Handlungen, die uns so künstlich erscheinen. Auf diese Weise versucht er das Einspinnen der Raupen aus einem Schmerzgefühl, welches von der Menge gesammelten klebrisen Saftes herrührt, zu erklären. Er sagt darüber: „Wenn eine Raupe zu ihrer völligen Größe gelanget ist und die Zeit ihrer Verwandlung herankömmt: so hat sich in dem dazu bestimmten Eingeweide so viel klebrichter Saft, woraus Fäden zu spinnen sind, gesammelt, daß sie von der Menge desselben gedrückt wird und davon Schmerzen empfindet. Wenn nun etwas von dem überflüssigen Safte unter dem Maule aus der dazu vorhandenen Öffnung hervor- drinst: so empfindet die Raupe einige Linderung ihrer Schmerzen, und fährt fort, diesen Saft in Gestalt eines Fadens heraus- zudrücken und herauszuziehen.“ Wenn nun dieses Schmerzgefühl der Grund ist, daß eine Raupe ein Gespinst verfertiet, wie erklärt sich alsdann der Umstand, daß die Raupengespinste so ver- schieden ausfallen? Warum macht die eine Raupe ein einfaches, die andere ein doppeltes, die eine ein enges, die andere ein weit- läufiges Gespinst? Warum begnügt sich die eine Raupe mit dem ihr gegebenen Spinn- stoff, warum benutzt die andere zur An- fertigung ihres Kokons noch andere Materialien, wie Holz, Rinde, Blätter und dergleichen? Warum verfertigen manche so 110 Zwei sonderbare Hypothesen, betreffend den Kunsttrieb der Insekten. künstliche Arbeiten ? Auf alle diese Fragen giebt uns Mylius eine Antwort. „Überhaupt glaube ich,“ sagt er, „daß die rundliche und hohle Figur der Raupen- gespinste daher entsteht, wenn sich die Raupe bey den Schmerzen, die ihr das Drücken des Saftes verursacht, nach allen Seiten krümmet. Da nun zu der Zeit beständig Fäden unter ihrem Maule heraus- gehen: so muß ihr unwissend um sie herum ein Gespinst von diesen Fäden entstehen. Bey manchen Raupen kann es seyn, daß der Schmerz nach und nach und durch Zwischen- räume kömmt und stufenweise zunimmt. Da wird es denn geschehen, daß sich die Raupe bey dem ersten Paroxysmus nur etwas krümmen und eigentlich nur mit ganzem Leibe nach allen Seiten wenden wird, woraus ein weitläufiges und geraumes Gespinst ent- stehen muß. Kömmt hierauf ein stärkerer Paroxysmus, so wird sie sich ängstlicher und häufiger krümmen und sich nicht so weit ausstrecken und also ein dichteres und engeres Gespinst machen und nun in zwo Hüllen eingeschlossen seyn. Kömmt noch ein Paroxysmus, so wird das dritte und letzte Gespinst entstehen. Wenn die Raupe ihr Gespinst fertig hat und ihr klebrichter Salt alle ist, so fängt sie doch von neuem an, sich sehr heftig zu krümmen und zu schütteln, wodurch eben die Ab- werfung der Raupenhaut und die Ver- wandlung in die Puppe zuwege gebracht wird. — Wenn die Nachtvögelraupen die Schmerzen empfinden, bey welchen und durch welche sie ihr Gespinst verfertigen: so kann es seyn, daß manche Arten dabey so ungeduldig und böse werden, daß sie, was ihnen vorkömmt, zerbeißen, wobey sie denn die abgebissenen Stückchen, Holz und dergleichen, mit in das Gewebe einspinnen. Daß die langhaarichten Raupen ihre Haare mit in das Gewebe einspinnen, dieses kann nicht anders kommen, weil sie dieselben hinein verwirren und darinnen hängen bleiben müssen.“ Aus diesen Worten erkennen wir, daß wir mit einem Manne zu thun haben, der nicht unvertraut war mit der Lebens- weise der Raupen; andererseits können wir ihm den Vorwurf nicht ersparen, daß er seiner Phantasie hierbei die Zügel hat zu weit schießen lassen und der Erfahrung zu es wenig Raum gegeben hat. Mag auch die körperliche Empfindung bei den kunstvollen Produkten der Kerbtiere nicht ohne Be- deutung sein, wie sollte denn der Schmerz, und zwar dieser allein, zur Erklärung dieser Erscheinungen ausreichen? Mylius stützt seine ganze Theorie auf die Annahme von Paroxysmen, die das Tier zur Verfertigung des Kunstwerkes anreizen; widerspricht dem nicht ganz und gar die bedächtige, sorgfältige und langsame Verfertigung der Gespinste? Inwiefern sollen die Schmerzen „bei dem zweiten und dritten Paroxysmus“ heftiger werden, da doch die spinnende Raupe schon so viele drückende Materie losgeworden ist? Warum sollten die Raupen das beschädiste Gehäuse wieder ausflicken, wenn sie weiter nichts verlangen, als den beschwerenden Saft los zu werden? Warum sucht sich jede Raupe zu ihrem Einspinnen vorher einen möglichst verborgenen und gesicherten Ort und zieht zahllose Fäden um sich herum, da sie doch ihres klebrigen Saftes sich allenthalben entledigen und auch aus dem Gewirr der Fäden herausbleiben könnte ? Sehen wir einmal einer spinnenden Raupe zu! Sie geberdet sich keineswegs so unruhig, wie man es bei einem von Paroxysmen gequälten Tiere annehmen müßte; gelassen und langsam wendet sie sich hierhin und dorthin. Nicht minder dieRaupen, welche sich außer des Spinnstoffes noch anderer Materie bedienen, wie Blätter, Holz, Rinde u. derel., um damit die Wand des Gespinstes zu bekleiden! Auch spricht gegen diese An- nahme die Verschiedenheit der Kunstgebilde! Was sollen das für Schmerzen sein, die die eine Raupe bestimmen, ihr Gehäuse mit einem Deckel zu verschließen, der von dem schlüpfenden Schmetterling leicht abzuheben ist, oder — um ein anderes Beispiel anzu- führen eine andere Raupenart, ein Gehäuse mit elastisch-reusenartigem Ver- schluß anzufertigen, wodurch von außen niemand eindringen, der Falter selbst aber von innen alle Fäden leicht auseinander drängen kann? Wie sollte die Mannigfaltig- keit dieser kunstvollen Insektenarbeiten aus den Paroxysmen des Schmerzgefühls erklärt werden können? Gewißlich erscheint uns dieser Versuch, alle Erscheinungen des Kunsttriebes bei den Insekten aus der körperlichen Empfindung, Bunte Blätter. aus dem Schmerzgefühl erklären zu wollen, durchaus unzureichend und verfehlt, ja oft die Grenze des Lächerlichen streifend. Dennoch ist diese Hypothese nicht ohne Beifall geblieben. Professor J. G. Krüger ist in seinen „Gedanken von der Vernunft der Tiere“ in die Fußtapfen des vorher Ge- nannten getreten, indem er sowohl den Wachsbau der Bienen, als auch das Spinnen der Raupen ebenfalls aus einer körperlichen Empfindung, aus einer Krankheit ableitete. Er sast darüber, „daß sich die Bienen um nichts weniger, als um das Wachsmachen bekümmern. Bloß der Hunger treibt sie an, auf den Blumen ihre Nahrung zu suchen, und der Staub, welchen sie sorgfältig nach Hause tragen, ist nichts anderes als ihre Speise. Endlich wird ‚der Honie von ihren Säften abgeschieden, und wenn die Honig- blase- gänzlich damit erfüllet ist, so schwitzen sie aus den an ihrem Bauche befindlichen Gelenken oder Schienen, wie ich es nennen soll, eine zähe Materie aus, . welehe an der Luft‘hart wird, und bereits den Glanz und die Durehsichtigkeit des Wachses besitzt. Diese Wachsblättchen hangen so fest an dem Leibe der, Biene, daß sie, sie, selbst nicht loskriegen kann, :sonderm: eine‘ der ‚anderen hierzu be- hilflich sein muß. Sie thun dies vermutlich 111 aus Mitleid gegen ihre Cammeraden. Denn ich bilde mir ein, daß dieser ihr Zustand nicht ohne Beschwerung und, mit einem Worte, eine Krankheit sey, die ihnen vor- teilhaft ist, weil sie ihnen die Materie zu ihrer Wohnung darreichet. Ja, vielleicht sind es die Bienen nicht allein, denen eine Krankheit die Materie zu einer neuen Wohnung verschaffet. Meines Erachtens thun die Raupen und Seidenwürmer bey ihrem Einspinnen ebendasselbe. Ekel und Üblichkeit zwingt.sie, einen zähen Saft von sich zu geben; sie sehen sich genötiget, um solchen los zu werden, den Kopf immer hin und her zu bewegen, sie bereiten sich also unwissend den Sarg, durch welchen sie bey ihrer "Auferstehung in’ einer edleren Gestalt wieder herausbrechen.“ Man kann kaum umhin, zu zweifeln, ob man! diese Hypothesen. nicht aus dem Gebiet des ernsthaft Gemeinten aus- weisen und sie in das Gebiet witziger Einfälle,, welche. zur. ‚Unterhaltung _auf- geworfen seien, verweisen «solle. Immer- hin bieten diese Hypothesen manches Inter- essante, sofern Sie uns zeigen können, wie weit. .der ‚menschliche Geist. bei dem Ver- suche gehen konnte, diese „Naturwunder* erklären zu wollen. —e a Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Welche ausserordentliche Arbeit die Bienen bei dem Zusammentragen des Honigs verrichten, geht aus folgenden Daten hervor. („Natur“, 1879, aus „The British association Meeting at Dublin“) Der Nektar, welcher sich in der Blüte der Pflanzen findet, deren Befruchtung durch Insekten geschieht, dient bekanntlich dazu, dieselben heranzulocken. Oft wird dieser Zuckersait durch besondere Drüsen abge- sondert, und zuweilen auch durch Teile, welche eigentlich gar nicht zu dieser Funktion be- stimmt zu sein scheinen. Dieser Nektar nun dient der Biene zum Aufbau ihres Honigstockes und den Kolibris wie vielen Insekten zur Nahrung. Wilson hat gefunden, daß im Durchschnitt der Zuckergehalt einer Fuchsien-Blüte 7,59, einer Erbsenblüte 9,53, einer Wickenblüte 0, 158,eines Rotklee-Blütenköpfchens 7,93, einer einzelnen Rotkleeblüte 0,132 Milligramm beträgt. Es geben also 100 Rotklee-Blütenköpfchen -Jungefähr 8 Decigramm oder 125 Köpfchen 1 Gramm, endlich 125000 Köpfchen ein Kilo- gramm. Dajedes Köpfchen ungefähr 60 Blüten enthält, folet, daß die Bienen, um ein Kilo- gramm Zucker zusammenzutragen, 7500000 Blüten besuchen müssen; weil nun aber im Honig: nahezu 75%, Zucker enthalten sind, ent- spricht einem Kilogramm Honig die Zahl von 5600000 Blüten! Schr. je Litteratur. The 6ypsy Moth Porthetria Dispar (Linnee), Schwammspinner. A Report of the Work of destroying the insect in the Common- wealth of Massachusetts, together with an account of its history and habits, both in Massachusetts and Europe By Edward H. Forbush, Field - Director in Charge of the Work of destroying the Gypsy Moth, Ornithologist to the state-board of agrieul- 112 Bunte Blätter. ture ete., and Charles H. Fernald, A.M,., Ph. D., Professor of Zoology in the Massa- chusetts agrieultural college, Entomologist to the state- board of agriculture ete. Published under the Direction of the state- board of agrieulture by Authority of the Legislature. Boston: Wright & Potter Printing Co., State-printers, 18 Post-office- square, 1896. Kürzlich wurde mir von der state-board ofagricultureinMalden, Mass., das vorliegende Werk übersandt; dasselbe ist in englischer Sprache im vorigen Jahre in Boston erschienen, und behandelt, wie sein Titel sagt, lediglich eine Species eines Nachtschmetterlings (Oc- neria dispar), der vor nunmehr etwa 27 Jahren durch einen französischen Künstler und Natur- liebhaber, Leopold Trouvelot, Amerika eingeführt wurde und durch seine eminent rasche Verbreitung und Vermehrung ungeheure Verwüstungen im Staate Massa- chusetts angerichtet hat. Die Arbeit ist im Auftrage der Direktion „of the state-board of agrieulture by Authority ofthe Legislature* von den beiden amerikanischen Staats-Ento- mologen Edward H. Forbush und Charles H. Fernald mit einer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt ausgeführt, die kaum ihresgleichen in der Neuen, wie auch in der Alten Welt hat. Freilich kommt dabei der enorme Schaden in Betracht, welchen der genannte Spinner in einer so langen Reihe von Jahren an allem Laub- und Nadelholz verursacht hat. Das Werk umfaßt etwa 500 Druckseiten mit drei farbigen Tateln, 67 schwarzen Tafeln und zahlreichen, in den Text eingedruckten Holzschnitten nebst einigen Situationskärtchen. Die farbigen Tafeln sind in vorzüglichstem Farbendruck hergestellt und kommen in Fein- heit der Ausführung und Naturwahrheit voll- ständig den schönen Farbentafeln des Stand- fuß’schen Handbuches, II. Auflage, 1896, gleich. Die schwarzen Tafeln sind Nachbildungen nach photographischen Aufnahmen der Natur- objekte und zeigen einesteils die verschiedenen Entwickelungsstadien des Spinners, andern- teils werden auch auf denselben die Mani- pulationen zurVernichtung derTiere, Eier u.s.w. zur Anschauung gebracht. Ferner werden dem Beschauer in einer ganzen Serie von Ab- bildungen durch Raupen von dispar verwüstete Bäume aller Arten in anschaulicher Weise vorgeführt. Im ersten Kapitel wird der Einführung des Schwammspinners in Amerika im Jahre 1868 gedacht; sodann der ersten größeren Verwüstungen der Raupen im Staate Massa- chusetts im Jahre 1869. Des weiteren wird das Verhalten der Be- wohner diesem gefährlichen Kulturfeinde gegenüber beleuchtet. In einem großen, mit vielen erläuternden Tafeln versehenen Ab- schnitte sind die sämtlichen, zur Vertilgung der Eier und Raupen angewandten Apparate und Maschinen, insbesondere deren Hand- habung, besprochen. Ebenso finden wir eingehend die ver- schiedenen Methoden zur Vertilgung der Eier und Raupen besprochen, mit Beleuchtung der in Deutschland bei ähnlichen Raupenkalami- täten angewandten Schutzmaßregeln und Mittel zur Vertilgung schädlicher Schmetterlinge. Dann finden die natürlichen Feinde des Insekts eine eingehende Besprechung, in erster Linie die in der Raupe des Schwammspinners schmarotzenden Insekten, wirksam unterstützt durch ausgezeichnete Abbildungen solcher Insekten. In einem weiteren, den Gegenstand sehr erschöpfenden Kapitel finden wir Be- schreibung und Lebensweise der dem Falter und dessen Raupen nachstellenden . nord- amerikanischen Vögel. Die verschiedenen, für De dispar ge- nach Nord- | bräuchlichen populären Namen sind in einem besonderen Abschnitte aufgeführt. Hieran schließt sich eine erschöpfende Bibliographie des Spinners. Die benutzte, beziehungsweise erschienene Litteratur aus allen Ländern der Welt ist auf zehn Druckseiten zusammen- gestellt, beginnend mit einem französischen Werke aus dem Jahre 1662 und schließend mit einem englischen Lepidopteren-Werke vom Jahre 1895; fürwahr eine Arbeit rastlosen Fleißes. Sehr lehrreich sind die in den Jahren 1893 und 1894 stets mit der gleichen Anzahl junger dispar - Raupen angestellten Experimente, welche die Wirkung verschiedener Flüssig- keiten, beziehungsweise Chemikalien auf den Organismus veranschaulichen, und die vom Früh) ahre bis in den Hochsommer in ununter- prochener Reihenfolge angestellt wurden. Es umfaßt dieser Abschnitt allein gegen 70 Druck- seiten. Die letzten Kapitel sind insbesondere der Anatomie des schädlichen Tieres gewidmet; auf zahlreichen Tafeln sind Darstellungen des Eies, der Raupe, der Puppe und des Falters in vorzüglicher Weise, meist stark vergrößert, wiedergegeben. Auf den zwei wohlgelungenen, farbigen Tafeln haben die Verfasser die verschiedenen Entwickelungsstadien von Oen. dispar, sowie auch das vollkommene Insekt zur Darstellung gebracht. Auf einer farbigen Tafel sind außerdem noch diejenigen Schmetterlinge des Staates Massachusetts dargestellt, welche daselbst vorzugsweise noch in schädlichen Mengen ab und zu auftreten. Das Werk ist im Jahre 1896 in Boston erschienen und nicht allein für den Forst- mann und Landwirt von hohem Interesse, sondern es bietet dem Entomologen vielfach Neues und Interessantes. Durch seine äußerst geschmackvolle Aus- stattung bildet das Werk eine Zierde jeder Bibliothek; dasselbe ist jedenfalls auch durch den deutschen Buchhandel zu beziehen. M. Gauckler, Karlsruhe i. B. Für die Bedaktion: UVdo Tekmanns Neudamm. Nepticula aurella (Fabr.) Stt. Nepticula aurella (Fabr.) Stt. Von Dr. Chr. Schröder. \ N (Mit einer Nicht mit Unrecht wendet der Ento- molog auf seinen Streifzügen der Brombeere (Rubus sp.) in ihren gegen hundert Spiel- schenkte Beachtung zu verdienen, arten besondere Aufmerksamkeit zu. Möge sie am Waldesrande wachsen, möge sie am Wegesrande grünen, oder wo auch immer sonst, die Brombeere pflegt die ihr ge- selbst im Winter. Ganz abgesehen von den Scharen ver- schiedenartigster Insekten, welche die Nek- 'tarien ihrer Blüten heranlocken, eine bequeme Ri % % Beute des Sammlers, nährt sie mit ihrem Körper eine große Reihe von Kerfen und Kerflarven. Kaltenbach zählt 102 Arten aut, welche sich auf die einzelnen Insekten- ordnungen folgendermaßen verteilen: 6 Käfer, 80 Falter (55 Groß-, 25 Klein-Schmetterlinge), 6 Blattwespen, 3 Fliesen und 7 Schnabel- kerfe (Halbflügler). Nicht leicht wird man — wir sehen hier von manchen anderen charakteristischen Fraß- Erscheinungen ab — besonders zu Anfang des Frühlings, aber auch wieder im Herbst, die kleinen, weißlichen, geschlängelten „Minen“ unbemerkt gelassen haben, mit welchen die Brombeerblätter so häufig versehen sind, und deren oft ein einzelnes mehrere aufweist. Es sind dies die Larvengänge der Nepticula aurella Stt. Treten sie auffallend deutlich hervor, so kann man im allgemeinen schließen, daß sie von ihren Bewohnern bereits verlassen sind. Bei eifrigem Nach- suchen wird man aber wahrscheinlich unter vielen doch einige nur schwach entfärbte finden, in welchen die Raupen noch fressen. Diese ist ungeführ 6 mm lange, in Farbe hell bernsteingelb, glänzend und durchsichtig. Der Kopf erscheint etwas dunkler; der Mund und zwei davon abgehende Linien zeigen eine rötlich braune Färbung; das Rücken- gefäß ist dunkel grünlichbraun durch- scheinend. Ausgewachsen beißt die Raupe, nach Stainton, ein Loch in die Oberseite des Blattes und kriecht daraus hervor; die Stelle, welche sie dann eben noch eingenommen - hatte, ist an dem Mangel von Kotkörnchen | Oberflügels —; also einer der größten, Tllustrierte Wochenschriit für Entomologie. No. 8. Abbildung.) kenntlich. Draußen eilt die Raupe, einen sicheren Platz zu finden, im allgemeinen wohl an der Erde zwischen Blättern, und spinnt nun einen ziemlich flachen Kokon mit ausgekerbten Rändern, dessen Farbe ‘von einem blassen, schmutzigen Grün bis ins Blaßbraune abändert. Sie wird darin zur Puppe; nach vielleicht zwei Wochen, oder bei kaltem Wetter nach einer etwas längeren Ruhe, dringt diese, wie Stainton ebenfalls schreibt, mit ihrem Kopfe aus einem Ende des Kokons; ihre Chitin- Haut spaltet sich, und die „Motte“ (Schabe) bricht hervor. Es giebt jährlich mehrere Bruten, und da die Brombeeren zum Teil ihre grünen Blätter behalten, so ist es möglich, die Raupe selbst in milden Wintern zu finden. Doch kann man April, Juli und Oktober als die eigentlichen Monate für die Raupe annehmen. Der Falter zeigt sich dementsprechend Ende Mai und im Juni, dann wieder im August und Oktober (Rößler) nicht eben selten. Stainton bemerkt, daß er bei windigem, aber sonnigem Wetter bisweilen an Bretterzäunen und Baumstämmen sitzend angetroffen werde. Möglicherweise wird er auch aus Brombeersträuchern oder diesem benachbarten Gebüsch zu seiner Flugzeit aufzuscheuchen sein. Die Charakteristika des aus der Larve gezogenen Falters, besonders der ganze Habitus (Flügelform, die auffallend langen Fransen der lanzettartigen Hinterflügel etc.), lassen uns über seineZugehöriokeit zum Genus Nepticula nicht im Zweifel. Derselbe gehört weiter offenbar zu jener Abteilung desselben. in welcher die Vorderflügel auf der Oberseite mit einer einzelnen, glänzend metallischen Binde geschmückt sind. Stainton kennzeichnet die Art als Nepticula aurella in seinem unübertrefflichen Werke; „The natural history of the Tineina“, 13 parts, 1855 — 1873, wie folgt: Flügelspannung unge- fähr 1 cm (3 bis 31/2“) — der Strich in der Ab- bildung bezeichnet die Länge eines einzelnen 1397. 114 Nepticula aurella (Fabr.) Stt. bekannten Vertreter der Gattung. Kopf und Gesicht rötlich gelb in beiden Geschlechtern; Taster weißlich;: Fühler bräunlich mit weißlichem Wurzelgliede. Die Vorderflügel prangen in einem reichen Goldbraun, das weiterhin nach dem Außenrande zu in tiefe Purpurfarbe übergeht; etwas hinter der Mitte erglänzt eine fast gerade, gleichmäßig breite, blaßeoldene Binde, an welche sich der Außenteil des Flügels tief violett anschließt; Fransen bräunlich. Hinterflügel grau mit gleichfarbigen Fransen. Rückenschild ın der Farbe der Vorderflügelbasis. Hinterleib grau, mit ockergelbem Afterbusch des Männchens. Beine dunkelgrau, letztes Glied der Hinter- tarse blaß ockergelb. Unterseite der Vorder- flügel grau purpurfarben, schwach irisierend, ohne Spur der Binde, mit dunkleren Fransen. Das Ei wird — wir kehren zur Betrachtung der Lebensweise zurück! — an die untere, selten die obere Blattseite des Brombeer- strauches gelegt. Kaum ausgekrochen, bohrt sich die Raupe auch schon ins Blatt und beginnt zwischen den Blatthäuten an der oberen Seite des Parenchyms zu fressen, indem sie in einem unregelmäßigen, schwach sewundenen Wege von mäßiger Weite vor- rückt. Die minierte Stelle ist nur auf der oberen Blattseite sichtbar, anfangs grünlich grau, allmählich in grünlich weiß übergehend, mit einem schwärzlichen Kotfaden längs der Mitte. Die aurella kommt wahrscheinlich überall (dort vor, wo ihre Futterpflanze, die Brombeere, wächst, und wenn die Raupen auf Geum urbanum, Fragaria vesca und Rnbus idaeus zu derselben Art gehören (Stainton), woran ich allerdings zunächst zweifeln möchte, so ist ihre Verbreitung vermutlich noch größer. %s ist aber in der That schwer, die Ver- breitung irgend einer Art dieses Genus mit irgend einer Genauigkeit anzugeben, da so wenige Entomologen sich bisher mit diesen Faltern beschäftigt haben, trotzdem sie des Interessanten so Außergewöhnliches bieten. Deutschland, Frankreich und England werden Art wohl ziemlich allgemein besitzen. Bereits aurella in seinem „Systema entomologiae“ (1775); doch möchte Stainton diese Art zuerst Die findet die Fabrieius beschreibt eine Tinea (1855) unverkennbar aufgestellt haben. Notiz Insekt [früheste iiber dieses man in Reaumurs „Memoires pour servir A /’Histoire des Insects“ (ca. 1740). „Es giebt eine große Menge Arten, deren Farbe ziemlich angenehm gelb, fast bernsteingelb, ist; so sehen die Platzminierer des Apfelbaumes aus, und auch die Gallerienminierer der Brombeerblätter“. Er scheint aber mit dem Falter selbst nicht eigentlich bekannt ge- wesen zu sein. Im ganzen schließt sich die aurella in systematischer wie biologischer Beziehung der Nept. angulifasciella Stt. eng an, welche S. 200, Bd. I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ betrachtet worden ist. Zu den Neptieulen gehören überhaupt die kleinsten bekannten Falterarten. Besonders ihre Raupen sind sehr ausgezeichnet durch den Mangel wahrer Krallenfüße und den unentwickelten Zustand der häutigen Füße, indem diese der Hakenkränze entbehren und dabei die Stelle jener mitvertreten müssen. Auber dem ersten Segment hinter dem Kopfe und dem After-Segment trägt jedes ein Paar dieser 15 ungewöhnlichen Beine; doch ist das dritte Paar derselben weniger entwickelt als die anderen und daher leichter zu übersehen. Die Puppe zeigt die Teile des zukünftigen Insekts schärfer ausgeprägt als die meisten anderen Schmetterlingspuppen; sie ruht stets in einem Kokon. Über die Gewohnheiten der entwickelten Tiere sagt Stainton im weiteren: Das voll- ständige Insekt wird im Freien selten ge- funden, außer bei windigem Wetter, und dann sitzt es an der geschützten Seite eines Bretterzaunes oder in den Rindenspalten eines Baumes verborgen. Bisweilen sieht man es auch bei heiterem, sonnigem Wetter um die Zweige seiner Futterpflanze fliegen. Aber die bei weitem größere Anzahl hat eine sehr verborgene Lebensweise, so daß man von (der Existenz vieler, äußerst häufigen Arten nicht die geringste Ahnung hatte, bis ınan sie aus ihren Raupen erziehen lernte, 2. B. viscerella, mierotheriella. Die Schnelligkeit, mit welcher Nepticula laufen kann, ist wunderbar; ihre Beine weiß sie vortrefflich zu gebrauchen. Auch fliegt sie, erschreckt, leicht auf, und obeleich sie an einem Zaun oder Baum- stamm in vollständiger Ruhe erscheint, muß der Sammler doch sehr behutsam zu Werke sehen, wenn er sie erbeuten will. eine Nepticula aurella (Fabr.) Stt. Originalzeichnung für die „TInıstrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. Chr . Schröder, 116 Höhleninsekten. Die Raupen minieren geschlängelte Wege im Innern der Blätter, deren Formen-Mannig- faltiskeit bei den verschiedenen Arten eine recht große ist; sie durchlaufen jede Ab- stufung von einem schmalen Minengange bis zu einer Blatter. Die Mine wird immer an der Oberseite des Blattes angelegt; nur eine Art, trimaculella, miniert ohne Unterschied an beiden Blattseiten. Ist die Raupe aus- gewachsen, so verläßt sie die Mine; nur zwei, septembrella und weaveri, weichen, wie ich Stainton entnehme, von dieser Regel ab, indem sie sich in ihrer Mine verpuppen, ausnahmsweise auch andere Arten. — Die Kokons ihrer Puppen sind nach den Arten in Form, Farbe und Gewebe verschieden; nicht selten läßt sich die Species unmittelbar an dem Kokon erkennen. Im Jahre 1854 waren bereits 33 Nepticula- Arten bekannt, deren Anzahl bis heute er- heblich gestiegen sein möchte. Dieses Genus gehört zu den interessantesten Falter- Gattungen und ist einer erhöhten Auf- merksamkeit der Lepidopterologen, wie über- haupt die Klein-Schmetterlinge, sehr wohl wert. —— [u — Höhleninsekten. Von Schenkling-Prevöt. Das Vorkommen der einzelnen Arten, sowohl der Grotten-, als auch der Steinfauna, ist fast durchweg ein sehr lokalisiertes ; so sind namentlich die Anophthalmen meist auf eine einzige Höhle oder die Höhlen eines Thales beschränkt. Während weiter die Leptoderus- Arten nie im zwei Formen in einer Grotte vorkommen, leben von den Anophthalmen zuweilen zwei Arten in einer Grotte. Kurze Mitteilungen über die Lebens- weise der Grottenkäfer sind überall ein- gestreut; nur soll hier noch darauf hin- gewiesen werden, daß die Bewohner des Höhleninnern einen Winterschlaf nicht halten (Leptoderus-Arten, Oryotus und Machaerites), und daß auch manche den mittleren Grotten- regionen angehörige Arten in weiter nach innen gelegenen Grottenpartien anzutreffen und dann einem Winterschlaf gleichfalls nicht unterworfen sind. wie die Anoph- thalmus-Arten, Adelops-Arten und Troglo- rhynchus anophthalmus. Überhaupt scheint dieser letztgenannte eigentümliche Wande- rungen in dem Verlaufe der Jahreszeiten zurückzulegen. Dr. Joseph, der ihn in allen Grottenräumen antraf, läßt sich in dieser Hinsicht über ihn etwa folgendermaßen aus: Der Rüsselkäfer kommt besonders in solchen (rotten vor, welche von Baumwurzeln durchdrungen werden, oder an deren Boden und Wandungen solche bloßgelegt sind, doch auch einzeln in solchen Grotten, in welchen jede Spur von Baumwurzeln fehlt. Rechnen wir hierzu die Thatsachen, daß (Fortsetzung aus No. 7.) dieses Tier auch außerhalb der Grotten unter Steinen und an Baumwurzeln subterran ge- funden wird, und darin zweitens mit seinen Gattungsgenossen in den Pyrenäen: Troglo- rhynchus martinii Fairm., terricola Linder, und in Italien: T. latirostris Bergagli, dann mit seinen unterirdisch lebenden Verwandten, z.B. Raymondia appennina, longicollis, Sardoa perris, fossor Aube u. s. w., sowie etwas entfernteren Verwandten, wie Urypharis und Alaocyba, übereinstimmt, endlich drittens besonders helle Exemplare im Sommeranfange und sehr dunkle Individuen im Spätsommer an den Decken der Grotten gefunden werden, so erscheint die Vermutung gerechtfertigt, daß Troglorhynchus anophthalmus seine Entwickelung, aus dem Ei zur Larve, Puppe bis zur definitiven Gestalt, nicht in den: Grotten durchmacht, sondern im Spätsommer oder Herbst nach erfolgter Begattung aus den niedrigen, in höher gelegene Grotten- räume aufsteigt, um durch Risse in der Decke, durch welche die Tagwässer durch- sickern, die Grotten zu verlassen und seine Eier außerhalb derselben an Baumwurzeln abzusetzen, wenn er solche in den Grotten selbst nicht antrifft. Hier entwickeln sich die Larven, machen ihre weitere Ent- wickelung zur Puppe und bis zum aus- gebildeten Insekt durch, das dann durch Risse in den Decken der Grotten deren innere Räume wieder aufsucht, um bis nach erfolgter Begattung, die im Juli und August >’ stattfindet, darin zu bleiben. 0 a u Au, Du De a A Er in u N 20 "1.2 au an ln nd na al nk ann Haan du nu) Zinn u lb nu all 3 ud) Hal u uud. iD An ad und Albin un ud li tn De En en ERBE RN WI Ser 2 7078 2,507 202252 ee Höhleninsekten. Während die Grotten der Urgebirge eine nur äußerst spärliche Tierwelt beherbergen, kommt in den Höhlen der jüngeren Gebirgs- arten, vom Jura an, eine reichere Fauna vor. Wennschon die Bewohnbarkeit einer Grotte in erster Linie durch die Nahrungs- verhältnisse bedingt wird, so konnte Dr. Joseph doch feststellen, daß diejenigen Höhlen am reichsten bewohnt waren, in denen der BildungsprozeßB des Tropfsteins noch fortdauert, die feucht und ohne scharfen Luftzug waren, wodurch die Bildung von Tümpeln, Seen, kleinen Bächen u. s. w. ge- fördert wird. Für die südlicheren Blind- käfer (Steinkäfer) konstatierte Dieck, daß _ möglichst thonreicher Kalk- oder Mergel- boden für sie Lebensbedingung ist, und daß trockene Wärme die Tierchen sofort tötet, selbst kräftigere Gestalten, wie Amauro- rhinus und Orypharis, verendeten, wenn sie lebend in der Sammelflasche heimgetragen werden sollten. Während früher allgemein angenommen wurde, daß die Jagd auf augenlose Stein- käfer nur im Winter dankbar sei, so ist man heute zu der Ansicht gekommen, daß dazu alle Jahreszeiten geeignet zu sein scheinen, sobald nur der Boden durch reich- lichen Regen angefeuchtet ist. Das Sammeln der Grottenkäfer geschieht bei Kerzen- beleuchtung, wobei das Licht am linken Zeigefinger befestigt wird, während man zwischen Daumen und Mittelfinger die Sammel- flasche trägt. Lupe und Pincette trägt man zu etwaigem schnellen Gebrauch an einer Schnur um den Hals. Während die Volar- fläche des Daumens der linken Hand die Flaschenöffnung verschließt, führt die rechte freie Hand Pinsel und Pincette. Während man in den innersten Grottenräumen zu allen Tages- und Jahreszeiten Arthropoden an- treffen kann, sogar in ihren einzelnen Stadien, muß man beim Fange der Tiere in den vorderen Teilen der Höhle wohl mit jenen Faktoren rechnen. Bei der Unebenheit der Grottenwände mit ihren Vertiefungen, Ritzen u. s. w. und bei dem unebenen Boden der Höhle ist die größte Aufmerksamkeit beim Fange unbedingt erforderlich, um so mehr, als die meisten Grottenkäfer die braun- bis graugelbe Schutzfärbung tragen. Bei ihrer Zartheit ist fernerhin beim Ergreifen Vorsicht zu beachten, Sammelt man auf dem Boden, ul dann decke man ein weithalsiges Sammel- glas auf das erspähte Tier, um es erst bei beginnender Betäubung (Chloroform) mittels der Pincette zu fassen und in das Fangglas zu befördern. Die schnellfüßigen Arten der Gattung Anophthalmus erhält man auf diese Weise zum wenigsten stets unverletzt. Die Adelops- und Leptoderus-Arten ergreift man am bequemsten mit einem befeuchteten Pinsel und bringt sie damit m die Fangflasche. Den Grottenstaphylin Glyptomerus cavicola Müll. und die Sphodren werden mittels der Pincette an einem Hinterbeine gefaßt; beide lassen sich übrigens gern ködern, nur müßte dann längere Zeit behufs Durchforschung eine Höhle zur Verfügung stehen, da der Zersetzungsprozeß in der Höhleja verlangsamt wird. Troglorhynchus, Adelops und Lepto- derus lassen sich oft zu Boden fallen, wenn sie die von der Kerze ausstrahlende Wärme empfinden. Die Leptoderus-Arten schreiten zwar langsam und bedächtig tastend einher, müssen aber aus angegebenem Grunde schnell mit einem befeuchteten Haarpinsel von der Wand oder dem Fußboden abgestrichen werden. An zerschnittenen Pilzen, Früchten, . Käsestückchen u. s. w. fängt man in den vorderen Grottenräumen augenlose Tricho- pterygiden. Um Adelops- und Anophthalmus- Arten zu erbeuten, gräbt man, nach Vorschlag Josephs, ein Fläschchen mit Schneckenfleisch oder Käse bis über den Halsrand in die Erde, legt darauf einen Stein, und zwar so, daß nur eine solche Öffnung bleibt, die gerade eine Anophthalmus durchkriechen kann: für Sphodrus-Arten muß natürlich die Öffnung größer sein. Augenlosigkeit kommt indes nicht allen Grottenkäfern zu, und wiederum diesen nicht ausschließlich; auch oberweltliche Coleopteren entbehren der Augen. Immer sind es aber solche, die verborgene, dunkle Lokalitäten bewohnen. Neben dem oben genannten Staphylinier GlIyptomerus cavicola Müll. seien hier beispielsweise genannt! Claviger testaceus PreyBl. und CI. longicornis Müll., beide sind Bewohner der Ameisenbauten, die Silphide Leptinus testaceus Müll., die Lathridie Langelandia amophthalma Aube, der rost- braune Rüsselkäfer Troglorhynchus anoph- thalmus Schmidt, der Staphylinide Typhlo- bium coecum Frie., Aglenus brunneus und Anommatus 12-striatus. Auch der sein 115 Höhleninsekten. ganzes Leben hindurch schmarotzend auf dem Biber Europas und Nordamerikas ver- bringende Platypsyllus castoris Bits. ist blind. Die Zahl der oberirdisch lebenden blinden Käfer ließe sich noch erweitern; man würde auch sofort erkennen, daß alle genannten Tiere schattenliebend sind und unter Laub, faulem Holz, Steinen und ın Ameisennestern gefunden werden. Während die Käfer, welche wir oben als Bewohner des Höhleneingangs kennen lernten, noch mit normal gebauten Augen begabt sind, weisen die Sehorgane der die mittlere Höhlenzone bewohnenden Arten bereits Veränderungen, und zwar Rück- bildungen, auf. Es sind, wie schon gesagt, kleine Laufkäfer aus den Gattungen Trechus und Bithinus, bei denen das Auge nur aus 20 bis 50 Facetten zusammengesetzt ist, während die Zahl derselben bei den licht- liebenden Verwandten in die Hunderte geht. Je tiefer und je mehr das Tier im Dunkeln lebt, desto mehr schreitet die Rückbildung vorwärts, bis das Auge schließlich ganz schwindet. Doch ist die Stelle am Kopfe, welche das Auge normalerweise einnimmt, bei manchen troglophilen Coleopteren noch kenntlich. So hat z. B. der schon mehrfach erwähnte augenlose Kurzflügler Glyptomerus cavicola aus den Krainer Tropfsteingrotten an Stelle der Augen einen ovalen, lichten Fleck, den Dr. Joseph als „einen Eindruck, in dessen Grunde mehr nach hinten ein sehr kleiner, undeutlich erhabener und mit einer weißen Membran bedeckter Punkt, dessen Oberfläche bei sehr starker Vergrößerung wie granuliert und gegittert erscheint“, be- schreibt. Die Modifikation der Haut ist also noch vorhanden; das Auge selbst ist verschwunden. Ebenso sind die Augen des in den Apenninen vorkommenden und auch bei Florenz in Gräben unter Genist ge- fangenen Glyptomerus etruscus Piece. be- schaffen. Aus Nordamerika ist eine blinde Silphide bekannt, dem europäischen Leptinus testaceus nahe verwandt, es ist Leptinillus validus Horn, die gleichfalls durchscheinende Augenflecke zeigt. Bei Anophthalmus milleri ist das kleine, längliche Auge noch schwarz, aber nicht glatt, wie bei den übrigen Arten der Gattung, an deren Kopfseiten eine glatte Erhebung auf das frühere Vorhandensein von Augen hindeutet. Bei Aphaenops ist die Spur von Augen auf ein äußerst kleines, verlängertes, gleichfarbiges Feldchen be- schränkt. Spelseodytes miriabilis, eine winzig kleine Dyschirie aus der Gruppe der Scaritinen, welche in einer Grotte der Herzegowina gefunden wird, weist an Stelle der Augen nicht mehr einen lichteren Fleck, sondern einen gelbrötlichen Wulst auf. Auch bei einigen Arten von Anophthalmus und Aphaenops fand Grenier Rudimente oder Spuren von Augen in Gestalt. kleiner Erhebungen. Ebenso hat der in Kroatien vorkommende Trichopterygide Neuglenes tenellus Er. (rotundicollis Motsch) an Stelle der Augen undeutliche Augenhöcker. Die- selben sind bei Neuglenes apterus Guer. mit einem Börstchen besetzt, was auch bei dem Krainer Grottenlaufkäfer Anophthalmus capillatus Sturm., „dem behaarten Ohnaug“, und 4Adelops capilliger der Fall ist. Statt dieses Tasthaares besitzen die Arten einer anderen blinden Käfergattung (Amaurops) eine dickere Tastborste oder ein zartes Taststäbchen, welches einem mit rauher, höckeriger Oberfläche versehenen Tuberkel aufsitzt. Bei anderen Käfern, wo man gar keine Modifikation an der Augenstelle ent- deckt, ist die Rückbildung noch weiter vorgeschritten, wie bei den Gattungen Leptoderus, Adelops u. a., indem nichts zu finden ist, was auf die Anwesenheit der Augen schließen ließe. Von den Trechus- Arten wurde schon gesagt, daß die Zahl der Facetten ihrer Augen abnehme, je mehr die Tiere Dunkelmänner sind. So hat man auch die Anophthalmus - Arten als wirkliche Trechinen aufgefaßt, die, den Ritzen und Spalten der Felsen folgend, in die Höhlen gelangt sind und dort reichlich Nahrung, Schutz vor Verfolgern, kurz, alle Bedingungen einer ihnen zusagenden Existenz gefunden haben. Der Wohnort aber hat seinen Einfluß auf sie ausgeübt; das Auge, ohne Verwendung, ist allmählich verkümmert und geschwunden. So steht es auch bei den zahllosen Kurzflüglern, unter denen die artenreiche Gattung Lathrobium sich an aufhält. (Fortsetzung folgt.) feuchten Orten + — a ia ENT» ru PA F Rückenhäkchen, Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. 119 Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. Von Max Müller. (Fortsetzung aus No. 7.) Höchst charakteristisch sind die Larven der Laufkäfer (Carabidae). Alle äußern, mit Ausnahme der Larve des Getreidelaufkäfers (Zabrus gibbus Fabr.), beständige Mord- lust; ihre langen Beine haben je zwei Klauen, am Kopfe erkennen wir vier bis sechs Punktaugen. In den Nestern des Prozessions- spinners (Unethocampa processionea L.) fand ich vor Jahren nicht selten Puppenräuber- larven (Calosoma sycophantha L.). Sie mor- deten hier unersättlich — fast noch wütender als der goldgrün gepanzerte Käfer selber — bis das Gespinst leer gefressen war. Einstmals überraschte ich eine solche Larve, welche das Weibchen vom Kiefern- spinner (Gastropacha pini L.) gepackt hatte nnd demselben die Eier aus dem Leibe .zerrte.e. — Die Raublarve des Sand- läufers (Cicindela L.) hat sich dem trockenen, öden Sandboden angepaßt. Da ihn vorwiegend flüchtige, sonnenliebende Tierchen beleben, die für gewöhnlich schwer zu erhaschen sind, so ahmt sie die List des Ameisenlöwen nach. Sie bohrt ein senk- rechtes, röhrenförmiges Grübchen, in welchem dieselbe verborgen lauert, um jedes hinein- stürzende Opfer zu ergreifen. Die ungenieb- baren Überreste werden wieder an die Ober- fläche befördert, deshalb kommen ihr beim jedesmaligen Auf- und Niedersteigen zwei sowie kleine Hornplatten im Genick sehr zu statten. In der Regel erscheinen die Larven — ähnlich den vollendeten Insekten — um so vielseitiger beanlagt, je mehr sie frei leben, schalten und walten. Ohne Zweifel sind sie dann zwar schlimmer von der feindlichen Außenwelt bedroht, dafür arbeitete Gottes schöpferische Natur aber auch unverkennbar an der Verbesserung ihres gesamten Or- ganismus und vererbte ihnen Vorzüge und Fähiekeiten, die sie für ein freieres und doch genügend gesichertes Leben trefflich aus- zunutzen wissen. JedeanStengeln, Blättern etc. wohnende Larve bestätigt uns das, sobald wir sie nur einer näheren Betrachtung würdigen. Unter den Käferlarven sind wenige Arten als Blattfresser bekannt, um so bemerkenswerter aber treten sie in einer recht vielfältigen Gruppe: bei den Blatt- käfern (Ohrysomelidae), hervor. Manchen Sommer wird das Laub der jungen Erlen- sträucher, Pappelbüsche ete. von ihnen völlig skelettiert, und wir haben da Gelegenheit genug, diese Tierchen als Charaktertypen näher anzusehen. Es sind beim Erlen- (Gal. almi L.) wie beim Pappelblattkäfer (Lina populi L.) kleine, gedrungene, schnellfüßige Wesen, welche in ihrem Bau an die Coceci- nellidenlarven erinnern, je nach der Häutung in Bezug auf Größe und Farbe mehr oder weniger auffallend und durch ihre feste, warzige Haut ziemlich widerstandsfähig gesen Witterungseinflüsse. Am meisten überrascht bei verschiedenen Arten die wunderliche Manier, sich zum Schutze gegen Feinde und gegen die brennende Sonne unter dem eigenen Kote zu verbergen. So sind z. B. die Larven der Zirpkäfer (Lema F.), von denen das schar- lachrote Lilienhähnchen (L. merdigera L.) ja allbekannt ist, meist ganz mit ihren Ex-. krementen bedeckt. Die ringsum mit fein- ästigen Dornen besetzte Larve des Schild- |käfers (Cassida L.) weiß sich noch unkennt- licher zu machen. Sie schafft aus den ab- gestreitten Häuten und klebrigen Auswurf- stoffen eine Art Schutzdach, welches sie mit Hilfe einer Schwanzgabel bedächtig über ihrem Rücken trägt. Die Larven der Gattung Olythra wiederum kitten ein vollständiges Gehäuse um sich zusammen; und so weisen die Blattkäferlarven noch allerlei Eigenheiten auf, deren Beobachtung freilich viel Geduld und einen besonderen Scharfblick erfordert. Übrigens verfahren auch Larven anderer Kerf- gruppen in ähnlicher Weise. Die Kotwanze (Reduvius personatus L.), welche als Feind ihrer ekelhaften Schwester Bettwanze gilt, hat ihren wenig schmeichelhaften Namen deshalb, weil ihre Larve nicht nur in schmutzigen Winkeln umherstöbert, sondern auch ganz in Kehricht und Staub eingehüllt ist, daß man sie schwer herausfindet. Eine Art der Blatt- lauslöwen (Osmylus chrysops L.) umgiebt sich mit den Bälgen der ausgesaugten Blattläuse. Unter den frei an Pflanzen lebenden Larven stehen die Raupen obenan. Jeder Knabe kennt sie als die Vorgestalten des 120 zukünftigen Schmetterlings, und wir finden es heute nach der Mitteilung Darwins un- begreiflich, daß noch in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts die Behörden von St. Fernando (Chile) jemand wegen Hexerei verhaften ließen, weil aus seinen gesammelten Raupen Falter entstanden. — Gerade die allerwärts kriechende Raupe regte zuerst zu einem tiefer gehenden Larvenstudium an; sie giebt gleichzeitig einen Beweis von der interessanten Viel- seitigkeit desselben. Schon die Gestalt ist charakteristisch genug. Dieser schwerfällige, schlauchartige Körper, für möglichst reich- liche Nahrungsaufnahme berechnet und durch die lang gestreckte Form wiederum doch geschmeidig zum Klettern welch ein Gegensatz zu dem elfenleichten Luftgaukler! Damit die lange Larve am feinen Blattrande, am dünnen Hälmchen aber sicher fortkommen kann, sind neben den hornigen Brustbeinen, die denen des Schmetterlings entsprechen, noch eigenartige Klammerapparate (pedes semicoronati) aus dem fleischisen Körper vorgestülpt mit zwei elastischen, saugnapf- artigen Endlappen, deren Außenrand dicht mit einwärts gekrümmten Hafthäkchen be- setzt ist. Die zweilappige Sohle zum festen Umfassen der Gegenstände fällt jedoch als überflüssig bei den im Pflanzeninnern oder Säcken lebenden Raupen fort; wir finden bei ihnen sogenannte Kranzfüße (pedes coronati). Zahlreiche provisorische Bauchbeine treffen wir sonst einzig nur noch bei den „Afterraupen“ der Blatt- wespen (Tenthredinidae) an, welche mit den Schmetterlingslarven die gleiche Lebensweise teilen. Hat nun letztere auch einen gewissen Einfluß auf eine bestimmte Gestaltung des Körpers wie seiner Organe, so meidet die Natur doch allerwärts streng das Schablonen- hafte, und die einzelnen Individuen über- raschen stets durch die höchste Mannig- faltigkeit. Schon ein und dieselbe Raupe verändert oftmals durch die Häutung ihr Aussehen ganz wesentlich”); aber wie dem in *“) Die jungen Raupen von Ayka tau L. haben z. B. fünf bis sechs lange, rote Dornen, welche mit der dritten Häutung infolge von Rückbildung verschwinden; es treten dann auf der grünen, rauh gekörnten Haut längs des Rückens neun Höcker hervor. Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. auch sei: Fast immer bietet letzteres ein wirksames Schutzmittel für den kleinen, frei lebenden Kostgänger. Bald sind die Raupen mit Dornen und Stacheln, bald wiederum mit Höckern, borstigen Warzen oder langen Haaren bedeckt, so daß sie selbst bei auffallender Färbung meist un- behellist bleiben. Denken wir z. B. nur an die lebhaft gezeichneten Büschelraupen der Pfeileulen (deronycta O.) u. a., die sich bei drohender Gefahr sofort zu einem dichten Haarballen zusammenkugeln, um unkenntlich und abschreckend zu erscheinen;. vielfach sondern die spröden, leicht brechenden Haare noch kondensierte Ameisensäure ab (z. B. bei Onethocampa). Die Raupen der Papilioniden suchen ihre Feinde einzu- schüchtern, indem sie plötzlich zwei feischige Zapfen aus dem Nacken hervorstrecken, während die des Gabelschwanzes (Harpyia vinula L.) zwei dünne Endgeißeln vor- schnellen und diejenigen der Sphingiden unverhofft den Vorderleib sphinxartig heben, wobei sie, gleich den zuletzt genannten, oft widrigen Saft ausspritzen, der dem Gegner meist den Appetit verdirbt. Bei der Wein- schwärmerraupe (Sphinx elpenor L.) kommen noch grelle Augenflecke hinzu, welche dem trotzig aufgebäumten Tiere ein besonders hoshaftes Aussehen geben. Die absonder- lichen Larven des Buchenspinners (Stauropus fagi L.) verstehen sich auf allerlei wunder- liche Verrenkungen und Schreckstellungen ausnahmsweise meisterhaft, im Gegensatz zu den Stabraupen der Spanner (Geometridae), welche konstant die starren Zweige nach- ahmen. Sehr häufig zeigt die Grundfarbe eine merkwürdige Übereinstimmung mit der gewohnten Umgebung. So stechen die licht- scheuen „Erdraupen“ (Agrotidae O.) wenig von der Bodenfärbung ab; Ordensband- und Gluckenraupen sehen grau wie Baumrinde, unzählige andere grün wie das Laub aus, an dem sie gewöhnlich sitzen. Auf den Blättern meiner Georginen hatten sich massenhaft die Raupen der Knötericheule (Mamestra persicariae L.) eingefunden. Ihr allgemeiner Farbenton entsprach nicht nur dem Blattgrün, sondern die dunklen Rücken- flecke erinnerten auch auffallend an das Blattgeäder. Ebenso ruhten an den ver- trockneten Blütenköpfen öfters die Larven des Geißblattspanners (Crocallis elinguaria 1.); EEE TR aber selbst ein geübtes Auge hatte einige Mühe, beide Arten aufzufinden. Höchst interessant und nach ihren tieferen Ursachen rätselhaft ist die verschiedenartige Farbenanpassung bei ein und derselben Raupe, je nachdem sie von Jugend auf diese oder jene Futterpflanze auswählt. So sind die auf Birken wohnenden Raupen des bekannten Birkenspanners (Amphidasis betu- larius L.) rindenfarbig, auf Eiche aschgrau, auf Ulmen mehr gelblich, auf Pappeln und Weiden endlich gelblich grün und oben rostfarben angehaucht, ohne daß deshalb der Schmetterling merklich abänderte. Auch die Nonnenraupe (Ocneria monach«a L.) finden wir auf Tannen und Lärchen gemeinhin dunkler als auf Kiefern. Am weitgehendsten sind die Farben-Varietäten beiden Eupithecia- Raupen. Jeder der geehrten Leser erinnert sich hierbei wohl der hübschen Kunstbeilage „Eupithecia oblongata“ zu dem fesselnden Aufsatze des Herrn Dr. Schröder-Kiel über „Experimental - Untersuchungen etc.“ in No. 12 der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“. Nun giebt es allerdings auch Raupen in Menge, die ein überaus grelles, von ihrem Wohnplatze scharf abstechendes Kleid tragen, das dabei weder dornie noch behaart u. dgl. ist. Aber gerade diese auffallenden Kenn- zeichen sind „Widrigkeitsetiketten“, „War- nungs- oder Trutzfarben“. Sie machen den erfahrenen Feind sofort auf böse Eigen- schaften solcher Raupen aufmerksam, weshalb er dieselben vorsichtig meidet; vielfach leben sie auf Giftpflanzen und sind darum ungenießbar oder gar gefährlich für andere Tiere. Unsere Vögel fressen mit Vorliebe gerade die matt gefärbten, glatten Larven, verschmähen indes bei allem Appetit die zugeworfenen, bunten Raupen des W olfsmilch- schwärmers u. a. Zum Zwecke der all- gemeinen Sicherheit fehlt verschiedenen Raupen selbst ein gewisses Kunsttalent nicht. Bei den Sackträgern (Psychidae) verfertisen dieselben Röhren aus Stengel- teilchen, Holzspänen etc., bei den Wicklern (Tortricidae) spinnen und rollen sie häufig Blätter zusammen, zwischen denen sie leben. Die in Gesellschaft wohnenden Arten schaffen gemeinsam dauerhafte, filzige Gespinste, um unter diesen „Schleiern“ en famille geborgen zu sein. Kleirraupen mit unvollkommenem | Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. Gehwerk spinnen in Verlegenheit eilig Hilfs- seile zur schnelleren Flucht. Alle diese Fakta geben jedenfalls einen deutlichen Beweis von den ebenso viel- fältigen als originellen Schutzmitteln der frei lebenden Larven. Wie der Aufenthalt den Individuen ein ganz bestimmtes Gepräge giebt, zeigen auch deutlich die Wasser-Larven. Mit dem angehäuften Schlamme der Fischernetze werden sie öfters in Mengen zu Tage ge- fördert. Meist sind es seltsame Formen mit deutlichen Schwanzfäden und allerlei be- wimperten Anhängen, welche gewöhnlich der Atmung dienen, seien es nun federartige Büschel — sogenannte Tracheenkiemen an den Seiten des Leibes — oder vielfach modi- fizierte Atemröhren, die jedesmal aus dem Wasser gesteckt werden, um den Sauerstoff direkt aus der atmosphärischen Luft ein- zusaugen. Alle Larven haben eine schleimig trübe, fischgraue Färbung, nirgends einen bunten Schimmer, so daß sie im Zwielicht der Tiefe einesteils ihre Opfer bequemer beschleichen, andernteils den Feinden leichter entgehen können; denn auch die stille, schweigende Flut umschließt kein friedliches Leben. Gerade hier droht der Kampf ums Dasein schonungsloser als anderswo mit Vernichtung, um bei alledem zugleich, wie allerwärts in der Natur, Fortschritt und Entwickelung zu fördern; nur das Zweck- mäßige bleibt lebensfühig. Jede Wasser- Larve, die bei weitem interessanter ist, als sie oberflächlich aussieht, bestätigt es; sie könnte für ihre Lebensweise wahrlich nicht besser eingerichtet sein, wie sie es thatsächlich ist. Als echte Seeräuber erkennen wir sofort die Larven der Tauch- oder Schwimmkäfer (Dyticidae) an dem geschmeidig gestreckten Körper mit den langen, bewimperten, zwei- kralligen Beinen und dem breiten Kopfe mit den großen Kiefersicheln zum Aussaugen der Beute. Eidechsenähnlich schlängeln sich die Freßwütigen durch das feuchte Element, packen gleich ihren Eltern alles, was sie irgendwie überwältigen können, und ver- schonen selbst die schwächeren Brüder nicht. — Die plumpere Libellen-Larve, welche der Volksmund mit Recht „Fangfratze “ nennt, verrät mehr Katzennatur. Scheinbar lässig, aber doch beständig aufmerksam, kauert dieselbe am Rohrstengel, schleicht 122 Über Acclimatisierung von Insekten. listig dem nichts ahnenden Opfer nach, bis sie mit der pfeilschnell vorgestreckten Unterlippe, diesem merkwürdigen Fanse- apparate, der eben noch harmlos wie eine Maske über das Gesicht geklappt war, den Raub ergreift. Die Larve der Eintagsfliege (Ephemera L.), die zwei bis drei Jahre mit den Gefahren des Wassers rechnen muß, gräbt in die Ufer- wand 4—5 cm lange, wagerechte Röhren, immer zwei unmittelbar nebeneinander und in der Tiefe gleichzeitig in Verbindung stehend, so daß dieselbe, ohne sich um- zuwenden, leicht ein- und ausschlüpfen kann. Trotz alledem wird sie oft genug überlistet, häufig von ihren eigenen Verwandten, den Larven der Afterfrüählingsfliegen oder Per- liden, die ihr ganz ähnlich sehen, statt drei indes nur heimtückisch unter Steinen ete. lauern. Von den Fischen sern gefressen werden die Larven der eigentlichen Frühlings- oder Köcherfliegen (Phryganeidae), diesogenannten Hülsen- oder Sprockwürmer. Um. ihren Widersachern so wenig als möglich auf- zufallen, fertigen sie aus dem verschiedensten Material niedliche Gehäuse, worin dieselben zwei Schwanzfäden haben und | Bauen namentlich pflanzliche Stoffe, die einen bevorzugen, je nach der Umgebung, Blatt- stücke oder Wasserlinsen, andere schneiden sich wiederum Stengel und Stiele zurecht, welche sie bald quer, bald der Länge nach kunstvoll zusammenfügen. In klarem, fließendem Wasser heimische Sippen ver- wenden erößere und kleinere Sandkörner für ihre Hülsen, noch andere Arten lieben mehr das Aparte und umkleiden ihr Futteral mit winzigen Tellerschnecken, Erbsen- muscheln oder allerlei gemischtem Bau- material. So kriechen die kleinen Künstler, ihre tägliche Kost aus dem Pflanzenreiche nehmend, träge wie die Schnecken umher, damit sie von ihren Verfolgern möglichst übersehen werden, und dennoch fallen sie ihnen zur Beute; sogar eine kleine Schlupf- wespe (Agriotypus armatus Wilk.) taucht in die Flut, um im Hülsenwurme ihr Ei unter- zubringen. In grüne Blattstückchen gehüllt, finden wir unter dem Wasser auch gewisse kleine Raupen, nämlich die der Wasserzünsler (Nymphula), welche an Teich- rosen, Krebsschere (Stratiotes aloides L.), Laichkraut (Potamogeton) etc. vegetieren: zur Verpuppung suchen sie allerdings das beständig wohnen. Die in stehenden | Trockene auf. Gewässern lebenden Arten wählen zum (Schluß folgt.) — Über Acclimatisierung von Insekten. Von Dr. Prehn. Die Fauna unserer Erde ist — ebenso wie die Flora derselben — von jeher den verschiedensten Ver- und Umänderungen ausgesetzt gewesen, und zwar in früheren geologischen Epochen infolge kosmischer Einwirkungen, deren Gründe wir nicht kennen, welche aber die Tiere zwangen, entweder auszuwandern (so das Renntier aus Deutschland nach Norden), oder sich den neuen Verhältnissen anzupassen (wie manche Alpentiere, worunter auch Schmetter- linge), oder auszusterben (Mammut, Mastodon, die Saurier und andere); seit dem Auftreten des Menschen aber hat dieser für die größeren | Tiere die Regulierung sozusagen in die Hand senommen, indem er teils vernichtend, teils lördernd auftrat. Wo ist die Zeit, da man, wie Siegfried im Nibelungenliede, Löwen und Elche jagte, als in Mitteldeutschland der Wolf eine Land- plage war? Andere Tiere sind nahe daran, ausgerottet zu werden, weil der Herr der Schöpfung, den man wohl das größte Raub- tier genannt hat, ihr Fell, ihre Zähne oder sonst einen Teil von ihnen braucht: ich erinnere nur an den Biber, Elefanten, Büffel und Walfisch.h Auf der anderen Seite wiederum hat er die mannigfaltigsten wilden Tiere zu seinem Nutzen gezähmt, er hat das Pferd zum Reiten und. Fahren sich dienstbar gemacht, das dem alten Homer noch unbe- kannte Huhn von Ceylon aus verbreitet, das nützliche Kamel von Asien nach Australien und Süditalien geführt; durch seine Hand selangten die ersten Pferde und Rinder in die Pampas, auf seinen Schiffen breitete sich die Ratte über andere Weltteile aus, und seine Kanäle ermöglichen es den Fischen, x u TEN _ A. 5 7 Zr Ds Be ETIRT Über Acelimatisicrung von Insekten. 123 aus dem Roten ins Mittelländische Meer und aus der Nordsee in die Ostsee zu gelangen. Aber auch kleinere Tiere, namentlich Insekten, hat der Mensch, falls sie ıhm Nutzen zu bringen schienen, in Gegenden mit anderem Klima, von einer Region in die andere, oder in verschiedene Teile in ein und derselben Region absichtlich verpflanzt, während andere schädliche und lästige durch Hilfe seiner Verkehrsmittel dasselbe Schicksal erlitten und sich ım der neuen Heimat an das Klima gewöhnt, sich also acclimatisiert haben. Die Frage, wieweit Insekten bei der Acclimatisierung in Betracht kommen, zu beantworten, soll im folgenden versucht | werden. Was zunächst die Schmetterlinge betrifft, so ist der aus Ostindien, also der äthiopischen Region, stammende Antherea cynthia im die paläarktische und auch in die antarktische Region eingeführt worden und hat sich in beiden trefflich eingebürgert. In ersterer finden wir ihn in Frankreich, wo er -in Paris an Arlanthus glandulosa lebt, aber auch sonst nicht selten sein kann, da ein mir vorliegendes Schmetterlingsbuch von Berce sagt: „Diese Species findet sich fast überall, wo es Atlanthus giebt, in wildem Zustande: der Kokon bleibt den Winter über an den Ästen des Baumes hängen; der Falter ıst in fast ganz Frankreich ver- breitet.“ Ferner findet er sich in den süd- lichen Teilen des Kantons Tessin im oberen Italien am Lago Maggiore und Lago di Como an derselben Pflanze völlig eingebürgert (Insekten-Börse, 95, 18). In der antarktischen Region ist er seit etwa 30 Jahren auch bei New-York und Philadelphia heimisch geworden. Derselbe Falter hat sich, von emem Züchter an Atlanthus-Bäume aus- gesetzt, längere Jahre im Freien in der Nähe von Straßburg fortsepflanzt, jedoch sind die Schmetterlinge in der Größe etwas zurückgegangen. Jedenfalls ist eine Accelimatisierung desselben im Elsaß nicht schwer, ebensowenig als an anderen Orten, wo die Nahrungspflanze wächst. Auch der aus Japan stammende Antherea yamamay hat sich im Elsaß im Freien in überspannten Eichengärten gelegentlich wiederholt gepaart und seine braungrauen Eier an Äste abgelest: dieselben lieferten im nächsten Jahre wirklich Raupen, so. daß eine Einbürgerung dieses schönen Falters nicht ausgeschlossen zu sein scheint. Doch scheinen Versuche in dieser Richtung in größerem Maßstabe noch nicht angestellt worden zu sein. Zwar war der in Nordafrika, auf den griechischen Inseln und in Kleinasien heimische Danais chry- sippus eine Zeit lang bei Neapel ziemlich häufig, ist aber jetzt völlig verschwunden. Um so auffallender ist die öfter aufgetauchte Nachricht, daß er vereinzelt auf dem Riesen- gebirge gefangen worden sei. Mit Parnassius apollo sind ebenfalls Ansiedelungsversuche gemacht worden, z. B. auch im KRiesen- gebirge; doch scheint er von übereifrigen Sammlern immer wieder schnell ausgerottet worden zu sein. Von europäischen, nur an bestimmte Gegemden gebundenen Arten ist, soweit bis jetzt bekannt, nur Saturnia pyri in der Umgebung von Stuttgart eingebürgert worden, wo dieser größte aller Europäer als Seltenheit auftritt. Auch Europäer haben sich in anderen Erdteilen acclimatisiert, und befinden sich dort so wohl, daß sie meist großen Schaden anrichten. So sind Pieris brassicae und namentlich rapae aus der paläarktischen in die antarktische Region eingewandert. „Letzterer wurde zum ersten- mal 1860 in Nordamerika bei Quebeck beob- achtet. wo ein Sammler mehrere Stücke fing. 1863 wurden weitere Exemplare gefangen. Von jetzt ab aber verbreitete sich das Tier immer weiter. 1868 finden wir es in New- York, 1873 bei Charleston und 1874 in Florida. Eigentümlicherweise trat dieser Weißling immer zuerst an der Meeresküste auf, woraus geschlossen wurde, daß er durch Handelsschiffe eingeschleppt worden ist. Nach Scudders Beobachtungen erfolgte die Weiterverbreitung vorzugsweise nach Süden und Westen über die ganzen Vereinigten Staaten und den Südosten von Canada. Durch solches Überhandnehmen aber des fremden rapae verschwinden die ein- heimischen Oleracea und Protodice immer mehr.“ (Entomolog. Jahrbuch, 1892, S. 15.) Wer fühlt sich bei der letzten Bemerkung über das Aussterben der amerikanischen Weißlinge nicht unwillkürlich an das Ver- schwinden der Rothäute, der Maoris und der Ureinwohner von Australien, sobald sie mit dem weißen Manne in Berührung kommen, erinnert? Schädlich tritt ferner von Europäern auf Neuseeland und in Canada 124 Über Acelimatisierung von Insekten. Sesia tipuliformis und in Nordamerika Tro- chilium apiforme, die beide eingeschleppt wurden, auf. Dasselbe gilt von Zeuzera Ppyrina, dessen erstes Exemplar (Insekten- Börse, 1895, 23) anfangs der achtziger Jahre in Hoboken, wo die von Deutschland kommenden Dampfer anzulegen pflegen, beobachtet wurde; in der Mitte desselben Jahrzehnts wurde schon eine Anzahl Falter an elektrischem Licht gefangen, und jetzt ist kaum ein Baum in gewissen Anlagen von New-York von den Raupen mehr ver- schont, so daß dieser europäische Gast in der Neuen Welt eine wahre Landplage geworden ist, und das um so mehr, als er fast alle Baumarten angreift, während er bei uns ziemlich selten und nur an bestimmte Holzarten gebunden ist. Etwas Ähnliches eilt ferner von Liparis dispar, der Ende der sechziger Jahre von dem französischen Entomologen Trouvelot nach den Vereinigten Staaten eingeführt wurde, und der seitdem so überhand genommen hat und zur Land- plage geworden ist, daß jährlich Millionen von Mark für seine Vertilgung ausgegeben werden. Der aus China stammende Seiden- spinner Bombyx mori wird zwar in Italien und Frankreich massenhaft gezogen — in letzterem Lande betrug z. B. 1890 das (Gesamtergebnis gegen 800 000 kg’ Kokons —, kann aber, da er nicht im Freien aushält, sondern unter Dach und Fach gezogen werden muß, nicht als acelimatisiert gelten. Dasselbe ist der Fall mit Attacus pernyi, atlas, Actias selene und anderen, den Züchtern wohlbekannten exotischen „Seidenspinnern“. “ine sehr interessante Thatsache ist bei Acherontia atropos beobachtet worden. Der- selbe scheint erst zu Anfang des vorigen Jahrhunderts aus Afrika oder ÖOstindien nach Europa eingewandert zu sein (Entomol. Jahrbuch, 1895, S. 137 ff.) und hat sich im Laufe der Zeit über ganz Stideuropa ver- breitet, von wo aus jährlich er Vorstöße nach Norden macht. Nun hat man untrüg- liche Anzeichen, daß er bei Wien und auch sonst als Puppe öfter überwintert hat. wäre nicht ausgeschlossen, daß Schmetterlinge aus solch überwinterten Puppen sich begatten und fruchtbare Eier legen, was zur Folge hätte, daß eine all- mähliche Anpassung an nördlichere Verhält- nisse entstände, so daß zuletzt ein Heimisch- üs also werden des Falters nicht ausgeschlossen wäre. Ob dem so ist, wird die Zukunft lehren. Von Käfern hat sich der Kolorado- Kartoffelkäfer (Doryphora decemlineata) mit reißender Schnelligkeit von seiner ursprünglichen Heimat, den Rocky Mountains, wo er an Nachtschattengewächsen lebte, durch ganz Nordamerika verbreitet und die Kartoffel zur Nahrung gewählt, deren Knollenertrag er durch Abfressen der Blätter schädigt. Als Schädling trat er zuerst 1859 auf und hatte 1870 New - York erreicht, worauf man in Deutschland und Frankreich anfangs der siebziger Jahre die Einfuhr amerikanischer Kartoffeln verbot, um sich diesen unliebsamen Gast vom Leibe zu halten, und Brehm meinte in dieser Zeit, die Furcht vor einer Einschleppung sei erundlos. Doch erschien er 1877 plötzlich bei Mühlheim und bei Torgau und erregte gewaltigen Schrecken; durch energische Maßregeln, die die Regierung durchsetzte, wurde er scheinbar vertilgt, tauchte aber unerwartet zehn Jahre später wiederum bei Torgau auf. Seitdem schweigen die Akten über ihn. Ein anderer Schädling, Niptus hololeucus Fald.*), wurde (nach Karsch, Ento- molog. Nachrichten, 1880), 1835 zuerst als neue Art aus Kleinasien beschrieben, trat aber schon zwei Jahre später in großer Anzahl in Hoxton (England) auf, wohin er mit Borsten aus Rußland importiert worden war. Anfangs der vierziger Jahre zeigte er sich auf dem Festlande zuerst in Dresden, ebenfalls aus Südrußland eingeschleppt, und zwar diesmal mit Rhabarber. 1855 tritt er in Calais, 1862 in Hamburg auf, wahr- scheinlich von England aus. Drei Jahre später ist er in Greiz in einem Wollwaren- geschäft sehr häufig; zur Zeit des großen Krieges zeigt er sich in Kiel, etwas später in Lederhandlungen schädlich in Erfurt und Magdeburg; 1875 ist er schon nach Bergen und Christiania hinaufgewandert, während er in Deutschland drei Jahre später in Münster (Westfalen) und zuletzt 1888 im Berlin in größeren Mengen auftritt. Ein anderes unangenehmes Geschenk der paläarktischen Region in Nordamerika ist Scolytus rugu- losus, ein Borkenkäfer, der ebenfalls großen ®) Siehe „Kleinere Mitteilungen“, pag. 127 dieser Nummer. Die Redaktion. . Kr ern 7 VIE u in En ER Se Zr uabl u Zus Zul 7 En uhlne a Dual a Ad Zu ZZ ZZ WERE DEE EIER FRE Y i = 5 8 F : 2 Über Acclimatisierung von Insekten. 125 Schaden anrichtete. Um seinem verheerenden Treiben einen Damm entgegenzusetzen, haben die praktischen Amerikaner versucht, den Borkenkäferfeind Olerus formicarius bei sich einzubürgern, wozu Schaufuß das lebende Material lieferte; wie es den Anschein hat, ist der Versuch gelungen. Überhaupt ist der hauptsächlichste Grund zu einer so raschen und oft ins Ungeheure gehenden Vermehruns einseschleppter Schädlinge in dem Umstande zu suchen, daß ihre natür- lichen Feinde nicht auch die Wanderung mitmachten. Etwas Ähnliches sehen wir bei der Raupe des Totenkopfes, die in Dalmatien häufio mit Schlupfwespen besetzt ist, während die bei uns gefundenen Tiere deren nie haben, da die dortigen Braconiden und Ichneumoniden noch nicht zu uns gelanst sind und unsere einheimischen sich noch nicht an den Fremdline gewöhnt haben. Von Zweiflüglern ist die uralte Ge- nossin des Menschen, die Fliege, ihm über die ganze Erde gefolgt, ebenso wie der Floh, von dem es feststeht, daß die Spanier ihn nach Amerika einschleppten. Der Vetter desselben, der Sandfloh, Rhynchoprion penetrans, dessen Weibchen sich bekanntlich unter die Nägel der Füße, aber auch an anderen Stellen einbohrt, hier seine Eier ablest und dadurch bösartige Geschwüre er- zeugt, ist in neuerer Zeit aus dem tropischen Amerika nach Westafrika gelangt, wo er sich ausbreitet und sich wohl zu befinden scheint. Wir haben hier das Beispiel einer Acclimati- sierung eines Tieres der neotropischen Region in deräthiopischen. Ob dieGetreidemücke, Cecidomyia destructor, ein arger Schädling der Felder, wirklich von hessischen Truppen, die 1776 nach Amerika gesandt, d. h. von ihrem Landesvater dorthin verkauft wurden, dort eingeschleppt worden ist, ist nicht genau festzustellen. Jedenfalls nahm man es in der Neuen Welt an und gab ihr, als sie stark verheerend auftrat, den Namen Hessen- fliege (Hessian fly). Was sonstige Dipteren betrifft, so gab es nach v. Osten-Sacken auf den Sandwichinseln bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts keine Mücken; als aber so um 1830 herum ein mexikanisches Schiff an der Küste scheiterte und liegen blieb, erschienen sie bald in dessen Nähe, breiteten sich aus und sind auch dort eine Landplage &eworden. | Wahrheit entspricht, heuschrecke (Pachytylus migratorius) aus der Tartarei gekommen zu sein, von wo sie sich namentlich nach Südrußland verbreitet hat. Anfangs der fünfziger Jahre zeigte sie sich in Brandenburg und einige Jahre später in Pommern, doch ist es in unserem Vater- lande noch nicht zu so schrecklichen Ver- wüstungen gekommen, wie etwa in Rußland oder gar in Afrika, von wo aus fast alle Jahre Nachrichten über die von ihr ange- richteten Verheerungen nach Europa ge- langen. Im vergangenen Jahre haben sie z. B. in Deutsch-Südwestafrika alles Grüne vertilet und nicht einmal die Rinde der Bäume geschont. Recht’ unangenehm be- merkbar haben sich ferner zwei Arten von Schaben in Europa gemacht, von denen die eine, Periplaneta orientalis, aus Vorder- asien im Anfang dieses Jahrhunderts nach Deutschland gebracht zu sein scheint, von wo aus sie sich durch ganz Europa ver- breitet hat. In einigen Gegenden bei uns nennt man diese Tiere Russen, in Frank- reich aber Prussiens, woraus man wohl auf eine Wanderung derselben von Osten nach Westen schließen kann. Vor nicht allzu- langen Jahren ist aus Amerika eine andere Art, die Periplaneta americana, zunächst in deutsche Seestädte eingeschleppt worden, von wo aus sie sich nach dem Binnenlande hin ausbreitet. Auch auf den Canarischen Inseln ist sie heimisch geworden. Ob es der daß diese Art die erstere verdrängt, wie es etwa die Wander- ratte mit der Hausratte thut, vermag ich bei dem Mangel an sicheren Nachrichten nicht zu entscheiden. Ich komme nun zu den Halbflüglern. Von diesen ist die Bettwanze (Cimex lectularius) in Deutschland bis zum elften Jahrhundert unbekannt gewesen, während die alten Römer sie als Cimex und die Griechen als Koris wohl kannten. Ihre Heimat ist nach einigen Ancaben Ostindien, und sie soll durch Kreuzfahrer aus dem Morgenlande eingeführt worden sein. Liegt es nicht viel näher, daß sie von Italien her über die Alpen durch den Handelsverkehr und durch Kriegszüge zu uns gekommen ist? Im 11. Jahrhundert zeigte sie sich zuerst in Straßburg, also an dem Haupthandelswege zwischen Italien und dem Norden, und soll 126 Über Acclimatisierung von Insekten. im 17. Jahrhundert durch vertriebene Hugenotten nach England importiert worden sein. ‚Jedenfalls hat sie sich in Deutschland vollkommen acelimatisiert, nimmt jedoch nach Norden zu ab, ein Umstand, aus dem man auf eine ursprünglich südliche Heimat dieses Blutsaugers schließen kann. Von anderen Hemipteren ist die Cochenille (Cocceus cacti) von Mexiko, die bekannte Bewohnerin der Opuntia, die den früher so beliebten roten Farbstoff lieferte, welchem die aus Steinkohlenteer gewonnene Anilin- farben Konkurrenz machen, mit ihrer Nähr- pflanze nach den westindischen Inseln, dann nach Nordafrika, Südspanien und zuletzt nach den Canarischen Inseln verpflanzt worden, wohin sie gebracht wurde, als auf den Canaren infolge der Traubenkrankheit in den fünfziger Jahren der Weinbau fast ver- nichtet worden war. Um einen Ersatz für diesen Ausfall zu schaffen, machte man Anpflanzungen von das Insekt Opuntien und verpflanzte darauf. Während wir hier also ein Beispiel der Acelimatisation eines nütz- lichen Tieres haben, ist ein furchtbarer Feind aus der Klasse der Halbflügler für ganz Europa, soweit es Weinbau treibt, in der Reblaus, Phylloxera vastatrix, aus Nord- amerika importiert worden. Seit Mitte der fünfziger Jahre war dieses Insekt in seiner Heimat bekannt, zeigte sich dann plötzlich verderblich in Südfrankreich, wo es fast die Hälfte aller Reben vernichtet hat, ver- breitete sich dann nach Genf hin, wurde später nach Wien und Bonn durch ameri- kanische Reben emgeschleppt und ist jetzt. ler furchtbarste Feind der Winzer, gegen (len nur schleuniges Ausrotten der befallenen Stöcke einigermaßen schützt. Welchen Schaden dieses Insekt in Europa anrichtet, geht daraus hervor, daß es ın Frankreich bis jetzt nach amtlicher Fest- stellung emen Schaden von 11 Milliarden Franes angerichtet hat, und daß in Italien, welches allerdings gar nichts gegen dasselbe thut, bereits 180000 ha verseucht, also ver- loren sind. Besser ist das Deutsche Reich daran, denn von dem gesamten, mit Wein Areal 13000 ha sind etwa bebauten von 190 ha vernichtet worden, wovon 75 unter 5500 in Elsaß-Lothringen. Welchen Nutzen der Kampf gegen diesen Schädlinge bringt, |sieht man daraus, daß mit einem jährlichen Aufwande von S0000 Mark im Reichslande 35 Millionen Produktionswert gerettet werden. Ein solch energischer Kampf mit Erfolg ist bis jetzt, außer im Deutschen Reiche, nur noch in der Schweiz durchgeführt worden, während in Ungarn, in Spanien, auf den Canaren und in Burgund der Weinbau einfach vernichtet worden ist. Sehr merk- würdig ist die Erscheinung, daß die Ver- breitung dieses Schädlings von Westen nach Osten geht, jedenfalls im Zusammenhange mit der geflügelten Form desselben, und noch wunderbarer die Thatsache, daß der- selbe in seiner Heimat Amerika nur am Blatt des Weinstocks lebt, während er ın Europa an die Wurzel übergegangen ist, und daß ferner im Sandboden wachsende Reben vor ihm sicher sind. Von Hautflüglern ist die Hummel nach Neu-Seeland, also in die australische Region, eingeführt worden, um den Klee zu befruchten; man hatte den ersten Versuch mit 90 Königinnen gemacht und ist jetzt mit der Kleeernte sehr zu- frieden. Die Tiere haben sich völlig an das dortige Klima gewöhnt, ja sogar neue Ge- wohnheiten angenommen, z. B. daß sie mit Vorliebe ihre Nester unter den Wurzeln einer Fichtenart anlegen (Insekten - Börse, 1896, 22). Ferner sei noch erwähnt, daß von den Bienen die italienische Apis ligustiea ebenso wie die ägyptische 4. fasciata in Deutschland mit Erfolg - eingebürgert wurde, ebenso wie die europäische Honig- biene in Porto Alleero in Südbrasilien angesiedelt worden ist, wo sie eine ein- heimische Wanze als Feindin und Vertileerin angetroffen hat. Die ägyptische Hausameise Monomorium pharaonis L. endlich trat im Berlin plötzlich 1884 in Häusern schädlich auf, wohin sie vielleicht mit afrikanischen Insekten- sendungen gelangte. Dab auch ihrer Ein- bürgerung eigentlich nichts im Wege steht, beweist der Umstand, daß sie schon große Kolonien gebildet hatte. Wie wir sehen, ist der Austausch von Insekten — was auch von anderen Tieren und von Pflanzen gilt — namentlich zwischen Europa und Nordamerika rege. Wir ver- dlanken Region (ie Reblans, den Koloradokäfer und die amerikanische Schabe, dieser En = Fer = Bunte Blätter. 127 haben uns aber dafür durch die Abgabe von | nochaufmanches gegenseitige@eschenk gefaßt Scol. rugosus, Pier. brassicae "und rapde, Ses. Llipuliformis,. Troch. apiforme, Zeuz. Pyrina und Lip. dispar gerächt. Bei dem | immer mehr zunehmenden Verkehr zwischen beiden Erdteilen können sich diese vielleicht machen; es gilt hier eben das Wort Goethes: Wer sich selbst und andre kennt, Muß auch dies erkennen: Orient und Oceident Sind nicht mehr zu trennen. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Niptus hololeucus Fald., der hübsche, hellgelb seidenartig behaarte Käfer, wurde mit einer russischen Getreidesendung (Gerste) auf einen hiesigen Kornspeicher in solcher Menge importiert, daß er dem betreffenden Speicher- besitzer und Kornhändler große Furcht ein- tlößte. Von Verwüstungen auf dem Speicher war nicht viel bemerkbar geworden, vielleicht wegen des schnellen Umsatzes des Korns in der damaligen Zeit, aber die kleinen Käfer waren auch in die Privatwohnung des Kaufmanns gedrungen und probierten hier ihre Kraft an seinen Tapeten und Polstermöbeln. Nachdem der zahlreiche Niptus-Besitzer das Insekt an verschiedene Zeitungen erfolglos eingeschickt, kam erin seiner Angst zu mir, beschrieb mir aber das Tierchen auf eine solche Weise, daß ich eine Milbe darin vermuten mußte. Ich behielt mir indessen wohlweislich Ocular- inspektion vor. Wie überrascht war ich, als ich auf einer Spazierfahrt vor dem Speicher Halt machte und statt des abscheulichen Tieres, gegen das Mann, Frau und sämtliche Speicherarbeiter den äußersten Widerwilien empfanden, den niedlichen Niplus fand. Ich beruhigte sowohl die Besitzer, als auch ihr Per- sonal, und gab ihnen Mittel an, die Tiere zu fangen: frische Blätter oder nasse Lappen während der Nacht hingelegt — und morgens in heißes Wasser abgeschüttelt. Es trat in- dessen ein kräftigerer Gegner ein, die kalte Witterung. Die Tiere waren binnen kurzem deeimiert. Trotzdem sind sie vielfach in die umliegenden Orte verschleppt worden, aus denen sie mir als unbekannte Feinde — ein Einsender entdeckte in ihnen sogar Rebläuse — zur Bestimmung zugesandt wurden. Jetzt sind sie ganz verschwunden. Ob sie im Früh- jahre wieder auftauchen werden, bleibt der Zukunft zu entscheiden vorbehalten. K. L 2 Das in Entomologen-Kreisen bekannte „Entomologische Jahrbuch“ 1897 (Dr. ©. Krancher) bringt u. a. einen schätzenswerten Beitrag von G. de Rossi: „Mitteilungen über Mimikry, Schutzfärbung“. Über die Raupe der Deilephila euphorbiae ist dort (Seite 130) bemerkt: „Die Raupe trägt offenbar eine Trutz- färbung; sie ist äußerst bunt, bewegt sich zahlreich frei auf ihrer niederen Futterpflanze, so daß sie von jedem Feinde leicht erspäht werden kann. Säfte Gift, welches von dem Genusse der Euphorbia herrührt und den Vertilgern der Raupe Schaden bringen würde... .“ Die euphorbiae-Raupe besitzt wohl zweifel- los eine Trutzfärbung; man führte dieselbe stets gern als eklatantes Beispiel an dieser Stelle an. Die folgende Behauptung aber, daß das „Gift ihrer Säfte von dem Genusse der Wolfsmilch herrühre“, möchte doch leicht zu irrigen Vorstellungen verleiten! Es ist bekanntlich eine keineswegs auf die Insekten beschränkte, sondern im Tierreiche überhaupt weiter verbreitete Erscheinung, daß manche Arten von dem Gifte anderer Lebewesen nicht affiziert zu werden pflegen, selbst von jenem Gifte, welches sonst sicher den Tod nach sich zieht. Dieser wird wohl in der Regel durch chemische Veränderung und Zersetzung des „Blutes“ bewirkt, so daß es also bei direkter Übertragung in das Blut (Schlangenbiß) von besonders heftiger Wirkung sein muß, wie auch längst festgestellt ist. Das „Gefeitsein“ jener bevorzugten Tiere gegen das Gift ist nun aber doch wohl kaum anders zu erklären, als daß namentlich im Blute ein Gegengift vorhanden sein wird, welches sofort mit dem eingedrungenen Gifte eine dem Organismus des betreffenden Tieres unschädliche Verbindung eingeht. Von dem Vorhandensein des Giftes als solchem kann alsbald aber nicht mehr gesprochen werden, und ich sehe keinen Grund, in dem speciellen Falle der euphorbiae- Raupe eine wesentlich andere Erklärung anzunehmen. Die Natur selbst lehrt aber an manchen Beispielen unter den Raupen, daß giftiges Futter und Ungenießbarkeit wie Trutzfärbung durchaus nicht in notwendigem Zusammen- hange stehen. So lebt die Raupe der Mamestra pisi, welche durchaus keine Schutzfärbung zeigt, an den verschiedensten, nicht im ge- ringsten durch den Genuß schädlichen Pflanzen. Andererseits besitzt die Rhodocera rhamni- Raupe, die auf Rhamnus cathartieus zu finden ist, ganz entschieden eine Schutzfärbung. Diese Ansicht, daß sich der Giftstoff der Nährpflanze mit dem gefressenen Futter direkt in die Raupe übertrage, erinnert sehr an die ältere Auffassung bezüglich des Entstehens der Schutzfarben. Man beobachtete die Über- einstimmung in der Färbung mancher Raupen- arten mit der gewählten Futterpflanze und schloß auch hier sofort, daß mit der Nahrung zugleich deren Farbe in die Raupe über- Wahrscheinlich bergen ihre |tragen werde, ohne daran zu denken, daß 128 Bunte Blätter. diese im Verdauungsprozesse außerordent- lichen Veränderungen unterworfen ist. Erst spätere experimentale Untersuchungen zeigten auf das überzeugendste, daß diese Erscheinung ganz anders er klärt werden muß. Ein ähnlicher Irrtum möchte auch oben vorliegen. Schr. Aus den Vereinen, Verein für naturwissenschaftliches Sammelwesen zu Crefeld. Sitzungsbericht vom 15. Januar 1897. Der Abend war in der Hauptsache ge- schäftlichen Angelegenheiten gewidmet, doch verlief derselbe nicht ohne wissenschaftliche Bethätigung. Im Verlaufe desselben legte Herr Pöstgen verschiedene einheimische Lepidopteren vor, darunter eine von ihm im November 1896 im Westerwald gefangene interessante Aberration von Cidaria dilutata Bkh. Dieselbe hat weiße Grundfarbe, ähnlich wie sie die ab. autumnata Gn. zeigt, und wird auf den Vorderflügeln von einem ziemlich breiten, schwarzen Mittelfeld durchzogen. Auf den Hinterflügeln ist diese Mittelbinde nur schwach angedeutet. Von den Herren Brink, Kamp und Kamp- mann wurden verschiedene deutsche und schweizerische Lepidopteren zum Bestimmen vorgelegt, welche Arbeit von Herrn Brink und dem Referenten erledigt wurde. Außer- dem brachte Herr Kamp einige exotische Farne und Herr Hütten eine in Spiritus befindliche Termitenkönigin zur Anschauung. Herr Rothke legte sodann ein weibliches Exemplar des Hybridus emiliae Stdfß. vor, ein Kreuzungsprodukt zwischen Salurnia pavonia L. 5 und Sat. pyri Schiff. ©. Der Vorzeigende knüpfte daran eine eingehende Besprechung der vom Herrn Dr. Standfuß in den letzten Jahren aus- geführten, mannigfaltigen Kreuzungsversuche | zwischen den drei mitteleuropäischen Saturnia- Arten und deren Resultate. | Der Verlauf der Sitzung (General-Ver- sammlung) war trotz des vorwiegend geschäft- lichen Charakters ein recht animierter. Die- selbe wurde Punkt 9 Uhr eröffnet und erreichte gegen 121/2 Uhr ihr Ende, worauf nach alter Entomologensitte ein Stündehen gemütlicher | Unterhaltung die Anwesenden noch bei einem frischen Trunk beisammenbielt. Sitzungsbericht vom 29. Januar 1897. Der wissenschaftliche Teil der Sitzung wurde durch einen Vortrag des Herrn Apotheker Ney aus der Botanik ausgefüllt. Das Thema lautete: „Die Pflanzenwurzel und ihre wichtigsten Funktionen.“ Der Vor- tragende erklärte in anschaulicher und all- gemein verständlicher Weise die Bildung der Wurzel, deren Wachstum ete., und die ver- schiedenen Formen derselben. Sodann sprach er eingehend über die Funktionen der Wurzeln und wies im weiteren auf die Ursachen hin, welche die mannigfaltigen Formen derselben und deren verschiedene Richtungen im Erd- reiche bedingen. Ver schiedene Zeichnungen und präparierte Pflanzen, w@lche im Laufe "des Vortrages vor- gelegt wurden, trugen zum Verständnis des- selben wesentlich bei. Die anwesenden Mitglieder folgten den Ausführungen des Redners mit sichtlichem Interesse, das sich auch durch die sich an den Vortrag anschließende, lebhafte Diskussion zu erkennen gab, in welcher noch verschiedene interessante Beobachtungen aus dem Pflanzen- leben mitgeteilt wurden. —- Es fand danach eine Versteigerung von Insekten (Schmetterlingen und Käfern) an die Anwesenden statt. Von einigen Mitgliedern war zu diesem Zwecke Material in liebens- würdiger Weise geschenkt worden. Der Erlös sollte zu Anschaffungen für die Vereins- sammlung und die Bibliothek Verwendung finden. Die Kauflust war in Anbetracht des Zweckes eine sehr rege, so daß am Schlusse des Verkaufs der Bibliotheks- und der Samm- lungskasse ein namhafter Betrag überwiesen werden konnte. Dieser im Interesse des Vereins versuchte Verkauf soll wegen des günstigen Resultatess und der regen Be- teiligung, welche derselbe seitens der Mit- glieder gefunden hat, noch öfter wiederholt werden. Exkursionsberichte. Als Beweis, welch gute Ausbeute auch im Winter bei Schnee und Eis von Entomo- logen erhalten werden kann, diene die Auf- zählung nachfolgender Coleopteren, welche im Januar in der Umgebung Nürnbergs gelegent- lich einiger Spaziergänge erbeutet wurden: Dromius agilis F. Geostiba circellaris Grav. (reichlich). Thectura cuspidata Er. Hypocyptus longicornis Payk. Tachyporus chrysomelinus Le. 5 ruficollis Grav. Othius punctulatus Goez. Pellis atrata Le. Phalacrus corruscus Panz. (reichlich). Olibrus corticalis Panz. (in großer Anzahl). Melanophthalma gibbosa Hbst. distinguenda Com. Tritoma decempunctata F. (20 St. in allen Var.). Meligethes aeneus F. (reichlich). Fi viridescens F. Ditoma erenata F. (reichlich, ganz dunkel und ganz hell). Megatoma picea Oliv. (is boleti F. (reichlich). hispidus Gyll. (reichlich). Phyllodecta vitellinae Le. \ hundertweise „ F-maculataScop.) einander sitzend. dumicola ©. Koch. Bruchus bieinetus Str. Strophosomus capiltatus Deg. und coryli F. Adalia bipunctala Le. anders „ var. 6-pusiulatalLe. } 36 Sttek her Ferner von Chernetiden in einigen Exemplaren: Obisium sylwaticum ©. Koch. H. Krauß, Nürnberg. Udo Lehmann, Nendamm, Für die Redaktion: Lisa? Weitere Mitteilungen über den Weinstock-Fallkäfer. 129 "Weitere Mitteilungen über den Weinstock-Fallkäfer. Von Professor Karl Sajo. Seitdem mein Artikel über den Weinstock- Fallkäfer (Eumolpus vitis) erschienen ist, habe ich mehrere Zuschriften erhalten. Zu- nächst war Herr Dr. Arthur Mülberger so gütig, mir aus ÖOrailsheim frisch gesam- melten Samen von Epilobium angustifolium zu senden. Ich glaube daher, in diesem Jahre den noch dunklen Teilen der Eumolpus- Frage durch weitere Versuche näher treten zu können. Außerdem erklärten sich die Herren Alex. Reichert in Leipzig und Franz Richter in Freudenthal bereit, mir — wenn nötig — im folgenden Jahre Samen, resp. Pflanzen dieser Art senden zu wollen. Auch auf diesem Wege spreche ich diesen Herren für ihre freundliche Aut- merksamkeit meinen wärmsten Dank aus. Nun wäre es aber wohl angezeigt, daß nicht nur ich, sondern auch eine größere Zahl sich für die Angelegenheit interessierender Entomologsen Versuche anstellen würde. Denn ein Versuch ist — wenn er auch gelingt — immer nur eine isolierte That- sache; je mehr Beobachtungsresultate vor- Samen von Epilobium angustifolium für Sie zu sammeln; doch glaube ich nicht, daß damit ein Erfolg erzielt werden wird. Zu- nächst teile ich Ihre Ansicht, daß Eum. vitis und obscurus zwei gute Arten sind. Eum. (Adoxus) obscurus ist in der weiteren Um- gebung von Leipzig häufig, vitis fehlt. Ich fand den letzteren einmal im Weinberge der Meißener Gegend — nur ein Stück. Ad. obscurus wird nur auf Epilobium angusti- folium gefunden. Da nun Ad. vitis nach Ihren Ausführungen nur auf Wein vorkommt, glaube ich auch “nicht, daß er freiwillig, also ohne Not, eine Futterpflanze annimmt, die mit der gewohnten Speise nicht einmal verwandt ist.“ Wie scharf entgegengesetzt aber gerade hinsichtlich dieser zwei Käferarten die An- sichten sind, das beweist eine Abhandlung von Herrn E. Topsent*), welche im vorigen Jahre im „Bulletin de la Societe d’Etude des Seiences naturelles de Reims“ erschienen ist. Da die Jahrbücher der Naturwissenschaft- lichen Gesellschaft von Reims mir un- liegen, desto entschiedener gestalten sich | zugänglich waren, so bin ich Herrn Professor die Kenntnisse. Außerdem gelingen nicht alle Versuche; es ist z. B. nicht unmöglich, daß in meinen phylloxerafreien Flugsand- anlagen Epilobium sich nicht gut entwickeln wird. Aber neben den Freilandversuchen werden nunmehr auch Inzuchten von nöten sein, wie es die Herren Leser aus den hier folgenden Mitteilungen ersehen werden. Die Eumolpus-Frage gestaltet sich nämlich immer interessanter, und vor kurzer Zeit wurde eine Abhandlung publiziert, deren Zusendung ich Herrn Professor Alfred Giard in Paris verdanke, in welcher nicht bloß die Art- rechte der Formen Eumolpus vitis und obscurus in«Abrede gestellt werden, sondern diese zwei Formen nicht einmal als be- rechtiste Varietäten angesprochen werden. Ich will aber diese Angelegenheit in ihren weiteren Einzelheiten der Reihe nach besprechen. Von Herrn Alex. Reichert in Leipzig erhielt ich folgende interessante Mitteilung: „leh bin gern bereit, im nächsten Sommer Nlustrierte Wochenschrift fir Entomolosgie. No. 9. Alfred Giard im Paris sehr verbunden, daß er mir die Abhandlung in so zuvor- kommender Weise behufs Einsicht zu- gesendet hat. Herr Topsent beobachtete seit einiger Zeit in Gemeinschaft mit dem unlängst ver- storbenen Dr. H. Jolicoeur die Lebens- weise der beiden Eumolpus-Formen. Nach Jolicoeurs Tode mußte er aber die weiteren Untersuchungen und Beobachtungen auf- geben, weil ihm selbst keine Weinanlage zur Verfügune: steht. Er machte zunächst Versuche mit ver- schiedenen Nahrungspflanzen und überzeugte sich, daß beide Formen in der Gefangen- schaft folgende Pflanzen als Nahrung an- nehmen: Epilobium montanum, hirsutum, Oenothera biennis, Fuchsia, dann die im botanischen Garten vorkommenden Gaura lindheimeri, Clarkia elegans, Godetia amoena *) Note sur le Gribouri, par E. Topsent, charge de cours & l’Ecole de medeecine de Rennes. 1396. 1397. 130 Weitere Mitteilungen über den Weinstock-Fallkäfer. und Lopezia racemosa. Außerdem fraßen sie auch Lythrum salicaria, wodurch sie ein weiteres Argument denjenigen Botanikern liefern, die die Lythraceen und Önotheraceen in nähere Verwandtschaft bringen. Die glatten Blätter von Epilobium montanum wurden den mit Drüsenhaaren besetzten von E. hirsutum vorgezogen. Von den in großer Zahl versuchten anderen Pflanzenarten nahmen sie keine einzige als Nahrung an. Es scheint also, daß die Ampelideen und Önotheraceen irgend eine Substanz gemein- schaftlich besitzen, da etwas Ähnliches auch bei Sphingiden-Raupen beobachtet werden kann. Denn auch Deilephila elpenor frißt (wie Eumolpus) Weinlaub und Epilobrum, nebenbei auch Lythrum und Galium verum. Die letztere Pflanzenart liefert (samt Wein- laub) auch die Nahrung einer anderen ver- wandten Schwärmerraupe, nämlich der Deil. porcellus. Für eine Verwandtschaft der in den ge- nannten Pflanzenarten enthaltenen organischen Stoffe, mindestens eines Teiles derselben, spricht — nebenbei gesagt — auch eine Beob- achtung, die mir ebenfalls Herr Professor Giard mitgeteilt hat. Herr Professor Debray in Aleier fand nämlich die dort den Wein- stock arg beschädigende Haltica ampelophaga auch auf Clarkia; diese Beobachtung, ver- bunden mit der oben angeführten, laut welcher auch Eumolpus die Blätter von Olarkia elegans annimmt, spricht in ‘sehr interessanter Weise für „botanischen Sinn“ der Insekten. Wahrscheinlich haben alle diese Pflanzen einen übereinstimmenden (seruch, vielleicht von «lemselben Stoffe stammend, der uns entgeht, aber auf den unvergleichbar entwickelteren Geruchssinn der Insekten anlockend wirkt. Bekannterweise wird Eumolpus in einigen Büchern auch als Klee- Luzerne- Feind angeführt. Herr Topsent überzeugte sich aber, daß die Fallkäfer selbst im hungernden Zustande Luzerne verschmähen und jene Angaben daher auf Irrtum beruhen Ich ihm in diesem Punkte vollkommen beipflichten, obwohl ich auf Kleefeldern in den nordöstlichen hiesigen Gebirgen Eumolpus obscurus Käfersack erbeutet habe. Kleefeldern den oder müssen. kann »inigemal mit Da aber in jenen Unkraut vor- als Epilobium handen war, so war ich von Anfang an überzeugt, daß die erbeuteten Exemplare nur von dieser Pflanze herrühren konnten. Ebenso ist es mir erinnerlich, in der Um- sebung von Budapest, in den Weinbergen der Ofener Seite, auf Luzernefeldern, den Eumolpus vitis mit dem Käfersack gefangen zu haben. Diese Luzernefelder waren aber an die Stelle der durch die Rebhlaus ver- wüsteten Weingärten getreten, und hier und da fanden sich zwischen der Luzerne einige zerstreute, niedrige Weintriebe als Über- bleibsel der vorhergehenden Kultur. Es ist wohl natürlich, daß die Eumolpus-Exemplare nicht von der Luzerne, wohl aber von den im Verschwinden begriffenen Resten ihres eigentlichen Lebenssubstrates das Leben fristeten. Es ist überhaupt auf diesem Gebiete große Vorsicht nötig, sonst kann man leicht einem Irrtum anheimfallen. Ich will diesbezüglich eine hiesige Beobachtung mitteilen. Im Frühjahr (18. Mai 1896) fand ich auf meinen Luzernefeldern zu Kis- Szent-Miklös eine große Anzahl der beiden Hemipteren - Arten: Strachia (Eurydema) oleracea L. und Strachia decorata H.-S. Sie saßen massenhaft auf der Luzerne und waren erößtenteils in copula.. Da mir be- kannt war, daß die Strachia-Arten hin und wieder als Luzerne-Feinde aufgeführt werden, beobachtete ich genau, ob sie ihren Saug- rüssel thatsächlich in diese Futterpflanze vertiefen. Nun war aber das bei keinem einzigen Stücke der Fall. Sie saßen zwar. massenhaft an den Spitzen der Medicago- Stengel, ohne deren Saft zu saugen. Ich bemerkte auch bald den Grund dieser Er- scheinung. Zwischen dem ziemlich dichten Bestande der Luzerne-Triebe befanden sich am Boden junge Cruciferen-Pflanzen; da sie aber durch die höheren Triebe von Medicago sativa beschattet waren, so gingen die ge- nannten Hemipteren, um die Sonnenstrahlen genießen zu können, auf die Luzerneköpfe hinauf, ohne diese als Nahrung anzunehmen. Als später die Cruciferen, nach dem ersten Abmähen der lLuzerne, mit dieser im Wuchse gleichen Schritt hielten, waren sie mit der Brut der Strachia-Arten über und über bedeckt, die Luzerne aber frei. Ich möchte diese Verhältnisse der all- gemeineren Aufmerksamkeit schon aus dem Weitere Mitteilungen über den Weinstock-Pallkäfer. Grunde empfehlen, weil Herr Topsent m seiner oben citierten Abhandlung mitteilt, daß er Humolpus obscurus in der Champagne, zu Verzy, sporadisch, in vereinzelten Stücken, auch auf dem Weinstocke gefunden habe, in Gesellschaft des in massenhafter Überzahl dort vorhandenen Eumolpus vitis.*) Diese Beobachtung widerspricht der meinigen, da ich, wie schon mitgeteilt, Eumolpus obscurus noch nie auf dem Wein- stocke finden konnte, obwohl ich viele Tausende (in Weinanlagen gefangene) unter- sucht habe. Sie widerspricht auch, wenn ich mich gut erinnere, derjenigen des Herrn Professor Valery Mayet in Südfrankreich, der in den südfranzösischen Weingärten auf dem Weinstocke meines Wissens nur vitis gesehen hat, sowie auch der allgemeinen Erfahrung und vielleicht sogar der Theorie des Herrn Topsent selbst, wie wir weiter unten sehen werden. Da aber Herr Topsent die schwarze Eumolpus-Art dennoch in den Weingärten von Verzy gesehen hat, ist es nunmehr eine weitere Frage, ob sich daselbst nicht vielleicht hier und da Epvlobium als Unkraut vorfindet? Wenn Epilobium samt den übrigen Unkräutern beim Behauen ausgehackt wird, so müssen sich die Käfer freilich auf die Weinstöcke setzen. Hierbei fällt mir ein anderes Faktum ein, welches ich unmöglich übergehen kann. Im Jahre 1893 wurden an das ungarische Ackerbauministerium am 27. Mai aus Golyaszälläs (Komitat Szatmär) Käfer eingesendet, die in sehr großen Mengen auf den Weinstöcken gefunden wurden, ohne daß ein durch sie verursachter Fraß beob- achtet worden wäre. Sämtliche Stücke, die ich selbst untersucht habe, gehörten der Art Cassida nebulosa L. an, die bekannter- weise aufChenopodiaceen, auf Runkelrübe etec. lebt, niemals aber Weinblätter als Nahrung annimmt. Es wurde in jenem Falle klar- gestellt, daß sich Cassida nebulosa zu Gölyaszälläs in den Weingärten auf Cheno- - »podium entwickelt hat, und da dieses Unkraut #) „II n’est pas rare, en effet, de ren- contrer dans les vignes, sur les coteaux secs et ensoleilles de Verzy, quelques Adoxius obscurus var. epilobii parmi les innombrables Adoxius obseurus var. vitis.“ 151 beim Behauen später gerodet wurde, setzten sich die aus den bereits zur Zeit des Be- hauens vorhandenen Puppen entwickelten Schildkäfer, in Ermangelung einer anderen Pflanze, auf den Weinstock, der ihnen in diesem Falle nur als Sitzstelle, keines- wegs als Nahrung, dienen konnte. Dieser Fall wurde später in dem Berichte der Budapester entomologischen Station ver- öffentlicht. Wenn ein solcher Fall mit Cassida nebu- losa möglich war, so ist er noch viel eher mit Eumolpus obscurus möglich, in Weingärten, wo Epilobium- Arten als Unkräuter vorkommen. Ich komme nun zu der interessantesten Stelle der Topsent’schen Abhandlung, nämlich zu einer Hypothese, die zwar bisher durch keine Versuche bestätigt worden ist, aber eben deshalb zu diesbezüglichen Ver- suchen anregt. Herr Topsent meint nämlich, daß Eumolpus vitis und obscurus eine und dieselbe Art seien, daß aber für die Färbung ausschließlich die Nahrungspflanze maßgebend sei. Wenn also die Larven sich auf dem Weinstocke entwickeln, so ent- steht die Form mit braunen Flügeldecken, gleichgiltig, welche Färbung die Mutter hatte. Und umgekehrt, wenn sie sich auf Epilobium entwickeln, so werden sie schwarz, wenn auch die Mutter braun war. Wenn sich diese Hypothese begründen würde, so würde sie selbst dem Auftreten von schwarzen Exemplaren in den Wein- gärten (ohne Eptlobium) widersprechen. Denn wenn die Nachkommen der obscurus - Form durch vitis-Nahrung in die braun gefärbte Form umgewandelt werden, so müssen sich die von Herrn Topsent in den Weingärten zu Verzy gefundenen obscurus - Exemplare eo ipso auf Epilobium entwickelt haben: denn im entgegengesetzten Falle, wenn sie sich nämlich auf Weinwur- zeln entwickelt hätten, wären sie nicht schwarz, sondern braun ge- worden. Die Hypothese von Herrn Topsent setzt also voraus, daß überall, wo die obscurus- Form vorkommt, auch Eptlobium vorkommen müsse, weil die schwarze Färbung von dieser Pflanze abhängig wäre. Und wenn sich diese Hypothese bewahrheiten würde, dann 132 hätten wir einen äußerst interessanten Fall von „Nahrungs-Dimorphismus“ vor uns, der ein wahrhaftiges Seitenstück zu dem Saison - Dimorphismus der Vanessa prorsa- levanaliefernwürde. Danach der Meinung von Herrn Topsent sich die Sache thatsächlich so verhält, so sieht er natürlich in den zwei Formen: Eum. obscurus und vitis, keine selb- ständigen Arten, auch nicht einmal wirkliche Varietäten, sondern bloß Variationen einer und derselben Art, vielleicht mit dem gegen- seitigen Werte wie die schwarzbraunen und rotbraunen Exemplare von Polyphylla fullo; nur mit dem Unterschiede, daß bei Eumolpus die Ursache der lichten und der dunk- leren Färbung in der Nahrung erkannt wäre. Diese Hypothese eines Nahrungs-Dimor- phismus ist einstweilen durch keine Versuche und durch keine Beobachtungen, weder im Freien noch im Zwinger, bestätigt. Herr Topsent wünschte die diesbezüglichen Ver- suche durchzuführen, leider aber sind sie mißlungen. Ich brauche kaum besonders zu betonen, daß Versuche in dieser Richtung, da nunmehr die Hypothese des Nahrungs- Dimorphismus bei Eumolpus aufgestellt worden ist, von eminenter Wichtigkeit sind. Daß die beiden Eumolpus-Formen aus einer gemeinsamen Stammform entstanden sind, ist selbstverständlich. Das ist ja übrigens bei den übrigen einander nahe- stehenden Insekten-Arten ebenfalls der Fall. Die gesamten Apion- und auch die Otiorrhyn- chus-Arten z.B. hatten ja auch je einen gemein- samen Stammvater. Und beim Prozesse der Artenentstehung sind neben anderen Fak- toren auch Änderungen in der Nahrung ohne Zweifel mit im Spiele gewesen. Wenn die beiden Formen: Eum. obscurus und vitis, auf diese Weise, nach und nach, im Laufe der Zeiten entstanden sind, so sind sie unbe- dingt als selbständige Arten aufzufassen. Sind sie aber wirklich bloße Variationen, so muß der Unterschied, wie ich meine, schon bei einer Zucht hervortreten. Es müßten daher die Versuche mit fol- gender Anordnung vorgenommen werden: 1. In Gegenden, wo Eumolpus obscurus zu Hause ist, sollte diese Art im Zimmer auf der Weinrebe gezüchtet werden. Zu diesem Zwecke sollten im Frühjahre Wurzelreben aus dem Boden heraus- Weitere Mitteilungen über den Weinstock-Fallkäfer. genommen und in Töpfe versetzt werden; ebenso können einfache Schnittreben (Schnittlinge, Stecklinge) in Anwendung kommen, nur soll man dann die Reben schon jetzt im Winter schneiden (etwa in 40 cm Länge) und gleich in Behälter (am besten aus Holz) so versetzen, daß etwa 30 cm der Schnittrebe in die Erde kommen. Die jetzt eingepflanzten Stecklinge werden bis Frühjahr genügend bewurzelt sein, so daß man im Juni die Käfer ansetzen kann. Um einen Anflug von etwaigen Exemplaren der Art Eum. vitis zu verwehren, sollen die Züchtungen mit Gaze umbunden werden. 2. Im Falle die Zucht von Eum. obscurus auf Wein nicht gelingt, so kann solches von zweierlei Hauptursachen herrühren: erstens davon, daß das Zuchtmaterial infolge der Gefangenschaft oder durch Parasiten zu Grunde geht, und zweitens davon, daß die obscurus- Form auf dem Weinstocke sich überhaupt nicht zu entwickeln vermag. Um in dieser Richtung eine Kontrolle bei der Hand zu haben, sollte die Zucht auf der Weinrebe mit einer Zucht auf Epvlobium verbunden sein. Sind nämlich Parasiten oder andere ungünstige Faktoren mit im Spiele, so werden sie sich wohl bei beiden Nährpflanzen zur Geltung bringen. Sieht man aber, daß die Zucht auf Epilobium gelingt, auf vitis hingegen nicht, so wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit ver- muten dürfen, daß die Wurzel des Wein- stockes dem Kumolpus obscurus alsNährpflanze in den jüngeren Entwickelungs- stadien nicht genügt. 3. In Gegenden, wo Eumolpus vitis vor- kommt, sollte diese Form, gerade so wie soeben erwähnt wurde, in Töpfen auf Epi- lobium und auf vitis gezüchtet werden (die Töpfe samt den Nährpflanzen vermittelst Gaze isoliert). Außerdem wären Epilobium-Arten im Freien, im Weingarten zu säen oder zu pflanzen, damit man entscheiden könne, ob die Weidenröschen überhaupt als Lock- pflanzen für den Weinstock-Fallkäfer ernst- lich in Betracht kommen können. 4. Die Züchtungen dieser Art, die in Gemächern vorgenommen werden, verlangen Schutz vor Ameisen, namentlich vor der kleinen Rasenameise (Tetramorium caespitum), die in Landwohnungen beinahe überall, und u sa Weitere Mitteilungen über den Weinstock-Fallkäfer. vielfach auch in den Parterre-Wohnungen der Provinzialstädte, vorkommt, und die mir, wie ich in meinen vorigen Mitteilungen über Eumolpus vitis berichtete, die Eier dieses Käfers gestohlen hat. Um solche Mißstände zu verhüten, stelle man die Zwinger auf Tische, deren Füße mittels insektenvertreibender Mittel (Teerpapier oder dergel.) isoliert sind. 5. Man braucht sich bei dieser Gattung um die Paarung nicht zu kümmern, da — wie schon länger bekannt — bei unseren Eumolpus-Arten Männchen überhaupt nicht vorkommen, wenigstens bis jetzt ebenso wenig beobachtet worden sind wie bei den echten Cynips-Formen im engeren Sinne (z. B. Oynips calyeis, kollari, caput-Medu- sae ete.). Auch unsere Kumolpus-Arten ver- mehren sich ohne Ausnahme auf dem Wege der Parthenogenesis. Herr Topsent spricht ferner die Meinung aus, daß die Larven von Eumolpus vitis den Weinstöcken kaum einen bedeutenden Schaden zufügen dürften. Nach den Daten, die ich in meiner Abhandlung mitgeteilt habe, kann diese Frage als erledigt be- trachtet werden. Ich habe Fälle, und zwar bestätigte, konkrete Fälle, aufgeführt, die beweisen, daß unser Käfer unter Umständen beinahe so zerstörend auftritt wie die Reblaus. Daß diejenigen tausend und abertausend Fälle, wo er nur 30-400 der Fechsung: beansprucht, nicht seiner Larve zugeschrieben werden, ist der noch immer recht mangelhaften entomologischen Bildung und dem: ungeübten Beobachtungsvermögen der meisten Praktiker zuzuschreiben. Es ist merkwürdig, daß gerade über unsere wichtigsten Schädlinge die Kenntnisse bis in die letzte Zeit so mangelhaft waren, während über viel seltener anzutreffende Arten genügende Daten und zuverlässige Beobachtungen in Hülle und Fülle zur Ver- fügung standen. Um gerade unseren Wein- stock-Fallkäfer als Beispiel zu nehmen, wird es interessant sein, zu erfahren, daß ihn selbst Fachschriftsteller nicht autoptisch kannten. In der „Allgemeinen Naturgeschichte“ von Oken (Tierreich, II. Bd., letzte Abteil., p- 1669) lese ich folgende Beschreibung: „Der Weinstock wird oft von dem Gleit- käfer (Eumolpus vitis) zernagt. Er ist nur zwei Linien lang und eine breit, schwarz 133 und etwas behaart, die Flügeldecken und die Füße blutrot (!!). Der Käfer soll in den ersten Tagen des Frühlings (!) aus der Erde kommen und sich, wenn kaltes Wetter eintritt, in den Schrunden des Reb- holzes verbergen, auch wieder in die Erde kriechen, wenn die Kälte lange anhält. Er nährt sich von den ersten Sprossen (!), sodann von den Blättern, Ranken und den jungen Trauben, wodurch der Weinstock selbst für das nächste Jahr leidet.“ Mit welchen anderen Käfern hier Eumolpus zusammengeworfen wurde, wäre wohl inter- essant zu erfahren. Übrigens hat Oken seine Beschreibung zum Teil von Rozier, Schäffer und Panzer entlehnt. Die „blutroten Flügeldecken“ würden eine Ver- wechselung mit Ohrysomela lurida als wahr- scheinlich erscheinen lassen, da diese Art ebenfalls auf dem Rebstocke vorkommt. Was aber die blutroten Füße bedeuten sollen, ist vorderhand ganz unmöglich zu enträtseln. Das „Benagen der ersten Sprossen in den ersten Frühlingstagen“ bezieht sich keinesfalls auf Eumolpus, wohl aber auf die Peritelus- und Otiorrhynchus-Arten.*) : Ähnliche irrtümliche Beschreibungen finden wir gerade über unseren Fallkäfer auch in den Handbüchern über praktischen Weinbau, woraus ersichtlich ist, daß selbst die gediegensten Weinbaupraktiker, die doch jedenfalls tagtäglich in solchen Weinanlagen *) Übrigens waren damals solche Irrtümer über noch viel gemeinere Käfer gäng und gäbe. Beim gewöhnlichen Maikäfer ceitiert z.B. Oken die Kleemann’schen Daten, der doch Melolontha seibst gezüchtet hat. Es heißt dabei, daß unser Maikäfer hellgelbe Eier legt, „fast so groß wie eine Linse“ (offenbar wurden die von den Eichenblättern herab- gefallenen Gallen der Gallwespe Neuroterus lentieularis für Maikäfereier angesehen). Die durch Versuche bestätigte Dauer der Ent- wickelung wird auf fünf Jahre gesetzt. Am interessantesten ist aber, was über die Artrechte von Melol. vulgaris und hippocastani gesagt wird: „Er (Kleemann) trennte die schwarzhälsigen von den rothälsigen, um zu sehen, ob diese Färbung bleibend ist“ --; dann wird das Eierlesen und das Larvenleben be- schrieben, und als Resultat folgt: ‚Er hat von den schwarzhälsigen solche mit rotem Halse und umgekehrt erhalten, so daß also diese Farbenänderung nur zufällig ist.“ 154 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. beschäftigt waren, wo sich Eumolpus en famille gütlich that, diesen gar nicht bemerkten und ihn vielleicht zeitlebens nicht zu Gesicht bekamen. Dieser Tage kam mir zufälligerweise die dritte Auflage (1872) von dem berühmten Babo’schen Handbuche: „Der Weinbau“ in die Hand. Dieses Buch ist hinsichtlich der Vitikultur und Önologie ein anerkannt aus- gezeichnetes Werk, woraus ganze Gene- rationen von Weinbauern die ihnen nötigen Kenntnisse erwarben. Die Entomologie kam aber darin übel abgefertigt weg! Auf Seite 352 lese ich: „Der Eumolpus vitis ist ein den Erdflöhen nahe ver- wandter (!) Kugelkäfer, mit kupfer- farbigen Flügeldecken. Seine Schädlichkeit ist nicht geringer als die des Rebstichers; er ist jedoch nicht in Deutschland, wohl aber in Frankreich als Rebenfeind bekannt, so daß es auch keinen deutschen Namen für ihn giebt (?). In Frankreich erscheint er namentlich im Departement de la Cöte Der Käfer springt mehr, als er fliegt (!!), ist sehr beweglich, läßt sich aber ebenfalls bei dem kleinsten Geräusch mit eingezogenen Füßen auf den Boden fallen. Den Kopf hat er unter einem Schildehen verborgen. — Gleich wie die Rebe austreibt (!), durchsticht und zer- {rißt er die jungen Triebe. — — — Dieses Insekt, nach Morelot die Plage seiner Gegend, erscheint gleich im ersten Frühling, bleibt einen großen Teil des Sommers über und verschwindet erst mit Ende des August. Wegen seiner Klein- heit und Geschwindigkeit ist es schwer zu bemerken, besonders auch, weil es beinahe die Farbe der Wein- stöcke besitzt. — — — Da sich das Insekt im Winter in die Erde begiebt und verpuppt, so wäre ein Hacken im November wahrscheinlich deshalb zweckmäßig, weil hierdurch manche Puppe durch die Kälte bloßgelegt und zerstört würde.“ dor. Ein Entomolog ist im ersten Augenblicke schon im reinen damit, daß hier zwei weinschädliche Insekten zusammengeworfen wurden. Die Ausdrücke: „ein den Erd- flöhen nahe verwandter Kugelkäfer“, der „mehr springt, als er fliegt“, der die grüne „Farbe der Weinstöcke be- sitzt“, und der nur im südlichen Frankreich schädlich wird, ist natürlich der Reben- Erdfloh (Haltica ampelophaga), welcher in Frankreich und Algier, überhaupt in süd- licheren Ländern, die Rebenblätter durch- löchert und skelettiert. Wenn also die praktischen Weinbauer sogar den oberirdisch lebenden, entwickelten Käfer so wenig kannten, so ist es natürlich, daß sie vom Leben der verborgen lebenden Larve gar nichts wußten und die dies- bezüglichen Schadenfälle anderen Ursachen zuschrieben. Man muß eben nicht bloß Weinwirt, sondern auch Entomolog sein, um diesen Verhältnissen auf den Grund gehen zu können. Was die andere, teilweise mehr theo- retische, wenn auch in praktischer Hinsicht nicht unwichtige Frage betrifft, ob Eumolpus vitis und obscurus zwei selbständige Arten oder aber nur Varietäten seien — d.h. ob Eumolpus obscurus die Reben ebenfalls überfällt und sich bei dieser veränderten Nahrung in die vitis-Form umwandelt —, mag einstweilen, bis die Versuche in dieser Richtung einen Schluß erlauben, dahin- gestellt bleiben. Aber eben diese Angelegenheit rührt wieder einmal den chaotischen Mischmasch der Frage über gute Arten und Varietäten auf und läßt in unsereinem, wie schon so oft, sehr lebhafte Gedanken entstehen. Ich werde bei einer anderen Gelegenheit, wenn es mir vergönnt sein wird, meine Meinung hierüber aussprechen. Für heute will ich die Zeit der geneigten Leser nicht länger in Anspruch nehmen. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Die Ordnung der Dipteren hat recht viele Arten, die, in ungeheurer Anzahl blut- gieriger Menschen Individuen vorhanden, und Tieren zur Qual werden. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. (Mit einer Abbildung.) (Fortsetzung aus No. 7.) Alle blutsaugenden Zweitlügler, seien es Mücken oder Fliegen, vereinigt der Brasilianer unter dem gemeinschaftlichen Namen „Muskito“, ohne damit eine besondere die „ZUlustrierte Wochenschrift für Entomologie* von Dr. Chr. Schröder. he Hymenopteren. ianisc Brasil Originalaufnahme für 136 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Art bezeichnen zu wollen. ÖObeleich diese Tiere zu gewissen Zeiten und fast aller- orten äußerst lästig sind, hat man doch im Hochgebirge im ganzen wenig von ihnen zu leiden, dagegen werden in heißen Niederungen ihre Angriffe zur wirklichen Qual. Es sind vor allem einige zu den Dickhornmücken gehörende Simulia- Arten, die sogenannten Kriebelmücken, welche durch ihre Zudringlichkeit, Blutgier und die Giftig- keit ihres Stiches ungemein belästigen. Sie sind nur 2—3 mm lang, schwarz, haben glas- helle Flügel und im Aussehen wie in ihrem DBetragen den bei uns lebenden Arten sehr ähnlich. Ihre Stiche haben An- schwellungen und kleine Wasserbläschen auf der Haut zur Folge und hinterlassen schwarze Pünktchen, die erst nach langer Zeit wieder verschwinden. Da es im Hochgebirge fast gar keine stehenden Gewässer giebt, sind auch die eigentlichen Stechmücken, deren Larven in solchem Wasser leben, nicht sehr häufig; doch in etwas tiefer liegender Gegend ver- ursachten sie mir manche schlaflose Nacht. Mit Bestimmtheit habe ich nur einige Arten unterschieden, die sehr unserer Oulex pipiens glichen; sie erreichten aber kaum deren Größe. Die Larven einer Mücke finden sich an etwas feuchten Orten im Walde in ungeheurer Anzahl versammelt. Sie sind schwarzbraun und etwa 1 cm lang. Man findet sie in großen Klumpen, auch wohl in Streifen von Armesdicke und über 1m Länge vereinigt. Sie wimmeln, alle in einer Richtung um- und durcheinander, und so bewegt sich die Masse langsam fort. Es ist dieselbe Er- scheinung, wie man sie auch in Deutschland von der Larve der Sciara thomae, einer Trauermücke, beobachtet und mit dem Namen „Heerwurm“ bezeichnet. Die langbeinigen Wiesenmücken, Tipula, kommen nur einzeln vor. Eine Art zeigt sich im Dezember. Sie ist mittlerer Größe, grau; ihre Flügel sind bräunlich, durchsichtig. Neben dem gemeinen Floh ist auch der berüchtigte Sandfloh, Sarcopsylla penetrans, häufig und wird an manchen Orten sehr lästig. Selbst die Hausmaus ist den Angriffen des letzteren ausgesetzt, denn hinter den Ohren dieser Tiere findet man oft die von dem weiblichen Insekt verursachten Geschwüre. Die Raubfliegen sind nicht häufig, eine Art von ungewöhnlicher Größe sehr selten. Ich fand nur sechs, unseren Asilus verwandte Arten. Auch Tabanus-Arten sind nicht sehr mannigfaltig, und keine erreicht die Größe unserer Rinderbremse; ferner beobachtete ich zwei Arten Haematopoda und drei oder vier Chrysops-Arten, die alle kleiner und anders gezeichnet waren wie unsere 0. coecutiens. Verschiedene schöne Trauerfliegen, Anthrax, fliesen nicht selten auf staubigen Wegen. Es schien mir, als ob sie ihre Eier in den zerriebenen Lehm lesten. Es war unter ihnen eine Art mit ganz glashellen, un- gefleckten Flügeln. Die Holz- und Wasser- fliesen sind durch viele interessante Arten vertreten. Die Stubenfliege findet sich in allen menschlichen Wohnungen sehr häufig; ich habe an ihr keinen Unterschied von der unserigen entdecken können. Eine prächtig goldig grüne Fliege, größer als unsere Musca caesar, ist bemerkenswert, und eine ähnliche, kleinere, tiefblaue Art legt ihre Eier in die Wunden der Ochsen wie Maultiere und verursacht schlimme Eiterungen. Auch die Gattungen Tachina, Sarcophaga, Anthomyia und andere finden sich im vielen Arten; ebenso verschiedene KEristalis und Syrphus. Eine große, gelblich braune Fliege, deren Flügel bräunlich getrübt sind, und die wegen ihrer in der Ruhe abstehenden Flügel und ihrem geknieten, weit vorstehenden Stech- apparat zu den Stomoxyden zu gehören scheint, hat uns im Walde oft sehr belästigt. Ihr Stich ist schmerzhaft, und ihr langer Rüssel dringt leicht durch die Kleidung. Auf Maultieren und Vögeln, besonders auf Eulen, auch auf Fledermäusen fanden sich verschiedene, zur Familie der Laus- fliegen gehörende, geflügelte Arten. Einige Dassellliegen, Oestrus, finden sich ebenfalls. Die vollkommenen Fliegen habe ich zwar nie gefunden, aber die Larve einer Art lebt auf Hunden, eine andere auf Menschen; da- gesen habe ich auf dem Hornvieh, welches hier bei uns dem Angriff dieser Fliesen so sehr ausgesetzt ist, niemals Dasselbeulen bemerkt. Ein Neger hatte deren sieben auf dem Kopfe, mein Sohn hatte mehrere Dassel- beulen an verschiedenen Stellen des Körpers, und auch ich war bei meiner Abreise mit einer solchen behaftet, von der ich mich erst in Altona operieren ließ. Höhleninsekten. 137 Das spärliche Vorkommen der Neuropteren ‚an Flußufern, auch eine große Perla und im Gebirge erklärt sich, wie bei den Mücken, | einige kleine Phryganeiden. Von Dezembher durch den Mangel an stehenden Gewässern. | bis in den März finden sich im Walde zwei Nur einmal habe ich eine einzelne gelbe, | Ascalaphus-Arten. Sie fliegen gegen Sonnen- braun gefleckte Aeschna fliegen sehen. Eine | untergang und sitzen am Tage ruhend an Libelle, in der Größe unserer Libellula!den vergilbten, abgestorbenen Trieben des depressa, hat ganz glashelle Flügel und| Bambus, deren Farbe mit der ihrigen so einen leuchtend karminroten Hinterleib. |übereinstimmt, daß man die Tiere äußerst Sie zeigt sich in der heißen Zeit hier und |schwer unterscheidet. da einzeln und ist schwer zu fangen. Eine An Termiten habe ich fünf oder sechs andere hat in der Mitte der glashellen Flügel | Arten gefunden und unterschied sie leicht ein dunkles Querband. Eine ganz goldig |an ihren verschiedenen Bauen. Eine Art grüne Agrion-Art ist 12 cm lang und hat|baut ein großes, kugelises Gehäuse auf 14 cm Flügelspannung. Ihre Flügel sind |alten Baumstümpfen, wozu die Tiere das glashell mit grünlichem Geäder. Beim Material erhalten, indem sie den Baum- Männchen sind die Spitzen derselben weiß. |stumpf selbst aushöhlen. Eine andere baut Man sieht dieses schöne Tier da, wo ein | höchstens fingerdicke, geschlängelte Röhren Sonnenstrahl das Laubdach der Bäume |an den Baumstämmen hinauf. Wieder eine durchbricht, Natternd auf einem Punkt ver- andere Art, die sich aber kaum im Hoch- harren und erblickt dann nur einen grün | gebirge findet, baut sich kegelförmige, sehr metallischen, horizontalen Strich, von einem |feste Wohnungen aus Lehm. Diese sind weißen Doppelring umgeben. Diese fremd- | meterhoch und haben oben mehrere röhren- artige Erscheinung erklärte sich mir erst, |förmige Erhöhungen, die am Tage stets ge- als ich das Tier im Kescher fing. schlossen sind, abends aber geöffnet werden, Zwei kleine Ephemeren beobachtete ichlum den Tieren den Ausgang zu gestatten, Die Abbildung läßt acht verschiedene | Glieder, besonders der Hinterbeine, der Art 8 Aderflügler (Hymenopteren) erkennen, deren | (die tibia [Unterschenkel] und das erste Vaterland Brasilien ist. Ohne hier auf ihre | Tarsal-[Fuß-]glied), welche zweifellos wie bei systematische Stellung eingehen zu können |unseren Hummeln, denen das Tier ja auch — dies würde viel zu weit führen! —, er-|in seinem ganzen Habitus bis auf die fast möglichen sie doch in mancher Beziehung | undurchsichtigen, schwärzlichen Flügel ent- eine Vorstellung des dortigen Formenreich-|spricht, zum Eintragen des Pollenstaubes tums jener Ordnung, welcher aber im|dienen. Wenn man nun allerdings die wesentlichen in unserer Fauna Analoga|riesigen Käfer und Schmetterlinge der besitzt. Das metallische, prächtige Grün | dortigen Fauna in ihrer Farbenherrlichkeit der Arten 3 und 5 ist das unserer Chry- | mit denen unserer Fauna vergleicht, so stellt siden, und die eigenartige, gelbe und schwarze | sich dieser Vergleich bezüglich der Hymen- Zeichnung des Körpers der Art 2 begegnet |opteren nicht so entschieden zu Gunsten uns bei den heimischen Vespiden ebenfalls. |der Tropen, wie man erwarten möchte; Sehr interessant sind unter anderem auch | aber reich an schönen, interessanten Formen die außerordentlich breiten und arken |iet Brasilien doch auch hieran zu nennen. Höhleninsekten. Von Schenkling-Prevöt. (Schluß.) Eine in Deutschland sehr seltene Art, | gleiches Tier, nur eine Linie länger, dessen L. spadiceum, mit großem, breitem Kopfe, der Farbe etwas mehr in dasRötliche spielt, findet seitlich sogar das Halsschild ein wenig über- |sich, wenn auch selten, in einigen Höhlen ragt, von brauner Farbe und fast vier Linien Krains; es hat aber statt des Auges einen Länge, lebt auf der Oberfläche; ein ganz ovalen, lichten Fleck hinter der Fühler- 138 Höhleninsekten. wurzel — es ist der vielbesprochene | Laufe der Jahrtausende infolge der fremd- Glyptomerus. Unter den Rüsselkäfern ist|artigen Lebensbedingungen aber immer eine der artenreichsten und häufigsten |mehr von der Stammform entfernte. Von Gattungen, die fast nur schwarze und dunkel- braune Arten zeigt, Otiorhynchus, mit runden, seitlichen, vorstehenden Augen; hätte der rostgelbe Höhlenbewohner Troglorhynchus Augen, so würde man trotz einiger kleiner Verschiedenheiten keinen anderen Gattungs- namen für ihn geschaffen haben. Die Natur macht eben keine Sprünge, und so finden sich innerhalb derselben Verwandtschafts- kreise alle Übergänge von wohl ausge- bildeten bis zu völlig fehlenden Augen. Hält man mit der rückschreitenden Metamorphose des Auges noch die eben erwähnten Thatsachen zusammen, daß die höhlenbewohnenden Käfer gar keine oder doch nur ganz minimale Abweichungen von verwandten oberirdischen Arten haben, und daß auch diese dunkle Räume aufsuchen, sich unter Steinen, Moos, Moder u. s. w. verstecken und vergraben, so muß man not- wendig zu dem Schlusse kommen, daß die Verschiedenheiten, welche die Höhlen- bewohner zeigen, nur erworben sind, erworben im Laufe der Generationen durch Anpassung an ihren Aufenthaltsort in den Grotten. Sonach wären die Grottentiere aus oberweltlichen Tieren hervorgegangen. Aber auf welchem Wege sind jene in die Tiefen gekommen’? Diese Frage ist unschwer zu beantworten. Die Untersuchung lehrt, daß ihre oberirdischen Verwandten teils das Wasser, teils verborgene Stellen auf dem Lande zu ihrem Aufenthaltsorte erkoren haben. Demnach hätte die Einwanderung in die Grotten auf doppeltem Wege statt- gefunden: die einen werden durch Wasser- fluten und Erdstürze unfreiwillig in die unter- irdischen Räume gelanet sein, wohl auch auf der Flucht von Raubtieren; die anderen werden in ihrer Eigenschaft als humikole Formen, nach Nahrung suchend, dahin eingedrungen sein, ohne, wie jene, den Rückweg wieder zu finden. Wenn auch Tausende von den Tieren zu Grunde gingen, und sich nur der Ver- hältnisse zu gewöhnen vermochte, so waren kleinste Prozentsatz an (die neuen doch diese wenigen die Gründer eines Stammes der in seinen ersten (enerationen ’ und den eingewanderten hineingedrängten Formen allerdings vollständig «lich, sich im den Nachkommen gingen spätere Generationen des ihnen entbehrlich gewordenen Sehorgane allmählich verlustig, und ihre spätere und jetzige Nachkommenschaft ererbte die Augen- losigkeit. Dieser, auf der Descendenztheorie fußenden Ansicht widerspricht Dr. Joseph. Nach ihm ist die jetzige Grotten-Fauna und unterirdische Fauna der in die gegenwärtige Schöpfung hineinragende Rest einer weit größeren und manniefaltigen, blinden Fauna, deren Glieder im Kampfe ums Dasein gegen die mit Augen ausgestatteten Mitgeschöpfe überall da unterlagen und vertilet wurden, wo der Besitz des Sehvermögens von ent- schiedenerem Vorteil war, und jene sich nur da zu erhalten vermochten, wo, wie in der ewigen Nacht der Grotten, auf dem Besitze der Augen die Entscheidung jenes Kampfes nicht basiert war und ist. Er leet seine Anschauung, über Grottenkäfer wie folgt dar: Bei den mit Augen begabten Insekten markiert sich in der Larve das obere Schlundganelion, als aus zwei Hemisphären bestehend, welche, fast unter rechtem Winkel nach oben gebogen, dem | Bauchnervenstrang aufsitzen. Von der hinteren und etwas nach außen gelegenen Hälfte der Hemisphären keimt nach der dritten Häutung der Larve ein kurzer, stummelartiger Nervenstrang hervor, an welchem sich die Augen entwickeln. Bei der Larve von Anophthalmus bilimeckii und Glyptomerus cavicola bleibt der Sehnervstummel kurz, und auch beim vollkommen ausgebildeten Tiere nach seinem Ausschlüpfen aus der Puppe noch auf derselben Stufe der Entwickelung wie nach der dritten Häutung in der Larve stehen. Eine ähnliche Ansicht, die sich der Joseph’schen Annahme, oberflächlich be- trachtet, nähert, hat der amerikanische Forscher Garmann ausgesprochen. Er glaubt, daß «die jetzt in den Höhlen Kentuckys lebenden Tiere bereits längst, ehe es Höhlen gab, zum Leben unter der Erde fähig waren. Diese fanden sich dann in den Höhlen, die jüngeren Datums sind, zusammen und bilden die Höhlenfauna unserer Tage. Auch die Ansicht Dr. Müllers (Lippstadt), die er am Schlusse eines gehaltreichen Aul- satzes „Über die Lebensweise (der augen- ht, ap D a ee rc re e07 Höhleninsekten. losen Käfer in den Krainer Höhlen“ ausspricht, wollen wir nicht übergehen. Es heißt da: „Es wird niemand zweifelhaft sein, daß jene augenlosen Käfergattungen, deren nächste Verwandte sämtlich mit Augen begabt sind, von der Natur ursprünglich auf völlig dunkle Wohnsitze angewiesen sind“. Er sucht dies zu begründen durch das Vor- kommen augenloser Käfer auf der Öber- fläche der Erde, welche beweisen, daß durch die Fähigkeit des Organismus, sich fremden Verhältnissen zu accomodieren, eine Differenz zwischen Lebensweise und Organisation her- beigeführt wird. Daß, während die der Specieseisentümliche Organisation sich unver- ändert von den Eltern auf die Kinder über- trägt, die äußeren Lebensbedingungen und damit zugleich die Lebensfunktionen innerhalb gewisser Grenzen sich ändern können, ohne die Existenz der Art zu gefährden und ohne eine entsprechende Änderung der Organi- sation herbeizuführen. So sei z. B. Adelops montanos nicht nur im unterirdischen Dunkel der Luegger Grotte, sondern auch oberirdisch unter verwesendem Laub, nach einem warmen Regen sogar auf dem bloßen Erdboden sefangen worden. Weiter findet sich Anoph- thalmus schmidtii nicht nur im völligen Dunkel, sondern auch im Halbdunkel der | Ljubnik und Branicora jama. Auch der Troglorkhynchus dient als Beispiel hierfür. Wie also völlig blinde Formen auch im Halbdunkel, sogar auf der Oberfläche, wo sie wohl gute Augen gebrauchen könnten, vorkommen, so finden sich umgekehrt auch eut sehende Formen im Dunkel der Höhlen. Quedius fuliginosus z. B., der mit normalen Augen begabt, also für ein Licht- leben bestimmt ist, lebt in großer Häufig- keit in den völlig dunklen Tropfsteingewölben des Seeler Hügels bei Gottschee, wo er ebensowenig Augen nötig hat als der neben ihm lebende, blinde Anophthalmus bilimeckii. Wenn man sich bei diesen Aus- tührungen fragt: Welche Rolle hat denn bei diesen Tieren die Anpassung gespielt, wenn sie von der Natur als ursprünglich auf dunkle Höhlen angewiesen wurden? so kehrt man, anstatt sich Antwort zu geben, doch wohl zu Darwins Ansicht zurück. Freilich giebt es gerade in diesem Punkte noch Sachen, (die ‘der Erklärung bedürfen. So konnte der berühmte deutsch- 139 amerikanische Entomolog Hagen konsta- tieren, daß die Männchen des Grotten- käfergeschlechts Machaeritis (den Psela- phiden verwandt) wohlentwickelte Augen besitzen, während die Weibchen vollständige blind sind, und beide Geschlechter doch unter denselben Verhältnissen leben. Es wiederholt sich in diesem Falle. die in der Insektenwelt nicht seltene Erscheinung, daß die Weibchen auf einer niederen Stufe der Entwickelung stehen bleiben und nur die Männchen normale Ausbildung erlangen. Wie die Weibchen der Pselaphiden-Gattung augenlos sind, so sind die der Pachypus-Arten und die der Leuchtkäfer-Gattungen Lampyris und Lamprorhiza flügellos, bleiben also in beiden Fällen auf der Originalstufe einer Larve stehen. Zum Schluß sei noch Hamanns Ansicht über augenlose Höhlenkäfer angeführt, die er in seiner vortrefflichen, kürzlich erschienenen „Europäischen Höhlenfauna“ ausspricht. Er sact: Eine große Gruppe von blinden Höhlen- tieren besitzt unter den nächsten freilebenden Verwandten blinde Arten. Da nun bei diesen unter Moos, Steinen u. dergl. lebenden Arten unmöglich der Verlust der Sehorgane durch die Dunkelheit hervorgebracht sein kann, sondern durch andere, uns zur Zeit unbe- kannte Ursachen, die inner- und außerhalb des Organismus liegen werden, so wird die Blind- heit der höhlenbewohnenden Verwandten möglicherweise auch auf Kosten anderer Ursachen, als auf die Dunkelheit, zu setzen ‚sein, zumal diese, wie bei der Subgattung Machaerites, offenbar nur innerhalb gewisser Grenzen in Wirkung treten kann. Solche außerhalb des Organismus liegende Ursachen, die den Schwund der Augen be- dingen könnten, dürfte vielleicht bei den Aaskäfern, die unter Steinen leben, das rasche, mühelose Auffinden der Nahruns sein, bei dem sie der Augen entbehren konnten. Zu dieser Gruppe gehören auch die Trechen. Diese Gattung enthält freilebende, blinde Arten, freilebende, sehende Arten, höhlenbewohnende, blinde und solche mit rudimentären Augen. Angesichts dieser Thatsachen wird man wohl nieht die Dunkel- heit und damit den Nichtgebrauch Organes für seinen vollständigen Verlust des ı verantwortlich machen wollen. 140 Höhleninsekten. In eine zweite Gruppe würden diejenigen blinden Höhlentiere zusammenzustellen sein, deren nächste freilebende Verwandte augen- begabt sind. Da die zu dieser zweiten Gruppe ge- hörigen blinden Höhlenbewohner keineblinden freilebenden Verwandten haben, so könnte man folgern, daß das Fehlen ihrer Sehorgane eine Folge der Dunkelheit wäre, und daß die Augen durch Nichtgebrauch nach und nach geschwunden wären, die Tiere also bei Einwanderung in die Höhle augenbegabt waren. Wenn wir annehmen, daß die Dunkel- heit im stande ist, die Augen nach und nach zur Verkümmerung bringen zu können, so schlagen wir damit den Einfluß ver- änderter äußerer Lebensbedinsungen zu hoch an! Er kann eine Art: zum Abändern ver- anlassen, und zwar in bestimmter Richtung, wobei die letztere von der physischen Natur der variierenden Organismen abhängig ist, verschieden bei verschiedenen Arten, ja selbst bei den beiden Geschlechtern ein und derselben Art (Weismann, Saison-Dimor- phismus). Damit haben wir aber nur zu- gegeben, daß der Einfluß veränderter, äußerer Lebensbedinsungen den Organismus derartig in seiner Bildungskraft hemmt, Organ in seiner Bildung zurückbleibt und endlich ganz verschwindet. Alle Beispiele, die über diese äußere Einwirkung bekannt sind, zeigen, wieihre Wirkung zumeist in einer Bil- dungshemmung hervortritt, während die Ent- stehung neuer eigenartiger Sinnesorgane bei Höhlentieren erst in zweiter Linie auf die äußere Einwirkung der veränderten Lebensbedingungen zu setzen ist, wobei das primäre die eigene physische Natur des Organismus ist, deren Wirken von der Außenwelt nur beeinflußt und bestimmt wird; mit anderen Worten: die äußere Ein- wirkung kann den Organismus zu keiner Formbildung veranlassen oder befähigen, die nicht in seiner eigenen Natur positiv und potentiell begründet ist. Bei den zur ersten Gruppe gehörigen Arten, und sie bilden die Mehrzahl, liegt aber kein Grund vor, ihre Augenlosigkeit als eine Folge der Dunkelheit anzusehen, da unter den nächsten oberirdischen Verwandten, seien es Familien, oder Arten, ebenfalls Formen vor- Gattungen augenlose, blinde daß ein] kommen. Werden wir nicht vielmehr darauf hingewiesen, daß die Blindheit dieser Tiere gar nicht in den Höhlen entstanden sei, sondern daß diese Arten bereits blind in die Höhlen gerieten und sich hier fortpflanzten? Immer aber müssen wir bedenken, daß die Frage nach dem Ursprung der Höhlen- tiere zur Zeit noch nicht spruchreif ist, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil wir die Anatomie derselben so gut wiegarnichtkennen. Eins aber, scheint mir (Hamann), kann man wohl sicher behaupten, daß diejenigen ober- irdischen Arten, die versteckt leben, also dunkle, feuchte Orte bevorzugen, sich besser eignen werden, zeitlebens unterirdisch zu leben, als Arten, die im Licht ihr Dasein verbringen. Da es nun zu allen Zeiten ober- irdisch lebende, blinde Tierarten gegeben hat, die sich trotz des Augenmangels fort- pflanzten, so ist nicht abzusehen, warum man nicht annehmen dürfte, daß diejenigen unter ihnen, welche bereits an dunklen Orten, unter Steinen und Erde, lebten, sich leichter an das Leben in Höhlen gewöhnt haben. Das würde natürlich für Arten solcherTiergattungen gelten, dienoch heutiges- tags oberirdisch lebende, blinde Vertreter zeigen, zu denen u. a. auch die Käfer gehören. Auf die Frage: Wie gehen die blinden Höhlenkäfer ihrer Nahrung nach?, giebt uns der schon erwähnte Franzose Ch. Piochard de la Brülerie zufriedenstellende Antwort, die er in den „Annal. Soc. Entom. France“ vom Jahre 1872 niederlegte. Er hat beob- achtet, daß augenlose Käfer nicht nur ihre Nahrung zu suchen im stande sind, sondern auch auf Distanz eine drohende Gefahr merken und sich ihr durch die Flucht ent- ziehen. Ihre Bewegungen sind dabei der- artige, als gehörten sie einem sehenden Tiere an. Wenn das Kerzenlicht des Sammlers in der Höhle unverhofft einen ruhenden, blinden Trechus überrascht, oder einen Laemostenus, der trotz des Vorhandenseins in finsteren Höhlen lebt, trifft, so benehmen sich beide Arten in derselben Weise. Ent- weder verharren beide in der tiefsten Ruhe, oder sie ergreifen beide die Flucht. Dabei beuimmt sich auch das blinde Individuum, als ob es den Weg mit den Augen sehen könnte und weiß jede Spalte bei der Flucht zu benutzen, um schließlich in einer solchen zu verschwinden. Auch die sich auf dem Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. = 141 Boden oder an den Wänden bewegenden Tiere verhielten sich so. Nach demselben französischen Forscher wird der fehlende Gesichtssinn durch be- sonders geschärften Geruch und in gleicher Weise entwickeltes Gehör ersetzt. Besonders scheint der Geruch bei allen Höhlentieren gut entwickeltzu sein, und man nimmt wohl mit ziemlicher Sicherheit an, daß die Sinnes- organe auf den Spitzen der Antennen sitzen. Außer den Sehorganen haben die Höhlen- käfer auch die Fortbewegung vermittelst der Flügel eingebüßt. Wenn die Flügel nicht ganz fehlen, so sind mindestens die Flügel- decken an der Naht verwachsen. Der platt- sedrückte Körper wird meist von mehr oder weniger verlängerten, dünnenBeinen getragen, und alle Glieder der blinden Käfer zeigen das Bestreben, sich in die Länge zu ziehen. Bei Leptoderus hohenwarti tritt diese Eigen- schaft besonders deutlich hervor. Zugleich ‘ sind die Haare auf Fühlern und Beinen von auffallender Länge. Bei den blinden Trechen sind die steifen Borsten, die aus den ge- nabelten Poren hervorragen, weit länger als bei irgend einem augenbegabten Trechus. Bei Tr. leschenaulti, pluto, cerberus erreicht diese Besonderheit ihren Höhepunkt. Diese Arten scheinen auch, wie Piochard hervor- hebt, dem Höhlenleben am vollkommensten angepaßt zu sein. Die langen Fühler sind in steter Bewegung und ersetzen neben den schon erwähnten Börstchen zweifelsohne die Augen. Fernerhin entbehrt der weichliche Körper specifizierter Farben. Das in den ver- schiedensten Nüancen auftretende Gelb, welches den meisten Tieren eigen ist, hat Intensivität nicht erlangt, es ist vielmehr in seiner Umbildung stehen geblieben — wegen Lichtmangels, denn das Licht ist es, welches die Farbe ruft und sie sättigt. Augenlosigkeit kommt aber nicht nur bei Insekten-Imagines vor, sondern auch bei ihren Larven, namentlich bei solchen, die dem Tageslicht fast immer entzogen sind, sich also in der Erde, im Innern der Kraut- pflanzen und im Holze aufhalten. So giebt es neben der mächtigen Hirschkäferlarve blinde Larven in- den Familien der Buprestiden, Cebrioniden, Eucnemiden, Cureulioniden, Oerambyciden, Tenebrioniden, Histeriden, Lamellicornier, Ptiniden, Ano- bilden, Tomiciden u. a. Wenn auch gerade sie, so viel mir bekannt ist, noch nicht auf die Lichtempfindlichkeit hin untersucht worden sind, dürfte doch für sie dasselbe gelten, was der ausge- zeichnete Physiolog Plateau an blinden Dipterenlarven beobachtete: nämlich, daß, wenn man eine gewisse Anzahl von diesen. Larven auf einen Tisch vor das Fenster setzte, sämtliche nach der Tischkante hin- krochen, welche am weitesten in das Zimmer herein gerichtet war, und so das Licht flohen. Diese Bewegung ist entschieden ein Beweis dafür, daß auch diese Wesen recht gut die Verschiedenheit der Intensität des Lichtes wahrzunehmen vermögen. Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. Von Max Müller. Ohne Zweifel ist die Bau-Industrie für die Selbsterhaltung der Larve ebenso be- deutsam als bei dem vollendeten Insekt. Die unscheinbar gearbeitete Hülle schützt sicher manches wehrlose Kerfgeschlecht vor der Ausrottung, und zahlreiche Larven fühlen noch zuguterletzt das Bedürfnis, wenigstens für die Puppenruhe ein sicheres, stilles Gemach einzurichten. Wie aber manche Larven ihr Kunsttalent gleichzeitig sehr (Schluß.) gruben des bekannten Ameisenlöwen genauer betrachtete. Es sind z. Z. gerade 200 Jahre her, seitdem der Italiener Ant. Vallisneri zuerst nachwies, daß letzterer einem zarten, libellenartigen Netzflügler, der Ameisen- jungfer, entstammt. In Süddeutschland wühlt eine Made, der seltenen Ameisenfliege (Deptis vermileo F.) angehörend, ebenfalls ein Grübchen in den Sand und lauert im Grunde auf hineinrutschende Beute, die geschickt zum Nahrungserwerbe ausnutzen, |sofort fest umschlungen und dann verzehrt weiß jeder, der den Senkschacht der schon die Fall- erwähnten Sandläuferlarve oder wird. Merkwürdig bleibt es, wie die drei eben 142 Aus dem Larvenleben der heimischen Insekten. genannten Larven trotz des gleichen Aufent- haltes und derselben Lebensweise einzig nach ihren Gewohnheiten übereinstimmen, in ihrem Körperbau jedoch urverschieden geblieben sind, während sonst gleichen Ver- hältnissen angepaßte Larven einander mehr oder weniger ähneln. Wir begegneten ja im Laufe unserer Betrachtungen genug der- selben, bei denen sich letzteres augenfällig bestätigt, so daß der Unerfahrene manchmal an verwandte Wesen denken möchte, obwohl ihre Imagines vielfach kaum im entferntesten zusammengehören. Wiederum haben gleich gestaltete Larven öfters wesentlich ab- weichende Lebensgewohnheiten. Erinnern wir uns beispielsweise nur der Blatthorn- käfer (Lamellicornia), deren charakteristische Larven zwar vegetabilischen Stoffen nach- sehen, aber je nach der Gattung bald in der Erde die frischen Wurzeln, bald in morschen Stämmen den Holzmulm schmausen, ja selbst zwischen Dünger, Gerberlohe oder gar in Ameisenhaufen geraten sind. Das geheimnis- volle Naturleben bindet sich eben nicht an feststehende Gesetze, an menschliche Formeln; beständig überrascht es mit Aus- nahmen und neuen Eigentümlichkeiten. Als solche müssen wir z. B. auch die durch allgemeinen Mangel veranlaßten Wander- züge verschiedener Larven bezeichnen, obwohl diese wenig marschfähigen Geschöpfe keineswegs weitgehenden Ortswechsel lieben. In erster Linie wandern bei eintretender Not | Alle haften, neben- und - übereinander kriechend, durch ihre schleimige Haut zäh zusammen und bilden ein langes, sich langsam fortschiebendes Band, das meist ebenso geräuschlos unter verwesendem Waldlaub verschwindet, wie es entstand. Der Volks- glaube knüpft an diese seltene Erscheinung heute noch allerlei Vorbedeutungen. Die seltsamste und zugleich mühselieste Wanderschaft ist gewissen Schmarotzer- Larven beschieden. Wohl die wenigsten Menschen, welche im Frühling den all- bekannten Ölkäfer oder Maiwurm (Meloe proscarabaeus L.) durch das junge Gras kriechen sehen, ahnen etwas von seiner viel- bewegten Jugend. Im dunklen Erdreich schlüpft er als winziges, schwarzes, übrigens recht praktisch ausgestattetes Lärvchen aus dem Ei, mit vielen Geschwistern zusammen. Munter krabbelten alle ans Tageslicht. Freie Sommerluft lockt ja, sie macht die kleine, sanguinische Gesellschaft erst recht lebendig; denn bald streben die kindlich flinken Neu- linge nach den zunächst stehenden Blüten- kronen, wo sich dieselben oft in dichten Haufen ansammeln. So eine beschauliche Blumenwarte ist ihnen eben günstig zu ränkevollen Schelmstreichen. Wenn fleißige Immen zum Besuch kommen und ahnungslos tief in den Honigkelch hinabschauen, klammert sich irgend eine pfiffige Larve zwischen dem dichten Haarkleide mit ihren dreiklauigen Füßen fest. Namentlich die Pelzbiene (Antho- manche Raupengesellschaften, gewohnheits- | phora) ist dem Thunichtgut recht. bequem. mäßig vor allen anderen die Prozessions- Raupen. Und wie man im Jahre 1876 in den Niederlanden und der norddeutschen Ebene die Kohlweißlinge (Pieris brassicae L.) in unübersehbaren Scharen hinziehen sah, so berichtet Dr. Dohrn eleichfalls ähnliches von deren Raupen. Sie überstiegen den Eisenbahndamm der Strecke Prag-Brünn so massenhaft, daß der Zug schließlich nicht mehr weiter kam, weil die Schienen von den zerquetschten Leibern allerwärts beschmiert waren. Zu beiden Seiten der Bahn zog sich nämlich ein Kohlfeld hin, dessen eine Hälfte die hungrigen Fresser total abgeweidet hatten; sie krochen nun über das Geleise nach dem anderen Teile desselben. Der Nahrungstrieb bestimmt auch Tausende von unbeholfenen Maden der Heerwurm- Tranermücke (Sciara militaris) zum Ziehen. Er läßt sich in den Bau seines Wirtes tragen und sieht zu, ob er dort nicht unbemerkt in eine Brutzelle gleiten kann, in welcher sich derselbe ruhig verdeckeln läßt. Das darin liegende Ei bildet seine allererste Kost, seine erste Kraftspeise für die nun folgende Umwandlung des Individuums. Aus dem unternehmenden, schnellfüßigen Wichte mit den vier kecken Schwanzborsten wird im Bienenneste jetzt ein Faulenzer, ein un- beholfener Engerling, der sich in gemütlicher Trägheit an dem Honigvorrate seiner Zelle delektiert. Aber nicht nur eine doppelte Larvenform, sondern auch ein zweifaches Puppenstadium weist im ferneren der überaus merkwürdige Entwickelungsgang auf: zu- nächst eine Schein- oder Afterpuppe (Pseudo- chrysalide) und zuletzt die eigentliche Käfer- puppe. Die zuverlässigste Aufklärung über Bunte Blätter. diese „ungleichförmige oder heterotypische Verwandlung“), gewöhnlich Hypermeta- morphose genannt, welche gerade eine Gruppe der Blasenkäfer (Cantharidae L. Vesi- cantia Muls.) so interessant macht, verdanken wir den Gelehrten Newport und vor allem Fabre. — Aber wie viele Maiwurmlarven verfehlen wohl ihr Ziel und verunglücken schon anfangs auf ihrer gewagten Wander- fahrt? Sicher geraten sie häufig auf Bienen, ‚die überhaupt nicht um den Bau einer Eizelle besorgt sind, oder gar auf tändelnde Blumen- fliegen etc. Die Betrogenen sind dann allemal verloren. Daher kommt es wohl auch, daß wir trotz der hohen Fruchtbarkeit des Weibchens, das oft über 1000 Eier dem lockeren Boden anvertraut, die Ölkäfer doch nicht zahlreich vorfinden. Häufiger ist im Sommer, namentlich auf Doldenblüten, der hübsch stahlblau und rot gebändertelmmenkäfer (Trichodes apiarius L.) anzutreffen, dessen rote Raublarven (Spalt- würmer) ebenfalls in Bienennestern groß wachsen und dort die junge Brut schädigen. Ihr Dasein ist indessen weniger abenteuerlich. #) Benennung nach Prof. Vitus Graber, im Gesensatz zu der „homotypischen (sleich- se » Me 5 förmigen) Verwandlung“. 145 Wahrschemlich legt das Weibchen die Eier gleich nahe bei den Wohnungen zellen- bauender Solitärbienen ab — seltener werden andere Arten heimgesucht —, so daß die Nachkommenschaft leicht Unterkommen findet. Auch die Metamorphose weist keinerlei Abweichungen auf. Schon alltägliche Erscheinungen aus dem Larvenleben geben also genug zu denken: |sie zeigen allerwärts, wie verkehrt es ist, die unscheinbare Larve bei ihrer muster- haften Anpassung an die jedesmaligen Lebens- bedingungen dennoch als ein ungestaltetes, abstoßendes Wesen anzusehen, ist sie doch in dem geheimnisvollen Werde- und Ent- wickelungsprozesse der Kerfe von höchster . Bedeutung; um jenen zu verstehen, müssen wir dieselbe eingehend beobachten, so zu- verlässig als irgend möglich. Freilich, es ist das eine schwierige Aufgabe mit tausend Hindernissen. „Nicht Kunst und Wissen- schaft allein, Geduld will beidem Werke sein.“ Gelangen wir auch nicht zu glänzenden Resultaten, so folgt unseren Mühen doch eine gründlichere Kenntnis und ein immer besseres Verständnis für die wunderbaren Vorgänge im Insektenleben, und das ist auch eine stille Freude, welche den sinnigen Natur- genuß unendlich erhöht. — an — Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Riesenexemplare von Saturnia dyri und Lasioc. quercifolia. Zuweilen kommt es wohl in der Natur vor, daß infolge vermehrter Freßlust Raupen etwas größer werden, als dies gewöhnlich normalerweise der Fall ist, und dann auch größere Falter liefern. Zwei solcher, gewiß interessanter Fälle teilte mir kürzlich Herr H. Locke in Wien mit. Es handelt sich dabei um die oben erwähnten Arten; dieselben wurden in der Umgebung von Wien im vergangenen Jahre aufgefunden, und zwar die Raupen von Sat. pyri auf Weichsel und Aprikosen, die von .quereifolia auf Schlehen. Herr Architekt Daub dahier und ich erhielten nun solche wirkliche Riesentiere durch Herrn L. übersandt, und maßen die Die Tiere wurden am 24. Juni 1896 ge- funden, also zu einer Zeit, wo sonst in jener Gegend (Baden bei Wien) quereifolia längst verpuppt ist. Herr L. teilte mir ferner mit, daß er in den Jahren 1889 und 1891 aus solch großen Raupen die Falter erzogen habe, und sind diese natürlich von entsprechender Größe. Zwei quercifoiaQ@ S hatten das ansehnliche Maß von 100—120 mm, von Flügelspitze zu Flügelspitze gemessen, während die erzogenen pyri-Falter && und @ © eine Flügelspannung von 190, 200 und 220 mm zeigten; das letztere Maß entspricht ungefähr der doppelten Größe normaler pyriö-Schmetterlinge. Gewiß eine seltene Größe! H. Gauckler. e 3 Über einige Missbildungen bezüglich der Raupen von pyri ausgeblasen 135 mm bei|Form, und anormale Ausbildung des Farben- eirca 20 mm Dicke; eine Raupe von quereifolia hatte eine Länge von 155 mm. pigmentes, des Geäders und der Fransen der Schmetterlingsflügel.e. Im Anschluß an den 144 Bunte Blätter. iuteressanten Aufsatz des Herrn H. Gauckler: „Über Mißbildungen und Formveränderungen der Schmetterlingsflügel* (cf. Band II der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“, p.84-87) erlaube ich mir, folgende Mitteilungen zumachen: Die Erscheinung, daß Lepidopteren am Saume des einen Vorderflügels eine eckige Einbuchtung aufzuweisen haben, scheint nicht eben zu den Seltenheiten zu gehören. Im Verlauf der letzten fünf Jahre hatte ich wieder- holt Gelegenheit, das Auftreten dieser Miß- bildung sowohl an gefangenen, wie auch an gezogenen Stücken zu beobachten. Alle Fälle, die mir bisher zu Gesicht kamen, betrafen Rho- paloceren und Sphingiden, so: PapiliomachaonL., Papilio podalirius L., Pieris daplidice L.. Colias hyale L., Antocharis cardamines L., Sphinx ligustri L., Deilephila nerü L. Bei den gezogenen Exemplaren machte sich schon die Deformität an den Flügelscheiden der Puppe bemerkbar. Bei denjenigen Species, deren Puppenmit einem (oder mehreren) Faden um den Leib befestigt sind, ist wohl diese Erscheinung dadurch zu erklären, daß sich der Schlingfaden durch die lebhafte, durch irgend welchen Umstand ver- anlaßte Bewegung der frischen, noch nicht erhärteten Puppe in die Flügelscheide der einen (oder beider) Seite eingeschnürt und dadurch dem vollkommenen Insekt das eigen- tümliche Aussehen vindiziert hat. In einem der früheren Jahrgänge des „Entomologischen Jahrbuches* von Dr. OÖ. Krancher ist ein durch sein sonderbares Aussehen auffallendes Exemplar von Aporia crataegi L. abgebildet, welches auf beiden Flügelseiten, oben und unten, symmetrisch solche Einbuchtungen zeigt und wohl auch soleher „Einschnürung“ sein Entstehen zu verdanken hatte. Rundliche Ausschnitte an dem Flügelsaum beobachtete ich bei einem gezogenen Stück von Papilio machaon L. (am rechten Vorder- flügel) und von Jaspidea celsia L. (am rechten Hinterflügel). Auch kreisrunde Löcher inmitten der Flügel, ohne daß dieselben den Rand der Flügel be- rühren, scheinen häufiger aufzutreten. In meiner Sammlung befinden sich solche abnorm gebildeten Exemplare von Spilosoma luctuosa Hübn. und Dasychira abietis Esp., früher auch von Diloba caeruleocephala L. Letzteres Stück bot insofern großes Interesse, als die am rechten Vorderflügel befindliche Öffnung die Größe einer kleinen Erbse aufwies, wodurch dem Falter ein absonderliches Aussehen ver- liehen wurde. Ein Exemplar von Polyommatus amphidamas Esp. @ (A. helle W. V.) zeigt beiderseits symmetrisch auf den Hinterflügeln längliche, fast rechteckige Stellen, an denen die Flügelmembran vollständig fehlt, und ein ebensolches Loch in der Spitze des linken Vorderflügels.. — Ob hier nicht Einflüsse äußerer Art, etwa Quetschungen oder Ver- letzungen des Individuums in seinen früheren Entwickelungsstadien, welche dann auf den inneren Organismus einwirkten, diese ab- sonderlichen Erscheinungen ins Leben riefen? Eigentümlich erscheint auch der Umstand, daß bisweilen die Ausbildung des Farben- pigmentes an einzelnen Stellen des Flügels in auffälliger Weise beeinträchtigt wird. So sah ich vor kurzem in der Sammlung eines befreundeten Sammlers eine Kuchelia jacobaeae L., bei welcher auf dem ganzen rechtenVorder- flügel die rote und schwarze Färbung fast völlig geschwunden war und einer silbergrauen Färbung Platz gemacht hatte. Zwei Exemplare von Callimorpha dominula L. zeigten ebenfalls auf einem Vorderflügel eine Divergenz nach dieser Richtung hin. Vielleicht hat man diese Erscheinung auf dieselben oder ähnliche Ursachen zurückzuführen, welchen das Auf- treten des Albinismus seinen Ursprung ver- dankt. — > Daß zuweilen auch das Flügelgeäder der Schmetterlinge anormale Bildung zeigt, sah ich an einem Parnassius apollo L. Der Falter zeigte die Flügeladern samt und sonders, auf allen Flügeln symmetrisch, „wellenförmig“ ausgebildet, ohne daß dadurch irgendwie die Harmonie des Ganzen gestört worden wäre. Während sonst die anormale Gestaltung des Flügelgeäderss zu Verkrüppelungen (Ver- schmelzungmehrerer Flügelrippen und dadurch Anderung in der Form) führt, hatte sich hier dasselbe vollständig symmetrisch entwickelt, ohne irgendwelche Komplikationen zur Folge zu haben. Schließlich sei noch erwähnt, daß vor einigen Tagen eine Dianthoecia cucubali W. \V. aus der Puppe schlüpfte, bei welcher die Fransen am unteren Teil des Saumes des rechten Vorderflügels vollständig fehlen. Schon die Puppe zeigte an der betreffenden Stelle eine Verschmälerung der Flügelscheide. 0. Schultz, Berlin. je Aus den Vereinen, Am 19. November 1896 hat sich in Karlsruhe i. B. auf meine Anregung hin eine „zwanglose entomologische Vereinigung“ ge- bildet, mit vorerst zwölf Mitgliedern, welche sich als Hauptaufgabe die Erforschung der badischen Insektenfauna gestellt haben. Die Versammlungen finden seit Gründung regel- mäßig jeden Mittwoch hierselbst im Restaurant „Frankeneck“ statt, und wird daselbst die neu eingelaufene Litteratur aus dem gesamten Gebiete der Entomologie zur Kenntnisnahme ausgelegt. Des weiteren dient zur Anregung und Belebung der Versammlungen das Vor- zeigen von Novitäten, neu aufgefundenen oder erzogenen Varietäten und Aberrationen, vor- zugsweise der reichen heimischen Fauna ent- stammend. Die Mehrzahl der Teilnehmer widmet sich dem Studium der Coleopteren und Lepidopteren. H. Gauckler. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. u DIESER Bi ah rn a ET er an an nn un Hl in Die Entomologie im Mittelalter. 145 Die Entomologie im Mittelalter. Von Clemens König in Dresden. Was das klassische Altertum auf dem Gebiete der Insektenkunde geleistet hat, haben wir an zwei Beispielen, an den Honig- bienen!) und an den Wespen und Hornissen?) im besonderen, nachzuweisen versucht. Wie Aristoteles die Insekten nach den Flügeln, ferner nach den Freßwerkzeugen und der Nahrung einteilt, welche Gattungen er auf- stellt, und was er über verschiedene ana- tomische und biologische Merkmale zu be- richten weiß, daß der Darmkanal bei einigen gerade, bei anderen im Bogen verlaufe, daß sie nur der Geruch leite, wenn sie nach Fraß oder ihresgleichen suchen, daß sie absterben, wenn ihre Außenfläche mit Öl bestrichen wird, daß, wenn sie zerschnitten, die ein- zelnen Teile noch eine Zeit lang fortleben, daß manche am Mund oder am Leibesende eine verborgene oder, wie der Skorpion, eine äußerlich sichtbare Waffe tragen, daß andere musizieren, wenn sie Flügel, Beine oder Körperringe schwingen oder reiben, ist so bekannt, daß wir nur daran zu erinnern brauchen°). So oft wir uns in diese Fülle des Stoffes vertiefen und das gesamte zoologische Wissen des Aristoteles überschauen, so oft erfreuen wir uns an dem herrlichen Frühlinge, der damals für unsere Wissen- schaft und für die Naturwissenschaften über- haupt auf griechischer Erde hervorsproßte. Und wie lange hat er gedauert? Folste ein Sommer darauf, der noch schöner und prächtiger war? — Mit Griechenlands Macht und Herrlichkeit sanken auch Kunst und Wissenschaft in den Staub. Rom verfolgte andere Pläne. Es errichtete ein großes, starkes Weltreich, baute die Staatswissenschaften weiter aus und liebte Prunk und Genuß. Die Tiere, die gegessen werden konnten, die besondere Leckereien darboten, die im Kampf vor der schaulustisen Menge überwältigt werden konnten, oder von denen man recht lustige oder 1) „Leipziger Bienenzeitung“, 1896, Heft 10 und 11. 2) „Illustrierte Wochenschrift für Ento- mologie“, Neudamm, Bd. TI, S. 184 und 216. 3) Eiselt: Geschichte, System. u. Litt. d. Insektenkunde, Leipzig, 1836, S. 6—9. Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 10. recht wunderbare Fabeln und Geschichten erzählen konnte, für diese Tiere hatten die alten Römer ein hohes Interesse. Das ist aber nicht die Begeisterung, aus der die Wissen- schaft hervorgeht. Daher konnten auch die naturwissenschaftlichen Kenntnisse und Lehren, welche Plinius mit so viel An- strengung und Eifer gesammelt und seinem Volke mundrecht vorgetragen hatte, damals auf italienischem Boden zu keiner lebendigen Weiterentwickelung kommen. Später waren die Umstände hierfür durchaus ungünstig. Und warum? Das Christentum errang sich im schweren Kampfe Sieg und Anerkennung, die urwüchsige Kraft der germanischen Völker schlug die römische Herrschaft in Trümmer, und darüberhin wälzten sich die zerstörenden Fluten einer mächtigen Völkerwanderung. Auf den lieblichen Frühling, der für die Entomologie und die gesamte Natur- wissenschaft in Griechenland angebrochen war, folgte im Abendland eine Zeit voll rauher Winterstürme, welche alles wissen- schaftliche Leben, selbst die im Erdboden schlummernden Keime, ertöteten. Und wie war es während dieser Zeit im Orient? Da, wo der Nil seine Ufer befruchtet und die gesegneten Auen seines Deltas immer weiter ins Meer hinausschiebt, hier, in Alexandrien, der Hauptstadt der Ptolemäer, die schöner war wie jede andere Residenz der Alten Welt, feierten die Lehren des Judentums mit den griechischen Ideen eine wunderbare Vermählung, und die neue Philosophie, die daraus hervorwuchs, die alexandrinische, fand später mit der griechischen Philosophie Schutz und Pflege bei den arabischen Gelehrten, welche die Schriften der Alten, besonders die des Aristoteles, aufsuchten, ins Arabische übersetzten und mit Erklärungen und Zu- sätzen versahen. Der größte unter diesen arabischen Gelehrten war Ibn Sina oder, wie er gewöhnlich genannt wird, Avicenna, der 1037 n. Chr. als Vezier zu Hamadan, dem alten Ekbatana, starb und der das ganze Mittelalter hindurch in allen medizinischen Schulen als höchste Autorität galt. Diese 1897. 146 Die Entomologie im Mittelalter. arabische Wissenschaft nahm in Spanien unter wmaurischer Herrschaft einen un- seahnten Aufschwung. Averroös (Ibn Roschd), der in Cordova geboren und 1198 gestorben ist, förderte als Übersetzer und Erklärer der Bücher des Aristoteles dieses echt wissenschaftliche Streben ungemein, und ebenso die jüdischen Gelehrten, die in seine Fußstapfen traten. Hatte man früher im christlichen Abendlande nur einzelne Bücher des Aristoteles in lateinischen Über- setzungen gekannt, besonders die logischen nach Boäthius, dazu noch die ethischen, rhetorischen und einige physikalische, so wurde jetzt der ganze Aristoteles bekannt. Die christlichen Gelehrten und Fürsten zogen nach den Sitzen maurischer Kultur, um zu lernen, zu erwerben und die Wissenschaft auf heimischen Boden zu verpflanzen. Hierbei müssen wir an Kaiser Friedrich II. denken, anf dessen Veranlassung Michael Scottus, der große schottische Gelehrte und Edel- mann, der später eine schottische Prinzessin nach Norwegen begleitete und im Jahre 1290 starb, die naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzte, und diese Über- setzung1) benutzte Albertus Magnus, der sroße Dominikaner, der das unbestrittene Verdienst hat, durch seine freie Übersetzung und Bearbeitung zuerst dem christlichen Abendlande das Verständnis desAristoteles erschlossen zu haben. Er bildet den Kanal?), durch den das wissenschaftliche und naturwissenschaftliche Leben, das ein Aristoteles vor fünfzehn Jahrhunderten zur ersten Blüte gebracht hatte, in deutsche Lande geleitet und hier ausgebreitet wurde. Deshalb verdient er es auch, daß wir jetzt bei ihm etwas verweilen. Albertus Magnus wurde in Schwaben unweit Augsburg (zu Lauingen) am Ende des 12. Jahrhunderts geboren. Da es noch keine deutsche Universität gab (die erste, die gegründet wurde, hieß Prag, und das geschah 1348), zog er über die Alpen und studierte in Padua wohl an zehn Jahre.?) Er war ein stattlicher Edelmann; er trug ein Wams von 1) Sighart: „Albert Magnus.“ Regensburg, 1857, S. 61 und 348. 2, Erdmann: „Über die Stellung deutscher Philosophen zum Leben“. Berlin, 1850, S. 24. 8 Sighart, 1.8015 Sammet, einen Degen an der Seite und auf dem Haupt ein Barett mit wallender Feder. Durch seinen Oheim, bei dem er wohnte, waren ihm alle Paläste und alle vornehmen Häuser der Stadt geöffnet. Und doch fühlte er sich dabei nicht elücklich; nach langer Überlegung trat er ins Kloster ein, um auf den Pfaden der Wissenschaft Gott zu suchen. Er studierte in Bologna und wirkte dann als Lehrer der freien Künste in verschiedenen Städten des deutschen Vaterlandes, besonders zu Köln und Regensburg. Hier in Regens- burg hat er als Bischof besonders viel Gutes gewirkt. Den Schwerpunkt seiner Thätig- keit finden wir jedoch in seiner theologischen Schriftstellerei. Welch ein Anblick! Der große Kirchen- gelehrte sitzt als Schüler, wie Erdmann trefflich sagt, zu den Füßen des Erzheiden Aristoteles und läßt sich den großen Griechen, als wäre er noch nicht unchrist- lich genug, von Antichristen kommentieren und von Juden interpretieren, um dann mit gleicher Ehrfurcht und mit unübertroffener Meisterschaft Bibelsprüche, Lehren des Aristoteles, Aussprüche der Kirchenväter, des Avicenna und des jüdischen Arztes David zusammenzustellen, um die Wahrheit der katholischen Kirche zu erweisen. Mit welchem Fleiße der fromme Predigerbruder, der die ganze damalige Weltweisheit und Gottesgelahrtheit sein geistiges Eigentum nannte, geforscht und gearbeitet hat, das sagen uns in beredten Worten die 21 mächtigen Foliobände, die er hinterlassen hat. Hier interessieren uns vornehmlich seine zoologischen, speciell seine entomo- logischen Schriften. Und was sagt er davon? „Um meinen Ordensbrüdern, die mich seit vielen Jahren bitten, zu willfahren,“ so lauten seine Wortet), „willich ihnen ein Buch über die Natur verfassen, in dem sie die Naturwissenschaften vollständig besitzen, und aus dem sie die Bücher des Aristoteles richtig verstehen. In diesem Werke werde ich so verfahren, daß ich der Anordnung und Meinung des Aristoteles folge und zu seiner Erläuterung und zum Beweise nur soviel hinzufüge, als notwendig erscheint, doch so, daß der Text desselben nicht besonders hervortritt.* I Siechaurl2238% 307. ae az ve ri 4 : E u ; Die Entomologie im Mittelalter. 147 Und Albertus hat Wort gehalten. Wo ihm eine Aristoteles’sche Vorlage zur Ver- fügung gestanden, da hat er dieselbe mög- lichst getreu wiedergegeben und nur insoweit erweitert, als der Unkundige den Pfad des rechten Verständnisses verfehlen könne. Wo diese Gefahr groß war, da hat er die ge- gebenen Worte als Bausteine in das Gebäude hineingefügt, das er selbständig aufgeführt hat, wie die von Langenberg!) heraus- ‚gegebenen Schriften des Albertus so schön beweisen. Infolgedessen dürfen wir Jessen beistimmen, wenn er sagt?): „Albertus ist überall Original, selbst da, wo er zu kopieren seheimb®.... Diese Orieinalität beschränkt sich jedoch auf seine Zeit, auf das Mittelalter, welches nicht nach der Natur, sondern nach Autoritäten fragte. Auch Albertus war ein Kind seiner Zeit und hielt an der Strenge des Autoritätsglaubens unentwegt fest. „In theologischen Dingen,“ sagt er), „glaube ich dem heilisen Augustinus, in medizinischen dem Hippokrates und Galenius und in naturwissenschaftlichen dem Aristoteles mehr als einem anderen.“ Daß Albertus nicht eine einzige, sondern für die verschiedenen Disciplinen verschiedene Autoritäten proklamiert, ist eine That, die wir ihm hoch anrechnen müssen. Seine naturwissenschaftlichen Werke zählen 19 Nummern, und die letzte davon, ‚wir wollen sie sein Tierbuch nennen, das, gut und fast ganz vollständig erhalten, in der Originalhandschrift im Stadtarchiv zu Köln aufbewahrt wird, umfaßt, von zwei, an geeigneten Stellen eingeschobenen Büchern ‚abgesehen, 26 Bücher, die gewiß in den ver- schiedensten Zeiten seines Lebens entstanden sind, vielleicht noch vor dem Jahre 1260. Albertus starb am 15. November 1280. Das letzte dieser Bücher, das 26., handelt von.den blutlosen Tieren, die in alphabetischer Ordnung besprochen werden. Auf apis und aranea .. . folgen bufo, blatta ..., dann cantharides, crabrones, cimex, cicada u. Ss. w. 1) Langenberg: „Aus der Zoologie des Albertus Magnus“. Elberfeld, 1890. S. Ss ff. und 23 ff. 2) Meyer: Boss r2 3) Langenbers, 1. c., S. 5. „Geschichte der Botanik“, In dieser Reihe fehlen aber auch nicht limax (Schnecke), rana (Frosch), sangwisuga (Blutegel), scorpio (Skorpion), tappula(W olfs- spinne) u. a., woraus hervorgeht, daß der Begriff Kerbtier, Insekt, Entomon in unserer Fassung noch nicht existierte. Noch sei erwähnt, daß er im vierten Traktat des achten Buches ausführliche Mitteilungen über die in Staaten lebenden Insekten giebt, die sechs Kapitel umfassen und von Langenberg!) neu heraus- gegeben sind. Aber auch in seinen botanischen Schriften finden sich zoologische Erfahrungen ein- gewebt. So lesen wir beispielsweise am Ende des II. Kapitels in liber V, Tr. I.: In animalibus est aliquid transiens a cerebro aut ab eo, quod est loco cerebi, per corpus, quod est cerebri vicarıus, quod vocatur nucha, et transit per totam corporis longi- tudinem, aut in dorso anımalium, aut inferius per pectus et sub ventre, sicut in cancro et scorpione et aliis quibusdam. In unsere Sprache übersetzt. will er damit sagen, daß bei den Tieren entweder vom Gehirn auf der Rückenseite oder vom Schlundknoten aus auf der Bauchseite, wie bei Krebsen, Skorpionen und anderen, ein Nervenstrang hinlaufe. Diese Bemerkung ist für dieGeschichte der Zoologie, besonders der Entomologie, von hoher Wichtigkeit; denn wir kennen keine frühere Erwähnung des Bauchmarkes. Wollen wir ein gerechtes Urteil über die Leistungen des Albertus auf ento- mologeischem Gebiete fällen, so dürfen wir weniger den Umfang und die Tiefe seiner Kenntnisse ermessen, als vielmehr den Ab- stand derselben von dem Wissen seines Volkes und seiner Zeit, und dieser Abstand war so groß, daß seine Zeitgenossen sich denselben nur dadurch erklären konnten, daß sie behaupteten, er würde bald von himm- lischen, bald von dämonischen Mächten unterstützt.) Der Unverstand der großen Menge, die alles Außerordentliche und Un- gewöhnliche gern verdächtigt und über jede Kunde, die von dem Herkömmlichen ab- weicht, nur zu leicht ein häßliches Geschrei erhebt, und die Furcht, ihre Bosheit heraus- zufordern, erklären die bereits miteeteilte, I) Langenberg, 1. c., S. 23—29. 2) Sighart, 1. c., S. 75, 148 u. a. 145 Die Entomologie im Mittelalter. auffällige Thatsache, daß er in der Botanik das Vorhandensein des Bauchnervenstranges bei den Gliederfüßern proklamierte. Und welche Frucht trug seine Saat? Der Inhalt der naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles wurde nach und nach Alleemeingut aller Gelehrten und weckte die Sehnsucht nach dem Wissen aller alten Schriftsteller. Die Hauptsache jedoch bleibt, daß das lebendige Verlangen nach naturwissenschaftlichen, nach zoolo- gischen und entomologischen Kenntnissen immer mächtiger hervortrat, wenn es auch zunächst den Born der echten und rechten Quelle als solehen noch nicht kannte oder zu würdigen wußte. Obgleich Albertus ausdrücklich betont hatte, Aristoteles sei kein Gott, er könne auch irren und verbessert werden, der Beobachtung allein sei das ent- scheidende Wort zuzubillisen!), so blieben diese Worte doch überhört, und der Quell, aus dem man schöpfte, blieb das Buch. Bei der damals viel erörterten Frage: Wieviel Zähne hat das Pferd? — um bei einem be- kannten Beispiele stehen zu bleiben?) —, führte man das ganze schwere Geschütz der Autoren in das Feld, und keiner kam dabei auf den Gedanken, dem Pferde selbst ins Maul zu schauen. Diesen für die Forschung so bedeutsamen Schritt vorwärts that Conrad Gesner:; er sammelte nicht nur alle natur- wissenschaftlichen Angaben, die sich in den Büchern der alten und neuen Zeit fanden, gleichviel ob sie hebräisch, griechisch, lateinisch, italienisch, französisch, holländisch oder deutsch geschrieben waren, sondern verglich sie auch mit den Ergebnissen, die er durch Anschauung, durch Beobachtung, durch Untersuchung der Natur und ihrer Geschöpfe gewonnenhatte. Conrad Gesner, der auf der vorhandenen Basis weiter baute, [fügte also zweierlei hinzu, erstens die Methode, absichtliche, zielbewußte Untersuchung, und zweitens die Kritik, die Prüfung des dar- gereichten Inhaltes auf seine Wahrheit hin. In seiner Stube, in seinem Garten und draußen in der freien Natur, die er mit gleichgesinnten Freunden aufsuchte, seine Exkursionen, was in jener Zeit außerordent- 1) Langenberg, ]. c., 8. 5. ?2) Hertwig: „Lehrb. d. 1893, 8. 8. Zoologie“, Jena lich viel sagte, reichten bis auf die pfadlosen Spitzen der oefürchtetsten Berge!) hinauf, überall achtete er auf das Leben und die Gestalt der Geschöpfe, auf ihre Verteilung, auf ihre Entwickelung in der Jahreszeit, auf ihren Nutzen, ihren Schaden, auf die ihnen innewohnenden Heilkräfte. Obeleich er kurzsichtig war, so war sein Blick doch sicher und geschärft, und was sein Auge gesehen, das zeichnete seine Hand mit Leichtigkeit klar und scharf auf das Papier. Und diese Bilder leste er seinen Freunden und den Fremden vor, die ihn in Zürich aufsuchten, um dafür die gebräuchlichen Namen zu sammeln. Er verkehrte gern mit alten und erfahrenen Fischern und Jäsern, um sie über Tiere und Pflanzen auszufragen und Verzeichnisse aufstellen zu können, wie sich dieselben nach Orten und Regionen verteilen. Mit allen bedeutenden Männern seiner Zeit stand er im Briefwechsel. um sein Wissen zu erweitern. Von überallher flossen ihm Mitteilungen, Abbildungen, Sendungen von Pflanzen und Tieren zu. Und das alles verarbeitete er kritisch und nach einem einheitlichen Plane. Schlagen wir die großen, schweren Folianten seines Tierbuches auf, so finden wir eine freie alphabetische Anordnung, welche alles Zu- sammengehörige in eine Gruppe vereinigt. Der erste Band seiner „Historiaanimalium“, der 1551 in Zürich erschien, dann von seinem Freunde Conrad Forrer aus Winterthur ins Deutsche übersetzt und später (1669) von Georg Horst neu herausgegeben wurde, liegt mir in dieser Ausgabe vor; sie umfaßt mehr als 400 Seiten in Folio und handelt von den vierfüßigen Tieren, von den Säugetieren, den Krokodilen, Eidechsen, Molchen, Fröschen und Schildkröten. Sie beginnt nach dem Alphabet mit den Affen, und dabei werden alle bekannten Arten und Geschlechter besprochen, dann folgt das Aichhorn (Sciurus) mit dem „Veeh“ u. s. w. Das Vogelbuch, Tomus II und IIL, ist noch stärker; es zählt 600 Seiten. Etwas schwächer ist das Fischbuch, welches den 4. und 5. Band dieses Werkes ausmacht. Darin sind außer den Fischen noch die 1) König: „Ein vergessener Geograph des 16. Jahrh.“, Separatabd, aus dem V. Jahrg. d. „Zeitschr. f. wiss. Geogr.“. Weimar. 1885. Die Entomologie im Mittelalter. een anderen Wassertiere beschrieben, wie die Tintenfische, die Quallen, die Krebse, die Muscheln und Schnecken und einige Wasser- insekten. Nach seinem Tode erschien 1587 als 6. Band das Schlangenbuch, dem eine Arbeit über die Skorpione beigefügt ist, auf die ich später zu sprechen kommen werde. Die Disposition, die Gesner bei jedem Gegenstand innezuhalten versucht, umfaßt zehn Stücke, nämlich: 1. den Namen, die Gestalt und die Arten, 2. den Wohnort und das Wohn- gebiet, 3. die äußerlichen und innerlichen Merkmale, 4. die Fangweise, 5. dieNahrung, 6. den Nutzen, 7. den Schaden, 8. die Ärzneien, die daraus bereitet werden, 9. die Sprichwörter, die das Tier er- wähnen, und 10. lustige, lächerliche und belehrende Geschichtchen. Obgleich Gesner, seinem Wahlspruch getreu: „Unverdrossener Fleiß überwindet alles,“ immer und außerordentlich fleißig war, so konnte er doch die Aufgabe, die er sich gestellt, auch ein derartiges Pflanzen- buch und ein Buch über allerlei Ungeziefer nicht fertig stellen. Der Tod riß ihn zu frühe dahin, am 13. Dezember im Jahre 1565, in einem Alter von 43 Jahren 3 Monaten. Das hierzu gesammelte Material vermachte er seinem Freunde und Amtsgenossen, dem Arzte Dr. Caspar Wolf, dem er in seinen vier letzten Lebenstagen seine Pläne und Ansichten über Bearbeitung desselben mitgeteilt und das Versprechen _abge- nommen hatte, sein Lieblingswerk vollenden und herausgeben zu wollen.!) Allein diese Arbeit war schwerer, als Wolf gedacht hatte, und deshalb blieb sie, abgesehen von der Historie über die Skorpione, ungethan. Von Wolf kam der Gesner’sche Nach- laß an Camerarius, den Stadtphysikus in Nürnberg, der nur weniges davon veröffent- lichte. Das botanische handschriftliche Ma- terial mit mehr als 1500 Abbildungen fand endlich in dem Erlanger Professor Schmiedel einen würdigen Bearbeiter. Gesners „Opera botanica“ erschienen in zwei Foliobänden von 1753 bis 1759. Der zoologische Nach- laß, der die Insekten betraf, kam nach London 1) Hanhart: „Conrad Gesner“, Winterthur 1824, S. 292. 149 an Thomas Penn, dann an Thomas Mouffetius und endlich an Mayerne!), der ihn so herausgab, daß wir kaum wieder- erkennen, was von Gesner herstammt.?) Conrad Gesner hat also viel gethan, um die Naturwissenschaft zu fördern; er widmete ihr sein ganzes Leben und hatte die hohe Freude, seine Wissenschaft vom Kaiser Ferdinand I., vom Grafen Fugser in Augs- burg, kurz, vom gesamten deutschen Volk, wie die deutschen Ausgaben seines Tier- buches beweisen, geschätzt und geehrt zu sehen. Kaiser Ferdinand I. berief Gesner zu einer Audienz nach Augsburg und verlieh ihm ein Wappen und ließ ihm zu Ehren eine Denkmünze mit Gesners Bild schlagen?) Gesner, dieses seltene Genie in Hel- vetien, das, wie Linne sagt, die Natur- geschichte, die solange im Staube gelegen, — | wieder ans Licht zog und der Welt erklärte?), war der große, allseitisge Gelehrte, der große Polyhistor, der eigentliche Begründer der Gelehrtengeschichte, der modernen Sprachforschung, der Alpenforschung, der wissenschaftlichen Botanik und Zoologie. Wie ein Albertus, so beherrschte auch Gesner die ganze Weltweisheit und Gottes- gelahrtheit seiner Zeit. Er ist nicht nur der Abschluß der mittelalterlichen Gelehr- samkeit, sondern auch der Anfang aller neuzeitlichen Forschung. Wer ihn gerecht beurteilen will, der muß den ganzen Mann in seiner Vielseitigkeit und in seiner Haupt- eigenschaft als Naturforscher betrachten, der muß nicht bloß seine Worte und Werke, sondern vor allem seinen Geist zu sich sprechen lassen, den Geist, der stets und überall für die Naturwissenschaften und für die reine evangelische Lehre wirkte und warb, und zwar mit einer Stille, Bescheidenheit und Nachhaltigkeit, die jedes Hindernis besiegten. Und wie urteilte Gesner selbst über seine naturgeschichtlichen Bücher? „Ich hätte mich,“ so lauten seine Worte), 1) Eiselt, 1. c., S. 17. 2) Insectorum sive minimorum animalium theatrum, olone ab Wottono, Gesnero, Pennio inchoatum, tandem Moufeti opera... Londini, 1634. 3) Hanhart, 1. c., S. 184 ff., 8. 252— 262. 4) Linne: „Auserlesene Abhandl.“, Leipzig, 1776, S. 136. 5) Hanhart, 1. c., S. 133 und ff. 150 Die Braconiden-Gattung. Meteorus Hal. „oft kürzer fassen können, wenn ich freiere Muse gehabt hätte. Ich weiß auch, daß nicht alle Abbildungen die besten sind. Das ist aber nicht meine Schuld. Ich darf aber behaupten, daß bis jetzt nirgends bessere Bilder erschienen sind.“ Noch sei bemerkt, daß die phantastischen Tiergestalten, die uns hier und da entgegentreten, viel von ihrem abenteuerlichen Aussehen verlieren, wenn wir erwägen, daß es sich dabei oft um Abbildungen künstlerischer Erzeugnisse handelt, denen er die Existenz in der Natur ganz entschieden abspricht.!) Ferner müssen wir noch in Erwägung I) Gesnerus redivivus auctus et emendatus od. allgem. Tierbuch .. . Durch Georgium Horstium, 1669, Tom. I, S. 20. Sphinx, Jungfrau- affe: „Ich bleib der Meinung, daß diese Gestalt des Tieres ein Gedicht der alten Ägypter sei“. — 8. 76: Unicornis, Einhorn. „Niemand ist, der dieses Tier jemals in Europa gesehen hat.“ S. 82: „Die Einhörner, so man in Venedig u.a. weiset, sind nicht von vierfüßigen Tieren; keiner hat jemalen ein solch vierfüßis Ein- horn gesehen; sondern sie kommen von dem isländischen Walfisch, dem Narwal, der dieses Horn oder vielmehr diesen Zahn führt.“ Hierbei kommt Gesner auf andere gehörnte Tiere zu sprechen, auch auf den einhörnigen Schröter, unseren Nashornkäfer, den er auch abbildet. (Vergl. 8. 72.) ziehen, daß sein Freund und Kollege Caspar Wolf, der von ihm ganz besondere Anweisung über die Herausgabe seines Nachlasses er- halten hatte, nur das Buch über die Skorpione fertig brachte, und daß 100 Jahre not- wendig waren, um das Material über die Insekten, und daß 200 Jahre notwendig waren, um das Material über die Pflanzen aufzuarbeiten und herauszugeben. Hieraus sehen wir, wie weit Gesner seinen Zeit- genossen vorausgeeilt war. Überschauen wir zum Schluß die Ent- wickelung, die die Entomologie während des Mittelalters genommen, so können wir den bescheidenen Anfängen, die wir zu. verzeichnen haben, unsere Anerkennung nicht versagen. Eine große, tiefe Kluft scheidet das Mittelalter von der Zeit des klassischen Altertums, und die auf weiten Umwegen eingeführten Kenntnisse eines Aristoteles fielen auf einen Boden, der zur Aufnahme erst vorbereitet werden mußte. Die Männer, welche diese Aufgabe in der Hauptsache lösten, waren AlbertusMagnus und Conrad Gesner; beide verdienen daher unsere Hochachtung, vor allem Conrad Gesner, der Vater und Begründer der wissenschaftlichen Botanik und Zoologie und damit auch der Entomologie, die von nun an sich immer mächtiger und schöner entfaltet. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Von Dr. 0. Selımiedeknecht. (Mit Abbildungen.) Bereits im Jahre 1771 erwähnt Degeer kleine, weiße, an langen Fäden hängende Kokons, die er in der Nähe von Nestern des Prozessionsspinners fand. Etwa 30 Jahre später kommt Latreille wieder auf diese Erscheinung zu reden, er entdeckt auch den Urheber dieser zierlichen Gebilde und nennt das niedliche Wespchen wegen der hängenden Kokons Ichneumon pendulator, indem er der kurzen Beschreibung zur Begründung des die Worte hinzufügt: Folliculus nymphae filo longo ad folium suspensus erat. Heute nun hat die Art längst einen anderen (sattungesnamen erhalten und statt einer wir an 70 Arten aus Europa. Noch im Anfang des Jahrhunderts werden Ichneumoniden und Braconiden von den älteren Autoren bunt zusammengeworfen. Erst im Jahre 1818 beginnen Gravenhorst Namens kennen und Nees von Esenbeck in dem „Con- spectus gener. et fam. Ichneumonid.“, er- schienen im IX. Band der Nov. Act. Acad. Caesar., eine gründliche Sichtung der beiden Familien, und dort wird für unsere und einige verwandte Gattungen der Name Peri- litus aufgestellt, der auch später in Nees’Haupt- arbeit: „Hymenopterorum Ichneumonibus Alfınium Monographiae“, beibehalten wird. Auch in diesem Werke sind verschiedene Gattungen unter Perilitus veremigt. Ein Jahr später, 1835, schuf Haliday im „Ento- mological Magazine“ für die vorliegende Gattung den Namen Meteorus, der wohl mit Rücksicht auf die gleichsam einen Schweil besitzenden oder in der Luft hängenden Kokons gewählt worden ist. Dieser Name ist von den meisten späteren Autoren an- genommen worden, während der Name | “ Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 151 Perilitus, der ja eigentlich die Priorität hat, heutzutage für eine ursprünglich bei Nees mit darin enthaltener Gattung angewandt wird. Die Meteorus bilden eine ziemlich scharf abgeschlossene Braconiden-Tribus, vertreten nur durch diese einzice Gattung, die sich schon durch ansehnliche Größe vor vielen der übrigen Braconiden auszeichnet und sich deshalb recht sehr mit zur Einführung in das schöne Studium dieser Insektenfamilie eignet. In ihrem ganzen Körper-Habitus, namentlich durch den gestielten Hinterleib, erinnern die Meteorus an die echten Ichneumoniden, und zwar durch den vorstehenden Bohrer, besonders an die Cryptinen, namentlich an Arten von Hemiteles, während die Körperfärbung wieder große Ahnlichkeit mit den Gattungen Mesochorus, Ophion und Paniscus hervorruft. Die meisten Meteorus-Arten suchen ihre Opfer unter den Lepidopteren, nur einige wählen sie unter den in Pilzen lebenden Coleopteren. Die Mehrzahl sind einsam lebende Parasiten, doch giebt es auch einige wenige Arten, die nach Art der Microgaster gesellis in einer Raupe leben. Obwohl schon zahlreiche Zuchtresultate bekannt sind, ist hier immer noch ein großes Feld offen, und eine Anzahl zweifelhafter Arten lassen sich nur durch Zucht auf ihren Wert prüfen. Ich habe bereits erwähnt, daß verschiedene Meteorus sich an einem bis mehrere Zoll langen, an Blättern oder Zweigen hängenden Faden einspinnen. In diesem kleinen, meist glänzend braun aussehenden Kokon hat die Puppe stets den Kopf nach unten, wid es ist noch durch aufmerksame Beobachter die Frage zu lösen, wie die Larve die Um- drehung bewirkt, da sie beim Herablassen doch wohl den Kopf nach oben hat. Oder spinnt sie sich vielleicht vorher erst einen oder mehrere Gürtel um die Mitte? Der die Lebensweise so gutbeobachtendeRatzeburg erwähnt bloß, daß die Larven sich sogleich von der sterbenden Raupe entfernten, indem sie sich an einem Faden von dem Aste oder Blatt herunterließen und sich frei schwebend einspannen. Eine weitere Beobachtung macht Hartig (Jahresber., p. 254) in Bezug auf seinen Perilitus unicolor, freilich eine sehr fragliche Art. da die Beschreibung des Tieres selbst auf die Gattung Phylacter, die Lebens- weise dagegen auf die Gattung Neteorus paßt. Er beobachtete die Art bei Psilur«a monacha und Panolis piniperda. Er berichtet folgendes: „Die Larve frißt sich aus der lebenden Raupe hervor, welche während dieser Zeit, wie von einem Starrkrampf be- fallen, stillsitzt, bis die Perilitus-Larve einen Faden an dem Aste oder der Rinde, auf welchem die Raupe sitzt, befestigt und sich an diesem 1-—4 Zoll weit herabgelassen hat. Während die Raupe wieder munter wird, fortkriecht oder bald darauf stirbt, fertigt die Schlupfwespenmade, an dem Faden frei in der Luft schwebend, um sich herum jene niedlichen, durchscheinend braunen, spindel- förmigen Kokons, welche man bei Raupen- fraß hin und wieder in beträchtlicher Menge an den Ästen hängen sieht.“ Also auch hier ist noch ein dunkler Punkt aufzuhellen. — Andere Meteorus, namentlich die größeren Arten, hängen ihre Kokons nicht auf, sondern befestigen sie durch ein Gewebe an Blätter u. s. w., und ich habe bereits erwähnt, daß wieder andere gleich den Microgaster gesellig aus dem Opfer hervorkriechen, um sich in einem unregelmäßigen Haufen zu verspinnen. In ähnlicher Weise befestigen die einsam in Käfern (z. B. Orchesia, Cis u. a.) lebenden Arten ihre Kokons an die Unterseite des toten Wirtes. Meteorus gehört mit zu den celidostomen Braconiden, d. h. zu denen, bei welchen die Oberkiefer nach innen gebogen und die Mundöffnung durch den Olypeus bedeckt ist. Hier bildet sie mit die etwas bunt zu- sammengewürfelte Gruppe der Polymorphen. Nur zwei Tribus von diesen haben gestielten Hinterleib, die Euphoriden und Meteoriden, die ersteren mit nur zwei, die letzteren mit drei Cubitalzellen. Die Unterscheidung der zahlreichen, untereinander so ähnlichen Arten hat viele Schwierigkeiten durchzumachen gehabt. Als erster beschrieb Nees im Jahre 1834 zwöll sicher zu dieser Gattung gehörende Arten, das Jahr darauf Haliday 17 britische Arten. Unmittelbar darauf publizierte Wesmael 23, die er in Belgien aufgefunden hatte. Auch Ratzeburg beschreibt verschiedene neue Arten, die ich versucht habe, in der Tabelle unterzubringen; leider stehen Ratzeburgs systematische Arbeiten viel tiefer als seine biologischen. Auch in seinen Meteorus-Arten herrscht große Unklarbeit. Wenn er z. B. 152 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. den M. einctellus Nees, der keine Rücken- grübchen besitzt, zu den Arten mit solchen stellt, was soll man da mit den neuen Arten anfangen? Zum Glück läßt sich durch die Angabe der Wirte vielleicht noch Klarheit schaffen. — Die durch die verschiedenen Autoren verursachte Konfusion sucht dann Ruthe durch eine Neubearbeitung der Gattung zu beseitigen. Ruthe starb darüber, und aus seinem Nachlaß hat sie Reinhard im Jahre 1862 in der „Berliner Entom. Zeit- schrift“ veröffentlicht, indem er zugleich verschiedene Einschaltungen und Notizen macht, besonders weil Ruthe nicht Halidays Arbeit gekannt hatte. Ruthes Publikation ist fast ohne Veränderung, nur mit zahl- reichen Zuchtresultaten bereichert, 25 Jahre später von Marshall in seiner „Monograph of British Braconidae“ benutzt worden, und von demselben Autor auch neuerdings in den „Species des Hymenopteres“ zu Grunde gelegt worden. Nun ist derselbe Übelstand eingetreten, den ich bereits bei meiner Revision der Gattungen Vipio und Bracon betont habe. Durch Thomsons kürzliche Bearbeitung der schwedischen Meteorus- Arten (Opusc. Entom., XX., 1895) sind neue Arten und Bemerkungen über die bisherigen hinzugekommen, wodurch der Überblick wieder sehr erschwert ist. Ich habe deshalb auch hier es unternommen, durch eine Gesamtbearbeitung das Auffinden der Arten zu erleichtern, indem ich einige neue Arten hinzufüge. Hoffentlich trägt Arbeit dazu bei, den unerschöpflichen Schlupfwespen neue Freunde zu gewinnen. Um auch Anfängern den Weg zu erleichtern und die in der Tabelle vor- kommenden Ausdrücke und Unterscheidungs- merkmale klar zu machen, füge ich ver- schiedene Originalzeichnungen bei. Erklärung der Tafel: Fig. 1. Meteorus ictericus Nees, sehr stark vergrößert. Fig. 2. Teil des Vorderflügels von M. chrys- ophthalmus Nees. Der nervulus (der - nervus transversus ordinarius der früheren Autoren) [»] ist antefurcal, d.h. er steht vor der Gabel. R 3. Größter Teil des Hinterflügels von M. albitarsis Curt. Die Radialzelle ist durch eine Querader [a] geteilt. Fig. 4. Das 1. Segment von M. ictericus Nees, um die Lage der Rücken- grübchen deutlich zu machen. Fig. 5. Hängende Kokons von M. tctericus Nees. Meteorus Hal. 1819 Perilitus Nees, Nov. Act. Acad., 0. IX., p- 302 (ex parte). 1834 Perilitus, Sekt. II, Nees, Mon. I., p. 33. 1835 Meteorus Haliday, Ent. Mag., III., p. 24. 1835 Perilitus Wesmael, Nouv. Mem. Ac. Brussepeo2lle : Kopf nicht kubisch, Hinterhaupt gerandet, Fühler dünn und lang, Mandibeln nach innen gebogen, Mundöffnung durch CUlypeus be- deckt. Parapsidenfurchen des Mesonotums deutlich und tief, Brustseiten mit Längs- furche. Hinterleib oval oder lanzettlich, deutlich gestielt, der Petiolus (der Teil bis zu den meist seitlich hervorspringenden Luftlöchern) linear, meist glatt; der Post- petiolus nach hinten allmählich erweitert, fast stets dicht längs gestreift. Bei der Mehrzahl der Arten zeigt das erste Segment oben in oder etwas vor der Mitte zwei nebeneinander stehende, tiefe Längsgrübchen (in der Tabeile als Rückengrübchen bezeichnet). Die fol- genden Segmente glatt und glänzend. Bohrer weit vorstehend. Vorderflügel mit drei Cubitalzellen, die zweite selten so lang als hoch, meist schmal, zuweilen nach vorn, also nach dem Radius zu, verengt; der rück- auch diese llaufende Nerv mündet meist kurz vor dem Ende der ersten Cubitalzelle, seltener ist er interstitial, und noch seltener mündet er in die zweite Cubitalzelle; nervulus meist deutlich postfurcal; Radialzelle der Hinter- flügel bei einigen Arten mit Quernerv. Förster (Verhandl. Preuß. Rheinl., 1862, p. 253) zerlegt nach dem Flügelgeäder die Gattung im drei Untergattungen, und zwar: Zemiotes Först. Radialzelle im Unterflügel durch Querader geteilt. Protelus Först. Humeralquerader vor der Grundader (d.h. also nervulus antefurcal, wie Fig. 2 zeigt). Perilitus Nees. Humeralquerader hinter der Grundader. Diese. Gattungen sind ganz unhaltbar. Es finden sich Arten wie M. rufnlus und annulierus, bei denen die Radialzelle nur die Spur einer Querader trägt, ebenso ist bei Zu dem Artikel: Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Originalzeichnung für die „INlustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. ©. Schmiedeknecht. 154 Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insektariums. MM. chrysophthalmus der nervulus in seltenen Fällen interstitial und die Art dann sehr schwer von M. deceptor zu unterscheiden. Thomson zerlegt die Gattung in drei Untergattungen, die sich jedoch nicht scharf voneinander abgrenzen lassen. Zemiotes: Kopf hinter den Augen ver- schmälert, Ocellen sehr groß. Die zweite Cubitalzelle nicht höher als lang, also nicht schmal. Die Radialzelle im Unterflügel durch eine Querader geteilt, nach außen breiterwerdend. Die Rücken- grübchen des ersten Segments deutlich. Durchweg größere Arten. Zele: Kopf hinter den Augen verschmälert, Ocellen ziemlich groß. Die zweite Cubitalzelle höher als lang, also schmal. Die Radialzele im Unterflügel nicht geteilt, nach außen verengt. Meteorus s. str.: Scheitel breit, nach hinten wenig verschmälert; Ocellen klein. Die zweite Oubitalzelle höher als lang, nach vorn zuweilen verengt. Stigma oft dunkel, an der Basis weißlich. (Fortsetzung folgt.) a Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insektariums. Von Oskar Schultz, Berlin. Jedes sinnige Gemüt, jeder denkende Mensch hat Freude und Interesse an dem Beobachten des ihn umgebenden Natur- lebens. Das unerschöpfliche Reich der Pflanzen, das weite Bereich der Säugetier- und Vogelwelt, die Lebensweise der Fische, das Treiben der Reptilien und Amphibien — ein weites Feld der Beobachtung. welches dem Freunde der Natur Freude und Genuß sewähren kann! Denn ein ewig wechselndes Bild ist es, welches sich hier vor dem Auge des Beobachters entrollt —, ein Leben voll der mannigfaltigsten Formen und Ge- staltungen, reich an mannigfachen Reizen und Rätseln, welches dem Liebhaber immer mehr Liebe zu seinen Miteeschöpfen ein- zuflößen, dem Forscher immer neue Gelegen- heit zu bieten vermag, die Erscheinungen der Naturwelt in ihren Einzelheiten und in ihrem Zusammenhange zu beobachten und | zu ergründen! Aber das Beobachten in der freien Natur ist für viele Naturfreunde mit nicht geringen Schwierigkeiten verknüpft. Der Städter, zumal der Großstädter, hat oft erst weite Strecken zurückzulegen, ehe es ihm vergönnt ist, ein Stück wirklicher Natur zu Gesicht zu bekommen; vielleicht erlaubt es ihm auch seine Berufsthätigkeit nicht, weite Spazier- gänge zu machen, um sich seinen Lieblings- studien in der freien Natur hingeben zu können. Darum sucht er sich den Genuß, der ihm auf diese Weise versagt geblieben, auf andere Weise in der Häuslichkeit zu verschaffen. Er sucht sich in den Besitz der ihn interessierenden Tiere zu setzen; er bietet dem gefangenen Vierfüßer einen geeigneten Käfig, er hält die gefiederten Sänger des Waldes in einer Vogelstube, er beobachtet das Leben der Fische im Aquarium, das Treiben der Kriechtiere im Terrarium. Gleichviel ob aus Liebhaberei oder aus wissenschaftlichem Interesse —, es wird ihm Gelegenheit geboten, die Lebens- weise der Geschöpfe, die ihn interessieren, aus eigener Beobachtung kennen zu lernen und sich über ihr Treiben Aufschlüsse zu verschaffen — oft eher und zuverlässiger, als es draußen in der freien Natur möglich ist. Wissen sich doch viele Tiere dem Auge des Beobachters geschickt zu entziehen! Und wie die aufgezählten Tierklassen. so auch die Insekten. Hatte man sich einst vor- zugsweise darin gefallen, die Beschreibungen der Kerbtierformen in trockener Systematik nebeneinander zu reihen, so hat sich seit einiger Zeit, wenn auch allmählich, auch auf dem Gebiete der Insektenkunde die Tendenz Bahn gebrochen, der Lebensweise dieser Tierklasse mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ohne daß damit etwa die Syste- matik für überflüssig erklärt werden sollte. Auch das Leben und Treiben dieser Ge- schöpfe bietet so manche Rätsel, welche noch der Enthüllung in der Zukunft harren, und es eröffnet sich uns hier ein noch lange Zi a u Er: 3 > Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insektariums. 155 nicht vollständig erforschtes, ausgiebiges Feld naturwissenschaftlicher Beobachtung. Wir beobachten das Wachsen und die Ent- wickelung der Insekten in ihren mannig- fachen Gestaltsveränderungen, in ihren Häutungen und Farbenwandlungen; wir erkennen die innige Verknüpfung, die oft ‚so überraschende Anpassung von Tier und Pflanze; wir sehen, wie auch hier die eine Art bestrebt ist, auf Kosten einer anderen ihr Geschlecht zu erhalten u. s. w. Geradezu von höchster Wichtigkeit kann das Studium dieser Tierklasse dadurch werden, daß man die schädlichen Insekten in ihren ver- schiedenen Entwickelunssstufen einer ein- gehenden Beobachtung und gewissenhaften Forschung unterwirft. Sind wir erst genau über das Treiben dieser unserer kleinen Feinde orientiert, so lassen sich leichter Mittel und Wege finden, um ihren verderb- lichen Einflüssen zu begegnen. Doch sei es, daß wir nun bloß aus Liebhaberei oder zu wissenschaftlichen Zwecken die Kerb- tiere in ihrer Lebensweise beobachten, immerhin wird jeder bald gewahr werden, daß die Beschäftigung mit dieser Tierklasse eine Fülle von Abwechselune, Anregung und Befriedigung dem Beobachter gewährt. Dazu bietet die Anschaffung eines ge- -eigneten Behälters, in welchem wir das Leben der Insekten beobachten können (Insektariums), durchaus keine sonderlichen Schwierigkeiten dar. Schon für wenig Geld Häutungen zu beobachten. Wenn indessen nicht für genügend frische Luft gesorgt wird, so bildet sich leicht an den Pflanzen- resten und an dem Auswurf der Tiere Schimmel, welcher leicht den Tieren das Verderben bringt. Deshalb muß man das Glas täglich ein- oder zweimal lüften, semen Inhalt von Pflanzenresten, welken Blättern und Kot säubern und jede kranke oder tote Larve entfernen, damit dadurch nicht etwa die Luft im Innenraum des Glas- behälters verpestet werde. Selbst die sogenannten Goldfischgläser mögen im Notfalle genügen, doch kommt bei diesen ein großer Übelstand in Betracht, welcher uns die Anschaffung eines anders gestalteten Behälters wünschenswert er- scheinen läßt. Wegen der sphärischen Form der Seitenwände zeigen diese Behälter nämlich die Insassen dem Auge des Beob- achters nicht in natürlicher Gestalt und Größe, sondern die Tiere erscheinen vielmehr unnatürlich verzerrt und vergrößert — ein Umstand, welcher ein bequemes Beobachten der Tiere ausschließt. Am zweckmäßigsten wird es sein, dem Insektarium die Form eines Kastens zu geben. Wenn auch die Beschaffung eines solchen etwas mehr Mühe erfordert, so wird der Besitzer durch die gebotenen Vorteile lohnend entschädigt. Je nach dem Geschmack des einzelnen ist es nun möglich, das kastenförmige In- ist ein solcher leicht zu beschaffen, und wer | sektarium vier-, sechs- oder achteckig her- nicht gesinnt oder im stande ist, Ausgaben | zustellen. Die einfachste Form, mit der wir zur Beschaffung eines Kerbtierzwingers zu machen, der. kann mit einiger Geschicklich- keit sich leicht einen solchen selber her- stellen. Bei der Herstellung eines Insektariums wird der Grundsatz volle Geltung haben müssen, daß in erster Linie die Zweck- mäßigkeit, dann erst das mehr oder minder gefällige Außere in Betracht kommen kann. Die einfachste Form von Behältern, in denen wir Insekten behufs Beobachtung ihrer Lebensweise unterbringen können, bietet sich uns in den Einmachegläsern dar, wie sie für billigen Preis überall zu haben sind. In diesen Glasbehältern ist es auch dem minder Bemittelten möglich, die Kerb- tiere in ihrer Entwickelung und Lebens- weise, bei ihrer Metamorphose und ihren uns ‚hier befassen wollen, ist die viereckige, und zweckmäßig hergestellt und ausgerüstet, entspricht dasselbe durchaus allen An- forderungen, welche man an einen guten, gesunden Aufenthaltsort für Kerbtiere zu stellen berechtigt ist. Um einen solchen Behälter als Zwinger für Kerbtiere herzustellen, verschaffen wir uns zunächst ein starkes, längliches Brett, dessen Breite indessen nicht zu gering sein darf. Damit diese Fläche, welche dem In- sektarium als Boden dienen soll, nicht in- folge der unvermeidlichen Feuchtigkeit, welche Erde und Moos verbreiten, leicht zu faulen anfange, empfiehlt es sich, das Brett mit einer Platte Zinkblech zu benageln. Ist dies geschehen, so errichtet man an jeder der vier Ecken des Brettes eine Säule, 156 Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insektariuns. welche unten und oben durch kräftige Holz- leisten mit den ihr zunächst stehenden Eck- pfeilern verbunden wird. Ist so das Holzgestell des Insektariums, dem wir einen dunkelgrünen Anstrich geben, bis auf den Deckel fertig gestellt, so schreiten wir zur Ausfüllung der Räume zwischen den einzelnen Eckpfeilern. In die vordere Längs- wand des Gestelles wird behufs bequemer Beobachtung eine klare, weiße Glasscheibe eingefügt und dieselbe mit Gips, Cement oder was sich sonst als Bindemittel dar- bietet, festgekittet. Diese Glaswand be- weglich einzurichten, so daß sie sich in einem angebrachten Falz entweder von unten nach oben oder nach beiden Seiten hin ver- schieben läßt wie dies vielfach bei Terrarien, die zur Aufnahme von Amphibien und Reptilien dienen sollen, der Fall ist —, ! hat keinen Zweck; denn durch das Ver- schieben der Glaswand können leicht In- sekten, welche auf derselben Posto „efaßt oder sich auch eingesponnen haben, in ihrer Ruhe gestört werden und infolge Quetschungen Schaden nehmen. Jedenfalls hat man sich davor auf das sorgfältigste zu hüten, irgend- welchen Spalt oder Lücke offen zu lassen; bei der oft so geringen Größe und ihren meist kräftig entwickelten Kriech- und Flug- organen gelingt es den Insekten leicht, durch eine etwaige Öffnung — oft auf Nimmerwiedersehen das Freie zu ge- winnen. wände des Gestelles werden dann mit feiner, engmaschiger Drahtgaze bespannt und diese wit feinen Drahtstiften an den horizontalen und vertikalen Holzleisten festgenagelt. Sind alle Seiten des Behälters mit Drahtgeflecht versehen, so bietet dies den Vorteil, daß lie Luft innerhalb des Behälters sich mit der äußeren gut ausgleichen kann, was für Wohlbefinden der meisten Insekten- Arten von höchster Wichtigkeit ist; indessen senügt es auch, wenn zwei etwa die beiden schmäleren — Seiten des Holzgestelles aus Bretterwänden bestehen; es empfiehlt sich dann, entweder möglichst rauhe Bretter zur Innenwand zu wählen oder, wenn man olatte verwenden will, dieselben mit Bast und Rinde damit Tiere bequeme Plätze finden, an denen sie sich las zu benageln, die bei ihren Häutungen anhelten, ihre Gespinste anlesen oder sich auch verstecken können. Die übrigen noch oitenen Seiten- | An die oberen, horizontalen Holzleisten werden dann unter rechtem Winkel ringsum etwa 2-3 cm breite Holzleisten angenagelt, in welche ein einfacher, viereckiger, mit Drahtgaze bespannter Holzrahmen hineinpaßt, welcher zum Aufheben eingerichtet ist, damit faulende und verunreinigende Substanzen auf diesem Wege leicht aus dem Innern des Behälters entfernt werden können. Ein noch gefälligeres Äußere gewinnt der Kerbtier- zwinger dadurch, daß man das ganze Gestell statt des soeben erwähnten Holzrahmen- deckels mit einem sargdeckelförmigen, an den Seiten mit Drahtgaze überzogenen Aufsatz überdeckt, der an der einen Längsseite mit Scharnieren an dem Holzgestell befestigt und zum Aufklappen eingerichtet ist. Durch seine winklige Form bietet er vielen Insekten- Arten Gelegenheit, ihre Puppengespinste in den Nischen und Ecken des Kastendeckels anzulegen. Natürlich eilt von dem Deckel dasselbe wie von den übrigen Teilen: er muß genau schließen, da sonst die Insassen des Zwingers die Gelegenheit zum Ent- schlüpfen nicht unbenutzt vorübergehen lassen würden. f Was hier über den Bau von viereckigen Insektarien gesagt ist, das findet auch bei der Konstruktion von sechs- und achteckigen Anwendung, nur daß dann selbstverständlich die Seitenwände in den Ecken unter einem Winkel von 120 resp. 175 Grad zusammen- gefügt werden müssen. Die Größe des Kerbtierzwingers richtet sich nach der Anzahl der Tiere, welche dasselbe beherbergen soll. Die Höhe des Behälters kommt bei denjenigen Insekten, welche auf der Erde oder an niederen Pflanzen leben, weniger in Betracht, mehr indessen bei solchen, welche auf höheren Gewächsen leben und mit entwickelten Flug- werkzeugen versehen sind. Ist das Insektarium nach Höhe, Breite und Länge nicht geräumig genug, so werden wir bald viele Insekten- Arten, besonders die zart beschuppten Schmetterlinge, nur in arg zerfetzten und verflogenen Exemplaren aufzuweisen haben und uns häufig genötigt sehen, neues Material zur Beobachtung und zur Belebung des Kerbtierzwingers anzuschaffen. Was nun weiter die innere Ausstattung des Behälters betrifft, so muß der Liebhaber dafür sorgen, daß dieselbe annähernd denjenigen dürfnissen Rechnune trägt. welche der b h 4 rn € ee 7 # f Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insekt: vrlums. Verhältnissen entspreche, unter alchen a zu beobachtenden Tiere m der freien Natur gefunden werden. Je nach der Ört- lichkeit und Umgebung, in welcher sich die Tiere draußen, im Freien, aufzuhalten pflegen, mub man ihnen auch in der Gefangenschaft möglichst naturgemäße Aufenthaltsorte zu bieten suchen. Das gefangene Tier darf möglichst wenig merken, dab es gefangen ist; nur dann wird es sich wohl und be- haelich fühlen und uns in seiner Eigenart vor Augen treten, wenn es eine Umsebung hat, welche seinen Gewohnheiten und Be- Suchen wir also unseren Pfleslingen eine Rene nach Sulelidi: keit zu ren! Den Boden des Kerbtierzwingers, welcher nach Belieben auf Füßen ruhen kann oder nicht, bedecken wir mit einer nicht zu niedrigen, etwa 5—6 cm hohen Schicht outer, mit Sand vermischter Humuserde, welche je nach dem Bedürfnis der zu haltenden Arten häufiger oder seltener mittels einer Bürste oder eines Zerstäubers mit Wasser besprengt werden muß. Ein gewisser Grad von Feuchtigkeit, welcher oft nicht leicht richtis zu treffen ist, ist für die meisten Insekten bei ihren Häutungen und bei ihrer Verpuppung unumeängliche Bedingung. Außerdem füllen wir einen Teil der Bodenfläche mit einem Teppich frischen, grünen Mooses aus, welches hin und wieder der Erneuerung bedarf. Der Wechsel der Moosfläche ist stets mit großer Vorsicht vorzunehmen, damit nicht etwaige, in oder unter dem Moose befindliche Gespinste zerrissen oder darin versteckte Insekten achtlos beiseite geworfen werden. In dem Sandboden müssen ferner einige blühende Topfgewächse eingegraben stehen, summenden, kriechenden und fliegenden Insektenwelt den Aufenthalt an- genehmer gestalten sollen — ein kärglicher Ersatz freilich für den sonnigen Bergeshang mit seinen Blumen, für die üppige Wald- wiese und den blütenbehangenen Strauch am Bachesrand! Diese Gewächse werden wir dann zweckmäßie: so gruppieren, daß sich hier und da schattige Stellen vorfinden, welche lichtscheuen Insekten-Arten will- kommene Ruheplätze darbieten. Bei der Besetzung des Insektariums mit Topf- gewächsen gilt als Regel, in der Zahl der welche von 157 Pflanzen möge Maß zu Iinrereander Raum übrig Futterpflanzen bequem können. So bescheiden in ihren Bedürfnissen die Insekten im Imagozustande im allgemeinen sind, so gefräßig zeigen sie sich im Larven- zustande. Man hat ja den Schmetterling als halten, damit bleibt, um hineinstellen zu die Bild der Seele hingestellt, die, leicht be- schwinet, frei von allen Bedürfnissen und Mängeln des irdischen Lebens, sich dem ewieen Jenseits zuwendet. Das Larvenleben dagegen eleicht dem Erdenleben mit seinen Bedürfnissen. Die Larven konsumieren große Mengen an Futter und nötigen uns durch ihre Freßlust, die Futterpflanzen häufig zu erneuern. Zur Aufnahme dieser letzteren dienen kleine, weithalsige Gläschen, die, mit Wasser gefüllt, bis zu ihrem Rande im Sande einen stehen und die Stengel der Naeh so dicht umschließen, daß sich kein leerer Raum (den man erforderlichen Falls mit Werg oder Moos verstopft) zwischen den Stengeln vorfindet. Von Zweigen fressen die Tiere entschieden lieber, als wenn man ihnen die abgerissenen Blätter allein vorlegt. Niedrige Futterpflanzen, wie Löwenzahn, Wegerich, Grasbüschel und der- gleichen, von denen jedoch die Erde nicht losgeschüttelt werden darf, werden mit ihren Wurzeln in den Behältern hinein- gebracht. Sobald die Nahrungspflanzen durch die Insekten ihres Blätterschmuckes beraubt sind, werden neue daneben gestellt, den hungrigen Tieren leicht gefunden werden. Bei Futterpflanzen, welche dem Welken leicht unterliegen oder schwieriger zu be- schaffen sind, empfiehlt es sich, das untere Ende derselben mit einem frischen Schräg- schnitt zu versehen und die Öffnung mit Wachs zu verkleben, um in dieser Weise einem zu häufigen Wechsel vorzubeugen. Natürlich müssen wir die Bewohner des Insektariums mit der rechten Nahrung ver- sehen; viele verhungern lieber, als daß sie ungewohnte Speise anrühren, und nur in seltenen Fällen gelingt es, statt der natur- gemäßen Nahrung etwas Entsprechendes für das Insekt aufzufinden. Bei jedem Funde ist also genau auf die Pflanze zu achten, auf der oder in deren Nähe wir das Insekt 158 Über die Herstellung und Unterhaltung eines Insektariums. sefunden haben. Die verschiedenen Futter- pflanzen sind dann zwischen die einzelnen Topfgewächse, welche dem Insektarium zur Zierde gereichen sollen, in geschickter Weise einzuordnen. Da eine größere Anzahl Insekten, nament- lich im Larvenzustande, bekanntlich im Wasser leben, so müssen wir auch den Bedürfnissen dieser Kerbtiere gerecht zu werden suchen und für einen Wasserbehälter im Innern des Insektariums sorgen. Ein Teich en miniature wird zu diesem Zweck am besten in einem geräumigen, nicht zu flachen Wasserbassin hergestellt, welches aus Zinkblech verfertigt ist und an einer beliebigen Stelle des Insektariums seinen Platz finden kann. Wollen wir es so ein- richten, daß wir nicht nur den Wasser- spiegel beobachten, sondern auch durch die Wandungen hindurch den ganzen Inhalt des Bassins überschauen können, so müssen wir den Wasserbehälter aus Glas wählen und diesen an der mit einer Glasscheibe ver- sehenen vorderen Längswand des Kerbtier- zwingers placieren. Auf diese Weise wird uns bequeme Gelegenheit geboten, das Treiben der Wasserinsekten auch unter dem Wasserspiegel zu beobachten. In das Wasserbassin bringt man dann einige schwimmende Pflanzen, welche fast in jedem Teiche leicht zu haben sind. Die- selben dienen teils als Futter, teils als Ver- steekplätze für die im Wasser hausenden In- sekten. sind unschwer zu beschaffen: Die leicht wuchernde Wasser- oder Teichlinse, auch Entengrütze genannt (Lemna), die man gar nicht einzupflanzen braucht, da die feinen, fadenförmigen Wurzeln derselben keine Erde haben; ferner das zähe Hornblatt (Ceratophyllum demersum), dessen kleine Ästehen leicht grünen; das mit noch zier- licheren, äußerst fein zerteilten Blättern ver- seheneTausendblatt (Myriophyllum spicatum), die schnell sich verbreitende Weasserpest (Elodea pratensis), der gemeine Frosch- löffel mit seinen eirunden Blättern (Alisma plantago 1.) und andere. Es gewährt ein anziehendes Bild, zwischen dem Gewirr der Blätter und Stengel dieser Wasserpflanzen Treiben der Wasserkäfer und Wasser- wanzen, der Mücken-, Libellen-, Köcher- fliegenlarven und anderer Wasserinsekten nötige: das zu beobachten. — Will man empfindlichere Kerbtierarten, speciell exotische, die einen be- stimmten Wärmegrad erfordern, im Kerbtier- zwinger halten oder denselben auch im Winter mit Arten bevölkern, welche eigentlich erst bedeutend später in das Imagostadium ein- treten, um sie auch während dieser Jahres- zeit beobachten zu können, so empfiehlt es sich, einen Behälter mit Heizvorrichtung zu konstruieren. Zu diesem Zwecke lassen wir uns vom Klempner ein dem oben beschriebenen gleiches Gestell aus starkem Zink- oder Eisenblech anfertigen. Die vier Seiten dieses Behälters sind mit Glas- scheiben versehen; der Deckel besteht aus feinmaschiger Drahtgaze. Der Behälter hat zwei Böden aus Eisenblech, die etwa 10 bis 15 cm voneinander entfernt sind und an den vier Seiten durch je eine Blechwand ver- bunden sind. Diese Blechwände sind der Luftventilation halber durchlöchert, so dab der Flamme der nötige Sauerstoff zugeführt werden kann. Die Heizung selbst wird. bewirkt durch mehrere kleine, etwa 8 bis 10 cm hohe Öl- oder Petroleumlämpchen, welche den oberen Boden und die darauf lagernde Erdschicht erwärmen. Auf diese Weise läßt sich ein heizbarer Behälter in einfacher Form mit wenigen Kosten her- stellen. Hier bringen wir die verschiedenen überwinternden Larven und Puppen unter und werden, wenn wir neben der Wärme für die nötige Feuchtigkeit sorgen und den Von solchen schwimmenden Pflanzen | Tieren Ersatzfutter (Kohlarten, Salat) bieten, die Freude haben, mitten in den Winter- monaten, wenn draußen der Schnee liegt und das Naturleben erstorben zu sein scheint, in unserem Insektarium uns ein Bild regen Insektenlebens vor die Augen zaubern zu können. Bei der Bevölkerung des Kerbtier- zwingers wird jeder seinen eigenen Wünschen Rechnung tragen. Ein Grundsatz ist jedoch hierbei gebührend zu berücksichtigen, näm- lich der: nicht zu viele Arten der Kerbtiere in ein und demselben Behälter zusammen- zuhalten. Der Krieg aller gegen alle schließt ein friedliches Zusammensein der verschiedensten Arten aus; das Gedeihen der einen Art knüpft sich an den Unter- gang der anderen. Es empfiehlt sich daher, ur friedliebende Arten zusammenzubringen und andere Arten, die sich befehden, ent- Bunte Blätter! fernt zu halten, — falls wir nicht die schwächeren Tiere als Futter für die stärkeren verwenden wollen und es uns daran liest, gerade diesen Vernichtungs- kampf, welchen die eine Art auf Kosten der anderen führt, genauer kennen zu lernen. Aber gerade dieser ewige Kampf ums Dasein bietet so vieles Interessante, daß man sich gern der Mühe unterziehen wird, immer wieder die unterliegenden Species zu ersetzen, um so ein leidliches 159 Gle (chgewieht. han So bietet die Insektenwelt mit ihren mannigfaltigen Formen und ihrem viel- seitigen Treiben der sinnigen Betrachtung reichlichen Stoff zu belehrender Unterhaltung und ernster Forschung. Aus diesen beiden Gesichtspunkten wolle man die Wichtigkeit eines Kerbtierzwingers, von dessen Ein- richtung ich hier ja nur ein Bild in allgemeinen Umrissen geben konnte, ins Auge fassen, im Insektarium aufrecht zu — —e ur — Kleinere Mitteilungen. Eine interessante Aberration von Saturnia sbini Q. (Miteiner Abbildung.) Herr Architekt M. Daub dahier, der Besitzer einer unserer größten paläarktischen Schmetterlingssamm- lungen, hat seine ohnehin schon so überreiche Kollektion von Aberrationen und Varietäten durch einen neuen, in hohem Grade. inter- essanten Zuwachs bereichert. . Es ist dies eine Saturnia spini @ ohne die sonst auf sämtlichen Flügeln sich vor- findenden Augen! 1: a EEIIRETTETENEE = Dieses Tier gewährt einen höchst merk- würdigen Anblick und wurde in Stettin vor mehreren Jahren aus der Raupe gezogen. Da nun eine Beschreibung eines solchen Tieres nur höchst mangelhaft sein kann, so habe ich, mit freundlicher Bewilligung seitens des glücklichen jetzigen Besitzers, dasselbe für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ gezeichnet, und verweise ich dieserhalb auf die obenstehende Abbildung. In der Färbung, wie auch in der Zeich- nungsanlage kommt dieses merkwürdige spini Q einer normal gefärbten spinöi nahezu gleich. H. Gauckler, Karlsruhe, Baden. ES Arg. lathonia ab. Im Sommer 1896 wurde bei Herzfelde bei Berlin eine interessante Aberration von Arg. lathonia gefangen. Der ı schlechten Bunte Blätter. Falter, welcher eine Flügelspannweite von 50 mm besitzt, ist so außerordentlich ver- dunkelt, daß nur auf den Vorderflügeln einige wenige Stellen der Grundfarbe hervortreten. Von den beiden Reihen schwarzer Flecke im Saumfeld der Vorderflügel sind die unteren drei paarweise zusammengeflossen - und hell- gelbbraun umrandet. Sie stellen sich dar, wie etwa die Randaugen von einer Pararge. Die oberen drei Fleckenpaare sind verschwunden. An ihrer Stelle befinden sich drei längliche, kleine Flecke von Grundfarbe auf dunklem Grunde. Die schwarzen Flecke des Vorder- randes der Vorderflügel sind völlig zusammen- geflossen, die übrigen Flecke sind sehr ver- gsrößert, so daß nur drei kleine, eckige Flecke von der Grundfarbe in der Flügelmitte übrig bleiben. Diese sind, wie auch der Innenwinkel und Innenrand, schwarzgrün bestäubt. Die Saumlinie ist nach innen zu verbreitert. — Die Hinterflügel zeigen nur am Saum einige winzige Stellen von Grundfarbe, im übrigen sind sie durch Zusammenfließen der schwarzen Flecke völlig geschwärzt und von der Wurzel her stark grünlich angeflogen. Die Unter- seite der Vorderflügel ist mit Ausnahme des Außenrandes und Innenwinkels, welche Grund- farbe besitzen, schwarz gefärbt und mit hellen Adern durchzogen. Die Flügelspitze ist lehm- gelb, mit zwei kleinen, hellen Augenflecken. Die Hinterflügel haben auf der Unterseite die Zeichnung normaler Stücke ziemlich bewahrt. Die äußeren Silberzeichnungen sind jedoch fast gänzlich durch braungraue Farbe ver- drängt. Die zwischen den beiden silbernen Fleckenreihen stehenden Punkte sind ver- schwommen und viel heller als bei normalen Stücken. Leib, Fransen und Fühler sind normal gefärbt. Die Rippen sind auf der Oberfläche der Flügel ziemlich kräftig schwarz angelegt. Der in Rede stehende Falter befindet sich im Besitz der Naturalienhandlung von A. Böttcher in Berlin. Klooß. EZ Die Annahme, daß Deilephila euphorbiae, infolge. ihrer Schreckfärbung, wegen ihres Geschmackes oder ihrer giltigen 160 Bunte Blätter. Säfte unter den höheren Tieren keine Feinde habe, ist eine weit verbreitete. Verschiedene, alierdings mit Haustieren, Enten und Hühnern, angestellte Versuche bestätigten diese An- nahme. Ich möchte ein Beispiel anführen, aus welchem hervorgeht, daß die erwähnte An- nahme nicht unbedingt richtig ist. Gelegentlich der Untersuchung des Magen- inhalts eines Kuckucks fand ich unter anderen Insektenresten auch diejenigen dreier Raupen von Deilephila euphorbiae. Die schon sehr ver- änderten Stücke der Raupenhaut konnten auch einer anderen Art, etwa galii, angehören, doch ließ sich aus der Farbe der noch gut erhaltenen Hörner mit Sicherheit feststellen, daß die Reste von der euphorbiae stammten. Alex. Reichert. > Exkursionsberichte. Auf zwei Exkursionen am 10. und 13. Juli vorigen Jahres fing ich auf dem Gipfel des Brockens folgende Insekten: Lepidoptera : Vanessa urlicae L. Erebia epiphron L., 2 5&%,2 @%& (am ersten Tage war von dieser Art nichts zu sehen, am zweiten flog sie auch nur in den Mittagstunden zwischen 11 und 2 Uhr). Pararge maera Kn., 2 58, 2. Pieris rapae L., 3. Ino stalices L., 3. Bombyx& quercus L., 3. Nemeophila plantaginis var. hospita Schiff. (am Wege nach Schierke). Setina var. freyeri Nick. Minoa murinata Scop. (am Wege vom Torf- haus). Trotz des eifrigsten Suchens kam in mein Fangglas nichts außer diesen 14 Exemplaren hinein. Mehr Glück hatte ich mit den Käfern, so daß meine Giftflasche nachher folgende Arten aufwies, außer einigen Staphylinen, die ich nicht rechtzeitig mit dem Fangort bezettelt hatte und daher letzteren nicht mehr genau angeben kann: Örinocarabus sylvestris Panz. Poecilus lepidus Leske. Hister amicolor L. Aphodius fimelarius L. podromus Brahm. merdarius Fabr: Phylloper Iha horticola L. Podabrus alpinus Payk. Cantharis violacea Payk. E abdominalis Fabr. C’orymbites pectinicornis L. cupreus var. aeruginosus Wabr. Otior rhynchus tenebricosus Hbst. ni niger Fabr. „ jeprdopierus Fabr., Oxymirus cursor L., 59. Leptura rubra L. Melasoma populi L. Alle drei Arten ebenso massenhaft J wie in der Ebene. 288. Chrysomela haemoptera 1. > sanguinolenta L. a polita L. Die Zahl der genannten Arten ist zwar nicht groß, auch finden sich keine Seltenheiten darunter, trotzdem glaube ich aber, dal diese Mitteilung von Interesse "ist, da "sämtliche Arten in einer Höhe von über 1000 Metern gefangen sind. In der „Schmetterlings-Fauna von Nordwestdeutschland“ von Dr. K. Jordan sind für den Oberharz Bombyx& quereus, Pararge maera, Vanessa urlicae und Pieris rapae nicht angegeben. Alle vier Arten habe ich jedoch bis auf Pieris rapae (nur ein Stück) auf dem Brockengipfel in ziemlicher Menge gefunden. Von B. quercus fing ich nur ein Stück, obwohl das Tier massenhaft: flog, aber der herrschende Sturm erschwerte den Fang zu sehr. Meines Wissens ist bisher noch keine umfassende Insekten-Fauna des Brockens oder des Ober- harzes erschienen, und ebenso „Schmetterlings - Fauna des Stilfser Jochs“ von Dr. Wocke, 1876, und den verschiedenen Brocken-Floren, dürfte auch dieser Interesse und wissenschaftlicher Wert nicht abzu- sprechen sein. Es ist daher einem im Harz wohnenden Entomologen wohl zu empfehlen, der Fauna der höher liegenden Teile des Gebirges mehr Aufmerksamkeit zu schenken. R. Bärtling, Hildesheim. je Litteratur. | Uhler, Philip R., President of the Maryland Academy of Sciences. Summary of the Hemiptera of Japan, presented to the United States National-Museum by Professor Mitzukuri. (From the Proceedings of the U. S. National-Museum. Vol. XIX, pag. 255 bis 297. Washinston 1896.) Dem Verzeichnis, welchem die Be- schreibungen einer Anzahl neuer Species beigegeben sind, liegt die auf der Welt- ausstellung i in Chicago ; ausgestellte Sammlung japanischer Hemipteren, die nach Schluß der Ausstellung von Professor Mitzukuri dem National-Museum in Washington geschenkt wurde, zu Grunde. Japanesische Hemipteren sind bisher noch nicht in allzugroßer Anzahl beschrieben worden. Thunberg machte den Anfang damit, nach einer Pause von 35 Jahren setzte Motschulsky sein Werk fort, nächst ihm beschäftigten sich Scott, Distant und Horvath damit. In dem vorliegenden Ver- zeichnis sind 137 Arten aufgeführt, die haupt- sächlich aus den südlicheren Teilen Japans stammen, 20 und einige bereits beschriebene Species sind hier nicht aufgeführt. Den im Verzeichnis erwähnten Arten ist in der den amerikanischen Entomologen eigenen und sehr nachahmenswerten Art der Litteratur- nachweis ihrer früheren Beschreibung bei- gegeben. 6 neue Genera sind aufgestellt und 47 neue Arten beschrieben. K. Für die Redukhion: Udo Lehmann, en " wie der Vet re re EL REIT. nu IE Zwei sonderbare Aberrationen von Vanessa antiopa ete. 161 Zwei sonderbare Aberrationen von Vanessa antiopa und eine neue Methode zur Erzeugung der Kälte-Aberrationen. Von E. Fischer, Med. pract. in Zürich. (Mit einer Abbildung.) Wenn die Lepidopterologen von „Aber- rationen“ sprechen, so sind darunter meistens die für die Sammlungen beliebten und ge- suchten, sogenannten typischen Aberrationen zu verstehen, das sind aberrative Formen, die immer in einem ganz bestimmten Farben- kleide aufzutreten pflegen, während die Über- gänge zwischen diesen und der normalen Form als nicht typische bezeichnet werden, und auch deshalb von vielen Sammlern weniger geschätzt und beachtet werden als die ersteren. Es giebt aber als größere Seltenheit noch eine weitere Gruppe atypischer Formen, die von der Normalform weit stärker abweichen als die vorigen, die auch nicht konstant in gleicher Weise abweichen und wegen ihrer sonderbaren Färbung und Zeichnung, sowie ihrer Seltenheit wegen als Monstrositäten betrachtet werden. Wir sind gewohnt, solche deshalb als monströs anzusprechen, weil sie etwas Irreguläres, etwas wie vom „blinden Zufall“ Erzeugtes an sich tragen, und wir sie allzu- oft nicht zu erklären, d.h. ihre Entstehungs- ursachen nicht zu eruieren, im stande sind, ja sogar uns mitunter nicht einmal einfallen lassen, danach zu fragen, sondern von vorn- herein an eine Unmöglichkeit der Erklärung glauben oder dieselbe in den nichts sagenden Worten „Kuriosität“, „Monstrosität“ gefunden zu haben glauben und damit zufrieden sind. Aber — „alles entsteht und vergeht nach Gesetz“, und wenn wir als Naturbeobachter uns stets vor Augen halten, daß nichts in der Welt ohne Ursache geschieht, und daß auch selbst die barockste und bizarrste Falterform nicht so von ungefähr entstanden sein kann, sondern einem für jeden ein- zelnen Fall bestimmten, allerdings meist verwickelten Faktorenkomplex ihr Werden verdankt, so lernen wir einsehen, daß auch diese monströsen Formen, die bisher vielfach Eingegangen am 14. Febr. 1897. Erkenntnis der bei der Bildung der normalen Falter, der Aberrationen und anderer Er- scheinungen sich geltend machenden Natur- gesetze allmählich zu führen geeignet sind. Ursachen aufzufinden, nach denen die monströsen Formen sich bilden, ist nun zwar keine leichte Aufgabe; mancher, der solche erzielt oder erbeutet, erlaubt sich zwar, und jeder darf sich erlauben, sich eine Vorstellung über die Entstehungsweise zu bilden und über letztere eine Erklärung zu geben oder, besser gesagt, wenigstens einen Erklärungs-Versuch zu machen. Schon in meiner Schrift „Transmutation der Schmetterlinge“ habe ich pag. 34 darauf hingewiesen und durch ein Analogon zu verdeutlichen gesucht, daß die Auffinduns der bei den aberrativen Faltern wirkenden Ursachen deshalb oft schwierig sei, weil sich verschiedene Faktoren in mannig- faltiester Variation ihrer Intensität, ihres zeitlichen Eingreifens etc, sowie in ihrer eroßen Kombinationsmöglichkeit geltend machen, und daß es demnach auch verfehlt wäre, bei unseren Aberrationen etwa nur einen abnormen Faktor, z.B. die Temperatur- verhältnisse, als alleinigen Bildner anzusehen. Unter den vielen aberrativen Vanessen, die ich seit Jahren durch künstliche Ein- wirkung verschiedener Temperaturgrade er- zeugte, fanden sich einige sehr sonderbare, die man — nach ihrem Äußeren zu urteilen — wohl mit Recht zu den monströsen Faltern stellen dürfte; leicht wäre man auch geneigt, ihre Entstehung einzig und allein nur der abnormen Temperatur zuzuschreiben; allein gerade die eine dieser, in Figur 1 dargestellte Form, wovon die Puppe zwei Wochen lang bei 0% C. aufbewahrt wurde, ist eine treffende Illustration dafür, daß oft mehrere Faktoren gleichzeitig thätig sind zur Hervorbringung eines aberrativen Falters, denn sie zeigt, daß, wie im weiteren dargethan werden soll, zu wenig beachtet wurden, unser Interesse |zwei ganz verschiedene äußere Einflüsse, herausfordern müssen; nicht deshalb, weil | nämlich tiefe Temperatur und abnormer sie „Raritäten“ sind, sondern weil gerade | mechanischer Druck, zu ihrer Entstehung diese anscheinend gesetzlosen Formen uns zur | führten. Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 11. 189. 162 Zwei sonderbare Aberrationen von Vanessa antiopa etc. An dieser, in Figur 1 dargestellten Falter- form wird dem Leser die eigentümliche Zeichnung der etwas schmalen und am Innenrande geschweiften Vorderflügel zuerst in die Augen springen; jedoch sollen hier zunächst die Hinterflügel näher betrachtet werden. Diese entsprechen nicht denen der normalen Form von antiopa, sondern jener durch eine lange Zeit andauernde Temperatur von ca. 0° C. erzeugten Kälteform, die ich seiner Zeit als ab. artemis Fschr. beschrieb, denn die blauen Flecke sind stark ver- größert, während die schwarze Binde gegen die braune Grundfarbe in diffuser Weise sich verbreitert und zickzackförmig gegen den gelben Saum vorspringt. Die Zeichnung der Hinterflügel ist also aberrativ, sie entspricht der Kälteform ab. artemis Fschr. und ist erzeugt durch die tiefe Temperatur von ca. 0% C. Diese Kältewirkung finden wir auch auf den Vorderflügeln zum Teil ausgesprochen, indem die drei blauen Keilflecke am Apex über die Norm bedeutend vergrößert sind, so daß sie sogar mit dem äußeren, gelbweißen Costalfleck zusammenfließen. Im übrigen zeigen sich aber auf den Vorderflügeln keine Zeichen der Kältewirkung, denn alle übrigen blauen Flecke sind nicht größer geworden, sondern im Gegenteil ganz verschwunden. Die schwarze Binde, auf der die blauen Flecke normaliter stehen, hat sich auf- gelöst und ist von schwefelgelben Schuppen stark durchsetzt, und es reicht diese Durch- setzung bis tief in die Grundfarbe hinein; es sieht gerade aus, als ob die schwarzen, braunen und gelben Schuppen zum Teil „ihren Platz gewechselt“ hätten; dabei ist aber nicht ein regelloses Durcheinander zu finden, sondern eine für das Auge angenehme und zudem bilateralsymmetrische Verteilung und Gruppierung in dieser abnormen Färbung. Es fällt besonders noch auf, daß das schwarze Pigment sich hauptsächlich um die Adern herum, zumal im gelben Saume, angelegt hat. Auf der Unterseite zeigt das Tier keinerlei abnorme Färbung, dagegen eine kleine wellige Verschiebung der Flügelrippen, auf die wir noch zu sprechen kommen. Es wurde schon angedeutet, daß die seltsame Zeichnung der Vorderflügel aller Wahrscheinlichkeit nach durch abnormen mechanischen Druck hervor- gebracht worden sei. Dies läßt sich nun zwar nicht mathematisch genau beweisen, wie überhaupt nichts in der bewesten und stets veränderlichen Tierwelt, aber doch durch gemachte Beobachtungen sehr wahr- scheinlich machen. Die Puppe, aus welcher der genannte Falter schlüpfte, kannte ich genau, denn es war mir an ihr schon vor dem Ausschlüpfen durch die Flügelscheiden hindurch eine aberrative Färbung aufgefallen, so daß ich anfänglich glaubte, es werde der Puppe eme ab. hygiaea entschlüpfen; auch zeigte sich an der betreffenden Stelle beider Flügelscheiden eine ziemlich starke, flache Einsenkung mit einigen feinen, strahligen, fast narbenartigen Verziehungen. Ich meine damit nicht etwa die, normalerweise kurz vor dem Ausschlüpfen sich einstellende all- gemeine Einsenkune und Faltung der Flügel- scheiden, wie man sie am ausgezeichnetsten an Puppen von Sat. pyri und Acheront. atropos beobachten kann. — Am ausgewachsenen Falter fiel alsdann an betreffender Flügel- stelle eine geringe wellige Verschiebung der Adern, eine etwas spärlichere Be- schuppung und eine dünne Flügel- membran auf, was auf der Zeichnung nicht wiedergegeben werden konnte. Zufolge dieser Beobachtungen schrieb ich die abnorme Zeichnung des Schmetterlings einem zu starken Drucke der an jener Stelle zu sehr eingesenkten Flügelscheiden zu, welche Ein- senkung durch mir nicht genauer bekannte Gründe zuwege gebracht worden war. Auf- fallend ist, daß sie auf beiden Seiten im gleich starker Weise erfolgte und demgemäß eine symmetrische Veränderung der Flügel- zeichnung bedingte. Ferner konnte ich bei vielen Puppen von Vanessa io, die ich auf Eis aufbewahrt, wiederholt eine abnorm starke Einsenkung der Flügelscheiden und an der entsprechenden Stelle des ausgeschlüpften Falters eine be- deutend dünnere, aber durchaus gleichmäßige Beschuppung mit etwas verschwommener Zeichnung beobachten. Auch anderwärts ließ sich unter den Ursachen, die die reguläre Ausbildung der Flügel verhindern, nicht selten ein zu starker Druck auf einzelne Teile der Flügelscheiden nachweisen. Ein solcher Druck kann nun bedingt sein durch abnorme Verwachsungen, oder, wie dies nicht selten vorkommt, durch mäßige Impression oder Verschiebung, was man öfters während Br A Aberrationen von Vanessa antiopa L. Originalzeichnung für die „TUlustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Med. pract. E. Fischer. 164 Zwei sonderbare Aberrationen von Vanessa antiopa etc. oder gleich nach erfolgter Verpuppung an! den noch weichen Flügelscheiden, die zu- fällig auf einen zu harten Gegenstand zu liegen kommen oder an der abzustreifenden Raupenhaut teilweise haften bleiben und dadurch verzerrt werden, beobachten kann. Ob nun dieser Druck durch das eine oder andere angeführte Moment hedingt sei, bleibt sich in der Regel gleichsiltig, stets resultiert daraus eine Veränderung der Flügel, bald in der Färbung, häufiger aber noch in der Form, im Umriß. h Herr Gauckler brachte in No. 6, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ eine interessante Zusammenstellung von Faltern mit abnormen Flügelumrissen, und ich bin der Ansicht, daß zwar nicht alle, aber etliche solcher Bildungen auf abnormen Druck an den Flügelscheiden der Puppe zurückzuführen seien; dafür lassen sich Beweise anführen: Die von Herrn Gauckler erwähnten Formen mit durchlöcherten Flügeln habe ich auch wiederholentlich bei antiopa beobachtet. Die Löcher im Flügel waren stets rund oder oval, vollkommen elattrandig und von einem albinotischen Hof umgeben; an den entsprechenden Puppenhülsen ließ sich stets eine Impression oder eine narben- artige Verdickung an entsprechender Stelle nachweisen, so daß demnach zufolge des Druckes die betreffende Flügelpartie sich nicht entwickeln und die nächste Umgebung des Defektes sich nicht ausfärben konnte. Man könnte also hier von Druck- Atrophie sprechen. Wie sehr es aber gefehlt wäre, alle der- artigen Erscheinungen auf diese Weise erklären zu wollen, beweist das Beispiel einer mit schwarz gesäumtem Loch beob- achteten Van. polychloros, die Herr Gauckler anführt. Deutliche Beispiele für obige Ansicht geben besonders Falter ab, deren Puppen ınit einem um die Mitte des Körpers ge- schlungenen Seidenfaden befestigt sind. Bewegt sich die Puppe, solange sie noch weich ist, stark, so schneidet der Faden zu tief ein, es entsteht durch die Druckwirkung eine Einkerbung der Flügelscheiden, die sich auch am ausgeschlüpften Falter am Innenrande der Vorderflügel alsdann zeigt. Eine treffliche Abbildung einer auf solche Weise mißgestalteten Aporia crataegi wurde ‘seiner Zeit nach Alex. Reichert- Leipzig im „Entomologischen Jahrbuch “ von Dr. Krancher, 1892, wiedergegeben. Ich möchte nochmals betonen, daB zwar viele, besonders asymmetrisch mißgestaltete Falter, wie z. B. die von Herrn Gauckler in Figur 6—8 angeführten, auf obige Weise erklärt resp. experimentell erzielt werden könnten, wogegen symmetrische Mißgestaltungen, wie Figur 3 und 4 in Herrn Gaucklers Artikel, wohl schwerlich darauf zurückzuführen, sondern viel eher nach der dort von ihm gegebenen Erklärung zu verstehen sind. Eine bedeutend stärkere — und in ihrer Art höchst sonderbare und seltene — Ab- weichung vom normalen Falter als die vorige zeigt die im folgenden zu erwähnende Kuriosität, die in Figur 2 zur Darstellung gebracht ist. Ich- habe die Zeichnung so gehalten, daß der Leser schon aus ihr allein herausfinden kann, um was es sich hier handelt, nämlich um zum größten Teil durch- sichtige, also unbeschuppte Flügel, denn man gewahrt deutlich durch die Flügel hindurch die Stengel und Zweige der Pflanze, die ich eben deshalb dahinter zeichnete, um die Transparenz der Flügel auch in der Zeichnung nach Möglichkeit wiedergeben zu können. z Die Monstrosität trat in mehreren eben- solchen und einigen weniger hochgradig veränderten Exemplaren auf und entstammt einer Puppenserie, die ich drei Tage lang bei 38° ©. in den Thermostaten des hiesigen physiologischen Instituts aufbewahrt hatte, was um so wertvoller und erwähnenswerter ist, als durch den Thermostaten die Mög- lichkeit geboten war, die Temperatur genau zu bestimmen und eine genügende, gleich- mäßige Feuchtigkeit zu schaffen. Für die große Bereitwilliskeit, mit welcher meine verehrten Lehrer, die Herren Professoren Gaule und Dodel, sowie ihre Herren Assistenten mir die vortrefflichen Thermo- staten des physiologischen und botanischen Universitätslaboratoriums schon seit Jahren jederzeit zur Verfügung stellen, spreche ich ihnen hier noch meinen innigsten Dank aus. Was über die schuppenlose antiopa zu sagen ist, findet sich zum Teil in meiner zweiten lepidopterologischen Arbeit, pag. 11 nnd 48. Hier sei besonders hervorgehoben, EN ERETEVE “ br nz t 7 ’ Fi . Zwei sonderbare Aberrationen von Vanessa antiopa ete. 165 daß Vorder- und Hinterflügel auf Ober- und Unterseite in vollendet symmetrischer Weise den völlisen Mangel der Schuppen von der Flügelwurzel bis gegen die Stelle, wo bei antiopa die schwarze Binde beginnt, zeigen. Hier treten, zumal entlang der Adern, schwarze und braune Schuppen auf, die sehr rasch an Dichtigkeit zunehmen, um gegen den Saum hin wieder spärlicher zu werden und auch mehr ins Blaugrüne über- zugehen, die von kleinen Gruppen sepia- farbener durchsetzt sind. Die blauen Flecke fehlen vollständig. — Es verdient noch hervor- gehoben zu werden, daß das Fehlen der Schuppen nicht etwa darauf zurückzuführen ist, daß sie an der Innenseite der Flügel- scheiden haften blieben, was mitunter vor- kommt, denn erstens wäre ein so regel- mäßiges und symmetrisches Fehlen dadurch unbegreiflich, und zudem könnte es nur auf der Ober-, nicht aber auch auf der Unter- seite stattgefunden haben; zweitens fanden sich an der nachuntersuchten Innenseite der Flügelscheiden absolut keine Schuppen vor. Es handelt sich also durchaus nicht um eine mechanische Ursache des Schuppenmangels, sondern um eine rein physiologische, die ich seiner Zeit als auf Hemmung beruhend ansprach, veranlaßt durch die hohe Tem- peratur, in welcher die Puppen aufgehalten wurden; oder ist es etwas anderes als Bildungshemmung, wenn normale Gebilde des Körpers nicht zur Enstehung, ja nicht einmal zur rudimentären Anlage gelangen? Wohl kaum! = Diese und viele andere Thatsachen muß ich immer wieder betonen gegenüber der Ansicht, als ob alle und jede der durch Temperatur-Abnormitäten erzeusten Aber- rationen auf einer specifischen Wirkung derselben beruhten; ich erinnere nochmals an die sonderbaren Resultate, daß bei 0° C. und 42° C. die ganz gleiche Rückschlags- form ab. artemis auftrat, die man sonst als Kälteform zu bezeichnen pflest. Bei obiger Aberration hatten neben dem Mangel der Schuppen offenbar noch andere Veränderungen in der Flügelmembran statt- gefunden, denn solange die Falter auf dem Spannbrett lagen, blieben die Flügel eben, selbst wenn man die Spannstreifen für lange Zeit ganz entfernt hatte; sobald man sie aber vom Spannbrett nahm und damit den Flügeln die Unterlage entzog, rollten sie sich stark nach unten ein, und dies wieder- holte sich stets, so oft ich sie auch wieder aufweichte und von neuem flach zu pressen suchte. Im vorigen haben wir zwei Beispiele von der umformenden Wirkung abnormer Temperaturen und ein solches über die Druckwirkung gesehen. Allgemeiner ge- sprochen tritt eine Änderung des normalen Lebensprozesses des in der Puppe sich ent- wickelnden Schmetterlings erfahrungsgemäß aber dann am allerwahrscheinlichsten ein, wenn die Puppe in ungewohnte Verhältnisse, also unter äußere Einflüsse, gelangt, an die sie, nicht angepaßt ist. Speciell die um- fassende Bedeutung der Temperatur ist dem Leser aus früheren Mitteilungen genügend bekannt und braucht hier nicht weiter er- örtert zu werden. Wir bemühen uns jetzt vielmehr, Schritt für Schritt weiterzukommen in dem wirren Gebiete der Entstehungsursachen und der experimentell immer genauer und um- schriebener festzustellenden Gründe der Aberrationserscheinung; damit drängt sich uns die präcisiertere Frage auf, unter welchem Grad und welcher Dauer einer be- stimmten Temperatureinwirkung eine Aber- ration auftritt, oder eigentlich auftreten muB. Freilich setzen wir dabei stillschweigend voraus, daß vor dem Puppenstadium keine umformenden Einwirkungen auf die elter- lichen Falter, auf das Ei oder die Raupe stattgefunden habe, und daß erst jetzt mit dem Puppenstadium die aberrative Bildungs- richtung zufolge abnormer Temperaturein- flüsse eingeschlagen werde. Diese Frage, die schon deshalb wichtig ist, weil ihre Lösung das ganze experimentelle Verfahren bedeutend zu vereinfachen im stande wäre, konnte bis jetzt zu einem nur sehr geringen Teile für hohe Temperaturen von ca. 350 bis 38° C. beantwortet werden; gar manches ist auch hier noch ganz unsicher, und die Sache gestaltet sich zu einer recht schwierigen, sobald man sich mit ihr an die tiefen Temperaturgrade von beispielsweise + 5° bis — 10° C. heranmacht, denn hier ist eine konstante Temperatur (ausgenommen bei 0°C., falls man die Puppen nicht auf, sondern unter Eis bringt) fast unerreich- bar; der Temperaturaustausch macht sich 166 Zwei sonderbare Aberrationen von Vanessa antiopa ete. in allzustarker Weise geltend. Trotz dieser Schwierigkeiten habe ich doch wiederholent- lich den Versuch gemacht, die Temperatur- einwirkung nach ihrer Dauer, sowie auch ihrer Intensität auf ein möglichst geringes Maß einzuschränken, und meine Experimente mit tiefen, intermittierenden Temperaturen haben bereits gezeigt, daß es, um eme aberrative Bildung herbeizuführen, nicht nötig ist, Puppen drei, vier und sogar.sechs Wochen auf Eis zu legen, was entschieden ein großer Zeitverlust ist. Gleichwohl ist hierbei das Verhalten der Temperatur nur schwer zu kontrollieren, so wichtig es doch wäre, denn es muß nicht nur der tiefste, jeweilig erreichte Kältepunkt, sondern auch die Raschheit der Abkühlung, das Andauern der tiefsten Temperatur, sowie endlich der Wärmepunkt von uns nach dem Experimente in Betracht gezogen werden können. Obgleich mir im letzten Sommer eigentlich keine Zeit zu Experimenten zur Verfügung stand, so konnte ich mich doch nicht ent- halten, bei einem Gange über Land einige am Straßenrande auf Nesseln sich aufhaltende, sehr üppige urticae-Raupen mit nach Hause zu nehmen. Da sie sich schon nach einem Tage zu verpuppen anfingen und mir Eis nicht gerade zur Verfügung stand, so verfuhr ich auf folgende Art: Ich legte die einen Tag alten Puppen in einen kleinen Blech- cylinder und umwickelte diesen mit Watte, hängte ihn an einem Faden schräg auf und ließ aus einem mit Tropfhahn versehenen Gefäß Schwefeläther auf die Watte fallen; der Hahn konnte so gestellt werden, daß pro Minute z. B. 100 Tropfen auf die Watte fielen. Der Apparat funktionierte also ganz automatisch und erzeugte so im Innern des Cylinders bald eine Temperatur von 0° ©. oder nach Belieben noch tiefere (bis auf — 8° C.), und durch geeignetes Zudrehen konnte die Tropfenzahl pro Minute so ver- ringert werden, daß eine nahezu konstante Temperatur von beispielsweise 0° ©. oder — 20 0. für längere Zeit beibehalten werden konnte. Die Temperatur wurde mittels eines langen, dünnen, durch den durchbohrten Kork des Cylinders geschobenen Thermometers angezeigt. Der Apparat stand auf dem Fenstergesims meines Zimmers, in dem eine Sommertemperatur von 20° ©. und mehr herrschte. In dieser hohen Zimmertemperatur war es aber, wie die Ergebnisse zeigten, möglich, mit ganz geringer Mühe und in kürzester Zeit mit dem Äther-Tropfapparat aberrative Falter zu erzeugen. Nachdem nämlich die Puppen (es waren 24 Stück) dreimal ziemlich rasch, d. h. innerhalb 50 Minuten, von + 20°C. auf — 20 C. ab- gekühlt worden, wobei die Temperatur von — 2° ©. nur fünf Minuten anhielt, wurden die Puppen in gewöhnliche Zimmertemperatur gebracht. Nach acht Tagen schlüpften sämtliche 24 Stücke, unter denen sich nicht weniger als 15 aberrative Falter, und zwar lauter Übergänge zu der seltenen ab. ichnusoides de Selys, fanden. Die meisten waren prachtvoll gefärbt und in gewisser Beziehung sogar viel hochgradiger verändert als die früher von mir gezogenen. Daß es sich nicht etwa um Zufälliskeiten handelte, wird dadurch bewiesen, daß es die gleiche aberrative Form war, wie ich sie ein Jahr vorher durch tiefe Temperaturen erhielt, daß sie ferner in großem Prozentsatze der ver- wendeten Puppen auftraten, und Puppen, aus dem gleichen Raupenneste, die ich, wie immer, zur Kontrolle bei normaler Temperatur gehalten, keine einzige abweichende Form ergaben. Der Erfolg obigen Experimentes regte mich zu einem zweiten Versuche an, den ich mit 16 urticae-Puppen in ganz gleicher Weise anstellte. Auch diesmal fanden sich unter den 14 geschlüpften Faltern (zwei Puppen gingen zu Grunde) acht mehr oder weniger hochgradig ausgebildete Übergänge zu ab. ichnusoides. Es geht daraus der praktisch nicht unwichtice Schluß hervor, daß das Be- streben, die Kälte-Experimente auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu reduzieren, nicht hoffnungslos ist, und daß es möglich ist, die Schnelligkeit und Dauer der Abkühlung, sowie die Tiefe derjenigen Temperatur nun viel genauer zu bestimmen, bei welcher bereits eine aberrative Form entstehen muß. Eine andere wichtige Frage, inwelchem Alter man die Puppe nämlich der abnormen Temperatur aussetzen soll, welche Tage des Puppenstadiums die kritischen seien, ist von Merrifield zu beantworten versucht worden. Bei einigen Arten sollen es die letzten sechs Tage, bei anderen die Uber Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen etc. 167 ersten Tage des Puppenstadiums sein; ich verweise hierüber auf Weismanns Schrift: „Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus“ (1895), worin pag. 50 ff. darüber näheres zu finden ist; auch das Experiment, pag. 14, Ac und das pas. 30 meiner Schrift, „Trans- mutation der Schmetterlinge“, Gesagte würde hierher gehören. Bei den in Rede stehenden Experimenten empfiehlt es sich sehr, in der Raschheit und Dauer der Abkühlung nicht zu weit zu sehen, denn es scheinen die Puppen hierin ziemlich empfindlich zu sein. Während z.B. eine Temperaturerniedrigung von + 20° auf — 20° C., also eine Differenz von 22° C., eine Aberration zu erzeugen vermag, und während beispielsweise wir Menschen, indem wir im strengen Winter vom geheizten oder über- heizten Zimmer ins Freie treten, oft plötz- liche Temperaturdifferenzen von 30, 40 und mehr Graden mit unserer Lunge ohne Schaden auszuhalten vermögen, kann eine nur um wenige Grade stärkere Kälte, wie eine Erniedrigung von + 20% auf — 49 C. innerhalb eines Zeitraumes von 50 Minuten und mit einem Anhalten der Temperatur von — 4° während bloß drei bis vier Minuten be- reits deletäre Eigenschaften auf den Puppen- körper äußern; sie erwacht nicht mehr nach dem Erwärmen, diese Temperaturschwankung hat ihren Lebensmechanismus zum dauernden Stillstand zu bringen vermocht. Die angegebene Methode der Abkühlung mit Äther, die wohl kostspieliger ist als die mit Eis und genaue Einrichtung voraus- setzt, könnte natürlich noch vervollkommnet werden und würde für kleinere, kurze Ver- suche oder in Gegenden, wo momentan kein Eis zu beschaffen ist, etwelche Verwendung finden können. Das Ideal wäre, einen Apparat zu konstruieren, sei es mit Ver- wendung der Verdunstungskälte des Äthers, oder besser mittels eines Salzes, der die Her- stellung einer konstanten, tiefen Temperatur gestattete, also ein Thermostat für niedere Temperaturen. Es soll nicht nur das Be- streben des Lepidopterologen sein, möglichst vicle Aberrationen zu erzeugen, sondern auch die experimentellen Methoden zu ver- bessern. Wer sich auf diesem Gebiete beschäftigt, dem empfehle ich auch die Arbeit von A. Welter: „Die tiefen Temperaturen und ihre künstliche Erzeugung“. Verlag von J. Greven, Crefeld, 1895. Sie enthält viel Interessantes und eine ausführliche Mit- teilung der bekannten Kälteversuche von Raoul Pictet. Über die verschiedenen, im vorigen mit- geteilten Beobachtungen habe ich mir eine Reihe neuer experimenteller Versuche vor- gemerkt und werde dieselben möglichst bald ausführen und die Resultate an dieser Stelle zur Kenntnis bringen. — en — Über Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen in der Umgegend von Leipzig. Von Alex. Reichert, Leipzig. Unter den paläarktischen Scarabäiden bildet die Unterabteilung der Cetoniden die stattlichste und farbenprächtigste Gruppe, die trotz ihrer relativen Größe dem Systematiker, durch die Ähnlichkeit der Varietäten einzelner Arten, beim Bestimmen große Schwierigkeiten bereitete. Erst das Erscheinen der Reitter’schen Arbeit!) brachte größere Klarheit. I) Reitter, Darstellung der echten Ceto- niden-Gattungen und deren mir bekannte Arten Als Beispiel der früheren Unsicherheit will ich nur anführen, daß noch in der dritten Ausgabe des „Catalogus coleopt. Europ. et caucasi“ die Potosia metallica F. als Varietät der floricola Hbst. aufgeführt wird, trotzdem auch die untereinander ähn- lichsten Varietäten beider Arten durch die vorhandene oder fehlende, weiße Kniemakel leicht auseinanderzuhalten sind. Das Bestimmen nach den Reitter'schen Tabellen ist ein Vergnügen. Daher kommt es, daß mir heute mein gesamtes Cetoniden- aus Europa und den angrenzenden Ländern. Material, mit Ausnahme einiger zweifelhaften „Dtsch. Ent. Zeitschr.“, 1891, Heft 1. Varietäten der metallica au Syrien, bestimmt 168 Über Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen ete. vorliegt. Dieser Umstand, sowie ein Artikel der „Entomologischen Zeitschrift“, Guben, welcher das außerordentlich häufige Vor- kommen der speciosissima Scop. in Tirol behandelt, gaben mir die Anregung zu den nachfolgenden Mitteilungen, in denen ich hauptsächlich auf diejenigen Cetoniden-Arten Bezug nehmen werde, welche in der Um- gegend von Leipzig bekannt geworden sind. Die Umgebung von Leipzig, etwa 30 km im Umkreise angenommen, beherbergt sechs Arten Cetoniden, und zwar: Epicometis hirta Poda, Cetonia aurata L., Potosia marmorata F., Potosia speciosissima Scop., Potosia flori- cola Hbst., Potosia metallica F. Es kommen demnach bei Leipzig die meisten der in Mitteldeutschland lebenden Arten vor. In dem Verzeichnis von Schilsky 1) sind für Deutschland noch weitere sechs Arten, nämlich: Epicometis squalida Scop., Leucocelis fumesta Poda, Potosia affinis Andersch, angustata Germ., hungarica Hbst. und morio F., aufgeführt, die aber fast alle dem Süden angehören und in dem Ver- zeichnis nur Platz gefunden haben, weil dort der Begriff „Deutsche Fauna“ bis Istrien ausgedehnt ist. Die metallica F. fehlt dem Verzeichnis, doch sind drei Varietäten der- selben als solche der floricola Hbst. auf- geführt. Die Verbreitung und Häufigkeit der einzelnen Arten ist eine sehr verschiedene. Verbreitet im Leipziger Gebiet scheinen nur die Arten aurata, marmorata, speciosissima und floricola zu sein. Wirklich häufig und überall habe ich bis jetzt nur die aurata gefunden, an einer Stelle häufig Epic. hirta. Die metallica dagegen scheint zu den größten Seltenheiten zu gehören, doch ist dies vielleicht auch nur scheinbar, wie bei mar- morata, speciosissima und floricola, welche als Imagines zwar verbreitet, aber durchaus nicht häufig sind, während die Larven und Puppen mitunter in großer Anzahl bei- sammen zu finden sind. Ich komme auf diese eigentümliche Erscheinung bei der Aufführung der einzelnen Arten noch zurück; zunächst möge jedoch einiges Allgemeine folgen. Man trifft die Cetoniden als Käfer auf 1) Schilsky: System. Verzeichnis der Käfer Deutschlands. den Blüten der verschiedensten Gewächse an, auf denen sie honigsaugend, aber auch die Blütenblätter verzehrend, verweilen. Auch am ausfließenden Safte verschiedener Bäume, sowie an Beeren und Baumobst findet man sie zuweilen häufig, und sogar Galläpfel sollen sie nicht verschmähen. Bei trübem Wetter sitzen sie träge auf den Blüten, und man kann sie ohne Mühe mit der Hand ablesen oder in den Schirm klopfen. Sie stellen sich tot, indem sie die Beine dicht an den Körper anziehen, und geben bei Berührung aus dem Hinterleibe einen übelriechenden Saft von sich, offenbar zur Abschreckung ihrer Feinde; einen an das Sammeln von Coprophagen sewöhnten Coleopterologen können sie damit natürlich nicht verblüffen. Bei Sonnenschein ist ihr Wesen, analog dem der Buprestiden, ein ganz verändertes. Bei der geringsten Beunruhigung schieben sie die Flügel unter den geschlossenen Decken hervor und erheben sich mit lautem Summen in die Lüfte, und zwar geht dies alles mit einer Schnelligkeit vor sich, die man den plumpen Kerlen nicht zutrauen sollte. Es ist eine Eigentümlichkeit der Ceto- niden, mit geschlossenen Decken zu fliegen. Die Farbenpracht der Flügeldecken kommt daher auch im Fluse zur vollen Geltung und erhöht sich noch um ein Bedeutendes dadurch, daß auch die Flügel, besonders bei exotischen Arten, aber auch schon bei unserer speciosissima, prachtvoll stahlblau gefärbt sind. Die Funktionen der Decken sind also bei den Cetoniden keine positiven, und vielleicht haben auch die übrigen Käfer die Decken zum Fliegen nicht so absolut nötig, wie, nach den angestellten Versuchen, die Dipteren die Schwingkölbchen und die Hymenopteren das zweite Flügelpaar. Nach Kolbe!) dienen die Decken nur dazu, die Verschiebung des Schwerpunktes bei Änderung der Flugrichtung zu veranlassen. Die Staphyliniden z. B. mit ihren sehr kurzen Decken sind gute Flieger, und die Cetoniden besitzen trotz der gänzlichen Passivität ihrer Decken ein vorzügliches, ausdauerndes Flug- vermögen, wie jeder bestätigen wird, der es 1) Kolbe: Einführ. in d. Kenntnis der Insekten. rrl- Über Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen ete. 169 versucht hat, eine vor ihm herfliegende Cetonie einzuholen. Die Erscheinungsszeit der Käfer fällt bei Epicometis schon in den April, die übrigen Arten erscheinen später und während des ganzen Sommers. (et. aurata habe ich noch im Oktober gefangen, doch scheint eine Überwinterung oder mehrjährige Lebens- dauer nicht stattzufinden, wenigstens habe ich nie eine Cetonie im Winterquartier auf- gefunden, auch in der Litteratur habe ich, außer bei Rösel!), keine Angaben darüber gefunden. Die betreffende Stelle möge als Kuriosum, wegen der aus der langen Lebens- dauer gezogenen Schlußfolgerungen, wörtlich hier folgen: „Da übrigens andere Käfer, welche sich das Jahr einmahl, und zwar in gewissen Monaten, sehen lassen, in eben diesem Jahr auch wieder sterben; so ist es etwas besonderes, daß sich der Gold-Kefer, in Ermanglung der Blühe und des Obstes, mit angefeuchtetem weissen Brod ganzer drey Jahr lang erhalten lasse. — Dieses sollte mich fast auf die Gedanken bringen, als ob die kleineren Gold-Kefer?) nach und nach so anwüchsen, daß sie die Farbe, Gestalt und Grösse des in der sechsten und siebenten Figur?) vorgestellten grösseren erhielten; sonderlich, da die kleineren auf dem Bauch mit zarten Härlein besetzet sind, welche sich an dem grösseren nicht finden; indem es wohl seyn könnte, daß, weil der Kefer mehr als ein Jahr lebet, diese Härlein durch das öfftere hin und wieder Kriechen in der Erde abgerieben würden: —“ Die eitierte Bemerkung: über die Lebens- dauer scheint, dem Wortlaute nach, nicht eigene Beobachtung Rösels zu sein, bedarf also, da kein Gewährsmann aufgeführt ist, des Beweises; zu dem übrigen enthalte ich mich jeden Kommentars. Die Larven leben verborgen in morschem, mulmisem Holz hohler Bäume, in lockerer, mit verwesenden Pflanzenteilen vermischter Erde oder in Ameisennestern, deren Bestand- teile sie verzehren; nach Ratzeburg*) sollen sie auch die Wurzeln lebender Bäume 1) Rösel: Insekten-Belustigung. 2. 2) aurata. 3) speciosissima. 4) Ratzeburg: Forstinsekten. 1. fressen, die durch den Fraß anderer Insekten kränklich geworden sind. Eine Ähnlichkeit mit den Larven der Maikäfer und verwandter Arten ist vor- handen, doch sind die längeren Beine und Oberkiefer ein leichtes Erkennungszeichen der Melolonthiden-Larven. Die Entwickelungszeit ist eine mehr- jährige, wie die verschiedener anderer großer Scarabäiden; Oken!) spricht von mehr als drei Jahren, Wasmann?) von drei bis vier Jahren, die sie bis zur Verwandlung brauchen. Infolgedessen trifft man oft Larven in ganz verschiedenen Größenstadien zu gleicher Zeit an demselben Ort. Die Verwandlung der erwachsenen Larve erfolet in einem Kokon, welcher aus Erde und Mulm besteht oder auf der Außenseite mit den verschiedenen Pflanzenresten oder sonstigen Überbleibseln der Umgebung be- kleidet ist. — Die Bestandteile des Kokons sind mit einem klebrigen Sekret der Larve ziemlich fest zusammengekittet. Innen ist der Kokon geglättet. Die Umwandlung der Larve zur Puppe erfolgt in acht bis zehn Tagen, während das Erscheinen des Käfers dann noch ein bis drei Monate dauert. Die erst im Herbst zur Verpuppung kommenden Larven sollen überwintern. Was die Schädlichkeit der Cetoniden betrifft, so gehören sie nach Ratzeburg?) zu den gewöhnlich nur als unmerklich schädlich anzusprechenden, die nur ausnahmsweise merklich schädlich werden. Sie schaden in Gärten, wenn sie in großer Menge auftreten, durch Ausfressen der Knospen und Blüten, auch sollen sie an der Rinde junger Obst- bäume nagen und Obst und Beerenfrüchte durch Anfressen untauglich machen. Nach Altum*) erzählt Redtenbacher: Im Jahre 1863 erschien Epicometis hirta zu Millionen im Marchfelde bei Wien und zerstörte die Korn- ähren. — Nachrichten über den Schaden, den die Larven unmittelbar an Pflanzen- wurzeln anrichten sollen, sind auf eine Ver- wechselung mit den ähnlichen Melolonthiden- Larven zurückzuführen. 1) Oken: Naturgeschichte. 5. 2) Wasmann: Über die Lebensweise einiger Ameisengäste. „Deutsche Entom. Zeitschr.“, 1887, Heft 1. Salze: +) Altum: Forstzoologie. 1. 170 Über Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen ete. Feinde scheinen die Cetoniden wenig zu haben. In den Gewöllen der Raubvögel, die ich stets nach Insektenresten durch- suche, habe ich niemals Spuren von Öetoniden gefunden, ebensowenig im Mageninhalt der Krähen und des Kuckucks. Als Feind der Larven ist der Maulwurf zu nennen. Schmarotzer sind mir, mit Ausnahme des unvermeidlichen Gamasus coleopteratorum L., nicht bekannt geworden; auch Herr Professor Dr. Rudow, der vorzügliche Kenner von Schmarotzern, scheint solche von Öetoniden nirgends gefunden zu haben, da er in seinem reichhaltigen Verzeichnis: „Die Schmarotzer der deutschen Käfer“, „Entom. Zeitschrift“, Guben, 1888, keine erwähnt. Im nachfolgenden will ich nun auf die einzelnen Arten etwas näher eingehen. Die kleinste der hiesigen Üetoniden, Epicometis hirta Poda, welche schon im April erscheint, fand ich bis jetzt nur an einer Stelle), nämlich am Bienitz, in mehreren Jahren häufig. Der Bienitz ist eine im Westen von Leipzig gelegene Er- hebung mit gemischtem Waldbestand und Sandboden, der specielle Fundort ein mit Potentilla verna L. reichlich bewachsener Platz. Die Käfer sitzen in den Blüten dieser Pflanze ruhig und fest eingeschmiest, in stillem Genuß vertieft, so daß sie dem ungeübten Auge leicht entgehen. Sie scheinen eine Vorliebe für gelbe Blüten zu haben. An den Mansfelder Seen sammelte ich das Tier gleichfalls häufig, und zwar bei! Jahre Ober-Röblingen auf Caltha palustris L. und bei Rollsdorf auf Leontodon taraxacum L. — In letzteren Blüten waren die Käfer oft so mit Pollen bedeckt und so tief eingewühlt, daß man ihr Vorhandensein nur bei ganz scharfem Hinsehen bemerkte. Die Veränderlichkeit der Art ist be- schränkt auf die mehr oder weniger große Ausdehnung der weißlichen Schuppenflecke und Binden, ich besitze Stücke, bei denen weiße Zeichnung nur noch durch Pünktchen angedeutet ist; ferner ändert die dichte Behaarung von weißgelb bis fast orange. die !) Nachträglich ist mir von Herrn B. Füge, hier, mitgeteilt worden, daß er die Käfer in alten Sandgruben bei Lindenthal unter gleichen Umständen in geringer Anzahl gefunden hat. Vielleicht liebt die Larve Sandboden. Die Larve kenne ich nicht, auch ist mir leider die einzige Beschreibung derselben und ihrer Lebensweise von Schewiroff!) nicht zugänglich gewesen. Wahrscheinlich lebt sie wie ihre nächste Verwandte, die Leucocelis funesta Poda?), in modernden Pflanzenstoffen, also wie die meisten anderen Cetoniden-Larven. Etwas später als die vorige erscheint die Cetonia aurata L., als die häufigste, auf Blüten und am ausfließenden Baumsaftt. Zunächst auf Crataegus und Cornus, später während des ganzen Sommers auf den Blüten der verschiedensten Gewächse, u. a. Tilia, Sambucus, Spiraea und Rosa canına L. — Auch auf den kultivierten Rosenarten kommt sie vor und soll durch Ausfressen der Blüten- knospen zuweilen beträchtlichen Schaden anrichten. Im vorigen Jahre habe ich das letzte Exemplar am 4. Oktober gefangen. Über die Lebensweise der Larve ist im Verhältnis zur Häufigkeit des Käfers wenig bekannt. Früher wurde allgemein angenommen, daß die in den Nestern der Formica rufa und pratensis vorkommenden Larven zu aurata gehörten. Ich habe aus diesen Larven nur floricola gezogen, und Wasmann°®) und Rupertsberger®), sowie ver- schiedene andere berichten, daß sie dieselben Resultate erzielten, so daß wohl mit ziem- licher Sicherheit die frühere Annahme als ein Irrtum bezeichnet werden darf, der sich lang traditionell fortgepflanzt hat. Dufour°), welcher bereits das Vorkommen von aurata-Larven in der Nähe von Ameisen- nestern ein zufälliges nennt, sagt: „Diese Larve ist gemein, und zwar in lockerem, morschem, verfaultem Holze, oder am Grunde alter Baumstücke, von denen sie sich nährt“, und dürften diese Angaben die richtigen sein. 1) Horae societ. entomolog. Rossicae, 1887. 2) Xambeu: Moeurs et Metamorph. d’In- sectes, Annal. d. ]. Soc. Linn. d. Lyon, 1892. 3) Wasmann: Über die Lebensweise einiger Ameisengäste. „Dtsch. Ent. Zeitschr.“, 1837. 4) Rupertsberger: Atome z. Biologie der Käfer. „Wien. Ent. Zeitschr.“, 1888. 5) Dufour: Hist. comparat. d. metam. et d. Y’anatom. d. (et. aur. et Dorc. parallel., Annal. d. Sciences naturelles. Paris, 1842. Über Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen etc. Tre Von den vielen Varietäten dieser Art habe ich nur die von Mulsant benannten piligera und praeclara vereinzelt gefunden. Potosia marmorata F. fand ich im Spät- sommer als Käfer nur in geringer Anzahl, während ich die Larven nicht selten im Mulm hohler Weiden sammelte. In Kirsch- bäumen fand ich Ende August an den Mansfelder Seen Larven, Puppen und Käfer gleichzeitig häufig. Die nun folgende Art, Potosia specio- sissima Scop., kann ich nur als bei uns zerstreut und ziemlich selten vorkommend bezeichnen, und ich kann mir diese That- sache, welche im vollständigen Gegensatz zu dem sehr häufigen Vorkommen der Larve steht, nur damit erklären, daß sie im engen Zusammenhange mit dem Aufenthaltsort der Larve steht. Die Larve lebt hier im Mulm alter Eichen, und zwar in den Spitzen der höchsten Stämme und deren größeren Ästen, welche von oben herab anfangen abzusterben, was der Forst- mann mit dem Namen zopfdürr bezeichnet. Schreitet das Hohlwerden weiter, so gehen die Larven natürlich mit, doch wird es ihnen in den seltensten Fällen am Ende ihrer Entwickelung möglich sein, an der Seite des Stammes einen Ausweg zu finden, sondern der Käfer wird den Stamm am oberen, offenen Ende verlassen müssen. In fast jeder zopfdürren Eiche, die ich bis jetzt untersuchte, fand ich entweder die Larven in Anzahl!), oder die an den Wänden des Stammes angehefteten Kokons, oder wenigstens die hinterlassenen Spuren der Larven, da letztere selbst mitunter schon beim Fällen des Stammes ihre Wohnstätten zwangsweise verlassen. — Nach dem Vor- stehenden ist es nicht ausgeschlossen, daß auch der Käfer sein Leben mehr in den oberen Regionen des Waldes verbringt, daß ‚neben der Eiablage vielleicht auch die Be- “ gattung dort erfolgt, und daß er auch zur Nahrungsaufnahme sich nur ausnahmsweise nach unten begiebt, da ihm die Blüten hoher Bäume, als Tilia, Aesculus und Sorbus, sowie der ausfließende Baumsaft genügend Nahrung darbieten. 1) Nach freundlicher Auskunft des Herrn Ratsförster Zacharias, hier, wurden bis über 50 Stück Larven in einem Stamme gefunden. Varietäten der speciosissima habe ich nicht beobachtet. Etwas häufiger als speciosissima, aber immerhin vereinzelt und, wie aurata, auf Blüten aller Art trifft man die floricola Hbst. Nur einmal fand ich sie in mehreren Stücken, etwa 6—8, beisammen, auf einem blühenden Cornus-Strauch. Das Verhältnis der Häufig- keit der Larve zur Seltenheit des Käfers ist beimahe dasselbe wie bei voriger Art. Die Larve lebt in den Nestern der Formica rufaL. und pratensis Degeer von den Bestand- teilen der Nester. Man findet sie während des Sommers zuweilen in sehr großer Anzahl in einem Neste und sie lassen sich, mit den Bestandteilen desselben gefüttert, leicht zur Entwickelung bringen; bei Nahrungsmangel verschmähen sie sogar die eigenen Exkremente nicht. — Werden die Larven beim Ein- dringen in das Nest bloßgleest, so be- geben sie sich mit großer Schnelligkeit in die unteren Teile des Nestes. Die eisentümliche Art der Bewegung, mit dem Bauche nach oben, die schon Degeer kannte, soll auch anderen Oetoniden-Larven eigen sein, ich habe sie nur bei floricola gesehen. — Auch wenn die Larven auf eine ebene Fläche gebracht werden, sind sie nicht dazu zu bringen, auf die gewöhnlichste Art zu kriechen. Legt man sie gewaltsam in die Bauchlage, so rollen sie sich bald zusammen und begeben sich dann wieder in die Rücken- lage, in welcher sie sich durch Kontraktion der Muskeln und mit Hilfe der den Körper bedeckenden, feinen, steifen Borsten schnell von der Stelle bewegen. — Über die Be- ziehungen der Larven zu den Ameisen sagt Wasmann!): „Das Verhältnis der Larven zu den Ameisen ist jedenfalls kein gastliches. Es ist aber auch kein eigentlich feindliches. Für gewöhnlich werden die Larven in Ruhe geduldet, und nur, wenn sie sich zu dreist mitten unter die Ameisen drängen, oder wenn letztere durch eine besondere Ursache gereizt werden (z. B. durch Störung des Nestes beim Aufsuchen der Larven), fallen sie mit großer Wut über die Larven her. In diesem Falle dient den Larven ihre Behaarung zwar meist einigermaßen zum Schutze, und es gelingt ihnen gewöhnlich. lee 173 Über Cetoniden, ihre Lebensweise und ihr Vorkommen etc. sich in die Tiefe des Nestmaterials ein- zubohren; aber manchmal sah ich sie auch unter den Bissen und dem eingespritzten Gifte der Ameisen erliegen. Die Käfer selbst werden, wenn sie (beim Auskriechen oder Eierlegen) zu einer Zeit, wo die Ameisen lebhaft sind, diesen begegnen, feindlich angegriffen, meist wohl ohne Schaden (wegen ihres Chitinpanzers, dessen Erhärtung innerhalb des Erdkokons vollendet wird). Einmal fand ich an einem heißen Juli- Nachmittage am Rande eines pratensis-Nestes eine Cetonia floricola völlig geknebelt durch die ihr anhängenden Ameisen. Die Larven von Cetonia gehören nicht zu den ausschließlichen, sondern zu den gelegentlichen „Ameisengästen“, die nur mit besonderer Vorliebe in den Ameisennestern sich aufhalten. Ihrer Stellung nach gehören sie wohl nicht zu den eigentlichen Schma- rotzern, da sie nicht auf Kosten der Ameisen oder deren Nachkommenschaft leben, sondern nur Quartier und Nahrung im Nestmateriale suchen; demnach schließen sie sich an die unechten, für gewöhnlich indifferent ge- duldeten Gäste der zweiten Gruppe an. Möslicherweise schaden sie den Ameisen (wie Forel, F. d. 1. S.)), glaubt) dadurch, daß sie deren Gänge zum Einsturz bringen und das Nestmaterial allzuschnell in modernden Humus verwandeln. Da jedoch die Wald- ameisen (namentlich pratensis) Kaninchen- Exkremente u. s. w. selbst ın ihr Nest schaffen, könnte vielleicht andererseits auch die manchmal sehr beträchtliche Menge von Exkrementen der Cetonia-Larven ihnen einen Vorteil gewähren.“ Diese Andeutung ist schon bemerkens- wert, und wenn auch nach Forel?) die Cetonia- Larven auch in verlassenen Nestern vor- kommen (ob es floricola waren, ist im Citat nicht erwähnt), so ist es immerhin noch nachzuweisen, ob nicht doch Beziehungen irgendwelcher Art zwischen den Ameisen und Cetoniden-Larven bestehen. Ruperts- berger?), der eine bei Formica pratensis Degeer anfliegende floricola beobachtete, 1) Fourmis de la Suisse. 2) ale! ») Rupertsberger: Coleopterol. Kleinig- keiten aus m. Tagebuche. „Wiener Entom. Zeitschr.“, 1893. schreibt z. B.: „Am 16. Juni, 4 Uhr nach- mittags, kam ein Exemplar dieser Käferart im raschen Fluge geradeher auf einen Ameisen- haufen zu, an welchem ich beobachtend stand. Der Ameisenhaufen stand an einem sanften Abhange, war von gewöhnlicher Form und mittlerer Größe. Der Käfer ließ sich ziemlich nahe dem Außenrande des Nestes nieder, und nachdem er etwa ein bis zwei Minuten lang ruhig liegend den Ansturm der Ameisen über sich hatte ergehen lassen, begann er, in schräger Richtung gegen die Mitte des Nestes zu sich einzugraben. Nach drei Minuten war vom Käfer nichts mehr zu sehen, die Ameisen hatten sich wieder beruhigt, und nur an dem Platze, von welchem aus der Käfer sich einzubohren begonnen hatte, machte sich noch ein gewisses Mißbehagen bei den Ameisen bemerkbar. Nach etwa weiteren drei Minuten grub ich den Käfer aus. beiläufig 6—8 cm tief ruhig in der Mitte des Nestes. Zur weiteren Beobachtung nahm ich den Käfer mit und gab ihn in ein nicht weites, aber hohes Glas, das ich mit dem Nestmaterial ausfüllte. Der Käfer arbeitete sich unruhig alsbald nach oben und suchte zu entkommen. Nun gab ich eine ziemliche Anzahl Ameisen hinein — früher hatte ich keine einzige hinzugegeben — und in sehr kurzer Zeit beruhigte sich der Käfer und grub sich nach unten im Nestmaterial durch. Offenbar fühlte sich der Käfer jetzt wieder im Ameisenneste und blieb länger als einen Tag ganz ruhig liegen, dann aber wurde er wieder unruhig, da die Bedingungen zum Eilegen schließlich doch ganz ungenügend ihm erscheinen mußten. Einen anderen Zweck, als Eier zu legen, konnte ja doch wohl der Käfer bei seinem Eindringen in das Ameisennest nicht haben. Um hierüber ins reine zu kommen, tötete ich den Käfer. Bei der dann folgenden Untersuchung fand ich eine kleinere Anzahl reifer Eier und eine größere Zahl mehr oder minder weit entwickelter Eier.“ Die zahlreichen floricola - Varietäten scheinen fast alle dem Süden anzugehören. Von hier besitze ich nur ein variabeles Stück, welches die Färbung der Stammform besitzt, dem: jedoch die weißen Flecke fehlen, doch hebt sich die sonst weiße Er lag Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 173 Zeichnung von der übrigen glänzenden Fläche matt ab. — Alle anderen Exemplare gehören der Stammform an. Hier muß ich bemerken, daß in den Bestimmungs-Tabellen von Reitter!) jedenfalls durch Weglassung eines Wortes bei der Beschreibung der Stammform ein Versehen vorliest, da die Oberseite als grün bezeichnet ist. Herbsts?) Diagnose lautet Seite 218: „Ceton. cuprea, elytris maculis albis“, und weiter unten, mit aurata verglichen: „Die Farbe ist nie so grün glänzend und ins Rote spielend, sondern mehr schwärzlich grün, mit einigem Kupfer- glanz.“ Schon Erichson 3) bezeichnet die weiß sefleckte Form als nordische, und ich bin bei Durchsicht meines Materials zu der Überzeugung gekommen, daß überhaupt die Formen und Arten ohne weiße Zeichnung dem Süden angehören. Alle mitteldeutschen Arten, mit Ausnahme der speciosissima, be- sitzen die weiße Zeichnung. — Diese Art, die im Süden häufiger ist, kann, ihrer Größe und Farbenpracht nach, sehr wohl eine von dort eingewanderte Art sein. Auch die elee: 2) Herbst: Natursyst. all. bek. Ins. 3. 3) Erichson: Naturgeschichte d. Insekten Deutschlands. III. weiß gefleckte Form der metallica ist nach Reittert) in Mitteleuropa häufiger, und Schilsky2) führt von den einfarbigen Varietäten nur die obscura Andersch als sicher in Mitteldeutschland vorkommend an. Vielleicht ist aber auch diese Varietät eine Übergangsform, bei welcher das Weiß fehlt, während die Zeichnung noch vorhanden ist, ähnlich der oben erwähnten. Die letzte hier vorkommende Art ist die metallica F., welche nur in zwei Exemplaren hier gefangen wurde. Über Larve und Lebensweise ist mir nichts bekannt geworden, was seinen Grund darin haben mag, daß die Art früher als Varietät angesehen wurde. x Ich werde im Laufe dieses Jahres ver- suchen, die Unterscheidungsmerkmale der Larven der einzelnen Arten aufzufinden, und würde den Lesern der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ dankbar sein, wenn sie mir lebendes Larvenmaterial zukommen ließen. Es sind mir alle Arten angenehm, mit Ausnahme der floricola und speciosissima, die ich hier jederzeit in Anzahl haben kann. N]. c. 2) 08 ——— Hi — — Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Von Dr. _0. Scehmiedeknecht. Bestimmungstabelle der europäischen Arten. 1. Rückengrübchen des ersten Hinterleibs- segments deutlich. 2. Rückengrübchen des ersten Segments ganz undeutlich oder fehlend. 59. 2.Die Radialzelle der Unterflügel in der Mitte eingeschnürt und durch eine deut- liche Querader geteilt. 3. Die Radialzelle im Unterflügel nicht geteilt, höchstens eine ganz undeutliche Spur von Querader vorhanden. 6. 3. Die hintersten Schienen und Tarsen schwarz, die ersteren an der Basis weißlich. Körper fast ganz schwarz. 4. Die hintersten Tarsen weiß. Rips meist ausgedehnt rötlich gelb. 5. | £ (Fortsetzung aus No. 10.) 4. Stigma einfarbig hell. Bohrer von Hinter- leibslänge. Schwarz. Beine, mit Aus- nahme der hintersten Schienen und Tarsen, hell. Radialzelle der Hinterflügel durch eine durchsichtige Querader geteilt. 6:mm. Schweden. annulierus ©. G. Thoms. Stigma schwärzlich. Bohrer kürzer als das erste Segment. Schwarz, das zweite Segment und die Beine, mit Ausnahme der hintersten Schienen und Tarsen, hell. Fühler des 9 etwas länger als der Körper, 34gliedrig. Metathorax ziemlich glänzend mit zerstreuten Punkten und Querrunzeln. Der Quernerv der Radialzelle im Unter- flügel wie bei voriger Art fein. Das erste Segmentauffallendkurzund breit, fast glatt. 174 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Das g ähnlich, aber Fühler viel länger als der Körper, 36gliedrig. 5 mm. Bis jetzt nur von England und Schottland (He- briden) bekannt. caligatus Hal. (M. neesii Ruthe). Schmarotzer von: Eupithecia expallıda, Melitaea aurinia. .Das 9 rötlich, das g mit schwärzlichem Kopf und Hinterleib. Die Radialzelle der Hinterflügel nach außen stark ver- breitert, durch deutlichen Quernerv ge- teilt. Flügelgeäder dunkel. Nervulus interstitial. Fühler @ 43—49 gliedrig, um 1/3 länger als der Körper, rostgelb, gegen die Spitze dunkler. Metathorax kurz, schwach netzartig gerunzelt. Flügel leicht gelblich getrübt. Stigma rötlich selb, zweite Oubitalzelle etwas länger als hoch; rücklaufender Nerv interstitial oder in die erste Cubitalzelle.. Beine rötlich gelb; Tarsen, besonders die hintersten, weiß, Basis des ersten Gliedes und das letzte verdunkelt. Das erste Hinterleibssegment sehr lang, fast 2/3 des Hinterleibs einnehmend; Bohrer so lang wie das erste Segment. — Das S weicht durch seine Färbung ganz vom 9 ab. Esist braunschwarz, Augenränder, Hinter- leibsmitte und Beine bräunlich rot, die hintersten Hüftenschenkel und Schienen schwärzlich, die Basis der letzteren und die Tarsen weiß. Flügelgeäder dunkler und dicker als beim @Q. 8-10 mm, mit- hin die größte Meteorus-Art. Ganz Eu- ropa, aber meist selten. albitarsis Curt. (M. dispar Wesm.). Die Wirte dieser Art sind bis jetzt nicht genau bekannt; man weiß nur, daß es Lepidopteren sind. Der Kokon ist gelblich weiß, etwas flockig, bis 12 mm lang und ist an Blätter angesponnen. Der vorigen Art in der Färbung ähnlich. aber kleiner, das Flügelgeäder nicht dunkel, die Radialzelle der Hinterflügel nach außen wenig erweitert, der Teilungs- nery weniger deutlich. Nur @ bekannt. 7—8 mm. Schweden. rufulus ©. G. Thoms. ;. Die hintersten Tarsen weißlich. Der ganze Körper rötlich. Die zweite Cubital- zelle mindestens so lang wie hoch. %: 10. Die hintersten Tarsen nicht weißlich. 7. Nervulus antefurcal, höchst selten inter- stitial. 8. Nervulus postfurcal, sehr selten inter- stitial, dann die Fühler mit weniger Gliedern. 9. .Rötlich, Thorax beim @ mit spärlicher, dunkler Zeichnung, beim g ausgedehnter dunkel gefärbt. Kopf nach hinten ver- schmälert; Scheitel, oft auch Stirn schwärz- lich. Fühler länger als der Körper, 31- bis 39gliedrig, Thorax fein punktiert, vor dem Schildchen ein großer, runzliger Ein- druck. Metathorax kurz, mit Längskiel, fein netzartig gerunzelt, hinten stärker und daselbst weißlich behaart. Flügel schwach gelblich getrübt, Stigma satt- gelb; rücklaufender Nerv meist interstitial; die zweite Cubitalzelle fast quadratisch. Beine rötlich gelb. Das erste Segment schlank, meist zum Teil dunkel gefärbt, fein runzlig punktiert, hinten meist glatt; Bohrer fast von Hinterleibslänge. — Beim g die Fühler 33—42gliedrig; Prothorax, Seiten des Mesothorax und Metathorax fast stets größtenteils schwarz. 6 bis 7 mm. Fast ganz Europa. chrysophthalmus Nees. (M. chlorophthalmus Hal.) Die Artwurde erzogen aus: Heterogenea limacodes, Odontoptera bidentata, Rho- dophaea suavella, Eucosmia certata. Der vorigen Art sehr ähnlich, aber größer, Kopf hinter den Augen kaum verschmälert, Wangen ziemlich aufge- trieben, der ganze Thorax und die Basis des ersten Segments schwarz, Stigma und Beine gesättigter rot. Nur © bekannt.. S mm. Schweden, nigricollis ©. G. 'Thoms. . Die hintersten Schienen und Tarsen schwarz, die ersteren an der Basis weißlich. Körper fast ganz schwarz. 4. Beine und Körper anders gezeichnet. 10. Der rücklaufende Nerv mündet deutlich in die erste Cubitalzelle, d. h. deutlich von ihrem Ende entfernt. 11. Der rücklaufende Nerv interstitial, selten mündet derselbe in die zweite Cubitalzelle. 46. Anmerkung: Ich mache hier ganz be- sonders darauf aufmerksam, daß bei vielen cf. rufulus ©. G. Thoms. | Exemplaren der Oberflügel gerade in der Bunte Blätter. 175 Gegend der Einmündung des rücklaufenden Nerven der Quere nach wie eingeknickt ist, und dadurch die Einmündungsstelle oft anders erscheint. Man muß deshalb den Flügel in verschiedenen Lagen betrachten, besonders schräg von innen nach außen. 11. Fühler mit ungefähr 40 Gliedern, aus- nahmsweise einige weniger. 12. Fühler gewöhnlich mit unter 30 Gliedern, selten etwas darüber. 13. 12. Hinterleib gestreckt, länger als Kopf und Thorax zusammen. Postpetiolus zweimal so lang als am Ende breit. Die hintersten Hüften und Schenkel zusammen ebenso lang wie der Hinterleib. © rötlich gelb. Stirnaushöhlung mit Mittelkiel. Flügel leicht gelblich getrübt, Stigma sattgelb; rücklaufender Nerv deutlich in die erste Oubitalzelle.. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. — Das & ist viel dunkler bis schwärzlich; Gesicht, Augenränder, Schildehen, Hinterleibsmitte und Beine rötlich. Hinterschenkel dunkel, die Schieren schwärzlich. Fühler 38- bis 44oliedrig. Stigma bräunlich. 6-7 mm. Fast ganz Europa, meist nicht selten. Der Kokon dieser Art ist weißfilzig, etwa 10 mm, nicht hängend. deceptor Wesm. Schmarotzer von: Crocallis elinguaria, Himera pennaria, Odontoptera bidentata, Hadena oleracea, Caradrina alsines, Anarta myrtilli, Erastria fasciana, Mela- nippe fluctuata, Chesias spartiata. Der vorigen Art sehr ähnlich, aber den Hinterleib kürzer, nicht länger als Kopf und Thorax zusammen; Postpetiolus nur Iygamal so lang als am Ende breit. Die hintersten Hüften und Schenkel zu- sammen länger als der Hinterleib. Die Rückengrübchen des ersten Segments länger und tiefer. Rötlich, Scheitel, Ocellenfleck und Thoraxrücken mehr oder weniger schwärzlich. Fühler 36- bis 39gliedrig. Flügel schwach gelblich ge- teilt; Stigma sattgelb ; rücklaufender Nerv sehr selten interstitial. Beine rötlich gelb, die hintersten Tarsen fast heller. Hinter- leib gedrungen, mehr oval. Tuberkeln des ersten Segments vorspringend; Post- petiolus fast glatt. Bohrer so lang wie die vier letzten Segmente. — Das d ist dunkler als das ©, da Thorax braunrot, Metathorax schwärzlich. Fühler dunkel- braun, die vier ersten Glieder rötlich, Hinterleib noch breiter und mehr abge- plattet als beim @. 6—7 mm. Die Art ist entschieden mehr dem Norden eigen. Thomson führt sie neuerdings von Lapp- land an; merkwürdig, daß sie Nees auch in Bayern fand. pallidus Nees. Perris zog die Art aus Chelonia aulica und Cheimatobia brumata, aber es ist sehr fraglich, ob dies die vorliegende Art war. 2 13. Stigma einfarbig blaß, höchstens der Saum teilweise etwas dunkel. 14. Stigma braun, heller oder dunkler, ge- wöhnlich der Innenwinkel, selten auch der äußere, blaß; seltener mit hellem Außenrand. 25. (Fortsetzung folst.) — ee. _— I Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Eine zweite Generation von Ocneria dispar. Nachdem ich mich längere Zeit vergeblich bemüht hatte, eine zweite Generation von O. dispar zu züchten, waren im vorigen Jahre meine Bemühungen ‘mit Erfolg gekrönt; ich erhielt im November eine Anzahl männlicher und weiblicher Falter. — Ihre Größe bleibt hinter der normaler Falter zurück, zumal die der Weibchen, denn diese erreichen höchstens 6 cm Flügelspannweite. Die Männchen haben fast durchwegs 4 cm Spannweite. Der weib- vom normalen Kolorit. Die Hinterflügel sind von etwas dunklerer Farbe, wie solche auch bei im Freien gefundenen Exemplaren öfters beobachtet wird. Die schwarzen Punkte im Saum der Vorder- und Hinterflügel sind klein oder fehlen teilweise. Die Zeichnung der Vorderflügel ist meist verschwommen, die Beschuppung der Flügel ist dünn. Weit mehr entfernt sich die Färbung der Männchen von derjenigen normaler Stücke, sie ist ‚wesentlich heller. Zwischen den Zacken- linien der Vorderflügel tritt weiße Beschuppung auf, wodurch das Gesamtkolorit merklich ver- liche Falter zeigt sehr wenig Abweichung ändert wird. Die Zackenlinien sind oft nur 176 Bunte Blätter. undeutlich vorhanden oder fehlen in der Mitte der Flügel. Die Hinterflügel sind heller braun wie sonst. Die Unterseite aller Flügel ist hell graubraun oder graugelb und zeigt eine deutlich entwickelte Zeichnung, die bei nor- malen Stücken fast gänzlich fehlt. Besonders bemerkenswert ist die Unterseite der Hinter- flügel, welche in der Nähe der Wurzel einen dunklen, kräftigen Punkt und nach dem Außenrande zu erst eine schmale und dann eine bis zum Saum heranreichende, breitere, dunkle Binde aufweisen. Der Thorax ist hellgrau gefärbt und stark behaart, der Hinterleib gelbgrau mit sehr wenig dunkler Zeichnung. Die Zucht dieser zweiten Generation wurde dadurch ermöglicht, daß die Räupchen schon Ende Januar v. Js. zum Schlüpfen ge- bracht wurden. Sie wurden, in Ermangelung von Laub, mit getrockneten Salatblättern und Löwenzahn gefüttert. Ende März konnte auch etwas Laub von angetriebenen Obst- baumzweigen gegeben werden. Ein großer Teil der Räupchen nahm allerdings dieses wenig zusagende Futter nicht an und ging ein, es gelang jedoch, eine Anzahl Raupen in den .ersten Tagen des April zur Verpuppung zu bringen. Ende April erschienen die ersten Falter, begatteten sich und legten reichlich Eier ab. In diesen Eiern war Anfang Juli der Embryo völlig entwickelt, und setzte ich nun dieselben einer Kälte von 3—10° C. auf die Dauer von 14 Tagen aus. Am 20. August begannen die Räupchen zu schlüpfen. Sie zeigten nach den ersten Häutungen eine lebhaftere Färbung der Rückenwarzen und der Rückenlinie Mitte Oktober erhielt ich die ersten Puppen und am 9. November die ersten Falter. Die letzten zehn Tage vor ihrer Entwickelung waren die Puppen bei 20°C. Wärme gehalten worden, sonst erfolgte die Zucht stets in Zimmertemperatur. Einige Eierablagen, welche ich von diesen Faltern erzielte, haben kaum Y3 der normalen Größe. Notwendig zur Entwickelung des Räupchens aus dem Ei scheint die Einwirkung von Kälte auf dieses nicht zu sein, denn ein Sammel- freund erzog dispar-Raupen aus Eiern, welche nie der Kälte ausgesetzt waren. Die Eier lagen jedoch fast 21/e Monate länger bis zum Schlüpfen wie die, welche ich der Kälte aus- gesetzt hatte. H. Klooß. Je Schweiss als Anziehungsmittel von Lepidop- teren. Es ist eine bekannte Thatsache, daß viele Lepidopteren-Arten in ihren verschiedenen Entwickelungsstadien feuchte Aufenthaltsorte lieben. Viele Raupen finden sich nur auf feuchtem Terrain; die Puppen vieler Schmetter- linge bedürfen za ihrer Entwickelung einer gewissen Feuchtigkeit, deren rechtes Maß zu treffen oft für den Züchter nicht leicht ist (Acherontia atropos, Sphinz convolwuli); diverse Schmetterlingsarten halten sich ausschließlich nur an feuchten Waldwegen, auf feuchten Wiesen und dergl. auf. Man denke nur an unsere Apatura- und Limenitis-Arten. Ein wie großes Bedürfnis den Faltern Feuchtigkeit ist, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man an einem recht heißen Sommertage, nach- dem längere Zeit große Wärme und Trocken- heit geherrscht hat, in der Mittagshitze auf einem Waldwege ein Gefäß mit Wasser aus- gießt. Bald wird man sehen, wie sich die verschiedensten Arten der Tagfalter — Ver- treter der Gattungen Pieris, Argynnis, Melitaea, Lycaena u. s. w. — auf die feuchte Stelle niederlassen, um an dem vergossenen Wasser ihren Durst zu stillen. Aus diesem Bedürfnis nach Feuchtigkeit erklärt es sich, daß Lepidopteren auch dem menschlichen und tierischen Schweiß nach- gehen. Als ich an einem recht heißen Sommer- tage des vorigen Jahres, erschöpft von der Wanderung durch Wald und Flur, mich ins üppige Wiesengras niederließ, um ein wenig von den Strapazen des Marsches aus- zuruhen, fiel mir ein Weibchen von Melitaea aurinia Rott. (ariemis Hübn.) auf, welches unruhig in meiner Nähe hin und her flog. Ich nahm an, daß der Falter unter den in Menge vorhandenen Wegerichpflanzen (Plantage) eine passende Auswahl treffen wollte, um an einer derselben die Eier abzusetzen. Ich verhielt mich daher ganz ruhig, um den Schmetterling nicht zu ver- scheuchen und ihm bei diesem Geschäfte zusehen zu können. Wie erstaunte ich aber, als der Falter plötzlich auf mein Gesicht zuflog und sich auf meiner vom Hut befreiten Stirn niederließ, um von den Schweißtropfen zu saugen! Ich gönnte dem durstigen Tierchen dieses Vergnügen, und sah es dann, nachdem es seinen Durst gestillt, über die Wiesenfläche davonfliegen. Andere Beobachtungen ähnlicher Art finden wir mehrfach in der entomologischen Litteratur niedergelegt. So berichtet Amelang in der „Berliner entomologischen Zeitschrift“, daß eine verwandte Art, Meltaea cinxia U., sich häufig niederlasse, um den menschlichen Schweiß aufzusaugen. Derselbe weiß ferner zu berichten, daß Falter des großen Eisvogels (Limenitis populi L.), welche im Juni des Jahres 1831 in der Mosigkauer Heide sehr zahlreich auftraten, bei einer Fahrt durch den Wald, kurz vor Ausbruch eines Gewitters, sich auf die schweißtriefenden Pferde setzten, um dort ihren Durst zu stillen. Schließlich sei noch der Beobachtung gedacht, welche Dr. Standfuß in seinem „Handbuche der paläarktischen Groß-Schmetterlinge“, pag. 39, mitteilt, daß nämlich bei seinem Aufenthalte in der römischen Campagna viele Psychiden- Männchen erbeutet wurden, welche durch den menschlichen Schweiß angelockt worden waren. O. Schultz. "Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm, Mamestra pisi L. ° 1 Im Mamestra pisiL. Von Dr. Chr. Schröder. (Mit einer farbigen Tafel.) Der Schutz der Raupe ist ihr Kleid in seiner Übereinstimmung mit der Färbung des gewohnten Aufenthaltsortes. Diese An- nahme wird besonders seit den ausgedehnten Poulton’schen Untersuchungen in den 80er Jahren kaum noch ernstlich angefochten werden können. Gleichzeitig aber fühlte man sich gezwungen, jene Raupen, welche ein buntes Gewand in grellen Farben tragen, in anderer Weise geschützt zu denken, nämlich durch ihre „Ungenießbarkeit“. Im Besitze solcher Trutzfarben (warning colours), schätze ich auch die Raupe der Mamestra pisi L. Sie ist leicht beschrieben: Ihre Grundfarbe ist hoch gelb; die Zeichnung, dunkelbraun bis bläulich grün, besteht aus drei gleich breiten Längsstreifen, nämlich der Dorsale und jederseits der Stigmale; Bauch und Füße wie der Kopf sind fleisch- farben, letzterer mit bräunlichem Tone; 4—5 cm. Es möchte scheinen, als ob die Be- schreibungen verschiedener Autoren von derartig einfachen Verhältnissen über- einstimmen müßten. In der Regel ist dies aber durchaus nicht der Fall! Ein sehr ver- breiteter Irrtum charakterisiert das Braun der Zeichnung als Grundfarbe und spricht von „vier gleich weit voneinander entfernten und gleich breiten, hochgelben Längs- streifen“ (Hofmann). Diese Irrtümer häufen sich und wirken verhängnisvoll auf die Möglichkeit, die beschriebene Art zu er- kennen, sobald sich eine höher entwickelte Zeichnungsform bietet. Völlig entsprechende Elemente der Zeichnung erfahren eine ganz verschiedene Benennung von den einzelnen Autoren, ja von demselben Beobachter; es ist sogar nicht selten, daß in einer einzigen Beschreibung Grundfarbe und Zeichnung mehrmals durcheinander geworfen werden. Auch die neueste Litteratur liefert zu dieser Behauptung; zahlreiche Belege! Ich werde demnächst ausführlicher auf diesen Gegenstand zurückkommen, der ganz entschieden eine Abhilfe fordert. Es sei hier nur kurz darauf hingewiesen, daß die aus zahlreichen Untersuchungen über das Tllustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 12. Auftreten und die Entwickelung der Zeich- nung von Faltern wie ihrer Raupen erzielten Ergebnisse für die Beschreibungen benutzt werden sollten. Die pisi-Raupe nährt sich übrigens von den verschiedensten Pflanzen; sie ist polyphag. Hofmann nennt als Nahrung Skabiosen, Ampfer, Wicken, besonders aber Erbsen; Rößler beobachtete sie an manchen anderen „zarten Pflanzen“, selbst Kartoffeln; ich fand sie nicht nur auf den mannig- faltigsten „niedrigen“ Pflanzen, sondern sehr oft auch an Weiden. Sie zeigt sich überall vom Juli bis in den August häufig und wird am Gemüse nicht selten schädlich. Die Trutzfärbung dieser Art ist experi- mental noch nicht geprüft worden. Derartige Untersuchungen sind nicht ganz einfach; sie erfordern vor allem ein unbefangenes Auge, und es ist nirgends ein Verallgemeinern einzelner Beobachtungen weniger zu recht-. fertigen als hier. So nur erklären sich wesentlich die widersprechendsten Mit- teilungen. Diesem ist die Pieris brassicae- Raupe eine gesuchte Beute für die Wespen, er spöttelt daher über ihre Ungenießbarkeit; jener bot sie vergebens seinem Geflügel oder Reptilien zur Nahrung an. Geradeso wie der eine die staunenswertesten Eigentümlich- keiten aus dem Leben der Ameisen berichtet, während der andere nichts von alledem zu sehen weiß. Durchaus entgegengesetzte Be- hauptungen lassen sich in dieser Beziehung selbst aus der neuesten Litteratur zusammen- stellen. Hierher gehört auch eine weitere Beob- achtung, welche mir kürzlich mitgeteilt wurde, und an deren Wahrheit ich durchaus nicht zweifle. Es ist experimental erwiesen, daß die stark behaarten „Bären“-Raupen allgemein als Nahrung verschmäht werden; ihr Borstenkleid verleiht ihnen ähnlichen Schutz wie dem Igel das stachelbesetzte Gewand. Eine solche Raupe (von Arctia caja) wird einer zahmen Dohle vorgeworfen. Nach einiger Prüfung erfaßt sie die Larve geschickt und wälzt und scheuert dieselbe dann tüchtig im Sande herum, daß dem 1897. 178 Mamestra pisi L. armen Opfer nicht nur Hören und Sehen vergangen sein wird, sondern auch die Haare ausgingen. So präpariert, schien die Raupe der Dohle vorzüglich zu munden. Ist hieraus auf die Wertlosigkeit jenes Schutzes zu schließen? Gewiß nicht! Ebensowenig ist aber in anderen Fällen die Trutzfärbung zu leugnen, welche namentlich durch krasses Rot und Gelb angezeigt wird. Daß sich einzelne Individuen ihrer möglichen Feinde durch diese nicht abschrecken lassen, halte ich für ganz natürlich; ja, es erscheint mir ebenso selbstverständlich, daß nicht nur individuelle, sondern selbst arteneigentüm- liche Neigungen die „ungenießbare“ Raupe bedrohen. „De gustibus non est dispu- tandum“; der Begriff der Ungenießbarkeit ist, wie der der Giftigkeit, höchst relativ. Was auf das eine Geschöpf als stärkstes Gift wirkt, vermag auf das andere gar nicht ein- zuwirken; was diesem ein Leckerbissen, erregt dem anderen durch seinen Anblick schon Abscheu. Mich wundern daher weniger diese Ausnahmen, deren Mitteilung übrigens stets zu begrüßen sein wird, als die über- stürzten Schlüsse, welche aus ihnen gezogen werden. Denn die „Ungenießbarkeit“, welche die Trutzfärbung anzeigen will, ist keine rein theoretische Annahme; die Natur selbst unterstützt dieselbe durch die Thatsache der „Mimiery“; das Experiment auch spricht zu ihren Gunsten. Die experimentale Untersuchung dieser Frage ist, ich wiederhole es, nicht einfach; es sind viele Umstände für die Einrichtung des Versuches in ernste Erwägung zu ziehen, um Beobachtungen unter möglichst natür- lichen Verhältnissen zu erlangen. Im all- gemeinen gebe ich den Versuchen mit Eidechsen (Lacerta agilis) in großen, gut eingerichteten Terrarien den Vorzug. Be- sonders ist darauf zu achten, daß ebenfalls die Raupen unter den gewohnten äußeren Bedingungen hineingesetzt werden; auch darf die Eidechse vorher nicht hungern. Auf ihren Streifzügen nach Nahrung findet sie dann die Raupen unter wenigstens ähnlichen Umständen wie im Freien. Derartige Unter- suchungen, ebensosehr von Entomophilen, verdienen den Dank der Wissenschaft. Als eine besondere Gewohnheit der piösi- —— Ha: - Raupe teilt auch Hofmann mit, daß „sie beim Berühren den halben Körper in die Höhe richtet und mit demselben sehr schnell, wie zur Verteidisung, umherschlägt,“ eine Gewohnheit, welche sie mit manchen anderen Arten teilt. Öfter aber entzieht sie sich den Nachstellungen dadurch, daß sie sich plötzlich zu Boden fallen läßt und sich hier, im Pflanzengewirr, in eigenartiger Weise (vergl. die Abbildung, Figur 1) zusammen- rollt, so daß sie einer jener überall häufigen Landschnecken, deren gelbe, braun ge- bänderte Grundfarbe in manchen Varietäten der ihrigen völlig entspricht, mehr ähnelt als einer Raupe. Die gleiche Stellung nehmen auch sehr viele andere Arten, selbst verschiedener Ordnungen, an, so daß wir dieselbe als eine verhältnismäßig ursprüngliche Gewohnheit ansprechen können, welche sich in der folgenden Entwickelung der Raupe zu differenten Formen weit verbreitet erhalten hat. Weniger natürlich bei solchen, deren regelmäßiger Aufenthalt sich höher über dem Boden befindet, welche im Laube der Bäume ihre Nahrung finden, weniger auch dort, wo eigentümliche Ausbildungen in der Gestalt, deren Wirkung bei jener eingerollten Lage verloren gehen würde, den durch die Färbung verliehenen Schutz wesentlich erhöhen. Ich hoffe, dies in einiger Zeit ausführlicher darlegen zu können. Es ist diese Schutzstellung der pisi- Raupe in auffallendem Maße bei den so- genannten Erdraupen (Noctuae-Genera) aus- gesprochen. Ob wir hierin thatsächlich eine mimetische Erscheinung, eine Nachahmung von Schnecken, die bekanntlich auch in jenem typischen, eintönigen, teils dunkler gestrichelten und gesprenkelten Rötlichgrau- braun der Erdraupen nicht selten als Varietäten oder besondere Arten auftreten, zu erblicken haben, wage ich nicht ohne weiteres zu entscheiden. Doch willich an die Thatsache erinnern, daß kleinere Schnecken- formen, namentlich in den Gehäusen einiger Spinner-Raupen(ApteronaMill.=Cochlophanes Sieb.), eine so vollkommene Nachahmung erfahren, daß die Beobachter lange Zeit getäuscht wurden und diese Raupen-Gehäuse als Schneckengehäuse beschrieben. Höhleninsekten. 179 Höhleninsekten. Von Schenkling- Prevöt. il. Höhlenbewohnende Kerfe aus den Ordnungen der Dipteren, Neuropteren, Orthopteren und Thysanuren. Wie schon im ersten Teil unseres Auf- satzes gesagt wurde, stellen die Käfer das Hauptkontingent der Höhlenfauna aus der Klasse der Insekten. Die anderen höhlen- bewohnenden Kerfe verteilen sich auf die Ordnungen der Fliegen, Netzflügler, Gerad- flügler und Thysanuren. Der schon mehrfach erwähnte Höhlen- forscher Joseph beschreibt allerdings auch eine Ameisenart unter dem Namen T’yphlopone clausii, die er in der Höhle St. Servolo gesammelt haben will. Bei anatomischer Untersuchung erwiesen sich die gesammelten Individuen durchweg als Arbeiter, wie auch die gesammelten Puppen nur solche lieferten. Männchen und Weibchen sind Joseph un- bekannt geblieben. Spätere Forschungen nach dem Tier an derselben Lokalität haben freilich zu keinem Resultat geführt, wie überhaupt in den europäischen Höhlen bis jetzt noch keine Formiciden gefunden worden sind. Da nun ferner in der Fauna der Krainer und nordamerikanischen Höhlen trotz der Hunderte von Meilen, die sie aus- einander liegen und trotz der weiten Oceane, die sie trennen, eine merkwürdige Über- einstimmung herrscht, wird auch die blinde amerikanische Ameisenart, in deren unter- irdischen Gängen ein augenloser Pselaphus als Gast wohnen soll, fraglich, die Joseph in einem Bericht über die Thätigkeit der „entomologischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft“ erwähnt. Nach Ed. Andre ist die von Joseph entdeckte und von Andre beschriebene Ameise aus der St. Servolo- Höhle wahrscheinlich eine Lokalform von Dorylus oraniensis Lucas. Doch ist auch dies wiederum ausgeschlossen, da die Gattung Dorylus nur aus Afrika bekannt ist. Ebenso vereinzelt steht eine Mitteilung Pokornys in seinem Bericht über die . zoologische Ausbeute in den Höhlen des Karstes da, nach welcher er mit dem Grubenlicht einen Spanner, Larentia dubi- tata Tr., aufscheuchte. Aus der Ordnung Diptera sind aber wiederholt Vertreter in Höhlen beobachtet (Fortsetzung aus No. 9.) worden. Hamann beschreibt in seiner Höhlenfauna allerdings nur eine Art, Phora aptina. Bei Durchsicht diesbezüglicher Litteratur bin ich indes noch auf einige Notizen gestoßen, die ich hier nicht un- erwähnt lassen möchte. So führt der eben genannte Gewährsmann in derselben Arbeit zwei Dipteren an, die Fürst Khevenhüller- Metsch in der Adersbacher Grotte fand; es sind Chironomus viridulus und Baetis bioculata; fernerhin wurden von Pokorny in der Nähe des Kalvarienberges zwei kleine Fliegen aus der Gattung Sciara gefangen, „die sich nicht näher bestimmen ließen“. An einer anderen Stelle wird Anthomyia mitis Meig. als in Höhlen vorkommend erwähnt. Auch Schiner berichtet von „mückenartigen, lichtgrünen Dipteren“, die durch den Lichtschein angelockt wurden. Es ist indes anzunehmen, daß diese Arten, wie auch Heteromyza atricornis Meig., aus einer ungarischen Höhle nur zufällige Höhlen- bewohner sind. Ferner wird bekannt sein, daß die höher gelegenen Teile des Klaus- thaler Schachtes nach den Beobachtungen Robert Schneiders, des besten Kenners der Fauna der deutschen Bergwerke, von unserer gewöhnlichen Stechmücke, Culex pipiens, bewohnt werden. Das hier schnee- weiße, fast gespensterhaft erscheinende Insekt ist die „Stundenfliege“ der Bergleute. Die von Hamann beschriebene Art wurde zuerst von dem Dänen Schiödte, dann auch von Ferd. Schmidt und Schiner beobachtet. Sie scheint recht selten zu sein, denn Hamann konnte sie bei seinen Durch- forschungen nur dreimal erbeuten. Inter- essant ist, daß sich dieses Tier, welches an Tropfsteinsäulen lebt, nicht seiner braun oder schwarz gefärbten Schwinger bedient, sondern durch schnelles Laufen und Springen sich seinem Verfolger zu entziehen sucht. Es gehört in die Meigen’sche Hauptabteilung derjenigen Arten, die sich durch einen stark gewimperten Flügelrand auszeichnen, welche Zetterstett in seine Gattung Trineura ver- einigte, und hier wieder in die Gruppe von 180 Höhleninsekten. Phora maculata; unterscheidet sich aber von dieser und von allen verwandten Arten durch die Farbe der Fühlerborsten und der Schwinger, durch den Mangel des Flügel- punktes und des weißen Randes auf den ersten Hinterleibssegmenten, und vor allem durch die relative Stellung der Schienen- borsten, welches charakteristische Merkmal der Phora-Arten Zetterstett seiner Zeit recht glücklich zur Unterscheidung derselben angewendet hat. Von parasitischen Dipteren, die auf Fledermäusen leben, kennt man bis jetzt sicher Nyeteribia schmidti, die auf Mineopterus schreibersi schmarotzt; Joseph beschreibt fünf Arten und erwähnt außerdem eine Larve, die in ihrer Gestalt die einer Scatophaga gleicht und von ihm in Fleder- maus-Dejektionen gefunden wurde. Aus der Ordnung der Neuropteren ist bisher nur eine Species als höhlenbewohnend nachgewiesen. Es ist Anabolia pilosa Pict., die von Fries an den Wänden der Hilgers- häuser Höhle, ebenso in der Falkensteiner und in einer kleinen Höhle der Alp bei Urach gefunden wurde. Zahlreicher sind wiederum die Arten, die der Ordnung Orthoptera angehören. Während Pokorny und Fürst Khevenhüller in der Gegend des Kalvarienberges zwei Heuschrecken erbeuteten, zählt Hamann fünf Arten auf, die der Familie Locustidae zugehören. Schon Pokorny berichtet über das häufige Vorkommen der Höhlenheuschrecke, Phalangopsis cavicola Kollar (Troglophilus neglectus), in den Adelsberger Höhlen; Hamann fügt dieser noch Tr. cavicola Kollar bei und nennt drei Dolichopoda-Arten, die sich von jenen durch viel längere Tast- und Bewegungsorgane und ganz verschiedene Bestachelung der Hinterschienen und Tarsen unterscheiden. Sie sind Bewohner der Höhlen Dalmatiens, der Pyrenäen und Korsikas. Die Ordnung Thysanura ist wiederum in ziemlich vielen Arten, die sich auf die Familien Poduridae, Sminthuridae und Campodeidae verteilen, vertreten. Am meisten kommt wohl Lipura stillieidii vor, die bereits Schiödte in seiner „Fauna sub- erwähnt, indes nach Hamann nicht richtig beschreibt. Nach der Dar- stellung des Entdeckers soll diese Poduride 28 Augenflecke besitzen, während sie that- sächlich blind ist und weder ein Sehorgan, terranea“ noch ein Nervus opticus an ihr nach- zuweisen ist. Hamann berichtigt Schiödtes Irrtum in etwa folgender Weise: Nahe der Fühlerbasis liegt, dem Thorax zugewendet, eine Rinne. In dieser liegen die Schiödte- schen Augen, die sich als zehn kreisrunde, kleine Erhebungen darstellen, die in zwei Reihen angeordnet sind. Bei genauer Unter- suchung ist aber zu erkennen, wie ein heller, centraler Fleck von stacheligen Spitzen rings umgeben wird. Die Rinne ist durchquert und stellt sich als Einsenkung der Körpercuticula dar. Während die Cuticula mit . kleinen Höckern besetzt ist, ist die Rinne glatt. Auf ihrem Grunde erheben sich zwei Reihen pinselförmiger Organe, die oben abgerundet sind und eine Anzahl nach oben gerichteter, feiner Börstchen tragen. Unterhalb der Rinne sind Nervenfibrillen zu erkennen, die mit dem Antennalnerv in Verbindung zu stehen scheinen. Unmittelbar neben der Rinne stehen lange Borsten, die sie teil- weise verdecken. Dieses Organ ist das von Tullberg und Lubbock entdeckte „organum postantennale“ und hat mit dem Sehen schlechterdings nichts zu thun. Das zweite Glied der Fühler ist außer- dem’noch mit einem weiteren eigentümlichen Sinnesorgan versehen, das möglicherweise das Geruchsorgan des Tieres ist. Es liegt auf der Außenseite des Fühlers und besteht aus etwa acht fingerförmigen Gebilden, die im Halbkreis angeordnet sind, und zwar so, daß die längeren Erhebungen in der Mitte, die kürzeren an den Seiten stehen. Von dem Antennalnerven führt zu diesen Riech- zapfen ein Nervenzug, der zu einem Knötchen anschwillt. Von diesem Ganglion treten in die einzelnen Zäpfehen Fasern ein, die bis in deren Spitze laufen. Die Cuticula an der Spitze der Riechzapfen ist äußerst zart, und die Spitze selbst läßt eine grubenförmige Vertiefung erkennen. Bei der gelblichen Farbe dieser Organe lassen sie sich an dem weißen Tiere leicht erkennen. Diese Lipura belebt oft in großen Mengen die kleinen Wassertümpel, die sich mit einem Durchmesser von wenigen Centimetern an den Stalagmiten bilden. Die Höhlenfauna ist noch lange nicht genügend erforscht. Und während einer- seits die Durchforschung der Höhlen seitens berufener Gelehrten fortschreitet, gehen Höhleninsekten. andererseits entdeckte Formen der sub- terranen Fauna für Sammler und Forscher verloren. So berichtete seiner Zeit schon Schiner im zoologisch-botanischen Verein zu Wien, daß viele Reisende nach dem merk- würdigen Leptoderus fragen und hohe Preise dafür bieten. Eine englische Dame bot sogar eine beträchtliche Summe für ein einzelnes Stück, das sie als Grottensouvenir mit in die Heimat zu nehmen gedachte. Wenn auch ihr Wunsch nicht in Erfüllung eins, so muB doch befürchtet werden, daß dieser höchst seltene Käfer durch die Neugierde unberufener Touristen und die Gewinnsucht der Führer bald durch den Kuriositäten- handel verstreut und verloren gehen dürfte. ala Als Abschluß unserer Arbeit bringen wir ein Verzeichnis nebst vollständiger Synonymie und Angabe des Fundortes der echten Höhleninsekten, nämlich solcher, die ihr ganzes Leben in Höhlen zubringen, und der Troglophilen, die durch ein 7 gekenn- zeichnet sind. Wir folgen in unserer Zu- sammenstellung der Arbeit Hamanns. Ordnung Coleoßtera. Familie Carabidae. Laemosthenes Bonelli. Untergattung Antisphodrus Schaufuß. Laemosthenes schreibersi Küster (Pristo- nychus _schreiberssi Kollar, Sphodrus schreiversi Küster, Var. dissimilis Schau- fuß. Sphodrus schmidti Miller, Laemosthenes schreibersi Ganglbaur). Vorkommen: Adels- berger Höhle, Höhlen von Lueg und in allen Höhlen von Ober- und Innerkrain. Laemosthenes paradoxus Joseph (Sphodrus paradoxus Jos., L. paradoxus Ganglb.). Vorkommen: Höhle bei Rasica und Gurker, Höhlen in Unterkrain. Laemosthenes ledereri Schauf. (Sphodrus ledereri Schauf... Vorkommen: Spanien. Laemosthenes aeacus Miller (Sphodrus aeacus Miller, Sph. modestus Schauf., Anti- sphodrus aeacus Schauf., L.«eacus Ganglb.). Vorkommen: Höhlen des Narentathales in Dalmatien. Laemosthenes redtenbacheri Schauf. (Sph. gracilipes Schauf., Antisph. redtenbacheri Schauf., L. redtenbacheri Ganglb.). Vor- kommen: Dalmatinische Höhlen. 181 Laemosthenes erberi Schauf. (Sph. erberi Schauf., Antisph. erberi Schauf., Syh. erberi Jos., L. erberi Ganglb.). Vorkommen: Höhlen in Dalmatien und Insel Curzola. Laemosthenes bosnicus Reitter (Antisph. bos- nicus Rtt., L. bosnicus Ganglh.). Vor- kommen: Höhlen Südbosniens. Laemosthenes cavicola Schaum (Sph. cavicola Schaum, Sph. cavicola Schauf., Antisph. cavicola Schauf., Sph. exaratus Hampe, L. cavicola Ganglb.). Vorkommen: Höhle von Steinberg im Krain und Höhlen von Kroatien. Laemosthenes fuirmairei Schauf. (Sph. fair- matrei Schauf.). Nach Kraatz identisch mit L. peleus Schauf. Vorkommen: Höhlen Nordspaniens. 7 Laemosthenes elongatus Dej., L. terricola Hbst., L. oblongus Dej. kommen nach Bedel und Simon freilebend vor. Spelaeodytes Miller (Höhlengattung). Spelaeodytes mirabilis Miller. Vorkommen: Eine Höhle in der Herzegowina. Pterostichus Bonelli. 7 Pterostichus microphthalmus Delar. Vor- kommen: Pyrenäenhöhle von Betharram. Sphodropsis Seidlitz. Sphodropsis ghilianii Schaum (Sphodrus ghilianii Schauf., Sph. glyptomerus Chaud., Sph. glyptomerus var. dilatatus Schautf., Sphodropsis ghilianii Gangelb.).. Vor- kommen: In den Eingängen der Höhlen der Seealpen. 7 Trechus Olairville. Trechus cavernicola Erivaldszky. Vorkommen: Höhlen des Velebit-Gebirges. Trechus saxicola Putzeys. Vork.: Asturien. Trechus wuhagoni Orotch. Vorkommen: Höhlen von Alsasua in Spanien. Trechus navaricus Vuillefroy (Anophthalmus navaricus Vuillefroy). Vorkommen: Höhle von Sare im Departement Basses-Pyrendes unter Steinen. Trechus beusti Schauf. (Anophthalmus beusti Schauf.). Vorkommen: Höhle von Adrian in Spanien. Untergattung Anophthalmus. Trechus redtenbacheri Frivaldszky (Anoph- thalmus redtenbacheri Frivaldszky, Tr. redtenbacheri Ganglb.). Vorkommen : Igritzer Höhle im Biharer Komitate. 182 Trechus paroecus Frivaldszky (Anophth. paroecus Friv., Tr. paroecus Ganglb.). Vor- kommen: Höhle Funacza im Biharer Komitate. Trechus reiseriı Ganglb. (Anophth. reiseri Ganglb.). Vorkommen: Nordöstlich von Serajewo. Trechus herculis Frivaldszky (Anophth. herculis Friv., Tr. herculis Ganglb.). Vor- kommen: Höhle des Domogled b. Mehadia. Trechus milleri Frivaldszky (Anophth. milleri Friv., Tr. milleri Ganglb.) Vork.: Szokolo- väatzer Höhle im Krassower Komitate. Trechus budae Kenderesy (Anophth. budae Kend., Tr. budae Ganglb.). Vorkommen: Höhle des Hätszeger Thales in Sieben- bürgen. Trechus krüperi Schaum (Anophth. krüperi Schaum). Vorkommen: In einer Höhle des Parnaß. Trechus eurydice Schauf. (Anophth. eurydice Schauf., Tr. eurydice Ganglb.). Vorkommen: Kroatische Höhlen. Trechus erichsoni Schauf. (Anophth. [Duvalius] erichsoni Schauf... Vorkommen: Monte- negro; wird von Bedel und Simon als Höhlenkäfer aufgeführt. Trechus dalmatinus Miller (Anophth. suturalis Schauf., Tr. dalmatinus Ganglb.). Vor- kommen: Dalmatinische und montenegri- nische Höhlen, und zwar an Stellen mit Dämmerlicht. Trechus amabilis Schauf. (Anophth. amabilis Schauf., Tr. amabilis Ganglb.). Vorkommen: Dalmatinische Höhlen. Trechus bilimeki Sturm (Anophth. bilimeki Sturm, Anophth. oblongicollis Jos., Anophth. robustus Motschulsky, Tr. bilimeki Ganglb.). Vorkommen: Höhlen von Unterkrain; Seeler Höhle bei Gottschee. Trechus hacqueti Sturm (Anophth. hacqueti Sturm, Schaum, Jos., Anophth. oblongus Motschulsky, Tr. hacqueti Ganglb.). Vor- kommen: Höhlen von Öberkrain. Trechus kiesenwetteri Schaum (Anophth. kiesenwetteri Schaum, Anophth. croaticus Hampe, Anophth.oszailensisBedel, Anophth. likanensis Schauf., Anophth. rectangularis, vexator Schauf., Tr. kiesenwetteri Ganglh.). Vorkommen: In kroatischen (Oszail) und dalmatinischen Höhlen. Trechus schmidti, durch Ferd. Schmidt (Höhlenschmidt) 1842 in der Lueger Höhle Höhleninsekten. entdeckt. Außerdem in den Höhlen bei Oberiggdorf, Laas, Bratniza, Podlaas und Laschwitz. (Anophth. schmidti Sturm, Schaum, Anophth. motschulsky Schmidt, Anophth. cordicollis Motsch., Anophth. trechiordes Motsch., Anophth. schmidti Jos., Tr. schmidti Ganglb.). Trechus reitteri Miller (Anophth.reitteri Miller, Ganglb., Anophth. acherontius Schauf.). Vorkommen: Am Eingang der Höhle bei Mogorice im südlichen Kroatien. Trechus schaumi Schmidt (Anophth. schaumi Schmidt, Schaum, Jos., Tr. schaumi.Ganglb.). Vork.: Höhlen von Ober- und Unterkrain. Trechus globulipennis Schmidt (Anophth. globulipennis Schmidt, Anophth. schaumi var. globulipennis Jos., Tr. globulipennis Ganglb.). Vorkommen: In der Höhle auf dem Berge Ljnbnik. Trechus scopoliı Sturm (Anophth. scopoli Sturm, Schaum, Tr. scopolii Ganglb.). Vor- kommen: Höhle bei Setz in Innerkrain; auf dem Wege von Adelsbach nach Lueg von Ferd. Schmidt 1850 entdeckt. Trechus hirtus Sturm (Anophth. hirtus Schaum, Jos., Anophth.g costulatusMotsch., Anophth. & longicornis Motsch., Tr. hirtus Ganglb.). Vorkommen: Höhlen von Oberkrain. Trechus pubens Bedel (Anophth. pubens Bedel, Anophth.pubescens Jos., Tr. pubens Ganglh.). Vorkommen: Laaser und Planina- Höhle in Innerkrain. Trechus capillatus Jos. (Anophth. capillatus Jos., Tr. capillatus Ganglb.). Vorkommen: Höhle von Oberskrill in Unterkrain. Trechus targionii Dalla Torre (Anophth. targionii Dalla Torre und Gestro, Tr. targionii Ganglb.). Vorkommen: Höhle bei Bassano in Venetien. Trechus doriae Fairmaire (Anophth. doriae Fairm., Anophth. ligurieus Dieck). Vork.: Höhlen bei Borghetto, Cassana und Spezzia. Trechus brucki Piccioli ( Anophth. brucki Pice.). Vorkommen: Höhle im Apennin von Lucca. Trechus doderi Gestro (Anophth. doderi Gestro). Vorkommen: In einigen Höhlen bei Genua. Trechus ramorinii Gestro (Anophth. ramorinii Gestro). Vorkommen: In Höhlen Liguriens. Trechus canevae Gestro (Anophth. canevae Gestro, Tr. canevae Ganglb.). Vorkommen: Höhle von Pollera bei Finalborgo. Trechus apenninus Gestro (Anophth. apenninus Höhleninsekten. 183 Gestro, Tr. apenninus Ganglb.). Vor- kommen: Höhlen im westlichen Ligurien. . Trechus gentilei Gestro (Anophth. gentilei Gestr., Tr. gentilei Ganglb.). Vorkommen: Höhlen im westlichen Ligurien. Trechus spagnoli Gestro (Anophth. spagnoli Gestro, Tr. spagnoli Ganglh.). Vorkommen: Höhlen im westlichen Ligurien. Trechus vaccae Gestro (Anophth.vaccae Gestro, Tr. vaccae Ganglb.). Vorkommen: Höhlen. im westlichen Ligurien. Trechus carantı Sella (Anophth. caranti Sella und Gestro, Tr. caranti Ganglb.). Vor- kommen: Höhle in der Provinz Cuneo. Trechus lespesi Fairmaire (Anophth. lespesi Fairm. und Marseul l’Abeille). Vorkommen: Höhle in der Dordogne. Trechus delphinensis Abeille de Perrin (Anophth. delphinensis Abeille de Perrin, Tr. delphinensis Ganglb.).. Vorkommen: In zwei Höhlen des Depart. Dröme. Trechus aubertı Grenier (Anophth. auberti Gren. und Marceul l’Abeille, Anophth. auberti var. magdalenae Abeille de Perrin, Tr. auberti Ganglb.). Vorkommen: Höhlen bei Toulon. Trechus raymondi Delete (Duvalius, Delar. und Abeille, Tr. raymondi Ganglb.). Vor- kommen: Trou de Fades bei Hyeres; Höhle bei Marseille. Trechus gallicus Delar. (Anophth. gallicus Delar.). Höhle im Depart. Basses-Pyrenees. Trechus villardi Bedel (Tr. villardi Abeille, Ganglb.). Vorkommen: Höhle des Fallieres bei La Chapelle-en-Vercors. Trechus orpheus Dieck (Anophth. orpheus Dieck, Marseul l’Abeille, Abeille de Perrin und Piochard de la Brülerie, Anophth. orpheus var. consorranus Dieck). Vor- kommen: Höhle d’Aubert bei St. Girons und d’Aspet bei Prat. Trechus discontignyi Fairmaire (Anophth. discontignyi Fairm. und Mars. l’Abeille). Vork.: Höhlen bei Bagneres de Bigorre. Trechus orcinus Linder (Anophth. Lind.). Vorkommen: Höhle von Gargos im Depart. Hautes-Pyren£es. Trechus trophonius Abeille (Anophth. tro- phonius Ab.). Vorkommen: Mas d’Azi. Trechus gounellei Bedel (Anophth. gounellei Bed., Anophth. gounellei var. argodi, Tr. gounellei Ganglb.). Vorkommen : Höhlen im Depart. Dröme. Trechus obesus Abeille (Anophth. gounellei var. obesus Abeille, Tr. obesus Ganglb.). Vork.: Höhle de St. Meme, Depart. Isere. Trechus rhadamanthus Lind. (Anophth. rhada- manthus Linder). Vorkommen: Höhle von Betharram; sehr selten. Trechus croissandeani Argod (Anophth. croissandeani Arg.). Vorkommen: Höhle d’Estellas im Depart. Ariege; nur ein g bekannt. Trechus bucephalus Dieck (Anophth. bu- cephalus Dieck). Vorkommen: Höhle d’Aubert in Ariege. Trechus pandellei Linder (Anophth. pandellei Lind.). Vorkommen: Höhle im Depart. Basses-Pyrenees. Trechus minos Linder (Anophth. minos Lind.). Vorkommen: Höhlen im Depart. Ariege. Trechus ganglbaueri Padewieth (Anophth. ganglbaueriPadew.,Tr.ganglbaueriGanglb.). Vorkommen: In zwei Höhlen bei Starigrad in Dalmatien. Untergattung Aphaenops Bonvouloir. | Trechus apfelbecki Ganglb. Vorkommen : Höhle im südlichen Eon (b. Konjica). Trechus tiresias La Brülerie (Anophth. tiresias La Brülerie). Vorkommen: Höhle bei Prat in Ariege. Trechus pluto Dieck (Anophth. pluto Dieck). Vorkommen: Höhlen in Ariege und in den Oentralpyrenäen. Trechus aeacus Saulcy (Anophth. aeacus Sauley). Vorkommen: Höhlen im Depart. Hautes-Pyrenees. Trechus ehlersi Abeille (Anophth. ehlersi Abeille).. Vorkommen: Höhle bei Prat. Trechus leschenaulti Bonvouloir (Aphaenops leschenaulti Bonv.). Vorkommen: Höhle bei Bagneres de Bigorre. Trechus erypticola Linder (Anophth. erypticola Lind.). Vorkommen: Höhlen im Depart. Hautes-Pyrenees. Trechus cerberus Dieck (Anophth. cerberus Dieck, La Brülerie und Abeille de Perrin). Vorkommen: Höhlen in Ariege und de la Haute Garonne. + Microtyphlus pandellei Saulcy. Vorkommen: Centralpyrenäen. (Schluß folst.) ——% a — — 184 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Nachtrag zu dem Artikel: „Über einige Phasia-Formen“. Von E. Girschner, Torgau. In No. 3, Bd. II der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ habe ich auf pag. 33 bis 36 eine Phasia magnifica nov. spec. in beiden Geschlechtern und einigen Varietäten beschrieben und abgebildet. Herr Professor Dr. Bezzi in Macerata hatte nun die Güte, mir mitzuteilen, daß er die von mir be- schriebene Phasia unter dem Namen Phasia leucoptera Rond. aus Sicilien besitze; er habe die Art nach den von mir hervorgehobenen Merkmalen — namentlich auch in Bezug auf die Beborstung der Brustseiten — unter- sucht, und es habe sich herausgestellt, daß die Rondani’sche Art ebenfalls wie meine magnifica nur eine Sternopleuralborste, sowie auch hell gefärbte Hypopleuralborsten besitze. Rondani beschreibt eine Phasia leu- coptera [Atti societä ital. di scienze naturali, Vol. VIIL, Sep. pag. 52 und 53 (Milano 1865)] hinsichtlich der Flügel- und Hinterleibs- färbung in folgender Weise: „Alae albi- cantıbus, venis transversis tantum, vitta submarginali, et apice irregulariter infuscato- nigricantibuss. Abdomen fulvo - lutescens, macula magna dorsuali ad basim sat angustata et in medio dilatata, nigro-nitida.“ Rondani kannte also seine Art nur im männlichen Geschlechte, und zwar die Varietät desselben mit fast ganz weißen Flügeln und an der Basis plötzlich ver- schmälerter Hinterleibsstrieme. Obgleich er die Farbe der letzteren „glänzend schwarz“ nennt und auch das weißliche bis goldgelbe Toment an den Seiten des Abdomens nicht erwähnt, so bestimmen mich doch Herrn Professor Bezzis Untersuchungen, welche, wie schon erwähnt, ein mit den von mir ge- machten Angaben in Bezug auf die Thoracal- gaben, meine Phasia magnifica füridentisch mit Phasia leucoptera Rond. zu erklären. Die von Rondani gelegentlich der Beschreibung seiner Ph. leucoptera erwähnte Phasia pulverulenta Bigot gehört, wie aus der Beschreibung dieser Art leicht zu ersehen ist, zu den Formen der Phasia crassipennis F., und zwar ist sie zu den Übergangsformen von Var. rubra zu Var. strigata zu stellen. Die Beschreibung der Hinterleibsfärbung lautet (Annales de la societe entomol. de France, Tome VIII, 1860, pag. 780): „Abdomen d’un jaune orange päle, pulverulent, portant une petite tache allongee triangulaire noire, au milieu du bord posterieur du premier segment, une large bande mediane rougeätre, lisse, allant en se retrecissant de la base jusque pres de l’extremite, un peu brunätre en arriere; ventre d’un testac&e tres päle, portant au centre une tache blanchätre, entouree de rouge en forme de huit, extremite un peu brunätre.“ Die glänzende dunklere Rückenstrieme in der Verlängerung der dreieckigen, schwarzen Makel auf dem ersten Ringe ist in ihrer Ausdehnung bei den hierher gehörigen Formen sehr veränderlich, zuweilen ganz fehlend. Ich besitze auch eine der Bigot’schen Form sehr nahe stehende Varietät, deren Hinterleibsseiten mit einem breiten und nach innen scharf begrenzten Goldtoment- Streifen gesäumt sind. Auf der Bauchseite befindet sich wie bei pulverulenta Big. die weiß tomentierte Makel in Form einer Acht. Dieselbe entsteht durch die weiß tomentierte vierte und fünfte Bauchplatte, welche be- kanntlich bei der Gattung Phasia ringsum beborstung übereinstimmendes Resultat er- | von der Bauchhaut umgeben sind. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Von Dr. 0. Selmiedeknecht. 14. Gesicht braun, glänzend. 9 schwarz, Augenränder mehr oder weniger rötlich, das zweite Segment rötlich gelb. Fühler ziemlich dick, 28 Ende 32 gliederig, gelblich, gegen das dunkel. Kopf etwas (Fortsetzung aus No. 11.) schmäler als der Thorax, Gesicht fast quadratisch, Mesopleuren runzlig, in der Mitte glatt. Metathorax fein ge- runzelt, mit Längskiel. Flügel hyalin, Stigma rötlich gelb, in den Winkeln ı. und 2. Mamestra pisi L., 3. Helir nemoralis L. Originalaufnahme für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. Chr. Schröder. Beilage zu No. ı2, Band II der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“. Verlag: J. Neumann, Neudamm. | in I 1 Ka \ N } N FE ass Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 185 meist dunkler (Thomson giebt es sogar als schwärzlich an mit hellem Innen- winkel). Beine rötlich gelb, die hintersten gegen das Ende und ihre Hüften dunkel gezeichnet. Hinterleib schmäler als der Thorax, schwarz, das zweite Segment rötlich gelb; Bohrer so lang wie °/, des Hinterleibes. — Das g ist schwarz, das zweite Segment an den Seiten oder vorn bräunlich rot durchschimmernd. Beine lang und schlank, ihre Färbung sehr ver- änderlich, rötlich gelb bis zum größten Teil schwärzlich, die hintersten Hüften und Schienenspitzen sind stets verdunkelt. Fühler länger als der Körper, 35 gliederig. Stigma viel dunkler als beim 2, braun, der Innenwinkel hell. 5 mm. Deutsch- land, England, Belgien, Schweden. Selten. tabidus Wesm. (M. facialis Ruthe, ©. G. Thoms.) Lebensweise nicht sicher bekannt. Nach Perris Schmarotzer von Saperda scalaris und Liopus nebulosus. Gesicht rötlich oder gelblich. 15. 5. Die vordersten und hintersten Tarsen schwärzlich, die mittleren hell. @ schwarz, Kopf braunrot, oben schwärzlich. Fühler etwas kürzer als der Körper, 30 gliederig, dunkelbraun. Thorax gleichförmig:schwarz- braun; Metathorax ziemlich grob netzartie; serunzelt, ohne Kiel. Flügel hyalin, Stigma blaß, etwas dunkel umrandet. Beine scherbengelb. Hinterleib schwarz, etwas kürzer und schmäler als der Thorax, das zweite Segment an der Basis hell durch- schimmernd. Das erste Segment deutlich längsstreifig, der eigentliche Petiolus kurz und viel breiter als bei M. ictericus; Bohrer nur wenig kürzer als der Hinter- leib. Die Länge giebt Ruthe nicht an. —- Die Art scheint mit M. pallipes ver- wandt zu sein; Thomson stellt sie sogar als synonym zu dieser Art. nigritarsis Ruthe. Alle Tarsen gleich gefärbt oder nur die Hintertarsen an der Spitze, seltener ganz verdunkelt. 16. . Die hintersten Schienen so dick wie die Schenkel, an der Basis eingeschnürt. Rötlich gelb, das erste Segment, meist auch der Metathorax, schwärzlich. Kopf nach hinten wenig verschmälert, Augen nach unten verbreitert. Stigma im Ver- % 18. . Fühler braun bis schwärzlich. hältnis breit, stets hell. Die hintersten Schienen an der Spitze und die Tarsen- glieder braun verdunkelt. Kleine Art von nur 4,5 mm. Schweden. ‚erassierus ©. G. Thoms. Die hintersten Schienen nicht auffallend verdickt. 17. Das erste Segment sehr kurz und hinten sehr breit, nur um !/; länger als am Ende breit. @ rötlich gelb, der ganze Thorax, besonders der Metathorax, das erste Segment und der Rücken der End- segmente etwas dunkler rot. Fühler von Körperlänge, 29gliederig, gelblich, gegen die Spitze dunkler. Öcellen stark vortretend. Metathorax hoch gewölbt, fein gerunzelt, mit Spur eines Mittelkiels. Flügel hyalin, fast weißlich und stark irisierend, Stigma groß, weißlich, innen braun eingefaßt, der Außenneryv dagegen fast rein weiß und stark verdickt. Beine sehr blaß, das letzte Tarsenglied an allen braun. Das erste Segment sehr fein und dicht längs gestrichelt; Bohrer wenig kürzer als der Hinterleib. 4,5 mm. Deutschland; scheint sehr selten zu sein; mir ist die Art nie vorgekommen. liquis Ruthe. Das erste Hinterleibssegment ver- längert, viel länger als hinten breit, viel stärker gestreift. 18. Mesopleuren (Mittelbrustseiten) mit tief eingedrückter, schwach krenulierter, ge- bogener, langer Furche. Fühler @ meist 32- oder 33gliederig. 19. Diese Furche weniger eingedrückt, breiter, fast glatt oder nur ganz schwach krenuliert. Fühler 2 gewöhn- lich 27gliederig. 23. 20. Fühler heller oder dunkler gelb. al: . Bohrer von Hinterleibslänge. @ Q schwarz, Gesicht und Augenränder rötlich. Ähnelt sehr M. ictericus, aber abgesehen von der dunklen Färbung, ist das Gesicht deutlich schmäler, in der Mitte mit Längs- erhöhung. Augen stark vorspringend. Fühler schwärzlich, die äußerste Basis hell, beim 2 von Körperlänge, beim 3 etwas länger, 28—31gliederig. Prothorax und Schultern rötlich braun. Metatborax kurz, hinten fast abgestutzt, verworren gerunzelt. Flügel fast hyalin, Stigma 186 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. gelb, meist braun gerandet. Beine rötlich gelb, Hintertarsen, zuweilen auch die Spitzen der hintersten Schienen, braun. Hinterleib schwarz, das zweite Segment meist rötlich. 5—6 mm. Nord- und Mitteleuropa. pallipes Wesm Anmerkung: Nach Thomson ist M. nigri- tarsis Ruthe mit vorliegender Art identisch. Art kannte Wesmael nur 2 49. . Metathorax fast glatt. Bohrer so lang wie der Hinterleib mit dem Thorax. Das © ähnelt der vorher- gehenden Art, es unterscheidet sich nach Wesmael, außer dem längeren Bohrer, besonders noch durch die größeren, nach unten stark genäherten Augen. Rötlich gelb, Kopf hinten und oben schwarz. Fühler dunkel, Schaft unten hell. Pro- thorax, Mesonotum und Fleck in den Meso- pleuren dunkelgelb, der Thorax sonst schwarz. Stigma am Ende schwärzlich. Beine rötlich gelb, Spitze der hintersten Schienen und der hintersten Tarsen- glieder gebräunt. Das erste Hinterleibs- | segment gestreift, schwarz, am Ende gelblich, die übrigen Segmente hell. 5 mm. Belgien. 8 unbekannt. affinis Wesm. . Der ganze Körper rötlich gelb. ieterieus Nees var. Körper zum Teil schwarz gefärbt. 22. Nur 8 bekannt. Rötlich gelb, Gesicht, Prothorax und Schultern heller. Hinterleib schwarz, das zweite Segment gelblich. Metathorax trübgelb bis dunkelbraun. Flügel wie bei ictericus. Beine hlaß rötlich gelb. 4 mm. Belgien. xanthomelas Wesm. Anmerkung: Von dieser zweifelhaften Ich bin mit Thomson der Meinung, daß sie nur eine Varietät des sehr variabelen M. ictericus ist. Metathorax runzelis. Eine äußerst veränderliche Art, variiert von ganz rötlich gelb bis schwarz, nur Gesicht, Prothorax und Hinterleibsmitte bleiben stets hell. Kopf hinter den Augen kurz, stark verengt. Fühler @ 3 ungefähr von Körperlänge, 27-35 gliederig. Metathorax meist runzelis, manchmal mit zwei glatten Räumen, die durch einen Längskiel ge- laufende Nerv immer deutlich vor dem Ende der ersten Cubitalzelle mündend; die zweite Cubitalzelle nach oben kaum verengt, sondern mit parallelen Seiten. Beine rötlich gelb, das Ende der hintersten Schienen, auch die Spitzen der hintersten Tarsenglieder dunkel. Hinterleib ge- streckt, Petiolus sehr schlank, das erste Segment regelmäßig längs gestreift; Bohrer etwas kürzer als der Hinterleib. 4—6 mm. Ganz Europa; die häufigste Art von allen. ieterieus Nees. Zu dieser Art gehören M. .pendu- lator Hal. var. a, b, c. Auch der M. xzanthomelas Wesm. dürfte wohl als Varietät von M. ictericus aufzufassen sein. — Der Kokon ist gewöhnlich an einem mehr oder weniger langen Faden aufgehängt, seine Farbe ist braungelb, glänzend. Die Art wird selbst wieder angestochen durch Hemi- teles areator. — Meteorus ictericus ist aus einer großen Anzahl Lepidopteren erzogen worden, z. B. Eupithecia vir- gaureata, Gnophos asperaria, Cheima- tobia brumata, Scopula alpinalıs, Tortrix piceana, Dictyopteryx bergman- niana, Paedisca solandriana, Pardia tripunctata, Laverna conturbatella. 23. Fühler fadenförmig, etwa die letzten acht Glieder deutlicher voneinander gesondert und kaum länger als dick. @ Kopf rot- gelb, oben und hinten braun. Fühler etwas kürzer als der Körper, braun, an der Basis etwas heller, 27gliederig. Thorax braun, Prothorax etwas heller, Meso- pleuren glatt; Metathorax stark glänzend, weitläufig und fein gerunzelt. Hinterleib schlank, weit schmäler als der Thorax, schwarz, das zweite Segment pechbraun, vorn gelblich, Bohrer so lang wie der Hinterleib. Flügel hyalin, etwas weißlich, Stiema blaß, am äußeren Rande etwas dunkler; rücklaufender Nerv ziemlich weit vom Ende der ersten Cubitalzelle entfernt. Beine sehr blaß, Hintertarsen braun. Kleiner als M. ictericus und ypallipes, sonst diesen beiden Arten sehr ähnlich. g unbekannt. pleuralis Ruthe. Anmerkung: Mit dieser Art scheint mir der M. gracilis Rtzb.(Perilitus gracilis Ratzeburg, trennt sind. Flügel hyalin, Stigma hell, | Ichn. d. Forstins., III., p. 58 ©) identisch zu seltener unten dunkel gerandet; der rück- | sein, wenigstens stimmen beide Arten in den 4 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 187 Hauptpunkten, namentlich in der Zahl der | Fühlerglieder. Seine Beschreibung ist: Körper schmächtig. Kopf, Fühler, Beine, Tegulä und Flügelwurzel bräunlich gelb; Thorax und Hinterleib pechschwarz, das zweite Segment schön rotgelb. Das erste Segment kurz gestielt, etwas mehr als "/3 des Hinterleibes ausmachend, die Rückengrübchen deutlich. Fühler wenig kürzer als der Körper, 26—27gliederig. Der rücklaufende Nerv mündet zwei Nervenbreiten innerhalb der ersten Cubitalzelle. Metathorax stark runzelig. (Dies wäre ein Unterschied von M. pleuralis.) Das erste Segment stark nadelrissig. Stigma blaßgelb. Bohrer so lang wie der Hinterleib. & unbekannt. 3,5 mm. Wurde aus Tortrix roborana gezogen. Fühler fast borstenförmig, ziemlich dünn, die vorletzten Glieder deutlich länger als dick. 24. Kopf und Mesothorax rötlich gelb. Flügel- geäder blaß. Ocellenfleck und Hinterhaupt schwärzlich. Fühler von °/s Körperlänge, 27gliederig, meist dunkler als bei M. ictericus,;, beim & länger als der Körper, 29gliederig. Mosonotum meist | mit drei dunklen Längsflecken. Meta- thorax oben schwärzlich, schwach ge- runzelt. Flügel fast hyalin, Stigma sehr groß, blaß, das Geäder nach außen sehr undeutlich; die zweite Cubitalzelle nach vorn etwas verschmälert. Beine blaßgelb, die Spitzen der hintersten Tarsenglieder etwas verdunkelt. Das erste Hinterleibs- segment weniger schlank als bei M. ictericus, schwärzlich; das zweite Segment blaßgelb, die übrigen Segmente rötlich, mit dunklen Rückenmakeln. Bohrer fast so lang wie der Hinterleib. Ruthe kannte nur das @. Nach Marshall variiert das Sg sehr in der Färbung; bei der hellsten Varietät ist der ganze Körper rötlich gelb und nur die Hinterleibsspitze schwarz. 4mm. Deutschland, England. confinis Ruthe. (M. pendulator Hal. dürfte zum Teil hierher gehören). 24. Thorax schwärzlich. Flügel-Geäder braun. 2 schwärzlich braun; Kopf, Seiten des Prothorax und das zweite Segmentrötlich gelb; Ocellenfleck schwarz. Fühler 27gliederig, dunkel, gegen die Basis heller. Flügel fast hyalin, Stigma blaß, dunkel gerandet, die zweite Cubital- DD (eb | 26. 27 28. . Beine . Flügel ohne weißlichen Schimmer. zelle nach vorn etwas verengt. Beine blaßgelb, die hintersten Schienen an der Spitze und ihre Tarsen gebräunt. Das erste Segment kurz, stark längsstreifig. Bohrer von Hinterleibslänge.. 4 mm. Deutschland. Z unbekannt. — Außer der Färbung scheinen diese und die vorige Art wenig voneinander verschieden zu sein. Auch von M. pallipes weicht diese Art fast nur durch die geringere Größe ab. fallax Ruthe. zum größten Teil braun bis schwärzlich. Gesicht braun, glänzend. Körper größtenteils schwarz. cf. tabidus Wesm. (n. 14). (M. facialis Ruthe.) Beine ganz oder fast ganz gelblich oder rötlich gelb. 26. Flügel hyalin oder nur ganz schwach getrübt. doch nie so weit, daß eine glas- helle Querbinde unterhalb des Stigma sichtbar wird. Die zweite Cubitalzelle nach vorn selten verschmälert und dann nur sehr wenig. Bohrer meist lang, oft länger als der Hinterleib. 27. Flügel mehr oder weniger grau oder braun getrübt, unterhalb des Stigma eine hyaline oder weißliche Querbinde. Die zweite Cubitalzelle nach vorn deutlich, oft sehr stark verschmälert. Bohrer kürzer als der Hinterleib, meist nur halb so lang. 43. 28. Flügel deutlich weißlich. 40. Metathorax glatt. Augen sehr groß und vorragend. 29. Metathorax runzelig: oder punktiert. 30. 9. Stigma von gewöhnlicher Größe. Schwarz, das zweite Segment rötlich gelb. Gesicht quadratisch. Thorax glatt und glänzend. Die zweite Cubitalzelle groß, so lang wie hoch. Das erste Hinterleibssesment kurz, glatt, nur an den Seiten mit zer- streuten Strichen. Bohrer sehr kurz, nur etwas länger als ’/3 Hinterleib. Beine rötlich gelb, die hintersten Schienen und Tarsen rotbraun. cf. ealigatus Hal. (n. 4). (M. neesii Ruthe, Marsh.) Stigma auffallend groß. Gesicht nach unten stark verengt. Bohrer von Hinter- leibslänge. 2 glänzend schwarz, Stirn- ränder rostrot. Fühler 19—20 gliederig, 188 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. der schwärzlich, an der Basis rostrot. Flügel hyalin, Stigma schwarzbraun, mit hellem Fleck. Beine rötlich gelb. Das erste Segment schlank. Haliday kannte nur das @. Marshall verbindet damit das folgende 3: Kopf größer als der Thorax, Fühler länger als der Körper, 29 gliederig, schwärzlich, die beiden ersten Glieder rostrot. Seiten des Prothorax gelblich. Metathorax fast glatt, oben mit Quer- leiste. Flügel schwach getrübt, Stigma sehr groß, schwarzbraun, die zweite Cubitalzelle nach vorn stark verenget, fast dreieckig; rücklaufender Nerv interstitial. Hinterleib kürzer als der Thorax, das Ende des ersten Segments und Basis des zweiten verschwommen rötlich; das erste Segment kurz, unregelmäßig gestreift, mit deutlichen Rückengrübchen. Länge 3 mm. England, Irland. vexator Hal. Anmerkung: Die Art bedarf noch sehr Klarstellung, namentlich ist mir die Ver- bindung des 3 noch sehr fraglich. 30. Stigma sehr schmal; rücklaufender Nerv sehr weit vor dem Ende der ersten Cubitalzelle mündend. Der erste Ab- schnitt des Radius kaum kürzer als der zweite. Schwarz, Gesicht, Hüften und Trochantern rötlich gelb, Augenränder und Beine hellrot, die hintersten Schienen am Ende und die Spitze ihrer Tarsen- glieder braun; Stigma braun, an der Spitze hell. Bohrer etwas kürzer als der Hinterleib. 8 unbekannt. 6 mm. Schweden. — Gehört zur Untergattung Zele. Vielleicht ist die Art identisch mit M. pleuralıs. stenostigma C. G. Thoms. Stigma breiter; der rücklaufende Nerv näher am Ende zweiten Oubital- zelle. 31. der . Metathorax fein und zerstreut gerunzelt, oben fast glatt mit deutlichem Mittelkiel. 9 Schwarz, Kopf, Seiten des Prothorax, meist auch das zweite Segment, ver- schwommen rötlich; Kopf oben dunkel. Fühler borstenförmig, von Körperlänge, bräunlich, die beiden ersten Glieder blaß- gelb. Thorax ziemlich glänzend, schwarz, init ganz feiner Skulptur. Flügel ganz Nerven und Stigma braun. Beine bräunlich rot, die hintersten schwach getrübt, Schienen und Tarsen braun, die ersteren an der Basis weißlich. Hinterleib schlank, etwas länger als Kopf und Thorax, das erste Segment gestreift; Bohrer von Hinterleibslänge. 3 Fühler braun, Kopf schwarz. Kiel des Metathorax undeutlich. Hinterleib schwarz, das zweite Segment rötlich. 5 mm. Deutschland, Rußland; nicht häufig. ruficeps N. Anmerkung: Ich finde den Metathorax nicht fein punktiert, wie Nees und nach ihm Marshall angeben, sondern fein gerunzelt. Die Rückengrübchen des ersten Segments sind deutlich und gestreckt; die Art gehört also in diese Abteilung. Marshall war darüber im Zweifel. Die Art läßt sich schon durch die Färbung der hintersten Schienen und Tarsen und den schwarzen Thorax und Hinterleib gut erkennen. .Augen klein, fast rund. Metathorax grob gerunzelt, in zweifel- haften Fällen die hintersten Schienen und Tarsen nicht braun. 32. Wangen lang. Schwarz, Kopf größtenteils und Beine rot. Stigma schwarz, im Innenwinkel weiß. 33. Augen länglich. Wangen kurz. 34. Bohrer fast von Körperlänge. @ Kopf groß, fast breiter als der Thorax, hinter den Augen wenig verschmälert, oben dunkel. Gesicht nach unten nicht ver- schmälert. Fühler 30gliederig, etwas länger als der halbe Körper. Metathorax netzartig gerunzelt, hinten oft mit Quer- leiste. Flügel fast hyalin; rücklaufender Nerv fast interstitial, die zweite Cubital- zelle nach oben kaum verschmälert. Beine rot. Das erste Segment fast so lang wie die folgenden zusammen, oben runzelig, an den Seiten gestreift. Das zweite Segment mehr oder weniger ausgedehnt rötlich. & unbekannt. 5 mm. Deutsch- land, Schweden. — Durch den langen Bohrer mit M. affinis und jJaculator ver- wandt. longieaudis Rtzb. Aus Orchesia micans gezogen. Bohrer kürzer als der Hinterleib. Stimmt fast ganz mit M. longicaudis überein, unterscheidet sich aber sogleich durch den kurzen Bohrer; überdies ist die Stirn beiderseits punktiert. g unbekannt. 5 mm. Schweden. punetifrons ©. G. Thoms. TEN 34. Kopf breiter als der Thorax. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 189 Kopf nicht breiter als der Thorax. 37. 35. Die hintersten Schienen stark verdickt. 36. 31. Stigma schmal. Bohrer etwas länger als der Hinterleib. @ schwarz, das erste Segment und die Basis des zweiten rötlich. Kopf glänzend, deutlich breiter als der Thorax. Gesicht fast quadratisch, fein gestrichelt. Augen sehr groß und vorstehend. Fühler fast von Körperlänge. hell bräunlich, gegen das Ende dunkler, 33gliederig: Furche der Mesopleuren breit, runzelis punktiert. Metathorax unregelmäßig sgerunzelt, mit feinem Länsskiel. Flügel wenig getrübt, kurz, Stigma hellbraun, an den beiden Spitzen heller, die zweite Oubitalzelle nach vorn nicht verschmälert. Beine rötlich gelb, die hintersten Schenkel und Schienen gebräunt. Das erste Segment fein gestreift, Rückengrübchen klein. & un- bekannt. 5mm. Deutschland, Schweden; sehr selten. oculatus Ruthe. Die hintersten Schienen nicht ver- Bet 36. Stigma auffallend groß. Färbung sehr verschieden, gewöhnlich schwarz, Kopf, Prothorax, Mesonotum, Schildchen und Hinterleibsmitte rötlich gelb, Mesonotum mit dunklen Längsflecken. Kopf breiter als der Thorax, Gesicht nach unten nicht verschmälert, ziemlich glatt, Fühler |: 23—27gliederig, an der Basalhälfte gelb- lich, beim & länger als der Körper, 29—30 gliederig. Metathorax kurz, netz- artig gerunzelt, mit Längskiel. Flügel | hyalın, Stigma braun, innen hell; die zweite Cubitalzelle nach vorn nicht ver- enst. Beine rötlich gelb. Das erste Segment kurz. Bohrer kürzer als der Hinterleib. 4—5 mm. Mitteleuropa. obfuscatus Nees. (M. formosus Wesm.) Parasit von in Schwämmen lebenden Käfern, namentlich Orchesia micans, in welchem auch M. longicaudis lebt. Auch aus Triplax russica. Stigma nicht auffallend groß. Augen rundlich. 33. Kopf, Hinterleib und Beine einfarbig rot. Beine und Fühler dick, letztere 33 gliederig, gegen das Ende stark zu- gespitzt. Kopf hinten stark abgerundet, (00) “leisten, nur der Ocellenfleck dunkel.. Die beiden ersten Fühlerglieder rot, die übrigen braun; auch die Basalglieder ziemlich deutlich abgesetzt, die Glieder an Länge allmählich kürzer werdend, das erste Geißelglied deutlich länger als das zweite. Thorax bei dem einen Exemplar schwarz, auf der Vorderhälfte zum Teil rötlich; bei einem zweiten Exemplar der Thorax rot mit verschwommen schwarzen Flecken. Brustseiten glatt und glänzend, mit breiter, gerunzelter Furche; Meta- thorax grob netzartig gerunzelt, hinten abgestutzt und ausgehöhlt. Flügel kaum getrübt, Stigma dunkelbraun, der Innen- winkel breit hellgelb; die zweite Cubital- zelle nach oben nicht verschmälert. Hinterleib schmäler als der Thorax, das erste Segment fast die Hälfte ein- nehmend, unregelmäßig längs gestreift. Bohrer fast etwas länger als der Hinter- leib. Beine dick, einfarbig rot. 5 mm. g unbekannt. Ich fand die Art am Sool- graben bei Artern unweit des Kyff- häusers auf Salicornia herbacea,; sie schmarotzt also wohl bei einem der Salz- _ flora eigentümlichen Klein-Schmetterling. salicorniae n. sp. Kopf, Hinterleib und Beine zum Teil dunkel gezeichnet. Fühler schlank, höchstens 30gliederig. 38. . Fühler @ 27eliederig. Schwarz, Clypeus, Fühler und Prothorax rostrot, Fühler gegen das Ende dunkler. Das zweite Segment bräunlich durchschimmernd. Fühler wie Körperlänge, die vorletzten Glieder etwas länger als dick. Kopf hinten wenig verschmälert, Ocellen klein, Augen nach unten etwas konvergierend. Metathorax glänzend schwarz, Brust- seiten mit flacher, gerunzelter Furche. Metathorax ziemlich glatt mit zwei Quer- zwischen diesen Spuren von Längsleisten, so daß eine Art Felderung entsteht. Flügel fast hyalin, das Geäder blaß, der rücklaufende Nerv ziemlich weit vor dem Ende der ersten Oubital- zelle, letztere nach oben schwach ver- engt. Stigma braun, an Basis und Spitze hell. Beine kurz und dick, einfarbig blaßgelb, auch die Tarsen, Schiensporen kurz. Das erste Segment stark gestreift, auf der Mitte die Streifen nach innen 190 gebogen. Bohrer dick, etwas kürzer als der Hinterleib. 3,5 mm. & unbekannt. Thüringen. thuringiacus n. sp. Fühler @ mit mehr Gliedern, auch sonst durch Färbung und Struktur ab- weichend. 39. Das erste Segment punktiert runzelig. Das zweite Segment goldgelb. Färbung verschieden, gewöhnlich schwarz, Gesicht unten gelb, ebenso Zeichnungen des Thorax. Fühler meist schwärzlich, beim @ länger als Kopf und Thorax, 28—29gliederig, beim g borstenförmig, länger als der Körper, 31—32 gliederig. Metathorax runzelig. Flügel fast hyalin, Stigma braun, an der Basis gelb, selten einfarbig; rücklaufender Nerv fast inter- stitial, zweite Cubitalzelle nach vorn nicht verschmälert. Beine rötlich gelb, die hintersten Hüften schwarzbraun, Spitzen der hintersten Schenkel, die hintersten Schienen und Tarsen leicht gebräunt. Bohrer fast etwas länger als der Hinterleib. Das Z stimmt im all- semeinen mit dem @ überein, nur ist es gedrungener und, wie es scheint, meist etwas größer. 3—4 mm. Deutschland, Eneland. punetiventris Ruthe. 39. Bunte Blätter. Nach Marshall Parasit von Scoparia angusta und murana. Das erste Segment regelmäßig ge- streift; das zweite pechrötlich. @ braun, Gesicht trübrot. Fühler von ?/; Körper- länge, schwärzlich, an der Basis hell, 30 gliederig. Flügel im Verhältnis größer als bei der vorhergehenden Art. Die hintersten Hüften dicker als bei puncti- ventris und nicht schwarzbraun, sondern scherbengelb. Stigma trübgelb, nur vor der Spitze dunkel. Im übrigen mit der vorigen Art übereinstimmend. “ Länge 4,5 mm. Zu diesem @ zieht Ruthe das folgende g: Kopf ganz schwarz; Fühler länger als der Körper, fein borstenförmig, braun, 33 gliederig. Hinterleib schwarz, nur das zweite Segment vorn bräunlich. Flügel schwach weißlich, Stigma braun, am Grunde weißlich. Beine trübgelb, die ganzen Hinterbeine verdunkelt. Deutsch- land. dubius Ruthe. Anmerkung: Auch diese beiden Arten sind noch recht unsicher, besonders was die Trennung voneinander betrifft. (Fortsetzung folgt.) Si — Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die Wirkung der Rönigenstrahlen auf das Insektenauge ist von Professor Axenfeld in Perugia sorgsam untersucht worden. Er ver- fertigte sich, nach dem „Physiol. Centralblatt“, zwei würfelförmige Schachteln, die eine aus Holz, die andere aus Blei, in welche Fliegen gebracht wurden; in der einen Wand befand sich eine Öffnung, in welcher eine Röhre angebracht war. Die Röhren beider Schachteln paßten ineinander, so daß diese hierdurch in Verbindung standen; diese Verbindung konnte durch eine Klappe auch geschlossen werden. Der Deckel der Schachtel war abnehmbar eingerichtet, so daß bei geöffnetem Deckel Licht hineinfallen konnte; doch verhinderte ein über die offene Seite gespanntes Gazenetz in diesem Falle ein Fortfliegen der Insekten. — Zunächst nun wurden sämtliche Fliegen in eine der Schachteln gebracht; dann wurde der Deckel der anderen geöffnet, so daß ihr Inneres erhellt wurde. Schon nach kurzer Zeit, längstens vier bis fünf Minuten, hatten sich sämtliche Fliegen aus der dunklen in die helle Schachtel begeben, offenbar, weil sie die Helligkeit mit ihren Augen wahr- nahmen. Dieses Ergebnis trat jedesmal ein, so oft man die eine oder die andere Schachtel öffnete und dadurch dem Lichte zugänglich machte; immer begaben sich die Insekten in den erhellten Raum. Nunmehr wurden die Fliegen in die Bleischachtel gebracht, und die Holzschachtel wurde nicht geöffnet, sondern den Wirkungen der X-Strahlen ausgesetzt; da diese das Holz leicht durchdringen, so mußten sie auch in das Innere der Schachtel gelangen. Die Fliegen wanderten jetzt eben- falls in vier bis fünf Minuten in die Holz- schachtel hinüber, gleich als ob sie Licht in derselben wahrgenommen hätten. Hatte man sie dagegen in die Holzschachtel gebracht und setzte die Bleischachtel den X-Strahlen aus, so trat ein Hinüberwandern der Fliegen nicht ein, denn Blei ist für diese Strahlen fast undurchdringlich, so daß sie in das Innere der DBleischachtel nicht gelangen. — Die Fliegen verhalten sich also den X-Strahlen 191 Bunte Blätter. gegenüber genau so, wie sie es dem gewöhn- lichen Lichte gegenüber thun; Axenfeld meint, es könne dies darauf beruhen, daß sie von den X-Strahlen einen ähnlichen Eindruck empfangen wie von den gewöhnlichen Licht- strahlen. Schr. Aus den Vereinen, Verein für naturwissenschaftliches Sammelwesen zu Crefeld. Sitzungsbericht vom 13. Februar 1897. Die Sitzung wurde 91/4 Uhr vom Vor- sitzenden, Herrn Lehrer Borgers, eröffnet. Nach Verlesung des Protokolls der vorigen Sitzung und einiger eingelaufenen Korre- spondenzen hielt Herr Borgers einen Vortrag über „Mimiery, Nachahmungs-undVerstellungs- künste unter den Insekten“. — Der Vortragende brachte bei seinen Ausführungen das vor einigen Jahren entworfene System der Mimicery in Anwendung. Jede Gruppe dieses Systems, wie Offensive- und Defensive-, Maskierungs- und Abschreckungs-Mimiery etc.. gelangte einzeln zur Besprechung und wurde an zahl- reichen Beispielen verständnisvoll und über- zeugend erläutert. Die Darstellungen gewannen dadurch noch sichtlich an Interesse, daß vom Redner zumeist Fälle aus der Heimat und eigener Beobachtung angezogen wurden, wogegen die Vorführung der bekannten drastischen Beispiele aus den Tropen, wie die Nachbildung eines dürren Blattes der Kallima-Schmetterlinge, die Nach- ahmung von Blättern, Stengeln und Gras- halmen seitens der so mannigfaltigen und abenteuerlich gestalteten Blatt- und Stab- Heuschrecken, sodann die interessante Nach- äffung eines nächtlichen Raubvogels durch den bekannten brasilianischen Tagfalter Caligo beltrao ete. recht geeignet waren, jeden etwaigen Zweifel an die Thatsächlichkeit der Mimiery zu benehmen. Ein reiches Material an Ob- jekten wurde während des Vortrages zur Anschauung gebracht, welches zum Ver- ständnis der Ausführungen nicht unwesentlich beitrug. — In der darauf folgenden kurzen Diskussion teilte Herr Ney noch einige Mimicry-Fälle bei den Pflanzen mit. Sodann legte Herr Krancher eine recht interessante und prächtige Kollektion exoti- scher Käfer seiner Sammlung vor, worunter sich namentlich verschiedene imposante Ver- treter des Genus Goliathus auszeichneten. Herr Cleve brachte hervorragende exotische Schmetterlinge, vornehmlich Ver- treter der Gattungen Ornithoptera und Papilio, zur Anschauung. Beiden Kollektionen wurde ungeteilte Bewunderung seitens der An- wesenden, worunter sich auch verschiedene Damen befanden, zu teil. 113/, Uhr wurde die gut besuchte Ver- sammlung geschlossen. $ Sitzungsbericht vom 27. Februar 1897. Die Sitzung war fast ausschließlich der Besprechung von Vereinsangelegenheiten und dem Tausch, An- und Verkauf von Objekten gewidmet. Zu letzterem Zwecke hatten wiederum einige Mitglieder in liebenswürdiger Weise Material dem Vereine geschenkt. Herr Kampmann legte ein von ihm im Hülserbruch bei Orefeld gefundenes Erlen- stämmchen mit abnormer Wachstumsbildung vor. Dasselbe ist breit und flach gedrückt, zum Teil gewunden; an den Enden häufen sich die Knospen der End- und Seitentriebe zu handförmigen Klumpen zusammen. Dieses abnorme Wachstum scheint durch eine frühere Verletzung des Stämmchens, von der Spuren jetzt noch zu sehen sind, veranlaßt worden zu sein. Das interessante Stück wurde von Herrn Kampmann freundlichst der Vereinssammlung überwiesen. MER: Litteratur. Ashımead, William H. Descriptions of new Cynipidous Galls and Gall-Wasps in the United States National-Museum. (From the Proceedings of the U. S. Nat.-Museum, Vol. XIX, pag. 113—136.) Washington, 1896. Die vorliegenden Beschreibungen neuer _ Cynipiden und Cynipidengallen haben ein eigentümliches Schicksal gehabt. Sie bildeten einen Teil einer Abhandlung „Report upon the Cynipidous Galls and Gall-Wasps in the U. S. National-Museum“, die dem verstorbenen ©. V. Riley zur Veröffentlichung in den Proceedings des Museums übergeben war, von diesem aber mehrere Jahre unberück- sichtigt blieb und dem Verfasser erst nach Rileys Tode wieder zuging. Inzwischen waren eine ganze Anzahl der in jener Abhandlung neu beschriebenen Arten von zwei anderen Cynipidenforschern, H. F. Bassettf und C. P. Gillette, beschrieben worden, und die vor- liegende Abhandlung bringt nur den bisher noch unbeschriebenen Rest der ersteren. Es sind trotzdem noch 43 neue Arten übrig geblieben, von denen Gallen und Insekten beschrieben werden, oft auch die Biologie angegeben ist. K. a M. Wiskott: „Die Lepidopteren-Zwitter meiner Sammlung‘. Sonder-Abdruck aus der Festschrift des Vereins für schlesi- sche Insektenkunde in Breslau, 1897. 5l Seiten. 4 Lichtdrucktafeln. Es ist stets mit Freude und Dank zu begrüßen, wenn Besitzer von großen ento- mologischen Sammlungen ihre reichhaltigen Schätze weiteren Kreisen durch Publikation zugänglich machen. Leider sind oft Bequem- lichkeit oder auch berufliche Aıbeiten die Gründe, welche den glücklichen Besitzer inter- 192 Bunte Blätter. essanter Insektenspecies von einer solchen, Mühe und Zeit erfordernden publizistischen Thätiskeit zurückhalten. Hiervon hat der Verfasser obiger Arbeit, Herr Max Wiskott in Breslau, eine rühmliche Ausnahme gemacht. Im Besitze einer der größten Schmetterlingssammlungen überhaupt, hat er sich der nicht geringen Mühe unter- zogen, in einer besonderen Abhandlung von den in seiner Kollektion enthaltenen „Zwittern“ eine Beschreibung zu geben. Im ganzen sind es 161 dieser interessanten Naturerscheinungen, welche in diesem Ver- zeichnisse Erwähnung finden; nur einige wenige der aufgeführten Exemplare haben schon früher anderswo Berücksichtigung ge- funden. Die 161 Exemplare — eine so große Anzahl, daß sich wohl nur die Kollektion des Herrn Dr. O. Staudinger an Reichhaltigkeit damit messen kann —. verteilen sich auf 65 Rhopaloceren (mit 37 Arten), 12 Sphäönges (mit 7 Arten), 64 Bombyces (mit 27 Arten), 6 Noctuen (mit 6 Aıten) und 6 Geometriden (mit 5 Arten) aus dem paläarktischen Faunen- gebiet; außerdem sind noch aufgeführt 4 Exoten (2 Rhopalocera, 2 Bombyces). Von diesen allen werden kurze, doch ausreichende Diagnosen gegeben; bei jedem Exemplar ist der Fundort vermerkt. Der Arbeit sind 4 Lichtdrucktafeln bei- gefügt, die zum größten Teil recht gut gelungen sind und uns ein anschauliches Bild der in dieser Sammlung vertretenen „Zwitter“ geben. Der Herr Verfasser gebraucht in dieser Arbeit das Wort „Zwitter“ im weiteren Sinne, so daß auch Exemplare, welche ihren Zeugungsorganen nach nur eingeschlechtlich sind und nur sekundäre Geschlechtsmerkmale aufweisen, unter dieser Bezeichnung auf- geführt werden. Es sei dabei anerkannt, daß Herr M. Wiskott bei der Beschreibung in dankenswerter Weise dafür Sorge getragen hat, daß die Beschaffenheit der Genitalorgane der in Frage stehenden Exemplare ihre an- gemessene Berücksichtigung findet. Bekannt- lich ist in vielen Beschreibungen, namentlich in den aus älterer Zeit vorliegenden, gerade dieser Punkt zu wenig ins Auge gefaßt worden, — ein Umstand, welcher es sehr schwierig macht, jetzt die wahren Herma- phroditen von den „uneigentlichen Zwittern“ zu unterscheiden, oder eine solche Unter- scheidung geradezu unmöglich macht. Sehr interessant ist die Besprechung der „Scheinzwitter* von Ocneria dispar L. (männ- liche Individuen mit weiblichen Zeichungs- charakteren auf den Flügeln), über die sich der bekannte Lepidopterologe, Herr Dr. M. Standfuß, dem Verfasser gegenüber in folgender Weise geäußert hat (pag. 26 —27): „Bei Rhodoc. rhamni, Rhodoc. cleopatra, Sat. pavonia und anderen hochgradig dimorphen Arten befinden sich unter den Hermaphroditen doch ebensowohl Individuen, die überwiegend männlich sind und nur im geringen Maße eingesprengte weibliche Charaktere besitzen, als es andererseits Stücke giebt, welche über- wiegend weiblich sind und in untergeordnetem Maße männliche Merkmale aufweisen. Jene wie diese Individuen (von Rhodoc. cleopatra, Sat. pavonia etc.) zeigen aber stets, ganz abgesehen von der Färbung, auch noch anderweitig zwitterige Charaktere in den sekundär sexuellen Merkmalen: Verkümmerung der männlichen Greifzangen, Unterschiede in der Schuppenform (Rhodoe. eleopatra) etc. etec.. und es werden diese Individuen doch wohl steril sein, also auch bezüglich der primären Geschlechtscharaktere abnorm gebildet, d.h. bezüglich der Hoden und Ovarien wie der Geschlechtsprodukte etc. Dagegen halte ich jene fraglichen Individuen von Oen. dispar 3% für fortpfllanzungsfähig, und zwar in normaler Höhe. Würden diese fraglichen Oen. dispar $ & eine ganz geringe Fertilität konstant zeigen oder durchaus steril sein, oder wenn die Nachkowmenschaft derselben öfter typisch zwitterigelndividuen aufweisen (alsonichtetwa dergleichen fragliche männliche Individuen), dann wäre meine in meinem Buche aus- gesprochene Vermutung als eine irrige dar- gethan (Stdfß. Hdbch., pag. 308). Solange dergleichen Thatsachen nicht experimentell eruiert sind, halte ich diese fraglichen Ocn. dispar mit Wahrscheinlichkeit für männliche Individuen, welche regressive und progressive Charaktere des männlichen Typus unharmonisch gemischt aufweisen.“ Im Vergleich mit den früheren Verzeich- nissen konstatiert auch Herr M. Wiskott an den in seinem Besitz befindlichen Exemplaren die Thatsache, daß bestimmte Species und Genera mehr als alle übrigen zu Zwitter- bildungen neigen, und giebt danach Angaben, wieviel der von ihm aufgeführten Exemplare zu den sogenannten „vollkommenen Zwittern“ zu zählen sind, sowie darüber, wie sich die Anordnung der Geschlechter auf die beiden Seiten der Individuen (rechts 3, links © oder umgekehrt) verteilt. Das vorliegende Verzeichnis bietet uns eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnis der beobachteten „Zwitter“ aus der Klasse der Lepidopteren, und es wäre wohl zu wünschen, daß andere Besitzer solcher eigentümlichen Erscheinungsformen aus der Insektenwelt die Mahnung des Autors beherzigten, mit der ich diesen kurzen Hinweis auf die obige Arbeit schließen möchte, nämlich „durch Publikation ihres Materials mitzuhelfen, einen zuverlässigen und endgiltigen Überblick zu erhalten, wie sich die Zwittererzeugung auf die einzelnen Genera und Species verteilt; —- dann ist es vielleicht berufeneren Entomologen möglich, einen Schritt weiter in der Erforschung und Erklärung der Zwitterbildung zu gelangen“. Oskar Schultz. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 193 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. Von H. T. Peters. Veröffentlicht von Dr. Chr. Schröder. XI. Obgleich die Orthopteren im ganzen recht zahlreich sind, scheinen doch verheerende Züge dieser Tiere, wenigstens im Gebirge, nicht vorzukommen. Es fanden sich nur zwei Tetrix-Arten, beide sehr vereinzelt und von unseren Arten wenig verschieden. Eine der häufigsten und schönsten Acridiiden ist grün, die Unterflügel sind gelb, schwarz gerandet und die gleichfalls grünen Beine gelb und schwarz geringelt. Ihre Nymphen sind anfangs glänzend schwarz, später deren Beine rot geringelt. Sie sitzen an gewissen Sträuchern, an den Spitzen der Triebe, in ganzen Klumpen dicht zusammen- gedränst. Alle haben ihre Fühler auf- gerichtet, und eine solche Gesellschaft sieht dann aus wie eine reife, rauhe Samenkapsel der Pflanze. Sowie man die Tiere berührt, springen sie nach allen Seiten davon, so daß die Zweige nach der plötzlichen Ent- lastung in die Höhe schnellen. Eine andere Art ähnelt unserer Wanderheuschrecke, ist aber größer, hellbraun und hat jederseits einen weißen Seitenstreifen an der Brust. Wieder eine andere ist grünlich braun, hat auf dem Rücken einen zackisen Längskamni, schwarzblaue Hinterflügel mit orangegelben Spitzen und einen roten Hinterleib. Zu den Locustiden gehört die recht seltene Pterochroza ocellata. Ihre Fühler sind kurz und dick, und die Vorderflügel gleichen durch ihre Form, wie durch den besonderen Verlauf ihrer Adern grünen Blättern aufs täuschendste. Erhöht wird diese Täuschung noch durch einige durch- sichtige Stellen, die gerade so aussehen, als habe eine Minierraupe das Blatt dort ausgehöhlt. Die breiten, gelben Hinterflügel sind durch die Aderung sehr regelmäßig und schön gesittert und haben in den Spitzen ein grünes Feld, an welchem ein großer, braunroter Augenfleck steht. Das weibliche Tier ist mit einer sichelförmig aufwärts gebogenen Legescheide versehen. Mehrere andere häufigere Arten von ver- (Mit einer Abbildung.) (Schluß.) förmige Fühler und zugespitzte, grüne Flügel. Sie zeigen die Eigenheit, obgleich sie sehr gut fliegen können, sich aus den Baumkronen mit ausgebreiteten Flügeln fallen zu lassen; dabei drehen sie sich im Fallen langsam um sich selbst, als ob ein Blatt vom Baume file. Das Weibchen einer großen, grau- braunen Art hat eine auffallend breite, gerade, schwertförmige Legescheide. Man findet dieses Tier nur in modernden Baum- stümpfen, mit welchen die Farbe desselben vollkommen harmoniert. Eine andere Art, von der Größe unserer Locusta viridissima, ist weißlich grau. mit vielen kleinen, braunen Flecken gesprenkelt. Es giebt in den Wäldern eine Schlinspflanze, deren Rinde ebenso gefärbt ist! Von dem Holze dieser Pflanze nast nun die Heuschrecke soviel heraus, daß ihr Körper in den Ausschnitt | sehr genau hineinpaßt. Hier schmiest sie sich so an, daß ihre Flügel mit der Rinde der Pflanze eine Fläche bilden und das Tier äußerst schwer zu entdecken ist. Eine kleinere, gelblich braune Art spinnt (eine ganz ungewöhnliche Erscheinung bei diesen Tieren) ein Blatt tutenförmig zu- sammen und benutzt es als Versteck. Biest man nun diese Tute aufwärts, dann springt die Heuschrecke einem jedesmal gerade ins Gesicht. Zwei kleine Arten, die eine rot- braun, die andere schwarzblau, haben gelb geringelte Hinterkörper und bis zur Mitte verdickte, dann aber so feine Fühler, daß diese äußere Hälfte derselben kaum sicht- bar ist. Diese Tierchen laufen eifrig, wie suchend, auf den Blättern der Sträucher herum, tasten fortwährend mit den zitternden Fühlern auf der Blattfläche, heben die Flügel, mit denen sie fortwährend fächeln, so daß man den gelb geringelten Hinterkörper sieht, und hüpfen mit einigen Flügelschlägen von Blatt zu Blatt. Auf diese Weise ahmen sie die schmerzhaft stechenden Pompyliden aufs täuschendste nach. Es giebt ferner verschiedene schwarze schiedener Größe haben sehr lange, borsten- |und braune Gryllus-Arten, die schwierig zu Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 13. 18986. 194 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. unterscheiden sind; auch findet sich eine Gryllotalpa, die indes nur die halbe Größe unserer heimischen Art hat. Auf einer feinblättrigen Mimosa findet sich nicht selten die merkwürdige Bacteria in einigen Arten, deren größte circa 12 cm lang ist. Die Tiere sind gelblich grün oder braun, ungeflügelt und trotz ihrer Länge nur von der Dicke einer Stricknadel bis zu der eines starken Strohhalmes. Mit ihren langen, dünnen Beinen gleichen sie den entlaubten Rippen der doppelt gefiederten Blätter dieser Pflanze vollständig. Diese Tiere haben die Fähigkeit, wenn man sie tötet, einerlei auf welche Art, ihre Beine, gewöhnlich zuerst die Vorderbeine, ab- zuwerfen. Das Tier kehrt sich dabei auf den Rücken, schüttelt die Beine, und sie fallen ab, indem sie sich zwischen Schenkel und Hüfte lösen, und an den Bruchstellen quillt ein kleiner Tropfen grünlicher Flüssig- keit hervor. Auch die große, graue, geflügelte Stab- schrecke, Phasma gigas, kommt vor, doch ist sie im Gebirge allenthalben selten. In den Blumenbüscheln verschiedener Pflanzen verbergen sich die Mantis-Arten; nur ihre ungewöhnlich verlängerte Vorder- brust mit den langen, geöffneten Fang- armen ragt aus den Blüten hervor, und wehe dem Falter, der in ihre verderben- bringende Nähe kommt. Eine der größten Arten hat weißliche, fast durchsichtige, schwarzbraun gefleckte und punktierte Flügel. Die Vorderflügel einer anderen sind grün, ihre Hinterflügel aber bläulich schwarz. Eine kleine, sehr zierliche Art ist lebhaft grün, ihre Hinterflügel sind schwarzblau, am Vorderrande breit hochrot, und ihr schmaler Außenrand ist weiß. Eine braune Art, deren Flügelvorderrand bogig ausgeschweift ist, hält sich gern zwischen den unteren vertrockneten Blättern einer Pflanze auf, denen dieses Tier vollständig gleicht. Unter den verschiedenen Blatta- Arten lebt eine große, rotbraune an Flüssen unter Steinen und angeschwemmtem Gestrüpp. Wenn man dieses Tier aus seinem Versteck aufstört, läuft es direkt ins Wasser und sehr gewandt am Grunde desselben hin, um sich hier zwischen Steimen zu verstecken. Ins Wasser geworfen, taucht es gleich auf den Grund. Auf der Oberfläche des Wassers laufend oder schwimmend fand ich es nie. Die etwas größere Blatta americana ist in Gebäuden nicht selten. Ich muß bekennen, daß ich den Hemip- teren, namentlich den Wanzen, nur eine geringe Aufmerksamkeit gewidmet habe. Daran mag es liegen, daß mir nur sehr wenig von diesen Tieren erinnerlich ist. Sie sind indes häufig genug und teils an Größe und unleidlichem Geruch unseren Arten überlegen. Der Stich mancher dieser Tiere ist schmerzhaft. Eine rauh behaarte Art sieht einer Hummel, und zwar der Bombus terrestris, sehr ähnlich. Die Wanze sitzt gewöhnlich auf dem Laub der Sträucher und macht fast keinen Versuch, zu ent- weichen. Wird sie gestört, dann kehrt sie sich auf den Rücken, und naht man sich ihr jetzt mit dem Finger, dann krallt sie sich sofort fest, und im selben Augenblick fühlt man ihren schmerzhaften Stich. Eine andere Wanze besitzt einen abstehenden, etwas gebogenen Saugschnabel. Es ist wahrschemlich eine Reduvius-Art. Sie ist etwas stachelig, gelbgrau, rot gefleckt und kriecht gewöhnlich am Boden. Die Acanthia lectularia, unsere Bettwanze, scheint nicht vorhanden zu sein. Eine Hydrometra fand ich in mehreren Exemplaren, und gleichfalls einige kleine Naucoris in einem Wassertümpel. Eine große, an unsere Nepa erinnernde Art ist 7 em lang, grünlich braun und, wie diese, mit Fangarmen versehen, hat aber statt der langen Atemröhren nur zwei lanzettliche Anhängsel am letzten Segment. Verwandte unserer Dornzirpe, Centrotus, finden sich in ganz abenteuerlichen Formen. Eine kleine Zirpe wird dadurch höchst merk- würdig, daß sie in einem selbstgefertigten, erbsengroßen, runden, roten, schwarz ge- fleckten Gehäuse steckt, welches sie beliebig abwerfen kann. Sie fliegt auch, bedeckt von demselben, umher; fängt man sie aber, so hält man nur die leere Schale in der Hand, während das Tierchen unbemerkt davonfliegt. Wie Blattläuse sitzt eine Anzahl dieser Tiere dicht gedrängt an den Zweig- spitzen gewisser Sträucher, und eine solche Gesellschaft sieht dann einer Traube von rötlichen Beeren völlig: gleich. Eine wunder- bare Erscheinung wird durch eine Schaum- Brasilianische Dipteren (°’s nat. Größe). Orisinalaufnahme für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. Chr. Schröder. 196 Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. zirpe, Aphrophora, bewirkt. Das Tierchen ist graubraun und etwa 15 mm lang. Es lebt als Larve auf einem mimosenartigen Baum, und zwar in solcher Anzahl, daß alle seine Zweige von dem durch diese Tiere erzeugten Schaum bedeckt und ein- gehüllt sind. Der Baum sieht genau so aus, als ob er mit Schnee oder dickem Rauhreif bedeckt wäre. Nach unten ver- dichtet sich der Schaum zu Wasser, und dieses tropft fortwährend reichlich herab. Wird nun ein solcher Baum von der Sonne beleuchtet, so gewährt er einen zauberhaften Anblick und erinnert den Nordländer lebhaft an seine winterliche Heimat. Die größeren, eigentlichen Cikaden sind zahlreich an Arten wie an Individuen. Sie sitzen gewöhnlich in Manneshöhe an Baum- stämmen. Ihre Larven sind dick und buckelis, ihr vorderes Beinpaar ist zu flachen, am Rande ausgezackten Grabfüßen verbreitert. Sie leben am Waldboden in der Erde und im Holzmulm, kriechen zur Entwickelung an den Stämmen hinauf und häkeln sich hier fest. Die braungrauen, glänzenden, fast durchsichtigen Häute dieser Larven sind in der Entwickelungszeit der Cikaden an den Baumstämmen eine gewöhn- liche Erscheinung. Der Gesang dieser Tiere ist ein eigentümlicher; er gleicht den Tönen einer Kindertrompete; und während alle anderen Insekten bei der geringsten Störung schweigen, singt die Cikade auch, wenn man sie ergreift und in der Hand hält. In der Mittagshitze, wenn im Walde vollkommene Ruhe herrscht, glaubt man in weiter Ferne den Gesang der Cikaden zu hören. Allmählich verstärkt sich der Ton, man glaubt, daß eine Schar dieser Tiere singend zugeflogen komme, zuletzt schrillt es förmlich in den Ohren, dann nehmen die Töne wieder ab, werden immer leiser und ersterben scheinbar in der Ferne. Vergeblich bemühte ich mich, in solchen Fällen auch nur eine fliegende Cikade zu erblicken, bis ich einmal ein einzelnes dieser Tiere beob- achtete, welches, dicht vor mir sitzend, dieses Experiment ausführte. Es ist das Hinziehen der Cikaden über den Wald nur Täuschung, welche die rings an den Stämmen sitzenden Tiere durch ihren sehr leise angefangenen, allmählich sich verstärkenden und wieder gleichmäßig verschwindenden Gesang bewirken. Eine der größten und schönsten Arten ist lebhaft grün. Ihre glashellen Flügel haben ein gleichfalls grünes Geäder, und an ihrer Basis steht ein zinnoberroter Fleck. Andere Arten sind braun, gelblich gebändert, und ihre stets glashellen Flügel haben ein dunkles Geäder und dunkle Flecke und Punkte. Die häufigste, etwas kleinere Art ist glänzend schwarz und hat braun getrübte Flügel. Der brasilianische Laternenträger, Folgora ‚servilli, besitzt eine blasenartig aufgetriebene, rot gestreifte Stirn und einen großen Augen- Heck auf jedem Hinterflügel. Der Hinter- körper des etwas kleineren Weibchens ist mit einem weißen Stoff bekleidet, der einen Büschel langer, flacher Fäden bildet. Das Tier erscheint in der Höhe von Nova Friburgo sehr selten. Ich fing nur einmal ein Weibchen. In heißerer Gegend, z.B. in Macahe, ist dieses eigentümliche Tier schon mehr vorhanden, aber häufig wohl nirgends. Über das vielseitig bezweifelte Leuchten desselben kann ich nur sagen, daß mein Sohn auf meine Veranlassung einise lebende Tiere beiderlei Geschlechts längere Zeit zur Beobachtung im Zimmer hielt. Diese Tiere leuchteten nicht. Möglich ist indes, daß das Tier ganz nach Willkür und nur zeit- weilig, vielleicht nur in der Begattungszeit, in der Gefangenschaft aber niemals leuchtet. Wahrscheinlich wird mir dieses willkürliche Leuchten des Tieres dadurch, daß mein Sohn im Januar und Februar abends mehr- fach an Sträuchern und Stämmen einen leuchtenden Fleck von Faustgröße erblickte, der aber jedesmal bei seinem Nahen ver- schwand. Das Licht bewegte sich wenig und entfernte sich nicht, sondern verlosch plötzlich, als wenn ein brennendes Licht ausgeblasen wird. Die Stelle, wo er das Licht sah, fand er stets leer. Da mein Sohn die leuchtenden Elateriden und Canthariden genau kannte, war eine Verwechselung mit dem Leuchten dieser Tiere völlig aus- geschlossen. Der Umstand, daß er die leuchtende Stelle stets leer fand, spricht auch dafür, daß das gesehene Licht vom Laternenträger herrührte, weil dieser sehr scheu und flüchtig ist und sich nicht leicht nahe kommen läßt. Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. 197 Ich glaube, die folgenden kurzen Notizen den Mitteilungen über die Insekten an- schließen zu dürfen, weil sie allgemeines Interesse besitzen. Skorpione fanden sich mehrfach unter Baumrinde, unter Steinen und in sonstigen Verstecken. Sie schienen mir alle von einer Art zu sein. Die große, schwarze Busch- oder Vogelspinne, Mygale avicularia, macht kein Gespinst, außer einem weißen Sack, welcher ihre Eier enthält und den das Weibchen am Hinterkörper mit sich umherschleppt. Ich fand sie nur am Boden herumlaufend und habe oft ihre Schnell- füßigkeit bewundert. Eine etwas kleinere, graue Spinne sitzt mehr an Baumstämmen und auf Büschen. Sie macht ebenfalls kein Gespinst. Berührt, richtet sie sich vorn in drohender Stellung und streckt die vier vorderen Beine gerade auf. Sie wendet sich dabei hin und her und springt, wenn ferner gereizt, ungemein rasch zu, um zu beißen. Ein von ihr in die Hand gebissener Mann bekam Krampf- anfälle und schrie mehrere Tage vor Schmerz. Ich fand eine solche Spinne an einem Baume über ihrer zahlreichen Brut sitzen, und weil ich sie samt einem Teil ihrer Jungen zu besitzen wünschte, ließ ich von meinem Sohn ein weitmündiges, halb mit Spiritus gefülltes Glas dieht unter die Spinne halten, die ich nun mit einem Stocke in das Glas hinein zu streifen suchte. Mit einem Satze sprang diese aber über das Glas hin und krallte sich auf der Hand meines Sohnes fest. In der Angst riß dieser das Glas zurück, dessen Inhalt sich zum Glück über die Spinne ergoß, die nach diesem Bade entfloh, ohne ihren Giftbiß angebracht zu haben. Manche kleinere Arten haben schöne Farben, andere eigentümliche Körperformen. Eine kleine Spinne besitzt einen flachen, dreieckigen, mit scharfen Endspitzen ver- sehenen Hinterleib. Sie ist im Walde un- gemein häufig und sehr lästig durch ihre großen Netze, die man fortwährend im Ge- sicht spürt. Verschiedene Jagdspinnen sind häufig und unseren Arten ähnlich; eben- falls langbeinige W eberknechtemitbedorntem Körper. Milben sind zahlreich und Insekten- sammlungen schwer vor ihrem Angriff zu schützen. Verschiedene Zecken (Carabatto d. Br.) sind für Menschen und Tiere eine wahre Plage. Auf dem Hornvieh findet sich eine Art von der Größe einer Haselnuß, während eine andere, nur so groß wie ein Sandkorn, im Walde sehr häufig ist und den dort beschäftigten Menschen ungemein lästig wird. Ein Heuschreckenkrebs (Camaron d. Br.), unserer Hoppkrabbe sehr ähnlich, aber über doppelt so groß, wird viel in der Bucht von Rio de Janeiro gefangen und ist sehr wohl- schmeckend. Ein Taschenkrebs von Faust- größe mit ungewöhnlich langen, borstig; be- haarten Beinen findet sich im Rio Grande. Die Krabbe marschiert hochbeinig, hebt sich dabei fußhoch über den Boden und sieht in dieser Stellung wirklich abschreckend aus. Asseln finden sich in verschiedenen Arten, so auch Skolopender, darunter Scolo- pendra morsitans, von 18 bis 20 cm Länge. Das Tier ist schwarz, hat orangegelbe Seitenflecke, kriecht langsam und ist hoch- beinig; berührt man es aber, so sucht es zu beißen und entflieht dann sehr schnell. Unter Baumrinde findet sich nicht selten ein großer, glänzend dunkelbrauner Tausend- fuß, Julus maximus, von 14 bis 15 cm Länge. Die Erd- oder Regenwürmer sind stellen- weise häufig und den unsrigen ähnlich, unterscheiden sich aber doch schon auf den ersten Blick durch ihre äußerst ‚lebhaften Bewegungen; sie schlagen, wenn man sie an einem Ende des Körpers erfaßt, so energisch um sich, daß sie nicht selten in mehrere Stücke zerreißen. Einen riesigen Erdwurm, Lumbricus maxımus, will ich hier noch erwähnen, den ich selbst zwar nie ge- funden, der meinem Sohne aber mehrfach vorgekommen ist. Diese Tiere hatten etwa Meterlänge. Nackte Erdschnecken finden sich einigen Arten, namentlich eine kleine, graue und eine größere braune; beide jedoch nicht häufig. Die Landgehäuseschnecken sind alle recht selten, weil sie durch die sich jähr- lich wiederholenden Waldbrände vernichtet werden. Ich fand nur acht Arten, darunter die braun gestreifte, Hach gedrückte und tief genabelte Helix brasiliensis. Eine große Bulimus-Art scheint die häufigste von allen zu sein, dennoch habe ich nur ein einziges in 198 lebendes Tier dieser Art gefunden, weil sie sich am Waldboden unter dürrem Laub versteckt hält. Das voll ausgebildete Gehäuse dieser Schnecke wird 12,5 cm lang und 7 cm breit. Es ist hellbraun mit dunkleren Ansatzstreifen und zeist einen rosenroten Mundrand. Auf abgebrannten Waldflächen findet man die weiß gebrannten Gehäuse dieser Schnecke häufig; es mögen aber viele Jahre erforderlich sein, bis eine solche Fläche sich wieder mit diesen Tieren be- siedelt. Schließlich erwähne ich hier noch ein Naturalistische Aufzeichnungen aus der Provinz Rio de Janeiro in Brasilien. sonderbares Tier, welches sich nicht selten unter der Rinde abgestorbener Bäume findet. Es ist etwa 6 bis 7 cm lang, 2 bis 3 cm breit, sehr glatt, glänzend schwarz, ohne Extremitäten und ohne er- kennbaren Kopf, sieht aus wie ein Klümpchen auseinander geflossenes Pech und zeigt keine merklichen Bewegungen. Löst man das Tier aber vom Holze ab, dann bemerkt man an der Bauchseite äußerst schwache, wellen- förmige Bewegungen, wie an dem Fuße der Schnecken, und auf den Rücken gekehrt, krümmt es sich langsam zusammen. 2 Das zweite Jahr meines Aufenthalts in |behalten aus den Bergen hinauskäme. den Orgelbergen nahte seinem Ende. Es war im Mai, jener Zeit, in welcher Nord- deutschland und Brasilien die geringste Temperaturditferenz haben, und welche aus diesem Grunde für Reisen von einem Lande zum anderen als die geeignetste erscheint. Die Ankunft des neuen Hamburger Dampfers „Rio“ wurde erwartet, und ich hatte zur Abreise zu rüsten, um rechtzeitig in der Bucht von Rio de Janeiro an Bord dieses Schiffes zu gelangen. Mein Sohn, der sich entschlossen hatte, in Brasilien zu bleiben, kam von einer ent- fernten Fazenda in der Umgegend von Cantagallo, um mich noch einmal zu sehen, und ein uns beiden befreundeter Mulatte und ich gaben ihm auf seiner Rückreise eine Strecke weit das Geleit. Man hatte damals mit dem Bau eineı Eisenbahn von Cachueiras nach Nova Fri- burgo begonnen und an den Berglehnen hin tiefe Einschnitte für den Schienenweg gemacht. Es hatte im der heißen Zeit ganz ungewöhnlich viel und schwer gereenet, so daß an mehreren Stellen, zufolge dieser Einschnitte und des erweichten Bodens, Srdrutschungen stattgefunden hatten. Natür- liche Wasserabflüsse hatten sich dadurch gestaut und das zgelockerte Erdreich in unergründlichen Brei verwandelt, in welchem die Bäume durcheinander lagen. Man riet mir dringend, die Reise durch diese oft pfadlose Verwüstung aufzugeben oder mindestens doch die lebende Fracht zurückzulassen, weil die Lasttiere sich dafür scheuen würden, und man meinte, ich könne zufrieden sein, wenn ich selbst nur wohl- Ich konnte mich aber nicht entschließen, auf das so schwer Errungene ohne weiteres zu verzichten; ich wollte mindestens den Ver- such machen. Freilich blickte das Lasttier scheu um sich, schnaubte und spitzte auf verdächtige Weise die Ohren, als eine Kiste mit großen Eidechsen, eine mit Papageien und eine andere mit einem großen Horn- frosch, gebracht wurde. Endlich war alles geordnet, und die Reise konnte angetreten werden; bei den ersten Schritten aber, die das Lasttier machte, fing der Hornfrosch an zu plärren, die großen Eidechsen fuhren polternd in ihren Kasten hin und her, und die Vögel kreischten. Nun war kein Halten mehr, im Carriere ging das Lasttier durch, rannte mit seiner Ladung gegen einen Baum, und Kisten und Kasten flogen, zum Teil zertrümmert, nach allen Seiten. Ich mußte mich ins Unvermeidliche fügen und brachte an lebenden Tieren nur einige Papageien aus den wilden Bergen heraus. Unterwegs stürzte einmal das Lasttier und versank mit seiner Ladung in dem zu Schlamm erweichten Lehm, so daß meine beiden Begleiter, näm- lich der Führer und der Besitzer der Maul- tiere, das gestürzte Tier mit Hebebäumen förmlich aus dem Schlick herauswälzen mußten. Nach mancherlei weiteren Hinder- nissen erreichten wir endlich den Kamm des Gebirges, wo sich uns ein unbeschreiblich prächtiger Fernblick bot. Wir überschauten von hier aus Rio de Janeiro und dessen Umgegend, den Hafen, die Inseln und das weite Meer. Glücklich erreichten wir‘ denn auch endlich Cachueiras, waren aber bis unter die Arme sämtlich mit Lehm inkrustiert, B er ARE Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. 199 und während wir uns restaurierten, säuberte eine Negerin meine Reisekleider, wie auch meinen Hund, der völlig einem wandelnden Lehmklumpen glich. ‚Wer jetzt, nach 25 Jahren, von Cachueiras auf der Bahn in die Berge reist, hat es freilich bequemer und ahnt nicht, mit welchen Schwierigkeiten früher eine solche Reise unter Umständen verbunden war. Bald nach meiner Ankunft in Rio de Janeiro langte denn auch der Dampfer „Rio“ an, und nach ein paar angenehm verlebten Tagen ging ich an Bord. Hier erfreute mich der Anblick meiner Lands- er Die Abbildung stellt zehn Fliegen-Arten dar, deren Heimat Brasilien ist. Sie mögen einen Einblick in die dortige Dipteren-Fauna geben, denn die alleinige Darstellung jener auffal- lenden Midas (S. 313, Bd. I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“) müßte eine ganz falsche Ansicht über die Formen jener Ordnung dort hervorrufen. Es mag geradezu leute, der kräftigen, blonden, blauäugigen Männer mit den frischen Gesichtern, und ihre plattdeutsche Sprache, die ich solange nicht vernommen hatte. Ich glaubte mich bereits auf heimatlichem Boden zu befinden. Dennoch war mir der Abschied von dem so schönen und interessanten Lande aus manchen Gründen sehr schmerzlich. An demselben Tage trat das Schiff die Heimreise an, und bevor noch die abend- lichen Schatten sich auf das weite Meer herab- senkten, verschwanden die hochragenden, jetzt schon so fernen Kuppen des Orgel- gebirges am westlichen Horizont. 63 unserer heimischen Fauna in nächsten Ver- wandten wieder begegnen, und ich füge hinzu, daß eine Kollektion von annähernd 30 Species von drüben nur die eine charak- terische Form, eben die Midas, enthält; auch die Farben sind durchaus keine außer- gewöhnlichen. Im übrigen würde mich eine systematische, Betrachtung der Arten zu frappieren, wie wir allen zehn Arten in| weit führen. LL Ze I ——— Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. Von Oskar Schultz, Berlin. Wenn Rudolphi die hermaphroditischen | der enormen Menge, in welcher die regelrecht Formen als in der Klasse der Insekten | gebildeten Individuen der Macrolepidopteren „sehr häufig vorkommende“ bezeichnet, so | auftreten, muß die an sich allerdings nicht konnte er dabei nur ihr Vorkommen im |unbeträchtliche Zahl synandromorpher und numerischen Verhältnis zu den hermaphro- ditischen Erscheinungen, welche im Bereich der Wirbeltiere beobachtet worden waren, nicht aber zu den regulär gebildeten, ein- geschlechtlichen Individuen ihrer eigenen Gattung im Sinne haben. Dr. A. Speyer äußert sich einmal dahin, daß erst auf mindestens 30 000 normale Exemplare ein Zwitter komme, und Professor Frey schließt sich dieser Ansicht an, indem er „auf 100 000 Stück Falter kaum 2—3 entwickelte Hermaphroditen“ zählt; zu dieser Taxierung bemerkt Dr. Standfuß, p. 97: „Ich glaube nach meinen langjährigen Erfahrungen, daß diese Zahl eher zu niedrig als zu hoch gegriffen ist.“ Damit ist der Charakter dieser eigenartigen Mißgeburten als „Seltenheit“ deutlich ausgesprochen. Im Vergleich zu speciell hermaphroditischer Exemplare immer- hin als eine sehr geringe erscheinen. Dieser Umstand, dieses seltene Auftreten dieser abnormen Erscheinungen im Verhältnis zu den regulär gebildeten, ist der Grund gewesen, weshalb nur so wenige synandro- morphe Macrolepidopteren bisher anatomisch untersucht worden sind. Man begnügte sich damit, die sekundären Geschlechtsmerkmale der in Frage stehenden Macrolepidopteren zu beschreiben, meist ohne auch nur im geringsten aufeine Untersuchung der äußeren, geschweige denn der inneren Begattungs- werkzeuge einzugehen. Da man fürchtete, die kostbare Seltenheit zu beschädigen, und diese „Naturwunder“ als ein „noli metangere“ betrachtete, so stand man von einer anatomi- schen Untersuchung der inneren Organisation 200 Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. ganz ab. Um so mehr Dank muß die Ento- mologie denjenigen Männern wissen, welche derartige Bedenken nicht kannten, vielmehr eine wissenschaftliche Kenntnis des Gegen- | ov = Eierstock. » = Penis. Noel: standes dem Besitz einer intakten Sammlungs- Rarität vorzogen. Der älteste Bericht über den anatomischen Befund eines Lepidopteren-Zwitters wurde von Dr. Friedrich Klug geliefert. Derselbe betraf einen Hermaphroditen von Melitaea didyma, welchen der damalige Studierende Häberlin auf den Müggelbergen bei Köpenick gefangen hatte (cf. Dr. F. Klug in den Verhandl. der Gesellsch. naturforschender No. 1. Geschlechtsapparat des von Gerstäcker r = receptaculum seminis. ga — Anhangsdrüse desselb. b — bursa copulatrix. gl — glandulae mucosae. dj = ductus ejaculatorius. Auge größer und hervorstehender als links; ebenso war der rechte Fühler um Ys Linie länger und weder weiß geringelt noch an der Spitze rotgelb, während dies am linken Fühler erkennbar war. Die rechte Flügelseite war männlich, die linke dagegen weiblich. Der ziemlich untersuchten Zwitters von dicke und beiderseits gleich ge- Smer. bopuli. fleckte Hinterleib zeigte auf der rechten Seite die männliche Scham- zange vollständig und ausgebildet, auf der linken auffallend kürzer und viel weniger entwickelt. Die Zergliederung dieses Zwit- ters ergab nach Klug folgenden Befund: Der seiner ganzen Länge nach an der Bauchseite auf- geschnittene Zwitter zeigte auf der linken Seite, von einem gelblichen Fettkörper nur wenig versteckt, den Eierstock mit einer Menge hellgrüner Eier von der Größe eines Stecknadelknopfes angefüllt, während rechts solche fehlten. Hier waren vielmehr ge- schlungene Kanäle von weiber Färbung sichtbar. In der Mitte befand sich der gegen das Ende des Hinterleibes hin in den ver- engten Darm übergehende, weiße, quer gerunzelte Magen. Die deutlichen A Eierstöcke trennten sich leicht und, DB: wie es schien, freiwillig, nur unter Geschlechtsapparat sich in Vereinigung geblieben, von ‚s = vesicula seminalis. » — duetus ejaculatorius. — Peniswurzel. s — receptaculum seminis. — Rudiment des unpaaren dann jedoch seiner Lage und Struktur Eileiters. — Penis. des von Tetens untersuchten Zwitters von Smer. populi. — unpaarer Hoden. — vasa deferentia. — glandulae accessoriae. : — bursa copulatrix. dem Übrigen. Dagegen blieben die ebenso deutlich sichtbaren Samen- gänge und Samenbläschen sowohl unter sich und erstere mit dem eben- falls deutlich vorhandenen Hoden als mit den äußeren Geschlechtsteilen im Zusammenhang. Ungefähr in der Mitte, mit einer geringen Neigung nach der rechten Seite, zeigte sich ein Teil, den Klug zuerst für einen anfänglich übersehenen Uterus hielt, nach als den aus seiner Verbindung mit dem oberen Teile gelösten Mast- darm erkannte. Dieser Bericht ist zu kurz gehalten, Freunde zu Berlin, 1829. — In Frorieps | als daß man sich eine deutlicheVorstellung von Notizen aus dem Geb. d. Natur- und Heil- | dem Verhalten der inneren Organisation dieses kunde, Bd. X, wurde derselbe irrtümlich als | Hermaphroditen machen könnte. Mit Recht Melitaea cinzia aufgeführt). bemerkt Gerstäcker hierzu: „Es braucht Seiner äußeren Erscheinung nach zeigte | kaum erwähnt zu werden, daß die hier dieses Exemplar auf der rechten Seite das | gegebene Auskunft die wesentlichen Fragen, ® a . 2; 2 Über den inneren Bau gynandromorpher welche sich bei der Untersuchung eines Zwitters aufdrängen, unerledigt läßt; ob ein receptaculum seminis, eine Begattungstasche, vorhanden war, wird ebensowenig gesagt, als sich ersehen läßt, ob ein vollständiger Eierstock oder etwa nur eine einzelne Ei- röhre zur Ausbildung gelangt war. Das Wenige, was über die männlichen Organe gesagt wird, läßt der Vermutung noch einen (bermaphroditischer) Macrolepidopteren. 201 denn auch die Haare am After dieser Seite länger waren. In der Mitte der Rücken- seite zeigte sich eine sehr stark ausgeprägte Haarnaht, welche von aufwärts stehenden Haaren und Haarbüscheln gebildet war, so daß es fast das Ansehen hatte, als seien beide Hälften aneinandergesetzt. Am After waren einige Spitzen der Rute sichtbar und auf jeder Seite neben derselben eine kleine, weit größeren Spielraum; sollten in der That|rundliche, braune Hornplatte; das Hinter- beide aus dem unpaaren Hoden hervor- | leibsende war breit abgestutzt, nicht ver- gehende vasa deferentia (Ausführungsgänge) ausgebildet gewesen sein, so hätte dies, als alle Erwartungen übertreffend, offenbar speciell hervorgehoben werden müssen.“ Ausführlicher und deutlicher ist der Bericht über die Sektion eines Hermaphro- a des von Bertkau unter- suchten gynandromorphen 2 Bomb. quercus. 4 Br ol — linkes Ovarium. odl“ 75 0%’ und 01“ — Andeutung von zwei Ovarialröhren am linken Ovarium. odr= rechter Ovidukt. de odi— linker Ovidukt. rs — receptaculum seminis, TR be — Begattungstasche. diten von Gastropacha quereifolia L., welche der Studierende Ferdinand Schultz 1825 vor- nahm, und welche uns von Rudolphi (Abh. der Kgl. Akademie der Wissensch. zu Berlin, 1825) mitgeteilt wird. Dieses Tier war seinem Äußeren nach fast regulär geschlechtlich halbiert. Die Flügel der männlichen Seite waren kleiner, die Fühler gleich groß, doch der männliche etwas dicker. Die beiden Hälften des Körpers waren von der Spitze des Kopfes bis zum After beiderseits verschieden und durch eine Trennungslinie scharf begrenzt. Der Kopf war auffallend schief, auf der männlichen Seite gewölbter, das Auge hervor- stehender und größer als auf der weiblichen. Der Hinterleib war auf der weiblichen Seite ausgedehnter und dünner behaart und die Segmente sichtbarer als auf der männlichen Seite, wo er schmächtiger, etwas ein- No. 3. Geschlechtsapparat odr or — rechtes Oyarium. sp = Spalte, welche in die Begattungstasche führt. gebogener und stärker behaart war, wie längert und verschmälert. Beim Anatomieren dieses Hermaphroditen fand Ferd. Schultz nur einen, und zwar ein- fachen Eierschlauch, welcher, größtenteils auf der weiblichen Seite liegend, sich an dem vorderen Ende des Unterleibes völlig auf die männliche Hälfte, von da nach einer einfachen Krümmung wieder auf die weibliche Seite hinüberzog. In demselben waren 18 grüne, weiß ge- ringelte Eier von normaler Größe und Gestalt enthalten; hinter diesen lagen ungefähr halb so viele, kleine, un- entwickelte Eier, während die Spitze des Eierschlauches leer war. Der mit Eiern gefüllte Teil ging in eine Er-. weiterung, und diese in einen dünnen Kanalüber, welcher in eine Erweiterung des Samengefäßes einmündete. Diese Verbindung desEierschlauches mit dem Samengefäß war ungefähr zwei Zoll von dem Ausgange des letzteren entfernt. Ferner lag auf der weiblichen Seite in der Nähe des Afters neben dem Darmkanal eine runde Blase, welche ungefähr zwei Linien im Durchmesser hielt, und mit einer durch- sichtigen, grünen Flüssigkeit angefüllt war. Von ihrem oberen Ende ging ein Gang aus, welcher geschlängelt einige Linien in die Höhe stieg, dann sich an das untere Ende der Blase legte, durch einen dünnen, kurzen Gang an dieser Stelle wieder mit ihr in Verbindung stand, sich hinter dem Mast- darm durchzog und in die Ausführungs- erweiterung des Samengefäßes endigte — unzweifelhaft das Organ, durch welches die Eier einen Überzug bekommen. Auf der männlichen Hälfte waren an dem vorderen Ende des Hinterleibes zwei Hoden hintereinander vorhanden, die durch einen Gang verbunden waren. Der zweite Hoden hing an einem dünneren Gefäße, 202 Höhleninsekten. welches, dicker werdend, in einen vielfach gewundenen, weißen Schlauch auslief, welcher auf der männlichen Seite, z. T. aber auch in der Mitte des Hinterleibes, lag. An dieser Stelle trat ein langer, dünner, weißer, un- paarer Schlauch in ihn ein. Auf diese Ver- einigungsstelle folgte ein kurzer Samengang, welcher in eine rundliche, faltige Erweiterung überging, in welche sich der oben erwähnte Kanal der grünen Blase einsenkte. Diese Erweiterung stand mit einem kurzen Schlauche in Verbindung, der Scheide für die voll- kommen ausgebildete Rute. Von dem unteren Ende dieser Scheide stieg ein zwei Linien langer Muskel derselben in die Höhe und setzte sich an die Bauchseite des Hinterleibes fest. Gerstäcker findet den soeben wieder- gegebenen Bericht durchaus den Anforde- rungen, die man an die damalige Zeit stellen kann, entsprechend und wünscht nur hin- sichtlich der Nomenklatur größere Genauig- keit und Klarheit. So wird in dieser Be- schreibung der zuerst als „Samengefäß“ be- zeichnete, mit dem männlichen ductus ejaculatorius identische Teil weiterhin als „Samengang“ bezeichnet, und demgemäß ist die Angabe, daß die Verbindung des Eier- schlauches mit dem Samengefäße ungefähr zwei Zoll von dem Ausgange des letzteren entfernt war, dahin zu berichtigen, daß „zwei Linien“ gemeint sind. Unter der mit einer durchsichtigen, grünen Flüssigkeit angefüllten Blase ist nach Gerstäcker das receptaculum seminis, unter dem von ihrem oberen Ende ausgehenden Gange, von welchem die Eier ihren Überzug bekommen sollen, nichts anderes als die Anhangsdrüse der Samentasche gemeint. Bertkau läßt die Deutung dieser Blase, da der dieselbe mit dem Ausführungsgang verbindende Kanal als ziemlich lang beschrieben wird, als „Be- gattungstasche“ frei. Anders verhielt sich der von Gerstäcker selbst untersuchte und beschriebene Zwitter von Smerinthus populi L. (cf. Sitzungsber. d. Ges. naturf. Fr., Berlin, 1867 und Bronn, Klassen und Ordnungen d. Tierreichs, V., p. 213 ff). | Das Äußere dieses Falters zeigte Kopf, Fühler, Thorax, Beine und Flügel rechts vollständig männlich mit aschgrauem, links vollständig weiblich mit mehr rehfarbenem Kolorit. Auf der Rückenseite des Hinter- leibes war die Scheidung beider Geschlechter im Bereich der vier ersten Segmente noch eine sich streng an die Mittellinie haltende und im Verlauf dieser auch der Mittelkiel des männlichen Leibes rechterseits zum Ausdruck gelangt. Dagegen ließen die beiden letzten Rückenschienen schon eine deutliche Vermischung männlicher und weib- licher Teile erkennen, wie sie sich besonders in dem mehrfachen Übergreifen der gröberen und aufgerichteten Behaarung des Männchens auf die glatthaarige Imke Seite aussprach. In sehr viel auffälligerer Weise wich freilich die Bauchseite des Hinterleibes von der medianen Teilung ab; denn hier erschienen nicht nur die vier ersten Segmente zu zwei Dritteilen weiblich und nur zu einem Dritteil männlich, sondern es hatte auch andererseits das männliche Element den bei weitem größten Teil der folgenden Segmente für sich in Anspruch genommen. (Schluß folgt.) ni — Höhleninsekten. Von Sehenkling-Prevöt. Familie Staphylinidae. . Gattung Zathrobium. y Lathrobium cavicola Müller (Glyptomerus cavicola Müller, Typhlobium stagophilum Kraatz, Lathrobium cavicola Ganglb.). Vorkommen: Höhlen bei Laibach, halb- dunkle Schluchten in Krain. (Fortsetzung aus No. 12.) Lathrobium apenninum Bondi (Glyptomerus apenninus Bondi). Vorkommen: Höhlen von St. Lucia, la Poretta, Bogni di Lucca. Familie Pselaphidae. Gattung Bythinus Leach. (Machaerites Miller, Bythoxenus schulsky, Linderia Sauley). Mot- BEE: Höhleninsekten, 203 Untergattung Machaeritis Miller. Bythinus spelaeus Miller (Machaerites spelaeus Miller, Schauf., Saulcy, Kraatz, Reitter, B. spelaeus Ganglb... Vorkommen: Nur in der Höhle von Struge in Krain; sehr selten. Bythinus subterraneus Motschulsky (By- thoxenus subterraneus Motsch., Machaerites argus Kraatz, M. plicatulus Schauf. und Rtt., B. subterraneus Ganglb.). Vor- kommen: In einigen Höhlen Krains; sehr selten. Bythinus armatus Schauf. (Mach. armatus Schauf. und Rtt.). Vorkommen: In einer Höhle Viscayas. Bythinus clarae Schauf. (Mach. clarae Schauf. und Rtt.). Vorkommen: In einer Höhle der spanischen Provinz Burgos. Bythinus lucanti Sauley (Mach. Iucantı Sauley und Rtt.). Vorkommen: Höhlen | in Basses-Pyrenees. Bythinus cristatus Sauley (Mach. cristatus Saulcy, Abeilles und Mach. eristatus Rtt.). Vorkommen: Höhle d’Estella in Ariege; nur ein g bekannt. Bythinus doriae Schauf. (Mach. doriae Schauf. und Rtt.). Vorkommen: Höhlen bei Spezzia. Bythinus mariae Duval (Linderia mariae Duv., Sauley und Reitter). Vorkommen: Höhle bei Villafranca in den östlichen Pyrenäen. Familie Szlphidae. Höhlengattung Zeptoderus Schmidt. Leptoderus hohenwarti Schmidt (L. hohen- warti Schmidt, Sturm, Stagobius troglodytes Schiödte, L. hohenwarti Rtt.). Vorkommen: Adelsberger und Magdalenenhöhle, Höhlen am Nanos und am Kreuzberg: bei Zirknitz. Leptoderus angustatus Schmidt (L. angu- status Rtt., L. robici Jos.). Vorkommen: Krainer Höhlen. Leptoderus (Propus) sericeus Schmidt (L. sericeus Rtt.). Vorkommen: In einer Höhle Unterkrains und einer solchen in Kroatien. Höhlengattung Anztroherpon Reitter. Antroherpon cylindricolle Apfelbeck (Lept. cylindricollis Apfelbeck, Antroherpon cylin- dricolle Rtt.).. Vorkommen: Höhle bei Golubovae. Antroherpon pygmaeon Apfelbeck (Lept. pygmaeus Apfelbeck, Antroh. pygmaeus Rtt.). Vorkommen: Bewohnt die Megara pecina in der Preslica jama. Antroherpon hoermanni Apfelbeck (Lept. hoermanni Apfelbeck, A. hoermanni Rtt.). Vorkommen: In der Insurgentenhöhle bei Krbljine in einem Exemplar gefunden. Antroherpon ganglbaueri Apfelbeck. Vor- kommen: In der Novakova pecina bei Nevesinje. Höhlengattung Protobrachartron Reitter. Protobrachartron reittern Btt. (Hexaurus reitteri Apfelb., Pr. reitteri Rtt.). Vor- kommen: In einer Höhle bei Kresevo. Höhlengattung Apholeuonus Reitter. Apholeuonus nudus Apfelbeck (Hexaurus nudus Apfelb., Aph. nudus Rtt.). Vor- kommen: In der Insurgentenhöhle bei Krbljine. Spelaeodromus pluto RBeitter. In kroatischen Höhlen. Apropeus leptoderus Frivaldszky (Pholeuon leptoderum Friv., 4Ap. leptoderus Rtt.). Vorkommen: Funaczer Höhle im südlichen Biharer Komitat in Ungarn. Vorkommen: Höhlengattung Pholeuon Hampe. Pholeuon angusticolle Hampe. Vorkommen: Höhle von Oncsasza im südlichen Biharer Komitat in Ungarn. Pholeuon gracile Frivaldszky. Vorkommen: Höhle im Kugles-Thale im südlichen Biharer Komitat in Ungarn. Trocharanis mestrei Abeille. Vorkommen: Höhlen im südlichen Frankreich. Antrocharis querilhaci Lespes (Lept. queril- haci Fairmaire, Antrocharis querilhaci Rtt.). Vorkommen: Höhlen von Ariege. Antrocharis dispar. Nach Reitter identisch mit der vorigen Art. Isereus cambeni Argod (u. Rtt., Trocharanis xambeni Argod). Vorkommen: Höhle von St. M&äme. Oytodromus dapsoides dapsoides Abeille). des Depart. Dröme. Abeille (Pholeuon Vorkommen: Höhlen Höhlengattung Heraurus Reitter. Hexaurus merkli Frivaldszky (u. Rtt.). Vor- kommen: Höhlen des Kodscha-Balkan. Diaprysius caudatus Abeille (u. Rtt., Pholeuon caudatum Abeille). Vorkommen: Höhlen der Ostpyrenäen. Diaprysius caudatissimus Abeille (und Rtt.). Vorkommen: Höhlen der Ostpyrenäen. 204 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Höhlengattung Oryotas Miller. Oryotus schmidti Miller (und Rtt.). Vor- kommen: In Krainer Höhlen. Oryotus micklitzi Reitterr. Vorkommen: Höhle Castila jama, Nordkrain. Höhlengattung Drömeotus Miller. Drimeotus kovacsi Miller (und Rtt.). Vor- kommen: Höhle von Igricz im Biharer Komitate. Drimeotus ormayi Rtt. Vorkommen: Höhle von Bedolo, Kom. Torda Aranyos. Drimeotus (Fericeus) kraatzi Frivaldszky. Vorkommen: Höhle v. Feriese im Biharer Komitate. Höhlengattung Perrinia Reitter. Perrinia kiesenwetteri Dieck (Adelops kiesen- wetteri Dieck). Vorkommen: Höhlen des Montserrat in Katalonien. Höhlengattung Zroglophyes Abeille. Troglophyes gavoyi Abeille. Vorkommen: Höhle von Laguzon. Höhlengattung Spelaeochlanys Dieck. Spelaeochlamys ehlersı Dieck (und Rtt.). Vorkommen: Höhlen von Südspanien. Höhlengattung Aphaobius Abeille. Aphaobius millerı F. Schmidt (Adelops milleri FE. Schmidt, Aph. milleri Schmidt, Rtt.). Vorkommen: In Krainer Höhlen. Aphaobius heydeni Rtt. Vorkommen: In Krainer Höhlen. Gattung Bathyscia Schiödte. Bathyscia (Sophrochaeta) insignis Frivaldszky (Adelops insignis Friv., Sophrochaeta in- signis Rtt.). Vorkommen: Höhle bei Mehadia. Osteuropäische Arten in Österreich-Ungarn, Griechenland und auf der Balkan-Halbinsel vorkommend: Bathyseia croatica Miller (und Rtt., Adelops croatica Miller. Höhle von Ozalj, Kroatien. Bathyscia subrotundata Ritt. (B. byssina Freyer). Adelsberger Höhle. Bathyscia freyeri Miller (und Rtt., Adelops freyeri Miller). Dolga-Höhle bei Laibach und in Unterkrain. Bathyscia khevenhülleri Miller (und Ritt., Adel. khevenhülleri Miller). Adelsberger Höhle. Bathyscia globosa Miller (und Rtt., Adel. globosa Miller). Höhle Ledenica, Kärnten. Bathyscia byssina Schiödte (und Rtt., Adel. byssina Miller). Adelsberger Höhle. Bathyscia acuminata Mill. (und Rtt., Ad. acuminata Mill). Höhle bei Treffen, Kärnten. Bathyscia dorotkana Reitter. Höhlen in der Herzegowina. Bathyscia likanensis Reitter. Likaner Höhle, Südkroatien. Bathyscia narentina Miller (und Ritt., Ad. narentina Mill... Dalmatien. Bathyscia thessalica Reitter. Thessalien. (Schluß folgt.) —— — Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Von Dr. 0, Sehmiedeknecht. 40. Fühler fadenförmig, ziemlich dick, die vorletzten Glieder beim 9 ebenso breit wie lang, deutlich abgesetzt. @ schwarz, Prothorax und das zweite Segment röt- lich. Gesicht fast zweimal so breit als lang, matt, trübgelb. Fühler kurz, kaum länger als der halbe Körper, an der Basis gelblich, 27gliederig. Metathorax fein runzelig, oben mit glattem Raum, der durch feine Längsfurche geteilt ist. Stigma braun, entweder einfarbig oder an der Basis hell; rücklaufender Nerv zuweilen fast interstitial; die zweite Cubitalzelle nach vorn nicht verschmälert. Beine ziemlich kurz, rötlich gelb, die hintersten etwas dunkler. Das erste Segment schlank, fein längs gestreift. Bohrer so lang wie der Hinterleib und der Metathorax. — Das Z ist ähnlich, der Hinterleib oft ganz schwarz. Fühler borstenförmig, länger als der Körper, 35 gliederig. 4—5 mm. Mittel- und Süd- europa bis Algerien. similator Nees. (M. atrator Curt.) (Fortsetzung aus No. 12.) 41. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 205 Fühler fein, fast borstenförmig, die vorletzten Glieder beim @ deutlich länger als dick und wenig mehr abgesetzt als die unteren Geißelglieder. 41. Hinterleib einfarbig schwarz. Gesicht nach unten nicht verschmälert. @ glänzend schwarz; Fühler von ?/, Körperlänge, schwärzlich, unten gelblich, die Basal- glieder oben bräunlich. Furche der Brust- M. feinen Kiel getrennt sind. Hinterbeine, mit Ausnahme der Tarsen, kaum dunkler als die Vorderbeine. ruthei Schmiedekn. Anmerkung: Ruthe hat diese Art als graciis beschrieben. Da aber bereits Ratzeburg (Ichn. d. Forstins., ILI., p. 58) einen Perilitus (= Meteorus) gracilis beschreibt, muß die Art umgetauft werden. seiten fast glatt, Metathorax kaum merklich | #3. Wangen lang, länger als die Basis der gerunzelt, hinten stärker; ein feiner Mittelkiel deutlich. Stigma tief braun mit hellem Grunde, Geäder blaßgelblich. Beine scherbengelb, die hintersten mit dunkler Spitze der Schenkel, Schienen und Tarsen; auch die hintersten Hüften an der Basalhälfte braun. Die Basis des zweiten Segments scheint meist etwas heller durch. Das erste Segment punktiert runzelig, mit einzelnen Längsstreifen, die Rückengrübchen wenig deutlich. Bohrer deutlich länger als der Hinterleib. & un- bekannt. Eine der kleinsten Arten. 3 mm. Deutschland. ambiguus Ruthe. Hinterleib zum Teil goldgelb oder rötlich. Gesicht des @ nach unten deutlich verschmälert. 42. . Bohrer nur so lang wie der Hinterleib. Gesicht trüb rot. cf. dubius Ruthe (n. 38). Bohrer länger als der Hinterleib. ® schlank, schwarz, das zweite Segment lebhaft dunkelgelb. Gesicht bräunlich; Augen groß, Ocellen klein. Fühler dünn, braun, an der Basis unten hell. Brust- seiten fast ganz fein runzelig punktiert, mit breiter, aber flacher Furche. Meta- thorax fein netzartig gerunzelt. Flügel weißlich hyalin, Stigma graubraun, unten dunkler; die zweite Oubitalzelle nach vorn schwach verschmälert. Vorderbeine trüb gelblich, die Hüften weißlich; die Hinter- beine stark gebräunt, Spitze der Hüften, Trachantern und Basis der Schienen blaßgelb. Hinterleib etwas schmäler als der Thorax, das erste Segment sehr fein gerunzelt, kaum gestreift, Rückengrübchen sehr klein. — Als 3 glaubt Ruthe das Folgende hierher rechnen zu müssen: Fühler etwas länger als der Körper, fein borstenförmig, 30gliederig, braun, an der Basis unten heller. Der Metathorax mit zwei fast glatten Flächen, die durch 44. europa. Mandibeln. Die zweite Cubitalzelle stark nach vorn verenst, ein abgestutztes Dreieck bildend. 2 schwarz, das zweite Segment rötlich braun. Kopf etwas schmäler als der Thorax, Gesicht stark quer; Ocellen stark vortretend. Fühler dick, etwas kürzer als der Körper, 32gliederis; die beiden Basalglieder braun, 3 bis 15 weißlich, die folgenden schwärzlich. Furche der Mesopleuren runzelis punktiert. Metathorax buckelig, grob netzartig gerunzelt. Flügel im Verhältnis kurz und schmal, stark angeräuchert, Stigma dunkelbraun, am Innenwinkel hell. Beine kurz und dick, rötlich, die hintersten Schienen an der Basis hell. Hinterleib so breit wie der Thorax, das erste Segment stark und regelmäßig gestreift, die Rückengrübchen tief und deutlich. Bohrer sehr kurz, kaum !/, des Hinterleibes, die Klappen größtenteils weißlich. g ähnlich; Fühler länger als der Körper, 32- bis 36 gliederig, schwärzlich, gegen die Basis bräunlich. 4 mm. Mittel- und Nord- consimilis Nees. (albicornis Ruthe, Marsh., brevipes Wesm.) Wangen sehr kurz. Die zweite Cubital- zelle weniger nach vorn verengt, mehr trapezförmig. 44. Das zweite Segment punktiert gerunzelt, das erste mit tiefer Längsfurche. Hinter- schienen schwärzlich, an der Basis weißlich. Kopf so breit wie der Thorax, Gesicht punktiert, fast zweimal so breit wie lang. Furche der Mesopleuren punktiert; Metathorax halbkugelig, netz- artig längs gerunzelt. Das erste Segment tief gefurcht, so lang wie Segment 2 und 3 zusammen. Schwarz, Olypeus und Fühler rotgelb, Beine gelb. Flügel bräunlich, die zweite Cubitalzelle oben 206 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. schmal, der rücklaufende Nerv ziemlich weit vor dem Ende; Stigma braun, der Innenwinkel heller. Bohrer so lang wie der Hinterleib. & unbekannt. 4 mm. Ungarn. suleatus Szepl. (M. sulcatus Szepligeti, Termes, Füzetek, 1896, p. 310.) Das zweite Segment glatt; das erste ohne tiefe Längsfurche. 45. . Die hintersten Schenkel und Schienen an der Spitze nicht schwarz. Gesicht fein punktiert. Das zweite Segment schwarz oder braun. Fühler braun, die letzten Glieder, mit Ausnahme des vorletzten, deutlich länger als dick. Q schwarz; Gesicht nach unten nicht verschmälert, in der Mitte mit Längskiel. Fühler 25—26gliederig, an der Basis unten gelblich. Mesonotum glänzend; Metathorax fein gerunzelt, mit Längs- leiste. Flügel schmal, angeräuchert, das Stigma stark verschmälert, braun, an der Basis hell, der rücklaufende Nerv ziem- lich weit vor dem Ende; die zweite Cubitalzelle nach vorn deutlich verenet. Beine schlank, rötlich braun. Hinterleib so breit wie der Thorax, das erste Segment stark längs gestreift; Bohrer etwas kürzer als der Hinterleib. 5 bis! 6 mm. Nord- und Mitteleuropa. brunnipes Ruthe. Die Art schmarotzt bei Oueullia argentea und Eupithecia sobrinata. Der Kokon ist braun, glänzend und wird an einem Faden aufgehängt. Die hintersten Schenkel und Schienen an der Spitze schwarz. Gesicht glatt. Das zweite Segment fast immer rötlich, wenigstens vorn. Fühler des @ nach vorn etwas verdickt, Geißel gewöhnlich bis zur Mitte blaßgelb; die letzten Glieder etwa so lang wie dick. Schwarz, Gesicht fast zweimal so breit wie lang, nach unten nicht verschmälert, ohne Mittelkiel. Fühler 22—25 gliederig. Metathorax grob netzartig gerunzelt. Flügel schmal, an- geräuchert, Stigma schwärzlich, innen etwas heller. Beine dick, rötlich. Das erste Segment deutlich gestreift, von den Tuberkeln an jäh erweitert. Bohrer von ®/, Hinterleibslänge. Beim Z die Fühler länger als der Körper, schwärzlich, 28—32gliederig.. 5—6 mm. Nord- und Mitteleuropa. abdominator Nees. Schmarotzer von Melanippe fluctuata. 46. Der rücklaufende Nerv deutlich in die zweite Cubitalzelle. 47. Der rücklaufende Nerv interstitial. 49. 47.Der ganze Körper schwarz, nur Kopf und Prothorax rötlich gelb. Stigma ein- farbig schwärzlich. Bohrer kürzer als der halbe Hinterleib. cf. melanostietus Capron (n. 52). Körper ausgedehnt hell gezeichnet, namentlich der Hinterleib. Die Farbe des Stigma giebt Ratzeburg nicht an; wahrscheinlich hell. 48. 48. Das erste Segment etwas mehr als Ys der Hinterleibslänge ausmachend. Hinter- leib am Ende nicht dunkel. Körper gestreckt, hell bräunlich gelb, der Ocellenfleck, Flecke des Mesonotums, das erste Segment, zuweilen auch die Mitte des Metathorax, schwärzlich; letzterer schwach runzelig. Fühler so lang wie der Körper mit dem Bohrer, 32—33 gliederig, fein dunkel geringelt. Das erste Segment nadelrissis. Bohrer fast /s der Hinter- leibslänge. 6 mm. Deutschland. longicornis Rtzb. Der vorigen Art sehr ähnlich, aber das erste Segment sehr lang und dünn, fast Y/s der Hinterleibslänge ausmachend, das Hinterleibsende stets schwärzlich, Mittel- und Hintertarsen dunkel. faseiatus Rtzb. Beide Arten sind aus Gnophria quadra gezogen worden, und es liegt also die Vermutung sehr nahe, daß beide nur eine Art bilden. Der schmutzig bräunlich weiße Kokon hängt an einem bis 5 cm langen Faden. Ruthe hält den M. fas- ciatus Rtzb. für identisch mit M. fragilis Wesm. Anmerkung: Ratzeburg beschreibt noch zwei sehr fragliche Arten. Ich würde sie gar nicht anführen, wenn sich nicht viel- leicht durch die gegebenen Zuchtnotizen mit der Zeit einige Klarheit erwarten ließ. Perilitus dilutus Rtzb. Den beiden vorigen Arten (longicornis und faseiatus) ähnlich, aber verschieden durch den nervus recurrens inter- stitialis und die helle Färbung des ganzen Tieres. Nur Flecke des Mesothorax und en. £ Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 207 Metathorax dunkel. BRückengrübchen des ersten Segments sehr undeutlich. Aus Kiefern- wicklern. Perilitus rugator Rtzb. Ähnlich dem P. longicornis, aber die Rückengrübchen des ersten Segments fehlend, Körper robuster, Metathorax stärker gerunzelt und die Streifen des ersten Segments gröber, Höhlen stark gerunzelt, Metathorax ganz schwarz, bei einem Stück der ganze Thorax, mit Ausnahme des gelben Schildchens, und der größte Teil des Hinterleibs schwarz. Aus Bombyx castrensis. (Ich halte die Art für identisch mit M. versi- color Wesm.; das Zuchtresultat stimmt ganz gut damit.) 49. Bohrer so lang wie der Hinterleib mit dem Metathorax. Schwarz, Metathorax und Hinterleib zuweilen etwas bräunelnd. Gesicht nach unten nicht verschmälert. Fühler schwärzlich, von °/, Körperlänge. 20—25gliederig. Metathorax fein netz- artig gerunzelt. Flügel weißlich hyalin, Stigma groß, braun, kaum am Innen- winkel heller. Beine blaßgelb, die dick; die Färbung ist hellbraun, gegen die Spitze dunkler. Metathorax netzartig serunzelt, an der Basis eine nach vorn winkelig gebrochene Querleiste. Brust- seiten mit breiter und tiefer runzelig krenulierter Furche. Das erste Segment nimmt den halben Hinterleib ein; seine Oberfläche unregelmäßig längsstreifig. Bohrer so lang wie der Hinterleib. Flügel deutlich getrübt, mit hyaliner Querbinde unter dem Stigma; letzteres braun, am Innenwinkel weiß; Nervulus weit hinter der Gabel; die zweite Cubital- zelle nach vorn etwas verschmälert. An den Beinen ist auch die Basis der hintersten Hüften und die Spitzen der hintersten Schienen verdunkelt; letztere sind am Ende außen schräg verschmälert, während die Innenseite geradlinig ver- läuft. 5 mm. Ein @ aus Thüringen. : pachypus n. sp. Anmerkung: In der eigentümlichen Bildung der hintersten Schienen stimmt diese hintersten Hüften, Schienen und Tarsen | Art nur noch mit M. crassicrus ©. @. Thoms. etwas dunkler. Das erste Segment fein | und oculatus Ruthe überein. Die erstere Art gestreift, am Ende glatt. Das S ähnlich, ist leicht zu unterscheiden, dagegen scheint Fühler etwas länger als der Körper, |pachypus dem oculalus sehr nahe zu stehen. 26gliederis. Die Arten, kaum 3 mm lang. Eneland, Irland. Deutschland, jJaceulator Hal. (M. obscurellus Ruthe). Bohrer selten von Hinterleibslänge, meist kürzer. Durchschnittlich größere Arten. 50. Stigma braun, zuweilen der Innenwinkel oder der Außenrand blaß. 51. Stigma blaß oder nur sehr schwach ver- dunkelt, manchmal dunkler eingefaßt. 56. Die hintersten Schienen auffallend dick, fast dieker wie die Schenkel, an der Basis jäh verschmälert. Kopf nach hinten stark verengt, Augen sehr groß, Ocellen klein; Gesicht nach unten sehr stark verenst. Das ganze Tier glänzend schwarz, nur das zweite Segment ver- schwommen bräunlich. Beine rötlich, Endhälfte der hintersten Schenkel oben schwarz. Fühler dünn, fadenförmig, 33 gliederig, die Basalglieder viel länger als dick, die Endgelieder so lang als 50. 51. kleinste von allen | Bei letzteren ist das Gesicht fast quadratisch, der rücklaufende Nerv mündet in die erste Cubitalzelle, die Flügel sind fast hyalin u. s. w. Bei M. pachypus sind die Augen nach unten außerordentlich stark konvergierend, die rück- laufende Ader ist interstitial, und namentlich sind die Flügel stark angeräuchert, mit deut- licher, heller Querbinde unter dem Stigma. Die hintersten Schienen nicht auffallend verdickt, deutlich dünner als die Schenkel. Augen nicht ungewöhnlich groß und vor- gequollen. 52. . Das ganze Tier glänzend schwarz, nur Mund und Beine rötlich, an letzteren die Basis der hintersten Hüften, die hintersten Schienen und Tarsen braun. Fühler dünn, die Basalglieder der Geißel linear, unten rötlich. Flügel hyalin, Stigma breit, schwarz, an der Basis mit kleiner, weißlicher Makel. Bohrer von Hinter- leibslänge. 3,5—4 mm. Schweden. tenuieornis ©. G. Thoms. Körper mehr oder weniger hell gefärbt, mindestens das Gesicht rötlich. Größere Arten. 53. (Fortsetzung folst.) 208 Bunte Blätter. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Sphinx convolvuli I. Als ich mich im Jahre 1895 während der Monate Mai bis Sep- tember auf einem Rittergute in der Nähe Dramburgs aufhielt, benutzte ich meine freie Zeit, mich mit dem Fang von Nachtfaltern zu beschäftigen. Zahlreiche Noctuen wurden am Köder meine Beute. Da berichtete mir eines Tages im August unser Gärtner, den ich für den Schmetterlings- fang zu interessieren gewußt hatte, daß sich „abends sehr große Schmetterlinge in seinem Vorgärtehen einfänden“. Ich benutzte gleich denselben Abend dazu, mich in der den Feldern nahegelegenen Gärtnerwohnung ein- zustellen, und war erstaunt über das häufige Auftreten von — Sphinxz convolvuli L. Zahl- reich sah man sie hier mit ihren, im Dunklen gleich feurigen Kohlen leuchtenden Augen und stattlichen Flügeln an den Blüten des wohlriechenden Tabaks (Nicotiana affinis), welche den Tag über geschlossen und welk dagestanden hatten und nun, vollständig frisch, ihren starken Duft ausströmten, gegen Eintritt der Dämmerung pfeilschnell umher- schwirren und in gespensterhaftem Flug von einer Staude zu der anderen huschen, um mit ihrem langen Saugrüssel die Blüten auf ihren Honiggehalt zu untersuchen. Oft bemerkte ich, daß zwei Falter an ein und derselben Blüte sogen oder sich zu schaffen machten, teils übereinander, teils nebeneinander schwebend, so daß mit einem Schlage des Netzes leicht beide erbeutet werden konnten. Eine genauere Untersuchung ergab, daß es immer — wenige Fälle ausgenommen — Pärchen waren, welche sich wohl, außer in der Absicht, Nahrung aufzunehmen, hier ein- gefunden hatten, um die Vereinigung mit dem anderen Geschlecht zu suchen. Ebenso häufig treten sie in dem Park auf, wo an ge- eigneten Stellen ebenfalls Plätze mit dem wohlriechenden Tabak bepflanzt waren. In geringer Entfernung stehende Beete von Petunien, Verbenen und Nelken wurden der Beachtung kaum für wert gehalten und den Blüten des Tabaks entschieden der Vorzug gegeben. Die Schwärmer stellten sich gleich bei Beginn der Dämmerung ein; ihr Anflug dauerte indessen nur kurze Zeit. Während Deilephila elpenor und porcellus sich nur an schönen, warmen Abenden im Mai und Juni am Köder einfanden und Sphinx ligustri L. nur bei schönem Wetter die Blüten des Geiß- blattes besuchte, schwärmte Sphinxz conwowukL. auch in kühlen, windigen Abenden des August und September, wenn auch in geringerer An- zahl, an den betreffenden Örtlichkeiten; selbst Regen, natürlich nicht zu starker, that ihrem Eintreffen nicht sonderlich Abbruch. Bei den frisch im Fluge gefangenen Exemplaren von Sphine convowuli L. machte ich die Wahr- nehmung, daß ein bedeutender Wärmegrad des Körpers, namentlich an den Stellen, wo die Flügel dem Leib eingefügt sind, vorlag, der wohl durch die anhaltende starke Be- wegung der Flügel beim Fluge hervorgerufen wird. Wenigstens zeigten Exemplare, welche ich im folgenden Jahre aus Puppen erzogen hatte und noch nicht geflogen waren, nicht diese auffällige Erscheinung. Von Raupen dieses Schwärmers kam mir nur eine zu Gesicht, und zwar ein aus- gewachsenes Exemplar der bräunlichen Färbung, welches indessen schon beim Finden durch große, schwarze Flecke an dem Körper seinen Krankheitszustand verriet und später im Puppenzustande zu Grunde ging. Von zahlreichen gefangenen Weibchen, die wegen ihrer Abgeflogenheit zu anderem Zweck nicht mehr brauchbar waren, suchte ich die Ablage von Eiern zu erzielen, erreichte indessen keine Erfolge. O. Schultz. Litteratur. Guönot, I.: „Etudes physiologiques sur les Orthopteres“, 47 pag. et 2 planches. Extrait des „Archives de Biologie“. Liege, 1896. Imprimerie H. Vaillant-COarmanne. In der vorliegenden wertvollen Arbeit veröffentlicht der Verfasser im Anschlusse an seine Untersuchungen über Gasteropoden und Orustaceen jene über die Orthopteren. Durch die Anwendung allgemeiner Methoden und mit Hilfe der Histologie gewinnt derselbe Aufschlüsse über die innere Exkretion und Absorption, über die Physiologie des Ver- dauungskanals, über die Blutkörperchen und ihre Fortpflanzung, wie endlich auch über die Natur der weißen Blutkörperchen (Phago- cythen-Freßzellen [Vernichter in den Körper eingewanderter Bakterien)). Auf das Ergebnis der offenbar sehr sorg- fältigen Untersuchungen, welches am Schlusse in 6 Thesen klar pointiert erscheint, kann ich hier leider nur hinweisen. Es folgen dann Litteraturverzeichnis und Tafelerklärung. Jene enthalten 28 Zeichnungen in prägnanter Aus- führung, deren Anschaulichkeit durch ein ent- sprechendes Kolorit noch erhöht wird. Physiologen wird die Arbeit unentbehrlich sein! Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Brombeerstengel und ihre Bewohner. Brombeerstengel und ihre Bewohner. Von Professor Dr. Rudow, Perleberg. (Mit einer Tafel.) Teils selbst gesammelte, teils von ver- schiedenen Gegenden unseres Vaterlandes und des Auslandes erhaltene Brombeer- stengel haben sich in meiner biologischen Sammlung eingefunden und geben ein hübsches Bild davon, daß sie von einer nicht geringen Anzahl von Insekten als Wohnung oder doch als Nistplatz zur Entwickelung ihrer Brut mit Vorliebe gewählt werden. Betrachtet man die Abbildung, dann findet man eigentümliche Veränderungen deräußeren Form, die bis zur Unkenntlichmachung der ursprünglichen Gestalt gehen und, für sich gesehen, kaum den Ursprung ahnen lassen, während andere Stücke, äußerlich wohl un- verändert gelassen, im Innern doch eine bedeutende Umwandlung erlitten haben. Fast alle wild wachsenden Brombeeren werden gleichmäßig von den Insekten als Wohnungen gewählt, Rubus dumetorum, fruticosus, glandulosus, vor allem saxatilis und corylifolius, nur in sehr vereinzelten Fällen R. idaeus. Es mag daher kommen, daß die ersteren geneigt sind, dichte Hecken zu bilden, welche senügenden Schutz bieten, während letztere mitihren gerade wachsenden Stenseln nur lockere Gebüsche zu stande bringst, welche Wind und Regen keinen Widerstand entgegensetzen. Schon im Sommer zur Blütezeit werden die Brombeerhecken von allerlei Bienen und anderen Insekten des Honigs wegen um- schwärmt, oder die Blätter werden von Käfern, Schmetterlinssraupen und anderen Larven als Nahrung benutzt, aber keiner dieser Bewohner bringt die eigentümlichen Wohnungen hervor, welche nur von Insekten angelest werden, deren Wirksamkeit man selten beobachten kann, weil sie im Ver- borgenen ihre rege Thätigkeit ausüben. Sind dann die Blätter im Herbste ab- gefallen, dann kann man die merkwürdigen Gebilde außen wahrnehmen oder wird durch die vertrockneten Ranken oder kleine Löcher in der Rinde, oft durch Erde verklebt, auf die Einwohner aufmerksam gemacht. Dann schneide man alles, was dürr ist, ab, von der Dicke eines kleinen Fingers an, und lasse Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. die Zweigstücke ruhig an einem trockenen, nicht zu warmen Orte liegen, worauf ohne besonderes Zuthun die Entwickelung der Insekten im Innern vor sich geht, um im nächsten Frühling die vollendeten Insekten zu entlassen. Im November ist gewöhnlich die Verpuppung beendet, bis dahin ist eine Störung schädlich, nachher aber kann man die Stengel getrost der Länge nach auf- spalten, um die Puppenwiegen sichtbar zu machen und beim Ausschlüpfen auch sicher die Einwohner jedes Baues feststellen zu können. Ist der Vorrat an Nestern groß, dann ist es interessant genug, auch die Larven mit ihrem beigelesten Futter zu beobachten und die Stengel in diesem Zustande für die Sammluns herzurichten. Es ist nötig, den Zelleninhalt zu erhärten und am besten zu vergiften, damit nicht später Speckkäfer und andere Räuber denselben verzehren, was sonst leicht vorkommt. In den folgenden Zeilen sollen vorläufig die Bewohner übergangen werden, welche nur durch Fraß die Blätter und Blüten zerstören, wie Phyllopertha und Cetonia, und nur diejenigen Bewohner betrachtet werden, welche wirkliche Wohnungen in und an den Stengeln oder Blättern hervorbringen, also sowohl Gallen erzeugen, als auch im Innern der Zweige ihre Baue anlegen. Manchmal recht häufig und zahlreich bei einander, so dab der ganze Strauch von ihnen bedeckt ist, findet man an noch frischen, grünen, federkieldicken Ranken kugelige, zwiebel- oder gurkenförmige, gerade oder gekrümmte, harte Gallengebilde von !/, bis 2 cm Durchmesser. Ihre Oberfläche ist runzelig, wulstig, mit einzelnen Dornen ver- sehen und sehr unregelmäßig gestaltet. Die Farbe ist anfangs grün, später braun. Im Juli eingetragene Gallen entlassen noch teil- weise in demselben Jahre ihre Bewohner, meistens aber erst im nächsten Frühling, wo die Ranken frisch zu treiben beginnen. Dann erscheint die ganze Oberfläche sieb- artig durchlöchert und, je nach der Größe, entschlüpfen die Insekten in Anzahl von mehreren Hunderten. No. 14. 1897. 210 Mehrere Jahre nacheinander kann man manchmal die Gallen sammeln, dann vergehen größere Zeiträume, ehe man wieder eine antrifft. Beim Durchschnitt gewahrt man ein markiges Gefüge, das anfangs fest ist, aber nach dem Austrocknen immer lockerer und weniger innig zusammenhängend wird. Nur die Larvenkammern sind fester. Diese haben eine eiförmige Gestalt, dicke Wandungen und innen eine glänzende, hell- gelbe Farbe und liegen in Reihen oder unregelmäßig dicht nebeneinander, sowie es der Bau der Galle mit sich bringt. Der Erzeuger derselben ist eine echte Gallwespe, Diastrophus rubi Htg. (Fig. 1), ein schwarzbraunes, glänzendes Insekt von kaum 2 mm Größe, mit glashellen Flügeln, dessen Weibchen die Männchen an Größe oft um das Doppelte übertreffen. Die Wespen sind, trotz ihrer zeitweisen Massenhaftigkeit, doch nur einzeln an den Brombeersträuchern zu fangen, man muß sie auskriechen lassen, um sie sicher zu bekommen. Als Schmarotzer erhält man gleichzeitig, auch oft in Menge, das glänzend grüne Tierchen, Torymus macropterus WIk., kenntlich an dem weit hervorragenden Lege- stachel der Weibchen; außerdem werden die verlassenen Gallen manchmal von kleinen ÖOrabroniden und Mauerwespen als Wohn- stätten benutzt und beherbergen, wie ich erst neuerdings beobachtete, auch kleine Proctotrupiden, wie Proctotrupes, Synopeas und ähnliche. An stricknadel- bis federkieldicken Zweigen sitzen meist kugelförmige, aber auch eirunde, einseitig zwiebelförmige, eben- falls holzige Gallen, welche sich aber schon beim ersten Anblick von jenen unterscheiden. Sie sind viel weicher, über und über behaart und mit Stacheln versehen, dicht neben- einander stehend und dann nur kirschkern- groß, während die einzeln stehenden die Größe einer mäßigen Kirsche erreichen. Ihre Reifezeit fällt in den Juli, sie über- wintern ebenfalls meistenteils und entlassen im Frühjahr die Bewohner aus vielen, un- regelmäßig verteilten Fluglöchern. Die Erzeugerin ist eine Gallmücke, Lasioptera rubi Hey. (Fig. 2), eine winzige Fliege von hellbrauner Körperfarbe, mit slashellen Flügeln. Die Larve hat eine selhliche Farbe, die Puppe eine weiße, Brombeerstengel und ihre Bewohner. feine Hülle, welche beim Ausschlüpfen in den Schlupflöchern zurückbleibt und meistens teilweise nach außen vorragt. Die Gallen finden sich oft sehr zahlreich an allen Rubus- Arten, auch an der Gartenhimbeere, deren Zweige dadurch brüchig werden. Als Schmarotzer erzieht man ebenfalls Torymus macropterus W1k. in reicher Anzahl. während später die trockenen Gallen durch allerlei kleine Holzkäfer zernagt werden, so dab sie leicht zerbröckeln. Vielgestaltiger sind die Gebilde der Be- wohner von Rubus villosus Ait. aus: Nord- karolina, welche in mannigfacher Anzahl durch einen Freund aus dortiger Gegend mir zugeschickt wurden und es wohl ver- dienen, näher bekannt gemacht zu werden. Während bei den einheimischen Arten nur der Stengel heimgesucht wird, finden sich bei dieser ausländischen auch an der Wurzel Gallengebilde. Eine kleine, schwarze Gallwespe, Diastrophus radicum Bs. (Fig. 3), kriecht in die Erde und lest ihre Eier ın die feinen Wurzeln, welche zu dicken Ge- bilden anschwellen. Die Gallen sind zu- sammengesetzt aus erbsen- bis kirschkern- großen, eng aneinander gedrängten und mit- einander verwachsenen Einzelgallen, deren jede eine Larve birgt. Die Anschwellungen stellen wulstige, hoizige, braun gefärbte und mäßig glänzende, höckerige Knollen dar von einem Durchmesser bis 3 und einer Länge von 4 bis 7 cm. Die Oberfläche ist fein behaart, so dab sie frisch fast ein sammetartiges Ansehen erhält, nach und nach aber verlieren sich die Haare, da die feine Oberhaut sich leicht ablöst. Die Larven haben geräumige Kammern mit weißgelben, glatten Innenwandungen und entwickeln sich, wie unsere einheimischen verwandten Arten, innerhalb eines Jahres. Die Wespen sind den unsrigen, vorher erwähnten sehr ähnlich, schwarz gefärbt, nicht viel größer, aber stark glänzend. Als Schmarotzer erzog ich einen schönen Torymus mit langem Legestachel und schön rot und grün gefärbtem Leibe von beträchtlicherer Größe als unsere einheimischen Arten. Die Stengelgallen sind zahlreicher wie bei den deutschen Brombeeren. An feder- kieldicken Stengeln findet sich die von Diastrophus turgidus Bs. (Fig. 4), welche der vorigen einigermaßen gleicht. Tauben- vr ak du m EA A Sa ul mau 4 25 mn u An u nl a u le ne u u ln Da u U u u m nl ln U sn LIE EEE TEE Sıegenleg 'Mopuy 'ıcı A0SS9J0AT UOA „arborowogusp an Wanyosuayoog ogdaangsnyz“ orp any SJUNUYPIEZTEUISTIO i "JSuyomag aıyr pun [egusjsIeagqwolg :TegLıYy WOP nz 212 Brombeerstengel und ihre Bewohner. bis hühnereigroße, wulstige Gebilde sind aus zwanzig und mehr kleinen Knoten zu- sammengesetzt, welche teilweise Ver- dickungen des Stengels sind, da man die Dornen noch deutlich auf der Oberfläche wahrnehmen kann. Manchmal sitzen sie einseitig am Stengel, manchmal aber um- schließen sie ihn regelmäßig. Kleine Gallen beherbergen nur eine Larve, größere deren mehrere; die Kammern sind unregelmäßig gestaltet, innen mäßig glänzend und von dicker, korkiger, feinzelliger Masse umgeben. Auch diese Wespen unterscheiden sich, oberflächlich betrachtet, wenig von den schon besprochenen verwandten Arten und ent- wickeln sich ebenfalls im Verlaufe eines Jahres. Diastrophus nebulosus O.S. (Fig. 5) bildet hühnerei- bis faustgroße, holzige, ziemlich harte, braune Gallen, welche den Zweig völlig umschließen. Sie sind zusammen- gesetzt aus sechs bis acht fingerdicken Wülsten, welche parallel dem Stengel laufen, eng aneinander gewachsen und untereinander an Größe stark verschieden sind. Es wechseln fast kugelrunde mit 5 cm langen ab, so daß unregelmäßige, wulstige Gebilde entstehen. Auf der Oberfläche sitzen einzelne Dornen, da die ursprüngliche Rinde nicht zur gleich- mäßigen Bedeckung aller hingereicht hat. Die Einzelgallen sind vielkammerig und zahlreich bewohnt, die Masse ist fest, innen von hellbrauner Farbe. Die Wespen, von derselben Größe wie die schon erwähnten, haben einen schwarzen Vorderleib, aber glänzend hellrotbraunen, fast kugelförmigen Hinterleib und sind durch ihre Farbe leicht von ähnlichen Arten zu unterscheiden. Ein noch merkwürdigeres Gebilde liefert Dia«- strophus cuscutaeformis O.S. (Fig. 6). Der Stengel ist in der Länge eines Fingers mit einem dickstacheligen, rauhborstigen, ver- filzten, braunen Überzuge versehen, welcher Jung die eigentliche Bildung der Galle nicht erkennen läßt. Nach vollendetem Wachstum verschwinden die leicht zerbrechlichen, weichen Fortsätze teilweise und verbleiben meistens nur als kurze Stummel. Die Galle hat dann ein ganz anderes Ansehen erhalten und gleicht in der That den Anhäufungen der Knoten von Flachsseide an den Stengeln der bewucherten Pflanzen. Erbsengroße Einzelgallen von Zwiebel- form stehen dicht nebeneinander, so daß ein zapfenartiges Gebilde entsteht. Jede Galle trägt neben kurzen Borsten an der Spitze eine dickere, und die Zwischenräume sind ausgefüllt mit starren, dünneren Haaren. Zu einer zusammengesetzten gehören einige hundert Einzelgallen, deren jede nur eine Larvenkammer enthält, welche von dünnen Wänden gebildet wird. Die Gallen sitzen ziemlich fest am Stengel, weil sie mit ihrer Grundfläche dem Holze des Stengels dicht angefüst sind. Die Wespen. sind ver- hältnismäßig groß, die größten dieser Gruppe haben eine dunkelbraune, glänzende Farbe und ziemlich lange, wasserhelle Flügel. er Außer den Cynipiden beteiligen sich an der Gallenbildung noch die Gallmücken, Diastr. nebulosus ähnlich, nur im ver- kleinerten Maßstabe bildet ihre Galle Ceei- domyia ambrosiae Bs. (Fig. 7). Um einen dünnen, noch weichen Stengel herum gruppieren sich fünf bis sechs Längswülste mit unregelmäßig gefurchter Oberfläche und hellbrauner Farbe. Die Galle sitzt fest mit dem Stengel verwachsen, zeigt keine Dornen, nur vereinzelte Härchen, und ist mäßig hart, von korkiger Beschaffenheit und leicht zu schneiden. Die. Einzelgallen sind vielkammerig, die kleinen Larven hellgelb gefärbt, die Fliegen hellgelb mit grauen Hinterleibsringeln, schrumpfen leider sehr leicht bis zur Unkenntlichkeit zusammen und sind über- haupt sehr zart und wenig haltbar. Schließlich sind noch zwei Blattgallen zu erwähnen, welche den europäischen Rubus-Arten abgehen. Zunächst die hübsche Galle von (ecidomyia conifica O. S. (Fig. 8). Sie gleicht der südeuropäischen Eichengalle Ö. cornifex sehr, ist aber viel weicher als diese und von rotbrauner Farbe. Die Galle ist 1 cm lang, 3 mm dick, hat eine schlauch- förmige Gestalt, ist in der Mitte etwas aul- getrieben und endet in eine seitwärts gewendete, kegelförmige Spitze. Die An- satzstelle ist verbreitert und zeigt auf der Unterseite des Blattes eine kleine Erhöhung. Die Larvenkammer, von länglicher Gestalt, befindet sich an der-Ausbauchung, beherbergt nur eine weißliche Larve, deren Fliege aber noch nicht erzogen zu sein scheint. Biologisches über die Kiefern- oder Forleule, Panolis piniperda P. 213 ec. der Oberseite des Blattes eine dichte An- häufung von hirsekorngroßen,unregelmäßigen, braunen, oben zusammengedrückten Gallen von dünner Wandung und mit nur je einer Larvenkammer. Auf der Unterseite des Blattes (Fig. 10) zeigen sich kleine, erhabene tumifica Bs. (Fig. 9) bildet auf Kreise mit einem Mittelpunkte, entsprechend der Ansatzstelle der Gallen, welche mit dem Blatte fest verwachsen sind. Die Gall- mücken konnten auch noch nicht aus den Larven gezogen werden, weil diese bereits vertrocknet waren. (Schluß folgt.) MT — Biologisches über die Kiefern- oder Forleule, Panolis piniperda P. Von H. Wauckler in Karlsruhe i. B. (Mit 3 Abbildungen.) Wenn im April die Kiefern zu treiben be- | Flügeln zu saugen und läßt sich leicht in Sinnen, erscheint aus überwinterter Puppe die Kiefern- oder Forleule, ein in seiner Färbung sehr veränderlicher, hübscher Schmetterling. Die Eule fliest nur nachts und wird bei Tage einzeln an den Föhrenstämmen sitzend sefunden. Will man das Tier in Mehrzahl erbeuten, so thut man dies am besten mittels Köder, den die Eule sehr zu lieben scheint. Im vorigen Frühjahr beispielsweise wurden an einigen wenigen Abenden, Ende April Fig. 1. und anfangs Mai, etwa 100 dieser Eulen am | einigen Borsten versehen ist, das Tötungsglas nehmen. Wie schon vorher erwähnt, erscheint piniperda im April, zuweilen in milden Jahren schon im März, und dauert bis in den Mai hinein. Der weibliche Schmetterling lest eine große Anzahl Eier meist in die Rinden- spalten der Stämme, jedoch auch an die Zweige und Nadeln ab, aus welchen nach acht Tagen die Räupchen schlüpfen (Fig. 1). Sie sind, wie alle Eulenraupen, sehr beweglich und gehen bald dem Futter nach, welches sie bei Tage zu sich nehmen, und zwar frißt die Raupe die Nadeln von der Spitze herab total auf, im Gegensatz zu Bupal. piniarius, so daß solche, von piniperda befallene Waldungen einen trostlosen Anblick dar- bieten. Die erwachsene Raupe ist grün, mit drei breiten, weißen Streifen und zwei rotgelben Seitenstreifen, in welchen die schwarzen Stigmen stehen. Der grüne Grund zwischen den Streifen ist schwarz gesäumt und von derselben Breite wie die weißen Streifen. Der Bauch ist grün, der Kopf rot- braun, die Füße sind bräunlich, rot gezeichnet. Die Raupe wird 4 bis 4,5 cm lans (Fig. 2). Sie lebt vom Mai bis Juli, zuweilen auch noch bis August, gesellschaftlich an Kiefern sowohl, wie auch an Fichten. Häufig ist aber die Raupe bereits Ende Juni erwachsen; sie besiebt sich zur Verpuppung in die Erde, jedoch nicht sehr tief, meist liegen die Puppen nur unter der Moosdecke. Der Schmetter- ling ist schon zeitig in der Puppe ausge- bildet, welch letztere rotbraun und mit und über- Köder erbeutet. Das Tier pflegt dabei mit | wintert. Sammelt man die Puppen im Spät- dachförmig über den Leib geschlagenen | herbste oder ausgangs Winter, im Februar, 214 Biologisches über die Kiefern- oder Forleule, Panolis piniperda P. und bringt dieselben in ein mäßig warmes haltung der Stämme zu befürchten war. Zimmer, so erscheinen nach fleißigem Be-| Obgleich sich nun die meisten Bestände von spritzen der Puppen die Falter schon nach | der Entnadelung wieder soweit erholt haben, wenigen Tagen. daß dieselben erhalten bleiben werden, so Die Eule ist weit verbreitet, besonders [ist solches doch nicht überall der Fall, auf Sandboden, wo die Kiefer wächst: |zumal da nicht, wo außer der Kieferneule Mark Brandenburg, Ost- und Westpreußen, | noch der Kiefernspinner mit fressen half. Lampertheim sind in einem Distrikt von 24 Hektar fast alle Kiefern im Alter von 53 Jahren dürr, mit Ausnahme der Schlag- ränder und einzelner Stämme im Innern der Abteilungen. Man kann sagen, von zehn Stämmen sind neun dürr. Das dürre Holz wird oben bereits genutzt, damit nicht auch noch eine Käferkalamität entsteht. Im Lampertheimer Gemeindewald ist die befressene Fläche noch größer und beläuft sich auf etwa 60 Hektar. Auch hier muß der größte Teil der circa 70 Jahre alten Stämme, weil sie entweder dürr geworden sind oder wohl zuweilen noch einige wenige erüne Nadeln haben, ausgehauen werden. Auch bei Mannheim, im Käferthaler Ge- meindewald, trat die Eule im vorigen Früh- jahr sehr zahlreich auf; ich fand an jedem Stamme 12 bis 14 Raupen in den ver- schiedensten Größen, doch hat dieselbe dort keinen nennenswerten Schaden verursacht. Die Falter variieren ungemein in der Färbung; das Mittelfeld der Oberflügel ist rötlich gelb bis graugrün. Die Nieren- und Rinemakel sind weiß und in der Mitte schwach rötlichgelb oder graugrün ausgefüllt, beide Makel sind scharf begrenzt durch die Mittelrippe. Saumwärts verläuft vom Außenrand zum Innenrand eine rotbraune, scharfe Zacken- binde, die in das etwas hellere Saumfeld vielfach zahnartig hineinspringt. Fig. 2. jedoch auch in Süddeutschland, und richtet oft große Verheerungen an, so daß zuweilen sanze Waldungen zerstört werden, wie bei- spielsweise im Jahre 1895 im Großherzogtum Hessen die Waldungen bei Lampertheim. Die Fransen sind braun und weil ge- Hier befiel die Eule eroße Flächen | scheckt, die Unterflügel einfarbig dunkelgrau. der Kiefernbestände, so daß alle etwa|Der Körper ist stark wollig behaart. Thorax 35 jährigen Schläge mehr oder weniger |und Schulterdecken sind von der Farbe der durch den Raupenfraß gelitten haben, und | Oberflügel; der Hinterleib stark dunkelgrau zwar so, daß das Schlimmste für die Er-| behaart (Fie. 3). In den fiskalischen Waldungen bei Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. 215 Zur Bekämpfung dieses Schädlings unserer Nadelholzwaldungen sind ver- schiedene Mittel schon empfohlen, am besten bewähren sich jedoch die Leimringe, schon deshalb, weil dieselben, wenn in richtiger Weise angelegt, gewöhnlich zwei Jahre wirksam sind. Da die Raupen an den Stimmen auf und nieder kriechen, so bleiben sie massenhaft an den Leimringen kleben. Ich beobachtete, daß 20 bis 40 Raupen an einem Ring festhingen und, trotz größter An- strengungen, sich nicht wieder zu befreien vermochten. Als wirksamste Hilfe müssen jedoch die in den Raupen schmarotzenden Insekten- larven, wie auch einige Käfer und Spinnen gelten. Von Käfern ist es hauptsächlich Calosoma sycophanta, welcher zur Zeit der Raupe vorhanden ist, und eifrig nach der- selben fahndet; ich sah den schönen Käfer oft in vier bis fünf Exemplaren an einem Stamm umherlaufen. Von den schmarotzenden Insektenlarven will ich folgende nennen: Ichneumon molitorius, trilineatus, bilunn- latus, raptorius, pallifrons, wethiops, comitator, fabricator, metaxanthus, nigritarins, pine- forum, piniperdae. Öryptus arrogans, filicornis, intermedius, leucostomus, longipes, seticornis, piniperdae. Phygadeuon nigritarius, commutatus. Ophion ramidulus, Iuteus, merdarius. Anomalon unicolor, xanthopus, gliscens, biguttatum. Pimpla examinator, instigator. Heteropelma calcator. Eurylabus tristis. a — Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. Das Ergebnis der Untersuchung der inneren Geschlechtsorgane dieses Zwitters war folgendes: Rechts war nur ein Eier- schlauch, welcher zehn, zu vollständiger Reife entwickelte, im frischen Zustande hellgrün gefärbte Eier enthielt, vollständig entwickelt. Dieser Schlauch verlief von hinten und etwas rechts nach vorn und mehr links, bog sich im vorderen Teile des Leibes nach hinten um und wies an seinem Ende unregelmäßig aneinandergereihte, kleine Bier auf; außerdem waren noch die Anfänge zweier weiteren tauben Hiröhren nach- weisbar. Die mit den zehn legereifen Eiern versehene Eiröhre war der einzige, zu einer annähernd regulären Entwickelung gelangte Teil des rechten Ovariums. Das linke Ovarıum war ganz verkümmert, ohne irgendwelche Eier in den ganz kurzen Eiröhren aufzuweisen. Die aus der Ver- einigung der beiderseitigen Eiröhren hervor- gegangenen Tuben vereinigten sich zu einem kurzen Ovidukt, mit welchem das wohlaus- gebildete Receptaculum seminis mit der aus Von Oskar Schultz, Berlin. (Schluß.) verbindenden Gang zum Bursa copulatrix und Ovidukt waren mit der Leibeswandung teil- weise verwachsen und nicht völlig aus- gebildet, beide blind endend. Eine große Unregelmäßigkeit wiesen auf die in der Zahl von dreien, statt zu zweien, vorhandenen schlauchförmigen «landulae mucosae. Von männlichen Organen fehlten voll- ständig die Hoden (testes) und Ausführungs- gänge (vasa deferentia); dagegen waren der, ductus ejaculatorius und das sich ihm nach hinten anschließende Copulationsorgan voll- ständig und in durchaus normaler Weise ausgebildet. Sowohl die männliche Kloake, als auch die zu ihr führende Spaltöffnung waren nach der rechten Seite der Hinter- leibsspitze verschoben. Einen ganz hiervon abweichenden ana- tomischen Befund lieferte 1891 Tetens hin- sichtlich eines Zwitters von Smerinthus populi, indem er zugleich die Deutung der Organe des von Gerstäcker untersuchten Hermaphroditen in Zweifel zog (Berliner welche jedoch ohne Receptaculum war. seinem vorderen Ende abgehenden schlauch- | ent. Zeitschr., 1891). förmigen 'Anhangsdrüse verbunden war. Ferner war links und hinter dem Ovidukt die weibliche Begattungstasche vorhanden, Dieser Zwitter des Pappelschwärmers war rechts vollständig männlich, links weib- lich. Rechts stark gekämmter Fühler; Kopf, 216 Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. Thorax, Beine rechts länger behaart. Flügel rechts kürzer als links; der Saum des Außen- randes in den Einbuchtungen zwischen den Rippen mehr weißlich gefärbt. Auch die Zeichnung beider Flügel etwas verschieden. Hinterleib rechts länger behaart. Bis auf die letzten Segmente war die Scheidelinie zwischen der männlichen und weiblichen Seite eine mediane, dann bog dieselbe stark nach links hinüber, so daß das Ende des Hinterleibes fast ganz männlich erschien; auf der Unterseite reichte die männliche Beschuppung nicht so weit über die Mittel- linie hinüber wie oberseits. Afterklappen, Afterpapille mit der Afteröffnung, sowie darüber der mit dem Stachelkranz versehene Endteil der Rute waren deutlich sichtbar; die Genitalzangen waren beiderseits gleich vollständig entwickelt. Außerdem zeigte .sich seitwärts eine dunkelbraune Chitin- platte und nach innen eine durch dunklere Schattierung angedeutete Öffnung. Unter Zugrundelesung der Resultate einer Sektion, welche ihm die Untersuchung der Geschlechtsorgane normaler Männchen und Weibchen dieser Art geliefert hatte, kommt Tetens zu der Überzeugung, daß „die Deutungen, die Professor Gerstäcker dem Befund eines von ihm secierten Zwitters von Smerinthus populi gegeben hat, ent- schieden eine teilweise verfehlte ist, weil er ersichtlich keine normalen Exemplare derselben Art hat vergleichen können und seine Schlüsse im der Deutung der vor- gefundenen, vollständig zwitterigen inneren Organe nur nach allgemeinen Analogien der Schmetterlingsanatomie gemacht sein können“. Dem von ihm selbst untersuchten Zwitter giebt nun Tetens folgende Deutung: Rück- seits geöffnet, zeigte der Hinterleib zunächst, in der Medianlinie liegend, den unpaaren Hoden, von dem jederseits ein Ausführungs- sang (vas deferens) mit normal gebildetem Samenbläschen (vesicula seminalis) entsprang. Hieran schlossen sich die accessorischen Drüsen und der charakteristisch entwickelte ductus ejaculatorius, der an der verbreiterten Peniswurzel sich seitwärts inserierte. Die Muskeln, welche beiderseits des Penis lagen, waren gut entwickelt. Außer diesen männ- lichen Organen zeigten sich auf der linken Seite und etwas nach unten gelegen noch weitere Organe, Rudimente weiblicher Geschlechtsorgane. Zunächst ein feiner, gewundener, mäßig langer Gang, der sich am Grunde einer kleinen Blase inserierte, mit der seine Wandung seitwärts bis zur Spitze nur äußerlich verwachsen war. Dieses Bläschen stand durch einen kurzen Gang mit einem stärkeren Schlauch in Verbindung (nach Tetens das receptaculum seminis mit seiner Anhangsdrüse), der gegen das Hinter- leibsende blind verlief. Hinter diesem Schlauch befand sich noch ein breiteres Organ, dessen nach innen gerichtetes Ende abgeplattet war. An seinem Grunde war dieses Organ (nach Tetens die bursa copu- latrix, welcher jedoch der dünne Ver- bindunssgang mit dem Eileiter und der mützenartige Fortsatz normaler Weibchen fehlten) mit dem davor liegenden Schlauch (Rudiment des unpaaren Eileiters) teilweise durch Bindegewebe verwachsen. (Siehe Ab- bildung No. 2 in voriger Nummer). Von einer weiteren Sektion eines Zwitters machte mir Herr Dr. Standfuß in liebens- würdigster Weise Mitteilung. Dieselbe betraf einen Hermaphroditen von Saturnia spini Schiff., der regelrecht in eine rechte männliche und eine linke weibliche Hälfte geschnitten war. Das Resultat dieser anatomischen Unter- suchung war, „daß die rechte Hälfte voll- kommen die inneren männlichen Genital- werkzeuge mit zwei Hoden aufwies und die linke alle Eiröhren mit teilweise vollkommen entwickelten Eiern enthielt, beide inneren Geschlechtsorgane indes, die männlichen so- wohl wie die weiblichen, in reduzierter Größe“. Während es sich in den bisher angeführten Untersuchungen herausstellte, daß Männliches und Weibliches in den inneren Geschlechts- organen vereinigt auftrat, wiesen die beiden folgenden Exemplare, die darum als gynan- dromorph, nicht aber als Hermaphroditen zu bezeichnen sind, nur eingeschlechtliche Organe auf. Über das Außere eines von ihm unter- suchten gynandromorphen Exemplars der Bombyx quercusL. schreibt Professor Bertkau (Archiv f. Nat., 1889): Die linken Flügel und der linke Fühler, sowie Thorax und Hinterleib waren weiblich; der rechte Fühler und die rechten Flügel waren männlich. Nahe am Hinterrand des rechten Vorder- Über den inneren Bau gynandromorpher (hermaphroditischer) Macrolepidopteren. 217 flügels, sowie nahe am Vorderrand des rechten Hinterflügels befand sich ein Streifen mehr gelblicher (weiblicher) Färbung; auch im Hinterfeld der Hinterflügel war die Färbung gemischt. An den linken Flügeln war der sonst gelbe Fransensaum fast schwarz. Bei der Zergliederung zeigte sich in der Leibeshöhle rechterseits ein oberflächlich in vier Segmente zerlegter, unregelmäßig kugeliger Körper, links ein mehr in die Länge gestreckter, der durch eine Furche oberflächlich in zwei Hälften geteilt war. Demselben waren ferner zwei dünnere, keulenförmige Körper angefügt, von denen der eine seitwärts, der andere in der Länes- achse des Hauptkörpers gerichtet war. Sowohl der kugelige Körper rechts, als auch der längliche links ließen an ihrem hinteren Ende einen weiten Gang aus sich heraus- treten, und beide Gänge vereinigten sich nach kurzem Verlauf zu einem median ver- laufenden Gange. Letzterer ließ sich bis zum vorletzten Hinterleibssesment verfolsen, wo er ohne äußerliche Mündung endete. Davor, auf der drittletzten Bauchschiene, befand sich eine breite Spalte, welche in eine geräumige Tasche führte. Aus der- selben entsprang, unfern der Spalte, ein feiner Gang, welcher mit einer Biegung in den oben erwähnten, medianen Gang ein- mündete; an letzterem entspringt dann endlich, ziemlich in gleicher Höhe mit der Einmündungsstelle des feinen Ganges, eine langsgestielte, birnförmige Blase. Die Färbung dieser Teile ist blaßgelb, während die Tasche und die birnförmige Blase an einzelnen Stellen grünlich gefärbt sind. (Siehe Abbildung No. 3 in voriger Nummer). Diese Organe werden von Bertkau als rein weibliche Geschlechtsorgane gedeutet, bei denen die Ovarien ganz verkümmert sind. Statt der vier Eierschläuche jederseits finden sich nur die unförmlichen Körper, an denen auf der linken Seite noch die Rudimente zweier Eiröhren getrennt erhalten sind, während die beiden anderen, sowie die vier der rechten Seite in den durch die erwähnten Furchen angedeuteten Teilstücken zu erkennen sind. Dagegen sind die beiden Eileiter, die gemeinsame Scheide, die bursa copulatrix, der diese mit der Scheide ver- bindende Gang und das receptaculum seminis vollständig und in ziemlich normaler Be- schaffenheit ausgebildet, nur daß der Ovidukt an seinem Ende etwas verkümmert ist und blind endet. Es fehlen aber auch sowohl die Kittdrüsen, als auch die Anhangsdrüse des receptaculum seminis. Schließlich sei noch ein gynandromorphes Stück von Ocneria dispar L. erwähnt, welches ich im August vorigen Jahres auf den Schöneberger Wiesen in einem hohlen Weidenstamm in verflogenem Zustande fing und auf die innere Organisation hin unter- suchte. Dieses Exemplar zeigte auf normal ge- färbtem, dunkelbraunen Grunde weißliche, eingesprengte Zeichnungen auf beiden Vorder- Hlüügeln. Der linke Vorderflügel zeigte von der Mitte des Außenrandes bis an die Basis des Flügels einen breiten, weißen Streifen, darüber noch zwei ganz schmale, weißliche Linien; auf der rechten Seite war der Vorder- flügel ebenso gezeichnet, nur zeigte er am Apex noch einen größeren, weißlichen Fleck. Hinterflügel, Fühler und Leib waren männlich, die linke Atterklappe etwas kleiner als die rechte. Der Befund der Sektion dieses Falters läßt sich kurz dahin charakterisieren, daß die inneren Geschlechtstelle durchaus männlich gebildet waren, ohne irgend welche Spuren von Organen weiblicher Bildung auf- zuweisen, wie dies ein Vergleich der inneren Geschlechtsorgane mehrerer männlicher und weiblicher, typischer Exemplare von Ocneria dispar ergab. Aus den bisherigen anatomischen Unter- suchungen, welche hermaphroditische Lepi- dopteren betrafen, geht hervor, daß sowohl weibliche wie männliche Geschlechtsorgane in regelmäßiger Ausbildung nebeneinander — wie dies bei den meisten Schnecken und vielen Würmern der normale Zustand ist (normaler Hermaphroditismus) — bisher nicht aufgefunden wurden (abnormer Hermaphrodi- tismus). Selbst bei den sogenannten voll- kommenen, äußerlich sexuell halbierten Zwittern zeigte sich nicht das Auftreten beider Geschlechtsorgane in vollkommen funktionsfähigem Zustande. Zwar wurden Hoden und Ovarien zugleich nachgewiesen, indessen waren beide Sexualorgane oder wenigstens das eine derselben mehr oder minder verkümmert oder abweichend ge- staltet. Die äußerlich so vollkommen seitlich n) 218 Höhleninsekten. halbierte Gastropacha quercifolia lieferte einen solchen anatomischen Befund, daß der Sexualapparat fast das einzige gewesen zu sein scheint, welches dieser Halbierung nicht ganz entsprach. Wie wenige das Auftreten der äußeren Dichotomie einen Schluß gestattet auf das Vorhandensein auch innerer, männlich-weib- licher Geschlechtsorgane zeigt die Sektion des dem Äußeren nach fast regulär ge- schlechtlich halbierten Bombyx quercus, bei welchem nur rein weibliche, rudimentäre ‚Organe gefunden wurden. Nur in solchen Fällen, wo schon äußerlich Spuren von beiderlei Copulationsorganen erkennbar sind, scheint auch innerlich eine doppelt ge- schlechtliche Bildung der Sexualorgane auf- zutreten. In letzter Hinsicht kann erst die anatomische Untersuchung der inneren Organisation Gewißheit darüber verschaffen, ob die Erscheinung des Hermaphroditismus im Unterschiede von Gynandromorphismus vorliegt. Wenn Bertkau unter Berücksichtigung der früheren anatomischen Untersuchungen zu der Annahme berechtigt zu sein glaubte, daß „bei .Zwitterbildungen auch da, wo männliche und weibliche Geschlechtsorgane vorhanden sind, sich diese in dem Zustand der Verkümmerung befinden“, so hat der Befund des Smerinthus populi-Zwitters, welchen Tetens auf seine innere Organisation hin untersuchte — wenigstens was (den männlichen Charakter dieses Hermaphroditen betritft -— - diese „Krüppeltheorie“* im allge- meinen als unhaltbar erwiesen, sofern dieser Zwitter einem Plus von rudimentär entwickelten, weiblichen Geschlechtsorganen die männlichen Fortpflanzungsorgane so voll- neben ständig ausgebildet zeigte, daß an ihrer Funktionsfähigkeit nicht gezweifelt werden kann. Es kann nur behauptet werden, daß zwitterige Lepidopteren verkümmerte Sexual- organe beider oder eben nur einer Seite anfweisen. Andererseits verdient die Behauptung Darwins von dem Vorhandensein latenter männlicher Merkmale beim Weibchen und latenter weiblicher Merkmale beim Männchen volle Beachtung. Der Bertkau’sche Befund scheint z. B. den Gedanken nahezulegen, daß der Einfluß der zur Reife gelangenden Geschlechtsdrüsen auf die sekundären Ge- schlechtscharaktere nicht sowohl in der Aus- bildung der dem betreffenden Geschlecht zukommenden, als vielmehr in der Unter- drückung der dem anderen Geschlecht eisentümlichen sekundären Geschlechts- merkmale sich äußert. Bei dem von Bertkau untersuchten Bombyx quercus waren die weiblichen Geschlechtsdrüsen vollkommen verkümmert und schienen die Entfaltung der männlichen sekundären Geschlechts- charaktere nicht haben hintanhalten zu können. Weitere Sektionen gynandromorpher Lepidopteren werden auch über den Einfluß der Geschlechtsdrüsen Klärung verschaffen. Die in vieler Beziehung unter sich ab- weichenden Resultate der wenigen, bisher anatomisch untersuchten gynandromorphen Macrolepidopteren erlauben nicht, soviel Interessantes sie sonst auch bieten mögen, die eynandromorphen Lepidopteren danach zu klassifizieren!: ob und wieweit dies möglich ist auf Grund des äußeren Baues der in Frage stehenden Insekten. werden wir in einem späteren Artikel darzulegen versuchen. nn — Höhleninsekten. Von Schenkling-Prevöt. Westeuropäische Arten, in Italien und dem östlichen Frankreich (Alpengebiet) vorkommend: Bathyscia tarıssani Bedel). Höhlen «der Dauphine. (Schluß.) 7 Bathyscia gestroi Fairmaire (und Rtt., Ad. gestroi Fairm.). Höhle von Ulassai in Sardegna, Prov. Lanusei. larissani Bedel (und Rtt., Ad.| Bathyscia spagnoloi Fairmaire (und Rtt., Ad. spagnoloi Fairm.). Ostligurien. Bathyseia villardi Bedel (u. Reitt.). Höhlen | Bathyscia doderoi Fairm. (und Rtt.). Höhle im Departement Ain. Bathyscia galloprovincialis Fairmaire (und von Suja in Italien. Bathyscia majori Rtt. Höhle in Sardinien. Rtt., Ad.galloprovincialis). Höhl.b. Toulon. |! Bathyscia robiati Rtt. (Ad. robiati Leprieur, Höhleninsekten. 219 B. ligurica Rtt.). Üomosee. 7 Bathyscia doriae Fairm. (Ad. Fairm.). Am Golf Spezia (Höhle); Landbewohner. Höhle von Laglio am doriae auch Arten aus Südfrankreich, von der Rhone, den Pyrenäen und England. Bathyscia lucidula Delarouzee (u. Rtt., Adel. lucidulus Delar.). Vorkommen: Höhle bei Montpellier. Bathyscia ehlersi Abeille (und Rtt., ehlersi Abeille de Perrin). Höhle von Saleich. Bathyscia diecki Sauley (Ad. diecki Saulcy). Vorkommen: Höhle d’Aubert in Ariege; sehr selten. Bathyscia pyrenaea Lespes (und Rtt., Ad. pyrenaeus Lespes und Fairm.). Vorkommen: Einige Höhlen in Ariege. Bathyscia barnevillei Saulcy (und Rtt., Ad. barnevillei Saulcy). Vorkommen: Höhle von Bedailhac. Bathyscia novemfontium Piochard (und Rtt., Ad. novemfontium Pioch. de la Brülerie). Vorkommen: Höhle von Neuf-Fonts in Ariege. Bathyscia perieri Pioch. (und Rtt., Ad. perieri Pioch.).. Vorkommen: Höhle von Lave- lanet, Ariege. Bathyseia longicornis Saulcy (und Rtt., Ya longicornis Saulcy). bei Varilhes. NB. Nach Reitter letzten Formen, ähnlich sind, möglicherweise nicht be- sondere Arten! Ad. Vorkommen: sind die sechs Bathyscia discontignyi Saulcy (und Ritt., Ad. discontignyi Saulcy). Vorkommen: Höhle Le Ker in Massat. Bathyscia curvipes Piochard (und Rtt., Ad. curvipes Pioch.), Vorkommen: In einigen Höhlen von Ariege. Bathyscia bonvouloiri Duval (Ad. bonvou- loiri Duv. und Rtt.).. Vorkommen: Höhlen bei Villefranche. Bathyscia piochardi Abeille (Ad. piochardi Reitt. und Abeille de Perrin). Vorkommen: Höhlen in Ariege. Bathyscia calwata Saulcy (und Reitt., Ad. clavatus Sauley). Vorkommen: Höhlen in Ariege. Vorkommen: Höhlen | die im höchsten Grade |, Bathyscia hecate Abeille (und Reitt.). Vor- kommen: Höhle d’Espezel (Aude). Bathyscia sauleyi Abeille (und Reitt., Ad. sauleyi Abeille). Vorkommen: Höhlen in Ariege. Bathyscia pandellei Abeille (und Reitt., Ad. pandellei Abeille). Vorkommen: Höhlen in Ariege. Bathyscia abeillei Sauley (und Reitt., abeillei Saulcy). Ad, Vorkommen: Höhlen in Ariege. Bathyscia stygia Dieck (und Rtt., Ad. stygius Dieck). Vorkommen: um in Ariege. Barnes chardonis Abeille (und Reitt., Ad. chardonis Abeille). Vorkommen: Höhle bei Narbonne. Bathyscia crassicornis Piochard (und Reitt., Ad. crassicornis Pioch... Vorkommen: Höhlen von Ariege. Bathyscia aletina Abeille (und Reitt.). kommen: Höhle d’Alet in Aude. Bathyscia speluncarum Delarouzee (u. Reitt., Ad. speluncarum). Vork.: Pyrenäenhöhle. Bathyscia proserpinae Abeille (und Reitt.). Vorkommen: Höhle L’homme mort in Aude. Bathyscia cophosina Sauley (und Reitt., Ad. cophosinus Sauley, Ad. oviformis Piochard). Vorkommen: Höhlen von Ariege. | Bathyscia delarouzeei Fairm. (und Reitt., Ad. delarouzeei Fairm., B. bruckı Fairm.). Vorkommen: Höhlen der Ostpyrenäen. Bathyscia inferna Dieck (und Reitt., Ad. infernus Dieck). Vorkommen: Höhlen von Vor- Ariege. r Bathyscia schiödtei Kiesenwetter (und Reitt., Ad. schiödte: Miller. B. grandıs, depressa Fairm.). Vorkommen: Höhlen der Ost- und Centralpyrenäen; auch unter Stein und Moos. Bathyscia linderi Abeille (und Reitt., Ad. linderi Abeille, B. mayeti Abeille). Vor- kommen: Höhle von St. Martin. Ardeche. Bathyscia mialetensis Abeille (und Reitt., Ad. mialetensis Abeille.. Vorkommen: Höhle von Mialet. Arten aus Spanien und Portugal. Bathyscia fugitiva Reitt. Vorkommen: den Höhlen des Montserrat. Bathyscia mazarredoi Uhagon (und Reitt.). Vorkommen: Höhlen der Gebirge von San Valerio bei Elorrio. | In 290 Höhleninsekten. Bathyscia arcana Schauf. (u. Reitt., Quaestus | Otiorhynchus terricola Linder. Vorkommen: arcanus Schauf.). Vorkommen: In den Höhlen des Kantabrischen Gebirges. Bathyscia triangula Sharp (und Reitt., B.| Otiorhynchus Vorkommen: In den | triangulum Sharp). Pyrenäen. ü Ötiorhynchus latirostris Barg. Vork.: Italien. camaldulensis Bott. Vor- kommen: Italien. Höhlen von Cuanes y Cuasande, Nord-| Otiorhynchus baldensis Czwal. Vorkommen: spanien. Bathyscia crotchi Sharp (und Reitt.), _4d.| Otiorhynchus myops Reitter. crotchi Sharp und Piochard). Vorkommen: Höhlen von Cueva de Ulayer, Provinz Pamplona. Bathyscia filicornis Uhagon (und Reitt.). Vorkommen: Höhlen im Serantesgebirge bei Santurce. Bathyscia cantabrica Uhagon (und Reitt.). Vorkommen: Höhlen im Kantabrischen Gebirge. Bathyscia flaviobrigensıs Uhagon (und Reitt.). Vorkommen: Höhlen bei Bilbao. Bathyscia seeboldi Uhagon (und Reitt.). Vor- kommen: Kantabrische Gebirgshöhlen. Bathyscia perezi Sharp (und Reitt., Adelops perezi Sharp). Vorkommen: Höhlen von Cuanes y Cuasande. Bathyscia cisnerosi Perez (Ad. vasconica Piochard). Vorkommen: Kantabrische Pyrenäen, Höhlen der Provinz Viktoria und bei Terrelaguna. - Bathyseia hoffmanni Motschulsky. Vor- kommen: In Krainer Höhlen; auch unter Laub. - Bathyscia montana Schiödte. Vorkommen: Luegshöhle; auch unter Laub (Schloßberg bei Laibach). - Bathyscia ovata Kiesenw. Vorkommen: Nur selten in Höhlen; Pyrenäen. Gattung Catops Paykull (Pfomaphagus Reitt.). Catops speluncarum Reitter. Höhlen von Sardinien. Vorkommen: Familie Curculionidae. Otiorhynchus anophthalmus Schmidt. Vor- kommen: Höhle von Großkalenberg in Krain; auch außerhalb. Auch die übrigen Otiorhynchus-Arten sind keine echten Höhlenkäfer, da ihre Larven oberirdisch an. Wurzeln von Bäumen und Sträuchern leben. Zu ihnen gehören: Otiorhynchus martini Fairm. Vorkommen: Pyrenäen. Otiorhynchus mayeti Fairm. Vorkommen: Pyrenäen. Monte Baldo. Vorkommen: Kaukasus. Ordnung Diptera. Familie Phoridae. Phora aptina Schiner und Ess. Vorkommen: Adelsberger Höhle. Ordnung Neuroptera. Familie Phryganeidae. Anabolia pilosa Pict. Vorkommen: Hilgers- häuser und Falkensteiner Höhle, bei Urach in der Alp. Ordnung Orthoptera, Familie Zocustidae. Gattung Troglophtlus. Troglophilus cavicola Kollar. Vorkommen: Adelsberger Höhle; Laubwälder. Troglophilus neglectus Krauß (Phalangopsis cavicola Fieb., Raphidophora cavicola Brunner, Tr. neglectus Krauß, Tr. cavicola Koll., Brunner, v.Wattenwyl). Vorkommen: Höhlen Krains. Gattung Dolichopoda. Dolichopoda palpata Sulzer (Brunner, von Wattenwyl und Finot, Locusta palpata Sulzer, Raphidophora palpata Charp. und Fischer, Phalangopsis araneiformis Sturm., Grylius pupus ewropaeus de Villers). Vor- kommen: In Höhlen und unter Steinen Dalmatiens. Dolichopoda linderi Dufour (Brunner et Finot, Phalangopsis linderi Dufour, Raphidophora geniculata Costa). Vorkommen: Höhle von Villefranche. Dolichopoda bormansi Brunner (und Finot). Vorkommen: Korsika. Ordnung Thysanura. Familie Poduridae. Lipura stillieidii Schiödte (Anurophorus stillieidii Schiödte). Vorkommen: Adels- berger Höhle, Mitchellstown-Höhle auf Irland und Stauper Höhle. — re Er Lipura gracilis Jul. Müller. Katharinenhöhle bei Blansko. Anura crassicornis Jul. Müller. Vorkommen: Katharinenhöhle bei Blansko. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 221 Vorkommen: | Heteromurus margaritarius Wankel. Vor- kommen: Slouper Höhle in Mähren. Familie Sminthuridae. Dicyrtoma pygmaea Wankel. Vorkommen: Gattung Tritomurus. Tritomurus scutellatus Frauenfeld. kommen: Höhle bei Treffen. Vor- Tritomurus macrocephalus Kolenati. kommen: Slouper Höhle im Mähren. Slouper Höhle in Mähren; an Fledermaus- segmenten. Familie Campodeidae. Vor-| Campodeidae erebophila n. sp. Vorkommen: Adelsberger Höhle. ——— ai — —— Die Braconiden-Gattung Meteorus .Hal. Von Dr. 0. Schmiedeknecht. 53. Stigma einfarbig schwärzlich. @ schwarz- braun; Kopf rötlich gelb, hinter den Augen etwas verschmälert, Ocellenfleck dunkel. Fühler von Körperlänge, 25- bis 28gliederig, schwärzlich, die beiden | 55. ersten Glieder rötlich. Prothorax größten- teils hell. Metathorax serunzelt, mit Mittelkiel. Flügel hyalın, die zweite Cubitalzelle nach vorn nicht verschmälert. Beine rötlich gelb, Spitze der hintersten Schienen und die Tarsenglieder am Ende gebräunt. Das erste Segment gestreift, Rückengrübchen deutlich. Bohrer kürzer als der halbe Hinterleib. Beim & der Kopf schwarz, mit rötlichen Augen- rändern. Prothorax, Brust und zuweilen Schildchenspitze hell. Fühler länger als der Körper, 34—35gliederig. 5 mm. England. melanostietus Capron. Stigma in .der Mitte dunkelbraun, am Grunde, Spitze und Außenrand heller. 54, Rückengrübchen deutlich. Braunrot, Kopf und Thorax meist reichlich schwarz ge- zeichnet. Beine dick, rot, Spitzen der 94. hintersten Schenkel und Schienen schwarz. | cornis Wesm. zukommen würde. Metathorax grob gerunzelt, ohne Mittel- kiel. Flügel fast hyalin, Stigma schmal, braun, an der Basis weißlich; der erste Abschnitt des Radius sehr kurz, fast punktförmig. Die hintersten Hüften körnig punktiert. Bohrer wenig länger als der halbe Hinterleib. Färbung ver- änderlich, aber meist dunkler als bei den beiden folgenden Arten. 5—6 mm. Nord- und Mitteleuropa. abseissus C. G. Thoms. Anmerkung: Auf diese Art bezieht Thomson den M. pulchricornis Ruthe und Marshall. (Fortsetzung aus No. 13.) Rückengrübchen undeutlich. Kopf und Thorax rot, meist nur Metathorax schwärz- lich. Spitzen der hintersten Schenkel und Schienen dunkel. 55. Das erste Segment schwach gestreift. Metathorax stark gerunzelt. Rot, Kopf und Thorax wenig dunkel gezeichnet. Segment 2—7 hell oder 3—7 schwärzlich. Beine rötlich, Stigma braun, an der Basis breit, am oberen Rande schmal weißlich. 5 mm. pulchricornis Wesm., C. G. Thoms. Das erste Segment mit gröberen Längs- streifen; Metathorax feiner gerunzelt; dieser und das erste Segment schwarz. Der vorigen Art sehr ähnlich. Zu er- wähnen ist noch, daß die Fühler des 2 fadenförmig und fast kürzer als der Körper sind. 5 mm. Schweden. striatus C. G. Thoms. Anmerkung: Es hält wohl schwer, zwischen diesen drei letzten Arten sichere Grenzen zu ziehen; sie bilden wohl nur Formen ein und derselben Art, der der Name M. pulchri- Sie gehört mit zu den häufigsten. Der glänzende, grau- braune Kokon ähnelt ganz dem von M. ictericus. Als Wirte haben sich ergeben: Agrotis agathina und strigula, Taeniocampa stabilis, Hibernia leucophaearia, Anisoplery& aescularia, Cheimatobia brumata, Oporobia dilutata, Harpella geoffroyella, Scoparia truncicotella. 56. Bohrer reichlich von Hinterleibslänge. Thorax mehr oder weniger dunkel ge- zeichnet. 57. Bohrer höchstens zwei Drittel der Hinterleibslänge erreichend, meist kürzer: in zweifelhaften Fällen der Körper fast ganz gelb. 58. 222 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. IT. Thorax hell rötlich, meist nur das Hinter- schildehen und der Metathorax braun. Q Kopf rötlich gelb, oben dunkel. Fühler borstenförmig, 33—34gliederig, an der Basis heller. Mesonotum und Brust selten dunkel gefleckt. Metathorax netz- artig gerunzelt. Flügel hyalin, Stigma trüb gelb. Beine scherbengelb, die hintersten Schenkel und Schienen mehr rötlich, die letzteren an der Spitze und ihre Tarsen braun. Hinterleib schlank, etwas schmäler als der Thorax. Das erste Segment fast so lang wie die folgenden zusammen, stark und regelmäßig gestreift, schwarz; die übrigen Segmente rötlich gelb. g un- bekannt. 5 mm. Deutschland, England. consors Ruthe. Nach Marshallaus Bryotropha domestica. Thorax schwarz oder braun. Kopf und Hinterleib rötlich braun, Ocellenfleck dunkel. Fühler dunkelbraun, die beiden ersten Glieder rötlich. Prothorax gelb- lich. Metathorax mit zwei ziemlich deutlichen, von feinen Leistchen um- zogenen Schildern, welche in der Mitte glatt, am Rande leicht runzelig sind. Flügel hyalin, Stigma gelbbraun. Beine bräunlich gelb, die Hinterschienen am Ende schwärzlich. Das erste Segment schwarz, ein Drittel der Hinterleibslänge ausmachend, an der Basis gekielt und nadelrissig. 5 mm. Deutschland. — Man verwechsele die Art nicht mit M. ruficeps Nees; bei letzterem mündet der rück- laufende Nerv deutlich vor dem Ende der ersten Cubitalzelle. rubriceps Rtzb. Aus Abraxas grossulariala, rosana und Penthina pruniana. Tortrisc Anmerkung: Eine ganz ähnliche Art beschreibt Ratzeburg unter P. flaviceps. Sie unterscheidet sich besonders durch kürzeres erstes Segment, stärker gerunzeltem Meta- thorax, fast ganz schwarzem Hinterleib und namentlich durch lebt Tor andere Lebensweise. Sie nämlich bei den Nadelholzwicklern bric hereyniana und piceana. Die schnee- weißen Kokons sitzen zwischen den Kiefern- nadeln. 58. Größere Art von 5—6 mm. Thorax- rücken meist schwarz, nur das Schildchen rötlich. Färbung veränderlich, gewöhnlich der größte Teil des Kopfes, Thorax unten 59. und an den Seiten, Schildehen und Hinter- leibsmitte rötlich gelb. Kopf nach hinten stark verschmälert, abgerundet; Fühler fast länger als der Körper, dünn, 33- bis 35 gliederig, an der Basis gelblich. Brust- seiten mit deutlicher, schmaler, fünfförmig sekrümmter und krenulierter Furche. Metathorax netzartig gerunzelt mit deut- lichem Mittelkiel, meist nur oben schwarz. Flügel groß, hyalin, Stigma gelb, die zweite Oubitalzelle nach vorn kaum ver- schmälert. Beine hellrötlich gelb. Das erste Segment immer mehr oder weniger verdunkelt, längs gestreift; außer dem zweiten Segment auch die Hinterleibs- spitze meist gelblich. Bohrer etwa von halber Hinterleibslänge. — Beim & ist das Stigma meist etwas dunkler, die Fühler viel länger, 35gliederis. Eine der verbreitetsten Arten. Var. wunicolor Wesm. (M. wunicolor Wesm.). Der ganze Körper rötlich gelb, nur das erste Segment, meist auch das Metanotum, etwas verdunkelt. scutellator Nees. M. scutellator wurde aus den nach-' stehenden Arten gezogen; der Kokon hängt an einem Faden und ähnelt dem von ictericus und pulchricornis: Leucoma salicis, Ocneria dispar, Bombyx neustria, Agrotis nigricans, Noctua scanthographa und Zriangulum, Taeniocampa stabilis, Scopelosoma satellitia, Calymnia trapezina und Eupithecia exiguata. Marshall (Catalogue of Brit. Hym.) gebraucht für M. scutellator den Namen M. pendulator Latr., aber Latreille sowohl, wie später Haliday haben unter diesem Namen mehrere ähnliche Arten zusammen- geworfen. Kleinere Art von nur 4 mm. Riötlich, Metathorax und das erste Segment schwarzbraun. Der vorigen Art sehr ähnlich, aber kleiner, das erste Segment länger, Scheitel breiter, hinten mehr abgerundet, die Wangen aufgetrieben. Schweden. parvulus ©. G. Thoms. (Nach Thomson gehört hierher der M. unicolor Ruthe und Marshall.) Flügel schmal, kaum den Hinterleib über- ragend, angeräuchert, unter dem Stigma mit weißlicher Querbinde. Gesicht stark konvex. Schiensporen gekrümmt. Schwarz, u Bunte Blätter. 223 das zweite Segment oder alle Segmente, schieden, gewöhnlich rot, Metathorax und mit Ausnahme des ersten, rotbraun. Kopf Hinterleib schwarz. Augen und Ocellen hreiter als der Thorax. Fühler des 9 vorspringend. 2 Fühler schwärzlich, an dick, spiralig, fast perlschnurförmig, nicht der Basis gelblich, von Körperlänge, 29- länger als Kopf und Thorax, 22- bis bis 30gliederig. Brustseiten mit breitem, 25 gliederig, bräunlich. Metathorax fein gerunzeltem Längseindruck. Metathorax netzartig gerunzelt. Stigma schwärzlich, gerunzelt. Flügel hyalin, Stigma hell der rücklaufende Nerv in die erste bis dunkelbraun, je nachdem der Körper Cubitalzelle, die zweite nach oben ver- heller oder dunkler gefärbt ist; Stellung schmälert. Beine dick, hellrötlich braun. der rücklaufenden Nerven ebenfalls ver- Das erste Segment fast glatt. Bohrer schieden; der Nervulus steht auffallend länger als der halbe Hinterleib. — Das weit hinter der Gabel. Beine gelblich, g oft ganz schwarz, die Beine bräunlich. Hüften, Schenkel und Schienen der Fühler wenig kürzer als der Körper, 24—27eliederis. Flügel etwas länger als beim 9. 3—5 mm. Bis jetzt nur aus England, Irland und Schweden. micropterus Hal. Flügel vollständig entwickelt, hyalin oder nur schwach getrübt. 60. ‚hintersten mehr oder weniger schwärzlich gezeichnet. Die hintersten Schienen an der Basis breit weiß, ihre Sporen lang. Das erste Segment fast so lang wie die folgenden zusammen, hinten gestreift; Bohrer so lang: wie der halbe Hinterleib. — Fühler des 3 32gliederig, das zweite und dritte Segment oben meist mit selblicher Makel. 4-5 mm. In Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. versicolor Wesm. Schmarotzer von: Laria V-nigrum, Asteroscopus sphinxz, Bombyx neustria und lanestris, Triphaena pronuba, Geometra papilionarva, Eupithecia exiguata, Argy- resthia nitidella. Hinterleib erößtenteils rötlich gelb gefärbt, die Basis des ersten Segments weißlich oder wenigstens heller als der übrige Hinterleib. 62. (Fortsetzung folet.) 60. Das erste Segment an der Basis weiß ‘oder wenigstens heller gefärbt als der hintere Teil. Der rücklaufende Nerv mündet deutlich in die erste Cubitalzelle, selten ist derselbe fast interstitial. 61. Die Basis des ersten Segments nicht heller gefärbt als der hintere Teil, gewöhnlich schwarz. Der rücklaufende Nerv nie weit vom Ende der ersten Cubitalzelle entfernt. 63. 61. Hinterleib größtenteils schwarz, an der Basis und meist auf der ersten Sutur (Einschnitt zwischen dem ersten und zweiten Seoment) weiß. Färbung ver- Te E Bunte Blätter. ’ ittei stämme; ja selbst der bekannte amerikanische Kleinere Mitteilungen. Staatsentomologe Chr. Riley versuchte auf Sn ERFE einem Heuschrecken-Diner in St. Louis, diese Verschiedene Geschmacksriehtungen. De | Tiere zu einem courfähigen Nahrungsmittel gustibus non est disputandum oder, wie|zu machen. Ich selber habe Menschen kennen Friedrich der Große sagte, non est disputan- | gelernt, die mit Wohlgefaller Maikäfer aßen, tibus, sowohl bei Menschen wie bei Tieren. | und einen Knaben, dem sogar Regenwürmer Die Kreide- und Schiefertafeln liebenden !eine Delikatesse waren. Wie kann man sich Kinder sind noch immer nicht ausgestorben; | da wundern, daß Tieren, und zumal Insekten. die fetten Larven der Palmbohrer sind eine | die wunderlichsten Sachen als Nahrungsmittel Delikatesse für gewisse Negervölker, wie die | zusagen? Daß Holz, Wolle, Felle, Federn etc. Heuschrecken eine Leibspeise Johannis des |in Insekten heftige Feinde haben, wissen alle Täufers und auch heute noch mancher Neger- | Hausfrauen, daß aber so scharfe Ingredienzien, 224 Bunte Blätter. zo wie Pfeffer, Tabak, Essig ete., nicht von Kerfen verschont werden, möchte selbst manchem Entomologen unbekannt sein. Im Verein für schlesische Insektenkunde zeigte Herr Goetschmann im Januar. 1895 Paprikapulver mit Larven von Anobium paniceum L. vor. Auch in unserer hiesigen Apotheke hatte sich dieser Käfer im vorigen Jahre in großer Menge an den verschiedensten Droguen eingenistet, wenngleich nicht an solchen für unseren Geschmack scharfen, wie Paprika. F. H. Chittenden berichtet aus den Vereinigten Staaten, daß der Cigaretten- käfer, wie er ihn nennt (Lasioderma_ serrö- corne Fab.), nicht nur Tabak in jeder Form, Rauchtabak, Cigarren und Cigaretten, selbst Kautabak angreift, sondern auch Cayenne- pfeffer, Ingwer, Rhabarber, Reis, Feigen etc. und sogar Mutterkorn, ferner Herbarien. Polster-Möbel, Plüsch, Seide ete. Nicht weniger omnivor und wählerisch ist der oben erwähnte Ptinide Sitodrepa panicea L.= Anobium paniceum L., ein abundanter Übiquist, sowohl in der Alten wie in der Neuen Welt, der alles Eß- und Kaubare, vom Brot an, auch Gewürze, bis zu den Giften Akonit und Belladonna, nicht verschmäht, und Wolle, Seide, Federn etc. ebensowenig ungeschoren läßt wie Blei una Zinn. Nur Eisennahrung hat man ihm noch nicht nachweisen können. Zu den dem Trunk am meisten ergebenen Insekten gehören bekanntlich die Fliegen. Einige unter ihnen, wie Drosophila amoena Loew und D. ampelophila Loew, gehen sogar soweit, daß sie die in Essig eingelegten Früchte nicht verschmähen, und nicht nur sie lieben solche, sondern sogar ihre Larven, die sich gern in nicht gehörig verschlossenen Essigfruchttöpfen einnisten. je Exkursionsberichte. (Unter dieser Rubrik bringen wir kurze Mitteilungen, welche auf Exkursionen Bezug haben, namentlich sind uns Notizen über Sammelergebnisse erwünscht.) (Fortsetzung aus No. 39, Bd. I.) Am 26. Mai v. Js. sah ich mich wieder einmal in der Umgebung des nahe gelegenen Ortes „Wendelstein“ um. Ein zweistündiger Aufenthalt daselbst ergab folgendes Resultat an Coleopteren: 161. Notiophilus aquaticus L. 162. n biguttatus N. 163. Dyschirius globosus Hbst. 164. Platymus sexpunctatus L. 165. Calathus erratus Shlbg. 166. + fuseus F. 167. Amara lueida Det. 168... fuwa, Deg. 169. . consularis Dft. 170. Harpalus aeneus v. semipunclatus De). gl r modestus De;j. 172. % pieipennis Dft. 173. Elater balteatus L. 174. Cardiophorus musceuhus Er. 175. Asclera coerulea L. 176. Olylra laeviuscula Ratzeb. 177. Plagiodera versicolora Laich. 178. Haltica oleracea UL. K. Manger, Nürnberg. e 2 Litteratur. Staudinger, Dr. ©. Abbildungen und Be- schreibungen der wichtigsten exoti- schen Tagfalter in systematischer Reihenfolge. Unter technischer Mit- wirkung von Dr. H.Langhans. Mit 1360 kolorierten Abbildungen auf 100 Tafeln. Preis brosch. Mk. 180, eleg. geb. Mk. 200. Zweite Auflage. Fürth (Bayern) von G. Löwensohn. 3 Es liegen von diesem Werke nunmehr die Schlußlieferungen 19 und 20 vor. Der Text, Seite 299 bis 304, schließt mit der51. Hesperiden- Gattung Euschemon Doubl. Ich wiederhole an dieser Stelle ganz besonders, daß der Text überall außerordentlich anregend bei klarer, knapper Fassung gehalten ist. Derselbe liefert durchaus nicht nur ergänzende Beschreibungen zu den Abbildungen, sondern schließt eine Fülle synonymischer, vergleichender Be- trachtungen im allgemeinen, wie auch be- sonders bei den einzelnen Arten in sich, so daß außer über die abgebildeten auch über die verwandten Arten eine Übersicht gegeben erscheint. Seite 305 und 306 enthalten „Berichtigungen und Nachträge“. Es folgt ein „Verzeichnis der als neu beschriebenen Arten und Varietäten“, |dann ein „Verzeichnis der Autoren“ und ein solches „der geographischen Namen“, deren Lage auf einer beigefügten Karte, in welcher auch die verschiedenen Tiergebiete charakterisiert sind, zu vergleichen ist. Ein „Register“ schließt das Werk, dessen letzte Lieferung noch ein Inhaltsverzeichnis und Vorwort enthält. Die Tafeln 91 —100 stellen zahlreiche Ver- treter der Eryciniden, Lycaeniden und Hespe- riden dar. Auch diese Tafeln sind, wie die früheren, ganz vorzüglich gelungen, und es ist gewiß nicht leicht, z. B. den mannigfaltigen Schiller der exotischen Lycaeniden prägnant wiederzugeben. Bei der Trefflichkeit des Werkes in Text wie Abbildungen könnten die etwas „ältlichen“ Drucktypen gelegentlich ein wenig störend empfunden werden. Dieses Werk ist im übrigen das erste, welches die exotischen Tagfalter in systemati- scher Reihenfolge in ihren wichtigsten Formen behandelt. Text wie Abbildungen vereinigen sich hier zu einem Werke, welches, wie kein anderes, geeignet ist, dem Sammler das Be- stimmen seiner Schätze an exotischen Tag- faltern zu ermöglichen und seine Studien zu vertiefen. Der Preis des Werkes ist ein durchaus mäßiger. Schr. “ Für die Redaktion: Udo Lehm ann, Neudamm. Verlag- TEE. . aa Die Buchen- Woll-Laus. 225 Die Buchen-Woll-Laus. Kurze Mitteilung und Anfrage. Von Dr. Chr. Schröder. (Mit einer Am 9. Oktober des vorigen Jahres wurde die Nachricht verbreitet, daß das Düsternbrooker Gehölz, welches am Südwest- ufer der Kieler Föhrde romantisch gelegen ist, unter den Ansriffen eines winzigen Insekts einer großen Gefahr entgegengehe. Jene beunruhigende Nachricht lautete: „Der Buchenbestand des Gehölzes scheint durch das massenhafte Auftreten der Woll- Laus (Pemphigus), vielleicht auch der Buchenblattlaus (Lachnus fagi), bedroht zu sein. Einige Stämme sind förmlich mit einem weißen Pelz überzogen, der vielleicht die Eier birgt, die dann durch Ammoniak- wasser (1:25) heruntergewaschen werden können. Von den Läusen scheint keine Spur vorhanden zu sein; selbst unter starker Vergrößerung findet man sie nicht. Vielleicht sind sie in die Erde gegangen, wo sie über- wintern. Man will darum die Erde um die Abbildung.) ziehen sich von unten nach oben hin und rufen an den jungen Zweigen, sowie den Blättern ein Kräuseln, Gelbwerden, sowie allmähliches Abwerfen hervor. Diese Er- scheinungen werden verursacht durch die massenhaften Ansiedelungen der Woll-Laus Schizoneura lanigera Hausm., welche zu Anfang dieses Jahrhunderts mit der Reblaus eingeschleppt wurde. (Der Name ist auf die eigentümliche Wachsausscheidung zurück- zuführen, der wie ein Woll-Gewand das Tier umhüllt).. . .“ „Die Vertilgungsmaßregeln setzen die Untersuchung der Lebensweise des Schäd- lings voraus! Die Woll-Laus schadet durch das Aussaugen des Splintsaftes und durch die Beeinträchtigung der Atmung der Pllänze wegen der Dichtigkeit ihrer An- siedelungen. Die Weibchen kriechen be- sonders in die Risse des Stammes, um sich angegangenen Bäume durch frische ersetzen; | dann unter die Rinde zu schieben, sich von der Stadt sind die nötigen Gelder bereits | dort festzusaugen und so geschützt weiteren bewillist worden. gestorben und sollen gefällt werden. Es bleibt der Zukunft die Entscheidung über- lassen, ob die Bäume durch das genannte Ungeziefer oder aber, was wahrscheinlicher ist, durch die Entwässerung infolge der Tunnellesung eingegangen sind. Vielleicht mögen beide Ursachen zusammen den Tod der Bäume hherbeigeführthaben, daerfahrungs- semäß kranke Bäume dem Verderben durch Insekten eher anheimfallen als gesunde.“ Diese Mitteilung entbehrt offenbar zu sehr des thatsächlichen Untergrundes, als daß sie besonders in Frage kommen könnte. Wie ich ferner aus den Akten über diese Sache, welche mir bereitwilligst zur Einsicht vorgelegt wurden, entnehme, giebt derhiesige Stadtgärtner in seinem Berichte inhaltlich folgende Darstellung jener Beobachtung: „. - . Es ist auffallend, daß vorwiegend die Stämme in den Niederungen mit einem weißlichen Woll-Überzuge bekleidet sind, und zwar meist an den rauhen Stellen der Rinde. (Es folgt eine sehr dürftige Oharakterisierung der Art)... Die Läuse Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. Fünf Bäume sind ab-| Generationen das Dasein zu geben. . No. 15. (Es folgt eine kurze Skizzierung der weiteren Ent- wickelung der Generationen, welche teilweise [„die erste Begattung (?) erfolgt im März“] recht anfechtbar sein möchte). . Da sich die meiste Wärme und Feuchtigkeit, Faktoren, welche für das Gedeihen der Blattläuse von wesentlicher Bedeutung sind, eben über dem Boden entwickeln, pflegen die ersten Angriffe im Frühjahr stets dort zu erfolgen, und es erklärt sich ebenso, daß die be- fruchteten Weibchen im Spätherbst am Stamme herabkriechen, um ihre Eier teils zwischen die Rindenrisse, teils in die Erde abzulegen und daselbst zu überwintern.“ „In diesem Vorgange ist ein Fingerzeig zur Bekämpfung gegeben, nämlich in dem Überstreichen der Bäume, soweit erreichbar, im Frühjahr und Herbst mit Gasrückstand (1:25); diese Maßregel wirkt um so günstiger, da Eier und eierlegende Weibchen gleich- zeitig getroffen werden. Als weitere Mittel sind zu nennen: Lauge von sogenannter schwarzer Seife (auf 8 Ltr. Wasser !/, Pfd. schwarze Seife), das Bestreichen mit stark 1897. 226 Die Buchen - Woll-Laus. verdünntem Petroleum, sowie das Entfernen und Erneuern der Erde am Grunde der Stämme. (Im weiteren wird die Kränk- lichheit mancher Bäume des Düsternbrooker Gehölzes als erste Ursache des Erscheinens der Woll-Laus angesprochen, da „nur kranke Bäume einen Nährboden für diese Insekten“ liefern). . .“ Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich diese Darstellung weniger auf die Beob- achtung und Erfahrung, als auf das Studium der Litteratur über verwandte Erscheinungen, besonders über das Auftreten der „Blutlaus“, zurückführe. Dasselbe möchte ich von einem weiteren Gutachten behaupten, welches von eigentlich berufener Seite hier ausgesprochen wurde, nur daß hier Chermes (Lachnus) fagiL. unter der „Buchen - Woll-Laus“ verstanden wird. Jener Bericht führt inhaltlich aus: „... Der Schädling scheint noch wenig bekannt zu sein; ist vielleicht erst in der Einwanderung begriffen, ähnlich der Blutlaus am Apfelbaum, welche erst in den letzten fünfzig Jahren einen gefürchteten Namen erlangt hat. Die Woll-Laus tritt besonders an jungen Buchen auf. Ein eigentliches Gegenmittel ist noch nicht bekannt; es werden aber wesentlich dieselben in Frage kommen wie gegen die Blutlaus: Zerdrücken und Ausbürsten der Ansiedelungen, mehrfach zu wiederholen, das Bestreichen mit Petroleum und Tabaksbrühe unter Zusetzen von Karbolsäure oder mit Gold’scher Tinktur. Stark befallene Stämme sind zu beseitigen und zu verbrennen, gesunde Bäume sind durch Teerringe gegen die an- kriechenden Läuse zu schützen ... .“ In der That wurde das Abwaschen der Bäume mit Ammoniakwasser in weitem Umfange alsbald energisch in Angriff ge- nommen und durch Benutzen ziemlich hoher Leitern in möglichste Höhe fortgesetzt. Die Stadtkollegien bewillisten hierfür 200 Mk. Nach kurzer Zeit aber ging eine Mit- teilung der oberen Forstbehörde ein, welche, gestützt auf den weiter anzuführenden Be- richt der Eberswalder Forstakademie, jene Maßregel verwarf und die sich ergebenden Differenzen kategorisch zu Gunsten dieser entschied. Das Abfegen der Bäume sei demnach ein ganz verkehrtes Verfahren und diene nur als Mittel zur weiteren Aus- breitung der Woll-Laus. Deshalb sei das Abfesen schleunigst einzustellen und das von jener Seite empfohlene Mittel anzu- wenden. Das Gutachten der Akademie lautet inhaltlich: „il. Die Buchen-Woll-Laus (dort aus einem eingesandten Rindenstück erkannt) ist richtig bestimmt; sie tritt als primärer Feind der Buchen auf und wird bei starker Vermehrung früher oder später, etwa nach fünf bis acht Jahren, verhängnisvoll.“ „2. Eigentliche Seuchenherde existieren für sie nicht, da sie mit ihrer Wolle nur mechanisch durch fremde Kräfte, also unfrei- willig, von ihrem Ansiedelungsorte entfernt und, vom Winde getragen, an rauhen Stellen anderer Bäume, Äste u. s. w. haftend, ver- breitet wird. Daher erklärt sich auch die Erscheinung, daß wohl jahrelang nur ein einziger Stamm, oder aber, daß nur dieser und jener in seiner Umgebung ganz allmählich von den Feinden besetzt wird.“ „3. Als Vertilgungsmittel kann nur eine Flüssigkeit dienen, welche die die Eier wie Insekten eng umhüllende Wolle (Wachsstoff) auflöst, also Weingeist enthält. Bewährt hat sich das folgende: 50 Teile grüne Seife, 100 Amylalkohol (Fuselöl), 200 Weingeist, 650 weiches (Regen-)Wasser. Die Weiter- besetzung eines Stammes erfolst übrigens von unten nach oben. Da die Wachsflocken nach dem Verlassen ihrer Bewohner noch eine Reihe von Jahren an ihrer Stelle haften, so sind sie auf ihr Bewohntsein hin kurz zu prüfen, bevor an das Bestreichen ge- gangen wird, um unnötige Zeitvergeudung und Kosten zu vermeiden.“ Es läßt sich nicht behaupten, daß diese verschiedenen Berichte viel Überein- stimmendes besitzen, daß sie auch nur einige Sicherheit über die vorliegende Art sewähren. Die Eberswalder Forstakademie schweigt sich vielmehr völlig über den korrekten lateinischen Namen aus. Einigkeit herrscht allerdings in der deutschen Be- zeichnung „Buchen-Woll-Laus“. Unter dieser werden aber zwei völlig verschiedene Tiere verstanden, zunächst Lachnus fagi L., der ich auch unbedenklich diesen Namen ein- räume, dann aber auch die Schizoneura lanigera Hausm.; bisher als Schädling wesentlich des Apfelbaumes unter dem Titel „Blutlaus“ berüchtigt. Die Buchen-Woll-Laus. (Vergl. den Text.) Orisinalzeichnung und -Aufnahme für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. Chr. Schröder. 228 Die Buchen - Woll- Laus. Die Lebensweise dieser beiden Arten ist recht verschieden. Die erstere pflegt vom Mai bis Juli gesellig unter den Blättern der Rotbuche (Fagus sylvata) zu leben. Sobald die Blätter eine festere Konsistenz erhalten, verschwindet die Baumlaus, und ihr Aufent- halt auf denselben kann höchstens zwei Monate dauern. Sie hinterlassen auf den Blättern und deren Stielen, welche sie eben- falls ansaugen, süße, krystallhelle, gummi- artige Tropfen. Es sind ovi-vivipare Pflanzen- läuse, deren letzte oder Sommergeneration Eier legt, aus denen schon in warmen Herbsten oder erst im nächsten Frühlinge flügellose Stamm-Mütter entstehen, die, wie ihre Nachkommen, lebendige Junge gebären (Kaltenbach). Die lanıgera dagegen, eine Rindenlaus, bewohnt nach übereinstimmenden Unter- suchungen Apfelbäume. Der genannte Autor z. B. beobachtete sie Ende August an den jungen Stämmehen einer Baumschule und gleichzeitig an den Ästen alter Zwerg- und Pyramidenbäume, an denen sie teils in langen Reihen, teils gruppenweise saßen. Die Kolonien auch dieser Art machen sich durch das weißwollige Sekret, welches ihren Körper ebenso wie den der fagi umhüllt, sehr bald bemerkbar. Es sind vivipare Blattläuse. Die Stamm - Mütter bringen den Winter hindurch bewegungs- los zu. Die Lebensweise des fraglichen Schäd- lings weist also hiernach mit Wahrschein- lichkeit auf eine Verwandtschaft mit der lunigera hin. Daß er mit dieser identisch ist, glaube ich schon wegen der ganz differenten Nährpflanze nicht annehmen zu dürfen. Auch die Charakterisierung der ungeflügelten Formen der lanigera, wie sie beispielsweise Kaltenbach giebt, steht nicht in völligem Einklang mit meinen Unter- suchungen über die jüngsten Formen jenes Schädlinges.. Besonders auffallend unter- scheidet sich die Fühlerbildung, während der Habitus im ganzen allerdings sich dem der lanigera eng anschließt. Die Fühler der letzteren werden nämlich charakterisiert als sehr kurz, blaßgelb; die drei Endglieder sind fast gleich lang und zusammengenommen etwas länger als das dritte Glied. Letzteres ist hier durchaus nicht der Fall. Doch beabsichtige ich für jetzt nicht, auf diese Erwägungen weiter einzugehen. Indem ich mir ausführlicheres für die spätere Darstellung vorbehalte, will ich nur noch kurz das Ergebnis meiner bisherigen Unter- suchungen folgen lassen. - Ich begab mich sofort in das genannte Gehölz, um den Sachverhalt an Ort und Stelle zu prüfen. Es handelt sich um einen Rotbuchen-Bestand mit wenig Unterholz, dessen Stämme schlank emporwachsen, um erst hoch oben eine ziemlich kleine Krone zu entfalten. Wie geschildert, fand ich in der That die Stämme mehr oder minder mit Wollflocken besetzt, am dichtesten in einer Niederung des sehr unebenen Terrains. Hier ließen sich dieselben wohl an jedem Stamme nachweisen, ja, einige derselben erschienen mit ihnen förmlich überzogen. Einen Rinden- abschnitt, welcher in mittlerem Grade besetzt ist, stellt die Abbildung in fast zweifacher Vergrößerung dar. Die weißen Wachs- flocken treten klar hervor. Übrigens ist es mir zum mindesten höchst unwahrscheinlich, daß diese Flocken „mechanisch“ (durch den Wind) dorthin gelangt sein könnten. Später beobachtete ich dieselbe Erscheinung auch in anderen, teils eine Stunde entfernten Gehölzen. Die nähere mikroskopische Untersuchung ergab, daß unter dieser Wachshülle Eier und Larven verborgen waren. Zunächst fand ich besonders erstere, später mehr letztere; diese waren offenbar im Aus- schlüpfen und kaum größer als die elliptischen, hell gelblich rötlichen Eier, ungefähr !/. mm lang. Ihre Gestalt läßt die Abbildung er- kennen (es ist dort nur die rechte Seite ausgezeichnet!); ich werde die Beschreibung derselben später im Zusammenhange aus- führlich geben. Die Skizze neben der also stark vergrößerten Laus giebt schematisch die Höhen-Verhältnisse des Körpers an (als Längsschnitt, der Kopf oben zu denken). Von diesen Eiern und Larven fanden sich unter jeder Flocke eine ganze Anzahl. In einem Falle zählte ich deren über 40; sie erscheinen als winzige, dunkel rötlich gelbe Pünktchen. Fünf Bäume waren völlig abgestorben; gegen acht sah ich, welche bereits erheblich kränkelten und deren Belaubung sowohl an Quantität, wie in der Zeichnung angedeutet, als auch an Qualität sehr kiimmerlich war. ) - Insektenreisen. 229 Die Abbildung zeigt einige derartige Einzel- Blätter in natürlicher Größe. Im übrigen ließen die Blätter keinerlei Spuren des Ungeziefers erkennen, so daß an fagi nicht zu denken sein wird. Nachdem die besonders gefährdeten Bäume, wie bereits angegeben wurde, abgefest und dann mit Ammoniakwasser bestrichen waren, untersuchte ich alsbald mit der Lupe eine Reihe von Stämmen. Ich fand, trotz ihrer Kleinheit, lebende Läuse an ihnen, wenn auch nicht gerade sehr viele. Die Wachsflocken, welche am Boden um den Stamm herum zusammen- sefegt lagen, zum Teil auch entfernt wurden, enthielten ebenfalls noch lebendes Material, wie eine Untersuchung zu Hause ergab. Von sicherer Wirkung dürfte also das angewendete Mittel nicht sein. Bis gegen Mitte Februar war eine Ver- änderung nicht einmal bezüglich der Größe der Läuse zu bemerken. Ihre Entwickelung in den ersten Frühlingstasen ist daher wahrscheinlich. Von Stamm-Müttern oder sonst ausgewachsenen Formen habe ich auch im Anfange nichts finden können. Die weitere Beobachtung wird zweifellos im Laufe des Jahres eine genaue Bestimmung der ganzen Erscheinung ermöglichen. Meine Litteratur, welche an Werken über Schäd- linge vieles enthält, läßt mich hier fast völlig im Dunkeln; auch die klassische Arbeit von Ratzeburg über die Schädlinge des Waldes erwähnt nichts dergleichen. Daher würde ich diese oder jene Mitteilung zu dieser Sache, sei sie persönlich oder erscheine sie in der „Iilustrierten Wochenschrift für Entomologie“, freudig begrüßen. hy Insektenreisen. Von Prof. Karl Sajo. Die Aufsätze der Herren Dr. Pfannkuch und Koßmann in No. 27 und 29, Bd. I der „Lllustrierten Wochenschrift für Entomologie“, welche manche Daten von hohem Interesse enthalten, gaben mir Anlaß, meine bisherigen Erfahrungen über Wandern der Insekten, verbunden mit einigen Notizen anderen Ursprunges, zusammenzufassen. Die Verbreitung der Insekten kann auf verschiedenen Wegen geschehen, und der menschliche Verkehr bildet ja bekannter- weise heutzutage schon ein sehr bedeutendes Vehikel zu diesem Zwecke. Selbst fließende Gewässer, besonders nach ausgiebigen Ge- wittern, vermögen, einige Arten sehr weit von ihrer Geburtstätte wegzuraffen; denn es giebt viele Formen, namentlich unter den Käfern, die ein Schwimmen in den Wogen recht lange Zeit aushalten können, und wenngleich sie schon in betäubtem Zu- stande irgendwo aufs Trockene gelangen, kommen sie doch in zahlreichen Fällen wieder zu sich. Vorzüslich Rüsselkäfer, die ich hier und da aus fließenden Wässern heraus- gefischt habe, und die ganz tot zu sein schienen, wurden zu meiner Verwunderung auf den Nadeln in den Sammlungsschachteln wieder lebendig. Jedenfalls ist aber der Wind der Haupt- motor ihrer Reisen in fremde Gebiete. Und eben diese „Sturmreisen“ bieten in allen den dazu gehörisen Einzelheiten eine sehr merkwürdige Naturerscheinung. Die Insekten sind bekanntlich äußerst nervöse Wesen, welche Eigenschaft sie wohl im Kampfe ums Dasein erworben haben müssen. Denn das Ausspähen der Nahrung, was bei manchen Arten, besonders bei den Parasiten, eine recht schwierige Aufgabe ist, ferner die Flucht vor Feinden haben das Heer der Sechsfüßler zu sehr erregbaren Geschöpfen gemacht. Übrigens hat eben dieser Kampf ums Dasein gleiche Resultate auch im menschlichen Geschlechte herbei- geführt; denn der Umstand, daß die Menschen Kämpfe gegen Individuen ihrer eigenen Art, also gegen Menschen, führen, was (in solchem Grade wenigstens) in der Tierwelt nicht aufzufinden ist, mußte immer gegen ein ruhiges Leben arbeiten. Und auch heute scheinen ‘überall, wo viele Menschen zu- sammen leben und um die Existenz gegen- einander kämpfen, diejenigen mit bedeutender Reizbarkeit die Oberhand über die ruhigeren und phlegmatischeren Naturen zu behaupten. Und wenn jemand dagegen einwenden würde, 230 ° Insektenreisen. daß hierdurch eine Selektion der Nerven- kranken oder wenigstens der kränklich Nervösen entstehen müßte, so wären wir gar nicht willens. solches zu verneinen. Die Zunahme der Nervenkrankheiten in der eivilisierten Welt hat wohl mit dieser Ursache, die schon zwischen den Schul- bänken ihre Arbeit beginnt, einen wesent- lichen Zusammenhang. Die gesamte Tierwelt besitzt die ge- meinsame Eigenschaft, daß sie zu gewissen Zeitpunkten, die ganz entschieden mit den meteorologischenErscheinungen, insbesondere mit den barometrischen Depressionen, zu- sammenfallen, in eine abnorme nervöse Gereiztheit gerät. Vor einigen Monaten habe ich die diesbezüglichen Verhältnisse, | hauptsächlich was die Menschen und die höheren Tiere betrifft, in einer Arbeit ver- öffentlicht.*) Es sei mir erlaubt, hier eben diese Erscheinungen vom entomologischen Ge- sichtspunkte aus eingehender zu besprechen. Sobald ein Regen, ein Gewitter, oder auch nur eine bedeutende Bewölkung im Anzuge ist und der Luftdruck eine mit diesen atmosphärischen Erscheinungen ver- bundene Veränderung erleidet, scheint durch die ganze tierische Bevölkerung des be- treffenden, ın Mitleidenschaft gezogenen Gebietos eine Alteration im Nervenleben vorzugehen. Der Geschlechtstrieb — das ist eine durchgängig bemerkbare That- sache im höheren wie im niederen Tier- leben — erreicht zu solchen Zeiten seinen Höhepunkt, was jedermann ohne Schwierig- keit bemerken kann. Ein Regen, der erst in den Nachtstunden eintritt, läßt diese Zustände sehr oft schon in den Morgen- stunden als Vorboten auftreten, ja, oft schon am vorhergehenden Tage, wenn das trübe Wetter am folgenden Morgen sich meldet. Aber nicht bloß der Paarungstrieb, sondern überhaupt die ganze Thätigkeit der Nerven ist an solchen Tagen aufgeregt. Auch das Aufsuchen der Nahrung geschieht dann in fieberhafter Hast, gleichsam als würde die ganze vier-, sechs-, acht- und mehrfüßige, ja sogar die fußlose, animalische Welt fühlen, daß nun eine Zeit kommt, die *) Sajö: „Lebende Barometer“. Österreich. landwirtsch. Wochenbl., Wien, Jahrgang 1896, p- 345. ihnen einige Schranken in ihren gewohnten Exkursionen setzen könnte. Selbst die morosen Krebse verlassen zu solchen Zeiten, an schwülen Abenden, ihr Element und kriechen im Grase umher; die Schlamm- beißer (Cobitis fossilis) kommen aus dem Schlamme der Bäche an die Oberfläche des Wassers und gebärden sich ganz närrisch, so daß man sie für Wasserschlangen halten könnte. Übrigens, wer auch nur im Zimmer sein Pfeifchen raucht, hat ein sehr empfindliches Wetterzeichen in den Stubenfliegen selbst, die zwar immer des Dichters Wort: „Nur die Lumpe sind bescheiden“ — als Lebens- regel beobachten, die aber vor Regenwetter und vor Bewölkung alle Schranken selbst einer „Fliegensittlichkeit“ außer acht lassen. Und nicht nur die Musca domestica belagert unsere ehrliche Haut, sondern auch der sonst ruhigeWadenstecher (Stomoxys caleitrans) kommt mit seinem bajonettbesetzten Mund- stück hervor, um uns einige wohlbedachte Stiche zu versetzen. Gehen wir ins Freie, so kommen die langbeschwinsten Regenbremsen (Haema- topota pluvialis), sowie die mit Unrecht so benannten „Blindbremsen“ (Chrysops), die sich sonst gar nicht zeigen, auf einmal als Regenpropheten in Thätiskeit. Wird es Abend, so giebt es der Gelsenstiche wohl einen Anfang, aber kaum ein Ende, bis in die tiefe Nacht hinein. Solche entomologisch-meteorologisch ab- normen Tage und besonders Abende lassen die scheuesten Insekten zu kihnen Spring- insfelden werden. Ich habe in dieser Hinsicht besonders die Harpalus-Arten aus der Familie der Laufkäfer und merkwürdiger- weise die Wasserwanzengattung Coriza als meteorologisch sehr empfindliche Insekten bezeichnet. In unseren Sommerwohnungen zeigen sich diese Gattungen in der Regel nicht. An manchen ruhigen, schwülen Abenden aber, welche größeren Gewittern voran- gehen, dringen sie in der That massenhaft durch Thüren und Fenster in die beleuchteten Wohnräume, bedecken den Boden, fallen auf den Abendtisch, in die Teller, Schüsseln, Gläser, so daß man sich ihrer kaum erwehren kann. Besonders eigentümlich erscheint diese Belagerung seitens der Hemipteren- EEE Insektenreisen. 231 Gattung Coriza, die ja ausschließlich Wasser- tiere enthält, welche sonst an trockenen Orten überhaupt nicht vorkommen. Wenn man diese Erscheinung mit dem Gebahren der Krebse und Schlammbeißer vergleicht, so wäre man beinahe geneigt, zu glauben, daß die Wassertiere für die meteorologischen Vorzeichen der Gewitter noch empfindlicher seien als die Landtiere. Zu solchen Zeiten sah ich abends ganze Schwärme von Staphyliniden, Carabiden und auch Borkenkäfer sich in der schwülen Luft herumtummeln, die an anderen Abenden, wo kein Regen im Anzuge war, kaum hin und wieder im Fluge bemerkt wurden. Bei hohem oder sich hebendem Barometerstand drangen sie in die Wohnungen entweder gar nicht oder nur vereinzelt ein. Den Lepidopterologen, die Köderfang treiben, sind übrigens diese Zustände nicht unbekannt. Und auch die Entdeckung dieser Fangmethode fiel mit einem Gewitter zu- sammen. Herr Streckfuß teilte im Jahre 1891 mit, daß der Köderfang sein Entstehen dem Ober-Finanzrat von Heinemann in Braunschweig verdankt, der durch Zufall dazu kam. In seinem Garten wurden Äpfel- schnitte für die Haushaltung gedörrt, und als einmal nachts schwere Wolken mit Sturm und Wetterleuchten heraufzogen, eilte man hinaus, um das Obst zu bergen. Da bemerkte von Heinemann mit Staunen, daß beim Lampenlicht die noch feuchten Äpfelschnitte mit saugenden Nachtschmetterlingen bedeckt waren. Diese zufällige Beobachtung benutzte er später mit Anwendung von Apfeläther: Ich glaube, Herr Streckfuß war der erste, der vor sechs Jahren, bei Gelegen- heit eines Berichtes über Nachtköderfang während eines Sommers in Friedrichshagen bei Berlin, die mehr oder minder günstigen Resultate dieser Fangmethode mit den meteorologischen Verhältnissen auf präcise Weise in Zusammenhang brachte. Er sagte nämlich, „daß der Fang am lohnendsten war bei Wetterleuchten, am schlech- testen nach Regen oder bei starkem Tau. Mondschein oder Dunkelheit schienen keinen besonderen Einfluß auszuüben“. Auch hier zeigt sich also die große Errestheit der Sechsfüßler bei geringem Luftdruck (baro- metrischer Depression), während nach Aus- toben der Gewitter oder bei Tau, der bekanntlich in unbewölkten Zeiträumen auftritt, die klemen Näscher sich ruhig verhalten. Man wäre beinahe geneigt, anzunehmen, daß die Kerfe für die Ver- hältnisse des Luftdruckes einen ganz be- sonderen, sechsten Sinn hätten. Ihr All- gemeinbefinden wird von den genannten Veränderungen der Atmosphäre jedenfalls in sehr hohem Grade beeinflußt. Es wäre ein Irrtum, wenn man dabei die Temperatur als Faktor ansprechen wollte. Ich habe öfter beobachtet, daß in den heißesten Nächten der „Hundstage“, wenn keine Bewölkung in Aussicht war, sich alles ruhig verhielt, während später bei angenehm kühl temperierter herbstlicher Luft, wenn Regenwetter einzutreten drohte, die allgemeine Unruhe und Lebhaftigkeit wie auf ein Zauberwort wieder ausbrach. Nun ist aber dieser alterierte Nervenzustand der Insekten vor Ge- witter eine der mächtigsten Ursachen ihrer Verbreitung. Denn es ist gewiß, daß durch keinen anderen Faktor die Kerfe mit solcher Gewalt und in so große Entfernungen davongerafft werden können wie gerade durch aus-- gebrochene Gewitterstürme. Und je schwer- fälliser und plumper sonst die Flug- bewegungen einer Art sind, desto mehr hat sie den heftigsten Gewittersturm nötig, um weit von ihrer Geburtstätte wegreisen zu können. Der Satz kann auch umgekehrt werden; man kann nämlich auch sagen: je schwerfälliger und unbehilflicher der Flug einer Insektenart ist, desto sicherer wird sie ein Gewittersturm wie ein willenloses Stück Papier packen und in recht große Entfernungen mit sich führen. Für diese Naturerscheinung habe ich eine Bestätigung in meiner eigenen Baum- pflanzung gefunden. Zu Kis-Szent-Miklös in Ungarn habe ich vor etwa 12 Jahren auf lichtem Flugsandboden Föhren gepflanzt, an einem Orte, der von jeder anderen Föhren- anlage 4—5 Kilometer weit entfernt lag. Vier Jahre hindurch war die Pflanzung von den speciellen Kiefern-Insekten ganz ver- schont geblieben. Im vierten Jahre fand ich zwar die Spitzen einer Schwarzföhre (Pinus austriaca) durch Retinia turionana Hübn. angegriffen, doch diese Infektion hatte keine Fortsetzung, weil ich die be- 232 Insektenreisen. schädigten Knospen in den Zwinger brachte, die sich entwickelten Motten in meine Sammlung wanderten, und im Freien nichts von ihnen übrig blieb. Eine zweite Ein- wanderung geschah erst vor anderthalb Jahren wieder. Im fünften Jahre nach der Pflanzung trat eine Blattwespe, nämlich die rote Buschhornwespe (Lophyrus rufus), auf. Die Weibchen dieser Art sind bekannter- weise keine großen Meister im Fluge; ge- schickte, flinke Bewegungen vermögen sie kaum auszuführen. Ihre Flügel sind zwar groß, aber weich und wellig, mit welchen sie sich wohl in der Luft, besonders im Winde, ohne niederzufallen, erhalten können; aber mehr im passiven als im aktiven Zu- stande, d. h. sie überlassen sich den Luft- strömungen, ohne daß sie selbst fähig wären, der Gewalt eines Sturmes, in den sie hinein- geraten sind, energisch Widerstand zu leisten. Sie verhalten sich also in dieser Hinsicht (wenn auch nicht ganz, so doch annähernd) so, wie die Blattläuse, welche auch große, aber weiche Flügel haben, sich aber ebenfalls mehr tragen lassen, und gegen Stürme kaum anzukämpfen vermögen. Auch sind die Lophyrus rufus nicht geneigt, viel und lange Zeit zu fliegen. Aufgeflogen, setzen sie sich zumeist auf einem der nächsten Bäume wieder nieder. Individuen, die im Zimmer die Kokons verlassen, erheben sich mit etwas schwerfälligem Fluge, stoßen an das Fenster oder an einen Gegenstand, fallen von hier auf den Boden und erheben sich nicht sobald wieder. Die zweite eingewanderte Art war eben- falls eine Blattwespengattung, und zwar in zwei Arten: Lyda erythrocephala L. und L. stellata Christ., wovon aber die erste Art sich nicht definitiv ansässig gemacht hat. Dann kamen — im siebenten und spätet angerückt kam, bin ich jetzt geneigt, eben seinem flinken Schwalbenfluge zuzu- schreiben. Es ist wohl einzusehen, daß eine so kräftige und gewandte Form, die die Luft nach allen beliebigen Richtungen mit der Energie eines abgeschossenen Pfeiles zu durchschwirren vermag, sich nicht so ohne weiteres dem Sturme preisgeben, vielmehr auch im Toben der Elemente ihren eigenen Willen behaupten wird. Während also die übrigen, minder gewandten Flieger leichter hin und her geweht werden und somit auch mir zuerst zugeführt worden sind, ließ der flinkeste unter allen neun Jahre auf sich warten. Die Eigenschaft der Insekten also, sich gerade vor ausbrechendem Gewitter unruhig zu gebärden und massenhaft aufzufliegen, ist eine ausgezeichnete Ursache ihrer möglichst raschen Verbreitung in größere Entfernungen. Und vielleicht hat sich auch diese Eigenschaft im Kampfe ums Dasein, durch natürliche Zucht- wahl, in solchem Grade entwickelt. Der Grund zu einer solchen Anschauung bietet sich leicht durch die genaue Beob- achtung der Zustände in der freien Natur. Gerade die Angriffe der Insekten- parasiten liefern uns den Schlüssel zum Ver- ständnis der diesbezüglichen Erscheinungen. Es ist ja bekannt, daß, sobald irgendwo eine Insektenart in großer Zahl sich meldet, meistens in der Folge auch ihre Feinde sich vermehren. Die Angriffe der letzteren, wenn sie nämlich nicht durch Parasiten zweiter Ordnung in Schranken gehalten werden, gelangen nicht selten zu einer solchen Macht, daß die angegriffene Species im betreffenden Gebiete ganz eingeht, d.h.auf einige Zeit ganz verschwindet. Diese 'That- sache ist viel zu häufig, als daß sie nicht den meisten Entomologen bekannt wäre. achten Jahre nach der Pflanzung — die | Ich selbst habe sie gar oft beobachtet, aber Rüsselkäfer Magdalis rufa und Pissodes notatus, sowie die unter der Kiefern- borke versteckte, platte Wanze Aradus cinnamomeus Pz. herangereist. Erst vor drei Jahren meldete sich der Kiefernschwärmer (Sphinz pinastri), obwohl ich diesen anfangs zuerst erwartete, weil er unter allen anderen Arten der Kiefernfeindegesellschaft der kräftigste, ge- übteste Flieger ist. Daß er erst so ver- noch nie so merkwürdig aufgeführt gesehen, wie es mit der Akazien-Schildlaus (Lecanium robiniarum Dougl.) der Fall war. Sie trat einige Jahre hindurch in so unbeschreib- lichen Mengen auf (wahrscheinlich ist sie aus Nordamerika eingeführt worden), daß sämtliche hiesigen Akazienpflanzungen unter diesem vorher noch nie gesehenen argen Feinde zu leiden hatten; die meisten Robinien- bäume im Komitate Pest, in Oentralungarn, - 4 E Insektenreisen. 233 waren an ihren einjährigen Ästen buch- 'stäblich über und über mit ihr bedeckt, so daß die halbkugeligen, braunen Schilde der Lecanium-Mütter kaum nebeneinander Raum fanden, und ein Individuum das andere in der freien Entwickelung hinderte, ja, seitlich eindrückte. Und damit ist viel gesagt, weil in dieser Gegend wohl °/,, der gesamten Baumvegetation aus Akazienbäumen (Robinia pseudacacia) besteht. Dann, auf einmal, verschwand das ganze unheimliche Heer, indem ihre Parasiten, die Brachytarsus-Arten aus der Ordnung der Käfer, die Chaleidier aus der Ordnung der Immen, dann auch die Coccinellidenu.s. w. so tüchtig in das Schildlausheer eindrangen, daß nach einem Grassieren, das 4—5 Jahre hindurch in voller Macht war, später kaum mehr für wissenschaftliche Zwecke hier und da ein Exemplar aufgetrieben werden konnte. Bei mir, wo es von diesen Lecanien im wahren Sinne des Wortes wimmelte, konnte ich während der letzten drei Jahre kein einziges Individuum mehr zu Gesicht bekommen, obwohl andere Arten dieser Gattung, wie z.B. Lecanium aceris, prunastri, jasogar Lecanium vitis, mehr oder minder zahlreich fortwährend, auch im vorigen Jahre, vorhanden waren. Unter solchen Umständen ist es einer Art, um nicht auszusterben, dringend nötig, daß siein eine andere Gegend komme, wo sie vor ihren Feinden einen Vorsprung hat, d. h. wo sich ihre Feinde noch nicht einge- richtet haben. Dort wird sie sich dann wieder rapid vermehren, bis ihre speciellen Parasiten nicht ebenfalls nachgereist kommen, vielleicht auch durch Stürme dahin gefördert, die den Lebensfaden ihrer Opfer dann wieder abschneiden können. A Käme z. B. die Akazienschildlaus jetzt wieder auf meine Robinien-Pflanzungen, so würde sie sehr günstige Umstände vor- finden, da seiner Zeit mit ihr natürlicher- weise auch ihre Parasiten zum größten Teile verschwunden waren, so daß sie jetzt, wenigstens in den ersten zwei Jahren, von den auf ihre Kosten lebenden Insekten kaum viel zu fürchten hätte. Und dieser Fall ereignete sich im vorigen Jahre thatsächlich, zwar nicht auf meinem Gute, aber im Ge- biete derselben Gemeinde (Kis-Szent-Miklös), wo sie eine große Akazienpflanzung der Gemeinde, die auf einem Flugsandterritorium namens „Nyires“ liegt, ganz plötzlich so üiberflutete, daß die Äste auf amtliche Ver- ordnung beseitigt wurden. Früher, Ende der SOer Jahre und im Anfange dieses Jahrzehnts, war sie auch dort massenhaft, dann machten ihr aber ihre natürlichen Feinde den Garaus. Als sie nun wieder von neuem erschien, fand sie ihre Bekämpfer nicht mehr vor, und so war es ihr möglich, bei ihrer großen Vermehrunssfähigkeit (ein Weibchen lest 2000-3000 Eier) den ganzen Akazienwald im Nu wieder zu erobern. Die weiblichen Schildläuse sind be- kannterweise ganz flügellos und lassen sich, sobald sie aus den winzigen Eiern, die wie weißer Staub aussehen, herausgekrochen sind, vom Winde davontragen; denn auch die Jungen sind in den ersten Tagen so klein wie ein Staubkörnchen, so daß sie selbst von schwachen Winden davongeweht werden, so lange sie ihren Rüssel nicht in ein Blatt vertieft haben. Welchen Nutzen einer Insektenart ein für sie noch neues oder — infolge vorherigen Aus- sterbens — ein wieder neu gewordenes Gebiet, wohin sie verschlagen wird, gewährt, davon überzeugte mich auch die schon vorher erwähnte rote Buschhornwespe (Lophyrus rufus). Als sie bei mir zuerst erschien, war sie nur hier und da von den Larven einer Fliege, Tachina bimaculata Htg., angesteckt, die aber kein zu großes Hindernis ihrer Vermehrung zu sein schien. Hätte ich selbst den interessanten Schädling nicht ım Schranken gehalten, so wären meine sämt- lichen Föhren bald kahl geworden. Heute übernimmt meine Arbeit bereits zum größten Teile die inzwischen ebenfalls massenhaft aufgetretene Ichneumoniden-Art Paniscus oblongopunctatus Ratzeb., von welcher im Jahre 1896 mehr als die Hälfte, im Sommer des Jahres 1895 beinahe °/, der Kokons angestochen waren. Bei solcher Bedrängnis wäre es für Lophyrus rufus ein großer Gewinn, wenn sie wieder in eine Gegend käme, wo sie eine von ihren Parasiten noch freie Föhrenpflanzung finden könnte, also eine ähnliche wie die meinige bei ihrer Einwanderung. Es ist leicht möglich, daß Lophyrus rufus bei mir ganz eingeht, wobei natürlich auch die auf ihre Kosten lebende Ichneumoniden-Art gleichzeitig mit ihr ver- 234 schwinden würde. Dann würden meine Föhrengruppen für diese Buschhornwespe von neuem ein jungfräuliches Gebiet werden, und eine zweite Invasion ihrerseits von irgend einem anderen Orte würde wieder die für ihre ungehemmte Vermehrung günstigsten Umstände vorfinden. Es ist freilich möglich, dab der Sturm nicht nur die bedrängten Insekten, sondern auch ihre Parasiten mit sich führt und ın die neue Heimat gleichzeitig beide ein- bürgert. In diesem Falle geht natürlich das Auswandern ohne Vorteil vor sich. Nun kommt aber das nicht immer, und vielleicht auch nicht in der Mehrzahl der Fälle, vor. Denn es ist ja bekannt, daß die meisten Parasiten, weil sie eben die Larven anstecken, nicht zu derselben Zeit fliegen wie die Imagines ihrer Opfer, und daher nur selten mit demselben Gewitter verschlagen werden. Auch mit der als Beispiel aufgeführten Buschhornwespe ist das der Fall. Denn die Imagines von Lophyrus rufus schwärmen nur einmal im Jahre, und zwar von August bis Mitte September. — Sie bohren dann ihre Eier in die Kieferblätter, und aus diesen kriechen die jungen Larven erst im folgenden Frühjahre aus. Dementsprechend ruht auch Paniscus oblongopunctatus bis zum anderen Frühjahre in den infizierten Kokons und erscheint zur Zeit des frischen Larvenfraßes im Monat Mai. Im vorigen Jahre belauschte ich diesen Parasiten am 29. Mai in dem Momente, wo er die schon ziemlich großen Lophyrus-Afterraupen, den Hinterleib unter der Brust wagerecht behutsam gegen die Opfer wendend, den Stich im Augenblicke, wo die Afterraupen die bekannten Schläge mit ihren Köpfen machen, vollbracht hat. Weil also viele oder die meisten Insekten nicht gleichzeitig mit ihren Parasiten schwärmen, so werden sie, durch Gewitter fortgeschleppt, in vielen Fällen einen Vor- sprung vor ihren Feinden gewinnen. Das ist eine Hauptursache, warum auch so viele schädliche Insekten in einer Gegend, wo sie vorher gar nicht bemerkt worden waren, auf einmal in großen Massen auf- treten, dann seltener werden, und oft nach zwei bis drei Jahren wieder ganz von dem betreffenden Orte verschwinden. Es ist das eine ewige Verfolgung und Insektenreisen. eine ewige Flucht vor den Verfolgern — man könnte mit Recht sagen: eine fort- währende Völkerwanderung. Und es ist vielleicht kein Irrtum, anzunehmen, daß sich neben den vielen Millionen, von energischen, natürlichen Feinden bedrängten und heute ganz aus- gerotteten, ausgestorbenen Insekten- Arten (denn was wir heute noch vor uns haben, ist wohl nur ein geringer Bruchteil dessen, was vor uns existiert hat) be- sonders nur diejenigen auf der Natur- bühne in herrschender Weise aufrecht zu erhalten vermochten, die eine Neigung zum Wandern hatten, oder wenigstens die nötigen Eigenschaften besaßen. um sich von ihrer ursprüng- lichen Geburtstätte in weit entfernte Territorien fortschleppen zu lassen. Die übrigen gefährdeten Species vermochten nach und nach an einigen besonders günstigen Stellen die Artexistenz zu fristen, oder sie starben ganz aus. Und weil eben die Gewitterstürme in erster Linie als ausgezeichnete Verkehrs- mittel dienen, so ist für die meisten Arten die nervöse Erregung vor dem Anlansen der Cyklone, ihr Auffliegen und Schwärmen in den Lüften in den kritischen Momenten, eine wesentliche Existenzbedingung. Es ist das wohl nicht für alle Arten durchweg giltig, denn es giebt Species, die weniger Feinde haben. Für die Reblaus, die außer dem Menschen, wenigstens in Europa, kaum durch energische, natürliche Feinde verfolgt wird, ist aber das Wandern aus einer anderen Ursache nötig, denn sie vernichtet bei uns jede nicht künstlich geschützte Anlage der Vitis vinifera in sebundenem Boden mit solcher Sicherheit, daß ihr dann an den angegriffenen Orten binnen wenigen Jahren das nährende Substrat gänzlich ausgeht. Außerdem wird wohl anzunehmen sein, daß selbst die stationären Arten binnen einigen Jahrzehnten mindestens einmal eine gewaltige Katastrophe erleben, infolge deren sie von den gewohnten Fundorten ver- schwinden. Ich habe viele solcher Fälle beobachtet“) und fand, daß manche Insekten, #) S. „Prometheus“, No. 327 (8. Januar 1896). Sajö: „Uber aussterbende Tiere“. Brombeerstengel und ihre Bewohner. 235 die während 15—20 Jahren in meiner Gegend beständig, ja sogar häufig, zu finden waren, auf einmal von meinem Beobachtungsgebiete Abschied nahmen und Jahre hindurch nicht einmal durch ein einziges verwaistes Indi- viduum vertreten waren. Sehr auffallend spielte sich dieser Prozeß mit unserer vorher immer gut vertretenen, schönsten europäischen Hummel, des großen, goldgelben Bombus fragans Pall., ab. hindurch sichtbar, obwohl sich diese pracht- vollen Tiere vorher auch in meiner ganzen Umgebung (zwischen Budapest, Gödöllö und Waitzen) wohl zu befinden schienen. Im vorigen Jahre sah ich endlich wieder zwei wunderschöne Weibchen, und zwar in meinem eigenen Garten, die ich natürlich unbehellist ließ. Ich muß bemerken, daß die übrigen hier heimischen Hummelarten Diese Art verschwand | das Los von Bombus fragans nicht geteilt seit 1891 total, und weder die Weibchen, | hatten. noch die Arbeiter waren fünf volle J Ss (Fortsetzung folgt.) a —— Brombeerstengel und ihre Bewohner. Von Professor Dr. Von außen wenig erkennbar sind die Nester derjenigen Insekten, welche das Innere der Stengel bewohnen. Fig. 11 zeigt die Larvenkammern der Crabronide Ectemius rubicola Duf., welche fast ausschließlich, wie der Name besagt, Brombeerstengel bewohnt. Fast nicht davon zu unterscheiden ist das Nest von E. dives Lep. und einiger ver- wandten Arten, so daß man erst Gewißheit durch die Zucht bekommt, und das von einer Gesagte gleichzeitig auf die anderen paßt. Das Weibchen sucht sich einen passenden Stengel aus und geht sofort an die Arbeit. Entweder wird der Eingang an der Stengel- spitze gewählt, wenn dieselbe abgebrochen ist, oder ein seitliches Loch drehrund aus- senagt, was ziemlich schnell vor sich geht. Bald verschwindet die Wespe im Innerü des Stengels und giebt ihre Thätigkeit dadurch kund, daß kleine Holzspänchen aus dem Eingange herausfalen. Da das Mark weich ist, geht die Arbeit schnell von statten, und nur wenn ein festes Holz- stückchen im Innern der Röhre Widerstand leistet, wird es umgangen und von außen | ein neuer Eingang gebaut. Nach wenigen Tagen, falls die Witterung günstig ist, wird die Höhlung fertig, und jetzt geht es an das Eintragen von Tieren für die Larven. Besagte Arten tragen fast nur nackte Räupchen von Spannern oder Blattwespen ein, welche zu vier bis sechs für eine Larve genügen. Die Wohnungs- einrichtung ist folgendermaßen beschaffen : Der Größe der Larve entsprechend ist ihre Rudow, Perleberg. (Schluß.) Wohnkammer, in welcher neben dem Ei die bewegungslos gemachten, aber noch lebenden Raupen liegen, dann wird eine Scheidewand von zerkleinertem und mit Speichel ver- klebtem Holze angebracht und die Ver- proviantierung einer weiteren Zelle besorst. Gewöhnlich liegen nur vier Zellen hinter- einander, selten mehr. Schließlich werden die Eingänge mit dem erwähnten Baustoffe- verklebt und der Bau sich selbst überlassen. Im Oktober ist die Beute verzehrt und die Larve erwachsen, bis zum 20. waren alle verpuppt, und sie liegen in diesem Zustande bis zum nächsten Sommer. i Ein Längsspalten des Zweiges erlaubt öfteres Beobachten, ohne daß die Ent- wickelung merklich gehindert wird, die fertigen Puppen bleiben ohne Schaden offen liegen, ohne die abgetrennte Holzdecke, und kriechen doch unfehlbar aus, wenn sie vor starker Stubenwärme geschützt sind. Die Puppenhüllen, anfangs weiß und durch- sichtig, werden allmählich braun und fester. Ihre Gestalt ist bei allen Arten der Gattung gleich, Haschenförmig, unten mit erweitertem und gerade abgeschnittenem Halse, welcher als Ausgang dient und mit Holzteilchen ver- klebt ist, oben abgerundet, über dem Halse eingeschnürt. Alle Puppen liegen in der- selben Richtung, mit der Mündung nach einer Seite. Das Ausschlüpfen erfolgt in geringen Zwischenräumen und geschieht, wenn es angeht, durch das gemeinsame Flugloch, wo nicht, dann nast sich jede Wespe ein eigenes Schlupfloch. 236 Brombeerstengel und ihre Bewohner. Ganz ähnlich, nur größer, sind die Zellen von Thyreopus patellatus L. (Fig. 12), von welcher Art ich meistens nur drei Larven- kammern nebeneinander fand, und. welche sich etwas dickere Stengel wählt. Über die Einrichtung ist nichts Besonderes zu berichten, sie gleicht, wie alle, der be- schriebenen. Als Larvenfutter trägt die Wespe vorwiegend kleinere Syrphiden ein, von denen ich Melithreptus - Arten häufigsten fand. Diese Wespe bindet sich nicht an bestimmte Wohnplätze, sie baut in alte Pfosten, welche schon von Holzkäfern bearbeitet waren, im Doldenstengel und andere passende Schlupfwinkel ihre Nester, wählt sich auch gern verlassene Wohnungen anderer Insekten. Auch die kleinen Crabroniden, der Unter- gattung (Crossocerus angehörig, wählen mit Vorliebe dürre, weiche Brombeerstengel zur Larvenwohnung, wobei auffällig ist, daß die niedlichen Wespen verhältnismäßig große Zellen in Anspruch nehmen. Fig. 13 zeigt die Nestanlage der zierlichen Ü. scutatus Shuck., ein schwarzes Insekt mit gelben Zeichnungen und verbreiterten Vorderbeinen der Männchen, im Sommer nicht selten an Doldenblüten zu finden. Ein Stengel meiner Sammlung zeigt elf Zellen hintereinander, welche Anzahl bei den größeren Arten nicht vorkommt, alle Zellen sind angefüllt mit kleinen Blattläusen und Blattföhen, in diesem Falle Psylla alnı, von denen eine wenigstens deren dreißig aufweist. Die Larven und später die Puppen liegen ganz im Futter versteckt, so daß dieses erst beiseite geschoben werden muß, um die Puppe wahrzunehmen. Die Menge der Futter- insekten bedingt gewiß die Größe der Larven- höhlen, da nur ein kleiner Teil des Insekten- leibes als Nahrung verwendet werden kann und die großen Flügel, die Beine und der feste Brustkasten zurückbleihen. Ganz ebenso bauen die verwandten Arten Or. anzius, Wesmaeli, aphidi vorus L., deren Zellen ohne die ausgekrochenen Wespen kaum richtig gedeutet werden können. Bei diesen Urabronen leben einige inter- essante Schmarotzer. Fast immer findet man die kleine Sphegide, Stigmus pendulus Pz., eine schwarze Wespe mit großem Flügelmal, welche sich außerdem bei vielen holz- bewohnenden Bienen regelmäßig einnistet, meist aber nur als Einmieter. Dagegen erhält man aus Crabronenbauten des süd- lichen Deutschland einige sehr schöne Schmarotzer, die prächtigen Pteromalinen Diomorus calcaratus, armatus, Kollari, welche mit ihren feurig kupfer- und goldglänzenden Farben zu den hübschesten, kleinen Insekten gehören. Sie sind unseren einheimischen Torymus-Arten ähnlich gebaut, aber größer, am | leider nur sehr selten im Norden zu erbeuten. Die Familie der sogenannten Mauer- wespen, Odymerus, liefert auch einige Be- wohner der Brombeeren, wenn sie auch nicht allein an diese Nistgelegenheit gebunden sind. Alle passenden Höhlunsen werden von ihnen benutzt, gleichviel ob in Lehm- wänden oder in Balken, aber ihre Nester sind sofort von denen der Crabroniden zu unterscheiden, da die Zellen und Puppen- wiegen aus anderem Baustoffe gefertigt werden. i Mehrfach als Brombeerenbewohner habe ich Hoplopus laevipes Shuck. angetroffen (Fig. 14), eine schwarz und gelb gefärbte, mittelgroße Faltenwespe, bei der beide Ge- schlechter starke Verschiedenheiten zeigen. Der Bau der Wohnung findet in der schon vorher beschriebenen Weise auch bei dieser Art Wespen statt, nur sind die schärferen Kiefer eher geeignet, um festeres Holz zu zernagen. Die Zellen sind glatt in der Markhöhle ausgenagt und, wenn nötig, ist anch noch das benachbarte Holz entfernt, um den genügenden Raum zu beschaffen. Anstatt aber die Larven frei liegen zu lassen, wird noch ein besonderer, dünner Cylinder aus Erde mit Speichel angefertigt, welcher sich den Holzwandungen eng an- schmiegt und die Larve, später die Puppe, birgt. Je nach der Erde ist die Farbe der Röhre weiß, grau oder schwarz, sie ist, trotz der geringen Wandstärke, doch widerstands- fähig und bedarf in der Sammlung keines besonderen Festigungsmittels. Die Puppenhülle ist seideglänzend weiß, sehr dünn und regelmäßig eirund. Beim Ausschlüpfen wird die untere Seite auf- gebrochen und ein halbkreisförmiges Flug- loch hergestellt. Die Nahrung der Larven besteht nur in glatten Spannern und Blatt- wespenlarven, die zu sechs bis zehn ein- getragen werden. Einige Larven waren Mitte November noch nicht verpuppt, die Brombeerstengel und ihre Bewohner. 237 meisten aber hatten schon zwei Wochen vorher die Hülle angelegt. Als Zerstörer der Brut mußte ich die Larve von Raphidia kennen lernen, die mir einmal fünf Zellen nacheinander ausgefressen hatte. Fig. 15 ist der Bau einer anderen Mauerwespe, Leionotus simplex, welcher sich nur in der Größe von voriger unter- scheidet, übrigens aber in allen Lebens- erscheinungen mit ihm übereinstimmt, was auch noch von verschiedenen anderen Arten gesagt werden kann. Eine sanz davon abweichende Familie der Hautflügler bilden die Holzwespen, Sirex, welche alle, wie der Name besagt, ihren Larvenzustand im Holz verbringen. Hier kommt nur die Gattung Phylloecus oder Cephus in Betracht, von denen einige Arten die Stengel von Rosaceen, also auch von Rubus, als Wohnung der Larven auf- suchen. Fig. 16 ist, ein Nest von Cephus tabidus Fbr., welcher auch dem von ©. com- pressus Ebr. gleicht. Manchmal ist der Stengel äußerlich ein wenig aufgetrieben, meistens aber gleichmäßig: geblieben. Die Anlage der Larvenkammern geschieht abweichend von den Ürabroniden und anderen, indem die Mutterwespe ihr Ei nur in das Splint hinein mittels eines spießförmigen Legestachels befördert. Die auskriechende Larve bohrt sich nach innen hinein und wühlt erst im’ stets frischen Mark ihre Höhle, die sich mit dem Wachstum des Bewohners erweitert, bis die Larve, zur Verpuppung reif, sich eine etwas geräumigere Kammer ausnagt, diese mit ihrer feinen Hülle auskleidet und dann als Ruhestätte benutzt. Der Larve dient als Nahrung das saftioe Mark und Holz des Zweiges, welcher in beträchtlicher Strecke unregelmäßig aus- genagt wird, so daß sich schlangenförmige Gänge bilden, welche teilweise mit trockenen Kotmassen verstopft sind. Beim Ausflug wird seitlich ein drehrundes Loch genagt, welches später durch Säftezufluß sich als Narbe zeigt; manchmal ist auch die Stelle, wo das Ei eingebracht und von wo aus der erste Larvenfraß begonnen wurde, äußerlich zu erkennen als ein kleiner Wulst. Die Larven sind bei allen Arten weiß oder hellrot gefärbt. Phylloecus xzanthostoma Ev. ulmaria (Fig. 17) ist größer als die vorige Art, lebt in frischen Stengeln von Spiraea ulmaria, aber auch in grünen Brombeerstengeln, und läßt ein Bewohntsein desselben gewöhnlich schon von außen durch eine mehr oder weniger auffallende Verdiekung mutmaßen. Ein Zweig ist oft von mehreren Larven bewohnt, die ihn in mehreren Handlängen Jdurchnagen, ohne ihn zum Verdorren zu bringen. Eine Zucht gelingt fast immer, wenn man nur die Larven nicht allzufrüh einträgt und für Grünbleiben des Stengels Sorge träst. Sehr ähnlich ist die Zellenanlage des kleinen Bockkäfers Necydalis minor UL. (Fig. 18), welcher äußerlich mehr einer Wespe als einem Käfer gleicht. Gewöhnlich in Spiraea-Zweigen, Umbellaten und anderen Kräutern nistend, wurde er neuerdings auch in Brombeerstengeln gefunden, die ich aus Tirol mitgebracht habe. Andere kleine Böcke, Leptura und Strangalia, wählen auch derartige Nistgelesenheiten, ihre Zellen gleichen einander aber gänzlich, so daß das eine als Schema für alle gleich großen gelten kann. Auf den ersten Blick würde man die Wohnung von Fig. 16 kaum unterscheiden können, die Höhlung in dem Zweig ist aber immer viel unregelmäßiger als bei den Wespen und geht in Schlangenlinien durch das Holz nach allen Seiten, weshalb auch dickere Zweige gewählt werden, ‚bei denen es nıcht darauf ankommt, ob sie noch frisch sind, da sie meist zum Vertrocknen gebracht werden. Die Schmarotzer sind auch verschieden, trotz der Ähnlichkeit der Zellenanlage, denn während bei Käfern die Schlupfwespe, X'ylo- nomus praecatorius Fbr., wohnt, trifft man bei den Holzwespen Pimpla examinator Gr., rufata Gr. und Ephialtes carbonarius Gr. nebst strobilorum Rbg. an, welche ihre Eier in die bereits entwickelten Larven legen, wobei man aber oft sich wundern muß, wie sie es möglich machen. Für gewöhnlich in Stengeln von Heracleum und anderen Dolden lebend, fand sich in Brombeerzweigen aus dem Schwarzwalde auch der Bau der kleinen Biene Osmia spinulosa Kb. (Fig. 19). Diese Honigsammlerin findet sich im Sommer auf Disteln, Skabiosen und an Labiaten in Ge- birgsgegenden manchmal häufig und ist von mir mehrfach beim Nestbau beobachtet 238 Bunte Blätter. worden. Der betreffende Brombeerzweig zeigt zwei Fluglöcher, die mit den Larven- kammern abschließen. Die Markhöhle allein ist glatt ausgenagt und vier Zellen in ihr angelegt, von denen jede durch Zwischen- wände aus Erde getrennt von der anderen ist, so daß eine regelmäßig eiförmige Höhlung entsteht. Für die Larve wird ein gelber, krümeliger Brei in kleinen Klümpchen ein- getragen und zum Schluß jeder Eingang mit Erde verstopft. Die weißen Larven umgeben sich mit rotbraunen, eirunden Puppenhüllen, welche vom Oktober bis Juni in der Ruhe verharren, dann die Bienen entlassen, wobei die verklebten Schlupflöcher von innen geöffnet werden. Wenn auch kein Bewohner im eigent- lichen Sinne, so doch bemerkenswert durch ihren Bau, ist die zierliche Wespe Eumenes pomiformis L. (Fig. 20), kenntlich am keulenförmigen Hinterleibe. Sie benutzt die dünnen Zweige verschiedener Sträucher, unter anderen auch der Rubus-Arten, als Stütze für ihren Erdbau, der die Form einer dicken Birne hat. Der Grund wird um den Zweig herumgelest, darauf werden parallele Schichten angesetzt, die sich als kleine Wülste kennzeichnen, his am Ende ein kurzer Hals zugefügt wird, durch dessen Öffnung die Mutterwespe glatte Räupchen einschiebt und dieselben manchmal durch Fäden in der Schwebe erhält. Darauf wird die Öffnung verschlossen und eine frische Zelle begonnen. Eingetragen, entwickeln sich die Wespen immer, ja, eine Beschädigung der Wandung kann durch Wachs oder Erde wieder ver- schlossen werden, ohne der Brut zu schaden. Zuletzt möge noch eine Mißbildung erwähnt werden, welche manchmal in größerer Menge an Rubus idaeus und fruticosus auftritt. Eine Bohrfliese, Trypeta, lest ihr Ei in die Blütenknospe, worauf durch die ausgekrochene Larve diese in der Entwickelung gehemmt bleibt und einen anfangs grünen, später braunen, festen Knoten bildet (Fig. 21). Die Kelch- und Blütenblättehen sind als solche zwar noch zu erkennen, aber verdiekt und fest mit- einander verwachsen. Der Durchschnitt zeigt eine Larvenkammer mit der weißen Larve, die sich in der Gallenbildung ent- wickelt und als Fliege dieselbe seitwärts durchbohrt, worauf die Galle vertrocknet. In manchen Jahren sehr häufig, wird sie dann lange Zeit gar nicht beobachtet. — Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die Lektüre von Standfuß, Dr. M., „Handbuch der paläarktischen Gross-Schmetter- linge und Studien zur Descendenztheorie‘, ein Werk, welches jedem Entomologen wie Ento- mophilen eine Fülle des belehrendsten und anregendsten Inhalts bietet, lenkte meine Aufmerksamkeit kürzlich auf einen Gegen- stand zurück, den ich Seite 23, Band I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ etwas ausführlicher behandelt hatte. Standfuß schreibt in dem Abschnitt „Gesetze, welchen eine große Menge und teils gar nicht verwandter Arten unterliegt“, unter „Farbenwechsel, Farbentausch“ (Seite 207): Es handelt sich in diesen Fällen (Farben- wechsel von Rot mit Gelb, seltener Gelb normal mit Rot als Ausnahme) bei den Heteroceren fast durchweg um sogenannte Schreckfarben. Diese grellen, leuchtenden Farben... .. sind in der Ruhestellung durchaus gedeckt und wirken, wenn sie plötzlich vor dem Auge eines Geschöpfes . . . auftauchen, verwirrend, verblüffend, Energie lähmend, und es ist damit dem bedrohten Wesen die Mög- lichkeit des Entweichens geboten. In dieser Annahme jener Färbung bei den Deilephila-, Zygaena-, Deiopeja-, Euchelia-, Nemeo- phila-, Callimorpha-, Arctia-, Spilosoma-, Catocala- Arten, welche dort genannt werden, als Schreckfarben soll also offenbar eine Erklärung derselben gewonnen werden. In der That wird man kaum fehlgehen, bei den Zygaenen, Arctiiden und ähnlichen den Mangel einer Schutzfärbung, wesentlich in Rücksicht auf die Eigenart der Färbungsverhältnisse der Oberflügel, in dem Besitze von „Ungenießbar- keit“ anzeigenden oder Schreckfarben zu deuten. Auch das Rot und Gelb mancher Noctuen- Hinterflügel mag einen entsprechenden Vorteil wohl gewähren. Wer könnte dies entscheiden!? Aber die Erklärung des Auftretens jener Farben scheint mir jedenfalls auf einen anderen Faktor zurückzuführen zu sein. Bereits an oben angegebener Stelle hob ich hervor, daß gerade jene Heteroceren (Nacht- und Dämmerungsfalter), welche solche Bra ER a! ; Bunte Blätter. 239 „Tagfalter-Farben* zeigen, eine mehr oder minder ausgesprochene Neigung, während des Tages zu fliegen, erkennen lassen. Unter den Noctuen z. B. sind es die EBuchdia, Anarta (vergl. Standfuß, Seite 208) sp, unter den „Spinnern“ Euchelia, Nemeophila u. s. f., welche einTagfalter-Geprägeganzentschieden tragen, in Übereinstimmung mit der Gewohn- heit, im Tageslichte und Sonnenschein ihres flüchtigen Lebens zu genießen. Bereits Rößler stellte dieses Auftreten tagfalterähnlicher Formen in den anderen Falter-Ordnungen fest; er suchte aus dem Auftreten verwandter Formen der übrigen in jeder Ordnung der Schmetterlinge eine natür- liche Reihenfolge der letzteren zu gewinnen. So richtig an sich auch die diesem Bestreben zu Grunde liegende Beobachtung zu nennen ist, ihre Ausführung ins Einzelne zu syste- matischen Zwecken stößt aber doch wohl auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Genug, jenes Auftreten von Formen mit Tagfalter- Gewandung ist wesentlich gerade auf jene Heteroceren-Gattungen beschränkt, welche am Tage fliesen. Wir werden also auch in erster Linie das Sonnen- (Tages-) Licht, besonders vielleicht die Wärmewirkung desselben, als die Ursache für diese Erscheinung ansprechen müssen. Das „Wie* ist eine andere Frage. Im weiteren weist der Verfasser in treffender Weise auf den Umstand hin, daß „eine gewisse Stufenleiter in der Farben- veränderung vorzuliegen scheine,“ nämlich im allgemeinen von dem ursprünglichen Grau durch Weiß zu Gelb und Rot. Diese Farben- entwickelung mag aber doch nur aus in der Natur desFalters liegenden Eigentümlichkeiten erklärbar sein, wie wir vielleicht auch für die Zeichnungsentwickelung u. a. immanente Gesetze, welche durch äußere Einflüsse aller- dings eigenartig; angeregt und geleitet werden, annehmen müssen. (Eimer.) Gerade jene an- genommene, regelmäßige Farbenentwickelung läßt auch hier die Ausbildung des schreckenden Rot auf dem Wege der natürlichen Zuchtwahl nicht einsehen. Tagfalter- Gewohnheiten erzeugen ali- gemein auch wohl Tagfalter-Farben, deren Entwickelungs; eine bestimmte zu sein scheint, eine Entwickelung, die aber natürlich in mancher Beziehung von äußeren Faktoren in ihrer Besonderheit mitbedinst wird. So werden wir auch das bunte Kleid der genannten Gattungen, unter ihnen Catocala, zu verstehen haben. Die Catocalen sind bei Tage scheu und leicht beunruhigt; doch ist das Tageslicht nicht eigentlich ihr Element. Sie bedürfen am Tasse wesentlich noch einer Schutzfärbung so gut wie die übrigen Noctuen. Daß die Tasfalter - Färbung daher den Oberflügeln mangelt, nimmt nicht wunder. Vielleicht be- finden sich dieselben ja auf dem Wege zu aus- gesprochener Tagfalter - Gewohnheit. Hier beginnt aber der schwankende Boden reiner Theorie. Daß die gelben, roten und blauen Hinter- flügel Schreckfarben zum Schutze ihrer Be- sitzer darstellen können, ist gewiß nicht ohne weiteres zu leugnen. Eine Erklärung für das Vorhandensein derselben liest aber nicht in dieser Annahme. Diese finde ich einzig in der Lebensgewohnheit dieser Falter ent- sprechend jener der Tagschmetterlinge. An sich wäre eine Schreckfärbung der Hinter- flügel für jede Noctue nützlich; wir bemerken sie aber nur bei den lichtliebenden Arten. Experimentale Untersuchungen über die that- sächliche Wirkung jener Farben als Schreck- farben scheinen übrigens nicht unmöglich ! Ich möchte schließlich noch hervorheben, daß ich mich durchaus jenen sehr günstigen Urteilen der berufenen Presse über das genannte Werk anschließe. Der gediesene Inhalt des- selben läßt mich es in dem Besitze jedes Entomologen, ja, Zoologen wie Entomophilen wünschen. Schr. je Über die Zucht und Lebensweise von Agrotis dahlii Hb. Die Zucht dieser schönen und immerhin seltenen Eule ist ebenso leicht als dankbar unter Beobachtung gewisser Eigentümlichkeiten im Leben der Raupe. Letztere wird am besten vom Ei ab bis zur Verpuppung in Einmachegläsern gezogen, deren Boden mit einer lockeren Erdschicht von einigen Centimentern bedeckt ist, und auf welche eine Lage von losem trockenen Laub (Buchen- und Eichenblätter) gelegt wird. Die Raupen nagen, trotz Vorrates an frischem Futter, gern an den trockenen Blättern und verkriechen sich auch in die- selben am Tage. Ganz frisches, bezw. nasses Futter (Löwenzahn) verschmähen sie und fressen nur das schon etwas welk gewordene. Im Winter ist als Ersatz für Löwenzahn mit gutem Erfolge Endivien-Salat zu ver- wenden, auch gelbe Rübenscheibchen und Brot nehmen die Tiere gern an. Das Ei ist weiß bis grauweiß und kugelig, von etwa 0,7 mm Durchmesser. Kurz vor dem Schlüpfen der Räupchen färben sich die Eier grau bis graubraun. Das eben dem Ei entschlüpfte Räupchen ist von graugrünlicher Färbung, mit feinen Härchen besetzt, und sitzt in der Ruhe gern an den trockenen Teilen der Futterpflanze. Nach etwa fünf Häutungen ist die Raupe erwachsen und sieht dann folgendermaßen aus: Auf dem Rücken rötlich grau bis gelbrot, mit dunklerer Rückenlinie, die drei ersten Segmente sind oben mehr graugrün. Seitlich der Rückenlinie verlaufen nach vorn undeutliche, dunkle Schrägstriche, zwischen ersterer und letzteren stehen schwärzliche Pünktchen. In den Seiten ist die Raupe heller graugelb. Bauch und Füße hell gelbgrau bis bläulich grau. Aftersegment graugrün. Kopf klein, glänzend braun, mit einem Eindruck in der Mitte. 240 Bunte Blätter. Die Raupe ist spindelförmig, nach hinten | wenngleich nun die drei dahlä-Puppen räum- verdiekt, vorn dünner, die Nachschieber kurz. Die Länge derselben beträgt, ausgewachsen, 30-35 mm, die Dieke 6-7 mm. Die Raupe verpuppt sich an der Erde oder nicht tief in derselben in einem losen, mit Erdkörnchen verwebten Gespinste. Sie liegt unverpuppt in demselben vier bis fünf Tage; nach dieser Zeit verwandelt sie sich in eine glänzend hellbraune, lebhaftePuppe. Der Falter schlüpft nach etwa vier Wochen und hat eine Flügelspannung von ca. 40 mm, derselbe variiert sehr in der Färbung. Mitte September 1896 erhielt ich von Herrn Maschinenfabrikanten O, Stertz in Kottbus etwa 30 befruchtete Eier. Die sehr kleinen und lebhaften Räupchen schlüpften nach zwei Tagen im warmen Zimmer. Ich brachte die- selben in ein kleines Einmacheglas, in das ich vorher einige Blätter Löwenzahn gethan hatte; das Wachstum ging hier, trotz der warmen Zimmertemperatur, nur sehr langsam von statten, und beobachtete ich, daß die Tierchen meist nur die ganz trocken ge- wordenen Blättchen benagten. Etwa die Hälfte derselben ging bald nach dem Aus- schlüpfen ein. Am 8. November, also nach einer Zeit von etwa sieben Wochen, hatten die meisten Tierchen erst die zweite Häutung überstanden; nur eine Raupe stand vor der letzten Häutung. Von Anfang November ab fütterte ich mit Salat, auch legte ich etwas Brot und Scheibchen einer gelben Rübe bei, was beides benagt wurde, ebenso wie die im Glase befind- lichen Blätter ganz trockenen Laubes. Ich machte die Beobachtung, daß diese trockene Pflanzenkost ein Bedürfnis für die gute Ent- wickelung der Tiere ist. Die erste Raupe war nun etwa Mitte November ausgewachsen und verpuppte sich auch alsbald. Etwa 14 Tage später, Anfang Dezember, verpuppte sich erst die zweite Iaupe, und nun folgten bald mehrere, so daß ich am 7. Januar sechs Puppen vorfand. Unregelmäßig, wie das Wachstum und die Verpuppung der Raupen, erschienen auch die Falter, und zwar schlüpfte der 1., ein @, am 17. Dez. 1896 i. d. Mittagszeit, b) » el ” 5 ’ ” 1 + Febr. 1 39 7 ” ” ” 3., n Q ’ ” D: ” ” ” ” „ 4 A.) 5 ’ ” 10. ” ” ” 5) ” 9-, ” 3% ” 19. ” ” I ” n 6., ” 5) ’ ” 1 De ” ” ” „ VS w. Drei Puppen gingen mir durch meine eigene Unvorsichtigkeit an der Pilzkrankheit (Isaria farinosa Fr.) zu Grunde. Ich hatte diese Tiere aus dem Glase, in welchem sie sich verpuppt hatten, um Platz zu gewinnen, samt ihrem Erdkokon genommen und einen mit Erde angefüllten Blumentopf zur weiteren Entwickelung gelegt. Auf der Ober- fläche des Erdreichs befanden sich nun noch zwei Puppen von Archa caja, welche an ebenderselben Krankheit eingegangen waren; auf lich getrennt von jenen waren, so wurden sie dennoch infiziert, jedenfalls durch das Erdreich hindurch. Es kann daher nicht genug zur Vorsicht gemahnt werden, kranke Puppen sofort zu entfernen und zu vernichten, ebenso das Erd- reich oder Moos, in oder auf dem dieselben gebettet waren. Besonders gern teilt sich auch die Ver- jJauchungskrankheit (Pebrina, Erreger: Micro- coccus ovalus), bei welcher die Puppen weich und haltlos werden und in eine entsetzlich schlecht riechende Materie übergehen, anderen noch gesunden Tieren infolge Übertragung des Ansteckungsstoffes auf das Erdreich, Moos etc. mit. Merkwürdigerweise blieben zwei Raupen der Brut so erheblich im Wachstum hinter den anderen zurück, daß dieselben, nachdem aus allen übrigen Puppen bereits die Falter ge- schlüpft, erst Anfang März ausgewachsen waren. Es wird somit der Schmetterling aus jenen beiden Spätlingen erst im April schlüpfen, und ergiebt sich sonach die interessante That- sache, daß die Nachkommen ein und derselben Brut bei ganz gleicher Behandlung in ihrer Entwickelung um vier Monate differieren!! Ich kann mir nun diese Thatsache nur aus der individuellen Veranlagung der einzelnen Tiere erklären, und dürften solche große Differenzen in der Entwickelung wohl nicht häufig vorkommen. . Der Schmetterling versteckt sich gern in trockenem Laube, er erscheint im Freien ge- wöhnlich im Juni bis Juli. NH. Gauckler. «fe Litteratur. Zeitschrift für Entomologie. Heraus- gegeben vom Verein für schlesische Insekten- kunde zu Breslau. Neue Folge. 21. Heft. Breslau, 1896. Vereinsnachrichten Seite I bis XX. — W.Kolbe, Mitteilungen über die Entwickelung schlesischer Käfer, S. 1 bis 12. Larven und Puppen von Carabus hortensis, Quedius molochimus Grav., Thanatophilus rugosusL., Th. thoracicus L., Dermestes murinus L., Anlonium trisuleumFourcer., Erys ater Fb., Orchesia picea Hbst., Abdera affinis Payk., Pyrochroa coccinea L., Leptura quadıri- faseiata L., Nachtrag über Cantharis- Larven, spec. ©. pellueida Fb. — J. Gerhardt, Neu- heiten der schlesischen Coleopteren - Fauna pro 1895 nebst Berichtigungen früher falsch bestimmter oder Schlesien fälschlich zu- geschriebener Käfer, S. 13 bis 15. Danach sind in Schlesien bisher 4331 Käfer-Arten osefunden worden. — J. Gerhardt, Neue Fundorte seltener schlesischer Käfer aus dem Jahre 1895. 8. 16—22. Der Verein für schlesische Insektenkunde feierte Ende Februar d. Js. sein 50 jähriges Bestehen. 1 - Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm, 2 en ee es < nd Pe RE ER RE üy: ’ A BE Insektenreisen. 241 Insektenreisen. Von Prof. Karl Sajo. 1 Es wird hier der Platz sein, einzuschalten, daß der Wind als Verkehrsmittel bei manchen Arten nicht nur während ihrer entwickelten Form, sondern auch während ihres Larven- und. Puppenstadiums in Rolle tritt. Diese Beobachtung habe ich zu Kis- Szent-Miklös zunächst am schnepfen- farbigen Mauszahnrüßler (Baris scolo- pacea Germ. = vestita Perr.) gemacht. Diese Baris-Art führt ihren Artnamen mit vollem Rechte, denn die Zeichnung ihrer Oberseite erinnert recht lebhaft an die Färbung des Schnepfengefieders. Baris scolopacea lebt ausschließlich auf Chenopodeen, bei mir auf und in Salsola Kali L. und Corispermum nitidum Kitaib. — Die vorige Art, das gemeine Kali-Salz- kraut, ist ein im größten Teile Europas sehr gemeines Unkraut. Es bildet der Stamm gleich an der Erdoberfläche reiche Ver- ästelungen, die sich, radial von der Haupt- achse entfernend, niederlegen und sich erst in der Endhälfte des Astes emporrichten. Auf diese Weise entsteht ein — nicht selten !/, m im Durchmesser großes — strauch- ähnliches Gebilde, welches im Herbste abstirbt und vertrocknet. Im trockenen Zustande ist der Stamm, besonders unten, wo er die Erdoberfläche berührt, äußerst zerbrechlich; man könnte beinahe sagen: zerbrechlich wie Glas. Jeder Windstoß, der den kugelrunden, oberen, verästelten Teil anpackt, macht ihn am unteren Stengel- teile brechen, so daß die verdorrte Pflanze nun ganz wie ein Federball vor dem Winde dahinrollt. In kultivierten Gebieten, nament- lich in Berg- und Thalgegenden, wird dieser pflanzliche Federball nicht weit kommen, sondern an einer Hecke, in einem Graben oder in einem Thale stecken bleiben. Ganz anders gestaltet sich aber seine lustige Reise in unseren ebenen Steppengegenden, wo weite, weite Strecken hindurch seinem fliehenden Tanze nichts im Wege steht. Der erste beste Novembersturm rafft die Unkrautkugel von der Erde weg, und fort- während rollend wird sie im Laufe der kommenden Tage, Wochen, ja Monate, so Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. (Fortsetzung aus No. 15.) weit getrieben, wie nur immer möglich. Durch ödes Weideland, über Korn- und Weizenfelder, über Brachfelder und frische Ackerfurchen geht es fort, und im Frühjahre ist der Salzkrautball vielleicht — wenn er nämlich nicht unterwees definitiv stecken bleibt — irgendwo im vierten oder fünften Komitate angelangt. Natürlich wird während der ganzen Reise hier und dort em Ast- spitzchen samt Samen fallen gelassen und auf diese Weise die Nachkommenschaft eines einzigen Mutterexemplares ebensoweit zer- streut wie diejenige einer Tussilago — oder Leontodon — Mutterpflanze. Diese vom Winde vermittelte Reise sichert dem Kraute in allen ebenen Ländern eine große und rapide Vermehrung. In Nordamerika, wohin es aus Rußland vor 24 Jahren (1873) mit Flachssamen verschleppt worden ist, weshalb es dort „russian thistle“ (russische Distel) genannt wird, hat es heute, den neuesten Berichten nach, 20 Staaten und außerdem - drei canadische Distrikte in Mitleidenschaft gezogen, und zwar in einer Weise, daß über dasselbe jährlich Broschüren herausgegeben werden. Etwas Ähnliches kann vom korallenroten Wanzensamen (Corispermum nitidum) gesagt werden, obwohl er nicht so allgemein ver- breitet ist’ wie die vorige Art und auch, wie es scheint, in Amerika noch nicht auf- getreten ist.) In den Flugsand -Gebieten Centralungarns ist diese Art, die ihren Gattungsnamen von den an kleine Wanzen erinnernden Samen erhalten hat, eine der verbreitetsten herrschenden Unkräuter, die nicht nur sämtliche Dünenhügel, sondern auch die Brachfelder dicht besetzt und, nebenbei gesagt, eine der schönsten Zierden des Steppengebietes zur Herbstzeit bildet. Ihre blattlosen Stengel werden zur Zeit der Traubenreife prachtvoll rot, den roten Korallen täuschend ähnlich, wodurch die Gegend eine eigentümliche Färbung erhält. #), In Nordamerika grassiert eine andere Art dieser Gattung‘ nämlich Corispermum hyssopi- folium. (Die Volksbenennung dieser Species ist „bugseed“; bug —= Wanze, seed — Samen.) No.16. 189. 242 Ein Bienenschmarotzer. Beide genannten Ühenopodeen reisen aber, |ihre unbestimmte marmorierte Farbe als vom Winde getrieben. nicht allein, sondern | Schutzmittel dient. Da sie meistens an den nehmen die Larven — und im Früh- |niederliesenden Ästen der Salzkräuter sitzen, jahre die Puppen — von Baris scolopacea | können sie mit dem Käfersack nur äußerst mit. Wohin die Nährpflanzen getrieben |selten erbeutet werden, wohingegen ein werden, dort ist auch der schnepfenfarbige | Absuchen der Nährpflanzen an geeigneten Mauszahnrüßler gleich bei der Hand. Denn | Stellen recht ergiebig zu sein pflegt. seine Larven stecken im Innern des Stammes Hier haben wir also einen Fall, wo die und der Äste und bohren ihre Gänge in der | Larven und Puppen ebenfalls den Wind als Richtung des Markes. Sie bleiben hier bis | Motor bei ihren Wanderungen benutzen: und etwa 10. oder17. Aprilim Larvenzustande und |ich kenne keine andere Art, die sich dieses verpuppen sich — ebenfalls in den Stengeln | Verkehrsmittels in ihren Jugendformen und Ästen — beiläufig in der zweiten Hälfte |auf so ergiebige Weise bedienen würde. des April. Vom Mai angefangen, findet man Destohäufiger geschiehtaberheut- die entwickelten interessanten Käfer haupt- | zutage solches vermittelst der mensch- sächlich auf den saftisen, dunkelgrünen, |lichen Verkehrswege, wie Wagen, Eisen- jungen Salsola-Individuen, von wo sie sich |bahn und Schiffahrt; diese künstlichen Mittel bei der leisesten Erschütterung der Nähr- | der Verschleppung sind übrigens so bekannt, pflanze auf den Boden fallen lassen. Hier|daß wir uns mit ihnen des weiteren nicht sind sie nicht leicht zu sehen, weil ihnen | zu befassen brauchen. (Schluß folgt.) Ein Bienenschmarotzer. Von Heinrich Theen. (Mit einer Abbildung.) Es war im Mai vorigen Jahres. als ein| Gesicht gekommen. Es gab natürlich eine Landmann aus meiner Umgegend, der neben- | Zeit, wo man diese Larven für Bienenläuse bei auch ein eifriger Bienenzüchter ist, zu |ansah; noch der große schwedische Natur- mir kam und eine Steinhummel (Bombus |forscher Linne war dieser Ansicht und lapidarius) brachte. Als ich dieselbe näher [nannte das Tier Pediculus apis. Später betrachtete, wurde ich gewahr, daß sie unter |erkannten freilich andere Forscher, wie den Flügeln, hinter dem Halsschild und |Gödart und Degeer, die Unrichtigkeit unter dem Bauche förmlich mit kleinen, [dieser Annahme, aber sie fanden keine glänzenden Tierchen von gelbbrauner Farbe | Beachtung, bis es Gödart endlich gelang, gespickt war; ich zählte sie und fand |die Identität der sogenannten „Bienenlaus“ nicht weniger als 28 Stück solcher Quäl-|mit der Larve des Maiwurms nach- geister. Diese waren es auch gewesen, die zuweisen. Nicht allein dadurch, daß die den Landmann zu mir getrieben hatten. | Maiwürmer den Bienen, Hummeln u. s. w. „Sollten das wohl Bienenläuse sein?“ fragte | mehr oder weniger schädlich werden, errest er, als ich sie alle einzeln auf ein Stück |sie unser Interesse, sondern auch durch ihre weißes Papier expedierte. Als ein eifriger | erst in neuerer Zeit entdeckte, höchst merk- und beobachtender Imker mochte er von|würdige Entwickelungsgeschichte, so daß solehen Tierchen gewiß schon gelesen oder | eine nähere Beschreibung dieser Schmarotzer sehört haben. „Bienenläuse sind es nicht,“ | nur erwünscht und zu weiteren Beobachtungen war meine Antwort, „sondern es sind die | Anlaß geben dürfte. Larven des sogenannten Maiwurms.“ Der gemeine Maiwurm oder Ö€- Ich hatte selbige schon vorher hin und |käfer (Meloe proscarabaeus) ist ein bläulich wieder auf Bienen beobachtet, jedoch in | schwarzer, violett schimmernder Käfer, der einer solcher Menge, wie die Hummel sie | zeitig im Frühjahr, manchmal schon im März beherbergte, waren sie mir noch nicht zu |und April, durch seine plumpe Unbeholfen- 1 Ein Bienenschmarotzer. 243 heit unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht und durch seinen dicken, walzenförmigen, hinten zugespitzten Körper, der eine Länge von 15—25 mm erreicht, einen fast unan- senehmen Eindruck auf uns macht. Der Körper steht überhaupt in gar keinem Ver- hältnis zu den Gliedmaßen. Nur mit Mühe und Anstrengung erklimmt er den saftigen Grashalm, und kaum bis zur Mitte desselben gelangt, giebt er sich alle erdenkliche Mühe, die zarten Spitzen in den Bereich seiner Freßzangen zu bringen, wozu er die Vorder- füße benutzt, während er sich mit den beiden anderen Paaren festhält. Die beim Männchen gebrochenen elfgliederigen Fühler gleichen einer Perlenschnur und stehen weit aus- einander. Der Kopf und das Brustschild, dessen Länge größer ist als seine Breite, sowie auch die Flügeldecken sind runzelig punktiert. Eigentliche Flügel hat der Käfer nicht, und die Flügeldecken sind so klein und klaffen dazu noch so weit auseinander, daß sie den Körper nicht einmal bedecken und nur kleine Läppchen, wenigstens beim Weibehen, wenn der Hinterleib von Eiern anseschwollen ist, darstellen. Er kann daher auch nicht fliegen und hat doch schon weite Reisen durch die Lüfte gemacht, aber nicht als Käfer, sondern als Larve, wie wir weiter unten erfahren werden. Schon zeitig im Frühjahr sprengt der Maiwurm seine Puppenhülle, den wieder erwachten, jungen Lenz zu begrüßen. Das anfangs noch kleiner zusammengeschrumpfte Tier macht sich bald an die wenigen ersten Kinder der Flora, als Veilchenblätter, Löwen- zahn, Hahnenfuß, Anemonen und andere zarten Pflänzchen und Gräser, wo man es morgens und abends bei großer Gefräßigkeit beobachten kann, Die Mittagsonne meidet es und sucht in di&ser Zeit schattige Stellen auf. Nicht lange dauert es, so hat der Körper jene plumpe, unnatürliche, unbeholfene Gestalt erlangt. Berührt man den Käfer, so zieht er Beine und Fühlhörner ein und läßt aus jedem Gelenk eine ölige, gelbliche Füssiekeit, Cantharidin genannt, austreten, welche schwach ätzend wirkt und besonders früher als Heilmittel gegen allerlei Krankheiten, namentlich gesen die Tollwut, gebraucht wurde. Schon der Stadtphysikus Schwankfeld in Görlitz empfiehlt in seinem 1703 in Tiegnitz erschienenen „Theriotrophio Silesiae“ (liesen Käfer als ein vorzügliches, sicher wirkendes Mittel gegen die Wasser- scheu. Auch gegen Schwächen aller Art fand genannte Flüssigkeit vielfach An- wendung, während dieselbe jetzt nur noch in der Tierheilkunde, namentlich bei Pferde- krankheiten, verwendet wird. Bald nach dem Erscheinen der Käfer erfolet die Paarung, und ist die Zeit der süßen Minne vorüber, dann sucht sich das Weibchen einen geeigneten Platz für die Keime einer zukünftigen Generation. Am liebsten wählt es dazu einen lehmigen Boden. Mit den Vorderfüßen gräbt es ein Loch, so tief, daß, wenn es darin sitzt, der Kopf noch gerade hervorschaut. Die Eierahlage ist eine enorme; oft liegen 200—300 walzen- förmige, orangegelbe Eier in einem Loche neben- und übereinander. Doch legt es die Eier nicht in einen einzigen, sondern bildet sich an zwei bis drei Stellen weitere Behälter für fernere Ablagen, bis der Eiervorrat, der über tausend zählt, erschöpft ist und für eine zahlreiche Nachkommenschaft die Keime gelegt sind. Jede Stätte wird nach dem Eierlegen sorgfältig vom Weibchen zu- gescharrt, damit keine Spur den Ort ihrer Thätigkeit verrät, und derselbe schwer zu entdecken ist. Nach Beendigung des Brutgeschäftes stirbt das Weibchen, während das Männchen schon nach der Paarung das Zeitliche segnet. Gesen Ende Mai wird die Zahl der Weibchen schon recht klein und nimmt mit dem Schlusse des Juni so ab, daß wohl selten noch eins mehr zu finden ist. Aus den Eiern entwickeln sich nach vier bis fünf Wochen die jungen Larven die man in früheren Zeiten, wie gesast, für eine selbständige Insektengattung hielt. Wären nicht so genaue Beobachtungen und Versuche, namentlich vonGödart, Newport und Fabre, angestellt, dann würde es unglaublich klingen, daß die kleinen, kaum 2 mm langen Tierchen die Larven des Maiwurms seien. Sie sind langeestreckt, von gelbbrauner Farbe und mit einer dünnen Haut (Chitin) überzogen; der fast dreieckige Kopf zeigt auf jeder Seite einen langen, dreigliederigen Fühler, die sechs gespreizten Beine endigen je in drei Klauen und der Hinterleib in vier Borsten. Der glatte, eidechsenförmige Körper ist dicht mit 244 Ein Bienenschmarotzer. borstigen Haaren bedeckt. Die kleinen Tierchen sind ungemein schnell und be- weglich; denn kaum aus dem Ei hervor- gegangen, durchbrechen sie die leichte Erd- decke, zerstreuen sich nach allen Richtungen und _beeilen sich, eine blühende Pflanze, namentlich Anemonen, Dotterblumen und Ranunkeln, zu erklimmen, um sich still und unbeweelich, zu einem Knäuel vereinigt, zwischen den Staubfäden zu verbergen, daß man sie bei oberflächlicher Betrachtung für einen Teil der Blüte halten könnte. Fast sollte man annehmen, sie seien in die Blüten gegangen, um hier ihre Nahrung zu suchen, aber sie bleiben unbeweselich an einem Orte sitzen, nur bei Berührung der Blüte fahren sie aus ihrer Ruhe auf, laufen mit großer Hast umher und kommen selbst bis an den Rand der Blumenkronblätter und benehmen sich ganz so, als wenn sie etwas suchen. Fabre hielt ihnen Gras- und Strohhalme hin; im einem Augenblick hatten sie sich daran festgeklammert; ja sogar an der metallenen Pincettenspitze suchten sie sich festzuhalten. Sie nähren sich nun keines- wegs von der Blüte oder deren Nektarien, der Zweck ihres Aufenthalts ist ein ganz anderer, ein solcher, den man kaum erraten würde. Das einzige Bestreben der Larve geht nämlich dahin, auf den Rücken einer honig- sammelnden Biene zu gelangen. Die ge- nannten Blüten werden bekanntlich von vielen verschiedenen, zu den Bienenarten zählenden Insekten besucht, als: Biene, Hummel, Mauerwespe und andere; an diese klammert sich die Larve mit ihren drei- klauigen Füßen fest in den Haaren, nicht aber, um von ihnen wie ein Schmarotzer zu zehren, sondern um sich von ihnen in ihren Bau tragen zu lassen; denn nur dort ist ihre fernere Entwickelung möglich. Ihre Absicht war also richtig vermutet. Wie nun aber, wenn eine Larve sich versieht und sich an eine haarige Fliege hängt? Es ist dies derselbe oder doch ein ähnlicher Irrtum, welchen die Schmeißfliege begeht, wenn sie, durch den Geruch verführt, ihre Eier an eine, wie faulendes Fleisch riechende Blume legst. Im Freien finden sich die Larven fast stets auf Bienenarten, welche zu den Gattungen Apis, Bombus, Osmia, Anthophora, Andrena, Eucera, Halictus, Colletes und Nomada gehören, also meist auf solchen Bienenarten, die ihre Jungen nicht selbst füttern, sondern die Zellen, in welche sie die Eier legen, mit Futter für die zukünftige Larve versehen. Alle die- jenigen Tierchen, welche kein Bienennest erreichen, sterben, ohne sich entwickelt zu haben; nur in den Bienennestern finden sie diejenige Speise, durch welche sie erst ent- wickelungsfähig werden, und diese Speise ist ein Bienenei. Hier im Bienenbau paßt sie die Gelegenheit ab, wenn die Königin mit dem Eierlegen beschäftigt ist. In einem günstigen Augenblick macht sie sich schnell von ihrer Trägerin los und schlüpft behende in die mit Futterbrei für die junge Bienen- larve sorgsam versehene Zelle mit hinein. Wegen ihrer Kleinheit entgeht sie dem wachsamen Auge der Biene, welche später arglos die Zelle schließt und den Ein- dringling bei ihrem Schatze läßt. Die kleine Larve aber eilt nach dem Ei, durchbeißt die Schale und schlürft es aus. Der Genuß desselben bringt eine gänzliche Umwandlung bei ihr hervor und hat eine ganz andere Form zur Folge. „Diese zweite Darve des Maiwurms“, sagt Professor Heß, „ist um ein Beträchtliches größer als die erste, indem sie erwachsen eine Länge von ca. 25 mm erreicht. Die schlanke Gestalt hat sie ver- loren und dafür die mehr gebogene einer Maikäferlarve angenommen, mit der sie über- haupt große Ähnlichkeit hat. Der Leib ist weich und fleischig, Kopf und Füße aber hornig geworden. Die Farbe ist weißlich selb; der Kopf bräunlich mit schwarzen Freßzangen und braunen, dreigliederigen, kurzen Fühlern. Die Augen hat das Tier eingebüßt, aber es hat nicht viel dadurch verloren, da es dieselben in der dunklen Zelle doch nicht gebrauchen könnte. Doch nicht nur die Gestalt hat die Larve beim Eintritt in diese neue Periode gänzlich ver- ändert, sondern auch den Geschmack. Denn jetzt behagt ihr der früher verschmähte Honig und Blütenstaub, und sie verzehrt den von der sorgsamen Mutter für ihr Kind aufgespeicherten Vorrat.“ Jetzt, nachdem die Larve den ganzen Honigvorrat verzehrt hat und sie voll- kommen erwachsen ist, worüber ungefähr vier Wochen vergangen sind, sollte man doch denken, daß der gewöhnliche Ent- Ein Bienenschmarotzer. 245 wickelungsgans eintreten und sie in den Puppenzustand übergehen werde. Dem ist aber nicht so. Es hebt sich vielmehr ihre Haut ab ohne zu bersten, und inner- halb derselben zeist sich eine Scheinpuppe oder Pseudo-Nymphe, d.i. ein Mittel- ding zwischen Larve und Puppe. Der Körper, etwa 20 mm lang, ist hornig ge- worden und trägt an beiden Seiten einen wulstigen Streifen. Der Kopf ist ohne ständig, bei anderen in einzelnen Unter- brechungen beobachtet worden ist. Diese so überaus merkwürdigen und interessanten Wahrnehmungen verdanken wir haupt- sächlich Newport und Fabre. Aus dem Gesagten geht hervor, daß Melod pro- scarabaeus, welche ich am häufigsten noch auf Erdhummeln beobachtet habe, für unsere Honigbiene selbst eigentlich weniger ge- fährlich ist, nur ihre Larven können auf das Freßzangen, der Bauch platt gedrückt, der|Gedeihen des Bienenvolkes insofern nach- = 1. Erster Larvenzustand, sehr stark vergrössert. 2. Zweite Larvenform, vergrössert. 3. Pseudochrysalide. 4. Puppe. 5. 3, 6. © von Melo£ proscarabaeus. 7. Eierlegendes Weibchen. 8. Biene, mit der ersten Larvenform besetzt. Rücken stark gewölbt und statt der Beine | teilig einwirken, als sie zu ihrer Ent- bemerkt man nur warzige Auftreibungen. | wickelung der Bieneneier bedürftig sind. In dieser Gestalt bleibt sie ohne jegliche Nahrung, häutet sich im Frühjahr aber noch einmal, indem sie nochmals als eine weich- häutige Larve auftritt, und diese verwandelt sich dann in kurzer Zeit in eine wahre Puppe. Diese zeigt schon die Glieder des vollkommenen Käfers, von einer dünnen Haut umgeben. Aus ihr entwickelt sich im März oder April der oben beschriebene Käfer. Dies ist der Hergang der Verwandlung der Maiwürmer, welcher bei einigen voll- Kommen sie nicht in die Brutzellen, dann gehen sie zu Grunde. Die Gefahr vor dieser Meloe-Art ist aber immerhin nicht sehr groß, da selten viele Larven in den Bienenstock hineinkommen und noch seltener in die Brutzelle gelangen. Nur unter günstigen Verhältnissen gelingt es dieser Larvenart, innerhalb des Bienenstockes zur Entwickelung zu gelangen. Ich habe diese Larve in meiner bisherigen Imkerpraxis noch nicht in einem Stocke beobachten können, dagegen will Dr. Aßmuß in einer faulbrütisen Klotz- 246 Ein Bienenschmarotzer. beute ein einziges Mal zwei 13 mm messende Larven der zweiten Form an seinen Bienen gefunden haben. Leider ließen sich trotz der sorefältigsten Pflege die Larven nicht erziehen, sondern «gingen nach wenigen Tagen ein. Bei weitem gefährlicher ist aber die Larve einer anderen Meloe-Art, die des echten oder bunten Maiwurms (Meloe variegatus). Der Käfer dieser Art ist metallisch grün oder bläulich, Kopf und Halsschild mit purpurroten Rändern, jeder Hinterleibsringel mit einem großen, kupferroten Fleck in der Mitte, an der Unterseite mit kupferroter Wurzel. Das Halsschild ist grob punktiert, die Decken runzelig. Die Länge beträgt 12 bis 24 mm, je nachdem die ein- geschleppte erste Larve einen geringeren oder größeren Honigvorrat in der Zelle vorfand. Die Larve ist in ihrem ersten Zustande glänzend schwarz, hat ein hervorgezogenes Kopfende. besitzt einen Janggestreckten und niedergedrückten Körper und eine Länge von 2 bis 3 mm. Im übrigen ist sie der Larve der Melo& proscarabaeus völlig gleich. Die weiteren Entwickelungsformen dieser Art sind noch nicht genügend erforscht. In gewissen Jahren findet man die Larven oft in großer Menge in den Blüten des Löwenzahns, der Esparsette, des Günsels, der Luzerne und anderer Lippen- und Schmetterlingsblütler, von wo sie wie die erstgenannte Art, auf die honig- und pollenstaubsammelnden Bienen zu gelangen suchen. Sie hängen sich aber nicht wie diese an den Haaren und Borsten fest, sondern bohren sich zwischen die schuppen- artig überemander liegenden Schienen der Bauchsegmente, zwischen Kopf und Brust und zwischen die Vorder- und Mittelbrust- ringel ein, wo sie den Bienen unerträgliche Schmerzen verursachen. „Gerade an dieser Stelle,“ von Siebold, „werden die Honigbienen das Eindringen jener Fremd- linge am wenigsten vertragen, da die Honig- zart Hier schwitzt zugleich das Wachs hindurch und bildet sich zu den bekannten Wachsblättehen welcher Prozeß gewiß nicht ohne Einfluß auf das Wohlbefinden der werden darf. sagt biene unter den Bauchschienen sehr sebaut ist. aus, Arbeitsbienen gestört Es wird nicht ausbleiben, daß die Anwesenheit von mehreren jener am Kopfende und an den Körpersegmenten mit vielen steifen Borsten besetzten Epizoen an der erwähnten, für den Haushalt der Honig- bienen so bedeutungsvollen und jedenfalls sehr empfindlichen Stelle einen unerträglichen Schmerz verursacht, welcher zuletzt von der größten Aufregung zur gänzlichen Ab- spannung führt, ohne daß dabei andere Verletzungen oder gar Wunden hinzukommen, welche die Meloe-Larven den Bienen in der That nicht beibringen.“ Im Anfange giebt die Biene sich alle erdenkliche Mühe, sich von ihrem Feinde zu befreien; allein nur höchst selten gelingt ihr dies. Die Larve häkelt sich mit ihren Krallen so fest ein, daß es beinahe unmöglich ist, dieselbe mit einer Nadel zu entfernen. Die meisten Bienen sind nach Verlauf von einer bis drei Stunden schon ganz betäubt und sterben in acht bis zehn Stunden unter heftigen Konvulsionen. Köpf, der diese Tiere 1857 zuerst als Feinde der Bienen erkannte, schreibt, daß von zehn eingesperrten Bienen, die mit dieser Meloe-Larve behaftet waren, nach zwölf Stunden nur noch eine, die sich glücklich losgemacht hatte, lebte. Ist eine Biene mit zwei oder mehreren Larven be- haftet, so ist sie natürlich in viel kürzerer Zeit dem Tode geweiht. Man kann sich daher leicht vorstellen, wie schlimm es ist, wenn dieser kleine Feind in den Bienen- stock verschleppt wird, da er, von einer Biene zur anderen übergehend, sein Verwüstungs- werk weiter verrichtet. Dr. Aßmuß, der diese Meloe-Larve ım Jahre 1861 vom 5. Juni an in seinen Stöcken beobachtete, schreibt darüber folgendes: „Einzelne Bienen stürzten aus den Stöcken, fielen vor denselben hin und drehten sich, von Schmerzen seplast, auf dem Boden im Kreise herum, ohne wieder aufzufliesen, starben jedoch nicht gleich, sondern blieben vor den Stöcken über Nacht liegen und verendeten erst am folgenden Tage. Auch viele von der Tracht heim- kehrende Bienen fielen ermattet vor den Stöcken nieder und starben unter konvul- sivischen Zuckungen. Nachdem ich einige von den Bienen aufhob und genau betrachtete, fand ich in jeder Biene einige, in manchen sogar bis 18 Meloö-Larven zwischen die Bauch- ringe, in einigen Bauchringen sogar zwei Larven eingedrungen. Von Tag zu Tae 4 ei * | Frühlingsahnen — Frühlingsmahnen. 247 mehrten sich die Todesfälle der Bienen, so daß vor emigen Stöcken den Tag über bis 200 Bienen tot oder krank lagen. Bis zum 15. Juni hielten die Sterbefälle gleichen Schritt, von da an nahm das Sterben all- mählich immer mehr ab und hörte am 2. Juli canz auf. Königinnen wurden, wie das bei Köpf geschah, nicht belästigt, wohl aber viele Drohnen, auf die sie ebenfalls von den Arbeitsbienen übergingen und die auch starben. Ebenso gingen sie auf die jungen und sogar ganz jungen, eben erst aus den Brutzellen gekrochenen Bienen von den Trachtbienen, welche die Larven in den Stock importierten, über und ver- ursachten diesen den Tod. Im Innern des Stockes auf dem Boden befanden sich eben- falls viele tote und sterbende Bienen.“ Ähnlich beschreibt Köpf das Auftreten der Meloe-Larven in seinen Stöcken: „Ich sah alles aufs Spiel gesetzt, sah alle für mich sehr beträchtlichen Auslagen rein verloren. Ich besaß damals 19 Mutterstöcke und drei oder vier Vorschwärme, und — dank der zähen Natur und starken Vermehrung der Bienen — ich hatte nichts zu beklagen als neun weisellose Stöcke und vielleicht die Hälfte des Volkes. Hunderte, ja Tausende unserer lieben, armen Bienen starben jeden Tag des schmerzvollsten Todes, und es hätte mich gar nicht gewundert, wenn mancher Stock alles im Stiche gelassen hätte und in der Verzweiflung vor der ihn verfolgenden Harpyien auf und davon gegangen wäre. Mögen Königinnen immerhin auch durch andere Ursachen gefallen sein, die bei weitem meiste Schuld lege ich diesem Geschmeib zur‘ Last.“ Der bunte Maiwurm wird unserer Honig- biene also nicht durch seine parasitische Lebensweise im DBienenstock nachteilig, sondern durch seine erste Larve, die durch die Arbeitsbiene in den Stock getragen wird und hier nicht selten recht arge Ver- wüstungen anrichtet. Denn sobald sie eine Biene hingemartert hat, verläßt sie dieselbe und beißt sich bei einer anderen Biene ein, einerlei, ob es Arbeitsbiene, eine Drohne oder gar eine Königin ist. Ob diese Larve sich wie die erstgenannte auch im Bienen- stock entwickelt, ıst, soviel mir bekannt, noch nicht beobachtet worden; Newport und v. Siebold stellen es entschieden in Abrede. Da man jedoch die ferneren Ent- wickelungsstufen der Melo& proscarabaeus im Bienenstock beobachtet hat, so ist, wie Professor Heß glaubt, es doch immerhin möglich, daß sich unter günstigen Umständen auch einmal eine Larve der Melo& variegatus. im Bienenstock entwickeln kann. Der Bienenzüchter hat sich jedenfalls vor diesem Schmarotzer zu hüten und besonders neben Tötung des Maiwurms auf sorgfältige Reinigung seiner Bienenstöcke zu achten. Frühlingsahnen — Frühlingsmahnen. Von Max Müller. Frühling! — Welch ein Zauberwort, wenn der Mensch des langen, einförmisen Winters müde ist! Die liebe Sonne spricht es zuerst zu uns vom hohen Himmel her, die linden Lüfte flüstern es in das Herz, wenn noch die Welt in stiller Winterruhe träumt. Aber indem Licht und Wärme wohlthätig ver- schwistert wirken, erwacht allmählich das Schlummernde, löst sich das Starre, belebt sich das Scheintote, schwindet das Winter- liche. — Frühlingsahnung allerwärts! Schon singt die Lerche, „im blauen Raum verloren,“ ihre Lenzeslieder, anfangs schüchtern, leise, dann immer zuversichtlicher und froher; so steigt sie als ein begeisterter Frühlings- prophet in den Äther empor. Und mit ihr kehrten die geschwätzigen Stare heim zu den alten Eichen des deutschen Waldes, zu dem verlassenen Nistkasten im Garten. Bald folgen ihnen andere gefiederte Sänger. Die Wahrzeichen des Lenzes mehren sich mit jeder Woche. Weit und breit verjüngt sich die Natur in ewig frischer Kraft: überall drängender Fortschritt, rastloses Entfalten. Es keimt und treibt und sproßt um uns her, daß jedes unverdorbene Menschenkind seine helle Freude daran haben muß. Den Entomologen interessiert vor allem - 348 Frühlingsahnen — Frühlingsmahnen. das erwachende Insektenleben. Den langen Winter über konnte er höchstens die schnee- freien Tage dazu benutzen, um unter Moos, Laub, Rinde. an Zweigen etc. nach Beob- achtungs- und Sammelmaterial zu spähen, und war ihm das Glück günstig, so fand er vielleicht einige seltene Gespinste und dergl., oder bei den Holzschlägern im Forste etliche charakteristische Fraßstücke schädlicher Kerfe. Ein Frühlingsspaziergang ist schon mehr fesselnd und lohnend.. Wenn auch Märzwinde und Aprillaunen manchmal ihr wetterwendisches Regiment zeigen, — mögen sie uns dreist boshaft überraschen, sie rütteln nur schlafende Knospen wach; und mitten im unverhofften Schneegestöber fliegt viel- leicht ein mutwilliges Marienkäferchen auf unsere Hand, einst der schnelle Liebesbote der schönen Göttin Freya, bis das Christen- tum den Freyadienst kirchlich umgestaltete. An seine Stelle trat der Marienkultus; er verhalf dem Tierchen jedenfalls auch zu dem heutigen volkstümlichen Namen. — Jetzt putzt es die Fühler, zuckt mit den Flügeln und rüstet sich, gleichsam der bösen Witterung zum Trotze, zur Weiterreise; man darf eben nicht verdrießlich werden, wenn man ein wenig Umschau in der Welt halten will. Bald verziehen denn auch die Wetter- schauer, der Himmel klärt sich vom zer- rissenen Gewölk, und die Lenzsonne bethätigt ihren vollen Einfluß mehr denn je, als wollte sie die unfreundlich behandelte Natur wieder aufheitern. Dort an jener morschen Bretter- wand, wo sie am besten erwärmen kann, beleben auch ihre Strahlen am meisten. Unzählige kleine, dankbare Wesen spielen hier ausgelassen durcheinander. Klinke Spinnen, meist der behenden Sippe Salticus angehörig, huschen kreuz und quer, lustig drängen die verschiedensten Fliegen- Arten herbei, sie beachten vor Vergnügen gar nicht jene geschmeidige Glattwespe (Mellinus arvensis D1b.), welche die Arglosen gelegent- lich zu ergreifen sucht. Als vornehmerer Gast läßt sich langsamen Fluges ein zarter Citronen-Falter (Rhodocera rhamni L.) nieder, neben demselben der buntscheckige, kleine Fuchs (Vanessa urticae L.), unruhig die ver- blaßten Flügel klappend. Mit ihm zugleich erwachten viele andere Vanessa-Falter: der stattliche Trauermantel (V. antiopa L.), in der Überwinterungs-Generation mit weißem Saume, das kokette Tagpfauenauge (V. io L.), der große Fuchs (V. polychloros L.), der zierliche C-Vogel (V. c-album L.) u. s. w. Sie alle haben eine schlimme Zeit hinter sich. Sie, die linde Lüfte und Sonnenlicht über alles lieben, bannte ehedem der eisige Winter in finstere Schlupfwinkel zwischen dürrem Laube, in hohlen Bäumen, tiefen Spalten ete. Zur lieben Weihnachtszeit fand ich einst eine hübsche Gesellschaft dieser Schmetterlinge unter dem Strohdache meines Holzstalles, starr in einer Reihe neben- einander hockend.. Es waren namentlich die Weibchen von Tagpfauenaugen und V. polychloros; andere Falter saßen zerstreut zwischen den KEichenscheiten, darunter mehrere V. c-album und V. urticae, sowie eine Anzahl von Eulen, meist der Gattuns Xylina wnd Orthosia angehörig, auch die bekannte Zacken - Eule (Scolioptery& libatrie L.), welche sonst am häufigsten in Kellern quartiert, war unter ihnen; nirgends jedoch ließ sich ein Citronenfalter auffinden. Wie wohl mag da der leichtbeschwingten Schar sein, wenn endlich Frühlingsluft sie weckt, und wie unglücklich ist sie zugleich, sobald dieselbe dennoch ihrem düsteren Winterverstecke nicht entfliehen kann! Man achte am sonnigen Mittage nur einmal auf die gefangenen Kerfe an den ungeöffneten Giebelfenstern eines alten Hausbodens. In wirrem Gedränge hasten Fliegen, Mücken, allerlei größere und kleinere Wespen — mit- unter seltene Exemplare —, Tasfalter, Wickler, Zünsler ängstlich auf und nieder; alle mühen sich hinter den trüben Scheiben vergebens ab, die goldene Freiheit zu ge- winnen, bis sie endlich todesmatt nieder- fallen. Welch ein Gegensatz zwischen diesen Verzweifelten und den sorglosen Frühlings- kindern, die draußen froh umhertändeln, und denen schon die ersten Blumen blühen, wenn auch im Garten noch kein duftender Flieder lockt und statt der Rosenhecke noch ein Dornenstrauch steht. An reichen Spenden läßt es der junge Lenz darum doch nicht fehlen. Drüben den feuchten Wiesenrand umsäumen dichte Weidenbüsche, voll seidenweicher Blüten- schäfehen. Vor allen anderen aber leuchtet die Sahlweide (Salix caprea L.) mit ihren goldschimmernden Staubkätzchen. Dorthin zieht es das leichtbeflügelte Insektenvolk Früblingsahnen — Frühlingsmahnen. 249 von nah und fern. Wer es in der schönsten Lebensgemeinschaft bewundern und lieb sewinnen will, wer das Thun und Treiben derselben beobachten, die verschiedensten Arten studieren möchte, der muß die blühende Sahlweide aufsuchen. Zahllos sind die kleinen Gäste, welche im warmen Sonnen- scheine nach den langen Winterfasten zu Tische kommen. Schon von weitem klingt ihr Summen und Singen, es giebt kaum anderswo ein froheres Konzert, einen lustigeren Reigen, ein regsameres Leben als hier. In erster Linie beteiligen sich die Honigbienen. Duftberauscht, staubbeladen stürmen dieselben von einem Blüten- sträußchen zum andern, als könnten sie nimmer genug arbeiten. In geschäftiger Eile drängen sie den naschenden Schmetter- ling und oft genug auch die gutmütigen Hummeln beiseite, bis letztere, verdrießlich ‚brummend, weiterfliesen. Aber gerade diese artigen Bassisten des Insektenchorus schaffen in dem idyllischen Bilde recht augenfällige Abwechselung, einmal durch ihre Größe als ‚behäbige Stammmütter eines neuen, zu- künftigen Geschlechts, zum anderen durch ihre kleidsame, bunte Tracht. Da tummelt sich die stattliche, gelb und weiß gebänderte Erdhummel (Bombus terrestris L.), dort die tiefschwarze Steinhummel (B. lapidarius L.) mit der leuchtend rostroten Spitze des Hinterleibes; an jenem Zweige wiederum summt eine Wiesenhummel (B. pratorum L.) oder gar die seltene, hübsche Hügelhummel (B. hypnorum 1l.). Dazwischen streifen die unscheinbaren Frühlingsbienen (Sandbienen, Andrenidae F.) umher, denen vielleicht noch vor wenigen Wochen das leere Schnecken- häuschen am Wege zur Winterherberge diente. Man darf sie um so weniger über- sehen, da ihre Flugzeit — namentlich bei den kleineren, schlanken Männchen mit dem zottig behaarten Gesicht — kurz bemessen ist. Leicht verwechselt man ihre Art mit ähnlichen Gattungen (z. B. Furchenbienen, Hylaeus F. ete.), und nur der erfahrene Kenner vermag mühsam die verschiedensten Species festzustellen. Auch die kleinen Mauerbienen (Osmtia Ltr.) oder eine niedliche, bunte Schmuckbiene des Geschlechts Nomada F. lassen sich bisweilen an den verlockenden Weidenkätzchen schauen, desgleichen die Vertreter der Sippe Anthophora Litr., und eben erspähen wir am überhängenden Blüten- ästehen sogar eine Wegwespe (Pompilus viaticus F.), welche ihre Raubnatur in diesem Insektendorado ein Weilchen vergißt, ob- gleich die beständig zitternden Flügel dennoch Kampfeslust verraten. Aber wer nennt und kennt alle die kleinen Gast- freunde, die hier nicht nur am Tage, sondern auch zur Nacht Einkehr halten? Denn sobald die Sonne sinkt und die Dämmerungs- kühle die tagesfrohe Kerfgesellschaft ver- scheucht, dann schwirren zahlreiche Abend- falter, vorzüglich Eulen und Spanner, herbei. Jeder Schmetterlingssammler weiß den Nacht- fang bei den blühenden „Palmweiden“ zu würdigen. Er kennt die winzigen Raupen, welche die Kätzchen*) benagen, und noch besser diejenigen, welche am Laube und im Holze fressen, wie denn die Weide über- haupt zu den insektenreichsten Gewächsen der Heimat gehört. Der Küfersammler kann hier — nach Dr. Jäger — über 100 Arten finden, und der verstorbene Professor V. Graber sagt:*”) Wer sich die Aufgabe stellen wollte, die ständigen Weidenbewohner und Inwohner zu sammeln und kennen zu lernen, müßte wenigstens ein ganzes Jahr - hindurch Tag für Tag an Ort und Stelle kommen, würde aber schließlich sehr erstaunt sein, eine Weidenkerf-Sammlung zu besitzen, die mindestens an die 800 verschiedene Arten aufwiese. Wenn indes jemand auf allen Wegen und Stegen die Frühlingskerfe aufmerksam kontrollieren wollte, so dürfte er seine Rechnung überhaupt schwerlich zum Abschluß bringen. Taetäglich überraschen ihn neue Erscheinungen. „Da krimmelt, wimmelt es im Heidegezweige,“ an Blatt und Halm, ®) Dr. G. Jäger nennt in seinem Werke „Deutschlands Tierwelt“, Band II, neben den Maden von Rüsselkäfern (Erichinus etc.) dreierlei Gelbeulenraupen (Noctua fulvago L., togata, lota), eine Kleinspannerraupe (Geometra tenuiata), zwei Wicklerräupchen (Tortrix semi- fasciana Hw. und nisella C].), ein Motten- räupchen (Batrachedra praeangusta Haw.), welche alle an den Kätzchen fressen; die Larve einer Gallmücke (Cecid. heterobia Lw.) deformiert sie. ==) Graber: Die Insekten. 3 Teile, München, 1877. 250 Synonymische und kritische Bemerkungen etc. auf Feld und Flur. Immer mannigfacher und fesselnder tritt ihm allerwärts das Insektenheer entgegen. „Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag —“ Das trifft auch hier zu. Aber nicht über Büchern dürfen wir uns einreden, dab wir diese Welt kennen. Draußen erst umfängt uns volles Leben, das dem geübten Auge des denkenden Naturfreundes überall unbekannte Wunder zeigt und mit jedem Jahre neues Interesse weckt. — Grüß’ Gott! Komm hinaus! Synonymische und kritische Bemerkungen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Tenthreniden-Arten älterer Autoren, Linne, Scopoli, Christ u. s. w. Von Fr. W. Konow, p. Teschendorf. 1. Genus Cephaleia Jur. 1. Im Jahre 1758 hat Linne ın seinem Syst. nat., ed. 10a, den früher ohne Namen beschriebenen Arten Namen beigelegt, und die 1746 in Fauna Suecica, p. 283 n. 928 beschriebene Tenthredo erhält den Namen T. pratensis. Die Beschreibung von 1746 lautet: „antennis 7-nodiis, abdomine Navo, pone nigro. — Alae incumbentes, nigricantes, diaphanae; abdominis 3 vel 4 anteriores articuli rufescentes. Corpus reliquum nigrum, pedes rufi*. Diese Beschreibung hat Fallen mit Recht auf das Männchen des unter diesem Namen jetzt bekannten Dolerus gedeutet, und es dürfte auch durchaus eine andere Deutung nicht möglich sein. Neben der T. pratensis erscheint bei Linne 1758 unter den Arten mit antennis setaceis articulis plurimis eine T. abietis, für die sich Linne nicht, wie bei pratensis, auf eine Beschreibung in der Fauna Suecica von 1746 beruft. Diese T. abietis hat, ab- sesehen von der Angabe „antennis setaceis“, fast dieselbe Diagnose erhalten wie jene, nämlich antennis setaceis, corpore nigro, abdominis 4 segmentis fulvis, während für T. pratensis die Diagnose lautet: „antennis septemnodiis, corpore nigro, abdominis seg- mentis 4 ferrugineis“. Auffälligerweise läßt Linne sowohl 1761, als auch 1767 die T. pratensis weg, und dafür erscheint nunmehr die T. abietis unter der Abteilung ınit antennis filiformibus 7-nodiis, übrigens aber mit derselben Diagnose. Da ist offenbar die T. abietis von 1761 und 1767 nicht mehr dasselbe Tier wie die T. abietis von 1758, sondern dieser Name ist nunmehr für pra- tensis eingetreten. Man könnte vielleicht denken, Linne habe etwa einen Irrtum von 1758 berichtigen wollen, aber daß Linne 1758 wirklich ein und dasselbe Tier zuerst als eine Art mit neungliederigen und hernach als eine Art mit vielgliederisen Fühlern beschrieben hätte, ist um so weniger zu denken, als Linne ja bereits 1746 die Fühler- glieder seiner T. pratensis richtig gezählt hatte, daneben 1758 die T. abietis neu auf- stellte und diese ausdrücklich als ein Tier mit antennis setaceis bezeichnete, während die Fühler des Dolerus pratensis nicht ent- fernte Ähnlichkeit mit den Fühlern einer Lyda haben. Er muß also 1758 wirklich eine Lydine besessen haben, die er mit dem Namen T. abietis bezeichnete, und es wird angenommen werden dürfen, daß er 1761 die typischen Exemplare seiner T. pratensis und cabietis nicht mehr besaß. Schimmel oder Larvenfraß können ja eine ganze Sammlung schnell zerstören, und Linne wird nun irrtümlich den Namen «abietis auf die Art bezogen haben, die er früher pratensis nannte, so daß ihm folglich eine T. pratensis nicht mehr übrig blieb. Existenzberechtigung hat also nur die T. abietis von 1758, und es wird darauf ankommen, diese zu deuten. Wenn man die vier roten Hinterleibsringe in der Mitte des Hinterleibes suchen will, so könnte man etwa an Lyda hieroglyphica Christ (= cam- pestris F.) Sg oder an Pamphilius lucorum F. Q denken, denn ein weißes Rückenschildchen würde Linne sicher nicht unerwähnt gelassen haben. Aber beide sind bisher aus Schweden nieht bekannt, und beide leben auch nicht VO GB “ auf Pinus abies,;, die erstere gehört der Kiefer an, und die letztere findet sich nur auf Erdbeere. Die vier roten Hinterleibs- ringe müssen am Ende des Hinterleibes sesucht werden, und dann entspricht die Beschreibung sehr wohl der gewöhnlichen Färbung des Männchens von Cephaleia hypothrophica Htg. Diese Art gehört auch wirklich der Pinus «abies an, wie Linne von seiner Art versichert, und diese wird den Linne’schen Namen führen müssen. Merkwürdig ist es übrigens, daß bei Fabrieius die T. pratensis unter den Lyden und T. abietis unter den Dolerus erscheinen. Offenbar hat Fabrieius die Linne’sche Ver- wechselung richtig erkannt, aber hernach doch selbst wieder die Namen verwechselt. Jedoch kann ihm nicht zugestimmt werden, wenn er, wie es scheint, die T. abietis L. von 1758 auf die Lyda stellata Christ deuten wollte, denn bei dieser kommt eine ent- sprechende Färbung kaum vor, und das Tier lebt nicht auf P. abies. 2. Die T. affinis Schrank, die in Gistl, Faunus (1837) I, p- 13 beschrieben wird, ist ein Männchen von Cephaleia abietis U. Schrank schreibt: „affinis sequenti (T. sil- vatica L.) et forte tantum sexu diversa“. Die Diagnose: „antennis setaceis, corpore nigero; antennis pedibus abdomineque rufis“, läßt sich nur auf abietis deuten. 2. Genus Üephus Latr. Die T. polygona Gmel. hat Diagnose: „antennis subclavatis, 1S-nodiis, nigra, segmentis tertio quintoque margine posteriore flavo - virescentibus, femoribus nigris, 4 antieis apice tibiisque flavis, posterioribus apice nigris plantis flavis, abdomine lineari compresso“. Das ist also zweifelsohne der Cephus pygmaeus L. 3. Genus Junus Steph. Was die T. cynosbati L. betrifft, so glaube ich endlich, über dieses viel angezweifelte Tier Aufklärung gefunden zu haben. Linne beschreibt die Art in Syst. nat. 1758, p. 558 mit folgenden Worten: „antennis setaceis, corpore atro, pedibus ferrugineis, posticis albo nigroque annulatis“ und citiert dazu Reaumur: insect. 5 t., 15 f. 1-6. Dieses letztere Citat ist falsch und hat seine Art zweifelhaft gemacht. Aber Linne gründete folgende | Pimpla - Männchen Synonymische und kritische Bemerkungen ete. 351 die Art keineswegs auf die Reaumur’sche Abbildung, sondern hatte dieselbe bereits früher (1746) in der Fauna Sueeica n. 937 selbst beschrieben. Er glaubte, nur bei flüchtiger Vergleichung seine Art in dem von Reaumur, T. 15, Fig. 6 abgebildeten Insekt wiederzuerkennen, und vielleicht be- stärkte ihn darin die Beschreibung, welche Reaumur ausnahmsweise von seinem Tierchen giebt: „cette Mouche est toute noire, elle a seulement une partie de chaque jambe jaunätre“. Dieses Reaumur’sche Insekt ist der Cladius pectinicornis Geoffr. Wie flüchtig Linne verglichen hat, darin, daß er Fig. 1—6 eitiert; zeigt sich aber diese Figuren gehören gar nicht zusammen; Fig..1—3 stellen das Eigelege der Ardis plana dar; Fig. 4 ist ein Fühler der Arge rosae L. S, und Fig. 5 ist ein weiblicher Fühler derselben Art. Linnes Art kann also lediglich nach seiner eigenen Be- schreibung beurteilt werden, und wenn er 1761 in der Fauna Suecica aus der Fauna Suecica von 1746 wieder hinzufüst: „inter parvas est; facies Ichneumonis; abdomine lineari, totus ater, sed femora et tibiae et palmae omnes ferrugineae, exceptis posticis- albo nigroque variis, antennae atrae, 18 arti- culis“, so ist ein Zweifel gar nicht möglich, daß er wirklich den bekannten Junus cynosbati meint. Wenn in der „Entom. Tidskrift“ IV, 1883, p. 91 nachgewiesen sein soll, daß die T. cynosbati L. vielmehr ein aus der examinmator- Gruppe, wahrscheinlich von P. strigipleuris Thoms., sei, so ist das gänzlich verkehrt. Ein Pimpla-Männchen hat nicht 18 gliederige Fühler. Dieses Urteil würde zu Recht be- stehen, wenn es sich um die T. cymosbati Geoffr. oder Lyda Geoffroyi Lep. handelte, obwohl die Geoffroy'sche Art besser auf Bassus albosignatus gedeutet wird. Bei meinen Exemplaren von Janus cynosbati zähle ich allerdings 20—21 Fühler- glieder, aber es können sehr wohl Exemplare mit 1Sgliederigen Fühlern vorkommen, und überdies sind die Fühlerglieder so undeutlich abgesetzt, daß es sehr schwer ist, dieselben genau zu zählen; an einem Pimpla-Fühler aber würde auch Linne sicher mehr als 18 Glieder svezählt haben. Im meiner monographischen Bearbeitung der Cephini in der „Wiener Entomolog. Zeitung“, 1596. 252 Synonymische und kritische Bemerkungen etc. p- 158 ff. habe ich leider, im Vertrauen auf die Angaben Mr. Camerons, die Linne’sche T. cynosbati von den Tenthrediniden aus- schließen zu sollen gemeint. Aber selbst wenn jetzt wirklich in der Linne’schen Sammlung, die sich ja in London befinden soll, ein Pimpla-Männchen mit der Be- zeichnung T. cynosbati steckte, so würde auf solche angebliche Type gar nichts zu geben sein. Linnes Beschreibung kann lediglich auf die bekannte Janus-Art ge- deutet werden. 4. Genus Xeris Costa. Die Xeris spectrum L. kommt in sehr verschiedener Größe vor, und da Müller von seinem Sirex nanus sagt: „facies in omnibus S. spectri sed multo minor“, so kann derselbe natürlich von spectrum nicht getrennt werden. ’ 5. Genus Abia Leach. 1. Die T. lonicerae L. gründet sich auf Reaumur, insectes 1741, 5, p. 171 et 172, T. 13, £. 1-11. Fig. 1—3 eine Larve ab, qui se nourrit de feuilles de Chevre-feuille, Fig. 4—6 zeigen das Kokon, Fig. 7 die Nymphe, Fig. 8 und 10 das vollkommene Insekt @ und 3, Fig. 9 einen vergrößerten Fühler und Fig. 11 den vergrößerten Kopf. Von dem Insekt sagt Reaumur: „sa couleur approche de celle des Mouches & miel“. Diese Abbildungen sind wiederholt auf Abia nigricornis Leach. ge- deutet worden, und solche Deutung ist ohne Zweifel richtig. Gerade A. nigricornis kann sehr wohl an eine Honigbiene erinnern, und auch die Abbildungen der Larve, des Fühlers und des Kopfes sind durchaus naturgetreu. Der Linne’sche Name lonicerae wird also für nigricornis eintreten müssen. 2. Unter dem Namen T. nitens glaubt Christ, die Abia nitens L. und sericea L. vereinigen zu sollen, und hält nitens für das Weibchen, sericea aber für das Männchen seiner Art. In Wirklichkeit beschreibt er aber ein Männchen als nitens, denn sein Tier hat „einen schwarzen, länglichten Fleck über dem vierten, fünften, sechsten und siebenten Ring des Hinterleibes“. Da bei nitens die Fühlhörner schwarz sein sollen, so kann bei einer Größe von fünf Linien (= 11 mm) nur an A. lonicerae L. gedacht werden. Dagegen soll das angebliche Hier bildet Reaumur in Männchen (sericea) einen kupferglänzenden Kopf und Hinterleib und schwarze Fühl- hörner mit gelber Kolbe haben. Das trifft nur bei dem Männchen von A. aurulenta Sich. zu, bei dem auf dem Hinterleibe kein Sammetfleck liest. 6. Genus Arge Schrank. 1. Die T. rosae L. wurde von Klug auf die seitdem unter diesem Namen bekannte Athalia gedeutet, nachdem lange zuvor Fabricius und andere Autoren Linnes Be- schreibung mit Recht von der wirklich auf Rosen lebenden Arge verstanden hatten. Klug hatte bereits in Stroem, Schrank, Villers, Gmelin u. a. Vorgänger gehabt, und es waren längst Zweifel vorhanden, ob Linne die 4thalia oder die Arge gemeint habe. Klug aber glaubte seiner Sache ganz sicher zu sein, wahrscheinlich, weil Linne die Fühler seiner T. rosae als „septemnodiae“ bezeichnete. Doch zählt Klug selbst richtig: bei Athalia elf Glieder. Linnes Angabe „antennis septemnodis“ darf also weder für die eine, noch für die andere Art urgiert werden, muß vielmehr unter allen Umständen auf Rechnung der sehr wunvollkommenen optischen Instrumente jener Zeit gesetzt werden. Wenn nun aber Linne, abgesehen von seiner Angabe „habitat in rosae foliis“, ausdrücklich sagt: „thorax flavus, in medio terei et medio sterni niger, oculi et caput nigra“, so trifft das bei der Athalia nicht zu, denn diese hat stets einen hellen Mund und nie bei sonst gelbem Thorax einen schwarzen Brustfleck wie die Arge. Außer- dem wird die Athalia wohl kaum, die Arge aber leicht mit Emphytus cinctus zusammen auf Rosen gefangen, und den letzteren stellt Linne unmittelbar neben seine T. vosae. Und endlich sagt er von dem Emph. cinctus: „minor“; das könnte absolut verstanden werden, aber näher liest es doch, dieses Wort in Relation zu der vorhergehenden Art zu setzen, und dann wird auch dadurch die Athalia ausgeschlossen. Der Emphytus cinctus ist zwar nicht kürzer, aber ent- schieden schmaler als die Arge, während die Athalia niemals größer genannt werden kann als E. cinctus. Es spricht also in Linnes Beschreibung alles für die Arge und nichts für Athalia. Für Arge rosae muß Linne als Autor eitiert werden. Die Athalia Synonymische und kritische Bemerkungen etc. 253 rosae Klug dagegen wird lineolata Lep. heißen müssen, denn der Name capreae Schrank ist nicht zu gebrauchen, weil derselbe eine falsche Deutung der T. capreae Linne ist. 2. Die T. tricolor Gmel., deren Diagnose lautet: „capite thoraceque nigris, alis pedi- busque fuscis, abdomine flavo“, kann allein die Arge pagana Pz. sein, denn außer dieser giebt es nur noch die Arge fuscipennis H. Sch. mit schwarzbraunen Flügeln, und diese hat schwarze Beine mit rötlich gelben Schienen und Füßen. T. tricolor wurde auf ein Exemplar der Leske’schen Sammlung ge- gründet, das offenbar ölig oder durch Alter verfärbt war, denn sonst hat A. pagana rein schwarze und nicht braune Beine. Deswegen kann der Gmelin’sche Name nicht zur Auf- nahme empfohlen werden. 3. Gmelin suchte die armen, verdorbenen Tiere der Leske’schen Sammlung noch für die Wissenschaft zu retten, was besser unterblieben wäre. So ist gleich wieder die T. annulata Gmel. durchaus nicht zu ent- rätseln, wenn man nicht annimmt, daß es sich um ein öliges, bis auf die Fühler total ver- blichenes Exemplar von Arge rosae handelt. 4. Die Hylotoma rufescens Drapiez, in Ann. gener. sc. phys. Bruxelles II, 1819, p- 49 von Belgien beschrieben, ist ein 'wunderliches Tier. Die Fühler sind nach Beschreibung und Abbildung neungliederig, fadenförmig, die Beine gelb, der Hinterleib rot, die Seiten bleicher, Segment 1, 2, 3 schwärzlich, die „articulations“ der Schenkel | schwarz. Die Abbildung zeigt Vorderflügel ohne Radialguerader und mit vier Cubital- zellen. Das Tier ist 11 mm lang und der A. rosae so ähnlich, daß der Autor das 2 für rosae würde gehalten haben, wenn er nicht beide Geschlechter in copula gefangen hätte. Da es ein derartiges Tier mit neungliederigen Fühlern nicht giebt, so wird es doch bei Arge gesucht werden müssen, und da kann nur an A. dimidiata Fall. gedacht werden. Wegen der schwarzen „articulations“ der Schenkel würde ich lieber auf A. cyameocroce« Först. raten, aber diese ist nicht annähernd so groß, und die Färbung des Hinterleibes ist anders. 7. Genus Lophyrus Latr. 1. Die Hylotoma nemorum Fall. trifft nicht die Fabricius’sche Art, sondern ist nichts anderes als Lophyrus pini L.@. Die ausführliche Beschreibung läßt gar keinen Zweifel übrig. 2. Dagegen bezeichnet Hyl. dorsata Fall. die helle, Hyl. pini Fall. die. dunkle Ab- änderung von Loph. variegatus Htg. 3. Unter dem Namen T. juniperi be- schreibt Christ ohne Zweifel die Larve und das Weibchen von Lophyrus rufus, während das von ihm dazu gestellte Männchen nur zu Monoctenus juniperi L. gehören kann. S. Genus Oladius Il. Seine T. rumicis gründete Linne auf die von Reaumur 1741, T. 10, Fig. 13 und 14 gegebene Abbildung. Fig. 13 stellt eine Larve vor, welche Reaumur auf einem „pied d’Oseille“ fand, und die nach ihm dunkel schiefergrau, fast schwarz war. Fig. 14 stellt eine 6 mm lange, schmale Blattwespe dar. Weder diese Angaben, noch die Ab- bildunsen selbst genügen, um die Art zu erkennen, und eine weitere Beschreibung des fraglichen Insekts ist nirgends vor- handen. Auf rumex kennt man jetzt zwei Arten, nämlich die Larven von Pachynematus rumieis Fall. und von Taxonus equiseti Fall., aber beide sind ganz anders gefärbt als die von Reaumur erwähnte. Die Reaumur’sche Abbildung der Imago könnte auf Cladius difformis Pz. schließen lassen, doch ist die Larve dieser Art bisher nicht bekannt. Die T. rumicıs L. kann also nur fraglich bei Cladius difformis citiert werden. 9. Genus Trichiocampus Hteg. Die T. ulmi L. ist auf Reaumur, insect. 1741, p. 165, T. 10, Fig. 15—17, gesründet und ohne weitere Beschreibung geblieben. Wenn nun Zaddach die Reaumur’schen Abbildungen auf den Trichiocampus rufipes Lep. deutet, so ist das durchaus zu billigen. Wenn Reaumur diese Art in Fig. 16 auch wenig deutlich darstellt, so ist die in Fie. 17 abgebildete Sägescheide um so charak- teristischer und läßt keinen Zweifel übrig. 10. Genus Priophorus Latr. Was die T. cerasi Scop. sein mag, ist mit Sicherheit nicht zu sagen. Ein ganz schwarzes Tier mit gelben Beinen und Schildchen von 5,5 mm Länge ist mir unbekannt. Da Scopoli sagt: „habitus et statura T. ribesii“, so muß es sich um einen Nematiden handeln, und zwar wahrscheinlich 254 Bunte Blätter. auch um ein Männchen, wie bei ribesit.| Lep. führen müssen. Seopoli dürfte also zufällig etwa ein Männchen von Priophorus padi auf einem Kirschbaum sefangen haben, bei dem zufällig das Rücken- schildchen bleich gefärbt war. Schrank hat möglicherweise ein gleiches oder auch irgend ein anderes Männchen mit zufälliger Färbung erbeutet. 11. Genus (amponiscus Cam. Wenn im Dalla Torre’schen Katalog die Pristiphora duplex Lep. als Synonymum des Cryptocampus medullarius aufgeführt wird, so ist diese Deutung ebensowenig zu billigen, wie bei Mr. Kirby die Deutung auf Pachy- nematus obductus Htg. Pristiphora duplex steht bei Le Peletier neben ÜUryptocampus niger Jur. und soll, wie dieser, eine Radial- zelle und drei Cubitalzellen haben, von denen die erste klein, gerundet, die zweite sehr lang ist und beide rücklaufende Adern auf- nimmt. Das läßt einen Uryptocampus ver- muten, aber unter den Cryptocampen giebt es keine Art, welche der Le Peletier'schen Beschreibung entspräche. Diese lautet: Fühler schwarz, Kopf schwarz, Mund braun- gelb, Palpen bleich, Thorax schwarz mit bleichen Schultern, Hinterleib oben schwarz, unten, an den Seiten und am After bleich, die vorderen Beine bleich, an der Spitze braun, die Hinterbeine braun (fuseis) mit bleicher Schenkel- und Schienenspitze, Flügel glashell, die Nerven braun, die Costa bleich scherbengelb. Diese Beschreibung entspricht völlig dem Camponiscus apicalis Brischke, wenn man unter dem „tibiarum apex“ die Basis der Hinterschienen versteht. eine Ver- wechselung, die bei Le Peletier öfter vor- kommt. Bei dieser Art ist die zweite Cubitalguerader gewöhnlich fehlgeschlagen, und diese wird den Namen Camp. duplex Der Nematus bicolor Lep. ist dieselbe Art mit vier Cubitalzellen. 12. Genus Hemichroa Steph. Seine T. «lni gründete Linne 1758, ohne das Tier zu kennen, auf eine Reaumur’sche Abbildung. Reaumur stellt nämlich in seinen Mem. hist. insectes, 1741, T. 11, m Fie. 1 ein Erlenblatt mit Nematidenlarven und in Fig. 2 das Insekt dar, welches er aus jenen Larven erhalten hatte. Seite 165 und 166 wird die Larve beschrieben. Diese ist 20füßig, der Kopf schwarz, das erste Segment gelb, der übrige Körper gelblich, an den Seiten mit sereihten ‚schwarzen Punkten, der Bauch gleichfalls mit einer Reihe schwarzer Punkte. Diese Larve kann nur die Larve des ('roesus septentrionalis L. sein, und zu dieser Art ist die T. alnı von 1758 als Synonymum zu stellen. Übrigens ist bei Reaumur offenbar ein Irrtum vorhanden, denn auf T. 11 zeichnet er in Fig. 10 ein Insekt, dessen Hinter- schienen und Hintertarsen stark erweitert sind, und das der bekannten Larve des Pteronus salicis entschlüpft sein soll. Ohne Zweifel hat Reaumur den wirklichen Pter. saliers mit Croesus septentrionalis ver- wechselt, und seine Fig. 2 sollte als Fig. 10 und umgekehrt bezeichnet werden. Später hat Linne in Syst. nat. 1767 eine ganz andere Art, nämlich die unter diesem Namen jetzt bekannte Hemichroa T. alni genannt und kenntlich beschrieben. Es wäre besser gewesen, wenn er dieses Tier mit einem neuen Namen bezeichnet hätte, aber da die T. almi von 1758 nur ein Synonymum zu einer bereits benannten Art war, so wird der Name «alni von 1767 anerkannt werden können. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Monströse Caraben. Einige Hefte des ersten Bandes der „Illustrierten Wochenschrift für Enlo- mologie“ enthalten Beschreibungen von Mib- bildungen bei Käfern. Erklärlicherweise sind es namentlich (arabıs, denen man nach dieser Hinsicht Beachtung geschenkt hat; denn die Tiere sind sowohl groß, als auch variabel in der Skulptur und werden daher einer näheren 3jeachtung gewürdigt als manche andere Pamilie. Auch die nachfolgenden Fälle be- schränken sich auf Carabus, von dem ich einige Arten in größerer Zahl gesammelt habe. 1593 erhielt ich eine größere Anzahl Carabus elathratus aus einem Moor in Dithmarschen; darunter sind einige Verkrüppelungen und Monstrositäten. l. 3. Rechter Fühler normal: der linke dagegen vom zweiten bis elften Gliede verkürzt; vom siebenten bis elften stark verkürzt. Die letzten Glieder sind kugelig, das letzte winzig klein. 2. @. Das rechte Mittelbein verkümmert und steif nach unten stehend. Schenkel ver- kürzt, schwach undam Ende unregelmäßig eingeschnürt. Schiene fehlend. Am verkrüppelten Schenkel sitzen zwei | Bunte Blätter. undeutliche Glieder eines rudimentären | meiner Sammlung angehören, zur Ansicht gern Fußes, ohne Klauen. O. (s. Abbildung). 3% Der rechte Vordertarsus die sich unten stark verbreitert. An dieser Verbreiterung stehen Enddornen in srößerer Zahl und von verschiedener Dicke. Die eine Seite der Schiene schiebt sich nach innen vor. Daran sitzt ein aus zwei Gliedern bestehender Fuß ohne Klauen. Ob letztere vorhanden waren, weiß ich nicht, doch ist das möglich. Zwischen zwei starken Eunddornen steht der eigentliche, aus mehreren Gliedern bestehende Fuß, welcher sich aber merkwürdigerweise in einen zweiten und einen dritten Tarsus teilt (vielleicht ist dies nur eine Teilung des letzten Gliedes?), von denen der eine zwei Klauen, der andere eine Klaue trägt (s. Abbildung). Alles andere ist bei dem Tiere normal. 2 Einen schönen Fall von Verbildung der Flügeldecken zeigt ein Exemplar von Carabus catenatus, welches Tier ich in größerer Zahl von einem Korrespondenten erhielt. 4. &. Die linke Flügeldecke ist normal skulptiert, die rechte stark verkürzt und skulptiert wie Carabus croaticus, mit dem catenalus übrigens das Vaterland gemein hat. Nur am Rande zeigt sich Andeutung von der Skulptur des catenatus. Was aber diese Ursachen solcher Ver- kümmerungen anbetrifft, die für den Biologen allein Interesse haben, so tappen wir im Dunkeln. Alle Behauptungen sind da sehr hypothetisch. Von großer Bedeutung wären hier vielleicht experimentelle Untersuchungen. Vielleicht kommen wir der Sache schon um ein Bedeutendes näher, wenn wir sehr geringe Verkümmerungen, gleichsam Abnormitäten, in ihren kleinsten Anfängen studieren. Für Herren, welche sich für solche Ver- krüppelungen und Abnormitäten näher inter- essieren, stehen obige Tiere, die sämtlich hat eine etwas verkürzte Schiene, zu Diensten. Die Redaktion wird aut Anfragen Eine sehr merkwürdige Monstrosität | meine genauere Adresse gern mitteilen. H. Gebien, Hamburg: =’ Aus den Vereinen, Sitzungsbericht vom 12. März 1897. NachVerlesung verschiedener eingelaufener Korrespondenzen und Besprechung einiger Vereinsangelegenheiten hielt Herr Rothke einen Vortrag über eine von ihm im Juli 1896 gemachte Sammelreise in den Alpen, betitelt „Entomologische Streifzüge durch das Ober- Engadin“. Reisebilder aus den Graubündener und Oberitalienischen Alpen. In einstündigem Vortrage brachte Herr Rothke seine von Chur bis Bergün unter- nommenen entomologischen Streifzüge zur Besprechung und entwarf hierbei, neben der Mitteilung über Lebensweise und Vorkommen der dortselbst von ihm beobachteten Insekten und Pflanzen, ein anschauliches Bild der Gegend und ihrer Bewohner, deren Lebensgewohn- heiten und ihren Beziehungen zur Außenwelt und zur umgebenden Natur. In wechselnder Folge wurde den Zuhörern, so gut es sich in kurz bemessener Zeit thun ließ, ein ziemlich umfassendes Bild der Alpenwelt und ihrer Insassen entrollt. Mit dem Vortrage war eine kleine Aus- stellung der vom Vortragenden während der Reise gesammelten Insektenarten und photo- graphischer Aufnahme von ihm berührter Punkte verbunden. -—- Circa 160 verschiedene Schmetterlingsarten (vorwiegend Macros), fast ebensoviel Käfer und in geringer Zahl Ver- treter der übrigen Insektenordnungen waren darin enthalten. — Von den photographischen Aufnahmen gefielen besonders: „Das Albula- hospiz“, „Morteratsch-Gletscher“, „Silvaplaner und Silser See“, „Julierpaß“, „Bergell von Casaccia“, „Comer See“ und „Bellinzona“. — Der Vorsitzende dankte im Namen des Vereins und bat um baldige Fortsetzung des Reise- berichts, was auch vom Vortragenden bereit- willigst versprochen wurde. L 2 Sitzungsbericht vom 26. März 1897. Herr Rothke setzte seinen in voriger Sitzung begonnenen Vortrag: „Entomologische Streifzüge durch das Ober-Engadin ete.*, fort. In gleicher Weise wie am ersten Vortrags- abend schilderte Redner seine Exkursionen über den Albula, in das Val de Livigno, zur Burg „Guarduval“ bei Maäulein und zum Bernina-Paß. Außer den dortselbst gesammelten Insekten- arten wurden diesmal auch verschiedene inter- essante Hochalpenpflanzen zur Anschauung gebracht. Herr Pöstgen legte hierauf die auf einer am Sitzungstage ausgeführten Exkursion ge- sammelten Schmetterlinge vor. Nach Schluß 256 Bunte Blätter. der offiziellen Sitzung fand unter den Mit- gliedern noch ein lebhafter Austausch von Zuachtresultaten und in der freien Natur gemachten Beobachtungen aus dem Insekten- leben statt. M. R. Exkursionsberichte. Im Laufe des Juni v. Js. erbeutete ich teils in der Stadt, teils in nächster Nähe derselben folgende Coleopteren: 179. Harpalus serripes Quens. 180. Synuchus nivalis Pz. 181. Ludius sjaelandicus Müll. 182. ” aeneus v. germanus L. 183. Blaps mucronata Latr. Die letzten Tage des August brachten noch: 154. Amara plebeja Glh. 135. Agabus bipustulatus L. 186. Hydrobius fuscipes L. 187. Aleochara bilineata Geh. 188. Tachinus flavipes F. 189. Philonthus nigrita Gr. 190. Geotrupes sylvalicus Pz. var.? 191. Anomala aenea Deg. 192. Leptura rubra L. 5, 2. 193. Melasoma populi L. Am 10. September fand ich bei Hersbruck: 194. Carabus nemoralis Müll. 3. 195. Harpalus luteicornis Dft. 196. C'hlaenius veslitus Pk. 197. Brachynus crepitans L. 198. P explodens Dft. K. Manger, Nürnberg. Litteratur. Reinke, Stephan. Wanderungen in Gottes Natur. Lebensbilder für die Jugend und ihreFreunde. Mit Illustrationen. Münsteri. W., 1895. Verlag von Heinr. Schöningh. 181 Seiten. Brosch Mk. 1,80, geb. Mk. 2,50. Diese Lebensbilder zeichnen sich durch ihre anmutige, fesselnde Sprache vorzüglich aus, eine Sprache. welche den jugendlichen Geist ebenso sicher fesselt, wie auch den erfahrenen Beobachter zu interessieren weiß. Nach einer „Einleitung“ folgt der Leser dem Verfasser auf vier „Wanderungen“. Ich glaube die Art der Darbietung am besten zu charakterisieren, wenn ich eine der Wande- rungen inhaltlich skizziere. Dritte Wanderung: Das Erwachen des Frühlings; der Schwarzdorn; wie sich die Pflanzen verteidigen; die Rosenblütler und was sie uns lehren; die Obstbäume; die Erd- beere; die Vermehrung der Pflanzen; der Goldlaufkäfer und der Regenwurm; der Igel; die Kreuzotter; Kampf zwischen Igel und Kreuzotter; die Igel-Familie; des Igels Heim- kehr; die Hummel und der Bienenfang; in der Hummelburg; Verwandte der Hummel; gute Nacht. Ich bin überzeugt, daß jeder das Buch, dessen Illustrationen im ganzen prägnant und ansprechend gehalten sind, gerne lesen wird, und wünsche demselben eine weiteVerbreitung. Schr. e 3 Bade, Dr. E. Sisswasser-Aquarium. Geschichte, Flora und Fauna des Süßwasser-Aquariums, seine Anlage und Pflege. Berlin, 1896. Verlag von F. Pfenningsstorff. Das Werk liegt nunmehr in 11 Lieferungen, a 1,50 Mk., mit 6 zum Teil kolorierten Tafeln und zahlreichen Abbildungen im Texte vor. Nach einleitenden Worten über die Geschichte der Aquarienliebhaberei und den Zweck und Wert des Aquariums wird das letztere selbst in gründlicher, klarer Weise (S. 6 bis 50) behandelt: Formen für Aquarien; Wasserdurchlüftung; Heizung des Aquarien- wassers; selbstthätige Heber; der Felsen im Aquarium; die innere Ausschmückung des Aquariums; die Bodenschicht des Aquariums in ihrer Bedeutung für die Pflanzen; die Ein- setzung der letzteren; das Wasser des Aquariums und seine Einfüllung. Die folgenden Seiten (bis 240) machen recht erschöpfend mit der Süßwasser-Flora bekannt; die Fortsetzung (bis Seite 498) lehrt die Süßwasser-Fauna in ausführlicher Dar- bietung kennen, von den Reptilien bis zu den winzigen, einzellisen Urtieren. Der Verfasser ist hier erfolgreich bemüht gewesen, die Lebensverhältnisse der Tiere sowohl, wie der Pflanzen eingehend zu schildern. Der Be- trachtung der Fische ist ein Kapitel: ‚Die künstliche Fischzucht“ angeschlossen. Es folgt jetzt die „Besetzung und Pflege des Aquariums“: Einteilung der Aquarien nach ihrer Besetzung; die Aufstellung des Aquariums; Pflege des eingerichteten Aquariums; Versand von Fischen und Fisch- eiern; Versand von Amphibien und Reptilien; ‘| Krankheiten der Fische. — Sachresgister. Die Schwierigkeiten einer erschöpfenden Behandlung des „Süßwasser-Aquariums“ sind nicht zu verkennen, und es ist durchaus an- erkennend hervorzuheben, daß nicht nur der Anfänger eine gründliche Anleitung zur zweck- mäßigen Einrichtung und Pflege des Aquariums aus ihm schöpfen wird, sondern auch der lang- Jährige Aquarienbesitzer ergänzende Belehrung in demselben zu finden vermag. Das Werk wird in der That einen wirklich brauchbaren Ratgeber für alle Aquarienfreunde darstellen, zumal die Illustration ebenso reich wie im allgemeinen ansprechend und klar zu nennen ist. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm, Insektenreisen. 257 Insektenreisen. Von Prof. Karl Sajo. JR (Schluß) Ich habe im ersten Abschnitte erwähnt, daß die nervöse Erregung der meisten Insekten vor Regen und Gewitter einer der wichtigsten Faktoren ihrer Verbreitungs- fähigkeit ist. Ihre Aufregung wird aber auch noch auf eine andere Weise herbeigeführt oder mindestens gesteigert. Man kann vielfach beobachten, daß, sobald viele Individuen einer Art dicht bei einander leben, das ganze Volk gar bald unruhig wird. Nie kann diese Thatsache sicherer fest- gestellt werden, als bei Arten, die aus eigenem Antrieb und wie durch einen ge- meinsamen Willen beseelt, sich auf imposante Wanderungen zu verlegen pflegen. Solange die Insekten in geringer Individuenzahl und gleichsam zerstreut leben, nehmen sie voneinander viel weniger Notiz, als wenn die fliggen Imagines, mitunter auch die Larven, in diehten Scharen eine Lokalität beherrschen. Sehr auffallend ist dieses Verhältnis bei den Aecridiern, namentlich bei den wandernden. Ich habe vor Jahren viel, und zwar mehrere Sommer hindurch, mit der Marokkaner Heuschrecke (Stauronotus maroceanus Thunb.) zu thun gehabt, die in einigen Teilen Ungarns in drohenden Mengen aufgetreten ist. Niemals konnte man be- merken, daß diese Heuschrecken dort, wo sie in bescheidener Menge beisammen waren, sich mutig in die Lüfte erhoben und größere Flüge unternommen hätten. Auch wenn man mitten zwischen sie eine, machten sie nur die bekannten kurzen Heuschreckensätze und setzten sich in einer Entfernung von wenigen Schritten wieder nieder. Sogar die Larven und Nymphen blieben begnügsam auf den Hutweiden, solange die Bevölkerung nicht recht dicht war; nur wenn sie zu vielen Tausenden und Hunderttausenden zu- sammengerottet waren, machten sie sich gegenseitig Mut und gingen kühn in die Getreidesaaten hinein, wobei ganz imposante Prozessionen von ungeflügelten Fußgängern zu stande kamen. Illustrierte Wochenschrift für Entomologie No. 17. Ich würde der Wahrheit nicht treu bleiben, wenn ich behaupten wollte, daß dabei der Hunger als besondere Triebfeder mitgewirkt hätte; denn in der That war auf den betreffenden Weiden, die die Heu- schrecken verließen, und über welche sie hastig hinüberwanderten, noch überall Gras in Hülle und Fülle zu finden. Von allen Orten, die sich über die Über- griffe dieser Art beklagten, erhielt ich Kunde darüber, daß sich die Heuschrecken vorher schon mehrere Jahre hindurch auf den Hutweiden vermehrt hatten, diese aber nicht verließen und die Getreidesaaten anfangs nicht angriffen. Zu Peczel, wo die erste diesbezügliche massenhafte Infektion entdeckt wurde, sah vor 1888 niemand fliegende Schwärme von Marokkaner Heuschrecken. obwohl sie dort gewiß vorhanden waren. Auch ihre Larven eingen nicht in die Saaten. Anders verhielt sich die Sache im Jahre 1888, wo zwar die Larven sich noch ruhig: verhielten und zu keiner Klage Anlaß gaben, die geflügelten Heuschrecken aber in den Mittagstunden sich in großen Schwärmen, wie lichte Wolken, in die Luft erhoben, dreist schwenkende Flüge zum Besten gaben und das Getreide angeritfen. Im darauffolgenden Jahre (1889) gingen schon die halbwüchsigen Earven in gedrängten Scharen, tüchtige Strecken durchwandernd, ins Getreide. Und auch hier sah ich, daß die Larven über schönes, saftiges Weidengras hinweggingen, ohne sich dort länger, als während eines kurzen Imbisses, aufzuhalten. Dieses Nacheinander wieder- holte sich beinahe ın allen Gegenden, wo die Heuschreckenplage aufgetreten war. So- lange deren Zahl gering war, blieben sie auf ihrem ursprünglichen Orte. Eine folgende Generation erhob sich dann, im geflügelten Stadium schwärmend, in die Luft und ging in die Saaten; und die Nachfolger dieser, wenn nämlich nicht rechtzeitig mensch- licherseits eingeschritten war, unternahmen schon in Larven- oder Nymphenform die Wanderungen in die naheliegenden Acker. 1897. 258 Insektenreisen. Bei einiger Erfahrung vermochte man den Dichtigkeitsgrad der Individuen zu be- stimmen, welche nötig war, um die ge- flügelten Marokkaner Heuschrecken massen- haft auffliegen zu machen. Als im Jahre 1890 die erste diesbezügliche Invasion zu Eeseg (im Jäsz-Naeykun-Szolnok) bekannt wurde, begab ich mich am 14. Juni an Ort und Stelle. Die Hälfte derselben war bereits flügge, aber noch nicht gehörig abgehärtet zum Fliesen. Ich bestellte daher einige „eyprische Apparate“*) telegraphisch aus Szeged, wo ich die Bekämpfung am Ende zu leiten hatte. Als die Apparate unter- wegs waren, trat sehr heißes Wetter ein, und allenoch nicht beflügelten Heuschrecken beendeten rasch ihre letzte Metamorphose, Momenten eintreten werde. Den Treibern wurde nun die größte Stille befohlen; ich selbst begab mich, aus Erfahrung wohl wissend, was kommen wird, etwa 30 Schritt rückwärts und leste mich ins Gras. Da machten nun einige Stauronotus- Individuen einen jähen, schwirrenden Auf- flug in die Luft, und das war ein wie Zauber wirkendes Losungswort für das nach Hunderttausenden zühlende Heer. In wilder Hast erhob sich alles und flog über die Treiber, diesen zum Teil ins Gesicht und in die Augen, so daß sich die erschrockenen Leute, die noch nie etwas Ähnliches ge- sehen hatten, instinktmäßig auf den Bauch warfen und ihr Gesicht im Grase verbargen. Binnen drei Minuten war das entomologische so daß an ein Einfangen derselben nicht |Schneegestöber vorbei, und als die Leute mehr zu denken war. Da aber die Behörde aus dem Grunde, weil auf dem ganzen Infektionsgebiete (300 Joch) kein Stauronotus- Individuum eine Lust zum Fliegen bemerken ließ, dennoch eine Probe zu machen wünschte, so wurde ein Trieb versucht. Ich machte bereits vorher darauf aufmerksam, daß die Infektion auf dem Gebiete zerstreut und zum Auffliesen eine größere Dichtigkeit des springenden Volkes nötig ist; ferner, daß das Aufschwärmen unfehlbar eintreten wird, sobaid die Heuschrecken eine geschlossene Schar bilden. Der Trieb wurde ordnungsmäßig vorge- nommen; die ganze verdächtige, sechsbeinige Horde ging willig und ruhig — von den Treibern sachte getrieben — immer mehr zusammen, und nichts schien auf ein Auf- schwirren hinzudeuten. Kaum war aber der Trieb etwa 100 Schritt vorwärts geschritten, als die Heuschrecken, rechts und links die bereits dichter werdenden Reihen ihrer Sippe bemerkend, augenscheinlich unruhig und nervös wurden. Ihre Bewegungen nahmen etwas Hastiges an, und hier und da hoben schon manche die Flügel wie zum Auffluge. Nun sagte ich den mit- wirkenden Herren (dem ÖOberstuhlrichter und dem Stadtrichter von Devavänya), daß das massenhafte Auffliegen binnen wenigen *) Es sind 50 m lange und 1 m breite Jute-Streifen, am oberen Rande mit ange- nähten Wachsleinwandsaume. Sie werden an Pfähle gebunden und sehen aus wie un- geheuer lange spanische Wände. ihre Augen wieder öffneten, sahen sie an Ort und Stelle nur einige noch nicht geflügelte oder kranke Individuen hin und wieder zerstreut sitzen. Ich glaube, dieser Prozeß wiederholt sich bei allen Insektenarten, die von Zeit zu Zeit größere Wanderungen antreten. Auch die große Wanderheuschrecke (Pachytylus migratorius) vollzog früher nur in manchen Jahren ihre in den Chroniken verzeichneten Heerzüge, und seitdem infolge der um sich gegriffenen Ackerbaukultur eine größere Dichtigkeit in ihren eigenen, ursprünglichen Heimstätten, in den unteren Donauländern, kaum mehr möglich ist, wurde auch keine größere Wanderung dieser Art mehr beob- achtet. In den Gebieten der Marokkaner Heu- schrecke, die ich Jahre hindurch durch- streift habe, sah ich, daß die Individuen, auch die geflügelten, selbst wenn man mitten durch sie ging, nur die gewöhnlichen Heuschreckensätze ausführen, wie solches bei den übrigen Gattungen (Oedipoda, Jaloptenus u. s. w.) üblich ist. Aber ein gesellschaftlicher Flug in größere Distanz findet nur dann statt, wenn sehr große Mengen, meistens Hunderttausende oder Millionen, zusammenkommen, wobei auch das große Geräusch, das sie gemeinschaftlich verursachen, die allgemeine Aufregung wohl in bedeutendem Grade erhöhen muß. Vielleicht wird die hier mitgeteilte Beob- achtung, wenn sie auch einstweilen ver- einzelt dasteht, sich auch bei anderen, größere Insektenreisen: 259 Wanderungen wnternehmenden Arten be- stätigen lassen. Nebenbei gesagt, scheint auch der Ausbruch eines Bienenschwarmes auf einigermaßen ähnliche psychologische Momente hinzudeuten. Hat einmal eine große Schar einer Insekten- art infolge gegenseitiger Ermunterung und Aufreguns einen größeren Marsch oder Flug unternommen, so pflegen sie dabei dann auch zähe auszuhalten — l’appetit vient en mangeant! — und wie es scheint, macht ihnen das Reisen in der Folge eine Freude, welcher nur die vollkommene Erschöpfung ein Ziel steckt. Dieser Zug in der Tiernatur läßt sich übrigens auch im Kreise der höheren Tiere beohachten, wo sie, z. B. bei vielen Vogel- arten, zu einer regelmäßig: periodisch auf- tretenden Erscheinung wurde. Auch hier scheint eine Vereinigung vieler Individuen . einen besonderen Reiz auszuüben, wie man es ja an den Schwalben, Wachteln u. s. w. jährlich beobachten kann. Die Lemminge lassen sich nur ausnahmsweise zu Massen- wanderungen herbei, gebahren sich aber dann wie besessen, und verlieren, wenn man den Beschreibungen trauen darf, den individuellen Sinn für die nächste Umgebung beinahe vollkommen. Irgend ein Ziel in der Ferne scheint aber den wandernden Insekten dennoch eine Anlockung zu sein, und zwar entweder ein intensiv leuchtender Körper, oder etwas, was ihren äußerst stark entwickelten Geruchs- sinn reizt. Sehr beachtenswert sind in dieser Richtung die Aufzeichnungen des Herrn Heinrich Gaetke zu Helgoland, der als Ornitholog im Jahre 1882 im dortigen Leuchtturme die Wanderzüge der Vögel beobachtete. Er sah in der Nacht vom 15. zum 16. August bei schwachem süd- lichen Luftstrome und „feiner Regen- stimmung“ um 11 bis 2 Uhr Millionen der Gamma-Eule (Plusia gamma) wie dickes Schneegestöber von Ost nach West ziehen; die Erscheinung wiederholte sich in der folgenden Nacht, ebenfalls bei Südwind, und war mit gleichzeitigem Erscheinen sehr starker Vogelzüge verbunden. Am 19. August erschienen bei bedecktem Himmel und Süd- ostwinde von 11 bis 3 Uhr nachts wieder Tausende von gamma-Eulen. Aber nicht bloß diese Eule wanderte, sondern auch .bewölkter aus, zwei Spannerarten, nämlich Hibernia defo- liaria und H. aurantiaria; natürlich nur Männchen, weil die Weibchen keine Flügel haben. Die Richtung des Fluges kam immer aus Holstein her und z0g& gegen Westen, als wäre England das Ziel der Reise gewesen. Am 20. August war während der Nacht fernes Gewitter vernehmbar und von da an ungünstiges, stürmisches Regen- wetter, was weiteren Zügen Einhalt gebot. Zwei Umstände müssen uns beim Lesen dieses Berichtes besonders interessieren, nämlich: bewölkter Himmel und regnerische Stimmung der Atmosphäre. Es wird die regnerische Neigung des Luftmeeres die Falter wohl ganz besonders unruhig gemacht und der ferne, gewaltig leuchtende Turm sie ebenso angelockt haben wie die Fang- laternen der Insektensammler. Und je der Himmel ist, desto greller das Licht des Leuchtturmes und eine -desto größere Anziehung mußte er auf die Falter ausüben. Daß es ihnen dabei um eine Reise nach Eneland zu thun gewesen wäre, davon kann freilich nicht die Rede sein. Und wenn das Wetter bei solchen Gelegenheiten still bleibt, so werden diese Nachtfalter jedenfalls in un- seheuren Mengen entweder auf die Erde oder in das Meer fallen. Greift ihnen dagegen ein tüchtiger Gewittersturm unter die Arme, oder eigentlich unter die Flügel, so können sie dann immerhin, wie der wilde Jäger, ihre Hexenfahrt bis nach England ausdehnen. Solche Erscheinungen können natürlich überall stattfinden, wo es auf Inseln Leuchttürme giebt. Gewiß wandern sehr viele Nachtinsekten, aber sie ziehen die Aufmerksamkeit weniger auf sich als diejenigen, deren Schwärme bei Tage fliegen oder kriechen. Insbesondere sind es Schmetterlinge und Libelluliden, über welche diesbezügliche Beobachtungen verzeichnet sind. Von den vorigen ist Vanessa cardui als allgemeiner Tourist bekannt, und mit dieser seiner Neigung dürfte wohl seine Ubiquität, sein Kosmopolitismus im Zusammenhange stehen. Einzelne größere Wanderzüge haben in ganz Europa Sensation erregt, so be- sonders im Jahre 1879. F. Reiber sah damals die Züge von V. cardui vom 3. bis 8. Juni nacheinander über Straßburg vor- nimmt sich 260 Insektenreisen. überziehen. Die Richtung ging von Süden nach Norden. Am 5. Juni lagerten Tausende auf dem Schnee beim Hospiz am St. Gotthardsberge, was ein sehr be- achtenswerter Umstand ist; denn er beweist, daß diese Falter, wenn sie einmal ihre Reisemanie ergriffen hat, nicht einmal vor den höchsten Bergen zurückschrecken. Hätten sie bloß Nahrung gesucht, so hätten sie gewiß keine so großen Züge unternommen, denn Disteln hätten ihnen schon in nächster Nähe ihrer Geburtstätte zur Verfügung ge- standen. Außerdem fressen ja die Raupen dieser Art auch andere Pflanzen, von welchen die Achillea millefolium überall genügend vorhanden ist; ja, manche behaupten (und zwar gerade im Jahre 1879 soll es geschehen sein), daß die cardui-Raupen in Österreich den Klee- und Erbsenpflanzungen bedeutenden Schaden zugefügt hätten. Am 7. Juni sah man die massenhaften cardui-Schwärme bei Bischheim und bei Rheinweiler (in der Nähe von Hüningen). Am 8. Juni flog in der Schweiz bei Wezikon ein riesenhafter Schwarm, den Versicherungen nach 1 km breit, von Südwesten nach Nordosten. — Am 10. Juni wurden bei Angers in Frankreich sroße wandernde Züge gesehen, über welche Decharme der Pariser Akademie Bericht erstattet hat. Und diese Züge sah man dann noch bis 25. Juni an verschiedenen Orten Europas (Gaisberg, in der Gegend des Bodensees, in St. Gallen, Glosau, Karls- ruhe, Bühl, Paris, Rennes u. s. w.). In Rennes bemerkte Oberthür, daß außer V. cardwi auch Plusia gamma mit an der Reise teilnahm. Viele Entomologen nahmen an, daß diese ungeheuren Schwärme aus den südwestlichen Teilen Afrikas aufgebrochen wären. Nach MißB Ormerod wurden sie vom 15. bis 20. April in Algier gesehen, am 3. Mai kamen sie nach Spanien und auf die Balearen, am 27. Mai übersetzten sie die Pyrenäen, am 5. Juni die Alpen und kamen am 7. bis 16. Juni in Österreich und Deutschland an. Ob es möglich ist, daß der Falter zwei volle Monate hindurch immerfort reise, kann freilich bezweifelt werden. Die Zukunft wird uns oder unseren Nachkommen in dieser Hinsicht wohl genauere Daten zur Verfügung stellen; denn was sich einmal auf eine so imposante Weise abgespielt hat, dürfte sich wohl wiederholen. Dann aber sollten die Entomologen der betreffenden Gegenden rasch bei der Hand sein und mit Eisenbahn, Wagen und auch zu Fuß die Schwärme ohne Unterlaß verfolgen, damit der eventuelle Zusammenhang vollkommen sicher erkannt werde. Es ist immerhin — meiner Ansicht nach wenigstens — denkbar, daß aus einem solchen Schwarme eine Anzahl immer ermattet zurückbleibt oder auch stirbt, während hingegen aus denGegenden, durch die der Zug geht, dort geborene frische Exemplare zum Mitfliegen verleitet werden. Und wenn dem thatsächlich so ist, so würde ein scheinbar ununterbrochener Wanderzug, der in Afrika begonnen hat, bei seiner Ankunft im Norden Europas schon aus ganz anderen Individuen bestehen als diejenigen, die ihn begonnen haben. Es ginge also so, wie beim türkischen Leichenzug, wo die Träger der Bahre fortwährend abwechseln; jeder zufällig des Weges kommende Mohammedaner muß in die Reihe der Träger eintreten und den schon am längsten Mitwirkenden ablösen. Der Zug geht ohne Unterbrechung fort, aber die Individuen wechseln fortwährend ab. Übrigens sei hier bemerkt, daß Ober- thür aus dem Wanderzuge ein Falter- individuum abeefangen hatte, welches einen den dort heimischen nicht entsprechenden, fremdartisen Habitus besaß und mit den Exemplaren, die aus Schoa stammen, identisch zu sein schien. Solche Wanderzüge sind einesteils ge- eignet, die Individuen der betreffenden Art aus einer Gegend mit sich fort zu locken, anderenteils aber können sie Orte, von wo die Art verschwunden ist, wieder neu be- völkern. Und daß auch Vanessa cardui von irgendwo verschwinden kann, dafür haben wir den Beleg in einer Mitteilung von Dr. Breyer (Annalen der belgischen ento- molog. Gesellschaft, 1861, p. 63), wo ich las, daß der Distelfalter in der Umgebung von Brüssel mehrere Jahre hindurch gar nicht vertreten war. Im Herbst 1859 meldete er sich nach dieser längeren Abwesenheit zum erstenmal wieder, jedoch in geringer Menge, und im Jahre 1860 flog er dann in der gewohnten Anzahl recht häufig, wie ehedem. Insektenreisen. 261 Während die erwähnten Distelfalterreisen von Süden nach Norden gerichtet waren, giebt es auch Beispiele für die ent- segengesetzte Richtung. Pieriden scheinen eben mehr die südlichen Gegenden aufzusuchen. Nach den Angaben von Herrn A. Fritsch zogen die Kohlweißlinge anfangs August 1876 in stillen Vormittag- stunden in sehr großen Schwärmen über Salzburg, von Norden nach Süden. Ähnliches berichtete Herr Franz Schmidt über.den- selben Falter aus den fünfziger und sechziger Jahren. Als er einmal gegen Ende der fünfziger Jahre nach Prensberg reiste, salı er in der Gegend von Goldebee einen Kohlweißlingszug, dessen Breite etwa eine Meile betragen mochte. Die dortigen Leute sagten, daß die betreffenden Schwärme bereits seit jenem Morgen im Durchzuge waren. Einige Jahre später sah er eine kleinere Schar etwa eine halbe Stunde über Wismar fliesen. Die Erkundigungen bei der Mann- schait des Dampfers „Obotrit“ ließen ihn vermuten, daß die Weißlinge von der 1!/, Meilen entfernten Insel Poel kamen, die als Kohlgarten von Wismar galt. Ein Teil ‘des Publikums glaubte aber, die Schwärme seien aus Dänemark eingerückt. Im August 1884 sah Herr H. Ficke am Berninapasse, der vom Ober-Engadin nach Poschiavo und von da nach dem Veltlin führt, große Massen von Pieris napi in den Mittagstunden — ebenfalls von Norden nach Süden — fliesen. In demselben Sommer sah er in der Thalsohle des Inn, im eigentlichen Ober-Engadin, während eines vierwöchent- lichen Aufenthaltes garkeine Weißlinge. Viel- leicht hatten sich alle einem vorüberfliegenden Schwarme angeschlossen. Leider sind uns keine näheren Mit- teilungen über einzelne wichtige Umstände der erwähnten Wanderzüge überliefert worden. Höchst interessant wäre es, ın solchen Fällen zu ermitteln, wo ein solcher Schwarm, der in der Folge wahrscheinlich wie eine Schneelawine anwächst, aufge- brochen sei, und welche Verhältnisse am Orte und zur Zeit des ursprünglichen Aufbruches — Nahrung und meteorologische Zu- stände— vorherrschend gewesen seien. Auch fehlen uns Berichte über das Verhältnis des Geschlechtes der im Wandern be- griffenen Individuen. Über das Geschlecht von wandernden Insekten besitzen wir übrigens eine Aul- zeichnung aus einer ganz anderen Kerfen- ordnung, nämlich aus dem Kreise der Libelluliden, die hin und wieder ebenfalls massenhafte Völkerwanderungen zum besten geben. Herr Schnabhl beschrieb solche außer- ordentlich imposante Züge, die 1880 Mitte Mai (14., 15., 16.) drei Tage hindurch in einem fort über Warschau und die Um- gebung dieser Stadt hinwegzogen und ausschließlich aus Libellula 4-maculata be- standen. Später, am 6. und 7. Juni, wiederholte die seltenere Libellula flavomaculata das- selbe Schauspiel, und zwar in so völker- reichen Heerzügen, daß in einer dortigen Mädchen-Lehranstalt der Unterricht wegen des Lärmes, den die an die Fenster an- prallenden Insekten verursachten, unter- brochen werden mußte. Im darauffolgenden Jahre zogen eben- falls ungeheure Mengen von Libellula 4-macu- lata in den letzten Maitagen über Bielefeld gegen den Teutoburger Wald in nordwest- licher Richtung, und ihre immensen Schwärme füllten von Zeit zu Zeit das Thal zwischen Sparenberg und Johannisberg beinahe ganz aus. Wahrscheinlich war es derselbe Zug, welcher zwei Tage früher über Dresden und Umgebung flog, und welcher nach den Angaben von Herrn G. Weidinger durch- weg nur aus männlichen Exemplaren zu bestehen schien. Wichtig erscheint der Umstand, daß gerade an dem Tage, wo die Schwärme zuerst bemerkt wurden, und an dem vielleicht das Wandern seinen Anfang nahm, sowohl vormittags wie nachmittags Gewitter tobten, und nur während des Fluges ruhiges, schwüles Wetter war. Es giebt wohl noch eine Anzahl anderer Berichte über ähnliche Naturerscheinungen, deren Reproduktion uns jedoch heute zu weit führen würde. Es war uns nur daran gelegen, einige der lehrreichsten Beispiele hier anzuführen, aus welchen besonders wichtige Schlüsse gezogen werden können. Denn es war bisher wohl die Meinung ver- breitet, daß solche merkwürdige Wander- züge eine Folge des Nahrungsmangels und deren Ziel die Sicherung der Brut sei. Ich glaube aber, daß, wenn man die hier mit- s 262 ! Insektenreisen. geteilten Thatsachen zusammenfaßt, diese Ansicht als wenig berechtigt erscheinen dürfte. Bei Schmetterlingen, in ihrer entwickelten, seflügelten Form, scheint übrigens Nahrungs- mangel ausgeschlossen zu sein, denn der wenige Saft, den sie zur Erquiekung während ihres kurzen Daseins nötig haben, steht ihnen ja doch wohl überall zur Verfügung. Es könnte eben nur von der Nahrung ihrer Nachkommenschaft die Rede sein. Wir haben aber gesehen, daß weder Vanessa cardui, noch die übrigen Falterarten nötig haben, zu diesem Zwecke so große Reisen zu unternehmen, weil sie eben nicht aus- schließlich an eine Futterpflanze gebunden sind und gerade den wandernden Species die für ihre Raupen nötige Nahrung in unseren kultivierten Gebieten so massenhaft zur Verfügung steht, daß gewiß schon eine ganz kleine Exkursion in die Nachbar- gemeinde sie ans Ziel führen würde. Ganz be- sonders wichtig sind in dieser Hinsicht die Flüge von Plusia gamma, deren Raupen, die bezüglich der Nahrung gar nicht wählerisch sind, wohl niemals in Verlegenheit geraten. Und wenn man von einer Sorge für die Nachkommenschaft sprechen wollte, so müßten die Weibchen die hauptsäch- lichsten Wanderer sein. Dem widerspricht aber die Beobachtung, daß dieLibelluliden- Schwärme, welche, wie erwähnt, 1881 über Dresden zogen, beinahe oder ausschließlich nur aus Männchen bestanden, und daß auch Hibernia-Arten (nur 3) wandern. Die Nahrungsfrage kam wohl haupt- sächlich durch die Wanderheuschrecken in Erwägung, die unterwegs, wo sie sich nieder- ließen, stellenweise alles auffraßen. Es liegt aber auf der Hand, daß ein — wenn auch noch so großer — Heuschreckenschwarm, bloß um den Hunger zu stillen, nicht nötig hätte, aus den unteren Donauländern bis in den Norden Europas zu reisen. Denn ein einziger Bezirk von etwa 15—20 Dörfern ergiebt ja schon eine Pflanzendecke, welche zu verzehren die größte Wanderheuschrecken- schar nicht im stande wäre. Wenn also Züge von Pachytylus migratorius, in der Walachei aufbrechend, beinahe zwei Dritt- teile Europas durchreisen, wie solches aus der Vergangenheit verzeichnet ist, so muß dabei gewiß ein anderer Impuls, als die bloße Nahrungsfrage, mit im Spiele gewesen sein. Ich glaube daher, daß ähnliche Natur- schauspiele aus psychologischen Ursachen abzuleiten seien. Gewiß spielt die Erregung des Nervensystems dabei die Hauptrolle, die um so größer wird, je mehr Individuen sich zusammenfinden und dann einander sozusagen aufwiegeln — wie ja das auch unter Menschen der Fall ist; weshalb auch in allen Ländern Gottes die Polizei in politisch bewegten Zeiten das Zusammen- rotten einer größeren Anzahl von Menschen verbietet, und wenn es doch zu stande kommt, das Volk mit Gewalt wieder aus- einander zu treiben trachtet. Im Kreise der Insektenvölker giebt es aber keine solche Staatspolizei, die ihren Gefühlen Schranken setzen würde; wenn sie infolge ihrer eigenen großen Menge einmal aufgewiegelt sind und außerdem ihre Er- regung durch besondere barometrische Ein- flüsse noch gesteigert wird, so geben die Unruhigsten unter ihnen endlich ein Beispiel zur dreisten Völkerwanderung, die dann — ohne zu wissen „warum“ und „wohin“ -—- in ungezügelter Hast über unglaublich große Strecken vorwärts geht und wohl auch die übrigen, in der Wanderungslinie be- findlichen Individuen derselben Art zu sich hinauf in die Lüfte und in die weite, unsichere und unbekannte Ferne lockt. Ob diese merkwürdige Eigenschaft des gemeinschaftlichen Wanderns im Kampfe ums Dasein erworben und erhöht worden und ob sie den betreffenden Arten nützlich sei, darüber haben wir freilich den apo- diktischen Beweis nicht in Händen, denn es liegen bisher zu wenig diesbezügliche Beoh- achtungen vor. Da wir aber aus den all- gemeinen Verhältnissen des Insektenlebens berechtist sind, darauf zu schließen, daß das Auffinden neuer Lebensbühnen und die Neubevölkerung ausgestorbener Fundstellen jeder Art von Nutzen sein muß, so dürfte die Existenz der wandernden Species eben aus diesem Grunde mehr gesichert erscheinen als die der übrigen. Und in der That sind eben die gesellschaftlich reisenden Arten sehr allgemein verbreitet, sehr gemein, und ist ein Aussterben derselben kaum zu befürchten, sofern ihnen ihr Lebenssubstrat durch die vorschreitende Civilisation nicht verringert wird. Das letztere ist freilich hinsichtlich der Wanderheuschrecke der Fall, deren Brut wickeln vermag, und die Urbarmachung, das | dann lebensfähige Brut ergeben können, Aufackern ihrer ursprünglichen Wohnstätten, |wenn die Ausgänge der Eierkokons nicht mit ihrem Todesurteile identisch ist. Denn | mit Erde bedeckt sind, also wenn der Boden die Versuche, die ich seiner Zeit anstellte, |nicht gepflügt wird. Einige Bemerkungen über Entwickelungszustände der Blattwespen. Von Dr. Rudow, Perleberg. _ (Mit einer Tafel.) Die Larven der meisten Blattwespen sind freilebend auf Blättern und haben, wegen ihrer Ähnlichkeit mit Schmetterlingsraupen, den Namen Afterraupen erhalten. Trotzdem die Larven leicht bemerkt werden können, sind die Puppen doch weniger zugänglich, weil sie meistens in der Erde in diesen Zustand übergehen und daher nur zufällig zu Gesicht kommen, während einige Gattungen gerade durch ihre Puppengehäuse mehr ins Ause fallen. Die Gattung Cimbex (Fig. 1), welche die größten Arten mit bunter Färbung umfaßt, ist im Puppenbau ganz charakteristisch und kann kaum, trotz oberflächlicher Überein- stimmung mit den Schmetterlingen, in dieser Beziehung zu Verwechselungen Anlaß geben. Fast sämtliche einheimischen Arten und die bekannt gewordenen Ausländer formen die Puppenhüllen nach einer Art. Es sind länglich eiförmige Gebilde mit dicker, sehr zäher und fester Bekleidung, welche aus einer Leimmasse mit wenigen Gespinstfasern hergestellt wird. Sie widersteht den stärksten Einflüssen der Witterung und ist nur durch heißes Wasser zur Erweichung zu bringen, wobei man das kurzfaserige Gefüge erkennen kann. Die Oberfläche ist rauh, braun oder hellgelb gefärbt, bei der süddeutschen Art humeralis Schrk. aber schön goldgelb und mit lebhaftem Seidenglanze versehen. Ich habe bemerkt, daß, je weiter nach Norden die Wespen leben, desto stärker die Puppen- hüllen sind, daß aber die Bewohner günstiger gelegener Länder ziemlich dünne Schutz- hüllen bauen. Eine merkwürdige Ausnahme macht Olavellaria amerinae L. (Fig. 4). In hohlen Weiden findet man eigentümliche Puppen- gehäuse mit einer Längsseite angeheftet, und das Gebilde hat das Ansehen, als ob ein Stück trockenen Lindenbastes zusammengebogen wäre. Durch die Maschen hindurch sieht man anfangs die noch unverpuppte Larve, später die feine, weiße, seideglänzende Puppe und durch sie das Insekt schimmern. Beim Ausschlüpfen wird auch nicht nach gewohnter Art ein regelmäßiger Deckel ab- geschnitten, sondern nur ein unregelmäßiger Schlitz von der Wespe ausgebissen, durch welchen sie die Puppe verläßt. Kleinere Arten, wie Trichiosoma sorbi Zadd., Abia fasciata Fhr. (Fig. 2), sericea L. und verwandte, fertigen ähnliche Puppen- gehäuse aber von rauher Oberfläche und weniger regelmäßiger Gestalt an, welche oft mit kleinen Holz- und Blattstückchen beklebt sind, an Zweigen befestigt werden, aber auch zuweilen auf der Erde zwischen Laub verborgen oder in Baumritzen liegen. Am zierlichsten sind die Tönnchen von Amasis (Fig. 3), welche man an dünnen Zweigen von Umbellaten und anderen Kräutern oder dünnen Ästen von Laub- sträuchern hängen sieht. Sie sind schwer zu erkennen, weil sie sich der Oberhaut völlig anfügen und auch deren Farbe nach- ahmen, haben eine glatte Oberfläche und regelmäßig eirunde Gestalt, innen sind sie mit zarter, seideglänzender Haut aus- gekleidet. Von den Gattungen mit frei angebrachten Puppen ist eigentlich nur noch Lophyrus zu erwähnen, welche ähnlich wie Cimbex arbeitet. 264 Einige Bemerkungen über Entwickelungszustände der Blatiwespen. Die viel kleineren, plump gebauten, schwarz und gelb geringelten Wespen leben nur an Nadelhölzern, deren Nadeln sie bis auf einen feinen Faden in der Mitte ver- zehren. Die Puppen (Fig. 5) sind regel- mäßig eiförmig, vom hellsten Gelb mit glatter Oberfläche an bis zum dunkelsten Braun gefärbt und grobrunzelig, manchmal auch mit Sandkörnchen bedeckt. Man kann sie nach vielen Zuchtversuchen wohl am Ende durch die Puppengestalt unterscheiden, der Größe oder der Farbe nach, schwer bleibt es aber doch bei den meisten. Die meisten haben eine helle, glänzende Farbe, pallidus Klg. hat zuweilen eine dunkel- ockergelbe, je nach dem Boden, auf dem die Pflanzen stehen, frutetorum Fbr. eben- falls, pini L. ist sehr veränderlich, ebenso similis Rbg., am beständigsten zeigt sich nemorum Klg. mit ihrer bedeutenden Größe und derben Haut nebst der sehr dunklen Farbe. Die Puppen werden an die Nadeln mit der Längsseite befestigt, so daß sie sehr fest hängen und nur durch heißes Lösungs- mittel weichen. So trotzen sie dem Winter, während andere unter lockerem Moose oder Nadeln liegen, meist nur lose bedeckt und oft in größerer Menge bei einander, wenn gerade eine Stelle in der Nähe war, die stark beschädigt wurde. Auch sitzen Zweige manchmal dicht von ihnen besetzt, so daß ich von L. rufus schon über 20 Stück neben- einander sitzend gefunden habe, die ander- wärts größere, zusammenhängende Ballen bildeten. Auffallender sind die Entwickelungen von einigen Nematus-Arten, weil diese in eigentümlich gebildeten Gallen ihren Larven- zustand verbringen und deshalb von anderen abweichen. Am bekanntesten dürften die bohnen- förmigen Gebilde auf den Blättern von Salix fragilis, viminalis und alba sein, welche in mancherlei Farben und Größen in den meisten Jahren vom Mai ab sich zeigen. Anfangs sind sie gelbgrün gefärbt, später werden sie gelb und hochrot, um nach vollendeter Reife sich wieder zu verfärben und ein- zuschrumpfen. Sie sind regelmäßig bohnen- förmig oder mehr walzig auf der Oberseite und ragen nach unten mit einem stumpfen Höcker hervor, stehen einzeln, aber immer zu vielen vereint auf einem Blatte oder bilden zusammenhängende Reihen. Die Wespe Nematus Vallisnierii Hrt. (Fig. 6 und 7) ist ein kleines, schwarzes Insekt mit gelben Beinen, welches bereits im Mai schwärmt, aber nur kurze Zeit zu finden ist. Die Galle wächst mit der Larve, anfangs August ist die Reife eingetreten, dann bohrt sich die Larve durch die Gallen- wandung und verpuppt sich unter Moos und leichter Blätterlage am Erdboden. Am besten erzieht man die Wespen, wenn man reife, rote Gallen einträgt und in einem Kasten mit Torf- oder Moosunterlage den Winter über aufbewahrt, worauf im Mai die Wespen in reicher Anzahl kriechen. Von Schmarotzern erhält man: Pimpla vesicaria, alternans, instigator und examinator in sehr kleinen Stücken, Limneria vestigtalis, ramidula, multicincta, majalıs, curvicauda, longipes, Thersilochus stramineipes, Meso- chorus testaceus, scutellatus, Bracon gallarum, laevigatus, lepidus, amoenus, picticornis, Ichneutes laevis, Pteromalus esxerescentium, Klugi, Saxeseni, Eurytoma acieulata, Eutedon arcuatus. Ähnlich zwar der beschriebenen, aber viel größer, ist die Galle von Nematus vesi- :cator Brem. (Fig. 8) auf Salix helic und purpurea. Die Gallen bilden dicke Blasen von der Größe einer Haselnuß, immer an der Mittelrippe sitzend und zu beiden Seiten gleichmäßig vorragend.. Die Farbe ist anfangs grün, reif dunkelkarminrot, das Blatt wird gewöhnlich verzerrt oder gekrümmt oder gewellt und bleibt auch in der Ent- wickelung zurück. Die Verwandlung ist "ähnlich der vorigen und die Zucht dieselbe, jedoch findet man die Gallen viel seltener in Mehrzahl nebeneinander, meist nur ein- zelne, mit ihnen besetzte Blätter. Die Wespe ist etwas größer als die vorige, schwarz mit gelbbraunen Flecken am Brustkasten und dem Hinterleibe. Einer Hülse ähnlich, von Wicken oder Vogelfuß, sind die Gallen von Nem. ischno- cerus Thms. (Fig. 9) auf Blättern von Salix purpurea. Die Gallen bilden, zu vier bis fünf eng aneinanderhängend, eine gemeinsame Anschwellung, in welcher die einzelnen Larvenkammern hervorragende Knoten bilden. Oben ist die Farbe bei der Reife aus- Bash. ie ee a u a a a ee a u > #1 x ‚SaogeJlog MOopny "I UOA „sıbojowozusp nf Alıeyasuayooyg ıanısmy] 7“ SIp any SUNUYOIOZTBUTSLIQ -usdsampeigg J9p spuejsnzsdunps2Imug Joqn usdunyIowag adrumg :T93HıY wep nz 266 Einige Bemerkungen über Entwiekelungszustände der Blattwespen. rot, unten grün; die Öffnung erfolgt auf. der Unterseite, und die Verwandlung weicht nicht von der vorher beschriebenen ab. Die Gallen finden sich nur einzeln vor, höchst selten ist ein Strauch dichter von ihnen besetzt. Gewöhnlich ist die Anordnung längs der Mittelrippe ein- oder zweiseitig, manchmal auch ist der Rand etwas mehr in Mitleiden- schaft gezogen. Die kleine, schwarze Wespe ist nicht zu verkennen durch ihre Fühler, deren Glieder nach außen mit scharfen Vor- sprüngen versehen sind. Auf der Unterseite der Blätter von Salix aurita erzeugen die Larven von Nem. bellus Zadd. (Fig. 11) erbsengroße Gallen von anfangs grüner, später rot und weißer Farbe, die nur als kleine Erhöhungen nach oben vorragen. Gewöhnlich stehen sie getrennt, selten sind sie zusammengewachsen und bilden einen breiten, unregelmäßigen Knoten, auch finden sie sich nur ganz vereinzelt. Die niedliche Wespe zeigt eine schwarze Grund- farbe mit weißen Zeichnungen am Brust- kasten und Kopfe, gelben Flecken am Hinterleibe und bunt gefleckten Beinen. Salixz helix und purpurea, cinerea, aurita und andere werden oft in reicher Menge von den Gallen der Nem. viminalis L. (Fig. 10) |oder den Blattstiel auftreibt. besetzt. Die Galle, von der Größe einer kleinen Kirsche, ist kugelrund, mit feinen Wärzchen besetzt, anfangs grün, reif lebhaft rot gefärbt, weich, nach der Entwickelung unscheinbar zusammenschrumpfend. Die Galle sitzt gewöhnlich auf der Mittelrippe, einzeln oder zu mehreren mit kurzem, schwachem Stiele auf, nach unten nicht sichtbar angedeutet. Ihre Zucht gelingt sehr leicht, doch bleibt sie manchmal längere Zeit aus, um dann plötzlich in Menge wieder zu erscheinen, wobei Überschwemmungen Schuld haben mögen. Die Wespe hat schwarz- und hellbraune Farbe und gleicht der Vallisnieri bei oberflächlicher Betrachtung. Bei ihrem oft massenhaften Vorkommen wird sie viel von Schmarotzern bewohnt, die zum Teil dieselben sind wie bei Vallisnieri, während folgende eigentümlich auftreten: Mesoleius aulicus, Pimpla roborator, rufata in sehr kleinen Stücken, Limneria vestigialis, Ichneutes brevis, Opius graccus, Rogas bicolor, Bracon gallarum, Encystus celavellatus, En- tedon atmopterus, Eulophus nemati, Tisch- beinti, Eupelmus urozonvus, Tetrastichus nema- tieidus, Torymus caudatus. Ganz anders gestaltete Gallenbildungen bringst COrypto- campus pentandrae Rtz. (Fig. 12) an Weiden und Pappelzweigen von Fingerdicke hervor. Das Holz wird aufgetrieben zu walnuß- großen, unregelmäßigen, meist seitlich stehenden Wülsten, die Rinde wird rissig, berstet und färbt sich schwarz. Im Innern der Galle leben mehrere Larven, welche im August reif sind und sich nach außen durch- bohren, um sich in der Erde zu verwandeln ; doch habe ich auch die Entwickelung inner- halb der Galle beobachtet. An manchen Stellen sind die Mißbildungen nicht selten, dürfen aber nicht mit denen von Saperda populnea verwechselt werden. Die Schma- rotzer sind meistens dieselben, wie vorher angeführt. Die Gattung Fenusa (Fig. 13), kleine Wespen umfassend, bringt Gallengebilde auf der Mittelrippe hervor, indem die Larve diese Entweder stehen mehrere Gallen nebeneinander, oder es ist nur eine einzelne vorhanden. Bei der Reife bohrt die Larve ein Loch am Ende und fällt zur Erde, worauf die Galle der Länge nach zusammenschrumpft und oft auseinander- klafft. Auch erzeugen die Larven auf Blättern von Erlen und Weiden nur Blasen (Fig. 14), indem die Oberhaut losgelöst wird, unter welcher die Larve lebt. Die Blasen sind anfangs hellgelb, werden später braun und, nachdem die Larve sie verlassen hat, trocken und brüchig. Schließlich wären noch einige Nematus zu erwähnen, wie xanthogaster und prasinus nebst anderen, deren Larven nur die Blattränder und Zipfel umklappen, sie an die Blättfläche befestigen, auf diese Weise eine Röhre bilden, in welcher sie leben und bis zur Entwickelung das Blattfleisch völlig abnagen. PN u! ee a ee > Ze “ Synonymische und kritische Bemerkungen etc. 267 Synonymische und kritische Bemerkungen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Tenthreniden-Arten älterer Autoren, Linne, Scopoli, Christ u.s. w. Von Fr. W. Konow, p. Teschendorf. 13. Genus Dineura Dhlb. Die T. pusilla Müller aus Zool. Dan. prodr. 1776 ist nicht zu enträtseln. Die Diagnose lautet: „nigra, capite pedibusque albo-pellucentibus“. Vielleicht hat Müller die Dineura Geeri Klg. vor sich gehabt und die Unterseite des Körpers nicht betrachtet. 14. Genus Cryptocampus Htg. und Pontania Costa. Ganz allgemein hält man heute die Oynips viminalis L. und Oynips capreae L. ebenso wie die Cynips amerinae L. für Nematiden. Es hieße wirklich dem alten Linne außerordentliche Unbesonnenheit zu- trauen, wenn man im Ernst annehmen wollte, daß er die heute unter jenen Namen be- kannten Tenthreniden gekannt und mit Oynips rosae*), Dryophante foli, Aulax hieracii u. s. w. in der Gattung oder viel- mehr Familie O’ynips vereinigt habe. Zwar ist es richtig, daß Linne bei diesen seinen Oynips-Arten die Gallen jener Nematiden - als Wohnsitz derselben erwähnt; aber oifen- bar hat er statt des Gallenerzeugers viel- mehr Inquilinen gezogen und diese als Oynips beschrieben. Nun dürften auch wirkliche Oynipiden in diesen Gallen nicht vorkommen; aber viel eher als Nematiden konnte Linne kleine Braconiden oder Chaleidier für „Cynips“ halten, und dahin weisen auch die Beschreibungen seiner Insekten. Von (©. viminalis lautet die Beschreibung: „parva, caput et abdomen flava, thorax niger“. Da dürfte ein kleiner Braconide beschrieben sein, etwa ein Opius oder ein Bracon. Als *) Was den Gattungsnamen Cynips betrifft, so hat man heute keine einzige von allen den- jenigen Arten, auf welche Linne denselben ‚gründete, mehr in dieser Gattung. Der Name muß für die rosae L. bewahrt bleiben, denn diese ist nicht nur die erste unter den Linne- schen Arten, sondern repräsentiert auch am besten die ganze Familie. Dagegen ist der Hartig'sche Gattungsname Rhodites unbe- rechtist. (Fortsetzung aus No. 16.) Inquilinen der fraglichen Pontania werden erwähnt: Opius graecus Wsm., Bracon discoideus Wsm., Br. laevigatus Retzbg., Br. gallarum Rtzbg. und Br. scutellaris Wsm. Mir sind diese kleinen Tierchen nicht so genau bekannt, um mit einiger Sicherheit urteilen zu können. Die CO. capreaeL. dagegen und amerinaeL. mögen Chaleidier sein. Jedenfalls ist es völlig ausgeschlossen, die von Ü. capreae gegebene Diagnose: „viridis nitida, pedibus pallidis“ auf Pontania gallicola Steph. beziehen zu können, da man doch nicht annehmen darf, daß Linne etwa zufällig eine grüne Brille trug, als er dieses Tier betrachtete. Und wenn es gänzlich unmöglich erscheint, diese beiden Linne’schen Oynips unter den Nema- tiden zu suchen, so wird es trotz Thomsons „certe* durchaus nicht erlaubt sein, die C. amerinae bei Cryptocampus unterzu- bringen; mas es auch möglich erscheinen, die vorhandene Diagnose auf diesen zu deuten, sobald man vergißt, daß Linne nicht eine Tenthredo, sondern eben eine „Uynips“ be- schreibt. Aber unter den Chalcidiern, welche in den von Linne erwähnten Gallen schmarotzen, dürften mehrere sein, die der Linne’schen Diagnose: „atra, pedibus pallidis“ entsprechen. Möglich ist es übrigens auch, daß Linne unter frischen auch vorjährige Gallen ein- trug, daß die ersteren vertrockneten, und daß er aus letzteren wirkliche Cynipiden erhielt, deren Wirte in den alten Gallen zu- fällig Unterschlupf gefunden hatten, wie denn Hartig mehrere Allotria-Arten aus den Gallen der Pontania Vallisnierii erhalten hat. Durchaus unstatthaft ist es übrigens auch, die Oynips fagi L. und O. salieis strobili gar den Dipteren zuzählen zu wollen, wenn auch Linne Dipteren-Gallen als deren Wohn- sitz bezeichnet. Was nun die Nematiden betrifft, auf welche . jene Linne’schen Namen fälschlich bezogen wurden, so hat bereits Degeer die Pontania gezogen, aus deren Galle Linne seine Cynips viminalis erhielt. NRetzius, 268 welcher den Degeer’schen Arten Namen gab, nannte das Tierchen Tenthredo salicis cinerene, ein Name, der sich auch bei C. de Villers wiederfindet. Ström dagegen, der, offenbar dieselbe Art gezog, nannte dieselbe T. salicis capreae. Beide Namen, sind unzulässig, weil Doppelnamen. Der erste brauchbare Name findet sich bei Christ 1791, Naturgeschichte der Insekten, p. 453, der unabhängig von dem gleichen, gleichfalls von ihm aufgeführten Linne' schen Namen unsere Pontamia mit dem Namen Tenthredo salieis belegte; dieser Name muß der Pontania-Art verbleiben, welche Hartig viel später Nematus gallarum nannte. Wenn von Latreille, Panzer und anderen der Linne’sche Name T. intercus auf dieselbe Art angewandt wurde, so ist diese Deutung falsch. Die andere Pontania, aus deren Gallen Linne seine Oynips capreae erhielt, hat den Namen P. gallicola Steph. zu führen. Hartig nannte dieselbe Nematus Vallisnierit. Der Oryptocampus dagegen, dessen Galle Linne die ('ynips amerinae lieferte, wurde gleichfalls von Degeer zuerst gezogen. Der von Retzius dieser Art verliehene, von Villers wiederholte Name T. salieis pentandrae ist wieder unbrauchbar. Erst Hartig legte der Degeer'schen Art den Namen ÜUryptocampus medullarins bei, und dieser Name wird der- selben verbleiben müssen. 15. Genus Pteronus Jur. 1. Von seiner T. ribesii hat Scopoli offenbar nur das Männchen gezogen und beschrieben, denn nur auf dieses paßt die hbeigegebene Beschreibung einigermaßen. Aber die hinzugefügte Beschreibung der Larve läßt einen Zweifel an der Identität der Art nicht aufkommen. 2. Die T. capreae L. hat mit Pteronus salieis L. nichts zu schaffen. Der Autor hat leider 1758, da er diesen Namen auf- stellte, keine Diagnose hinzugefügt, sondern beruft sich auf die in Faun. Suec. 1746, n. 933 enthaltene Beschreibung, die mir nicht mehr zur Hand ist. Wenn ich mich recht erinnere, ist dort keine Imago, sondern nur eine Larve beschrieben, und zwar die Larve von Pteronus salicis L. Aber Linne citiert außerdem Reaumur, insectes 1741, 5, t. 11, f. 5, 6; und da hier wirklich eine Imago Synonymische und kritische Bemerkungen ete. abgebildet und beschrieben ist, so kann lediglich diese Reaumur’sche Art für die T. capreae in Betracht kommen. Reaumur bildet in Fig. 3—7 die Larven und Imaeines eines Pteronus ab, der auf Salız caprea lebt. Die Larve ist 20füßig, die Grundfarbe des Körpers weiblich grün mit schwarzen Streifen. Das Insekt ist, wenn es ausschlüpft, schön grün; später wird es gelblich grün. Diese Beschreibung der Larve wie der Imago paßt auf mehrere grüne Arten, wie curtispinis und mierocercus Thms., salieivorus und silvester Cam. Deswegen giebt nur die Futterpflanze einen Anhalt zur Bestimmung der Art. Von Salix caprea ist nur der Pteronus silvester Cam. bekannt, und für diesen wird der Linne'sche Name capreae eintreten müssen. In Syst. nat. I. 2, 1767, p. 928 wiederholt Linne unter dem Namen T. capreae irrtümlich die Beschreibung der Larve von Pt. salicis. Aber es kann um dieses Irrtums willen der Name nicht auf- gegeben werden, weil demselben von 1758 her Beschreibung und Abbildung eines voll- kommenen Insektes zu Grunde liegt. 16. Genus Pachynematus Knw. 1. Die T. mesomelas Gmel. gehört zu Pachynematus vagus F. (= leucogaster Htg.), welchen Gmelin selbst citiert, und mit dem er die Linne’sche Species glaubte identifizieren zu müssen. 2. Die T. bimaculata Gmel. (= Leskii Lep.) gehört wahrscheinlich zu dein Formenkreis des Pachyn. capreae Pz., kann aber nicht als Varietät bezeichnet werden, da der Name nur öligen Exemplaren zukommen würde. 17. Genus Nematides incertae sedis. 1. Die T. Iutescens Gmel. ist bei Dalla Torre wohl nur versehentlich unter Dolerus pratensis geraten. Die Diagnose: „nigra, ab- domine subtus pedibusque luteo-rufis“ ist viel zu ungenau, als daß eine Deutung möglich wäre. Vielleicht hat dem Autor irgend ein Nematiden-Männchen vorgelegen, wie Pteronus nigricornis, melanaspis, Pontania vesicator u.s. w. Man könnte auch an Mono- phadnus Spinolae g denken; aber es ist alles unsicher. 2. Bei T. flaviventris Gmel. könnte vielleicht an Pachynematus vagus, Pristiphora pallidiventris, Phyllotoma vagans u. S. W. en A N Ed u ne Litterarisches Vademekum für Entomologen und wissenschaftliche Sammler. 269 gedacht werden. Die Beschreibung: „nigra, ore albo, abdomine flavo, dorso apiceque niero, pedibus testaceis“ läßt eine sichere Deutung nicht zu. 3. Ganz dasselbe gilt von T. melanorrhoea Gmel. Wenn dieselbe von Kirby auf Pteronus myosotidis F., von Le Peletier auf Tenthredopsis nassata L. gedeutet wird, so haben diese Deutungen selır wenig Wahr- scheinlichkeit. Gmelins Diagnose lautet: „nigra, abdomine flavo, dorsi maculis trans- versis anogque nigris“. Außer den oben- genannten Nematiden könnten etwa auch Phyllotoma vagıns, Tomostelhus Iuteiwventris u. 8. w. in Betracht gezogen werden. Aber da die Färbung nicht genauer angegeben wird, so ist jedes Raten aussichtslos. 4. Die T. bipunctata Gmel. hat folgende Diagnose: „antennis subsetaceis, articulis novem, atra, scutelli nigri punctis duobus albis“ (die Oenchren).. Da die Fühler „subsetaceae“ genannt werden, so dürfte die Art unter den Nematiden gesucht werden müssen. Es könnte also etwa an Lygaeone- matus mollis oder an irgend eine schwarze Pristiphora gedacht werden. (Fortsetzung folgt.) u Litterarisches Vademekum für Entomologen und wissenschaftliche Sammler. Von Prof. Dr. Katter in Putbus. | 10. Diptera. a) Verzeichnisse. 1.Schiner J. R. Catalogus systematieus Dipterorum Europae. Wien, 1864. .Mik J. Verzeichnis der Arten-Namen in Schiners Fauna Dipterorum Austriaca. 8. Wien, 1887. .Neuhaus G. H. Diptera Marchica. Systematisches Verzeichnis der Zwei- flügler (Mücken und Fliegen) der Mark [&} Brandenburg. Mit kurzer Beschreibung und analytischen Bestimmungstabellen. Gr.8. 8Slıth. Taf. 3 Holzschn. Berlin, 1886. 6 Mk. | .Puls J. ©. Katalog der Dipteren der Berliner Gegend, ges. von Ruthe. Berlin, 1864. 8. .Czwalina G. Neues Verzeichnis der Fliegen Ost- und Westpreußens. 8. Königsberg, 1893. 6.Raddatz A. Übersicht der Mecklen- burgischen Blatt- und Holzwespen und Fliegen. Neubrandenburg, 1873. 8. .Schenck H. Verzeichnis nassauischer Dipteren. 8. 2 Teile. Wiesbaden, 1850 bis 1851. . Kittel&,Kriechbaumer. Systematische Übersicht der Dipteren von Bayern. Nürnberg, 1872. Gr. 8. 4 Mk. | .RossiF. Verzeichnis der Dipteren des Erzherzogtums Österreich. 8. Wien, 1848. | 1 (Fortsetzung aus No. 1.) Kowarz F. Verzeichnis der Insekten Böhmens. II. Diptera. Prag, 1894. 8. Verrall G. H. List of British Diptera. 4. London, 1888. Walker E.: Tıst, ot Diptera in the. Collection of the British Museum. 12. With illustrations. London, bis: 1855. 40 Mk.) Gobert E. Catalogue des Dipteres de France. 8. Üaen, 1887. (2,50 Mk.) Osten-Sacken R. von. Catalogue of the described Diptera of North America. 2 ed. Roy. 8. Washington, 1878. (7 Mk.) hl, 12 ‘ pts. 1848 13. 14. b) Präparieren. 1.Mik J. Über das Präparieren der Dipteren. 8. Putbus (Entomologische Nachrichten). 1880. c) Handbücher, Beschreibungen, Abbildungen. 1.Panzer ©. W. F. Diptera Faunae Germanicae (e Fauna Ins.) [Germanica]. 220 Taf. 12. Nürnberg, 1793 — 1813. (15 Mk.) 2.Fabricius J. ©. Systema Antliatorum. Braunschweig, 1805 —1806. 3. Fallen ©. F. Diptera Sueciae. 2 vols. Lund, 1814-1827. 4.Meigen J. W. Systematische Be- schreibung der bekannten europäischen 270 Litterarisches Vademekum für Entomologen und wissenschaftliche Saminler. ou 10. 11: 13. 14. 16. 18. 19. Ko 2. Wulp. E M. van der. zweiflügeligen Insekten. 7 Bände mit 74 kolorierten Tafeln. Hamm, 1818 bis 1838. 8. 126 (66) Mk. Die Fortsetzung dieses Werkes von: .Loew H. Beschreibung europäischer Dipteren. 3 Bde. (Bd. 8—10.) 8. Halle, 18691873. (22 Mk.) .Macquart J. Histoire naturelle des 2 vols. avec 24 plchs. (12 Mk.) Insectes Dipteres. 8. "Barıs, 185435. .Zetterstedt J. W. Diptera Scandi- naviae disposita et descripta. 14 vol. Lund, 1842-1860. (60 Mk.) .Blanchard E. Iconographie des Dip- teres (Regne animal de ÜOuvier). Avec 29 plehs. col. 4. Paris, 1849. (25 Mk.) .Bigot J. M. Essai d’une classification des Dipteres. 7 pts. 8. Paris, 1852 bis 1859. (9 Mk.) SchinerJ.R. FaunaDipterorum austriaca. Die Fliegen Österreichs. 2 Bde. mit Abb. Wien, 1860-1864. 42 (32) Mk. Bigot J.M. Dipteres nouveaux ou peu connus. 37 pts. avec plchs. col. 8. Paris, 1874—89. Diptera neer- landica. Mit 14 col. Taf. ’s Gravenhage, 1877. 8. (19 Mk.) Brauer F. und J. Bergenstamm. Die Zweiflügler des Wiener Museums. 7 Teile mit 24 kolorierten und schwarzen Tafeln. 4. Wien, 1830—93. (45 Mk.) BeckerF. DipterologischeStudien. 4Teile mit 11 Taf. und 4 Abbild. I. Scatomyzidae. II. Sapromyzidae III. Lonchaeidae. IV. Ephydridae. Gr. 8. Berlin (Entomol. Zeitschr.), 1894—1896. 24,50 Mk. .LioyP. I Ditteri distributi sec. un nuovo metodo di classificatione naturale. 9 pts. 8. Venedig, 1863—1865. (18 Mk.) Strobl. G. Die Dipteren von Steier- mark. 3 Teile. Gr. 8. Graz (Mitteil., naturw.V.Steiermark), 1893—95. (12 Mk.) . Walker F. Insecta Britannica Diptera. 3 vols. Mit 30 Kupfertaf. 8. London, 1851—1856. (95 Mk.) Robineau-Desvoidy. Histoire naturelle des Dipteres des environs de Paris. Publiee par H. Monceaux. 2 vols. Paris, 1863. (22 Mk.) Macquart J. Dipteres du nord de la France. 5 pts. avec 18 plehs. 8. Lille, 1826—1833. (38 Mk.) 20. 21. 26. 27% 28. 29. 0. She 33. 34. 8.1 36. 31. „Becker Giglio-Tos E. Ditteri del Messico. (Mem. R. Accad. Se. Torino.) Bellardi L. Ditterologica Messicana. 2 pt. ec. append. 5 Tafeln. 4. Turin, 18591862. (16 Mk.) .Gimmerthal. Beitrag zur Dipterologie Rußlands. 4 Teile. 8. Moskau, 1845 bis 1847. (6 Mk.) .Bonsdorff E. Finlands Diptera. 2 Bde. 8. Helsingfors, 1361—1866. (13,50 Mk.) . Wiedemann ©. R. W. Systematische Beschreibung der außereuropäischen zwei- flügeligen Insekten. 2 Teile mit 12 Taf. 8. Hamm, 1828—30. 27 (13) Mk. .Macquart J. Dipteres exotiques nou- veaux ou peu connus. 2 vols. avec 5 suppl. 186 plchs. 8. Paris, 1338—55. (130 Mk.) Loew H. Diptera Americae septentrio- nalis indigena. 10 pts. 8. Berlin, 1861 bis 1872. (10 Mk.) Östen-Sacken R. v. Diptera Centrali- Americana. 3 Bde., z. T. publiziert. Im Erscheinen. Mit kol. Taf. Roy. 4. London, 1886—1896. Arribälzaga F. L. Dipterologia Argentina 8. 4 Bände. La Plata und Buenos Aires. 1891 —1893. (38 Mk.) SkuseF. A. Diptera of Australica. 8 pts. with 2 suppl. 21 plates. Sydney, 1888 bis 1890. (65 Mk.) Taschenberg O. Die Flöhe, Suctoria. Mit 4 Tafeln. 8. Halle, 1880. (6,50 Mk.) Brauer F. Monographie der Östriden. Mit 10 kol. Kupfertafeln und Nachtrag. 3 Teile. 8. Wien, 1886-1887. (12 Mk.) .Loew H. Über die europäischen Raub- fliegen, Diptera asilica. 4 Teile. Berlin, 1847—1849. 8. (7,50 Mk.) Bergenstamm J. und H. Loew. Synopsis Öecydomyidarum. 8. Wien, 1876. 3,0. Mk Winnertz J. wmücken. Mit 4 Tafeln. (4,50 Mk.) Monographie der Pilz- 8. Wien, 1863. Th. Revision der Gattung Ohilosia Meigen. Mit 13 Tafeln. (Nova Acta Leop.) Leipzig. 20 Mk. Fritsch K. Jährliche Periode der Insekten-Fauna von Österreich -Ungarn. I. Diptera. Wien, 1875. Weismann A. Die Entwickelung der Dipteren. Kin Beitrag zur Entwickelungs- Ce Bunte Blätter. 271 geschichte der Insekten. I. Die Ent- wickelung der Dipteren im Ei. II. Die nachembryonale Entwickelung der Mus- eiden. Mit 14 Kupfertaf. Gr. 8. Leipzig, 1564. 11 Mk. Leuckart R. Fortpflanzung und Ent- wickelung der Pupiparen, nach Beob- achtungen an Melophagus ovinus. 4. Mit 38. . ;3 Tafeln. Halle, 1858. (7,50 Mk.) 39.Graber V. Vergleichende Studien über Embryologie der Insekten und ins- der Museiden. Mit 10 kol. Tafeln. 4 Wien, 1890. 10,50 Mk. Kunckel d’Herculais. Sur l’organi- sation et le developpement des Dipteres et en partieulier des Volucelles de la famille des Syrphides. 2 vols. Avec 37 plchs. 4. Paris, 1875—1881. Adolph E. Die Dipterenflügel, ihr Schema und ihre Ableitung. Mit 4 Taf. 4. Halle (Nova Acta Leop.Carol.), 1885, und Leipzig. (4 Mk.) (Fortsetzung fulgt.) besondere 40, 4]. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Über die Biologie des Maikäfers hat Xavier Raspail aus Gouvieux (Frankreich) sehr ein- gehende Studien gemacht, deren Ergebnisse er in dem letzten „Memoire de la Soeciete zoologique de France“ 1896 veröffentlicht. Er kommt dabei zu Resultaten, die unseren bis- herigen Ansichten von der Lebensweise des Maikäfers zum Teil widersprechen; wir führen deshalb im folgenden das Wichtigste aus der interessanten Arbeit an. Die Eier des Maikäfers haben die Form eines ziemlich regelmäßigen Ovals; erst kurz vor dem Ausschlüpfen der Larve werden sie mehr kugelig. In den Zuchtgläsern schlüpfte die Larve nach 32—38 Tagen aus, im Freien mögen 22—25 Tage genügen. Die Larve ist bei der Geburt durch- scheinend weiß und überall behaart, nur die Spitze der Mandibeln ist glänzend braun- schwarz. Die Beine sind dünn und unverhältnis- mäßig lang. In ihrer gewöhnlichen Lage, halbkreisförmig zusammengerollt, mißt sie 0,5 mm, aufgerollt dagegen 0,95 mm. Nach der ersten Häutung wird der ganze Kopf rotbraun. Anfangs vermag die Larve ziemlich schnell zu laufen, in späteren Stadien wird ihr des dicken Hinterleibes wegen das Laufen auf ebener Fläche unmöglich. Bis zum Eintritt des Winters, wo sich die Larve in die Tiefe gräbt, erreicht sie eine Länge bis zu 2,5 mm. Im Frühling gräbt sie sich wieder höher und bleibt bis Ende September in der Nähe der Oberfläche. Nach dieser Zeit hat sie im all- gemeinen ihre volle Größe erreicht; sie ver- kriecht sich dann wieder, um zu überwintern, und kommt im Anfang des Frühlings wieder nach oben. Jetzt vermögen ihren starken Mandibeln auch die starken und holzigen Wurzeln nicht mehr zu widerstehen. In der zweiten Hälfte des Juli gräbt sich die Larve dann in einer Tiefe von 0,25—0,50 m eine längliche Höhlung, deren Wände sie mit einem gummiartigen Überzug versieht, und verpuppt sich bier. Das Larvenleben dauert also zwei Jahre und ein bis zwei Monate. Die Puppe ruht nur etwa einen Monat, gegen Ende August schlüpft schon der Käfer aus, der aber nun noch über acht Monate in der Erde verbleibt. Ende April des nächsten Jahres gräbt sich der Käfer nach oben, läßt aber über sich - noch eine dünne Schicht Erde, die er erst durchstößt, wenn der Abend hereinbricht. Sogleich beginnt die Paarung, die der Maikäfer bis neunmal wiederholt (bisher nahm man an, daß das 5 kurze Zeit nach der Paarung sterbe), die Paarung wird selbst mit solchen Weibchen vorgenommen, die ihre Eier schon abgelegt haben und wieder nachı oben ge- kommen sind. Der Maikäfer lebt im Durch- schnitt 45—59 Tage, wenigstens in der Gefangenschaft, ein Weibchen wurde sogar 62 Tage alt (auch Ref. hielt vor Jahren vier Maikäfer gefangen, von denen zwei $ 40 Tage, ein © 42 und ein © 48 Tage alt wurden). Das Weibchen lest in einer Tiefe von 0,20 m meist dreimal Eier, manchmal auch viermal; ‘die erste Ablage enthält die größte Zahl von Eiern, die Gesamtsumme beträgt etwa 80. Die Eier werden in einen Haufen gelegt, aber nicht zusammengeklebt. wie man bisher glaubte. Übrigens graben sich auch die Männchen mitunter in die Erde, namentlich bei nasser, kühler Witterung, und brechen dann bei günstigerem Wetter wieder hervor. S. Seh. Das Eierlegen einer Bienenkönigin während eines ganzen Jahres hat ein Bienenzüchter in Palästina genau beobachtet. Die Zahl der Eier ist für die verschiedenen Zeiten nicht 272 | Bunte Blätter. dieselbe, es ergaben sich vielmehr folgende Zahlen: 1. Jan. bis 20. Jan. tägl. 100 Eier—= 2000 Eier 902 jan 22 Rohre 11985 „ 1: Rebr. „7 3.März „7700272163002 3, März #U18-Marz 2333 7 BP 1S.März „ 10.April „ 2600 „ =57200, „ 10. April „ 21.Mai ,„.1000 „ 40000 „ 91 May eo 09T 112 9un2? 2710 Iul 2 52277 52150093 10.Julı 2.00 3. Aue), 7212500572000, 3.Aug. „ 29. Aug. „ ‚460 .„, =10960 : „ 29. Aug. „ 13.Sept. „ 200 „ = 4000 ,„ 134Seper 14 30kt u Silo — 900057, IE OK IENOVARe: 39,5 1000 „ 112Noy2r., 102Deza 3 ,. = WW 5 I0SDezIs ia Derzer 5, = 0 Taeniocampa pulverulenta gemein, frisch. &; opima in etwa 10 $ und Q Exemplaren zum erstenmal bei Karls- ruhe, frisch entwickelt. Taeniocampa ab. fuscata 2 Q Q, frisch ent- wickelt. Taeniocampa miniosa L $, frisch entwickelt. ” ‚gothica vereinzelt, Am 28. März fand ich die Sahlweiden an vorgenanntem Orte meist abgeblüht und nur noch vereinzelt die vorgenannten Arten, darunter in zwei frischen Stücken: Panolis piniperda; auch wurde noch 1 Taeniocampa opima © gefunden. Meist waren die Taeniocampa-Arten aber abgeflogen, woran die eingetretene warme, aber sehr stürmische Witterung viel Schuld zusammen 320034 Eier | trägt. Wie aus dieser Tabelle zu ersehen ist, nimmt die Zahl der pro Tag gelegten Eier bis April zu, erreicht hier mit fast 3000 das Maximum, fällt lierauf plötzlich, um noch einmal im Juni und Juli bis über 2000 zu steigen, und sinkt dann allmählich nach dem Winter hin. Im Durchschnitt kommen auf einen Tag 876 Eier. Se Sich: Exkursionsberichte. (Unter Jieser Rubrik bringen wir kurze Mitteilungen, welche auf Exkursionen Bezug haben, namentlich sind uns Notizen über Sammelergebnisse erwünscht.) Bereits Mitte Februar flog bei Karlsruhe im Durlacher Walde sehr zahlreich Brephos parthenias und nolhum; der Flug dauerte bis Ende Februar, von da ab waren die Tiere meist abgeflogen. Am 15. März fing ich am Wildpark: Taeniocampa munda 1 3. , gothica 1 5. Calocampa vetusta 1 & 5 exoleta 1 © | überwintert, Orthosia pistacina 3 & Ss aber gut erhalten. Orrhodia var. glabra 1 Am 22. März erbeutete ich an blühenden Sahlweiden ebenda die nachfolgenden Arten: Taeniocampa slabilis höchst gemein, in allen Farbennüancen. Taeniocampa gothica häufig. A pulverulenta ebenso häufig in beiden Geschlechtern. Taeniocampa miniosa 1 5. ” maunda 1 5. Orrhodia erylrocephala 1 &\ n ab. spadicea 1 & Herr Kabis fand im Durlacher Walde im Februar d. Js. die seltene Eule Asteroscopus nubeculosus in drei Exemplaren. Am 23. März d..Js. wurden auf blühenden Sahlweiden bei Ettlingen erbeutet: Taeniocampa stabilis in zahlreichen variieren- den Stücken. Köder im überwintert, H. Gauckler, Karlsruhe i. B. “rn Litteratur. Hoffmann, Carl. Botanischer Bilder-Atlas. Ge- ordnet nach De Candolles natürlichem Pflanzensystem. In 18 Lieferungen a 1 Mk. Mit 80 Farbendrucktafeln und zahlreichen Holzschnitten. Zweite Auflage. Stuttgart, Verlag von Jul. Hoffmann. Es liegen die Lieferungen 3 bis 8 vor, welche den Text von der 13. Familie der Linaceen bis zur 47. Familie der Kompositen führen. Ich hebe wiederholt hervor, daß die Darstellung kurz und verständlich gehalten ist, aber gleichwohl so reichhaltig, daß sich jeder, auch der Fachmann, in Wald und Feld gleichsam spielend mit der mitteleuropäischen Flora bekannt machen wird, zumal sehr prägnante, klare Holzschnitte — in diesen sechs Heften allein 107 Holzschnitte! — den Text vorzüglich erläutern, besonders aber die Tafeln in Bezug auf ihre Naturtreue nicht wohl zu übertreffen sein werden. Denn die Pflanzen sind auf ihnen nicht allein natur- historisch richtig dargestellt, sondern in malerischer Wirkung und lebensvoller Schön- heit dem Auge vorgeführt. Die Tafeln 9 bis 33 enthalten 131 kolorierte Einzeldarstellungen; also gewiß im ganzen eine reiche Illustration! Diese Vorzüge gestalten die vorliegende Arbeit zu einem Werke, welches ebenso sehr dem Zwecke einer Familien-Botanik in vollem Maße entspricht, als auch dem Lehrer, Gärtner, Pharmaceuten, Landwirt, Forstmann und nicht zum wenigsten auch dem Insektensammler ein hochwillkommenes Nachschlagebuch sein wird. Es sei durchaus zur Anschaffung empfohlen ; ist doch sein Preis ein wirklich äußerst mäßiger. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Nendamm. | . Die Lautäußerungen der Käfer. 273 Die Lautäusserungen der Käfer. Von Sigm. Sehenkling. (Mit einer Tafel.) Als Musikanten unter dem Insektenvolke sind schon seit alters her die Cicade und manche Orthopteren bekannt. Wie man im alten Griechenland die erstere in einem kleinen Käfig im Zimmer hielt, um bequemer ihrem „Gesange“ lauschen zu können, so hält man auch jetzt noch in manchen Gegenden Deutschlands (Hamburg, Leipzig) verschiedene Geradflügler-Arten, besonders Locusta viridissima L., gefangen, und wie bei uns mancher Käufer eines solchen Kammervirtuosen dadurch angeführt wird, daß man ihm ein Weibchen, dem die Gabe der Musik vorenthalten ist, aufhängt, so werden wohl auch schon die alten Griechen mitunter von ihren Händlern genasführt worden sein. Weniger bekannt ist, daß sich auch unter der Ordnung der Käfer eine ziemliche Anzahl von Tieren findet, die imstande sind, Laute von sich zu geben. Wir sehen hier ab von Geräuschen, die durch Kratzen auf der Bodenfläche beim Gehen oder durch das Bohren im Holze, also mehr zufällig, erzeugt werden und bringen die verschiedenen Lautäußerungen der Käfer in folgende fünf Kategorien: 1. Das Summen, das wir bei vielen, namentlich größeren Coleopteren finden. 2. Das Klopfen der Anobien. 3. Das Knipsen der Elateriden nebst Verwandten. 4. Das Schießen namentlich der Brachyuen und Paussiden. 5. Das Stridulieren vieler Käfer aus den verschiedensten Familien. 1. Das Summen. Wie die meisten Hymenopteren und Dipteren, erzeugen auch viele Käfer beim Fliesen einen summenden Ton, wie es z.B. von den Maikäfern, Rosenkäfern und Mist- käfern allgemein bekannt ist. Dieses Summen erklärt sich in höchst einfacher Weise durch die schnellen Schwingungen der elastischen, häutigen Flügel. Die Höhe des dabei ent- stehenden Tones richtet sich im wesent- lichen nach der Größe des fliegenden In- sekts bezw. der Größe des schwingenden Flügels; es kommt jedoch dabei noch ein anderer wesentlicher Punkt in Betracht, Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. d.i. die größere oder geringere Anzahl der Schwingungen, die in einer bestimmten Zeit ‚ausgeführt werden. Praktische Ver- suche, wie sie der Franzose Marey mit Hilfe eines sich drehenden berußten Oylinders an Fliegen, Hymenopteren, Libellen und Schmetterlingen anstellte, lassen sich aller- dings mit fliegenden Käfern nicht vornehmen; bei diesen sind zum Teil die Flügeldecken hindernd im Wege, ferner wird nicht so leicht ein Käfer, den man mit einer Pincette von unten her faßt, Flugbewegungen aus- zuführen suchen. Wir sind also hier auf den Weg der Analogie angewiesen. Die Stubenfliege macht nach Marey in einer Sekunde 330 Flügelschläge, die gemeine Wespe nur 110, daraus erklärt sich, daß der Ton der letzteren ein tieferer ist. Geht die Anzahl der Schwingungen noch weiter herunter, wie z. B. bei dem Kohlweißling auf neun Schläge in der Sekunde, so kann kein für unser Ohr wahrnehmbarer Ton entstehen. Dementsprechend können wir annehmen, daß auch diejenigen Käfer, welche die relativ größte Anzahl von Flügelschwingungen aus- führen, den relativ höchsten Ton erzeugen müssen; dabei ist freilich immer auch- auf die Größe der schwingenden Flügel zu achten, und es ist ja bekannt, daß z. B. der Hirschkäfer und der Walker einen tieferen Brummton hören lassen als die viel kleineren Junikäfer und Serica-Arten. Manche Käfer besitzen aber nun außer- dem eine wirkliche Stimme, so der Maikäfer; ausführliche Untersuchungen darüber ver- danken wir Landois („Die Ton- und Stimm- apparate der Insekten“ in „Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie“, Bd. XVII, auch separat 1867) und Krancher („Der Bau der Stigmen bei den Insekten“, ebenda Bd. XXXV, separat 1881). Hinter dem Stigma an der Mündung der Trachee liest beim Maikäfer ein eigen- tümlicher Apparat, von Landois Tracheen - verschluß genannt; derselbe hat denZweck, zu bewirken, daß beim Ausatmen weniger Luft aus dem Körper tritt als beim Ein- atmen in denselben. Der Tracheenverschluß No. 18. 1897. 274 Die Lautäußerungen der Käfer. ist an der einen Seite mit der Trachee ver- wachsen und ragt auf der anderen Seite frei in dieselbe hinein. Dadurch wird eine Zunge, die sogen. Brummzunge, gebildet, welche beim Aus- und Einströmen der Luft, das während des Fluges jedenfalls in be- sonders kräftigem Maße geschieht, in vibrierende Bewegung versetzt wird und so einen brummenden Ton erzeugt. Indem nun noch das durch den Flügelschlag hervor- gebrachte Summen hinzukommt, entsteht der starke Brummton, der vom Maikäfer ja all- gemein bekannt ist. - Übrigens ist auch zuweilen ein summender Ton zu vernehmen, wenn der Maikäfer sich zum Fluge anschickt und die bekannten „Zählbewegungen“ ausführt; derselbe ent- steht ohne Zweifel dadurch. daß bei Ge- legenheit des Lufteinpumpens die Brumm- zunge in Bewegung gesetzt wird. Einen analogen Fall berichtet Brischke von einem Acılius sulcatus g, der, ruhig sitzend, zu wiederholten Malen ein lautes Summen hören ließ, und Isenschmid von einem Dytiscus marginalis Z;, auch ich habe einmal von einem Dytiscus, der sich zum Fluge anschickte, ein derartiges summendes (Geräusch vernommen. 2. Das Klopfen. Das Klopfen der Anobienarten („Toten- uhr“) hat schon manches abergläubische Gemüt in Aufregung versetzt, und dabei ist es weiter nichts als ein Lockton, mit dem sich Männchen und Weibchen gegenseitig rufen. Es kommt dadurch zustande, daß die Käfer, indem sie die Fühler einziehen und den Kopf etwas neigen, mit Stirn und Vorder- rand des Halsschildes kräftig gegen die Sitzfläche schlagen. In ruhigen Räumen, namentlich bei stiller Nacht, ist dieses Klopfen deutlich und weithin vernehmbar. Ich wurde einmal im Harz durch lautes Klopfen, das aus einer alten Weide erklang, aufmerksam gemacht und fand in dem hohlen Stamm wohl an 100 Anobium pertinax L., die lustig darauf los hämmerten. Man kann die Käfer leicht zum Klopfen anreizen, wenn man in ihrer Nähe mit «dem Finger- nagel aufpocht, und Professor Karsch brachte oft in seine Vorlesungen einige Käfer in einer Holzschachtel mit, die auf sein Klopfen auf das Katheder bald ant- worteten. 3. Das Knipsen. Die Elateriden sind dadurch gekenn- zeichnet, daß sie einen besonderen Schnell- apparat besitzen (Fig. 1); die Beine sind nämlich bei den meisten Arten zu kurz und schwach, um dem Käfer, wenn er auf den Rücken gefallen ist, zum Aufrichten dienen zu können. An der Vorderbrust befindet sich dafür ein langer, nach hinten gerichteter Dorn, der Bruststachel (Fig. la), der ın eine tiefe, ovale, von einem erhabenen Rande umgebene Grube der Mittelbrust (Fig. 1b) paßt; dazu kommt, daß Vorder- und Mittelbrust sehr beweglich wmitein- ander verbunden sind. Will sich nun der Käfer aus der Rückenlage wieder auf die Beine bringen, so biegt er («den Körper derartig nach oben, daß nur der Vorderrand des Halsschildes und die Spitze der Flügel- decken den Boden berühren; dabei tritt der Dorn der Vorderbrust deutlich zum Vor- schein. Dann biegt der Käfer die Brust plötzlich wieder zurück und läßt den Dorn unter Anwendung aller Muskelkraft in seine Grube fallen; dadurch prallen der Hals- schildrücken und die Basis der Flügeldecken kräftig gegen den Boden, und durch diesen Stoß wird der Körper in die Höhe geschnellt. Während des Emporschnellens dreht sich der Käfer, so daß er beim Niederfallen auf die Beine zu stehen kommt. Auch wenn man den Käfer am Hinterleibe fest zwischen den Fingern hält, sucht er sich durch die- selbe Bewegung zu befreien. Durch das Einspringen des Bruststachels in die Grube über deren erhabenen Rand hinweg entsteht ein lautes, knipsendes Geräusch. Bei einigen Elateriden ist das Halsschild verhältnismäßig klein, infolgedessen muß auch die Muskelkraft desselben schwächer sein, und die Tiere, z. B. Campylus linearisL., können sich nur wenig emporschnellen. Auch eine unserer häufigsten Elateriden, Lacon murinus L., macht nur selten von ihrem Sprungvermögen Gebrauch; der Käfer be- wegt, auf den Rücken gelegt, die Vorder- brust nur schwach und langsam gegen die Mittelbrust, so daß ein eigentliches Hoch- schnellen gar nicht zustande kommt; auch der laute, knipsende Ton ist nicht zu ver- nehmen, sondern nur ein leises Zirpen. Beiläufig sei hier erwähnt, daß Lacon murinus zum Ersatz für das ihm abgehende BE VERNEE dh EEE yeA 'H UOA „arbojotogust ns afpnppsuoy2oA SANT“ OTp nF ZUNUYPTAZTLUTSTIO -IeIey Jop usdunJsssneIne] SIG :[93HıYy waOp nz = 276 Die Lautäußerungen der Käfer. Sprungvermögen am Ende des Hinterleibes zwei hornförmig gekrümmte, wurstartige, mit kugelisen Drüsenzellen ausgestattete Bläschen hervortreten lassen kann, die einen unangenehmen Aasgeruch verbreiten. Diese Würstchen sind nur bis Anfang Juni lebenskräftig, später werden sie resorbiert. Auch in der Bauchlage schnellen sich manche Elateriden zuweilen empor, und nicht immer nur dann, wenn sie mit dem Finger auf die Unterlage gedrückt werden (Kolbe). Bei der den Elateriden verwandten Familie der Eucnemiden ist gleichfalls ein Bruststachel vorhanden, das Halsschild ist aber nur schwach beweglich, und das Sprungvermögen fehlt i. a., doch ist von Cerophytum elateroides Latr. wie von einigen Throscus-Arten bekannt, daß sie, auf den Rücken gelest, auch in die Höhe springen, allerdings nur schwach. 4. Das Schießen. Ein sehr wirksames Verteidigungsmittel besitzen die Brachynen und Paussiden, sowie einige andere Käfer in ihrem Schießapparat. Werden sie von einem Feinde verfolgt, so lassen sie aus dem Hinterleibsende einen bläulichen Dunst ausströmen, womit ein hörbares Geräusch, das einem kleinen Bombardement verglichen werden kann, verbunden ist. Am besten bekannt ist der Schießapparat von Brachynus Web., dem „Bombardierkäfer“. Im letzten Leibesringe befindet sich eine paarige Drüse, welche eine eigenartige Flüssigkeit ausscheidet, die sich dann in einem ebenfalls paarigen Be- hälter von länglich runder Form ansammelt. Dieser Saftbehälter ist noch mit einer Schicht sich kreuzender Muskelfasern bedeckt, durch deren Druck das angesammelte wasserhelle Sekret durch eine hinten ausmündende Röhre fortgespritzt wird. Die Anordnung der Muskelfasern nebst der großen Beweg- lichkeit des Hinterleibes machen es möglich, daß dies nach allen Richtungen hin ge- schehen kann. Das Sekret aber ist so flüchtiger Natur, daß es bei Berührung mit der Luft einen knallartigen Effekt hervor- bringst und sich dabei in einen bläulichen oder weißlichen Dunst verwandelt, der im Dunkeln leuchtet, auf der Haut einen schwarzen Fleck und brennendes Gefühl er- zeugt und einen scharfen, durchdringenden Geruch entwickelt. Die Entladungen können wohl acht- bis zwölfmal wiederholt werden, wobei natürlich die Menge des ausgespritzten Saftes immer geringer und die Detonation immer schwächer wird. Die letztere ist überhaupt nur die ersteren Male deutlich wahrnehmbar, vorzüglich dann, wenn die Käfer recht lebendig sind oder in einiger Menge gleichzeitig bombardieren, wozu sie indes leicht gereizt werden können. Selbst noch wenn man sie am Kopfe faßt, ja, noch in der Sammelbüchse hört man sie los- schießen. (C. Schenkling, „Deutsche Käfer- welt“, S. 21.) Ich habe früher vielfach Gelegenheit ge- nommen, Brachynus erepitans L. und excplodens Duft., die beide in Thüringen auf Kalkboden unter Steinen ziemlich häufig sind, zu beob- achten. Da kann ich denn aus eigener Erfahrung versichern, daß sich bei Personen mit nur einigermaßen empfindlicher Haut bald geschwärzte Stellen an den Fingern zeigen, wenn dieselben mit dem ätzenden Sekret vielfach in Berührung gekommen sind, außerdem ist ein schwaches Brennen zu verspüren. Stärkere Wirkungen vermögen aus ländische Arten der Brachynen auszuüben. Pheropsophus parallelus bombardiert nach Gredler wohl zwölf- bis zwanzigmal so stark als unser Brach. erepitans L.;, an der Stelle, wo er die Haut trifft, entsteht ein rostbrauner Fleck, der durch Wasser nicht zu entfernen und mehrere Tage zu sehen ist, jedoch keine Schmerzen verursacht. Größere Brachynen aus tropischen Ländern besitzen ein so starkes Schießvermögen, dab man beim Sammeln Handschuhe anziehen muß, um die Finger vor dem scharfen Sekret zu schützen; als solche exotische Bombardier- käfer sind zu nennen Galerita F. und Helluo Bon. Nach Perty sollen auch einige einheimische Agonum- Arten bombardieren können, allerdings nur in schwachem Maße. Die Paussiden lassen bei Berührung an den Seiten des vorletzten Hinterleibsringes einen ätzenden Saft austreten, der zum Teil in Form einer deutlichen blauen Wolke ver- dunstet, zum Teil als fettige, gelbe Masse an den Flügeldecken kleben bleibt. Dela- rouz6e, der einen lebenden Paussus Favieri Fairm. beobachtete, konnte allerdings nur das Austreten eines Tropfens grünlich gelber Ad ee el en. ' Die Lautäußerungen der Käfer. 277 Flüssigkeit bemerken. Dagegen schrieb der Reisende E. Dämel in einem Briefe an C. A. Dohrn in Stettin, daß er bei fast allen australischen Paussiden die Fähigkeit zu bombardieren konstatieren konnte. 5. Das Stridulieren. Stridulationsorgane finden wir bei zahl- reichen Käfern aus den verschiedensten Familien; während dieselben der Struktur nach im großen und ganzen übereinstimmen, weichen sie in Bezug auf ihre Lage in den einzelnen Familien sehr voneinander ab. Manche Käfer reiben die Hinterleibsringe an den Flügeldecken, andere die Abdominal- sesmente an den Hinterbeinen, noch andere die Vorderbrust gegen die Mittelbrust. Die Lautäußerungen haben teils den Zweck, die | Feinde abzuschrecken. An den kleinen Orioceris-Arten läßt sich dies leicht nach- weisen; wenn man diese Käfer in die Hand nimmt oder nur beunruhigt, so bringen sie ein deutlich vernehmbares Zirpen hervor. Ich konnte jedoch an denselben Käfern auch beobachten, daß sie den Zirpton hören ließen, wenn sie völlig unbehellist auf ihrer Pflanze saßen; hier hatte also die Lautäußerung entschieden eine Bedeutung für das Geschlechtsleben, und darin liest wohl ihre Hauptbedeutung. Auch F. Will konnte dahin gehende Beobachtungen machen. Während die stridulierenden Käfer von anderweitigen Tönen und Geräuschen wenig oder gar nicht alteriert wurden, wurden die Stridulations- geräusche, die das eine Geschlecht hervor- brachte, von dem anderen Geschlecht sofort wahrgenommen, und zwar auf eine Ent- fernung hin, bei der unser Ohr versagt. Auch künstlich nachgeahmte Stridulations- töne, namentlich wenn sie in dem der be- treffenden Art zukommenden Rhythmus her- vorgebracht wurden, machten Eindrücke. Nach Darwin hat man sich die Ent- stehung der Stridulations-Apparate so zu denken, „daß die beiden Geschlechter vieler Arten von Käfern zunächst in den Stand gesetzt wurden, durch das unbedeutende reibende Geräusch, welches durch das Reiben der benachbarten Teile ihres harten Körpers aufeinander hervorgerufen wurde, einander zu finden, und daß in dem Maße, wie die Männchen oder Weibchen, welche das stärkste Geräusch machten, den besten Erfolg beim Finden von Genossen hatten, die Rauhigkeit an verschiedenen Teilen ihrer Körper allmählich durch geschlecht- liche Zuchtwahl zu echten Stridulations- Organen entwickelt wurde“. („Abstammung des Menschen.“) Wir wollen nun die Stridulations-Organe einer Reihe von Käfern genauer kennen lernen und folgen dabei der systematischen Ordnung der Coleopteren. a) Carabidae. Aus der Familie der Laufkäfer sind nur wenige Species als tonerzeugend bekannt; es sind Öychrus-, Blethisa- und Elaphrus- Arten. Bei Oychrus rostratus L. ist der. Rand der Flügeldecken unten ausgehöhlt und die Rinne mit feinen Querrillen versehen. In diese Rinne passen die Hinterleibsränder hinein, die mit vorstehenden Schuppen be- setzt sind und einen Ton erzeugen, wenn sie gegen die Rillen gerieben werden. Blethisa und Elaphrus haben auf der Oberseite des vorletzten Hinterleibsringes zwei gekerbte Leisten, die gegen eine auf- der Unterseite der Flügeldecken befindliche, stark angeschwollene, hohle und fein quer geriefte Ader streichen und so den Ton erzeugen. Die Leisten sind bei Elaphrus uliginosus F. und cupreus Duft. ziemlich weit „ekerbt, so daß die Zwischenräume so breit oder selbst breiter als die Riefen selbst erscheinen, deren Anzahl 10—12 nicht zu übersteigen scheint; dagegen stehen bei Elaphrus riparius L. die Kerben viel dichter und sind dementsprechend in der Zahl von etwa 20 vorhanden. Auch bei Blethisa multipunctata L. sind die Leisten nur mit wenigen Riefen versehen. b) Dytiscidae. Trotzdem wohl alle Vertreter dieser Familie im Besitze eines Stridulations- Apparates sind, findet man in fast keinem Handbuche über Käferkunde eine dahin- gehende Bemerkung. Eine genaue Dar- legung des Tonapparates der Dytisciden giebt H. Reeker im „Archiv der Natur- geschichte“, 1891, I., S. 105—112. Schon lange bekannt ist der Apparat von Pelobius tardus Hbst. (Hermanni auct.), den 278 Darwin („Abstammung des Menschen“, I.) wie folgt beschreibt: „Eine starke Leiste läuft parallel und nahe dem Nahtrande der Flügeldecken und wird von Rippen gekreuzt, die in dem mittleren Teile grob, aber nach den beiden Enden hin und besonders nach dem oberen Ende zu allmählich feiner werden. Wird das Insekt unter Wasser oder in der Luft festgehalten, so wird ein stridulierendes Geräusch durch Reiben des äußersten hornigen Randes des Abdomens gegen das Reibzeug hervorgebracht.“ Außer diesem Apparate besitzt der Käfer aber noch einen anderen, den Landois entdeckt hat: die stark geriefte Randader der Unterflügel (Fig. 2a) wird an einer scharf vorspringenden Kante auf der Innenseite der Flügeldecken (Fig. 2b) gerieben, wodurch der helle, pfeifende Ton entsteht, der unmöglich durch den von Darwin beschriebenen schwachen Tonapparatalleinhervorgebrachtwerden kann. Diese Leiste auf der Unterseite der Flügeldecken, wie auch die gerillte Ader der häutigen Flügel findet sich nun bei allen Dytisciden, und es ist deshalb an- zunehmen, daß auch alle im stande sind, Töne von sich geben zu können, trotzdem dies erst von wenigen Arten beobachtet worden ist. Der Stridulations- Apparat ist bei allen Schwimmkäfern ähnlich gebaut, weshalb wir von einer Darlegung im ein- zelnen absehen können; wir verweisen nur noch auf Fig. 3, welche eine Flügeldecke von Dytiscus marginalis L. darstellt. Die Zahl der Rillen jedoch auf der Flügelader wechselt bei den verschiedenen Gattungen ziemlich bedeutend, ja, innerhalb einer Gattung, und sogar bei ein und derselben | Art ist die Zahl verschieden, und es scheint, als ob im allgemeinen die Zahl der Rillen bei den Weibchen größer sei als bei den Männchen. Daß die Leisten auf der Innen- seite der Flügeldecken von verschiedener Länge sein müssen, ergiebt sich schon aus der verschiedenen Größe der Tiere. Wie Reeker a. a. O. berichtet, hat er wiederholt Töne von Dytiscus-, Acilius- und Hydaticus-Arten vernommen. Auch ich hatte Gelegenheit, einen Acilius sulcatus 1. 9 zu Diese Töne von schwachem, zirpendem Klange sind jedoch nicht zu verwechseln mit dem obenerwähnten Summtone. „schreien“ hören. Die Lautäußerungen der Käfer. Bemerkt sei noch, daß sich bei Oybister noch ein zweiter Stridulations-Apparat findet, den Crotch beschrieb; er besteht aus drei bis fünf hohen Leisten in der Höhle hinter den Hinterhüften, über die eine Leiste auf der Unterseite der Hinterschenkel gerieben wird. c) Heteroceridae. Die Arten der Gattung Heierocerus F. bringen einen zirpenden Ton hervor, indem sie die Hinterschenkel gegen das erste Abdominalsegment reiben; an jeder Seite dieses letzteren befindet sich eine bogen- förmige, gerillte Leiste, über diese streicht eine scharfe Kante an der Innenseite der Hinterschenkel. d) Stilphidae. Alle Arten der Gattung Necrophorus F. können ein schnarrendes Geräusch hervor- bringen; dabei sieht man, wie sie den Hinterleib abwechselnd ausstrecken und wieder einziehen. Auf der Oberseite des fünften Ahdominalsegments, über dessen ganze Länge reichend, befindet sich das Reibzeug, bestehend aus zwei sgerillten Längsleisten, die nach vorn etwas divergieren (Fig. 4a): Diese Leisten reiben gegen den erhabenen Hinterrand der Flügeldecken, wodurch der schnarrende Ton entsteht. Selbst an aufgeweichten Exemplaren aus der Sammlung kann man den Ton hervor- bringen, indem man den Hinterleib mit einer Pincette aus- und einzieht; schneidet man aber den Hinterrand der Flügeldecken weg, so entsteht kein Schnarren mehr. e) Scarabaeidae. Unter dieser Familie findet sich wieder eine größere Zahl von Käfern, die Töne hervorzubringen im stande sind. Bei Copris lunaris L. ist der Stridulations- Apparat ähnlich gebaut wie hei Necrophorus. Auf der Oberseite des letzten Bauchringes befinden sich zwei nach hinten konvergierende Raspelleisten; indem sich nun der Hinterrand der Flügeldecken an diesen Leisten reibt, entsteht der laute, pfeifende Ton des Käfers. Die Arten der Gattung @eotrupes Latr. lassen, besonders wenn man sie fest gegen den Boden drückt, ein schnarrendes Geräusch, ähnlich dem der Totengräber, hören. Bei ihnen liegt das Reibzeug an der Hinterseite der Hüften des letzten Beinpaares; es besteht aus einer mit feinen Querrillen versehenen Leiste (Fig. 5a), über welche der scharfe, leistenartig vorspringende Hinterrand des dritten Abdominalringes gerieben wird. Bei Geotrupes typhoeus L. ist, wie Darwin ‚sehr richtig angiebt, deutlich zu sehen, daß äußerst kleine, borstige, schuppenartige Vor- sprünge, welche die ganze umgebende Fläche in annähernd parallelen Linien bedecken, in die Rippen der Raspel übergehen. Der Übergang findet so- statt, daß die Rippen zusammenfließen, gerade und gleichzeitig vorspringend und glatt werden. Die Trox-Arten zirpen sehr laut; wie Darwin erzählt, wurde ihr Ton sogar einmal für das Piepen einer Maus gehalten. Über die Lage des tönenden Organes sind die Ansichten geteilt. Nach Landois ist ein doppelter Tonapparat vorhanden; der eine besteht aus einer auf dem vorletzten Hinterleibsringe befindlichen Reibleiste, die über eine scharfe Kante neben dem Naht- rande der Flügeldecken streicht; der zweite besteht aus vier Chitinplatten, die jederseits am sechsten und siebenten Hinterleibsringel zwischen dem vierten und fünften und dem fünften und sechsten Stigma liegen und mit zahlreichen Zähnchen besetzt sind. Nach Erichson entsteht der Zirpton auf einfache Weise dadurch, daß die rauhen Seiten des Hinterleibes gegen den Rand der Flügel- decken gerieben werden. Dieser Ansicht möchte auch ich beistimmen; schon mit der Lupe ist deutlich zu erkennen, daß der Hinterleibsring rauh chagriniert ist, auch mag der durch die Reibung entstehende Ton dadurch verstärkt werden, daß die Flügeldecken auf der Unterseite, und be- sonders am Seitenrande, mit regelmäßigen Reihen von tiefen Gruben versehen sind. Serieca brunnea L. (und holosericea Scop.?) giebt einen leisen, knarrenden Laut von sich, indem sie das Brustschild gegen den zweiten Brustring reib. An der Innenseite des Prosternums befindet sich nämlich ein läng- licher, dunkler Fleck, welcher bei Ver- größerung regelmäßig; quer gestreift erscheint (Fig. 6a). Dies ist das aktive Lautorgan, das passive besteht in einer scharfen Quer- leiste am Vorderrande des Metasternums. Der Walker, Polyphylla fullo L., läßt einen lauten Zirpton, ähnlich dem Piepen junger Vögel, hören, wenn man ihn in die Die Lautäußerungen der Käfer. 279 Hand nimmt oder nur den Zweig bewest, auf welchem er sitzt. Der Ton kommt dadurch zu stande, daß der Käfer den Hinterleib gegen die Flügeldecken reibt. Der vorletzte Abdominalring ist raulı chagriniert, ohne daß jedoch besondere Reibleisten zu bemerken wären; indem nun der Walker den Hinterleib abwechselnd aus- und einzieht, reibt sich der erhabene Hinterrand der Flügeldecken an dieser rauhen Fläche, und so entsteht der ziemlich laute Ton. Mit der Bewegung des Abdomens erfolgt gleichzeitig ein Vor- und Rückwärtsziehen des Kopfes, dies hat jedoch für die Tonerzeugung keine Bedeutung. Darwin beschreibt einen Stridulations- Apparat von Oryetes nasicornis L., grypus Ill. und senegalensis Latr.,; das Reibzeug ist auf dem Pygidium gelesen, und man kann nach genanntem Gewährsmann einen leichten, kratzenden oder stridulierenden Laut hervor- bringen, wenn man das Abdomen eines auf- geweichten Exemplars vorwärts und rück- wärts zieht. Eigene Untersuchungen haben mir dies bestätigt, aber trotz vielfacher Beobachtungen an lebendem Material habe ich niemals einen Ton des Käfers vernommen, finde auch in der ganzen betreffenden Litteratur keine diesbezügliche Angabe. Auch bei verschiedenen Larven von Scarabäiden findet sich ein Stridulations- Apparat; Schiödte hat diese Verhältnisse näher untersucht. Bei vielen Cetoniden und Melolonthiden hat die Oberseite der Maxillen der Larve eine mit Zähnen versehene Leiste, die sich an der Unterseite der Mandibeln reibt. f) Tenebrionidae. Von den Tenebrioniden hat Heliopates Muls. einen Tonapparat, den Darwin ausführlich beschreibt. Bei Heliop. gibbus F. findet sich beim g ein wohl entwickeltes Reibzeug, zum Teil in zwei geteilt, an der dorsalen Fläche des letzten Hinterleibsringes, während beim © auch nicht ein Rudiment des Reibzeuges zu finden ist. Bei Heliopates eribratostriatus Dej. besitzt das g ein ähnliches Reibzeug, ausgenommen, daß es nicht teilweise in zwei Abteilungen getrennt ist, dem @ fehlt das Organ ebenfalls. Außerdem hat das g noch an den Spitzenrändern der Flügeldecken auf jeder Seite der Naht drei oder vier kurze Längsleisten, welche von äußerst feinen 280 Rippen gekreuzt werden, die parallel mit den auf dem abdominalen Reibzeug und diesem ähnlich sind. g) Curculionidae. Bei Acalles argillosus Schönh. von Teneriffa ist, wie Wollaston untersuchte, die Ober- seite des letzten Abdominalsegments rauh und punktiert, der darüber liegende Teil der Flügeldecken erscheint bei mikroskopischer Untersuchung sehr dicht und fein retikuliert. Indem nun beide Teile aufeinander gerieben werden, entsteht ein zirpender Ton. Auch die übrigen Acalles-Arten sollen einen solchen Reibapparat besitzen, ebenso eine Plinthus- Art von Teneriffa, sowie nach Bertolinis Untersuchung (Camptorrhinus statuaw Rossi. Viele Species von Ceutorrhynchus Germ., wie auch Uryptorrhynchus lapathi L. zirpen, indem sie den letzten Hinterleibsring gegen die Flügeldecken reiben. Am Hinterrande | jeder Flügeldecke neben der Naht befindet sich nämlich eine fein quer gerillte Leiste (Fig. Ta), gegen welche der scharfe Rand des darunter liegenden Hinterleibsringes gerieben wird. h) Cerambyeidae. Wohl alle Bockkäfer besitzen einen Ton- apparat; vielfach ist man noch heute der Meinung, daß von unseren deutschen Arten Prionus coriarius L. und Spondylis buprestoides L. stumm seien; neuere Unter- suchungen haben aber, wenigstens bezüglich des ersten der genannten Käfer, das Gegenteil bewiesen. Bei fast allen Cerambyciden ist der Stridu- lations-Apparat übereinstimmend gebaut. Die Mittelbrust ist nämlich fast stets vor dem Schildehen nach vorn beträchtlich erweitert und liegt so zum Teil unter der ringartig geformten und beweglichen Vorderbrust. Der Mittelbrustfortsatz trägt eine mehr oder weniger deutliche Längsleiste, die auf ihrer ganzen Fläche mit feinen Querrillen versehen und nie behaart ist; über diese Rillen reibt der scharfe Hinterrand der Vorderbrust. Sehr deutlich ist die Reibleiste, z. B. bei Aromia moschata L., zu sehen; hier ist nämlich der Fortsatz der Mittelbrust glänzend schwarz, und die Leiste tritt infolge ihrer Rillen als matter Längsstreif hervor (Fig. 8a). Der Dan ist nach der Größe der Tiere, und besonders nach der weiteren oder Die Lautäußerungen der Käfer. näheren Entfernung der Rillen voneinander, ein sehr verschiedener; bei den kleinen Arten ist er so schwach, daß er für das menschliche Ohr nicht mehr vernehmbar ist, gleichwohl führen diese kleinen Bockkäfer, wenn sie ergriffen werden, dieselben Be- wegungen der Vorderbrust aus wie die größeren, „schreienden“ Arten. Man kann leicht an Tieren der Sammlung, selbst in trockenem Zustande, den Ton hervorrufen, wenn man dieVorderbrust vorsichtig abnimmt, mit einer Pincette erfaßt und, sie wieder in ihre natürliche Lage bringend, Fortsatze der Mittelbrust hin und her reibt. Prionus coriarius L. entbehrt des Mittel- brustfortsatzes ganz, trotzdem bringt er einen ziemlich lauten Zirpton hervor. Der Ton- Apparat liegt bei ihm aber an ganz anderer Stelle: an den Hinterschienen ist eine hervor- ragende Leiste zu bemerken (Fig. 9a), diese reibt sich an dem gerieften Rande der Flügeldecken. Bei einem zirpenden Prionus bemerkt man deshalb auch kein Vor- und Rückwärtsschieben des Vorderbrustringes, sondern nur eine schwache Bewegung des Abdomens. Auch bei Spondylis buprestoides L. fehlt der Fortsatz der Mittelbrust, ich konnte jedoch auch die vorragende Leiste an den Hinterbeinen nicht finden; Beobachtungen an lebendem Material konnte ich nicht anstellen. i) Chrysomelidae. Von den Chrysomeliden sind als zirpende Insekten wohl allgemein bekannt die in Gärten auf der Lilie und dem Spargel lebenden Orioceris-Arten, die geradezu „Zirp- käfer“ genannt werden. Auf dem letzten Hinterleibsringe befinden sich, ähnlich wie bei Copris lunaris L., zwei erhabene Längs- leisten (Fig. 10a), die bei manchen Arten konvergieren, bei anderen parallel laufen oder auch zu einer Leiste verschmelzen ; die Ober- seite der Leisten ist mit feinen Querfurchen versehen. Indem nun der Hinterleib ein- und ausgezogen wird, reiben diese Leisten gegen den scharfen, mit Zähnchen besetzten Rand der Flügeldecken, und so entsteht der ziemlich laute Ton. Die Lema-Arten, sowie einige Species der Gattung Olythra Laich. bringen ebenfalls einen zirpenden Ton hervor; der Ton-Apparat ist bei ihnen ganz gleich gebaut. ——— OK — — auf dem h Synonymische und kritische Bemerkungen etc. Synonymische und kritische Bemerkungen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Tenthreniden-Arten älterer Autoren, Linne, Scopoli, Christ u. s. w. Von Fr. W. Konow, p. Teschendorf. 18. Genus Hoplocampa Hte. 1. Bei seiner T. flava. citiert Linne irr- tümlich Reaumur, insect. 5, t. 10, f. 6 et 7. Diese beiden Figuren gehören mit den Figuren 4—8 zusammen und stellen den Pteronus ribesii dar. Daß übrigens die T. fiava L., die bereits in der Fauna Suec. (1746) als Tenthredo flava beschrieben wird, nur auf Hoplocampa ferruginea gedeutet werden kann, hat schon Zaddach richtig gesehen. 2. Die T. pruni L. ist auf Reaumur, insectes 1741, 5, t. 12, f. 16 gegründet und hat bei Linne selbst keine Beschreibung erhalten. Reaumur bildet 1. l., T. 12, Fig. 13 und 14 eine 22füßige Larve ab, die mit an der Spitze zweispaltigen Dornen bedeckt ist unde „yit./de feuilles. de. Prunier“;. Fig. 15 stellt einen vergrößerten Stachel dar und (Fortsetzung aus No. 17.) ist es das sicherste, die T. pruni L. als Synonymum zu H. flava zu setzen. 3. Die T. ambigua Müll, Zool. Dan. prodr. 1776, p. 150, die folgende Diagnose hat: „antennis brevibus nodulosis flava, vertice capitis thoraceque supra nigris“, mag: mit einem ? bei Hoplocampa cerataegi Kles. citiert werden. 4. Die T. ruficapilla Gmel. kann nur bei Hoplocampa flava L. citiert werden. Mr. Camerons Deutung derselben auf Nematus luteus kann nicht angenommen werden, da ja Gmelin einen schwarzen Brustfleck nicht erwähnt. 5. Christ beschreibt eine T. minuta, die kaum anders als auf Hoplocampa fulvicornis F. & gedeutet werden kann. Die Be- schreibung bei Christ lautet: „Eine der kleinsten Blattwespen mit rötlichen Fühl- Fig. 16 das ausgeschlüpfte Insekt. Das letztere |hörnern, schwarzem Kopf, Bruststück und ist etwa 9 mm lang und: wird bei Reaumur be- schrieben: „son corps est jaune et ses ailes sont teintes d’un brun un peu verdätre“. Weder eine solche Larve, noch eine solche Blattwespe ist jetzt vom Pflaumenbaum be- kannt. Die dornige Larve könnte die einer Blennocampide sein; aber abgesehen von Periclista melanocephala dürfte Reaumurs Beschreibung der Imago auf keine bekannte Blennocampide passen, und die Larve der P. melanocephala wird unmittelbar vorher in den Figuren 7 und 8 abgebildet. Unter den Larven mit „branched spines“ führt Cameron auch die Larve von Hoplocampa brevis auf; mit welchem Recht, weiß ich nicht. Brischke erwähnt keinerlei Dornen. Möglicherweise hat die bisher nicht be- kannte Larve der Hoplocampa flava UL. solche Dornen. Diese dürfte, wie Brischke jedenfalls richtig vermutet, in Kirschen, wahrscheinlich in Prunus avium, leben; und es könnte sein, daß Reaumur eine solche Larve zufällig auf einem Kirschblatt er- beutete, die soeben ihre Kirsche verlassen hatte, um in die Erde zu gehen. Möglich auch, daß Degeer, wie öfter, das aus- geschlüpfte Tier verwechselte. Jedenfalls Hinterleib und roten Füßen. Die Flügel sind zart und haben einen schwarzen Rand- fleck.“ Die H. rutilicornis hat kein schwarzes Stigma; und jede andere Blattwespe, an die etwa gedacht werden könnte, hat an irgend welchem Körperteil andere Färbung. Da der Christ’sche Name die Priorität hat, so wird derselbe für fulvicornis eintreten müssen. 19. Genus Rhadinoceraea Knw. Die T. fulwiventris Scop. hat folgende Diagnose: „Caput, antennae, thorax subtus femoraque nigra, abdomen fulvum“; und die Beschreibung lautet: „Thorax modo niger, modo fulvus, modo vero fulvo nigroque varius; pedes colore abdominis, sed femora nigra, alae anticae costa punctoque nigris“. Das Tier soll nur 31/, lin. (= 7,5—8 mm) lang sein. Wollte man diese Beschreibung auf den Dolerus pratensis deuten, so würde nicht nur die Größenangabe viel zu gering sein, sondern vor allen Dingen bliebe die Angabe: „thorax modo niger“ völlig un- erklärlich; denn es würde durchaus un- erfindlich sein, welche Art mit ganz schwarzem Thorax Scopoli denn da zu seiner fulviventris gestellt haben könnte. Christ, der die Art 282 Synonymische und kritische Bemerkungen etc. gleichfalls aufführt und gesehen zu haben scheint, will dieselbe zwar mit der T. ger- manica F. identifizieren, aber er behauptet: „Kopf und Fühlhörner fallen ins Stahlblaue“. Nach meiner Überzeugung hat Scopoli die Rhadinoceraea thoracica Tischb. beschrieben und gemeint, davon die Rh. ventralis Pa. nicht trennen zu dürfen. Das tiefe, glänzende Schwarz dieser Art kann auch Christ leicht als stahlblau erschienen sein. Dieser Deutung könnte nur die Angabe bei Scopoli zu wider- sprechen scheinen: „pedes colore abdominis sed femora nigra“, denn die Hinterschenkel sind rot; es müßte also eigentlich heißen: „sed femora anteriora nigra“. Aber solche kleinen Ungenauigkeiten sind ja bei den älteren Autoren nicht auffällige. Die Rh. thora- cica wird also fulviventris Scop. heißen müssen. 20. Genus Tomostethus Knw. Die T. dubia Gmel. kann nicht anderswo untergebracht werden als bei Tomost. ephippium Pz., denn bei Eriocampa ovata konnten dem Autor die Fühler nicht als „subelavatae“ erscheinen. Die Beschreibung: „atra, thorace anterius rufo, geniculis albidis, antennis subclavatis“ läßt eine andere Deutung nicht zu, und der Gmelin’'sche Name wird wohl für die Art aufgenommen werden müssen. 21. Genus Blennocampa Hteg. Die Hylotoma assimilis Fall. ist von Thomson auf Blennocampa hyalina Klg. ge- deutet worden, und seitdem wird diese Species ganz allgemein BI. assimilis ge- nannt. Diese Deutung ist ohne Zweifel unrichtig, Fallen sagt: „feminam vidi thorace undique praeditam, abdominisque segmentis supra in medio fuseis et alteram thorace supra nigro, subtus flavo, tibiisque posterioribus fuscis diversam, in ceteris autem simillimam. An species distincta?“ Eine so verschiedene Färbung ist bei den in Betracht kommenden Arten völlig un- möglich. Fallen hat also offenbar zwei ganz verschiedene Arten unter dem Namen Hylotoma assimilis vereinigt. Es fragt sich, welche zwei Arten das sem können. Mit den Worten: „thorace supra nigro, subtus flavo, tibiisque posterioribus fuscis* kann bei schwarzem Munde und „antennis apicem nigro versus subcrassioribus“ nur die Athalia lugens Klg. gemeint sein. Diese aber konnte Fallen unmöglich mit der viel kleineren Blennocampa hyalina identifizieren wollen, bei der überdies die Worte: „abdominis segmentis in medio fuscis“ niemals zutreffen würden. Die letzteren Worte weisen viel- mehr auf Tomostethus luteiventris Klg., und lediglich diese Art konnte Fallen allenfalls mit Athalia lugens für identisch ansehen, wenn er, wie es thatsächlich der Fall ist, die verschiedene Bildung der Fühler und des Flügelgeäders übersah. Für den Tom. luteiventris nahm er 1829 den Le Peletier- schen Namen fuscipennis auf. Man könnte also meinen, daß der Name assimtlis nun für die Athalia lugens bleibe. Aber ab- gesehen davon, daß die ganze Fallen’sche Diagnose durchaus nicht auf diese Art paßt, muß sein Name als gänzlich unbrauchbar erscheinen, weil derselbe eine Mischart be- zeichnet. Dagegen wird die Hylotoma affinis Fall. von assimilis unterschieden durch die Worte: „qua dimidio minor, diversa antennis line- aribus, angustioribus“. Das ist also nicht etwa eine Varietät von Blennocampa hyalina Klg., sondern die Species selber. Und da | der Fallen’sche Name älter ist, so wird die Art Blennocampa affinis heißen müssen. 22. Genus Monophadnus Htg. 1. Die Hylotoma aethiops Fall. ist wieder Mischart, in der verschiedene schwarze Arten mit mehr oder weniger weißen Schienen zusammengewürfelt werden. Monophadnus albipes, Selandria cimereipes. Bblennocampa alternipes u.s. w. dürften hierher gehören. Dagegen dürfte Fallen die Eriocampoides aethiops F. gar nicht gekannt haben. 2. Die T. ochrogustes Gmel. ist wieder ein verdorbenes Exemplar der Leske'schen Sammlung, wie die Diagnose: „picea, ab- domine subtus pedibusque flavis“, beweist, welche LePeletier auffällig entstellt. Gemeint ist wohl Monophadnus Spinolae Klg. SQ. Doch kann der Name nicht in Anwendung kommen, da mancherlei andere Deutung nicht ausgeschlossen ist. 3. Die Blennocampa Waldheimi Gimmer- thal ist nichts anderes als der gemeine Monophadnus albipes Gmel., der auch in dem Gimmerthal’schen Verzeichnis der liv- und f 2 \ en - Synonymische und kritische Bemerkungen etc. 233 kurländischen DBlattwespen sonst fehlen würde. Es könnte allenfalls bei der un- genügenden Beschreibung an Blennocampa subeana oder ähnlich gefärbte Arten gedacht werden; aber diese müßten durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet sein. 23. Genus Athalia Leach. Die T. colibri Christ kann gar nicht verkannt werden, und die sehr umständliche Beschreibung bei Christ ist viel genauer als bei Fabrieius die Beschreibung der Athalia spinarum. Auch die Größenangabe: drei Linien (= 6,5 mm), schließt jeden Zweifel aus, während bei Fabrieius die Größen- angabe fehlt und aus seinen Worten: „statura et summa affınitas praecedentium“ sehr be- gründete Zweifel entstehen können; denn die nächst vorhergehende Art T. eglanteriae wurde bisher immer für Dolerus pratensts L. @ gehalten, und damit läßt sich denn doch die fragliche Athalia kaum vergleichen. Allerdings wird der Fabricius’sche Name alloemein, und auch nach meiner Über- zeugung richtig, auf die Athalia-Art gedeutet, dann aber kann die T. eglanterine unmöglich den Dolerus pratensis meinen, auf welchen die Beschreibung überdies nicht entfernt paßt. Fabricius: „statura et summa affinitas prae- cedentis“ (sc. rosae). Ich bin überzeugt, daß Fabricius die A. glabricollis 'Thoms. hat beschreiben wollen, aber es hat sich in seine Beschreibung ein übler Druckfehler eingeschlichen, daher seine Benennung nicht aufgenommen werden kann. Statt „pedes nigri tibiis apice tarsisque nigris“ sollte es heißen „pedes rufi, tibiis tarso- rumque artieulis apice nigris“; dann würde alles stimmen. Da übrigens der Fabricius’sche Name T. spinarum erst von 1793 stammt, also jünger ist als der Christ’sche, so wird nichts übrig bleiben, als die Art fortan Athalia colibri Christ zu nennen. 24. Genus Selandria Leach. Die Selandria rufitarsis Brulle hat folgende Diagnose: „fere impunctata, nigra, nitida; clypeo, palpis et squama alarum pallide flavis; pedibus flavo-rufis, tarsis rufis; alis hyalinis; nervis nigris. @ — Long. 6 mm“. Das Wort „celypeo“ dürfte ein Druckfehler sein, denn in der Beschreibung heißt es dafür: „labre d’un jaune päle“. Von den Beinen wird weiter gesagt: „pattes entiere- ment d'un jaune un peu rougeätre, avec les tarses un peu plus fonces“. Unter den Emphytus giebt es keine Art, die dieser Beschreibung entspräche. Dieselbe paßt vielmehr nur auf Selandria stramineipes Kle. Dem könnte die Färbung der Beine zu wider- sprechen scheinen, aber in die hellgelbe Farbe derselben mischt sich allerdings manchmal, besonders an den Schienenspitzen und an den Tarsen, oft auch an den Schenkeln, ein schwaches Rot. Daher ist diese Deutung der Brull&’schen Art ohne Zweifel richtig. 25. Genus Poeeilosoma Thoms. 1. Die T. carbonaria Scop. ist ohne Zweifel eine Poecilosoma, denn die Diagnose: „tota nigra, nitens; abdominis articulis singulis utroque latere puncto depresso superne notatis“ gestattet keine andere Deutung. Dazu stimmt auch die Größenangabe: 3 lin. (= 6,5 mm). Aber die übrige Beschreibung: „alae fuscescentes, hyalinae, puncto nigro marginali; maxillae apice bidentatae; antennae lin. 11/2 longae; aculeus ferrugineus, rectus; alae ad lentem punctulis obscurioribus pili- Von T. eglanterise heißt es beijferis adspersae“, auf eine bestimmte Species zu deuten, dürfte unmöglich sein. Mit „lens“ sind wahrscheinlich die Flügelschuppen ge- meint, aber was für „punetula obscuriora pilifera“ Scopoli da aufgefallen sein könnten, weiß ich nicht zu sagen. Vielleicht kommt im Süden eine bisher nicht weiter bekannt gewordene Art vor, die durch solche „puhetula“ und durch an der Spitze zwei- spaltige Kiefern ausgezeichnet ist. 2. Die T. litwrata Gmel. kann nur eine Poecilosoma sein. Welche von den heute bekannten Arten der von Gmelin gegebenen Beschreibung zu Grunde lag, ist nicht fest- zustellen, da dieselbe auf etwa acht Arten paßt. Aber bei den subtilen Unterschieden der Arten dieses Genus ist es von einem alten Autor jener Zeit durchaus nicht zu ver- langen, daß er solche unauffällige plastische Merkmale beibringen sollte, um seinen Namen zu verwerten. In solchem Falle wird man die vorhandene Beschreibung auf die häufigste Art zu deuten haben, und das würde in diesem Falle die P. guttata Fall. sein. Auch Fallens Beschreibung ist durchaus nicht 284 Litterarisches Vademekum für Entomologen und wissenschaftliche Samınler. genauer als die viel ältere Gmelin’sche. Deswegen wird die Art Poecilosoma liturata Gmel. genannt werden müssen. 3. Die Selandria labialis Brull& wird von Mr. Kirby auf Mesoneura opaca gedeutet, aber auf diese paßt Brulles Diagnose ganz und gar nicht. Die letztere lautet: „fere impunctata, nigra; labro pedibusque flavo- rufis; coxis et femoribus basi nigris; alıs hyalinis, nervis fuscis, costa squamaque flavo- rufis; prothoracis et abdominis segmentorum marginibus albido-flavis, abdominis lateribus pallidis.. @ — Long. 6 mm“. Von dem Hinterleib heißt es in der Beschreibung: „abdomen tres-etroitement borde de blanc jaunätre en arriere des segments et largement tach&e de m&me couleur sur les cötes, ou l’on ne voit presque pas de noir“. Unter den Blennocampiden giebt es solche Färbung nicht. Es kann nur an Poecilosoma, und zwar hier nur an P. immersa Klg. gedacht werden. DBrull&e besaß ein kleines, hell gefärbtes Exemplar. (Fortsetzung folgt.) Litterarisches Vademekum | für Entomologen und wissenschaftliche Sammler. Von Prof. Dr. Katter in Putbus. Rhynchota. (Hemiptera Heteroptera et Homoptera«.) a) Verzeichnisse. 1. Lethierry L. et G.Severin. Oatalogue general des Hemipteres Heteropteres. 6 vols. Jeder Band 11 Mk. 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Die europäischen Hemip- tera, Halbflügler, Rhynchota Heteroptera. Nach der analytischen Methode bearbeitet. Gr. 8. Mit 2 Tafeln. Wien, 1861. 12 Mk. (6 Mk.) .Mulsant et Rey. Histoire naturelle des France 5 vols. Gr. 8. (35 Mk.) Punaises de Lyon, 1865—1879. 5. Douglas and Scott. British Hemiptera Heteroptera. 8. London, 1865. (22,50 Mk.) > "pl. ;.Stal ©. Hemiptera Fabriciana. 2 Teile. 4. Holmiae, 1864-——1869. (7,50 Mk.) .Ferrari P. M. Hemiptera agri Ligustici. Januae, 1874. Gr. 8. (6 Mk.) 29 30. 31. 39. 40. 43. "Schiödte 'J. GC. 2.Snellen 5. Idem. 2.Saunders E. . Kirschbaum (0. L. Hemiptera Ligustica. Januae, 1878. (3 Mk.) Hemiptera Danica. ı Fortegn. over de i Danmark levende Taeger. Kopenhagen, 1870. 8. (3,50 Mk.) Signoret V. Monographie du genre Corisus. 8. Paris, 1858. Horvath G. v. Monoeraphia Lygaei- darum Hungariae. Cumtab. col. Budapest, 1809.75 van. Vollenhoven 8. C. Hemiptera Heteroptera Neerlandica. Land- en Waterwantsen. 's Gravenhage, 1878. Gr. 8. 22 Kupfertafeln. (18 Mk.) 3.Reuter OÖ. M. Hemiptera Gymnocerata Europae. 4 vols. c. 24 tab. col. 4. Helsingfors, 1878—18S91. (40 Mk.) . Idem. Monographia Anthocoridarum orbis terrarum. 4. Helsingfors, 13584. (8,50 Mk.) Revisio synonymica Heterop- terorum palaearcticorum quae descrip- serunt auctores vetustiores. 2 Teile. Gr. 4. Helsingfors, 1891. (17 Mk.) .Puton A. Synopsis des Hemipteres Heteropteres de France. 4pl. 8. Paris ‘ et Remiremont, 1878—1881. (14 Mk.) . Fairmaire L. Hemipteres de la France. Paris, 1884. 8.- 9 pl. .Osborn Herb. Classification of Hemi- ptera. (Entomologia Americana, Vol. I. 1885.) Fritsch K. Jährliche Periode der Insekten-Fauna von Österreich-Ungarn. V. Rhynchota. Wien, 1880. Gr. 4. Mit 3 Kupfertafeln. OÖschanin R. Hemipteres de la Russie, de la Siberie et du Turkestan. Moscou, 1870. (6 Mk.) .Rambur P. Faune entomologique de l’Andalousie. Orthopteres et Hemipteres. Paris, 1839. 8, 23, plcole (I6=Nie) Synopsis of British Hemiptera Heteroptera. 2 pl. London, 1876. 8. Signoret V. Revision du groupe des Oydnides de la famille des Pentatomides. 13 pts. Avec 26 pl. 8. Paris, 1881 bis 1884. (40 Mk.) c) Homoptera. Die Cicadinen von Wiesbaden und Frankfurt. 8. Wiesbaden, 1S68. ur Ara u 1 2 Di Fe [89] or _ S 10. u: 13. Hälfte des vorjährigen Oktober hatte sich bei uns schon recht kalt angelassen, weshalb .Buckton G. W. .Kaltenbach J. H. Bunte Blätter. Cicadinen von Öentral-Europa. 2 Teile. 8. Innsbruck, 1884. .Fieber F. X. Les Cicadines d’Europe d’apres les originaux et les publications les plus recentes.. Oeuvre posthume traduit selon le manuserit original et termine par F. Reiber et Puton. 4 pts. Avee 15 pl. 8. Paris, 1876—80. 26 Mk. .Sahlberg J. Finnlands ock Skandi- naviens Cicadariae. Mit 2 Kupfertafeln. 8. Helsingfors, 1871. .Idem. Finnlands ock Skandinaviens |. Fulgorina. Gr. 8. Helsingstors, 1871. .Kittel@. Systematische Übersicht der Passau, 1872. Monograph of the British Cicadidae or Tettigidae. 2 vols. W.76col. and 6 pl. plts. Roy. 8. London, 1890—91. 68 Mk. bayerischen Cicadinen. .Edwards J. The Hemiptera Homoptera of the British Islands. 8 pts. With 32 plates. Roy. 8. London, 1894--96. Jeder Teil mit schwarzen Tafeln 3,20 Mk., col. 5,20 Mk. Melichar L. Die Cicadinen von Mittel- Europa. Berlin, 1896. 364 p. mit 12 Taf. 20 Mk. Distant V. L. Rhynchota Homoptera Centrali-Americana. Im Erscheinen be- griffen. Roy. 4. With col. plts. London, |: 1885 —95. Koch ©. L. Die Pflanzenläuse, Aphiden, abgehildet und beschrieben. Gr. 8. Mit |: 54 kol. Kupfertafeln. Nürnberg, 1857. (32 Mk.) = Monographie der Familie der Pflanzenläuse. I. Die Blatt- und Erdläuse. 8. Mit Kupfertafeln. schienen. (7 Mk.) Balbiani. Memoires sur la generation des Aphides.. 4 mem. avec 2 pl. col. Gr. 8. Paris, 1869—70. (14 Mk.) Nicht weiter er- 2. Sud. Aachen, 1872. .Mayr M. Tabellen zum Bestimmen der | 14. Buckton G@. W. 16. il7e .Courchet L. . Idem. . Balbiani. . Balbıanı. 237 Monograph of the British Aphides. 4 vols. London, Ray Society, 1876—83. 8. W. 147 col. pl. 130 Mk. Ktudes sur les Galles produites par les Aphidiens. 4. 6 pl. Montpellier, 1879. (11 Mk.) Keßler H. F. Lebensgeschichte der Aphiden von Ulmus campestris und Ent- stehung ihrer Gallen. Gr. 8 mit Kupfer- tafeln. 2 Teile. Cassel, 1878—80. Mit Nachtrag: Neue Entdeckungen an den Aphiden von Ulmus campestris. Cassel, 1880. Idem. Beitrag zur Entwickelungs- und Lebensweise der Aphididen. Gr. 4 mit Kupfertafeln. Halle, 1384. (3 Mk.) Entwickelungs- und Lebensge- schichte der Blutlaus und deren Ver- tilgung. 2 Teile mit Kupfertafeln. S. Cassel, 1855—86. (2 Mk.) .NeumannR. Die Blattläuse der Provinz Preußen. .Lichtenstein J. Les Pucerons. Mono- praphie des Aphidiens. I. Genera. Gr. 8. 4 plts. col. Montpellier, 1885. (8 Mk.) .Blankenhorn und Moritz. Die Wurzel- - laus des Weinstocks, Phylloxera vastatri.sx. Gr. 8. 4 zum Teil kol. Kupfertafeln. Heidelberg, 1857. (2 Mk.) .Liehtenstein J. Histoire naturelle du Phylloxera. 8. Avec 5 pl. col. et noires. Montpellier, 1878. (3,50 Mk.) .David G. Die Wurzellaus des Wein- stocks, Phylloxera vastatrix, in allen ihren Beziehungen dargestellt. Wies- baden, 1885. 8. 4 Kupfertafeln, 1 kol. Karte. (3 Mk.) Memoire sur le Phylloxera. 4. Paris, 1876. Le Phylloxera du Chene et le Phylloxera de la vigne. 4. Avec 11 plts. Paris, 1854. (8 Mk.) (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. ich mit meiner Familie das Nachtmahl in der Küche einzunehmen pflegte, ja, wir blieben danach gewöhnlich sitzen, und ich beschäftigte mich mit dem Studium von Brehms Tierleben. — Ich bin in die Lektüre vertieft, die Lampe Kleinere Mitteilungen. Entomologisches aus der Küche. Die zweite 288 Bunte Blätter. ist dem Buche näher gerückt, da kommt ein kleines Käferchen herangeflogen, stößt an den Lampenschirm und purzelt auf die weiße Blatt- fläche herunter. Mein jüngster Sohn ist gleich dahinter her, und da er bessere Augen als sein Vater hat, ruft er: Ein Borkenkäfer; wie kommt der Borkenkäfer in die Küche? Eine genaue Untersuchung mittels der Lupe stellte richtig fest, daß uns der Buchdrucker oder achtzähnige Fichten- borkenkäfer (Bostrychus typographus) mit seinem Besuche beehrt hatte und uns beim warmen Ofen Gelegenheit gab, uns. recht behaglich mit seiner interessanten Persönlich- keit zu befassen. Da der Bursche auf die Frage meines Jungen, woher er zugereist sei, beharrlich stumm blieb, wir alle aber recht neugierig geworden waren, insofern wir wußten, daß alle seine Familienangehörigen um diese Zeit in ihren Winterquartieren schlafen, bis sie die Frühlingssonne durch- wärmt und erweckt, so mußten wir unseren Spürsinn anstrensen, um das Rätsel dieser ungewöhnlichen und unzeitgemäßen Er- scheinung zu lösen. Es ist uns aus eigener Erfahrung bekannt, daß nicht wenige Insekten dem Lichte nach- gehen, ja, daß man in Restaurations-Gärten auf den weiß gedeckten Tischen, die neben brennenden Lampen stehen, an Sommer- abenden sehr wertvolle Ausbeuten von Kerfen aller Ordnungen, namentlich Käfern, Schmetter- lingen und Neuropteren, machen kann; ferner, daß weiße Sonnenschirme und weiße Kleider gern von allerlei kleinen Käfern etc. beflogen werden — und das giebt auch Aufschluß, warum der Buchdrucker gerade auf das offene Buch, dessen Blätter eine ziemlich große, weiße Fläche boten, sich setzte. Gut; aber woher kam der Geselle? Nun, sein Aufent- halt ist hinter der Rinde des Holzes, und Holz war hinter dem Herde zum Trocknen aufgeschichtet; das Käferchen konnte nur aus diesem gekommen sein. Man kann das Holz, in dessen Rinde der Buchdrucker wohnt, fällen, Hößen, im Wasser, im Eis und Schnee liegen lassen — er bleibt dennoch frisch und gesund. Aber der Buch- drucker fliegt im Frühjahre, im Herbste jedoch nur im warmen Sonnenschein? — Richtig, und diesen warmen Sonnenschein hat ihm unser Sparherd beim Kochen des Nachtessens vor- getäuscht, und so ist es auch gekommen, daß wir in den letzten Tagen des kalten Oktober mit aller Gemütlichkeit in unserer Küche entomologische Studien treiben konnten, die uns sonst gewiß viel mehr Mühe verursacht haben würden, um so mehr, da sich an den darauffolgenden Abenden ähnliche Besuche wiederholten. Ein Bostrichus kam sogar in Gesellschaft eines Pissodes nolalus Fabr. (kleiner, brauner Kiefernrüsselkäfer). A. Kultscher. CB Litteratur. Howard, L. O., and C.L. Marlatt. The Principal Household Insects of the United States. With a chapter on Insects affecting dry vegetable foods by F. H. Chittenden. U. S. Department of Agriculture. Division of Entomology. Bulletin No. 4 — New Series. — Washington, 1896. 130 pgs. Mit 64 in den Text gedruckten Holzschnitten, meist Metamorphosen darstellend. Ein großer Teil der in dem Werke er- wähnten Thatsachen beruht auf eigener Beob- achtung der Station, daneben sind alle er- reichbaren Publikationen über den betreffenden Gegenstand benutzt worden. Die einzelnen Kapitel, die von den drei Verfassern gemein- schaftlich oder getrennt behandelt sind, je nach dem speciellen Gebiete des einzelnen (Chittenden für trockene Vegetabilien), ent- halten: I. Culicidae et Pulex serraticeps, the Cat and Dog Flea, nebst einer Liste der Mücken der Vereinigten Staaten (S. 22 — 24), 1—31. Zugleich mit Abwehrmitteln. II. The Bedbug (Cimex lectularius L., die Bettwanze) and Cone-Nose (Conorhinus sanguisuga Lec.), Seite 32—42. Der Oonorhinus ist bedeutend größer als die Bettwanze, 1 Zoll lang, und sein Stich oft von bedeutenden, bis vier Tage dauernden Anschwellungen begleitet. Haupt- sächlich in Texas und Kalifornien. III. House Flies, Centipedes, and other Insects that are annoying rather than directly injurious. (Mehr lästige als schadenbringende Insekten.) Musca domestica et al.; Scutigera forceps Raf. (Myrio- poda); Bryobia pratensis Garm., Milbe; Gryllius domesticus L. et assimilis; Vespa germanica Fb. S. 43—57. — IV. Species injurious to woolen goods, clothings, carpets, upholsterings etc. (Schädliche Insekten für Kleider, Teppiche, Möbel .ete.) Anthrenus scrophulariae L., Atta- genus piceus Ol., Tinea pellionella et al. — | V. Species injurious to wall paper, books, timbers etc. (Papier, Tapeten etc. schädliche Insekten.) Termes flavipes Koll., Lepisma sac- charina L., Atropos divinatoria Fb., Lepidocyrtus americanus Marlatt, amerikanischer Spring- schwanz (Collembola). — VI. Cochroaches and House Ants (Schaben und Ameisen). Peri- planela americana et al, Monomorium phara- onis et al. — VII. Some Insects affecting cheese, ham, fruit and vinegar (Insekten, welche Käse, Schinken, Obst und Essig an- greifen). Tyroglyphus longior L. et T. siro Gerv. (Käse, Obst, Vanille, trockenes Fleisch, Mehl), Piophila casei L., Necrobia rufipes Deg., Dermestes lardarius L., Drosophila ampelophila Loew. et al. (Essigfliegen). -- VIII. Getrockneten Vege- tabilien schädliche Insekten: Tribolium con- furum Duv. et ferrugineum Fb. (Mehl); Echo- cerus cornutus Fb. (Mehl), Tenebrio molitor L. und obscurus L. (Mehl), Plodia interpunctella Hübn. et Pyralis farinalis L. (Mehl), Tenebriodes mauritanicusL. (Reis ete.), Lasöoderma serricorne Fbr. (Tabak), Plinus fur L. et brumaeus Duft. g: Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm, Die Einführung fremder Insekten als Schutztruppen. 289 Die Einführung fremder Insekten als Schutztruppen. Von Dr. Ernst Krause. Der gesteigerte Verkehr hat wiederholt |tilger derselben kennen zu lernen versuche. . schlimme Insekten-Gäste aus fernen Ländern | Derselbe empfahl den Kardinalkäfer (Vedalia mitgebracht; wir brauchen nur an Küchen- | cardinalis Muls.),eineaustralischeCoceinellide, schabe, Reblaus, Koloradokäfer und vor|die sich durch besondere Gefräßigkeit aus- allem an den Sandfloh zu erinnern, der seit | zeichnet, und sandte diese Hilfstruppe nach wenigen Jahren von Südamerika hergeführt | Amerika, wo sie bald die Orangen- und zum großen Schrecken der Eingeborenen |und andere Fruchtbaum-Anpflanzungen in in Inner-Afrika von Ort zu Ort verschleppt | Kalifornien von der Schildlaus säuberte. wird. Die Bewohner der gemäßigten Zonen | Auch den Bewohnern der Hawaii-Inseln leiden darunter, wenn es sich nicht um|konnte der zu Hilfe gerufene amerikanische nordamerikanische Insekten handelt, die ein | Entomolos keinen besseren Bundesgenossen kaltes Klima gewöhnt sind, im ganzen |im Kriege gegen die Schildlausplage _ weniger, weil Insekten aus wärmeren Zonen | empfehlen. Die ersten Hilfstruppen kamen sich in ihnen nicht leicht eingewöhnen | 1890 an, und während man bis dahin kein (akklimatisieren) als die dem Äquator näheren | anderes Mittel gekannt hatte, als das, die von Striche. So z. B. hat sich die schreckliche | den sich rapid vermehrenden Schildläusen Termitenplage bei uns nicht einbürgern | befallenen Bäume umzuhauen, hat der Käfer können, und die kleinen Kolonien derselben | auch hier dieselben bald gesäubert und hält in Südfrankreich und in den Mittelmeer-|die Vermehrung der Schildläuse in be- ländern sind nirgends bisher zum Gegen- |scheidenen Grenzen. stand ernster Belästigung geworden. Dieser große Erfolg veranlaßte die Dagegen sind neuerdings die Sandwich- | Hawaii’sche Regierung, die Hilfe des Herrn Inseln sehr ernstlich von solchen ein-|Köbele auch für mehrere andere Insekten- geschleppten Insektenplagen heimgesucht | plagen anzurufen, welche die namentlich worden, worüber Herr R. C. L. Perkins |aus Zuckerrohr und Kaffee bestehenden in Honolulu einen interessanten Bericht | Plantagen der Inseln zu zerstören drohten. erstattet hat*), aus welchem wir das Folgende | Hier waren es nicht allein Schildläuse, größtenteils entnehmen. Er ist insofern ‚sondern auch Blattläuse und Insekten aus erfreulich, als er zugleich die Hilfsmittel | fast sämtlichen Ordnungen, welche die schildert, welche die entomologische Wissen- | Zuckerrohr - Pflanzungen, namentlich auf schaft geliefert hat, um dem Übel zu steuern | Kauai, verwüsteten. Es wurde eine andere und das gestörte Naturgleichgewicht wieder- | Coceinellide, ein echtes, in Australien, China herzustellen. Auf den Sandwich-Inseln war | und auf Ceylon heimisches Marienkäferchen seit etwa acht bis zehn Jahren eine sehr | (Coccinella repanda Thunb.) verschrieben, gefährliche Schildlaus (Icerya-Art), die auch | welches hier dieselben Wunder verrichtete in Nordamerika in den Plantagen von Süd-|und sich so vermehrte, daß nicht allein die früchten große Verwüstungen angerichtet | Zuckerrohr-Pflanzungen, sondern auch die hatte, eingeschleppt worden. Die Vereinigten | Orangen- und Citronengärten der Insel, die Staaten, welche ein besonderes Insekten- |man schon zur Zerstörung verurteilt hatte, Departement in ihrer Regierung und in dem |binnen sechs Monaten gesäubert waren. im vorigen Jahre verstorbenen Staats-Ento- | Nicht weniger wirkungsvoll erwies sich die mologen Riley eine Art Kriegsminister | Einführung einer dritten Coceinellide (Oryp- gegen schädliche Insekten besaßen, sandten | tolaemus Montrouzieri) aus Australien, welche damals den Entomologen Albert Köbele | besonders die höchst schädlichen Pulvinaria- eigens nach Australien, damit er in diesem | Arten verfolgt, und sich Juni 1896 im Kona- besonders stark von Schildläusen heim- | Distrikt von Hawaii bereits so sehr vermehrt gesuchten Erdteile die wirksamsten Ver-|hatte, daß an der Stelle, wo noch vor zwei m Jahren alle Bäume von jener Pest starrten, =) In der Londoner Zeitschrift „The | nunmehr die Rinde derselben mit großen, Nature“ vom 25. März 1897. _ seltsam anzuschauenden, weißen Flecken Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No.19. 189. 290 Die Einführung fremder Insekten als Schutztruppen. (aus Tausenden von Larven des Käfers bestehend) dicht bedeckt waren, ein Anblick, der so seltsam war, daß Herr Perkins bedauerte, keine Camera zur Stelle zu haben, um das Bild photographisch festzuhalten. Zur Zeit ist (occinella repanda bei weitem die häufigste der auf den Sandwich-Inseln eingeführten Coccinelliden, denn sie über- trifft sogar an Menge die häufigsten ein- heimischen Arten (dieser Gruppe?). Ihre weite Verbreitung reicht nicht nur über das Tiefland, sondern sogar über die Bergwälder, bis zu 45000 Fuß über den Seespiegel. Auch einige andere eingeführte Arten haben sich bis zur Häufigkeit vermehrt, so der schöne Orcus chalybeus aus Australien, der jetzt als gemein bezeichnet werden kann und die Lecanium-, Pulvinaria- und Diaspis- Arten vertilgt; ferner Rhizobius ventralis aus China und Ceylon, der eine besonders häufige und schädliche Schildlaus (Lecanium longulum) und andere Arten verfolgt. Chilo- corus circumdatus, ebenfalls aus China und Ceylon, säuberte bei Honolulu Bäume, die gänzlich von einer Mytilaspis-Art bedeckt waren, und kelırte sogar die leeren Schalen derselben um, ob sie noch etwas Nahrhaftes enthielten. Platyomus lividigaster nimmt auf Kosten einer Orange -Blattlaus zu, Scymnus debilis, der in Kalifornien von einer Dactylopius-Art lebt, gedeiht hier vorzüglich, auch Chilocorus bivulnerus, Leis conformis, Synonyche grandis und Novius Koebelii haben Bruten erzeugt. Vor der Einführung aller dieser Arten waren auf den Sandwich-Inseln nur wenige Coccinelliden verbreitet, einige Scymnus-Arten und Coc- cinella abdominalis, welche letztere (wohl zufällig) vor Jahren aus Amerika eingeführt wurde. Unglücklicherweise leidet letztere Art sehr von einer Schlupfwespen-Ver- wandten (Braconide), Centistes american« Riley, die das gute Werk des Marien- käferchens durchkreuzt. Man muß ihre Mit- einführung sorgfältig vermeiden, da die Marienkäfer den Angriffen dieser parasitischen Wespen gegenüber sehr hinfällig sind. Außer durch die Einführung der er- wähnten Coceinelliden, welche hauptsächlich Schild- und Blattläuse vernichten, hat sich Herr Köbele noch durch Einführung einiger anderer Schutzinsekten um die Kulturen der Sandwich-Inseln verdient gemacht, und diese Erfolge sind ihm um so mehr zu wünschen, als man sein Vorgehen, den Kampf ums Dasein in der Insektenwelt auf Kosten schädlicher Arten zu verschärfen, hier und da mit mißgünstigen Augen betrachtet hat. In vielen Teilen der Inseln litten die Bananen und Palmen stark von einer Zünsler-Raupe (Pyralidina). Ihrer Vermehrung wurde durch Einführung einer schönen Schenkelwespe (Chaleis obscurata Walk.) aus China und Japan ein Ziel gesetzt. Die Palmen- und Bananen-Pflanzungen erholten sich wieder. Sogar mit schädlichen Pilzen arbeitete Herr Köbele erfolgreich, um einen von Japan ein- geführten Blatthornkäfer (Adoretus umbrosus), der seit einigen Jahren die Rosenkulturen verwüstete, unschädlich zu machen. Die Käfer begannen bereits, das Laub anderer Holzgewächse anzugreifen, als durch die Schmarotzer-Pilze ein Massenmord unter ihnen angestiftet wurde. Natürlich wird man fragen, warum die Methode, durch fremde Insekten die ein- heimischen zu vernichten, die in anderen Gegenden nur mit mäßigen Wirkungen arbeitete, hier so überaus erfolgreich war. Der Grund, meint Herr Perkins, sei hin- reichend klar. Dieselben Ursachen, welche die rapide und übertriebene Vermehrung der schädlichen Einführungen herbeigeführt haben, wie der Schild- und Blattläuse, haben ebenso zu Gunsten der nützlichen Ankömmlinge gearbeitet, die von jenen leben. Die abgelegene Lage der Inseln und die dadurch in beschränktem Umfange gehaltene Insektenfauna gab den neuen Ankömmlingen für ihre Ausbreitung freien Spielraum; die vollständige Abwesenheit von Arten, die den eingeführten nützlichen Käfern und Schenkelwespen hätten gefähr- lich werden können, und die Gleichmäßig- keit des Klimas, welche eine fast ununter- brochene Folge von Bruten erlaubt, alles das ermöglichte Erfolge, wie sie kaum in irgend einem anderen Teile der Welt in gleichem Maßstabe zu erwarten sein dürften. Der heftige Kampf ums Dasein, wie er m kontinentalen Ländern wütet, fehlt hier oder wurde erst durch die fremden Insekten gebracht, von denen die nützlichen als Sieger aus ihm hervorgingen. Für den Entomologen hat diese Kriegs- schärfung noch eine andere, weniger * Miscellen zur Biologie von Pyrameis huntera Fabr. 391 erfreuliche Seite, den beschleunigten Unter- | Florfliegen (Ohrysopa- und Hemerobius-Arten) gang gänzliche Verwirrung des Faunenbildes. Als Herr Perkins Juni 1895 in einem schönen Walde der Hawaii-Inseln 5000 Fuß über dem Meere weilte, schüttelte er von einem, von schwarzen Blattläusen heimgesuchten Baume auch verschiedene sehr schöne, einheimische vieler einheimischen An und die)herab, welche die Blattläuse verfolgen. Als ursprünglichen |er im August 1896 wiederkam, waren zwar im | die Blattläuse, aber auch die Florfliegen ver- schwunden. Indessen muß hier das Interesse des Entomologen dem ökonomischen unter- geordnet wer her) Es ist ein lehrreichesKapitel, was unsHerr Perkins in seiner vomNovember 1896 datierten Abhandlung aufgerollt hat. Miscellen zur Biologie von Pyrameis huntera Fabr. Von Dr. Chr. Schröder. (Mit einer Abbildung.) Der fremd klingende Gattungsname „Pyrameis“ täuscht uns nicht so sehr, als daß wir nicht in der abbildlich dargestellten Form einen nahen Verwandten unseres all- bekannten „Distelfalters“ (Vanessa cardui L.) erkennen sollten. Ich muß gestehen, es berührt etwas sonderbar, den Distelfalter Europas als Vanessa zu bezeichnen, sobald er aber beispielsweise aus Nordamerika stammt, ihn als Pyrameis spec. anzusprechen, obwohl er sich nicht von jenem unterscheidet; in Adams „Beautiful Butterflies“ findet er sich sogar unter einem noch anderen Namen: „Cynthia“, u. s. 1. Es scheint oft, als ob jedes Land seine "eigene Bezeichnung haben wolle, wenn auch gegen früher einiger Wandel, besonders in der Gleichmäßigkeit der Artnamen, geschaffen worden ist. Aber nach wie vor erhalten sich . die verschiedensten Gattungsnamen selbst in der neuesten Litteratur; so gehört der „Gold- after“ bald der Gattung Liparis O. (aus Acloque „Faune de France“, 1897), bald der Gattung Ewuproctis Hb. (aus Meyrick „British Lepidoptera“, 1895) oder Porthesia Stph. (aus Hofmann „Groß-Schmetterlinge Europas“, 1894) u. s. f. als chrysorrhoea U. an, ein Unfug, den ich nicht zum geringsten Teile dem Streben mancher Systematiker zuschreibe, ihre Studien durch Umstoßen der älteren Systematik zu krönen. Gewiß wäre es ein Unrecht, die Fort- schritte zu verkennen, welche die Systematik in neuerer Zeit genommen hat. Aber die rein systematischen Studien verleiten meist zu einer einseitigen Auffassung der Lebe wesen; die Gruppierung nach einem einzigen Unterscheidungsmerkmal wird wohl immer nur als Na angesehen werden dürfen, und deshalb ist es zu verwerfen, wenn ohne weiteres Änderungen eines einzigen, anderen Kriteriums wegen eingeführt werden. Dies kann nicht zu einem natürlichen Aufbau des Systems führen, in welchem allerdings die Organismen nicht ausschließlich in hinter- einander geordneter Reihe, sondern auch in nebeneinander geordneten Gliedern werden erscheinen müssen. Für die Schmetterlinge ist bisher als das systematisch ausschlaggebende Kriterium der Rippenbau betrachtet worden, und es muß diese Wahl zunächst als eine sehr gelungene anerkannt werden. Daß dieses System in absoluter Durchführung seines Prinzips aber selbst zu groben Unmösglich- keiten führen würde, ergiebt sich schon daraus, daß die beiden Geschlechter einer Art verschiedenen Rippenbau zeigen können, ja, daß dieser bei derselben Art variabel sein kann (vergl. Gumppenberg, „Systema Geometrarum zonae temperatioris septen- trionalis“ u. a.). Nicht ein anderes einseitiges Kriterium möchte eine Vervollkommnung des Systems bringen können, vielmehr eine Mitberück- sichtioeung auch anderer Faktoren, des Habitus (Flügelumriß, Zeichnung u. dergl.), nämlich wie der biologischen Verhältnisse, und deshalb ist das Auftreten jener Be- strebungen zu begrüßen, welche in dieser 292 Richtung die Systematik zu fördern ver- sprechen, ohne auch ihren gelegentlichen Einseitigkeiten folgen zu wollen. Der Habitus und die Biologie aber lassen uns in dem Falter der Abbildung ohne Be- denken eine dem Distelfalter verwandte Form sehen, ohne daß wir die Übereinstimmung beider im Rippenbau untersucht hätten. Die Oberseite ist der des Distelfalters in Färbung; und Zeichnung wesentlich gleich, die Grund- farbe nur ein lebhafteres Rot; die Unter- seite ebenso erinnert in der Anlage der Zeichnung völlig an unsere Form, wie auch in der Färbung, und im Flügel- schnitt sind beide nicht verschieden. Die auf einem niedrigen Gnaphalium lebende, bedornte, schwarzbraune Raupe der huntera entspricht jenen unserer Vanessa-Arten, wie auch ihre Puppe im Habitus diesen völlig gleicht. Eine weitere südamerikanische Pyrameis- Art, deren Biologie bekannt ist, myrinna Doubl., giebt ihre Verwandtschaft mit den genannten Arten in ihrer ganzen Biologie ebenfalls klar zu erkennen. Die erwachsene Raupe ist schwärzlich, bis auf eine karmin- rote Zone und die Basis der Dornen, mit einer weißen Querbinde, ähnlich der huntera, am hinteren Rande der Segmente, welche annähernd die Hälfte derselben einnimmt; sie lebt an Achyrochine u.a. Ihre Puppe, deren Form nicht von jenen Arten ver- schieden ist, wird sowohl in rötlich weißer, als auch matt goldig glänzender Grundfarbe gefunden, ähnlich manchen unserer Vanessa- Arten (Müller, „Südamerikanische Nympha- | lidenraupen“). Als eine interessante Eigentümlichkeit der myrinna-Raupe erscheint die Gewohn- heit, aus zerfressenen Blüten einen unregel- mäßigen, annähernd kugeligen Kokon an- zufertigen, der zwischen den Zweigen der Futterpflanze befestigt wird; in diesem verbirgt sie sich. Auch von der huntera-Puppe schreibt Morris, „British Butterflies“*, daß sie sich in Blättern der Futterpflanze, welche um- selest und zusammengesponnen werden, finden soll. Die huntera kommt besonders in Nord- und Südamerika vor und hat sich wohl nur von dort nach den Canaren verirrt. Einmal wurde sie auch in Groß-Britannien (Süd- Miscellen zur Biologie von Pyrameis huntera Fabr. i Wales, in der Nähe von Haverfordwest) in der Mitte des Jahres 1828 gefangen (vergl. Adams). Man hielt sie damals zunächst für eine Varietät des gewöhnlichen Distelfalters, bis man später feststellte, daß sie einer anderen, eigentlich amerikanischen Art an- gehöre; dort wird übrigens die Art in zwei Generationen beobachtet, deren erwachsene. Raupen Ende April und Juli auftreten. Trotz dieses paläarktischen Vorkommens gehört die Art aber doch wesentlich der amerikanischen Fauna an. Gerade die Gattung Pyrameis zeigt in einzelnen ihrer Arten merkwürdige Ver- breitungsverhältnisse. Es ist bekannt, daß man die Erdoberfläche nach dem allgemeinen Gepräge ihrer Fauna in sechs bis acht Regionen einzuteilen pflest, die freilich nur einen relativen Ausdruck für natürliche sroße Verbreitungsbezirke zu geben im stande sind. Das Verdienst, eine natürliche Aufstellung der großen Verbreitungsgebiete mit engeren Abteilungen begründet zu haben, gebührt Sclater, welcher, auf die Verbreitung der Vögel gestützt, sechs Regionen unter- schied, Regionen, durch deren Grenzen auch die Verbreitung anderer Tierklassen und -Typen mehr oder minder bezeichnet wird. Er unterschied: 1. Die paläarktische Region — Europa, das gemäßigte Asien und Nordafrika bis zum Atlas. 2. Die neoarktische Region — Grönland und Nordamerika bis Nord-Mexiko. “83. Die äthiopische oder afrikanische Region Afrika südlich vom Atlas, Madagaskar und die Mascarenen. 4. Die indische Region — Indien südlich, vom Himalaja bis Süd-China, Borneo und Java. 5. Die australische Region — Australien und die Südsee-Inseln, sowie die Molukken westlich bis inklusive Lombok. 6. Die neotropische Region — amerika, die Antillen und Süd-Mexiko. Die indische und die australische werden nicht selten, besonders auch in der Ento- mologie, als die indo-australische Region zusammengefaßt. Von den 13 Arten der Gattung Pyrameis, die Kirby aufführt, gehören (vergl. Staudinger, „Exotische Tagfalter“) vier dem paläark- tischen Faunengebiet an; von diesen kommt Süd- 'sI939J 'L 'H UOA Sunuyoroz USFIOLIOJON ATOUTO OB „orbojouozum un] alnıyosuayooy aluaugsmyT“ orp anf owgeumeeurstıg (2/5) ST30JoIQ aures pun "I wuozungy sıommahg ae = 294 Miscellen zur Biologie von Pyrameis huntera Fabr. unsere afalanta L. auch im neoarktischen, die indica Herbst im indischen, huntera Fabr., wie bereits ausgeführt, im neoarktischen wie neotropischen, und unser cardut L. in allen, mit Ausnahme des neotropischen Gebietes, vor. Die dort heimische carye Hübn., welche der sehr ähnlichen Unterseite noch als Lokal- varietät zu cardui gezogen werden könnte, hält jener Autor für eine eigene Art. Im übrigen hat Afrika nur eine Art für sich allein, während Südamerika drei Arten auf- weist; die übrigen neun Arten gehören dem indo-australischen Faunengebiete an. In den vorigen Daten fällt besonders die weite Verbreitung des Distelfalters auf; er findet sich überall, mit Ausnahme von. Süd- amerika, und zwar in Exemplaren, die nach ihrem Vaterlande kaum oder nicht unter- scheidbar sind. Wie läßt sich diese außerordentliche Verbreitung aber begreifen angesichts der Schranken zwischen den unterschiedenen Regionen: Ausgedehnte Meere, hohe Gebirgsketten, Sandwüsten von großer Ausdehnung?! Diese Hinder- nisse der Aus- und Einwanderung erscheinen nun zwar für die Jetztzeit unübersteiglich, waren aber gewiß in der Vorzeit unter anderen Verhältnissen der Verteilung von Wasser und Land von der Gegenwart ver- schieden und teils leichter zu überschreiten. Ja, man kann für viele der Schranken mit Sicherheit behaupten, daß dieselben in früheren Zeitperioden nicht existierten, daß Kontinente, die jetzt durch Meere getrennt sind, in unmittelbarem Zusammenhange standen (Nordafrika und Südeuropa), daß Inseln in früheren Zeiten Teile des benach- barten Kontinents waren (England, Faröer, Island, Grönland) und Ländergebiete, welche jetzt zu demselben Kontinent gehören, durch ein ausgedehntes Meer getrennt waren (Nord- alrika, tropisches Afrika) [Claus, „Zoologie“]. Doch ist nach Wallace die Ansicht, daß ganze Kontinente in früherer Zeit versunken und an Stelle des Meeres Kontinente vor- handen waren, zurückzuweisen; vielmehr haben die Meere im Laufe der Zeit mehr oder minder bedeutende Niveauveränderungen erfahren, in deren Folge Kontinente sich zeit- weilig zu Archipelen umgestalteten und die Ausdehnung der die Kontinente trennenden Meere von wechselndem Umfange war. Jene Ansicht, gegen welche sich Wallace derart erklärt, fand ihren prägnantesten Ausdruck in der Annahme, das Überein- stimmende in der Flora und Fauna von Ceylon und Madagaskar durch den Unter- gang eines beide verbindenden Kontinents zu erklären. Die weiteren geologischen Forschungen werden jedenfalls eine größere Sicherheit in der Beantwortung dieser Frage herbeiführen. Es wurde also die außerordentliche Ver- breitung mancher Organismen trotz der heutigen unüberwindlichen Schranken an manchen Stellen aus geologischen Ver- änderungen der Erdoberfläche abgeleitet, andererseits aber auch das Auftreten der- selben Lebewesen in völlig getrennten Gebieten (Alpen, nördlichstes Europa) einzig auf ähnliche Ursachen, auf durch Erd- umwälzungen hervorgerufene und bedinste Wanderungen der Tierwelt zurückgeführt, so sehr, daß beispielsweise die thatsächlich beobachtete Verwandtschaft der Tiere und Pflanzen von ÜCeylon und Madagaskar zu der Annahme eines früheren, verbindenden Kontinents Anlaß bot. Neuerdings tritt eine andere Erklärung für diese und ähnliche Erscheinungen hervor, daß nämlich dieselben äußeren Bedingungen auf denselben Organismus allerorts dieselben Ergebnisse seiner Umbildung und Ent- wickelung zeitigen müssen. Für die gleichen Formen, z. B. der nördlichen und südlichen Polarländer der Jetztzeit, würden wir also auf die Annahme eines früheren, gemein- schaftlichen Vorkommens und eines darauf- folgenden Auseinanderwanderns, durch klimatische Verhältnisse möglicherweise be- dinst, verzichten können und jene Thatsache daraus erklären, daß die heutige Fauna aus gleichen Urformen wegen der Überein- stimmung der äußeren Bedingungen hervor- gegangen ist. An sich wird man auch diese Art der Erklärung nicht zurückweisen können. Ein- seitig und überall angewendet, müßte sie aber doch zu schweren Mißdeutungen führen. In beiden werden wir die Möglichkeit für ein Verständnis jener Erscheinungen erblicken dürfen; beide Faktoren und nicht nur diese beiden werden den Stand der geographischen Verbreitung unserer Zeit geschaffen haben, und ich glaube, die geologischen Ver- änderungen sind in erster Linie zu nennen. Der Einfluß des Wassers auf das Leben der Raupen. 29 Der Einfluss des Wassers auf das Leben der Raupen. Von H. Gauckler in Karlsruhe i. B. Es ist wohl eine bekannte Thatsache, daß der weitaus größte Teil aller Raupen die Feuchtigkeit liebt, sei es nun, daß die Tiere an feuchten Örtlichkeiten leben, oder aber daß dieselben zeitweise der Feuchtigkeit bedürfen. Denjenigen Raupen, welche stets an feuchten Örtlichkeiten leben, wird es nicht schwer ankommen und ihrer Gesundheit nicht nachträglich sein, wenn sie gelegentlich ge- zwungen werden, ein längere oder kürzere Zeit -andauerndes, unfreiwilliges Bad zu nehmen. Anders verhält es sich mit denen, welche den größten Teil ihres Lebens an trockenen Orten zubringen und nur zeitweise den Tau des Himmels zu ihrem besseren Gedeihen trinken. Hierher gehört die weitaus größere Zahl aller Raupen, und verhalten sich dieselben einer unfreiwilligen Badekur gegenüber ver- schieden; viele davon erholen sich wieder rasch, andere wieder haben sich für immer „satt getrunken“. Ich habe über dieses Verhalten der Raupen dem Wasser gegenüber viele Er- fahrungen gesammelt, und zwar meist un- beabsichtigter Natur, da viele Raupen die Gewohnheit haben, die Feuchtigkeit, welche sie im Zuchtzwinger nicht immer vorfinden, selbständig aufzusuchen und in die Öffnung des Behälters, welcher die Futterpflanzen enthält, kriechen; bei manchen geschieht ein solches Laufen nach dem nassen Elemente, freilich auch aus anderen Ursachen, wenn die Tiere beispielsweise erwachsen sind und nun in die Erde nach einer passenden Öffnung im Zwinger zu gelangen suchen. Interessant ist es, manche Raupen zu beobachten, wie dieselben, statt nach stattgehabter Berührung mit dem nassen Element wieder schleunigst umzukehren, woher sie gekommen, immer weiter in das Wasser eindringen und hier einen Ausweg zu finden hoffen. Andere freilich kehren auch schleunigst um, bevor sie zuviel von dem Naß bekommen haben. Wie dem nun auch sei, gar mancher . Züchter hat schon solche anscheinend er- trunkenen Raupen als nicht mehr lebens- fähig weggeworfen, und doch sollte man dies | das niemals thun. Man nimmt diese ertrunkenen Tiere alsbald aus dem Wasser und legt sie am besten an einen Ort, den die Sonne mit ihren warmen Strahlen trifft, hier wird man bald das Wiedererwachen mancher Arten beobachten können; freilich muß man auf- passen und öfter nachsehen, sonst kann es wohl auch leicht vorkommen, daß die Tiere nach Verlauf von einigen Stunden sich bereits aus dem Staube gemacht haben. Zu den Raupen, welche, unbeschadet ihrer Gesundheit, ein unfreiwilliges Bad gut ver- tragen können, gehören vor allem die Raupen von Deil. elpenor, Pterost. palpina, ferner die Raupen der Spilosoma-, Mamestra- und Xamnthia-Arten, wie auch insbesondere viele Spannerraupen (Hibernia defoliaria, ‘auran- tiaria ete.). Überhaupt machte ich die Bemerkung, daß meist die glatten, wenig oder gar nicht behaarten Raupen in geringerem Grade em- pfindlich sind gegen das „Zuviel- Trinken“. Hingegen fand ich die Raupen aus dem Genus Lasiocampa, Bombyx, Orateronyx sehr empfindlich gegen ein solches unfreiwilliges Bad bis über den Kopf. Von der Gattung Orateronyx hatte ich vor zwei Jahren eine ziemlich erwachsene Raupe im Wildpark dahier gefunden, welche ich in einem Einmacheglas mit Löwenzahn weiterzog. Das Tier gedieh auch ganz vortrefflich, bis ich eines schönen Tages auf die un- glückliche Idee kam, den etwas trocken gewordenen Löwenzahn, der samt Wurzel und Erde sich im Glase befand, etwas an- zufeuchten. Dieses „etwas“ mochte wohl doch zu reichlich ausgefallen sein, denn ich bemerkte bald, daß die Raupe unruhig wurde und sich vergeblich bemühte, an den Glaswandungen in die Höhe und ins Freie zu gelangen; doch glaubte ich nicht, daß das Tier sobald zu Grunde gehen würde, aber schon am anderen Morgen fand ich die Raupe tot und vollständig naß vor, trotzdem einige trockene Plätzchen vorhanden waren, wohin sie sich hätte retten können. Ebenso diffieil erwiesen sich die Raupen von Anther. yamamai; auch diese können „Ertrinken“ nicht vertragen und H 296 wachen, wenn auch nur ganz kurze Zeit im Wasser verblieben, nicht wieder auf. Ferner sind fast alle Tagfalterraupen empfindlich gegen unfreiwillige Wasserkuren. Ich komme daher zu dem ganz natür- lichen Schlusse, daß diejenigen Tiere, welche die Sonne lieben und auch meist frei an warmen, trockenen Stellen leben, dem nassen Element nur geringe oder gar keine Wider- standskraft entgegenzusetzen vermögen, daß aber alle die Arten, welche eine mehr ver- steckte Lebensweise führen oder aber an feucht wachsenden Pflanzen leben, gelegent- lich wohl auch ein tüchtiges Bad vertragen können. Letzteres beweist die Thatsache, daß viele Falter im Frühjahr an Plätzen erscheinen, welche während des Winters und Herbstes monatelang überschwemmt waren, und deren Raupen eben als solche, | nicht aber als Puppen, überwintern (Leucania pallens und andere). Synonymische und kritische Bemerkungen etc. nicht nur einige Zeit im Wasser, unbeschadet ihrer Gesundheit, auszuhalten vermögen, sondern auch solche, deren eigentliches Element das Wasser ist, die also wirklich schwimmen können. Freilich gehören diese Arten nicht dem europäischen Festlande an, vielmehr leben dieselben in einigen über- seeischen Ländern. Beispielsweise giebt es in Südamerika einige Bärenraupen- Arten (Genus Palustra), welche ausschließlich im Wasser leben, ihr Futter unterhalb desselben zu sich nehmen und sowohl auf, wie auch unter dem Wasser äußerst lebhaft umher- schwimmen. Nur zum Zwecke der Verwandlung ver- lassen sie das nasse Element. Die eigentümliche Lebensweise dieser Raupen ist von Herrn Professor Dr. ©. Berg in Buenos Aires genau beobachtet worden, auch sind von demselben Zuchtversuche, die nur im Aquarium mit fließendem Wasser Es giebt nun aber auch Raupen, welche | gelingen, mit Erfolg gemacht. Synonymische und Kritische Bemerkungen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Tenthreniden-Arten älterer Autoren, Linne, Scopoli, Christ u.s. w. Von Fr. W. Konow, p. Teschendorf. 26. Genus Emphytus Klg. 1. Die T. serotina Müller, Christ hat bei Christ, der Müller nur übersetzt, folgende Diagnose: „Schwarz, die Fühlhörner in der Mitte gelb, sowie auch zwei Punkte am Schildchen, die Füße (Beine) rostfarbig, die Schienbeine an der Wurzel gelb, bisweilen auch in der Mitte weiß“. Das ist unver- kennbar der Emphytus filiformis Klg., denn dieser kommt mit in der Mitte hell gefärbten Fühlern vor und wird den Müller’schen Namen führen müssen. Merkwürdigerweise nannte Klug die Varietät mit gelbem Hinter- leib T. serotina. Diese wird also den Le Peletier'schen Namen var. abdominalis Lep. erhalten müssen. Davon ist E. ustus Kleg. nur die Form mit bleicher Fühlermitte. 2.Die T. varicornis Gmel. gehört nicht zu tibialis Pz., sondern ist dasselbe Tier, (Fortsetzung aus No. 18) das Müller T. serotina nannte, ein E. fili- formis mit bleicher Fühlermitte. 3. Ebenso gehört der Allantus laticinctus Brull& hierher. Derselbe ist ein Männchen von 8mm Länge, schwarz, kaum punktiert, Kopfschild wenig tief ausgerandet, Lippe und Palpen bleichgelb, Flügelschuppen, ein kleiner Punkt unter den Flügeln und zwei andere unter dem Schildchen gelb, Flügel hyalin mit braunen Nerven, die letzteren an der Basis und das Stigma zum Teil rot (roux), Beine bleichgelb, nur die Basis der Hüften schwarz, Tarsenspitze rötlich. Am Hinterleib das erste Rückensegment mit schmalem, gelblichem Hinterrande in der Mitte, das zweite Segment ungefähr zur Hälfte und die vier folgenden ganz, sowie der After bleichgelb, der Bauch in der Mitte fast seiner ganzen Länge nach gelb. Synonymische und kritische Bemerkungen ete. 297 Die Abbildung zeigt, abgesehen von dem Fehlen der Humeralquerader, das Flügel- geäder eines Emphytus. Es handelt sich offenbar um eine zufällige Färbung des sehr variablen Emphytus serotimus Müller, die etwa zu der Varietät Temesiensis Mocs. als das andere Geschlecht gestellt werden kann. 4. Die T. braccata Gmel. ist ohne allen Zweifel der Emphytus tibialis Pz., und der Gmelin’sche Name muß für denselben an- genommen werden. Die Beschreibung bei Gmelin ist mindestens ebenso zutreffend und die Art kennzeichnend wie die Panzer’sche. 5. Die T. zonata Christ hat mit Allantus maculatus Geoffr. nichts zu schaffen, sondern gründet sich auf Degeer, IL., T. 35, Fig. 14 bis 18, gehört also zu Emphytus rufocinctus Retz. 6. Ebenso ist die T. agilis Drapiez nichts anderes als E. rufocinctus Retz., worüber die Beschreibung gar keinen Zweifel läßt. 7. Dagegen soll die T. rubiginosa Gmel. wahrscheinlich der E. togatus Pz. (= suc- cinctus Klg.) sein. Die Diagnose lautet: „nigra, antennis anterius ferrugineis, alarum basi et margine antico, abdominis segmento primo quintoque tibiis plantisque albidis“. Vielleicht hat zu „alarum basi et margine antico“ ein anderes Prädikat gesetzt werden sollen. So, wie es lautet, macht es die Art rätselhaft. 27. Genus Taxonus Htg. Die T. fuscitarsis Hummel ist der Taxonus Equiseti Fall. Die Diagnose: „antennae totae nigrae, caput nigrum, labro palpisque pallidis, mandibulis fulvomaculatis, thorax niger, seutello concolore, abdomen nisrum, seg- mentis 2. margine postico, 3. dorso et subtus, 4. et 5. totis, 6. subtus fulvis, pedes toti fulvi, tarsis 4 posterioribus fuseis. — Long. lin. 4” (= 9 mm), läßt eine andere Deutung nicht zu. 28. Genus Dolerus Jur. 1. Von T. hortorum Müller lautet die Beschreibung: „antennis setaceis flava, capite, pectore abdominis basi maculaque alarum nigris“. — Variat a) pedibus nigris, b) femo- ribus basi, tibiis apice nigris. Die „antennae setaceae“ könnten auf eine Lyda hinweisen, aber Müller citiert ausdrücklich Schäffer, icon. insect., T. 62, Fig. 8, 9, wo der Dolerus pratensis L. @ abgebildet ist, und nur auf diesen trifft die Beschreibung zu. 2. Die T. nigrata Müller wird von Christ auf Dolerus gonager gedeutet, doch gehört dazu nur die Varietät b. Die Species selber, deren Diagnose lautet: „nigra, scutello punctis duobus convexis albidis“. Variat a) pedibus nigris ist irgend ein schwarzer Dolerus. Da aber Müller seine Species für identisch hält mit gonager F., so wird man nicht an niger L. denken können. Dem D. gonager steht in Gestalt, Größe, Skulptur, Färbung der D. fissus Htg., die gemeinste europäische Art, so nahe, daß wirklich beide für ein und dieselbe Species gelten müßten, wenn nicht die Männchen durch bestimmte plastische Merkmale verschieden wären. Und da die Hartig’sche Art um nichts besser begründet ist als die Müller’sche, so dürfte der D. fissus Htg. vielmehr Dolerus nigratus Müller zu nennen sein. 3. Dagegen ist T. nigrata Christ als Synonymum zu Dolerus gonager F. zu stellen. Die kurze Diagnose bei Christ: „Schwarz mit einem aschgrauen Schimmer, Schenkel von der Mitte bis an das Knie und die Schienbeine von da an bis in die Mitte rot“, ist für die Art so bezeichnend, daß eine zweite von solcher Färbung in Europa nicht gefunden werden dürfte, wenn man nicht an Dol. puncticollis Thoms. denken will; aber dieser wird doch wohl nur für eine Varietät von gonager gelten müssen. Der Christ’sche Name kann nicht für die Art aufgenommen werden, weil derselbe nur eine unrichtige Deutung der Müller’schen Art ist. 4. Die T. angustula Gmel. kann natürlich niemals gedeutet werden. denn die Be- schreibung: „nigra, corpore angusto cano pubescente“, pabt auf verschiedene schwarze Männchen. Die graue Behaarung läßt an einen Dolerus denken. Das Citat wird also am besten zu D. niger L. oder zu D. nigratus Müll. zu setzen sein. Wenn Mr. Kirby das- selbe mit ? zu Tenthredopsis lactifua Klg- setzt, so ist das wohl nur ein Versehen. 5. Die T. canescens Gmel. ist gleichfalls ein schwarzer Dolerus, und zwar ein ölig gewordenes Exemplar, wahrscheinlich = ni- gratus Müll., und die von Gmelin erwähnte var. B ist der Dolerus haematodes Schrank. Wenn das Tier ölig wird, verändert sich 298 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. die schwarze Körperfarbe meist in Braun (fuscus), und die graue Behaarung des Körpers tritt mehr hervor. 29. Genus Sciopteryx Steph. 1. Die T. Tata Gmel. kann nicht gedeutet werden, da die Diaenose: „lata, nigra. abdominis segmentis posterioribus albis, secundo ad quintum interruptis“, ganz ungenau ist. Wenn die hinteren Segmente weiß gefärbt sind, so findet sich sicher auch noch an anderen Körperteilen helle Färbung. Gemeint sind außerdem wahr- scheinlich nur die Ränder der Hinterleibs- segmente, so daß etwa an Sciopteryx conso- brina Klg. gedacht werden kann. 2. Die Selandria albilabris Brulle, die Mr. Kirby ganz willkürlich unter die Blennocampen versetzt, obwohl es hier überall keine „dicht punktierten“ Tiere giebt, ist ein sehr genau und kenntlich beschriebenes Männchen von Sciopteryx costalis F. (Schluß folgt.) Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. Von Dr. 0. Schmiedeknecht. 62. Basis des ersten Segments weiß. Rötlich gelb, das erste Segment ist auch am Hinterrand weißlich; vor diesem hellen Rande bilden zwei schwarze Flecke eine breite Querbinde. versicolor var. bimaculata Wesm. (M. bimaculatus \Vesm. et Ruthe.) Basis des ersten Segments heller als der übrige Hinterleib, aber nicht weiß. Keine schwarze Flecke auf dem ersten Segment. Der ganze Körper, auch die Beine, einfarbig rötlich gelb, Stigma und Basis der hintersten Schienen blaßgelb. versieolor var. decolerata Ruthe. (M. decoloratus Ruthe et Marshall.) Anmerkung: Ich habe von der letzteren Varietät eine Reihe von Exemplaren in Thüringen gefangen und bin überzeugt, daß sie trotz der ganz abweichenden Färbung nicht als besondere Art betrachtet werden kann. Übrigens verwechsele man diese Varietät nicht mit M. seutellator var. unicolor und M. parvulus. Die letzteren haben deutliche Rückengrübchen, scharf gebogene Mittel- brustfurchen, andere Färbung der Hinterleibs- basis u. Ss. w. 63. Das ganze Stigma braunschwarz; an der Basis kaum etwas Der ganze Körper rot, nur Kopf hinten schwarz. Nervulus weit hinter der Gabel. @ Kopf schmäler als der Thorax, nach hinten verengt; Augen groß, nach unten etwas konvergierend; Ocellen groß und stark vortretend; Fühler fein, länger als der Körper, braun, die beiden Basalglieder heller. rötlich. Brustseiten mit in der Mitte verbreiterter, runzeliger Längsgrube; (Fortsetzung und Schluß aus No. 14.) Metathorax ziemlich glatt und glänzend, mit feinen und zerstreuten Runzeln. Flügel fast hyalin, der rücklaufende Nerv meist in die zweite Cubitalzelle, diese nach oben nicht verschmälert. Beine schlank, einfarbig rötlich, Sporen der Hinter- schienen lang. Das erste Segment so lang wie die folgenden zusammen, ge- krümmt, Petiolus sehr schlank, fast glatt, Postpetiolus unregelmäßig gestreift; Bohrer kaum länger als der halbe Hinter- leib. Das 3 ähnelt ganz dem 2 ; die Fühler sind an der Basis ausgedehnter gelb, das Hinterleibsende gebräunt. 5 mm. Schweden, Thüringen. lionotus ©. G. Thoms. Anmerkung: Thomson kenntnurdasjd. Ich hatte diese durch ihre Färbung leicht kenntliche Art schon längst in Thüringen in beiden Geschlechtern gefangen und als neue Art einstweilen beiseite gesteckt. Sie er- scheint spät im Jahre und findet sich bis Ende Oktober nur auf Nadelholz, am liebsten auf jungen Kiefern. Hier wäre also ihr Wirt zu suchen. Wenigstens der Innenwinkel des Stigma hell. Der Körper mehr oder weniger dunkel gezeichnet. Nervulus nahe der Gabel. 64. 64. Fühler so lang wie der Körper mit dem Bohrer, letzterer von halber Hinterleibs- länge. Rücklaufender Nerv in die zweite Oubitalzelle. 48. Fühler kürzer, in zweifelhaften Fällen der rücklaufende Nerv nicht in die zweite Öubitalzelle. 65. un 65. Stigma braun, der Innenwinkel hell. 66. 66. 67. 68. 69. Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 299 Stigma ganz hell. 71. Körper größtenteils rotgelb. 54. Körper größtenteils schwarz. 67. Beine bräunlich gelb, die hintersten fast ganz braun. Das erste Segment größten- teils glatt. Der zweite Abschnitt des Radius dreimal so lang als der erste. Q schwarz, Augenränder zum Teil, Fühler- basis und das zweite Segment trüb rötlich gelb. Wangen ziemlich lang; Stirn ohne Längsfurche. _Metathorax runzelig mit Längskiel. Flügel schwach getrübt, Nervulus nicht weit hinter der Gabel. Bohrer etwas länger als der Hinterleib. g unbekannt. 5-6 mm. Belgien. Schweden. fuseipes Wesm. Beine heller. Das erste Segment ge- streift oder gerunzelt. 68. Kopf breiter als der Thorax. 69. Kopf schmäler als der Thorax. 70. Der erste Abschnitt des Radius viel kürzer als der zweite. Bohrer fast kürzer als der Hinterleib. Hinterleibs- stiel sehr kurz. Sehr kleine Art. 9 schwarz, das zweite Segment, zuweilen auch noch die folgenden, braunrötlich. Fühler schwärzlich, an der Basis gelblich, gelblich, gegen das Ende dunkel, die acht vorletzten Glieder so dick wie lang. Metathorax kurz, fein gerunzelt, auf dem Rücken mit drei Kielen, wodurch zwei ziemlich glatte Flächen entstehen. Flügel hyalin, Geäder hbräunlich, Stigma schwärz- lich, im Innenwinkel hell, rücklaufender Nerv fast interstitial, die zweite Cubital- zelle nach vorn nicht verschmälert. Beine gelblich, Hinterhüften am Grunde, Hinter- schenkel an der Spitzenhälfte und die Schienen an der Spitze braun, auch die Hintertarsen dunkler. Das erste Segment fast so lang wie die folgenden zusammen, vorn glatt, hinten regelmäßig fein gestreift. Die folgenden Segmente glänzend schwarz, nur der Vorderrand des zweiten Segments rötlich durchschimmernd. Der Bohrer hat reichlich die Länge des Hinterleibes. Beim & sind die Fühler borstenförmig, länger als der Körper, ganz schwarz, höchstens an der äußersten Basis hell, 28—31gliederig, Gesicht schwarz. 4,5 bis 5 mm. England, Irland, Belgien, Deutsch- land, Schweden bis Lappland. filator Hal. (M. laticeps Wesm.) Anmerkung: Unter den schwarzen Arten fadenförmig, kürzer als der Körper, |erkennt man diese leicht an dem schlanken 20—21gliederig, die acht Endglieder so lang wie dick. Metathorax kurz, runzelig. Flügel hyalin, Adern braun, Stigma schwarzbraun, der Innenwinkel breit hell, der rücklaufende Nerv kurz vor dem Ende, die zweite Cubitalzelle nach vorn nicht verengt. Beine rötlich gelb. Das erste Segment unregelmäßig runzelig, der Petiolus kurz und breit, hell gefärbt. g unbekannt. 3 mm. England. Deutsch- land. profligator Hal. (M. brevicauda C. G. Thoms.) Die Art wurde aus Cis boleti gezogen, der in Polyporus versicolor lebte. Der erste Abschnitt des Radius ebenso lang; wie der zweite. Bohrer von Hinter- leibslänge. Hinterleibsstiel schlank. Größere Art. @ schwarz, Prothoraxseiten hell. Augen groß, vorspringend; Ocellen klein. Gesicht trüb rötlich gelb, fast quadratisch, ohne Längsleiste, fein und zerstreut punktiert, Wangen sehr kurz. Fühler dick fadenförmig, kaum länger als Kopf und Thorax, 23—24 gliederig, Hinterleibsstiel und den kurzen Fühlern desQ. Man findet sie an oder in Arten von Boletus und Polyporus. Es schmarotzt also die Art wohl bei einem pilzbewohnenden Käfer. 70. Petiolus des ersten Segments kürzer als der Postpetiolus. @ schwarz, Kopf etwas schmäler als der Thorax, rötlich, Stirn und Scheitel in der Mitte und Hinterkopf schwarz, doch so, daß der Umkreis der Augen überall breit rötlich bleibt; Augen nach innen stark vorgequollen, daher das Gesicht etwas schmal. Fühler faden- förmig, etwa °/, so lang wie der Körper, 25—27gliederig, rötlich gelb, die beiden Grundglieder und das Ende verdunkelt. Thorax schwarz, Suturen des Mesonotums, meist auch die Gegend des Schildchens rötlich; Metathorax dicht und fein ge- runzelt. Flügel schwach getrübt, ziemlich kurz, Stigma schwärzlich, an der Basis mehr oder weniger weißlich; der rück- laufende Nerv mündet meist in die zweite Cubitalzelle; diese nach vorn schwach verengt. Beine rötlich gelb, an den 300 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. hintersten gewöhnlich die Basis Hüften, das Enddrittel der Schenkel und Spitze der Schienen gebräunt. Petiolus glatt und glänzend, schwarz, Postpetiolus gestreift. Das zweite Segment meist nur vorn gelblich, die folgenden Segmente gewöhnlich schwärzlich, selten die hinteren mehr hell. Beimg die Fühler schwärzlich, nur der Schaft hell, viel länger als der Körper, 285—30gliederig; die Flügel viel dunkler als beim 2. Sehr ähnlich dem g des M. punctiventris, durch die fehlenden Rückengrübchen am besten zu unter- scheiden. 4—5 mm. Deutschland, Belgien, England, Schweden. cinetellus Nees. Parasit von: Thera juniperata und Tortrix viridana. Der Kokon hängt an einem Faden. Petiolus und Postpetiolus von gleicher Länge. 9 schwarz, Kopf größtenteils rötlich, Hinterleibsmitte gelb. Gesicht fast quadratisch, Augen nach unten nicht konvergierend. Fühler fadenförmig, kaum kürzer als der Körper, schwärzlich, unten mehr rötlich, 27gliederig, die vor- letzten Glieder etwas länger als breit. Thorax schwarz, an den Seiten zuweilen hell gefleckt, Metathorax dicht und fein gerunzelt, ohne Längskiel. Flügel kurz, kaum den Hinterleib überragend, hyalin, Stigma braun, an der Basis verschwommen heller; rücklaufender Nerv nicht deutlich in die zweite Cubitalzelle; diese kaum nach vorn verengt. Beine rötlich gelb, Tarsen etwas dunkler. Petiolus schlank, glatt, Postpetiolus fein gestreift. Das zweite und zuweilen die Basis des dritten Segments dunkelgelb, die folgenden schwarz, die letzten zuweilen gelblich. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. g unbekannt. 3 mm. England. tenellus Marsh. Parasit von Peronea hastiana. . Fühler des 9 fadenförmig, fast stets 26gliederig, das Z borstenförmig, aber kaum mehr als 28gliederig. Der rück- laufende Nerv interstitial oder fast interstitial. 72. Fühler bei @ und Z borstenförmig, so lang oder länger als der Körper, 30- bis 34gliederig. Der rücklaufende Nerv mündet immer in die zweite Cubital- zelle. 75. der | 72. Kopf, Thorax und Hinterleib gleichfarbig rotgelb, meist nur der Metathorax und das erste Hinterleibssesment schwarz. Kopf entweder ganz hell oder der Ocellen- fleck und der Hinterkopf schwarz. Fühler ziemlich kurz und dick, die vorletzten Glieder nur wenig länger als breit, 25- bis 27gliederig, fast ganz trüb rötlich, nur an der Spitze braun. Meta- thorax runzelig. Flügel hyalin, Stigma gelb, der rücklaufende Nerv interstitial. Beine durchaus rötlich gelb. Das erste Segment hinten ziemlich undeutlich ge- streift, zuweilen fast glatt, meist schwarz; auch die letzten Segmente zuweilen ver- dunkelt. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. — Beim 3 die Fühler länger als der Körper, 28gliederig. Hinterleib von der Basis des dritten Segments an meist dunkel. 4—6 mm. Nord- und Mitteleuropa. rubens Nees. Parasit von Agrotis tritiei und vestigialis. Die Art scheint mit Vorliebe Sandgegenden zu bewohnen. Nach Haliday findet sie sich am häufigsten auf Sanddünen am Meeresstrand. Ruthe fing sie häufig in der Hasenheide bei Berlin. Hier in Thüringen ist sie mir noch nicht vor- gekommen. Kopf, Thorax und Hinterleib größten- teils schwarz. 73. . Bohrer von Hinterleibslänge. @ schwarz, Gesicht und Augenränder rot. Mesothorax zum Teil und Schildchen bräunlich rot. Kopf reichlich so breit wie der Thorax, hinter den Augen verschmälert; Ocellen stark vorspringend. Fühler rötlich, gegen das Ende dunkel. Mesopleuren mit ziemlich langer, gebogener, runzeliger Längsfurche; Metathorax fein gerunzelt, mit Spuren von abgegrenzten Feldern. Flügel hyalin, Stigma gelb, die zweite Cubitalzelle nach vorn merklich verengt. Beine rötlich gelb, die hintersten Hüften verdunkelt. Hinterleib schwarz, das erste Segment zum größten Teil dicht und fein gerunzelt, das zweite Segment vorn meist hell gefleckt. — Beim 3 die Fühler länger als der Körper, schwarz, an der Basis trüb gelb» 4—5 mm. Belgien. obsoletus Wesm. Bohrer von halber Hinterleibs- länge. 74. nur Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. 301 74. Der erste Abschnitt des Radius nur halb so lang als der zweite. Das erste Segment mehr schlank. @ Färbung veränderlich, größtenteils schwarz, gewöhnlich Gesicht, Umkreis der Augen, Seiten des Prothorax, Mesonotummitte und Schildehen trüb rot. Kopf fast schmäler als der Thorax, Gesicht quer, nach unten nicht verschmälert. Fühler von 3/4 Körperlänge, dunkel, an der Basis heller. Metathorax kurz, netz- artig gerunzelt. Flügel hyalin, Stiema gelb, die zweite Cubitalzelle nach vorn schwach verschmälert. Beine rötlich gelb, Hinterhüften meist verdunkelt. Das erste Segment stark gebogen, tiefschwarz, fast glänzend glatt; das zweite Segment bräun- lieh durchschimmernd. — Beim & die Fühler länger als der Körper, 28 gliederig; Hinterleib kürzer und schmäler als beim @. 4-5 mm. Nord- und Mitteleuropa. Var. mediana Ruthe (M. medianus Ruthe). Der Hauptunterschied von der Stammform liegt nach Ruthe in dem ersten Hinterleibssegment; der hintere Teil desselben ist sehr fein und dicht regelmäßig gestrichelt. Freilich fehlt es nicht an Übergängen. Rötlich gelb, Stirn und Scheitelmitte, drei Längsflecke des Mesothorax, Metathorax und Hinter- leib schwärzlich, das zweite Segment mehr rotbraun. laeviventris Wesm. (Man vergleiche die Anmerkung bei der nächsten Art.) Der erste Abschnitt des Radius so lang wie der zweite. Schwarz, Gesicht, Umkreis der Augen, Stigma und Beine rötlich gelb; die hintersten Hüften an der Basis gebräunt. Fühler etwas länger und Petiolus breiter als bei der vorigen Art. & unbekannt. 5 mm. Schweden. heteroneurus C. G. Thoms. Anmerkung: Bereits Ruthe hat die Vermutung ausgesprochen, daß der M. laevi- 76. Hinterleib 98 .Phalera bucephala, schwarz, das zweite Segment gelblich, oft mit zwei dunklen Flecken. @ oben schwarz, unten gelblich; Gesicht und Augenränder hell; Schildehen oft rötlich. Augen stark vorgequollen, auch die Ocellen stark vortretend. Stirn ohne Längsfurche. Fühler länger als der Körper, 31—32gliederig, an der Basis mehr oder weniger ausgedehnt hell. Mesonotum rotbraun bis schwarz, Schildehen meist rötlich. Mesopleuren und Brust hellrot. Metathorax fast netzförmig: gerunzelt, mit feinem Mittelkiel, meist ganz schwarz. Flügel hyalin, Stigma blaß gelblich, der erste Abschnitt des Radius kaum kürzer als der zweite, rücklaufender Nery mündet deutlich in die zweite Cubitalzelle, diese nach vorn stark verengt. Beine hell- rötlich gelb, Hintertarsen etwas gebräunt; nach Marshall auch die Spitzen der hintersten Schenkel und Schienen. Das erste Segment schwarz, an der Basis oft heller, der hintere Teil ziemlich stark und regelmäßig gestrichelt. Die Vorder- hälfte des zweiten Segments ist rötlich gelb, die folgenden Segmente schwärzlich, die Hinterleibsspitze meist wieder gelb- lich. Bohrer wenig länger als der halbe Hinterleib. — Das & ist ähnlich, aber Fühler um die Hälfte länger als der Körper, zum größten Teil gelb, 31- bis 36gliederis. 4—45 mm. Nord- und Mitteleuropa. fragilis Wesm. (M. colon Hal.) Taeniocampa stabilis, COucullia argentea und besonders Gnophria quadra. Der hängende Kokon gleicht ganz dem von M. versicolor. Hinterleib 2 gewöhnlich. mit Ausnahme des ersten Segments, fast gleichfarbig heller oder dunkler rötlich gelb, beim 3 am Ende verdunkelt. Sehr ähnlich der Parasitt von vorhergehenden Art, aber robuster und größer, ferner abweichend durch die Färbung, Lebensweise und Art und Weise der Verpuppung. Rötlich gelb, Gesicht und Prothorax noch heller, Metathorax und das erste Segment meist dunkler. Fühler @ von Körperlänge, 30—33gliederig, an der Basis, zuweilen bis fast zur Spitze, gelblich. Flügel schwach getrübt, Stigma gelb, rück- ventris Wesm. und sein medianus nur Varietäten des M. rubens Nees sind. Derselben Ansicht ist auch Marshall und neuerdings Thomson. Ersterer erblickt mehr in M. laeviventris die typische Form. Es würden dann auch M. obsoletus und heteroneurus kaum als besondere Arten beibehalten werden können. 75. Der ganze Körper blaß rötlich gelb. cf. Juridus Ruthe (n. 76). Körper zum Teil schwarz gefärbt. 76. 302 Die Braconiden-Gattung Meteorus Hal. laufender Nerv meist in die zweite dunkler. Das zweite Segment bräunlich Cubitalzelle, selten interstitial; die zweite gelb. Sehr ähnlich dem M. filator: er Cubitalzelle nach vorn kaum verengt. Beine rötlich gelb. Hinterleib fast stets von der Basis des zweiten Segments an rotgelb, das zweite Segment ist oft heller als die folgenden. Postpetiolus feiner und dichter gestreift als bei fragilis. Bohrer kaum länger als der halbe Hinterleib. — Das 3 ist ähnlich; Fühler um die Hälfte länger als der Körper, 34gliederig. Hinterleib gegen das Ende dunkel. — 5 mm. Deutschland. England. Ruthe stellt vier Varietäten auf: Var. 1: pallida Ruthe. Der ganze Körper rötlich gelb. Mesonotum und Hinterleibsspitze gesättigter. Fühler nur an der Spitze dunkel. Var. 2: trivittata Ruthe. Mesonotum rotgelb, mit drei dunklen Längsstreifen. Kopf oben verdunkelt. Metathorax meist braun. Das erste Sesment dunkelbraun bis schwärzlich. Fühler nur an der Basis hell. Var. 3: continua Ruthe. Mesonotum und Metathorax schwärzlich; sonst wie bei Var. 2. Var. 4: alternata Ruthe. Kopf und Mesonotum schwärzlich, Schildchen röt- lich. Hinterleib schwarz, nur das zweite Segment vorn gelblich. Nur &. luridus Ruthe. Einsamer Parasit von Eupithecia veno- sata und geselliger Parasit von Noctua brunnea. Aus einer Raupe kamen 23 Stück aus. Die hellbraunen Kokons sitzen in einem unregelmäßigen Haufen, ähnlich denen mancher Microgaster. Ich führe im Nachstehenden noch die wenigen Meteorus-Arten an, die nicht mit Sicherheit in die Tabelle aufgenommen werden konnten: 11 M. delator Hal., 1835, Ent. Mag., II. 33 9. 9 glänzend schwarz. Fühler schlank, unten braunrot. Stigma dunkel, an der Basis mit hellem Fleck. Beine rötlich, hintersten 23 gliederig, die unterscheidet sich durch die Form des Petiolus, welcher kürzer als bei M. einc- tellus ıst. & unbekannt. 3 mm. Irland. Es ist leicht ersichtlich, daß die Be- schreibung vollkommen ungenügend ist, um danach mit Sicherheit eine Art zu erkennen. .M. dejanus Rondani, 1877, Bullet. della Soc. Ent. It., p. 290. 2 schwarz, Kopf rötlich, Ocellenleck schwarz; Fühler schwärzlich, an der Basis rötlich. Thorax rötlich gelb, mit schwarzen Flecken und Streifen; jeder der drei Mesonotumlappen mit schwarzem Längsstreif. Flügel hyalin, Stigma gelb. Beine rötlich gelb. Das erste Segment schwach gestreift, das zweite Segment rot. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. 38 unbekannt. 3-—4 mm. Italien. Als Wirt ist Nomophila noctuella an- gegeben. Sicherlich keine neue Art. 3. M. splendens A. Costa, 1885, Notiz. ed Össerv. sulla Geo-Fauna Sarda, Mem. IV, p- 26. 9 rötlich gelb, Metathorax hinten und Basis des ersten Segments schwarz; letzteres schlank, gestreift. Flügel hyalin. Stigma hlaß, der rücklaufende Nerv nahe dem Ende der ersten Cubitalzelle mündend. Die Radialzelle im Unter- flügel mit Spur einer Querader, wie bei M. albitarsis. Bohrer etwas kürzer als der Hinterleib. 6 mm. Imsel Sardinien. Jedenfalls dem M. rufulus C. G. Thoms. sehr ähnlich, vielleicht damit identisch. .M. scutatus A. Costa, 1885, 1. c., p. 26. Q blaß rötlich gelb, das erste Segment schwarz. "Der mittlere Lappen des Mesonotums ist niedergedrückt, einen quadratförmigen, vertieften, runzelig punktierten Raum bildend, der seitlich von den erhöhten Seitenlappen begrenzt ist. Das erste Segment fein und dicht gestreift. Flügel hyalin, Stigma blaß, der rücklaufende Nerv in den Anfang der zweiten Oubitalzelle mündend. Bohrer kürzer als der Hinterleib. & unbekannt. 4 mm. Insel Sardinien. — ee — Bunte Blätter. 303 Kleinere Mitteilungen. Hänfiges Vorkommen von Acherontia atrobos in der Umgebung von Karlsruhe i. B. im Jahre 1896. Es war am 27. September 1396, abends gegen 74/2 Uhr, als ich, von dem benachbarten Durlach mit der Dampfbahn ankommend, gleich beim Betreten der Stadt vor dem Ladenfenster eines Kolonialwaren- händlers einen Totenkopf umherschwirren sah, der offenbar der brennenden Gas- flamme zustrebte. Es gelang ihm auch bald, durch die obere Fensteröffnung in den Laden einzudringen, um sich jedoch nicht nach dem Lichte, wohl aber sofort hinunter nach der Auslage im Schaufenster zu begeben, in welcher allerlei Früchte und Eier lagen. An diesen Gegenständen wurde er dann alsbald von meinem Freunde König gefangen und als erste willkommene Beute zwischen den Fingern nach Hause transportiert. Das Tier erwies sich bei näherer Besichti- gungals ein unverletztes männliches Exemplar. Einige Tage später erhielt Herr K. von einem seiner Schüler ein weiteres Exemplar, das letztererin der Mälzerei einer Bierbrauerei gefunden hatte. Demnach geht atropos auch dem süßlich würzigen Malzgeruch nach und labt sich an diesem Nahrungsmittel des Menschen. Von nun ab wurden fast täglich Puppen und Falter dieses interessanten Schwärmers gefunden und abgeliefert, auch am elektrischen ‘Lichte fand sich der Schwärmer wieder häufig vor. Einige meiner Sammelfreunde erhielten bis Anfang Oktober einige Dutzend Puppen und Falter. Die Mehrzahl der Puppen, welche recht lebendig; und gesund waren und auch meist schon den ausgebildeten Schmetterling enthielten, vertrockneten bald, jedentalls aus Mangel an genügender Feuchtigkeit. Ein Teil derselben lieferte verkrüppelte Falter. Das häufige Erscheinen von alropos in diesem Jahre findet seine Erklärung in den überaus häufigen und andauernden Nieder- schlägen, welche während des Sommers und Herbstes fast überall in Deutschland nieder- gegangen sind und die Entwickelung des Tieres begünstigten. Seit vielen Jahren beobachte ich den Schwärmer und habe als Resultat dieser meiner Beobachtungen gefunden, daß das Tier stets nur häufig in nassen Jahren auftritt; die meisten Raupen und Puppen werden in feucht gelegenen Kartoffeläckern gefunden. — Es sei mir gestattet, an dieser Stelle auf die Frage zurückzukommen, ob atropos nur als Gast in Deutschland zu betrachten oder aber ob er jetzt als ein zu unserer Fauna gehöriger Schmetterling anzusehen ist. - Ich teile unbedingt letztere Ansicht; mag atropos auch erst im 18. Jahrhundert von Afrika her zu uns eingewandert sein, so ist Bunte Blätter. der Schwärmer jedenfalls bereits seit dem vorigen Jahrhundert bei uns heimisch. Seit der Verbreitung der Kartoffel ist auch alropos ein Bürger Deutschlands geworden, was wohl am besten aus einer Notiz in einem alten Raupenkalender des Jahres 1777 hervorgehen dürfte. Hierin wird erzählt, daß die Bauern bei Halle a. Saale im Herbste des Jahres 1776 ganze Kober voll Totenkopfraupen von den Kartoffelfeldern zu Markte brachten und viel Geld daraus lösten. Auch teile ich durchaus nicht die Ansicht des sonst hochverdienten Herrn Dr. A. Rößler, wonach das Fortbestehen der Art lediglich auf den überwinternden Puppen der ersten Brut beruht (Rößler, „die Schuppenflügler des Regierungsbezirkes Wiesbaden“, 1831, Seite 32). Da bekanntlich die Sommergeneration die weit weniger zahlreiche ist, vielmehr die Herbstgeneration häufig: erscheint und meist nur von dieser Puppen und Schmetterlinge im kommenden Frühjahre gefunden werden. Eine irrige Ansicht scheint mir auch zu sein, daß die atropos-Puppen unsere deutschen Winter nicht ertrügen, da bekannt: lich erstens viele Puppen lebend und wohl gebildet im Frühjahre gefunden werden, zweitens aber die oft zahlreich erscheinenden Schmetterlinge sicher nicht von im Sommer vielleicht zufällig nach Deutschland geflogenen - wenigen Weibchen abstammen. Auch ist der Falter selbst gar nicht so sehr empfindlich gegen niedrige Temperaturen, da man denselben schon mitten im Winter (bei milder Temperatur natürlich) lebend an- getroffen hat. Als Zugvogel ist atropos jedenfalls bereits seit dem Beginne des 19. Jahrhunderts nicht mehr anzusehen. Darum fort mit den veralteten Ansichten, welche den neueren Forschungen nun doch einmal nicht mehr standhalten können. H. Gauckler, Karlsruhe i. B. a Ein Kaffeeschädling in Kamerun (vergl. Bd. I, Seite 516 der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“). Im Jahresberichte über die Entwickelung des deutschen Schutzgebietes Kamerun, erschienen als Beilage des „Deutschen Kolonialblattes“, 1897, findet sich in der ersten Anlage, Botanischer Garten, auf Seite 49 folgender Bericht: Ein Ausfall wird leider in der Ernte ohne Zweifel zu bemerken sein wegen des durch den Kaffeekäfer angerichteten Schadens. Dem- selben war durch die Gärtner keinerlei Aut- merksamkeit geschenkt worden, und er hatte sich in bedenklicher Weise vermehrt. Die Larven waren im Februar und März bereits erwachsen, und die meisten der Bäumchen, welche von ihnen angebohrt waren, mußten 304 über der Wurzel abgeschnitten werden, um am Leben erhalten werden zu können. Es wurden etwa 800 Larven herausgeholt und getötet. Die Art des Käfers wird sich dem- nächst durch Zucht der Larve feststellen lassen. Sie ist größer als der in Ostafrika beobachtete Herpelophygas faseiatus, aber diesem ohne Zweifel ähnlich. In einem Stamme fanden sich mehr als 30 Larven, in den meisten nur eine oder zwei. Am meisten waren die am wenigsten beschatteten Teile, gleichzeitig die trockensten, von den Larven befallen; am wenigsten die schattigsten Teile und die tieferen Partien. Offenbar ist ein reichliches Beschatten der Pflanzen, wie beim indischen Kaffeebohrer, ein Schutzmittel gegen den Käfer. Bis auf wenige befallene Bäume, welche zur Beobachtung dienen sollen, wurden | alle übrigen abgeschnitten, und die meisten treiben jetzt wieder frisch aus. In einzelnen Fällen genügte es, den Stamm seitlich aus- zuschneiden und die Larve herauszuholen. Leider aber wurden diese Stämme später in der Regel durch die Tornados umgebrochen. Die wichtigste Aufgabe für das nächste Jahr wird es sein, Mittel und Wege zu finden zur Vertilgung desKäfers. Schwefelkohlenstoff wird hoffentlich die besten Dienste thun. R. Exkursionsberichte. (Fortsetzung aus No. 16.) In der Nähe der Stadt fand ich anfangs September vorigen Jahres in einer verlassenen Sandgrube einen Tümpel, den ich, da er bei genauer Prüfung mancherlei Interessantes ergab, wochenlang alle drei bis vier Tage einmal aufsuchte. Die Ausbeute Coleopteren: 199. Bembidion Andreae v. femoratum St. 200. Amara fusca Dej. 201. = munieipalis Dft. 202. A infima Dft. 203. Anisodaclylus binotatus F. 204. v. spurcalicornis De). 205. Coelambus confluens F. 206. Bidessus geminus F. 207. Hydroporus marginatus Dft. 208. n lristis Pk. bestand aus folgenden 209. B pubescens Glh. 210. y; nigrita FF. 211. $ fuseipennis Schm. 212. Laccophihus obscurus Pz. 213. Agabus Solieri Aub. (!) 214. n maculatus UL. 215. Ilybius fuliginosus F. 216. Laccobius minutus L. 217. Limnebius papposus MlIs. 218. Cerceyon quwisqwilius L. 219. Helophorus aquaticus L. 220. 7 glaeialis Villa. (!) 221. A griseus Hbst. Bunte Blätter. 222. Helophorus granularis L. 223. 4 planicolis Thms. 224. Atheta cadaverina Bris. 225. „ longicornis Gr. 226. Tachinus fimetarius Gr. 227. Haploderus caesus Er. 228. Omalium rivulare Pk. 229. Bi caesum Gr. 230. Epuraea obsoleta v. bipunclata Heer. 231. Rhizophagus bipustulatus F. 232. Hylastes ater Pk. Bemerkung: No. 199, 218, 225 — 232 mit dem Netze (im Fluge) gefangen; 200 und 201 auf reinem Sandboden unter Steinen; 202 von Kiefern geschüttelt; 224 in einem faulen Pilz; 203 und 204 auf der Straße. Alle übrigen im Tümpel oder am Rande desselben. K. Manger, Nürnberg. a Litteratur. Wasmann, E. Kritisches Verzeichnis der myrme- kophilen und termitophilen Arthropoden. Mit Angabe der Lebensweise und mit Be- schreibungen neuer Arten. 231 Seiten. Berlin, Verlag von Felix L. Dames. Preis Mk. 12,—. Die Wechselbeziehungen, die zwischen den Ameisen, beziehentlich den Termiten, und ihren fremden Gesellschaftern in allen Erdteilen ob- walten, bilden in der That eines der reich- haltigsten und dankbarsten Forschungsgebiete der Biologie. Schon die abenteuerlichen Formen der Fühler, des Halsschildes, des Hinterleibes und andere Eigentümlichkeiten des morphologischen Baues, die bei vielen Ameisen- und Termitengästen sich finden, lassen gewiß mit Grund vermuten, daß hinter diesen Bildungen interessante biologische Rätsel verborgen liegen, und die thatsächliche Beobachtung hat diese Vermutung auch bereits für eine Reihe von Fällen bestätigt. Es ist das Verdienst Wasmanns, dem wissenschaftlichen Studium dieser Wechsel- beziehungen durch seine Arbeit eine feste Unterlage geschaffen zu haben, eine Arbeit, deren Ziel es ist, genau festzustellen, bei welchen Arten von Wirten die einzelnen Gast- arten gesetzmäßig vorzukommen pflegen. Die Schwierigkeit, die überaus zerstreuten Notizen (das Litteraturverzeichnis umfaßt 57 Seiten!) zu sammeln und zu sichten, ist nicht zu ver- kennen; um so höher ist daher das Werk zu schätzen, dessen sorgfältige Durchführung die gesamte Fachpresse rühmend anerkannt hat. Die Thatsache der gesetzmäßigen Symbiose zwischen Ameisen (bezw. Termiten) und Arthropoden fremder Arten ist zur Grundlage für die Erwägung genommen, welche Arten in die Behandlung einzubegreifen seien. Für einschlägige Studien ist das Werk durchaus unentbehrlich. Schr. Für äls TREREOR: Das, mn. Nena Die Verbreitung der Lepidopteren. Die Verbreitung der Lepidopteren. Von Dr. Prelın. Der bekannte englische Naturforscher Wallace teilt die Erdoberfläche in sechs tiergeographische Regionen ein, die von- einander durch ihre eigentümlichen Faunen auch die der Schmetterlinge — unter- schieden sind, Faunen, die durch klimatische Verhältnisse (Wärme, Kälte, Feuchtigkeit) und durch Isolierung ihrer Verbreitungs- bezirke infolge von schwer oder gar nicht zu überschreitenden Grenzen (Meere, hohe Gebirge, Wüsten) voneinander abweichen. So vermöcen exotische Tagfalter bei uns gedeihen vermögen, haben den Weg nur mit unbeabsichtigter Benutzung der menschlichen Verkehrsmittel zurücklegen können. Natür- lich spielt auch der Umstand eine große Rolle, ob die Tiere einer Region in der anderen ihnen zusagendes Futter finden; da aber die Flora vom Klima abhängt, so hängt mittelbar auch der Falter von demselben ab. Die oben erwähnten sechs Regionen nun sind folgende (siehe die Karte): 1. diepaläarktische: ganz Europa, Nord- afrika etwa bis zum nördlichen Wende- 7 7 ES mn — m — / ef: Os DR WB oa ı/ 7 5 Na 8 i 7 I Do 14 ; v2 | j q ? x a NRZ | I an ai De SN-AMERIKA Su | EUROPA /[ o„ ASIEN h £ u SE TER & () Ki x x nicht auszudauern; die eigentlichen Berg- falter gehen nicht unter eine bestimmte Höhengrenze hinunter, weil es ihnen in der Ebene zu warm wird; manche Genera leben nur auf feuchten Torfwiesen; so trennt die Wallaces sechs tiergeographische Regionen. kreis, dann ganz Asien, mit Ausnahme von Vorder- und Hinterindien; die nearktische: Nordamerika; 3. die neotropische: Mittel- und Süd- amerika; ID Sahara zwei Regionen voneinander; so staute| 4. dieäthiopische: Afrika biszumW ende- sich zum großen Teile der Strom der kreis des Krebses nebst Madagaskar; sibirischen Einwanderung, von der später| 5. dieindo-malaische (orientalische): die die Rede sein soll, an den Gebirssketten | beiden Indien mit den Inseln Sumatra, des Kaukasus und der Karpathen; so trennt Borneo, Java, den Philippinen; endlich der Atlantische Ocean ebenfalls zwei | 6. die australische: Australien mit Neu- Regionen, und Schmetterlinge und andere guinea, Tasmanien, Neuseeland und Insekten, die hinübergegangen oder herüber- im Westen bis Lombock und Üelebes. gekommen sind, und die bei der nicht allzu- Zwischen den beiden letzten Regionen großen Verschiedenheit des Klimas wohl zu ist die Grenze die Makassarstraße. Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No.20. 1397. 306 Die Verbreitung der Lepidopteren. Diese Regionen sind, wie man sieht, Ko die horizontale Verbreitung der Lepidopteren maßgebend, doch giebt es auch solche, die sich auf das vertikale Vorkommen beziehen. Um zunächst bei ersterer zu bleiben, so ist es sehr schwer, eine sich auf die Heteroceren beziehende Aufstellung zu machen, da Faunen der Exoten hiervon noch vielfach fehlen und die vorhandenen sehr lückenhaft sind. That- sache ist, daß die Gattungen Smerinthus, Deilephila, Sphinz (convolvuli in Buropa, Afrika, auf Teneriffa, in einem Teile Asiens, die nahestehende cingulata in Nord- und Südamerika), Acherontia (atropos in Europa, sondere Genera hat, tritt die heiße mit zusammen 354 auf, wovon 50 Arten Nym- phaliden, 24 Satyriden, 18 Danaiden und ebensoviele Hesperiden sind. Manche Arten sind äußerst weit verbreitet, so findet sich z.B. Vanessa cardui in Europa, Ägypten, Nubien, Abessinien, Sierra Leone, auf St. Helena, am Kap, in Arabien und Kaschmir, am Himalaja, in Bengalen, auf Java, am Altai, in Ohina, Neuholland, Neuseeland, auf den Sandwichinseln, in Oayenne, Brasilien, Mexiko, Nordamerika, Neufundland und Neuschottland, also in der ganzen Welt, mit Ausnahme der Tropen; so findet ferner Forbes China, Afrika, sty&inmÖstindien und aufCeylon, | zu seinem großen Erstaunen eine Phragmatoe- satanas auf cia casta- Java) neae bei spärlich in Muara - Dua Europa, auf Sumatra, reichlicherin M und die Eule Asien, noch PP Leucanid zahlreicher SS extranea in Nord- FF kommt in amerika und 7: Mittel- und am häufig- Südamerika, sten in den Tropen vor- handen sind, aber auch in England und auf Madeira während die vor; ferner Gattungen ist Plusia Macroglossa, chalcytes ın die Südeuropa, Sesiiden, auf den Ca- Plusien naren, in und Eupi- Afrika und thecien in ES Madagaskar Europa zur Tertiärzeit. ° a allen heimisch, Regionen vorkommen. Der Alten Welt allein eigentümlich sind die Catocalen, welche namentlich in Amerika zahlreiche Vertreter haben (concumbens, cara, amatrix, innubens, androphila u. Ss. w.; als nordamerikanisch führt Staudinger allein 48 Arten an), und die Zygäniden. Von Tagfaltern sind in allen Weltteilen verbreitet die Saty- riden, Pieriden, Papilioniden, Nym- phaliden, Hesperiden, Danaiden und Libytheiden; von den beiden letzten Gattungen weist die paläarktische Region nur je einen Vertreter auf (Dan. chrysippus und Libyth. celtis). Sehr verschieden ist auch die Anzahl der Arten: während z. B. die gemäßigte Zone zusammen nur 26 be- Plus. eircumflexa aber in Rußland, Klein- asien, den Canaren und in Südafrika; ferner sind Exemplare von Xanth. graellsii bekannt aus Südspanien, Afrika und Ostindien. Was Europa betrifft, so nimmt man im ganzen etwa 450 Arten Tagfalter an, wovon auf unser Vaterland 281 kommen. Nach Norden hin nimmt die Artenzahl ab; so hat z. B. Finnland 87, Lappland 61, Grönland 26, die Faröer 15 Arten von Schmetterlingen über- haupt (Van. cardui, Hep. humuli, 6 Eulen, 5 Spanner, 2 Schaben), das Nordkap 10, Spitzbergen nur noch eine Art. In Gebirgen ist die Zahl der Rhopaloceren am größten; so weist Tirol 168, die Schweiz 164 Arten auf; nach dem Meere zu vermindern sie Die Verbreitung der Lepidopteren. 307 sich; England hat 70, Schottland und Irland | hospiton, Argyn. elisa, Sat. neomiris, Epineph. nur noch die Hälfte. Geradezu ungeheuer | nurag, Coenon. corinna, Ocnog. corsica u.8.w.: ist die Zahl der Arten und die Häufigkeit | auf Korsika allein sind zu finden: Ses. corsica, der Exemplare in den Tropen. Bates, man könne bei Para in Südamerika bei einem Spaziergange durch die Stadt 700 verschiedene Species fangen, und an einer anderen Stelle bemerkt er: „Am Dienstag sammelte ich 46 Stück von 39 Species, am Mittwoch 37 von 33 Species, von welchen 27 von denen des vorigen Tages verschieden waren“, und wiederum: „Bei Aveyros fing ich im Umkreis von einer halben Stunde 300 Species“. Wallace macht eine ähnliche Bemerkung, indem er So sagt | Oucul. scrofulariphaga, Org. rupestris, Ellop. pinicolaria, Carad. selinoides und variabilis nebst anderen. Nur auf Sicilien finden sich z.B. Melan. pherusa, Org. ledereri, Orchod. torrida, nur auf Kreta: Leucan. herrichi. Äußerst interessant sind in dieser Beziehung die Inseln des malaischen Archipels; so besitzt Java von 70 Arten Nymphaliden 23 ihm eigentümliche, auf Borneo ist dieses Verhältnis wie 52:15, die Molukken haben 520%, die Philippinen gar 66% nur auf ihnen vorkommende Papilioniden und Pieriden. meint, man Am auffal- könne 20 bis lendsten 30 Arten täg- steht darin lich fangen die Insel und an sehr Celebes da, glücklichen die zur Tagen 100. australi- Bei Egna er- schen Region beutete der gehört, aber oben ge- einen der nannte isoliertesten Forscher im Teile des ganzen 990 ganzen Species, wo- Archipels runter 18 bildet; von Papilio- 24 auf ln: Arten, im vorkommen- Umkreis von den Arten zehn Minuten von Papilio- von seinem niden sind 18 Hause. 2 EHE nur hier zu Auffallend le ol finden, also ist die Erscheinung, daß auf Inseln sich viele eigentümliche Species vorfinden, die man sonst nirgends trifft. Es scheinen auf solchen ganz besondere lokale Ver- hältnisse, deren Gründe uns unbekannt sind, die Falter zu beeinflussen; möglich ist auch die Annahme, daß Falter anderer Lokalitäten auf die betreffende Insel ver- schlagen wurden, sich mit den einheimischen vermischten, diese dann wieder untereinander, so daß zuletzt eine Verwischung der Unter- schiede, eine Abänderung in Farbe und Form. eine neue, „gute“ Species entstand. In Europa sind in dieser Hinsicht besonders die Inseln Korsika und Sardinien bekannt; so kommen auf ihnen allein vor: Pap. genau 75%, von 30 Pieriden sind ihr 19 eigen- tümlich, also fast 2/3, von 48 Nymphaliden 35, also ebenfalls 75%. Ganz merkwürdig ist ferner die Erscheinung, daß die Papilioniden und Pieriden dieser Insel in ihrer Mehrzahl in der Flügelform darin abweichen, daß die vorderen Schwingen entweder nahe ihrer Basis einen Winkel bilden, als wäre an dieser Stelle ein Knick vorhanden, oder dab sie stark gebogen oder etwas hakenförmig oder an der Spitze ausgezogen erscheinen, lauter Eigentümlichkeiten, welche die Falter auf den ersten Blick von denen aus irgend einem anderen Teile der Welt unterscheiden. Eine Erklärung dieser Thatsache zu geben, ist schwer, und doch muß irgend eine 308 Die Verbreitung der Lepidopteren. a Ursache diese Bildung bewirkt haben. Es | Bis etwa 3000 Fuß: Rhodoc. rhamnt. scheinen also auf isolierten Inseln die Lebens- bedingungen manchmal sehr günstig zu sein (Celebes, Java u. s. w.), manchmal aber auch weniger als auf dem Festlande; so stehen z. B. nach Christ fast alle Arten auf Teneriffa ihren kontinentalen Stammesgenossen gegen- über im Nachteil da in Bezug auf ihre körperliche Ausbildung. England zeigt die Thatsache, daß viele der ihm eigentümlichen Varietäten dunkler sind; ich führe nur an: Lup. haworthii var. hibernica Stph., Misel. oryacanthae var. capucina Mill. Boarm. abietaria var. sericearia Curt. Bezüglich des senkrechten Vorkommens der Falter in Deutschland und der Schweiz — in England geht der dürftigen Vegetation wegen keiner über 1000 m hinauf, während in den Alpen einzelne Species sogar über der Grenze des ewigen Schnees auf kleinen Oasen leben — stellt Speyer folgende fünf Regionen auf: 1. bis zur Grenze des Walnußbaumes mit 900 Arten; 32. bis zur Grenze der Buche mit 527 Arten; 3. bs zur Grenze der Fichte mit 212 Arten; 4. bis etwa zur Höhe von 2200 m mit 97 Arten; 5. bis zur Schneeregion und darüber mit 36 Arten. Manchmal findet man sogar mitten in der Einöde der Gletscherwelt in bedeutender Höhe ohne Mühe von irgendwelchem Pflanzen- wuchs Falter; diese aber sind dann vom Winde mit emporgerissen worden. Man sieht aus dieser Zusammenstellung, daß mit jeder dieser vertikalen Regionen nach oben hin die Artenzahl sich durchschnittlich um etwas mehr als die Hälfte verringert. In außereuropäischen Gebirgen steigt die Tier- welt auf noch bedeutendere Höhen, so wurde Parn. nordmanni im Kaukasus noch bei 14000 Fuß Höhe erbeutet, und im Himalaja fliegen Parnassier gar noch in der Höhe von 15000 Fuß, und auf Sumatra traf Forbes nahe dem Gipfel des Tengamus in 7200 Fuß Höhe eine Menge Schmeißfliegen, einige Bienen, aber auch ein paar Schmetter- linge. Um noch einmal auf die Alpen zurückzukommen, fliegen, wenn wir einzelne Arten anführen: >10] ” ” 3800 ” »» 4000 „ Pap. podalirius. Melan. galathea, Argyn. dia, paphia, adıppe. » »..4500 „ Arg. pales, Melan. ceyn- thia, aurinia var. merope Prun. 5500 Tencoph. Sinamis: se, 26000 EDor: Fapollo,. 3@oenor: pamphilus. ur 6500 1, 3 Coenon. arcanid var: satyrion Esp. ae SEL000 Ee Preb Maethroms en 750050,° Yoreb.inepiphronsa Anthe belia var. simplonia Ferr. » „8000 „ . Col. hyale, Parn. delius, Ereb. lappona, tyndarus u. einige andere Mohren- falter. 9500 „ Pier. callidice. » „10000 „ Erebia glacialis. Wenn man sich nun die Frage vorlest: Wie verhält es sich mit dem Zustande- kommen und der Zusammensetzung der heutigen Lepidopteren-Fauna von Europa”, so ist folgendes festzuhalten: Zur Tertiär- zeit war das Klima unseres Erdteils viel milder, und die damals vorhandenen Schmetterlinge zeigten ein weit südlicheres Gepräge als heute, denn unter den erhaltenen Abdrücken von solchen aus dem Tertiär (siehe „Illustrierte Wochenschrift für Ento- mologie“, Bd. I, S. 76) finden sich Formen, die der heutigen tropischen Art Brassolis ähneln, ferner sind Reste von Equitiden, Danaiden und Nymphaliden bekannt. Auch die Form von Europa war zu jener Zeit eine andere: Gegen Osten schloß ein gewaltiges Binnen- meer, das vom Eismeer bis zum Ägäischen und bis in die Gegend von Wien reichte, und dessen Reste das Kaspische Meer und der Aralsee sind, den Kontinent gegen Sibirien ab; im Süden hing Afrika an der „ „ jetzigen Meerenge von Gibraltar mit Spanien zusammen, und Kleinasien war mit Griechen- land durch einen festen Landstrich ver- bunden, dessen Überbleibsel die Inseln des Äoäischen Meeres darstellen; auch existierte wohl die Meerenge der Dardanellen noch nicht, und die Sahara bildete ein gewaltiges Meeresbecken (s. Karte). Als nun im Laufe der Eiszeit das nordische Binneneis sich von den Gletschern Skandinaviens nach Einiges über Konservieren der Insekten. 309 Süden bis zur Rheinmündung, zum Harz, Riesengebirge und in Rußland bis südlich von Kiew und bis zum Uralgebirge nach Osten ausdehnte, auch die Gletscher Eng- lands mit demselben zusammenstießen, als ferner die Eismassen der Alpen von Lyon im Westen bis München und Wien nach Norden und Osten vorgedrungen waren (s. Karte), ferner die kleineren Gebirge, Vo- gesen, Schwarzwald, Tatra, Karpathen, bedeu- _ tende Gletscher in die Ebene sandten, da zogen sich nach Hofmanns geistvoller Arbeit (Die Isoporien der europäischen Tagfalter) vor der zunehmenden Kälte die Falter nach Süden zurück, der einzigen, offenen und die nötige Wärme darbietenden Gegend, und zwar teils nach Nordafrika, teils nach Griechenland — Kleinasien; nach Westen und Osten versperrten ihnen Meereswogen den Weg. Wie lange Zeit dieser Zustand schiedensten, weit getrennten Gebirgen oder nur in nördlichen Gegenden vorkommen; so findet man z. B. Parnass. apollo an ver- schiedenen Stellen (Alpen, Jura, Thüringen), ebenso P. delius (Alpen, Ural), P. mnemosyne (Riesengebirge, Harz, Pyrenäen, Alpen), Lye. donzelii (Gebirge Spaniens, Rußland, Skandinavien), Breb. manto (Alpen, Pyrenäen, Ungarn), E. lappona (Alpen, Pyrenäen, höchste Spitzen Labradors), Arg. thore (Alpen, Lappland), Ereb. ligea (Vogesen, Alpen, Livland, Lappland), Arct. flavia (Alpen, Engadin, Altai), A. quenselvi (höchste Alpen, Lappland, Labrador), Haden. glauca (Alpen, Gebirge Belgiens und Frankreichs, Lappland), Bist. lapponarius (Ober-Engadin, Lappland), Geoph. serotinaria (Alpen, Ural) und so weiter. Nach Norden haben sich zurückgezogen die Gattung Oeneis, von der jutta, tarpeia, norna, bore nur im nörd- anhielt, wissen wir nicht. Da aber auf Erden | lichsten Europa vorkommen, während allein nichts ewig ist als der Wechsel allein, so hob sich endlich die Durchschnittstemperatur, (das Bis begann zurückzuweichen, das große Binnenmeer verschwand, der Raum zwischen nordischem und Alpeneise wurde größer, die Futterpflanzen rückten in diesen Raum ein und mit ihnen die Falter, und zwar wohl zunächst solche, die nur eine geringere Wärme beanspruchten. Nicht unmöglich ist es aber auch, daß sich gewisse, nicht nach Süden ausgewanderte Arten an die niedere Temperatur akklimatisiert hatten (an Pflanzen waren vorhanden: verschiedene Weidenarten, die Zwergbirke, Knöterich, Silberwurz, Bärentraube, Gräser). Wie dem auch sei — als die durchschnittliche Jahreswärme zu- nahm, zogen sich diese Arten in das kühlere Gebirge (sog. Bergfalter) oder in den kühleren Norden zurück und wurden dann durch die ihnen nicht zusagende Wärme der Ebene an weiterer Verbreitung ge- hindert. So erklärt sich ganz einfach die auf den ersten Blick merkwürdige That- sache, daß gleiche Falter auf den ver- y — — Ste ——— aello in die Alpen Tirols und der Schweiz hinaufgewandert ist, ferner Arct. festiva (Lappland, Labrador), Plus. parilis, COidar. frigidaria, Anart. bohemanni und andere, wozu von Tagfaltern noch Col. hecla, Erebia embla, disa, Syricht. centaureae und andro- medae gehören. Namentlich reich an solchen Wärmefeinden sind die Alpen, die allein 23 nur auf ihnen vorkommende Arten von Tag- faltern aufweisen, nämlich 19 Erebien und außerdem noch Col. phicomone, Melit. asteria, Oen. aello, Syricht. cacaliae. Die geringe Anzahl von eisentümlichen Rhopaloceren im Norden erklärt sich aus dem Umstande, daß Skandinavien erst viel später eisfrei wurde. Diese ganze sibirische Einwanderung ging natürlich ganz allmählich vor sich, dauerte Jahrtausende und wurde hauptsächlich von den herrschenden Polarwinden getragen. Daher kommt es, daß die Sibirier der Artenzahl nach von Nordosten nach Süd- westen hin abnehmen. Zugleich mit diesem großen Zuge fand auch eine Rückwanderung von Nordafrika und von Kleinasien statt. (Schluß folgt.) Einiges über Konservieren der Insekten. Von Prof. Über Konservieren der Insekten war|erlaube mir, in der „Illustrierten Wochenschrift Entomologie“ schon öfter die Rede. für Ich Karl Sajo. meine diesbezüglichen Er- fahrungen ebenfalls mitzuteilen. Insekten, die aus meiner Sammlung stammen, sind 310 wohl in sehr großer Zahl in entomologischen Kreisen verbreitet. Von meinen älteren Korrespondenten ist leider eine große Zahl schon nicht mehr am Leben. Doch giebt es immerhin noch etwa 40—50 Herren von der jetzt lebenden Generation, denen meine entomologischen Objekte wohl bekannt sind. Ich muß aber gestehen, daß die Entoma, die in meiner Sammlung und Sendung so aussehen, als wären sie vor etwa zehn Tagen eingetragen worden, zum großen Teile schon 10 bis 20, ja manche sogar 24 Jahre alt sind, ohne daß sie wirklich gealtert wären. Ich glaube nicht, daß meine Aufbe- wahrungsweise viele Anhänger finden wird; denn man hängt im allgemeinen sehr söark am Althergebrachten und wendet sich schwer zu etwas Neuerem. Ich habe aber seit Jahr- zehnten, wobei ich bedeutendes Reugeld ge- zahlt, sehr verschiedene Verfahren versucht und bin endlich definitiv bei meinem jetzt befolgten stehen geblieben. Ich benutzte Insektenkästen mit Schub- fächern. Dabei litten die Insekten durch das Rütteln gar zu bedeutend. Durch keinerlei Kunstgriffe konnte es vermieden werden, daß die Fächer glatt und ohne jedes Hinder- nis aus und ein gegangen wären; und min- destens Staubläuse fanden ihren Weg doch immer hinein, hin und wieder auch Feinde größeren Kalibers. Bemerkte ich nun eine Infektion, so hatte ich meine liebe Mühe mit der Desinfektion. Beim Umziehen zer- brach man mir einmal einige Glasdeckel; mankannsich denken, was mit der Kollektion geschah, die den Schauer der Glasscherben auszuhalten hatte. Ich versuchte dann einfache und Doppel- kästen, auch in Buchform, wohlweislich ohne Glas! So sehr ich die Wohlthaten der Glasindustrie zu schätzen weiß, kommt in meine Sammlung doch nun und nimmermehr eine Glasscheibe herein. Was ich aber auch machen mochte, den Schimmel, von feuchten Lokalitäten herrührend, konnte ich doch nicht ausschließen. Jetzt habe ich freilich vom Schimmel nichts mehr zu fürchten, denn ebensowohl meine Stadtwohnung, wie meine Sommerwohnung, letztere auf einem trockenen Sandhügel gelegen, sind von diesem Übel verschont. Anders verhielt sich jedoch die Sache in der regnerischen Gegend von Einiges über Konservieren der Insekten. Ungvär, am Fuße der Karpathen, wo die mit Pilzefflorescenzen bedeckten Sammlungs- exemplare, wenn man nicht fortwährend mit Benzinwaschungen dahinter war, gar bald mehr Miniatur-Kätzchen als Insekten ähnlich sahen. Dazu kommt noch, daß einmal mit Schimmel behaftete Stücke, wenn auch oberflächlich gewaschen, gar bald wieder schimmelig werden. An ein Imprägnieren mit Giftstoffen konnte ich kaum denken. Das geht wohl mit Käfern, aber an ein Sublimatbad kann man bei Dipteren oder bei lang behaarten Hymenopteren doch nicht denken. Übrigens hatte ich auch Kinder im Hause; da ist es immer besser, kein Gift in den Wohn- räumen halten zu müssen, denn es kommt doch mitunter vor, daß man zerstreut ist und hin und wieder an die gefährliche Ware außerhalb des Schrankes vergißt. Aus diesem Grunde habe ich auch das Cyankalium aufgegeben, denn die weißen Stangen sind gar zu sehr dem „Gerstenzucker“ ähnlich, und nicht bloß Kinder, sondern auch nasch- hafte Mägde können sich leicht versucht fühlen, so eine schöne Ware zu kosten. Anstatt Cyankalium benutze ich jetzt durchweg Benzin zum Töten der Insekten. Nur Lepidopteren werden mit einer in Tabaklaugenextrakt getauchten Nadel nar- kotisiert. Alles übrige kommt in Gläser, zwischen Papierstückchen. Hin und wieder wird ein in Benzin getauchtes Stückehen Papier ins Sammelglas gegeben. Meine Sammelsläser sind alle groß, geräumig, mit breiter Mündung und geschliffenem Glas- stöpsel. Für Exkursionen, wo auch Hymen- opteren, Dipteren gefangen werden, sind nur solche Gläser zweckmäßig. Enge Sammel- flaschen taugen nur für Üoleopteren und Hemipteren. Und nun vom Konservieren! Ich be- wahre das Sammelergebnis auf zweierlei Art: 1. unpräpariert, 2. präpariert. Im Mai und Juni fängt man, namentlich hier zu Lande, so viele Insekten an einem einzigen Vormittage, daß deren Präparation wohl fünf bis sechs Tage hintereinander erfordern würde. Ich präpariere daher in erster Linie die Dipteren, Orthopteren und Neuropteren, desgleichen die heikligeren, namentlich behaarten Hymenopteren. Alles andere wird in Papier gewickelt. Einiges über Konservieren der Insekten. all Ich habe eimige meiner Tauschfreunde auf den Gebrauch solcher Papierhülsen aufmerksam gemacht. Obwohl diese Art des Konservierens unübertrefflich ist, wenn man sie nämlich ordentlich durchführt, so scheint sie doch keine Jünger gefunden zu haben. Einige meiner Bekannten haben für mich Insekten in Papier gewickelt aufbewahrt und zugesendet. In der Folge habe ich aber aufgehört, ähnliche Wünsche auszusprechen und nehme jetzt lieber präpariertes Zeug oder Weingeistexemplare, obwohl Alkohol für entwickelte Insekten eine sehr unzweck- mäßige Konservierungsflüssigkeit ist, die nur im Notfalle angewendet werden sollte. Ich will nun meine Papierhülsen be- sprechen, da ich bis jetzt nichts Vorzüg- licheres gesehen und selbst versucht habe. Hat man eine Exkursionsbeute vor sich auf einem Bogen weißen Papiers, so wird man die Insekten zuerst sortieren. Viele Ento- mologen benutzen zu diesem Zwecke Pincetten aus Metall; eine sehr üble Gewohnheit, die schon viele schöne Insektenexemplare ver- dorben hat! (Freilich werden dann solche eingedrückte Stücke mit brüchigen Flügel- decken und Halsschild den Herren Tausch- freunden zugeschickt). Man sollte die Insekten gar nie mit Pincetten aus Metall fassen, sondern immer nur mit kurzen, breiten Papierpincetten. Solche schneidet man sich selbst aus abge- nutzten Spielkarten, die man in der Mitte (quer) einbiest, so daß die zwei Hälften nebeneinander kommen, und nun schneidet man die beiden Seiten schief ab, so daß man eine kurze, breite Pincette in der Hand hat. Sie besitzt einige Tage hindurch ge- nügende Elastizität, so daß ihre Arme, wenn sie nicht mit den Fingern zusammengehalten werden, sich von selbst wieder öffnen. Ist dieses kleine, nichts kostende Werkzeug verbraucht, so schneidet man sich ein anderes Blättehen zu — die Herstellung dauert nur einige Minuten. Auch Visitenkarten können dazu verwendet werden. Mit solchen Pincetten können die allerzartesten Tiere, selbst die Microhymenopteren und auch die Capsiden (unter den Hemipteren) gut und sicher gefaßt werden. Es ist mir noch nie vorgekommen, daß dabei ein noch so zartes Objekt lädiert worden wäre. Seit 14 bis 15 Jahren habe ich überhaupt keine Pincette aus Metall zu solchen Zwecken verwendet. Aus Weingeist nehme ich die Insekten mit kleinen Gabeln heraus, deren Aste am Ende zurückgebogen sind. Mit solchen kleinen Papierpincetten wird also die Beute sortiert. Hat man genügende Zeit, so kann man das Sortieren bis zu den Arten durchführen. Wenn das nicht möglich ist, so geht man mit dem Abteilen wenigstens bis zu den Familien (z. B. Curculioniden, Oarabiden u. s. w.) und giebt sie in separate Häufchen. Ist dies geschehen, so werden die Häufchen in Papierhülsen geschlossen. Man reißt zu diesem Zwecke ein beiläufig viereckiges Stück von weißem Filtrierpapier (hat man solches nicht bei der Hand, so ist gewöhnliches, bedrucktes Zeitungspapier auch verwendbar, nur kein geleimtes Schreibpapier!) und wickelt eine Partie Insekten ein. Von größeren Insekten giebt man ein bis zwei Exemplare in eine Hülse, von mittelgroßen 10 bis 20, von Minutien auch 60 bis 100. Man macht die Hülsen beim Einwickeln weder ganz cylindrisch, noch sehr flach, sondern etwa eine Mittelform, deren Durch- messer eine dem Kreise nahe stehende Ellipse ist. Die Insekten müssen durch das Papier so umfangen werden, daß dieses sie nicht drückt, aber auch nicht hin und her rollen läßt. Das ist eben die schwache Seite der meisten Entomologen. Manche drücken sogar die COhrysomeliden mit der Hülse platt, andere lassen sie ganz lose, so daß die herumfallenden Insekten einander Tarsen und Fühler abbrechen. Das klingt beinahe unglaublich, und doch ist es so. Es ist eben eine psychologisch inter- essante und merkwürdige Sache, daß in der entomologischen Praxis selbst die am aller- leichtesten zu erfüllenden Erfordernisse so oft außer acht gelassen werden. Man nehme die Hülsen immer doppelt, das heißt, man umwickele die Insekten zuerst vier- bis fünfmal mit dem einen Papier, drehe die Enden zusammen, drücke sie zu- sammen und biege die Spitzen derselben zurück. Dann nehme man ein zweites, etwas größeres Stück Papier, umwickele damit die erste Hülse ebenfalls drei- bis viermal, zer- knittere und drücke die Spitzen so, dab kein Anthrenus oder dergleichen hinein- kommen kann. Auf die zweite Hülse muß, 312 Einiges über Konservieren der Insekten. noch vor der Anwendung, mit Bleistift der Inhalt, Fundort und das Datum ver- zeichnet werden. Ich muß betonen: mit Bleistift! Denn die Tinte verbleicht, namentlich in der Sonne, mit der Zeit so, daß es unmöglich wird, diese Notizen zu lesen. Graphitschrift hält aber aus. Es kommen Fälle vor, wo man die ganze Ex- kursionsbeute, ohne eigentlich zu sortieren, in fünf bis sechs größere Hülsen schließen muß, namentlich, wenn man am anderen Tage eine Reise vor hat. Nun kommt noch eine wichtige Sache: das Trocknen! Ich benutze zu diesem Zwecke ein Fenster an der Sonnenseite; das Fenster braucht nicht offen zu sein, ist oben ein Ventilator, so ist es um so besser, oben beschrieben habe, daß nämlich das innere wie das äußere Hülsenpapier dreifach herumgewickelt wird, so haben diese Insekten- hülsen eine bedeutende Elastizität und Wider- standskraft und werden nie platt gedrückt. Nun hat man weiter keine Sorge mehr, als daß man vierteljährlich einmal in die Büchsen Benzin und Schwefeläther gießt, eventuell auch etwas Karbolsäure — die letztere aber nur auf die Baumwolle. Ich habe so hergerichtete und aufbe- wahrte Hülsen sogar aus den ersten 70er Jahren (1871 und 1872). Auf manchen stehen Fundorte, die bereits seit zwei Jahrzehnten nicht‘ mehr vorhanden sind: Eichenwälder, die seitdem vollkommen gerodet und in Äcker umgewandelt wurden; ferner die vor- obwohl man auch diesen entbehren kann. | maligen großen Steppen-Hutweiden, an Stelle Ich benutze den Raum zwischen den inneren und: äußeren Fenstern und häufe die Hülsen dort lose übereinander. Haben sie zur Sommerzeit dort drei bis vier Wochen hin- durch gelegen, so kann man sie als getrocknet betrachten, und nun werden sie in größere Tüllsäcke gegeben und — wenn der be- treifende Raum mäusefrei ist — auf Nägel an der Wand des Laboratoriums aufgehängt. Ist der Sommer vorüber, so schichte ich die Hülsen in viereckige, gut schließende Blechbüchsen übereinander, die würfel- förmig sind und in jeder Richtung etwa 23 bis 24 cm innere Lichtung haben. Bevor ich die Büchse, weiche aus gutem, starkem, widerstandsfähigem Blech gemacht sein muß, schließe, werden je etwa vier EBlöffel voll Benzin und Schwefeläther hinein- geschüttet, welche Flüssigkeiten durch die Hülsenpapiere begieris eingesogen werden und erst nach Tagen nach und nach sich verflüchtigen können. Auf ein Stück Baum- wolle wird noch — in feuchten Gegenden — etwas chemisch reine, in rektifiziertem Alkohol aufgelöste Karbolsäure gegossen und die so imprägnierte Baumwolle oben auf die Hülsen gelegt und nun die Büchse ge- (Natürlich darf von der Karbol- säurelösung nichts auf unsere Haut kommen, denn sonst giebt es Brandwunden.) Da in einer solchen Büchse etwa 15 bis 18 Lagen Hülsen übereinander geschichtet sind, wäre es unliebsam, wenn die unteren durch das Gewicht der oberen platt gedrückt würden. Wird so verfahren, wie ich es schlossen. welcher heute Winde wogen. Es ist ein eigentümliches Gefühl, wenn man so eine alte Hülse in die Hand nimmt, magere Roggenähren im ‘mit der Aufschrift: „Kis-Szent-Miklös, 1872, 25. Mai, Eichenwald-Lichtung“. Es war eine Exkursion in fröhlicher Gesellschaft, deren Mitglieder, damals noch in frischer Jugend, heute mit ergrauten Haaren jener seit einem Vierteljahrhundert dahin geschwundenen gol- denen Tage sich erinnern. Das Hülsenpapier selbst ist vergilbt, aber der Inhalt — ich weiß es — hatsich während der verflossenen 25 Jahre nicht verändert. Ich lege morgens die alte Beute auf nassen Sand, dem auch einige Tropfen Karbolsäure zugegeben werden, und nachmittags haben sich die Insekten so weit erweicht, daß ich die Hülse öffnen kann. Welch schöne Sachen! Hier noch einige Rhynchites giganteus, die von dem großen, wilden Birnbaume, gesegneten An- denkens, heruntergeklopft worden sind. Eine ganze Schar von Rhynchites aeneovirens, die damals die jungen Eichenschosse bevölkerten. Und siehe da, auch noch eine verspätete Amara saphyrea, wahrscheinlich an einem schattigen Abhange gefunden. Alle diese Arten sind heute aus meiner Gegend — samt der urwüchsigen Vegetation — ver- schwunden und verschollen. Einige Dutzend anderer, mehr oder weniger interessanter Arten sind dabei, und alles so frisch, so rein, — so jung! Wahrhaftig, wenn es einmal die Wissenschaft dahin bringen würde, daß wir unser eigenes Ich so intakt und so jugend- Dre Einiges über Konservieren der Insekten. 313 lich konservieren könnten, wie es mit diesen Hülseninsekten der Fall ist, das wäre freilich so viel, wie der „Stein der Weisen“ in op- tima forma. Die unvergeßlichen Bilder der Jugend ziehen vor meinem geistigen Auge vorbei, indem ich die interessante Beute mustere; die schönen, üppigen Gruppen von Quereus pubescens, von wilden Birnen, die beinahe undurchdringlichen, aber von oben von einer südlichen Sonne erhitzten Weiß- dorn-, Schlehdorn- und Berberitzensträuche, an deren Stelle jetzt Kartoffeln wachsen und mißmutiger Wind den vom Humus inzwischen beinahe beraubten Quarz dahintreibt. Übrigens ist das die alte Klage der Naturhistoriker, die in Ländern mit fort- schreitender oderfortgeschrittener Civilisation zu leben haben. Man ist versucht, zu glauben, daß die Verhältnisse, die man heute unter dem Namen „Kultur“ zu verstehen pflegt, mehr Verwüstendes als Bauendes mit sich führen. Nun noch einige Worte darüber, wie ich meine präparierten Insekten aufbewahre. Auch diese kommen in die bereits be- schriebenen Blechbüchsen. Zu diesem Zwecke lasse ich mir ganz einfache Kartons aus sogenanntem „Holzdeckel“ (aus Holz fabri- zierter Pappendeckel) machen. Diese Kartons haben eine Höhe von 4,8 cm und eine Breite und Länge von 20—22 cm. Das Hundert kostet mich 10 Mk. Innen sind sie mit Torf ausgelegt und mit Papier gut verklebt. Von diesen äußerst leichten und billigen Kartons haben gerade je fünf Stück in einer Blechbüchse übereinander _sehr bequem Platz. Auch in diese Büchsen kommt jährlich zwei- bis dreimal Äther und ‘ Benzin, einfach hineingeschüttet, und, wo Schimmel zu befürchten ist, außerdem noch ein wenig chemisch reine Karbolsäure. Der „Holzdeckel“ saugt diese Ingredienzien ein, die, wenn sie rein sind, keine Spuren zurücklassen. Natürlich müssen die Blechbüchsen, so- lange der Äther und das Benzin nicht ver- raucht sind, aus dem Wohnzimmer hinaus in die Kammer oder auf den Boden wandern. Hat jemand einen Balkon am Hause, so ist dieser ein sehr geeigneter Ort für diese Zeit. Auch ist es gut, nach Hineinschütten der Desinfektionsflüssigkeiten die Büchsen auf ein bis zwei Tage umgestürzt zu stellen. In eine so verwahrte Sammlung kommt gewiß kein Feind hinein. Bekommt man Insektensendungen aus fremden Händen, so werden sie auf diese Weise sehr bequem desinfiziert. Meine Kartons haben noch den Vorteil, daß, wenn hin und wieder einer derselben zu Boden fällt, das Unglück niemals so groß ist wie bei Kästen aus Holz. Als ich noch Cigarrenkästen hatte und einen derselben unglücklicherweise fallen ließ, so hatte ich immer beinahe die Hälfte des Inhalts zu betrauern. Die Pappenkartons mit ihren weicheren oder elastischeren Ecken verursachen beim Fallen niemals eine so große Erschütterung wie das harte, spröde Holz. Bei Gelegenheit eines Umzuges ge- staltet sich die Sache sehr einfach. Unten am Boden der Blechbüchse kommen einige abgerissene und zerknitterte Papierstücke, desgleichen je eines auf jede Seite eines jeden Kartons und obenauf auf dem fünften Karton wieder einige. Wird nun die Büchse geschlossen, so sitzen die Kartons elastisch, aber fest darin. Muß der Umzug mittels Bahn geschehen, so giebt man die Blech- büchsen zu 20 bis 24 Stück in große Holz- kisten zwischen Heu und kann vollkommen versichert sein, daß kein Insekt weder an Fühlern, noch an Tarsen einen Schaden erleiden wird. Nur die größeren Stücke (Melolontha, Oryctes etc.) und überhaupt solche, die an den Nadeln nicht fest gespießt sind und sich rechts oder links drehen würden, müssen beiderseitig mit Nadeln be- festist werden. Nicht der allerletzte Vorteil des be- schriebenen Modus ist seine Billiskeit. Ich will eine kleine Berechnung machen. Ich nehme den Fall an, daß jemand eine Samım- lung von präparierten Coleopteren, Hymen- opteren, Dipteren und Hemipteren, deren Stückzahl zusammen rund 100 000 ist, auf diese Art konservieren will. In je einem Holzdeckelkarton von der oben angegebenen Größe haben etwa 200 bis 300 Stück Insekten Platz; von Dubletten, namentlich von kleineren Arten, auch mehr. Wir nehmen im Durchschnitt 250 Stück. Wir brauchen also zur ganzen Sammlung 400 Kartons und — da fünf von diesen in einer Blechbüchse Platz haben — S0 Büchsen. Diese 80 Blechbüchsen a 2,80 Mk.*) kosten =) In der Provinz wird man sie wohl auch billiger bekommen. 314 Synonymische und kritische Bemerkungen etc. zusammen 224 Mk. 400 Kartons (das 100 zu 10 Mk.) 40 Mk. 400 Torfplatten etwa 28 Mk. Somit kann die aus 100000 prä- parierten Insekten bestehende Sammlung mit einem Kostenaufwande von zusammen (224 +40 +28) rund 300 Mk. sehr sicher und gut untergebracht werden. Da es wohl mindestens zehn Jahre dauert, bis ein Ento- molog eine solche Sammlung; zusammenbrinst, so entfallen im Durchschnitt auf ein Jahr etwa 30 Mk. Ich glaube, das kann ein jeder erschwingen. Will jemand sich den Luxus erlauben, für die Blechbüchsen Schränke anzuschaffen, so mag er es thun; notwendig ist es aber nicht. Es genügt eine einfache Stellage aus Brettern; und wer noch mehr sparen will, stellt die Büchsen zu vieren übereinander in eine Ecke des Gemaches und bedeckt sie mit einem grünen Tuche oder dergleichen. Jede Blechbüchse führt natürlich eine laufende Nummer, und ist es nötig, daß mindestens die Familien, die in jeder der- selben enthalten sind, verzeichnet seien. Nach verschiedenen Versuchen habe ich diesen Modus nunmehr seit 15 Jahren adoptiert und wünsche mir auch nichts Besseres. Synonymische und kritische Bemerkungen zu bisher nicht oder unrichtig gedeuteten Tenthreniden-Arten älterer Autoren, Linne, Scopoli, Christ u.s. w. Von Fr. W. Konow, p. Teschendorf. 30. Genus Rhogogastera Knw. 1. Die T. leucomelas Ström läßt sich nicht deuten. Die Diagnose lautet: „atra, antennis septemnodiis, abdomine lateribus albo, subtus albo-striato“. O. F. Müller und Christ wiederholen nur diese Beschreibung, offenbar, ohne das Tier zu kennen. Möglicher- weise ist die Rhogogastera pieta Klg. gemeint. 2. Mit seiner T. fulvipes meint Scopoli so unzweifelhaft die unter dem Namen Rh. lateralis F. bekannte Art, daß eine andere Deutung überall nicht möglich ist. Scopolis Beschreibung der Art ist auch so genau, wie es in seiner Zeit nur irgend erwartet werden kann, und sein Name muß deswegen der Art erhalten bleiben. 3. Die T. annulicornis Gmel. ist sicher nichts anderes als Rhogogastera viridis L. Gimelins Diagnose lautet: „pallida, anten- narum basi nigro-annulata, vertice figura ramosa, oculis, thoracis et abdominis dorso punctis conjugatis nigris“. Le Peletier dachte bei dem Worte „conjugatis“ offenbar an ein „Gespann“ und veränderte Diagnose in ungehöriger Weise. die 31. Genus Tenthredopsis Costa. an anderem Orte 1897, p. 12) von 1. Wenn ich bereits („Wiener Ent. Zeitung“, (Schluß.) der T. campestris Villers nachgewiesen habe, daß dieselbe durchaus nicht auf die unter diesem Namen bekannte ZLyda gedeutet werden darf, sondern lediglich von der Tenthredopsis scutellarıss F. verstanden werden kann, so gilt ebendasselbe von Linne selbst, denn ©. de Villers wiederholt lediglich die Linne’sche Beschreibung der T. campestris. Fabricius hat einen Gewalt- streich verübt, als er die T. campestris, deren Fühler bei Linne ausdrücklich als neungliederig bezeichnet werden („antennis septemnodiis“), unter die Lyden versetzte. Deswegen kann auch sein Name nicht an- erkannt werden, und die fragliche Lyda muß den Namen hieroglyphica Christ führen. Übrigens ist zu berichtigen, daß bei Linne die „plantae“ nicht die Hüften oder Tro- chantern, sondern die Tarsen sind. Aber in der Linne’schen Beschreibung ist zu beachten, daß auf dem Kopf ein „punctum ferrugineum ante oculos“ liegen soll, das ist ein Schläfenfleck hinter den Augen, denn Linne betrachtete seine Tierchen von hinten! Auch diese Angabe verbietet durch- aus, an Lyda hieroglyphica zu denken. Fabrieius suchte dieses punctum ferrugineum offenbar vor oder neben den Augen, und da liegt wohl bei der Lyda ein gelber, Synonymische und kritische Bemerkungen ete. 315 aber niemals ein rötlicher Fleck. — Die Tenthredopsis scutellaris F. muß T. cam- pestris L. heißen. 2. Die T. subulata Gmel. könnte allen- falls auf All. Rossii Pz. var. obesus Mocs. gedeutet werden, wenn dem nicht die An- gabe widerspräche: „antennis apice subulatis“. Es dürfte sich also um eine zufällige Färbung der Tenthredopsis campestris L. handeln, bei welcher durch Alter oder Verfärbung die mittleren Hinterleibssegmente größerenteils dunkel geworden waren. 3. Seine T. cerasi beschreibt Linne in Syst. nat., 1758, mit folgenden Worten: „antennis septemnodiis, corpore nigro, pe- dibus luteis“, ceitiert dazu Reaumur, ins,., 5., t. 12, f. 1-5, und fügt hinzu: „habitat in Cerasi foliis quae involvit ut mutetur“. Erst in späteren Ausgaben kommt das „seutellum album“ hinzu. Durch das jeden- falls ganz unrichtige Citat hat Linne viel Verwirrung angerichtet und eine sichere Deutung seiner Art fast unmöglich gemacht. Reaumur bildet am angegebenen Ort in Fig. 1—4 eine Schleimlarve ab, die in Fig. 1 „une feuille de Poirier“ skelettiert; Fig. 5 stellt das jener Larve entschlüpfte Insekt dar. Diese Abbildungen meinen ohne Zweifel das jetzt unter dem Namen Erio- campoides limacina Betz. bekannte Insekt, das polyphag ist und allerdings auch auf dem Kirschbaum vorkommt, wie denn bereits | Reaumur in Fig. 6 derselben Tafel ein Tier abbildet, das aus einer gleichen Larve ent- schlüpft war, welche „avait vecu sur -Ie ÖCerisier“*, und das, wie schon Reaumur richtig vermutete, derselben Art angehörte. Aber die E. limacina hat nie gelbe Beine, wie die T. cerasi L., und die Larve rollt | auch die Kirschblätter nicht zusammen, um sich darin zu verpuppen, sondern geht in die Erde. Das Citat ist also gänzlich inept und darf zur Deutung der Linne&’schen Art nicht verwandt werden. Vielmehr muß die durchaus passende Deutunganerkannt werden, die Fabrieius der Art gegeben hat, indem | er die Linne’sche Diagnose auf die weib- liche Varietät der Tenthredopsis Tlitterata Geoffr. (= Thomsoni Knw.) bezog, die Le Peletier T. microcephala nannte. Die Larve dieser Tenthredopsis ist jetzt nicht bekannt. aber es ist wohl anzunehmen, daß Linne wirklich eine Larve, möglicherweise auf einem Kirschbaum, erbeutete, und dab die- selbe in seinem Zuchtkasten sich in Er- mangelung eines besseren Schlupfwinkels in einem zurällig zusammengerollten Kirschblatt verwandelt hat. 4. Die T. varia Gmel. ist ohne Zweifel die weibliche Varietät der Tenthredopsis litterata Geoffr., die Fabricius dimidiata nannte, und da der letztere Name erst von 1804 stammt, so wird die Varietät 9 var. varia Gmel. heißen müssen. Gmelins Diagnose: „nigra, ore, scutello maculisque sceutellaribus (= cenchris) albis, abdominis segmentis posterioribus pedibusque ferru- gineis“, läßt eine andere Deutung nicht zu. 5. Die T. rubiginosa Drapiez ist Tenthre- dopsis litterata Geoffr. 2 var. cordata Geoffr. (= femoralis Cam.), wie auch die Ab- bildung, abgesehen von der unglücklichen Färbung, erkennen läßt. 6. DieT. lavipes Christ ist = Tenthredopsis litterata Geoffr., da Christ diesen Namen ausdrücklich auf die von Geoffroy in Hist. abreg. insect. IL, p. 281 n. 21 gegebene Beschreibung gegründet hat. Geoffroy selbst war in Benennung seiner Arten unberufenen Federn glücklich zuvorgekommen. 32. Genus Macrophya Dhlbm. 1. Die T. ligata Müller ist eine Mischart, was aus Müllers Worten sich erweist: „variat tibiis tarsisque a) omnibus nigris b) omnibus ferrugineis c) primorum ferrugineis.“ Es dürften also Dolerus pratensis 3 mit Macrophya neglecta und Tenthredopsis-Arten zusammengestellt sein. Der Müller’sche Name kann also nicht für die Macrophya neglecta Klg. gebraucht werden. Diese wird vielmehr den Geoffroy'schen Namen M. annulata führen müssen, denn bei Geoffroy kann es nicht zweifelhaft sein, daß er diese Art gemeint hat. 2. Die T. sangwinolenta Gmel. wird von Mr. Kirby auf Macrophya diversipes Schrank. gedeutet. Aber nach der Beschreibung: „atra, pedibus posterioribus sanguineis“, ' müssen mindestens die Vorderbeine oder, wie Le Peletier annimmt, die vier vorderen Beine wenigstens größerenteils schwarz sein. Es wird also vielmehr an Macrophya 4-macu- lata F. gedacht werden müssen. 3. Die Macrophya curvipes Gimmerthal ist sicher nichts anderes als ein Männchen 316 Synonymische und kritische Bemerkungen etc. von M. 12-punctata L., dem der Autor wohl beim Einfangen die Hinterschienen krumm gebogen hat. 4. Die T. rubripes Drapiez hat folgende Diagnose: „Niger, antennis extrorsum sub- crassioribus atris, labio tibiisque anticis Hlavis, femoribus rubris, tarsis nigris. — Long. 4—5 lig. (= 9—11 mm)“. Diese Be- scehreibung genügt nicht, die Art zu er- kennen, und die beigefüste Abbilduns- ist noch schlechter, denn dieselbe zeigt in beiden Vorderflügeln eine unvollkommene, lanzettförmige Zelle mit schiefer Humeral- querader, während die Discoidalquerader vor dem Ursprung des Kubitus mündet. Das stimmt nicht zusammen. Gemeint ist wahrscheinlich die Macrophya diversipes Schrnk. Drapiez, der von der Sache nichts verstand, hätte seine Hand von Neube- schreibungen lassen sollen. 33. Genus Allantus Jur. 1. Die T. bifasciata Müll., die bereits 1766 in Melanges soc. roy., Turin, IIL., p. 195 von Turin beschrieben wird, hat folgende Diagnose: „antennis septemnodiis, nigra, abdominis fasciis duabus tibiisque posticis albis. — Tota atra, segmentorum abdominis secundum et. tertium supra album, tibiaeque posticrum. Quibusdam individuiss duo puncta alba in quarto segmento.“ — Mös- licherweise hat Klug diese Beschreibung ge- kannt und dieselbe auf den Allantus Rossii Pz. deuten wollen, denn sonst wäre es nicht recht erklärlich, weswegen er für die be- reits benannte Species einen neuen Namen einführen wollte. Aber bei Rossii dürften die vorderen Schienen nie schwarz sein, und Müller würde von dieser Art auch wohl nicht „tota atra“, sondern tota nigra gesagt haben. Die Müller’sche Beschreibung nuß vielmehr von dem Allantus viduus Rossi verstanden werden, bei dem allerdings seltener eine ganze helle Binde auf dem vierten Rückensegment vorkommt — Müller zählt das erste Rückensegment nicht mit —; aber gerade von Turin besitze auch ich ein weibliches Exemplar dieser Art, bei dem die Binde des vierten Rückensegments nicht unterbrochen ist. Da der Name viduus Rossi erst von 1790 stammt, so hat der Müller'sche Name die Priorität. 2. Mit T. crassa Scop. wird wohl ebenso wie mit T. impura Scop. der Allantus albicornis F. gemeint sein müssen. Wenig- stens wüßte ich keine andere Art zu nennen, auf die Scopolis Beschreibung auch nur einigermaßen zuträfe. Diese Beschreibung ist bei beiden fast dieselbe, nur wird bei crassd betont, daß die Basis der Mandibeln und die Palpen rot (rufi) seien, und daß vor der Basis aller Schenkel eine weißgrüne Makel liege. Mit der letzteren ist möglicher- weise der dreieckige, häutige Gelenkspalt zwischen Schenkeln und Trochantern gemeint, der bei angezogenen Schenkeln nicht zu sehen ist. Bei T. impura wird dagegen hervorgehoben: die Hinterschenkel seien länger und dicker. Diese letztere Angabe könnte auf eine Macrophya hinweisen. Aber eine Macrophya mit hell gefärbter Fühler- spitze giebt es nicht. Wahrscheinlich be- zeichnet impura (11 mm lang) das Männchen und crassa (13 mm lang) das Weibchen von A. albicornis F. Aber immerhin kann keiner dieser Namen für albicornis aufge- nommen werden, denn die „macula albo- virescens“ vor der Basis aller Schenkel und die „femora postica longiora et crassiora“ machen alles ungewiß, abgesehen davon, daß die der Beschreibung zu Grunde liegen- den Exemplare offenbar verdorben und ver- färbt waren, denn sonst könnten die Mandibeln und die Fühlerspitze nicht rot gewesen sein. 3. Die T. flaveola Gmel. kann nicht zu Allantus arcuatus Forst. gehören, sondern wird wohl als Synonymum zu 4A. flavipes Geoffr. 8 gesetzt werden müssen. Die Diagnose, welche Le Peletier versehentlich verändert, lautet: „antennis subclavatis nigris, basi, ore, abdominis lateribus segmentisque 5 prioribus pedibusque flavis“.. Dabei ist zu beachten, daß auch diese Art wieder auf ein verdorbenes Exemplar der Leske’schen Sammlung gegründet wurde. 4. Besser erhalten ist das Exemplar ge- wesen, welches Gmelin T. rubiginosa nennt, denn die Beschreibung läßt den All. flavipes sicher erkennen. 5. Die T. mucronata Gmel. ist im Dalla Torre’schen Katalog wohl nur versehentlich unter Allantus maculatus geraten, denn die Fühler sollen gelb sein. Die Diagnose lautet: „nigra antennis septemnodiis ab- domineque luteis, segmentis ultimis secundo ad quartum nigris, alarum apice fusco“. Offenbar hat hier eine Korrumpierung des Synonymische und kritische Bemerkungen ete. 317 Textes stattgefunden, und es dürfte zur Wiederherstellung desselben nicht genügen, nur zwischen die Worte ultimis und secundo ein et einzuschieben, denn dann bleibt von dem „gelben Hinterleib“ nur noch Segment 1 und 5, vielleicht auch 6 gelb, und solche Färbung ein „abdomen luteum“ zu nennen, wäre doch wohl selbst bei Gmelin nicht gut möglich. Es ist also völlig vergebliche Mühe, diese Gmelin’sche Art deuten zu wollen. Wahrscheinlich ist Allantus scro- phulariae L. gemeint. 6. Die T. flavipennis Brulle S kann nicht zu Allantus annulatus Klg. gehören, da dieser nie hell gefärbte Flügelschuppen hat, sondern ist ohne Zweifel ein Männchen von A. scrophulariae L., bei dem die Rand- binde auf dem fünften Rückensegment indi- viduell verbreitert ist. Übrigens ist zu be- merken, daß bei Brulle ein Irrtum vorliegt. denn er citiert bei flavipennis aus seiner Tafel 52 die Fig. 9, die dort auch mit dem Namen T. flavipennis bezeichnet ist, aber er beschreibt in Wirklichkeit das in Fig. 11 ab- gebildete Tier, während Figur 9 vielmehr als Allantus albonotatus (= Tenthredopsis albonotata) beschrieben wird. 7. Die T. villosa Brulle kann nur der Allantus Dahli Klg. sein, denn lediglich dieser zeigt die von Brull& betonte Farben- verteilung. Allerdings soll Brulles Art „villis densis obsceure rufis hirta“ sein. Das ist nur so zu erklären, daß sein Exemplar von rotem Blütenstaub bedeckt war, den derselbe nicht als solchen erkannte. Auch die T. unifaseiata Brulle ist nichts anderes als das Männchen derselben Art. Dieses Exemplar ist rein gewesen und darum nicht mit rotem Toment bekleidet. 8. Gimmerthal beschreibt seinen Allantus Hellmanni mit folgenden Worten: „capite thoraceque nigris, antennis septemnotis (sic!), abdomine medio flavo, pedibus flavis, alis subflavis“, und Mr. Kirby versetzt das Tier wegen der siebengliederigen Fühler in die Gattung Heptamelus. Doch Gimmerthal hat offenbar in Linne oder Fabrieius einmal das Wort „septemnodiis“ gelesen und schleeht behalten, seine Beschreibung aber doch den alten Autoren nachmachen wollen. Sein Tier dürfte also ein wirklicher Allantus mit neungliederigen Fühlern sein. Da der Mund, der Pronotumrand, Flügelschuppen, ein Mesopleural- und ein Metapleuralfleck, sowie das erste Fühlerglied gelb sein sollen, so handelt es sich offenbar um ein Männchen von All. arcuatus Forst., bei dem zufällig die Mitte des Hinterleibes etwas weiter gelb war als gewöhnlich. 34. Genus Tenthredo LU. 1. Der Allantus bimaculatus Gimmerthal dürfte eine gute Art sein. Nach der Be- schreibung ist der Körper schwarz, der Mund, Pronotumrand, Flügelschuppen und Schildchen gelb; ebenso ein Metapleuralfleck und die Seitenecke des ersten Rücken- segments, am Hinterleib das dritte, vierte und fünfte Segment rot, Beine rot, die Hinterschenkel und die Basis der vorderen schwarz, die Spitze der Hinter- schienen und Hintertarsen schwärzlich. — Das ist offenbar nicht ein Allantus, sondern eine Tenthredo, und zwar ein Weibchen von 13 mm Länge. Im vorigen Jahre sah ich aus der Sammlung des Herrn Hans Kiaer ein dieser Art angehöriges Exemplar, das — wenn ich mich recht erinnere — aus Lappland stammte, und das ich für das Weibchen der T. poecila Eversm. hielt. Doch hat der Gimmerthal’sche Name die Priorität. Ob beide Geschlechter wirklich zusammen- gehören, kann ich nicht entscheiden, da ich sie nicht nebeneinander gesehen habe. Da dieser All. bimaculatus Gimmerth. unter die Tenthrediniden eingereiht werden muß, so verliert meine Tenthredo bimaculata die Berechtigung, und für letzteren Namen tritt T. Gribodoi Costa ein. 2. Von Macrophya flavilabris Gimmerth. lautet die Beschreibung: „Schwarz, die stark ausgebuchtete Oberlippe, Anhang am Unterrande, unterer Augenrand, dicht unter den Fühlern ein dreieckiger Fleck, dessen Scheitelspitze bis zwischen die Fühler reicht, Rand des Halskragens und Flügelschüppchen, ein Seitenfleck zwischen den beiden Hinter- hüften, ein kleinerer an den Seiten des ersten Hinterleibssegments schwefelgelb, Mandibeln gelb, gesen die Spitze gelbrot, in schwarz übergehend, Taster gelbrot, Hinterleib, viertes bis siebentes Segment und die Beine rostrot, Hüften und die Basis der Vorder- und Mittelschenkel, Hinterschenkel ganz schwarz, Flügel rötlich gelb mit rotem Geäder und Randmal. — Länge 51/2‘ (= 12 mm). 318 Das ist natürlich keine Macrophya, sondern das Tier muß wegen der beiden weißen Flecke über den Hinterhüften und anderer Körperzeichnung in der Gattung Tenthredo gesucht werden, wo die Be- schreibung leider auf die T. Lachlaniana Cam. wenigstens einigermaßen zutrifft. Aller- dings sollte man von einem, welcher Blatt- wespen beschreiben wollte, im Jahre 1848 bereits verlangen können, daß er eine Macrophya von einer Tenthredo zu unter- scheiden verstände, und überdies paßt der Name auf die Art ungefähr wie die Faust aufs Auge, aber das starre Prioritätsprinzip wird den Gimmerthal’schen Namen wohl zur Geltung bringen. 3. Die T. dubia Ström hat folgende Diagnose: „antennis septemnodiis, annulo albo, corpore toto atro“, und der Autor spricht sich über die Frage aus, ob das in Rede stehende Tier zu livida gehöre oder besondere Species sei. Ohne Zweifel ist also die weibliche Varietät von livida gemeint, die Fabricius maura, Schrank annularis nannte, und diese wird den Ström’schen Namen führen müssen. 4. Für T. solitaria Scop. lautet die Diagnose: „Nigra, segmentis abdominis tribus mediis tibiisque postieis rufis, punctis utrinque binis ad basin femorum posticorum antenna- rumque apicibus albidis. Os Havum, antennarum articuli 3—4 ultimi albo-lutei, tibiae anticae flavescentes, medio Nlavo-rufae, ı Diagnosen herübernimmt, Synonymische und kritische Bemerkungen etc. sein sollen; wie Cameron bei seiner Deutung derselben Species auf die fagi Pz. übersehen hat, daß solitaria die drei mittleren Ringe des Hinterleibes rot hat. Da der Scopoli’sche Name älter ist als der Panzer’sche, so wird die Art fortan T.. solitaria Scop. genannt werden müssen, welchen Namen Kirby bereits mit Recht eingeführt hat. 5. Von der T. atra Scop. heißt es: „thorax linea flava a basi alae superae ad apicem utrinque producta“. Es ist also die Varietät dispar Klg. gemeint. 6. Die T. rufipes Christ ist ohne Zweifel die T. atra L. 7. Die T. pellucida Müller, Christ kann nichts anderes sein als T. livida L. Die kurze Beschreibung: „schwarz, die Spitze der Fühlhörner weiß, der Hinterleib und die Füße rostfarbig“, paßt am besten auf diese. 8. In Syst. nat. ed. 12, L., 2, 1767, p. 925 führt Linne zweimal unter No. 32 und 33 eine T. livida auf. Das ist in No. 32 lediglich ein Druckfehler: statt „livida“ sollte es hier cincta heißen, wie auch an der von Linne citierten Stelle, Faun. Suec., 1761, n. 1556, steht. No. 33 ist die richtige T. livida L. Christ dagegen, der vielfach der Vollständigkeit wegen die Linne’schen ohne die be- treffenden Tiere zu kennen, hat beide livida für identisch gehalten, die beiden Diagnosen zusammengezogen und die vermeintliche Art alarum anticarum costa nigra“. — Da ist|T. lurida genannt. Eine T. lurida L. giebt unverkennbar die T. coryli Pz. beschrieben worden, und auch die Größenangabe 43/4 lin. (= 10,5 mm) stimmt dazu; nur daß die Costa — nicht das Stigma! — schwarz genannt wird, könnte auffallen. Aber Scopoli hat offenbar die Sub-Costa gesehen, nicht die eigentliche Costa, die bei nicht aus- gespannten Flügeln sich unter jener zu verbergen pflegt. Diese kleine Ungenauigkeit kann gar nicht in Betracht kommen, da die übrige Beschreibung ganz genau zutrifft. Höchstens könnte man noch an die T. colon Klg. denken, aber diese ist größer, und besonders ist bei ihr der von Scopoli betonte Unterschied in der Färbung der vorderen und der Hinterschienen nicht vorhanden. Als Schrank die solitaria Scop. auf die Macrophya blanda F. deutete, hat er über- sehen, daß die Endglieder der Fühler weiß es nicht, und die T. lurida Christ ist keine Art. Dagegen hat Ph. L. Müller, der Linne nur ivibersetzt, den Emphytus cinctus L. T. livida genannt (Ph. L. Müller, Linne, Vollst. Naturgesch., V., 2, 1775, p. 831, n. 32), und die echte livida erscheint bei ihm unter dem Namen T. lurida vielleicht nur versehentlich, denn er hat sonst nirgends eigene Namen eingeführt. 9. Die T. bipunctata Müller (O. F.), Christ gehört gleichfalls zu T. livida und bezeichnet die weibliche Varietät, welche Ström T. dubia, Fabricius T. mawra nannte, denn die Diagnose: „nigra, apice (sc. anten- narum), ore, punctisque basi abdominis utringue duobus albis. — Variat femoribus tibiisque ferrugineis“, kann nicht anders gedeutet werden. 10. Die T. ferruginea Müller ist wohl Synonymische und kritische Bemerkungen etc. sicher dieselbe Art, die Schrank in dem- selben Jahr mit demselben Namen benannte, die T. rufiventris auet., denn da die Fühler an der Spitze weiß sein sollen, so ist an Hoplocampa flava nicht zu denken. Die Diagnose: „antennis septemnodiis apice albis, rufa, capite, thorace flavo-maculato, femo- ribusque postieis atris“, ist allerdings recht ungeschickt und wenig genau, und der Schrank’sche Name verdient durchaus den Vorzug. Übrigens eitiert Müller ausdrücklich Schäffer, icon. insect., t. 191, f. 2, 3. 11. Die T. rufipes Gmel. hat folgende Diagnose: „nigra, abdominis basi utringue macula maxillisque albis, pedibus 4 anticis rufis“. Diese charakteristische Färbung kommt nur bei T. mandibularis F. vor, und der wunderliche Gmelin’sche Name müßte für die Species angenommen werden, wenn nicht längst zuvor Linne ein ganz anderes Tier T. rufipes genannt hätte. 12. Die T. obscura Gmel. ist natürlich wieder ein öliges Tier der Leske’schen Sammlung, und zwar atra L. Die Diagnose: „fusca, alarım costa ad maculam usque pedibusque testaceis“, wird kaum eine andere Deutung finden. 13. Die T. pallescens Gmel. wird von Le Peletier auf Selandria stramineipes Kle. gedeutet, von Dalla Torre bei Monophadnus albipes aufgeführt. Beides ist wegen der Diagnose: „nigra, ore pedibusque pallidis“, nicht möglich. Der Monophadnus hat kein „os pallidum“, und die Selandria hat weiße Flügelschuppen. Mindestens ebensogut kann man auch an Emphytus grossulariae, Phyllotoma ochropoda, an verschiedene Nematiden u. s. w. denken. Wenn die T. pallescens Gmel. eitiert werden muß, so mag man sie zu T. atra L. setzen. 14. Die T. bifasciata Gmel. hat folgende Diagnose: „fusca, thorace atro, ore, scutello maculisque 4 ad scutellum albis, abdomine fascis duabus interruptis flavis, alarum mareine pedibusque luteis“. Das ist gleich- falls ein verdorbenes und wahrscheinlich zusammengeklebhtes Tier aus der Leske’schen Sammluns. Die zwei unterbrochenen, gelben Binden am Hinterleib weisen auf Macrophya rustica hin, denn nur bei dieser sind zwei 319 gelbe, in der Mitte unterbrochene Binden an sonst schwarzem Hinterleib bekannt. Aber die vier hellen Makeln am Schildchen (außer den zwei Cenchren der Schildchen- anhang und das Hinterschildchen) lassen auf eine Tenthredopsis schließen. Es dürfte also einer Tenthredopsis campestris ein Hinterleib von Marcophya rustica angekleht sein. Als fälschlich zu den Tenthrediniden gestellte Tiere erscheinen folgende: 1. Die T. flavipes Müll. hat folgende Diagnose: „nigra, hirsuta, thorace subaeneo, ore pedibusque Havis“. Mir ist kein Tier bekannt, auf welches diese Beschreibung auch nur einigermaßen zuträfe. 2. Die T. cynipiformis Mayer, Gmelin soll in Erbsenhülsen vorkommen und hat folgende Diagnose: „viridi-aenea, pedibus fulvis, femoribus posterioribus aeneis“. Solche Blattwespe giebt es natürlich in der ganzen Welt nicht, sondern es handelt sich um einen Chaleidier. Gmelin wiederholt kritiklos die Mayer’sche Beschreibung, während andere Autoren sich gehütet haben, solchen Unsinn nachzureden. 3. Auch die T. paradoxa Christ ist überall keine Blattwespe, auch wahrschein- lich nicht ein Europäer. Wenigstens wüßte ich nicht zu sagen, in welche Hymenopteren- familie dieses absonderliche Tier gehören könnte. 4. Leider hat sich Christ gemüßist ge- sehen, den von Geoffroy beschriebenen Arten Namen zu geben, nachdem Geoffroy glücklicherweise dieses Geschäft längst selbst besorgt hatte. Da mir Geoffroy nicht mehr zu Hand ist, so weiß ich nicht zu sagen, welche Art derselbe mit seiner „Mouche & scie noire a pattes jaunes“ gemeint hat, auf welche Christ den Namen T. flavida gründete. Sicher ist die Eroi- campoides limacina oder ein ähnliches Tier nicht gemeint. Wahrscheinlich handelt es sich um die T. rubi Geoffr., also überhaupt nicht um eine Tenthredinide. Jedenfalls ist der Name T. flavida Christ gänzlich über- Hüssig und unbrauchbar. » 320 Bunte Blätter. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Wasser ansahen. .... Wie weit ein Dyliscus !fliegen kann, ist nicht bekannt; aber während Die Röntgenstrahlen in der Seidenzucht. Nach | der Reise auf dem „Beagle* flog eine nahe alter Erfahrung giebt der männliche Kokon | verwandte Form, ein Colymbetes, an Bord, als viel beträchtlichere Seidenmengen als der weibliche, und es scheint wichtig, das Geschlecht der im Kokon lebenden Puppe im voraus zu erkennen, um danach eine Aus- wahl solcher Schmetterlinge zur Nachzucht treffen zu können, die mehr männliche als weibliche Junge liefern. Herr J. Testenoire, Direktor des Seiden- Amts in Lyon, hat nun mit Hilfe des Chemikers der Anstalt, Herrn D. Levrat, die Röntgenstrahlen als geeig- netes Mittel erkannt, die weiblichen Puppen im Kokon vermöge der geringeren Durch- lässigkeit der unreifen Eier in ihrem Körper unmittelbar erkennen und auswählen zu können. Durch Photographie oder direkte Untersuchung auf der Huorescierenden Platte kann sogleich der Prozentsatz der männlichen Kokons jeden Geleges ermittelt und den Züchtern mitgeteilt werden. Auch der Gang der Verwandlung im Kokon ließ sich so ver- folgen und Anwendungen dieser Methode für die Klassifikation der Schmetterlinge machen. Wie Professor A. Riche und Direktor Persoz in Paris festgestellt haben, eignen sich diese Strahlen auch, um die Beschwerung der Seide mit Metallstoffen direkt abzuschätzen. („La Nature“, 13. Februar 1897.) E. K Je Wasserkäfer als Opfer einer Sinnestäuschung. In der „Vossischen Zeitung“ vom 23. April 1897 berichtet Herr Architekt Max Richter: „Auf dem Grundstück Enckeplatz 4 in Berlin, dem Verein „Schlaraffia“ gehörig, baue ich einen sroßen Festsaal, dessen Haches Dach mit Dach- pappe eingedecktist. DieDachpappe ist kürzlich mit frischem Teer überstrichen worden, so daß das Dach wie ein See glänzt. Für einen See muß auch ein Schwarm von Schwimmkäfern, der über das Gebäude strich, diese blanke Fläche angesehen haben, denn bald darauf bedeckten das Dach unzählige dieser bis 4 cm langen, pechschwarzen Schwimmkäfer, die nur des Nachts umherfliegen, sonst aber in stehenden Gewässern leben. In der kleb- rigen Teermasse sind fast alle diese Tierchen umgekommen.“ Ähnliche Beobachtungen sind häufig ge- macht worden, und Darwin erzählt darüber“): „Die Dytiscus-Arten fliegen oft bei Nacht und und lassen sich ohne Zweifel aufirgend einem Teich, den sie erspähen können, nieder; auch habe ich mehrmals gehört, daß sie auf die Glasfenster von Mistbeeten niederschossen, indem sie zweifellos die (im Mondschein) glitzernde Oberfläche mißverständlich für #) Gesammelte kleinere Schriften von Charles Darwin. Herausgegeben von Dr. Ernst Krause, Leipzig, 18%. S. 9. der nächste Punkt des Festlandes 45 Meilen entfernt war, und es ist sogar unwahrscheinlich, daß er gerade von dem nächsten Punkte aus- geflogen sein sollte.“ HIER sF Litteratur. Acloque, A. Faune de France. Orthopteres, Neuropteres, Hymenopteres, Lepidopteres, Hemipteres, Dipteres, Aphanipteres, Thysa- nopteres, Rhipipteres. 516 pag. avec 1235 fig. Paris, J. B. Bailliere et Fils. 10 Fr. Dem vorliegenden Werke ist ein deutsches nicht ohne weiteres vergleichbar! Dem be- kannten Insektenwerke von Schlechtendahl und Wünsche entspricht es in der Behandlung des Stoffes. Bis zur Art selbst gelangen wir sicher mit Hilfe klarer, analytischer Be- stimmungstabellen, deren sorgfältige Aus- arbeitung im ganzen hoch anzuerkennen sein wird. Während uns jedoch die erstgenannte Arbeit oft schon bei häufigen Arten völlig im Stich läßt, schließt die Acloque’sche Bearbeitung im wesentlichen die ganze Insekten-Fauna Frankreichs in sich. Was in kleinem Druck und bei äußerster Knappheit, aber aller Präcisität zur Charakteristik der Arten auf diese wenigen Seiten gebracht ist, könnte mit seiner Reichhaltigkeit ganze Bände füllen. Die Absicht des Verfassers, den gewaltigen Stoff in ein handliches Format zu zwingen, prägt sich auch in der erläuternden Illustration aus, welche die charakteristischen T'ypen der Genera und Subgenera vorführt. Dieselbe wird im allgemeinen ihren Zweck erreichen, wenn auch einzelnes, z. B. unter den Lepidopteren, etwas schlecht weggekommen ist. In dieser Beziehung gefällt mir die Behandlung der Schlupfwespen besonders gut, was um so mehr gilt, als gerade dieses Kapitel wohl das schwierigste ist. Den Mangel eines entsprechenden Werkes für Deutschland wird jeder Entomolog lebhaft empfinden; besitzen wir doch bisher nur für die bevorzugten beiden Ordnungen ähnliches, während die Dipteren, Hymenopteren und die anderen bedauerlicherweise vernachlässigt scheinen. Um so mehr ist daher das Acloque’sche Werk zu begrüßen, weil es auch uns zur Bestimmung der deutschen Insekten-Fauna bei der Verwandtschaft beider große Dienste leisten wird! Der Preis ist übrigens ein sehr mäßiger. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm, BER ARTEN TEE Einige Kunstbauten von Faltenwespen, 321 Einige Kunstbauten von Faltenwespen. Von Dr. Rudow, Perleberg. (Mit einer Tafel.) Was Formenreichtum und Kunstfertiekeit anbelangt, so entwickeln die Arten der Falten- wespen, Vespiden, unbedinst die schönste Thätiskeit und lassen alle anderen Familien der Hautflügler weit hinter sich. Aus der großen Anzahl von Nestern, die hierher gehören und in meiner Sammlung vertreten sind, ist hier eine kleine Auswahl getroffen, welche als Erbauer sogenannte einsam lebende Wespen aufweisen, das heißt solche, bei denen nur Weibchen und Männchen paarweise zusammenfliesen und kleine Zellen- kolonien anlegen. Der Niststoff ist entweder bestehend aus Erde, die fein zerkaut und mit bindendem Speichel vermischt ist, oder aus zerkleinerter Baumrinde, welche zu papierähnlicher. Masse - verarbeitet wird, oder aus einer Art Wachs, welches aber viel zäher als das Bienenwachs ist und selbst bei Nestern, die allen Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, eine große Widerstandsfähigkeit besitzt. In erster Reihe mögen die Bauten einiger Baumeister betrachtet werden, welche mit Erde arbeiten, den Gattungen Eumenes und Odynerus zugehörend. Fig. 1 zeigt das Nest von Eumenes arbustorum Schf., in Südeuropa heimisch und von mir in der Nähe von Bozen an einer Steinmauer aufgefunden. Ich hatte das Glück, die Wespe beim Bau mehrere Tage lang zu beobachten, den Bau bis zu seiner Vollendung zu verfolgen und schließ- lich das interessante Fundstück für meine Sammlung zu gewinnen. Die weibliche Wespe baute allein, während das Männchen nur tändelnd ab- und zuflog, ohne sich an der Arbeit zu beteiligen. Die Wespe ist ein stattliches Insekt von 3 cm Länge, schnell in ihren Bewegungen und zeigte sich nicht bösartig oder scheu, trotzdem ich oft in der Nähe ihrer Thätigkeit ver- weilte. Platte Steinchen, genau von der Farbe der Mauer, wurden nebeneinander gesetzt und mit feiner, gespeichelter Erde mit- einander verkittet, um schon nach wenigen Stunden so zu erhärten, daß sie bemerk- baren Widerstand leisteten. Der Umriß des Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. Baues ist ein fast vollkommener Kreis von über 2,5 em Durchmesser, und der: vollendete Bau stellt eine ziemlich regelmäßige Halb- kugel dar. Oben blieb eine Öffnung von dem Durchmesser des Wespenleibes, ver- mittelst welcher die Wespe glatte Raupen von sSpannern und Blattwespen, meist Hylotoma berberidis, ins Innere gelangen ließ. Nachdem das Ei gelegt war, welches mit einem dünnen, biegsamen Faden an der Wand hing, wurde der Bau geschlossen und ein anderer begonnen. Die Wespe kroch aus demselben im folgenden Juni aus, nachdem er mit seiner Unterlage losgelöst und eingepackt war. Fig. 2 ist das Erdnest einer ebenfalls in Südeuropa lebenden Wespe, Eumenes ungui- culus Will, in Frankreich, Italien und Griechenland heimisch. Den Bau erhielt ich mit seinem Inhalte aus Montpellier und konnte die Einwohnerin züchten. An einem. dünnen Zweige ist die rübenförmigeWohnung mit einer Längsseite befestigt, während das dünnere Endstück frei hängt. Die Länge beträgt etwas über 5 cm, der Durchmesser 2 cm an der dicksten Stelle. Der Baustoff ist feinkörnige, sandige, graue Erde, welche durch Speichel ziemlich feste Beschaffenheit erhalten hat. Die einzelnen Wülste kenn- zeichnen außen die Bauperioden. Das dünne Ende bildet den Eingang, der in einer dünnen Röhre nach den Zellen führt. Der Bau ist fest, er umschließt keine weite Höhlung, sondern einige mandelförmige, voneinander getrennte Zellen, welche mit weißer, glänzender Masse ausgekleidet sind. Die Larvennahrung besteht ebenfalls in glatten Raupen. Die entwickelte Wespe durchbricht die Wandung, wo es ihr am bequemsten ist, ohne immer den schon vor- handenen Eingang zu benutzen. Fig. 3 ist der zierliche Bau der auch in Norddeutschland vorkommenden Eumenes dimidiatus Br., welche an einem Heidekraut- stengel ihre Zellen befestigt hatte. Die- selben sind flaschenförmig, mit kurzem Halse und mit der unteren Fläche dem Zweige angeheftet. Fünf Zellen stehen hier dicht No. 21. 1897. 3223 Einige Kunstbauten von Faltenwespen. gedrängt nebeneinander, während auch nur drei zusammen vorkommen. Die Oberfläche ist unregelmäßig gewulstet, von Lehmfarbe, die Zellen sind mäßig fest, innen ziemlich glatt und beherbergen nur eine Larve mit dem Futter, bestehend in Räupchen von Wicklern und Rosenblattwespen, welche die Mutterwespe aus ihren Schlupfwinkeln herausschälte. Die Wespe gleicht der ge- meinen Eumenes pomiformis L., welche aber nur eine Zelle baut und durch diese Gewohnheit sofort unterschieden wird, auch viel häufiger angetroffen werden kann als die erwähnte Art. Das Weibchen baut allein und trägt an warmen, trockenen Tagen von früh an bis in die Spätnach- mittagsstunden die feuchten Erdklümpehen herbei, um sie aneinander zu kleben,. worauf sie in wenigen Minuten fest werden. Der Baustoff wird von alten Lehmwänden geholt oder aus den Fugen von Mauern, die Emsigkeit ist so groß, daß eine Zelle in wenigen Tagen vollendet wird, wenn die Witterung günstig bleibt. Darauf wird die fertige Zelle mit Raupen angefüllt, geschlossen und die neue begonnen. Manchmal bleibt die letzte Zelle unvollendet, und das Weibchen wählt einen neuen Zweig, um daselbst weiter zu bauen. Fig. 4 ist auch der einheimischen Art Eumenes coarctatus L. angehörig, welche sich Bretter und Mäuern als Unterlage wählt und durchaus nicht sehr vorsichtig in der Wahl der Nistplätze verfährt. Eine Anlage fand ich an den Pfosten einer Hausthür, eine andere an der Fensterwand, wieder andere an der Hausmauer und an der Innenseite eines Ladens zum Heuboden, der tagsüber offen stand, so daß die fertigen Zellen nach der dunklen Seite zu standen. An Kilometersteinen der Straßen, Wänden von Steinbrüchen, auch an losen Steinen von angefahrenen Haufen zum Pflastern der Wege waren sie angebracht; in den meisten Fällen in unmittelbarer Nähe von Menschen, ohne daß die Wespen im geringsten gestört wurden. Wo es möglich war, die Zellen von ihrer Unterlage abzulösen, geschah dies, und sie wurden auf ein anderes Stück Brett oder Pappe geklebt, wo sie sich trotz alledem so lebensfähig zeigten, daß die entwickelten Wespen alle zur gehörigen Zeit im Samm- lungskasten ausschlüpften. Selbst kleine Beschädigungen thaten keinen Eintrag, wenn nur die entstandene Öffnung wieder zugeklebt wurde. Die Anlage der Zellen ist eine kreis- förmige, aber nach einigen, die Bauzeiten kennzeichnenden Ringwülsten wird gewöhn- lich die Regelmäßigkeit verlassen, durch Verschiebung tritt die Ellipse ein, und die Zelle wird nach einer Seite geneiet, so daß ein gedrungenes, flaschenförmiges Gebilde mit kurzem Halse entsteht. Niemals habe ich gefunden, daß sich die Zellen eng aneinander schließen, immer waren sie durch merkliche Zwischenräume getrennt, was allein ein genügendes Unterscheidungs- zeichen zwischen beiden verwandten Arten sein dürfte. Sonstige Einrichtung und die Art des Larvenfutters stimmt mit den schon betrachteten ähnlichen Bauten überein. Im ganzen diesem Baue gleichend, aber in der Anlage verschieden ist die Kolonie von der echten Mauerwespe, Odymnerus (Fig. 5) im weiteren Sinne, Hoplopus lacvipes, welche auf zweierlei Art ihre Zellen unter- bringt. Steht der Wespe ein hohler Brombeerstengel oder der Zweig eines anderen passenden Strauches zur Verfügung, dann wird die Markhöhle benutzt, im Gegen- satze hierzu lest sie ihre Wohnungen frei an einer Mauer oder einem Steine an, wie einige andere verwandte Arten. Die ein- zelnen, länglichen, unregelmäßigen, faschen- förmisen Erdzellen stehen in Gruppen zu zwei bis vier nebeneinander, dicht gedrängt, so daß sie sich gegenseitig mit größerer Fläche stützen und die’ Wände teilweise gemeinsam benutzen. Die Mündung sitzt auf kurzem, breitem Halse, gewöhnlich seit- wärts geneigt und ist verhältnismäßig weit. Das Innere ist glatt, mit weißgelbem, glänzend erhärtendem Schleim ausgekleidet, und bildet eine, meist unregelmäßig bohnen- förmige Larvenkammer, die mit kleinen, glatten Raupen, seltener weichen Spinnen, versehen wird. Unvollendete Zellen sind manchmal vorhanden in allen Zuständen, auch scheint es, als ob die verlassenen Nester im nächsten Jahre wieder benutzt werden. Man darf diese Zellenkolonien nicht mit den ähnlichen von Osmia ver- wechseln, welche aber immer eine viel gedrungenere und breitere Form aul- u ee ee ee ZEN ll u — ft IN GCHEERZEDEEREERR |) N N HOHES EGEEL 202% Aug Li N Kunstbauten von Faltenwespen. hnet für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. F. Rudow. gezeic Nach der Natur 324 Einige Kunstbauten von Faltenwespen. weisen, aber unter gleichen Verhältnissen zu finden sind. Fig. 6 zeigt den Bau von Symmorphus murarius L. Wie der Name besagt, hat diese Wespe ihre Wohnung in alten Mauern von weichem Baumaterial, haupt- sächlich Lehm oder nicht zu hartem Holze. In beiden Fällen werden bis fingerlange Gänge in die Wand gegraben durch Ab- beißen kleiner Stückchen und Fortschaffen derselben, die sich am Grunde des Nist- platzes ansammeln und das Nest verraten. Der Gang führt nach oben und mündet dann wagerecht in einen etwas erweiterten Kessel, ‘welcher die Larvenkammern um- schließt. Entweder ist nur eine Zelle mit einer Larve vorhanden, oder die Höhlung faßt deren mehrere, die aber nur ungenügend voneinander getrennt sind und auch das gemeinsame Futter enthalten, welches in Form nackter Räupchen regellos eingelagert wird. Erst die Verpuppung sondert die einzelnen Individuen voneinander ab. Vorn am Eingange baut die Wespe eine etwas gebogene Röhre, welche mit Erde verklebt wird und einem Wasserhahn ähnlich sieht. Gewöhnlich bemerkt man mehrere solcher Röhren in geringer Entfernung voneinander, zu einer Kolonie gehörig. Trotzdem der Baustoff nicht sehr hart ist, so bieten diese Röhren doch den Witterungseinflüssen ge- nügenden Widerstand, so daß man sie im nächsten Jahre noch ziemlich wohlerhalten an den Wänden antreffen kann. Auch stelle Wände in Lehmgruben, sofern sie hart genug sind, und weicher Sandstein werden in gleicher Weise zur Wohnungsanlage benutzt, auch von mehreren Wespen gleichzeitig, wodurch zahlreich be- völkerte Nester angetroffen werden. Häufig werden alle Bewohner durch die zierlichen Goldwespen Chrysis ignita und fulgida vernichtet, und an ihrer Stelle schlüpfen die Schmarotzer aus nebst der Tachina larvarum, einer blauen Fliege, welche bei vielen anderen Insekten lebt. Die dickleibige, hummelartige Blumen- biene, Anthophora parietina, baut in ähn- licher Weise und oft an denselben Stellen, ihre Röhren sind aber bedeutend dicker. Die sehr gemeine Mauerwespe, Ancistro- cerus parielum L.. legt ihr Nest auf die verschiedenste Weise an und paßt sich den Gelegenheiten geschickt an. Entweder fertigt sie freie Zellen an Steinen oder bohrt Gänge in Lehmwände oder nistet zu ebener Erde, siedelt sich auch bei anderen Haut- flüglern als Mitbewohner an oder wählt Balkenlöcher, Bohrlöcher von Bockkäfern und andere Schlupfwinkel zur Unterbringung ihrer Brut. Fig. 7 ist ein Bau dieser Wespe, welcher von den üblichen Gewohnheiten abweicht. In einem Gartenhause las eine zusammen- gefaltete Zeitung, und diese war von der Wespe als Schlupfhöhle benutzt. Ein finger- dicker, unregelmäßiger Lehmbau war darin angelegt und enthielt die mandelförmigen Larvenzellen ohne besondere Ordnung. Die Zellen sind glatt austapeziert, sie waren anfangs offen und hatten nur Papier als Decke, wurden aber nach Wegnahme des- selben durch eine durchscheinende, perga- mentartige Haut von der Larve verschlossen. Der Bau enthält zehn Zellen mit je einem Bewohner, welche alle zur üblichen Flugzeit ausschlüpften, trotzdem sie durch weiten Transport und Wegnahme der Schutzhülle stark gestört waren. Eine nur im Süden Europas lebende Wespe, COelonites abbreviatus Vill., baut ihre Zellen in, von der bisher gesehenen, ab- weichenden Form (Fig. 8). Der Bau stammt aus dem südlichen Frankreich und besteht aus fünf langen Zellen, welche als Stütze einen federkieldicken Zweig haben. Die Zellen weichen in der Bauart von der ver- wandten ab, weil sie viel länger und röhren- förmig sind und anstatt einer Larvenkammer deren manchmal zwei einschließen. Die Mündungen sind gleichmäßig unten, bei noch vollen Röhren ziemlich eng, sie werden aber, wenn die Wespen aus- schlüpfen, bedeutend -erweitert, und es wird gewöhnlich ein Stück der Röhre abgebrochen. Die innere Einrichtung ist dieselbe wie bei den einheimischen Arten; nach brieflicher Mitteilung des Entdeckers der Bauten liegen die Futterlarven eng aneinander gepreßt in der Röhre und verschaffen nach und nach durch das Verzehrtwerden der heran- wachsenden Wespenlarven Raum. In Deutschland findet sich keine Wespe, welche anderen Baustoff als Erde oder Papiermasse verwendet; Wachs oder eine ähnliche Masse, wie es die Blumenbienen Einige Kunstbauten von Faltenwespen. 325 in ihren Bauten aufweisen, hat keine einzige. Dahingegen weichen die tropischen Falten- wespen in dieser Hinsicht ab, indem einige Arten ihren papierähnlichen Stoff mit Wachs tränken, wodurch er viel biessamer wird. Eine Anzahl zierlicher Bauten, besonders aus Südamerika, liegt vor, welche in diese Gruppe gehören, bei den einen ist die Zellenmasse weicher wie bei anderen, so daß alle Arten Übergänge zu finden sind. Ob diese Eigenschaft vielleicht nur der Beschaffenheit des Speichels zuzuschreiben ist, oder ob die Wespen wirklich Blumen- wachs verwenden, das kann nur die Beob- achtung an Ort und Stelle unterscheiden. Manchmal ist auch der Baustoff deutlich harzartig, er wird aber nicht hart und spröde. Die Zugehörigkeit der Bewohner wurde in jedem Falle bestimmt erkundet durch zufällig in den Zellen zurückgebliebene Wespen, weshalb Zweifel nicht vorwalten können, anderenfalls verdanke ich den Sammlern der Nester zugleich die bestimmte Zusicherung, daB die schwärmenden Wespen zugleich mit dem Neste erbeutet worden sind. Die artenreiche Gattung Polistes liefert viele interessante Nester von allen Formen, die an Mamnigfaltigkeit die einheimischen übertreffen. Von den deutschen Arten sind die Bauten bekannt, und deren Grundriß liegt auch den ausländischen zu Grunde. Fig. 9 stammt von einer Art aus La Plata, Polistes cavapyta Ss., welche nach dem erichte des Sammlers dort häufig vor- kommt und an Mauern ihre Wohnuns befestigt. Das mir vorliegende Stück ist noch nicht vollendet und umfaßt nur zwanzig Zellen, wird aber unbedinst viel umfang- reicher, nach den einheimischen Arten zu schließen, denen die Amerikanerin in der Größe gleicht. Der Stiel ist excentrisch befestigt, so daß der Bau eine schiefe Lage annimmt. Der Baustoff ist Papiermasse, deutlich mit Wachs und Harz getränkt, so daß die Zellen biegsam sind und nicht bröcklig wie die unserer deutschen Wespen. Die Farbe ist braungrau mit helleren Quer- binden und die Länge einer Zelle 3 cm. Fig. 10 zeigt den Bau der mexikanischen Wespe Polistes annularis L., welche in ihrem Vaterlande auch nicht zu den Selten- heiten gehört. Nur zehn Zellen bilden die noch nicht vollständige Kolonie, welche mit der vorigen große Ähnlichkeit hat. Ihre Lage ist ebenfalls unsymmetrisch, da der Stiel ganz am Rande steht und eine Ver- längerung der ersten Zelle bildet. Der Baustoff ist fast ganz wachsartig mit Grundmasse von Papier, aber die ganze Wohnung ist weich, war ganz zusammen- gedrückt in der Sendung zwischen den Insekten, ließ sich aber leicht wieder in die gehörige Gestalt bringen. Die Farbe ist dunkelbraun und der Aufhängungsort ein Baumzweig. Polistes tasmaniensis Ss. aus Australien liefert eine Wohnungs (Fig. 11), welche unserer bekannten P. gallicus L. gleicht, da der Aufhänsunssstiel im Centrum steht und dadurch dem Bau eine symmetrische Gestalt verleiht. Dieselbe ist fast regel- mäßig halbkugelis, die äußeren Zellen sind ein wenig gekrümmt, an ihrer oberen Seite fast ohne Höhlung, die erst nach dem ersten Drittel beginnt. Die Farbe ist hellbraun und die Masse Papier mit weichem, bieg- samem Harze durchtränkt. Auch hierbei läßt die Größe darauf schließen, daß die Kolonie erst im Entstehen begriffen ist und ihre völlige Ausdehnung noch nicht erlangt hat. Schon recht verschieden von diesen Wespen baut die südamerikanische Wespe Mischocyttarus labiatus Ebr. _Sie gehört zu den Gattungen mit langem Hinterleibs- stil, und merkwürdigerweise zeigt ihre Wohnung- einen sehr langen Faden, aus welchem sie mit dem stützenden Zweige verbunden ist (Fig. 12). Das Nestchen hat eine zierliche, glockenförmige Gestalt, ge- bildet aus vielleicht 15 Zellen, welche alle eine bemerkbare Dreiteilung zeigen, welche den Zeiträumen des Larvenwachstums und der Zellenvergrößerung entsprechen, da die langgestreckte Wespe eine große Wohnung nötig hat. Auch hier ist die Papiermasse mit elastischem Klebstoff durchtränkt, welcher in der Wärme die Zellen biegsam bleiben läßt. Überreste von Futter lassen auch auf glatte Räupchen schließen, dazwischen lagern auch pollenähnliche Krümel. Die Wohnung (Fig. 13) scheint nicht fertig zu sein, doch fand ich fast dieselbe Abbildung in Wood: „Homes without hands“, wo sie als von Polistes aterrimus Ss., in Brasilien heimisch, herrührend genannt ist. Die Zellen entsprechen einigermaßen der [4 326 Lygellus epilachnae Giard. Größe der Wespe und haben offene, nach unten ragende Fluglöcher, so daß die hintere seitwärts an die vordere sich lehnt. Mög- licherweise ist das fertige Gebilde dem der vorigen gleichend, mit dessen Zellen diese oroße Ähnlichkeit zeigen. Ihre Farbe ist schwarz und der Papierstoff mit klebrigem Harz durchdrungen. Eine kleinere Wespe, Icaria ferruginea Fhr., in Indien, liefert eine Zellenkolonie (Fig. 14), welche eine Anordnung zeigt wie Fig. 10, aber doch ein anderes Gebilde dar- stellt. Von dem Anhängungsstiele der ersten Zelle an, die deshalb etwas kegelförmig ver- längert erscheint, bauen sich die anderen Zellen über zwölf hintereinander an, so daß die erste die Stütze für alle anderen bildet. Es entsteht ein zierliches, freischwebendes Gebilde von nur einer Zellenreihe, welches in einem flachen Bogen nach unten geneigt ist. Die Zellen hängen dicht aneinander, ihre Masse ist ziemlich fest, von hellbrauner Farbe, wenig biegsam und oben am Rande durch glänzenden, harten Speichel befestigt, so daß das Gebilde starken Widerstand zu leisten vermag. Entsprechend der nur ge- ringen Größe der Wespe, sind auch die Zellen nicht groß, noch unausgeschlüpfte Bewohner ließen auf die Art schließen, doch ist der Bau auch bei Wood und in manchen anderen Werken abgebildet und derselben Wespe zugeschrieben. Die, besonders in Brasilien hausende, artenreiche Familie Polybia mit kleinen oder höchstens mittelgroßen Arten ist bekannt durch ihre kunstvollen und vielgestalteten Nester. Wie der bezeichnende Gattungs- name sagt, leben die Wespen in großen Scharen bei einander, so daß manchmal Kolonien von vielen tausend Individuen entstehen. Wespen von der Größe der roten Waldameise fertigen deshalb Bauten von Kopfgröße mit vielen Zellenwaben nach Art unserer Wespen, andere kleben die Zellen auf Blätter oder an Baumrinde, und noch andere nisten in natürlichen Höhlen. Fig. 15 zeigt das niedliche Nest von Pol. sericea Ss., welches ein Blatt zur Unterlage gewählt hat. Fast die ganze Blattfläche ist von dem flach gewölbten Bau bedeckt, welcher oben eine feste, mit Speichel geglättete, gemeinsame Decke und nur an der Spitze eine kleine Öffnung hat, welche die Zellen in ihrer Lage erblicken läßt. Diese stehen mit ihrem Grunde auf dem Blatte, haben die Öffnungen alle nach oben und sind unter der gewölbten Decke zugänglich. Die Farbe ist strohgelb und vom getrockneten Blatte schwer zu unter- scheiden. Andere Bauten kleben auf einem Schilfblatte, sind aber ähnlich eingerichtet, haben aber auch keine Schutzdecke, während wieder andere Nester kalbkugelförmige Gestalt haben. Lygellus epilachnae Giard. (Ein interessantes Bild aus dem Parasitenleben der Insekten.) Von Professor Karl $ajo. Herr Professor Alfred Giard veröffent- lichte in der Sitzung der französischen biologischen Gesellschaft vom 25. Juli 1896 | den Insekten-Parasitismus betreffende, recht interessante Beobachtungen. — Seit 30 Jahren verfolgte er aufmerksam die Metamorphosen der auf Bryonia dioica lebenden Öoceinelliden- Art Epilachna argus Fourcr. zu Valenciennes. Bereits im Jahre 1876 teilte er im „Bulletin scientifigue du Departement de Nord“ die Thatsache mit, daß die Larven und noch mehr die Nymphen der erwähnten Ooceinellide von einer Öhalcidier-Art angesteckt werden. Als ihm im vorhergehenden Jahre Herr Paul Marchal, Chef der Arbeiten der französischen Entomologischen Station, aus Fontenay aux Roses parasitisch angesteckte Puppen von Epilachna argus sendete und aus diesen Chalcidier zum Vorschein kamen, überzeugte er sich, dab sie mit denen von Valeneiennes vollkommen identisch waren. Es scheint also, daß dieser kleine Schmarotzer in Frankreich recht allgemein verbreitet ist, und so dürfte er auch in anderen Gegenden Europas, wo Epilachna argus und vielleicht auch dort, wo E. chry- Eee KB) Lygellus epilachnae Giard. 327 somelina vorkommt, heimisch sein, worauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen wollen. Die fragliche Chaleidier-Art gehört in die im Sinne Försters aufgefaßte Unter- familie der Eulophoiden, aus welcher vorher noch keine Form als in Coceinelliden schmarotzend bekannt wurde; wohl kennt man aber Encyrtiden (Gattung Homa- lotylus), die auf Kosten vonMarienkäfern leben. Professor Giard vermochte die aus den angesteckten Puppen ausgeflogenen, kleinen Immen mit keiner der bis jetzt bekannten Chaleidier-Gattungen in bestimmte Ver- bindung zu bringen, obwohl ihr Habitus mit Ovrrospilus und Solenotus nähere Ver- wandtschaft verrät. Aber die Furchen des Scutellums sind anders gebildet als bei Cirrospilus und die Fühler anders gebildet (d.h. aus weniger Gliedern zusammengesetzt) als bei Solenotus. So gründete er also für diese Form eine neue Gattung Zygellus und nannte die Art Lygellus epilachnae Giard. Der Gattungsname Zygellus (Ruyaios = dunkel) bezieht sich auf die schwarze Farbe des Körpers. Länge 1,5 mm. Die Fühler- geißel (also den Schaft nicht mit inbegriffen) besteht aus sieben Gliedern, wovon eins bis vier unter sich so ziemlich gleich, cylin- drisch “und etwa zweimal länger als breit sind. Die drei letzten Fühlerglieder bilden zusammen eine eiförmige Keule. Der Mittelrücken besitzt eine. mediane Längsfurche. Das große Scutellum wird durch zwei Längsfurchen der Länge nach in drei Felder geteilt; diese Furchen enden vorne rechts und links von der Längsfurche des Mittelrückens. Die behaarten Flügel zeisen ähnlich gebildete Nerven, wie Eulophus santhopus Ratzeb. Schenkel schwarz, am Ende weißlich; weißlich sind auch die Schienen und Tarsen, die End- spitzen der letzteren gebräunt. In je einem Epilachna-Individuum können 15--20 Larven dieser Schmarotzerart hausen, und sie verpuppen sich frei im Innern des Opfers, ohne Gespinst, wie das übrigens bei den meisten ihrer Verwandten der Fall ist. Professor Giard hat vorgeschlagen, den Lygellus epilachnae in Südeuropa an jenen Orten einzubürgern, wo Epilachna argus den Melonen schädlich ist. Sehr interessant ist, was Professor Giard über das Überliegen der Puppen und sogar der Larven dieser Chalcidier-Art mitteilt. Das eine der Fläschchen, in welchen die infizierten toten Epilachna-Körper auf- bewahrt wurden, hatte er im betreffenden Sommer (1895) nicht geöffnet. Eine Anzahl Lygellus-Individuen entwickelten sich darin im September, aber im Fläschchen ein- geschlossen, verendeten sie rasch. Groß war seine Überraschung, als er am 10. Juli des folgenden Jahres einige der angesteckten Epilachna-Puppen öffnete und im Innern derselben noch lebende Puppen und sogar Larven der Parasiten entdeckte, die, nachdem sie mäßig befeuchtet worden waren, lebhafte Lebenszeichen von sich gaben. Der Zustand der Anhydrobiose, also Feuchtigkeitsmangel, dürfte die Entwickelung der betreffenden Schmarotzerstadien um ein’ volles Jahr ver- längert haben, und vielleicht hätte dieser Zustand auch noch in dem nachfolgenden Jahre fortsedauert, wenn man die ruhenden Körper nicht befeuchtet hätte. Ein solches Überliegen ist aus anderen Insektenfamilien bereits länger bekannt und kann auch durch andere Ursachen, z. B. auch durch Wärmemangel, herbeigeführt werden, worüber ich in meiner Arbeit: „Kälte und Insektenleben“ schon einiges mitgeteilt habe. Herr Professor Giard macht darauf auf- merksam, daß durch ähnliche Zustände auch Irrtümer herbeigeführt werden können. So ist z. B. in einer Arbeit Försters (Hymen- opterologische Studien, II. Heft, 1856, p. 80) zu lesen, daß der genannte Forscher Astichus arithmeticus Först. drei volle Jahre hindurch zu Hunderten aus einem Schwamme gezogen hat, wo sie in einer (is-Art schmarotzten. Förster hielt die in jedem der drei Jahre erschienenen Imagines für ebensoviele nach- einander folgende Generationen; und da er durchweg nur Weibchen erhielt, so glaubte er, mindestens die letzteren zwei Generationen als Resultate einer Parthenogenesis auffassen zu müssen. Professor Giard glaubt aber, daß es sich in diesem Falle wohl nur um eine einzige Generation gehandelt haben dürfte, deren Individuen jedoch nicht alle im ersten, sondern teilweise erst im zweiten und dritten Jahre sich zu vollkommenen Insekten entwickelt haben. Es scheint in solchen Erscheinungen eine 328 Über die Fortbewegung und Ruhestellung der Schmetterlings-Larven. natürliche Fürsorge zu liegen, um gewisse | schaft im Laufe der Zeit noch mehr potenziert Insektenarten, die in einem oder dem anderen |und befestigt haben. — Jahre vernichtenden Katastrophen unter- worfen werden können, über solche un- günstige Jahre im schlafenden Zustande in ein späteres — zweites oder drittes — günstigeres Jahr hinüberzuhelfen. Wohl wird der Kampf ums Dasein, beziehungs- weise die natürliche Zuchtwahl, diese Eigen- Wir konnten nicht umhin, diese höchst lehrreichen Daten unseren Lesern vor- zuführen. Gewiß wohnen ihrer viele in Gegenden, wo es Epilachna giebt, und vielleicht werden sie den hier besprochenen Parasiten auch dort entdecken, auch event. ein noch längeres Überliegen beobachten können. Über die Fortbewegung und Ruhestellung der Schmetterlings-Larven. Von 0. Schultz, Berlin. Bei allen Wesen findet ein Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe statt. Ebenso- wenig wie es einen Zustand immer dauernder Ruhe giebt, ebensowenig giebt es einen Zustand fortwährender Beweglichkeit. In diesem Wechsel liegt das Steigen und Fallen des individuellen Lebens begründet und das Leben selbst. Nicht der Ruhezustand, sondern die Bewegung muß das Ursprüng- lichere gewesen sein, denn alle Ruhe, welcher keine Bewegung vorangegangen ist, heißt Tod. Beide Erscheinungen, Bewegung und Ruhe, sind Thätigkeiten — die erstere mehr äußerlich, die letztere innerlich in Geltung tretend. Die Organe, welche die Lokomotion be- wirken, sind bei den Tieren höchst ver- schieden. Wollten wir alle Tierklassen mit Rücksicht hierauf in den Rahmen unserer Betrachtung ziehen, so würde uns dieses einesteils zu weit führen, andererseits würde es auch nicht dem Zweck der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ entsprechen; wir beschränken uns also auf die Klasse der Insekten, und zwar speciell auf die Larven der Lepidopteren. Betrachten wir zunächst den verschieden- artigen Bau der Fortbewegungsorgane des Raupenleibes! Die Hauptorgane der Bewegung bei den Schmetterlingsraupen sind die Füße. Ver- möge der mehr oder minder großen Festig- keit der Substanz derselben, vermöge der hornartisen Klauen, welche dieselben am Ende tragen, sind die Raupen im stande, die Last des Körpers zu stützen und sich vorwärts zu bewegen. Alle Groß-Schmetterlingsraupen besitzen an den ersten drei Körpersegmenten (den Brustringen) je ein Paar Füße (Brust- oder Klauenfüße). Während im allgemeinen die Brustfüße gleiche Größe unter sich haben, zeigt sich bei einigen wenigen Arten eine auffällige Verschiedenheit hinsichtlich der Ausbildung der einzelnen Fußpaare. Bei der Raupe von Stauropus fagi L. sind nämlich die am zweiten und dritten Körpersegment befindlichen Brustfüße äußerst verlängert; ebenso zeigen die Raupen der Geometriden- Gattung Selenia Hübn. das dritte Fußpaar merklich länger als das erste und zweite Fußpaar. Einzelnen Gattungen der Klein- Schmetterlinge fehlen die Brustfüße ganz (Nepticula, @Gelechia, Parasia), den beiden letzteren auch die übrigen Fußpaare. Außer diesen Brustfüßen, welche den Füßen des vollkommenen Insekts entsprechen, haben die Schmetterlingsraupen noch eine Anzahl Fußpaare an den Bauchringen (Bauch- füße) und ein Paar Füße am letzten Körper- segment (Afterfüße, Nachschieber). Man hat diese Füße im Gegensatz zu den Brust- füßen, den „wahren“ Füßen, „falsche“ genannt. Hinsichtlich der Zahl und Lage derselben machen sich große Verschiedenheiten bei den Larven der einzelnen Schmetterlings- Gattungen und -Arten geltend, welche sich in folgender Weise klassifizieren lassen. I. Bei der größten Zahl der Schmetterlings- raupen finden wir, daß im ganzen fünf Paare falscher Füße auftreten. In diesem Falle trägt das Analsegment regelmäßig ein Fuß- paar und die übrigen vier Fußpaare das siebente bis zehnte Leibes-Segment. Bei say Über die Fortbewegung und Ruhestellung der Schmetterlings-Larven. 329 verschiedenen Arten zeigen sich die beiden vorderen Paare der Bauchfüße verkürzt (so bei Lithocampa ramosa Esp., Abrostola Hübn., Anophia Guen., Oatephia O., Catocala Schr., Ophiusa Ochs., Pseudophia Led., Exophila Guen., Toxocampa Guen., u. Ss. w.); bei den sechzehnfüßigsen Raupen der Brephiden sind sogar die drei ersten Paare der Bauchfüße ganz verkümmert. II. Bei denjenisen Raupen, welche nur vier Paar falscher Füße, im ganzen also vierzehn Füße haben, zeigen sich ver- schiedene Modifikationen. Sind Nachschieber vorhanden, so sind die drei anderen Paare falscher Füße entweder am sechsten bis achten oder am siebenten bis neunten Körper- ring gelesen. Fehlen dagesen die Nach- schieber, so sind die vier falschen Fußpaare am sechsten bis neunten Körpersesment befindlich. Als Beispiel der letzteren dienen die Raupen der Drepanuliden, der Gattungen HarpyiaOchs., Hybocampaled.,UropusBoisd., Stauropus Boisd. Bei der Raupe von Buclidia glyphica L. ist das vorderste Paar der Bauch- füße verkümmert, bei der Raupe von Rumia crataegata L. sogar die beiden vorderen Paare; ebenso zeigen die vierzehnfüßigen Raupen des Genus Erastria Tr. die Füße des siebenten Körperringes in unentwickelter Form. III. Hat die Raupe nur drei Paar falsche (im sanzen also 12) Füße, so liegt das eine Paar an dem Analsesment, die beiden anderen liegen an dem achten und neunten Segment des Körpers (so die Gattung Plusia-Tr., Euelidia mi L., Emmelia sulphuralis L., Aventia fleeulaW .V., Boletobia fuliginariaL., Acontia Iucida Hufn. u. a.). IV. Bei den weitaus meisten Geometriden (z. B. Eurymene dolabraria L., Pseudoterpna prwinata Hufn. ete.), welche nur zwei falsche Fußpaare haben, liegt das eine Paar an dem letzten und das andere an dem neunten Körpersegment. V. Ist nur ein falsches Fußpaar vor- handen (Tineiden), so ist dieses an dem Anal- segment gelegen. Wir ersehen hieraus, wie verschieden die Schmetterlingsraupen hinsichtlich der Zahl, der Lage und Größe der Fußpaare geformt sind, und können daraus den Schluß ziehen, daß sich entsprechend dem Bau dieser Fortbewegungsorgane auch die Art der Fortbewegung bei den einzelnen Arten ver- schieden gestaltet. Beobachten wir eine Raupe, welche mit regelrecht gebildeten Füßen an den Brust-, Bauch- und Schwanzringen versehen ist (beispielsweise eine solche von Arctiavillica L. oder Mamestra brassicae L.), wie sie über eine Fläche hinkriecht, so bietet sich uns der erste Typus der Fortbewegung der Raupen dar. Die Raupe hebt, während die Bauch- und Afterfüße noch nicht in Aktion treten, zunächst den Vorderkörper ein wenig, schiebt und fixiert dann die verschiedenen Paare der an der Brust befindlichen Füße nacheinander, zieht darauf die Bauchfüße nach, sie einzeln festsetzend, und holt endlich die am After befindlichen Füße (Nach- schieber) nach. Inzwischen haben die vorderen Füße bereits ihre Bewegung nach vorwärts wieder aufgenommen. Der ganze Raupenkörper ist während der Fortbewegung in einer fortdauernden Thätiskeit begriffen, welche uns die Erscheinung einer Fort- bewegung in Wellenlinien darbietet, indem alle einzelnen Teile, der eine nach dem andern, durch Hochheben und Anheften an. der Fortbewegung teilnehmen. Während im allgemeinen die Raupen der Macrolepidopteren sich langsam fortbewegen, vermögen doch einige Arten derselben (z. B. die Species der Gattungen Spilosoma, Arctia u. s. w.) dies in sehr gewandter Weise zu bewerk- stelligen; nach den Beobachtungen einiger Naturforscher (Deguer und Rösel) sind sogar einige Schmetterlinssraupen im stande, ziemlich bedeutende Sprünge zu machen, so z. B. die Raupen von Gnophria quadra L. und Hypena (Herminia) rostralis L. Unter den Klein-Schmetterlingen führen die Raupen verschiedener Arten die Gangbeweguns ebensowohl vorwärts als rückwärts mit großer Schnelligkeit aus. Doch nicht nur von seiten der sechzehnfüßigen, sondern auch bei den vierzehnfüßigen Raupen, denen das letzte Fußpaar, die Nachschieber, fehlen, vollzieht sich die Fortbewegung in der an- gegebenen Weise, indem die vorhandenen Brust- und Bauchfüße an der Fixation teil- nehmen. Dieselbe Art der Fortbewegung finden wir auch bei den Raupen der Cochlio- poden (Genus Limacodes Latr., Heterogenea Knoch.), welche statt der Bauchfüße zwei der Länge nach laufende Reihen kleiner, 330 Über die Fortbewegung und Ruhestellung der Schmetterlings-Larven. klebriger Wülste besitzen, welche ihnen zur Fortbewegung dienen. Während wir bei den bisher berück- sichtisten Raupen-Arten sehen, wie alle Körperringe an der Fixation teilnehmen und gewissermaßen die Fortbewegung in der Richtung von vorn nach hinten in Wellen- linien erfolgt, gestaltet sich der Prozeß des Vorwärtskriechens anders bei den Raupen, welche keine so vollkommene Anzahl aus- gebildeter Füße an den Bauchringen auf- zuweisen haben. Je nachdem die Zahl der falschen Fußpaare sich vermindert und die Lücken zwischen den vorderen und hinteren Fußpaaren des Raupenkörpers größer werden, wird die, Fortbewegung der Raupen um so auffälliger. Die sogenannten Spanner- oder Spann- messer-Raupen besitzen außer den Brust- füßen und Nachschiebern meist nur ein Paar Bauchfüße an dem neunten Ringe, selten auch noch an dem achten oder auch an dem siebenten Segment. Um nun eine Fort- bewegung zu ermöglichen, erfolgt die Fixation der vorhandenen Füße in der Richtung von hinten nach vorn. Nicht alle Segmente des Raupenkörpers nehmen hier an der Fest- heftung der Füße teil, vielmehr vollzieht sich bei den Spanner-Raupen wegen des Mangels an Bauchfüßen die schrittweise Fortbewegung nur durch die ersten und letzten Körperringe. Wir sehen die Spanner- Raupe ihren Mittelleib, also den Teil, welcher der Füße ermangelt, zu einem Bogen wölben; dann erweitert sie die Krümmung ihres Körpers, bis sie die Nachschieber in unmittel- bare Nähe der an der Brust befindlichen Fußpaare gebracht hat, und klammert sich fest, während der Raupenleib bereits wieder zu einer mehr oder minder geraden Linie gestreckt wird und dadurch die vorderen Füße vorgeschoben werden; nun fixieren sich die Brustfüße wieder und ziehen die Afterfüße dadurch nach sich, daß sich der Mittelleib wieder bogenlörmig krümmt. In dieser Weise kriechen die Spanner-Raupen ebenso schnell und noch schneller vorwärts als die Raupen, welche eine größere Anzahl von Bauchfüßen haben. Diese Fortbewegungs- welche auf das Vorhandensein einer großen Muskelkraft schließen läßt, zeigt sich in ausgeprägtester Form bei den Raupen, welche keine weiteren falschen Füße als die weise, Nachschieber und ein anderes Paar am neunten Körpersegment besitzen. Übrigens ist die bogige Art der Port- bewegung den wahren Spanner-Raupen nicht allein eigentümlich; wir finden sie auch, allerdings in weniger ausgebildetem Maße, bei einigen Raupen-Arten, welche 16, 14 und 12 Füße besitzen. Die Raupen einiger Noctuen-Arten, bei denen die Füße am sechsten oder auch am siebenten Körper- ringe fehlen oder doch verkümmert sind (z. B. Euclidia glyphica L., Emmelia sul- phuralis L., den Vertretern der Gattung Abrostola, Plusia u. s. w.), krümmen eben- falls den Körper in der Mitte mehr oder weniger; jedoch gestaltet sich ihr Gang mehr kriechend als der der echten Spanner- Raupen. Man hat diesen Schmetterlings- Larven wegen ihrer spannerartigen Fort- bewegung den Namen „Halbspanner-Raupen“ verliehen. So verschieden sich die Art der Fort- bewegung bei den einzelnen Raupen-Arten gestaltet, so verschieden ist auch die Haltung, welche sie während der Ruhe einnehmen. Im allgemeinen lieben es die Raupen, ent- weder alle vorhandenen oder doch wenigstens die Bauch- und Afterfüße in der Ruhe- stellung festzuheften. In dieser Stellung pflegen die meisten der freilebenden Raupen der Ruhe auf der Oberseite der Blätter der Nahrungspflanzen, an einer beliebigen Stelle der Blattfläche oder lang ausgestreckt auf der Mittelrippe des Blattes oder des Halmes; einige Arten ziehen ausschließlich oder doch meist die schattige Unterseite der Blätter einem sonnigen Ruhesitz auf deren Oberseite vor (so z. B. die Raupen von Smerinthus populi L., Polyommatus rutilus H., Eriopus pteridis Fahr., Limacodes testudo Fabr., Hylophila, bicolorana FBl. und andere); wieder andere Raupen-Species, wie die Catocalen, Aliselia oxyacanthae L., Hylina fureifera Hufn., Dichonia aprilina L. u. Ss. w., wählen sich mit Vorliebe ihren Ruhesitz zwischen den Rissen der Rinde oder schmiegen sich, lang ausgestreckt, möglichst dicht an len Stamm der Futterpflanze an (wie Bombyx populi L. und die meisten Vertreter des Genus Lasiocampa), wobei ihnen ihre rindenartige, bräunliche oder graue Färbung vortrefflich zu statten kommt und sie den beutegierigen Blicken des Sammlers leicht entzogen werden. 4 Über die Fortbewegung und Ruhestellung der Schmetterlings-Larven. 331 Ansgenehmer und sicherer suchen sich viele Raupenarten ihren Aufenthaltsort dadurch zu gestalten, daß sie ihn mit Gespinsten umgeben. Viele Raupen der Klein-Schmetterlinge ver- wandeln das ganze Blatt in eine Röhre, in der sie gleich gewandt rückwärts und vorwärts kriechen können; andere spinnen hinwiederum zwei Blätter an ihren Rändern zusammen. Pygaera reclusa Hübn. verdankt ihren Namen der Eigentümlichkeit, daß die Raupe die letzten Blätter eines W eidenzweiges zu einem kleinen Gehäuse zusammenzieht, ohne sich indessen hierin von anderen Vertretern der Gattung Pygaera Ochs. wesentlich zu unter- scheiden. Die Raupe von Thyris fenestrella Scop. lebt in Blättern der Waldrebe, die sie trichterförmig aufgerollt hat; in einem ähnlichen, tütenförmigen Gehäuse wählt die junge Raupe von Limenitis populi L. ihren Wohnsitz zwecks Überwinterung. Die Raupen der Psychiden fertigen sich aus abgenagten Teilchen ihrer Nahrungspflanzen ein verschieden geartetes Säckchen, in welchem sie, wie die Schnecken, ihr Dasein verbringen. Und dergleichen Beispiele mehr! Nicht alle Raupen ruhen in gestreckter Körperhaltung; einzelnen Arten sind gewisse der Notodonta-, Harpyia-, Stauropus-, Gono- phora-Arten, ruhen auf den Bauchfüßen, indem sie den vorderen und hinteren Teil ihres Körpers in die Höhe gerichtet halten. Besonders auffällig erscheint die Ruhe- stellung der Raupe von Lophopteryx camelina L., welche den Hinterleib auf- wärts hebt und den Kopf mit den vorderen Leibesringen rückwärts auf den Nacken legt. Sehr mannisgfach sind die Stellungen, welche die Raupen der. Geometriden im Zustande der Ruhe einnehmen. Seltener findet man sie lang ausgestreckt, mit den Brust- und Afterfüßen auf demselben Zweig oder Blattstiel fußend; manchmal trifft man sie so, daß sie, auf dem einen Zweige mit den Afterfüßen haftend, die Brustfüße auf einem anderen ruhen lassen, während sie den Körper gerade ausgestreckt halten. Meist indessen bedienen sie sich nur der Afterfüße als Stützpunkt ihres Körpers und strecken den ganzen Leib steif oder auch bogenförmig gekrümmt in die Luft hinaus. In allen diesen Stellungen sehen sie Blatt- stielen oder kleinen Zweigen zum Ver- wechseln ähnlich, wobei ihnen ihre der Umgebung angepaßte Färbung willkommenen Ruhestellungen eigentümlich, welche hiervon | Schutz gewährt. eine Ausnahme bilden. Sphinx ligustri L. u. a. nimmt in der Ruhe eine „bockende* Stellung ein; Gastropacha pini L. krümmt die ersten Segmente des Körpers, so daß dieselben die Spiegel recht deutlich erkennen lassen; ebenso bringen die Raupen der Gattung Dasychira Steph. die schönen Spiegelfleeke zwischen den Bürsten durch gekrümmte Haltung des Vorderleibes zur vollen Geltung. Die Raupen mehrerer Species (Charaeas graminis L., Neuronia popularis Fabr. und andere) ruhen gern halbmond- förmig gekrümmt unter Steinen und der- gleichen; ebenso zeigen die Raupen der Cymatophoriden die Eigentümlichkeit, daß sie in der Ruhe gekrümmt auf den Blättern sitzen. Andere Arten, wie z. B. die Raupen von Thecla quercus L., Hylophila prasinana L., Limacodes testudo Fabr., des Genus Zygaena lieben es, in der Ruhestellung den Kopf unter das Nackenschild zurückzuziehen. Die Raupen einiger Arten (z. B. Asteroscopus sphin« Hufn.) heben ruhend den Hinterleib aufwärts; wiederum andere, wie diejenigen So sehen wir denn, daß den Schmetter- lingslarven gewisse Eigentümlichkeiten oder — besser gesagt — Lebensgewohnheiten hinsichtlich der Art ihrer Fortbewegung und Ruhestellung zukommen. Was mag aber diese Tiere veranlaßt haben, solche Gewohn- heiten anzunehmen? Wie sind sie dazu gekommen, dieselben beizubehalten? Es ist die Hypothese aufgestellt worden — und wir schließen uns derselben an —, daß diese Eigentümlichkeiten Überbleibsel sind von Anpassungsformen, denen sich die Tiere — durch die Umgebung gezwungen — haben fügen müssen, und zwar so an- dauernd, daß sie, zuletzt unwillkürlich — auch außer der Zeit, wenn es der Zweck nicht erforderte, ausgeführt —, ihnen zur Gewohnheit geworden sind und sich schließ- lich auf die Nachkommen, denen sie also angeboren sind, forterbten. Um jedoch die Ursache genau zu bestimmen, welche zu der Ausprägung solcher Eigentümlichkeiten geführt hat, fehlt es uns leider an jedem sicheren Anhalt. Die Verbreitung der Lepidopteren. Die Verbreitung der Lepidopteren. Von Dr. Prehn. Ein Hindernis bildeten, wie schon im Anfang gesagt, die Gebirge; so finden wir nördlich vom Kaukasus, welcher der Wanderrichtung quer wie ein Riegel vorgelagert ist, 108 sibirische Arten, südlich davon nur 82, und umgekehrt von Asiaten südlich von den Alpen 25, nördlich von ihnen nur 15 Arten Tagfalter. Ein anderes Hindernis bilden Meeresarme, die nur von flusgkräftigeren Arten überschritten werden können. Außer- dem lieben die Sibirier als Binnenländer das oceanische Klima nicht, weshalb ihre Arten nach dem Meere zu abnehmen. Von Afrika aus haben nur acht Genera Tagfalter (Th. rumina, Anth. belemia, Thest. ballus, Lye. melanops, Char. jasius, Melan. ines, Epineph. ida und pasiphae) den Rückweg nach Europa gelunden und kommen nur in Spanien und Südfrankreich vor, mit einziger Ausnahme des mit vortrefflichem Flug- vermögen ausgestatteten Char. jasius, der sich über das ganze Mittelmeer verbreitet hat. Was die Gesamtheit der wieder ein- gsewanderten Genera betrifft, so sind es nach Hofmann im ganzen 281, wovon 1. sibirisch-europäisch: 173; 2. europäisch-asiatisch: 39; 3. europäisch-asiatisch-afrikanisch: 11292 4. afrikanisch-europäisch: S; 5. europäisch allein: 21, also wohl angepaßte Reste der vorglacialen Epoche; 6. alpin: 23, also erste sibirische Ein- wanderer oder ebenfalls angepaßte Reste; . hochnordisch: 5. Von allen diesen Einwanderern haben sich nur wenige au allen Orten unverändert erhalten, ohne Lokalvarietäten zu bilden, so Parn. mnemosyne, Pier. brassicae, Thecl. betulae, w-album, pruni, rubi, Hesp. sil- Par. hiera, Üoenon. oedippus. Es drängt sich nun beim Überblick über alle diese neu angekommenen Artem von selbst die Frage auf, ob nicht Asiaten und Afrikaner schon äußerlich sich als Südländer erkennen lassen. Und in der That ist dies bei einer ganzen Reihe der Fall; so zeichnet sich Char. jasius, der Afrika und Indien zahlreiche Verwandte hat, durch seine —] VANUS, in | doppelt geschwänzten Hinterflügel, (Schluß.) Dan. chrysippus durch seine weit gespannten, geschweiften Flügel und seine Färbung aus; auch er ist durch ähnliche Arten von gleicher Form und Farbe in den Tropen vertreten. Hierzu gehören ferner die drei geschwänzten Bläulinge, Lye. baetica, balcanica, telicanus, ferner seines ganzen Habitus und der Palpen wegen Libyth. celtis, dessen Schwester- gattungen in anderen Erdteilen zahlreich sind, dann Nemeob. lucina, der einzige Vertreter einer in Afrika weit verbreiteten Familie, weiter seiner abweichenden Färbung wegen Hesp. nostradamus. Geneigt könnte man auch sein, den von Hofmann als Sibirier bezeichneten Nept. lucilla seiner schmalen Flügel wegen, wie sie sich bei Exoten häufig finden, hierher zu rechnen; und wirk- lich wird als Fluggebiet Kleinasien und südöstliches Europa bis Schlesien angegeben. Von Heteroceren gehören sicher hierher Sat. isabellae mit seinen doppelten Schwanz- ansätzen, wie sie sich bei keinem europäischen Saturnier finden, der auch nur in Südspanien auftritt, sicher also aus Afrika eingewandert ist; ferner wegen seiner auffälligen Flügel- form Megas. repanda aus Afrika, Südspanien und Asien, dann Cleoph. serrata, dejeanüi, baetica, yvanii, pectinicornis, Que. scrophu- lariphila, Plus. achilleae, Thalp. candicans ete., die alle nur in Südspanien beheimatet sind, ebenso wie seiner von den übrigen Lasio- campen abweichenden Flügelbildung wegen Las. lineosa. Ein Kleinasiat ist wohl Spart. paradoxaria aus Sicilien und griechischen Gebirgen mit seinen unverhältnismäßig großen Vorderflügeln, dann Las. ofus und Sat. caecigena. Die meisten anderen Heteroceren gehören zur Einwanderung von Osten her. An dieser Stelle möge noch eine schwer zu beantwortende Frage berührt werden. Wir werden nämlich in der Wanderung nach der Eiszeit einen wichtigen Faktor für die Entstehung neuer Arten erblicken müssen. Die wandernden Tiere trafen nämlich auf Verhältnisse, die mehr oder weniger von den bisher gewohnten und ererbten verschieden waren, an die sie sich Die Verbreitung der Lepidopteren. 333 anpassen mußten, so daß die neue Nahrung, das neue Klima und wohl die neue Nachbar- schaft umbildend auf sie einwirken, ihre Farbe und Gestalt ändern und so endlich neue Arten erzeugen mußte, zumal, da wegen der immer größer werdenden Entfernung zwischen ihnen und den zurückgebliebenen Stammformen eine Vermischung beider und ein Rückschlag in die letzteren immer mehr verhindert wurde. Natürlich werden die neuen Arten mehr oder weniger ihren Eltern ähnlich geblieben sein. Aus letzterem Umstande erklärt sich auch die Schwierig- keit, sicher festzustellen, ob dieses oder jenes eine „gute Species“ ist oder nicht, und der langwierige Streit, der über diesen Gegenstand unter den Forschern bestand und noch besteht. So ist eigentlich schwer zu sagen, ob nicht Arct. festiva von Sibirien und Lappland nur eine nördliche Lokal- varietät der weithin zerstreuten Arct. aulica, und Arct. dejeanii, die sich auf Gebirgen Spaniens findet, nur eine solche von der im Süden lebenden Arct. maculania ist, zumal da alle Arktiiden sehr zu Ver- änderungen geneigt sind; so sagt ferner Hofmann von Agrot. morwegica: „vielleicht nur Varietät von tritici“, und von Acid. bischoffaria heißt es: „nach Staudinger | vielleicht nur eine schwärzliche Form von virgularia in der Schweiz und Piemont“. Von manchen anderen Gattungen giebt es eine Menge, bei denen boreale oder alpine Varietäten als solche angenommen und benannt sind; ich erinnere nur an Harp. furcula var. forficula (Lappland, Ural), an Acronyct. euphorbiae var. montivaga (Alpen), Spilos. fulginosa var. borealis (Hochalpen, Schottland, Lappland), Hesp. comma var. catena (Lappland) u. s. w. Auch in den Tropen hat Bates die Erfahrung gemacht, daß gewisse Arten nur auf bestimmte Örtlichkeiten angewiesen sind und an nicht allzufern gelegenen durch eng verwandte Species ersetzt werden. So fand er, dab Pap. echelus von Para am Amazonenstrom nur 60 Meilen von diesem Ort durch Pap. aeneides vertreten ist; so fliegt Helicon. melpomene sehr zahlreich bei Santarem, fehlt aber in allen anderen Teilen des Amazonenthals, in dem er durch Hel. thelxiope ersetzt wird; in den Zwischen- gegenden waren die meisten Helikonier Ziwwischenformen zwischen beiden, aber viel seltener als diese. So fand er ferner den im ganzen Innern des Amazonenlandes fliegenden Pap. Iysander im Delta dieses Flusses durch Pap. parsodes ersetzt, während sich im französischen Guayana verschiedene, in der Mitte stehende Formen finden. Oben- genannter Pap. echelus findet sich nur an der südlichen Seite des Amazonas, während sich an der nördlichen nur Pap. ergeteles tummelt; beide Formen fehlen in Cayenne, werden aber dort durch Zwischenformen vertreten. Es ist oben angeführt worden, daß die sibirische Einwanderung von Nordost nach Südwest hin vor sich ging. Vielleicht hängen mit dieser im großen ganzen, also von Osten nach Westen gehender Richtung, auch die Züge der Falter zusammen. Diese sind vielleicht eine Eigentümlichkeit, die sich aus der der Eiszeit folgenden Epoche vererbt hat (man denke nur an den Wanderinstinkt unserer Vögelj. Aus Sibirien von Osten her fand die Wanderung statt, da aber dieses Land sicher längere Sommer hatte als der schmale, vegetationsbedeckte Gürtel zwischen dem allmählich zurückweichenden Gletscher- eis des Nordens und dem der Alpen, so werden bei plötzlich einbrechender Kälte die ersten Einwanderer wohl oft wieder nach Osten hin geflüchtet sein. Als dann die Temperatur sties und der Pflanzenwuchs länger anhielt, mögen sich die an ihm abgelegten Eier zu Faltern entwickelt haben; diese aber überraschten die Vorboten des nahenden Winters, und da sie noch nicht akklimatisiert waren, zogen sie sich wieder nach derselben Richtung hin zurück, um dort ihre Eier abzulegen, aus denen sich dann die Falter entwickelten, die im nächsten Jahre wiederum nach Westen zogen. Dies mag lange, lange Zeit gedauert haben, bis das Klima zwischen beiden Eiszonen so milde wurde, daß die Falter Zeit und Pflanzen fanden, dort ihre Eier abzulegen und die aus ihnen hervorgehenden Raupen Wärme genug, um sich zu Puppen und Faltern zu entwickeln. Diese mögen dann selbst überwintert oder letztere ihre Eier noch zur Überwinterung abgelegt haben. Auf diesem Punkte steht heute ein ziemlicher Teil unserer Schmetterlingsfauna. Was nun die von Süden nach Norden gerichteten 334 Bunte Blätter. Züge betrifft, so könnte man annehmen, daß sie zuerst von solchen ausging, die inmitten der Vegetationszone lebten, noch an niedere Temperatur gewohnt waren und nun in heißen Sommern entweder nach Norden oder nach Süden hin das ihnen zusagendere Klima aufsuchten, vielleicht auch passende Nahrung suchten —- bei unseren heutigen Zügen handelt es sich doch wohl meist um Nahrungsmangel oder um Sorge um die Nachkommenschaft. Vielleicht spielt auch die Windrichtung eine gewisse Rolle, zumal da berichtet wird, daß ein Nonnenzug „vom Siüdwinde getrieben“ plötzlich eintraf. Werneburg führte im Jahre 1874 im ganzen 35 beobachtete Züge an; lassen wir die Exoten fort und ebenso einen, dessen Glieder unsicher sind, so bleiben von Kuropäern ausgeführte Züge in der Zahl 20 übrig. Von diesen ist bei 16 die Richtung des Fluges angegeben. Mir sind außerdem noch vier Züge bekannt geworden: 1. Marshall berichtet von einem ungeheuren Zuge des Kohlweißlings, der 1884 von Nordwesten nach Südosten durch Leipzig flog, worunter nur etwa 20% Männchen waren. 2. Große Scharen weißer Schmetter- linge zogen, gemischt mit Libellenhaufen, bei Stade die Elbe aufwärts, 20—30 Schritt vom Ufer. Milliarden zogen so vorüber. Am Rhein soll dieselbe Beobachtung gemacht worden sein („Deutsche Entom. Zeitschr.“, 1876, S. 109). 3. Im Jahre 1882 zogen Millionen von Plus. gamma von Osten nach Westen wie ein dickes Schneegestöber; dieser Zug ging mehrere Nächte über Helgoland. 4. Gädtke beobachtete Züge von Hibern. defoliaria und aurantiaria von Holstein nach England hinüberziehend. Dies waren nur Männchen, da die Weibchen nicht fliegen können. Merkwürdigerweise zogen Züge von Lerchen mit, was aber wohl Zufall war. Was die Arten betrifft, aus denen sich die Züge zusammensetzten, so hat bemerkt: Züge von Pier. brassicae: 9, Van. cardui: 8, Van. urticae: 1, Plus. gamma: 1, Psil. monacha: 1, Nemeoph. plantaginis: 1. h „ Hib. defol. und aurantiaria: 1. Von den oben erwähnten 20 Zügen richteten ihren Flug von Süden nach Norden oder umgekehrt 7, dagegen von Osten nach Westen oder umgekehrt 13, also fast das Doppelte. Hierzu kommen noch die in der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“, Bd.IL, S.260f., erwähnten cardui-Züge, deren Richtung im allgemeinen von Süden nach Norden ging, und die brassicae-Züge, die von Norden nach Süden zogen. Teilweise jedoch richteten die eben erwähnten Distelfalterscharen ihren Flug von Südwesten nach Nordosten. Von ver- schiedenen, nicht näher bestimmten cardui- Zügen sagt Speyer: „Im ganzen war über- haupt die Richtung von Südwest nach Nordost vorherrschend, nur aus Wien wird eine solche von Ost nach West gemeldet, und aus Karls- ruhe, daß ein Schwarm von Süden nach Norden und zwei Tage später in entgegen- gesetzter Richtung zurückgeflogen sei.“ Derselbe Gelehrte bemerkt ferner an einer anderen Stelle: „Man möchte auch hier, wie bei den Wanderungen der Zugvögel an fort- wirkende Erinnerungen uralter Gewohnheiten denken, die nur nicht wie bei jenen in regel- mäßigen Perioden, sondern nur unter be- man sonderen Umständen einmal erwachen, gleichsam ein physischer Atavismus. Eine solche Annahme aus den Verhältnissen früherer Erdperioden auch nur hypothetisch zu begründen, würde aber wohl nur einer sehr kühnen Phantasie gelingen.“ Ich gebe allerdings gern zu, daß mein Versuch, die Falterzüge mit der Eiszeit in Verbindung zu bringen, auf etwas schwachen Füßen steht. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die Farben der Schmetterlinge bilden den Gegenstand einer Arbeit des Herrn A. G. Mayer im „Entomologist* (März 1897). Ver- suche haben bekanntlich gezeigt, daß die roten, gelben, braunen und schwarzen Farben der Schmetterlinge gewöhnlich von chemischen Farbstoffen hervorgebracht werden, die zum Teil durch Wasser und andere Lösungsmittel Bunte Blätter. 335 ausziehbar sind. Mitunter werden auch die grünen, blauen, purpurnen und weißen Färbungen (die letzteren z. B. bei den Weib- lingen) durch Pigmente hervorgebracht; in den meisten Fällen jedoch handelt es sich bei diesen letzteren Farben um sogenannte optische oder physikalische Farben, die durch Struktur- verhältnisse (Dünnheit und Streifung der Schuppen u. s. w.) hervorgebracht werden. Die weißen Farbstoffe der Pieriden wurden von Hopkins, Coste und anderen als Ab- kömmlinge von Harnsäure nachgewiesen, und die gelben und roten Farbstoffe derselben Gruppe zeigten sich als nahe Verwandte dieser Harnstoff-Farben, die sich zum Teil schon mit Wasser ausziehen lassen, z. B. beim Citronen- Falter und den goldgelben Callidryas-Arten. In einigen Fällen wurde auch das grüne Pigment von Tag- und Nachtfaltern als Ab- kömmling der Harnsäure nachgewiesen. Herr Mayer schließt daraus, im Einklange mit mehreren Vorgängern, daß das sogenannte „Blut“ oder die Hämolymphe der Puppen, welches beim massenhaften Auskriechen der Falter den sogenannten Blutregen erzeugt und sehr reich an Harnsäure ist, das Bildungs- material dieser chemischen Schmetterlings- farben darstellt. Es trifft dies, nebenbei bemerkt, mit der bereits von Francis Bacon geäußerten Vermutung zusammen, daß die schönen Farben der Vögel und anderer Tiere aus Abfallprodukten des Körpers ent- stehen möchten, welche der Chemiker Sac vor circa 50 Jahren experimentell verfolgte, indem er nachwies, daß Vögel bei der Mauserung, Schlangen bei der Häutung weniger Harnsäure ausscheiden als sonst. Mayer stellte nun mit dem „Puppenblut* Versuche an und überzeugte sich, daß es an der Luft ähnliche, schmutzig grüne und gelbe Farbentöne annimmt, wie sie bei Schwärmern, Eulen und Spannern vorherrschen, und durch Behandlung der Hämolymphe mit gewissen Reagentien konnte er die reinen roten und gelben Farbentöne erzeugen, die man seit lange als sogenannte Harnfarben kennt. Im Einklang mit diesen Ansichten zeigte sich ferner die Thatsache, daß bei den Spinnern (Saturniden) weder in der Hämolymphe der Puppen, noch in den Flügelfarben der Schmetterlinge Harnsäure-Abkömmlinge nach- gewiesen werden konnten. Im Zusammenhange mit diesen Unter- suchungen macht die englische Zeitschrift „Nature“ in ihrer Nummer vom 18. März cr. auf J. Barker Smiths in der „Medical Press and Circular“ (1396—97) erschienene Folge von Aufsätzen, die auch gesammelt in Broschüren- form (bei Bailliere, Tindall und Cox in London) erschienen sind, aufmerksam, in denen nachgewiesen wird, daß auch die Farbstoffe der Säugetier-Haare Abkömmlinge von Harn- säure sind, so daß also wirklich, wie Bacon vor mehreren Jahrhunderten ahnte, der Farbenschmuck der Tiere größtenteils aus stiekstoffhaltigen Abfallprodukten bestritten wird, die beim Stoffwechsel des tierischen Körpers aus den Säften ausgeschieden werden. B4.K, Aus den Vereinen, Verein für Naturkunde zu Crefeld (früherer Verein für naturwissenschaftliches Sammelwesen). Ordentliche Generalversammlung am 9. April 1897. Unter den zur Verhandlung gestellten Anträgen war einer der wesentlichsten die Änderung des Vereinsnamens. Der Vorsitzende, Herr Borgers, referierte über diesen Punkt und wies an verschiedenen Beispielen nach, wie notwendig eine Ver- änderung des Titels in jeder Beziehung sei. — Der vom Vorstand gestellte Antrag fand fast einstimmige Annahme. Unter den zur Aus- wahl vorgelegten Namen wurde an Stelle des bisherigen Titels: „Verein für naturwissen- schaftliches Sammelwesen“, der die heutigen "Bestrebungen des Vereins präciser zum Aus- druck bringende Titel: „Verein für Naturkunde* — gewählt. Dieser Name wird nunmehr vom 9. April 1897 ab vom Verein geführt. Die übrigen Anträge betrafen Gegenstände, die für die Öffentlichkeit weniger von Interesse sind und füglich hier über- gangen werden können. Die Zwischenpausen wurden durch Mitteilungen und Besprechungen gemachter Beobachtungen ausgefüllt. Die Herren Pöstgen und Denke zeigten verschiedene, auf Frühjahrsexkursionen ge- fangene Schmetterlinge vor, darunter drei Exemplare der seltenen ab. funebraria Thierry von Hyb. leucophaearia. Herr Bongartz brachte eine interessante, im Hülserbruch bei Crefeld an einem Eichen- stamm gefundene Algenart zur Anschauung. Herr Kamp legte verschiedene Entwickelungs- stadien des Zünslers Hydrocampa nymphaeata vor, dessen Raupe sich in einem hohlen Stengel einer abgestorbenen Umbellifere (wahrschein- lich einer Acanthus) verpuppt hatte. Herr M. Rothke legte die Biston- Arten seiner Sammlung vor und sprach über die bei Crefeld vorkommenden Arten (hispidarzus, zonarius, hirtarüus, stratarius), auf deren Lebens- weise und Entwickelungsgeschichte näher eingehend. Interessant ist bei hirtarius die Erscheinung, daß sich der Schmetterling, ähnlich wie in der Vogelwelt die Amsel not- gedrungen, so hörtarius freiwillig in der Stadt eingebürgert hat und aus den umliegenden Waldungen fast verschwunden ist. Der Schmetterling wird nämlich in den städtischen Anlasen sehr häufig gefunden, außerhalb der Stadt aber nur höchst selten, trotzdem dort- selbst reichliche Bedingungen für seine Existenzfähigkeit vorhanden sind. Der Vor- tragende glaubte den Grund für diese Er- scheinung darin zu erblicken, daß die Laub- hölzer in den städtischen Anlagen (Ulmen, 336 Bunte Blätter. -Ahorn, Linde etc.) der Raupe besser zusagen als die Eichen und Birken der umliegenden Laubwälder. — Bei zonarius wurde bemerkt, daß dieser Schmetterling jedenfalls verbreiteter und auch häufiger sei, als man den gewöhnlichen Funden nach zu beurteilen im stande sei. Zonarius entziehe sich als Schmetterling leicht der Beobachtung, da $ und @ im Grase ruhten und wenig umherflögen. Das Auf- finden der ungeflügelten © erfordere besonders ein geübtes Auge und Terrainkenntnis. Am ehesten wären noch an den Orten des Vor- kommens (Ränder von Flußdämmen und trockenen Chausseegräben) im Juri und Juli die Raupen durch Schöpfen zu erhalten. Sehr leicht und nicht uninteressant sei auch die Zucht aus dem Ei, doch gingen die Raupen vor der Verwandlung leicht zu Grunde, be- sonders, wenn sie zu naß gehalten würden. Das © lege bis zu 500 länglich grüne, dünn- häutige Eier, deren Ablage ohne jede An- ordnung erfolge. Sitzung am 23. April 1897. In der heutigen Sitzung beendete Herr M. Rothke seinen schon in früheren Sitzungen zum Teil gehaltenen Vortrag: „Entomologische Streifzüge durch das Ober-Engadin ete.“ Redner schilderte seine Eindrücke auf den Wanderungen zum Malojapaßund Fexgletscher, sodann über den Julier nach Stalla, besprach die um Stalla ausgeführten Exkursionen und den Marsch über den Septimer, hob die Schön- heiten des Bergells in gebührender Weise hervor und schilderte seine Erlebnisse und Eindrücke auf der Wanderung durch Ober- italien über den Passo die Gorio bis Bellinzona, von wo mit der Gotthardbahn die Rückreise in die Heimat angetreten wurde. -— Die auf diesen Wanderungen und Streifzügen ge- fangenen Insekten wurden wiederum zur Anschauung gebracht, ebenso die schönsten Punkte der Gegend darstellende Photographien. Unter den bei Bellinzona gefangenen Schmetterlingen befanden sich unter anderen folgende südlichere Formen: Pap. podalırius ab. zanc’eus, Melith. didyma var. oceidentalis, Arg. adippe ab. cleodora und Neptis lueilla. — Die Herren Denke und Pöstgen legten verschiedene einheimische Lepidopteren zum Bestimmen vor. Die Herren v. Lumm und Krancher sprachen über Formol und seine Verwendung. Zum Schlusse besprach Herr Rothke unter Vorzeigung der Originale die zur Fauna Crefe!ds gehörigen Taeniocampa-Arten (sämt- liche in Deutschland heimischen Arten). M. R. Litteratur. OQudemans, Dr. J. Th. De Nederlandsche Insecten. Met 36 steendrukplaten en ruim 300 figuren in den tekst. In 12 afleveringen, 90 cents per afl. 's Gravenhage, Martinus Nijhoff. Seit dem Erscheinen des bekannten Snellen’schen Werkes „Gelede Dieren“ in den vierziger Jahren ist die Insekten-Fauna der Niederlande nicht wieder zusammenhängend bearbeitet worden, so daß jenem verdienst- vollen, aber nunmehr doch in mancher Be- ziehung veralteten Werke gegenüber eine Nenbearbeitung sehr zu begrüßen sein wird. Solche Werke, welche ganze Faunen behandeln, stellen an den Autor die höchsten An- forderungen in Wissensumfang und Thatkratt; es ist deshalb um so mehr hervorzuheben und anzuerkennen, daß dieses Werk, nach den vorliegenden 4 Lieferungen, der gesetzten schwierigen Aufgabe gerecht zu werden verspricht. Auf dem gewiß richtigen Standpunkte stehend, daß das „Sammeln“ der Insekten eine oberflächliche Spielerei bleiben solange jede wissenschaftliche Grundlage fehlt, geht der Verfasser, zunächst ausführlich, in knapper, klarer Darstellung ein auf die systematische Stellung der Insekten über- haupt, auf den Artbegriff (anschließend Dimorphismus, Saison-Dimorphismus, Parthe- nogenesis, Heterogonie, Pädogenesis u. a.), auf den Begriff und das Wesen der Meta- morphose, auf die Gallen und ihre Bildung, und besonders auch auf die anatomischen Verhältnisse der Insekten, die Ergebnisse der neuesten Forschungen durchaus benutzend. Dieser erste, 148 Seiten umfassende Teil des Werkes wird durch 137 prägnante Abbildungen, welche zum nicht geringen Teil Original- Zeichnungen wiedergeben, des weiteren er- läutert. Den systematisch-biologischen Teil eröffnen eine Übersichts- und eine dichotomische Tafel der nach Fr. Brauer angenommenen 19 Ord- nungen, sowie eine Tafel zur Bestimmung der im Wasser lebenden Insektenlarven. Die Ordnungen der Thysanura, Collembola, Dermatoptera, Agnatha und zum Teil auch der Odonata finden noch in Heft 4 (bis Seite 192) ihre Erledigung. Nach der Angabe der be- züglichen - systematischen und faunistischen Litteratur folgt die Diagnose der betreffenden Ordnung, eine Übersicht ihrer Familien und Genera, die allerdings nicht in analytischer Weise gehalten ist. Die angeschlossene Charakteristik der Ordnung ist recht voll- ständig, wenn auch. in kurzen Strichen gegeben, und auch die weitere Behandlung bis zu den Arten, in anregendste Form gefaßt, erscheint mir wohlgelungen. Zur Erläuterung des Textes sind sauber ausgeführte Steindrucktafeln (im ganzen 36) angefügt. Das Werk wird sich zweifellos auch in Deutschland Freunde erwerben und für das Studium der Verbreitung der Insekten-Fauna wesentliche Dienste leisten. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. muß, Aus den Verhandlungen der achten Jahresversammlung ete. Aus den Verhandlungen der achten Jahresversammlung des Vereins der amerikanischen ökonomischen Entomologen (Association of Economic Entomologists). Diese Jahresversammlung;, Buffalo am 21. und 22. August 1896 abgehalten wurde, bietet uns eine Fülle | von interessantem entomologischen Material, wovon wir einige der wertvollsten Daten in einisen kurzen Berichten unseren Lesern vorführen wollen. Sehr wichtig waren die Mitteilungen von Herrn L. ©. Howard, Chef der entomolose. Sektion des Ackervau-Ministeriums der Ver- einigten Staaten Nordamerikas. Es handelte sich nämlich darum, wie niedrig die Temperatur sein muß, um die Lebensthätiekeit der in den menschlichen Wohnungen und Maga- zinen schädlich auftretenden Insekten unmöglich zu machen. Es war keines- wegs eine Frace von bloß theoretischer Wichtigkeit — im Gegenteil, der Vor- tragende wurde eben von praktischen Unter- nehmungen zu seinen diesbezüglichen Studien geführt. In verschiedenen Teilen der nord- amerikanischen Union giebt es nämlich Firmen und Aktiengesell$chaften, die im Sommer gegen bestimmte Zahlung die ver- schiedensten Objekte in Kammern von geeignet niedrigen Temperaturen aufbe- wahren. Es: sind die sogenannten „cold storage“, d. h. Kaltaufbewahrungs - Unter- nehmungen, die sich nicht bloß aufs Kalt- lagern von Eiern, Butter, Fleisch, Obst und anderen Viktualien beschränken, sondern auch Pelzwerk, Kleider, Teppiche u. dergl. übernehmen, um diese während des Sommers vor den Angriffen der schädlichen Insekten zu schützen. Natürlich liest es sehr im Interesse solcher Unternehmungen, genau den Grad zu kennen, bei welchem die Lebensthätigkeit der Larven und Imagines der betreffenden Insekten aufhört. Denn jede künstliche Erniedrisung der Temperatur der Lager- räume kostet Geld, und zwar desto mehr, je größer die Sommerhitze im Freien ist. Jeder überflüssige Kältegrad ist daher ein Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 22. welche zu|bedeutender Verlust, der den Nettogewinn der bezüglichen Firma verringert. Im vorigen Jahre wendete sich die „Quiney Market Cold storage Company“ aus Boston an den Vortragenden mit der Bitte, diesbezüglich die exakten thermometrischen Grade bestimmen zu wollen. Es zeigte sich aber, daB in der ganzen riesigen ento- mologischen Litteratur gar keine für diesen Zweck brauchbare Daten verzeichnet waren, und somit zur Beantwortung der gestellten Frage nicht der geringste Anhaltspunkt zur Verfügung stand. Für Früchte und Eier waren in den Kaltlagerhäusern 32 bis 40° F. E22 051221729505 6), ir Bunter und andere Vıiktualien 12 bis 20° FE. (— 11 bis — 6,5° C.) im Gebrauch; aber hinsichtlich der Motten und dergleichen Insekten war man vollkommen im unklaren. Nur so bei- läufig vermochte der Vortragende den Frage- stellern anzugeben, daß bei 40° F. (+ 4,50 C.) die Thätigkeit der meisten Wareninsekten wohl aufhören müsse. Bald erhielt Herr Howard ähnliche Fragen seitens einer „Cold storage“-Firma der westlichen Staaten und überzeugte sich in der Folge, daß man zum genannten Zwecke meistens bis zu unnötig niedrigen Temperaturgraden hinabstieg. So kühlte z. B. eine im Süden etablierte Firma die Kleider- und Pelzwaren eine Woche hin- durch auf 18% F. (— 7,7° ©.) ab und lagerte sie nach Ablauf dieser Frist in einer be- ständigen Kälte von 24° F. (—- 4,5°C.). — Die zur Aufklärung der Frage nötigen Experimente wurden dann unter thätiger Mitwirkung des Herrn Dr. AlbertM. Read, Verwalters eines solchen Lagerhauses der „American Security and Trust Company“ zu Washinston, angestellt, wobei die im folgenden zu besprechenden Beobachtungs- ergebnisse verzeichnet worden sind. Die beinahe in die ganze Welt ver- schleppte kleine, gelbe Hausmotte, Tineola biseliella, deren Larve hinsichtlich der Poly- phagie bekannterweise ein wahres Musterhild 1897. 338 Aus den Verhandlungen der achten Jahresversammlung ete. ist, weil sie eben beinahe gar nichts ver- schmäht, was einen organischen Ursprung hat und nicht mehr lebt, mußte natürlich in erster Linie zu Versuchen anspornen. Eier dieser Art wurden am 2. Mai in eine Kammer gestellt, deren Temperatur 37° F. (+ 2,80 C.) war und blieben bis 16. Juni — also anderthalb Monate hindurch — unberührt. Am letztgenannten Tage wurden sie behufs Untersuchung herausgenommen und 24 Stunden hindurch bei 78° F. (+ 25,50 C.) gehalten. Es konnte keine Veränderung wahrgenommen werden, und so gab man sie wieder in die Kaltkammer zurück, wo sie bis über die Mitte des Monats August, in einer Temperatur von durchschnittlich 34° F. (+ 1,0% C.), ver- blieben, ohne zur Exklusion zu gelangen. Die Raupen von Tineola biseliella, wenn sie beständig in 18 bis 28° F. (— 7,7 bis — 2,20 C.) Kälte gehalten wurden, verfielen zwar in vollkommene Unbeweslichkeit, wenn man sie aber wieder erwärmte, so kamen sie größtenteils zu sich. So gab man z. B. am 18. Juni 13 Räupchen in wollene Ware und ließ sie eine Zeit lang in Temperaturen, die von 18 bis 33U HR. - 7,7. bise-+ 0,9%C.) oscillierten. Während dieser Zeit wurden weder Lebenszeichen, noch Fraß bemerkt, und die Untersuchungstiere schienen tot zu sein. Als man aber später fünf Stück herausnahm und ins warme Zimmer brachte, kamen zwei Stück nach 15 Minuten, eins nach 35 Minuten, das vierte nach 70 Minuten zu sich. Das letzte Stück gab sogar nach dieser Frist kein Lebenszeichen von sich und wurde nicht weiter beobachtet. Die fortwährenden Beobachtungen er- gaben, daß die Versuchstiere bei Tempe- raturen von 37 bis 42° F. (+ 2,8 bis + 5,5° C.) vollkommen unbeweglich blieben und von 44 bis 48° F. (+ 6,6 bis -- 8,9 C.) nur schwache Lebenszeichen von sich gaben, ohne die Waren, in welchen sie sich befanden, anzugreifen. Von 50 Exemplaren, die man vom 24. April bis 25. Juni in den erwähnten Temperaturen gehalten hatte, lebten 40 % — in die Wärme gebracht — wieder auf, während 60%0o nicht mehr zu sich kamen. Wenn auch diese Ergebnisse schon an und für sich und im allgemeinen sehr wichtig sind, so scheint uns, besonders in biologischer Hinsicht, eine im Laufe jener Versuche auf- getauchte andere T'hatsache in erster Linie bemerkenswert zu sein, nämlich: daß, wenn die einigeZeitinder Kälte gehaltenen Raupen erwärmt undinsaktive Leben zurückgeführt, dann aber von neuem in die Kaltkammer gestellt wurden, dieses zweite Erstarren beiläufig durchweg ihren gänzlichen Tod zur Folge hatte. Dieses letztere Resultat dürfte geeignet sein, auch gewisse Erscheinungen des Insektenlebens in der freien Natur m gewünschter Weise zu beleuchten, und daran anknüpfend sollten wohl in dieser Richtung; eine Anzahl Versuche von Raupenzüchtern angestellt werden. Über die entwickelten biseliella-Motten, die in einem Lappen eingewickelt in den Kaltlagerraum gestellt wurden, konnte vom 21. Juni an folgendes beobachtet werden: Am 22. Juni, bei einer Temperatur von 32° F. (0° ©.), waren beinahe alle Motten, die der Peripherie des Bündels näher lagen, tot; nur gegen die Mitte des Bündels gab es noch lebende. Am 24. Juni, bei 40° F. (+ 4,5 0.9), waren auch diese größtenteils verendet, während am 25. Juni, bei 31° F. (— 0,5° C.), keine einzige Motte mehr am Leben war, d. h. vermittelst Erwärmung keine derselben ins Leben zurückserufen werden konnte. : Attagenus piceus. — Diese Käferart ist namentlich im Süden der Vereinigten Staaten eines der schädlichsten Haushaltungsinsekten. Die Imago-Form bewegte sich bei 47° F. (+ 8,30 C.) schwach und wurde bei 42° F. (+ 5,5° ©.) vollkommen unbeweglich. — Die Larven waren bei 38 bis 44° F. (4- 3,3 bis + 6,6% ©.) vollkommen unbeweglich, wäh- rend sie sich von 45 bis 48° F. (+ 7,2 bis + 8,9% ©.) bewegten. Die im Mehl be- findlichen blieben länger erstarrt als die, welche sich in anderen Waren befanden. Wie lange sie eine Temperatur von 38 bis 480 F. (+ 3,3 bis + 8,9% C.) ohne ab- zusterben aushalten können, scheint sich nicht definitiv erwiesen zu haben. Soviel wurde jedoch festgestellt, daß Attagenus- Larven, die vom 2. Mai bis 29. Juni be- ständig in einer Temperatur von 29 bis 48° F. (— 1,7 bis + 8,9° ©.) gehalten worden waren und danach ins warme Zimmer gebracht az DR ME U Dichelomyia- Gallen. 339 wurden, binnen 75 Minuten durchweg wieder ‚ins aktive Leben zurückkehrten. Larven von Dermestes vulpinus waren von 36 bis 391/20 F. (+ 2,2 bis + 4,2° O.) vollkommen erstarrt, von 40 bis 45° F. € &5 bis + 72° C.) fingen sie an, sich zu bewegen, und in einer Temperatur von von 47 bis 48° F, (+ 8,3 bis + 8,9° ©.) waren sie ganz frisch und fraßen ohne weiteres. Larven von Tenebrio obscurus waren bei Sossbıs A2 0ER CE 22°bis + 5,50) un- beweglich; bei 44 bis 48° F. (+ 66 bis + 8,9% ©.) rührten sie die Füße nur ganz schwach. Zehn Exemplare von Trogoderma tarsale wurden in Imago-Form vom 2. Mai bis 2. Juli in einer Temperatur von 34 bis 44° F. (+ 1,0 bis + 6,6° ©.) gehalten, wobei drei ganz umkamen und die übrigen unbeweglich blieben, ohne Eier zu legen. Auch Puppen blieben vom 2. Mai bis Mitte August in statu quo, ohne eine Veränderung zu verraten. Aus den obigen Versuchen vermochte Herr Howard den allgemeinen Schluß zu ziehen, daß alle Waren während der Sommer- monate von schädlichen Insekten unangetastet bleiben, wenn sie fortwährend in einer Temperatur von 40 bis 42° F. (+ 4,5 bis +5,50 ©.) gelagert bleiben. Dieses Resultat ist in praktischer Hinsicht schon deshalb wichtig, weil manche der betreffenden Unternehmungen, besonders die wertvolleren Pelz-, Kleider- und dergleichen Waren — um nicht fehlzugehen — in Räumen von sogar 20° F. (— 6,5% C.) Kälte aufbewahrt, also bedeutende, unnötige Kosten verursacht hatten. Vom Vortragenden wurde schließlich noch der Vorschlag gemacht, daß Gegen- stände, welche eine hochgradige Wärme ohne Schaden aushalten, vor dem Kaltlagern ver- der letzteren Art kamen zum Versuch und | mittelst Erhitzens desinfiziert werden sollten. Dichelomyia-Gallen. Von Dr. Chr. Schröder. (Mit Abbildungen.) Bereits die älteren Naturforscher, Malpighi, | holzigen Stengelgallen an mehreren Rubus- Vallisnieriı, Swammerdam u. a., haben von „Mücken“ verursachte Pflanzenmißbildungen beobachtet und beschrieben. Frisch erkannte bereits (1730) die Made, welche in den Blätterrosen an Salix alba wohnt, als die Erzeugerin dieser Galle; er verfolgte auch die Entwickelung der als Larve in den vertrocknenden Thriebspitzen der Weiden lebenden Mücke, welcher später von Schrank der Name Tipula salicina gegeben wurde. Dann folgt Reaumur, welcher nur ge- lesentlich der Larve von Cecidomyia verbasei Vall. und jener der pist Win. erwähnt, die aufwärts gerollten Ränder der Linden- blätter untersuchte und diese Mißbildungen von einer Mücke veranlaßt sah, ferner auf den Blättern desselben Baumes erbsen- große, gegen den Herbst noch geschlossene, ausfallende Gallen entdeckte, die von einer weißen Made bewohnt waren, auch die kleinen, roten, konischen Gallen auf der Oberseite der Lindenblätter, die fast kugel- förmisen Anhäufungen von verkürzten Blättern am Stengel des Ginsters, die Arten und die blasenartigen Mißbildungen auf der Oberseite der Blätter von Viburnum lantana fand, meist auch die betreffenden Larven beobachtete (Winnertz nach Loew). Weitere Gallen wurden durch die Schriften von Degeer und Linne bekannt; ersterer berichtet beispielsweise ausführlich über die Mißbildungen an den Triebspitzen von Juniperus communis, letzterer beschreibt unter anderem die Gallmücke aus den erbsengroßen Gallen auf den Blättern der Zitterpappel. Aber erst Meigen wagte sich, nach den Arbeiten von Fabricius und von Schrank, an eine systematische Betrachtung der Gallmücken. Sein unmittelbarer Nach- folger ist Macquart, dem sich Rondani und Bremi anschließen. Grundlegend aber wurden auf diesem Gebiete wesentlich erst die Arbeiten Loews (1850). Seitdem ist das Studium der Cecidomyiden (Gallmücken) erfolgreich fortgesetzt und im besonderen vertieft worden. Wenn auch die Zahl der Entomologen, welche den Zooceeidien — als solche bezeichnet man die durch Tiere = 340 Dichelomyia- Gallen. (meist Insekten) veranlaßte und durch örtlich gesteigerte Thätigkeit der Bildungsstoffe hervorgebrachte, pathologische Bildungs- abweichung der Pflanzen, die sich als eine Reaktion der Pflanze gegen das Eindringen tierischer Parasiten charakterisiert (Lieber) —_ und speciell auch den Diptero-Cecidien, d.h. den durch Dipteren (Fliegen, Mücken) hervorgerufenen Cecidien („Gallen“), ihre Aufmerksam- keit widmen, leider keine große ist, so hat doch der Fleiß jener wenigen For- scher reiche Früchte ge- zeitigt. Es steht zu hoffen, daß die jetztunendlich zerstreute Litteratur in nicht all- zuferner Zeit durch ein zusammen - fassendes Werk gekrönt werde. Die Anzahl der Gall- mücken ist sehr groß. Ihre Cecidien bieten ihnen einerseitsNah- rung, anderer- seits Schutz, Organismus der Pflanze, an der sie sich entwickeln, gemein. a) Deckelgallen; sie haben einen be- sonderen Deckel, der sich seinerzeit ablöst, und fallen bei ihrer Reife aus dem Blatte, mit Zurücklassung einer Öffnung im Blatte. b) Normalgallen; diese sind ein gleich- förmiges Ganzes, bleiben fest sitzen und zeigen sich mit dem klein- sten ‘ Teile ihrer Ober- fläche dem nährenden Pflanzenteil angeheftet. c) Doppel- gallen; sie treten auf beiden Sei- ten des Blattes her- vor und be- sitzen ihren größtenUm- fang in dem Parenchym des Blattes. Diese ent- fernen sich also schon von dem Typus einer echten Galle (Typüs: Cynipiden - Galle), sind jedoch noch ihnen, 1, Deformationen von Dichelomyia ulmariae Bremi (Vi). selbständig. den Parasiten, (Unten Ober-, oben Unterseite des Blattes von Spiraea ulmaria.) 3, Sehein- welche sie selbst ins Leben gerufen haben. Die Formen- mannigfaltigkeit derselben ist eime auber- ordentliche, und der Ort ihres Entstehens an der Pflanze ist nicht minder verschieden- artig. Bremi unterschied ihre Cecidien in I. Gallbildungen. 1. Wahre Gallen; sie werden durch das Insekt erzeugt, und ihre Substanz und Bekleidung hat „nichts“ mit dem gallen;die- selben werden nur durch dasInsekt erregt und bilden keine selbständige Entwicke- lung, denn ihreEntstehung liest darin, daß das Insekt seine Eier in dasInnere eines Pflanzenteiles legt und die ausgekrochene Larve eine Aushöhlung verursacht, um die sich die Pflanzenzellen anhäufen und zusainmendrängen; die Folge davon ist eine härtliche Anschwellung, deren Be- kleidung aber die unveränderte Epi- rahsnsztr var Eee Dichelomyia-Gallen, 341 dermis bleibt. — Dieser älteren An- schauung Bremis steht die neuere, oben kurz skizzierte entgegen, wie ich hervorhebe! — d) Knollen; gänzlich geschlossen und fest durch eine Schicht verhärteter Zellen. e) Blasen, gänzlich seschlossen und weich; ein linsenförmiges, konvexes, beiderseiti- ges Hervor- treten der Epidermis an Blättern, ohne _we- sentliche Verdichtung derselben. II. Taschen- bildungen. Unter die- sem Namen begreilt Bremi. alle jene gallartigen Formationen, welche ledig- lich aus dem | entstehen, daß das Insekt seine Eier in den Blütenboden der Leguminosen oder in den Fruchtknoten der Umbelliferen legt, wodurch die ge- paarten Samen von diesen oder die sechs Blumenblätter jener zusammen- gezogen und in abnormer Form und Farbe blasenartig aufgetrieben werden; das Insekt nimmt seinen Ausweg durch die oberen Be- rührungs- punkte der Blätter oder Samen. c) Schuppen- form, eine Zusammen - setzung, welche voll- kommen derjenigen von Tannen- zaplen gleicht und nach Bremis Ansicht da- durch ent- Zusammen- steht, daß ziehen zweier die Mücke Pflanzenteile ihre Bier an (zwischen die innere denen die Basis der Larve wie in Terminal- einer Tasche blättchen verborgen (nicht in das liegt) ent- Centrum stehen, wobei der Knospe) eine Stelle lest; da- offen bleibt, 2. Deformationen von Dickelomyia veronicae Valbot (!/:). durch wird durch die das (Drei Triebe von Veroniza chamaedırys.) die Eint- Insekt seinen | wickelung ‚Ausgang findet. Die Erzeugnisse dieser Art haben also mit den typischen Gallen eine rein äußere, noch dazu oft geringe Ähnlich- keit. Es lassen sich hier folgende Grund- formen unterscheiden: a) Sacklorm; diese kann nur wegen ihrer Öffnung hierher gezogen werden, in jeder anderen Beziehung steht sie ' ganz’ vereinzelt. b) Kapselform; sie scheint dadurch zu — dieser Blättchen nicht gehemmt, wohl aber ihre normale Ausbildung und die proportionierte Verlängerung ihrer Achse; daher wachsen sie so breit als lang, bleiben zusammengedrängt und legen sich übereinander. Zwischen je zwei solchen Blättehen liegen die Larven. Blätterschöpfe: Dieseentstehen, indem das Insekt sein Ei in das Centrum e) f) B h) Filzform : u Dichelomyia-Gallen. einer Terminalknospe legt, infolge- dessen die zwei innersten Blättchen sich nicht weiter entwickeln, sondern zusammenschließen und die Larven- kammer bilden; die äußeren aber wachsen fort, obwohl nicht im normalen Außenmaße, und stehen zusammengedrängt, weil die Zweig- spitze nicht fortwachsen kann. Taschenform: Sie scheint, nach Bremi, dadurch erzeugt zu werden, daß die Mücke mehrere Eier an die innere Basis zweier Terminalblätter legt; diese Blätter schließen sich dann mit den Rändern fest aneinander, und die breite Blattfläche bläht sich gallenartig auf, verdickt sich zu- weilen und erhärtet selbst. Sind die Blätter der betreffen- den Pflanze sonst mit Haaren besetzt, so häufen sich diese auf den zusammengezoge- nen filzartig. Die Larven derselben be- stehen ihre Verwand- lung in ihnen. Schotenform: Diese möchte dadurch ent- stehen. daß eine Mücke ihre Eier auf die mittlere Blattrippe (die in einer enormen Anhäufung von Haaren auf Blättern, welche selbst nur wenig und unregelmäßig ver- bogen werden. Die Larven stecken . vereinzelt im Filze der Einbiegungen. Ahnlich unterscheidet auch Nabias: 1. Noix de galle sur des feuilles (eigentliche Gall- bildungen); 2. Galles en forme de bourse sur des feuilles (Taschenbildungen); 3. Galles produites par des feuilles roul&es et pilees (Blattrollungen und -Faltungen) u. s.f. Im ganzen aber wird gegenwärtig auf eine systematische Gruppierung der Üecidien offenbar wenig Wert gelegt; dieselbe würde auch für die eigentliche Systematik ihrer Erzeuger von keiner besonderen Bedeutung sein können. Wegen der jeder Art eigen- tümlichen Form und Stellung der Cecidien ist eine gesonderte Übersicht über diese jedoch sehr wohl gerechtfertigt und von Nutzen. Übrigens sind auch nicht wenige Gallmücken bekannt, deren Larven im Innern ver- schiedener Pflanzenteile von deren Sälten leben, ohne gallenartige Deformationen (MißBbildungen)hervorzurufen. Andere nähren sich von faulem _ Dichelomyia veronicae Valbot Holzmulm, (112). wohl auch von Schwämmen. Im besonderen lenke ich Fortsetzung des Blattstieles) lest, und |nunmehr die Auimerksamkeit auf vier Gall- zwar auf die Oberseite, infolgedessen | formen von Mücken des Oecidomyien- (Kekis sich die beiden Blatthäliten genau aufeinander legen. Da, wo sich die Larve befindet, wird das Blatt aus- sedehnt, während der übrige Teil flach bleibt, so daß das Ganze voll- kommen einer Schote gleicht, ın welcher die Körner als rundliche Erhabenheiten sichtbar werden. Nur an der Spitze bleiben die Blättchen ein wenig offen, woselbst die Larven den Ausgang finden, um sich in der ürde zu verwandeln. Tütchenform: Das ganze Blatt oder einzelne Teile desselben werden so eingerollt, daß die Rolle nur an dem einen Ende ganz und spitzig ge- schlossen ist. Die Larven leben frei und zerstreut an den Seiten der Tute. Ihr Charakter besteht — Galle, Myia= Fliege!) Subgenus Dichelo- myia. Für die letzte Bestimmung derselben bin ich Herrn Ew. H. Rübsaamen, Berlin, dessen Arbeiten auf diesem Gebiete ebenso bekannt wie geschätzt sind, ver- pflichtet. 1. Deformationen von Dich. ulmariae Bremi an den Blättern von Spiraea ulmaria (Abb. Fig. 1). Der Autor jener Art beschreibt dieselben: Galle 1V/4’” lang. An der Ober- seite des Blattes hat sie die Gestalt eines starken Kugelabschnittes von %4” Halb- messer; dieser Teil ist weißgrün, glatt und glanzlos, von angehäuften, weißen Härchen umgeben. An der Unterseite des Blattes ist diese Galle kegelförmig, scharf zugespitzt, die Spitze ein wenig hakenförmig gebogen, weißlich grün. Bei ihrer Reife wird die Oberseite karmesinrot, und die Mitte vertieft ee Dichelomyia- Gallen. 343 sich ringförmig, so daß die Gestalt einer |tasche und entwickelt gut gebildete Blüten. Papille entsteht. Ich selbst habe in diesem Frühjahre nicht Die blaßgelbe Larve ist ®/,“ lang, und |selten an vorjährigen Deformationen noch besteht ihre Verwandlung in der Galle, an | ein Auswachsen der Triebspitze beobachtet, deren Spitze die Mücke hervorschlüpft. | welches mir im vorigen Jahre entgangen Solcher Gallen sind zuweilen 80 und mehr | war; es waren dies aber fertile Triebe. auf einer Blattfieder; sie werden vom Mai bis in den Oktober hmein gefunden. Die Art findet sich auch bei Kiel sehr häufig an schattigeren Orten, vom Frühjahr Die Gallen wurden von mir bei Kiel | bis in den Herbst, in mehreren Generationen. sich mit ihren Rändern aneinander. Das so entstehende Gebilde, welches einer Tasche nicht unähnlich sieht, zeigt abnorme, weiße Behaarung und beherbergt die gelbroten Maden in großer Anzahl; dieselben ver- wandeln sich in der Deformation (Rüb- saamen). Selten kommt, nach demselben Autor, die eigentliche Triebspitze doch noch zur Ent- wickelung; sie durchwächst dann die Blätter- Ende Oktober Sie erfreutsich des vorigen jedenfalls Jahres im weiter _ Ver- feuchten breitung (Rüb- Graben eines saamen —Ruß- Wegrandes land, Nabias— gefunden; im Frankreich, Apeiler d. "Js. Massalongo — erhielt ich Italten er.) einige und findet sich Mücken. Die ebenfalls auf Art besitzt Ver.officinalis, wohl eine beccabunga weite Verbrei- (Rübsaamen) tung. und montana 2. Defor- (Bremi). mationen von Ich erzog Dichelomyia die Gallmücke veronicae Val- in großer Zahl botanVeronica (Abb. Fig. 3). chamaedrys Schiner be- eNbbklie: 2). schreibt die Ihre Mißbil- Art: Rücken- dungen liegen schild rotgelb, an der Trieb- mit drei brau- spitze. Die nen Längs- obersten Blät- striemen und ter verdicken vier Reihen sich etwas, gelber Haare; bleiben im Hinterleib Wachstum zu- gleichfalls rot- rück, krüm- 4. Deformationen von Dichelomyia urticae Perris (Uı). gelb, am men sich kahn- (An Untica dioica.) Hinterrande artisundlegen der Ringe mit schwärzlichen, aus Schuppenhaaren gebildeten Binden, die Ringränder weiß gefranst. Kopf und Fühler schwärzlich, letztere so lang als der Leib, 15- bis 16gliederig, die unteren Geißelglieder länger. Beine schwarzbraun, auf der Unterseite weiß, Hüften und Schenkelbasis gelb. Flügel blaßbräunlich getrübt, irisierend, mit schwarzer Behaarung und schwarzbraunen Adern; dritte Längsader an der Einlenkungs- stelle mit der kleinen Querader in die Höhe 344 Dichelomyia- Gallen, gezogen, in sanftem Bogen aufwärts zum |vierzehn Tagen bis drei Wochen schlüpft Vorderrande gehend, weit vor der Flügel-|die Mücke aus. spitze mündend; untere Zinke der fünften Ich füge diesem nur hinzu, daß ich die Längsader bogig abbeugend.—DasWeibchen | Gallen hier im vorigen Herbste fast aus- hat kürzere, an der Basis meist gelbe Fühler und eine lang vorstreckbare, gelbe, an der Basis dunklere Legeröhre. schließlich am Grunde der Blattspreite beob- achtete, besonders aber auch an der Trieb- spitze, wo die Deformation mehr oder 3. Deformationen von Dichelomyia urticae | minder die ganzen Blätter ergriffen hatte, Perris auf Urtica dioica (Abb. Fig. 4). Un- regelmäßige, weißliche, fleischige Gal- len an den Blättern. Die Mücke legt ihre Eier meist an die obere Blattseite ab. Durch den Reiz, welchen die Maden auf das Blatt aus- üben, baucht sich dieses nach unten aus; die Ränder dieser Einstulpung legen sich dicht anein- ander, und die Larven leben meist in Viel- zahl in der so gebildeten Gallen- höhlung.Diese Deformation ist sehr ge- a, mein; doch a er tritt sie meist erst im Spät- sommer und Herbst massenhaft auf. Seltener findet sich die Deformation auch am Stengel und den Blüten (Rübsaamen). Winnertz bemerkt noch: Wenn die Larve ihre volle Größe erreicht hat, spaltet sich die Galle, und erstere kriecht dann in die Erde, wo sie in einem dichten, weißen Seidengespinst — ein derartiges Gespinst verfertigen übrigens auch die anderen Arten, 1 und 2 in der Galle, 3 und ! zur Puppe wird. Nach 4 ın der Erde! 5. Deformationen von Dichelomyia crataegi Winnertz (Vi). (Zwei Zweigspitzen von Crataegus oxyacantha.) ebenfalls umbildend. Auch ganz junge Seiten- triebe zeigten sich - völlig deformiert (s. Abb.). Das Umrollen des Blattes erfolste im weiteren der Regel nach aufwärts. Aus im Ok- tober vorigen Jahres ein- gesammelten Cecidien er- hielt ich ım April zahl- reiche Mücken. Die Art wird überall häufig sein. 4. : Defor- mationen von Dichelomyia crataegi Winnertz an Orataegus oxyacanth.a. Die Larve lebt in den Blätter- schöpfen der Oral. coccinea. ist sie weißlich, die Knospenanlage Zweigspitzen, auch von Im jüngeren Zustande wird aber nach und nach gelb und ist bei völliger Entwickelung rotgelb. Sie erreicht eine Länge von 1° und verpuppt sich in der Erde, unter Laub und manchmal in der Cecidie selbst. Etwa vierzehn Tage nach der Verpuppung erscheint die Mücke (Win- nertz). us - a Nemeophila plantaginis ab. flava (Kil.). 345 Diese Art gehört ebenfalls zu den zahl- | lichst als Seiara morosa W innertz (Abb. Fig. 6). reichsten und verbreitetsten Formen; sie | zeigt sich hier in außer _ ordentlicher Menge. All Winnertz beobachtete auch | ich, daß die: Larve nicht : selten auch in der Oecidie ihre Entwickelung vollendet. | ) Ich schließe noch eine Mitteilung über eine andere Diptere an, welche mir bereits im März aus dem Glase mit DEREN den Veronica-Cecidien schlüpfte. Herr E. Girschner, welcher als Dipteren-Kenner bekannt und geschätzt ist, bestimmte mir dieselbe freund- he ae = übrieens in Sciara morosa Winnerlz (1}/2)- Die Sciara-Arten, von denen man gegen 300 kennt, leben als Larven fast alle in faulenden vegetabili- schen Stoffen und benötigen viele Feuchtigkeit. Da ich die Erde, welche ich für Zuchtzwecke verwende, vor- her zu erhitzen pflege, möchte ich der Ansicht Girschners folgen, daß die Larve in dem hohlen Veronica-Stengel gelebt hat. Winnertz sagt Mono- lebt seiner geraphie: Die Larve unter der Rinde der Pappeln; dies ist im vorliegenden Falle aus- geschlossen. Nemeophila plantaginis ab. flava (Kil.). Von 6. (. In der „Societas entomologica“, No. 1, XI. Jahrgang, findet sich ein Aufsatz von F. Kilian mit gleichlautender Überschrift, zu welchem ich mir aus meinem Erfahrungskreis heraus noch einige Mitteilungen zu machen erlauben möchte. Schon seit einer Reihe von Jahren züchte ich jährlich Nemeophila plantaginis, und zwar stammten die Raupen zum Teil vom Albula- Hospiz, zum Teil von Ponte, vom Cuolın da Latsch, vom Val Tours, von Bergün und zum Teil von Stuls und Filisur, welche zu Hunderten teilweise von mir selbst, teilweise in meinem Auftrage gesammelt wurden. Während die JG selten und sehr wenig aberrieren, scheinen es die @ @ in der groß- artigen Verschiedenheit ihres Kolorits darauf abgeschen zu haben, den Aberrationen- ‚Sammler in Verlegenheit zu bringen. Wäh- rend im Jahre 1896, mit dem sintflutartigen Sommerwetter, die Zuchterfolge sehr gering waren, und auch ein sehr großer Teil der Raupen an Botrytis Bassiana zu Grunde gingen, gelang mir im vorhergehenden Sommer (1895) die Zucht von N. plantaginis aufs prächtigste. Von den vielen hundert Raupen schlüpften ca. 400 Stück, und von diesen wiederum befinden sich in meiner -Sammlung 213 @ @, und zwar sämtlich — verschieden gefärbt und gezeichnet! Aller- M. Selmons. dings sind die Verschiedenheiten oft sehr sering. Es finden sich fast sämtliche Über- gänge vom reinsten Schneeweiß zu Gelb, vom Gelb zum lebhaften Orange, von Orange zum leuchtenden Rot auf den Oberflügeln. Auch in der schwarzen Zeichnung finden sich vielfache Abweichungen: ein Stück mit fast reinrotem Kolorit der Oberflügel, die Unterflügel aber total schwarz, ohne jede Zeichnung. Dieses sehr schöne Exemplar stammt vom Latscher Berg. Die mehr oder weniger ins Rötliche über- gehende Färbung der Oberflügel findet man (soweit meine Erfahrungen reichen) bei Tieren vom Albula-Hospiz, Latscher Berg, Tourser Thal, Bergün, Stuls, während mir rötlich gefärbte Exemplare von Ponte, Filisur und Alvancubad nicht vorgekommen sind. — Die von F. Kilian beschriebene Aberration (flava oder albulae) findet sich also nicht nur auf dem Albula-Hospiz, sondern auch noch an den von mir angegebenen Orten. — Es würde wohl einer Überladung gleich- kommen, wollte man die verschiedenen — und oft recht hervortretenden — Nüancierungen bei den Oberflügeln der plantaginis-Q 2 noch besonders hervorheben und sie vielleicht mit ab. rubra, ab. ruberrima etc. etc. benennen. Interessant ist, wie verschieden die Nach- kommen von einem Muttertier sein können. 346 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Am 21. August 1894 legte ein typisches 2 ca. 70 Eier, welche sämtlich schlüpften. Die jungen Räupchen züchtete ich im Freien, ließ sie überwintern, fand aber leider im folgenden Frühjahre nur 46 Raupen vor. Vom 7. Juli bis zum 2. August 1895 schlüpften die Falter, unter welchen 11 @ 2 sich be- fanden. Die Färbung der Oberflügel verteilt. sich auf die 11 Stück, wie folgt: 2 @ @ mit gelber Färbung, rot gesäumt; 5 @@ mit normaler, gelblich weißer Färbung; 1 @ mit intensiver roter Färbung, gelb gesäumt; 3 9 9 mit gelblich roter Färbung. Von den drei letzten Exemplaren ist die Nüance bei allen drei verschieden. Wie die 2 @ von Nemeophila plantaginis in der Mannigfaltigkeit der Farbtöne ab- wechseln, ebenso häufig fast aberrieren auch die @ @ von Arctia quenselii, von einem ganz schneeweißen Weibchen (vom Albula) bis zu stark melanistisch gefärbten Stücken kommen fast sämtliche Übergänge vor, und dies in einer Verschiedenheit, die einen jeden, der ihr zum erstenmal begegnet, in Erstaunen setzen muß. In einem späteren Aulfsatze ist es mir vielleicht vergönnt, auf die Biologie und Zucht von den in den Bergüner Bergen vorkom- menden Arctiiden zu sprechen zu kommen, und werde ich dann auf die hier vor- kommenden Aberrationen dieser Gruppe näher eingehen. Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. 8 Von Oskar Schultz, Berlin. Nachstehendes Verzeichnis bildet den cf. H. Locke, Ent. Zeitschr., Guben, X., zweiten Teil meiner Arbeit „Gynandromorphe | No. 6, p. 43. Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna“, deren erster Teil in Band I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ erschienen ist. Zugleich benutze ich die Gelegenheit, einige Ergänzungen dem dort Gesagten hinzu- zufügen. Die mit Asteriscen bezeichneten Species sind im ersten Teil des Verzeichnisses noch nicht als gynandromorphe Bildung auf- weisend aufgeführt worden. A. Rhopalocera (Diurna), Tagfalter. 1. Papilio machaon L. b) Halbierter Zwitter. techts Z, links 9. cf. Ent. Zeitschr, Guben, X., p. Angebot. 3. Parnassius delius Esp. a) Zusatz: Ganz symmetrisch geschnitten, links 3, rechts 9. „Die Tasche am Hinterleib des Tieres ist derart mißlich gebildet, daß jeder Ento- molog sich sofort bewußt wird, einen voll- kommenen Zwitter vor sich zu haben.“ 1895 von H. Locke-Wien im Ortlergebiet gefangen. e) Vollkommener Zwitter. Links 8, rechts @. Linke Seite typisch männliche Zeichnung; Hinterflügel bis zum Außenrand weiß be- schuppt. — Rechte Seite typisch weiblich. Außenrand beider Flügel mit breiter, glasiger Zackenbinde, mit je einem roten Fleck in den Vorderflügeln und weiß gekernten Augen auf beiden Hinterflügeln. — Hinterleib mit Tasche, aber einer linksseitigen, deutlichen Afterklappe. — Linke Flügelseite größer (35 mm) als die rechte (33 mm). Gefangen in der östlichen Schweiz. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott: „Die Lepidopteren-Zwitter meiner Sammlung“ (Sonderabdruck aus der 123. Festschrift des Vereins für schles. Insekten- |kunde), p. 4. f) Vollkommener Zwitter. Links 9, rechts Q. Tasche am Hinterleib ebenfalls vorhanden. Am weiblichen Vorderflügel zwei rote Flecke und weiß gekernte Augen im Hinterflügel; im männlichen Vorderflügel ein roter Fleck und ungekernte Augen im Hinterflügel. — Gefangen bei Bozen in Tyrol. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. 3147 cf. ebenda. 2) Unvollkommener Zwitter. Linke Flügelseite männlich, mit unge- kernten Augen; rechter Vorderflügel weiblich gefärbt und gezeichnet, mit breit angelegter Zackenbinde und deutlichem, schwarzem Fleck zwischen Rippe 1 und 2; rechter Hinterflügel vorwiegend männlich mitschwach gekernten Augen; nach außen unregelmäßig schwarz beschuppt. — Leib rein männlich. Gefangen in Tyrol. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. 3*. Parnassius apollonius. a) Ein weibliches Exemplar mit wenig Männlichem. — In der Sammlung des Herrn Dr. Staudinger-Dresden. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 4. Pieris brassicae L. b) Vollkommen, halbiert. In der Sammlung des Herrn Albert- Bremen. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 6. Pieris napi L. — ab. bryoniae O. b) Unvollkommener Zwitter. Rechts vollkommen g, ebenso der linke Hinterflügel. Der linke Vorderflügel ist am Vorderrand und Innenrand stark mit weib- licher Zeichnung gemischt. Gefangen im Glatzer Gebirge. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 5. c) Unvollkommener Zwitter. Rechte Seite und linker Vorderflüsel weiblich, linker Hinterflügel männlich ge= zeichnet. Gefangen im Glatzer Gebirge. — In der Sammluns: Wiskott-Breslau. c£ M. Wiskott, a. a. O., p. 5. d) Links napi &, rechts ab. bryoniae 2. In der Sammlung des Herrn Dr. O. Staudinger-Dresden. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 7. Pieris daplidice L. a) Berichtigung: Statt „der erste Vorder- flügel ist männlich ..... ., linker Flügel ent- schieden weiblich“ (siehe Band I) muß es heißen: Der rechte Vorderflügel ist männlich ; die linken Flügel entschieden weiblich. Anmerkung: Die mit einem * bezeich- neten Species sind in Teil I des Verzeichnisses noch nicht aufgeführt. e) Vollkommener Zwitter. Links 8, rechts 9. In Zeichnung und Flügelschnitt, ebenso der Hinterleib links männlich, rechts weiblich. Bei Berlin gefangen. — In der Sammlung: Wiskott-Breslau. ch" M., Wäskott, a. a. 0%, p- 5. f— 9) Zwei weitere gynandromorphe Exemplare hiervon befinden sich nach einer brieflichen Mitteilung des Herrn Dr. O. Staudinger in seiner Sammlung. 8. Anthocharis cardamines L. q) Ein Weibchen, welches auf beiden Vorderflügeln das Rot des Männchens trägt, jedoch durch lichte Längsstreifen unter- brochen. Unterseits ist das Rot noch stärker ausgedrückt. Im Mai 1895 bei Mariaschein i. B. ge- fangen. cf. Insektenbörse, 1895, p. 124. r) Halbiert. Flügel rechts männlich, links weiblich. Beide Fühler gleich lang. Leib männlich. Genitalien undeutlich. — Ging aus der Sammlung des Herrn B. Hartmann-Reichen- bach in den Besitz des Herrn Architekten Daub-Karlsruhe über. Briefl. Mitteilung des Herrn B. Hartmann. s) Unvollkommener Zwitter. Vorderflügel rechts @, links weiblich und männlich gemischt. Körper weiblich. Genitalien undeutlich. — Jetzt ebenfalls im Besitz des Herrn Daub-Karlsruhe. t) Der rechte Vorderflügel oberseits weiblich, unterseits männlich und weiblich gemischt; derlinkeVorderflügel ganz weiblich. Leib und Genitalien weiblich, ebenso die Hinterflügel. Gefangen. Briefl. Mitteilung des Herrn B. Hartmann. u) Unvollkommen, vorwiegend weiblich. Linker Vorderflügel weiblich mit zwei grellroten, männlichen Wischen; der rechte Vorderflügel nur auf der Unterseite mit breitem, grellrotem, durchscheinendem Fleck. Im übrigen rein weiblich. In Nassau gefangen. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 5. v) Unvollkommen, vorwiegend weiblich. Rein weiblich bis auf die schmale, grell- rote Strahlenzeichnung der beiden Vorder- flügel. 348 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O,.P.2. w) Unvöllkommen, vorwiegend männlich. Ganz 8. nur im rechten Vorderflügel wird der rote Fleck stark durch weibliche Zeichnung verdrängt, im linken Vorderflügel ebenfalls, doch weniger stark hervortretend. In Graz gefangen. cf. ebenda. x) Unvollkommen, vorwiegend weiblich. Rein weibliches Exemplar, dessen rechter Vorderflügel unterseits indessen schwach orangefarbene Striche aufweist. Bei Breslau gefangen. — In der Samm- lung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 6. y) Unvollkommen, vorwiegend @. Rein weibliches Exemplar mit etwas männlicher Zeichnung auf der Unterseite. Bei Göttingen gefangen. — In der Samm- lung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. z—d’) Fünf gynandromorphe löxemplare in der Sammlung Staudinger. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 8*. Anthocharis damone Feisth. a—b) Zwei gynandromorphe Stücke dieser Species befinden sich in der Sammlung des Herrn Dr. O. Staudinger. Das eine ist links fast ganz @, rechts 3, das andere ist ein männliches Exemplar mit geringer Bei- mischung von Weiblichem. Briefl. Mitteilung des Besitzers. weitere 9. Anthocharis euphenoides Stdgr. b) Ein synandromorphes Exemplar hiervon in der Sammlung Staudingers. 9*, Zegris eupheme Esp. var. menestho Men. a) Vollkommener Zwitter, Links 8, rechts @, mit entschieden zwitterhaften Charakteren. Die weibliche Seite (22 mn) größer als die männliche (21 mm). In Amasia gefangen. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 6. 9*#, Leucophasia sinapis L. a) Vollkommener Zwitter. Links 3, rechts ©. In vollständiger Teilung in allen charakte- ristischen Merkmalen links 3, rechts @. Gefangen in Ungarn. — In der Sammlung W iskotts. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 6. 10*. Colias palaeno var. europome Esp. a) Unvollkommen, vorwiegend weiblich. In Gestalt und Färbung weiblich. Am Innenrand und am schwarzen Mittelfleck des linken Vorderflügels hoch citronengelbe, männliche Zeichnung. Gefangen Wölfelsgrund, Grafschaft Glatz. — Im Besitz des Herrn M. Wiskott-Breslau. ei. M. Wiskott. a. a. O., p. 6. b) Halbiert, links 8, rechts ©. Im Besitz von Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung des Besitzers. c—d) Zwei weibliche Exemplare, mit wenig Männlichem. — Ebenfalls im Besitz von Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 10%, Colias alpherakiüt. a) Männliches Exemplar mit wenig Weib- lichem. Im Besitz von Dr. O. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 11. Colias erate Esp. — ab. pallida Stdgr. a) Zusatz: In dem rechten Hinterflügel befinden sich Andeutungen weiblicher, weiß- lich gefärbter Schuppen. Linker Fühler kürzer und schwächer wie der rechte Fühler. Der geteilte Genitalapparat weist herma- phroditische Bildung auf. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. 11*,. Oolias Marco-Polo Grum. a) Vorwiegend männlich. In Flügelschnitt und Färbung männlich, mit orangegelber, weiblicher Färbung schwach vermischt. Letztere indessen auf dem rechten Vorderflügel durch drei breit angeleste, intensiv rote Strahlen sehr deutlich hervor- tretend. Leib und Genitalien männlich. — Gefangen im nordöstlichen Hindukusch. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 6. 12*. Colias hyale var. alta Stdgr. a) Ein weibliches Exemplar mit etwas männlicher Färbung befindet sich laut Mit- teilung in der Sammlung von Dr. O. Staudinger. 12##, Oolias hyale var. simoda Stdgr. a) Unvollkommen. Rechte Flügelseite und der linke Hinter- flügel männlich; der linke Vorderflügel dagegen weiblich; Unterseite entsprechend. Gefangen in Korea. — In der Sammlung Wiskott. cf. M. Wiskott, .a.a. O., p. 7. “ re ee ade Ei Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. 349 13. Colias edusa F. c) Ein Hermaphrodit dieser Species wurde in London verauktioniert. Nähere Angaben fehlen. cf. Insektenbörse, 1894, No. 10. Börsen- | bericht. 13#, Colias edusa F. — ab. helice Hübn. a) Halbiert. Links 8 Stammart, rechts @ ab. helice. Im Besitz von Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 13#*, Colias edusa ab. chrysodora. a) Ein männliches Exemplar mit wenig Weiblichem. Im Besitz von Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 13##®, Colias myrmidone Esp. — ab. alba. a) Unvollkommen. Vereinisung der Stammform mit weiblichen Lokalform ab. alba. Linker Vorderflügel männlich, die übrigen drei Flügel weiblich, jedoch mit intensiv orangeroten, von der Basis bis zum Außen- rande gehenden Strahlen und Flecken auf dem gelblich weißen Grunde Auf der Unterseite zeigt der linke Vorderflügel die Färbung der Colias myrmidone 8, die drei übrigen die Färbung der ab. alba @ ohne männliche Zeichnung. — Leib männlich. Bei Wien gefangen. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 7. 14. Rhodocera (Gonopteryx) rhamni U. o) Links 2, rechts &. Ser Der Vorderrand des linken Vorderflügels | selb, der des rechten weiß gefärbt. Von Haferkorn-Chemnitz 1895 gezogen. ef. Ent. Zeitschrift, Guben, IX., p. 98. Anzeigenteil. p) Links mit Ausnahme einiser heller Streifen männlich, rechts weiblich. Im August 1894 bei Teplitz gefangen. cf. Insektenbörse, 1395, p. 124. q) Geschnitten. Rechts @, links &. Körper und Genitalien weiblich. Gefangen. Im Besitz des Daub-Karlsruhe. Aus derSammlung Hartmann-Reichenbach. r) Rechte Flügelseite weiblich, nur ein wenig am Hinterflügel männlich bestäubt; linke Flügelseite vollständig männlich. Fühler der Herrn M. gleich. Körper der Gestalt nach männlich. Genitalien undeutlich. — Gelangen. — Derselbe Besitzer. — Briefl. Mitteilung des Herrn B. Hartmann. s) Unvollkommen. Sowohl rechte wie linke Flügelseite mit stellenweise männlicher, stellenweise weib- licher Bestäubung. Leib und Genitalien männlich. — Derselbe Besitzer. — Briefl. Mitteilung des Herrn B. Hartmann. t) Rechte Flügelseite: Oberseits rein männlich; unterseits der Hinterflügel eben- falls vollkommen männlich, der Vorderflügel hingegen nur am Costalrande entlang bis zu einem Drittel männlich, die übrigen zwei Drittel mit Ausnahme kleiner Flügelteile unterhalb der Mittelzelle weiblich gefärbt. — Linke Flügelseite: Oberseits am Vorder- flügel den ganzen Oostalrand entlang bis zu einer Linie, die parallel damit durch den roten Punkt am Schlusse der Mittelzelle gezogen würde, männlich gefärbt, nur nach der Flügelspitze hin sind einige Gruppen weiblicher Schuppen eingesprengt. — Der Hinterflügel nur unterhalb der Mittelzelle nach dem Dorsalrande hin mit männlich gefärbten, strahlisen Zeichnungen, im übrigen von rein weiblichem Gepräge. — Unterseits auf beiden Flügeln eine höchst unregel- mäßige, in männlichem und weiblichem Typus gemischte Färbung. Leib äußerlich rein männlich, mit voll- kommen normal entwickelten Greifzangen. Fbenso Kopf, Thorax, Füße rein männlich. — ‚Gezogen von Herrn Dr. Standfuß-Zürich, e. 1. am 10. August 1896. — Briefl. Mitteilung des Züchters. u) Unvollkommen. Rechter Vorderflügel männlich, rechter Hinterflügel weiblich; linker Vorderflügel männlich, mit breiten, weiblichen, weißen Strahlen und Punkten durchsetzt; Imker Hinterflügel umgekehrt weiblich mit männlich gelben Strahlen. Hinterleib weiblich. In Kärnten gefangen. — In der Samm- lung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 7. v) Unvollkommen. Links dem Flügelschnitt nach weiblich, in Färbung vollkommen männlich; rechts weiblich mit breiter, eitronengelb männlicher Zeichnung am Vorder- und Innenrande und 350 Bunte Blätter. einzelnen gelben, männlichen Strahlen und Punkten auf beiden rechten Flügeln. Leib weiblich. Gefangen in Rothenburg-Lausitz. — Im Besitz des Herrn M. Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 8. w) Unvollkommen. Rechtsseitig g, links 9. Beinahe vollkommen seitliche Teilung; nur an der Spitze des linken Vorderflügels wenig männliche Färbung. Unterseits ist dagegen die linke Flügelseite nicht mehr rein weiblich gefärbt, sondern sehr stark, auf dem Hinterflügel sogar überwiegend, männlich gefärbt. Leib der Gestalt nach männlich. Derselbe Besitzer. cf. ebenda. x) Unvollkommen. Unvollkommen. weiblich mit breiten Strablen und Punkten männlicher Färbung. Unterseits entsprechend. Leib in Gestalt männlich. Gefangen bei Meißen in Sachsen. — Derselbe Besitzer. — cf. ebenda. y) Unvollkommen. Sehr kleines (43 mm) Exemplar. Flügel- schnitt und Grundton der Färbung intensiv citronengelb, männlich; der rechte Vorder- Hügel rein männlich; alle übrigen, besonders der linke Hinterflügel mit stark ausgeprägten, weiblich gefärbten Strahlen, Wischen und Punkten. Unterseits entsprechend. Leih männlich. Gefangen bei Homburg-Nassau. — Der- selbe Besitzer. cf. ebenda. z, a—d’) Fünf weitere gynandromorphe Rechter Vorderflügel, sowie der linke | Stücke befinden sich laut brieflicher Mit- Hinterflügel weiblich; der rechte Hinter- teilung im Besitz des Herrn Dr.O. Staudinger. flügel männlich, der linke Vorderflügel (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Im Januar d. Js. schlüpfte mir eine Aber- ration vom Papilio machaon, ein Gegenstück zu ab. bimaculatus, bei dem der sonst bei allen machaon vorkommende, eiförmige Fleck in Zelle 7 der Vorderdügel vollständig fehlt. Die äußere der am Vorderrande stehenden drei Makeln ist infolgedessen sehr reduciert und erscheint nur als kleiner Fleck. Ein weiteres Exemplar, das in der gleichen Zeit schlüpfte, zeigt auf dem linken Vorderflügel die üblichen acht gelben Flecke in der Außenrandbinde, der rechte hingegen zeigt nur sieben. Im Juni v. Js. fing mein Sohn im Haardt- walde bei Karlsruhe die Aberration sphirus, bei welchem noch der rote Fleck am Vorder- rande der Hinterflügel stark ausgeprägt ist. Das Exemplar ist leider etwas abgeflogen, habe es aber dennoch meiner Sammlung ein- verleibt. Ich wäre dankbar, wenn ich an dieser Stelle erfahren könnte, ob diese Abarten, besonders die erstgenannte, auch schon ander- wärts gezüchtet oder gefangen wurden. Gg. Kabis, Karlsruhe i. B. Melolontha hippocasiani. Bei meiner Exkursion am 2. d. Mts. fand ich im Grune- wald auf der Chaussee, die über Hundekehle nach Wannsee führt, in der Nähe des Stern die jungbelaubten Bäume derartig mit Mai- käfern bedeckt, daß man wohl von einem Flugjahr reden kann. Jedes Klopfen ergab eine ausgiebige Menge des Insekts, beim Weiterschreiten fanden sich unter den jungen Eichen, mit denen dort die Chaussee an ihren Rändern bepflanzt ist, ganze Schlachtfelder von Käfern, die in der Starre der Nacht von den Bäumen gefallen und von den die Chausee in großer Menge frequentierenden Radfahrern überfahren worden waren. Eine genaue Besichtigung der Tiere ergab, daß es sich um Melolontha hippocasiani handelt. Melolontha vulgaris entdeckte ich in keinem Exemplar. Unter den geklopften Tieren waren die Männchen entschieden in der Überzahl. Wir dürfen von unseren Freunden in Gemäßheit des von Herrn Professor Sajö in No. 1, S. 19, Bd. I der „Illustrierten Wochen- schrift für _Entomologie“ ausgesprochenen Wunsches recht zahlreiche Mitteilungen über Vorkommnis und Verhältnis der beiden Maikäferarten erwarten. Paul Koeppen. Über die Moskitos der Insel Antikosti, welche zur Provinz Quebec (Kanada) gehört und an der Mündung des St. Lorenz-Stromes liegt, teilt Herr Paul Combesin der „Revue seientifique* vom 12. Dezember 1896 einige merkwürdige Einzelheiten mit, aus denen wir folgendes entnehmen. Es ist eine schwärz- liche Mücke mit weißlichen Beinen, der Gattung Limonia nahestehend, deren Larven nicht wie die einer dort häufigen Stechmücke, die von unserer (ulex pipiens kaum zu unter- scheiden war, im Wasser lebten, sondern, wie es scheint, in der Erde auskommen. Dennoch sah Herr Combes, daß die Moskitos beständig dicht an der Wasseroberfläche flogen, und äh. N Bunte Blätter. 351 überzeugte sich, daß sie dies nicht thun, um ihre Eier dort abzulegen, sondern um dort die Larven der Stechmücke und kleine Fische anzuzapfen. Sobald eine Stechmückenlarve an die Oberfläche kam, um dort auszukriechen, stürzten die Moskitos auf diese Tiere, deren Flügel noch nicht trocken genug; waren, um sie zu erheben, und ließen nicht eher davon ab, bis das Tier tot war und die leere Haut davonschwamm. Am Gamache - Flusse sah er kleine, fadenförmige Fische von dem Insekt ebenso behandelt werden. Sobald ein Fisch sich der Wasseroberfläche näherte, vielleicht um nach dem Insekt zu schnappen, stürzte sich dieses auf seinen Kopf und saugte, während der Fisch unfähig schien, zu fliehen, so lange, bis er zu Grunde ging und mit nach oben gekehrtem Bauche davontrieb. Es ist klar, daß diese Bösewichter eine Menge Fisch- brut in dieser Weise zerstören müssen. Als Combes diese, wie er glaubte, neue Beob- achtung einem amerikanischen Naturforscher mitteilte, erfuhr er, daß sie bereits in den Schriften der dortigen Fischerei-Kommission mitgeteilt sei. E. K. Betrunkene Hummeln. Im Januarhefte des „Journal of Botany‘“ veröffentlichte Herr J. Ll. Williams einige recht merkwürdige Beobachtungen über dasGebahren anscheinend betrunkener Hummeln. An einem sonnigen Spätsommertage, in Nord-Wales botanisierend, fand er auf den Köpfen gewisser Korbblütler und Dipsaceen, namentlich denen der stark duftenden Bisamdistel (Carduus nutans), der Speerdistel (Oörsium lanceolatum), der Flocken- blume (Centaurea scabiosa) und dem Teufel- Abbiß (Suceisa pratensis) zahlreiche Hummeln, die sich wie sinnlos betrunken benahmen, sich auf dem Rücken wälzten, die Beine hilflos emporstreckten und zum Teil wie von Ohnmacht befallen erschienen. Abgenommen, kamen sie bald wieder zu sich und zeigten sich begierig, die Ausschweifung zu wieder- holen, indem sie aus der geöffneten Schachtel direkt auf eine in der Nähe stehende Flocken- blume flogen, um nach der Untersuchung weniger Blumen nach einigen Sekunden in denselben Zustand der Besinnungslosigkeit zu fallen wie vorher und wie andere Hummeln, die sich auf den Blütenköpfen wälzten. Es handelte sich dabei meist um die sStein- hummel (Bombus lapidarius). An einem anderen Tage sperrte er eine solche Hummel mit mehreren Blütenköpfen der Flockenblume in ein verschlossenes Gefäß und sah sie die Blumen eifrig und immer mit demselben Er- folge untersuchen. Er ließ sie darin, bemerkte aber, daß sie sich am anderen Morgen so weit wie möglich von den Blumen entfernt hatte. Nach den vielen Räuschen schien ein starker Katzenjammer eingetreten zu sein. Auf eine Blume gesetzt, verließ sie dieselbe sofort wieder und flog gesen die Glaswand des Behälters. Auf einer solchen festgehalten, drückte sie sehr auffällig ihren Widerwillen aus, „indem sie Kopf und Beine so weit als möglich von der Blume emporhob und sobald sie losgelassen wurde, eiligst davonsummte“. Auf die Gier des vorigen Abends war ent- schiedener Widerwille gefolgt. Da sich die Hummeln bei diesem Herumwälzen auf den Blüten (welches nur bei Korbblütlern und Dipsaceen und auch hier in den folgenden Sommern nicht wieder beobachtet wurde) stark mit Blumenstaub einpudern, so könnte in diesem Rausch ein Mittel, die Kreuz- befruchtung zu befördern, gesehen werden; doch erfordert die Beobachtung weitere Untersuchung, um festzustellen, ob der Honig oder Duft dieser Blumen betäubende Eigen- schaften entwickelt. E. K. Litteratur. Bach, Dr. M. Studien und Lesefrüchte aus dem Buche der Natur. Für jeden Gebildeten, zunächst für die reifere Jugend und ihre Lehrer. IV. Band. Vierte, größtenteils umgearbeitete, verbesserte und vermehrte Auflage von A. Jülkenbeck. 314 Seiten mit Illustrationen. Paderborn, Verlag Ferd. Schöningh. Preis 2,50 Mk. Das Ziel, welchem der Verfasser in diesem Buche nachstrebt, ist ein hehres. Es soll bei der reiferen Jugend und ihren Lehrern, sowie im allgemeinen bei jedem Gebildeten den Sinn für die Naturwissenschaft fördern helfen, und nicht nur die Naturobjekte an und für sich kennen lehren, sondern auch behilflich sein, das Verständnis ihrer Bedeutung, die Einsicht in den Sinn ihrer Zusammenstellung, in die Aufgabe der Tiere und Pflanzen, in das Ineinandergreifen ihrer Thätigkeiten in dem großen Räderwerke der Natur herausfinden zu können, weil gerade das Eindringen in diese Verhältnisse und deren Verständnis es ist, was der Naturwissenschaft ihren erhabenen Reiz verleiht. Daß ein solcher Unterricht zu einer höheren Kultur des Verstandes leiten kann, daß dabei das Herz, die Ausbildung des ethischen Gefühles ebensosehr zu heben ist, wird nicht zu verkennen sein. Dieser hohen Aufgabe hat der Verfasser mit Ernst und Erfolg obgelegen. Ein warmer Hauch der Liebe zur umgebenden Natur weht aus den Zeilen fesselnd entgegen. Die Absicht des Buches, durch die Wunder der Natur den „Unglauben“ zu bekämpfen, unter dem natür- lich der Darwinismus und die verwandten Lehren gemeint sind, tritt besonders störend: nur in dem Thema „Wie man heutzutage Naturgeschichte macht“ hervor. Es wäre aber vielleicht doch wünschenswert, wenn auch überhaupt ein freierer Atem durch das Buch wehte, welcher die Folgerungen völlig dem Leser überließe, und ich möchte fast glauben, daß gerade die Neubearbeitung hierin gefehlt hat; jenes Kapitel schreibe ich ihr zu! 352 Bunte Blätter. Das Buch, welches ich sonst empfehle, bietet im übrigen eine Fülle desinteressantesten Stoffes aus dem Tier- wie Pflanzenreiche: Der Biber, der Hering, nestbauende Fische und fischausbrütende Muscheln, der Koloradokäfer, die Käfergattung Meligethes, der Pochkäfer, der Getreide-Laufkäfer, über Aphiden oder Blattläuse, die Blutlaus oder wollige Rinden- laus, die Stachelbeer-Blattwespe, die Schma- rotzerpflanzen, die dornige Spitzklette, wieman heutzutage Naturgeschichte macht, wann, wo und wie sucht man Kerfe, die Reblaus, die Schnirkelschnecken, die Borkenkäfer. Schr. Meyrick, Edward. A Handbeok of British hepitoptera. 843 pag., with many illustr. London, Macmillan and Co Die Bearbeitung der Schmetterlin gs-Fauna Englands, sowohl der Macro’ wie der Micro’, liest in diesem Werke vor, seit Stammtons „Manual of British Butterflies and Moths“ das erste umfassende Werk. Bis zur Art selbst führt uns der Verfasser mittels klarer, treffender Bestimmungstabellen ana- lytischer Form, und ebenso läßt die Charak- teristik der Arten, wie auch meist ihrer Larven nichts zu wünschen übrig, so daß das Werk durchaus berufen erscheint, eine Lücke in der entomologischen Litteratur zunächst Eng- lands auszufüllen, zumal die Stainton’sche Bearbeitung nur bei den Tineinen, welche er speciell studierte, bezüglich der Struktur- verhältnisse völlig zuverlässig und genügend war. Die Schmetterlines- Fauna Englands dürfte hier wesentlich erschöpfend dar- gestellt sein. Wertvolle Hilfe bei der Bestimmung leisten die zahlreichen, sorgfältigen Zeich- nungen des Rippenbaues, welche zu den Gattungen durchweg segeben sind. In der Einleitung spricht der Verfasser über die Strukturverhältnisse des Falters und seiner Entwickelungsstadien, über Variation, über die Grundsätze und Grundzüge des Systems, die Phylogenie, Genealogie, Nomen- klatur und die Methode der Beschreibung in kurzen, prägnanten Worten. Weiterhin folgt der Hauptteil, die ana- lytische Bearbeitung des Stoffes, in welcher die Phylogenie der Schmetterlinge folgender- maßen gedacht wird: Notodontina Papilionina Caradrinina Lasiocampina _ Pyralidina Psychina Tortrieina | | Tineina Mieropterygina. Es ist übrigens hervorzuheben, daß diese Ansichten nicht etwa auf das Studium der englischen Fauna, sondern jener der Erde gegründet sind. Das Werk bietet in mehr als einer Be- ziehung des Interessanten auch für deutsche Entomologen in Menge; es bildet gleichzeitig eine vorzügliche Stütze für vergleichende Studien über die geographische Verbreitung der Falter. Macro’ wie Micro’ sind in gleich gründlicher, vorzüglicher Weise bearbeitet. Schr. The (rambidae of North America. C. H. Fernald, A. M. Ph. D. Massachusetts Agrieultural College. January, 1886. Diese treffliche Arbeit in englischer Sprache des ausgezeichneten nordamerikani- schen Staats-Entomologen ©. H. Fernald bildet einen neuen, wertvollen Zuwachs in der nord- amerikanischen entomologischen Litteratur. Dieselbe behandelt ausschließlich, wie der Titel schon sagt, in nahezu erschöpfender Weise die große Familie der Crambiden der Microlepidoptera. Das interessante Werkchen umfaßt einige 80 Druckseiten mit drei schwarzen und sechs farbigen Tafeln, welch letztere in ihrer Aus- führung. tadellos zu nennen sind, und auf denen viele der nordamerikanischen Crambiden abgebildet sind. Der ne widmet zunächst der Ver- breitung der Crambiden einige Worte. um dann weiter auf die Lebensweise dieser Tiere, deren Raupen bekanntlich meist an Gramineen und deren Wurzeln sehr versteckt leben und oft erhebliche Verwüstungen anrichten, ein- zugehen. Sodann werden die natürlichen Feinde, die Parasiten der Raupen aus den Klassen Hymenoptera und Diptera, wie auch die Ver- tilger und Feinde der Schmetterlinge und Puppen erwähnt. Unter denselben befindet sich ein Laufkäfer, eine (alosoma-Art. Die seit dem Jahre 1776 erschienene Litteratur der Crambiden ist auf drei weiteren Seiten besprochen. Ferner erläutert der Verfasser unter Hinweis auf drei dem Werkchen beigegebene schöne, schwarze Tafeln, auf welchen auch das Geäder der Ober- und Unterflügel der Haupt- vertreter der verschiedenen Untergattungen und Arten abgebildet ist, den äußeren Körper- bau dieser Klein-Schmetterlinge. Alsdann folgt eine äußerst exakte und präeise Beschreibung aller in Nordamerika bis jetzt aufgefundenen Orambiden-Species, sowohl der vollkommenen Insekten, wie auch, soweit sie bis jetzt bekannt sind, deren frühere Ent- wiekelungsstadien. Zur besseren Übersicht und zu leichterem Bestimmen der einzelnen Arten steht jeder Untergattung eine Be- stimmungstabelle voran. Ein Verzeichnis der Arten und Genera bildet den Schluß dieser sorgfältigen Arbeit. H. Gauckler, Karleruhe 1, B Für die Redaktion: Udo Tahaahnı Nendarkia aaa‘ Wil Paar A Die erste deutsche entomologische Monographie. 353 Die erste deutsche entomologische Monographie. Von (lemens König in Dresden. Die erste deutsche Monographie auf dem|nur zum kleineren Teile einzulösen. weiten Gebiete der Entomologie trägt, wie die eingeschobenen Doppelstriche hier andeuten, den umständlichen, 17 Zeilen langen Titel: „De || Scorpione || Daß ist || Kurtze || „Beschreibung des Scorpions || Aus dess „Weltberühmten Hochgelahrten || Herrn „D. Conrad Gessnern S.*) || History vom „Ungeziffer zusammengetragen, gemehrt || „und veriertist || Durch || den Hoch- „gelahrten || Herrn D. Caspar’ Wolffen „S.”) || Der löblichen Stadt Zürich „Medieum || Aus dem Latein mit Fleiß „übersetzt. | Frankfurt am Mayn || In „Verlesung Wilhelm Serlins | 1671.“ Diese, 18 Folioseiten umfassende Einzel- schrift ist durch und durch ein Werk des großen Gesner, den wir bereits als den eigentlichen Begründer der Gelehrten- geschichte, der modernen Sprachforschung, der heutigen Alpenkunde und der wissen- schaftlichen Botanik und Zoologie kennen gelernt haben. Wie alle seine Werke, so entstand auch diese Arbeit, die als Anhang an sein Schlangenbuch (Gesnerus de Serpentibus) herausgegeben wurde. Was er in den Schriften der Alten, was er in der gesamten späteren Litteratur über die Skorpione gelesen hatte, was er von seinen Zeitgenossen über diese Tiere erfragen und erforschen konnte, und was er auf seinen eigenen Reisen durch Südfrankreich und Norditalien über diese Tiere erfahren und beobachtet hatte, das hat er sorgfältig auf lose Zettel geschrieben und nach festen Gesichtspunkten geordnet. Auf diese Weise war das Ganze gesammelt und zusammen- getragen, als Gesner im Jahre 1565 starb. So alt ist diese Monographie. Wir kennen keine ältere. Die Herausgabe verzögerte sich jedoch. Obgleich Gesner seinen Freund und Kollegen D. Wolf damit beauftragt und ihm alle seine Manuskripte mit allen nötigen Erläuterungen übergeben hatte, so vermochte Wolf, wie wir bereits gehört haben**),, sein Versprechen doch *) 8. = Seligen. ==) „Illustrierte Wochenschrift für Ento- mologie“, Bd. II, S. 145—150. Am 9. August 1587, also nach 22 Jahren, wie am Ende der Vorrede zu lesen steht, erschien unsere Schrilt, die einem Freunde beider, dem damaligen Sternschneider oder Wund- arzt Peter Haffner in Zürich gewidmet war, dem kühnen Manne, der es seiner Zeit gewagt hatte, unseren Gesner zu begleiten, als er den gefürchtetsten Berg der ganzen Schweiz, den Pilatus, bestieg (der erste deutsche Alpenforscher in der „Zeitschr. für wiss. Geogr.“, Weimar, 5. Jahrg.). Diese Schrift hat verschiedene Auflagen und Übersetzungen erlebt. Ins Deutsche wurde sie von Forer und von Horst über- tragen. Nicht allein dieser Übersetzungen halber verdient diese Arbeit als die erste deutsche genannt zu werden, sondern aus höheren und tieferen Gründen. Ihr Verfasser war ein echt deutscher Gelehrter. Deutsch war seine Muttersprache, deutsch sein Fühlen, Denken, Glauben, deutsch sein Forschen, sein ganzes Leben. Wenn wir hören, daß in seiner Arbeit über die Skorpione 24 Schriftsteller citiert werden, wenn wir weiter bedenken, wie die damalige Wissenschaft geartet war, so müssen wir diese Reihe als eine außerordentlich lange bezeichnen und als eine Leistung rühmen. die nur deutscher Fleiß, deutsche Gründ- lichkeit, deutsche Wahrhaftigkeit zu voll- bringen im stande war. Lohnt es sich heute noch, Arbeit einzugehen? Als Antwort möchten wir zunächst die Gegenfrage stellen: Wer vermag ein zweites Gliedertier zu nennen, das so sehr gefürchtet, so verehrt und so abenteuerlich beschrieben und geschildert worden ist als der Skorpion? = Denken wir zuerst an die alten Agypter, die m dem Skorpione eine Verkörperung des bösen Geistes, des Typhon, sahen, der des Nachts umherschlich, um Unheil anzustiften. Das Volk neigte sich in Ver- ehrung vor dem bosheitbrütenden Tiere und wandte sich hilfesuchend an Anubis, dem Schutzgott des Landes. Und wie das Volk am Nil, so dachte auch das Volk am auf diese Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No.23. 189. 354 Die erste deutsche entomologische Monographie. Jordan*), die Völker am Euphrat und Tigris, am Ägäischen und Tyrrhenischen Meere. Aus diesem Umstande erklärt es sich, daß wir noch heute den Skorpion als Sternbild am nächtlichen Himmel leuchten sehen, daß wir noch heute altägyptische Steine und Gemmen mit dem Skorpione und dem Gotte finden, der diesem Bösen und seinem allver- giftenden Einflusse beschwörend entgegen- tritt, daß uns noch heute altrömische Münzen vorgelegt werden, auf denen der Skorpion als Wappentier prangt. Und was soll das bedeuten? Betrachten wir beispiels- weise die dem Kaiser Honorius geweihte Münze; sie zeigt uns Afrika in Gestalt einer Jungfrau, die in der Rechten ein reiches Füllhorn, in der Linken dagegen einen Skorpion mit gezücktem Stachel hält. Damit soll auf das fruchtbare Land am Nil und zugleich auf die große Wüste und ihre Gefahren hingewiesen werden. Gewiß eine ganz vortreffliche Bezeichnung für den Doppelcharakter Afrikas. Überall, wo man meinte, daß Tücke Gift und Verderben sprühe und verbreite, da suchte und fand damals eine abergläubische Phantasie als Übelthäter den — Skorpion. Selbst das im Gehirne vor Schmerz rasender Menschen aufgefundene Gewächs hieß Skorpion, und viele mittelalterliche Ärzte dachten dabei an einen wirklichen Skorpion, der durch den „stetigen Geruch des Basilien- krautes“ im Kopfe entstanden sei.“”) Denn aus diesem Kraute, aber auch aus fauler Erde, aus Krokodilen und Krebsen, so wurde damals behauptet, wüchsen, wenn die Sonne im Zeichen des Krebses stehe, Skorpione hervor, die man nicht schlimm genug schildern konnte. Man hatte deshalb dem Tiere zuerst zwei Stacheln, dann zwei Schwänze und zuletzt auch noch zwei Flügel angedichtet, und solche Bilder haben sich selbst in den besten Naturgeschichten der damaligen Zeit ziemlich lange erhalten. Noch heute haben wir behaupten hören, daß der Skorpion zu den wunderbaren Tieren gehöre, die sich selbst töten, wenn sie in einen Kreis glühender Kohlen gesetzt würden; der Skorpion werde, wie neuere, *) Vergl. Luc. 10, 19—20. **) Beispiele hierfür, siehe Gesner, |. c., S. 103, 104, und Redi Opusculorum, 8. 70. in Darwinistischem Geiste geschriebene Werke sagen, in der That unter gewissen Umständen zu einem Repräsentanten der Selbstmörder im Tierreiche. Über ein solch hochinteressantes Tier die damaligen Ansichten kennen zu lernen, ist eine Arbeit, die reichlich lohnt, eine Arbeit, die die Geschichte unserer Wissen- schaft geradezu fordert, weil die erste deutsche Monographie auf dem Gebiete der Entomologie eine Studie ist, die das ganze Wissen ihrer Zeit zusammenfaßt, und zwar über eine Tiergruppe, die noch heute den Systematikern und Biologen manche Schwierigkeiten macht. Seit wann gehören die Skorpione, so höre ich einwenden, zu den Insekten? Sind Entomologie und Insektenkunde nicht kon- gruente Begriffe! — Ja und Nein, so müssen wir darauf antworten. Ja, denn es eiebt viele Leute, die über diese Frage nicht weiter nachgedacht haben und Entomologie kurz mit Insektenkunde über- setzen. Wenn wir diese Leute weiter fragen: „Wie heißen denn die Forscher und -Sammler, die nur Käfer oder nur Schmetterlinge oder nur Fliesen oder nur Spinnen sammeln, bestimmen und wohl auch verkaufen?“ —, so erhalten wir die Antwort! Entomologen. Hiernach wäre Entomologie soviel als Käferkunde, als Schmetterlinsskunde, als Fliesen- und Spinnenkunde Hier wird unstreitig der Name viel zu eng aufgefaßt. Behandeln wir die Frage einmal historisch. Entomon, pl. Entoma, ist griechisch, kommt von -entomos (eingeschnitten), von entemnein (einschneiden) her und bedeutet soviel als Kerbtier, Einschnitttier, Insekt. Als man diese Worte in die Wissenschaft einführte, war ihr Begriff zum Teil noch unbegrenzt. Man rechnete alle Tiere hierher, die keine Knochen hatten, die wirbellos “waren. Erinnern wir uns nur an die damals so beliebten und hochgeschätzten „Monatlichen Insektenbelustigungen“ von August Johann Rösel von Rosenhofen, die vom Jahre 1741 an erschienen. Darin werden Land- und Wasserinsekten unterschieden, und zu jenen werden auch die Spinnen, Milben, Skorpione, Tausendfüßer, Asseln, Regen- würmer und Schnecken, und zu diesen auch die Krebse, Wasserasseln, Wasserspinnen, ae Die erste deutsche entomologische Monographie. 355 Polypen (Hydra), Blutegel, Muscheln und Schnecken gezählt. Diese Schrankenlosigkeit beseitigt zu haben, ist eines von den vielen Verdiensten, die sich an den Namen Linne knüpfen. Er schied die Polypen, Schnecken, Muscheln und Würmer von den Insekten und stellte die Klasse der Insekten sogleich nach den Fischen. In seiner Entomologia, die mir in der Ausgabe vom Jahre 1789 vorliegt, werden sieben große Abteilungen innerhalb der Insekten unterschieden, näm- lich Coleoptera, Hemiptera, Lepidoptera, Neuroptera, Hymenoptera, Diptera und Aptera. Und innerhalb der letztgenannten Gruppe, der Flüsellosen, werden nach der Zahl der Beine und nach der Verbindung von Kopf und Brust drei Untergattungen aufgestellt, nämlich: a) pedibus 6, capite a thorace discreto: lepisma, podura, termes, pediculus, pulex; b) pedibus S—14, capite thoraceque unitis: acarus, hydrachna, phalangium, aranea, scorpio, cancer, monoculus, oniscus; c) pedibus pluribus, capite a thorace discereto: scolopendra, julus. Was Linne zu seiner Zeit Insekt nannte, das nennen wir heute Gliederfüßer, Arthro- poda. WieLinne,sodachteauch Fabricius, der große Entomolog, der sein System, auf die Freßwerkzeuge aufgebaut, im Jahre 1775 veröffentlichte. Von den 13 Klassen der Insekten, die er unterschied, möchten wir nur zwei hervorheben: VII. Klasse Unogata mit Spinnen, Skorpionen und Tausendfüßern und X. Klasse Exochnata, wohin die Krebse gestellt waren. Diese beiden Klassen be- weisen, wie weit damals der Begriff Insekt: gefaßt wurde. Der moderne Begriff Insekt ist viel enger und wurde von dem großen Entomolosen geschaffen und in die Wissen- schaft eingeführt, der mit Linne und Fabricius zusammen genannt wird, von Latreille. Latreille schied im Jahre 1802 von den „Insekten“ die Krebse und aus dem Restbegriffe im Jahre 1810 auch noch die Spinnen. Der Begriff Entomologie wurde bei dieser Umgestaltung nicht mit verändert; Entomologie blieb die Wissenschaft von den Insekten, Spinnen und Krebsen, kurz der Arthropoden. Für diese Auffassung spricht aber nicht nur die historische Entwickelung, sondern vor allem auch die enge ent- wickelungsgeschichtliche Zusammengehörig- keit der Arachnida, Myriapoda und der Insecta; sie bilden an dem Stamme der Arthropoden den mächtigen Ast der Tracheaten. Deshalb ist die „Berliner entomologische Zeitschrift“ sehr wohl be- rechtigt, die im Jahre 1881 von Karsch gegebene „Übersicht der europäischen Skorpione“ aufzunehmen. Und solcher Bei- spiele giebt es sehr viele. Deshalb sind auch wir berechtigt. Gesners Werk über die Skorpione die erste deutsche ento- mologische Monographie zu nennen. Betrachten wir dieselbe etwas näher. Sie handelt, wie Gesner unter dem Holzschnitt geschrieben, der fünf Tiere in verschiedenen Stellungen abbildet, von Scorpius terrestris, und zwar zuerst von den Namen. Die Spanier, sagt Gesner, nennen das Tier Alacran, die Araber Harrab oder Hacharab, die Franzosen Scorpion, die Italiener Scorpione und die alten Griechen und Römer Skorbion, Scorpius, aber er wagt es nicht, den Namen zu erklären. Erst Moufetius versucht sich an dieser Auf- gabe, indem er schreibt, skorbion komme entweder von skorpizein ton ion (Gift ver- breiten, Gift ausspritzen), oder von skaiios herpein (in Krümmungen kriechen) her. Leider erscheinen beide Ableitungen durch- aus erkünstelt und verfehlt zu sein. Wir kennen zur Zeit noch keine bessere Erklärung, als die, welche skorbios, o, mit skorobaios zusammenstellt, und diese Form sol nach Hesychios, dem bekannten alexandrinischen Grammatiker des 4. Jahr- hunderts, mit skarabos, Karabos, d. ı. Krabbe, Krebs, Käfer, gleichbedeutend und auf keiro (ich schere ab, ich kneife, ich verwüste) zurückzuführen sein. Demnach heiße Skorpion soviel als der Zwicker, der Verwüster. Alsdann besprichtt Gesner ziemlich ausführlich den Aufenthaltsort und die geographische Verbreitung der Tiere. Er nennt Italien, Südfrankreich, Spanien, die Canarischen Inseln, in Nordafrika besonders Mauretanien, Numidien, Libyen und Ägypten; dann spricht er von Arabien, Palästina, Syrien, Persien, Indien, Medien, Iberien am Kaukasus, d. i. Georgien, von Kleinasien, Scythien, d. i. Südrußland, und den da- zwischen liegenden Gebieten bis Griechen- 356 Die erste deutsche entomologische Monographie. land. Wir sehen aus dieser Aufzählung, wie gut Gesner hierüber unterrichtet war. Heute würde er die Linie durch Süd- europa nicht viel anders ziehen können; ferner würde er heute Südafrika, Madagaskar, Ceylon, die Malayischen Inseln und die geeigneten Gebiete Australiens und Amerikas hinzufügen —, er würde sagen: die Tiere leben überall in den Tropen und Subtropen und überschreiten nur an wenigen Stellen den 45. Grad nördlicher Breite. Über diese Länder der Erde, sagt Gesner, sind die Skorpione nicht gleich- mäßig verbreitet. Sie sind besonders häufig auf der Insel Pharos, die bekanntlich vor Alexandrien an der Nilmündung gelegen ist, in Libyen, Numidien und um Susa in Medien. Hier, sagt Gesner, findet man unter jedem Steine, den man umwendet, ein oder mehrere Tiere, denn sie lieben trockene, warme, schattige Verstecke, wie sie unter hoch- liegenden Steinen und Holzstücken, in Baum- und Mauerlöchern zumeist geboten werden. Die Skorpione kommen auch gern in die Häuser und verkriechen sich hier mit Vor- liebe in Kleider, Betten, Tücher und Wäsche. Sonnige und naßfeuchte Orte, so hebt Gesner ausdrücklich hervor, sind den Tieren zu- wider; sie fliehen die Hitze und können unter Umständen daran sogar sterben. „Als ich zu Montpellier,“ so lauten seine Worte, „einen Skorpion in einem Glase in die Sonne gestellt hatte, ist er vor Hitze umgekommen.“ Eine Erklärung für diese Thatsache wird nicht gegeben. Maupertius sah bei seinen Versuchen, daß die in einen Kreis glühender Kohlen gesetzten Tiere sich nicht selbst töteten, sondern verbrannten. Preyer, der neuerdings diese Versuche weiter ausgedehnt hat und dabei sah, daß die Skorpione nach der Stelle stachen, wo auf ihrem Rücken die durch das Brennglas gesammelten Sonnen- strahlen lagen, meint mit Recht, daß die Tiere nicht stachen, um sich zu töten, sondern um einen lästigen Feind energisch abzuwehren. Hierauf wendet sich Gesner zur Syste- matik der Skorpione. Er zählt die sieben Arten auf, die Nikander aus Kolophon (um 150 v. Chr.) in seinem Lehrgedicht von den giftigen Tieren unterschieden hat, ohne sich weiter daran zu halten. Ihm ist das Gemeinsame wichtiger als das Unter- scheidende, und das will er durch die gewählte Bezeichnung Scorpius terrestris zum Ausdruck bringen. Durch diese Be- zeichnung — es ist die erste binäre, und gerade Gesner bedient sich derselben mit Vorliebe — will er von den Tieren, an die er denkt, die „geflügelten Skorpione“ und die „Bücherskorpione“ trennen. Die „geflügelten Skorpione“ sind nach Bild und Wort durchaus verschieden. Dem Bilde nach sind es europäische Skorpione mit Käferflügeln und sicherlich phantastische Erzeugnisse des Holzschneiders, die damals allgemein gern mehr auf die Platten schnitten, als die Besteller wollten. Unter dieser Liebenswürdigkeit hatte auch Gesner zu leiden, wenn er schreibt: „Ich weiß auch, daß nicht alle Abbildungen die besten sind. Das ist aber nicht meine Schuld.“ Halten wir uns daher an seine Worte, die die „geflügelten Skorpione“, die häufig in Indien und Ägypten vorkommen und zuweilen vom Winde in ferne Länder verschlagen werden, als den Heuschrecken ähnlich beschreiben. Sie leben, so heißt es weiter“), auf dem Wasser und heißen Nepales. Wir sollen also hierbei an Tiere wie Nepa alata, den Wasserskorpion, denken, an die geflügelten Wasserwanzen, die wir heute Hydrocores nennen. Außer diesen Nepales (Hydrocores) trennt Gesner von seiner Gattung Scorpius terrestris die Bücherskorpione, von denen er mehrere Exemplare aus Rappersweil (am Zürichersee gelegen) erhalten hatte. Sie waren „rot von Farbe, kleinen Leibes, unschädlich und in Büchern gehascht; die Lateiner heißen sie Vinulae“. Wir nennen jetzt diese Gruppe Afterskorpione, Pseudoscorpionea. Diese Abgrenzung macht Gesner alle Ehre. Innerhalb seiner Landskorpione unter- scheidet er mit großer Sachkenntnis Männchen und Weibchen. „Das Weibchen,“ so lauten seine Worte, „ist stets größer, feister und hat einen subtileren Stachel, das Männchen dagegen ist von Leib dünner, subtiler, hat aber einen dicken, grausamen Stachel, der an Gift und Grausamkeit das Weibchen übertrifft.“ Das Gemeinsame zwischen Männchen und Weibchen haben spätere #, Vergl. Moufetius, inseetorum etc., p. 172 und 321. 3 . 2 J h } . 4 Insekten und Spinnen in der Heilkunde des Volkes. 357 Systematiker zuweilen ganz und gar über- sehen, indem sie oft jede Form für eine selbständige Art ausgaben. Er klassifiziert ferner die Skorpione nach ihrer Gefährlichkeit. Manche, so heißt es, sind unschädlich, andere stechen so empfind- lich wie Wespen, und eine dritte Sorte kann durch ihren Stich Mensch und Vieh lähmen, ja töten. Am gelährlichsten bleiben die wilden, schwarzen, höckerigen Skorpione mit dem langen Stachel; sie wohnen in Asien und Afrika. In Europa giebt es Skorpione, die haben einen kleinen Leib wie ein niedriger, breitlicher Käfer und daran einen dünnen Schwanz. Bei diesen Worten mag in Gesners Geiste neben dem Bilde der Gattung Buthus das Bild von Euscorpius gestanden haben. Wie schwer die Syste- matik der Skorpione der Wissenschaft über- haupt gefallen, werden folgende Angaben beweisen. Moufetius war es, der zuerst 1634 die genannten beiden Gattungen einander im Bilde gegenüberstellte; ihre wissenschaftliche Begründung durch Degeer (1778) und Leach (1814) erfolgte viel später. Linne kannte nur eine Art: Scorpio europaeus, von der er ausdrücklich hervorhob, daß daran die Zahl der Augen und die Zahl der Brustzähne schwanke (Scorpionum oculorum numerus variat, nempe modo 8, modo 6. Pectines in eadem specie numero variant. Caroli Linnaei Entomologia, Tom. IV., p. 131). Degeer benutzte dieses Merkmal, um zwei Arten zu unterscheiden, nämlich sechs- und achtäugige Skorpione. Andere Forscher folgten dem Beispiele und zogen dabei auch noch die Zahl der Brustzähne, die Größe und die Beschaffenheit des Leibes, des Schwanzes und speciell des Stachels in Betracht. Jede Abweichung, selbst die- jenigen, die zwischen den Geschlechtern einer Art vorkommen, wurden benutzt, um neue Arten aufzustellen. Ihre Zahl stieg his auf 1000, und den meisten fehlte nur eines, die wissenschaftliche Existenzberechtigung. Es waren keine Artdiagnosen, sondern nur Individuenbeschreibungen geliefert worden, und dieser Wirrwarr bestand fort bis in unsere Tage. Es war, wie Kraepelin in seiner „Revision der Skorpione“* (Hamburg, 1891, S. 19) sagt, im Laufe der Zeit ein solcher Rattenkönig von Speciesnamen ent- standen, daß jeder Versuch, denselben zu entwirren, fast vergeblich erscheint. Auf die Arbeiten von Thorell und Pocock gestützt, hat Kraepelin diesen Versuch gewagt, und in dem genannten Buche, wenn ich recht gezählt habe, 55 Gattungen mit 176 Arten aufgestellt und beschrieben. (Schluß folgt.) Insekten und Spinnen in der Heilkunde des Volkes. Eine Zusammenstellung von Schenkling-Prevöt. Wer unter dem Volke lebt und offene Augen und offene Ohren hat, der wird hin - und wieder gehört haben, wie der alte Förster, der schweigsame Schäfer, MeisterHHämmerlein, und das alte Mütterchen, welches in dem entlegensten Gäßchen des Städtchens wohnt, gegen Gebresten an Menschen und Vieh allerlei Mittelehen besitzen, die heimlich zu- sammengemischt wurden und stets helfen, wenn der Arzt und seine Kunst nichts mehr vermögen. Diese Zauberweisheit jener ist alt, sehr alt, und hat sich seit den weisen Frauen unserer Vorfahren, die Priesterinnen und Ärztinnen zugleich waren, von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt, und manches, wohl mehr noch, als wir denken, hat sich seit jener grauen Vorzeit bis heute in der Wissenschaft unseres Volkes und nament- lich in seinem Medizinalwesen, wenn auch in veränderter Gestalt, erhalten. Der Leipziger Professor William Marshall hat auf Grund zahlreicher Werke früherer Jahrhunderte in seinem vor Jahresfrist er- schienenen „Neu eröffneten, wundersamen Arznei-Kästlein“ (Verlag von A. Twietmeyer, Leipzig) ein übersichtliches Bild über die Rolle gegeben, welche die Tiere in der Heil- kunde unserer Vorfahren gespielt haben. Es ist ein seltsames, stellenweise humoristisch, stellenweise aber auch grauenvoll an- gehauchtes Stück Kulturgeschichte, von dem jener Forscher aus alten pharmaceutischen und medizinischen Schriften berichtet. Und weit über den Rahmen des uns gestatteten Raumes würde es hinausgehen, wenn wir hier alle die Tiere aufzählen wollten, die in 358 Insekten und Spinnen in der Heilkunde des Volkes. der alten Heilkunde zur Verwendung kamen; darum sei derer gedacht, die für uns von besonderem Interesse sind. Die Materie zu dieser Arbeit konnte nach verschiedenen Gesichtspunkten an- geordnet werden; sie ist hier nach dem zoologischen zusammengestellt. Bei den vielen Arten, die dieser Klasse angehören, und bei dem massenhaften Auf- treten derselben ist es nicht zu verwundern, daß sie der materia medica der Vergangen- heit zahllose Simplicia lieferte. Einige von ihnen haben sich seit dem Altertum bis auf den heutigen Tag in den Apotheken erhalten, so die spanische: Fliege, die nebst ihren Ver- wandten, den Oanthariden, in getrocknetem und fein pulverisiertem Zustande das bekannte Zugpflaster liefert, dessen blasenziehende Wirkung auf dem Cantharidenkampfer (Cantharidin) beruht, welcher in allen Teilen des Tierkörpers, namentlich aber in den Eierstöcken seinen Sitz hat. Auch ist nach ÖOzanari die berüchtiste „aqua tofana“ eine mit Alkohol und Wasser durch Destillation bereitete Canthariden-Tinktur. Wie früher, so benutzt man noch heute zur Herstellung des Pflasters die gelb gebänderten Mittelmeer- formen der Gattung Mylabris, unsere grüne Lytta vesicatoria weniger. Jeder Entomolog weiß, daß das Sammeln der Lytta Vorsicht erfordert, und nach Leunis sollen diese Käfer für alle Tiere, auch für den vermeintlich giftfesten Igel, innerlich genossen tödlich sein. Um so mehr muß es verwundern, daß am Ende des 16. Jahrhunderts spanische Fliegen gegen die Pest eingegeben wurden. Eine andere, in der Geschichte der Heil- mittelkunde vorkommende Käfer-Gattung ist die der Maiwürmer, Melo&, die besonders als Mittel gegen den Biß toller Hunde galt. Von dem gemeinen Olkäfer, Melo& proscara- baeus, ist bekannt, daß er bei Berührung aus den Gelenken der Beine eine ölartige, gelbe, zähe und blasenziehende Substanz austreten läßt, die früher bei der Bereitung des „potio antilyssa“, eines Trankes gegen dieHundswut, allgemein Verwendung fand. Im Jahre 1776 hatte ein schlesischer Bauer das Geheimnis der Bereitung dieses Mittels gegen die Wasserscheu für eine beträchtliche Summe feilgeboten, und der alte Fritz, der sonst wahrhaftig seine Groschen ansah, kaufte es nicht nur, sondern gab es hochherzig sofort öffentlich preis. Das Mittel war indes nichts Neues, denn den russischen Bauern und deutschen Jägern und Schäfern war es nicht fremd, und ein gewisser Sella, der auf diesen Umstand aufmerksam machte, stellte es in der Weise her, daß er die geköpften Mai- würmer in Baumöl warf und davon den Gebissenen je nach ihrer Körperkonstitution gab. Bei Anfertigung des preußischen Andidots wurden die Tiere über einem Honig- gefäß ihres Kopfes beraubt, damit von dem aussickernden Öl nichts verloren ging. Schon Leunis weist auf die Unwirksamkeit. des „preußischen Geheimmittels“ hin, und jetzt ist es gänzlich außer Gebrauch gekommen. Vielfach benutzt wurden auch die Mai- käfer, deren häufiges und periodisches Auf- treten geheimnisvoll war: wie überhaupt das Geheimnisvolle neben dem Unheimlichen und Grauslichen gern zu Heilmitteln Ver- wendung fand. Der Genuß von Engerlingen galt für nervenstärkend. Aus ihnen wurde außerdem ein Öl gewonnen, das zum Ein- reiben rheumatischer Glieder diente. Die Wirkung der heutigen französischen Mai- käfersuppe war schon damals bekannt, und neben dieser gehörten Maikäfer in’ Honig zu den bekanntesten Aphrodisiaka. Aus ihnen wurde auch ein Öl bereitet, das wie jenes Verwendung fand, während man ge- trocknete und pulverisierte Tiere Stein- kranken eingab. Es ist erklärlich, daß auch der durch seine Größe auffallende Hirschkäfer in der materia medica Anwendung fand. Sein Pulver galt für niederschlagend und war gut gegen Rheuma und Wassersucht, und ein aus ihm bereitetes Öl diente zum Ein- reiben bei Tie douloureux. Weshalb man den Kindern aber gegen nächtliches Bett- nässen den Kiefer des männlichen Hirsch- käfers als Amulett umhing, wird wohl ewig der Erklärung harren. Als man den süd- amerikanischen Herkules kennen gelernt hatte, bereitete man aus ihm per signa- turam ein nervenstärkendes Pulver. Unter Signaturen verstand man nämlich gewisse äußere und innerliche körperliche, bei Tieren auch geistige Eigenschaften, die den be- treffenden Naturobjekten bei ihrer Kr- schaffung gewissermaßen mitgegeben waren, um dem denkenden Menschen als Fingerzeig zu dienen. Solche Signaturen wurden in Da Bin w et “ ‘ Gallwespen. Originalzeichnung für die „Illustrierte Wochenschrift für Emtomologie“ von A. Thieme. (Text Seite 366.) 360 Insekten und Spinnen in der Heilkunde des Volkes. verschiedenem gesucht, in der Ähnlichkeit, der Farbe, dem Namen u. s. w. Mistkäfer wurden lebend in Säckchen eingenäht und als Amulett getragen. In Leinöl gesotten galten sie als treffliches Mittel gegen Hämorrhoiden, und fein pulve- risiert wurden sie als stärkend in die Augen geblasen. Die übrigen Käfer der Volksmedizin, Coceinellen, Caraben, Chrysomelen und Rüsselkäfer, sind meist Mittel gegen Zahn- weh. Dieses Übel konnte man sich aber auch vom Halse resp. vom Gebiß fern halten. wenn man eine ungerade Anzahl der in Distel- köpfen lebenden Larinus-Larven in einer Federspule am Halse trug. Den gebrannten und pulverisierten Larven von Apion frumen- tarium schrieb man blutstillende Kräfte zu. Merkwürdig ist es aber, daß zwei sich sehr bemerkbar machende Käferarten in ganz verschwindendem Maße in der Volks- medizin Aufnahme fanden, das Johannis- würmchen und der stark duftende Moschus- bock. Jener Käfer wurde in Pulverform mit süßem Mandelöl zu Pastillen verarbeitet und Aromia moschata wie Moschus verwandt. Zu denjenigen Insekten, die noch nicht ganz aus der Heilkunde verschwunden sind, gehören auch die Ameisen. Um Rheuma- tismus und Gicht zu vertreiben, werden noch heute Bäder gebraucht, in die man ein mit Ameisen gefülltes Säckchen hängt, oder einen: ganzen Bau der Formica rufa mit Mull, Tannennadeln, lebenden Bewohnern und Inquilinen wirft. Ameisenspiritus ist ein bekanntes und beliebtes Mittel, um gelinden Hautreiz zu erzielen. Auch wurde früher aus Ameisen das berühmte „Wasser der Hochherzigkeit“ hergestellt, das ein Haupt- mittel gegen Scharbock und Wassersucht war. Einen Spinnenbiß machte man un- schädlich durch einen Trunk, der fünf Ameisen enthielt, und lebend genossen regten diese zu „Liebeswerken“ an. Aus den großen Roßameisen bereitete man ein Öl gegen Augenleiden. Von der Honigameise, Myrmica mexicana, erzählen die Reisenden, daß sie von den Mexikanern medizinisch gegen Geschwülste und Augen- krankheiten als Einreibemittel angewendet wird, und aus ihrem mit Wasser verdünnten Honig bereiten die Indianer einen, das Fieber lindernden Trank. Auch in der Chirurgie Brasiliens spielt die Ameise eine gewisse Rolle. Wie sich die Landleute Thüringens von der großen grünen Heu- schrecke die Warzen wegbeißen lassen, so benutzt, nach Angabe des Franzosen Moc- query, der südamerikanische Indianer Ameisen zum Vernähen von Wunden. Die Tiere lassen nicht wieder los, wenn sie einmal mit den Kiefern gepackt haben. Der india- nische Heilkünstler veranlaßt sie nun, in die beiden Wundränder zu beißen, welche dann von dem darauf abgeschnittenen Kopfe zu- sammengehalten werden. Man soll bisweilen Eingeborene sehen, welche in einer solchen Wunde sieben bis acht Ameisenköpfe haben. In anderen Gegenden Brasiliens legt man eine filzartige, Issa genannte Substanz, welche von Ameisen bereitet wird, wie bei uns das Spinnweb als blutstillendes Mittel auf Wunden. Im Innern von Afrika werden gewisse Ameisen nicht als Medizin, sondern im Gegenteil als fürchterliches Mordmittel von den Eingeborenen in Anwendungs ge- bracht. So schreibt Stanley: „Lange hätte man gerne gewußt, worin das Gift bestand, mit welchem die dortigen Völker ihre Pfeile bestrichen, die dem Lieutenant Stairs eine schlimme Wunde beigebracht und den fast ı sofortigen Tod mehrerer anderer zur Folge gehabt hatten. Als in Arisibba Halt gemacht wurde, fand man mehrere Pakete getrock- neter roter Ameisen, und damit war das Geheimnis enthüllt. Diese Insekten werden getrocknet, zu Pulver zermalen, in Palmöl gekocht und auf die Pfeilspitzen gestrichen. Dieses war das tödliche Gift, durch welches so viele unter schrecklichen Qualen ihr Ende gefunden hatten. Es wird im Walde her- gestellt, und es ist verboten, es in der Nähe eines Dorfes zu bereiten.“ Honig und Wachs der Bienen hatten, mit anderen Mitteln vermischt, einen sehr ausgedehnten Gebrauch. Honig wurde schwächlichen Kindern verabfolst und mit getöteten Bienen vermischt denen gegeben, bei welchen sich nach dem Genuß schwerer Gerichte Übelkeit eingestellt hatte. Noch heute gilt Honig als ein Vertreiber von Heiserkeit und Husten. Die Asche von getrockneten Bienen und Hummeln — als von auffallend haarigen Insekten — benutzte man gegen Kahlköpfigkeit. Die von Gallwespen erzeugten Gall- x ! Insekten und Spinnen in der Heilkunde des Volkes. 361 äpfel wurden gleichfalls wegen ihrer Bitter- keit vielfach medizinisch benutzt. Das „Würmlein, so in den Schlafkautzen ist“, d.h. die Larve derjenigen Gallwespe, welche den eigentümlichen, haarisen Gallapfel der Rose erzeugt (Rhodites rosae), wurde als Heilmittel bei Zahnschmerzen in den hohlen Zahn gesteckt. Auch in diesem Falle waltete eine Signatur. Man g„laubte nämlich, daß alle bohrenden Schmerzen, also auch Zahn- schmerzen, von Würmern herrührten, und eine der beliebten Signatur beachtend, ver- fuhr man nach dem similia similibus ex- pellantur, ähnliches durch ähnliches zu ver- treiben. Auch dienten die Gallen zur Bereitung einer Salbe zum Schwarzfärben der Haare. Die oben erwähnten Galläpfel der Rose, auch Bedeguare und Schlafäpfel genannt, wurden gebrannt und pulverisiert gegen Stein und Durchfall gegeben. Schmetterlinge im ausgebildeten Zustande fanden sehr wenig Verwendung, höchstens, daß sie zerguetscht als Salbe benutzt wurden. Um so zahlreicher sind dafür aber die Medikamente, die aus ihren Larven und deren Gespinsten hergestellt wurden. Haarige Raupen wurden als Amulette getragen. Die Raupen von Cossus ligniperda verabfolgte man innerlich als Pulver zur Vermehrung der Milch, da sie, berührt, ein milchiges Sekret von sich geben. Gegen Schwindel streute man sich gedörrte, pulverisierte Seiden- würmer auf den glatt rasierten Kopf, und scheinlich von Zeit zu Zeit erneuert wurde, in einem Leinwandsäckchen gegen seine Triefaugen um den Hals. Eben dieselbe Art wurde zur Bereitung von Augenwasser und Augenpulver verwendet. Das letztere war am wirksamsten, wenn es aus den ein- getrockneten Fliegenkadavern hergestellt war, die man im Winter aus alten Spinnen- netzen nahm. Aus der Ordnung der Fliegen stammt auch ein Medikament, an dem die Erinnerung im Volke. nicht ohne humoristi- schen Beigeschmack, noch lebendig ist, — das Mückenfett, das als zerteilend und auf- lösend angesehen und durch das Kochen ganzer Fliegen gewonnen wurde. Während wir unter Mücken nur die zarten Tipuliden verstehen, benannten unsere Vorfahren alle Fliegenformen so. Aus Fliegenlarven be- reitete man nach Aldrovandi ein wunder- liches Mittel gegen Podagra. Man vergrub einen lebendigen Milan in Pferdedung, ließ ihn darin sterben, und aus den Maden, die sich in seinem Kadaver entwickelten, bereitete man dann das Pflaster. Gegen den „Wurm im Finger“, Panaritium, legte man Fliegen in ungerader Zahl auf. Auch der Floh hatte seine Verwendung. Der alte, originelle Paulini empfiehlt in seiner „Neu-vermehrten heylsamen Dreck- Apotheke“, die 1713 in Frankfurt am Main erschien, gegen Wechselfieber ein Tränkchen, bestehend aus Salbeiwasser und neun, bei abnehmendem Mond gefangenen Flöhen. gegen Nasenbluten schnupfte man ein aus|Man sollte dieselben zu je dreien täglich ihnen und anderen Raupen bereitetes Pulver, und das Pulver einer Art, die die Alten Pityocampus nannten, wahrscheinlich eine Prozessionsspinner-Raupe, wurde gegen Flechten und Ausschlag in Anwendung ge- bracht. Pulver von Seidenkokons galt für herzstärkend und blutreinigend und diente, mit Honig; vermischt, als gutes Mittel gegen kranke Zähne. Auch Vertreter aus der Ordnung der Zweiflügler fanden in der alten materia medica Anwendung. Von allen behaarten Fliegenformen, die man unter dem Kollektiv- namen „Bremsen“ zusammenfaßte, benutzte man die Asche als Mittel gegen Kahlköpfig- keit. Die gemeine Stubenfliege fand vielfach Anwendung gegen Augenleiden. So bediente sich ihrer der Konsul Mucianus als Amulett: er trug eine lebende Fliege, die wahr- dreimal, morgens, mittags und abends, nehmen. Aus der großen Schar der Insekten mit unvollkommener Verwandlung benutzte man ebenfalls recht viel zur Herstellung von Heilmitteln. Die Larve des Ameisenlöwen wurde zu Asche verbrannt und äußerlich gegen Verhärtung von Drüsen angewendet, die der Maulwurfsgrille diente als Heilmittel gegen den Kropf, und geschwollene Mandeln wurden schnell vertrieben, wenn man sie mit einer zerquetschten Grille bestrich. Die Cochenillelaus, innerlich genommen, beseitigte das Fieber und den Stein. Während Cochenille selbst und Kermeskörner, welche beide man lange für pflanzliche Produkte hielt, für herz- und magenstärkend galten. Wider Blasenleiden wurden Cikaden, gegen Harnzwang Heuschrecken und Bettwanzen als Pulver verabreicht. Auch gegen Kolik 362 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. gab es ein Mittel, welches aus Wanzen bestand, die man neun Tage hintereinander in einem Löffel Wein einnahm, und zwar am ersten Tage vier, am zweiten fünf und so fort, bis man am neunten mit zwölf den Abschluß erreichte. Blattlausasche mit Honig vertrieb den Ohrenzwang, und die sonder- baren Köcherfliegen in ihren wunderlichen Futteralen wurden wie manche Heuschrecken als Amulette getragen. Eine ganz besondere Gunst genossen die Läuse. Dieselben scheinen auch früher sich einer größeren Popularität erfreut zu haben als heute, denn gar oft werden sie zu Heil- zwecken benutzt; man mußte sie sich aber an sich haben: sie schützen gegen das Ver- heben. Die Spinnen in der alten Volksmedizin. Unter den Spinnen fand insbesondere der Skorpion allgemeine Beachtung. Der stets zu-tödlichem Stich bereite, nach oben und vorn getragene Hinterteil des Tieres, seine scherenförmigen Kieferfühler und der Um- stand, daß sein Stich auch für den Menschen recht schmerzlich werden und in den Tropen sogar den Tod herbeiführen kann, haben ihm wohl dazu verholfen. Die auf der Insel Ferro wohnende Art hielt man für die beste, da ihr Gift am gefährlichsten sein sollte. zu diesem Behufe von einem guten Freunde | Das Skorpionöl, welches fast ein Universal- in ungerader Anzahl schenken lassen. Zur | mittel war — man benutzte es gegen Ver- Zeit, als ich die Arbeit schrieb, erfuhr ich zufällig von meinem Dienstmädchen, einer Ostpreußin, daß bei ihrer Mutter und ihrer Schwester die Gelbsucht dadurch vertrieben sei, daß diese neun große Läuse als Belag auf einem fettgestrichenen Butterbrot ver- speist hätten! Auch gegen kaltes Fieber und Verschnupfung gab man die Tiere in ungerader Anzahl ein. Eine Gräfin Kent giebt zur Beseitigung des Stars folgendes Mittel: „Nehmt zwei oder drei Läuse von jemandes Kopf, thut sie lebend in das böse Auge und macht es zu, darauf werden die Läuse das Felloder übergewachsene Häutchen aussaugen und ohne eine einzige Verletzung des Auges wegbringen.“ Auch Harnverhalten beseitigte man durch eine Laus, indem man sie mit dem Kopfe vorweg in die Harnröhre setzte und sie so den nachmaligen Katheter vertrat. Filzläuse wurden stellenweise als Amulette betrachtet, und Fuhrleute, auch andere, die schwere Lasten zu tragen und zu heben gezwungen sind, sollen heute noch dafür sorgen, daß sie einige solche Tierchen giftung, Mondsucht, Stein, Blasenleiden ete. —, wurde gewonnen, indem man die Tiere in Baumöl warf und an der Sonne ziehen ließ; ihre Asche wurde ebenfalls medizinisch ver- wendet. Auch das sogenannte „Strobel- bergische Pflaster“ war aus Spinnentieren hergestellt; zur Bereitung dienten gewöhnliche Hausspinnen. Fiebernden Kranken legte man es vergoldet oder versilbert auf die Pulsadern, und siehe — es nahm das Fieber weg. Gegen Hartleibigkeit schmierte man sich eine zerdrückte Spinne auf den Nabel und bedeckte denselben bei Blähungen mit Spinnweb, gab dieses auch innerlich gegen Wechselfieber, und manche Arzte zogen es der COhinarinde vor. Der ausgedehnteste Gebrauch, den man von Spinnweb machte — und wohl noch heute —, ist aber der, daß man es auf blutende Wunden legt. Die kleinen, leimartigen Tröpfchen, welche sich in dem Gewebe befinden, und seine Dichtig- keit machen es zu einem englischen Pflaster; freilich muß es rein sein, sonst könnte es leichter schaden als nützen. Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Von Oskar Schultz, Berlin. 15. Rhodocera cleopatra L. e) Zusatz: Unvollkommener Zwitter. (Fortsetzung aus No. 22. Unterseits auf den Hinterflügeln die männ- liche Färbung vorwiegend, auf dem rechten Beide Vorderflügel vorwiegend männlich | Hinterflügel mehr als zwei Drittel der Flügel- mit nur wenig weiblicher Färbung. Hinter- | fläche füllend. Lieib nach Gestalt anscheinend flügel vorwiegend weiblich mit strahlenförmig | weiblich. intensiv eitronengelber, männlicher Färbung. f) Zusatz: Unvollkommen. re Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. 363 Sämtliche Flügel von gemischt männlich- weiblichem Kolorit. Die einzelnen Färbungen sich scharf voneinander abhebend. Fühler rechts kürzer als links. Leib männlich. g) Zusatz: Unvollkommen. Rechte Flügelseite fast rein weiblich, linker Hinterflügel gleichfalls, linker Vorder- flügel dagegen in Färbung und Zeichnung vorwiegend männlich; mit einem breiten, weißen Fleck in der Flügelmitte. Unterseits die Vorderflügel der Oberseite entsprechend, dagegen tritt bei den Hinterflügeln die Ver- mischung der männlichen und weiblichen Färbung zumeist an ganz der Oberseite ent- gegengesetzten Stellen auf. Leib weiblich. Rechts 35 mm, links 34 mm. k) Unvollkommener Zwitter. Rechter Vorderflügel männlich, in der Mitte mit weiblich gefärbtem Fleck; rechter Hinterflügel weiblich; linker Vorderflügel rein männlich; linker Hinterflügel männlich, nur am Innenrand weiblich gefärbt. Körper männlich, desgleichen die Fühler und Ge- schlechtsorgane. In der Sammlung Daub-Karlsruhe. — Briefl. Mitteilung des Herrn H. Gauckler- Karlsruhe. l) Unvollkommen, vorwiegend 9. Das rechte Flügelpaar ist rein weiblich; der linke Vorderflügel am Vorderrand mit dunkel orangefarbenem Strich, der linke Hinterflügel von männlicher Färbung mit weiblichem hellen Felde nahe dem Innen- flügel und Vorderflügel in männlicher und weiblicher Färbung gemischt. Gestalt des Leibes männlich. Rechte Flügelseite 29, linke 27 mm groß. — Gefangen in Griechenland. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 10. p) Unvollkommen. Beide Vorderflügel männlich mit wenigen winzig; kleinen, weiblichen, weißen Flecken gesprenkelt. Hinterflügel dagegen stärker männlich und weiblich gemischt. Leib männlich. Gefangen in Toskana. — Im Besitz des Herrn Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 10. q) Die männlichen Vorderflügel links und rechts mit weißem Strich, die Hinter- flügel links männlich, rechts weiblich. Über Genitalien nichts ausgesagt. ef. Soc. entom., X., 1896, p. 151. r) „Linker Oberflügel eitronengelb mit einem breiten. weißen Längsstrich, Unter- flügel weiß mit gelben Strichen. Unterflügel rechts Hälfte gelbgrün, Hälfte weiß.“ ef. Soc. entom.,.X., 1896, p. 151. s) Rechte Flügelseite ganz weiblich, ebenso der linke Hinterflügel. Der linke Vorderflügel männlich und weiblich gemischt. Leib und Genitalien weiblich. — Gefangen. — 1896 im Besitz des Herrn B. Hartmann-Reichenbach. — Briefliche Mitteilung des Herrn B. Hart- rande desselben. Fühler und Leib weiblich. | mann. In der Sammlung Daub-Karlsruhe. Briefl. Mitteilung des Herrn H. Gauckler. m) Unvollkommen. Rechte Flügelseite vollkommen männlich, linker Hinterflügel vollkommen weiblich; linker Vorderflügel @ mit dunkel orange- farbenem Strich. — Genitalorgane weiblich. In der Sammlung Daub-Karlsruhe. Briefl. Mitteilung. n) Unvollkommen. Vorwiegend weiblich gefärbt. Auf den beiderseitigen Vorderflüseln sind orange- farbene. Striche und Flecke eingesprenst. Fühler, Leib, Geschlechtsorgane weihlich. In der Sammlung Daub-Karlsruhe. Briefl. Mitteilung. o) Unvollkommen. Rechte Flügelseite rein weiblich, linke Flügelseite vorwiegend männlich, im Hinter- t) Rechte Flügelseite männlich und weiblich gemischt; linker Vorderflügel rein männlich; linker Hinterflügel männlich und weiblich gemischt. Leib und Genitalien männlich. — Wie bei s. u—z, &—c’) Neun weitere synandro- morphe Exemplare dieser Species befinden sich in der Sammlung des Herrn Dr. O. Staudinger. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 16. Thecla tlieis Esp. a) Zusatz: Unvollkommen. Unregelmäßig ın männlicher und weib- licher Zeichnung gemischt. Leib weiblich. — Gezogen in Parchwitz, Schlesien. b) Unvollkommen. In der Färbung vorwiegend männlich. 364 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Mit großem, rotgelbem, weiblichem Fleck auf dem linken Vorderflügel. Leib der Gestalt nach männlich. — In der Sammlung Wiskott-Breslau, von Karstanjen-Leipzig stammend. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 10. 18. Polyommatus virgaureae U. b) Halbiert. Links 9, rechts 3; links 14, rechts 16 mm groß. Gefangen bei Berlin. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 10. 18*. Polyommatus aleiphron U. a) Vollkommener Zwitter mit deutlicher Teilung in eine linke männliche und rechte weibliche Hälfte. — { Von Treue bei Strausberg gefangen. — Das Tier ging durch Kauf in den Besitz des Herrn Thiele-Berlin über. — (Irrtümlich ist dieser Hermaphrodit in Teil I des Verzeichnisses [siehe Bd. I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“] unter 18b als Polyommatus virgaureae UL. aufgeführt worden!) 19. Polyommatus amphidamas Esp.(Helle-Hb )) d) Vollkommen, halbiert. Rechts 3, links 9. Flügel und Fühler rechts männlich, links weiblich. Leib der Gestalt nach mehr weiblich. Genitalien mit Spuren beider Geschlechter. — Gefangen. — 1896 im Besitz des Herrn Hartmann-Reichenbach. + Briefl. Mitteilung des Herrn B. Hartmann. e) Halbiert. Links 2, rechts 3 (12 resp. 11 mm.) Männliche Seite durch den bläulichen Schiller auffallend. Fühler ohne Differenzen. Gestalt des Leibes weiblich. — Gezogen in Sachsen. —- Im Besitz des Herrn M. Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 11. 19*. Polyommatus hippothoe var. eurybia O. a) Unvollkommen. Linke Flügelseite, sowie der rechte Vorderflügel weiblich. Der rechte Hinter- flügel nach Färbung und Zeichnung ober- seits vorwiegend männlich, mit dunkler, weiblicher, strahlenförmiser Zeichnung, unterseits weiblich. Gestalt des Leibes weiblich. — Von Herrn M. Wiskott in Saas-Fee, Ct. Wallis (Schweiz) gefangen. — In dessen Sammlung. — cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 11. 20*. Lycaena aegon W.\V. a) Vollkommen, halbiert. Links S, rechts 9. Im Sommer 1892 in der Nähe von Stade gelangen. — Briefl. Mitteilung des Herrn stud. forest. H. Esgers-Gießen. b) Vollkommen, halbiert. Links 9, rechts &. Die zwitterhafte Gestaltung in allen charakteristischen Merkmalen vollkommen durchgeführt. Der Genitalapparat ver- kümmert. Linke Flügelseite größer (12 mm) als die rechte (10 mm). Gefangen am Albula-Paß (Schweiz). — Im Besitz des Herrn M. Wiskott- Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 11. c) Vollkommen, halbiert. Links Z, rechts @, sonst dem vorigen gleich. Rechts 12 mm, links 10 mm. — Gefangen in Oberbayern. -— In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. d—f) Drei weitere Gynandromorpha dieser Species in der Sammlung des Herrn Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 21°. Lycaena hyrcana Ld. a) Halbiert. Links 9, rechts Q. Rechts 12 mm, lmks 10 mm. Gefangen in Nord-Persien. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. 23. Lycaena icarus Rtb. (alexis Hb.). q) Halbiert. Rechts 3, links 9. cf. W. F. Kirby, Proc. Entom. 'Soe,, London, 1889, p. XLVI. r) Halbiert. cf. Webb, Entomologist, London, 1888, Vol. XXI, p. 132—135. u Se ee a Ve Ever Even Te Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. 365 s) Geschnitten. Rechts 9, links Q. Flügel und Fühler rechts weiblich, links männlich. Leib der Gestalt nach mehr männlich. Genitalien undeutlich. — Gefangen. — 1896 im Besitz des Herrn B. Hartmann-Reichenbach. Mitteilung des Besitzers. t) Vorwiegend weiblich. Flügel rechts weiblich, jedoch mit der blauen Färbung des Männchens durchzogen, links rein weiblich. Fühler, Körper und Genitalien weiblich. — Gefangen. — Im Besitz des vorigen (1896). u—w) Drei eynandromorphe Stücke in der Sammlung Dr. Staudingers. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 23*,. Lycaena icarus ab. icarinus Sc. a) Unvollkommen, vorwiegend männlich. Alle Flügel, besonders der rechte Vorder- Nügel, mit der braunen Färbung des Weib- chens unregelmäßig vermischt. — Rechte Flügelseite größer (15 mm) als die linke (14 mm). — Gefangen bei Berlin. -— In der Sammlung Wiskott-Breslau. et. M. 'Wiskott, a. a. O., p. 12. 24*. Lycaena eumedon Esp. ab. fylgia Spangb. a) Vollkommen, halbiert. Links @, rechts Q. Oberseits von typischer Färbung. Unter- seits auf der weiblichen Hälfte mit größeren, rötlichen Randflecken, auf der männlichen mit wesentlich kleineren Punkten (ab. fylgia Spangb.). — Linke Flügelseite wesentlich größer (15 mm) als die rechte (12 mm). Gefangen Schakuh-Persien. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. 25. Lycaena amanda Schn. b) Unvollkommen. . In Gestalt und Grundfärbung weiblich. Linke Flügelseite mit blau schillernden, männlichen Strahlen. Gefangen bei Berlin. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 12. ce) Unvollkommen. Ein Exemplar, dessen weibliche Färbung mit intensiv blau schillernder, männlicher Zeichnung vermischt ist. Gefangen bei Berlin. — In der Sammlung W iskott-Breslau. cf. ebenda. d—f) Drei weitere gynandromorphe Exemplare in der Sammlung Dr. Staudingers. Briefl. Mitteilung. 26. Lycaena bellargus Rtb. b) Unvollkommen. In Gestalt und Färbung weiblich; auf sämtlichen Flügeln blau schillernde, männ- liche Strahlen und Punkte unregelmäßig verteilt. — Gefangen bei Amasia (Kleinasien). — In der Sammlung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 13. c) Vollkommen, halbiert. Links 8, rechts @, oberseits und unter- seits. — Gefangen bei Interlaken (Schweiz). — In. der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. d—e) Zwei weitere gynandromorphe Stücke hiervon in der Kollektion Dr. Staudingers. Briefl. Mitteilung. 26°. Lycaena aenabellargus Rtbh. a) Unvollkommen. Gestalt und Färbung weiblich. Auf den beiden rechten Flügeln blau schillernde, . männliche Strahlenzeichnung. Gefangen bei Amasia (Kleinasien). — In der Sammlung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 13. 27. Lycaena corydon Hb. b) Unvollkommen. Gestalt und Färbung weiblich. Durch den rechten Hinterflügel gehen einige sehr stark blau schimmernde, männliche Strahlen bis zum Außenrand. Von M. Wiskott gefangen im Engadin (Schweiz). — In dessen Sammlung. — ch M, Wıskott, a..a..0., p. 18. c) Unvollkommen. Gestalt und Färbung weiblich. Rechter Hinterlügel vom Innenrande über die größere Hälfte mit blau schillernder, männ- licher Färbung. — Gefangen in Friedland (Schlesien). — sehr stark, namentlich auf den Hinterflügeln, | Ebenfalls in Wiskotts Sammlung. 366 Bunte Blätter. cf. ebenda. d) Ein Exemplar männlich - weiblicher Bildung in der Sammlung Dr. Staudingers. Briefl. Mitteilung. 28. Lycaena hylas Esp. (dorylas Hl.). b) Gemischt, vorwiegend männlich. Körper und Unterseite aller Flügel männ- lich. Oberseite der rechten Flügel männlich gefärbt, Oberseite der linken Flügel zu zwei Dritteln mit der braunen Färbung des Weibchens. cf. H. Ribbe, ‚Iris, TIL, p. 45, Taf. I, nH [5 Fig. 2. 29. Lycaena meleager Esp. (daphnis). c) Vollkommen, halbiert. Links 3, rechts ®. Auf der Oberseite in Färbung und Zeichnung den Geschlechtern entsprechend. Auf der Unterseite der rechten Flügelhältte in der Färbung heller als bei typischen weiblichen Stücken, jedoch dunkler als bei typischen männlichen Exemplaren. Gefangen bei Pest (Ungarn). — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. ©., p. 14. (Fortsetzung folst.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Gallenerzeugende Insekten. Im ersten Bande unserer „Illustrierten Wochenschrift für Ento- mologie“ haben wir wiederholt Gelegenheit gehabt, unseren Lesern gallenerzeugende Insekten in Wort und Bild vorzuführen. Auch heute sind wir wieder in der Lage, eine Abbildung von Gallwespen und deren Entwickelungsstadien bringen zu können. Herr A. Thieme hat für unsere „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ einige dieser winzigen Wesen in bedeutender Vergrößerung gezeichnet, und zwar stellt Fig. 1 und 1’ Aphilothrix radicis F. vor; Fig. 2 und 2’ ist das 3, 2” das ungeflügelte © von Teras terminalis E.; Fig. 3, 3, 4, 4 und 5 das voll- . kommene Insekt, Larve und Puppe von derselben lebte ein © noch acht Tage, ohne während dieser Zeit Nahrung zu sich ge- nommen zu haben. Am 14. Juni dess. Js. schlüpften die ersten Räupchen, denen ich Aölantus glandulosa als Futter reichte und bei welchem sie auch vor- züglich gediehen. Häutungen fanden im ganzen 4 statt, und zwar die erste Häutung gegen Ende Juni, die zweite anfangs Juli, die dritte vom 11. bis 15. Juli, die vierte und letzte vom 16. bis 20. Juli. ;“ Am 28. Juli erhielt ich bereits den ersten Kokon. Anfang August waren sämtliche Raupen eingesponnen. Nach kaum 25tägiger Puppenruhe erhielt ich am 25. August, nach- mittags, zunächst 4 $ 5 als zweite Generation. Bis zum 1. September waren weitere 26 Rhodites rosae L. a sind Gallen von Aphilothrix | Falter geschlüpft, größtenteils Q ©. radicis F.; b von Teras terminalis F.; c von Rhodites rosae L.; d von Cynips scutellaris Ol.; e von (ynips gemmae L.; f einer Neuroterus- Art. Die Abbildung dürfte vielen unserer Leser zur näheren Bekanntschaft der Gallwespen willkommen sein. Ein Beitrag zu dem Kapitel ‚„‚Inzucht“. Im Frühjahre 1892 erhielt ich circa 40 Puppen von Attacus cynlhia, welche nach feuchtwarmer, aufmerksamer Behandlung von Ende Mai bis Anfang Juni 40 tadellose Falter lieferten (erste Generation). Von diesen 40 Faltern erzielte ich jedoch nur zweiKopula, und zwar waren es die zuletzt und gleichzeitig geschlüpften Pärchen. welche eine solche eingingen. Die Kopula währte mit kleinen Unterbrechungen während der Nacht, vom 5. bis 8. Juni, etwa 36 Stunden und begann dann alsbald das © die KEierablage. Nach Die Männchen waren sehr schwächlich und meist nicht zeugungsfähig. Am 2. September kam noch eine Kopula zu stande; das begattete © legte an demselben, sowie am folgenden Tage circa 120 Eier ab. Mitte September schlüpften die Räupchen, jedoch nur zum geringen Teil, die meisten erwiesen sich schon als zu schwach, die Eihülle zu durchbrechen. Von dieser dritten Generation wuchsen nur noch zwei Raupen zu normaler Größe heran, und zwar bis Anfang November. Zur Verpuppufg gelangten jedoch auch diese nicht mehr, sie gingen vor dem Ein- spinnen zu Grunde. Mögen nun auch bei diesen Zuchten die allmählich eingetretenen, niedrigeren Tempe- raturen eine teilweise Wirkung auf die schlechte Entwickelung der Tiere ausgeübt haben; als feststehende Thatsache und Haupt- ursache bleibt die anhaltende Inzucht mit Ausschluß jeder Zufuhr von Stücken, die im Freien gefunden waren, bestehen. Erhielt ich doch schon unter der zweiten Generation ertcha een » { Ai) Kachr eh Pan % Bunte Blätter. 367 ein 3, welches nur die halbe Größe der normalen Stücke hatte. H. Gauckler, Karlsruhe i. B. Spondylis buprestoides L. Vor einigen Jahren machte ich im Monat September eine sonderbare Beobachtung. In Alpirsbach (Württ. Schwarzwald) zog ich einen wohl- gebildeten, ansehnlichen Rettich aus dem am Haus befindlichen Garten. Beim An- schneiden erwies er sich als etwas „wurm- stichig*, und als ich ihn öffnete, zeigte sich im Innern eine Höhlung, in welcher ein Prachtexemplar des obengenannten Käfers, lebend, sich befand. Ein Zugang, welcher für den großen Käfer durchgängige gewesen wäre, war nicht zu entdecken. Wie kommt der Käfer in den Rettich? Ist eine derartige Beobachtung schon gemacht worden? .Dr. Binder, Neuffen. Über die Selbstverstümmelung der Gespenst- heuschrecken (Phasmiden) von Reunion, be- sonders von Monandroptera inuncans und Rhaphiderus scabrosus, hat Herr Edmond Bordage eingehende Studien gemacht und der Pariser Akademie darüber in mehreren Sitzungen (Januar und Februar 1897) Berichte vorgelegt. Die Gliedmaßen des vorderen Paares lösen sich gewöhnlich am leichtesten, wenn auch nicht so leicht wie die Hinterbeine unserer grünen Heupferde, die man nur stark zu kneifen oder zu schneiden braucht, um sie zum Abfallen zu bringen. Und während bei den letzteren nur die krampfhafte Zusammen- ziehung eines einzigen Muskels oder einer kleinen Gruppe derselben die Ablösung hervor- ruft, traten hier heftige Kontraktionen über den ganzen Körper ein, bevor die Glieder sich lösten. Diese Krämpfe waren heftiger bei len Weibchen als bei den Männchen, namentlich | bei den sehr großen (20 cm Länge erreichenden) Weibchen von Monandroptera inumcans, und jedesmal trat ein Tropfen großen, grünen Blutes aus der Ablösungswunde. Diese großen, stundenlang unbeweglich verharrenden Tiere werden oft von Ameisen (Plagiolepis lon- gipes For.) angefallen, deren Bisse sie veran- lassen, zwei bis drei Glieder nacheinander abzuwerfen, und dann gehen die Gespenst- heuschrecken oft infolge des Blutverlustes nach 12—20 Stunden zu Grunde. Noch viel leichter als bei dem ausgebildeten Insekt erfoigte die Selbstverstümmelung (Autotomie) bei den Larven, denen die abgeworfenen Beine viel leichter nachwachsen als jenen. Bei diesem Nachwachsen kommt es aber, ähnlich wie bei den ihre abgeworfenen Beine reprodu- zierenden Krebstieren, nicht selten vor, daß das Bein in verjüngter Gestalt oder der Fuß mit drei statt vier Tarsen nachwächst, was dann für den Systematiker leicht zu Irrtümern führen kann, wenn er zufällig ein solches Exemplar zur Untersuchung unter die Hände bekommt. (Berichte der Pariser Akademie, Januar und Februar 1897.) E..K, Schmetterling und Ichneumon -Wespe. Be- kanntlich führen die im Körper der Raupen und Puppen der Schmetterlinge sich ent- wickelnden Ichneumoniden-Larven meist den Tod des Futtertieres herbei, aber mitunter überholt die Entwickelung des Schmetterlings diejenige des Schmarotzers, und es geht mit dem noch unentwickelten Wespenkeim im Leibe aus der ichneumonisierten Puppe ein Schmetterling hervor. Herr T.N. Marshall sah unlängst einen Totenkopf (Acherontia atropos) aus einer Puppe hervorkommen, deren Entwickelung durch erhöhte Temperatur sehr beschleunigt worden war; sie hatte den Parasiten, dessen Entwickelung nicht eine gleiche Beschleunigung erfahren hatte, lebend bei sich. Es wird sich nun fragen, ob in solchen Fällen der Schmetterling zur Fort- pflanzung gelangen kann, bevor der Parasit ihn tötet. (Revue scientifique, 27. Februar 1897.) ER Aus den Vereinen, Verein für Naturkunde zu Crefeld. Sitzung am 7. Mai 1897. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung hielt Herr Kneusels einen Vortrag: „Vorsicht vor den Fliegen bei Epidemien“. — Die Fliegen können durch Übertragung von Bacillen bei Epidemien sehr gefährlich werden. Die Füße der Fliegen sind die schönsten Bacillarienfänger, die man sich denken kann. Namentlich gefährlich werden die Stubenfliegen den Menschen durch Übertragung der Tuberkelbaeillen. Nach- gewiesenermaßen tragen in den Tropen die Moskitos zur Verbreitung des gelben Fiebers bei, wie auch die Ausbreitung der ägyptischen Augenentzündung zum Teil den Fliegen zuzuschreiben ist. Ebenso sollen die Fliegen auch die Übertragung der Eier des Band- wurmes und der Trichinen vermitteln. Vor- beugungsmittelsind bei eintretenden Epidemien vor allen Dingen Reinlichkeit (Abräumen des Tisches nach gehaltener Mahlzeit etc.) und Desinfektion der Zimmerwände und des Fuß- bodens. — In der dem Vortrage folgenden Diskussion empfahl Herr Scholtes zur Ver- treibung der Fliegen das Aufstellen einer oder mehrerer Moschuspflanzen, wogegen Herr Kampmann durch Desinfektion mit Karbollösung gute Resultate erzielt haben wollte. Herr M. Rothke sprach sodann unter Hinweis auf die in letzter Zeit erfolgten Veröffentlichungen durch M. Wiskott in der „Festschrift des schlesischen Vereins für Insektenkunde“ zu Breslau und durch O.Schultz 368 Bunte Blätter. in der „Illustrierten Wochenschrift für Ento- mologie“ über „Gynandromorphe Schmetter- linge“. Zunächst wurden die primären und sekundären Sexualcharaktere besprochen. Es folgte dann die Einteilung in vollkommene oder halbierte und unvollkommene oder ge- mischte Zwitter. Wie die Natur sich nie an die von Menschen aufgestellte Einteilung kehre, so auch richt bei den Hermaphroditen, indem Wiskott in seiner Arbeit einen Zwitter erwähne, der in allen Teilen vollständig halbiert sei, mithin zu den vollkommenen Zwittern gehöre, aber dadurch, daß die Fühler, ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, gleichartig seien, zu den unvollkommenen Zwittern gerechnet werden müsse. Eine besondere Aufmerksamkeit widmete Redner den zweifelhaften Zwittern von ÖOcneria dispar $, wofür Wiskott den Namen Schein- zwitter in Vorschlag bringe, eine Bezeichnung, die zu acceptieren sei, solange nicht der unzweifelhafte Nachweis der Zwitterhaftigkeit erbracht wäre. Da diese Scheinzwitter ver- hältnismäßig häufigere Erscheinungen sind, wurden die anwesenden Lepidopteren-Züchter ersucht, falls sie in den Besitz eines lebenden Exemplars gelangen, dies doch ja zu einem Kopulations- bezw. Zuchtversuch zu benutzen. Am Schlusse wurde den Zuhörern je ein Exemplar der drei Kategorien von Zwittern in natura vorgelegt. In der Diskussion teilte Herr Th. Borgers mit, daß der vorgezeigte Scheinzwitter von Ocneria dispar 5 mit einem dispar @ eine Verbindung eingegangen habe, die Genitalien mithin jedenfalls intakt gewesen eines umgeknickten Blattes mit einigen Fäden zusammen und wohnt darinnen, die Blattteile im Innern verzehrend. Das Umknicken eines Blattes bewirkt die Raupe auf folgende Weise: Sie nagt an der Rückseite des Blattes die Stiele der einzelnen Blattteilchen an der Stelle, wo sich die Blattspreiten von den Stielen abzuzweigen beginnen, soweit ein, daß das Blatt infolge der die Stützkraft über- windenden Schwere seinen Halt verliert und rückwärts umkippt, woselbst sich die Blatt- teile an den Hauptstiel anlegen und nun von der Raupe durch einige Fäden mit diesem verbunden werden. Bis zur letzten Häutung ist die Raupe schwärzlich grün. Sobald sie diese überstanden, hat sie eine lebhaft grüne Farbe angenommen, infolgedessen sie einer schützenden Hülle nicht mehr bedarf. Sie lebt jetzt frei an der Pflanze und verwandelt sich, ausgewachsen, in einem halbkokon- förmigen, schwefelgelben Gespinst zu einer auf dem Rücken glänzend schwarzen, mit gelben Flügelseiten versehenen Puppe. Eine kleine Insektenversteigerung an die Mitglieder beschloß die abwechselungsreiche und anregende Sitzung gegen 12 Uhr. Außerordentliche Hauptversammlung am 21. Mai 1897, Außer Ballotage stand nur ein Punkt auf der Tagesordnung, der aber fast den ganzen Abend in Anspruch nahm. Der Verein ver- anstaltet vom 12. bis 27. Juni inkl. in der Ölmühle eine ethnographische und natur- wissenschaftliche Kolonial- Ausstellung, wo- sein müßten. Die Eier seien leider mit anderen | rüber auf der Hauptversammlung verhandelt dispar-Eiern untereinander gekommen und später zu biologischen Zwecken verwendet worden. Hierauf erfreute Herr Th. Borgers die Versammlung durch Vorlegen verschiedener blühender Frühjahrspflanzen: Caltha palustris, Faleobdolon luleum, Primula officinalis und Ranunculus sceleralus (Gifthahnenfuß). Der Vorzeigende sprach über das Vorkommen des letzteren in der Flora Crefelds und machte besonders auf die Gefährlichkeit desselben aufmerksam. Von Herrn Gerh. Kamp wurden Telea polyphemus-Falter aus einer zweiten Generation vorgelegt, deren Flügel infolge der Inzucht kaum 8 cm Spannweite und darüber auf- wiesen. Auffallend war, daß in demselben Verhältnis, wie die Falter an Größe zunahmen, auch die Gesamtfärbung derselben dunkler wurde. Sodann legte Herr M. Rothke lebende, in Blättern und Knospen des Eisenhutes (Aconitum napellus) eingesponnene Raupen von Plusia monela nebst Puppe und Falter im präparierten Zustande vor und teilte seine Beobachtungen über die Lebensweise der Raupe mit. Dieselbe bewohnt in der Jugend im ersten Frühjahr die Endtriebe des Eisenhutes, dort die Blütenknospen und jungen Blättchen verzehrend. Später heftet sie die Blattteile wurde. Unser Mitglied Herr Gustav Kamp, Feldwebel bei der deutschen Schutztruppe in Dar-es-Salaam, hatte zu obigem Zwecke ein reiches Material an ostafrikanischen ethno- graphischen und Naturobjekten dem Verein angeboten, welches er dort während seines mehrjährigen Aufenthalts, namentlich aber bei Gelegenheit der im vorigen Jahre unter Oberst v. Trotha ausgeführten Expedition zum Victoria-Nyanza- und Tanganjika- See, gesammelt hat. Dieses Material soll durch andere, in den Händen von Mitgliedern befind- liche Objekte ansehnlich vermehrt werden, so daß zu erwarten steht, daß die Ausstellung ein sehr reichhaltiges Bild besonders auf ethnographischem Gebiet, speciell der deutsch- ostafrikanischen Kolonie, bieten wird. Zur Erledigung der Vorarbeiten wurde ein aus den Herren Kamp sen. und jun., Bongartz, Denke, Krancher, v. Lumm und Rothke bestehende Kommission gewählt. Nach Schluß der Beratungen teilte Herr Gustav Karmp noch manches Interessante aus dem Leben und Treiben der dortigen Ein- geborenen, namentlich der mehr nach dem Inneren wohnenden Stämme, mit. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. PART 2 | E £ Sa u at 5 LI R- ut u Die erste deutsche entomologische Monographie. 369 Die erste deutsche entomologische Monographie. Von Clemens König in Dresden. Kehren wir zu Gesners Arbeit zurück, indem wir fragen: Welches sind die gemein- samen Merkmale, die den Tieren zukommen, die mit Scorpius terrestris bezeichnet werden? An dem niedrigen, breitlichen Leibe fehlt ein deutlich unterschiedener Kopf; die hintere Hälfte hat „Geleichen“ wie ein Krebsschwanz, und daran sitzt ein langer, knotiger Schwanz mit sechs „Geleichen oder Gewerben“. Etliche haben, heißt es wörtlich, am Schwanz sieben Geleiche oder Gewerbe, was jedoch sehr selten ist, die anderen haben gemein- lieh nur sechs. Durch den hakenartig gekrümmten Stachel fließt, sobald der Angel niedergefallen, das Gift in die Wunde. Endlich tragen diese Tiere an den Armen Scheren wie ein Krebs und auf jeder Seite vier Beine. Die Schale, um das letzte aufgezählte, gemeinsame Merkmal noch zu nennen, die Leib und Schwanz bedeckt, ist hart, glänzend und bräunlich. Wenn Gesner in unserer Sprache hätte reden können, so würde er gesagt haben: Die Skorpione besitzen einen Chitinpanzer (Schluß.) Scheitelaugen und mehrere punktartige Nebenaugen am Vorderrande der Kopfbrust haben. Wie schon gesagt, wurde die Zahl dieser Augen von Degeer, von Ehren- berg und von Koch als ausschlaggebendes Merkmal in die Systematik eingeführt. Den Unterschied zwischen einer Krebs- und einer Skorpionschere finden wir schon beiRösel klar ausgesprochen und abgebildet, indem er hervorhebt, daß bei beiden, sowohl bei der Maxillar- wie bei der Mandibular- schere, der äußere Finger stets der bewegliche sei. Daher will es fast unglaublich klingen, daß es noch heute Bücher giebt, die die Skorpionschere falsch, nämlich mit beweg- lichem Innenfinger, abbilden (vgl. beispiels- weise im III. Bande der gesamten Natur- wissenschaften, Masius, Zoologie, 3. Aufl., Seite 775). Rösel, der sich noch darüber ereifern kann, daß Linne sagt, der Skorpion habe acht Beine, weil er die scherentragenden Maxillaren als erstes Beinpaar bezeichnet haben will, entdeckte am ersten Hinterleibs- und bestehen aus zwei Hauptstücken: aus|ringe die durch zwei Klappen verdeckte Leib (Truneus) und Schwanz (Cauda). Am Leib ist die ungegliederte Kopibrust (Cephalothorax) von dem gegliederten Mittel- leib (Praeabdomen) zu unterscheiden. An der Kopfbrust sitzen die vier Beinpaare und die scherentragenden Arme, die sogen. Kiefertaster. Der Schwanz dagegen besteht aus fünf Hinterleibsringen und aus der Blase mit dem Stachel. Von den kleineren morphologischen Inventarstücken der Skorpione erwähnt Gesner nur die Zunge, „womit sie oft des Menschen Leib beschlecken“. BRösel hat dieselbe zuerst abgebildet, und zwar als ein gabelförmiges, leicht bewegliches Haut- stück (Mon. Insektenbelust., III. T., II. Bd., S. 363). Die unmittelbar daneben stehenden Mundscheren, die physiologisch den Ober- kiefern, den Mandibeln, entsprechen, hat Swammerdam zuerst gesehen und zu- sleich den Umstand, daß sie ganz in die Kopfbrust hineingezogen werden können. Er, der große Anatom, war es auch, der zuerst bemerkte, daß die Tiere ein Paar Geschlechtsöffnung. Die unmittelbar dahinter gelegenen und am zweiten Hinterleibsringe angewachsenen Kämme, die aus verschieden viel Zähnen, Pectines, bestehen, und deren biologische Bedeutung noch nicht vollständig aufgeklärt ist, scheint Linne zuerst auf- gefunden zu haben. Die kleinen Schlitze, die auf der Bauchseite des dritten, vierten, fünften und sechsten Hinterleibsringes von innen und oben nach unten und außen ver- laufen, sind von Swammerdam zuerst entdeckt und auch sogleich richtig, nämlich als Atmungsöffnungen, „gedeutet worden. Leeuwenhoek, der bekannte Entdecker der Welt der mikroskopisch kleinen Lebe- wesen, war es, der zuerst am fünften Schwanz- eliede eine Öffnung sah, die sich unter seiner Hand als das Ende des Darmes erwies. Hier ist also der Hinterleib zu Ende; hier beginnt ein neuer Abschnitt, die Blase mit dem Giftstachel. Die kleinen, darin befind- lichen, etwas seitlich gestellten AusfluB- öffnungen wurden ebenfalls von Leeuwen- hoek zuerst gesehen. Zuletzt möchten wir Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No.24. 1897. 370 Die erste deutsche entomologische Monographie. noch ein morphologisches Stück hervorheben, nämlich das kleine, zwischen den Hüften des dritten und vierten Beinpaares gelegene Brustbein, das bei den verschiedenen Arten der Skorpione verschieden gestaltet und daher für die Systematik der Tiere von allerhöchster Bedeutung ist. Darauf hin- gewiesen zu haben, ist das Verdienst von Peters (Monatsber. d. K. Preuß. Akad. d. Wiss. z. Berlin. 1862, I. Hälfte, S. 507). Endlich möchten wir noch auf eine dritte Gruppe von gemeinsamen Merkmalen die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers lenken, weil sie für die neuere Systematik von aus- schlaggebender Bedeutung geworden sind; ich meine die Körnchenreihen, die Cristen, an der Innenseite des beweglichen Maxillar- fingers und auf der Oberseite der Kopfbrust, die Kiele am Truncus und der Cauda, die Höcker und Stachel an der Blase und die Dornen und Haare an den ersten Tarsen- gliedern. In ihrer Gesamtheit bilden diese Merkmale die Skulptur des Chitinpanzers. Um die rechte Würdigung dieser Merkmale im Aufbau der Diagnosen hat, wie schon bemerkt wurde, gestützt auf die Arbeiten von Thorell, Pocock, Simon und Karsch, Kraepelin sich die allerhöchsten Verdienste errungen. Danken wir ihm auch an dieser Stelle für seine „Revision der Skorpione“. Wenden wir uns von der Systematik und Morphologie der Skorpione zu ihrer Ent- wickelungs- und Lebensgeschichte. Gesner hat die hierher gehörigen Abschnitte „Geburt und Herkunft“ und „Natur und Anmutung“ überschrieben. Und was sagt er darüber? Die Skorpione sollen, wie man sich erzählt, auf dreierlei Weise entstehen, nämlich: 1. durch Putrifizierung, d. i. durch Er- faulung aus allerlei Tieren, besonders aus Krokodilen, Krebsen und Meer- spinnen, und zwar zu der Zeit, da die Sonne im Zeichen des Krebses stehe; 2. durch Einwirkung der Gerüche von mancherlei Pflanzen, besonders von Bachminze (Sisymbrium aquaticum und Basilienkraut (Ozymo), und 3. durch elterliche Erzeugung. Selbstverständlich entscheidet er sich für die zuletzt genannte Entstehungsweise; denn er fügt wörtlich hiuzu: „Der elterlichen örzeugung ist desto mehr Glauben zu geben.“ Damit steht er vor einem neuen Kreuzweg. Auf der einen Seite heißt es: Die Skorpione legen Eier, auf der anderen dagegen: Sie legen nie Eier, sie gebären vielmehr lebendige Junge.“ Er nennt die Autoren, die sich für die eine oder für die andere Weise entschieden haben, ohne einen Zusatz zu machen, was wir um so höher achten müssen, weil er nicht a priori, sondern als echter Natur- forscher nur a posteriori, nur aus der Erfahrung entscheiden kann. Diese Lücke konnte erst Redi (Opusculorum, p. 72—73) ausfüllen, dem es möglich war, eine Menge lebendiger Skorpione, besonders Weibchen, aus dem fünf Meilen nordwestlich von Florenz gelegenen Gebirge Pistoja zu erhalten und zu beobachten. Er sah, wie eins der Tiere 38 milchweiße Junge gebar, die sich von Tag zu Tag dunkler fürbten und keine Metamorphose zu durchlaufen hatten; er sah, wie ein anderes Tier einen Tag später, am 6. August, 27 Junge gebar, die dieselbe Farbe wie jene und dieselbe Gestalt wie die alten Tiere besaßen. Er untersuchte ein drittes Tier und sah die Jungen perlenschnur- artig an Fäden gereiht und von einem dünnen, beinahe unsichtbaren Häutchen bedeckt; er sah also den Eileiter (Ovidukt) mit den Jungen und gewiß auch die Eierstöcke (Ovarien), die paarig angelegt sind und aus je drei an ihrem hinteren Ende bogenförmig ineinander übergehenden und durch vier Querverbindungen zusammen gehaltenen Schläuchen bestehen, was Redi gewiß mit der Bezeichnung Zwerchfell ausdrücken wollte. Redi stellte weiter durch Beob- achtung fest, daß die Jungen in den ersten Wochen ganz ohne Speise leben, daß sie sich in einem Alter von zehn bis vierzehn Tagen das erste Mal häuten, und daß sie sehr langsam wachsen. Nach acht Monaten hatte keines der jungen Tiere um die Hälfte seiner ersten Größe zugenommen. Er wider- legte damit zugleich den weit verbreiteten Irrtum, daß die Jungen entweder ihre Mutter töten oder von ihrer Mutter aufgefressen würden. ‚Jenem Irrtum liegt die Thatsache zu Grunde, daß das Muttertier von dem Tage der Geburt der Jungen an abmagert und endlich hinstirbt, weil die Skorpione nur einmal in ihrem Leben gebären und ann sterben. Eine solche Skorpionsmutter mit ihren ‚Jungen zu betrachten, ist recht unterhaltend = Di u a d re... > Die erste deutsche entomologische Monographie. a7 und anmutend. Die Jungen hängen überall an ihrem Leibe, am Rücken, am Bauche, am Schwanze, an den Beinen und Scheren, und jedes in einer anderen Stellung. Und nun erst, wenn das alte Tier fortläuft! Keines mag zurückbleiben; da gilt es, auf- zuspringen und sich festzuhalten, um mit fortzukommen. Das ist ein Bild, reich an Leben und Bewegung, etwa wie bei einer Feuerspritze, die mit ihrer Mannschaft plötzlich abrückt. Obgleich die Skorpione Een, schlecht sehen wie die Spinnen (vergl. W. Marshall, die Sinne und Sinnesorgane d. nied. Tiere, Leipzig, 1891, S. 317), so sind es doch ganz sewandte Läufer, die nach vorn, rückwärts, links, rechts, nach jeder Richtung ziemlich rasch vordringen oder zurückweichen. Dabei halten sie stets den Schwanz nach oben und vorn gekrümmt, um ihn immer bereit zu haben für die erfaßte Beute, die mittels der Scheren trotz allen Zappelns und Widerstrebens über die Scheitelaugen emporgehalten wird. Insofern bilden Schwanz und Scheren zusammen einen Apparat, der für allerlei Insekten, Spinnen und Gewürm recht gefährlich werden kann. Auch in der Gefangenschaft, wie uns Gesner berichtet, nimmt der Skorpion Nahruns: an. Die Tiere, die er einen Monat lang in Mont- pellier zur Beobachtung in Pflege hatte, fraßen Mücken und Fliegen. Des Abends und während der Nacht waren sie besonders lebendig. Am Tage dagegen liegen die Tiere versteckt in ihren Schlupfwinkeln und lassen sich daraus ziemlich leicht hervorlocken, wenn man mit einem Strohhalme an dem Gestein der Mauern dahinfährt, daß es leise kräzelt und zischt, und wenn man dabei mit Zunge und Zähnen summt, wie es die Fliegen und Bienen thun. Dann stürzen die Skorpione hervor, um die vermeintliche Beute zu fangen. Sie werden dabei mit einem Zänglein erfaßt und in eine Flasche gesteckt. Auf diese Weise, erzählt uns Gesner weiter, haben wir zu Padua viele dieser Tiere aus ihren Löchern hervorgelockt und dann zu Skorpion- ÖL verwendet. Damit kommen wir auf das letzte Kapitel zu sprechen, das die Monographie behandelt, nämlich auf den Nutzen und Schaden der Skorpione, d. h. auf die Medikamente, die aus Skorpionen hergestellt und gegen ihr Gilt angewendet werden. Die Zubereitung der Arzneien, die bald äußerlich, bald innerlich, bald auf beide Weisen zugleich zu gebrauchen waren, wird genau angegeben. Darauf näher einzugehen, dürfte man uns hier erlassen. Es genügt, zu betonen, daß damals die ganze Naturgeschichte auf medi- zinischer Basis ruhte und darauf hinauslief, medizinisch zu nützen. Das zeigt sich auch bei der Besprechung, wie der Stich und das Gift wirkt. Es wird gezeigt, wie die Wirkung des Stiches von der Art und dem Geschlechte des Tieres, von dem Alter und dem Geschlechte des Gestochenen, ferner von der Lage der Wundstelle, von der Zeit der Verwundung und endlich von vielerlei anderen Umständen abhängig ist. Um ein zutreffendes Bild von der Gefährlichkeit des Tieres und der Wirkung des Giftes zu geben, erzählt Gesner einige thatsächliche Er- lebnisse, von denen wir nur eins in aller Kürze wiedergeben möchten. Der italienische Arzt D. Thaddaei Duni saß neben seiner Frau am Kamin, als die herbeigekommene Nachbarin im Begriffe war, der Mutter den Säugling in den Schoß zu legen. Als sie zugreifen und das Kind ans Herz drücken wollte, wurde sie wie mit einer Nadel stark in den Mittelfinger ge- stochen. Der Schmerz war so groß, daß sie das Kind hätte fallen lassen, wenn die Pflegerin nicht rechtzeitig zugegriffen hätte. Die Frau wurde ohnmmächtig, schwitzte, schwoll und wollte schier ersticken. Man suchte an dem Kinde nach der Ursache und fand einen aus dem Bettchen herausfallenden Skorpion, der sogleich gefangen, zerstoßen und auf die Wunde am Finger gebunden wurde. Die Frau bekam ferner guten Wein mit Theriak eingeflößt und in Wein gekochte Lorbeerblätter pfasterartig aufgebunden. Dadurch gelang es, die Ohnmacht zu ver- treiben. Nach zwei Stunden war die Gefahr vorüber; die Schwellung am Finger ging zurück, aber andere Wirkungen des Stiches dauerten fort, sogar bis ins sechste und siebente Jahr. „Ich kann aber nicht sagen,“ berichtet Gesner wörtlich weiter, „ob des Skorpions Stich dazu die Ursache allein gegeben habe oder nicht“. Wenn wir jetzt diesen Fall auf seine Zuverlässigkeit prüfen, so müssen wir zugeben, daß der Stich von Buthus oceitanus, von dieser im Mittelmeer- 372 Die erste deutsche entomologische Monographie. gebiet weit verbreiteten Art sehr wohl der- gleichen Wirkungen hervorrufen kann. Lesen wir doch in Brehms Tierleben (II. Aufl, IX. Bd., S. 634) ein sehr ähnliches Beispiel. Bei dem Manne, den ein solcher Buthus in den Daumen gestochen hatte, schwoll der Arm „beindick“ und war gerötet und ent- zündet. Dann stellten sich bei ihm heftige - Krämpfe ein; er phantasierte, erbrach häufig und fiel aus einer Ohnmacht in die andere. Dieser Zustand dauerte fünf Tage an, dann besserte er sich; aber erst nach langer Zeit fühlte der Mann sich wieder vollständig genesen. Wir kommen zum Schluß. Überschauen wir die fünf Hauptstücke unserer Monographie, so müssen wir den Reichtum ihres Inhalts anerkennend hervor- heben. Wir erhalten von dem Scorpius terrestris ein für damalige Verhältnisse geradezu sehr gutes Bild. Es umfaßt den Namen, den Wohnort und das Verbreitungs- gebiet, die Systematik und Morphologie, seine Entwickelung und Lebensgeschichte, und endlich seinen Nutzen und Schaden. Ihm fehlt nur eins, die Anatomie des Skorpions. Versuchen wir, diese Lücke in aller Kürze auszufüllen. Die Augen der Skorpione haben eine einfache, nicht in Facetten abgeteilte Horn- haut, innen dagegen eine Menge von Retinophoren, d.h. von einzelnen Krystall- stäbchen, von denen isolierte Nervenfäden nach dem Gehirnganglion führen, das durch zwei kurze Kommissuren mit dem Bauch- ganglion verbunden ist. Die ganze Bauch- kette besteht aus acht Knoten. Darüber liest das Darmrohr mit zwei Paar gelappter Speichel-, fünf Paar Magendrüsen und einem Paar einfacher Harnkanäle. Das dorsal- gelagerte Herz ist sehr kompliziert gebaut. Es hat acht Kammern und sendet das Blut durch eine Kopf-, eine Schwanz-Aorta und durch mehrere Seitenarterien in den Leib, daß es die Atmungsorgane aufsuche. Das sind Tracheen, die an den Stigmen endigen und von vier Paar Lungensäcken auslaufen, die innen gefaltet sind und je zwanzig Platten haben. Was an dem Bilde vom Skorpion, wie es Gesner in seiner Monographie gezeichnet hat, besonders zu rühmen ist, ist seine Treue, seine Wahrheit oder, was dasselbe heißt ist, das Fernhalten alles Anekdotenartigen, alles entstellenden Schmuckes. Sein Endziel nicht Amüsement, nicht Applaus, sondern Wahrheit und das Mittel, das er dazu anwendet, litterarisches und sachliches Studium. Er sammelte nicht nur mit Fleiß, was andere über den Skorpion gesagt und geschrieben hatten, er stellte die Ergebnisse nicht nur geordnet nebeneinander, sondern er studierte dabei die lebenden Tiere selbst, zeichnete sie ab und übte zugleich gewissen- hafte Kritik an seinen eigenen Beobachtungen und an den Mitteilungen, die er anderen verdankte. Seine Monographie, sowie alle seine Schriften sollten kein abgeschlossenes, kein sich selbst genügendes Werk und Schaustück, sondern nur eine sichere Basis sein, auf der nach ihm kommende Forscher getrost weiter bauen können. Und diese Aufgabe hat Gesners Monographie der Skorpione ganz vortrefflich gelöst. Alles, was wissenschaftlichen Wert hat und vom grauen Altertume her bis zu den Tagen, in denen er lebte, hierüber ermittelt worden war, das finden wir in dieser Schrift nicht nur zusammengestellt, sondern auch überall mit seinem sachlichen Urteile und mit seinem echt deutschen Forschergeiste in klarer, ansprechender Weise durchleuchtet. Um diese Schrift zutreffend beurteilen zu können, müssen wir endlich noch daran erinnern, wie schwer es damals war, geeignetes Beobachtungsmaterial zu be- schaffen. Trotz der vielen, schnellen und regelmäßigen Verbindungen, die heutzutage zwischen unserem Lande und den tropischen und subtropischen Ländern bestehen, sind doch selbst in entomologischen und biologischen Handelsinstituten Skorpione, zumal lebende Exemplare, nicht immer zu haben und trocken präparierte Exemplare nicht immer fehlerfrei. So kann ich z. B. aus einer guten Lehrmittelhandlung einen ganz gemeinen Buthus vorlegen, der in einem Kasten mit zwei Glasscheiben be- festigt ist, an dem nur der Schwanz verkehrt angeleimt war. Und wie war es damals? Swammerdam bildet in seiner „Bibel der Natur“ auf Tafel III, Fig. 3 einen großen, schwarzen Skorpion ab, dessen Schwanz nur drei Glieder hat, und er bemerkt auf Seite 43 hierzu: „Es kommt mir vor, als ob dieses Skorpiones Schwanz, | | Die erste deutsche entomologische Monographie. bevor er in meine Hände geraten, zerbrochen gewesen sei, und als ob man ihn wieder zusammengeleimt habe, ohne alle Glied- maßen zusammen zu besitzen.“ Ein west- indischer Skorpion, den Swammerdam kaufte, hatte, die Blase mitgezählt, nur fünf Schwanzglieder. Wurden an einem Truncus die Bruchstücke zweier Schwänze angeleimt, so entstanden Skorpione mit sieben- und achtknotigen Schwänzen. Gesner muß auch solche Exemplare gesehen haben, wenn er schreibt: „Etliche haben am Schwanze sieben Gewerbe, was jedoch sehr selten ist, denn die anderen haben gemeinlich nur sechs.“ Bei Rösel, Tafel LXV seiner „Monatlichen Insekten -Belust.“, ist ferner ein Skorpion mit verkehrt angeleimtem Schwanze ab- gebildet. Und wie war es mit lebender Ware? Als Swammerdam die Angaben Redis über Giftdrüse, Kanal und Stachel der Skorpione studierte und daraus nicht klar werden konnte, giebt er seinen Lesern die Versicherung: „Hätte ich einen lebenden Skorpion bei der Hand, so würde es mir leicht sein, die wahre Beschaffenheit hiervon zu entdecken.“ Also lebende Ware war selten; sie wurde später absichtlich und unabsichtlich einmal eingeführt. Hin und wieder brachte ein italienischer Hausierer zu arzneilichen Zwecken auch einmal lebende Skorpione nach Deutschland. Einen solchen Mann treffen wir bei Rösel, wenn er schreibt: „Ich kaufte einst 50 Stück, und ich erschrak nicht wenig, als ich sah, wie diese Leute die so giftigen und gefährlichen Tiere ganz keck und dreist angriffen. Ihre Kunst bestand, wie ich bald wegbekam, darin, das Tier so mit Daumen und Mittel- finger zu fassen, dab der mit dem Zeige- finser zurückgedrückte Schwanz mit dem Stachel nur den Fingernagel treffen konnte.“ Unabsichtlich wurden auch schon damals lebende Skorpione nach Deutschland ver- schleppt:. Einen Beles hierfür finde ich auteneibeir Rloselle Anz 2 Bd, 'S. 384): er erzählt: „Im hiesigen Zeughaus wurden schon zu zweien Malen lebende Skorpione sefunden, die mit Pomeranzenbäumen, deren Wurzeln mit Moos verbunden waren, dahin gekommen sein mußten.“ Eine ähnliche Beobachtung machte man, wie ich bemerken möchte, seiner Zeit in Kopenhagen, als man 373 die Skulpturen von Thorwaldsen aus- gepackt hatte. Aus all diesen Thatsachen geht hervor, wie schwer es für Gesner sein mußte, das geeigneteBeobachtungsmaterial zubeschaffen. Seine Reise durch Südfrankreich und Nord- italien hatte eine höhere Aufgabe, als aus- schließlich Skorpione zu sammeln und zu beobachten. Er benutzte zwar die sich hierzu bietende Gelegenheit, söviel er konnte, allein reich war sein Material nicht; es waren immer nur einzelne Exemplare, und zumeist von derselben Art. Welch ein Gegensatz zu dem Material, das Kraepelin zur Ver- fügung hatte. Die Museen von Hamburgs, Stuttgart, Göttingen, Frankfurt a. M., Olden- burg. Lübeck, Bremen, Stockholm, Goten- burg, Kopenhagen, Berlin, Bonn, Dresden, Erlangen, Gießen, Greifswald, Heidelberg, Kiel, Leipzig, Leiden, München und die großen Privatsammlungen von Thorell, v. Ihering und Werner (Wien) sandten ihm alles, was sie an Skorpionen besaßen. Soviel Material wie er hat wohl kein anderer Forscher untersuchen und vergleichen können; von Buthus quinquestriatus konnte er mehr als 130, von Centrurus gracilis mehr als 140 und von Androctonus funestus mehr als 150 Exemplare einer vergleichenden Untersuchung unterwerfen. Seine Revision der Skorpione kann daher keine Individuen-, sondern nur gediegene Art-, Gattungs- und Familien- Diagnosen geben. Zwischen der letzten und der ersten großen Arbeit über die Skorpione ist somit ein riesengroßer Unterschied, und das gereicht beiden zur Ehre. Da schauen wir den Anfang und hier einen herrlichen, zeitgemäßen Abschluß. Hier pflücken wir köstliche, ausgereifte Früchte, da beobachten wir, wie der Saft in die schlafenden Knospen eindringt, wie sie schwellen, sich strecken und bändern und die ersten Blätter und Blüten herausgucken lassen; kurz, wir em- pfinden, daß der Frühling wirklich ein- gezogen ist. Zu einem anderen Schlußurteil vermögen wir nicht zu kommen. Gesners Monographie der Skorpione ist eine Frühlings- blume auf dem weiten Felde der Entomolosgie, die erste, die wir kennen, eine Blume echt deutscher Art, eine Blume, der sehr bald viele andere nachfolgen werden. Deshalb ist sie für die Geschichte der Entomologie von allerhöchster Bedeutung; denn sie be- 374 Über Mißbildungen und Formveränderungen der Schmetterlingsfllügel ete. zeichnet nicht nur einen festen Anfangspunkt, sondern sie wird auch den spätesten Ge- schlechtern noch zeigen, wie schlicht und einfach und voll gesunden Lebens der Frühling war, den die Entomologie auf deutscher, auf europäischer Flur vor so vielen Jahren gefeiert hat; die Fülle von Leben, diein Gesners Arbeit eingeschlossen Ba mußte neues Leben wecken. Das war | Berichtigung: rechte Spalte, Zeile 5 von oben lies Stein- die große Aufgabe, die sie im Laufe der Zeiten bereits erfüllt hat und noch erfüllen wird. Freuen wir uns ihres Daseins. In No. 23, Seite 353, schneider statt Sternschneider. Über Missbildungen und Formveränderungen der Schmetterlings- flügel und deren mutmassliche Entstehungsursachen. Von H. Gauckler in Karlsruhe in Baden. (Mit 4 Abbildungen.) II. Die Entstehung anormaler Flügelbildungen läßt sich auf ein Mangel an Materie, Stoff, wie auch auf Druck und sonstige äußere, rein mechanische Einwirkungen zurückführen, wie ich in meinem früheren Aufsatze (Bd. II, Seite S#) über dieses Thema bereits dar- gethan habe. Es giebt nun aber auch Formver- änderungen, beziehungsweise Mißbildungen, welche ihre Entstehung keinesfalls diesen Ursachen verdanken können, die vielmehr den Grund ihrer Entstehung eher einem Überflusse an Materie oder Stoff verdanken, indem die Flügelflächen größer werden oder aber sich ganz teilen und neue Gebilde hervorrufen, die man als besondere An- hängsel oder auch als wirklich vorhandene und ausgebildete Flügel betrachten kann. Es entstehen dann Schmetterlinge mit fünf Flügeln, und zwar handelt es sich in solchen Fällen natürlich um unsymmetrische Flügelformen, d.h. nur ein Flügel zeigt die Neigung, sich zu teilen, oder aber auf einer Seite entsteht ober- oder unterhalb der vorhandenen zwei Flügel, auch zwischen denselben, ein neuer Flügel. Sehr selten sind nun diese fünften Flügel von normaler Größe, sie erscheinen meist als mehr oder weniger verkümmerte Flügelläppchen. Bei Faltern, bei welchen ein aus- gebildeter fünfter Flügel eigentlich nicht existiert, derselbe vielmehr durch Rippen- teilung und Einschnitte in den Flügeln nur angedeutet ist, ist die Flügelfläche, welche die Teilung zeigt, in der Regel erheblich größer als unter normalen Verhältnissen. Solche Bildungen werden also auch eher der von mir oben angedeuteten Entstehungs- ursache entsprechen (Überfluß an Materie). — Freilich führt ein Überfluß an Stoff in der Regel nur zur Vergrößerung aller Flügel in gleichmäßiger Weise. — Falter mit wirklich ausgebildeten fünf Flügeln können selbstverständlich nicht mehr in diese Kategorie gehören, da bei diesen der ohnehin erheblich kleinere fünfte Flügel auf Kosten der Größe eines oder auch mehrerer der übrigen Flügel ent- standen ist. Hierfür giebt ein schönes Beispiel der auf beifolgender Tafel von mir abgebildete, fünflüügelige Pieris brassicae &. Wenden wir uns zunächst der Abteilung von Faltern zu, bei denen ein durchgsebildeter fünfter Flügel zwar noch nicht vorhanden, aber gut angedeutet ist. Hierher gehören höchst interessante Formen, die zuweilen recht grotesk und merkwürdig aussehen. Auf der nebenstehenden Tafel habe ich zwei solcher Falter, aus der schönen Samm- lung paläarktischer Groß-Schmetterlinge des Herrn Architekten Daub hier stammend, abgebildet. Figur 1 stellt enen Parn. discobolus 3 dar, bei welchem der rechte Oberflügel in der Mitte der Zelle III durch eine besondere, bis zur Mittelzelle reichende Rippe geteilt ist. Diese Zelle III ist deshalb auch etwas größer als Zelle III des linken Oberflügels und infolge davon der rechte Oberflügel etwas breiter als der linke. Die Zeichnungs- anlage hat hierdurch eine kaum merkliche Veränderung erlitten, mit Ausnahme vielleicht des nunmehr abgesetzten, matt grauschwarz beschatteten Außenrandes. Der rechte Unterflügel hat genau dieselbe Größe als der linke. % Korte. Zu dem Artikel: Über Missbildungen und Formveränderungen der Schmetterlingsflügel und deren mutmassliche Entstehungsursachen. Nach der Natur gezeichnet für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von H. Gauckler in Karlsruhe i. B. 376 Über die Fortpflanzung der Lepidopteren. Figur 2 stellt einen Bomb. quercus 3 dar, dessen rechter Oberflügel eine ausgesprochene Tendenz zeigt, sich zu spalten. Es ist also hier der sogenannte fünite Flügel mit dem Vorderrande des rechten Oberflügels verwachsen. Die Rippen laufen divergent von der Flügelwurzel nach dem Außenrande hin und markieren hierdurch recht scharf eine Trennung des fünften Flügels. Der helle, weiße Punkt im braunen Felde des rechtsseitigen Oberflügels ist mehr nach unten gerückt als der auf dem linken Oberflügel. Man erkennt ferner leicht, daß bei einer etwa stattgefundenen Trennung der beiden verwachsenen Flügel der eigent- liche rechte Oberflügel etwas kleiner aus- gefallen sein würde; dahingegen hat der rechte Unterflügel an Größe zugenommen, so daß die ganze rechte Flügelseite erheblich größer als die linke ist. Bei dem in Figur 3 dargestellten Tiere, einem Pieris brassicae &, hat sich ein fünfter Flügel auf der rechten Seite zwischen Ober- sonst, während der rechtsseitige Unterflügel keine Einbuße an Größe und Form erlitten hat. In der folgenden Figur 4 endlich habe ich eine fünfflügelige Brephos parthenias & gezeichnet. Hier befindet sich der fünfte Flügel auf der linken Seite unterhalb des linken Unter- flügels, die Trennung ist sehr scharf bis zur Flügelwurzel durchgeführt, der fünfte Flügel selbst aber sehr schmal, gleichsam nur als Anhängsel zu betrachten. Auch hier ging die Bildung dieses Flügelläppchens auf Kosten des linken Unterflügels vor sich. Die Farbe des ersteren ist genau ebenso orangegelb wie die der zwei anderen Unter- flügel. Erwähnen möchte ich hier noch zum Schlusse, daß es auch vorkommt, daß sich Schmetterlinge mit nur drei Flügeln mit- unter entwickeln, und zwar derartig, daß von dem vierten Flügel (nur Unterflügel) kaum noch ein Stummel vorhanden ist. und Unterflügel entwickelt, jedoch auf Kosten !Solcher Stücke zog ich vor einigen Jahren des rechten Oberflügels; dieser ist infolge- dessen erheblich schmäler ausgefallen als zwei: eine Dasych. pudibunda 2 und eine Boarmia erepuscularia &. Über die Fortpflanzung der Lepidopteren. Von Dr. Prehn. Es ist nach mancherlei in dieser Hinsicht angestellten Versuchen anzunehmen, daß es der vom Weibchen ausgehende Geruch ist, der das Männchen anlockt, ein Geruch, der so stark ist, daß bei Bomb. mori die 2 9 sogar an den Kokons sich festklammern, aus denen das @ noch gar nicht geschlüpft ist. Derselbe Seidenspinner ist auch nebst vielen Bombyceiden, manchen Sphingiden und Noktuiden ein Beispiel dafür, daß manche Arten sofort nach dem Schlüpfen zur Be- gattung bereit sind, woher es auch kommt, daß die meisten im Freien erbeuteten 2 & schon befruchtet sind. Bei mancher Art ist der Trieb, die Art fortzupflanzen, so stark, daß die Tiere sich mit noch unentwickelten Flügeln vereinigen, die dann nicht in die zur Ausbildung richtige Lage gebracht werden können und oft verkrüppeln. Nach verhältnismäßig geraumer Zeit paaren sich die Tagfalter, die erst eine längere Flugzeit nötig zu haben scheinen; bei den über- winternden Arten erfolgt die Copula sogar erst meist im Frühling. Die Dauer der Vereinigung selbst ist; verschieden, scheint sich nach der Größe zu richten und variiert zwischen einigen Minuten bis zum Durch- schnitt von 30 Stunden bei Sat. pyri. Bei den meisten Arten geht die Begattung in sitzender Stellung vor sich, bei den Tag- faltern aber häufig im Fliegen, wobei dann manchmal das @ das g trägt. Eine gleich- zeitige Copula eines @ mit mehreren Männchen zu gleicher Zeit ist öfter beobachtet worden, und Standfuß sah in zwei Fällen ein @ von Spilos. luceluosa sogar zugleich mit drei Männchen vereinigt; einen Einfluß auf die Beschaffenheit der Eier scheinen solche Vor- “ Ya u al en Über die Fortpflanzung der Lepidopteren. gänge nicht zu haben. Gewöhnlich stirbt das 8 bald nach dem Akte. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen, daß ein g sich mit zwei @ 9 nacheinander verband, wie man dies bei Asterosc. nubeculosus, Sat. pavonia, Oen. dispar, Anisot. stigma, Act. luna und anderen beobachtet hat, während es ein Agl. tau 8 sogar zu drei Begattungen brachte. Umgekehrt aber hat man Fälle beobachtet, in denen das @ mehrmals ver- schiedene & g annahm; so leote ein @ von Endrom. wersicolora nach der Begattung neun Eier, ließ sich dann von neuem begatten und legte noch 20; ähnliches hat man auch bei Att. cynthia gesehen, und ein Cecropia Q wurde viermal nacheinander, eines von Promethea gar achtmal in copula gefunden. Wahrscheinlich hängen die zu- letzt angeführten Ausnahmefälle mit der Domestikation zusammen. Des öfteren ist beobachtet worden, daß sich sogar Individuen verschiedener Familien in copula fanden, so — ich stelle das voran — Satyr. canira mit Van. urticae, Argyn. paphia mit Thecl. quercus, Lastoe. pini mit Psil. monacha, Cerast. vaccinii mit Misel. oxyacanthae, Haden. monoglypha mit Mam. trifolii, Mam. nebulosa mit Trach. atriplieis, Cidar. bilineata mit Acidal. ab. spoliata, Anthoch. cardamines mit Bapt. temerata, Att. cecropia mit Sph. ligustri und Paonias astylus mit Smer. ocellata, welch letzteres Paar sogar Mischlingsnachkommen erzeugte. Solche nennt man Hybriden oder Bastarde und erklärt sie gewöhnlich als die Produkte der geschlechtlichen Vermischung zweier Arten. Das Ergebnis einer solchen Vereinieung ist, wie Standfuß, der be- deutendste Forscher und Kenner dieses Gegenstandes, festgestellt hat, ein sehr ver- schiedenes, und zwar teils bei den Arten, teils in Bezug; auf die Individuen. Manchmal nämlich erfolgt gar keine Eierablage oder doch nur in geringer Zahl, dann wiederum ergeben die abgelegten Eier Raupen und Falter, aber diese sind unfruchtbar; ist dieses nicht der Fall, so ist meistens nur das Männchen im stande, den Fortpflanzungsakt vorzunehmen, da das Weib einen unaus- gebildeten Eierstock besitzt. Von allen europäischen Groß - Schmetterlingen sind nach Standfuß bis jetzt im ganzen 19 Arten Bastarde durch Zucht bis zum vollkommenen 377 Insekt gebracht worden, von denen zwei (Bomb. neustria und franconica, Deil. por- cellus und elpenor) nur männliche Nach- kommen ergaben, was auch bei den oben- erwähnten Hybriden der Fall war, die Rix von Paon. astylus und Smer. ocellata erzog; fünf (Bomb. neustria ‚und castrensis, Bomb. franconica und castrensis, Bomb. querceus und trifolüi, Sat. pyri und pavonia, Drep. curvatula und falcataria) erzeugten aus- schließlich weibliche Nachkommen, die aber alle unfruchtbar waren, während bei sieben anderen Arten die Bastarde in beiden Geschlechtern vorkamen, von denen aber das weibliche viel seltener auftrat und ebenfalls zur Fortpflanzung sich ungeeignet zeigte (Deil. euphorbiae und vespertilio, Deil. hippophaes und vespertilio, Smer. ocellata und populi, Sat. spini und pavonia, Sat. spini und pyri, Harp. vinula und erminea, Notod. dromedarius und torva). Unsicher ist das Verhältnis bei den Bastarden von Smer. populi und ocellata und Sat. pavonia und pyri, welche männliche und weibliche Tiere ergaben, von denen auch die letzteren Eier, wenn auch nur in geringerer Zahl, absetzten, von deren Entwickelungsfähigkeit aber nichts festzustellen war. Ebenso unsicher ist ein Urteil über den Bastard von Ocnog. hemigena und zoraida, die öfter gezogen wurden und deren Eltern als zwei verschiedene Arten gelten, in Wirklichkeit aber doch vielleicht nur Lokalvarietäten derselben Art darstellen. In freier Natur wurden in copula gefunden und haben fortpflanzungsfähige Nachkommen ergeben: Zyg. trifolii und filipendulae nebst Bist. hirtarius und pomonarius. Bei allen diesen Bastarden scheint der Vater das ausschlag- gebende Element zu sein, weil Smer. ocellata X populi eine ausgesprochene Zwischenform, umgekehrt aber Nachkommen ergiebt, die von populi nicht zu unter- scheiden sind, und weil der in beiden Geschlechtern geflügelte Bist. hirtarius mit pomonarius 9, das ungeflügelt ist, Nach- kommen erzielt, deren gg ganz geflügelt, die @ 9 aber auch wenigstens mit aus- gebildeten Flügelrippen versehen sind. Nach dem bisher Gesagten muß man an- nehmen, daß die Hybridation — wenigstens bei Lepidopteren — kaum zur Entstehung neuer Arten beiträgt, was Linne noch in 378 Über die Fortpflanzung der Lepidopteren. ausgedehntem Maße annahm. Außer bei diesen Europäern sind in Amerika Bastarde gezogen worden aus der Familie der Saturnier durch Copula von Amerikanern unter sich und mit Asiaten etwa ein Dutzend, so cecropia X columbia, X ceanothi, X gloveri, von mylitta X polyphemus, X yamamay, X pernyi u. S. w. Kürzlich hat Standfuß Sat. pyri, spini und pavonia mit- und durcheinander gekreuzt, wovon das Endergebnis sich als folgendes herausstellte: Es sind zwischen Sat. spini und pavonia einerseits und zwischen pavonia und pyri andererseits je drei Zwischenformen eingeschaltet, indem die primäre Bastardform zwischen pavonia g und spini 2, wie die zwischen pavonia 8 und pyri 2 in ihren männlichen Individuen mit den Weibchen beider Ursprungsarten zurückgekreuzt wurde. Damit ist eine ganz allmähliche Übergangs- reihe von spini zu pavonia und von letzterer zu pyri hergestellt. Weiter ist dann aber auch bereits eine sekundäre Bastardform im männlichen Geschlecht nochmals mit dem © (pavonia g,) von einer der Ursprungs- formen zurückgekreuzt, also bereits ein Bastard dritter Ordnung gewonnen worden. Endlich gelang es sogar, alle drei Arten zu einer Form zu kombinieren. Das Männchen dieser Bastardform ist, wie alle bisher darauf kontrollierten Hybridenmännchen, wohl un- zweifelhaft fortpflanzungsfähig (Entomol. Zeit- schrift, X. Jahrg., No. 18). Nicht lange nach der Begattung erfolgt die Ablage der Eier, von deren Menge natürlich die zum Ablegen nötige Zeit sich richtet; diese erstreckt sich z. B. bei Sat. pyri auf 5—8 Tage. Die Zahl der von den Weibchen verschiedener Arten abgelegten Eier ist verschieden; so legt Bomb. mori etwa 500, Sat. ceeropia etwa 200, Sat. caecigena gegen 100, ebensoviel Psil. monacha, wäh- rend die Tagfalter hinter dieser Zahl zurückstehen. Im allgemeinen werden die hell gefärbten Eier nach der Ablage dunkler, was mit der fortschreitenden Entwickelung des Räupchens in ihnen zusammenhängt, eine Erscheinung, die man besonders gut bei Bomb. mori sehen kann, dessen Eier von hellgelb nach einigen Tagen zu dunkelbläulich übergehen; ähnlich sind dieselben bei Psil. monacha anfangs hell fleischfarbig, später graubraun gefärbt, um kurz vor dem Aus- schlüpfen eine weiße Farbe mit Perlmutter- glanz anzunehmen. In vielen überwinternden Eiern ist die Raupe übrigens schon im Herbst fertig ausgebildet und wartet nur auf die belebenden Strahlen der Frühjahrs- sonne. Die Art und Weise des Eierablegens selbst kann man sehr schön an dem Gebaren von Pap. machaon und an dem der Pieriden sehen, wie sie mit nach vorn gebogenem | Hinterleibe die Eier zierlich an die Futter- pflanze andrücken, an der sie dann infolge eines Klebestoffes fest anhalten. Merkwürdig und fast unerklärlich bleibt der Instinkt, mit dem das Weibchen die richtige Futter- pflanze ausfindig zu machen imstande ist. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir auch hier dem Geruche eine große Rolle zu- schreiben. Bei Pieriden hat man die Beob- achtung gemacht, daß die Falter stunden- weise Flüge unternehmen, um geeignete Pflanzen zum Ablegen und dadurch zur Er- haltung der Art zu finden. Mit diesem Drange hängen auch wohl die sog. Falter- züge zusammen. Und wie verschieden ist erst der Ort der Ablage, und welche mütter- liche Vorsicht für das Gedeihen der Nach- folge spricht sich darin aus! In die Blüten der zukünftigen Nahrungspflanze legen einzeln oder zu mehreren die Dianthöcien, in die Glöckchen von Heidekraut Eupithee. nanata, und die mit Legestacheln versehenen Arten, deren Larven meist im Innern der Gewächse leben, bringen sie an wunden Stellen unter wie die Sesiiden und Cossiden, während die Arktiiden, deren Raupen meist eine Unmenge von Pflanzen fressen, und die Hepialiden, bei denen sie an Wurzeln leben, sie einzeln ausstreuen; andere heften sie ringförmig um dünne Äste, wie man dies bei Bomb. neustria, castrensis, framconica beobachten kann; mit weißem Schleim über- zieht sie gegen die Einflüsse der Witterung Leucom. salicis, und am weitesten in der Sorge um ihre Brut gehen diejenigen Arten, die ihre Eier mit der Wolle ihres Afters bedecken, wie Ocner. dispar, die Gattung Porthesia, Cnethoc. processionea, Anisopt. aescularia und andere. Die schädlichen Arten legen sie meist in Menge zusammen (Pier. brassicae, Psil. monacha), doch thun dies auch andere, wie z. B. Van. jo, levana, urticae, amtiopa, die drei Saturnia- Arten, Euchel. jacobaeae, während die überwiegende EEG u A “ H Über die Fortpflanzung der Lepidopteren, 319 Mehrzahl sie einzeln oder doch nur in ge- ringerer Anzahl zusammen an dieselbe Pflanze anheftet. In der Form der Eier herrscht die größte Verschiedenheit und Manniefaltigkeit je nach den Arten und Gattungen, ohne daß man sich auch nur im geringsten vorzustellen vermöchte, auf welche Weise diese Ab- weichungen zustande gekommen seien. Da finden wir kugelrunde, dann becher- und napfförmige, ferner cylindrische und spindel- förmige; andere sind mit Rippen oder Riefen versehen, wieder andere mit eckigen Er- höhungen, mit Vertiefungen und mit netz- artigen “Streifen, während die anderer Gattungen behaart sind. Die der großen Familie der Noktuiden haben eine knopf-. förmige Gestalt, was auf eine enge Ver- wandtschaft der einzelnen Arten schließen läßt. Die wohl am häufigsten vorkommende Farbe ist grün, und zwar als Schutzfarbe, an ebenso gefärbten Pflanzenteilen, so bei den meisten Sphingiden, Bomb. quereifolia, trifolii, Lasioc. potaloria und pini, wogegen die von Amph. pyramidea eine fleischfarbene und die von Anth. carda- mines gar eine auffallend rote Farbe zeigen. Bis jetzt war nur von der geschlecht- lichen Fortpflanzung der Schmetterlinge die Rede; es giebt jedoch auch eine ungeschlecht- liche, bei der das Weibchen, auch ohne das befruchtende Sperma des Männchens em- pfangen zu haben, imstande ist, entwickelungs- fähige Eier zu legen. Es ist dies die sog. jungfräuliche Zeugung oder Partheno- genesis (vom griech. parthenos = Jungfrau und genesis — Zeugung). Diese Art, die Gattung zu erhalten — eine bei Bienen und Blattläusen längst bekannte Thatsache — ist als ein Übergang; von der ungeschlechtlichen Keimzellenbildung zur geschlechtlichen Zeugung anzusehen und kommt bei Schmetterlingen ebenfalls vor, bei denen man sie von etwa zwei Dutzend Arten kennt. Am bekanntesten in dieser Beziehung ist Cochloph. helix, deren Weibchen in manchen bei Nemeob.‘ Gegenden nur in der parthenogenetischen lucina, Apat. üris, Limen. populi, Dilob.| Form vorkommen, während man die Männchen caeruleocephala, Breph. parthenias, Venil. ma- cularia und vielen anderen; grünlich weiß sind die Eier gefärbt bei Lasioc. populifolia, den Euprepien, bei Pygaer. bucephala; braun | Hindernis im Wege zu stehen. oder bräunlich oder ins Graue spielen sie — ebenfalls wohl Schutzfarbe — bei Van. polychloros, Bomb. quercus, neustria, Harp. vinula, bei welcher Art sie zwar auf den srünen Blättern offen aufsitzen, aber auf- fällig kleinen Gallen gleichen; ferner bei Act. selene, Anth. yamamay, Sat. kurimushr, Amph. livida, Eugon. alniaria und anderen, während die von Parn. delius eine bräunlich weiße Farbe zeigen. Gelb ist vorherrschend bei der Gattung Pieris und Sesia, bei Char. casıus, Endrom. versicolora, Hyperch. 70, Urapt. sambucaria u. Ss. w., gelblich weiß treffen wir an bei. Pap. machaon, Bomb. mori, Arct. quenseli, Asphal. flavicornis, grauweiß bei Sat. pavonia und spini, bei Sam. promethea, weiß mit gelb gesprenkelt bei Attac. eynthia, weiß bei Oen. bore und Notod. torva, und bunt sind die Eier von nach Hofmann nur aus Frankreich, Italien und Südtirol kennt. Es scheint hier der Verbreitung der letzteren irgend ein Die meisten anderen Fälle solcher Zeugung finden sich bei den Spinnern, namentlich in den Gattungen Bombyx, Liparis, Lasiocampa und Saturnia, einige Fälle sind auch bei Schwärmern (Smer. ocellatus, Sph. ligustri) beobachtet worden, während von Tagfaltern, Eulen und Spannern nichts verlautet. Übrigens mag diese Art der Fortpilanzung in freier Natur häufiger vorkommen, da die gesammelten Fälle sich fast nur auf häufig von Züchtern gepflegte Arten erstrecken; nicht unmöglich wäre jedoch auch das gerade Gegenteil, daß nämlich dieses äußerste Mittel, die Gattung nicht aussterben zu lassen, gerade eben eine Folge des Zwanges und der veränderten Lebensweise der Raupen ist. Hierzu paßt gut die Annahme, die Parthenogenesis sei als ein Rückschlag zu betrachten. 330 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Von Oskar Schultz, Berlin. 29°. Iycaena damon Schiff. a) Unvollkommen. Gestalt und Färbung weiblich. An der Spitze des linken Vorderflügels en 5 mm langer Wisch blau schillernder, männlicher Färbung. — Gefangen bei Mailand. — In der Samm- lung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. 30. Lycaena argiolus L. b) Ein Gynandromorphum dieser Art befindet sich in der Sammlung des Herrn Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 32. Apatura iris L. c) Ein gynandromorphes Exemplar hiervon besitzt Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 33. Apatura ilia Schiff. — ab. clytie Schiff. a) Zusatz: Die Angabe der Geschlechts- anordnung dieses Exemplars bei Rühl, pal. Groß-Schmetterlinge, p. 772, ist falsch, viel- mehr muß es nach der Mitteilung des jetzigen Besitzers, Herrn M. Wiskott, der seiner Zeit den in Pforzheim in Baden gefangenen Falter von Herrn Puhlmann erhielt, heißen: LinksStammform ilia g ‚rechtsab.clytieQ. „Über das weibliche Kolorit in hell braunroter Färbung ziehen sich von der Basis des Vorder- und Hinterflügels, die Hälften derselben einnehmend, männlich gefärbte, blau schillernde Streifen und Strahlen in solcher Breite, daß der Vorder- flügel vom Innenrand und der Hinterflügel vom Außenrand bis ungefähr zur Mitte nicht mehr weiblich, sondern männlich und mit Schiller bedeckt ist. Die Farben- trennung ist so haarscharf, daß die breite Mittelbinde im männlichen Teil schneeweiß und im weiblichen Teil rostgelb ohne jeden vermittelnden Übergang aneinander schließt. Leib und Fühler männlich.“ 33*, Apatura ilia ab. elytie Schiff. a) Halbiert. Links 9, rechts @. Linke Flügelseite sehr hell gelbbraun "verkrümmt. (Fortsetzung aus No. 23.) und wesentlich größer (35 mm) als die rechte (31 mm). Die geschlechtliche Spaltung am Hinterleib nur unvollkommen ausgepräst. Gefangen bei Jauer (Schlesien). — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 14. b) Unvollkommen. Nach Färbung und Flügelschnitt weiblich. Alle Flügel mit blau schillernden Strahlen und Punkten männlicher Färbung. Unterseits weibliche Färbung. Leib sehr stark und dick; Endspitze des Leibes nach rechts Fühler männlich. — Gezogen bei Berlin. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 15. c) Unvollkommen. Flügelschnitt männlich; Färbung weiblich, jedoch mit männlichem Blauschiller auf dem weiblichen Flügelgrunde. Leib weiblich, jedoch auf der linken Seite schlank, auf der rechten dick und gerundet. Gefangen in Bayern. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. ebenda. d) Ein weiteres gynandromorphes Exem- plar von Apatura ab. elytie Schiff. befindet sich in der Sammlung von Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung. 34. Limenitis populi L. &) Halbiert. Links 9, rechts Q. Größendifferenz sehr bedeutend (rechts 37 mm, links 42 mm). Fühler gleich stark. Genitalapparat geteilt, rechts mit After- klappe, links weiblich. Gefangen bei Wien. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 15. h) Halbiert. Rechte Flügelseite nebst Fühler weiblich, linke männlich. Leib mehr männlich an Gestalt. Genitalien undeutlich. Gefangen. — In der Sammlung Hartmann- Reichenbach (1896). Briefl. Mitteilung des Besitzers. i) Ein gymandromorphes Stück hiervon auch in der Sammlung Dr. Staudingers. Bu “ Briefliche Mitteilung des Herrn Dr. a‘) Halbiert. Staudinger. Rechte Flügelseite weiblich, linke weib- lich. Fühler gleich. Leib mehr männlich. Genitalien männlich. — In der Sammlung Hartmann-Reichenbach 34*. Limenitis populi L. — ab. tremulae Esp. a) Halbiert. Links 8, rechts ®. Linke Flügelseite (37 je Abart| Bun ınke 5 üge seite (31 mm), die bart Briefl. Mitteilung des Besitzers. tremulae Esp. mit nur wenigen weiben b’) Halbiert. Fleckchen in der Vorderflügelspitze, rechts L; | 2 nks ©, rechts &. die Stammform @ mit breiter, weißer Binde ; = B - : Die Halbierung in beiden Geschlechtern (39 mm). Hinterleib nach rechts verzogen. En 5 Ben. ? a vollkommen durchgeführt in Größe, Färbung enitalapparat: geteilt, links 3, rechts $. | und Zeichnung. Genitalapparat rechts mit Gefangen bei Chemnitz (Sachsen). — In| geutlicher Haftzange, links verkümmert. der Sammlung Wiskott-Breslau. Rechts sfemns links SE nmn ei. M. Wiskott, a. a. O., p. 15. b) Halbiert. Links 9, rechts Q. Rechts ab. tremulae S (39 mm), links Stammform @ (42 mm). Gefangen in Siselen (Schweiz). — In der In Nassau gefangen. -— In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 16. ec’) Halbiert. DemVorstehenden bis auf die abweichende Größe (rechts 32, links 35 mm) durchaus Sammlung Wiskott-Breslau. gleichend. er MEsWiskott, ara. ©., p: 16. Gefangen hei Saarburg. — Im Besitz des 41*. Argynnis selene Schiff. ee | cf. ebenda. a) Halbiert. \) Halbıer d’—e’) Zwei halbierte Zwitter. Beide links 8, rechts 9 ; mit vollkommen durchgeführter geschlechtlicher Halbierung (auch hinsichtlich des Genitalapparates). Beide gleich groß, rechts 33 mm, links Links 3, rechts 9. In Flügelschnitt (rechts 21 mm, links 17? mm groß), Färbung und Zeichnung geteilt. Rechts stärkere und größere Punkte | und kräftigere Randbinde. Hinterleib ; nl: : 30 mm. lich stark, mehr weiblich, auf der linken 3 5 2 r aka | | ; N 5 5 nsen in 2 5 Seite schlanker und dünner als auf der ER ner ars er a sehen Selie wi) amer Diese mach gezogen bei Berlin. — Beide im Besitz des Herrn M. Wiskott-Breslau. er, NE ylelkoia, 8 216 Oo, 102 307% ?— m’) Sieben weitere gynandromorphe Exemplare dieser Art in der Sammlung des Herrn Dr. OÖ. Staudinger. Briefl. Mitteilung des Besitzers. rechts. — In Sachsen gefangen. — Im Besitz Wiskotts. cf. M. Wiskott, ebenda. 42. Argynnis paphia U. c) Zusatz: Wurde am 15. Juni 1893 von Herrn Dittrich im Grunewald bei Berlin gefangen. Abgebildet ist das Tier in Hofmann, II. Aufl., Tafel 55, II. p) Zusatz: Unvollkommen, vorwiegend 9. In Flüsgelschnitt, Zeichnung und Färbung vorwiegend weiblich; im Vorderrand beider rechten Flügel stark männliche Färbung. Rechter Vorderflügel unterseits vollkommen männlich; rechter Hinterflügel ebenfalls ‚männlich gefärbt, jedoch nur soweit, als sich das Kolorit mit der oberseits sicht- baren, männlichen Färbung deckt. Leib der Gestalt nach weiblich, doch mit Greif- zange auf der rechten Seite. 42*, Argynnis paphia L. — ab. valesina Esp. NB. Einige der in Teil I des Verzeich- nisses unter 42 aufgeführten Exemplare gehören vielmehr unter 42*. a) Halbiert. Rechts 8 und Stammform. Links @ und ab. valesina Esp. cf. Altum, Zeitschr. für Forst- und Jagd- wesen, XXII. Jahrgangs, p. 52. b) Halbiıert. Rechts Z und Stammform. Links @ und ab. valesina Esp. Von der Basis der linken Flügelseite einige männlich gefärbte Strahlen nach der 382 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Mitte zu verlaufend. Thorax, sowie Hinter- leib scharf nach den Geschlechtern getrennt. Genitalapparat: rechts Haftzange, links ver- kümmert. Gefangen im Kanton Wallis (Schweiz). — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 17. ce) Unvollkommen. Linke Flügelseite ab. valesina Esp. 2, rechter Vorderflügel Arg. paphia 8. Rechter Hinterflügel in Gestalt, Größe und Grundton der Färbung ab. valesina Esp.. jedoch mit breiter, in einzelne Strahlen auslaufender, auch unterseits schwach hervortretender Färbung des Arg. paphia Q. größer, weiblich. Der Körper weiblich, doch mit männlichem Afterbusch. Zeichnung der einzelnen Flügel ganz verschieden. Auf dem linken männlichen Vorderflügel befinden sich vier Augen — zwei zusammenhängende in Zelle 4 und 5 und ein kleineres, weiß gekerntes darüber in Zelle 3; ein viertes, |kleineres, weiß sekerntes steht darunter isoliert. Der rechte weibliche Vorderflügel hat dieselbe Anzahl von Augen — die beiden zusammenhängenden in Zelle 4 und 5 sind erheblich größer als links, während das untere, isoliert stehende, kleinere Auge nur noch als Punkt sichtbar ist. — Auf dem Leib mit linken männlichen Hinterflügel finden sich scharf geteilter Färbung, rechts paphia 3,|zwei weiß gekernte Augen in Zelle 2 und 3, links ab. valesina 2. Am dem Leibesende rechts Haarbüschel, linke Seite verkümmert. Gefangen bei Berlin. — Ebenfalls in der Sammlung des Herrn Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a. a. O., p. 18. 42##, Argynnis pandora W. V. (eynara). a) Halbiert. Rechts 3, links ©. Wiener Museum. — Aus Mazzolas Samm- lung. — cf. Lefebure, Ann. Soc. Ent. Fr., 1835, T. 4, p. 146. 45#. Satyrus hermione UL. a) Halbiert. Links 3, rechts 9. Zeichnung, Färbung und Flügelschnitt ober- und unterseits beiden Geschlechtern entsprechend. Rechter Fühler kürzer und dünner wie der linke. Rechte Flügelseite größer (43 mm) als die linke (42 mm). Genitalien: links Afterklappe, rechts ver- kümmert. Gefangen bei Brünn. — In der Sammlung Wiskott-Breslau. cf. M. Wiskott, a. a. O., p. 18, Tafel II, E17. 45**, Salyrus statilinus. a) Halbiert. Links 3, rechts 9. Iım Besitz des Herrn Dr. Staudinger. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 46#, Pararge maera L. a) Unvollkommen. Linke Flügelseite kleiner, 8; rechte @) während der rechte weibliche Hinterflügel deren drei hat, in den Zellen 2; 3 und 4. In der Sammlung eines in Karlsruhe ansässigen Sammlers. Charakterisierung von Herrn Gauckler- Karlsruhe. 47. Epinephele janira L. e) Zusatz: Links Z, rechts 9. Fühler gleich lang, der rechte etwas dünner und heller. — Jetzt im Besitz des Herrn Landgerichts- rates Bernard in Danzig. Briefl. Mitteilung des Besitzers. h) Halbiert. Links ©, rechts SQ. Im Besitz Dr. Staudingers. Briefl. Mitteilung des Besitzers. 48*. Triphysa phryne Pall. a) Unvollkommen. Rechte Seite weiblich, linker Vorderflügel männlich in Färbung und Gestalt, aber mit einem nahe dem Innenrande befindlichen, kurzen, weißen, weiblichen Strich. Linker Hinterflügel weiblich, mit einigen grau- braunen, männlichen Strahlen und Punkten durchsetzt. Unterseits weiblich sefärbt. Fühler nach Gestalt und Färbung männlich. Leib weiblich gestaltet, doch männlich gefärbt. Leibesende nach rechts verkrümmt. Rechte Flügelseite kleiner (17 mm) als die linke (18 mm). Bei Sarepta gefangen. — Im Besitz des Herrn Wiskott-Breslau. cf. Grumm - Grshimailo in Romanoff, Memoires s. l. Lepidopt., I., p. 162—173. — a Bunte Blätter. 383 M. Wiskott, die Lepidopteren-Zwitter meiner | weiß, weiblich. Genitalien unbeschrieben. — Sammlung, p. 18, Taf. I, Fig. 14. b—e) Beide halbiert. Beide bei Sarepta gefangen. — cf. A. Becker, Bull. Soc. Imp. Natur., Linke Flügel schwarz, männlich; rechte | Moscou, LIX., p. 176. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. „Einiges über Konservieren der Insekten‘ war der Titel eines Aufsatzes, den uns Prof. Sajö in No. 20, Bd. II der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ gewiß zum Nutzen vieler Entomologen und Entomophilen ge- bracht hat. Durch verschiedene Bemerkungen des Autors sehe ich mich veranlaßt, nochmals diesem für jeden Sammler höchst wichtigen und interessanten Thema näher zu treten, nachdem ich bereits in Bd. 1 der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ einen Artikel über „Schutz gegen Raubinsekten“ eingesandt hatte, welcher die von Prof. Sajö erläuterten Fragen größtenteils berührt hat. Das angezogene Thema ist eigentlich unerschöpflich; wirklichen Wert haben nur solche Veröffentlichungen, die durch lang- jährige Erfahrung im eigensten Interesse sanktioniert sind. Der Autor hat uns so viele Beweise seiner praktischen entomologischen Tüchtigkeit erbracht und ist ein so lang- jähriger Entomolog, daß mir nichts ferner liegen kann, als in irgend einer Weise seine Erfahrungen und Beobachtungen angreifen zu wollen, um so mehr, als ich mit der Auf- bewahrungsmethode seiner Insekten voll- ständig einverstanden bin. Das Verpacken in Papier auf angegebene Weise ist gewiß zu vor zwanzig Jahren in jeden Kasten meiner Coleopteren - Sammlung ein Gläschen mit Karbolsäure und Glycerin, wohl auch mit konzentrierter Säure gegeben, mußte aber zweimal in ebenfalls feuchten Lokalen erfahren, daß von Schutz durch Karbolsäure keine Rede sein kann. Sind die Tiere mit Lösung von Arsenik (resp. arsenigsaurem Natron) imprägniert, so wird der Schimmel wohl fernbleiben, sowohl bei sogleich erfolgter Präparation, als nach späterem, nochmaligem Aufweichen, das dann ruhig mit gewöhn- lichem Wasser geschehen kann. Arsenik bietet wohl auch den besten, bis jetzt viel- leicht einzigen Schutz gegen die gefährlichen sogen. Modermilben. Ferner möchte ich das Cyankalium als Tötungsmittel richt missen; es ist, auf richtige Manier benutzt, als solches einfach ideal und erhält die Farben, die Bestäubung — sagen wir kurzweg die natürliche Feinheit des Objektes wie kein anderes Mittel. Herr Prof. Sajo giebt dies wohl selbst zu, verwendet aber das Cyanid der starken Giftigkeit halber nicht. Arsenik und Sublimat sind auch heftige Gifte, und Karbolsäure ist wohl auch ein sehr gefähr- licher Körper, das beweisen die verschiedenen Unglücksfälle mit letalem Ausgange, welche gerade mit letzterem Chemikum in neuerer Zeit vorgekommen sind. Man muß eben solche empfehlen und wird doch von den wenigsten | Stoffe gut einschließen, d. h. so behandeln, Sammlern befolgt. Ich möchte dies aber bei Coleopteren für längere Zeit nicht unter- nehmen, ohne die Tiere vorher mit schwacher Arseniklösung vergiftet zu haben. Diese Manipulation hat in jeder Beziehung ihr Gutes, denn erstens schützt sie die Tiere gegen Angriffe von Raubinsekten, sodann behütet sie dieselben auch vor der Schimmelbildung, besonders wenn die Tiere behufs Präparation auf feuchtem Sand wieder erweicht werden sollen. Ich habe mich gewundert, daß der Autor gerade diese wertvolle Eigenschaft des Arsens nicht gewürdiget hat, denn nach seinen eigenen Bemerkungen sind die mit Schimmel gemachten trübseligen Erfahrungen die schlimmsten, welche dem Sammier passieren können. Karbolsäure hilft nach meinen Beob- achtungen gar nichts, denn es geht ja doch nicht an, das Objekt direkt mit Karbol anzupinseln, und eine solche Verdünnung, wie sie durch die in der Luft stattfindende Verdunstung resultiert, ist nicht stark genug, daß sie nicht in die Hände Unberufener kommen können. Wenn daher ein chemisches Präparat so viele Vorzüge bezüglich seiner Anwendung aufzuweisen hat, so sollte meines Erachtens ein solches Bedenken den geschulten Sammler nicht abhalten, sich dessen zu be- dienen. Es giebt gar viele Dinge, die in der Hand von Unerfahrenen und Unberufenen unsägliches Unheil anrichten können! Ich möchte hier noch bemerken, daß ich die Methode des Eingipsens von Cyankali im Glase selbst durchaus für unpraktisch, ja sogar unter Umständen für die Tiere selbst für schädlich halte, noch mehr die noch ein- fachere, wohl auf große — Bequemlichkeit zurückzuführende Manier, ein Stückchen Gift in Fließpapier einzuwickeln und ins Glas zu werfen. Es hängt von solchen Kleinigkeiten — wie Prof. Sajö treffend bemerkt — gar oft der ganze Erfolg in der Entomologie ab. Gar oft wird ein Verfahren kurzerhand als unpraktisch erklärt und abgewiesen, weil der Betreffende es nicht der Mühe wert gefunden, um so mehr, als der Schimmelpilz in der!genaunachAngabe zu handeln, oder besser Regel im Innern der Tiere seinen Sitz hat und lustig weiter wuchert. Auch ich habe | der nötigen ausgedrückt, weil er es an Das Oyankali Akkuratesse hat fehlen lassen. 384 zersetzt sich, es resultiert hierbei eine stark alkalische Lauge, welche die Insekten empfind- lich schädigt, dieselben verschmiert, die Farben zerstört etc.; daraus resultiert die absolute Notwendigkeit, das Gift selbst von den Insekten fernzuhalten. Die Tiere sollen bloß durch das sich entwickelnde Gas der Blausäure getötet werden. Das Cyankali wird in gläsernem, am besten kugelförmig ausgeblasenem Hohlstöpsel verwahrt, welcher unten mit einer Korkplatte verschlossen ist, an der sich seitlich einige Kerben eingeschnitten befinden. Ich lege zwischen Kork und Gift noch eine kleine Schicht von Fließ oder Watte zum Aufsaugen der sich absondernden Flüssigkeit. Im Glase mit weiter Öffnung befindet sich bloß Fließ- papier und sind Glasrand und Stöpsel mit dünner Schnur verbunden, damit beim Sammeln der Stöpsel nicht gehalten werden muß, sondern die eine Hand stets frei ist. Das Glas kann nach solcher Methode jederzeit bequem mit Wasser gereinigt werden, und kommt der Sammler selbst, wie auch seine Insekten, mit dem Gift in gar keine Berührung. Auch das Imprägnieren der Torfplatten mit verdünnter alkoholischer Sublimatlösung erwähnt Herr Prof. Sajö nicht; dies ist aber ein sicheres Mittel, um Staubläuse fern- zuhalten. — Auch habe ich die Erfahrung gemacht, daß Benzin wenigstens den Coleopteren — stets verderblich ist, insofern es die Tiere sehr brüchig macht; auch bleiben durch Benzindampf die Farben nicht so gut erhalten, besonders schönes Gelb leidet später, es bräunt sehr. Essigäther- wie Atherdampf sind total zu verwerfen, da sich die Farben verändern und die Gelenkbänder erweichen. Man lasse nur Minutien in Phiolen mit Papier- streifen, die mit Ather durchfeuchtet sind, einige Tage liegen, und man wird sehen, wie sämtliche Gelenkbänder erweicht sind, der Kopf „heraushängt“, event. die ganzen Käfer „aus dem Leim gehen“! — Es rührt dies von der Zersetzung der betr. Ather und Einwirkung der dadurch entstandenen Säuren her. Über das Einlegen in Spiritus will ich nicht über- flüssige Worte verlieren; dieser schlimme Kamerad ist mit seinen Nachteilen jedem Sammler bekannt. — Kann es nicht umgangen werden, wie dies oft genug der Fall ist, so verwende man wenigstens Weingeist mit Ather (Hoffmannstropfen) und entnehme die Objekte baldmöglichst der Flüssigkeit. Ich will hier zum Schlusse nochmals darauf hinweisen, daß alle diese von mir eingehender besprochenen Momente nur vom Standpunkt des Coleopterologen erörtert sind; ich freue mich stets, durch solche Publi- kationen, wie sie Herr Prof. Sajö des öfteren schon gegeben, von anderen etwas profitieren zu können. So habe ich mir kürzlich zum erstenmal eine Papier-Pincette gefertigt und werde von jetzt ab immer dieses einfache und billige Instrument zum Präparieren ver- wenden. Wieviel und mit wie geringer Mühe könnte der Sammler-Welt Nutzen gebracht werden, wenn doch alle Entomologen die Bunte Blätter. Resultate ihrer langjährigen Praxis der Öffentlichkeit zugänglich machen wollten! Allerdings müßte auch hier kleinlicher Egoismus und oft viel — Bequemlichkeit einer idealen Auffassung über naturwissen- schaftliches Studium Platz machen. — H. Krauß, Nürnberg. Exkursionsberichte. Nachstehend verzeichnete Coleopteren wurden von unserem Vereinsmitglied Goller trotz des beständigen Regens bei der Partie vom 28. März am und auf dem Hesselberge, dem höchsten Punkte von Mittelfranken, erbeutet: Autocarabus auratus L. Trachycarabus glabratus Payk. Limmocarabus granulatus L. Eucarabus cancellatus Dlig in Anzahl. 5 Ullrichii Germ. Oreocarabus convexus F. Platymus assimils Payk. % Mülleri Hbst. 5 dorsalis Bed. Amara familiaris Duft. » ferruginea Dutt. Ophomus azureus F. Harpalus aeneus F. Lyperus alerrimus Hbst. Badister unipustulatus Bon. Oymindis humeralis F. Brachinus crepitans L. Poeecilus cupreus UL. Staphylinus caesareus Cederh. in Anzahl. 1 Aclypea undata Müll. 2 Elater balteatus L. 1 Ludius aeneus L. 1 Timarcha violaceonigra Deg. 1 3 il DÄQISIPHOoVDDrRrUH- DU m Ir» m Chrysomela cerealis L. EN sanguinolenta L. Hippodamia 13-punctata L. Am 9. Mai auf dem Moritzberge ein- geregnet, war es mir nur möglich, die folgende kleine Serie von Coleopteren mit heim- zubringen: 1 Oreocarabus convexus F. 4 Bryaxis fossulata Reichb. Heterhelus solani Heer in Anzahl. > Cercus pedicularius L. 10 Epuraca pusilla Dig. 2 Ennearthron cornutum Gyll. 3 Rhynchaenus querceus L. ” fage L. in Anzahl. Magdalis frontalis Gyll. Apion atomarium Kerby. „u misthE* Spartophila lilura F. in Anzahl. 3 Sermyla halensis L. 3 Psylliodes cuprea Koch. n affinis in Anzahl. 2 Haltica oleracea L. 4 Hermaeophaga mercurialis F. Phyllotreta nigripes F. reichlich. Mysia oblongopunctala L. ia Anzahl. rom Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. 385 Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. Von Dr. Chr. Schröder. (Mit Abbildungen.) Die Gattung Lithocolletis umfaßt eine recht ansehnliche Zahl sehr kleiner Falter- arten. Sind diese auch merklich größer als die Arten von Nepticula (vergl. No.8, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift für Ento- mologie“), so gehören doch zu ihnen einige der kleinsten bekannten Falter und zugleich einige der schönsten. Ihre Raupen sind nur vierzehnfüßig, indem das Paar häutiger Füße, das die meisten Raupen am zehnten Segment be- sitzen, gänzlich fehlt; die übrigen häutigen Füße sind, wie die Krallenfüße, ziemlich entwickelt. Der Kopf ist, besonders in der Jugend, zusespitzt, und von den Segmenten besitzen das zweite, vierte, namentlich aber das dritte, eine beträchtlichere Breite als die übrigen, so daß der Körper sich keines besonders zierlichen Aussehens erfreut. Die Puppe ist lang und schlank, nach hinten stark zugespitzt, mit ziemlich frei abstehenden Enden der Flügelscheiden, ent- gegen den sonstigen Puppenformen der Falter. Sie ist sehr beweglich und rollt sich bei Störungen ruhelos umher. Nicht selten liest sie in einem länglich eiförmigen Kokon, der entweder ganz aus starkem, seidenem Gespinst verfertist oder durch eine Hülle aus Kotkörnchen verstärkt wird. Die Schmetterlinge selbst, auf deren Charakteristik ich hier verzichten darf, sieht man oft bei ruhigem, sonnigem Wetter, wie Stainton weiter ausführt, an Hecken oder Bäumen, auf denen ihre Raupen gelebt haben, umherfliegen; besonders gern thun sie dies am frühen Morgen. Während des Fluges sind sie ziemlich unscheinbar. Um ihre volle Schönheit bewundern zu können, muß man sie an einem Baumstamm, Bretter- zaun oder an der Unterseite eines Blattes ruhend betrachten. Dann tragen sie ihre geschlossenen Flügel so, daß sie über dem Leibe zusammenstoßen, während ihre Fühler sorglältig unter den Flügeln versteckt und dem Blicke entzogen sind; es ist dies die Stellung der tiefsten Ruhe. | Stört man sie darin, indem man sie leise anbläst, so ziehen sie zuerst ihre Fühler aus Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 25. dem Versteck und strecken sie vor, worauf sie in höchst ruhigem Schritt vorwärts gehen. Es kann — Stainton beobachtete dies bereits — keinen größeren ‚Gegensatz in der Art und Weise des Ganges geben als den zwischen einer Nepticula und einer Litho- colletis; jene stürmt wild daher, diese sieht man nie in Überstürzung dahineilen, und wenn sie auch manchmal mit einem Sprunge ihren Ruheplatz verläßt oder auch ihre Flügel öffnet und fortfliegt, so sind ihre Bewegungen doch durchaus ruhig und gelassen. Oft sieht man sie, wie sie ihre Fühler bewegt, gewissermaßen mit ihnen wedelt, als ob sie ungewiß wäre, ob sie eine stärkere Anstrengung des Körpers aus- führen oder unterlassen soll. Die Raupe legt ihre Minen-Wohnung in den Blättern der Bäume, Sträucher oder niedrigen Gewächse an, indem sie entweder die Oberhaut oder die Unterhaut ablöst und das Blattdiachym verzehrt. Entweder sie bewirkt es selbst, so schreibt Stainton ferner, oder es ist die natürliche Folge des Zu- sammenziehens durch den seidenen Teppich, den sie auf der abgelösten Haut ausbreitet: die letztere lest sich in zahlreiche, feine Falten und veranlaßt dadurch, daß die gegenüberliegende Blatthaut eine konvexe Gestalt annimmt; es entsteht so eine blasen- artige Erweiterung, in welcher das Tier eine bequeme und geräumige Wohnung besitzt. Keine Art miniert ohne Unterschied an der oberen oder unteren Blattmembran, ‚sondern eine oberseitise Raupenart findet sich stets oberseitig minierend, eine unter- seitige stets auf der unteren Blattseite. Sehr viele Arten sind nach Stainton rein monophag, d.h. sie leben nur an einer ein- zigen Pflanze; stets aber sind im anderen Falle die Futterpflanzen nahe verwandt. Raupen, die an nahe verwandten Pflanzen leben, gehören aber nicht umgekehrt immer derselben Art an. Die Larve verläßt ihre Mine nicht; sie verwandelt sich in ihr zur Puppe. Einige Arten fertigen keinen Kokon an, andere ein sehr schwaches, bei der leisesten Berührung 1897. 386 Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. brechendes Gespinst, andere, gleichsam is hakımı wie geschätzt sind, sehr ver- Schwäche des Schutzes bemerkend, den ihnen ihr seidenes Gewebe gewährt, bedecken es so sorgfältig mit Unratkörnchen, daß es ganz darunter versteckt erscheint; noch andere spinnen sehr feste, undurchsichtige Koköons von verschiedenen Farben. Die Anzahl der Arten erreichte schon bei Heinemann (1877) die Höhe von 81; sie ist inzwischen jedenfalls weiter ge- stiegen. Schon Stainton (1857) kannte außerdem eine ostindische Form und eine andere aus Südaustralien von Newmann beschriebene, so daß die Gattung Lithocolletis jedenfalls eine sehr arten- reiche und verbreitete zu nennen ist. Besonders an den niedrigen Pflanzen möchte noch manche neue Art zu ent- decken sein, ein Ansporn für manchen Lepidoptero- logen, wie überhaupt das Studium diese Gruppe wie der „Kleinschmetterlinge“ im ganzen als ein hoch befriedigendes, des Fesselnden und Wunderbaren in Fülle bietendes zu schätzen ist. Im besonderen lenke ich nunmehr die Aufmerksamkeit auf drei Arten des Genus Lithocolletis, für deren endeiltige Bestimmung ich Herrn Dr. Hofmann, Regensburg, dessen Arbeiten auf dem Gebiete der „Kleinschmetterlinge“* ebenso ı. Minen von Lith. emberizaepennella Bouche an Symphoricarpus racemosus (1). | pflichtet bin. 1. Lith. emberizaepennella Bouche. Heme- mann beschreibt den farbenschönen, zierlichen Falter nach Art der Ruhestellung. Die Vorderflügel erscheinen glänzend licht safrangelb oder goldgelb, mit einem kleinen, weißen Längsstrichelchen an der Wurzel, der Vorderrand bis zur Mitte zwischen den Binden fein dunkelbraun, die beiden Binden schwach nach hinten ge- krümmt oder undeutlich ge- brochen, beide vorn schmal schwärzlich gesäumt, da- hinter ein Paar Gegenflecke ‘(am Innen- resp. Außen- rande ein- ander gegen- überliegende Flecke), die vorn schwärz- lich gerandet sind und zwischenihren Spitzen eine Anhäufung schwärzlicher Schuppen haben, welche sich schwächer nach hinten fortsetzt; ein zweites Paar kleinerer Gegenflecke, vorn nur mit wenigen schwarzen Schuppen, an ihren Spitzen gleich- falls durch schwarze Bestäubung getrennt, umfaßt die Flügelspitze, zwischen denen noch ein drittes, ähnliches Fleckchen am Innenrande liegt. Die Fransen sind gelblich, mit sehr undeutlicher, brauner Teilungslinie, von den drei Innenrandsflecken mehr oder weniger unterbrochen. Die Hinterflügel be- sitzen hellgraue Färbung, mit gelblich grauen ü n EBRR 7 2. but Bi Be ZT ii AA, 387 Fransen. Die Kopfhaare erscheinen ocker- gelb, hinten mit einzelnen, weißen Haaren, das Gesicht weiß, die Fühler bis ans Ende weiß und braungrau geringelt. Der Thorax (das Bruststück des Körpers) ist goldgelb, mit silbernen Flecken auf den Schultern und undeutlicher, silberner Mittellinie. Die Beine sind hellerau gefärbt, mit lichteren, dunkel sefleckten Füßen. Nach Staintonfindet sich die Raupe im Juli oder Oktoberinden Blättern von „Jelänger- jelieber “ - Ge- wächsen (Loniceru- Arten), das Parenchym der Unterseite verzehrend, so daß sich fast die ganze Haut derselben ab- löst. Ich fand die Raupe im Oktober bei Kiel häufig an Symphori- carpus race- MOSUS (Schneebeere) in ent- sprechender Weise die Blätter defor- mierend (vgl. Abbildune 1). Erwachsen spinnt sie einen sehr festen Kokon von gelbgrünlicher Farbe, indem sie sich in die Puppe ver- wandelt. Es wird auch hier zwei Gene- rationen geben. 2. Aus demselben Glase, mit ausschließlich minierten racemosus-Blättern, schlüpfte mir gleichfalls ein als Lith. sorbi Frey bestimmter Falter. Heinemann schildert ihn folgendermaßen: Ausgezeichnet durch die ungefleckten Hinterfüße. Die Vorderflügel erscheinen 2. Minen von Zith. alniella Tell. an Alnus glutinosa (!ı). gebrübt, selten lebhafter und mehr bräunlich golden (wie das mir vorliegende Exemplar), die weiße Zeichnung wie bei den vorigen Arten, der erste Innenrandsfleck ziemlich schmal, der erste Vorderrandsfleck schräg, die „Staublinie“ in den meist endigend, hinter welchem die Fransen- wurzel veilchenblau schimmert. Die Fransen und dieHinter- flügel hell- grau. Die Kopfhaare weiß - grau, vorn gelb, der Hinterleib hellgrau. Wie der Name andeutet, wurde diese Art bisher an Sorbus (aucu- paria), auf der Unterseite mi- nierend, beob- achtet. Da ich die Art nur zufällig unter der vorigen eingesammelt haben muß, kann ich zu ihrer Biologie nichts weiter bemerken, als nochmals hervorheben, daß außer racemosus- Blättern nichts im Zuchtglase enthalten war. Der ganze Inhalt desselben liegt mir über- dies noch vor. Wie auch aus der Abbildung hervorgeht, ist das Ergebnis der Minier- arbeiten von emberizaepennella an der Schnee- beere ein äußerlich recht verschiedenes; ob die eine oder andere dieser Formen auf sorbi zurückzuführen ist, kann ich jetzt, zumal an den vertrockneten Blättern, nicht mehr entscheiden. Die Prüfung der Kokons erößer als der zweite, von der Spitze | scharfen, schwach kurzen Spitzenstrich 388 Die Notodontinen der europäischen Fauna. in den Minen, welche die Puppen übrigens vor dem Ausschlüpfen der Falter zu durch- brechen pflegen, um sich auch noch, nach Art mancher Holz-Bohrraupen (Sesiae, Cossus und anderer), zur Hälfte aus der deckenden, trockenen Oberhaut der zusammengezogenen Unterseite des Blattes, ihrer Wohnung, heraus- zuzwängen, führte allerdings insofern zu einem befriedigenderen Ergebnisse, als sich unter den stets grünlich verschiedener Nüancierung gefärbten Kokons der emberizae- pennella einer vorfand, der blaßbräunlich strohfarben gefärbt war. 3. Lith. almiella Zell. Auch diese Art längerter Spitze. Die drei übrigen Vorder- randhäkchen sind alle klein, das dritte Innenrandhäkchen sehr fein, alle wurzelwärts dunkel gerandet. In der Flügelspitze steht ein runder, schwarzer Fleck und hinter diesem eine schwärzliche Hinterrandlinie. Die Fransen erscheinen an der Flügelspitze grau, darunter weißlich. Die Hinterflügel besitzen hellgraue Färbung, mit ebensolchen Fransen. In der That, ein Farbenreichtum bei dieser und den anderen Arten auf einer zierlich kleinen Flügelfläche, welcher den ernsten Beobachter zur Bewunderung hin- reißen muß, welcher es verstehen macht, erfreut sich, wie die vorigen, weiter Ver-|daß jeder, der sich in solche Schönheiten breitung. Stainton beschreibt die Art: Der|einer winzigen Organismen-Welt vertieft Kopf ist bräunlich (beim Weibchen weißlich), Gesicht und Taster weiß, Fühler weißlich, dunkler geringelt. Der Vorderflügel erscheint bräunlich, beim Weibchen gegen die Wurzel weißlich, nach hinten lehmgelblich, mit weißer Basallinie und vier weißen Vorder- rand-, sowie drei gleich gefärbten Innenrand- häkchen. Die Basallinie liest dem Vorder- rande näher als dem Innenrande, ist oberwärts dunkel gerandet, hat eine ziem- liche Breite, spitzt sich allmählich zu und reicht über den Anfang des ersten Vorder- randfleckes hinweg. Der erste Vorderrand- fleck ist schräg gestellt, auf beiden Seiten dunkel gerandet und über mehr als die halbe Flügelbreite herabreichend. Das erste Innenrandhäkchen ist an seiner Basis breit, das zweite fast dreieckig, aber mit ver- hat, in ihrem Banne befangen bleibt. Wer am Ufer eines mit Erlen (Alnus glutinosa) bestandenen Gewässers im Juli oder Oktober entlang geht, wird an manchen Blättern derselben auf der Oberseite schwache Erhöhungen (vergl. Abb. 2, besonders das große Blatt in der Mitte), und wenn er sie von unten betrachtet. auf der Unterseite einen ovalen Fleck, der sich zwischen zwei Rippen hinzieht, und auf welchem die Blatthaut abgelöst erscheint (vergl. Abb. 2 das Blatt rechts oben; hier ist diese Blatt- haut an der Mittelrippe abgelöst, um das in der Mine liesende Gespinst für die Puppe erkennen zu lassen), bemerken. Es sind dann, aller Wahrscheinlichkeit nach, die Blätter-Minen der alniella. Die Art findet sich auch hier sehr häufig. Die Notodontinen der europäischen Fauna. Von Professor A. Radeliffe Grote A. M., Roemer-Museum, Hildesheim. Die frühere Gruppe der „Notodontinen“ [aufmerksam mache!), zähle ich hier die ist von mir im „Systema Lep. Hildesiae“ | jetzt angenommenen Gattungen der beiden in zwei Familien aufgelöst worden: in die | genannten Familien unter Angabe ihrer auf Melalophidae und Ptilodontidae. Die Nomen-|historischem Wege begründeten typischen klatur der nordamerikanischen, indischen und ! Arten in Folgendem auf: europäischen Gattungen hat dann durch) Vorderflügel m. 11 Rippen, Dr. Dyar eine gründliche Sichtung erfahren Zunge fehlend, Raupe in einem im Januar d. Js. erschienenen mit Warzen . Eupterotidae.) Aufsatze.!) Indem ich außerdem auf eine| Vorderflügel m. 12Rippen, interessante Abhandlung meines geschätzten Zunge öfters fehlend, Freundes, des Herrn Professor Dr. Pabst über Raupe mit Warzen. . Melalophidae. die Entwickelungsseschichte dieser Tiere | 17, : Da 1) Die Nolodontlidae der Umgegend von Chemnitz ete., Ent. Jahrbuch für 1897. 2) Nur aus Asien. I), Trans. Am. Ent. Soc, Philadelphia. Zac A aA da race rn Die Notodontinen der europäischen Fauna. 389 Zunge vorhanden, Raupe mit einfachen Haaren oder nackt . Ptilodontidae. Fam. Melalophidae (Grt. ex Hübner, 1806). Fam.-Typ. M. curtula L. Sf. Melalophinae. Gen. Pygaera Ochs. (1810). Typ. P. timon. timon Hübner (1800). Gen. Melalopha Hübner (1806). Typ. M. curtula. '— Ichthyura Hübn. (1818). —= (lostera Steph. (1828). curtula Linne (1758). anachoreta Fabrieius (1787). anastomosis Linne (1758). pigra Hufnagel (1766). — reclusa Fab. (1787). Sf. Acroseminae. — Phalerinae Grote (1896). Gen. Acrosema Meigen (1832). Typ. 4. bucephala. — Phalera Hübn., 1818 (nom. praeoc. Col. Latr., 1804). — Hammatophora Westw. (1551). bucephala Linne (1758). bucephaloides Ochsenheimer (1810). Gen. Thaumetopoea Hübner (1815). Typ. T. processionea. Onethocampa Stephens (1828). Traumetocampa Woallgrn., 1871 (Typ. pinwora). processionea Linne (1758). pityocampa W. V. (1776). pinivora Treitschke (1834). Fam. Ptilodontidae (Grt.exHübner, 1806). Fam.-Typ. P. capueina. Sf. Cerurinae. Gen. Exaereta Hübner (1818). Typ. E. ulmi. — Uropus Boisduyal (1832). ulmi Den. u. Schiff. (1775). Gen. Cerura Schrank (1802). Typ. ©. furcula. — Dicranura Boisd. (1829). Subg. Harpyia Ochsenheimer (1810). Typ. H. bieuspis. bicuspis Borkh. (1790). Subg. Cerura Schrank. furcula Clerck (1759). hermelina Goeze (1781). —= bifida Brahm (1786). erminea Esper (1784). Subg. Andria Hübner (1806). Typ. A. vinula. vinula Linne (1758). Gen. Szauropus Germar (1812). Typ. S. fagi. —= Terasion Hübner (1818). fagi Linne (1758). Gen. Hopkitis Hübner (1818). Typ. H. milhausert. Hybocampa Lederer (1853). milhauseri Fabrieius (1775). vidua Knoch. (1781). terrifica Borkh. (1790). Sf. Prilodontinae. Gen. Pheosia Hübner (1818). Typ. P. tremula. tremula Clerck (1759). — dietaea Esper (1786). gnoma Fabricius (1781). —= dictaeoides Esper (1789). Gen. Notodonta Ochsenheimer (1810). Typ. N. dromedarius. dromedarius Linne (1767). ziezac Linne (1758). phoebe Scriba (1770). — torva Hübn. (1800). tritophus Esper (1786). Subg. Peridea Stephens (1828). Typ. P. anceps. anceps Goeze (1781). — trepida Esper (1786). Gen. Drymonia Hübner (1818). Typ. D. trimacula. = (haonia Stephens (1828). trimacula Esper (1785). v. dodonaea Hübn. (1800). ruficornis Hufnagel (1766). —= chaonia Hübn. (1800). querna Fabricius (1787). 390 Die Insekten in den Homerischen Gedichten. Gen. Microdonta Duponchel (1844). Typ. M. bicoloria. — Hierophanta Meyrick (1895). bieoloria W. V. (1776). Gen. Spatalia Hübner (18153). Typ. S. argentina. argentina W. V. (1776). ben. Ptilodon Hübner (1806). Typ: P. capueina. —= Lophoptery& Stephens (1829). capucina Linne (1758). — camelina L. (1758). cucullina W. V. (1776). —= cuculla Esper (1786). Gen. Odontosia Hübner (1818). Typ. ©. carmelita. carmelita Esper (1790). ben. Pterostoma Germar (1312). Typ: P. palpinum. — Ptilodontis Stephens (1828). —= ÖOrthorinia Boisd. (1829). palpinum Clerck (1759). Gen. Piilophora Stephens (1828). Typ. P. plumigera. plumigera Esper (1785). Gen. Ochrostigma Hübner (1318). Typ. ©. velitaris. = Drynobia Dup. (1844). velitaris Hufnagel (1767). obliterata Esper (1785). — melagona Borkh. (1790). Gen. Gluphisia Boisduval (1829). Typ. @. crenata. crenata Esper (1785). — rurea Fabr. (1787). — crenosa Hübn. (1800). Die Insekten in den Homerischen Gedichten. Von Dr. Daß in den epischen Gedichten des alten jonischen Sängers Homer gar häufig auf alierhand Tiere Bezug genommen wird, darf uns nicht wundern, da in jenen fernen Zeiten — man setzt gewöhnlich die Entstehung dieser Gesänge in das achte oder neunte Jahrhundert vor den Beginn unserer Zeit- rechnung — die Menschheit der Natur noch viel näher stand als später. So sehen wir, wie Löwe und Panther sich auf die weidenden Herden stürzen und den Hirten erschrecken, der sie mit Hilfe seiner treuen Hunde abzuwehren versucht; Hirsche und Wild- schweine sind Gegenstände der Jagd; das zahme Schwein liefert nebst Rind und Ziege den Braten; das edle Roß dient nur zum Ziehen der Streitwagen der Helden, nicht zum Reiten oder gar zum Schleppen von Lasten, wozu Maultier und Esel benutzt werden. Es werden ferner erwähnt der | Hase, die zahme Gans und die Taube, während das Huhn in jenen Zeiten noch nicht eingeführt und domestiziert war; allerhand Raubvögel gelten als Vorzeichen und als Verkündiger des Willens des Herrschers Zeus; öfter erwähnt werden ebenfalls die Fische, die jedoch nur in Prehn. Zeiten der Not und des Nahrungsmangels als Speise dienen. Was nun die Insekten betrifft, so werden sie meistens zu Vergleichen benutzt, und zwar fast nur solche, die Nutzen oder Schaden stiften; so fehlt z. B. jede Andeutung von Schmetterlingen, trotzdem sie wegen ihrer Farbenpracht und ihrer Beweglichkeit in die Augen fallen mußten und sich zu Vergleichen trefflich eignen; auch die Ameise wird merkwürdigerweise nirgends erwähnt. Am häufigsten treffen wir die Fliege (myia) an, und zwar lassen sich bei unserem Dichter unterscheiden zunächst die gewöhnliche Fliege, die er zu Vergleichen benutzt, bei denen es sich um massenhaftes Auftreten handelt: Aber dicht, wie der Fliegen unzähl- bar wimmelnde Scharen Rastlos durch das ‚Gehege des ländlichen Hirten umherzieh'n, Im anmutigen Lenz, wann Milch von den Butten herabtrieft: So unzählbar standen die haupt- umlockten Achaier Gegen die Troer im Felde. PR ER | 4 Die Insekten in den Homerischen Gedichten. 391 Und an einer anderen Stelle, an welcher der Kampf um den Leichnam des gefallenen Sarpedon geschildert wird, heißt es: gleich wie die Fliegen Sumsen im Meiergehöf um die milehvoll stehenden Eimer, Also dort den Erschlag’nen um- schwärmten sie. An die Stubenfliege ist ebenfalls wohl zu denken,wenn Homersagt, daß Athenediefeind- lichen Geschosse von dem Menelaos abwehrt: wie wenn die Mutter Wehrt vom Sohne die Flieg’, indem süßschlummernd er daliegt. Die Stechfliege ist augenscheinlich semeint in folgenden Versen, in denen es sich ebenfalls um Athene und ihren Schütz- ling Menelaos handelt: Umdzin das’ Herz ihmoab sie der Flieg’ unerschrockene Kühnheit, oft Welche, wie sie immer vom menschlichen Leibe gescheucht wird, Doch anhaltend ihn sticht, nach Menschenblute sich sehnend. Bekanntschaft mit der Schmeißfliege setzt folgende Stelle voraus, an der der tapfere Achilles in Bezug auf seinen ge- fallenen Herzensfreund Patroklos äußert: Aber mit Unruh’ - Sorge’ ich, daß mir indes Menoitios tapferem Sprößling Fliegen, hineingeschlüpft in die erzgeschlagenen Wunden, Drinnen Gewürm erzeugen und schnöd’ entstellen den Leichnam. Als Schimpfwort des Ares endlich an die Göttin Athene finden wir: Was nun treibst du die Götter zum Kampf, schamloseste Fliege? Ferner wird die Biene (melissa) erwähnt: Wie wenn Scharen der daherzieh’n, diehten Gewimmels, Aus dem gehöhleten Fels in be- ständigem Schwarm sich er- neuend; Jetzt inTrauben gedrängtumfliegen sie Blumen des Lenzes, And’re hier unzählbar entflogen sie, and’re dorthin, Also zogen gedrängt von Schiffen daher und Gezelten Rings unzählbare Völker, den Bienen und einer der trojanischen Helden sagt von den Griechen, die trotz der tapfersten An- griffe nicht weichen wollen, sie seien gleich wie die Bienen, Welche das Felsennest sich gebaut am höckrigen Wege, Nicht verlassen ihr Haus in den Höhlungen, sondern den Angriff RaubenderJäger besteh'nim mutigen Kampf für die Kinder. An beiden angeführten Stellen ist von wilden Bienen die Rede, und es ist augen- scheinlich, daß zu Homers Zeiten diese Tiere noch keine Haustiere waren. Eine ziemliche Rolle spielt auch der Honig (meli), der uns öfter als Speise begegnet: ein Korb voll trunkeinladender Zwiebeln, Gelblicher Honig dabei samt heili- sem Kerne des Mehles, wie er denn auch an einer anderen Stelle „sanfteingleitend“ genannt wird, dann als Opfer für Götter und abgeschiedene Seelen, und mit dem endlich die Rede des greisen Nestor verglichen wird: Dem von der Zung’ ein Laut wie des Honigs Süße dahertlob, und der Sang der Sirenen, die den Odysseus zu verlocken suchen und von sich selbst sagen: Keiner ja fuhr noch hier im dunklen Schiffe vorüber, Eh’ aus unsrem Munde die Honig- stimm’ er gehöret. Von der Bremse (oistros) ist einmal die Rede, indem es von den Freiern der Penelope, als sie von dem heimgekehrten göttlichen Dulder im Saale hingemordet wurden, heißt: Alle durchirrten bange den Saal wie die Herde der Rinder, Welche die heftige Bremse voll Wut nachfliegend umherscheucht, und einmal wird die Wespe (sphex) zum Vergleiche gebraucht, und die angreifenden Griechen Schnell wieeinSchwarm von Wespen am Heerweg strömten sie vor- wärts, Die mutwillige Knaben erbitterten nach der Gewohnheit, Immerdar sie reizend, die hart am Wege gebauet. 392 Die Insekten in den Homerischen Gedichten. Jene, sobald einmal ein wandernder| Erstens nämlich ist von einem wirklichen Mann im Vorbeigehn |Wurm (skolex) die Rede, da es heißt: Absichtslos sie erregt, schnell Matt den Geist ausatmend, dem tapferen Mutes zur Abwehr Wurme gleich, auf der Erde Fliegen sie alle hervor. Lag er gestreckt; Auch die massenhaft auftretende und ver- |dann ist unser „Holzwurm“ (ips) gemeint: heerende Heuschrecke (akris) ist Homer er nun bewegte den Bogen, nicht unbekannt, ebensowenig wie ihre Be- Ob das Horn auch Würmer zernagt, kämpfung durch Feuer, denn als Achilles da der Eigner entfernt war; die Feinde in Haufen in den Xanthosfluß oder endlich die Larve (eule) der Schmeiß- treibt und an ihnen seine Rache kühlt, fliege oder eines Aaskäfers in der Klage der heißt es: Andromache um ihren Gatten: Wie vor des Feuers Gewalt sich ein Nun wird dort an den Schiffen der Schwarm Heuschrecken empor- Danaer, fern von den Eltern hebt, Reges Gewürm dich verzehren, Gegen den Strom zu fliehn, denn es| oder in der Schilderung vom Leichnam des sengt unermeßliche Glut sie; Paolo Plötzlich entflammt im Gefild', und Lieget er, ohne daß Moder ihm sie fallen gescheucht in das Wasser, So vor Achilleus wurde dem tief- hinstrudelnden Xanthos Vollsein rauschender Strom von der Rosse Gewirr und der Männer. An einer Stelle endlich, um mit den Insekten zu schließen, werden die auf der Stadtmauer sitzenden und dem Kampfe zu- sehenden Greise mit Cikaden (tettiges) ver- glichen: den Cikaden nicht ungleich, die in der Waldung Sitzend auf laubigem Sproß hell- schwirrende Stimmen ergießen, Gleichsosaßen derTroer@ebietende dort auf dem Turme. Von anderen Gliedertieren finden wir die Spinne (arachne) erwähnt, wenn der Sohn des Odysseus im Zweifel ist, Ob mir die Mutter Heim ein And’rer geführt, und das Ehebett des Odysseus Oed’ anLagergewand und entstellt von Spinnengeweb’ ist, und mehrmals gebraucht Voß in seiner Über- setzung das Wort Wurm, wofür bei Homer jedoch drei verschiedene Namen stehen. schadete, noch des Gewürmes Reger Schwarm, der gierig er- schlagene Männer verzehret. Angeführt sei hier noch, daß von W eich- tieren erwähnt werden der Polyp, die Auster und endlich an mehreren Stellen der Schwamm, der zum Abwischen der Tische und Sessel nach der Mahlzeit, aber auch zum Reinigen derselben vom Blute der Freier dient, dann indirekt die Purpur- schnecke, da des öfteren von purpurnen (porphyrus) Leibgürteln, Gewändern und Mänteln die Rede ist, die jedenfalls auf dem Wege des Tauschhandels durch Phönizier zu den Griechen der Homerischen Zeit ge- kommen waren. In viel weiterer Beziehung steht Homer zu den Insekten auch dadurch noch, daß eine Menge der bei ihm vorkommenden Eigennamen bei unserer heutigen lateinischen Benennung der Schmetterlinge als Artnamen Verwendung gefunden haben; ich erinnere nur bei Paläarktikern an Pap. machaon und podalirius, Van. antiopa, Melan. galathea, Ereb. arete, Dianth. nisus und andere, und bei Exoten an Ornith. helena, priamus, cassandra, Menel. hector, Bya. aleinous, Har. telemachus, Nept. leucothoe u. S. w. ae Pr Se P) u Te u sh Dr Ann ie DD om Qt HD ot Se „> Für die Redaktion: var. cuprifulgens Muls. Potosia floricola Hbst. Anthaxia nilidula L. (Q =laeta F.),2Q,1 d Betarmon pieipennis Bach. Limonius piüosus Leske. 5; aeruginosus Oliv. % qeneoniger Deg. Melanotus niger F. Ludius castaneus L. »: tessellatus L., reichlich. aeneus L., reichlich. 5 „ var. coeruleus Schilsky. lalus F. Sericus subaeneus Redt. Dolopius marginatus L. Anthocomus equeslris F. Rhagonycha testacea L. pallipes F. Cantharis rustica’ Fall., in Menge. E: fusca L., in Anzahl. 5 thoracica Bedt. 5 obsceura L., in Anzahl. Anaspis rufllabris Gyll. Rhynchites purpureus L. » pubescens F. Polydrusus mollis Stroem, in Anzahl. 5 sericeus Schall. : Cionus scrophulariae L., in Anzahl. » hortulanus Fourer. Acalles lemur Germ. » echinatus Germ. Caenoptera minor L. Grammoplera ruficornis F. Allosterna tabacicolor Deg. Chrysomela cerealis L., in großer Zahl (in allen Übergängen). Chrysomela cerealis var. (= Megerlei F.). Chrysomela haemoptera L. (var. nigra Gyll.). 2 sanguinolenta L. Timarcha coriaria FE. Orsodaene lineola Panz. (var.nigricollis Oliv.). Lema cyanella UL. allermans Uryptocephalus sericeus L, reichlich. ” corylı u. 9. „ cordiger L., reichlich (Cralaegus). flavipes F. (67) ynandı ophlhalma affinis Hellw. Luperus xanlhopus Schrk. 7 flavipes L.. reichlich. Melasoma populi L., in Menge. Lochmaea capreae L., reichlich. Galerucella lineola F. Cassida flaveola Thunbe. Hermacophaga mercur ialis F. Aphthona eyanella Redt. ) euphorbiae Schrk., Coceinella 14-pustulala L. Mysia oblongoguttala U. Halyzia conglobala 1lig Analis ocellata L.. in Anzahl. ‚in Anzahl. jEIR Kr zu) Nürnbere. U do iv sh mann, Neun Unser Blissus Doriae Ferr. 449 Unser Blissus Doriae Ferr. Von Professor Karl Sajo. Im Artikel über die Abhandlungen der achten Jahresversammlung der nord- amerikanischen Acrikultur - Entomologen (No. 26, p. 401/403 der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“) wurden die sehr lehrreichen Beobachtungen des Herrn Websters über „chinch- bug“ (Blissus leucopterus) im Staate Ohio beschrieben. Ich will anläßlich dieser Mitteilung das, was ich über unsere europäische Art dieser Gattung, nämlich über Blissus Doriae Ferr. beobachtet habe, eingehender besprechen. So wie die nordamerikanische größere Art, kommt auch die kleinere europäische in zwei Formen, nämlich in ungeflügelter und geflügelter vor. Der erste Be- schreiber dieser Art, Ferrari in Genua, kannte nur die ungeflügelte Form, die mit ihren Flügelstummeln ganz einer Hemipteren- Nymphe ähnlich sieht, und wahrscheinlich von allen Entomologen, die sie früher sahen, nicht für ein geschlechtsreifes Tier, sondern nur für eine Jugendform irgend einer be- kannten Art gehalten wurde. Die geflügelte Form habe ich vor 17 Jahren (1880) in der „Nyires* senannten Flugsandwüste der Gemeinde Kis-Szent-Miklös entdeckt und auch beschrieben.“*) Auch habe ich damals die Merkmale der Jugendformen bekannt seseben, die mit den geschlechtsreifen Tieren nicht verwechselt werden- können, indem die nicht entwickelten Individuen zinnoberrot, während die ungeflügelten ge- schlechtsreifen Exemplare dunkelbraun sind. Interessant ist nun, daß das Verhältnis zwischen der Individuenzahl der makropteren (geflügelten) und brachypteren (ungeflügelten) Individuen bei der amerikanischen und europäischen Art sehr verschieden ist. Denn während in Amerika die Geschlechts- reife erlansenden Individuen beinahe durch- weg flügge werden, sind bei uns in Europa im allgemeinen nur brachyptere, nicht flug- fähige Individuen zu finden, und die voll- kommen bis zur ganzen Flügelbildung ®) K. Saj6ö: Die bisher unbekannte makroptere Form von Blissus Doriae Ferr., „Entomoloe. Nachrichten“, 1880, p. 235. Tllustrierte Wochenschrift für Entomolosie. -der No. 29. entwickelten Individuen wurden bisher meines Wissens noch nirgends anderswo als in dem genannten Teile der central-ungarischen Sandsteppen gefunden. Und auch hier kamen sie nur auf einer einzigen kleinen Parzelle vor, die nur einige Schritte im Durchmesser hatte. Es war ein Dünenhügel, mit hohen, zerstreut stehenden Pappel- bäumen bestanden, deren abgefallenes, trockenes Laub den Boden spärlich bedeckte. Hier lebten die Kolonien von Blissus Doriae an der Basis der buschig wachsenden Gramineen, beinahe unter dem Niveau der Erdoberfläche, gut verborgen. Die Lebens- weise der europäischen Art ist also in den Hauptzügen ihrer amerikanischen Verwandten ähnlich, da auch die letztere nur auf Gramineen und — während der Ent- wickelung — ebenfalls beinahe unter der Erdoberfläche lebt. Äußerst merkwürdig ist, daß, obwohl Blissus Doriae hier sehr verbreitet ist und nicht bloß am Flugsande, sondern auch in gebirgigen Gegenden vorkommt (z. B. am südlichen Abhange des Berges, der zwischen Duka und Szöd steht, inmitten von Felsen- gerölle), geflügelte Stücke ausschließlich nur auf der genannten, winzigen „Blissus-Insel“ unter den Pappelbäumen zu entdecken waren. Aber auch hier waren sie äußerst selten und nur dann zu finden, wenn die Entwickelung Jugendformen zu geschlechtsreifen Formen im vollen Zuge war. Wo es keine Nymphen mehr gab, dort suchte ich auch nach makropteren Individuen vergebens. Diese Erscheinung erkläre ich mir so, daß sich die Hüggen Exemplare, sobald sie reisefertig wurden, schnell aus dem Staube machten und rasch davonflogen, um neuen Kolonien als Stammeltern zu dienen. Nun wurde aber die erwähnte Fundstelle vor vier Jahren durch die hiesige Regierung zu einer immunen Weinanlage verwendet, wobei natürlich Gräser, Pappelbäume, sowie Blissus Doriae von dort verschwinden mußten. Seit vier Jahren habe ich auch — obwohl mit größter Aufmerksamkeit suchend nirgends mehr in dieser Gegend makropteren Stücken auf die Spur kommen können, ob- 1897. 450 wohl ich eine Anzahl Kolonien dieser Art auch auf meiner eigenen Besitzung kenne. Während ich früher jährlich einige Stücke erbeutete und teils Museen, teils Ento- mologen überließ, hoffe ich nunmehr kaum, in der Zukunft zu so interessanten Funden gelangen zu können. Der soeben besprochene Unterschied zwischen der Individuenzahl der fugfähigen und nicht flugfähigen Formen bei unserer und bei der transatlantischen Art wird wohl kaum zufällig sein, sondern ist wohl in den Einflüssen der äußeren Umstände zu suchen. Zunächst drängt sich der Umstand in den Vordergrund, daß Blissus leucopterus in Nordamerika der für ihn fatalen Macht des erwähnten parasitischen Pilzes in hohem Grade unterworfen ist und seine Kolonien sogleich zu Grunde gehen, sobald bei dichten Individuenmassen regenfeuchte Luft auftritt. Demzufolge muß die dortige Blissus-Art immer neue Lebensbühnen suchen und fort- während auf der Wanderung nach möglichst weit entfernten Gegenden sein. Dazu sind nun freilich Flügel notwendig, und nur vermittelst dieser vermag sich die Art dort immer in so hochgradiger Geltung zu erhalten, daß sie eine bald hier bald dort auftretende gefürchtete Plage der Landwirte bildet. Bei unserer europäischen Art scheint es hingegen in manchen Punkten anders zu sein; denn wenn auch ihre Lebensweise in den Hauptzügen derjenigen ihrer über- seeischen Schwester ähnlich ist, so finden sich in den Verhältnissen doch auch wichtige Unterschiede. Blissus Dorice vereinigt sich nie- mals zu so dichten Massen, wie wir es in den amerikanischen Berichten lesen. Sie bildet immer nur Insekten- inseln, und sogar die einzelnen Familien scheinen sich voneinander in Distanz zu halten. In der Steppe ist übrigens der Graswuchs meistens nicht geschlossen, sondern es stehen auf dem teilweise kahlen Boden die einzelnen Grasbüsche beinahe isoliert, nicht selten mehrere Schritte von- einander entfernt. In kultivierten Boden geht unsere Art nicht hinein; ich fand zwischen den Getreidesaaten niemals auch nur ein einziges Exemplar davon, und schon dieser Umstand Unser Blissus Doriae Ferr. ist eine der Ursachen, warum die europäische Species keine ununterbrochsnen Heer- linien bildet. Wenn also dem so ist, werden wohl die Angriffe insektentötender Pilze bei Blissus Doriae kaum so fulminante Wirkungen er- zeugen können wie bei Blissus leucopterus in Amerika. Ich habe auch niemals, während 18 Jahre, ein massenhaftes Absterben an den mir bekannten Fundstellen beobachtet. Der Pilz Sporotrichum globuliferum ist über sie wohl auch nicht hergefallen, und wenn die europäische Art ähnlichen Seuchen doch nicht unzugänslich wäre, so ist es immer- hin kaum zu bezweifeln, daß die Pilze auf den europäischen Fundstellen von Blissus Doriae keine für sie günstigen Verhältnisse finden, indem hier während (der Ent- wickelungsperiode dieser Art in normalen Jahren große Dürre und Trockenheit herrscht. Mehrtägiger Regen mit dauernd feucht- warmer Atmosphäre gehört bei uns im Sommer überhaupt zu den Seltenheiten. Und gerade die Jugendstadien sind für Pilzseuchen besonders empfindlich, wie sich das in Amerika bestätigt hat. Unter den Insekten mag es immerhin Blissus-Feinde geben, obwohl der äußerst penetrante Geruch dieser Wanze, die ganz mit derjenigen der in den Häusern lebenden Bettwanze identisch ist, eine schützende Eigenschaft sein dürfte. Alles das zusammengenommen, werden wir einsehen, daß unsere europäische Art minder gefährdet ist als die amerikanische, und daß sie total vernichtenden Katastrophen, soweit es an den hiesigen stationären Fund- stellen im Freien bis jetzt beobachtet wer- den konnte, nicht unterworfen ist, denn ein Verschwinden von den mir bekannten be- treffenden Orten habe ich noch nicht be- merkt. Sie hat. also nicht nötig, immer neue Gebiete für ihr Gedeihen zu suchen, und es war daher auch keine Ursache vor- handen, die im Kampfe ums Dasein den makropteren, d. h. geflügelten Individuen den Vorrang eingeräumt hätte. Und so wurden mit der Zeit in den Generationen unserer Species, die ursprünglich wohl voll- kommen beflügelt war, die flugfähigen Stücke immer seltener, und heute sehen wir bei- nahe durchweg nur Individuen, welche im Stadium der Geschlechtsreife nur rudimentäre Die Gehäuse der deutschen Köcherfliegen, Phryganiden. won 451 Flügelspuren haben, gerade so, wie bei der Bettwanze Acanthia lectularia, mit dem Unterschiede, daß unter den wimmelnden Mengen der letzteren verhaßten Art — zu unserem Glücke — heutzutage kein einziges Exemplar mit entwickelten Flügeln mehr gefunden wird. Offenbar ist also der Makropterismus im Kreise von Blissus Doriae im Schwinden begriffen, und es dürfte die Zeit kommen, wo man gar keine flüsgen Stücke mehr finden wird. Die besprochenen Gefahren hingegen, gegen welche „chinch-bug“ in Nordamerika kämpfen muß, verlangen tüchtige Reisefertigkeit, also gut entwickelte Flügel, wodurch der diesbezügliche be- deutende Unterschied zwischen Blissus Doriae und leucopterus herbeigeführt worden ist. Auf die Frage, ob unsere Species als Schädling angesprochen werden soll oder nicht, kann ich antworten, daß sie keines- wegs zu den vollkommen indiiferenten Insekten gehört und jedenfalls dazu beiträgt, daß im Sommer die ohnehin spärlichen Gräser unsererSteppenweiden vollkommen verdorren. Da sie aber auf den Äckern bisher nicht gehaust hat, so darf sie natürlich in die schwarze Liste der argen Missethäter nicht einsebucht werden. Ob übrigens in der Zukunft, wenn infolge des immer fort- währenden Stürzens der Hutweiden ihre ursprünglichen Nahrungspflanzen immer mehr schwinden werden, nicht auch aus Blissus Doriae — wie aus so manchen anderen Insektenarten — ein „Missethäter aus Not- drang“ entstehen wird, mag dahingestellt bleiben. Wir haben in dieser Hinsicht schon gar zu merkwürdige Umwandlungen im Menu anderer Arten verzeichnet, als daß man die Möglichkeit einer solchen Metamorphose in den Lebensgewohnheiten unseres Blissus kurzweg verneinen dürfte. Bei dieser Gelegenheit will ich noch den vielen unserer Leser vielleicht noch nicht bekannten Umstand erwähnen, daß bei den dimorphen Wanzen, also denjenigen, welche gleichzeitig in Stücken mit rudimentären und mit vollkommen entwickelten Flügeln vorkommen, die letzteren einen viel kräftigeren und breiteren Thorax besitzen als die nicht flugfähigen. Infolge dieses Unterschiedes in der Körperbeschaffenheit ist man, wenn man zum erstenmal beide Formen vor sich sieht, leicht bereit, selbe als zwei verschiedene Arten anzusprechen. Dazu kommt noch bei Blissus die auf- fallend schöne Färbung der makropteren Exemplare, deren Clavus und Corium hell ockergelb sind, und die außerordentlich große Membran (etwa zweimal so groß als Corium und Olavus zusammengenommen) von vollkommen rein milchweißer Farbe, so daß hierdurch die leuchtend weiße Färbung an den geflügelten Individuen vorherrschend wird. Die Individuen mit rudimentären Flügelstummeln hingegen sind schlicht schokoladebraun. Die Larven haben, wie schon mitgeteilt, lebhaft zinnoberrote Fär- bung mit schwarzen Zeichnungen. Die Gehäuse der deutschen Köcherfliegen, Phryganiden. Von Prof. Dr. Rudow, Perleberg. (Mit einer Tafel.) Sicher kann man Hunderte von Samm- lungen durchmustern, ehe man einmal auf einige zufällig gesammelte und meistenteils schlecht behandelte und falsch bestimmte Köcherjungfern stößt, weil die unschein- baren Insekten in ihrer matten, wenig Ab- wechselung bietenden Färbung und Gestaltung bei den wenigsten Sammlern Lust zur Er- werbung erregen. Selbst größere Samm- lungen in Museen, gegründet von namhaften Entomologen, haben nur dürftige Belegstücke davon, und doch ist die Beschäftigung mit diesen einförmigen Insekten durchaus nicht so unlohnend, wie es scheint. Freilich eine Zusammenstellung der vollendeten Netz- flügler bietet dem Auge wenig Abwechselung, denn die Färbung grau in grau, nur durch mattes Gelb unterbrochen, kann wenig er- götzen, wogegen sich eine Sammlung mit den Larven und deren künstlichen Wohnungen 452 Die Gehäuse der deutschen selbst einem anspruchsvolleren Beobachter als ein lebendigeres, abwechselungsreiches Bild darbietet. Die Köcher, hier zu Lande „Sprock“ genannt, sind allbekannt, weil sie von Ang- lern als Köder benutzt werden, und finden sich überall in seichtem, stehendem oder langsam fießendem Gewässer, während schnell strömende Flüsse der Entwickelung weniger zusagen. Am besten kann man die Gehäuse im Frühling finden, und selbst, wenn man sie nicht wahrnimmt, sind sie leicht durch ein Netz aufzufischen, in einen weiten Behälter gethan, ohne Schwierigkeit durch kleine Wasserinsekten und Krebschen gefüttert, zur Entwickelung zu bringen, wenn man nur für genügende Pflanzen im Behälter Sorge trägt. Unsere deutschen Seen sind sehr reich an Arten, besonders die süddeutschen, von denen mir der Bodensee viele schöne Ge- häuse geliefert hat, während die höher ge- legenen nur wenig Arten ergeben. Doch mag auch der nur vorübergehende Aufent- halt schuld daran haben. In den naturgeschichtlichken Werken findet man meistens dieselben Abbildungen von einer alten Quelle übernommen. und schablonenartig weiter verbreitet, während der Gestaltenreichtum der einheimischen Arten völlig unberücksichtigt bleibt, ein Zeichen, daß die Kompilatoren selbst keine Bekanntschaft mit ihnen gemacht haben. Die vollendeten Insekten flattern fast alle Monate umher, von Ende Mai an bis zum Oktober kann man sie wahrnehmen, manche sogar in großen Mengen. Sie schweben eine Zeitlang über dem Wasser- spiegel, bei welcher Gelegenheit sie ihre Eier ins Wasser fallen lassen, welche sich demselben schnell entwickeln, so daß man bald die kleinen Köcher auffinden kann. Die Larven sind an der größeren, hinteren Leibeshälfte sehr weich, diese wird ständig geschützt und durch ein weißes Gespinst mit der verbunden, während der Kopf mit dem Brustkasten hervorgestreckt werden kann. Die kriechend,, indem sie sich auf ihre kräftigen Hakenfüße stützen und die Hülle hinter sich herziehen, deutliche Furchen Die Verpuppung geschieht inner- in töhre Larven bewegen sich die in weichem Grunde hinterläßt. Köcherfliegen, Phryganiden. halb des Köchers, welcher vorn durch Ge- spinst geschlossen wird. Je nach dem Wachstum der Larve wird der Köcher auch vergrößert, welcher anfangs weich und dehn- bar ist und erst später nach seiner Vollendung fester wird. Man kann an vielen Stücken deutlich erkennen, wie die Vergrößerung vor sich geht, da oft verschiedene Baustoffe zur Verwendung kommen, oder bei spiral- förmiger Anordnung die Windungen einen immer weiteren Raum umschließen. Jede Gattung zeigt ihre eigene Bauart, die im allgemeinen streng innegehalten wird, doch wechselt die Benutzung der Baustoffe sehr oft, da sich die Larven nach der Um- sebung richten müssen, die ihnen die- selben liefert. Fig. 8, 13, 14, 17, 18, 21 stellen Ge- häuse der artenreichen Gattung Limnophilus dar, welche im großen und ganzen mitein- ander übereinstimmen. Fig. 8 und 18 sind zu- erst auszuscheiden, wegen der abweichenden, äußeren Gestalt, bedingt durch das vor- handene Baumaterial. Diese beiden gehören den Arten vitratus DG. und flavus L. an, wobei aber nicht behauptet werden kann, daß die Gehäuse immer so gebaut werden. Fig. 8 besteht aus kleinen, unregelmäßigen, aber fast gleich großen Steinchen, wie sie der Flußerund liefert, in hiesiger Gesend meist Quarz, ohne gerade bestimmte Auswahl zu treffen. Es hat eine hellgraue Farbe, rauhe Oberfläche und ist leicht gekrümmt, jedes Gehäuse aber anders gebogen. Fig. 18 ist gefertigt aus zerriebenen Ziegel- steinen, wie sie sich zufällig an der Lager- stelle befanden, hat deshalb auch eine rote Farbe, ist unten ein wenig ausgebaucht und durch die Färbung einzig in seiner Art. Fig. 13 hatte zur Bewohnerin L. griseus L., hat eine unregelmäßige, gewulstete Ober- fläche und ist zusammengesetzt aus läng- lichen Steinchen von verschiedener Farbe und Beschaffenheit, kleinen schwärzlichen Holzstückchen und Schilfstengeln, so daß es eine bunte Farbe erhält. Die Bausteine sind fest miteinander verbunden, der Köcher erhält aber durch das Holz eine weichere Beschaffenheit und vermehrte Elasticität. Fig. 14, 1. decipiens Kol., ist’eigentümlich, da es aus verschiedenen Stoffen und einer scheinbar aus zwei Stücken zusammenge- setzten Röhre besteht. Der untere, ältere sp «nf afauyosuoypo At aytanıgsmpzp“ OP NE gouypTeZzes augen Top TORBN Sıogeftvgq "Mopny "Ta Jold uoA „arbogowogun o'“M uU9UISYNO9P uoA 9SneU9D uopruesäJluUd ’ auf der Erde unter Blättern oder in der Nächtlicher Raupenfang. 489 Erde, dann ruht die dunkelbraune Puppe in einer leicht zerbrechlichen Erdkapsel. Ende Juni bis Juli schlüpft das Imago. Agrotis pronuba L. an Rumex, Atriplex, Primula, Viola und Küchengewächsen. Die Farbe der Raupe ist wie die ihres Falters sehr veränderlich. Vorherrschend ist folgende Färbung: dunkel erdbraun mit drei unterbrochenen, helleren Dorsalen, an denen oben dicke, schwarze Striche liegen; an den Seiten zwei matte, rötlich eingefaßte Längslinien. Luftlöcher schwarz mit je einem gleichfarbigen, nebenan liegenden Punkte. Andere Färbungen sind grün und gelb; dann ist nur eine feine, dunkle Rückenlinie vorhanden, und vom vierten Ringe an zieht sich eine Reihe dunkler Längsstreifen. Der Kopf ist klein, braun. Diese Raupe ist bis in das Spätjahr zu haben, denn ein Teil verpuppt sich im Mai und liefert im Juni die Imagines, der andere überwintert. Die glänzend rotbraune Puppe ruht in einem schlichten Gespinst in einer Erdhöhle. Agrotis comes Hb. findet man im Frühjahr nicht selten an Urtica, Chelidonium und Trifolium. Pagen- stecher in Wiesbaden fand sie schon Mitte März, als an den Schlehenhecken die ersten Blüten- und Blattknospen sich zu regen begannen, und zwar in Gemeinschaft mit fimbria-Raupen, welche vom Boden auf die Zweige aufwärts gestiegen waren und-.die frischen, zarten Knospen den auf dem Boden zahlreich grünenden Pflanzen vorzogen. Die Grundfarbe der Raupe ist rötlich gelb, die auf jedem Ringe. Obere Stigmale unter- brochen, von grauroter Farbe; hinter dem elften Ringe ein weißer Querstrich. Die weißen Stigmen heben sich aus schwarzen Flecken deutlich ab. Kopf rotbraun. Puppe dunkelbraun, in einem Gespinst. Agrotis baja F. an Primula, Vaccinia myrtillus und nach Treitschke auch an Atropa. Rötlich gelb- grau. Die drei feinen, abgesetzten, gelb- lichen Rückenlinien beginnen auf dem bräunlichen Nackenschild mit drei gelben Strichen. Vom vierten Ringe an eine braune, spatelförmige Zeichnung auf jedem Ringe, die an Größe nach dem Schwanzende hin zunimmt, auf dem elften Ringe ihre größte Ausdehnung erreicht und durch einen weißen Querstrich abgeschlossen wird. Die Seiten schwärzlich und rötlich angehaucht. Stigmen schwarz, darunter rötlich graue Längsstreifen. Am rotgelben Kopfe zwei schwarze, gebogene Striche. Puppe rotbraun. Hadena rurea F. in fast erwachsenem Zustande an ver- schiedenen weichen Grasarten zu finden, besonders Lolium und Triticum, unter denen sie sich tagsüber verborgen hält. Da sie sich nicht selten auf die Zweige nahe- stehender Sträucher begiebt, thut man gut, auch diese abzuleuchten. Wegen ihrer Färbung ist die Raupe leicht auffindbar, gelbbraun und schwärzlich gestrichelt. Durch die breite, dunkelbraune Dorsale zieht eine weiße Mittellinie. Jeder Ring trägt vier glänzend schwarze Wärzchen: Obere Stigmale ockergelb mit einem läng- Dorsale in läneliche, dunkel gefärbte und lichen, schwarzen Fleck auf jedem Ringe. hellgelb eingefaßte Flecke aufgelöst, die nach dem Schwanzende immer deutlicher werden. Über den weißlichen Stigmen kurze, braune Schrägstriche und unter den- selben eine helle Längslinie, die auf jedem Ringe zwei schwarze Punkte trägt. Kopf, Bauch und Füße schmutzig gelb; ersterer mit zwei dunklen Strichen. Puppe rotbraun. Agrotis triangulum Hin. äußerst polyphag an niederen Pflanzen. Dunkelaschgrau mit drei weißlichen, schwarz gesäumten Dorsalen und zwei gleichfarbigen Punkten und schwärzlichen Schrägstrichen Luftlöcher schwarz, weiß umsäumt. Kopf schwarzbraun; das gleichfarbige große Nackenschild hat drei weiße Strichelchen. In der Gefangenschaft läßt sich die Raupe gut mit Primula aufziehen; im April ver- puppt sie sich zu einer kastanienbraunen Puppe, die in einem Gehäuse von Erde und Moos ruht und im Juni den Schmetterling giebt. Hadena didyma Esp. an Grasbüschen, von deren Wurzeln sie sich ausschließlich nährt. Schön grün, in den Einschnitten gelblich. Zwei rosarote 490 Nächtlicher Raupenfang. Dorsalen und gelbliche Stigmalen, die über den schwarzen Luftlöchern liegen. Puppe ockergelb, schlank. Hadena strigilis (l. gleichfalls im ersten Frühjahr an Grasspitzen anzutreffen. Schmutzig weiß, auf dem Rücken rötlich mit weißer Dorsale, Stigmalen rötlich, Stigmen schwarz. Am Bauche grau, an Kopf und Nackenschild mattbraun. Der Körper verjüngt sich von der Mitte aus nach hinten und vorn und fühlt sich eigentümlich hart an. Die Raupe frißt, mit dem Kopfe nach unten gerichtet, hinter den Blattscheiden verborgen, die Grasstengel bis zur Wurzel aus, worauf sie sich in der so entstandenen Höhlung oder auch unter Moos in eine glänzend rotbraune Puppe verwandelt. Die Entwickelung erfolgt im Juli. Der Schmetter- ling tritt in vielen Varietäten auf. Naenia typica L. findet man allenthalben und nicht selten in den Frühjahrsnächten an Urtica, BRumex, Primula und anderen niederen Pflanzen. Sie ist erdfarben bis bläulich-grau, auf dem Rücken heller, an den Seiten dunkler, am Bauche grau. In der oberen Seitengegend auf jedem Ringe zwei weißgelbe Punkte, etwas tiefer helle, nach hinten und aufwärts gerichtete Schrägstriche. Luftlöcher weiß, Basale rötlich grau. Kopf sandgelb. Puppe rotbraun, in einem Gespinst aus Erdkörnchen ruhend. Leucania pallens L. an feuchten Orten an Grasarten, Rumex und Taraxacum, unter denen sie tagsüber spiralig zusammengerollt ruht. Die walzen- förmige, nach beiden Körperenden hin spindelförmig verdünnte Raupe ist glänzend und ihre gelbrötliche Grundfarbe grau bestäubt. Dorsale weiß, dunkel eingefaßt, auf jedem Ringe vier schwarze Punkt- wärzchen und an den Seiten ein gelblich weißer, schwarz beschatteter und gesäumter Längsstreifen, in dem die schwarzen Stigmen liegen. Färbung an Kopf, Nackenschild und Brustfüßen braun. Die hellrotbraune Puppe ruht in einem leichten, aber dabei dichten und glatt austapezierten Gehäuse. Der Schmetterling erscheint im Juli und Sep- tember. Leucania conigera ®. zur selben Zeit an Rumex, Caltha, Taraxacum, Stellaria media. Am Tage unter Gras oder den Blättern ihrer Nährpflanze verborgen. Gelbbraun mit weißer, schwarz gesäumter Dorsale, zu deren Seiten sich schwarze Nebenlinien hinziehen. An den Seiten eine weiße, rot gerieselte Binde, unter welcher die breite, braune Stigmale läuft, an deren unterem Rande die schwarzen Luftlöcher liegen. Kopf braun glänzend mit zwei dunklen Strichen. Die gelbbraune Puppe ruht in einem zerbrechlichen Erdgespinst. Leucania lithargyria Esp. ist zu gleicher Zeit, wie die vorigen Arten, in waldigen Gegenden zu fangen, und zwar ausschließlich auf Gras. Die bräunlich gelbe Raupe hat weiße Dorsale und Stigmale, welch letztere oberseits braun abgegrenzt ist. Luftlöcher schwarz. Die gelbbraune Unterseite ist fein schwarz punktiert. Die walzige, gelbbraune Puppe hat schwarze Flügelscheiden. Boarmia repandata L. hält sich am Tage verborgen und erscheint nachts in großer Anzahl an Hecken von | Prunus spinosa, an Vaccinia- und Rubus- Gebüsch, wie auch an Betula, Salix, Lonicera, Genista, Clematis und anderem. Die Raupe ist in der Färbung äußerst veränderlich. Die gelblich braune Grundfarbe wird nach den Körperenden zu heller. Aus der chagrin- artigen Haut erheben sich weiße Körnchen. Die dunkelbraune Rückenlinie ist ungleich weiß gesäumt. Die weißen Nebendorsalen sind undeutlich und erscheinen daher als Flecke oder auch als rautenförmige Zeich- nungen; dann sind sie gewöhnlich in einem helleren Ton als die Grundfarbe gehalten und schwarz gesäumt. Seitenlinie gewellt, weiß und schwarz gesäumt. Bauch heller gefärbt, mit einer rotbraunen und weiß, oft auch weißschwarz gesäumten Ventrale. Mit schwarzen Warzen besetzt. Kopf grau, rot- braun getupft mit zweihöckerigem Scheitel. Afterklappe dreieckig, wie die Füße fein schwarz getupft, schwach gezähnt und mit starken Borsten besetzt. Schwach glänzende, gelbbraune Puppe mit stark gerunzeltem, dunklem, diekem, an der Spitze gabeligem Öremaster. Entwickelung im Juni und Juli. Nächtlicher Raupenfang. 491 Rusina tenebrosa Hb. die schwarzen, gelb umrandeten Stigmen. findet man nicht gerade selten, aber doch Bauchseite rötlich grau mit doppelter, gelb- nur vereinzelt im März nahezu erwachsen | weißer, feiner Ventrale nebst Seitenlinien. an Gema, Fragaria, Rubus fructicosus, Viola Der oben abgerundete Kopf hat einen undanderem. Dunkelrotbraun, aufdem Rücken | schwarzen Längsstrich; das gelbliche Nacken- blau gemischt, mit gelblicher Dorsale, neben schild ist schwarz gefleckt. Afterklappe welcher eleichfarbige Längslinien herlaufen. gelblich grau. Die ziemlich großen Warzen Vom vierten Ringe an schwärzliche Quer- sehen weiß aus und sind mit kurzen striche, die nach der Mittellinie geneiet sind. Börstehen besetzt. Puppe in der Erde Stiomale grau, Stigmen schwarz. Kopf schwarzbraun. Entwickelung Mai und Juni. dunkelbraun. Im Herbst lebt die Raupe Nans lo in Brombeergebüsch, überwintert in einer Monat April: ovalen Erdhöhle und wird zu einer kurzen, Leucania impura Hb. dicken, rotbraunen Puppe, die im Juli den|, i & ! i maller entläßt findet man in diesem Monat wie auch im Mai an jungen Pflanzen von Arundo, in deren Cidaria montanata Bkh. Rohrstoppeln sie sich am Tage versteckt. Grundfarbe gelblich grau mit schmutzig- gelber Dorsale, die durch eine weiße Mittel- linie in zwei Hälften geteilt ist, welche wiederum auf jedem Ringe vier schwarze Wärzchen trägt. Die Stigmalen sind gelb und braun gesäumt, breit, und an ihrem unteren Rande liegen die schwarzen Luft- löcher. Bauch und Füße sind gelblich, die vorderen Fußpaare rötlich. Der hellbraune Kopf hat zwei schwarze Striche und einen braunen Ring in der Halsgegend. Soll in zwei Generationen auftreten. Hellrote Puppe in leichtem Gespinst. Dieselbe Lebens- weise führt findet man namentlich an Primula, Gema und Impatiens noli tangere. Die ziemlich dieke Raupe hat gelbgraue Grundfarbe. Die mittleren Körperabschnitte sind gelb ge- randet. Rückenlinie dunkel, Nebenlinien weiß, setzen sich auf dem Kopfe fort. Zwischen diesen und den Seitenwülsten zieht sich in welliger Form die Stigmale, die braun aussieht und oft durch eine undeutliche weiße Linie geschmückt ist. An ihrem unteren Ende liegen die Luft- löcher. Der Seitenwulst sieht weiß aus. Kopf, Nackenschild und Afterklappe von Körperfarbe; ersterer schwarz sgetupft, zweites mit drei weißen Längslinien, After- klappe dreieckig, mit großem schwarzen Punkt. Der Körper mit feinen, weißen Wärzchen besetzt, die schwarz umrandet sind, welche Umranduns oft in unregel- mäßige, große, schwarze Flecke abändert. Bauchseite hellbraun mit ockergelber Ven- trale, die zwischen zwei weißen Nebenlinien läuft. Verwandlung erfolgt in der Erde; Puppe rotbraun, schlank. Falter erscheint im Juni. Leucania straminea Ir. Jugendfarbe lederartig mit schieferblauer Dorsale; Altersfarbe strohgelb mit fünf ‚weißen Längslinien. Körper dunkel ge- kernt. Kopf platt, braungelb. Überwintert in halberwachsenem Zustande; Puppe braun. Agrotis janthina Esp., nachts an Blättern von Arum und Primula weidend. Rötlich gelbgrau mit hellerer Dorsale, die auf den hinteren Körperringen beiderseits von dunklen Flecken eingefaßt wird. Oberseite dunkel punktiert; Unter- seite hellgrau. Kopf und Nackenschild braungelb» Puppe grau. Entwickelung Mitte Juni. Cidaria quadrifasciaria (l. an mancherlei niederen Kräutern, wie Primula, Lamium u. s. w. Unbestimmtes Grün- oder Hellgrau. Die unterbrochene schwarze Dorsale ist weißlich gesäumt, die Nebendorsalen sind umgekehrt gefärbt und auf den mittleren Abschnitten (sechster bis achter) in abgesetzten Teilen nach der Hauptdorsale konvergierend. Stigmale schwarzgrau; an der unteren Kante liegen Agrotis c-nigrum L. findet man namentlich an Alsineen, auch an Epilobium und Verbascum. Die zweite Generation tritt im Juni und Juli auf. Das 492 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. graugrüne Jugendkleid mit weißen Rücken- und ebensolchen Seitenlinien ändert in ein rötlich braunes, schwarz beduftetes Alters- kleid um. Neben der weißen Rückenlinie treten dann gleichfarbige, dreieckige Flecke auf, deren Spitze nach vorn liegt und deren Hinterseite weiß begrenzt ist. Die hell- grauen Stigmalen sind schwarz eingefaßt, die weißen Stigmen schwarz gesäumt. Mamestra leucophaea View. (Bombyx fulminea und vestigalis) gehört zu den häufigsten, nächtlicherweile zu findenden Raupen. Sie weidet auf Gras und an vielen anderen Pflanzen, wie z. B. Achillea und Sarothamnus. Sie ist heller oder dunkler graubraun bereift und dunkler gerieselt. Die augenfällige Dorsale ist gelblich weiß unterbrochen und schwarz gesäumt. Zu ihren Seiten liegen zwei braune Neben- dorsalen und an den Seiten die schwachen, braunen Basalen. Der gelbliche Kopf hat gegitterte, braune Zeichnung und zwei braune Bogenstriche. Die Raupe überwintert unter | Moos und verwandelt sich in einem leichten Gespinst zu einer glänzend rotbraunen Puppe. Der Schmetterling entwickelt sich im Mai. Ebenso gemein ist Mamestra nebulosa Hufn. Die Raupe lebt als Vielerleifresserin an Gras und unter Hecken. Häufig findet sie sich auch an Verbascum. Auf der hell- braunen Oberseite liegen dunklere, rauten- förmige Flecke, die von einer hellen Dorsale durchschnitten werden. An den Seiten fallen tiefschwarze, kurze Schrägstriche auf. Die schwarzen Luftlöcher sind nach unten durch einen schwarzen Bogenstrich gehoben. Der rotbraune Kopf ist mit einem schwarzen Stirndreieck geziert. Die Verpuppung er- folgt Ende des Monats bezw. Anfang Mai in oder auf der Erde in einem mit Erd- körnern vermischten Gewebe. Die glänzend braune Puppe hat dunklere Flügelscheiden. Der Schmetterling erscheint im Juni. (Schluß folgt.) Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Von Oskar Schultz, Berlin. 119*. Scodonia pennulataria Hübn. a) Halbiert. Links 3, rechts @. — Gefangen von Herrn Dr. OÖ. Staudinger am 23. Mai 1858 bei Cadiz. — In dessen Besitz. — Briefliche Mitteilung. 122. Aspilates strigillaria Hb. b) Halbiert. Links 9, rechts 3. Flügelgrößen sehr verschieden, rechts 18 mm, links 16 mm. Färbung sehr licht, Zeichnung auf beiden Seiten gleich. Fühler rechts männlich, links weiblich. Hinterleib männlich. — In Pommern gefangen. — In der Samm- lung Wiskott-Breslau. ef. M. Wiskott, a.a. O., p. 41. c) Halbiert. (Schluß.) Rechts 9, links &. Rechte Seite weiblich, mit größeren Flügeln als links und schärfer ausgepräster Zeichnung; besonders tritt auf dem Hinter- flügel der rechten Seite die äußere Linie des gedoppelten äußeren Bogenstreifs deut- lich hervor, während sie links, auf der männlichen Seite, nur angedeutet ist. — Anfang Juni 1895 von Herrn Professor Doenitz in Krain gefangen. 122*. Eusarca badiaria Frr. a) Linker Fühler männlich, rechter weib- lich; alles übrige, also auch Leib mit (enitalien, männlich. — Im Besitz Dr. Stau- dingers. 122*#, Ortholitha plumbaria F. Halbiert. Von Herrn Alexander Heyne 1885 bei Gebweiler im Elsaß gefangen. Briefl. Mitteilung. Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. 493 Übersicht über die in Teil I und II des Verzeichnisses aufgeführten Arten unter Angabe der Anzahl der bisher bekannt gewordenen Exemplare.) Name, Stückzahl. Name. Stückzahl. Papilio machaon L. . . . 2 Lycaena hylas (dorylas) Esp. 2 Parnassius apollo Beer: 1 | Genus Parnassius m meleager (daphnis) Esp. 3) Genus Lyeaena er delius Esp. . . 7 9 Exemplare = damon Schiff. . . 1 \ 62 Exemplare n apollonvus 1 | (3 Arten). ie argiohıs L. ] (18 Arten). Pieris brassicae L.. . . . 2 EN y arion L. RN nem Ti. ann Ge a ae ee „ mapi—ab. bryoniae.O. 4 R " Ne en „ iha Schiff. — ab. Genus Apatura Bdaplidicesir » .. .07 ; celytie Schiff. . . 1f 8 Exemplare. Anthoch. cardamines L. . . 29\ GenusAnthocharis » ab. clytie Schilt. . 4 pn damone Feisth. 35 Exemplare | Limenitis popuk L. . . . a mn (3 Arten). 3 populi L. — ab. 5 euphenoides Stdgr. 2 J tremulae Esp. ; en und Zegris euph. v. menestho Men. Abart). Leucophasia sinapis L. . . 1 Vanessa urticae E3. . 0. 02.. ly Genus, Vanessa Colias palaeno v. europome » antiopa L.. . . . 1) 4 Exemplare SD ee! ” atalantan Ba (3 Arten). ® neraht Er SE | Melitaea phoebe Kn. . . . 1) Genus Helitaca 9 hyale L Als 1 ” didyma Ol Ba 3 Exemplare » hyale var. alta Stder. 1 athalia Rtbk.. . . 1 (3 Arten). » hyale var. simoda Argynmis selene Schiff. . . 1 x Stdgr. u: 1 2 nn LK IEN u Genus Argynnis „ erate Esp. I ab. pal- Genus Colias BD) paphia N: 42 Exemplare lida Stdgr. 1, 18 Exemplare » paphia L. — ab. vale- (5 Arten). » chrysotheme Esp. . 2 (12 Arten). sina Esp. 10 „» myrmidoneEsp. — ab. pandora W.\. 1 A Se alba . 1 IAirenıe aethiops Esp. 2 ae a »„ edusa F. ERBE: 3 ” var. adyte Esp. 1 (2 Arten). „ ecusa E. — ab. Bel Satyrus hermione UL. 1 z IR en. 2 enus aryrus Hübn. 1 R briseis L. 1 ee » edusa —- ab. chrysodora 1 Rn semele UL. 3 aha: » Marco-Polo Grum. . 1 5 statilinus L. 1 Rhodocera rhamni L. . .29 a Parar ge maera L. 5 1 57 X [5 ine 5 cleopatra L. : \ @ sn Epinephele Iycaon Rott. N Breunplare Thecla ilieis Esp. R 2 » Janira L. 8 (2 Arten). „ Tascila (fasciata)Brem. 1 = Triphysa phryne Pall. 3 Polyommatus virgaureaeL. . 2 ae Acherontia atropos 16% 1 » var. eurybia 0. 1 kenn Sphinz convolvuli L. 6 & aleiphron 165 lf 9 Exemplare | Deilephila N = | e : en Bi amphidamasEsp. 5 (4 Arten.) er euphorbiae U. a Lycaena aegon S.\V. 6 ” elpenor L. ] (4 Arten). 5 argus 1b, # 3 ” nerü L. 6) e hyrcana Lid. . 1 Smerinthus tiliae L. 3 ” orbitulus Esp. 1 D) ocellatus L. 2 | Genus Smerinthus eros ©. { 1 > hibr. hybridus 66 Exemplare r icarus Rtb. es) 22 & Westw. | (4 Arten). 5 ab. icarinus Se. 1 ee % popuk L.. . . 54 ” eumedon Esp. — ab. (18 Macroglossa siellatarum L. . 1 fylgia Spgb. . amanda Schn. . . escheri (agestor) Hb. bellargus(adonis)Rtb. aenabellargus Rtb. corydon Hb. . PHrV+eao- Trochilium apiforme L. Ino ampelophaga Hb. DRUM EENNENES Zygaena var. confluens — var. orobi . „ romeo var. amade *) Die Anordnung erfolgt nach dem Katalog von Dr. ©. Staudinger. 7 Exemplare 4 N Genus Ino 1 (2 Arten). Genus Zygaena ıl 2 Exemplare 1 (2 Arten). 494 Gynandromorphe (hermaphroditische) Macrolepidopteren der paläarktischen Fauna. Name. Stückzahl. Setina aurita Esp. — var. ramosa Fabr. 1 Emydia striata L. . 1 Nemeophila russula L. 1 Arctia villica L. 3 » Purpurata L. ee 8 Exemplare „ castantsp” . 2 di uen) „ latreillei God. 1 Spilosoma mendica L. l Hepialus sylvinus L. 1 Heterogenea limacodes Fabr. 1 Orgyia gonostigma F. . 1 ». antiqua L. . Ä 1 Dasychira pudibunda L. 2 Leucoma salieis L. 2 Psilura monacha UL. ee & monacha L. — ab. eremita O. Ra Ocneria dispar L. . 82 Bombyx& cerataegi L. 4 # franconica Esp. 3 Es alpicola Stdgr. 2 Me castrensis D 5 8 3 castrensis v. veneta StdfB. 1 E neustria L. 2| Genus Bombyz ER lanestris L. 5, 2 Bemmplame ; trifolüi Esp. 4 Se r Ne „ tr ifoli — var. medi- nee caginis . 1 var. medicaginis Bockh. 1 quercus [N a % rubi UL. 1 Lasiocampa potatoria L. I albomaculata Brem. Fl quercifolia L. . 2 # ee - Genus Lasiocampa ee ’ iieifoha L. . » 4 r Be BR RR 77 pinivar.montana | fase. ab. excellens Butt!. 4 Endromis versicolora L. . 7 Saturnia pyri Schiff... . . 4 = spini Schiff. 2 „ pavonia a Genus Saturnia fpavonia L. l\ 59 Exemplare hybr. nu \pyri Schiff. u hybr. Risiüi Stdfß. . 3 ; caecigena Kup. . | Summa : (6 Arten). Name. Stückzahl. Agba taul.. . 7 ab. fere nigra Stafß. 4 E; es „ ab. nigerrima Stdfß. 2 3 Harpyia erminea Esp. N a er ® vinula L. . 3 (2 Arten). Lophoptery& carmelita Esp.. a! Onethocampa processionea L. 1 Pygaera spec. incerta . 1 Demas coryli L. 1 Aeronycta aceris L. e alni L. Panthea coenobita Esp. Agrotis conflua Fr. „ exclamationis L. „». segetum Schiff. Mamestra leucophaea Viw. Luperina haworthii Ourt. Nonagria sparganii Esp. Rusina tenebrosa Hb. : Dieycla oo L.— ab.renugoHw. Calymnia trapezina L. Catocala lara ; & elocata Esp. . Hypena rostralis L. Geometra papilionaria L. Aecidalia virgularia Hübn. — var. Bischoffaria „» humifusaria Ev. ee quercinaria (angu- laria) . » quercaria Hühn. Selenia lunaria Schiff. Himera pennaria L. Angerona prunaria L. vr prunaria L. — ab. sordiata Biston zonarius . . „ stratarius (prod. ) Teer Boarmia repandata U. lichenaria Hufn. crepuscularia Hb. Ginophos dilueidaria Hb. Psodos coracina Esp. . Athroolopha pennigeraria Hb. Ematurga atomaria UL. Bupalus piniarius L. . Fidonia var. artemisiaria Scodonia pennulataria Hübn. Cleogene lulearia T. wor liaria) . . , Aspilates strigillaria Hb. Lythria purpuraria L. Eusarca badiaria Frr. Ortholitha plumbaria F. . Cidaria trifaseiata Bkh. 1) Genus Acronyeta a FRrHmHrtkeoVDDHtHhAalb m Deo. Hb 2 1 2 1 1 1 1 L 1 2 4 1 1 l 3 2 1 1 l Exemplare (2 Arten). Genus Agrotis 4 Exemplare (3 Arten). 189 Arten resp. Abarten und Variationen in 749 Exemplaren. Bunte Blätter. 495 Und zwar: Rhopalocera (Tagfalter) Sphinges (Schwärmer) . Bombyces (Spinner) . Noctuae (Eulen) “ Geometrae (Spanner) . . . .... a RR ” bp) - „ 290 } IO=°,; „020 3 2 55 ER 7, sy Summa: Paläarktische gynandromorphe Macrolepidopteren 189 Arten mit 749 Exemplaren. Verbindung von Stammform und Aberration resp. Varietät. Pieris napi L. — ab. bryoniae O. Colias erate Esp. — ab. pallida Stdgr. Colias myrmidone Esp. — ab. alba. Colias edusa F. — ab. helice Hübn. Lycaena eumedon Esp. — ab. fylgia Spgb. Apatura ilia Schiff. — ab. elytie Schiff. Limenitis populi L. — ab. tremulae Esp. ‚Angerona prunaria L. Argynnis paphia L. — ab. valesina Esp. Setina aurita Esp. — var. ramosa Fabr. Psilura monacha L. — ab. eremita O. Bombyx& irifolii Esp. — var. medicaginis. Dieycla oo L. — ab. renago Hw. -- ab. sordiata. Acidalia virgularia Hübn. — var. Bischoffaria. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. 1E „Feinde der Kulturschädlinge“, be- lehrt uns die Überschrift über dem Eingange in den ersten Raum der wissenschaftlichen Abteilung; nützliche Insekten also sind es, welche dort ausgestellt erscheinen. Wenn auch die Schädlinge das allgemeinere Interesse beanspruchen werden jenen meist nächtlichen oder winzigen Tierchen gegenüber, und wenn auch der Nutzen der letzteren erst aus der Kenntnis der Schädlichkeit der ersteren eine entsprechende Beleuchtung erhält, so ist doch diese Anordnung als eine vorteilhafte _ an- zuerkennen, einerseits, weil sich diese Gruppe bei ihrem notwendigerweise verhältnismäßig geringen Umfange (Raum 1 und teilweise 2) zu sehr verlieren würde — dies wäre recht zu bedauern! —, andererseits aber so auch nur ein voızüglicher Übergang von den tierischen zu den pflanzlichen Parasiten gewonnen wird. Das Naturhistorische Museum zu Hamburg (Direktor Dr. Kraepelin) führt zunächst in vier Kästen eine Übersicht der unter jene Rubrik fallenden Insekten vor. Die Sauberkeit der Präparation und Feinheit der Aufstellung sprechen hier wie auch in den weiteren Präparaten außerordentlich an; sie sind bewundernswert. Leider ist die Biologie sofort im Kasten 1, welcher die Käfer enthält, völlig unberücksichtigt gelassen, gerade hier ein wesentlicher Mangel, da manche der Larven den Imagines an Gefräßigkeit nichts nachgeben. In systematischer Anordnung zeigen sich gegen 30 Arten der Gattungen Oicindela, Carabus, Calosoma, Homalota, Phloeo- | das pora, Süpha, Ips, Rhizophagus, Colydium, Laemophloeus, Platysoma, Olerus, Coceinella.. Dann folgen, ebenfalls in rein syste- matischer Behandlung, die Hymenopteren (ca. 30 Species). Zwar ist auch hier die Etikettierung eine sehr durchdachte, stets auf die Lebensweise kurz, aber prägnant hinweisende, doch vermag sie das Biologische gewiß nur in geringerem Grade zu ersetzen. Um so mehr fällt es auf, daß der Kasten 3 wohl endlich Biologisches, aber ohne jede Benennung, enthält: Papilio, Zygaena, Harpyia (Sehädlinge?) und andere, auch exotische Puppen mit ihren vier- und zweiflügeligen Parasiten; die Gespinste sind teils auf- geschnitten, um die Tachinen-Tönnchen zu zeigen. Im Kasten 4 eröffnen die Zusammen- stellung eine Reihe von biologischen Prä- paraten der Kohlweißlingsraupe mit ihrem bekannten Schmarotzer Microgaster glomeratus. Hieran schließen sich eine Reihe von Arten (15 Species) der Raubtliegen, Tachinen und Schwebfliegen, denen Vertreter der Ordnung der Netzflügler (Myrmeleon, Ohrysops, Hemerobius, Panorpa, Rhaphidia), endlich einige Schnabel- kerfe folgen; dieses wieder rein systematisch, aber mit Hinweisen auf die Lebensweise der einzelnen Arten, wie „Lebt in...“, „Nährt sich von Insekten“ u. s. w. Eine selten schöne Ausstellung nützlicher Hymenopteren in wesentlich systematischer Behandlung bietet weiter Herr Dr. : Schmiedeknecht, Blankenburg i. Th. Die Präparation der Tiere, besonders auch der kleinen und kleinsten Schlupfwespen auf Silberdraht, ist musterhaft. Leider möchte die etwas zu kleine Schrift der sonst sorg- fältigen Etikettierung den Besuchern nicht selten das Verständnis erschwert haben. Kasten 1 und 2 geben eine Übersicht über Heer der Ichneumonen, 1 ungefähr 496 Bunte Blätter. 65 Ichneumoniden-Species, 2 Repräsentanten der übrigen Gruppen in größerer Anzahl, denen sich einige sSirex- Species anschließen, bei welchen, eingeschlossen von nützlichen Ver- tretern ihrer Ordnung, die Charakteristika ihres Schadens allerdings recht entbehrt werden. Sehr bemerkenswert ist Kasten 3, welcher enthält: 1. Raupen von Smer. populi, durch Microgaster zerstört; 2. Raupen von Arctia caja, vernichtet von Apanteles cajae; 3. Eier von Bomb. castrensis, denen Troctotrupiten (Teleax phalaenarum) entschlüpft sind; 4. Schild- läuse an der Johannisbeere, durch Eucyrtiden zerstört; 5. S'childläuse am Blattgrunde von Dracaena, vernichtet durch die Eucyrtiden- Gattung Aphelinus; 6. Comys scutellata und Cerapterocerus mirabilis, Hauptfeinde der an den Obstbäumen lebenden Schildläuse. Diese letzteren biologischen Präparate sind einzig und hoch zu schätzen, da sie in vorzüglicher und vollkommener Darstellung (die Jugend- stadien in Spiritus) die Biologie dieser winzigen, daher wenig gekannten, aber eminent nützlichen Tierchen vorführen. Es folgen dann, wie weiterhin in rein syste- a ener Behandlung, gegen 100 deutsche Tolymiden- und Eueyrtiden-Arten. Der Kasten 4 enthält fernerhin ungefähr 60 Arten „Einsame Sammelbienen“ (Rosen- blätter, von Megachile ausgeschnitten, das einzig Biologische) und 30 Arten „Schmarotzer- bienen“, Kasten 5 und 6 20 Bombus-Species nebst prächtigen Varietäten wie 6 Psithyrus-Species. Da die Hummeln u. s. w. doch nur durch ihren Blütenbesuch der Fremdbestäubung im Pflanzenreiche nützen, ein Nutzen der Insekten, welcher auch von den anderen Ausstellern mit Recht gewürdigt und demonstriert wird — worüber ich im weiteren referieren werde —, ist der Titel für diesen Raum: „Feinde der Kulturschädlinge“ gänzlich verfehlt, anderer- seits ist sehr zu bedauern, daß dieser inter- essanten und höchst wichtigen Seite der Insektenbiologie, wenn sie einmal berück- sichtigt werden sollte, und dies erachte ich für recht wünschenswert, keine abgerundete, klare Fassung verliehen wurde. Abgesehen davon, daß die Ausstellung des Herrn Dr. Schmiedeknecht in mancher Beziehung einseitig zu nennen ist — es war offenbar nur die Absicht desselben, einen Einblick in seine speciellen einschlägigen Studien zu gewähren! —, so muß nicht nur der ento- mologische Wert derselben hoch geschätzt werden, sondern es wird auch mancher der Besucher in ihrer Eigentümlichkeit ergänzende Belehrung gefunden haben. Schr. seobachtungen aus dem Insektenleben. In No. 20, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift für Eintomologie‘“ schreibt Herr E. K. über „Wasser- käfer als Opfer einer Sinnestäuschung“. Mich erinnern die darin gemachten Beob- achtungen an den Fund einiger Wasserkäfer der Genera Agabus, Ilybius und Dytiscus, den ich vor einigen Jahren unter sonderbaren Umständen am elektrischen Lichte des Bahn- hofes zu Karlsruhe machte; insbesondere handelt es sich dabei auch um den großen, pechschwarzen Schwimmkäfer Dytiscus lalissi- mus. Es war gelegentlich eines Besuches Kaiser Wilhelms II. am hiesigen großherzog- lichen Hofe. Wie immer bei solchen hohen Besuchen, waren die aus dem Fürsten-Salon nach dem Bahnsteig führenden Thüren mit Fahnen, Blumen und Guirlanden reich dekoriert. Als ich spät abends gegen Il Uhr noch über den Perron schritt, fand ich auf den die Thüren umsäumenden Fahnentüchern eine Anzahl Schwimmkäfer obiger Gattungen vor, die keine Miene machten, sich von ihrem luftigen Sitze fortzubegeben, vielmehr voll- ständig ruhig dasaßen. Ich nahm eine kleinere Anzahl derselben mit. Wie diese Tierchen nun gerade dorthin gekommen sein mögen, ist mir nicht ganz verständlich geworden, und konnte ich mir als einzigen Grund ihrer Anwesenheit nur die Anziehung durch das elektrische Licht denken; nun mag; aber vielleicht auch hier in diesem Falle die hell erleuchtete Gasfläche des Daches der Perronhalle sinnes- täuschend gewirkt und die Tiere einem ver- meintlichen Wasserspiegel zugeführt haben. Merkwürdig bleibt immerhin das spätere Ausruhen der Tierchen auf den bunten Fahnentüchern, während auf dem hell er- leuchteten Perron kein Stück zu sehen war. Ich habe weder früher noch später je wieder eine derartige Beobachtung gemacht. Im Laufe des Frübjahrs beobachtete ich wiederholt, besonders bei Lahr im Schwarz- walde, daß gewisse Vanessen nach der Überwinterung gern an den Blüten von Obst- bäumen saugen, so fand ich beispielsweise bei Steinach sehr zahlreich Vanessa antiopa au blühenden Kirschbäumen, aus den Blüten- kelchen trinkend. Ich habe bisher diese Vor- liebe für Obstbaumblüten bei Vanessen noch nicht beobachtet. Es ist wohl bekannt, Schmetterlingspuppen sich gegen Treiben ıwnittels künstlicher Wärme im Winter im Zimmer höchst indifferent verhalten; in erster Linie gehört wohl zu diesen die Puppe von Pieris brassicae. Ich sammelte schon seit einigen Jahren diese Puppen im Herbste ein und brachte dieselben nach eingetretenem Froste ins geheizte Zimmer, um eine frühere Entwicke- lung der Falter zu erzielen. Die Tiere, wenn- gleich häufig bespritzt und sehr beweglich sich zeigend, kamen jedoch niemals zu einer früheren Entwickelung als im April, einer Zeit also, zu welcher der Falter auch bereits im Freien schlüpft. Es wäre wohl inter- essant, die Ursachen zu ergründen, welche eine so große Empfindungslosigkeit gegen die Einwirkung der Wärme hervorrufen. H. Gauckler. Für die BEIEEIOR: 17a Dehmanın Neudamm. daß gewisse Papilio hectorides Esp. (Brasilien) in verschiedener Beleuchtung, 497 Papilio hectorides Esp. (Brasilien) in verschiedener Beleuchtung. (Mit vier photographischen Abbildungen.) Von Dr. Chr. Schröder. Jedem aufmerksameren Beobachter wird es auffallen, daß sich die Zeichnung der männlichen Form (Abbild. 3) in ihrer Anlage auf der Ober- und Unterseite nicht deckt. Dem „Zufall“ darf das Feld nirgends in der Naturwissenschaft blind überlassen bleiben, und so regte auch diese nicht gewöhnliche, bei hectorides 8 durchaus konstante Er- scheinung zu dem Versuche eines Verständ- nisses derselben an. Schon an anderer Stelle wurde hier von mir hervorgehoben, daß die Unterseite der Tagfalter im all- gemeinen Trägerin der Schutzfärbung ist, welche in der Ruhestellung die meist leuchtenden, bunt gezeichneten Farben der Oberseite trefflich verdeckt. Wie wir diesen wunderbaren Farbenreichtum, diese mannigfaltisenZeichnungscharaktere erklären können, ist bisher in keiner Weise durchaus befriedigend erklärt worden. Gehen wir von dem Vorhandensein einer bestimmt ge- riehteten Variation aus, so leistet uns die „geschlechtliche Zuchtwahl“ für die gesuchte Erklärung schätzbare Dienste. Ob aber jene in bestimmten Grenzen nach gewissen Ge- setzen von der Längs- durch die Flecken- zur Querzeichnung fortschreitende Zeich- nungs-Entwickelung und -Variation ver- standen werden kann, ohne ein immanentes Prineip für sie anzunehmen, wage ich nicht zu entscheiden. Es ist bekannt, daß gerade die Species der artenreichen, weit verbreiteten Gattung Papilio den Studien über diese Fragen Material geliefert haben (Eimer, Haase u. a.); doch sind diese für unsere weitere Be- trachtung von nur geringer Bedeutung. Wichtig dagegen ist die Thatsache, daß wir bei den Papilio-Species durchwegs eine Schutzfärbung im gewöhnlichen Sinne auf der Unterseite vermissen. Vielmehr zeist sich dort eine, wenn auch oft in Einzelheiten minder scharfe, so doch in ihrer Anlage ganz entsprechende Wiederholung der Farben und Zeichnungen der Oberseite. Diese KEr- scheinung kann doch wohl nur erklärt werden durch das Vorhandensein einer immanenten Korrelation, einer innigen - Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 32. (Schluß.) Wechselbeziehung beider Seiten, welche das Ursprüngliche gewesen sein möchte, während das Auftreten einer gesonderte Wege gehenden, sympathisch gefärbten Unterseite erst in spätere Zeiten als not- wendige Folge eines vielleicht verschärften „Kampfes ums Dasein“ fällt. Jedenfalls aber müssen wir annehmen, daß die Ober- seite in bestimmter Entwickelung Farben- und Zeichnungs-Charaktere zeitigte und die Unterseite in derselben Richtung einfach mitgerissen wurde. Die Zeichnung der Öberflügel besteht oben wie unten, von einem wesentlich nur unterseits hervortretenden, schmalen Saum- streifen abgesehen, aus einer breiten,nach oben schmäler werdenden, hellgelben Binde, welche sich von der Mitte des Innenrandes gegen die Spitze hinzieht. Das Merkwürdige liegt nun darin, daß sich diese Binden der Ober- und Unterseite bei allen zehn untersuchten & stets in gleich gestimmter Abweichung nicht genau decken. Der nach der Flügelwurzel zu liegende Rand der oberseitlichen Binde ist stets wurzelwärts erheblich weiter gerückt, der großen Mittelzelle näher liegend als der großenteils parallel verlaufende der Unterseite; der Unterschied beträgt beispiels- weise bei einem Exemplar aus St. Catharina gegen 1!/, mm. “Schon der oberflächliche Anblick der Ab- bildung 3 läßt zweifellos die Binde der Ober- seite schräger gestellt erscheinen als jene der Unterseite. Wir sind nun berechtigt, an- zunehmen, daß die Oberseite das Treibende an der Zeichnungsentfaltung ist, daß ihr die Unterseite passiv folgt, und wir können uns weiter denken, daß im besonderen Falle dieses Auftreten derselben unterseit- lichen Zeichnung ein nicht ganz gleich- zeitiges ist; es ergiebt sich dann aus dieser Beobachtung eine Bestätigung für jenen Fundamentalsatz der Zeichnungsentwicke- lung; auch hier hat ein Übergang zur Schräg- streifung stattgefunden, oder vielmehr, er dürfte noch stattfinden, wie ich aus der festgestellten, wenn auch geringen Variation schließe. Auffallend ist mir auch die Ver- 1897. 498 Papilio hectorides Esp. (Brasilien) in verschiedener Beleuchtung. schiedenheit der Randbegrenzung nach innen | Flügels. In welcher Weise diese Änderung und nach außen, hier scharf, dort verloschen, als ob durch weiteres Vorwärtsdringen der gelben Schuppen nach der Wurzel zu eine weitere Schrägstellung der Binde vorbereitet und erzielt werden soll. $ Nunmehr aber glaube ich jenen Unter- schied in der Lage des Binden- Innenrandes ober- und unter- seits durch eine solche Annahme eines Zurück- bleibens Unterseiten- Zeichnung verstehen können. Aus dem ver- gleichenden Studium anderer Papilio - Species, und schon allein der weiblichen Form des hecto- rides, geht ‚mit Evidenz hervor, daß die ursprüng- liche Lage dieser Binde sich mehr saumwärts parallel zu diesem (dem Außen- rande) befand; dieser ursprüng- licheren Form steht aber gerade der zu vor sich geht, ist nicht bestimmt festzustellen; vielleicht durch Ausbilden gelber Schuppen nach der Flügelspitze und dem Außenrande zu und gleichzeitiger Resorption solcher Schuppen auf der entgegengesetzten Seite, ähnlich einigen, für die Entwickelung der Raupenzeichnung beobachteten Bei- spielen. Charak- teristisch hierfür ist es jedenfalls, daß bei mehreren Exemplaren (St. Catharina, Stgr. 746) die Verhält- nisse des inneren Randes der Binde an der Spitze den gedachten gegen- über gerade um- gekehrt sind. Der Rand der unter- seitlichen Binde tritt deutlich und erheblich (bei anderen Exem- plaren weniger) wurzelwärts weiter. vor als jener der Ober- seite, nur gegen die Flügelspitze hin also. Diese Beob- achtung bildet eine wertvolle Bestätigung der die unterseitliche gegebenen KEr- Binde näher, da ’ ER { klärungen Ze nöhr sonder Abbild. 8. Papılıo'heeiorides Esp. 3 (Un). de sich en Mittelzelle ent- Ober- und Unterseite. hauptsächlich fernt in ausge- auf. den mehr prägterer Parallel - Richtung zum Saume |mittleren Hauptverlauf der Binde stützen. verläuft. Während die oberseitliche Binde sich Während am Innenrande eine schrägere Stellung der Binde schon durch ein stärkeres Vordringen gelblicher Schuppen erreicht zu werden scheint, ohne daß ein sehr erheb- liches Einrücken von der anderen Seite erfolgt, verschiebt sich dieselbe in ihrem dem Vorder- rande anliegenden Teile thatsächlich ohne besondere Verbreiterung in die Spitze des dort der Mittelzelle nähert unter Zurück- lassen der unterseitlichen in ihrer phylo- genetisch älteren Lage, wendet sie sich am Vorderrande nach dem Saume zu, und wieder bleibt die Unterseite etwas zurück, das erstere Mal aber saumwärts, dieses Mal nach der Wurzel hin. Entsprechend wird schon aus der Ab- Papilio hectorides Esp. (Brasilien) in verschiedener Beleuchtung. 499 bildung, abgesehen von dem Eee Besnbuns der die Binde durchlaufenden Streben derselben, innen hin vorzueilen, zu erkennen sein, daß die oberseitliche Binde sich wurzelwärts am meisten am Innenrande von der unterseit- lichen entfernt. Das Princip der Entwicke- lung einer Schrägstreifung aus der Längs- zeichnung wäre hiernach im wesentlichen auf die Drehung einer Strecke (der Binde) um ihren Mittelpunkt zurückzuführen. Findet dann das Vorwärts- schreiten nach der Wurzel zu in der Bindenmitte besonders kräftig statt, so entsteht ohne weiteres ein S-förmiger Bogen statt der einfachen Schräg- kbinde, wie hecto- rides & in manchen Exem- plaren (Sao Paolo undanderen)leise andeutet. Daßimübrigen das Motiv der Binden-Variation auf eineschrägere Stellung gerichtet ist, möchte ich daraus schließen, daß bei den Variationen in der Bindenbreite ein Schmäler- werden stets auf Kosten der dem Außenrande nächstliegenden Teile des Haupt- Abbild. 4. Paptlio hectorides Esp. 2% (Ve). Ober- und Unterseite. am Innenrande nach | Rippen in dieser; während dieselben auf der unteren Bindenhälfte wegen der Über- einstimmung ihrer gelblichen Färbung kaum bemerkt werden, nehmen sie auf der anderen Hälfte eine derart starke, schwärzliche Bestäubung an, daß die Binde wie in einzelne Flecke zerlest erscheinen kann (St. Catharina), eine Erscheinung, die vielleicht für die Entwickelung undUmgestaltung derZeichnung: von Bedeutung ist. Die Unterseite nimmt aber auch hier nicht oder nur wenig teil. Interessant ist es, daß bei einem ähnlichen Exem- plar (Sao Paolo) der oberste entstandene Bindenfleck verschwunden ist, welcher unter- seitsbeimehreren Stücken fehlt (Nova Friburgo, St. Catharina). Doch möchte ich mich nicht in wei- teren Erklärun- gen verlieren und über die Betrach- tung der Unter- flügel hinweg zu einer kürzeren Untersuchung der weiblichen Form übergehen. Es entsteht hier sofort die Frage, ob beide so verlaufes ermöglicht zu werden scheint, wie | Zeichnungsformen, sowohl die des Männchens klar daraus hervorgeht, daß der hakige|wie jene des Weibchens, in Beziehung zu Bogen derselben in der Flügelspitze dann einen um so stumpferen, schärferen Winkel besitzt. Bezeichnend mag es ebenfalls ge- nannt werden, daß in solchen Fällen einer schmalen, oberseitlichen Binde der äußere Rand der unterseitlichen nach dem Saume hin übersteht. Eigenartig ist noch die verschiedene einander zu setzen sind. Denn besonders die Tagfalter-Zeichnungen möchten nicht selten auf den Flügeln der männlichen Tiere zunächst auftreten, sich dann mehr oder minder vollständig und gleichzeitig auf die weiblichen vererbend. Wären also Grund- verschiedenheiten in dieser vorhanden, so 500 Eine Winterzucht von Arctia caja 1896 mit einigen Bemerkungen etc. würde das Zusammengehören beider Formen um ein weiteres unwahrscheinlicher geworden sein. In der That besitzen sie nun aber durchaus keine Zeichnungsverschiedenheiten, welche einander irgendwie ausschlössen. Ja, ich möchte sogar aus besonderen Erscheinungen folgern, daß in der zweiten Form (s. Abb. 4) eine ausschließlich weibliche zu erblicken ist. Die außerordentliche Variation in der Breite und Schärfe der Binden wird mir nur in der Wertlosigkeit derselben für ihren Träger erklärlich, Binden, deren phylogenetisch ältere Form, der männlichen gegenüber, nicht zu verkennen ist. Als rein weibliche Form betrachtet, würde für diese Veränderlichkeit ihrer Haupt- Zeichnung geltend gemacht werden können, daß sie, aus immanenten oder anderen Gründen, der männlichen Zeichnungsent- wickelung nicht weiter hat folgen können | oder mögen, daß aber diese ursprünglichere Zeichnungsstufe für die Art jetzt keinen schwommen, bald von ziemlich gleichmäßiger Stärke und Breite, bald stellenweise, be- sonders, aber nicht ausschließlich, am Vorder- und Innenrande verbreitert, aber unklar. Auch die verhältnismäßige Lage der Binde ober- und unterseits variiert, und ebenso ist ihr Verlauf nicht immer gleich gerichtet. Selbst über die Art, wie das Verschwinden der weißen Binde allmählich von statten sehen möchte, konnte aus dem vor- liegenden Material nichts Sicheres fest- gestellt werden. Ausgezeichnet war in dieser Beziehung ein als torguatinus 2 be- zeichnetes Stück, welches das Weiß der fast verloschenen Binde nur noch an den regelmäßig schwarz bestäubten Rippen schwach erkennen ließ. Bei einem @ aus St. Paulo bemerkte ich auch ein ähnliches Auflösen in Flecke bei dem vorderen Teile der Binde, wie vorher bei einigen männ- lichen Exemplaren angegeben wurde. Es möchte aber ein näheres Eingehen Wert besitzt und sich allmählich verlieren !auf diese Verhältnisse der weiblichen Form dürfte. Denn diese Art der Variation wird nicht als die Möglichkeit, zu einer höheren Zeichnungsform zu gelangen, gelten können. Unter den 15 untersuchten Weibchen befinden sich 5 -+ (4), bei welchen die Binde der Oberflügel auch oberseits mehr oder minder klar zu verfolgen ist, vier weitere, bei denen sie dort nur angedeutet erscheint, endlich zwei hübsche Varietäten, bei denen sie oberseits völlig verschwunden ist, unter- seits aber noch erkennbar bleibt. Auch aus dieser Beobachtung geht mir hervor, daß jene Variation eine rückschrittliche ist; jenes Stehenbleiben der Unterseiten-Zeichnung auf einer höheren Stufe ist, gemäß unserer früheren Deduktionen, gar nicht anders zu erklären. Im übrigen läßt sich auch für die Variation der Binde nur schwer oder kaum eine Regel gewinnen; es fehlt ihr eben der Bildungsdrang in eine bestimmte Richtung. Die Binde erscheint bald mäßig breit und scharf weiß, bald strichartig schmal und ver- entbehrt werden können, selbst wenn ein größeres Untersuchungsmaterial weitere Anhaltspunkte für bestimmte Schlüsse liefert. Auf einige interessante Beobachtungen, namentlich an der Fleckenzeichnnng der Hinterflügel, hoffe ich später zurückzukommen. Aus den Betrachtungen über die Zeichnung der beiden Formen möchte die Möglichkeit eines Zusammengehörens derselben sehr wohl abgeleitet werden können, um so mehr, als die sechs weiblichen Exemplare, welche die Binden scharf erkennen lassen, in den Rand- verhältnissen ihrer Binden und anderem den- jenigen der männlichen nahe kommen, also gewissermaßen einen Anlauf zu derselben Entwickelung genommen zu haben scheinen. Zwar scheint die Ansicht des Herrn Peters aus seinen biologischen Beobachtungen mit einiger Bestimmtheit (Seite 486, I, Zeile 2 von unten lies entsprechend!) gefolgert werden zu können; aber ein Irrtum wäre jedem gewissenhalten Beobachter möglich und verzeihlich. Eine Winterzucht von Arctia caja 1896 mit einigen Bemerkungen über die Entstehung von Aberrationen. Von H. Gauckler in Karlsruhe i. B. Ende August des Jahres 1896 erhielt ich [etwa nach acht Tagen; ich beschloß, diese ca. 200 befruchtete Eier von Arctia ceaja.| Tiere zu treiben, um möglicherweise die Die Räupchen schlüpften Anfang September, | Falter im warmen Zimmer gegen Ende o Eine Winterzucht von Arctia caja 1896 mit einigen Bemerkungen etc. 501 Dezember zu erhalten. — Gleichzeitig aber sollte der Hauptzweck dieses abermaligen Versuches der sein, konstatieren zu können, inwieweit besondere äußere und innere Ein- flüsse eine Wirkung auf Färbung, Zeich- nung und Größe der Tiere ausüben. Ich legte daher einem Teil der Räupchen sofort Salat vor, einem anderen Teil Symphori- carpus racemosus (Schneebeere). Die mit Salat gefütterten Räupchen gediehen besser als die mit Schneebeere gefütterten. Häutungen fanden im ganzen sechs statt, und zwar: die erste Häutung nach etwa acht Tagen des Schlüpfens, die zweite Häutung gegen Mitte September, die dritte Häutung von Mitte bis Ende September, die vierte Häutung von Ende September bis Anfang Oktober, die fünfte Häutung gegen Mitte Oktober, die sechste Häutung vom 20. bis 25. Ok- tober. Bis zur vierten Häutung waren sämtliche Raupen so ziemlich gleichzeitig gediehen, von da ab jedoch wollte ein Teil der Tiere nicht mehr weiter fressen. Die Raupen setzten sich in die Ecken und an den Deckel des stets dunkel gehaltenen Zwingers und verharrten dort in einem Ruhezustand, gleichsam als Einleitung zu ihrem sonst in der Natur nun bald beginnenden Winter- schlaf. Ich ließ diese Abteilung in ihrem Zuchtkasten und stellte denselben ins Freie. Der andere Teil der Raupen jedoch, etwa 36 Stück, wuchs vollständig heran, und spannen sich diese fast sämtlich in den | oberen Ecken und Seiten des Raupenzucht- kastens ein, also ganz gegen ihre Gewohn- heit in der Natur, wenngleich denselben die nämlichen Verhältnisse und Bedingungen zum Verspinnen in Moos, Erde, Laub u. s. w. geboten waren. Ich fand bei einer späteren Revision der beiden Zuchtkästen, in welchen ich die beiden Teile getrennt gezogen hatte, nur eine einzige, an der Erde mit Moos ver- sponnene Raupe vor. Die Gewebe, welche die Tiere gefertigt hatten, waren von weißer Farbe und außer- ordentlich dicht und meist aneinander gereiht, zum Teil auch ineinander, d. h., es hatten sich zwei Raupen beim Spinnen gegenseitig gestört, und waren die Kokons nicht voll- ständig für sich abgeschlossen. Etwa 15 Raupen waren nach der fünften Häutung eingegangen, und war es mir nicht möglich gewesen, die Krankheit zu erkennen. Die ersten Gespinste erhielt ich bereits am 30. Oktober, am 25. November waren über 20 Kokons vorhanden. Zu meinem großen Erstaunen, gleichzeitig aber auch zu meiner großen Freude, schlüpfte bereits am 1. Dezember ein Z mit breiten, weißen Binden und sehr intensiv rot ge- färbten Unterflügeln. Diesem folgten am 3, 42, 9.500:,29.,.12:, 19., 14,18. und 19, De; zember eine weitere Anzahl ZZ und 29 in ziemlich gleicher Geschlechtsverteilung. Alle diese geschlüpften Stücke sind mit geringen Abweichungen normal in Färbung und Zeichnung, zeichnen sich jedoch vor dem gewöhnlichen Typ durch das Vor- handensein einer weiteren weißen Binde nach der Flügelwurzel bin aus; dieselbe ist entstanden durch Verlängerung des inneren, weißen Vorderrandfleckes bis zur nächsten horizontalen Binde und zieht sich bei einigen Stücken bis zum Innenrand der Ober- flügel hin. Beide Teile, die mit Salat gezogenen Tiere, wie auch die mit Schneebeeren gezogenen, sehen sich vollständig gleich, und ist besonders das Rot der Unterflügel bei sämtlichen Faltern ein sehr lebhaftes. Es hat also weder die Fütterung mit Salat, noch die mit Schneebeeren irgend einen Einfluß auf die Bildung der Farben ausgeübt, und ist hierdurch von neuem der Beweis erbracht, daß die Fütterung ein durchaus nebensächlicher Faktor bei Ent- stehung von Aberrationen überhaupt ist. Schon gelegentlich einer früheren Zucht von caja, bei welcher ich eine außerordentlich seltene, ganz dunkle Aberration zu erziehen das Glück hatte, habe ich darauf hinge- wiesen, daß weder Futter noch Licht irgend- welchen Einfluß auf die Entwickelung dieses Tieres haben konnten, da auch damals alle übrigen geschlüpften Falter vollkommen normal gebildet waren. Durch meinen neuesten Zuchtversuch habe ich aber auch zur Evidenz nach- gewiesen, daß auch das Licht, besonders das direkte Sonnenlicht, absolut von keinem Belang auf die Farbenbildung sein kann, wenigstens bei Nachtfaltern; beide Zucht- kästen hatte ich von Anfang der Zucht an vollkommen dunkel gehalten, und verblieben 502 Nächtlicher Raupenfang. auch die Puppen im Dunkeln. Es muß dieser Umstand besonders ins Gewicht fallen, da die caja-Raupe bekanntermaßen sehr das direkte Sonnenlicht in der Natur liebt, wie die meisten Arten der Gattung Arctia und ihrer Verwandten. Unser hochverdienter Entomolog, Herr Dr. Standfuß in Zürich, hat schon in seinem so vortreffliehen Handbuch darauf hinge- wiesen, daß die Neigung zur Bildung von Aberrationen lediglich eine individuelle Ver- anlagung ist, und es eben ein Zufall oder Glücksfall ist, wenn eine Aberration erbeutet oder gezogen wird. (Siehe Handbuch II. Auflage, Seite 213 und folgende, ferner Seite 321 und 322.) Wohl aber sind es die Einflüsse höherer resp. niedrigerer Temperaturen und ins- besondere die Gesetze der Vererbung, welche Änderungen in Farbe und Zeichnung hervorzurufen im stande sind. Das Gesetz der Vererbung war es auch, welches die vorhin erwähnte weiße Binde bei all den Faltern hervorgebracht hat; das @, von welchem die Eier meiner Zucht stammten, war mit einer solchen Binde geschmückt! Wir können darum Herrn Dr. Standfuß nicht dankbar genug dafür sein, daß er uns den richtigen Weg gezeigt hat, auf welchem Farben- und Zeichnungsbildungen vor sich gehen. Das nun relativ so überaus günstige Ergebnis dieser meiner Winterzucht von caja schreibe ich nicht zum letzten den Temperaturverhältnissen zu, welchen die Tiere während der Zeit ihrer Entwickelung ausgesetzt waren. Es schwankte die Temperatur im ganzen zwischen + 10° R. nachts und + 19° R. am Tage, also sehr regelmäßig wieder- kehrende Schwankungen, wie sie in der Natur nicht, oder doch nur selten, vor- kommen. Dem Umstande dieser ziemlich gleich- mäßigen Temperatur schreibe ich auch die so überaus schnelle Entwickelung, be- sonders der Puppen zu Faltern, zu. Die längste Zeit vom Verspinnen der Raupe bis zum Schlüpfen des Falters betrug vier Wochen, die kürzeste Zeit nur 17 Tage, durchschnittlich drei Wochen — 21 Tage; eine Entwickelung dieses Spinners, wie ich solehe im Freien, selbst im Hochsommer, noch nicht beobachtet habe. Die erhaltenen Falter zeichneten sich außerdem noch durch großeLebensenergieaus. Über weitere Zuchtresultate, besonders aus einer event. Inzucht, behalte ich mir vor, später zu berichten. Nächtlicher Raupenfang. Von Schenkling-Prevöt. Vereinzelt und nicht besonders se fängt man jetzt auch Hadena bastlinea F. Die braungraue Oberseite zeigt vier weiß- liche Dorsalen und zwei feinere Seitenlinien. Jeder Ring ist mit vier schwarzen Punkten geschmückt. Die Luftlöcher sind schwarz. Die weißlichen Basalen sind nach oben schwarz gesäumt. Nackenschild und After- klappe haben auf dunkelbraunem Grunde drei weiße Striche. In der Jugend lebt die Raupe in Getreide- und Maisähren; nach der Überwinterung nährt sie sich von Gräsern. Die Puppe ist rotbraun. Der Falter erscheint Ende Mai. (Schluß) Boarmia gemmaria Brahm (rhomboidaria Hb.). Aufgraubraunem Grunde hat die Raupe eine zum Teil verwischte dunkelgraue Rückenlinie; auch die gelben bezw. weißen, rautenförmigen Zeichnungen auf dem Rücken sind häufig undeutlich. Die dunkelgrauen Nebendorsalen sind weiß- lich eingefaßt. Die Stigmale ist nur um die weißen, schwarz eingefaßten Luftlöcher sichtbar. Am fünften Segment steht unter dem Luftloch ein gespaltener, gelbbrauner, weiß und schwarz gepunkteter Höcker. Über den bräunlich gefärbten Unterleib zieht sich eine doppelte, schmutzigweiße Ven- trale mit Seitenlinien. Die braungrauen Füße sind schwarz betupft. Die Raupe lebt Nächtlicher Raupenfang. 503 polyphag an Schlehen und Obstbäumen. Die dicke Puppe sieht dunkelbraun aus. Ortholitha bipunctata Schift. Blaßgelb von Farbe, mit grauer, doch un- deutlicher Dorsale und gleichfarbigen Neben- dorsalen. Ähnlich ist die Stigmale. Neben den schwarzen Stigmen befindet sich ein erhabener, rotbrauner Punkt. Unterseite mit dunkelgrauen Längslinien, die jedoch das vordere und hintere Körperende nicht erreichen. Die Füße gleichfarbig mit dem Körper; zwischen den Vorder- und Hinter- füßen eine weiße Stellee Der Kopf ist schwarz getupft und die deutlichen Warzen auch schwarz gefärbt. Die häufige Raupe nährt sich von Plantago, Lolium und vielen anderen niederen Pflanzen und ruht tags- über an der Erde verborgen. Entwickelung Ende Juli. Mania maura L. Die Raupe des schwarzen Ordensbandes hat gelbgraue Grundfarbe. Die weiße Dorsale ist auf den vier ersten Segmenten flecken- artigs erweitert. Neben der Hauptdorsale ziehen feinere Nebenlinien. Vom vierten Leibesringe ab an den Seiten gelblich weiße, schwarz gesäumte Schrägstriche in Form von umgekehrten Kommata. Über der gelben Basale liegen die gelbroten Stigmen. Auf dem elften Ringe ein gelblicher, vorn schwarz abgegrenzter Querstrich. Der braungelbe Kopf hat im Nacken zwei gelbweiße Punkte. Tagsüber ruht die Larve unter Rumex und Lamium, kommt meist in Brüchen und an|: Bachufern vor und steigt nachts auf Weiden und Erlen, deren Knospen sie verzehrt. Durch Beklopfen der Äste dieser Pflanzen wird sie oft häufig erbeutet. Die kolbige Puppe ist rötlich braun und. blau bereift. Entwickelung im Juli und August. Im Frühjahr findet man oft in Gesell- schaft auf Grasblüten die überwinterten Raupen von Hadena hepatica, H. gemina und H. unanimis. Hadena hepatica Hb. ist erdfarben, an den Seiten mehr rötlich. Jedes Segment hat vier schwarze Punkte. Die Unterseite ist graurötlich. Ventrale gelblich und zwei gleichfarbige, doch feinere Seitenlinien. Stigmen schwarz. Kopf, Schild und Afterklappe braun, letztere mit drei weißen Strichen. Lebt nach Rößler in der Jugend in einem korkzieherartig gewundenen Blatte von Brachypodium silvaticum (Zwenke), später spinnt sie sich aus zwei Blättern eine Wohnung, zuletzt lebt sie frei. Die kolbige Puppe ist kastanienbraun. Sie ist selten, dabei häufis von Schmarotzern, namentlich Pimpla-Arten, stark belästigt. Die Über- winterung nicht befallener Arten ist nach Bergmann nicht schwierig. Auf Grasblüten. Entwickelung im Juni und Juli. Hadena gemina Hbh. Grundfarbe rauchgrau mit dreihelleren Längs- linien. Zwischen denselben auf jedem Seg- ment vierschwarze Punkte. Stigmen schwarz. Über denselben eine abgesetzte, schwarze Seitenliniie.e Auf Gräsern und Primeln. Puppe braun. Entwickelung im Juni und Juli. Ziemlich selten. Hadena unanimis Hb. Die braune Grundfarbe geht bald ins Gelbe, bald ins Braune über. Drei weibliche Rückenlinien, zwischen denen nicht, wie bei jener Art, vier Punkte, sondern vier Wärzchen stehen. Stigmale weißgrau, Stigmen weiß und schwarz gesäumt. Unter- seite hellerau. Kopf und Nackenschild mehr gelb, letzteres mit drei weißen Strichen. An Sumpfgräsern, besonders an Glanzgras; bei Tage in einem zusammengesponnenen Blattelebend. Puppe braun. Entwickelung im Juni. Caradrina quadripunctata F. (cubicularis Bkh.). Grundfarbe rötlich grau, an den Seiten dunkler gerieselt. Dorsale heller, nur auf den vorderen Segmenten sichtbar. Über den Rücken zieht ferner eine Reihe weißlicher Punkte, die als unter- brochene Dorsale aufzufassen sind. Kopf und Nackenschild klein und schwarz. Über- wintert und lebt im April und Mai an Ge- treideähren, . spinnt sich ein und liefert aus einer dicken, braunen Puppe, die vier End- börstehen trägt, im Sommer den Falter, welcher häufig vor erhellten Fenstern umher- flattert. Da dieser in vielen und schönen Varietäten auftritt, so ist seine Zucht aus dem Ei, welche mit Salat leicht zu bewerk- stelligen ist, zu empfehlen. 504 Nächtlicher Raupenfang. Monat Mai: Verschiedene Arten, die im vorigen Ab- schnitt genannt wurden, treten in diesem Monat häufiger auf, so Hadena basilinea und Boarmia gemmaria. Eine neue Er- scheinung ist Bryophila perla F. Grundfarbe dunkelblau, längs des Rückens rotgelb gefleckt, Dorsale schwarz. Weiße Basalen, über denen die schwarzen Luft- löcher liegen. Der Kopf ist glänzend schwarz. Die Raupe wird mit Erfolg an Mauerflechten gesucht, besonders nach einem gelinden Regen. Tagsüber hält sie sich im Mauer- ritzen verborgen; man kann sie deshalb auch in den frühesten Morgenstunden fangen, bevor sie ihre Schlupfwinkel wieder auf- gesucht hat. Die ockergelbe Puppe ruht in einem eiförmigen Gehäuse. Entwickelung im Juli und August. : Im Mai wird auch die sonst sehr seltene Raupe der Löwenzahneule, Caradrina taraxaci Hb., gefunden. Sie hat auf rötlich braunem Grunde heller gefärbte Seitenlinien mit Nebenstreifen. Der Körper ist mit feinen, schwärzlichen Wärzchen besetzt, die je ein Härchen tragen. Luftlöcher dunkelbraun. Nahrungspflanze Rumex. Entwickelung er- folgt im Juni. Monat Juni: Deilephila borcellus L. liegt am Tage in der Nähe des gemeinen Labkrautes und ist nachts oft in beträcht- licher Anzahl auf dieser Futterpflanze (Galium mollugo) zu finden. Auch auf @. verum kommt sie hin und wieder vor. Färbung und Entwickelung bekannt. Pachnobia rubricosa F. Auf rötlich braungrauem Grunde zieht eine matte Dorsale, die von gelben, unterbrochenen Längslinien begleitet wird. Zwischen ihnen auf jedem Ringe ein schwarzer Punkt mit weißem Kern. Basale weiß und rötlich gewässert. Luftlöcher schwarz. Auf letzten Ringe ein A schwarzer Fleck mit zwei gelben Pünktchen. Der braungraue, schwarz gegitterte Kopf trägt zwei stärkere, schwarze Linien. Die Raupe dieser seltenen dem |Eule (Grundwurz-Eule) lebt an niederen Pflanzen (Galium, Stellaria u. s. w.) und ist mit Salat leicht zu erziehen. Die kolbige Puppe ist glänzend braun. Entwickelung Ende Juli und Anfang August. Orrhodia vaccinii L. Gelbbraun, an den Seiten ins Rötliche über- gehend. Drei hellere Dorsalen, zwischen denen auf jedem Ringe vier noch hellere Punkte stehen. Nackenschild dunkel, mit drei gelben Strichen. Kopf glänzend gelb- braun, mit zwei kommaähnlichen, schwarzen Strichen. Stigmen schwarz. Anfangs auf Eiche, später auf Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Preißelbeeren und Pappel- ausschlägen. Die rotbraune Puppe ruht in der Erde. Der überwinterte Schmetterling ist der gemeinste, welcher in den ersten Tagen des Frühjahrs nachts auf den Blüten von Salix caprea L. zu erbeuten ist. Odontopera bidentata (\. Die vierzehnfüßige Raupe trägt am siebenten und achten Segment stark verkümmerte Bauchfüße. Das Grau des Körpers erscheint bei den verschiedenen Exemplaren in den verschiedensten Nüancen. Die Dorsale, wie die Nebendorsalen sind dunkler bis schwarz; sie sind sämtlich unterbrochen und ordnen sich in ihren Teilen zu mehr oder minder ausgebildeten Rauten. Über den großen, weiß und schwarz umsäumten Luftlöchern läuft eine unterbrochene, schwarze Doppel- linie und unter ihnen eine’schwarze Wellen- linie, die hinter jedem WLuftloch einen schwarzen Schrägstrich bilde. Auf dem Bauche drei in Flecken aufgelöste Ventralen, die nach der Grundfarbe heller oder dunkler gefärbt sind. Kopf mit zwei durch eine tiefe Furche getrennten Höckern, die zwei ins Auge fallende, schwarze Flecke tragen. Körper mit spitzen Wärzchen besetzt. Auf dem elften Ringe ein nach hinten gerichteter Wulst. Tagsüber lebt die Raupe in Flechten, besonders Usnea, versteckt, und zwar vorzugsweise am oberen Stamme und an den starken Ästen. Das seltene Tier ist polyphag und ernährt sich im jüngeren Alter gern von Adlerfarn (Pteris aquilina). Später geht sie an Eichen, Erlen, Hainbuchen und andere Laubbäume. Die rotbraune Puppe in einem Erdgespinst. Die Hinterleibsspitze ER läuft in zwei schwach gebogene Dornen aus, die je drei Häkchen tragen. Nächtlicher Raupenfang. 505 werden. Sie überwintert unter Moos oder in einer verleimten Erdhöhle als braune Puppe. Entwickelung im Juni. Monat Juli: In diesem Monat findet man auf Kartoffel- kraut und Ackerwinde die stattlichen und bekannten Raupen von Acherontia atropos L. und Sphinxz convolvuli L. Die atropos-Raupe lebt vom Juni ab auf Kartoffelkraut und ist noch im Oktober zu finden. Die braune Puppe kommt im nörd- lichen Deutschland im Freien wohl nicht zur Entwickelung. Ich habe Raupen ge- füttert, einpuppen lassen und im Freien (in der Gartenlaube!) ihrem Schicksal überlassen. Im Frühjahr fand ich indes sämtliche Puppen tot vor, während die im Zimmer gehaltenen im November ausgekommen waren. Trachea atriplicis L. (früher Hadena und Polia atriplicis) lebt im Juli und August auf Atriplex, Oheno- podium, Polygonum hydropiper und Rumex; an letztgenannter Pflanze oft tiei unten am Stengel sitzend. Im Jugendzustande grün mit drei Reihen weißer Ausenpunkte. Später braun und schwarz punktiert. Dorsale schwarz, ihr zur Seite auf jedem Ringe vier ebensolche Punkte. Der letzte Ring hat jederseits einen gelben, schwarz begrenzten Fleck. Stigmalen gelb, Stigmen weiß und schwarz umrandet. Verwandelt sich erst im Spätjahr in eine dicke, rotbraune Puppe. Selten. Monat Sept ember: Sehr zahlreich findet sich in der letzten Hälfte des September beim Laternenschein die Raupe der Schläfereule Caradrina morpheus Hfn. Über den bräunlich gefärbten Körper zieht eine gelbliche Dorsale mit schwärzlichen Nebenlinien, die auf den mittleren Körper- segmenten einen schwarzen Schrägstrich nach der Dorsale zu entsenden. _Stigmen schwarz, Basale gelblich. Unterseite und Füße ziegelroet. Die Raupe bevorzugt schattige Bachufer, an denen Zaunwinde und Nesseln häufig vorkommen, kann aber auch mit Salat und Gänsefuß aufgezogen Im Herbst erbeutet man ferner: Caradrina respersa lb. Die dunkel gefärbte Raupe hat eine helle, breite Dorsale, in welcher zwei feine, schwarze Linien ziehen. Ferner stehen in derselben auf jedem Körperringe zwei gelblich weiße Punkte mit je einem Härchen. Stigsmen schwarz. Bauchfüße hellbraun. Tagsüber unter Rumex-Arten, namentlich Rumex sanguineus, nachts an niederen Pflanzen. Die Verwandlung zu einer hell- braunen Puppe erfolgt unter _der Erde. Entwickelung im Juli. Selten. Hadena adusta Esp. (Noctua aquilina). Die Raupe der Brandeule erbeutet man nicht selten auf Skabiose, Goldrute und Labkraut. Sie ist graugrün, meist etwas rötlich und fein gestrichelt. Jedes Segment trägt vier dunkle Wärzchen. In der heller gefärbten Stigmale liegen die weißen Luftlöcher. Der dunkelgraue Kopf ist schwarz punktiert. Puppe rotbraun. Da sich die Nährpflanzen dieser Eule bis in den Vorwinter hinein erhalten, ist die Raupe leicht zur Verwandlung zu bringen. Öfteres Bespritzen der Raupe im Herbst und Kalt- halten derselben im Winter ist zur gedeih- lichen Entwickelung notwendig. Nachdem sie aus dem Winterschlafe erwacht ist, ver- puppt sie sich, ohne weiter zu fressen, in einem Gewebe zwischen Moos, oft auch unter der Erde. Der Schmetterling kommt ım Juni, oft schon im Mai, zum Vorschein. Aus der Aufzählung dieser einzelnen Fälle geht hervor, daß die Nachtsuche der Raupen nicht nur viele Mühe und Aufmerk- samkeit, sondern auch erhebliche körperliche Anstrengungen erfordert. Der Sammler führe genau Buch und notiere alles, was auf den Fang und die Pflege der Raupen Bezug hat. Die erfolgreiche Raupenzucht erheischt neben vielem Interesse große Erfahrungen. Wollte man eine Raupe wie die andere behandeln, so würde man bald die traurige Beobachtung machen, daß eine sroße Anzahl der Pfleglinge zu Grunde geht. Jede Raupe beansprucht sozusagen eine „individuelle“ Pflege. 506 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Schmiedeknecht. In meiner Arbeit „Die europäischen Gattungen der Pimplariae“* (Zool. Jahr- bücher, 1885) habe ich mich dahin geäußert, daß gerade diese Gruppe sich am besten eignet zur Einführung in das Studium der großen Familie der Ichneumoniden. Das- selbe Urteil läßt sich über die Gattung Pimpla fällen. Sie läßt sich leicht erkennen, nur von Ephialtes ist eine scharfe Abtrennung nicht gut möglich, und ihre zahlreichen Arten bieten, weit besser als die meisten der übrigen Gattungen, Gelegenheit, sich mit der Riesenzahl der Schlupfwespenarten vertraut zu machen. Ich habe bereits im Jahre 1858 in meiner monographischen Bearbeitung der Gattung Pimpla die euro- päischen Arten eingehend behandelt. Seit dieser Zeit sind jedoch verschiedene neue Arten und sonstige Nachträge veröffentlicht worden. So hat Thomson im 13. und 19. Heft der „Opuscula Entomologica“ die Gattung neuerdings wieder kurz besprochen, Bridgman hat in den „Trans. Ent. Soc.“, London, Zuchtresultate und auch eine neue Art publiziert, Kriechbaumer hat ebenfalls eine Reihe neuer Arten beschrieben, ich selbst habe in den letzten Jahren von meinen Reisen in Nordafrika verschiedenes un- beschriebenes Material mitgebracht. Von dem Grundsatz ausgehend, daß mit der Beschreibung einzelner neuer Arten gerade aus großen Gattungen mehr geschadet als genützt wird, habe ich es lieber unternommen, auch von dieser Gattung eine tabellarische Übersicht aufzustellen und so das Auffinden der zahlreichen Arten zu erleichtern. Pimpla F. 1804 Pimpla, Fabricius Syst. Piez., p. 112 (ex parte). Kopf quer, nach hinten meist verschmäilert; Stirn mehr oder weniger eingedrückt und glatt; Clypeus deutlich geschieden, vorn gewöhnlich niedergedrückt und ausgerandet. Mandibeln an der Spitze verschmälert, mit zwei gleichen Zähnen. Augen länglich, innen mehr oder weniger ausgerandet. Fühler entweder dünn, fast haarlörmig, oder gegen das Ende schwach verdickt, Schaft am Ende tief ausgeschnitten. Thorax kräftig, das Schildchen erhaben, durch tiefe Querfurche getrennt; Metathorax kurz, meist nur mit zwei Längsleisten, selten mit Felderung, seine Luftlöcher entweder groß und gestreckt oder rund und dann meist klein; zwischen beiden Formen existieren Übergänge. Hinter- leib breit sitzend, bei den @ in der Mitte mehr oder weniger verbreitert, bei den & mehr parallel; das erste Segment an der Basis oben ausgehöhlt, mit zwei meist starken Längskielen, die Luftlöcher vor der Mitte. Die folgenden Segmente breiter als lang, nur bei einigen 3 so lang wie breit und dann der Unterschied von KEphvaltes nicht leicht, auf der Oberfläche mit starker, meist rauher Punktierung und stets uneben durch Quereindrücke und buckelartige Er- hebungen; die Endränder der Segmente wulstig und meist mehr glatt und glänzend. Die beiden letzten Bauchsegmente geteilt zum Durchtritt des Bohrers; dieser meist kürzer als der Hinterleib, seltener so lang oder ihn an Länge übertreffend. Beine kurz und kräftig, Schenkel verdickt, die Vorder- schenkel bei einigen g unten ausgerandet. Fußklauen entweder ungezahnt oder bei den @ vieler Arten am Grunde mit breit dreieckigem Zahn. Flügel mit vollständiger, dreieckiger Areola, der rücklaufende Nerv mündet mehr in oder kurz hinter der Mitte derselben, während er bei Ephialtes nahe dem Ende derselben mündet, zuweilen fast interstitial ist. Nervellus im Hinterflügel (nervus transversus ordinarius) entweder stark postfurcal, d.h., er steht sehr schräg nach oben und außen und ist in diesem Falle weit über der Mitte gebrochen, oder fast senkrecht oder schwach antefurcal und dann in oder unter der Mitte gebrochen. Arten mit gestreckten Luftlöchern des Metathorax haben meist einfache Fußklauen und einen nervellus postfurcalis, während die Arten mit kleinen und runden Luftlöchern des Metathorax (durchgängig weniger robuste Arten) bezahnte Fußklauen und einen nervellus oppositus oder antefurcalis be- Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. sitzen. — Die Gattung Pimpla schließt sich eng; an die Gattung Ephialtes an, so daß ein scharfer Unterschied zwischen beiden nicht gut zu machen ist, immerhin wäre nichts damit gewonnen, beide Gattungen zu ver- einen. Die Verschiedenheit in der Körper- form, ebenso in der erwähnten Einmündung des nervus recurrens lassen die Arten beider Gattungen, mit Ausnahme einiger Übergangs- formen, wie z. B. Pimpla terebrans, unschwer voneinander trennen. Förster hat in seiner „Synopsis der Familien und Gattungen der Ichneumonen“ die Gattung Pimpla in die nachstehenden Untergattungen zerlegt, die aber besonders wegen der Übergänge in der Form der Metathoraxluftlöcher und der Bezahnung der Fußklauen nicht als eigentliche Gattungen betrachtet werden können. Im 13. Heft der „Opuseula Entomologica* hat dies Thomson sethan, später aber braucht er wieder den gemeinsamen Namen Pimpla. 1. Metathorax an der Basis nicht gefeldert, meist nur mit zwei Längskielen als An- deutung der area superomedia. 2. Metathorax an der Basis gefeldert, wenigstens eine geschlossene area supero- und posteromedia vorhanden. 10. . Luftlöcher des Metathorax groß und deutlich, von ovaler Form oder eine Längsspalte bildend. 3. Luftlöcher des Metathorax klein und rund. 5: 3. Fußklauen beim @ ohne Zahn an der Basis. Wangen lang, Clypeus und Augen schwach oder nicht ausgerandet. Fühler- geißel dünn, mehr oder minder haar- förmig. Notauli (Parapsidenfurchen des Mesonotums) schwach oder fehlend. Nervellus stark postfurcal und weit über der Mitte gebrochen. Pimpla. Wenigstens die vorderen Fußklauen beim @ mit einem Zahn an der Basis. 4. D 4. Augen beim @ und & innen tief aus- gebuchtet. Bohrer an der Spitze abwärts gekrümmt. Wangen sehr kurz. Fühler gegen das Ende deutlich verdickt. Apechthis. Ausen bei @ und d innen tief aus- gebuchtet. Bohrer an der Spitze gerade. Fühler gegen die Spitze nicht verdickt. Exeristes. 5. 10. . Nervellus nicht gebrochen. 507 Ölypeus an der Spitze nicht nieder- gedrückt, konvex. Wangen sehr kurz. Notauli sehr deutlich. Nervellus post- furcal. Fußklauen beim @ mit Basal- zahn. Körper, namentlich innere Augen- ränder und Schildchen, mit gelber oder router Zeichnung. Tromatobia. Clypeus an der Spitze niedergedrückt. 6. Thorax und Zarte Tiere. Tromera. Nervellus im Hinterflügel gebrochen. 7. Hinterleib rot gezeichnet. .Fußklauen beim 9 mit einem Zahn an der Basis. 8. Wenigstens die hintersten Fußklauen beim @ ohne Zahn an der Basis. 9. . Nervellus im Hinterflügel stark postfurcal und weit über der Mitte gebrochen. Wangen sehr kurz. Notauli deutlich, Fühler dünn, fadenförmig. Iseropus. Nervellus im Hinterflügel senkrecht oder schwach antefurcal, in oder unter der Mitte gebrochen. Sonst wie bei Iseropus. Epiurus. . Nervellus im Hinterflügel stark postfurcal und weit über der Mitte gebrochen. Wangen sehr kurz; Augen tief aus- gerandet. Fühler gegen das Ende schwach verdickt. Notauli fehlend. Itopleectis. Nervellus im Hinterflügel nicht post- furcal, in oder unter der Mitte gebrochen. Sonst wie vorige Gattung. Eremochila. Das letzte Fühlerglied nicht länger als. die zwei vorhergehenden zusammen. Das letzte Glied der Hintertarsen doppelt oder mehr als doppelt so lang wie das vor- letzte. Wangen sehr kurz. Gesicht schwach behaart. Nervellus fast ante- furcal. Hinterleib dicht punktiert, mit schwachen Höckern. Delomerista. Das letzte Fühlerglied länger als die zwei vorhergehenden zusammen. Das letzte Glied der Hintertarsen nicht doppelt so lang wie das vorletzte. Clypeus glatt und glänzend, mit tiefer Grube. Gesicht dicht silberweiß behaart. Stigma sehr groß, Nervellus sehr schräg, weit unter der Mitte gebrochen. Stilbops. 508 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von allen diesen Untergattungen hat nur Stilbops einen eigenartigen Habitus und kann mit Recht als besondere Gattung auf- gefaßt werden. Gesicht, Das dicht weiß behaarte die Beschaffenheit des letzten Bauchsegments, das an Lissonota und Glypta erinnert, Form und Skulptur des Hinterleibes geben ihr einen von Pimpla sehr verschiedenen Habitus. ich Die beiden bekannten Arten habe mit in die Tabelle aufgenommen. — Da es nicht möglich ist, beide Geschlechter in einer Tabelle zu vereinigen, besonders wegen der verschiedenen Bezahnung der Fußklauen, sind @ und g getrennt behandelt. 1. D&D N Bestimmungstabelle der Arten. Q. Die vorderen Felder des Metathorax unvollständig, meist nur zwei Längs- leisten vorhanden. 2. Die vorderen Felder des Metathorax mehr oder weniger deutlich, wenigstens die area superomedia (das vordere Mittel- feld) stets geschlossen. (Delomerista und Stilbops). 74. . Luftlöcher des Metathorax groß, deutlich oval oder eine Längsspalte bildend. Nervellus nicht unter der Mitte gebrochen, fast stets stark schräg nach oben und außen (stark postfurcal). Bohrer meist kürzer als der Körper. 3. Luftlöcher des Metathorax kreisförmig, meist klein. Nervellus gewöhnlich in oder unter der Mitte gebrochen. 27. . Bohrer ungemein kurz, nur 1 mm. Die hintersten Schienen und Tarsen schwarz, weiß geringelt. Metathorax mit breiter Rinne. cf. eurticauda Kriechb. Bohrer weit länger. 4. . Klauen am Grunde ohne Zahn, höchst selten eines solchen. die vordersten mit Andeutung (Pimpla). 5. Klauen am Grunde mit breitem Zahn (bei einer Art ist dieser nur an den vier Vorderklauen deutlich). (Apechthis und Exeristes.) 20. 5. Fühler kräftig, schwarz. Taster, Schulter- beulen, Tegulä und Stigma gelb. Beine rotgelb, Schienenspitzen und Tarsen, mit Ausschluß Wurzel der hintersten, schwarz. Nach Taschenberg der P. ingquisitor in Skulptur und Färbung der bleichen sehr ähnlich, besonders verschieden durch die ungezahnten Fußklauen, die Stellung des Nervellus und besonders durch die dicken Fühler. Das & hat nach Ratze- burg schwarzes Gesicht, Taster und Unterseite der Fühler größtenteils gelb. Länge 11, Hinterleib 6,5, Bohrer 6 mm. — Vorliegende Art ist mir eine sehr zweifel- hafte. Kein späterer Autor erwähnt sie wieder; auch mir ist sie nie zu Gesicht gekommen. Ratzeburg zog sie aus Orgyia pudibunda, die er von der Insel Rügen erhalten hatte; vielleicht giebt das einen Anhaltspunkt. pudibundae Rtzb. Fühler schlank, haarförmig. 6. . Hinterhüften ganz oder oben rot, seltener gelb... 7. Hinterhüften schwarz. 14. . Innere Augenränder schwarz. 8. Innere Augenränder und meist auch die Spitze des Schildchens gelb. 26. . Hinterleib und Beine ganz oder fast ganz rot. cf. eleopatra und glandaria. Hinterleib schwarz oder in geringer Ausdehnung rot. 9. .Schildehen und Hinterschildehen rot. Beine rot, die hintersten Schienen vor der Basis mit weißem Ring. Kopf quer, hinten stark verschmälert, Gesicht dicht und ziemlich grob punktiert; Olypeus tief ausgerandet. Endhälfte der Fühler rötlich. Thorax schwarz, Mesonotum dicht und ziemlich grob punktiert; Metathorax grob runzelig punktiert, mit deutlichen Querrunzeln, der hintere, ab- schüssige Raum poliert. Hinterleib dicht und grob punktiert, fast glanzlos, die Endränder glänzend; die Seitenhöcker kaum angedeutet. Tegulä weißlich, Flügel deutlich getrübt, das Stigma braun, an der Basis weißlich, Areola sitzend, nervellus weit über der Mitte gebrochen. Länge 10, Hinterleib 6, Bohrer 3 mm. g unbekannt. — Der P. turionellae sehr ähnlich, bei der das Schildchen auch zuweilen hell gefärbt ist, aber die Luft- löcher des Metathorax gestreckter, Meta- thorax grob runzelig punktiert, mit deutlichen Querrunzeln. — Balearen. moraguesi Schmiedekn. (Monogr. Gatt. Pimpla, p. 479. 10. BL: 12. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 509 Schildehen und Hinterschildchen schwarz. Die hintersten Schienen selten rot mit weißem Ring. 10. Die hintersten Schienen an der Basis mit weißem Ring, meist schwarz. Segmentränder zuweilen rötlich. Beim & Mund und meist auch Schaft unten gelb. 11. Die hintersten Schienen ohne weißen Ring. Segmentränder selten hell. 12. Beine rot. Fühler schwarz. Schwarz, die Segmentränder zuweilen rötlich. Beine rot, die hintersten Tarsen und Schienen schwarz, die letzteren hinter der Basis mit weißem Ring. Flügel schwach getrübt, Stigma braun, Tegulä beim g blaßgelb, beim 9 mehr dunkel. Schaft des 8 unten meist hell. Luft- löcher des Metathorax groß, kurz oval. Hinterleib dicht punktiert, die Endränder glatt. Nervellus über der Mitte ge- brochen. Körpergröße sehr verschieden, von 5—12 mm. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. Wurde aus Gastro- pacha pini und Tortrix buoliana gezogen. Neuerdings von Mocsary aus Epich- nopteryx bombycella. Ganz Europa und Nordafrika. turionellae L. Var. 1. Schildehen weiß oder gelb gezeichnet. Beim g die Beine reich gelb gefärbt. Var. 2. Hinterleib rotbraun, nur das erste Segment schwarz. Südeuropa. Beine mehr gelb. Fühlergeißel an der Basis gelb. Die hintersten Schienen und Tarsen schwärzlich, erstere an der Basis mit weißem Ring. Verwandt mit P. examinator und turionellae, verschieden durch folgende Merkmale: Fühlergeißel des @ gegen die Basis unten gelb, die vordersten Schienen an der Spitze jäh eingeschnürt, beim g das Schildchen, Unterseite des Schaftes, Tegulä und Schulterbeulen meist weißlich. Ich halte diese Art nur für eine Form der sehr variabelen P. turionellae. flavicoxis ©. G. Thoms. (Opuse. Ent., VIII, p. 747.) Die hintersten Schienen rot, am Ende mehr oder weniger breit schwarz. Luft- löcher des Metathorax deutlich gestreckt. Schwarz, Fühler dünn, haarförmig. Ge- sicht fein punktiert, ziemlich glänzend. is: Kopf hinten stark verengt. Mesonotum ziemlich glänzend, fein und seicht punktiert; Metathorax stark runzelig punktiert; der abschüssige Raum unten glänzend. Hinterleib vorn dicht und grob punktiert, nach hinten feiner punktiert und deshalb mehr glänzend, die Höcker nur schwach angedeutet, die Endränder poliert. Beine rot, die vordersten Hüften an der Basis selten schwarz, die hintersten Schienen an der Spitze und die hintersten Tarsen schwärz- lich. Flügel deutlich getrübt, Stigma schwärzlich, an der Basis gelblich. Nervellus weit über der Mitte gebrochen. Länge 6—10 mm. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. — Das Z stimmt in der Färbung und Skulptur vollkommen mit dem @ überein. Die Art scheint mehr dem Süden anzugehören; in Thüringen ist sie mir nie begegnet. Zahlreiche Exemplare fing ich im März und April dieses Jahres bei Helouan in Ägypten. spuria Grav. Die hintersten Schienen schwarz oder schwarz mit rotem Ring. 13. Die hintersten Schienen und Tarsen schwarzbraun, die ersteren an der Basis zuweilen rötlich. Vorderhüften schwarz. Der P. instigator ähnlich, aber Thorax mehr glänzend, Brustseiten feiner und zerstreuter punktiert, Hinterhüften ganz oder teilweise rot. Flügel deutlich ge- trübt, Stigma braun. Hinterleib entweder ganz schwach oder die Segmentränder - schmal rötlich. Beim & die Hinterhüften L. 10—15 mm. Bohrer - unten schwarz. von halber Hinterleibslänge. Nördliches Europa. aretica Zett. Die hintersten Schienen und Tarsen schwarz, die ersteren in der Mitte mit rötlichem Ring. Metapleuren gestreift. Schwarz, Schenkel und die hintersten Hüften und Trochanteren rot, die hintersten Tarsen und Schienen schwärz- lich, letztere hinter der Basis mit röt- lichem Ring. — Der Unterschied von P. spuria läge also hauptsächlich in der Färbung der hintersten Schienen, auch die Vorderhüften sind bei P. spuria fast stets ro. — Nach Bridgman aus De- pressaria heracleana gezogen. strigipleuris ©. G. Thoms. 510 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 14. 16. Hinterschienen mit weißem Ring an der Basis. Schwarz, Endrand der Segmente meist etwas heller. Vor den Flügeln fast stets ein gelber Fleck oder eine gelbe Linie. Beine rot, Hüften und Trochanteren, die hintersten Knie, die Tarsen und Schienen schwarz, letztere an der Basis mit weißem Ring. Meta- thorax rauh, der abschüssigse Teil hin- gegen poliert. Flügel fast wasserhell, Stigma schwärzlich, an Basis und Spitze hell. Tegulä @ gelblich. Hinterleib stark punktiert, die Höcker schwach. Nervellus stark postfurcal, weit über der Mitte gebrochen. 5—12 mm. Bohrer etwa von halber Hinterleibslänge. Eine der häufigsten Arten; die Z erscheinen mit den ersten Frühlingstagen und sind weit häufiger als die @. Nach Brischke sollen auch Varietäten mit roten Hüften vor- kommen, wahrscheinlich Verwechselung mit P. turionellae. Die Art wurde ge- zogen aus Gnophria quadra, Huprepia fuliginosa, Psyche hirsutella und stetti- nensis, Liparıs monacha, Gastr. pro- cessionea, Harpyia vinula, Abraxas grossulariata, Tortrix buoliana, Hypono- meuta evonymella und malinella, Gastr. trifolüi, Porthesia chrysorrhoea, Cucullia argentea; nach Brischke auch aus Antho- nomus pomorum. examinator F. Hinterschienen ohne weißen Ring. 15. 5. Hinterschienen rotgelb wie die Schenkel. Beim 3 Taster meist gelb. 16. Hinterschienen wenigstens am Ende schwarz. Beim 3 Taster schwarz. 18. Die vordersten Klauen mit starkem Zahn. Luftlöcher des Metathorax oval. Fühler rot, an der Basis schwarz. Schenkel und Schienen rotgelb. Ähnlich P. maculator und alternans, verschieden durch doppelte Größe, rotgelbe Beine, schwarze Hüften und Trochanteren, braune, an der Basis helle Hintertarsen, schwarzen Hinterleib und die großen, ovalen Luftlöcher des Metathorax. g un- bekannt. ovalis ©. G. Thoms. (Opuse. Ent, VIII, p. 748.) Alle Klauen ohne Zahn. Luftlöcher des Metathorax lang gestreckt, fast linear, Fühler schwarz. 17. . Beine rot, Hüften, Trochanteren und die Hinterleib hintersten Tarsen schwarz. Schwarz, lıs. schwarz, Tegulä zuweilen hell gefleckt. Flügel wasserhell mit dunklem Stigma. Nervellus stark postfurcal und weit über der Mitte gebrochen. Beim g Geißel- glied 6 bis etwa 15 an der Außenseite mit erhabener Linie. Wie alle Pimpla- Arten schwankt besonders diese außer- ordentlich in der Größe. Man findet Exemplare bis zu 20 mm. Bohrer etwa von halber Hinterleibslänge. Die Art ist über ganz Europa verbreitet und gehört zu den häufigsten; besonders zahlreich erscheint sie im Spätsommer und Herbst. Gezogen aus: Pieris brassicae, Orgyia antiqua, gonostigma, pudibunda, Liparis dispar, monacha, salicis, chrysorrhoea, auriflua, Gastr. processionea, meustria, pini, Harpyia erminea, Panolis piniperda, Scoliopteryx libatrix, Spilosoma mendica, Cosmia abluta, Phalera bucephala, nach Brischke auch aus einer Blattwespe: Nematus perspieillaris. Var. intermedia Holmgr. (P. intermedia Holmgr.). Segmentränder ganz oder zum Teil rostrot. Stigma braungelb. Stirn stärker punktiert. Etwas kleiner als die Stammform. instigator F. Beine rötlich gelb, die Schenkel, namentlich die hintersten, gelb. Der P. instigator sehr ähnlich, aber schmäch- tiger und konstant verschieden durch die mehr gelbe Färbung der Beine, nament- lich der Schenkel. Ich fand die Art in einer Reibe von Exemplaren auf Klee- feldern bei Tourrah in der Nähe der Steinbrüche, die das Material zu den Pyramiden geliefert haben. aegyptiaca n. sp. Die ganzen Hinterbeine schwarz; Vorder- beine dunkelrot, auf der Oberseite meist etwas verdunkelt. Gestalt und Größe nach Gravenhorst wie bei P. exami- nator. Flügel leicht getrübt, Stigma und Tegulä braun bis schwarz. Beine schwarz, die vordersten Schenkel unten gelblich, die Schienen des g fast ganz gelb; bei einer Varietät Vorder- und Mittelbeine kastanienbraun, Hüften und Trochanteren schwarz. Taschenberg füst hinzu, daß die Art in der Skulptur P. instigator gleicht, nur sind die Hinterhüften viel dichter punktiert. Länge 15, Hinterleib fast 10, Bohrer etwa 4 mm. Deutschland. Bunte Blätter. 51l — Die Art ist noch nicht recht klar- sestellt. Außer Gravenhorst und Taschen- berg erwähnt sie kein Autor; mir ist sie nie vorgekommen. aterrima Grav. Hinterschienen wenigstens an der Basis rote 10. Große Art, zuweilen noch größer als P. instigator. Bohrer länger als der halbe Hinterleib. Schenkel sgelbrot, Hintertarsen schwarz; die hintersten Schienen nur an der Basis rot. Die mittleren Geibelglieder des g vom sechsten an mit rötlicher, erhabener Linie. Die Art gleicht fast ganz der P. instigator, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick durch die schwarzen Hinterschienen, die nur am Grunde, und zwar bei 9 und g, rötlich sind. Area superomedia kaum angedeutet, während sich bei instigator zwei kräftige Längsleisten finden. Bis 20 mm; Bohrer länger als der halbe Hinterleib. Die Art scheint I), mehr eine südliche zu sein; in Thüringen ist sie höchst selten und scheint er ihre Nordgrenze zu erreichen. Zahlreich fing ich sie vor Jahren bei Bozen in Süd-Tirol. — Von Moecsary gezogen aus Deilephila elpenor und Mania maura. illecebrator P. Rossi. Kleine Art, bei welcher der Bohrer nicht die Länge des halben Hinterleibes erreicht. Kopf verlängert. Die hintersten Schienen an der ganzen Basalhälfte rot. Die mittleren Geißelglieder des g einfach. Nach Thomson der P. instigator ähnlich, durch Gestalt des Kopfes, Farbe der Schienen und geringere Größe leicht zu unterscheiden. — In Grönland 1870 von Nordenskiöld entdeckt. Thomson giebt als Fundort von seiner P. longiceps Lapp- land an. nordenskiöidi Holmsr. (Holmgren, Insekter fran Nordgrönland, samlade af Prof. A. E. Nordenskiöld, 1872, p- 97 = P. longiceps ©. G. Thomson, Opusc. Ent, VIII, p. 746.) (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. II. Im weiteren hat Herr Arth. Speyer, Altona- Elbe, die Abteilung mit einer reichhaltigen Sammlung von Präparaten beschickt. In vier größeren Kästen erhalten wir auch hier eine Uebersicht über die nützlichen Insekten, nützlich als Feinde unserer Feinde. ee Kasten I stellt die eigenartige Thätigkeit der Schlupfwespen in teils originalen Prä- paraten dar. Daß auch hier Arten mit ihr en Schmarotzern herangezogen sind, die mit dem Garten in fast gar keine Berührung kommen (Bombyx- [quercus, catasc], Notodonta-, Oueullia- Species), stört nicht wesentlich. Es ist die außerordentliche Mühe gewiß nicht zu ver- kennen, mit welcher das Herbeischaffen und Aufstellen solcher Präparate verbunden ist; fehlt dies und jenes, so ist es nur natürlich, durch verwandtes Material diese Lücke mög- lichst auszufüllen. Ein mannigfaltiges_ Bild aus dem Leben und Treiben der Ichneumonen zeist sich vor dem Beschauer entrollt. Hier wird einer Porthesia-Raupe von ihrem Schmarotzer das Danaiden-Geschenk seiner Eier mit erhobenem Hinterleibe und senk- recht stehender, eingebohrter Lesseröhre auf- gezwungen (die Darstellung ist eine wesentlich naturgetreue), dort läßt eine aufgeschnittene persicariae-BRaupe die Schmarotzer- Larven im ‚denen die Insekten wie Inneren erkennen (Trockenpräparat!). Auch die Spirituspräparate von Larven und Puppen einzelner Ichneumoniden in entsprechenden Reagenzgläsern sind sauber ausgeführt. Der Kasten 2 erscheint der” Darstellung nützlicher Fliesen (Tachina fera — lavarım: Echinomyia tessellata u.a.) gewidmet; die Aus- führung ist eine ähnliche. Hier wie überhaupt bei den meisten anderen ausgestellten Prä- paraten beeinträchtigt der Gesamteindruck die wenig zweckmäßige Pr äparation der Pflanzen. Eine einfach sepreßte, aın Grunde des Kastens liegende Blume oder ein Zweig mit flach in einer Ebene ausgebreiteten Blättern, über ihre Larven und Puppen genadelt schweben, wirkt unschön. Doch muß ich auf die Frage der Präparation und Auswahl des Futters noch ausführlich zurückkommen. Die KEtikettierung ist in Anbetracht des Zweckes wohl eine aus- reichende. Der dritte Kasten enthält in rein syste- matischer Gruppierung gegen 70 Arten nütz- licher Käfer. Auch hier ist, wie bei den Zusammenstellungen anderer Autoren, manches untergelaufen, was mit dem Gartenbau in keiner Beziehung steht. Dies wäre aber höchstens deshalb zu tadeln, weil dem Laien dadurch der Überblick und eine eingehendere Betrachtung gerade des Einschlägigen er- schwert wird. Es sind folgende Gattungen vertreten: (antharis, Rhagonycha, Malachius, Hippodamia, Adalia, Halyzia, Mysia, Anatis, Chilocorus, Coceidula, Novius, Scymmus. ES schließen sich diesen einige Arten Orthopteren 512 Bunte Blätter. (Libellen, auch eine Larve) an. Die Präparation ist allgemein eine durchaus gute; bei der Etikettierung nur wäre, wie auch andererseits geschehen, eine nähere Angabe des Nutzens vorteilhaft gewesen. Im Kasten 4 befinden sich weitere 50 Species nützlicher Insekten in systematischer Auf- stellung, außerdem ein recht vollständiges biologisches Präparat von Gastropacha pini und seines Schmarotzers Microgaster nemorum sorgfältiger Ausführung (Trockenpräparat und Spirituspräparat der nemorum-Larve, -Puppe und -Wespe in fünf Objekten). Einige exotische Schlupfwespenmitihren gigantischen Formen eröffnen dann noch einen Einblick in die gleiche Lebewelt der Tropen. Ganz einzig ist im weiteren das ebenfalls von Herrn Speyer ausgestellte Präparat der Biene. An Vollständigkeit läßt dasselbe nichts zu wünschen übrig. Dasselbe enthält: Eier, Larven verschiedener Größe, unvollkommene, Pseudo- und erwachsene Nymphen, Biene, Drohne und Königin. Dies alles wurde äußerst sauber und zweckmäßig zu einem Spirituspräparat vereinigt; die Objekte sind aber nicht, wie sonst üblich, der Reihe nach einzeln auf eine Glasplatte oder dergleichen geklebt und dann in den Spiritus des Stand- glases gelegt, sondern vorher auf entsprechend kleinere eylindrische Gläschen verteilt und in diesen in gewohnter Weise in Spiritus aufgestellt. Das besonders Auszeichnende aber in der Präparation besteht nunmehr darin, daß die letzteren beiderseits zu- geschmolzen sind, und zwar in eigentümlicher Form, welche eine bequeme Befestigung der- selben gestattet. Es ist klar, daß dieses Zuschmelzen eines mit Spiritus gefüllten Glases sehr schwierig ist und manches miß- slückte Stück kostet. Das Präparat aber erscheint dafür unvergänglich, wenn auch nicht gegen das Zerbrechen. Ein Trockenpräparat ergänzt diese Zu- sammenstellung: Verschiedene Wabenformen, bebrütete Waben, Querschnitt durch Waben, Wachs und Honig. Hieran schließen sich vier Kästen mit Bienen und Hummeln, die also wieder auf die biologischen Verhältnisse zwischen Blüten und Insekten Bezug nehmen. Das Einteilungs- prinzip dieser Gruppe ist ein sehr gelungenes. I. Zutälliges Pollenhaften von Orchideen — Chalicodoma sieula Rossi (Q@ Bienen mit „Kopf- schmuck“), ein sehr instruktives, wertvolles Präparat. II. Absichtliches Pollensammeln — Andrena (gegen 36 Species). III. Schenkel- sammeln (auch mit dem Thorax) — Halietus (22 Species). IV. Schienensammeln — BDombus, Podalirius, Eucera, Colletes (gegen 40 Species). V. Schenkelsammeln (auch mit dem ganzen Abdomen sammelnd) — Panurgus, Systropha (3 Species). VI. Bauchsammeln — Osmia ... (gegen 30 Species). Ferner ist hinzu- gefügt Andrena thoracica, mit Staubfäden von Orchideen besetzt; endlich bemerken wir noch „Apiden- mit Meloc- Larven“ ‚besonders zahl- auf dem Abdomen (Andrena-, Osmia-, Chali- codoma-Species), ein sehr hübsches Präparat, welches aber dem Laien so etwas schwer erkennbar und verständlich sein dürfte. Die Zusammenstellungen des Herrn Speyer werden im ganzen als gediesen und reich- haltig zu bezeichnen sein; doch verschiebe ich ein eingehenderes Urteil nach der Be- trachtung des weiter Ausgestellten. Schr. Käferfang im Kalmusdickicht. Ende Juli ist in dieser Gegend, zwei Stunden nördlich von Braunschweig, an Käfern in Wald und Feld fast nichts zu fangen, und die schönen Sommertage gingen nutzlos vorüber, wenn ich nicht auf die Ufer der unweit meiner Woh- nung vorüberfließenden Oker aufmerksam ge- worden wäre. Mit großer Ausdauer durch- streifte ich zunächst die Ufer dieses Flusses links und rechts stundenweit stromauf und -ab, fand aber nur vereinzelt freie Uferstellen, wo dann mit Mühe und Not einige Bembidien zu finden waren. Nach und nach drang ich denn auch in die Rohrdickichte ein, und wenn auch an und unter dem Schilfrohr wenig zu ent- decken war, so doch desto mehr da, wo Kalmus in langen Streifen das Ufer besäumte. Dazwischen und daneben wucherte auch eine Grasart mit meterlangen, ineinandergefilzten Halmen, die wie ein handhoher Polster den Boden dicht bedeckten. Aber wenn man diese Decke durchbrach, zeiste der Boden aller- wärts kahle Stellen, und darauf tummelten sich überraschend zahlreiche Vertreter der Käferwelt umher; so zahlreich, daß hier nicht alle einzeln aufgeführt, vielmehr nur die Hauptgattungen genannt werden können. Ein Carabus granulatus var. rufofemoratus war das erste Stück, das ich in diesen wohlgeschützten Verstecken aufstöberte.e Aus Spalten und Löchern kamen eiligen Laufes Mitglieder der Gattungen Nebria, Blethisa, Elaphrus, Tachypus, und artenreich Bembidion hervorgerannt. Dann saßen und krochen da überall Tachys, Trechus, Clivina, Dyschirius, Loricera, Panagaeus, Chlaenius, Amara, Calathus, Agonum, Europhilus, Dromius, Metabletus, kleine Wasserkäfer und Staphylinen (Tachusa, Stenus, Bledius u. s. w.), Cereyon, Pselaphus ebenfalls in recht lebhafter Gangart, Telmatophilus, Ephistemus, Lathridius u. s. w. u. s. w. Man kann sich also freuen, wenn man in dieser Zeit so lohnende Sammelorte findet, man muß aber, da der Boden immer feucht und schlammig ist, ein kleines Kissen mit Leder- oder Wachstuchüberzug als Unterlage für die Knie haben und Rock- und Hemdsärmel auf- streifen, um sie nicht gründlich zu beschmutzen; Hände und Arme jedoch kann man nach voll- brachter Arbeit leicht wieder reinigen. E. Rade, Groß-Schwülper bei Braunschweig. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Von Dr. med. E. Fischer in Zürich. rn Die Untersuchungen, die ich im folgenden zu besprechen und durch gute Abbildungen zu verdeutlichen gedenke, bilden die Fort- setzung meiner bisherigen, im Jahre 1892 begonnenen und bis 1895 zu einem gewissen Abschluß geführten Experimente auf dem so fesselnden Gebiete der Lepidopterologie. Die fortwährend sünstisen Erfolge, die sich bis dahin bei diesen Versuchen ergaben und welche für die Frage der Umbildung und Bildung der Species, der Varietät und der Aberration so wichtige und stande waren, weiteren Ausbau angespornt. Seit dem Erscheinen meiner zweiten größeren lepidopterologischen Arbeit am Anfanse des Jahres 1896 sind mir zahl- reiche Schreiben von mir bekannten und unbekannten Lepidopterologen zugegangen, die ihrem regen Interesse und ihrer Anerkennung Ausdruck gaben, und auch in der öffentlichen Presse haben die beiden ersten Arbeiten über die Temperatur- experimente mit Schmetterlingspuppen ihre eünstige Beurteilung gefunden. Dies alles war mir nicht nur eine reiche Entschädigung für die viele, zu den Experimenten auf- sewandte Mühe, sondern auch eine Anregung zur emsigen Weiterführung meiner viel- jährigen Versuche. Leider bietet sich einem die Zeit nicht immer in dem Maße, wie sie solche Experimente erheischen, und mußten aus diesem Grunde viele Untersuchungen neuerer Art auf spätere Zeiten verschoben werden. Über zwei, bei Anwendung einer neuen Methode vorgenommene vereinzelte Versuche, die ich im letzten Sommer 1896 in Kürze anzustellen Gelegenheit fand, wurde in No.11, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ berichtet. Wenn jene Ver- suche an sich auch keinen eigentlichen Fortschritt im experimentellen Verfahren bildeten, so markierten sie doch den Weg, den ich bei der Weiterführung meiner Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. haben mich stets zum dieser Unternehmungen zuverlässige Antwort zu geben im (Eingesandt am 29. Juli 1897.) lepidopterologischen Untersuchungen zu gehen beabsichtigte, und es werden die in folgendem mitzuteilenden Resultate die Ziele zeigen, die auf jenem Wege erreicht wurden. — Es war nämlich schon seit circa zwei Jahren mein Bestreben, die Expositionszeit bei den Kälte- Experimenten möglichst abzukürzen, sie auf ein Minimum zu reducieren, und verweise ich diesbezüglich auf das in dem citierten Artikel in No. 11, Bd. II, pag. 165 ff. der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ Gesagte. Eine bei diesem Bestreben unternommene Weiterführung der Experimente mußte mit Notwendigkeit zu Modifikationen und et- welchen Verbesserungen der experimentellen Verfahren führen, und es waren dadurch andererseits auch wieder bessere Resultate bedingt, die einen tieferen Einblick in die Transformationsvorgänge der Falter ge- statteten und auch einen weitgehenden Zusammenhang und auffallende Analogie unter den verschiedenen, zu den Experimenten zugezogenen Arten mit ihren Aberrationen aufdeckten. Die frühere Methode, Puppen drei bis sechs Wochen in geschlossenen, schlecht gelüfteten Blechgefäßen auf Eis zu setzen, wurde durch die von mir im Sommer 1895 eingeführten tiefen intermittierenden Temperaturen insofern vereinfacht, als die Expositionszeit abgekürzt werden konnte. Man kann sogar, wie im weiteren an praktischen Beispielen gezeigt werden soll, in einem Zeitraum von circa acht Tagen weit hochgradigere Veränderungen der Farbe und Zeichnung auf dem Schmetterlingsflügel erreichen, als dies früher selbst in drei bis sechs Wochen möglich war, wern man das Abkühlungsverfahren in günstiger Weise modifiziert. — Diesen Sommer habe ich folgende Abänderungen bei den Kälte- Experimenten getroffen: 1. Zunächst trachtete ich danach, die Expositionszeit noch mehr zu verkürzen, als dies bei meinen früheren Versuchen mit tiefen intermittierenden Temperaturen der No. 33. 1897. 514 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Fall war, und erreichte dies dadurch, daß ich, statt wie bisher, die Puppen täglich nur einmal, jetzt zwei- bis dreimal unter 0° C. abkühlte; die Erfahrung hat mir gezeigt, daß dies ohne Schaden für die Puppen vorgenommen werden darf, wenn dabei die Feuchtigkeit nicht zu groß ist. 2. Da sich bei der immerwährenden tiefen Temperatur in den Blechgefäßen viel Wasser niederschlug, und dadurch die auf dem Boden des Gefäßes liegenden Puppen wiederholentlich Schaden litten, so legte ich einen aus Drahtgitter gefertigten Einsatz in das Blechgefäß und lagerte die Puppen auf denselben; dieser Einsatz hatte ungefähr die halbe Höhe des Gefüßes, konnte leicht herausgenommen werden und besaß, um dabei ein Herabfallen der Puppen zu vermeiden, einen ca. 1 cm hohen Rand. — Durch diese Vorrichtung wurde der starke Wasserniederschlag zwischen den Puppen und ihrer Unterlage fast ganz beseitigt, die Puppen blieben relativ recht trocken; zudem gewann dabei die abgekühlte Luft nicht nur von oben, sondern auch von unten her in ausgiebiger Weise Zutritt. Ich kann ver- sichern, daß dieser Drahtgittereinsatz außer- ordentliche Vorteile gewährt und darf ihn. jedem Experimentator dringend empfehlen. 3. Mit der nun mehrmals im Tage ein- geleiteten Abkühlung, die die neue Methode verlangte, war zugleich die Gelegenheit geboten, die Luft in den Blechgefäßen möglichst frisch zu erhalten. Man kann nämlich jedesmal, wenn die Abkühlune vor- senommen wird (also zwei- bis dreimal im Tage), die Blechgefäße öffnen, um die Temperatur am Minimalthermometer ablesen zu können; dabei wird nun gleichzeitig von selbst das Innere der Gefäße ventiliert, und dieses mehrmalige Öffnen hat, wenn schnell geschieht, keine nachteiligen Folgen, selbst wenn die Temperatur sich dabei vorübergehend auf + 5° ©. erhöhen sollte. 4. Wie-schon unter 3 angedeutet, können die Temperaturen mehrmals täglich kontrolliert werden, was entschieden nicht zu unterschätzen ist, da auf diesem Wege bessere Anhaltspunkte über die Schwankungen, die Stärke, Häufigkeit und zeitliche Anwendung der gewollien Tem- peraturgrade gewonnen werden können. es 5. Es erschien mir zu umständlich, eine ganz bestimmte Temperatur herzustellen, z. B. stets eme von — 2° oder — 4° C. Die quantitative Mischung von Eis und Kochsalz beansprucht zu viel Zeit, da hierbei das Eis stets zerkleinert werden muß, um mit dem Kochsalz in gehörige Berührung kommen zu können. Auch kann bei quantitativ richtig ausgeführter Mischung der gewünschte Kältegrad doch nicht immer erreicht werden, da viele andere störende Faktoren sich hinzugesellen. Ich fand es einfacher, eine Handvoll Kochsalz auf das unzerstoßene Eis zu streuen, die Blech- schachteln darauf zu stellen und mit Eis zu bedecken. Man erlangt so in kürzester Zeit die Fertigkeit, gerade soviel Kochsalz aufzustreuen, daß der tiefste Temperatur- punkt, beispielsweise stets zwischen —- 2° und — 4° C., gebracht werden kann. Diese vom Minimalthermometer (das möglichst kurz, aber trotzdem mit weiten Grad- teilungen versehen sein soll)- registrierte tiefste Temperatur notiert man mitsamt derjenigen, die dasselbe beim Öffnen der Schachtel jeweilen anzeigt, zwei- bis dreimal pro Tag und zieht daraus das arithmetische Mittel, wie dies in später folgenden Bei- spielen im Detail ausgeführt ist. Recht zuverlässig ist die Abkühlung, wenn man nicht nur die Blechschachteln auf mit Kochsalz bhestreutes Eis stellt, sondern überdies hauptsächlich auf den Deckel der Schachtel Kochsalz streut und ein flaches Eisstück darauf legt. Die Ab- kühlung findet so von unten und oben her statt und entfaltet eine intensivere und nachhaltigere Wirkung. — Es wird nicht zum geringsten Teil diesen angeführten Abänderungen des experimen- tellen Verfahrens zuzuschreiben sein, daß meine diesjährigen Resultate so vortreffliche waren und ganz neue Falterformen zu Tage förderten, die in ihren Gradabstufungen uns die Übergangsformen resp. die allmähliche Umbildung der einen in die andere Form bis zu den extremsten Typen vor Augen führen. Als ich im Jahre 1891 in Dr. Dammers „Naturfreund“ über die von Dorf- meister und Weismann mit Puppen von prorsa und atalanta angestellten Kälte- Experimente las und dabei auf Seite 383 ” y® Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 515 die Worte fand: „Trotzdem aber ist hier noch vieles dunkel und unsicher, und wer sich eine kleine Gruppe oder eine bestimmte Lebenserscheinung zum speciellen Studium erwählt, wird bei zweckmäßigem Vorgehen und bei unermüdlichem Eifer nicht leicht ohne Erfolg arbeiten“, und auf Seite 389 die weitere Versicherung: „Auf diesem Ge- biete sind offenbar noch sehr viele Früchte zu ernten, und wer sich demselben recht eifrig widmen wollte, würde gewiß nicht umsonst arbeiten“, da hinterließen diese Worte in mir einen unauslöschlichen Eindruck und Ansporn zurück und führten mich 1892 zu meinen lepidopterologischen Experimental- Untersuchungen, die gleich damals mit Erfolg sekrönt wurden und die obigen Aussprüche in Dammers Buch vollauf zu rechtfertigen | schienen. Gleichwohl aber hätte ich damals doch nicht geahnt, daß sich durch tiefe Temperaturen solch verblüffende Resultate würden erreichen lassen, wie ich sie im Sommer 1895 mittels tiefer intermittierender Temperaturen erzielte. Aber es gingen die neuesten Erfolge noch weiter und brachten Formen hervor, die von der Grundform oft weit verschiedener sind als eine andere Species. Ich brauche bloß auf die in einem nächst folgenden Artikel er- scheinenden Abbildungen jetzt schon zu verweisen und den Leser zu bitten, einen Vergleich zwischen der normalen Van. urticae L. und der durch tiefe Temperaturen gezogenen aberr.. ichnusoides de Selys in ihrer extremsten Form anzustellen, um sofort obige Behauptung, es seien einige dieser Aberrationen von der Normalform, von der sie stammen, verschiedener als eine andere „Species“, zu rechtfertigen; sicherlich ist eine gewisse Form von aberr. ichnusordes de Selys von urticae L. weit verschiedener als eine Vanessa polychloros L. Es bewahr- heitet sich in Anbetracht dieser Resultate immer mehr der‘ von mir auf pag. 65 meiner zweiten lepidopterologischen Arbeit gethane Ausspruch: „Es werde nur noch eine sogenannte „Frage der Zeit“ sein, auch die sonderlichsten, wenn auch noch so sehr von der Norm abweichenden Aberrationen experimentell zu erzielen.“ Abschließend mit diesem ersten Teile. möchte ich hier noch eines Gedankens Erwähnung thun: Es sind, wenigstens noch zu jener Zeit, als die Temperatur-Experimente im Jahre 1892 begannen, dann und wann Stimmen laut geworden, die der Besorgnis und Angstlichkeit Ausdruck gaben, es könnte durch solche und ähnliche Experimente die „Poesie“ der Naturerscheinungen, ins- besondere die des Schmetterlings- Fangens und -Sammelns, schonungslos untergraben werden; so wurde beispielsweise der Aus- spruch gethan, daß die seltenen Aberrationen eben „ein geheimnisvolles Spiel der Natur“ seien und bleiben werden, und daß daran nicht gepröbelt werden dürfe. Es hat sich indessen diese Besorgnis seither wohl so gut wie gänzlich verloren, und jeder Sammler hat heute ein großes Interesse an diesen Experimenten und ihren überraschenden Ergebnissen, und niemand wird jetzt im Ernste noch behaupten, daß derjenige, der diese Naturerscheinung experimentell behandelt, weniger Groß- artiges, weniger Staunen- und Bewunderung- erregendes darin finde als der, welcher bloß die Falter sammelt, sie nach Vorschrift in den Kasten steckt und möglichst dafür besorgt ist, „alle Sorten“ zu bekommen. Diesen erfreulichen Umschwung unter den Schmetterlingssammlern haben die in letzter Zeit von verschiedener Seite auf- genommenen experimentellen Untersuchungen herbeigeführt, und insbesondere hat auch das Werk Eimers „Über die Artbildungund Verwandtschaft bei den Schmetter- lingen“ neue, interessante und über- raschende Gesichtspunkte eröffnet. Dieses Werk hat besonders über die Bildung, oder. besser gesagt: Umbildung der Flügel- zeichnung, sehr wichtige Fingerzeige gegeben, und ich werde in den folgenden Abhandlungen über die Aberrationen ver- schiedene dieser Punkte berühren. Wir werden sehen, daß sich das von Eimer aufgefundene Gesetz von der Umwandlung der Längsstreifung in Fleckung und dieser in Querstreifung auch bei den unter abnormen Temperatur - Einwirkungen entstehenden Vanessa-Aberrationen bestätigt findet, und daß ebenso das Eimer’sche Gesetz der postero-anterioren Entwickelung sein Recht findet, wenn ich auch indessen schon jetzt hervorheben muß, daß ich auch das Gegenteil dieser postero-anterioren Ent- wickelung zu beobachten Gelegenheit hatte. 516 Ein Gartenbau-Schädling Crioceris lilii Scop. (merdigera F.) Auch die Erscheinung der männlichen | darstellen zu können, sollen einige Serien- Präponderanz soll neben anderem zur| Abbildungen der verschiedenen aberrativen Sprache gelangen. Formen und ihrer Abstufungen den Text Um alles dies einigermaßen deutlich |der folgenden Teile begleiten. Ein Gartenbau-Schädling Crioceris lilii Scop. (merdigera F.). Von Dr. Chr. Schröder. (Mit vier photographischen Abbildungen nach der Natur.) Die warme Frühlingssonne hat die|bührt ihr in der That; denn wie das Schaf mannigfaltigen Liliengewächse im Blumen- beete aus dem dunklen Schoße der Erde hervorsprossen lassen; sorgsamen Auges | überwacht der Gärtner das weitere Gedeihen dieser majes- tätischen Pflanzen. Un- angenehm fällt es ihm auf, daß gerade die blaßgrünen, dicht sedrängten Blattquirle der Kaiser- krone (Fri- tillaria impe- rialis), deren senkrecht zum Lichte empor- strebende Stengel erst in bescheidenster Höhe aus dem Boden ragen, hier und da durchlöchert erscheinen. ihn gelehrt, daß dies untrüsliche Vorboten von Schlimmerem sind. Der Schädling, in welchem wir nach der Art des Fraßes mit Recht einen Käfer ver- Abbild. 1. Crioceris lilii Scop. (ca. °/2). (Imago.) muten, läßt sich unschwer finden. Als sei nichts geschehen, spaziert er in seinem leuchtend «elblich roten Kleide gemächlich und offen auf der Nahrung umher, selbst zum Davonfliegen meist zu bequem, wenn wir ihn mit der Hand Ein flüchtiger Blick auf den Habitus des 7 bis 8 mm großen Insektes (vergl. Abbild. 1) belehrt daß dasselbe zu manche Tausende von Arten zählenden Familie der Chrysomeliden gehört. Dieser Name ge- ergreifen. uns, der Die Erfahrung hat | [17%ov (m&lon)] das Gras der Wiese, weiden sie in meist goldschimmerndem [ypösos (chrysos)] Kleide, sie wie ihre Larven das erünende Pflanzenlaub. Der halsförmig eingeschnürte, vorge- streckte Kopf, das an den Seiten nicht serandete Halsschild weisen unseren Fund nunmehr der Gruppe Üriocerini an, im Abbild. 2. Frass von Crioc. lilii an Frit. imperialis - Blättern (°/4). welcher die Gattungen Lema und Crioceris wegen ihrer einfachen Klauen und tief aus- gerandeten Augen eine gesonderte Stellung einnehmen. Nach Calwers Charakteristik Eiu Gartenbau-Schädling Crioceris lilii Scop. (merdigera F.). 517 sind die Fühler des Genus Orioceris faden- förmig vor den Augen eingelenkt, so lang als der halbe Leib, die Beine kurz (?), die Mittelhüften weit voneinander entfernt, ihre: Klauen einfach, ungezähnt, vollständig von- einander getrennt (hierdurch von den Lema- Arten unter- schieden)); das Hals- schld _er- scheint so breit wie der tiefgefurchte Kopf samt den Augen, vorn er- weitert, am Grunde oder hinter der Mitte eingeschnürt, das Schildehen klein, dreieckig; ihre Flügeldecken sind noch einmal so breit als das Halsschild. Das bis auf das gelblich rote Halsschild und die gleich gefärbten Flügeldecken herr- schende Schwarz im Kleide des beobachteten ‚Käfers zeigt uns endlich zweifellos, daß wir in jenem Feinde den Crioc. lilii Scop. getroffen haben, dessen Name bereits nach- Abbild. 3. Crioceris lilii Scop.(ca.?/). (Larve.) drücklich auf seine verderblichen Lieb- habereien an Liliaceen (Lilium - Species) hinweist. Wir haben also von den Käfern nichts Gutes zu erwarten und vernichten, so viele nur eingesammelt werden können. Ein solches Bemühen wird aber nicht immer sofort von absolutem Erfolge _ge- krönt sein. Dieses und jenes Weibchen hat bereits seine Eier der Unterseite der imperialis - Blätter anvertraut, ohne daß sie bemerkt und abgelesen wären, wie es die Bekämpfung jenes Missethäters in zweiter Linie erfordert. Die reichlich 1 mm messenden, länglich ovalen Eier schmutzig rötlicher, vielleicht schwach gelb nüaneierter Färbung (Bos nennt sie gelb!) werden in geringerer Zahl — ich beobachtete Gelege von 2 bis 7 Stück unter reichlich 25 im Freien gesuchten oder von eingetragenen Weibchen in der Gefangenschaft erhaltenen, im Durchschnitt allerdiness 5 und 6! mittels eines klebrig-schmierigen Sekretes nur der Unterseite der Blätter angeheftet. Von den annähernd hundert Eiern, die ich in natürlichen Gelegen sah, stand nicht ein einziges aufrecht auf dem Blatte, mit der Schmalseite des Ovals (vergl. die ein- schlägige Litteratur!), vielmehr lagen sie in ihrer ganzen Länge, reihenweise neben- einander gelagert, jenem Sekrete an, inner- halb dessen sie unschwer in ihrer Lage ver- schoben werden konnten. Von drei im Freien gesuchten Weibchen erhielt ich übrigens noch 17, resp. 26 und 41 Eier, ein Zeichen, daß der Eiervorrat derselben ein nicht gerade geringer ist. Nach ungefähr 14 Tagen der Ruhe, für Mitte Mai, schlüpfen aus ihnen die Larven. Bos schildert die verschiedene Art ihres Fraßes, welcher mit dem weiteren Wachstum derselben ein anderer wird, im allgemeinen ganz treffend. Die jungen Larven fressen nämlich, indem sie sich in einer Reihe auf der Blattoberfläche fortbewegen, die Blatt- oberhaut ausschließlich der Unterseite und das grüne Blattgewebe ab, während sie die entgegengesetzte Blattoberhaut und die Nerven übrig lassen. Später findet man sie auf beiden Seiten des Blattes, dieses durch- löchernd. Endlich aber fressen sie das Blatt, nach Raupenart, seitlich an, wie Bos hervorzuheben vergißt. Von einem Skelettieren der Blätter (Calwer) oder einem | Verzehren des Markes (Glaser) ist also hier nichts zu bemerken. Abbild. 4. Crioceris lilii Scop. (ca. /2)- (Puppe.) Diese drei verschiedenen Fraßarten stellt auch die Abbildung dar. Es ist mir ferner auffallend, daß ich die Art ausnahmslos nur an Fritillaria fand, obwohl Lilium (candidum und andere) nicht minder im Garten vor- handen war, während sie sonst eine besondere Vorliebe für letztere besitzen soll (lilir)). 518 Wer möchte zunächst in den unförmlichen, feucht glänzenden, schwärzlichen Klumpen grünlicher Nüancierung auf den zerfressenen Blättern die trägen Larven jenes Schädlings vermuten! Der eigene Kot ist es, in dem sie sich, bis auf die untere Körperseite, unkenntlich einhüllen. Die eisentümliche Lage und Bildung des Afters ermöglicht ihnen diese sonderbare Gewohnheit. Der- selbe befindet sich nämlich, wie v. Fricken schreibt, auf der Öberseite des letzten Sesments und öffnet sich nach vorn, so daß der Kot auf den Rücken fällt und, da er durch die einander folgenden Entleerungen immer weiter nach vorn geschoben wird, diesen bald ganz bis zum Kopfe hin bedeckt. Jener Kotüberzug fehlt nur vorübergehend nach den Häutungen; er wird erst vor dem Aufsuchen der Puppenruhe endgiltie abgestreift. Es ist mir einigermaßen rätselhaft, wie diese, auch bei anderen Larven nicht sehr seltene Erscheinung als „Schutz gegen den Sonnenstich“ (Glaser, Bos) erklärt werden kann. Die Larven fressen, wie ich beob- achtete, wesentlich nur in den Morgen- und Abendstunden und halten sich am Tage durchaus an der Blattunterseite auf, also völlig außerhalb des Bereichs der Sonnen- strahlen. Ich habe auch noch nie selesen, daß, nur eines sehr bekannten Beispieles zu gedenken, die Cassida-Larven ihre auf einem zgabelartisen Anhange des letzten Gliedes angesammelten Exkremente an Stelle eines Sonnenschirmes über ihrem Körper tragen. Der Schutz wird hier wie dort em ganz anderes Ziel verfolgen: Das Vortäuschen von Ungenießbarem. Bei Crioc. lilii könnte man sogar an eine Mimikry mit schwarzen Nacktschnecken denken. Jener eigentümlichen Gewohnheit verdankt im übrigen diese Art ihren früheren, nach den Nomenklatur-Gesetzen in der neueren Litte- ratur eingezogenen Namen merdigera F.[merda (Kot) und gero (trage)]. Vom schmutzigen Überwurfe gereinigt, erscheint die Larve in orangegelber, auch wohl gelblichweißer Färbung, plump gebaut, nach vorn verjüngt, mit drei Paar schwärz- lichen, starken Beinen. (Vergl. Abb. 3.) Nachdem sie in ungefähr zwei Wochen Ein Gartenbau-Schädling Crioceris lilii Scop. (merdigera F.). ausgewachsen ist, geht sie am Grunde ihrer Futterpflanze ein wenig unter die Erde, wo sie sich zur Verpuppung — wie mir scheint, nicht selten gesellig nebeneinander — ein glänzend seidenartig austapeziertes Erd- gehäuse anfertist, in welchem die rötlich gefärbte Puppe (vergl. Abb. 4) ruht. Nach vielleicht drei Wochen bereits erscheint aus ihr, voll ausgefärbt, der Käfer. Es ist also höchst wahrscheinlich, schon weil Käfer und Larven verschiedener Größe auf der- selben Pflanze zu finden sind, daß mehrere Generationen in einem Jahre auftreten, semäß den Behauptungen der Litteratur. Ich konnte hierüber nichts feststellen, da die Art an dem Beobachtungsorte nach meinem Eingreifen bis jetzt nicht mehr gesehen wurde. Nach Bos und anderen überwintert die Puppe; ich möchte glauben, daß wesentlich befruchtete Weibchen über- wintern. Bei dem Erfassen des Käfers zwischen zwei Fingern überrascht uns derselbe durch einen für seine Größe starken Zirpton. Taschenberg erklärt denselben durch Aus- und Einziehen des letzten Hinterleibsringes, der, mit einer in der Mitte unterbrochenen und gerillten Rückenleiste versehen, gesen zahlreiche Chitinschüppchen an den Spitzen der Flügeldecken reibt; beim Reiben trifft die Unterbrechung der Leiste auf die Naht der Flügeldecken, neben welcher eben jene Schüppchen stehen. Hält man einen in die hohle Hand eingeschlossenen Käfer an das Ohr, so vernimmt man jene Laute besonders deutlich, die während der Paarungszeit zur Verwendung kommen. Ihnen verdankt die Art auch ihren deutschen Namen „Lilien- hähnchen‘“. Nach Calwer ist Crioe. lilii über Deutsch- land, Frankreich, Schweiz, Schweden und Sibirien an lilienartisen Gewächsen ver- breitet. Wenn er auch wohl nicht Gefahren wie die seines würdigen Vetters Ürioc. asparagi L. brinst, so wird doch sein Schaden an den wertvollen Liliaceen bei häufigerem Vorkommen recht empfindlich. Das Absuchen und Töten der Käfer, Eigelege wie Larven, gleich vom Frühjahre an, ist aber ein einfaches und bei einiger Gründ- lichkeit sicheres Mittel zu seiner Vernichtung. Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel. 519 Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel. Von Oskar Schultz, Berlin. Sue Der in voriger Nummer gegebene Über- blick wird genügen, den Leser davon zu überzeugen, daß die Insekten, sowohl äußer- lich als innerlich angewandt, in der Arznei- wittellehre eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. ‚Betrachten wir nun weiterhin die Kerfe in ihrer Verwendung als Speisemittel, so läßt sich keineswegs behaupten, daß irgend eine Art derselben ein geradezu unentbehr- liches Nahrungsmittel fr manche Völker-, schaften liefert. Indessen findet sich eine Reihe von Beispielen in Reiseberichten und Fachzeitschriften, welche uns den Beweis liefern, daß gewisse Insekten, sobald man ihrer habhaft werden kann, als Speise- mittel durchaus nicht verschmäht, vielmehr mit großem Appetit verzehrt werden. So gewiß wir Scopoli Recht zu geben geneigt sind, wenn er sagt: Quibus has delicias non invideo (Ich neide ihnen diese Leckereien nicht), so gewiß gilt es auch, an dem alten Satze festzuhalten, daß auf dem Gebiete des Geschmacks sich es nicht streiten läßt. De eustibus non est disputandum! Wurden doch gewisse Insektenlarven noch in neuerer Zeit selbst von Europäern als „Leckerbissen“ gerühmt ! Teils in früheren Entwickelunssstadien, teils im Zustande der Imago lieferten nicht nur früher, sondern liefern auch noch heut- zutage gewisse Kerbtierarten einigen Völker- schaften willkommene Speisemittel. Die von den Alten häufig erwähnten Cossuswürmer wurden nach Plinius mit Mehl gefüttert (Plinius de hist. nat., 17, 24); in Ol gesotten, galten sie als eine große Delikatesse und kamen in den Zeiten des größten Luxus im römischen Reiche auf die Tafel der Reichen. Man hat in diesem „Cossus“ der Römer bald die Raupe des Weidenbohrers (Cossus ligniperda L.), bald die Larve des Hirsch- käfers (Lucanus cervus) vermutet; wieder andere, wie Reaumur, hielten den „Oossus“ der Alten für die Larve des Nashornkäfers (Oryctes nasicornis); noch andere, wie Kirby, (Schlub.) glaubten in ihm die Larve des Maikäfers (Melolontha vulgaris) erkennen zu sollen. Mulsant diskutiert in seinen „Dissertations sur le Cossus des Anciens“ (Opusc. entom., XI, p. 137—145)., die verschiedenen An- sichten, welche von den verschiedenen Autoren, von Linne bis Latreille, über den „Cossus“ der Römer geäußert worden sind, und kommt schließlich zu dem Resultat, daß darunter weder die Raupe des Weiden- bohrers noch die Larve eines Lamellicorniers (Melolontha, Cetonia, Oryctes, Lucanus), sondern nur die des Cerambyxz (Hammati- cherus) heros oder einer verwandten Art zu verstehen sei. — Bei den ungenauen An- gaben, welche uns über diesen Gegenstand vorliegen, läßt es sich natürlich nicht mehr mit Sicherheit ausmachen, welche Art von den Alten darunter gemeint ist. Vielleicht hat die Ansicht Kefersteins, daß mit dem Namen „Cossus“ die Larve einer in Persien und Mesopotamien einheimischen Calandren- Art bezeichnet worden sei, einige Wahr- scheinlichkeit für sich. Doch schließt dies die Annahme nicht aus, daß unter diesem Namen die Larven verschiedener großer Käferarten, nicht einer einzelnen, be- stimmten Art, verstanden worden sind. Bei der starken Nachfrage nach diesen Lecker- bissen können leicht auch die verschiedensten großen Käferlarven als Cossi verkauft und aufgetischt worden sein. Heutzutage werden die Larven des in Siidamerika häufigen Palmbohrers oder Palm- rüsselkäfers (Curculio sive Rhynchophorus palmarum) vielfach gegessen. Schon Fermin (Hist. nat. de Surinam) berichtet, daß sie sich im Stamme der Kohlpalme, von den Eingeborenen Kabis genannt (Areca oleracea), deren Mark sie verzehren, in sebr großer Menge vorfinden. Erwachsen von der Dicke eines Fingers, erreichen sie eine Länge von zwei bis drei Zoll und sehen wie ein Stück Fett aus, welches von einer durchsichtigen Haut umgeben ist. „Man dämpft sie ent- weder in einer Pfanne oder bratet sie an einem Holzspieß. Die Franzosen essen sie, 920 Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel. wenn einmal der Widerwille gegen sie über- wunden ist, mit geriebenem Brot, Salz und Pfeffer.“ Dasselbe berichtet Kappler in seinem neueren Werke über Surinam (Stuttg., Cotta, 1887, p. 165). Ebenso genießen nach Karsch die Ein- zeborenen der Guinea -Insel St. Thome in Westafrika die Larven eines Bockkäfers (Macrotoma edulis), nachdem sie dieselben in Palmöl geschmort haben, mit großem Appetit (Berl. entom. Zeitschrift, 1886, p. 23). Von anderen Käferarten werden die Larven einiger Holzbockkäfer (Prionus dami- cornis, cervicornis) genannt, welche in Surinam und Westindien sowohl von Schwarzen wie Weißen geröstet gegessen werden. Ferner werden die Einwohner Malakkas, die Chinesen und Botekuden, als Käferesser bezeichnet. Baumann berichtet auch (Bei- träge zur Ethnographie des Kongo, Mitteil. d. anthropol. Gesellschaft, Wien 1887, p. 163), daß manche Bakongo-Stämme mit Vorliebe dicke, weiße Käferlarven essen, welche in den faulenden Blätterdächern der geborenen hausen. Auch der Maikäfer (Melolontha vulgaris) ist in neuerer Zeit als Nahrungsmittel für Rekonvalescenten in Vorschlag gebracht worden. Dr. Schneider empfahl die Käfer nach Entfernung der Köpfe und Flügel- decken in Butter härtlich zu rösten und dann in dünner Fleischhrühe oder Wasser abgesotten mit gerösteten Semmelscheiben als Kräftigungsmittel in Anwendung zu bringen ! So viel über Käfer, sofern sie als Nahrungsmittel Verwendung finden! Was die Lepidopteren betrifft, so bringen die praktischen Chinesen die Seidenspinner- Puppen, nachdem sie dieselben aus den Kokons befreit haben, auf die Tafel. Ebenso weiß Kirby von einem neuholländischen Nachtfalter zu berichten, dessen Raupen von den Eingeborenen gern gegessen werden; desgleichen erwähnt F. Smith (Proc. Ent. daß 500, 1867, P.129), von den Ein- geborenen Australiens die Raupen der „Bugong“-Motte verspeist werden. Neuer- dings berichtet auch R. v. Lendenfeld (Forschungsreisen in den australischen Alpen, 1887, p. 10) über die von Wurzeln lebenden Raupen eines von den Eingeborenen Bagong genannten Nachtschmetterlings, welche eine Ein-- nicht unbedeutende Rolle als Nahrungsmittel der Australier spielen. „Diese Raupen“, erzählt der Genannte, „werden, ehe sie sich verpuppen, sehr groß und feist und dienen im Hochsommer zwei bis drei Monate hin- durch den Eingeborenen zur ausschließlichen Nahrung. Die Leute wandern um diese Zeit ins Gebirge und bleiben so lange oben, als Raupen in genügender Menge zu finden sind. Die Eingeborenen gedeihen hierbei sehr gut und kehren im Herbst wohlgenährt von ihrem Alpen-Aufenthalt in das Tiefland zurück.“ An einer anderen Stelle (Zoologischer Garten, 1890, p. 240—242) heißt es, daß die Raupen der Dorneule (Agrotis spina Gn.) in ungeheuren Mengen die australischen Alpen bevölkern und gern von den Australnegern gegessen werden. Außer diesen sind mir noch zwei Notizen bekannt geworden, welche sich auf Schmetterlingsraupen als Nahrungs- mittel beziehen. Die eine derselben („American Naturalist“, 1885, p. 893) berichtet, daß eine (Eulen-) Raupenart Indianerstämmen Mexikos zur Speise dient; aus der anderen, in der- selben Zeitschrift enthaltenenNotiz(„American Naturalist“, XXII, 1888, p. 262) erfahren wir, daß die Eingeborenen Australiens neben verschiedenen Käferlarven auch die glatten Raupen verschiedener Schmetterlingsarten aus den Gattungen Hepialus, Zelotypia, auch aus anderen, genießen. Die Hymenopteren kommen besonders in Betracht wegen des Bienenhonigs, eines all- beliebten Nahrungsmittels. Schon die alten Ägypter beschäftigten sich mit der Zucht der Honigbienen; die alten Thracier kannten den Honig, den sie unter ihren Wein mischten; ebenso wußten die alten Sceythen und Kelten ihr Produkt zu schätzen. Die heilige Schrift berichtet, wie die Kundschafter Mosis das gelobte Land als ein Land schilderten, „worin Milch und Honig fließt“, und Johannes der Täufer nährte sich in der Wüste weben Heu- schrecken von Honig. Den alten Germanen, Römern und Griechen war der Honigbau nicht unbekannt. Im Mittelalter erreichten gewisse Gegenden wesen ihres Honig- Gewinnes große Berühmtheit und Blüte. In der Nähe Nürnbergs gab es im drei- zehnten Jahrhundert eine Gegend, welche wegen der Ansässigkeit sehr vieler Zeidler „les heiligen römischen Reiches Bienen- FIRE Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel. 521 garten“ genannt wurde. Die Honigkultur stand zu jener Zeit deshalb in hoher Blüte, weil man damals — Jahrhunderte vor der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Indien um das Kap der guten Hoffnung herum — den indischen Rohrzucker in Deutschland noch nicht kannte. Der süße Honig ersetzte den Zucker und wurde viel- fältiger als jetzt zur Bereitung von Speisen benutzt. In größeren Städten, wie z. B. Nürnberg, gab es im Mittelalter Händler, an welche die Zeidier den gewonnenen Honig verkauften, welcher dann teilweise im Lande selbst verbraucht, teils weithin verschickt wurde. Auch die Steuern an die Obrigkeit, sowie der Zehnte an die Kirche mußten von den Zeidlern zu gewissen Jahres- zeiten in natura, d.h. in Honig und Wachs, geliefert werden. Als honigsammelnde Insekten kommen besonders die der Gattung Apis angehörigen Arten in Betracht, weit weniger die kleinen, südamerikanischen Arten der Gattungen Melipona Ill. und Trigona Jur. Ührigens werden außer ihrem Produkt, dem Honig, auch die Larven der Biene selbst gegessen. Sie sollen, Reiseberichten zufolge, Negern in Guiana, ebenso in Ceylon und Isle de France zur Nahrung dienen. Außerdem liefern unter den Hautflüglern noch verschiedene Ameisenarten mehreren Völkerschaften Speisemittel. Die brasi- lianischen Visitenameisen oder Saubas werden wegen ihres angenehmen säuerlichen Ge- schmacks von mehreren Stämmen Brasiliens gern gegessen. Ebenso berichtet Alexander von Humboldt, daß die Ameisen von Mari- vatanes und Margweritanes als Nahrunes- mittel Verwendung finden, und Burchell (Reisen in das Innere von Südafrika) ver- sichert, daß Ameisen-„Kier“ für die Busch- männer eine begehrenswerte Speise bilden. Auch im „American Naturalist“, 1885, p. 893 findet sich die Notiz, daß Ameisenlarven von den Indianern Mexikos gern verzehrt werden. Die Busileras oder Honigameisen Mexikos (Formica melligera, Myrmecocystus mexicanus Worm. sive melligerus), deren Hinterleib derartig anschwillt, daß er wie eine Stachelbeere erscheint, krystallartig durchsichtig wird und vielen Honigsaft ent- hält, bilden einen Leckerbissen für die Ein- geborenen der dortigen Länder (cf. „Revue et magazin de Zoologie“, par Guerin Meneville, 1860, No. 6, p. 271). Nach Dr. Pagenstecher (Heidelberger Jahrbücher, 1861) bildet diese Ameisenart dort einen stehenden Markt- artikel. Die der Klasse der Neuropteren zu- gehörigen Termiten oder weißen Ameisen liefern ebenfalls verschiedenen eingeborenen Stämmen willkommene Nahrungsmittel. So weiß z. B. der Prinz von Neuwied zu be- richten, daß die Termiten in Brasilien gern gegessen werden; ebendasselbe berichtet Azara von den Bewohnern von Santa Fe in Südamerika. Auf den Südseeinseln dienen die Termitenköniginnen zur Speise. Sie werden teils roh, teils auf die verschiedenste Weise zubereitet, angewandt und gelten als Leckerbissen. Als Anderson mit einem ein- geborenen Häuptling zusammentraf und ihm Aprikosenmarmelade zu kosten gab, äußerte dieser: Das schmecke zwar gut, sei aber lange nicht so wohlschmeckend als ein Termitengericht! Noch weiter ausgedehnt findet sich der Gebrauch der Heuschrecken als Speisemittel. In der Bibel finden wir diese Orthopteren als Nahrung Johannis des Täufers erwähnt. Die Alten kannten die Heuschrecken als Nahrung der Afrikaner und bezeichneten danach eine eigene Völkerschaft Libyens als die Acridophagen, d. h. heuschrecken- essende (Strabo, 16, p. 772); derselbe Schriftsteller, Strabo, versichert, daß sie mit Salz vermischt und zu einer Art Kuchen zubereitet wurden. Auch andere, wie Agatharchides, Diodor von Sicilien, Flinius, erwähnen ihrer als Nahrungsmittel. Selbst. in Griechenland wurden sie gegessen, wie uns Aristophanes, Plutarch und Theophylact bezeugen. Heutzutage bilden die Wander- heuschrecken in gewissen Gegenden, be- sonders für die Beduinenstämme in der arabischen Wüste, die Bewohner Sene- gambiens und die Neger der Guinea-Küste, eins der wichtigsten Nahrungsmittel und werden sowohl roh als gesotten und geröstet verzehrt oder zu Mehl gemahlen als Back- werk genossen. Die Hottentotten kochen aus den Eiern, deren jedes Weibchen eine sehr große Menge aufzuweisen hat, eine für sie sehr schmackhafte Suppe. In ver- schiedenen Ländern Afrikas, sowie Asiens werden die Heuschrecken zu Markte ge- 522 Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel. bracht — eine Speise, welche nach der An- sicht von „Kennern“ Nahrhaftigkeit mit Wohlgeschmack verbindet. Aus der Klasse der Hemipteren haben die Cikaden zeitweise gewissen Völkern zur Nahrung gedient. Nach Plinius (hist. natur., lib. 11, cap. 32) wurden sie im Orient ge- gessen: „Morgenländische Völkerschaften essen sie, selbst die Parther, die doch an Kostbarkeiten Überfluß haben.“ Mit Vor- liebe aß man die feisten, trächtigen Weib- chen, welche wegen der zahlreichen Eier, die sie aufzuweisen hatten, für schmack- halter galten als die Männchen. Nach Aelian sollen auch die Griechen die Cikaden bündelweise als Nahrungsmittel auf den Markt gebracht haben. Selbst die Läuse (Pediculus) wurden und werdennoch heutzutage von manchen Völkern gegessen. Dies berichtet Herodot (IV, 168) | von den Adyrmachiden, einem lybischen Volke; Strabo (11, 2, 1) kennt eine Völker- schaft, die er vdsıpsvayoı, also Läuse essende, nennt. Wie Azara berichtet und mehrere neuere Reisende bestätigen, werden die Läuse auch von den Hottentotten in Süd- afrika und den Charruels, einem Indianerstamm Südamerikas, als Leckerbissen gegessen. Schließlich mag noch die Manna-Schild- laus, Coccus mannifera, Erwähnung finden, welcheeinangenehmschmeckendes Nahrungs- mittel liefert. Zwar dient das Insekt selbst nicht als menschliche Nahrung; indessen verursacht es durch seinen. Stich in die Rinde der Tamaric mannifera Ehr. das Hervorquellen eines zuckerigen Saltes, des Manna, welches zu einer zähen Materie ein- trocknet und eifrig im Orient gesammelt wird, um als beliebtes Nahrungsmittel Ver- wendung zu finden. II. Auch für einige Zweige der Industrie haben einige Insektenarten eine große Bedeutung erlangt. Wir ‘wollen hier absehen von der Wichtigkeit, welche gewisse Lepidopteren- Arten für die Seidenproduktion erlangt haben, und uns vielmehr darauf beschränken, die Verwendung der Insekten in der Färbe- industrie noch kurz zu betrachten. Von alters her hat sich der Mensch der mannigfaltigen Färbungen erfreut, wie sie ihm die Natur in den bunten Blüten der Pflanzen, in dem prachtvollen Gefieder mancher Vögel, in den farbenprächtigen Flügeln vieler Schmetterlinge und an anderen Naturobjekten vor Augen stellte. Sobald daher der keimartig angeborene Schönheits- sinn sich einigermaßen entwickelt hatte, versuchte er, die Farben nachzuahmen, und so entstand die Kunst der Färberei. Sie ist sehr alt und findet sich schon in unseren ältesten Urkunden erwähnt. Aus dem Orient gelangte sie nach Europa und hat hier schon im Altertum und Mittelalter in hoher Blüte Von außerordentlichem Einfluß auf die Entwickelung dieser Industrie war die Entdeckung von Amerika, indem da- durch nicht nur die Verkehrsverhältnisse der Welt total verändert wurden, sondern auch eine Menge kostbarer, neuer Farbstoffe in den Handel gebracht wurde. Waren gestanden. als Färbemittel benutzt worden, so treten jetzt auch mit dem Bekanntwerden der Cochenille solche aus dem Bereich der Insektenwelt in Geltung, zeitweise sogar in den Vordergrund. Die Cochenille gehört zu den Coccinen, den Scharlach- oder Schildläusen. Bei diesen sind die länglichen, kleineren Männchen ge- Nügelt, während die Weibchen größer und ungeflügelt sind. Sie leben alle auf Pflanzen, von deren Saft sie sich nähren. Die Weib- chen sitzen unbeweglich auf einer Stelle und legen sehr viele Eier unter sich, meist in eine feine, seidenartige Masse, vertrocknen nach ihrem Tode und bleiben dann als be- deckender Schild über den Eiern. Mehrere Arten enthalten in ihrem Körper einen roten, sehr schönen, vielbegehrten Farbstoff. Unter den farbstoffliefernden Ooccinen steht obenan die Cochenille- oder Cactus- schildlaus (Coccus cacti). Von der Größe des gemeinen Marienkäfers, wurde sie zu- erst in Mexiko und Mittelamerika auf dem Nopal (Cactus coccinellifera L.; Opuntia coccinellifera D. C.) gefunden, welcher dann später auch anderswo in Menge zum Zwecke der Cochenille-Zucht angepflanzt und ge- zogen wurde. Damit die Schildläuse vor dem ihnen nachteiligen Regen geschützt sind, werden Matten über ihrer Nahrungs- pflanze befestigt. Am Ende jeder Gene- bisher pflanzliche und mineralische Stoffe |ration werden sie, was drei- bis sechsmal Die Insekten in ihrer Verwendung als Arznei-, Speise- und Färbemittel. D 523 im Jahre geschieht, von den Nopalbäumen abgesucht und entweder in siedendes Wasser getaucht und der Sonne zum Trocknen ausgesetzt oder auch in besonders dazu hergerichteten Öfen getötet und auf Blechen geröstet. Die Tiere schrumpfen beim Eintrocknen etwas zusammen und ge- langen in diesem Zustande als sehr ge- schätztes Mittel zum Rotfärben in den Handel. Als man sie schon lange als Handels- artikel kannte, herrschte doch noch immer große Unklarheit über ihre Herkunft. Da sie in ihrer Gestalt in der That eher Pflanzensamen oder getrockneten Beeren glichen als Insekten, so wurden sie, ob- gleich schon Acosta (um 1530) ihre Zu- gehörigkeit zum Tierreich nachwies, dennoch lange Zeit für Produkte vegetabilischen Ursprungs gehalten. Erst durch die Stimmen von Leuwenhoek, de la Hire, Geoffroy und anderen wurde die Richtigkeit der Be- hauptung Acostas außer Zweifel gestellt. Lange bevor Mexiko von den Spaniern erobert ward, kultivierten und sammelten schon die Eingeborenen diese Schildlaus, um sie als Farbstoff zu verwenden. Von Mexiko wurde die Cochenille dann zusammen mit der Nahrungspflanze nach West- und Ostindien verpflanzt. Französischen Berichten zufolge gelang es Thierry de Menonville, den Spaniern im Jahre 1700 einige Schachteln voll lebender Cochenille nach St. Domingo auszuführen, wo indessen die Kultur dieses Halbflüslers bald zu Grunde ging. Durch die Bemühungen des Dr. Presas wurde sie nach Spanien gebracht und dort besonders in Cadix und Malaga gezogen, 1827 auch auf den Oanarischen Inseln und etwas später auf Java. Im Jahre 1831 führte sie zuerst Limonnet in Algier ein. Auch in Malta und auf Sieilien erfolgte die Anlage von Nopal- pfanzungen(Nopalerien) behufs der Cochenille- zucht. Die immer mehr ‘sich verbreitende Ausführung des Insekts spricht für die Wichtiekeit und den Wert, welchen man dieser Insektenart für die Rotfärbe-Industrie beileste. Außer der Cochenille-Schildlaus ist zu nennen als Farbstoff die Kermes-Schildlaus (Coccus ilicis), welche an den Zweigen von Quercus coccifera L. lebt und in Südeuropa, Vorderasien und Nordafrika gefunden wird. Ihren Namen „Chermes“ hat sie den Arabern zu verdanken, was nach Salmasius nichts weiter bedeuten soll als das korrumpierte lateinische Wort vermis (Wurm); nach anderen ist dieses Wort allen Substanzen beigelegt worden, um sie als geeignet zum Rotfärben zu bezeichnen. Man gewann von ihr einen schönen, scharlachroten Färbestoff, der nach dem Namen des Tieres als „Karmoisin“ bezeichnet wird. Früher war diese Schildlaus unter den Namen Kermes- körner, Karmesinbeeren, Scharlachbeeren ein sehr wichtiger Handelsartikel; auch heutzutage beschäftigen sich im südlichen Europa Hirten, Frauen und Kinder damit, den gut im Preise stehenden Farbstoff einzusammeln; indessen ist durch die allgemeinere Verbreitung der Üochenille die Verwendung dieser Schildlaus in der Färbe - Industrie bedeutend eingeschränkt worden. In neuerer Zeit hat dagegen die Kon- sumtion einer anderen Coccus-Art sehr zugenommen, so daß sie fast der Cochenille den ersten Rang streitig macht. Es ist die Lackschildlaus (Coccus lacca), welche in Ostindien besonders auf Ficus religiosa L., Ficus indica L., Butea frondosa und Aleurites laccifera angetroffen wird. Sie liefert eben- falls eine schöne, rote Farbe, welche sich am konzentriertesten in den Eiern vorfinden soll und als Lacklack oder in feinerer Sorte als Lackdye in den Handel kommt. Man sammelt sie zweimal im Jahre ein, im Februar und im August. Aus der Ordnung der Hemipteren (Halb- flügler) kommt ferner noch als Farbstoff. liefernd die Gattung Porphyrophora in Betracht. Das Johannisblut oder die polnische Cochenille (Porphyrophora polonica) findet sich in der Mark, Mecklenburg, Pommern, Schweden, Rußland und anderen Gegenden Europas und kommt häufig an den Wurzeln mehrerer Pflanzen (Herniaria, Hieracium), besonders aber an dem überall häufig vor- kommenden Unkraut Scleranthus perennis vor. Wenn man Ende Mai und Anfang Juni die Wurzeln genannter Pflanzen genau untersucht, findet man kleine, rundliche, purpurfarbene Körnchen, gleichsam aus einem zarten Häutehen bestehend, welches eine rote Masse enthält. Diese liefern einen 524 schönen, roten Färbestoff, welcher schon vor der Einführung der mexikanischen Cochenille in Gebrauch stand und sehr geschätzt wurde; dann aber durch die Ein- führung der echten Cochenille an Bedeut- samkeit verlor. In Polen mußten die Leib- eigenen hierin die Abgaben entrichten, und König Sigismund legte im Jahre 1601 auf die Ausfuhr derselben einen Zoll. Da sie um Johanni eingesammelt wurde, erhielt sie den Namen „Johannisblut“. Eine andere, in Armenien vorkommende Art (Porphyro- phora armeniaca) wird ebenfalls zum Rot- färben benutzt. Otiorhynchus ligustiei, Dickmaulrüßler. Es erübrigt nun noch, aus der Klasse der Hymenopteren der Gallwespen kurz zu gedenken, welche uns schon als Arzneimittel liefernd bekannt geworden sind. Besonders kommen als bedeutsam in der Färbe-Industrie in Betracht Cynips tinctoria L., sowie Oynips quercus calicis (Burgsdorf). Beide kommen in südlichen Gegenden, diese in Griechen- land und auf den Inseln des Archipels, jene in Kleinasien vor. Die durch ihren Stich an Eichenarten entstandenen Gallen bilden mit Eisen einen schwarzen Niederschlag, der, abgesehen von anderen Zwecken, zum Schwarzfärben Verwendung findet. Otiorhynchus ligustici, Dickmaulrüssler. (Auch ein Übelthäter aus Not!) Von H. Gauckler Dieser Rüßler, der in Deutschland, Österreich-Ungarn und Frankreich verbreitet und häufig ist, hat sich, jedenfalls infolge Mangels seiner üblichen Nahrung, eine andere Nahrung als Ersatz gesucht, die ihn zu einem Schädling schlimmster Sorte stempelt. Dieser Käfer zeigte sich hier in Deutsch- land bereits seit einigen Jahren in Wein- bergen in schädlicher Menge; besonders schädlich trat er im Jahre 1894 in ver- schiedenen Teilen Rheinhessens (Bornheim, Oppenheim, Stadecken), sowie im Rheingau, im Elsaß, an der Mosel und an der Saar auf. Im Jahre 1896 hat der Käfer sowohl, wie auch insbesondere dessen Larve in der Umgebung von Nierstein und in einigen Saargegenden ganz bedeutenden Schaden angerichtet. Auch aus dem Breisgau in Baden wird von dessen unliebsamem und häufigem Er- scheinen in dortigen Weingrundstücken im vergangenen Jahre berichtet. Der Käfer wird 9—12 mm lang, ist schwarz von Grundfarbe und graugelb beschuppt; der Rüssel ist mit erhabener Mittellinie versehen; Halsschild schwarz gekörnt und dazwischen dicht grau be- schuppt; die Flügeldecken sind dicht und fein gekörnt, die Schenkel gezähnt. Die von Otiorh. ligustici ist meist nächtlich, er frißt fast nur nachts, Lebensweise in Karlsruhe in Baden. hauptsächlich auf Kleeäckern (Luzerne), kann nicht fliegen und ist ziemlich schwerfällig in seinen Bewegungen. Sobald Gefahr naht, zieht der Käfer, wie viele der ihm ver- wandten Arten, die Beine dicht an den Körper, läßt sich leblos fallen und ver- harrt eine Zeit lang in diesem anscheinend leblosen Zustande, bis die Gefahr vorüber ist. Der Käfer wird den Reben dadurch schädlich, daß er die gerade im Austreiben begriffenen, angeschwellten Augen dicht über und dicht unter der Erde total ausnagt. Die Larve lebt in den Wurzeln der Reben und bringt letztere durch Zerstörung ihrer Wurzeln vollständig zum Absterben; beispielsweise wurde durch solchen Larven- fraß vor einigen Jahren ein Weinberg an der Saar total vernichtet. Die eigentliche Lieblingsnahrung des Tieres scheint jedoch Luzerne zu sein, doch soll er auch, wie die Larve, Pfirsich nicht verschmähen. Die Erscheinungszeit bez. Entwickelungs- |zeit von Otiorh. ligustici währt von Ende April bis zum Juni. Wenn nun dem Käfer seine ursprüng- liche Nahrung auf irgend eine Weise ent- zogen wird, durch Mähen der Luzerne oder infolge gänzlicher Umarbeitung solcher Felder, so sieht er sich zunächst in der unmittel- baren Nachbarschaft nach neuer Nahrung \ 52% u um, was wohl mit dem Umstande zusammen- hängt, daß er nicht fliegen kann; so kann es denn kommen, daß er urplötzlich in großer Masse in einen Weinberg einfällt und hier seinen Hunger stillt. Man hat bislang jedoch die Tiere meist nur an frisch gepflanzten Reben beobachtet, so daß die Käfer bei eventueller Auswahl die älteren Stöcke nicht anrühren. Bei Nierstein am Rhein wurde ligustici im vergangenen Jahre gegen Ende April in einem umgeordneten Felde, welches kurz zuvor mit Luzerne bestanden und dann mit sogenannten Österreicher Reben angelegt war, in großer Menge gefunden. Der Boden dieses Grundstückes ist lehmie, etwas kalkhaltig, also kein sogen. schwerer, kalihaltiser Boden, auf dem sonst meist Luzerne kultiviert wird. Die Tiere waren auf dieses eine Stück Feld lokalisiert und fanden sich an anderen vorjährigen, mit derselben Rebsorte an- sepflanzten Riedfeldern, nur wenige hundert Meter von jenem entfernt, nicht vor. Offenbar hatte die Larve des Käfers an dem umseordneten Luzernefelde in großen Massen überwintert. Hauptsächlich kommt das Tier an jener österreichischen Rebsorte vor, muß also vor Jahren von dort her eingeführt sein. Da die Käfer meist nachts fressen, findet man sie wenig bei Tage; sie ziehen sich dann an schattige, trockene Plätze zurück. Aus dieser ihrer Gewohnheit kann man Nutzen ziehen und dieselben am Tage mit leichter Mühe einsammeln und vernichten, indem man in der Nähe der stark befressenen Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Weinstöcke trockene Erdschollen oder Rasen- stücke legt und die sich darunter in großer Zahl ansammelnden Käfer durch Arbeiter oder Kinder einsammeln läßt und vernichtet. Aus Frankreich wird berichtet, daß auf diese Weise in 2!/, Stunden gegen fünf Liter Käfer unter solchen Erdschollen sich angesammelt hatten. Des weiteren wird zum Einsammeln der Tiere das Ausbreiten von Leintüchern unter den Stöcken empfohlen, auf welche sich, infolge plötzlicher Erschütterung der Stöcke, die Käfer fallen lassen. Auch hat man es mit großen Blechtrichtern von !/, m oberem Durchmesser versucht, welche man an die Stöcke hält und letztere dann erschüttert, so daß sich die Tiere dann in dem unteren Teile des Trichters ansammeln. Mir scheinen diese letzteren Methoden wenig erfolgversprechende zu sein, da wohl nur die wenigsten Tiere sich in der dazu erforderlichen Höhe des Stockes befinden. Das Sammeln an der Erde dürfte immerhin die ergiebigste Methode sein. Vielleicht ist ein Versuch durch Bespritzen der Reben mit einer Brühe, bestehend aus 2 k& Kupfervitriol und 4 kg gelöschtem Kalk auf 100 ] Wasser wirksam, indem wohl nicht anzunehmen ist, daß die Käfer solchergestalt bespritzte Stöcke angreifen werden. Im Volksmunde wird dieser Rüsselkäfer vielfach der „Näscher“ genannt, welchen Namen er wohl mit Recht verdient durch seine Gewohnheit, nur die ganz zarten, noch in der Wolle steckenden Blättehen der Augen auszunagen. Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Selimiedeknecht. 20. Bohrer höchstens so lang wie der halbe Hinterleib. 21. Bohrer so lang wie der Körper oder wenig kürzer. Hinterleib grob punktiert, meist braun schimmernd. Beine gelblich braun. 43. .Nur die Klauen der vier Vorderbeine | am Grunde mit Zahn. Die hintersten Schienen mit weißem Ring. Der P. rufata | (Fortsetzung aus No. 52.) sehr ähnlich, aber die hintersten Klauen ohne Zahn, Mesonotum ohne Linien und Schulterfleck, Schildchen und Hinterschildehen mit kleinerer Makel an der Spitze, beim 8 das sechste und siebente Rückensegment fast glatt. — Südliches Schweden. — Vielleicht doch nur als Varietät der P. rufata aufzufassen, gerade bei der Untergattung Apechthis gelbe or 189) {or} Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 189) 18} . Bohrer ist die Bezahnung der Klauen weniger | 24. Die hintersten Schienen rot, undeutlich scharf ausgeprägt. quadridentata ©. G. Thoms. Alle Klauen am Grunde mit Zahn. 22. . Tarsen rot, das letzte Glied weißlich, alle Glieder an der Spitze mehr oder weniger schwarz. Beine rot, Hüften und Trochanteren schwarz, die hintersten Schienen hinter der Basis mit einem undeutlichen, hellen Ring. Stigma braun, an der Basis hell; Nervellus weit über der Mitte gebrochen. Fühler gegen das Ende etwas verdickt, unten rötlich. Area superomedia und posteromedia glatt und sehr glänzend. Schließt sich an P. rufata und brassicariae an, aber Kopf, Thorax, Hüften und Trochanteren schwarz. Körperlänge 13, Bohrer 4 mm. Aus der Raupe von Lasiocampa (Megasoma) repanda Hb., die bei Chiclana in Spanien gesammelt war, gezogen. meridionalis Kriechb. Tarsen gleichmäßig gefärbt, höchstens die Spitze derselben verdunkelt. 23. etwa halb so lang als der Hinterleib. Beine gelbrot, Hüften und Trochanteren schwarz; Hintertarsen rot mit braunen Gliederspitzen. Fühler größtenteils braun. Thorax ganz schwarz. Das @ wird nur von Brischke erwähnt. Das 8 beschreibt Gravenhorst: Fühler kürzer als der Körper, braun, Glied 1 und 2 schwarz, die folgenden unten rostrot, Flügel kaum getrübt, Stigma hellbraun. Beine hellrot, Hüften und Trochanteren schwarz, die hintersten Schienen zuweilen mit hellem Ring vor der Basis, Tarsen braun mit heller Basis. Hinterleib so breit als der Thorax und doppelt so lang als dieser, durch Punktierung matt, die Segmente mit eingedrückter Querlinie. — Auch diese Art wird von keinem der späteren Autoren erwähnt, auch mir ist sie unbekannt geblieben. Brischke giebt an, sie aus Psyche viciella, Saria spheci- formis und einer Tortrix erhalten zu haben. Mocsary nennt als Wirte: Orgyia ericae und Psyche ecksteinii Led. viduata Grav. Bohrer unter halber Hinterleibslänge. Hüften meist rot oder nur schwarz ge- fleckt, selten ganz schwarz. 24. weißlich und braun gezeichnet. Schild- chen teilweise gelb. Hüften meist rot. Segment 2 an der Basis mit tiefen Gruben. Innere Augenränder meist gelb. Bohrerklappen gegen das Ende deutlich verbreitert. 25. Die hintersten Schienen deutlich drei- farbig, d. h. schwarz mit weißem und rotem Ring. Schildchen und Hinter- schildehen schwarz. Fühler unten gelb- rot. Farbe der Hüften veränderlich, meist rot und schwarz gefleckt. Bohrer so lang wie !/, Hinterleib. 37. .Mesonotum und Hinterleib ganz matt. Alle Hüften und ein mehr oder weniger großer Teil der Trochanteren schwarz; Vorderhüften vorn mit weißlich gelbem Fleck. Augenränder nur unter den Fühlern schmal gelb. Schildchen mit einem großen, viereckigen, weißlich gelben Fleck an der Spitze, Hinterschildchen mit einem ebenso gefärbten, breiten Streifen. Nervellus weit über der Mitte gebrochen. Die hintersten Knie, Schienen und Tarsen schwarz, die Schienen hinter der Basis mit weißlichem Ring. Körper- länge 16, Bohrer 3 mm. Südliches Bayern, Ungarn. Mocsary zog sie aus Limenitis populi. eapulifera Kriechb. (Ent. Nachr., 1887, p. 119.) Anmerkung. Wie bereits Kriechbaumer erwähnt, könnte die Art vielleicht identisch die letzten durchaus rötlich. wi P- t P. processioneae Rtzb. (Ichn.der Forstins.III, 101) sein, da diese ebenfalls schwarze Hüften hat und sonst der P. rufata und brassicariae nahe kommt; sonst sind die An- gaben sehr dürftig. Prozessionsraupe der ent- Die Zucht aus dürfte diese Frage scheiden. Mesonotum und Hinterleib ziemlich glänzend. Hüften und Trochanteren rot, höchstens an der Basis etwas schwarz. 26. .Das erste Segment hinten nicht aus- gehöhlt, mit wenig deutlichen Kielen. Mesonotum oft mit zwei gelben Linien. Die hintersten Schienen hinter der Basis mit weißem Ring, ebenso die Tarsen hell geringelt. Fühler rotgelb, oben etwas dunkler, mit schwärzlichen Quer- linien. Flügel leicht gelblich getrübt, mit braunem Stigma. Beim g das ganze Gesicht gelb, beim 2 nur die inneren Augenränder. — Kopf kurz, hinten stark verschmälert, Stirn tief ein- gedrückt, glänzend. Augen tief ausge- randet. Fühler gegen das Ende verdickt. Brustseiten glatt, schwach punktiert; Metathorax stark punktiert. Hinterleib dicht punktiert, das erste Segment nur an der Basis tief ausgehöhlt. Beim g das siebente Rückensegment dicht und tief punktiert, beiderseits gebuchtet. Bohrer weit kürzer als der halbe Hinter- leib. Körperlänge 6—15 mm. Wie es scheint, in ganz Europa, und meist nicht selten, hier in Thüringen mit die häufigste Art. Wurde aus den verschiedensten Wirten gezogen, z. B. Rhodocera rhamnı, Pieris napi, Bomb. neustria, Drepana falcula, Psyche viciella, Psilwra monacha, Spilosoma menthastrı, Abraxas grossu- lariata, Nephopteryx vacciniella, Lo- phyrus-Arten und anderen. rufata Gmel. (P. flavonotata Holmgr. et ©. G. Thoms.). Anmerkung. In der Nomenklatur dieser und der folgenden Art binich Kriechbaumer (cf. Ent. Nachr. 1887, p. 117) gefolgt. : Das erste Segment bis zur Spitze muldenartig ausgehöhlt und mit starken Kielen. Mesonotum sehr selten mit gelben Linien; Tesulä meist schwarz. Die hintersten Schienen höchstens mit der Spur eines hellen Ringes; Vorder- hüften an der Basis gewöhnlich schwarz; Hintertarsen rot, an der Spitze- etwas verdunkelt. — Am Thorax ist meist nur die Schildehenspitze gelb. Beim 2 die inneren Augenränder meist schmal gelb, beim g das Gesicht gelb, mit breiter, schwarzer Mittelstrieme. Beim &g das siebente Rückensegment dicht und tief punktiert. Größenverhältnisse wie bei P. rufata, ebenso die Verbreitung. — Schmarotzt bei Pieris brassicae, Aporia crataegi, Vanessa urticae, Limenitis ca- milla, Sphinz ligustri, Scoliopteryx libatrix, Liparis salicis, Botys verticalis, Tortrix viridana, Gelechia ypopulella, Euryereon verticalis, nach Taschenberg auch in Eiern der Kreuzspinne. brassieariae Poda. (P. varicornis F.et Grav. P. rufata Holmgr. et €. G. Thoms.) 27. . Gelblich Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 527 Bohrer sehr kurz, auch bei größeren Exemplaren nur 1 mm lang. Schwarz, Beine rotgelb, die hintersten Schienen und Tarsen schwarz und weiß geringelt. Fühler unten rötlich. Metathorax mit breiter, scharf begrenzter Rinne. Hinter- leib mit starken Einschnürungen, aber schwachen Höckern. — Kopf kurz, hinten stark verschmälert. Mesonotum glänzend, sehr fein punktiert. Schwarz, Beine rot, Basis der Vorderhüften und kleine Flecke an der Basis der Mittel- und Hinter- hüften, die äußersten Kniespitzen, Schienen und Tarsen der Hinterbeine schwarz; die Schienen der letzteren haben unter der Mitte einen weißen Rins, die vier ersten Tarsenglieder eine weiße Basis. Flügel glashell. Stigma dunkelbraun, an der Basis hell, Areola fast wie bei einem Ichneumon, also fünf- seitig. g unbekannt. Von Kriechbaumer bei München entdeckt. Ich finde die Art jedes Jahr hier in Thüringen in einzelnen Exemplaren. Länge 10 bis 12 mm. eurticauda Kriechb. Bohrer im Verhältnis zum Hinterleib weit länger. 28. . Das letzte Glied der hintersten Tarsen viermal so lang wie das vorletzte. Bohrer höchstens so lang wie der halbe Hinter- leib. Hinterleib rot oder gelb. 29. Das letzte Glied der hintersten Tarsen kaum dreimal so lang wie das vorletzte. 31. oder verschwommen rostrot, Kopf und Makein des Thorax schwarz, Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. Stigma „elb. Nervellus etwa in der Mitte gebrochen. Thorax meist bräunlich schwarz, Metathorax mit dem Schildchen gelbbraun. Beine schmutzig braungelb, die hintersten Schienen hell, vor der Basis und an der Spitze dunkel. Flügel gelblich getrübt, Stigma und Tegulä hellgelb bis hellbraun. Metathorax ohne Felder, glänzend, schwach punktiert, mit seichter Mittelrinne. Hinterleib schmal, grob punktiert. Bohrer kaum von halber Hinterleibslänge. Länge 8—10 mm. Eine ziemlich zweifelhafte Art, der P. brunnea sehr nahe stehend, doch ist bei dieser der Bohrer eher länger als der halbe Hinter- leib. Als Wirt giebt Ratzeburg Tortrix 528 Bunte Blätter. resinana an, und würde also eine erneute Zucht weiteren Aufschluß geben. diluta Rtzb. Schwarz, Hinterleib und Beine, meist | auch der Metathorax rot oder roteelb. Bohrer kürzer als der halbe Hinterleib. Fühlergeißel rötlich. Stigma schwärz- lieh. 30. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Beiträge zur Statistik der diesjährigen Insektenfauna. Ich habe früher bemerkt, daß die jetzigen Verhältnisse den Lepidopteren, Dipteren, Orthopteren und Neuropteren in meinem Beobachtungsgebiete im allgemeinen günstig, den Käfern, Immen und Schnabel- kerfen hingegen nicht günstig zu sein scheinen, indem der bei weitem bedeutendste Teil der sonst hier vorherrschenden Arten aus den letzteren Ordnungen nur in sehr unter- geordneter Menge erschienen ist. Entomoscelis adonidis, Adimonien, Cassiden, Oryptocephalus-Arten, dann viele Cerambyciden, z. B. Leptura Sleveni, sind kaum in 1—2 Exem- plaren vor meine Augen geraten; von Ento- moscelis nicht einmal ein einziges Stück. Sehr merkwürdig ist das plötzliche Ein- gehen von Eumolpus vitis, wovon ich nicht mehr als drei Stück zu finden vermochte, wo doch in anderen Jahren hier große Mengen auftreten. —Es giebt aber andererseitsauch Aus- nahmen; denn während die übrige Coleopteren- welt sehr unterdrückt erscheint, schwärmen xerade in diesem Jahre manche Melo- -Jonthiden in ungewöhnlich großen Mengen. Anomala vitis hat auf einem hiesigen Flugsand-Hochplateau beinahe ein Drittel der jungen Weinanlagen entblättert, und nebenbei auch die Obstbäume, wobei ihr auch Anomala aenea zu Hilfe gekommen ist. Polyphylla fullo war in den letzten zehn Jahren vielleicht nicht einmal annähernd in solchen Mengen er- schienen, und auch Anoxia pilosa war gut ver- treten. Auffallenderweise verhielt sich die Sache mit den nahe verwandten Anisoplia- Arten ganz anders. Vor zwei Jahren (1895) waren gerade diese in ungeheuren Schwärmen zu sehen, und auch im vorigen Jahre, obwohl in viel geringerer Menge, doch immerhin zahl- reich, vorhanden. In diesem Jahre sah ich kaum einige Anisoplia segelum und von A. lata und austriaca gar nichts auf den Feidern, die an die Wiese und Hutweide grenzen, wo ihr Haupttummelplatz zu sein pflegt. Carabiden, Tenebrioniden, Histeriden, Dermestiden fanden sich spärlich. Die Gattungen Meloö, Zonabris, Cerocoma, Zonmilis, Halosymus, Epicaula sind bisher ganz aus- geblieben. Rüsselkäfer erschienen in mittel- mäßiger Zahl. Interessant ist, daß in früheren Jalıren in meinem Garten auf blühenden Spiraea-Stauden und auf Tamarix-Blüte beinahe ohne Aus- nahme nur Anthrenus scrophulariae zu finden war und kaum ein Anthr. pimpinellae In der letzten Zeit hat sich das Verhältnis geändert, und in diesem Jahre fand ich größtentei's nur Anthr. pimpinellae (überhaupt auch von dieser Art nicht viel) und von Anthr. serophulariae kaum einige Exemplare. Dieses Verhältnis dürfte so erklärbar sein, daß pempinellae gerade den Einflüssen, welche scrophulariae zurück- gedrängt haben, energischer zu widerstehen vermochte, so daß sie häufiger vorkam. Prof K3r1)82190, Kis-Szent-Miklös (Ungarn). Über das Auftreten von Melolontha vul- garis und hippocastani bin ich im stande, tolgende Mitteilungen zu machen: Auf meinem Besitztume zu Braunsdorf, Nieder-Österreich, und in den ;mir gehörigen Weingärten zu Sitzenhardt, Goggendorf und Braunsdorf, in denen ich Kirschen- und Zwetschenbäume gepflanzt habe, ist die Kirschen- und Zwetschenernte gänzlich vernichtet, bis auf einige elende \Vberbleibsel. In diesem Jahre war hier ein sogenanntes Flugjahr, und ins- besondere hatten jene Bäume mehr zu leiden, die in der Tiefe und in der Nähe eines Waldes standen. Es waren soviel Tiere, daß der Boden der Wein- und Obstgärten jetzt noch mit einer Unmasse von Maikäferhüllen bedeckt ist. In großen Mengen trat Melolontha vulgaris auf und unter diesen in nicht unbedeutender Anzahl die Variation Zugubris Muls. Melolontha hippocastani trat nur sehr vereinzelt auf. In der Umgebung von Wien war das Auftreten der Maikäfer ebenfalls sehr groß. so in Kloster- neuburg, Korneuburg, Heiligeneich, im Tullner- felde etc. In Wien selbst fand ich nicht viel und da wieder in der Mehrzahl vulgaris, wäh- rend ich nur ein einziges Exemplar hippocastani in Jodlersee fing. Ebenso will ich noch kurz erwähnen, daß in Braunsdorf, Roseldorf und Umgebung in diesem Jahre der Sauerwurm wütete, welcher die Blüten der Weinstöcke im Juni ziemlich vernichtete. Emil K. Blümml. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Zur Lebensweise von Coceinella 7-punctata. 529 Zur Lebensweise von Coccinella 7-punctata. Von Professor Karl Sajo. Am 3. Juli d. Js. besuchte ich ein Hafer- feld, auf welchem die Blattlaus Toxoptera graminum Bond. im Juni d. Js. in mittel- mäßiger Menge aufgetreten war. Am ge- nannten Tage war diese Aphide aber bereits beinahe ganz verschwunden, wahrscheinlich infolge der starken Verfolgung seitens ihrer ärgsten Feinde, nämlich der Larven von Coccinella 7-punctata, welche zwar überhaupt Aphiden zu ihrer Nahrung benutzen, aber nicht alle Arten in gleichem Maße lieben. So sind ihnen z. B. Aphis rosae, Aphis ribis und besonders Aphis pruni F. bei weitem nicht so zusagend, wie die hauptsächlich auf Hafer und Gerste lebende Toxopterra graminum und die auf Luzerne auftretenden Blattläuse. Am 3. Juli waren die Larven des Sieben- punktes zur Hälfte verpuppt, zur Hälfte noch in Larvenform, beinahe durchgehend voll- wüchsig. Es fiel mir gleich bei den ersten Schritten, die ich in das Haferfeld machte, auf, daß einige Puppen von Coccinella aus- gefressen waren, und zwar entschieden in noch ganz weichem Zustande, weil die zurückgebliebene Chitinschale bei den meisten noch nicht ganz ausgelärbt war. Ich dachte anfangs, irgend cine Laufkäferart hätte sich diese fette Mahlzeit bereitet; auf einmal fiel aber mein Blick auf eine Larve von Coccinella 7-punctata, welche ihren Kopf in eine Puppe ihrer eigenen Art vertieft hatte und mit großer Gier den Inhalt fraß. Einmal darauf aufmerksam gemacht, schaute ich genauer nach und fand dann noch über zwanzig solcher Kannibalen, die gerade bei dieser mörderischen Arbeit waren, und es gelang mir noch, eine Larve zu beobachten, die gerade auf ein Blatt kroch, wo noch eine intakte Puppe befestigt war und die, sich gleich über diese Puppe machend, ohne Umstände in sie hineinbiß. Ich nahm nun in einem Blecheylinder mehrere solcher Larven und Puppen mit mir nach Hause und fand nach zwei Stunden bereits einen Teil der letzteren durch ihre Schwestern in Larvenform schon tüchtig angegriffen. Es kann jedenfalls angenommen werden, daß diese Angriffe eine Folge des Mangels anderer Nahrung (nämlich des Verschwindens Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. der Blattläuse) waren; obwohl es nicht un- möglich sein dürfte, daß die Marienkäferchen eine so ausgiebige Speise überhaupt nicht verschmähen, wie das ja bei anderen Arthropoden schon des öfteren beobachtet worden war. Die Krebse sind bekannter- weise gleich nach ihrer Häutung, wo ihre Schale noch ganz weich ist und sie infolge- dessen gänzlich wehrlos sind, den Angriffen ihrer eigenen Art sehr ausgesetzt. Daß Ooceinella 7-punctata nicht nur Blatt- läuse frißt, ist übrigens eine Thatsache, die bereits früher ermittelt worden war. Ich habe schon vor zwei Jahren (im Juli 1895) in Gesellschaft meines Sohnes mehr als zwei Dutzend Fälle beobachtet, wo entwickelte Käfer dieser Marienkäferart die Larven von Orioceris asparagi und Crioceris 14-punctata fraßen. Herr J. Perraud teilte im Jahre 1893 (Soc. ent. d. France, Sitzung vom 28. Juni) mit, daß er auf blühenden Trauben des Weinstockes, die er aus Weingärten von Beaujolais mit sich nach Villefranche führte, und welche mit den Raupen von Cochylis ambiguella besetzt waren, auch Larven von Coceinella 7-punctata fand, die zu seiner nicht geringen Überraschung vor seinen eisenen Augen die Cochylis - Räupchen fraßen. Ich selbst fand es schon seit langer Zeit auffallend, daß zur Zeit der Trauben- reife soviel entwickelte Coccinella 7-punctata in den Trauben selbst versteckt waren, so daß in manchen Jahren die Ränder der Körbe, in welche die Trauben eingelegt wurden, von diesen Käfern ganz rot erschienen. In den Räumen, wo die Trauben aufgehängt werden, und auch in den Preß- häusern findet man sie oft zu Tausenden. Diese Erscheinung ist durch die Perraud- sche Mitteilung vollkommen aufgeklärt, und es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß Coceinella 7-punctata in diesen Fällen die Raupen zweiter Generation von Cochylis ambiguella, die die saltigen Beeren fressen, zu ihrer Nahrung: benutzt und daher doppelt nützlich ist. Eine andere Nahrung hätte sie zu jener Zeit auf dem Weinstocke gewiß nicht, namentlich hier, wo es keine Aphiden auf Vitis vinifera giebt. No. 34. 189. 530 Die Biene im deutschen Volksglauben. Ferner muß ich noch bemerken, daß auf dem anfangs erwähnten Haferfelde hin und wieder die Larven von Lema melanopus. auf den Haferblättern zerstreut zu sehen waren, und unter ihnen gab es mehrere, die offenbar von einem anderen Insekt getötet und ausgefressen worden sind, so daß nur die zusammengeschrumpfte Oberhaut übrig blieb. Es gelang mir zwar nicht, eine Coccinella-Larve bei solchem Fraße zu ertappen, doch hege ich den Verdacht, daß sie auch bei dieser Arbeit im Spiele war, um so mehr, weil — wie ich bereits oben mitgeteilt habe — die mit Lema so nahe ver- wandten Orioceris-Larven dieses Los teilen. Nach alledem ist zu schließen, daß infolge anderweitiger Beobachtungen in der Zukunft noch eine ganze Schar von ver- schiedenen Insekten auf den Speisezettel von Coccinella 7-punctata zu schreiben sein wird, wodurch die Gärtner und Landwirte noch immer mehr Ursache haben werden diesem sympathischen Nützlinge volle Achtung zu zollen. Die zus im deutschen Volksglauben. Von Heinrich Theen. Von dem zahllosen Heere der Insekten sind die Bienen die einzigen, welche der Mensch, soweit in der Geschichte die An- fänge seiner Kultur erkennbar sind, zu Nutz und Frommen in seine Nähe zu ziehen suchte, und man darf wohl sagen, daß die Bienenzucht so alt ist wie die Kultur- geschichte des Menschengeschlechts. Man hat schon im frühesten Altertum die kleinen, kunstgeübten Bienen, welche ihre Woh- nungen aus Wachs so gefällis anzuordnen und zweckentsprechend zu bauen- verstehen und mit einer Königin als Oberhaupt ein Gesellschaftsleben in musterhafter Zucht und Ordnung führen, nicht bloß wegen ihrer Produkte (Honig und Wachs) lieb- gewonnen, sondern auch wegen der emsigen Thätigkeit, mit welcher sie unverdrossen von Blüte zu Blüte eilen, um aus denselben den köstlichen, süßen Nektar hervorzuholen und in ihre wächsernen Wohnungen heim- zutragen, bewundert und angestaunt. Dem Menschen lag es nahe, sich die Biene zum Muster zu nehmen, und so finden wir sie schon früh als ein Sinnbild nützlicher Thätigkeit gefeiert. Eine Sage berichtet, daß die Biene noch aus dem Jıeitalter, aus dem verlorenen Paradiese, übrig geblieben ist. Die Römer erachteten die Pflege der Bienen für so wichtig, daß sie denselben eine Göttin, die Mellenia, zuteilten, welche die Beschützerin der Bienenzucht war; und die Priesterinnen der Ceres und wohl auch alle in ihre Mysterien Eingeweihte wurden „Melissen“ (Bienen) genannt. goldenen Bei den alten Deutschen, die trotz ihrer vielfach rauhen Sitten und Gewohnheiten sich von jeher vor anderen Völkern durch ein tiefes und sinniges Gemüt ausgezeichnet haben, galt die Biene als ein unverletz- liches, beinahe heiliges Tierlein, und die Vorstellungen, welche unsere Altvordern über sie unterhielten, klingen in manchen Gegenden jetzt noch nach, wo sich leise, vom Volke geschonte Spuren einer Ver- ehrung erhalten haben. Eine Biene tot- zuschlagen, gilt als Unrecht, als sittliche Roheit, und die Hand eines solchen Menschen verfällt nach altem Volksglauben dem Teufel. Man traut den Bienen Unter- scheidung des Guten und Bösen, ein Gefühl für Recht und Unrecht zu, und glaubt, daß die Nähe gewisser Menschen sie störe, ängstige und verletze. Gegen Kinder sanft und schonend, lassen sie sich selbst deren nahes Spiel gefallen; ge- schminkten und parfümierten Damen sind sie außerordentlich feind, ebenso Apothekern und Totengräbern, leichtsinnigen Frauen und Trinkern, die besonders gern von ihnen gestochen werden. Dagegen galten Leute, die, unter schwärmenden Bienen stehend, von diesen mit Stichen verschont werden, für gute Menschen. Die Bienen wurden in Altdeutschland als zum Hause gehörig angesehen und zärtlich und mit Achtung behandelt; der gemeine Mann dachte sie als Glieder der Familie und als solche sehr empfindlich, Man be- trachtete sie, wie die Schwalben, als Schutz- geister vor dem Einschlagen des Blitzes, Die Biene im deutschen Volksglauben. 931 und entblößte das Haupt, wenn man beobachtend vor den Bienen stand. Wolf- gang Menzel hat in seiner „Monographie der Biene“ treffend bemerkt, daß schon der patriarchische Ausdruck „Bienenvater“ das innige, familiäre Verhältnis zwischen dem Bienenzüchter und seinen Pfleglingen be- zeichnet, während nie davon die Rede ist, daß man einen, der Ochsen, Hunde oder Schweine züchtet, deshalb Hunde- oder Öchsenvater nennen würde. Es konnte nicht ausbleiben, daß bei einer solchen Verehrung, welcher die Biene sich zu erfreuen hatte, mit der Zeit auch viel Unsinnises und Abergläubiges unter- laufen mußte, welches oftmals, namentlich als im Mittelalter der Aberglaube in allen Köpfen und bei jeder Gelegenheit spukte, von den traurigsten Folgen begleitet war. Ja, Schreiber dieser Zeilen könnte hier von einem Hexenprozeß, der sich in dem am Plöner See belegenen adeligen Gute Nehmten im Jahre 1687 zugetragen hat, erzählen, der infolge eines Aberglaubens in der Bienenzucht entstand und den Tod einer unschuldigsen Frau zur Folge hatte; aber der mir zur Verfügung stehende Raum verbietet, hierauf näher einzugehen. Mancher Aberglaube, mancher Zauber und manche Sitte und Gewohnheit, die sich an die Biene und ihre Produkte knüpft, herrscht hier und da noch heutigentags, und es wäre sehr wünschenswert, wenn sich einer dazu verstände, diesen Stoff zu sammeln und zu sichten. Namentlich der Folklorist würde hier ein ergiebiges und dankbares Feld antreffen. Einiges darauf Bezügliches wollen .wir nachstehend mit- teilen: An Freud und Leid im Hause ihres Herrn nimmt die Biene innigen Anteil; dafür verlangt sie auch Rücksichten der- selben Art, wie andere Freunde des Hauses. Ein noch jetzt ziemlich ver- breiteter Glaube ist es z’ B., daß den Bienen die Todesnachricht ihres Herrn überbracht werden muß. Ist in Dithmarschen der Hausherr gestorben, so geht jemand zu den Bienen und spricht: „Jüm Herr is doot!“ In Schwansen klopft der Betreffende noch dreimal an den Stock. Geschieht das nicht, so müssen auch die Bienen sterben. Bei den Wenden im Spreewalde geht beim Tode des Vaters der älteste Sohn des Hauses zu den Bienen, klopft an jeden Bienenkorb und sagt: „Bienchen, Bienchen, steht auf, euer Wirt ist gestorben.“ In Westfalen ruft man den Bienen zu: „Imme, dinn Herr ist dout, Du sast hewen kaine Nout.“ Im Altenburgischen und auch in Württemberg werden bei.der Todesanzeige des Bienenvaters die Stöcke etwas versetzt, damit sie nicht kranken und sterben sollen. Manchmal mag diese Ruhestörung von den Bienen mit Unwillen aufgenommen und von allerlei unliebsamen Störungen für das Trauerhaus und dessen Bewohner begleitet gewesen sein. So erzählt Jean Paul (Ges. Werke B. 59) einen tragikomischen Fall dieser Art. Bei der feierlichen Beisetzung eines Hofmarschalls, wo alles nach Vor- schrift des Ceremoniells höchst feierlich und steif herging, fielen die Insassen der von ihrem Platz gerückten Bienenstöcke mit solcher Berserkerwut über das Cortege her, daß alles die Flucht ergriff. In manchen Gegenden werden die Bienenstöcke, wenn die Leiche des Haus- herrn fortgeführt wird, umgedreht, daß die Fluglöcher nach hinten zu stehen kommen. In Masuren nimmt man, sobald die Leiche das Haus verläßt, den Bienenstöcken das Deckelholz ab, damit der Tote sie noch einmal segne, und in Böhmen und anderswo werden im gleichen Fall die Körbe mit Flor behängt. In anderen Gegenden ist es unter den Landleuten Gebrauch, bei einem Todesfall in der Familie auch die Bienen trauern zu lassen, indem man an jeden Stock ein Stück schwarzes Tuch heftet. An einigen Orten ist die Ceremonie feierlicher, die ganze Familie begiebt sich vor die Stöcke und verkündet den Bienen das traurige Er- eignis. Man klopft mit dem Hausschlüssel an jeden Stock und setzt dessen Bewohner mit lauter Stimme von dem Todesfall in Kenntnis. Geschähe es nicht, so würde be- fürchtet, daß die Bienen auswandern und sterben. Anderswo ist es Sitte, ein altes Kleid des Verstorbenen unter den Boden, wo die Bienenstöcke stehen, zu vergraben, auch die Bienen des Verstorbenen weder zu verkaufen, noch zu verschenken, oder zu vertauschen. 932 Im Engadin glaubt man, daß die Seelen der Menschen in Gestalt von Bienen die Welt verlassen. Wenn der Hausherr stirbt, begiebt sich das älteste männliche Glied der Familie zu dem Bienenstand, klopft dreimal an am ersten Stock und sagt den Spruch: „Ime, die här es dot, Verlatt mi nit in meiner not.“ Deswegen kauft man nicht gern die Bienen eines Verstorbenen, da man fürchtet, sie fliegen fort. Umgekehrt, wenn die Bienen ohne näher liegende Ursachen die Wohnungen verlassen, so deutet solches auf den baldigen Tod des Besitzers hin. Aber auch freudige Familienereignisse werden den Bienen angesagt, zumal sie in manchen Gegenden als eine Art Schutz- geister angesehen werden. In Westfalen und anderen Gegenden Norddeutschlands müssen daher die in das neue Heim ein- gezogenen Brautleute sich den Bienen vor- stellen, sonst haben sie in ihrem Ehestande kein Glück. Und zwar geschieht die Vor- stellung der Neuvermählten mit folgendem Spruch: „Imen in, Hir is de Imen um, imen an, Hir is de junge man! Imekes, verlatt he se nitt, Wann se nu mal Kinner kritt!“ imen ut, junge brut! Vielfach wird auch die Geburt eines Kindes den Bienen angezeigt, so in Lunden (Holstein), ja stellenweise wird bei einem solchen Ereignis der Bienenkorb mit einem roten Tuch geschmückt. In Bayern und Böhmen geschieht letzteres auch bei einer Hochzeit. Außer den bisher angeführten Familien- ereignissen sind für die Bienen und ihre Zucht gewisse Zeiten und kirchliche Feste von Bedeutung. In den drei sogenannten Kauhnächten, Thomasnacht (21. Dezember), sowie in den Nächten vor Weihnachten und Dreikönige wurden in Niederösterreich außer den Wohnungen und Stallungen auch die Bienenhütten mit geweihtem Weihrauch durchräuchert und mit Weihwasser besprengt, und wenn man Weihnachtsabend die Bienenkörbe an einen anderen Ort überträgt, am so werden sie, nach der Volksmeinung in Die Biene im deutschen Volksglauben. Mähren, wohl viel Honig haben, aber nicht schwärmen, und in Masuren rechnet man auf viele Schwärme, wenn es am Neujahrs- tage schneit. Ist auf Petri Stuhlfeier das Wetter gut, so muß man, nach dem Glauben der Leute in Mecklenburg, die Bienenstöcke reinigen. Am Feste Mariä Lichtmeß, von dem eine mecklenburgische Bauernregel sagt: „Lichtmeß hell und klar, Makt de Immen schwar,“ darf ein Bienenvater weder eine Reise, noch einen Besuch außerhalb des Hauses machen, sonst ziehen, wie man in Waldeck glaubt, im nächsten Frühjahr die jungen Schwärme fort, und am Niederrhein versprach man sich ein gutes Bienenjahr, wenn bei der Lichterprozession, wie sie früher daselbst um die Kirche stattfand, der Wind die Kerzen nicht auslöschte. Nach der Volks- meinung im Schwaben soll man die Bienen zum erstenmal am Gertrudstage (17. März) ausstellen, und es wird vor dieser Aus- stellung der Bienenkorb mit Dreikönigs- weihwasser besprengt und auf das Bodenbrett vor das Flugloch Dreikönigssalz gelegt. Ehedem machten die Leute förmliche Kontrakte mit ihren Bienen und stellten ihnen schriftliche Versicherungen aus, sie lieb und wert zu halten, und beglück- wünschten sie zum neuen Jahre. Der Glaube, daß die Bienen keusche Jünglinge und Jungfrauen verschonten, ver- anlaßte viele Mädchen, ihren Verlobten dadurch eine Tugendprobe zu geben, daß sie sich zu den Bienen stellten. Wer über einen emplangenen Bienenstich flucht, dessen Entzündung soll schmerzhafter, die Geschwulst größer werden. Glück in der Bienenzucht wird man haben, wenn man beim Kauf eines Bienen- stockes ein Stück Geld in denselben hinein- lest. Noch größer wird das Glück, wenn man den ersten Bienenstock stiehlt (Schwansen), oder auf dem Felde einen Schwarm findet, den einstockt und nach Hause trägt. Wer aber später Bienen stiehlt, der hat Unglück und wird nicht ruhig sterben können, und demselben wird in der Sterbe- stunde keine (Wachs-) Kerze brennen. Beim Kauf handelt, beim man der Bienen soll nicht Verkauf nicht ge- übervorteilt Die Biene im deutschen Volksglauben. 533 werden, sonst verliert man den Segen In der Neumark muß man an Petri damit. In der Oberpfalz und in Öster- | Stuhlfeier den Diebessegen über die Bienen reich glaubt man übrigens, daß man mit geschenkten oder geerbten Bienen am olücklichsten sei.. In Nieder-Österreich soll man, wenn man einen Bienenstock kauft, eine heilige Messe lesen lassen, Almosen geben, oder sonst ein gutes Werk thun, auch jeden ins Haus kommenden Schwarm mit „Grüß Gott!“ bewillkommnen und den! Tag seiner Ankunft mit geweihter Kreide auf den Stock schreiben. Erhält man einen Schwarm aus dritter Hand, so muß man nach Ansicht des Volkes beim Heimtragen recht laufen, damit er fleißig arbeite. In Westfalen glaubt man, daß ein ge- stohlener Schwarm sterbe. Kauft man Bienen, deren Herr gestorben ist, so sterben auch die Bienen bald dahin. Dänischenwohld. Wer Bienen kauft, darf nicht bloß mit Geld bezahlen, sondern muß einen Teil der Kaufsumme wenigstens in Naturalien be- gleichen; denn um Geld allein gekaufte Bienen gedeihen nicht gut. In Bayern soll man am Freitag, der überhaupt ein „dies nefastus“ ist, auch keine Bienen kaufen oder transportieren. Mit der heiligen Dreizahl soll man die Bienenzucht anfangen. Das meiste Bienen- elück hat derjenige, welcher den einen Schwarm kauft, den zweiten sich schenken läßt, den dritten findet. Baden. = Wenn von einem Stande Bienen ge- stohlen werden, so hat man kein Glück mehr mit den Bienen; sollen die üblen Folgen aufgehoben werden, so muß der Stand umgebaut oder an eine andere Stelle verlest werden. Das Volk hält übrigens dafür, daB es Mittel giebt, die Diebe von den Bienen fernzuhalten, auch gestohlene Bienen wieder zu erhalten und den Dieb zu bestrafen. Die Diebe sollen abgehalten werden, wenn man dreimal um den Stock herumgehe und spreche: Steh’, Stock, fest In deinem Bienenkäst’, Daß dieh keine Diebeshand berühre, Und dich von hinnen führe. Im Namen u. s. w. Dieser lautet: „Ich binde dich durch Gottes Hand, Damit sollst du steh’n in Teufels Band; Bei Leiden und Jesu Christi Blut Mach’s, du Schelm, du Dieb, mit deinem Ende gut.“ Um den gestohlenen Bienenstock wieder zu bekommen, muß man Wachs vom Bienen- stande nehmen und etwas davon an ein Mühlrad, etwas an eine Altarkerze und etwas an den Perpendikel der Wanduhr befestigen. Der Dieb hat nun nirgends Ruhe mehr, er muß das gestohlene Gut zurückbringen, oder wenn es nicht mehr vorhanden, sich als den Spitzbuben be- kennen. Das Wachs hat man übrigens so zu befestigen, daß es nicht etwa ver- loren gehen, sondern wieder entfernt werden kann, sobald sich der Thäter gestellt hat; andernfalls bleibt der Dieb in dieser und jener Welt ruhelos. Westfalen. Man meint ferner, wenn man tote Bienen und Unrat in ein Tüchlein thue, ohne das- selbe mit den Händen zu berühren und es nach Sonnenuntergang an den Ort vergrabe, wo der Dieb den Bienenstock gestohlen, er die Schwindsucht bekäme. Kommt zu einem Bienenzüchter jemand ins Haus, um irgend etwas zu leihen, so muß ihm der Bienenvater die verlangte Sache vors Haus hinaustragsen und dort überreichen, sonst trägt ihm der Betreffende das Glück und Gedeihen der Bienen aus dem Hause fort. ’ Bei geizigen Leuten sollen die Bienen nicht gedeihen; sie versagen den Dienst und gehen ein. Auch wo in einer Familie Streit und Zank oder sonstige Laster herrschen, ge- deihen sie nicht, sie werden unruhig und ziehen fort. Schwaben. Ein rechter Bienenyater muß beim Zeideln dem Nachbar Honig schenken, weil die Bienen auch auf dessen Eigentum ge- sammelt haben; unterläßt er es, so hat er im Jahr darauf eine schlechte Honigernte zu erwarten. Wer Kranken Honig abschlägt, hat im nächsten Jahre kranke Bienen und leere Waben. Wer Kindern Honig versagt, ver- sprechen. 534 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. sündigt sich an der heiligen Maria und an dem heiligen Joseph, dem Nährvater des Jesus-Kindes. Für einen Sterbenskranken darf man aber keinen Honig hergeben, sonst sterben die Bienenstöcke aus. Bayern. Wer vor dem Gericht eine ungerade Zahl Bienen bei sich trägt, findet sein Recht immer. Wer am Palmsonntag Zweige von der Sahlweide auf die Stöcke steckt, dessen Bienen kann kein Böses zugefügt werden. Manche glauben, daß die Bienen bessere Art haben, wenn sie mit einem andern zur Hälfte gehalten werden; doch darf man sich ja nicht darum zanken, sonst gedeihen sie nicht. Hinterpommern. In dieser Hinsicht sagt man aber in der Landschaft Schwansen: Kompanie ist Lumperie. Wer einen Krötenstein, d. i. versteinerter Seeigel, unter den Korb legt, dem gedeihen die Bienen wohl. Pommern. Damit die Bienen gut gedeihen, füttert man sie mit Honig, dem man etwas Biebergeil, Granatäpfel u. s. w. beimischt. Wirksam ist solches aber nur, wenn die Fütterung in verschiedenen Zeiträumen stattfindet, zum ersten, wenn sie zu fliegen anfangen, dann im April, vor allem aber in der Zeit, wenn die Kirschen blühen, im Mai untl in der Roggenblüte. (Fortsetzung folgt.) Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Von Ernst Girschner in Torgau. (Mit drei vom Verfasser gezeichneten Tafeln.) Zwei kleine, aber wertvolle Abhandlungen Herrn v. Östen-Sackens in der „Berliner Entomologischen Zeitschrift“*) über die verschiedene Benennung der sogenannten Schüppchen (Squamulae) in der diptero- logischen Litteratur geben mir Veranlassung, meine Beobachtungen über die Bildung dieser Organe bei den verschiedenen Dipterenformen bekannt zu geben. Betrachtet man die Ansatzstelle des Flügels einer Tipulide, so bemerkt man an der äußersten Basis des Flügelhinter- randes eine kleine, lappenartige, faltige Erweiterung, welche bei ausgebreitetem Flügel in einer Ebene mit der Flügelfläche liegt und mit derselben bewegt wird. Von dieser Erweiterung aus und gleichsam als Verlängerung ihrer Umrandung zieht sich ein sehr schmales, häutiges Bändchen (Frenulum squamulare) unter dem Gallus postalaris und dicht über dem etwas beulen- ®”) „Notice on the terms tegula, anti- regula, squama and alula, as used in Dipterology“ (Berl. Ent. Zeitschr. Bd. XLI, Jahrg. 1896, Heft I., pag. 285—288) und: „On the terms Calypteratae and Acalypte- ratae, Calypta and Calyptra“ (l. e., pag. 323 -338). artig erhobenen Teile der Metapleuren hin bis zu einer stegartigen Verlängerung (Jugum scutellare inf.) des unteren Schildchenrandes (vergl. Fig. 1). Vergleicht man nun eine vollkommenere Dipterenform, etwa eine Calliphora, so zeigt sich hier nicht nur die basale Er- weiterung des Flügelhinterrandes viel stärker entwickelt, sondern es ist auch das Frenulum squamulare zu einer sehr breiten, schuppenartigen Membran umgebildet. Diese Membran ist zwar mit der basalen Er- weiterung der Flügelfläche schmal ver- bunden, sie ist jedoch, da sie dem Thorax ansitzt, ganz unbeweglich (vergl. Fig. 3). OÖsten-Sacken bezeichnet die be- schriebenen Gebilde mit dem Namen Postalar-Membran. Unter den deutschen Dipterologen und überhaupt in der diptero- logischen Litteratur waren dieselben bisher am bekanntesten unter dem Namen Squamae oder Squamulae, Schuppen oder Schüppchen. Squamula ist auch der älteste, von Linne schon’ im Jahre 1766 eingeführte Name (vergl. Osten-Sacken ]. c., p. 286). Die französischen Dipterologen nennen die Schüppchen ailerons, coquilles und cuillerons, und Rob. Desvoidy be- Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 535 zeichnet sie zuerst mit dem griechischen Worte Calypta (aus calypto gebildet), weil er beide Schüppchen für eine Schutz- decke der Schwinger hielt. Die Calypta (wichtiger Calyptra) besteht nach Rob. Desvoidy aus der Squama superior und der Squama inferior. Oalyptra ist also gleichbedeutend mit Herrn v. Osten- Sackens Postalar-Membran. Die Engländer gebrauchen meist die Bezeichnung Alulae oder winglets für beide Schüppchen. Walker unterscheidet „subscutellar winglet“ und „subaxillary winglet“. Haliday hatte ähnlich wie Rob. Desvoidy für beide Schüppchen die Be- zeichnung Calyptra und unterschied „the anterior and the exterior auricle“. Die Bezeichnung Tegulae für die hier in Rede stehenden Schüppchen wurde von Loew oft gebraucht und einige neuere Dipterologen sind ihm auffallenderweise darin gefolgt. Schiner hat in seiner „Fauna austr.“ (Bd. I, p. XIV), also schon vor vierzig Jahren, auf den Unterschied zwischen den Begriffen Tegulae und Squamae hin- gewiesen, und neuerdings hat auch Osten- Sacken seine früher (Berl. Ent. Zeitschr. 1892, p. 425, Fußnote) von ihm einge- führten Bezeichnungen Tegula und Anti- tegula wieder verworfen. Unter dem Namen Tegulae versteht man schon seit langer Zeit die sogenannten Schulter- schuppen oder Schulterdecken vor der Flügelwurzel der Lepidopteren, Neu- ropteren, Hymenopteren und gewisser Fuleoriden. Bei Dipteren sind diese Organe nur rudimentär vorhanden. Diejenigen Autoren, welche die Be- zeichnung Squamulae oder Squamae bei- behalten, unterscheiden nun entweder zwischen einer Squama anterior und posterior, einer Squama superior und inferior oder einer Squama interior und exterior. Die Bezeichnung „oberes und unteres Schüppchen“ erscheint mir noch als die richtigste, denn in dieser gegenseitigen Lage werden die Schüppchen dem Beobachter in den meisten Fällen entgegentreten. Mit Ausnahme sehr weniger Dipteren, welche die Flügel während der Ruhe gespreizt halten (z. B. Bombyliden), tragen alle anderen die Flügel im Ruhezustande in der Weise, daß diese sich mit ihrem Hinter- rande mehr oder weniger kreuzen, oder sie werden vollständige übereinander geschoben. Auf diese Weise werden auch die beiden Schüppechen in eme solche gegenseitige Lage gebracht, daß man recht gut von einem „oberen und unteren“ Schüppchen sprechen kann. Ist jedoch nur das „obere“ Schüppchen vorhanden, wie es bei den meisten Dipteren- familien der Fall ist, dann fehlt allerdines eine geeignete Bezeichnung für dasselbe. Osten- Sacken macht deshalb den Vorschlag, das dem Thorax ansitzende Schüppchen mit Squama, das dem Flügel ansitzende aber mit Antisquama zu bezeichnen. Herr R. H. Meade ist mit diesem Vor- schlag Osten-Sackens nicht einverstanden (vergl. Entom. Monthly Mag., London, 1897, pag. 29—30). Er befürwortet vielmehr die Beibehaltung der Bezeichnung Calyptra für beide Schüppchen, „weil dieser Name das Recht der Priorität habe und besonders anwendbar auf die Musciden sei“. Die Gründe des Herrn Meade sind jedoch nicht stichhaltig. Das Recht der Priorität hat nur, wie schon erwähnt, die Linne'sche Bezeichnüing Squamulae Rob. Des- voidys bezw. Macquarts Namen für die beiden großen Muscidengruppen können aber trotzdem recht gut bestehen bleiben, denn der Linne’sche Begriff Squa- mulae deckt sich nicht mit dem Begriff Calyptra! Die Muscidae calyp- tratae sind im Sinne Rob. Desvoidys Museiden mit großen Schüppchen, welche die Schwingser decken, und Maequarts Acalypteren haben keine Schwinger- decke, d.h. die Schüppchen sind so klein, daß die Schwinger frei liegen. — Ich denke aber, auch ohne diese Auslesung müssen die Namen für die beiden Muscidenreihen erhalten bleiben, denn sie sind seit länger als 50 Jahren schon systematische Begriffe, welche jedem Dipterologen geläufig geworden sind. Es geht also nicht an, die Schüppchen der Dipteren mit dem Namen Calyptra zu bezeichnen, weil die Namen zweier Musciden- Gruppen aus diesem Worte gebildet sind. Folgen wir dem Altmeister Linne und behalten den Namen Squamulae bei. In folgendem werde ich den von der Flügelfläche gebildeten Teil der Postalar- Tafel I. Schüppchenbildung bei einigen Dipterenformen. Ban a IK, I, E % 0 N . 5 » U SR ud se af: Wnsz ME u) II £- Girschner de2. Erklärung der Tafel. Fig. 1: Tipula (Tipulidae). Fig. 2: Glaphyroptera (Myc»tophilidae). Fig. 3: Tabanus (Tabanidae). Fig. 4: Alliocera (Stratiomyidae), Hinterleib abgelöst und der Thorax von hinten gesehen. Fig. 5: Oncodes (Acroceridae). Pig. 6: Liancalus (Dolichopodae). Fig. 7: Chilosia (Syrphidae). Fig. 8: Calliphora (Museidae). Abkürzungen:a —alula. ang. sq. — angulus squamularis, Schiipp henwinkel. fr. sq. = frenum squamulare, Schüppehenband, j. se, inf. — jugum scutellare inf, unterer Schildehensteg. j. se. sup. — jug. scut. sup., oberer Schildehensteg. 1. al. — lobus alaris, Flügellappen. mphr. — mesophragma (Brauer). mpl. — metapleurae (Osten-Sacken). pl. — plumula. pse. — postscutellum. sc. — seutellum. sq. al. = squamula alaris, Flügelschüppchen (antisquama O. S.). sq. th. = squamula thoracalis, Thoraxschüppcehen (squama O. S.). Über die Postalar-Membran (Schü ppchen, Squamulae) der Dipteren. 537 Membran Squamula alaris, Flügel- schüppchen, und den durch Erweiterung des Frenulum entstandenen Squamula thoracalis, Thoraxschüppchen, nennen. Beide Schüppchen können dann entweder mit Squamulae oder mit dem von ÖOsten- Sacken eingeführten Namen Postalar- Membran bezeichnet werden. — Mit diesen Bezeichnungen wird man sich in jedem Falle leicht verständlich machen können, mögen ein oder zwei Schüppchen vorhanden sein, oder mögen die Flügel aufgerichtet oder geschlossen gehalten werden oder endlich zum Fluge ausgebreitet sein. Den Winkel, welchen Flügel- und Thorax- schüppchen an ihrer Verbindung miteinander bilden, nenne ich Schüppchenwinkel, Angsulus squamularis (vergl. Fig. 3, 7 u. 8). Es findet sich hier sehr oft eine auffallende Bildung und Behaarung der Membran, so daß es notwendis ist, auch diese Stelle mit einem besonderen Namen zu bezeichnen.*) 2 Die feinere Struktur der Schüppchen ist von den Dipterologen seither ganz außer acht gelassen worden. Man beschränkte sich darauf, von großen und kleinen Schüpp- chen, von der relativen Länge der beiden Teile und deren Färbung zu berichten. Allenfalls wurde hier und da noch der längeren oder kürzeren Randbewimperung und deren Farbe Erwähnung gethan. Die Färbung war aber immer wichtiger als die Form, und von der in vielen Fällen sehr abweichenden Behaarung und Bewimperung des Flügel- und Thoraxschüppchens bei em und derselben Art, sowie von der Ober- flächenbeschaffenheit und der oft so charakteristischen Gestalt der beiden Organe findet man nur selten eine Andeutung. So scheint noch wenig bekannt zu sein, daß die Syrphiden unter allen Dipteren dadurch ausgezeichnet sind, daß das Thorax- =) An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß in Prof. Brauers Arbeit „Über das Seg- ment mediaire“ (Sitzgsb. d. K. Akad. d. W. LXXXV. 1882) auf Taf. I, Fig. 3 u. 4 (Nymphe v. Hypoderma), das mit „alula“ bezeichnete Stück nicht diese, sondern sicher wohl das Flügelschüppchen (squ. alaris) ist, während Br. das Thoraxschüppchen (squ. thoracalis) in den Figuren 3, 4u.5 mit „sq.“ bezeichnet. schüppchen mit äußerst zierlichen Fächer- oder Gabelhaaren am Rande besetzt ist (Fig. 7 u. 14—20), während das Flügel- schüppchen hier sehr oft (besonders bei Eristalinen) den Schmetterlings- schuppenähnliche Gebilde trägt. Auch Bombyliden und Midasiden sind durch solche breitgedrückte, schuppenartige Rand- borsten des Flügelschüppchens ausgezeichnet, | Ferner ist bemerkenswert, daß unter den Tabaniden, Stratiomyiden und Acro- ceriden die einzigen orthorrhap hen Dipteren zu finden sind, welche ein stark entwickeltes, d.h. ein an Länge das Flügel- schüppchen überragendes Thoraxschüppchen besitzen (Fig. 3, 4, 5), das bei den beiden letztgenannten Familien auf der Oberseite oder auf beiden Seiten mit abstehenden, zuweilen sehr langen Haaren besetzt ist. Die Dolichopoden endlich sind dadurch interessant, daß das Flügelschüppchen zu einem zierlichen, mit fächerartig gestellten Haaren besetzten Schutzapparat umge- wandelt ist (Fig. 6). Das Flügelsehüppchen(squ. alaris oder antisquama O. S.) fehlt keiner Dipterenform. Es ist schon bei den unvollkommensten, den Cecidomyiden, Culiciden, Mycetophiliden ete., vorhanden und erfährt höchstens eine Rück- bildung bei denjenigen Arten, welche ihre Flügel nur wenig gebrauchen. In diesem Falle schrumpft es in seiner Fläche mehr oder weniger zusammen und rückt näher an die Flügelbasis heran. Nicht nur das Flügelschüppchen, sondern auch die Alula ist wenig entwickelt bei allen denjenigen Dipteren, welche sich mehr laufend als fliegend fortbewegen (Ceratopogon, Lonchoptera, Tachydromia, Clinocera, Doli- chopoden). Die Tipuliden, bekamntlich die einzigen Dipteren, mit bis zum Flügelrande voll- ständig entwickelter Axillarader, haben die Alula noch nicht ausgebildet. Dieselbe ent- steht erst mit dem Zurücktreten der kon- vexen vena axillarıs an die Basis des Flügels. Tipuliden sind aber wie die meisten Mücken, schlechte Flieger. Ihr Flug ist mehr ein langsames Flattern oder Schwirren. — Vergleicht man nun mit den Mücken die besten und schnellsten Flieger unter den Dipteren (Bombyliden, Nemes- triniden. Tabaniden u. s. w.), so fällt bei 938 diesen Formen sogleich die starke Ent- wickelung der Alula und des Flügel- schüppchens auf. Es ist also ein Abhäneig- keitsverhältnis zwischen Flugvermögen einer- seits und Ausbildung der Alula und des Flüselschüppchens andererseits leicht zu er- kennen. Letzteres ist daher zu den Flug- organen zu rechnen. Ganz anders verhält es sich dagegen mit dem Thoraxschüppchen (squamula thoracalis oder „squama“ ©. S.), welches, wie schon erwähnt, eine schuppenartige Erweiterung des den Metapleuren an- liegenden Schüppchenbandes ist. Das Schüppcehenband (frenum squamulare) zieht sich dieht unter der unteren steg- artigen Verlängerung des Schildchenrandes, dem unteren Schildchenstes*) (jugum scut. inf.), hin und verläuft, meist allmählich breiter werdend, an den Metapleuren bis zur Verbindung mit dem Flügelschüppchen, wo es den Schüppchenwinkel (angulus squamularis) bildet (verel. Fig. 3. und 4). Nicht nur allen mückenartisen Dipteren fehlt das Thoraxschüppchen, sondern auch gerade den geschicktesten Fliegern unter den Orthorrhaphen, den Bombyliden und Nemestriniden, während die trägen Stratiomyiden (wenigstens die größeren Stratiomyia-Arten, Alliocera etc. sind weniger cute Flieger) und Acroceriden ein breit oder auffallend breit entwickeltes Thoraxschüppchen haben. Irsendwelche Beziehungen zwischen Flugsvermögen der Dipteren und der Entwickelung dieses Schüppchens lassen sich also nicht er- kennen. Ich betrachte Erweiterung des die schuppenartige frenum squamulare *) Die beiden Schildchenstege sind bei allen größeren Dipteren gut zu sehen, recht deutlich z. B. bei Tipula.. Der untere Schildcehensteg reicht hier genau bis zu der Furche, welche das Mesophragma (Brauers) von den Seitenstücken des Meta- notums, den stark entwickelten Metapleuren (Östen-Sackens) trennt; eine kleine Ein- schnürung deutet den Beginn des Frenums an. Hiypoderma zeigt die Stege auffallend stark angeschwollen. Culiciden und Chiro- nomiden fehlt der obere Schildchensteg, weil hier eine Furche das Scutellum vom Mesothorax (Scutum Brauers) trennt. Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. als ein Schutzorgan für Metathorax- stigma und Schwinger, welches sich erst bei den vollkommensten bezw. letzt entstandenen Formen gewisser Entwickelungsreihen gebildet hat. Es spricht für diese Deutung besonders auch die wesentlich verschiedene Rand- behaarung beider Schüppchen bei den Syrphiden. Während die squamula alaris mit einfacher Randbehaarung besetzt ist, befindet sich am Rande der squamula thora- calis ein förmlicher Reusenapparat von oft dicht verfilzten Gabel- oder Fücherhaaren, welche schützend über Schwinger und Stigma gebreitet sind. — Es könnte also mit Recht das Thoraxschüppchen auch ein Deckschüppchen genannt werden. Unvollkommene Formen wie die Tipu- liden entbehren überhaupt des Stigmen- schutzes. Es liegt bei ihnen die Schwinger- basis mit dem Stigma vollständig frei und unbeschützt, und dabei sind gerade diese Mücken schlechte Flieger, die sich fast immer dicht am Erdboden aufhalten, also eines Schutzes der Atemöffnung am Meta- thorax wohl bedürftis wären. In der großen Familie der Musciden deuten ebenfalls verschiedene andere Kenn- zeichen darauf hin, daß die Formen mit weniger entwickeltem Stigmenschutz die unvollkommeneren sind. Gattungen wie Fucellia, Chortophila, Hylemyia sind hin- sichtlich des Schutzapparates am Metathorax noch unvollkommener ausgestattet, als z. B. ein Spilogaster, dessen Thorax- schüppchen viel mehr entwickelt sind. Aber auch die schon höher entwickelten Antho- myiden, wie Spilogaster, Stomoxys, Oyrtoneura u. Ss. w., snd im Vereleich zu einer Calliphora noch mit einem mangel- haften Schutzapparat ausgestattet. Während nämlich bei Calliphora das "Thorax- schüppchen bis unter den Schildehenrand erweitert ist, so daß es diesen berührt, läßt es bei den oben s»enannten drei Musciden-Gattungen noch eine recht breite Lücke zwischen sich und dem Schildchen frei. Sehr interessant ist es, zu verfolgen, in welcher Weise die Natur die wichtige Atemöffnung am Metathorax bei solchen Formenreihen zu schützen sucht, zu deren Charakter das Fehlen eines Thorax- schüppchens überhaupt gehört. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 539 So tibernehmen bei den meisten Myce- tophiliden (Sciarinen ausgenommen) und verschiedenen Tipuliden die höckerartig vorstehenden Metapleuren den Stigmen- schutz. Ouliciden haben an diesen Brust- stücken eine Reihe längerer Haarwimpern. Denselben Schutzapparat haben unter den Empiden die Gattungen Rhamphomyvia, Empis und Oreogeton, während die Hybo- tiden ähnlich wie die Dolichopoden die Schutzhaare an der squamula alaris ent- wickelt haben. Die Psychodiden haben in den stark entwickelten und pinselartig; behaarten Flügelschüppchen ebenfalls einen Ersatz für das fehlende Thoraxschüppchen. | Nicht nur die Metapleuren, sondern auch die Hypopleuren tragen eine schützende Macrochätenreihe bei den Verwandten der Gattung Asilis, während andere Asiliden (z. B. Stenopogon) dieses Schutzes entbehren, dafür aber am Schüppchenwinkel längere zottige Haare tragen. Auch der starı abstehende Borstenkranz zwischen Basis des Abdomens und dem Mesonotum bei Asilus und vielen anderen Dipteren scheint nur zu den Schutzapparaten des hinteren Thoraxstigmas zu gehören. Erwähnenswert sind auch die zapfenartig nach hinten ver- längerten und starr beborsteten Metapleuren bei Hippobosca equina. Sie können, indem sie ein Schüppchen vortäuschen, kaum deut- licher ein Schutzorgan für die weit nach hinten gerückten Stigmen darstellen. (Fortsetzung folgt.) Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Selmiedeknecht. 30. Nervellus stark postfurcal, also sehr schräg und weit über der Mitte ge- brochen. Fußklauen ohne Zahn. Kopf hinter den Augen stark verenst. Hinter- leib, Beine, Metathorax, oft auch die beiden Schildehen brennend rot, Spitzen des Endeliedes der hintersten Tarsen schwarz. Luftlöcher des Metathorax groß und fast oval. Kopf oben fast glatt, - Gesicht dicht punktiert, gräulich behaart, COlypeus am Ende breit niedergedrückt und daselbst glatt und glänzend. Fühler lang, gegen das Ende schwach verdickt, rötlich mit braunen Querstreifen, das Endglied gelblich. Mesonotum dicht und fein punktiert, schwach glänzend. Meta- thorax seitlich mit großen und zerstreuten Punkten, die Längskiele stark erhaben. Flügel wasserhell, Stigma schwärzlich, an der Basis weiß. Beine kräftig, das Endglied der Tarsen mehr als viermal so lang als das vorletzte Glied. Hinter- leib auffallend grob runzelig punktiert, matt, die Segmente mit starken Quer- eindrücken, die mittleren an der Basis tief eingeschnürt; das erste Segment mit starken Kielen bis fast zum Hinterrand. Bohrer etwas kürzer als der halbe Hinter- leib. Länge 10—15 mm. Das & stimmt (Fortsetzung aus No. 33.) in Färbung und Skulptur ganz mit dem @ überein. Die Genitalklappen sind schwarz. — Durch die brennend rote Färbung eine der schönsten Arten, die sich durch die ungezahnten Klauen und Stellung des Nervellus an die Gruppe von P. instigator anschließt, durch Fühler- bildung und die mehr runden Luftlöcher des Metathorax aber auch an die Unter- gattung Apechthis erinnert. Ich fand die Art zahlreich im April 1897 auf Klee- feldern zwischen Kairo und Helouan. cleopatra n. sp. Nervellus fast antefurcal und eher unter der Mitte sebrochen. Fußklauen an der Basis deutlich gezahnt. Kopf glatt und glänzend, hinter den Augen etwas erweitert. Färbung von Hinterleib und Beinen mehr rötlich gelb. Luft- löcher des Metathorax klein und rund. Gestalt viel schlanker. Fühler länger als der halbe Körper, wie bei voriger Art gefärbt. Thorax schwarz, Metathorax rotgelb, bei einer Varietät (P. bicolor Boie) schwarz. Taschenberg giebt die Klauen ohne Basalzahn an; das ist ein Irrtum. Flügel wasserhell, Stigma braun, am Grunde hell. Hinterleib glänzend, stark punktiert, aber nicht grob runzelig punk- 940 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. ww . Augen schwach behaart. . Fühler gegen das Ende fast keulenförmig tiert wie bei P. cleopatra. Bohrer kürzer als der halbe Hinterleib. Das 3 war bis jetzt unbekannt. Ich habe die Art in einer Reihe von Exemplaren bei Torbole am Garda-See gefangen, darunter auch Q. Es stimmt mit dem © vollkommen überein, die Punktierung von Metathorax und Hinterleib ist gröber. Länge S—9, Hinterleib 5—6, Bohrer etwa 2 mm. Scheint nur im mittleren und südlichen Europa vorzukommen, überall selten. Als Wirt ist bis jetzt nur Leucania obsoleta und impura bekannt. melanocephala Grav. (P. bicolor Boie). Gesicht ganz oder teilweise gelb. Schildchen und Brust rot gezeichnet. Beine gelb, die hintersten mit dunkler Zeichnung. Hinter- | leib ohne Punktierung. Bohrer kurz und dünn. Kopf mit breitem Scheitel, hinter den Augen stark verschmälert; Clypeus ziemlich deutlich abgetrennt. Hinterleibs- stiel lang, gekielt. Nach Thomson ähnlich der Polysphincta tuberosa, aber kleiner, die Flügel mit vollkommener Areola, die Fühler an der Spitze nicht verdünnt. — Schweden, selten. pietifrons ©. G. Thoms. (Opusc. Ent., VIII, p. 757.) Augen nackt. Gesicht @ nicht gelb gezeichnet. 32. verdickt, Geißel unten gelb. Beine dick, rot, die hintersten Schienen und Tarsen und Basis der hintersten Hüften schwarz, die Mitte der hintersten Schienen und Basis der hintersten Tarsenglieder breit weiß. Bohrer kaum so lang als der Postpetiolus. — Kopf fast breiter als der Thorax, hinten statk verschmälert, oben glatt, Wangen sehr kurz. Thorax glänzend, Metathorax glatt, nur an den Seiten fein punktiert; Luftlöcher klein, fast rund. Tegulä und Schulterbeulen gelblich. Stigma rötlich gelb; Nervellus stark postfurcal, weit über der Mitte gebrochen. Hinter- leib schwarz, stark punktiert, ohne Höcker. Fußklauen mit Zahn. Länge 6—10 mm. g unbekannt. Schweden. elavieornis ©. G. Thoms. (Opuse. Ent., XIII (1889), p. 1409.) 38. 39. 36. Fühler gegen das Ende nicht auffallend verdickt. 33. Klauen der 2 am Grunde ohne Zahn. 34. Klauen der © am Grunde mit Zahn. 38. .Mesonotum, die beiden Schildehen, die Segmentränder oder ganze Segmente rot. Bohrer fast länger als der Körper. Beine rot, die Tarsen der hinteren gebräunt. Stigma blaßgelb. Nervellus genau in der Mitte gebrochen. Hinterleib so breit wie der Thorax und doppelt so lang wie dieser, dicht punktiert, mit glatten Rändern der Segmente; Segment 2—7 an den Seiten und eine Binde vor dem Endrande rot oder bräunlich, die hintersten Segmente meist fast ganz rot. Tegulä weißlich. Länge S—-9 mm. g un- bekannt. Die Art scheint sehr selten zu sein; Gravenhorst hatte 2 @ aus Süd- Europa. Ich habe vor Jahren einige 2 aus Triestiner Eichengallen gezogen. ruficollis Grav. Mesonotum schwarz. Bohrer nicht länger als der halbe Hinterleib. Nervellus über der Mitte gebrochen. 35. Die hintersten Schienen und Tarsen schwarz, die ersteren an der Basis meist mit weißem oder rötlichem Ring. 6. Die hintersten Tarsen weiß geringelt, die hintersten Schienen oft dreifarbig. Bohrer kürzer als der halbe Hinter- leib 36. Die hintersten Schienen schwarz, kurz vor der Mitte mit weißem Ring. Fühler schwarz. Die vordersten Hüften schwarz, die hinteren rot mit schwarzer Basis. Mesonotum sehr glänzend, kaum behaart, Notauli fehlend. Tegulä weißlich, Stigma braun. Luftlöcher des Metathorax klein, oval. Hinterleib schwarz, dicht punktiert, die Endränder mehr glatt. Länge 15 bis 15 mm. Beim g alle Hüften schwarz, die mittleren Schienen und Tarsen leicht gebräunt, weiß geringelt. — Gehört zur Untergattung Itoplectis, schließt sich also an maculator und alternans an. Heimat ist Grönland; wie P. nordenskiöldi könnte sich die Art vielleicht in Lappland finden. kolthoffi Ch. Auriv. (Aurivillius, Grönlands Insektenfauna, 1890, p. 29.) . Mesonotum Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 541 Die hintersten Schienen dreifarbie. Fühler rötlich, mit dunklen Ein- schnitten. 37. dicht graugelb behaart. Hinterleib mit roten Seiten und Ein- schnitten. Hüften des 3 schwarz. — Schwarz, Taster gelb. Fühler rotgelb, mit dunklen Einschnitten. Thorax schwach glänzend, dicht und seicht punktiert; Metathorax weit glänzender, an den Seiten lang behaart. Tegulä und Schulter- beulen weißlich gelb. Hinterleib dieht und grob punktiert, ziemlich matt, fast ohne Seitenhöcker; das erste Segment an der Basis tief ausgehöhlt. Alle Seg- mente an den Seiten- und Endrändern breit rot, die hinteren Segmente mehr als der halbe Hinterleib. Beine rot, ! Hüften und Basis der Trochanteren schwarz, Vorderbeine mehr gelb. Die hintersten Schienen dreifarbig, an der Basis breit schwarz, dann weiß, dann ein roter und an der Spitze ein schwarzer Ring. Die Mittelschiene ist ebenso, aber verloschen gefärbt. Flügel gelb getrübt, Stigma dunkel, an beiden Enden weißlich; Nervellus stark postfurcal. — Das stimmt mit dem @ größtenteils überein, die rote Färbung der Hinterschienen viel undeutlicher. Länge 6—10 mm. Die Art gehört mit zu den häufigsten und weitverbreitetsten. Sie wurde gezogen aus: Tortrix viridana, chlorana, Coleophora tiliella, Hyponomeuta padella, Psyche nitidella, Tortrix laevigana, piceana, Nephoptery& vacciniella, Gelechia epi- lobiella, Depressaria intermediella. Ü Über die Nomenklatur vergleiche man die aus- führliche Abhandlung Kriechbaumers in „Ent. Nachr.“, 1887, p. 116. maculator F. (P. scanica aut. P. tricolor Btzb.) Mesonotum nur schwach behaart, die Grundfarbe durch die Behaarung nicht verdeckt. Hinterleib ohne rote Seiten- ränder. Hüften des 3 oft rot, die Vorder- hüften gelb. Stigma braun, dunkel ge- säumt, die hellen Flecke an Basis und Ende weit weniger hervortretend als bei maculator. Beim g sind die vier vorderen Beine gelb, die Schenkel schwach rot angelaufen, Oberseite der Hüften mehr oder weniger schwarz. An den Hinter- beinen sind die Hüften stets schwarz, die Trochanteren gelb, Schenkel rot, Schienen und Tarsen wie beim Weibchen. Stigma gelblich, mit dunklen Rändern. — Es giebt Exemplare, namentlich aus Süd-Europa, die eine Trennung zwischen den beiden Arten schwierig machen. alternans Grav. (P. trieineta ©. G. Thoms.). . Wenigstens die inneren Augenränder bis zum Scheitel gelb. Nervellus etwas über der Mitte gebrochen. Die hintersten Schienen und Tarsen hell und dunkel seringelt. 39. Alle Augenränder schwarz. 41. Pi oder Baucheo, Bohrer kurzen 39. Stigma hell. Körper größtenteils rot oder gelbrot. Hinterleibssegmente beim 9 quadratisch, beim g länger als breit. Olypeus gewölbt, an der Spitze nicht niedergedrückt und nicht ausgerandet. Metathorax meist mit zwei gelben Makeln. — Kopf des @ schwarz, mit gelben Ausenrändern, Fühler länger als der halbe Körper, nach dem Ende leicht ver-. dieckt. Prothorax schwarz, hinten breit gelb gerandet. Mesonotum mit Schildchen rot, meist mit zwei gelben Streifen, Schildchken gelb gerandet. Hinter- leib rötlich bis schwarz, an der Spitze meist hell. Bohrer !/,—!/, des Hinter- leibes. Beine schmutzig gelbrot, die vorderen mehr gelblich, Hüften ver- schwommen schwarz gezeichnet, Schienen -bleich, die hintersten hinter der Basis und am Ende verdunkelt. Flügel gelblich getrübt. — Kopf hinter den Augen stark verengt; Thorax glänzend, fein punktiert, Metathorax ohne Leisten, Luftlöcher klein und rund. Hinterleib stark punktiert, die Seitenhöcker deutlich und ziemlich glänzend. Fußklauen am Grunde mit Zahn. Nervellus etwas über der Mitte gebrochen. — Das 3 gleicht dem 2, das Gesicht ist ganz gelb, die Beine heller, namentlich die Vorderbeine ganz blaß- gelb. Länge S—-10 mm. Nördliches und mittleres Europa, meist nicht selten. — ‚Wurde aus Spinnepnestern gezogen. oeulatoria F. oder schwarz. Clypeus am Stisma dunkelbraun Hinterleib meist schwarz. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Ende niedergedrückt und schwach aus- gerandet. 40. Metathorax schwach punktiert, mit schwachen Leisten. Schwarz, eine Linie vor und unter den Flügeln, Spitze des Schildehens und Hinterschildchens, die inneren Augenränder, beim g auch das Gesicht gelb. Beine rot, die Hüften selten braun; die hintersten Schienen und Tarsen abwechselnd dunkel und hell. Beim & die Hüften rot, die vorderen mit den Trochanteren weiß. Flügel leicht getrübt, Stigma braun, Tegulä weißlich; Nervellus in oder etwas über der Mitte gebrochen. Hinterleib stark punktiert, mit glatten Endrändern und deutlichen Seitenhöckern, das erste Segment kaum so lang wie breit, mit schwachen Kielen. Bohrer kürzer als der halbe Hinterleib. Länge 6—10 mm. Nord- und Mittel- Europa. — Wurde aus Spinneneiern ge- zogen. In Thüringen nicht selten, be- sonders im Spätsommer. 40. angens Grav. Anmerkung 1. Zu P. angens gehört auch zum Teil P. ovivora Boh. Der letztere Name würde die Priorität haben, aber die Art ist eine Mischart, da nach Thomson das von Boheman beschriebene % identisch ist mit Clistopyga incitator. Anmerkung 2. Von P. angens unter- scheidet Thomson eine zweite Art, P. parallela, und giebt von ihr die folgende kurze Be- schreibung (Opuse. Ent., VIII, p. 752): Schwarz, Beine rot, die hintersten Schienen und Tarsen mit schwarzer Zeichnung, die Trochanteren weißlich, die hintersten oben schwarz. Stigma schwärzlich. Der P. angens sehr ähnlich, aber kleiner, der Hinterleib mit parallelen Seiten, der Bohrer etwas länger, die Radialader am Ende nicht gebogen und mit anderer Färbung der Beine. Metathorax grob punktiert, area supero- ınedia schwach vertieft, hinten offen, seitlich fast ohne Leisten. Schwarz, Mesonotum mit dem Schildchen und ein Fleck an den Brustseiten rot, selbe Linien vor und unter den Flügeln, um das Schildehen und hinter demselben, sowie innen an den Augen. Beine rot, Schienen und Tarsen der hinteren braun und weiß geringelt. Fühler braun, unten rotgelb. Hinterleib dieht und ziemlich grob punktiert, Bohrer von halber Hinterleibslänge. Flügel schwach getrübt, Stigma schwarz, Tegulä blaß- gelb. Vom g sagt Brischke nur, daß es mit dem @ gleich gefärbt ist, und daß die ; hintersten Hüften innen zuweilen schwarz sefleckt sind. Länge 10 mm. Graven- horst führt eine Varietät an, wo das Mesonotum schwarz ist, mit zwei roten Flecken auf der Scheibe. Bei einer zweiten Varietät, die Brischke anführt, soll der Thorax ganz schwarz sein; gehört vielleicht zu P. angens. — Selten; mir ist die Art noch nie vorgekommen. ornata Grav. Anmerkung. Ich finde keinen Unter- schied zwischen P. ornata und der P. semi- varia Kriechb. (Himenopt. nuevos de Mallorca 1894, n. 21) von den Balearen. 41. Nervellus über der Mitte gebrochen. Hüften meist rot. 42. Nervellus unter, sehr selten in der Mitte gebrochen. 50. . Bohrer länger als der Hinterleib, oft von Körperlänge. Körper stark und dicht punktiert. 43. Bohrer deutlich kürzer als der Hinter- leib. 46. Segment 2—6 rot. Hinterleib nicht be- sonders breit und nicht auffallend grob punktier. Beine mit Einschluß der Hüften einfarbig rot. Bohrer von Körperlänge. Die roten Segmente hinten dunkel gerandet. Flügel hyalın, Stigma 45. braun, beiderseits hell, Tegulä und Schulterbeulen weiß. Nervellus über der Mitte gebrochen. Länge 11 mm. — Das einzige @, welches der Beschreibung zu Grunde kg und das sich jetzt in der Münchener Staatssammlung befindet, fing ich vor Jahren auf Korfu. | schmiedeknechti Kriechb. (Ent. Nachr., 1888, p. 339.) Hinterleib schwarz bis rotbraun, breit, mit grober Punktierung. 44. Thorax glänzend, ziemlich zerstreut grob punktiert. Bohrer ungefähr von Körper- Kopf hinter den Augen wenig verschmälert, letztere nur schwach aus- gerandet; Fühler fadenförmig, nach der Spitze leicht verdünnt. Metathorax grob punktiert, die Andeutung des oberen Mittelfeldes ziemlich glatt und glänzend, Luftlöcher oval. Hinterleib schwarz bis 44. länge. Bunte Blätter. 543 braun, weit länger als Kopf und Thorax zusammen, mit grober Punktierung, Seg- mente quer, mit deutlichen Höckern und breiten, elatten Endrändern. Tegulä gelb. Flügel leicht getrübt, Stigma braun, an der Basis heller, Nervellus über der Mitte gebrochen. Beine rot- gelb bis bräunlich, Spitzen der Tarsen, ein Ring hinter der Basis der hintersten Schienen und die Spitze derselben dunkel. Länge 12—15 mm. Das g stimmt mit dem @ überein. — Diese und die beiden folgenden Arten bilden den Übergang zu Ephialtes, ähneln z. B. sehr dem E. tuber- culatus, aber das 2. Segment ist quer, die hintersten Hüften oval, Hinterleib des 3 spindelförmig, nicht schlank. Die Art findet sich in ganz Europa, überall nur einzeln; etwas häufiger im Süden. Ge- zogen aus Sesia formicaeformis und spheciformis, sowie aus Oryptorhynchus lapathi. roborator E. (P. eicatricosa Rtzb.) Körper gedrungener als bei roborator, der ganze Thorax mit dichter, grober Punktierung. 45. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. 180%. Im weiteren hat noch Herr ©. Zimmer- mann, Hamburg, diese Gruppe der Aus- stellung beschickt. Wenn die Zusammen- stellungen desselben nicht jene Reichhaltig- keit der bereits betrachteten besitzen, wovon es im wesentlichen Wohlbekanntes ohne besondere Originalität ist, was wir in den beiden Kästen vorfinden, so darf nicht über- sehen werden, daß dieser, wie ich jedenfalls annehmen darf, als Privatmann nur eigene Objekte, jenen Instituten und Handlungen gegenüber, zur Ausstellung brachte. Von diesem Standpunkte aus ist das Material als im allgemeinen sauber und sorgfältig präpa- riert anzuerkennen; eine ganz hervorragende Beachtung verdient jedenfalls die Präparation der Futterpflanzen seitens jenes Ausstellers, wie ich im folgenden Teile der Ausführung darlegen werde. Iu gepreßter, teils biologischer Anordnung bietet Kasten 1: Gegen 30 Schlupfwespen- Arten aus Cimbex- (!) Species (Mesul. rufus) Pier. brassicae, Vanessa-Species, Smer. ocellata, Porth. similis und andere Raupen und Puppen, wie Bomb. rubi-Eiern); ferner einige Raupen- fliegen aus Smer. populi, Deil. euphorbiae u. a. Dieser reihen sich nützliche Käfer an, Arten ‘der Genera Calosoma, Procerus, Carabus und Slaphylinus, deren nutzbringende, räuberische Lebensgewohnheit in wohl drastischer, aber nicht immer glücklich gewählter und ge- troffener Weise veranschaulicht wird; Raupen verschiedener Species (neustria, persicariae, simuilis), Mai-, Junikäfer u. a. sind uns als ihnen angenehme Beute vorgelegt. Die Ordnung der Dipteren stellt hier ferner noch Asilıs- Species (Raubfliegen). Es folgen dann: Flor- fliege („Larve lebt von Blattläusen“), deren Larve aber, wie bei den weiteren Arten, leider fehlt; Syrphus-Species („von Blattläusen lebend“), doch wohl die Larve; Coc. 7-punec- tata („Larve lebt von Blattläusen“); Cimbex vernalis („saugt Blattläuse aus“). Im Kasten 2 begegnen wir dann wieder Ichneumonen in rein systematischer Be- handlung, wenn wir von einer Reihe bei- gesteckter Puppen, ihren Wirts-Tieren, ab- sehen, es sind annähernd 50 Arten. Hiermit wäre die Ausstellung zum Titel „Feinde der Kulturschädlinge“ abgeschlossen. Es darf ohne Zögern behauptet werden, daß dieselbe und mit manchem guten und lehr- reichen Präparate bekannt gemacht hat. Andererseits aber empfindet man doch schon hier den Mangel an thätigen Biologen, be- sonders auch nach der praktischen Seite der Entomologie hin, der allerdings in der Ab- teilung der Schädlinge noch fühlbarer wird. Dies kann durchaus kein Vorwurf gegen die Herren Aussteller sein; diese haben zweifel- los das in ihren Kräften stehende gethan, und ihre Mühe ist gewiß nicht vergeblich gewesen. Ich schreibe dies im wesentlichen der Thatsache zu, daß in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern entsprechen- der Kulturstufe, „staatlicherseits nur wenig zur Förderung der „angewandten“ Ento- mologie und zur Verbreitung ihrer Erfolge 544 Bunte Blätter. in interessierten Kreisen geschieht. Nur solchen Instituten würde es möglich sein, eine Art Ideal-Zusammenstellung der für den Gartenbau in der That nützlichen und schäd- lichen Insekten mit gebührender Berück- sichtigung der Biologie aufzustellen, so daß jeder Gärtner, Fachmann oder Laie sich ohne allzu große Mühe ein genaues Bild der be- treffenden Verhältnisse aneignen kann. Die Menge des Ausgestellten verwirrt in dieser Form; das Auge des Nicht-Entomologen sieht nur eine große Anzahl von Insekten, auch | höchst Larven und anderem, ohne sich über dieselben wirklich klar zu werden. Nur an einzelnen, auffallend großen Präparaten bleibt dasselbe staunend haften, wie an Borken- und Oeram- byeiden-Fraßstücken, Weidenbohrer-Arbeiten, auch an dem Kolossal-Präparat der Hummel, welche an einer Labiate, wenn ich recht er- innere, saugend schwebt. Wir kehren so zur anderen Gruppe der nützlichen Tiere zurück, nützlich also, insofern sie bei der Fremdbestäubung der Blüten mit- wirken. Das Naturhistorische Museum zu Hamburg (Direktor Dr. Kraepelin) hat in fünf Kästen eine gediegene Aussteliung dieser Art geliefert; ich bedaure sehr, auf dieselben nicht genauer eingehen zu können, wie sie es verdiente. Das Ganze ist nach den Pflanzen angeordnet. Kasten 1 enthält beispielsweise: Veilchengewächse und ihre Bestäuber, die Blüte erläutert durch eine prägnante Zeichnung (Viola tricolor mit Antho- phora acervorum und Bombus lapidarius; V. odorata— Apis, Anthophora, Bombus, Osmia und Vanessa - Species); Passionsblumen, bestäubt durch Kolibris und Bienen; Roßkastanien- gewächse — Bienen und Hummeln: Nelken, umflogen von Faltern. Der Schönheit und Sauberkeit der Präparate und ihrer An- ordnung entspricht die Sorgfalt und Aus- führlichkeit in der Etikettierung und den Bemerkungen zu den mehrfachen Zeichnungen, welche eine knappe, klare Darstellung der Vorgänge bei der Befruchtung der Blüten geben. Es fällt im weiteren ein sehr vollständiges und gelungenes Präparat der Biene (in drei Teilen) im ersten Teile Spirituspräparat auf, welches in 16 Phasen die Entwickelung der- selben und 3© 8 zeigt; dasselbe entspricht dem Speyer'schen. Im zweiten Glase sehen wir ihre Larven, Puppen u. s. w. in den Waben. Endlich folgt ein äußerst bemerkens- wertes Trockenpräparat von Apis!: $9Q8; die ägyptische, deutsche, italienische Biene; 3 mit durch eingetragenen Blütenstaub ver- schieden gefärbten „Höschen“, je nachdem sie Buchweizen, Heidekraut, Linde (Höschen chromgelb), Reseda (karminrot), weißen Klee u. S. w. „besucht“ haben. Das Präparat ent- hält schließlich noch Wachsplättchen (Bau- material der Waben) und Pollen (Futter für die Arbeiter). In einem Abteilung hat dieser 3otanische Glasschrank der größeren ferner Garten zu Hamburg (Direktor Dr. Zacharias) eineReihe von blüten-biologischen Spiritus-Präparaten, Zeichnungen undModellen ausgestellt, letztere von der Firma Ramme, Haınburg angefertigt. Der Raum gestattet es mir leider nicht, dieser instruktiven und sorgfältigen Zusammenstellung näher zu ge- denken, welche durch acht Tafeln über Be- stäubungsverhältnisse (Centaurea, Phaseolus, Passiflora, Oydonia u. a.) vervollständigt wird. Es ist mir allgemein nur bedauerlich, daß die interessanten und wichtigen Be- ziehungen zwischen Insekten und Blumen nicht als ein Ganzes dem Beschauer vor- geführt worden sind, da doch recht gute, gediegene Präparate geboten werden. Schr. Beitrag zu den Lautäusserungen der Käfer. Herr Sigm. Schenkling hat in No. 18 der „Zllustrierten Wochenschrift für Entomologie“, Band II, p. 273-280 eine Zusammenstellung der Lautäußerungen der Käfer veröffentlicht, zu welcher ich folgenden Beitrag liefern kann. Der seltene, rostrote Bolboceras unicormis Kl. bringt einen ganz solchen, äußerst lauten, zirpenden Ton hervor wie Polyphylla fullo und die größeren Oerambyciden. Diese interessante Bolboceras-Art, die jetzt von hier verschwunden ist, habe ich in den 70er Jahren auf trockenen Hügeln eines Eichenwaldschlages eben infolge des lauten Tones abends im Grase entdeckt. In den 80er Jahren haben ebendaselbst meine Söhne -——- durch das Zirpen geleitet — mehrere Exemplare gefunden. Nachdem der Wald gerodet und in Ackerland verwandelt worden war, ist diese Art hier ganz eingegangen und in den letzten acht Jahren nicht mehr ge- funden worden. Prof. Karl Sajoö, Kis-Szent-Miklos. Zur Lebensweise von Aszlus (Echthistus) rufinervis Wied. Diese kräftige Raubfliege habe ich hier am 5. Juli d. Js. gerade in Hagranti dabei ertappt, als sie ein Weibchen von Andrena pilipes gefangen und getötet hatte. Es ist das ein interessanter Beweis, wie kühn diese Fliegen beim Jagen ihrer Beute sind, da nicht einmal der Stachel einer so kräftigen Biene ihnen Respekt einzuflößen vermag. Die mittelgroßen Arten dieser Fliegen- gattung habe ich schon mehrmals als Feinde von Anisoplia segelum erkannt, die sich freilich wenig gegen sie wehren kann und von den Asiliden ohne weiteres totgestochen wird. Prof. Karl Sajö, Kis-Szent-Miklös. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. dort Mitteilungen über die Lebensweise einiger Oetoniiden. 545 ANitlihınaen über die Lebensweise einiger Cetoniiden. Von Professor Karl Saj6. Der in No. 11, Bd. I der „Illustrierten N schrift für En tomologie“ veröffentlichte Aufsatz von Herrn Alexander Reichert über Cetoniiden giebt mir Anlaß, weitere Beiträge über einige Arten dieser Familie mitzuteilen. Zuerst will ich über Epicometis hürta einige Thatsachen erwähnen, die vielleicht vielen Entomologen noch nicht bekannt sind. Diese Species ist noch kaum in die Reihe derjenigen Coleopteren aufgenommen, welche = in wirtschaftlicher Hinsicht als bedeutende Schädlinge bekannt sind; wenigstens ist bisher in den betreffenden Werken wenig . oder gar nichts über sie in dieser Richtung mitgeteilt. Jedenfalls hat das seinen Grund in In Umstande, daß dieser Blütenkäfer in der nördlichen Hälfte Europas nicht zu den massenhaft erscheinenden Arten gehört. Denn, wo es von ihnen wimmelt, wie z.B. in den Sandgebieten des südöstlichen Europas, ‚sind die Epicometis - Scharen zum Schrecken der Obsteärtnerei geworden. Aber nicht bloß in den Gärten treiben sie Bi argen Unfug. sondern auch auf den Äckern. Und dem Schaden, der von den entwickelten ‚Käfern oberirdisch verursacht wird, kann “man vielleicht den der Larven mit vollem Rechte an die Seite stelien. Die Schädlichkeit von Epicometis hirta gewinnt durch die lange Lebensdauer der Individuen eine erhöhte Bedeutung. kenne nicht viele Arten, deren Flugzeit mit derjenigen dieser Species gleich große Dauer hätte. Sobald die ersten Frühlinesblumen erscheinen (Tussilago, Gagea, Muscari, Poten- tilla verna, Prunus spinosa u. Ss. w.), sind diese lang behaarten Burschen auch gleich bei der Hand. Die Nacht über gehen sie gern in den Sandboden, wenn aber die Morsensonne den Boden mit ihren Strahlen überflutet, arbeiten sie sich massenhaft ‚ heraus. Ich sah einmal in der Steppe den Sandboden morgens unter meinen Füßen wahrhaft sich bewegen in solchen Massen drangen sie aus ihren Nachtlagern heraus, sobald die Wolken, die bis dahin den Himmel bedeckten, sich zerstreuten und Illustrierte Wochenschrift für Entomolosie. Ich No. 55. die Sonnenstrahlen nun plötzlich intensive Wärme in die Erdkrume hinabdringen ließen. Kaum hatten sie die Sandkörner von ihrem zottigen Pelze abgeschüttelt, als sie sich auch der Paarung beflissen. Sie sind in der Nahrung gar nicht wählerisch, nur muß es eine Blume sein. Den Frühlingskompositen und den Rosaceen scheinen sie besonders Vorzug zu geben; im Notfalle nehmen sie aber beinahe mit allem vorlieb, ‘was Blüte ist. Wehe den Gärten, die isoliert im Acker- oder Weiden- selände zerstreut sind! Vom blühenden Aprikosenbaum angefangen bis zu den spätest blühenden A mi Weichseln ist ihnen alles eine willkommene Table d’höte. Giebt es neben den Obstbäumen Schlehdorn- büsche in großer Zahl, so kann während der Blütezeit der letzteren das gefräßige Heer zum Teile herabgelockt werden, da sie niedrigeren Pflanzen, wenn sie freie Wahl haben, den Vorzug geben. Wo aber die rodende Hand des Menschen die wild wachsende Pflanzendecke entfernt hat, dort ‘geht es dann natürlich mit desto größerer Energie über die Kulturpflanzen her. Wie gesagt, erscheinen sie in den ersten Frühlingstagen und nehmen sich vom März an den ganzen April und Mai, dann Juni und sogar noch die ersten Tage des Juli in Beschlag. Ich fand die letzten Exemplare hier in diesem Jahre am 3. Juli auf den Blüten der Königskerze.*) Die man im April findet, sind noch alle wohlbekleidet. Ihre zottige Behaarung bedeckt sie vollkommen, und die Haare des Halsschildes sind vielfach bräunlich gelb, so daß sie an die Bekleidung von Epicometis squalida erinnern. Im Mai schreitet das Kahlwerden ihres Körpers und das Fahlwerden der noch vorhandenen Haare rasch vorwärts, und Ende Mai und im Juni sieht man nur mehr abgeschossene und abgeschabte Greise, die man wohl den abgelebten Kahlköpfen des illustren Genus =) Nach Schluß dieses Aufsatzes traf ich noch am 24. Juli ein abgeschabtes Stück von Epicometis in der Blüte von Centaurea arenaria. 1397. 546 ma über die Tebensweren einiger Ceibniden.. Homo sapiens an die Seite stellen kann. | Das geht eben bei ihrem Lebenswandel nicht anders, denn jeden Abend in den scharfen Quarzsand hineinzuschlüpfen und morgens sich wieder herauszuarbeiten, ist eine Procedur, wobei man mit der Zeit freilich rasiert werden muß. Übrigens haben sie während der Zeit ihrer Flugperiode gründlich gelebt und tüchtig genossen wie wenige andere Insekten. Im freien, unkultivierten Gebiete machen sie freilich nur den Bienen und Fliegen Konkurrenz, aber im bebauten Gelände sind sie ein arger Stein des Anstoßes und oft der Grund zu den bittersten Klagen geworden. Und das um so mehr, weil die ‘Jahre, in welchen sie in großen Massen erscheinen, Regel, während solche mit geringeren schwärmenden Mengen Aus- nahme sind. In den vorhergehenden drei Jahren haben sie in meinem Garten die blühenden Fliedergebüsche (Syringa) derart mitgenommen, daß vom dritten Tage der Blütenentfaltung an kaum mehr ein intakter _ und unverdorbener Blütenstand für Blumen- sträuße gefunden werden konnte. Ebenso arg wirtschafteten sie in den Kirschen-, Weichseln- und ganz besonders in den Äpfe]blüten, die sie namentlich im vorigen Jahre beinahe durchweg ausgefressen und den Fruchtansatz unmöglich gemacht haben. Ist die erste reiche Frühlingsblüten- periode auch zu Ende, so kommen sie doch nicht in Verlegenheit, und sollten die Weiden, sowie die Rainwege nicht so viel bieten, wie es der Individuenreichtum ihrer Heerscharen erfordert, so belagern sie ganz einfach die Roggenfelder zu der Zeit. wo die Ähren Ehen. Die Tausende von Hektaren, die im Sandgebiete auf dem Areal jeder kleinsten Gemeinde mit Roggen bestellt sind, lassen den Fraß dieser Käfer auf eine so große Fläche sich verteilen, daß meistens nur 1 bis 2°/, oder noch weniger der Roggen- ernte ihnen zum Opfer fällt. Es giebt aber ausnahmsweise Jahre, welche durch den Epicometis-Fraß ebenso oder noch in höherem Grade denkwürdig sind als die Anisoplia- Jahre, was in den Ebenen Ungarns in der That viel zu sagen hat. So hat z. B. Epicometis hirta im Jahre 1891 in einem großen Teile der ungarischen Se fürchterlich. a und. don er Blahenden Roggen stellenweise so verdorben, daß die betreffenden Saaten ausgeackert werden mußten. —_ Da ähnliches über diesen Käfer vorher- gehend in der ganzen entomologischen 'Litteratur nicht berichtet wurde und auch in Ungarn seit Menschengedenken nicht vorgekommen ist, so wollen wir die merk- würdigen, diesbezüglichen Fälle des in dieser Hinsicht heute noch einzig dastehenden Jahres etwas eingehender Dee geben. Zu Tasnäad Rena Szilägy), wo Herr Professor Julius Pungur, bekannter Orthopterolog, als Bachbirauber des genannten Komitates, die genannten Infektionsstellen untersuchte, waren die Epicometis-Horden, nachdem sie die Blüten der Obstbäume vernichtet hatten, über die Roggenfelder hergefallen und verursachten kolossalen Schaden, der sich auf 25—100 °/, der gehofften Ernte beziffern ließ. Die stark angegangenen Roggentafeln wurden zu Zwecken der Grünfütterung abgemäht und der Boden wurde gestürzt. Ebendaselbst vernichteten sie die Fechsung einer ganzen, großen Raps- tafel, welche dem Grundbesitzer Herrn Schweitzer gehörte. Im _Komitate Szatmär richtete unser Käfer bereits in den ersten Maitagen im Durchschnitt 60 °/, der Fechsung zu Grunde, was der an die Regierung gerichtete amtliche Bericht des betreffenden Stuhlrichteramtes be- stätigte. — Im Komitate Bereg entstand stellenweise, besonders in den sandigen Gebieten, ebenfalls eine Panik; in der Umgebung von Beregszäsz (laut Mitteilungen des Herrn Direktor Alexander Ormay) waren die Schadenfälle von großer Aus- dehnung, und beim Theißflusse zu Tisza- Szalka sah sich Herr Julius von Horthy, Grundbesitzer daselbst, infolge der Ver- heerungen des Insektes genötigt, einen Teil seiner Roggensanten abmähen zu lassen. — Im Komitate Bihar verlauteten von verschiedenen Seiten lebhafte Klagen, namentlich aus Nagyvärad und Umgebung, aus Bel, Berettyö-Ujfalu und dem Bezirke von Tenke, wo 25 °/, Ernteausfall ver- zeichnet wurde. — Besonders riesig sollen noch die Beschädigungen der Saaten zu Örtilos im Komitate Somogy gewesen sein, von wo der Vicegespan des Komitates Bericht ae hat. — Teils die Obst- ernte, teils Getreide- und Rapssaaten _ wurden 1891 noch vernichtet zu Gyarmata und Kovaszinez im Komitat Arad, zu Küla . Bäcs-Bodrog, zu Miskolez und Umgebung, ' im Komitat Borsod und zu Bes, sowie Br} Vajän im Komitat Ung. - Wenn wir nun se einzeln namhaft gemachten Fälle, die übrigens nur einen geringen Teil des in ganz Ungarn that- sächlich angerichteten Schadens ausdrücken (weil von den allermeisten Orten keine Meldungen geliefert worden sind), sorgfältig überblicken, so muß uns unbedingt ein baren, geheimnisvollen Walten der or- ganischen Natur verursacht, übermannen. - Denn, wenn schon eine an vereinzelten . Stellen auftretende Verheerung unsere _ Wißbegierde zum Aufspähen der ver- schleierten und verborgenen Ursachen - reizen muß, so ist gewiß ein so großartiges Schauspiel, wo auf einmal, wie durch ein geheimes Zauberwort, von einer Insektenart _ in einem ganzen Lande gleichzeitig bis - dahin Unerhörtes geleistet wird, geradezu überwältigend. Welche merkwürdigen Triebfedern müssen da gewirkt haben, daß diese zottige Blütenkäferart, die sich früher begnügte, unser Tufelobst zu decimieren, uns plötzlich das tägliche Brot streitig _ machte. In solchen Fällen sieht man so recht klar, wie wenig wir — trotz der - ungeheuer angewachsenen entomologischen — Litteratur — heute noch wissen, und wie vieles noch entschleiert werden soll. Übrigens hatten die Vorfälle des Jahres 1891 noch Nachklänge. Im darauffolgenden Jahre (1892) wurde in Kroatien-Slavonien zu Krivaja und 1893 zu Nagy-Zsam (Komitat Temes) von neuem der Roggen ‚angegangen, was aber nur mehr ein kaum bedeutendes Nachspiel der vorhergehenden grandiosen Ereignisse war. Daß übrigens hin und wieder, ohne Aufsehen zu erregen, jährlich kleinere oder größere Epicometis- Scharen in die Getreidesaaten einfallen, kann uns, nach unseren bisherigen Erfahrungen, kaum zweifelhaft erscheinen. Fälle, die sich auf Obstbaumbliiten und Raps beziehen, sind so häufig und so . allgemein, daß ich keine konkreten Daten E = Bi BIETER NE INA NE r ei G Be We, Bi A ee =: 2 Mitteilungen über die ER einiger Cord und. im Bezirk von Baja des Komitates, ? unnennbares Gefühl, von dem unenträtsel- 947 anführen will; denn es wäre eine Liste, die ganze Seiten in Anspruch nehmen müßte und doch wohl nur im besten Falle den tausendsten Teil des ganzen jährlichen Schadens ausdrücken würde. Doch muß ich der Epicometis hirta noch als eines Rebenschädlings gedenken. Daß solches überhaupt möglich ist, rührt eben von der langen Flugzeit dieser Art her, die, mit der Blüte von Tussilago und Prunus spinosa beginnend, sich bis zur Weinblüte — die gegen Mitte Juni statt- findet — und noch weiter hinauszieht. Ich selbst habe zwar Epicometis hin und wieder auf Rebenblütenständen gefunden, aber immer nur sehr vereinzelt. Es liegen aber manche Berichte vor, die ein massen- haftes Belagern der Weingärten erwähnen. So sollen die Käfer zu Fehertemplom (Weißkirchen, Komitat Temes) im Jahre 1887 und zu Bajmok (Komitat Bäes-Bodrog) im Jahre 1892 solchen Schaden angerichtet haben. Auch erinnere ich mich, obwohl ich mir keine Lokalität notiert habe, über Epicometis hirta auch als Feind der französischen Weinanlagen gelesen zu haben. ‘Im südlichen Europa, namentlich in Gebirgsgegenden, hauptsächlich in Kalk- steingebieten, scheint die Epicometis squa- lida die Rolle unserer hirta zu übernehmen, und zwar in Gesellschaft der Oxythyraea funesta, welche letztere übrigens schon vor mehreren Jahrzehnten als Wein- und Getreideschädling entlarvt worden war. Im Jahre 1895 und in diesem Jahre fand ich im ‚April auf der adriatischen Insel Lussin bei nahe alle Blüten von diesen beiden Arten besetzt. Oxythyraea funesta hat eine ver- hältnismäßig spätere Flugzeit als Epicometis hirta und ist daher auch mehr als Wein- vernichter zu befürchten. Zu Väcz (Waitzen), in meiner Nachbarschaft, kam ein Fall vor, wo ÖOxythyraeı im Juli gleichzeitig mit Anomala vitis und aenea in den Weingärten wirtschaftete. Im Sandboden ist Oxythyraea funesta zwar hin und wieder vorhanden, jedoch so spärlich, daß sie daselbst zu den seltenen Arten gezählt werden kann. In gebundenem Boden und in Gebirgsgegenden wird sie aber vielfach zu einer herrschenden Art, die dann die Getreidesaaten mitunter arg herzunehmen vermag. 548 Mitteilungen über die Lebensweise einiger Cetoniiden. Ich kenne die Larven von Epicometis hirta; sie sind recht lebhaft und haben wenig von der Trägheit der meisten Melolonthiden-Larven. Besonderes Merkmal ihrer Gattung ist, daß die stärkeren Haar- borsten im der Gegend des Afters in eine | dem Kegelumrisse ähnliche Linie geordnet sind, während sie bei Oxythyraea beinahe einen Kreis bilden. Überhaupt ist es bei den Melolonthiden die Behaarung am Ende des Hinterleibes, namentlich auf der Bauchseite, welche die Larven der ein- zelnen Gattungen zu unterscheiden hiltt. Die Arten selbst in Larvenform zu unterscheiden, ist heute wohl noch kaum möglich. Über die Lebensweise der Larven von Epicometis und Oxythyraea ist noch sehr wenig bekannt. Wenn sie ebenfalls Gäste von Ameisen wären, so wäre hierdurch die Thatsache erklärlich, daß man sie sogar ın solchen Gegenden, wo sie jährlich massen- haft schwärmen, nur selten zu Gesicht bekommt. Herr Dr. Ernst Kaufmann hat vor 14 Jahren in seiner ungarischen entomologischen Zeitschrift („Rovaräszati Lapok“, 1883) einen Fall beschrieben, wo die Larven von Eypicometis hirta die Kar- toffelknollen ausgefressen haben. Ist also eine solche Nahrungsweise wirklich eine Thatsache, so wäre wohl anzunehmen, daß diese Larven, ebenso wie jene anderer Melolonthiden, polyphag sein dürften. Und in diesem Falle wäre der von Epico- metis-Larven in der Ackerkrume verursachte Schaden, infolge ihrer großen Individuen- menge, in den betreffenden Gegenden dem der. Maikäferlarven gleich zu stellen. Jedenfalls bleibt mir diese Angelegenheit aus dem Grunde sehr zweifelhaft, weil Epicometis-Larven selbst hier, wo sie doch zu den herrschendsten Arten gehören, durch den Pflug nur äußerst selten zu Tage gefördert werden. Ich hatte bisher nur zwei Fälle, wo dieses geschah; einmal erhielt iclı auf einem Flecke vier, das andere Mal drei Exemplare davon, wohingegen die Larven von Melolontha, Polyphylla, Anomala und Anoxia so ziemlich gleichmäßig verteilt erscheinen. Daß die Epicometis-Larven im Dünger leben sollten, wie es vielfach volkstümlich angenommen wird, glaube ich nicht; denn Dünger ken eine Tarıne dhselitiee mit Onthophagus- | herausgepflügt erhielt, war nicht die geringste Spur von gerade dort, wo ich sie vorhanden; wahrscheinlich liest Larven vor. Welchen Grund die Thatsache haben mac, daß Epicometis hirta im östlichen, milderen Teile Europas zur Herrschaft gelangt ist, während sie im Westen und Norden eine bescheidenere Rolle zu spielen scheint, kann zur Zeit noch kaum geahnt werden; denn wir kennen ihre natürlichen Feinde und Freunde noch gar nicht, und diese-sind jedenfalls für die Massenhaftig- keit oder für das Gegenteil bestimmend. Freilich war der Jahrgang 1891 eine Ausnahme, wie solche wenigstens in den letzten zwei Jahrzehnten sonst nicht vor- gekommen ist. Zwei- bis fünfprozentiger Schaden kommt übrigens — wie ich mich seitdem überzeugt habe — nicht so selten vor, nur ist er nicht so allgemein und be- schränkt sich mehr auf einzelne förmige Flecke von kleinerer Ausdehnung. Insektenfraß von solchem geringeren Grade wird aber von den Landwirten zumeist übersehen. Dazu. kommt noch, daß Epicometis hirta sich nicht auf den Saum der Getreidefelder beschränkt, wie es viele andere Schädlinge thun, sondern gern in die Mitte der Tafeln sich et wo sie von niemand gesehen wird. Im vorigen Jahre fand ich meine Rosgentafeln an ihren Rändern ganz frei von unseren Blütenkäfern; dann ging ich aber in einigen Abteilungsfurchen in die Mitte der Saaten und fand dort Stellen, wo die Ahren mit den Käfern tüchtig bedeckt waren und ganz schwarz erschienen. Und ich muß den zottigen Leckermäulern hinsichtlich ihres Geschmackes volles Recht widerfahren lassen; denn sie verschmähten in der That den niedrigeren Saatenstand und wählten sich die üppigsten Stellen, wo die blühenden Ähren so hoch über meinem Kopfe wogten, daß ich ihre Spitze mit meiner empor- gestreckten Hand gerade noch erreichen konnte. Was die Ursache sein muß, daß in ein- zelnen Jahrgängen die Roggensaaten in so hohem Grade überfallen und ihres Frucht- ansatzes beraubt werden, ist vor der Hand wohl noch ein Geheimnis: Entweder insel- Pr a dc an a a ne un an u Du m La nal nn in . Einige weitere Bemerkungen zu Otiorhynchus ligustiei L. 549 wangeln den Käfern zu solchen Zeiten die|von Herrn Des. Angyal, Professor an wilden Blumen, oder aber es blüht der!der Budapester Weinbauschule, daß dort Roggen zu einer Zeit, wo die Epicometis- | Cetonien die Kirschenfechsung vernichten. Scharen gerade am zahlreichsten schwärmen |Die Angelegenheit war so neu und und am hungrigsten und lebhaftesten sind. |interessant, daß ich mich alsbald an Ort Daß dabei natürlich eine besonders über-|und Stelle begab und wirklich eine Menge reiche Menge der Käfer vorhanden sein | Käfer fand, die ich sogleich als Cetonia muß, versteht sich wohl von selbst. floricola Hobst. erkannte, mit tief in das Ob Frost und Maikäter oder Raupenfraß | Kirschenfleisch eingebohrten Köpfen, wodurch in solchen Ausnahmefällen einen Einfluß | entschieden ein bedeutender Ausfall ent- ausüben, mag dahingestellt bleiben. Es ist|stand. Es ist der einzige diesbezügliche wohl möglich, daß, wenn die Blüten der | Fall, den ich bisher erfahren habe. Bäume durch Frost oder andere Insekten Über Cetonia (Potosia) hungarica kann vernichtet worden sind, die Epicometis hirta |ich mitteilen, daß die Lebensweise dieses am Hungertuche nagen muß, die zum Käfers von den übrigen hier vorkommenden Zustandekommen der Bent as Nahrungs- | Cetoniden vollkommen abweichend ist, menge nur spät, erst zur Zeit der Rosen indem er nur an Disteln, und zwar beinahe las. sich einverleiben kann und so a die immer unter dem Blütenkopfe, zu ulnen Mosse (allen angewiesen ist, |finden ist. Diese Art war bei uns in den | während hingegen in Jahren mit reichlicher |70er Jahren sehr häufig, und man hätte i Blüte der Bäume, Gesträuche und Feld- leicht täglich Hunderte davon erbeuten t blumen eine raschere und ausgiebigere können. Seit den 80er Jahren hat sie sich Nahrungsaufnahme eine frühere Beendigung | bedeutend vermindert, so daß ich im des Brutgeschäftes herbeiführen dürfte. vorigen Jahre nur drei Stück entdeckte Und nun noch einiges über andere | (die ich übrigens unbehelligt ließ) und - ‘Arten dieser Familie. (etomia (Potosia) in diesem Jahre während der ganzen ent- floricola ist schon als Beerenfreund bekannt. |sprechenden Flugzeit nicht ein einziges Ob er aber schon anderwärts als Obst-|Exemplar, so daß es beinahe den Anschein schädling registriert vorden war, weiß ich |hat, als wäre diese Species von Kis-Szent- nicht. Im Juni des Jahres 1892 hörte ich | Miklös verschwunden. $ . Einige weitere Bemerkungen zu Otiorhynchus ligustici L. Von Dr. M. Hollrung, Halle a. S., Versuchsstation für Pflanzenschutz. Den Bemerkungen des Herrn Gauckler- seits vermochte der Käfer eine er. Karlsruhe in No. 33, Bd. II der „Illu-|42tägige Hunger- und Durstperiode an- strierten Wochenschrift für Emtomologie“ Slandelos zu ertragen. Die ihm nach dieser möchte ich mir einige weitere hinzuzufügen | Zeit gereichte une nahm er ohne Be laiten. | weiteres zu sich. Es ist klar, daß bei einer ‚Otiorhynchus ligustiei L. machte sich derartigen Anspruchslosigkeit sl Erhaltungs- in der Provinz Sachsen zum erstenmal |kraft seiner Art eine ganz bedeutende sein 1891 in orößerem Umfange bemerkbar. | muß. Ich erhielt m damals aus den Weinbergen Die Entwickelungsgeschichte des Liguster- am Ufer des ehemaligen Oberröblinger | Lappenrüßlers habe ich genau verfolgt. Die Sees zugesandt, gleichzeitig fand ich ihn |erste Generation Käfer erscheint zeitig im auch auf Luzerne, Rotklee und Buschbohnen. | Frühjahr. 1893 beobachtete ich ihn bereits Hiermit ist die Zahl seiner Nährpflanzen | Ausgang Februar. In den Monaten April indessen noch bei weitem nicht erschöpft, |und Mai bis in den Juni hinein werden die denn ich sammelte ihn später auf Samen- |mohnkorngroßen, an der Lult rasch wachs- und Zuckerrüben, ausdauernder Lupine und | gelbe Farbe annehmenden Eier in die Erde ; Gerste. In der nseneche verschmähte |abgelegt. Das Wachstum der Larven ist er sogar Eschen- und Fliederblätter nicht. |ein verhältnismäßig langsames. Mitte Juli 990 Einige weitere Bemerkungen zu Otiorhynchus ligustici 1 habe ich Puppen, welche etwa 4-6 Zoll tief in der Erde lagen, bemerkt. Ihre Ver- wandlung in Käfer nahm noch ca. acht Wochen in Anspruch. Die Larven der zweiten Generation waren Anfang September vor- handen. Zehn Wochen später hatten die- selben erst eine Größe von 10—13 mm erreicht. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß die Überwinterung in der Larvenform vor sich geht. Die Lieblingspflanze des Otiorhynchus ligustici L. ist zur Zeit entschieden die Luzerne, deshalb ist auch sein beständiges Bestreben, neue Luzerneäcker aufzusuchen, falls ihm seine bisherige Fraßstätte durch Umpflügen vernichtet worden ist. An den zu letzterem Zwecke erforderlichen Wanderungen beteiligen sich mitunter Hunderttausende von Käfern. So war vor einigen Jahren in der Nähe von Langenbogen die Straße Halle-Eisleben mehrere Stunden hindurch in großer Ausdehnung von einem Zug dieselbe überschreitender Liguster- Lappenrüßler bedeckt. Ich selbst habe ge- legentlich den auf derartigen Wanderschaften begriffenen Käfer eimerweise eingefangen. Im allgemeinen ist der „Näscher“ lichtscheu. Trotzdem habe ich ihn auch in großen Massen bei Tage fressend angetroffen. Die Vernichtung der die Rüben-, Klee- und Luzernefelder bewohnenden, bezw. auf- suchenden Käfer habe ich auf mannigfache Weise versucht und gefunden, daß es geringere Schwierigkeit macht, sie von einem Feldplan abzuhalten, als sie von einem solchen zu entfernen. Der Zutritt zu einem Ackerstück wird den Lappen- rüßlern verwehrt, wenn man die Ränder desselben mit einem flachen Graben um- giebt, dessen Wände möglichst steil und nicht abgeglättet sein müssen. Den Käfern gelingt es zum weitaus größten Teil nicht, die dem erstrebten Feldstück zugelegene Grabenwand zu erklimmen. Wieder und immer wieder fallen sie auf die Sohle zurück. Legt man in diese noch flache Kistendeckel oder ähnliche flächenartige Gegenstände, so sammeln sie sich, wie auch und die Masse der zusammengeschippten Käfer mit Petroleum übergossen. Die Beseitigung der m Luzernefeldern eingebrochenen Käfer gehört zu den Un- möglichkeiten. Handelt es sich um Runkel- oder Zuckerrübenfelder, so ist das beste Mittel zur Vernichtung des Otiorhynchus ligustici die Brühe von Schweinfurter Grün, welche entweder vermittelst einer fahrbaren oder einer Tornister-Spritze auf das Kraut gespritzt wird. Mit dem letzteren fressen die Käfer das Gift und gehen daran zu Grunde. Antinonnin, verdünnten Schwefel- kohlenstoff, alkoholische Seifenlösung ete. habe ich ebenfalls versucht, indessen ohne Erfolg. Im günstigsten Falle wurde die Freßthätigkeit auf einige Stunden unter- brochen. auch einige natürliche Feinde, so z. B. Hister sinuatus L. und je eine nicht näher bestimmte Art Poecilus, Feronia und Staphylinus. Der erstgenannte erfaßt das Hinterteil .des Liguster-Lappenrüßlers, hebt die Flügel- decken hoch und frißt alsdann den weichen Inhalt des Abdomens aus. Stärker noch als die oben erwähnten Käfer räumt die Saatkrähe, Corvus frugilegus L., unter dem Schädiger auf. 1895 untersuchte ich den Mageninhalt von 131 Saatkrähen. Davon hatten 86 Stück Jagd.auf den Lappenrüßler gemacht und kurz zuvor, ehe sie geschossen wurden, insgesamt 1668 Exemplare des Rüßlers aufgelesen. 1896 fand ich in 104 von 189 untersuchten Krähenmagen 883 Stück Otiorhynchus ligustici. Für das laufende Jahr sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, es läßt sich aber jetzt schon übersehen, daß wiederum die Lappenrüßler einen bedeutenden Teil der Krähennahrung gebildet haben. Endlich vernichtet auch noch eine Pilzkrankheit, hervorgerufen von einer Botrytis-Art, gelegentlich große Mengen des Schädigers. Die Hauptwirkung dieses von der Natur dem Menschen zu Hilfe gesandten Vertilgungsmittels tritt bei an- dauernd feuchter Witterung ein. Da Mittel- deutschland jüngstens Niederschläge in großer Gauckler schon bemerkte, unter diesen an | Menge gehabt hat, steht zu hoffen, daß Otio- und können durch Zertreten vernichtet | rhynchus ligustiei während der nächsten Jahre werden. Hier zu Lande werden die Graben- |in der Provinz Sachsen weniger massenhaft sohlen einfach von Zeit zu Zeit ausgeschippt | auftreten wird als in den Vorjahren. Otiorhynchus ligustici L. besitzt ' he nn ai a” ER a NETT NT ch DR we = ‚Die Biene im deutschen Volksglauben. 551 Die Biene im deutschen Volksglauben. Be Von Heinrich Theen. (Fortsetzung aus No. 34.) % Der westfälische Bienenvater macht Sobald ein Schwarm abzieht, nehme man seinen Immen, falls sie faul gewesen sind, | ein Brotmesser und stecke es dicht vor dem im nächsten Frühjahr eindringliche Vor-|Korb in die Erde; die Schneide muß dem stellungen, indem er vor ihre Hütte tritt| Volke zugekehrt sein. Wird das Messer und sie daran erinnert — die Bienen sind | umgedreht, so fliegt der Schwarm weg. dort so klug wie die Menschen, ja sie | Angeln. ‚können sogar. reden — daß, wie sie recht Wenn der Schwarm ausfliegt, darf man wohl- wüßten, seine Kinder Honig und die/sich nicht gerade aufstellen, sondern muß, Kirchen Wachs gebrauchen. auf dem Boden hockend, den Schwarm mit F ‚Im Argau sagt man, die Leute würden | Erde bewerfen. Dann fliegen die Bienen von den zartfühlenden Herrgottsvögelchen |von selber in den Korb hinein. Erhebst zetochen, wenn sie grob mit ihnen reden, |du dich, so entfliehen sie. Bir statt ißB, „verrecke“ statt stirb, Um das Wesfliesen der Schwärme zu E ecke statt setze dich. Bauern, die |verhüten, lege man eine weiße Lilienwurzel sonst wohl roh sein mögen, vermeiden im |in den Stock. Dasselbe läßt sich verhüten, Umgang mit ihren Bienen u a wenn man am Marientage (25. März) die toten ‚rohen Ausdruck. x Bienen, welche in den Bienenkörben liegen, Ehe die Körbe sebraucht anden, muß |sammelt und am Karfreitag vor Sonnen- man sie mit Melissenkraut, Thymian, Taub- |aufgang an jeder Ecke des Gartens, in dem nessel oder: Fenchel gut ausreiben, dann | das Bienenhaus steht, einen Teil dieser bleibt der Schwarm in demselben sitzen.|toten Bienen begräbt. Pommern. Schwansen. Um zu verhüten, daß der ausfliesende In Pommern reibt man die Körbe aus| Schwarm zu hoch aufsteige, ziehe man den mit Laub von süßen Apfelbäumen, auch |Rock aus und schaue durch die Ärmel auf mit süßem Milchrahm oder Honig. den Schwarm, soeleich lassen sich die Um viele und gute "Schwärme zu be-| Bienen herab. Sitzt der Schwarm hoch im kommen, bespritze man die Bienen am)Baume, so tunkt man Palmkätzchen in _ ersten Mai mit Ziegenmilch. Pommern. Milch und in Backwasser ein und bespritzt Sollen sie absolut vom Schwärmen ab-| damit den Korb, den die Bienen besiedeln _ gehalten werden, so legt man die Wurzel | sollen. = einer blauen Lilie in den Stock. Mecklen-| Viele Imker schreiben den Bienen auch rk N Verständnis für Musik und Gesang zu, In Pommern werden die Bienen durch | woraus zu erklären ist, daß hin und wieder: ebengenanntes Mittel zu fleißigem Honig-| beim Schwärmen der Bienen, da der Züchter - sammeln und öfterem Sn veranlaßt.|nicht immer Geige oder Flöte zur Hand hat, a ar Speilen darf in Holstein nur das|mit alten Kannen, Kesseln, Pfannen oder Holz von Spriekeln (Faulbaum) genommen | dergl. Lärm geschlagen wird, weilman glaubt, werden; in Dithmarschen verwendet man |solch eine Teufelsmusik verhindere den . auch Weidenholz, während der Imker im | Schwarm, durchzugehen und bestimme ihn, östlichen Schleswig Lindenholz nimmt. sich rascher anzusetzen. So sagt Konrad Um das Wegfliegen der Schwärme zu| von Megenberg schon: „Die bienen fräwent verhindern, steckt man ein Brotmesser dicht | sich, wenn man die Hend zusammen vor dem Korb in die Erde, mit der|klopfet und klingelt mit geschmeid, so Schneide dem Korbe Am Lunden | sammelt sie sich“. Ebenso ratet Üoler, in Dithmarschen. den schwärmenden Bienen mit einem Becken ' Wird die Rinde einer Eiche, welche |aufzuwarten und zu klingeln, denn die ‘vom Blitz getroffen wurde, im Garten auf-| Biene sei ein „musicum animal,“ welches ‚gehängt, so fliegt kein Schwarm über den |sich zum Klange halte, und Friedrich von Zaun. -Schwansen. Spee singt: : ee ea a EN Hr ee HE EU UBER SL IR Las ln EI ae Er A en Ten TE EEE En FE ED ER NR 992 Die Biene im deutschen Volksglauben. | 3 Schau da, wie schön muntieret, Wie schön geputzter Hauf’! In Lüften er brevieret, Zu Wolken schwebet auf. Frisch hin und her er schwenket Die gülden gelbe Schar Nach frembdem Land gedenket, Sucht neuen Platz fürwahr. Her, her nun Pfann’ und Becken, Schlagt auf, daß sütlich klingt, Und laßt den Schwarm erschrecken, Daß er nitt gar entspring’ etc. In Schwaben und Bayern klopft man beim Schwärmen mit Schlüsseln auf eine stiellose Sense, damit die Bienen sich nieder- lassen. In der Schweiz, wo man, sobald ein Imb stößt, gleichfalls auf Sensen und Sicheln dängelt. heißt es, man soll auf den Korb ein Kränzchen von frischen Blumen legen und mit weißem Tuch ihn beschatten. In manchen Gegenden soll das Läuten mit einem Glöckchen bewirken, daß die Bienen sich niederlassen und ansetzen. In Schwaben macht man Lärm mit Gießkannen, Pfannen- deckeln und Blechen aller Art, im Schles- wig’schen mit kupfernen Kesseln, und wenn in der Oberpfalz kein Klopfen und Lärm mehr helfen will, kehrt man den Brotlaib in der Tischlade um, damit der Schwarm zurückkomme und sich anlege. Dieses Klopfen glauben manche apistische Schriftsteller auf die Sage von Zeus und den Korybanten auf der Insel Kreta zurück- führen zu sollen. Ob das wirklich der Ur- sprung jener abergläubischen Meinung; ist, wage ich nicht zu behaupten. Jedenfalls glaubt man noch jetzt in vielen Gegenden, durch mehr oder Lärmen die Schwärme können. zurückhalten zu In Westfalen sprichtman beim Schwärmen: Imme, du maut mi nitt verlaten, Ick maud bruken dine raten, und sind die Bienen aufgeflogen: Imme kuom herab un brenk uns huonig un waß, Et waß for die hillgen un et huonig for unse kinner. Auch durch gewisse Sprüche sucht man Bienen zu bannen. In Schwansen spricht man, während man mit einem offen gehaltenen Sack dreimal um die Bienen geht: die weniger harmonisches | Bienchen, Bienchen, Setz’ dich auf das Bienchen, Setz’ dich auf das grüne Gras, So wirst du vom Tau und Regen nicht naß. 4 Daselbst hörte ich auch folgenden Se) Imm, Drahe und Wiese, Ick verbeh ju Bäum, Kark und Ho Sett ju in dat gröne Gras, Dragt Honig und Was. +44 In Lunden: Bien und Wies’, Setzt euch an Baum und Kies, Setzt euch an Lov und Gras Und traget ein Honig und Was. Weit verbreitet Bannspruch: „Ich bezwinge dich durch die Allmacht ie des Vaters, Gottes des Sohnes und Gottes des heiligen Geistes, daß du dich setzest an den ersten Baum oder Busch, wo du aufblickst, so gewiß, daß Jesus Christus zur Rechten Gottes sitzet, so gewiß mußt du dich setzen im Namen Gottes des Vaters, Gottes des Sohnes und Gottes des heiligen Geistes.“ +++ ist auch folgender In der Neumark spricht man: Liebe Bienenmutter, bleibe hier! Ich will dir geben ein neues Haus; Drinn’ sollst du bauen Honig und Wachs. Damit alle Kirchen und Klöster geziert werden. Im Namen u. s: w. In Neustettin (nach Dr. Haas): Ihr Immen, ihr Ammen, ihr Weiser, Setzt euch ins grüne Gras, Setzt euch in eures Herren Garten, Den ihr Tag und Nacht thut warten. +++ Daselbst: Ihr lieben Bienen, Setzt euch auf meine Wiese, Von der Wiese und Blumen Tragt Honig und Wachs, +++ Wenn die hochgehenden Schwarmbienen sich einen Baum als nächsten Wohnsitz ausersehen, so sucht sie der mecklenburgische Imker mit nachstehendem Reime von ihrem schwer zugänglichen Ansiedelungspunkte zu vertreiben und zur Niederlassung auf die begraste Erde zu veranlassen: nf, Ihr Immen, Wies’ und Bienen, Ihr seid vor mir erschienen; Ich gebiete euch und beschwöre euch, Beer k daß ihr herunterkommt, So gewiß als Jonas Im Walfisch drei Tage saß E75 Aur Gottes Geheiß. 11-4 | _Nachstehender Spruch wendet sich an die Königin (Weisel oder Weiser, früher irrtümlicherweise für ein männliches Wesen & Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 953 in die weite Welt ziehen, dich auch nicht auf hohe Bäume setzen, sondern hier auf Erden sollst du bleiben.“ Rt Sieht man Bienen ziehen, so muß man mit drei Fingern nach ihnen zeigen und sie mit den Worten segnen: Dei Weiser un dei Bienen, Dei flegen wohl öwer minen Herrn sin Hus, Sei tragen em Honnich un Waß, Ik befehl ju dörch den heiligen Namen Gottes: ' gehalten): „Weiser, Weiser, ich befehle dir | Sett ju alle up dat gröne Gras. im Namen der Dreieiniskeit, du sollst nicht | (Schluß folgt.) Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squarnulae) der Dipteren. Von Ernst Girschner in Torgau. Br : (Fortsetzung aus No. 34.) \ Im folgenden werde ich nun versuchen, . die einzelnen Dipterenfamilien nach der Schüppehenbildung zu charakterisieren. Bei nehmen, auch auf andere Merkmale auf- merksam zu machen, welche entweder bisher übersehen worden sind, oder welche viel- - leicht dazu beitragen können, unsere Kenntnis von den verwandtschaftlichen Beziehungen einzelner Entwickelungsreihen zu erweitern. IE 1. Cecidomyidae. Sq. al. sehr wenig: entwickelt, an die äußerste Flügelbasis zurückgezogen, am Rande in der Regel mit einfachen, leicht abreibbaren Wimperhärchen besetzt. — ‚Sg. th. fehlend. 2. Mycetophilidae. Sq. al. bei den meisten Formen deutlich, am Rande mit Wimperbörstchen besetzt. — Sq. th. fehlend. — Metapleuren über das Stigma mehr oder weniger höckerartig hinwegragend, so daß dieses von vorn nicht sichtbar ist (vergl. z. B. Platyura, Glaphy- roptera, Fig. 2). Sciara hat dagegen noch ein freiliegendes Metathoraxstigma wie die . Ceeidomyiden. Einige Gattungen haben lange Schutz- haare auf den stark entwickelten Meta- - pleuren, wie Glaphyroptera, Rymosia, Mycetophila. 4 einigen Familien werde ich Gelegenheit | 3. Phoridae. Sq. al. wenig entwickelt, sehr undeutlich. — Sq. th. fehlend. Ich bemerke, daß bei Phoriden das Mesophragma (sensu DBraueri) in einer Ebene mit dem Rücken des Abdomens liegt und leicht für den ersten Ring- des Hinterleibes gehalten. werden kann. — Nach dem Flügelgeäder, welches ich für ein an die Costa und Flügelwurzel herangezogenes Mycetophilidengeäder halte, - gehören die Phoriden zu einer Ent- wickelungsreihe, welche mit den Cecido- myiden und Mycetophiliden begeinnt und mit den Phoriden, als den cyclor- rhaphen Endformen dieser Reihe, abschließt. 4. Bibionidae. Sg. al. bei Bibio und Dilophus gut entwickelt, am Rande mit ziemlich langen Haaren besetzt. Der Schüppchenwinkel, be- sonders bei den größeren Bibio-Arten (marci, pomonde), dicht und lang behaart. Pen- thetria und die Scatopsinae haben als vorwiegend laufende Dipteren ein nur wenig | entwickeltes Flügelschüppchen mit fehlender oder undeutlicher Randbewimperung. Sq. th. fehlend, zuweilen kaum das Frenum spuam. angedeutet. Metapleuren oder Pteropleuren meist mit kurzen Schutzhaaren. 5. Szmulidae. Sq. al. gut entwickelt, am Rande ziem- lich lang bewimpert — Sq. th. fehlend. 994 Der Hinterrand der Epimeren des Meta- thorax ist besonders bei den Männchen einiger Arten auffallend lang und zottig behaart. Ich möchte diese Haare für Schutzhaare des in einer muschelartigen Vertiefung der Hypopleuren liegenden Meta- thoraxstigmas halten. II. 6. Chironomidae. Sq. al. bei den meisten Formen ziemlich groß und (besonders bei Tanypus-Arten und Diamesa) oft sehr lang bewimpert. -— Sq. th. fehlend. — Der Flügellappen ist bei diesen Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Alula schwach entwickelt, am Rande Ziem- = lich lang bewimpert. III. 12. Psychodidae. Sq. al. auffallend stark entwickelt, am Rande mit langen Haaren pinselartig besetzt. — Sq. th. fehlend. g ; 13. Tipulidae. Sg. al. überall deutlich, aber nirgends auffallend stark entwickelt, am Rande ent- weder kahl oder, wie bei den auch sonst stärker behaarten Eriopterinen. mitlangen viel fliegenden Mücken meist stark ent-! Wimperhaaren besetzt. — Sq. th. fehlend, wickelt; auch die Alula ist in vielen Fällen deutlich vorhanden, wenn auch nicht stark entwickelt. Charakteristisch für die Gattung Chiro- nomus ist in Bezug auf die Bildung der Thoraxteile die auffallend starke Entwickelung der Sternopleuren, sowie das über die Hinter- leibsbasis kegelartig hinwegragende Meso- phragma. : Corynoneuren und die Ceratopo- gonen mit ihren kräftig entwickelten Lauf- beinen haben die Flügelschüppchen nur verkümmert, die Alula und der Flügellappen fehlen, und das Mesophragma ist gleich- mäßig abgerundet. 1. Dixidae. Sq. al. wenig entwickelt. — Sq. th. fehlend. — Brustseiten und Mesophragma ähnlich wie bei Chironomus. 8. Blepharoceridae. Sq. al. sehr klein. — Sq. th. fehlend. 9. Ptychopteridae. Wie vorige Familie. 10. Culicidae. Sq. al. deutlich entwickelt, am Rande lang bewimpert. — Sq. th. fehlend. Schutzhaare an den Metapleuren und ein Haarschirm am Hinterrande des Schildchens. Die meisten Beziehungen zu Chironomiden, namentlich hinsichtlich der Entwickelung der Thoraxteile, hat Corethra. 11. Rhyphidae. Sq. al. deutlich entwickelt, am Rande lang bewimpert. — Sq. th. fehlend; Frenum sq. am Angulus etwas erweitert. — Ptero- pleuren mit einigen zerstreuten Haaren, — das Frenum sq. dagesen überall. deutlich vorhanden (Fig. 1). Die den Culiciden und Psychodiden am nächsten stehenden Eriopterinen haben an den Pteropleuren längere Schutzhaare entwickelt. Bei den übrigen Tipuliden sind die Metapleuren vor dem Stigma kahl, aber mehr oder weniger deutlich höcker- oder beulenartig aufgetrieben, so daß das Stigma in eine schützende Vertiefung zu liegen kommt. ; IV. 14. Xylophagidae. Sq. al. wenig entwickelt. — Sq. th. fehlend. 15. Coenomyidae. Sq. al. verhältnismäßig wenig entwickelt, faltig, am Rande mit einzelnen Wimper- haaren. — Sg. th. sehr schmal, nach dem Schüppchenwinkel zu allmählich breiter werdend. 16. Stratiomyidae. a) Berinae. Diese den Xylophagiden noch sehr ähnlichen Formen haben die sg. al. zwar deutlich entwickelt, die sq. th. fehlt jedoch noch. Nur dicht vor dem Schüppehenwinkel ist eine Erweiterung des Frenums zu bemerken. Sq. al. am Rande deutlich bewimpert, am Schüppchenwinkel die Behaarung länger. — Metapleuren mit kurzen Schutzhaaren über dem Stigma. — Alula wenig entwickelt. b) Sarginae. Sq. al. deutlich entwickelt, am Rande kurz bewimpert. — Sq. th. zungen- förmig, dicht am Schüppchenwinkel dem Frenum ansitzend, oben und unten behaart und am Rande mit langen, an der Spitze 1 # { “ 2 Br Über as Postalar-Membran (Schtippchen, Baeelk) der Dipteren. 395 ak umgebogenen Wimpern besetzt (Fig. 4). Bei Sargus ist die zungenförmige Membran länger und schmäler als bei COhrysomyia. Microchrysa hat ein fast. kreisförmi ges Thorax- ‚schüppchen. spitz dreieckig. — Metapleuren mit ziemlich langen Schutzhaaren. — Alula deutlich nokel, c) Stratiomyinae. Ich unterscheide in Be dieser Gruppe zwei Formenreihen. Bei allen Stratiomyinen ist das Flügel- schüppchen deutlich entwickelt und am Rande bewimpert. — Metapleuren mit dicht stehenden Schutzhaaren besetzt. — Alula ziemlich breit entwickelt. d) Die Pachygaster- Arten, welche ihre Flügel nur wenig gebrauchen, haben das Flügelschüppchen und die Alula sehr wenig entwickelt. Das Thoraxschüppchen Die erste Reihe zeigt ein deutlich ent- | fehlt und die Flügel sind nicht gerillt. der Ober- und Unterseite dicht behaart. Zuweilen sind die Haare kraus und fast wollartig. Es gehören hierher die Gattungen: Stratiomyia, Alliocera (Fig. 4), Odontomyia (mit Untergattungen) ad Oxycera. (Einige Arten dieser Gattung haben sehr kleine Thoraxschüppchen, welche rückgebildet zu sein scheinen.) Die zweite Reihe hat das Frenum vor dem ‚Schüppchenwinkel nicht oder kaum . _ erweitert, so daß also ein deutliches Thorax- sehüppchen fehlt. Hierher gehören z. B.: Ephippium, Dasiopa und Nemotelus. Charakteristisch für die erste Reihe ist das Vorhandensein von zahlreichen feinen und ‚strahlenförmig zum Flügelrande gehenden Rillen in der Flügelhaut. ke zweiten Reihe fehlen diese Rillen*) vollständig! Die Flügelhaut ist Der bei den hierher gehörenden Formen viel- mehr ganz glatt oder nur unregelmäßig und schwach runzelig. =) Diese Flügelrillen, welche bisher | in der Systematik noch nicht berücksichtigt worden sind, sind für gewisse Verwandtschafts- kreise sehr charakteristisch, So fehlen unter den Orthorraphen die Flügelrillen ganzen Familien, z. B. den Dolichopoden und Empiden, den Leptiden, Scenopiniden, Xylophapiden und Coeomyiden, während die meisten Asiliden, alle Acroceriden, Nemestriniden, Thereuiden und nament- F eh die Midaiden und Bombyliden stark und oft sehr zierlich gerillte Flügel haben. "Ich werde bei einer anderen Gelegenheit noch auf diese merkwürdige Bildung der nelem zurückkommen, | wimpert, _ wiekeltes Thoraxschüppchen von mehr oder | Sie stehen den Verwandten von Nemotelus ‚weniger deutlich halbmondförmiger Gestalt. Es ist am Rande lang nd und auf näher als denen von Stratiomyia. 17. Acroceridae. Die hierher gehörenden Formen sind durch die außerordentlich starke Ent- wickelung des Thoraxschüppchens besonders ausgezeichnet. Diese schuppen- lartige und stark gewölbte Membran sitzt dem Frenum in der Nähe des Schüppchen- winkels an und ist nach außen auffallend erweitert, so daß sie die im Ruhezustande dem Hinterleibe seitlich anliegenden Flügel seitlich überragt (Fig. 5). Die Umrandung ist ziemlich stark verdickt und kurz und dicht bewimpert. Die Oberseite ist runzelig und wie bei den Stratiomyiden behaart. — Das Flügelschüppchen ist verhältnismäßig wenig entwickelt, am Rande ebenfalls kurz be- sonst aber kahl (nur bei Lasia coerulea scheint auch das Flügelschüppchen behaart zu sein). — Alula deutlich ent- wickelt. — Metapleuren zapfen- oder knopf- artig hervortretend, mit einem Büschel ziemlich langer Schutzhaare. 18. NVemestrinidae. 'Sq. al. faltis, am Rande sehr lang und zottig behaart bei den meist stark behaarten Arten. -—— Sq. th. wenig entwickelt, nur ın einer sehr schmalen Erweiterung des Frenums in der Nähe des mals be- stehend. Metapleuren lang behaart. — Alula nicht auffallend entwickelt. 19. Tabanidae. Sq. al. faltig, am Rande kurz bewimpert, am Angulus lang und zottig behaart und meist dunkel gerandet. — Sq. th. ziemlich stark entwickelt, dicht am Angulus dem Frenum ansitzend, am Rande kurz be- wimpert (Fig. 3). — Chrysops hat das Thoraxschüppchen am wenigsten entwickelt; es ragt nur "wenig unter dem Flügel- [7 556 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. schüppchen hervor. — Alula stark ent- wickelt. —- Metapleuren mit einem dichten Büschel langer Schutzhaare. 20. Acanthomeridae. Sq. al. wie bei den Tabaniden, doch am Angulus weniger lang behaart. — Sq. th. en wenig entwickelt. — Alula groß. — Metapleuren mit Schutzhaaren. 21. Leptidae. Sq. al. deutlich, wenn auch nicht stark entwickelt, am Rande einreihig (Chrysopila) oder mehrreihig (Leptis) behaart oder fast kahl (Ptiolina). — Sq. th. fehlend. Frenum sehr deutlich, in der Nähe des Angulus etwas breiter häutig. — Alula deutlich ent- wickelt, halbrund. — Metapleuren mit ziemlich langen Haaren. V. 22. Mydaidae. Sq. al. am Rande mit breit gedrückten, schuppenartigen Wimpern besetzt. — Sq. th. fehlend. Frenum sehr deutlich. — Alula stark entwickelt. — Metapleuren ohne Schutzhaare. 23. Asihidae. Sg. al. bei allen hierher gehörenden Formen ziemlich gleich gebildet: verhältnis- mäßig schmal, dick gerandet, am Rande kürzer oder länger bewimpert und bei zusammengelesten Flügeln nach außen gewöhnlich zapfenartig vorragend (vergl. z. B. Laphria). Nach dem Angulus zu werden die Wimpern meist allmählich länger. Bei Stenopogon z. B. stehen sie hier büschelartig.. — Sq. th. fehlend. Frenum sq. deutlich, am Angulus zuweilen etwas verbreitert. — Alula deutlich vor- handen (nur bei Lepiogaster verkümmert). — Metapleuren entweder behaart oder be- borstet oder (z. B. Stenopogon, Leptogaster) kahl. — Hypopleuren bei Asilus, Holopogon, Pycnopogon behaart. Anmerkung. Dasypogon teutonus und diadema dürfen nicht in eine gemeinschaft- liche Gattung gestellt werden. Schon Rondani stellte vor vierzig Jahren (Prodr. I., pag. 157) auf Grund des abweichenden Flügelgeäders für D. diadema die Gattung Cheilopogon. (später Seilopogon) auf und Osten- Sacken (Trans. ent. soc, Lond., 1884, p. 515) machte auf die ganz verschiedene Beborstung des Thorax beider Arten aufinerksam. Ich füge hinzu, daß die Form diadema eine deutlich gerillte Flügelhaut, besonders | im Flügellappen und in den Hinterrandzellen, besitzt, während die Form teutonus eine glatte und höchstens gerunzelte Flügelhaut zeigt, wie die ihr nahestehende Gattung Dioetria. 24. Thereuidae. Sg. al. deutlich entwickelt, rande, am Rande mit kurzen Wimpern gleichmäßig besetzt. — Sq. th. fehlend. Frenum sq. deutlich. — Metapleuren mit einem dichten Büschel langer Schutzhaare. 25. Bombylidae. Sq. al. am Rande mit kurzen oder wollartig langen (Bombyliinae) oderschuppenartig breit gedrückten (Anthrax) Wimpern dicht besetzt. — Sq. th. fehlend. Frenum sq. vor dem Angulus sq. zuweilen deutlich erweitert und wie die ganze Um- gebung lang behaart. — Alula stark ent- wickelt, ner ebenfalls mit schuppen- |artigen Haaren am Rande besetzt (Anthrax), a lang und zottig behaart (Bombylius), oder nackt. — Metapleuren dicht behaart (bei einigen Anthraciden nackt?); auch die Seiten des ersten Hinterleibsringes mit einem besonders bei Anthraciden durch abweichende Färbung auffallenden oz büschel als Stigmenschutz. 26. Scenopinidae. Sq. al. deutlich entwickelt, am Rande kurz bewimpert. — Sq. th. fehlend. — Metapleuren ohne Schutzhaare. In der Bildung des Abdomens, der Beschaffenheit der Flügelhaut (sie ist glatt) und der Beine, sowie im Habitus haben die Scenopiniden größere Ähnlichkeit mit Subula, überhaupt mit Xylophagiden, als mit Thereuiden. VI. 27. Empidae. Das Thoraxschüppchen bei allen Empiden fehlend. a) Hybotinae. Sq. al. wenig ent- wickelt, bei zusammengelesten Flügeln nach außen zapfenartig vorragend, am Angulus mit einem Borstenfächer, d. h. mit längeren oder kürzeren, strahlenartig ge- stellten Wimperhaaren besetzt, ähnlich wie bei den Dolichopoden. Hybos zeigt diesen Borstenfächer schr deutlich, weniger deutlich stark ge- einfachen, a ee DEE Se Ze a nn ie De Über die ‚Postalar-Membran (Schüppehen, Squamulae) « der RPSEEED: yon. — Alula eklend, bei Oyrtoma angedeutet, der Flügelrand an dieser Stelle lang bewimpert, was überhaupt bei den meisten Empiden der Fall ist. — Flügel- lappen stark entwickelt, rechtwinkelig vor- springend. Brustteile vor dem Meta- thoraxstigma kahl. Abgesehen von dem Flügelgeäder, unter- scheiden sich die Hybotinen von den übrigen Empiden besonders auch durch das deutlich entwickelte Postscutellum. b) Empinae. Sq. al. deutlich und oft ziemlich breit entwickelt, am Rande mit längeren oder kürzeren Wimpern besetzt, die bei einigen Formen (Empis ciliata) etwas breit gedrückt sind. Borstenfächer = am Angulus fehlend. — Alula wenig ent- wickelt, aber der Flügelrand an dieser Stelle oft auffallend lang bewimpert. Es sind in dieser Gruppe zwei Formen- reihen zu unterscheiden. Zur ersten Reihe gehören die Formen mit behaarten oder beborsteten ‘Metapleuren, und zwar die Gattungen: 1. Empis L. Nach der Form des Flügellappens und der Art der Behaarung der Metapleuren unter- scheiden sich die Verwandten von Empis stercorea L. leicht von den Ver- _ wandtschaftskreisen der Empis_ ciliata F., tesselata F., livida L. und varie- gata Mg. Die Verwandten von stercorea zeichnen sich aus durch recht- oder stumpfwinkeligen Axillareinschnitt (d.i. fällig zu sein scheinen. der Einschnitt zwischen Alula und Flügellappen) und durch wenige kurze . und starke Borsten auf den Metapleuren, während die anderen oben genannten Arten den Axillareinschnitt sehr tief und spitzwinkelig haben; die Meta- ' pleuren sind dicht und lang behaart (Empis livida L. hat außer den langen Haaren noch eine starke Borstenreihe). 2. Rhamphomyia Mg. Nach der Art der Behaarung auf den Metapleuren sind auch hier verschiedene Verwandtschafts- kreise zu erkennen. Rh. culieina und Verwandte hat z. B. eine einfache Borstenreihe, die größeren Arten da- gegen haben einen dichten Büschel langer, dunkler (z. B. sulcata F.) oder lichter Haare (z. B. nigrives F., tephraea Msg.). 997 3. Pachymeria Steph. 4. Oreogeton. Schin. Zur zweiten Reihe gehören die Formen mit kahlen oder nur äußerst kurz und filzartig behaarten Metapleuren. In der Bildung des Flügelschüppchens unterscheiden sie sich nicht von dem Ver- wandtschaftskreise Empis—Oreogeton. Ich kenne als hierher gehörig: 1. Ragas Meg. 2. Hilara Mg. c) Ocydrominae. Sq. al. ziemlich klein, am Rande zart und zuweilen lang be- wimpert. Bei Leptopeza ein deutlich aufgerichteter Haarfächer am Angulus. —- Alula fehlend, der Flügelrand zuweilen stark und auffallend lang bewimpert (Microphorus). Brustseiten ohne Schutzhaare. : d) Hemerodrominae., Die Flügelfläche ist bei diesen mehr laufenden als fliegenden Tieren in ihrer Breite sammengeschrumpft; es die Alula vollständig, Flügellappen. Das Flügelschüppchen ist infolge des wenig ausgebildeten Flug- vermögens sehr klein und dicht an die äußerste Flügelwurzel herangerückt. Am deutlichsten ist es noch bei den größeren Hemerodromia- und Clinocera-Arten. Der Rand des Flügelschüppchens zart und lang bewimpert. — Die (linocera-Arten haben auf den Metapleuren sehr zarte und ziemlich lange Schutzhaare, welche jedoch sehr hin- Bei den übrigen as sind die Brustseiten nackt. e) Tachydrominae. Diese Formen zeichnen sich aus durch kräftig entwickelte Laufbeine Es ist deshalb nicht nur die Flügellächke in der Breite zusammen- geschrumpft (weniger bei Tachydromia als bei Tachypeza und Tachysta), sondern es ist auch das Adernetz, namentlich am Flügelhinterrade, verkümmert. Alula fehlend.. — Flügelschüppchen nur wenig entwickelt, am Rande jedoch verhältnis- mäßig lang bewimpert. — Metapleuren mit sehr kurzen Schutzhaaren (Drapetis) oder kahl. merklich zu- fehlt nicht nur sondern auch ‘der 28. Dolichopodae. Das Flügelschüppchen ziemlich schmal, in der Nähe seiner Verbindung mit der Flügelfläche mehr oder weniger deutlich lappenartig erweitert, sodann wieder plötz- 558 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. lich oder allmählich verschmälert und hierauf bei den meisten Formen am Angulus zu einem aufrecht stehenden Plättchen löftel- artig erweitert, welches am Rande mit einem oft auffallend langen Borstenfächer besetzt ist (Fig. 6 und 9—13). Während die basale Erweiterung des Flügel- schüppchens den Brustseiten dicht anliest, steht der Teil mit dem Borstenfächer zapfenartig und fast senkreckt zur Längen- achse des Körpers seitlich hervor. a) Die basale Erweiterung deutlich, Ver-- kurz bewimpert; die zapfenartige längserung am Angulus ziemlich spitz, dunkel und stark umrandet, ohne- deutlich aufgerichtetes Plättchen, am Rande mit langem und starkem Borstenfächer (Argyra, Diaphorus [Fig 9)]). b) Die basale Erweiterung noch deut- licher, fast ebenso lang bewimpert wie das nur wenig entwickelte Plättchen am In Er- | Angulus (Hydrophorus [Fig. 11]). Tafel II. Dolichopoden-Schüppchen. Fig. 9: Argyra argyria Mg. (von vorn). Fig. 10: Medeterus diadema L. (von hinten). Fig. 11: Hydrophorus bipunctatus Lehm. (von vorn). Fig. 12: Dolichopus maculipennis Z. von vorn). Fig. 13. Ziancalus virens Scop. (von hinten). mangelung des den Stigmenschutz sonst übernehmenden Thoraxschüppchens und der Schutzborsten an den hinteren Thoraxseiten hat sich das Flügelschüppchen zu dem zierlichen Schutzorgan umgebildet. Nur am Angmlus ist eine schwache, dem Thorax- schüppchen zugehörige Erweiterung erkenn- bar. — Alula fehlend, der Flügelrand an dieser Stelle jedoch wie bei den Empiden lang bewimpert. Ich beobachtete folgende verschiedene Bildungen des Flügelschüppchens: ec) Die basale Erweiterung wie ber: aber das sehr deutliche, aufgerichtete Plättchen auf der Rückseite ohr- oder muscheiförmig gebildet. Diese Bildung scheint am meisten verbreitet zu sein. Ich sehe sie z. B. bei folgenden Gattungen: 1. Liancalus. (Borstenfächer sehr lang, aus zarten Haaren gebildet, welche mit je einem sehr kurzen Börstchen regel- mäßig abwechseln [Fig. 6 und 13)). 2. Thinophilus. (Das fächertragende Plättchen spitz.) a EL a Ada Zn ua a Ann. u, 2 Se De De el he ee ee er Bunte Blätter. 8. Medeterus. (Das Plättehen besonders bei den größeren Arten sehr deutlich und verhältnismäßig breit [Fig. 10]). . Neurigona.*) (Borstenfüächer äußerst lang und zierlich.) 5. Dolichopus, Gymnopternus und Ver- wandte. (Einige Formen haben auch auf der Vorderseite der löffelartigen Bei Neurigona bemerke ich dicht unter dem Schüppchen einen ziemlich langen, dorn- artisen Fortsatz am oberen Rande der Ptero- pleuren, den ich nirgends erwähnt finde. Eine Anlage dieses Fortsatzes (processus ptero- pleuralis) ist bei den meisten Dolichopoden und auch bei einigen Empiden vorhanden. 359 Schüppchenerweiterung einige lange Borsten [Fig. 12]). | 6. Tachytrechus. (Außer dem Borsten fächer am Rande des Plättchens kurze, dicht stehende Wimperhaare.) 1. Psilopus. (Das Schüppchen sehr wenig erweitert.) 29. Lonchopteridae. Sq. al. sehr klein und dicht an die Brustseiten herangerückt, am Rande un- deutlich bewimpert. — Sq. th. fehlend; Frenum sq. deutlich. — Alula fehlend. — Brustseiten ohne Schutzborsten. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. - Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. : Entomologisches. IV. Die Betrachtung der nützlichen Insekten ist vollendet; „tierische Schädlinge“ sind es, die unsere Aufmerksamkeit nun in Anspruch nehmen. Am reichhaltigsten hat Herr Arthur Speyer, Altona-Elbe, dessen Präparate uns bereits aus dem Früheren vorteilhaft bekannt sind, diese Abteilung beschickt, dessen einschlägige Ausstellung fast den ganzen Raum 3 füllt. Es wird einigermaßen schwierig sein, in nicht allzuvielen Zeilen - ein Übersichtsbild derselben zu entwerfen! _ Von den zahlreichen sauberen Kästen ver- - schiedenen Formats, welche teils an der Wand , hängen, enthält der erste in systematischer Darbietung Schädlinge aus der Ordnung der Orthopteren (Grillen u. a.), sowie ein mehr biologisches Pemphigus-Präparat, der zweite eine ganze Reihe von Blattwespenarten und ein ansprechendes biologisches Präparat von Hylostoma rosae, der dritte eine gute Biologie von (Cimbex betulae und noch einige andere Blattwespenarten. ; Sehr bemerkenswert ist der etwas ge- drängte Inhalt des Kastens 4, welcher den Cecidomyiden - Schaden in möglichst biologischer Darstellung veranschaulichen ‚soll: Cec. fagi-Gallen (die Färbung nicht ganz natürlich, teils durch nützliche Vögel aus- gefressen) — columbaczensis in vorzüglicher Präparation; — papaveris, deren Larven Mohn- köpfe bewohnen, mit ergänzendem Spiritus- präparat in drei Objekten, wie die weiteren, ausgezeichneter Qualität; Weizen- und Roggen- pflanzen mit den Puparien von — destruclor; | Gallen von — salicis; — taeniopus-Fraß am Roggen, mit drei Objekte enthaltendem Spirituspräparat; Fraß von — poecilloptera in Spargel; biologisches Spirituspräparat der Frit- Fliege. Außerdem eine Reihe von Imagines der Genera Tipula, Oscinis, Ortalis, Stratyomaus, Spilogaster u. a. Also eine recht wertvolle Zusammenstellung! . Kasten 5 bietet gute Präparate von berüch- tisten Phytoptus-, Phyllerus-, Coccus-, Phylloxera-, Tetraneura- und anderen Arten, Kasten 6 wieder schädliche Hymenopteren, unter anderem eine sehr hübsche Biologie von Lophyrus pini. Im siebenten Kasten bemerken wir eine Anzahl Hemipteren (Schnabelkerfe), darunter die be- kanntesten Schädlinge: Schizoneura-, Chermes-, Lecanium-, Diaspis- ete. Species in demon- strativen Präparaten; die Insekten selbst erscheinen neben ihren „Erzeugnissen“ auf weißen Karton geklebt vorgeführt. Nunmehr stoßen wir auf ein prächtiges biologisches Präparat des Cerambyx heros, dessen Fraßstück wohl 70 bis 80 cm mißt. Gallen von Gallwespen sind im weiteren in Kasten 8 ausgestellt: Diophanta-, Rhodites-, Oynips-, Andricus-Species; ferner zeigt derselbe das Rosenblattschneiden der Megachile und ihren Nestbau. Besondere Präparate bietet ferner der Kasten 9, nämlich Schmarotzer- bienen mit ihren Wirtsbienen und teils wunder- | bar präparierte Nester: Hoplopus laevipes, Chali- codoma muraria (Mörtelbiene) in mehreren biologischen Präparaten, Osmia bicolor im Helie-Gehäuse, — emarginata, ligurica, — rubricola und Ceratina ceueurbitana. Es folgt Kasten 10 mit bekannteren schäd- lichen Kleinschmetterlingen in mehr syste- matischer Darbietung, durchweg guter Prä- paration: Plutella, Hyponomeuta, Fischeria, Galleria (dieses leider ohne Waben-Präparat!). Auch die weiteren Kästen sind den Lepi- dopteren gewidmet; der elfte wie der zwöltte enthalten ergänzend Biologien von Groß- 960 Bunte Blätter. schmetterlingen, teils auf künstlichen Blättern, der letztere besonders solche von Nachtfaltern, im allgemeinen nichts Außergewöhnliches. Der Kasten 13 schließt mit den Faltern ab, indem er zunächst in systematischer Behand- lung eine ganze Reihe von Micro’ vorführt, denen zum Teil ihre Larven in meist sehr guter Qualität beigegeben sind, und endlich typische Fraßstücke von Teras, Retinia und Grapholitha. Die weiteren Objekte sind nunmehr dem Schutze eines Glasschrankes, welcher im wesentlichen die hintere Wand einnimmt, anvertraut. Es sind unter ihnen selten schöne Stücke; die Reichhaltigkeit des Gebotenen zwingt mich leider, das Wesentliche heraus- zugreifen. Auf dem ersten Borde stehen recht instruktive Bostrychiden - Fraßstücke (Xylechinus- und Tomicus - Species), mehrere Grillennester, Biologie und Fraßstück von Lucamus cervus und anderen Arten (Camponotus, Tetropium ete.), ligniperda und dessen Holz- „Arbeiten“, wie manches sonstige. Auf dem zweiten Borde bemerken wir Raupenpräparate von Phal. bucephala und Van. antiopa in ihrer | natürlichen Gewohnheit, gesellig bei einander zu leben (allerdings wirkt die Unmöglichkeit, den zahlreichen Raupen mannigfaltige, lebens- volle Stellungen zu geben, etwas steif!); prächtige Fraßstücke von Spondylis-, Aegosoma-, Cerambyx-, Acanthocinus-, Rhagium-Arten, ein schönes Spiritus- und Trockenpräparat von Ergates faber und weitere Spirituspräparate teils geringerer Vollständigkeit wie von ein- zelnen Larven. Den Fraßstücken ist übrigens oft der Missethäter selbst beigesteckt. Be- sonders erwähnenswert ist hier noch das vorzügliche biologische Präparat des Exoten Plocederus ferrugineus aus Ceylon. Weiterhin treten durchweg große, präg- nante und sauber gehaltene Fraßstücke von Hedobia-, Synodendron-, Lymesylon-, Hylobius-, Hylophilus- und Chryphalis-Species, meist mit ihren Käfern, recht bemerkenswert hervor, ferner ein sehr gediegenes Metamorphosen- Präparat des Maikäfers in 19 einzeln gehaltenen, vorzüglich aufgestellten Objekten und fernere Fraßstücke von Tomicus- und Scolytus-Species, endlich ein sehr lehrreiches Phylloxera-Präparat bekannterer Anordnung. Das vierte Bord des Glasschrankes endlich umfaßt weitere, teils wegen ihrer Schönheit besonders auffallende Fraßstücke von Oxymirus-, Rhagium-, Acan- thocinus-, Scolytus-, Pissodes-, Sirex-, Formica (herceulanea)-, Elater (ferrugineus)-, _Cossus- Species etc., ebenfalls sehr gute Spiritus- Biologien von Elater, Sirex, Vespa, Stauronotus, Formica u. a.; endlich erblicken wir hier in den verletzten Kronentrieben der Kiefer die eminente Schädlichkeit von Ref. bouoliana. Es schließen sich nunmehr den vorigen weitere acht Kästen mit Falter-Schädlingen an, auf welche ich im einzelnen leider nicht eingehen kann. Die einzelnen Biologien sind meist recht vollständig, nur vereinzelt. ver- gegenwärtigt 3, © und Raupe allein die Verwandlung. Die Objekte sind teils um und .an künstlichen Blumen gruppiert, teils sind gepreßte Pflanzen für die Präparate ver- wendet, letzteres, wie schon allgemein be- merkt, von nicht sehr schöner, ersteres wohl dann und wann von etwas unnatürlicher Wirkung. ar Der folgende Kasten bietet ein biologisches Präparat des Spargel-Schädlings Orvoc. asparagt und eine Serie von Coccinelliden. Ich dart nicht vergessen, daß hier, wie sonst jeder Art, außer dem Namen natürlich, ein ver- schiedenfarbiges, kreisförmiges Etikett bei- gesteckt ist, welches den Grad des Schadens seines Trägers, gemäß einer getrennt aus- geführten Tabelle, erläutert. Den Schluß bilden drei größere Kästen, welche wesentlich Käfermaterial in meist systematischer Dar- bietung, doch auch einige Larven und Fraß- stücke vor Augen führen. . Wir bemerken unter anderem Anomala vitis-Fraß, Anisoplia segetum an Hafer, Blattrollen von Rhynchites- Species, Khinomacer und Attelabus, Khyto depressus mit Nest und anderes. Die Ausstellung des Herrn Speyer erregt wegen ihrer Reichhaltigkeit und Mannig- faltigkeit die Bewunderung des Laien wie des Kenners; es könnte in dieser Beziehung vergleichsweise nur jene des Hamburger Naturhistorischen Museums in Frage kommen. Die Bewältigung eines so umfangreichen Materials für Ausstellungszwecke innerhalb beschränkter Zeit ist eine mühsame, überaus zeitraubende Aufgabe, die allerdings in keiner Beziehung vergeblich gewesen ist. Wäre die Zeit für das Ordnen und Aufstellen der offen- bar von den verschiedensten Seiten, vielleicht erst im letzten Augenblicke erhaltenen vielen Objekte nicht eine so scharf bemessene ge- wesen, so möchte auch vermieden worden sein, daß sich auf den aufmerksamen Beschauer hier und da ein Gefühl der Unruhe aus den Zusammenstellungen überträgt, daß nicht immer jenes genaueste Durchdachtsein in der Anordnung und Etikettierung der zahlreichen Objekte hervortritt, wie es dem Museum Zeit und Hilfskräfte in schätzenswerter Weise eher ermöglichthaben. Gerade auch seine sonstigen, höchst wertvollen und staunenswert reich- haltigen Insekten - Sammlungen eigener Be- zugsquellen werden die Kraft des Herrn Ausstellers, allerdings nur in dieser Richtung, etwas zersplittert haben. Denn dem Reichtum des Ausgestellten entspricht die Gediegenheit der Präparate; ich habe sehr schöne Stücke unter denselben gesehen. Daß auch von anderer Seite die Zusammen- stellungen voll anerkannt werden, lehrt die Thatsache, daß Herrn Speyer für dieselben die goldene Medaille zugesprochen worden ist. Wie ich hörte, gedenkt derselbe das ganze Material käuflich abzugeben. Dieselbe Auszeichnung hat, wie ich nachholen darf, Herr Dr. ©. Schmiedeknecht erfahren! Schr. Für die Red aktion; Udo u ehmann, Neudamm. Über Färbung und Zeichnung der Tagfalterpuppen im allgemeinen etc. 561 Über Färbung und Zeichnung der Tagfalterpuppen im allgemeinen, insbesondere aber die Färbung der Puppen von Aporia crataegi. Von H. Gauckler in Karlsruhe (Baden). (Mit einer Abbildung.) ie Frage, ob die Farbe Be: Zeichnung der Puppen der Tagfalter auf die sich später aus denselben entwickelnden Falter von - Einfluß ist, ist meiner Ansicht nach zu verneinen. - Sehen wir uns die oft prächtig grün- golden schimmernden Puppen der Vanessen an, oder aber die braun oder schön grün gefärbten Puppen von Pap. machaon, die weißen, schön gelb und schwarz gefleckten der Melitaeen, so sollte man nach ober- flächlicher Betrachtung derselben wohl zu _ der Annahme gelangen, daß sich unter solchen verschiedenartig gefärbten und gezeichneten Hüllen auch entsprechend variierende Falter entwickeln müßten. Bei genauerer Prüfung der Sache sieht man aber wohl gar bald, daß von einem Zinfluß einer lediglich äußeren Hülle, von der sich ja der Falter bei seiner Entwickelung vollständig loslöst, keine Rede sein kann. Diese Färbungen und Zeichnungen ent- stehen sonach bereits im Raupenkörper, wenn sich derselbe anschickt, in das Puppen- stadium überzugehen. Auf welche Weise ‚diese, bei äußerlich vollständig oleich aus- sehenden Raupen sich nun bildenden Farben und Zeichnungen entstehen, ist wohl bis heute noch nicht aufgeklärt und steht jedenfalls im innigsten Zusammenhange mit der Ernährung der Raupen als solche. Die bei a Argynnis-Arten etc. sich zeigenden Goldflecke stehen jedenfalls im innissten Zusammenhange mit den im Puppenkörper enthaltenen Säften, was daraus hervorgeht, daß die Puppenhülle, nach Ver- lassen derselben durch den Falter, die schönen, goldglänzenden Stellen mehr oder weniger verloren hat und diese nur schwach schimmern. Ähnlich verhält es sich wohl auch mit den oft schön grüngolden glänzenden Puppen von Vanessa jo und wrticae, auch diese zeigen nach Verlassen der Falters nur noch sehr matten Glanz. Es dürften daher diese Tllustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 56. Farbenerscheinungen mehr auf Trckthrochuns beruhen, was ja auch alle braun oder schwarz gefärbten Puppen der Nacht- und Dämmerungsfalter zu beweisen scheinen, hingegen den schwarz, gelb oder braun gefleckten Puppen diese Farben als solche der Hülle anhaften, d. h. daß diese mehr ein Farbenpigment darstellen. Von großem Werte würde es sein, wenn ‚Chemiker sich mit der Untersuchung dieser Farben der Puppenhüllen befaßten, gleichwie es in neuerer Zeit in höchst anerkennens- werter Weise bei Untersuchung der Farben der Schmetterlingschuppen geschieht. Vielleicht sind es auch bei den Puppen vielfach durch die Harnsäure hervorgerufene Farbenverbindungen. Eine Tagfalterpuppe, welche sehr stark in ihrer Zeichnungssanlage und Färbung variiert, ist diejenige von Aporia crataegi, welche ich nachstehend einer näheren Be- sprechung unterziehen will. Schon wenn sich die Raupe dieses Falters ein Ruheplätzchen zurVerpuppung ausgesucht hat und daselbst einige Tage den in ihr vorgehenden Umwandlungsprozeß geschehen läßt, sieht man durch die bleigrauen Seiten derselben den weißen, gelb und schwarz gezeichneten Puppenkörper schimmern. Hat. dann die fertige Puppe die Raupenhaut abgestreift, so nimmt sie bald die ihr charakteristische Form und Zeichnung an. Letztere ist nun wegen ihrer großen Variabilität recht interessant, und habe ich einige solcher Puppen auf umstehender Ab- bildung zur Anschauung gebracht. Da fällt zunächst die oben gezeichnete Puppe auf, deren Flügelscheiden, mit Aus- nahme weniger heller Streifen, zwischen den Flügelrippen nahezu schwarz gefärbt sind. Die Punktierung des Leibes ist die wie bei normalen Stücken, die Grundfarbe weiß. Eine zweite, mehr rechts an dem Ästchen angesponnene Puppe zeigt das Gegenteil; hier sind die Flügelscheiden, mit Ausnahme 1897. 962 Über Färbung und Zeichnung der Tagfalterpuppen im allgemeinen etc. der am Rande als schwarze Punkte hervor-|hälfte, als kräftig schwarz hervortretende tretenden Rippen, fast ganz hell geblieben, |Striche; die schwarze Punktierung des die Grundfarbe derselben ist aber nicht | Körpers ist dagegen auffallend stark aus- weiß, sondern schön goldgelb, wie auch der | gefallen, so daß die einzelnen Punkte meist Pre BE: ES Aporia crataegi-Puppen mit variierender Zeichnung und Färbung. Originalzeichnung für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie* von H. Gauckler. übrige Körper mehr einen gelben Farbenton |in einen dieken, schwarzen Fleck zusammen- zeigt. flossen. Eine dritte, unten links befindliche Puppe Die aus diesen Puppen geschlüpften hält die Mitte zwischen den eben be-|!Falter erwiesen sich alle als normal in schriebenen; bei dieser zeigen sich die|Zeichnungsanlage, wie auch im Farbenton. Flügelrippen, insbesondere in ihrer Wurzel- Ich zog in diesem Frühjahre auch wieder Die Biene im deutschen Volksglauben. die Form von crataegi mit glasigen Ober- flügeln in mehreren Stücken. Auffallend . hat es mich berührt, daß m dem Rühl- 'Heyne’schen Tagfalterwerk diese Form von crataegi gewissermaßen als die normale beschrieben ist und der gewöhnlichen, regel- recht bestäubten Stammform nicht Er, Erwähnung gethan wird. Es heißt an der rekenden Stelle auf Seite 117, Absatz 1: „Schmetterling 46—62 mm, weiß, glashell, mit scharf schwarzen Rippen u. s. w.“, dann weiter in Zeile 2: „Beim 9. haben die Flügel meist einen gelblichen Ton, der Diskus der weiblichen Vorderflügel, Hinterflügel, ist glasartig ia Es sind hierin offenbar drei Unrichtig- keiten enthalten: erstens durfte nicht all- gemein gesagt werden „weiß, glashell“, zweitens daß die Flügel meist nur beim 9 einen gelblichen Ton haben; endlich aber ist mir noch kein Stück vorgekommen, bei dem der Diskus der Hinterflügel überhaupt nur durchschimmernd wäre, selbst bei Stücken, deren Vorderflügel nahezu ganz slasig sind, waren die Hinterflügel noch . stets bestäubt. Die gelblich weiße Bestäubung: ist jeden- falls die normale und in beiden Ge- schlechtern stets vorhanden, hingegen tritt der glasige Ton der Vorderflügel nicht als Regel auf. Auf zehn Falter kommen etwa zwei bis drei mit glasigen Vorderllügeln. Zum Schlusse möchte ich noch einige Beobachtungen, weniger der der die ich gelegentlich der 363 Zucht dieses hübschen Weißlings malt machte, anführen. Bekannt ist, daß die Raupe viel von den Angriffen von Microgaster glomeratus und Pimpla examinator zu leiden hat, und daß diese Schmarotzer stets eine Masse der Raupen zu Grunde richten. Ein weiterer Feind der Entwickelung des Falters ist ‚aber nun eine Krankheit, jedenfalls eine Pilzwucherung, welche gewöhnlich erst in der Puppe zum Ausbruch kommt und diese binnen kurzer Zeit im Inneren vollständig zerstört. Die Merkmale sind folgende: Die infizierten Puppen färben sich zu- nächst auf dem Rücken rötlich, diese Farbe teilt sich dann aber bald dem ganzen Körper mit und geht schließlich in eine schmutzig gelbbraune über. In diesem Zustande ist dann die Puppe auch unbeweglich und merklich zusammensefallen. Bei weiterem Wachstum der Pilze sieht die Puppe ganz flach, wie zusammengedrückt aus und scheint ihres Inhaltes vollständig beraubt. Dieser stets eimen raschen Verlauf nehmenden Krankheit fallen eine große Anzahl Puppen zum Opfer; beispielsweise fand ich Mitte April dieses Jahres bei Reichenbach im badischen Schwarzwalde ein Nest voll crataegi-Räupchen, die ich mit Schlehe zog, und die sich auch alle ver- puppten, es mochten etwa 30 Puppen sein; von diesen erhielt ich jedoch nur sieben Falter, alle übrigen waren an der erwähnten Krankheit zu Grunde gegangen. Die Eine im deutschen Volksglauben. Von Heinrich Theen. (Schluß.) In Oldenburg ir man, daß im ganzen | Christus geboten, zum Sammeln von Wachs Jahre keine Biene sich verfliegt, und daß sie beim Schwärmen sich niedrig setzen, wenn man sie am Gründonnerstag vor: Sonnen- aufgang füttert und dem Futter etwas von einem in der letzten Nacht aufgeworfenen Maulwurfshaufen beimischt. In Masuren nimmt man am Karfreitag ebenfalls vor Sonnenaufgang einen Teller mit Schrotmehl und segnet die Bienenstöcke, indem man um sie herumgeht und das Mehl mit den Worten ausstreut: „Ihr Bienen und Königinnen, setzt euch auf eures Herrn Acker. und Wiesen, wie es der Herr und Honig. Im Namen u. s. w.“ Damit die Bienen sich stets niedrig an- legen, müssen die Korbspeilen nicht hoch von Bäumen und Stämmen abgeschnitten werden, sondern stets an der Erde. Schleswig. Auch das Abschaben von einer Steinaxt, welcher Staub dann in den zu schwärmenden Stock geschüttet wird, ist hiergegen wirksam. Will man das Abziehen eines Schwarmes verhindern, so lege man Beifuß in den Stock oder Stahl auf denselben, oder stecke still- schweigend eine ungebrauchte Nähnadel 964 hinein, oder schmiere Mist von einem Fähr- kalb vor das Flugloch. Bekanntlich verlassen Schwärme manchmal den Stock, in welchen sie gebracht wurden. An manchen Orten glaubt man das dadurch verhindern zu können, daß man über dem Flugloch einen Blumenkranz anbrinst. Andorn oder Berghopfen unter die Stöcke gelest, soll die Bienen zum Brüten reizen. Der richtige Bienenzüchter weiß aber, daß die sog. Spekulationsfütterung dieses viel besser thut. Ein Horniß, in Stücke zerrissen und unter - den Honig gemischt, soll die Bienen zum An- setzen recht vieler Weiselzellen veranlassen. Wollen die Bienen nicht schwärmen, so brich vor Sonnenaufgang drei Haselreiser, treib’ damit, morgens die Schafe aus und bestreiche nachher mit selben Reisern die Bienenkörbe. Beschenke den ersten Schwarm mit zwei Groschen und trage diese, nachdem alle Bienen schon geschwärmt, in die Kirche. An das Anhängen der Schwärme an außergewöhnliche Orte knüpfen sich ver- schiedene Meinungen. Setzt sich einSchwarm an einen dürren Ast im Garten, so hat sich, wie es in der Schweiz heißt, der kranke Mann in jenem Hause wegfertig zu machen, und man glaubt daselbst, daß die Kinder vor den Eltern sterben, wenn ein Schwarm fortfliegt, ohne sich binnen drei Tagen wiederzufinden. Hängt das junge Volk sich an ein Haus an, sagt man in Nieder- Österreich, in dieses Haus kehre das Glück ein. Krieg soll zu befürchten sein, wenn die Bienen oft im Kampfe gegeneinander sind, oder auch in ihren Korb zurück wollen. Die Biene im deutschen Volksglauben. Findet man. einen Bienenschwarm und wirft seine Mütze oder seinen Rock dabei hin, so darf kein anderer den Schwarm in Besitz nehmen. rechts nach dem Jütschen Low. Gegen das Rauben, diese große De 5 der Bienenzüchter in trachtloser Zeit, wird das magische Mittel des sog. „Frittbohrers“ angewendet. Dreht man dieses Instrument unter Nennung der drei höchsten Namen in das Holz oder Stroh der Bienenwohnung vor- wärts, so kann man die eigenen Bienen zum erfolgreichen Rauben antreiben; dreht man dasselbe rückwärts, so hält man dadurch fremde Raubbienen vom eigenen Stande fern. Auch empfehle sich, die Luftröhre eines Marders oder Iltisses so in das Flugloch zu befestigen, daß die Bienen beim Ein- und Ausflug dieselbe passieren müssen, wodurch dem en Einhalt geschehe. Zur Abwehr der Raubbienen bestreiche man das Flugloch mit Biestmilch (Colostrum) oder Zimmet, oder füttere die Bienen mit Honig, dem Bibergeil, Kampfer, Pfeffer oder dgl. beigemischt ist. Zur Abhaltung fremder Räuber probat, der wachsen ist. Wenn die eigenen Bienen untereinander Räuberei treiben, so hört es sofort auf, wenn auf einem Gottesacker ge- man sie mit schwarzer Schafwolle und Weih- rauch beräuchert. Willst du deine Bienen aussenden, damit sie fremden Bienen den Garaus machen und deren Honig dir zubringen, so gieb ihnen Branntwein in das Futter, oder schneide 0 Frühjahr ein Haselreis, schneide aus der Von übler Bedeutung ist auch das Ab- | Rinde ein ringelschlangenförmiges Ornament sterben der Bienen. In der Oberpfalz be- deutet es Unglück in der Familie, in der Schweiz ein Sterben unter den Leuten. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß man selbst dem Holz, an das ein Bienen- schwarm sich gesetzt hat, magische Kraft beilegt. Im Voigtlande nehmen die Mädchen davon auf den Tanzboden mit, in der Meinung, viele Tänzer zu bekommen, und beim Markttreiben peitscht man das Vieh mit einem Zweig, den man am Karfreitag von einem Baum geschnitten, in dem ein Bienenschwarm sich gesetzt hatte, im Glauben, daß es dann gute Käufer finde. heraus und schlage mit dem Stäbchen auf die Bienenkörbe "und sprich: „Geht und bringt mir allen Honig von dem und dem,“ worauf sofort aile Bienen davonfliegen und mit schwerer Beute heimkehren. Sollen sie die Arbeit einstellen, streich’ mit dem dicken Ende des Stäbchens über die Bienenkörbe und sprich: „Geht nicht mehr, es ist genug!“ Fallen fremde Bienen über die deinigen her, so nimm ein Rasenstück vom jüngsten Grab im Friedhof, zerstoße es zu Pulver und bewirf damit die Angreifer. Oder nimm einen Faden von jenem Zwirn, den die Näherin oder Weberin bei der Arbeit weg- Schleswig. Entstanden in- folge des in diesem Lande geltenden Kun ee ist auch der Rauch von Wermut a ba nn En a Fa anist Haid: afler dd un 2. 2 de a ih Die Biene im deutschen Volksglauben. ihn einer von den feind- geworfen, bind’ lichen Bienen um den Hals und laß sie frei wegfliegen: dann wird dein Bienenstand unbehellist bleiben. Kehrt aber jene Biene mit dem Faden in ihren Korb zurück, so ' entbrennt zwischen allen ein Kampf, bis sie Bruchstück von ‘einer Mauer, alle hin werden. Legt man Habichtsfedern i in einen Bienen- korb, dann ziehen die Bienen auf Raub aus. Pommern. Bienen sterben, wenn ihnen ein Nagel von einem Sarge in die Wohnungs gelegt oder gesteckt wird. Baden. Sollen die Bienen von der Ruhr ver- schont bleiben, so gebe man ihnen Honig, dem Menschen- oder Muskatnuß beigemischt ist. oder Ochsenhaare, Granatäpfel Zwischen Lichtmeß und Maria Ver- kündigung müssen die Bienen beschnitten werden. a = Um die Bienen gegen Ameisen zu schützen, muß Fischeingeweide oder Fisch- laich vor das Flugloch gelegt werden. Lest man ein Holzstückchen oder ein das durch einen Blitzschlag irgendwo losgebrochen ward, in das Bienenhaus, so ist dasselbe gesichert vor Feuersgefahr. Hannover. Bienenschwarm im Mai Den dem Landmann viel Heu. Rügen. Da die Bienen vorzüglich empfindlich für die Einwirkungen der atmosphärischen Luft sind, so gelten sie auch allgemein als gute Wetterpropheten. Das frühe Abtreiben der Drohnen wird als ein sicheres Zeichen ent- weder von anhaltender Nässe oder auch von großer Trockenheit angesehen. Oft reißen sie auch zur Unzeit die Drohnenbrut aus; geschieht dies sogar an der Arbeiterbrut, dann ist anhaltend schlimme, meist naßkalte Witterung zu befürchten. Verkitten die Bienen die Fluglöcher stark mit Propolis, so steht ein strenger Winter bevor. Stellen die Bienen des Abends früh ihren Flug ein, so ist gutes Wetter zu er- warten, arbeiten sie dagegen noch spät, dann folotin der Regel am nächsten Tage schlechte - Witterung. Wenn die Bienen ungemein stark Vor- spiel halten, dabei in die En fliegen und ein starkes Summen hören lassen, so ändert 569 sich das Wetter gewöhnlich sehr schnell, und es folgt in den ersten Tagen Regen. Wenn die Bienen bei Sonnenschein ängstlich und in Scharen dem Stocke zueilen und dicht gedrängt zum Flugloche hineinlaufen, so ist ein schnell eintretendes Gewitter, baldiger Regen oder Sturm zu gewärtigen. Auf Regen und Gewitter deutet auch der Umstand hin, wenn die Bienen während der Mittagszeit stark und unruhig fliesen und jeden, der ihnen in den Weg kommt, ohne weitere Veranlassung stechen. Sind die Bienen schon vor Sonnenaufgang munter, so folgt starker Regen, meistens ein Platzresen, während wieder umgekehrt spätes und beharrliches Wiederaufnehmen der Arbeit auf anhaltend gute Witterung hinweist. Setzen die Bienen frühzeitig Brut an, ohne daß sie- durch Fütterung, -öftere Störung durch die Wintersonne und milde Witterung dazu angeregt werden, so darf man auf ein günstiges Bienenjahr zählen. Setzen sie hingegen nur wenig Brut an, so ist ein Hungerjahr zu befürchten. Wer an Podagra, Gicht und Rheumatismus leidet, muß sich an der schmerzenden Stelle von mehreren Bienen stechen lassen, dann wird er geheilt werden. Wer von Bienen träumt, wird Zank haben. Wer durch Diebstahl zu Bienen kommt, stiehlt sich von vornherein alles Glück. Schwaben. Schon in alten Zeiten bediente man sich, -wollte man Glück in der Bienenzucht haben, eines sogenannten Bienensegens, wie man solche hin und wieder in alten Handschriften findet. In Oberschwaben wurde schon im 9. Jahrhundert ein lateinischer Bienensegen gesprochen, der nach Beßler nachstehenden Wortlaut hatte: Adjuro te, mater aviorum (!) Per Deum regem coelorum Et per illum redemptorem Filium Dei te adjuro Ut non te in altum levare Nec longe volare Sed quam pluscite potes Ad arborem (venire ıbı) te alloces Cum omni tuo genere vel Cum socia tua (?)) Ibi habeo bona vasa parata Ut vos in Dei nomine laboretis. 966 Die Biene im deutschen Volksglauben. Die Übersetzung lautet Sprache folgendermaßen: Ich beschwöre dich, Mutter der Bienen, Bei Gott, dem Könige des Himmels Und bei dem Erlöser, Dem Sohne Gottes beschwöre ich Daß du dich nicht in die Höhe erhebst, Noch fern wegfliegest, Sondern daß du, so schnell als möglich, Dich an den Baum setzest Mit deinem ganzen Schwarm Oder mit deiner Genossin (?!) Dort hab’ ich gute Behälter bereitet, Damit ihr in Gottes Namen arbeitet. Ein anderer altdeutscher, aus demselben Jahrhundert stammender Bienensegen ist von Dr. A. Reifferscheid in Bonn 1865 zu Rom in der Vatikanischen Bibliothek auf- gefunden und von dem Germanisten Dr. Pfeiffer sprachlich erläutert worden. Dieser sogenannte Lorscher Bienensegen lautet in der metrischen Gliederung der Handschrift: Kirst, imbi is hüze! Nü fliue dü, vihu minaz, Hera fridu fröne in godes munt Heim zi commonne giount Sizi, sizi, bina: Jnbot dir sancte Marjä Hurolob ni habe dü. Zi holce ni flüc dü Noh dü mir nindrinn&s Noh dü mir nintuninnest Sizi vilu stille unirki Godes unillon. Was in freier Übersetzung lauten würde: Kirst, der Schwarm ist draußen! Nun fliege du, mein liebes Tier, Hierher, um unter dem Frieden Des Herrn und dem Schutze Gottes Unverletzt heimzukommen. Setz’ dich, setz’ dich, Biene, So gebot dir Sankt Maria. Urlaub hast du nicht, Zum Walde fliege nicht, Daß du mir nicht entrinnest Noch dich mir entwindest, Setze dich sehr stille, Vollbringe Gottes Wille. Dieser Bienensegen, in deutscher | und ihre Produkte legte und deshalb dieses vihu minaz (liebe Tier) unter den besonderen Schutz der heiligen Jungfrau, als der Protektorin und alma mater alles kreatur- lichen Lebens, stellt. Spuren eines Rechtsschutzes der Biene nach, wie Dr. Pfeiffer des näheren ausführt. In Müllendorf und Scherer „Denkmäler deutscher Poesie und Prosa“ findet sich nachstehender Bienensegen aus dem 14. Jahr- hundert: „Maria stand auf einem hohen Berg; sieh sach ein swarm bienen kommen fliegen, sie hub auf ihre gebenedeite Hand, sie ver- | bot ihm dazuhand, versprach ihm alle Eilen. Sie satzt ihm dar ein Faß, das zent Joseph hat gemacht, in das sollt’ er pflügen und sich seines Lebens genügen. Im nomen p. f. et sp. s. amen.“ Ein weiterer Bienensegen, aus dem 15. Jahrhundert stammend, lautet also: „Gebet für einen Bienenstock. Sei gegrüßt, oh du unser Herr Christus, sei gegrüßt, oh (Jungfrau Maria), du gebenedeite, die benedeite der Vater, der Sohn und der heilige Geist, mehr als alle hast du den Segen, du versüßest das Herz, du vergibst dem Sangmeister der Kirche (sein Lob?), du heiligest durch deinen Sohn! Versammle deine geflügelten Tiere (die Bienen), versammle sie und durcheile die tausendfach süßen und tausendfrüchtigen Blumen der Berge, die Gott kennt, der Mensch aber nicht kennt. Ich beschwöre dich, wilde Wespe, giftige Schlange, Rabe, Gewürm, Spinne, Ameise, alles was die Bienen schädigt, nicht möge es Erlaubnis haben, sich den Bienen des. Knechtes Gottes N. N. zu nähern. Beim Namen des Vaters und Ides Sohnes und des heiligen Geistes. — Mache ein Kreuz und schreibe diesen Segen auf das Kreuz oder auf ein Holz und stelle in die Mitte den Bienenstock.“ Zum Schlusse unserer Abhandlung ge- denken wir noch der schwäbischen Sage von den Bienen und dem trotz seiner außer- ordentlichen Honisfülle von ihnen ge- miedenen Rotklee (Trifolium _pratense). Der liebe Gott sagte bei der Schöpfung zu ihnen, sie müßten entweder am Sonntage das Umherfliegen und Honigsammeln sein der wahrscheinlich | lassen, oder für immer den besonders süßen in dem hessischen Kloster Lorsch entstanden, | Saft des dreiblätterigen Klees meiden. beweist, daß man hohen Wert auf die Biene | Bienen wählten lieber das letztere, Die denn Er weist uns ferner Re R . während die verschiedenen Hummelarten hier | , , : besser beikommen. Neuerdings behauptet dringt, desto mehr verschwindet der aber- “man, daß auch die Krainer Biene zu den |gläubische Zauber, welcher dessen Insassen Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 567 sie meinten, es könne ja leicht geschehen, Aus vorstehendem dürfte zur Genüge daß es einmal die ganze Woche hindurch |hervorgehen, daß die Bienen von jeher ge- regnen und nur am Sonntage gutes Wetter |pflest, geehrt und geliebt wurden, wie auf würde. Dürften sie an diesem Tage nichts |dem weiten Erdenrund, so besonders in einsammeln, so würden sie ja sieben Tage |unserem deutschen Vaterlande. Manche lang hungern müssen.*) Zaubermittel und manche Bräuche existieren heute nicht mehr und weitere werden durch die Aufklärung über das wirkliche Leben und Treiben der Bienen verdrängt und all- mählich auch verschwinden. Je mehr man in die Geheimnisse des Bienenstockes ein- =) Thatsächlich ist der Rüssel unserer Honigbienen zu kurz, um den in der Tiefe eineslängeren Blütenkelches gelagertenreichen Nektar des Trifolium erreichen zu können, Nektarien des Rotklees gelangen kann. umgiebt. Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Von Ernst Girschner in Torgau. (Fortsetzung aus No. 35.) 30. Platypezidae. 32. Syrphidae. Sq. al. ziemlich groß, stark gerandet, Diese Familie ist besonders interessant, am Rande mit langen, einfachen Wimper- | weil sie (soweit mir bekannt) die einzige borsten dicht besetzt. — Sq. th. nur in | unter allen Dipteren ist, welche eigentümlich einer nach dem Ansulus zu allmählich | gebildete Gabel- und Fächerhaare als Rand- breiter werdenden Erweiterung des Frenums |bewimperung des Thoraxschüppchens be- erkennbar, am Rande ebenfalls lang be- | sitzt. Ich habe bei anderen Formenreihen wimpert. Im Ruhezustande stehen die|nach ähnlichen Gebilden am .Thorax- Schüppchen seitlich zapfenartig hervor und |schüppchen gesucht, um womöglich eine sind am Angulus mit strahlig geordneten | Spur des Entwickelungsganges der Syrpbiden _ Wimpern versehen (Verwandtschaft mit|auf Grund der Schüppchenbildung aus- Dolichopoden und Empiden?). — Alula vor- |findig zu machen, jedoch vergeblich‘ handen, aber nicht auffallend entwickelt, Hinweisen möchte ich jedoch aut die am Rande lang bewimpert. |gleiche Randbewimperung der squamula In der Bildung des Flügelgeäders und |alaris bei Bombyliden und Midaiden. der Beine (verdiekte Hintertarsen), sowie | Zieht man noch das eigentümliche Flügel- auch im Charakter der a geäder der Syrphiden in Betracht, so lassen (8 sammetschwarz, © grau), haben die|sich ganz überraschende Beziehungen Platypeziden eine merkwürdige Ähnlichkeit | zwischen diesem und dem eigentümlichen mit den Microphorus-Arten unter den |Adernetze der Midaiden und Anthracinen Empiden. erkennen. Die sonderbar wellig verlaufende > sogenannte Cubitalader (dritte Längsader y: vieler Autoren) der meisten Syrphiden (be- 3l. Pipunculidae. sonders der Eristalinen) würde dann auch ihre Erklärung finden. Brauer machte schon im Jahre 1882 gelegentlich seiner Untersuchungen des Dipterengeäders auf Grund der Adolph’schen Theorie*) darauf aufmerksam, daß man den Flügel eines Sg. al. wenig entwickelt, seitlich zapfen- förmig hervorstehend, am Rande ziemlich lang, einfach bewimpert. — Sq. th. kaum entwickelt, am Rande undeutlich bewimpert, an die Syrphiden-Gattung Bacha in ihrer |“ Bildung erinnernd. — Alula wenig ent- *) Zweifl. d. Kais. Museums zu Wien II wickelt, lang bewimpert. (Sep. pag. 35). Tafel II. 74 N ) yusuuntii ea; NT | \ KR ; ZZ 20 111171797) { wur “| m \\\ [7 17 Randwimpern vom Flügel- und Thorax- Fig. Fig. Fig. Fig. 17: Fig. Fig. Fig. : schüppchen einiger Syrphiden : Chrysotoxum elegans Lw. (v. Thoraxschüppehen). : Melithreptus scriptus L. (v. Flügelschüppchen!. : Eristalis tenax L (v. Flügelschüppehen). : Sphegina clunipes Fl. (v. Thoraxschüppchen). R Syrphus ribesii 1. (v. Thoraxschüppehen). EERENUNgG, 19 (stark vergrößert). Chilosia albitarsis Mg. (v. Thoraxschüppehen). Eristalis tenax L. (v. Thoraxschüppchen), g= 3 > a - . _ wandtschaft am Rande teilte Gabelhaare, Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. under (Eetyphus) durch geringe Ver- änderungen seines Geäders in den eines Syrphiden (z.. B. Criorhina) verwandeln könne, ohne jedoch bei dieser Gelegenheit auf die möglicherweise bestehende Ver- zwischen Syrphiden und Midaiden hinzuweisen. — In einer späteren Arbeit über die Entwickelung des Dipteren- geäders gedenke ich auf die hier angedeuteten Beziehungen noch ausführlicher zurück- zukommen. Jedenfalls haben wir die Syrphiden als cyclorhaphe Endformen eines Entwickelungs- zweiges zu betrachten, dessen Ursprungs- stelle mit der des Muscidenzweiges nicht zusammenfällt. Allen Syrphiden gemeinsam ist: 1. das in seiner ganzen Ausdehnung zum Thoraxschüppchen entwickelte Frenum sgq.; 3. die voneinander auffallend abweichende Randbewimperung der beiden Schüpp- chen; 3. die mehr oder weniger deutlich blasig aufgetriebene Verbindunssstelle der beiden Schüppchen am Ansulus; 4. der zur sogenannten Plumula verlängerte obere Rand der Pteropleuren. — Die Bildung und Behaarung dieses den ‚Syrphiden eigentümlichen Organs ist für gewisse Verwandtschaftskreise dieser Familie sehr charakteristisch. Den gerade bei den Syrphiden besonders ausgebildeten Schutzapparat des Meta- thoraxstigmas halte ich für die Folge_einer Anpassung an die Lebensweise dieser Tiere. Die eigentümliche Bewimperung des Thorax- schüppchens und der Plumula soll die Stigmenöffnung vor dem feinen Blüten- staube schützen. a) Syrphus F. und Verwanäte. Saq. al. in den meisten Fällen mit etwas breit gedrückten Wimpern dicht be- setzt (bei balteatus und laternarius u. a. stehen die Wimpern weniger dicht als bei pyrastri, ribesit u. S. w.). — Sq. th. nach dem Schildchen zu nicht erweitert, länger als das Flügelschüppchen, stark gerandet, mit langen Gabelhaaren besetzt, welche bei den einzelnen Arten von verschiedener Gestalt und Stärke sind. $. pyrastri L. z. B. hat auffallend lange uud so fein zer- daß erst eine stärkere 569 Vergrößerung die Gabelung erkennen läßt; andere Arten wieder (z. B. laternarius Mill.) zeigen deutlich zwei- bis dreiteilige Wimpern. S. ribesii hat deutliche Haare- auch auf der Oberseite des Thoraxschüppchens. — Plumnla kräftig entwickelt, lang, Haumfeder- artig behaart. — Metapleuren kurz und dicht ‘behaart. — Alula groß, aufgerichtet. Bemerkung. In der „Wiener Ento- mologischen Zeitung“, Jahrg. XVI, p. 62—66 hat Herr Prof. Mik zwei neue Gattungen auf zwei Artengruppen der Gattung Syrphus er- richtet. Es sind die Gattungen Lagenosyrphus und Olbiosyrphus. Ich bin der Ansicht, daß wenigstens die erste dieser beiden „Gattungen“ nur den Wert einer Untergattung (Subgenus) von Syrphus beanspruchen kann. Die |. c., pag. 64 aufgestellte Diagnose enthält außer der Angabe über die Form des Hinterleibes nur Färbungsunterschiede, welche namentlich mit Bezug auf die Gattung Leucozona auf- gestellt sind. Die Gattung Leucozona weicht jedoch ganz auffallend von der Gattung Syrphus ab, und zwar nicht nur im Färbungs- charakter, sondern auch in der Kopfbildung (Prof. Mik nennt sehr richtig die Kopfform eristalis-artig). Ich füge noch ein sehr charak- teristisches Merkmal hinzu, welches bisher — auch von Schiner, dem Begründer der Gattung Leucozona übersehen worden ist: die deutlich gekielten Backen. Kein Syrphus zeigt diese -Eigentümlichkeit! Nimmt man dazu noch die von Syrphus abweichende Färbung der Flügel und des Abdomens, so wird man zugeben müssen, daß die Trennung des S. lucorum L. von der Gattung Syrphus durchaus berechtigt ist. Syrphus liophthalmus Schin., glaucius L. und laternarius Mill., auf welche Prof. Mik seine Gattung Lagenosyrphus sründet, würden aber in der Gattung Leueozona eine sehr unnatürliche Stellung einnehmen, weil eben besonders die Kopfbildung dieser Tiere eine ganz andere ist. Die phiolenartige Form des Hinterleibes zeigen mehr oder weniger deutlich auch andere Syrphus-Arten, welche nicht die grauen Hinterleibsbinden haben, z. B. Syrphus grossulariae Mg. Es bliebe also für Lagenosyrphus als Gattungscharakter nur die bleiche Farbe der Hinterleibs-Zeichnung übrig, die aber bei der Form laternarius im weiblichen Geschlecht schon gelblich oder beinweiß ist, wie bei Syrphus (Caltabomba) pyrastri oder Syrphus amoenus Lw. Als Sub- genus von Syrphus ist der Name treffend gewählt und die Artengruppe hinreichend charakterisiert, als Gattung aber hat Lageno- syrphus keine Berechtigung. 570 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Die auf Syrphus laetus F. gegründete Gattung Olbiosyrphus Mik halte ich eher für berechtigt, weil die Kopfform dieser Art von der aller echten Syrphus-Arten abweicht und auch keine Übergangsformen vorhanden sind. Das Untergesicht ist auffallend schmal, und die Backen fehlen vollständig. Gerade diese Bildung erwähnt Prof. Mik auffallenderweise aber nicht. Er gründet seine Gattung viel- mehr nur aufdie an Xanthogramma erinnernden Färbungsverhältnisse und die behaarten Augen. S. Iaetus Fabr. steht aber den echten Syrphus- Arten viel näher als den Xanthogrammen, welche in der Schüppchenbildung uud der Schildchenbehaarung sehr abweichen und viel, mehr den Melithreptus-Arten gleichen. Die Syrphus-Arten nach der Bekleidung der Augen in besondere Gattungen zu trennen, wie es Rondani gethan hat, indem er seine Gattung Lasiophthieus (= Ischyrosyrphus Big.) aufstellte, ist ganz verfehlt. Es braucht wohl nur auf die beiden Formen Syrphus ribesii L. und Zopiarius Mg.. von welchen erstere kahle, letztere behaarte Augen hat, hingewiesen zu werden, um das Fehlerhafte einer solchen Trennung einzusehen. Die beiden genannten Formen stimmen nämlich in allen übrigen Merkmalen so vollständig überein (auch die feine Behaarung auf der Oberfläche des Thorax- schüppchens haben beide Formen gemein), daß ich sogar an der Artberechtigung des S. topiarius zweifle! Wie Rondani hier zwei verschiedene Gattungen erkennen konnte, ist mir unverständlich! Für Syrphus pyrastri L. und seine nächsten Verwandten führte Osten-Sacken den Namen Catabomba ein. Als Hauptcharaktere werden angeführt die bei beiden Geschlechtern hoch aufgetriebene Stirn und die im männlichen Geschlecht doppelt facettierten Augen. Es gehören hierher außer Syrphus pyrastri L.: S. seleniticus Mg., Gemellarii Rond., melanostoma Mequ. und (nach Mik: „Wiener Entom. Ztg.“, 1883, p. 222) wahrscheinlich auch $. Tunatus Wied. und albomaculatus Mequ. Die mir be- kannten europäischen Arten dieses Verwandt- schaftskreises zeichnen sich außerdem aus durch eine zierlich gerillte Flügelhaut zwischen der ersten Hinterrandzelle, der Discoidalzelle und dem Flügelrande; auch der Flügelsaum ist hier etwas breiter als bei anderen Syrphus-Arten. Die Gruppe der größeren Facetten des Männchens bildet bei pyrastri L. ein deutlich und scharf be- grenztes, längliches Oval auf der oberen Augenhälfte. Bei seleniticus 53 Mg. fehlt da- gegen die deutliche Grenze zwischen den verschiedenen Facetten, und sehe ich hier keinen Unterschied von anderen Syrphus-Arten. Auch die Stirn des selemiticus & ist kaum auf- getrieben, und die Rillung der Flügelhaut ist ‚nicht so klar zu sehen wie bei $. pyrasiri. Die eigentümlichen Flügelrillen, welche bei Eristalinen und Milesinen fast regel- mäßig vorkommen, sind in der Verwandtschaft von Syrphus sehr auffallend. Nach meiner Erfahrung kommen sie hier nur noch bei Syrphus corollae und luniger (vielleicht auch bei Braueri?) vor. Die genannten Arten haben auffallenderweise auch den bläulich glänzenden Thoraxrücken, die wasserklaren, glänzenden Flügel, sowie die halbmondförmigen Flecke auf dem Hinterleibe mit den Catabomba-Formen gemein. Vielleicht sind $. luniger und corollae,- welche die deutlich getrennte Augenfacettierung noch nicht entwickelt haben, als ältere Stamm- formen der schönen Catabomba-Arten zu be- trachten. ‚ Die von Schiner im Jahre 1860 auf- gestellte Gattung Melanostoma, welche die Syrphus - Arten mit ganz schwarzem Unter- gesicht umfaßt, sollte im System auch nur als Subgenus von Syrphus geführt werden, da irgend welche plastischen Unterschiede von dieser Gattung nicht vorhanden sind. Dazu kommt, daß gewisse, zu Melanostoma im Schiner’'schen Sinne gehörige Formen im weiblichen Geschlechte ein teilweise gelbes Untergesicht haben, wie das Weibchen von barbifrons Fll., welches zu Schiners Zeit noch als Syrphus nitidulus Zett. bezeichnet wurde, In Bezug auf die Behaarung des Schildchens und die Schüppchenbildung gleichen die Melanostoma-Formen ganz den echten Syrphus- Arten, auch die Plumula ist wie bei diesen gebildet. ; Platychirus St. Farg. und Pyrophaena Schin sind Abzweigungen von der Melanostoma- Gruppe mit eigentümlicher Beinbildung im männlichen Geschlecht. Die Gattung Pyro- phaena Schin. ist jedoch durch die Form rosarum, welche ganz einfache Beine besitzt, noch deutlich mit der Melanostoma-Gruppe verbunden. Die von Schiner hervorgehobene Bildung des Ocellendreiecks bei seiner Gattung Pyrophaena findet sich ganz in derselben Weise auch bei Platychirus-Arten und anderen Ver- wandten. Leucozona Schin. In der Bildung der Schüppchen und der Plumula der Gattung Syrphus gleichend. (Die Gattung wurde schon oben erwähnt.) Eriozona Schin. (Först.). Die Schüppchen dunkel und fast schwarz bewimpert; in Gestalt und Bewimperung von Syrphus nicht ver- schieden. - Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. u b) Ohxlosia Mg. und Verwandte. Sg. al. mit kürzeren oder längeren einfachen Wimpern besetzt. Sq. th. Wimpern fast überall deutlich zwei- oder mehrgabelig; bei einigen Arten weniger dicht stehend und die zierlichen Gabelhaare daher sehr deutlich zeisend (z. B. Fig. 14 Chil. albitarsis). — Plumula zarter als bei Syrphus und, wie es scheint, bei allen Arten einfach behaart. Bemerkung. Es ist mir aufgefallen, daß Herr Becker in seiner schönen Monographie der Gattung Chilosia (Nova Acta d. Ksl. Leop.- Larol. Akad., Bd. LXII, p. 199 ff.) den von Rondani im Vergleich mit dessen Gattungen Syrphus, Losiophticus und Ohrysochlamys hervor- gehobenen Unterschied der Gattung Chilosia nicht erwähnt. Rondani schreibt bei Chölosia in der Bestimmungstabelle der Syrphiden ‚(Prodr. I, p. 5l): „Vena spuria ordinaria aliqua parte interrupta vel ubique parum aut fere nihil distinguenda“, was Herr Becker wohl übersehen haben mas, wenn er schreibt (Gatt. Chilosia, 1. e., p. 14), daß Rondani als einziges Unterscheidungsmerkmal von Syrphus nur die Farbe nenne. Die echten Syrphus-Arten und ihre nächsten Verwandten haben eine stark chitinisierte und scharf begrenzte vena spuria, welche an der Querfalte des Flügels (d.h. also hier, in dem Raum zwischen der kleinen Querader und dem Ursprung der Cubitalader) eine ebenfalls . scharf begrenzte, punktförmige Verdickung*) zeigt. Bei Platychirus ist zwar die Spuria weniger deutlich als bei Syrphus, jedoch die erwähnte punktförmige Erhabenheit ist eben- er falls deutlich vorhanden. Chilosia hat eine sehr schwache vena spuria, welche namentlich auf der "Wurzel- ®) Ich muß hier erwähnen, daß Brauer diese Stelle für die eigentliche kleine Quer- ader der Syrpbiden hält. Meine Unter- suchungen des Dipterengeäders haben mich zu einem anderen Resultate geführt, welches ich bei einer anderen Gelegenheit veröffent- lichen werde. hälfte in vielen Fällen kaum sichtbar ist. Die bei Syrphus soeben erwähnte punktförmige Verdickung tritt hier nur als undeutlich begrenzte, lang gestreckte, beulenförmige Erhabenheit auf. Durch dieses Merkmal unterscheidet sich aber Chilosia von allen näheren Verwandten der Gattung Syrphus sehr gut, z. B. auch von den Melanostoma- Formen mit einfarbig erzgrünem Hinterleibe, welche täuschend den Chilosien gleichen, wie das @ von Melan. quadrimaculatum. Von Chrysogaster und Orthoneura, mit welchen Chilosia die Bildung der vena spuria gemein hat, uuterscheidet sich letztere Gattung sehr leicht durch den abwärts gerichteten, langen Haarkranz am unteren Hinterrande des Schildehens. Dieses Merkmal ist bis jetzt noch nicht beachtet worden. Die Stirn- furchung der beiden ersten Gattungen ist sehr charakteristisch. Pipiza und Verwandte unterscheiden sich von Chilosia durch die Untergesichtsbildung, COhrysochlamys durch die Macrorhäten auf der Oberseite des Thorax und die mehr nach dem Flügelrande gerückte kleine Querader. Psilota endlich ist eine wohl charak- terisierte und mit Chilosia nicht zu ver- wechselnde Gattung. In der Untergesichts- bildung an Pipiza erinnernd, unterscheidet sie sich von allen in Frage kommenden Verwandten durch die kaum angedeutete vena spuria und die abweichende Bildung der Discoidalader. Es ist nämlich das End- stück dieser Ader von der hinteren Querader bis zur Gabelung (Aufbeugung zur Spitzen- querader) viel länger als die hintere Quer- ader. Berücksichtigt man noch das auch von Herrn Becker besonders hervorgehobene Merkmal, die deutliche Ausbildung der Wangenplatten, so muß man die Gattung Chilosia, entgegen der oft ausgesprochenen Ansicht vieler Dipterologen, als eine gut begrenzte und leicht kenntliche bezeichnen. (Fortsetzung folgt.) Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Sehmiedeknecht. Bohrer etwas länger als der Hinterleib. Fühler nicht auffallend kurz. — Thomsons Beschreibung lautet wörtlich : Dem P. robo- rator ähnlich, aber gedrungener, der ganze Thorax stark Ba Postpetiolus quer, 45. x (Fortsetzung aus No. 34.) Beine rot, Vorderhüften oft schwarz» Bohrer wenig länger als Hinterleib, Petiolus quer. Variiert mit Segment 2—5; kastanienbraun. punetata C.G.Thoms. (Opuse. Ent., XIX, p. 2126.) Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Bohrer fast von Körperlänge. Fühler auffallend kurz. — Die ganze Beschreibung lautet: Der P. punctata ähnlich durch die starke Punktierung des Thorax, aber Fühler kürzer, Bohrer fast von Körper- länge. brachycera ©. G. Thoms. Opusc. Ent., XIX, p. 2126.) . Beine durchweg: gelbrot, höchstens die äußerste Spitze der Hinterschienen dunkel. Hinterleibsmitte fast stets rot oder braun. — Schwarz, Fühler kurz, braunrot, an der Basis am dunkelsten, gegen das Ende heller. Metathorax zerstreut punktiert, hinten fein querrunzelig, mit zwei langen, feinen Längsleisten. Hinterleib fast doppelt so lang wie Kopf und Thorax, das erste Segment mit zwei Kielen, hinten schwach ausgehöhlt, Segment 2 bis 5 braun oder rostrot, mit dunklen Rändern. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. Flügel schwach setrübt, Stigma gelblich bis braun, Tegulä hell; Nervellus etwas unter der Mitte ge- brochen. Länge 10—11 mm. — Nörd- liches und mittleres Europa; eine Art, die noch sehr der Aufklärung bedarf. arundinator FE. Beine gelbrot, Hinterschienen an der Spitze und meist auch hinter der Basis deutlich dunkel gezeichnet. 47. . Hinterleibsmitte rot. Scheitelrand der Augen mit hellgelbem Fleck. Hüften beim 9 ganz schwarz, beim g meist schwarz gefleckt, selten ganz rot. Unter- seite der Fühler rötlich. Flügel leicht getrübt, Tegulä blaßgelb, Stigma braun, an der Basis hell. — Kopf quer, fast glatt, Clypeus am Ende nicht eingedrückt. Thorax glänzend, Metathorax stark punk- tiert, mit den beiden Kielen. Hinterleib punktiert, das erste Segment kurz, mit schwachen Kielen, die folgenden Seg- mente mit schwachen Höckern und glatten öndrändern. Bohrer etwa von Vs Hinter- leibslänge. Nervellus etwas über der Mitte gebrochen, Fußklauen am Grunde deutlich gezahnt. — Beim g Rand des Clypeus und Punkt am oberen Augen- blaßgelb, Fühlerschaft schwarz, Geißel rostrot, unten heller. Hinterleib rot, Basis und Spitze, sowie die End- ränder der mittleren Segmente schwarz. 10 mm. Scheint rand Länge 6 mehr dem 48. nördlichen Europa eigentümlich zu sein, doch habe ich sie auch bei Budapest gefunden. — Es ist nicht unmösglich, daß diese Art nur eine Färbung des P. arundinator ist, letzterer Name hätte dann die Priorität. variabilis Holmgr. Hinterleib schwarz. Hüften fast stets ganz rot. 48. Hinterhüften unten körnig rauh. Meta- thorax glänzend. Clypeus rötlich, am Ende niedergedrückt und deutlich aus- gerandet. Gesicht in der Mitte ziemlich dicht punktiert. Fühler rostgelb, oben verdunkelt, Basalglieder ganz schwarz. Metathorax mit starken Längsleisten. Der schwarze Hinterleib stark nach vorn und hinten verschmälert, mit dichter Punktierung, die Seitenhöcker kräftig, die Endwülste breit und ziemlich glatt. Bohrer ungefähr von halber Hinterleibs- länge. Beine rot, die vordersten Hüften größtenteils schwärzlich, Unterseite der hintersten Hüften mit groben, aber seichten Punkten. Die hintersten Schienen und Tarsen schmutzig blaßgelb, die ersteren hinter der Basis und an der Spitze breit schwärzlich, die Tarsen- glieder mit dunklen Spitzen. Flügel gelblich getrübt, Stigma schwärzlich, Tegulä bräunlich; Nervellus stark post- furcal, weit über der Mitte gebrochen. — Beim g sind das Gesicht, Clypeus, Palpen und Unterseite des Schaftes gelb. Vorder- beine rot mit reicher gelber Zeichnung. Die hintersten Schienen und Tarsen reiner weiß als bei dem 2, so daß die schwarze Zeichnung schärfer hervortritt. Länge 8—12 mm. Nördliches und mittleres Europa; in Thüringen nicht gerade selten, besonders im Spätsommer. — Ich habe in meiner Monographie, p. 502 weitläufig auseinandergesetzt, warum diese Art nicht den Namen yraminellae beibehalten kann. holmgreni Schmiedekn. (P. graminellae Holmgr., Taschbg. et C. G. Thoms., P. stercorator F. et Grav. 3.) 49. Hinterhüften unten glatt. Metathorax rauh, in der Mitte schwach vertieft und glatt. 49. Segmente mit deutlichen Quereindrücken in der Mitte, die glänzenden Hinterränder mit einer Riefe, die in der Rückenmitte 213 Stigma und Beine Beim g Gesicht, Trochanteren unterbrochen ist. gelbrot. und. Unterseite der Fühler gelb. Schwarz, Taster, Fühlerbasis unten, ein Fleckchen vor den Flügeln und die Tegulä blaßgelb bis bräunlich, Beine gelbrot, Vorderhüften größtenteils dunkel, Spitzen und ein Fleck hinter der Basis der Hinterschienen deutlich gebräunt, ebenso die Tarsen, die Basis der Glieder hell. Bohrer von halber Hinterleibslänge. Nervellus über der Mitte gebrochen. — Beim 8 Gesicht, Taster, Unterseite der Fühler, Tegulä, Meohunlercn und der größte Teil der Vorder- und Mittelbeine gelb. (Stimmt also mit P. holmgreni überein) Länge 12 mm. Diese von Hartig zu Ehren des Oberförsters Muß benannte Art soll in Gastropacha pini _ leben; sie ist eine sozusagen verschollene Art, und vergleiche man die Anmerkung |- ‚bei der nächsten. mussii Hte. Segmente mitschwachen Quereindrücken | in as Mitte, die glänzenden Hinterränder |. mit Riefe, die aber in der Mitte nicht unterbrochen ist. Beim 8 das Gesicht ‚höchstens mit einem selben Fleckchen. : Quereindrücke der Ener el a viel undeutlicher, Bohrer etwas länger als der halbe Hinterleib. Im übrigen mit der vorigen ‚Art dene in ang. Von Hartig zu Ehren des Öberförsters Bernuth benannt. 5 bernuthii Htg. Anmerkung. Wie die vorige, ist auch diese Art eine höchst zweifelhafte, trotzdem doch Gastr. pini, in welcher beide schmarotzen sollen, an vielen Orten gemein ist. Es ist also dringend zu wünschen, daß Zuchtresultate auch darüber Klarheit schaffen. 50. Hinterleib ganz oder teilweise rot, gelb oder braun. Bohrer meist unter Hinter- leibslänge. 51. Hinterleib oben ganz schwarz. 58. 51. Auch der Thorax größtenteils rot. Hinter- leib höchstens mit dunklen Segment- rändern. 52. Grundfarbe des Thorax schwarz. 54+. 52. Bohrer länger als der ganze Körper. Rot, Kopf schwarz, Palpen weiß, Thorax rotgelb, über seine Mitte ein schwarzer Längsstreif, Rücken des Metathorax und "53. Mesonotum, der Länge 10—11 mm. Vorderbrust ebenfalls schwarz. Meta- thorax dicht und grob punktiert; Hinter- leib fein punktiert, rotgelb, der Endrand der Segmente glatt und glänzend schwarz, Beinerotgelb, die vordersten Trochanteren weiß, Hintertarsen braun. Flügel wasser- hell, Adern schwarz, Stigma, Flügel- wurzel und Tegulä weiß. Bohrer 1!/,- mal so lang wie der ganze Körper, schlank, nach oben gebogen. Länge 7 mm. Insel Sardinien. cereopitheeus A. Costa. (Notizie ed Össerv. Geo-Fauna Sarda IV, 1885, p. 25.) Bohrer höchstens so lang Hinterleib. 53 wie der größte Teil des Meta- thorax und Beine rot; Hinterleib kastanienbraun. das erste Segment ganz, 2—5 am Hinterrand schwarz. Fühler an der Basis unten rötlich. Stigma groß, gelb, Tegulä hell; Nervellus unter der „Mitte gebrochen. Länge 7, Bohrer 41), mm. g& unbekannt. Balearen. erythronota Kriechb. (Himenopt. nuevos de Mallorca, 1894, n. 23.) Körper und Beine anders gezeichnet. 54. 54. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib. Gelblich rot, Kopf und einige Thorax- "nähte schwarz. Stigma und Tegulä gelb. Nervellus deutlich gebrochen. Hinter- leib 7,5, Bohrer fast 4 mm. Gesicht breit, weißhaaris.. An den hinteren ehem die Basis der Schenkel, Spitzen der Schienen und red, sowie ein Fleckchen hinter der Basis der Schienen dunkel. Länge 10-12 mm. Deutschland, wie es scheint, sehr selten. S unbekannt. nigriceps Taschbg. Bohrer von Hinterleibslänge. Nervellus kaum gebrochen, sondern ganz unten einen zarten Länssnerv aussendend. Um die Hälfte kleiner als vorige Art. Kopf schwarz, hinten verengt, Fühler gelblich, oben dunkel. Thorax rot, Prothorax, einige Nähte an den Brustseiten und Metathorax teilweise schwarz. Hinterleib dicht und grob punktiert, Seitenhöcker nur schwach entwickelt, Endwülste glatt. Das erste Segment schwarz, die folgenden rötlich mit schwarzen Endrändern. Beine schmutzig gelb, Schienen und 974 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Tarsen der hintersten fast weißlich, Spitzen der Tarsenglieder und das Ende der Schienen, sowie ein Ring hinter der Basis verdunkelt. Flügel schwach gelblich getrübt, Stigma bleichgelb. Länge 5 bis 6 mm. Das mutmaßliche 3 erwähnt Ratzeburg. Es stimmt mit dem 2 überein, allein das Rot am Thorax fehlt, Beine und Fühler noch heller, Basis der letzteren unten weiß. — Die Art scheint nur in dem bekannten Rüsselkäfer Antho- nomus pomorum zu leben. Mittel-Europa, einschließlich Südschweden und Ensland. Bildet die Förster’sche Gattung Tromera. pomorum Rtzb. 55. Hinterleib ganz oder teilweise braun, grob punktiert, Segmente ohne Beulen. Bohrer von */3 Hinterleibslänge. Kopf schwarz, hinten verschmälert, Gesicht glatt und glänzend, Clypeus am Ende nieder- gedrückt; Fühler hellbraun, gegen das Ende schwach verdickt. Thorax glänzend, fen und seicht punktiert, schwarz, bräunlich schimmernd; Metathorax glänzend mit zwei feinen Längskielen. Hinterleib mit fast parallelen Seiten, das erste Segment etwas länger als breit. Beine blaß rötlich gelb, die vordersten Hüften zum Teil schwärzlich, die | hintersten Schienen, und Tarsen weißlich, erstere hinter der Basis und am Ende bräunlich, ebenso die Tarsenglieder mit dunklen Spitzen. Flügel wasserhell, Stigma braungrau mit weißer Basis; Nervellus in oder wenig unter der Mitte gebrochen. Tegulä weißlich. — Beim S die Punktierung des Hinterleibes feiner und dichter als beim @. Es gehört mit zu den Z, bei welchen die Vorderschenkel unten ausgebuchtet und die Hinterleibs- segmente länger als breit sind, wodurch sie einen Übergang zu Ephialtes bilden. Hinterleib linear, hellbraun, das erste Segment mit deutlichen Kielen, die vorderen Segmente 11/2mal so lang als breit, die folgenden kürzer werdend. Am meisten ähnlich dem Z von P. calobata. Bei dieser hat der Vorderschenkel unten eine doppelte Ausrandung, während bei brunnea nur eine vorhanden ist. Länge 8—12 mm. Nord- und Mitteleuropa. brunnea Brischke. (P. graminellae Grav. var. 3 und 4.) Anmerkung. Man könnte geneigt sein, in vorliegender Art unausgefärbte Exemplare einer verwandten, z.B. P. detrita, zu erblicken, allein die Bohrerlänge und das verschiedene $ sprechen dafür, sie als eigene Art anzusehen. Hinterleib größtenteils rot oder rot. schimmernd, in zweifelhaften Fällen der Bohrer so lang wie der Hinterleib. 56. . Bohrer so lang oder etwas länger als der Hinterleib. Hinterleib rot schimmernd oder braungelb mit dunklen Rändern, . selten schwarzbraun. Beine rot, die hintersten Schienen und Tarsen weißlich gelb, die letzteren mit dunklen Spitzen der Glieder, die ersteren an der Spitze und hinter der Basis dunkel. Brustseiten größtenteils glatt, Kopf hinter den Augen kaum verschmälert. Flügel wasserhell, Stigma rötlich gelb, Nervellus unter der Mitte gebrochen. — Beim 3 der Hinter- leib linear, braun bis schwarz, die vorderen Segmente länger als breit, das erste etwas länger als die Hinterhüften, alle Segmente dicht und fein. punktiert. Vorderschenkel unten doppelt aus- gerandet, Fühler schwarzbraun, unten gelblich, Schaft unten weiß. Vorderbeine blaßgelb, Hüften an der Spitze und Trochanteren weißlich; an den Hinter- 'beinen sind die Hüften schwarz, die Schenkel rotgelb bis bräunlich, Schienen und Tarsen wie beim 9. Länge 6 bis 10 mm. Nord- und Mittel-Europa. Wurde aus Eicheln und Buchnüssen gezogen; ich selbst erhielt sie auch aus_Gallen von Andricus terminalis. calobata Grav. (P. nucum Rtzb , Holmgren et Tschek. P. punctiventris ©. G. Thomson.) Anmerkung 1. Ich kann mich nicht entschließen, P. nucum und calobata als zwei verschiedene Arten aufzufassen. Für P. calo- bata giebt Thomson (Opuse. Ent., XIX, p. 2127) folgenden kurzen Unterschied an: Der P. nucum ähnlich, aber Bohrer etwas länger als Hinter- leib, Segment 2-6—7 kastanienbraun, die schwarze Einschnürung am Ende deutlich und breiter. Anmerkung 2. Zu P. calobata dürfte auch die P. cingulatella A. Costa (Notiz. ed ‚Össerv. sulla Geo-Fauna Sarda, IV, 1885, p. 25, et V, 1886, p. 23) zu ziehen sein. Die Be- schreibung lautet: Schlank, schwarz, Hinter- leib rot, Hinterrand von Segment 1—6, das siebente ‚ganz schwarz. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Fühler unten rötlich, Beine rot, die hintersten Schienen an der Spitze und Ring hinter der Basis schwarz, Tarsen hell, die Spitzen der Glieder dunkel. Flügel hyalin, Tegulä weiß, Stigma bräunlich. Bohrer etwa von Hinterleibslänge. Insel Sardinien. OT. Hinterleib. Bohrer höchstens so lang wie der halbe oT. Segment I—4-5 und Beine rot. Bohrer ‚so lang wie !/a oder !/3 des Hinterleibes. Fühler gegen das Ende gelblich. Tegulä glänzend blaßgelb, Stigma braun. Kopf glänzend schwarz, hinter den Augen erweitert, Gesicht glatt, ohne Punktierung. Thorax schwarz, Notauli deutlich, Metathorax stark gewölbt, oben zerstreut grob punktiert, ziemlich glänzend, mit . zwei Leisten; Luftlöcher klein und rund, Brustseiten glatt. Hinterleib in der Mitte breiter als der Thorax, dicht und grob punktiert, mit starken Seitenhöckern; Segment 1 so lang als breit. Beine kurz und dick, schmutzig gelbrot, Hüften zum Teil oder ganz dunkel; Spitzen der hintersten Schienen gebräunt. Klauen mit starkem Zahn an der Basis. Flügel ziemlich getrübt, Stigma braun, an beiden 9 11 mm. 58. Enden heller; Tegulä blaßgelb; Nervellus weit unter der Mitte gebrochen. Länge & unbekannt. — Scheint mehr dem Süden anzugehören, eine Reihe Exemplare fing ich bei Sigmundskron unweit Bozen. melanopyga Grav. Segment 2—5 oder der ganze Hinter- leib rot. Bohrer ungefähr so lang wie der halbe Hinterleib. Stigma schwarz, an der Basis weiß. 58. Der ganze Hinterleib rot, nur die Basis des ersten Segments schwarz. Beine rot, die hintersten Tarsen und Schienen schwarz, Klauen ohne Zahn. Tegulä weiß. — Körper ziemlich kräftig. Kopf und Fühler schwarz, Schaft rotbraun. Mesonotum ziemlich fein punktiert, Metathorax ziem- lich grob runzelig punktiert, der hintere Raum glänzend; die Luftlöcher gestreckt. Hinterleib stark punktiert, mit glatten letztere mit weißem Rings. | 575 Länge 7 mm. & unbekannt. Insel Sardinien. Die Art schließt sich mehr an P. cleopatra an. apriearia A. ÖOosta. (Not. ed osserv. sulla Geo-Faun. Sarda, IV, 1885, p. 25.) Segment 2—5 rot mit schwarzen End- rändern. Die hintersten Schienen und Tarsen rot, letztere mit schwarzen Spitzen der Glieder. Tegulä schwarz. Klauen mit Zahn. Fühler wenig kürzer als der Körper, oben schwärzlich, unten rostrot. - Kopf schwarz, Stirn glatt und glänzend. 99. _ nahme Mesonotum fein und zerstreut punktiert, Metathorax fast netzartig gerunzelt, mit den beiden Längsleisten, Luftlöcher rund, Hinterleib robust, fein punktiert. Beine rot, Hüften schwarz. Flügel leicht ge- trübt, Nervellus deutlich postfurcal, etwas über der Mitte gebrochen; Areola sitzend, fünfseitig wie bei einem Ichneumon. Länge 7” mm. Bohrer 2 mm. Insel Sardinien. slandaria A. Costa. (Not. ed Össerv. etc. V, 1886, p. 21.) Die hintersten Schienen an der ganzen Außenseite und ihre Tarsen gleichmäßig schwarzbraun. Das erste Segment ge- streckt. Habitus von Ephialtes, aber die mittleren Segmente vom zweiten an breiter als lang und Hinterleib in der Mitte erweitert; die Stellung deshalb besser bei Pimpla. — Glänzend schwarz, Tegulä, Stigma, sowie Beine, mit Aus- der hintersten Schienen und Tarsen, gelblich. Metathorax einzeln grob punktiert, mit deutlicher, hoch- gerandeter Mittelrinne. Hinterleib dicht und fein punktiert, mit schwachen Quer- eindrücken, aber seitlichen Beulen; Bohrer von Körperlänge. Länge 9—10 mm. Mittleres Europa. — Wurde gezogen aus Kiefernästen, die mit Pogonochorus besetzt - waren, einmal auch aus Pissodes hercyniae und abietis. terebrans Rtzb. Anmerkung. Taschenberg zieht die P. punctulata Rtzb. hierher, obwohl sie in manchen Punkten abweicht: Bohrer etwas Endwülsten, Bohrer von halber Hinter- länger als der Körper; Beine durchaus rötlich leibslänge. Flügel hyalin, Stigma schwarz gelb; Fühler gelbbraun. Punktierung des mit heller Basis, Nervellus stark postfurcal | Metathorax sehr sparsam. Wurde aus Tortrix und weit über der Mitte gebrochen. | resinana gezogen. Bunte Blätter. Die hintersten Schienen und Tarsen abwechselnd hell und dunkel gezeichnet, sehr selten einfarbig rotgelb. 60. Bohrer höchstens so lang wie ?/; des Hinterleibes. 61. Bohrer mindestens so lang wie der Hinterleib. Stigma meist hell. 65. . Stigma auffallend schmal. Areola gestielt, den rücklaufenden Nerv fast im äußersten Winkel aufnehmend. — Schwarz, Beine rot. Der P. inguisitor sehr ähnlich, aber 60. größer, Bohrer deutlich kürzer, Stigma viel schmäler, Areola gestielt und der rücklaufende Nerv fast im Endwinkel. 2 stenostigma ©. G. Thoms. Stigma nicht auffallend schmal. Rück- laufender Nerv weiter vom Endwinkel. entfernt. 62. 62. Schulterbeulen schwarz, Beine rot. Schulterbeulen blaßgelb. 64. 63. (Fortsetzung folgt.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Schweiss und Schmetterlinge Den in Band II, Seite 176 der „Illustrierten Wochen- schrift für Enlomologie“ von Herrn ©. Schultz mitgeteilten Beobachtungen über Schmetter- linge, die sich von menschlichem und tierischem Schweiß anlocken ließen, bin ich im stande, eine weitere, kürzlich gemachte Beobachtung gleicher Art zuzufügen. Ein Freund von mir und ich stiegen am 25. Juli d. Js. durch das Justisthal im Berner Oberland hinauf zu den gewaltigen, sonnen- durchglühten Karrenfeldern der sogenannten Siebenhengste und erkletterten nachher, schon stark ermüdet und schweißtriefend, das noch um ca. 200 m höher und von den Karren- feldern 3, Stunden rückwärts gelegene Gemmenalphorn (2064 m). Als wir nun in scharfer Steigung und mit starker Muskelanstrengung den letzten Rest des Gipfels überwunden, sah ich, wie plötzlich eine Hipparchia auf meinen Begleiter furchtlos zuflog und sich auf die Stelle seines linken Handgelenkes festsetzte.e Ein Ausruf ‘der Überraschung meinerseits ließ meinen Freund leider eine rasche Handbewegung machen, worauf der Schmetterling entflog. — Beim Abstieg zum Bratenberg bemerkte ich an einem Wassertümpel in der Nähe einer Sennhütte wohl 50 Stück desselben Schmetterlings, die dort ihren Durst stillten. Was mochte jene einzelne Hipparchia auf dem dürren, wasserlosen Gipfel -des Gemmen- alphorns dazu getrieben haben, uneingedenk ihrer angeborenen Schüchternheit, meinen Begleiter anzufallen, wenn nicht — der Durst! Dr. Rob. Stäger. Litteratur. Tutt, J. W. British Butterflies. A popular hand-book for young students and collectors. 476 pag, with IX plates and 45 text-figures. London, 1896. George Gill and Sons. Der als Herausgeber des „Entomologist's Record and Journal of Variation“ und einer Reihe lepidopterologischer Arbeiten (British Noctuae and their Varieties ete.) wohlbekannte Verfasser liefert hier eine sehr wertvolle, be: wunderungswürdis vollständige Charakteristik der Tasfalter Englands, welche durch 9 vor- zügliche lithographierte Tafeln und prägnante Textzeichnungen erläutert wird. Ganz besonders hebe ich hervor, daß die Aberrationen und Variationenin erschöpfendster Weise behandelt werden, wodurch sich der Wert des Vorliegenden über den gewiß auch nicht geringen einer bloßen Fauna außer- ordentlich hebt. Allerdings ist es nicht nach meinem Geschmacke, alle diese Formen mit eigenem Namen belegt zu sehen; so werden corydon 21, icarus 18, machaon 17, aurinia 19 benannte Aberrationen und Variationen verliehen! Das Werk verdient im übrigen wirklich eine weitere Verbreitung ebenfalls auf dem Kontinente; der Inhalt ist ein außerordentlich reichhaltiger, jedem Lepidopterologen des Wissenswerten viel bietender. Chap. I: General Observations on Butterflies and Moths, Il: Egg-Saying and Eggs, III: Cater- pillars and how to obtain them, IV: "Ihe Chrysalis or Pupa. V: The Imago or Butterfly, VI: Variation of Butterfies and its Causes, VII: Hybernation and Aestivation, VIII: Names and Classification of Butterflies. IX: Collecting, Killing, Setting and Storing Insects, X: The Arrangement and Labelling of a Collection of Buttertlies, XI: Preservation of Insects- Mites, Grease and Mould, XIl: Preservation of Larvae, XIII: The Skipper Butterflies, XIV: Coppers, Blues and Hairstreaks, XV: The Swallow-Tails, Whites and Clouded Yellows, XVI: The Fritillaries and Vanessids, XVII: The Emperors and Satyrids; Appendix, Indices. Schr. Für die Redaktion: Udo ana Neudamm. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 577 Von Dr. med. E. Fischer in Zürich. (Mit zwei Tafeln.) #252, 1. Vanessa urticae L. und aberratio ichnusoides de Selys. (Eingesandt am 21. August 1897.) Die aberratio ichnusoides de Selys, über|wenn sie im folgenden in dieser Reihen- deren Charakterisierung, Beschreibung und Entstehungsursachen bereits 1895 in meiner Arbeit: „Neue experimentelle Untersuchungen und Betrachtungen über das Wesen und die Ursachen der Aberrationen ete.“, pag.8 und 9, besonders aber pag. 13, 16 und 56, zuerst - eingehende Mitteilungen gemacht wurden, auf die ich hier den Leser noch verweisen möchte, trat bei meinen diesjährigen Ver- suchen in größerer Zahl auf, und zwar, was für die Entstehungsweise dieser Form von besonderer Bedeutung ist, in den allerfeinsten Abstufungen von der normalen wurticae L. bis zu einer Form mit völlis schwarzen Hinter- flügeln und derart umgeformter Zeichnuns der Vorderflügel, wie sie in Fig. 6 wieder- gegeben ist. — Wir werden indessen gut thun, erst nach Aufführung der experimentellen Ergebnisse näher auf die Charakteristik dieser . merkwürdigen Formen einzugehen. Nach dem im ersten Teil dieser Beiträge alloemein Gesagten ist ersichtlich, daß ich, gegenüber den früheren Experimenten, die - Puppen diesesJahr nur kurzeZeit den tiefen ' Temperaturen aussetzte, doch konnte ich, um erstens nicht allzusehr die verwendeten Puppen der Gefahr eines Mißerfolges aus- zusetzen, nicht gleich das erste diesjährige Experiment mit einer kurzen Expositionszeit ' beginnen, vielmehr schien es die Sicherheit zu gebieten, zunächst bei dem ersten Versuch mit jeder Species die früher angewandte Dauer der Kälte-Exposition innezuhalten und dieselbe erst bei den folgenden Puppen- serien alsdann immer mehr zu verkürzen. Zweitens sollte aber durch die lange Exposition des jeweiligen ersten Versuches noch die Frage entschieden werden, ob diese lange Dauer überhaupt auch eine entsprechend stärkere Wirkung auf die Umformung ausübe, als eine Exposition von nur zehn oder fünf Tagen. Es entspricht daher der chronologischen Folge und Abwickelung dieser Versuche, ee ” —— FF folge von der längsten bis zur kürzesten Expositionsdauer aufgeführt werden. In der Abkühlung wurde meistens bis etwa zu — 3° 0. gegangen, worauf die Temperatur jeweilen zwischen zwei Ab- kühlungen nicht wie früher (im Jahre 1895) auf 0° ©., sondern durchschnittlich bis auf + 3° C. erhöht wurde, um einen völligen Stillstand der Puppenentwickelung womöglich zu vermeiden. Es ergiebt sich aus diesem Abkühlungsmodus eine ungefähre Mittel- temperatur von 0° ©.; jedoch ist damit nicht gesagt, daß das Experiment den gleichen Erfolg gehabt hätte, wenn statt der an- gewandten Temperatur-Schwankungen von + 3° bis — 3° ©. die Mitteltemperatur von 0°C. permanent innegehalten worden wäre; dies kann, wie Merrifield zeiste, für höher gelegene Temperaturen Giltigkeit haben, für tiefe, unter 0° C. gehende, intermittierende Temperaturen scheint es mir aber nicht der Fall zu sein. Wenigstens sind die Resultate bei weitem nicht so günstige, wenn eine Temperatur von 0° ©. fortwährend angewendet wird, wie bei den Schwankungen zwischen + 3° und — 3° C. Daß die bei diesen auf und nieder gehenden Temperaturen in ziemlich großer Zahl auftretenden Aber- rationen zwar auch bei einer permanenten Temperatur -von 0° C. bereits entstehen können, aber nur in geringer Anzahl, habe ich bereits früher beobachtet und mitgeteilt in der Schrift „Transmutation der Schmetter- linge“, pag. 13 und 14 (aberr. antigone F'schr.) und pag. 15 (aberr. hygiaea Hdrch.). Die zwei- bis dreimal pro Tag vor- genommene Abkühlung bis zu — 3° C. wurde von den Puppen von Vanessa urticae, J0, antiopa und polychloros bis zu einer gewissen Anzahl von Tagen ohne Schaden ertragen; dagegen erwiesen sich Van. cardui und atalanta gegen mehrmalige Abkühlung auf — 3° C. sehr empfindlich; sie starben ab. (Näheres darüber folgt später.) Es ist aus Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 37. 1897. 518 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. früheren Experimenten bekannt, daß es von wesentlicher Bedeutung ist, in welchem Alter die Puppe in die Kälte gesetzt werde; denn obwohl man mitunter von Puppen, die erst am dritten oder vierten Tage nach erfolgter Verpuppung der Kälte ausgesetzt wurden, noch Aberrationen er- halten kann, wie ich dies früher schon ausführte, so würde es doch ein recht irrationelles Verfahren sein, irgendwie alte Puppen auf Eis zu legen und nun zu erwarten, daß daraus alsdann Aberrationen schlüpfen sollten. Man kann von einem halben Dutzend Puppen, die zur richtigen Zeit in die richtigen Kältegrade gebracht wurden, mehr aberrative Falter erhalten als von 600 Puppen, die man zu spät in die Kälte setzte. Ich führe dies deshalb hier nachdrücklich an, weil nach brieflichen Mit- teilungen einige Lepidopterologen trotz allem Abkühlen doch keine positiven Resultate erhielten, eben weil sie obige Umstände nicht beachteten. Weismann hat es schon in seiner ersten diesen Gegenstand betont, daß die den Aus- schlag gebende Puppenperiode im Anfange des Puppenstadiums gelegen sein dürfte, und Merrifield hat genauere Bestimmungen über diese sogenannte kritische Zeit zu machen versucht, will aber dabei, wenigstens für gewisse Arten, zu verschiedenen Ergeb- nissen gekommen sein, ja seine Resultate und diejenigen von Weismann scheinen einander sogar zu widersprechen (vergl. pag. 166 und 167, No. 11, Bd. II der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“). Die von Weismann und Merrifield an- nähernd bestimmte kritische Puppenperiode bezieht sich wohl lediglich auf die mit Temperaturen über 0° OÖ. behandelten Puppen. Für unter 0° C. gelegene, inter- mittierende Kältegrade habe ich bei den diesjährigen Versuchen die kritische Zeit zu bestimmen und zudem so genau wie möglich nach oben und unten abzugrenzen versucht. Wir werden indessen erst im weiteren noch darauf zurückkommen können, nachdem wir die Experimente und ihre Resultate be- und besonders in seiner neueren Schrift über | sprochen haben. Kälte-Experimente mit Vanessa urticae L. Erster Versuch Es wurden zu diesem ersten Versuche 30 Puppen ver- wendet in einem Alter von ca. zwölf Stunden, das Alter gerechnet von dem Moment an, wo die Raupenhaut eben ab- gestreift wurde. Diese Puppen wurden ‘zunächst in den Keller in eine Temperatur bis auf 0° C., und nach weiteren sechs Stunden unter 0° C. bis zu — 3°C. als- dann dreimal täglich abgekühlt. — Es seien hier einige Beispiele der vom Minimal- thermometer registrierten tiefsten und der beim Öffnen der Puppenbehälter vorhandenen höchsten Temperaturgrenzen, sowie ihrer von + 13°C. gebracht, nach sechs Stunden | Mitteltemperaturen gegeben: Tiefste Temp. Am 2. Tage | morgens mittags abends Am 3. Tage | morgens — 2 mittags — 21), abends 4 Es mögen diese Beispiele genügen, Höchste Temp. Am 1. Tage | morgens morgens $& +2 mittags — 21/, | mittags 126 +2 abends : abends 9h 4 morgens 8" mittags 12h abends 9h morgens 8h mittags 12h abends 9h Mittlere Temp. E= 4 + 4 + ar um|und welche ungefähre Mitteltemperatur zu zeigen, in welcher Weise sich die täg- | daraus resultierte. lichen Temperaturschwankungen gestalteten, Die 30 so behandelten Puppen wurden angedeutet. aber sehr verkleinert. flügel wie bei Fig. 3. den vorhin beschriebenen typischen. nach 18 Tagen herausgenommen, noch einen Tag in Kellertemperatur von t 15°C. gehalten und dann in Zimmertemperatur von durch- schnittlich + 22° ©. gebracht, wu nach weiteren acht Tagen das Schlüpfen der Falter begann und ielsenteles Resultat sich ergab: - 1 normale urticae L. (nicht ausgewachsen). 1 Übergangsform zu aberr. ichnusoides de Selys (in Fig. 3 abgebildet), die Grund- farbe Costalflecke verbreitert, aber nur am vor- sehr düster, die drei schwarzen dersten Rande zusammenfließend; der weiße Apicalfleck zerfließend und in die drei obersten der grauweiß gewordenen, keil- _förmigen Randflecke übergehend. Die beiden schwarzen Mittelflecke nur noch als Schatten Die Hinterflügel ähnlich wie in Fig.7, dagegen dieblauen Flecke noch erhalten, Unterseite normal. 1 aberr. ichmusoides, fast ganz dem Originalstück von de Selys- Longchamps in den „Annales de la Sce. entom. de Belgique, 1878“ entsprechend: Grundfarbe normal, zweiter und dritter schwarzer Costalleck zusammenfließend, die zwei Mittelfeldflecke kaum noch angedeutet, der Apex der Vorderflügel fast ganz weiß, der schwarze Saum aufgelöst, die blauen Flecke _ der Normalform durch weiße, verwaschene Makeln noch angedeutet. der Hinterflügel sehr groß, hellweiß statt Die Keilllecke blau, der schwarze, große Wurzelfleck am Apex in den schwarzen Saum übergehend. _ Unterseite auf den Vorderflügeln mit ver- schwommener Zeichnung, Hinterflügel sehr verdunkelt, mit Sslodı manıen, etwas ge- brochener Querlinie in der Mitte und hell- grauen, großen Keilflecken. Diese schöne “Form ist in Fig.8abgebildet. Esschlüpften ferner: acht als normal zu bezeichnende Stücke, immerhin mit spurweisen Anklängen an ichnusoides am Apex der Vorderflügel und Hinterflügel. it Übergang zu aberr. ichnusoides ; Vorder- rer wie bei -5 aberr. ichnusoides mit zur Hälfte ge- schwärzten Hinterflügeln und gelben Rand- monden, wie Fig. 4 (nicht aus der Puppe geschlüpft). 1 Übergang zu ichnusoides, wie Fig. 3, gut entwickelt. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Se ——— — — —— — — — —— — —— —— — — —_—_— — —_— — — — — , —_ — — ———— n m — — nn. eg 579 5 der urticae ganz ähnliche Stücke, die Randflecke der Hinterflügel sehr ver- größert (wie bei Fig. 1), und bei zwei Exemplaren prachtvoll silberweiß glänzend. Bei zwei Stücken der Apex der Hinter- flügel verdunkelt, wie bei Fig. 3. (Die übrigen Puppen waren von Fliegen- larven bewohnt, die in der Kälte nicht ab- gestorben waren.) Zweiter Versuch. Acht Puppen, ca. zwölf Stunden alt, wie die im ersten Ver- suche behandelt, acht Tage lang. Nach genau acht Tagen nach Verbringung in Zimmertemperatur schlüpften sieben Stück fast miteinander, und zwar: 5 Formen, die der aberr. ichnusoides an- sehören, in allen Abstufungen bis zur ex- tremsten Form mit schwarzen Hinterflügeln. Fig. 4, 5 und 6 sind Exemplare dieser Serie (alle fünf Stücke sehr gut ausgewachsen). 1 Puppe war abgestorben. 1 typische aberr. ichnusoides, wie Fig. 4 (nicht geschlüpft). lebensolche, aber die zweischwarzenFlecke im Mittelfeld in normaler Größe vorhanden. Dritter Versuch. Acht Puppen, ca. acht Stunden alt, wie die vorigen behandelt, aber nur fünf Tage lang, ergaben nach weiteren sieben Tagen: 4 normale wrticae, Grundfarbe. 1 Stück mit sehr großen, blauen Rand- flecken (in Fig. 1 abgebildet). 1 Puppe abgestorben. 1 Form (in Fig. 7 wiedergegeben), die auf den Vorderflügeln an aberr. ichnusoides erinnerte, indem die apicalen blauen Keil- flecke durch die schwarze Binde nach innen durchgebrochen waren und in die auf- fallend helle Grundfarbe hineinragten. Die Hinterflügel zeigten die blauen Keilflecke fast gänzlich ausgelöscht und durch lange, schwarze Keile ersetzt, nur die zwei hintersten zeigten noch etwas Blau. Das schwarze Wurzelfeld des Flügels ver- breiterte sich stark gegen die rote Grund- farbe hin mit unscharfer Grenze. Die Unterseite ist nur auf den Hinter- flügeln abweichend, und zwar ist jede Zeichnung der urticae verloren gegangen; die ganze Flügelfläche ist schwarz und zeigt nur gegen den Saum hin eine ganz feine, graue Sprenkelung, ähnlich wie bei mit lebhaft heller 580 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. der später zu betrachtenden Unterseite der 10 der aberr. ichnusoides de Selys an- aberr. hygiaea Hdrch.— Fernerergabsich: | gehörende Falter, wovon 1 Übergang zu aberr. ichmusoides in- 3 Übergänge und sofern, als das Rot der Hinterflügel vom 7 typische (davon 6 nicht geschlüpft Apex bis zur Mitte durch Schwarz ersetzt war. | [Fig. 8]). | Vanessa urticae L. und aberratio ichnusoides de Selys. | Originalaufnahme für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. E. Fischer. | Die Ergebnisse dieser drei, nach der Zweiter Versuch: Alter der Puppen Expositionsdauer verschiedenen Versuche |ca. zwölf Stunden. Exposition acht Tage. waren demnach folgende: Acht Puppen ergaben: Erster Versuch: Alter der Puppen 7 der aberr. ichnusoides angehörende ca. zwölf Stunden. Exposition 18 Tage. | Stücke, wovon 5 stark ausgeprägte Übergänge 30 Puppen ergaben: mit zur Hälfte geschwärzten Hinterflügeln. 13 der urticae ähnliche Stücke, 2 typische mit schwarzen Hinterflügeln. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 981 Dritter Versuch: Alter der Puppen [an in die Kälte gesetzt wurden, hier die ‘ca. acht Stunden. Acht Puppen ergaben: 4 normale wurticae. 1 Stück mit großen blauen Flecken. 1 Stück ohne blaue Flecke der Hinter- flügel (Fig. 7). | 1 der aberr. ichnusoides zugehörendes Stück. Vergleichen wir diese drei Resultate, so geht vorerst daraus hervor, günstigste Ex- Exposition fünf Tage. | besten Resultate ergaben. Die Puppe von urticae schlägt also dann eine neue Entwickelungs- richtung (hier diejenige der aberr. ichnu- soides) ein, wenn sie zwölf Stunden nach Abstreifung der Raupenhaut in Kälte gebracht und dabei ca. acht Tage lang dreimal täglich auf — 3°C, abgekühlt wird. positionsdauer im zweiten Versuche ge- troffen wurde, also acht Tage beträst. Im ersten Versuche mit 18 Tagen Ex- position waren die Veränderungen nicht größer als im zweiten Versuche, und im dritten Versuche mit nur fünf Tage lang wiederholten Abkühlungen trat nur ein geringer Prozent- satz aberrativer Formen auf. Außerdem geht ‚aus dem ersten und zweiten Versuche noch daß die Aber wie ich bereits bemerkt habe, möchte ich diese Bestimmung durch- aus nicht als eine für alle Zukunft siltige bezeichnen. Bei weiteren Versuchen kann diese bis jetzt festgestellte Norm wohl Änderungen in noch günstigerer Weise erfahren. Es scheint durchaus nicht ausgeschlossen, daß die Exposition bei intermittierenden tiefen Temperaturen noch mehr verkürzt werden könnte, denn wir müssen uns doch immer wieder fragen, wie denn solche hervor, daß die Falter Aberrationen in der um so besser sich ent- Natur im Hochsommer wickeln, je kürzer bis ER auftreten, wo doch zu einem gewissen Vanessa urticae L. solch tiefe und so oft Grad die Expositions- und aberratio ichnusoides de Selys. wiederholte Tempe- zeit ist, denn bei Originalaufnahme raturen gar nicht einer solchen von für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie* vorkommen; offenbar von Dr. E. Fischer. 18 Tagen bedarf es unter starben relativ viele besonderen, uns noch tadellos ausgefärbte Aberrationen in derPuppe|nicht näher bekannten Umständen eines an unmittelbar vor dem Ausschlüpfen ab, während | Intensität und Zeitdauer weit geringeren dies bei den bloß acht Tage abgekühlten äußeren Einflusses, um diesen aberrativen nur bei einer Puppe der Fall war. Immer- hin ist nicht außer acht zu lassen, daß auch noch andere schädigende Faktoren, wie z. B. zu große Feuchtigkeit der Luft, die Schuld hieran tragen können. Das Alter der verwendeten Puppen scheint insofern einen entscheidenden Ein- fluß zu haben, als Puppen, die durch- schnittlich von der zwölften Altersstunde Entwickelungsgang zu veranlassen. Zwar muß bemerkt werden, daß so hochgradig veränderte Formen von aberr. ichmusoides, wie sie in Fig. 5 und 6 mit, fast völlig schwarzen Hinterflügeln dargestellt sind, in der Natur vielleicht gar nicht vorkommen; unter vielen, in großen Sammlungen vor- handenen, in der Natur gefangenen oder bei normalen äußeren Verhältnissen unter 982 Zuchten von vielen Hunderten und sogar Tausenden von Individuen einzeln Beiträge zur experiinentellen Lepidopterologie. [die meisten dieser „spontan“ entstandenen auf- ı Exemplare dem in Fig. 8 dargestellten, mit getretenen Stücken von ichnusoides habe ich | sehr viel Weiß ereharen Stücke, wie dies wenigstenskeine mit diesen schwarzen Hinter- | denn auch bei dem eigentlichen, von de Selys flügeln zu sehen bekommen, vielmehr ähneln | beschriebenem Originalstück der Fall war. Bemerkungen über die Bildung der aberr. ichnusoides. Eine vergleichende Betrachtung der ver- schiedenen Übergänge, ferner der typischen und noch weiter veränderten Formen von ichnusoides, wie ich sie in Fig. 1—6 in den verschiedenen Abstufungen abgebildet habe, zeigt uns, in welcher Weise die Umformuns ‚begann, und wie die Entstehung der extremen Formen, wie die in Fig. 5 und 6 dargestellten, vor sich gehen mußte. Die Übergangsformen sind es, welche uns die extremen Formen verständlich machen, und an ihnen finden wir die sprungweise Umgestaltung der hoch- gradigst veränderten Individuen gewisser- maßen zergliedert, analysiert. 6 dargestellten een sind so Be daß sie die allmähliche Umwandlung der wurticae in die aberr. ichnusoides mit geschwärzten Hintertlügeln repräsentieren, so daß man diese Umformung gewissermaßen daran ablesen kann. Es möge indessen hier noch auf einige Färbungsvorgänge im besonderen hingewiesen werden. Gegenüber diesem Vorherrschen des schwarzen Pigments bedeutet das Fehlen desselben an den den zwei runden Mittel- flecken der urticae entsprechenden Stellen und in der Apicalgegend der Vorderflügel eine kompensatorische Erscheinung. Allein diese Kompensation scheint bei den hochgradig veränderten Individuen, Fig. 4—6, keine Gesetzmäßigkeit mehr zu bleiben, denn hier fehlt das schwarze Pigment an gewissen Stellen quantitativ nicht in demselben Maße, wie es an anderen über die Norm vermehrt ist; das Schwarz scheint jetzt nicht bloß an andere Stellen in kompensatorischer Weise verlagert, sondern, zumal wenn wir die verdunkelte Unterseite in Betracht ziehen, überhaupt quantitativ vermehrt, so daß der ganze Falter ein dunkleres Aussehen erlangt. Ob dieser Nigrismus direkt durch die Kälte bedingt ist oder durch eine specielle Beanlagung des Puppenkörpers, soll zunächst dahingestellt sein. Die Form der Flügel scheint mir bei Die Grundfarbe bleibt bei ichnusoides | diesen Aberrationen durch die Kälte kaum meistens die gleiche wie bei urticae, gewinnt aber an Ausdehnung, so daß die Stelle der beiden schwarzen Mittelflecke der Vorder- flügel, ferner der sonst gelbe Fleck zwischen dem ersten und zweiten schwarzen Costal- fleck von ihr eingenommen wird. Eine wichtigere Rolle als dem roten kommt dem schwarzen Pigment zu, es gewinnt bei diesen Aberrationen bedeutend an Aktivität, es tritt zwischen dem zweiten und dritten schwarzen Costalfleck auf, es dringt in Schuppen ein, die bei der urticae pigmentlos waren, es sind dies die Schuppen der blauen Randflecke; ganz besonders aber prädominiert es auf den Hinterflügeln, sowohl ober- als unterseits und nimmt auch dort bei extremen Formen die sonst pigmentfreien Schuppen der blauen Keilflecke zum Teil ein, während bei Übergängen erst weißes oder gelbliches Pigment in diesen Schuppen sich abgelagert hat (Fig. 3—5). verändert; wenn auch die Vorderflügel etwas gestreckter erscheinen, so dürfte dies von der gedrungeneren oder schlankeren Form der Puppe abhängen, welche Form ja vor der Kälteeinwirkung in den ersten Stunden des Puppenstadiums bestimmt wird. Man kann ja häufig genug beobachten, daß Puppen von Jo, wrticae, antiopa und besonders von Pap. machaon, die stets in normalen Temperaturen waren, bald stumpfere, bald schlankere und geschweiftere Flüsgelform schon an der Flügelscheide erkennen lassen, und daß alsdann die Flügel des Falters eine entsprechende Form zeigen. Der in Fig. 8 dargestellte Schmetterling, dessen Puppe doch 18 Tage auf Eis lag und eine exquisite ichnusoides ergab, besitzt z. B. im Gegensatz zu Fig. 3—5 ziemlich stumpfe Flügel, wie dies auch bei der analogen aberr. hygiaea recht oft zu beob- achten ist. — wie a A irn mehrere fremde Welt zu sehen: Es dürfte noch angeführt werden, daß Stücke der aberr. ichnusoides bilateral-asymmetrische Zeichnung zeigen, was auf den Abbildungen nicht so leicht zu erkennen ist. Die Asymmetrie spricht sich, wie wir deutlich noch bei der aberr. testudo Esp. sehen werden, in den beiden runden Mittelflecken der Vorderflügel und der apicalen Verdunkelung der Hinterflügel aus. 3 Ich erachtete es als überflüssig und ungeeignet, diese geschwärzten Formen mit einem neuen einzigen Namen zu bezeichnen; sie alle gehören der aberr. ichnusoides an, und die darüber hinausgehenden Ver- änderungen sind so starken individuellen Schwankungen unterworfen, daß man, wenn man auch nur einigermaßen konsequent sein wollte, nie fertig würde, sondern eine ganze Legion von Benennungen aufstellen müßte, die übrigens deshalb keinen besonderen Wert hätten, weil ja doch kaum jemals zwei ganz gleiche Stücke unter diesen, bei extremen Temperaturen gezogenen, hoch- ‚gradig veränderlichen Formen auftreten; jedes Stück hat wieder besondere Eigen- tümlichkeiten, das eine auf den Vorder-, das Ober-, bald auf der Unterseite. Wenn: es demnach angezeigt erschiene, für alle diese Formen den Namen ichnusoides als den ihres eigentlichen Typus bei- zubehalten, da sie auf den Vorderflügeln dem Originalstück meistens sehr nahe stehen und bloß auf den Hinterflügeln bedeutendere Abweichungen von diesem zeigen, so könnte man diese letzteren Formen, d. h. diejenigen mit geschwärzten Hinterflügeln, falls der Be- quemlichkeit wegen eine kurze Bezeichnung wünschenswert erscheinen sollte, mit einem bezeichnenden Adjektivum versehen, also etwa die Benennung aberr. ichnusoides nigricans wählen, wie dies meines Wissens von Fickert, der diese Form auch erhielt, bereits gethan wurde. Solche Formen, wie die in Rede stehenden, zu wissenschaft- lichen Zwecken — (und für diese kommen sie ja in erster Linie und fast ausschließlich in Betracht) — mit einem doppelten Namen, wie: ichnusoides nigricans, zuversehen, scheint mir durchaus gerechtfertigt, denn erst damit ist eben eine genauere, der Entwickelungs- richtung und dem Aussehen entsprechende, wissenschaftliche Bezeichnung gegeben. Am Rande der märkischen Heide. Von Max Müller. Wenn das große Publikum a hervorstechende landschaftliche Schön- von Sommerfrischen und Erholungsstätten spricht, schweift es gewöhnlich in die Ferne, weit weg, hin zu den stolzen Gebirgsgegenden, zu den Küsten des unendlichen Meeres. Baedeker, Meyer, Grieben, und wie sonst alle die vielen Reisebücher heißen mögen, diktieren die Marschroute, der Geldbeutel verlängert oder vermindert sie; man behilft sich, so gut und so schlecht es eben geht, um, wenn irgend möglich, eine schöne, Wer daher zur sogenannten Hochsaison das Treiben auf den Bahnhöfen unserer Großstädte schaut, wer da hört, wie der Kenner die hohen ' Berge und gesesneten Thäler, der begüterte Lebemann seine Modebäder rühmt, dem ' möchte es fast scheinen, als ob die heimat- liche Scholle allen Reiz verloren habe. Freilich, sie ist namentlich in der Mark oft bescheiden genug, ihre Umgebung einförmig, heiten, obgleich für anspruchsvolle Sommer- gäste auch herrliche Buchen- und Eichen- wälder nicht fehlen. Aber selbst die echte märkische Heide mit ihren melancholischen Kiefernforsten, wo der nackte Sand aller- wärts zu Tage tritt, weiß der wahre Natur- freund zu schätzen. Für seinen geschärften Blick ist die Erde nirgends so trübselig, keine Gegend so trist und öde, daß er nicht überall Leben zu spüren vermöchte. Nament- lich der Entomolog erfährt gar häufig, wie die Natur gerade groß im kleinen und im unscheinbaren oft wundervoll ist. Der einsame Heiderand liefert einen augenfälligen Beweis dafür. Bei ober- flächlichem Überblick ist er zwar nichts weniger als anziehend.. Der notdürftige Fußweg längs dem Grenzgraben, welcher das Revier von der anstoßenden Feldmark trennt, scheint kaum verlockend, langweilig, 984 verlassen und obenein der brennenden Juli- sonne preisgegeben. Aber mag auch die üppige Vegetation des Laubwaldes und des Wiesengrundes fehlen, mag die Pflanzen- schöpfung eingeschränkt, ohne Formenfülle, ohne reiche Abwechselung, ja ärmlich und kraftlos auftreten, trotzdem drängen hier Angehörige aller Kerf-Familien zusammen, um einen stillen, behaglichen Tummelplatz zu haben. Am aufdringlichsten machen sich, wie allerwärts, die Zweiflügler (Diptera) bemerkbar. Der ganze Luftkreis ist neben tanzenden Mückenschwärmen von großen und kleinen Fliegen belebt. Bald schießen sie in gerader Linie, bald in eleganten Kurven, dann wieder in fortwährendem Zickzack dahin, oder zierliche Schwebfliegen weilen mitzitterndemFlügelschlage, gleichsam fest gebannt, auf ein und derselben Stelle, um plötzlich, wie ein Sekundenzeiger, weiter- zuschnellen. Große Bremsen, gemeine Schmeiß- und Aasfliegen fehlen ebensowenig; als vornehmere Arten, welche sich sonst nur zwischen buntem Blumenflor heimisch fühlen. Urterdessen überfällt uns auch schon allerlei zweiflügeliges Gesindel: das weibliche Ge- schlecht der Stechmücken, boshafte Stech- fliegen (Stomoxys caleitrans L.), die gold- äugige Blindbremse (Chrysops coecutiens L.) und mancher andere Quälgeist, der gar zu gern schröpfen möchte. Doch wie sie alle selber zu lüsternen, blutgierigen Wege- lagerern werden, so fehlen ihnen ebenfalls die Verfolger nicht. Da huschen eilige Libellen am Stege entlang. Einzig und allein die Aussicht auf eine ergiebige Jagd veranlaßt sie, fern vom Wasser hier umher- zustreifen. Wir bemerken Aeschna pratensis Müll., Libellula depressaL., L.quadrimaculata, L. vulgata, Calopterye splendens Harr. und andere. Blitzschnell überholen diese un- vergleichlichen Segler die ahnungslosen Lufttänzer, ergreifen die langbeinige Schnake oder haschen die lauernde Spinne aus ihrem Netze weg, um den Raub, fest mit den Füßen umklammert, in vollem Fluge zu verzehren. Jetzt geraten ihrer zwei in scheinbaren Kampf. Unter lautem Geraschel der starren, gegitterten Flügel beginnt ein wildes Ringen. Die schlanken Leiber recken sich nach allen Seiten hin. Plötzlich schießen die Raufbolde wieder vorwärts, fest mit- einander verkettet; ihr Spiel war nur ein Am Rande der märkischen Heide. ungestümes Liebeswerben. Das hochrot schillernde Männchen von L. nigripes Charp. hält sein grünlich fahles Weibchen mit den Haftzangen im Nacken gefaßt und schwenkt dasselbe, lustig wippend, auf und nieder, um es möglichst fügsam zu machen. Jetzt ruht das Paar an einem alten Grenzpfahle. Die eroberte Schöne biegt das geschmeidige Körperende - weit unter den Bauch des Männchens, wo am zweiten und dritten Ringe die Reizorgane desselben liegen, während sie alle sechs Beine krampfhaft um die Leibesspitze ihres Liebhabers hält. Ist auf diese Weise die Copula erfolgt, so er- heben sich beide, eine drollige Schleife bildend, zur längeren Hochzeitsreise. . Mit den Libellen teilen die Raubfliegen (Asilidae) die gleiche Lebensart, doch jagen sie mehr nahe dem Boden. Wir treffen sie gewöhnlich mitten auf dem Wege oder seit- wärts am schwanken Halme ruhend: schlanke, spitzleibige Gesellen, meist wenig auffallend grau in grau gefärbt; nur .die stattliche, hornissenförmige Raubfliege (Asilus crabroniformis L.) zeichnet sich durch leb- haftes Kolorit aus.”) Eben schrecken unsere Schritte etliche Asiliden auf. Im schnellen Schwunge streichen sie niedrig fort und lassen sich in sicherer Entfernung wieder auf dem Wege nieder. Sobald wir näher kommen, wiederholen sie dasselbe Spiel von neuem, ohne indes rechts oder links ab- zufliegen; erst bei ernster Verfolgung suchen dieselben das Weite Warum, so fragen wir, behellist sie unsere fortwährende Störung nicht? — Gieb acht! Die Erfahrung machte ihr Geschlecht weise, und was wir als Einfalt deuten möchten, ist bei ihnen angeborene List. Sie benutzen uns für ihre Jagd gleichsam als Treiber, indem sie nach den von uns aufgestörten Insekten fahnden, um den Unvorsichtigen oder den langsameren Nachzüglern gefährlich zu werden. Soeben verunglückt eine hellflügelige Grasmotte. Dort am sonnigen Feldsteine soll das Opfer ausgesaugt werden; denn der kleine Despot liebt es, in Ruhe zu speisen, bleibt jedoch beständig aufmerksam und besonnen genug, seine Beute mit sich zu nehmen, falls er verscheucht wird. In seinem Treiben ähnelt *) Gleichfalls bemerkte ich die seltene Laphria ephippium und häufiger L. flava. Regen weniger stört, auffallen. Am Rande der märkischen Heide. 585 er den flinken Sandläufern (Oicindelini), die stoßweisen Fluges, bisweilen in hübschen Varietäten, vor uns her flüchten. Viel seltener gelingt es, die wunderlich gestaltete Larve dieser Käfer anzutreffen, obwohl die- selbe hier im sandigen Erdreiche ebenfalls zu Hause ist. Sie sitzt bekanntlich in einer - tiefen, engen Röhre, nur der Kopf mit den scharfen Kieferzangen schaut hervor, welche alle schwachen Wesen, die sich in ihren Bereich verirrten, sofort packen. Noch verhängnisvoller werden dem regen Klein- getier die Falltrichter der Ameisenlöwen, welche allerwärts im feinkörnisen Sande, besonders zwischen hervortretenden Kiefern- wurzeln und an kleinen Böschungen, wo der Ihr Bau- meister entstammt bei uns fast immer der Art Myrmecoleon formicalyn« F., während M. formicarius L. in der Mark jedenfalls zu den seltensten Ausnahmen gehört. Mittlerweile gestaltet sich das dürftige Naturbild vorteilhafter. Die aschgraue Flechte und trockene Rasenschmele ver- drängen vielknospige Heidekrautbüsche; weithin leuchten die gelben Sterne des Mauerpfeffers (Sedum acre L.), die be- scheidenen Köpfchen des Ruhrkrautes, die L. rubro-testacea Il.; nehmen wir sie indes zur näheren Besichtigung in die Hand, so schim- mern die feinen Körperhärchen wie Goldstaub. — Dort die pollenreichen Korbblüten der Habichtskräuter werden wiederum von recht auffallenden, emsigen Bienchen belebt. Trotz- dem ihre Größe fast mit derjenigen der Honig- bienen übereinstimmt, verrät doch das gesamte Benehmen und hauptsächlich die fuchsrote, langzottige Behaarung der weit gespannten Hinterbeine eine ganz andere Sippe. Wir haben die rauhfüßigen Bürsten- oder Hosen- bienen (Dasypoda hirtipes FE.) vor uns, welche schon ihrer wunübertroffenen Regsamkeit wegen zu den interessantesten solitären Immen gehören. Man muß ihre Weise sehen. Mit allen Beinen putzend, bürstend, überstürzen sie sich in der Blüte, reiben den Leib an jeder Anthere, summen weiter zur nächsten Blume und überfärben den ganzen Körper im Nu mit goldgelbem Staub, der namentlich an den hinteren Gliedmaßen in breiten, schweren Klumpen haftet, so daß nur die winzigen Füße sichtbar bleiben. Jetzt hasten die Bebürdeten geräuschlos zur nächsten Ecke eines Roggenfeldes. Dort erheben sich, aus feinen Sandkrümchen auf- gehäuft, jene kleinen Ringwälle mit bleistift- duftigen Blüten des Thymians: alles frisch |starker Öffnung: ein weiteres Zeugnis von wuchernde Gewächse, zäh und ausdauernd &leich den hohen Föhren, denen sie sowohl durch ihre reich verzweigten Wurzeln, als auch in der sparsamen Zusammenziehung ‘ der Blattsefäße nacharten; ihnen gesellen sich vom Ackerraine her noch mancherlei Feldblumen: Schafgarbe, Labkräuter, Ska- biosen, hellblaue Glockenblümchen etc., bei. Gefällt dem Auge schon die zwanglose Gruppierung und Abwechselung der Farben bei allen diesen Pflanzen, so werden uns letztere als Ruheplätzchen des kleinen Kerf- volkes noch mehr interessant. Da hängen an den Skabiosen die niedlichen Zygaeniden, bald einfarbig in glänzendem Grün schim- mernd (Ino statices L.), bald mehr oder weniger mit blutroten Tröpfchen besprengst (Zggaena lonicerae Esp., Z. scabiosae Esp.). Auf der Schafgarbe (Achillea millefolium L.) tummeln kleine Bockkäfer; die quergestreiften Flügeldecken des vierbindigen Schmalbockes (Leptura 4-fasciata L.) heben sich allerliebst von der weiß leuchtenden Dolde ab. Schlichter erscheinen der kleinere L. livida F. und der immensen Schaffenskraft der eben beobachteten Tierchen, von ihrem staunens- werten Geschick als Baumeister eines sauberen Schachtes, welcher in der finsteren Tiefe die sichere Brutstätte für die Nach- kommenschaft bergen soll. Fast möchten wir jede einzelne Biene um Gewandtheit, Fleiß und Ausdauer beneiden. Blitzschnell huscht sie in ihr Loch, streift die Pollenlast ab, guckt mit dem weißen Gesicht ein wenig sichernd zur Thür hinaus und sammelt dann weiter, ihre Lebenskräfte lediglich zum Wohle des zukünftigen Geschlechts auf- reibend, bis sie schließlich den Eingang fürsorglich verscharrt, indes das Ei samt dem hinreichenden Futterquantum für die spätere Larve im stillen Erdkämmerlein ruht. — Und wie oft mag alle mütterliche Liebesmüh’ vergebens sein! Wenn wir nämlich Hink genug sind, mehrere der ein- tragenden Bienen vor ihrer Röhre zu fangen, so haben wir die beste Aussicht, an ihrem haarigen Körper oder zwischen den Pollen- häufehen der Hinterbeine gelbbräunliche 986 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Meloe-Lärvchen vorzufinden; dieselben ver- nichten bekanntlich das Ei, falls sie in den Bau gelangen. Aber die Zeit drängt zum Weiterwandern. Vor uns zieht eine Niederung in den Forst hinein, welche die Vegetation abermals vorteil- haft verändert. Gehen wir dorthin. Dichte Erlensträucher, überragt von weißstämmigen Birken, Faulbaumbüsche, Brombeerhecken, an denen allerwärts die vielseitige Ab- änderungsfähigkeit der Blätter auffällt, und sonstiges Gestrüpp verwischen hier den ernsten Eindruck der Kiefernheide, des- gleichen die stattlichen Blumen samt den frischen, schlanken Grasformen inmitten der feuchten Lichtung; und heiter bewegt wie das ruhelos NHüsternde Laub, wie die leicht wiegenden Gräser präsentiert sich hier auch die Insektenwelt. Von vornherein bestätigen es die zahllosen Schmetterlinge. Zwar fehlten sie auch früher nicht, die trüb gefärbten, dem einförmigen Heideboden wie den düster grauen Föhrenstämmen vorzüglich angepaßten Augenfalter der Gattungen Satyrus Latr., Pararge Hb., Epinephele Hb. ete. mit mancher seltenen Spielart; aber ein so buntes, stetig 'wechselndes Bild vornehmen Stilllebens über- raschte bisher nirgends. Falter jeder Farbe und Größe mischen sich durcheinander. Augenblicklich scheint das Geschlecht der Perlmutterflügler (Argynnis Fabr.) den Vor- rang zu haben. Alle sind auf der Unterseite der Hinterschwingen, welche nebenbei für die Artmerkmale überaus bedeutsam werden, mit blanken Silberflecken geziert. Eben überbreiten die größten unter ihnen, die schmucken Kaisermäntel (A. paphia L.), die honigreichen Blütenköpfe der Sumpf-Kratz- distel (Cirsium palustre Scop.). Als echte Gesellschaftsfalter lassen sie den schwächeren Nachbarn kaum ein Plätzchen übrig; be- sonders feurig strahlt das Kleid der Männchen, während bisweilen einzelne Weibchen (var. valesina Esp.) durch ihre grünlich schim- mernde Pracht auffallen. Nicht minder paradieren unsere weit verbreiteten Vanessa- Arten: ‘der flüchtige Admiral (V. atalanta L.) beim Erlengezweigs und an der saftigen Wunde der Birke der große Fuchs (V. poly- chloros L.) nebst dem sammetbraunen Trauer- mantel (V. antiopa L.), jenem Weltbürger, der zugleich im fernen Nordamerika heimisch ist. Um das zitternde Laub über uns spielt ein scheues Pärchen des großen Eisvogels (Limenitis populi L.), obgleich seine kleineren Verwandten (L. sibylla L.) die blumige Niederung vorziehen. Letztere bildet über- haupt das Gebiet der farbenprächtigsten Kleinwesen. Dort, wo die purpurnen Blüten- quirlen des Sumpf-Ziest (Stachys palustris L.) und die gelben Sträuße der Lysimachie (Lysimachia vulgaris L.) hervorragen, gaukeln wunderhübsche Bläulinge (Lycaena Fabr.), rotgoldene Dukatenvögel (Polyommatus vir- gaureae L.), zarte Senfweißlinge (Leucophasia sinapis L.), niedliche Brettspiele (Melanargia . galathea 1L.): samt und sonders reizende Geschöpfchen, bei denen obenein Männchen und Weibchen noch in der Zeichnung variieren. Auch die plumperen Hesperiden fehlen nicht; sie sehen mit ihren lässig hängenden Hinterflügeln spaßig genug aus, wenn sie zwischen den anderen saugend an den Blüten sitzen. Wahrlich, der geschäfts- mäßige Sammler hätte hier ob der reichen Beute sein schönstes Vergnügen; der Natur- freund wiederum bekennt wie der Dichter: „Die Welt ist vollkommen überall, Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual!“ Ihm wäre es frevelnd, mit rauher Hand unnötigerweise die idyllische Ruhe, die Gemütlichkeit der Natur zu stören. Ist es nicht zehnmal erbaulicher, alles, was hier kriecht und fliegt, nach seinen Lebens- gewohnheiten liebevoll zu beobachten? (Schluß folgt.) Über die Postalar--Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Von Ernst Girsehner in Torgau. c) Xanthogramma Schin. Thoraxschüppchen viel Flügel- und schmäler als bei (Fortsetzung aus No. 36.) schmal am unteren Schildehensteg beginnend; beide dunkel gefärbt und dunkel bewimpert. Syrphus, und besonders das letztere sehr | Die Wimpern des Flügelschüppchens kurz tn Er lad a a ha Da ar u ah > na a de a zu RER EN RR \ Br and a a a _ der Schüppchen wie bei Syrphus. & und deutlich voneinander getrennt, die des | Gattung Paragus Ltr. Thoraxschüppchens gegabelt. Plumula kurz, dunkel gefärbt und mit einfachen oder nur undeutlich gegabelten Härchen besetzt. — Unterer Schildehenrand ohne abwärts ge- richtetem Haarkranz oder nur mit einzelnen abwärts gerichteten Haaren besetzt. Unter- gesicht schmal; Backen fehlend. .d) Bacha und Verwandte. Die Gattungen, welche hierher zu stellen sind, zeichnen sich aus durch die nur wenig entwickelte oder fehlende Alula, verhältnismäßig schmale Schüppchen und sehr kurze, einfach behaarte Plumula. Gattung Bacha F. Schüppchen sehr schmal, und namentlich das Thoraxschüppehen sehr wenig entwickelt; dieses am Rande mit sehr wenigen, an der Wurzel gegabelten Haaren besetzt, die meisten Wimpern einfach. Vena spuria deutlich sichtbar bis zur hinteren Querader. Gattung Sphegina Mg. Beide Schüppchen etwas breiter. Thoraxschüppchen mit einigen, sehr deutlich gegabelten Wimper- haaren besetzt (Fig. 19). Vena spuria nur bis zur kleinen Querader deutlich sichtbar. Gattung Ascia Mg. Schüppchen sehr wenig entwickelt, das Thoraxschüppchen eigent- lich nur als Frenulum vorhanden, am Rande mit meist einfachen und nur wenigen, an der äußersten Basis ge- gabelten Haaren besetzt. Plumula und Alula nur rudimentär vorhanden. Vena - spuria nur bis zur kleinen Querader deutlich sichtbar. See Die parasitisch lebenden Pipunculiden stammen wahrscheinlich von Bacha-artigen Syrphiden ab. In der Bildung der Schüppchen und der Flügel, sowie im Habitus gleichen sie am meisten dieser Syrphiden-Gruppe. Nephrocerus bildet einen deutlichen Über- gang zu den Bacha-Arten. e) Chrysotoxcum und Verwandte. Form Flügel nicht gerillt. Fühlerglieder lang gestreckt. - Gattung Ohrysotoxum Mg. Cilien der Squam. . alarıs kurz, etwas breit gedrückt, die der Squam. thoracalis sehr dicht stehend und mehrfach gegabeltl. Plumula lang und wie bei Syrphus deutlich Haumfederartig behaart. — Flügel deutlich gerunzelt; vena spuria bis nahe zum Beugewinkel der Discoidalader sichtbar. Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 987 Plumula sehr klein, einfach behaart. Gattung Psarus Ltr. Plumula nur rudimentär vorhanden. Gattung Callicera Pz. Plumula einfach be- haart. Thoraxschüppchen .am Rande mit sehr dicht stehenden, fein zerschlitzten “Wimpern besetzt, auf der Oberseite aın Schildchenrande ziemlich lang behaart. — Augen bei ©. aenea F. mit dunkler Haar- binde. Die Gattung bildet eigentlich einen besonderen Verwandtschaftskreis, der Be ziehungen einerseits zu Chilosia, anderer- seits zu den Eristalinen hat. f) Milesia und Verwandte. Thorax- schüppchen am Schildchenrande spitz be- ginnend. Flügel deutlich gerillt. Eine deutliche, schief liegende Mediastinalguerader vorhanden (d. i. die Querader, welche die Mediastinalader dicht vor ihrer Mündung mit der Subcostalader verbindet). Hinter- schenkel unten mit einem Zahn. Gattung Milesia Ltr. (crabroniformis Mg. und splendida Rssi.).. Viertes Bauch- segment des Qg am Hinterrande una winkelig ausgeschnitten. Gattung Spilomyia Mg. (diophthalma L. und saltuum F.).. Bildung der Schüppchen "und der Flügelhaut wie bei Milesia Ltr. Charakteristisch ist die weit über die Mündungsstelle des hinteren Astes der Postica verlängerte Analader. Augen hellbräunlich . gelb mit dunkelbraunen, zum Teil in Flecke aufgelösten Längs- binden. e) XylotaMe.undVerwandte. Schüppchen wie bei der vorigen Gruppe. Flügelrillen fehlend. Mediastinalquerader nur bei Pocota und einigen Criorrhinen vorhanden. Es gehören hierher: Gattung Temnostoma St. Farg. u. Serv. (speciosa Rssi., bombylans F., apiformis, vespiformis L.). Die beiden letzten Arten dieser Gattung haben in der Färbung eine gewisse Ähnlichkeit mit den Spilomyia- Arten. Sie sind jedoch in ihrer Organisation von diesen auffallend verschieden. Nicht nur die unbewehrten Hinterschenkel, sondern auch die ungerillten Flügel, die fehlende Mediastinalquerader, sowie die Bildung des Untergesichts und der Charakter der Thoraxzeichnung sind unter- scheidende Merkmale. Die Augen der “ £ 988 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Temnostoma-Arten sind im Leben einfarbig dunkelbraun. Gattung Brachypalpus Mcq. Haarkranz am unteren Schildchenrande vorhanden. Gattung Aylota Mg. Wie vorige Gattung. Gattung Syritta St. Farg. u. Serv. Haar- kranz unter dem Schildchen fehlend. Flügel stark runzelig. Viertes Bauch- segment des d am Hinterrande flach bogenförmig ausgeschnitten. Gattung Myolepta Newm. Haarkranz am Schildchen fehlend. Gattung Criorrhina Meg. Die Arten ruficauda Deg. und berberina FE. haben eine deut- liche Mediastinalquerader und keinen ab- wärts gerichteten Haarkranz am hinteren Schildchenrande. Cr. asilica Fl. und Brebissonii Meg. fehlt die genannte Quer- ader, aber der abwärts gerichtete Haar- kranz des Schildchens ist vorhanden. Einen Übergang zu den beiden Gruppen bildet Or. oxyacanthae Mg. — Cr. fallax L. hat weder die Querader, noch den Haar- kranz. Gattung Pocota St. Farg. u. Serv. Squamula thorac. sehr dicht bewimpert. Haarkranz am Schildehen und die Mediastinalquerader vorhanden. h) Sericomyia Mg. und Verwandte. | die Flügel am Spitzen- und Hinterrandsaum gerilt. Thoraxschüppchen ziemlich spitz am Schildchensteg beginnend. Plumula verhältnismäßig kurz, einfach behaart. Gattung Sericomyia Mg. Wimpern am Thoraxschüppchen sehr dicht stehend, fächerartig fein zerteilt, die einzelnen Fächer kurzstielig. Mediastinalquerader fehlend. Gattung Arctophila Schin. Membran beider Schüppchen dunkel, bei bombiformis Fl. dunkel, bei mussitans F. hell bewimpert. Wimpern des Thoraxschüppchens bei bombiformis ziemlich stark, die einzelnen Haarfächer langstielig. Mediastinalquerader fehlend oder nur als Beule vorhanden. i) Eristalis und Verwandte. Flügel- schüppchen am Rande breit schuppenartig behaart; Thoraxschüppchen an der Schildchen- seite in der Regel breit und hier beulen- oder blasenartig aufgetrieben, mit langen, verschieden gestalteten Fächer- oder Gabel- haaren am Rande besetzt (Fig. 17). Flügel deutlich gerillt. I. Gattungen mit geschlossener Subecostalzelle. Gattung Eristalis. Die blasenartige Erhöhung des Thoraxschüppchens bei allen Formen vorhanden. Mediastinalguerader bei allen Arten deutlich. Haarkranz unter dem Schildehen vorhanden. Die europäischen Eristalis - Arten sind: schon von Rondani (Prod. I, pag. 38) in eine Anzahl Gruppen gebracht worden auf Grund der Beschaffenheit der Fühlerborste und der Stirnbreite der männlichen Tiere. Ich halte beide Merkmale nicht für geeignet, eine natürliche Gruppierung der Eristalis-Arten herbeizuführen. In der Rondani’schen Gattung Eristalis (im engeren Sinne) mit der Type E. similis Fll. (d. i. E. pertinax Scop., 1763) würde z.B. auch E. intricarius L. stehen müssen. Diese Art ist aber offenbar die nächste Ver- wandte von E. apiformis Fll., welche nach Rondanis Diagnosen zu Eristalomyia Bond., also in die Verwandtschaft von E. tenax, gestellt werden müßte. Mit EP. tenax und E. apiformis ist aber E. intricarius viel näher verwandt als mit EZ. pertinax und seinen Verwandten. Ich weise nur hin auf bindenartis auftretende, zweifarbige Behaarung der Augen bei tenax (zwei dunkle Binden), apiformis (eine Binde) und intri- carius (Andeutung einer Binde). Die hintere, untere Augenpartie wie bei allen Bristalis- Arten (namentlich im weiblichen Geschlecht) kahl oder nur sehr zerstreut behaart. Läßt sich nun auch in der eben erwähnten, binden- artig geordneten, dunklen Behaarung der Augen ein Übergang bis zur gleichmäßigen, einfarbigen Behaarung, also bis zur Reihe pertinax, arbustorum etc. erkennen, so ist das in derselben Weise sowohl mit der Behaarung der Fühlerborste, als auch mit der verschiedenen Breite der Stirn der Fall. Die Formenreihe «aeneus, tenax, apiformis, pertinax zeigt einen Übergang von der völlig nackten bis zur lang befiederten Borste ganz deutlich. Es kommt also nur darauf an, festzustellen, welche Merkmale zu einer natürlichen Gruppierung führen. Das scheinen mir aber bei der Gattung Eristalis die von der Behaarung und namentlich auch die von der Färbung der Augenfläche her- geleiteten Merkmale zu sein. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Einen schönen Beweis dafür liefern die beiden Arten aeneus Scop. und sepuleralis Rond. Diese Formen mit ihren gelblich weißen, dunkel gesprenkelten Augen und der dunklen, von den übrigen Eristalis- Arten sehr abweichenden Kerperlärbung ‚gehören offenbar in eine Gruppe. Der sekundäre Geschlechtscharakter in Bezug: auf die verschiedene Breite der Stirn der beiden Arten kommt also gar nicht in Betracht. Es ist mithin die Rondani'sche Gattung Eristalinus, welche nur die eine Art sepuleralis enthält, überflüssig. — Das Flügel- geäder zeigt bei dieser Gruppe auch eine Abweichung von dem der Arten mit dunklen Augen. Es ist nämlich der obere Vorder- winkel der ersten Hinterrandzelle ein rechter, während er bei den Verwandten von arbus- torum und tenax ein spitzer ist; sodann ist die vena spuria sehr undeutlich und bei manchen Individuen kaum chitinisiert. Daß das Weibchen von aeneus ganz nackte Augen hat, wurde schon von Zetterstedt erwähnt (Dipt. scand., page. 664). Den von Herrn Mik für diese Artengruppe gewählten Namen Lathyrophthalmus finde ich sehr bezeichnend (vergl. „Wiener Eintomologische Zeitung“, Jahrg. XVI, pag. 115. Der an dieser Stelle aufrecht erhaltene Name Eristalinus Rd. muß jedoch, wie oben erwähnt, eingezogen werden). Die von Herrn Mik errichtete Arten- - Gruppe (nicht Gattung!) Eristalodes (l. c., p. 114) halte ich ebenfalls für berechtist, denn die Augenfärbung ist auch hier der maßgebende Charakter. Es ist übrigens auch bei Eristalis (Eristalodes) taeniopus Wied. das Flügelgeäder etwas abweichend, denn der obere Vorderwinkel der ersten Hinterrandzelle ist ein stumpfer, fast wie 589 bei der Gattung Merodon. Die Behaarung der Augen ist sehr kurz und beim 3 nur auf die größeren Facetten der Augenfläche beschränkt. Eine Übersicht der europäischen Arten- Gruppen der Gattung Eristalis würde sich nach obiger Auseinandersetzung in folgender Weise darstellen lassen: A. Augen dunkelbraun, mit ein- oder zwei- farbiger Behaarung. Oberer Vorder- winkel der Discoidalzelle ein spitzer. Flügel auf der Mitte mit einem mehr oder weniger deutlichen, braunen Schatten um die Adern. a) Die dunkle Behaarung der Augen in eine oder zwei Binden geordnet; meist pelzig behaarte Arten. 1. Subgenus Eristalomyia "ı (tenax, intricarius, apiformis, anthophorinus). b) Augen ohne dunkle Haarbinden. 2. Subgenus Kristalis (arbustorum, pertinax, alpinus etc.) B. Augen hell bräunlich gelb, dunkel ge- zeichnet. KRückenschild mit Längs- striemen. Flügel auf der Mitte ohne braune Trübung. a) Augen dunkelbraun gesprenkelt, beim g die obere Hälfte in der Regel ein- farbig. Oberer Vorderwinkel der ersten Hinterrandzelle ein rechter. 3. Subgenus Lathyrophthalmus (aeneus, sepulcralis). b) Augen mitfünf dunkelbraunen Binden. Oberer Vorderwinkel der ersten Hinter- randzelle ein stumpfer. 4. Subgenus Eristalodes (taeniopus). (Fortsetzung folst.) Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 63. Stigma blaßB gelbbraun, von ziemlich dicken, dunkelbraunen Adern eingefaßt. Fühler unten und an der Spitze rötlich. Mesonotum fein und zerstreut punktiert. Hinterleib stark punktiert mit schwachen Höckern; Bohrer kaum so lang als der| 0. Schmiedeknecht. (Fortsetzung aus No. 35.) halbe Hinterleib. Hinterschienen fast einfarbig rot. Nervellus in der Mitte gebrochen. Länge 11 mm. g unbekannt. Schweiz. eineticarpus Kriechb. (Mitt. Schweiz. Ent. Ges., IX, 5.) 590 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Stigma braun, an der Basis weißlich. Mitte gebrochen. Luftlöcher des Meta- Vorderschenkel unten ausgeschnitten. thorax klein und rund; Fußklauen am 64. Der P. detrita sehr ähnlich, aber fast größer, das fünfte Tarsenglied nicht länger als das dritte (bei detrita dagegen länger), die Einschnürung am Endrande der Segmente breiter; beim g Schaft und Hüften schwarz. nigrieans ©. G. Thoms. (Opusc. Ent., VIII, p. 754.) Beine rot, die vordersten Hüften ganz oder zum Teil braun. Stigma braun, an der Basis weißlich; Nervellus fast in der Mitte gebrochen. Hinterleib mit schwachen Höckern. Bohrer so lang wie der halbe Hinterleib oder noch etwas kürzer. Kopf hinter den Augen wenig verschmälert, glatt und glänzend. Fühler wenig länger als Kopf und Thorax. Mesonotum fein und seicht punktiert, der Metathorax glatt mit feinen Längs- leisten. Hinterleib grob punktiert, gegen das Ende feimer, das erste Segment deutlich länger als hinten breit. Die hintersten Schienen gelblich, am Ende und hinter der Basis gebräunt, auch die Tarsenglieder an der Spitze verdunkelt. Flügel gelblich getrübt. -— Das g gehört mit zu der Gruppe, bei welcher die Unterseite des Vorderschenkels deutliche Ausrandung zeigt (Untergattung Scambus), und zeichnet sich von den verwandten Arten aus durch den gedrungenen Hinter- leib. Man vergleiche die Angaben in der Bestimmungstabelle für die g. Länge 7—9 mm. Eine der häufigsten Arten in fast: ganz Europa. detrita Holmgr. (P. gravenhorslii Taschbg. partim. P. gra- | minellae Grav. partim.) Die vordersten Schenkel und Hüften gelbrot, die Trochanteren, Schenkelspitzen und Schienen gelblich, die letztere mit einem bräunlichen Punkte oder Halbring außen hinter der helleren Basis, ebenso an der Spitze gebräunt. Stigma rötlich. Hinterleib mit starken Höckern; Bohrer von #3 Hinterleibslänge. Fühlergeißel unten und an der Spitze durchaus rostrot. Kopf hinter den Augen kaum ver- schmälert. Thorax ziemlich glatt und glänzend. Flügel groß und breit, Areola klein, etwas gestielt; Nervellus unter der minellae Rtzb. Grunde gezahnt. — Das g, das allein Gravenhorst bekannt war, hat einfache Vorderschenkel. Olypeus, Unterseite des Schaftes und Vorderbeine gelblich weiß, Schenkel mehr rötlich; die hintersten Hüften rötlich gelb, an der Basis schwarz, Schenkel rötlich, am Ende dunkel; Schienen weißlich, am Ende und hinter der Basis gebräunt, ebenso die Spitzen der Tarsenglieder. Länge 8—10 mm. Mittleres Europa; selten. Die Art ist am ausführlichsten beschrieben von Tschek in Schriften d. Wien. Zool.- Bot. Ges., 1871, p. 38. pietipes Grav. (P. gravenhorstii Taschbg. partim. P. gra- P. ratzeburgii Kriechb., Ent. Nachr., 1887, p. 84.) 65. Unter den Fühlern ein gelber Doppel- 66. fleck. Schwarz, außer dem Gesichtsfleck ein Punkt vor den Flügeln und die Tegulä gelb. Beine gedrungen, rotgelb, die hintersten Schienen am Ende schwärzlich, meist auch ein Makel hinter der Basıs; die hintersten Tarsen schwärzlich. Flügel deutlich getrübt mit schwärzlichem Stigma, Nervellus etwas unter der Mitte gebrochen. Kopf und Thorax ziemlich glatt und glänzend. Metathorax mit schwachen Kielen, der hintere Raum poliert. Hinter- leib grob punktiert, das erste Segment ungefähr so lang wie breit, mit deutlichen Kielen, Bohrer von Hinterleibslänge. — Beim & die Vorderschenkel stark ver- breitert, Gesicht viereckig, gelb, Fühler- basis unten und Linien vor der Flügel- basis gelb. Hinterschienen und Tarsen gelblich weiß, die ersteren mit schwarzer Spitze. Länge 10 mm. Mittleres Europa; überall selten. didyma Grav. Unter den Fühlern kein gelber Doppel- fleck. 66. Stigma schwärzlich mit heller Basis. Beine einfarbig hellrot, Vorderhüften schwarz. Thorax ohne alle Skulptur. Bohrer etwa von Hinterleibslänge. — In Größe und Gestalt sehr ähnlich der P. brevicornis, außer den angegebenen Merkmalen als Unterschied noch zu er- wähnen die helleren Flügel und längeren FF Fühler. — England. Aus Ephippiphora scutulana gezogen. g unbekannt. similis Bridgm. (Trans. Ent. Soc. Lond., 1884, p. 433.) Stigma hell oder Beine anders ge- zeichnet. Thorax mehr oder weniger punktiert. 67. 67. Kopf groß und aufgetrieben, breiter als der Thorax, hinter den Augen etwas erweitert und gerundet. Die Nebenaugen stehen auf einem vom übrigen Scheitel rings durch eine tiefe Furche gesonderten Raume. Fühler von halber Körperlänge. Der P. brevicornis ähnlich, aber größer und durch die Form des Kopfes leicht zu unterscheiden. Eine Furche geht vom vorderen Nebenauge durch die Stirn und setzt sich auch nach hinten fort. Luftlöcher des Metathorax klein und rund. Beine rot, die hintersten Schienen innen rot, außen weißlich, die Spitze und ein Fleck hinter der Basis braun; die - Tarsen rötlich braun, die Basis der Glieder hell. Flügel gelblich getrübt, Tegulä und Schulterbeulen gelb, Stigma rötlich gelb; Nervellus unter der Mitte gebrochen. Hinterleib grob und tief Bunte Blätter. 591 punktiert, die breiten Endränder glatt; Bohrer von Hinterleibslänge. Länge 8 bisllmm. g unbekannt. Mittleres Europa, selten. ventricosa Tschek. (Wien. Zool.-Bot. Ges., 1871, p. 40.) Kopf schmaler oder höchstens so breit wie der Thorax, hinter den Augen nicht erweitert. Nebenaugen auf keinem scharf abgegrenzten Raume. 68. 68. Das erste Segment sehr kurz, beiderseits dicht und grob punktiert. Beine rot, Hüften und Basis der Trochanteren schwarz, selten die hintersten Hüften rot. Beim g Fühlerschaft. und Lippen- taster schwarz. Von P. inquisitor ver- schieden durch Farbe der Hüften, von P. brevicornis durch die Beschaffenheit des ersten Segments. Nach Thomson in Schweden. nigriscaposa ©. G. Thoms. Opusc. Ent., VIII, p. 755.) Das erste Segment länger. Hüften, besonders die Vorderhüften, fast stets rot. Beim & die Unterseite des Schaftes und die ganzen Taster gelb. 69. (Fortsetzung folst.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. V. Im ferneren hat das weiterhin bekannte Naturhistorische Institut „Linnaea“, Berlin, die Ausstellung beschickt. Ihre Präparate zeichnen sich weniger durch Reich- haltigkeit und Originalität aus; die Sauberkeit derselben aber mag; jener Lehrmittelhandlung zur Empfehlung dienen. Unter den zehn Kästen großen Formats bieten zwei „Landwirtschaftlich schädliche Insekten“. Es sind im ersteren die hierher ‚gehörigen, meist gesehenen Falter vorgeführt — teils allerdings Arten, welche noch nie schäd- lich aufgetreten sind (Pap. machaon u.a.) —, und zwar in der Regel mit ihren Raupen, oft mit den entsprechenden typischen Eigelegen, Kokons und Puppen, vereinzelt auch mit Fraßstücken (Coss. ligniperda u. a.). gepreßten Pflanzen, welche auch hier zur Verwendung gelangten, stören sehr. Der folgende Kasten enthält im wesentlichen Käfer, zum großen Teil ohne biologische Beziehungen. Wir bemerken nur: Eumolpus vitis mit Fraß, Scolytus rugulosus und pruni (Pflaume, Apfel), Rehynchites betuleti mit gerollten Blättern, auch die Eriocampa adumbrata mit Larve an Birn- blättern und andere Hymenopteren. Die nächsten Kästen, ebenfalls zwei, sollen einen Einblick in das Reich der forst- wirtschaftlichenSchädlinge gewähren, zunächst des Laubholzes, dann derjenigen des Nadel- holzes. Die Darbietung ist hier eine fast aus- schließlich systematische (Sörex-Bohrgänge!); sieumfaßtVertreter möglichst aller Ordnungen. Der letztere Kasten zeigt übrigens auch einige Schlupfwespen. Demselben Gebiete sind jedoch noch fünf weitere Kästen gewidmet, aber in mehr biologischer Behandlung, eine teilweise Er- gänzung also zu den vorigen Zusammen- stellungen. Der Natur der Einteilung gemäß begegnen wir hier manchen Arten zum drittenmal. Den Käfern, bei welchen leider Die Hach ° 592 Bunte Blätter. nicht die Art ihres Schadens angegeben wurde, ohne daß Biologie oder Fraß, von wenigen Species abgesehen, Aufschluß geben könnten, reihen sich die Falter, ebenfalls in größerer Artzahl (vielleicht gegen 100 Species), erfreulicherweise aber mehr biologischer Aus- führung, an, die allerdings meist nur in dem Beistecken der Raupe besteht. Recht hübsch ist hier ein Winternest von Porth. chrysorrhoea. Den Schaden von Pan. piniperda erläutern mehrere vorzügliche photographische Auf- nahmen aus dem Cobbelsdorfer Forstrevier vom Juli 1895. Des weiteren werden noch in größerer Anzahl Käfer-Fraßstücke in jenen Kästen geboten. Wenn ich auch im allgemeinen den frei aufgestellten, größeren Stücken den Vorzug gebe, erkenne ich gerne an, daß auch diese kleineren, sonst sehr sauberen Fraß-Präparate von höchstens 10X10 cm Fläche, dank einer schätzenswerten Geschicklichkeit in der Aus- wahl derselben, ein klares Bild der charak- teristischen Fraßgänge vorzüglich ermöglichen und besonders vergleichender Betrachtung günstig erscheinen. Wir finden Lyetus, Hylesinus, Oryptorrhynchus, Scolytus, Bostrychus, Crypturgus, Tetropium, Xyloterus, Hwylobius, Cerambyx, Anthaxia, Pissodes, Hylasies, Hylurgus in teils recht bemerkenswerter Artzahl, wenn auch ausschließlich in Fraßstücken, vertreten. Der Kasten 10 bringt anschließend eine Zusammenstellung nützlicher Insekten, in rein systematischer Darbietung, auch ohne jede nähere Angabe über die Art des Nutzens. Ich möchte dem Einteilungsprinzip im allgemeinen wohl zustimmen, vermisse aber dann eine getrennte Abteilung für Gartenbau- Schädlinge. Leider ist übrigens das Anordnen der Kästen nicht gemäß dem Grundgedanken derselben erfolgt. Die Präparation des ein- zelnen ist gewiß eine gute; etwas Inter- Art beschäftigt, deren Güte auch in weiteren Kreisen Freunde erworben hat. Ihr ist die bronzene Medaille zugesprochen worden. Sehr erfreut hat mich im weiteren die von Herrn L. Sorhagen, Hamburg, dem geschätzten Beobachter der Micro-Lepidoptera, beschickte Ausstellung „Schädlicher Klein- schmetterlinge“. Es ist das Ergebnis des Fleißes eines ganzen Menschenlebens, welches der Verfasser in einer größeren Anzahl von Tafeln niederlegte, von denen eine Reihe mit einschlägigen Arten vorgeführt werden. Die Sauberkeit der Ausführung ist ebenso be- wunderungswürdig wie die Genauigkeit der Beobachtung und die große Anzahl der im Laufe der Jahre untersuchten Arten, deren jede auf einer Tafel behandelt ist. Diese bietet eine prägnante Darstellung des Fraßes an oder in der Futterpflanze, den Falter mit seinen oft verwickeltsten Farben- und Zeichnungsverhältnissen und größtenteils auch die Raupe sehr oft vergrößert. Textlich erscheint dann die Biologie der Art in knapper Form, mit bestimmten Daten der Ent- wickelung u. s. w. hinzugefügt. Ich würde es höchst begrüßen, wenn diese Arbeit von dem Autor möglichst bald abgeschlossen und der Öffentlichkeit über- geben würde. Zwar werden die Kosten der Tafeln hohe sein, aber was vor 30 Jahren und mehr, als das unübertreffliche Stainton’sche Werk über „Tineen“ erschien, möglich war, sollte auch jetzt geschehen können! Finden sich Abnehmer für Neu-Auflagen des Hübner’schen Werkes über „Exoten“, dessen Wert ein rein systematischer und auch dort kein vielseitiger genannt werden muß, so wird es gewiß mehr Entomologen geben, die auf ein Werk abonnieren werden, welches ihnen nicht einzig eine Fülle allerdings wunderbarster, aber toter Falterformen, sondern gleichzeitig einen essanteres aber, Außergewöhnliches, habe ich | Einblick in die Lebensweise dieser Tierchen kaum gesehen. Außerdem sind von derselben Seite noch eine Anzahl Biologien in Spiritus ausgestellt: Apis mellifica in bekannterer Aufstellung (jedes Einzelpräparat in einer Art „Desinfektions- gläschen“ für sich im: Hauptglase!), Vespa crabro, ein ausgezeichnetes Präparat von Cimbex variabilis, enthaltend Eier, vier Larven verschiedener Größe, Puppe, Kokon, ent- wickeltes Imago, Schmarotzer, Spilocryptus cimbiceus (Larve, Puppe, $, © zeigend, ähnlich manchen der anderen Stücke), Holocremna hyalinata, beides schöne Präparate, Termes fatalis, Ergates faber, Cetonia speciosissima, Melolontha vulgaris, Gryllotalpa nigra und mehr. Diese Biologien haben mir im allgemeinen gut gefallen, wie ich überhaupt die Präparation des von der „Linnaea“ Ausgestellten eine durch- aus gute nenne. Vergleichsweise mit dem sonst Gebotenen ist es aber etwas dürftig, besonders fehlen Sachen, die nicht überall zu sehen sind. Dies schreibe ich aber teils dem Umstande zu, daß die „Linnaea“ sich mit der Herstellung von Lehrmitteln aller bietet, der des Wunderbaren Unendliches enthält! Die mühsame Arbeit ist es wert, in dieser Weise gekrönt zu werden! Die Arten wurden für die Ausstellung nach der Futterpflanze geordnet. Für die Vollständigkeit des Beobachtungsmaterials legst das Gebrachte ein beredtes Zeugnis ab, Als Rosenschädlinge sehen wir: Enem. rhodo- dactylus, Tortr. bergmanniana, gnomana, Penth. ochroleucana, Graph. tenebrosana, Coleoph. gry- phipennella, Tisch. angusticollella, Nept. anomalella, centifoliella, laticuniculella, angulifasciella, bru- niella; an der Eiche sind 22, an Prinus 20 Arten schädlicher Kleinschmetterlinge vor- geführt, u. s. w. Mir ist diese Darbietung der ento- mologischen Abteilung besonders sehenswert gewesen, eine Darbietung, deren Wert auch von anderer Seite durch Verleihen der silbernen Medaille und einer Prämie von 300 Mk. mit Recht anerkannt worden ist. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Photographische Darstellung des Flügelgeäders der Schmetterlinge. 593 Photographische Darstellung des Flügelgeäders der Schmetterlinge. Von A. Radcliffe Grote A. M, (Mit einer photolithographischen Tafel.) In Band XXVILI der : „Canadian Entomologist“, auf Seite 109 hat Herr J. Alston Moffat darauf Bezug genommen, daß ich zuerst vor etwa 23 Jahren photographische Tafeln von Schmetterlingen veröffentlicht habe. Seit 1874 bis 1876, in welchen Jahren meine ersten, durch Photographie hergestellten Tafeln erschienen, hat die Lichtbildkunst durch die neuere Reproduktionstechnik bedeutende Fort- schritte zu verzeichnen. In ihrer Anwendung auf die Schmetter- linge hat die Photographie den Nachteil, wenigstens zur Zeit, die wundervollen Farben nicht wiedergeben zu können. Jedoch liefern ihre neutralen Töne ein so genaues Bild von Form und Zeichnung, daß wir zur Erkennung die Wiedergabe der Farben entbehren können. Zur Darstellung anatomischer Präparate, wie z. B. der kleinere Präparate empfiehlt es sich, das- selbe bedeutend zu vergrößern. Je reiner und je durchsichtiger das Original-Präparat ist, desto schöner und vor allen Dingen schärfer wird das Bild. Diese auf solche Weise erhaltenen Bilder kann man zu den verschiedensten Reproduktionsverfahren ge- brauchen. Das einfachste ist, dieselben in Strichmanier, wie z. B. Zinkographie und Photolithographie, auszuführen. Man macht zu diesem Zwecke von dem erhaltenen Negativ einen schwachen Abzug, so daß nur die Rippen zum Vorschein kommen, möglichst auf weißem Papier. Es bleibt dann nur nötig, mit chinesischer Tusche die Rippen, Umrisse und was sonst noch auf dem Bilde hervortreten soll, äußerst genau und sorgfältis nachzuziehen. Dieses so‘ ausgeführte Bild kann nun von jeder photographischen Reproduktions-Anstalt zu Rippenbildung der Flügel, eignet sich ganz | Illustrationen verwendet werden. besonders das photographische Verfahren. | Die Klage des Herrn Dr. Stein vom Jahre 1877: „Obwohl in der Wissen- schaft den verschiedensten bildlichen Dar- stellungsmethoden eine minutiöse Aufmerk- samkeit geschenkt wird, ist eines der ‚wichtigsten technischen Kunstfächer, die Photographie, auf keiner Universität, auf nur wenigen polytechnischen Lehranstalten heimisch, sie wird fast nirgends eingehender betrieben“ — ist nun ım Laufe der Zeit doch mehr oder weniger hinfällig geworden. Bestehen bleiben folgende Worte des- selben Gelehrten: „Die Leistungsfähigkeit der Photographie für die Forschung ist so -mannisfach und unerschöpflich, das Ge- schaffene so vielseitig und bedeutend, die einschlägige Thätigkeit so fesselnd und lohnend, daß es wohl nur einer ernsten Anregung bedarf, um zum weiteren Ausbau jenes ersiebigen Feldes wissenschaftlicher Arbeit aufzumuntern.“ Um Aufnahmen von Flügelgeäder zu er- zielen, ist es nötig, daß dasselbe in der Durchsicht photographiert wird. Für Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. In meinen Studien habe ich mich an die photographische Kunstanstalt F. H. Bödeker in Hildesheim sewandt, und ist dieselbe meinen Wünschen in der technischen Aus- arbeitung sehr gerecht geworden. Um den Unterschied in Bezug auf Genauigkeit zwischen photographischer Aufnahme und gewöhnlicher Zeichnung klar zu legen, er- laube ich mir, auf beigefügte Tafel hin- zuweisen. In den „Transactions“ des Entomologischen Vereins zu London, England*), hat Herr E. Meyrick einen Aufsatz über die Geometriden mit einer Tafel veröffentlicht, welche die Rippenbildung darstellt. Es be- finden sich auf dieser Tafel fünf Zeich- nungen von Oberflügeln. Zum Vergleich habe ich die mit „5“ numerierte (Pseudo- panthera [olim Venilia] macularia L.) ge- wählt (Fig. 1). Ich füge nun eine photo- graphische Abbildung des Oberflügels des- selben Tieres bei (Fig. 2). Der besseren Übersicht wegen habe ich den Flügel in *) Trans. Ent. Soc. Lond., 1892. — Part I (March), pp 53—140. No. 58. 1897. 594 derselben Größe wie die Meyrick’sche Zeichnung beigegeben. Es wird nicht schwer fallen, die Unterschiede der beiden Figuren herauszufinden. Zuerst fehlt auf meiner Photographie die durch Herrn Meyrick eingezeichnete, kurze Rippe am Innenrande, welche auf allen seinen fünf Zeichnungen vorhanden ist. Trotz einer genauen Untersuchung war es mir nicht möglich, dieselbe in dem Original-Präparat zu entdecken; auch fehlt diese Rippe bei sämtlichen Präparaten von Geometriden- Flügeln, die ich hier photographisch wieder- gebe.*) Das Vorhandensein einer zweiten Rippe bei den Geometriden an dieser Stelle wäre von wissenschaftlicher Bedeutung, und diese fragliche Rippe wäre nach dem neuen System mit IX zu bezeichnen. Die darüber stehende, kurze Rippe VIII verbindet sich hakenförmig mit Rippe VII. In der Meyrick’schen Figur wird sie als punktierte Linie angegeben. Eine punktierte Linie bringst man jedoch nur da in Anwendung, wo es sich um eine Falte oder Narbe handelt. In Wirklichkeit ist die Rippe VIII bei macularia wie bei allen anderen Spannern, die ich bis jetzt untersucht habe, als eine vollkommene, hohle Rippe vorhanden. In- dem ich mich auf die Richtigkeit der Meyrick’schen Abbildungen in dieser Be- ziehung früher verlassen hatte, nahm ich bei den Geometriden Rippe VII als Narbe und Rippe IX als voll entwickelte Rippe an. Jedoch handelt es sich nicht nur um die Aufzeichnung einer einzelnen überzähligen Rippe, wie solche z. B. bei Spuler**) zu *) Diese Rippe fehlt auch bei einer Anzahl der Meyrick’schen Zeichnungen im „Hand- book“. "#) Zur Phylogenie und Öntogenie des Flügelgeäders der Schmetterlinge. Leipzig, 1892. Tafel XXV, Fig. 23a. P. brassicae (Imago). Photographische Darstellung des Flügelgeäders der Schmetterlinge. finden ist, sondern um eine von Grund aus unrichtige Darstellung des Flügels. Auf beigegebener Tafel stellt die Figur 3 die beiden Flügel von macularia in doppelter natürlicher Größe dar, wobei die Rippen nach dem System Redtenbacher-Comstock bezeichnet sind. Wenn wir nun diese Numerierung bei der Meyrick’schen Zeich- nung (auf der Tafel No. 1) anwenden, so sehen wir, daß die Verschmelzung der Rippen II und III, eine viel ausgedehntere ist, wie durch die Photographie wieder- gegeben wird. Ferner ist der Abstand der Rippe III, vom Radius ein viel zu gleich- mäßiger. Der Radius selbst ist unrichtig gezeichnet, und es scheint, als ob Herr Meyrick denselben bloß als die obere Ein- schließung der Mittelzelle behandelt hat, anstatt diese Rippe als eine selbständige und Hauptrippe des Flügels zu betrachten. Ebenfalls ist die Querader nicht gebogen und zurückgebildet dargestellt, wie sie in Wirklichkeit ist, und schließlich ist der Abstand der Rippen voneinander ein ungenauer, was sich besonders bei den Rippen IV, bis V, bemerkbar macht. Da es bei einer Untersuchung der Specialisierung des KRippenverlaufes besonders auf die hier besprochenen Punkte ankommt, erweisen sich die Meyrick’schen Zeichnungen zu genaueren Studien als unbrauchbar. Es erstreckt sich dieses Ergebnis auf solche Figuren der Rippenbildung im Meyrick’schen „Handbook“, die ich bisher zu vergleichen Gelegenheit gehabt habe.“) Solche fehler- hafte Abbildungen werden aber durch die photographische Prozedur vermieden. *) Man vergleiche z. B. die Figuren bei Meyrick von edusa oder adippe mit denen von verwandten Arten, welche in den Mitteilungen aus dem Römer-Mus. No. 8, Februar 1897, ent- halten sind. Erklärung der Tafel (Rippenbildung). Fig. 1: Vorderflügel von Pseudopanthera macularia nach E. Meyrick. Photographische Reproduktion einer Zeichnung desselben, in den Trans. Ent. Soc, London, 1892, Pl: III, Fig. 5. Fig. 2: Vorderflügel von Pseudopanthera macularia, nach der Natur photographisch auf- genommen, in derselben Größe wie die vor- hergehende Figur. | Untersuchung dieser Organe ankommt. Fig. 3: Vorder- und Hinterflügel von Pseudopanthera macularia. Diese und die folgenden Figuren stellen die Flügel in doppelter natürlicher Größe dar und sind auf photographischem Wege gewonnen. Auf den Hinterflügeln sind die Haftborsten weg- gelassen, da es hier nicht auf eine specielle Die - N a = Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 595 dem verbesserten System be- zeichnet. III = Radialrippen; IV — Median- rippen; V = QOubitalrippen. Fig. 4: Vorder- und Hinterflügel von alle nach Rippen sind Redtenbacher - Comstock’schen Rheumaptera hastata. Fig. 5: Vorder- und Hinterflügel von ; Amphidasys betularia. Fig. 6: Vorder- und Hinterflügel von Hemipyrrha melanaria. Nach Hofmann, Schmetterlinge Europas, Seite 168, II. Aufl., wird die Gattung Rhyparia für melanaria angenommen. Wie ich in den Proe. Ent. Soc.. London, Seite XV, Part 1, 1896, nachgewiesen habe, ist aber Rhyparia für purpurea und zerah, Hübner, Verzeichnis Seite 183, vergeben. Infolgedessen tritt für melanaria der Gattungs- name Hemipyrrha ein. ' Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Von Dr. med. E. Fischer in Zürich. (Mit einer Tafel.) NE 2. Vanessa pbolychloros L. und aberratio testudo Esp. Über die ersten, mittels intermittierender Temperaturen mit polychloros angestellten Experimente wolle man in meiner Schrift: „Neue experimentelle Untersuchungen und Betrachtungen über Wesen und Ursache der Aberrationen ete.“, pag. 17, 34 und 56 ver- gleichen. Vanessa polychloros L. wurde in ganz ' ähnlicher Weise zum Experiment verwendet wie die im zweiten Teil besprochene urticae, und verweise ich auch auf das dort im allgemeinen Gesagte. Die Reaktion auf die tiefen Kältegrade (bis — 3° ©.) ist eine den urticae sehr nahe stehende; es resultiert große Ähnlichkeit aufweist, und es treten auch unter dieser Aberration als ganz ver- einzelte Fälle Formen auf, die von der Entwickelungsrichtung der aberr. testudo abspringen, wie wir dies bei ichnusoides beispielsweise in Fig. 7 wahrnehmen konnten. Es giebt also vereinzelte Individuen, die auf die tiefen Kälteorade anders „reagieren“, als es der Regel entspricht; dies dürfte auch bei Fig. 11 der Fall sein, sofern man die Hinterflügel in Betracht zieht. Wie aus den folgenden Versuchen er- hell, wurde auch bei dieser Species die Expositionszeit zu verkürzen gesucht und eine aberrative Schmetterlinesform, die aberr. mit annähernd demselben guten Erfolge testudo Esp., die mit aberr. ichnusoides de Selys | wie bei urticae. Kälte-Experimente mit Vanessa polychloros L. Erster Versuch: 10 Puppen circa 14 Stunden alt, dreimal täglich auf — 3°C. abgekühlt. Nach 14 Tagen wurden sie aus dem Eisbehälter entfernt, zwei Tage im Keller bei + 15° ©. gehalten, hierauf in Zimmertemperatur (ca. + 22° C.) gebracht, woselbst nach zwei Tagen 3 Puppen zu Grunde gingen. Es schlüpften nach zehn Tagen aus den übrigen 7 Puppen: 3 der normalen polychloros ähnliche Stücke, die braune Grundfarbe war aber viel gesättister, die schwarzen Flecke im Mittelfeld der Vorderflügel sehr groß; die Unterseite auffallend dunkler, die Zeichnung aber unverändert. 2 Falter schlüpften nicht sanz aus der dunklen, klebrigen Flüssigkeit, die die Flügel bedeckte, nicht genau ermittelt werden. 1 Puppe ergab eine den Übergangs- formen zu aberr. testudo zuzurechnende (in Fig. 11 abgebildete) Form, denn‘die Adern zwischen dem zweiten und dritten schwarzen Costallleck der Vorderflügel sind schwarz bestäubt und verbinden dadurch diese beiden Flecke miteinander, der Apex der Vorder- flügel weist vermehrtes Gelb auf, die beiden Mittelflecke sind stark verkleinert, besonders auf der linken Seite kaum noch angedeutet. Die Hinterflügel besitzen als Grundfarbe ein sehr fahles Gelbbraun; von den blauen Randflecken ist keine Spur mehr vorhanden, und selbst die sonst an ihre Stelle tretenden Puppe; die Färbung konnte wegen einer |schwarzen Keile sind in reducierter Form 596 nur gegen den Innenwinkel hin noch in nennenswerter Weise ausgesprochen. Was dieser Form eine besondere Eigen- tümlichkeit verleiht und sie als eine vom Entwickelungsgang der testudo abspringende Form kennzeichnet, ist das Verschwinden des schwarzen Wurzelfleckes der Hinterflügel und das Fehlen der apicalen Schwärzung. Die Unterseite dagegen entspricht Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Gegensatz zum vorigen auf den Hinterflügeln absolut keine Spur von Blau mehr zeigte; die gelbe Farbe hat überall an Ausdehnung gewonnen; es entsprechen die in Fig. 10 sichtbaren, hellen Randflecke nicht den blauen von Fig. 9, sondern sind vollkommen gelb, und sind bloß die vergrößerten gelbe Flecke, die bei der Normalform hinter den blauen gelegen sind. Diese Form bildet wieder völlig derjenigen einer typischen |also einen Übergang zu aberr. testudo Esp. aberr. testudo, ist also dunkler als bei polychloros, eintönig, die bronzegrünlichen Randflecke nur noch zum geringen Teil vor- handen. Auffallend ist, daß dieses Stück sowohl ober- als unterseits asymmetrisch ge- zeichnet ist, indem die linke Seite stärkere Veränderungen zeigt als die rechte. Der gleichen Puppenserie entstammten ferner: 1 Falter, der eine dunkelbraune, aber dabei sehr lebhafte Grundfarbe und einen verschmälerten, schwarzen Saum hatte; der zweite und dritte schwarze Oostalfleck nur durch eine einzige schwarze Ader verbunden, von den blauen Randflecken kaum noch Spuren; der schwarze Wurzelfleck der Hinter- flügel verkleinert, aber intensiv gefärbt. 1 Exemplar, als letztes, das der normalen Form durchaus entsprach. Zweiter Versuch: 16 Puppen acht bis zwölf Stunden alt, sechs Stunden in Keller- temperatur (4 14° C.), dann sechs Stunden auf Eis (allmähliche Abkühlung bis auf 0° C.) und hjerauf Erniedrisung auf — 3°C. Täg- lich nur zweimal auf — 3° C., im ganzen zehnmal abgekühlt. Die Puppen .wurden hierauf noch zwei Tage im Keller gelassen und dann ins Zimmer gebracht. Hier ver- färbten sich 5 Puppen in wenigen Stunden rotbraun und entwickelten sich nicht weiter. Die übrigen 11 Puppen ergaben nach 10 Tagen: 1 der Normalform nahe kommendes (in Fig. 9 abgebildetes) Stück, bei dem die blauen Flecke der Hinterflügel außer- ordentlich groß, pfeilspitzenförmig ausgezogen und sehr intensiv dunkelblau gefärbt sind, so daß sich dieser Falter hierin auffallend von der Norm unterscheidet und zu jenen gehört, die bei 0° oder über 0° C. gelegenen Temperaturen gezogen werden. 1 zur gleichen Stunde geschlüpftes (in Fig. 10 wiedergegebenes) Stück, das im 3 zwischen diesen beiden genannten stehende Stücke; also auf den Vorderflügeln fast ganz normal, bloß der Apex etwas mehr Gelb aufweisend. Auf den Hinterflügeln dagegen die blauen Flecke fast ganz aus- gelöscht, die gelbe Farbe am Saume ver- mehrt und diesen durchsetzend. 1 der aberr. testudo Esp. äußerst nahe stehende Form (Fig. 12), ein großes Stück und sehr ähnlich dem von mir im Jahre 1895 bei meinen Centrifugalkraft-Versuchen ge- zogenen Exemplar. Die Grundfarbe lebhaft hellbraun, die beiden Mittelfeldflecke ganz fehlend, der zweite und dritte schwarze Costalfleck durch dazwischen eingestreute, schwarze Schuppen miteinander verbunden, der Apex der Vorderflügel ganz zu Gelb aufgehellt; auf den ein ssfitzelk völliges Fehlen der blauen Flecke wine. starke Ver- wischung der Randzeichnung. Die Unterseite verdunkelt, besonders durch viele dunkel rostfarbene Schuppen; die Zeichnung fast ganz er Ferner schlüpften: 1 normale polychloros, nicht ganz aus- gewachsen. 4 Exemplare, die unter sich alle etwas verschieden waren; zwei derselben näherten sich dem in Fig. 11, eines dem in Fig. 9 abgebildeten, und das vierte hielt ungefähr die Mitte zwischen diesen beiden letzteren. Dritter Versuch. 6 Puppen zehn bis zwölf Stunden alt, genau wie die im ersten Versuch behandelt, aber schon nach acht Tagen aus dem Eise entfernt, ergaben nach weiteren 14 Tagen: 3 normale Falter. 1 polychloros mit außerordentlich stark vergrößerten, schwarzen Flecken auf den Vorderflügeln. 1 an Fig. 12 stark erinnerndes Stück, zwischen diesem und dem in Fig. 10 ge- gebenen stehend. Vanessa polychloros L. aberratio testudo Esp. Originalaufnahme für die „Illustrierte Wochenschrift für Entomologie“ von Dr. E. Fischer. 598 1 aberr. testudo Esp., in Fig. 14 abgebildet, mit lebhafter Grundfarbe, der Apex der Vorderflügel ganz gelb, mit bräunlicher Sprenkelung, der Saum der Vorderflügel ebenfalls stark mit Gelb gemischt, der zweite und dritte schwarze Costalfleck mit- einander verbunden, die beiden Mittelfeld- flecke ganz fehlend, dagegen der am Innenrande wurzelwärts gelesene, schwarze Fleck verlängert, so daß das zwischen ihm und dem äußeren Fleck gelesene, gelbliche Intercostalfeld verkürzt ist. Der Apex der Hinterflügel durch starke Ausdehnung des schwarzen Wurzelfleckes völlig verdunkelt bis fast zur Hälfte der Flügelfläche. Diese Verdunkelung im Verein mit den zusammengeflossenen zweiten und dritten Costalflecken giebt dem Falter ein neues und prächtiges Aussehen und schiebt ihn noch über den eigentlichen Typus der !sollen. aberr. testudo Esp. hinaus. Die blauen Randflecke fehlen, das gelbe und schwarze Pigment ist auf der hinteren Hälfte der Hinterflügel stark gemischt und die normale Zeichnung dadurch ganz ver- loren gegangen. Die Unterseite dunkel rostbraun, fast ohne Zeichnung. Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 1 typische aberr. testudo (mit ge- schwärzten Hinterflügeln [Fig. 14]). Trotz der geringen Puppenzahl, die zum Experiment verwendet wurde, ergaben sich bei polychloros recht günstige Resultate, da stark ausgesprochene Übergangsformen in großem Prozentsatze auftraten. Leider fand ich zu der eigentlichen Sammelzeit der »polychloros-Raupen keine Gelegenheit, mich damit zu befassen; ohne ‚Zweifel würden sich bei Verwendung eines größeren Materials noch bedeutendere Erfolge ergeben haben, als es die vorigen schon sind. Die drei Versuche zeigen, daß bei der längsten Exposition von 14 Tagen im ersten Versuch nicht auch die hochgradigste Verschiebung der Flügelzeichnung eintrat, wie man dies nach den Versuchen mit über 0°C. gelegenen Temperaturen hätte erwarten Es hat sogar im Gegenteil der dritte Versuch mit einer Expositionszeit von nur acht Tagen die weitaus bedeutendste Umgestaltung zuwege gebracht und eine Form erzeugt, die noch über die typische testudo hinausging. Selbstverständlich darf man aber daraus noch nicht folgern, daß eine Exposition von mehr als acht Tagen keine größere Ver- Die Ergebnisse dieser drei Versuche sind | änderung mehr zur Folge haben könne, wie demnach, kurz zusammengefaßt, folgende: Erster Versuch: Alter der Puppen 14 Stunden. Exposition 14 Tage. 7 Puppen ergaben: 3 normale (?) Falter. 2 unbestimmte (nicht ganz geschlüpft). 1 Übergang zu aberr. testudo. 1 dunklepolychloros (zu testudo neigend). Zweiter Versuch: Alter acht bis zwölf Stunden. Exposition zehn Tage. 11 Puppen ergaben: 1 normalen Falter. 1 polychloros mit vergrößerten, blauen Flecken der Hinterflügel (Fig. 9). 2 Übergänge zu testudo (Fig. 10 u. 12). 6 Exemplare, die zwischen denen von Fig. 9 und Ti stehen. Dritter Versuch: Alter zehn bis zwölf | Stunden. Exposition acht Tage. 6 Puppen ergaben: 3 normale Falter. 1 polychloros mit vergrößerten, blauen Flecken (wie Fig. 9). 1 Übergang zu aberr. testudo. eine solche von nur acht Tagen; aber es braucht unter geeigneten Umständen nicht notwendig mehr als acht Tage dauernde Abkühlung, um die bis jetzt erreichte, gewiß tief gehende Veränderung, wie sie in Fig. 14 sich zeigt, hervorzurufen. — Nicht die Dauer der Exposition über das Minimum von acht Tagen hinaus ist hier das Ent- scheidende, sondern vielmehr ihr Beginn. Als die kürzeste, für das günstigste Resultat genügende Abkühlungsdauer haben wir demnach acht Tage bei polychloros feststellen können, vorausgesetzt, daß die Temperatur jeweilen nach der Abkühlung über 0° C. erhöht wird, damit kein völliger Entwickelungsstillstand eintritt. Ich zweifle indessen nach den analogen, bei wrticae gemachten Erfahrungen nicht daran, daß auch bei polychloros die Ab- kühlungszeit noch um einige Tage wird verkürzt werden können. Die 6 in Fig. 9 bis 14 dargestellten Formen sind wie bei urticae aberr. ichnusoides de en ee en a - R a Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. so gewählt, daß die allmähliche Umprägung der Van. polychloros in die aberr. testudo stufenweise verfolgt werden kann (nur Fig. 11 weicht auf den Hinterflügeln davon ab; Fig. 9 gehört nicht der aberr. testudo an, sondern der bei Temperaturen über 0° ©. gezogenen Form mit vergrößerten schwarzen . und blauen Flecken; sie wurde hier, wie auf der ersten Tafel [Fig. 1] abgebildet, um die Gegensätzlichkeit gegenüber der rechts gelbe von ihr stehenden, am hochgradigsten ver- änderten Aberration hervorzuheben). Die braune Grundfarbe bleibt bei allen zu aberr. testudo gehörenden Formen die- selbe, von geringen individuellen Nüancen, _ wie sie unter den normalen Individuen ja stets auch vorkommen, abgesehen. Der Beginn, die ersten Anfänge, der zur aberr. testudo führenden Entwickelungs- richtung scheint. sich zunächst auf den Hinterflügeln auszusprechen, indem die blauen Randflecke verschwinden und die Farbe des Saumes vorherrschend wird, dabei sich mit dem Schwarz aber derart mischt, daß die Zeichnung der Normalform verloren geht und mehr eine schwarzgelbe Sprenkelung dafür eintritt (vergl. Fig. 10 und 12). Es folgt alsdann als weiterer Ausdruck der zu aberr. testudo führenden Veränderung das Kleinerwerden der beiden runden Mittel- feldflecke der Vorderflügel und die Ver- schmälerung des schwarzen, innerhalb der gelblichen, Fig. 9 und 10) gelegenen Saumbinde (Fig. 11 bis 14); diese Verschmälerung. findet von innen her statt, indem die braune Grundfarbe und der äußerste gelbe Costallleck sich peripherwärts verbreitern; die Verschmälerung geht an der Apicalstelle am weitesten, die Binde verschwindet dort zuerst vollständig, aber wie mir scheinen will, nicht deshalb, weil dort das Gelb sich _ stärker vermehrt als weiter nach hinten, sondern weil dort normalerweise schon die Binde am schmälsten ist (vergl. Fig. 9, 10 und 11). In der Mitte des Saumes, gerade gegen- über der Stelle, wo sonst die beiden schwarzen Mittelfeldflecke der Normalform stehen, er- halten sich Reste der Binde als schwarze, ‘ovale oder keilige Flecke (Fig. 12, 13 und 14). — Es entspricht der Regel, daß der 399 innere der beiden schwarzen, am Innen- rand liegenden Flecke sich der Quere nach vergrößert, so daß er die Tendenz zeigt, sich mit dem äußeren zu einem einzigen Querfleck zu verbinden, wie dies in Fig. 14 ausgesprochen ist. Ganz analog verhält sich auch der zweite schwarze Costalfleck, denn die Vereinigung des zweiten und dritten schwarzen Costal- fleckes geht nicht derart vor sich, daß sich beide gegeneinander, also der innere nach außen (peripher) und der äußere nach innen, sich verbreitern, sondern es findet nur das erstere statt, nur der zweite (innere) schwarze Costalfleck verbreitert sich peripher, bis er den unveränderten dritten erreicht (vergl. Fig. 11 bis 14). Selten vergrößert sich der dritte und dann ebenfalls peripher- wärts gegen den Saum hin als starke Schwärzung der Adern (Fig. 9 und 14). Ebenso verhält sich eine Erscheinung, die eine sehr weit gehende Veränderung der Van. polychloros L. bekunden dürfte; es ist dies die apicale Verdunkelung der Hinter- flügel, die ganz ebenso ‘durch periphere Ausdehnung des schwarzen, wurzelwärts gelegenen Fleckes zu stande kommt und damit eine große Analogie zu der im Fig. 2, 4, 5, 6 und 8 der aberr. ichnusoides auf- weist. Diese Verdunkelung schreitet bei beiden Formen, bei testudo sowohl, als bei ichnusoides, peripherwärts; sie beginnt am Vorderrande, und indem immer weiter flachen Randmöndchen (siehe |nach rückwärs (nach hinten) gelegene Adern in peripherer Richtung sich schwärzen, kann dies den unrichtigen Eindruck erzeugen, als ob die Schwärzung am Apex beginne und in direkter Linie nach hinten sich aus- dehne, während es sich, wie gesagt, so verhält, daß diese scheinbare längs (von vorn nach hinten) verlaufende Verdunkelung sich in Wirklichkeit aus einer quer (von innen nach außen nach der Peripherie des Flügels) verlaufenden schwarzen Pigmen- tation zusammensetzt. (Man beachte Fig. 2, 4, 5, 6, 8, und 11 bis 14.) Daß die Verdunkelung in erster Linie die Adern und erst dann die Intercostal- räume trifft, habe. ich schon früher in meiner zweiten größeren Arbeit, pag. 53 ff. bei aberr. hygiaea u. a. angeführt. Ich that dieser anscheinenden Gesetz- mäßigkeit des Zustandekommens neuer, 600 Biologische Beobachtungen schwarzer Flügelfelder nicht durch einfache Ausdehnung aller in ihren Bereich ge- zogenen schwarzen Flecke, sondern nur durch peripheres Wachsen des central (wurzelwärts) von der neuen, schwarzen Felderung gelegenen schwarzen Fleckes deshalb jetzt schon Erwähnung, weil sie einerseits sich analog verhält mit dem von mir zuerst beobachteten, peripher verlaufenden ontogenetischen Auftreten der schwarzen und braunen Farbe bei der Ausfärbung des Falters (vergl. pag. 42, Abschnitt 5 meiner Arbeit: „Neue experimentelle Untersuchungen und Betrachtungen etc.“) —, und weil sie mir andererseits in einem gewissen Gegensatz zu stehen scheint mit der Ausdehnung des gelben Pigments, das zwar bei testudo und ichnusoides (hier das gelbweiße Pigment am‘ Apex der Vorderflügel) ebenfalls in peripherer Richtung, also wie das schwarze, sich ausdehnt, bei aberr. hygiaea dagegen einen gerade umgekehrten Weg einschlägt. Der sehr häufig gebrauchte und auch in diesen Abhandlungen von mir selbst der | an brasilianischen Ameisen. Bequemlichkeit wegen oft gewählte Ausdruck vom „Verschwinden“ oder „Verschwunden- sein“ einer, z. B. der schwarzen, Pigmentart bei einer Aberration ist, streng genommen, falsch, denn wenn wir die Normalform außer acht lassen und bloß die Aberration an sich allein als ein vom Ei an durch Wachsen neu entstandenes Individuum ins Auge fassen, so kann von einem „Verschwunden- sein“ eines Pigments nicht gesprochen werden, denn es war ja überhaupt bei. dieser Aberration nie vorhanden in der ontogenetischen Entwickelungszeit. (Ich werde bei aberr. hygiaea des näheren darauf zurückkommen.) Ri Ich bezeichnete oben die Gesetzmäßigkeit der peripheren Ausdehnung der schwarzen Flecke bloß als eine anscheinende, denn ich möchte sie durchaus noch nicht ver- allgemeinern und führte sie auch deshalb gerade hier bei aberr. testudo schon an; denn wir werden wenigstens geringe Ab- weichungen davon bei aberr. antigone F'schr. antreffen. Biologische | "Beobachtungen an brasilianischen Ameisen. Von Dr. Während meines °/,jährigen Aufenthaltes in Ypiranga bei Säo-Paulo hatte ich reich- lich Gelegenheit, mehr als mir lieb war, das Leben und Treiben der beiden häufigsten brasilianischen Ameisen, der Blattschneider- und der Wander - Ameise, zu beobachten. Leider war es mir nicht möglich, infolge von Verhältnissen, die zu erörtern hier nicht der Ort ist, meine Beob- achtungen zu Untersuchungen auszu- dehnen. Indes halte ich es doch nicht für unangebracht, meine Erfahrungen zu ver- öffentlichen, einmal da diesen hochbegabten Tieren ja überall ein sehr reges Interesse entgegengebracht wird, dann, aber auch, weil ich den Eindruck gewonnen habe, als ob die meisten Beobachter ihnen gerade in Bezug auf die geistigen Fähigkeiten ein günstiges Vorurteil entgegenbringen. Schließ- lich dürften Beobachtungen, die, wenigstens bei den Blattschneidern, in täglichem Kampfe mit ihnen sich ergaben, mehr An- spruch auf Beachtung haben als die doch L. Reh. immer nur gelegentlich angestellten Beob- achtungen reisender Naturforscher. Von Blattschneidern waren überall ungemein häufig die beiden Arten Atta sexdens Fabr. und A. (Acromyrmex) nigra Smith.*) Auf sie beziehen sich denn auch allein meine Beobachtungen, wobei es mir leider, infolge der oben angedeuteten widrigen Verhält- nisse, nicht möglich war, sie getrennt an- zustellen. Überall, an Wegen, mitten im öden Kamp, oder in den zerstreuten Ge- büschen, traf man ihre Nester oder be- gegnete ihren Kolonnen. Besonders von ihnen besuchte Orte waren mein und die angrenzenden Gärten, die sie so verwüsteten, daß deren ausgiebige Bebauung kaum möglich war. Es verging fast kein Tag, an dem ich nicht mit ihnen im Kampfe gelegen hätte. Aber gerade dadurch lernte ich auch ihr Leben und Treiben sehr genau kennen. *) Für die Bestimmung meiner kleinen Ameisen-Ausbeute bin ich Herrn Prof. Dr. A. Forel zu Dank verpflichtet. Ze N Photographische Darstellung des Flügelgeäders der Schmetterlinge. Von A. Radeliffe-Grote. E.Meyrıck del. III IM ah >— I Tu, Lei, NELLNe Rn Zur Rippenbildung der Geometriden. Beilage zu No. 38, Band II der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“. Verlag: J. Neumann, Neudamm. a | ‚ { in H ı ı \ " ? 3 Hi il I N ee Biologische Beobachtungen -Am liebsten legten sie ihren Bau an Abhängen an, seien es auch nur die Ränder der Beete. Die Eingangsröhre wurde immer schief abwärts angelegt, höchstens die ersten paar Centimeter liefen an ganz steilen Abhängen wagerecht. Ihr Winkel mit der Horizontalen war meistens ziemlich flach; nur da, wo der Bau in fast ebenem Boden angelegt wurde, erreichte er etwa 30% Die herausgeschaffte Erde bestand aus kleinen, eckigen Krümchen von nicht ganz 1 mm Durchmesser, offenbar den Boden- teilehen, die die Ameisen mit den Kiefern losbissen, und die zusammengeballt waren zu etwa 2A mm im Durchmesser halten- ‘ den Kügelchen. Anscheinend waren diese recht locker, doch hielten sie der Witterung ziemlich lange Stand. Die Arbeiter trugen diese Kügelchen in den Kiefern aus der Röhre heraus und stapelten sie unterhalb der Öffnung zu einem halbkreisförmigen Wall von 8-20 cm Höhe auf. Dessen innere Seiten fielen gewöhnlich ziemlich steil nach der im Centrum liegenden Öffnung ab, nur einen kleinen, Hachen Umkreis um diese lassend. Der äußere Abhang war je nach der Neisung der Bodenfläche verschieden steil, mehr natürlich an abfallenden Hängen, weniger auf Hachem Boden. Der Grund für die Bevorzugung der ersteren scheint mir eben darin zu liegen, daß die Ameisen die Erdkügelchen hier nur auf den Rand des Walles zu bringen brauchen, wo sie dann von selbst herabrollen. während sie dieselben |schneider arbeiten, bei ebenem Boden weit wegtragen müssen.®) | Am steilsten fielen so immer die Seitenteile ab. Trotzdem bildeten sie die beliebteste ' Passage, wohl weil die Ameisen den kurzen, steilen Weg dem langen, zwar minder steilen, aber durch die Kügelchen geröllartigen vorzogen.. Der oberste Durchmesser des durch den Wall gebildeten Trichters betrug etwa 30—40 cm. Die oft ungeheuren Massen, oft mehrere Waschkörbe voll, der vor dem Baue liegenden Erde ließ auf deren zum Teil riesige Größe schließen. Mehrmals habe ich versucht, mich darüber, wie überhaupt über das Innere des Baues zu unterrichten; doch immer scheiterte mein - *) Selbstverständlich wird auch der an Abhängen größere Schutz gegen das Wasser eine Rolle spielen. an brasilianischen Ameisen. 601 Vorhaben an der zu großen Tiefe derselben oder an der lockeren Erde, die mir unter der Schaufel zusammenrollte. Indes wurde in meinem Hofe einmal ein Bau aufge- brochen, der wohl zwei Quadratmeter ein- nahm. Die Beschaffenheit der Erde schien keinen Einfluß auf die Wahl des Ortes für das Nest zu sein. Wenigstens fand ich solche in hellem, lockerem Sande ebensowohl als in dunkler, mooriger Erde, die meisten natürlich in dem dort fast überall ver- breiteten roten, sandigen Lehme. Es ist mir heute noch unbegreiflich, wo die Ameisen alle herkamen. Kaum hatte ich meinen Garten und seine nächste Um- gebung gründlich von ihnen gesäubert, so tauchten wieder überall neue Nester auf, in gewaltiger Stärke und zu jeder Jahreszeit. Im Anfange suchte ich der Ameisen dadurch Herr zu werden, daß ich, wenn sie in voller Arbeit waren, vom Nest her bis zu dem Arbeitsplatz alles wegfing und in Petroleum tötete. Einige Tage hatte ich dann Ruhe, aber auch nur für einige Tage. Während vorher fast nur große Arbeiter zu sehen waren, brachen nun plötzlich, nachdem mehrere Tage lang das Nest aus- gestorben zu sein schien, der Eingang verfiel u. s. w., riesige Massen ganz kleiner Individuen hervor, die mit demselben Eifer, wie jene, ihre verwüstende Thätigkeit begannen. ’ Die Art und Weise, wie die Blatt- scheint mir nicht immer ganz richtig dargestellt. Vor allem war es mir nie möglich, irgend einen be- sonderen Plan dabei zu entdecken, wie man | so häufig beschrieben findet. Man scheint bei diesen gewiß sehr intelligenten Tieren gerne nach Äußerungen ihrer Ge- sichtsthätigkeit zu suchen und infolgedessen solche auch nur zu leicht zu finden. Das Auffinden von passenden Pflanzen scheint mir durchaus vom Zufall abzuhängen, wie ich nachher ausführen werde. War eine Pflanze gefunden, so strömte alles hin, und in kurzer Zeit war ein 2—3 cm breiter und bis zu 1 cm tiefer Weg entstanden, ohne daß ich jemals hätte beobachten können, ob durch aktives Arbeiten oder passiv durch die unzähligen, über ihn hinwandelnden Individuen. Die Bewegung der Massen verlief nun aber nie in der geordneten Weise Biologische Beobachtungen 602 an brasilianischen Ameisen. wie sie gewöhnlich beschrieben wird, sondern viele Ameisen machten durchaus den Ein- druck des planlosen Hin- und Her-Rennens: Ameisen ohne Beute liefen plötzlich wieder nach dem Nest zu, solche mit Beute umgekehrt, noch andere liefen lange hin und her, ohne sich für eine bestimmte Richtung entscheiden zu können. Selbst am Eingang des Nestes konnte man dasselbe beobachten: Ameisen mit Blattstücken, die kaum erst in der Mündung der Röhre ver- schwunden waren, kamen mit ihnen wieder heraus, liefen um sie herum, wieder ein Stück des Walles hinauf, ließen auch öfters das Blattstück fallen u. s. w. — Manche Ameisen, mit oder ohne Beute, liefen auch vom Wege ab und irrten dann kreuz und quer umher. Selbstverständlich will ich nicht behaupten, daß diese Planlosigkeit Regel gewesen sei; in der Hauptsache liefen natürlich die leeren Tiere vom Nest weg, die beladenen nach ihm zu; aber jedesmal, wenn ich die Ameisen in Arbeit sah, fiel mir das Umherirren einer ganz beträchtlichen Anzahl von neuem auf. Als Beutepflanzen wurden zweifelsohne die eingeführten vorgezogen, ohne daß die Auswahl allzustreng war. Das war ja wohl auch der Grund, warum mein Garten ein von den Blattschneidern so bevorzugter Ort war. Irgend ein biologisches Moment in der Auswahl der Pflanzen konnte ich nicht ausfindig machen. Ihre Lieblingspflanze war offenbar die Rebe; und so konnten die etwa 40 Stöcke in meinem Garten, trotz der besten Pflege und des üppigen Tropenwachstums, nicht gedeihen. Kaum war ein Stock mit Blättern bedeckt, so wurde er dieses Schmuckes mit Stumpf und Stiel beraubt. Nur die Knospen und die Beeren wurden verschont. Auf die Zartheit und Frische der Blätter schienen die Ameisen nichts zu geben; wenigstens wurden zufällig einmal alt gewordene Blätter ebenso gierig ein- geholt wie die frisch entwickelten. Selbst solche, die tagelang auf dem Boden gelegen hatten und den glühenden Strahlen der Tropensonne ausgesetzt gewesen waren, wurden, sobald sie gefunden waren, mit größtem Eifer in Arbeit genommen. Es ist mindestens sehr schwierig und gewagt, von einer Pflanze zu sagen, sie werde nicht belästigt von den Blattschneidern. Lange Zeit ziehen sie täglich an einer Pflanze oder Pflanzenart vorbei, ohne sie zu beachten, und plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, fallen sie über sie her. So war ein kleines Nest unter einer kümmerlichen Rebe. Wochenlang blieben diese, sowie die benach- barten verschont; plötzlich aber, trotzdem die entfernteren Stöcke noch nicht alle kahl waren, fand ich auch sie völlig entblättert. Zu den Seiten ich zwei hübsche Rosenstöcke. Oft schon hatte ich Ameisen auf ihnen gesehen, aber nie die geringste Verletzung daran wahr- genommen. Da, als ich schon über ein halbes Jahr in Ypiranga war und beide Rosen- stöcke über und über mit Knospen bedeckt waren, starrten mir eines Morgens die kahlen Holzstämme entgegen, und einige Ameisen trugen die letzten Reste der hoffnunssvollen Herrlichkeit davon. Aber auch nichts war verschont geblieben als die Knospen am Holze; Blätter, Blüten, ihre Knospen, die grünen Schößlinge mit den noch grünen Dornen: alles war ver- schwunden. Am nächsten Morgen mußte ich dieselbe unangenehme Überraschung mit einem ebenso prachtvoll stehenden Fuchsia-Stock erleben. — Ein Nest, das jim Nachbar-Garten war, schickte lange Beet mit weißen Rüben nach meinen Reb- stöcken. Eines Tages, bevor der in Arbeit entblättert war, wurde er im Stich gelassen, und alles fiel über meine weißen Rüben her, denen ihre Drüsenhaare nichts halfen. Die jüngsten wie die ältesten Pflanzen wurden abgeschnitten, und bald war im Beete eine kahle Stelle von etwa zwei Fuß im Quadrat, auf der mir nur noch 2—3 cm große Stielstummel entgegenstarrten. Statt aber in dem Beet weiter zu arbeiten, ging es nun an einen einheimischen Gras-Stock mit scharfen, harten Blättern, durch den ihr Weg schon wochenlang gegangen war; und erst nach dessen Vertilgung wurden wieder meine Reben aufgesucht. — Pfirsich-, Aprikosen- und Orangen - Bäume boten, wenigstens noch solange sie klein waren, ebenfalls sehr willkommene Beute. Von den ungefähr 20, die in meinem Garten an- gepflanzt waren, blieb kein einziger ver- schont. Rettiche und Radieschen wurden meiner Gartenthür hatte Zeit seine Raubscharen. mitten durch ein. befindliche Rebstock auch nur zur Hälfte ni Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 603 benfalls zeitweilig eingetragen, selbst die | Wenn man bedenkt, wie unsäglich öde und eimenden Samen, die übrigens auch von|arm die Flora des Kampes ist, und wie - anderen Ameisen geholt au ol nd große Nester von Blattschneidern _ nell, Kerbel, Petersilie, Schnittlauch, gelbe) doch auf Mn ld finden, kommt einem die _ Rüben konnte ich überhaupt nicht ziehen; | Behauptung von dem Geschütztsein der ein- allerdings kann ich nicht sagen, wie groß |heimischen Flora oder auch nur eines dabei die Schuld der Blattschneider war. | bemerkenswerten Teiles von ihr nicht recht Dagegen blieben in meinem Gemüse-Garten | glaublich vor. Wie sollten auch Pflanzen sämtliche Kohl-, Leguminosen- und Salat- | gegen die Blattschneider geschützt sein, da - Arten von den Ameisen verschont, während | diese sie ja nicht fressen, sondern sich nur ihnen die Heuschrecken z. B. arg zusetzten; |mit ihren starken Chitin-Kiefern, die doch auch Zwiebeln rührten jene nicht an, ebenso- | weder gegen Säfte, noch gegen Drüsenhaare _ wenig Kartoffeln, die allerdings immer dicht aamlnellide sind, Stücke für ihre Pilz-Zucht von Meloiden und Wanzen besetzt waren, | herausschneiden ?. - ferner nicht Mais, einheimische Kürbisse| _ Wie schon gesagt, ist es mir nicht E und Bataten. In meinem Blumengarten |möglich, irgend ein biologisches Moment E. konnte ich außer manchen einheimischen |bei der Auswahl der Pflanzen festzustellen; Pflanzen auch Reseda, Veilchen, Geranien, | vielleicht könnte da ein Botaniker mehr - Balsaminen, Grasnelken, Vergißmeinnicht| Glück haben. Auf jeden Fall wird es dazu unbehellist ziehen. — Draußen auf demjaber eingehender, jahrelang dauernder Kamp müssen die Ameisen natürlich mit | Beobachtungen und Untersuchungen an Ort allem vorlieb nehmen, was sie finden. |und Stelle bedürfen. (Schluß folgt.) _ Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Von Ernst Girschner in Torgau. (Fortsetzung aus No. 37.) -- 1E Gattungen mit drei oder vier schwarzen Längs- ee mit offener Subcostalzelle. striemen. Flügel auf der Mitte ohne E Gattung Mallota Mg. (megilliformis). Schtipp- dunkle Trübung. wre Bien als gebildet. Medi- Die Arten lassen sich in mehrere Gruppen astinalquerader deutlich vorhanden. | bringen, welche zum Teil von einigen Plumula nicht verästelt. Der abwärts | Dipterologen schon zn Gattungen erhoben _ gerichtete Haarkranz am Schildchen vor-| worden sind. Keine dieser Gruppen steht . handen. Flügel auf der Mitte mit brauner aber isoliert da, sondern sie sind durch - Trübung um die Adern. Übergangsformen miteinander verbunden und Gattung MyathropaRond. Thoraxschüppchen | bilden den Verwandtschaftskreis Helophilus. wie bei Bristalis gebildet. Mediastinal- Zunächst erkenne ich in der Bildung querader Gorlanden: Plumula ziemlich |des Thoraxschüppcehens zwei Reihen. lang, an der Basis deutlich in mehrere Zur ersten Reihe gehören die größeren Astehen geteilt, welche flaumfederartig | Arten mit großen, gelben Makeln auf behaart sind. Thoraxzeichnung wie bei dem zweiten und dritten Hinterleibsringe: den Eristalis- Arten pertinax, alpinus.\pendulus L., trivittatus F., hybridus Lw. und Haarkranz am unteren Schildchenrande | peregrinus Lw. Das Thoraxschüppchen dieser _ vorhanden. Auch in der Stirnbildung den | vier Arten ist ganz ähnlich wie bei Eristalis a _ Eristalis- Arten gleichend. gebildet, d. h., es ist am Schildchenrande Gattung Helophilus Mg. Thoraxschüppchen | verbreitert, an dieser Stelle blasenartig auf- in zwei verschiedenen Formen auftretend. | getrieben und am Rande mit langen, sehr Plumula einfach, verhältnismäßig kurz und | fein zerteilten Wimperhaaren besetzt. Diese einfach behaart. Haarkranz des Schildchens | Wimpern stehen so dicht und sind so mit- vorhanden oder fehlend. Thoraxrücken | einander verfilzt, daß die Form des einzelnen 604 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Haares nicht zu erkennen ist. Auf der Oberfläche ist das Thoraxschüppchen sehr kurz filzartig behaart. — Von den vier genannten Formen sind die ersten drei wieder näher miteinander verwandt, während peregrinus Lw. einen Übergang zur zweiten Reihe bildet. H. pendulus, trivittatus und hybridus haben nämlich keine oder nur eine sehr undeutliche Mediastinalquerader; am Schildcehenhinterrande befindet sich ein deutlicher, abwärts gerichteter Haarkranz, und das kleine Zäpfchen unter der Flügel- wurzel (wie mir scheint, eine Verlängerung des oberen Randes der Pteropleuren) ist schied in der abweichenden Bewimperung des Chitinringes (peritrema) des Metathorax- stigmas. Was die Bildung des dritten Fühlergliedes betrifft, auf welche Rondani das Hauptgewicht legt (Prodr. I, p, 44 B.), so weicht sie von der bei versicolor F. und transfugus L. jedoch nur durch die deutlicher markierte Oberecke ab, und die Stirn ragt bei frutetorum F. fast in derselben Weise hervor, wenigstens sind Übergangsformen nach dieser Richtung hin vorhanden. Ich kann Liops Rd. nur als Subgenus von Helophilus gelten lassen. Auch die von Bigot aufgestellte Gattung schwarz gefärbt. H. peregrinus dagegen hat! Ewrinomyia (Annal. Soc. Ent. France, 1883, eine deutliche Mediastinalquerader, der ab- wärts gerichtete Haarkranz am Schildchen fehlt, und das erwähnte Zäpfchen ist wie bei allen Arten der zweiten Reihe weiß oder gelblich. Rondani betrachtet H. peregrinus als den Vertreter seiner Gattung Mesembrius (Prodr. II, pag. 49 und 50), und zwar hebt er als Gattungscharakter besonders die er- weiterten Vordertarsen dieser Art hervor. Vergleicht man jedoch KHeloph. (Liops) vittalus Mg., bei welchem die Tarsenglieder ebenfalls breiter als bei anderen Arten sind, so wird der von Rondani aufgestellte Gattungscharakter wertlos, denn vittatus kann nicht zu peregrinus als nächstverwandte Form gestellt werden. Zur zweiten Reihe gehören diejenigen Formen, deren Thoraxschüppchen am Schildchensteg sehr schmal beginnt und nicht blasenartig aufgetrieben ist. Die Wimpern am Rande stehen weniger dicht und sind weniger fein zerteilt, und die Ober- fläche der Membran ist kahl. Ferner haben die hierher gehörigen Formen eine deutliche Mediastinalquerader (am wenigsten deutlich und mehr beulenartig bei H. lineatus), und das Zäpfchen unter der Flügelwurzel ist bei allen Arten hell gefärbt. Nach der Bildung des dritten Fühler- gliedes hat Rondani (Prodr. IV, p. 33, Anm.) innerhalb dieser Reihe wieder eine Form abgetrennt und für dieselbe die Gattung Lejops (richtiger Liops, vergl. Mik, Dipt. von Hernstein, pag. 28) aufgestellt (Type: vittatus Mg.). Die Stirn steht bei dieser Art etwas mehr vor als bei anderen Arten, und außerdem sehe ich noch einen Unter- p- 21, wo irrigerweise Eurymyia zu lesen ist), welche die Formen H. lineatus und transfugus umfassen soll, ist nur als Sub- genus von Helophilus zu betrachten, denn die Bildung des Untergesichts wechselt bei Helophilus sehr, und Übergangsformen sind ebenfalls vorhanden. Andere Merkmale aber sind nicht vorhanden, welche die Bigot'sche Gattung noch aufrecht erhalten könnten. ‘Will man nach dieser Auseinandersetzung die erwähnten Subgenera beibehalten, dann fehlt ein Subgenus-Name für die Arten- Gruppe frutetorum F., versicolor F. und lunulatus Mg. Ich schlage vor, diese Gruppe Parhelophrlus zu nennen. Eine Übersicht dieser Verwandtschafts- kreise würde in folgender Weise gegeben werden können: Gattung Helophilus Mg. I. Reihe. 1. Subgenus Helophilus. pendulus. hybridus. trivittatus. 2. Subgenus Mesembrius. peregrinus. II. Reihe. 3. Subgenus Liops. vittatus. 4. Subgenus Parhelophilus. frutetorum. versicolor. lunulatus. 5. Subgenus Eurinomyia. lineatus. transfugus. E: I ; h 2 3 i E:' F E : rl a A La EN ra TEE TFT. Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. k) Merodon Me. und Verwandte. Gattung Merodon Mg. Flügelschüppchen am Rande breit, schuppenartig bewimpert, ‘besonders deutlich bei den Verwandten von clavipes F. — Thoraxschüppchen am Schildchensteg ziemlich spitz beginnend, am Rande sehr dicht bewimpert. Die einzelnen Wimperhaare sehr fein zerschlitzt und miteinander verfilzt wie bei Eristalıs. - — Plumula sehr kurz, einfach behaart. — Mediastinalquerader sehr deutlich, fast senkrecht. — Flügelhaut deutlich gerillt. Bei einer Reihe von Arten ist das vierte Bauchsegment des Männchens am 605 Bauchsesment des Männchens (milesii- formis) senkrecht nach unten gerichtet und am Hinterrande jederseits mit einem Büschel gelber Haare. — Flügel etwas gerillt. — Mediastinalquerader fehlend. l) Microdon Mg. Schüppchen verhältnis- mäßig klein. Sq. al. und Sq. thorac. am Rande sehr kurz bewimpert. Die einzelnen Wimperhaare des letzteren undeutlich zwei- bis dreigabelis. Flügel nicht gerillt, bei einigen Individuen des Mier. devius L. zuweilen die Andeutung einer querlaufenden Rillung vorhanden. — Mediastinalquerader deutlich vorhanden. — Chitinring (peritrema) Hinterrande zurückgebogen und sehr tief| des Stigmas am ersten Abdominalring ziem- eingeschnitten. Die kleineren Formen aus der Verwandtschaft von aeneus Mg. und rufus M&. haben dieses Segment weniger tief ausgeschnitten, doch ebenfalls am Hinterrande etwas zurückgebogen. — Vena spuria nur bis zur kleinen Querader oder kaum über dieselbe hinausreichend. — Der abwärts gerichtete Haarkranz am unteren Schildchenrande vorhanden. Gattung Eumerus Mg. Wimpern des Flügel- schüppchens nicht breit gedrückt, die des Thoraxschüppchens weniger dicht stehend als bei Merodon; die einzelnen Wimper- haare des Thoraxschüppchens sehr fein fächerartig zerteilt, die Fächer kurzstielig. — Plumula sehr kurz, einfach behaart, bei einigen Formen nur als kurzes Spitzchen vorhanden. — Mecdiastinal- querader fehlend. Die Formen mit geschwungener Cubital- ader und teilweise rotem Hinterleibe, also die Verwandten von tricolor F., stehen den Merodon-Arten sehr nahe und haben auch wie diese ‘eine gerillte Flügelhaut. Die Verwandten von lunulatus Mg. dagegen haben eine glatte oder nur etwas runzelige Flügelhaut. Bemerkenswert ist, daß bei den Eumerus-Arten des Verwandtschafts- kreises tricolor F. die rote Körperfärbung bei den weiblichen Tieren in größerer Aus- dehnung auftritt als bei den männlichen, während es sonst bei den Syrphiden Regel ist, daß das männliche Geschlecht die ‚hellere und auffallendere Färbung in größerer Ausdehnung besitzt. Gattung Tropidia Mg. Thoraxschüppchen ähnlich wie bei den kleineren Helophilus- (Parhelophilus-) Arten gebildet. — Viertes lich lang bewimpert. Die Gattung Microdon steht dem Ver- wandtschaftskreise Merodon— Eumerus am nächsten. m) Volucella Geoffr. Die einzige mir bekannte Syrphiden-Gattung mit deutlicher, borstenartiger Behaarung auf den Hypo- pleuren vor dem Metathoraxstigma. — Sq. al. mit sehr dicht stehender Bewimperung, die Wimpern etwas breit gedrückt. — Sa. thor. am Schildchensteg spitz beginnend, am Rande mit sehr fein zerschlitzten Fächer- haaren besetzt, welche jedoch einzeln deutlich zu erkennen sind. — Plumula einfach be- haart. — Flügelhaut gerillt; Mediastinal- querader fehlend. Die deutschen Arten dieser Gattung haben am Thorax deutliche Notopleural- und Supraalar - Macrochäten. Auch auf dem Postalarcallus und vor dem Schildehen auf dem Thoraxrücken befinden sich stärkere Borsten. stehen acht bis zwölf Macrochäten bei pellucens, inflata, inanis und zonaria. Vol. bombilans hat in allen Varietäten keine Schildchenborsten. Das Weibchen der letzt- genannten Art unterscheidet sich von den übrigen Arten noch durch deutlich verdiekte Hinterbeine, zottig behaarte Mittelschenkel und ganz auffallend lange und zottig behaarte Fühlerborste.. Die Schüppchen und deren Bewimperung, sowie die Schwinger sind bei V. bombilans schwarz, bei den anderen Arten hell. S chiner schreibt in seiner „Fauna austr.“ (IL, p. 328) den weiblichen Volucellen nackte Augen zu. Vol. inflata F. hat jedoch im weiblichen Geschlechte dicht behaarte Am Hinterrande des Scutellums ° 606 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Augen. Die Flügel werden im Ruhezustande | DasSubgenusHammerschmidtiaSchummel auch nicht halboffen getragen, wie Schiner | (= Exochila Rd. = Eugeniamyia Will.) mit angiebt, sondern sie werden in den meisten | der Art ferruginea Fll. (= vittata Schummel Fällen vollständig übereinander geschoben. | nach v. Röder in „Zeitschr. f. Entomol.“, n) Brachyopa Mg. und Verwandte. |1888, H. XIII, Sep. pag. 3) wird von Flügel ungerillt. Mediastinalquerader fehlend. | einigen Dipterologen als Gattung betrachtet. at. Aue Fig. 21: Umgebung der Flügelwurzel von Conops vesicularis L. Fig. 22: Desgl. von Myopa buccata L. c. pal. — callus postalaris. (Die übrigen Bezeichnungen wie bei den vorhergekenden Abbildungen.) ” — Thoraxschüppchen am Schildchenstes|Schummel und Rondani heben als schmal ansitzend. | Gattungscharakter besonders die gefiederte Gattung Brachyopa Mg. Beide Schüppchen | Fühlerborste hervor. Schummel und fast gleich lang. Sq. al. mit sehr kurzen | Williston erwähnen auch noch den von vandwimpern; Sq. thor. mit gegabelten, | den übrigen Brachyopa-Arten abweichenden deutlich voneinander zu unterscheidenden |Bau des Untergesichts. Die gefiederte Wimpern besetzt. — Plumula kurz, ein-| Fühlerborste allein kann kein Gattungs- fach behaart. — Haarkranz am unteren | merkmal abgehen, weil Brachyopa conica Paz. Schildchenrande fehlend. eine ebensolcie Borste, dabei aber eine in von ferruginea abweichende Untergesichtsform zeigt. Was in beiden Geschlechtern aber die Untergesichtsbildung betrifft, welche allein noch als charakteristisches Merkmal der Gattung Hammerschmidtia übrig bleiben T acury Li A Ei E- E E -. a unse an A nz ee N a Eu nk see 2 a Ah ey re Eng BEL Y . N fr e th ER TEN, 3 5 > f Se. 2 v A; h urn Sa: würde, so vergleiche man nur beide Ge- schlechter der ferruginea Fll., und es wird sich herausstellen, daß der stumpfe Höcker auf der Aushöhlung des Untergesichts nur dem Männchen eigentümlich ist. Die Weibchen unterscheiden sich in der Gesichts- bildung nicht von den Brachyopa-Arten. Ich kann Hammerschmidtia Schummel nur als Subgenus von Brachyopa Mg. betrachten, sehe aber die eigentümlichen Kennzeichen - der Artengruppen in der Beborstung des Thorax und im Flügelgeäder. Die beiden Gruppen unterscheiden sich in folgender 2; Weise: Gattung Brachyopa Me. Subgenus Hammerschmidtia. Mesopleuren am Hinterrande mit einer Gruppe starker Macrochäten. Supraalarborsten, sowie die Borsten auf dem Postalarcallus und am Hinterrande des Schildchens deutlich vorhanden. Oberer Vorderwinkel der ersten Hinterrandzelle ein stumpfer; Radialader über diesem Winkel in die Costa mündend. Subgenus Brachyopa (Gi. e. 8.). Stärkere Borsten am Thorax ganz fehlend oder nur sehr undeutlich und schwach vor- handen. Oberer Vorderwinkel der ersten Hinterrandzelle ein spitzer; Radialader vor diesem Winkel in die “Costa mündend. | Gattung Rhingia Scop. Beide Schüppchen ähnlich wie bei Brachyopa gebildet. — Bunte Blätter. 607 Schildchenhinterrand mit abwärts ge- richtetem Haarkranz. — Bemerkenswert für diese Gattung ist die ziemlich weit um die Flügelspitze herumgreifende Costa, in welche die Oubitalader erst unterhalb der Flügelspitze einmündet. o)CeriaF. Flügel- und Thoraxschüppchen sehr schmal und überhaupt wenig entwickelt. Ersteres am Rande kaum bewimpert, letzteres mit sehr kurzen, nur bei starker Vergrößerung deutlich erkennbaren Fächerhärchen besetzt. — Plumula fehlend. — Flügelhaut nicht . gerillt; Mediastinalquerader vorhanden. 33. Conopidae. (Fig. 21 und 22.) a) Conopinae. Sq. al. sehr schmal, stark gerandet, am Rande mit kurzen Wimper- borsten besetzt. — Sq. th. fast fehlend, nur als sehr schmale Membran am Schüppchen- winkel vorhanden. — Alula deutlich ent- wickelt. — Flügelhaut fein gerillt. Mediastinal- querader sowohl bei Conops, als auch bei Physocephala vorhanden. b) Myopinae Sq. al. breiter als bei der vorigen Gruppe, am Rande kürzer oder länger bewimpert; die Wimpern am Schüppchenwinkel meist verlängert. — Sq.th. erst dicht vor dem Schüppchenwinkel plötzlich zipfelartig erweitert, vom Flügelschüppchen durch eine Ausbuchtung getrennt. Bei den Myopa-Arten ist die zipfelartige Verlängerung am Schüppchenwinkel besonders deutlich und bei zusammenselegten Flügeln ohrartig auf- wärts gebogen. — Alula breit. — Flügel- haut gerillt; Mediastinalquerader fehlend. (Fortsetzung folst.) Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Beobachtungen über Acureuta lentiginosa Zell. Im vorigen Jahrgang von „Natur und Offenbarung“ teilt A. Schupp in Porto-Alegre (Brasilien) seine Beobachtungen über die oben genannte Motte mit. Man findet diesen Klein- Schmetterling nicht selten an der Rinde von ÖOrangen- und anderen Bäumen, an Wänden, Pfählen, Geländerpfosten etc., flach an die betreffenden Stellen sich andrückend. Er _ macht so den Eindruck einer der vielen angesiedelt haben, und das um so mehr, als die Motte silbergraue, von zahlreichen schwarzen Punkten übersäete und am Außenrande leicht gefranste Flügel trägt. Sie teilt dieses Ver- mögen der Anpassung somit mit Hunderten ihres Geschlechts. Interessant ist, daß die Motte 83-10 und noch mehr Tage in vollständiger Ruhe in der beschriebenen Weise an den Gegenständen verharrt. Nur unmittelbaress Berühren scheucht sie auf. — Schupp konstatierte jenes lange Verharren am gleichen Ort Flechten, die häufig an solchen Orten sich | dadurch, daß er sachte um die Motte, ent- 608 Buute Blätter. sprechend ihren Konturen, Bleistiftstriche auf die Unterlage zog und dann täglich nach- sah. Die meisten Exemplare waren in vielen Tagen gar nicht gewichen, andere bloß um wenige Millimeter. — Ferner entdeckte Schupp Lautäußerungen der Raupen von Acureuta lentiginosa. Eines Tages wurde ihm Mulm aus einer kranken Palme gebracht, in welchem eine Menge Sackträgerraupen herumkrochen. Bei näherer Untersuchung hörte Verfasser deutlich ein zirpendes Geräusch, welches die Raupen innerhalb des Sackes hervorbrachten. Beim Auskriechen erwiesen sich die Schmetterlinge als die oben genannte Acureuta lentiginosa Zell. Dr. Rob. Stäger. Aus den Vereinen, Verein für Naturkunde zu (refeld. Außerordentliche Hauptversammlung am 13. August 1897. Die Versammlung wurde um 9a Uhr vom protokollierenden Schriftführer, Herrn M. Rothke, eröffnet. Derselbe teilte den erschienenen Mitgliedern die bedauerliche Thatsache mit, daß der erste und zweite Vor- sitzende des Vereins, die Herren Th. Borgers und H. von Lumm, aus dem Vorstande aus- zuscheiden wünschten. Nach kurzer Debatte über den erfolgten Rücktritt wurde zur Neuwahl geschritten. Aus derselben ging mit absoluter Majorität als erster Vorsitzender Herr M. Rothke und als zweiter Vorsitzender Herr Lehrer Alb. Denke hervor. Für den durch diese Wahl ledig gewordenen Posten des protokollierenden Schriftführers wurde mit absoluter Majorität Herr Peter Scholtes gewählt. Sämtliche drei Herren erklärten sich zur Annahme der ihnen anvertrauten Ämter unter Zusicherung ge- wissenhafter und pünktlicher Verwaltung und Weiterverfolgung der bisher innegehaltenen Wege bereit. Nachdem noch die Bibliotheks- und Sammlungskommission eine notwendige Er- Litteratur. Wasmann, Erich. Instinkt. und Intelligenz im Tierreich. _ Ein kritischer Beitrag zur modernen Tierpsychologie.. 94 Seiten. Freiburg im Breisgau, 1897, Herder’scher Verlag. Broschiert Mk. 1,30. In der vorliegenden Schrift liefert der Verfasser einen recht schätzenswerten Beitrag zur vergleichenden Psychologie, schätzenswert auch dann in seinen Darlesungen, wenn es diesen kaum gelingen wird, die Ansichten anders Denkender irgendwie zu modifizieren. Insbesondere will derselbe den Gebrauch, den die moderne Tierpsychologie von den Begriffen Instinkt und Intelligenz macht, einer sorg- fältigen Prüfung unterwerfen. Als Schluß der Ausführung erhält er das folgende Ergebnis: „Jene moderne Definition der Intelligenz, wonach alle auf individueller Sinneserfahrung des Tieres beruhenden Thätigkeiten intelligent sein sollen, ist als unhaltbar zu verwerfen. Als intelligent dürfen nur jene psychischen Thätigkeiten bezeichnet werden, in denen ein subjektives Zweckbewußtsein, ein formelles Schlußvermögen nachweisbar sich kundgiebt; alle übrigen dagegen gehören in den Bereich des sinnlichen Instinktlebens.“ Dieser Auffassung stimme ich wesentlich bei, aber ich gestehe, daß ich auch nach der Lektüre des Buches manche tierische Hand- lungen als intelligente bezeichnen muß, ohne nurim geringsten jener allerdings herrschenden Manie zum Opfer fallen zu wollen, welche den Instinkt aus dem Tierreich verbannen möchte. Weshalb das!? Wie viele Handlungen des Menschen sind nicht instinktiv, vom ersten Tage seiner Geburt an! Für mich sind Instinkt und Intelligenz nur eigentlich quantitativ ver- schieden! ; Ich bedaure, an dieser Stelle nicht auf das hochinteressante Thema näher eingehen zu können; es ist natürlich, daß gerade hier das subjektive Gefühl wesentlich die Auf- fassung bedingt. Jedenfalls bin ich überzeugt, gänzung und Erweiterung erfahren hatte, |daß bei den höheren und höchsten Tieren wurde auf Vorschlag des Vorsitzenden Herr Kreisschulinspektor Dr. Wolffgarten (Crefeld) in Anerkennung des lebhaften Interesses, welches derselbe der vom Verein kürzlich veranstalteten Kolonial-Ausstellung entgegen- gebracht hat, und demzufolge der Verein dem genannten Herrn zu großem Danke ver- pflichtet ist, einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt. — Nach Erledigung noch einiger ge- schäftlicher Angelegenheiten und Beratungen berichtete Herr M. Rothke über einen kürzlich bei Hörde inWestfalen beobachteten Schmetter- lingszug von Pieris brassicae. Herr Oleve teilte im Anschluß hieran verschiedene, bei Gelegen- heit des 1866er Feldzuges in Böhmen beob- achtete Schmetterlingszüge von Vanessen mit. — Der vorgerückten Zeit wegen mußte die Versammlung geschlossen werden. M.R. allerdings ein gewisses geistiges Abstraktions- vermögen zu entdecken ist, wie ich auch sonst nicht mit dem Verfasser übereinstimme. Dies thut der zielbewußt gehaltenen, anregenden Schrift gewiß keinen Abbruch, und ich wünschte, daß sie vielseitig gelesen würde. Der Inhalt derselben gliedert sich in Kapitel L: Vulgäre oder wissenschaftliche Tierpsychologie; 2: Instinkt und Intelligenz nach der heutigen Zoologie; 3: Was ist Intelligenz, was Instinkt?; 4: Prüfung einiger Einwendungen; 5: Die allgemeinen Sinnes- bilder und das Abstraktionsvermögen; 6: In- telligenz und Sprache; 7: Ein einheitlicher Maßstab für die vergleichende Tierpsychologie. Schr. Für die Red aktion: U do Lehmann y Neudamm. £5 ei et Zu na Sa Sl he - höchst eigentümliche, schiedener Blätter und Plusia moneta F., ein Schädling an Aconitum. 609 Plusia moneta F., ein Schädling an Aconitum. : 3 | (Mit sechs photographischen Abbildungen.) Von Dr. Chr. Schröder. Während die übrige Pflanzenwelt des Gartens im weichsten Grün des Lenzmonats pranste, boten die stattlichen Sprosse einer größeren Gruppe des „Eisenhutes“ (Aconitum) einen traurigen Anblick. Die zarten Gipfel- triebe waren ihnen geraubt, die folgenden von der bekannten Giftigkeit ihrer Nahrung nicht selbst zu einem ungenießbaren Bissen geworden ist, so besitzt sie doch eine wohl ausgeprägte, grüne Schutzfärbung, ähnlich wie ihre nahe Verwandte, die Plusia gamma L.- Raupe, von der Taschenberg meint, daß jüngeren Blätter bis auf vereinzelte Fetzen | sie sich in ihrer Grundfarbe einigermaßen oder auch bis auf den Blattstiel abgefressen und auch die älteren, mehr grundständigen Blätter stärker be- schädigt. Überall aber, ebenso sehr an den oberen Teilen der Pflanze, zeigten sich rundliche Gespinste, welche entweder durch regelmäßigeres Umbiesen und leichtes Verspinnen des Randes eines einzelnen Blattes nach aufwärts erzeugt oder _durch Verwendung ver- Stengelteile gearbeitet erschienen (vergl. Abbildung 1). Beinahe bedauern wir, die gemütliche, einträchtige Häuslich- keit gestört zu haben, welche wir bei dem Öffnen eines solchen pflanzlichen Ballens entdecken. Es ist in der That ein höchst sonderbares Bild, in Abbild. 1. - jedem derselben eine, wenn auch kleinere Gesellschaft offenbarer Noctuen - Raupen in ihrer - charakteristischen, eingerollten Haltung dicht aneinander gedrängt ruhen .zu sehen, Individuen der verschiedensten Größe wie Färbung beisammen zu finden. Gewiß eine recht praktische Wohnung, die einen vorzüglichen Schutz verleiht! Und doch hätte die moneta-Raupe diesen nicht einmal so sehr nötig! Wenn sie auch | Verkümmerung Frass von Plusia moneta F.- Raupe an Aconitum napellus (2). nach dem Grün der Futterpflanze richte: „Die bekommt bei- spielsweise einen Stich ins Grau, wenn sie an Lupinen lebt, und läßt bei starker Ver- dunkelung die lichten Streifen breiter, gelb- licher, den Kopf, die Brustfüße, Körper- warzen bis schwarz erscheinen.“ Die moneta-Raupe vertraut aber doch offenbar gern auf den Schutz ihrer Be- hausung, denn sie hält sich nur außerhalb derselben auf, um zu fressen; obwohl sie also vom Futter um- geben ist, gleichsam ein„Knisper-Knusper- Häuschen“ besitzt, verläßt sie dieses, um erst weiter fort auf die Nahrungssuche zu gehen und nach vollendetem Schmause in die wohlerhaltene Behausung zurückzukehren. Besonders die kühleren Morgen- und Abendstunden locken sie hervor. Ein eigentlich nächtliches Leben zeigt diese Art also nicht. Der ganze Habitus der Raupe weist sie unter die „Eulen“-Raupen. Selbst ihr „Spanner“-artigerr Gang mittels sechs Fußpaaren vermag uns nicht zu täuschen, da wir uns sofort der gemeinen gamma- Eule erinnern, bei deren Larve die der beiden vordersten Illustrierte Wochenschrift für Entomologie. No. 39. 1897. - 610 Plusia moneta F., ein Schädling an Ken Bauchfußpaare ebenfalls nur eine derartige | Raupen (Seidenspinner u. s. w.) bei dieser Bewegungsform ermöglicht. Beide besitzen | Arbeit gesehen habe, war mir das ganz auch die übrigen Charakteristika, welche [abweichende Verfahren dieser Art hierbei Hofmann für die Plusien-Raupen aufstellt:|sehr überraschend. Während jene das Einen vorn sehr -verdünnten, nach hinten |Gespinst in seiner ganzen Ausdehnung verdickten Körper, mit schwachem Absatze an den Gelenken (vergl. Abb. 2 u. 23). | skizzieren und es dann durch weitere Fäden Man möchte zunächst an dichter und fester weben, Raupen verschiedener Art errichtet dieser Baumeister denken, so sehr ändert das dasselbe erst nach und nach “ Aussehen der Art, besonders z - von unten herauf, wie ich mit der „Häutung“ zum N x an Gespinsten verfolgte, die letzten Stadium der Ent- re an der freien Glaswand wickelung. Das dunkelblau- ee | des Zuchtbehälters angeleet grüne Jugendkleidmitseinen wurden. Nachdem diese schwarzen Warzen, auf Abbild. 2. reichlich in der Ausdehnung denen einzelne gleich Plusia moneta F.-Raupe (1). des späteren ovalen Ge- gefärbte Borsten stehen, OA Sadan) spinstes zart tibersponnen deckt den Körper nur bis zur war, erhob sich scharf auf der letzten Häutung. Ist es dann zu klein geworden | sans ein nicht gleichmäßig wachsender und abgestreift, gemeinsam mit der nun- Gespinststreifen genannter Umrandung, mehr Ba Chitinmaske des Kopfes | allmählich höher gesponnen, bis er über - (vergl. Abb. 2), so erscheint die Raupe | der Raupe geschlossen wurde, die ganze schön zartgrün „mit dunkel durchscheinen- | Methode ähnlich dem Aufbau eines kuppel- dem, von mehreren weißlichen Längslinien |förmigen Gebäudes. Das Gewebe erschien eingefaßtem Rückengefäße und drei seitlichen | zuerst weißlich, nahm dann aber bei der Reihen weißer Punkte (Warzen)“ (Hofmann). | weiteren Festigkeit eine prächtig goldgelbe Die Schärfe dieser Färbung an, gleich Zeichnung varüert jener mancher B. mori- jedenfalls sehr und war Kokons, und — eigen- bei den zahlreichen, ! artig! — auch diese von mir beobachteten ES DE Umfärbung sing aber- mals schrittweise von untennach oben vorsich. ‚Zu einem Teil wurden die Gespinste aber zwischen den Blättern der Futterpflanze an- Stücken wenig zu sehen. Die Hauptzeichnung bildet die aufwärts dunkel beschattete, weiße Seitenlinie (vergleiche Abb. 3), wenn. diese gelegt, wie es im Freien überhaupt eine Zeich- Regel sein soll. Die hell- nung genannt werden ———— grüne, auf dem Rücken dar. Die Variation Abbild. 3. in variierender Aus- der Grundfarbedagegen Plusia moneta F.-Raupe (ti). dehnung schwärzliche ist gering. „Luftlöcher (Erwachsen,) Puppe (vergl. Abb. 4) weiß, Brustfüße von | mit ihren stark auf- der Körperfarbe; Kopf klein, gelbgrün; | getriebenen Flügeldecken und der kolbigen, 3—4 cm“, fügt jener Autor der Charakteristik |sehr verlängerten „Saugrüsselscheide“ ruht hinzu. vielleicht nur 14 Tage, um dann den herr- Das Wachstum der Raupe geht schnell |lichen Falter, die Plusia moneta F., zu er- von statten. Nach wenigen Wochen schon | geben, dessen reich goldig gelb verschiedener hat sie ihre volle Größe erreicht und be-)Nüancierung gefärbte Vorderflügel durch ginnt, ein Gespinst für die Puppenruhe an- | eigentümlich geordnete Silberflecke (moneta, zufertigen. Da ich des öfteren andere |das gemünzte Geld!) ausgezeichnet sind gewissermaßen durch wenige Fäden sofort Plusia moneta F., ein Schädling an Aconitum. 611 moneta. Namentlich von vorn be- trachtet, verleiht dieser mit seinen verschiedenen Haarschöpfen dem Tiere ein sehr merkwürdiges Aussehen (vergl. Abb. 6). Der Falter wurde hier die ganzen früheren Jahre hindurch von mir nicht = 3 selten gefangen, und zwar mit Plusia gamma L., —_ triplasia L., chrysitis L., festucae L., jota L. zu- sammen an blühender Silene inflata (blasiges L:’eimkraut). Im südlichen Deutschland scheint der dem Süden und Osten Europas angehören. Moneta wird_nur in . einer Generation "auf- treten, da ich nach i dem Juli nichts mehr von der Art bemerkt habe. Dagegen be- sitzt gamma mehrere - Generationen, von der. in der Regel die halb erwachsene Raupe — ebenso wohl bei mo- neta! —, aber auch .: - Falter und wohl selbst Puppen überwintern. Die Eier der monela habe ich nicht beob- ' achtet; jene der ge- dachten Verwandten der höchst auffallende „Kopfputz“ > ee Art Haube des Brust-. stücks!) der Falter seltener zu sein (Rößler). ist ferner der Ansicht, daß die Art sich in den letzten zwei Decennien nach Nord- wwesten verbreitet hat; sonst soll sie mehr Abbild. 4. Plusia moneta F.-Puppe (Yı). Hofmann | ’ Abbild. 5. (Plusia moneta F.-Falter (1). (Ruhend, seitlich.) beschreibt Taschenberg: Die zierlichen Eier | sie, mehr vereinzelt lebend, sind halbkugelige, gerippt, am freien Pole mit einem Wärzchen versehen, blaßgrün von Farbe und werden an der glatten Seite, eine kleinere Anzahl bei einander, manchmal _ aber auch in großen Mengen — nach Bos| Umstände erforderlich, ehe eine Raupe an einer dann, wird. wenn solchen Plage ausarten, (vergl. Abb. 5). Solche goldgelben und | legt das Weibchen im ganzen gegen 400 Eier! - silberhellen Zeichnungen gehören zum Ge- | an die Blätter angeklebt. _ präge der ganzen Gattung, ebenso sehr wie: (eine Außer an Aconitum napellus habe ich die moneta-Raupe an keiner der höchst mannigfaltigen anderen Pflanzenarten desGartens gefunden, auch nicht am gelb blühenden „Wolfs- Eisenhut“ (Aec. Iycocto- num). Hofmann nennt noch als Futterpflanze Trollius europaeus und Delphinium, die ebenfalls in mehreren Exemplaren in der Nähe wuchsen. Jedenfalls ist sie in der Nahrung sehr wählerisch, der gamma gegenüber, welche außer den Ge- treidearten und Gräsern (Bos) alle niedrigen Pflan- zen frißt und selbst auf Weiden gefunden wurde. Der Schaden dieser Art an jenen Zier- pflanzen ist ein sehr empfindlicher. Die be- fallenen Stücke gehen entweder ganz aus oder treiben nur verkümmerte Sprosse und noch kümmerlichereBlüten; er wird recht un- angenehm, wenn auch nicht entfernt ver- gleichbar demjenigen der gamma - Raupe, welche beispielsweise, gemeinsam mit Pieris rapae 1L., im Jahre 1829 in der Provinz Groningen einen Schaden von 540 000 Mark verursachte. Wie ich.‘ hörte, ist die moneta jetzt bereits mehrere Jahre hin- durch in Mengen auf dem Aconitum jenes Gartens erschienen. * Gewöhnlich wird kaum zu besonders zweckmäßig verfolgt Es scheinen oftmals überhaupt besondere - 612 Biologische Beobachtungen an brasilianischen Ameisen. den Kulturpflanzen als schädlich empfunden wird, wie bereits in diesem Blatte von anderer Seite in verschiedenen Fällen nachgewiesen wurde. ‚nennt außer der Die Artenzahl der Aconitum-Schädlinge ist im übrigen nicht sehr groß. Kaltenbach moneta sieben Arten: Haltica alpicola Ulr. So schreibt auch Künstler: Bei einer kürzlich vorgekommenen Ver- wüstung von Zucker- rüben seitens der gamma-Raupe wurde | konstatiert, daß sie erst, nachdem der auf den angrenzenden Feldern wachsende Hederich gänzlich ab- gefressen war, auf die und cyanescens Duft. (Käfer), die Blätter - benasend; Arckia caja L., Amphipyra trapogonis L. und Plusia illustris Fb. (Falter), deren Raupen von den Blättern leben; Phytomyza nigricornis Meig. (Diptere), im Blatte Zuckerrübenfelder wanderte. Der Land- wirt und Gärtner darf also selbst die auf minierend, wie ich selbst beobachtete; Aphis napelli (Blatt- Abbild. 6. Plusia moneta F.-Falter (Vı). laus). (Ruhend, von vorne.) Das Absammeln der Raupen mit ihren den Unkräutern lebenden Insekten nicht | „Brutgespinsten“ ist ein ebenso einfaches unbeachtet lassen, Vorkommen! zumal bei häufigerem | wie sicher wirkendes Bekämpfungsmittel gegen die moneta. Biologische Beobachtungen an brasilianischen Ameisen. Von Dr. L. Reh. (Schluß.) Die Art, wie die Blattschneider die Blätter zerteilen, ist auch nicht immer richtig beschrieben. Von der so oft be- haupteten Arbeitsteilung konnte ich nie etwas beobachten, nach der einige Ameisen abschneiden, andere eintragen sollen. Ich sah immer jedes Individuum das Stück, das es abgeschnitten hatte, auch wegtragen, selbst wenn es damit von der obersten Spitze der Pflanze ganz herunterklettern mußte. Das kam allerdings öfter vor, daß eine Ameise einfach den Stiel eines Blattes durchbiß, so daß es herunterfiel, wo es dann von zufällig es auffindenden Genossen weiter bearbeitet wurde. Daß dies aber planmäßig geschehen wäre, glaube ich nicht. Erstens war es nur Ausnahme, zweitens war das betreffende Blatt selbst öfter schon von einer oder mehreren Ameisen in Arbeit ge- nommen, die dann natürlich mit herunter- liegende Blätter, die eine umherirrende Ameise fand, oder die der Wind oder ich ihnen auf ihren Weg warf, sofort eifrig zerlegt. — Die Blattstücke werden in Kurven, die sich natürlich oft in Ecken treffen, heraus- geschnitten, unbekümmert um die Nerven, von denen ja auch die stärksten solch gewaltiger Kiefern kein nennenswertes Hindernis sind. Für gewöhnlich wird am Rande des Blattes begonnen, allmählich dieses selbst und zum Schlusse der Stiel abgetragen. Auch Sprosse und Knospen wurden in gleicher Weise behandelt. Über die Art des Tragens der Last kann ich nichts Neues anführen. Sie wurde immer sehr fest gehalten. Faßt sie der Wind und trägt sie hinweg, so hält die Ameise fest, auch wenn sie noch so oft überkugelt wird; ebenso wenn ich ein solches Blattstück nahm und in die Höhe hob. Erfaßte ich da- fielen und unten ungeniert ihre Arbeit fort-| gegen die Ameise selbst, so ließ sie meist setzten, und drittens wurden auch am Boden ! sofort los, um mit ihren Kiefern wütend um E: „en Di - befindlichen Pflanze zu gelangen. ur nd dr a Fand bin ieh a 3 De, BR R ‘ . Y 4 ® ;* NL ERS REN Biologische Beobachtungen an brasilianischen Ameisen. 613 sich zu beißen; manche, besonders hart- näckige Individuen hielten nun aber erst . recht fest. Gegen Jahres- und Tageszeiten, ebenso gegen das Wetter scheinen die Blattschneider ziemlich unempfindlich zu sein. Als ich zu Frühjahrs Anfang (Oktober) nach Brasilien kam, fand ich sie in voller Arbeit. Während des erdrückend heißen, vollständig trockenen Dezembers ruhten sie ‚ebensowenig als in den nicht minder heißen, aber sehr nassen Monaten Januar und Februar. Und als ich anfangs des Winters (Juli), als die Temperatur schon eine für - Brasilien recht niedrige (#—6°R. des Nachts, 9--15 am Tage) war, Brasilien verließ, waren ihre Züge ebenso häufig wie immer. — Die frühen Morgenstunden (5—7) und die Abend- stunden (ebenfalls 5—7) zogen sie ja allgemein vor. Aber ich saß häufig mittags in der glühendsten Hitze (12-3) an ihren dicht belebten Straßen, um sie wegzufangen. Und wenn ich einmal des Nachts infolge eines Geräusches die Wohnung abpatrouillierte, eilten sie in Küche und Speisekammer vor meinem Lichte davon. Gewöhnlicher Regen genierte sie ebensowenig wie die brennendsten Sonnenstrahlen. Aber vor einem Platzregen oder Gewitter verschwanden sie schleunigst in ihre Nester, meist sogar schon vor dessen Ausbruch. Der Orts- und Spürsinn dieser Tiere scheint mir recht überschätzt zu werden. Daß sie ja immer nach ihrem Neste zurück- finden, dürfte wohl kaum zu bezweifeln sein. Aber alle ihre Wege waren möglichst weit von der geraden Linie entfernt. Es ist fast unverständlich, welche Umwege sie oft machten, um nach der gerade in Arbeit Leider habe ich versäumt, einige aufzuzeichnen. Aber ich sah sie nach einer 2-3 m vom Neste entfernten Pflanze einen Weg von _ etwa 50 m zurücklegen. Wese liefen Ab- hänge hinauf und wieder hinab und um- gekehrt. Wie schon vorher ausgeführt, machten viele Tiere durch ihr Hin- und Her-Rennen auf dem Wege oder außerhalb desselben durchaus den Eindruck des Ver- irrtseins. So beschrieb ich ja auch schon, wie sie an manchen Pflanzen lange vorbei- liefen, bis sie plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, auch über diese herfielen. Der Weg 'Stammesgenossen zu benachrichtigen, eines Stockes führte lange Zeit an etwa 6—7 Reben, direkt an ihrem Stamme und unter ihrem Schatten her, nach der achten Rebe. Ich glaube nicht, daß irgend ein Sinn, Geruch oder Gesicht, sie ihre Beute- pflanzen finden läßt. Auf mich machte es immer den Eindruck, als wenn dies durch Zufall geschähe: Wenn eine Ameise bei ihrem Umherirren zufällig an eine zusagende Pflanze kommt, so eilt sie zurück, um ihre die dann vielleicht auf ihrer Spur der Pflanze zueilen. Auf diese Weise ließen sich auch die großen Umwege, die sie meistens machen, leicht erklären. — Verzweigungen der Wege sieht man selten; sehr lange Wege ebensowenig. Die längsten, die ich verfolgt habe, schätze ich auf 150-200 m (nicht Luftlinie, sondern den Pfad selbst mit all seinen Umwegen). — Einen Wes fanden sie allerdings immer. wieder, den in unsere Küche und Speisekammer, die sie Nacht für Nacht aufsuchten. ohne daß ich allerdings jemals hätte entdecken können, was sie da wollten. Andere, kleinere Arten waren aller- dings sehr hinter Zucker und Mehl her. — In einem anderen‘ Hause waren sie, weıl geduldet, ständige Besucher. Sie holten aus Käfigen von Schildkröten und Papageien die Maiskörner u. s. w. aus deren Futterkästen heraus. Natürlich konnten sie diese nicht zerkleinern und mußten sie ganz fort- schleppen. Ihre Intelligenz und Ausdauer zwang mich bei .einem Neste zu einem langen Kampfe. In meinem Hofe, etwa 1 m von einem tiefen Ziehbrunnen entfernt, war die Mündung eines sehr großen Nestes, dessen Angehörige meinen Garten arg verwüsteten. Um sie zu bekämpfen, begann ich damit, tagsüber alle Individuen, die ich antraf, wegzufangsen. Bald merkten die Ameisen dies und verlegten ihre Arbeitszeit auf den frühen Morgen. Ich stand also auch recht früh auf und fing sie weg. Da kamen sie nur noch zur heißesten Mittagszeit. Ich that dasselbe. Nun arbeiteten sie nur noch abends, und ich mußte sie mit der Laterne wegfangen. Jetzt machten sie die Nacht zum Tage. Ihnen auch noch darin zu folgen, hatte ich keine Lust, und ich suchte das Nest zu zerstören. Aber offenbar war es schon zu groß, und ich zerstörte nur den 614 Biologische Beobachtungen Eingang. Denn bald hatten sie sich einen neuen gemacht in dem Ziehbrunnen, etwa 1 m unter dem Hofe und 2 m unter dem oberen Rande des Brunnens. Zuerst begann nun wieder dasselbe Spiel mit den Tages- zeiten und mit demselben Erfolge, bis wir wieder bei-der Nacht angelangt waren, wo ich dann endlich streikte. Später brach dann der Boden über dem Neste ein, wobei ich seine Größe (2 qm) feststellen konnte. Nun war es mir natürlich leicht, es zu zerstören. s Die Reizbarkeit der Blattschneider war keine sehr große. Kleinere Hindernisse, die ich ihnen in den Weg legte, wie Holzstücke, Wasser, Gräben u. s. w., genierten sie durch- aus nicht. Petroleum und Spiritus hatten, auf den Weg gegossen, nur Erfolg, bis es verdunstet war. Öfters schüttelte ich ganze Gläser mit in Petroleum ersäuften Ameisen auf ihre Wege. Am nächsten Tage hatten sie sich Platz gemacht, indem sie einfach die Leichen vom Wege weggeräumt hatten. Wenn ich anfing, von irgend einem Platze ihres Pfades die von beiden Seiten kommenden Individuen wegzufangen, dauerte es immer erst einige Zeit, bis sie es merkten. aber wurden sie immer schon mehrere Centimeter vor der betreffenden Stelle stutzig, durch ihren Geruch geleitet oder infolge der verdächtigen Leere, und kehrten schleunigst um. Hörte ich mit dem Wegfangen auf, so war bald die Verbindung wiederhersestellt. „Verteidigung“ zu sein. Wenigstens ver- suchten sie es immer, solange es irgend ging. setzten sie sich zur Wehr, wobei sie den Vorderkörper hoch in die Luft streckten und wütend um sich bissen. — Man liest manchmal, daß sie mit ihren Kiefern nicht beißen könnten. Abgesehen davon, daß mir das von vornherein nicht einleuchten wollte, habe ich sie in vorgehaltenes Papier, in Blätter, Grashalme u.s. w. beißen lassen und dabei doch soviel Achtung von der Kraft ihrer Kinnladen bekommen, daß ich keine Lust verspürte, mit mir selhst die Erfahrung zu’ machen. Außerdem wird ja auch berichtet, daß sie von den Eingeborenen benutzt werden, mit ihren Kiefern die Ränder frischer Wunden zusammenzubeißen, worauf man den Rumpf abschneidet und den Kopf Dann Erst wenn gar nichts mehr half, an brasilianischen Ameisen. solange sitzen läßt, bis die Wunde geheilt ist. — Als Mittel zu ihrer Vertilgung habe ich, außer dem zeitraubenden Einzelfang, auch das Eingießen von Petroleum und heißem Wasser in die Öffnungen des Baues versucht, aber ohne jeden Erfolg. Das einzig durch- greifende Mittel ist Schwefelkohlenstoff, das in Brasilien unter dem Namen „Formicida® _ in den Handel kommt. Man gießt ihn in die Löcher und zündet ihn an. Durch die Explosion wird der Bau zerstört, und werden die giftigen Gase bis in seine entferntesten Schlupfwinkel gepreßt, so alles, Alte und Junge, tötend. Von den Wander-Ameisen, praedator Smith, beobachtete ich zwei Züge, den ersten allerdings nur kurz, da er mir auf einem Spaziergang im Kamp begegnete, als es schon zu dunkeln begann. Ameisen überschritten gerade einen Weg in mehreren Kolonnen. Sie schienen es sehr eilig zu haben. Beute konnte ich bei ihnen nicht bemerken, auch ließen sie Gräser, Büsche u. s. w. unbeachtet. Am anderen Morgen konnte ich sie nirgends mehr finden. 5 Der zweite Zug hielt sich anfangs Februar mehrere Tage in der Nähe meines Hauses, bezw. in meinem Garten, auf, so daß ich ihn genau beobachten konnte. Zuerst sah ich ihn am Rande der Straße, zum Teil auf ihr, zum größeren Teil im angrenzenden Gebüsch. war ein Vorwärts- bewegen des ganzen Zuges kaum fest- zustellen. Alles lief hin und her, und auf der Straße bildete das Ganze ein: viele Quadratmeter bedeckendes Netzwerk mit verschieden großen Maschen und verschieden breiten Wegen. Im Gebüsch war alles, Boden und Pflanzen, dicht bedeckt von einem sinnverwirrenden Gewimmel: kein Grashalm, kein Zweig, kein Blatt, auf dem nicht wenigstens einige Ameisen gewesen wären. Der Zweck war offenbar der des Beutemachens, wobei nur so weit und rasch vorwärts gedrungen wurde, als es dieser Zweck erheischte. Offenbar war es auf Vertilgung alles Lebendigen abgesehen. Überall sah man Käfer, Raupen, Spinnen, Grillen, Heuschrecken sich bemühen, dem ihnen drohenden Verderben zu entrinnen, nicht immer mit Erfolg. Den Spinnen gelang dies Eeiton : Die Trotzdem alle Individuen in — Das Ausreißen scheint ihre beliebteste | größter Eile waren, us EEE Ka ; die Gelenkhäute gebissen wurden, Ameisensäure eine Wirkung ausübte. _ Marschordner auch nicht feststellen. = gierigen Insekten überwältigt. war sie im Loch überrascht worden. Biologische Beobachtungen trotz ihrer verhältnismäßig: langsamen Be- wegung fast durchweg, den Käfern zum | Ameisen Teil, den Grillen selten, den Heuschrecken fast nie. _ letzteren Insekten ihrriesiges Springvermögen half. Waren sie ein besonders leckerer und - Bissen, oder bot ihnen ihre dünne, weiche Chitindecke zu wenig Schutz? Mit ge- waltigem Satze sprangen sie, schon einige fest verbissene Ameisen an sich, aus dem Gebüsch auf die Straße, um natürlich mitten in das Gewimmel zu fallen, wo sich noch mehr der kleinen Feinde an sie hefteten; noch zwei bis drei immer matter werdende Sprünge, und sie blieben liegen. Es machte _ auf mich fast den Eindruck, als ob ihnen an den Beinen durch- wenigstens waren die Gelenke immer am diehtesten mit wütend beißenden Ameisen besetzt; doch konnte ‚ich es nicht genau len Indessen ist es nicht unmöglich, daß auch das Gift der Es war wenigstens sehr auffallend, wie rasch und plötzlich diese großen, kräftigen Kerfe erlagen. Ich konnte allerdings nie etwas Derartiges bei den zahlreichen Bissen, die © pilerien Taro zu Teil werden _ ließen, merken; außer dem Eindringen der . Kiefer spürte ich nichts, nie etwas von dem ' brennenden Schmerz, der den Biß unserer deutschen Ameisen so unangenehm macht. Man liest sehr oft, daß die sogenannten Soldaten der Wander- Ameisen gar. nicht _ beißen könnten mit ihren gewaltigen Kiefern, die ihnen mehr als Werkzeuge beim Fort- bringen großer Lasten dienen sollten. Ich konnte aber mehr als einmal an mir selbst feststellen, daß sie gerade so gut beißen können, wie ihre Kiefer es erwarten lassen. Auch an vorgehaltenen Grashalmen u.s. w. _ erprobte ich ihre Kraft; an der Pincette, mit der ich sie fing, bissen sie sich so fest, daß sie kaum mehr loszubringen waren. Daß ihnen eine besondere Aufgabe, als u. s. w., zufiele, konnte ich Sie waren eänzlich - regellos unter den Arbeiten zerstreut. — Sogar _ eine Maus wurde von den kleinen, mord- Als ich sie bemerkte, war sie schon erlegen, feststellen. Offenbar an brasilianischen Ameisen. 615 der ganze Körper war über und über mit bedeckt und zuckte nur noch krampfhaft zusammen. Auch das spricht Es war merkwürdig, wie wenig |dafür, daß sie von der Ameisensäure ver- siftet wurde. Als ich nach kurzer Abwesen- a wieder nach ihr sah, lag sie in einer daher mit besonderer Energie erstrebter | großen Blutlache, und es hatte den Anschein, als ob ihr die Halsschlagadern durchgebissen seien. Genaueres, wie sie oder die übrige Beute „zerlegt“ wurden, war wegen der allzu dichten Bedeckung mit Ameisen nicht festzustellen. Bei den Heuschrecken wurden zuerst Beine, dann Kopf und Flügel ab- gebissen. Leichtere Beute wurde langsam mit fortgeschleppt, doch nicht so rasch, als sich der ganze Zug beweste. Die Maus blieb natürlich ganz liegen, und an ihrer Lageveränderung im Zuge konnte ich noch am besten dessen Vorwärtsbewegung | Leider konnte ich meine Beobachtungen nicht beendisen, da ein starker Platzregen und rasch einbrechende Dunkelheit mich in die Wohnung: trieben. Am nächsten Morgen waren die Ameisen in meinem Garten und suchten die verschiedenen Beete ab. Ins Haus versuchten sie auf ver- schiedenen Wegen, auch durch ein Fenster, einzudringen, doch wurden sie jedesmal durch vorgegossenen Caxaca (Zuckerrohr- Branntwein) leicht zurückgetrieben. Dieses Mal war ein bestimmter Plan schon besser zu erkennen. Das eine Ende des Zuges verlief in einem so hohen und dichten Gras, daß ich ihn trotz großer Mühe nicht verfolgen konnte. Nach ihm zu liefen alle mit Beute beladenen Individuen, von ihm weg die leeren. Die Beute bestand aus kleineren Insekten oder Stücken von ihnen, die so verteilt waren, daß die kleinsten Ameisen die kleinsten Stückchen, die größten die schwersten Lasten wegschleppten. Erstere trugen nur mit den Kiefern, letztere meistens so, daß die Beute längs ihrer Unterseite lag, vorn ebenfalls mit den Kiefern, hinten mit den beiden Mittelbeinen festgehalten; auf den vier übrigen, weit gespreizten Beinen liefen sie. Da die Beute meist aus Stücken einer hellen, nackten Raupe bestand, glaubte ich zuerst, die Ameisen schleppten ihre Bier und Larven mit sich. Erst als ich einige fing, konnte ich mich von der wahren Natur der Last überzeugen. Sollten nicht vielleicht wenigstens manche der Erzählungen, daß 616 EFT RÄE Am Rande der en Heide. die Wander-Ameisen ihre Brut auf ihren Zügen mitschleppen, auf ähnlicher Täuschung beruhen? Ich versuchte, die Ameisen zu füttern, indem ich allerlei Tiere auf ihre Wege legte. Behaarte und bedornte Raupen verschmähten sie, Blattwanzen wurden erst angefaßt und überwältist, wenn ich sie immer und immer wieder den Ameisen. vorwarf; vielleicht weil zuletzt ihr übelriechender Saft alle geworden _ war? Ein Soldat, der eine frische Wanze herzhaft angefaßt hatte, ließ sie sofort wieder los und rieb seine Kiefer mit allen Zeichen des Unbehagens rinssum an der Erde ab. Die Ameisen auf der letzten Strecke vor dem Grase, -in dem alle beladenen ver- schwanden, verschmähten auch die leckersten Bissen. Vor Hindernissen im Wege, vor der Pincette, wenn noch etwas Spiritus oder gar Formol an ihr haftete, wichen die Ameisen von beiden Seiten heftig zurück und stießen so wieder die anderen, daß es große Knäuel gab, die sich erst allmählich verteilten, indem wurde. — In Löcher von anderen Ameisen sah ich sie auch ständig in dichten Scharen hinein- und aus ihnen wieder herausdrängen, ohne daß sie aber etwas mitbrachten. Auch konnte ich nie andere Ameisen oder Stücke von solchen unter der Beute bemerken. Blattschneider-Ameisen standen mir damals gerade nicht zur Verfügung; ich hätte gerne - gesehen, wie sich die beiden Arten gegen- einander benommen hätten. — Mein Versuch, von den Wander-Ameisen größere Mengen zu fangen, in der Weise, wie man in Deutschland Ameisen-Spiritus herstellt, daß man nämlich ein Glas mit Spiritus in den Weg lest, in das sie hineindringen, mißlang vollständig. Drei Tage blieben die Ameisen in meinem Garten und säuberten einen Teil davon, wie auch den Unterbau des Hauses gänzlich von Ungeziefer. Leider hielt diese „Sauberkeit“ nicht lange an, denn schon nach einigen Tagen wünschte ich mir wieder einen Zug Wander - Ameisen, leider aber ver- einfach ein Umweg um das Hindernis gemacht | geblich. Am Rande der märkischen Heide. Von Max Müller. Kaum setzen wir bei unserer Wanderung den Fuß vorwärts, da fesseln schon aufs neue die breiten Blumenschirme der wilden Möhre: ein wahres Dorado für unzählige Leicht- flügler. Zwar locken die Dolden weniger den Schmetterling an, obgleich der gezipfelte Nierenfleck (Thecla betulae L.) nebst dem Landkärtehen (V. prorsa L.) soeben zum Besuch kommen; aber desto mehr wimmelt es von ockergelben Weichkäfern (Cantharis melanura Oliv.), unzähligen Zweiflüglern ete. Alle wollen naschen und leistendabeiunbewußt für die Fremdbestäubung der Pflanze wesent- liche Dienste. Sieh nur die borstenhaarige, tief- schwarze Raupenfliege (Echinomyia grossa L.) mit dem gelben Kopfe und den dunklen Facettenaugen, die größte unserer ein- heimischen Musciden, —- welch ein Gegen- stand zu ihren unscheinbaren, graustriemigen Schwestern! Und dort die hübsche, schwarz- weiße Federfliege (Volucella pellucens L.), die drohnenähnliche Schlammfliege (Eristalis tenax L.), der schnelle Trauerschweber (Anthrax morio F.) mit den schwarz ge- (Schluß aus No. 37.) zeichneten Flügeln; ferner neben der mond- fleckigen Schwebfliege die schlanke, braunrot segürtelte Ocyptera brassicaria F. und die dünnleibige, geschmeidige Stiftsfiege (Syritta pipiens). Auf der benachbarten Dolde weilt unter anderem ein ganz merkwürdig ge- stalteter Hautflügler; der kugelige Körper hängt bloß an einem fadenfeinen, langen Stiele.e. Es ist die Glocken- oder Pillen- wespe (Eumenes pomiformis Spin.), ein Bau- künstler ersten Ranges, der seine runden, zierlichen Brutzellen gern an trockene Gräser und Weidenzweige heftet. Nahebei sitzt eine schmucke Siebwespe (Orabro cribrarius L.); mancher munteren Fliege wird die Arge verhängnisvoll, packt sie unverhofft, lähmt die Ärmste durch einige wohlgezielte Stiche in das Bauchmark und schleppt den Raub als Speise für die Nachkommenschaft fort. Damit die belebte Schaubühne alle schönen Farben .zeigt, blieb auch der scharlachrot gebänderte Immenkäfer (Trichodes apiarius L.) nicht aus, und plötzlich surrt ungestümen Fluges noch der grün funkelnde Goldkäfer Am Rande desmarkischen Heide. 617 (Cetonia aurata L.) herbei, daß beim Nieder- setzen die ganze Blumenwarte bedenklich schwankt und verschiedene Besucher der- - selben davoneilen. Aber wer vermag das ewig wechselnde — Insektenleben dieser Lichtung in seiner 3 sanzen Vielseitigkeit zu übersehen oder gar zu beschreiben? Hier erscheint es als ein — kurzweiliges Vagabundieren, dort wieder als ernste Sorge um die Existenz, wie z.B. das 'skelettierte Laub am Erlenstrauch beweist. Gefräßige Larven des blauen Erlenblattkäfers (Agelastica alni F.) vernichten es bis auf die nackten Adern; der Hasel-Dickkopfrüßler (Apoderus coryli L.) nagt lange, schmale Gänge hinein und dreht — wie am Hasel- busch — die Blätter zu spitzen Tüten für e* seine Eier zusammen. Be Noch einmal überblicken wir die schmale, 2 bruchartige Fläche, bedauern den armen Scheckenfalter (Melitaea athalia Rott.), der am zusammengesponnenen Wiesengrase in das Wohnnest einer heimtückischen Spinne (Epeira cornuta) geriet, und steuern wiederum einer lichten, freien Gegend zu, diesmal jedoch mehr waldeinwärts. Zur Seite an den hohen Kiefern sitzt hin und wieder eine weiß- scheckise Nonne (Ocneria monacha L.); ein paar der B schwarze, rotbeinige Pimpla instigator Fabr. und die Spinner - Sichelwespe (Anomalum eircumflecum NL.), spüren zwischen den Stämmen umher. Bisweilen fällt uns ein - schneeweißes, überaus niedliches Glöckchen ins Auge, das lose von der rauhen -Borke . herabhängt; bei näherer Untersuchung finden wir das allerliebste Gebilde durch einen kreisrunden Boden verschlossen. Es gehört zu den vollendetsten Kunstprodukten unserer heimischen Spinnen und ist das Eiersäckchen der Art Agroeca Westr. — Inzwischen haben wir auch das Ziel erreicht; wir stehen enttäuscht vor einer - öden Sandgrube, von etlichen Akazienbüschen umgeben. In ihrem Schatten haben sich an cularia Hb.) mit ihrer unübertroffenen Rinden- färbung versteckt. Vom losen Geröll schwirren, - die starren Flügel aneinander reibend, graue - Schnarrheuschrecken (Oedipoda coerulescens — L.) auf und zeigen die lichtblauen Hinter- schwingen. Sonst scheint die Natur ver- einsamt und still zu sein. Doch da fliest, schönsten Schlupfwespen: die|fänger ohnegleichen. den Föhren Akeleispanner (Boarmia crepus- die langen Beine weit abwärts gestreckt, jene Sandwespe (Ammophila sabulosa L.) herbei, welcher wir bereits auf den Blüten des Waldthymians und der Kornblume be- segneten; trotzdem bleibt dieselbe ein echter Räuber und eine Erzfeindin der glatten Raupen. Diesmal hat sie eine Spinne erwischt; sie streicht mit dem Raube am Grunde der steilen Erdwand hin, bis sie schließlich in einer engen Röhre ver- schwindet, die zu dem birnförmigen Brut- raum führt. Da letzterer später das Ei aufnehmen soll, wird er vorher mit allerlei Tierchen verproviantiert. Ein Präparat des Berliner Museums für Naturkunde zeigt z. B. die eingeschleppten Larven von Hypera rumicis L.; selbst betäubte Honigbienen kann man in dem Eikämmerchen finden. Bald kommt indes ein schlimmerer Bienen- räuber zur Stelle: die diekköpfige Bienen- Raubwespe (Philanthus triangulum F.); zwischen den Vorderbeinen hält sie zufällig eine kleine Hummel und sucht damit eben- falls die Öffnung ihres Baues auf. Hier am senkrechten Abhange schlüpfen auch die zierlichen Crabroniden ein und aus, desgleichen die geschmeidige Glattwespe (Mellinus arvensis F.), ein listiger Fliegen- So wird also die. entlegene Sandgrube eine Wohnstätte der mannigfachsten Grab- und Mordwespen. Ob wohl jenes verkrüppelte Birken- büschehen am Saume der Grube ansehens- wert ist? Etwas zernast schauen seine Blätter schon von weitem aus. Gefräßige Blattwespenlarven (Nematus septentrionalis) besorgsten das. Sobald die . Übelthäter- beunruhigt werden, biegen sie flugs den trüb gefärbten Hinterleib über den Rücken und erscheinen dann häßlichen Kotringeln nicht unähnlich. Doch still! Eine neckische Biene umkreist laut summend die Spitze des Strauches. Nun läßt sie sich am jungen Blättchen nieder und schneidet emsig ein längliches Stück ab. Ehe das- selbe ins Fallen gerät, ist es zwischen die Beine geklammert und wird durch die Lüfte davongetragen. Die kleine, schwarze Imme, sowohl an den Segmenten, als unter dem Bauche mit silberglänzenden Haaren be- kleidet, war das Weibchen einer Tapezier- biene (Megachile Latr.), und zwar das des Birkenblattschneiders (M. betulina), der die 618 besagten Blattteile zu hübschen, fingerhut- förmigen Zellen verarbeitet. Ja, der Rand der märkischen Heide bietet manche ebenso seltene als interessante Er- scheinung, welche oft einen tiefen Einblick in die Lebensgeschichte unserer Insekten thun läßt. Und berücksichtigen wir gar die Einzelheiten, z. B. die vielartigen Schlupf- wespen, die Borkenkäfer mit ihren weit ver- zweigten Larvengängen, die Blattgallen und ihre Erzeuger ete., so können wir die über- raschendsten Studien machen. Ein ungewöhnlicher Fall bezüglich meiner Heidegänge sei schließlich noch erwähnt. Es war am 20. Juli d. Js., zwischen 7 bis 8 Uhr abends, nach einem heißen, schwülen Sommertage. Fleißige Schnitter stellten nicht weit von der Waldgrenze ihre Garben auf. Plötzlich wurden sie unverhofft von dichten Ameisenschwärmen umrinst, welche eben zum Hochzeitsreisen in die Lüfte stiegen. Das erregte Umsichschlagen der Leute mit Tüchern und Schürzen machte mich aufmerksam. Die Plagegeister kamen aus zwei bis drei Nestern vom Forstsaume Revision der Ichneumoniden-Gattune Pimpla. her und gehörten jedenfalls der Rasen- ameise (Myrmica caespitum Latr.) an. lang und 4 Schritt breit, wimmelte es von Tausenden geflügelter Männchen und Weibchen, welche mit wilder Begierde einander zerrten und verfolgten, oder gar in dichte Knäuel zusammengerieten, obgleich es verhältnismäßig selten zur Copula kam. Nur zweimal gelang es mir, ein vereinigtes Pärchen in die Sammelflasche zu bringen. Dazwischen flatterten unzählige Individuen hoch, richtung davonzutanzen. Nur die Arbeiter benahmen sich in gewohnter Weise und verrieten nicht die geringste Aufregung; höchstens versuchten einzelne, ein Männchen oder Weibchen in den Bau zu führen, falls solche den Wohngängen zu nahe kamen. Leider konnte ich dem Verlaufe des Schau- spiels nicht länger folgen, weil es zu dunkel wurde; am anderen Morgen waren indes sämtliche geflügelte Wesen schwunden. Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Sehmiedeknecht. 69. Das erste Segment fast länger als breit, zu beiden Seiten der Mittelkiele fast glatt. Die hinteren Schienen und Tarsen gelblich weiß. — Eine zweifelhafte Art. Taschenberg zieht sie zu P. brevicornis, Thomson dagegen trennt sie davon, auf Brischkes Angaben kann man sich nicht verlassen. Nach Ratzeburg der Bohrer fast von Hinterleibslänge, Metathorax ganz glatt; Beine ganz gelbbraun und auch an den hintersten Schienen und Tarsen wenig dunkler. Tegwä und Schulterbeulen gelb. Beim 8 die Taster, Unterseite der Fühlerbasis, Hüften und Trochanteren citronengelb. Er zog die Art aus Weidengallen des Nematus saliceti. -—- Nach Thomson unterscheidet sich das @ besonders durch den parallelen Hinterleib von P. brevicornis, das g durch das doppelt so lange als breite, erste Hinterleibssegment. Nach Brischke (Fortsetzung aus No. 37.) schmarotzt die Art bei Tortric berg- manniana, Tischeria complanella, Nematus vullisnieri, viminalis und vesicator, - ferner bei Oryptocampus medullarius und venustus. vesicaria Rtzb. Das erste Segment an den Seiten mehr oder weniger punktiert. Farbe der Beine dunkler. 70. 70. Fühler länger als der halbe Körper. Hinterleib mit schwachen Höckern. Hinterhüften nur rot. 71. Fühler kurz, nicht länger als der halbe Körper. Hinterleib mit deutlichen Höckern. Nervellus unter der Mitte gebrochen. 72. 71. Nervellus fast in der Mitte gebrochen: Stigma hell, Beine rot, die hintersten Schienen und Tarsen heller, mit dunkler Zeichnung. Das achte Segment ohne schräge Linien. — Kopf hinten wenig verengt, Fühler schwärzlich, unten rost- gelb, von Hinterleibslänge. Kopf und Vor den Bauten aber bot sich ein unbeschreiblich A wirres Bild. Auf einer Fläche, ca. 15 Schritt um unter dem Einfluß der Wind- VEer- ee ee re ee u ae ei u en 2 “. x gt “u Di ri ne da ‚Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 619 E: Segment quadratisch. Beine trüb rot, Hüften und Trochanteren schwarz. Die Mesonotum glänzend, Metathorax mit schwachen Kielen. Hinterleib nach vorn FTREN ei a ei Re N ! i a, dreieckiges Feld einschließen. _ und hinten stark verschmälert, dicht und grob punktiert, mit schwachen Höckern; das erste Segment so lang wie breit, mit scharfen Kielen; Bohrer von Hinterleibs- länge. Beine rot, Schienen etwas bleicher, die hintersten an der Spitze und ein Ring hinter der Basis dunkel; die hintersten Tarsen braun, die Basıs der Glieder hell. Flügel gelblich getrübt, Stigma hell. — Beim g die Fühler weit länger als Kopf und Thorax, unten rost- gelb, Schaft unten hellgelb. Vorderbeine fast ganz blaßgelb, die Schenkel und Hüften der hintersten rötlich. Die hintersten Schienen weißlich, die Spitzen der Glieder breit schwarz. Hinterleib schmal, das zweite Segment fast länger als breit. Länge 8-12 mm. Eine der häufigsten Arten. Schmarotzer von: Liparıs salicis, Orgyia anliqua, Gastro- pachaneustria, Myelois eribrella, Lithoria ‘quadra, Lasiocampa potatoria, -Psilura monacha, Tortris viridana und laevigana, Hylophila prasinana, Nephopteryx vacci- niella und Rhynchites betuleti. — Ich habe bereits früher nachgewiesen, daß . die Art den Namen P. stercoräator nicht | behalten kann. 3 : inquisitor Scop. _(P. stercorator aut. P. flavipes Grav.) Nervellus euch unter der Mitte gebrochen. Stigma dunkelbraun, am Be Grunde hell. Das achte Segment nn welche ein Beine rot, Hinterschienen und Tarsen weiß, erstere hinter der Basis und am Ende dunkel, letztere dunkel geringelt. Fühler zwei schrägen Furchen, ‘ schwarz. Tegulä weiß. Bohrer von ‘ Hinterleibslänge. Länge 8 mm. 3 un-| bekannt. Ein @ von Bonn. triangularis Verhoeff. (Ent. Nachr, 1890, p. 331.) .Stigma schwärzlich. Körper schlank. ‚ Hüften schwarz. Nach Thomson (Opuse. - Ent., XIX, p. 2126) kleiner und schmäler - als P. brevicornis; Nervellus schief, unter. ' der Mitte gebrochen, beim in der Mitte. Bohrer etwas länger als der Hinterleib, letzterer schmal, dicht punktiert, das erste | “ erwähnt noch als Wirte: 'am Einde dunkel. "getrübt und irisierend, Stigma und Tegulä hintersten Schienen und Tarsen schwärzlieh, die ersteren in der Mitte und an der Basis, die letzteren an der Basis hell rötlich. Beim 3 die vordersten Schienen gebogen, die vordersten Schenkel unten breit ausgerandet. Thomson nennt die hintersten Schenkel schwarz, davon erwähnt Ratzeburg nichts. Nach Hartig und Ratzeburg aus Tortric buoliana, resinana und cosmopherana,; Brischke Anthonomus pomorum, Tischeria complanella, Cochylis posterana und Motten in Statice. sagax (Hrtg.) Rtzb. Stigma hell. Die hintersten Schenkel höchstens an der Spitze etwas ver- dunkelt. 73. 73. Hinterhüften schwarz, selten rot gefleckt. Schwarz, Kopf glänzend, hinten schwach verengt; Fühler gegen das Ende rostrot. Thorax buckelig, glänzend, das Mesonotum fein runzelig punktiert. Schulterbeulen gelb. ° Hinterleib in der Mitte stark er- weitert, grob punktiert, das erste Seg-. ment so lang wie breit, mit starken Längskielen, die folgenden Segmente mit breiten, glatten Endrändern und deut- lichen Höckern, Bohrer so lang wie Hinterleib. Beine schlank, rötlich, Schienen und Tarsen schmutzig gelb, die hintersten Schienen hinter der Basis und am Ende dunkel, die Tarsenglieder Flügel breit, gelblich gelblich; Nervellus unter der Mitte ge- brochen. — Das Zg hat einen fast linearen Hinterleib und ist der P. inquisitor sehr ähnlich; es unterscheidet sich durch die kurzen Fühler, stärkeren Hinterleibs- höcker, tiefer gebrochenen Nervellus und stärker behaartes Gesicht. Länge 6 bis ° 10 mm. Eine der häufigsten Arten. brevicornis Grav. Hinterhüften rot; die vordersten Hüften an der Basis und die hintersten Schenkel an der Spitze verdunkelt. Schwarz, Beine rot, Schienen und Tarsen weiß, die hintersten Schienen an der Spitze und hinter der Basis, ebenso die Spitzen der Tarsenglieder schwarz. Stigma breit, gelb, Nervellus unter der Mitte gebrochen. 620 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla.. Bohrer von Hinterleibslänge. Fühler im Verhältnis etwas länger als bei P. brevi- cornis. Länge 5—6 mm. & unbekannt. Palma auf Mallorca. balearica Kriechb (Himenopt. nuevos de Mallorca, 1394, p 248.) Anmerkung. Wegen der großen Ver- änderlichkeit der P. brevicornis, die sicherlich bedingt ist durch das Vorkommen in den verschiedenartigsten Wirten, ist es schwer, Grenzen zwischen Arten und Varietäten zu ziehen. Aus diesem Grunde halte ich auch die P. sagax und balearica für gewagte Arten. 74. Hinterleib, mit Ausnahme des ersten | Segments, sowie Fühler und Beine rot. Fühlerschaft, Hüften und Basis der Hinter- schenkel schwärzlich. Zwischen Meta- thorax und Hinterschildchen eine tiefe Furche. Die letzten Bauchsegmente nicht gespalten, das letzte seitlich zusammen- gedrückt und die Rückensegmente etwas überragend. Aphanoroptrum abdominale Grav. Hinterleib höchstens an der Spitze und den Segmenträndern rot. Zwischen Metathorax und Hinterschildcehen keine tiefe Furche. Bohrer aus einer Bauch- spalte. 75. . Luftiöcher des Metathorax oval; (lieser mit drei vollständig geschlossenen, polierten oberen Feldern, deren Leisten scharf hervortreten. Oberes Mittelfeld länglich, rinnenartig vertieft; das hintere Mittelfeld (area posteromedia, area —ı I petiolaris) sechsseitig, poliert. Hinterleib |’ glänzend schwarz; die äußersten Segment- ränder rot; das erste Segment des g in der Mitte des Endrandes mit röt- lichem Fleck. Stigma schwarzbraun; Nervellus über der Mitte gebrochen. Beine rot, die hintersten Schienen des Q an der Spitze, beim Z fast ganz schwarz. Bohrer von halber Hinterleibslänge. Fühler des @ kürzer, des Z länger als der halbe Körper. Hinterleib glänzend, das erste Segment mit zwei bis zur Spitze reichenden Kielen, Segment 2 und 3 jederseits an der Basis schief, vor der Spitze quer eingedrückt, die übrigen Segmente fast glatt. Beim 9 die äußeren Augenränder schmal und die Spitze des Hinterschildchens dunkel- '6. Stigma breit dreieckig, gelb. - die vorderen ganz oder an der Spitze rot. Geißel des 9 fast ganz rot, beim Br -nur unten. Länge 13 mm. Österreich. laevigata Tschek. Luftlöcher des Metathorax rund. 76. Gesicht anliegend weiß behaart. Das vorhergehenden zusammen. Nervellus schräg, weit unter der Mitte gebrochen. Bohrer sehr kurz. 77. Stigma schmal, dunkel bis schwarz- braun. Gesicht nicht auffallend behaart. Das letzte Fühlerglied kürzer. Bohrer länger als der halbe Hinterleib. 78. . Segmentränder und die ganze Hinterleibs- spitze rot. Metathorax neben dem oberen Mittelfelde beiderseits noch mit je zwei deutlich abgesrenzten Hinterleib dicht punktiert. Stigma rotgelb, ebenso die Beine; Hüften schwarzbraun; Spitze der hintersten Schienen und die hintersten Tarsen dunkel. Fühler unten gelblich, die Spitze ganz gelb. — Beim & das Gesicht noch stärker behaart; Fühler braun, unten heller. etwas schmäler als. der Thorax, die Ränder der Segmente gelblich. Flügel wie beim 9, die Tegulä mehr weißlich. Beine rötlich gelb, die Hüften schwarz, weißlich, die hintersten Schienen am Ende schwarzbraun; auch die hintersten Schenkel mehr oder weniger verdunkelt. Länge 6 bis 7 mm. Nördliches und mittleres Europa: im allgemeinen selten. Stilbops vetula Grav. (Q —= Phytodietus chrysostomus Grav.) Hinterleib schwarz. hintersten Hüften und Schenkel mehr rötlich. Bohrer von etwa !/, Hinterleibs- länge. Körper zart. Kopf glatt, Gesicht schwächer als bei voriger Art be- haart. Fühler an der Basis braun, die Endhälfte gelb, das letzte Glied fast so lang wie die drei vorhergehenden zu- sammen; Schaft unten weißlich. Thorax ziemlich glänzend, dicht und fein punktiert; Leisten des Metathorax schwach, deshalb die Felderung etwas un- deutlich. Hinterleib dicht, aber seicht punktiert, schwach glänzend, mit kurzer, weißlicher Behaarung, namentlich auf e ; ; 2 e letzte Fühlerglied so lang wie die zwei oder drei ” .. % N > 7 x ss wen x { ailz, al ee I ER TEE OL EC Seitenfeldern. Hinterleib Beine gelb, die‘ u e ‚Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 621 den hinteren Segmenten. Das erste Segment hinter der Mitte mit Querein- - druck, dahinter behaart. — - poliert, höckerartig erhaben. Das zweite Seement in den Vorderecken mit schiefem Eindruck, in der Mitte, wie die folgenden Segmente, mit feiner Einschnürung. Die hintersten Schienen -weißlich, am Ende schwarzbraun; auch die hintersten Tarsen schwärzlich, Basis des "Metatarsus weißlich. Tegulä gelblich weiß. Flügel irisierend, wasserhell, Stigma groß und breit, schmutzig weißgelb. 5 mm. '& unbekannt. Thüringen. Stilbops limneriaeformis Schmiedekn. . Seitenfelder des Metathorax nicht durch eine Querleiste in zwei Felder ge- schieden, die vordere Hälfte jedoch die hintere rauh. Das erste Segment gestreckt, hinten glatt. Hinter- leib glatt, dicht und sehr fein punktiert, |‘ wie bei der Gattung Lissonota. Das zweite Segment beiderseits mit schrägen Eindrücken. Bohrer etwas länger als der halbe Hinterleib. Kopf hinten stark - verenst, Mandibeln und ein Fleck zwischen diesen und den Augen blaßgelb. Fühler dünn, gesen das Ende leicht verdickt, fast so lang wie der ganze Körper. Thorax glänzend, Mesonotum fein und zerstreut punktiert; Schulterbeulen blaß- gelb. Beine einfarbig rotgelb, die hintersten Tarsen und die Schienen gegen das Ende mehr braun; die Klauen ohne Zahn an der Basis. Tegulä braun. Flügel wasserhell, Stigma graugelb; -Nervellus deutlich unter der Mitte ge- 'brochen. Länge 10mm. Mittleres Europa; sehr selten. Scheint eine Gebirgsart zu sein; ich habe sie hier in Thüringen auf dem Schneekopf gefangen. bekannt. laevis Grav. Seitenfelder des Metathorax durch eine deutliche Querleiste je in ein vorderes und hinteres Feld getrennt. Hinterleib ebenfalls glatt. Bohrer fast so lang wie der Hinterleib. Etwas größere Arten. 79. . Mandibeln blaßgelb. Gesicht punktiert. Bohrerklappen dicht und ziemlich lang Kopf glänzend schwarz, hinter den Augen verschmälert, Olypeus g un-|' das erste Segment N —— . Metathorax 3. Luftlöcher zuweilen gelblich. Fühler dünn, schwarz, gegen das Ende unten gelblich, etwas länger als der halbe Körper, Thorax glänzend schwarz, Metathorax mit deut- lich geschlossener area superomedia, dieselbe etwas länger als breit. Schulter- beulen gelb oder braun. Hinterleib dicht und fein querrunzelig, vorn ganz matt; etwas länger als hinten breit, das zweite Segment wie bei P.laevismitSpuren von Schrägeindrücken; die übrigen Segmente mit deutlichen Querwülsten vor dem Endrande, aber mit kaum angedeuteten Seitenhöckern. Beine rot, die hintersten Schienen an der Außenseite und die Tarsen schwarzbraun, die Schienen vor der Basis mit weiß- lichem Rings; Fußklauen ohne Zahn. Flügel wasserhell, Tegulä und Stigma .schwärzlich; Nervellus etwas unter der Mitte gebrochen. Beim 8 die vorderen Hüften und Trochanteren, sowie das ganze Gesicht gelb. Länge 12 mm. Nicht selten im nördlichen, weniger häufig im mittleren Europa. mandibularis Grav.- Mandibeln und Schulterbeulen schwarz. Gesicht fast glatt. Bohrerklappen weniger dieht und lang behaart. Beine rot, die hintersten an der Spitze schwarz. Beim g Hüften und Trochanteren schwarz, Gesicht schwarz mit gelber Zeichnung. Schweden. : laevifrons C. G. Thoms. (Opuse. Ent., VIII, p. 750.) 6) ohne geschlossene Felder, meist mit zwei Längsleisten. 2. Die vorderen Felder des Metathorax deutlich, wenigstens die area superomedia (das vordere Mittelfeld) immer geschlossen. (Delomerista und Stilbops.) 59. . Gesicht, sowie die inneren Augenränder schwarz. 3. Gesicht gelb, selten nur die inneren Augenränder oder nur eine Makel des Gesichts. 44. des Metathorax oval oder linienförmig. Nervellus nicht unter der Mitte gebrochen. 4. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. -—] m Luftlöcher des Metathorax rund, meist | 10. Fühler kräftig. Taster und der größte Teil der Fühler unten gelb. Gelb sind klein. Nervellus gewöhnlich in oder unter der Mitte gebrochen. 23. .Hinterleib und Beine ganz oder fast cf. eleopatra Schmiedekn. und glandaria A. Costa. Hinterleib schwarz oder nur in geringer Ausdehnung rot. 5. ganz rot. .Die hinteren Schienen ein- oder zwei- farbig, nicht scharf abgegrenzt weiß, rot und schwarz gezeichnet. 6. Die hinteren Schienen dreifarbig, an der Basis weiß, an der Endhälfte rot, die rote Färbung beiderseits mit breiten, schwarzen Ringen. 24. . Körper, namentlich der Hinterleib, auf- fallend grob punktiert; auch der Meta- thorax mit grober Skulptur, nur der Raum zwischen den Kielen glatt und glänzend. Hinterleib meist braun. (Die Unterschiede der vier hierher gehörenden g gebe ich nach den 9, da nur von roborator das 8 bekannt ist.) 7. Körper mit feinerer Punktierung. Hinterleib schwarz. 10. . Hinterleib mehr rot gefärbt, schlanker "unbekannt. und feiner punktiert als bei den folgenden | Arten. Das @ von Korfu, das 3 bis jetzt cf. schmiedeknechti Kriechb. Hinterleib braun bis srober Punktierung. 8. schwarz mit . Thorax glänzend, ziemlich zerstreut grob 9. Fühler punktiert. Beine rötlich gelb bis bräun- lich, die hintersten Schienen mit undeut- licher Zeichnung. Stigma braun, an der Basis heller. roborator F. (P. eicatricosa Rtzb.) Auch der Thorax mit dichter, grober Punktierung. Körper gedrungener als bei roborator. 9. nicht auffallend kurz. Dem P. roborator ähnlich, aber gedrungener. punetata ©. G. Thoms. Fühler auffallend kurz, sonst der vorigen Art gleich. brachycera ©. G. Thoms. NE 12. 13. 14. 16. 1m: ferner die Tegulä und das Stigma. Beine rotgelb, Schienenspitzen und Tarsen, mit Ausschluß der hellen Basis der hintersten, schwarz. pudibundae Rtzb. Fühler dünn, nur die ersten Glieder am Ende etwas angeschwollen. 11. Hinterhüften ganz oder größtenteils rot oder gelb. 12. Hinterhüften schwarz. 16. Die hintersten Schienen schwarz mit weißem Ring an der Basis. Segment- ränder oft rötlich. Mund und meist auch Unterseite des Schaftes gelb. 13. Die hintersten Schienen ohne weißen Ring an der Basis. 14. Beine rot. Fühler schwarz. Tegulä blaß- gelb. Luftlöcher des Metathorax groß, fast rundlich. turionellae L. Grundfarbe der Beine mehr gelb. Schildehen und Unterseite des Schaftes ‘oft weißlich. Wohl nur als Varietät von turionellae aufzufassen. flavicoxis ©. G. Thoms. Die hintersten Schienen rot, am Ende mehr oder minder breit schwarz. Luft- löcher des Metathorax gestreckt. spuria Grav. Die hintersten Schienen schwarz, an der Basis meist rötlich. 15. . Luftlöcher des Metathorax mehr ‚rund. Metapleuren punktiert gestreift. strigipleuris ©. G. Thoms. Luftlöcher des Metathorax gestreckt. Hinterhüften unten schwarz. aretica Zett. Hinterschienen schwarz mit weißem Ring an der Basis. Stigma schwärzlich, an der Basis und Spitze hell. Tegulä hell. Gesieht dicht und grob punktiert. examinator F. Hinterschienen ohne weißen Ring. 17. Hinterschienen nebst den Schenkeln durch- aus rotgelb. Taster meist gelb. 18. Hinterschienen wenigstens am Ende schwarz. Taster schwarz. 20. (Fortsetzung folgt.) R Er.? Be; E a a a . ist kaum breiter als lang. Bunte Blätter. 623 Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Für Deutschland neue oder seltene Rüssel- käfer. F. Hartmann führt in der „Deutschen entomologischen Zeitschrift“ (Iris), Jahrgang 1897, L Heft, S. 203, folgende vier Arten unter dem obigen Titel auf: 1. Stasiodis (Sciaphilus) parvulus Fab. aus Italien, Südfrankreich und Dalmatien bekannt, wurde vom Verfasser 1396 auf dem Kaiser. stuhl zahlreich auf einer lichten Waldstelle von Genita germanica gestreift. 2. Barypithes montanus Chevr. findet man im südlichen Schwarzwald nicht selten durch Aussieben von Moos und Laub an rändern. Bei einer großen Anzahl in frischem Zustande befindlicher Tiere tragen alle PunktedesHalsschildes, sowie derFlügeldecken- Streifen ein feines, kurzes, etwas vom Grunde abgehobenes Härchen, ebenso befindet sich auf den Zwischenräumen der Decken eine Reihe weit voneinander abstehender, gleicher Härchen, welche sehr hinfällig sind und leicht abgerieben werden. Das Halsschild In Bestimmungs- büchern wird es „breiter als lang“ be- zeichnet. Wenn es ebenso heißt: „Flüge]- decken kahl oder selten mit einzelnen ganz dünnen Härchen besetzt“, so läßt - die © viel breiter sind. dieselbe. des Feldberges. _ von Hartmann und Förster am 28. Juni 1896 ‚von Nasturtium officinale in Anzahl gestreift. Ein einzelnes Stück fand Hartmann auch 1894 dennoch Verfasser die Vermutung auf- kommen, daß man es nur mit alten, ab- geriebenen Exemplaren zu thun gehabt hatte. 3. Rhytidosomus dentipes Reitt. klopfte Verfasser am 8. Juni 1395 bei Kehl in der Nähe des Rheinufers von Weidengebüsch. Bisher wurde diese Art nur in Kärnten ge- funden und 1885 von Reitter in der „D. E. Z.“ beschrieben. Im Schilsky’schen Katalog fehlt Sie unterscheidet sich von globulus besonders durch kürzere Gestalt, aufgerichtete Börstchen auf den Deckenzwischenräumen und durch ganz schwarze Beine. 4. Ceuthorhynchus Pandellei Bris., bis Jetzt nur in den Pyrenäen bekannt, findet sich in Baden im Schwarzwald am südlichen Abhang; Diese hübsche Art wurde auf Aconitum napellus. Charakteristisch ist die lange und schmale Gestalt der $, während Dr. Rob. Stäger. 74 Grammatisch richtige Schmetterlingsnamen. Mit Recht weist Dir. ©. Schaufuß in No. 29 und 31 der „Insekten-Börse“ darauf hin, daß eine ganze Reihe von Artnamen der Lepidopteren falsche Endungen haben,. da vielfach die Gattungsnamen als weiblich aufgefaßt sind — wegen der Endung a —, während ihnen doch ein griechisches Wort sächlichen Ge- schlechts zu Grunde liegt. die mit soma [Leib] (Mega-, Spilo-, Scopelo-, Chondro-, Zonosoma), die mit loma [Randl (Causto- und Coptoloma), die mit stoma [Mund] Hierzu gehören Wald- | (Te gostoma), mit cyma |Wellenlinie] (Perieyma), mit cheima |Winter] (Apochima) zusammen- gesetzten; ferner seien nicht weiblichen, sondern männlichen Geschlechts die Gattungs- namen Eriopus und Crateronysx. Diese Zusammenstellung läßt sich leicht erweitern: So muß es grammatisch richtig lauten Cossus ligniperdus, da ersteres Wort im Lateinischen männlich ist; dasselbe ist der Fall mit Oilix, welches der Cilicier heißt (das Femininum ist Oilkissa), und weshalb (1. glaucatus zu schreiben ist. Ferner ist zu ändern Spintherops hirsutus und dilueidus, da das Wort mit dem griechischen Maskulinum ops (Gesicht) gebildet ist. Ebenso ist der Name der Gattung Gnophos (Finsternis) im Griechischen männlich; daher sind eigentlich alle 27, bei Hofmann aufgeführten Arten mit der Endung zs statt mit @ zu versehen (stevenarvus, demetatus, furvatus u. Ss. w.). Da ferner das Horn (Keras) im Griechischen sächlichen Geschlechts ist, so müßte geändert werden Metopoceras feliceinum. Von anderen Insekten wird die sogenannte Totenuhr (Anobium pertinax) genannt; der erste Name ist aber jedenfalls vom griechischen arneo (verneinen) und bios (Leben) abgeleitet, weshalb Arnobium (Totsteller) zu schreiben ist. Ferner muß der Borkenkäfer (Hylesinus piniperdus)und endlich dieSchlupfwespe(Pimpla [ein Wort, das weiblich ist] instigatrix) heißen. i% Aus den Vereinen, Verein für Naturkunde zu Crefeld. Sitzung am 27. August 1397. Nach Verlesung des Protokolls der vorigen Versammlung machte der Vorsitzende einige geschäftliche Mitteilungen und verlas sodann die Denkschrift über die vom Verein kürzlich veranstaltete Ethnographische und Natur- wissenschaftliche Kolonial- Ausstellung, in welcher alles, was die Veranlassung zur Ver- anstaltung der Ausstellung gegeben, sowie der ganze Verlauf derselben, die bemerkens- wertesten ausgestellten Gegenstände, Be- sucherzahl, Ausgaben und Einnahmen etc., erschöpfend aufgeführt war. Einiges daraus sei hier auszugsweise wiedergegeben: „Der Zweck der Ausstellung war, Sinn und Interesse für Natur unter der Bürger- schaft Crefelds zu beleben, indem derselben in einem kleinen Rahmen das Interessanteste "und Fesselndste aus dem Reichtum der Natur, speciell aus den deutsch - ostafrikanischen Kolonien, vor Augen geführt wurde; des weiteren wurde gehofft, den einheimischen, sich mit Natur- und Völkerkunde beschäftisenden Interessenten, wie auch dem Verein hierdurch neue Freunde und Mitarbeiter zuzuführen. — An der Ausstellung beteiligten sich zehn Mitglieder und zehn Nichtmitglieder. Aus- gestellt waren in der ethnographischen Ab- v 624 teilung an Waffen (Speeren, Pfeilen, Bogen, Schilden, Köchern ete.) über 200 Objekte, an Haushaltungs- und sonstigen Gebrauchs- gegenständen (Kleidungsstücken, Schmuck- sachen etc.) etwa 180 verschiedene Teile, sodann 60 Photographien, afrikanisches Kolonieleben veranschaulichend; ferner einige Kollektionen, die verschiedensten Ausfuhr- artikel der Kolonien, speciell der deutsch- ostafrikanischen, enthaltend. Reichlich war die naturwissenschaftliche Abteilung bedacht, und fast ausschließlich aus dem Mitglieder- kreise. Aus der höheren Tierwelt waren dort an ausgestopften Tieren, Häuten, Skeletten, Hörnern etc., über 250 Objekte, an Insekten (vorwiegend größere Tiere) etwa 3000 Exem- plare, darunter namentlich viele Käfer aus dem ostafrikanischen Seengebiet und vom Kilima Ndscharo, welche bei Gelegenheit der v. Trotha’schen Expedition von Herrn Gust. Kamp dortselbst gesammelt wurden; leider waren diese zum größten Teil noch nicht determiniert. Von sonstigen niederen Tieren (Konchylien, Korallen etc.) waren an 200 Ob- jekten vertreten, ingesamt ca. 4000 Gegen- stände. — Von besonderem Interesse und sehr belehrend waren einzelne Gruppen, wie die Darstellung der Pfeilfabrikation, Anfertigung der Giftpfeile, Steinnüsse und Anfertigung der Steinnußknöpfe, Kokosnußfaser, Ebenholz, Elfenbein, Blauholz, Katechu und sonstige Stoffe, roh, in der Verarbeitung begriffen und in fertigen Gegenständen. Sodann verschiedene biologische Zu- sammenstellungen exotischer Insekten; ferner die bekannten, sehr drastischen minierenden Beispiele der Kallima- und Caligo -Schmetter- linge, der Stabheuschrecken u.a. — Allerseits fand die Ausstellung ungeteilten Beifall. Uber 2000 erwachsene Personen besuchten dieselbe; ferner mehrere Klassen der hiesigen höheren Schulen, 36 Systeme der Volksschulen, das Lehrerseminar aus Kempen, sodann einige hiesige Vereine ge- schlossen, oder einzeln zu vorher vereinbartem ermäßigten Preise, insgesamt in abgerundeter Summe 8000 Besucher. Das Eintrittsgeld betrug für Erwachsene 30 Pf. für Kinder 15 Pf., wogegen die Schulen pro Kind 10 Pf. zu entrichten hatten; die unbemittelten Kinder wurden unentgeltlich eingelassen, ebenso die Schulen der beiden hiesigen Waisenhäuser. Neben der allseitigen Anerkennung, welche dem Verein seitens der Besucher zu teil wurde, erzielte derselbe eine Bareinnahme von 1237,07 Mk., so daß nach Abzug sämtlicher Kosten der Vereinskasse ein ungeahnter Über- schuß von rund 700 Mk. zufloß. Die Aus- stellung währte vom 12. Juni bis zum 14. Juli. Während der ganzen Dauer waren ver- schiedene Mitglieder, soweit es die Zeit nur eben erlaubte, in der Ausstellung unentgeltlich thätig und verwandten besonders viele Mühe darauf, den Besuchern durch Erklärungen die ausgestellten Gegenstände dem Verständnisse näher zu bringen, namentlich wurde dies Bunte Blätter. während des Besuches der Schulen geübt, um so schon bei den Kindern die Keime zur Naturfreundschaft einzupllanzen. Mit Genug- thuung und Zufriedenheit darf der Verein auf diese Ausstellung zurückblicken, würdig hat sich dieselbe der vom Verein im Jahre 1893 veranstalteten allgemeinen Naturwissenschaft- lichen Ausstellung angereiht. Die gehegten Erwartungen wurden diesmal in jeder Be- ziehung weit übertroffen.“ — Nach Verlesung der Denkschrift berichtete Herr M. Rothke sodann über einige, nach den sogenannten Niepkuhlen bei Niep und dem alten Rhein bei Friemersheim ausgeführte Exkursionen und legte dortselbst gefundene Muscheln, sowie Puppen der Schilfeulen .Nonagria arundinis und cannae, nebst einer aus einer arundinis - Puppe geschlüpften Ichneumonide vor, sodann Samenkapseln von Silene inflata mit darin befindlichen Raupen von Dianthoecia compta. Interessant war es, daß selbst die in den fast unzugänglichen Stengeln des Rohrkolbens (Typha_latifolia) |lebenden arundinis-Raupen von Schlupfwespen heimgesucht werden, eine Thatsache, die man sich fast nicht erklären kann. — Herr W. Krancher sprach über’ die Lebens- und Entwickelungsweise von Teich- und See- muscheln und bemerkte, daß die Verbreitung dieser und verwandter Wassertiere vielfach durch Sumpf- und Schwimmvögel bewirkt werde, indem solche von letzteren lebend verschluckt würden und nachher an anderen Örtlichkeiten durch den After wieder abgingen. Herr Feron legte einen totalen Albino der Amsel (Turdus merula) vor und berichtete, daß eine ganze Nestbrut in einem Garten an der Mörserstraße gefunden wurde. Im An- schluß hieran legte Herr Rothke zwei zur Form semialba Bruand gehörende Falter von Epinephile janira ($ und ©) und ein % von Melithaea dictynna mit partiellem Albinismus vor. Ferner ein % der lichtgrauen aberr. cinerascens Fuchs von .Epin. janira, welch letztere Abänderung nach Ansicht des Vor- zeigenden als totaler, aber unvollkommener Albinismus aufzufassen ist. In der Diskussion über die Ursache des Albinismus teilte Herr Präparator Peters die bemerkenswerte That- sache mit, daß alle von ihm bis dahin aus- gestopften Albinos blutarm gewesen seien, was nach seiner Ansicht das Fehlen des Pisments in den Zellen bewirkt. — Herr R. Bongartz zeigte einen in einem Fischnetz in den Niepkuhlen gefangenen Haubensteißfuß (Podiceps. eristabus). Herr Gerh. Kamp brachte zum Schluß eine versuchsweise in Formol aufbewahrte Raupe von Smerinthus populi, welche mit Schlupfwespenkokons behaftet war, zur An- schauung, die sich bis dahin 'nebst den äußerlich anhaftenden Kokons vorzüglich in dieser neuen Präparierungsflüssigkeit erhalten hatte. M. R. ‘ Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. ; et a re a a ak al 2 Zul a a m Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. 625 Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. Von Dr. Chr. Sehröder. (Mit sieben photographischen Abbildungen ) IT. Die .bildliche Wiedergabe kleiner und kleinster Insekten ist eine sehr mühsame. Bedarf es schon einer geübten Hand und klarer Auffassung, Gesehenes in seiner niedrigsten mikroskopischen Vergrößerung (kaum unter zwanzigfach) nicht ganz in den Gesichtskreis zu bringen sind. Da demnach die Beleuchtung eigentlich natürlichen Größe korrekt nur eine auffallende sein wiederzugeben, so häufen darf, ist die Lupe das sich noch die Schwierig- Gegebene für die Be- keiten, wenn das Objekt Be trachtung _ der kleinen wegen seiner Kleinheit a Insektenformen. In ihrer nur in mehr oder minder beträchtlicher Vergrößerung kenntlich gemacht werden kann. Bekanntlich ist aber einfachsten Konstruktion als Konvexlinse von kurzer Brennweite oder als Kom- bination von mehreren Linsen, ermöglicht das Mikroskop im wesent- sie die geringeren Ver- lichen nur dort anwendbar, & srößerungen. Kleine In- wo es sich um feine, sektenarten sind also nur möglichst dünnschichtige Abbild. 1: mit ihrer Hilfe zu zeichnen. Präparate handelt. Der Zith. emberizaepennella Bouche. Wenn nun aber auch schon Beleuchtungsapparat des- (ca. Y1y2). die Lupe die Verhältnisse selben sammelt mittels des Objektes vergrößert eines nach allen Seiten frei drehbaren Hohl-| erscheinen läßt, so gehört doch zweifellos spiegels die Lichtstrahlen von unten her|zur Wiedergabe von Lupenbildern, wie auf das Objekt und durch dieses hindurch |jener unter dem Mikroskope, ein erheblich auf das Objektiv, eine Konvexlinse oder in |schärferes Auge; ist doch bekanntlich das - der Regel ein aus mehreren achromatischen | „Sehen“ an sich schon oft schwierig. Doppellinsen zusammengesetztes System von Die Zeichnung kann nun wesentlich kurzer Brennweite. Das- ee in zweifacher Manier aus- selbe erzeust von dem geführt werden, erstens als _ Objekt ein stark tote Umrißskizze, welcher vergrößertes, umgekehrtes, reelles Bild, welches durch das Okular, das als Lupe wirkt, betrachtet wird. besonders. das Geäder und Einzelheiten des Körper- baues in scharfen Strichen eingefügt werden, Wegen der Undurchsichtio- = Ä oder zweitens als Voll- keit der Objekte, d. h. Un- zeichnung, welche besonders durchlässigkeit für die vom Abbild. 2: ein lebensvolles Gesamt- Hohlspiegel ausgehenden Zith. sorbi Frey. (ca. lb). hild des Objektes und Lichtstrahlen, kann also seiner Formen erstrebt, ohne ein Gesamtbild eines kleinen Insekts unter | deshalb beispielsweise das Flügelgeäder dem Mikroskope, selbst bei geeigneter | genau detailliert wiedergeben zu können. Blendung und zweckmäßiser Beleuchtung | Für rein wissenschaftliche Deduktionen ist von oben, nur unvollkommen erzielt werden, | oft oder gar meist die erstere vorzuziehen. abgesehen davon, daß kleine Insekten von | Dem reinen Freunde der Insektenwelt aber einigen Millimetern, um deren Darstellung | müssen solche Skizzen mit möglichst regel- es sich hier handelt, bereits bei der|mäßig abgespreizten Beinen und Fühlern Illustrierte Zeitschrift für Entomologie. No. 40. 1897. 626 bei absoluter Rückenansicht doch wenig Interesse abgewinnen; die Anzahl der Tarsen- und Fühlerglieder u. s. w. ist ihm völlig gleicheiltig, es kommt diesem vielmehr Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. Auszug, hindurch auf eine Mattscheibe, an deren Stelle bei der Aufnahme selbst die : lichtempfindliche Platte tritt, wirft, zunächst auf ein scharfes Einstellen des Bildes auf darauf an, das Insekt in einer Manier vor-| jener Mattscheibe ankommt. Man erreicht geführt zu erhalten, welche dieses durch Veränderung ein Wiedererkennen des- selben draußen in der Natur ohne Untersuchung von Einzelheiten ermög- licht. Er zieht daher die zweite Art der Wieder-. gabe durchaus vor. Und dasselbe gilt für die Dar- stellung vergrößerter In- der Auszuglänge der Camera, welche je nach der Entfernung des Ob- jektes eine verschiedene, bei näheren größer sein schaftsaufnahmen ist diese Differenz von geringerer Bedeutung, weil sie nur einen sehr kleimen Bruch- sekten. Wie bereits hervor- Abbild; 3: gehoben wurde, ist die Lith. alniella Zeil. (ca. 1/2). Zeichnung eines Lupen- bildes nicht leicht; es ist also ganz natürlich, daß Mängel in derselben kaum ganz zu vermeiden sind, mögen sie auch nur einer besonderen, persönlichen Auffassung entspringen. Die einwandsfrei korrekte Wiedergabe von Ob- teil der Entfernung über- haupt auszumachen pfest, oder aber auch, es werden eben einzelne Partien un- klar, was den Gesamteindruck, bei ge schickter Anordnung, nicht weiter stört. Wenn aber das Objekt, wie bei meinem „Doppel - Anastigmat“, auf 42,5 cm dem Objektiv für eine Aufnahme in natürlicher jekten bildet aber das Feld der Photographie, Größe genähert werden muß — ähnlich eine Thatsache, welche durch die stets wachsende Anwendung derselben in der Wissenschaft ihre Bestätigung findet. Aller- dings zeigt sich diese am liegen die Verhältnisse auch sonst! —, so ist auf den Unterschied in der Ent- fernung der einzelnen Körperteile des In- sekts oder der Blätter und günstigsten dort, wo das Objekt in beträchtlicherer Verkleinerung bildlich vor- geführt wird. Moment- aufnahmen von Bruchteilen einer Sekunde ergeben dann lebenswahrste, scharfe Bilder. Jedoch auch in dieser Beziehung ergiebt die Illustration von Zweige ganz besondere die Mattscheibe an sich nur auf eine Ebene, auf einen einzigen Teil des Objekts scharf einstellbar ist. Diesem Mangel wird wesentlich holfen durch die abge- Be- Insekten sehr vermehrte nutzung einer „Blende“, Schwierigkeiten. Es ist - welche, den Durchgang schon eine Freude, wenn re der Lichtstrahlen hinter eine Aufnahme in natür- licher Größe genügt. Selbst dann wird die Darstellung lebender Objekte (Raupen, Larven) nicht so einfach erzielt. ‘s ist gewiß weiter bekannt, daß es der Benutzung des photographischen Apparates, bei dem eine Sammellinse oder ein System von Linsen ein Bild des Gegen- bei standes durch die „Camera obscura“, den|und aus den Momentaufnahmen, Lith. oxyacanthae Frey (ca, 41/2}, dem Objektiv auf eine mehr oder weniger kleine Kreis- öffnung beschränkend, das Bild vertieft. Da aber die Lichtmenge, welche bei der Aufnahme auf die licht- empfindliche Platte fällt, im Quadrat des betreffenden Blendengrades eine geringere geworden ist, muß natürlich die Expositions- zeit entsprechend länger gewählt ‚werden, die an x muß. Bei ferneren Land- Rücksicht zu nehmen, da 4 3 E Er ’ ee davon halten, auf Pr: Wege Abbildungen, = besonders auch i populärer Werke, zu er- Fortschritt in endlich an- Be: bahnen, wo bis- her zu einem z Kosten „klassı- scher“ Illustra- toren selbst des vorigen Jahr- - hunderts er- - halten werden. Besonders wo ‘es sich um > Schutz- färbungen, Mi- mikry, Schreck- stellungen handelt, sollte die. Photo- graphie immer mehr die Natur lassen, un- so überzeu gend. "zurück- ‚selbst sprechen Ebemedergah et starker Objektive gewonnen werden können, |linger zu erhalten ist, es gestattet. Fine werden Dennerle von vielleicht einer |noch ausgiebigere Annäherung des Gegen- Minute Expositionsdauer: eine fatale Sache |standes an das Objektiv steht allerdings bei Aufnahmen ade a ielen, die einen jeser Richtung guten Teile die, Illustration auf Al 627 des Auszuges, welcher bei ee z. B. die normale Länge mit Hilfe von 50 cm besitzt, aber auch um einiges Und doch in unserem Belieben, aber es vermag die Auszusslänge sehr bald, selbst bei be- sonderen Kon- struktionen, nicht zufolgen. Vierfache Ver- srößerungen werden nicht mehr so er- reicht. Da die Methode, nach Negativen zu vergrößern, deren sich die Photographen bedienen, hier aus mehr als einem Grunde nicht anwend- bar ist, läßt sich offenbar ein günstiges Resultat nur durch Ein- schieben einer besonders konstruierten Ver- srößerungs- Linse in den Gang der vom Objektiv ausgehenden Abbild, 5: Minen von Lith. oxyacanthae Frey Lichtstrahlen an ERSTAEERS oxyacanthae.. erwarten, eine I Einrichtung, setrübt. durch persönliche on. nur | die viel komplizierter und prekär er ist, als es zunächst scheint. Es ist mir aber doch so RM an ist die Dholosrhphis in den | gelungen, direkte Vergrößerungsaufnahmen ' Dienst der abbildlichen Darstellung jener | recht befriedigender Schärfe zu gewinnen, - Insekten zu stellen, welche zu winzige sind, |trotz der gehäuften Schwierigkeiten ge- meisten Cameras Das Objekt wird als daß eine Darstellung in natürlicher |dachter Art, die sehr vermehrt werden Größe genügen könnte!? Eine annähernd | durch eine Expositionsdauer von beispiels- zweifache Vergrößerune läßt sich mit den | weise über sieben Minuten bei fünffacher noch direkt erreichen. | Vergrößerung. einfach noch weiter Ein oft gedachter Mangel der photo- genähert, so weit, wie die mögliche Ver- |graphischen Platten wirkt hier, wie überall, 628 Aus der Kleinschmetterlings-Gattung Lithocolletis. Sr 4 recht empfindlich störend: Die starke | Objektes auf der Platte abermals. um ein. : Unempfindlichkeit für rote Lichtstrahlen ‚und | Vielfaches vermindert, würde in den ge- die verhältnismäßig recht dachten Fällen Expositions- : geringe Empfindlichkeit für dauern annähernd von einer Gelb und namentlich Grün; 8 er Stunde verlangen, die nicht Rot erscheint auf dem | wohl angängig sind. späteren Bilde daher wie Die Lithocolletis- Arten, Schwarz, Gelb und be- welche ich zum früher be- sonders Grün von ähnlicher handelten Thema nachhole, Wirkung wie Braun. Alle sind ın annähernd sechs- drei genannten Farben: aber = facher Vergrößerung dar- gehören auf unserem Ge- Abbild. 6: gestellte. Die zierlichen biete zu den häufigsten und Lith. coryli Nic. (ca. U/) Falter sind in seitlicher wichtigsten, und jene leidige Ansicht mit nach Art der Thatsache läßt Einzelheiten der Objekte | Ruhestellung dachig aneinander geschlagenen nicht selten verwischen. (Die bräunhiehen Flügeln(Noctuen-Ruhestellung) den Blattern der die Beine un- Lithocolletis- Fan x 2, RE regelmäßig Raupen z. B. nach unten ge- heben sich von richtet. Der dem Blattgrün Habitus der in der Photo- Tierchen st klar zu erkennen, die charak- _ teristische Zeichnung an graphie fast nicht ab!) Nun hat man wohl durch Impräg- nierung der gewöhnlichen der Hand der Platten mit Beschreibung bestimmten gut zu ver- Farbstoffen folgen. Andere „orthochroma- Einzelheiten tische“Platten gehen aller- erzeugt, dings meist welche auch verloren, mehr oder selbst wenn sie 'auf der Platte noch minder fürjene Strahlen em- pfäneslich sind vorhanden j 8 -— die Auf- waren, doch nahmen Seite bei der weiteren Be- handlung für die illustrative 498 und 499, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift Verviel- für Ento- fältigung. mologie“ sind |, un Es ist dies mit solchen gewiß mit- erzielt! —, Abbild. 7: Lith. coryli Nie. an Corylus avellana. unter zu be- aber die Not- dauern, doch wendigkeit, dann, aus gewissen Gründen, Jauch dann kann man vorzüglich von noch eine Gelbscheibe vor das Objektiv zu | der Photographie ausgehen. Man benutzt stellen, wodurch sich die Lichtstärke des|nämlich für das Kopieren das in letzter J + an Sl u" ya Bulle a Ola Dualaä En N ea li dl nr ve a aa nk a a a ES a a a al 2 02 alla In aan nt le an a ie a mi en ne hl Eee nn na nein er Zeit bekannter‘ gewordene Platinpapier, auf ‘welchem sich in bester Weise mit Bleistift _ und weißer Tusche Licht und Schatten zu einer schärferen Wirkung erzielen lassen. Die Abbildung 1 stellt Lithocolletis emberizaepennella Bouche, 2 Litkocolletis sorbi Frey, 3 Lith. alniella Zell. (vergleiche Seite 385, Bd. II der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“) dar. Ich schließe gleichzeitie noch zwei weitere, häufige Arten desselben Genus an, wie ein flüchtiger Blick schon auf ihre abbildliche Darstellung lehrt. Schwach glänzende, safrangelbe, bräun- lieh getrübte Vorderflügel mit perlweißer, E fein gerandeter Zeichnung (vergl. Abb. 4) . charakterisieren die erstere, Lith. oxyacanthae Frey — die letzte Bestimmung verdanke ich . auch hier Herrn Dr. Hofmann, Regensburg —, deren Larve in mehreren Generationen, im Herbst öfter in großer Anzahl, die Blätter von Orataegus oayacanthae (Weißdorn) unter- seitlich miniert, so daß, durch Zusammen- faltungen der Blatterhaut, an der Oberseite jene eigentümlichen Krümmungen der Blatt- RE ie diesjährige Gelsenplage. 629 zipfel nach abwärts und Falten in der Blattspreite entstehen (vergl. Abb. 5), die bereits von den früheren Arten her be- kannt sind. Die letzte Art, Lith. coryli Nic., ist der vorigen sehr nahe verwandt; beide gehören in die Lithocolletis-Gruppe, bei der. die dunklen Vorderflügel eine weißliche Basal- linie und vier Häkchen am Vorderrande und drei am Innenrande (der äußerste besonders sehr verschieden scharf!) haben, als deren Repräsentant die oberseitlich minierende Lith. pomifoliella Zell., vielleicht mit oxyacanthae Frey eine Art, hinsestellt wird. Ooryli unterscheidet sich durch das düstere Aussehen der ockergelben oder ockerbraunen Vorderflügel, durch das Schneeweiß der Zeichnungen und durch die ungerandete, gerade Basallinie. Ihre Raupe miniert ober- seitlich in den Blättern von Corylus avellana, Haselnuß (vergl. Abb. 7); ihre weißlichen Blattern bilden auf ihnen besonders in der Herbstgeneration eine häufige, auffallende Erscheinung. Die diesjährige Gelsenplage. Von Professor Karl Sajo. | In eimer vorhergehenden Mitteilung (No. 33, Bd. II der „Illustrierten Wochenschrift fürEntomologie“, p. 528) habe ich erwähnt, daß bei uns für die Fliegen in diesem Jahre im ‚allgemeinen günstige Verhältnisse herrschen. Natürlich ist das nicht für alle Arten giltig, da es beinahe nirgends, in der Entomologie aber am wenigsten, nahme giebt. Infolse dieser, den Dipteren im allgemeinen günstigen Verhältnisse haben sich in diesem Jahre die Gelsen (Culex pipiens) zu einer - Zahl vermehrt, daß man hier ähnliches schen seitlanger Zeit nicht beobachtet hat.-— Stellen, wo sich diese ungebetenen Gäste sonst nie- mals zeigten, sind jetzt von Unmassen der- selben belagert. In der Umgebung meiner Sommerwohnung, auf einem trockenen Flug- sandhügel, sind die Kiefern und viele Ge- sträuche mit einer zahlreichen (Culex - Be- satzung beschenkt. Merkwürdie ist, daß man in den heißesten Mittagstunden, wo einen die Sonne mit direkten Glutstrahlen Regeln ohne Aus- überflutet, sich nur auf eine Bank niederzu- setzen braucht, um von ganzen Heeren dieser sonst lichtscheuen Geschöpfe angegriffen zu werden. Zwischen Szöd und Duka erhebt sich ein ziemlich hoher Bergkamm aus vul- kanischem Gestein, dessen beide Abhänge nord- und südwärts steil bis zur Ebene hinablaufen; und dessen First nicht breiter als einige Meter ist. Von Wasser ist hier natürlich weit und breit nichts zu finden, und für die Schnaken ist der Ort a priori als der denkbar ungeeignetste zu betrachten. In jedem Jahre machen wir auf diesen Kamm, der schönen Aussicht wegen, gesellschaft- liche Ausflüge, wobei man bisher von Culi- ciden noch nie belästigt wurde. Wie er- staunte ich aber, als ich in diesem Jahre selbst diesen hohen, dürren Stand mit Gelsen über- füllt fand und mich unter den mageren, dürren Eichen der Spitze nicht fünf Minuten nieder- setzen durfte, ohne mich von einer Unzahl von Schnakenbeulen verunstalten zu lassen. Und das noch dazu mittags zwischen 630 ll und 1 Uhr! Die Klage ist in diesem Jahre in Ungarn, soweit meine Bekanntschaft reicht, allgemein. Die sonst angenehmen Abendstunden vor den Sommerwohnungen wurden in diesem Sommer zu Stunden der Qual, man mußte sich in die Gemächer flüchten und auch diese mit Gaze-Gittern schützen. Aus der Umgebung von Solt, aus Bagota im Komitate Komärom, bekam ich vor kurzem Nachrichten, die von einer bisher unerhörten Gelsenplage berichten. Wwunder- bar erscheint die Thatsache, daß sich in diesem Jahre die Culiciden nicht auf die Niederungen beschränken, wie sonst in normalen Jahren, sondern daß sie die verschiedensten Höhen- niveaus und auch die dürrsten Steppenge- biete, wo selbst die Blätter der Robinia pseudacacia schon verdorrt sind, über- fluten. Man spricht hier davon, daß diese ab- norme Vermehrung ein Resultat der in diesem Jahre in Österreich aufgetretenen Sommer- überschwemmungen sei, die sich im Donau- gebiete bis nach Ungarn, in die Gegend von Budapest, fortgesetzt haben. Jedenfalls ist viel Wasser den Ouliciden eine angenehme Bescherung, und reiche Niederschläge, Über- schwemmungspfützen sind für sie und ihre Brut ein sehr geschätztes Heim. jedoch bemerken, daß sich die Gelsenplage hier in diesem Jahre schon seit Mai fühlbar macht, wo es noch keine Überschwemmungen gab. Und wenn die zahlreichsten Klagen erst in letzterer Zeit laut werden, so ist das dem Zustande zuzuschreiben, daß die meisten Familien erst im Juli, wenn die Schulferien beginnen, aus den Städten aufs Land ziehen. Ich glaube, es dürfte bei dieser Ange- legenheit noch andere Faktoren geben, die den Ausschlag geben; denn schließlich giebt es ja stehende und langsam fließende Ge- wässer, Moräste und Pfützen in jedem Jahre. Die Culiciden haben in Larven- und Puppenform, wohl auch als Eier, ihre größten Feinde in Wasserwanzen und -Käfern, die bei normalen Verhältnissen wohl kaum den hundertsten Teil (oder eigentlich noch be- deutend weniger) der Schnakenbrut am Leben lassen. In diesem Jahre aber fand ich, wie ich bereits in den Nummern 28 und 33, Bd. II der ‚Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“, p. 447 und 528 mitgeteilt habe, gerade die Käfer- und Wanzenwelt Die diesjährige Gelsenplage. Ich muß | sehr armselig vertreten. Da dieses wohl nicht nur in meinem Beobachtungsgebiete. sondern an vielen anderen Orten der Fall sein mußte, so wird es jedenfalls in Gegen- den von großer Ausdehnung der von ihren energischesten Feinden teilweise losge- wordenen Schnakenbrut recht gut gegangen sein. -Es haben sich außerordentlich große Schwärme gebildet, die eben infolge ihrer ab- normen Individuenzahl (wie ich es in meinem Artikel: „Insektenreisen“ [No. 15, Bd. II der „Lllustrierten Wochenschrift für Entomologie“, p: 229 ff] eingehender besprochen habe) auf größere Wanderungen verlegt und durch Gewitter und Winde in Gegenden u verschlagen worden sind, wo sie sonst nicht oder nur sehr selten vorkommen. Der oben mitgeteilte Fall der Belagerung des dürren und steilen Firstes am Dukaer Berge kann auch kaum anders als vermittelst eines hoch in den Lüften dahingewehten und auf den Bergkamm niedergeschlagenen Schwarmes erklärt werden. Gerade in der No. 33, Bd. II der „Illu- strierten Wochenschrift für Entomologie‘“‘, wo ichüber dieausnahmsweisereich aufgetretenen Melolonthiden sprach, war die Mitteilung von Herrn Emil Blümml zu lesen, welche sich auf ein ungewöhnlich massenhaftes Er- scheinen von Melolontha vulgaris ın Nieder- Österreich bezog. Es ist das wieder ein wertvoller Fingerzeig, in wie großer Aus- dehnung sich gewisse, das Gedeihen oder das Zusammenschrumpfen einzelner Insekten- familien bestimmende Ursachen gleichzeitig bemerkbar machen. Ein Einblick in die verborgenen Trieb- federn dieser merkwürdigen Naturschau- spiele ist uns heute noch versagt. Möglich wird ein solcher Einblick nur dann werden, wenn von vielen Gegenden einlaufende Be- richte einen Vergleich erlauben. So wäre in dem vorliegenden Fälle interessant zu wissen, in welchen Gegenden Europas in diesem Jahre die Gelsenplage auffallend ärger war als sonst, und wie es mit der Wasserkäfer- und Wasserwanzen-Fauna in den betreffenden Gegenden stand. Eshandelt sich hierbei nicht darum, ob diese oder jene Wasserinsektenart in ein bis zwei Exem- plaren gefangen worden ist, sondern darum, in welcher Individuenmenge diese. Wasserfauna vertreten war! Einige Worte tiber Monstra per accessum unter Lepidopteren etc. 631 | Einige Worte über Monstra per accessum unter Lepidopteren Prozesses durch, wirkung - im allgemeinen und über eine derartige Bildung bei Smerinthus ocellatus L. im besonderen. Als Monstra per accessum (monstra ‚abundantia) werden bekanntlich solche Er- zeugnisse eines abnormen Entwickelungs- bezeichnet, welche über nn normale Bildung, hinausgehende Körperteile aufweisen. Monstra per defectum (mit manselhafter Entwickelung irgend welcher Kenn nerzneille, können nicht im len een das Interesse beanspruchen, welches man den Monstro- sitates per accessum zuwenden muß. Kommt es doch oft vor, daß Insekten irgend welche mechanische Ein- gleichen —, namentlich in’ ihren früheren Entwickelungsstadien, an der völligen Aus- bildung ihrer Körperteile gehindert werden. So kann man Falter mit mangelhafter Bein-, Flügel- oder Fühlerbildung unschwer dadurch BEN N - Be: erzielen, daß die betreffenden Körperteile irgendwie künstlich schon an der noch nicht erhärteten Puppe in ihrer Entwickelung beeinträchtigt werden. Eine derartige Beeinflussung einer ab- . normen Bildung ist selbstverständlich bei den Monstris per accessum nicht denkbar. Kein Mensch ist im stande, künstlich solche Br Bildungen ins Leben zu rufen, welche einen - Überschuß durch das Auftreten überzähliger Organe des Insektenleibes verraten. Man hat derartige mibgestaltete Er- scheinungen vielfach nn Coleopteren beob- _ achtet. Auch in der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ ist mehrfach solcher monströser Bildungen bei Käfern Erwähnung gethan worden. ‚Seltener scheint aus der Klasse der Lepidopteren das Auftreten von Monstro- sitäten zu sein, welche wegen ihrer über- zählisen Körperteile unter die Rubrik: - Monstra per accessum gehören. Was die einzelnen Körperteile betrifft, die einer derartigen wunderbaren Über- bildung mei on so hat man an fast allen Organen des Schmetterlingskörpers solche überschüssigen Aus- und Verbildungen beobachtet. — durch Druck, Stoß und der- RER RS EN TE TR NE EEE EEE EN RENTEN EEE Eee ge u N Von Oskar Schultz, Berlin. Verhältnismäßig häufig, sofern Lepi- dopteren in Betracht kommen, wird in der entomologischen Litteratur von Fällen be- richtet, wo Vertreter dieser Ordnung mehr als die gewöhnliche Zahl der Flügel auf- wiesen. Allein in der neuesten Zeit sind verschiedene Beispiele davon bekannt ge- macht worden. So berichtet A. Speyer in der „Stettiner entomolosischen Zeitung“ im Jahrgang 1888, p. 206 von einem im Freien gefangenen Bombyx rubi L. 9, das sich neben den vier normalen Flügeln eines überkompletten fünften Hinterflügels linker- seits erfreute. Ein Bombys quercus L. 2 besaß zwei Vorderflügel auf der linken Seite; eine Lycaena icarus Rott g zeigte gleichfalls Doppelbildung hinsichtlich des einen Vorderflügels (cf. E. Honrath, „Berliner entomologische Zeitschrift“, 1888, p. 498). Ebenso wies eine Saturnia pavonia U. (carpini W. V.), die zu Teuby gezogen wurde, fünf Flügel auf (ef. P. B. Mason in den Proceed. Ent. Soc., London, 1888, p- XV). Auch Strecker macht in den Proc. Acad. Nat. Sc., Philadelphia, 1885, p. 26 (An example of Samia Cecropia having a fifth abortal wing) ein Exemplar von Samia Cecropia bekannt, welches einen überzähligen Vorderflügel aufwies; ferner beschreibt Richardson eine Zygaena , filipendulae mit fünf Flügeln (cf. Substitution of a wing for a leg in Zyg. filipendulae in Ent. Monthly Magaz. XXV, p. 289). ‘ Eerner sei auf die fünfflügelise Monstrosität von Limenitis populi L. hingewiesen, welche in dem Korrespondenzblatt des „Entomol. Vereins Iris“ zu Dresden, Jahrgang 1885, No. 2, p- 31 beschrieben ist. Als weitere fünf- flügelige Exemplare dieser Insektenordnung sind mir bekannt geworden: eine Orthosia laevis Hübn., die linksseitig einen zweiten. Hinterflügel besitzt (cf. Treitschke, Bd. VI, Abt. IL, p. 407), eine Pygaera anastomosis L. mit einem flügelartisen Anhängsel am linken Vorderflügel (s. Z. in der Sammlung Ochsen- heimers), eine Naenia typica L. mit einem dritten Hinterflügel (s. Z. in ‘der Sammlung 632 Einige Worte über Monstra per Y accessum unter Lepidopteren etc. Neustädt.), eine Zygaena minos W.\V., welche linkerseits zwischen beiden normal ent- wickelten Flügeln, gerade vor der Haftborste, einen etwa halb so großen dritten Flügel besitzt, der an der Wurzel etwas verkrüppelt, die Form des Hinterflügels, aber die Färbung des Vorderflügels zeigt (cf. Verhandl. der zool. bot. Ges. in Wien, 1882, p. 34). Ebenso wird Herr M. Wiskott in Breslau als Besitzer eines fünfflügeligen Bombyx quereus L. und Orateronyx dumi L. erwähnt.“) Gewißlich wird noch hier und da in großen Sammlungen manche Mißgeburt dieser Art enthalten sein. Die Ausbildung des überzähligen Flügels ist hier regelmäßig auf Kosten des betreffenden normalen Flügels geschehen; irgend welche Benachteiligung des verdoppelten Körper- teiles ist stets zu bemerken, während die übrigen drei Flügel, Leib und Fühler normal entwickelt sind. Wie die Flügel, so sind auch die Fühler derartigen monströsen Bildungen bisweilen unterworfen. So wird mehrfach von Zygaenen berichtet, welche außer den beiden normal gebildeten Fühlern noch einen dritten, regelmäßig entwickelten Fühler aufwiesen. Auch teilte mir Herr Dr. ©. Staudinger freundlichst mit, daß in seinem Besitze sich ein Exemplar von Crambus alpinellus befinde, welches drei ausgebildete Antennen besitze. An Lepidopteren, welche durch eine Überzahl von Palpen unser Interesse er- regen müssen, ist bisher wohl nur das von Freyer (cf. „Neue Beiträge‘, 458, p. 127) beschriebene Exemplar von Arctia pur- purata L. bekannt geworden. Herr Dr. O. Staudinger, in dessen Besitz sich dieses Tier jetzt befindet, machte mir s. Z. die Mitteilung, daß dieser Hermaphrodit (inks Q, rechts 3) drei Palpen aufwiese. Monstrositäten aus der Klasse der Lepi- dopteren, bei denen es sich um eine über die normale Zahl hinausgehende Bildung von Beinen handelt, sind außer dem nach- stehend erwähnten Fall von Smerinthus ocellatus L. nicht beobachtet, wenigstens nicht in der entomologischen Litteratur bekannt gegeben worden. Es ist dies *) cf. auch die von Herrn H. Gauckler beschriebenen Individuen in der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“, Bd. Il, p, 374 bis 376. um so auffallender, als uns aus Klasse der Coleopteren zahlreiche Beispiele über derartige Mißgestaltungen der Extre- . In der großen Mehrzahl mitäten vorliegen. der Fälle ist bei den hierher gehörigen monströsen Coleopteren die durch Ver- doppelung oder gar Verdreifachung mißge- bildete Extremität in ihrem unteren Teil einfach und erst in ihrem weiteren Verlauf =. gespalten; äußerst selten tritt die Er- scheinung auf, daß sich neben drei, durch- aus regulär zur Ausbildung gelangten Bein- paaren noch ein siebentes Bein vorfindet, dessen Schenkel als selbständiges Glied dem - Überall aber ist ein merklicher, oft sogar sehr be- | Körper des Käfers eingefügt ist. trächtlicher Überschuß an Ds ersichtlich. Das Exemplar von Smerinthus ocellatus L. S, um welches es sich hier handelt, schlüpfte am 9. Mai unter zahlreichen Puppen, welche ich mir behufs Hybridationsversuchen mit Smerinthus ypopuli L. und Smerinthus ocellatus L. besorgt hatte. Bei diesem interessanten Tiere waren alle drei Bein- paare durchaus regulär zur Ausbildung ge- kommen. Außerdem aber wies es auf der linken Seite des Leibes noch eine eigen- tümliche Bildung auf, welche unstreitig ein siebentes Bein darstellt. Dasselbe entsprang hinter dem dritten Bein dieser Körperseite und war vollständig entwickelt, aus Schenkel, Schiene und den fünf Fußgliedern sich zu- sammensetzend. Auffällig war indessen, daß das Schenkelglied besonders stark, viel stärker als an den übrigen Extremitäten, entwickelt war; ferner, daß dieses über- zählige Bein nicht zum Stützen oder Fort- bewegen des Körpers dienen konnte. Weder der Schenkel noch die übrigen Teile des Beines konnten bewegt werden. Der Schenkel war längs der Körperachse ge- streckt, die sich daran anschließenden Glieder durch die Behaarung des Hinterleibes ge- wissermaßen längs desselben eingeklemmt, der letzte Teil des Beines jedoch davon frei und nach aufwärts gerichtet, in schräger Richtung über den Hinterleib des Falters ragend. Ich versuchte, das Bein von den hindernden Haaren zu befreien, um die Beweglichkeit desselben zu erproben; jedoch stellte sich auch da heraus, dab dasselbe von dem Falter nicht gebraucht werden der bang = Ed a a nic konnte. Leider muß ich bei dieser Operation nicht vorsichtig genug zu Werke gegangen sein und die Schiene da, wo sie dem Schenkel eingefügt ist, verletzt haben; denn als ich Be später meine Aufmerksamkeit dem absonder- lichen Geschöpf wieder zuwandte, zeigte es sich, daß der untere Teil der Extremität mitsamt, der Schiene von dem Schenkel abgebrochen war. Die unbeholfenen Flug- bewegungen des verkrüppelten Falters mögen dazu beigetragen haben, daß das Tier diesen Teil seiner Extremität einbüßte. Die absonderliche Beinbildung war bei diesem Exemplar begleitet von der Ver- krüppelung der Flügel, welche ja auch auf einen abnormen Entstehungsprozeß hinwies. ‚Der Falter zeiste zwar die Färbung und ' Zeichnung auf den Flügeln vollkommen klar _ und scharf entwickelt; indessen gelangten die Flügel nicht zu ihrer völligen Größen- Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 633 entwickelung, so daß die Größe derselben im Verhältnis zu dem kräftig entwickelten Körper des Individuums und zu normalen Faltern dieser Species überhaupt bedeutend zurückstand.. Auch blieben die Flügel- flächen verschrumpft. Schon die Puppe wies Merkmale auf, welche auf eine derartige Entwickelung der Imago hindeuteten. Betrachtete man die Puppe von der Bauchseite, so machte sich an der rechten Flügeldecke eine gewölbte Stelle bemerkbar, unter welcher offenbar der stark entwickelte Schenkel des über- zählisen Beines ruhte; ferner zog sich von dort an der rechten. Seite entlang nach der Rückenseite der Puppe hinüber eine wenig erhabene, jedoch auf der glatten Öhitindecke der Puppe deutlich hervortretende Längs- strieme, welche die übrigen Teile des siebenten Beines umschloß. Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Selmmiedeknecht. 15. Brustseiten, zumal in der hinteren Grube, | poliert. Fühler braun, unten rostrot, Glied 1 und 2 -ganz schwarz. Stigma pechbraun. Tegulä schwarz oder rötlich braun. Beine gelbrot, Hüften und "Trochanteren schwarz, die Tarsen braun mit heller Basis. . viduata Grav. _ Brustseiten runzelig punktiert, matt. 19. 19. Beine rot, nur die Hüften, Trochanteren . und die hintersten Tarsen schwarz. Taster gelb. Stigma braun bis schwarz. Geißel- glieder 6 bis 15 an der Außenseite mit erhabener Linie. Hinterleib einfarbig schwarz. instigator FE. Var. intermedia Holmgr. Stigma braun- ‚gelb. Segmentränder ganz oder zum . "Teil rostrot. Beine, ‚namentlich die Schenkel, gelb. Taster schwärzlich. Sonst der vorigen Art sehr ähnlich. aegyptiaca n. sp. . Die ganzen Hinterschienen und Tarsen schwarz. 21. Die Hinterschienen wenigstens an der Basis rot. 22, . Die ganzen Hinterbeine schwarz. Vorder- beine dunkelrot, auf der Oberseite meist (Fortsetzung aus No. 39.) ° etwas verdunkelt. Ähnelt sehr der P. instigator, aber Hinterhüften viel stärker punktiert. aterrima Grav. Hinterschenkel rot. Die kurze Be- schreibung lautet: Schwarz, Beine rot, Hüften, Trochanteren, sowie die hintersten Schienen und Tarsen schwarz. Luftlöcher des Metathorax länglich. Stigma schwarz. - Sehr ähnlich instigator. Aus der Ab- bildung geht hervor, daß der Nervellus. stark postfurcal und weiter über der Mitte gebrochen ist. — Vielleicht mit P. arctica zu vereinigen. — @ unbekannt. Nieder- lande. caligata Voll. (Pinacoer. Leit V,..1874,°p 34, tab..21, Fie. 8 4.) 22.Große Art, etwa wie P. instigator. Die hintersten Schienen nur an der Basis rot. Die mittleren Geißelglieder vom sechsten an außen mit rötlicher, erhabener Linie. illecebrator P. Rossi. Kleine Art. Die hintersten Schienen an der ganzen Baselhälfte rot. Die mittleren Geißelslieder einfach. nordenskiöldi Holmer. (P. longiceps C. G. Thoms.) 634 23. 24. D&D 1 5. Hinterleib ganz oder teilweise rot. .Außer dem Hinterleib auch der Meta- Die hintersten Schienen dreifarbie, d.h. an der Basis weiß, die Endhälfte rot; die rote Farbe beiderseits mit breiten, schwarzen Ringen. 24. Die hintersten Schienen ein- oder zwei- farbig, nicht scharf abgegrenzt weiß, rot und schwarz gezeichnet. 25. Thoraxrücken dicht graugelb behaart. Hinterleib mit roten Seiten und Ein- schnitten. Die vorderen Beine weniger lebhaft gelb gefärbt. Hüften meist dunkel. maeulator F. Thoraxrücken nur schwach behaart, die Grundfarbe durch die Behaarung nicht verdeckt. Hinterleib ohne rote Seitenränder. Die vier Vorderbeine schön gelb gefärbt. alternans Grav. 26. Hinterleib schwarz oder bräunlich. 29. thorax und die Beine rot. 27. Rote Färbung weniger ausgedehnt. 28. . Hinterleib, Metathorax und Beine brennend rot. Hinterleib mit grober Skulptur, matt. Kopf hinten stark verschmälert. Nervellus sehr schräg, weit über der Mitte ge- brochen. Hinterleib in der Mitte stark verbreitert. groß, fast oval. cleopatra n. sp. Hinterleib, Metathorax und Beine trüb rötlich gelb. Kopf glänzend und glatt, hinter den Augen fast erweitert. Nervellus schwach antefurcal, etwas unter der Mitte gebrochen. Hinterleib schlanker, mit fast parallelen Seiten. melanocephala Grav. (P. bicolor Boie.) 28. Hinterleib rot, Basis und Spitze, sowie die Endränder der mittleren Segmente schwarz. Stigma braun, an Basis und Spitze hell. Beine rot, die Spitze der hintersten Schienen und Tarsenglieder schwärzlich. variabilis Holmgr. Hinterleib bräunlich rot. Stigma blaß- Beine größtenteils weißlich. Der Nervellus sendet ganz unten einen zarten Längsnery aus. gelb. pomorum Rtzb. Anmerkung. Hierher gehören eine Anzahl am Hinterleib rot gezeichneter Arten, Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. von denen bis jetzt nur die © bekannt sind, nämlich: P. nigriceps, cercopithocus, apicaria, glandaria und melanopyga. 29. Vorderschenkel an der Unterseite ge- buchtet oder wie ausgenagt. meist linear. Die vorderen Segmente länger als breit. 30. Anmerkung. Hartig hat für diese Gruppe in den Jahresberichten etc., Heft 2 (1838), p. 2671 die Gattung Scambus aufgestellt. Später hat er in seiner Sammlung, dafür den Namen Liogaster eingeführt mit Rücksicht auf den Mangel der Hinterleibshöcker. 30. ale Luftlöcher des Metathorax | Vorderschenkel einfach, gebuchtet. 35. Vorderschienen gebogen. Stigma schwärz- lich. Vorderschenkel unten breit aus- gerandet. sagax Htg. unten nicht Vorderschienen nicht gebogen. Stigma meist heller. 31. Schaft, Hüften und Schulterbeulen schwarz. nigricans ©. G. Thoms. Unterseite des Schaftes und wenigstens die Vorderhüften fast stets: gelblich weiß. 32. . Hinterleib nicht auffallend gestreckt, das erste Segment nur wenig länger als breit, hinten stark buckelig, mit zwei kräftigen Kielen, das zweite deutlich länger als breit, das dritte wenig länger als breit, das sechste fast doppelt so breit wie lang. Nervellus tief unter der Mitte gebrochen. Metathorax glatt und glänzend, mit schwachen Längskielen. Vorderbeine gelblich, die hintersten mehr rot, die hintersten Hüften rot oder schwärzlich. Die vordersten Schenkel mit zwei tiefen Ausbuchtungen. detrita Holmger. Hinterleib sehr gestreckt, linear; das erste Segment mindestens doppelt so lang wie breit, das dritte weit länger als breit, das sechste nur wenig breiter als lang. Nervellus in oder nur wenig unter der Mitte gebrochen. 33. Das erste Segment sehr gestreckt, dreimal so lang wie hinten breit. Die hintersten Schienen weißlich, an der Spitze und hinter der Basis schwärzlich. Hinterleib schwarz oder bräunelnd. Hüften meist rot mit dunklen Flecken. Ephialtes inanis Schrank. Hinterleib 34. Anmerkung. -hintersten Schienen mehr schmutzig mit _ Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Thomson stellt die Art Pimpla, Marshall (Catal. of Brit. Hym.) Colpomeria. Das erste Segment weniger gestreckt, ungefähr zweimal so lang wie breit. Die gelb mit verloschener, dunkler Zeichnung. 34. Vorderschenkel an der Unterseite mit deutlicher, doppelter Ausrandung, indem in der Mitte derselben ein deutlicher Höcker hervortritt. Hinterleib dicht und ziemlich fein jeher schwarz bis braun. ealobata Grav. | Vorderschenkel an der Unterseite nur ‘einfacher Ausrandung, höchstens gegen das Ende noch mit Andeutung einer solchen. Hinterleib hellbraun, dicht _ und ziemlich grob punktiert. 39. 6 _ brunnea Brischke. Nervellus im Unterflügel über der Mitte gebrochen. Hüften meist rot. 36. Nervellus unter, sehr selten m der Mitte gebrochen. 39. Körper, besonders der Hinterleib, auf- fallend grob punktiert; auch der Meta- thorax mit groben Punkten. Hinterleib meist an 1. ! Körper mit feinerer Punktierung. 37. - Hinterschienen dunkel. . Beine durchweg gelbrot oder rötlich braun, höchstens die äußerste Spitze der Hinterleibsmitte meist rot oder braun. Metathorax zerstreut punktiert, mit zwei langen, feinen Längs- 38. Fühler eo litanhel: 39. Skulptur. leisten. Beine gelbrot, Hinterschienen an der Spitze und meist auch an der Basis deutlich dunkel. 38. Hinterleib ganz schwarz. Unterseite der gelb, ebenso die Tesulä und Salmlieubenilem Stigma te hellbraun. bernuthii Htse. Hinterleib in der Mitte mehr oder weniger hell gefärbt. Ein Punkt am oberen Augenrand blaßgelb. Fühler- geißel durchaus rostrot, unten noch heller. variabilis Holmgr. Beine einfarbig rot. Thorax ohne alle g bis Jetzt noch nicht bekannt. similis Bridgm. arundinator FT. 40. die Hüften und Lippentaster. 41. 44. 45. . Fühler länger ‚geringelt. 635 Beine anders gezeichnet. Thorax mehr oder weniger punktiert. 40. Fühlerschalt ganz schwarz, meist auch Das erste Segment nicht länger als breit, beider- seits dicht und grob punktiert. nigriscaposa ©. G. Thoms. Fühlerschaft unten gelb gefärbt. 41. Das erste Segment doppelt so lang wie breit. Beine weißlich, Hüften fast stets hell’ (nach Ratzeburg schön citronengelb). Auch die Unterseite der beiden ersten Fühlerglieder gelb. ' ie vesicaria Rtzb. Das erste Segment weit kürzer. 42. als der halbe Körper. Schaft unten, Tegulä und Vorderbeine hellgelb, die hintersten Schienen und Tarsen weiß und schwarz geringelt. Hüften hell. Stigma blaßgelb. inquisitor Scop. (P. stercorator aut.) Fühler wenig länger als Kopf und Nhorax 13. . Alle Hüften rot. die vorderen mehr gelb, die hintersten oft an der Basis mehr oder weniger ausgedehnt schwarz. Die hintersten Schenkel meist mit dunkler Spitze. Das zweite Segment etwas länger als breit, die folgenden mit deut- lichen Seitenhöckern. pietipes Grav. Hüften braun. Die hintersten Schienen und Tarsen meist gelbweiß, schwarz Schulterbeulen gelb. Flügel irisierend, Stigma meist hell. brevicornis Grav. Nur ein Makel des Gesichts gelb. 45. Das ganze Gesicht oder wenigstens die inneren Augenränder gelb. 46. Augen matt, ohne Behaarung. Hinterleib oma punktiert. Unterseite der Fühler größtenteils gelb, ebenso die Tegulä und Schulterbeulen. Stigma hellbraun. bernuthii Hte. Ausen behaart. Hinterleib kaum punktiert. mit dunkler Zeichnung. Brust meist rot. pietifrons ©. G. Thoms. Beine gelb, die hintersten Schildchen und 636 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 46. Nur die inneren Ausenränder gelb. 47.53. Luftlöcher des Metathorax groß und oval. Das ganze Gesicht gelb. 48. Das zweite Segment an der Basis mit 47. Thorax teilweise rot, selten mit dem tiefen Seitengruben. Schildchen und Schildehen ganz schwarz. Hinterschienen Hinterschildchen fast stets gelb ge schwarzbraun, in der Mitte und ver- zeichnet. Fühler gelblich, Beine rot, die loschen an der Basis hell. | hintersten Schienen vor der Basis mit ornata Grav. weißem Ring. 54. Thorax schwarz, Schildchen fast stets Luftlöcher des Metathorax klein ml mit hellem Rand. Hinterschienen rötlich, rund. 55. das zweite Segment an der Basis beider- 54. Mesonotum mit gelben Linien und Haken- seits mit tiefen Gruben. fleck. Das siebente Rückensegment dicht brassicariae Poda. und tief punktiert, an den Seiten deutlich 48. Thorax teilweise rot. 49. gebuchtet. u rufata Gmel. Thorax ganz schwarz. 52. Mesonotum schwarz, selten die Schultern 49. Augen behaart. Hinterleib kaum punktiert. | mit gelbem Punkt oder Hakenfleck. Schildchen und Brust rot. Segment 6 und 7 fast glatt und glänzend, pietifrons C. G. Thoms. das siebente an den Seiten nur- schwach Ausen nackt. Thorax oben mehr oder gebuchtet. weniger rot gezeichnet. 50. quadridentata ©. G. Thoms. 50. Der ganze Thorax rot. Die hintersten |55. Außer dem Gesicht auch die inneren Schienen und Tarsen schwarz, weiß Augenränder gelb. 56. seringelt. Kopf quer, hinten stark ver- Nur das Gesicht gelb. 57. schmälert, schwarz; Fühlerbasis unten | 6. Metathorax und Hinterleib grob punktiert. gelb. Thorax und Beine rot oder rotgelb, Stiema schwärzlich. Me Bat Clypeus, Gesicht, Augenränder, Linien allanlns und deutlich behaart. vor und unter den Flügeln, Hinter- : . ornata Grav. schildchen, zwei Punkte des Metathörax 4 | und die vorderen Hüften und Trochanteren Metathorax nur schwach punktiert. gelb. Hinterleib dicht punktiert, Segment Mesonotum glänzend. Stigma heller. 2—5 braunrot, am Ende schwarz. Flügel angens Gray. wasserhell, irisierend, Stigma pechfarben, | 57. Nervellus im Hinterflügel unter der Mitte Tegulä rötlich gelb, Nervellus über der gebrochen. Hinterschienen gelblich weiß, | Mitte gebrochen. Länge 6 mm. 9 un- nur am Ende dunkel gezeichnet. E bekannt. Mallorca. (Ich finde keinen didyma Grav. i ee > Une von Nervellus deutlich über der Mitte ge- £ Klonen brochen. Die hintersten Schienen am | (Himenopt. nuevos de Mallorca, 1894, n. 22.) Bug nun az Gere N ; Nicht der ganze Thorax rot. 51. dunkler Aechnuner >. N. ; 51. Stigma schmutzig gelb. Thorax größten- 58. Die hintersten Hüften unten durch feine | teils rot mit gelben Linien; auch der Wärzchen granuliert und rauh. Vorder- Hinterleib "meist rötlich, die Segmente beine Lob nt reicher, gelber Zeichnung; 3 fast länger als breit. an die vordersten Hüften meist ganz gelb. ; j : Die hintersten Schienen und Tarsen Stigma braun bis schwarz. Thorax Br : b FE N RRSERE 2, EN weißlich, schwarz geringelt. | weniger rot gezeichnet. Die Hinterleibs- holmerant Sch aladkl Ä sesmente quadratisch. ornata Grav. Er - 52. Augen schwach behaart. Hinterleib ohne Die hintersten Hüften unten glatt, ohne | Punktierung, Beine gelb, die hintersten rauhe Punktierung. Sonst der vorigen s mit dunkler Zeichnung. Art sehr ähnlich. - pietifrons ©. G. Thoms. mussii Htg. Ausen unbehaart. Hinterleib deutlich | 59. Hinterleib, mit Ausnahme des ersten punktiert. 53. Segments, rot, ebenso Fühler und Beine. id Ne) 60. 61. 63. Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. 637 Zwischen Metathorax und Hinter- ‚schildchen eine tiefe Furche. Aphanoroptrum abdominale Grav. Hinterleib höchstens an der Spitze und den Segmenträndern rot. 60. Gesicht schwarz. 61. Gesicht ganz oder teilweise gelb. (weiß). 64. Stigma breit, dreieckig, hell. Gesicht ‚anliegend weiß behaart. Nervellus stark antefurcal, weit unter der Mitte ge- brochen. Zarte Tiere. 62. Stigma schmal, meist dunkel. Nervellus nicht antefurcal und nicht tief unter der Mitte gebrochen. Kräftigere Arten. 63. .Segmentränder gelblich. Beine rötlich gelb, Hüften schwarz, die vorderen an der Spitze weißlich; die hintersten Schienen am Ende schwarzbraun. Stilbops vetula Gray. Hinterleib schwarz. Hüften jedenfalls gelb. Das 3 von dieser Art ist bis nicht bekannt. Stilbops limneriaeformis a Luftlöcher des Metathorax oval. Nervellus über der Mitte gebrochen. Fühler länger als der halbe nen Leisten des Meta- thorax scharf vortretend. Die hintersten Schienen größtenteils schwarz. Das erste Seoment in der Mitte des Endrandes 64. meist mit rötlichem Fleck. laevigata Tschek. Luftlöcher desMetathorax rund. Hinter- leib schwarz, dicht und fein runzelie: punktiert, ohne Höcker. ef. laevis (es Seitenfelder des Metathorax zu einem einzigen verschmolzen, indem die Quer- leiste (costula) fehlt. Das zweite Segment _ mit deutlichen Schrägeindrücken. — Das . ist bis jetzt nieht bekannt, besitzt aber ' wahrscheinlich ein gelb gezeichnetes 65. Gesicht, da die Art eng verwandt mit P. mandibularis ist. laevis Grav Die Seitenfelder des Metathorax durch eine Querleiste in je zwei geteilt. 65. Das ganze Gesicht gelb. Die vorderen Hüften und Trochanteren blaßgelb. Geißel- glieder S—14 an der Außenseite mit er- habener Linie: mandibularis Gray. Gesicht schwarz mit gelben Linien. Hüften und Trochanteren schwarz. Nur . wenige Geißelglieder mit erhabener Linie. laevifrons ©. G. Thoms- Nachtrag. Erst nach Schluß meiner Arbeit konnte ich mir Einsicht verschaffen in die kleine. in den Annalen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien, Band V, 1890 er- schienenen Abhandlung Kriechbaumers Die beiden daselbst Beschtiehenen neuen Pimpla-Arten bitte ich deshalb nachzutragen: Pimpla concors Krieclb. 1. e., p. 482, @g. 2 schwarz, weißlich behaart, die inneren Augenränder, Scheitelflecke, eine lange Linie vor und eine kleinere unter den Flügeln, Spitze und zuweilen Seiten des Schildchens und des Hinterschildchens gelb. Palpen, Fühlergeißel unten und Beine rot, Hüften oben an der Basis schwarz, Hinterschienen braun, an der Basis hell, in der Mitte mehr oder weniger rot, Hintertarsen braun, die Basis der Glieder hell. Hinterleib fast linear, stark punktiert, die mittleren Segmente etwas breiter als lang, die Höcker schwach. Stigma braun; Nervellus vor der Mitte gebrochen. Körperlänge 9 mm, Bohrer 4 mm. g& Hinterleib etwas schmäler, die mitt- leren Segmente annähernd quadratisch. Fühler dicker. Mund, Olypeus und Fühlerbasis unten oft gelblich, Die hintersten Schienen unterhalb der Basis und an der Spitze schwärzlich. Daß diese Art nicht etwa eine Varietät von angens ist, beweist namentlich eine ganze Reihe von g, die alle nicht das ganze Gesicht, sondern wie die @ nur die inneren Ausenränder gelb haben. Dazu kommt noch, daß bei beiden Ge- schlechtern die Hinterschienen in der Mitte nicht weißlich, sondern rot sind. Dalmatien. Pimpla stramentaria Kriechb. ]. e., p- 483, ©. Kopf ziemlich groß, hinter den Augen nicht verschmälert, 'aber hinten breit abgerundet. Metathorax 638 Bunte Blätter. vorn fein gerunzelt und matt, hinten glatt und glänzend, mit ziemlich schmaler, nicht an das Ende reichender Rinne; Luftlöcher kreisförmig, klein. | Hinterleib grob und dicht punktiert, Segment 2—7 breiter als lang. Klauen an der Basis lappig erweitert. — Schwarz, Taster rotgelb, Fühler braun, Basalglieder unten, die Endglieder auch oben rot. Hacher, Segment 2-—-6 gelblich, das zweite Segment vorn mit zwei schrägen, in der Mitte zusammenstoßenden Flecken, die glatten Hinterränder von Segment 2—4 ganz, von 5 und 6 nur an den Seiten schwarz; das achte Segment rötlich. Körperlänge 7 mm, Bohrer 5 mm. Österreich. (Schluß folgt.) Bunte Blätter. vi Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. v1. Die Lebewelt der schädlichen en ist fernervondemNaturhistorischenMuseum zu Hamburg (Direktor Dr. .Kraepelin) durch eine selten schöne Ausstellung illustriert worden, welche im Raume 4 und 5 unterge- bracht worden ist. Unter ‚den zahlreichen Fraßstücken, unter welchen wir im wesent- lichen den besonders von der Speyer’schen Ausstellung her bekannten Arten begegnen, finden sich außerordentliche Stücke, wie ich hervorhebe, in übersichtlichster Anordnung; oft sind mehrere einer Art vorhanden. Ein prächtiges Präparat ist das von Tomicus sex- dentatus, ebenfalls das von curvidens und Den- droctonus micans. Überhaupt zeichnen sich die Präparate großenteils durch höchste Voll- ständigkeit und Zweckmäßigkeit der Auf- stellung bei ganz vorzüglicher Konservierung aus (Tomicus-, Pissodes-, Hylobius-Species u. a, denen auch Larven und Puppen [Puppenwiegen, Stenicorus] beigegeben sind). Auch die Lophyrus pini-Zusammenstellung wirkt hübsch. In acht Kästen sind dann die „Schädlinge der Nadelhölzer“ vorgeführt, auch diese nicht selten durch natürliche Fraßstücke ausge- zeichnet und in übersichtlichster Anordnung. Auf das Einzelne kann ich leider nicht ein- gehen. Recht auffallend waren mir hier einige Darstellungen kleiner Larven (Cecidomyia brachyntera, pini, Kellneri), die ich als „Quetsch- Präparate“ verstanden habe; sie verdienen Nachahmung! Sonst fehlt allerdings im all- gemeinen die Larve, oder sie steckt doch nur steif daneben. Das Ganze ist nach dem System gruppiert, und auch hier wird stets die Art des Schadens bei jedem Stücke bemerkt. Die Käfer im letzten Kasten entbehren übrigens vollständig biologischer Darbietungen. Es folgen dann: ein großes, vorzügliches Lasiocampa pini - Präparat mit natürlichem Fraße; buoliana - Präparat, welches die Entwertung des Nutzholzes der Kiefer durch jenen Micro’ unvergleichlich klar veranschaulicht (Kiefern- Gipfel mit zerstörter Mittelknospe im ersten Jahre, verlängerte obere Seitentriebe die Folge desselben im zweiten Jahre, ... verkrüppelter Stamm in späteren Jahren); ein sehr gutes und vollständiges Psilura monacha - Präparat mit Fraß an Nadel- und Laubholz, an dem besonders auch der „Fichtenstamm mit Leim- ring“, unter dem sich eine große Anzahl von Raupen gesammelt haben, in seiner photo- grapbischen Wiedergabe instruktiv ist. Der Raum 5 bietet dann im Anschlusse hieran „Schädlinge der Laubhölzer“. Unter den „Gallmilben“-Präparaten treten besonders jene von Phytoplus triradiatus (umgebildete Weidengallen), Die „Schnabelkerfe“ sind auf Kästen, welche ebenfalls in Sauberkeit und UÜbersichtlich- keit der Aufstellung musterhaft sind, durch die Genera: Aspidiotus, Pulvinaria, Lecanium, Phytoptus, Schizoneura, Chaetophorus, Aphis, Phylloxera, Vacuna, Melanoxanthus, Dryobüus, Asterodiaspis, Aleurodis und C'hionaspis vertreten. Allerdings stören auch hier die steifen, ge- preßten Pflanzen den Gesamteindruck der Zusammenstellung, welche eben ausschließlich aus von jenen Insekten befallenen Pflanzen- teilen besteht. Unter den schädlichen „Zweiflüglern“ weiter möchten Cecidomyia cerris und reau- muraria besonders zu nennen sein, während die beiden Kästen mit Faltern nichts Auf- fallenderes enthalten, auch nur wenig Bio- logisches (einige Gespinste u. dergl.) bringen. Interessanter erscheinen dann die „Haut- flügler“ in den vier folgenden Kästen. Na- mentlich hervorragend ist ferner die Gall- wespenkollektion in ihren verschiedenartigsten Wohnungen, von denen allein an der Eiche 24 Species vorgeführt werden. Es finden sich die Genera Dryophanta, Neuroterus, Balhyaspis, Cynips (15 Species), Synophrus, Andricus und Aspilolrie. Auch begegnen wir den Nematus-, ein wirklich bemerkenswertes Relimia macrorhynchus, padi hervor. a a a En ie a m kai 56 und Gryllotalpa - Biologien. Bunte Blätter. 639 Sirexe-, Olavellaria-Arten, letztere mit ihren zier- lich maschigen Gespinsten, und einen in- ‚struktiven Vespa erabro-Fraße an junger Rinde. an den beiden angeschlossenen Küsten mit Käfern berücksichtigt der erstere die bio- logischen Verhältnisse (Larven und prägnante Fraßstücke [populi, alni, aeneum, vitellinae]). Aus der größeren Zahl der folgenden Präparate hebe ich hervor: Das Spiritus- Präparat der Reblaus und des Colorado- (Kar- toffel-) Käfers, denen auch größere, recht gut ausgeführte Tafeln gewidmet sind. Unter den’ weiteren Käfer - Fraßstücken fallen be- sonders diejenigen von Scolytus Ratzeburgi, Ceramby& cerdo, Callidium pygmaeanım und andere auf, die zum Teil auch Larven und Puppenwiegen besitzen. Sehr hübsch auch sind die Präparate einziger Blattwickler, wie sich ebenfalls die Spiritus- -Präparate von Meloe ‚(neun Einzelteile), Zucanus (acht) und Leptura durch größte Vollständigkeit und Sauberkeit auszeichnen, nicht minder die Vespa-, Sürex- Wenn ich dann Blutlaus noch das Trocken - Präparat der ‘und der zugehörigen, recht gelungenen Tafel gedenke, glaube ich, das Wesentliche berührt zu haben. Es steht außer Erage, daß diese Aus- stellung des onen Museums zu Hamburg ein glänzendes Zeugnis für die och und Sachkenntnis seines Leiters ab- legt. Nicht weniger auch gebührt der Ge- schicklichkeit und Sorgfalt seiner Präparatoren ganze Anerkennung. “Wie zu erwarten, nahm das Museum am Wettbewerb um die Preise nicht teil; die Verleihung der ersten Medaille möchte sonst nicht zweifelhaft gewesen sein. Senr. Lyda campestris L. in Tirol. Als ich im Sommer 1896 im südlichen Tirol längere Zeit verweilte, fand ich unter anderen biolosischen Belegstücken auf den Bergen des Eisackthales auch viele Gespinste der Kiefern -Kotsack- wespen und der pöthyocampa, welche ich erfreut mit nach Hause nahm. Ich habe damals in No. 24, Bd. I, S. 386 der „Illustrierten Wochen- schrift für Entomologie“ über meine Funde berichtet un der Lodderwirtschaft in Tiroler Bauernhölzern gedacht. In diesem Sommer wieder dort anwesend, beabsichtigte ich, noch einige mir fehlende Gespinstformen einzusammeln, damit meine Zusammenstellungen vollständig würden. Bei der tropischen Hitze, die allerwärts herrschte, wurden die steilen Berge bestiegen; oben angekommen, war ich aber stark enttäuscht, da sich statt der vorjährigen lüderlichen Waldwirtschaft eine ungeahnte Ordnung zeigte. Die heimgesuchten Bäume waren entfernt, die Gespinste von anderen sorgfältig ab- geschnitten oder verbrannt, Neuanpflanzungen in den früher verwahrlosten Beständen vor- genommen, kurz, überall war ein sach- verständiger Geist zu spüren. Mit Mühe fand ich, anstatt der gehofften Menge, nur vier Gespinste, die im Dickicht den Blicken ent- gangen und von noch guter Beschaffenheit waren. ; Als ich im Orte unter dem Berge nach der Ursache der plötzlichen Waldverbesserung fragte, wurde mir folgende Antwort zu teil: „Im vorigen Jahre waren einige Herren aus Deutschland hier, welche die Wälder besuchten und über deren schlechten Zustand in den Zeitungen berichtet haben. Das hat man in Innsbruck erfahren und gleich die Gendarmen geschickt, welche überall nachsehen mußten. Dann wurden die Bauern angehalten, ihre Baumbestände von den Gespinsten zu befreien und einige, die sich weigerten, mehrere Tage eingesperrt.“ Da ich die Herren aus Deutschland sehr |gut kannte, sagte ich kein Wort dazu, nur stieg ein leiser Ärger in mir auf, weil ich mir die schönen Fundplätze zerstört hatte. Doch gewann bald die Freude darüber die Oberhand, da ich durch meine Veröffent- liehung einen bedeutenden Nutzen gestiftet hatte. Ebenso waren die im vorigen Jahre so massenhaft vorkommenden Polistes diadema mit ihren zahlreichen Nestern von ihren früheren Fundorten gänzlich verschwunden und hatten sich an andere Örtlichkeiten ver- zogen. Der Grund war darin zu suchen, daß eine große Fläche Wiesenland mit den vielen Doldenblüten zu Kartoffelland umgerodet war. | Die Dolden boten ehemals den Wespen reich- liche Nahrung und waren dicht von ihnen den ganzen Tas über besetzt, während dichtes Gestrüpp von Berberitzen ihnen Schlupfwinkel zum Nestbau gewährte. Jetzt fand ich nur wenige Wespen auf Berghalden, wo Doldenpflanzen wuchsen, die Bauten aber merkwürdigserweise meistens nur ‚an steilen Felswänden “ungeschützt hängend oder an Wettervorhängen von Veranden in ı Gemeinschaft mit Erdzellen von Eumenes. Prof. Dr. Rudow, Perleberg. Missbildungen bei Käfern. Unter den Käfern, welche ich in letzter Zeit erhielt, befanden sich zwei interessante Monstrositäten, ein Carabus comvexus Fabr. und ein Chlaenius vestitus Fabr., ersterer aus der Umgegend von Göttingen, letzterer aus der Be Gegend mente. Bei dem Carabus convexus besteht die Difformität in der merkwürdigen An- heftung der rechten Flügeldecke. Dieselbe ist nur in der Mitte angeheftet und hat infolge- dessen eine derartige Stellung erhalten, daß sie schräg in die Höhe steht. — Bei dem Chlaenius vestitus ist die linke Flügeldecke verkrüppelt. Man sieht deutlich, daß der hintere Teil derselben einmal abgebrochen 640 Bunte Blätter. gewesen ist. Nachher ist sie wieder ver- wachsen, doch in der Weise, daß das hinterste Ende nach oben gebogen ist. A. Martin. ‚Beobachtungen aus dem Insektenleben. Eine weitere Beobachtung zu den in Bd. II, S. 176 der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“ von O. Schultz mitgeteilten Ergebnissen über Schmetterlinge, welche von Schweiß angelockt werden, möge hier Platz finden. In No. 36 veröffentlicht Dr. R. Stäger gleichfalls eine solche und nimmt an, daß nur der -— Durst den Falter dazu getrieben, auf Menschen zu gehen. Nach meizer Mitteilung ist dies bestimmt nicht anzunehmen. Mitte Juli saß ich mit meinem Begleiter, einem älteren Herrn, nach einem längeren Spaziergang an einem kühlen Plätzchen im Puttlachthal (Franken- Jura), die Bank stand fast ganz im Schatten des Buchenwaldes, und wenige Schritte unter uns eilte die Puttlach dahin. Ich war eben im Begriff, an ihrem Rande nach Donaciden zu sehen, da kam auch eine Hipparchia, die mit einer auffallenden Hartnäckigkeit meinen Begleiter umflog. Der Falter setzte sich öfters auf die Hand, auf das Ohr, den Arm, die Achsel etc. etc., ja, er rückte sogar ganz langsam vom Hals bis zur Stirne vor. Trotz öfteren Verscheuchens kam er nach kurzem Umflattern immer wieder, und das Spiel begann von neuem. Ich setzte mich nun auch daneben und beobachtete genau. Bei mir machte er nur einen einzigen Versuch und kam nicht wieder, ja, er mied sogar ersichtlich meine Hand, die ich zum Zwecke der Annäherung auf die Achsel meines Be- gleiters gelegt. Sein Saugrüssel war lang aus- gestreckt und ging mit steter tastender Bewegung rasch von einer Poren-Öffnung zur anderen. zutraulich, oder besser gesagt so hitzig in seiner Begierde geworden, daß wir uns ungezwungen bewegen konnten, ohne daß es sich verscheuchen ließ. Als wir nach einer euten halben Stunde uns endlich erhoben, folgte er noch einige Schritte und verschwand dann im Grünen. Ich hatte dergleichen noch nie beobachtet. Durst kann den Falter aber nicht dazu ge- trieben haben, denn Wasser und Pflanzen, mit erfrischendem Tau noch bedeckt, sowie auch Blumen hatte er in nächster Nähe genug. H. Krauß, Nürnberg. Litteratur. Meunier, Fernand. Les Belostoma Fossiles Des Musees De Munich Et De Haarlem. Extrait des m&moires de la „Societe Zoologique de France“ pour l’annee 1896. 10 pag. et 4 planch. Paris. Diese Studie des geschätzten Forschers ist von hohem Interesse! Nach einigen ein- leitenden Worten entwirft der Verfasser die Das Tierchen war zuletzt so | Charaktere des Genus Belostoma Latr.. (vergl. _ die Abbildung Seite 488, Bd. I der „Illustrierten Wochenschrift für Entomologie“), dessen Ver- treter in ihrem Habitus sofort als ältere Insektentypen erscheinen. Vergrößerung gegebene Flügelskizze einer Art erleichtert das Verständnis. ER Es folgt dann die Beschreibung der beob- achteten, fossilen Belostoma, 22 Formen. Recht lesenswert sind auch die Schlüsse, welche der Verfasser aus dem Beobachtungsmaterial gewonnen hat. Indem derselbe bedauert, daß die Arbeiten über fossile Insekten in der Regel nichts als kahle Beschreibungen ent- halten — ich stimme hier völlig zu! —, ihm selbst also für seine mehr angedeuteten Folgerungen weitere Vergleichsmomente fehlen, hebt derselbe besonders hervor, daß die fossilen und die jetzt namentlich in den Tropen lebenden Arten eine völlige Über- einstimmung erkennen lassen, daß an den Belostoma also der „Wechsel der Zeiten“ von der Jura-Formation an spurlos vorüberging. Musterhaft ist im übrigen die Ausführung der Tafeln, welche Phototypien nach eigenen Photographien der fraglichen Fossilien dar- stellen. Sie enthalten 27 Formen, die uns in ihrer Naturtreue, wie die Originale selbst, ansprechen. Schr. . Fröhlich, Dr. C. Beiträge zur Fauna von Aschaffenburg und Umgegend. II. Mitteilung des naturwissenschaftlichen Vereins daselbst. Die Käfer. 158 Seiten; Preis Mk. 3. Verlag von Gustav Fischer, Jena, 1897. Die Arbeit ist in ihrer sorgfältigen Durch- führung ein ehrendes Zeugnis für ihren Ver- fasser. Die systematische Gruppierung ist. dem 1891 erschienenen Catalogus Coleopterorum Europae .... von v. Heyden, Reitter und Weise angeschlossen, während für die Ab- fassung der Fauna der Modus des bekannten v. Heyden’schen Werkes zu Grunde liegt. Um auch als Lokalfauna dem Sammler von entschiedenstem Nutzen sein zu können, sind jeder Art Fundort und Datum beigegeben. Im übrigen werden gleichzeitig prinzipiell jene Autoren genannt, welche das betreffende Tier zuerst als der dortigen Gegend angehörig feststellten. Sehr interessant erscheint es, daß viele Käfer, die in dem 1854 erschienenen Ver- zeichnisse von Oechsner als sehr häufig oder häufig angeführt wurden, jetzt mit dem Prädikat „selten“ zu versehen sind. Es beruht dies natürlich auf Veränderungen der Boden- und mit diesen der Pflanzenverhältnisse. Auch ein Häufigerwerden oder Neuauftreten anderer Species ist beobachtet worden. Im ganzen giebt das Verzeichnis 2742 Arten in 836 Genera als Aschaffenburg angehörend an, gegen 599 Gattungen mit 2156 Arten des Oechsner'schen Kataloges. Schr. Für die Redaktion: Ud o Lehmann, Neudamm. Die in dreifacher 7 N Er 2£ Te 2 gestellt werden, fehlendem odernurwenigentwickeltem Grund der Schüppchenbildung als die älteren Museciden zu betrachten sein. Über die Postalar-Membran (Schüppehen, Squamulae) der Dipteren. 641 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Von Ernst Girsehner in Torgau. 34. Muscidae. ' Diese große Abteilung der. Dipteren ‚scheint bei oberflächlicher Untersuchung in Pe: Bezug auf die Schüppchenbildung wenig Abwechselung zu bieten, ein einsenden e: Studium fahrt jedoch zu ganz ibn clhendion Resultaten hinsichtlich der Bedeutung der Postalar-Membran für die ondichaft lichen Beziehungen verschiedener Museiden- - reihen, namentlich bei den Calyptraten. E* Es wurde schon erwähnt, daß besonders > das Thoraxschüppchen einen guten Anhalt bietet, wenn es sich darum handelt, innerhalb eines an gewissen Merkmalen erkannten Verwandtschaftskreises die älteren Formen von den jüngeren zu trennen. Für die Musciden kann der Satz it daß die Formen mit Thoraxschüppchen die älteren sind, während die jüngeren (letztentstandenen) Formen gewisser Entwickelungsreihen das Frenum squamulare zu einer breiten und oft auffallend stark entwickelten Membran entwickelt haben. | Die Muscidae acalyptratae (d. h. nur _ gewisse Gruppen) werden somit auch auf Formen, als die Vorfahren der calyptraten- Der Über- gang aber von der einen Entwickelungsstufe _ zur anderen ist auch hinsichtlich der Ent- wickelung der Postalar-Membran ein so allmählicher, daß ebenso wie bei der Ent- wickelung der Thoracalbeborstung keine sichere Grenze zwischen beiden Abteilungen festzustellen ist.*y Es giebt sowohl unter den calyptraten - Musceiden Formen, welche nach ihrer Schüppchenbildung noch Acalyptraten ge- nannt werden können, als auch unter den acalyptraten Musciden solche, die, wenn man nur einseitig die Ausbildung der Postalar-Membran berücksichtigen *) Vergl. meine Arbeit: „Über mein neues _ Museiden- -System“ in „Entomol. Nachrichten“, Jahrg. XXI (1895), pag. 82—86. Dlustrierte Zeitschrift für Entomologie. No. 41. (Fortsetzung aus No. 38.) wollte, auf die gleiche Entwickelungsstufe mit gewissen Muscinen gestellt werden nen, So haben die Teen und Scatophaginen, welche nach ihrer Thoracal- beborstung zum großen Teil schon calyptrate Musciden sind, die Calyptra, d. h. das „deckende“ Thoraxschüppchen, noch nicht erworben. Sie werden deshalb von einigen Dipterologen immer noch zu den Acalyptraten gestellt. Gewisse Coenosiinen und auch einige Homalomyia-Arten (z. B. H. serena Fll. und Verwandte) aber, welche ebensowenig wie die Cordylurinen eine Calyptra auf- zuweisen haben, hat man bis jetzt immer für calyptrate Musciden gehalten (vergleiche Fig. 25 und 30). Mit viel mehr Recht hätte man dann aber auch einige Trypetinen (z. B. Carphotricha, Trypeta) und die Gattung Platystoma zu den calyptraten ullmereialen bringen können, denn die genannten Formen haben das Thoraxschüppchen mindestens ebenso stark sanmezel) wie z.B. Homalomyia serend. In No. 2, Bd. I der „Illustrierten Zeit- _ schrift für Entomologie“ habe ich in der Abhandlung: „Über ein neues Musciden- System Grund der Thoracalbeborstung und der Segmentierung des Bene eine Charakteristik*) der beiden Haupt- ‚abteilungen der Musciden gegeben und als ° me Neelbnciss Kennzeichen in erster Linie die Beborstung des Thorax angeführt. Nach dieser sind aber Platystoma und die genannten Trypetinen - Gattungen noch acalyptrate Musciden, während Homalomyia und die Öoenosiinen die auf einer höheren Entwickelungsstufe stehende Thoracal- beborstung der calyptraten Musciden zeigen. I. Muscidae acalyptratae. Sq. alaris stets deutlieh entwickelt, doch nirgends auffallend groß, mit einfachen *) In den Diagnosen der beiden |. c. an- geführten Muscidenreihen setze man statt des Wortes „Flügelschüppchen“ die Worte „Thoraxschüppchen (squamula orale), eu Tafel V. WÜ au DHÜRREREIE Te Dg I E. Girschner del. Erklärung der Tafel. Fig. 23: Calobata cibariaL. (linke Flügelwurzel mit Postalar-Membran). Fig. 24: Oxyphora miliaria Schrk. (desgl.). Fig. 25: Cordylura pubera ],. (desgl. rechte Flügelwurzel). Fie. 26: Mycophaga fungorum Dee. (Postalar-Membran von hinten und unten gesehen; Abdomen abgelöst). Fig. 27: desgl. (rechte Flügelwurzel mit Postalar-Membran). Fig. 28: Hydrophoria conica W. Fig. 29: desgl. (wie Fig. 26). Fig. 30: Homalomyia serena Fll. Fig. 31: Homalomyia canicularisL. Fig.32: Aricia erratica Fll. Fig. 33: Musca domestica Pr (wie Fig. 26). Fig. 34: desgl. Abkürzungen: a. — alula. ang. sq. — angulus squamularis, Schüppehenwinkel. abd — Abdomen. ce. pal. — callus postalaris. fr. sq. — frenum squamulare, Schüppchenband. sc,—seutellum, sq. al. = squamula alaris, Flügelschüppchen (antisquama O.S.). sq. th. = squamula thoracalis, Thoraxschüppchen (squama O.S.). x a ra ad u lat Ha de nl dann SD ie an a De rn ee ie En arten Au nn ulae nun 1 nn a in Y Y Tafel VI. Hl ıM Nies: ! len EGuscohner del Erklärung der Tafel. Fig. 35: Thorax einer Sarcophaga. Fig.36: Thorax einer Masicera. Fig. 37: Hyboderma (Postalar-Membran von hinten und unten gesehen: Abdomen abgelöst). Fig. 35: desgl. (rechte Flügelwurzel). Fig. 39: Gastrophilus (linke Flügelwurzel). Fig.40: Phasia (wie Fig.37). Fig.41: Oestrus owis. Fig.42: Oestromyia. Fig.43: Gymnosoma (Schüppchenbildung von der Seite gesehen). Fig. 44: Milftogramma. Fig. 45: Mintho, Melanophora. Abkürzungen: a. — alula. ang. sq. — angulus squamularis, Schüppcehenwinkel. psc. — postseutellum. se. = scutellum. sg. al. = squamula alaris, Flügelschüppchen (antisquama O. S.).. sq. th. = squamula thoracalis, Thoraxschüppchen (squama O. S.). 644 Über die Postalar-Membran (Sehüppchen, Squamulae) der Dipteren. 'Wimperhärchen am Rande mehr oder weniger dicht besetzt. In einigen Fällen sind die Randwimpern auffallend lang, z. B. bei Helomyzinen und einigen Tanypezinen. — Sq. thoracalis in den meisten Fällen fehlend und höchstens als unbedeutende Erweiterung des Frenum squamulare vor- handen. Nur einigen Gattungen der Trypetinen kann von dem Vorhandensein eines Thorax- schüppchens die Rede sein. Bei einigen dieser Formen ragt dasselbe bei zusammen- gelegten Flügeln etwas unter dem Flügel- schüppchen hervor, doch ist es deshalb bei Piatystominen und| verhältnismäßig kürzere Thoraxschtippchen. — Die Platystominen sind mit den Sceiomyzinen*) (inkl. Tetanocerinen) und Dryomyzinen (ausgenommen Actora) die einzigen acalyptraten Musciden, welche eine gerillte Flügelhaut haben. Bei Tetanocera und Sciomyza tritt diese Rillung besonders deutlich in der Radialzelle auf. Interessant hinsichtlich der Entwickelung der squam. thoracalis sind die Trypetinen. Es lassen sich in diesem Verwandtschafts- kreise zwei Reihen unterscheiden. Bei der einen ist die sq. th. sehr deutlich entwickelt und erscheint bei einigen Gattungen länger nicht länger als dieses letztere, wie manlals die sq. al, bei der anderen fehlt die deutlich sehen kann, Schüppchen bei ausgebreiteten Flügeln nebeneinander zu liegen kommen. Über einzelne Gruppen hätte ich noch folgendes zu bemerken: Die Helomyzinen, besonders die größeren Helomyza - Arten, haben das Schüppchenband nach außen etwas erweitert, so daß ein deutlicher Schüppchenwinkel entsteht, ungefähr so wie bei der Gruppe Myopinae unter den Conopiden (Fig. 22) oder wie bei Cordylura (Fig. 25). Die Länge der Randwimpern nimmt mit der allmählichen Verbreiterung des Frenums nach dem Schüppchenwinkel hin zu; am Flügel- schüppchen stehen die Wimpern ziemlich dicht und sind verhältnismäßig lang. Unter den Tanypezinen zeigt die Gattung Calobata die Eigentümlichkeit, daß die Squamula alarıs am oberen Rande (in dem Winkel, den die Membran mit der Basis der Alula bildet) eine Gruppe stärkerer, schwarzer Börstchen trägt (Fig. 23). Ich sehe diese Börstchen bei allen Calobata- Arten, weniger deutlich auch bei Tanypeza. Mycropeza hat die Postalar-Membran ver- kümmert. Die Alula ist bei allen Tanypezinen wenig entwickelt. Die Platystominen sind bekannt durch ihre verhältnismäßig stark entwickelte Postalar-Membran, doch kann auch hier noch von keiner, die Schwinger und das Stigma deckenden Calyptra die Rede sein. Das Thoraxschüppchen ist auch nicht größer als das Flügelschüppchen und erscheint nur länger bei zusammengelegten Flügeln. Am meisten ‘entwickelt ist die Membran bei Pl. umbrarum; die kleineren Arten haben wenn die "beiden |sq. th. gänzlich. Zur ersten Reihe gehören z. B. die Gattungen: Tephritis Ltr. Oxyphora R. D. (Fig. 24). Carphotricha Lew. Trypeta Mg. Rhagoletis Lew. Zur zweiten Reihe z. B.: Urophora R.D. Anomoea WIk. Sptlographa Lw. Euphranta Lw. Dacus Mg.- Aciura R.D. Für die übrigen Gruppen silt in Bezus auf die Schüppchenbildung das oben für die acalyptraten Musciden im allgemeinen Gesagte. II. Muscidae calyptratae. Sq. alaris überall deutlich entwickelt und bei den unvollkommeneren (älteren) Formen größer als sg. thoracalis. Die Randwimpern stets einfach, an Länge jedoch bei den einzelnen Formenreihen sehr verschieden. Im allgemeinen sind die Wimpern dann länger als die der sq. thoracalis, wenn die letztere noch wenig ausgebildet ist, so daß also die unvollkommeneren Formen, z. B. die in beiden Geschlechtern breitstirnigen *) Zu den Sciomyzinen (s. lat.) rechne ich jedoch nicht die Gattung Sapromyza und Verwandte, sowie Oedeparea buccata Fll. (Exochila Rd.) und Prosopomyia, wie es Rondani gethan hat. Dagegen müssen alle Phacomyia- Arten Schiners hierher gestellt werden. A EZ Liu. Einige merkwürdige Gallenbildungen. ‚Gattungen der Coenosiinen, immer ein lang- bewimpertes Flügelschüppchen, dagegen ein am Rande fast unbewimpertes Thorax- schüppchen haben. Sq. thoracalis in Größe und Form sehr verschieden; von der kaum bemerkbaren Erweiterung des Schüppchen- bandes (Cordylura) bis zur auffallend stark und lappenartig entwickelten, die Basis des Hinterleibes noch überragenden Membran _ (Miltogramma, Phasia) sind alle möglichen Zwischenformen vorhanden. Bei den meisten Formen wechselt in der Randbewimperung je einlängeresWimperhaar mit einem kürzeren ab, was jedoch nur bei einer stärkeren Ver- größerung zu unterscheiden ist. Die Form des Thoraxschüppchens und die Art seiner Verbindung mit dem Flügel- 'schüppchen ist für die Kenntnis des Ver- wandtschaftsgrades der verschiedenen Muscidenreihen sehr wichtig. Ich unterscheide zunächst zwei größere Entwickelungsreihen. Die erste Reihe enthält nur Anthomyiden und fällt mit der von mir früher auf Grund der Bildung des männlichen fünften Bauchsegments auf- gestellten Gruppe Coenosiinae zusammen. Die Eigentümlichkeit dieser Entwickelungsreihe 4 - besteht darin, daß Thoraxschüppchen und Flügelschüppchen durch einen breiten, winkeligen Ausschnitt von- _ einander getrennt sind (Fig. 28x). Außer- dem ist für diese Reihe charakteristisch, daß zwischen dem Schildchen und dem Innen- rande des Thoraxschüppchens stets ein ziemlich breiter Raum freibleibt (unvollkom- _ __mene Calyptra) [Fig. 2629]. Bei der zweiten Reihe, welche die zweite Gruppe der Anthomyiden, die 645 Muscinen, und die Familie der Tachi- niden enthält, ist der Schüppchenwinkel schmal und am Grunde spitz, so daß sich die Schüppchen direkt berühren (Fig. 30 bis 34 und 37—45). Die Erweiterung des Thoraxschüppchens nach dem Schildchen zu (vollkommene Calyptra) ist bei den letzt- entstandenen Formen dieser Entwickelungs- reihe vorhanden (vergl. Fig. 30—32 mit Fig. 33 und 34). In vielen Beschreibungen und Bestim- mungs-Tabellen begegnet man den Aus- drücken: „Schüppchen gleich (ungleich)“ oder „unteres Schüppchen ‚länger als das obere“. In gewissen Fällen mag diese Bezeichnungsweise auch zutreffend sein; ich finde sie aber auch da angewandt, wo die beiden Schüppchen (bei aufgerichteten oder zusammengelesten Flügeln des gespießten Insekts) nur gleich zu sein scheinen, oder wo das „untere“ (Thoraxschüppchen), ob- gleich es in seiner Längenausdehnuns viel kürzer ist als das „obere“ (Flügelschüppchen), dennoch dieses letztere überragt, weil seine Anheftungsstelle weiter nach hinten liest als die des Flügelschüppchens. Ich bin der Ansicht, es ist viel richtiger, zu schreiben: „Thoraxschüppchen unter dem Flügelschüppchen nicht hervorragend“, oder: „Flügelschüppchen das Thoraxschüppchen nicht deckend“, als ein scheinbares Längen- verhältnis der übereinander liegenden Schüppchen anzugeben. Das wirkliche Längenverhältnis der beiden Schüpp- chen ist nur bei einem Nebeneinander- liegen derselben, also bei aus- sebreiteten Flügeln zu erkennen. | (Schluß folgt.) Einige merkwürdige Gallenbildungen, hervorgebracht durch Insekten. Von Prof. Dr. Rudow, Perleberg. Schon mehreremal sind in der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ Pflanzengallen beschrieben und auch abgebildet worden, ‚doch wurden meistens nur bekanntere Formen von Eichen oder anderen einheimischen Bäumen behandelt. Hier sollen neben einigen Bildungen der deutschen Flora auch einige Ausländer zur Kenntnis gebracht werden, die gewöhnlich nur dem Specialsammler zu Gesicht kommen. Die drei Mißbildungen betreffen: 1. die Pappel, sowohl Populus nigra, als auch pyramidalis, die italienische Pappel, vereinzelt auch die Balsampappel, wenn sie neben den erwähnten Arten angepflanzt wird, und zwar meistens junge, kräftige Pflanzen an frischen Schößlingen. 646 Einige merkwürdige Gallenbildungen. Alle drei haben Blattläuse zu Erzeugern, die größte gehört der Pemphigus vesicarius Pass. an, einer grünen, weichen, weiß bestäubten Blattlaus, welche im Mai und Anfang Juni, wenn die Blätter anfangen zu sprossen, ihre Thätigkeit beginnen. Sobald der Trieb in Form einer erbsengroßen Knospe sich am Zweige zeigt, wird sie von der Blattlaus angestochen, worauf, entsprechend dem Wachstum, die Knospe sich vergrößert, aber von vornherein zu einer Mißbilduns heranwächst. Anfanes ist die Knospe noch weich, einige Tage lang kann man noch die Blatt- lage an derselben erkennen, dann aber er- härtet sie und gestaltet sich zu einer Blase um, die allmählich immer diekere Wände erhält. Nach einer Woche ist die Blase haselnußgroß, von hellgrüner Farbe und mit lauter Längsfurchen versehen, hat aber noch eine ziemlich regelmäßige, schlauchförmige Gestalt, die sich aber nach weiteren paar Tagen erweitert und mit seitlich vorragenden Hörnern unregelmäßig bedeckt, sich stärker furcht und wulstet und eine größere Längen- ausdehnung erhält. In ungefähr 14 bis 16 Tagen ist das Wachstum beendet, und die Galle verwandelt ihre anfangs hellgrüne Farbe in eine gelbe, orange und zinnober- rote, oder »immt nur Streifen dieser Schattierungen an. Manchmal ist ein Zweig mit nur einzelnen Gallen bedeckt, manchmal aber finden sich zahlreiche daran, keine aber gleicht der anderen weder in Größe noch Gestalt, so daß deren bis zu Hühnereigröße vor- kommen. Die seitlichen Hörner stülpen sich nach außen mundförmig um, sind aber noch einige Tage lang durch eine dünne Haut geschlossen, dann platzt diese, und die Blattläuse verlassen im entwickelten Zu- stande ihre Behausung, um sich über die Blätter zu zerstreuen. Einige Gallen enthalten nur viele geflügelte, andere nur wenige geflügelte Individuen, aber manchmal auch gemischt, so daß keine bestimmte Regel vorzuherrschen scheint. Unreife Gallen beherbergen die kleinen, noch grau gefärbten Insekten, dicht aneinander gedrängt, in grauem Staube eingehüllt, der wahrscheinlich von den abgeworfenen Häuten gebildet wird. Nachdem die Einwohner die Gallen ver- lassen haben, trocknen diese schnell ein, verschrumpfen nur wenig, verfärben sich aber bald braun und schwarz, werden leder- artig, ziemlich zähe, bis sie im Herbst ab- bröckeln, ohne vorher vom Zweige abzufallen. An der Ansatzstelle bildet sich manchmal eine deutliche Holzwucherung, welche öfter pilzartiges Ansehen gewinnt, und der Zweig wird brüchig, stirbt auch manchmal ganz ab. Die Form von Pemphigus bursarius L. ist ebenfalls eine Stengelgalle und erscheint zu gleicher Zeit mit der vorigen. Sie besteht aus mehreren (3 bis 8) kleineren Blasen, welche mit ihren Seitenwänden oder dem Grunde ver- wachsen sind, aber an einem gemeinsamen Stiele sitzen. Die einzelnen Blasen sind mit seitlich vorragenden, wulstigen Mündungen versehen, welche während des Wachstums durch eine derbe Haut verschlossen sind, aber bei der Reife unregelmäßig zerrissene Öffnungen bilden, aus denen die Blattläuse entschlüpfen. Die einzelnen Behälter sind unregelmäßig und groß gestaltet, vom Grunde an gekrümmt und mit Längswulsten ver- sehen. Anfangs ist die Galle weich, zeigt noch ihren Ursprung aus einer Blattknospe an, erhärtet aber nach und nach zu einer pergamentartigen Festigkeit. Die Farbe ist ursprünglich hellgrün, geht dann in gelb und mennigrot über, um schließlich fast dunkel- grün zu werden. Nach der Reife verliert sie, die hellere Farbe, wird braun, trocken, bröckelig und schließlich schwarz, bleibt aber fest am Stengel sitzen, bis sie nach und nach im nächsten Jahre zerstört wird. Die Größe des Gesamtgebildes ist ver- schieden, von Finserhutgröße bis zu einer | Länge von 6 und einem Durchmesser von 3 cm. Selten sitzen einzelne Blasen an dem Zweige, meistenteils ist ein Zweig an Stelle der Knospen fast ganz von ihnen bedeckt. Die Entwickelungszeit und das Aus- schlüpfen der Insekten stimmt mit der vorher beschriebenen Galle völlie überein. In manchen Jahren sehr häufig, fehlt sie wieder lange Zeit und in anderen Gegenden völlig. Sehr zahlreich fand ich sie z.B. imSommer1874 bei Eberswalde an der Straße nach Kupfer- hammer an fast allen Pappeln. Die Galle von Pemphigus protospirae Licht. ist nicht zu verwechseln mit der sehr ge- meinen von P. spirothecae Pass., welche zwar ähnlich gebildet, aber viel kleiner ist. Beidesind Gallen an Blattstielen, die hier beschriebene ist aber seltener und meistens mehr dem Süden angehörig.. Wenn das Blatt schon völlig entwickelt, aber noch nicht vollständig sefestist ist, geschieht die Infektion durch die Blattlaus am Grunde der Blattspreite, manchmal auch auf dem Blattstiele selbst. Zuerst gewahrt man ein kleines Knötchen _ mit leichten Runzeln, aber schon nach wenigen Tagen kann man an der erbsengroßen Galle die spiralförmigen nern, erkennen, i welche durch Vene und Drehung des Blattstieles entstehen. Die Galle bläht sich zusehends auf, der Blattstiel verkürzt sich immer mehr, bis er fast ganz von der Mißbildung eingenommen wird, was schon em See von vier bis sechs Tagen, je nach der Witterung, stattfindet. Einige Tage tritt dann ein Stillstand ein, dann treten die _ Windungen auseinander, oder es-bildet sich eine unregelmäßig gewulstete Mündung, und - die Blattläuse treten aus. Das Innere ist ebenfalls mit klebrigem, weißgrauem Staube Be angefüllt, zwischen welchem die Bewohner ‚dicht zusammengeballt lagern. Das Blatt bleibt, trotz der Beschädigung, fest am Zweige haften, die Galle verschrumpft Unterbrechung des Säftezuflusses statt. Im - Spätsommer welken freilich die mißgestalteten Blätter eher als die unversehrten, und der Blattstiel hat dann eine feste, holzige Be- schaffenheit angenommen. Der Verlauf der Färbung ist derselbe wie bei den beiden _ ersten Arten, und auch diese Galle wird schließlich schwarz und brüchig. Es ist schade, daß sich diese interessanten Bildungen nicht mit ihrer bunten Farbe erhalten lassen, selbst ein Trocknen ım heißen Sande und Tränken mit Paraffin nützt wenig, so daß man nur verschrumpfte Stücke der Sammlung; . einverleiben kann. Dann liegt uns ein Zweig von Rhus vor, und zwar beteilist sich an den Mißbildungen nicht allein die Art semialata in China und _ Japan, sondern auch die nordamerikanische typhina und einige andere daher. Bekannt sind seit langer Zeit die Gallen, sogenannte gallae chinenses des Handels, die wegen ihres hohen Gerbstoffgehaltes geschätzt ‘werden. Sie sind Stengelgallen von hell- brauner, später dunklerer Farbe mit sammet- Einige merkwürdige Gallenbildungen. _ allmählich und erhärtet, aber es findet keine | ziemlich -widerstandsfähig, 647 artig behaarter Oberfläche, die man in Droguenhandlungen leicht erhalten kann. Nach den Berichten von Reisenden sind die Gallen, am Stamm und an den Zweigen sitzend und aus der Mißbildung der Knospen entstehend, anfangs weich und biegsam, nach Art der Gallen an der einheimischen Ulme erhärten sie bald und werden noch vor der vollständigen Reife gesammelt und im ge- schlossenen Zustande in den Handel gebracht, weil sie, völlig erwachsen, an Gerbstoffgehalt verlieren. Wenn man die Gebilde öffnet, findet man als Inhalt in den bei weitem meisten Fällen nur feines Hautpulver und unentwickelte Blattläuse darin vor. Unter Hunderten von Gallen findet man kaum zwei von gleicher Größe und Gestalt, sie wechseln von der Ausdehnung einer Haselnuß bis zu der eines derben Hühner- eies, ihre Oberfläche ist mit unregelmäßig angeordneten Höckern und Wülsten ver- sehen, selten ganz eben; sie stellen längliche, birnenförmige, breite, kronenartige oder wurstförmig sgekrümmte Gebilde dar, so daß man bei der Mannisfaltiskeit geneigt ist, verschiedene Arten anzunehmen. Die Wandungen, von der Stärke einiger Millimeter, sind fest, von hornartiger Beschaffenheit, aber bei An- wendung von Gewalt spröde und in viele kleine Stückchen zerspringend, die auf der Bruchfläche einen knorpelähnlichen Glanz zeigen. Beim Kauen bemerkt man den stark herben Geschmack, weil die Gallen über 70 Prozent Gerbsäure enthalten, die der Eichengerbsäure völlig gleicht. Die Blasen- galle von Aphis vesicator Br. stammt aus Nordamerika und sitzt auf der Mittelrippe des Blattes einzeln oder zu mehreren. Sie erreicht eine Länge von 3 cm, hat eine keulenförmige Gestalt, eine weiche Be- schaffenheit, die Wandungen bleiben immer häutig, eine grüne, rot angehauchte Farbe und öffnet sich auf der Unterseite des Blattes am angewachsenen Grunde. Die Mißbildung schrumpft nach der Reife zur Unkenntlichkeit zusammen. Die Galle von Aphis typhinae Br. ist ein wenig beständiger, ebenfalls eine Blattgalle und aus Nordamerika stammend. Sie sitzt mit mäßig breitem Grundstiel auf der Mittelrippe und öffnet Unterseite ein sattes sich nach des Blattes. der Reife auf der Ihre Farbe ist 648 Karminrot und ihre Beschaffenheit häutig, weich und biegsam, so daß sie nach der -Reife leider im trockenen Zustande zur Unkenntlichkeit zusammenschrumpft, wenn sie längere Zeit in der Sammlung steckt. Die südeuropäische Pistacia terebinthus L. hat hübsche, stark ins Auge fallende Gallen, diese gehören ebenfalls Blattläusen an“ Sie kommen in Italien und Südfrankreich nicht selten vor und bedecken manchmal Zweige des Strauches in großer Anzahl, wodurch er ein ganz verändertes Ansehen, wie mit Früchten beladen, erhält. Die eine Galle Einige merkwürdige Gallenbildungen. die Blattspitzen sich trennen und nach der Seite mäßıg krümmen. Das Gebilde hat eine sattgrüne Farbe, ist dünnhäutig und bildet eine große Höhlung; die Oberfläche ist glatt, mäßig glänzend und mit nur seichten Längsfurchen versehen, an den Nähten aber stärker ver- tief. Nach der Reife klappt die Galle zusammen, wird sehr brüchig und kann ‚nur schwer in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten werden. Eine vierte Form ist die Galle von. Tetrameura lentisci Pass. Sie entsteht, indem die Ränder des halben Blattes sich wird hervorgebracht von Pemphigus utri-|nach innen zu zusammenfalten oder -rollen cularius Pass., sie sitzt auf dem Blatt mit) und unregelmäßige, wulstig gedrehte Röhren kurzem Halse fest und öffnet sich nach der | bilden. Sie sind pergamentartig fest, erhärten Reife auf der Unterseite in einer weiten, |und bleiben beständig; ihre Oberfläche ist aufgestülpten und Ihre Form gleicht einer halben Tomate, doch ist sie mit feinen Börstchen bedeckt, wodurch sie ein weiches, sammetähnliches. Ansehen erhält. Ihre Größe schwankt von der einer Kirsche bis zu der eines kleinen Apfels, und es sind kaum zwei Stück unter vielen gleich groß oder gleich gestaltet. Oft zeigt die Galle eine von der ersten abweichende Bauart, obgleich sie mit jener einerlei Erzeuger hat. Hier ist der Blatt- stiel angegriffen, und das Blatt ist nicht zur Entwickelung gekommen, sondern ganz in eine Galle umgewandelt. Sie hat eine halbmondförmige Gestalt; aber ich besitze Formen, welche oben hakenförmig gekrümmt oder ganz hufeisenförmig umgebogen sind. Hier ist die Ausschlupföffnung vorn an der Spitze. Beide Gallenformen sind fest, besonders den erhabenen Stellen ziemlich dick, erhärten zu einer knorpelähnlichen, zähen Masse und verändern ihre Gestalt nicht, so daß sie angenehme Sammlungsgegenstände bilden. Auch finden technische Ver- wendung, weil sie reich an Gerbstoff sind, und zu Zeiten kommen sie in den Handel unter dem Namen „Garoppe*. an sie Die Galle von Pemphigus cornicularius Pass. entsteht durch Mißbildung der noch in Knospenlage befindlichen Blättchen. Diese blähen sich auf, trennen sich nicht, sondern wachsen in die Länge und bilden eine blasige Tasche, welche sich der zerrissenen Mündung. | haarlos, zinnoberrot mit karminroten Flecken und Streifen, später ins Braune übergehend. Die reifen Gebilde öffnen sich oben oder unten, kommen gewöhnlich zu größeren Mengen auf den Zweigen vor, so daß leicht _ alle Blätter der Mißbildung unterliegen. Die Unterseite der Galle ist heller und stärker durch die Anspannung gefaltet, bleibt auch in den Wandungen dünner. Eine andere Form derselben Blattlausgalle zeigt nur eine einseitige Rollung des ganzen Blatt- randes, die sich bis zur Mittelrippe er- strecken kann, wodurch das ganze Blatt verzerrt und verkrümmt wird und schließ- lich eine pergamentartige, brüchige Be- schaffenheit annimmt. Oder es nur die Blattspitze um und bildet eine Tasche, welche manchmal das halbe Blatt in Besitz nimmt. Immer aber ist die Farbe eine hochrote. Den roten Farbstoff soll man ausziehen können, er hat eine harzige Beschaffenheit und kann zum Färben, ähnlich wie Drachen- blut, verwendet werden. Die Blattläuse wurden von dem verstorbenen, besten Kenner, J. Lichtenstein in Montpellier, bestimmt; es kann also kein Zweifel an ihrer Richtigkeit obwalten. Ich erhielt ferner ein höchst merkwürdiges Gebilde einer Gallmücke, Cecidomyia tiliae OÖ. S. an der Linde. Während sonst die Gallen dieser Zweiflügler weiche, knotige Gebilde an Blättern und jungen Zweigen darstellen, bietet sich hier eine festere Holz- bei der Reife an der Spitze öffnet, indem | wucherung dar. Ein von Erde freigelester { F 3 3 3 { klappt dl a En San da EB a u ea Alt nn 64 Pr \s >us e = “ A 2 2 4 ; En Er bl A a Sl a LE nl kml a aa m dla da din nn da “ DEI TREUE DEREN Pr N Die hm ua BEN Alt been dag a aa an tr nden un Zu hg hal Dann iu Bla a a Die Biene in der Urwelt. 649 Wurzeltrieb war von der Mücke angestochen und hatte durch reichlichen Säftezufluß die sonderbare, verhältnismäßig große Miß- bildung erzeugt. Sie ist härter, als gewöhnlich das junge Lindenholz ist, von hellselber, stellenweise angebräunter Farbe und besteht aus vielen zwiebelförmigen, buckeligen, hornförmigen, gerieften und gewundenen, unregelmäßigen Einzelgallen, welche aber dicht aneinander- gedrängt stehen. Die Grundstöcke sind fest _ mit dem Wurzeltriebe verwachsen und dienen den oberen Wucherungen zur Stütze. Die Galle wurde im Juni fertig entwickelt vor- gefunden, Ende Juli entließ sie die Mücken aus runden Fluglöchern an allen Seiten, und die weißen, zarten Puppenhüllen blieben, wie man dies oft beobachten kann, in den Schlupflöchern zurück, zerbröckelten aber sehr bald. Die Larven sind hellorangegelb gefärbt, _ am Kopfende wenig dunkler und liegen einzeln in ihren Kammern, welche nach dem Oecidomya podagrae Bs. Im Schwarzwalde fand ich an den dort vorkommenden Lactuca virosa wohl ähnliche Stengelgallen nicht selten vor, aber sie waren immer klein, blieben weich und schrumpften zur Unkenntlichkeit zusammen. Der Stengel ist nahe an der Wurzel an- gestochen und hat sich hier übermäßig ver- diekt und in eine Menge rundlicher Beulen umgewandelt; das übrige Wachstum der Pflanze ist aber nicht dadurch beeinträchtigt worden, was die kräftige Entwickelung des Stammteiles bekundet. Die Galle ist fest, holzig, leicht, die Wandungen von der Dicke des Stengels und die Höcker mit lockerem Zellgewebe strahlenförmig angefüllt, so daß eine festere, kugelrunde Larvenzelle einge- hüllt wird. Die Zellen liegen zu vielen in mäßiger Entfernung voneinander, ohne Ordnung zerstreut, und die Fluglöcher sind überall über die Oberfläche verbreitet. Die Galle erhielt ich nebst manchen andern von Verpuppen runde, glatte Höhlungen bilden, | Lichtenstein aus Montpellier unter besagtem die durch das ganze Gebilde unregelmäßig | Namen, und obgleich sie schon trocken an- zerstreut liegen. kam und über ihre Entwickelung keine In einer seltenen Größe stellt sich ein | näheren Angaben gemacht waren, glaubte kolbenförmiges Gebilde an einer Lactuca\ich sie doch vorführen zu können, da sie in dar, herrührend von der kleinen Gallmücke |ihrer Bildung merkwürdig genug ist. Die Biene in der Urwelt. Von Pfarrer 6melin in Schwabbach. Bei dem großen Interesse, das der Biene bei Imkern und vielfach auch Nichtimkern ent- gegengebracht wird, bei dem gegenwärtigen Bedürfnis, alle Gegenstände des Wissens nach ihrer geschichtlichen Herkunft zu unter- suchen, ist die Frage nach dem frühesten Vorkommen der Honigbiene gewiß auch berechtist. Die Biene ist geschaffen worden, nachdem einmal die für ihre Existenz not- wendisen Bedinsungen vorhanden waren, -und dies war der Fall in der sogenannten Tertiärperiode. Zwar hat man schon in den ältesten Bildungsperioden Pflanzen gefunden, z. B. in der Steinkohlenformation. Allein muß auch das Klima des mittleren Europa wohl wärmer gewesen sein als heute. That- sächlich wurden denn auch, wie mir ver- sichert wurde, sowohl aus der älteren als der jüngeren Tertiärperiode fossile Bienen gefunden. Wir haben übrigens das Vor- kommen fossiler Bienen nur ganz besonders günstigen Umständen zu verdanken. Denn da die Biene keine Knochen, Schalen oder sonstige feste Bestandteile hat, so ist sie der Versänglichkeit in besonderem Grade unter- worfen. So wie uns also fossile Bienen über- liefert werden, so mußten von den Bienen der Urwelt etliche Exemplare zu Boden Laubhölzer und Blütenpflanzen kommen erst |fallen und alsbald von einem kalkartigen in der jüngeren Bildungsperiode, im Tertiär, vor. Freilich werden auch innerhalb dieser Periode wieder verschiedene Stufen unter- schieden. Nach den aus der Tertiärperiode stammenden Pflanzenfunden zu schließen, Schlamm oder Harz überzogen werden. Man darf sich also nicht verwundern, wenn verhältnismäßig wenige Exemplare fossiler Bienen vorkommen. Und es liegt kein Grund vor, zu schließen, daß der Erdboden damals 650 Die Biene in der Urwelt. | a noch keine namhafte Fülle von honigreichen Pflanzen getragen habe. Tatsächlich findet man in der Tertiärperiode, in der von den Schweizern sog. Molassenformation, einer grauen Sandsteinlagerung, Cypressen, Fichten, Liliengewächse, Palmen, Weiden, Pappeln, Hainbuchen, Haselnuß, Eichen, Feigenbäume, Zimmetbäume, Sandelbäume, Heidelbeer- gewächse, Asclepiadeen, Eschen, Winden, Cornelarten, Tulpen, Myrten, Linden, Ahorn, Akazien, Mimosen etc. (nach OÖ. Heer, „Die Urwelt der Schweiz“, Zürich, 1865). Unter den zahlreichen Tierfunden, speciell auch den Insekten, wurden im Molassengebiet 14 Arten von Bienen gefunden, auch Hummeln. Was uns am meisten interessiert, ist die fossile Honigbiene, die in der That an verschiedenen Orten gefunden wurde. Das bekannteste Exemplar ist dasjenige aus den Steinbrüchen bei Oeningen, in der Nähe von Konstanz. Das dort gefundene Exemplar wird in Zürich aufbewahrt und ist in der Abbildung zu sehen bei Oswald Heer, „Die Urwelt der Schweiz“, S. 356, No. 287. Das Exemplar deckt sich so ziemlich mit unserer Biene. Der Hinterleibszeichnung und der größeren Schlankheit nach schließt Prof. Menzel auf eine italienische Biene. Tony Kellen meint, Oswald Heer hätte besser gethan, diese Biene statt apis adamitica, sie vielmehr apis praeadamitica zu nennen, da sie ja vor den Menschen dagewesen sei. Derselbe Bienenschriftsteller meint, es wäre auch interessant, zu erfahren, ob noch keine Biene im Bernstein gefunden worden sei, da sie in diesem flüssigen Harz noch feiner und deutlicher hätte konserviert werden können. Ich wandte mich daher an meinen ehemaligen Schulkameraden, Herrn Prof. Fr. Eberhard Fraas, Vorstand des Naturalien- kabinetts in Stuttgart, als eine sachverständige Autorität, und erhielt von demselben die bestimmte Zusage, daß in der That im Bernstein Bienen gefunden worden seien. Eine Abbildung solcher habe ich freilich noch nicht sehen können. Nach Oswald Heer (5. 389) hat man aber auch im Oeninger Molassengebiet mehrere Arten von fossilen Pflanzenläusen gefunden; zwei Arten davon, sagt Heer, haben wahrscheinlich auf Blättern gelebt, sind eigentliche Blattläuse (Aphis), während die dritte (Pemphigus bursifex Ho.) an den Pappelblattstielen runde Gallen er- zeugt hat. Radoboj in Kroatien und in Aix in der Provence in gut erhaltenen Versteinerungen aus der Tertiärzeit gefunden. Ebenso hat man fossile Blattlausfeinde dort wie in Oeningen gefunden, z. B. Marienkäferchen, von denen man in Oeningen nicht weniger als 19 Arten fand, und bei denen sogar noch die Färbung waren ebenso bunt und mannigfaltig wie bei den Arten der heutigen Welt. Hieraus, sowie aus dem Vorkommen fossiler Cikaden, die, als ausschließlich von Pflanzensäften lebend, den Bienen süße Stoffe dargeboten haben dürften, wird wohl nicht mit Unrecht geschlossen, daß den urweltlichen Bienen auch schon Honigtau zur Verfügung stand, außer einer sonstigen, durch keine mensch- liche Hand gestörte Bienenweide eines großen Blütenmeeres. Aus der vorweltlichen Zeit führen uns noch einige Spuren in die vorgeschichtliche Zeit, nämlich Pfahlbaufunde, aus deren Be- schaffenheit auf die Gewinnung von Honig- seim geschlossen wurde. In der Gegend des Bodensees und besonders des a ae Sees wurden bekanntlich solche Pfahlbauten entdeckt, in denen die Ureinwohner hausten. | Warum sie diese Ansiedelungsart wählten, darüber sind die Ansichten verschieden; die einen behaupten, aus Reinlichkeitsgründen, andere sagen, um Schutz vor den nicht seltenen wilden Tieren zu finden. Ebenso lebten diese Leute von Jagd, Fischfang, Pflanzenkost, später auch‘ von Viehzucht; daß sie rationelle Bienenwirtschaft getrieben haben, ist nicht wahrscheinlich, daß sie aber den Honig wilder Schwärme verachtet hätten, haben wir nicht Grund anzunehmen. Aus den Pfahlbauansiedelungen hat man unter anderem auch gut erhaltene durchlöcherte Tongefäße gefunden. Diese wurden nach Ansicht namhafter Forscher mit Honigwaben gefüllt und über andere undurchbrochene Gefäße gestellt, um so zum Seihen des Honigs zu dienen. Noch soll diese freilich primitive Art von Honigseimen in ver- schiedenen Teilen der Schweiz gebräuchlich sein. So hätte denn die Biene eine be- trächtliche Vergangenheit hinter sich und brauchte sich ihrer Abstammung nicht zu schämen. Sie ist also zweifellos nicht nur so alt, sondern älter als das Menschengeschlecht. (Bienenpflege.) Solche wurden übrigens auch in zu ermitteln war. Sie y £ r te a he , TR Erz er a 6 Fries TE Te a a ET nie cn / le A Fe he Bunte Blätter. 651 Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. "Die wissenschaftliche Abteilung der Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. HR VII. Im weiteren erregen die Präparate schäd- licher Insekten des Herrn H. Gerike, Kg!. Förster zuBad Reinerz, Schlesien, all- gemeineres Interesse. In einer Reihe von Kästen größeren Formats ist je eine Art in aus- führlichster Biologie sauber und meist nicht ohne Geschmack aufgestellt. Die Präparation, besonders auch der Larven in ıhrer natur- wahren Form wie blendend weißen Färbung, ist durchweg musterhaft und die Vollständig- keit der Biologien nicht wohl zu übertreffen ! Ein Beispiel möge dies erläutern. Das Präparat von Ocn. dispar enthält folgendes: Am grünen Laube sitzen vier Raupen verschiedener Größe, außer einer Anzahl sehr junger Raupen, auf durchfressenem Blatte. Männchen und ‚Weibchen umflattern die Blätter. Ein anderes Weibchen ruht am Stamme, an welchem sich auch Eigelege, mit und ohne den Wollüberzug, finden, teils bereits ‘von eben entschlüpften Larven umgeben. Der Borkenritze ist ferner eine Puppe angesponnen. Außer ‘diesem mehr der Lebensweise ent- sprechend aufgestellten Teile Präparat noch in nackter Nebeneinanderfolge: 83, ©2@, Puppe geschlüpft und nicht ge- schlüpft, sieben Raupen verschiedener Größe, Kot und Eigelege, jedes einzelne mit näherer Etikettierung versehen. Daß auch hier für die Präparate gepreßte Blätter verwendet wurden, muß ich bemerken. Im übrigen aber ist das Streben des Autors - nicht zu verkennen und anzuerkennen, den Schaden in natürlichen Fraßstücken zu charakterisieren. So ist‘ das Sap. populnea- Präparat auf natürlichen Aspen-Zweigen mit den eigentümlichen Gallbildungen jener Käfer- larven aufgebaut, die Gallen teilweise auf- geschnitten, um die Larven und Puppen im. Innern vorzuführen. Andererseits ist jedoch auch nicht zu leugnen, daß in den Aufstellungen eine störende ‘Schablone herrscht, die sogar zu direkten. Fehlern leitet. Stets ist in der Mitte des ' Kastens ein stärkerer Ast kerzengerade an- gebracht, von dem aus in unnatürlich regel- mäßiger Anordnung dünnere Zweige sich steif seitwärts strecken, um die flach gepreßten Blätter zu tragen. Bei dem Ref. resinella- Präparat beispielsweise ist dies direkt falsch, :da deren Larve wohl ausschließlich die Gipfel- triebe der Fichte deformiert, nicht aber die Seitentriebe! Auch erscheinen die Kästen zu gedrängt voll, besonders wegen der Menge zeigt das| des Laubes. Weniger aber charakteristischer Fraß in nicht so schwer wirkender Anordnung möchte jedenfalls besser gefallen. Die Stücke sind sonst in ihrer Präparation gewiß gut, und dem gedachten Mangel dürfte sich wohl ohne allzugroße Schwierigkeit abhelfen lassen. Der Wille, etwas Gutes in jeder Beziehung zu leisten, fehlt offenbar nicht! Zur Ausstellung‘ gelangten außerdem seitens jenes Autors: Biologien von Phal. bucephala, Bomb. lanestris, Psil. monacha, Porth. chrysorrhoea, Das. pudibunda, Coss. cossus, Pier. brassicae, Sphinx pinastri, Mam. pisi, Cneth. pro- cessionea, Bup. piniarius (die Raupen nicht ganz natürlich grün gefärbt!), Dior. abietella, Ket. resinel’a, Conch. zebrana, Hıyl. abietis, Piss. notatus, Loph. rufus, Sir.gigas und andere. Gleichzeitig ist von derselben Seite ein unvergleichlich - schöner, großerBau der „Riesen“-Waldameise ausgestellt, dessen Bewohner aber leider völlig verschimmelt waren. Herrn Gerike ist die silberne Medaille nebst einem Preise von 250 Mk. verliehen worden! In dem Raume 3 der Abteilung begegnen wir ferner dem zweiten Teile der Ausstellung des Herrn Zimmermann, Hamburg. Wenigstens zu meiner Zeit fanden sich hier lebende Zuchten von Leue. salicis und Oen. dispar. Dieser Gedanke ist gewiß ein richtiger. Aber einmal ließen die vasenförmig gestaltenen Zuchtbehälter aus verziertem Glase — weshalb sind nicht die viel günstigeren Glaskästen von Aquarienform verwendet! — keinen un- gestörten Einblick in ihr Inneres zu, anderer- seits war das, was ich sah, kein fesselndes Bild aus dem Raupenleben:. Vereinzelte, schwache Raupen und versponnene, trockene Blätter an ebenso belaubten Zweigen. Desto erfreulicher war der Anblick eines anderen Präparates, welches einen Weidenstumpf mit einigen Arten seiner Bewohner: cossus, vinula, bucephala und moschata darstellte; das Ganze ‘war zweckmäßig und sauber angeordnet. In den folgenden acht Kästen ist dann die eigentliche Ausstellung von Insekten- Schädlingen untergebracht, welche sich in der Hauptsache auf Schmetterlinge beschränkt und teils auch nur die vollkommenen Tiere bietet. Etwas Interessanteres war nicht dabei, abgesehen vielleicht von prächtigen neustria- und lanestris-Nestern. Die Präparation da- gegen darf eine gute genannt werden, wenn auch gelegentlich recht unnatürlich gefärbte Raupen und dergl. mit untergelaufen sind von Arten, deren naturgetreue Trocken- Konservierung allerdings anerkannt schwierig bleibt. Die erstgedachte Thatsache erklärt sich gewiß wesentlich daraus, daß der Autor einfacher Privatsammler ist; andererseits aber scheint mir doch gerade diesem ein eigenes Eindringen in die Biologie verhältnis- mäßig weniger Arten und eine sorgfältige, 652 Bunte Blätter. naturwahre Präparation des Beobachteten, die dem Händler jedenfalls, wegen der großen Mühe, nicht bezahlt werden könnte, am ehesten möglich! Den Wert dieser Ausstellung erblicke ich wesentlich in der durchweg musterhaften Präparation des Planzenmaterials. Es scheinen zunächst vorzüglich nachgeahmte, künstliche Blumen (allerdings sind auch einige hiervon vorhanden!) verwendet zu sein, bis eine sehr genaue Betrachtung ihre wirkliche Natur lehrt. Zweifellos ist hier als Präparationsmethode die längst bekannte, mittels völligen Ein- bettens in heißen Sand zur Anwendung ge- kommen, eine Präparationsmethode, die ich ganz entschieden als die einzig richtige hin- stellen möchte. Ich rechne es dem Autor zu besonderem Verdienste an, die Ergebnisse derselben hier dargelegt zu haben. So sehr nun auch die Präparation des Futters an sich jener bequemeren, aber durch- aus unzureichenden Methode des Pressens gegenüber nachahmenswert ist, legt mir auch hier etwas anderes Zeugnis ab für eine falsche Auffassung des Wertes eines recht gewählten Fraßstückes für die Biologie. Der Autor scheint sich seines Könnens im Pflanzen- Präparieren sehr bewußt zu sein, sonst ist es mir unverständlich, wie das Pflanzenmaterial derartig in dekorativer Weise verwendet werden konnte. Ich erwähne nur, daß um einen völlig intakten Rosenzweig mindestens zwölf Stück Cetonien, Melolonthen, Rhizo- trogen, und zwar ausschließlich als Imago, aufgestellt sind u. s. w. u.s.w.! Das Futter ist beliebig gewählt, stets, glaube ich, fehlt | jeder Fraß! Da hat die Pflanze keine Be- deutung, sie ist ein reiner Schmuck und beengt höchstens, wie hier in der That, den Raum! Dies: gilt besonders für die ersten und letzten Kästen! Für mich ist ein prägnantes Fraßstück möglichst natürlicher Präparation ein ebenso lehrreicher wie unentbehrlicher Bestandteil einer jeden Biologie, die auf Vollständigkeit und Güte Anspruch erhebt. Ich bin. der Ansicht, daß auf eine zweckmäßige Auswahl desselben und gute Konservierung viel mehr Wert gelegt werden muß, als es bisher ge- schehen ist. In dieser Richtung werden die biologischen Präparate noch wesentlich zu vervollkommnen sein! Dem Herrn Aussteller wurde ebenfalls die silberne Medaille und ein Preis von 150 Mk. zuerkannt. Schr. Monströser Ergates faber Fahr. ©. Die verschiedenen, in der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ veröffentlichten Mitteilungen über monströse Ooleopteren möchte ich durch einige Bemerkungen über einen abnormen Ergates faber Fabr. © ergänzen, der sich in meinem Besitz befindet. Ich erbeutete den- selben vor einigen Jahren auf einem Ferien- urlaub im Revier meines Vaters im Kreise vor, Deutsch-Krone in Westpreußen. Die abnorme Bildung befindet sich an der rechten Flügel- decke. Während die linke Flügeldecke ganz normal ist, ist die rechte im Längenwachstum um etwa 2 mm zurückgeblieben und zeigt außerdem am Endbogen eine leichte Ein- buchtung. Auch ist am Ende der Flügelnaht eine kleine Ausschweifung bemerkbar. P. Hoemke. Argynnis paphia aberratio backei. Bei meinem Sommeraufenthalte in Georgenswalde, einem kleinen Orte an der Nordküste von Samland, gelang es mir, am 17. Juli d. Js. ein ö von Argynnis paphia zu fangen, das von der normalen Form stark abweicht. Alleschwarzen Flecke sind zusammengeflossen und verdunkeln _ fast die ganze Oberfläche, während die rot- braune Färbung auf die Fiügelwurzeln und. zwei Flecke auf den Hinterflügeln beschränkt ist. Die Unterseite weicht ebenfalls ab; die schwarzen und grünlichen Flecke fließen zu- sammen, und an der Basis der Hinterflügel befindet sich die silberweiße und am Rande die violette Färbung, während das Grün die Mitte zwischen beiden Farben einnimmt. Da diese Form meines Wissens noch nicht bekannt ist, so gebe ich ihr den Namen „Argynnis paphia aberratio backei“. (A. Backe, Eigenname.) Franz Unterberger, Königsberg i Pr. Fadenwürmer in Schmetterlingen. Schon wiederholt habe ich bei Schmetterlingspuppen, besonders Tagfalterpuppen, beobachtet, daß denselben nach einer gewissen Puppenruhe lange Würmer, sogenannte Fadenwürmer, statt der Falter entschlüpften. Zuweilen kommt es jedoch auch wohl daß diese Würmer erst dann den voll- kommen entwickelten Schmetterling ver- lassen, wenn derselbe getötet wird; daß also auch gleichzeitig der Wurm sein Leben lassen muß und sich nun in seiner Todesangst aus dem After des Schmetterlings heraus- windet und, ohne ganz aus demselben heraus- zukommen, verendet. Vor etwa vier Jahren zog ich in An- zahl Lasioc. quereifolia; beim Töten eines & dieser Zucht entwand sich dem Hinterleibs- ende derselben ein etwa 0,6 Millimeter dicker und gestreckt circa 22 Millimeter messender Wurm von gelblich weißer Farbe, der aber nach dem vollständigen Verlassen seines „Wirtes“ sofort verendete. In diesem Sommer fing ich eine Zygaena carniolica 5, aus deren Afterende sich beim Töten ebenfalls ein ziemlich langer, jedoch etwas dünnerer Fadenwurm von goldgelber Farbe wand und alsbald verendete. Es ist interessant, wie sich das Insekt trotz der bereits lange Zeit in ihm hausenden TE ERTENDR ET U it ne ea N aaa ae De See A ler re . Fa / .$ Da be r ı D in "2 natürlich von unzähligen Kohlwanzen. ‘ "hatten dieselben seine Kohlbeete vernichtet Bunte Blätter. 653 'Schmarotzer vollkommen entwickeln kann, und erinnern derartige Fälle lebhaft an die, allerdings auch sehr vereinzelt vorkommen- den Fälle der Entwickelung derImagines, deren Raupen oder Puppen von Schlupfwespen- oder Fliegenlarven bewohnt waren. Es trägt eben hier die stärkere Natur den Sieg davon; der 'Schwächere muß unterliegen, wie in der Natur, so auch im menschlichen Leben. ; H. Gauckler, Karlsruhe ı. B. Zur Lebensweise der Kohlwanze. Im all- - gemeinen ist dieKohlwanze (Strachia oleraceaL.) nicht als sonderlich schädlich verrufen. In verschiedenen Lehrbüchern kann man sogar lesen, daß sie nach Wanzenart anderen In- sekten fleißis zu Leibe gehe. Nach meinen Beobachtungen zeigten diese Tiere allerdings weniger Raubgelüste; um so friedlicher saugten sie oft an meinen Levkojen, wie sie ja Kruci- feren überhaupt gern befallen, hauptsächlich Junge Kohl- und Rapspflanzen. Sehr über- rascht wurde ich, als mich eines Tages ein Besitzer in seinen Garten rief, um mir das „verwünschte Ungeziefer“ zu zeigen, welches seine Gemüsestücke vernichtete. Es wimmelte Erst und waren alsdann aus Mangel an besserer Kost den benachbarten Buschbohnen ver- derblich geworden. An einer anderen Stelle schien ihnen in der Not selbst Kartotfelkraut zu behagen. die besagten Schnabelkerfe so boshaft und schädlich werden können. Max Müller. Grammatisch richtige Insektennamen. In No, 39, Bd. II der „Illustrierten Zeitschrift für _Eintomologie“ , p. 623 werden philologische Regeln für Benennung von Insekten erörtert, die nicht ohne Widerspruch bleiben dürfen, denn gerade unrichtige Dinge finden bei Unkundigen am leichtesten Anklang. Wenn die Nomenklatur in der Entomologie lateinisch sein soll, so wird man sich auch nach in dieser Sprache selbst-begründeten Regeln und nicht nach selbstgemachten richten müssen. Die mit soma, loma, stoma u. s. w. zusammenge- setzten Gattungsnamen werden allerdings vielfach für Substantiva und nach Analogie deutscher Worte, wie Schmeerbauch, Süß- mund u. Ss. w., für Neutra gehalten. Sehr mit Unrecht, denn derartige Substantiv- bildungen giebt es weder in der lateinischen noch in der griechischen Sprache. Die frag- lichen Namen sind vielmehr, wie die meisten in der Entomologie gebrauchten Gattungs- namen, substantivierte Adjektiva, und der Autor hat unter den drei zu Gebote stehenden Endungen us, a, um nur zufällig die Feminin- endung gewählt. Es hätte also ebensogut Nie zuvor habe ich gesehen, daß Spilosomus und Spilosomum, Tegostomus und Tegostomum u. Ss. w. heißen können. Auch Namen, wie Eriopus — wollfüßig, Orateronys — mit kräftigen Krallen, Spintherops u. s. w. sind substantivierte Adjektiva, und zwar Ad- jektiva einer Endung, so daß an sich alle drei Geschlechter möglich sind. Entscheidend für das Geschlecht eines solchen Gattungsnamens ist lediglich der Gebrauch, den der Autor davon gemacht hat. Hat also der Autor geschrieben: Spintherops hirsulus u. S. w., SO wird es dabei verbleiben müssen, denn Spintherops heißt nicht etwa „Funkenauge“, sondern „funkenäugig“, und ein Mann kann ebensogut spintherops sein wie eine Frau. Dagegen giebt es kein Adjektiv „Kgniperdus“ ! Es ist so leicht nicht, richtig ein lateinisches Substantiv zu bilden; aber „Wgniperda“ ist, wenn auch späte, doch richtige lateinische Substantivbildung: der Holzhauer oder Holz- verderber. Es darf also absolut nicht „Cossus Iigniperdus“, sondern es muß „Cossus lügniperda“ heißen. Dasselbe gilt natürlich von dem Wort „piniperda“, das ebensowenig verändert werden darf. Cilxe wird wohl besser als Maskulinum gebraucht; aber da auch dieses Wort ursprünglich kein Substantivum, sondern ein Adjektivum ist, so dürfte auch das Fe- mininum erlaubt sein. Jedenfalls ist alissa nicht das Femininum von ceihx, sondern von cilissus. Das Wort gnophos ist allerdings ein männliches Substantiv, aber als Gattungs- name falsche Bildung, denn unsere Gattungs- namen sollen zwar aus der griechischen Sprache entnommen werden, aber selbst | lateinisch sein. Es muß also Gnophus heißen. Ahnlich verhält es sich mit dem Namen „Metopoceras“, nur daß derselbe weder ein lateinisches noch ein griechisches Wort ist; wenigstens ist in beiden Sprachen eine so inepte Bildung völlig unerhört. Das Wort hätte nach Analogie des griechischen Wortes „rhinokeraos - rhinokeros“ gebildet werden müssen, das in die lateinische Sprache übergegangen ist und hier „rhönoceros“ lautet. Dieses Wort ist natürlich wieder ursprünglich ein Adjektiv: mit einem Horn aut der Nase, könnte also auch heute noch adjektivisch in allen drei Geschlechtern ge- braucht werden. Danach muß unser Gattungs- name notwendig „Metopoceros“ heißen, braucht aber durchaus nicht für ein Neutrum gehalten werden. Auf eine Emendation des Namens Anobium in „Arnobium“ wird wohl kein ernst- hafter Entomolog hineinfallen, denn dabei würde es sich doch sehr fragen, ob denn aus arneomai und bios richtig ein „Arnobium“ ge- bildet werden kann. Das Wort anobium ist ein Partieipium, gebildet aus ano — hinauf, von neuem, und bioo — leben, will also das Gegenteil von dem bezeichnen, was „Armobium“ bedeuten solle Wenn in der griechischen Sprache statt anobion vielmehr ein anabion gebräuchlich ist, so ist um deswillen eine Emendation durchaus nicht nötig: dieselbe würde auf Johann Ballhorn hinauskommen. 654 Bunte Blätter. Was endlich die Pimpla instigator betrifft, so ist diese Zusammenstellung allerdings eine Inkongruenz, die bei Neubildungen vermieden werden sollte, übrigens aber erträglich ist und leider überhaupt nicht aus der Welt geschafft werden kann; denn aus einer Doritis Apollo etwa eine D. apolla, oder aus einem Allantus Vespa einen All. vespus zu machen, wird ja niemand einfallen; und gar eine Hesperia (Fem.) comma (Neutr.) wird ertragen werden müssen. Ob also „instigalor“ in „instigatrix“ emendiert werden darf, ist sehr disputabel. Fr.'W. Konow. Über die Lebenszähigkeit von Insekten. Sehr vieles Wunderbare und Interessante ist schon über diesen Gegenstand geschrieben worden, und jede Mitteilung von wissenschaftlicher Seite ist in dieser Beziehung von großem Interesse. Ein Mitarbeiter des „American Naturalist“* sammelte im Dezember v. Js. Larven von einer Fliege, die in den Wassern | des großen Salzsees in den westlichen Ver- einigten Staaten leben, und ließ sie zunächst zehn Tage in dem Salzwasser, um sie dann in einer Flasche mit dreiprozentigem Formalin aufzubewahren. Nach weiteren zehn Tagen nahm er das Glas wieder vor und fand von den darin enthaltenen Larven trotz der un- gemeinen Schärfe der genannten Flüssigkeit noch drei Larven am Leben. Dieser Natur- forscher beobachtete ferner eine Heuschrecke, oder vielmehr einen traurigen Bruchteil einer solchen, der nur aus dem Vorderleibe und dem Kopfe bestand, während der übrige Körper fortgerissen war. Dieses verstümmelte Tier brachte es fertig, noch neun Tage zu leben. Die französische Zeitschrift „Chenil*“ endlich macht die Mitteilung, daß in dem Leibe einer Forelle, welche nach ihrem Tode noch zwölf Stunden gelegen hatte, bevor sie geöffnet wurde, sich zwei Käfer lebend vor- fanden. Diese Tiere wurden als Kuriosität aufgehoben, und ihre Gesundheit schien nicht im geringsten durch die Gefangenschaft im Tierleibe gelitten zu haben, die sich wie eine Nachahmung en miniaturen der biblischen Geschichte vom Propheten Jonas im Haifisch- magen ausnimmt. Dazu kann ich selbst folgenden Fall mitteilen: Am 13.September 1896 fand ich eine Vespa vulgaris, deren Kopf vom Rumpfe abgetrennt war. Etwa zwei Stunden beobachtete ich diese zwei Teile und fand, daß sie nach dieser Zeit noch immer konvulsivisch zuckten. Emil K. Blümml. Über Präparieren und Konservieren von Insekten. Es war in der „Illustrierten Zeit- schrift für Entomologie“ schon wiederholt die tede von diesem Gegenstande, und so will auch ich meine Methode mitteilen, wie ich Coleopteren und Dipteren präpariere und konserviere. Zum Töten der Coleopteren verwende ich immer den Hoffmann’schen Geist (in jeder Apotheke erhältlich), aus zwei Teilen Spiritus und einem Teil Aether sulfuricus bestehend. Cyankali und Benzin verwende ich nie, ersteres und letzteres wegen der Gefährlichkeit, da leicht bei Kindern eine Verwechselung ein- treten kann. Die getöteten Käfer selbst imprägniere ich mit Arsenlösung, um Raub- Insekten abzuhalten. Ebenso imprägniere ich die Namen- und Fundortzettelchen, jedoch mit einer Lösung von Naphthalin und Methyl- Alkohol. Zum Fangen der Aaskäfer verwende ich die Kartenblatt-Pincette, da dieselbe, wenn abgenutzt, leicht wieder herstellbar ist. Als sehr praktisch zum Töten erwies sich eine Lösung von Kampfer in Chloroform. Te Dipteren, hauptsächlich Tachinen und Apterygoten, töte ich durch Eucalyptol, eine Methode, die bis jetzt noch nicht angewendet wurde. Eucalyptolstifte, wie sie gegen Gelfen (Culex) angewendet werden, sind in jeder Apotheke erhältlich. Dieselben werden ent- weder in heißem Wasser oder in Spiritus auf- gelöst; beim Erkalten des Wassers ist das Ausfallende abzufiltrieren. Diese Eucalyptol- lösung wird bei der Anwendung auf Papier- schnitzel oder Watte getropft und dieDipteren, besonders kleine Arten, in das Tötungsglas gegeben. Zur Imprägnierung von biologischen Stücken ist es ebenfalls sehr gut anzuwenden. Bei kleineren Hymenopteren versagt die Eucälyptollösung ihre Wirkung ebenfalls nicht. Emil K. Blümml. Aus den Vereinen, Verein für Naturkunde zu Crefeld. Sitzung am 10. September 1897. Nach erfolgter Mitteilung verschiedener unwesentlicher Vereinsargelegenheiten, die hier nicht weiter interessieren, verlas der Vorsitzende eine von Dr. Aug. Weißmann in Freiburg i. Br. verfaßte Abhandlung über das Wandern der Vögel, in welcher die Entstehung und Entwickelung des so rätselhaften Wander- triebes bei den Strich- und namentlich bei den Zugvögeln auf Grund vielfacher Beob- achtungen und nach den neuesten Forschungs- ergebnissen allgemeinverständlich dargestellt war. AnderHand einer ausgehängten größeren Wandkarte von Europa wurden die von den Vögeln während ihrer periodischen Wanderungen stets genau innegehaltenen Zugstraßen demonstriert. In der sich an die Vorlesung anknüpfenden Diskussion berichtete ein als Gast anmwesender Herr Assessor v. Varendorff aus Stettin einiges über den Aufenthalt verschiedener Zugvögel, ins- besondere der Schnepfen, auf der vielfach von Zugvögeln als Übergangsstation benutzten Insel Rügen. Herr Alb. Denke legte hierauf verschiedene, von ihm während eines Aufenthaltes im Riesen- gebirge gesammelte Gesteinsarten (Granit, Basalt, Feldspat, Chrysopras, Quarzkrystalle, Kalkstein ete.) vor und machte dann einige Mitteilungen über das Insektensammeln, speciell das Schmetterlingssammeln, dortselbst. Letzteres war infolge des ungünstigen Wetters während seines Dortseins wenig von Erfolg gewesen. . Das obige Thema über das Wandern der Vögel hatte soviel Zeit in Anspruch genommen, daß ein Bericht über das Resultat einer zum Egelsberge unternommenen Sammeltour nach vorweltlichen Muscheln und Schnecken tertiären Alters, der vorgerückten Zeit wegen, bis zur nächsten Sitzung verschoben werden mußte. Sitzung am 24. September 1897. Der wissenschaftliche Teil der Sitzung. wurde durch ein interessantes Thema aus der geologischen Vergangenheit der Crefelder Gegend eingeleitet. Inder Umgebung Crefelds befinden sich in nördlicher und nordöstlicher Richtung einige niedrige Sandhügel, welche die Grenze bezeichnen, woselbst zur Tertiär- zeit unseres Erdballes das Meeresufer sich befand. Ferner bezeichnen sie ziemlich genau die Richtung, wie weit während des Diluviums die Eisgletscher im Crefelder Gebiete vor- drangen. So sind diese Hügel in doppelter Beziehung interessant, indem sie in ihrem Innern. die Merkmale bergen, nach denen bestimmt anzunehmen ist, daß dortselbst nach- einander folgend, allerdings in riesigen Zeit- abschnitten, das Ufer des Meeres und später die Grenze der Vergletscherung gewesen ist. — In verschiedenen Schichten bergen diese Hügel, insbesondere der Egelsberg, eine Anzahl kleinerer Muscheln, Schnecken und Korallen, Bunte Blätter. geologischen Vergangenheit 655 Menschenleben, das sich zur Winterzeit ihrer trügerischen Eisdecke anvertraute, gefordert haben. Diese Gewässer sind nach allen An- zeichen als die Reste des früheren Bettes des Rheins zu betrachten, der nach Abschmelzung der Eismassen sich hier seinen Weg bahnte. Später, nachdem das Meer allmählich zurück- trat, veränderte der Rhein seinen Lauf und wandte sich mehr östlich. Oben erwähnte, sich bis zur holländischen Grenze hinziehende Teiche blieben .als Reste zurück und bilden gegenwärtig mit den um- liesenden Hügeln sprechende Zeugen der der ÜUrefelder Gegend. Herr W. Krancher, der mit Fleiß seit einer Reihe von Jahren die in dem Egels- berge vorkommenden Konchylien etc. ge- sammelt hat, unternahm es, in der Form eines freien Vortrages die erzielten Re- sultate geologischer Forschung in der Crefelder Gegend darzulegen. An der Hand einer vom Vortragenden angefertigten großen Karte, ein ideales Bild der verschiedenen Schichten der Erde, wie sie in der Natur aufeinander folgen, darstellend, und unter Vorzeigung der von ihm aufgefundenen Gehäuse (ca. 100 Arten) wurde den Zuhörern, soweit sıch dies in einem dreiviertelstündigen Vortrage bewerk- stelligen ließ, ein verständliches Bild der ge- waltigen Veränderungen, welche im Laufe von Jahrtausenden in der Crefelder Gegend stattgefunden haben, entrollt. Nach halbstündiger, der Bibliothek und sonstigen Angelegenheiten gewidmeter Pause nahm Herr M. Rothke das Wort und sprach unter Vorzeigung sämtlicher in der Umgebung Cretelds aufgefundenen Arten, Varietäten und Aberrationen über die einheimischen Arten der Lepidopterenfamilie Zyeaenidae. Danach sind in der Crefelder Fauna bis heute aufge- welche zum größten Teil dem Meere ent-|funden worden: drei Gattungen mit zwanzig stammen. Einzelne derselben gehören den sogenannten Gletscherschliffen an, sie sind wie mit einem Messer durchschnitten; auch . der in denselben befindliche Sand zeigt an der abgeschliffenen Seite der Muschel noch deutlich die Spuren des Abschleifens. Eratische Blöcke nördlicher Herkunft, die sich zerstreut in und: auf den Hügeln vorfinden, wie zahl- reiche Feuersteindrusen, denen zum Teil die Kreide, in der sie früher eingeschlossen ge- wesen sind, noch anhaftet und roter Sandstein, der sonst nirgends in der Orefelder Gegend zu finden ist, liegen hier als Zeugen gewaltiger vorweltlicher Naturereignisse. Unter diesen rein nordischen Gesteinen findet sich sodann rheinischer Schiefer und andere dem rheinischen Gebirge entstammende Gesteins- massen. Zwischen den Hügeln (Egelsberg und Hülserberg) ziehen sich kleinere und größere teichartige, dem < Uneingeweihten rätselhaft erscheinende Gewässer mit zum Teil enormer Tiefe hin, die bei den Bewohnern wegen ihrer Gefährlichkeit in schlechtem Andenken stehen, Arten und sieben benannten Aberrationen und Varietäten, sowie eine unbeschriebene Ab- änderung von 39 in Deutschland vorkommenden Arten mit 27 benannten Varietäten und Aberrationen. Auf die einzelnen Gattungen ver- teilt, stellt sich das Verhältnis folgendermaßen: Thecla: in Deutschland 8 Arten mit 5 Varie- täten und Aberrationen. Theela: bei Crefeld 5 Arten mit einer un- beschriebenen Abänderung (rubi mit fast ganz gelben Hinterflügeln). Polyommatus: in Deutschland 3 Arten mit 7 Varietäten und Aberrationen. Polyommatus: bei Crefeld 2 Arten mit einer Aberration. Lycaena: in Deutschland 23 Arten mit 15 Varietäten und Aberrationen (boetica ist nicht mitgezählt, da es jedenfalls sehr zweifelhaft ist, ob diese Art noch in Deutschland vorkommt. Lycaena: bei Crefeld 13 Arten mit 6 Varie- täten und Aberrationen. Während aus der Gattung Polyommatus in da sie schon manches |der Fauna Crefelds nur 2 Arten vorkommen, 656 ist Lycaena verhältnismäßig sehr stark ver- treten (13 von 23in Deutschland vorkommenden Arten). Dies erhellt am besten aus einem Vergleich mit der Fauna des in ziemlich gleicher Breite, aber weit günstiger gelegenen Gebietes von Chemnitz. Während nämlich die Fauna von Chemnitz aus der Gattung Thecla 7 Arten aufweist, Crefeld dagegen nur 5, und aus der Gattung Polyommalus Chemnitz 6 Arten, wo- gegen Crefeld deren nur 2 besitzt, gehören der Fauna von Chemnitz aus der Gattung Lycaena 10 Arten an, wogegen Urefeld deren 13 aufweist. Diesen Reichtum an Lycaenen verdankt Crefeld in erster Linie den an den Ufern des Rheins bei Mündelheim um Hohenbudberg gelegenen kalkhaltigen Wiesen, welche zur Sommerzeit eine so mannigfaltige Flora hervor- bringen, wie man sie auf sonstigen Wiesen in der Umgebung Crefelds nicht kennt. Namentlich reich sind dieselben an Legu- minosen, welche bekanntlich für sehr viele Bläulinge die Futterpflanzen abgeben. Die zur Fauna Crefelds gehörenden Arten, Aber- rationen und Varietäten sind folgende: Genus Thecla: betulae, ilicis, pruni, quercus und rubi nebst einer Abänderung. Genus Polyommatus: dorilis, phlaeas, ab. schmidtü. Genus Zycaena: argiades, aegon, argus, vcarus, ub. icarinus, ab. arcuala, ab. caerulea (ab. arcuata - caerulea), argiolus, astrarche, v. aestiva, bellargus, ab.ceromus, coridon (coridon-arcuata), minima, semiargus, aleon, euphemus und arcas. Der paläarktischen Fauna gehören nach der Zusammenstellung, wie sie in Rühl-Heyne: | gieses „Die paläarktischen Großschmetterlinge und ihre Naturgeschichte“ gegeben ist, aus der Familie der Lycaenidae insgesamt 6 Gattungen mit 226 Arten und 224 Varietäten und Aber rationen an, und zwar aus dem Genus Thecla inkl. Laeosopis roboris (letztere wurde früher zu Thecla gezogen) 39 Arten und 29 Varietäten und Aberrationen, aus dem Genus Thestor 6 Arten und 4 Varietäten und Aberrationen, aus dem Genus Polyommatus 25 Arten und 40 Varie- täten und Aberrationen, aus dem Genus Cigaritis 5 Arten und 3 Varietäten und Aber- rationen aus dem Genus Lycaena 151 Arten und 148 Varietäten und Aberrationen, Die angeführten Summen werden im Laufe der Zeiten namentlich durch neue Varietäten aus den zur paläarktischen Fauna gehörenden asiatischen Gebieten, wenn diese erst gründ- licher erforscht sein werden, einen nicht un- wesentlichen Zuwachs erhalten. Beiden Vorträgen wurde seitens der an- wesenden Mitglieder die größte Aufmerk- samkeit geschenkt. Die interessante Sitzung erreichte gegen 11V2 Uhr ihr Ende. M. Litteratur. Zehnter, Dr. L. De Plantenluizen Van Het Suikerriet Op Java. Overgedrukt uit het Bunte Blätter. Archief voor de Java - Suikerindustrie. (Mededeelingen van het Proefstation Oost- Java.) H. Van Ingen, Soerabaja. Zu diesem Gegenstande: „Zuckerrohr- Schädlinge auf Java“ wurden mir mehrere Schriften desselben Verfassers seitens der Redaktion der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ freundlichst überlassen; ihre Lektüre hat mein Interesse lebhaft erregt. Wenn es auch zunächst fremde Insekten sind, die in Wort und Bild treffend vorgeführt werden, schließen sie sich doch in ihren Lebensgewohnheiten unseren entsprechenden Schädlingen durchaus an; andererseits aber wird: gerade eine derartige Ergänzung zu Studien an einheimischen Insekten sehr zu begrüßen sein als wertvolle Erweiterung des . eigenen Gesichtskreises. ; Das letzte, mir vorliegende Heft (Aufl. 4, 1897) behandelt auf 24 Seiten Chionaspis sacchari- folii n. sp. und Chionaspis depressa n. sp. Ich hebe noch besonders hervor, daß die Tafeln (hier zwei) stets auch den höchsten An- forderungen genügen. Entoinologen, welche sich mit einschlägigen Studien befassen, werden diese Arbeiten nicht übergehen dürfen. Schr. Schilsky, J., Küster, Dr. H. C©., und Kraatz, Dr. G. Die Käfer Europas. Nach der Natur beschrieben. 33. Heft; 177 Blätter. 3 Mk. Nürnberg, 1897. Verlag von Bauer und Raspe. Wenn ich auf die eigenartige Einrichtung großartig angelegten Käferwerkes: Lose, doppelseitisg bedruckte Blätter in festem Pappkarton, hinweise, so wird dies im allgemeinen Bekanntes wiederholen. An sich mit dieser Behandlung des bei solcher Vollständigkeit sehr schwierigen Stoffes wohl einverstanden, erscheint es mir doch von - größtem Vorteil, wenn jeder Art ein einzelnes Blatt gewidmet wäre, da es doch nicht als „Taschenbuch“ gedacht ist, um das gegebene kleine Format zu rechtfertigen. Im vorliegenden 33. Heft werden die Gattungen Danacaea (738 Arten), Dasytes (5 Arten), Dasytiscus (1 Art), Trichoceble (1 Art) und Haploenemus (15 Arten) behandelt, die erstgenannte durch eine offenbar sehr sorg- fältig durchdachte Bestimmungstabelle ihrer Arten eingeleitet. Der lateinisch geschriebenen ausführlichen Diagnose, welche im weiteren für das $ und © unterscheidend specialisiert wird, folgen, nach Angabe der betreffenden Litteratur und Nennung der Varietäten und ihrer Charakteristika, in deutscher Sprache specialisierte Beschreibung der Art, Be- zeichnung ihrer Fundorte und eingehende synonymische und kritische Bemerkungen. Ich hoffe, an dieser Stelle über die weiteren Hefte referieren zu können. Schr. Für die Redaktion: Ud o Lehman n, Neudamm., - Die Weidenblattkäfer. 657 Die Weidenblattkäfer. Von Prof. Dr. Rürig, Königsberg i. Pr. Da auch in diesem Jahre wieder stellen- | grün wechselt, bei dem ersteren jedoch meist weise der Weidenblattkäfer und andere | eine stahlblaue ist. Die Breite dieses kleinen Insekten erheblichen Schaden an ver-|Käfers ist etwa 2—2,4 mm bei doppelter schiedenen Weidenkulturen angerichtet | Länge; er unterscheidet sich von dem anderen haben, wird es vielleicht am Platze sein, |ohne weiteres dadurch, daß seine Beine stets diejenigen Wahrnehmungen, die ich im|dunkel gefärbt sind, während dieselben bei Jahre 1896 gelegentlich meiner im Auftrage |jenem zum Teil gelbe oder rote Farbe des Herrn Landwirtschaftsministers nach | tragen. den Bandholzpflanzungen an der Elbe unter- Auch seine Larve zeigt manche Eigen- nommenen Reise zu machen Gelegenheit | tümlichkeit, die eine Verwechselung mit den hatte, und di®»in einem an das Ministerium | übrigen ausschließen, wenn sie auch auf den für er erstatteten Gutachten |ersten Blick ihre nahe Zugehörigkeit zu von mir niedergelest worden sind, hier kurz |diesen erkennen läßt. Bei ihr nämlich ist zu rekapitulieren. die Unterseite stets einfarbig, ohne die bei Es handelte sich in den von mir be-| Chr. vitellinae und Chr. viennis hervor- suchten Bezirken nicht — wie bisher an-|tretende Fleckenzeichnung; auch sind die genommen wurde — allein um den Weiden- | regelmäßig über den Körper verteilten, auf blattkäfer (Phratora vitellinae), dessen Fraß | kleinen Wärzchen stehenden Haare weiß, der Grund für das Zurückgehen oder gar | bei den letztgenannten dagegen grau bis Absterben der befallenen Weiden war, | dunkelbraun. sondern es trugen mit ihm im Verein auch Die Lebensweise aller der genannten andere Insekten zur Vernichtung der Pflanzen Blattkäfer stimmt im wesentlichen überein, bei, deren Vorhandensein und schädlichen |namentlich dürfte besonders die Zahl der in Einfluß man bisher übersehen oder gar nicht | einem Jahre auftretenden Generationen nicht beobachtet hatte. | verschieden sein. In einigen Handbüchern Die zwei wichtigsten der von mir beob-| werden zwei, in anderen drei Generationen ‚achteten Schädlinge sind folgende: als Regel angegeben; ich glaube nach den I. Der Weidenblattkäfer (Chrysomela | Beobachtungen, die ich selbst anzustellen vulgatissima L. Phyllodecta\ Phratora vi-| Gelegenheit hatte, und nach den von mir tellinae Gyll., coerulescens Küst.). II. Der |eingezogenen Brkundigungen Grund zu der Sahlweidenblattkäfer(Galeruca capreae), | Annahme zu haben, daß im Kreislauf eines welche nachstehend näher beschrieben werden | Jahres nur zwei Generationen aufeinander mögen, während einige andere, wie die|folgen. Wenn nämlich im April und Mai och 2 4 FE ri re a Beh ee RE a San u N DE Raupe eines Wicklers (Teras hastiana L. — | die Käfer ihre Winterverstecke verlassen, S sparsana Tr.), die in einigen Örtlichkeiten |und man im Anfang Juni die mehr oder “2 zwar häufig, aber nicht in gefahrdrohender | minder erwachsenen Larven, also die Jugend- 3: Menge auftraten, sowie die rötlichen Larven zustände der ersten Generation, findet, welche mehrerer Arten von @Gallmücken, welche|sich nach einer im günstigsten Falle acht- zwischen den oberen Spitzenhlättern der|bis zehntägigen Puppenruhe zu Käfern ver- 3 mehrjährigen Ruten sich aufhalten, hier nur| wandelt haben, so ist es unter weiterer 4 kurz zu erwähnen sind. Berücksichtigung des Umstandes, daß den- e. ar Ne selben eine ziemlich lange Lebensdauer be- 3 nr Der Weidenblattkäfer. schieden ist — in den letzten Tagen des E Dieser zur Familie der Chrysomeliden | Juli waren sie noch nicht einmal mit der $ gehörige Käfer hat mit seinen nächsten | Fortpflanzung beschäftigt —, kaum denkbar, Verwandten Chrysomela witellinae, Chr.|daß in den zwei Monaten August und Sep- viennis und Chr. versicolora die metallische |tember noch zwei Generationen sich ent- Färbung gemeinsam, die bei den genannten | wickeln sollten. Vielmehr dürfte der weitere Arten vom glänzenden Messinggelb bis Erz-| Verlauf gewöhnlich sich so gestalten, dab Illustrierte Zeitschrift für Entomologie. No, 42. 1897. 658 Die Weidenblattkäfer. aus den zu Anfang August abgelegten Eiern sich die Larven der zweiten Generation ent- wickeln, die während jenes Monats heran- wachsen und zu Beginn des September zu Käfern werden, welche noch eine Zeit lang fressen und sich dann in ihre Winterquartiere zurückziehen. Diese finden wir in alten Stämmen, unter deren rissiger Rinde sich die Käfer, dieht aneinander gedrängt, zu Hunderten vereinigen, in trockenen Schilf- überresten und in der Flut zusammen- getragener Strohhaufen, namentlich jedoch in den Strohdächern der in der Nähe der Weidenanpflanzungen stehenden Häuser. Dort sammeln sich die Käfer oft in ganz ungeheurer Menge, da ihnen hier die vor- züglichsten Schlupfwinkel in großer Auswahl zu Gebote stehen, die überdies noch den Vorteil einer selbst im strengsten Winter stets vorhandenen, gewissen Wärme zeigen. Die Zeit, in der diese und ähnliche Ruhe- plätze aufgesucht werden, scheint sehr ver- schieden zu sein, wenigstens machte ich gelegentlich meines Besuches in den am linken Elbufer liesendenBandholzpflanzungen, auf denen sich in den letzten Tagen des Juli und den ersten des August noch Hundert- tausende der Käfer tummelten, die merk- pflanzungsgeschäfte ‘obliegt, sondern, den nahen Tod fühlend, zu so außergewöhnlicher Zeit die Verstecke aufsucht? Unmöglich wäre dieses nicht, da ich neben sehr vielen, noch sehr lebhaften Käfern auch zahlreiche tote fand. Was nun das Leben dieser Schädlinge während der verschiedenen Tageszeiten und unter besonderen Witterungseinflüssen an- langt, so ist zunächst hervorzuheben, daß die Käfer an warmen, sonnigen Tagen um die Mittagszeit am lebhaftesten zu sein scheinen; sie fliesen dann gewandt dicht über den obersten Spitzen der von ihnen heimgesuchten Weidenruten umher, setzen sich wohl einmal kurze Zeit hin, um bald wieder ihr unruhiges Spiel von neuem zu beginnen. Ich habe zu allen Zeiten die Käfer beobachtet, aber nie gesehen, daß sie während der Mittagsstunden Nahrung zu sich nehmen; vielmehr zeigten sie dann entweder ihre Flugkünste oder saßen still auf den Weidenblättern. Da die Fraßstellen an diesen meist etwas abgewelkt waren, ist es wahrscheinlich, daß die frühesten Morgen- stunden oder sogar die Nacht zur Nahrungs- aufnahme benutzt werden. Bei Regenwetter ändern sich diese würdige Wahrnehmung, daß sich eine große | Lebensgewohnheiten insofern, als man dann Menge hinter der alten rissigen Rinde an Obstbäumen und Zaunpfiählen verkrochen hatte, von wo aus sie bei der durch mich verursachten Störung allerdings mit großer Gewandtheit teils durch Fortlaufen, teils durch Fallenlassen sich dem Bereich des unerwarteten Spähers zu entziehen suchten. Auch in dem Hause, in dem ich mich dort während des Mittags aufhielt, waren sie — namentlich an den Gardimen und Fenstern — in großer Menge vorhanden. Eine ähnliche Beobachtung machte übrigens Altum bereits im Jahre 1880, indem er auf dem Revier Grünewalde, Regierungs- bezirk Magdeburg, den Käfer im August in großer Zahl in den Bohrgängen von Hylesinus exuatus an zwei alten Eschen fand.*) Sollte diese auffallende Erscheinung vielleicht da- durch zu erklären sein, daß ein Teil der ersten Käfer-Generation nicht dem Fort- *) Vergl. Neue Winterverstecke der Chr. vilellinae in der „Zeitschrift f. Forst- und Jagd- wesen“, XIII, 1881, p. 275. auch zur Mittagszeit die Käfer ruhig an geschützten Stellen, häufig an der Blatt- unterseite, sitzen sah. Zu beachten ist bezüglich der’ Art und Weise des Fraßes, daß die Larven ausschließlich oder wenigstens fast ausschließlich das Biattfleisch der Unter- seite verzehren, während die Käfer die OÖber- seite bevorzugen, im übrigen aber ebenso sorgfältig auch die kleinsten Rippen ver- schonen wie die Larven. Von den verschiedenen Weidenarten wurden von Chr. vulgatissima mit Vorliebe Salix viminalis heimgesucht. 5. amygdalina war dagegen wenig oder gar nicht angegriffen, und von ersterer waren es weder die jüngsten, einjährigen Schößlinge, die am meisten be- [fressen wurden und, weil am wenigsten widerstandsfähig, auch am meisten litten. Altum hat die Beobachtung gemacht, daß in der That die verschiedenen Weidenblatt- käfer eine ganz bestimmte Geschmacks- richtung zeigten, indem nämlich Chr. vitellinae die $. purpurea, Ohr. vulgatissima dagegen die S. viminalis fast ausschließlich annahmen. rt x aa u Fe Die Weidenblattkäfer. FREE EEE EE NE. DEE Jr Dieses ist auch mit der Einschränkung zu- treffend, als zahlreiche Käfer der letzt- ‚genannten Art, denen ich in einem hohen - Glase nur Blätter der $. amygdalina reichte, sich ohne Besinnen — wohl infolge mehr- tägigen Fastens, dem sie während des Trans- portes ausgesetzt waren — an das Ver- zehren derselben machten. II. Der Sahlweidenblattkäfer. Ein Käfer von etwa 6 mm Länge und lederbrauner Farbe, die nur an den Spitzen vulgatissima BR) N LE SERIE URN 795 ELTERN der Fühlerglieder der Stirn, einem Fleck auf dem Halsschild, den Schulteradern, dem Schildehen und der Bauchseite, nahme der mit Aus- letzten zwei Segmente, einen schwärzlichen Grundton zeist. Nach den Angaben von Krahe*) tritt dieser, Käfer in manchen Jahren in vier Generationen auf, da er schon Anfang April aus seinen Winterquartieren herauskommt, im allgemeinen aber wird er wohl nicht öfter als dreimal in einem Jahre erscheinen. - Seine Lebensweise ist im wesentlichen dieselbe wie die des Chr. vulgatissima, doch soll ein Unterschied darin gefunden werden, daß er die Weiden von obenher, also von den Trieb- spitzen aus, befrißt, und erst später sich nach welche von den Käfern verschont werden. Da aber, wie wir gesehen haben, die eine Art diese Sorte, die andere jene bevorzust, so würde, wenn man wirklich der Ver- mehrung der einen ein Ziel setzte, die andere sich um so besser entwickeln. Dazu kommt, daß sich nicht alle Weiden zur Erzielung von Bandholz eignen, daß man mithin in der Auswahl mehr oder weniger beschränkt ist, und daß in den von den Käfern heimgesuchten Gegenden sich nicht ohne weiteres eine Änderung in den bereits bestehenden Anlagen durchführen läßt. Es bleibt also als einzig praktische Mab- nahme die direkte Vertilgung der Käfer übrig, die jedoch nur dann irgend welche Aussicht auf Erfolg haben kann, wenn durch behördliche Vorschriften sämtliche weiden- bauenden Landwirte einer Gegend dazu angehalten werden, zu gleicher Zeit und mit den gleichen Mitteln die als zweckmäßig erkannten und zur Durchführung empfohlenen Schritte zur Verminderung der Plage zu thun. Es ist dieses gemeinsame und gleich- zeitige Vorgehen deshalb nötig, weil die Käfer mit einem vortrefflichen Flugvermögen begabt sind und gleich anderen, in großer Menge auftretenden Insekten, sobald sie an den tiefer sitzenden Blättern begiebt, während | der zuerst von ihnen befallenen Stelle Mangel Ohr. vulgatissima im Frühjahr die untersten Blätter befällt, um nach und nach sich mehr auf die höchsten zu beschränken. Inwieweit diese Behauptung begründet ist, war mir nicht. möglich —. da im Juli die Weiden in gleicher Weise von beiden Arten besetzt waren. Im Gegensatz zu der Chr. geben = der Mandelweide (S. amygdalina) den Vorzug vor der Hanf- weide (8. viminalis), finden sich aber sowohl auf dieser, wie auch auf der Sahlweide (S. caprea). Die Bekämpfung sowohl der beiden eben beschriebenen Weidenblattkäfer wie der übrigen nahen Verwandten kann lediglich durch Massenvertilgung — sei es der ent- wickelten Käfer, sei es der Larven — erfolgen, da Vorbeugungsmittel kaum in Anwendung gebracht werden können. Diese könnten nämlich höchstens darin bestehen, daß man solche Weidensorten anbaute, *) Vergl. „Zeitschrift für Forst- und Jagd- wesen,“ XVIL, p. 187 ff. an Nahrung erleiden, neue, von ihnen ver- schonte Anlagen aufsuchen, dabei auch offenbar weite Strecken zurückzulegen im stande sind. In welcher Weise diese gemeinsame Thätigkeit zu organisieren ist, braucht hier nicht näher erörtert zu werden; ich will nur. bemerken, daß es zweckmäßig sein dürfte, durch Bildung von Weidenbau-Genossen- schaften und Kontrollkommissionen eine einheitliche Regelung der Angelegenheit herbeizuführen. Ein Apparat, der ganz geeignet erscheint, unter erhal maß e geringem Aufwand an Zeit und Arbeit a nahe Mengen der ‚Schädlinge zu fangen, ist mit Rücksicht auf die Gewohnheit der Käfer, sich bei Er- schütterung der von ihnen besetzten Weiden- ruten -herabfallen zu lassen, in folgender Weise konstruiert: An einen ca. 30 cm breiten und 1 m langen, Nachen Kasten, der auf einem nach Art der Schubkarren gebauten Gestell ruht, und ebenso wie ein solcher fortbewegt wird, 660 Die Weidenblattkäfer. befinden sich seitlich abstehende Arme, die am Hinterrande des Kastens befestigt sind und bei einer Länge von je 50 cm in einem Winkel von 45° zur Längsrichtung des Apparates nach vorn und außen gerichtet sind. Durch diese Arme werden, während der Arbeiter den Karren zwischen den Weidenruten vor sich herschiebt, die Ruten über den mit Wasser gefüllten Kasten gebogen und die darauf sitzenden Käfer und ihre Larven in denselben abgestreift, soweit sie nicht schon von selbst hinein- gefallen sind. Um die etwas fester sitzenden Larven auch sicher von den Blättern herab- zustürzen, empfiehlt es sich, die Arme mit schmalen Bürsten zu versehen und diese selbst noch mit Petroleum zu tränken, weil durch die Berührung mit diesem Stoffe auch diejenigen, welche trotzdem noch sitzen bleiben, unfehlbar zu Grunde gehen. So praktisch diese Vorrichtung ist, so läßt sie sich doch nur bei einjährigen An- lagen und auch dann nur anwenden, wenn die Ruten noch nicht zu hoch sind. Sobald dieser Fall eingetreten ist, wird das Durch- schieben des Karrens unmöglich; man muß dann derart verfahren, daß der Arbeiter sich den Blecheinsatz des Kastens vor den Leib bindet und mit einem Riemen so um den Hals hängt, daß der Kasten wagerecht nach vorn steht, die Bewegungsfähiskeit der Hände jedoch keineswegs behindert ist. Die Seitenleisten des Kastens werden abgelöst; an ihrer Stelle streicht der Arbeiter selbst mit seinen Armen, langsam vorwärts schreitend und die Ruten über den Kasten biegend, die darauf befindlichen Käfer ab. Es war mir nicht möglich, festzustellen, ob die Käfer auch während der Nacht so lebhaft sind, daß sie sich beispielsweise durch helles Lampenlicht heranlocken lassen; immerhin hielt ich es für angezeigt, einen Versuch mit der von mir konstruierten Insektenlampe, die im hiesigen landwirt- schaftlichen botanischen Garten recht günstige Erfolge zeigte, zu machen. Dieser Apparat besteht aus einem sechseckigen, an den Flächen mit Öffnungen versehenen Blech- kasten mit abnehmbarem Deckel und trichter- förmigem Fuß. Im Innern desselben befindet sich eine durch sechs Glasplatten ab- geschlossene Lampe, deren Licht, verstärkt durch Reflektoren, durch die Öffnungen nach außen tritt. Die durch den Schein herbeigelockten Insekten fliesen gegen das Glas und fallen durch den Trichter in den Eimer, den man mit verdünntem Alkohol, Seifenwasser oder dergleichen zur Hälfte gefüllt hat. Ein weiteres, höchst wichtiges Be- kämpfungsmittel haben wir darin zu er- blicken, daß wir den Käfern im Herbst möglichst bequeme und zahlreiche Schlupf- winkel für den Winter darbieten, in denen wir sie alsdann vernichten können. - Dahin gehören in erster Linie Strohwische, die in größerer Zahl, an Stöcken befestigt, in den Weidenanlagen angebracht werden, ferner stärkere, mit vielen —. mittels eines Drill- bohrers hergestellten — Löchern versehene Pfähle, die zum Überfluß noch mit Borke lose benagelt sind, beides sehr beliebte Verstecke; auch werden kleine Haufen von Schilf, Binsen oder Rohr, in gewissen Ab- ständen voneinander verteilt, gute Dienste thun. A Alle diese Schlupfwinkel sind zu Beginn der rauheren Jahreszeit, etwa im Oktober, zu untersuchen und, falls sich viele Käfer in ihnen befinden, durch Verbrennen zu ver- nichten; die noch nicht stark besetzten bleiben stehen und werden im Frühjahr, wenn nach wärmeren Tagen noch eine kurze Kälte eintritt, noch einmal revidiert. Wenn damit auch die Zahl der praktisch durchführbaren Mittel erschöpft ist, so unter- liegt es für mich doch keinem Zweifel, daß bei richtiger und besonders rechtzeitiger Anwendung derselben erfolgreich der weiteren Ausbreitung der genannten Schäd- linge wird gesteuert werden, ja, daß binnen Jahresfrist auch die bereits seit längerer Zeit stark heimgesuchten, zum Teil ruinierten Bandholzpflanzungen ziemlich vollständig gesäubert werden können. Dazu gehört aber in erster Linie, daß sämtliche Besitzer oder Pächter von Weidenkulturen zu ein- heitlicher Thätigkeit angehalten werden, da hierdurch allein der Erfolg verbürgt wird. Die Behörde aber hat unzweifelhaft "das Recht, da, wo es sich um die Fortdauer eines arg gefährdeten, wirtschaftlich höchst wichtigen Erwerbszweiges handelt, auch die- jenigen zur Ausführung und Innehaltung der zum Fortbestande desselben notwendigen Bestimmungen zu zwingen, welche zur Zeit ee. Ein wenig gekannter Birkenfeind. . entweder noch nicht geschädigt sind, oder aus irgend welchen anderen Gründen von einem gemeinsamen Vorgehen gegen die Schädlinge absehen zu können glauben. Wenn z. B. beschlossen Sirde, daß Strohwische in den Bandholzptlanzungen im September anzubringen sind, so würde es sehr verkehrt sein, dieselben nur in den beschädigten Kulturen aufzustellen, die bis- her verschont gebliebenen dagegen ohne diese künstlichen Verstecke zu lassen. Denn erstens kann sehr leicht der Fall eintreten, daß die Käfer noch kurze Zeit, bevor sie sich zurWinterruhe begeben, durch Nahrungs- mangel gezwungen, oder durch heftige Winde veranlaßt, ihren bisherigen Standort ver- lassen und nach anderen Weidenanlagen fliegen, in denen sie sich alsbald, ohne noch merkbaren Schaden zu verursachen, ver- weiteres einleuchtet. 661 kriechen, um erst im nächsten Frühjahr dort plötzlich massenhaft aufzutreten, wo man sie im Vorjahre noch gar nicht bemerkt hatte. Es geht hieraus, glaube ich, hervor, dab man im Spätherbste sehr wohl auch auf bisher vollkommen gesunden Kulturen die Käfer in großer Zahl fangen kann, woraus sich die Notwendigkeit ergiebt, überall diese Verstecke anzubringen. ‘ Zweitens aber darf nicht vergessen werden, daß man durch das Fangen eines Käfers im Winter und Frühjahr sich mehr Pflanzen erhält, als wenn man 30 oder 40 Käfer erst im nächsten Sommer an den bereits zerfressenen Blättern absammelt, ein Exempel, dessen Richtigkeit unter Berück- sichtigung der starken Vermehrung — ein Weibchen legt bis gegen 60 Eier — ohne ' dl. Landw. Ztg.) Ein wenig kannler Birkenieind. Von Schenkling- Prevöt. Die mustergiltigen Arbeiten Balzchures über die Forstinsekten, die sorgfältigen, naturgetreuen Beschreibungen und Abbil- dungen der kleinen Feinde der Landwirt- schaft von Dr. Noerdlinger, die preisgekrönte Schrift über die dem Rekerbau verderblichen Insekten von Taschenberg sind bei ihrem Erscheinen von den Interessenten, als dem Asronomen, Pomologen, Winzer, Gärtner und - Forstmann, freudig begrüßt worden, denn das Studium jener Schriften setzte diese in den Stand, bald und ohne jegliche Beihilfe die Schädlinge ihrer Pflegebefohlenen zu er- kennen. Für den Entomophilen erschien ein weiteres wertvolles Werk, Kaltenbachs Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten, mit dessen Hilfe er im stande ist, die Futter- pflanze gefangener Kerfe zu erfahren. Seit dem Erscheinen dieses Buches ist eine weitere Anzahl ähnlicher Werke in den Buchhandel gekommen, welche die vor- handenen Arbeiten in dankenswerter Weise erweitern. Bei dem jetzigen Bestreben der Ento- mologie, die Insekten nicht nur als -Imagines, ‘sondern auch deren Biologie kennen zu lernen, haben es sich auch entomologische Zeit- schriften zur ur Aufgabe gemacht, ihren Leser- ‚gelb aus, kreis in das Verständnis des Lebenszweckes der Insekten einzuführen, und bringen fast in jeder Nummer einen Aufsatz über Biologie der Kerfe aus den verschiedenen Ordnungen. Auch dieser kleine Beitrag hat den Zweck, einige Mitteilungen aus dem Leben eines birkenbewohnenden Schmetterlings zu geben. Es ist die schöne Motte Incurvaria tumorifica Am. Das Vorkommen dieses Kleinschmetter- lings in einem Birkenbestande verrät sich dem geübten Auge schon beim ersten An- blick einer Weißbirke. Ist nämlich die Krone des Baumes in ihrem Bau nicht über- einstimmend mit der Form des Blattes, sondern zerzaust, zerstreut, obne den cisso- iden Krongiebel, so haust sicher die Motte darin. Die Arbeit ihrer Larve erzeugt de- formierte Zweigspitzen, an denen sich später knotige Gallen entwickeln, wodurch die Aste ein verkrüppeltes Aussehen erhalten. Der Schmetterling ist etwa 1 cm lang. Seine Farbe ist schwarzgrün, und die Flügel haben, von der Seite gesehen, einen trüben Metallglanz. Kopf und Palpen sehen stroh- | die Fühler sind schwarz. Die Flugzeit fällt in die Monate April und Mai. Mitte, spätestens Ende Mai schreitet 662 Ein wenig gekannter Birkenfeind. das Weibchen zur Eiablage. Die Eier wer- den an recht saftigen Stellen abgesetzt, be- sonders gern da, wo aus dem Stammtriebe (der Baumachse) die Seitenzweige entspringen. Das ausgekrochene Räupchen frißt sich in die Achse ein und gräbt im Splint eine 3—5 mm tiefe und dabei ziemlich breite Höhle. Durch das Benagen der Gewebe schwellen Bast und Splint an, und äußerlich zeigt sich ein Knoten. Dadurch wird das Wachstum des Zweiges notwendigerweise verzögert, wenn nicht gar verhindert, wo- durch eben die Baumkrone nicht zu ihrer charakteristischen Ausbildung gelangen kann. Die gegrabene Höhle ist innen so weit, daß sich die Raupe darin zu drehen vermag, sie also bequem verlassen und beziehen kann. Dabei ist die Höhlung zum Teil noch mit Exkrementen und abgestreiften Häuten an- gefüllt. Nach außen bildet die Raupe einen etwa centimeterlangen Kokon. Derselbe be- steht aus Seide und ist durch eingewebte Exkremente widerstandsfähig gemacht. Da diese Gebilde in den Zweigachsen sitzen und mit der Rinde der Birkeübereinstimmende Farbe haben, sind sie schwer auffindbar. Man möchte sie als „Luginsland“ bezeichnen, denn hier sitzt das Räupchen, bevor es seine kurzen Wanderungen antritt, um frische Bohrstellen ausfindig zu machen, deren ein Zweig oft drei bis vier aufweist. Unter- suchungen haben aber gelehrt, daß sich die Larve stets in dem untersten, wahr- scheinlich weil härtesten und daher am besten schützenden Knoten aufhält. Diese Knoten sind in ihrem Äußeren nicht gleich. Während die meisten beulenartig sind, haben andere Walzenform, und dritte vereinigen die beiden Formen, d.h. die eine Seite ist halbkugelig, die andere walzig. Durch diese Anschwel- lungen wird der junge Birkenzweig krumm gebogen, seine Seitenästchen vertrocknen, und er nimmt die „Posthorn - Bildung“ an, die durch den Fraß der Larve des Kiefern- triebwicklers, Tortrix buoliana, an Pinus silvestris häufig erzeugt wird. Die obere Bohrstelle verursacht sehr oft ein völliges Absterben der Spitze des Zweiges, so daß dieser abfällt und das Ganze zerzaust er- scheinen läßt. Im ausgewachsenen Zustande hat die Raupe eine Länge von ca. 1 cm. Der weiß- liche Körper ist durchscheinend. Jeder Ring trägt zwei Reihen Höckerchen, und zwar wird die erste Reihe von vier, die. zweite von zwei Wärzchen gebildet. Jedes Wärzchen wiederum ist mit feinen, fast durchsichtigen Härchen besetzt. Der schwarz- bräunliche Kopf ist mittelgroß und gefurcht; die Rinnen und deren Kanten sind heller — braun — gefärbt. In vereinzelten Fällen ist noch eine zweite Larvenform sefunden worden. Diese ist noch mehr durchscheinend als jene und hat einen bräunlich roten Kopf. Da sie in der Gefangenschaft noch nicht zur Verpuppung gebracht werden konnte, fragt es sich, ob es sich hier nicht um eine pedisequa handelt, wie es Bostrychus chal- cographus zu Bostrychus typographus ist. Vom naturökonomischen Standpunkte läßt sich voraussehen, daß die Raupen auch ihre Feinde haben. Es sind weiße Schlupf- wespenlarven mit dicken, braunen, weiß punktierten, durchscheinenden Rücken- gefäßen, über deren Natur und Lebensweise noch nichts bekannt ist. Fernerhin werden die Incurvaria-Raupen nicht selten von der Phthiriasis befallen und haben dann am Bauche und auf dem Rücken kleinere und größere beutelartige Auswüchse, die aus- gebildete Milben enthalten. Die braungelbe Puppe trägst an der After- spitze die schwarzköpfige Raupenexuvie. Zur Zeit des Auskriechens hängt sie in der Höhle mit dem Kopfe abwärts, also ent- gegengesetzt dem Bohrloch. Das Kopfende liest in einer bereits zu diesem Zwecke angelegten Mine, die bis zur Epidermis sich erstreckt. Bewegungen der Puppe bewirken, daß das feine Rindenhäutchen durchgestoßen wird, die Puppe sich bis zur Hälfte aus der Höhle herausschiebt und so dem Schmetterling das Auskriechen vorbereitet und erleichtert. Der Schmetterling ist selten und wurde 1856 zuerst von Dr. Amerling bei Prag beobachtet. Er soll auch auf dem March- felde, wie in der böhmischen und sächsischen Schweiz (Schandau, Ostrau) beobachtet wor- den sein, und wünschenswert wäre es, wenn weitere Beobachtungen angestellt würden. Der große Microlepidopteröloge, Herr Medi- zinalrat Dr. Hofmann aus Regensburg teilte mir in dankenswerter Weise mit, daß ihm nur eine Incurvaria-Art bekannt sei, die auf Birke lebt, nämlich I. Zinkenüi Zell. Die 5: = E\ BD Te Y a 1 a) S 2 es | <<} £rg. 2.8 oo Erklärung der Tafel. Fig. 1: Birkenzweig mit drei durch Incurvaria tumorifieca Am. verursachten Knoten. Fig. 2: Die Vorderseite eines Knotens mit geöffnetem Kokon. Fig. 3: Die Raupe in ihrer Höhle. Fig. 4: Ein Birkenzweig, dessen unterer Teil noch gesund ist, dessen oberer Ausläufer aber an drei Stellen angebohrt und vertrocknet ist. Fig. 5: Ein alter befallener Birkenzweig, aus dessen unterem Bohrloch die verlassene Puppenhülle heraus- hängt. Fig. 6: Ein durch Incurvarien verkrüppelter Ast, an dem alle möglichen, durch das Insekt hervor- gerufene Mißbildungen dargestellt sind. Fig. 7: Raupe von oben gesehen. Fig. $: Puppe mit Exuvie am Afterende. Fig. 9: Schmetterling. 664 Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Raupe dieses Falters, der Ende April und Anfang Mai fliegt, findet sich Mitte Mai in Birkengehölz oft so häufig, daß Zeller in einem einzigen Blatte zwanzig bis dreißig Minen fand. Das Räupchen schneidet gegen Ende Mai seinen Wohnplatz von der Blatt- fläche aus, heftet das Stück zusammen und läßt sich an einem Faden zur Erde herab. Zum Sackträger geworden, geht es an der Säcke enthielten nur Puppen und waren größer als die zuerst gefertigten. Kalten- bach bestätigt dies und sagt weiter, daß die heimgebrachten Minen, nachdem sie im Zuchtglase mit der kreisförmig ausge- schnittenen Wohnung zur Erde gefallen, bald darauf sich aus zorhandenen trockenen Eichenblättern eine neue, solidere, ovale Wohnung verfertisten und hierauf das ein- Erde wahrscheinlich anderer Nahrung nach. | gebrachte frische Birkenlaub benagten, später Die von Zeller im Winter und Frühjahr zwischen Laub und Boden gesammelten aber auch diese Wohnungen gegen andere vertauschten. Revision der europäischen und benachbarten Arten der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. Von Dr. 0. Schmiedeknecht. Anhang. Ich führe hier noch eine kleine Reihe Arten an, die nicht mit Sicherheit gedeutet werden können. Die meisten davon sind von Ratzeburg aufgestellt, und läßt sich vielleicht durch Zuchtversuche Klarheit in dieselben bringen. 1. Pimpla buolianae (Htg.) Ratzeburg, Ichn. d. Forstins., I, 114. Das Z ist durch aus- gebissene Vorderschenkel (nach Taschen- berg sind zwei Ausbuchtungen vorhanden) | ausgezeichnet. Hinterleib bräunlich durchschimmernd, dicht punktiert, Seg- ment 2 und 3 deutlich länger als breit. Unterseite der beiden ersten Fühler- glieder, Vorderbeine und die hintersten Schienen und Tarsen hellgelb, die Spitze der Schienen und Tarsen und Ring hinter der Basis der ersteren schwarz. — Beim © die Beine hell rotbraun, die hintersten wie beim g dunkel gezeichnet. Stigma schwarzbraun, an der Basis weißlich. Bohrer von Hinterleibslänge. — Aus Tortrixz buoliana gezogen. — (Jedenfalls identisch mit P. calobata.) 2. P. longiseta Rtzb. 1. c., I, 117. Bohrer deutlich länger als der Körper. Das zweite Segment länger als breit. Aus Fichtenästen, die mit Tortrix dorsana besetzt waren. — (Gehört zur Gattung Ephivaltes.) 3. P. linearis Rtzb. |. 5—6 mm lang, Körperlänge. wo e.,.L 117. Das © der Bohrer fast von Körper sehr schmal und (Schluß aus No. 40.) gestreckt. Beine gelbbraun, Hüften schwarz, Schienenspitzen und Tarsen- enden der Hinterbeine etwas verdunkelt. Fühler schwarz, Tegulä weißlich. Stigma graubraun. Das 8 dem © in der Färbung gleich, Hinterleib äußerst schmal. Ratze- burg zog die Art aus den Harzgallen von Tortrie resinana. Brischke zog sie ebenialls aus diesem Wickler, ferner aus. Fenusa pumilio. Nach ihm der Nervellus beim 2 tief unter der Mitte gebrochen, beim g fast gar nicht. — (Wahrscheinlich eine der vielen Formen der P. brevicornis.) 4. P.planata Htg.)Rtzb.].c., I, 117. Schwarz, Hinterleibsenden an «len Seiten rotbraun. Bohrer etwas länger als der Hinterleib. Das 8 stimmt mit P. buolianae überein, hat aber schwärzliche Hinterhüften. — (Ohne Zweifel mit P. calobata über- einstimmend.) 5..P. variegata Btzb, 1. c., I 118, 11,295 Fühler wenig länger als der halbe Körper. Bohrer von Körperlänge. Metathorax grob und weitläufig punktiert, ebenso der Hinterleib, letzterer vom zweiten Segment an braunrot. Thorax ebenfalls braunrot, Metathorax schwarz. Beine rotbraun, die hinteren Schienen zuweilen etwas dunkler. Beim 3 das Rot weniger ausgeprägt, bis schwarz variierend. Stigma bei dem 8 braungrau, bei dem 2 gelb oder bräunlich gelb. — Die Art wurde aus den Südeuropa bewohnenden Wicklern Tortrix nördlingeriana und mulsantiana Revision der Ichneumoniden-Gattung Pimpla. gezogen. — (Doch wohl nur zu P. roborator oder einer der nächstverwandten Arten gehörig, obwohl Ratzeburg als gutes Unterscheidungsmerkmal das helle Stigma betont. Nach Thomson vielleicht identisch mit P. cercopithecus.) . P: reissigii Rtzb. 1. c., II, 89, ist ein Ephialtes, wahrscheinlich E. tuberculatus Fourer. Die Segmente ungefähr so lang wie breit. .P. caudata Rtzb. 1. c., IL, 92, ist eben- falls ein Ephialtes, und zwar nach Taschenberg — E. extensor Panz. . P. strobilorum Rtzb.]. c., IL, 94, ist gleich- falls ein Ephialtes, verschieden von dem ähnlichen FE. carbonarius durch den breiten . Kopf und die an der Basis schwarzen 10. Kt 12. 13. Beine. -P. laticeps Rtzb. 1. e., IL, 94, -1st nach Taschenberg ein Weibchen mit ab- gebrochenem Bohrer, welches fälschlich für ein Männchen gehalten wurde. P. longiventris Rtzb. 1. c., IL, 94, gehört! zu den so schwer zu unterscheidenden Männchen, deren Vorderschenkel unten ausgebuchtet sind. Wahrscheinlich P. detrita, die Ratzeburg nicht kennt. P. decorata Rtzb. 1. c., II, 96, ist nach Taschenberg —= Perithons varius Grav. P. mixta Rtzb. 1. c., I, 97. Der P. exami- nator sehr ähnlich. Bohrer jedoch nicht 1/3 der Hinterleibslänge, bei examinator über !/s. Auch ist der Metathorax-überall runzelig oder stark und dicht punktiert, bei examinator oben ziemlich glatt. Beine hell braungelb, die hintersten Schienen und Tarsen wie bei examinator. Schild- chen fast ganz citronengelb. Fühler, mit Ausnahme der beiden ersten Glieder, braun und fein dunkel geringelt. P. rufata hat eine viel feinere Skulptur auf Meta- thorax und Hinterleib. Drewsen zog die Art aus Papilio quercus; er hielt sie für eine Färbung der P. turionellae. Dies dürfte wohl richtig sein, da diese Art häufig. mit hellem Schildchen vorkommt. — Thomson vermutet darin seine P. lavi- COXIS. P. cingulata Rtzb.].e., III, 96. Bohrer von Körperlänge. Die Segmente haben in der Mitte einen breiten, schmutzig 14. 16. 7. 665 hellbraunen Gürtel, welcher sehr grob punktiert ist. Beine durchaus rotbraun, Hinterschienen mit breitem, weißem Ring, auch die Hintertarsen hell geringelt. Tegulä, Schulterbeulen und Stigma bräunlich oder hellgelb. Schon Ratzeburg würde darin seineP.nucum (calobata Grav.) erkannt haben, wenn der Bohrer nicht viel länger wäre. Das Exemplar stammte von Brischke, der es aus Tachyptilia populella gezogen hatte. P. lignicola Rtzb.1.c., II, 98. Nur das S bekannt. Fühler schwarz, die beiden ersten Glieder unten gelb. Vorder- und Mittelbeine fast ganz weiß, die hintersten Hüften und Schenkel rotbraun, Schienen und Tarsen dunkel, erstere hinter der Basis mit schmalem, weißem Ring. Stigma hellgrau. — Aus wurmstichigen, von Dasytes coeruleus bewohnten Eichen. . P. examinanda Rtzb.].c., III, 98. Nur @ bekannt, etwa 8 mm lang. Bohrer kaum "4 der Hinterleibslänge. Fühler lang, gelbbraun, dunkel geringelt, Schaft ganz dunkel. An den Beinen nur die Hüften teilweise schwarz, das übrige rotbraun. An den Schienen der Mittel- und Hinterbeine ein weißer Ring, dieser an den Hinterbeinen schwarz eingefaßt und deshalb sehr deutlich. An den Hinterbeinen auch die Tarsen schön schwarz und weiß geringelt. Stigma hellgrau. — Verwandt mit P. examinator. Bei letzterem ist die Skulptur überall gröber; bei examinanda der Thorax fast glatt, auch der Metathorax nur an den Seiten hinten mit Runzeln. Wurde aus Tönnchen der Fliesengattung Tachina (im weiten Sinne) gezogen. P. ragusae Destefani in: Naturalista Siciliano, IV (1885), p. 188, . Orange- gelb. Kopf, Prothorax und Mesothorax schwarz. Fühler rostrot, das erste und zweite Glied schwarz. Gesicht silber- weiß behaart. Palpen gelb. Schildchen schwarz oder rot. Flügel-hyalin, Stigma bräunlich. Klauen schwarz. Die beiden letzten Hinterleibssesmente schwarz. Länge 21 mm. Catania auf Sicilien. P. fatua Destefani in: Naturalista Sieiliano, VI (1887), p. 7, ist, da der Außennerv der Areola fehlt, keine Pimpla, sondern wahrscheinlich eine Polysphincta. 666 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 18. P. cingulata Kriechb. in: Himenopt. nuevos de Mallorca (1894), n. 25, &. „Schwarz, Fühler dünn, fadenförmig, Fühlergeißel an der Basis rot, Glied 6 und 7 an der einen Seite ausgenagt (wie bei Lampro- | nota). Hinterleib cylindrisch, Segment 3 bis 5 mit leichten Höckern, 3 und 5 an der äußersten Basis, 4, mit Ausnahme der Spitze, braunrot. Beine gelbrot, die vorderen Hüften und Trochanteren weiß- lich; die hintersten Hüften, Schienen und Tarsen schwarz, im Ring in der Mitte der Schienen und die Basis der Tarsen weiß. . Länge 5 mm. Mallorca.“ - Wegen der bildung kann die Art nicht zu Pimpla el ‘werden. Ohne Kenntnis des © nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Der Name könnte überhaupt nicht bleiben, da bereits Ratzeburg eine P. een hat. 8 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. Von Ernst Girschner in Torgau. 1. Anthomyidae. Die relative Länge der beiden Schüpp- chen ist von verschiedenen Dipterologen für die Systematik der Anthomyiden verwertet worden. Ich bezweifle jedoch, daß damit überall eine natürliche Gruppierung der Formen erreicht worden ist, namentlich wenn auf Grund dieses Merkmals neue Gattungen errichtet worden sind, wie z. B. mit Hydrophora im Vergleich zu Hylemyia oder mit einigen von (oenosia abgetrennten Gattungen geschehen ist. Es wechselt die relative Länge der Schüppchen nicht nur unter den Arten gewisser, begrenzten Gattungen (z. B. Homalomyia), sondern sie ist nicht selten auch innerhalb der Artgrenze bei beiden Geschlechtern schon verschieden (z. B. bei g und & ge- wisser Anthomyta-Arten). 1. Gruppe: Coenosiinae. — Daß die von mir zu dieser Gruppe gestellten Formen auch durch die eigentümliche Bildung der Postalar- Membran wieder zu derselben Entwickelungs- reihe vereinigt werden, ist ein Beweis dafür, daß auch die Bildung der Bauch- segmente von großer Bedeutung für die Erforschung der natürlichen Ver- wandtschaftskreise der Anthomyiden ist. Alle Öoenosiinen haben im männ- lichen Geschlecht eine tiefgespaltene, fünfte Bauchplatte und eine gleiche, eigentümliche Schüppchenbildung, welche Merkmale sie ganz auffallend von der zweiten Gruppe der Anthomyiden, denMusciden, unterscheiden. nach anderen Merkmalen sicher | (Schluß aus No. 41.) Flügel- und Thoraxschüppchen sind durch einen bis zum Grunde breiten Zwischenraum voneinander getrennt (Fig. 2Sx), und das Thorax- schüppchen ist nach dem Schildchen zu niemals erweitert. Zwischen dem Schildchen und dem Thoraxschüppchen bleibt vielmehr immer ein mehr oder weniger breiter Raum frei, so daß der Schutzapparat für Schwinger und Stigma (die Calyptra) ein unvollkommener ist. Die Randwimpern am Flügelschüppchen und am Angulus sind meist lang, besonders in den Fällen, wo das Thoraxschüppchen noch wenig entwickelt ist. Ist dagegen dieses letztere wirklich länger als das Flügelschüppchen (wie z. B. bei Hydrophoria), so sind auch die Wimpern stärker entwickelt. Nach der Breite der Stirn ergiebt sich eine weitere Teilung der Üoenosiinen in zwei Reihen, welche sich in folgender Weise übersichtlich darstellen lassen: 1. Gruppe Coenosiinae. 1. Reihe: Stirn in beiden Geschlechtern breit (ältere Formen) [Üoenostinae coenosiae- formes]. a) Hinterleib deutlich zwei vordere Dorsocentralborsten; Sq. thora- calis fehlend oder undeutlich. Cordylura Fl. und Verw. Spathiophora Rd. Scatophaga Mg. Fucellia R. D. b) Ein Paar vordere Dorsocentralborsten (d. h. vor der Quernaht stehende); erster © unbekannt. — - eigentümlichen Fühler- Fr DE cn a De - 1893, p. 543. REN N An ee a, A > ke Hinterleibsring undeutlich; Analader kurz; Sq. thoracalis vorhanden. Schoenomyza Hal. Coenosia Rd. Orchisia Rd. Pseudolimnophora Strbl. part. Hoplogaster Rd. (mollicula Fl.). e) Zwei Paar vordere Dorsocentralborsten; Analader kurz. Chelisia Rd. (monilis Mg.). Macrorchis Rd. Dexiopsis Pok. Pseudolimnophora Strbl. part. [albi- frons Ztt., welche nichtmit obscuripes Rd. zusammenfallen kann, da diese nach Strobl nur drei Dorsocentral- borsten haben soll*)]. d) Zwei Paar vordere Dorsocentralborsten; 'Analader (eigentlich der hintere Zweig der Posticalader mit der Analader) bis zum Flügelrande reichend. Chirosia Rd. Rhadina Kow. Eutrichota Kow. Mycophaga Rd. Die Gruppe d scheint einen besonderen Seitenzweig der Coenosiinen zu bilden mit Myerophaga und Eutrichota, welche beide Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 667 Verwandten von Musca, also die Formen mit aufbeugender Discoidalader, ein‘ bis zum Schildchenrande erweitertes Thorax- schüppchen (vollkommene Calyptra) haben. Hinsichtlich der Randbewimperung ist zu bemerken, daß besonders am Angulus oft längere, zottige Wimpern auftreten, während das Thoraxschüppchen in der Regel kurz bewimpert ist; Hydrotaea z. B. zeigt längere, mehrreihig gestellte Wimperhaare. Während die in beiden Geschlechtern breitstirnigen Formen, also die Lispen, Myopinen und wohl auch gewisse Limmophora-Arten, sich wahrscheinlich aus dem Verwandtschaftskreise Coenosia wickelt haben, wird der Ursprung der übrigen Seitenzweige wahrscheinlich in dem Verwandtschaftskreise von Anthomyia, Hyle- myia u.s. w. zu suchen sein. DieHomalomyien bilden eine besondere Entwickelungsreihe mit denjenigen Arten als Endformen, welche die Thoraxschüppchen am besten ausgebildet zeigen. Die Ver- wandtschaft mit gewissen C'hortophila-Arten ist unverkennbar. Es finden sich unter den Homalomyia-Arten auch noch Formen mit sehr undeutlichen Thoraxschüppchen, wie H. sociella Ztt., serena Fl. (eigentümliche etwas gerillte Flügel haben, als Endformen. | Behaarung der sq. alaris), ornata Mg., auch 2. Reihe: Stirn beim g schmal, beim 9 breit; zwei Paar vordere Dorsocentralborsten (Jüngere Formen) [Coenosiinae hylemyiae- formes]. Anthomyia Me. Eustalomyia Kow. Hylephila Rd. (Eriphra). Hylemyia Desv. (inkl. Hydrophoria Desy.). ; Die drei letzten Gattungen haben eine mehr oder weniger deutlich gerillte Flügel- haut. 2. Gruppe Muscinae. Flügel- und Tuoraxschüppchen nicht voneinandergetrennt,amGrunde sichberührend;derSchüppchenwinkel schmal und spitz (Fig. 32 und 34). Die älteren Formen haben das Thoraxschüppchen nach innen nicht erweitert, während die *) Vergl. Strobl: Anthom. Steierm. Sep., p- 61, und Pokornys: Verh. zool.-bot. Ges., zeigen die etwas entfernt stehenden Schüpp- chen dieser und einiger anderer Arten noch einen deutlichen Übergang:.zu den genannten Coenosiinen an. Die Muscinen mit aufbeugender Dis- coidalader (Spitzenquerader) dagegen haben sicher in dem Verwandtschaftskreise von Aricia ihre Vorfahren. Einige Arten dieser Gattung, z. B. erratica Fll., zeigen schon die Andeutung einer Erweiterung des Thoraxschüppchens nach dem Schildchen zu; auch haben die meisten Aricia- und '| Spilogaster-Arten schon die für den Ver- wandtschaftskreis Musca charakteristischen Flügelrillen. Die Aricia-Arten: variabilıs Fl., longipes Ztt., semicinerea Wied. u. s. w., für welche Schnabl (Entomolog. Nachr., XIV, 1888, pag. 113) die Gattung Hera errichtet hat, haben keine Spur von Rillen in der Flügelhaut. Sie unterscheiden sich, ab- gesehen von den von Schnabl hervor- gehobenen Unterschieden, auch noch dadurch von den übrigen Aricia-Arten, daß ihre Sternopleuralborsten die Anordnung 1:3 ent- ° 668 Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. hi oder 1:4 haben. Ich halte die Gattung Hera für gut und sicher begrenzt. Eine systematische Übersicht der Muscinen-artigen Anthomyiden würde folgende drei Reihen ergeben: 2. Gruppe Muscinae. 1. Reihe: Stirnbeig und breit. Thorax- schüppchen nach innen nicht erweitert; Flügel ungerillt (Muscinae coenosiae- formes). Lispocephala (alma, brachialis) Über- gangsformen. Lispe. Calliophrys, Myopina. Dialyta. 2. Reihe: Stirn beim g schmal, beim © breit. Thoraxschüppchen nicht er- weitert. Flügel bei den jüngsten Formen gerillt (Muscinae ariciaeformes). Limnophora (Übergangsformen!). Azelia. Homalomyyia. Ophyra. Hydrotaea. Drymeva. Aricia, Myospila, Spilogaster, Pararicia. Stomoxys. 3. Reihe: Stirn wie bei der zweiten Reihe. Thoraxschüppchen nach innen bis zum Schildehenrande erweitert. Flügel gerillt. Spitzenquerader vor- handen (Muscinae muscaeformes). Graphomyia. Oyrtoneura. Musca. Dasyphora. Pyrellia. Pseudopyrellia. Mesembrina. Hera. 3. Gruppe Gastrophilinae. Die beiden Schüppchen nur wenig ent- wickelt, durch den sehr flachen Schüppchen- winkel voneinander getrennt. Thorax- schüppchen am Rande verhältnismäßig lang und zottig bewimpert, vom Schildchenrande weit entfernt. Die längsten Wimpern hat G. nasalis, das Thoraxschüppchen ist bei dieser Art auch am größten. Bei @. pecorum fallen besonders die langen, zottigen Wimpern am Schüppchenwinkel auf. — Flügelhaut unregelmäßig gerillt. Von einer Verkümmerung der Schüppchen kann bei Gastrophilus wohl kaum die Rede sein; es steht vielmehr die Postalar-Membran dieser Formen noch auf einer tieferen Ent- wickelungsstufe, welche etwa der der ältesten Muscinen unter den Anthomyiden (der ersten Reihe) gleichkommt, wofür auch die bei d und 2 noch breite Stirn spricht. 2. Tachinidae. Es gehören zu dieser Musciden - Familie die jüngsten (vollkommensten) Formen ganz verschiedener Entwickelungsreihen, gewisser- maßen die Endspitzen einer großen Anzahl divergierender Zweige, welche sich nur nach ihrer essanngssiele (d. h. in den älteren Formen) einander nähern. Allen diesen Formen gemeinsam ist Sie stark entwickelte Squamula thoracalis, so daß keine Form hierher gehört, welche diesen Teil der Postalar-Membran von der Squam. alaris bedeckt zeigt. Immer ragt das Thorax- schüppchen unter dem Flügelschüppchen hervor, und in vielen Fällen ist es so stark entwickelt, daß es schuppenartig auch noch die Basis des Hinterleibes bedeckt. Hinsichtlich der Ausdehnung des Thorax- schüppchens zwischen Anoulus und Schild- chenrand verhalten sich die einzelnen Ver- wandschaftskreise sehr verschieden. Der Schüppchenwinkel ist am Grunde spitz, so daß sich die beiden Teile der Postalar -Membran am Grunde direkt berühren, nur Syllegoptera ist mir als Übergangsform zu den Anthomyiden nach dieser Richtung hin bekannt. 1. Gruppe Oestrinae. Sq. al. normal entwickelt, am Rande sehr kurz bewimpert. — Sg. th. auffallend groß, nach außen und nach innen erweitert, den Schildchenrand erreichend und keinen Zwischenraum nach dieser Seite hin frei- lassend.. Hinterrand fast halbkreisförmig abgerundet. Randwimpern äußerst kurz (Fig. 41). Alula stark entwickelt, ziemlich spitz. — Flügelhaut tief und regelmäßig gerillt, zum Teil (besonders in Flügellappen) .|die Rillen eigentümlich geschlängelt. 2. Gruppe Hypoderminae. Sq. al. normal gebildet, am Rande sehr kurz bewimpert. Sq. th. außerordentlich stark entwickelt. Bi: 2 Bei Hypoderma abgerundet viereckig, fach kappenartig gewölbt, am Rande fast kahl. Erweiterung nach dem Schildchen zu fehlend, so daß ein breiter Raum zwischen Innenrand und Schildchen freibleibt (Fig. 38), ungefähr wie bei Aricia. — Flügel mit starken Rillen. — Postscutellum ziemlich stark entwickelt, obere Hälfte häutig. Oestromyiva hat das Thoraxschüppchen mehr in die Länge gestreckt; es ist länglich eiförmig und erinnert in seiner Bildung an die Gruppe Rhinophorinae! Zwischen Schildehenrand und Thoraxschüppchen bleibt ebenfalls ein breiter Raum frei (Fig. 42). — | Flügelhaut deutlich gerillt. Postseutellum wenig entwickelt. Oestromyia zeigt auch in der Schüppchen- bildung keine verwandtschaftlichen Be- ziehungen zu Hypoderma, wie ich dies früher auf Grund der Bildung der Bauehschilder ae habe. 3. Gruppe na Sq. al. und Sq. th. durch einen am Grunde ziemlich breiten Schüppchenwinkel etwas voneinander entfernt. Sq. th. länglich eiförmig und wie die sq. al. am Rande sehr kurz bewimpert. Die Form des Thorax- schüppchens an Coenosiinen erinnernd und, wie bei diesen, auch vom Schildchen- rande entfernt bleibend (unvollkommene Calyptra). — Postsceutellum wenig ent- wickelt. — Flügelhaut nur mit der An- deutung von Rillen. 4. Gruppe Phasvinae. Beide Schüppchen stark entwickelt. 'Sq. th. bis zum Schildehenrande erweitert und zuweilen noch unter denselben reichend, eine vollkommene Calyptra bildend (Fig. 40). Randwimpern kurz; am Schüppchenwinkel meist ein Büschel längerer, zottiger Haare (Allophora, Phasia). Besonders bei Allophora (Subgenus Hyalomyia) und Gymnosoma ist die hintere Außenecke des Thoraxschüppchens auffallend zipfelartig vorgezogen (Fig. 43). — Flügel- haut deutlich gerillt. — Postsceutellum deut- lich entwickelt und wie bei Tachininen und Dexiinen hervorstehend. 5. Gruppe Qalliphorinae. Sq. al. meist mit zwei Längsfalten, am Rande kurz bewimpert; Schüppchenwinkel Über die Postalar-Membran (Schüppchen, Squamulae) der Dipteren. 669 unterseits fast immer mit einem Büschel längerer Haare. Sq. th, mit Ausnahme von Jdia, Bhynchomyia columbina und Rh. cyanescens, eine vollkommene Calyptra bildend, also bis zum Schildchenrande erweitert. Die genannten Gattungen jedoch müssen ihrer nach innen kaum erweiterten Thoraxschüppchen wegen als Übergangs- formen zu den Aricia-artigen Museinen betrachtet werden (Stomoxys)). Die Randbewimperung der beiden Schüppchen ist in Bezug auf Länge und Färbung bei den verschiedenen Arten oft charakteristisch. So haben z. B. Calliphora vomitoria und erythrocephala, sowiel'ynomyia ein dunkel gerandetes und schwarz be- wimpertes Flügelschüppchen, dagegen ein weiß gerandetes und ebenso bewimpertes Thoraxschüppchen. Onesia sepuleralis hat beide Schüppchen weiß gerandet und weiß bewimpert. Sehr charakteristisch für gewisse Formen ist auch die aufrecht stehende Behaarung auf der Oberseite des Thoraxschüppchens. Ich sehe diese Behaarung bei Calliphora vomitoria und erythrocephala, Oynomyia mort., Acro- phaga alpina, Onesia sepulcralis Mg. und vespillo Fl. Flügelhaut gerillt. — Postscutellum nicht oder nur wenig hervortretend. 6. Gruppe Sarcophaginae. Die beiden Schüppchen wie bei den- jenigen Formen der vorigen Gruppe ge- bildet, welche das Thoraxschüppchen bis zum Schildchen erweitert haben. Die Be- wimperung ist überall sehr kurz, und zu- weilen finden sich am Angulus zottige Wimpern. Oberseite der Sq. th. immer kalıl. Die Gattungen Miltogramma und Metopia sind durch auffallend große Thoraxschüppchen ausgezeichnet. Bei der ersten Gattung be- deckt es noch breit die Seiten des soge- nannten ersten Hinterleibsringes und ragt seitwärts noch über denselben hinaus, wie bei gewissen Phasiinen; bei Metopia ist es mehr langgestreckt und nach außen nicht erweitert. Alle-von mir auf Grund der Bildung der Bauchsegmente zu den Sarcophaginen gestellten Gattungen (vergl. No. 1, Bd. I der „Illustrierten Zeit- schrift für Entomologie‘“‘) haben das Post- 670 Bunte Blätter. sceutellum nicht oder sehr undeutlich entwickelt, wodurch sie sich ebenfalls von allen Dexiinen und Tachininen unterscheiden. 7. Gruppe Rhinophorinae. ‘ Die hierher gehörenden Gattungen, also Rhinophora, Phyto, Melanophora und Ver- wandte, zeichnen sich aus durch ein mehr oder weniger gestrecktes, vom Schildchen- rande entfernt bleibendes Thoraxschüppchen. — Flügel mehr oder weniger deutlich ge- rillt. Postscutellum nur wenig entwickelt. Sarcophaginen und Rhinophorinen ‚sind jedenfalls naheliegende Verwandtschafts- kreise, welche sich wahrscheinlich als zwei divergierende Entwickelungsreihen aus Aricia- bezw. Coenosia-artigen Antho- myiden entwickelt haben. Flügelgeäder und Thoraxbeborstung haben den Charakter der Calyptraten angenommen, Stirnbilduns bei Pyrrhosia undeutlich. und bei Rhinophorinen auch die Form des Thoraxschüppchens sind erhalten geblieben. 8. Gruppe Dexvinae und 9. Gruppe Tachininae. Beide Gruppen unterscheiden sich hin- sichtlich der Schüppchenbildung nicht von- einander. Das Thoraxschüppchen ist immer bis zum Schildchen erweitert und zuweilen auch auffallend groß (Psalida, Labidogyne). Eine längere Randbewimperung habe ich nicht beobachtet, und auch am Schüppchen- winkel scheinen längere Haare nur vereinzelt vorzukommen (z. B. bei Erigone). Als einzige 'Tachinine mit oberseits behaartem Thorax- schüppchen kenne ich nur Nemoraea pellucida. Postsceutellum bei allen Formen beulenartighervortretend. Flügelhaut deutlich zerillt und nur bei Thryptocera, Siphona und Verwandten ungerillt. Auch sind die Rillen ziemlich Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der kartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. VII. Durch das vorzeitige Zurückziehen des Ausstellungs-Materials von einer Seite wurde unvorhergesehen ein weiterer Raum frei, der im wesentlichen sofort von dem „Natur- historischen Museum zu Hamburg“ (Direktor Dr. Kraepelin) für die Darstellung fernerer Präparate benutzt worden ist. In elf Kästen größeren Formats wird mannig- faltiger Pflanzenfraß tierischer Schädlinge vorgeführt. Abgesehen von den einfach flach gepreßten Blättern mit Gängen von Micro- lepidopteren -Larven sind die Pflanzen mit größter Sorgfalt präpariert; die nachträgliche künstliche Färbung erscheint besonders in manchen Blüten (Lysimachia, Lotus, Vieia u. a.) naturgetreu (bei den Blättern nicht selten weniger), die normale Form ist meist ent- schieden gewahrt, so daß der Eindruck im allgemeinen ein fast vollkommener genannt werden darf. In den vier ersten Kästen finden sich! Minen im Innern von Laubblättern, erzeugt durch Insektenlarven (Micro'), je sechs Stück. 1. Fleckenminen von (aliosyphinga, Entodecta, Spilogrypha, Agromyza spec.; 2. Flecken- und | den Gangminen von Lithocolletis, Phyllocnistis, Cemiostoma, Nepticula spec.; 3. Phylloporia, Gracilaria, Ornix, Coleophora, Heliozela spec. mit ihren Minen, und 4. Lithocolletis- Arten (tenella, alniella, ulmifoliella, cydoniella, oxya- canthae, Froelichiella). Die einzelnen Blätter sind zwischen zwei Glasplatten gepreßt auf- gestellt. Trotz der Sauberkeit der Ausführung ist doch manches, wie die Faltenbildungen durch die Lithocolletis, hierbei unkenntlich geworden; auch erleidet die ursprüngliche Schärfe der weißlichen Minen auf den Blättern so recht erhebliche Einbuße, so daß eine künstliche Nachhilfe zu empfehlen wäre. Überhaupt möchte aber die Erhaltung der Blätter in ihrer natürlichen Form anzustreben sein. Es folgen dann sieben Kästen „Pflanzen- läuse“, ich wiederhole,' mit teils musterhaft präparierten Pflanzen, die durchaus den an dieser Stelle bereits vertretenen Anforderungen gerecht werden. 1. Phytoptus galiobius, maecro- trychus (Blattkräuselungen an der Hainbuche, latirinelus (Triebspitzen-Deformation an Lysi- machia), laevis (kleine Blattgallen an der Erle), artemisiae (Deformation des Blütenstandes). Bei latieinetus und artemisiae, wie in manchen weiteren Fällen ist auch die normale Pflanze zum Vergleich recht lehrreich beigegeben! 2. Phytoptus ononidis; ferner Schildläuse in ihren Wirkungen: Aspidiotus (nerü am Epheu u. a.), Lecanium, Chionaspis (vaceinii am „Bickbeere“) spec. — 3. Pemphigus (xylostei mit 4 ; h | 4 bekannten Wachsausscheidungen auf Bunte Blätter. 671 Geißblatt) und Aphis spec. (viburni, durch deren Saugen nach unten gerichtete Blatt- krümmungen am Schneeball entstehen; oxya- canthae, welche die Dornblätter rotblasig auf- treiben ...). Hier wie früher ist übrigens die sorgfältige Etikettierung sehr zu schätzen. Eine vöburni in beiden Geschlechtern (Weibchen sowohl der lebende Junge gebärenden, als auch Eier legenden Form!) prägnant dar- stellende Zeichnung starker Vergrößerung ‚erscheint ganz besonders wertvoll. — Kasten 4 enthält Deformationen, erzeugt durch Blatt- läuse (Nectarophora, Cryptosiphum, Aphis spec.), Schildläuse (Orthezia spec. |[„Zotten- schildlaus“ an Stengel und Blättern der Brenn- nessel]) und Wanzen (Laccometopus spec. (Deformationen derBlüte am „Poleychamander“ aus der Krim). millefoki liegen Zeichnungen vor. — 5 bringt Aphis- und Dichelomyia-Präparate: A. eraccae am Stengel, die schwarze cardui ebendort, bicolor mit von ihr deformierten Blütenständen;; Dich. persicariae am Knöterich und viciae. Gezeichnet wurde das Männchen von cardui. — 6. Weitere Dichelomyia, Oligotrophis (pter- micae an Schafgarbe), Diplosis, Urophora (cardui an der Ackerdistel in mehreren Präparaten) spec. — 7. Diplosis, Asphondylia, Dichelomyia und Rhopalomyia spec. Indem ich noch zur Seite 638 berichtige, daß der dort bei dem Psil. monacha-Präparat gedachte „Leimring“ in natura, ein selten instruktives und schönes Stück, vorgeführt ist — meine Notizen hatten mich irregeführt! —, hebe ich nochmals hervor, daß das Ausgestellte dem Direktor des Museums, wie dem Vor- steher der entomologischen Abteilung, Herrn Dr. v. Brunn, zur Ehre gereicht; es zeigt auch, daß diese in den Herren A. Sauber und L. Graeser thatkräftige Unterstützung ihrer Absichten finden, von denen der erstere sich durch seine microlepidopterologischen Studien, der letztere durch seine Forschungs- reisen in Asien weitere Verdienste erworben "haben. Wenige, aber äußerst bemerkenswerte, wertvolle Präparate: 6 Pistacien-Gallen in Spiritus von Prof. Courchet, Montpellier sind dann noch seitens des Botanischen MuseumszuHamburg(Prof.Dr.Sadebeck) neu ausgestellt, in der That ganz eigenartige Deformitäten, die durch Aploneura lentrici, Pemphigus semi-lunarilis, cornicularius und utri- cularius erzeugt werden. Von den letzten beiden finden sich mehrere Präparate (Jugendgallen und auffallend große cornicularius-Gallen). Eine kleine Veränderung war bei meiner letzten Anwesenheit auch in der Ausstellung desHerrn Zimmermann eingetreten, insofern in lebenden Zuchten nunmehr Pieris brassicae und Papilio machaon vorgeführt wurden. Die mit einigen Puppen und krepierten Raupen besetzten Blätter und Köpfe des Blumenkohls boten kein besonders anziehendes Bild; einen _ vorteilhafteren Eindruck machten jedoch die bi Im machaon. Schr. Eine Exkursion in den Harz. In der Zeit vom 20. bis 28. Juli d. Js. machte ich einen kleinen Ausflug in den Harz. Wenn mich auch der Umstand, daß ich mich in Begleitung eines älteren Herrn befand, hinderte, der Insektenjagd in der Weise obzuliegen, wie ich es wohl gewünscht hätte, so war es mir doch möglich, eine kleine Beute mit nach Hause zu bringen und einen Einblick in die Coleopteren- Fauna des Harzes zu gewinnen. Gleich am ersten Tage setzte mich die große Menge. des Trichius fasciatus L. in freudiges Staunen, welche es sich trotz der vorgerückten Jahreszeit auf Blüten von Doldengewächsen (Umbellaten) recht wohl gefallen ließen. Auch nachher habe ich das überaus häufige Auftreten dieser in der Lausitz, Von Crypt. solidaginis und | wie überhaupt wohl im Tieflande, nicht eben gemeinen Art beobachten können. Am häufigsten kamen die Tiere vor am Abhange des Hohnsteins bei Stolberg, im Selke- und Bodethal. Ich fand Käfer in den verschiedensten Farbenschattierungen, z. B. war bei den einen die Grundfarbe der Flügeldecken ein helles Gelb, bei anderen ein ganz dunkles Braun; bei einigen war die Partie um das Schildchen herum rötlich; manche waren rot, andere weiß, manche dünn, andere sehr dicht behaart. Auch fand ich Exemplare mit einem dunklen Punkt auf jeder Flügeldecke u. dergl. m. An Zahl, wenn auch nicht an Arten, am reichsten war die Familie der Bockkäfer (Cerambyeiden) vertreten. Überall machten sich auf Doldengewächsen und Brombeer- sträuchern die stattlichen Sirangalia armata Herbst breit, reich an kleinen Verschieden- heiten, ebenso die kleineren Pachyta cerambyei- formis Schrank. Daß die überall gemeine Leptura rubra L. nicht fehlte, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Dagegen dürfte der Fund eines Pogonocherus fascieulatus Deg. auf den „Rabenklippen“ bei Ilsenburg wohl eher der Erwähnung wert sein. Wie schon bemerkt, fand ich gerade bei den Cerambyeiden keinen eben großen Artenreichtum, wenn auch natürlich gemeine Arten, wie Strangala mela- nura L. und andere, nicht fehlten. An RBRüsselkäfern (Curculioniden) waren fast nur kleine Arten zu finden, aus- genommen etwa den allerwärts im Gebirge häufigen Otiorhynchus multipunctatus Fabr., welcher selbst hoch auf der Brockenkoppe noch vorkam. Übrigens war dieser Käfer fast meine einzige Ausbeute, welche ich auf dem Brocken machte; es mochte dies wohl ‚lan der verhältnismäßig späten Jahreszeit und dem ungünstigen Wetter liegen, denn auch all mein Umwälzen von Steinen war erfolglos. Unter den übrigen Rüßlern fanden sich kaum nennenswerte Arten: einen großen Teil der kleineren Arten habe ich auch bisher noch nicht zu bestimmen Zeit gefunden. Um Stol- berg fand sich Apoderes coryli L. in ziemlich großen Mengen. Zwei reizende, kleine Prachtkäfer (Bu- prestiden), der Art Anthaxia quadripunctata L. 672 Bunte Blätter. angehörig, fand iich bei Ilsenburg. Die kleinen, schwarzgrün glänzenden Käferchen mit den vier eingedrückten Punkten auf dem Hals- schilde bereiteten mir keine geringe Freude. In mehreren, teilweise ganz schönen Arten waren die Blattkäfer (Chrysomeliden) vertreten. Im Okerthal fand ich die C'hryso- mela menthastri Saffr. in vier Exemplaren, im Selkethal ein Exemplar der Lina (Melasoma) aenea L., bei Straßberg (Unterharz) auf Labi- aten die Ohrysomela fastuosa L. (2 Exemplare), 3 Exemplare derselben Art, jedoch weit farben- prächtiger, im Bodethal (Hirschgrund), die Gastrophysa polygoni L. ebenda, sowie noch verschiedene andere Arten. Überraschend war der fast gänzliche Mangel an Laufkäfern (Carabiden). Meine ganze Ausbeute aus dieser Familie bestand aus 1 Harpalus ruficornis Fabr. (Ahrendsberg bei Romkerhall), 1 Patrobus excavatus Payk. (Okerthal) und 1 Harpalus aeneus Fabr. (Bode- thal)! Auch an Schnellkäfern (Elateriden) waren keine großen Raritäten zu finden, wenn man nicht einen Diacanthus aeneus oder ähn- liche als solche bezeichnen will. Allenfalls konnte man noch mit einem Ketinus aterrimus L. (Rabenklippen bei Ilsenburg) zufrieden sein. Ebensowenig war an Weichkäfern (Telephoriden) zu holen. Außerst häufig fand sich neben Cantharis fulva Scop. die Cantharis rufa L. (Harzburg). Von besseren Arten ist nur eine (antharis abdominalis aus dem Bode- thal (Hirschgrund) zu nennen. Von Coecinelliden wüßte ich nichts als bemerkenswert hervorzuheben. Nicht unerwähnt lassen dagegen will ich einen im Bodethal erbeuteten Dascillus cer- vinus L., auch eine Anomala aenea Deg. aus dem Selkethal. Von Scarabäiden erbeutete ich außerdem noch Aphodius erraticus L. und fossor L., welche ich nur deshalb erwähnen will, weil ich sie hoch oben auf der Brocken- koppe, direkt vor dem „Brockenhause“, im Kuhmist grabend fand. A. Martin. Magdalinus aterrimus in Weiden. An den Ufern des Gardasees bei Rina unter- suchte ich mehrere abgestorbene Stämme von der Trauerweide, in deren Holze viele Käferlarven hausten. Ein Rindenstück aber war schön durchzogen von Gängen, die ich als von Bostrychiden herrührend ansah _ Es waren diese Käfer nicht die Urheber, sondern Magdalinus aterrimus, der im Larvenzustande und vollendet, frisch und vertrocknet in den Kammern aufgefunden werden konnte. Die Gänge sind breit und flach, in großen Windungen angelegt, an den Stellen, wo die Verpuppung vor sich ging, enger gewunden und mit einer Grube versehen. Das Splintholz war kaum in Mitleidenschaft gezogen. In meiner Sammlung von Borkenkäfern, die ich nur mit Fraßstücken zusammen auf- bewahre, befand sich noch keine derartige Schädigung an- Weiden, konnte auch nichts Derartiges in den mir zugänglichen Schriften entdecken. Schade, daß wegen Raummangels das große Rindenstück zurückgelassen werden mußte und nur ein handgroßes mitgenommen werden konnte. Dr. Rudow. Zur Lebenszähigkeit von Insekten, dieinNo.41, Bd.Il der, Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“, Seite 654 berührt wurde, kann ich folgenden wunderbaren Beitrashinzufügen: Am6.Julid.J. fand ich in Manneshöhe am Stamme einer Roß- kastanie einer viel begangenen Allee 1 © von Portihesia chrysorrhoea L. (Goldafter), das mit der Hinterleibsspitze eigentümliche, langsame, kreisförmige Bewegungen ausführte. Dabei war seine Stellung eine völlig unnatürliche, da die Flügel nicht dachförmig, sondern halb gebreitet lagen. Beim Nähertreten schärferen Ansehen gewahrte ich erst, daß Kopf und Mittelleib des Falters voll- ständig zerquetscht waren und klebend platt an der Rinde hingen. Ferner, daß unter und hinter dem Hinterleib schon der Eier- haufen lag und dieser eben seine Bedeckung mit den Afterwollhaaren erhielt. Diese Arbeit war es, welche die eisentümliche, kreisförmige Bewegung des noch lebenden Hinterleibes bedingte: sie ging mit maschinenmäßiger Genauigkeit vor sich, die Wollhaare schoben sich bandförmig langsam aus dem Afterbusch und wurden dachziegelartig über die noch klebenden Eier gebreitet! Etwas Wunder- bareres sah ich noch nie! Frhr. von Schilling, Friedrichshafen am Bodensee. Litteratur. Qudemans,’ Dr. J. Th. De Nederlandsche Insecten. Met 36 steendrukplaten en ruim 300 figuren in den tekst. In 12 afleveringen. 90 cents per afl. 's Gravenhage, Martinus Nijhoff. Von dieser Arbeit ist nunmehr Heft 5 erschienen, enthaltend (Seite 193 bis 240) die Odonata, Plecoptera, Orthoptera, Corrodentia und Thysanoptera mit 26 Textfiguren und den Tafeln VII und VIII (25 Einzelabbildungen). Da ich noch mehrfach Gelegenheit haben werde, über dieses Werk ausführlicher zu referieren, hebe ich jetzt nur hervor, daß die vorliegende fünfte Lieferung durchaus im Sinne der früheren gehalten ist (vergl. das Referat Seite 336, Bd. II der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“)! Sn Chur: Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. und a De ee en a Be ne ee A kn Mh 4 DT EEE Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. 673 er EEE Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. Von Dr. Chr. Schröder. (Mit vier photographischen Abbildungen.) Er ist kein Unbekannter, der „Ringel-| gezählt!) dasselbe in Form eines Ringes spinner“, Bombyx neustria L. Ein gleich- |umgeben. Er wie die anderen Beobachter farbiges, zwischen Ockergelb und sattem |lassen die genauere Art der Ablage im ‚ Rotbraun variierendes Kleid mit zwei rötlich | Zweifel. Da. aber gewöhnlich behauptet braunen oder gelblichen Querstreifen — deren | wird, daß die Eier den Stengel in Gestalt Zwischenraum öfters, und besonders beim | von Schraubenlinien umziehen, darf vermutet Weibchen (Nördlinger), dunkel bindenartig | werden, daß der Falter, nach der Ansicht ausgefüllt ist — auf den Vorderflügeln incl jener, gewissermaßen einen einzigen Eifaden mit teils verloschenem Mittelbande auf den |mehrfach um denselben schlinge. ‚hinteren charakterisiert das Aussehen des Dies ist jedenfalls nicht immer der Fall. Falters, welcher gegen 30 (3) bis 40 (2) mm | Die „Ringe“ zeigen nämlich bisweilen in Flügelspannung besitzt. Beide Geschlechter | ihrem Verlaufe eine ganz verschiedene Breite. tragen abwechselnd heller und dunkler se- | Der einzige, mir augenblicklich vorliegende färbte Fransen. Das Männchen ren u} besitzt beispielsweise an einer bestimmten sich jedoch, wie bei allen Arten der Gattung, Stelle acht Eierchen nebeneinander, an einer durch breit kammzähnige Fühler, auch |anderen aber 11; dieses Gelege kann also ‚durch den schlankeren nie aus. wohl nicht gut aufjene Weise erzielt worden Die Art ist „in fast ganz Europa und dem |sein, vielmehr dürfte hier Blankaart recht angrenzenden Asien, vom südlichen Lappland | haben, der 1690 bereits schrieb: „.... und nn Calabrien und Kleinasien, und von|dieses denke ich daher, daß der Schmetter- England bis zum Altai bis in die Berg- ling rund umb das Ästgen gehet und seinen regionen“ verbreitet und häufig. Meist im | Schwantz von einer Seite zur andern beweget Juli erscheint der Falter. Am Tage im|und also folgbarlich von einer Ecke zu der Laubdache der Bäume oder im Dunkel von | anderen (vier) Eyergen leget, sodann weiter Dächern und dergl. verborgen lebend, |fortkreucht und wieder (viere) auf einer kommt er erst abends und nachts aus seinem | Reihe leget“. Trotzdem mag die erstere Verstecke hervor; gern fliest er auch dem | Ansicht im allgemeinen sehr a der That- Lichte zu an die ae u uch entsprechen. begehren. = Die Eier selbst sind dattelförmig, an- ‚Kaum acht Tage nach der Bene einander gepreßt, oben mit einem Grübchen beginnt das träge, sonst wenig fliegende |in einer Ringfurche versehen. Sie liegen in Weibchen das Brutgeschäft (Rösel). Es|einer anfangs weichen, klebrigen, dunklen wählt sich hierzu irgend einen Obstbaum, | Masse, die aber nachher so sehr erhärtet, welcher Art er auch sei, wäre es selbst| daß der Ring ganz fest und hart wird, sich eine Zwergmandel (Amygdalus nana), oder | wie mit Firniß überzogen ansieht und nur einen anderen Strauch oder Baum aus der|mit Gewalt gesprengt werden kann. Von Hecke oder auch dem Walde, und vertraut | der Festigkeit desselben legt auch der vor- einem Zweiglein desselben (bei Bäumen von |liegende, welcher sich an einem reichlich höchstens dreijährigem Holz [Nördlinger]) | !/, em im Durchmesser haltenden Eichenzweig sein Eigelege an. Die Methode der An-| befand, beredtes Zeugnis ab. Dort, wo das ordnung der einzelnen Eierchen ist eine | Eigelege gesessen hat, ist, der Zweig höchst eigentümliche; ihr verdankt der|ungefähr 1 mm ringförmig eingeschnürt, mit Falter bekanntlich seinen deutschen Namen. | dem weiteren Wachstum ward aber doch An derselben Stelle im Kreise um das|der Ring gesprengt, so daß ich ihn derart Zweigchen rückend, schreibt der letzt-|lose vorfand. Weder Regen noch Schnee genannte Autor, legt es ein Ei ans andere, |und Eis können denselben sonst abspülen. bis einige Hundert (selbst 400 wurden |— Erst im April oder Mai des nächsten Illustrierte Zeitschrift für Entomologie. No. 43. 1897. 674 Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. Jahres erscheinen die Räupchen. Nach Nördlinger soll es zwei Tage dauern, ehe sie sich mühsam durch die harte Eischale oben in der Mitte herausgenagt haben. Ferner behauptet Reaumur, daß die Eier auf Rosensträuchern schon einige Wochen früher, manchmal schon in den ersten Tagen des April, zur Entwickelung gelangen, früher beispielsweise als die auf Pfirsich- bäumen. Ein absichtlich früheres Eier- legen des Weibchensauf den eher er- grünenden Rosenstöcken möchte ich hieraus aber nicht folgern. Ratzeburg sah sie nach dem Auskriechen im Frühjahr bei kalter Witterung noch mehrere Tage auf dem Eierring zu- bringen — ich beobachtete etwas ganz Ähnliches bei der verwandten Bomby& lanestris L.! — ‚schmutzig selbe, graugelblich geworden. Über den Rücken hinab bemerkte derselbe eine breite, allerdings hauptsächlich durch die gelben Einschnitte gebildete Dorsale, die sich jedoch erst nach der Häutung klar vom schwarzen Kopf und Kragen aus in braungelb und schwärzlich abwechselnder Streifung erkennen ließ. = Daß die Nahrung vor- erst aus- schließlich in zarten Knospen be- stehen kann, möchte selbst- verständlich sein. Ratze- burg traf sie halb in diesen versteckt an, Blüten- anlagen bereits im Keim zer- stören. Wäh- rend sie sich in ihrer frühe- sten Jugend nicht weit von ihrem Ent- stehungsorte zu entfernen pflegen, be- geben sie sich doch bald ge- meinsam zu den tiefer ge- legenen Teilen und sich mit des Astes und unzähligen Abbild. 1: Wohngespinst von Bombyx neustria L.-Raupen schlagen dort, Fäden über- an Prunus spinosa (Schlehe). [Vi]. besonders gern spinnen. Über- an einer haupt übt die Witterung einen großen | „Gabel“ desselben, ihr ziemlich starkes Einfluß auf die Entwickelung der|Wohngespinst auf (vergl. Abbildung 1), Räupchen aus. mit welchem sie mehrmals wechseln. Diese zunächst gegen 2/2 mm langen | Sehr geselligs, vereinigen sie sich Tierchen tragen ein ganz schwarzes Gewand mit langen, hellbraunen Haaren und kaum sichtbaren, braunen Ringeinschnitten. Un- mittelbar vor der ersten Häutung fand Nördlinger die langen Härchen von grauer Farbe und das Kleid der Raupe schmutzig immer wieder, nicht selten zu Hunderten, nachdem sie ihren Hunger gestillt haben. Namentlich dienen ihnen diese „Nester“ nicht nur gegen ungünstige Witterung, sondern auch als Schutz gegen die Gefahren, die sie während der Hiäutungen, wegen so daß sie die . Le ae ia - = hafteren Bewegung be- dienen sie den kühleren Stunden des men auf einen anderen ihrer Hilflosiokeit, schwerer als sonst be- drohen. Diese Geselligkeit verliert sich allerdings mit dem weiteren Wachstum etwas, doch habe ich selbst erwachsene Raupen, vor- züglich am Stamme unter stärkeren Ästen, gemeinsam ruhen sehen, fünfzig und mehr Individuen auf seidenartig übersponnener Unterlage zu einem „Raupenspiegel“ zu- sammengedrängt. Im warmen, nicht allzu- heißen Sonnenschein schlagen sie behaglich mit der vorderen Hälfte ihres schlanken Körpers hin und her; derselben, nur leb- sich aber auch, um bei Beunruhi- sungen ihr Mißfallen aus- zudrücken. — Ihr Fraß währtnach RatzeburgTag und Nacht; auch ich habe sieam Tage, namentlich in Morgens und besonders des Abends der Nahrung nachgehen sehen, und es schien mir dies die eigent- liche Zeit hierfür zu sein. Von einem abgeweideten Baume sollen sie zusam- kriechen. Schmidberger sah sie einst im Mai eifrig mit dem Aus bessern und Vergrößern eines „Goldafter“ - Ge- spinstes beschäftigt. Ja, a bezogen dasselbe zu- Abb. 2: Bombyx neustria L.-Raupe. [2/3]. sammen mit den Gold- aftern, gingen mit ihnen auf die Weide und benahmen sich wie Glieder derselben Familie. Eigentümlich ist übrigens die Behauptung Löws, daß sie nach der dritten Häutung mehr von Flechten und der Rinde leben; dies ist jedenfalls unrichtie, denn von selbst werden die Obstbäume wohl nicht kahl. Die blaugraue Grundfarbe der sechzehn- füßigen erwachsenen Raupe wird von sechs rotgelben, dunkel gesäumten, kaum ge- schwungenen Längslinien durchzogen, welche eine breitere von weißlicher Färbung in ihrer Mitte einschließen. Der Kopf trägt zwei schwarze Scheitelpunkte; am ganzen Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. 675 Körper erheben sich zerstreut weiche und lange Haare (vergl. Abb. 2). Es ist übrigens sonderbar, daß sogar das Rotgelb der Streifen als Grundfarbe genannt wird (Judeich und Nitsche). Dieser charakteristischen Zeichnung mag auch die Bezeichnung mancher Gegenden der „Livree- Raupe“ für sie zuzuschreiben sein. In der ersten Hälfte des Juni, hier zwei bis drei Wochen später, ist die Raupe in der Regel ausgewachsen. Kurz vor der Verpuppung wandern sie, um in Ecken und Spalten eine passende Örtlichkeit zur Anferti- gung ihres Puppen- gespinstes zu suchen; . jede geht ihres Weges, so daß man meist nicht zwei nebeneinander ver- sponnen findet, wenigstens nur bei sehr massenhaftem Vorkom- men. Öfters lest sie das Gespinst für die Puppenruhe auch zwischen den Blättern ihrer Wohnung an, diese mehr oder minder ge- schickt zu einem Gehäuse zusammenziehend. In diesem ruht die blaugraue oder -matt schwarzgraue Puppe, deren vorne stumpfer und runder, mit einer Menge kurzer Härchen besetzter Körper sich nach hinten zu allmählich verschmälert und in eine Spitze ausgeht, in einem doppelten Gespinste, einem weißen, inneren, dichteren und einem äußeren, lockeren, durchsichtigen. Beim uf ® « 8 3 \ 8 # ® Zerreißen desselben entfliest eine Menge weißgelben, welchem die sehr bewegliche Puppe ein- gebettet lag. puderähnlichen Staubes, ın Nach durchschnittlich vier Wochen, also meist im Juli, erscheint dann aus ihr der Falter in einer einzigen Generation. An den Obstbäumen im Garten wie im Walde, namentlich an Eichen, Weißbuchen und Pappeln, kann die Raupe höchst schädlich werden. Es ist von Interesse, die außer- 675 Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. ordentlich mannisfaltise Nahrung derselben] In einzelnen Jahren fressen sie ganze in der Litteratur zu verfolgen. Kaltenbach | Obstgärten kahl; so hier regelmäßig während und andere nennen: Apfelbaum, Birnbaum, |der letzten drei Jahre in den Ländereien j Quitte, Eberesche, Weißdorn, Schwarzdorn, |der Richtung nach Neumünster zu (vergl. EWR a HZ En BE NE EN Abbild. 3: Frass von Bombyx neustria L.-Raupe an Pirus malus (Apfelbaum). (Voorde bei Kiel, 17. 6. 1897.) Pflaume, Schlehe, Kirsche, Aprikose, Eiche, | Abb. 3 und 4), so daß nicht nur die Ernte Ulme, Birke, Buche und Hainbuche, Ahorn, |stets verloren ging, sondern die Bäume Pappel, Weide, Rose, Brombeere und Him- |selbst einzugehen drohen, teils auch schon beere, Hartriegel, Weiß- und Schwarzerle, | vernichtet sind. Auffallend war es mir, ja sogar Wacholder; Eschen und Linden )daß die vielen Tausende von Raupen erst dagegen scheinen verschmäht zu werden. |zu den Birnbäumen auf der anderen Seite "dadurch em- zerstören, wenn . ‘sie gerade in Der Ringelspinner, Bombyx neustria L. 677 der Ohaussee übergingen, wenn die Apfel-\Dohlen, Elstern, Kuckuck und besonders bäume abgefressen waren. Von einem un-|Finken und Sperlinge, die ihre Jungen damit gewöhnlich starken „Wald“fraß seitens der |füttern sollen (Nördlinger) und Meisen neustria schreiben noch Judeich und Nitsche, | (Brehm-Roßmäßler). Ich führe hier folgende bei welchem 90% von 70- bis 100Jjährigen | eigene Versuche in dieser Beziehung an. Eichen kahl gefressen wurden, der Frucht- Herr H. Kähler besitzt eine größere ertrag deralten . Hühnerzucht Stämme ver- (Rassen: Ply- loren ging, und S mouth-Rocks 20%, von drei- | und Minorka), bis vierjährigen die nach aller- Eichenloden hand ‚Gewürm“ verdorrten und sehr gierig sind. die Eichen- Sie betrachteten heister im die reichlich Wuchsezurück- vorgeworfenen , blieben. Teer- lebenden anstrich nützte Raupen miß- hier nichts, da trauisch, pickten prüfend zu, zerrten sie auch wohl mit dem Schnabel hin und her, aber stets ohne sie zu fressen! Herr J. Junge hat seit zwei bis drei Jahren eine sehr zahme Dohle, die ge- wohnt ist, aus der Hand ihres Herrn Nahrung entgegen- zunehmen und besonders gern Larven genießt. In der Voraus- setzung, auch die folgenden Raupen über die fest- geklebten hin- wegkrochen. Dem Obst- garten fügen sie besonders pfindlicheren Schaden zu, daß sie die jungen Knospen und mit ihnen die Blütenanlagen nicht kaltes, rauhes Wetter, vielleicht sogar mit Schneefall, ihren jetzt, wieüblich, eulungen Abbild. 4: Frass von Bombyx neustria L.-Raupe A wen u an Pirus malus (Apfelbaum). [2/3] | Busen ae empfindlich ihre > geboten zu er- Eigelege den halten, ergriff Einflüssen der Witterung gegenüber sind, |sie die Raupe hastig mit dem Schnabel, um scheint dies doch weniger für sie zu gelten. |sie sofort wieder fallen zu lassen. Etwas Abgesehen von einigen Schlupfwespen- |anderes war durchaus nicht zu erreichen. Arten, die sich sogar schon aus den |Außerdem versicherte mir Herr T. Peters, Eierchen entwickeln, so daß nicht selten | daß er früher einen Würger vergebens mit aus einem ganzen Ring kaum ein einziges |neustria-Raupen habe füttern wollen. Räupchen hervorgeht, werden als haupt- Hiermit will ich gewiß nicht die obigen sächliche Feinde der Raupe angeführt: | Angaben als unwahr hinstellen; oberflächliche 678 Das Auftreten einiger Insekten in Städten und auf dem Lande. Verallgemeinerungen sind nirsends unnützer als hier. Vielmehr sei zu weiteren Ver- suchen angeregt. Allerdings aber bin ich der Ansicht, daß die neustria-Raupe bei dem Mangel jeglicher Schutzfärbung im all- gemeinen kein besonders gesuchter Lecker- bissen sein wird. Als Mittel zu ihrer Bekämpfung empfiehlt Löw, zur Zeit des Fluges die Bäume zu schütteln, um die trägen, befruchteten Weibchen herabzustürzen, zugleich auch das Aufsuchen der Eierringe, die man, wie Bouche meint, bei dem Beschneiden der Bäume bemerke. Ich sebe jedoch Nörd- linger recht, daß das Schütteln der Bäume gewöhnlich ohne Erfols, das Aufsuchen der Eigelege aber, außer bei Spalier- und Zwerg- bäumen, zu schwierig sein wird, da schon ein sehr geübtes Auge dazu gehört, sie in ihrer vom tragenden Ästchen kaum unterschiedenen Färbung auch nur an diesen zu erkennen. Ein praktisches und wohl das beste Mittel beruht auf dem Verfolgen der Raupen. Es gilt zunächst, die Nester, in der Nähe ent- blätterter Kronentriebe auffindbar, sorg- fältig mit der Baumschere abzuschneiden einer Störung schnell an einem Faden herab- zulassen pflegen und so leicht den Nach- stellungen entgehen. Auch später kommen sie noch immer in größeren Scharen zu- sammen; namentlich bei regnerischem Wetter und glühender Sonnenhitze lassen sich ihre Gesellschaften durch einen Strohwisch oder Lappen zerquetschen, auch wohl mit Petroleum oder Pechfackeln verbrennen. Bespritzen mit Seifenwasser (schwarzer Seife!) oder dergl. mag dort, wo man leicht beikommen kann, kräftig wirken. Auch Zerschießen mit Pulver, etwa 3 em unter-. halb «des Nestes abgefeuert, zerstört sie in ihren Brutgespinsten, ohne dem Baume zu schaden; doch sind diese dem vorgenannten Mittel nicht überlegen und kaum je vor- zuziehen. Wie Judeich und Nitsche hervorheben, wird man die Raupen im übrigen schon Ende Mai leicht entdecken, also ehe sie noch bedeutenden Schaden haben anrichten können, wenn man die jungen, noch weichen Triebe, welche die Krone am meisten über- ragen, beobachtet; diese erscheinen, da sich die Räupchen von ihnen zuerst nähren, dann und zu vertilgen, da sich die Raupen bei | entblättert. Das Auftreten einiger Insekten in Städten und auf dem Lande. Von Professor Karl Sajo. Ich erlaube mir, die Herren Leser auf eine merkwürdige Thatsache aufmerksam zu machen, die wir hier seit Jahren so be- ständig beobachtet haben, daß ich gar nicht daran zweifle, daß eben diese Erscheinung auch anderwärts sich wiederholen müsse. Es handelt sich um zwei lästige Haus- insekten: die Bettwanze (Acanthia lectu- laria) und die kleine, allesfressende Motten- raupe Tineola biseliella. Wie die Sachen in anderen großen Städten, namentlich die letztere Art betreffend, stehen, weiß ich nicht. Zu Budapest aber ist Tineola biseliella der fürchterlichste Feind aller Haushaltungen, und wenn Familien die Hauptstadt im Sommer verlassen, um in der Provinz etwas bessere Luft genießen zu können, so finden sie bei ihrer Rückkehr eben die besten Stoffe, Kleider und Möbel arg angegriffen, das Bettzeug mit inbegriffen. Übrigens ver- schmähen diese Tineola-Raupen selbst die stärksten Gewürze nicht; so kann man sie z. B. mit gestoßenem Paprika (roter spanischer Pfeffer, Capsicum annuum) im einem zugebundenen Glase Jahre hindurch züchten, so lange, wie überhaupt von dem Gewürzpulver etwas übrig bleibt. Die Bettwanze ist, so viel ist schon bekannt, in nördlichen wie südlichen Ländern allgemein heimisch, und es giebt in Städten, wo viele Mietshäuser und viel Umzug ist, kaum ein Haus, das von diesem Ungeziefer nicht angesteckt wäre. Zu Budapest herrschen hinsichtlich der Wohnung recht arge Zustände, da ein sehr großer Teil der Hauseigentümer ihre Mieter, kaum daß sie in ihrer neuen Wohnung warm geworden sind, auch gleich steigert; und das Steigern \ a A a na u dr a a le teilen will. Das Auftreten einiger Insekten des Zinses wird dann so lange fortgesetzt, bis der Inwohner seine Geduld verliert und kündiet. So entsteht zu den Umzugsterminen eine allgemeine Völkerwanderung, die den Bettwanzen ihr kaltes Herz im platten Leibe tanzen lassen muß. Denn in den funkel- nagelneuen Palästen giebt es im zweiten Jahre nach vollendetem Bau kaum eine Wohnung, wo dieses braune Nachttier nicht in Anzahl herumschleicht. So kam auch ich dazu, bei jedem Wohnunsswechsel diese üble entomologische Bescherung auf den Hals zu bekommen. Diese Zustände führten uns nun zu der interessanten Beobachtung, die ich hier mit- Als wir zum erstenmal im Begriffe waren, einige Möbel aus unserer Stadtwohnung auf - unseren Sommer- aufenthaltsort (Kis-Szent-Miklös) heraus- . zubringen, hatten wir nicht geringe Bedenken wegen der genannten zwei Insektenplagen, da wir mit Recht befürchteten, ‘mit den Möbeln auch unsere Sommerwohnung auf nicht angenehme Weise zu bevölkern. Weil wir aber Gäste zu erwarten hatten und die Sache dringend war, mußten wir unsere Bedenken zum Schweigen bringen. Und in der That zeigten sich, besonders in einem Diwan, die gefürchteten Sechsfüßler. Wir waren nun darauf gefaßt, daß es hier einen _ argen Kampf gegen das neueingebürgerte Das geschah aber Denn Ungeziefer geben werde. zu unserer großen Freude nicht. bereits nach vier Wochen zeigte sich von| Acanthia lectularia gar keine Spur- mehr, und ebensowenig meldeten sich die Angriffe von Tineola biseliella. Im folgenden Jahre ließ ich, mich auf diese Erfahrung stützend, im Frühjahre gerade jene Möbel, aus welchen die genannten Hausinsekten beinahe gar nicht heraus- zubrinsen waren, einfach hierher aufs Land bringen; und dasselbe thaten wir mit sämt- lichen Kleidern, auch mit den Winteranzügen, die bereits entschieden mit Motteneiern besetzt waren, da die Tineolen abends in großen Massen durch das Fenster aus den Nachbarwohnungen in die unsrige herein- flogen. Das Resultat war, daß das ganze feindliche Insektenheer hier binnen kürzester Zeit verschwand und keine weitere Infektion übrig blieb. Wir sind nun seit jener Zeit schon öfter in der Lage gewesen, diese in Städten und auf dem Lande. 679 Versuche zu wiederholen, und immer mit demselben Resultate. Unsere Wohnungen in der Stadt können auch infolgedessen jetzt leichter von Ungeziefer befreit werden, da diejenigen Möbelstücke, die sonst schwer zu desinfizieren wären, herausgebracht werden und in der Stadt dem Reste so leichter bei- zukommen ist. Ganz auffallend ist das rapide Ver- schwinden von Tineola biseliella, so daß wir hier von Mottenfraß vollkommen frei sind, wenn auch anfangs beim Herausziehen ein Hin- und Herfliesen der Motten zu sehen ist. Ganz das Gleiche ereignete sich bei meinen Verwandten, die hier im Dorfe selbst wohnen, während meine Familie mit mir auf der Pußta zwischen zwei Dörfern ansässig ist. Wenn aber auch diese Thatsache sich bereits seit acht Jahren immer und immer wieder bestätigt hat, so kann ich die eigent- liche Ursache, nämlich den Faktor, der hier das aufgeführte Ungeziefer ohne mensch- liches Zuthun vernichtet, nicht angeben. Auch bezieht sich das Gesagte nicht auf alle Haus- insekten, da sich z. B. Lepisma saccharınum, Anobium paniceum, Anthrerus museorum, Attagenus piceus hier alljährlich, wenn auch spärlich, einfinden. Periplaneta orientalis hingegen, obwohl diese Art schon mehrmals mit vollgepackten Holzkisten herausgebracht wurde, verschwand ebenfalls immer, und auch im Dorfe vermochte sie sich bis heute nicht einzubürgern. Es ist eine in Fachkreisen, soviel ich - weiß, als wahrscheinlich angenommene Ansicht, daß das große Hemipteron Reduvius personatus, eine Raubwanze von großer Macht, den Bettwanzen auf den Leib gehe. Und es ist Thatsache, daß ich hier gegen Herbst jährlich eine Anzahl Imagines von Reduvius in den Gemächern finde, so dab eine nicht geringe Besiedelung des nützlichen Insekts in Larvenform in unserer Sommer- wohnung angenommen werden kann. Die Larven dieser Art sind bekannterweise sehr schwer zu entdecken, weil sie eine Hülle von Staub und Kehricht als Bekleidung führen und bei Tage sich sorgfältigst in den unzugänglichsten Schlupfwinkeln ver- stecken. Es dürfte sich ähnliches an so manchen anderen Orten ereignet haben, und vielleicht könnten eben die Herren Leser der 680 Beobachtungen an Bauten und Nestern von Hymenopteren. „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ weitere solche Fälle mitteilen, die für die praktische Seite unserer Wissenschaft nicht ohne Wichtigkeit sind. Zur Lebensweise von Acanthia lectularia ist es kein unwichtiger Beitrag, daß diese Art zur Sommerzeit auch durch die Schornsteine, die während der warmen ‘ Jahreszeit ohne Rauch stehen, wandert. Ich hatte vor Jahren eine Wohnung gemietet, die beim Einzuge voll von Wanzen war. Es wurde ein Vertilgungskrieg eingeleitet, der eine gute Wirkung hatte, und nur in einem kleinen Gemache wurden an jedem Morgen, gerade am Fuße des eisernen Ofens und in dessen nächster Umgebung, neue Insekten- Reservetruppen gefunden. Es konnte dann nichts anderes angenommen werden, als daß die Wanzen gerade durch diesen Schornstein, der mit den Küchen des großen Mietshauses nicht in Verbindung stand, entweder von einem höheren oder einem niedrigeren Stockwerk herübergewandert seien, dadieserSchornstein während der ganzen warmen Jahreszeit keinen Rauch leitete. Infolge dieses Verdachtes entfernten wir den Ofen, die zur Aufnahme der Ofenröhre in der Wand befindliche Öffnung wurde her- metisch geschlossen, und nun kamen auch keine weiteren Schnabelkerfe in das Gemach, erneuerte Einwanderung aus der Nach- barschaft durch Risse in der Wand und eigentümlicherweise auch durch solche auf dem Plafond, was durch immer neue Besiedelung der Bilderrahmen in der Nähe der Wandsprünge ersichtlich war. Ein Verkitten der Risse (gerade in neuen, modernen Gebäuden häufig) hat dem Übel den Weg versperrt. Endlich fanden wir zu unserer großen Überraschung eine recht bedeutende Wanzen- Kolonie in der Speisekammer, welche mit den Wohnräumen nicht in Zusammenhang steht, deren Fenster jedoch in einen schmalen „Lichthof“ führt. Diese Ansiedelung konnte ebenfalls nur bei Nacht durch den Lichthof von irgend einem höheren oder niedrigeren Stockwerke stattfinden. Alle diese zuletzt aufgeführten Thatsachen beweisen, daß die Bettwanze in den Miets- häusern sehr gut aus einer Wohnung in die andere ihren Weg findet. Und nur auf diese Weise ist es erklärlich, daß die schönsten, funkelnagelneuen Mietshäuser schon im zweiten Jahre durch und durch mit Acanthia lectularia angesteckt sind. Und es kommen Fälle vor, daß Familien vom Lande, die mit Wanzen noch nie zu thun hatten, wenn sie in Wohnungen ganz neuer Gebäude ziehen, wo vor ihnen noch das dann gründlich gereinigt werden konnte. |niemand wohnte, die Wohnung schon mit Ein anderes Mal geschah die fortwährend | Wanzen besetzt finden. Beobachtungen an Bauten und Nestern von Hymenopteren. Von Prof. Dr. Rudow, Perleberg. Die eigenartigen Bauten von Halictus quadristrigatus und sexcinetus, den größten einheimischen Arten, bestehend in manchmal faustgroßen, mehrzelligsen Erdballen, sind schon allgemein bekannt, weil sie sich oft in zahlreich bevölkerten Kolonien vorfinden. Dagegen verbergen sich die Wohnungen kleinerer Arten viel mehr, weil sie meistens nur von einzelnen Paaren angelegt werden und deshalb nicht durch Größe ins Auge fallen. Im insektenreichen Südtirol hatte ich wiederum Gelegenheit, Bienenwohnungen aufzufinden, und zwar die Erdballen von Halictus zebrus Rsi., einer mehr südlichen Art, die sexcinctus auffallend gleicht, nur etwas kleiner ist und in manchen Jahren zahlreich an Disteln und Skabiosen saugend angetroffen wird. Am Fuße einer stark von der Sonne setroffenen Weinbergsmauer in einer grasigen Böschung waren die Eingangslöcher, wenig größer als der Durchmesser der Biene, .aber daran leichter zu erkennen, daß lockere Erde sich in deren Umgebung befand. Wie bei allen derartigen Anlagen, brauchte nicht tief gegraben zu werden, um zu einer mäßig großen Höhle zu gelangen, in welcher die Ballen lagerten. Diese, aus schwarzer Erde ul [21m ana nCL2d 11 er ie re ! Beobachtungen an Bauten und Nestern von Hymenopteren. gefertigt, unterscheiden sich in nichts von denen der oben erwähnten Arten, da selbst die Größe nicht auffallend verschieden ist. Sechs bis acht Zellen bilden eine Ver- einigung, welche sich leicht an Pflanzen- wurzeln und den Boden stützt, übrigens aber von allen Seiten frei schwebt. Die Ballen ergaben noch im August die auskriechenden Bienen, ohne Schmarotzer. In der Nähe der Nester fanden sich wieder zahlreich die Käfer NMylabris Fwuesslini, welche bei sexcinctus wirklich schmarotzen. Die weitere Höhle wird von den Bienen . regelmäßig als Aufenthaltsort bei schlechtem Wetter und als Nachtlager benutzt, so daß ich beim Ausgraben in früher Morgenstunde eine Anzahl derselben darin vorfand. Ganz anders nisten die kleineren Arten, wie Halictus maculatus, ceylindricus und malachurus. An steilen Wänden einer Lehm- grube fanden sich zahlreiche Bohrlöcher, aus denen H. maculatus schlüpfte. Beim Nachgraben ergab sich, daß jedes Schlupf- loch in eine Zelle mündete, welche sich in geringer Tiefe, ein wenig seitwärts, befand. Jedesmal war nur eine Zelle bemerkbar, diese, aber ziemlich dicht nebeneinander gelagert, bildeten auf kleinem Flächenraum trotzdem reichbevölkerte Kolonien. Die Zellen fanden sich glattwandig, ohne Auskleidung, die Larven in einem krümeligen, gelben Futterbrei eingebettet, der in kleine, eiförmise Klümpchen eingeteilt war, während die Puppen durch eine braune, derbe Haut umschlossen sind. Alle Entwickelungsstufen fanden sich nebeneinander, und auch hier wurden die Röhren vor der Larvenzelle von den Bienen als Zufluchtsorte benutzt. Die Nester der gemeinen H. cylindricus sind auf dieselbe Weise angelegt, die Puppen- 'hüllen fand ich aber immer heller gelb ge- färbt, übrigens aber keine durchgreifenden Unterschiede. Bemerkenswert ist, daß diese Biene im bunten Durcheinander mit COolletes, Panurgus und Sphecodes lebt, so daß man die Zellen dicht nebeneinander findet und die verlassene Zelle der einen Art von der anderen für sich eingerichtet. . Bei dieser Art treten Schmarotzer mehrfach auf, Tachina larvarum in Menge, kleine Echinomyia-Arten, die metallglänzende Pteromaline, Monodontomerus obscurus und als Einmieter Stigmus pendulus und kleine 681 ÖOsmien. Schon früher fand ich eine ähnliche, stark bevölkerte Kolonie in weichem Lös- sandstein in der Nähe des Bodensees, wo in großer Ausdehnung die Wände des nach- siebigen Steines durchlöchert waren. Die kleinere Art, Hal. malachurus, die in der Größe sehr veränderlich ist, baut ihre Wohnung noch auf andere Art; möglich ist es aber, daß sie bei sich darbietender Ge- legenheit gleich jenen wohnt. An einem Steine, zum Schutze des Weges aufgestellt, hoch oben auf den Bergen der Umgegend von Meran in Tirol, entdeckte ich einen eigentümlichen Erdklumpen zwischen einem breiteren Spalt. Bei näherer Untersuchung zeigte er sich als Bau einer Biene und wurde vorsichtig abgelöst. Der Stoff, aus lehmiger Erde bestehend, mit kleinen Steinchen vermischt, ist fest und widerstandsfähig und war innig mit dem Steine verbunden, so daß es eines scharfen Instruments zur Loslösung bedurfte. Der unregelmäßige Klumpen von Finger- länge und etwas größerer Dicke ist in sieben Zellen geteilt, welche unregelmäßig nebeneinander liegen, ohne bestimmte Rich- tung innezuhalten. Die weißen Larven hatten neben sich grobkörnigen, gelben, fast bröckelig trockenen Futterbrei und die Puppen eine hellgelbe Hülle. Trotz der Störung und teilweisen Zertrümmerung des Baues blieben die Bewohner entwickelungs- fähie und schlüpften im August aus, wodurch die Art festgestellt werden konnte. An Ballota nigra und Echium vulgare, beide dicht an einer sonnigen Weinbergs- mauer am Wege nach Bozen wachsend, schwärmten hell summend zahlreiche Bienen, der kleineren Art Anthophora senescens Drs. angehörend, welche ich bis dahin nur in der Lombardei gefunden und aus Süd- Frankreich erhalten hatte. Ein breites Stück Lehm, zwischen Stein- fugen als Mörtel dienend, war von den Bienen zur Wohnung hergerichtet und unterschied sich von anderen durch be- deutendere Festigkeit, welche anscheinend von durchgedrungenem Bienenspeichel her- rührte. Es gelang, ein Stück von Faust- größe herauszubrechen, welches eingepackt und der Sammlung einverleibt wurde. Der Erdballen ist mit vielen Zellen durchsetzt, welche leider nicht alle unversehrt erhalten Beobachtungen an Bauten und Nestern von Hymenopteren. werden konnten. Die Zellen sind meistens flach, unter der Decke liegend, höchstens 3 cm tief hineingehend und liegen unregel: mäßig. durcheinander. Das Innere einer jeden ist glattwandig und mit hellgelber, glänzender Haut über- zogen. Die Larven lagerten zwischen ziemlich trockenen, violettblauen Kugeln von Futter- stoff. Die. Puppenhülle hat eine hellgelbe Farbe. Nachdem die Zelle gefüllt war, wurde sie nach außen wieder dicht ab- seschlossen, so daß man keinen Eingang wahrnehmen konnte. Der Bau ist mehrmals benutzt worden, was man an wieder aus- sebesserten Larvenzellen bemerken konnte. Nach einigen Wochen schlüpften vier Männchen und ein Weibchen aus, vier Männchen waren am Nistplatze gefangen, die Weibchen waren aber so flüchtig, daß sie nicht erbeutet werden konnten. Meinem verehrten Freunde, Herrn ©. Kopp in Biberach, verdanke ich wiederum einige schöne Insektenbauten. Drei Lehmzellen der Osmia fulviventris Pz., die sich nicht von anderen, ähnlichen, Osmia angehörigen unterscheiden. Sie haben nicht frei gelegen, sondern lagen in einer Lehmwand eingebettet, die noch von manchen anderen Bienen bewohnt war. sind mit weißlichem Schleim überzogen, die Puppenhülle ist hellgelb und entließ die betreffende Biene, wodurch die Zugehörig- keit nachgewiesen wurde. Eine in der Nähe des Baues gefangene Biene hatte ein absgeschnittenes Stück Rosenblatt im Kiefer, eine Thatsache, die mir überraschend ist, da doch nur Megachtle aus Blattstückchen die Zellen anfertigt, und ich keine Auskleidung der Zellenwände mit Blättern bemerken kann. Zehn größere und kleinere Zellen von Megachtle schlossen sich den vorigen an, welche teils zu lagopoda, teils zu ligniseca gehören. Die ersteren haben die stattliche Größe eines derben Fingerhutes und sind aus Blättern von Carpinus betulus zusammen- gesetzt, die in vier Stücke geteilt sind. Alle Zellen von anderen Megachile- Arten bestehen Rosen- oder Mohnblättern, haben immer eine glatte Oberfläche, während die vorliegenden, dem Baustoffe entsprechend, stark geripptes Ansehen haben. Die Blattfarbe hat aus sich wenig ver- Die Wandungen der Zellen | ändert, jede Zelle besteht aus doppelter Lage, und alle vier sind eng aneinander- gedrängt, so daß der Deckel der einen genau an den erhabenen Boden der anderen anschließt. Das Ausschlüpfen geschah regelmäßig nach der Entstehung, und jede nachfolgende Biene benutzte die vorderen Zellen als Ausgang. Sechs Zellen der ligntseca schlossen sich diesen eng an, und es scheint, daß sie einem semeinsamen Schlupfwinkel in einer Rinden- spalte entnommen sind. Außer der geringeren Größe ist kein Unterschied zu bemerken, da Gestalt und Bauart nebst Stoff völlig übereinstimmen. Als Bewohner von Süd- Deutschland entschlüpften sie schon im August, haben dort also eine doppelte Flug- zeit; unsere nordischen Arten entwickeln sich nur einmal im Jahre, im Juli. Ferner war ich so glücklich, den Bau von der hübschen südeuropäischen Ameise, Cremastogaster scutellaris Ol., zu entdecken. Auf den Bergen in der Umgebung von Bozen fand ich ein Nest von Polistes diadema sanz zerstört und mit dieser Ameise dicht bedeckt. Der Zug der Ameisen führte zu einem Zweige einer Saalweide, welcher halb vertrocknet war. Verschiedene kleine Löeher führten ins Innere, und in der Markhöhle befanden sich die Wohnkammern. Leider konnte ich nur ein fingerlanges Stück Holz mit nach Hause bringen, das andere Stück ist verloren gegangen, jedoch ist die Anlage der Wohnung auch hieran gut zu erkennen. Zellen von der Länge eines halben Oentimeters sind in der Markhöhle aus- genagt, Zwischenwände des Markes sind stehen gelassen, aber durch Klebstoff ge- festigt, oben bleibt immer eine Öffnung als Durchgang. Die Wandungen sind ganz glatt, indem das Holz bloßgelegt ist, und so fanden sich im ganzen Zweige über zwanzig unregelmäßig große Kammern hintereinander vor. Die hintersten be- herbergten die Larven einzeln oder zu, mehreren, dann kamen die Behälter der Puppen, je nach der Entwickelung immer weiter nach vorn zu, und dem Eingange am nächsten die Aufenthaltsorte der Ameisen, welche gegen abend und am Morgen die Kammern dicht gedrängt anfüllten. Es gelang inir nicht, Weibchen oder Männchen zu finden, nur Arbeiter recht zahlreich. Diese Ameisen- Nachträglich es über die Anthrenus-Larven. Art wohnt auch in unterirdischen Bauten, wie ich an den Eingängen wahrnehmen konnte; es werden besonders Wurzelstöcke von Umbellaten ausgefressen und zu Woh- nungen eingerichtet, sie sind aber immer so zerbrechlich, daß sie nicht aufbewahrt werden können, weil man an Ort und Stelle kaum die Mittel vorrätie hat, die zur Festigung dienen. In der Nähe von Bauten der Panurgus und Sphecodes hatten sich an einer steilen, natürlichen Lehmwand auch einzelne Oilissa angesiedelt. Da die Bienen den Andrenen ähnlich sind, so lag es nahe, daß sie auch wie diese Erdbewohner sind. Fluglöcher von kreisrunder Gestalt, wenig größer als der Leibesumfang der Biene, liegen in geringer Entfernung voneinander und führen in einen fast fingerlangen, gewöhnlich schräe nach oben führenden Gang, der in eine geräumige Kammer mündet. Diese ist nicht mit Schleim verkleidet, wohl aber wird sie von der selben Puppenhiille fest anschmiegend bedeckt. — Das Flugloch wird immer nach der Füllung mit Futter dicht verklebt, und die Biene hält sich während der Nacht und bei Resenwetter in benachbarten Schlupfwinkeln auf. Insofern weicht Oilissa von Andrena ‚ab, als diese, nach meinen Beobachtungen, mehrzellise Ballen anfertist. nach Art der Halictus; möglich ist auch der Fall, daß Cihssa sich_schon fertige Höhlüngen an- seeionet und zu ihrem Zwecke nutzbar gemacht hat, wie dies bei vielen anderen auch gefunden wird. ee ‚So erzielte ich auch aus Brombeerstengeln und Zweigen von Erlen, die regelmäßig von Crabroniden bewohnt waren, mehrere Osmia- Arten, die unzweifelhaft verlassene Zellen jener zur eigenen Wohnung eingerichtet hatten. Osmia angustula, andrenoides, parvula 68:3 habe ich regelmäßig aus solchen Zweigen erhalten, andererseits als Kinmieter bei Ohalvcodoma und Erdzellen bauenden Ver- wandten gefunden; dazu kommen noch als Einmieter Osmia spinulosa und acantho- thorax nebst octomaculata. Erstere babe ich beim Nestbau in Umbellaten- und Labi- aten-Stengeln in Thüringen mehreremal beobachtet, wo sie. die Höhlen ausnagte; in diesem Falle hatte sie die schon verlassenen Zellen von Crabroniden in stand gesetzt. Ein Zweifel kann nicht vorwalten, da die Puppenreste und das Futter sich von Osmia stark unterscheidet und auch die charakteristischen Scheidewände unangetastet geblieben waren. Acanthothorax entwickelte sich aus einem Württemberger Fundstücke, octomaculata ebenfalls mehrfach, sowie merkwürdisgerweise auch aus einer Galle von Lipara lucens in eimem Schilfstengel. In diesem fanden sich nach dem Aus- schlüpfen sowohl die Puppenhülle der Biene, als auch die der Fliese zusammen in der weiten Höhlung. Mir wollte es nur nicht klar werden, wie die Biene in das Innere ge- langen konnte. In denselben Gallenbildungen von Schilf hatten sich auch kleine Sphegiden neben den Fliesen eingenistet, die unvermeidliche Wespe Stigmus pendulus und Cemonus uni- color, der als Selbsterbauer hinreichend ‘ bekannt ist. Ich vermute, daß die fette Fliegenlarve der Wespe als Nahrung gedient hat, sich diese also hier als Schmarotzer zeiote, was sie sonst nicht ist. Viele mit Puppen besetzte, mulmige Zweige harren wohlverwahrt im Beobach- tungskasten und werden manche interessante Aufschlüsse ergeben, da mein schon vorher erwähnter Freund mich mit reichem Stoff aus dem Süden versehen hat. Nachträgliches über die Anthrenus-Larven. Von Dr. Vogler, Schaffhausen. Früher, als ich es erwartet, bin ich in|mit Sicherheit die Larven und ihre Be- den Besitz von Larvenhüllen des Anthrenus|haarung schildern konnte von A. claviger pimpinellae und museorum gelangt, aber anders, als ich es erwartet, war auch das Resultat. Der Leser, der sich für die Sache interessiert, wird sich erinnern, daß ich und scrophulariae, daß ich außerdem zwei weitere Larvenhüllen als eigenartig glaubte beschreiben zu sollen, deren zugehörige Imagines ich indes nicht kannte. Beide 684 Nachträgliches über die Anthrenus-Larven. Larvenhüllen gehörten dem Typus des claviger an. Bei der einen zeichneten sich die Straußhaare unter anderen aus durch die quirlförmigen Glieder des Haarschaftes und durch das massige Endglied; bei der anderen fielen die ungewöhnlich schlanken Endglieder der langen Straußhaare auf neben den außer- ordentlich plumpen bei den Büscheln der vorderen Leibesringe (vergl. Bd. I, S. 552 der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ und Fig. II und III der Tafel S. 537). Da auf A. verbasci L. (varius F.) am wenigsten zu zählen war (ich habe ihn hier noch nie er- beutet), so nahm ich an, daß diese scheinbar oder wirklich eigenartigen Larvenhüllen dem A. pimpinellae und museorum zugehören werden und es sich jetzt nur noch darum handeln könne, zu erfahren, welcher Art diese und welcher Art jene Hülle zukomme. Dann sind die Larven ausgeteilt und alles wohl bestellt! Ich suchte mir also, da die Zeit der Käfer vorüber war, recht viele Larven zu verschaffen, erhielt auch neben mancher scrophulariae nach und nach eine erkleckliche Anzahl vom Typus der claviger- Larven. Sie wurden selbstverständlich getrennt verpflegt, und aus den letzteren schied ich mit der Zeit eine kleine Minderheit der großen Abteilung der helleren Larven eine Menge claviger erhalten, hier und aus der Abteilung der dunkleren ein paar museorum und aus der letzteren noch einen einzigen pimpinellae, eine Species, die sonst bei uns gar nicht selten ist. Die von museorum und pimpinellae sofort angefertisten Dauer- Präparate brachten nun die Enttäuschung, daß sie mit den in Figuren II und III ab- gebildeten Haarformen nicht genügend oder gar nicht übereinstimmten, vielmehr mit denen des claviger größere Ähnlichkeit hatten. Genauer ausgedrückt, verhalten sich die beiden neuen Larvenhüllen folgender- maßen: A. museorum. Die Larve etwas dunkler geringelt, mehr graubraun als die claviger- Larve, deren Ringel eher als rotbraun zu bezeichnen und gewöhnlich heller sind. Vermutlich sind indes diese Farbunterschiede keine sehr sicheren Kennzeichen. Im Durch- schnitt ist die museorum-Larve wohl etwas größer als die des claviger. Die längsten unter den Bündelhaaren messen 0,82 (bei claviger noch etwas mehr), die Zahl der Glieder beträgt wenig über 80 (bei elaviger gegen 100). Das Endglied hat bei 0,046 mm Länge 0,01 größte Breite (bei claviger solcher aus, die im allgemeinen etwas größer, | 0,048 : 0,009); es.ist vorne deutlich gerade besonders aber dunkler geringelt und derber behaart wären. Die Verwandlung in Puppen und die Ausbildung der Käfer ließ lange auf sich warten, obschon meine Behälter den ganzen Winter über im geheizten Zimmer standen. Ein paar Wochen länger pflegt es dann noch zu gehen, bis der völlig aus- gebildete Käfer seine Hülle freiwillig verläßt. Dieses sonderbare, für mein Bedürfnis aber höchst zweckmäßige und willkommene Ver- halten ermöglicht es nun, die Zusammen- gehörigkeit von Larvenhülle und Käfer sicher und bequem festzustellen; man braucht nur, was sehr leicht geht, mit Hilfe einer Nadel- spitze die Entbindung vorzunehmen und hat dann Hülle und Käfer gleich nebeneinander. Die bis dahin scheinbar leblosen Käfer setzen nach der künstlichen Geburt ihre kleinen Beinchen sofort mit aller nur wünsch- baren Fertigkeit in Bewegung oder lüften auch wohl einmal die Flügeldecken, um gleich einen ersten Ausflug zu unternehmen. Den muntersten unter ihnen muß man gehörig aufpassen, wenn man sie nicht verlieren will. | abgestutzt, im übrigen von einem derartigen Endgliede der claviger-Larve kaum zu unter- scheiden. ‘ Gleichfalls ähnlich gestaltet ist das vorletzte Glied, nur sind die Blätter des Kelches weniger breit. Die wie bei claviger schmal kegelförmigen Glieder des Haarschaftes werden an der Basis bis zu 0,015 mm lang (bei claviger 0,012); die kleinsten Glieder gegen das vordere Einde hin messen 0,008. Kurze Straußhaare der vorderen Leibesringe messen mindestens 0,2 mm und bestehen dann aus 18 Gliedern (bei claviger kommen kürzere vor); das Endglied kleiner Haare mißt 0,022 :0,01; bei anderen sah ich 0,025 :0,014; meist aber sind sie etwas länger und schlanker. Die Schäfte wie bei claviger. A. pimpinellae. Unter meinen vielen, noch nicht zu weiterer Entwickelung ge- langten Larven treibt sich eine ungewöhnlich große und recht dunkel geringelte herum, aus der sich höchstwahrscheinlich einmal ein A. pimpinellae entpuppen wird. Diese Larve ist 4,5 mm lang, nach hinten 1,5 Ich habe auf diese Art aus! breit und hat dunkelgraubraune Ringel, ala En u hs nn a al en ee £ il Hu Nachträgliches über die Anthrenus-Larven. genau wie die vor ein paar Monaten gewonnene Larvenhülle eines pimpinellae. Sie ist mit rotbraunen Haaren aller Art, die bei günstiger Beleuchtung fuchsrot glänzen, reichlich bedeckt; das vordere Körperende sieht so struppig aus wie bei der scrophu- lariae-Larve; die großen seitlichen Borsten- haare sind bis über 2 mm lang. Das Tier ist sehr beweglich und leicht zum Sträuben der Bündelhaare zu bringen. Die Strauß- haare der Larvenhülle verhalten sich, wie folet: Länge der größten Bündelhaare bis zu 0,96 mm, Zahl ihrer Glieder annähernd 100. Ihre Endglieder sind bis zu 0,054 mm lang und 0,011—12 mm breit; sie sind also ziemlich schlank, erinnern außerdem dadurch einigermaßen an die Endglieder von II, da das hintere Dritteil, die Gegend der Fenster, oft nicht plötzlich verbreitert ist. Doch sind sie derber, kräftiger tingiert. Das vordere Ende ist eher abgerundet als abgestutzt zu nennen. Vorletztes Glied im Umriß etwa wie bei claviger, mit schmalen, langen Blättern. Die Glieder des Schaftes sind auch hier schmal kegelförmig, an der Basis bis zu 0,02 lang. — Die kurzen Straußhaare der vorderen Leibesringe sind selten nur 0,2 mm lang, mit 17 Gliedern und kurzem 685 orum oder pimpinellae. Die Abbildungen II geben Extreme wieder, wie ich sie freilich bei den anderen Larvenhüllen so weit ge- trieben und so überaus häufig nicht getroffen habe; neben diesen Extremen kommen aber auch Formen vor, die von der gewöhnlichen Form nicht oder nur unbedeutend abweichen. Und Übereinstimmung besteht auch im Bau der Haarschäfte (an diesen sind mir s. Z. die vielen Mißbildungen aufgefallen, so sind vielleicht auch die mageren, durchsichtigen und sehr zerbrechlichen, langen Endglieder eine pathologische Erscheinung). In Bezug auf II bleibe ich also mit der- durch die neuen Erfahrungen gebotenen Erweiterung bei der früber (a. a. O., S. 552) aus- gesprochenen Ansicht und halte auch noch die Meinung aufrecht, daß bei III die Sache anders liege. Der zumeist aus quirl- förmigen Gliedern bestehende starke Schaft, die nicht blattförmig, sondern stabförmig endigenden Äste des großen vorletzten Gliedes und das starke Serisisiige Endglied mit der breiten, geraden Abstutzung des vorderen Endes und der auffallend schmalen Umrahmung der unverhältnismäßig kleinen Fenster, das sind bedeutende Abweichungen vom claviger-Typus, die ich nicht als Endgliede, allermeist viel länger, 0.35 oder| Varietäten oder Mißbildungen betrachten mehr, mit entsprechend größerer Gliederzahl und längeren Endgliedern von 0,03 :0,012 bis zu 0,035:0,014. Die Straußhaare der iaden von A. muse- um und pimpinellae sind fünf- und sechs- ‚teilig, letzteres, wie mir scheint, besonders in den plumperen Endgliedern der kurzen Haare. Die übrigen Haare verhalten sich “ähnlich wie bei claviger. Die borstigen Haare endigen stachelspitzig; sie werden bei pimpinellae so stark wie bei scrophulariae. Die langen Schwanzbüschel fehlen nicht, dagegen vermisse ich die biegsamen, ge- ringelten Haare der vorderen Leibesringe (LVg), die übrigens auch bei claviger leicht verloren gehen. Das unbefriedigende Ergebnis wäre nun ‚also, daß die en IL und IT noch herrenlos sind. Betreffend II, die Larve mit den bei den langen Straußhaaren auffallend ‚schlanken, bei den kurzen Haaren auffallend plumpen Endgliedern, bin ich ohne Bedenken geneigt, anzunehmen, daß sie eine bloße Varietät irgend einer der hier in Frage kommenden Arten ist: des claviger, muse- kann, sondern als specifische Unterschiede auffassen muß. Für die Larve III bliebe denn also, wenn man nicht etwa an die zu- fällige Einschleppung eines Exotieus denken will, keine Art mehr übrig als A. verbasci L. Und wenn ich auch eben sagte, daß ich sie noch nie getroffen, so hat das nicht viel zu sagen; diese Art kommt jedenfalls hier vor. Schon Heer giebt (Käfer der Schweiz) Schaffhausen aus- drücklich als Fundort an, und von anderen ist sie seither wiederholt erbeutet worden. Häufig scheint sie allerdings nicht zu sein; und so ist die Ansicht, über den noch frae- lichen Punkt bald Gewißheit bringen zu können, meinerseits nicht sehr günstig. Zu allerletzt wäre freilich auch noch an die Möglichkeit zu denken, daß die herrenlose Larvenhülle zu einer ganz anderen Gattung der Anthrenus-Gruppe gehört, zu Trogoderma, Tiresias, Trinodes oder ÖOrphilus, deren Larven denen der Anthrenen ganz ähnlich beschaffen sein sollen. Trinodes hirtus kommt hier vor, die Larve lebt aber nach Stierlin und v. Gautard (Die Käferfauna 686 Bunte Blätter. der Schweiz, $. 152) in der Frucht von Rubus idaeus. Gattungen ist nur Trogoderma versicolor ein Von den Arten der übrigen die anderen Arten noch gar nicht, so daß also Anthrenus verbasci L. immer noch die meiste Aussicht hat, in jene Larvenhülle zu einziges Mal hier gefunden worden (Stierlin), | passen. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die wissenschaftliche Abteilung der Kartenbau-Ausstellung zu Hamburg. Entomologisches. IX. (Schluß.) In dem Raum 4 für „Tierische Schädlinge“ findet sich endlich noch eine kleinere Aus- stellung von Herrn H. E. Rübsaamen, Hamburg, in acht Kästen, geordnet als Schädlinge des Getreides, an Üruciferen, Leguminosen, der Kartoffel, Rosen, Zucker- rübe, am Gemüse und an Obstbäumen, also allein sich auf das eigentliche Thema in anerkennenswerter Weise beschränkend. Die Zusammenstellung macht einen recht sauberen Eindruck, die Präparation erscheint im wesentlichen gelungen; doch wird Biologisches (bis auf vereinzelte Puppen- hülsen, Eigelege und unschön steif gehaltene Raupen) recht vermißt, wenn auch die Art "des Schadens stets auf der Etikette genannt ist. Die Beschränktheit des Raumes gestattet mir leider nur, eine der Gruppen heraus- zugreifen! Die Schädlinge der Rose sind beispielsweise recht ansprechend, doch etwas wenig vollständig vorgeführt: Hylotoma rosae, Uynios Mayri, eglanteriae, rosae, Rhodites spino- sissimae - Gallen, Blennocampa pusilla, Tortrix rosana, Bergmanniana, Spelographa alternata, Typhlocyba rosae und andere. Ein Werk, die „Iconographie der Pflanzen- Gallen“, 2 Bände, in Original - Aquarellen, fesselt im weiteren das Auge jedes Besuchers. Die wahrhaft künstlerische und doch äußerst wissenschaftliche Behandlung des schwierigen Stoffes gereicht dem Autor, Herrn Ew. H. Bobeaamen Berlin, zu höchster Ehre, so daß ich nur meine hohe Bewunderung demselben zollen kann, in jeder Beziehung. Es wäre sehr zu bedauern, wenn diese unvergleich- lich schöne, wertvolle Arbeit des bekannten und geschätzten Verfassers nicht recht bald einem weiteren Kreise zugänglich gemacht würde. Ich bin überzeugt, daß ein solches Werk, aus dessen Blättern überall ein wunder- bares Leben winziger Tierchen entgegenblickt, mehr Abonnenten gewinnen muß als eine tote | Illustration toter Insektenkörper. .Jetzt weist doch die Entomologie nicht mehr allein trockene „Balgzoologen“ auf; mag es deren auch noch viel zu viel geben, welche, an der alten Methode aus Bequemlichkeit oder Un- fähigkeit haftend, die Natur in ihren Lebe- wesen zu erkennen und verstehen glauben, wenn Sie auf ein einseitiges Lupen - Studium der äußeren, Form einseitig systematische Ideen entwickeln. Die mühevolle Arbeit wurde mit der „Großen Goldenen Staats- medaille“ gekrönt! Des ferneren führt Freiherr Dr.O.v.Tubeuf, München, eine Reihe von 20 trefflichen Photographien größten Formates vor, welche den Schaden der „Nonne“ in den ober- bayerischen Forsten vom Jahre 1890/91 er- schöpfend darstellen. Besser als es die vor- züglichsten Präparate könnten, entrollte sich das Leben und Treiben des sefürchtetsten Schädlings vor unseren Augen, dessen eigent- liche Biologie zwei kolorierte Tafeln im be- sonderen wiedergeben. Recht bemerkenswert veranschaulichen die Aufnahmen so die Wirkung der Leimrinse; auch die Raupen- spiegel, welche zwischen den Leimringen benachbarter Bäume gesponnen erscheinen, stellen sehr interessante Momente der Lebens- gewohnheiten ihrer Larven dar. Ich kann im übrigen nur wiederholt betonen, daß auch ich der Photographie eine möglichst breite Basis für Illustrationszwecke eingeräumt wissen möchte. Eigene, peinliche Versuche mit anderen Methoden haben mich, zunächst gegen meine Erwartung, ja, gegen meinen Willen, durchaus auf sie verwiesen, wenn auch dem Stifte dann und wann eine Verschärfung des Bildes überlassen bleibt. Ich darf noch hervorheben, daß die früher (Bd. IL, S. 592, Zeile 10) genannten, sehr guten Aufnahmen zur Schädlichkeit von Panolis piniperda aus dem Cobbelsdorfer Forstrevier vom Juli 1895 Herrn Ober-Forstrat ©. Reuß, Dessau, zu verdanken sind. Schließlich bietet noch die ganz großartig angelegte Ausstellung von Zuckerrohr seitens des Herrn Dr. Franz Benecke, Hamburg, zu entomologischen Studien über Schädlinge Gelegenheit. Es sind ohne Ausnahme Spiritus- Präparate sauberster Ausführung und An- ordnung. In zwei größeren Gläsern erscheint das Zuckerrohr von Milben befallen; in zwei weiteren wird die „Bohrerkrankheit“ des- selben dargestellt, erläutert durch Tafeln mit den Charakteristika verschiedener Bohrgänge von Scircophaga, Grapholitha und Diatraea spec. Der Autor derselben ist Dr. W. Krüger, welcher auch, auf Grund eigener, sorgfältigster Studien, die Schädlinge zusammenstellte. Weitere 14 Tafeln in sgeschmackvollem Rahmen gewähren ferneren Einblick in die Formen und Lebensweise jener Insekten (Tylenchus), Tafeln, welche, meist rein schematisch ausgeführt, in jeder Beziehung dem besten heute Gebotenen an die Seite gestellt werden können. Es sind dies Separata aus der zu schätzenden Zeitschrift | „De Plantenluizen Van Het Suikerriet Of Java“, auf welche ich erst kürzlich hinwies. Abgesehen von vier folgenden Zeichnungen mit Falterschädlingen, werden die Missethäter mancher dann in eigener Person in Spiritus-Konser- vierung vorseführt, Die mit festem, äußerem Metallverschluß versehenen Gläschen sind zweckmäßig durch geeignete Stütze inschräger Lage gehalten und entsprechend aufcestellt. Zwei Gläsern mit unbestimmten Schlupt- wespen reihen sich in größerer Anzahl Falter- schädlinge in ihren Larven und großenteils auch Puppen an, Arten der Genera: Dreata, Oyllo, Seircophaga, Ohilo, Hesperia, Laelia, Dis- cophora, Psalis, Pamphila, Phalera, Leucania, Procodera. In 17 weiteren Gläschen schließen sich endlich an: Diatraea, Grapholitha, Icaria (sogenannte „weiße Laus“), Aphamitieus, Rhymchophora, Apogomia, Colobathrisies, Peris- copus Phenice, Dicanotropis, Eumetropina, Aleurodes spec. nebst „Wurzelläusen“, „Blattläusen“, „Heuschrecken“ und „weißen Ameisen“ (Ter- ‚miten) ©. Mag auch namentlich die Farbe Raupen verloren gegangen sein, mögen die cylindrischen Gläser geringen Durchmessers die Freiheit des Anschauens in etwas beeinträchtigen, dieser Teil der wissenschaftlichen Ausstellung war mit sicher einer der sehenswertesten. Für die Zuckerrohr - Ausstellung ist die „Große goldene Staatsmedaille* ver- liehen ‘worden. - Alles in allem darf der Eindruck, welchen das Gebotene hinterließ, als ein recht günstiger bezeichnet werden. Es hat wohl noch keine Ausstellung in Deutschland gegeben, welche annähernd dasselbe brachte. Der Wille, nur Bestes vorzuführen, etwas Ganzes nach Mög- lichkeit zu schaffen, tritt recht hervor, und diesem energischen Streben wird auch der Erfolg zuzuschreiben sein. Möge die an- sewandte Entomologie, welche in ihrer biologischen Seite eine ‚unendliche Quelle reiner Naturfreude bietet und andererseits den Menschen in seiner Kulturarbeit gegen die Vernichtungszüge fremder Lebewesen that- kräftig unterstützt, möge sie zu weiterem Schaffen neue Kräfte durch die Ausstellung zugeführt erhalten haben! Schr. In No. 15, Bd. II der „Illustrierten Zeit- schrift für Entomologie“ brachte ich einige Mitteilungen über die „Buchen - Woll-Laus“. Herr Prof. Dr. A. Metzger, Hann.-Münden, hatte schon damals die Freundlichkeit, mich . darauf hinzuweisen, daß in dem Attentäter auf die Buchen des „Düsternbrook“ ohne Zweifel Oryptococeus fagi Bärensp., die „Woll- schildlaus“, zu erkennen sein möchte. Diese Art ist bisher nur im weiblichen Geschlechte bekannt. Auch jener Autor beob- achtete bisher, seiner Mitteilung entsprechend, an dortigen Buchen nur linsenförmige Stamm- mütter, Eier und eine eben aus dem Ei ge- schlüpfte Larvenform, niemals geflügelte Formen, Diese Formen ausschließlich habe auch ich vom Oktober bis April 1896/97 fest- gestellt; seitdem bin ich an weiteren Beob- achtungen durch andere Arbeiten gehindert gewesen. Die Stammmütter — diese wurden von mir erst jetzt in vorjährisem konservierten Materiale nachgewiesen! — waren verhältnis- Bunte Blätter. 687 mäßig selten, die Eier häufiger, am meisten die auch abgebildete Larvenform vertreten, welche in meiner Darstellung, besonders be- züglich der Fühlerbildung, einigermaßen von der in „Judeich und Nitsche, Lehrbuch der mitteleuropäischen Forstinsektenkunde“, vor- geführten abweicht. Dieses Lehrbuch, das ich für einschlägige Studien sehr empfehle, giebt noch weitere Daten zur Entwickelungs-- und Lebens- geschichte des gedachten Schädlings, denen ich mich anschließe. Das Weibchen ist ein sehr kleines, gelbliches, wenn man von der deutlich erhaltenen Gliederung des Körpers absieht, linsenförmiges, beinloses Läuschen mit zwei kleinen Punktaugen und stummel- förmigen, zweigliederisen Fühlern, das mit seinen sehr langen Stechborsten die Rinde jüngerer und älterer Buchenstämme und -Zweige ansticht. Hier sitzt es, bedeckt von einem weißen, wolligen, selbst abgesonderten Wachsüberzuge, aus dem es der Beobachter erst mühsam herausschälen muß. Oft sind es nur einzelne Flocken, mitunter bedeckt aber dieser Überzug die Stämme auf weitere Strecken (wie im „Düsternbrook“). In dieser Wolle findet man im Sommer. Herbst und Winter auch die Eier und die noch viel kleineren, rötlichen Larven mit drei kräftigen Beinpaaren. Meist über- wintern wohl diese Larven, die später all- mählich unter Verlust der Beine und Ver- kümmerung der Fühler in die erwachsene Form übergehen. $ Die „Buchen- Wollschildlaus* wird im ferneren neben dem Frost, dem bekannten Krebspilz, Noctria ditissima Tul. und der Buchenkrebs-Baumlaus, Lachnus exsiccator Alt., als eine der Hauptursachen der gewöhnlich als Krebsbildungen zusammengefaßten Krank- heits-Erscheinungen der Buche geschildert. Ihr Schaden wird je nach dem Alter der be- fallenen Bäume als ein sehr verschiedener bezeichnet. Da, wo eine’ Kolonie von Läusen an jüngerer Buchenrinde saugt, entsteht im Rindenzellgewebe eine linsen- oder pocken- förmige Galle, die, anfänglich noch von der Korkschicht überdeckt, über die Oberfläche der Rinde vortritt und innerlich sich oft bis auf den Holzkörper fortsetzt. Später platzt die Galle und bildet die Größe eines Mark- stückes erreichende, mehr oder weniger rund- liche Krebsstelle..e Dehnen sich diese Be- schädigungen an jungen Buchen weiter aus, so können die Wipfel trocken werden. An der Rinde älterer Rotbuchen — das Düsterbrooker Gehölz besteht im wesentlichen aus solchen! -- vermögen diese Wollläuse jedoch keine äußerlich hervortretende Gall- bildung zu erzeugen. Nur dann, wenn die Schädlinge die Buchenstämme in einer oft völlig geschlossenen, weißen Schicht bekleiden, hat dies ein Vertrocknen der Rinde, vorzeitigen Blattabfall und Absterben der Bäume zur Folge. Eine Abwehr erscheint kaum möglich. Die „Buchen- Wolllaus“ ist im übrigen bisher ausschließlich auf der Rotbuche angetroffen 688 Bunte Blätter. worden, doch muß ich hierzu bemerken, daß ich die Art bei einem Spaziergange im April 1897 massenhaft an Fichten-Stammen der „Forstbaumschule“, in einer Entfernung von ungefähr 15 Minuten vom Haupt- Infektionsgebiete im Düsternbrook, beob- achtete, ohne aber behaupten zu können, daß sie sich an ihnen entwickelt hat. Sobald es meine Zeit gestattet, werde ich weiteres festzustellen suchen, zumal sich jener gefährliche Schädling auch sonst an manchen Orten der Umgegend Kiels zu zeigen beginnt. Schr. Über die Herstellung von Kokons von Eulen- Raupen. InNo.39, Bd. II, S.610 der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ hat Herr Dr. Chr. Schröder eine Arbeit über Plusia moneta ver- öffentlicht und daselbst unter anderen auf die Herstellungsweise des Puppen-Kokons dieser hübschen Eule hingewiesen, dessen Anlage nicht in der sonst bei Spinnern üblichen Weise von der Raupe gemacht werde. Ich benutze nun diese Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, daß eine Anzahl Eulen- Raupen sich in ganz derselben Weise ihr Puppenlager anfertigen, und will nachstehend eine eingehendere Schilderung eines solchen „Aufbaues“ von einer Eulen-Raupe geben, die ganz besonders charakteristisch ist. Es ist dies die Raupe von Calophasia lunula, welche im Sommer an Leinkraut lebt und sich meist an oder in der Nähe der Futterpflanze verspinnt. Höchst interessant ist es nun, dieses Tier bei der Arbeit näher zu beob- achten. Nachdem die Raupe erwachsen bezw. puppenreif geworden ist, sucht sie sich einen passenden Ort zum Anspinnen aus und be- ginnt zunächst einige in der Nähe liegende Erd- und Sandkörnchen mit Hilfe der ihr aus dem Maule fließenden klebrigen Spinnsubstanz an dem Pflanzenteile zu befestigen, und zwar zunächst der Länge nach aneinander gereiht. Sobald eine Reihe solcher Körnchen fest ver- kittet sind, kommt eine zweite Reihe im Ver- band mit.der ersten hart daneben, und so fort. Hierbei werden die einzelnen Reihen Körnchen von der geschickten Baumeisterin genau so lang. bemessen, als später der Kokon werden soll. Ist nun durch Aneinanderkleben solcher Sandkörnchen eine kleine Fläche geschaffen, so beginnt das Tier die nunmehr zu be- festigenden Teilchen an den Rändern nach oben zu stellen, es findet also jetzt ein Um- biegen der Ränder des Gespinstes statt. Nach einem gewissen Zeitraume ist das Gehäuse soweit gediehen, daß sich die Raupe wie in einem kahnförmigen Hohlraume befindet. Nunmehr wird der weitere Ausbau dieser Wohnung in der Weise gemacht, daß die Raupe die Erdteilchen auf den umgebogenen Rändern weiter so befestigt, daß sich all- mählich ein Gewölbe über ihr bildet, was schließlich zusammengeklebt wird und nun- mehr einen geschlossenen Hohlraum darstellt, der nur noch an einem Ende often bleibt, durch welches die Raupe das noch immer nötige Baumaterial einbringt. Zum Schlusse wird auch diese letzte Öffnung, — die immer enger geworden —, der Raupe keinen Durch- schlupf mehr gestattend, ganz zugeklebt, worauf die Raupe den inneren Raum ausglättet. Die Herstellung dieses kleinen Bauwerks erfordert nach meinen Beobachtungen zwei bis drei Stunden Zeit, gewiß eine kurze Zeit für diese solide Wohnung. H. Gauckler, Karlsruhe. Zu der „Exkursion in den Harz‘‘, welche Herr A. Martin in No. 42, Bd. II der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ schildert, bin ich im stande, einen kleinen ergänzenden Beitrag zu liefern. August d. Js. mein Standquartier in Ilsenburg genommen, und meine Erfahrungen über das Vorkommen von Coleopteren beziehen sich deshalb naturgemäß auf die nähere und weitere Umgebung dieses Ortes. Herr Martin teilt als überraschendes Ergebnis seiner Streife den „gänzlichen Mangel an Carabiden“ mit. Da ist meine Erfahrung eine etwas andere gewesen. Ich erbeutete an größeren Carabiden unter anderen den schönen Carabus auronitens Fabr. in etwa einem Dutzend Exemplaren, Carabus silvestris Panz. in sechs Exemplaren, Carabus catenulatus Scop. und Carabus glabratus Fabr. in soleher Anzahl, daß ich schließlich das Sammeln derselben ein- stellte. Ferner Pterostichus metallicus Fabr. etwa 10, und Abax ater Villers in großen Mengen, dagegen nur ein Exemplar von Abax ovalis Dutt., drei Exemplare von Molops lerricola Fabr., ein Exemplar von Steropus aethiop, Panz. Alle vorgenannten Arten fanden sich unter Steinen, teilweise auch unter der losen Rinde alter Baumstrünke. Ferner sammelte ich als frei umherlaufend Clibanarius dorsalis Brünn. (auf dem Wege von Ilsenburg nach dem Eckerthal) in ziem- licher Anzahl, Bembidium nitidulum Marsh., Notiophilus aquaticus L., N. biguttatus Fabr. und ein Exemplar von Cychrus rostratus Fabr, Aus anderen Familien fand ich, außer den von Herrn Martin erwähnten Arten, Dictyopterus minutus Fabr. und Lygesiopterus sangwineus in mehreren Exemplaren, von Cryptocephalus vitiatus F. ein Exemplar und von Schwamm- käfern Tritoma bipustulata Fabr., Boktobius atrieapillus Fahr. und (is boleti Scop., alle mehrfach. Eine Thatsache möchte ich noch erwähnen, die mir beim Sammeln aufgefallen ist. Ich fand niemals Käfer unter Steinen, wenn letztere in dem trockenen Laube der um Ilsenburg herum befindlichen Buchenwälder lagen. Ich erkläre mir das daraus, daß die Käfer, welche die Steine als Schlupfwinkel aufsuchen, hier dieses Schutzes entbehren konnten, da ihnen derselbe genügend durch die dichte Decke trockenen Laubes geboten war. P. Hoemke. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Ich hatte von Ende Juli bis Mitte E B B d ” u chin ee | ER. ae al Hi A ann RN al a a a La irn 01 a a0 Ele Kane ad Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 689 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Von Dr. med. E. Fischer in Zürich. (Mit einer Tafel.) IV. 3. Vanessa antiopa L. und aberratio hygiaea Härch. Soweit das früher von mir über die aberratio hygiaea Hdrch. Gesagte zu einem Vergleich mit dem hier Mitgeteilten von Wichtigkeit erscheinen mag, so darf ich den Leser wohl auf pag. 15 meiner Schrift „Trans- mutation der Schmetterlinge“ und pag. 16, 53, 55 und 56 der „Neuen experimentellen Untersuchungen und Betrachtungen über Wesen und Ursachen der Aberration ete.“ verweisen. Ein größeres Material und gewichtigere Resultate, als sie in jenen beiden Arbeiten vorgebracht wurden, bin ich jetzt in‘ der Lage mitteilen zu können. Wir werden sehr bald sehen, daß die aberratio hygiaea neben aberratio antigone F'schr. unter allen unter- suchten Vanessen-Arten in erster Linie die- jenige ist, die die bedeutendsten Resultate in prozentualer Beziehung ergab, und daß hauptungen über das Auftreten dieser und der analogen Vanessen-Aberrationen mit zu- sammenfließenden schwarzen Üostalflecken durch kurze, aber tiefe Temperatur- erniedrigung in glänzender Weise bestätigt wurden. — Es zeigten sich bei aberratio hygiaea sämtliche Individuen in entsprechender Weise in den allerverschiedensten Ab- stufungen verändert; es traten bei gleicher Behandlung der Puppen keine vereinzelt von der Entwickelungsrichtung der typischen aberr. hygiaea Hdrch. seitlich abspringende Formen auf, wie wir dies bei ab. ichnusoides und Zestudo (Fig. 3 und 11) sahen. Solchen „irregulären“ Formen der ab. hygiaea, also von dieser in einem oder mehreren Punkten abweichenden, werden wir erst später bei Besprechung anderer Kälte-Experimente be- damit meine früher ausgesprochenen Be-| gegnen. Kälte-Experimente mit Vanessa antiopa L. Erster Versuch: 20 Puppen von Van.| antiopa L., im- Durchschnitt zwölf Stunden alt, wurden für sechs Stunden in Keller- temperatur (14° O.), dann ca. vier Stunden in eine von 14° C. auf 0% C. sinkende Temperatur gebracht und hierauf dreimal täglich auf — 3°C. abgekühlt. Nach 18 Tagen wurden sie herausgenommen, zwei Tage im Keller (+ 14° C.), dann im Zimmer (+ 22° 0.) gehalten. Sechs Puppen gingen bald zu Grunde, die anderen 14 begannen zehn bis zwölf Tage nach Herausnahme aus dem Eise zu schlüpfen und ergaben folgendes Resultat: 3 ganz typische Falter der aberr. hygiaea Hdrch., wovon zwei sehr große tadellos auswuchsen, das dritte, sehr kleine Stück aber nicht ganz aus der Puppe schlüpfte. (Fig. 21 stellt eines der beiden großen Stücke dar.*) =) Fig. 15 stellt die bei Temperaturen über 0°C. (0% bis ca. + 6% C.) erzeugte aberratio artemis Eschr. dar. Sie zeigt den bedeutenden Gegensatz zu der in Fig. 22 dargestellten, durch intermittierende Temperaturen unter 0% ©. erzeugten aberr. hygiaea Hdrch. 3 der typischen ab. hygiaea äuberst nahe stehende Falter, gut entwickelt; die blauen Flecke und die schwarze Binde vollständig verschwunden, nur ging die gelbe Farbe nicht so tief gegen das Innere des Flügels wie bei den vorigen. (Ein Stück ist in Fig. 20 abgebildet.) 7 prachtvolle Übergänge zu aberr. hygiaea, sehr verschieden stark ausgeprägt; drei da- von in Fig. 16, 17 und 18 abgebildet, andere der Fig. 19 sehr nahe stehend. Die Hinter- dlügel zeisten bei zwei Exemplaren die ersten Anfänge der ab. hygiaea mit bloß noch sichtbaren dreibis vier blauen Pünktchen, die übrigen fünf zeichneten sich durch stark verbreiterten Saum der Hinterflügel aus, so daß 1/, bis 1/, ihrer Länge gelb gefärbt war. Endlich schlüpfte als letztes dieser aus- gezeichneten Serie ein Stück, das der ge- wöhnlichen antiopa entspricht, die blauen Flecke eher etwas über das normale Maß vergrößert, aber unscharf begrenzt. Zweiter Versuch: 20 Puppen, ganz wie die vorigen behandelt, aber nur 14 Tage lang. Illustrierte Zeitschrift für Entomologie. No. 44. 1897. 690 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. 2 Puppen gingen zu Grunde, die übrigen 18 ergaben ca. zwölf Tage nach Herausnahme aus dem Eise die Falter. Es schlüpften nacheinander: 5 der aberr. artemis E'sschr. entsprechende Falter, bei denen sich jedoch zugleich Zeichnungsmerkmale zeigten, die an ab. hygiaea erinnerten, denn innerhalb, d. h. centralwärts von den sehr vergrößerten blauen Flecken waren mehrere gelbe Streifen aufgetreten, die in die braune Grundfarbe hineinliefen; es fand sich diese Erscheinung bei allen Exemplaren mehr oder weniger auf den Vorder- und Hinterflügeln, aber nur bei den dem Apex segenüberstehenden blauen Flecken. 2 sehr schöne Übergänge zu ab. hygiaea Hdrch., ähnlich dem in Fig. 18 dargestellten. 1 ab hygiaea, großes Stück, aber nicht ganz gut ausgewachsen. 3 ‚normale (?) Falter mit gelblichen Schuppenhaufen am Apex der Hinterflügel. | 2 aberr. hygiaea, wovon die eine nicht ausgewachsen. 1 aberr. artemis Fschr., die vergrößerten blauer Flecken, aber mit schwarzen Schuppen durchsprenst. 2 fast normale Falter, nicht auswuchs. 2 Übergänge zu ab. hygiaea; die Hinter- flügel wie bei der typischen Form fast zur Hälfte gelb mit schwarzer euleluns im Verlaufe der Adern. Dritter Versuch: 20 Puppen ebenso behandelt wie die im ersten Versuche, aber nur 6 Tage lang. Von den 20 Puppen gingen drei zu Grunde, nachdem sie zwei Tage in der Zimmertemperatur verweilt hatten. Es scheint mir, daß sie zu früh (noch zu weich) in die Kälte gebracht wurden. Die übrigen 17 Puppen ergaben 10 bis wovon der eine 13 Tage nach Entfernung aus dem Eise lolgendes Resultat: I normaler Falter. | Ubergang zu ab. hygiaea, ähnlich wie Fie 17. «ırtemis. F'schr. mit vielen gelben Schuppenhäufchen zwischen der braunen Grundfarbe und der schwarzen Binde, un- mittelbar innerhalb der blauen Flecke. I typische aberr. hygiaea, mit kleinem Defekt am rechten Hinterflügel. 1 aberr. geringgradig und 1 hochgradig aus- gebildeter Übergang zu ab. hygiaea. 1 typische ab. hygiaea (nicht ausge- wachsen). 1 aberr. hygiaea (typisches Stück) mit heller Grundfarbe, gut entwickelt, hal wie Hio. 22. 1 geringgradie ausgeprägter Übergang zu hygiaea, sehr großes Stück, ähnlich wie Fig. 16. ; 1 kümmerliche Puppe als Übergang zu hygiaea entwickelt, aber nicht geschlüpft. 2 Übergänge zu ab. artemis Fschr. \ 1 Übergang zu ab. hygiaea mit Defekt im linken Vorderflügel. 1 Falter, dessen Hinterflügel denen der ‘typischen hygiaea entsprachen, in Fig. 19 abgebildet; Saum der Vorderflügel ebenfalls stark verbreitert. 1 ganz typische hygiaea, in Fig. 22 ab- gebildet. 1 Stück, dessen Hintertlügel der typischen Form entsprachen, aus einer ganz weich in die gebrachten Puppe, ähnlich wie Fig. Eine kurze Zusammenstellung dieser Resultate ergiebt folgende Verhältnisse: Erster neh Alter: zwöH Stunden. Exposition: 18 Tage. 14 Puppen ergaben: 3 ganz sale aberr. hygiaea. 3 fast typische aberr. hygiaea. 5 hochgradige |) Übergänge zu 2 geringgradige | hygiaea. 1 antıiopa. ZweiterVersuch: Alter: zwölf’Stunden. Exposition: 14 Tage. 15 Puppen ergaben: 5 normale (?), nur in geringem Maße an hygiaea erinnernde Falter. 6 der ab. artemis Fschr. angehörende Stücke. x 4 Übergänge zu aberr. hygiaea. 3 aberr. hygiaea. Dritter Versuch: Alter: zwölf Stunden. Exposition: sechs Tage. 17 Puppen ergaben: 1 normalen Falter. 3 der ab. artemis zugehörende Falter. 3 geringgradige \ Übergänge zu aberr. 6 Eoheradiae J hygiaea. 4 typische aberr. hygiaea. Vanessa antiopa L. \ aberratio artemis Fschr. | Originalaufnahme für die „Illustrierte Zeitschrift für Entomologie“ von Dr. E. Fischer. und aberratio hygiaea Hadrch. 692 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Die Ergebnisse der drei aufgeführten Versuche dürften wohl als außerordentlich günstige bezeichnet werden. Ein Vergleich des ersten Versuches (20 Tage Exposition) mit dem zweiten Ver- suche (nur 14 Tage Exposition) würde zu dem Schlusse führen, daß die längere Kälte- wirkung auch ein besseres Resultat, eine hochgradigere Veränderung, wenigstens in numerischer Beziehung, zur Folge habe; daß also bei der längeren Kälte-Exposition eine erößere Prozentzahl aberrativer Individuen hervorgerufen würde. Allein der dritte Ver- such mit einer nur sechs Tage dauernden Exposition belehrt uns eines anderen und zeigt, ähnlich wie die bei urticae (aberr. ichnusoides) und polychloros (aberr. testudo) angestellten Versuche, daß hier wieder nicht die Dauer der Exposition über eine ge- wisse Zahl von Tagen hinaus unbedingt | nötig ist zur Erlangung eines ganz vor- züglichen Resultates. Es genügten sechs Tage, um eine sehr hochgradige, ja um über- haupt die hochgradigste, bis jetzt bei antiopa beobachtete Veränderung in hohem Prozentsatze der verwendeten Individuen hervorzurufen. Es war demnach von wesentlicher Be- deutung, daß dieser dritte Versuch gelang, | d. h. daß ich ihn überhaupt anstellte, und daß die Puppen durch irgend welche un- günstige Zwischenfälle, wie solche sich bei diesen Experimenten ja einstellen können (zu große Feuchtigkeit, Infektionskrankheit der Puppen etc.), nicht zu Grunde gingen. Als die kürzeste Exposition, die die aberr. hygiaea in großer Zahl und in aus- geprägtesten Formen ergab, sind demnach bis jetzt nach dem dritten Versuche sechs Tage festgestellt worden. Die aberrative Verschiebung trat bei den bis jetzt besprochenen Vanessen-Arten bei antiopa in größter Prozentzahl auf, doch wird sie hierin von Van. jo L. aberr. anti- gone Fischer nahezu erreicht. Die aberr. hygiaea Hdrch. tritt, wie das auch bei anderen "analogen der Fall ist, häufiger in Übergangsformen, als in der so- genannten typischen auf, was bei der äußerst weit gehenden Umformung dieser letzteren gegenüber der Normalform keineswegs wunder nehmen kann. Es erfordert offen- bar ein recht günstiges Zusammentreffen äußerer Verhältnisse, um sie hervorrufen zu können. =2 DadieGegensätzlichkeitder Farben bei aberr. hygiaea Hdrch. eine sehr be- deutende, sehr augenfällige ist, indem nur zwei Farben nebeneinander vorkommen und als Schwarzbraun und Hellgelb lebhaft kon- trastieren und jede scheckige, mosaikartige _ Fleckung, wie dies bei den anderen Vanessen- Arten sich findet, fehlt, so erscheint mir gerade die aber. hygiaea Hdrch. in hohem Maße geeignet, um verschiedene, nicht bloß für sie, sondern für alle in Rede stehenden analogen Aberrationen, ja sogar für alle Schmetterlingsarten und zahlreiche andere Tiergruppen giltige Umformungsgesetze, in einfacher, übersichtlicher und unkom- plizierter Weise vor Augen zu führen. Und es dürfte damit als begründet erscheinen, wenn im folgenden des nähern auf die ver- schiedenen, auf dem Falterflügel der ab. hygiaea sich abspielenden „esetzmäßigen Umformungen eingegangen wird. Es entspricht durchaus der Regel, daß die zu aber. hygiaea führende Umprägung zuerst auf dem Hinterflügel sich zeigt. Die ersten Zeichen in der Ent- wickelungsrichtung der aberr. hygiaea er- folgenden Verschiebung besteht nach meinen an zahlreichen Übergangsformen gemachten Beobachtungen darin, daß diebronzegrünen Keilflecke auf der Unterseite der Hinterflügel, die den blauen an der Ober- seite in ihrer Lage entsprechen, verlöschen und durch schwarze, unscharf begrenzte Makeln ersetzt werden. Zweitens erscheint die Grenze zwischen der schwarzen Farbe und dem weißen Saume der Unterseite nicht mehr so scharf wie bei der gewöhn- lichen antiopa; also schon eine leichte An- deutung der beginnenden Durcheimander- mischung der schwarzen und weißen Farbe der Unterseite, wie wir dies dann hoch- gradig bei der typischen hygiaea finden. Als weitere Erscheinungen aberrativer Natur sind dasKleinerwerdenderblauen Randflecke und das Auftreten eines gelblichen Streifens anzuführen, der vom äußersten gelben Oostalfleck der Ober- seite nach dem II. verläuft, und zwar so, daß er zwischen der braunen Grundfarbe und dem III. schwarzen Costalfleck hin- durchzieht. Es beginnt dieser gelbe Streifen, ; 5 wie schon angedeutet, am äußeren (III.) und schreitet centripetal nach dem II. gelben Costalfleck fort, und nicht etwa in umge- kehrter Richtung. Es sprechen für diese - Auffassung folgende Punkte: Es erscheint dieser gelbliche Streifen bei Exemplaren, bei denen er überhaupt erst angedeutet ist, zunächst am III. (äußern) gelben Costalfleck und erscheint, wenn er stärker ausgeprägt ‘ist, d. h. bis zum II. gelben Fleck hinein- - reicht, in der Nähe des III. stets stärker, breiter, so daB er gegen den II. hin sich zuspitzt. Aber insbesondere in dem Haupt- eharakteristikum der aberr. hygiaea, der Verbreiterung des gelben Saumes, spricht sich die Tendenz des gelben Pig- mentes, von der Peripherie gegen das Centrum, gegen die Wurzel des Flügels hin, - also centripetal zu wachsen, in unzwei-!bis 21 zu ersehen ist. deutiger Weise aus; dabei wächst es in den Intercostalräumen weiter als auf den Rippen, und bei hochgradig veränderten Individuen zeigt sich sogar die merkwürdige Erscheinung, daß in ungefähr dem Maße, in welchem das gelbe Pigment in den Intercostal- räumen centripetal sich ausdehnt, das braunschwarze bis schwarze Pigment der Grundfarbe sich auf den Flügelrippen und den diese beiderseits zunächst begrenzenden Teilen in umgekehrter Richtung, als peripheriewärts, in den gelben Saum vorzuschieben beginnt, so daß bei stark ‘ veränderten Exemplaren der verbreiterte gelbe Saum bereits wieder eine partielle 'Schwärzung erleidet, was bei den unter einer andern Behandlung der Puppen ge- zogenen Stücken von ab. hygiaea, auf die wir später zu sprechen kommen, in be- deutendem Grade ausgesprochen ist und zu einer durchgreifenden Regel wird. — Von den hier besprochenen und abgebildeten sind die in Fig. 19 und 21 dargestellten solche Formen, die diese beginnende Verdunkelung des gelben Saumes durch periphere Aus- breitung des dunklen Pigmentes in Form länglicher, strichförmiser Fleckchen im Ge- biete der Flügeladern bereits zeigen, wenn auch erst noch. in geringem Grade. Hochgradiser als oberseits, kommt diese Erscheinung des gewissermaßen kompen- satorisch erfolgenden Durcheinanderwachsens der beiden Pigmentarten auf der in der 693 Veränderung stets etwas weiter gediehenen Unterseite zum Ausdrucke, woselbst das weiße Pigment des sich verbreiternden Saumes und das schwarze der sehr eintönig und zeichnungslos gewordenen Grundfarbe sich derart gegeneinander (das erstere cen- tripetal, das letztere peripheriewärts) ver- schieben, daß daraus im gesamten Saumge- biete eine starke Sprenkelung und in aus- gesprochenen Fällen eine (auch am Saume) zeichnungslose, tiefschwarze Unterseite re- sultiert, wie wir später in einer Abbildung sehen werden. — In einer ebensolchen peripheren Aus- dehnung des schwarzen Pigmentes ist die Verdunkeluns des inneren (1I.) gelben Costal- fleckes®) zu suchen, welche Verdunkelung erst bei stark ausgeprägten Übersangsformen sich einzustellen pflegt, wie aus Fig. 19 Wenn von dem verbreiterten Saume der ab. hygiaea gesprochen wird, so darf man nicht bloß sagen, die braune Grundfarbe ist im Saumgebiete „zurückgetreten“, sie ist dort „verschwunden“ (gerade umgekehrt, wie sie beim Auffärbungsprozesse der antiopa auftritt), denn damit wäre noch gar nicht gesagt, daß das von der braunen Grundfarbe „verlassene“ Flügelfeld notwendig durch das Gelb des Saumes ersetzt werden müßte; es hätte ja auch von einer andern Farbe ein- genommen werden können. Die schwarz- braune Grundfarbe tritt eben nicht zurück, sie verschwindet nicht; verschwinden kann nur, was schon da war; der FärbungsprozeB der aberr. hygiaea zeigt aber selbstver- ständlich von Anfang an das gleiche Farben- muster wie der ausgeschlüpfte Falter. Richtig und wissenschaftlich exakt ist es hier bloß, wenn bei Beschreibung solcher ®) Ich numeriere die gelben (weißen) und schwarzen Costalflecke in der Richtung von der Wurzel gegen die Peripherie des Flügels hin. Bei urlicae, polychloros ete. können wir drei helle (gelbe) und drei schwarze Costal- flecke unterscheiden. Bei antiopa fehlt der I. (innere) hellgelbe Costalfleck bei der Normal- form fast immer; er erscheint aber wieder bei der durch Kälte über 0°C. (00 C. bis + 8° C.) erzeugten aberr. artemis Fschr. ganz deutlich als hellgelber, sofort auffallender, kleiner Fleck an ganz entsprechender Stelle. Das gleiche gilt übrigens auch vom I. schwarzen Costalfleck. 694 Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie. Aberrationen und Varietäten nur von dem- jenigen Pigment gesprochen wird, das sich vermehrt hat, das gewachsen ist, das sich also als das aktive erweist, und nicht von demjenigen, das bloß der Normal- form gegenüber zurückgetreten ist. Der Unterschied fällt leicht in die Augen, denn wenn, analog vielen Beschreibungen von Aberrationen und Varietäten, wie sie in Büchern zu finden sind, man bei Beschreibung der ab. hygiaeau.a.sagen wollte, das schwarze Pioment der Vorderflügel sei zurückgetreten, und bei Charakterisierung der Hinterflügel alsdann umgekehrt bemerken würde, das gelbe Pigment habe sich ausgedehnt, so wäre daraus die in Wirklichkeit bestehende -Gesetzmäßigkeit des Wachsens eines be- stimmten, z. B. bei ab. hygiaea des gelben Pigmentes sowohl auf den Vorder- als ne Hügeln gar nicht zu ersehen. Nicht unerwähnt möchte ich hier die Er- scheinung lassen, daß bei Übergangs- formen zu ab. hygiaea (man vergleiche die Figuren 18, 19, 20 und 21) abwärts vom äußersten (IIL.) gelben Costalfleck in den nächstfolgenden Te hama je em runder, Den dene selberPunkt auftritt; es finden sich z. B. bei Fig. 20 bereits zwei solcher Punkte; sie entsprechen genau den weißen, in gebrochener Linie stehenden Flecken bei atalanta, cardwi, jo und aberr. Fischeri Stdfß. Auch auf der Unter- seite finden sie sich bei ab. hygiaea, und zwar in noch ausgesprochenerem Grade, so daß wir dort sogar fünf solcher Punkte, genau wie auf der Oberseite der jo und der «ab. Fischeri finden können. Wo der gelbe Saum der ab. hygiaea sich noch mehr ver- breitert als bei genannten, in Fig. 18 bis 20 dargestellten Übergängen sind diese gelben Punkte auf der Oberseite natürlich nicht mehr zu unterscheiden, sie sind in dem Gelb des Saumes aufgegangen, mit ihm zusammengeflossen, wie dies in Figur 21 im Beginn vorzüglich ausgesprochen er- scheint. — Außer der besprochenen Erscheinung des centripetalen Wachstums des gelben und des peripheren des schwarzen Pigmentes bei aberr. hygiaea zeigt sich an ihr in ganz eklatanter Weise das nostere-ahtäkione nt wickelungsgesetz Eimers verkörpert; ich habe dies in den Figuren 16 bis 23 so eut wie möglich zur Anschauung zu bringen ver- sucht. Das von der Normalform Abweichende tritt nämlich, wie schon oben kurz ange- deutet, zuerst auf dem Hinterflügel auf, die Verbreiterung des gelben Saumes findet am Hinterflügel zuerst statt (Fig. 16 bis 19); es kann derselbe schon recht hoch- gradige Veränderungen zeigen, während der Vorderflügel noch ganz oder fast normal ist; erst in zweiter Linie beginnt an diesem dieselbe Verbreiterung des Saumes wie hinten, doch scheint auf beiden eine gewisse Grenze nicht überschritten zu werden. Meine auf den Vorder- und Hinterflügeln bis jetzt am hochgradiesten veränderten Individuen zeigen eine Breite des gelben Saumes auf den Vorder- von !/, und auf den Hinter- Hügeln von !/, der gesamten Flügellänge; nur Se einem Stück ist auch auf den, Vorder- tlügeln das Gelb bis zu !/, der Flügellänge ausgedehnt. Stücke von ab. hygiaea, deren Flügel mehr als zur Hälfte ihrer Länge gelb gefärbt wären, sind mir bislang nicht be- kannt geworden und würden jedenfalls enorm seltene Ausnahmen sein. Die Mög- lichkeit ihres gelegentlichen Auftretens kann nicht bestritten werden. Dieselbe Reihenfolge der Veränderungen spielt sich in gleichem Sinne, von hinten nach vorn schreitend, auf der Unterseite ab, aber etwas früher, also stärker als oberseits. Vanessa antiopa L. aberr. hygiaea Hdrch. ist nach allen hier mitgeteilten Beobachtungen eine Form, die uns folgende Erscheinungen in unzweideutiger Weise vorführt: 1. Die Verschiebung der antiopa gegen die ab. hygiaea hin beginnt (von ganz seltenen Ausnahmen, auf die ich noch zurück- komme, abgesehen) auf dem Hinterflügel und ergreift erst in zweiter Linie in gleichem Sinne auch den Vorderflügel. 2. Diese postero -anteriore- Umformung spielt sich auf der Ober- und Unterseite in gleichem Sinne in fast paralleler Weise ab, so zwar, daß stets die Unterseite der Oberseite um etwas vorauseilt. 3. Die zwei verschiedenen Flügelfarben verhalten sich in ihrer gegenseitigen Aus- dehnung derart, daß die gelbe der Oberseite und die ihr entsprechende weiße der Unter- seite sich centralwärts, wurzelwärts (centri- petal) und bei hochgradig veränderten Fällen Über Plusia moneta F. das Schwarzbraun der Oberseite und das Schwarz der Unterseite dagegen peripher- wärts sich ausdehnen, wachsen, und so ein- ander durchdringen und vermischen, und dadurch in der peripheren Flüselpartie eine gelb-braunschwarze (auf der Unterseite weiß- schwarze) Sprenkelung erzeugen. 4. Der I. schwarze Costallleck der Vorderflügel fließt mit, dem III. zusammen, so daß der dazwischen gelegene II. gelbe Costallleck durch Schwarz ersetzt wird. Es zeigt sich darin ein Übergang der Fleckung in Querstreifung. 5. Aberratio hygiaea verliert durch alle diese Veränderungen sehr bedeutend an Mannietaltiskeit der Zeichnung gegenüber der Normalform «antiopa; das Farbenmuster der Ober- und Unterseite verschwindet immer ‚Maßgebendes 695 mehr; ab. hygiaea stellt eine auf der Unter- seite in stark veränderten Exemplaren jetzt schon bis zum Extrem getriebene Verein- fachung der Flügelzeichnung dar. Die Form der Flügel ist bei ab. hygiaea nicht derart verändert, daß man daraus irgend etwas Gesetzmäßiges oder für die Großzahl der Individuen dieser Aberration herausfinden könnte. Die Flüsgelform ist individuell verschieden, bald schlanker, bald stumpfer (kürzer und breiter) als bei der Normalform; auch in der Größe derselben ist keine Abweichung zu kon- statieren, d.h. die Größe des ausgewachsenen Flügels ist hier eine der Größe der Pupve proportional entspreehende, also wie sie bei der Normalform antiopa sich würde erwarten lassen. 2 Über Plusia moneta F. . Von Prof. Dr. Pabst in Chemnitz. InNo.39, Bd.Ilder „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“, S. 609—612, veröffentlicht Herr Dr. Chr. Schröder eine Monographie von Plusia moneta F. Auf Grund langjähriger Beobachtungen gestatte ich mir, einige Ergänzungen- hierzu zu liefern und zum Teil von den Angaben des Herrn Schröder ‚abweichende Ansichten über die Lebens- weise von moneta auszusprechen. Die genannte Eule ist in hiesiger Gegend ganz allgemein verbreitet und steigt-hoch ins Erzgebirge hinauf. Seit einer Reihe von Jahren mache ich mir regelmäßig das harmlose Vergnügen, ein bis zwei Dutzend moneta-Raupen einzutragen und zu züchten, um den Vorrat der daraus sich ergebenden Schmetterlinge gelegentlich als ein gern genommenes Tauschobjekt an. Händler ab- zugeben. Durch diese wiederholten Zuchten und die dabei gemachten Erfahrungen ist mir die Entwickelunesgeschichte von moneta sehr genau bekannt geworden. Herr Schröder sagt a. a. O. auf Seite 609: „Die. moneta - Raupe hält sich außerhalb ihrer Behausung auf, um zu fressen; obwohl sie vom Futter umgeben ist, verläßt sie ihr Häuschen, um auf die Nahrungssuche zu sehen und nach vollendetem Schmause in die wohlerhaltene Behausung zurückzukehren.“ — Nach meinen Beobachtungen nährt sıch die moneta-Raupe anfangs nur im Innern ihres Häuschens von den zusammengehefteten Blätter-, Knospen- und Stengelspitzen, und da bei dem im Frühling meist raschen Wachstum der Nährpflanze die Raupe seibst auch rasch wächst, so erweitert sie durch Fressen täglich ihren Wohnsitz, den sie, fremd jedem Sinn für Reinlichkeit, durch ihren Kot rücksichtslos beschmutzt. Sie verläßt ihr „Knisper-Knusperhäuschen*“ nicht eher, als bis es ihr darin wegen Mangel an Platz ungemütlich wird, und bis die durchlöcherten Wandungen nicht mehr die genügende Nahrung bieten. Dann gründet sie sich ein neues Heim. Dies geschieht, wie Rothke sehr richtig schildert, in folgender Weise: „Sie nagt an der Rückseite eines Blattes die Stiele der einzelnen Blattteilchen an der Stelle. wo sich die Blattspreiten der einzelnen Blattteilchen von den Stielen ab- zuzweigen beginnen, so weit an, daß das Blatt infolge der die Stützkraft über- windenden Schwere seinen Halt verliert und rückwärts umkippt, woselbst sich die Blattteile an den Hauptstiel anlegen und nun von der Raupe durch einige Fäden mit diesem verbunden werden.“ Meist erst nach der letzten Häutung, wenn sie ihr gleich- 696 mäßig grünes Kleid ohne die schwarzen Pünktchen angezogen hat, verläßt die moneta- Raupe ihren versteckten Wohnort, sie sitzt dann frei am Stengel und Blatt und kehrt niemals wieder in ihr Häuschen zurück. Zr Seite 610, wo es heißt: „Das Gewebe erschien erst weißlich, nahm dann aber bei der weiteren Festigkeit eine prächtig gold- gelbe Färbung an“, möchte ich folgende, öfters von mir gemachte Beobachtung er- gänzend beifügen: Hält man die weißen Kokons ganz trocken, so bleiben sie weiß; ein einziger Tropfen Wasser aber, oder der feuchte Dunst des für die noch nicht er- wachsenen Raupen bestimmten Futters im Zuchtglas — ich ziehe moneta nur im Glas — färbt die fertigen Gespinste nach sehr kurzer Zeit gelb. Daher kommt es, daß man im Freien nur gelbe Kokons antrifft; an Regen und Tau fehlt es ja zu jener Zeit nie. Außerdem möchte ich noch be- merken, daß im Freien die Kokons von moneta stets an der Unterseite der Blätter horizontal aufsitzen. In Bezug auf die Futterpflanze von moneta, als welche Herr Schröder nur Aco- nitum Napellus kennen gelernt hat, steht außer Zweifel, daß diese Eule hier bei Chemnitz auf den verschiedenen Arten von Aconitum und Delphinium, Rittersporn, an- zutreffen ist. Ob wir Acon. Napellus L. oder Stoerkianum Rehb. oder variegatum L., ob wir Delphinium Ajacis oder elatum L. oder formosum, splendens u. a. m. in unseren Gärten angepflanzt haben, ist ziemlich gleich- giltig; moneta-Raupen kann man im Frühling mit ziemlicher Gewißheit an allen diesen Pflanzen erwarten, ohne sich getäuscht zu sehen. Hierbei zeigt sich aber ein merk- würdiger Unterschied: Während auf Aconitum die kleinen moneta-Räupchen anfangs nur in den Spitzen der mit Fäden zusammen- gehefteten Blüten- und Blatt-Terminaltrieben sitzen und erst später die unteren, vege- tativen Blätter zu ihren Wohnungen ein- richten, verspinnen sie auf Delphinium gleich anfangs die seitlich stehenden grünen Blätter und sind in den Terminal-Blütenknospen nie anzutreffen. Für die Hoffmann'sche Angabe, daß moneta auch auf Trollius europaeus vor- komme, habe ich bis jetzt noch keine Be- stätigung gefunden. Über Plusia moneta F. Die Fragen, ob moneta nur in einer oder in zwei Generationen auftrete, in welcher Form, ob als Ei oder als Raupe, sie den Winter überdauere, waren lange für mich unentschieden. Die einzelnen Autoren schweigen hierüber entweder ganz, oder man kann aus ihren Angaben den Thathestand nicht klar ersehen. Nach Hoffmann („Die Raupen der Großschmetterlinge Europas“) und nach Praun( „Beschreibung europäischer Schmetter- lings-Raupen“) findet man die Raupe von moneta im April und Mai; nach Hoffmann („Die Schmetterlinge Europas“) und nach Berge („Schmetterlingsbuch“) vom Herbst bis Juni. In Bezug auf die Flugzeit des Schmetterlings stimmen die genannten Autoren in ihren Angaben: Juni, Juli, mit- einander überein; in Ramanns „Schmetterlinge Deutschlands“ aber lesen wir: „Die Eule moneta fliest im August, welch letztere Angabe möglicherweise auf eine zweite Generation schließen ließe; denn daß moneta regelmäßig bereits Anfang Juni als Falter erscheint, ist unbestritten. Nach meiner Ansicht kann Herr Schröder seinen gelinden Zweifel, der in den Worten Seite 611 liest: „moneta wird nur in einer Generation auf- treten, da ich nach dem Juli nichts mehr von der Art bemerkt habe“, fallen lassen, obschon einzelne, hier bei uns gemachte Erfahrungen dem zu widersprechen scheinen. Denn wie schon früher, so sind auch in diesem Jahre bis in den Spätsommer hinein, sogar noch im September, einzelne Exemplare der genannten Eule beobachtet und zum Teil gefangen worden; allein dies schließt durchaus nicht die Berechtigung aus, an- zunehmen, daß durch besondere, lokale, ungünstige Einflüsse in manchen Jahren, und ganz besonders im Laufe des ver- gangenen, traurigen Sommers, die Ent- wickelung einzelner Raupen oder Puppen von moneta wesentlich verzögert wurde. Erschiene diese Eule normal zweimal im Jahre, so müßten, analog andern verwandten Arten, die Individuen der zweiten Generation wesentlich zahlreicher sein als die der ersten, und es müßte die Raupe im Juli, Anfang August zu den gewöhnlichsten Er- scheinungen gehören, was aber bekanntlich keineswegs der Fall ist. Wir haben uns die Entwickelunss- geschichte von monela wohl so zu denken, r Kämpfende Käfermännchen. daß die im Juni, Juli und die von den Nachzüglern später abgesetzten Eier zu- nächst mehrere Wochen verstreichen lassen, ehe sie auskriechen, daß dann die geschlüpften Räupchen äußerst langsam wachsen und vielleicht schon nach der ersten Häutung überhaupt aufhören zu fressen resp. zu wachsen. Herr Tetzner, Chemnitz, fand Ende Ausust d. Js. in den Blüten von Aconitum moneta-Räupchen minimalster Größe; es ist nun anzunehmen, daß diese Hochsommer- und Herbst-Räupchen mit den abgestorbenen Blütenblättern zu Boden fallen, sich da unbeobachtet verkriechen oder die für den nächsten Frühling im Herbst bereits sich bildenden Wurzeltriebe durchbohren, um so geschützt im Innern dieser Triebe zu über- wintern. 697 Auch ist nicht ausgeschlossen, daß die Nachkommen der Spätlinge als Ei an den Spitzen des Wurzelstocks der Nährpflanze die kalte Jahreszeit überdauern. So er- klären sich auch die verschiedenen Größen- verhältnisse. in welchen man im Frühling die moneta-Raupen an einer und derselben Nährpflanze antrifft, und hieraus wieder resultiert die oben besprochene Verschiebung der Flugzeit des Schmetterlings. Wir beob- achten die gleiche Lebensgeschichte bei einer Reihe anderer Eulenraupen. Ohne Zweifel ist moneta nach dieser Richtung hin ein sehr interessantes Beob- achtungsobjekt, und ich bitte, falls meine Ansichten mit denen anderer Beobachter nicht im Einklange stehen sollten, mich freundlichst berichtigen zu wollen. Kämpfende Käfermännchen. Von Sehenkling-Prevöt. In seinem interessanten Buche „Liebe und Liebesleben in der Tierwelt“ widmet Büchner dem Abschnitt über die „Liebes- werbung“ eine stattliche Anzahl von Seiten. Daraus ersieht man, daß sich die Liebes- werbung nicht immer in ruhigem Geleise bewegt, sondern daß um den Besitz eines Weibchens zwischen den Männchen mitunter die hitziesten Kämpfe entbrennen. Diese Kämpfe, durch welche die sexuelle Zucht- wahl erreicht wird, sind zweifelsohne -in der Eifersucht begründet. Wie sich nun die Eifersucht unter den Menschen nach der Rasse verschieden äußert, so ist das auch bei manchen Wirbeltieren der Fall, wie z. B. bei den Hirschen, Haushähnen, Kampfhähnen, Allisatoren und Salmen. Aber auch von den niederen Tieren, namentlich einzelnen Insektenarten, kennt man Beispiele für Eifersuchtsscenen. So “ beriehtet Darwin, daß nach den Mitteilungen Fabres, eines unerreichbaren Beobachters, die Männchen gewisser Elymenopteren-Arten um ein besonderes Weibchen kämpfen, das ein scheinbar unbeteiligter Zuschauer des Kampfes war und sich dann mit dem Sieger zurückzog. Eine ähnliche Beobachtung teilt Verhoeff in den „Entomologischen Nach- richten“ von Karsch (Heft 6, 1892) mit. Er beobachtete kämpfende Bienenmännchen der Solitärbiene Anthophora pilipes. Sie kämpften zu zwei bis vier Stück einen ganzen Monat lang um den Eingang des- selben Neststockes. Ihre langen Mitteltarsen mit dem großen Haarbüschel scheinen ihnen nach den Beobachtungen nicht nur zum Er- greifen des Weibchens, sondern auch zum Umschlingen des männlichen Gegners zu dienen. Auch Schmetterlingskämpfe sind beobachtet worden. Man hat eine Iris ge- fangen, deren Flügelspitzen infolge eines Kampfes mit anderen Männchen zerbrochen waren. Gelegentlich seiner Mitteilungen über die häufigen Kämpfe zwischen den Schmetterlingen auf Borneo sagt Mr. Oolling- wood: „Sie drehen sich mit der größten Schnelligkeit umeinander herum und scheinen von der größten Wut erregt zu sein.“ Am bekanntesten sind indes die Kämpfe zwischen den Käfermännchen geworden, und zwar in den am hochentwickeltsten da- stehenden Familien der Scarabäiden und den diesen nahe stehenden Lucaniden. In der Litteratur finden sich mehrere Auf- zeichnunsen und zum Teil genaue Be- schreibungen von solchen Kämpfen. Ein Kampf scheint dann zu entbrennen, wenn ein einsames männliches Tier auf ein in 693 Kämpfonde Käfermännchen. Begattung befindliches Paar stößt. Der englische Entomologe White beobachtete, wie ein männlicher Hirschkäfer ein mit einem weiblichen in Paarung begriffenes wännliches Exemplar derselben Art von dem Weibchen zu verdrängen suchte. (Proceed. Entom. Society, London, 1886). Wie nahe liegt aber auch in denjenigen Fällen die Veranlassung zu Streit unter den Männchen, wenn nur ein einziges Weibchen vorhanden ist und der instinktive Naturtrieb sein Recht fordert! Daß das von Erichson vermutete Mißverhältnis zwischen Männchen und Weib- chen wirklich vorhanden ist, beweist eine Mitteilung Haabers, wonach er durch ein angebundenes ZLucanus-Weib binnen 1/2 Stunde 75 herbeigeflogene Männchen einfing, und Cornelius glaubt annehmen zu müssen, daß sich das Verhältnis bei dieser Art wie 1:6 stellt. a ‘Wie die Hirschkäfer miteinander kämpfen, erzählt uns Chop nach seinen Beobachtungen in Thüringen. Es fanden an einem Saftloche eines knorrigen Eichenstammes unter den wännlichen Hirschkäfern wütende Kämpfe statt. Die geweihartigen Kiefern bis zum Grunde schief übereinander geschoben, so daß sie beiderseitig über den Rücken des Gegners hinwegragten und die Köpfe selbst sich dicht berührten; zum Teil hoch aufge- bäumt, rangen sie erbittert miteinander, bis den einen der Streiter die Kräfte verließen und er zur Erde hinabstürzte. Hin und wieder gelang es einem geschickten Fechter, seinen Gegner um den Leib zu fassen; mit dem Kopfe hoch aufgerichtet, ließ er ihn dann in der Luft zappeln und schließlich in die Tiefe stürzen. Verwundungen finden bei solchen Kämpien in der Weise statt, daß die Käfer ihre festen Kiefernzangen einander in die Vorder- brust eindrücken. Exemplare, welche ein oder mehrere tiefe durchgehende Löcher auf der Ober- und Unterseite dieses Körper- teiles, sowie auf den Flügeldecken aulweisen, sind in den Käfersammlungen nicht selten. Auch Hirschkäferarten anderer Krdteile zeigen zuweilen solche Wundimale. Es fragt sich, wie sich die kleineren ‘xemplare der männlichen Hirschkäfer im Kampfe zu den größeren verhalten. Man sollte meinen, daß jene mehr ungünstig ge- stellt sind. Das scheint indes nicht immer der Fall zu sein, denn was ihnen an Größe abgeht, _ ersetzen sie durch Mut. Wie Cornelius in der „Stettiner Entomologischen Zeitung“ mitteilt, greifen die kleineren Männchen immer am hitzigsten an, wo sie ein Pärchen in Begattung oder Diebkosung; antreffen, und bethätigen damit zugleich die sprichwörtliche Redensart von „der kleinen Kröte®: ir In dem bekannten Werke „Der malayische Archipel“ teilt Wallace ganz gleiche Fälle von Kämpfen unter Männchen einer Bren- thidenart mit. Die Männchen dieser lang gestreckten und sehr schmächtigen Rüssel käferart teilen mit denjenigen der Hirsch- käfer den Vorzug großer Kiefernzangen, während diese im weiblichen Geschlecht stets klein bleiben. Die Verwendung der großen Kiefern bestätigt in beiden Familien ‚den Zweck derselben und läßt zugleich die Bedeutung entsprechender Verhältnisse in anderen Käferfamilien vermuten, wo die Geschlechter mancher Arten sich gleichfalls durch die Größe der Kiefern unterscheiden, indem dem männlichen Geschlechte die größten Kiefern zukommen. Weitere Mitteilungen über kämpfende Käfermännchen giebt Herr Dr. med. Weber in dem Bericht des Vereins für Naturkunde zu Kassel. Gelegentlich seines Aufenthaltes auf den Ofener Bergen in Ungarn konnte er die Kämpfe von Lethrus apterus-Männchen beobachten und erzählt darüber etwa folgendes: Der Käfer erscheint anfangs April und schreitet dann bald zur Besattung. Das Begattungsgeschäft findet in einer Erdhöhle statt, zu der verschiedene Röhren von der Dicke eines Fingers führen. Bei dem häufigen Vorkommen des Käfers an einer Lokalität scheint dann der Boden siebartig durchlöchert. Das etwa einen Fuß tiel unter der Oberfläche liegende Brautgemach wird von dem Männchen mit allerlei Pflanzen- teilen austapeziert. Mit Vorliebe benutzt es dazu junge Rebenabschnitte, die es mit seinen scharfen und großen Mandibeln ab- zwickt, weshalb das Tier auch „Reben- schneider“ genannt wird. Die Materialien werden eingeschleppt, indem sich das Männchen rückwärts mit großer Geschick- lichkeit bis zu den schräg abführenden Gängen bewest. Vor der Öffnung derselben finden nun ' Überzeugung, von den späten, den Oktobersaaten, Volks glauben. die heftiesten, oft eine halbe Stunde währenden Kämpfe statt, falls ein {remdes Männchen versucht, in die Höhle einzudringen oder den Bewohner derselben in seiner Arbeit stört. „Wie zwei Kampf- hähne“, sagt Weber, „stehen die beiden Tiere voreinander mit erhöhtem Vorderteile des Körpers, die Vorderbeine gespreizt und auf einen Angriff lauernd. Mit festem Griffe kneift der eine mit seinen kräftigen, großen Kiefern den -Gegner, wo er sich eine Blöße eiebt, und mit Verlust von Tarsen und Schenkeln verläßt öfters der Besiegte den Kamptplatz, noch längere Strecken von dem Sieger verfolst. So wütend verbissen sind die Kämpfer, daß man sie aufnehmen kann, ohne daß sie einander loslassen.“ Gistel, der neben Erichson diese Kämpfe auch er- wähnt, behauptet sogar, daß die Weibchen das protegierte Männchen mit dem hinteren Teile ihres Körpers stießen, und so zu weiterem und erbittertem Kampfe reizten. Von diesen Anfeuerungen hat indes Dr. Weber trotz längerer on nichts wahr- genommen. Ähnliches erzählt Escherich in Social entomol.“, 1892 von Ateuchus sacer L., dem Be antlich von den alten Ägyptern als Sinnbild der Tapferkeit und des Familien- 699 sinns göttlich verehrten Scarabaeus. Er fand ein Pärchen damit beschäftigt, die bereits geformte Eipille zu vergraben. Plötz- lich erschien ein fremdes Männchen und zwang nach heißem Kampfe, dem das Weibchen gleichgiltig zusah, das recht- mäßige Männchen, mit dem Verluste der Schienen und Tarsen der Hinterbeine das Feld zu räumen. Das Weibchen folgte darauf dem Sieger in die Erde. Mit diesen Kämpfen erklärt sich auch die jedem Sammler bekannteThatsache, daß inBezugaufdieTarsen unverletzte Männchen von Ateuchus kaum zu haben sind. Auch zwischen den Männchen des profanen Vetters dieser Art, dem Sisyphus Schäfferi, hatWebersolcheKämpfe beobachtet. Solche Eifersuchtssceenen kommen unter den Insekten vielleicht weit öfter vor, als uns jetzt noch bekannt ist. Zudem können sie nicht immer so in Erscheinung treten wie beim Hirschkäfer. Den Schmetterlingen z. B. fehlen die Bißwaffen, um den Neben- buhler damit vertreiben zu können. Eine Bevorzugung schöner und kräftiger Männchen von seiten der Weibchen ist nach Darwin eine ausgemachte Sache. Wie sich aber die verschmähten Schmetterlingsmännchen zu ihren Nebenbuhlern stellen, scheint den Naturbeobachtern noch entgangen zu sein. f Volksglauben., Von Prof. Es herrscht in der Gegend, wo ich wohne, unter dem Volke die traditionelle daß der Blütenstand der Königskerze (Verbascum) ein Zeichen des Gelinsens oder Nichtselinsens der frühen Roggensaaten sei. Wenn nämlich der blühende Schaft von Verbascum von unten bis hinauf sich dicht mit den goldgelben Blumen bedeckt, so wird der Roggen, der Ende Ausust oder Anfang September gesäet wurde, gut gelingen. Wenn hingegen die Verbascum-Stämme ‚nur vereinzelte, nicht in gedrängter Menge vorhandene Blüten bringen, d.h. wenn ein bedeutender Teil der Knospen nicht zur Entfaltung gelangt, sondern ver- . dorrt oder verkrüppelt, so werden die frühen Rosgensaaten nicht gut gedeihen und nur kann Karl Sajo. dann eine zufriedenstellende Ernte erhofft werden. Es gab in der nächsten Verg sangenheit eine Epoche, wo mit dem Volksaberglauben auf einmal gebrochen wurde, und wo man, in eelabhr Stimmung, drunter und drüber alles verwarf, an was die Vorfahren mit festem Glauben: hingen. In allerletzter Zeit aber, wo man immer mehr den Grund der Naturerscheinungen sondiert und so viele Tausende von bisher ungeahnten, verborgenen Ursachen und von geheimen Zusammenhängen beleuchtet, zeigt es sich, daß gar viele Bauern- regeln und Volksüberzeugsungen, die man als Unsinn zu erklären so rasch geneigt war, bei besserem Lichte betrachtet, doch einen natürlichen und daher riehtigen Grund haben. So hat sich ja bekannterweise der Sauer- 100 dorn (Berberis vulgaris), den in so manchen Gegenden die Landleute von jeher mit dem Getreiderost (Puccinia graminis) in Zusam- menhang brachten, in der Folge als wirklicher Träger der Äcidienform dieses Rostes er- wiesen; obwohl vor dieser sensationellen wissenschaftlichen Entdeckung gewiß nicht wenige Aufgeklärte über solchen „Aber- glauben“ gute oder schlechte Witze gemacht haben. — Noch merkwürdiger war der richtige Ideengang der Hornviehzüchter in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, die steif und fest behaupteten, das „Texasfieber“ (eine mörderische Viehpest, die aus den südlichen Staaten in die nördlichen ver- schleppt, hier 75—100°%o der angesteckten Herden zu vernichten pflegte), stamme von der dortigen Viehzecke, Ixodes bovis Riley. Obwohl die Fachleute diesem „Aberglauben“ lange Zeit mit Energie widersprachen, erwies sich vor einigen Jahren mittels der eingehendsten Versuche vollkommen klar, daß jener Volksglaube das Richtige traf, und daß es ohne jene Zecke gar keine texanische Rinderpest gebe; — ja sogar, daß nicht einmal von der Seuche angegriffene und derselben unterliegende Tiere die Infektion ohne Zeckenvermittelung auf die übrigen, mit ihnen zusammenlebenden Rinder weiter- pflanzen können. Ich will nun ganz und gar nicht be- haupten, daß es auch im Falle der Königs- kerze und. der Roggensaaten einen im obigen Sinne aufgefaßten Parallelismus gebe, — denn ein ursächlicher Zusammenhang ist ja kaum denkbar. Immerhin wird es aber gut sein, alles, was sich aufähnliche Volksglauben- Artikel bezieht, sorgfältig zu sammeln, zu beobachten und mit der Zeit gehörig zu prüfen. — So ist z. B. immerhin denkbar, daß die Verhältnisse, welche ein teilweises Ein- gehen der August- und September-Saaten herbeiführen, auch der vollen Prachtentfaltung der Verbascum-Blütenstände im Wege stehen dürften. Es sei hierbei darauf hingewiesen, daß zunächst die früh bestellten Roggensaaten, wenn sie in üble Lage kommen, ihr Leiden meistens von Fliegen (Chlorops taeniopus, Oscinis frit, Cecidomyia destructor) bekom- ınen. Diese Fliegen schwärmen im ganzen September bis etwa 8. Oktober und legen ihre lüier auf die jungen Blätter der Getreidesaat- Zu 2 Volksglauben. pflanzen, und die Maden, welche aus diesen Eiern stammen, machen die angegriffenen Pflanzen krank und auch tot. Da das Gros der genannten Dipteren nach Ablauf der ersten Oktoberwoche zu verschwinden pflegt, so bleibt natürlich die im Oktober gesäete Herbstfrucht unbehellist, und in solchen „Fliesenjahren“ können denn auch nur die Oktobersaaten entsprechenden Ertrag liefern. Meiner letzten Erfahrung nach gilt solches im magerenBoden auch für Ohlorops taeni- opus, da nach dem vorjährigen, großartigen Schwärmen dieser Fliege hier die Früh- saaten dermaßen angesteckt waren und so verkümmerten, daß ein eigentlicher ent- sprechender Reinertrag bloß von den ver- späteten Oktobersaaten geliefert worden ist. — Nun ist aber auch die Königskerze den Angriffen einer großen Zahl von Insekten- arten unterworfen. Ich will hier nur auf die Käfer Cionus Olivieri, olens, similis, hortulanus, Gymnetron tetrum, asellus, ferner auf die Wanzen Mormidea fuscispina, baccarum, Campylomma verbasci, sowie auf die phytophagen Fliegen Agromyza verbasci, thapsi, holosericea, Lonchaea-Arten u. S. w. hinweisen, womit übrigens der Reigen noch bei weitem nicht geschlossen ist. Wenn diese Insekten der Könieskerze sich wohl befinden und stark vermehren, so werden sie ihre Nährpflanze gewiß in solchem Grade schwächen, daß die Ent- wickelung der Blüten nur unvollständig von statten gehen kann. Und wenn ferner diejenigen Witterungs- verhältnisse oder andere Umstände eines Jahres, welche den Getreidefliegen günstig oder ungünstig sind, den gleichen Ein- fluß auch auf alle Verbascum-Feinde oder einen Teil dieser ausüben, so würde hier- durch wohl ein Parallelismus hinsichtlich des Gedeihens der frühen Kornsaaten und der Blütenentfaltung der Königskerze resul- tieren. Natürlich wäre dieses nicht nur mit der Königskerze der Fall, sondern daneben mit einer großen Zahl anderer Pflanzen, die ja auch ihre Feinde im Insektenheere haben. Wenn sich der Volksglaube gerade an Verbaseum hält, so hat dieses seine Ursache jedenfalls in dem auffallenden, prächtigen, hochragenden und weithin leuchtenden Blütenstande dieser auch sonst beliebten und als offizinell bekannten Pflanze. - r -weichem Wasser auf 35—40 Teile. -Um beurteilen zu können, inwiefern S olöhe Volksüberlieferungen im Recht oder Unrecht sind, ist eine ige. Beob- achtung in verschiedenen Gegenden nötig. Und aus diesem Grunde wollte ich die Herren Leser der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ auf ähnliche Bauernregeln Bunte Blätter. 0 l aufmerksam machen, die in den sin Gegenden in, großer Zahl von Generation auf Generation überliefert werden, und deren Sammeln und Prüfen, sofern sie sich auf entomologische Verhältnisse beziehen lassen, eine interessante und wertvolle Arbeit wäre. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die Bekämpfungsmittel gegen Insekten-Schädlinge ‚ auf der Ausstellung zu Hamburg. E Der reichhaltigen Ausstellung an Insekten- Schädlingen schloß sich dort eine interessante Ausstellung der Bekämpfungsmittel an. Diese Abteilung, welche von 8 verschiedenen Firmen beschickt war, hat mindestens das gleiche Interesse zu beanspruchen, so daß der ge- botenen Präparate ausführlichere Erwähnung zu geschehen hat. Ich nenne zunächst die Firma J. Soltau, Bergedorf (Inhaber Th. Krause), in dessen technisch - chemischem Laboratorium ganz speciell einschlägige Agentien hergestellt werden: Die konzentrierte. Blutlaus- seife dient in 15- resp. 20—25facher Ver- dünnung zum Bekämpfen der gefährlichen Blutlaus. durch Bestreichen der von ihr be- setzten Rinde resp. Benetzen der krautartigen Pflanzenteile. In der konzentrierten In- sektenseife ist ein Mittel gegen Blattläuse und anderes Pflanzenungeziefer gegeben. Ein in neuerer Zeit vielfach empfohlenes Produkt, diePetroleum-Seife(P.-Emulsion), welche, vorher kräftig durchgeschüttelt, unter fortwährendem Rühren mit 15 —20 Teilen Wasser verdünnt wird, wirkt gegen die ver- schiedensten Parasiten, bei billiger und ein- facher Anwendung. Die Emulsion ist unbe- grenzt haltbar, wenn sie vor direkten Sonnen- strahlen und Erhitzung bewahrt. wird. Ihre ‘ Benutzung hat durch Eintauchen oder Be- sprengen der Pflanzen bei bedecktem Himmel oder gegen Abend zu geschehen. Die konzentrierte oo uassia-Seife darf ein altbewährtes Mittel gegen alle Arten von Blattläusen genannt werden, und empfiehlt sich deren Anwendung namentlich bei zarten Zimmerpflanzen. Um die entsprechende Brühe herzustellen, zerrührt man 1 Teil dieser Seife mit 1/2 Teil Wasser und verdünnt alsdann mit Des weiteren wird Schwefelkohlenstoff zur Vertilgung der „Samenkäfer“ (Bruchus sp.) in den Samen von Erbsen, Bohnen u. s. w., sowie zur Desinfektion des Erdbodens bei Boden- müdigkeit, dann in „Leim-Kapseln“ hergestellt. Von Geheimmitteln unter hochklingenden, tremdländischen Namen absehend, ist es das Bestreben jener Firma, vielseitig als praktisch erprobte Bekämpfungsmittel in einer Form darzubieten, welche es dem Abnehmer ermög- licht, ohne chemische Kenntnisse und Waage, und ohne Körper und Kleidung irgend welchen Gefahren auszusetzen, durch einfache Ver- dünnung der konzentrierten Präparate billisster Berechnung gebrauchsfertige Lösungen her- zustellen; gewiß ein richtiges Prinzip. Auch der in seiner Anwenduns; allbekannte Raupenleim ist von dort zu erhalten, welcher, wenn wertvoll, unter den verschiedensten Witterungseinflüssen eine möglichst gleich bleibende Fanskraft längere Zeit zu bewahren hat. Diesem wird, bei sachgemäßer An- wendung, eine Wirksamkeit für den ganzen Winter, von September bis Februar, zuge- sprochen. Die Bedeutung der Leimringe weiß wohl jeder erfahrene Obstbaumbesitzer zu würdigen; es macht sich ihm die kleine Mühe und Ausgabe mehr als reichlich bezahlt. Als Unterlage wird.das für Fett undurchlässige Klebgürtelpapier in 16 cm breiten, endlosen Rollen empfohlen, um die Rinde der Bäume zu schonen und die sauberen, nicht unschönen Ringe, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, mit leichter Mühe beseitigen zu können. Von den mannigsfaltigen anderen Präpa- raten der Firma möchte ich nurnoch der „Baum- salbe“ als anerkanntes Mittel bei allen Ver- letzungen der Rinde, zur Vermeidung von Schwammbildung bei größeren Ver wundungen und des Gummitlusses bei Steinobstgehölzen, sowie der „Bordelaiser Brühe“ gegen die An- gritfe des falschen Meltau (Peronospora), der Kartoffelkrankheit (Phytophthora infestans) u. a. Pilzformen Erwähnung thun. Ich bemerke noch, daß mir mehrere der genannten Produkte für eigene Versuche über- wiesen sind, über deren Ergebnisse ich hier später Mitteilung machen werde. Im ferneren wurde von der Firma Timothy & Landwith, Bracknell in England (Agent: Ed. Havenecker, Hamburg), eine „Royal Kew Räucheressenz“ ausgestellt, als eine neue Erfindung für das Ausräuchern von Treib- und Gewächshäusern gegen Insekten-Angritte mannigfaltigster Art, ohne dabei selbst die zartesten Blumen oder Früchte in Mitleiden- schaft zu ziehen. Bunte Blätter. Die Fassung des Prospektes erscheint mir textlich etwas reichlich amerikanisch reklamehaft! Als Ersatz für das oft, aber mit mancherlei Nachteilen verbundene Räuchern, besonders mit Tabak gedacht, läßt man eine zu vor- liegendem Zwecke zusammengesetzte Flüssig- keit in einem Metallbehälter verdunsten. Der- selbe wird auf einen kleinen Ständer gestellt, unter welchem sich eine kleine Lampe be- findet, welche, sobald die Flüssigkeit ver- dunstet ist, von selbst ausgeht und keine weitere Aufmerksamkeit als einmaliges An- zünden erfordert. Die Flaschen verschiedener Größe, in denen die Essenz verkauft wird, sind gleichzeitig in Abteilungen eingeteilt, von denen jede genügt, um 1000 Kubikfuß damit zu räuchern. Schr. Farbenvarietäten von Dezlephila elpenor 1. Schon im Frühjahr 1895 schlüpfte aus einer getriebenen Puppe bei mir eın Falter dieser Species, welcher sich gleich bei der ersten Besichtigung dadurch von typischen Exemplaren auffallend unterschied, dab beide Hinterflügel ganz das rote Kolorit entbehrten, vielmehr eine schmutzig weiße Färbung auf- wiesen. Leider war das Tier stark verkrüppelt; die Flügel, namentlich die Hinterflügel, waren nicht nur in jhrer Größenentwickelung zurück- geblieben, sondern auch stark zusammenge- schrumpft. Auch M. Wiskott gedenkt in seiner Ab- handlung über die Lepidopteren-Zwitter seiner Sammlung (Festschrift des Vereins für schlesische Insektenkunde, Breslau 1897) eines vollkommenen Hermaphroditen von Deolephila elpenor L., welcher albinistische Stellen am Außenrande des einen Hinterflügels aufwies. „Färbung der Flügel verschieden. Linke männliche Seite stark rosenrot: rechte weib- liche Seite im Vorderflügel olivgrün und mattrot, Hinterflügel albinistisch nach dem Außenrande zu“ (cf. Sonderabdruck, p. 13—19). Während diese beiden Exemplare, außer der zum Albinismus hinneigenden Tendenz, noch andere Merkmale aufweisen, welche auf eine anormale Entwickelung des Individuums hinweisen (bei dem einen das Auftreten der Verkrüppelung, bei dem andern die Charaktere zwitteriger Natur), läßt bei den im folgenden beschriebenen Exemplaren nichts weiter als die eigentümliche Färbung eine den Organis- mus des Tieres in abnormer Weise beein- flussende Entstehungsweise vermuten. Die Falter sind normal entwickelt, von kräftigem Körperbau, ohneirgend welche Verkrüppelung der Flügel oder zwitterige Charaktere des Körpers. Das von mir im ‚Juni 1896 gezogene weibliche Exemplar von Deilephila elpenor L. zeigt auf allen Flügeln die typische Färbung sehr stark variiert. Auf den Vorderflügeln sind die roten Querstreifen, sowie der Saum viel weniger intensiv gefärbt, als es sonst der Fall ist: dadurch, daß die sonst hochroten Stellen auf den Vorderflügeln hier eine silber- artig violette Färbung angenommen haben, tritt auf dem olivgrünen Grunde diese Zeichnung bei weitem nicht so markant her- vor wie bei typischen Exemplaren dieser Art. Auf den Hinterflügeln ist unterseits wie oberseits das Rot einem sehr blassen Rosa gewichen. Die Abänderung erstreckt sich bei allen Flügeln auf die Färbung, auf ‚die Zeichnung nur insofern, als sich auf den Hinterflügeln ein schmaler, nur auf der Ober- seite bemerkbarer und auch bier nur schwach hervortretender Schattenstreifen dunklerer ‘Färbung unterhalb des schwarzen Wurzel- fleckesvorfindet, welchertypischen Exemplaren fehlt. : Zwei weitere Farbenvarietäten dieses Schwärmers, die einander völlig gleich sind, werden in der „Ent. Zeitschrift“ 1897, No. 9 p. 7L erwähnt. Ich lasse deren kurze Be- schreibung hier folgen: „Der Gesamteindruck ist ganz der eines sehr verblaßten normalen Deilephila elpenor. An Stelle des tiefen Grüns |bei der Stammart ist ein helles Orangegelb mit kaum merklichem Stich ins Grünliche getreten, während die Falter an Stelle des gewöhnlichen Dunkelrosa ein fahles Gelblich- grauweib aufweisen.“ Auch die drei zuletzt beschriebenen Formen von Deilephila elpenor L. sind wohl- als Farbenvarietäten aufzufassen, welche in ganz symmetrischer Weise auf beiden Flügel- hälften, wenn auch in weniger ausgeprägtem Grade als in den beiden zuerst erwähnten Fällen, während ihrer Entwickelung der Tendenz unterstanden, als Albinismen in die Erscheinung zu treten. O. Schultz, Berlin. In raschem Laufe eilt die muntere Pütt- lach durch die Thäler des Frankenjura: auch der Nicht-Entomologe weiß dieses schöne Ge- wässer zu schätzen, das erfrischende Kühlung verbreitet und sich durch Reichtum an Stein- forellen auszeichnet, zoologische Objekte, die dem Wanderer ebenfalls Gelegenheit zu er- freulichen Studien bieten. An den Stellen des Laufes, welche rauschende Stromschnellen und springende Kaskaden bilden, finden sich oft mächtige Felsblöcke, von Riesenhand hineingestürzt, mit Moos überzogen, häufig noch seitlich lanziert von wunderbar wirkenden Natur- Jardinieren — kleine Inselchen, die von Ver- gißmeinnicht und blühenden Spiräen besetzt sind. Lagern zwei solcher Steinriesen bei einander, so daß sie in der Nähe des Ufers einen förmlichen Winkel bilden, so entsteht hier eine ruhige, von Felsen beschattete Stelle, sagen wir prosaisch: ein Tümpel meist von beträchtlicher Tiefe, in dem sich mit der Zeit allerhand tierisches Leben entwickelt. Auf solehem Felsenwinkel ruhte ich an einem heißen Nachmittage, fern vom Menschen- getriebe, rechts von mir die helle, wild springende Püttlach, links eine stagnierende, \ | Bunte. Blätter. Fi 703 7 Vereins und Mittel und Wege, wie die Zwecke erfüllt werden sollen, seien hier wieder- gegeben. dunkle Wasserfläche, über mir hereinragende " Buchenzweige. In einer solchen Weltverloren- heit wird das Geringste zum Ereignis und rastet. Vorstand mit geschärften Sinnen beobachtet. Ein Spanner-Räupchen stürzte in den Tümpel: ich sah, wie es sich wandte und drehte; plötzlich hoben sich zwei sichelförmig gebogene, weit geöffnete Mandibeln unter der Raupe empor, klappten zu und — verschwunden war alles. - Ich stöberte unter meinem Moos- polster herum und fand einen Laufkäfer, Abax parallelus, ein kräftiges Tier von reich- lich 15 mm Länge, das ich in die geheimnis- volle Tiefe schleuderte. Der Käfer begann & la Hundstrapp dem Ufer zuzustreben. Plötzlich packten ihn zwei Zangen von vorn, ein heftiges Ringen erfolgte; ich bemerkte hierbei einige Krallen an langen Tarsen, die den Käfer beim Kopf zu halten versuchten. Dennoch gelang es Freund Abdbax, sich los- zumachen, dann war er einige Minuten regungs- los — vielleicht starr vor Entsetzen; plötzlich sank sein Abdomen ein und der Käfer ver- schwand senkrecht auf immer. Indem war wieder ein Räupchen hinabgeweht worden, das in kaum zwei Minuten von den Zangen geholt wurde. Diese geheimnisvolle Wasser- Häche erweckte in mir ein gewisses Grauen. Ich stieg leise ans Ufer und fing mir am Haselgesträuch einige Phyllopertha horticola, die bekannten Rosenkäferchen; zurückgekehrt, mußten auch sie als Beobachtungsobjekte dienen; sie unterlagen rascher als der kräftige Oarabide, die zwei Mandibeln packten ihre Opfer schnell am Kopfe, dabei schienen mir die Mittelbeine wie durch Klammern ge- halten, und — verschwunden war alles! So ging es noch eine gute Weile: Käfer, Ohrwürmer, Regenwürmer, Asseln etc. ete., von mir zusammengefangen, alles zogen die mörderischen Zangen hinab, ohne daß ich den Räuber, diesen Haifisch en miniature, selbst zu sehen bekam. Es ist natürlich un- möglich, daß eine Larve dies alles verzehrt hat; aber merkwürdig ist, daß ich bei nach- her erfolgter, gründlicher Untersuchung dieser Untiefe mit dem Wasserkäfernetz kein Stück dieser Räuber zu Gesicht bekam. Jedenfalls "waren sie in den Spalten der felsigen Boden- fläche verborgen. — So geht es im Leben; es ist ein Kampf, und der Stärkere behält immer recht. An dieser Stelle aber habe ich nicht mehr ge- H. Krauß. Nürnberg. Aus den Vereinen, Verein für Naturkunde zu Crefeld. ‚Ordentliche Haupt-Versammlung am 8. Oktober 1897. Der heutigen Versammlung lag in der Hauptsache die Beratung der revidierten Vereinsstatuten ob, welche mit geringen Ab- änderungen genehmigt wurden, wie sie der ausgearbeitet hatte. Die zwei + worden. $ 1, Absatz 2 besagt: „Der Zweck des Vereins ist die Pflege, Verbreitung und Förderung der Naturkunde, im besonderen gehört zu seinen Bestrebungen die Erforschung des naturwissenschaftlichen Materials der Heimat.“ S 2 lautet: „Der Zweck und die Ziele des Vereins sollen erstrebt werden: a) durch den regen Verkehr der Mitglieder untereinander: b) durch in den Vereinssitzungen zu haltende Vorträge. Besprechungen, Aus- tausch und Mitteilung semachter Beobachtungen etec.; c) durch zeitweise Herausgabe von Jahres- berichten, in denen die Thätigkeit des Vereins, wie die Resultate der Forschungen und Beobachtungen, letztere in Form von Abhandlungen, niedergelegt werden: d) durch Schıiftenaustausch mit aus- wärtigen naturwissenschaftlichen Ver- einen; e) durch Bezug gediegener wissenschaft- licher, sowie dem Kauf und Tausch dienender Fachblätter, deren neueste Nummern sofort nach ihrem Eintreffen im Vereinslokal eingesehen werden können; ; f) durch Anlesungs und Vergrößerung einer Vereinsbibliothek, deren Bestände an die Mitgiieder unentgeltlich ausgeliehen werden; : $) durch Anlegung von naturwissenschaft- lichen Sammlungen; h) durch Veranstaltung stimmten Zeiträumen holenden Ausstellungen; i) durch Anlesung einer Mustersammlung der zum Sammeln, Präparieren und Konservieren von Naturobjekten er- forderlichen Utensilien: k) durch zeitweise im Verein zu ver- anstaltende Tausch- und Kaufabende.“ Der geschäftliche Teil nahm den ganzen Abend in Anspruch, so daß von wissenschatft- lichen Mitteilungen abgesehen werden mußte. unbe- wıeder- von ın sich Sitzung am 29. Oktober 1897. Zu dieser Sitzung waren die Angehörigen der Mitglieder, sowie Freunde des Vereins und sonstige Naturinteressenten eingeladen Gegen 9/4 Uhr eröffnete der Vor- sitzende, Herr M. Rothke, die Sitzung, be- grüßte namens des Vereins die zahlreich besuchte Versammlung und hieß alle herz- lichst willkommen. Er verbreitete sich nun kurz über die vom Vorstande jetzt einge- schlagene Richtung, nach der mehr wie bisher die verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächer (hauptsächlich Zoologie, Botanik und Mineralogie) gepflest und die Sitzungen über- haupt wissenschaftlicher gehalten werden wesentlichsten Paragraphen, Zwecke des | sollen, worauf er Herrn Lehrer Nik. Claessens 704 das Wort zu einem Vortrage über: „Eine Reise durch Tirol“ erteilte. In ergreifender Weise schilderte Herr Claessens die groß- artige- Natur der Tiroler Alpenwelt, ins- besondere die von ihm berührten Gebiete: Fernpaß, Ötzthal, Schnalserthal ete. Eine anregende Abwechselung erhielt der Vortrag durch das Einflechten vieler interessanter historischer Rückblicke, welcher, Hand in Hand mit den herrlichen Naturbildern, die Zuhörer in steter Spannung erhielten. Ver- schiedene größere Ansichtskarten, Tiroler Landschaftsbilder (Dolomiten, Panorama vom Schlern ete.) darstellend, ferner verschiedene kleinere und größere Albums mit über 100 Alpenansichten, sowie einige hundert vor- züglich präparierter Alpenpflanzen, worunter sich die größten Seltenheiten befanden, lagen zur Ansicht aus. | Hierauf ergrift Herr W. Krancher das Wort und sprach unter Vorzeigung eines größeren, sehr gut erhaltenen Hornissennestes über Leben und Treiben der Hornissen, dem Herr M. Rothke einige Mitteilungen über den in den Nestern von Vespa erabro schmarotzenden Käfer Velleius dilatatus hinzufügte. — Sodann erfreute Herr Gerh. Kamp die Versammlung durch einen Fruchtzweig- der ostindischen Banane (Musa paradiseaca), der dicht mit reifen Früchten behangen war, welch letztere sofort von den Anwesenden auf ihre Güte geprütt wurden. — Vom Herrn Präparator Peters wurde ein prächtiges Exemplar des Mantelpavians vor- gezeigt und einiges über Lebensweise und Verbreitung desselben berichtet. — Herr W. Krancher legte ferner einen Schenkelknochen und Schulterblatt eines der Diluvialzeit angehörenden größeren Säuge- tiers vor, welche etwa vor 30—40 Jahren aus den „Niepkuhlen“ bei Orefeld gefischt wurden, sodann ein Exemplar von Macacus rhesus aus dem Creftelder Tiergarten. — Zum Schluß brachten die Herrn H. Knops und M. Rothke die in ihren Sammlungen befindlichen paläarktischen Arten, Varietäten und Aberrationen der Lepidopterengattungen Thais, Parnassius und Cokas zur Anschauung. Schluß der sehr anregenden Sitzung gegen 12 Uhr. Litteratur. Kraucher, Dr. Oskar. Entomologisches Jahrbuch. VII. Jahrgang Kalender für alle Insekten- Sammler auf das Jahr 1898. Leipzig, Ver- lag von Frankenstein und Wagner, 1897. Preis eleg. geb. Mk. 1,60. Das Erscheinen des 7 Jahrganges dieses „Jahrbuches“ beweist, daß dasselbe besonders auch unter den Entomophilen Anklang ge- funden hat. Diesen, und zwar den jüngeren unter ihnen, ist auch mit der Neuerung zu dienen gedacht, in den monatlichen Sammel- Anweisungen (für Lepidopteren) den lateini- 2 Bunte Blätter. schen Namen möglichst je die deutschen Be- zeichnungen beizufügen, eine Neuerung, die, meiner Ansicht nach, eigentlich nicht recht vorteilhaft zu nennen sein wird. Ich schlage so beliebig Seite 14 des Jahrbuches auf und finde da: „Wollbeinspinner“, „Spinnerspanner“, „die schöne Rauhhaareule“. Ohne das leitende Motiv zu verkennen, glaube ich ein Maßhalten hier sehr am Orte. An sich lassen die Sammel- Anweisungen sonst kaum zu wünschen übrig. : Diese sind dem Kalendarium ange- schlossen, welchem „astronomische und geo- graphische Notizen‘, „Postalisches“ und „Genealogien“ folgen. BEE, Der allgemeine Teil (Seite 97—221) bringt im weiteren eine Sammlung von gegen 20 Aufsätzen, von denen wenige allerdings kaum unterhaltenden, die zum durchaus größeren Teil aber jedenfalls einen faunisti- schen, in mehreren Beiträgen auch einen all- gemein entomologischen bleibenden Wert besitzen. = Ausgestattet ist dieser Jahrgang auch mit einer Reihe von Illustrationen: P. machaon var. (nigrofasciata Bothke), Arg. selene ab., B. cinctaria ab., ferner Caradrina ambigua F. (Eier, Raupen, Puppe). Diese Zeichnungen (einctaria ab., Wiedergabe nach Photographie) erscheinen ansprechend und prägnant darge- stellt. Außerdem ist eine kolorierte Tafel: Original-Tafel aus Eibel, Bewirtschaftung kleiner Hausgärten, Heft 6: Die hauptsäch- lichsten Schädlinge im Obst- und Gartenbau, mit 3 Tafeln, naturgetreu gemalt von A. | Schmalfuß, Verlag von Emil Stock, Zwenkau, beigegeben. „Naturgetreu“ und „tadellos“ kann man das Abgebildete nun wohl selten nennen, auch hat es mein „Entomologenherz“ nicht „in freudigstes Entzücken versetzt“, denn die Einzelabbildungen erreichen teils durchaus nicht andere Leistungen. Die crataegi- Raupe konkurriert beispielsweise keineswegs mit der Hofmann’'schen oder gar mit den Originalen Rösels u. a., der Farbenton ist nicht selten mißlungen, die Haltung der Larven wie der Imagines eine völlig leblose — in einem Buche, welches also nach dem Titel Lebensgewohnheiten lehren soll, u. s. w. Die Insekten-Illustration muß aber als eine höchst schwierige, wie ich jederzeit anerkenne, bezeichnet werden, und das Tadeln wird nicht schwer! Ich werde noch des öfteren Gelegen- heit nehmen, auf diese Frage einzugehen. Es sei aber doch hervorgehoben, daß die Tafel im allgemeinen eine gute genannt werden darf. „Litteratur“, „Statistisches“ und „Ver- mischtes“ schließen dann den Inhalt ab. Da der Inhalt des Jahrbuches auf die Welt der Sammler nur anregend wie auch in mancher Beziehung belehrend wirken kann, wünsche ich demselben dort eine weite Ver- breitung. Schr. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. Über den Albinismus bei Lepidopteren. 105 Über den Albinismus bei Lepidopteren. Von Oskar Schultz, Berlin. Die Erfahrung lehrt, daß sich im ganzen Bereich der Lebewesen häufig Formen vor- finden, welche man als normale Albinos be- zeichnen muß. Sie haben nicht irgend welchen besonderen Bedingungen ihr Ent- ‘stehen zu verdanken, sondern treten unter ihrer Art bei gleichen Bedingungen mit der- selben Häufigkeit auf wie Individuen anderer Färbung, so daß sie keine Ausnahme von der Regel konstituieren. Manche davon zeigen die weiße Färbung Zeit ihres Lebens, andere dagesen nur temperär (Winterkleid, 'Winterform). Von diesem normalen Albinismus ist wohl zu unterscheiden jene Erscheinung, daß Individuen, durch gewisse Umstände in ihren Entwickelungsstadien beeinflußt, wider die sonstige Regel eine ins Weibliche spielende Färbung angenommen haben. Die ihnen sonst zukommende Färbung hat einer bald rein weißen, bald schmutzig weißen oder gelblichen Färbung von den verschiedensten Nüancen weichen müssen, welche durch die Abwesenheit, die weniger ausgeprägte Quantität, die schwächere Intensität der Farbenpigmente hervorgerufen worden ist. Da diese Form des Albinismus eine Ab- weichung vom Typus bildet, wird sie als Färbungsanomalie gelten müssen. Mit dieser Art des Albinismus, dem anomalen oder accidentellen, beschäftigen sich die folgenden Zeilen, soweit Lepidopteren diese Erscheinung aufweisen. Gerade diese Insektenordnung liefert für diese eigen- tümliche Färbungsanomalie ein nicht un- bedeutendes Kontingent; immerhin sind aber dersleichen Lepidopterenformen nicht gerade häufig und, sofern sie einen vollständigen Mangel des Farbenpigments in größerer Ausdehnung zeigen, sogar als Seltenheiten zu betrachten. Bei den hierher gehörigen Individuen bezieht sich die Abänderung auf die Färbung. Die Zeichnung der Flügelläche wird nicht verschoben oder unterdrückt, sondern bleibt die gleiche wie bei normal entwickelten Exemplaren, und tritt, je nach dem Arten- charakter, mehr oder minder deutlich hervor. Bisweilen treten, wenn die Oberseite des Flügels die anomale hellere Färbung an- genommen hat, die Zeichnungscharaktere der Unterseite oberseits hervor. Dies zu beobachten, hatte ich bei mehreren albinistisch gefärbten Polyommatus virgaureae g 8 Ge- legenheit, bei. denen die dunklere Augen- zeichnung der Unterseite deutlich oberseits durchschimmerte, und zwar nur, soweit die Oberseite des Flügels albinistische Symptome aufwies. Können wir bei den normalen Albinos solche unterscheiden, welche ihrer ganzen Erscheinung oder nur einzelnen Körper- stellen nach die weißliche Färbung auf- weisen, so gilt das gleiche auch von dem anomalen Albinismus. Auch hier treten uns Exemplare entgegen, bei welchen sich derselbe Unterschied bemerkbar macht. Wir werden demnach auch bei den Lepi- dopteren, wenn die albinistische Färbung die ganze Flügelfläche einnimmt, von einem totalen — wenn dagesen nur Teile der Flügelfläche, einzelne Stellen des Körpers diese Erscheinung zeigen, von einem partiellen Albinismus sprechen können. In den verschiedensten Abstufungen sieht man die Erscheinung des Albinismus vom voll- kommensten Grade bis in den partiellen sich verlieren. Weiterhin aber wird bei derartigen Individuen zu unterscheiden sein, ob nur auf der einen Flügelhälfte albinistische Färbungscharaktere auftreten, oder ob beide Flügelseiten vom Albinismus affıziert sind. Die erstere Form wird als Albinismus uni- lateralis, die zweite als Albinismus bilateralis bezeichnet. Bei dem letzteren werden wir schließlich noch unser Augenmerk darauf zu richten haben, ob die albinistische Färbung auf beiden Flügelhälften in der Weise verteilt ist, daß die bezüglichen Stellen der einen Seite denen der anderen entsprechen, oder ob die albinistische Färbung der einen Flügelseite der anderen nicht konform ist. Wir unterscheiden beide als symmetrischen bezw. asymmetrischen Albinismus. Berücksichtigen wir die angegebenen Unterschiede, so zeigen sich uns die mannig- Illustrierte Zeitschrift für Entomologie. No. 45. 1897. 706 Über den Albinismus bei Lepidopteren. fachsten Komplikationen, je nach der Stärke des Ausdrucks und der Anordnung der betreffenden Symptome. Nachstehendes Verzeichnis mag einen Überblick darüber geben. Als Beispiele sind Formen an- geführt, wie sie mir teils aus der ento- mologischen Litteratur, teils aus Sammlungen befreundeter Lepidopterologen, teils aus der eigenen Praxis bekannt geworden sind. I. Albinismus unilateralis (nur auf der einen Flügelhälfte auftretend). A. Beide rechte Flügel total albinistisch: Epinephele janira L. SQ. B. Beide rechte Flügel partiell albinistisch: Argynnis lathonia L. 2. Epinephele jJanıra L. 2 2. Epinephele hyperanthus L. &. Zygaena minos 8. V.Q. C©. Rechter Vorderflügel partiell, rechter Hinterflügel total albinistisch: Zygaena pluto 3 (ef. Ann. Fr. 1871, p. 104 ff.). . Beide linke Flügel total albinistisch: Lyesena bellargus Rott. 2 (ef. Rühl, pal. Großschm., p. 762). Zygaena hippocrepidis Hb. (fast). E. Beide linke Flügel partiell albinistisch: Nelitaea parthenie var. varia Q. F. Rechter Vorlerflügel total albinistisch: Polyommatus phlaeas L. 32. Polyommatus virgaureae L. SQ. Argynnis selene L. S. Epinephele janira L. 3. Euchelia jacobaeae L. 2 (fast). . Rechter Vorderflügel partiell albinistisch: Polyommatus eurydice Rott. 3 (ef. Ann. Fr. 1871, p. 104 ff.). Argynnis adippe L. &. Epinephele tithonus L. 3. Sphinz ligustri L. S. Callimorpha dominula L. 2. . Rechter Hinterflügel total albinistisch: Lyeaena orion Pall. ©. Erebia evias God. 8. Epinephele janira L. 2 2. Euchelia jacobaeae L. 2 (fast). Venilia macularia L. &. Bupalus piniarius L. 2. I. Rechter Hinterflügel partiell albinistisch: Argynnis paphia L. Ö. Erebia pronöe Esp. ©. Deilephila elpenor U. Catocala fraxini L. 2. . Linker Vorderflügel total albinistisch: Polyommatus virgaureae L. 2. Erebia evias God. &.: L. Linker Vorderflügel partiell albinistisch: Argynnis paphia L. ©. Erebia pronöe Esp. Q. Epinephele tithonus L. 2. Linker Hinterflügel total albinistisch: Epinephele hyperanthus L. ©. Coenonympha oedipus FE. 2. Agrotis pronuba L. S. Linker Hinterflügel partiell albinistisch: — M. N. II. Albinismus bilateralis (auf beiden Flügelhälften auftretend). 1. Symmetrisch. . Vorderflügel und Hinterflügel total albi- nistisch: Polyommatus phlaeas L. S 2. Melitaea athalia L. 2. Melitaea cinxia L. &. Bombyx quereus L. 2. B. Vorder- und Hinterflügel partiell albi- nistisch: Erebia medea L. 2 (an den Flügelrippen albin. Färbung). Erebia euryale L. & (im Diskus alter Flügel). Erebia pharte Esp. 8. Erebia var. cassiope Fabr. g (Spitze der Vorderflügel; Vorderrand der Hinterflügel). Oleogene lutearia Fabr. & (Mitte des Flügelfeldes). ©. Vorderflügel total albinistisch: Polyommatus phlacas L. &. Ooenonympha satyrion Esp. &. Arctia hebe L. 2. . Vorderflügel partiell albinistisch: Sphinx pinastri L. 2 (Apex). E. Hinterflügel total albinistisch: Deilephila elpenor L. &. F. Hinterflügel partiell albinistisch: Sphinz pinastrı L. 3. = Hemmunssbildung. beiden Hautgebilden. schon vervollkommneten Organisation ein früheres, unvollkommeneres Stadium auf- | selbe Die Schuppen der Anthrenen. 2. Asymmetrisch. A. Beide Vorderflügel und rechter Hinter- Hügel total albinistisch, linker Hinter- flügel normal: Apatura clythie Schiff. & B. Beide Hinterflügel, sowie der linke Vorder- _ flügel partiell albinistisch, rechter Vorderflügel normal: Epinephele janira L. 8 Zieht man die Symptome des Albinismus in Betrachtung, so kann man diese Er- scheinung nicht als einen Rückfall aus der ın fassen, sondern vielmehr als die Folge einer Das Individuum ist auf einer früheren Bildungsstufe in seiner Ent- wiekelung stehen geblieben. Was für das- einst normal war, normalwidrig, weil es in einer späteren Lebensperiode uns vor Augen tritt. Diese sogenannte Hemmungsbildung, deren Theorie z.B. Meckel in seiner pathologischen Anatomie, Bd. I, p. 48 entwickelt, vollzieht sich bei der Organisation der albinistischen Lepi- dopteren etwa in der folgenden Weise. Auf einer früheren Bildunesstufe des Lepidopterons, im Puppenstadium, entwickeln sich allmählich, bei der einen Art schneller, bei der anderen langsamer, die Farben- pigmente auf den Flügeln und an den sonstigen Körperteilen des Tieres und finden ihre volle Ausprägung nicht lange vor dem Zeitpunkt, wo das Insekt die schützende ‚Chitindecke durchbricht. Fällt nun in dieser Zeit irgend eine Störung vor, welche kräftig genug ist, sich der Formation jenes Stoffes zu widersetzen und dieselbe ganz zu unter- erscheint jetzt. 107 drücken, so wird das zur Imago entwickelte Insekt sich unserem Auge im vollkommensten Zustande des Albinismus präsentieren. Ereignet sich indessen die Störung, welche eine solche Hemmungsbildung zu veranlassen im stande ist, später, zu einer Zeit, wo bereits die Bildung des Pigments seinen Anfang genommen hat, so tritt die Erscheinung des Albinismus bei dem Individuum, sobald es seine Metamorphose vollendet hat, weniger vollkommen auf. Darin eben scheint der Grund zu liegen, warum die hierher ge- hörisen Individuen die Symptome nicht in einem gleich stark ausgeprägten Grade auf- weisen. Ob die letzten Gründe, welche eine solche Hemmungsbildung veranlassen, in der Anlage des betreffenden Einzelwesens begründet sind, oder ob äußere, auf den Organismus schädlich einwirkende Einflüsse (chemische Stoffe, Feuchtigkeit, Mangel an Licht, Nahrungs und dergleichen) die wirkenden Faktoren sind, oder ob beides bei der Bildung der albinistischen Formen Hand in Hand geht, ist noch keineswegs genügend klargestell. Solange wir so wenig über die physiologische Ursache der Färbung der Schmetterlinge überhaupt wissen, wird dieses Rätsel nicht gelöst werden können. Immerhin erscheint die Annahme möglich, daß der letzte Grund derartiger Erscheinungen in konstitutionellen Verschiedenheiten des be- treffenden Individuums zu suchen sei, die vielleicht selbst wieder unter dem Einfluß äußerer Reize ausgebildet werden. Ohne Zweifel bietet sich hier ein interessantes Versuchsobjekt und Untersuchungsgebiet dar für Entomologen, welche beflissen sind, .die Kapitel der experimentellen L’epidopterologie zu bereichern und zu erweitern. Die Schuppen der Anthrenen. Von Dr. Vogler, Schaffhausen. (Mit einer Tafel und vier Figuren im Text.) Die Beschäftigung mit den Haaren der|Larvenhülle haften, und das zarte Puppen- Anthrenus-Larven veranlaßte mich, auch den Schuppen ihrer Imasines einige Aufmerksam- keit zu schenken. Zwar besteht ja gar kein genetischer Zusammenhang zwischen den Die Haare, Strauß- haare wie Deckhaare, bleiben an der letzten häutcehen, das nach dem Ausschlüpfen des Käfers in jener barvenhülle zurückbleibt, zeigt wohl Haarbüschel, aber nichts, was man als Vorboten von Schuppenbildung deuten könnte. Haare und Schuppen unter- scheiden sich bei unseren Tieren in ihrem 708 Die Schuppen der Anthrenen. Vorkommen auch dadurch in sehr bestimmter | durchgehende Übereinstimmung derselben Weise, daß jene an ein und demselben Tiere |innerhalb der verschiedenen, aus dem ganz verschiedenartig gestaltet sind (vergl. | Fühlerbau hergeleiteten Gruppen läßt sich Ba. I, No. 34, S. 535 der „Illustrierten Zeit-| auch hier nicht erkennen. Ich habe im schrift für Entomologie“‘), während die|folgenden aus den „Bestimmungstabellen “ Schuppen des gleichen Tieres auch stets | Reitters eine Übersicht der Schuppen- alle den gleichen Bau haben und höchstens | formen zusammengestellt, die das Gesagte je nach ihrem Sitze in Größe und Form | bestätigen wird. er etwas abweichen. : Es besteht, wie manchem Leser bekannt 1. Gruppe: Anthrenus Muls. ist, innerhalb der Gattung Anthrenus ein a) Schuppen eiförmig, verkehrt stehend, solch großer -Unterschied im Bau der Fühler, | . circa zweimal so lang als breit: wie er in anderen Fällen zur Aufstellung 4. füsciatus Hrbst. und A. pimpi- besonderer Genera willkommene Veranlassung also) Denn sonen Wenseiten Jerz Tr 7 Pa] “ E . 2 gegeben hat. Nachdem sich Latreille an catus, cinnamomeus, Goliath, niveus. die bloßen Endglieder gehalten, hat zuerst b) Schuppen sehr kurz, in der Mitte mit ' Be = = N nn 2 = einer Längsfurche (wie sie sonst nicht 2 S re u Ss d S es wieder vorkommt): A. x-signum. Rttr. anach gruppiert, und Mulsant dann später und A. Simonis Rttr. ER Subsenem, derer een nl c) Schuppen kurz, nicht haar- oder faden- also bei den einen Arten die Fühler elf- a 5 > ; : 3 : förmig, höchstens doppelt so lang als gliederig mit dreigliederigem Endknopfe: i 5 3 2 ET breit: A. festivus Rosenh., cretaceus Anthrenus Muls. mit pimpinellae F., scrophu- lariae L. und verbasci L.; bei anderen acht- gliederig mit zweigliederigem Knopfe: Flori- linus Muls. mit museorum L., oder gar nur fünfgliederig mit großem, keulenförmigem Endgliede: Helocerus Muls. mit celaviger Er. (fuscus Latr).. Und eine Gruppe süd- europäischer Arten, Anthrenops Reitt., hat neungliederise Fühler mit dreigliederigem Knopfe. So recht natürlich scheint freilich diese Gruppierung nicht zu sein. A. museorum 2. Gruppe: Anthrenops Rttr. und claviger, die nächsten Verwandten, | die noch bei Heer als 2 und g gelten, E werden dadurch getrennt, während in der gestutzt, am vorderen zugespitzt, 11/- großen Gruppe Anthrenus eine recht bunte bis zweimal so lang als breit: colo- Gesellschaft zusammengebracht ist. Auch ratus Rttr., albidoflavus Rttr. und von seiten der Larvenzustände besteht, wie subelaviger Rittr. und scrophulariae L. mit seinen Varietäten Proteus, gravidus, albidus, signatus, sene&. d — fein, 2V2- bis viermal so lang als breit: molitor Aub£, apicalis Küst., verbasciL., biskrensis Rttr., exilis Muls. und versi- color Rttr. Schuppen oval, am hinteren Ende ab- ich früher gezeigt habe, keine rechte Über- 3. Gruppe: Florilinus Muls. einstimmung mit den Gruppen der Käfer, da die Larven verschiedener Gruppen in a) Schuppen sehr klein, dreieckig, mit der Spitze nach oben (vorn) gerichtet, höchstens zweimal so lang als breit: A. museorum U. Habitus und Haarbildung nahe überein- stimmen und die scrophulariae- Larve allein ganz eigenartige Merkmale aufweist. — Zur Diagnose der Anthrenen dienen dann] b) Schuppen länger, weniger scharf drei- ferner die Zeichnungen, die von den ver- eckig (als bei museorum): A. Ober- schieden gefärbten Schuppen, vorzugsweise lhäri Bttr. auf der Oberseite des -Körpers, gebildet c) Schuppen länglich, deutlich größer als werden, und — seit Reitter — auch die bei museorum, zweimal so lang als Gestalt dieser Schuppen. Die Form- breit, gleich breit, am hinteren Ende unterschiede sind, mit einem gewissen Vor- abgestutzt, am vorderen plötzlich zu- behalt, specifische; aber eine deutliche, gespitzt: A. caucasicus Rttr. Rttr., miniopictus Bedel, incanus Friv.. Schuppen lang, fadenförmig, dünn und. u a u Dr 2: Laminae getrennt hält. förmigen 2..die anderen Insekten-Schuppen auch, stets ursprünglich hohl. seite, mit Die Schuppen 4. Gruppe: Helocerus Muls. Schuppen wie bei museorum, dreieckig, aber etwas größer: A. claviger Er. — Also in Gruppe 1 und 3 jeweils recht verschiedenartig gebaute Schuppen, anderer- seits sehr nahe Übereinstimmung bei A. muse- -orum und celaviger aus verschiedenen Gruppen. Die Schuppen der Anthrenen sind, wie es scheint, noch nicht oft abgebildet worden. Ich kenne nur die Abbildungen Dujardins im „Observateur au Microscope“, pl. 11. Sie beziehen sich auf A. museorum und sind wie diejenigen der Larvenhaare in zu geringer Vergrößerung gezeichnet, um wichtige Einzel- ‚heiten mit Sicherheit erkennen zu lassen. Eine Beschreibung der Schuppen folgt nicht; _ es wird nur gesagt, ‚Cureulioniden analog seien. daß sie denen der T. Allgemeines. - wie wohl Bei den einen Arten erhält sich eine ausgesprochene Tüten- Die Schuppen der Anthrenen sind, form durchs ganze Leben, während sie bei ‘den anderen undeutlich wird oder verloren geht, indem sich Ober- und Unterseite der Tasche einander nähern oder bis zur Be- rührung aneinanderlegen. Letzteres scheint stets der Fall zu sein bei den dunklen Schuppen vom breiten Typus, während bei den hellen eine dünne Luftschicht die beiden Bei den tüten- Schuppen hat die Oberseite deutlich eine andere Struktur als die Unter- bei den platten verschwindet der Unterschied. Die Schuppen der Anthrenen messen, haben a 0,012 mm, die größten 0,07 mm Länge. Die Größe wechselt mit der Art, bei der gleichen Art mit der Größe derIndividuen, und beim gleichen Individuum dem Sitz. Der individuelle Größen- wechsel ist nicht sehr bedeutend; er scheint mir darauf hinauszulaufen, daß die großen Exemplare nicht mehr Schuppen haben als die kleinen. Der lokale Größenunterschied besteht darin, daß die größten Schuppen auf dem Abdomen und auf den Flügeldecken sitzen und um mehr als die Hälfte kleinere auf dem Kopfe und auf den Fühlern vor- kommen. Länge und Breite nimmt hier der Anthrenen. | - 709 ziemlich gleichmäßig ab; man trifft aber auch auf Schuppen, bei denen nur eine Dimension in auffallender Weise zurück- gegangen ist, z. B. lange, aber sehr schmale Schuppen an den Rändern der Flügeldecken. — Die Schuppen jeder Art haben ihre be- sonderen Kennzeichen; aber bei der eben erwähnten Wandelbarkeit in Größe und Form kann es vorkommen, daß einzelne Schuppen verschiedener Arten eine sehr weitgehende Ähnlichkeit besitzen, natürlich nur innerhalb des gleichen Typus; zwischen verschiedenen Typen ist eine Verwechselung ausgeschlossen. — Die Farben der Schuppen sind nicht sehr mannigfaltig, schwarz, weid und grauweiß, braun in verschiedenen Nüancen, gelb und ziegelrot. Die sogenannten schwarzen Schuppen sind in ihrer Substanz graubraun gefärbt, die dicken Rippen dunkler, die dünneren Zwischenräume heller. Die weißen Schuppen bestehen aus farblosem Stoff, das glänzende Weiß kommt durch Lufteinschluß zu stande. Durch feine, quer verlaufende oder auch mannigfach gewundene Runzeln entsteht ein System von feinsten Fächern, in denen die Luft eingeschlossen ist. Die grauen, hellbraunen, gelben und roten Schuppen sind den weißen ähnlich gebaut und häufig lufthaltig; wir treffen hier die gleichen Da mehr quer, bald mehr wirr verlaufenden Runzeln; die Tinktion ist im ganzen blaß, durch die Rippen verstärkt. — Wie das Insektenhaar, so sitzt auch die Schuppe mit Hilfe eines Stieles in einem Porus der Haut mehr oder weniger fest. Bei den Anthrenen ist der Stiel der Haut zugebogen, so daß also die Schuppen-Spreite eo: Haut möglichst genau aufliegen kann. sind sehr klein; die kleinsten, die ich ge- | Die Pori durchdringen die Haut vollständig, dagegen scheinen mir die Stiele nicht durch- bohrt zu sein. Hinter dem Stiel befindet sich bei allen Schuppen, die ich gesehen, ein bald spitzer, bald stumpfer Zahn, der wohl zur weiteren Befestigung der Schuppe kaum etwas beiträgt, dagegen allenfalls im stande wäre, ihr die Richtung zu erhalten. — Die Schuppen liegen sehr ungleich dicht nebeneinander; nicht selten decken sie sich mit ihren Rändern. Auf den Flügeldecken (an anderen Körperstellen bei weitem nicht so deutlich wie hier) hat jede Schuppe ihr eigenes zellenartiges, oft sternförmig aus- gebuchtetes Feld, das in der Mitte oder enen‘“ Schuppen der Anthr 1e D ” über Zur Abhandlung 1 a9 EN ee a a ieh BR ar de apa NT $ zZ 3 £ = De in 3 23 u Jd EN Ei: Is“ fe. 2 5 N: s n Fa 4 > ; N E 0 Br B; Bi. R Br‘ ns: .. Ri: Kar Br Be er Be; e _ etwas vor der Mitte mit einer rundlichen, schüsselförmigen Aushöhlung versehen ist. Am vorderen Rande dieses Napfes, ge- wöhnlich. innerhalb, seltener außerhalb des- selben, befindet sich der feine Porus, der zur Aufnahme des Stieles Diesem vorderen Porus ungefähr diametral entgegengesetzt ist ein zweiter, feinerer Porus, für den ich eine besondere Bestim- mung nicht kenne; keinesfalls dient er zur Aufnahme des Zahnes; hierfür ist er viel zu weit von der Spitze des Stieles entfernt. Dagegen sehe ich hier und da eine dem vorderen Porus nahe genug gelegene, trichter- förmige Vertiefung innerhalb des Napfes, die sehr wohl zur Aufnahme des Zahnes bestimmt sein könnte. Bei A. museorum durchsetzt eine breite Vertiefung den Napf seiner ganzen Länge nach (Fig. 2b). Die zellenartigen Felder sind besonders deutlich bei den in frühen Entwickelungsstadien stehen den Flügeldecken; sie sind hier wie durch Membranen abgegrenzt (Fig. 1a); später ziehen sich diese (wirklichen oder scheinbaren) Zellen zusammen, und an Stelle der Zellmembran ist eine verhältnis- mäßig breite, helle Begrenzungszone Setreten (Fig. 2b). — Die Schuppen bedecken mehr oder weniger dicht sozusagen die ganze | Körperoberfläche der Anthrenen; sie fehlen nur auf den Ausen und Mundwerkzeugen, meist auf den Fühlern, ferner auf den Schienen und Tarsen. In der folgenden Beschreibung der ver- schiedenen Schuppenarten habe ich vorzugs- weise die Flügeldecken-Schuppen im Auge; jedenfalls beziehen sich auf diese alle Größen- angaben. In den Abbildungen beschränke ich mich auf unsere fünf mitteleuropäischen Arten. Was ich von Südeuropäern kennen gelernt habe, ist recht lückenhaft und recht- fertist wegen der unbedeutenden Ab- weichungen kaum besondere Figuren. Leider habe ich namentlich keine A. x-signum oder Simonis zur Verfügung gehabt, deren kurze Schuppen durch eine starke Längs- furche ausgezeichnet sind, auch kein Tier aus der Gruppe Anthrenops, deren Schuppen vielleicht auch etwas Abbildungswürdiges dargeboten hätten. = Meine Größenangaben betreffend, muß ich noch bemerken, daß ich bei der Länge den Stiel mitmesse. Das vor allem erklärt bestimmt ist. Stäbehen bestände. Die Schuppen der Anthrenen. 711 wohl, daß meine Maße mit den Verhältnis- zahlen Reitters nicht notwendig stimmen. Der mit geringerVergrößerung arbeitende und die Schuppen nicht isolierende Systematiker sieht den Stiel gar nicht; er ist genötigt, sich an die Schuppen-Spreite zu halten, und zwar wird er für seine Abschätzungen wohl stets die helleren, besonders die glänzend weißen Schuppen wählen, bei denen die sogenannte Irradiation vielleicht noch eine weitere Fehlerquelle bildet. MrSpecielles. 1. A. claviger Er. (Fig. la—c). Die Schuppen sind tütenförmig, im Umriß (von oben gesehen) ausgesprochen dreieckig, wobei die langen Schenkel des Dreiecks manchmal genau gerade, öfter mehr oder weniger geschweift sind, so daß dann die Becherform entsteht. Die kurze, hintere Seite, der freie Rand, erscheint gewöhnlich bogenförmig, und zwar auf der Oberseite einwärts, auf der Unterseite nach auswärts gebogen. Die schwarzen Schuppen haben auf der Oberseite bis zu acht parallel ver- laufende Rippen, von denen oft, besonders deutlich bei jungen Schuppen, nach vorn gerichtete Seitenästchen abgehen. Die Zwischenräume sind elatt. Die Unterseite ist mehr oder weniger deutlich konvergierend gestreift, und da der Rand häufig der Streifung entsprechende winkelige Ab- stufungen zeigt, so hat es den Anschein, als ob sie aus nebeneinander liegenden Der Bau der hellen Schuppen, der weißen und gelbbraunen, ist so ziemlich der nämliche; doch sind hier die Seitenästechen der Rippen weniger deutlich und die Zwischenräume nicht glatt, sondern gerunzelt. Der Stiel läuft sehr fein aus, ist meist ziemlich stark gebogen; der Zahn stumpfwinkelig. Nicht selten beginnt die Verschmälerung in den Stiel schon weit vorne, so daß eine kleine Schuppen-Spreite an einem verhältnismäßig langen Stiele sitzt. Die Länge der Schuppen beträgt etwa 0,04, die größte Breite, d. h. die Grundlinie des gleichschenkelisen Dreiecks, um 0,018; die größten, die ich auf den Flügeldecken eines recht großen Exemplars gemessen, hatten 0,044:0,02; es giebt auch schlankere, z. B. 0,038:0,012, oder weit breitere: 0,032:0,022. 712 — Die napfförmige Aushöhlung der Felder ist im Umriß ausgesprochen birnenförmig. 2. A. museorum 1. (Fig. 22a—c). Die Schuppen gleichen denen des claviger, so daß im günstigen Falle eine Verwechselung sehr wohl möglich wäre. Als unterscheidende Merkmale möchte ich die folgenden be- zeichnen. Die Schuppen des A. museorum sind nicht so ausgesprochen dreieckig wie die des claviger. Die Becherform fehlt zwar auch nicht, aber häufiger ist das offene Ende nicht breiter als die Mitte, nicht selten sogar etwas verengt, so daß die Tüte bauchig wird, also ungefähr in der Mitte am breitesten ist. Die Schuppen sind ferner schmäler als bei claviger, dementsprechend die Rippen an Zahl geringer und bei der bauchigen Form nicht mehr parallel, sondern etwas zusammengebogen. Die seitlichen Ästchen sind seltener; dagegen treten die Rippen weiter über den Rand der Schuppen hinaus, so daß dieser oft stark gezackt erscheint, wie das in weit stärkerem Maße bei den später zu besprechenden platten Schuppen der Fall ist. — Die Flügeldecken-Schuppen von A. museorum sind, wie gesagt, gewöhnlich etwas schmäler als die des claviger, dagegen sind sie länger; 0,045 Länge auf 0,015 mm Die Schuppen der Anthrenen. gleichfalls birnenförmig. Außerdem findet sich hier noch die schon erwähnte breite Ver- tiefung, die eine H-förmige Figur bildet. 3. A. verbasci L. (Fig. 3a, b). Aus Tüten sind hier fast Röhren geworden; die Dreieck- form fehlt vollständig, die seitlichen Be- grenzungslinien der Schuppen verlaufen parallel oder nähern sich nach hinten. Die Rippen, deren durchschnittliche Zahl geringer ist als bei den eben besprochenen Arten, - sind daher gewöhnlich. zusammengebogen, die mittleren meist bis zur Berührung. Der freie Raud der Unterseite, die feiner gestreift erscheint als bei claviger oder museorum, ist fein gezackt. Der Stiel ist stark gebogen, der Zahn klein und mehr spitzwinkelig. Die Maße sind 0,05:0,012 bei den größten; häufig sind schlankere Formen, z. B. 0,046:0,008, selten plumpere, wie 0,04:0,013. Die Bezeichnung fadenförmig (oder vielleicht besser: strichförmig) paßt nur bei Lupenvergrößerung, und auch hier eigentlich nur für die schlankeren Formen. Die napf- förmigeVertiefung der Felder ist birnenförmig, und zwar etwas mehr in die Länge gestreckt als bei den hkisher besprochenen Arten. Ungefähr in ihrer Mitte sehe ich hier be- sonders deutlich eine kleine, trichterförmige Breite scheint mir die gewöhnliche Größe | Verdünnung der Haut, die — ihrer Ent- zu sein; unter den weißen kommen auch solche von 0,051:0,02 vor; ja, ich besitze Präparate mit durchweg größeren Schuppen, wo ganz große von 0,058 mm Länge und entsprechender Breite nicht allzuselten sind. Solche Dimensionen habe ich bei claviger niemals getroffen und gehe daher mit Reitter nicht völlig einig, wenn er (s. o.) sagt, daß die Schuppen des claviger wie bei museorum seien, dreieckig, aber etwas größer. Ich glaube, daß bei der vergleichenden Ab- schätzung der Größe das weite Ausladen der claviger-Schuppen täuscht, und zwar insofern, als diese größere Breite sich doch auf eine kurze Strecke beschränkt und die bedeutendere Länge und gleich- mäßigere Breite der mwseorum-Schuppen kaum aufwiegt. Nach meinen Messungen sind eher die museorum - Schuppen die größeren. Irrtum bei der Artdiagnose ist ausgeschlossen, da ich in jedem Falle die untrüglichen Antennen mitpräpariert habe. Auch die schüsselförmige Aushöhlung der Felder ist etwas größer als bei claviger und fernung vom Hauptporus nach — sehr wohl zur Aufnahme des Zahnes bestimmt sein könnte. 4, A. scrophulariae L. (Fig. 4a und b). Die Schuppen sind platt, breit, bald mehr eiförmig, bald mehr eckig, indem der Hinter- rand mehr oder weniger gerade abgestutzt ist; abgestutzte und ovale finden sich un- mittelbar nebeneinander. Sie sind flach löffelartig gewölbt. Die Tütenform ist voll- ständig verloren gegangen; wenn bei der Seitenlage die Schuppen scheinbar eine nicht unbeträchtliche Dicke haben, so ist das, wie mich dünkt, nichts anderes als der optische Ausdruck der Wölbung. Die Unterseite macht sich durch nichts Weiteres bemerklich als durch einige kurze, parallele Linien, die von den Ecken und Seitenrändern ausgehen und konvergierend nach vorn streichen, aber bald verschwinden. Die Zahl der Rippen ist größer als bei den tütenförmigen Schuppen, um 12—14 herum; sie ragen am Hinterrand und besonders bei ovalen Schuppen, oft auch an den Seiten stachelförmig hervor. Die Bla a a es lan _ wenig vorragend. diese Schuppen länger als die von scrophu- | Fig. 2. A. museorum. Die Schuppen A 5 2 Zwischenräume sind bei den dunklen Schuppen glatt, bei den: hellen, die im übrigen gleich gebaut sind, sehr verworren quer gerunzelt. Der Stiel ist gekrümmt, kurz, etwas stärker als bei den bisher be- sprochenen Schuppen; der Zahn sehr wechselnd, bald wenig hervortretend und stumpfwinkelig, bald mehr spitzig. Die Größe der Schuppen wechselt mit reichlichen - Kombinationen zwischen 0,05 bis 0,06 mm Länge und 0,023 bis 0,033 mm Breite. Die Näpfe der Felder sind groß, rundlich. Die Schuppen der Unterseite verhalten sich ebenso, doch sind sie gewöhnlich etwas länger und um ein weniges schmäler; auch nähern sie sich oft der Dreieckform, indem sich die Spreite frühe in die Spitze zu ver- jüngen beginnt und der Hinterrand gerad- linig verläuft. Der Zahn ist wohl ausgebildet, ‚gewöhnlich spitzig. 5. A. pimpinellae F. (Fig. 5a—c). Die - Schuppen gleichen denen des A. scrophulariae, doch bringen sie es bei geringerer Breite zu etwas srößerer Länge. Die Zahl der Rippen beträst 5 bis 9; sie sind breit, so daß nur ein schmaler Zwischenraum übrig bleibt. Die Randstacheln ragen merklich weiter vor als bei scrophulariae. Der Umriß der Schuppen ist im allgemeinen deutlicher als bei scrophularine dem Oval genähert, die größte Breite ungefähr in der Mitte. Der Hinterrand zeigt ein sehr wechselndes Verhalten; am häufigsten verläuft er in einen flachen Bogen; selten läuft er fast spitzig zu oder ist er umgekehrt nach außen konkay, manchmal schief abgestutzt. Die Stiele sind kurz, die Zähne stumpfwinkelig, Im Durchschnitt sind lariae, als Maße habe ich mir gemerkt: 0,056 zu 0,023, Extreme: 0,052 zu 0,012 und 0,046 zu 0,025. Sehuppen kommen die größten vor; im Unter den hellen übrigen sind sie wie die dunklen gebaut und verworren quer gerunzelt. — Die napt- förmigen Vertiefungen sind groß, rundlich, wie bei scrophulariae. A. fasciatus Herbst, aus Tunis, gehört zum Subgenus Anthrenus und hat, wie zu erwarten stand, Schuppen vom platten Typus. Diese sind fast durchweg oval, der Hinter- rand gewöhnlich flach gebogen, nicht so selten unsymmetrisch. Rippen 10—-12, breit, der Anthrenen. 113 die Hervorragungen am Hinterrand stumpfer und kürzer als bei pimpinellae. Stiel meist recht kurz, Zahn stumpf. Dunkle Schuppen messen beispielsweise 0,067:0,029, weiße 0,073:0,025, aber auch wieder 0,065:0,031. Wir hätten hier also die größten der bisher bekannten Anthrenus-Schuppen. A. festivus Rosenh., aus Cypern, gleich- falls ein Anthrenus im engeren Sinne, hat dieselben platten Schuppen. Sie sind oval, der Hinterrand ist Hach gebogen, sehr oft ganz geradlinig. Rippen 10—12, breit, mit sehr kurzen Zacken am Hinterrand, zwischen denen oft noch andere, blassere Zacken hervorragen. Allem Anscheine nach sind hier die beiden Lagen nicht vollständig verwachsen, und besitzt die Unterseite ein eigenes System schwächerer Rippen, die mit den Rippen des oberen Blattes sehr oft nicht zusammenfallen. Stiel kurz, Zahn stumpf. Die weißen Schuppen sind auch hier durchweg die größeren, 0,065:0,027 bis 0,033, dunkle 0,06:0,027 oder (zwölf- rippig) 0,054:0,031 u. s. w. Ich habe ferner noch eine Anzahl süd- ländischer Varietäten von mitteleuropäischen Arten (A. pimpinellae und verbasci) zu unter- suchen bekommen, aber keine Abweichungen gefunden. Erklärung der Tafel. (Vergrößerung überall 900fach.) Fig. 1. A. claviger. a) dreieckige Schuppe mit Feld, von einem unentwickelten Tiere; b) becherförmige Schuppe mit ihrem Felde, von einem ausgewachsenen Tiere; c) eine solche Schuppe, von der Seite gesehen, mit stumpfem Zahn. a) dunkle, bauchige Schuppe; b) napfförmige Vertiefung mit- der H-förmigen Zeichnung; c) helle, becherförmige Schuppe. Fig. 3. A. verbasci L. a) dunkle Schuppe .von oben; b) helle Schuppe von der Seite, mit spitzem Zahn. Fig. 4. A.scrophulariae. a) dunkle, ovaleSchuppe; b) kreisrunder Napf mit dem außerhalb derVertiefung liegenden Porus; c) dunkle, abgestutzte Schuppe; d) der Stiel einer solchen Schuppe von der Seite, mit un- gewöhnlich spitzem Zahn. Fig.5. A. pimpinellae. a) dunkle, ovale Schuppe; b) eine solche Schuppe von der Seite, mit sehr stumpfem Zahn. 714 ‘Die Schuppen Anhang. Die Schuppenuntersuchungen caben ee anlassung zu manchem Dil ea Es ist mir dabei etwas aufgefallen, das ich in der mir zugänglichen kleinen und großen Käfer-Litteratur nicht erwähnt und nicht abgebildet gefunden habe und deshalb nicht für mich behalten will. Den Abbildungen dieser kleinen Neuigkeit füge ich noch die paar anderen Fühlerformen bei, die für uns Mitteleuropäer Interesse haben. Ich gebe bloße Umrißzeichnungen und lasse die reich- liche, kurze Behaarung und die sparsame Beschuppung ganz weg, da sie bei der geringen een doch nicht richtig | fahren, zur Darstellung gebracht werden könnten. der Anthrenen. bei verbasci wie 4:1V2. — Ferner ist die Geißel — wenn man die Reihe der sechs kleinen Glieder hier so nennen darf — bei A.pimpinellae und seinen Verwandten gesägt, während bei A. gesehen von dem achten, kugelig oder cylindrisch sind. Auffallend ist auch der Größenunterschied; der abgebildete Fühler des A. verbasci ist der größte, den ich zur Verfügung hatte; 1a ist allerdings nach einem ziemlich großen 4. pimpinellae delicatus ge- zeichnet, aber durchaus nicht kleiner sind die Fühler eines mittelgroßen A. scrophu- lariae. Es wäre nun interessant ob bei den durch die Schuppen- bildung Verwandten des A. verbasci L., bei Die Umrißzeichnungen aber sind mit mög- |molitor, apiealis u. s. w., die Sache sich lichster Sorgfalt _ ebenso verhält, nach reichlichen | ob namentlich Messungen her- . auch bei ihnen gestellt und | c der Endknopf geben, wie ich A nicht kuselig hoffe, das oval, sondern Längen- und mE gestreckt ist. — Breiten- Bemerkenswert verhältnis der | N 2 al sind bei allen einzelnen Teile x | =e 0) Anthrenus- in annähernd -Z Fühlern diehem- richtiger Weise denknopfartig; wieder. DieVer- | NER eingeschnürten größerung istin. Zur Abhandlung über „Die Schuppen der Anthrenen‘“. ersten Glieder allenFiguren die "die, wie gleiche, 60fache. Was ich nun damit zeigen |das glückliche Präparat von A. museorum will, ist das verschiedene Verhalten der|(Fig. 2) erkennen läßt, in eine ähnlich Endknöpfe im Subgenus Anthrenus Muls.: „Fühler elfgliederig, mit dreigliederiger, ovaler Keule, letztere gut abgesetzt, das letzte Glied an der Spitze abgerundet.“ Diese Kennzeichnung paßt recht gut für die Fühler von A. pimpinellae und scrophu- lariae, auch für die von festivus und fas- ciatus (Fig. 1a); der Endknopf bildet ein kurzes Oval, ist ziemlich gut abgesetzt und bildet, wenn auch nicht für sich, so doch mit den sechs vorangehenden Gliedern eine Keule. Anders bei A. verbasci (Fig. 1b). Hier ist der Endknopf durchaus nicht oval, sondern in den seitlichen Umrissen gerad- linig, an sich schon keulenförmig. Und ganz auffallend ist der Unterschied in den Längen- und Breitenverhältnissen dieser Endknöpfe; bei A. pimpinellae und Konsorten verhält sich Länge zu größter Dicke etwa wie 4:3, geformte Grube passen. Die kreisrunden Grübchen auf dem letzten Fühlergliede, je eines bei A. museorum, zwei bei A. claviger (Fig. 3), habe ich bei den anderen Fühlern ganz vermißt oder doch nicht so deutlich gesehen, um sie gewissenhaft abbilden zu können. Was sie bedeuten, weiß ich nicht. Man wird zunächst an Gehörorgane denken dürfen, doch habe ich auch bei A: noch völlig durchsichtigen Fühlern eines unentwickelten A. claviger keine weitere Organisation ent- decken können. — Latreille, dem die Fühlerform seines A. fuscus sehr wohl bekannt sein mußte, hat einen Fehler be- gangen, indem er dem Tiere einen ziemlich nichtssagenden Namen gab und dabei das Unikum, die klassische Keule, unberück- sichtigt ließ. Erichson selbst erinnert noch an die keulenförmigen Endglieder bei 3 2 verbasci die Glieder, ab- _ ZUR EIS Einige Lebensthätigkeiten der Termiten. den Weibchen von Hylotoma. Mir will aber | erimdhiche Bearbeiter der Anthrenen, und r 119 scheinen, daß hier die Keulen beiweiten | das ist auch eine Art Priorität, die in - nicht so fein und richtig stilisiert sind —| unserem Falle vor der bloßen zeitlichen wenn der Ausdruck -erlaubt ist -—— wie bei | Priorität zur Geltung gebracht werden sollte. unserem Anthrenus, daß sie auch nicht so vollkommen drehrund sind. Erichson ist, wie auch Lacordaire hervorhebt, der erste Anthrenus claviger heißt der Träger des in Fig. 3 abgebildeten Fühlers; er kann nicht anders heißen! Einige Lebensthätigkeiten der Termiten. Von Prof. Dr. Rudow, Perleberg. Während der letzten Monate hatte ich Gelegenheit, mehrere Termitenbaue zu erwerben, welche manche interessante Thatsachen darbieten. Zuerst ist es eine Königinnenzelle aus Madagaskar von Termes Redemanni, ehemals von Sikora gesammelt. > Diese stellt ein Hlachgewölbtes Gebilde dar von der Länge 10!/, und der Breite von 16 cm nebst einem größten Dickendurchmesser von 6 cm. Äußerlich stellt der Bau einen massiven, festen, harten Lehmklumpen dar, . dessen Gewicht über 2 Kilo beträgt; aus- einandergelest, zeigt er im Innern eine Menge kleiner Löcher, welche in Röhren zwischen den Lehmwänden münden und den Arbeitern Zugang in das Innere gewähren. Die Königin, das Weibchen, wird, so- lange sie noch dünnleibig ist, in die Höhlung hineingebracht, worauf sie recht bald durch gute Nahrung und die Entwickelung der vielen Eier einen Leibesumfang bekommt, der sie von jetzt ab unfähig macht, dem Gefängnisse durch die enge Thür-zu-ent- schlüpfen. Solange sie fähig ist, Eier zu Der Unterschied zwischen befruchteten und entleerten Termitenweibchen ist ein so großer, daß man zwei ganz verschiedene Insektenarten vor sich zu haben glaubt. Ein anderer Termitenbau, nur den Ar- beitern und Männchen zum Aufenthalte dienend, aus Südamerika stammend, hat das Ansehen eines harten, braunen Bade- schwammes mit großen Löchern. Die Bauten unserer holzbewohnenden Ameisen, Camponotus und Lasius fuliginosus, sehen ihm ähnlich, nur daß sie aus zubereiteter Holzmasse bestehen, während die Termiten Erde als Baustoff benutzen. Je nach den Arten sind die Zellen größer oder kleiner, aber die Übereinstimmung ist fast immer ins Auge fallend. Die Erde wird fein zerkaut und mit Speichel vermischt, so daß sie eine ziemlich bedeutende Festig- keit erreicht, die erst mit der Zeit etwas nachläßt und einer gewissen Brüchigkeit Platz macht. Die Zellen. haben meistens die Dicke starken Papiers, sind mit ge- krümmten Wänden versehen, von ver- legen, muß sie in der Gefangenschaft ver-|schiedener Größe und stehen alle unter- harren, während die Eier von den Arbeitern beiseite geschafftt und zur Entwickelung in die bereit gehaltenen Zellen getragen werden. ° Sind die vielen Tausende von Eiern alle abgesetzt, dann schrumpft der Leib wieder zusammen, der ehemals überfingerdicke, feste Hinterleib wird schlaff, und die Haut zieht sich zusammen, so daß eine allerdings lange, aber durchaus nicht dicke Termite entsteht, welche, vermöge ihrer weichen und dehnbaren Haut, leicht durch -die engen Schlupflöcher auskriechen kann, um vielleicht nach einiger Zeit der Ruhe nach Art der Ameisen wiederholt befruchtet zu werden oder zu sterben. einander durch enge Röhren in Verbindung. Die Farbe ist bei diesen Arten eine schwarz- braune. Das Innere ist immer leer, nur wenige Überreste von Häuten sind zu entdecken, nicht aber Nahrungsstoffe oder Pflanzenteile. Durch einen Freund bekam ich aus Java einen sehr interessanten Termitenbau. Eine Arzneiflasche mit kurzem Halse war in einer dunklen Kammer in eine Ecke unbeachtet gefallen und nach längerer Zeit zufällig auf- gefunden worden. Die Flasche, deren größten Teil ich erhielt, war innen gänzlich mit Erde überzogen, so daß kein Licht eindringen konnte und mit einem zierlichen Bau aus- gefüllt. Dieser paßte sich der Flaschenform Über entomologisches Sammeln. innig an, der erhabene Boden war bestens |als man nach dem Grunde im Innern nach- nachgebildet, und das Gebilde bekam eine regelmäßig walzenförmige Gestalt von 9 cm Länge und 4,5 em Durchmesser. Die Erdmasse hat eine hellgelbe Farbe, ist von sandiger Be war leicht zerbrechlich, ist aber durch Tränken mit Leimwasser steinhart geworden. Die Zellen haben eine von den gewöhnlichen Formen abweichende Bauart, indem der ganze Bau der Spongilla fluviatilis gleicht, den man in stillstehenden Gewässern, um Schilf- stengel befestigt, auffindet. Das Ganze gleicht demnach einem zier- lichen Flechtwerk aus unregelmäßig gebogenen Stäbchen, welche unregelmäßige Maschen bilden, während nur wenige geräumige Zellen zu bemerken sind. Auffallend ist die Kleinheit des Baues, da für gewöhnlich die Termiten sehr umfang- reiche Wohnungen anfertigen. Von Tahiti brachte ein Marine-Offizier ein Fraßstück von Termiten mit, welches meiner biologischen Sammlung einverleibt werden konnte. Der Geber berichtete darüber folgende Thatsachen: In einer deutschen Familie sollte eine kleine Abendunterhaltung veranstaltet werden, zu welcher auch ein längere Zeit nicht benutztes Pianino dienen mußte. Die; ersten Töne kamen sonderbar heraus, stricknadeldicken, forschen wollte, brach der ganze Kasten mit Gepolter zusammen, zum Schrecken aller Anwesenden. Eine genaue Tiesichhieon ergab, daß alle Holzwände des Instrumentes gänzlich aus- gehöhlt waren und nur noch papierdicke Bedeckungen hatten, welche wohl in der Ruhe den Bau zu tragen im stande waren, aber bei Erschütterung nicht mehr Widerstand leisten konnten, so daß nur noch ein Haufen Holzspäne nebst Eisenteilen übrig blieben. Eine zum Zusammenhalten zweier ein- gefügter Bretter an der Rückseite mit zwei Eisenschräuben befestigte Klammer diente zum Beweise der unheimlichen Thätigkeit der Insekten. Diese, aus Eichenholz be- stehend, ist völlig ausgenagt und hat als Wandungen kaum millimeterdicke Decken; an der Stelle, wo sie an der Wand gestanden hatte, befindet sich ein größeres Eingangs- loch, die eisernen Schrauben sind mit dünnen Holzwandungen überkleidet, so daß sie noch notdürftig Festigkeit verliehen. Selbst die Beine waren ausgehöhlt, der Deckel um das Schloß herum in derselben Weise bearbeitet, und dies alles in ver- hältnismäßig kurzer Zeit von den Termiten zu Wege each: ohne daß die Bewohner und [eine Ahnung davon hatten. Über entomologisches Sammeln. Von M. P. Riedel-Rügenwalde (Ostsee). Sehen wir uns die Statistik der vielen entomologischen Vereine daraufhin an, welche Insektengruppen die Mitglieder zur Bethäti- gung ihres Sammeleifers sich ausersehen haben, so fällt uns sofort die überwiegende Anzahl der mit der Lepidopterologie sich Beschäftigenden auf. In Zahlen ausgedrückt, ergeben sich hierfür etwa 80 Prozent; 15 Prozent wenden sich den Käfern zu, und nur 5 Prozent haben sich die übrigen Insektengruppen (Hymenoptera, Orthoptera, Neuroptera, Hemiptera, Dipter«a) zum Studium sewählt. Die Gründe für diese, dem Laien vielleicht sonderbar erscheinende Thatsache liegen auf der Hand. Schon das Kind fühlt sich mehr zu den bunten und harmlosen | Ansprüche an den, Schmetterlingen hingezogen als zu den un-|zu sorgen hat, scheinbaren Käfern, den stechenden Wespen oder den häßlichen Wanzen. Die erste Sammlung, die sich der Interesse für die Natur empfindende Knabe anlegt, ist folge- richtig eine Schmetterlinsssammlung. Ihm ist es noch nicht um Erforschung der Fauna, um Anatomie und Systematik zu thun, er will sein Auge ‚erfreuen, und daher sind ihm die größten und auffallendsten Tiere die begehrenswertesten. Wird der Knabe Mann, so ist es schon anerkennenswert genug, wenn er sich für die Natur ein offenes Herz und Auge bewahrt hat und seiner Liebhaberei aus der frohen Kinderzeit treu geblieben ist. Das Leben stellt so ernste und vielseitige der für seine Existenz ihm für eine seinen daß überlassen das der ‚suchen. fing, war ein Buüchdrucker. KUTIW a A BONN AN RA RZ v \ “Über entomologisches Sammeln. Neigungen entsprechende Beschäftigung nur wenig Zeit übrig bleibt. Die Mehrzahl wird sich daher, um es auf die Entomologie an- zuwenden, mit den leichter zu erlangenden und mit geringerer Mühe zu bestimmenden und weit auffälliger als die meisten Ver- treter der übrigen Insektengruppen ge- zeichneten Schmetterlingen beschäftigen. Viele unterschätzen auch ihre Kräfte und Erforschen der übrigen Insektenwelt, als für sie zu schwierig, wissenschaftlich vorgebildeten Männern. Gerade diese Ansicht ist bedauerlicherweise "weiter verbreitet, als im Interesse der Sache wünschenswert erscheint. Halten wir Rundschau unter denjenigen, welche durch Förderung der Naturkunde und durch verständnisvolle Einführung ihrer nützlichen Ergebnisse in das menschliche Leben sich unsterbliche Verdienste erworben haben, so begegnen uns keineswegs aus- schließlich oder auch nur vorherrschend selehrte „Professoren“ oder vom Staate mit - Amt und Würden belehnte, mit ihrem Lebens- unterhalte für diese Thätigkeit bezahlte Männer. Könnte doch überhaupt niemand die Arbeit bezahlen, durch welche die Naturwissenschaften fortschreiten. Hier ent- springt der Lohn lediglich aus der Arbeits- freude selbst. Es ist der überwältigende Drang zum Genusse der labenden Früchte, welche diese friedlichen und beglückenden ' Beschäftigungen ihren Pflegern darreichen, durch den so viele Männer und selbst Frauen fremdartigsten Berufsstellungen _ver- anlaßt werden, jede Mußestunde ihren Lieblingsforschungen zu widmen und in solcher Bethätigung das edelste Glück zu Sollen Beispiele genannt werden? — Nun, war nicht der Begründer unserer heutigen Anschauung vom Weltganzen, von der Himmelsordnung, Nikolaus von Köpernick — Kopernikus genannt — ein Geistlicher, der über dem Himmel Jehovas den unbegrenzten . Sternenhimmel erforschte? — und der große Herschel war seines Erwerbsgeschäftes ein Musiker. Benjamin Franklin, der dem Himmel, wie seine stolze Grabschrift ver- kündet, „den Blitz zu entreißen“ sich unter- Der Erfinder der Luftpumpe, der Urheber wichtigster Lehren im Gebiete der Kunde von den Naturkräften, Otto v. Guericke, war Bürger- 717 meister von Magdeburg, obendrein in der furchtbaren Zeit des 30jährigen Krieges. August Johann Rösel, der verdienstvolle Erforscher der Kerftierwelt und des Frosch- geschlechtes, war Maler und Kupferstecher, | ebenso Jakob Sturm, der Vater, und Friedrich und Johann Wilhelm Sturm, die Söhne, welche über ein halbes Jahrhundert ihre Heimat- stadt Nürnberg durch die Bearbeitung der Pflanzenwelt Deutschlands und andere be- deutende Werke zu einem Mittelpunkte der Wissenschaft erhoben. Eine Malerin, Sibylla Merian, lehrte uns die Kerftiere von Surinam kennen, Ferdinand Ochsenheimer, der ruhm- volle Meister der Schmetterlinsskunde, war Schauspieler. Der treffliche Bremi, Erforscher des Lebens der niederen Tiere, in Zürich war ehrsamer Drechsler. Gabriel Koch, dessen wunderbar reiche Schmetterlings- | Sammlung noch eine Zierde des Tiergartens zu Frankfurt a. M. bildet, war Spengler. Ein Pfarrer war der große Erforscher der ge- fiederten Tiere, Christian Ludwig Brehm; ein Rechtsbeamter sein Fachgenosse, Friedrich Boie. Jeder Blütenmai und jeder Frucht- herbst erneuert den Ruhm des Baumveredlers, Pfarrers Christ in Cronberg am Taunus. Er Doch wir brechen ab, denn endlos zu werden droht die Aufzählung der Forscher _ aus den verschiedensten Berufen und Lebens- stellungen, welche durch die Erfüllung ihrer Mußestunden mit sinnigen Arbeiten im Dienste der Wissenschaft für immer zu Wohlthätern der Menschheit geworden sind. Sie alle winken zur Nachfolge! Wie groß oder wie klein das Gebiet sei, welches sich einer erwähle, wie naheliegend, wie alltäglich der Gegenstand, welchem er seine Aufmerk- samkeit widmen will, stets kann er sicher sein, einen wertvollen Beitrag zum gemein- samen, für den einzelnen durchaus unüber- sehbaren Ganzen "unserer Naturkunde zu liefern.*) Ist es nun auch nicht jedem beschieden, wichtige Entdeckungen zu machen und seinen Namen berühmt zu machen, in der liebevollen Beschäftigung mit der Natur während seiner Mußestunden wird er den #) Dr. G. H. Otto Volger in Frankfurt a. M.: Die Pflege der Naturkunde in ihrer Bedeutung für das Gemeinwohl und für das Glück eines jeden Menschen. (Der Naturwissenschafter, 1887, No l.) ‚718 Bunte Blätter. reinsten Genuß und Zufriedenheit finden. „Ich spreche absichtlich von den Muße- den: weil die Inhaber und Vorsteher von Anstalten, Schulinspektoren, Eltern oft die rein wissenschaftlichen Studien mißbilligen und bei dem, der sich denselben hingiebt, eine Vernachlässigung seiner Berufs- pflichten voraussetzen. Man muß den größten Teil seines Lebens der Erfüllung dieser Pflichten widmen. Wird erst bekanal, wir der Wissenschaft nur die Zeit widmen, die andere in wichtigen Zerstreuungen ver- geuden, wird man uns vielleicht für Originale halten; aber man wird uns in Ruhe lassen.‘ *) Man gehe nur nicht stets die ausgetretenen, freilich bequemsten Pfade, beschäftige sich nicht einseitig mit Schmetterlingen, Son lamn suche sich zuerst eine grundlegende Über- sicht über alleInsektengruppen zu verschaffen und wende sich dann einer Specialität zu. Die Aufmerksamkeit möchte ich den übrigen Insektenordnungen außer‘ Schmetterlingen und Käfern zugewendet wissen; hier giebt es noch reichlich zu thun, besonders auf dem Gebiete der Biologie. Während es für Schmetterlinge und Käfer voluminöse, zahl- reiche Werke, Handbücher und dergleichen in Fülle giebt, muß der Sammler der übrigen Gruppen sich die nötigen litterarischen Notizen aus einer Unmasse von naturwissenschaft- lichen Zeitschriften heraussuchen. So ist z. B. für Dipterensammler, besonders für Anfänger, immernoch Schiners Fauna austriaca vom Jahre 1862 das neueste, sämtliche =) Comment on devient specialiste v. F. Plateau, Professor der Zoologie a. d. Univer- sität Gent, Mitglied der Königl. Akadeınie in Brüssel, in Le Guide scientifique, 1884. daß Familien umfassende, brauchbare Werk. Obgleich gerade in den letzten dreißig Jahren durch Arbeiten hervorragender Kenner die Kenntnis dieser Insektengruppe erfreulicher- weise einen kaum geahnten Aufschwung ge- nommen hat — entgegengesetzt der Ansicht Schiners, der im Vorworte zu genannter Fauna mit Bitterkeit sagt: „Die große Schar der Entomologen wird mein Buch mit Indifferentismus beiseite legen, weil es ja von Dipteren handelt; ich erwarte aber auch nichts anderes‘‘—, hat sich niemand gefunden, der uns eine zweite Auflage schenkte. Und gerade darin, daß es an grundlegenden Werken fehle, die dem Anfänger das Ein- arbeiten in die schwierigeren Insekten- ordnungen erleichtern, ist die Ursache zu suchen, daß sich nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl mit Hymenopteren, Dipteren u. s. w. beschäftigt. Die Schwierigkeiten beim Bestimmen entmutigen den mit den besten Vorsätzen an die neue Gruppe Heran- getretenen bald, kein Wunder, wenn er sich einer leichteren, ihm daher mehr Genub bietenden Ordnung zuwendet. Besondere Achtung können Menschen dieses Schlages freilich nicht erwarten, denn nur durch ernste Arbeit und Hingabe kommt man dem Ziele näher. | Am vorteilhaftesten ist es, man läßt sich seine erste Ausbeute durch einen ın der Kenntnis der betreffenden Insektenordnung schon weiter vorgeschrittenen Sammler be- stimmen. Hauptsache ist jedoch alsdann, daß die Tiere gut und sauber, dem üblichen Gebrauch entsprechend präpariert sind. Hat man erst eine Anzahl richtig bestimmter Arten, so wird sich auf dieser Basis leichter weiter bauen lassen. Bunte Blätter. Kleinere Mitteilungen. Die Bekämpfungsmittel gegen Insekten-Schädlinge auf der Ausstellung zu Hamburg. II. Die Firma Jean Souheur, Antwerpen, führte weiter in ihrem „Fostit* ein vielseitig an- erkanntes Heilmittel vor gegen alle krypto- gamischen Krankheiten der Pflanzenwelt, wie zur Verhütung und Vernichtung von Raupen, Schnecken, Blatt- und Blutläusen und anderen Parasiten. Seine erste Form, das „Fostit“-Pulver, besteht aus ca. 99% Talkum, ca. 10% Kupfer- vitriol (das eigentlich wirksame Agenz!) und verschiedenen Salzen. Es wird demselben eine außerordentliche Feinheit, eine besondere Adhäsionsfähigkeit und völlige Gleichheit in der Fabrikation nachgerühmt, so daß das Kupfersalz erfolgreich überall mit jedem Pulverteilchen einwirken kann. Der feinen Verteilung auf die Pflanzen Bunte Blätter. 7 719 dienen verschiedene, besonders konstruierte Formen von Zerstäubern, welche sich deshalb empfehlen, weil sie, mit einem Regulator versehen, je nach Bedarf eine stärkere oder schwächere Bestäubung ermöglichen, ein Vorzug, der namentlich bei Blumen und jungen Pflanzen zu schätzen sein wird Der innere Mechanismus der Apparate wirbelt das sehr feine Pulver durcheinander, und der Blasebalg schleudert dasselbe in Wolken über die Pflanzen. Das Mündunssstück des Ausflußrohres soll dabei ziemlich der Erdoberfläche am Grunde derselben genähert werden. Denn das nach dieser Richtung hin verstäubte „PFostit“, welches mit einiger Kraft dem Blasebalg entsteigt und vom Boden gleichsam abprallt, hebt sich langsam in die Höhe, die Unterseite der Blätter und alle unteren Teile der Pflanzen mit einer feinen Staubschicht überziehend, die sofort anhaftet. Nun aber senkt sich dasselbe, vermöge der eigenen Sehwere, wieder zur Erde und lagert sich so auch auf der Oberseite der Blätter und den Wachstumsspitzen ab, das Kupfersalz gleich- mäßig über die befallene Pflanze verbreitend. Das Präparat ist zunächst gegen die ver- schiedensten Pilzkrankheiten (falscher Mehl- tau, Brand, Blattfallkrankheit, Anthracnose, Peronospora u. a.) gerichtet, denen in gefähr- lichster Weise auch die Weinstöcke, Tomaten, Kartoffeln, Rüben, Obstbäume, Beeren- sträucher u. S. w. ausgesetzt sind. Es soll gleichzeitig gegen die schädigenden Ein- wirkungen der Spätfröste erheblichen Schutz sewähren. Nicht minder aber wird ihm auch eine entschiedene Kraft zur Vertilgung der Insektenschädlinge nachgerühmt, von denen manche, besonders in ihrer Jugend, sofort erliesen. Kräftigeren Insektenformen, mit stärkerem Chitinpanzer und weniger empfind- lichen Atmungsorganen, wird das „Fostit“ allerdings nicht direkt tödlich, wohl aber beraubt es diese der Nahrung, da ihnen als solche die mit einer Schicht kupferhaltigen Pulvers überall bedeckten Blätter nicht weiter dienen können. -Für Fälle, in denen äußere Einflüsse die Bestäubungen ungünstig erscheinen lassen, ‘wird von derselben Fabrik die „Fostit“*-Brühe (eine Art „Bordelaiser* Brühe) hergestellt, welche sich aus Kupfervitriol, kohlensaurem Natron und doppeltem Karbonat zusammen- setzt. Dem Gehalte an „pflanzenreichen Materien* (2—4%0) werden wesentliche Vor- züge zugeschrieben, während die Klebrigkeit, welche selbst heftigste Regen überstehen soll, durch Zusatz von „Saecharin“ erzielt wird. - Man nimmt 2 kg „Fostit“-Brühe (in Pulverform!) auf 100 1 kalten, vorher durch eine Stange oder einen Stock in Bewegung gesetzten Wassers, welchem dieselbe nach und nach zugesetzt wird. Die Lösung erfolgt plötzlich, und die eigentliche Brühe ist sofort zum Gebrauch .fertig, ohne irgend welche 7 leichten: Zuthaten; ihre Wirkung wird eine unverzüg- liche und lang andauernde genannt. Auch für dieses Bekämpfungsmittel liefert die Firma besondere regulierbare Spritzen, wenn auch die sogenannten Rebspritzen zur Ver- wendung kommen können. „Fostit*-Pulver muß bei ruhigem Wetter angewendet werden; ein wenig Feuchtigkeit begünstigt seine Wirkung. Die beste Zeit für die Bestäubungen bilden die frühen Morgenstunden oder die Stunden vor Sonnen- untergang. „Fostit“ -Brühe dagegen kann jederzeit angewendet werden, namentlich auch bei fast trockenem wie windigem Wetter. Eine abwechselnde Anwendung beider soll besonders günstige Erfolge zeitigen. Den gedachten außerordentlichen Wir- kungen des „Fostit* in der Vernichtung pflanzlicher und tierischer Schädliuge gegen- über werden Nachteile für die Pflanzen nicht genannt, im Gegenteil noch den als Geheimnis ungenannten Agenzien desselben belebende Eigenschaften für -den pflanzlichen Stoff- wechsel zugeschrieben, wie die sattgrüne Farbe der behandelten Blätter anzeigt. Das „Fostit“ wurde mit der großen silbernen Medaille ausgezeichnet. Im „Bacillol“ stellte die Firma Franz Sander, Hamburg, gleichzeitig ein hygieinisches Präparat allgemeinsten Interesses aus, welches die Verbreitung krankheitserregender Bak- terien, das Übertragen ansteckender Krank- heiten verhindern soll. Aus dem ungewöhnlich billigen Verkaufspreise (1 kg 55 Pf.) und bei der kräftigen antiseptischen Wirkung (mach den Versuchen tötet bereits eine 1—-2/, Lösung die Bacillen) darf allerdings eine allgemeinere Verbreitung, an Stelle des Lysol (2%), Kreolin und der Karbolsäure (5/,), erhofft werden zum Schutze der menschlichen Gesundheit, aber auch jener der Tier- und Pflanzenwelt gegen schädigende Einflüsse. Schr. Die Reihe der Mitteilungen über Miss- bildungen bei Kälern in der „Illustrierten Zeit- schrift für Entomologie“ bin ich im stande, durch folgende kurze Notiz zu ergänzen: Anfang Oktober dieses Jahres erbeutete ich hier in der Nähe von Görlitz (Oberlausitz) eine Chrysomela lamina Fabr., welche an den Flügeldecken eine Difformität aufweist. Die- selben zeigen etwa von der Mitte ab eine weite Klaffung, welche allmählich in dem Maße zunimmt, daß sie am Ende volle 2 mm beträgt. — Wenn auch das Exemplar kaum als eine besonders interessante Monstrosität zu bezeichnen ist, so halte ich den Fall doch der Erwähnung wert, da derartige Mib- bildungen in. der Familie der Chrysomeliden nicht eben zu den häufigen Erscheinungen zählen. A. Martin. Bunte Blätter. T In der „Festgabe, den Teilnehmern| an der 26. Jahres-Versammlung des deutschen Apothekervereins in Straß- burg gewidmet“, finden wir außer anderen interessanten Artikeln auch einen Aufsatz von Prof. Dr. L. Döderlein: „Die Tierwelt von Elsaß-Lothringen, in welchem ausgeführt wird, daß das Reichsland eine Anzahl von Tierarten aufweist, deren ursprüngliche Heimat der Süden Europas ist. Natürlich sind viele von diesen nicht überall verbreitet, sondern tauchen teils nur als Seltenheit, teils nur an bestimmten Örtlichkeiten auf. Beschränken wir uns auf Lepidopteren, so finden wir hier Lye. baetica, escheri, alcon, die zur asiatischen Einwanderung nach der Eiszeit gehören, ferner die Schwärmer Deöl. lvornica, hippophaes, vespertilio, celerio, nerii, welche in warmen Jahren sich aber auch weiter nach Norden hin verfliegen, dann Pferog. proserpina, Heterog. penella, welch letztere sich sonst in Süd- frankreich, Italien, Spanien und Kärnten vor- findet. Von Spinnern treffen wir die bunte Deiop. pulchella an, die nicht nur vereinzelt in Europa, sondern auch in Asien, Afrika und selbst Australien auftritt, ferner Spilos. luctifera, dann Echinopt. helicinella, als deren Vaterland E. Hofmann Spanien und Sizilien angiebt, Cochloph. helie und die in Deutschland seltene Hyboc. milhauseri, von Eulen Agrot. conspieua, Habrynth. scita, Stlb. anomala, Amph. cinna- momea, Hwylin. semibrunnea, Eurhip. adulatrızx, von den bunt gefärbten, glänzenden Plusien chryson, e-aureum, gutta, bractea, consona, von Spannern endlich Pseud. prwinata, Steg. trima- culata und Sterrh. sacraria. In den Rhein- wäldern werden eine Beute des Sammlers Polyomm. dispar var. rutilus, Sel. roscida, Nemeob. lucina und Limen. camilla, in den Wald- landschaften der Vogesen, etwa 250-1000 m Höhe, kommen vor Ereb. stygne, die sich sonst in Alpen und Pyrenäen findet, in höheren | Lagen E. ligea; ferner die in den Alpen- thälern häufige Arg. daphne, dann am Sewener See im Thal von Maßmünster Parn. apollo und am See von Lispach Col. palaeno, der sonst im nordöstlichen Deutschland auf Torfmooren fliegt, und endlich in den subalpinen Hoch- vogesen,bis zu 1426 m Höhe, Ereb. epiphron var. cassiope,; ferner, wenn auch selten, die aus den Alpen bekannte Ereb. pharte und manto nebst Arg. pales und amalhusia, dann Psych. plumistrella und die in den Alpen, im Ural und in Sibirien vorkommende Plus. interrogationis, außerdem von Geometriden Psod. quadrifaria und alpinata. Wir haben also in Elsaß-Lothringen so- zusagen drei Schichten von Lepidopteren, nämlich — und das sind natürlich bei weitem die meisten — solche, die dem mittel- europäischen Faunengebiet eigentümlich sind, dann solche, die eigentlich dem Mittelmeer- gebiet angehören, und endlich als Überbleibsel der Eiszeit alpine Formen. Dr. Prehn. Plusia monetaY. Indem ich hervorhebe, daß ich die „Ergänzungen“ zu diesem Thema seitens des Herrn Prof. Dr. Pabst (Bd. II, Seite 695 der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“‘) mit großem Interesse gelesen habe und bemerke, daß ich im nächsten Jahre die Zucht wiederholen werde, möchte ich nur kurz einem Gedanken folgen, welchen die an das gleiche Thema anschließende Schilderung des Herrn H. Gauckler über den Aufbau des Kokons von Calophasia lunula (Bd. II, Seite 688 der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“) anregte. In diesem und in ähnlichen Fällen kann es nicht auffallen, wenn der Kokon allmählich von unten herauf ausgearbeitet wird. Da derselbe gewissermaßen aus übereinander- geschichteten, statt des Mörtels, versponnenen errichtet. wird, läßt sich kaum eine andere Methode. denken. kleinsten Steinchen gewölbeartig Die moneta aber benutzt nichts Derartiges für den Bau ihres Gespinstes, welches sie ebenso ausschließlich aus Gespinst- fäden entstehen läßt wie die typischen Spinner. Und doch diese völlig verschiedene Art des Aufbaues! Könnte dieselbe nicht als eine Gewohnheit erklärt werden, welche vielleicht von einer Zeit her übertragen wurde, da die Plusien _ ebenfalls Sandteilchen für ihre Kokons ver- wendeten!? Dies erscheint um so eher möglich, als die Plusien thatsächlich eine Ausnahmestellung sekundärer Natur unter den Noctuen einnehmen. Schr. Auftreten einiger Insekten in Städten und auf dem Lande. Die in dem Aufsatz des Herrn Prof. Sajö in No. 43, Bd. II der „Illustrierten Zeitschrift für Entomologie“ gegebene Anregung veranlaßt mich, eine seinen Beobachtungen entgegenstehende Thatsache mitzuteilen. Als ich in diesem Herbst nach mehr- jähriger Abwesenheit zum Begräbnis meines Vaters in meine Heimat (Westpreußen) reiste, klagte meine Mutter, daß sie in ihrem ein- samen Forsthause sehr unter der Mottenplage zu leiden habe, die sie früher gar nicht gekannt habe. Mein Bruder habe vor mehreren Jahren mit seinen Sachen von Berlin her die Motten eingeschleppt, und jetzt seien sie kaum zu bewältigen. In diesem Falle hat also das schädliche Insekt nicht nur den Ortswechsel sehr gut überstanden, sondern auch mit Erfolg seine verderbliche Wirksamkeit aufgenommen. Die Einbürgerung konnte sich aber jedenfalls nur deshalb so schnell und durchgreifend vollziehen, weil man einer neuen Erscheinung gegenüberstand und nicht von vornherein derselben entschieden gegenübertrat. P. Hoemke. Für die Redaktion: Udo Lehmann, Neudamm. ER ine und Bracon. von Dr. s Schmiedeknecht & r heftet ı Mk. 3 ER S = AEntomologisches- ecbach a in en in Hall gebunden. Preis 25 Bogen stark 3. 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Internationales Organ für alle Interessen der Insektenkunde. Offizielles Organ der Berliner entomologischen Gesellschaft. Herausgegeben und redigiert unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten, sowie hervorragender Kenner und Beobachter der Insektenwelt. III. Jahrgang 1898. Erscheint monatlich 2 mal; jede Nummer ist reich illustriert, Zu be- ziehen durch jede Buchhandlung, sowie durch jede Postanstalt (Nr. 3574 des Postzeitungs-Kataloges für 1898). Abonnementspreis 3 Mk. pro Quartal. Reich illustrierte Probenummern werden umsonst und postfrei geliefert. ea en 7 Fr re a re = Ar A h r x a 5 N geree ann r - e PeBmee reparer, Sn NZ) du 5 A, KAHN Ser) . N e \ e 2 ’ : 5 x - Y { B \ 4 N Y / F ni t a . \ E , $ } \e 5 n © J D x - . } x a £ ” - ? e 5 - , y 2 " 3 5 E o . ir: .d } SR N S MAIN 3 2044 10 a ne een ren nen DD A en en DE EN ER Win nme nn - a nr nn nn un ne she ec ae Du REM ED) 5 a en a na EI