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GOVERNMENT OF INDIA |. ARCHEOLOGICAL SURVEY OF INDIA

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Nachrichten

von der

Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften

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zu Gottingen.

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Philologisch-historische Klasse

aus dem Jahre 1909.

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Weidmannsche Bachhendluge. 1909.

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« Druck der Di in Gottingen.

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Register

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die N achrichten von der K6nigl. Gesellschaft der Wissenschaften

philologisch-historische Klasse aus dem Jahre 1909.

eine

F, C. Andreas, Die dritte Gatha des Zaraxtusthro. (Josno 30.) Versuch einer Herstellung der aia Textformen nebst Ubersetzung. I. ae wee

N. Bonwetsch, Der Brief des Dionysios von Alexan- drien an Paulus aus Samosata ;

N. Bonwetsch, Kin antimonophysitischer Dialog

W. Brecht, Ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse

_@. Diettrich, Bericht iber ‘neuentdeckte handschrift- liche Urkunden zur Geschichte des Gottesdienstes in der nestorianischen Kirche .

F. N. Finck, Die Wanderungen der Polynesie ak ice Zeugnis ihrer Sprachen

F. Frensdorff, Hine eae ‘cua. Historiker aus dem J. 1776

E. Hautsch, Der Lukiantext des ‘Oktateuch

P, Kehr, Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. II.

W. Meyer, Die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers und Etwas tiber Rythmus .

_ H. Oldenberg, Zur Geschichte des Sloka

H. Oldenberg, Naksatra und sieou.

F. Roeder, Zur Deutung der sistianaetin Glossie-

_. rungen von ‘paranymphus’ und ‘paranympha’ (‘pro-

? “nuba’) Hin Beitrag zur Kenntnis des ags. Hoch- zeitsrituells ee ee aes

14

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oe, | Reason |

E. Schroder, Der Prolog der Metamorphosen- Bearbei- tung des Albrecht von Halberstadt :

E. Schréder, Zur Uberlieferung des Herbort von Pritalar

H. von Soden, Sententiae LXXXVII episcoporum. Das Protokoll der Synode von Karthago am 1. September 256, textkritisch hergestellt und pias schichtlich untersucht . ; :

J. Wackernagel, Akzentstudien. I.

S. 64 , 92 , 247 , 50

Ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse.

Von Walther Brecht.

Vorgelegt in der Sitzung vom 9. Januar 1909 von Edward Schréder.

Im Spatherbst 1906 gelangte ein Manuskript in meinen Besitz, zwei leicht vergilbte Blatter, 0,257 m breit, 0,182m hoch, je ein- mal in der Mitte gebrochen und in zwei aufeinanderfolgenden Lagen achtseitig beschrieben. Beide Blatter, tiber Kreuz geknifft, zeigen Spuren friiherer Heftung, das zweite trigt auBerdem Leim- spuren und ist ersichtlich aus einem gréferen Ganzen, in das es eingeheftet und eingeklebt war, mit Gewalt herausgerissen; die Schrift ist glticklicherweise nicht beschadigt. Die Blatter enthalten folgenden Text*).

vom 18% Martii N. 2. 1774.

Herkules und Hebe. Als Herkules mit seiner Keule Schlag Die Welt von jedem Ungeheuer, Das im Verborgenen und an den Wegen lag Erlést und in die Harmonie der Leyer 5 Die Madchen wieder in dem Myrthenhayn:’ Der Charitinnen Lieder sangen, Und ohne Furcht vor Raubern und vor Schlangen Die Sommernacht im Mondenschein, Das Haar geschmiickt mit Rosenkrinzen, 10 Wegzaubern konnten unter leichten Tinzen Da -fuhr sein Geist aus Flammen, wie der Blitz Des Zevs aus einem Donnerwetter

1) Gesperrt gedrucktes ist im Original unterstrichen. Kgl. Ges. d, Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Kl. 1909. Hoeft 1. 1

[BLIS2]

[BL IS. 4]

Walther Brecht,

Weit durch die Himmel fliegt, zum Sitz Der grossen Gitter.

15 Aus seinen Augen strahlt die Glut von Adlerblicken, Und aus den Muskeln tritt hervor die Wunderkraft, Die Geryonen der Verwegenheit bestraft,

Und fahig war, die Liéwen zu erdriicken. »» Willkommen im Olymp! sprang Zevs von seinem Thron

20 Und driickt’ ihn an die Brust Willkommen, o

mein Sohn! Und das Entziicken sieeve von ihm in alle Wesen Bis in die tiefste Nacht des Tartarus Die Gottheit flie®’ in dich mit diesem’ Vater Ku8! Wir alle haben dich zum Bruder auserlesen.

25 . Kin siisses magisches Verlangen zieht Die Gétter all’ und die Géttinnen Zum Nektarhayne hin, der iiber Rosen bliiht,

Wo klare Bache durch die Blumen rinnen. Der kleinen Amoretten Schaar

80 Kam vor der Liebesgéttin hergeflogen,

Und Juno wurde von dem schénsten Pfauenpaar,

Als Himmels Kénigin, wie im Triumph gezogen. Minerven und Dianen sah

Man ziartlicher, als sonst, erscheinen.

35 Die Musen kamen: von des Pindus Lorbeerhaynen,

Apollo, Bacchus, Mars und” jeder Gott war da. Nun fihrt ihn Zevs an seiner Rechten Zu den versammelten Olympus Machten Und nimmt den Becher voll Unsterblichkeit 40 ,,Dies ist der junge Jupiter der Erde! Mit dieser siegenden Gebehrde Trat ich in diesen Busch nach der Giganten Streit Er soll wie wir den Nektarbecher leeren. ,— Er spricht’s, und reichet ihn dem Sohn 45 Und steigt auf seinen Thron, Und wirft, indem er trinkt, zehn Donner durch die Sphiéren. Bis in die letzten Pole schmetterte der Ton Und hallte jubelnd wieder. Nun kniete Herkules vor seiner Feindin nieder 50 Ergriff die zarte lilienwei8e Hand Und ktiBte sie, und sprach: ,iezt irrt’ ich unbekannt.

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ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse. 3

Vielleicht am stygischen Gestade

Und seufzte bei den Furien um Gnade,

Wenn du mir nicht als Kind schon Drachen zugesandt, 55 Um meine Brust mit diesem Muth zu stéhlen,

Die Liwenkémpfe, statt der Wollust zu era p

Kalliope gab ihr den Lorbeerkranz

Und Juno wand mit sanftbeschdmten Wangen

Und holdem Licheln ihn um’s Haupt voll Gitterglanz, 60 IndeB die Musen seine Thaten sangen.

Die Gotterfiisse wurden alle Tanz

Und jeder eilete den Helden zu umpfangen.

Aus seinen kiihnen Adleraugen flog [BLIIS.1] Ein brennend Feuer in die Herzen der Gottinnen, 65 Das sie an seinen Busen zog; Minerva suchte selbst den Helden zu | gewinnen. Die Knospe des Entziickens gieng Und jeder Géttin Seele bebte Mit Venus Lippen auf, dieB siisse Lacheln schwebte 70 Um ihren Mund, das immer Herzen fieng. Thr Auge war benetzt mit dieser Spur von Thrine, Mit dieser seelenlichten Feuchtigkeit, Worinnen Unschuld schwimmt, und reizet Liisternheit Jezt blickte Paphia jezt Anadyomene. 75 Schon ist ibr Sieg gewiB; kein Blick geht fehl, und trift Getrinkt in diesem stissen Gift Den Mittelpunkt von dieses Helden Herzen, In dem ihr Mars, Adon und Zevs vereinigt schien; Doch, wihrend iiber ihn 80 Die Liebesgétter scherzen Und jede Géttin ziirnt, kam aus der Myrthen Grtin, [BL IIS.2] Worinn um sie die Nachtigallen sangen Mit Psychen Hebe hergegangen Auf ihren Rosenlippen schien 85 Der erste Traum von Kiissen zu entstehen, Als sie den neuen Gott gesehen. Vom grofen Donnerschlag ward sie herbeygefiihrt. Sie war gewohnt in himmlischen Gefielden Herumzuirren, und die Geisterchen zu bilden 90 Von denen jede Welt dereinst regieret wird. Jezt eben hatte sie mit Platos Geist gesprochen Mit ihm vereiniget den des Anakreon, 1*

_ Walther Brecht,

Und beyde hatten ihr ein Riéschen abgebrochen, " Der in das blonde Haar, der auf des Busens Thron. 95 Nach -keinem Gotte war es im Olymp gelungen Und keinem Sterblichen, da& von Begierden warm Sie sanft um ibn den Charitinnenarm Im.Taumel seiner Schwirmerey geschlungen, - Der Sinnen Liebe war ihr ein verichtlich Spiel. [BLIIS. 3} 400 Empfindungen von héherem Gefiihl, Als er empfand bey seinen Dejaniren, Die nicht verschwinden nach genofner Lust, Nur in ein Meer von Wonne sich verlieren, Entstanden in Alcidens Brust 105 ,O michtet ihr, o Zevs und Juno! Heben Mir doch zur ewigen Gespielin geben! Ich kann nicht ohne sie in euerm Himmel leben. O Hebe, la8 mich doch mit einem stissen Blick Der Gétter héchste Seeligkeit empfinden! , 110 Auf ihren Wangen bliiht sein Glick In Rosen auf, und Zevs und Juno winden Umflattert von der Liebesgétter Schaar Mit Blumenfesseln sie zusammen In einen Ku8 zerrann des Himmels schénstes Paar, ~ . . 115 Und um sie blitzten lichte Liebesflammen Der ganze Himmel war bey ihrem Sieg erfreut; [Bl IT8.4] Der Schénheit Blithe gab, zum Lohn fir ihre Tugend Die nie ein Nektarbacchanal entweyht, Das Schicksal die Unsterblichkeit, 120 Und setzte sie zur Charitinn der Jugend.

2

Ihr schénsten Kinder der Natur O la8t euch doch durch keinen Schwur Durch keines Gottes Zauberey verfiihren Den héchsten Reiz, die Unschuld zu verlieren! 125 Ach! ihn ersetzt der Venus Giirtel nicht; Die Rose welkt, und wenn die schinste Hand sie bricht. O seht! Dort wandelt er mit Heben in die Myrthen, Der Sohn und Held von einer Wundernacht, Der die Géttinnen seufzen macht, 130 Dass sie fiir Heben mit ihm in iis Schatten irrten.

W. Heinse. [radiert, doch deutlich lesbar.]

BOLE BORE vos. - R&R, ONE

ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse. . 5

Die mannichfaltigen Fragen, die sich ohne weiteres an ein der- artiges Schriftstiick anschliefen, warden mir schlieBlich so peini- gend, da ich mich, einer alsbald aufgestiegenen Vermutang Raum gebend, nach Halberstadt ins Gleimhaus begab. Hier stellte sich folgendes heraus. .

Die Hand, die den Wortlaut des Gedichts geschrieben hat, ist, woran von vornherein nicht zu zweifeln war, die zierliche Heinses, leicht kenntlich an gewissen Kigentiimlichkeiten, be- sonders an dem ausnahmslos wie ein lateinisches r gebildeten deut- sehen e+). Die zweite Hand, die den Datumsvermerk an den Kopf des Gedichtes gesetzt, ist die Gleims. Die dritte Hand, die mit blasserer Tinte N. 2 (No. 2? N. z.?) rechts davon geschrieben hat, bleibt unsicher. Vor allem aber: der den jetzt radierten Namen W. Heinse unter das Gedicht setzte, war nicht Heinse selbst, son- dern nach genauester Vergleichung Wilhelm Korte, der bekannte Grofneffe und Biograph Gleims. Und Heinse konnte es auch nicht wohl gewesen sein; denn das Gedicht stammt aus der Halberstadter Biichse, in die bekanntlich nur anonyme Gedichte geliefert werden durften; und iibrigens hieB er ja in Halberstadt garnicht Heinse, sondern Rost. Das Papier ist nach Format und Wasserzeichen genau dasselbe wie bei vier anderen Biichsengedichten Heinses, von denen drei bei Préhle (Lessing, Wieland, Heinse 8. 282, 285, 286) abgedruckt sind. Das erste, zweite und vierte hat Gleim in derselben Weise datiert wie das hier in Rede stehende. ‘Hine, etwas ungetreue, Uebersetzung der 19. Elegie des zehnten Buches der Phantasieen des Fernando Herrera. Unmittelbar aus dem Spanischen {von Wilhelm Heinse Kortes Hand| trigt am Kopf (nicht am Schlu8 wie bei Préhle 8S. 284) den Ver- merk ‘yom 4! Martii 1774’, das an siebenter Stelle darauf fol- gende ‘Wenn Plato’s Geist, vom Leibe losgewunden’ das Datum ‘vom 11% Martii 1774’ (Préble S. 285), das zur Zeit hierauf folgende ‘Elysium’ (Proble 8. 286) ist allein undatiert, wahrend das nach einer langeren Reihe von Gedichten verschiedener Verfasser in der Biichse folgende Heinsesche ‘Die Schdpfung Elysiums’ wieder am Kopf von Gleim als ‘Preisgedicht den 25% Martii 1774’ be- zeichnet ist.

Der 4., 11., 18. (‘Herkules und Hebe’), 25. Marz: es sind die Freitage des Monats, an denen, laut J. G. Jacobis Zeugnis, der Biichsentrager bei den Dichtern die poetischen Erzeugnisse der

1) Daher z.B. bei Préhle: Lessing, Wieland, Heinse (1877) im Abdruck von Heinses ‘Elysium’ 8. 286 Chlér statt Chloe,

Walther Brecht.

Woche abzuholen pflegte, die dann am folgenden Sonnabend Abend bei Gleim aus der Biichse genommen und verlesen wurden ; eins wurde jedesmal preisgekrént'). An welchem dieser Freitage ist nun das auffallenderweise einzig undatierte Elysium’ in die Biichse geliefert worden? Am 11. Marz, wie das unmittelbar vorher- gehende ‘Wenn Plato’s Geist’? Nein, am 18.; denn es ist erst am 13. gedichtet worden. Der 13. Marz 1774 ist namlich, wie mir K. Schwarzschild auf Befragen mitteilt, der einzige Tag, auf den der Untertitel des Gedichtes paft: ‘Eine Elegie an meine Minna, anjenem Abend geschrieben, da Venus, Jupiter und Luna den Erdenkindern das lieblichste Trio am Himmel machten (Prohle 8, 286). Am 18. ist aber auch ‘Her- kules und Hebe’ eingeliefert worden: es ist also nichts wahrschein- licher, als daS sich in der zusammengehefteten Biichse das aus- driicklich datierte ‘Herkules und Hebe’ unmittelbar vor dem undatierten ‘Elysium’ befunden hat.

Hierauf fiihrt auch ein schon vorher von mir beobachteter Umstand. Die beiden jetzt in der Biichse aufeinanderfolgenden Gedichte ‘Wenn Plato’s Geist’ und ‘Elysium’ sind in auffalligster Weise durch zwei urspriinglich dazwischen aufragende, nur hier nach rechts und links verklebte Falze verbunden. Es sieht gerade so aus, als ob hier eine durch Herausreifen entstandene Liicke hatte verdeckt werden sollen; sie ist aber noch heute am schlechten Schlieben merkbar. Zwischen den verklebten Falzen lag in der Mitte noch ein Stiickchen des alten Heftfadens, der durchaus 2u der Gré8e der Liécher in meinem Manuskript pat. Da dies offensichtlich ausgerissen ist, Leimspuren tragt und im Papier mit den vier andern Gedichten Heinses identisch ist, habe ich schon erwahnt*).

1) ‘Gleim, damit er uns eine Winterkurzweil verschafte, gerieth auf den Kinfall, jeden Sonnabend eine kleine Gesellschaft, welche, nebst mir, aus Heinse, Klamer Schmidt, Gleims Neffen und einigen Freundinnen der Musen bestand, zum Nachtessen ecinzuladen. Am Tage zuvor ging eine verschloine Biichse unter uns herum, in welche jeder cin oder mehrere Gedichte gegen die Kri- tiker werfen mufte, Am folgenden Abend 6ffnete Gleim die Biichse, las seinen GAsten, was sie enthielt, lie8 den Verfasser jedes Gedichts errathen, und Hinem wurde, durch die Mehrheit der Stimmen, der Preis zuerkannt? (J. G. Jacobi’s Sémtliche Werke 211, p.V). Man war also nicht bei Gleims urspriinglichem Vor- schlage geblieben, nach dem ‘jeder jeglichen Morgen’ seinen Beitrag in die Bichse hatte liefern sollen (Préhle S. 267); aus naheliegenden Griinden.

2) Die Kniffe sind dieselben wie bei der ‘Schépfung Elysiums’, vielleicht auch wie bei ‘Elysium’ (nicht mehr deutlich erkennbar), tiber Kreuz verlaufend. Die Uebersetzung aus Herrera und ‘Wenn Plato’s Geist’? sind dagegen beide drei- mal quer, cinmal lings geknifft.

ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse. 7

Héchstwahrscheinlich also an dieser Stelle, zwischen ‘Wenn Plato’s Geist’ und ‘Elysium’, jedenfalls in. der Biichse hat Kérte, der sonderbare erste Ordner der Gleimschen Schiitze, unser Gedicht noch gesehen, als er darunter, wie unter so viele andere Ge- dichte der Biichse, u. a. das vom 11. Marz 1774 ‘Wenn Plato’s Geist’ und das vom 25. Marz ‘Die Schépfung Elysiums’, sein W. Heinse setzte*). Obes auch noch Préhle dort gesehen hat, ist mir (trotz seiner Anmerkung auf S. 282) sehr zweifelhaft; er wiirde es bei der einleuchtenden Bedeutung des Gedichts dann doch wohl kaum von seiner abgedruckten Auswahl ausgeschlossen haben, namentlich wenn es wirklich zwischen den beiden, in der jetzigen Biichse und bei Préhle aufeinanderfolgenden Gedichten ‘Wenn Plato’s Geist’ und ‘Elysium’ gestanden hat.

Nach Korte, und vermutlich vor Prohle, hat also eine gewalt- same Entfernung des Gedichtes ‘Herkules und Hebe’ aus der Biichse stattgefunden; und jedenfalls eine béswillige. Wer sie vorgenom- men hat; wer Kértes ‘W. Heinse’ ausradiert hat, und warum; ob das N.2 am Kopfe des Ms. in diesem Zusammenhange irgendwie zu verwerten ist steht dahin.

Gleim hatte jedenfalls gerade dies Gedicht den gréften und dauerndsten Eindruck von allen Gedichten Heinses gemacht. Auf der Riickseite des schénen Portrats, das er fiir seinen Freund- schaftstempel malen lieB, steht, von seiner Hand geschrieben: » Wilhelm Heinse, wegen seiner Ode auf denHercules, ge- malt von Kich zu Diisseldorf ftir Gleim 1780“?). Diese ‘Ode auf den Hercules’ kann nichts anderes sein als unser ‘Herkules und Hebe’.

Die vier in Rede stehenden Gedichte Heinses gehéren zu-

Alle Gedichte in der Biichse sind sozusagen authentisch gefaltet; manche, namentlich die kleinsten Formates, haben augenscheinlich als Kinschlagepapier fiir den ‘rothen Pfennig oder gelben Fuchs’ gedient.

Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Carl Becker im Gleimhaus auch an dieser Stelle zu danken.

1) Wo ein vorgesetztes Titelblatt vorhanden war, setzte er den Namen darauf: so bei der Uebersetzung aus Herrera und ‘Elysium’,

2) Vgl. Kérte, Gleim’s Leben (1811), S. 448, No. 71. Mit seiner Schatzung der Heinseschen Gedichte vor allen tibrigen Biichsengedichten hat Gleim natiirlich durchaus das richtige getroffen. So ist das ‘Preisgedicht’ Heinses, vom 25. Marz 1774, die ‘Schipfung Elysiums’, entschieden das beste von all den Elysiumgedichten der Biichse: nach Heinses erstem ‘Elysium’? noch vier von Klamer Schmidt und den anderen. Das beliebte Anakreontikerthema, hier wohl besonders naheliegend durch Heinses damals im Druck befindliche ‘Laidion’, die urspringlich, schon 1771, Elysium hieB8.

8, Walther Brecht,

--. gammen. Sie haben in Wahrheit éin Thema: ‘Dies sind Personen

aus Elysium’ bekundet auch das tiberschriftlose vom 11. Marz 1774 (‘Wenn Plato’s Geist’); und sie zeigen die gleiche Art der Be- handlung. Sie. mii8ten also auch als Ganzes betrachtet werden. Da aber zu dem Ende die ebenfalls ungedruckte ‘Schépfung Ely- siums’ im vollen Umfang mitgeteilt werden miiSte, beschrinke ich mich auf das reifste dieser Gedichte: ‘Herkules und Hebe’”).

1) Zum Vergleiche gebe ich wenigstens einiges aus der ‘Schépfung Ely- siums’. Das Gedicht, dem gleichzeitigen ‘Herkules und Hebe’ engverwandt, stellt die Erschaffung Elysiums im Anschlu8 an den Raub der Proserpina dar. Proser- pinas Eintritt in Plutos Elysium, Herkules Hintritt in den Olymp es sind Pendants, und als solche behandelt. Nur ist ‘Herkules und Hebe’ sehr viel ge- schlossener, mit der tiberlegten Klarheit seiner Komposition und dem weit besser beherrschten Satzbau. Unter beiden der gleiche SchluSschnérkel von Heinses Hand. (Anfang, 8. 3 des Manuskripts)

Der Gott der Liebe flog vom Himmel einst herab

Und lie8 in Blumen sich dort auf dem Aetna nieder,

‘Wo seinem abgematteten Gefieder Ein Pommeranzenhayn den kiithlsten Schatten gab. (8. 5) So mu& man auch die Geister bilden | und die Geisterchen zu bilden Mit Liebe, nicht durch Qual. | (‘Herk. u. Hebe’ y. 89). {sagt Amor; gleich darauf trifft er Pluto:] (8. 6) Hin Schauer tberlief den Styx und Acheron, Willkommen im Olymp!

Und Pluto sprang herab von seinem Thron, sprang Zeys von Und riistet sich zum Streit und Amor seinem Thron fliegt davon. usw. (v. 19 ff.)

In einem Thal an Aetnas Fub,

Wo Ceres in den siissesten Gefithlen

Des Himmels, unter Lieb und KuB,

Das erste Tempe schuf, zu ihrer Tochter Spielen, Lustwandelten zugleich in dieser goldnen Zeit,

Da noch die Freundschaft der Géttinnen

Der Eris Apfel nicht entweiht,

Dian’ und Pallas in Vertraulichkeit

Mit Aphroditen und den Charitinnen.

Die ersten trugen weder Helm noch Spie8,

Kin weibliches Gewand umflo8 die schénen Hiiften, Das manchen Reiz den Zephyrn iiberlie8 ;

Und wo sie giengen war Entziicken in den Liiften.

(S. 7) Mit ihnen gieng Proserpina,; Vgl. die Hin Madchen, das die Welt nur unter Rosen sah, usw. | Schilderung Hebens (S. 8) Minerva springt nach Jovis Keil, v. 84 ff.

Diana greift nach Spie8 und Pfeil,

Und jede ziirnt, da8 sie dafir nur Blumen findet. Die Grazien entfliehn doch Cypria

Spricht lachelnd: ,Fliehet nicht

Und jede Gottin ziirnt y. 81.

ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse. 9

Nichts weniger iiberraschend als dies Thema: fiir einen Wie- landianer geradezu das gegebene. Herkules, dessen Wahl zwischen arbeitsvoller Tugend und ergétzlichem Laster eigentlich das Grand- motiv der gesamten Wielandischen Poesie bildet, aufgefa8t. im Moment seiner Apotheose: aber diese Apotheose zundchst’ ganz’ anakreontisch behandelt. Der Olymp ein Wielandischer Nektar- hain, der iiber Rosen bliiht, mit klaren Bichen zwischen Blumen, Amoretten, galanten Rokokophilosophen und ausschlieflich aufs Erotische gerichteten Géttinnen; alles in vorwiegend Wielandischer Diktion, Wielandischem Versma8.

Im Ausgangspunkte Wielandisch ist auch der Grundgedanke des Ganzen: der Held, der ‘statt der Wollust Lowenkémpfe er- wihlt’ hat, erbittet sich und erhalt zum Lohn als wahren Inhalt der Unsterblichkeit, die sonst fiir ihn leer ware, den Besitz der einzigen Olympbewohnerin, die immer die sinnliche Liebe ver- schméht hat. Da Herkules sie die jetzt lehren wird, l&8t aller- dings der neckende Schlu8 (und Vers 84f.) vermuten; aber das ist nur die normale Folge, nicht der Ausgangspunkt, wie bisher immer all den ‘Dejaniren’ gegeniiber; auch Venus’ rein sinnlicher Reiz vermag ihn ja nicht zu riihren. Wieland, der nach verflossener seraphischer Jugend eigentlich niemals mehr mit seiner platonischen Liebe Ernst gemacht hat, der nicht miide wurde den Sieg der Natur tiber die ‘Schwirmerey’ zu feiern, hatte es doch wohl ge- reizt, den neuen Gott gerade jetzt recht menschlich zu zeigen (vgl. etwa Musarion). Heinse, der sonst so diomysische, das un- bequem konsequente enfant terrible Wielands, besitzt Kunstinstinkt genug, um diesem Thema gegeniiber mit allem Bacchantischen zu- riickzuhalten; Wieland-Horazische Ironie aber: Naturam expetlas furca lag ihm niemals. Sehr gefahrlich war ihm stets Cynis- mus, ihm persénlich angeboren, und die Kehrseite des Sturmes und Dranges; er hat ihm mauche seiner schéinsten Erfindungen ver- dorben hier ist er unterdrtickt. Es ist doch wohl auch die

(Schlu8 ihrer Rede 8. 10) Saturnus Sohn o gutes Madchen weine Doch nicht! und seine Macht ist nun dein Kigenthum. O bald besuchen wir in einem Myrthenhayne | Bis des dunklen Stromes Welle Als Konigin, dich in Elysium. —“ Von Aurorens Farben gliht,

Der Gott betrat mit ihr entziickt des Orkus Schwelle, Aurora kam hinunter in die Hélle, Iris mitten durch die Holle Und der Gottinnen Chor floh schnell bestiirzt davon, | Ihren schénen Bogen zieht. Denn aus dem Aetna fuhr der ganze Phlegethon. (‘Klage der Ceres’, 1796.)

" 10°. Walther Brecht,

idealere Seite seines Wesens, die neben all den artistischen Motiven hier zu Worte kommt.

Ob Wieland den grandiosen Gedanken: Herkules erkennt in seiner Feindin Juno dankbar die eigentliche Urheberin seiner Gréfe und seines Heldenruhmes (Vers 49ff.), wohl so sturm- und drang- migig kraftvoll gefaBt haben wiirde? Der energetische Grund- zug der Weltbejahung trennt Heinse, hier und sonst, am meisten von Wieland; er erinnert schon an Nietzsche. Auch die sinnlichste Glut.des Kolorits dient hier doch nur der prachtvollen Ausmalung, mu zur Verherrlichung der durch Kampf erst recht bestitigten Kraft helfen. Es ist die Sturm- und Drang-Seite seiner Natur, die Heinse diesen Triumph erméglicht hat.

Von hier aus ist die innere und dufere Form des Gedichts zu verstehen. Es geht aus dem Vollen darum sind die starken poetischen Mittel geradezu gefordert. Es dient mit aller Pracht des Gegenstandlichen einem idealen Gedanken darum ist das Pathos, bei Heinse so selten, hier innerlich berechtigt. Es hat seinen Stoff vollig iiberwunden darum ist die hehende Anmut, an sich schon dem Gegenstande angemessen, doppelt in ihrem Rechte. Kiinstlerische Wahrhaftigkeit, mit einem Worte, ist es, die das Gedicht vor manchen Wielands und des Verfassers selbst auszeichnet.

Apotheose der Heldenkraft, die das Sinnliche mit vollem Be- wuitsein als eins der wertvollsten Daseinselemente im Vordergrund des Weltbildes behilt, aber in der Liebe sich damit allein nicht mehr bescheidet. Den theoretisch so leichten Schritt dariiber bin- aus zur vélligen Aufhebung des Sinnlichen Heinse hatte ihn nie getan: Schiller tat ihn. Und bei demselben Gegenstande.

Bis der Gott, des Irdischen entkleidet,

Flammend sich yom Menschen scheidet

Und des Aethers leichte Litifte trinkt.

Froh des neuen, ungewohnten Schwebens,

Flieft er aufwarts, und des Erdenlebens

Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt.

Des Olympus Harmonien empfangen

Den Verklarten in Kronions Saal,

Und die Gottin mit den Rosenwangen

Reicht ihm lichelnd den Pokal damit war Schiller noch nicht zufrieden. An den Schlu8 des ‘Reiches der Schatten’ (‘Ideal und Leben’) sollte sich ‘Die Ver- mahlung des Herkules mit der Hebe’ anschlieBen. Es sollte eine Idylle werden, wie der ‘Spaziergang’ eine ‘Elegie’, das ‘Reich der

ein unbekanntes Gedicht von Wilhelm Heinse. 11

Schatten’ ,blos ein Lehrgedicht“ war. ,Die Vermihlung des Her- kules mit der Hebe wiirde der Inhalt meiner Idylle sein. Ueber diesen Stoff hinaus giebt es keinen mehr fiir den Poeten, denn dieser darf die menschliche Natur nicht verlassen, und eben von diesem Uebertritt des Menschen in den Gott wiirde diese Idylle handeln. Die Hauptfiguren waren zwar schon Gétter, aber durch Herkules kann ich sie noch an die Menschheit ankniipfen und eine Bewegung in das Gemilde bringen. Denken Sie sich aber den Genu$, lieber Freund, in einer poetischen Darstellung alles Sterbliche ausgeléscht, lauter Licht, lauter Freiheit, lauter Vergniigen keinen Schatten, keine Schranke, nichts von dem Allen mehr zu sehen. Mir schwindelt ordentlich, wenn ich an diese Aufgabe wenn ich an die Méglichkeit ihrer Auflésung denke. Eine Szene im Olymp darzustellen welcher hichste aller Gentisse?“ (an W. v. Humboldt, 30. Nov. 1795). Zu dieser idealen Idylle kam es nicht; sie war zu sehr des Irdischen ent- kleidet, um méglich zu sein (vgl. auch Goethes AeuSerung zu Ecker- mann, 14. Nov. 1828).

Wire diese Idylle wirklich gedichtet worden, wie anders als Heinses ‘Herkules und Hebe’ wire sie ausgefallen! Aber auf dem Wege zu Schiller ist Heinse, trotz der abweichenden Auffassung. Das zeigte die Formensprache seines Gedichtes, im besondern der Stil des Ausdrucks. Der direkte Anklang

‘Ich kann nicht ohne sie in eurem Himmel leben’ (Vers 107) an

‘Willst du in meinem Himmel mit mir leben’

(‘Die Teilung der Erde’, Okt. 1795!) ist nicht zufallig und nicht vereinzelt. Der Ausdruck strebt auch an anderen Stellen die eindeutige Prazision des klassischen Stiles an. Noch greifbarer ist die Vorahnung Schillers in Heinses sehr selbstindiger Uebersetzung der Elegie des Herrera (Prohle 8. 282)’):

1) Diese Uebersetzung, und nicht die ‘Elegie an meine Minna’ (‘Ely- sium’), meint doch wohl Heinse in einem seiner Jaunigen Briefchen an Klamer Schmidt (Schiiddekopf No. 64): ‘Just schreib ich Ihnen die Elegie ab, und so bald sie fertig ist, erhalten Sie den kleinen Bastarden, den Sie durch eine gute Stellung ein wenig ehrlich zu machen gebeten werden’. Unmittelbar darauf: ‘Thre Hebe steht sich noch die Beine entzwey mit den grofen dicken zween Banden des Plinius, wenn ich sie linger warten lasse —’. Bald nachher wieder: ‘wenn Ihre Hebe aber keine Zeit hat —’ (Schiiddekopf No. 66, 5. April 1774?).

Endlich zwei Parallelstellen aus der Biichse (Prohle 8.272 und 273):

‘_. Wozu die Heben in Gestrauchen ‘Was hat Alcides nicht gethan, irrten und Der sich als Gott in Hebens Ar- Und iiber mir verliebte Tauben girrten’ men bristet?’ usw.

12 Walther Brecht,

(Str.1) Ach, wo bist du hin, o = |Schéne Welt, wo bist du?

goldner Friede, Kehre wieder, Meines Lebens Genius ge- {Holdes Bltitenalter der

| flohn ? Natur!

Herz und Seele sind des Ach, nur in dem Feenland Krieges miide; der Lieder

Kehre wieder, Charitinnen- | Lebt noch deine fabelhafte Sohn Spur.

(Str.14) Diese Laube war Tibullens |— Diese Héhen fiillten

Laube, Oreaden, Jene Grotte Platons Heilig-|Eine Dryas lebt’ in jenem thum. Baum, Hier entri8 ich, Stolzer, Aus den Urnen lieblicher mich dem Staube, Najaden Dort erblickt’ ich ein Ely- |Sprang der Stréme Silber- sium schaum. In den Hainen, auf bebliim-

Jener Lorbeer wand sich einst um Hilfe, Tantal’s Tochter schweigt in diesem Stein, Syrinx’ Klage tént aus jenem Schilfe, Philomela’s Schmerz aus diesem Hain. Jener Bach empfing De- meters Zihre, Die sie um Proserpina ge- weint, Und von diesem Hiigel rief Cythere Ach, umsonst dem schénen Freund.

ten Wiesen, Voll Adonen, Heben und Eliesen.

(Str.15) Jene Quelle war Petrar- chens Quelle. Kaum empfand ich damals, was er weint Ach! jetzt fiihl’ ich selbst, da einst so helle Mir die Sonn’ am Jugend- himmel scheint, Mehr als er die Schmerzen in Mir wiithen, ‘Wenn die Lauren, sie zu fliehn, gebieten. —_- Betend an der Grazien Altaren Kniete da die holde Priesterin, Sandte stille Wtinsche an Cytheren Und Geliibde an die Charitin.

(Str.26) Lauter Friihling war da meine Seele, Lauter heitre Freuden mein Gefiihl. Leicht, wie der Gesang der Philomele,

ein unbekanntes Gedicht yon Wilhelm Heinse. 13

War die Liebe mir ein —_— Jugendspiel. Seine Freuden traf der frohe Schatten In Elysiums Hainen wieder an (Die Gotter Griechenlands’, zuerst Marz 1788.)

Die freie Uebersetzung aus dem Herrera ist als ‘Daphne’ in Klamer Schmidts ‘Elegieen der Deutschen’ (II, 180—186) 1776 ge- druckt worden (Gleim an Heinse 7. Nov. 1779). Vielleicht hat Schiller sie gekannt.

Wir sehen in diesen Gedichten Heinses, zu denen das gliick- lich aufgetauchte ‘Herkules und Hebe’ nun wieder und in erster Linie gehért, die deutsche Dichtkunst an einer bemerkenswerten Wende. Noch gesdttigt von Anakreontik, fortgerissen von dem jungen Sturm und Drang, blickt sie doch schon aus nach der reinen Hthe der Klassik. Sie kommt von Wieland und sie will

zu Schiller.

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen von ‘paranymphus und ‘paranympha’ (‘pronuba). Ein Beitrag zur Kenntnis des ags. Hochzeitsrituells.

Yon Fritz Roeder.

Vorgelegt von L. Morsbach in der Sitzung vom 23. Januar 1909.

Unter den Festlichkeiten, die Bestandteile einer ags. Hochzeit waren, behauptete die Heimftthrung der Braut aus dem Hause ihres Vaters in das des Mannes eine besonders bevorzugte Stellung. Das ‘bryd-hlop’ war bei den Angelsachsen wie bei allen germa- nischen und indogermanischen Viélkern unzweifelhaft ein ‘essentiale negotii’. Das diirftige Material, das uns tiber diesen Punkt ags. Kulturgeschichte einigen Aufschla8 gibt, habe ich in meiner ‘Familie bei den Angelsachsen’ (I. Teil, Halle 1899) zusammen- gestellt und kritisch zu verwerten gesucht’).

Inzwischen hat sich mir die Uberzeugung aufgedringt, daB wir durch eine z. T. tiefer grabende Interpretation der schon von mir benutzten Zeugnisse und auf Grund neuer Belegstellen iiber die Frage nach den Funktionen der das Brautpaar heim- geleitenden Schar neue Aufklirung gewinnen kinnen.

Hiir die folgenden Ausfiihrungen, die auch einige Resultate beziiglich der ags. HheschlieBung iiberhaupt zeitigen werden, bilden die Glossierungen (und Ubersetzungen) von paranymphus

1) J. Strutts Beschreibung der ags. Hochzeit, Horda Angel-cynnan Vol. I (London 1775) 8. 76f., beruht vornehmlich auf nicht-ags. Quellen, besonders auf Stiernhééks Schilderung der altschwedischen Gepflogenheiten (s. unten). Strutts Angaben sind dann von spateren Kulturhistorikern tibernommen, so da8 wir in jiingeren Darstellungen namentlich Bichern folkloristischen Charakters Einzelheiten finden, von denen die ags. Quellen nicht berichten.

F. Roeder, Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 15

und paranympha (= pronuba) die einzige Unterlage, so- weit wenigstens intern-ags. Material in Betracht kommt.

Paranymphus wird iibertragen durch: bryd-boda (schw. m.),

Napier, Old English Gl. 188,71: Paranimphus, Brydboda.

Die engl. Glosse ist bald nach 1100 geschrieben, aber offenbar von einem Original des 11. Jahrhunderts kopiert (N apler, a.a. 0. Introd. S. XVID. Quelle: Aldhelm, De laudibus uirginum, Giles 8. 147,17. Vgl. ahd. briti-boto, Aha. Gl. Bd. If §. 15,8 us. w. (dieselbe Aldhelmstelle glossierend). dryht-zuma (schw. m.),

Leid. Gl. cap. XLIT (Ex diuersis libris), 8: Paranimphi, dryct-

zuma (ed. Hessels 8. 48).

Hs. aus der letzten Dekade des 8. Jahrhunderts (Hessels, a.a.O. Introd. 8. XIII), die Sprachformen weisen in die Zeit um 700 (Biilbring, Ae. Elementarbuch § 19).

Corpus-Gl. P11: Paranimphus, dryhtzuma (ed. Hessels 8. 87).

Corpus-Gl. P 150: Paranymphus, dryhtzuma (a.a.O. 8. 89).

Das Corpus-Glossar ist nach Hessels, a.a. 0. Introd. S. IX im Anfange des 8. Jahrhunderts geschrieben.

Wright-W., Vocab. Vol. I Sp. 171,18f: Paranymphus, dryht-

zuma uel dryhtealdor.

Supplement zu Alfrics Vokabular aus dem 10. oder 11. Jahr- hundert.

Cleopatra-Gl.2, Wright-W. Sp. 465,6: Paranymphus, drihizuma.

Quelle des Lemmas: Aldhelm, De laud. uirginitatis, Giles §, 24,18f. Hs. des 11. Jahrhunderts.

Cleopatra-Gl.2, Wright-W. Sp. 493,24: Paranymp[hlus, driht-

Zuman.

Quelle des Lemmas u. Hs. wie vorher. Vegl. ahd. trehti-gomo, Ahd. Gl. Ba. II 8. 11, 9f (dieselbe Aldhelmstelle gloss.) dryht-man (st. m.),

Napier, 0. E. Gl. 7,94: paranymphus, wituma, drihiman.

Quelle des Lemmas wie vorher. Hs, des spéten 11. Jahr- hunderts (Napier, a.a.O. Introd. 8. XV).

Cleopatra-Gl.1, Wright-W. Sp. 277,17: Paranimphus, dryhtmon.

Nach Wright- _W. Glosse des 10. oder 11. Jabrhunderts. dryht-ealdor (st. m.),

schon oben belegt ').

1) In der Bedeutung ‘architriclinus’ = ‘Aufseher oder Besorger der Tafel,

16. F. Roeder,

dryht-ealdorman (st. m.), ;

Chrodegangs Rule p.134: Brgydzuman 7 bryde mid s5ebedum

7 mid ofrinzum messepriost sceal bletsian ... 7 pa drihteal-

dormen ht healdon, ... (Napier, Contributions to O. E. Lexicography, Phil. Soc. Transact. 1906, S. 281).

Wortliche Ubertragung von cap. LX XIII der Regula Cano- nicorum des Metzer Erzbischofs Chrodegang (743—66): Sponsus et sponsa cum precibus et oblationibus a sacerdote benedicentur; ... @t (sc. sponsa) a paranymphis custodiatur; ... (Migne, Patr. Lat. Bd. LXX XTX Sp. 1089). dryht-wemend, dryht-wémere (st. mm.),

Napier, O. E. Gl. 1, 1774: paranymphus, .i. paranimpha est

pronuba, witumbora, drihtwémend, drihtwemere.

Hs. (von Napier D genannt) des (wohl spaten) 11. Jahrhun- derts (Napier, a.a.O. Introd. 8. XII). Zu drihtwemere bemerkt Napier S.47f. (Anm. zu uns. Gl.): ‘driktwemere (the first r has the OE. form, the second the continental) is written on the margin and has been erased, but by the help of a reagent it could be distinctly read; it is in the same hand as wran3wise 1770.’ Letz-

Hofmarschall’ ist uns dryht-ealdor (oder vielmehr driht-ealdor, drihte ealdor) be- zeugt in der wests. Evangelieniibersetzung und bei Alfric; Ioh. cap. 2,8 (Ms. Corp.): Da cwep helend: hladap ni andberad pére drihte caldre. And ht namon. Et dicit eis Iesus: Haurite nunc, et ferte architriclino. Et tulerunt. 2,9: Da drihte-ealdor bes wines onbyrizde, of ham wetere zeworden was, ... drihte-ealdor clypode Bone brydguman. Ut autem gustauit architriclinns aquam uinum factam, ... uocat sponsum architriclinus (J. W. Bright, The Gospel of 8. John etc., Boston 1904, 8.8). B. Thorpe, The Homilies of Aélfric Vol. II 8. 70 Z. 25—30 (Predigt iiber die Hochzeit zu Kana): drihtealdor cwed dam brydguman: ile man syld ... (== Toh. cap. 2,10). driktealdor getacnad pa laréowas on Jodes zeladunge: Mi téendwad Bone sweece Cristes lare, hit micel téstent séo godspellice sédfestnyss fram sceade dére ealdan @. ‘Der architriclinus sprach zum Brautigam: Jedermann gibt... Der architriclinus bezeichnet die Lehrer in Gottes Kirche: sie kennen den Geschmack von Christi Lehre, wie sehr die evangelische Wahrheit von dem Schatten des alten Gesetzes verschieden ist.’

Es handelt sich in den gegebenen Belegen um dieselbe Person, den ‘archi- triclinus’ der Hochzeit zu Kana. Wenn der Evangelieniibersetzer und Atlfric ihn als ‘dryht-ealdor’, ‘Gefolgsherrn’ bezeichnen, schweben ihnen bei’ dieser Uber- tragung heimische Verhaltnisse vor: sie fassen die in Frage kommende Persén- lichkeit der biblischen Erzihlung treffend als den obersten Beamten des ein or- ganisiertes Ganze bildenden Gesindes, den Majordomus. Der gewodhnliche ags. Name dafiir ist nach Schmid, Die Gesetze der Angels.? (1858) 8. 665 (antiqu. Glossar) ‘ealdorman’, ein Ausdruck, den die Lindisfarne Gospels und die Rush- worth-Glosse an unserer Stelle auch verwenden (Skeat, The Gospel acc. to 8. Johv etc., Cambridge 1878, 8. 23), und ‘oferealdorman’.

_ Zur Deutung der angels&chsischen Glossierungen usw. 17

teres ist vielleicht von einer Hd. des 12. Jahrhunderts geschrieben. Quelle des Lemmas (wie oben): Aldhelm, De laud. uirginitatis, Giles S. 24, 18f.

Bouterwek, ZfdA. Bd. IX 8.448: paranymphus, witumbora,

drihtwemen (verschrieben f. -wemend).

Hs. (von Napier H genannt) aus der Mitte des 11. Aalst: derts (Schiebel, Die Sprache der altengl. Glossen zu Aldhelms Schrift ‘De lande uirginitatis’, Diss. Gottingen 1907, S. VI). A.a.O. 8.59 weist Schiebel nach, da® auch die Sprachformen der Hss. D und H ins spate 11. Jahrhundert verweisen. Quelle des Lemmas wie vorher. tacn-bora (schw. m.),

Apollonius von Tyrus ed. Zupitza-Napier, Archiv fnS. Bd.

XCVII (1896) S. 88, 30.

Als Apollonius schiffbriichig an den Strand von Cyrene ge- sptilt ist, erbarmt sich seiner ein Fischer, versieht ihn mit dem Notwendigsten und zeigt ihm den Weg’ zur Stadt, wo der tyrische Prinz die schéne Tochter des Herrschers zur Gemahlin gewinnt; daher nennt er den barmherzigen Alten scherzend seinen ‘para- nymphus’: Et ingressus Apollonius coram coniuge sua iussit eum adduci et ait: ‘domina coniunx, hic est paranmymphus meus, gui olim mihi opem naufrago dedit et ut ad te peruenirem ostendit itinera’ (ed. Riése, Leipzig 1898, S. 114,9—115, 2)). In der ags. Uber- tragung des Romans, die in ihrer iiberlieferten Form dem 11. Jahr- hundert angehirt, lauten die Worte des Apollonius: ‘dala fi éadize cwen, pis is min tdcenbora, p= nacodne underfene and jetcéhte, pet ic to pe becim’ (Zupitza-Napier, a.a. OQ. 38, 29—31). witumbora (schw. m.),

oben zweimal belegt, und wituma, fehlerhaft f. ewitumbora,

Napier, O. E. Gl, 7,94 (schon oben zitiert).

Napier, a.a.O.8, 102: paranymphis, wit uma.

Quelle des Lemmas (und auch des folgenden) wiederum jene

1) Der Text ist zitiert nach der Hs. Magd, Coll. Oxf. 50, die allerdings zu einer anderen Handschriftengruppe gehért als die lat. Vorlage des ags. Bearbeiters (vgl. auch M. Forster in Engl. Stud. Bd. XXVIII [1900] 8. 114f.). Letztere wird

‘gewi8 aber an unserer Stelle keine wesentlichen Unterschiede aufgewiesen haben.

In Zupitzas Aufsatz, ‘Welcher Text liegt der altenglischen Bearbeitung der Er- zahlung von Apollonius von Tyrus zu Grunde?’ Roman. Forschungen Bd, I

(1887) §. 269ff. und bei Klebs, Die Erzaihlung von A. aus T., Berlin 1899,

S. 129 ff, habe ich keine Angaben zu einer genauen Beurteilung des vorliegenden Passus gefunden. : Kgl. Ges. d. Wiss, Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse 1909. Heft 1. 2

18 F. Roeder,

guletzt verzeichnete Aldhelmstelle (Giles: paranymphus). ‘After wit about two letters erased’, so Napier. Hs. des spdten 11. Jahr- hunderts (Napier, a.a.O. Introd. 8S. XV).

Logeman, Anglia Bd. XIII [1891] 8. 30: wytwma, paranymphus.

Hs. (von Napier S genannt) aus dem Anfang des 11. Jahr- hunderts (Logeman, a. a. QO. S. 26).

Paranympha ( = pronuba) wird iibertragen durch: heord-suwdpe , -swepe (schw. f.),

Leid. Gl. cap. XXVI, 6: Pronuba, herdusuepe (ed. Hessels

S. 22).

‘Ms. has v: (or rather) y: above the x’, so Hessels. Quelle des Lemmas ist 8. Isidori de Ecclesiasticis officiis, lib. sec. cap. XX (De coniugatis), 5: ... Quod uero eisdem uirginibus legitime nubentibus uniuirae pronubae adhibentur, scilicet propter mono- gamiam, etsi auspicii causa fit, tamen boni auspicium est (Migne, Patr. Lat. Bd. LXXXTII Sp. 811).

' Corpus-Gl. P 701: Pronuba, heordsuaepe (Hessels S. 97).

Ahd. Gl. Bd. IV 8. 399, 87f£: Pronuba, i. hyeswape').

Hs. Aug. IC der Grofherzogl. Hofbibliothek in Karlsruhe. Der Teil der Hs., in dem sich unsere Glosse findet, das Glossen- werk Rz, ist nach Holtzmann, Germania Bd. VIII (1868) S. 396 im 8. Jahrhundert geschrieben. Quelle des Lemmas = Leid. Gl. had-swape, -swepe (-swepa) [schw. f.],

Wright-W. Sp. 171,8: Pronuba, hadswape.

» » 9 171,10: Paranymphus, hadswape *). » » i74,35f.: Pronuba, hadswepa; ipsa est et para- nimpha.

Supplement zu ilfrics Vokabular. Die Quelle der zuletat. zitierten Glosse ist unzweifelhaft 8. Isidori Etymologiarum lib. IX cap. VIL (De coniugiis), 8: Pronuba dicta, eo quod nubentibus. praeest, quaeque nubentem uiro coniungit: ipsa est et para-

1) Auf diese Glosse hat mich Alois Pogatscher aufmerksam gemacht.

2) Trotz des Lemmas paranymphus hat die Glosse hierher gestellt werden: miissen; denn had-swdape kann seiner Herkunft nach (s. unten) nur eine Frau, also die ‘paranympha’ (‘pronuba’) bezeichnet haben und ist formell Femininum. Daher entfallt die immerhin a priori mégliche Annahme, der ags. Terminus sei, als man die urspriingliche Bedeutung des Gefiiges nicht mehr durchgefiihlt habe, mit auf den ‘paranymphus’ iibertragen. Die Glossatoren halten auch sonst pa~ ranymphus und -a nicht deutlich auseinander, vgl. die oben gebuchte Digby-Glosse (Napier, O. E, Gl. 1, 1774). Sollten da griech. 6, 4 saedyvppos eingewirkt haben? Dieser Ansicht scheint auch Toller zu sein, wie sein Ansatz: had-swaipe ... f. ‘a boridesmaid ; prnuba, paranymphus = TaoavUUG@oS’ zeigt.

Zur Deutung der angelsiichsischen Glossierungen usw. 19

nympha, nam nympha sponsa in nuptiis, et nympha pro laua- tionis officio, quod ad nomen nubentis alludit (Migne, Patr. Lat. Bd. LXXXII Sp. 365).

Cleopatra-Gl.', Wright-W. Sp. 277,18: Pronuba, hadswepe').

Solche Glossen und Ubersetzungen wie die eben zusammen- gestellten sind fiir den Kulturhistoriker ein wertvolles, aber recht sprédes Material, das wegen seines eigentiimlichen Charakters mit Vorsicht und unter Beobachtung strenger Methode bearbeitet werden muf.

Zunachst ist die Bedeutung der lat. Lemmata genau zu fixieren.

Paranymphus, ein Lehnwort aus dem Griech. (6 xaod- vuppog oder xagavipgiog = der Freund des Brautigams, der, neben diesem auf dem Wagen sitzend, mit ihm die Braut abholte), gehért der spdteren Latinitét an und ersetzt die heimischen Aus- driicke auspex und pronubus (Forcellini, Lat. Lex. Bd. IV S. 497 u. Thes. ling. lat. Bd. II Sp. 1541 unter ‘auspex’ 1b). In jener Zeit, als die Auspikation nicht auf das Staatsleben beschrénkt war, sondern auch vor wichtigen Handlungen des Privatlebens stattfand, pflegten die ‘nuptiarum auspices’ durch Beobachtung des Vogelfluges dem Bradutigam die Zustimmung der Gotter einzu- holen; der Ausdruck erhielt sich bis in die Kaiserzeit, als man Auspizien nicht mehr anstellte (‘qui re omissa nomen tantum te- nent’, Cicero) und diese Personen lediglich den Charakter von Trauzeugen erhalten hatten, die bei Schliefung des Ehekontrakts, Empfang der Mitgift u.s.w. taétig waren (Forcellini, a.a.Q. Bd. I 8. 505; Ro8bach, Untersuchungen iiber die rém. Ehe, Stuttgart 1853, 8. 293 ff. und Pauly-Wissowa, Realencyclopiidie d. cl. Alter- tumswissenschaft Bd. II [1896] 8. 2581 f).

Diesem Helfer des Bréutigams entsprach auf der Brautseite die ‘paranympha’ (= 7) xaagdévvpqos) oder ‘pronuba’ (vgl. oben Napier, O. E. G. 1,1774 und die aus Isidors ‘Etymologien’ zitierte Stelle). ‘Pronuba proprie dicebatur mulier, quae praeerat nuptiis ex parte sponsae, ut auspex ex parte sponsi. Ad hoc officium adhibebatur, quae spectatae probitatis esset, et semel uni nupsisset, causa auspicii, ut matrimonio perpetuitas portenderetur, ... Hius

1) AuBer acht lasse ich den Beleg Ahd. G1. Bd. WI 8, 423,27: Pronuba. et paranimpba, huuelspcepersa (Cod. Amplonianus O08, 12. Jahrh.), Ruuel scopse (Cod. Marburgensis D 2, 12. Jahrh.).

Vel. dazu a.a.O. Anm. 9: ‘Dietrichs Deutung Zs. 3, 119f. geht irre: wahr- scheinlich liegt nur Entstellung von ags. hadswape (geschrieben haadswape vor.’ Quelle des Lemmas ist Isidori Etym. lib. IX cap. VI, 8 (s. ob.).

Ox

90 F. Roeder,

munns erat sponsam ad mariti domum deducere, et in nuptiali Jecto collocare’, Forcellini, a.a.O. Bd. IV 8. 923. Schon am Tage vor der Hochzeit war sie um die Braut beschaftigt: sie schmiickte die Jungfrau, die jetzt die Toga priitexta ablegte und Frauen- kleider erhielt, schnitt und scheitelte ihr das Haar. Wahrend der Zeremonie stand sie ihr helfend zur Seite: sie fiihrte die zitternde dem Manne zu, sprach ihr Mut ein, nahm die ‘dextrarum iunctio’ vor. Nach der Heimfiihrung begleitete sie das Paar ins Hhe- gemach und gab der Braut Anweisungen fir den Akt (Ro8bach, a.a.O. 8.274 und Schrader, Reallexikon der indog. Altertumsk. 8. 356 u. 358).

AuBer bei den Rémern ist uns die Existenz solcher den Braut- leuten verwandter Personen, die ihnen am Hochzeitstage Freund- schaftsdienste erweisen, bezeugt bei den Indern (RoBbach, a. a. O. S. 208), Griechen (a.a. 0. S. 216, 218, 221 f., 225f), Slaven (Kraub, Sitte und Brauch der Siidslaven, Wien 1885, 8. 880 ff.) und Ger- manen. Wir haben es hier also mit einer uralten, indogermanischen Gepflogenheit zu tun: und daher kann man nicht ernstlich den Einwurf erheben, unsere ags. Glossen seien le- diglich gelehrte Ubersetzungen und fir ags. Sitte nicht beweisend. Zudem fiillen ja die modern-englischen Figuren des ‘bridesman’ und der ‘bridesmaid’ z. T. wenigstens noch den Platz ihrer ags. Vorfahren aus.

Um eine befriedigende Deutung der iiberlieferten ags. Aus- driicke sicher zu stellen, ist es unerléBlich, die englischen Zu- stande spiterer Zeit und die auferenglischen der indogermanischen Volker zum Vergleich heranzuziehen. Da scheint es mir, als ob das ags. Hochzeitsrituell dem altschwedischen sehr stark geglichen habe. Ich schicke daher, um Wiederholungen zu vermeiden und um eine feste Basis fiir meine Erklérungen zu gewinnen, aus Stiernhétks De jure Sveonum et Gothorum vetusto (Holmiae 1682) den Abschnitt des 1. Kapitels (De nuptiis et iure coniugum) des IJ. Buches voraus, in dem dieser verdiente Ge- lehrte tiber die Obliegenheiten der altschwedischen ‘paranymphi’ und ‘paranymphae’ spricht, S. 158—61 4): ‘Te- nebatur (sc. sponsus) tamen sex ante septimanis tutoribus sponsae denunciare, quo paratiorem traderent, pridie autem aut etiam peren- die, pro distantia loci, diei nuptialis, sponsus propinguos et amicos suoscongregabat, quosprosponsaaduehenda emitteret*), quorum comitatui praeerat ex honestio-

1) Wichtige Passus habe ich durch Sperrdruck gekennzeichnet.

2) Sie heiBen ‘brafmen’ oder brafkariar’ in den Volksrechten.

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 21

ribus aliquis, quem iura forwijsta Man uocant, et of- ficium eius in eo constituunt, ut dotem nomine sponsi recognoscat et recipiat, et sponsam securam et tu- tam in familiam sponsi reponat adeo quidem, ut nisi spon- sam integram et inuiolatam in lectum ipsius adeoque sinum depo- neret, ipse cum comitibus suis graui poena plecteretur: ... Quare nihil mirum est, si quod a uetustissimis seculis usitatum fuit, armati uenirent, et qui, cum in domum sponsae uenissent, obsides darent et acciperent. Post hos utrinque datos et acceptos, tutor sponsae arma et ephippia sub clauium custodia seruabat: tunc dos prius constituta extradita fuit, deinde symposium institutum. Postridie sponsa deducta fuitindomummariti, sequebatur illamtutor cum ali- quot familiaribus, cum primis uero foemina graui- tate morumconspicua, ceremoniis et ornatui sponsae pracfecta (Brutti Frammo) et puellulae aliquot cog- natae uel agnatae, quae uirgines sponsae dicebantur, Bruttimoo: Copulatio autem tunc primum a tutore facta est, consecratio uero ab Ecclesiae ministro: ... Finito primae diei symposio, solenni ritu et ceremoniis lectum genialem cum cantu et tripudiis, et cum fausta conuiuarum acclamatione ingressi sunt’ *).

Von den ags. Bezeichnungen fiir die Freunde und Verwandten des Brautigams, die ihn zum Hause des Brautvormundes beglei- teten die altschwed. ‘bripmen’ oder ‘brapkarlar’ ist der Ausdruck bryd-boda = ‘Braut-bote’ vollkommen durchsichtig und bedarf keiner weiteren Erklarung.

Die Schar war wohl auch bei den Angelsachsen in alter Zeit wenigstens auf jeden Fall bewaffnet*). Diesen SchluS erlaubt, meiner Meinung nach, die Wahl des ersten Kompositions- gliedes in den Zusammensetzungen dryht-suma*), -man, -ealdor, -ealdorman, -wemend und -wemere. Ags. dryht hat wie ahd. truht die Bedeutungen ‘Volksschar’, ‘kriegerische Mannschaft’ *); im Béowulf bezeichnet es in erster Linie ‘die Gesamtheit der Gefolgsmannen, die ibrem Herrn eidlich Treue und Gehorsam, sowie Kriegsfolge

1) Diese Darstellung Stiernhédks geniigt fiir unsere Zwecke. Ich verweise auSerdem auf Kilunds Schilderung der schwed. Heimfihrung im Grundri8 d. germ. Phil. Bd. Il? (1900) S. 420 und besonders auf K. von Amira, Altschwed. Obliga- tionenrecht (Leipzig 1882) S. 5836—40, wo die Termini der Volksrechte und die Belegstellen erschépfend zusammengestellt und verwertet sind.

2) Vel. auch unten die Erérterung des Ausdrucks tacn-bora.

3) AuSer ahd. truhti-gomo, truhting vgl. noch alts. druhting, langob. trocting.

4) Vel. got. ga-dranihis ‘ocguredtns’ dravhiinon ‘orourevectae’ U.8. W.

22 F. Roeder,

-versprochen haben’. (M. Férster, Anglia Beibl. Bd. XIII [1902] 8. 167). Die Freunde des Briutigams waren also sein natiirlich bewaffnetes Gefolge (Stiernhésk braucht den Ausdruck ‘comi- tatus’), die ihm oder seinem Stellvertreter Gehorsam schuldig waren, und deren Schutz namentlich die junge Frau anvertraut war. Recht iiberzeugend fiir meine Annahme wirkt die Tatsache, dai dryht- jzuma sowohl den ‘paranymphus’ als auch den ‘Krieger’ bezeichnet’). Die Griinde, weshalb die Manner Waffen trugen, mégen verschie- denen Ursprungs gewesen sein und spdter zusammengewirkt haben: da lagen zunichst wohl Erinnerungen an die Raubehe vor, die sicher auch bei den Angelsachsen in vorhistorischer Zeit neben dem Frauenkauf eine giiltige Form der EheschlieBung war (vel. Brunner, Deutsche Rechtsgesch.? Bd. I 8. 94f. u. 98); vielleicht waren auch Uberfalle auf Brautziige nicht selten (vgl. Stiernhédks Bemerkungen oben); und endlich mochten wahrscheinlich auch derb-scherzhafte Gebrauche beliebt sein, die dfter blutig endeten, wie dies uns von den Langobarden, die den Angelsachsen in Sitte und Gesetz sehr &bnelten, bezeugt ist: Ahistulfi Leges cap. 15 (Pertz, Monumenta, Leges, Bd. IV S. 201): ‘Peruenit ad nos, quod dum quidam hominis ad suscipiendum sponsam cuiusdem sponsi cum paranimpha (paraninphis, and. Lesart) et troctingis ambu- larent, peruersi hominis aquam sorditam et stercora super ipsa iactassent. Sed quia cognouimus malum hoc per singula loca, fieri, preuidimus, ne pro hanc causam scandala uel humicidias surgant, ut si quiscumque liber homo talem rem facere temptauerit, .. .’ folgen die Strafsitze. Vel. tiber diese Frage Dargun, Mutterrecht und Raubehe 8S. 128 ff. und Weinhold, Deutsche Frauen’ Bd. I S. 344f,, von denen allerdings auf ags.. Verhdltnisse nicht Bezug genommen wird.

Die Kompositionen mit dryht, also dryht-zuma, -man, -ealdor, -ealdorman, -wémend und -wémere*), iibertragen nun alle gleich-

1) Dasselbe mu8 auch fir dryhtman gelten; denn wenn ags. nur die Be- deutung ‘paranymphus’ bezeugt ist, beruht das auf Zufall, wie eine Stelle bei Lagamon erweist (auch verzeichnet bei Toller, Supplement Teil I s. v.).

2) Hin ags. *dryht-beorn m. ‘Brautfihrer’, das Holder im Wérterbuch seiner Béowulf-Ausgabe (1895—96) gibt, ist meiner Ansicht nach aus Béowulf 2035 nicht zu erschlieBen, trotzdem es gewi8 auch in der angefithrten Bedeutung existiert haben kénnte. Holder stiitzt sich auf Kluges Ausfihrungen, Paul und Braunes Beitrige Bd. IX [1883] S.190f.: “Im Verlauf der Prophezeiungen Béowulfs scheint noch nicht bemerkt zu sein, daS nicht bloB der Sinn, sondern auch der Wortlaut verlangt, unter dem dryht-bearn (dryht-beorn?) Dena den Brautfihrer der Fréawaru zu verstehen: dryht-ealdor ‘paranymphus’ und gleichbedeutend dryht-guma sind aus Glossen bezeugt und stehen in uraltem Zusammenhang mit

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 23

magig paranymphus, trotzdem sind sie ihrer Bedeutung nach ein- ander gegeniiber zu differenzieren.

Der ‘dryht-zuma’ oder ‘dryht-man’ ist dem altschwed. ‘brap-man’ oder ‘brap-kar? zu vergleichen: er war Mitglied der Fahrtgenossenschaft, nach heimischem Ausdruck der ‘Braut- gesell’, ‘Brautknecht’ (Weinhold, a.a.0. Bd. I 8.871), der keine besonders verantwortliche Stellung einnahm,

Diesen Begleitern des Briutigams war jedoch éin Mann wahrscheinlich auch ‘ex honestioribus aliquis’ (Stiernhéék) tiber- geordnet: als gesetzlich bestellter Sprecher und Vertreter des Braéutigams war er der Fiihrer der Schar, der ‘dryht-eal- dor, ‘dryht-ealdorman’ (oder ‘dryht-wémend, -wémere’), In den Ostgdtalagen wird er der forvista-man’ (Stiernhiésks ‘for- wijsta Man’) genannt*): der ‘anfdrare 1. beskyddare; s& kallas den man som anfér en brudskara, och fér bruden till hennes nya hem’ (Schlyter im Ordbok, Bd. XIII 8.183 des in der Anm. Zi- tierten Werkes). Man vergleiche altisl. for-vista, -ysta f. ‘head- ship’, ‘leadership’, ‘captain’ (Cleasby-Vigfusson, Icel. Dict.) Ags. dryht-ealdor(man) und altschwed. forvista-man decken sich also un- gefabhr in ihrer Bedeutung.

Nicht so durchsichtig sind die Bildungen dryht-wémend, -wemere. Leo, dem die Lesungen der Hs. D nicht bekannt sein konnten, hielt die Form drihtwemen (== -wemend) der Hs. H fiir den Dativ eines Substantivums dryht-weman, dessen zweites Kompositionsglied eine Korrumpierung von spadtags. wimman (wif-man darstelle: 2i- tumbora drihktwemen sei derjenige, ‘der der Braut die Heiratsgabe

ahd. truht-gomo, ... Durch femnan Pegn 2059 wird unsere Auffassung von dryht-beorn notig.”

Aber unser dryht-bearn (so Hs.) Dena im Gefolge Fréawarus, das den Zorn des alten Headobeardenkriegers erregt, kann gar nicht ihr ‘paranymphus’ gewesen sein; wurde doch der eigentliche Brautfihrer, der Mann, der die Verantwortung fir die sichere Heimfiihrung der Frau trug, nach gemeingermanischer Sitte vom Brautigam (also in diesem Falle von dem Headobeardenkinig Ingeld) gestellt: er hatte also nicht ‘der Brautfihrer der Danen’ genannt werden kénnen.

Der Jiingling ist einfach ein junger, vornehmer Dane, der seine Herrin in ihre neue Heimat begleitet hat und ihr als persénlicher Diener, als Knappe und Page zugeteilt ist (vgl. auch Rieger, ZfdPh. Bd. Ill [1871] S.404f.), Béowult 2084 £.:

fonne mid famnan on flett zied,

dryht-beorn Dena, dugude bi werede (ed. Holthausen 8. 66).

Aus dem ganzen Zusammenhange ergibt sich, daf er ein junger Mann ist; daher halte ich die Anderung des handscbriftl. dryht-bearn in -beorn fir unndtig.

1) Gipta B. cap. VIII § 2 u. IX § 1; Collin-Schlyter, Corpus iuris Sueo- Gotorum antiqui Bd. I 8. 100 f.

94 F. Roeder,

zubringt’, dryht-weman ‘die Braut, das begleitete Weib’ (Ags. Glossar. Sp. 261,29 ff u. 264,8f). Die richtige Etymologie ist jetzt von Napier gegeben: “The -wémend is f. the vb. wéman ‘to announce, persuade’, to which vb. the foll-wémere is the nomen agentis”, O. EH. Gl. Anm. zu 1, 1774.

Um den Sinn des wémend, wemere unserer Kompositionen scharf herauszuarbeiten, miissen wir die Bedeutungsentwicklungen des Wurzelverbums etwas ndher ins Auge fassen: waman (*wom-jan, altisl. éma ‘to resound’, ist ein Derivativam von wom, woma (st. u..schw. m.) ‘lautes Gerdusch, Lirm’ und hat daher die Grund- bedeutungen ‘aut erténen’ (intrans.) und ‘laut erténen lassen, an- stimmen, rufen’ (trans.); man kénnte also vermuten, der ‘dryht- wémend,-wémere ware ‘der Rufer, Sprecher der dryh?’ gewesen, also die sonst als ‘dryht-ealdor(man)’ bezeichnete Person.

Zu derselben Identifizierung gelangen wir, wenn wir unserer Deutung eine andere Sinnesvariante von weman zu Grunde legen. Zwischen den eben angefiihrten urspriinglichen Bedeutungen und den spiteren, abgeleiteten wie ‘iiberreden, verlocken, verleiten’ michte ich fiir (3e-)weman als Zwischenstufe die Bedeutung ‘(durch Ruf oder Rede) lenken, leiten’ postulieren. In Weerferids Uber- setzung der Dialoge Gregors wird es zur Ubertragung von lat. compescere ‘einzwdngen; in Schranken, im Zaume halten’ verwandt. Lib, I cap. 8 (Migne, Patr. Lat. Bd. LXVI Sp. 148): (.. . Flo- rentius ...., antiqui hostis malitia percussus, sancti iri studiis coepit aemulari, eiusque conuersationi derogare:) quosque etiam posset, ab illus uisitatione compescere. Hs. H (ed. Hecht, Bibliothek der ags. Prosa Bd. V Abt. 1 Sp. 117b Z. 10—12): . . . 7 gehwylee - men, Pe mihte, onzan zeweman éac fram his ntosunge,... In der Hs.C wird die Nuance ‘lenken’, genauer ‘ablenken’, erschipfen- der durch den Doppelausdruck sestyjran 7 léran wiedergegeben ; a.a.O. Sp. 1i7a Z.i5—18: ...7 swa hwyleum men, swa he mihte, wolde zestyran 7 fa léran fram his neosunze 7 lufan. Vegi. lib. IT cap. 14, a.a.0. Sp. 182b Z. 27—29 (Hs. H): ac on sumne sel gewyld sylfne eallungza fram unrihtwisnysse, und Sp. 132a Z. 283—80 (Hs. C): ac let Be zestyran fram Binum unrihtum; hier wird com- pescere wiederum durch jestyran und daneben durch Zzewyldan ‘be- herrschen, bezwingen’ tibertragen. Diese Ubersetzungen von com- pescere sind nachgewiesen von Hecht a.a.O. Bd. V Abt. 2 8. 141 (, Wortlisten*). Unsere Bedeutungsnuance ‘lenken, leiten’ schimmert noch klarer durch in der Prosabearbeitung der Benediktinerregel, ed. Schréer, Bibliothek der ags. Prosa Bd. II 8. 99 Z. 19—920: ... fet stabolfest on mynstre sewunian wille and his beawas ealle

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 25

to godes willan zeweman ...(... er verspreche) ..., da er standig im Kloster wohnen und seine Fihrung ganz nach Gottes Willen einrichten (eigentl. lenken, wenden) will...’ (... coram omnibus promitiat) de stabilitate sua et conuersione morum suorum:..’ (lat. Text nach Schréer, Die Winteney-Version der Regula Bened. 8. 116).

Diese Auffassung des ‘dryht-wamend, -wimere’ als des ‘Leiters, Fiihrers der begleitenden Schar’ scheint mir vor jener zuerst angedeuteten Interpretation den Vorzug zu verdienen : dryht-ealdor, -ealdorman und dryht-wemend, -wimere wiirden also nicht allein der Sache, sondern auch dem Wortsinne nach iden- tisch sein.

Wie die zuletzt behandelten Ausdriicke wird die Bezeich- nung técn-bora ebenfalls nur fiir den ersten Brautfitihrer gegolten haben.

Das Kompositum, das sonst als Glossierung von ‘signifer, uexillifer’ u.s.w. dient, ist hier von mir zum ersten Male, soviel ich weiB, in der Bedeutung ‘paranymphus’ nachgewiesen; faBt es doch Toller an unserer Stelle = ‘a leader, guide, director’?). Sweet versieht seinen Ansatz ‘guide’ mit warnendem Ausrufangszeichen ; zu Unrecht, denn von sklavischer Nachahmung oder ‘over-literal rendering’ des Lateinischen kann doch hier nicht die Rede sein.

Wenn man Tollers und Sweets Auffassung beipflichtet, muf man unndtiger Weise annehmen, der ags. Ubersetzer habe die Pointe, die gerade durch die Wahl des Wortes paramymphus in dem ganzen Zusammenhange geschaffen wird, nicht verstanden oder absichtlich unausgedriickt gelassen. Und wenn er wirklich so vergrébernd paranymphus einfach als ‘Fiihrer’ fassen wollte, warum wiahlte er dann nicht einen Ausdruck wie z. B. ldétéow und bediente sich des doch immerhin fernerliegenden tacn-bora = ‘(Feld-) zeichen-triger’ ?

Der ‘taen-bora’ war die Person, die einer Heeresabteilung mit dem Feldzeichen in der Hand voraufzog?); schon vorher haben wir

1) Thorpe hatte in seiner Ausgabe des ags. Apollonius (London 1834) 8.82 folgenderma8en itbersetzt: ‘O thou happy queen! this is my benefactor, who re- ceived me naked, and directed me so that I came to thee.’ Im Glossar (8. 91) wiederholt er diese falsche Bedeutung ‘benefactor’ nicht, sondern tbersetzt ‘stand- ard-bearer, signifer’ und figt hinzu: ‘Why this title is given to the fisherman does not appear.’

2) Beda, Hist. eccl. lib. IZ cap. 16 (ed. Plummer, Bd. I §. 118): Tantum uero in regno excellentiae habuit (sc. Kénig Eadwine v. Nordhumbrien), ut non solum in pugna ante illum uexilla gestarentur, sed et tempore pacis equitantem inter ciuitates siue uillas aut prouincias suas cum ministris, semper antecedere

26 F, Roeder,

den Schlu& ziehen diirfen, da8 die Mitglieder der hochzeitlichen ‘dryht?’ kriegsmaBig geriistet waren: wenn nun paranymphus mit taen-bora iibersetzt wird, so gwingt uns diese Tatsache (ein neues Glied in der Beweiskette) zu der Folgerung, daS8 der (erste) Brautftihrer ein ‘tdcn’ tragend den Hoch- zeitszug erdffnete.*)

Die Sitte mag sich lange, vielleicht wihrend der ganzen ags. Periode, erhalten haben: auch dann noch, als auf htherer Kulturstufe eine Bewaffnung der Brautbegleiter eigentlich unnétig geworden war. Dafiir sprechen der Umstand, daf in einem spaten Denkmal, wie es die Bearbeitung des Apollonius ist*), dieser so charakteristische Terminus ‘taen-bora’ verwandt wird, und die all- gemeine Erwagung, daf die Vilker an derartigen Gebriuchen mit unendlicher Zahigkeit festhalten. 5)

Weiteren wertvollen Aufschlu8 tiber die Stellung und die Funktionen des bevollmichtigten Vertreters des Bréutigams gibt uns die Glossierung paranymphus: witum- bora.

Die Form unserer Aldhelm-Glosse ist sichergestellt durch zwei Hss. der Dighy-Glossare, D u. H, die witwmbora lesen; die tibrigen Glossare der Dighy-Gruppe, 2 u. 3 (immer nach Napiers Benennung, vgl. seine Einleitung zu den O. E. GI.), haben die in Frage kommende Glosse nicht. Dagegen geben die Hss. der Salis- bury-Gruppe, némlich 7,8 u. 8, tibereinstimmend witwma (wytuma). Da letztere drei Glossare von einander unabhingig sind, so hat ihr Archetyp diesen Fehler enthalten (Napier, a.a.0. S. XXVf). D, H, (2, 3) = Digby-Gruppe einerseits und 7,8, S = Salisbury-

signifer consuesset; nec non et incedente illo ubilibet per plateas, illud genus uexilli, quod Romani tufam, Angli appellant thuuf, ante eum ferri solebat. In ags. Ubersetzung, Hs. B (ed. Schipper 8. 180): Swylee hefde swa micle héan- nesse in dim khynerice, batte nales at an bat Wi segn etforan him veron at ge- feohte, ac swd hwylce in sibbe tide, bar rad betwyh his hamum odde be tinum mid his degnum, 3@ Péah ode, bat him symle fat tacen beforan we; (ber, and. Hs.).

1) Uber Gestalt der ags. Feldzeichen vgl. Schrader, Reallexikon S. 208 f.

2) Literarische Griinde verhindern uns, die Aufzeichnung des Originals be- trichtliche Zeit vor die Anfertigung der erhaltenen Kopie zu verlegen (vgl. auch M. Forster, Engl. Stud. Bd. XXVIII S. 113).

3) Nur éin Beispiel: Noch heutgutage tragen die Brautfihrer mancherorts in Schwaben Sibel bei der Trauung, fihren die Braut in die Kirche, indem einer mit gezogenem S&bel vor ihr hergeht und der andere ihr folgt, u.s. w.; vgl. E. Meyer, Deutsche Sagen, Sitten und Gebriuche aus Schwaben (Stuttgart 1852) S. 477 ff.

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 27

Gruppe andererseits schépfen aus einer gemeinsamen Quelle, in der also die Glosse witumbora sich schon gefunden haben mu8. Durch ein Versehen des Kompilators schlich sich die Ubertragung wituma (wytuma) statt witumbora in den Archetyp der Salisbury-Gruppe ein und wurde von den Schreibern von 7, 8u.S beibehalten: entweder, weil sie ganz mechanisch kopierten; oder, weil sie tatsdchlich glanbten, lat. paranymphus (immerhin ein selten vorkommendes Wort) habe die Bedeutung ‘wituma’.

Witum-bora schw. m. ist ein altes Nominalkompositum, dessen zweites Kompositionsglied -bora ‘Trager’ im ags. haufig zur Bildung solch echter und urspriinglicher Zusammensetzungen ver- wandt wird: z. B. c#@3-bora ‘key-bearer’, sweord-bora ‘sword-bearer’, ticn-bora (s. oben), u.s.w. Den ersten Bestandteil der Komposition bildet natiirlich das schwache Maskulinum witwma (weotuma, wetma), das wie alle n-Stimme den Kompositionsvokal der o-Stémme an- nahm und diesen in der Kompositionsfuge verlor (vgl. ags. gun- cynn ‘Menschengeschlecht’, got. guma-kunds ‘mannlich’, zu urgerm. *zumon-; Biilbring, Ae. Elementarb. § 397).

Der ‘witumbora’ ist also ‘der Traiger des wituma’, dh. des Preises, den der Bréutigam fiir den Kauf der Braut, resp. des Mundiums tiber sie an den Brautvormund zahlte): das ist der urspriingliche Inhalt des ags. Begriffes ‘wituma’, von dem wir bei der Deutung des Kompositums witumbora ausgehen miissen, da dieses, wie oben gesagt, gegentiber z. B. emem jiingeren rzces bora ‘dominatum gerens’ eine alte Bildung ist. Die Ubersetzung ‘Mitgifttrager’, die M. Férster im Beibl. zur Anglia Bd. XIII §. 171 vorschlagt, halte ich fiir nicht gliicklich, da der ags. ‘wituma’ auch auf spdterer Entwicklungsstufe des Ehe- rechts keine eigentliche ‘Mitgift’, d.h. keine Ausstattung der Braut von seiten der Eltern war. Liebermann definiert im Wérterbuch z. d. Gesetzen d. Ags. 8.240 den ‘wituma’ als ‘Wittum, Preis bel der Heirat, gezahlt vom Brautigam urspriinglich an den Braut- vormund, spiter durch diesen der Braut zur Mitgift geschenkt, alsdann Witwenversorgung’.”)

Uber die niheren Umstande, unter denen die Kauf- summe von dem ‘witumbora tiberreicht wurde, kann ich

1) Felix Liebermann, dem ich fir einige wertvolle Winke und Besserungen zu aufrichtigem Dank verpflichtet bin, meint, dieser Freund des Brautigams sei vielleicht der ‘Biirge’, der ‘Vorsprech’ gewesen.

2) Die ags. Termini fir ‘Aussteuer’ (‘Heiratsgut’, ‘Mitgift’) sind fedren-feoh st. n. ‘dos’ (Wright-W., Vocab. Vol. I Sp. 225, 7 f.) und einfaches feoh (Aidelberhts Ges. 81). Freundliche (briefl.) Mitteilung Liebermanns.

28 ¥F. Roeder,

bei der ganzen Lage der Dinge nur Vermutungen aussprechen. Um meinen Kombinationen ein festes Fundament zu geben, muf ich auf die einzelnen Entwicklungsstadien der ags. Eheschliefungs- form, die bis und nach 1066 ein Kauf war, Bezug nehmen (vel. dazu Verf., Der ‘Schatzwurf’, ein Formalakt bei der ags. Verlobung, Nachrichten der K. Gesellsch. d. Wissensch. zu Gottingen, Phil.- hist. Kl. 1907, S. 3877 ff. und die dort verzeichnete Literatur).

In jener friihen Periode, als dies Kaufgeschift noch ein Bar- geschaft war, wird sich die Vergabung einer Fran etwa in fol- gender Form vollzogen haben: In Begleitung einer Schar von Freunden, der ‘dryht’*), begab sich der Braiutigam nach dem Hause des Brautvaters; ihm lie& darauf der ‘witumbora’, der ge- setzliche Helfer des ‘bryd-zuma’', der gegeniiber den einzelnen An- gehérigen der ‘dryht’, den ‘dryht-zuman’ oder ‘dryht-mew’, die Stellung eines ‘dryht-ealdor(man) (oder ‘dryht-wémend, -wémere’), d.h. eines Gefolesherrn, einnahm, den ‘wituma’ tibergeben: diese Leistung, die in fahrender Habe, ndmlich Vieh, spéter Geld (‘feoh’), Waffen und Kleinodien bestand, bedeutete eigentlich den ‘Preis der fiir die Heimfiihrung der Braut gezahlt wurde’’). Die ‘domum deductio’ schlo8 sich ja sogleich an die Trauung, die ihrer- seits der Erfiillung der pekuniéren Obligationen unmittelbar folgte, an.

Die EheschlieBung als einheitlicher Akt fiihrt uns in sehr primitive Kulturverhaltnisse: ich glaube nicht, da® sich die in- sularen Ags. dieser Form noch bedient haben. Als sie noch auf dem Festlande safen, fielen wohl bei den Germanen im allgemeinen der VerinBerungsvertrag iiber die Braut und deren Ubergabe zeit- lich auseinander: schon Arminius hatte, wie Tacitus berichtet, ‘filiam eius (Segestis) alii pactam’ geraubt (Brunner, Rechtsgesch. Bd. I? 8. 97). %)

Nachdem diese Scheidung in zwei Rechtsgeschifte erfolgt war, hatte der Verlobungsvertrag den Charakter eines Realkontrak- tes; aber schon im 6. (ev. auch 5.) Jahrhundert kannten die Ags. oder einzelne ags. Stiimme einen Ausweg, den Kiéufer von der

1) Die spezielle Bedeutung ‘Hochzeitsschar’ ist den Westgermanen gemeinsam geliufig, daher recht alt.

2) Griech. fdvov, éedvov (bei Homer fast immer von den Geschenken an die Braut oder an ihre Eltern gebraucht), ags. wituma, burgund. wittemo, ahd. widamo gehéren zu der indogerm. Wurzel vedhj ved ‘fiihren, heimfithren, heiraten’ (lit. wedit ‘ftihren, heiraten’, altslov. vedq ‘fithren’, ir. fedim ‘fibre’, u. s. w.). Vel. Schrader, Reallexikon S. 110 u. 858 und Kluge, Etym. Worterb.® 8. 428.

3) Anders Schréder, Rechtsgesch.5 (1907) 8. 72, besonders Anm. 66.

Zur Deutung der angelsdchsischen Glossierungen usw. 29

Vorausbezahlung des ‘wituma’ zu befreien: an die Stelle der Er- legung des wirklichen Kaufpreises konnte die Reichung eines Handgeldes, einer Arrha treten. Als solch ein Arrhalvertrag ist die Verlobung durch “*sceat-wyrp’ ‘Schatzwurf’ anzusprechen, die ich in meinem vorher angefiihrten Aufsatz tiber den ‘Schatzwurf’ fiir die Zeit vor 600 nachgewiesen zu haben glaube.*)

Sehr alt ist auch die Sitte, die Verlobung in Gestalt eines Wettvertrages abzuschlieBen, einer spater gewéhnlich ange- wendeten Vertragsform, bei der die Zahlung des Kaufpreises durch Ubergabe eines ‘wed, eines Pfandes, mit Stellung von Biirgen versprochen wurde.

Die Privatarbeit ‘Be wifmannes beweddunge’, unsere hauptsich- lichste Quelle fiir diesen Gegenstand, ist gemé& Liebermanns An- satz erst zwischen c. 970 (1030?) und c. 1060 entstanden. Jedoch fallen nach Hazeltine, Geschichte des englischen Pfandrechts (Gier- kes Untersuchungen z. deutschen Staats- u. Rechtsgesch., 92. Heft, Breslau 1907) 8. 91f. Anm. 5 die Anfinge der Verlobung in Form eines beiderseitigen Wettvertrages mit Biirgenstelluong allem An- schein nach lange vor die Zeit, aus der unser Traktat stammt. Ich halte es fiir wahrscheinlich, daS die kontrabierenden Par- teien schon zu Adelberhts Zeit dem Verlobungsvertrage diesen Charakter geben konnten; finden wir doch in Aidelberhts Ges. 83 die Wendung in sceat bewyddod ‘in [Brautkauf]geld ver- lobt’”. Man mag einwenden, dai die Gesetze dieses Kenterkimgs uns in recht spater Uberlieferung (in einer Hs. aus der Zeit um 1125) vorliegen, dai wir also eine Modernisierung eines urspriing- lich anders lautenden Ausdrucks haben kénnten (Liebermann, Gesetze d. Ags., Vorrede S. XXVII, ungefiihr Mitte der zweiten Spalte); aber in unserem Denkmal?) sind eine Reihe archaischer Higentiim- lichkeiten erhalten, zu denen gerade der altertiimliche Ge- brauch der Priposition in statt wid im vorliegenden Ausdruck gehirt (Klaeber, Anglia Bd. XX VII [1904] S. 258) eine Beobach- tung, die beweist, daS ein inhaltlich indernder Schreiber an unsere Stelle wohl kaum die Hand gelegt hat. Die Ags. wiirden auch nicht das einzige germanische Volk sein, das in so friiher Zeit

1) Der Formalakt mag allerdings wohl in etwas anderer als der von mir geschilderten Weise (a.a.O. 8. 879) vollzogen sein. Ich beabsichtige, gelegentlich meine Ansicht noch einmal genau zu begriinden und zu stiitzen.

2) ‘von dem der Anfang bereits durch Beda (Hist. eccl. lib. II cap. 5, Plummer Bd. I 8. 90) gesichert ist, das lautlich Doppelvokale und ex bewahrt, das auch nicht éine sichere Interpolation oder sachliche Modernisierung verriit’ ; bestitigender (briefl.) Zusatz Liebermanns.

30 F. Roeder,

(um 600) dem Wettvertrage ehebegriindende Geltung beigelegt gehabt hatte: bei den Goten ist uns diese Praxis schon fiir das 4. Jahrhundert bezeugt, denn Wulfila (} 383) tibersetzt II. Cor. cap. 11,2 jowooduny mit gawadjoda; got. (ga-)wadjon ‘verloben’, eine denominale Bildung von wadi n. |ags. wed(d) n.] ‘Pfand, Handgeld’, entspricht genau ags. weddian ‘pacisci, spondere’.

Unter den so im Laufe der Zeit verinderten Vorbedingungen wird der fiihrende ‘paranymphus’ seiner Pflicht als ‘witumbora’ unter etwas verdnderten Umstinden geniigt haben.

Um das Bestehen eines Realkontraktes zu _ bewirken, mufte er den ausbedungenen oder gesetzlich normierten ‘wituma’ bei der formellen Verlobungshandlung erlegen; waren die verhandelnden Personen iibereingekommen, einen Arrhal- oder Wettvertrag zu schlieBen (welch letztere Vertragsform im spaterer Zeit alle tibrigen zurtickgedringt zu haben scheint, Verf., Der ‘Schatzwurf’ S. 382), tibergab er den Kaufpreis erst bei der Hochzeit und zwar unmittelbar vor der feierlichen Ubergabe der Braut*) also wie in der friihesten Periode, als die EheschlieRung noch ein Bargeschift war.

Die Befugnisse des ‘witumbora’ migen keine Wandlung, wohl aber eine kleine Erweiterung erfahren haben, als inzwischen die Kaufidee zuriickgetreten war und der ‘wituma’ seinen Charakter gewechselt hatte, d.h, zu einer Leistung an die Frau geworden war*), Dem Brautvormunde wurden ja noch immer gewisse Zahlungen gemacht, und erst Cnut bestimmte im 2. Viertel des 11. Jahrhunderts, da& seine Geldforderung nicht mehr einklagbar, wohl aber Geschenksitte sein diirfee Unsere Vertrauens- person des Bréutigams kann der ‘bora’ der Geldge- schenke, die dem Brautvater und auch Bluts- freunden zustanden, gewesen sein und zugleich der Braut die ihr zukommende Summe oder, falls es sich um Landbesitz handelte, die betreffenden Rechtstitel tiber- geben haben.

1) Vgl. fir die nachags. Zeit die Zeugnisse bei Friedberg, Recht der Ehe- SchlieBung (Leipzig 1865) 8. 86 f. und Brand-Ellis, Observations on Popular Anti- quities (London 1877) S. 376: aus ihnen ist zu ersehen, da8 der ehestiftenden Handlung, die noch von den Angehérigen aber vor der Kirchtiir und im Bei- sein des Priesters vorgenommen wird, die Ubergabe der ‘dos’ des Briutigams kurz vorhergeht.

2) Nach Hazeltine, Zur Geschichte der EheschlieBung nach ags. Recht (Sonderabdruck aus der Festgabe fir Bernhard Hiibler, Berlin 1905) §. 9 etwas vor der Zeit Allfreds,

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 31

Ich bin bisher von der stillschweigenden Voraussetzung aus- gegangen, da der erste Brautfithrer bei den Ags. wihrend ihrer kontinentalen Periode und der gesamten eigentlich-ags. Zeit die Funktion eines ‘Wittumtrigers’ versehen habe. Lat sich dafiir auch der Beweis erbringen? |

Die Sitte war, meiner Meinung nach, alt, da sie sich zwar in etwas verdnderter Gestalt bei einer Reihe von Vélkern indogermanischer Herkunft nachweisen 148+: unsere z.'T. sehr spiten Zeugnisse lassen, wenn wir das fiir die Ags. geltende einbeziehen, vermuten, daB der ‘paranymphus’ bei der Befriedigung der pekunidéren Forderungen, mochten sie dem Brdutigam oder dem Brautvormunde auferlegt sein, die Zwischenperson darstellte, die fiir den Briutigam zahlte oder akzeptierte. )

Bei den Rémern war er wenigstens als ‘conciliator ex parte iri’ zugegen, ‘dum dos adnumeratur’ (Forcellini, a. a.O. Bd. I S. 505).

Der altschwedische ‘forvista-man’ mute die Mitgift der Braut ‘nomine sponsi’ priifen und in Empfang nehmen (Stiernhodk).

Nach dem Berichte des Neocorus wurde bei der gegen Ende des 16. Jahrhunderts im Lande Dithmarschen _ iblichen Heimfiihrung dem 4ltesten Brautknechte samt seinen Mitgesellen die Aussteuer der Braut ausgehdndigt; nachdem sie mit ihren Weibern Kleider, Betten und Kisten auf die mitgefiihrten Wagen geladen hatten und diese abgefahren waren, stattete der Wort- fiihrer der Brautknechte im Namen des Bréutigams und der Ge- mossen den Dank ab. An eine festliche Bewirtung der Giste schlo8 sich folgenden Tags die Heimfiihrung an (Weinhold, Deutsche Fr.2 Bd. I8. 378f.).

Fir Lovreé, em Dorf in Dalmatien (in der Nahe von Imoski), ist uns folgender Brauch bezeugt (Krau8, Sitte u. Brauch d. Siidslaven 8. 277): ‘Am Vortage vor der Trauung kommt der Brautfiihrer ins Haus der Braut, um ihre Kiste mit der Ausstattung ins Haus des Bréutigams zu tiberfihren. Ein Kind sitzt auf der Kiste und laéBt sie um keinen Preis cher forttragen, als bis man ihm ein Geldstiick schenkt.’ Krau8 sieht in der Handlung des Kindes eine symbolische Erinnerung an den Brautkauf, der sonst bei den Siidslaven teilsweis heute noch wirklich in Ubung ist. Wenn wir aus dem angefiihrten Berichte, der in dieser Beziehung allerdings nicht deutlich ist, entnehmen diirften, dafi gerade der Brautfiihrer dem Kinde die Miinze, also das Symbol des einst voll gezahlten Kaufpreises, reichte,

1) Die Beispiele lie8en sich wohl bei weiterem Suchen noch vermebren.

89 F. Roeder,

hitten wir in diesem slavischen Brautfiihrer in gewisser Weise eine Parallelfigur zu unserem ags. ‘witumbora’ nachgewiesen.

DaB aber sonst in den eben behandelten Fallen der bevoll- michtigte Brautfiihrer als Trager der Mitgift und Ausstattang der Braut, nicht ihres Kaufpreises wie bei den Ags. erscheint, darf nicht wundernehmen; wahrte doch die EheschlieBung bei den Ags. ihre Geltung als Frauenkauf bis und nach 1066, wahrend die Kanfidee bei den iibrigen arischen Volksstémmen im allgemeinen schon friih verblaBt war.

Zu diesen sachlichen Erwigungen stimmt das sprach- liche Moment, daB ‘witumbora eine alte Komposition ist.

Mit weniger Sicherheit lat sich die Frage beantworten: wie lange hat der Brauch bei den Ags. bestanden? ob bis zur normannischen Eroberung und dariiber hinaus?

Die Glosse witumbora und die falschen Ubersetzungen wituma, wytuma, die simtlich dasselbe Lemma iibertragen, sind uns in Aldhelm-Glossaren erhalten, deren vorliegende Niederschriften im 11. und zwar (mit Ausnahme von S) im spéten 11. Jahrhundert stattgefunden haben.

Aus diesen Tatsachen ergibt sich, da® der Ausdruck ‘witumborw auf jeden Fall im Anfange des 8. Jahrhunderts (Aldhelm + 709) —natiirlich ev. auch spiter —noch im Umlauf befindliches Sprach- gut war. Das ist ein Faktum, aus dem wir wohl die weitere Folgerung ziehen diirfen, daB im Anfange des 8 Jahrhun- derts auch die Sitte, dem das Wortgebilde seme Entstehung verdankte, noch lebendig war: sonst ware es, da andere Termini vorhanden waren, im Laufe der Zeit verloren gegangen; denn mit einer kiinstlichen, ich meine literarischen die natitir- liche Entwicklung hemmenden Konservierung eines sprachlichen Ausdrucks ist in jener Zeit kaum schon zu rechnen.

Aldhelm wurde nun bei dem Ruhme, dessen er sich bei seinen Zeitgenossen erfreute, noch zu seinen Lebzeiten oder kurz nach seinem Tode eifrig gelesen und glossiert; denn seine bilder- reiche, nach unserem Geschmack weichlich manirierte Poesie und Prosa muften mit ihrem ungewthnlichen (haufig dem Griechischen entlehnten) Wortschatz und ihren zahlreichen undurchsichtigen Konstraktionen dem mittelalterlichen Leser grofe Schwierigkeiten bereiten. Schon im Corpus-Glossar finden sich Aldhelmglossen, und Napier weist Introd. zu den O.E.GIl. 8. XXVI eine unseren Hss. D, H und dem Corpus-Glossar gemeinsame Glosse nach, die ein und demselben mercischen Original des friithen 8. Jahrhunderts

Zur Deutung der angelsachsischen Glossierungen usw. 33

entlehnt sein muf. Die Digby-Glossare reichen also in ihrem Kern tatsichlich bis an die Todeszeit Aldhelms heran.

Da8 unser Interpretament witumbora auf einen so friihen Glossentypus zurtickgeht, ist méglich, aber nicht zu beweisen. Doch wenn wir auch erst yon dem Punkte aus, bis zu dem wir es zuriickverfolgen kénnen, bis zum Archetyp der Digby- und Salisbury-Glossare, den Entwicklungsgang und die Vorgeschichte der Glossensammlungen, in denen es im 11. Jahrhundert an die Oberflache tritt, tiberschauen, so wird uns augenfallig, daB es durch die Hinde einer ganzen Reihe von Schreibergenerationen gegangen. sein muf. Da diese mit Ausnahme der Kompilatoren der Salis- bury-Gruppe (s. oben) die Glosse witumbora der Form nach korrekt tiberliefern und auch nicht durch einen der anderen, gewodhnlich angewendeten Aysdriicke (ich meine: ein Kompositum mit dryht-) ersetzen, diirfen wir wohl weiter argumentieren, daB ihnen die Komposi- tion durchsichtig erschien und die Figur des ‘witum- bora vertraut war. Gewif verstanden die Abschreiber von Glossen haufig nicht, was sie kopierten; doch beschranken sich diese Falle wenigstens bei Kopisten ags. Nationalitét in der Mehrzahl auf Mifversténdnisse und Korrumpierungen der lat. Lemmata, nicht so sehr der Worter ihrer Muttersprache.

Ich muf& allerdings gestehen, da8 meine Beweisfiihrung nicht unbedingt zwingend ist und Raum zum Zweifel tibrig bleibt, ob der erste ‘paranymphus’ auch noch nach c. 700 der ‘Uberbringer des avituma’ war: immerhin glaube ich, meiner Annahme einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit verlichen zu haben.

Es ist mir nicht miglich gewesen, den Brauch oder Spuren desselben in nachags. Zeit irgendwo nachzuweisen, trotzdem ich Brand-Ellis und andere folkloristische Werke daraufhin durchgesehen habe: ein Ankniipfen der Faden des Gewebes auch nach der mo- dernen Zeit hin hatte ja jedes Bedenken beseitigt.

Wenn ich jetzt in eine Erérterung der Funktionen der weib- lichen Personen, die der Braut zur Seite standen, eintrete, so mégen die Angaben Stiernhédks wieder den Aus- gangspunkt der Untersuchung bilden.

Nach seinem Berichte folgten der ‘sponsa’ bei der Heimfiihrung ihr gesetzlicher Vormund und Familienmitglieder: unter diesen in erster Reihe die ‘Brutti Frammo’+), eme Frau, die sich durch

1) D.i. die ‘brab-framma der Uplands- und Helsingelagen (v. Amira, Altschw. Obligationenr. 8. 537); nach Collin-Schlyter, Corpus iur. Bd. IIT 8. 302 = ‘adiu- trix sponsae’ (vgl. altisl. frama ‘promouere, adinuare’).

Kgl, Ges, 4. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909. Hoeft 1. 3

34 F. Roéder, .

Strenge ihrer Sitten auszeichnete und den ‘ceremoniis et ornatui sponsae praefecta’ war, und zugleich einige blutsverwandte Mid- chen, die ‘Bruttimoo'..). Die ‘brap-framma’ nahm also offenbar bei der Braut dieselbe Stellung ein, die beim Briéutigam dem ‘forvistu- man’ zokam; und in gleicher Weise waren die ‘bruttu-mdiar’ und die ‘hrap-men, -karlar’ Parallelfiguren.

In Deutschland war die Braut waibrend des ganzen Festes fast tiberall in die Obhut emer nahen Verwandten, der Braut- frau, gegeben: sie vertrat an diesem Tage die Stelle der Mutter und war fiir die Braut das, was fiir den Braiutigam der Braut- fiihrer oder Vormann. Die Brautjungfern fanden in den Brautgesellen oder Brantknechten ihre mannlichen Genossen (Wein- hold, Deutsche Fr.* Bd. I 8. 371).

Fiir die vornormannische Periode das will ich hier gleich im voraus bemerken 1éQt sich in England nur die Exi- stenz der Brautfrau nachweisen. Da ‘bridesmaids’ in nach- ags. Zeit reichlich bezeugt sind und noch heute bei keiner Hochzeit fehlen, so beruht es sicher auf Zufall, wenn uns weder ein ags. Terminus fiir ‘Brautjungfer’ tiberliefert ist, noch der Institution selbst irgendwo gedacht wird: kein alter Autor hat es je fiir der Mithe wert gehalten, eine detaillierte Beschreibung einer ags. Vermihlungsfeierlichkeit zu geben, und den Glossatoren bot der lat. Ausdruck pronuba (paranympha), dessen Bedeutung wenig- stens dem ersten Ubersetzer aus dem umgebenden Texte klar sein mufte*), nur Gelegenheit, die ags. Termini fiir ‘Brautfran’ za verwenden.

Diese sind, wenn aus den verschiedenen Lesungen der Hss. die Normalformen herauskonstruiert werden: heord- swape (-sw@pe) und had-swape (-sw&pe).

Uber frithere Erkldrungsversuche der vorliegenden Bildungen (vgl. meine ‘Familie b. d. Ags.’ S. 49f. u. 182f) kann ich hier mit Stillschweigen hinweggehen, nachdem Alois Pogatscher, Anglia Beibl. Bd. XII (1901) 8S. 196—99 und XIII S. 233 f. eine zweifel- los richtige Deutung gegeben hat (vgl. auch Walde, Lat. etymol. Worterb. [1906] S. 699, Nachtrége zu ‘caesaries’ und ‘ciro’).°) Es

1) Bruttu-me -st. £., cin Ausdruck, der sich in den Ostgétalagen findet, ist eine Zusammenziehung aus *brib-tughu-ma und bedeutet eigentlich ‘Brautzug- madchen’, Vgl. vy. Amira, a.a.0.; S. Bugge, Nord. Tidskr. f, Fil. Bd. II (1877 bis 78) 8. 260 und Noreen, Altschwed, Gram. (1897-1904) § 153 Anm. 3.

2) Siehe oben Isidorg Definitionen.

3) Kluge, Angels. Leseb.? (1902) fithrt im Glossar §. 183 heorp-swepe noch unter heorf m. ‘Herd’ auf, und auch Hessels setzt in den Indices 2u seiner Aus-

Zur Deutung der angelsichsischen Glossierungen usw. 35

mag gentigen, wenn ich an dieser Stelle nur die Hauptmomente seiner Argumentation heraushebe.

Die beiden Zasammensetzungen sind Hrcideeiel idontiseh und gleichwertig, da ihre ersten Kompositionsglieder heord- und had- als Ablautformen desselben Grundwortes aw fassen sind: *hizdon-, *haiedon- (ygl. niederl. herde, niederd., fries. u. 8. w. hede ‘Werg’, von denen letzteres auf ein *hé(i)edon- zurtickgehen muB). Die gewéhnliche Bedeutung von ags. heorde schw. f. ist nun allerdings ‘Werg’, daf sie aber auch einmal ‘Haar’ gewesen, erweist mit grofer Wahrscheinlichkeit das Epitheton ‘bundenheorde’ = ‘mit aufgebundenem Haar’, das Béowulf 3151 der alten Frau beigelegt wird im Gegensatz zu den Madchen, deren Haar frei herabfallt (S. Bugge, Paul u. Braunes Beitrége Bd. XII [1887] S. 110f.). Indem Pogatscher auSergermanische Zusammenhinge heranzicht, gelingt es ihm, die Bedeutung ‘Haar’ noch weiter zu stiitzen (a.a.O. Bd. XIII S. 233f): “Auf seine indogerm. Grund- form zuriickgefiihrt, erscheint das mit *hizdon- durch Ablaut ver- bundene *haiedon- etwa als *qoizdh-, *guaiedh- oder *qaizdh-, das auf eine noch dltere indogerm. Vorstufe *gais + dh- etc. weist; *gais- oder *gois~ ist aber der Grundbestandteil von lat. caesaries ‘Haupthaar’, ai. késara- ‘Maibne, Haar’, und -di- ist das bekantite indogerm. Wurzeldeterminativ. Hinsichtlich dieses erweiternden Zusatzes -dh- verhilt sich dann unser *haiedon- zu lat. caesaries und ai. késara- wie an. haddr ‘Frauenhaar’ aus germ. */azdoze zu aksl. kosa ‘Haar’; und die diesen letzteren zu Grunde liegende indogerm. Wurzel *ges- ist wohl durch Wurzelvariation mit dem obigen *gais-, *gais- verbunden.’’ 7)

Diese Interpretation der ersten Teile der Kompositionen heord-, had- == ‘Haar’- zwingt uns, die Nomina agentis -swape, mit dem Suffix der schwachen Feminina -dn, und -swepe, mit -jan gebildet, zu swapan in der Bedeutung ‘ein-, um-, verhillen’

gabe des Leid. Glossars (1906) 8. 175 u. 280 den ersten Bestandteil der Glosse herdwsuepe == heorP ‘Herd’. Vielleicht haben beide Gelehrte Pogatschers Er- klarungen tibersehen. Wahrend dagegen Glogger, Das Leid. Glossar, I. Teil: Erklarungsversuche (1903) auf S. 42 eigene Aufstellungen bringt, halt er jetzt im ILf. Teil A: Verwandte Handschriften und Erganzungen (1907) 8. 31 P.’s Be- grimdung fiir sehr tiberzeugend. 1) Die Sippe yon germ. *h@ro- ‘Haar’ kann zwar nicht direkt von der Wurzel *ges- abgeleitet werden, da altisl. hdr keinen R-Umlaut hat; aber mittelbar ist nach Pogatscher doch ein Zusammenhang denkbar durch Annahme eines nach langem Vokal erfolgten indogerm. Schwundes des s vor 1: *gé(s)-ro-. *

.. 86 F. Roeder,

‘(nicht = ‘schwingen, fegen’) zu stellen ein Verstand, der

allerdings nicht fiir das Simplex bezeugt ist, aber in den Kompositis be-, ymb-swapan deutlich hervortritt+). Der Ausgang -a in dem einmal belegten hdd-swepa ist nicht auffallig; Kluge notiert in Engl. Stud. Bd. IX (1886) S. 36 Anm. 1 auSer unserem Worte noch eine ganze Reihe schwacher Feminina auf -a.

Die Bezeichnung der ags. Brautfrau als der ‘heord-(had-)swape’ ‘Haarhillerin’ erlaubt die wertvolle SchluBfolgerung, dafi es eine ihrer Obliegenheiten (natiirlich die bedeutungsvollste) war, die Braut am Hochzeitstage zu verschleiern, sie iiber- haupt fiir die Zeremonie festlich zu schmiicken ein Ehrendienst, der auch der altschwedischen ‘brip-framma’ zufiel (Stiernh6ék). ‘Bei allen europdischen Indogermanen muf[te] die Braut wahrend der Hochzeitsfeierlichkeiten oder eines Teiles derselben verschleiert oder sonst verhiillt sein*)’; Schrader, Reallexikon S. 355. Mit dieser Verhiillung mochte auch bei den Ags. wenigstens in primitiven Zeiten, als die Ehe gewoéhnlich in einem friihen Lebens- alter geschlossen wurde*) und ihre Hingehung die Regel war eine Anderung der Haartracht verbunden sein‘): indem der Braut bei dieser Gelegenheit das vorher lose herabhingende Haar von der ‘Haarhiillerin’ geflochten und aufgebunden wurde (vel.

» A) Vgl. noch swepels (st. m.?), swépelse schw. f. ‘Umwurf, Hille, Gewand’; altisl. sveipa‘einhillen’, sveipr st.m. ‘umschlingendes Band’, u.s.w. Walde, Etym. Wb. unter ‘vibro’ S. 668.

2) Auf Grund dieser Tatsache sind wir berechtigt, unsere Glossenworter ‘als volkstimliches Sprachgut, nicht als gelehrte Ubersetzungen anzusprechen.

Es liegt ja der Gedanke nahe: der gelehrte Glossator habe pronuba mit ‘(Haar)-Verhiillerin’ wiedergegeben, da ihm die Zugehérigkeit des Wortes zu nubere ‘heiraten’ und namentlich dessen iibrigens vermeintliche (vgl. Walde, Etym. Wb. §. 420f) ursprimgliche Bedeutung ‘sich verhiillen’ bekannt gewesen sei. Falls das lat. Lemma, wie oben Wright-W. Sp. 174, 35 £., den ‘Etymologien’ Isidors entstammte, fand er schon in dem zweitfolgenden Paragraphen die Erklérung: ‘Nuptae’ dictae, quod uultus suos uelent. u.s. w. (Migne, a. a. 0.).

Aber gegen die Annahme kiinstlicher Ubertragung spricht, abgesehen yon dem oben statuierten Faktum, die Doppelheit der nach Herkunft, Bildungs- weise und Inhalt vollkommen gleichen ags. Ausdriicke, deren Gestalt gegeniiber dem lat. Worte doch auch auf selbstindige Wortschépfung hinweist: man ver- gleiche zur Beleuchtung dieses zuletzt angefihrten Argumentes unsere Uber- setzungen heord-, had-swape mit der steifleinenen, etymologisierenden ahd. Ver- deutschung wr-brith = ‘pro-nuba’ (Ahd. Gl. Bd. III S. 67, 66).

8) Vgl. Schrader, a.a.0, 8. 864 u. Verf., Die Familie b. d. Ags. S. 24.

4) Schrader bezeichnet a.a.O. §. 359 die Anderung der Haartracht als emen yorhistorischen Hochzeitsbrauch der indogerm. Volker, da er bei ihnen allen wiederkehrt.

Zur Deutung der angelsiichsischen Glossierungen usw. 37

das oben zitierte bunden-heord als charakterisierendes Attribut einer alten Frau). a a

Wie verhalten sich nun die z. T. recht auffalligen hand- schriftl Varianten zu unseren normalisierten Lexikonformen ?

Fiir die Corpus-Gl. heordsuaepe kann ich auf Pogatschers vor- treffliche Bemerkungen (Beibl. Bd. XII 8. 197 f.) verweisen, da ich ihnen nichts weiter hinzuzuftigen habe.

Wihrend wir dieser Lesung, wenn = einer spiteren Umdev- tung in heorf-swepe ‘Herdkehrerin’, vielleicht eine beschrinkte Existenzberechtigung zusprechen diirfen, stellen sich herdusuepe (Leid. Gl.) und Ayesuape (Karlsruher Gl.) als miB8verstaindliche Erweiterungen und Verstiimmelungen durch die Schreiber der Glossare dav.

Statt herdusuepe miissen wir auf jeden Fall herdswepe lesen; denn an Erhaltung eines urgerman. Endsilbenvokals ist nicht zu denken, welcher Herkunft auch das erste Kompositionsglied sein mag (ob < heorde ‘Werg, Haar’ oder < heorf ‘Herd’). Wie ist nun dieses iiberfliissige « in das Wortgebilde hineingeraten? :

Wahrscheinlich auf folgendem Wege. Uber den meisten ags. oder vielmehr germ. Wortern des Leid. Glossars steht, um sie als solche gegeniiber den lat. kenntlich zu machen, ein Strich oder ein v- bezw. y-aéhnliches Hakchen. Es kann meiner Ansicht nach keinem Zweifel unterliegen, da& diese Haékchen nichts anderes als Korrumpierungen eines urspriinglichen, auch sonst bezeugten [ = ‘faxonice’ sind (Glogger, Leid. Gl. T. 18. 11 u. Engl. Stud. Bd. XXX VII [1907] 8. 395). Aber wenn wir auch mit Hessels, Leid. Gl. Introd. 8. XXXIV annehmen kénnten, daB sie auf ein v als Initiale von ‘vernacule’ zuriickgingen, so weisen doch in jedem Fall der inkonsequente Duktus der Zeichen (Hessels, a.a.0. S. XXXITII letzter Absatz ‘)) und die z. T. stark in die Augen fallenden Differenzen von dem Originalbuchstaben f[ bezw. v darauf hin, daf dem Schreiber (den Schreibern) die Herkunft des Zeichens nicht mehr deutlich war. Wie nahe lag es da fiir Kopisten, diese in ihrer Bedeutung nicht klaren Buchstaben namentlich beim Ko- pieren fremder Worter als tibergeschriebene Korrek- turen zu betrachten und in das Wort hineinzuziehen! Auf diese sehr plausible Weise wire also das v-ahnliche diakri-

1) “... in four instances... the mark looks more like y; in one case... we could hardly read anything but y; in two cases...it may be said to resemble x; in one case... it is v'; in another ... y:; and in two instances ... it is more y with a dot above it’; sonst = v.

88 | _ _B Roeder,

tische Zeichen einer Yorlage als « in das Innere von herdsuepe gelangt und hatte es in herdusuepe verderbt. Ob die Entstellung auf Rechnung unseres Schreibers kommt ein zweiter miifte dann, um unser Wort in der sonst im Glossar iiblichen Weise als ein nicht-lateinisches zu kennzeichnen, nachtriglich das v: oder vielmehr y:, das sich tiber r findet, hinzugefiigt haben oder ob sie sich schon in dem Glossentypus, von dem er kopierte, fand und er selbst das neue diakritische Zeichen hinzusetzte, ist hier fiir uns nicht weiter von Belang. Wenn sich auf diese Frage tiberhaupt eine Antwort geben lé8t, muB man wenigstens in der Lage sein, selbst Einsicht in die Hs. nehmen zu kénnen’).

Der Gedanke, die Schwierigkeit auf diese gliickliche Art zu lésen, stammt von Alois Pogatscher, dem ich fiir seine freund- liche und selbstlose Hilfsbereitschaft herzlichen Dank schulde.

Das Problem ist wichtig genug, um eine ausfiihrlichere Be- handlung zu rechtfertigen. Schon Glogger macht Leid. GI. T.1 S. 11 darauf anufmerksam, daB der Schreiber des nahver- wandten Cod. Bern.2° 258 (Bern, Stadtbibliothek, 10. Jahrh.) tibergeschriebene [ fiir hineinzukorrigierende y gehalten hat, indem er z. B. sypaldor statt spaldor schreibt (Ahd. Gl. Bd.I 8. 561,1). Vgl. auferdem Ahd. Gl. Bd. I 8S. 496,27: Capitio, hal- syeta*); §. 497,14. (a. Bd. IV 8. 387,16 f): Cartillago, y ulpa —exhsaey . .. (Leid. wuldpaexhsue ...); S. 589, 25ff.: Pilosi. . .myene

(Leid. menae f. merae); u.s. w.

Solch ein y 148t sich auch éinmal im Leid. Glossar nachweisen, cap. XXIV,3: Umecta, zebyraec (Hessels S. 21: ‘Ms. has v_ over the a’). Vgl. Corpus-Gl. 0246: Umecta, zibreec (Hessels S. 121). Glogger ist sich, wie man aus seiner Bemerkung Leid. Gl. T. II S. 41 ersieht, offenbar tiber die Herkunft des y klar gewesen; und Hessels bemerkt im lat. Index z. Leid. Glossar S. 214 unter ‘umecta’ zu unserer Form: ‘The y in gebyraec is, perhaps, a mis- reading of a mark written above the word in the Ms. which the scribe followed.’

Im tibrigen enthalten die ags. nisceuaes des Leid. Glossars, soweit es sich um ein Mifverstehen der v- oder y-ahn- lichen Zeichen handelt, nur ein unberechtigtes wu.

Indem ich nun diese einzelnen Falle durchgehe und bespreche,

1) Das gilt auch fir die weiter unten angefiihrten Falle. Selbstverstindlich ist méglich, da8 der eben skizzierte Vorgang nicht in den beiden letzten Glicdern der Entwicklungsreihe, sondern schon vorher erfolgt ist.

2) Kluge, Ags. Leseb.?, Gloss. 8. 183: healsed, -od n., -eta m. ‘caputium’,

Zur Deutung der angelsiichsischen Glossierungen usw. 89

hoffe ich, damit zunichst jene Erklirung des w in herdusuepe als zweifellos richtig zu erweisen, nebenher aber auch einige der Schwierigkeiten, welche die Leid. Gl. noch immer bieten, zu be- seitigen. ;

Cap. XXXV, 73 (Hessels 8. 34) wird codex mit stofun (‘Ms. has v above the o’, Hessels a.a.0.) glossiert, das natiirlich fir stofn m. f. ‘Balken, Klotz’ steht. Nach kurzer Silbe bleibt im Friih- Ags. silbisches » fast stets unverandert, und wenn im Spat-Ags. sich zwischen f und » ein sekunddrer Vokal entwickelt, so ist dies e (Bilbring, Ae. Elementarb. § 445).

In der Glosse cap. XLVII, 65: Sticulus (sicher fiir Cuculus verschr.), 3zaeuo (Hessels 8.49: ‘Ms. has v [which resembles x] above the e¢’) ist die ritselhafte ags. Wortform aus einem 3aec = urangl. 3@c, wests. kent. 5éac st. m., abd. gouh(h) u.s.w. ‘Kuckuck’ entstellt. Wie die Schreibungen nordbacz = rond-bae;, ~b@5 < -béaz; ermboe3, uuldpaexhsue = waldwaecxhsae, u.s.w. (s. Hessels’ german. Index) beweisen, ist in unserem Denkmal die uranglische Ebnung als bereits vollzogen zu betrachten, und nachdem das v- Hakchen als u in jaec hineinverbessert war, konnte das so ent- standene, in seiner Identitét verdunkelte 3aeuce weiter leicht in das iiberlieferte saeuo verderbt werden; ist doch zugleich auch ein Verlesen von ¢ und o sehr leicht miglich. Schlutters Kombination: Sticulus statt (a)st(u)riculus zu astur und 3acuo statt zaeou, 5é0w, giow, ziw st. m. ‘Greif’? (Glogger, Leid. Gl. T. ITI S. 65) ist daher zurtickzuweisen.

Cap. XLVII, 33: Uicias, fuzlues benae (Hessels 8. 48: ‘Ms. has v above the second w’ u. ‘Ms. has v above the 7’). Da kein Zweifel ist, daB in unserem Text die Genitivendung der Maskulina und Neutra der o-Deklination -es und nicht -aes lautet (vgl.: iinzesuuec, mihes, 3zaebles, baeues (Belegstellen leicht nach Hessels’ Index zu finden] und namentlich fusles beane [cap. XIII, 35; Hessels S. 14)), kann -ues nicht fiir -aes verschrieben sein.

Cap. IV, 71: Peripsima, jzaesuope (Hessels 8. 9). Zu dieser Glosse bemerkt noch jetzt zuletzt Holthausen im Beibl. zur Anglia Bd. XTX (1908) 8.167: “zaesuope = ahd. gasopha: mwegipnwa ist entweder jaesope zu lesen, dann ist es mit dem ahd. Worte iden- tisch und unserm ‘Grundsuppe’ vergleichbar, oder o ist in ¢ zu bessern, und wir haben 3wswépe zu lesen, dann kann es zu ae. zesweépe, -o gestellt werden”*), Nach dem bisherigen Verlauf

1) Vgl. auch Bjérkman im AfdA. Bd, XXXII (1908) 8. 20.

40 F. Roeder,

meiner Untersuchung wird man sich jetzt einfach fiir die erstere ' Annahme entscheiden kénnen.

Cap. XLVII, 72: lupus, breuis (Hessels S. 49). Das ags. Wort ist aus bres = bres, bers (Ep.-Erf. Gl. 592; Sweet, OET. S. 74), bears st. m. ‘Barsch’ korrumpiert. Corpus-Gl. L 297 (Hessels 8S. 75) liest bres, tiber der Linie ist zudem zwischen ¢ und s ein r hin- zugefiigt (brers beruht auf Kontamination der ohne und mit Meta- thesis gebildeten Formen')). Bei der Annahme, da ein Kopist das v tiber bres als zum Wort gehorig' betrachtete, wird uns deut- lich, wie die latinisierte Form breuis entstehen konnte.

Vielleicht diirfen wir auch noch luad (cap. XXXV, 289 Inuisum glossierend; Hessels S. 38: ‘Ms. has v above the ua’) = lad (d. i. lad, lap) ( miBverstandenem lad hierherziehen. Es wird allerdings von Steinmeyer in den Ahd. Gl. Bd. II 8. 597 Anm. 36, Glogger, Leid. Gl. T. IT S. 62 und Hessels im germ. Index 8. 232 als Schreib- fehler fiir Jaad angesehen.

Die bisher behandelten Lesungen, die ich tibrigens nach ihrer Beweiskraft geordnet angefiihrt habe, zeigten ein tiberschiissi- ges uw. In den folgenden Fallen, in denen wu statt eines an- deren Buchstaben, und zwar eines a erscheint, mag die Vertauschung infolge der Ahbnlichheit des offenen a und des wu ein- getreten sein (vgl. auch Schlutter, Anglia Bd. XXXI [1908] 8. 140 und das Faksimile einer Seite des Leid. Glossars in Hessels’ Aus- gabe): uuldpaechsue f. ualdwaexhsae (Kern, Engl. Stud. Bd. XXXVI [1906] 8. 115) ‘cartillago’, vgl. z. B. ahd. walto-wahso schw. m. ‘neruus’ (cap. XIX, 59; Hessels 8. 19); ueostun f. uetstan = hwet(i)- stan st. m. cos glossierend (cap. XLVI,4; Hessels S. 47); streum f. stréam st. m. ‘r[hjeuma’ (cap. XLVI, 31; Hessels 8. 48: ‘Ms. has stroke over the m’); und winw f. fina schwe m. ‘marsopicus’, wood- pecker’ (cap. XLVII, 67; Hessels S. 49) *).

Die Resultate, die bei der Betrachtung von herdusuepe ge- wonnen sind, geben einen Fingerzeig, wie der ratselhaften Karls- ruher Gl. kyesuape beizukommen ist.

Ein Blick in das Glossar Rz lehrt, daB der Schreiber durch- aus keinen Glauben verdient: er machte grobe Fehler und ver- stand offenbar z. T. gar nicht, was er kopierte. Da sich der von

1) Vgl. Regius-Psalter cap. 89,4: gerstra (ed. Verfasser [1904] 8. 170), aus gestra u. gersta kontaminiert.

2) In den Glossen chyun und spaedun (cap. XX,8 u. XXXIX,12; Hessels S.19 u. 40) wird ahd. Einflu8 vorauszusetzen sein. Die Form thestisuir (cap. V,21; Hessels S. 10) mu8 als unerklart aufer Betracht bleiben; nach Holthausen, Beibl. z. Anglia Bd. XIX 8. 169 viell. -— lat. festiuis.

Zur Deutung der arigolatehelechon Glossierungen usw. 41

ihm tiberlieferten Form keine éf pmblogiaclis Deutung geben 1i8t, die einigen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit besife, sind wir bé- rechtigt, seine Lesung als nicht authentisch anzusehen. Welche Bewandtnis hatte es mit ihr?

Alois Pogatscher hat mir (wiederum brieflich) eine recht ein:

leuchtende Vermutung mitgeteilt. In dem y von hye-suape diirfen wir vielleicht wieder ein in das Wort hineingelesenes iiberge- schriebenes y“) und in dem restierenden he- des ersten Bestand- teiles der Zusammensetzung das Stiick eines urspriinglich beab- sichtigten herd- sehen. Wahrend das y-Zeichen in der Leid. Glosse als w hinter herd- erscheint, ist es in hye-suape vor dem ein das Innere des Kompositionsgliedes geraten: Derselbe Schreiber oder auch ein spaterer mag dann diesen Teil der ihm undurch- sichtigen, fremden (da ags.) Glosse weiter zu hye- verstiimmelt haben.

Die Uberlieferung der jiingsten Glossensammlungen, in denen uns der Terminus hdd-swipe erhalten ist, fallt ins 10. bezw. 11. Jahrhundert. Fiir die ganze spatere, auch nachags. und moderne englische Zeit ist mir kein einziges Zeugnis irgend welcher Art fiir die Existenz einer Brautfrau bekannt geworden; und auch jene Glossen sind nicht einmal mehr unbedingt beweisend fiir die Zeit ihrer Niederschrift. Aber da die nachags. Quellen fiir unsere Zwecke noch nicht erschépfend durchforscht sind, michte ich vorsichtiger Weise dieFrage offen lassen, wann diese sicher einst volksttimliche Figur aus der natio- nalen Sitte geschwunden ist, wann wie heute die Mutter der Braut, die ‘bridesmaids’ oder irgend welche weibliche Verwandte ihre Rolle tibernommen haben.

Ich stehe am Ende meiner Untersuchung. Sie hat hoffentlich abgesehen von dem Ertrage, den sie an positiven Ergebnissen und begriindeten Hypothesen gezeitigt hat —- die Tatsache in ein helles Licht geriickt, da®B die ags. Glossen fiir den Kul- turhistoriker ein reicher, groBenteils noch unge-. hobener Schatz sind. Miihe und Lobn stehen allerdings in keinem Verhdltnis; aber gewif kénnen wir solch peinlicher De- tailforschung nicht entraten.

1) Das Glossar Rz liest z. B. auch Umecta gebyraet, Ahd. Gl. Bd. I S. 708, 17 (vgl. die oben 8. 25 zitierte Leid. Gl. gebyraec).

Die dritte Ghatha des Zura*tuSthro. (Josno 30.)

Versuch einer Herstellung der alteren Textformen nebst Uebersetzung.

I. Von F. C. Andreas.

Vorgelegt in der Sitzung vom 20. Februar 1909.

In dem Vortrag iiber die Entstehung des Awesta-Alphabetes und seinen urspriinglichen Lautwert, den ich im Jahre 1902-auf dem dreizehnten internationalen Orientalisten-Kongress in Hamburg gehalten habe, ist der Satz ausgesprochen, ,dah eines der Haupt- probleme nicht nur der Awesta-Philologie, sondern der gesamten iranischen, ja vielleicht sogar indogermanischen Sprachgeschichte dieses ist: festzustellen, wie der mit Pahlavi-Buchstaben geschrie- bene Awesta-Text aussah, aus dem unser jetziger Text umge- schrieben worden ist“.

Die vorliegende Arbeit, die das Resultat der wihrend mehrerer Semester gemeinsam mit Herrn Wackernagel abgehaltenen altirani- schen Uebungen ist, bietet einen Versuch, im AnschluB an die Dar- legungen jenes Vortrages den dlteren Text des durch seinen Inhalt besonders interessanten dreifigsten Kapitels des Josno wiederher- zustellen und phonetisch zu interpretieren. In einem ersten Teil geben wir, in Ermangelung der alteren Pahlavischrift, mit hebrii- schen Buchstaben das, was man den arsacidischen Text des Awesta nennen kann. Rechts davon steht die phonetische Umschreibung, die als Urtext bezeichnet worden ist, da in ihr die in dem arsa- cidischen Text vorhandenen jiingeren, mitteliranischen Formen durch die urspriinglichen ersetzt worden sind. Diese Umschreibung

¥. C, Andreas, die dritte Ghatha des ZuraxtuSthro. 43

will die Aussprache der Awesta-Sprache geben, soweit es bisher gelungen ist, sie festzustellen. Links ist zur Vergleichung der iiberlieferte Text in der im Grundri8 der iranischen Philologie befolgten Transskription als Vulgata abgedruckt worden. Beigefiigt ist eine neue Uebersetzung. Ein zweiter Teil soll Erérterungen zur Schrift- und Lautlehre sowie Anmerkungen zur Rechtfertigung der Texte und der Uebersetzung bringen. Hier nur die Bemer- kung, da8 a* einen Vokal bezeichnet, tiber dessen Qualitét wir noch nichts aussagen wollen, und @ u. dergl. zerdehnte (metrisch

zweisilbige) Linge.

QUANT xB2-S0] NIGRN UWLNICLL oyaepny ease BQ Moye QATA OY ToMgnZeAS| LUC LL Audick NCLQRN BQmeye OAGBA IY roURgoRss XBQTYXEQBA BQ-TYSBUOUL) COLLRN (KUEN egIyegea egryeuvur

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die dritte Ghatha des Zura*tusthro.

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48

F.C. Andreas,

Uebersetzung.

Nun will ich denen, die danach verlangen, die Lobpreisungen fiir den Herrn und die Gebete fiir den guten Sinn sagen, die sich der Wissende insgesamt merken muf, sowie die mit dem sehr weisen Recht verbundenen Freunden, die mit ihrem Licht

herrlich anzuschauen sind.

* * *

Hiret mit den Ohren euer Bestes, betrachtet mit hellem Sinn die beiden Wahlméglichkeiten, die zur Entscheidung stehen, indem ihr daranf achtet, da® jedermann fiir seine Person uns vor dem grofen Entscheidungskampfe gefalle.

Und jene beiden uranfanglichen Geister, die die selbstherr- lichen Zwillinge heiBen, sind in ihrem beiderseitigen Denken, Reden und Tun das Gute und das Bése. Und zwischen diesen beiden haben richtig gewahlt die Guthandelnden, nicht die Schlechthandelnden.

Und als jene beiden Geister zum ersten Mal zusammentrafen, da schufen sie das Leben und den Tod, auf da8 am Ende sei das schlechteste Dasein fiir die Ungerechten, aber ftir den Gerechten der beste Sinn.

Von diesen beiden Geistern wihlte sich der Ungerechte, das Béseste zu tun, das Recht aber der heiligste Geist, der die festesten Himmel als Gewand trigt, und (ebenso) diejenigen, die willig den weisen Herrn durch rechte Handlungen zu- frieden stellen.

. Zwischen diesen beiden w4hlten auch die Teufel nicht richtig,

weil sie, da sie sich berieten, Betérung iiberkam. Als sie sich (dann) den bésesten Sinn erwiéhlt hatten, da liefen sie zusammen zum Zorn, damit durch ihn die Menschen das Leben schadigen.

Und za ihm*) kam mit der Herrschaft, dem guten Sinn und dem Recht die immer helfende Frémmigkeit und gab den Kérpern Lebensgeister. Als der erste von diesen wird er Dein sein bei den Vergeltungen durch das (geschmolzene) Metall. Und dann, wann die Strafe fiir diese Frevler*) kommen wird, da wird, o Weiser, Dein Reich durch den guten Sinn her- gestellt werden denen zum Lobe, o Herr, die dem Recht in die Hande lieferi die Liige.

1) oder: uns. 2) oder: Frevel.

9.

10.

ii,

die dritte Ghatha’ des Zura*tusthro. 49

Und die wollen wir sein, die dieses Leben zu einem herr- lichen?) gestalten. O Weiser und ibr anderen Herren und du, o Recht, gewihrt Euer Biindnis, damit sich die Gedanken auf einen Punkt richten da, wo die Eimsicht falsch ist.

Denn dann wird stattfinden jene Zertriimmerung des Gliickes der Liige, dann werden der Verheissung anf die gute Woh- nung des guten Sinnes, des Weisen und des Rechts diejenigen teilhaftig werden, die im Besitze guten Rufes sind.

Wenn ihr Menschen die Satzungen lehrt, die der Weise ge- geben hat, einerseits den richtigen und den falschen Wandel, anderseits die lange Pein fiir die Ungerechten und das Heil fiir die Gerechten, dann wird es hernach dadurch nach Wunsch

sein.

1) oder: Wunder.

Kgl. Ges. 4, Wiss. Nachrichten, Philolog.-hist. Kl, 1909. Heft 1. 4.

Akzentstudien. ~

Von

J. Wackernagel. I.

Vorgelegt in der Sitzung vom 20. Februar 1909.

Gegentiber der allgemeinen Regel des Altindischen, da8 bei der Gradationsbildung auf -tara- -tama- der Akzent an dem zu Grunde liegenden Nominalstamm haften bleibt, ist sehr auffallig das im RV. sechzehnmal belegte purié-tdéma- als Superlativ von purd- ,viel*. Die Bildung ist eine Antiquitét; bereits im AV. verschollen, hat sie ihr Gegenstiick in pourutama- der avestischen Gathas. Aber mit ihrem merkwiirdigen Akzent steht sie nicht isoliert da. -tara- -tama- kommen im vorklassischen Altindischen selten hinter w vor, weil die stirkst vertretene und hidufigst gebrauchte Klasse der -u-Stimme, die primitiven Adjektiva auf -u-, meistens mit dem an die Wurzel angekniipften -zyas- -istha- steigern. Aus dem RV. wei8 ich nur anzufiihren vanku-tdra- ,beweglicher“ (1,51,11°), auf dessen schon von Benfey Vollst. Gr. 234 605,6) bemerkte ak- zentuelle Ubereinstimmung mit puru-téma- mich Oldenberg auf- merksam gemacht hat, cdéru-tama- ,angenehmst* und suydsu-tara pmadentior in coitu“. Dazu AV. 1,34,1° mddhor asmi mddhutarah ,»ich bin mehr Honig als Honig“. Sonst vorklassisch, soviel ich sehe, nur noch PB. valgutama@ ,venustissima* und SB. bahutama- ,,wei- test*. Das in der VS. neben madintama- gestellte madhintama- aus médhu- geht uns schon wegen des nichts an. So spiarlich die Beispiele sind, so kann doch gesagt werden, daS die einzige Gra- dationsbildung, bei der das Grundwort auf -u- im Akzent mit

Akzentstudien. I. 51

puru- zusammengeht, mit dessen Superlativ stimmt:. varkutdra- wie purutdma-, wihrend die Paroxytona cdru- mddhu- suyiéu in der Gradation den Akzent des Positivs bewahren.

Hierauf die Lehre zu griinden, daB Oxytona auf w bei sekun- direr Ableitung den Ton an die erste Silbe eines normaler Weise unbetonten Suffixes abgeben kénnen, scheint gewagt. Aber dic Erscheinung wiederholt sich im Altindischen in einem zweiten Fall. Normal unbetont wie -tara- -tama- ist -mant- (vgl. z. B. v. ydvamant- barhis-mant-). Aber es heigt im RV. (vgl. Lindner Nominalbild. 137) amsumdnt- von amsi- ,Somastengel", rbhumdnt-: rbhi- ,Elfe“, ketumdnt- : ketu- ,Helle“, kridumant-: kridi- ,hiipfend“, ksumdnt- : ksu- ,Speise“, gatumdnt- : gati- ,Gang“, dyumdnt- ; dyu- , Himmel‘, dhenumdnt- : dhent- ,Milchkuh‘, nadanumdnt- : nadani- , Getdse“, parasumdnt- : parasu- ,Beil*, pasumdnt- : pasu- , Vieh*, pitumdnt-: piti- Saft", bkanumdnt- : bhani- ,Glanz*, manyumdnt- : manyii- ,Grimm* , ydtumdnt-: yati- ,Zauber“, vibhumdnt- : vibhii- ,ge- waltig“, sinmumdnt- : sini- ,Sohn*. Dazu kommen aus dem AY. asumant- : v. asu- ,schnell“ und bahumdnt- : v. bahi- ,Arm“, aus der VS. rtumdnt-: v. rti- ,Zeit*, aus der TS. vdyumdnt- : v vayu- ,Wind*. Ebenso wie in den akzentuierten Texten ist nach Panini 6,1,176 -mdnt- hinter Stémmen auf oxytones -v- in der klassischen Sprache Regel. Dagegen nicht- oxytone Stimme auf -u- bewahren vorklassich und klassisch vor -mant- durchaus ihren Akzent z. B. RV. ésu-mant-, kratu-mant-, mddhu-mant-. Danach ist bei den rigvedischen susumdnt- (Bedeutung?) und harsumeant- »freudebringend“ das nicht belegte Grundwort oxyton mit *sugi- *harsu- anzusetzen. Die Parallele mit den Gradationsbildungen ist frappant; pitu-mdnt- ist betont wie vanku-tara- puri-tama-, da- gegen mddhu-mant- wie mddhu-tara-.

AuSerhalb der Bildungen aus -u-Stémmen zeigen die Gradations- bildungen nichts Analoges, sondern lassen hinter sonstigem oxyto- niertem kurzem Vokal das -tara- -tama- unbetont. So im RV. z. B. ind-tama- priyd-tama- vird-tara- vird-tama- Ssivd-tama-, kavt-tara- kavi-tama-, nj-tama- pitf-tama- matf-tama-. Ganz ebenso in allen andern Texten und in der klassischen Sprache. RY. 1,32,5* er- trdm vytrataram ist eine singuldre Entgleisung (nach y. vytra-tiram ?) Das oxytonierte -tard- -tamdé- hinter Pronominalstimmen, in den Ordinalia nebst Zubehér und in asvatard- vatsatard- usw. aus dgva-, vatsd- (vgl. P. 5, 3, 90f.) ist eine Sache fiir sich.

Dagegen -mant- cent auch hinter oxytonen Stimmen auf 1 den Udatta an sich. Zu Panini 6,1,176, der dies fiir die klassische ‘Sprache lehrt, stimmen die alten Texte. Bei -j- in RV. asijimdnt- :

4%*

31601

52 J. Wacker nagel,

arji- ,Salbe", abhistimant- : abhisti- (neben abhisti-) ,Gonner“, arci- mant- : arei- ,Stral*, rstimdnt- : rsti- ,Speer*, nidhimdnt- : nidhi- »echatz“, pustimdnt- : pusti- (nach dem RV. pisti-) ,Gedeihen“, bhystimdnt- : bhystt- ,Zacke*, rayimant-:rayi- ,Reichtum“, vystimant- : oysti- ,Regen", srustimdant- : Srusti- ,Erhérang*, sthivimdnt- : sthivi- »vcheffel*, svastimdnt : svasti- , Wolsein*. Kein Grundwort ist be- legt fiir 5, 42, 14° abdiman und udanimin ,wolken- und wasser- reich*. Dazu aus den andern akzentuierten Texten AV. agni- amdnt-:v. agni- Feuer‘, jatimdnt-: v. jutt- ,das Vorwartsdringen‘, sphatimdnt-: v. sphatt- ,Mastung*, hetimdnt-:v. heti- ,Geschof* ; VS. asimdnt-: v. ast- ,Schwert“, isudhimdnt- : v. isudhi- ,Kécher“, VS. rasmivdti- TB. ragmivdnt- : v. rasmi- ,Stral“; MS. sanimant- : v. sani- ,Gabe“; TB. 3,12, 2,7 (fiinfmal) balimdnt- : v. bali- ,Ab- gabe“ (gegeniiber RV. dvi-mant- asdni-mant- tvist-mant- dhini-mant- présti-mant- aus paroxytonen -i-Stimmen und gegeniiber AV. ulkusiman aus oxytonem -7-Stamm). Ebenso bei -7- in AY. matymdnt- : v. matr- ,Mutter“ und TS. VS. TB. SB. pitymdnt- (auch Kath. 9,°6 [108,12]); nur AV. XVIII zweimal pitymant-: v. pity- ,, Vater®.

Dem entspricht durchaus die Behandlung des mit -mant- in Austausch stehenden -vant-. Vom Rigveda bis in die klassische Sprache (P.6,1,176) hat das im iibrigen tonlose Suffix den Udatta hinter oxytonem 77. Vorklassisch belegt sind im Rigveda agnivdnt-: agni- ,Feuer“, arcivdnt-: arci- ,Stral*, rayivdnt- und revant- : rayi- »eichtum* nebst nivdt-: ni ,nieder“; wonach vedisch agsthtvdnt- »Kniescheibe‘, wenn iiberhaupt mit -vant- gebildet, auf ein *astht- zurtickgehen mu8, mit derselben Dehnung, die z. B. im vedischen Sdktivant- vorliegt; nrvdnt-: nf- ,Mann*. Gegen die Regel ist das Suffix unbetont in saptaysivant-: v. saptarsdyah ,die sieben Weisen“; aber jene Bildung ist nur AV. 19, 18, 7 belegt, also in einem Text mit ganz schlecht tiberliefertem Akzent. Eine wirkliche Ausnahme ist TS. tvi-vat-ya ,das Wort drei enthaltend“+), sowie v. i-vant- ,tantus“ ki-vant- ,quantus“, deren Sonderstellung nicht iiber- rascht. Von der Ableitung aus u-Stimmen ist -vant- im Ganzen ausgeschlossen. Der einzige Beleg, vedisch und spater visiwdnt- »die Mitte haltend, Mitteltag“, scheint ein Grundwort *visi- zu fordern, was gegeniiber v. visu-rapa- visv-afic- auffallig ist.

Ueber den Gebrauch von -mdnt- hinausgehend, aber nur weil -mant- hinter derartigen Nominalstimmen nicht erscheint, ist der

1) Ebenso ti-vant- klassisch nach V. 2 zu P. 6, 1, 176, wozu Patanjali eine bisher nicht nachgewiesene alte Textstelle mit dem Nom. pl. trivaith beibringt.

Akzentstudien. I. 53

von -vdnt- hinter Nomina auf -dn- (dies auch klassisch: P. 6, 1, 176) und hinter Einsilbern auf Konsonant (dies gegen die Gram- matik). So im RV. aksanvint- : aksén- ,Auge“, asthanvdnt- : asthdn- »Knochen“, aimanvant- : aimdn- ,Secle", udanvdnt-: uddn- , Wasser’, dadhanvdnt- : dadhén- ,saure Milch“, dhvasmanvdnt- : dhvasmdn- » Verdunklung“, pasanvednt- : pisdn- Gottesname; im AV. dsanvdnt- nBegenwirtig’ : dsdén- ,Mund“ und sersanvdnt-:v. Sirgin- ,Kopt*. Nach solchen Mustern ist das é&. 1. des SB. gartanvdnt- 2 gdrta- »Grube* gebildet. Dagegen vedisch dmanvant- zeigt durch seinen Akzent, daS es zu dman- ,Genosse“, nicht zu omdn- ,Schutz" ge- hort. Aus konsonantischen Einsilblern sind abgeleitet im RY. udvdt- aus vd ,auf“, datvint- aus ddnt- ,Zahn“ und padvént- aus _ pad- ,FuB*, im AV. nasvdné- aus nas- ,Nase“, wihrend mehrsil- bige konsonantische Oxytona, mit EinschluB des zweisilbig ge- sprochenen bids-, ihren Ton vor -vant- bewahren'). Niemals zeigen die akzentuierten Texte -a-vdnt-; tiber dessen angebliche Geltung in der klassischen Sprache s. unten S. 57 f.

Am sichersten ist also die Uberschiebung des Akzents bei ~z-, weil hier auch durch -tdra- -idéma- bezeugt. Aber unverkennbar ist sie auch bei -i- -/- -dm- [aus indogerm. -#-], die ja mit -- morphologisch iiberhaupt zusammengehn. Wirkungen derselben Tendenz zeigen sich bei derartigen Stammausgdngen auch sonst. Zwar so gut wie nicht in der denominativen Ableitung. Von den- jenigen Suffixen, bei denen nicht wie z. B. bei -érd- -évand- Suffixton absolute Regel ist, lassen -td- -tat- -tati- den Akzent stets (aufer in v. aviratd-) auf der dem Suffix unmitielbar vorausgehenden Silbe ruhen (doch beachte S. 60), -tya- stets auf der ursprtinglichen Akzentsilbe des Grundworts. Wo aber Schwanken zwischen Akzent des Suffixes und Akzent des Grundworts herrscht, wie bei -avic- [sofern dies zu den Suffixen gestellt werden darf], -t(u)na-, -van-, -Sa-, ist eiue Ratio schwer zu erkenen, jedenfalls keine deutliche im Sinne obiger Tendenz. Wol aber ist einerseits vergleichbar, da8 bei den Stdmmen auf oxytones i uy vom RV. ab der Genetiv Endbetonung hat, also -indim -andém -fném (Lanman Noun Inflection 397. 417. 430. Panini 6, 1,177). Bei anderen Genetiven auf -ndm zeigt sich im Ganzen solcher Endton nicht, insbes. nicht bei bary- tonen Stimmen, und in den akzentuierten Texten, was bes. be- merkenswert ist, auch nicht bei denen auf -d- -d-, also z. B. stets

1) AV. TS. TB. medasvdnt- bei BR., dasselbe und RV. niyutvdnt- bei Lindner Nominalbild. 148 sind Fehler far médasvant- niyiitvant-; vedisch vivakvam vivikean gehért nicht hierher.

4: J. Wackernagel,

- devandm (ber angeblich kl. devanim[?] unten S. 57f.). Allerdings findet sich -2mdm auch von oxytonen 7-Stimmen, aber (abgesehen von y. dhindm Srinim, deren Endton mit dem von dhiyiim und. iiber- haupt dem der Kinsilbler zusammengehért) nur bei den devi-Stém- men und auch bei diesen nicht ausnahmslos (Lanman 398f.); die klassische Sprache hat iiberhaupt hier nur -indm (P. 6, 1, 178), also hierin den vykt-Typus vorwalten lassen (s. unten 8. 57). Das -inim der devi-Stimme wird einfach dem der -i-Stimme nachgebildet sein, mit denen die devi-Stimme auch in der Bildung des Nom. Akk, Duals und Akk. Plurals fem. zusammengiengen.

Anderseits zeigen die Komposita merkwiirdige Entsprechungen. Zu purii-tdéma- stimmt in werkwiirdigster Weise, dai in allen Kom- positionsklassen, bei denen nach der allgemeinen Regel der Ton auf das Vorderglied fallen sollte, die allzemeine Regel bei Vor- antritt von purdé- nicht gilt, sondern in diesem Falle ausnahmslos das Hinterglied den Ton trégt. So im RV, bei den Komposita mit Hinterglied auf -td- (Verf. Ai. Gramm. IT 1, 227 § 93 ca) z.B. puru-girta- ,vielen willkommen‘ puru-hitd- ,vielgerufen“ ; bei denen mit adjektivischem Hinterglied (ibid. IL 1,239 § 96 bd, vel. v. Schroeder KZ. 24,120) z. B. puru-Scandrd- ,viel schimmernd*; in den Bahuyrihis, deren es im RY. besonders viele mit puru- gibt (ibid. IT 1,296 § 214d) und zwar hier stets mit dem urspriinglichen Akzent des Grundworts, ohne die bei den Bahuvrihi beliebte Oxy- tonese nicht-oxytoner (II 1,297 § 214ea) z.B. puru-vira- ,manner- reich“. Nach dem RV. weicht puru- als Ausdruck fiir ,viel“ all- mahlich vor bahu- zurtick. Aber die wenigen neuen Bildungen zeigen z. T. auch noch das alte Gesetz: AV. puru-ddma- puru- vdriman, abweichend AV. purti-ndman-. Und auch hier gehen die andern Stémme auf -7i- und die auf -i- -/- -dn- vielfach mit purti- in der Akzentverschiebung zusammen.

Im Rigveda ist -té- hinter (ayni- ari- kavi- tuvi-) durchaus Regel z. B. agni-taptd- ,feuergliihend“; hinter -vi- -j- wenigstens he- legt, in bahu-vykté (n. pr.!) gegentiber balwi-cyuta- ,vom Arm ge- fallen* bahi-dhiita- ,mit den Armen geschiittelt“ dyi-bhakta- vom Himmel zugeteilt* babhri-dhata- ,von Babhru durchgeschiittelt“; in pity-vitid- ,von den Vatern erworben“ gegeniiber mdt/-mysta- von der Mutter geputzt* m'-diata- ,von Mannern geschiittelt“ nj-sata- »von Mannern angetrieben*; in vibhva-tasté- ,von einem tiichtigen Meister (vibhudn-) gezimmert*. Dies ist um so bedeutsamer, als im Rigveda sonst (abgesehen von dem Personennamen indrotd-) vor eimem Verbaladjektiv auf -ta- ein nominales Vorderglied stets den ‘l'on behalt. Nach dem Rigveda verschiebt sich die Grenze in

Akzentstudien, I. 55

doppelter Weise. Einerseits findet sich nun der.allgemeine Vorder- gliedston auch bei Stimmen auf -i-: AV. agni-mudha- hyst-saméita- SV. agni-nunna- TB, agni-nyakta- SB. samé-cita- ; sogar in Wartern, die im RV. oxytoniert sind wie SB. agni-dagdha- (auch Parié.- des RV., aber TB. 3,1, 1,7 agni-dagdhd- wie RY.) kavi-Sasta-. An- _ derseits macht sich eine allgemeine Tendenz nach Endbetonung der Komposita auf -td- auch bei beliebigem Vorderglied fiihlbar.

Von den auf dem Hinterglied betonten Bahuvrihi kénnen mit Sicherheit im Ganzen nur die nicht-Oxytonierten in Rechnung ge- stellt werden, weil bei dieser Kompositionsklasse die Tendenz tiber- haupt auf Oxytonese geht. Immerhin fallt RV. agni-jihod- ans agni- ,Feuer“ jihvdi- ,Zonge“ auf, weil im RV. sich jene Neigung zu Oxytonese sonst nur gegentiber Barytona auf -d- geltend macht; hier muB also ein besonderer Grund vorliegen, der nur in der Beschaffenheit des Vordergliedes gesucht werden kann. Beto- nung des Hinterglieds aber ohne Oxytonese findet sich im RV. auBer bei Hintergliedern auf -as- und anBer dem 4. 4. citra-dfsthka-, das wol durch die andern Komposita auf d/sika- bestimmt war, nur hinter Vordergliedern auf -i- -d- -/- z. B. tuvi-griva- ,stark- nackig“, tuvi-susma- ,sehr kraftig*, uru-sdmsa- ,weiten Preis ver- kiindend“, uru-ksdya- , weite Sitze habend*, rju-krdtu- ,geradgesinnt*, yju-hasta- ,geradhandig*, kydhu-kdrna- ,kurzohrig", pythu-jrdya- »weitflichig”, prthu-parsu- ,breite Hippen tragend*, vibhu-krdtu- »mutig“, ny-médha- n. pr. Allerdings kommen die meisten dieser Vorderglieder auch betont vor (vgl. meine Altind. Gramm. II 1, 296 § 114d); aber bei dvi- tri- findet sich Betonung des Hinterglieds (2. B. dvi-dhira-, tri-téntu-) tiber dreiBigmal, solche des Vorderglieds nur dreimal (ibid. 295 §114c). Nach dem RV. erlischt allmahlich die Regel; doch sind z. B. MS. prthu-griwan- ,einen breiten Stem habend* VS. amhu-bhédyak ,der engspaltigen“ lehrreich, und ist hinter §si#i- noch klassisch meist das Hinterglied, und zwar auf seiner urspriinglichen Akzentstelle, betont und hinter dahu- das Hinterglied wie hinter a(n)- behandelt, also in der Regel oxy- toniert (P. 6, 2, 138. 175).

Schwache Anklinge an dieses Gesetz finden sich sogar bei den Tatpurushas mit nominalem Vorderglied. Im Rigveda haben sie teils Betonung des Vorderglieds, teils solche der letzten Stamm- silbe. Daraus fallen mit ihrer Paroxytonese heraus urv-djra-, jana- réjan-, ny-pdti-, ny-pdtnt-, mrtyu-bandhu-, rayi-pdti-, vasu-pdini-, vis- piti-, vis-pdint-. Unter diesen kann jana-rdjan- kaum zihlen. -raj- -rajd-~ ist vom Rigveda bis in die Klassische Sprache der normale Ausgang der mit dem Worte fir ,Kénig" gebildeten Tatparusha ;

56 J. Wackernagel,

-rajan- findet sich aufer in dem angeblichen jana-rajan- zuerst AV. 5, 2, 8°, in einer verschlechterten Fassung von RV. 10, 120, 8, wo fiir rigvedisches svardjah der Nom. sva-riija eingesetzt ist, dann in eben diesem sva-rdjan- in TS. TB.. Im einzelnen Brahmanas (PB. und AB.) kommt deva-rajan- manusya-rdjan- fiir dlteres deva- rajd- manusya-raj- -rajd- auf. Weiteres in der epischen Sprache. Der einzige Beleg von janardjan-: RV. 1, 53, jana-riijiah als Akk, plur., ist also entweder Nebenform zu normalem *jana-riijah (von jana-raj-, erhalten in VS. jana-rdf) oder aber aus solchem kor- rumpiert, demnach in keinem Falle beweiskraftig.— Auch der Akzent von nach-rigvedisch svardjan- ist dem vom Rigveda an hiaufigen sva-raj- entnommen. Entsprechend folgen RV. samrajiz TB. virajtz svarijnt, weil sie nichts anderes als Femininalformen zu samraj- virdj- svardj- sind, dem Akzent derer auf -raj-. Dagegen bei dem Wort fiir ,Schlangenkénigin“, das kein altes Maskulinum neben sich hat, sondern direkt aus RV. sarpa- und VS. TS. rajniz gebildet ist, tritt die normale Oxytonese ein: T'S. usw. sarpa-rajni-. Dies ein neuer Beweis, da8 ein allfalliges jana-rajan-, wenn wirklich aus jaza- und rajan- neu zusammengesetzt, hatte oxytoniert werden miissen.

Bei allen tibrigen oben verzeichneten paroxytonen Tatpurushas des Rigveda (mit Ausnahme bloB von vasu-pdint [I 164,27], das auch zu seinem Maskulinum vdsu-pati- nicht stimmt, und wol nach vis-pdint- akzentuiert ist) erklirt sich der Akzent aus der Be- schaffenheit des Vordergliedes. Hinter Stimmen auf oxytoniertes +uy und hinter Monosyllaba nach Art von vis- zieht ja auch -vant- den Udiatta auf sich. Gegenbeispiele mit Betonung des Vorderglieds giebt es zwar bei einsilbigem Vorderglied z. B. ddém- pati-, pir-pati-, sdt-pati-, aber nicht bei Vorderglied auf oxyto- niertes 7 uy. Betontes Vorderglied ist entweder baryton oder geht auf 4 @ 6 oder Konsonant aus. (Man beachte immerhin udd- vraja- ,Behausung der Gewisser“ gegeniiber udan-vant- oben S. 58).

* * *

Der eigentliche Grund dieser Akzentverschiebung laBt sich nicht aufdecken. Wol aber darf man behaupten, da8 sie alt sein mufi, Sie ist kein Erzeugnis indischer Sonderentwicklung. Vom Rigveda ab lft sich gerade ein Zuriickgehen der ganzen Tendenz beobachten. Schon im Rigveda an der Unbetontheit von -tara- -tama- hinter -i- und -/- (S. 51) und an dem unsichern Verhalten andrer barytonen Suffixe (S. 53). Klassisch hat Betonung des suffixalen oder kompositionellen Hinterglieds nach oxytonen Stammen von der bezeichneten Art villig aufgehirt bei -tara- -tama- (S. 50). und ist arbitriir geworden im Genetiv plur. (P. 6, 1, 177). Ob

Akzentstudien. I. 57

das Paroxytonon AV. 1, 20,2 aghayiinaém Maskulinum und dann das dlteste Gegenbeispiel gegen die vedische Regel oder Femini- num und dann, weil zu einem Nom. sing. aghdyuh gehirig, nor- mal ist, 1aBt sich nicht ausmachen (Lanman Noun Inflection 418, Whitney zu AV. 1, 20,2)'). Weiterhin hat klassisch jene Be- tonung aufgehért binter konsonantischen Stammen bei -vant- (S. 53); hinter den Stémmen auf -7- beim Genetiv Pluralis (8.54) [was allerdings als ein Rest der vykt-Flexion betrachtet werden kénnte, so gut wie der Nom. Akk. Du. devyaw und der Nom. Plur. de- vyah|; endlich vielfach bei den Komposita. Nicht nur, wie schon oben S. 55 f. festgestellt werde, bei denen auf -ta- und bei den Ba- huvrihi, sondern auch bei den Tatpurusha, obwol méglicherweise einige der von den Grammatikern gelehrten Falle von Betonung der ersten Silbe des Hinterglieds (Altind. Gramm. lI 1, 271 §106e) unter die alte Regel fallen. Sicher ist -pdti- klassisch ganz aus- gemerzt (II 1,265 §104c). Die Triibung des urspriinglichen Ver- haltnisses beginnt schon im AV.; unter dessen neuen Beispielen stimmen blof ytu-pati- pasu-pdti- (letztres auch die Yajustexte) zur alten Regel. Diese ist iibertrieben in pusta-pdti-, bhita-pdati-, sva- pdti, nicht beachtet in nidht-patih 7,67,4, wo allerdings das nor- mal betonte pajd-patih unmittelbar daneben steht (IT 1,264 § 104b). Unter den Beispielen der andern akzentuierten Texte ist am in- teressantesten der Gegensatz zwischen dem schon rigvedischen vis-pdli- vis-pdini-, das bis ins Taittiriyabrabmana seine alte Pa- roxytonese bewahrt, und dem zuerst im TB. belegten vif-pati- mit dem auf jiingerem Sandhi beruhenden ¢ fiir §, worin nach klassi- scher Norm das Vorderglied betont ist (II 1,265 § 104bA). Allen diesen Indizien fiir Erlahmung der Verschiebungstendenz la&t sich einzig die Behandlung der oxytonen -a-Stémme vor -vant- (S. 58) und im Gen. pl. (S. 53f.) entgegenstellen. Aber die ist ganz zweifelhaft. Nach strikter Interpretation von P. 6,1, 176f. sollte man allerdings fiir die klassische Sprache bei diesen Staémmen den Akzent -a-vdnt- und -Gndém neben -iindm erwarten®). Aber obwol die einheimischen Erklérer die Regel iiberhaupt hrasvantad antodaitat eimtreten lassen und die eine derartige Akzentverschie- bung fiir -a-Stimme ausschlieBende Regel P. 6, 1,182 nur auf

1) AV. 18 pit/-mant- und AV.19 saptarsi-vant- (S. 52) widersprechen nicht blo8 der vedischen, sondern auch der klassischen Weise.

1) Da& die vedischen Texte in der Akzentuation virdvani- 2u P. 6, 1, 176 nicht stimmen, bemerkte wol zuerst Benfey Glossar zum SV. 175s. v. Vel. seine Vollstind. Gramm. 8. 239 VIII

58 J. Wackernagel,

Einsilbler beziehen, scheinen sie doch -a-vdnt- und -dndém nicht an- erkannt zu haben, da sie keine Beispiele dafiir bringen. Und aus- driicklich lehnt Haradatta zu P. 6, 1, 182, wenn ich ihn richtig verstehe, die Betonung -a-vdni- (und implicite -aniim) eben auf Grund von P. 6, 1, 182 ab.

Danach muf in der Erscheinung ein Erbsttick vorliegen. Man kann es zunichst unentschieden lassen, ob sie urspriinglich sowol bei den Komposita als in der sekundéren Ableitung zu Hause war oder aber von der einen Gattung auf die andere iibertragen ist. Wol aber dringt sich die Frage nach auSerindischen Hntspre- chungen auf. Bally Mélanges Saussure 18 erwahnt die ,types puru- priyd- und puru-ddma-“ und bemerkt ,pour le Grec rien de sem- blable*. Nun allerdings nicht bei den Komposita mit xodvg. Aber bei Homer betonte Aristarch Boadvtijs rayvtyg dvdgorys’), dagegen idtng uaxdcns vedrys mrAdryg, also -ryj¢ hinter Stémmen auf oxy- tones -1- -/-, yg hinter paroxytonen und oxytonen auf -o-. Im hellenistischen Griechisch war -rnyg stets unbetont, auch bei Bil- dungen aus -v-. Die Grammatiker lehren ydvudeng Ouodtryg doi- pucng. Aber im Attischen lebte die homerische Regel noch fort: ausdriicklich wird fiir dieses toayutie bezeugt. Nun freilich ist die Suffixbetonung bei Homer auch fiir dysornr-*) bezeugt, im Attischen auch fiir xovporys. Was dort zu Grunde liegt, kann ich nicht sagen: ware denkbar, daB vorgriechisches 2 uw —w bei Hintreten des Drei- silbengesetzes za —vs 1% wurde, wonach dyorirog gesetzmibige Fortsetzung von *drorntos wire? Man setzt gemeinhin voraus, daB, wo der vorgeschichtliche.Akzent auf eine frithere Silbe fiel, als nach dem Dreisilbengesetz erlaubt war, er einfach soweit nach dem Ende riickte, als das Dreisilbengesetz verlangte und nicht weiter. GewiB gieng es oft so; ob aber immer und bei allen Quantitétsverhaltnissen, darf man vielleicht bezweifeln. Méglicher-

1) Ohne Grund hat man sich iiber die Kurzmessung der ersten Silbe von évdoorire ereifert; das sicher auf am;t- beruhende &Peordouey K 65 zeigt un- widerleglich, daS eine Silbe mit kurzem Vokal, dem urspritnglich Nasal +r folgte, bei Homer vor der Silbenfolge U-u kurz gemessen werden konnte. Wie man das in der Schreibung zum Ausdruck bringen soll, ist eine Frage fiir sich. Wegen &Boordkowev ist *édgorhra das Wahrscheinlichste. Wie Schulze KZ 33, 870f. ausgefiihrt hat, war, wenn auf einen Nasal ein andrer Konsonant folgte, auch im Inlaut neben der Entwicklung eines vermittelnden Hilfskonsonanten ein direktes Umspringen des Nasals in dem ihm entsprechenden VerschlufSlaut moglich: daher Aa Bde, Neéapog und, fiir uns besonders instruktiv, Nefoedd = Nimrod.

2) Bei Soph. fr. 340 duvorirog ist wegen der handschriftlichen Properispo- menierung Diintzers Schreibung datorirog wahrscheinlich,

Akzentstudien. I. 59

weise aber beruht dyorgrog auf sonst einer Stérung, eventuell auf dem Hinflu8 eines Synonymums oder Gegenwortes. Sicher ist dies der Fall beim attischen xovgoryjg. Das Adjektiv xotpog ist Gegen- wort zu Baovs: sehr haufig bei den Philosophen, bei Plato: z. B. ~ Rep. VII 524A (rv puyiy dxogst nove onuaiver 7 -aloOnorg . .) vo} xovpor xual fy tod Bagsos, tt tb xodpov nal Pao, ef v6 tE Baevd xotgory nal to xotgpov Baer onuatve. Charm. 166B 4 dtatxn tod Bagutégor rE xal xovVHOTEQOY Oraduod gorw GtEH- viny’ éreoov O€ gory td Pad te xa xotMoY TH orarinhe adrife. Huthyph. éni ye vd lordvas éodvreg .. . megt tot Baovtgoov te “ol xovgort goov droxordeipev dv; vel. Ps.-Plato deius to 873E t) Baod xab 1th xodBmov orodude wal orarin xal orarixds dia- xotver, th dv te Bagd ual ro xovqor; sixomer dy aired, St vd psy udeo Gécov év roig Evyoig Bao, to 0 kvm xod mov. Ps.- Plato Minos 316A aéregoy ra wistov Ehuovean Baodreoa vouckeras évodds, ta 0& dhattov xovgydtsoga y tobvarrlov; otu, hid ta ahetov édnovta Bagdrega, te Ob Zharvoy xovpdstega. (Vgl. noch Krat. 423 A Theaet. 152D und 178 B. Phileb. 14D. Rep. IV 438C. V 479B. Tim. 534. Charm. 168C.) Fir Aristoteles ver- weise ich auf den Index von Bonitz. Aber auch sonst finden: sich Belege: Eubulos fr. 41,5 ff [Comici ed. Kock II 178] ox yee otte xoBMosg obre Oddiog dmaddayivo ... Bagds JF nowdy Phalaikos Anth. Pal. 6,165,5 xod moro Baovy tuadvov poduov. Lukillios Anth. Pal. 11, 898, 2 od« gotw Suyarods peifov Badoog’ ef 08 doxsi Got, Edurijuoy, siva. %od pov, kxovoov éuod. Hesych. x0 ya: tx uw Booga usw. Ebenso ist zovpmg péoswy das Gegenstiick zu Beoéws péoev. Demgema& entsprechen einander auch die zu den Adjektiven gehérigen Abstraktbildungen. Von den beiden Abstrakta von Baove findet sich Béoog mit xovpdrng zusammengesellt z. B. bei Plato Leg. I 625B und bei Aristoteles de caelo III 2p. 800% 24, 301°23. und meteor. II 2 p. 355°33/4. 355°5 ; dagepen Baodryg Plato Leg. X 897A (Bagvryrag xovpdrytas). Aristot. de part. anim. IT 2 p. 648°7 (od roayvrnreg nol Asidtytes ode BaqurytEes nab xovgdtyres) und de caelo. I 6 p. 273°26 (ef ydo dori dmeigog paguryg, gov xal xovgdrys). Damit wird die attische Oxy- tonese von xovgorijs klar. Sie stammt aus dem Gegenwort Bagv- tc, dessen Oxytonese a priori zu fordern ist und nun eben durch novpotys erwiesen ist. Beide Bildungen sind itibrigens seit dem V. Jahrhundert belegt, Baovrig anscheinend zuerst bei Thuk. VIT 62,2, xovoryg anscheinend zuerst bei Euripides fr. 119,383 .DaB Handschriften (?) und Ausgaben immer Baovtng und xovpdryg statt der richtigen Oxytonese bieten, ist natiirlich ohne Belang.

60 J. Wackernagel,

Die Tendenz den Hochton oxytonierter Stimme auf i w yr auf das darauf folgende Wortglied zu werfen ist im Griechischen, wie es scheint, bis auf diesen einen Fall erloschen, im Altindischen vom Rigveda an im Zuriickweichen (S. 56ff.). Beiderorts haben wir nur Reste, in Indien einen stattlichen, in Griechenland einen nur ganz bescheidenen und sparlichen. Somit darf man sich daritber nicht wundern, daf die phonetischen Bedingungen fiir die Akzent- verschiebungen in den Belegen beider Sprachen genau dieselben sind, aber nicht dieselben Bildungen davon betroffen werden. Bei -regog -fevt-, im Genetiv pluralis und in den Komposita bietet das Grie- chische nichts dem -tédra- usw. vergleichbares. Umgekehrt fehlt fiir -r7g eine genaue altindische Entsprechung. Bei -tat- ist’ wie bei den damit zusammengehdrigen -tati- -tat- nur Paroxytonese des Stammes belegt z. B. vedisch nicht bloB deva-tat- von devd-, sondern auch vyka-tat- von vfka-. Aber die Diskrepanz vom Griechischen ist insofern zufallig als in den akzentuierten Texten anscheinend keines der drei Suffixe hinter einem Stamme auf oxytones i ur vorkommt (vgl. Lindner Nominalbild. 133 f.), also das Gesetz der Akzentverlegung auf das Suffix gar keine Gelegenheit hatte in Kraft zu treten. Da hilft die mit jenen Denominativnomina gewif zu- sammengehérige Adverbialbildung auf -fa@: auch hier pflegt die dem Suffix vorangehende Silbe den Ton zu tragen; aber hier haben wir Beispiele, wo ein Stamm auf i # zu Grunde liegt; von diesen schlie®t sich vedisch bahi-ta ,mit den Armen“ im Akzent an die andern Adverbien auf -a@ an. Aber dvi-té ,zweifach, doppelt* (?) zeigt die postulierte Endbetonung 3).

1) Damit erledigt sich Bartholomaes richtige Beobachtung (IF. 28, 818), daf der Akzent von dvita zu dem der Adverbien auf -t@ nicht stimme. Zur Auffassung von dviti als Adverb des zweiten Cardinale stimmt das doch darauf (oder auf einem Abstraktum *dvité?) beruhende Neutrum SB. dvaitd- ,Dualitat“ (vgl. TS. MS. traitd- mask. ,,Drilling“ neben VS. TS. érété). Tnebesondere aber wird diese Bedeutung durch das vielbesprochene duvitd-parnam der Keilinschriften vollig sichergestellt, da hier eine andere Ubersetzung als ,in zwei Linien“ durch den Zusammenhang ausgeschlossen ist. Bartholomaes neuliclier Versuch sich mit der Ubersetzung ,nach einander“ zu helfen, scheitert aufer an den exegetischen Schwierigkeiten an den Bedenken gegen ein indoiranisches duitd- ,der zweite“. Kin solches ist a priori unwahrscheinlich, da bekanntlich in der Grundsprache das zweite Ordinale nicht aus dem Kardinalzahlwort gebildet wurde, und da -ta- indoiranisch tiberhaupt nicht zur Ordinalbildung dient. Tatsichlich ist dvitd- ,der zweite* weder auf iranischem noch auf indischem Boden belegt. Wol hat Bartholomae aus mittelpersischen Formen (angeblich dit dut) ein uriranisches dvita- erschlieBen zu kénnen geglaubt. Aber Herr Andreas schreibt mir: ,Das mittelpersische Wort, das durch das Ideogramm ‘9p, eine Abkiirzung oder Ver- stiimmelung des aramiischen xy3n, ,Secundus* bezeichnet wird, lautete, wie wir

Akzentstudien, I. 61

Die Vererbung einer so eigentiimlichen Akzentregelung in beiden Sprachen ist ein nener Beweis fiir ihre Treue in Bewahrung

jetzt durch die Turfan-Fragmente mit voller Sicherheit wissen, dudi (geschrieben Ty") und hat die Bedeutung ,andere“ so z. B. ydk dwir dudi der eine auf dem andern“ (F. W. K. Miiller, Handschriften-Reste in Estrangelo - Schrift ans Turfan, Chinesisch-Turkistan II p, 40). AuS8erdem wird es auch adverbiell ge- braucht im Sinne yon ,ferner“ (wartlich ,ein anderes“). Dieses dudi ist der ge- nave mittelpersische Fortsetzer des altpersischen Suvitiya-. In den aus dem spii- teren Mittelalter stammenden Paziind-Transkriptionen, die eine jingere Sprachform bieten, erscheint dafiir ait oder dut, mit historischer Schreibung des auslautenden 6. Hier ist, infolge des zweiten irfinischen Auslautgesetzes, wonach die auslau- tenden Vokale des Mittelpersischen schwinden muBten, da8 schlieBende z von dudt abgefallen. Erhalten hat es sich aber vor angehiingtem e(d) : didté(a). Als Ordi- nale wird im Mittelpersischen der manichdischen Fragmente aus Turfan die durch das k-Suffix vermehrite Form dudiy (geschrieben 995)%) verwendet, waihrend das Mittelpersische der Zaratuschthrier dafir dudiydr (mit historischer Orthographie geschrieben 45.4) oder, in der jiimgern Aussprache der Pazindtranskriptionen, dadiydr hat, woraus durch Haplologie das neupersische digdz ,,andere“ entstanden ist“. Ebenso wenig wird durch das Altindische ein solches Ordinale bezeugt. Hier kennen wir dvitd- blo8 als Namen einer farblosen mythischen Gestalt, die im Rigveda gerade erst auftaucht und deutlich aus dem im Rigveda viel ge- nannten trid- herausgewachsen ist (RV. 8, 47, 16¢ tritdya ca dvitdya ca), worauf dann die Yajurvedatexte auch noch einen ekatd- mit einem aus dem Einerzahl- wort gebildeten Namen folgen lie8en (Bartholomae Indog. Forsch. 28, 83). Woher aber stammt éritd- und was bedeutete es urspringlich? Aus griech. recros folgt kein grundsprachliches érito- ,der dritte“; die griechische Form ist selbstverstindlich Neubildung fiir die von Indien bis Irland bezeugte Ordinalbildung auf -tijo-. Eben- sowenig lA48t sich der avestische Gen. sing. fem. Oritya ,,Tertiae* fiir Ansatz eines Sriti- und damit eines 4rita- ,,tertius* verwerten (Bartholomae aa0. 51); es steht hier so gut fir @rityaya wie in Sritya wsapd Vd. 19,28. Aber dem vedischen tritd- mit dem Beinamen dGptyd- gegeniiber haben wir bekanntlich im Avesta die mythischen EHigennamen @rita- und a@wya-, und als Sohn des Gdwya- den Drattaona- adwyadni-. Dieses awydni- ist Patroymikum aus d0wya-, also @raétaona- solches aus @rita-. Es pa8t zu diesem unter der Voraussetzung, daB indoir. tritd- aus tri-tdvan(a)- verkiirzt ist, der Name also urspriinglich etwa ,der dreifach starke* bedeutete (vgl. Justi Namenbuch 513); wenn die avestischen Theologen den Namen @rita- mit Oritya- deuteten, ist das fiir uns nicht bindend. Altindisch wurde aus indoir. tritd- dipyd- volksetymologisch ein tritd- apty d- (Bartho- lomae Ar. Forsch. 1 8f. Indog. Forsch. 1,180; falsch Pischel Ved. Stud. 1, 186), und wurde das nach avest. @raétaona~ vorauszusetzende *traitavand- zu dem im Rig- veda einmal belegten traitand- gekiirzt. DaB es aber im Altindischen zu der Zeit, da dem tritd- ein dvitd- nachgebildet wurde, noch ein zu tritd- gehdriges *waitavand- gab, folgt aus SB. dvaitavand-, Patronymikum des Dhvasan, das sich zu dvita- gerade so verhalt, wie av. Ordétaona- zu @rifa-. (Vgl zum obigen Meringer Indog. Forsch. 18,293. Bartholomae ibid. 23, 82ff. Brugmann Grundr.? II 2,54, denen ich nur zum Kleinsten Teile folgen kann; mit Brugmann nach dem Vorgange Benfeys trifd- an *Augiteicn Totrov anzukniipfen wird durch die Quantitatsverschiedenheit verwehrt).

62 J. Wackernagel,

des Erbgutes, aber auch ein solcher fiir die Treue der Uberliefe- rung einerseits in den altindischen Texten, anderseits bei Homer. Speziell Aristarch kommt auch hier zu Ehren, wie sonst, wo der Akzent in Frage kommt (vgl. meine Beitrige zur Lehre vom griech. Akzent. 8. 34. Gttinger Nachrichten 1902, 8S. 742A.) Aus He- rodian zu I 20 darf man folgern und bei Eustath. zn H 119 wird es ausdriicklich bezeugt, dafi andre Kritiker hier egalisierten und ba- rytones -cyg bei Homer durchfiihrten. |

Anhangsweise sei ein weiterer Fall angefiihrt, wo eine aristar- cheische Lesung zu Ehren gezogen und richtig gewiirdigt zu werden verdiente. N191 las Aristarch é4% otay XPOOX eleuro, nig Stow yaduey cuegdudém uexcAvaro. Die ganze handschriftliche Uberliefe- rung geht mit ihm; aber neuere Homerkritiker haben das zenodo- teische yods dafiir eingesetzt. Das hei8t mit plumper Hand echte Uberlieferung zerstiren. Was sollte dazu gefiihrt haben, das leicht verstiindliche yoos in singulares yoooo zu verderben? Freilich wuften die alten Gelehrten selbst nicht mehr, wie Aristarch be- tont habe. Die einen zogen yodog vor als aus dem Nominativ yous zerdebnt, die andern yeodg als Genetiv (wie In yoodg dwevar ® 70). Selbstversténdlich ist Zerdehnung undenkbar; so bleibt yoodg. Herodian interpretierte das so gewonnene yo0d¢ eloaro mit tod yourds dufdGs. Aber eioaro als Aorist von siu:s kann nicht Oujite bedeuten und nicht den Genetiv bei sich haben. Und das gegensdtzliche xexdiuaro fordert ftir steato die Bedeutung épdvy. Und hiemit ergibt sich der Genetiv als eine altertiimliche Be- sonderheit. Germanisch und Slavisch kann das Subjekt eines ne- gativen Satzes in der Form des Genetivs, der natiirlich partitiv zu verstehen ist, gegeben werden. (Vgl. Miklosich Vergl. Gramm. der slay. Spr. 4,499. Brugmann Kurze vergl. Gramm. 435). Gotisch: Le. 2,7 ni was imrumis ,obv ty abrotg ¢ 609% usw.; Kirchenslav.: Matth. 21,19 da wnikolige oti tebe ploda ne badett ,unnét && got xagnrds yévytor®. Meist so wie bei diesen Beispielen, in Existentialsitzen, aber Miklosich, der die Erscheinung gern weg- interpretieren méchte, bringt doch auch serb. broja se ne anade ,pdie Zahl wird nicht gekannt“ und das russische takogo domu nigdé ne vidano ,ein solches Haus ist nirgends sichtbar, zeigt sich nirgends“. Mit diesem russischen Satze deckt sich der uns beschaftigende homerische syntaktisch véllig: ,aber nirgends wurde Haut (oder: ,etwas von der Haut“) sichtbar*. Eine ganz ana- loge Stelle bieten die nachhomerischen Texte nicht. Am nichsten kommen Pluralgenetive (Vgl. Delbriick Vergl. Synt. 1,332f, wo auch Litauisches und zweifelhaftes Avestisches), wie das oft ange-

Akzentstudien, I. 63

fiihrte émimrov éxatéoov Xenophons (vgl. auch Xen, An. 8, 5, 16 épa- oav ob Ilégou ixiplyyvedta pay ve xodg Kagdovyoug xat eeetvov xodg atvovg) Aber Homer ist tiberhaupt an solchen Genetiven des Ganzen, die andre Kasus vertreten, reicher als die spatere Sprache. Ich erinnere an die Hiufigkeit der Objektsgenetive wie yooulouevyn magedvrmy, éynus Svyaredy, und besonders an die lo- kalen Genetive negativer Séitze wie P 872 vemos dod elveto wéons pains ove’ doémv (Brugmann Griech. Gramm.’ 394). y 251 H obn “Aoyeos jev Ayarexod; & 97 ob wu toon dvdgdy hoawv ott Amwelooto pshatyvns ott adrigg lddéxns. Uberhaupt sind alle freien nicht-adnominalen Genetivkonstruktionen mit Aus- nahme des temporalen Genetivs im Lauf der griechischen Sprach- entwicklang zurtickgewichen, vgl. Meister Indog. Forsch. 18, 202f. Verf. Mélanges Saussure 147.

Der Prolog der Metamorphosen-Bearbeitung des Albrecht von Halberstadt.

Von

Edward Schroder.

Vorgelegt in der Sitzung vom 20. Februar 1909.

Die Beschéftigung mit unserer mittelhochdeutschen Ovidiiber- setzung hat, nachdem ihr K. Bartsch im Jahre 1861 ein fast 800 Seiten starkes Buch gewidmet hatte, so gut wie brach gelegen: gewiB nicht deshalb weil man die Arbeit als durch Bartsch er- ledigt ansah, denn nachdem im J. 1865 ein zweites Bruchstiick der originalen Uberlieferung aufgetaucht war, lag das ginzliche MiBlingen dieses Versuchs einer Textherstellung so klar zu Tage, daB es unbegreiflich bleibt, wie Lexer die Neudichtung Bartschs in sein Quellenverzeichnis aufnehmen und sie ohne prinzipielles Be- denken und fortgesetzte Anstéfe lexikalisch ausbeuten konnte. Es scheint aber, da& dieser Miferfole den Zugang zu dem (nur in sparlichen Fragmenten auf uns gekommenen) Original Albrechts durch die Bearbeitung Wickrams hindurch als so schwierig hinge- stellt habe, da& niemand sich daran wagte, die Forderung der Litteraturgeschichte nach einer eindringenden Charakteristik des mittelhochdeutschen Dichters zu erfiillen. So verdient die Arbeit von Otto Runge, Die Metamorphosen-Verdeutschung Albrechts von Halberstadt, Berlin 1908 (Palaestra H. 73), von vorn herein einen freudigen Willkommsgru8: man wird im einzelnen hier und da Abstriche machen und Fragezeichen setzen, im ganzen bringt sie liber Albrechts Arbeitsweise und litterarische Stellung was wir brauchten und erwarten durften. Runge stiitzte sich bereits auf den mit vollstindigem Apparat und allen wiinschenswerten Bei- gaben ausgestatteten Neudruck der Umarbeitung Wickrams (1545),

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt, 65

durch welchen J. Bolte vor kurzem (1907) die Gesamtedition der Werke des Kolmarer Autors mit Bd. 7 u. 8 zu erfreulichem Ab- schlu8 gebracht hat.

Kin besonderes Interesse hat von jeher der Prolog in Anspruch genommen, welchen Albrecht von Halberstadt seinem Werke vor- angestellt hat: einmal weil es Wickram gefallen hat, dieses Kingangsstiick mit seiner Umarbeitung zu verschonen, und dann um der wichtigen Angaben willen, die der Verfasser hier tiber seine Person, seine Heimat und Sprache und tiber Abfassungszeit und -Ort seines Werkes macht, zugleich mit einem Hinweis auf ‘den Schirmherrn seines Klosters, der ganz gewi8 auch der Anreger des groSen litterarischen Unternehmens ist: den Landgrafen Her- mann von Thiiringen. Wir besitzen kaum ein zweites litterarisches Dokument mit so prazisen Angaben: das Jahr 1210 als Entstehungs- zeit von Albrechts Metamorphosen gehérte von jeher zu den wenigen vollig gesicherten Daten aus der Litteraturgeschichte der Staufer- zeit. Aber nachdem es so noch eben wieder von Bolte und Runge unbedenklich hingenommen worden ist, kommt Georg Baesecke mit Einwiirfen auf die niemand gefafit war: in einem Artikel der Zs. f. d. Alt. 50, 366—382, der die Chronologie der zuerst von Scherer energisch zusammengefaBten thtiringischen Epik tiichtig aufriittelt, belehrt er uns (S. 373ff.), daB wir alle, von J. Grimm und M. Haupt bis zu Bolte (und Runge) herunter, jene Prologstelle mit der Zeitangabe falsch, unbegreiflich falsch interpretiert haben, ja er méchte uns allen Ernstes glauben machen, dai wir uns haben ‘durch Wickram einlullen lassen’, der als der erste das Jahr 1210 herauslas, wahrend Albrechts Worte richtig verstanden das Jahr 1190 ergeben sollen.

Ich halte so gut wie alle neuen Aufstellungen Baeseckes in diesem Aufsatz fiir verfehlt, aber ich gesteh ihm das Verdienst zu, . ein sehr wichtiges Kapitel unserer litterarischen Chronologie einmal zusammenhingend traktiert und soweit in neue Beleuchtung ge- riickt zu haben, da8 niemand von uns gegenwartig behaupten kann, die Dinge seien so oder so erledigt und in Ordnung gebracht. Da sich sein Einspruch in mehr als einem Punkte gegen meine eigene Stellungnahme in diesen Fragen richtet, so werd ich bald AnlaB haben, mich an der Stelle zu dufern, wo ich zunichst den Wider- spruch fernhielt, um die freie Diskussion nicht sofort zu ersticken.

Hier geb ich zunichst was ich aus friihern Beobachtungen und neuer Priifung tiber Albrecht von Halberstadt zu sagen habe. In den Exkursen, wo es sich z. T. um eine dltere Niederschrift handelt, ist wohl einzelnes wiederholt, was inzwischen auch von

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor, Klasse 1909. Hoeft 1. 5

66 Edward Schroder,

Runge und Bolte vorgebracht wurde, aber im Zusammenhang nicht gat zu entbehren war. ~

Die Herstellung des Prologs welche M. Haupt 1842 versuchte (Zs. f. d. Alt. 38, 289-292) und die 1861 Bartsch mit geringen Anderungen am Text und einigen Zweifeln in den Anmerkungen (8S. 1—3. 803f) tibernahm, hatte lingst eine Revision verdient.

Wickram hat ‘Meyster Albrechts prologus’, wie er in dem un- mittelbar angefiigten Vorwort betont, deshalb [im Urtext] voran- gestellt, damit der ‘freundliche liebe Leser’ ersehen mige: wo dise bucher solcher gestalt getruckt weren worden, das sie mit schwerem verstand hetten miigen gefafst werden, wie dann die alten reimen [Verse] gemeinlich mit schwerem verstand aufgetruckt seindt; und er stellt den alten seine eigenen ‘Reime’ ausdriicklich gegeniiber. Danach mu8 man, auch wenn Wickram nichts weniger als ein Philo- loge war, immerhin erwarten, daf der Text des Prologs nur die- jenigen Anderungen erfahren habe, welche sich einem naiven Abschreiber unwillkiirlich einstellen, allenfalls vermehrt durch Varianten dhnlicher Natur, welche Setzer und Korrektor bei- steuerten. Nun haben freilich Haupt und Bartsch von den genau 50 Reimpaaren Wickrams 45 unangetastet belassen, eines (W. 91. 92) haben sie umstellen miissen, bei einem an sich reinen Paar das eine Reimwort ausgetauscht (W.95 iezt genant fiir 2t hand); aber an zwei Stellen waren sie doch zu einschneidenden Anderungen gezwungen: das einemal bei W. 89—42, wo vor allem der Reim sicherlich : nicht, den Haupt nur in der Anmerkung anzweifelte, von Bartsch aus dem Text beseitigt wurde, und dann W. 81—84, wo Bartsch Haupt darin folgt, daB er das erste Reimpaar ersetzt, das zweite ganz hinausdringt. Der Reim sicherlich : nicht ist fiir Al- brecht unméglich, aber von der Art wie sie sich Wickram allenfalls gestattet *) (abgesehen davon, daf er von sich aus meist nit reimt), die beiden andern, fiir Albrecht gewiB ebenso unertraglichen, sind hin- gegen zweifellos Wickramsches Fabrikat: zu W. 81. 82. zeit : bedeit (Albrecht <i: bediute) vergleiche man z. B. bei Wickram: Jeut : zeit 3, 886f. 980f.; leut: weit 3, 13820f.; oder gsteidt (gestiude) : weit 4, 649f.; und zu W. 83. 84 etvor: jor (Albrecht stivorn : jar) bei Wickram: hor (crinis) : euvor 4, 1547 £.; klor : empor 2, 9B8£.; hor: empor 8, 168f. Es ist so gut wie ausgeschlossen, daS diese elsissischen Reime etwa der Mainzer Setzer hineingebracht habe,

1) Albrecht reimt Fragm. B V. 258. 59 geschicht : nicht, kennt aber kein tiberschieBendes ¢ im Reim, wahrend Wickram Bindungen wie fisch ; ist (spr. ischt) zulaBt (4, 1433f.); fir die Negation ist Wickrams eigene Form nii, das er : mit (1, 465), : sit (1, 888) und : zeit (spr. 2ét; 1, 342) bindet.

Der Prolog des Albrecht yon Halberstadt. - 67

sie miissen bereits in Wickrams Druckmanuskript gestanden haben,

oder vielmehr schon in seiner Kopie; denn da er wenige Zeilen

spater die Erklérung abgibt, ja sich entschuldigt, daB ‘er diese

‘vorred meister Albrechts’ in der alten Fassung biete, so Kann es. sich nicht wohl um nachtrigliche Anderangen an seiner Abschrift

handeln,

Nun gibt uns aber die Textform, welche Haupt und Bartsch hergestellt haben, absolut keinen Anhalt, zu erkennen, warum denn Wickram gerade hier geindert haben soll*), und auch ich Jehne den Versuch, hier einen fiir Wickram unverstindlichen Urtext herauszukliigeln, vorerst ab. Die nachstliegende Erklérung scheint die, da& Wickram da wo sein Text des Prologs entgegen der aus- driicklichen Anktindigung nicht Albrechts Verse und Reime, sondern eigene aufweist, das Original nicht mehr habe lesen kénnen. Man bedenke, daf® es sich um das erste Blatt der Handschrift handelt, das in sehr vielen Fallen durch den Gebrauch oder durch Witte- rungseinfliisse teilweise unleserlich geworden ist”). Hier hatte demnach Wickram gleich bei der ersten Abschrift erginzt, wie er erginzen zu diirfen glaubte, als er dann die Bearbeitung des umfangreichen Werkes fertig gestellt hatte, war es ihm entweder lingst entfallen, da8 er hier ‘Konjekturalkritik’ geiibt hatte, oder er hielt es eben fiir eine Lappalie, so etwas zu erwahnen.

Es gibt aber doch noch eine andere Méglichkeit der Erklirung und diese zieh ich vor. Vielleicht hatte Wickram von Haus aus gar nicht die Absicht, oder er hielt es gar nicht fiir notwendig, das mhd. Reimwerk total umzuarbeiten? Er begann den Prolog abzuschreiben, nicht, wie er es spater darstellt, in der Absicht, damit den Lesern eine Probe des alten Textes zu bieten dies antiquarische Interesse wirkt doch eigentlich bei ihm tiberraschend! —, sondern in der Meinung, man kénne eine derartige Kopie mit leichten Anderungen des Ausdrucks und des Reims, wie sie einem unterm Abschreiben kommen, in den Druck beférdern. Erst nach- dem er den Prolog in dieser Weise kopiert hatte, sah er ein, dai damit modernen Lesern nicht gedient sei er entschloB sich, den

1) In der Anm, zu V. 81f. hat Bartsch diesen Einwand gegen Haupt erhoben.

2) Ich will nicht unterlassen anzumerken, da8 die Verderbnis, wie ich sie begrenze, sich einmal iiber V. 39—42, das andere mal tiber V. 81—84 erstreckt: nihmen wir eine zweispaltige Handschrift mit je 42 Zeilen an (’hulich wie J. Grimm, Kl. Schr. VII, 305f.), so traf die vermutete Entstellung den untern Teil des Blattes resp. der Schriftkolumne. Weiter unten hab ich freilich den Zeilen- umfang der Vorlage auf Grund einer ungefahren! Berechnung des Umfangs

der Liicken mit 32 angesetzt. B*

68 Edward Schréder,

Text Albrechts griindlich umzuarbeiten, und behielt nur jenen Beginn seiner, gelegentlich etwas eigenmichtigen, Abschrift bei, um den Lesern den Abstand seiner Leistung vor Augen zu fiihren.

Diese etwas umstindlichen Erwigungen sind keineswegs tiber- filissig, meine Leser miissen sie durchmachen, um die Kritik zu wiirdigen, die ich in einigen Fallen an der Rekonstruktion von Haupt und Bartsch tibe. Wenn die Reimbindungen zeit : bedeit, gtwor : jor als solche zweifellos von Wickram herrtihren, so ist es anderseits ganz undenkbar, daB dieser een Vers seiner Vorlage, wie ihn die beiden Gelehrten aus W. 84. 85 als ihren Vers 83 herstellen:

ewelf hundert jar und zehen bevorn, der, wenn ich nur zehn (wie Wickram fast immer) schreibe oder skandiere, ein rechter Normalvers Wickrams ist, seinerseits zerlegt habe in die beiden frithmhd. Zeilen:

ewelf hindért jar *)

unde zéhene*) bevorn, von denen die erste um vier volle Silben hinter W.s metrischem Prinzip (8silbig stumpf, 9silbig klingend) zuriickbleibt. Der nach- driicklich schwere Rhythmus dieser Verse ist durch die Absicht bestimmt, die Jahreszahl genau einzuprégen. Ist der zweite Vers durch den Reim nach vorwiarts angeschlossen (: sit unser hérre wart geborn), so verlangt der erste einen Reimgesellen riickwarts, und wenn auch Wickrams Reimwort euvor im Reim auf jér unmiglich ist, die Existenz dieser Zeile W. 83, welche Haupt und Bartsch ganz hinauswerfen, ist notwendig, und das Verbum welches sie bietet: Auch da setz ztwor (Zwelff hundert jor) ist genau das wel- ches wir erwarten.

Eh ich einen Vorschlag zur Besserung des Reims mache, greif ich ein paar Verse weiter zuriick. Die ganze Verderbnis ist von Haupt und Bartsch falsch beurteilt worden. Sie beginnt eine Zeile friiher. Die vorausgehende Partie lantet bei W.:

75 Do wolt geboren werden Und erscheinen der erden Christus unser heilant, Von gott dem vatter gesant. Von eyner junckfrawen geboren 80 Darzi sunderlich auferkoren. Darnach iiber lange zeit, Als ich euch jetz bedeit,...

1) Oder miéglicherweise zweélf hindert jd’re, s. u. 2) Man beachte, das Wickram hier die flektierte dreisilbige Form konserviert hat!

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 69

Ich gebe H. und B. zu, daB die Verse 75—80 in der Haupt- sache in Ordnung sind; immerhin gibt es noch einiges daran zu tun. Da die géttliche ‘mater virgo’ in einem Texte der Zeit um 1200 juncorouwe heiBen kénnte, ist doch wohl ausgeschlossen (vgl. W. Kotzenberg, Man, frouwe, juncvrouwe [Berlin 1907]): hier mufi maget eingetauscht werden, und da dann der Vers fir Al- brecht anscheinend zu kurz ist, ergibt sich von selbst die Einfiigung des Verbums, V. 79 mu8 also heigen

von eimer maget (wart er) geboren. V. 80 ist von Wickram iiberliefert als Daret sunderlich auSerkoren; eine Anderung ist notwendig, aber statt swnder we erkorn Haupt- Bartsch (mit einer mir zweifelhaften Wertung des adverbialen sunder) setz ich lieber dar zuo sunderliche erkoren Aber was heiSt denn das? Kann so der Satz schlieBen? Auf das vorausgehende kann es sich nicht beziehen, und vor dem folgenden ist ein Hinschnitt. Hier ist etwas ausgefallen: die Bestimmung des menschgewordenen Heilands, die in dar zuo sunderliche erkoren angekiindigt wird, mu8 in mindestens éiner Zeile ausgedriickt ge- gewesen sein. Das ist nicht nur eine Forderung des Ausdrucks, sondern auch eine Forderung des Sinnes. Dieser letzte Teil des Prologs nimmt, worauf ich unten zuriickkomme, mit z. Tl. wért- lichem Anklang die Gedanken wieder auf, welche der geistliche Dichter am Schlusse des Werkes vortrigt. Dort heifit es (im selben Zuasammenhang wie oben mit dem friedlichen Zeitalter des Augustus): 15, 521 Als nun die zeit was so fridsam, Unser tréster uff erden kam; Von eyner jungfraw reyn und e2art Das ewig rvort geboren wardt, 525 So uns erldst hat von dem todt, Vom teuffel wad hellischer noth. Der Inhalt dieser letzten beiden Zeilen ist es, der bei Wickram im Prolog ausgefallen ist. Suchen wir nach einer méglichst knappen Fassung, so ergibt sich leicht ein Reimanschluf nach vorwarts: ich vermute etwa (dar zuo sunderliche erkorn,) daz er besuonde (geschiede) den strit oder besser noch daz er behabete (behielte) den strit. Im erstern Falle ware als Bestimmung Christi die Versdéhnung zwischen Gott und dem Menschen, im zweiten Falle der Sieg tiber Tod und Hélle (so 15, 525f.) ausgesprochen. Fiir beide Wendungen lieBen sich reichlich Parallelen aus der geistlichen Litteratur bei-

. 70 Edward Schréder,

bringen. Die Knappheit des Ausdrucks, den der Meistersinger des 16. Jh.s nicht mehr verstand, kénnte immerhin Schuld daran sein, daB der Vers fortgelassen wurde.

Mit diesem meinem Vers 81 schloB der dritte Absatz. Es fand Reimbrechung statt, wie bei den beiden ersten Abschnitten des Pro- logs, die Wickram aus der Handschrift itibernommen hat, V. 41 und V. 61. An V. 82 darf also nicht mehr das Reimwort geandert werden: lange zit (:strit) ist ganz sicher alt’). Damit aber ist das Reimpaar komplet, ausscheiden mu8 der elende von Wickram herriihrende Flickvers

Als ich euch jete bedeit!

Nicht nur der Reim ist hier unertréglich, auch einen Satz wie ihn Haupt herstellt wird man bei Albrecht vergeblich suchen. Wir haben nunmehr den Versbestand dieser Partie gesichert: ein unentbehrlicher, inhaltreicher Vers ist von W. ausgelassen worden, ein Flickvers ist eingeschoben, eine Verszerreifung aber, wie sie H. u. B. bei W. 84. 85 annehmen, hat nicht stattgefunden. Meine Behandlung des Textes ist konservativ gegeniiber meinen Vor- gangern, denn ich bewahre alle Reimklinge Wickrams, wihrend H. und B. die Reimbilder mit zi¢ und mit jdr ganz beseitigt und den Bestand um ein Verspaar vermindert haben.

Es sind freilich noch ein paar kleine Retouchen notwendig. In VY. 83 haben wir das imperativische, an den Leser gerichtete sete(e) als gut, ja als das erwartete Verbum anerkannt, das Reim- wort ztévor (: jar) aber Wickram zugewiesen. Es liegt am nichsten, es durch zewdre zu ersetzen, dann miiften wir den Plural jére fiir Albrecht gelten lassen, der zwar nicht fiir ihn und fiir zeit- genéssische, aber doch fiir md. Autoren des spitern 13. Jh.s wie den Verf. der ‘Elisabeth’ gesichert ist und durch Parallelen wie lide: bei Herbort, tiere: im Athis (Weinhold, Mhd. Gr. § 454), kinde: bei Berthold v. Holle miglich gemacht wird. Es kénnte auch, wie ja in Hss. d. 12.—15. Jhs zewére und vurwdr oft ver- tauscht werden, ein sewére (eware) in Wickrams Vorlage fir ein vurwir Albrechts eingetreten sein. So kimen wir also fiir W. 83 auf eine Fassung:

: Ouch (?) setee dd zeware (oder vurwdr)... Uber meine Interpunktion des ganzen Passus mag der Abdruck

1) lange stunt, wie Haupt anderte und Bartsch zweifelnd ibernahm, ist mir ohnedies anstéfig: fir mein Sprachgefihl ist die Bezeichnung lange stunt fiir einen Zeitraum der alsbald auf mehr als ein Jahrtausend naher definiert wird, auch mittelhochdeutsch bedenklich. Und dazu der Ausdruck: dar ndch was vil lange stunt —~ ergangen an die stunde! : \

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 71

des Prologs Auskunft geben, den ich unten folgen lasse. Das Ouch ist sicher verderbt, aber es fallt schwer die Verderbnis zu erkléren: vielleicht setzte W. ouch fiir v% ein, das er aus nu verlas.

Unter allen Umstinden scheint mir die imperativische Auf- forderung: setze (dd oder du)... zwelf hundert jar unde zehene bevorn sicher. Damit war die Jahreszahl fiir den Beginn der Arbeit am Werke héchst prazis und nachdriicklich angegeben. Und diese Anweisung, die Entstehungszeit sich deutlich zu machen (welche Haupt aus seinem Text beseitigt und Baesecke infolgedessen nicht mehr respektiert hat!), kann schwerlich etwas anderes heiSen als: ‘setze zunidchst MCC und dann X dayor’ also MCCX = 1210, Eine Deutung wie sie Baesecke gibt ist gewaltsam, nach meinem Gefiihl so gut wie unméglich'), Soll denn bevorn hier zeitlich zu nehmen sein? Das kann es doch wohl nur wenn man setze fort- l48t? Wir sind durch Behaghels sehr lehrreiche Zusammen- stellungen tiber die Hiufigkeit des toregov modregov in der alten Dichtung gewi8 aufgeklirt aber daf jemand sagt: ‘setze, d. h. schreibe MCC und vorher schreibe X’, um auszudrticken ‘schreibe XMCC’, ist mir unglaublich. Es bleibt also bevorn lokal verwendet: das Resultat ergiibe (nach Baeseckes Auffassung) eben- falls XMCC?). Da mu8 ich denn zunéchst bemerken, da8 dies XMCC eine mir ganz unbekannte Schreibung ist: ich kenne fiir 1190 nur MCXC oder MCLXXXX. Aber selbst die XMCC zuge- geben: liegt denn irgend eine Veranlassung oder gar Notigung vor, das lokale devorn so zu nehmen, wie es ein zufalliger moderner Sprachgebrauch als méglich, vielleicht tiblich erscheinen 1a8t? Vom Standpunkt des Beschauenden aus ist beides méglich: ich kann die letzte Ziffer einer mehrstelligen Zahl die vorderste und die hinterste nennen (Sprachgebrauch ist das letztere); vom Standpunkt des Schreibenden (setze!) aber ist jedenfalls die letzte Zahl die am meisten vorgeschobene und diese Anschauung schwebt Albrecht vor, wenn er sagt: [‘um die Zeit der Entstehung meines Werkes zu

1) Die Zahlbezeichnung unter Anwendung der Subtraktion kenn ich nur aus Fallen wie sie Grotefend, Zeitrechnung I 88 s. v. ‘Jahresbezeichnung’ auffihrt: ... wet min achtzig,...ains min vierzech, tausend jar dret hundert jar dn gwet jar (1298); aus der schénen Litteratur ist mir gegenwartig Albers Tundalus V. 80ff.: der waren ttisent jar ergangen unde zehenzic und einez min dan fiimfeia (Quelle: anno millesimo centesimo quadragesimo nono). Aber ich kenne kein Beispiel wo mehr als 2 Jahre riickwiarts gerechnet wird, und keinen andern Aus- druck dabei als min oder dane.

2) Ich bin freilich nicht sicher, ob Baesecke, der ja das seize mit Haupt und Bartsch fortlagt, tiberhaupt mit dem Niederschreiben einer rémischen Zahl gerechnet hat.

72 Edward Schréder,

fixieren,] setze du MCC und davor, dariiber hinans noch X’. Wickram hat also ganz richtig interpretiert, und er hat allerdings (willkiirlich oder unwillktirlich) diese Interpretation noch verdeut- licht, indem er sete z%vor schrieb. Aber ich bestreite entschieden, daB Haupt und Bartsch (die ja dies euvor mit der ganzen Zeile gestrichen haben!) unter dem Banne Wickrams geblieben seien, als sie die Jahreszahl 1210 herauslasen. Es ist das, wo nicht die einzig mégliche, gewi8 die einzig natiirliche Deutung der Stelle.

Ich greife nun von dieser aktuell wichtigsten Versgruppe des Prologs zu der friihern zuriick, wo wir oben mit Haupt und Bartsch eine Textverderbnis zugestanden, die sich tiber mehrere Verse er- streckt, V. 389—42. Wir miissen uns zundchst den Sinn der ganzen vorausgehenden Partie klar machen, der von Haupt und Bartsch nicht scharf genug erfaft scheint. Der Dichter verlegt die eigent- liche Bliitezeit des Heidentums, das er natiirlich in die biblische Chronologie einzuschalten versucht, in die Periode zwischen Adam und Abraham: damals stand die Abgétterei in Flor, und infolge- dessen hatte der Teufel unbeschrinkte Gewalt iiber die Menschen (V. 84f.), die er in mancherlei Weise seine Macht qualvoll empfinden lieB (V. 36f.), wan sie wiren sine ‘denn sie gehérten ihm’ und nun folgt das unmédgliche Reimpaar 39, 40:

Defi mocht er sicherlich, Er erlieZ ef der welt nicht. Haupt (in der Anm.) klammert sich hier an den Reim micht und vermutet V. 39 des moht er mit in haben pfliht; aber woher kommt dann das sicherlich? und wie sollen wir uns tiberhaupt die Ver- derbnis erkliren, wo doch Wickram einen so schénen 8silbig stumpfen Vers vorfand? Bartsch, der im Texte Haupt folgt, macht in den Anmerkungen (8. 303) einen Vorschlag, der ganz gewi8 dem richtigen nahe kommt: des moht er sicher wesen ie die werlt er es niht enlie. Richtig ist unzweifelhaft der Sinn von V. 39 getroffen [‘denn sie gehdrten ihm,] dessen konnte er ganz sicher sein’. Aber die Bindung ie: enlie ist unméglich: kein mittelbinnen- deutscher Autor braucht lie st. liez im Reime, vgl. Zwierzina Zs. f. d. Alt. 45, 624%; Brachmann § 274 (Herbort nur liez: 22 mal), Gierach 8. 173 (Hilard desgl. 28 mal). Man wird also am besten schreiben 39 des mocht er sicher gewesen. 40 er enliez es die werlt genesen

oder aber: er enliez die werlt nicht gencsen ‘er lieS die Welt nicht (davon) genesen, nicht zur Ruhe kommen’. Ich bin tiberzeugt, da& wir so zu dem richtigen Reimpaar vorgedrungen

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 73

sind, bei dem der abschreibende Wickram wohl zumeist wegen des Infinitivs gewesen stutzte.

Der nichste Vers (41) wan was gréz sin gesuoch darf nicht angetastet werden: geswoch ‘lucrum’, ‘usura’, ‘wuocher’*) ist hier unbedingt das richtige Wort: ‘damals machte er [der Teufel] ein gutes Geschift’, ‘bliihte sein Weizen’; Haupt hat geswoch in seoche wohl nur geandert, weil er im folg. Verse Wickrams Datiy bei- behielt und darum buoche schreiben mute; warum Bartsch, der dies mit Recht aufgibt und an ditze bitch schreibt, gleichwohl Haupis Anderung (als stich) annimmt, versteh ich nicht’).

Fiir V. 48 steht... an ditze buoch (eben durch : gesuoch) fest, und an der Anderang von V. 44 ze rehte (st. Inn rechtem) hat gevliezen wird man umsoweniger mikeln, als der gleiche Fehler bei Wickram V. 99 (inn dichten st. ze t) wiederkehrt. Verderbt ist sicher die erste Halfte des Verses: der sinne hat gevligzen kann man nicht sagen; aber ist denn die Konstruktion in Ordnung, wenn wir mit Haupt und Bartsch schreiben Der sim (resp. sine) sinne hat gevlizeen? Die Worterbiicher geben keine Auskunft dartiber, daB vlizen jemals anders als absolut oder reflexiv gebraucht werde; ein transitives *sine sinne vlizen gibt es ganz gewiB nicht. Schreiben wir nun aber der (sich mit) sinne, so ist der Ausdruck in Ordnung und die Verderbnis so gut erklart wie bei der Er- ginzung Haupts: der Schreiber sprang von sich auf sinne tiber. Die beiden Verse 42. 48 miissen also lauten:

der (sich mit) sinne an ditze buoch

ze rechte hit gevlizzen, An dem doppelten adverbialen Ausdrack mt sinne und ze rehte wird man keinen Ansto®& nehmen.

Es bleiben mir nun blo® noch einige Bemerkungen zu den letzten fiinf Versen des Prologs iibrig.

In V. 96 erregt der Dativ in sinem lant (im Reim) schweren, Ansto8. Apokopen dieser Art kennt die mitteldeutsche Sprache jener Zeit durchaus nicht’), denn der seit dem Ahd. oftbezeugte Dativ his ist bekanntlich ein alter Lokativ. Fiir Herbort stellt Brachmanns Leipziger Dissertation (1907) s. 52 153) fest, dai er den einfachen Dativ nur als /ande: kennt (87 Belege), wahrend er

1) AuBer den mhd. Worterbiichern vgl. hierzu den reichhaltigen Artikel Gesuch im DWB. IV 1), bes. Sp. 4274 ff.

2) Der Reim buch : gsuch kommt auch W. 15, 15. 16 vor, und Boltes Wort- register zu Wickram gibt diesen (aus Albrecht stammenden) Beleg als einzigen.

8) An die niederdeutsche Konstruktion des in mit dem Akkusativ wird man nicht denken.

74 Edward Schréder,

beim Kompositum zwischen ’-lande: (10.mal) und -lant: (11 mal)

__-wechselt; denselben Wechsel zwischen -lan¢ und -lande constatiert

Gierach fiir Hilard von Oberg (Prager DStud. 4, 142). Wir werden also hier fiir inn seinem landt einsetzen miissen in Dii- ringelant, wenn auch fiinf Verse vorher schon einmal steht von Diiringelant. An der Wiederholung des Reims nehm ich keinen Ansto&8, wohl aber an dem Vierreim genant : -lant, bekant : genant VY. 95—98, der nicht etwa den Schlu8 markiert, sondern vor dem schlieBenden Reimpaar steht. Die Fragmente enthalten kein Bei- _ spiel fiir einen Vierreim, und auch aus Wickrams Bearbeitung hab ich keinen ermitteln kénnen. Ich halt es darum fiir wahrschein- lich, da& hier wieder, wie kurz vorher V. 91. 92, eine Umstellung vorgenommen werden mu, daf also der Schluf urspriinglich lautete: 96 wan ditee buoch in Diiringelant

wart ze tichtende gedacht,

begunnen unde vollenbracht:

tif eimem berge wol bekant,

100 er ist ze Jecheburch genant.

Ich gebe gern zu, dai das begunnen unde vollebracht Wickrams einen eindrucksvollen Abschlu8 bildet fiir uns moderne Menschen! Aber wie ich die Verse jetzt umgestellt habe, sieht der Schluf recht gut mittelalterlich aus: ‘inceptwm ct completum in monte illu- stre qui vocatur Jechaburg’. Bartsch, Haupt und Baesecke ver- stecken den Namen gar in eine Klammer!

Der Prolog wurde geschrieben unmittelbar nachdem das Werk vollendet war, und er weist in Gedanken und Ausdrticken nahe Be- ziehungen zu dem Schlufabschnitt auf, vgl. Prol. 71—74 mit 15, 517—20; Prol. 75—80 mit 15, 521—526.

- Im der Uberlieferung zahlt der Prolog genau 100 Verse, und ich habe diese Zahl festhalten kénnen gegentiber Haupt und Bartsch, die sie auf 98 reduziert haben. Sie scheint mir nicht zufallig und laBt sich sowohl aus Raumriicksichten wie aus einer litterarischen Tradition oder Mode erklaren. Als das Vorwort niedergeschrieben wurde, war die Reinschrift des Ganzen bereits vollendet oder dem Abschluf nahe. Hatte man nun ein Blatt freigelassen oder entschlo8 man sich ein solches jetzt vorzuheften, jedenfalls war der Autor im Raume beschrénkt: mufte er mit 4><25 Zeilen auskommen? Und anderseits: es ist ein Verdienst Baeseckes, auf den Zusammen- hang von Veldekes ‘Epilog’ zur Eneide mit den ‘Prologen’ Herborts und Albrechts hingewiesen zu haben'): nun umfa8t der Hpilog

1) Die Berithrungen gehn weiter als sie Baesecke zu erértern Anla8 hatte ;

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 75

Veldekes (V, 1842918528) genan wie der Prolog Albrechts 100 Verse, der Prolog Herborts schlie&t mit V.98, und es.ist immerhin miglich, da8 hier ein Reimpaar (z. B. nach V. 80?) verloren ge- gangen ist. ee

-Die Zahl 100 hatte fiir den mittelalterlichen Menschen neben ihrem runden und zentralen Wert auch eine mystische Bedeutung. Hundert Buchstaben umfaSte der englische Gru8: hundert akro- stichisch verbundene Strophen z&hlt darum jeder Gesang in der groBen Mariendichtung des Hans vom Niederrhein, in hundert Strophen erzahlt ein mittellateinischer Dichter die Geschichte des von Maria geretteten Theophilus (W. Meyer, Gesammelte Abhand- lungen zur mittellateinischen Rhythmik I, 123—1385), aus 10 >< 100 Reimpaaren hat Konrad von Wiirzburg den Preis der Gottesmutter zusammengeschmiedet, und ich hege keinen Zweifel, daB die als ltickenhaft anerkannte Uberlieferung des pseudo - gottfriedischen Lobgesangs auf Maria und, Christus (Zs. f. d. Alt. 4, 51347.) von 04 auf 100 Strophen zu erginzen ist. So kénnten auch jene sich auffallig wiederholenden Vershunderte in Prolog und Epilog ihren

Grand recht wohl in der geheimnisvollen Wunderkraft des nunaert

Buchstaben zihlenden ‘Ave Maria’ haben. |

Ich gebe nun meine Textherstellung von A iircohte: Prolog, wobei ich den Apparat, da Wickrams Wortlaut jedem in der Ausgabe Boltes bequem zuginglich ist, von allem orthographischen entlasten darf. Was die Umschrift in die mittelhochdeutsche Sprache (ich habe die Orthographie der in Norddeutschland geschriebenen Oldenburger Handschrift gewéhlt) von selbst ergab, ist also in Text und Lesarten ohne Hinweis geblieben; die Emendationen und Konjekturen von Haupt (Bartsch) und mir sind durch Kursiydruck hervorgehoben, Umstellungen am Rande markiert.

Die Uberschrift des Prologs hab ich fortgelassen, aber es ist mir durchaus wahrscheinlich, daS sie in Wickrams Vorlage stand, ja ich bin nicht ganz sicher, ob sie nicht auf den Dichter selbst zuriickgeht, obwohl ich gereimte Uberschriften aus so frither Zeit nicht nachzuweisen vermag. TFesthalten mécht ich daran, daB in dieser Uberschrift

Meyster Albrechtes prologus

Hebet sich hie alsus das ‘meister Albrecht’ urkundliche Gewahr hat. Auch Veldeke nennt sich in seinem Epilog (V. 18465) ‘meister Heinrich’ und

schon Bartsch. und demniichst Behaghel (s. CCII) haben die wortlichen Anklinge im XV. Buche von Albrechts Metamorphosen an die dem Epilog. Veldekes voraus- gehende Schlu8partie der Eneide hervorgehoben. -

76 Edward Schréder,

es hat gute Absicht, wenn der dritte im Bunde, Herbort von Fritzlar, der noch nicht lange von der Hochschule zu Paris (V. 10671 ff.) heimgekehrt war, sich diesen beiden gegeniiber bescheiden als einen ‘gelarten schuolére’ (V. 18450) bezeichnet darum braucht er nicht etwa ein 20jahriger Jiingling gewesen zu sein!

Arme unde riche, den ich willechliche mines dienstes bin bereit, ze léne miner arebeit vernemet alle besunder die manechvalden wunder diu ich iu in disem buoche sage: wie vor manegem altem tage, din werlt gemachet wart, 10 die linte wurden verkart und manege wis verschaffen, daz leien unde phaffen ungelouplich ist. doch wizzet ir wol, sit disser vrist ; 15 daz got geschuof Adamen unz an Abrahdmen, der sin érste holde was, daz er nie wolde sich iemanne kiinde 20 durch der liute siinde die sich versenket haten. waz sie d6 taten? sie betten an die abgote! in der tiuvele gebote 25 stunden sie gemeine. holze unde steine ir oppher sie brachten: die stummen unbedachten hatenz an den méren 30 daz diu von goten wéren. sie waren unversannen

or

4 arbeyt W. (H.B.) 5 Vernemend W. (#1) 11 manig W. 12 daz ez H. 183 ungeloubelich (!) H.B. 14 dirre H. B. 15 Adam W. 16 BiB zu W. ung tif H. (B. im Text) Abraham W. 19 niemand W. 22 Wai sie da thetten (:hetten) W. swaz si taten, HB. 28 stumben ZH. B.

80 die W.(B,) si H.

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 97

und geloubten an die brunnen und an die boume in dem walde. des muoste ir gewalde 35 des tiuveles meisterschatt, der an in wiste sine kraft durch maneger hande pine, wan sie waren sine, des mocht er sicher (gewesen). 40 er enliez es die werlt (genesen), wan dd was gréz sin gesuoch. Der (sich mit) sinne an ditze buoch ze rechte hat gevlizzen, der er ist sult ir wizzen: 45 enweder diser zweier, weder Swap noch Beier, weder Diirinch noch Vranke. des lat tw stn in danke, ob ir viindet an den rimen 50 die sich zeinander limen valsch oder unrecht: wan. ein Sachse, heizet Albrecht, geboren von Halberstat, iu ditze buoch gemachet hat 55 von latine ze diute. sO vil guoter liute an tichtende gewesen ist, daz sie ez an mich haben gevrist, daz wil ich lazen ane haz, 60 daz man ouch etewaz geniizze miner sinne. In dem érsten beginne saget ez wie dia werlt gewart (an ir (wart) nicht gespart),

33 im walde H. B. 35 Der teufelische W. diu tiuvelische H.(B.), der das folgende der... sine ‘auf das im Adjectivum liegende Substantivum tiuvel be- zich; ich habe lieber angenommen, dal W. einen altmd. Genettv tiuvelis als tiuvelisch verlas. 36 wisset W. $9 sicher gewesen] sicherlich W. mit in haben phlibt H. (Anm.) B. wesen ie (:enlie) B. Anm. V.40 Er erlieS eB der welt nicht W. (es die H..B.) 41 suoche H. shch B. 42 Der sinne W. der sin(e) sinne H.B. an diesem buch W. an disem buoche ZH. 483 Inn rechtem W. 48 latiu H.B.JlaBich W. zu danck Wi(H.B.) 49in WEB) 54 diB W. 57 tichten W. tihtenne H.B. 58 habent H.B. (obwohl oben V, 50 Itmen im Reime steht). 63 ward W.(H.B.) 64 wart (oder enwart?) fehlt W.

78 Edward Schréder,

65 wie den liuten geschach wunders, als ich é gesprach, nach ir gelouben vil wie daz werte wnz an daz zil daz Augustus zuo quam, 70 der zins von al der werlde nam und machte geténen vride daz man -diu swert begunde smide in segense unde werken hiez zuo der sichelen den spiez, 75 wolte geboren werde und erschinen der erde Cristus unser heilant, von got dem vater <her) gesant: von einer maget (wart er) geboren, 80 dar zuo sunderliche erkoren {daz er behabete den strit.) Dar nach was vil lange zit 81 nu setze da zewdre 83 zwelf hundert jare 85 unde zehene bevoren sit unser hérre wart geboren ergangen an die stunde daz ich des buoches begunde: bi eines viirsten ziten 90 der in allen landen witen von siner tugent was bekant: 92 daz was der voget von Diiringelant, 91 der lantgrave Herman. ich han billichen daran 95 den viirsten iezuo genant,

66 wie W. sprach W.(H.B.) 67 ihrem W. 68 wert biB W. 69 kam W.(7.B.) 70 aller W. 71:72 friden:schmiden W. 73 segen W, 74 den W.(H.B.) 75.76 werden: erden W.(H.) 76 tf der erden H. 78 her fehlt W.(H.B.) 79 junckfrawen W.(H.B.) wart er fehlt W.(H. B.) 80 sunderlich au8erkoren W. sunder tz erkorn H. B. V. 81 fehlt W. (Zl. B.) 82 Darnach tiber lange zeit W. Dar nich tber lange stunt H. (B. zweifelnd) darauf: Als ich euch jetz bedeit W. als ich iu iezuo tuon kunt H. (B.) V. 88 Auch da setz zivor W. fortgelassen H. B. V. 84. 85 als ein Vers H. B. 87 ergiengen H. ergangen waren B. 88 da8 bich W. gunde H. 90 der lassen aus H.B. 91.92 wmgestelli W. 91 wol bekant W. (H. B.), der Ausfall des Verbums ergab sich bei Wickrams Umstellung von selbst. 92 Tiiringenlant W. 94 dran H. V. 95 Dem firsten zu hand W.

+39 Ea? a x me) GU Te

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 79

wan ditze buoch in Déiringelant

wart ze tichtende gedacht, 99 begunnen unde yollenbracht: 100 fif einem berge wolbekant, 97 100 er ist ze Jecheburch genant, 98

96 dif W. inn seinem landt. W.(H. B.). V. 97.98 nach 99. 100 W. (1. B.). 97 inn dichten W. ze tihtenne H. B. 100 ze Jecheburch J. Gremm] Zechenbuch W, (H.).

Exkurse.

I. Den Umfang und annihernd die Verszahl von Al- brechts Metamorphosenwerk festzustellen, hilft uns Wickram besser als die Fragmente. Waren wir nur auf diese angewiesen, so kamen wir alsbald in Verlegenheit, denn das einzelne Blatt (A) bringt 144 Verse, die ca. 40 Versen des Ovid (Met. VI 440—ca. 480) entsprechen, das Doppelblatt (B) mit seinen 279 Versen dagegen gibt 135 Verse des Rémers wieder (Met. XI 156—290): mit diesem kimen wir (da Ovids Werk 11987 Verse zéhlt) auf rund 25000, mit jenem auf 42000 Verse fiir Albrecht und auch die Summe beider (423 Verse Albrechts auf 175 Verse Ovids) als Darchschnitt angenommen wiirde uns noch immer auf mehr als 29000 Verse fiihren. Die Heranziehung Wickrams ergibt eine wesentlich andere Zahl.

Vergleichen wir die Verszahlen Wickrams mit denen Ovids (wie sie Bolte Bd. VIII 8. XXIII n. 2 gegentiberstellt), so wieder- holt sich bei Wickrams Text dieselbe Ungleichmifigkeit des Zahlen- verhaltnisses, wie wir sie oben bei den Fragmenten des mhd. Ori- ginals antrafen. Wickram spiegelt hier zweifellos seine Vorlage im ganzen getreu wieder: wahrend wir im I. Buche der Metamor- phosen fast genau zwei Verse Wickrams auf einen Vers des Ovid antreffen und dies Verhaltnis im VI. Buche sogar auf 2,23:1 steigt, sinkt es gleich in Buch VII auf 1,76:1 und im letzten, XV. Buche gar auf 0,65:1; der Durchschnitt ergibt 1,67: 1.

Dagegen ist das Verhaltnis von Wickram zu Albrecht in den beiden Fragmenten (die in das VI. und XI. Buch Ovids fallen) nicht verschieden, soda8 wir aus den 144-+279 = 423 Versen Albrechts die 136 +265 = 401 Versen Wickrams entsprechen, getrost schlieBen diirfen: auf 100 Verse W.s entfallen gut 105 Verse A.s. Da nun der Gesamtumfang der Bearbeitung W.s (ohne die als solche markierten Zutaten) 20010 VV. betrigt, so kamen wir fiir Albrecht auf 21110 VV. Hierzu treten zunichst die 100 Verse des Prologs (also 21210) und damn jene beiden Liicken, welche

80 Edward Schroder,

J. Grimm zuerst festgestellt und (was Runge 8. 25f. zu_besti- tigen scheint) auf fehlende Blatter in Wickrams Vorlage zurtick- gefiihrt hat: sie entsprechen Ovid III 572—700 (129 VV.) und VIII 542—715 (174 VV.), und wir kénnen ihren Umfang bei Al- brecht nach dem obigen Durchschnitt (1,67:1) auf ca. 507 Verse berechnen. 512 Verse waren 8 Seiten zu 64 (2 >< 32) Versen, also 4 Blatter: es wiirde sich mithin beidemal um zwei fehlende, d. h. herausgeschnittene Blétter in Wickrams Vorlage handeln. So kimen wir auf einen Gesamtbestand von 21722 Versen, der sicher- lich nicht viel zu hoch gegriffen ist: in jedem Fall ergibt sich, daB die Metamorphosenbearbeitung des Albrecht von Halberstadt das umfangreichste Werk der deutschen Litteratur vor der Vollendung von Wolframs Par- zival war?)

Trife die Spaltenberechnung zu welche ich soeben angestellt habe, so umfaBte der vollstindige Kodex Wickrams 169—170 Blatter, mehr als 21 Quaternionen. Der Oldenburger Kodex, der bei Fragm. A 144 Zeilen, bei Fragm. B 140 Zeilen auf dem Blatt bietet, wiirde sich auf 152—154 Blatter berechnen lassen. Seine Uberreste bieten uns nunmehr die Handhabe, die oben gegebene Ausrechnung zu priifen. Das erste Fragment (A) setzt bei Wickram mit 6,906 ein voraus gehn ihm 8569 Verse des Bearbeiters, das wiren 9040 Verse Albrechts, dazu der Prolog mit 100 und die erste Liicke mit 256 Versen, und schlieBlich eine Anzahl von Zeilen mit den roten Uberschriften, deren eine uns das Fragment B aufbewahrt hat, sagen wir 30, ergiibe 9426 Verse. Da die Blatter dieses ersten Teils 144 Zeilen enthielten, so wiirden wir mit V. 9860 65 Blatter beschrieben haben und bei V. 9426 auf der zweiten Spalte von Bl. 66 stehn. Diese Berechnung mit all ihren Méglichkeiten und Fahrlichkeiten stimmt, so gut wie wir es irgend erwarten kénnen, zu der Tatsache, die Liibben Germ. 10, 238 konstatiert, aber erst Bolte (Wickram Bd. VII 8. 277 Anm.) richtig gedeutet hat. Das leider inzwischen verschollene Blatt Liibbens war namlich doppelt signiert: mit der Zahl IX und mit dem Buchstaben C, das kann nur heifen: Bl. 3 des IX. Quarternio, also Blatt 67. 66 Blatter miissen vorausgegangen sein!

1) Wenn Runge auf 8. 1 kurz sagt, da®B die beiden erhaltenen Fragmente gerade */;, des ganzen Werkes ausmachen’, so fu8t er im wesentlichen auf der gleichen Berechnung, und auch Bolte ist sich natirlich tiber den Umfang des Ganzen klar, aber es schien mir aus mehr als einem Grunde niitzlich, meine frither angestellte Berechnung, nachdem ich sie revidiert habe, so vorzufihren.

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 81

Das zweite Fragment (B), das leider keine Signierung auf- weist, sei es daB der Signator seine Tatigkeit abbrach, oder daf er sich, &bnlich den Buchdruckern der Friihzeit, damit auf die ersten Blatter der Quaternionen beschrinkte, das innerste Doppelblatt einer Lage. Zwischen dem SchluB des ersten Frag- ments, das Bl. 67 der Oldenburger Hs. darstellt, und dem Beginn des zweiten stehn 6440 Verse Wickrams, also ca. 6794 Verse | Albrechts, dazu kame die zweite Liicke, wieder 256 Verse, und dann noch die Uberschriften, sagen wir 24, also im ganzen 7074 Verse. Wir wissen nicht, wann der Sais ciee von 144 Zeilen gu 140 fiir die Seite tibergegangen ist, mtissen also zunichst mit dem Durchschnitt 142 rechnen: nach dieser Berechnung wiirden zwischen dem 1. u. 2. Fragment nahezu 50 Blatter gestanden haben. Waren die Lagen simtlich Quaternionen, so stimmte das nicht zu unserer Berechnung, denn danach diirften wir blo8 48 Blatter erwarten, nimlich 5 Blatter die noch zu dem Quaternio IX gehérten, dann 5><8 Blatter (Quat. X—XIV) und schlieBlich die 8 Blatter die unserm Doppelblatt (Innenblatt von Quat. XV?) vorausgiengen. Wer sich also an der Differenz von nicht ganz 2 Bla&ttern stobt, kann getrost annehmen, daS spaterhin, wie in so vielen Hand- schriften, die Quatamionen von Ternionen abgelést wurden oder mit solchen abwechselten'). Ich selbst sehe meine Berechnung nur fiir eine anndhernde an und nehme an der Differenz von knapp zwei Blattern keinen Ansto8: das Leverkussche Doppelblatt mag recht wohl das Innenblatt des XV. Quaternio sein.

Dariiber hinaus hat Wickrams Text noch 4600 Verse, das wiiren 4852 Verse Albrechts, dazu etwa 20 Uberschriftzeilen, also 4872. Die Blatter der Oldenburger Hs. za&hlten von hier ab jedenfalls nur 140 Zeilen, das gibe 35 Blatter (weniger 28 Zeilen); 3 davon entfielen noch auf den Quaternio XV, blieben fiir den Rest vier volle Quaternionen (XV—XIX), Danach umfafite der Oldenburger Kodex wahrscheinlich 19 Quaternionen = 152 Blatter. Die erste, vorlaiufige Ansetzung schwankte zwischen 152 und 154 Blattern, und das scheint mir auch nach dem Abschlu8 aller Erwigungen die Latitude zu sein, die wir allein offen zu lassen brauchen.

2. Den Oldenburger Kodex, welchem die beiden einzigen auf uns gekommenen Fragmente der Originaldichtung angehirten, hab ich oben ohne weiteres als von der Handschrift Wickrams verschieden behandelt, und ich glaubte auch in der Berechnung der Liicken einen Anhaltspunkt fiir eme abweichende Zeilenzahl

1) Man konnte also etwa ansetzen: 5+ 3>6+3><8 +8 = 50. Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten, Philolog.-histor. Klasse. 1909. Hoeft 1. 6

82 Edward Schréder,

gefunden zu haben. Es ist an sich unwahrscheinlich, da ein Kodex, der sich um die Mitte des 16. Jh.s in Kolmar befand, im 17. Jh. (spatestens 1625) in Oldenburg zerschnitten wurde, um zum Einheften von Akten zu dienen. Und tiber das Auftauchen einer vornehmen Pergamenthandschrift aus der Bliitezeit der mittelhochdeutschen Dichtung dort unten im Miindungsgebiet der Weser diirfen wir uns nicht wundern. Wenn erst einmal das groBe von den Akademieen zu Miinchen und Wien ins Werk ge- getzte Unternehmen einer Sammlung und Publikation der mittel- alterlichen Bibliothekskataloge abgeschlossen sein wird, werden wir tiber die Ausbreitung der hochdeutschen Litteratur in Nieder- sachsen ganz anders urteilen kiénnen, als jetzt, wo wir uns not- diirftig mit so unsichern und so schwer zu beurteilenden Anhalts- punkten wie dem Auftauchen ‘litterarischer’ Namen in den Ur- kundenbiichern behelfen. Ich benutze die Gelegenheit, um auf ein Dokument hinzuweisen, das uns in die allernichste Nachbarschaft Oldenburgs fiihrt und wohl nur wenigen Fachgenossen bekannt geworden sein diirfte. Herm. Oncken hat in seiner Schrift Die Altesten Lehenregister der Grafen von Oldenburg und Oldenburg- Bruchhausen (Oldenburg 1893) S. 583 —56 einen Bibliothekskatalog der Briider Otto VIT (1484—1494) und Friedrich IT (1404—1503) Grafen von Hoya abgedruckt, dessen litterargeschichtliches Interesse ihm _ natiirlich nicht entgangen ist; neben juristischen, geistlichen und

historischen Werken in deutscher Sprache enthalt er folgende Pergamenthandschriften aus der schénen Litteratur: einen ‘Markgraven’ [d.i. Willehalm, dazu ein zweiter auf Papier *)], ‘Per- sevale’, ‘Titrel’, ‘Hmeas’, ‘Roland’, ‘Lantslot’, dazu ‘en buek dar leit inne stat, ock up permet screven’, also einen Minnesdingerkodex. Wir diirfen alle diese Handschriften noch der Zeit vor oder um 1300 zuschreiben, wenn wir uns erinnern, da8 Frauenlob (Ett- miiller Nr. 180) in einem besondern Spruch den Grafen Gerhard von Hoya (1290—1311) gefeiert und als ‘du Rennewart in strites var? angeredet hat: dazu stimmt es vortrefflich, da8 in der grif- lichen Bibliothek der Willehalm (sogar doppelt) aufgefiihrt wird. Aber auch den Grafen ‘Otto von Altenburg’, d. i. Otto ILE von Olden- burg-Delmenhorst (12721304) hat Frauenlob (Ettmtiller Nr. 133) angesungen, und aus dessen Bibliothek mag recht wohl die Hand- schrift des Albrecht von Halberstadt stammen, von der in den Jahren 1857 und 1865 kostbare Fragmente als Aktenumschlige in Oldenburg aufgetaucht sind.

1) Vielleicht Tirheim oder Tiirlin?

' ra

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 83

Von den beiden Bruchstiicken ist das Einblatt A (= W. 6, 906—1041; ed. Liibben Germ. 10, 2384.) leider wieder verschollen (wie eine Anfrage in Oldenburg feststellte), das Doppelblatt B (= W. 11,278—542; ed. Leverkus Zs. f. d. A. 11,3584f.) ruht jetzt in der Kénigl. Bibliothek zu Berlin (Ms. germ. fol. 831). Bolte hat beide ‘unter dem Texte Wickrams (Bd. VII 97 ff. VIII 277 ff.) bequem zur Vergleichung gestellt, B nach einer Kolla- tion des Originals, A nach Liibben, mit dessen Erginzungen, die mehrfach Ansto8 erregen’).

Ich habe das wohlerhaltene: Fragment B hier in Gottingen priifen kénnen. Es war eine sehr vornehme Handschrift, der es entstammt: das Format gréfer als das des Grimmschen Worter- buches: 307mm hoch 222 mm breit, davon entfallen auf die Schriftkolumne 245 resp. 177mm. Die Einrichtung ist die der meisten Handschriften aus dem Ende des 13. und weiterhin aus dem 14. Jh.: zweispaltig, die geraden Zeilen eingeriickt; das Frag- ment B hat 35, A 386 Zeilen auf der Spalte: die Orthographie aber ist bis in alle Hinzelheiten die gleiche, an der Einheit des Schreibers also nicht zu zweifeln. Die Datierung ‘letztes Drittel des 13. Jh.s’ ist die wahrscheinlichste. Den Umfang des Kodex hab ich oben auf 152—154 Blatter berechnet. Hier liegt mir daran, zu zeigen, da® die Handschrift dem Original sehr nahe steht, kaum durch eine Zwischenhandschrift von ihm getrennt sein diirfte.

Die Orthographie war Bartschs mitteldeutschem Radikalismus dermafen unbequem, da8 er sie bei seinen Restitutionsversuchen bei Seite schob: ich bin tiberzeugt, sie steht der von Albrecht ge- wollten oder zugelassenen so nahe, daf wir, wenn jetzt etwa eme jiingere mitteldeutsche oder eine &ltere oberdeutsche Handschrift auftauchen sollte, die Fragmente unbedingt als Leitfaden ftir die sprachliche Herrichtung einer Ausgabe verwenden miiften. Diese Orthographie entspricht keinem Ortsdialekt, der jemals oder ir- gendwo gesprochen worden ist: sie stellt einen Kompromif ober- deutscher Tradition und mitteldeutscher Zugestindnisse an den Reim dar: ganz so wie er in Albrechts Sinne sein mochte. Inner- halb des Verses verraten Einzelheiten wie das konstante honing und koninginne, das ebenso feste Prifix unt- fir ent- und vereinzelte Formen wie frede, son, sones unzweideutig den norddeutschen, wahr- scheinlich nordthiiringischen Schreiber, wihrend anderseits das Festhalten an den Diphthongen ie, iu, & (%), das ph im Anlant,

1) Am schlimmsten V.73 (ste trach eine krone) [In der] koninginne sab. sie trat vil lise in den sal, wo es natirlich hei8en mu8 [Als ein]. V. 70 ist zu bessern daz is niemen<wart>gewar.

6*

84. : Edward Schréder,

pph im Inlaut, die konsequente Schreibung von germ. @ als ¢ im Anlaut und im Inlaut zwischen Vokalen und nach r, das feste mb (nicht mm) das oberdeutsche Vorbild der Schreibschule bezeugen.

Albrechts Reime sind unter Beriicksichtigung seiner dialekti- schen Schriftsprache durchweg rein zu nennen, aber sie wimmeln doch von mitteldeutschen und speziell thiiringischen Eigenheiten: und diesen wird der Schreiber anscheinend miihelos gerecht, auch im Schriftbild erscheinen die Reime mit verschwindenden Aus- nahmen als véllig rein. Unter den 72 Reimpaaren von A bietet Liibbens Abdruck zwei minimale Divergenzen: 37. 38 geschen : ge- schehn und 1385.36 hende*): senden beide bei absolut reinen Reimen! In Fragment B mit 139 Reimpaaren ist 12. 13 grifen: pfyfen bedeutunglos, 266. 67 ich buten : huten schwankt zwischen md. und obd. Schreibung, in 3 weitern Fallen macht sich bei dem norddeutschen Schreiber (der uns ja durch koning allein schon fest- steht!) der Widerspruch der obd. Norm zum md. Reim leicht gel- tend: 10. 11 nv: iv, 90. 91 mure : stiure, 248. 49 gieng : iungeling. Aber das sind Kleinigkeiten (die schlieBlich auch dem Autor selbst unterlaufen konnten): viel schwerer wiegt da& der Schreiber den Intentionen des thiiringisch reimenden Dichters in Bezug auf den Abfall des Infinitiv -n und dessen Beibehaltung in allen Fallen nachkommt. Man sehe sich nur die beiden Kolumnen an, welche genau die Schreibung der Handschrift wiedergeben:

Infinitiv mit -n: Infinitiv ohne -n: A 14 sagen : tagen A 21 vare: dare

15 gan: getan

86 lagen : mazen

39 genenden : senden

55 scowen : vrowen

65 vntwichen : samelichen

94 behalden : alden

95 beherten : swerten 180 werden : erden 1386 senden : hende(n)1)

37f. gesehen : geschehen

B 4 horen: oren B 46 rage: trige 12 grifen : rorpfyfen 50 laze: straze

1) Dat. Plur.! Schreib- oder Druckfehler ?

Loeelaias meee

i !

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 85

18 beiten : seiten 79 buwe: nuwe

30 horen : oren 83 geta& : daret

56 horemn : oren 94 untswere : mere 69 haben : ingegraben 102 were: mere

97 gan: getan 132 werde: erde 194 umbevan : getan 170 mane: ane

212 verstellen: den snellen 211 verwende : gebende 214 halde: verstulde

86 f. wegen : legen 216 lufte: ersufte 140f. vremen : nemen 234 striche : riche 148f. betragen : vragen 260 mache : -sache 262 f. vlien : lien 273 gemane : ane

Ich erledige zundchst eine Beobachtung die den Dichter an- geht. Das Fragment A hat in 72 Verspaaren 18 reimende Jn- finitive (10+ 1><2+1), also 1 auf11 Verse, das Fragment B weist in 140 Verspaaren deren 31 auf (9+4>2-+414), also 1 auf 9 Verse. Den Grund dieses (zunichst bedeutungslosen) Unterschiedes enthiillt die zweite Tatsache, welche die obige Tabelle recht drastisch vor _ Augen stellt: das Fragment A bietet nur éinen Infinitiv ohne -n (1:144), das Fragment B bringt deren 14 (1:20!). Nun gehért das Fragment A (Buch V1) noch der ersten Hilfte des Werkes an, es fallt nach unserer Berechnung (oben 8S. 80) in das zehnte Verstausend, Fragm. B (Buch XI) hingegen diirfte um V. 17000 | anzusetzen sein. Es unterliegt keinem Zweifel: in der Zwischen- zeit hat der Dichter begonnen, dem thtiringischen Dialekte weit- gehende Konzessionen zu machen. Bindungen die er sich anfangs nur in einzelnen Fallen gestattete, hat er spiterhin ganz unbe- denklich angewendet!

Und nun der Schreiber! Er ist den Intentionen des Autors durchaus gerecht geworden. Wir haben im ganzen in den beiden Fragmenten 44 reimende Infinitive: in 19 (10+9) Fallen erfordert der Reim das -n, in 15 (1+14) muB es fortfallen; den Rest bilden 5 (1+4) neutrale Reimpaare, wo zwei Infinitive unter sich reimen: hier entschied sich Albrecht oder sein Schreiber offenbar fiir die Beibehaltung der vollen Form, und der Kopist ist auch darin konsequent. Selbst ein Fall des Schwankens ist dabei lehr- reich: A129f. lesen wir an der erden: werden, B182f. werde: uf disser erde: der Dichter hatte friiher die schwache Form yon erde vorgezogen, um den dialektischen Infinitiy zu meiden, als er die Scheu vor diesem tiberwunden hatte, konnte er sich der starken

36 Edward Schréder,

Flexion bedienen, die ihm jedenfalls die geliufige war’) und beidemal bleibt ihm unser Schreiber zur Seite.

Hin Schreiber der den Gepflogenheiten des Autors in Bezug auf Orthographie und Reimbild so bis in Hinzelheiten hinein folgt, da er uns auch dessen Schwankungen”) und Fortschritte deutlich erkennen lé8t, mu8 unbedingt dem Original sehr nahe stehn. Ich bin daher tiberzengt, da& wir es mit den Fragmenten einer Hand- schrift zu tun haben, die 2—3 Menschenalter nach der Entstehung des Werkes in Thiiringen selbst, direkt nach der Originalausgabe, angefertigt wurde.

Méchten doch Beobachtungen wie ich sie hier an einem be- schriénkten Material anstelle, den Fachgenossen nicht kleinlich erscheinen: jedenfalls bin ich gegen die Spétteleien derer gefeit, denen die Hinsicht fiir ihre Notwendigkeit und ihren Nutzen fehlt. Hitte sich einer von uns einmal rechtzeitig die Berliner Frag- mente des Wernher von Elmendorf angesehen, so wire die Frage, in welcher Sprachform wohl der Heiligenstédter Dichter sein Werk abgefa8t haben mége, nie aufgeworfen worden: der Finfall, dag Wernher niederdeutsch geschrieben habe, hatte sich gar nicht her- vorgewagt, jedenfalls war er nie diskutiert worden)‘

Die Vorlage Wickrams naher zu charakterisieren haben wir nur sehr schwache Anhaltspunkte. Der wichtigste ist wohl dieser: der Lesefehler Zechenbuch des Prologs weist zunichst darauf hin, dai die Handschrift -burch bot, wie wir es bei einer mitteldeutschen Handschrift erwarten diirfen und wie es auch die Oldenburger Fragmente (B 78) aufweisen, weiterhin aber macht er wahrscheinlich, daB noch die Gepflogenheit des 12. und be- ginnenden 13. Jahrhunderts herrschte, Priépositionen wie in, an, ze graphisch anzulehnen: zeiecheburch (resp. zeicchenburch), und

1) Auf Grund dieser Beobachtung hab ich auch im Prolog V. 75f. mit Bartsch werde : erde eingesetzt. So erhalten wir fir die 100 Verse des zuletzt ge- schriebenen Prologes vier Beispiele (V. 20 kiinde : siinde, 34 gewalde: walde, 72 smide : vride, 75 werde : erde).

2) Ich méchte hier noch ein Beispiel anderer Art einschalten. Der Schreiber hat sehr auffallig fir eimen Mann der koning schreibt! konstant ph (pf): A 1l phande, B 13 pfyfen 26 phyfen, 24. 205 phlach 242 Phlit, 254 pherd; 49 dumphen; 59 stopphete 63 stcpphen, 153, scupphen. Die einzige Ausnahme bildet B 63 vnplech und hier handelt es sich um ein Dialektwort, das bisher auBer- halb Albrechts (vgl. noch W. 10,173) gar nicht nachgewiesen ist.

3) Ich hoffe die sehr lehrreiche Uberlieferung des Wernher yon Elmendorf demnichst eingehend zu behandeln.

siti, pelt, sit Juecded Dae eM Oe

<>.

f | I

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 87

schlieBlich erlaubt er den Schlu8, daB das 2, welches Wickram als Majuskel las, eine Form mit langer Hasta tiber der Linie hatte: sei es nun die h-ahnliche oder die 7-ahnliche Gestalt, die beide in der ersten Halfte des 13. Jhs aus dem Gebrauche kommen. Wo im tibrigen der Prolog (der allein sichere Ausbeute verspricht) von der Orthographie Wickrams abweicht, zeigt er mitteldeutschen Charakter: manigfalden (V. 6), geboren (75), geboren : auferkoren (79. 80), zehene (85), brachten : wnbedachten (27.28), gedacht : vollen- bracht (99. 100, Wickrams Schreibung wire gedocht : vollenbrocht) oder widerspricht doch nirgends dem Sprachtypus den wir aus der Oldenburger Hs. kennen. Auch ein paar m-lose Infinitive sind noch bewahrt (V. 19. 34)’).

Unser Ergebnis ist: Wickram hatte eine mitteldeutsche Hand- schrift als Vorlage, deren orthographischer Charakter sich kaum von der Oldenburger Hs, unterschieden haben wird; aber diese Handschrift war wesentlich alter es kann die Originaledition resp. eine der friihesten Abschriften gewesen sein, welche mit dem Verlust einiger Blatter in Wickrams Hinde gelangte.

Die Vergleichung der Oldenburger Fragmente mit Wickrams Text legt nirgends die Annahme nahe, daS Wickram einer ab- weichenden Lesart folgte. So bleibt das bescheiden gefafite Re- sultat dieser Betrachtungen dies: wir haben keinen AnlaS und Stiitzpunkt zu vermuten, daf aufer der Vorlage Wickrams und jener Oldenburger Handschrift der die Bruchstiicke entstammen, jemals eine dritte Handschrift der Metamorphosen Albrechts von Halberstadt existiert habe.

8. Ich schlieBe mit einigen Bemerkungen tiber die &uBere Erscheinung der Originalausgabe, wobei ich von hypo- thetischem zu sicherem forschreite. on

Wenn meine Vermutung oben 8. 75 zutrifft, daB die Uber- schrift des alten Prologs bei |Wickram Meyster <Albrechts prologus Hebet sich hie alsus wenigstens in ihrem ersten Teile echt und alt sei, dann ist es doch wahrscheinlich, da8 dieser Prolog sich auch HuBerlich in Wickrams Vorlage deutlich abhob. Es ist das freilich in mittelhochdeutschen Handschriften nicht eigentlich das tibliche:

1) Wenn der Fehler Wickrams V. 48 laf ich fiir lét iw auf einer Verlesung beruhen sollte, so hatte die Vorlage den md. tiblichen Akkusativ wch fir tw: eine Form die freilich in den Oldenburger Fragmenten nicht vorkommt und Albrecht nicht zuzuschreiben ist (vgl. B11 iv :nv), die man aber in einer md. Hs. wohl er- warten darf.

88 Edward Schréder,

mir ist kein Fall gegenwirtig der sich dem vorliegenden ver- gleichen liefe. Anderseits versteht es sich von selbst, daf& solche Vorreden 6fter erst aufgezeichnet wurden, nachdem der Schreiber (der ja in den seltensten Fallen mit dem Autor identisch war !) seine Arbeit bereits abgeschlossen oder doch dem Abschluf& nahe geftihrt hatte. Bei unserm Albrecht wissen wir ja obendrein ganz genau, da8 er den Prolog verfaBte, nachdem das Werk vollenbracht war. Es bleiben nur die beiden Moglichkeiten (s.0.8.74), da der Schreiber das erste Blatt fiir ein Vorwort freilie&, oder daB nach- traglich ein Kinzelblatt vorgeheftet ward. Im letztern Falle hob sich das Vorwort ohne weiteres scharf ab von der Handschrift, aber auch wenn Blatt 1 der ersten Lage nachtraglich beschrieben wurde, trat es deutlicher hervor, als wir es in unsern Handschriften sonst gewéhnt sind’). Ich glaube nicht, dai Wickram seine eigene Vorrede in Prosa und Reimen zwischen Albrechts Prolog und den Text der Verwandlungen eingeschoben hatte, wenn er nicht durch die Handschrift dazu ermutigt wurde. Das bestirkt mich in der Vermutung, dai Wickram die Originalausgabe des Albrecht von Halberstadt in Handen gehabt hat.

Aus dieser Originalausgabe aber hat im letzten Drittel des 13. Jh.s der Schreiber des Oldenburger Kodex abgeschrieben, dessen Orthographie der eigenartig und eigenwillig aus oberdeut- schen und mitteldeutschen Elementen geschaffenen Rechtschreibung Albrechts so eng sich anschlo8. Und diese seine Vorlage ist ganz gewif wie seine eigene Handschrift in abgesetzten Versen, zweispaltig, geschrieben gewesen. Reime von so ausgesprochen dialektischem Charakter auch in der Orthographie so konsequent als reine Reime zu bewahren, war nur méglich, wenn das Auge unter dem ‘Abschreiben eine bestindige Kontrolle iiben konnte. Das war aber so gut wie ausgeschlossen, wenn dem Schreiber die Aufgabe zufiel, unter dem Abschreiben die Verse abzusetzen. Man wird mir das vielleicht unbedenklich zugeben, aber man wird mich fragen, warum ich davon ein Aufheben mache. Nun aus dem ein- fachen Grunde, weil damit die Frage nach dem Alter dieser Ori- ginalhandschrift und nach dem Alter von Albrechts Meta- morphosenbearbeitung aufs engste zusammenhanet.

Die wichtigste Verinderung die sich im deutschen Buchwesen zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts vollzogen hat, ist die

1) Sicher war das der Fall, wenn meine Berechnung oben S. 17 das richtige trifft: dann fielen auf jedes Blatt des Textes 4><82 == 128 Verse, das Blatt mit dem Prolog brachte nur 100!

Der Prolog des Albrecht yon Halberstadt. 89

Kinfiihrang der abgesetzten Verse, bei zweispaltiger (spater auch dreispaltiger) Kinriclitung der Handschriften. Sie vollzog sich ohne Schwierigkeit und mit ganz vereinzelten Riickstiinden und Riick- fallen bei den epischen und didaktischen Werken in kurzen Reim- paaren, sie fand dauernde Hemmnisse bei den Lyrikern und bei den epischen Werken in strophischer Form: von diesen Schwierig- keiten legen fortdauernd die Handschriften des Nibelungenliedes, von denen allein C die urspriingliche Einrichtung bewahrt hat legen unsere Gesangbiicher und Kommersbiicher bis zum heutigen Tage Zeugnis ab.

Seit Jahren hab ich fiir dieses wichtige, die Geschichte un- serer Litteratur und die Geschichte der poetischen Form aufs engste beriihrende Kapitel der Historie des mittelalterlichen Buches gesammelt, will aber daraus fiir diesmal nur mitteilen, was fiir die vorliegende Frage von Interesse ist. Ich kenne alle deutschen Handschriften des 12. Jh.s, und ich habe die meisten selbst einge- sehen, von allen tibrigen hab ich Facsimiles oder zuverlissige Be- schreibungen in Handen. Auf Grund dieser Kenntnisse kann ich schon heute versichern : fe ee

1) Es gibt keine Handschrift des 12. Jhs in kurzen Reimpaaren mit abgesetzten Versen. _

2) Es gibt aus dem12.Jh., ja aus der Zeit bis gepen 1210, wo sich der groBe Umschlag vollzogen hat, kein sicher datierbares Werk in kurzen Reimpaaren, fiir dessen erste Edition die Hinrichtung mit abgesetzten Versen wahrscheinlich zu machen wire.

Die groBen Sammelhandschriften aus der Zeit zwischen 1150 und 1200: die Milst&éter, die Vorauer, die Maria-Saaler und die StraBburg-Molsheimer sind ohne Absetzung der Verse ungespalten geschrieben.

Die gleiche Einrichtung ist als die urspriingliche erwiesen fiir Lamprechts Alexander"), das Rolandslied, die Kaiserchronik, den Konig Rother, den Herzog Ernst (Fragmente); ferner fiir die Grazer Litanei, den Linzer Entechrist, Wernhers Marienleben, Wernher von Elmendorf (Berliner Fragmente), Wernher vom Niederrhein; Reinhart Fuchs usw. usw.

Aus den Anfingen der héfischen Epik legen dafiir Zeugnis ab der Floyris, Graf Rudolf, Eilard yon Oberg (Fragmente) und Heinrich von Veldeke: die Berliner Handschrift beweist auf ihren ersten 3 Blattern deutlich, daB der Schreiber sich unsicher ab-

1) Durch die Vorauer und die StraSburg-Molsheimer Handschrift.

90 Edward Schréder,

qualt mit einer unabgesetzten Handschrift, wie sie das alte Wolfen- biittler Fragment und das Regensburger Doppelblatt reprasentieren.

Aber auch die samtlichen Werke Hartmanns von Aue sind noch in derartigen Erstlingsausgaben hervorgetreten! Ebenso steht dies durch die Kilner Hs. und die dltesten Fragmente fest fiir den Wigalois des Wirnt von Gravenberg, und fiir Ulrich von Yazichovens Lanzelet wird O. Hannink den Nachweis liefern, da8 die juangen Handschriften von Heidelberg und Wien beide aus unabgesetzten alten Pergamenthandschriften abgeschrieben sind.

Schwierig liegt die Sache bei Wolfram von Eschenbach: fiir den Willehalm steht eine Editio princeps mit Absetzung der Zeilen fest, bei der Publikation des Parzival aber scheint man von der alten Einrichtung, die fiir die Separatausgabe der ersten sechs Biicher anzunehmen ist, spater zu den abgesetzten Versen in Spalten iibergegangen zu sein.

Die friihsten gréfern Werke, die mit hoher Wahrscheinlich- keit ihre erste Reinschrift in der neuen Form erlebten, sind der Tristan Gottfrieds von StraSburg, das Trojanerepos Herborts von Fritzlar und die Metamorphosen Albrechts von Halberstadt !

Also auch von Seiten der Geschichte des deutschen Buch- wesens haben wir einen AnlaSi, die alte Deutung des Prologs festzuhalten, die ich oben neu gestiitzt habe: Albrecht von Halberstadt begann sein Werk zu schreiben im Jahre 1210. Die litterargeschichtliche Wiirdigung dieses wertvollen Da- tums mu8 ich einer andern Gelegenheit vorbehalten.

Aber das will ich schon jetzt ankiindigen: auf die Urkunden werd ich meinerseits nicht zuriickkommen. Ich bin mir schon vor 11 Jahren (im Februar 1898) dariiber klar geworden, dai mit dem Namen ‘Albertus’ weder von Jechaburg noch von Halberstadt her tiber den an sich plausibeln ‘Albertus scolasticus’ von 1217 hinaus, den J. Grimm in Jechaburg aufstéberte, ein sicherer Anhaltspunkt zu gewinnen ist. Ich habe das was ich damals niedergeschrieben hatte, ungedruckt gelassen, weil ich die Hoffnung doch nicht auf- gab, es wiirde uns ein urkundliches Fiindlein gelingen: nach dem Erscheinen der Schrift von Irmisch (1905) muft ich darauf ver- zichten, und der Verzicht bereitet mir jetzt keine Schmerzen mehr. Denn was ich oben durch die Interpretation des Prologs und weiterhin durch genaue Festlegung der Uberlieferung erreicht zu haben glaube, scheint mir wertvoller, als weitere Nachweise fiir einen Albertus in Jechaburg. Gerade Jechaburg, wo sich im 12. Jh. zwei Prépste des Namens Burchard folgen, lehrt recht deutlich, wie vorsichtig man in dieser Zeit mit landlaufigen Namen ope-

Der Prolog des Albrecht von Halberstadt. 91

rieren mug. Und nur das eine mécht ich hier betonen: wenn der ‘Albertus scolasticus’ von 1217 und der von 1251 wirklich dieselbe Person sind, dann kann diese nicht, was Baesecke S. 375 immerhin fiir moéglich halt, 1190 ‘mit 20 Jahren’ die Metamorphosen be- gonnen haben: es war ‘Meister Albrecht’ der sie schrieb; ein angehender, blutjunger Stiftsgeistlicher wire mit dieser Arbeit nicht betraut worden.

Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlar. Von Edward Schréder. Vorgelegt am 30. Marz 1909.

Da8 wir, wenn die deutsche Litteraturgeschichte des Mittel- alters wirklich zu einer Geschichte der geistigen Kultur unserer Vorfahren ausgebaut werden soll, auch die auere Uberlieferung der einzelnen Werke genauer studieren miissen, ist wohl allgemein zugestanden, aber selten beherzigt worden. Ich kénnte reichlich Belege anfiihren, daB sich Fachgenossen die Frage, ob etwa ein Werk auf den engsten Kreis des Verfassers oder Bestellers be- schriénkt geblieben sein kiénnte, gar nicht vorgelegt haben. Die Bekanntschaft und Beschiftigung mit den Dichtern der mhd. Bliitezeit und den Epigonen im ganzen und im einzelnen raumlich und zeitlich zu umgrenzen, ist durchaus keine gleichgiltige Auf- gabe aber was ist zu ihrer Bewdaltigung bisher geschehen? Die Epen Wolframs von Eschenbach, das wei8 man wohl, sind vied weiter nach Norden und Osten gedrungen, als die epischen Dich- tungen des Konrad von Wiirzburg; aber auch fiir Sitiddeutschland ist nichts verkehrter, als etwa die stillschweigende Voraussetzung, da8 der stilistische Einflu8 des fruchtbaren Baselers Dichters immer von seinen Werken selbst ausgehen miisse, und die naive Annahme, dai ein beliebiger Dichter vom Ende des 14. Jahrhunderts alle oder so gut wie alle Dichtungen Konrads bequem gelesen haben kinne.

Ich habe oben 8. 81 ff. fiir Albrecht von Halberstadt wahrschein- lich zu machen gesucht, daB es die Originalhs. seiner Metamor- phosen war, welche dem Jérg Wickram vorgelegen hat, und daB die Oldenburger Pergamentblatter einem Kodex entstammen, der

roe

Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlar. 98

in der zweiten Halfte des 18. Jhs direkt aus dem Original schépfte und dann friihzeitig an einen kleinen norddeutschen Hof gelangt ist. Damit ist nicht das litterarhistorische Interesse, wohl aber die geschichtliche Bedeutung des Werkes eingeschriénkt. Hier will ich vorlegen, was sich iiber die Verbreitung des dem Jecha- burger Ovidverdeutscher nahestehenden 4ltesten deutschen Bear- beiters der Trojanersage ermitteln 148+: es ist nicht viel, und obendrein manches unsicher, aber nicht nur Resultate, auch Er- wigungen kénnen forderlich sein. Und da Herbort zu den Au- toren gehért, von denen nur ihre eigene Uberlieferung und kein direktes Zeugnis der Zeitgenossen und der Nachfolger Kunde gibt, so verdienen es die Hss., da wir ihnen abfragen was immer sie uns sagen kénnen.

Die einzige Hs. die uns Herborts ‘Lied von Troja’ vollsténdig tiberliefert, ist der Heidelberger cod. Pal. germ. 368, welcher 1333 in Wiirzburg entstanden ist (zuletzt beschrieben bei Behaghel, Eneide S. V und bei Bartsch, Heidelberger Handschriften 8. 110). Hier steht die Dichtung sehr passend vor der ‘Eneide’, und der Schreiber, welcher den Herbort (fiir den Deutschordensritter Wil-

helm yon Kirweiler aus dem ElsaB) von der ersten bis aur”.

letzten Zeile geschrieben hat, ist auch an der auf zwei Kopisten verteilten Abschrift des Heinrich von Veldeke beteiligt.

Es unterliegt keinem Zweifel, daS das ‘Lied von Troja’ als eine erginzende Vorgeschichte zu Veldekes Aencis von Herbort tibersetzt wurde und als solche vom Landgrafen Hermann geradezu in Auftrag gegeben war. Danach wir es ‘an sich wohl miglich, daS die Editio princeps in demselben Bande mit einer Hs. der ‘Eneide’, also mit einer solchen von originaler Abkunft und guter Textgewihr, ans Licht trat. So und nicht anders ist im Anfang des 12. Jh.s die ‘Exodus’ publiziert worden: als eine Fortsetzung der ‘Genesis’, die wohlgemerkt! reichlich ein Menschenalter alter war’).

Aber wenn Baesecke Recht behielte mit seiner frtihen Datic- rung Albrechts und Herborts (Zs. f. d. Alt. 50,377 .), dann ware auch die Miglichkeit nicht ausgeschlossen, daB man am thiiringi- schen Hofe nach Vollendung der ‘Eneide’, die B. (8S. 380) nicht abgeneigt ist in dasselbe Jahr 1190 zu legen, in welchem Albrecht und Herbort ihre Arbeit begonnen haben sollen, alsbald eine ‘Ge- samtausgabe’ veranstaltete, in der “Trojanerkrieg’ und ‘Eneide'

1) Etwas anders liegen die Verhiltnisse bei ‘Recht’ und ‘Hochzeit’ sowie bei ‘Erinnerung’ und ‘Priesterleben’.

94. Edward Schroder,

gleichzeitig vor ein gréferes Publikum hintraten, nachdem sich an Veldekes Dichtung wohl bereits ein engerer Kreis erfreut hatte. Das wire algo ein Editionsverhaltnis, wie es bei ‘Nibelungenlied’ und ‘Klage’ tatsichlich vorliegt: es gibt bekanntlich keinerlei An- halt daftir, daf eines dieser beiden Werke, so wie wir sie kennen, jemals fiir sich ediert worden sei.

Freilich wir es dann merkwiirdig, daB von den sieben voll- stindigen Handschriften der ‘Eneide’ nur die eine Heidelberger Pergamenths. den Herbort festgehalten hatte, aber zu erkléren ware eine solche nachtragliche Abstofung allenfalls (auch die ‘Klage’ ist ein paarmal aus jiingern Nibelungenhss. fortgeblieben), und es gibt einen scheinbaren Anhalt, wenigstens eine zweite derartige Handschrift (Herbort und Veldeke) zu erschliefen.

Mit der Heidelberger Hs. H der Eneide aufs engste verwandt ist, wie ihr Entdecker sofort erkannte und Behaghels Stammbaum S. XXXVI ausweist, die Eybacher Papierhs. des 14. Jhs, E, iiber welche zuerst F. Pfeiffer, Quellenmaterial zu altdeutschen Dichtungen I, 16ff. gehandelt hat. Ich hatte sie gern persdnlich eingesehen und mit der von Heidelberg freundlichst hergesandten Hs. H konfrontiert, aber laut einem Briefe des Herrn Grafen K. von Degenfeld-Schonburg (vom 2. 3. 09) war der Kodex ‘trotz griindlicher Nachforschung nicht zu finden’. In E hat die ‘Eneide’, welche den einzigen Inhalt der Hs. bildet, eine Einteilung in (6) Distinctiones (s. die genauen Angaben bei Behaghel 8. III): eben diese Einteilungsweise in Leseabschnitte, die mir sonst aus den Hes. altdeutscher Dichtwerke nicht weiter bekannt ist, treffen wir in dem ‘Trojanerlied’ der Hs. H in der ‘Eneide’ fehlt sie hier.

Es ist aber so gut wie sicher, da8 in der gemeinsamen Vor- lage von HE (Behaghels Y') auch die Eneide diese Bezeichnung groéBerer Textabschnitte hatte*). Zunachst fallen namlich die Textabschnitte in E (mit diner Ausnahme) mit den einzigen durch groRe Initialen markierten Absitzen in H zusammen; es finden sich diese zweifarbigen Initialen aufer im Eingang (Bl. 120° Sp. a., V. 1) an folg. Stellen:

H Bi. 136" Sp. a, V. 2529 = E ‘Distinctio secunda’

H Bl. 143° Sp. b, V. 8741 E ‘Distinctio tertia’

H Bl. 176" Sp. a, V. 7965 = E ‘Distinctio quinta’

H Bl. 181" Sp. b, V. 9735 = E ‘Distinctio sexta’.

Die groBe Initiale ftir ‘Distinctio quarta’ V. 5001 ist von dem Abschreiber (B) nicht beachtet worden. An den beiden letzten

1) Das hat schon Bartsch, Heidelberger Hss. 8. 110 unten ausgesprochen.

Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlar. 95

Stellen aber, wo derselbe Schreiber (A) wie beim Herbort titig war, ist vor dem Absatz noch eine Zeile freigelassen: in diese sollte der Rubricator das ‘Distinctio quinta’ resp. ‘D. sexta’ ein- fiigen, so wie wir es ein paarmal im Herbort ausgefiihrt sehen (s. u.).

Hat also die ‘Eneide’ der Vorlage von H diese Einteilungs- weise héchst wahrscheinlich besessen, so laft sich fiir den ‘Tro- janerkrieg’ in H direkt beweisen, da® der Schreiber sie, in nach- lassiger Weise, aus seiner Vorlage tibernahm. Von den 21 Distinc- tionen, in welche die Dichtung Herborts eingeteilt war, sind némlich nur 10 mit Zahlen versehen, diese Zahlen aber sind immer in Ordnung:

Op) bi Nee VITI.X.. XU XIII. X VI XVIT XVIII XVIII Xx.

Dazu ist die Art der Bezeichnung ganz verschieden. Die Einrichtung der Vorlage war unzweifelhaft die, da8 vor jedem durch eine gréfere (zweifarbige) Initiale markierten Abschnitt eine Zeile freiblieb, in welche der Rubricator die genaue Bezeichnung der Distinctio eintrug. Ausgefiihrt ist dies aber in H nur zwei- mal: vor V. 7657 (BL 50° Sp. a) steht das Rubrum Distincto X, vor V. 10429 (BI. 67" Sp. b) ebenso Distineto XIII. In weitern 8 Fallen ist die Numerierung zwar mit kleinen Lettern rechts neben oder tiber der Zeile fiir den Rubricator vorgemerkt, aber von diesem nicht ausgefiihrt worden, also nicht bei V. 1233 (Scd distecd), 6053 (VILI° distzcd), 11185 (XIII di.), 18141 (. XVI), 138873 (XVII), 14983 (XVID), 15840 (XVITII disto), 16726 (XX. d°).

Bei 11 Abschnitten (s. oben die Punkte) fehlt also die Zall ganz. Damit sind aber die Unsauberkeiten noch nicht zu Ende. Die Uberschriftzeile ist, wie bemerkt, in zwei Fallen ausgefiillt, in 18 Fallen leer geblieben, aber in 6 Fallen hat schon der Schreiber vergessen sie frei zu lassen, und bei zweien davon fehlt auch die groBere Initiale: der Einschnitt bei V. 13141 (Bl. 85’ Sp. a.) wird durch die Zahl . XVI. gesichert, fiir den Beginn der 7. Distinction aber sind wir auf die Vermutung angewiesen, denn hierfiir fehlt Freizeile, Zahl und Initiale: sie kann mit V. 4601 (Bl. 30° Sp. b) und mit V. 4629 (Bl. 30" Sp. a) begonnen haben.

Wir haben also konstatiert, daB die ‘Distinctionen’ des Her- bort aus der Vorlage von H stammen, und dai die Vorlage von H fiir Veldeke gleichfalls ‘Distinctionen’ bot, die in E erhalten sind, in H nur Spuren hinterlassen haben. Danach steht zunachst fest, da& die Vorlagen beider Werke aus der gleichen Schreibstube stammen da sie von dem gileichen Schreiber herrtihrten, da- gegen besteht ein leises Bedenken: beim ‘Trojanerkrieg’ entfallt

96 Edward Schréder,

eine ‘Distinctio’ auf durchschnittlich 880 Verse, bei der Eneide auf 2254) Immerhin bleibt es naheliegend anzunehmen, daf schon in der Vorlage von HE Herbort und Veldeke vereinigt waren, und da8 sich der Schreiber von E auf Grund seines Auftrags auf Veldeke beschrankte.

Gleichwohl halt ich diesen Schlu8 fiir triigerisch. Sehen wir wos H niaher an, so konstatieren wir zunichst: das Pergament der beiden Teile (‘Trojanerlied’ und ‘Eneide’) ist gleichmafiges Fabrikat und die ganze Hs. gleichmafig eingerichtet; die Zihlung der Lagen (auf der Riickseite des letzten Blattes unten) geht durch, und sie scheint von gleichzeitiger Hand herzuriihren; der Schreiber des ‘Trojanerkriegs’ hat auch den zweiten Teil der ‘Eneide’ geschrieben. Das alles ergibt eine Einheitlichkeit, die eine gleichartige Vorlage widerspiegeln kénnte. Versuchen wir uns aber die Entstehung der ganzen Handschrift klar zu machen, so kommen wir dazu, diese vorliufigen Eindriicke entschieden ein- zuschranken.

Der Schreiber A kopierte den Text des Herbort von Fritzlar und erhielt dazu von vorn herein oder nach und nach 15 Quaternionen Pergament ausgeliefert; auf Quat. I—XIV ziahlt die Seite 2><39 Zeilen, mit Quat. XV gieng A zu 40 Zeilen auf der Spalte tiber. Warum er sparte, ist freilich nicht einzusehen, denn er behielt ein volles Blatt tibrig und auSerdem noch 11/2 Spalte frei auf der letzten Seite (BI. 119"). Zundchst schnitt er das leere Blatt ab, dann verwendete er den freien Raum auf Bl. 119” fiir eine gereimte Nachschrift (Frommann 8S. XXVIITf), die er so hin- zog, daB sie das Blatt bis zur letzten Zeile ausfiillte. Er war offenbar der Meinung, da seine Arbeitsleistung, der ‘Trojanerkrieg’, fiir sich existieren sollte. | Inzwischen hatte der Schreiber B, mit einer neuen Lage (X VI) beginnend, die Abschrift der ‘Eneide’ von BI. 120 bis Bl. 170* Sp. a unten gefiihrt; mit Sp.b setzte der Schreiber A ein und kopierte die Dichtung Veldekes bis zum Schlu8: BI. 206" Sp. a oben. § Nun erst wurden die beiden Werke, nachdem inzwischen das erste Blatt der ‘Eneide’ eine Zeitlang dem Tages- licht ausgesetzt gewesen und etwas verblaBt war, zusammenge- heftet und, wohl unmittelbar vor dem Einbinden, mit durchge- henden Lagenzahlen ‘versehen, also Bl. 119": . XV. Bl. 127": . XVI,

1) Dieses Bedenken fiele hin, wenn der welcher die Distinctionen einfihrte, sich dabei einfach nach den groSen Initialen richtete, die er in seinen Vorlagen fand. Man kénnte auch fir den gleichen Schreiber anfithren, da8 so ein Schnitzer wie Dictinctio primo E in VIII disticd H seine Parallele hat.

TL eet

Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlar. 97

und so fort bis Bl. 199°: .XXV.; die letzte Lagenbezeichnung fehlt nur deshalb, weil das leere BI. 207, welches sie trug, nach- traglich herausgeschnitten worden ist. Der Text erreicht auf BI. 206' Sp. a oben seinen Abschlu8; eine zweite Nachschrift hat A, der ja die Arbeit zu Ende ftihrte, trotz dem reichlichen Raume nicht angebracht: er wuite jetzt wohl, da8 beide Werke zu einem Band vereinigt werden sollten.

Allem Anschein nach hat B die erste (gréBere) Halfte der ‘Hneide’ kopiert, wahrend A den ‘Trojanerkrieg’ abschrieb, und A hat ihn abgelést, nachdem er mit dieser Arbeit zu Ende war. Wenn aber A und B gleichzeitig arbeiteten, dann waren ihre Vorlagen gewif nicht in demselben Kodex enthalten. Sie ge- horten allerdings derselben Bibliothek an und waren aus der gleichen Schreibschule hervorgegangen.

Die mit Hilfe von E auch fiir die Vorlage der Eneide in H erwiesenen ‘Distinctionen’ und die Vereinigung der beiden durch dies Hinteilungsprinzip gegliederten Texte in H zwingen uns also nicht, auch nur eine zweite Hs. anzusetzen, welche die Epen Her- borts von Fritzlar und Heinrichs von Veldeke vereinigte —- noch weniger haben wir darin einen Anhalt fiir die Vermutung, daf Herborts Werk in engem Verband mit demjenigen Heinrichs publi- ziert worden sei.

In dem Berliner Mscr. germ. fol. 902 besitzen wir 2 Per- gamentblatter einer zweiten Handschrift des Herbort v. Fritzlar (B), deren Lesarten Phil. Strauch Zs. f. d. Alt. 21,203 ff mitgeteilt hat. Die Blatter sind s. Z. von dem Frankfurter Archivar Tho- mas an Meusebach geschenkt worden; in Frankfurt hat man sie im 16. und 17. Jh. zu Aktenumschlégen benutzt!, wie eine Aut- schrift auf Bl. 1 beweist:

Auszug der korn Gult Anno: 74 4) Wei frawen Closter.

Die Handschrift hat ein sehr stattliches Format: an dem un-

beschnitten gebliebenen Blatt 2 gemessen betriagt die Hohe 328 mm,

1) Nach der Schrift zweifellos 1574; die Aufschrift auf Bl. 2 gehdrt dem 17. Jh. an und ergibt nichts fir die Herkunft. Ich habe mich in Frankfurt ver- geblich um weitere Fragmente bemitht: auch die Akten auf welche die Aufschriften und jiingere Registraturzeichen hinfithrten, scheinen nicht in das Stadtarchiy ge- langt zu sein, dem die Bestiinde des WeiBfrauenklosters erst spater einyerleibt worden sind. Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909. Heft 1. id

98 Edward Schroder,

die Breite 220mm; davon entfallen auf die Schriftkolumne 248 mm resp. 150mm (2 Spalten 4 70mm, Mittelraum 10mm); die Rander: oben 27, unten 563mm; innen (mindestens) 22, aufen 48mm. Die Zeilenanfinge stehn unter einander (wie in H), die Kapitalchen der Zeilenanfinge (in H rot tingiert) sind spaltenweise mit einem roten Strich durchzogen. Die durch rote (in H abwechselnd blau und rote) Initialen markierten kiirzern Abschnitte decken sich mit denen in H. Die Spalten haben durchschnittlich 60 Zeilen (so BI. 17, 2%, Bl. LY hat 61, Bl. 2°59). Im Prinzip werden die Verse ab- gesetzt, indessen hat der Schreiber 66mal, wenn der erste Vers kurz war und der zweite noch Raum fand, zwei Verse auf die Zeile gebracht: 55mal ist es ein Reimpaar, und auch das beweist, daB der Schreiber sich nicht etwa in mechanischer Abhingigkeit von einer Vorlage in unabgesetzten Zeilen befand, sondern zur Reim- sparung, wo es bequem angieng, ein in der Vorlage abgesetztes Verspaar auf der Zeile unterbrachte.

Auch die Vorlage von H war unbedingt in abgesetzten Verszeilen peschrieben: es findet sich nirgends eine Entgleisung, welche auf die altertiimliche Hinrichtung der unabgesetzten Verse hinwiese.

Charakteristisch fiir die Handschrift sind die fortlaufenden Inhaltsangaben am untern Rand: 1 oder 2 fiir jede Spalte (s. Strauchs Kollation).

Bl. 1 reicht yon V. 13017 bis 13290, Bl. 2 von 14879 bis 14641: auf 480 Zeilen stehn 586 Verse'). Der Zwischenraum zwischen beiden Blattern betrégt nach Frommanns Zihlung 1088 Verse, das gabe -4 Blatter mit durchschnittlich 272 Versen (die erhaltenen bringen 274 und 262 Verse). Somit stellen die beiden Berliner Einzelblatter ein Doppelblatt dar, das zwei Doppelblatter umschloB: bei einem Quaternio wiirde es das zweite (von aufen gerechnet) sein. Nun weist aber die Riickseite von Bl. 2 unten der Zahl . VII. auf, und das muf die Lagenbezeichnung sein, genau 80 wie wir sie in den Hss. H und E finden: wir stehn also mit. V. 14641 am Schlusse der 7. Lage, und diese siebente Lage war ein Ternio. Seine 6 Blatter umspannten V. 13017—14611, da kamen also im Durchschnitt 271 VV. auf ein Blatt. Die Zahl 14641 durch 271 geteilt ergibe 54 Blatter (+7 Verse). Unser Blatt 2 kann also sowenig der Schlu8 eines 7. Ternio (das waren 42 Blatter) sein, wie es der Schlu8 eines 7. Quaternio war, wohl aber stimmt alles wenn wir annehmen, da die ersten 6 Lagen Quaternionen waren (6 >< 8 == 48) und die 7. ein Ternio (+6 = 54).

1) Frommann zerlegt einmal einen Vers in zwei: 14392. 93.

ee Oe eee

a:

fuer A SOS si See ee ee, a ae ee

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Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlar. 99

Und zugleich erhielten wir damit die GewiSheit, daB die Art Raumsparung, wie sie uns auf den erhaltenen Bldttern entgegen- tritt, von Anfang an geiibt wurde.

Fiir die auf V. 14671 noch folgenden 3817 Verse des Ge- dichtes wiirden bei dem Durchschnitt von 271 Versen noch 14 Blatter gebraucht werden, also alles in allem 68 Blatter fir diesen Kodex des Herbort von Fritzlar zu berechnen sein.

War dies Pergament dem Schreiber auf Grund einer Be- rechnung in Bogen oder Doppelblattern zugewiesen, so konnte er es einteilen

entweder in 8><4-+2 Doppelblaitter (8 Quatern. +1 Binio)

oder in 7><4+2><3 , (7 s +2 Ternion.). Die letztere Hinteilung hat er gewahlt auffallend bleibt nur, daf er schon als 7. Lage einen Ternio nahm und dann noch ein- mal (bei der 8. oder 9.) einen Quaternio anwenden mufte. Fest steht, da® er gegen Schlu& des ‘Trojanerkriegs’ mit Ternionen ab- wechselte: das scheint doch wohl darauf zu deuten, daf fiir den Kodex nichts weiter als die Abschrift ‘des Herbort von Fritzlar geplant war.

Immerhin bleibt dieser SchluB unsicher, und ich verstairke das Argument darum durch ein zweites. Unter den samtlichen Handschriften der ‘Eneide’ findet sich keine, deren Erscheinung, insbesondere die Zeilenzahl, mit der unsern (welche durchnittlich 60 Zeilen aufweist) auch nur eine entfernte Ahnlichkeit hidtte. Die Blattgré8e wird von keiner Hs. Veldekes erreicht, die Zeilenzahl tiberschreitet hier niemals die 47 welche die Berliner Hs. der ‘Eneide’ aufweist; von den Fragmenten gar, soweit sie tiberhaupt in abgesetzten Versen geschrieben sind, kommt keines tiber 38 Zeilen'). Es bietet sich mithin auch in der gesamten Uberlieferung Veldekes kein Anhalt und keine Wahrscheinlichkeit dafiir, dai das Fragment B des ‘Trojanerkriegs’ zu einer Handschrift gehorte oder aus einer Hs. schépfte, welche daneben noch die ‘Eneide’ ent- hielt.

Die Berliner Fragmente gehéren der Schrift nach der Zeit um oder bald nach 1800 an (Ligaturen: de und do) sie sind jeden- falls alter als die Heidelberger Hs. von 1333. Die Hs. B kénnte also als Vorlage von H aeitlich in Betracht kommen durch die Lesarten ist das ausgeschlossen, und ferner auch dadurch, daf ihr die Bezeichnung der gréBeren Abschnitte als ‘Distinctionen’ fehlt,

1) Das verlorene Bruchstiick Schades hatte ‘60 Zeilen auf der Seite’, also 80 Zeilen in der Spalte. 7

100 Edward Schréder,

welche H bietet und die wir fiir seine Vorlage in saubererer Form erschlossen haben. Es trifft sich gut, daS auf BI. 1’ mit V. 13141 eine Stelle fallt, wo H, wenn auch unter Vernachlassigung der sonstigen Kennzeichen (es fehlt die freie Zeile und die gréBere Initiale), am Rande den Beginn der . XVI. Distinction anktindigt. EKinen staérkern Einsatz freilich markiert hier auch B: mit einem J in Jecezo, das sich tiber 7 Zeilen erstreckt und so von allen tibrigen (2 Zeilen hohen) Initialen abhebt. Ftir die Vorlage von B micht ich daraus keinen prazisen Schlu8 ziehen; es bleibt die doppelte Méglichkeit: a) dai B die Bezeichnung und Zahlung nach Distinctionen fortlie8, aber die markanten Initialen gréferer Ab- schnitte beibehielt; b) daB *H (die Vorlage von H) grofie Initialen vorfand und nach ihnen die Zahlung seiner Distinctionen einfiihrte.

H ist in Wiirzburg fiir emen Deutschordensritter geschrieben, die Fragmente von B sind in Frankfurt aufgetaucht, wo auch ein Deutschordenshaus (in Sachsenhausen) bestand: die Méglichkeit ist also gegeben, da8 Herborts ‘Trojanerlied’ zu der Auslese von dichterischen Werken gehérte, die man in diesen Kreisen kulti- viert hat.

Zam Schlusse faB ich die positiven Resultate meiner Erir- terungen zusammen, und lasse ihnen die Ergebnisse folgen die nur eine negative Formulierung vertragen.

In H u, B kennen wir zwei Handschriften Herborts zwischen denen keinerlei direkte Abhingigkeit besteht. Eine dritte Hand- schrift erschlossen wir in der Mutterhs. von H, welche die ‘Distinctionen’ in sauberer Durchfiihrung enthielt. Da wir diese Distinctionen auch fiir die gemeinsame Vorlage der Eneide-Hss. H und E feststellten, in der anderweitigen Uberlieferung Veldekes aber sich keine Spuren davon finden, ist diese Einteilungsweise gewif nicht einem der beiden Dichter zuzuschreiben, sondern das Werk einer bestimmten Schreibstube: somit ware *H (die Vor- lage der Herbort-Hs. H) nicht das Original resp. eine authentische Edition, sondern eine sorgfiltig redigierte Kopie. Es ist wahr- scheinlich, da8 die Vorlage von B, welchem die Distinctionen fehlen, von *H verschieden war: damit erhielten wir eine vierte Hand- schrift des ‘Trojanerkriegs’. Bei alledem ist die dufere Form und der innere Wert der Uberlieferung derart , da8B wir gewiB nicht allzuweit vom Original abriicken.

Weiterhin: die Vereinigung von ‘Trojanerkrieg’ und ‘Eneide’ in der Heidelberger Hs. H ist keine Gewahr dafiir, da8 das Werk Herborts in der Editio princeps mit dem Werke Veldekes ver-

Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlar. 101

einigt war; gewisse Beobachtungen an H wie an B scheinen dieser (von vorn herein nicht unwahrscheinlichen) Annahme direkt zu widersprechen und die Vereinigung heider auf H einzuschrinken.

Wihrend fiir Veldeke eine Originalausgabe in unabgesetzten Versen durch die Fragmente yon Regensburg und Wolfenbiittel sowie durch die ersten Blatter der Berliner Hs. gesichert erscheint, kennen wir von Herbort nur die beiden Hss. in zweispaltig abge- setzten Versen und muften die gleiche Einrichtung fiir deren Vor- lagen annehmen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, da8 die Originalhs. anders ausgesehen habe.

Was speziell den Prolog Herborts angeht, so war er offenbar schon im Original, ahnlich wie ich es oben S. 88 fiir den (nachtraéglich gedichteten) Prolog Albrechts von Halberstadt er- wiesen habe, deutlich als ein Eingangsstiick markiert. Darauf weist die verschiedene Ansetzung der ‘ersten Distinction’ bei Vel- deke und Herbort hin: diese beginnt in der Veldeke-Hs. E mit V. 1: ganz richtig, denn die Eneide hat keinen Prolog (sondern nur einen Epilog); in dem Herbort-Text von H aber findet sich die erste freie Zeile und eine groBe geschmiickte Initiale bei V. 99; und hier stand also in *H ‘I’ oder ‘Prima distinctio’; die Zah- lung fahrt fort bei V. 1233 ‘Secunda distinetio’.

Herborts Prolog ist beim Beginn der Arbeit gedichtet, der Prolog Albrechts unmittelbar nach dem Abschlu8. Ein Zusammen- hang zwischen beiden besteht zweifellos, und Baesecke (Zs. f. d. Alt. 50, 371 £.) wird Recht haben, wenn er den Prolog Albrechts als jiinger ansetzt. Wir erfahren aber leider nur, wann Albrecht sein umfangreiches Werk begonnen hat; wann er mit den fast 22000 Versen fertig wurde, wissen wir nicht: es beibt uns also vorléufig noch immer der Spielraum von 1210 bis zu Landgraf Hermanns Tode am 25. April 1217.

Fiir die Ausbreitung des ‘Liedes von Troja’ sind wir nur auf die vorhandenen Hss. angewiesen*): H ist in Wiirzburg geschrieben, B, dessen Fragmente in Frankfurt aufgetaucht sind, scheint einen

1) Um andern eine Enttiuschung zu ersparen, will ich hier ein kleines Ge- schichtchen erzihlen. Vor langern Jahren erblickte ich bei einem Besuche Fritz- lars mitten unter den Herrlichkeiten des Domschatzes einen altertiimlichen Kodex mit der Aufschrift ‘Herbort von Fritslar, Liet von Troie’; der MeSner versicherte, es sei ‘eine uralte Handschrift’, In fieberhafter Erregung eilte ich zu dem ehr- wirdigen Dechanten Kreisler und bat ihn instindig, mir ausnahmsweise die Vi- trine zu Offnen. Schmunzelnd gewihrte er meine Bitte und finf Minuten spater hielt ich die Ausgabe Frommanns in Handen!

102 Edward Schréder, Zur Uberlieferung des Herbort von Fritzlayr.

wetterauischen oder hessischen Schreiber zu verraten (immer nit, nergen u.s.Ww.). Wir bleiben also auf Hessen, Thiiringen und Mainfranken beschrinkt und kommen zeitlich nicht tiber das Ent- stehungsjabr yon H: 1333 hinunter. Herborts Werk hat sicherlich nicht zu denjenigen Dichtungen der Bliitezeit gehirt, welche sich einen weiten Kreis erobert und ihn lange beherrscht haben.

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Der Brief des Dionysius von Alexandrien an Paulus aus Samosata.

Von

N. Bonwetsch. Vorgelegt in der Sitzung vom 6. Februar 1909.

Die christologischen Auseinandersetzungen des 4. und &. Jhds. haben auch in neuester Zeit immer wieder das Interesse auf sich gelenkt. Lietzmann hat in seiner Schrift ,Apollinaris und seine Schule“ I (Tiibingen 1904) die Reste der dogmatischen Schriften des Apollinaris und seiner Schiiler vorgelegt, Holl in ,Amphilochius von Ikonium“ (ebd. 1904) das Verhiltnis der grofen Kappadozier zur Christologie des Apollinaris dargestellt, Loofs in seinen ,,Nesto- riana“ die Fragmente des Nestorius ,,gesammelt, untersucht und herausgegeben (Halle 1905) und Bethnne-Baker in seiner Schrift » Nestorius and his Teaching“ (Cambridge 1908) eine noch unedierte Schrift des Nestorius ,,der Markt des Heraklides‘‘ verwertet, die neben reichem Material zu dessen Geschichte auch eine Darlegung und Apologie seiner Lehre bietet, Einen Beitrag zur Kenntnis jener Erérterungen michte auch diese Untersuchung liefern, die dem angeblichen Brief des Bischofs Dionysius von Alexandrien an Paulus aus Samosata gewidmet ist’).

1) Der Brief ist zuerst herausgegeben von Turrianus (Rom 1608); dann ab- gedruckt bei Mansi I, 1039—1088. Simon de Magistris hat ihn in seiner Edition der Werke des Dionysius (Rom 1796) S, 2083—279 wiedergegeben. Bei Migne Patr. gr. Bd, 28, 1561 ff. der den Fragen vorausgehende Abschnitt in einer alten lateinischen Ubersetzung; so nach von Claudius Stephanatius aus Rom gesandten Scheden in den Werken des Athanasius ed. Montfaucon (Par. 1698) II, 717. Bruchstiicke in syrischer Ubersetzung bei Pitra, Anal. sacra IV (Paris 1883), 8.178 f.,

104 N. Bonwetsch,

Daran kann trotz der eingehenden: Verteidigung der Echtheit durch Simon de Magistris, S. XIV—LXI seiner Ausgabe der Werke des Dionysius, kein Zweifel sein, da dieser Brief nicht wirklich

415 ff. nach Cod. mus. Britt. Addit. 14535 und 12154 s.IX in. Ich habe den von Mansi und Magistris gebotenen Text verglichen mit Coisl. gr. 299s. XI. Die Uber- einstimmung ist eine weitgehende. Hine Liicke 8. 225 ed. Mag. erginzt Coisl. 299 Bl.198. Dagegen fehlt S. 263 ff. u. 275 ff. (Mansi I, 1079f. u. 1087f.) je ein Blatt in dem Coisl. 299. Die Gite der Verwaltung der Pariser Nationalbibliothek hat mir auch diesmal die Benutzung der Handschrift in der hiesigen Universitits- bibliothek erméglicht. Ich sage ihr dafiir meinen ergebensten Dank. Der Text der durch Coisl. 299 erginzten Liicke lautet:

Sedo yao Cav evoiuay bv adrois. Feod Livros aiua ual cdpa' adrd¢g 6 Hed¢ 6 yevdusvosg tiv els Dedv daequonroriy nol sis olnov xarapvyys rod cHoar Huds: Zowosy yao tuds olxodopious rods dséonogniopévovg: ody dolov avdedmov Tusis ccéoue égotiouev do tk Anola tis yijs wn yévorto’ yéyoumrar ydo: br of &uveig nal &wdviomno, siyeny to abun tov dylav utulo lyeovowstw: xol er cag cdexuas tev dolav toig Inolos tio yig wagédanav’ Hove &anvijg xcb aviwoBdeos 6 léyov chyna &vPedmov nal clue ddopevoy tH Lad: ef yduke woddol Of eblaBerav a&néyovrae geaysiv (198% b) éwd raév evoduov xoedv cetgunddwav ual aonvadr. wohlijs dosBelas dvcwectov’ exeivov wiv perddwevor nob ocene égoPlovres dvPod- mov “ab wivovres abrod to aiua: ro d& Xerorvod ual Feod Adyov chp: ob wdvoy aicArovory (1. goPlovory), kde ual nerenerotaw: koa épdaucer rd slonusvov Sd tod Oawidl ét adbrove. br nal rd kyrov gipyostar youal dbo yao eloly éy abroig’ ei yo ob wioretovory. bri cipa éorly Deod rb iddusvoy ev ri xaPodent éuxdnote d&vdyun &viednov Puntos: ef 6 pbywow totro ds &rowov. sig drowd- regov susincovow’ ure copa Deot Léyovres: unre &vPodnov’ lowdy nar avrovs obte Peds (198%) otre &vPeamos 6 Aéyav’ AdBere payee votrd pov gorly rd chu’ ef d& elzmoy &erov Siddwevoyv ual ody) cdux Bed eorly. tivdg (80) do adrol Aéyoveww* &1L obte dvPedhxov obte Deod dso tueis Aéyowev. Aoumdy ner avrdy abrol Aéyovowy hotay Sidopévav’ oitives obre cHpa Beot ore &vodmov: Aéyer 6 moopritng: dude. kero. abraHy vais woyais abtdy obn sloshatoovrar 2 cvrady els olxov xuglov’ mévreg of éodlovres 8 abtav ucavdrijcovrar: do’ of paveods weg dereuc xoal tod copovoaréas xal tiv gpeovotvrav ta adbtey sinev 6 weoprtns.

d xedracig tod copocuréos. “ElGGv 6 inoots éxl vd Ssixvoy cod xdHovs. abrds (198%b) AaBdy xorrorov. *Maxev ois wabyraic ual simev’ IdBere tovro nad ducwsotoere els éxvrods wévreg: ual bre rotro éorly rd dreq Tey éxyvvd- wevoyv’ td obv guegtouvro slg Exvrois: éxyediv wig Sdverar silva &pHagrov’ Gd maganold ines la dnb tov Belov youpay &nodslEng Péles rijg waherds Hyouy vig véas drodexduevoy wh awd rijs totev coplas cvidoyion hua chy TOOTAKOLY.

4 éxdugiorg tod mama Stovvedov.

Téyounron dtc toatov rot mgogrrov’ wi popstodon pyoly dvediopdy &v- Seanmarv nal rH puviiope abrdv wh jrcdofor Sore ob Sédoune cov tov dve.d.6- pov liv siglona (1991) tov legdy dadorolov yosiug uahotons mods d&adderévy qoncdpevoy nal rive tev tater copar.

Aufgenommen ist der Brief schon in den des Ps. Athanasius an einen per- sischen Bischof MSG 28, 1559 ff.

.

Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 105

ein Schreiben des alexandrinischen Bischofs an Paulus ist. Be- rtirungen in der bekaimpften Lehre mit der des Samosateners liegen ja vor, z. B. mit dessen Sdtzen d#Adog yog éoriy Inoods Xouerdg wal Hhog 6 Adyos und Mupta tov Adpyoy ob srexev, GALE avieunov tuiv icov érexev. Aber daB diese Schrift nicht dem Samosatener gilt, geht schon aus der unverkennbaren Berufung auf das nic&énische Concil hervor'). Durchweg setzt die Erérterung die Herrschaft der nicinischen Lehre voraus: der Son ist als gleichewig mit dem Vater anerkannt, und auch der Geist ist rd cuvatdcoy avedtua (S, 236, 16f., 232,17 ff). Die Frage ist nur: Wer wird hier als Samosatener bekimpft und welches ist die christo- logische Uberzeugung seines Gegners? Eine sichere Antwort auf diese Frage kann auch die folgende Untersuchung nicht geben, wol aber hofft sie bestimmter, als es bisher geschehen, den Charakter der vorliegenden Schrift klarzustellen.

Um einen Gegensatz der Christologie handelt es sich in diesem Briefe an den ,,Samosatener“. Auch welches die als samo- satenisch bestrittene Christologie ist, liegt vor Augen. Der ,,Sa- mosatener“‘ unterscheidet den Priexistenten, der von Natur Gottes Son ist, bestimmt von dem Menschen *), der durch die Geburt aus der Jungfrau in der Zeit einen Anfang genommen, daher vor Maria nicht war*). Nicht den lebendigen Logos, den Schépfer des Alls und Quell aller Heiligkeit (S. 212, 15), sondern den uns gleichen Menschen hat Maria geboren*). Dieser ist é xvevuwarog é&ytov xat Maoéeg im Sinne von Joh. 1,18, hat nicht das Wesen des ungewordenen Vaters (8. 240, 18ff). Wer Jesum fiir den Logos des Vaters erklire, lehre zwei Gotter zuwider der gesamten kirchlichen Uberlieferung*). Ein Doppeltes sei in Christus zu unterscheiden: der, welcher guess Son Gottes ist, und der, welcher xed Suoveptey Christus und Son Davids, nicht vorzeitlich, sondern nur xar’ eddoxtey den Sonesnamen empfangen habend, gleichsam

1) Ich citiere nach der Ausgabe von de Magistris. S. 214, 2 Adyor rod mareds . . duootorov rH watel elonuévoy ind tHv dylav wartowy. S. 272, 15 Aoyos ay &x tig dmocrdcsws tot wareds éyevyidn.

2) 8. 214, 6ff. ob d Aéyarg, Gtx 6 Xovords 6 vids rod a&vOedaov, odn Lory otros 6 Adyos tov wereds.

3) S. 206, 14f. ob yde Adyers, bre wed Maglas od jv.

4) 252, 14ff. 6 Adyos 20d Maolus iv, Xousrds & zed Mapcas ode iv- (nal brt) Moola cov Adyov obn éyévynoey oltre yao weeofuréga gore tod Adyovu —, Gln’ éyévynos tov Xgrordy narekatoeroy tecrunwévor aig vidy Pe0d.

5) 8. 250, 8ff. v. u. 6 Aéyav Deby rov Idyou tod mwareds “Incody . . Sto Beovs Aéyer. Aber 7 éxndnota ddo Fsotg od Aéyer obre wagdlaper.

106 N. Bonwetsch,

Stadt des Herrschers und Haus des Erbauers*). Es ist fg dvdow- nov olxay 6 Adyog (S. 212, 5f.); daher Christus ein anderer nach Wesen und Wiirde als der Gott-Logos, der die Werke der Ge- rechtigkeit in ihm wirkt*), da er ihn zur Wonstatt Gottes erwalt hat’). Christus ist %vPoa@xog xad judés, um fiir uns zu leiden (S. 218), als solcher Gottes Bild (S. 250, 16ff.), ist ein auserwalter Mensch, aber nicht (als solcher) warhaftiger Gott‘). Durch die Gemeinschaft mit dem Gott-Logos hat er die Gerechtigkeit tiber- kommen®), denn jener hat seine menschlichen Schwachheiten auf- gesogen wie die Sonne das Feuchte der Erde‘). Seine Gerechtig- keit bercht also auf sittlicher Bewdrung ‘).

Im Mittelpunkt der christologischen Gedanken des ,Samosa- teners* steht also der, da8 der Logos einen Menschen angenommen habe. Die Menschheit ist daher nicht évumdetarog, weil sie in sol- chem Fall iiberhaupt nicht wé&re®). Als in seiner Stadt und in seinem Tempel hat der Logos in Christus Wonung gemacht.

Aus der Schrift aber hat der ,Samosatener“ seine Lehre zu begriinden gesucht, unter Ablehnung philosophischer, der 2 copta entnommener Argumentation, die gegen jenes Bild geltend machte, daBi eine Stadt nicht Gesetze erlasse wie ein Kénig, noch ein Haus mit dem Baumeister zusammen wirke (8. 263). In den zehn Fragen, die nach unserer Schrift der ,Samosatener“ dem Dionysius zur

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1) Vgl. den Vorwurf gegen den ,,Samosatener“ §. 204, 1ff. ddo trocrdosss Aéyovtog cov ual dto noedownme tod Evos tuady Xororod, ual ddo Xororors nab dvo viots. Bra gice roy vldv rot Peot weovmdexovta, nad Eva na® duove- plow Xerordy nel vidv dovid, wh meovnceyovra nad nargoig dadekavra, nad nar’ sbdoxlay Feod silngpéra td dvoua rot vlot, ao av wodug tod Seomdrov nal olnde rod urlouvtos.

2) S. 218, 4 ff Gddov vdoc Aeyovtog cov voy Xerordy waod thy Pedy Adyor, &ilov Xorctod odote ual &Erdpacr dropsoovra nol Eva Xerordy (1. év Xorord) éynarornotece nab eveoyotyra t& tijg Sunccrootyng ~oye.

3) 8. 205, 19ff. cd Aépery &vdqumoy roy Xoordy 7 sbdonsioGar magk Deady raok tkvrag &vtemnovs slo Pe0% nerolunor.

4) 8. 210, 2 v. u. wag ob Léyers kvPommov uarekatosrov tov Xorordy nab od Deby &Andiver.

5) 8. 216, 19 déyers, nerd novraviay dincwotodu. tov Xorordy, od rH pvoe OLnaLov.

6) S. 213, 14 otra yde elonuag te koteviiunta tod viod &vyejotur Adyar os td byeby tho yg ab rod Enood.

7) S. 216, 14 ob d& Slncuoy adrdy Léyas dso kvGoamov Srncroodyns dountyy.

8) &. 218, 18 d&rdon Aéyar ellyupevoy bd rot Feot Adyov.

9) 8. 248, 7 v. u. Deower necdfjvar poophy cvvaderarov' ef ph yao Smoorh, tt éoriv; mag kv Léyorto wool td wl dmoordy ;

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Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 107

Beantwortung vorgelegt hat, gelangt namentlich dieser Schrift- beleg zum Ausdruck.

Die Aussagen der Schrift gestatten nach dem ,Samosatener“ nicht, das Subject, dem das iiber Christus Berichtete gilt, in dem Logos zu erblicken, der gleichewig mit dem Vater ist. Dem Wesen Gottes widerstreite es (Frage 1), wenn Joh. 12,27 ge- sprochen wird von dem Erschiittertsein der Seele Jesu (S. 218). Ebenso bekunde das Wort Mt. 26, 88 ,Meine Seele ist betriibt bis in den Tod“ einen, der gvoe Mensch ist (8.219). Joh. 2,19 redet Jesus von dem Aufgeléstwerden des Tempels seines Leibes durch den Tod; nicht also der Logos, sondern sein Tempel wird von den Juden aufgelést werden; durchaus im Widerspruch zu der Lehre der Gegner, daf die ,,.Knechtsgestalt“ évuxdorarog sei gleich dem Adyog oder der copia eines Menschen und der Gekreuzigte von Hiner bxdoraccg und Kin xedemxov, der ewige Logos des Vaters (S. 221 f). Im Abendmal hat Christus sein Blut ausgeteilt nach Le. 22,17. 20; wie kann es dann ép@agrov sein?)

Der ,,Samosatener“ berief sich ferner auf das in der Schrift tiber die menschliche Entwicklung und die menschlichen Widerfar- nisse Jesu Gesagte. Lc. 2,40 werde von einem Wachsen und Stark- werden des Jesuskindes geredet. Das kann sich nur auf den aus dem heiligen Geist und der Maria Geborenen und nicht auf den mit dem Vater gleich Ewigen beziehen (Frage 5, S. 237). Nur jener konnte entsprechend Mt. 2, 18 nach Agypten fltichten, denn in Bethlehem geboren werden und seinen Ort wechseln entspricht nicht dem Wesen des mit dem Ungezeugten Gleichewigen. Und ist etwa (Frage 8, 8. 262) der Zwiélfjarige, den seine Eltern mit Schmerzen suchen, évagyog ual ovvaidcog tH maroc? Ferner (Frage 9): Gott hungert nicht, miiht sich nicht ab, sein Sinn wird nicht erforscht (Jes. 40, 28). Aber von Jesus wird solches Hungern und Miidewerden ausgesagt Mt. 4,2. Joh. 4,6. Phil. 2, 6 heift es ausdrticklich, da8 Christus sich selbst entéufert und die woog? doviov angenommen, Gott aber ihn auferweckt habe. Die uooeg) tov dvtemxov ist Mensch und Knecht (S. 209, 3 v. u.) wie Gott die woop? ted (8. 210, 1f.). Ware jene woo? dovdov eine dvv- néetatog, so miiite das gesagt sein. Was keine dxdoracig hat, ist tiberhaupt nicht; nicht Seiendes kann nicht poe sein (S. 248). Nach act. 2, 86 sollen wir des gewiB sein, daB Gott den Ge-

1) S. 233, 4ff. 6 Seuoourets .. Aéyou pPuerdv cd aia rod *Incot, weil (Z. 11) aiue dunrod nal watnrot &viedrov und als solches ausgeteilt. Vgl. 8. 234, 9 to alue .. pdaordy di& td weoifectar wird ual éxygeoOor, §. Anm. zu 8. 103.

108 N. Bonwetsch,

kreuzigten zum Christus und Herrn gemacht hat; wie ist er denn Gott und gleichewig mit dem Vater? Er selbst bezeugt doch Joh. 20,17, da® er noch nicht aufgefaren sei zum Vater; ihr aber wollt das nicht dulden und behauptet ihn als gleichewig mit dem Vater (S. 270). Die Klage des Gekreuzigten tiber seine Gottver- lassenheit ist Beweis fiir die Unterscheidung des Menschensones von der Gottheit (S. 213 f).

Mit geniigend scharfen Ziigen tritt die als samosatenisch be- strittene Lehre entgegen. Es ist die antiochenische Christologie. Wie es scheint, handelt es sich aber dabei um ihre Vertretung durch eine bestimmte Persdnlichkeit. Dafiir spricht die Bezug- nahme auf den Vergleich mit eimer Erde essenden Schlange (S. 217, 4 v. u.), wol auch die Ablehnung philosophischer Syllo- gismen (8. 225. 263). Beweisend ist vor allem die Erwinung einer nur durch miindliche Mitteilung dem Autor gewordenen AuSerung des Gegners*). Auch, da8 schon friiher zwischen beiden gewech- selter Briefe gedacht wird, scheint auf wirkliche Verhandlungen hinzudeuten*). Doch blickt jene Bezugnahme im Hingang der zebn Fragen §. 217 zuriick auf das Schreiben 8. 206, 3ff. v. u. Im Lateinischen besitzen wir gedruckt nur dies.

Wer aber ist die bestrittene Persénlichkeit? Eine Beant- wortung kann nur nach Orientierung tiber die eigene Christo- logie des Verfassers versucht werden.

Von vornherein ist deutlich, da er keine selbstiéndige mensch- liche Hypostase Christi kennt. Zwei Christuse sieht er durch die antiochenische Christologie gelehrt. Mit ganzer Energie vertritt er dagegen die Hinheit des Gottmenschen: ele xexrjouuta: nal wovo- yevys vios tod deov (S. 204, 12). Der Herr der Herrlichkeit hat die Glaéubigen errettet rd (dlo wdéder, DeitnBo odfov, denn nur Gott selbst kann aus Siinden retten (mach Mi. 7, 18). Der Son cvvatdrog rob mareds, Guvdvapyos, GuvdyuLoveyds tH warol (S. 244 u.), tod marods duosdys Guvevagyos Adyog .. Gvvatdtog tod yevrjouvtog (S. 280, 1). Die Geburt des Sones ans dem Vater ist unfaBbar und nur durch die Schrift uns offenbart. Aber wie eine Flamme nichts erleidet durch das Anziinden einer andern an ihr, so auch

1) 8. 251, 4ff. otras yee od guol ygorpag: G12’ of duodoauvees tyouwer por, dre ovt@g diddoxes.

2) 8. 271, 6ff. obdevl trav afoerindy obte yaaa, dg od viv cor ayévun- tov matéga’ tt oby 6 obu éygarpdé oor narnyoosis pov; & dk éyouwa yvwotta ned mag euot siovy ... ob olda tig aor éxégace td tetolapévor totro Ooduc tijg doeBslag ual gondrace, ui) vodv & Adyers: ygada ye cor dy ci éxictorf}, mods Hy nab ratra dvreyoawpas, Ore Exdy Léndas.

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Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 109

nicht der Vater durch die Geburt des Sones aus ihm‘). Und wie Adam éyéyynros, sein Son yevyytdg und doch beide in ihrem Wesen nicht unterschieden, so verhdlt es sich auch mit dem Urbild dieses geschépflichen Abbildes, mit dem Vater und dem Son (S. 241). Zwischen diesem Gott-Logos und Christus darf keine Schei- dung statthaben (éva xab dugoveroy Xovordy 8. 244, 5 v.u.). Wie bei der Menschwerdung anf das éy duorduare dvOoanov das Ge- wicht gelegt wird, so wird auch immer wieder betont, da es wirk- lich der warhaftige, ewige Gott-Logos war, der aus der Maria Fleisch geworden?) (S. 206, 16ff.), daB der Ewige, der Gottes Kraft und Weisheit war, ein Kind ward‘). Der vor den Aonen aus Gott Geborene ward am Ende von Maria geboren und her- nach von den Juden, den Meoxrdvor (I. Cor. 2, 8), getiétet (S. 214, 6ff. v.u.). Daher war er auch nun od pice: tvPommog, ald ves Dede, kein tvPommog uavekatgerog, sondern Gott, fiir uns ge- boren und gestorben, sich entaéuSert habend. Den Immanuel hat die Heotduog emptangen, bytiva juste éyvmotoopsy Yudy udy Dedv, cod 6& xatedes ovvaidoy bvta vidy Adyov, nach Joh. 14, 9 (8. 238, 4 ff). Unter das Gesetz ward getan 6 Meus vowoderay (S. 210, 16 ff). Er ist seinem Wesen nach Gott‘), als warhaftiger Gott ward der fiir uns Verwundete an seinen Malen erkannt (8. 210, 7). Nicht sind zwei Christuse und zwei SéneGottes. Sondern der Menschge- wordene ist die poop 0d, sein Logos, seme Weisheit, Son Gottes und Gott selbst, $v xodcmmov dv ded nod ula tuderacig TOO OV (S. 209, 5ff.). Hines Menschen woop *®) und Adyog sind nicht em éy- Seamos adbroredrye Hyovy xodomxor, dagegen woop? und Adyog bei Gott évundetaros Adpog éotiy (émt die Ausgg.) tod warods, wie die hei- ligen Vater tiberliefert haben (8. 209, 20ff). Von ihm gilt: sig gotly 56 Xovotds 6 dy ev tH marvel evvaidsog Adyog’ év adtot moden- nov éa&éoaros Fsdg ual doardg yevdwsvog. tedg yao épuvegodyn év 6aoul, yevdusvog && yuvounds 6 é& Deod matodg yevuntels éx ypaeroos

1) S. 237, 18f. und S. 271, 7f. lehnt der Autor es ab, von einem é&yévvy- tog maryjo gesprochen zu haben, da die Schrift von dieser Bezeichnung nichts wisse. Vel. Basil. MSG 29, 677 ff.

2) S. 205, 2ff. v. u. Xosords, ob% dvdpecrr udvor, al’ dAndela xed xtdvov dy Adyog Xerords xbgrog Incots: wirds yxo yéyover a&vFoamog 6 cagumPals be Maotes.

8) 8. 207, 6ff. Se0d Stvapts, 7} tod wereds copia, dy Adyog didiog' ki dios yao ay ysyovey wardtor.

A) S. 210, 5f. Dedgo yo gory picer 6 nvgredav tv a&ravtoyv.

5) So mit Coisl. 299f. 192tb; 4 woop?) tod Heod die Ausgg.

110 N. Bonwetsch,

mod émopdgov wg éxd uagdtag Adyog tintduevog éx marods, xual 6 ixhods ual cwcoig péyovey odo& 6 Adyos.., ob weguEduevog ele odona nal Adyov ag sig &vPQumoy olxHy 6 Adyos, airy yeo puyh yevyrijeens (S. 211, 1548). Nicht um eme Einwonung des Logos handelt es sich, der in Christus die Werke der Gerechtigkeit wirkte, nicht ist Christus &Aoyoy xvetue und &pvyog tan, wie die Erde von der Sonne beschienen, da& wie deren Feuchtigkeit von der Sonne, so die Schwiachen der Menschheit durch den Geist aufgesogen wurden. Vielmehr pla pdvyn maodévog Buydryg fats syevyncs tov fovea Adyou nal éyundetacov, tov kurverov xal Onurovoydy, toy gAFdvra év 16 xd6uo xal kypywmerov Fedv xal dxegovodvioy Bedv, oveavod ountiy xb Onusoveydy tod xdeépov, toy ayrdfovra xab cyratdwsvoy (Joh. 17,19. Ebr. 2,11). Der Son Gottes und Gott (Mt. 16, 16. Joh, 20, 28) ward Fleisch fiir uns éy sider tO xod’ jude, um fiir uns versucht zu werden und zu leiden und zurechtzubringen (va .. xatog8eon), was ein Mensch nicht vermochte (S. 214, 17ff.). Der in der Krippe ist der starke Gott nach Jes. 9,8 (S. 238, 9ff% v. u.). Nicht ein Mensch ist der Gekreuzigte, son-~ dern der eingeborene Gottesson*). Durch seinen eigenen Willen ist er gestorben und auferstanden und hat die Wunder vollbracht. Joh. 17,5 begehrt er seine vorweltliche, géttliche Herrlichkeit nicht als sie entbehrend (od tavrng dv gonuos), sondern damit sie uns offenbar werde und wir, die Gléubigen, ihn verherrlichen (8. 215). Der starke und miachtige Gott hat das Kreuzesleiden erduldet, um die durch Adams Ubertretung Getiteten zu erretten, und hat’ sich zur Rechten des Vaters gesetzt, obwol er im Himmel war’), In einer doosdnpte besteht die Gemeinschaft der beiden

-Naturen (S. 216, 23), wie nach Proy. 23, 26. Ps. 145,19 der Wille

Gottes dvridore. dem der Frommen. Zwei évunderaro: im Son diirfen nicht angenommen werden, wie Vater und Son zwei évv- adoratot wogpar sind (8.251). Die woop} tot dovaov Ph. 2, 7 be- zeugt keinen dotiog évumdoratog, so wenig der Adyog und die cogéee eines Menschen ein évtemmog dvunderarog sind. Vielmehr handelte 6 Bede ‘ogc “lycotg 6 Xerords stets mit dem Vater, Joh. 16, 82, und ist der Logos des Vaters, unser Medg xdouog 5 én oravood

1) 8. 219, 11ff. odn dvtoeanos éorly 5 oravemters, dll& sig Eyros, eig wovo- yevns, vids rot Heo nol ddyos. 8. 247, 18ff. 6 du’ quae uaradskdpevog yevéoPor oes, Adyos dy ual wetvas Xerords Adyog Inoots 6 Meds.

2) 8. 278, 18 ff. xd yevvdpevon &yvov td wardéov *Incots, 6 tayveds Beds 6 éovorcoriis, Sutuerve ocevedy . ., va choy tov did thy aeganony & tot Adcu vergadivras, wbrdg éncdicev dv dete tod Pedvov cod Fe0%,

Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 111

bpoPels udorog LeBadd (S. 229,18). War die bei der Verklaérung umgestaltete poopy évunderarog oder dvundoratog? Weder die ustausoqaors, noch die woop, noch die Kleider Mt. 17,2 hatten eine txderacis. Christus hat nach Phil. 2 év uoepi Be0d seiend die poeg? dovdov angenommen; ist er nicht vorzeitlich, so 6 dod- dog doviov eAaBev. Woher hat er die évundoratog wogg tod doviov? Seine Kenose bedeutet nicht eine Wandlung fiir ihn, sondern fiir uns eine Erneuerong durch AusgieRung seines Geistes (S. 257, 6£f.). Die woep? dovdov ist nicht doddog, denn das An- tun eines Schaffells hei&t nicht ein Schaf annehmen (8. 257, 22f.). Der Gott der Apostel Jesus diente Joh. 13,4 den Aposteln in Knechtes Weise: dies ist die woop? dovdov (S. 258, 1 ff). Nicht einem dotdog folgten die Apostel, sondern dem Sone Gottes Jesus, der sich zum Dienst dargegeben, obwol 6 gves: xvgrog ual ody 6 gvos dobiog (S. 258, 9ff.), und woop und oyfju« eines doddog ge- zeigt hat (S. 259, 22f.). Der Ewige ist fiir uns ein Kind geworden; der Eine Logos ward uns zum Gott und Herrn; er ist Hiner éxderacrg und Einer Person’). Seine Hypostase ist die ewige Weisheit des Vaters (S. 221, 6 v. u.). Derselbe, der zu Abraham ~ herabkam und zu Mose, ward Mensch in der Jungfrau (8. 277, 4 ff. y.u.). Nicht einer woop? dovdov sollen wir die Knie beugen; wir haben nur den Einen Gott (S. 262, 10ff.). Wir bekennen ovvaidsov 16 norol tov Xeietéy, voy wovoyerh viov xal Adyoy rob mureds (S. 271, 2ff.).

Daher ist der Son auch nicht durch die Fleischwerdung vom Vater getrennt worden’), sondern &reemtog 6 Xoterdg pyevouevog odok, dsl evvatdiog Gv tod pyevvyouvtog (S. 261, 144%). Er ist als Seod Svvaurg und sopla stets im Vater (S. 253, 4 v. u.) und hat in sich den Vater und den lebendig machenden Geist (8. 254, 7 v. u.). Ohne den Vater zu verlassen, machte er Wohnung unter uns (8. 255, 22; vgl. 256, 5 v.a.)°). Hin Bild des steten Zu-

1) Vgl. S. 258f. 6 pdcer udguos ual ody 6 ptos dodlog 6 lafor rd oyfiwo rod dodiov, év duotduat &vPodnav yevrduevos.

2) 8. 272 7H. spiv yao syévero Xorords utquos, Someg y&ko tiv éyevvyioy aoudtov 6 vidg dv &idvos' abrds éyévero wor slg owrnoter.

8) 8. 275, 148. wérdg éyéverd wor sls Hedy noel udquov Inoody 6 elg dv Adyos’ nie ebrod dadoracig nal Ev wedowzor.

4) 8. 261, Off. 0d wad cd yevéstonr obv cduc toy Xerordy, obn swaviorn 6 murho tod yaoutive. t yevouérm cagul. Vgl. 229, Bf. auf der folgenden Seite.

5) S. 276, 48. 2d slvor cbrdy yooodusvov gv mare) nad yoosty év saute roy marion coparinds nel td wvetpa td Eytov.

112 N. Bonwetsch,

sammenseins von Vater und Son entsprechend Joh. 3, 12 sind die beiden Bicke Lev. 16, 7 ff, und ebenso ein Typus des steten Ge- eintseins von Son und Geist die beiden Vogel Lev. 14, 4, von denen der eine geschlachtet, der andere in mit dem Blut des geschlach- teten gemischtes Wasser getaucht ward, denn Geist, Wasser und Blut sind beisammen nach I Joh. 5,8. ‘OO évumderarog beh dv Xoverds, 6 teog tH naroel ware rd dwagddanroy rig bxoordeswg dy, ovvaidiog nad rH xvoio avevduors (S. 232, 10ff.)+). Auch auf Erden war der Son nie allein, sondern von dem Logos stets ungetrennt der Vater und der Geist’), auf den Son gekommen in der Taufe °) und teilnehmend an seinem Leiden ‘*).

Vor allem die Stindlosigkeit ist dadurch bedingt, da8 er der Gott-Logos ist (S. 215, 1ff.). Wer nur xard dexyow gerecht ist wie ein Mensch, bei dem bleiben éarrmuore nicht aus dvdy- ung dxodovGet Eccl. 7,21). Bei Christus aber bedurfte es dessen nicht, daB die Schwéchen seiner Menschheit durch den Geist auf- gesogen wurden (8. 213f.). Vielmehr ist er gvoixt dixocoodvy und telx dvvapurg (S. 215, 4f. v. u.).

Die volle Identitét der Person Christi mit dem Gott-Logos vertritt der Verfasser. Sein Lieblingsausdruck ist 6 S8d¢ rod ‘I6gand ‘Inoots 6 Xoverdg. Er lehnt alles ab, was die Herrlichkeit des Logos auch wihrend seiner irdischen Erscheinung beeintrach- tigen kénnte. SchloB der ,Samosatener“, Christus sei évdeamog xa® udg, aus alle dem, was von menschlichen Affekten oder menschlicher Beschrénkung von Christus ausgesagt wird, so be- gegnet dem der Autor so, da& er zu zeigen sucht, alles dieses sei auch gittlichem Wesen nicht fremd. Der Logos war év elde 1 x00” qués, um uns zurechtzubringen. Durch eigene Macht hat er die Wunder vollbracht, durch eigenen Willen ist er gestorben und auferstanden, und wenn er sich Joh. 17,5 die Verherrlichung er-

1) Vgl. auch §, 244,38 v. u. Peds yde Togas *Incots 6 xed aldvav Adyos, ag wal cd ky. wy.

2) 8. 230, 21ff. Der Vater auch beim Leiden odn ZyagéoOn rod duoesdods abrod lbyou ab dbo tmocrdoas dydhorotor nal cd évundoraroy rot mareds RVEDWC, 6 iy éy tH vig. 8. 246, Bf. 6 mache 6 wévav ev rt Xerord Idyo. 8.253 for éy Xeuorh 6 mathe tot Xevoros ual rd Lyrov wvetuc. 8. 261.

3) Vgl. auch 8. 236, 3ff rd dy. av. 1d éy sider meguotegds wsivev beh roy favre Aéyor toy Xorordy.

4) 8. 229,18 willav yoo &yeotor elg tov &yroy wbrod nad Ewomordy orev- gbv .. 6 Heds Isgaid Inoots 6 Xerotds obn tysro wdvos, GAP iy ust abrod 6 sarhe (Joh. 16, 82).

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Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 113

bittet, so. geschieht dies nur in der Hinsicht, daf sie nun auch den Glaubigen offenbar werde.

Nach Joh. 12, 27 spricht Jesus: 4 uy} wev revdgaxrar, aber dies ist Gottes, und nicht eines Menschen, Stimme, eine Erfiillung von Hos. 11,8 éragdyiy weraudsert pov; ein Zeichen 8x ovx &vtonnds gor 6 oravemPels, AAA sig Aytog pwovoperhs vide tov Bod nal Adyog (S. 218, 16 ff.). Ebenso ist Christus nicht deshalb gos tvtommog, weil seine Seele betriibt war bis in den Tod (Mt. 26, 38. Me. 14,34). Denn auch der Geist wird betriibt (Eph. 4, 30) und auch von Gott heiBt es Jes. 1, 18. 2, daB er ziirne in Betriibnis (8. 219, 4ff. v. u.), nur nicht xar& xéog in mensch- licher Weise; von Freude und vom Zorn Gottes redet die Schrift Le. 15, 7, Rém. 1,18 (8. 201,1f.). Der Tempel des Leibes Christi, der aufgelést wird Joh. 2,19.21, sind die Apostel, in denen zuerst der Leib und das Blut Gottes Wonung machte’). Die ,Schrift“, der die Jiinger auf Grund jenes Wortes Christi glaubten (Joh. 2, 22), ist Ps. 147,2 von dem Wiederaufbau Jeru- salems und der Sammlung der Zerstreuten Israels, Sach. 9, 16. 13, 7. Den Hirten, der seine Stadtgenossen gefiirt, Judas, hat Gott geschlagen (act. 1, 18), weil er gemacht hatte, daB der Hirte Israels von den Juden geschlagen ward. Aber er, der auferstandene Gott Israels, hat die Zerstreuten als kistliche Steine in sich zu einem hei- ligen Tempel erbaut*) (Eph. 2,21). Die Apostel sind jener Tempel, denn in ihnen wont Gott, 2 Cor. 6,16. Lev. 26,12 (S. 224, 6ff. vy. u.). Daher ist auch das im Abendmal gespendete Blut Christi nicht m@aerdv, sondern die Erlisung von aller gyétogd (S. 233, 4f.), ist olwe omg (S. 284,12f). Das Austeilen und Ausgiefen Le. 22,20 macht dies Blut so wenig piaerdy, wie das Verteiltwerden des heiligen Geistes Apg. 2,3.17f. diesen dazu macht‘). Viel- mehr dg gory xal xdorog 6 Oroepeoioag tyty cdcod rd aiwa nat cd xvedpa (S. 236, 19ff.). Es ist das Blut nicht eines Menschen, sondern des warhaftigen Gottes*). Sonst waren wir Fleisch und Blut eines Menschen essend; oder aber es ist weder Gott noch

1) Cod. Coisl. BL 198ta eds yae fav dy abtois Deod Lavrog aipa nab COE,

2) 8. 294, 12ff v. u. dvdorag .. 6 Debs rod “Ioguid 6 ndguog robs diccmwe- eévras duoddunser bv Exvrd vadv &yrov rods typdovs dvPovs. Vel. Coisl. 1. ¢. Eswoev tucks olnodouroug rors diecxogmLowévovs.

8) 8. 284,9 sf ye vb alwa rd kyrov pOagroy due cb pégubeodar adrd nal ényésotar, eboeOyjoerce nab td avetpa &yvoy do wal cd alu rijs Lofis.

4) 8. 237, 1ff. 0d mOagrdy 1d aiua rd kyoy tod Feod Fudv Inoos Xouerod, ote dvdQdhmov ual? juts Bunvodt, &dke Be0b dlndrvod,

Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten, Philolog.-hist. Klasse. 1909, Heft 1. 8

114 . N. Bonwetsch,

Mensch, der das Abendmal eingesetzt hat (Coisl. Bl. 1987 f). Redet die Schrift Le. 2,40 von einem Wachstum des Kindes Jesu, so zeigt doch Jes. 9,6 die Macht des Kindes in der Krippe (S. 288, 9%. v. u). Zugenommen hat auch der Stein Dan. 2, 34. Menschen nehmen ab, Gott wachst, nach Joh. 3,29f. Jedes Alter- werden des Menschen ist ein Abnehmen. Dasepen das Kind Jesus, der Gott Israels, ist Gott selbst, seme Jahre gehen nicht zu Ende, sein Priestertum ist ein ewiges. Seit er, der Kénig des Friedens, Priester des Friedens zu werden geruht hat, gibt es keinen Nach- folger in seinem Priestertum (S. 239f.). Der vom Vater wie das Licht vom Licht Geborene ist am Ende der Tage geboren und nimmt zu und mehrt uns die Erleuchtung (8. 241, 18/7). Gottes Wachstum bezieht sich auf die Kirche’). Daher hat fortdanernd ein Wachstum des Logos statt*). Er selbst ist unverinderlich als Gott-Logos*) und stets derselbe (S. 242, 5ff. v. u.), aber Wort und Geist des Herrn wachst fortdauernd in der Kirche. Somit ist der Zunehmende an Alter und Weisheit nicht ein Mensch wie wir (vamos xorP? huss), sondern @ed¢ yaevyntele wardtov xab dotels quiv sig vidv, d&diov byt« 20d aidvav. Nicht darf der Name des Herrn der Verginglichkeit unterworfen werden. Wenn aber nach Mt. 2,18 das Jesuskind nach Agypten gefliichtet wird, so wird ja Gen. 18, 9ff. auch von einem Herabkommen und Hinauf- steigen Gottes peredst. Es war Jes.19,1 geweissagt, Gott werde nach Agypten kommen, Athiopien werde seine Hinde nach ihm ausstrecken (Ps. 68, 32), und Gott werde seinen Son aus Agypten rufen (S. 244, 9ff.). Auch vom Geist wird Sap. 1,5 gesagt, daf er flieht (S. 245,11f.). Alle Wege Christi aber hat David Ps. 68,25 &hnlich Ps. 77,20 Wege seines Gottes, des Kéonigs, im Heiligen genannt: im Geist hei®ft er den Son Gottes seinen Gott in dem Heiligen, némlich in dem Vater: Xguordg 4 Bede év 1H ware) did xvevuarog é&ylov (S. 247, 8 ff). Uberall wird von ihm verkiindigt: Xororde 6 00 tuds naradciduevog pyevdoPat odo Adyog dy wal wstvag Xorordg Adyosg "Ingots 6 Béog (S. 247, 17 ff.). Dies Zeugnis des Geistes ist nicht zu mi®achten: denn Geist ist Gott (Joh. 4, 24), wie uns gelehrt hat 7 dAyjtern Xovords, & dy

1) 8. 241, 4ff v. uf ody abEnow, tod Feot els civ exudyolav sort.

2) S. 239, 16ff. wéyor oruegov 6 Adyos rob Heot cogyer noch Dokdtkeras noel abger x, wAnddveren év ch exndnote tév dofwv. 8, 242,51. abée yoty 6 Adyog tod xvolov ue Tugouy nab winddveror td wvedua td Kytov év ch enudnolta tod Peod.

3) 8S. 242, 15f. d&vadsoloros ye 6 Xerords ds Feds Adyog.

Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 115

éxt vepédyg xovpys ekddov eig Alyuncov udgcog 6 Fede Teoarha Inoots 6 Xororde.

Wie aber Ps. 77,3 geschrieben steht, ,Ich habe meinen Gott gesucht“, so suchte die Gottgebirerin roy xvguov adtije xal Sedv . ., toy yevouevoy abrig vidv, der in dem seines Vaters war. So hat auch Thomas Joh. 20, 27 ihn gesucht und gefunden, sdoxe roy Advou pyhapéy, ra Pedy rot Feod, sig td PéFog ow rijg Seluig wAsvodg taig ysooly adtod éxfyrav tov Sedv. Es hat gesprochen die Mutter meines Gottes zu meinem Gott, da® sie ihn mit Trauern gesucht; daran hat sich erfiillt Hos. 12,4f. &davoay ual sdenOnody pov, év tH olxm wou evoscdy us. Somit lehrt die Schrift Dede 6 Entyteals nal éxfyrndels nal svoédy naod tov Enrodvtav. Jesus hat ge- hungert und sich miide gearbeitet (éxowiacev). Aber auch an den Arbeiten des Apostels (I Cor. 15,10 gxom‘wou) war die ydoug tot Scot mitbeteiligt, d. i. der hl. Geist, und Sap. 9, 10 erbittet der Weise Weisheit aus der Hohe, daB sie mit ihm arbeite. Dartiber wie Gott hungert oder it, vermag niemand etwas zu sagen. ‘Wie Gott Ps. 50,12 spricht, er werde es nicht sagen, wenn ihn hungere, so hat auch Jesus gewartet, bis die Engel ihm dienten: Dies Fleisch will Gott Ps. 50,18 nicht essen, dies Blut. nicht trinken; aber nach Gen. 18,10 hat er gegessen (Zpayev 5 Sedg). Der dort dem Abraham zusagte wiederzukommen, ist derselbe, der es Joh. 14, 2 den Jitingern verhie®, und der gesprochen: , Wenn mich hungerte, wiirde ich es dir nicht sagen,“ ist unverdndert der- selbe, der, Fleisch geworden, obgleich Gott, freiwillig hungernd nicht geklagt’'), sondern der Armen Hunger, Bléfe, Fremdling- schaft sich zu eigen gemacht hat (S. 268, 12ff). Hinen Paulus hungerte und diirstete IT Cor. 11, 27, trotz der Verheifung Jes. 40, 31, zum Zeichen, dre odu dvtommoe Hy kytog 6 Xoverds, KAAd @edg &ytog. Nichts wird von einer Versorgung Christi wie durch Onesimus (1. Onesiphorus) berichtet: 6 payday modg ‘ABoudp dav moog hude éxetvacev, er, der Speise gibt allem Fleisch (S. 269, 8 ff. v. a.)

Wie verhdlt es sich aber mit Phil. 2,6, da8 Christus sich selbst entiuBernd die woo?) dovAov angenommen habe? Paulus ermant Phil. 2,5 nicht, zu sinnen was Christus sinnt, sondern in Christus za sinnen, denn in ihm leben wir (8. 252, 11/f. v. u.). In Christus ist der Vater und der heil. Geist, in diesem sollen wir sinnen (8. 253, 8ff. v. u.). Christus ist, Gottes Kraft und

1) S. 268, 14ff yevdpevog otek 6 Adyos dy Hedg nal wewvdous indy, od elev Ore wed.

116 N. Bonwetsch,

Weisheit, allzeit im Vater; wir sinnen in Christus, der den Vater befa8t. In der woop? ®e0b seiend, hat Christus nicht durch miih- same Tugendarbeit das Himmelreich an sich zu reifen gesucht, sondern stets waren Himmel und Erde seines Lobes voll, und stets war er das Licht der Welt, d. h. stets hatte er den Vater und den Geist in sich (S. 254, 77f.). Er hat sich entiu8ert und gibt sich uns im pvorxoy Osimvoy, in uns Wohnung machend, damit wir ihn fassen kiénnten (S. 254, 4ff% v.u.)’). Seine xd¢vmovg nennt der Apostel seine x9d¢ Huds ydonoug tod} wvoryolov rig foc, damit wir ihn fassen und eine Wonstitte Gottes werden kénnen*). Seine Kenose bedeutet also nicht fiir ihn eine Wandlung, sondern fiir uns eie Erneurung in Ausgiefung seines Geistes*®). Wie der ausgegossene Geist dennoch selbst vollkommen bleibt, so auch Jesus Christus, der sein Blut uns darreicht (S. 257, 10ff.). Die Loop?) dovdAov ist nicht ein mvce JodAog sein, sondern jenes oyiuc dovdov, in dem er seinen Jiingern nach Joh. 13, 4 diente (S. 258f.). Er ward nicht ein éyvxderarog dovios, sondern das Vorbild eines Knechtsdienstes hat er gegeben (S. 259,18). Daher kann der Apostel Phil. 2, 8 von einer Selbsterniedrigung sprechen (8. 259, 6 ff. v. u.), denn ein Sklave erniedrigt nicht selbst sich zum Dienst. Aber Gott hat sich aus freien Stiicken vom Himmel zu uns ge- neigt, um uns zu erretten*); er ward txjxoog, indem er txijxovee sav cylov awbrod. Krhéht hat ihn Gott, wie Gott zu meinem Gott Jesus Christus durch David Ps. 57,5 gesprochen: tpadnre él tovs ovogavode 6 dedg etc. Und wie ihn der Vater verherrlicht und uns offenbart®) hat, so auch der Son den Vater Joh. 17, 4. 6. (S. 260f.). Wir haben keinen Gott auer unserem Gott (S. 262).

Mit unentwegter Consequenz verficht der Verfasser seine Uberzeugang, daB der Fleischgewordene der unverdnderte Gott-

1) 8. 255, 13 ff Sedge ow 6 évorndy éy juiv nocd chy Srecdjuny...Aégyov- AdBete toiro ... arn rod Feod % wede tuds xévaorg, Wa &kraPawev wbroy yo- Qfjour. todro yuo Aéyer 6 aadorodos rb poPégdy wvoriorov, bri savrdy enévecer.

2) 8. 256, 6 v.u. 6 xevdoug obvdv Xevords Inoots .., tva yoond# gv adbvois 6 Yyroros uel évornnon év tuiv.

3) 8. 257, 7 ff juty avoncivopy duc tig uevdceas adtod. Vgl. hierzu den Apollinaristen Vitalis, De fide 8. 273 Lietzm. aoredouev, bre avecddordrov xed &reénrov pévovtos tot Feod Adyou thy cdenwory yeysvfota. weds s&vencedlvory &vtoandtynros.

4) 8. 260, 7 ff. gevrdy yo 6 Beds Rvchances noch exrnovoee tig Osjosas tH inerév adrod, Ps. 18, 10, é&eréotar juas, &leddeoos av os Fedo nab xborog rig ddéns “Incots Xoords. ae 5) 8. 261, 1 ff. épdvegaoey tuiv cov dure obv abte &el Xorordy, év @ etc.

ol. 2, 9.

a ill te a tr gs ot i ey

is

Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 117

Logos ist (S. 261, 14 troemtog 6 Xoverdg pevdsuevog odoé). Keiner- lei Betiirchtung eines Doketismus bestimmt ihn zu Concessionen. Zu beachten sind auch seine Aussagen, die Seordxog betreffend. Sie ist die duydryo Ewijo. In ihr als der nicht mit Handen ge- machten Hiitte ward der Konig der Herrlichkeit Priester (S. 261. Ebenso 240 9 déluvyotog oxnvy) tod Feot Maola Feordxog); sie ist 6 ofxog 6 pépag tod de0d, rd éupavis S00 tod Deod (S. 274). Was ergibt sich hieraus fiir den Verfasser? So viel liegt vor Augen: seine Christologie ist eine apollinaristische oder mono- physitische. Nicht one Weiteres folgt darans, daf der Verfasser der apollinaristischen oder monophysitischen kirchlichen Gemein- schaft angehért habe. Hine Polemik gegen die chalcedonensischen Formeln, wie sie nach 451 zu erwarten gewesen ware, fehlt voll- stindig. Nichts deutet auch ein Bediirfnis des Verfassers an, seine kirchliche Stellung zu verteidigen. Nicht auf Rechtfertigung der eigenen christologischen Uberzeugung, sondern auf Widerlegung des Gegners ist es in erster Stelle abgesehen. Er schreibt als Falscher, wie es scheint nicht sowol um seine Lehre durch die Autoritaét des Dionysius zu legitimiren, als vielmehr, um die geg- nerische als samosatenisch zu discreditiren. Insofern kinnte der Verfasser wol Glied der katholischen Kirche gewesen sein und ist mit der Annahme zu rechnen, da in dem ,Samosatener’ einfach Nestorius bekémpft wird.

Mit der Lehre des Nestorius kommt tatsichlich iiberein, was unsere Schrift den ,Samosatener“ sagen lé®t. Es ist be- kannt, wie Nestorius den aus Maria Geborenen von dem Logos unterschieden wissen will’), wie er durch die Bezeichnung der Maria als deordxog diese dem vielmehr ewigen Gott-Logos zeitlich vorangestellt sieht’). Nur der Gott-Logos ist gvce dedg CLoofs S. 354,14) und vos: Son Gottes im Unterschied von dem, der es duovtuos ist*), und semem Wesen nach Mensch*). Dem Menschen

1) Vgl. z. B. im ersten Sermon gegen das teorduog (Loofs, Nestoriana S. 252,10 f.: non peperit creatura creatorem, Ad’ éreney &vdewmmov, Hedrnros Soyavov, §. 288, 8 ff. ,Unser Herr .. ist in seiner Gottheit von der Natur des Vaters und der Schépfer der sel. Maria . . In seiner Menschheit aber ist er der Son der seligen Maria“.

2) Vgl. im Brief an Calestinus I. bei Loofs §. 168, 4 nemo enim antiquiorem se parit. §.245,17ff. obro, 3 adviy tio panaeles Magis éoydfovra: devtegov.

8) Aus den Logidia, Loofs 8. 217, 18f. 6 piv ydo pice. nal &lndag vids 6 é Hot wareds gore Idyos’ 6 St Guwvduas tH vid vids. S. 274, 15 ff. éyévonoe uy cov vidy rod Feot, alX syévence thy &vdgandenta, Trg gorly vidg due voy ovynusvon vidv.

4) Loofs S. 852,1 &vBeamog 6 teyfels ax wagtévov. Vgl. auch den

118 N. Bonwetsch,

wont der Gott-Logos ein’). Fiir seine Lehre beruft sich Nesto- rius mit Vorliebe auf Christi Wort von seinem Leib als dem Tempel (vgl. die Stellen bei Loofs §. 3938)*). Nur in anderer Wendung als der ,Samosatener“ verwertet Nestorius Mt. 2, 13 (Loofs 8. 246, 13 ff): sine mea doctrina audi angelum ad ipsum Ioseph dicentem: accipe puerum et matrem eius. igitur pueri dixit, non deitatis. Das mit der Unendlichkeit der Gottheit unvereinbare Verlassensein Mt. 27, 46 (vgl. Loofs 8. 219, 10 ff.) zeige, da& Christus Gott und Mensch (S. 260, 4f.), da8 er menschlicher Natur war (S. 360, 15). Unter Berufung auf die Einsetzungsworte des Abend-~ mals fragt Nestorius: did wr) sive’ totrd gory 1 Dedryg pov 4 tnto buoy xlowevn; Ebenso fragt er inbetreff des Blutes (Loofs S. 229f.). Wiederholt verweist Nestorius auf die pooeg) doviov Phil, 2,58, als tr@v dvo pvcemy xoocnyootay anzeigend (ebd. S.. 175 f. 254, 4/8); sie kann nicht gleich dem Logos anfangslos und ungeschaffen sein (8. 214, 7f) Er betont, da& auch bei seiner Lehre derselbe sei, der heiligt und geheiligt wird (nach Ebr. 2,11; vel. Bethune-Baker S. 144 mit Ps. Dion. 8S. 212, 16 ff.)

Wie aber Nestorius es liebt, seine Gegner Apollinaris zu schelten (S. 260, 1. 267, 15. 268, 11), so haben diese in seiner Lehre die des Samosateners wiedergekehrt gesehen (Socrates, H. E. VII, 32). Besonders charakteristisch hierfiir ist die draucorveta der Kleriker zu Konstantinopel, auf die jiingst Bethune-Baker wieder die Aufmerksamkeit gelenkt hat (bei Mansi IV, 1008f.). Sie unternimmt den Nachweis, dai die Lehre des Nestorius mit der vor 160 Jaren von den orthodoxen Bischéfen verurteilten des ‘Paulus aus Samosata tibereinstimmt. Paulus habe gesagt: Maola tov Adyov ovx évexe. Ebenso Nestorius: od« érexev . . Maota viyv Sedcyta. Paulus: otd& ydo fv med atdoveav. Nest.: xab wyréon yoovinny th Onuoveyd tHv yodvayv eprorHor Dedryrer. Paulus: Magia rov idyor tmedé—ato nat ovn gor moscButégn tot Adyov. Nest.: ag oby Meola roy gavrfjs doyoudtegoy érexev; Paulus: Magia écexev tvioanov jutv toov. Nest.: dvPowmog 6 teyelg ex axaodevov. Paulus: xoetrrove 0& xard mévra, écerd) é avedparos aytou nab & énayyehiav nol éx cov yeyouuwevav 7 én adta ydous.

Nest.: Der Geist auf Christus gekommen, habe ihm auch die Anf-

Ausspruch bei Bethune-Baker S. 72, von Gott kénne nicht gesagt werden, da er zwei oder drei Monate alt sei.

1) Loofs 8. 278, 3 @eds . . 6 Adyos, dvdoano . . évorndyv.

2) 8. 331, 15 ,Ein anderer ist der Tempel, der von dem heiligen Geist ge- macht wird, und ein anderer der Gott, der den Tempel heiligt . . . dieser richtet den zerstérten (Tempel) auf, der .. nach drei Tagen von neuem gebaut wird“.

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Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 119

fart geschenkt. Paulus: iva mice 6 é& Aavld yousPelg dAAdtQvos 7 tHE Coplag uyve | copia év Adm obtag oixf. Sie ist mebr als in Mose und in den Propheten év Xguor@ wg év vag Geod. Ander- warts sage er, tddov sivar tov “I. Xovordby x. sddov voy Adyov. Nest.: ut éyymosiy toy med advtov tv cidvav yervndévtn &1do dak yevyndivor nal cadre vy Sedcenrs. Mit dem Samosatener ver- neine daher Nestorius die Geburt des aus dem Vater Geborenen von der Maria, er unterscheide den Logos und Christus, dieser sei ihm nicht Einer wie den 318 und Jeremia (Bar. 3, 36). Selbst Tbas im Brief an Maris bemerkt, weil Nestorius die Maria als Gottgebarerin verneine, vopodijvar toig moddoig éx tig aigeoems Tadviov tod DSepocaréag abtvdy sivac (bei Hoffmann, Verhdl. d. Kircheny. zu Eph., Kiel 1873, 8. 25,4 7f.). Ebenso Leontius.

Auf Nestorius wiirde trefflich passen jene Erwaénung von Mit- teilungen seiner Horer (S. 251). Auch ware sebr verstindlich, wenn nur in einer Anderung von Namen und Ort zu ihm gesagt wire: On yao ual noly os voy ‘Avtoysiag narioaur Dodvov, Andor ta nag’ judy yodusarva navel ci nosopvregto (S. 207, 25 ff).

AusschlieBlich dem Nestorius eignen freilich die Ziige der als samosatenisch bestrittenen Christologie nicht. Wesentlich die gleichen Belege aus der Schrift begegnen z. B. in Theodorets ep. 151. Hier werden (MSG 83, 1424f.) Christi Menschheit und Gottheit in ihrer Unterschiedenheit vorgefiihrt. Seine menschliche Seele bekunden die Worte Joh. 12, 27. Mt. 26,38. Ebenso sind die Aussagen der Evangelien Mt. 2, 20. Le. 2,52 (die Flucht nach Agypten und das Zunehmen Jesu betreffend) Zeugnisse der mensch- lichen Natur. Nach seiner Menschheit ist Christus év pdtvy xer- wevog xa ondgyava megubsBayuévog; ferner dmodidedoner uty alg Alpuncoy.., “ab yao &vPommog jv svacster 0b .. ta yeLroorolnta Aipintov, Fedg pao injoyev. ... 520 vdwor og &vPQaxoS qv, woe ZAvos voy vowoy pste tatre .., vowuodérns yao qv... éwetvyneev, Glad nod modhdg yAutduc.. éxdgecev. edtpyce nad ifrncev Vdwo, adic any) iv tog... éxontaos (vgl. auch Eran. Dial. 3 MSG 83, 237f, die Gegeniiberstellung von Joh. 4,6 und Jes. 40,281) Badcoug, GAAd ua yodsords corinodag sloydéoaro... sedtace Sévarov wal Elvoe adévarov. Er sagte Joh. 2,19 avoate tov vady rodcov, und ver- sprach ihn aufzuerwecken. Zu Phil. 2,6 bemerkt Th.: dvct QUGEns yoo nab odotag 7 woop? woduecar. In ep. 145 beruft er sich auf Joh. 2, 19. 12, 27. Mt. 26, 38, auf die Darreichung des Leibes. und Blutes Christi Mt. 26, 26.28 (MSG 838, 1882 ff). Dieselben Argu- mente kehrten naturgem48 bei diesen Auseinandersetzungen immer wieder.

120 N. Bonwetsch.

An die Bekimpfung der antiochenischen Christologie in den Jahren 430—451 mu8 gedacht werden. Sieht doch Cyrill in seinen Gegnern solche, die im Grund darauf ausgehen, xowwdy dv- Semnxov énopalvew rov && yuovounds, & eniddcems.. nel && @dlag téE nal dvtountyvys dostiig tEcov Exvtdy naoaerijcavra tod yorvar t- uceio. xal svvapsle moocmxov th meds voy é& Deod Adyor (De recta fid. MSG 76 8. 1220C). Dagegen erklirt er: Nicht dy- Sownog eeoroujOyn Evadels cH Ady@, sondern Fleisch annehmend blich der Logos Gott. Wie die Seele durch den Leib wirkt, so der Logos durch die Menschheit, alles aber ist ein Werk beider (Adv. Anthrop. 22). Nicht diirfen die Wundertaten auf die Gott- heit, das Ermiiden etc. auf die Menschheit beschrankt werden (8c. oby 5 Bed éxomiace ev vf Sdoimogte, GAN 5 dvadnptels tv- Bownog ual aivodg émelvnos nat ehpyos nal eveoravedtyn ual dné- Saver), sondern va (paper) Xouordy xal vidv, roy é Feod. . yevyn- Sévra Fsdv wovoysrh} ual évunderaroy Adyoy adbrod, .. roy adbrov nore edoun é ypuvoixds (ebd. c. 20. MSG 76,1116A). Daher be- tont er auch das lebendigmachende Fleisch, das im Abendmahl dargereicht wird: éof/ousy O& qusic, od viv Pedryta DamavOvres . . aha thy lovey rot Adyou edexa Ewmoxordy peyevnuevyny, Stu péeyovev ebro SHvrog Oud tov maréga (Adv. Nest. 4,51.c.192f. Vgl. dazu ob. 8. 108 Anm. Coisl. Bl. 198"), und verneint, daB er dabei irgend- wie geteilt sei (zu Joh. 19, 23f.; vgl. Ed. Weigl, D. Heilslehre d. h. Cyr. v. Al., Mainz 1905, 8. 211). Der von Theodoret im Eranistes Bekémpfte redet. von dem in Bethlehem geborenen Gott (MSG 88, 44D), unserem Gott auf Erden erschienen nach Bar. 3, 35 ff. (S. 45B). Er weist darauf hin, dai Gott den Abraham besucht hat Gen, 18,1 (8. 498), lehnt ab die Berufung der Gegner auf Joh. 2, 19ff. (S. 269A). Wie Seele und Leib in demselben Menschen geeint sind, so in Christus das Géttliche und Mensch- liche (S. 145D). Den Herrn der Herrlichkeit haben die Juden gekreuzigt nach II Cor. 2, 8 (S. 276A). Andererseits jedoch macht der Eranistes (S. 152C) gegen den Apollinarismus eben die Stellen Le. 2, 40.52 geltend, die unser Verfasser nicht so ge- deutet wissen will. Er erklirt die Aussagen tiber Jesu Ermiiden und Hungern als Folgen der sdéoxmorg (S. 240A C).. Thm erscheint der Vergleich der Gottheit und Menscheit Christi mit den beiden Bécken Lev. 16 wie blasphemisch (S. 253A B), und ebenso michte er die beiden Vogel Lev. 14,5 ff. nicht herangezogen wissen (S. 256; im Gegensatz zu ob. S. 112); dagegen bedient sich viel- mehr Theodoret derselben Begriindung wie unser Autor S, 230. Somit bestehen doch ernste Bedenken dagegen, in dem Gegner

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Der Brief des Dionysius von Alex. an Paulus aus Sam. 121

des ,Samosateners“ einen treuen Vertreter cyrillischer Theologie zu erblicken. Die Cautelen Cyrills gegeniiber einer Bedro- hung der wirklichen Menschheit Christi fehlen. Freilich ist von solchen auch z. B. bei Theodor von Ancyra (Mansi V, 628 ff.) kaum etwas warzunehmen. Vgl. 8. 629A: quod erat mansit, et factus est quod non erat ..factus homo est non mutata divinitate, non motis terminis divinae substantiae Ps. 102,28; daher ent- Huferte sich Christus one die Fiille der Gottheit zu verlieren (S. 629B). Ein Trennen der Gottheit und Menscbheit auch nur in Gedanken lést die Eimheit auf (8. 631 A). Non dicimus tam- quam duo, duplicem vero intelligimus .. qui unitatem dividit, dis- pensationem negavif.

An die entschlossene Consequenz unseres Autors reicht doch auch dies nicht heran. So wird man geneigt, den Verfasser in apollinaristisch beeinfluiten Kreisen zu suchen. Die apollinaristi- schen Falschungen sind bekannt. Die Apollinaristen und Mono- physiten werden von Leontius, Adv. fraudes Apollinaristaram beschuldigt, besonders dem Thaumaturgen, Athanasius und Julius Schriften untergeschoben zu haben (Mai, Spic. Rom. X, 2, 128); anlich palistinensische Ménche bei Euagrius, KG 3,31; vgl. P. Cas- pari, Alte u. neue Quellen z. Gesch. d. Taufsymbols, Christ. 1879, S. 65 ff). Dionysius wird hier nicht genannt, aber der angebliche Brief des Julius von Rom ist an Dionysius gerichtet (Lietzmann, Apoll. 8. 256) Allerdings handelt es sich bei unserem Schreiben nicht bloB um eine, etwa nachtrigliche, falsche Etikette. Der ganze Brief ist von vornherein als Erdichtung gehalten, warschein- lich als bewu8t durchsichtige. Die Falschung lag aber nahe genug. Eben in dem Julius von Rom zugeschriebenen Brief an Dionysius werden die christologischen Gegner als Havin tq Lapoourst dov-- Asvovteg bezeichnet'). Die sog. Confessio Antiochena (Lietzm. S. 298) ist einerseits bezeichnet als unter dem Vorsitz von ,,Dio- nysius von Rom und Dionysius von Alexandria‘ aufgestellt, anderer- geits als xara Ioavdov rod Somocaréog. Mit der Lehre des Paulus aus Samosata stellt die Schrift De incarnatione Dei verbi 1 (Lietzm. S. 803, 2 #£.) die Lehre ihrer Gegner zusammen*). In der Tat findet

1) S. 287, 1ff. ed. Lietzmann [atlo rh Sopocursi Sovledovres ddov wey cov 2 odepuvod Aéyover, Dedv duoloyotveeg airdy, SALov dt cov éx yijs dvPounoy, éyovres tov phy &ucrorov, voy dt uciordy, . . toy wy deomdeny, toy d& dotlov. Val. 8. 258, 10 cotro Emeron tH maviravenf dragdoee. ‘s

2) Vel. ebda 8 S. 805, 10 ff. bray oby pdvov Eregov avtqumov léyaow of rot Sapocaréag, Srsoov ob roy Bedv, pi wagadsyoueta. ef yee nol Hedy évor- usiv év rh dvoedno Léyorev, wl] wagudeyouedec.

Kel. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1909. Hoeft 1. 9

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? 122 N. Bonwetsch, Der Brief des Dionysius yon Alex. an Paulus aus Sam.

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sich in dem Brief des Apollinaristen Timotheus an Prosdocius eine eben solche Identificierung des Logos und Jesu (S. 285, 8f. 6 yde Bede Adyos, du’ ob} ta advra séyévero, “Ingots éorr) wie in unserer Schrift. Mit dem Anathema wird daher dort belegt még 6 toy é Maplag dvPonmmov oby duohoymy sivon Evenonoy Hedy, duoovouoy ta narot & doyis dura dedv, drgsnrov év vi cuondos. nab amadiy év tots xéeouv. Aber auch wenn in den Kreisen der Apollinaristen der Verfasser unserer Schrift zu suchen sein sollte, ist nicht an die Auseinandersetzungen des vierten Jarhunderts, etwa mit Diodor, zu denken. Hierfiir ist die nicinische Theologie viel zu sehr allseitig anerkannt. Es empfiehlt sich, ein Hingreifen der Apol- linaristen oder warscheinlicher apollinaristisch bestimmter katho- lischer Kreise in die Kémpfe mit Nestorius zu erblicken. Gegen die spitere Zeit scheint mir das Fehlen jeder Bezugnahme auf die chalcedonensische Formel zu sprechen. Die starke Eigenart unserer Schrift rechtfertigt es, auf ihre Gedanken die Aufmerk-

samkeit zu lenken. In die Anfangszeit der Auseinandersetzung

mit Nestorius diirfte die Schrift gehdren. Sie l48t die religidsen Motive seiner Gegner besonders kraftvoll hervortreten.

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Hin antimonophysitischer Dialog.

Von N. Bonwetsch.

Vorgelegt in der Sitzung vom 8. Mai 1909.

1. ‘Ey toig detorg tig "dowBlag toig xard dopaondy nul Béoroar Ovanemevorg yootov geri dvduate Tuodueog, 8i0v rig ‘laxbBov alggsemg, gv © ag dad Ovo oradlay xara vdvov ervdtryg (168"b)) Hv, tig adbrev tadoyor alogoems, tig Xoverod db éxudyolag modnv 5 bxdeyov 6 xavddliog, Taddcryng “nal t& pooviware nab th pev- vyeEl, nate tov év magadelom éxetvov Spry Dewerevog xal m0- ynoarerog xal pooviwatarog, anarHy te tovg emloverégovs tI ducéyuen monunoyte, tig te Lvoas nal ‘EAAnvidog dtadsxtov ody &worgog obte tio gw qrdogomias, udvov d& kworgog tig dvodev

1 Mit roter Tinte steht von 1. Hand diesem Dialog voran in Coisl. 299: Tivacusracer of &vayivdouovtes, 6te modcanxov Tatuvirov dvélaBev 6 de%d00£0s, Sve thy didle&ry weds tov “Ianapicny éxoujouro, ywvhoumy &x welgug, Orr, See xods "ApPuerodourcas Tyovy “loviavicas &upupddiovory of Ozodocravod, ém tiv Soyuctar rig uaPolxfs exxdlnoias abray megrylvorta: (weorylvavre: C), &dlas abrovs vixijou. wi toyvovtes. Ueber Gajus und Theodosius vgl. Leontius, De sectis 5, 4 (MSG 86a, 1232 AB), bes. 6 wiv yao Tatavds r& Obypac, Fuolodie Tovitavot, 6 dt Ozsoddovos tH Sdyuert SePrjoov. Ebenso 10,1.2 und in der Doctr. patr. ed. Diekamp (Mimst. 1907) 8. 111 ff, vgl. 112, 1 ff. quetoous (rods x Sev- foov) wiv rd doxsiv Aéyeanv dSrapogay peck civ Evooty int Xororot, rovg ds

Toviucvords your Toieviras undsutev diddven werd civ Evwory Siepoody, ali’

&ptagrov Léyery to odue rod xvelov 8& wiriis tig drawldcems.

Die Handschrift 148t weg das Jota subscriptum. Sie schreibt in der Regel du, moo, wet, tp, én, dx und dg, vor und xa®, 11, 0d one Ausfallzeichen und one Spiritus auf dem nachfolgenden evrod etc., ebenso zumeist gm, seer, évt1, nore, pera, wo0, weos, deg, ext, dy und xdv one Accent, auch wol wey, ds, oe pnde, an, dagegen auch pid? und wy ds, selbst gelegentlich necre, stets odnoty, odm #1, auch wij» ect. Ich vermeide dies zu notieren | 4 algéssmg C, 80

auch stets ofeerxds, auf den 1. Seiten von spit. Hd corr. | 6 4xedvov | 9 obre. Kgl. Ges. d, Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse 1009. Hef 2. 10

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N. Bonwetsch,

dlndetag, Adyoug te xal GvAdopiomoig utxood Dsiv DuvdwEsvog xa- rarokevew nal tovg evdeig ty xapdta, ncéven te xab aévtore Onld- uno. xob yoduuaée. xe0s yymoimovg te ual (169'a) &pvaorovg xE- yonuévog “al andes megiBdyntog uate xéouv "AouBlav év tots aigetixoig uddera bxdoyov.

2. Ovriwog tiv griunv duovoag avio rig Xeverod éxxdAnolacs EnAwryg xalb do0ddo0k0s, oo médot Ilervoog éxstvog 6 xogvpadraros nod Fsoudtaros véov tive Lipova ucyoy gota. seoxovdacer, sica nad thy érduplaev sig mégug Yyayer. sxvov dwotguevog névre nab poortida Brotinyy, xacadapBever obv tov témov ey 5 orvdicns Safoyev, cvpnaoadaBov ws? éExvtod tvdoag éErgQovsg xoouixorvs, Endordag wal eviaBPsorérore, povayxdoy adtods msgt- KEiMEVvOS GYTue. &yvadorertor (169°b) 08 Enavres tO orvdleyn bxfoyov. ove dsktpevog xal xoodupogevong gaildeds, émvuvPdvero, tlvog ydow woos abtoy goxvAnour, broxguvdmevos tanelvaciy nab cuao- todoy éxvtoy dvouctorv, Sueo xab HAjdever.

8. Katslouévav oby axévtov nal craxdvtoyv 6 wovayds 6 ed- Aapéorarog, xare vodty 19d xivtav Hem ooosvécusvog xel svpyvauny nao’ adtod airnodusvoc, éy’ oig welder bxoxoivesdar Adyowg xal dnonovareiy Exovelmg thy aljderav, LOrorelay bso- Ovedwevog mwoedg roy aigetixdy axexoivaro’ Thy molaiy xal ahavetav tig buav dwacxediag giunv duynxodtes onovdalas (169°) wagepevdueta, Adpor lo%g éximoFotrvtes wag’ tuay ods apelevav deaoda,

4, ‘Andugiorg tod aigerinod Kel mod orusgov Adyos Lwig xab dinPelug ebotonerar; advrmv yde oyeddv vd peddog ual f cAcvy nacengdrnoev, nal ondvidy tw nodypa bv ri xagovon yeved evoéBera nal dvesiontoy’ sytmg vie bytmg uatd thy THY doloy naldav parvyy ,obx gory év tH xeiod tovta Hoyav dandiwd¢ otds xoogrirys, ob xoocpogd xatagd obdE Supcouc, xab ve eis.

O d9%dd0fog' Tovrov ydow xal juste of tanevvol sxovdatog moog Duis xaradeBsiv éxeOvuroaper, év Exar (169°b) wev, wc- Atsva O& Ev tH mode Fedv dePodokla sdyynOijvar Bovidwevor. mévteg yao savtods d990ddEous Agpoucs, méteg’ tiveg O€ slew of nehias poovotyres, 6 Ssd¢ éxioraras.

29 Dan. 3, 38.

2 navth | 6 obtivos | 7 fnlwrijs | xogvpordretos | 8 wayor eldéoPar |

13 daeyou | 16 dpatov, évouctor v. spat. Hd | HAdtever | 17 crondyvrer | 22 mhecetey | 25 am Rand vy. spat. Hd dodéxgiois rod alosrinod; so auch auf den nachsten Seiten | 30 xeocpogeé | 35 wie es scheint éod0dééws corr. in dedoddEous.

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Ein antimonophysitischer Dialog. 125

5. ‘O atgerinds Totag peg misreng si, ddshpée; 4] motov podvyuc: éx matéowy cov magtlupes; mag ve wapélaBbeg xegl Xoverod dokdfew 7} xod xowavety peuddnnac;

O d9%dd0k0g' “Ey obts magélaBov otte miorevont sbyopar nue’ 8 6 Bsiog dmdorodos juiv, paAdov Od Xouorde Ov’ adrov, magidanev, 01d xab doroev 6 witdos Seoxiovk sindv- ,édv reg ipiv evayyedtonvar wag’ b maoshéBets nag’ judy, xiv wyysdos & ovocvod, dvedsua sore.

6. © aigerixds (170°) Tovra tH Som wxdvteg ébauohovdeiy Aé- yovew. GAdd meol rijg sig Xourerdy niorems ovvrdum Adyo sid quiv podvnuc, uynog whavitoon nab odx éexiotaca. 600 yea Ge, adele, xual vewregov, voulfo nob idvdryny mwegl tiv yougiy.

'O dehddo—og: Ht ph tdrdra. érvyydvowev, odx% dv mods tudo éxagevyevousda, eg J& tod éuod poorviwatog, mdreo, tH Sele povi éaxodovdoiuer ri Asyovon’ ,,et yao xa éyyvdxapev Xorordy

i wove Gdoxa, GAAd viv ovmuers prvdoxoper, xab addi ,d¢ év

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30

35

duordware xab ev oyrjwar ehoéiy os &vPoanog',

7. [[O atgerixds] ‘O 08 orvdleng orevdtag cimev’ BaBat: rig (170) Tauiov xicreng xal “Iovdiavod 62 tbxolapBdva mapaddeswg ‘nat Bdedvotac. . | | |

‘O detdd0fos* “Ey odd dd ‘Iovdtavotd ob0$ dxd Tatov, dai’ & adbtot tod Delov anoorddov ual mentorevua nal code duds AsdcAnua.

8. ‘O afgetuxdg: Tl déyerg to Cun Dsenotixdy; mg poorveis

5 abtd od rig && vexody dvacrdoens ;

‘O d0%dd0kog: “Eyd xual aod tig dvacrddems xual werd ry dvéoracw terosntov xul kpdaotov wal dvaddotwroy tov Xorerdv nar napédaBa nal yrystas wentorevua nacre néveo. wets 08 2H Ovddoxere, Ste dqetdousv Aspe to CHwa tod Xgu6tov;

9. “Avrsinev 5 atgetindg: Ti dvédapey 5 Bedg Adyog (170) eadav él rie yiis;

‘O d9%ddo£og' Tov tvteuamov. dv’ adbrvoy yao xual ée téHy ov- oavay xavedjlvder, tva Gaon avdrdy.

10. ‘Anduguorg tov aigerinod' Tt obtv got 6 80g tov dv- Soadnov xual tl prvetodoysirar dvPemxog; wal xard tt kvigmmos

6 Gal. 1, 9. 15.2 Cor. 5, 16. 16 Phil. 2, 7. 22 2 Cor. 4, 18.

7 ebayysiicera. | & | 9 sEdxolovtety | 11 alevdoe | dom? Wendland |

13 grvyyeévauer | 15 part | 16 &dv ody | 19 wagaddceas | 29 dpetdapev | 34 doo.

10*

126 N. Bonwetsch,

not 8 Bowv odynertar; év motore te 6 b0g tig wbrod bxdgkews mépuney nob vb tovrov (d.dpare ; ‘O b08d00§03" "Ogos gor tabra re pawdueve Son ual of Bovvol. 11. ‘O atestinds' “Ehe® ce rijg cduatlag ual cvunadd oor tis asoudevoiag. adven cov yao d&udyrdy os b60@ tig te moaxti- nis xa points duatgoems. xal od Dadua, veojd—E yao imdeyes. Suas grdaondvag (170"b) wuovoov, xéyad cor dnupysla nity vd dpeddusvov. nity td yeyovdg bxd tod dyeviitov xab dooerov delferor, xat idcov gov eyover xdvra t& Acpousva nab dSodmeva. 10 12. °O d98ddog0s: Ti ody Aéperg adrdg, bt sori &vPowxos; °O algerinds' Zéov Aopixdy Ovytov ward todg Fo pedocdqpovs, xara O& tov &pov Tonydguov roy Peoddyoy ,f@ov tosexrdy xoal devorijs prvosac™, 13. ‘O d99dd0f0g' Odxody xarde tov Adyoy tuay ual pPagrov 15 dyovy dsveroy xal roentdy qv th GHua tod Xouorod ; ‘O aigetinds: Katd tiv dvOgnnderyta Buovov thuiv Agyousv vd OHux tod Xocrod ,,ywolo c&paotiac. 14. ‘O d9%dd0f0g: (171') Tt obv; odu duédero tiv edoun nord THY dnoctolunyy gaviy, br. ,odné adroy pwdexousy xove 20 odexa; tya 08 nal tod didacxcdov Gov by moorpyapes Tonyootov sina paviy, kxovooy adrot év tH devtgow Adya tH Hig rae gata déyovtosg meg) Xovovod’ Sc ker wév, oduere O& ev oaoxt*. ‘O atgetinds' Biaopyusis, dvPoanxe, Aéyav Xoreroy viv dod- LATOV.

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25 15. “Od98ddofos: Ti obv; ov CHwa adtdy év ovoavoig voy:

| yew meoteverg i} Suodoypsic; ‘O aigetinds' Obtmg sucrevouev nol obvag xagddaxav hui al Gyr youpat, br. nat xgoceddpero &€ judy scone wy syovouy Aoyinyy te nab vosodv, nab Yvacev (171*b) sxvrd 5 Bebg Adyos 30 c@ux, med wiv rijg dvacrdécsmg otn tp Pagroy émel mide aéeyery yOvvero; werd O8 viv é& vexoday évéoracw wp Paorov. us® ob ual dvdory nat epnlapiyiy nab gorw ev debi tod P2070, wed" ob nol eevesrar uotver Eovrag uad vexoots.

12 Greg. Naz., Or. 39,18 (MSG 35, 356 B). 17 Ebr. 4, 15. 19 2. Cor. 5, 16. 22 Greg. Or. 40, 45 (M. 35, 4240) féew ce (38) bude uky <éy> oaugnl (scene d. Ausgg.). 32 Le. 24, 40. Joh. 20, 27.

3 boos, 8. Hatzidakis, Einleitung S. 160 | 4 og, v. 2. Hand cov | coe, v. 2. Hand cov [ 5 moved | 6 vende | 7 noye 1. Hand | 9-8eov | 13 gevoris | 14 odxody | 16 Aeyousv | 25 ody | 27 micredauer | 383 nodvac,

PUNT 2g eh tase ak, -

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Ein antimonophysitischer Dialog. 127

16. ‘O deSdd0f0g* "Eye uby dxyjxon ual sddxovy mgdg play éxh Xovorot ovceiay poovodrvre oe elPsiv nab nanotoy rig dAnPelog dadoyovta, iva 7} wddo 6 obx exiorapou 7} yvdcowa bru deem meposyync. nyvdyon O& b rélag, bt. cobs Neotogiavoy meorémeoe nab t& tig ovvddov Xadunddvos xarvéyovta Odymare.

“Ett 0& tot Adyou Auhovuevov, og Huoves (171°) rd Svowa zo 6vvddov, 6 orvdtrng dvéxoukev Agyov: Mr tiv, xdou, wh uty gota core tiv ovvodov éxelyny tiv Xadunddvog pwnot déaodece unos toig ystreouy Hudy dvoucteota.

17. ‘O d08dd0f0s' Ei tavenv od déyn, abo td THY OipvoitOY qty viv maosenpayes Sdpyware ;

“‘O atostixdg: Mi yévorto, &vPeome.

18. ‘O 6086d0f0¢" “Oxeo mode os viv Epyouc: elmstv, dx toOv GHy léoyou tiv &poouyy sidypa. to Gbua bueg A€yerg Ofusoov éyery tov Xororoy évovoerov éorly 7) &vovovov; Sworoy tH} Fedcyre ] Gvoworov; dmooveroy rH watel ual tO dpi mvevwatr } éve~ Q0OVELOY ;

Zrevatelg ody 6 aloerinds xal pwdvor vixfoa. (171%) roy de- Bddogov Bovadwsvog dnexgity' Od Pdvaper sixeiv vd. Cbue t06 Xororod dvoverov obdd piv addy duooverov rig év aire Ssd~ tytog’ To wey yao urerdy, 4 O& Dedtng rd durcoror.

19. ‘O d9tddokog dmexoiin* Ovdx simov, Bt udtyy syPoulvover wodg oe of Neorogiov xal rH ovyddov tig xavvijg tig Agovros; si yao épivadxav tv mage Cod MoeovovEevaY viv ta Oywata, nal xorveavixdy os xual gliov xal dwWeéoxahoy avductov. ots vag Aéyerg Xorotoyvy anxodEusvoy tiv Gdoxa wera thy éxscdjowow tig olxovomlas. mole peo Aowmoyv yosla tH Xorotd wet GOwpmatog dy oboavd natefsodar; (172") xavtag 7% ovetav (Olav ri xeocArper Odose, mrtg ovelag td Chua ual tiv tedcyta A&kerc, Smo UTOMOTEQOY.

Ai

- °O aloerindg: Od xad’ 6 od vosig Leyva tiv Evoow, GAG FEewmole

pdvy nal loyvats exo évvotas tiv Orapogay xal tag édvorntag év Xover@ Aégyoo. | 20. ‘O de8ddo0f0g' Ovxoty matkere td tig olxovoutag uvotrotov.

31 Cyr. Al., Ep. 46 (MSG 77, 245A). Doctr. patr. 8. 199, 18 ff. év plats

Oveddvres exrvolaig nal dg év loxyvaig Pewotars . . thy diapoedyv dsbiperar, Se-. verus (MSG 86b, 1841 C) xerd tov copadraroy Kieiiov teagin wdvy envelen thy obormdn dtapoedy.

5 yodurddvos | 6 yxovoe | 11 wageionyayes | 18 meds ot | 15 7 |

21 Medrns vb] ?: Pedrynrog C | 22 simev | 23 weog of | 27 xoia.

“198 N. Bonwetsch,

ui gor. ward Fewmolay uel loyvais svvolas; oby bod tag loxyvds

cov évvolog 6 Feds; todto 0% éeyjrovy pwatsiv mag’ buav' at

cdudenteg advo, omeg nol busts of Oipvolror Léyere, tivog sioly

idudtytes, moocanxav | picenv; niou pao ididtng iWiov warége 5 éyet (172'b), ob gory idideys. duolag 08 Hoa pars adrig dddjdeug

} dvouotovs; nab si pay duolag, (dod cupudyvyta’ ef O& &vd-

wotor, dod dijonvra. nieuw ydg dvdg év Xowrd, site pvoewv

alte Dedijoswmv, site Otapogdv sire Cdvorytwy duatosow onuatvyer

wnat dvo Aowtdy baocrdesyg siodkyer, xab tetedda Huts Aowxdy xal : 10 odxére toidda cylav xoooxvvety magadxeveter,. nate roy wéyav

udev xednyyryy Iéiov.

21. Anduoiets rod aloerinod' Ol andody ual dovvderov déyovres

cov Xg.erdy Marviyator dvoucfovtas.

°O d0%6d0k09 simev' O8 Oimhody ual odvPerov adrdoyv xnovrrovtEs 15 ta Neoroolov xvéovew (172°).

'O atosrindg' Tovrav ody otras éydvtmv xaheg wou éyev Ooxet

rod Agyery wlav tod Bsow Adpyou pow sscuoxmpevyy, tye wal

Necroolov xat Mevevtog duoims éxpvyousy.

22. ‘O d0%d00f0g: Ti phe; of dupvolrar ob Oéyovtas tiv toL- | 20 advryv paviv; yeo adbtol; dvo pices ceonoxmpévag AéyovELy;

obdawag, aid ulav nadedASotouy xul cagxmPstony. mdi éxstvd

6 svayyelifowa, Bre métv 5 édv siztng ev dlydela ual od avd

ddxnow xol olxovoutav site ocoxn, sits wyiv, sits votv, site

idudtnta, sire dtapogdy syew tov Xowrdy fvopwsvoy ri adbrod 25 Gedryts, 1} év ovoia | &v pavtacte (172"b) avrd éyerg elmeiv, 7}

év dpaviou® dg yevopevoy ual &nopevousvov. av ovv év ovete

siays to noocdnpiiv év tH Bela ovala, (dob moopavag tag dvo

poe éepavas, ef 03 dv pavtacla duoloyyoes bxe9 od weldo uct,

wAnotov quay hyymag: ef O& ev dddormosr, eixt é* solov sls 80 molov to év usraBeBnnev’ ef O8 ev dpavioud, aAndever 6 elev,

Ott ,,XQueroy xara ocoxa ovuere prvadxowsy™.

23. ‘O alosrindg: Od duvardy tudo, kvPoums, un Agpew év tH

9 Vgl. Leontius, De sectis 7, 9. Amast. Antioch. in Doctr. patr. ed. Diek. 8. 135, 17 xeociyjun cH dyta cvoudds odn éyevero. moocdyuns yao dvenidextds got .. . ef wbv dxoorives mascots ne sxvriy civ guwuyo tod xvedov oc&one Ehéyowev . , nalds judo cverodda ave) rerdtdos léyery imeldupavoy. Vgl. S. 164, 4 f. weds todbs Aéyovras nace rig d&ylus 8’ ovvddov, ds réraetoy moedowmor éxscocyer. S, unten zu 47. 81 2 Cor. 5, 16.

1 dyoopt | 8 <ag> of? | 5 dow | 12 dmhodv | 14 dodyberor | 19 tyv [| 21 xadeldotour wie 8. 144, 10 | 29 Hyyrnag. | 31 yerdhouoper,

a

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Ein antimonophysitischer Dialog. 129

Xo.otG Orapoody. eel tHe adroy voreouev sdv xo dy Ponwov, nedytoy nel dod, Soccrdy xual ddgutov, dyyrdy xab dévacov; 24. °O d0%dd0&0g" “[d0d viv (173") xadaoorgoag futy évradOa ra Oimhi &vy Xoverg axépyvas, ual Pavudko, wHg vd Devijoov 5 poovety dvouctovew, rot ulev éxt Xoretod vow noopavas xnovgavtos, mwajy xéxslvog xal mévreg of adrots duets mwegl- ainvovres, Aéyo 8 ‘ItuamBog 6 Skoog xut Osoddor0g 6 xar’ <Ai- yvatoy “al Aidexogos, uw} pivdoxovres ute & Adyovew nde xeol tivay diBeBaodvres. lov yao prow werd tiv Evacw ent 10 Xgv6tod mdvreg obtor ualog ual oo moéwe Epodvyncay nol thy tg Svvddov Xaluyddvog axidvyny ée€epvypov. sindvreg Jt dvo dteepogds xab Avo tdudtytag (173"b) ext rig ofxovoulac, ésxdvreg not e&uovtrses Og Oipvoitva. axopcddovra. Bxov pag pia ovota, wie xat muon) cdudens, site Shy wodyry site Gdn daadyg, selre 15 bay pdaeri cite Ay &pFaotog, sive uadoAov utiory } wavrElis RUTLOTOS. ‘O aigetixdg’ Ti ody; od Agyag él Evdg dvPoamov dvo pvess, wvyiig cogerov xual cauatos doutod xual Pvyrod; 25. ‘O de8ddokog' Kadtc. duodoysig obv, bru ev diy tele nab 20 puyiy xal CGwa Sworov cov éhaBev 6 Xovevdg éx tijg wagdévov; ‘O aigetixdg’ Ovrmsg Eyer 4 aAn ten. xoveov aitod tod xvelov Léyovtog weol wiv tod idlov oaparog: Ste ,,pydapiencé we nal ideve (173°) ote avetuo ocoxa ual doréa obu syer “xadag eué Bemosice Eyovra, wel OE wWoyiig’ ,e0veiayv eyo Peivar why 25 wvyiv wou xai sEovelav éyo Aupsty ody". 26. °O do8ddokog simev' "Ey wiv sddxovy tot Adpov xQ0- Baivovrog xods tiv ddijPevev oe Epeduroucdas. viv d& 69, 8re wore wodpacw sig a&romiag éxtoérecn. OVO peo prides Poovdv bév, aAyy noopavas uh Agyov éxl Xovotod, idod rosig duo- 30 Adyynoug év abtd ovotag, wiav wiv Bedryrog, utov ds pvyis doodrov, ual érgoav oduarog dgarod, mat vd Oy yade-

17 Leontius, De sectis 7,5 (M. 86a, 1245 AB) Aowrdy wagupégover weds ator co magddsrypn tod a&vdodmov. (doy yéo, paciv, 7 puyy nal td ohwe aovyytras Tvmeiy éxl rod &vFedmov. 22 Luc. 24, 39.

24 Joh. 10, 18. 29 Leontius, De sectis 7, 7 é teuay (pdcewv) wbcdy (Xovovdv) Aéysre. Léyere yo adrov & d&vdguadrnros nal ded-. envos. nal gore wy cijg &vPouxdrynros Ovo pices nel vig Fedenros pla. CO. Nest. et Eutych. MSG 86a, 1293B +d él Xetcrod wh ddo udvov gross duo- doysiv, &lic& nol tosis. Doctr. patr. 8. 209.

1 votjoouev | 4 dude | 7 OH | 10 ducor | 11 yodurddvog | 22 pn- Aaplouré | 23 éyer | 28 modoPauory,

180 N. Bonwetsch,

MOTEQOY, Ore nob uaotvolatg youpixatg og ow voéic éBsBalwoas cov Adyoy (1738b). 27. ‘O aigetixds: Ladderyper slnov td weol pvyis xab Cdperos. éxel tig ode oidev, Ste ula Aéperce niton 7 dvOodxov piers. th 5 ody; exe to dorody oredddy gor, dyer O& pveldy svdodev yavvdrvarov, Ovo gosmv Aggouev; oddauds. 1) addy 1rd Goma, bru alodyrindy gorw, Eyer Js tolyag ekvoucdyrovs, drapdgav adrd pvesav Agyausv; oddauds. otra xal éxl tig oixovowlag rob Xovorod xual dvo diapoeds Agyouer, xalb && dvo adtdoy pioswv 10 sig plow ceouoxapivny Sokdfoper, nioav dialoeciy ev adtd wr Osyouevot, | 28. ‘O do0@ddokog' Tlvog yao év dvo abroy neopavis ov Aéyere pdosow, Gd? &v ud (174") seoangxapery ; ‘O algerinds: To év dvo dtatosow onuatver, vd O& é&x Vo 15 évoow. 29. ‘O doMddokog' Lldvrag obv pwéoog éx tadeng ehapev nal wéoos && euelvng, nab daerdiecey ulav. xdGev obv oa 1d wdstm léperar, wddev vo tolrov xab wodev td Oiporgov; @ rig wAdvngs. éuptBiovg byes b69@ xara todg év Aipdaram xgoxodstiovg, ovtE 20 rd tudy nal rd Xoverod evoshds poovotyras, ove addy va tov Oipveirsy youvds quty dopwarifovres. td yao cdma Sxeg ol- xovournos Og voultouer éhaBev 5 Xouords, si usv &voveror sizys, ag Hon xeb most mov, dAyPecav poovets. mote (174*b) yao yoste

eB dgyutncove weve thy exdyjowory vig vydg oxexdovov xab 23, 25 -molovos ; ef 0% évodoroy adrd Aeyets nol dpavraciastoy, vi} ovvdda:

Kadundévos suviveosis. péony yao: bddov of AsyPéevresg Avo todxor ote sous... av. pag pi todvro slate, advtwms éxsivo Jaoere' dy O& uh votto PovdAnode, axdvrwog éxeivo méelPeods. itv yo dxdoyov évoveiov' to yao dvdmaoxtov advrwms xal &vovéror,

80 30. ‘O aigerindg: Xxovddles, ho voutlers, éavrg mwequnintoyta detEor pe xal dvo Homeyar meaov us éornoug, brag 1} vois Nesrogtov MEQLMECO 1 TH DuEréoa wires dygeva. éyao 03 du- porepous (174°) Suds xavadiundvor nab peony tive ddov BadlEav tT tv dylov natéowy saxodovda didacxadta xal wlav rod Adyou

35 pve 6s6aoxapevyy ddopdynsg mi6tEvo.

81. ‘O deSddokos simev' Idd oauoxdg dvouc sig wéoor Hyayes,

5 det dt | 6 youvataroy | 7 gofyrincy | 9 Aéyouey | 15 Evoory | 17 dex | 19 dumnfiovs | xeoxovesovg; vgl. Diels u. Brugmann, Indogerm. Forsch. 15, 1—9 | 20 ta | poovaurag | 23 mote | 26 yxoduddvos | 27 exovor | 28 Povdecte | 29 évdwaouror | 31 delEar | Eornoas.

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Ein antimonophysitischer Dialog. 131

ovolay abti xadueds émOijva wh dveydusvog. Sumg éowrijow Ge Tig Offs mavovoyias wodPAyua nab Jdg wor dmdugrow. oda Og,

$20 tig aAndetag opuyydusvog 7} pellova Blaopyulas Acdyoss

Orjuare 1} Srevovuevog duohopioes tiv diyjdeav. toy “ovoyevt vbov nel Adyov tov Sod roy ,év dek& Buta tig weyedmedyys® . aco (174%b) nag viv sivat moovets; bg Fv 00 vijg évocoxov ofxovoutlag xdvtn axhoby xab dovverov, Ev we pros. xatdage duciora “ob dovytéra, 7} werd trvog olacdyxote xed” Shov moxees peydans, pPaoriig 7} &pddorov rooGArjpens.

32. ‘O aigsrixdg Tlotm wiv todam év dski& rig tod Beov dvvdusewmg 6 Xorotds uatelerar, avdtog mdvos éxtotara. ore O& thy fuergoay dxaoyiy xal viv é% magtevov mododnpw éveo dviveynev xo obdepod tadeyy & Ewvrod anéteto , kxoveov tov dyyélov xebdg rods esoorddovg Aéyovtog’ ,,obtog 6 "Inoots 6 ap’ huav dvadyptelg obtag élevosvar bv todmov éedoucde (175") nogevouevoy adbrov eig tov odoavdy®, El yao puuvds gor ded, viv nag dptijestar Iovdaiorg éoysuevog; ,,bpovtar ydo pyow sig by eexévrnouy rod ‘Heaiov juoteaper Aéyovtos. mag de weed 6 serio pettav adtod gow, a wi xavd thy xedéparov nodoiyyiy; eb yao wia gorl gots 6 Xovords, og oD Aépers, adi not aodvOeros, wstlav d& adtod 6 mario, obxoty xadlds 6 “Agelos Souosy’ éxel Osi~ov por nace xotov redmov 6 mario peilav tod viod. 8xov pag petfov nal winodtsgov, mdvtwg 1 xar ovotay 7 nave teva OLapoody. °

88. ‘O 609ddot0g sixev’ Oduody diapoody éy ti te.dde Aég- yousy xal véav rive xpoodyjxny, iy (175d) 6 vibs ag od Léperg éyav dvijveyne nab i tovdg mooceldéBero; Aoumov DéAowev A€pery * Adka tH cyte coud. nab th vée moocdyxn. Aousov ule oboe nacoos nab viod uel cylov mvevpatog xoLvy, nab wea loLrxBg TOD Xororod rdrxy.

34. ‘daduo.org tod algerimod' Ovdele tHv eb poovotytoy toy riig oixovoutas Adyou exh rig touddog dvapeger. ule yeo tHv tolav bxoordcswv éouonatyn nab éxl vig xarhadev.

°O b0ddokog* “Theds Cor, trvPgwme’ wag toduge yoottery tov vlov é& toe mateds ual rod xvevpwaros ;

35. ‘O afostinds' Eixé wor ov-: duohopeig rov Xovoroy xdv- xosody psevuntévta ex naotévov 7} ual robto devious ; re

5 Ebr. 1, 8 (8, 1). 10 Le. 22,69. 14 Act. 1, 11. 17 Joh. 19, 87

(Sach, 12, 10). 19 Joh. 14, 28. 26 S. zu 20 §. 128, 9.

27

8 oluc drimore ued Blov urneds | 19 petfov | 20 dain | 22 pecov | Popov | 28 vee | 29 xovv} | 33 évowouddn | 36 n&varooody.

132

N. Bonwetsch,

'O. d90dd0k0g* ‘Opodoye yévynaw (175%) viod dx xapdévov weoddokor. |

‘O abostixds' ‘Oods obv, bt. xard tov ody Adyoy } uat & macho zoel to avetua ov Xouorad & xnaoSévov éveveHFnoav nol Aorndy neon H kyle colds osodoxarar, 7 xab Ov éydouoag roy vidov rod warodog xual tod xvevuaros.

36. ‘O b9@ddokog simev: Kare iow Adve tiv Pelav odo- wooWw outa giow; tadra yoo &lAjhorg dveineyro. dv udy

nerd pvow einys, dettov, xod 7 Gx0gd, tod 1 AoyEela, wod | tis

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maodeviag Avers. ef O& Suto piow Jaoeg, oddiy vd xwdAdvor, nab &pOuprov nare xdvro, t) o@ue Adpev vd dsowotixdy, nob ploy ali nab dovrvderov piow én) Xorotot (175’b) xalb zed tie svocCEMs wal werd THY EVOL. |

37. ‘O atostixdg' “O evbosBrig Adyog xalb uarde pvow xal bxko pvow tyes tov Xovordv. br wiv ydg && yuvoundg otro dv- Soadnworv, br ds && xaedévov todto txio Huds. Ste émetvace Tis usetéoas pvesws pvaguowa, Ste redougduovta Fusoug wEetvas &ortog ovx éneivacey wstaéd adrOv todvo ovx avPeadnivov, xual kvPowmor wiv yao toy abtoy dovdudov wodldue évijorevoany, AAG weiva mahotovtes. “Incotg d& vynorevdoug Tusoug téegouodxorra toregov éxeivacey’ wus yoo th avomnele prose bre Hd<ANOEY évegyjcar ta sevrijg. énel eid wor od* Dedeng (176") weve; Sedtys xomg xal Avwetrar nal ddnuovel nal tagdrrerar nal bavotr nel Woot; Bedg xadetder; Fede tirgdoxerar; Pedro vvaret; yelonAder ydo pynow 6 Inoots sig olxiav tivdg xal odx Hieder, wa tug yvd, wal ox ROvvydy dadeiyv“. Deg pyhagiros; xb nag pyoly Ste ,dedov ovdelg Edouxe nanxote“; 5 ody ddoatog ag Osoustror; ng stavoodtra; xdédev Bdog nab aiva exec Beod pious hewoxog ual doduarog; ov udvoy yao a&vPeadsmoreg, GALG nel dyyéhorg to Feiov adgutov* ,,od% Seva yde yet td nodcaxdy wov &vPomnos xal Ehostar: xal maddy’ ,,dv stdev évtoanav ovdels obd8 idsty ddvarar“.

38. “O de@ddofog eixev: Nov od wdvoy (176'b) xodrege, GAdhe nol weLove Blnopynucag roosédyxccs Orjuata, od dVo mveEs

22 Leont. Schol. in Doctr. patr. 8. 112, 5 ff. Aéyouor wiv (die Gajaniten),

ra ety bwousivee tov nvovor, meivev pnw x. Sipav x. udmov, ob roy adrdyv Ob Todor tuiv roctra . . iraten, 23 Joh. 12, 27. Mt. 8, 24. 24 Le. 22, 44.

25 Me. 7, 24. 26 Le. 24, 39. 1 Joh. 1, 1. 27 Joh. 1, 18. 28 Joh. 19, 84. 30 Ex, 33, 20. 31 1 Tim. 6, 16. 5 mao | 7] ef | eymonsus | 7 cugxaory | 12 dxlqv | 23 luwiroe |

24 idgot | ctititedonsrar | 26 tds.

ald

tte me Te Pee

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RSLS EA eter

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af

Hin antimonophysitischer Dialog. 133

cindy ent Xoiorov, clic ual g dddiiov ywoloag adbrag xab oo

él ydod xal évdg rv xo Hues dvdednav toy Adpov novngd-

wevos xoclb xuxiady wu’ év xduloig’ adjy bru cote Osoddeov rod

Mopovectiag xat tod dxoydvov abtod Nestogtov Bodyoug segu- 5 wlenscac.

39. °O alostixds' “Hdse quds, &vowme, Aoyixode byeag Ady@

stdgvat nol tt dchodtuev ual ti axoxowvdusda. ered) O& kyo

xo xdro Orpvolryy ws amonccdets, od dvodaubeva rd wedécxov

tay svvoditayv Hyovv tOv Xalendomvaeyv xab sd udcle mooean- 10 avrtjem cor. dtoorieug (176") peg moog tiv dAjdeov, ele tBoaus

weretocans. odd0slg 08 tOv sb Hoovodytwy doyuari~av bPoiler Fj

doplEerar.

40. ‘O d09dd00g' Tloujeoper nara td ody modBlywc. oida pdg,

Ste to pHs pas gore nal to oxdtog Gxdtog. th sot Xorertds; 15 téog ydo rotro ad Gob Ent wodetv.

"Andugrorg tot aigercxod' ,,Kvguog tig Odeys, uadig simev 6

&aderodog’ ei yeo épvadav, otx ay thy xvo.ov rig Jdéne

éstavonoay™.

41. °O d9Mdd0f0g' Odxoty od Aévyere adriy xedolnpiv twa 8 20 juaey évvnoordras éyovra ;

‘O alostinds* Kev sinwm airoy mooclapdusvoy hues Hyovy tov

dvounov, aAAe tbo Shov Fedg gory. 1d wsv pho ééaee, to dF

édsady* (176"b) éxel ual rd GHun th Deedee adc. td de Femdty

ob Ovvara, xa% Hude shiva. dude rodrvo adroy wav gicw Aégyo 25 devydetov.

42. ‘O d9@d0080g' “Avepyun pda wor Aoutdy xduol r&é Leviyjoov

xual ‘lexoBov wodg Ge axoxotvacdar.

43. ‘O atgetixdg: Lbvderov Aéyor weol Ovo Aépace Guveddovrov

"xdvtws 1} wegl wAadvav; Soa obv, Str ,ovyfsarg doy? Oicotéoeas* 80 xara tov kyrov Tonydguov. 7

‘O detddokog’ Otx covoducr tHv diapoody. réhevog peo é&v

Sedryve nal véhevog év dvdowndryte 6 Xorords év adAndeta. dvo

0& micag ov Aéym, Sr wko6a Ovdg diatosory Gyuatva. sévovpésvy

O& obudre Agpsror Ovag xiv ée Ovo (177) cuvred 7.

17 1 Cor. 2, 8. 29 Greg. Naz., Or. 40, 7. 31 Cyrill. in Doctr. patr. S. 168, 17. 83 Leontius, De sectis 7,3 (MSG 86a, 1241 D) a? duo gpoosg Leyere Ovelosary elodyere’ dovdudy yuo slodyere,

1 yaoroug | 3 uw év udud. Wendland: wiv uvxdois | 4 véorogog | megh wlénzocet | 7 dxoxgivdusda | 9 yodudouray | wéle | woockravriow | 20 év Sxdocatos | 27 weds ot | 31 coevotuar. | 38 mdow | &x] gv.

- 184 N. Bonwetsch,

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44, 0 aigerinds' El néoa dvde dtaigeow oywalver, odxodv 6 natno wal 6 vids, éxerdy, Ovo bnverdesg Agyortar, névrmsg xExo- oropévor eiolv. xal m&g pyoly 6 Xovords' ,,€ya év + warol xal 6 warjo év éuot'';

45. O detddokos “dy sinw Ovo pices, xdévrag xal Odo bxoord- seg dvaynudto par sinsiv. ob gore ydo priog avvnderaros.

46. ‘O algerixdg Ti obv; dvundoraroy Agyerg tb oma vd Jeomo- tixdy Hyovy c&vvmaoxtov ;

O boSdd0k0g Od Aéyo avunderarov. sinoy ydo, bru Asya dvdo Ovapoods, tva wh ovyyvow roy Xovordy.

47. Oaigetindg’ Xd xoostonuas, bru nion Ovag Ovalosory onuatver nal évoveévyn ovnere wévet (177b) dude. odxody Boa, Sto ual ov dvo diaepoods Agyov Oratgeig tov Xgvordv. ©

O éb00dd0k0s Ovdsle Svvara. Ivo pvesg dxoledvptvas sinsiv, el un nal Ovo bxoordeas eimy. xual édv totto ddowmuer, oder 1 toes tolds, GAAX verodda (xoocxvvodusy).

48. © aigerixds Odnodty tavtdy picers xual bmoerdeErg xard TOY obyv boov, nab Aoimby xara toy doLdmdy tHe pvosws nal bxoord- ceig wypifovtas. dvoly obv Bdaopnuiog wegutinrerg BOE, éx DVO uy brootdoswv your wg Aéyerg Q¥eeov duohopHy voy Xorordy, tosig Ob &x the dylag toddog pvoes (dimes Hyovy wsoundg nara “Aostoy nab Hbvdwtov deweg natonodopar.

49. 0 d98ddokos' (177°) H pvoig pve od yevvd. did tobro xb veytelg 6 Xovords év wid peer wEeuevyxey Guvdero.

50. 0 alostixds Eni piv tHv xot tues xrioudroy pve - gue od yevvd, dxov ds Deot wagovela viniirar rds pvoews. od yao ¢ dons tuiv wildy kvPomxoy Aéyowsev tov Xouordv, obdt rag év abt ptosis drvarootusy idle nal ave wégos. aad xara rovg aplovg marégacg ua odok ev tH paotoel rig maodévov, &ua Sedo Adpyos, ua odo& Eupvyog Aoyixy. xed btadoracw obv Aépopev thy Evoow xal od xara diaigeow' 7 Fela pdg tod Deod Adyou txderacig movGeAdBeto év savry ty pvew thy ywEeréoay, uy apavions, (177"b) uy) ovpydous, undt ywotoug adbriy & adbrijs, uno’ sig aiévag ymorfovon. eel sind wor 6v* ef uh obtog Boog

8 Joh. 14, 11. 15 Apollin., ‘H uarc& pwéeos wiorts 81: od08 yao

técowod wooonvveiy Aéyouev, Pedy nab vidby Feod nal dvFewmov xal mvedtux Lyrov. Vgl. auch unten zu 61. 19 Eulog. Alex. in Doctr. patr. 198f. ef yde.. weoémerce, th pros. nal xedcmmov, pact dt & dbo piosav ... thy Evaow év XororG yeyovévan, koa gx do ceocoxnav near’ abtois 6 “Eupovovia.

6 dviwoorerog | 11 xeéoe | 18 dratesig | 15 ein | 18 doov | 19 sweguciaens |

nod, Wendl. : xePouoroyodvrar | 26 vxdrae| 28 dralootuer | 38 wbrig Wendl. : ebrijs |

! } ¢ \

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Ein antimonophysitischer Dialog. 135

nul Adpyog svosBis doF0d0Elag, td dUo Adyew éxl Xovovod preers usta thy Evaow ddidenacrov, tiv piv nant civ d& dnadh, nig &dntever 5 sindv, Su ,,gv poopy Beod tadoyor ,,woopry doviov thaBsv“; woop? d$ xab odoin xal prog gy cw eloiv.

51. © dpdddokog simev' Tag Ovo tavtas wo Aépag év tH oraved; Eywolodyoay é€ dldjdav; 7 cuvénatey Ergon odv th éréog; 7 y&o td) modteooy mévtmsg Aéyets, 7} téyo tO DedTEQor.

B2. 0 aigerinds *Q rig tév dvoyrav xagureonis. (178') xdayy dvéyouat cov moog viv tév dxovdvrmy dmoplénay dpedeny. otxoty &xoveorv. Goxeg év dévdo@ adv soriv HAvog nol Door tg oh détyn wanyiv év tH Evim, ody) roy Hlrov ovvéxopey tH dévdem, xatxeg tod jAlov ur ywouedevtog e adtod, 3 Gomeg xevriroe psy vo Gua, ob warfrceror Ob | Wuyi, i] Soweo wg wijdov Swotouroas viv py pavouevyy dvathev xaydryta, civ douiy tiv év abt obx Hddolaoev, obras nub éxl rod mddovg rod Osémotin0d vorcousr, dvdoone, Sr. wal gy tH Gdpare exsive 1G oravoovuéva vag xarorxel 4 Fela (178) pvorg wal dnadys Ovapeusvyxev’ sl pao én cov uriorav ddvarat dvo prvoeig Suov sivas dyagietag, ths wiv cavOavoveng, tig Ot cmlouevys dxlyxrov, Gonso dnedslicwev, wd0m ye widdov, Sov durverog xarornst pvorc. od udvov yao év tH craved ob psucororvau 5 Xovordg, add’ oddé dv 16 Bavdrm angorn rig éavtod pryfig 7] tod odparog, ahha cuviy duporégors, did wdy puyig vag év dy puyas éxronenrdwevog Feongexds. ovdt yao abrar pupviy (dota, viv Fedryra Epegov. d1d du& Wyte puyeg emroxenrduevog afer. & tod yag duovov to Suocov (178°) cayloryy eyev viv xarédypoy. vd db dpdagroy dia- wstvar év 3 prior to Dslov cow Beare CupHs ev adres vv Pedryta sive. ¢

53. 0 b0%ddokos Umijdlakas tuds wodvioplag, & sopdrace, uddrg mors sermby viv adjdevoy wh Bovdduevog. dA GdE pou uinooy vt eimeg eniouspov. to yko dpdagroy usivay CHux mHs piaorig sivac jdvvaco picemg; si peo pouoroy qv, séveog 6 éorog by wsradauBdverg pPagrdg Hv. cHux yao Xguétov tov ptaotod dod avroyv dvoudters.

3 Phil, 2, 6.7. 10 Arnob., Conflictus de Deo trino et uno Il, 22,

22 Hippol., De pasch. fr. 3. Doctr. patr. 8. 58f. 7d y&g compo Exerro éy ponueto ody) nevodiy tis Psdeytos ..:.. Flay Eworjdn sv shpat Ewpiyo, Ive werd ris (Slag apuyziis wogevd4 els roy Conv nel wh yours cH Dedcnte.

3 poop? | 8 &v(o7jr.) w. e. sch. corr. | 18 xevreree | 16 voroauer | 17 to|

noroiner | 24 yourny sldéoGar | 26 cd] rH? | 31 ealonepar ? | wdrdy WAL: ccdrd.

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N: Bonwetsch,

54. 0 alostinds’ Mixody xov tig dtrontag avaymeyeus rig toonNy, neh én tov iduov t&v ‘Ap Pagrodoxntay (178"b) dxéorespas &watov. 1b oddév to xwmddov totg elonugvorg tiv wdédw nare- tokstout oe Ojucor.. wAjy ered? exogov juiv wéeya nab &dccdvrov de doxetg sig pécov xoorpayes, viv é« tod God orduatos tiv AVOLY TOLYCoMee.

BB. ‘O deddd0kog Hiwé wou ov" 1d Bdxriopa & eBanricdyg vt abtd Agperg sive;

O algetinds’ ,,Aovtedy madiyyevectag uot évdvua dpdaoctag xol avanuvionoy a&vioaror.

O b08ddo0Eos "Opdas nal do sya. EAdAnoug. todto métEe; Od TOv caouerivar tov leoéa ti xodvupidea } werd tiv cvurdjowow acons vig lepig dxodovbiag ém’ adry (179°);

‘O aigetrindg Ioddyiov, Ste werd viv téedetmow tiv tod legeas ebyOv, tov a&pLov xvevuatog éxtportodvtog dogdtms. med yao THs maoastd6ems tot tseoéag Udwg orl xowdy og Ev t&Y AoLmdy. 56. ‘0 d0%ddokog' “Edveug fuiv Enrovpevov, poovimwrare. otros yao “ab éed tig tod korov wooticewms ual éxl tod c&ytov wieov tedecLovoyiag uab poovotusy xal miorevopsy pivecdat Str wed uy vie e&yltag dvapogds nab wrorayoylas nove xal pdaora tvyyd- YovGL, wet O8 cd apraodiver nal OV &plov nvevputos vehELmdivar nar apPagotas épddia nal Avorg cuaotidy ual ovedrvic. d&Ga xab Seov ddyntag (179d) cHpa nal aiue xab morevouev xalb poovod- usy nal unovrrousv. xAjv exovoov ual dxapyyeh Gor cupas t) xeol pFuerod ual &pdoror diaupiBaddduevoy psoov busy xal. qusy. HAAo ptoed xa KAAo diaphoed xal Exegov xarvapPood. xal ] ptoge towHs Aépsrar. Og btav Agyowsv’ EpFcon 7] naedésvos Hyovy yelomy ov Hv yéyove’ nal add ,,drepSdonouy xual éBdsAd- xonouv év advoulog: xab wétdiv, og 8rav rd tudriov poaoh 7} 4 ydorns “al ustwow bwoustvy. Adgyerar pPagrvdy xal yrydwevoy xab droywouevoy, xard ovy td rig ragdévov 7 tod oltov 7} vob ducoere- vew (179°) dxdderypa wy doln xdocog piuordy einsiv thy Xororc'v. nocd O& th pwomsvoy xal dxoyiyvduevoyv Hyovy dAhacodusvoy ob uévtor dxotudéuevoy Agyowev PPaordy toy Xgvotdv. rd hueregov yao dvéhaps obpua, éxerd} xal 4 Feotdxog Pagrod Hv odperos,

egl ob elontat ,,0st ydo to poagrdy rovro évdvcuctoa &ava-

tear

2 2Ptr.2,22. 9 Tit.3,5. 26 Leontius, De sectis 10,2 A¢yerar ptooc xav- § Orddvots .. nob Aty. ptood t& dvPeanive tatre wéGy, rovréor, weiva nocd

Orrpo: nak udwog. Auch Doctr. patr.8.114,17. 28 Ps.52(53),2. 86 1Cor. 15, 54.

2 aptagrodoxytay | 3 xaracrokedou | 17 poornudrars | 27 roryds | 28 yedoa|

OrépFdgnoav | 30 sxoustver | pagrdv | 81 otcov: schwerlich iweciov | 32 dder | 33 to | clcocdwevoy | 34 Aéyomer.

Sh, Hat eae Rae. Meena Stelter ah aac ete ate z .. PLETE a eee ee

Soar amine

Some“ 2 savant teeseunaemmentneama

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Ein antimonophysitischer Dialog. 137

cia, werd ody tiv dptav dvdoracw odnere Fv to G&uc tbo dsono- tuxdv to xuddi0v goaordy. éxoince peo 6 sv adt@ Adpog td Bvytoy &ddvarov, rd) Copatixdy nvevparindy, vo mayvweges Asmto- weges, to bAxdoy Hidov. xavd todtov oby tov todmov tig sis 5 to xgeitvov (179%b) weraBodtie Agyowsy xab tosentdy nab &ddorwordy th dvdoandrynt toy Xorordv. éroday yao ual HlAowd9y td Osoxo- TLxOY CHua &xd PPuorod slg dpPuotov. td peo xdvty tpaotoy nal avoddolaroy mig axoduicney jovvato; mAh sisé wou, WaouKakd* sv wie pore 6 Xovords, dAdtyte exatev nal &nsduve

10 4} moodryr; dv sing dAdtyt, Wod svvddapes ti dvioumxudryte wal tiv Sedeynra, xab tosis Nugoug Aowndy 6 xdGuog &e0g Eusivev, meouuevov ag ob eunvich7 6 Fedg adrod, xal 6 warie tod viod éorgonta, nal Ada rovcav dvomadreoa’ ei Ob woodtyte simeg adbrdv mexovdéevar (180°), xab play pdow sixes, idod roy Xorordy éd-

15 yordunoag, usoog Adyar madyrdoy wal ugoog &uateg. 57. Any Egwrtovvreé we nal tovto mpghyooy' play Agyov mvow, woluv Aé- yElg PUow ;

O aigstinds' Tiv Selav' éxvinyos yao tod xgstrtovog <td Hrt0v) ob wnyplgerae.

20 ‘O d0@dd0k0g* Kates at Detar yoapal thy telav prow xavrayod siver gacly &xeglyguntov. ,,tov oveavoy yéo pyee ,xel civ piv &yoo Ano, Agyer uvdorog.'’ nab addy’ 46 xavrayot magmy xal t& xevea wAnody.: no obv 6 &pysdog mode tds yuvaixegs pyolr’ wyveodn ob% gory dds.“ xola piece ode qv éxet; 7} wdoov wsoos

25 ptesms; iva xal yédovoyv (180'b) sim: rd rectoy 7 rd Extov; xal modty* eb év wee puce 6 Xorordg, wHo Asper* OTL ,,dvaBaiveaa mods tov marégn wov xab naréon budv xol Fedv wov nal Fedv bud"; nate wolay pow gory adrot [6] Peds (6) mario. dow uavd trv plev xal Delay iv xoostonxag; xal ti hovxdy tov “Agevov Bdeddr-

30 reoar ta adtod Agyorv;

58. © aioetixdg: 'Eyo wiv ra 'Agstov od goovd. od wor ta Necrogiov mooPAjuara roopuvas wootiPeout.

‘O b08dd0£0s cixev' My uov xarnydge, dvOomne. &vedyduny yao 6ov as viv. si Bovisr, xoveoy td wéoov xual rd Jrdqogoy tis

35 nadodiniis éxxdnotag naga tiv Neotoglov tod atéov Blacpryucar.

1S. auch 62 u. zu 67. 18 Greg. Naz. Or. 29,19 yevdpevos &vtewmos .. nab yéyover elo rod upetrrovos éxvexijoartos. 21 Jer. 23, 24. 22 vgl. Chrys., In Gen. hom. 17, 1 (M. 53, 185). 24 Mc. 16, 6. 26 Joh. 20, 17.

5 dvelhotarov | 6 tov | 13 eins | 14 sins | edryordpneoss | 18 #etuy w. e. sch. | td jrroy Wendl. | 24 woody | 25% | 28. otav | 29 Hv |. weoelenues.

188 N. Bonwetsch,

| (180%) éxstvog youstotéxoy tiv aylav Maotay xadet, qusig 08 Be0- réuov pryi zal soporte adtiy duoloyotusv. éxstvog Ovo vests Ounonuévas && GAdijdwov él Xororod tod Peod judy Adyar. pyot ya 6 dethavog’ ,,Ovarod tag pioes, Ev 8 tiv moooudyyow.~ huss 5 ds Oty tH dmoctdlm Aéyousv’ ,,Xouotdg od pwsugororas.~ tuets Bodwev’ Xaios Magia wrryo rod Feod ud. éxstvog Ovo Smo- ardosts pavrdtera, werd tiv éEvooww éx) Xorotod xad dvo adrod noddwme, iyusig utav daderacw xal Ev xodommoyv év dual rate priser, ody ldlqe nab xad’ éxvrdg domusvas, dlAd ént Onddose 10 tig dvapogés Aspowsvag (180%b). dDeydueda Os nab wlav rod Feod Adyou pve cesaoxapervyy, Sxeg Neotdguog obdk duodour dvéeyerat’ nol uchera xard toy xaLody tov CMtyngiov méFovs 6 KPALog viv éxvtod dogBevoy detxvvar, cdma yrddv nol ksov Asyov 5 &sog to xEelwevoy gy tH xovayin priate tod Xrorov. 'éxetvog do 15 tedajuara év Xorord evaveia kddijdorg xared adrekoverdtyntra (dv0- ovoratoy Ager éxvrotg dvtimodrrovra xol woysusva. ob why dF GAN’ od03 tiv cytay év "Epéom tb moedtsoov yevanevny ovvodov tay dtaxoclov xarégav Neorogiavol déyovras’ mig yao tiv xotre- | doveav ieyveds tov moduayoy (181") xal saeyor tio adtay qoe- 20 voBdaBing déxsoton Ovavras; cov O& &yrov nab waxdgrov Kvocddsoy tov Alebavdgelaug dg Levnoravdy xat Morviyatoy dvatewarttovow. otre yao viv otvodoy tiv diay XcduynOdvog shusvas wagadéyov- Tot, nov dweig avdryy Neorogram)y dvouckere. oidacr yo, Stu xat év airy 6 woxoguaractos Adwv txaves Neordquoy dveteudcicerv 25 ody Ettuyel nal Avooxde@’ torg uv og ovyyvory xual muoudy éxl Xovorod éexdiuddexovrug, voy dt dg aixedg Stargovvre. voy ths olxovoulas yitava nol névea dimdd vocverdrms éxt Xovorod Aé- youre, ijetg (181"b) dé, ef xal diapogdy Bédyjuatog dxovousv éyew toy Xovordy mag’ adrod, wg bray Aégper modg roy maréoa’ 80 ,.zéreg, eb Ovvaroy nagedbdra dx’ suod td xoriovoy todto* adi uy to éuov Fédyua pevéodm, alle vd ody“, ody bg évavriovmevys adtod tijg dvdowndrytog Agyousv wn) yévosro’ mg yao t@ éuuriig uclory dvrtocaotat ieyvev; cad’ bru 4 norode&dwevocg é Ou’ Tues kvdoanog yevésdur ldov ch prac. vi huav r& wdrije, | 85 dre jPovdero Hedqjoa nal éveoyiear, td prod Asyo nab EOLLBAnta

ot: Seats

4 Loofs, Nestoriana 8S. 262, 5f. 5 1. Cor. 1, 13. 30 Mt. 26, 39. Le. 22, 42. 34 Leont. Schol., Doctr. patr. 8. 112,13 ff. A¢yousv, br. sxovelas édovdieve rois tis picewg vduoug . ., bre Hpovreco watsiv.

oe ec a

2 puyy | 3 cddylav | 4 ducted: yootga Loofs, Nest. | 10 Aeydweva? C | 26 deeclooturee | 27 dumlc& | 84 yeveoDur.

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35

Ein antimonophysitischer Dialog. 139

actn, iva ut povradia vowodp. ef ydo nal mguvdsavrog adbtod év dlndele nab diupieavros (181") xab xomedeuvrog nal dsrluddavros Exovoims duuny vols svtmg xéepavracuevorg pavracla voucteras, tt dy siyov eimsiv, el wh td dvOodmiva lOubmuce Eucotugoteay ak yoopal weet adcod; ur dmvorig tou xdv otras, St. ydoun weyee weet dovynoucov éoriounron wevakd judy xal Neotogiov; nat dusig uéy &g parce, iva wh Neoroguacvol d&xovonte, poBsiote uel xorve tovro ty yamy tHv dvo piceav éy Xouord magarosyere. sive. rHg ov juiv ob dedolxate, uiav vow Aéyorres él Xororovd wera vv évoo, iva ut Maviyaior xat Movravol xal "Agsvavol xal ’Aetiavol (181° b) wel "Axodiwvagioral (nal) Eivowsacral xob LaBeddravol xect Hbrvyoriereal nol Avosxogtrat, Oeodociavor te ual "Tonmpiron not Tovivavieral nat Caiavirar nal Levyguavol dxovenre; advreg yao ovror ulav puoty éxl Xororod parvrdlovrar* dv ai Blaopynuten rites xaradnaot, mo xal aAdyaAoig avrercdéavto ual mévees Cvvemecor. wal ovdéy ny to xwmdvov nal tag adr@y yoross évrckat ext tod aagdvrog moog tiv téy évevyyavdvtav dpEdscav’ GAN iva ur) ecg Ljxog unevgov tov Adyoy éxrstvapuer, travdtag Exovelmg wagsdod- woperv. dv nob adv ) dvéyywots xéong BAdBys (181") roig dge- Aeotéooug medkevog. 59. IAjy uad tuav ndxslvov rodvo Hisdov avacotat, si wia nel duole piers 6 Xovords, mola Koa % AaBodou q % coocdnpteion’ xa 5 ydo pddéouvtsg nate toy dndotodoy sixouev, Ste ev woogt Deod dadoyau Hyovy ev ovole woopry doviov avéhaBev’ woopy d& xal woe~? dvo ylvovta. adbto TO wooclnpeiy th péyove; xarc ndévra Suorov xo cooelaBdver; xl si uty elang Swotov, idod duoovcroy 1d G&puo wargdg nal viod xual aylov mvevuatog Agyers, Og kvartéom simowev. si OF xad olov- Oyjnore todwov &vduoroy tig Dedrytog rd Anpdéev & tugdv, (181"b) ti to xodvov Ovo tag poss, wav JE TY Tov Xerorod Asyousyyv bxderacw; ulov daxdoraciy héeyav dvo tag pies, Nolayv picry Aéparg dvundétacoy; rovto dldaEov.

Andugrers tov aigerixod’ “Avunderatoy obdsucav héyo, dad’ év- umosrdrovg tag duporéoas.

O d0%dd0k0g amsxolin’ ‘Oods, Srv saved meguutarerg. ef yao évunderaroe al dvo micas, mag od dvo tixocrdess Hyovy aodoana 6 XoQrerds;

28 Phil. 2,6 f.

3 dyuhy | 5 doce | 7 &novaere | 12 lonmBicor | 18 enodonce | 18 radreg | 19 adef |

20 nansiyor | 21 wbGscFor | 23 woop | 24 adc dt rH mooolnpHéver | 25 Su. <i} &vdporov> Wendl. | 27 necPolov | 82 060% wlav | Evimoordras | 35 évindoruror.

Kgl. Gea. d. Wiss. Nachrichten. Philol-histor. Klasse 1909. Heft 2. 11

140 N. Bonwetsch,

60. ‘O algerixds’ ‘Ayvoodew oe of tig yrdosasg Boor nal AdyoL* HAdo ydo sory tadoraoug, xal Ho vd éevundoraroy ual td dvunderatov Ersqov' daderacwy uiv yde ol kyror naréoss bol- Eovrar Fyovy xodommoy vd Ldimody (181°) Exdotov dvigaxov mage

5 rd xowvdv. gto yao wavrsg uta égougv, dmoorddsg OF moddct. olov, édv sixns' 7 evPomndrns, dod mica tiv piow hudy éor- waves’ ei 08 sinng Iodvung 7} 6 Iéreog 7} 6 Owpéic, (od atbron binoordoss sioly Hyovy xodomna. nal addy baderacls gor CvY- Soon) xxd Fvaoig roy éxdorm ivopdrov. otov, éyia xovrds elut,

10 Eavtde, badouing, pyAavudptaduos’ dod badoracig mov év rovrors yaouutnolterar, KALog addy padaxods, waxods, bxdowavos, yids. ov ra lOve éxelvov magd ra éud. obdE ydg eyo ve abrot (181"b) yoouxtnorrixd (Oudpora sy, otds adrog re éuc, thy d& pve xownhy éyousv, Ovo Ot ual rag bmoordeeg 6

15 oty Xouerdg tiv nioov piow hudv dvéraBev nal od play évds tivog Sudoracw, Hyovy Tlaviov } Tewmoypiov, éxst adrvdy xal udvov odtew Yushss ual ob aévrag. od Svvardy oby dvo avrov Aéye xodomma. ovdands ydo ivodivor dvo bxoordees dv- vavrat. Elxopev yéo, bre txdoracts gor tb idvov éxcora tdrafdr-

20 tog xelpevorv. éxerdt) obv od xooexAdedyn f adek 7] dscmotiny év ty pytog “oe eaviiy nol tére évdon, adic dua ovvaddov al dvo pests, bg advdg oidev, (182°) did todto od Adyouey bxdoracw Pumas cv tod Xovorod cdoxa, way otdt dvundoratoy ALC paderacov. tb yao dvunderaroy parvracla nad oud gory, 4 db 25 baworacis Oijonuevas nsivar, td ds évumderaroy to éy dAydecer yoy xal yymorgsuevov. 61. An év 2, mEQL HUOGTAGEWS avaypnatov ual vodto sldévor D Su, tivig tHy warégoy try pis, v tndoraow dovduacav, oo 6 &prog Kvoradog év roig dadexa adriot xepadaior. doattag xual 6 Oeodweytog xal Ado tivés.

Leont., Capita c. Sever. 27 (Doctr. patr. ed. Diek. 8. 161,3 ff.) xouvdg .. aword- ynrjer tb &vtownos Svope viv ptory dnloby, rb de Iablog 7} [léteog tiv dxdoraory. 21 Greg. Naz., Ep. 101, 4 (Diekamp, Doctr. patr. S. 183) ef tug weodia- emlgotar toy &vtownoy, 810° trodedunévar Aéyer Pedy, nxarcxgrros. 25 aximus, Ep. 15 (Diekamp. S. 137, 2 ff.) od piy cd évexdoraroy txdoraots. iadoracrs yde gor. wav td uad Exurd dpsords . . ° Evundoratoy dE éotr td nad” éavrd . . ody byprorcpevor, dv &li@ dt Dempodpevor. 29 Cyr. Anath. 3 ai’ teg éxtl cot évdg Xerorod Siarost tag dxoorccers wera tiv Evoory.

2 &do | éviadoraroy | 6 racav | 7 4| 9 xovdds | 10 vadonuog | 12 yx. Wendl. : yoods | 14 &yapev | 15 wdouv | Evds cevdg | 17 Gwedde | 18 evodrjvece | 20 zooémeldodn | 23 dviadoraroy | 24 one | 25 évindoraror | 29 doctrag |. TW es.

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2p 2 2PM SP OEY A ~—* BERBERS SORE oe. "es, Se ie 3

Ein antimonophysitischer Dialog. 141

GAG nel é&v rodtorg wr CxaVOKALGT Huey. to pao vis baogtdé6Ews dvouc tolg eb (182"b) poovoter drew vositar, 1 xara to Sxoorivas nal budoyerv, i xard vd idvagdvtmeg sivas nab gv mo0cdaw Bsa- osteo’ Srav ody dxovowpsv rod Auvid Agyovrog év 1@ toLa- 5 xoord dydd@ pohud nods tov Sedv' Ste xab , tdxdorad’s mov mage ool gore, odx sinevy xegh rod wooGdnov éxvrod, obd3 meQl TS Couorinig Hlixtag, St ev: ta Bem gory, aLAG meQl rijg wmdokswms Exvtod. ottag nal Ste axovowpev Kvgtiiov Agsyovros wéol Xorerod br. dvo pdceg Hyovy tag broGréesg, wt) wegl 10 xoo6dxav roy Adyor vorjjowpev. ob yao sinev tag pvoeg Hyovy ta aodcmxa mag yao Ovo (182°) bxocrdoag év Xororgd sever, 6 und dvo -pdceg év xoldoig témorg, GALA lav GEeGnoxoueryny einety dveyduevov. odbxodty nab fusig nard td sive nal dadeyev Aéyouey budoracw to Chua éxsivo to mavdusvoy to dEGmorindy, 15 ware 03 1d idrakdvrmg ual Sroorouevwg xeiodar od Ovvardy. wAhy iva ur tug slay’ tl ovv, éxsivo to pawduevoy GHux tod XQuorod ovu Hv bxderacrg xual codomnory; Agyouev Sr ob Yiddg vPewmos qv, Gar évBeog tH Bete taoordos. woocdgaparv ual évatets. uray obv tov Xoverdoy Aéyovreg bxdoracw, sdvterov airy Aé- 20 yousv nab odn dxdty. xal ei wiv é oxogitg. dvOgdxov (182%b) hv 4 odok 7 Osonotiny, éhéyero Aoimdy ual & Ovo txo0ordoswmv 6 Xo.ordés, mig piv tig tod Feod Adpov, éErégug O& tig tov oxetouvtog avieadmov. Gad? énsdh saved wg wavroddvvawos moodsldpeto & vig taodevov odona 6 Fedo Adyos, tovTov ycoLv 25 ti Dele Suxoordos. to wiv dvouatduev: af nal moodeddBevo pvow évunderaroy ityovy d&pavraciactoy. 62. "“Hodtyorg tod d9Poddtov' Tivog ydouv tvev enogdg xeab

1 Leontius, Scholia. Doctr. patr. S.191 f. doréov bre rb evundotaroy dirtdy gor, onpatver yao td dmlas bv... evundoratoy xalotusy todo rd elven dmlas nol Speorcdver ... onuaiver dt addy rb xed? Eavrd by, rovrgory idioovoraras .., tovrécriy 6 Ilérgog 7} 6 Indveng, &xeg .. Swoordosis w&lidv sic’. Leont, De sectis 7, 2 (MSG 86a, 1240CD) forgo ody, dct tb vundoraror itor 1 dxdecaors dbo onwatyss. onuatver yoo tb dalas bv... nab cd nad? éavrd dy .. “adore cvu- Patver cd xe éxvrd Evvmdoracor, diyds AéyecGor evumdoraroy, nad 8 dy gory nel nad gard tober” Zor. Téreog ual Hethos. Ob. zu 47. 4 Ps. 38 (89), 7.

8 Doctr. patr. S. 141 ff, Teds tote Aéyovras bre &dvapdeas exerjocro trois dvol cobroig dvduocr gicedg re ual sroorcoews exh rijs Evdosms . . Kugiddos. S, 141, 19 nexofotar dk molddng coy pondoroy Kdboudsov nad Eréoovg wacégus &dtapdeas rodrorg trois dvoly dvdpwory exh Evdg onucrvopévon, ody &ppiPcddower, 8, 192, 20 #. 198,

3 dadoyny | 4 br dy | 6 eimev | 8 Srav? | 20 &wdyy | 21 Ssoworvxh.

- 11*

142 N. Bonwetsch,

ptooig dvouclov tavrny thy odoxn fumeg Aéyerg AaBdvra tov Xgiordy, od dvéexn slasiv adriy nal tpdaotov; dxovav ris Melag youpis Asyovong, Sr ,,ob Ddesg voy Goudy Gov ldsiv (183") deaptogdy“. .

5 ldndugiorg tov aboerinod’ Mi udépng ual dxemrnoudens viv yonow, cle dvabev wingdy Bdéwe, th gorse to Aeyouevoy, nal yuaey, bt. od weg tig picsmsg tis avgamdrytos tod Xovorob Aévyer, GAG aegh vijg topic. od yao eimev, Br ob doug rh deim cov cHua pPagrdy, aA’ ,,bt. ovu epnaradelpers tv puyriy

10 pow eg Hdyv. doko Sri. xegh puvyjwatog 6 Adyog gort ,,odde Odosug vov beidy Gov isiv diapPoody', Hyovy dpovicusy; bE ovdE Tusig Agyouer, uh pévorro, ag xob dy Podoavres simaper. rotg d& d0%H 5 poovotow dtd rd slxety thy Delay yougry, Ste 00 ddoeg (183d) roy Soidy cov ietv Jtapdoedy~ xagierynor

15 capes, 8s pdagroy fy xed tod xddovg 1d CHua td Jsowotixdy. dud yor’ udv Ouyrds sow xdy pPagrdg xdyv nadyrdg th saxgxl 5 8eude gov, add odn apijoes adrdv sig Gdnv odds (eda diaptoody.

68. ‘O d690dd00s' “Oon obv, bt. poagroy wsradauBdverg odwe.

20 29d ydg tod méGoug to Osinvoy rd wrorindy Epaye nal rots uatnraig édoxev. °O afgerixds' Od yddy Kerov adroig wevédmus. pyot pda, Gre nal ,,Aupov coerov xual edyaororyous, Hyovy ebiopyoag xal cyrdoas Bons tots éxvt0d uadyrats. who 0& xal poaoriy Bodo Lpduoroy

25 (183°) cpa éodtiey {dvvaro;

64. ‘O d98dd0E0¢' Odn Epaye werk rod *ABgudw; odn épdvy t6 Mooi; odx émdiows werd ‘laxdB; wi obv; doa xal rove piagris fy, eed) tadta éxotycs;

‘O atoetixdg’ LoparexHe vosts xual od mvevpatinds v& woo ris

80 olxovoutas éxl tig Dedtyvog sionutva. odxodty boa ov, xal ara héyawy &youta tov Sedv, xal Fodvov ual Saxonddvov xol xoymeodas abroy nob dvieractar, xol dxiodia gyecy nol xAiuana xal él vig xooupis abtijg tecaotare Agperar O& Sr nal hyvdnney 6 Fede,

3 Act. 2, 27 (Ps. 16, 10). 9. 10 Act. 2, 27 (Ps. 16, 10). 14 Leon- tius, C. Nest. et Hutych. (MSG. 86a, 13400) 1d 08 unuér pwéllew cdrdy booreepery obn dv entdextov ptoeds slyar Aniot tov weet ov tatra elonuev;

23 Mt. 26, 26. 26 Gen. 18, 8. Ex. 3, 2. 6. 34, 6. 27 Gen. 32, 24. 30 Ps. 10, 17. 84, 16 etc. 31 Jes. 66,1. Ps. 44,24. 827, 7. 68, 2ete.

Ex, 33, 23. Gen. 28, 12 f. 33 Gen, 18, 21 (3, 9).

6 dvotev | Bléwe | 7 &xeornorcons | 9 éyxacecdiepns | 17 agroers | 26 epevn | QT ta 7H.

Ein antimonophysitischer Dialog. 143

aol dopedvin 6 Oedc, xual Sxeuviodyn 6 Sedc. pw) (188b) otras

voyoousr, tvdoome eéxstva uby peo tunindg eooédyoav megh

Seov tod pédlovrog cuguwPfvar nual radra xoradeEaoPar OV hucs.

65. “Egatyoig rod beP0dd—ou' Tivog Evenev ob &% ray narégov

or amoxolvecoe xal tag adtamv yorosg slg péoov tyeig, bAAd

Ldtorg evddoyiopots ovunmddnerg wor kooleg nab svAdopionods

Ov6vortoVvs ;

‘Anduguorg tod algerinod' “dv sinw xaréowv yoreers od O&yy, GAL

evddg Agpyerg’ Br 6d adtad eyoabes ual of nargoeg tadra odx

10 slojmacr. éxal dod sdOdg Deddopos yAwoon Tenydguos get eo) Xoerovd, bru ,,pvces uty yoo vo, Gedo ual KvPemxoc*, xal adhiy’ ,auectéin pév, (184) aA wg vdoamog’ dinlovts vag qv,

66. ‘O é0ddd0k0g' Kalco. wag oby adluyv 6 bytmMg Bavpo-

15 roveyds Tenydeuog év tots abrod dvatepariopoig pyot, ou yet tig ob Ayer tov Xovoroy kroextoy uty tH avevwarr, kpdagrov de TH Gaoxt, avetewa sora ; °O aigetuxdg* IIgoduBeov simov cor, br. td &pPaoroy noAvueoas Aéyevar. th obv; éxed) xal nioav xaodévoy LpPagroy wmvo-

20 udlousv, don xard piow Agyousey adbtiy 7 xard thy ths mxQ- Sevlag tomy; wajy édv déyn, waovores oor nob déxa nol mrelo &x tev margoov Aéyortag, br mod tH dvacrdosws POagrdoy yy vd tov Xouétod GHuc (184 b).

67, ‘O d04600E0s' Odxoty of matéoeg Exvroig avtininvovely,

25 of wiv piay giow, of d& Stvo, of nev pdagroy tO GHua Tov Xoverod, of 6 pOagroy Aéyovtss. adi naneivo uatety maod Gov HIshov’ wHo usta thy dvdoracw MPPagriy toopyy 6 xvVeLOS pave &pPugros dvacrds; sineg peo Sr KpPagroyv cHua pdagryy Toopyy ob ragadsyeras.

30 ‘O atgetindg’ Hind wou ov, me tag obdAdg ual todg tinovg THY Hiov siye to avancviediv nal dvandactiv adbrod 6G1ae, Seg 6 Oapis ebnidgyes, xdyd Cor Léywo, mHo werd chy cylay dvderaow Epaye, wAjy ov xark tiv aootégay tdébiv, odds wg (184") rob Cdwatos Aoixdy toeopiy yorULovros, GAA’ iva miorwmontaL, StL abrds

or

1 Gen. 8, 21. 1. 11 Greg. Naz., Ad Cledon. 1, 4. 12 Greg. Naz. Or. 88, 15; vgl. Doctr. patr. 30, 7. 15 Greg. Thaum., De fide cap. XII c. 8 MSG 10, 1132 D. 27 Le. 24, 43 30 Joh. 20, 25. 27, 84 Leont., De sectis 10, 2 (M. 1261 und Doctr. patr. 8. 114, 4 ff) Ma det&y toig patnrais abtot, 8x adbtds gory 6 d&vaoras & vexgdv, Sv todmov nal rots tiwovg TOY Hioy Asyevce icrdetEar wbroic.

6 ovpxiéung | 19 adécav | dvopdgousv | 20 Aéyouen [ 30 sind | 81 compa | 82 &pndugnoe | 88 ra&Erv,

444. N. Bonwetsch,

qv nal dro to obua Hyecos vd oravomdéerv. ual Hors xde xyodr, otras ty toopyy sdumdva iy Hedvev. od yao sig d&pedgdva ae Aoiwdv moocsyaoe, un yevorto. d1d o8dS wstd THY avdotuoWw aoe abtod paivera. thy olavdiyxore pdagrod &xoBoliv xornodusvos, 5 obds arvoas, otd$ Modoas, obdE Daxovous. 68. ‘Howrnetg rod dodo0ddgov' Hira rHv Dvodv xnexhecowsvov xab tov tdpov éopoupouevov Ho Mds wsy sloggyeras éxetOev OF éédoysra, sb ut wéven cidhov qv nal oxrddeg ro Cpa adbrov (183"b); "Andéuororg tod atlgsrimod’ “H matteo tdéya werodfers. el pado 10 4uBaxodw 5 wddg &vFoanog rod Aduxov éopoayrouevov nadia. moog tov Aaya nal dviAe nal af opoaylda. ovn HALoWdyoar, né6m ye piddov Peq mévra Ovvard. dvd év adri ri Gee es ‘Eupaods xab eto tiv Liov wagapeyove werd viv dvdoracw’ ov pavrdkar xu 6xr0das éxutdy dexvdov, uy yévoito, aAd’ Ode wey 15 nidgav terov év ddndela, de O8 slorvyny didodvg roto éxvrod uatytats. 69. Kal qv tadra toavarégwe xolb Aemrowsgesrégns éx trav ayiav maréoav axodstécn’ dad’ bard 0g (185*) rote atgerixois, édv simmusy 1} évéynouey yoroee nargowv, eves xeb adtol eiépéoover tivey atostixdv xal dvoucloverw airag tdv 20 éyngitay dwdacuddwy rig ayiag éxudnotag 7 tas by’ Nudy xoo- Bantetoug uatds Bovsovror éounvedovor, mohddug OF nal év yvoos pcyovra., xaranarodyteg to LOvov ouvedds, dvd v- ayudedny modo 68, & adsdpé, td) xodommoy tav Xadundovray dvadeactout not &plovg xaléou tovds ayolovs abray didaexddovs, 25 Sxmg welow o& unxén pavractay inl Xororod pavreeoPo, ddd’ dv dAndela péyover tvP9mm0g, & tvPommne, add’ év &ANDEte (185°b) yen pig qty Hpdy xl ovvaveoredgy', to éudy moggoug cHwa to piuordyv. ef 08 Ado we épdgscev ual ov to queregoy, tAAov tive évacev nol oby gus. kxovooy rod Agyovtog xal welodyts’ 30 tva wh sinw alddodyr. éyévero pyoly 6 Tatiog buotos tuiv year maven yoolg cuaortas Xouérdg. 70. Tdot 6 Seog trig dindelag, ob 6 gyudg tHv aigécemy, dod 1 mynpy tig éx- shyotaug. O10 Guan axovav weg Xorotod td Goby GHwa vdnoorv rd Suyntov, iva ds worjoy &devarov, to roextdv, iva nowjen &roexcoy, 85 7d dsddv, iva dvdgetav yaotonta. td Avxovpsvdy wov xvsiuc

Lome te ae

Vues

# t

6 Mt. 27, 66. Joh. 20, 19. 10 Dan. 14, 35. 11 Le. 24, 30. 36. 14 Le. 24, 28f, 83. 36. 27 Bar. 8, 38, 30 Ebr. 4, 15.

L to | 4 ofardyjmore | 5 idgdous | 8 xdvee | 10 nedHAGe wie 128, 21 | 11 nadord- Onouv | 15 uldvav | 17 d&wodeckoar | 22 tvayndoiny | 27 cuvdvectedcpn | 29 éyacey | 381 dg0g | 82 fdov | 84 sourfoer . . wouroe.

Pes

Ein antimonophysitischer Dialog. 145

év Xqusrgd vdnoov iyouy pvyiv, te yoody wou xagdoyy (185"), tHy advvaudy wov aéoxe, va ey évddvawos yévauct. Jenova axovav Xororod, ddéxgva vdyoov' aiua dxotov, alu xvolag duordyycov’ sdyjv dxovov, obrag méérevoov. gue mévta nab 5 dhndi ndévea ual dv Xovorgd advco. ob yao bmoxolos. Xovorde toda écolyoev, twa wi) sigavevduevog ual dxatav ques pari, ahd’ eddoxyioss éxvrdy éxévacs. d1d ody év Xovord hxatyuvov, otd’y rexlacudvor, xcb ,,pimoteta nkv ordua xal niten ploo- Godyle axigetindy: wed judy 6 Bedg, wed qudv 5 2 juan, 10 wed Hudv 6 Sate juds' wed qudv 6 wsvd mareds, ws Hudv 6 é untods, to uy durjrmg, td devvegov dxérme. (185%) ave qv dw voy &tdvra, nit dv sud, év odoavois } exaoyy iv &€ Hudy 6 doysosds ElaBev, ,év Oskid rig usyoloovyns* dviveyne nob éxcPiosv, ov ual Fewevds us Aowwdyv, ovd amorrPéuevog rodro xo 15 Gaoxtov. ped rijg Bdedvolas tod uatvowsvov Mévertog re rorcidre natyyi. ov yao totto sot idtov, od totro dsoxdtov axeva- yedovu texuyjoloy, viv pev nooodapéota: roy Edsovpmevoy xa aBotov && adrod dnacaucda. 71. Tovtov nat érégonv nhedvov bxd tod Levyguvod ifyovv 20 "IanwBirov orvitrov userd nodiiig tig pavractas wal éndoceas moog tov evdaBéorarov xalb do%ddokov wovayoy (186") stonuévan, 5 detddofosg pedidvte 1G noocwnm nal korsia ti port wixedv tw enya wodg toy Grvdityy anexotvaro’ “Alyndéds, dvtme dlndas yvpouvas, © prdocomamrarse ual DWadxadindtace, tude ,,oAv- 25 pega ual wolvtednme* Grijusoov éxt voig &lndéo. Gov B8eoug te nab Adyoug, GvAdopiGuots te wal diacxadixots axoptéeywaosr. xal od xaddxso hxovouwev OUTaS xal oldausy, O16 GOL OYoutoeoyv wav- ovoyms Orijoavtes, wg Avxov tive moLMvodLdutny ev meayide hyosvouusv. GAN sv Got yévorto, bre xal jwéregog péyovag oy- 30 weoor, && d&vyugoov Yusoos. 72. "Ere tovtav (186'b) Awdovuevoy & orvditns domeg é&v xdow pate xol gv tava woldG yoovietelo guewev ebsorynnds, éeveds, neynVac, kvavdos, Gvpxeyvuevogs, YAAotwuEevog, Slwmg xocvanhoysig

8 Rom. 38, 19. 9 Vel. Gelasius Caes. bei Leont., C. Nest. et Eutych. (MSG 86a, 18138B) wed Fudy 6 Sedg, wed? Tudy 6 werk wereds, ped’ judy 6 && quay. 11 Greg. Naz. Or. 29, 19 dwdrag égvrettev, KA nel curjrog éxsifev. Cyriac. Paph. bei Leont. a. a. 0. 18120 duijrog dvo mage mareds, andéroe ita waee pytods. 13 Ebr. 1, 3. 24 Ebr. 1, 1. 27 Joh. 4, 42.

2 yévount | 8 &xoday | 6 Homvevduevog | 18 doylegeds | 17 medcla- Béotar | 22 werdedvee | 25 Georg | 27 eiduwev | 29 yeyovag | 32 Badd | molia | xoovotels évims | 33 neyevas.

| 146 N. Bonwetsch,

Glog eovdmynoev, 6 noAvdadog HAndog, 6 gidAdcopog Koowos, 4

“4 6dnpdg tupddg yevdusvos. eyvo ydo 6 rédag, br mien f Gopla

abrot xatexdoy xal péoxwyv siver gpodviuog eumedvOy' sire Hens éx wedys woddiig xab evvozys urnody dvavybag myst mode 5 tov dedddogov' Tov vlov tod Bod otx si tod mooviuaros ob elddetg Hyovv thy Tatov dopucrer; ‘O de8ddotog dxexolin: Mr doln xvorog wnds éuol und maveh (186°) dvtganm Blmg xdv slg Evvorav rd Tutov poovijeu, card natog ) dyacivn quay (xavig xa xoexdvtmg syrwg éediduker, 10 obtasg xab poovodper xal morevouev xed gucdousv nat duddoxousy, év dvo ovelas Hyovy picso. toy Xovordy, ev évl mo0cdnm xab wid tmodtdes., dovyytrms areéntas ddrauperms, ho at Peto youpal xual of kyror mavégeg éxdiddoxovery, 73. ‘O atoetinds sixev’ ‘Amodet uvgrog adévrag rode Acdodyrag 15 40 petdog, todg ,,Awdodvtag eloyyny wstd rod aAynoloy adrédyr, nonce O& év tate xopdtarg aditdov'. ob épopYyOng voy Dedv énl tooavtus Boag xatranatév to ovveddg cov (186"b) xad sigavele: Hor Acha&y, HlAws poovar; ‘O d0%600k0g simev' Oin dvéyvag mao 6 HHOVE tio aAndelas 20 IIatlog patveras modddug xowjoug viv pty Exvrdy Doaorcatov, eita dhdayod “Popatov, xo tddote AAO yodvyua tbxexotvaro, Sng todg piv émvondontar, tovg 03 xarceytun i} dvaoxedéon; dud pydt tusig wovijosre él th todam, © modg buss OrsleyOnuev. tay yde ddijteav dude duohoyiecn Akos metoou tuig obx fdv- 25 vdwsda, dvd viv og gnoly 6: ‘Ehots mods tov Idp: ,,DeHOv nor? Euod, xaydo xatd cod. égowrijow JE 68, od wor dxoxoloyt. é% yao thy ody mods o& xard cod pbéykouce (187") xab rote Goig dwdoig ot viv modeuroousy, ta o& God dvtaxoxgivdusvoL Oyjware, 74. 3b Bovas, Bu oby suooveurv 1d c&ua rod 30 Xovetod rijg adtod Fedrytog. od sixags bre od Aéyo a&voverov TO duc tod Xoverod, ddd’ evovorov. od edldakag pPagrod xe apdiorov tiny nod Kany dvapogdév. ob sixag adbrdy wh dxo- Séusvov viv edoxc, Gilde nab gv odoavoie ovv abr aveddovra nal dvra not goydusvov. ob xooyyaysg hutv noopiy xal moopiyy 35 él Xererod Hyovy prow ual piow. tt Aoiwdy rd xwodvdov os th

3 Rém. 1, 22. 10 Vgl. 1 Cor. 15, 11. 2 Cor. 4,18, 1 Joh. 4, 16. Ph. 4, 9. 15 Ps. 27 (28), 3. 20 Act. 28, 6. 16, 87, 22, 25. 25 Hiob 38, 5. 31 f.

1 éorczcey | 8 qodsynuos | 4 dveviyas | 7 ddee | 17 toowirag | Heavec | 19 avéyvag | 22 dtaoneddoe. | 23 Ordkeyonuev | 24 we. ude | 25 o@FOr | 28 roleuroouer.

10

.20

30

35

Hin antimonophysitischer Dialog. 147

éypia moocEdtety xatohinn éxxinoia xa mavoncdar dxardyta thy édeewvty yoour tavryv; (187'b) 0d gofetoa: thy Belov xardoay thy Aéyoveay* ,,éximarcoatog b xhavaev tupdoy év 606"; tuplds gory 6 wy yrvaeoxwov vt sorte. bdo OF gory 5 Xorotds’ ,&ya veo etut, pyoty, ) ddog.". énixarcoatog ovv 6 xhavey voy Lovbryny év th meol Dedov miorer. ual exo psy Hxovov ta wegh ood xd modtegov, viv d& 6 dpadudg pov édoomey ual éeraddvyeéd os, nad Exvrod tocauita pidocoplcarvra xual axogryoavta, waeAdov OS AMNOQOEVERYTE.

75. ‘O orvdirng eimev’ TI pdommoy simov co. bre évahoupeve rev Neoroguevaéy nal oo é€ éexelvav oor ta codke xooepegor. many si BAws cePcoonxas tH Exvrot aAnPela, yodwov &v yoorio civ tow Gov (187°) xdyd duotae xal Poddwev elg to riQ* xal olog ydotys wn) xoh, adr@ eEoxohovdotuer.

'O b0%dd0E0g dmexolOyn: Kal moreverg ddrordxuras, bre ob xalerct 5 ydorns Gov; ,

“O alostixdg* Ovrtwog miorevo tO Deo.

‘O b08dd0k0g* Elta dy xard ovpyoonow Feod xabow ta aw- pdrEon ;

‘O aigetixds sinev' My mdavyndijg: to adAndivdy od xetevan.

76. ‘O d00dd0k0¢ sixev' Ei 5 ydorng 6 candids ob xeateta, obuoty odds 5 poorer tiv dAyGeaav. nol ro uy medBAnuc Gov ugyo. nod baeoBatvov why éurty doteveray. éeserdy) OF axogrjoag év rote Adyorg sig Pavuatoveylag peraBsByxag, (dod mdgercwy ws dod wARPog (187) xAyperidov, power adrdg, xab xonlacov nel udrelOe xod dvtl yéorav questo sicslevodwsta, nal 6 pve &pisxtog obtos bvtmeg dotddokog.

Ilods tatra 6 algetinds: “Anaye vie avomiag. Boog ual Adyos, uve, wodg tov Sednurovoyyxdta, umm pe ev TH oxrjver tovT dura tovds tot orviov tiv xdPodov xorycaeda.

76. ‘O de%ddo0k0¢* Tagixes, tva wh sino ébfjiues wpe. 6 povo- verve vlog xad Adyos tot Peod, 6 dv nal moody nab deb dy Ev Soovm tH yeqovping, avésry & tHv xdlnov thy carounayv cywotermg ual deéyynuariorms xad éxl pig narhldev xdivag ov- gavods tod tosovrov Byovg did (188°) cw@ryoiay tév dvioamor, nal 6d durés xiyerg ob xaréoyy, twa porlong xal ddnyyjoys thy éxudnotav; ylvooue yao axerB&s, Str cov eegyouevov ex tod

3 Dt. 27, 18. 4 Joh. 14, 6. 33 Joh. 1, 18. 34 Ps. 17 (18), 10. 2 popeionr | 6 duo | 9 &mogedouvra | 11 exervov | 18 Bdhouev | 14 anolov@dpev? | 23 bmeoBalvav | 24 adonory 382 weody | 34 xdivac |

36 garioes x. ddnyrioets.

148 . N. Bonwetsch,

on

10

15

20

xuods advreg tvPeamor Gol ovvavésover zal xowwarioover. eye Ob ual 6 Sebo eniordéusda, Srv éxeiOsv dorody Gov od sedeveera. navea toryaoory dxarHy tov axdlovergoovs, pélous vig éxvtod puyhs. udhig tig to éavtod noua Bacrdoa Ovvatar, wdo@ wieddov nal wLdAwv axoloptay dodtvar Woyav.

Tovrav Achovudvov xaraeyvydes lxavao 6 rupadg addy cuphdg suse, meedivor vi dAndele wr) dvacydusvog: xal dvacrdyteg quests (188"b) wal pyédwra én’ adrvoy élescvov moinod- USVOL AVEYMONGOMEV.

77. Anoveauvteg O€ tiveg tdv txavaeyv xal modtay év Aopaond olxovrtav ‘laxmpiray, ededPeqoe xal gévdgetor kvdoes, ta nave cov ocvdtrny yevdusva, exsOdpovy tH bQd0ddEM GuYtUysiv po- voy. ob peo suaov nom tedam adrov éviunos, udvov dt dnovouvres ePaductov. watdorv otv meol adray 5 povayds, énetyrncsv adtots év Aapaoxnd dy. nol qrieard tive tov ypya- oiuayv, xol brédakev adtode adrad dad poxoddev év ti dyood év toig Olorg ggyaotnolorg xadeCowevors. elra co Eévog dréoystoce cinotov adray. xal adédiv (188%a) bwoxolvercn. sira émal vevdery fv vay tusoav nab Go« hg dexdrn, émequrd adrovdg bxodet&ae atta, gon év wh mdler Toiavrey éxxlynota nab xovovee. déyovta Og Egvov, cvunatotew oo idvdry. eita nol Guvatgery ®oyovrar, tuavol megl Adyov budeyovres. addiv budugudic, we&ALY ta lovAavod xooritstar moon. yplveror séoméges anxogovtorw of &vPomnor, svvdyerc dydog, A€yover moopavHs, wg th elmety odx

25 émordustu, dvaymooto.y dovumavor ual éexopplBodor. ylveras

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4 Ebr. 18, 17. Vgl. Gal. 6, 5 (Rom. 14, 12). 81 Gal. 1, 23.

1 cuvévicover | xorvaviows. | 11 olxodvres rev | 25 &ovuqovor émactest | 28 6 ddsiva | 81 drmuror | 85 oxovdy | 37 idoadras.

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Kin antimonophysitischer Dialog. 149

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5 Adpyoy ovuxodyjoousv, suppvduyny 08 aitovustu maod tH év- cupyovovtay él th lOvorsta tod Adyou nal ti &yvwota rév le- yousvav. od yao oe wh slonxdtav radrta tay cylov xaréonv abca ércéausy. oval pao juiv, éév te wag’ 0 rag’ adtdy wage- AcBowsv (189%) wempoorvjxausr, GAA’ bud tivwv Prloyorotav wodAd&

10 Biactels, hg maoaxexodovdyxOs tiv maoodoacy aytBodiy suv- évoupa, wehatouaer wol vyniodéo nal Oydegdvtmy toeoydicucow mods to sive. mao. sdvdntd te xal ebuardAnata. Os weyddor pao of &pior margoeg bwydds ual eedjouv, & av nol justo xoardcw omso orayvodopioarres yxohovdyjoauer, tiv véav nol codvcvplov

15 Levijoov widvyy xave to Ovvardy orydttevourtsg. xal capas dnodslkavreg, Ste Xovotds, 6 edge ual xvovog, pyéyove dv’ tude év dlntele tvOowomos. adr@ i déEa ual ro uedrog év duel pvasouy droéntoug d&dveseérorg (189°) viv wal del xal sig todo aldvag rv aidvoyv., mri.

1 & 8e &vwore | 8 yevfoerat | 8 ofet | mageldfauer | 13 nardzny | 19 Xporé, ho mdvrav vay d&yatav alric,

Okc, yerodyv wovnuc« jvredouésvor,

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Ibreacur cdtoy &xd BldBns wavrolas. deny.

Tiber die Handschrift s. noch diese Nachrichten 1899 8. 413. 440.

S. 103 ff. dieses Jargangs der ,,Nachrichten handelte ich iiber eine bisher nur wenig beachtete Schrift aus den Anfangen der fiir die Kirche wie fiir den Staat des rémischen Ostreichs so bedeutungsvoll gewordenen christologischen Kimpfe*). Unmittelbar oder mittelbar apollinaristischen Ursprungs laBt sie das lebendige religidse Interesse an der Abweisung der antiochenischen Unter-

1) Herr Giov. Mercati hat darauf hin in seiner bekannten unvergleich- lichen Hilfsbereitschaft mir eine yon ihm 1894 angefertigte Collation von cod. Ambros. gr. H 257 (1041) mitgeteilt. Interessanter Weise steht dort in der Uber- schrift (in Rasur) Kvodddov fir diovvcfov. Herr Diekamp machte mich gittigst darauf aufmerksam, dafi das ilteste Zeugnis fir jene Schrift sich bei Theodosius yon Alexandrien findet (MSG 86a, 288 f.). Herr Holl wies ebenso brieflich darauf hin, wie die angeblich von Dionysius bekampfte Lehre genau die

-4RO N. Bonwetsch,

-gcheidung zweier Naturen in Christus mit ganzer Stirke hervor- treten, Ein Bild aus dem Ende der Entwicklung jener chri- stologischen Auseinandersetzungen gibt die Schrift, die ich heute vorlege; sie gewirt einen Einblick in das kirchliche Leben des ausgehenden 7. Jarhunderts. Wa4&rend dort bei aller Hinseitigkeit frisches Leben pulsierte, laft sich hier ein Haften an Formeln und eine gewisse Verknécherung nicht verkennen. Aber die eigenartigen Ziige der Frémmigkeit, die in jenen Kaimpfen sich herausgebildet, und die Gedanken, in denen man lebte, stellen sich in diesem Dialog so bestimmt vors Auge, dai es berechtigt ist, ihn, den m. W. noch unedierten, zu veréffentlichen.

Die in dem Dialog geschilderte Verhandlung erscheint da- durch compliciert, dai die Unterredner zu erfolgreicherer Wider- legung des Gegners mehrfach von fremdem Standpunkt aus ar- gumentieren. Schon dies Verfaren ist jedoch charakteristisch. Andererseits zeigt dieses Wechseln der Stellungnahme zugleich die weitgehende Verwandtschaft der Ueberzeugungen trotz aller Heftigkeit der Befehdung; man stand sich in den Formeln un- gleich ferner als in der Sache. Den Aphthartodoketismus, die Anschauung der extremeren Monophysiten, haben auch katholische Gegner des Monophysitismus vertreten (vgl. Leontius MSG 86a, 1315 ff.; tiber Kaiser Justinian s. Kriiger PRE 9, 658 f.). Im Grunde war es tatsachlich nur das Concil von Chalcedon, das die Severianer von den Katholischen schied (Harnack, Dogmengesch.

IT, 889). Interessant ist, wie der Orthodoxe (c. 59) seine Differenz:

von Nestorius abgesehen von dem Seordéxog nur durch dem Ne- storius mit Unrecht Imputiertes zu begriinden weif. Auch der Severianer kann voriibergehend den Standpunkt des Chalcedo- nensers elnnehmen, one seine wirkliche Position preiszugeben.

A. Ehrhard bemerkt, von mir iiber den Dialog befragt, dai die Bl. 164 ff. der Handschrift dem Dialog voraufgehende

des Theodor von Mopsueste sei. Dies ist zweifellos richtig. Der Méglichkeit, da8 Theodor von Mopsueste der Bestrittene ist und nicht sein Schiiler Nestorius, bin auch ich mir deutlich bewu8t gewesen. Da es sich in jedem Fall um eine Bekimpfung der antiochenischen Lehre vom apollinaristischen Standpunkt aus handelt, tragt dies fiir die Sache nichts aus; die Schrift wire nur um ein oder zwei Jarzehnte Alter. Fir Nestorius als den Bestrittenen scheint mir nur die Betonung dessen zu sprechen, da des angeblichen Dionysius Schriften bereits wolbekannte gewesen bevor der angebliche Paulus den bischéflichen Stul zu An- tiochien betreten habe (xerfjsu1); es liegt nahe hier Antiochien fiir Constantinopel gesetzt zu erblicken (s. ob. S. 119). Allen diesen Herren meinen wirmsten Dank! Adusgeschlossen ist, die Schrift mit Junglas, Leont. v. Byz. (Pdb. 1908) 8. 155 ff. ans ausgeh. 5. Jhd. zu setzen.

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Ein antimonophysitischer Dialog. 151

Darlegung mit diesem eine Einheit bilde und auch wol der vor- aufgehende antijiidische Dialog’). Diese Beobachtung trifft zu. Bl. 164", 8 hei®t es ausdriicklich érel 0) ob} wig 5 Bamrifdusvos, aAAG més 6 b9F0d6EwS pariEduevos Feod vidg dvadecxvutat, pgos O1)

péos Aoutdy werd roy iovdatxby moog atostexdy Gonsg éx dvvduswg aig OVvoury xoood xalodytog slonydieousy xddguov. Der Ver- fasser geht aus von der Verheifung Christi an Petrus Mt. 16, 18 und zalt dann als Haretiker auf Arius, Makedonius, Nestorius, Eutychius und Dioskur, dann Origenes, Eunomius, Apollinaris, Sabellius (165’a) Nestorius (Ovo txocrdoss Hyovy modownma nal dvo proses dinonugvag él tov svdg Xovorod tod Peod fue elxdv), Gajus und Julianus (ulev ovelav ual kpPaerov xard aévea vd dsondtixov GHua tov Xorerov poovyearvreg), Jakobus, Dioskur, die Manichder, Eutyches (ulav éml rod évdg Xovorod rod Sed juav prom Sélnow xal évéoyscav eivar doyuartEovery). Dann spricht er sein Bekenntnis zur Trinitét und zum geistigen Wesen Gottes aus (166). Der Streit tiber die Trinitét hat aufgehdrt. Da-

_ gegen dauert um so lebhafter fort der iiber die Christologie:

Nestoguavy vdeog ta xard thy avaroliy udlorva uéon tig do80d0k ag Aowwatverat (80) xat Levyguavy Aaomdavia’ ob ujy dlad nol xox’ AD- yuntoy ob winods tay alogssay 5 yemadv, adie cpddga odds xed a&uvanrog (duvdurog C), dey 0} tev dvocsBHv Ozodociavdy xat Tatoviray ual Acooxoguweyv (Bl 187% f.).

Der voraufgehende antijiidische Dialog trigt den gleichen volkstiimlichen Charakter wie der antimonophysitische. Auch hier wird tiber Disputationen aus dem wirklichen Leben berichtet. Sie spinnen sich ab in vier Unterredungen. Die erste Bl. 122—134* geht aus von der Forderung des Gesetzes, daB jeder beschnitten werden und es ganz halten solle. Dann (Liicke von eimem Blatt) wird gezeigt, wie Gott den Fluch tiber die Uebertreter des Gesetzes aufgelist und ein neues Gesetz gegeben. Es geschah, indem der eingeborene Son Mensch ward und uns erkaufte (BI. 124’b od th dvapdrm te Odoug bxte udv, un yévorto, GAN éavrdy 1 nutol noooeyvépnag dv judas, vgl. Greg. Naz. Or. 45, 22); er hat den Fluch abgetan und die neue Beschneidung der Taufe ge- geben. Aber wie ist er Gottes Son? Nicht von David, son- dern von Christus gilt Ps. 2, und ein neues Gesetz verktinden

1) Von mir 1884 abgeschrieben, bzhw. excerpiert, vgl. ,Nachr.* 1899, 413. Seine Uberschrift lautet: Tis Delag xo d&viujrov Feod enudnaiag nal dlnGetes netoayntve todmare “ark Iovdaior ty dapoond rH prdogeiorm ual Louned unreondie. tH slnoord Kovoravrivoy tot Seoornofxrov cot werd Kovoravrivoy judy Pucisas unvl Abyodera ivd. O.

3 132 N. Bonwetsch,

4 Jes. 2 und Mi. 4. Die in der Schrift Stne Gottes Genannten

sind nicht é tig obotag Gottes, erklart der Jude. Aber zu wem sprach denn Gott Gen. 1, 26? Den Juden ward das Ge- heimnis der Trinitét nicht offenbart wegen ihrer Neigung zur Vielgétterei. Zum Logos und Geist ist Gen. 3,22 geredet, und nach dem Bild, das der Son annahm am Ende des Aeons, ist der Mensch geschaffen. ,,Beweise aus der Schrift, daB Gott vor aller Zeit einen Son hatte. Ps. 110 ‘(10d éwomdeov); vgl. Ps. 18, 10. 47, 6. 45, 7 £ 50, 3. 47,9. Seime Ausginge sind dm’ dexfs Mi. 5,2. Jes. 7,14. 9,6, 63,9. 40, 10. Bar. 3,36 ff. Ps. 87, 5. 46,5. Hab. 3,2 ff Joel 2,10f 3,20f. Zwar lautet manches wie von schon Vergangenem, aber oftmals reden die Propheten vom Zukiinftigen wie von Vergangenem. |

Die zweite Unterredung (Bl. 134") eréffnet der Jude mit der Frage, zu welchem der zwei Vélker, die aus Rebekka geboren werden sollten Gen. 25, 23, die Christen sich rechnen. Der Christ erinnert daran, dai jetzt die Christen die heiligen Statten und die ganze Erde inne haben. ,Aber die ihnen widerfarenen eéyuo- Awotor und Kriege!“ Hierauf der Christ: (Bl. 187") otao yde neveynovra én of magdvreg méAguor éyegdéevreg éyover; Gottes An- kiindigungen sind nicht unabiinderlich, aber auch bekaémpft, ist die Kirche unversehrt erhalten. Dem von den Juden beim Kommen ihres Messias als des 10. Horns Dan. 7, 24 erwarteten Friedens- zustand widerstreitet die fiir dann von Daniel verkiindigte ovyyvers; im Geeintsein von Juden und Heiden hat sich der verheifene Friede erfiillt. Nur unser Verstdndnis der Worte der Propheten ist oft ein verkehrtes; sie selbst sind immer recht. Bei Gottes All- macht ist die Menschwerdung Gottes nicht unméglich, die Gott- heit konnte den Menschen nicht unverhiillt erscheinen. Nur Gott ist stindlos und kann Siinden vergeben; somit hat sich Jes. 53 in Christus erfillt. Christi Kreuzestod war vielfach geweissagt, denn durch das Holz sollte Leben kommen. Hellenen, Saracenen, Samariter, Juden und Christen sind zugegen gewesen (Bl. 143"). Kappadocische Juden nehmen teil an einer dritten Unterredung. Gefragt, wer er sei: ‘Aoxaiwvltye, "Pwuatos, Totexocs, bekennt der Christ sich als Christen. Dies der neue Name Jes.'65, 15 fiir das zukiinftige Volk Ps, 22, 82. 102, 19. Die Christen sind Jakob, den Gott geliebt hat, die Juden dagegen zerstreut und one Opfer, Prophet und Kénig, und doch sollte nach Gen, 49, 10 ein deyar nicht fehlen, bis die xoocdoxfa évév komme; also ist Christus schon erschienen. Auf ihn haben auch Hellenen gewartet und manche ihrer Philosophen Gott besser erkannt als die Gesetzes-

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Ein antimonophysitischer Dialog. 153

kenner, wenn auch noch nicht das Vollkommene (Bl. 146"). Der zu Erwartende kann aber kein Jude sein, denn er bringt nach Jer. 31, 31 ff. ein neues Gesetz. ,Fiir Israel“, lautet die Er- widerung. Auch Christus kam zundchst zu Israel, Mt. 10, 5 f. Aber als die Juden ihn kreuzigten, sandte er seine Apostel in die Welt, Mt. 28, 19; an Israel erfiillte sich nun Jes. 6, 9, an den Heiden 54, 1. Hos. 2, 23. Aber gerade Jesaja, auf den du dich immer berufst, sagt der Jude, tadelt 65, 4 die Schweinefleisch Essenden 44, 14 ff. und die Gotzenbildner, ihr aber betet die Bilder an und das Kreuz. Hattet ihr Juden die Bundeslade, die Tateln, die beiden Cherubim, so betetet ihr sie auch an; ihr tut es mit dem Gesetzesbuch. Das Verbot des Schweinefleisches sollte nur vor der Sitte der Aegypter bewaren; Israel sollte Tiere schlachten, die diesen Gétter waren (Bl. 150"). Wir ehren die Bilder und das Kreuz, wie ihr den Aaronstab, Mannakrug und das Gesetz- buch, zum Ged&chtnis der Woltaten Gottes. Vorbilder des Kreuzes waren das Krenzen der Hinde Jakobs und sein Anbeten des Stabes Josefs Gen. 48, 14. 47, 31, das Ausrecken der Hand Moses iiber das Rote Meer Ex. 14, 21. 27, sein Ausbreiten der Hinde Ex. 17, 11, die Schlange Num. 21, 8 f.; von dem Zeichen der Gott Fiirch- tenden und unter den Heiden reden Ps. 60, 6. Jes. 5, 26; das Kreuz ist Erkennungszeichen der Christen. Dann rechtfertigt der Christ aus der Schrift das Beten nach Osten hin im Gegensatz zum jiidischen Beten in der Richtung nach Siiden (vom Horeb heiBt es dabei: ofdaow of fv rG ténm magayevepevor 152"). Noch wird das neue Gesetz, das Christus gebracht, begriindet. Wegen der bisen Art Israels hat Gott im AT nicht yuuras, son- dern oixovouée geredet (Bl. 153). Geht die Weissagung von der Kreuzigung nicht auf unsern Christus, so werdet ihr auch den Euren kreuzigen. Differenzen der Evangelien tiber Ort und Zeit, nicht iiber Wesentliches, diirfen nicht beirren; jeder erzélte, was er wubte; auch die Weissagungen der Propheten vom Gericht differieren (Bl. 154” f.). Die vierte Verhandlung betrifft die Zeit der Erscheinung Christi nach Dan. 9. Nach 490 Jaren soll zufolge Dan. 9, 25 f. der Fyotuevog Xoretdg kommen, auszutilgen die Siinde, ,Gesicht und Propheten“ d.h. dem Gesetz ein Ende zu bereiten und eine ewige dcadjxn zu begrtinden. Der disputie- rende Christ weist durch genaue Berechnung der Zeit der einzelnen Herrscher nach, da die Perser 193 Jare, die Griechen 295*/: Jare geherrscht haben (davon Kleopatra 22 J.). Im 3. J. der Kleopatra wird Casar Herrscher fir 4 J. 7 M., dann Angustus 56 J. 6 M., der im 15. J. seiner Regierung Kleopatra titet. Vom 1. Jar des

2, ibe N. Bouwetsch,

'< Darius (Dan. 9, 1) bis zam Tod Alexanders d. Gr. sind 202 J., von da bis zum 20. J. des Augustus 298 J., zus. 500 J. = 624+7+13)2

Jarwochen (Dan. 9, 24—27). Opfer, Gericht, Salbung wird auf- héren, ein ewiges Testament wird begriindet werden, Dan. 9, 26 f. Alles dies ist geschehen. Das Evangelium wird gepredigt, der Tempel ist zerstért, einen Propheten habt ihr seit Johannes nicht mehr. Dagegen reift man in Wiisten, in Hélen, auf Sadulen das Himmelreich mit Gewalt an sich. Die von Christus geweissagten Verfolgungen werden bezeugt durch die Segen spendenden Reli- quien der Martyrer (Bl. 162%b). Alle Kranken finden Heilung an ihren Sargen. Ueberall wird die Taufe gespendet, das unblutige Opfer dargebracht, wird Christus und sein Kreuz angebetet. An uns und euch ist erftillt Christi Weissagung, und dies verbiirgt die Erfiillung des noch Zukiinftigen. Einige Juden, darunter dem Verfasser persdnlich Befreundete, lassen sich taufen. Hine Edition dieses Dialogs diirfte sich eriibrigen. Er ist fiir eine solche weder durch sich selbst, noch als Zeuge der literarischen Tradition be- deutend genug.

Die Zusammengehirigkeit dieses antijiidischen Dialogs mit dem antimonophysitischen beweist sich auch durch die Verwandtschaft des Ausdrucks (vgl. z. B. Bl. 157 jowvevduevog mit Bl. 186"b, wav- Davoveng 52 mit Bl. 145'b), ferner dadurch, da hier und dort Jesaja das Wort Sach.12, 10 zugeschrieben wird (82 und BI. 142ra). In beiden Dialogen wird gesagt, da8 unverhiillt die Gottheit Christi zu schauen nicht ertragen worden wire (52 u. BI. 139’b). Hier wie dort fiirt derselbe junge Minch die Verhandlung und beide Male versucht er eine Ueberlistung des Gegners (vgl. Bl. 152” das schlaue Herbeiholenlassen des Danielbuches mit dem Spielen der Rolle eines Gajaniten). Hiermit ist eine Handhabe zur chrono- logischen Datierung gegeben. Denn der antijiidische Dialog fand statt im 20. Jar des Kaisers Konstantin, des Nachfolgers Konstantins, im 9. Jar des Indiktions. Auf einen Konstantin folgte Konstans (641—658) und Konstantin (668—685). Das zwan- zigste Jar des Konstans war 661; das 9. Jar des Indiktions fiel aber unter Konstans auf 651 und 666. Daher diirfte an 681 zu denken und Konstantin schon Mitregent seines Vaters gewesen sein. Vielleicht wird nicht one Zusammenhang mit den mono- theletischen Kaémpfen 58 der Vorwurf gegen Nestorius erhoben, zwei sich widerstreitende Willen in Christus zu lehren, statt einer dsapoed Pedrjuatog. Die 50 Jare der Niederlage der Christen Bl. 187° weisen auch auf die Zeit um 680.

arsiageen

x -

Ein antimonophysitischer Dialog. 155

In dem antimonophysitischen Dialog fiirt als scheinbarer Ga- janite der Orthodoxe die Verhandlung. Zuniichst trigt er nur (6) die Schlagworte der Gajaniten vor: 2 Cor. 5, 16. Phil. 2, 7; spater (20) beruft er sich ausdrticklich auf seinen Meister Gajus. Daher stellt der Stylite die zwischen Severianern und Julianisten (Gajaniten) strittige Frage nach der Menschheit Christi vor der Auferstehung. Der Orthodoxe erwidert im Sinn der Letzteren: Christus war schon damals dreentog, epSugrog und évaddolarog. Der Stylite: Das Wesen des vom Gott-Logos angenommenen Men- schen ist nach Gregor zu sein ein laov toextdy ual Gevoriis mises; dadurch sei die Beschaffenheit des Leibes Christi bestimmt. Der Logos habe angenommen einen Leib nebst einer wuy1) Aoyixy) te not voegé (15). Vor der Auferstehung war der Leib Christi, um leidensfihig zu sein, nicht &pHaoros; er ist es seit der Aufer- stehung. Damit werde, erklart seinerseits der vorgebliche Gajanite, Eine otve/e geleugnet, ganz iibereinkommend mit Nestorius und dem Chalcedonense (16). Der Severianer mu8 einréumen, daf der Leib Christi nicht évoverog und nicht duooverog der Gottheit, nicht mit ihr pu&g ovelag sei; jedoch tewgla -pdvn ual loxvais donee évvoiag macht er eine Unterscheidung (18 f.). Nun aber erhebt sich die Frage, ob die édudétyreg in Christus Suoroe oder dvdpmoro: sind; in letzterm Fall, sagt der Gajanit, habe Spaltung in zwei Hypostasen statt und werde dadurch die Trias zur Tetras (20). Auf die wie pvoig tod Feo Adyou Geouoxouervn kann sich der Sty- lite nicht zuriickziehen, denn diese bekennen auch die Chalcedo- nenser. Lehrt er die Eigentiimlichkeiten éy éAndelq und das Angenommene éy ovete in der géttlichen ove/a, so bekennt er zwei Naturen; wenn xard ddéxnoww und oixovouiey, so lehrt er gajanitisch ; wenn werdend und sich verdindernd, zunehmend und abnehmend, so muf er auch sagen, woraus und in was die Wandlung sich voll- zieht; wenn auflésend, so besteht jetzt eime Menschheit Christi nicht mehr (21 f.). Eine Unterschiedenheit in Christus, entgegnet der Stylite, sei unverkennbar damit gegeben, da& Christus Gott und Mensch, leidenslos und leidensfahig, sichtbar und unsichtbar (23). Als dagegen der Gajanit aus der uéa ovela auch die pio gpvoinn ididtyg folgert, ganz leidenslos, unvergdnglich und uner- schaffen oder umgekehrt, erimnert der Stylite an die Hinheit von Seele und Leib im Menschen (24), die beide nach Le. 24, 39. Joh. 10, 18 auch Christus angenommen. Das bedeute nicht drei ovela: in Christus, sondern wie Seele und Leib ‘die Hine Natur des Menschen bilden, so ist bei der ofxovoyie Christi aus zwei Naturen Eine fleischgewordene geworden; ein év dvo pieeouy jedoch

Kgl. Ges. d, Wiss. Nachrichten, Philolog.-histor. Klasse. 1909. Heft 2, 12

: 156 N. Bonwetsch, : wiirde eine Spaltung in Christus besagen (26 ff.). Solche Ver-

- einigung von Verschiedenem trage Amphibienart, bemerkt der

Gajanit. Vielmehr o/xovouin@g habe Christus ein dvovewv cdua angenommen, das jetzt nicht mehr ist, xé&v ydo Uxaeyov évovo.ov (29), Ist Christus gegenwartig év w& pice. xadaod, durtorm und dovveerm oder hat er irgend etwas Angenommenes (31)? Dem Styliten ist Apg.1, 11 dafiir beweisend, daf Christus seine Mensch- heit bei der Auffart nicht abgelegt hat; eben hierdurch ist der Vater gréfer als er (82). Dann sei also, lautet die Gegenrede, etwas Nenes zur Trias hinzugekommen und habe Christus neben der mit dem Vater und Geist gemeinsamen ove/a noch eine be- sondere (33). In dem Protest des Styliten gegen diese Hinein- tragung der Sache der Okonomie in die Trinitét sieht der an- gebliche Gajanit ausgesprochen eine Trennung des Sones vom Vater und Geist. Da die Fleischwerdung trite gvow ist, so hindere nichts den Leib Christi &épOaeroy zu nennen und nur Eine Natur Christi 20d tig évdceme ual werd tyv Evoory anzunehmen (36). Fiir den Severianer dagegen ist Christus zugleich xard vow xal éxito piow. Seine Geburt und sein ganzes menschliches und zu- gleich iibermenschliches Sein bezeuge, da& er ebenso Mensch wie Gott (37). Der Gajanite kann dies nur als Diphysitismus und Nestorianismus beurteilen (38). Von dem Standpunkt eines Di- physiten aus will darum der Stylite ihm nun erwidern (39). Der Orthodoxe, hiermit einverstanden, fragt: Wer ist Christus? (40). »Der Herr der Herrlichkeit*, sagt der Stylite nach 1 Cor. 2, 8; Christus hat zwar uns, ndmlich den Menschen, angenommen, aber auch dem Leib nach vergottlicht (xal 1d cpa ti Fedor Fedo), so dab rd Boy dedg gory und ula pviorg dovvterog; eine Antwort gajanitisch, aber nicht chalcedonensich. Ebenso die Frage des Styliten, ob Christus aus zweien oder mehreren Christus ovvOsroc. Ihm wird aus dem Sinn eines Severianers heraus entgegnet, Christus sei in Warheit télevog ev Dedtyte xal télevog év dvdoundryte; zwei Naturen wiirden jedoch eine Trennung bedeuten; es besteht keine dvds, obwol eine Zusammensetzung zweier (xiv é&& dvo ovyrets) (43). Aber, erwidert (als Chalcedonenser) der Stylite, Vater und Son eine dvdg, weil zwei Hypostasen, sind doch nicht getrennt, nach Joh. 14, 10 f. (44). Der Orthodoxe wendet ein, wieder als Severianer, da& zwei Naturen zwei Hypostasen zur Consequenz haben, da es keine pvovg dvundoratog gibt (45). Aber so der Stylite ist denn der Leib Christi dvunderavog oder évimagurog ? Nein, entgegnet der Pseudoseverianer, denn ein Unterschied besteht, um eine ovpyverg zu yermeiden. Aber dies bedeute doch auch

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Ein antimonophysitischer Dialog. 157

eine Trennung in Christus! Zwei Naturen dxodcduudvrg wiirden zur Lehre von zwei Hypostasen fiiren und somit zu einer terede statt der toeds (47). Dann ist also, folgert der Stylite, Christus weil aus zwei Naturen aus zwei Hypostasen, und sind.in der Trias drei besondere Naturen (48). Der Orthodoxe: Die Natur erzeugt nicht Natur, daher bleibt Christus auch geboren in Kiner gvoig advterog (49). Jenes gelte, antwortet als Chalcedonenser der Stylite, nur von der creatiirlichen gvevg. Christus aber ist Gott Logos und odo& gupvyos Aoyexy}. Die Hinigung ist eine solche nud Sxdoraciv. Die Hypostase des Gott Logos hat die mensch- liche Natur angenommen, one Vernichtung, Vermischung oder Trennung; denn Phil. 2, 6 f. beweist zwei Naturen in Christus nach der Hinigung, da woop, ovefe und pveg dasselbe sind (50). Aber haben diese beiden Naturen sich am Kreuz getrennt oder mit einander gelitten? (51). Der Stylite: Wie z.B. die Axt den einen Baum bescheinenden Sonnenstral nicht verletzt, so blieb auch die im gekreuzigten Tempel wonende gittliche Natur lei- denslos. Wenn schon bei Geschaffenem kénnen do gvceg dnod sivat dyaoléta@s, von denen die eine leidet, die andere unverletzt bleibt, wie viel mehr, wo die unerschaffene Natur wont. Selbst im Tod ward Christus nicht geschieden von seinem Leib und seiner Seele; denn one diese hatten die zu rettenden Seelen im Hades seinen Anblick nicht ertragen, und den Leib erhielt die Gottheit unverweslich (52). Das Nichtverwesen des Leibes ist dem Ga- janiten ein Beweis seiner unverweslichen Natur; sonst ware auch das eucharistische Brot verweslich (53).

Der Orthodoxe, nun chalcedonensisch redend: Wie in der Taufe das Wesen des Wassers gewandelt wird (55), so auch das des Brotes durch die Weihe. Zu wnterscheiden sei aber zwischen pPood, diapFogd und xarapdoed. Im Sinn von Verderbtem war der Leib Christi nicht m&aerdg, wol. aber sofern aus der sterb- lichen Gottgebirerin; er sollte durch die Auferstehung die Un~- sterblichkeit anziehen, verwandelt durch den Logos in ihm. Im Sinn der eg 1d xgeittoy peraBody war die Menschheit Christi wandelbar, nur als eine solche aber konnte sie sterben. Wenn Christus Einer Natur, so wire ja die Gottheit Christi mitbegraben, die Welt drei Tage one Gott, der Vater one den Son gewesen, oder aber Christus zu einem Teil leidensfihig, zu einem Teil lei- denslos (56). Da die Eine Natur die gittliche und allgegenwirtige, so widerspricht dem, daB der Auferstandene Mc. 16, 6 nicht im Grabe ist und nach Jh. 20, 17 auffart zum Vater, und daf der Vater sein Gott ist (57). Und nun zeigt der Orthodoxe den

12*

“158° N. Bonwetsch,

oe . Abstand der nestorianischen Christologie von der katholischen:

die Verwerfung des @zordxog, der Synode von 431 und Cyrills,

a ja der zu Chalcedon; die Trennung der Naturen, Lehre von zwei

Hypostasen, Ablehnung der wia pvcig tod teod Adyou cscaguwuevy zumal beim Leiden —; endlich zwei sich widerstreitende Willen in Christus, nicht nur eine diamoed tedrjuarog nach Mt. 26, 39. Le. 22, 42 zum Erweis der Wirklichkeit seiner Menschheit. Alle Vertreter Einer Natur in Christus aber lehren ein Phantasma. Welcher Art ist dann das Annehmende und das Angenommene, angesichts von Phil. 2, 6 f.? Ist beides sich véllig gleich, so der Leib gleich der Trias, wenn irgendwie sich ungleich, warum dann nicht zwei Naturen bei Einer Hypostase? Welche Natur ist denn dvumdorarog? (59). Keine, entgegnet der Stylite, viel- mehr sind beide évumdoraros. Vnderacrg ist gleich xedewnov, be- zeichnet das Individuum und die Einheit der Idiome’). Christus hat die uns allen gemeinsame Natur angenommen, nicht die Hy- postase eines Einzelnen, daher ist er nicht zwei Personen, denn zwei Hypostasen kénnen sich nicht einen. Nicht hat das zuvor im Mutterleib gebildete Fleisch des Herrn sich der Gottheit geeint, sondern die beiden Naturen sind Eins geworden (ovvfjAtov). Christi Leib ist daher weder Hypostase noch dvyvaderatog, sondern éy- vmostatos, weil weder getrennt noch Phantasma, sondern wirklich (60). ‘Yxderaerg kann sowol das txdeyey wie das idvafdvrme sivas. besagen. Nur sofern er ist, ist der Leib Christi eine dixdorasig, Aber weil jener der géttlichen Hypostase geeint, ist Christi Hypostase Eine, aber eine ovvterog. Weil der Gott Logos Fleisch aus der Jungfrau, nicht aus menschlichem Samen, angenommen, deshalb wird alles nach der géttlichen Hypostase benannt, obwol eine évundorarog, d. h. wirkliche gvovg. (61).

,Aber warum ist Christi Fleisch dann nicht unverweslich, nach Act. 2, 27?“ Dort setzt vielmehr, daB Gott es nicht werde verwesen lassen, seine Verweslichkeit voraus (62). ,Aber schon vor seinem Leiden hat Christus das Abendmal eingesetzt“. Das war, erwidert der Stylite, geheiligtes Brot; denn ein un- vergdnglicher Leib konnte vergéngliche Speise nicht genieBen. Dem Hinweis auf Gen. 18, 8. 32, 24. Ex. 33, 11. 22 begegnet er mit der Forderung avevuarix®g zu verstehen das vor der ofxovople von der Gottheit Gesagte; die anthropomorphen Ausdriicke bil- deten weissagend vor die Fleischwerdung Gottes (64).

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Ein antimonophysitischer Dialog. 159

Der ,Gajanit“ wiinscht statt der Argumentation Ausspriiche der Vater. Solchen aus Gregor v. Naz. stellt er einen aus den Cap. XII des Thaumaturgen entgegen, worauf der Stylite erklart, noch tiber zalreiche Véateraussagen zu verfiigen (65 f.). Dann widersprechen sich die Vater, erwidert der Orthodoxe. Aber wie konnte der Auferstandene vergingliche Speise geniefen? vel. 63 (67). Dies sollte ihn als denselben bezeugen (67). Aber sein Eintreten bei verschlossenen Tiiren bekunde doch, da$ Christi Leib ganz immateriell gewesen (68). Der Stylite widerlegt dies mit dem Beispiel Habakuks Dan. 14, 35. Durch die Allmacht Gottes war Christus in derselben Stunde in Emmaus und Sion (Lic. 24, 28. 33. 36). Auch die Autoritaten der Chalcedonenser sollten dienen, die Wirklichkeit des Leibes Christi zu erweisen. Nur durch diesen hat er uns erlést (69). Mit rhetorischem Pathos schlieBt der Stylite (70).

Za seiner Bestiirzung gibt nun der Orthodoxe sich als solchen zu erkennen, und bestitigt dies durch ein Bekenntnis zur chalcedo- nensischen Formel (71 f.). Sein Verfaren rechtfertigt er durch Berufung auf das des Paulus Apg. 23, 6. 16, 37. 22, 25 und mit den Worten Elihus Hiob 85, 5. 31 f. (73), Der Stylite habe sich selbst widerlegt (74). Dieser fordert nun zu einem Taterweis auf: Das wahre Bekenntnis werde, ins Feuer geworfen, nicht ver- brennen (75). Der Orthodoxe beftirwortet, an sich selbst die Feuerprobe zu machen; aber der Stylite erklart sich fiir durch ein Gelébnis verpflichtet, seine Sdule nicht zu verlassen (76). Der Minch wiederholt dann an einigen Jakobiten in Damaskus seine Rolle als angeblicher Gajanite.

Daf es sich um den Bericht iiber eine wirkliche Disputation handelt, sagt der Verfasser mit Bestimmtheit. Die umsichtige Verteidigung des Monophysiten bekundet, daB hier wirklich seve- rianische Lehre referirt wird. In die christologischen Gedanken des 7. Jarh.’s gewart daher dieser Dialog tatsichlich einen Kinblick. Auch als sprachliches Denkmal diirfte es nicht one Interesse sein.

Herrn Miihlau-Kiel, ganz besonders aber Herrn Wendland schulde ich Dank fiir’ gtitige Beratung. Der Autoritét Wend- lands folge ich in der Beibehaltung vulgargriechischer Formen, da sie zum Teil sich gegenseitig sttitzen und da es bei mangelnder Kontrolle durch eine andere Handschrift geratener sei one damit eine Entscheidung zu treffen —, lieber zu conservativ zu verfaren, als eventuell Urspriingliches aufzngeben.

Bericht iiber neuentdeckte handschriftliche Ur- kunden zur Geschichte des Gottesdienstes in der nestorianischen Kirche.

Von Lic. Dr. G. Diettrich,

Pfarrer der Reformationskirche in Berlin. Vorgelegt in der Sitzung am 19. Juni durch Herrn N. Bonwetsch.

Durch den arabischen Antiquar Alzebuni in Mossul wurden mir im Januar dieses Jahres auf Veranlassung des bekannten Dominikanerabbés Mingana, Professor am syro-chaldaischen Seminar in Mossul, zwélf syrische Handschriften zur Ansicht und eventuellen kauflichen Erwerbung zugeschickt. Wie, wann und wo Alzebuni in den Besitz dieser Schitze gekommen ist, kann ich leider nicht sagen. Auf Grund einer Notiz in Mingana’s Sources syriaques pag. X vermute ich, daf die dltesten dieser Handschriften in dem einst christlichen Dorfe Eqrur, circa 16 Meilen nordéstlich von Zakho und circa 20 Meilen nordwestlich von A&itha gefunden worden sind. Ist das richtig, so haben sie eine interessante Ge- schichte gehabt. Dann sind sie mit zahlreichen andern handschrift- lichen Schitzen dank dem Sammeleifer mehrerer nestorianischer Bischéfe vor mehr denn fiinf Generationen als heilige Reliquien emer grofen Vergangenheit aus den verschiedensten Teilen Mesopo- tamiens nach Eqrur gebracht worden. Als dann vor etwa 150 Jahren der wilde Kurdenstamm der Gogajé das stille Christendorf mit einem Massakre bedrohte, und die Christen die Flucht ergyriffen, da haben sie, was sie von ihren Handschriften zu tragen ver- mochten, mit sich geschleppt. Das Meiste aber haben sie zum Schutz vor Entweihung durch die Andersgldubigen teils verbrannt, teils in dem Dorfe vergraben. in Teil der vergrabenen Hand-

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Bericht tb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 161

schriften scheint durch Alzebunis Bemiihungen wiedergefunden zu sein und mit einigen neueren Handschriften vor mir zu liegen. Doch sei dem, wie es sei, wir haben hier jedenfalls eine Reihe alterer und neuerer syrischer Handschriften vor uns, und es lohnt sich, dieselben etwas naher anzusehen.

Zavor jedoch sei es gestattet, folgende vier Handschriften, als aufer den Rahmen unseres Themas fallend, bei Seite zu schieben:

a) eine undatierte astronomische Abhandlung: - orto pu No Lira cos pio woo} ladda Shoo bs p00 == ,eine Erklarung tiber die Zeichen des Zodiakus, wann in ihnen die einzelnen Jahre ihren Anfang nehmen“. b) eine ebenfalls undatierte Grammatik der syrischen Sprache: Lbs rasigso LAX 320) 0c) barcoo Lujaco & Liss} ad» DSsar jo), Coup? == ,Grammatik') der aramaischen d.h. syrischen Sprache; und sie ist verfaft von Mar Elija, dem Metropoliten von Nisibis‘. c) Eime im Jahre 1840 von einer Vorlage aus dem Jahre 1262 p- Chr. abgeschriebene Chronik: eines upto Lar cds por, fisy, boda Ss (inal fils wip loko » biased is == ,Buch des Summariums”), Geschichte tiber die Welt der Zeit (= Weltgeschichte), verfa8t von dem heiligen Mar Johanan Bar Penkajé*. (VII. Jahrh.) d) Eine unter dem Pontifikat Leo’s XI. (1823—29), also von unierter Seite, geschriebene Handschrift verschiedenen Inhaltes: a) fol. 1—54: Schatzhohle %); 6) fol. 55—146: Akten mehrerer Martyrer (Cyriacus und seine Mutter Jolité, Georgius, der Vater des Georgius, Behnam und seine Schwester Sara, Micha Nuhadhraja, Abhraham Qandonaja) *);

.

1) Diese Grammatik ist schon von Gottheil: ,A treatise on Syriac Grammar by Mar Elia of Sobha, Berlin 1887“ verdffentlicht.

2) Der zweite Teil dieser Chronik, d.h. hom. 10—15 (die Zeit von Christo bis auf circa 690 p. Chr. n.) ist schon von Mingana, Sources syriaques, Leipzig 1907 herausgegeben, der erste Teil d. h. hom. 1—9 (die Zeit von der Erschaf- fung der Welt bis auf Christum) harrt noch der Veréffentlichung.

8) Die ,,Schatzhéhle* ist schon von C. Bezold syrisch und deutsch 1883 und 1888 herausgegeben.

4) Zu Cyriacus und seiner Mutter Jolité cfr. Bedjan, Acta Martyrum et Sanctorum 1892, pag. 254 ff.; zu Georgius cfr. ebenda 1890, pag. 277 f.; zu Mar Behnam und seiner Schwester Sara ebenda 1891, pag. 510 ff.; zu Micha Nuhadh-

162 2 -G. Dittrich,

y) fol. 146~—154 Siege der Propheten, verfaft von Epipha- nius von Cypern’);.:'

6) fol. 155—171 das apokryphe Buch Tobia, im Jahre 1818 aus dem Arabischen ins Syrische iibersetzt.

Alles Uebrige darf als ein bisher noch unveréffentlichtes Quel- lenmaterial zur Geschichte des Gottesdienstes der nestorianischen Kirche angesehen werden und wird darum im Folgenden des Naheren beschrieben.

No. 1. Ein nestorianisches Evangeliarium.

156 stark vergilbte Blatter. Auf jeder Seite jedes Blattes 2 Columnen von je 20 Zeilen. Der Schriftduktus (tiefschwarz) scheint auf das 17. Jahrhundert zu verweisen. Am Anfang und am Ende jeder Perikope rote Ueber- resp. Unterschriften in Miniaturmalerei. Das erste und letzte Blatt sind leider verloren gegangen. Das mag fiir die Datierung der Handschrift eine empfindliche Liicke bedeuten, fallt aber fiir die Feststellung des Inhaltes nicht weiter in die Wagschale. Jedenfalls haben wir ein nestorianisches Evan- geliarium vor uns. An verschiedenen Stellen des Evangeliars sind Blatter aus einer sehr alten Handschrift der Homilien des Jakob von Sérugh eingeheftet. Auf die linke Seite dieser Blatter sind ziemlich ungeschickte bildliche Darstellungen aufgeklebt, die bald als Jods {..; = ,altes Bild‘, bald als {Lpw feo, = ,neues Bild“ bezeichnet werden. Obgleich diese’ Darstellungen erst aller- neusten Datums sind”), so beanspruchen sie doch schon darum ein Interesse, weil die ,alten* unter ihnen offenbar von alten nesto- rianischen Vorlagen kopiert sind. Bei der geringen Zahl illu- strierter syrischer Bibelhandschriften’) dtirfte darum ein Verzeichnis der vorliegenden Bilder nicht tiberfliissig sein.

raja ebenda 1891, pag. 510ff.; zu Abhraham Qandonaja (besser Qidhonaja) ebenda 1896, pag. 465 ff. Also ist Alles schon herausgegeben.

1) Veréffentlicht von Nestle in der Porta linguarum orientalium, syrische Grammatik 1888 pag. ag ff. Dazu vergleiche die Collationen desselben Verfassers in: Die dem Epiphanius zugeschriebenen Vitae prophetarum, Tibingen 1993, pag. 36—43.

2) Auf mehreren Bildern ist deutlich das Jahr 1908 p. Chr. n. als Jahr der Reproduktion angegeben.

3) cfr. hiezu Stephan Beissel, Geschichte der Evangelienbiicher in der ersten Halfte des Mittelalters, Freiburg 1906, 8. 59—70; Augustin StegenSek, eine syri-

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Bericht tb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 163

fol. 1: Von zwei durch Flechtwerk gebildeten Rechtecken ein- gerahmt, die kunstvolle Inschrift: Jurarco was p07 ow Sa esl Jo\ Moos Gad Jas,o JAKo wjaam Maly fis) {L¥o; q1sncos == ,(Im Vertranen) auf die Kraft unseres Herrn Jesu Christi tragen wir die mannigfaltigen Bilder auf, die man am Anfang der heil. Biicher zur Erklérung des Wortes Gottes findet. Amen‘, fol. 9: Anbetung der zwélft) Kénige aus dem Morgenlande, ohne Datierung. fol. 12: Zwei durch Flechtbinder gebildete Rechtecke, die sich wie Fliesenbéden ausnehmen; das obere als alt, das untere als neu bezeichnet. fol. 28: Christus am Kreuze; rechts davon Leiter und Stange mit Schwamm, links davon Lanze und Hahn. Neues Bild. fol. 33: In einem durch Flechtwerk gebildeten zwei- fachen Tiirrahmen (der innere gewélbt, der aufere rechteckig) der kunstvoll geschriebene Text des Vaterunsers. fol. 69: Der Hinzug Jesu in Jerusalem, altes Bild’). fol. 95: Ein grofes durch Flecht- werk gebildetes Kreuz, dessen Arme wieder in Kreuze auslaufen; altes Bild. fol. 101: Ritter Georg im Kampf mit dem Drachen, ohne Datierung*), fol. 141: Ein aus Flechtwerk gebildetes Kreuz, zu dessen Fiifen rechts und links eine Lampe mit brennendem Docht steht; altes Bild‘). fol. 150: Ein Mosaik mit dem Kreuz- motiy, altes Bild.

Als bisher noch véllig unbekannt diirfte also wohl nur die Anbetung der zwélf Kénige aus dem Morgenlande angesehen werden.

Die fiir die einzelnen Sonn- und Festtage bestimmten Peri- kopen gebe ich in folgender Uebersicht aufs eingehendste wieder, weil sie von der in Macleans East Syrian Daily Offices (London

1894, pag. 264 ff.) aufgestellten nestorianischen Perikopenreihe mehr-

fach abweichen.

sche Miniaturenhandschrift des Museo Borgiano, Oriens Christianus 1901, pag. 848—53; und Anton Baumstark, drei illustrierte syrische Hvvy., Oriens Christ. 1904, pag. 409—13.

-1) Ueber die Zwélfzahl der , Weisen“ aus dem Morgenlande cfr. Nestle: Die dem Epiphanius zugeschriebenen Vitae prophetarum, Tibingen 1893, Anhang pag. 67 ff.

2) Im Entwurf dasselbe, wie das von StegenSek 1. c. pag. 343 reproduzierte. Nur beachte, da8 in unserem Bilde die Mannergestalten vor und hinter dem ein- ziehenden Herrn durch Knaben ersetzt sind.

8) Auch diese Darstellung erinnert an StegenSek 1.c. pag. 348 und sind darum von einem alten Original kopiert sein.

4) Aehnlich wie Stegen3ek l.c. pag. 854. Doch beachte, da8 die Lampen nicht hingen, sondern unter dem Kreuze stehen.

. 164

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teilt:

G. Diettrich,

2a, col. a, Z. 1: 1. Sonntag der Annuntiatio (Kaseat) 1), Lue. 1, 5—25 [syrische Ueberschrift sowie Anfang verloren ge- gangen].

3a, col. b, Z. 42: 2. Sonntag der Apauneats (Advent). Luc.

1, 26—57. erase, wily laaapy? 5a, col. a, Z. 4: 3. Sonntag der Annuntiatio (Advent). Luc. 1,57 bis Ende. xmas (At) Jonas 6a, col. a, Z. 19: 4. Sonntag der Annuntiatio (Advent). Matth. 1,18 bis Ende. eoamy Isai{y laaopr 6b, col. b, Z. 9: Geburtsfest unseres Herrn (Weihnachten). Lue. 2, 1—20. cho? Huy ply

8a, col. a, Z. 11: 1. Sonntag nach der Geburt. Matth. 2, 1—15. im Shay Looe Jasapry

10a, col. b, Z. 2: 2. Sonntag nach der Geburt. Luc. 2, 21 bis Ende. fom Sey ely Jaan? 18a, col. b, Z. 3: Ged&chtnis der Frau Maria (Freitag). Luc. 1, 26—57. propre uLpso» jip0099 13a, col. b, Z. 7: Erscheinungsfest unseres Herrn (Epiph.). Matth. 3. choy opty {glory 14b, col. a, Z. 7: Gedachtnis des Herrn Johannes, des Taufers (Freitag). Marc. 6, 14—30a. Jpsasso eivo. —}d 4009? 15b, col. b, Z. 2: 1. Sonntag nach der Erscheinung (1 p. Epiph.). Lue. 4, 14-30. Jus, Say Lrvo-o loanpr

17a, col. a, Z. 1: Gedichtnis des Petrus u. Paulus (Freitag). Matth. 16, 13—20 u. Joh. 21,15—25. unease uo;,Aoy hp0099 18b, col. a, Z. 13: 2. Sonntag nach der Erscheinung (2 p. Epiph.). Joh. 1, 1—28. Juasy Say pil, laaapy? 20a, col. a, Z. 12: Ged&chtnis der vier Evangelisten (Freitag). Matth. 10,1—15 u. Mare. 16, 20. Lica io} Jaai}y bpooss 21a, col. a, Z. 15: 3. Sonntag nach der Erscheinung (8 p. Epiph.). Joh. 1, 29—42. Junty Say (AL) Jamspny 22a, col. b, Z. 1: Gedichtnis des Martyrers, Herrn Stephanus (Freitag). Matth. 11, 20 bis Ende und 23, 29 bis Ende {yoyo coaraAco} p20) fyp0099 23b, col. b, Z. 12: 4. Sonntag der Erscheinung (4. p. Epiph.). Joh. 1, 48—2, 11. Junsy) Jaaily laaapv

1) Das Kirchenjahr wird in 9 Sabhu‘é oder Perioden von je 7 Wochen ge- Advent, Epiphanias, Fasten, Auferstehung, Apostel, Sommer, Elia, Mose.

7 FEN eae mttaer AO Niremtineth Sm geen ABM ian § STEED memo “% 2

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Bericht ib, Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 165

fol. 25a, col. a, Z. 11: Gedichtnis der griechischen Lehrer) (Frei-

tag). Matth. 4, 23—5, 19. Jisa. Lisdsr.09 by;0099 fol. 26b, col. b, Z. 13: 5, Sonntag der Erscheinung (5. p. Epiph.). Joh. 2, 28—8, 21. Jurts9 Jesouy brary fol. 29b, col. a, Z. 19: Montag der Rogation der Nineviten »); Matth. 18, 23—35, Lrotiss flanay lowanily fol. 30b, col. a, Z. 10: Dienstag der Rogation der Nineviten. Luc. 18, 1—14. Lasuy flasay waht, fol. 831b, col. a, Z.16: Mittwoch der Rogation der Nineviten. Matth. 6, 1—18. Juosssy fLasay warails fol. 84a, col. a, Z. 3: Donnerstag der Rogation der Nineviten. Joh. 16, 23 bis Ende. Loarisy flasay wammus fol. 34b, col. b, Z. 10: Gedachtnis der syrischen Lehrer *) (Freitag). Matth. 16, 24—17, 9. Lusecs Lists», fyp.099 fol.-35b, col. b, Z. 19: 6. Sonntag der Erscheinung (6. p. Epiph.). Joh. 3, 22—4, 3. Junto) {Kay loaning

fol. 37a, col.a, Z. 15: Gedachtnis unseres Vaters *) d.ji. Hiner Person (Freitag). Matth. 24, 45—25, 23. e030 -u2 coo aly $0099 fol. 38a, col. b, Z. 4: 7. Sonntag der Erscheinung (7. p. Epiph.).

Matth. 7, 28—8, 13. Junta, loaay lnan,ny fol. 89a, col. b, Z. 9: Freitag des Gedachtnisses der Verstorbenen. Matth. 25, 31—56. Tpatey p0099 [Amojay fol. 40b, col. a, Z. 1: 8. Sonntag der Erscheinung (8. p. Epiph.). Myre. 1, 1—11. Juntyy Lrsroly Jnr fol. 41a, col. b, Z. 6: Sonntag des Anfangs des Hrléserfastens. Matth. 8, 16—4, 11. [0042 |soo, Udasoy aopnu? fol. 42a, col. a, Z. 16: Montag der ersten Woche des Fastens. Matth. 5, 17—387. Jx0049 (Lusopo [haey aouihy fol. 43b, col. b, Z. 9: Dienstag der ersten Woche des Fastens. Matth. 5, 88 bis Ende. Jso0; YKropo hae, wohdty fol. 44b, col. a, Z. 12: Mittwoch der ersten Woche des Fastens. Matth. 6, 1—18. Js0037 [Kuso (hoes woiasils

1) Gemeint sind Diodor von Tarsus, Nestorius und Theodor, der Ausleger.

2) Zum Andenken an die BuSpredigt des Propheten Jona. Eingesetzt vom Patriarchen Hesekiel (582—93 resp. 602) auf Antrag der Metropoliten von Héd- hajabh und Beth Garmai (Sabhri8é°) aus AnlaB einer Beulenpest.

3) Mar Ephraem und Mar Narsai (+ 502) werden besonders erwahnt.

4) Damit ist der Katholikos Mar Abha (540—52) gemeint.

F186 -

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Ge Dieterich,

44, col. a, Z. 18: Ramaciag der ersten Woche des Fastens.

Matth. 6, 19. bis Ende. Jw0039 (huso0 (Nom) maar) 45b, col. b, Z. 17: Erster Freitag des Fastens. Matth. 7, 1—14. Jr0033 (hiro-0 {Neopy

46 b, col. b, Z. 14: 2. Sonntag des Fastens. Matth. 7, 15—27. Jso049 why Jasopy

47b, col. b, Z. 8: Zweiter Freitag des Fastens. Matth. 18, 23—35. Jx003) why eer, 47b, col. b, Z. 12: 3. Senitad des Fastens. Matth. 20, 17—28. Jsoo32 Bt, Jamopuy

48b, col. b, Z. 14: Dritter Freitag des Fastens. Mrc. 12, 138—84. Jso03) Bly (Aoopay 5Ob, col. a, Z. 17: 4. Sonntag des Fastens. Matth. 21, 23 bis Ende. Js003) laaily lnaapwy 52b, col. a, Z. 11: Montag der mittleren Woche des Fastens. Joh. 5, 1—18. fso039 (Liao {haw wails 54a, col. a, Z. 3: Dienstag der mittleren Woche des Fastens. Joh, 5,19 bis Ende. Jx004) [Ruapro {ham wahdty 56a, col. a, Z. 4: Mittwoch der Mitte des Fastens. Joh. 6, 51—69. fr003) [Mieoro? laaasails 57a, col. b, Z.16: Donnerstag der mittleren Woche des Fastens. _ Joh. 7, 1—138. Js00;) {uapso (hams eran) 8a, col. b, Z. 8: Vierter Freitag des Fastens. Joh. 7, 14—36.

hso039 sails ies

60a, col. a, Z. 1: 5. Sonntag des Fastens. Joh. 7, 37—8, 20%). hoo) basis aes

61b, col. b, Z. 5: Fiinfter Freitag des Fastens. Joh. 8, 31 bis Ende. Jxo03) Lasany {Aaopay 63b, col. b, Z. 18: 6. Sonntag des Fastens. Joh. 9,39—10, 21a. fro039 {Kay Jasapy?

65b, col. a, Z. 12: Sechster Freitag des Fastens. Joh. 11, 1—45. lwo) Kay heeees

68b, col. a, Z. 9: 7. noe des Fastens, gen. der Hosiannarufe, Matth. 20, 29—21, 22. fasmjy {zor fr00}) Joany aa? @1b, col. a, Z. 12: Montag der letzten Woche des Fastens. Joh 11,4712 41. Jro0yy (aput [ham mothy

1) Mit Ausnahme des in der PeSitto fehlenden Passus Joh. 8, 1—11.

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Bericht tib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 167

fol. 73a, col. b, Z. 6: Dienstag der letzten Woche des Fastens.

Joh. 12, 12—43. Jrooyy HLizut om wahrty fol. 75b, col. a, Z. 9: Mittwoch der letzten Woche des Fastens. Joh. 13, 1—17. Joo037 (Lizut (hae, warsily

fol. 76b, col. b, Z.15: Der groBe Donnerstag des Passa). Matth. 26,1—5 u, 14—24. Joh. 18,2227. Matth. 26, 253—80.

Jo 42) Jo5 Jnana

fol. 78b, col. a, Z. 18: Nacht zum Freitag der Passion. Matth.

26, 31—44. Luc. 22, 43—45a. Matth. 26,45—49. Luc. 22, 48.

Matth. 26, 50—765. Jas (Noopry LAX

fol. 82a, col. b, Z, 11: Freitag der Passion am Tage*). Luc. 22,

63—23, 12. Matth. 27,19. Luc. 23, 18-23. Matth. 27, 24¢. u. B1—B4. Joh. 19, 23—42. Matth. 27, 60b—61. Luc. 28,

54—56. °) Joasaria [any {Maopry, fol. 88a, col, a, Z. 1: Abend zum Sabbath. Matth. 27, 62—66. {News Leaross fol. 88a, col. b, Z. 17: Die Sakramente des grofen Sabbaths. Matth. 28, 1—20. {has (hams {ysiy fol. 89b, col. b, Z. 18: Der Morgen der Auferstehung. Luc. 24, 1—12. (Moaroy $4249 fol. 90b, col. a, Z.17: Der grofe Sonntag der Auferstehung. Joh. ' 20, 1—18. (sano; los Jaesnpvy fol. 92a, col. a, Z. 7: Montag der Woche der Wochen. Joh. 14, 18 bis 15, 15. Jaa Many lowarily fol. 94a, col. a, Z. 16: Dienstag der Woche der Wochen. Lue. 24, 183—35. Jem heey loan D1}: fol. 96b, col. b, Z. 8: Mittwoch der Woche der Wochen. Joh. 15, 1—25. Jae hae) lnarssils fol. 98b, col. a, Z. 10: Donnerstag der Woche der Wochen. Matth. 10, 1—15 u. Mre. 16, 20. Jaa Kea) Joarany)

1) Das ist unser Griiner Donnerstag.

2) On this day the liturgy may not be celebrated (Rubrik at end of order of consecration of Churches in Takhsa, part II) Maclean, East syrian daily offi- ces, London 1894, pag. 278.

8) Diese mosaikartige Zusammensetzung der Leidensgeschichte erinnert un- willkiirlich an eine Evangelienharmonie (nicht identisch mit Tatians Diatessaron) wie die von Sachau (Verzeichnis der syrischen Handschriften Berlin 1899, Abt. I, pag. 21f.) erwihnte.

98b, col. a, Z. 1B: Breitag der Bekenner‘). Matth. 10, 16—33.

- fol.

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Paely

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G. Diettrich,

[ugGroy KASS

100, col. a, Z. 5: Neaes Sonntag. Joh. 20,19 bis Ende. pw Jamra uy 102a, col. a, Z. 12: Gedachtnis des Herrn Georg’). Matth. 10, 87 bis Ende u. 19, 27 bis Ende. mn jong opwy bp0027 108a, col. a, Z. 2: 3. Sonntag der Auferstehung. Joh. 14, 1—14. (eanor (ASL; Jawa_w 104a, col. a, Z. 8: 4. Sonntag der Auferstehung. Joh. 16, 16 bis Ende. (saioy Iao5}s presen! 105b, col. a, Z.11: 5. Sonntag der Auferstehung. Joh. 21, 1—14. (Nsaroy Lasaoy rEees| 106b, col. b, Z. 17: 6. Sonntag der Auferstehung. Joh. 17. (Nearoy {Amy pPeryer|

109a, col. a, Z. 1: Fest der Auffahrt unseres Herrn. Luc. 24, 36 bis Ende. gho? p.ODLasoy |yla» 110a, col. a, Z. 12: Sonntag nach der Anuffahrt. Mre. 16, 2 bis Ende. Jos.aco Ska» Joarpn lila, col. b, Z. 19: Sonntag der Pfingsten*). Joh. 14, 15—17 u. 25—26; 15, 26—16, 15. LAcméodis; lass vy

112b, col. b, Z. 19: Freitag des Goldes*). Luc. 7, 1—22. Joon, {Knope

114b, col. a, Z. 20: 2. Sonntag der Apostel. Luc. 7, 31 bis

Ende. Jucday wih, lraopry

116a, col. b, Z. 2: 3. Sonntag der Apostel. Luc. 10, 23 bis

Ende. Luacday Rit) asap 117b, col. b, Z. 3: 4. Sonntag der Apostel. Luc. 6, 12—46.

Jusriday Jaoils lamspny

120a, col. b, Z. 14: 5. Sonntag der Apostel. Luc. 12, 16—34.

Jucday farouy losrspny

121b, col. b, Z. 2: 6. Sonntag der Apostel. Luc. 12, 57 bis 13, 17. Luda) {hay lomrpuy

1) Unter dem persischen Kénig Sabur II a. p. Chr. n. 343 ff. 2) Da der Tag am 24. April gefeiert wird (sonst im Osten und Westen am

23. April), so braucht er natirlich nicht immer nach dem Neuen Sonntag zu fallen.

3) Pfingsten ist der erste Tag des Sabhu‘a der Apostel. 4) Da an diesem Tage auch Act. 3 gelesen wurde, so hat der Freitag seinen

Namen von Act. 8,6 erhalten.

eateries

Bericht tb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 169

fol. 123, col. b, Z. 14: 7. Sonntag der Apostel. Luc. 13, 22 bis

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

fol.

Ende. Jusda) lsany lesa py 124b, col. a, Z. 11: Freitag der Vollendung des Sabhu‘a der Apostel. Matth. 10, 37—11, 14. Juda, rome praay {Moaopay) 126 a, col. a, Z.1: Sonntag des Endes des Sabhu‘a der Apostel *), Luc. 14, 1—15. Luda, Jrona proay wo_u; 127a, col. a, Z. 10: 2. Sonntag des Sommers. Lue. 15, 4 bis Ende. Lhos wily Janay 1294, col. a, Z. 20: 3. Sonntag des Sommers. Joh. 9, 1—88. Lace Shs1y leas,

181b, col. b, Z. 8: 4. Sonntag des Sommers. Mre. 7, 1—23 und v. 16. Ldnoy soit) laws pry 133a, col. b, Z. 18: 5. Sonntag des Sommers. Luc. 16,19 bis 17, 10. LA.o? Jason; loos) 135a, col. b, Z. 8: 6. Sonntag des Sommers. Luc. 17, 5—19. Lducy (Kay lamrapy

1364, col. b, Z. 12: 7. Sonntag des Sommers. Luc. 18, 1—14. LAno, loan; lasnpn;

136a, col. b, Z. 17: 1. Sonntag des Elia. Luc. 18, 35—19, 10. LN) [asopo Jasopny

187b, col. a, Z. 5: 2. Sonntag des Elia. Matth. 18, 1—23. LaSN? wily away 139a, col. a, Z. 11: 8. Sonntag des Elia. Matth. 18, 24—438. Liddy {A1y Jenny

140b, col. a, Z. 17: Fest des Kreuzes*). Luc. 24, 183—35. Jeng) {phy 140b, col. a, Z. 20: 4. Sonntag des Elia. Matth. 4, 12—5, 16. LY) Jasily wan) 148b, col.a, Z. 11: 5. Sonntag des Elia. Matth. 17, 14 bis Ende. LS) Lasany wo_n)

144b, col. b, Z. 3: 6. Sonntag des Elia. Matth. 15, 21—39. LS) (Key Payer

1) Das Ms. fiigt hinzu: \uy,a00s ago |b.0} [410,00 d. bh. der Sonntag ist der

erste des Sabhu‘a des Sommers und heift Nusardil.

2) Die nestorianische Kirche kennt nur ein Fest des Kreuzes, nimlich das

der Auffindung und nicht das der Erhéhung des Kreuzes. Sie feiert es am 13. (nicht wie sonst am 14.) September.

170 Pee G. Diettrich, fol. 146a, col. a, Z 8: 7. Sonntag des Elia. Matth. 18, 1—18. ‘Gre LY) Jonny asus fol. 147a, col. b, Z. 19: 1. Sonntag des Mose. Matth. 20, 1—16. os Jasco; |iso,0 aaa vu? fol. 148a, col. b, Z. 18: 2. Sonntag des Mose. Lue. 8, 41—48. : Jaascy wily lawn? fol. 149a, col. a, Z. 13: 3. Sonntag des Mose. Joh. 5, 1—18. Jaascy (ASL) Jawaypuy fol. 149a, col. a, Z. 18: 4. Sonntag des Mose. Joh. 4, 4—42. jaar, Iaaiis Jasapv) fol. 152a, col. b, Z. 4: 1. Sonntag der Kirchweih. Matth. 16, 18—19 und 21, 12—13. {ym wmyaocy bsopo Jaas.vy fol. 152b, col. b, Z.16: 2. Sonntag des Einzugs'). Matth. 12, 1-21. S520) ely laws pw, fol. 154a, col. a, Z. 9: 8. Sonntag der Kirchweih. Joh. 2, 12—22. Mp wmyaoy [AL) wow? fol. 154b, col. b, Z. 5: 4. Sonntag der Kirchweih. Matth. 22, 41 bis 23, ??) Myr sao, Isai}, wopue

No. 2.

Commentar zum Pentateuch und zu den Kanones des Patri- archen ISo‘jahbs III. tiber die wichtigsten christlichen Feste und ihre Liturgieen.

Das Ms. besteht aus 173 schon sehr vergilbten, doch immer noch gut erhaltenen Papierblattern, die etwa 23 Zeilen auf jeder Seite haben. GréBe: 22 em >< 16cm. Die Tinte ist im allgemeinen tiefschwarz, in den Ueber- und Unterschriften matt rot. Die Da- tierung der Handschrift (fol. 147 a, Z. 21f.) ist leider zum gréften Teil herausgerissen, so da& nur noch folgende Worte zu lesen

BIN iss oe acd OS Lo §9f loupe Lope {Mijo} jojasy roy loko po he}

1) Diese letzten Sonntage heiSen also nicht bloB Sonntage der Kirchweih,

sondern auch Sonntage des Einzugs; Maclean 1. c. erklart diesen Namen mit dem Hinweis darauf, da8 die Gliubigen am ersten Sonntage der Kirchweih aus der Sommerkapelle in das Schiff der Kirche einziehen. Abhraham bar Lipah cfr. pag. 181 f. dieser Veréffentlichung gibt eine andre Erklarung.

2) Das Ms. bricht mit Matth. 23,20 ab, fithrte aber ursprimglich auf dem. verloren gegangenen folgenden Blatte noch etwas weiter.

a:

es ee

Bericht ttb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 171

. L.o0¢2 fr0037. 0.2.2... | Ee ee d.h. ,vollendet ward dies Buch der Erklirung des Pentateuchs im gesegneten Monat Adar (Marz), am 21. Tage desselben,.......... am Abend ee reet ". . des Erléserfastens*.

Obgleich das erste Blatt so stark lddiert ist, da die rote Ueberschrift und damit die Inhaltsangabe des Buches verloren gegangen ist, la&t sich der Inhalt des Ms.’s doch noch deutlich erkennen.

fol. 147a, Z. 13 ff. lesen wir nimlich: we lo SANo ow ws 2{ bor [ako asopo wun; Jasauo . loo {Kasia pro INusyle of Kujo .fsamas Li) (Minis w ai! Aakso . 000) opal} aio fra ho oo. cobso yple fas pao (uj Op feopso Lope egorary bas he Whoo cu} Mane Ls Copas (Minoyo . waisy

» 000)

D.h. ,Hiervon fehlte ein Wenig (némlich von Deut. 32, 25 bis zum Schlu&). Aber nicht fehlte es in dem ersten Codex, indem daB er alt war. Auch die fiinf ersten Séhahé (d. h. Gen. 1, 1—9, 4) dieses Buches waren verloren gegangen, aber ich schrieb sie aus dem Codex des hortus deliciarum ab. Und du, o verstindiger Leser, sorge fiir das Ms., das vielleicht in deine Hand fallt, und schreibe die Verse, die fehlen.. Und Stellen habe ich in allen Exzerpten ausgelassen wegen der Worte, die dunkel waren‘.

Und fol. 149a, Z. 1 ff lesen wir: Wyo. paso Woq eS) oitsa.cas {Keasaaly oped fbf aaokswo Sa kyl ofuus0 . coptdsase [aio Kauiy Lojola gro! cai foo » Woh} ein) {iloo [casas ero » ecaafiss RNY BY) wise! po Ipspso [MaehS coe Cty iS Lope wo cies Were} amaty leacoh gly Mapoh! ep od .aa codes eeewlo (hints) uniopi fo copraa, spo Limny pias yilo {pi} Lato sayo umnad fiatoy {yy D.h. ,Und ich flehe den Herrn der Liturgie, der das flecken- lose Gebet erhért, an. Und ohne Vorwurf will ich auf dem Wege wandeln, den die Heiligen in ihren Mithsalen gegangen sind. Und in seiner Kraft will ich Wohlgefallen haben an den Sakramenten, die in den Liturgieen verordnet sind, die Typen und Gleichnisse unseres Lebens sind. Und weil einige Alte auf mancherlei Weise die Liturgieen und Feste ausgelegt haben, indem sie bald dies, bald das dariiber lehrten, so ist es mir (als notwendig) erschienen, da ich nach den Definitionen, welche die heiligen Vater aufge-

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1909. Hoeft 2. 13

172 G. Diettrich,

stellt haben, lehré und nach dem Willen des frommen Patriarchen Mar I¥o‘jahb, der diese Tafel der Kanones aufgestellt hat u.s.w.“

Wir haben also in unseren Ms. zwei Werke von unbekannten Verfassern vor uns: fol. 1—147 einen Kommentar zum Pentateuch, und fol. 149—73 Homilien zu den Kanones des Patriarchen I¥o- ‘jabb III.*) iiber die wichtigsten christlichen Feste und ihre Liturgieen.

Was zunachst den Kommentar anlangt, so ist er kein ein- heitliches Werk. Die Auslegung von Gen. 1, 1—9, 4 ist dem hortus deliciarum, einem Sammelwerk des XIII. Jahrh.*), entlehnt. Alles Uebrige aber, d.h. Gen. 9,18 bis Deut. 32,25 (Schlu8 des Deute- ronomiums fehlt) scheint von Einem Verfasser herzuriihren. Um einen Kinblick in das schriftstellerische Verfahren dieses Verfassers zu geben, setze ich den Kommentar zu Dent. 32, 221f. aus fol. 146b, Z. 13 ff. hierher:

{ursoy Jso,s.0 oom {00.200 Hh SS Jupo Ldasy fiasy SAro

outro I fias ood fpoas bio} .San voy - LAWL Nard ood [tdiha colo .e,car ihisoy fem frope I} .lozayo [MEX Liao FOOKLMAS 000) wiper {jad gly opuy Masoio bro! {po fads foof woof ed» Liar . cos Soo} cilvo ./}6 fposs Lobe OSD CODSS OS Auls [hho pr fran Aro pohly . 530! oot » OOS sas eaavhyo po boas coop thy + OD was} Th Ol? wal Ledano Liok{y (Mizaso oral, [aia Joop axodMaso » {Lassanzsoy fio wos Aso elas hus, lop PR Ho ._d5 CAdOS po . j801 fesiso Jmoaso Jans udojo lmp> cuai oe) Lias ook pam far [Mais Loos {iano My epaod tho Loo HO. ond fi] pdiaro frags pO Jaa dsads & .pdal fEddro . {po | SS feo fase epray [lode .0oMAY visage whl fad pul Jas so PQ CORDS . pddcvo fiae erilo fioa Muh vpauy -p30f fhazuy fimo fips pS Imsdas Lua. . lie Low orm jpiof 0d wf .frasy oy pol Or. eee eee eee (lies ;as) Jad wy ue

1) Nur dieser I86ejahb kann hier gemeint sein. cfr. Assem. B. 0. II, 1 pag. 139 f,

2) Naheres itber den hortus deliciarum s. bei Assemani, B.O. III, 1. p. 188 und bei Chabot, J. B., Note sur Pouvrage syriaque intitulé Le Jardin des Délices in Orientalische Studien, Theodor Néldeke zum 70. Geburtstage gewidmet von Freunden und Schiilern und in ihrem Auftrage herausgegeben von Carl Bezold, GieBen 1906.

stall is slah paca sicialia ae a EL te aS

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Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 173

V. 22: ,Denn das Feuer‘, welches die Babylonier sind, yentbrennt in meinem Zorne und macht sie brennen bis“ es sie hinabstiirzt ,in die unterste Scheol‘, d.i. Babel. Andere: Das Feuer macht sie brennen, nicht nur die Stadte und Hauser u.s.w., sondern bis zu den Grabern der Toten gollen sie verbrennen. Und wiederum: ,Grundfesten der Berge nennt er ihre Paliste und Tempel, die wie Berge feststanden in ihren Bauten. (Andere:) ,G@rundfesten“ nennt er die Wurzeln.

V. 28: ,Und meine Pfeile will ich unter ihnen fressen lassen*. Der Hebrier liest fiir: ,[ch will fressen lassen“ ,Ich will sie zu Ende bringen*, d.h. wegen des grofen Zornes, den ich gegen sie habe, will ich alle meine Pfeile gegen sie abschieBen.

V. 24: ,Sie sollen durch Hunger geplagt werden‘ indem sie in ihren Stddten eingeschlossen werden, ,und sie sollen preisgegeben werden den bisen Geistern“*), welchas die Heere der Assyrier und Babylonier sind, wie Rabban®) sagt, weil sie bésen Willen haben und die Bliite der Barmherzigkeit nicht unter ihnen ist. Der Hebréer aber sagt: ,Die den Leib aufblasen und Wurzel und bittern Stachel essen‘, in- dem er solche, die den Leib aufblasen, diejenigen nennt, welche unbeerdigt hinweggeworfen werden. ,Bése Geister“ nennt er die Dimonen, welche sie lieben. ,Und den Vigeln will ich (sie) ausliefern* d.h. den bitteren Feinden will ich sie aus- liefern, welche, wie Végel kommend, ihre Giiter aufzehren. ,»ochlangen, die im Staube lecken“, nennt er diejenigen, welche die Mauer unterwiihlen und durchbrechen und ersteigen. Auf die Feinde namlich bezieht er ,die Bestien“. Der Grieche: ,Vie bittern Stacheln und die Zahne der Tiere‘.

V. 25: Jenes: ,DrauBen (wird das Schwert ver- schonen)* gleicht dem bekannten Wort des Propheten: , Wie der, welcher entflicht u.s. w.*.

Wie diese Probe veranschaulicht, hat unser Kommentar in seiner Anlage eine auffallende Aehnlichkeit mit dem ISo‘dadhs (cfr. Diettrich, I¥o‘dadh’s Stellung in der Auslegungsgeschichte des Alten Testamentes, GieBen 1902). Auch die Autoritéten, die

1) Lee liest: Jasxs Ju09 coh Sho = und bése Geister sollen ibnen preisgegeben (gesandt) werden.

2) Dieser Rabban wird sehr oft im Kommentar erw&hnt. Doch wage ich vorlaufig noch nicht, ihn mit einem der vielen Trager dieses Namens zu identi-

fizieren.

13*

174. | , @ Diettrich,

er zitiert, erinnern vielfach: an’ diejenigen Isé‘dadh’s. Er zitiert naimlich aus dem 4. Jahrhundert: p4}9) = Ephraem cfr. fol. 97a, Z. 19. 48a,-2:15 u. Sfter; aus dem 5. Jahrhundert: foasso = der Ausleger = Theodor von Mopsnestia cfr. fol. 31a, Z. 1 u. dfter; ucops = Narsdi cfr. fol. 115b, Z. 17; Many porns

<o3 = Abhraham von Beth Rabban cfr. fol. 120a, Z. 1; que §

<3 Ma) = Johannan von Beth Rabban cfr. fol. 61b, Z. 4; fol. 85b, Z. 18; aus dem 6. Jahrhundert: Jo} uj» = Mar Abha efr. fol. 62b, Z. 12; [rcozo Jleojl, = Theophilus der Perser cfr. fol. 89a, Z. 5; “ssfusks = Nathanael von Sirzor cfr. fol. 62b, Z%. 4; aus dem 7. Jahrhundert: {Kunelpo SLs, = Daniel bar Marjam cfr. fol. 109b, Z. 15; aus dem 8. Jahrhundert: 0150) eaox. = Jakob von Edessa cfr. fol. 88b, Z. 21; aus dem 9. Jahrhundert: slau = Michael Huzaja cfr. fol. 27a, Z. 16; fol. 80a, Z. 23 u. ofter 4).

Da aber unser Kommentar den Bischof I8é‘didh von Merw selbst schon sehr hiufig zitiert (cfr. fol. 4la, Z. 11; fol. 42b, Z.18; fol. 65b, Z. 18 u. 6fter), so darf er auf keinen Fall diesem zugeschrieben werden. Er kann vielmehr friihestens im 10. Jahr- hundert entstanden sein.

Die Homilien zu den Kanones des Patriarchen I¥o‘jahb III. liber die wichtigsten christlichen Feste und ihre Liturgieen sind leider sehr unvollkommen erhalten. Unser Ms. enthdlt nur noch die 10 ersten Kapitel der ersten Homilie. Das unverstiimmelte Werk enthielt nach der Inhaltsangabe von fol. 149b, Z. 13 ff. fol- gende neun Homilien:

WroGsy Lasod; {hasaal Sa elilo . {laszo,s07 {Assa. Sa Liso,0

» brace {Kroduy Igy Jove px 12259 {Nasaal Ss LNAI . bois

Jaldsco Jas, {Massal So Lacan . foo) [Marsal Sx Lois)

Jiowmmo . Layo Wit, (Nesaal Ss LiMeo .lamapuy Lesa) [AL

Ne Lonel fh ayooy (Mesaal Ss Lush Sprasy {Kasaal Ss » 00H}0070 [ruins fliamo

D.b. ,1) Ueber die Festtage des Kirchenjahres. 2) Ueber die Abendliturgie der gewdhnlichen Tage. 38) Ueber die Morgen- liturgie, samt den iibrigen Liturgieen der gewthnlichen Tage. 4) Ueber die Fastenliturgieen. 5) Ueber die Abendliturgieen und

1) Ueber simtliche Ausleger siche die Literaturnachweise bei Diettrich, 1. c. pag. XXVII #. Nur iiber Theophilus, den Perser, und Nathanael von Sirzor cfr. A. Scher, Revue de Vorient chrétien 1906 pag. 8f. und 12f,

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Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 175

die drei Sitzungen der Nacht zum Sonntage. 6) Ueber die Liturgie der heiligen Sakramente. 7) Ueber die Liturgie der Taufe. 8) Ueber die Liturgie der Einweihung einer Kirche. 9) Ueber das Begribnis der Toten und ihr Gedachtnis.

Wie umfangreich jede dieser 9 Homilien gewesen sein mag, das mégen die Ueberschriften der ersten 11 noch vorhandenen Kapitel der ersten Homilie veranschaulichen:

a) Weshalb ist die Aufzihlung der Jahre geschehen, die Chro- nikon genannt wird, und worin besteht ihr Nutzen in der Kirche? b) Weshalb hat Eusebius den Anfang des Jahres auf Teschrin I gelegt und nicht auf den Nisan, den ersten Monat, in welchem Gott anfing, diese Schépfung zu schaffen? c) Wozu hat er die Jahresberechnung nach Sonnen- und Mondmonaten und nach der Ziblung der Sabhu‘é angeordnet? Und warum hat er nicht eine, sondern drei Zahlungen iiberliefert. d) Warum hat der heilige I8o‘jahb, wahrend der Anfang des Jahres der Teschrin I (Oktober) ist und vom Teschrin bis Kanun (Dezember) kein Fest stattfindet, den Advent und den Anfang des Festkalenders bis zum Kanun (Dezember) aufbewahrt und nicht den Anfang des Festkalenders zum Anfang des Jahres gemacht? e) Wie wird gezeigt, daS der Teschrin I (Oktober) der Anfang des Jahres ist und der Teschrin II (November) die Oekonomie Mose’s und der Sabhu'é) Mar Mose’s der erste? f) Wann war die Anktindigung Johannis und an welchem Tage? Wann war seine Geburt und wie lange herrschten der Alte Bund und die Opfer des Gesetzes? g) Wann war die An- ktindigung unseres Herrn und an welchem Tage? Wann ward er geboren, und ob er am 25. Kanun geboren ward? h) Warum verwechseln die Evangelisten die Stammbiume Josephs, des Mannes der Maria, wahrend der eine (Stammbaum) deutlich von Nathan, dem Sohne Davids, der andere von Salomo, dem Sohne Davids herrtihrt? i) Was bedeutet das, daf Matthaeus der Evangelist gesagt hat|: ,Weil Archelaus Konig in Juda war, blieb Joseph in Nazareth‘, wahrend Lukas vom Anfang der Verktindigung an spricht: ,Gabriel wurde gesandt in die Stadt, die Nazareth hie&‘? j) Hat unser Herr Fleisch gegessen, als er auf Erden war, oder nicht? k) Woher wird erkannt, da8 unser Herr am 6. Kanun II (Januar) getauft wurde und was fiir ein Tag ist es, an welchem er getauft wurde? Und wann kam Johannes zum Jordan?

Als Textproben gebe ich folgende Abschnitte, die als Ein- ftihrung in das Verstiéndnis des nestorianischen Kirchenjahres dienen mogen.

176 G. Diettrich, Im 4. Kapitel lesen wir. fol. 157a, Z. 6ff.: furjpwo boa. (OOuis0 pe Soo . {Mies fiamaus ma Lion Jaa} thaspapto siamo .JSho wiano .{inia wo ipso} (Mia wi . pow} aj [dks wiom . pups oto (ini Giam . pepo opal (sre wom Jay, Lisop00 ..iMsarny Jaana wi flasya,to view «lary wo; po. Wpmesoy Lesucio [Shsy LNAL trator [Lil {Kay Look} precy YY -Iiais as coihac Jia wi Misdpo analy vse ero .JEKo fly parks; Lops Lion foot, wy {Laszopod frase. wiom wy fin) Ado} p.,0 wpehe -o «p00) o(Laspoyso Sra Jrops Jooasas poo) vjaa war wp} upahso .faarcd ors Bia) JBKs wjomo .. Liras 40 ophullscc J3{ popo ~aiso . Jonnmsads. wiamo «Qs Naso Jims mio fizso} [Lijof wi . pier Jatry roo, Ppsooj2 [Kaan mio .modad finady hig! mio . prop brnaly ob;p.s0) Jaspo J&Ks Niusj0 «oad je 00}2) oars. Gio .o))$07 qinuiaar .fmo [Skar, flus, ya. p> - fo pr ojo clepa {Asano jie 9} [Loo 1A Ojo. Jamas) WAods Lora bzapso anpao .dhaspopas thes pratt, qraof .fiopes Lian OPAIO corso) ILAbsos amo saunas {Las rad, USO .G419) Spt? poo go Lutte bfrae cdoe {Maarosy frasfo . layaoy Lros ~ Jucday coarm> Lule Iya: io liso «bas Mian os} Lyme Jo Gheagy fo Ieprsy Gf Jamdsoo .Liraary opps onsparo | » Copatay pac fifiaa .{Ksaroy boas = ,Vier Anfange hat er (ISo‘jahb) in der Berechnung des Jahres angeordnet; und jeder einzelne derselben umfaSt Tag und Monat. Ich meine: Anfang des (biirgerlichen) Jahres, Anfang des Kirchenjahres, Anfang der (heiligen) Biicher und Anfang der (apo- stolischen) Fithrungen ‘). Anfang des (biirgerlichen) Jahres = Teschri I Anfang des Kirchenjahres = Kanun I Anfang der (heil.) Biicher = Anfang des Passionsfastens Anfang der (apostolischen) Fiihrungen = Anfang des Sa- bhu‘a*) der Auferstehung. Und der erste der Anfange ist der des (biirgerlichen) Jahres, der zweite der des Kirchenjahres, der dritte der der (heil.) Biicher, 1) Von hier an werden namlich die Schriftlektionen nicht nur aus Gesetz, Propheten, Aposteln und Evangelium genommen, sondern auch aus der Apostel- geschichte.

2) Unter Sabhuta hat man auch hier einen Zeitraum yon sieben Wochen zu verstehen.

Semen

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Bericht tb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 177

der vierte der der Fiihrer, indem dai er zuerst den Anfang des (biirgerlichen) Jahres anordnete und darauf den Anfang des Kirchen- jahres. Denn vor der Dispensation (d. h. hier dem Kirchenjahr) mu der Anfang fiir diejenigen Monate sein, die als schriftenlos *) angesehen werden, und alsdann tritt die Dispensation (das Kirchen- jabr) unseres Herrn ein, indem er (I&o‘jahb) mit dem Te%ri I (Ok- tober) die Zeit vom Anfang der Welt bis auf Mose verglich und mit; dem Te&ri IZ (November) den Anfang der Dispensation des Gesetzes bis auf Christum andeutete. Und der Kanun I (Dezember) ist ein Tyypus des Kommens unseres Herrn Christus. Und der Anfang der Schriften, welche am Anfang des Passionsfastens be- gonnen werden, ndmlich: der Anfang des Gesetzes, der Anfang der Propheten und (zwar) des Josua bar Nun, der Anfang der Psalmen des seligen David, der Anfang der Briefe des seligen Paulus, der Anfang der Liedersammlungen, welche ein Mysterium anzeigen (oder weissagen), der Anfang der Lehr(tatigkeit) unseres Erlésers nach seiner Taufe*) (zeigt an), da wir in der Kraft der heiligen Biicher mit dem Satan kémpfen, indem wir bekennen, da wir durch die Kraft, die in den Schriften verborgen ist, im- stande sind, den Satan zu besiegen, der im Verborgenen gegen uns kiémpft. So auch nach der Auferstehung machen wir den Anfang fiir die Fiihrer*), sintemal die Kirche durch ihre Fiihrung vollendet ward. Und es fingen an die Fiihrer, welche in ihr (waren), indem sie durch die Auferstehung Sieg nahmen und vom heil. Geiste die Macht empfingen, zu binden und zu lésen. Und wie die Apostel durch die Auferstehung von unserem Herrn, der sie unter die Volker schickte, Macht empfingen, so leiten auch die Fiihrer der Kirche in der Aehnlichkeit der Apostel die Kirche Christi. Und was die Versammlungen anbetrifft, sei es die der Einsiedler, oder die der Kléster, oder die der Kirchen, so emp- fangen ihre Hiupter am Tage der Auferstehung die Herrschaft‘)‘.

1) Nach I86‘jahb werden also in den Monaten Oktober und November keine Schriftabschnitte verlesen.

2) In der Tat sind die Schriftlektionen des ersten Montags der Fastenzeit noch in spiteren Zeiten: Gen. 1,1—20 (Anfang des Gesetzes), Jos. 1, 1~12 (An- fang der Propheten), Rém. 1, 1—26 (Anfang der Briefe des Paulus) und Matth. 5, 17-37 (Anfang der Lehrtitigkeit Christi).

3) Vom Montag nach der Auferstehung an werden die Lektionen auch aus der Apostelgeschichte genommen.

4) Also war der Montag nach der Auferstehung auch ae Tag fir die Hin- fithrung der geistlichen Oberen in ihr Amt.

178 G. Dittrich, |

Das 5. . Kapitel beginnt fol. 158b,-Z. 7 ff. also:

| wLuopey po diay Jui fowkse Jinaan via). Leso! to Doo Oo) iio} fran} propo weal fous Lord Misopno Jada ep biri ~o}A%.-o woo }Aw.0 Isjle Int) eters ono . fom wi woo} weal . {Xie wi loos, mal or .Lashs Jian! cos mravhs Jsop0 Lmaro gor hes] Soop Jani} . leary 6) maafro Liu} bznio . lass, LAdSLo .. fir aolo fpapramy 06) Lope . Juiiosod Jadapr bsila . fis) aad 00047 Jarydo wy laoi} .liaorwo Jicyoy Jromso faaw puoi po ‘hwo Inam po ..feyoo, copanny po LAS Lo ..ckues finmsods Supm cis aja) po JIL .. ormpco cae Narios > (Nuss Juis Lisuad . ona,0o Jas arate lus CE et He WW pe! Layao foo, I gro Seo .wyJ0. po win} opal wiow wo JASE fpeamo Jadapy Jaron [ayao eprdy -to>0 (Madae fish wo)? . whi cia. Iasifo eran jo Jsom Mp0? hsac} layoo Isai} .fpram oil amall} [hwa. atoys rojo compels assaso Imodfm} Isai} boo .fjsam Isaifo «of ootss? Loop® LAY epojo . Laopso Yo? Liam as} aso . Musopo », Popo ais » Laasos {zm09 woyohuly pu} ural Spehso ooo hasan fpmeo feaam fod atano frog . touts uy Ads Assay |ra.! Jazo0 fro; wiaao . .00}9) O00; foe + qPOY O}pAD wep} atas OAD gidrono sowoh! [Molo faa Ha) falo . fo po; -oMsorno (po? chan ew . praioll yor oar §9} . iis Lusjat> O50 . L¥;s09 Lyam} go apm, cin aja! mun, hraifo Naao corte fLaro RO FD eMUDO fing .. WOOK, OD [ra, woh Jasam Iasi gop oem p.) {har pa Gasfe [nif 9 po . ipo ono. Loa Lip Lasae dso oa, Goby .. {ile onary Adrccawo Jorol, ..}5am fess hs fas lied fous} op) . LAdsope Loosy opis LusXe plo) Lack a}.. Wop ley Jsaxisy Luasoe Liisa, floyopo . Lespoys0 th earks ae INroGso fisojo . fipmay hats.c0 byes say obillo Sadr . OD ranay fass Lol» [Astaro Y)3Kxo edule of . bsae gy 0049) oy0 «LS, oar d. Koo Tae qarmm} @00) «<p? oye bay [draw lady) ofuce

seanagsoy (Nias

1) Im Ms. sind die erste und zweite Kinweihung durch ein Versehen des Schreibers vertauscht.

Bericht tb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 179

= ,Ich habe namlich schon oben gesagt, da® die Zahlung des Jahres durch zwei Rechnungen angezeigt wird: 1) (Die) der Mo- nate; 2) (Die) der Sabhu‘é'). Zuerst wollen wir die Monate an- zeigen. Te&ri I (Oktober) ist, wie wir gesagt haben, der Anfang des Winters. Und in ihm nimmt die Saat in der Erde und der Regen seinen Anfang; und vor ihm werden alle alten Friichte gesammelt. Thn hat er (ISo‘jahb) zum Anfang des Jahres bestimmt. TeSri II (November) stellt die Dispensation Moses typisch dar. Ich meine die vier Dispensationen von Mose bis auf Christum: 1) die in der Wiiste, 2) (die) der Richter, 8) (die) der Kénige, 4) (die) der Priester und Makkabder. Die vier Einweihungen aber, die fiir die Stiftshiitte stattfanden, (kommen zur Darstellung) in den 4 Sonntagen, die wir Sonntage der Einweihung nennen. Erster Sonntag: Als Mose die Stiftshiitte aufstellte und weihte. Zweiter: Als die Kinder Israel die Stiftshiitte in Silo wohnen machten. Dritter: Als Salomo das Haus baute und einweihte. Vierter: Die Erbauung des Hauses durch Serubabel und Josua, den Sohn Joza- daks. Und nach diesen hat keine andere Einweihung statt- gefunden. Aber sehr irren diejenigen, welche fiinf Sonntage Ein- weihung feiern und nur drei (Sonntage) Advent. Vom Anfang des Teri IT bis zur Geburt (Christi) sind 54 Tage, welches beinahe 8 Wochen sind. Und so sind in diesen Tagen zwei Heimsuchungen angeordnet, vier Einweihungen, wie wir oben gesagt haben, und vier Advente. Und so sollen zuerst die vier Elemente und die (chemischen) Mischungen geheiligt werden, denn sie sind der Anfang alles Bestehenden. Und alsdann soll der Erléser aller Volker geboren werden. Und so wird erkannt der Te&ri II (November), daB er die Dispensation Moses ist. Kanun I (De- zember): Wie unser Tréster mitten in unseren Bedrangnissen erschien, so ist auch im Kanun Advent und Geburt (Christi). Im Kanun II (Januar) die Taufe unseres Herrn. Sebat (Fe- bruar): Das Fasten unseres Erlésers und der Anfang des Fastens und der Krieg mit dem Satan. Und wie der Sebat klein ist und Scherz (in ihm) stattfindet, so machen wir uns in ihm iiber den Satan lustig. Adar (Marz) ist der Einzug unseres Herrn in Je- rusalem. Nisan (April): Die Passion und Auferstehung unseres Herrn. Und wie die Kinder Israel im Nisan von den Banden der Aegypter befreit wurden und in demselben Monate das Meer vor ihnen geteilt wurde, so hat er uns auch im Nisan erlist vom Tode (Pharao) und vom Séol (Aegypten), indem er die Erde spaltete

1) Sabhu'é sind auch hier wieder Zeitraume von je 7 Wochen.

180. G. Diettrich,

und uns durch den Tod hindurchgehen lieB. Ijjar (Mai): Seine Auffahrt von der Erde zum Himmel und unsere Auffahrt mit ihm im bildlichen Sinne. Cheziran (Juni): In ihm erhebt sich die Sonne zur héchsten Stufe und in ihm das Herabkommen des Geistes, des Parakleten; in ihm erleuchtet er die térichten Jiinger mit feurigen Zungen. Tammuz (Juli): Die Predigt der Apostel und die Bekehrung der Volker durch sie. Ab (August): Unsere BuSe durch die Apostel und unser Glaube an die Wahr- heit. Und so werden auch jene Tage ohne (apostolische) Fiihrung *) angezeigt, und die Lieder der Reue sind in ihnen autgeschrieben. Elul (September): Das Kommen des Antichristen, die Offenbarang des Elias und die Erscheinung unseres Herrn vom Himmel. Im Elul wird die Auffindung des Kreuzes typisch dargestellt, welche die Zeit der Erscheinung unseres Herrn ausfiillt. So haben wir die Monate des Jahres’, welche verordnet sind, gefunden‘.

Auf fol. 160a, Z. 15 ff. lesen wir sodann die Einteilung des Jahres nach Sabhu‘é oder Zeitréumen von 7 Wochen, wie folgt: - Laas popaly ppd bees Vioe QO J)RIOD «, Jmasoy Kisopo wip w ona yo Nujpm, cin aio; {pam ., fu30 foam, lrora ciojaso Jurersasy yan . luis Joona .fisdany Lif) asoro b.pooy oblojao . etausoy cacy . lary fro) rane .obhasza,s) of) opsaro ., lod amo {Mraroy Jroam .)isoy! fio ppo Sohals eriaco frohe Bany wo, Kho «lackey brane . {ile uj0 Jurday Yp-00—> {pero Lice lrane .. layaoy Luogay hyavo ohod (Lpatm Jropm fraphso *)dn0 {Kmojas IL Mao Luda wo 6 HD . OOF2) OHIO LANIO fat pay *) pulls woyoki} Ly lroraa = C0049) CHO» Loses {)):207 [uo {pasts fro} looms pi $2 eOOFD Qe pd2 - fh} Ho fay Mary feast Liss, Lin! copohs} oo) ppoos iL? LS. coors fo} . LAN) oul loo Sa wHOPAdL Good fa oars. Arwo . fod Soy Lrwaa Ly ofulleo ike . das pprdoy 00482 oullro wojohuj .fro Jrana Lay>2> Loo Jarry, Jaomae Lasse .aoihls ppro So {iar iso {hi Ly CQO} Rif pro .flasy Lostalo Losyyy oman . {Mesto luy {Mune jay Jaana po GaN jo pool ey fino, ..coso Mbupoly cal Jasaarx9 sas Lajas . p.m pL waar fio paras oo LY EX-y)

1) Die (apostol.) Fihrung, d. h. hier die Lektionen der Apostelgeschichte: fallen in der Tat vom 8. Sonntag der Apostel an aus. 2) Ms. hat Jao. 3) Ms. opti.

FSC MRE, cose a ce Re R RR

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Bericht tib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 181

tigeco We Syl pos .u flo .ofs ras {play colo . Looky, pm! - peasy bodso Aujusdan cieiaso fLassolay

= ,Zuerst (Sabhu‘a) des Mose, welcher von Anfang der Welt

an die Zeit Abrahams und Moses bildlich darstellt. Sabhu‘a des Advents (wortl. der Verkiindigung) und der Geburt: Die Hoff- nung, welche die Kinder Israel besafen, als sie von Aegypten ausgezogen und in das Land der VerheiBung eingezogen waren. Sabhu‘é der Erscheinung: Unsere Erneuverung durch Christum und unsere Erlésung durch seine Dispensation (Fiihrung). Sabhu‘a des Passionsfastens: Der Sieg unseres Lebenspenders und die Beschimung Satans, der vor der menschlichen Natur erniedrigt ward. Sabhu‘’d der Auferstehung und Himmelfahrt: Seine Auferstehung ist auch unsere Auferstehung im Typus. Sabhu‘a der Apostel: Unsere Befreiung vom Gétzendienste und unser Zutritt zu ihm (dem Vater) und unsere Erneuerung durch den heiligen Geist. Sabhu‘’d des Sommers, welcher mit dem Gedachtnis(tage) der (zwélf) Apostel*) beginnt, d.h. von den Aposteln empfing die Kirche die Gabe und durch sie wird sie bis ans Ende geleitet. Sabhu'é des Elias, welcher das Kommen des Antichristen, des Elias und die Erscheinung unseres Erlésers (vom Himmel) bedeutet. In diesem Sabhu‘d wird namlich die Auffindung (des Kreuzes) ‘ge- feiert, welches den Typus der Offenbarung unseres Erlésers geheim- nisvoll darstellt. Das ist das Letzte der Zeiten, wie es denn (auch) keine Zeit und kein Ort ist. Deshalb hat unser Erléser, als seine Jiinger ihn tiber das Kommen des Elias fragten, ibnen gesagt: ,Elias kommt, bevor irgend etwas zu Ende geht. Nach dem Kommen des Elias findet das Ende von Allem statt“*). Und die Offenbarung des Kreuzes, die in der Mitte dieses Sabhu‘a statt- findet *) bedeutet das Kommen unseres Erlosers, der mitten in der Nacht kommt. Und sofort lést sich alles, was geschaffen wurde, auf, Die Halfte des Sabhu‘A nach der Auffindung (bedeutet) Ge- richt und Vergeltung: Freude der Gerechten und Qual der Gott- losen. Aber es giebt Leute, die eine andere Auslegung gegeben haben. Der selige Abhraham bar Lipah‘) (sic!), indem er den Sabhu‘é

1) Der Gedachtnistag der 12 Apostel wird auch Nusardil genannt.

2) Dieses Citat ist im seiner ersten Hialfte aus Matth. 17,11, in seiner zweiten Halfte wohl apokrypher Zusatz.

8) Namlich am 13. September.

4) Dieser Abhrabam bar Lip’h gehérte, wie A. Scher (Revue de orient chrétien 1906 pag. 196) ausgefithrt hat, dem VI. Jahrhundert an. Von seiner Auslegung der liturgischen Handlungen der Kirche sollen noch einige Kapitel in

, 482 ri GG. Diet trich,

des Mar Elias in diesem Kanon mehr oder weniger auslegt, sagt: ,»Weihe unseres Eingangs zum Himmel bedeutet er‘. Und wiederum: ,(Sabhu‘a) des Festes* nennt er ihn und (fordert), da8 (da) nicht nur ein Festtag sein soll, sondern viele, weil wir bestandig auf die kiinftige Welt warten‘.

No. 38. Gebete fiir die Ferialgottesdienste der Priester und Diakonen °).

Das Ms. befand sich bei seiner Ankunft in meinem Hause in einem wiisten Zustande. Fast lauter vereinzelte Blatter von 22 cm >< 16cm Gréfe mit etwa 15 Zeilen auf jeder Seite. Nach vieler Miihe gelang es mir, die wirr durch einander geworfenen Blatter zu ordnen, Jetzt haben wir auf 177 Blattern die fast unversehrten Gebete fiir simtliche Ferialgottesdienste der Priester und Diakonen vor uns:

Die Ueberschrift des Ms.’s lantet auf pag. 1b, Z. 18:

Jaspo Luoio fino Ia! [Maro fart, floras fy pac So LOS; Kiso} .frouue froksw, lake cokasy cipaso fepa fo po heso Wiel & pdalr wl biaransce larao wos [I,07 Lasoizo [5049 Pusiaco Quy Lexy lisd.wo == ,Auf Grund der Hoffnung, die nicht zu Schanden werden 1a8t, (aamlich der Hoffnung auf) die heilige Dreieinigkeit , Vater, Sohn und heiligen Geist, ein wahrer Gott beginnen wir das Buch zu schreiben, das das ,tewdhnliche’ genannt wird, d.h. die Morgen- und Abendgebete, mit welchen die Priester und Dia- konen’) beten, wie es uns die heiligen Vater und Lehrer unserer syrischen Kirche tiberliefert haben“.

zwei Manuskripten des Klosters des Rabban Hormizd und der Kirche von ‘Ain- Kawa vorhanden sein. cfr. auch Graffin, Abraham Barliphe et la liturgie nesto- rienne, Congr. internation. des Cath, 1891, 2. sect. 208/08.

1) Aehnliche Sammlungen befinden sich in der Handschriftenabteilung der Kgl. Bibl. zu Berlin. cfr. Sachau, Verzeichnis I, pag. 164/170 u. 174,

2) Die Feier der sieben Gottesdienste der Wochentage, von denen in dem vorliegenden Ms. die Rede ist, war in der Tat nur den Priestern und Dia- konen (u. Ménchen) auferlegt. Die Laien waren nach ‘AbhdiSo von Sobha coll. cann. V. 1. 2. nur zum Besnche von Vesper, Complet, Nocturn und Matutin verpflichtet. Die yom Patriarchen Georg nach Dirin berufene Synode vom Jahre 676 p. Chr. macht den Laien sogar nur den Besuch deg Morgen- und Abend- gottesdienstes zur Pflicht (cfr. Braun, Buch der Synhados, Stuttgart und Wien 1900 pag. 345).

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Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 183

Da8 hier aber nicht die Morgen- und Abendgebete im engeren Sinne des Wortes vorliegen, sondern die Gebete fiir samtliche sieben Gottesdienste der Wochentage, veranschaulicht am besten folgende Uebersicht iiber den Inhalt des Ms’s. Wir haben nadmlich fol. 1b, Z. 8—2b, Z. 5f: Das Gebet der hora nona (xaxaly)

des Sonntags.

Ferner: fol. 2b, Z. 7—39a, Z. Bf.: Die Gebete der Montagsgottes-

dienste, und zwar fol. 2b, Z. 7 ff: Abendgottesdienst (hier oJ). fol. 9b, Z. 14 ff.: Kompletorium (}Lo40). fol. 1lb, Z. 1f.: Mitternachtsgottesdienst (LS). fol. 24b, Z. 7 ff: Morgengottesdienst (24). fol. 84a, Z. 18 ff: hora tertia (xa XLy). fol. 85b, Z. 15ff.: hora sexta (cinada. fol. 87a, Z. 15 ff.: hora nona (csanaly). fol. 39a, Z. 6—74b, Z.4f: Die Gebete der Dienstagsgottes- dienste, und zwar fol. 39a, Z. 6£f.: Abendgottesdienst (hier Laso3). fol. 45b, Z. 1£.: Kompletorium. fol. 46b, Z. 7 ff.: Mitternachtsgottesdienst. fol. 63a, Z. 15 ff.: Morgengottesdienst. fol. 7la, Z. 11 7f.: hora tertia. fol. 72b, Z. 15 ff.: hora sexta. fol. 73b, Z. 5ff.: hora nona. fol. 74b, Z. 6#—98b, Z.7: Die Gebete der Mittwochsgottes- dienste. fol. 74b, Z. 6 ff.: Abendgottesdienst (hier oJ). fol. 80b, Z. 1#f.: Kompletorium. fol. 81b, Z. Sff.: Mitternachtsgottesdienst: fol. 87b, Z. 15 4f.: Morgengottesdienst. fol. 95b, Z. 114f.: hora tertia. fol. 97a, Z. 11 7f.: hora sexta. fol. 98a, Z. 4ff.: hora nona.

. In diesem selben Schema gehen weiter:

fol. 98b, Z. 8—126a, Z.1: Die Gebete der Domnnerstags- gottesdienste. =

fol. 126a, Z. 2—158a, Z.15: Die Gebete der Freitags g ottes- dienste.

fol. 158b, Z.1—174a, Z.9: Die Gebete der Sonnabend- gottesdienste. ;

184° G. Diettrich,

_ Nur bei den Sonnabendgottesdiensten fehlt die hora nona. Da das Ms. hier vollstindig erhalten ist, so schemt diese hora am Sonnabend iiberhaupt nicht gefeiert worden zu sein.

fol. 174a, Z. 10 ff. lesen wir endlich: w So Wwoels ool Jataso ,Ferner schreiben wir ein Wenig aus den Magnifikat- liedern (Gesinge zum Preise der Jungfrau Maria)“. Und zwar haben wir von fol. 174a, Z. 10 bis fol. 177b, Z. 6 (Schlu&) im ganzen acht solcher Lieder.

Zum Schlu8 noch einige Beobachtungen :

1) Die hora nona (Nachmittags 8 Uhr) wird gewoéhnlich als letzter Gottesdienst des Tages angesehen. Dagegen fol. 87a, Z. 14 (Montag) und fol. 73b, Z. 4 (Dienstag) lesen wir schon am Schlu8 der hora sexta (Mittags 12 Uhr), da& die Gebete des Montags resp. Dienstags zu Ende sind. Die darauf folgende hora nimmt also eine Sonderstellung ein. Aus dem Zusatz {raxy = defunctorum schliefe. ich, da8 die hora nona des Montags und Dienstags aus- schlieflich dem Gedachtnis der Verstorbenen gewidmet war. Der Inhalt der Gebete bestatigt das.

cfr. fol. 37b, Z. Lif: .{syasasso wo posar ohuy {pis So GO OOD. Ad . yin Sas aaanao pio oohalo Pree? easolo : » ohos uut{o bres sro Loja bp.09

= ,Alle Verstorbenen, die hinabgestiegen sind, haben dich angezogen in der Taufe, und haben deinen Leib gegessen und dein Blut getrunken und haben sich niedergelegt auf Grund deiner Hoffnung. Verschaffe ihnen, o unser Herr, ein Gedichtnis hier und droben im Himmel, und bring ihre Geister zur Ruhe“.

Oder fol. 88a, Z. 3 ff: -o & co adoro? . onl) as} porhs st wruts fom; fia .pasy beds oo fol bis 00) . can

pad fly Lrodas Lory) poo Lilo px . Lsoay Land. ude

== ,Hs werde ihrer gedacht von den Vatern, die uns gelehrt

haben, als sie lebten. Die Kinder Gottes waren in dieser ver-

ganglichen Welt, die bringe der Sohn Gottes zur Ruhe in jenem

K6nigreich des Himmels samt den Rechtschaffenen und den Ge- rechten in der unverginglichen Welt‘.

2) Das Kompletorium, die hora tertia, sexta und nona bleiben an Umfang weit hinter Abend-, Mitternacht- und Morgengottes- dienst zuriick. Schon daraus laBt sich vermuten, daB diese Gottes- dienste im Allgemeinen nicht als selbstindige Gottesdienste gefeiert wurden, sondern gleichsam anhangsweise unmittelbar im Anschlu8 an den Abend- resp. Morgengottesdienst. Fiir das Kompletorium wird diese Vermutung noch durch folgende Beobachtung nahegelegt.

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Bericht itb. Urkunden z. Geschichte d, Gottesdienstes in d. nestorian, Kirche. 185

fol. 2b, Z. 7£. lesen wir: Jame ily onesy Lom; ool = ,Ferner das Gebet des Abendgottesdienstes des Montags*, fol. 9b, Z. 122: Jasods {Kasaal Moda == ,Zu Ende ist der Abendgottesdienst“. fol. 9b, Z. 14: Lasoy (Los, ool == ,Ferner das Gebet des Kompletoriums‘. fol. 1b, Z. 15: Joma wily ng Kscdwa

= ,4u Ende ist der Abendgottesdienst des Montags‘.

In dieser Zusammenstellung wird fol. 11b, Z. 15 (und ganz genau so liegen die Dinge fol. 46b, Z. 6) der Ausdruck o.3, der sonst nur fiir den um 6 Uhr stattfindenden Abendgottesdienst gebraucht wird, auch auf das Kompletorium angewandt. Das ist doch wohl nur verstindlich, wenn das Kompletorium im unmittel- baren Anschlu$8 an den Abendgottesdienst gefeiert wurde 4).

3) Da& wirs hier trotz der von erster Hand herriihrenden nestorianischen Vokalisation des Ms.’s nicht mit einer genuin nesto- rianischen Gebetssammlung zu tun haben, wird durch folgende Beobachtungen nahe gelegt: a) die von der nestorianischen vielfach abweichende Terminologie, cfr. besonders die zahlreichen griechi- schen Worte *) wie: omsujao wad. LaiscaAco = ae nohae uvors édéyoov fol. 4a,

Lda moa! = yyog éxrdy fol. 5b, Z. 2f. yasoan = xtedov fol. 76, Z. 11.

b) Die Citierung des soos oder warseas. d.h. doch wohl des Jakob von Sérugh oder Edessa, fol. 8b, Z. 14; 83a, Z. 11; 44b,

Z. 9; 68a, Z. 5 us. w.

Da die nestorianische Vokalisation auf der andern Seite auch eine genuin jakobitische Gebetssammlung ausschliekt, so vermute ich, daS wir hier ein Werk jener malabarischen Christen vor uns haben, die in spateren Jahrhunderten in Ermangelung nestoriani-

1) Aehnlich beobachtet Maclean (Hast Syrian Daily Offices, London 1894, pag. XIII) bei den heutigen Nestorianern: Compline is now almost obsolete, ex- cept on certain days of the year, when it is usually joined on to the Evening service.

2) DaB die aus dem Griechischen entlehnten termini technici in der Tat auf westliche, wenn auch noch nicht gerade jakobitische, Hinfliisse verweisen, bestitigt auch Sachau, Studien zur syrischen Kirchenlitteratur der Damascene, Berlin, Sitzungsberichte der A, d. W. 1899, pag. 8 u. 5. Vergl. dagegen Ahnliche griechische Fremdwérter auch in der genuin nestorianischen Gebetssammlung des Patriarchen Elias III (1176—90) Sachau, Verzeichnis I, pag. 158.

186 G. Diettrich,

scher Bischife aufs stirkste von den Jakobiten beeinfluft sind. Auf diesen gemischten Typus *) verweist auch die neben der nesto- rianischen auftretende jakobitische Vokalisation.

No. 4. Die Recitanda der Rogationstage °).

Ms. besteht aus 120 gebundenen Papierblattern mittlerer Stirke. GréBe: 22cem> 16cm. Auf jeder Seite circa 17 Zeilen. Die Tinte ist im Texte tiefschwarz, in den Ueber- und Unterschriften rot. Blatter vergilbt. Datierung ganz unleserlich.

Ms. beginnt fol. 1b, Z. 1 ff. mit folgenden Worten:

{pao lsog Jake ohaswds |i {pas Lies waa, p27 ow Ss

wsauarco eornfsor pio} wiso finaly [polo go ere flasa; {Asvoa. rae opohuy LAN wp, [pwr wi fp... -Jasasaijoo laaabs boo Jasanihs jlass)

D.h. ,(im Vertrauen) auf die Kraft unseres Herrn Jesu Christi beginne ich zu schreiben das Buch der Rogationsrezitanda*), welche aus den Homilien des seligen Mar Ephraem gesammelt sind welche angeordnet und angepaft sind von dem verehrten......., dem Haupte des Klosters des Mar Elija, damit sie an diesen Ro- gationstagen*), am zweiten, dritten-und vierten Tage der Woche

gelesen werden‘. Bevor der Schreiber auf seinen Gegenstand eingeht, gibt er fol. 1b, Z. 13 bis fol. 3a, Z. 13 eine Begriindung der Rogation

1) Diesen gemischten Typus finden wir bei den malabarischen Christen auch in der Ueberlieferung des PeSittotextes. Wir haben da nestorianische (cfr. Diettrich, Ein Apparatus criticus zur PeSitto zum Propheten Jesaia, GieBen 1905, pag. XVII), aber auch jakobitische Spuren (cfr. Barnes, An Apparatus cri- ticus to Chronicles in the Peshitta Version Cambridge 1897 pag. XXVI, f.).

2) Der Hauptsache nach, allerdings zurechtgestutzt fir den Gebrauch der mit Rom unierten Nestorianer, mag sich dieses Ms. befinden in dem mir unzu- ginglichen von rémisch-katholischen Missionaren herausgegebenen: Liber Psalmo- rum, Horarum diurnarum, Ordines officii divini, et homiliarum rogationum ad usum scholarum, Paris 1886.

3) Aus dem Inhalte geht hervor, daB man jo)» in dem vorliegenden Ms. fast tiberall mit Recitandum tibersetzen mu8. Es bezeichnet in der Tat alles, was im Rogationsgottesdienste gesprochen oder gesungen werden mu8.

4) Die Rogationstage der Nineviten, denn diese allein sind hier gemeint, wurden 20 Tage vor dem grofen Fasten oder 70 Tage vor dem Osterfeste gefeiert. Die Rogation dauerte in alter Zeit drei Tage (von Montag bis Mittwoch). Heute wird sie vielfach noch einen vierten Tag gefeiert.

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RASS ROT ENON TRESS

Bericht tb. Urkunden z, Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 187

({Lasay (MSs). Sie ist nach seiner Auffassung aus Anla® einer Bubonenpest zum Gedichtnis an die erfolgreiche Bufpredigt des Propheten Jona in Niniveh von Mar Sabhri¥o‘, dem Bischof und Metropoliten von Karka de beth sélokh (Seleucia)) eingesetzt worden |

Mit fol. 3a, Z. 14 fangt er an, sein Vorhaben auszufiihren. Da er aber tatsichlich etwas Anderes als Homilien im gewohn- lichen Sinne bringt, zeigt folgende Inhaltsangabe, die sich auf die erste Session des Montags der Rogation bezieht:

fol. 3a, Z. 14 bis fol. Ba, Z. 14:

(prolso 40 go flasay Jaaaihs fpoks, Looja wasn ool

- hosts frorncolea i250 [lacey Rape moO 5 Sa pls po Jiso,0

D.h. ,Ferner das Projmium, welches am Montag der Rogation vor dem ersten Rezitandum verlesen wird, indem er (der Ministrant) auf seinen Fii8en mitten in dem Schiff der Kirche steht und in demiitiger Haltung liest“.

Nach Schlu8 dieses Prodmiums heift es: ,Und sie antworten: Amen. Und er fiigt hinzu einen Wechselgesang (Los). Und er spricht: Unser Herr, erbarme dich tiber uns. Unser Herr, nimm an unser Gebet. Unser Herr, begnadige deine Knechte!“ Daran schlieRt sich fol. 5b, Z. 1 bis fol. 6b, Z. 1: oomsas? (Kaos pos casihss com, fiaadso) [hesd, ool,

: qeoihs blaso {odo Bn fo .fhasay tpsolso

= ,Ferner die Eingangsantiphone, nach welchen alle Anti-

phone aller Rogationsrezitanda gedichtet sind. Und wenn zufallig ein Sterben stattfindet, so sollen sie gesungen werden‘.

fol. 6b, Z. 1 lesen wir weiter:

Jusopo Johor, {Kaos ool .finad.) {aod wrar cube . fLasay laeanily

,»4u Ende sind die 5 EHingangsantiphone. Ferner die Anti- phone der ersten Sitzung des Montags der Rogation‘.

fol. 7a, Z. 11 ff. heiBt es: eho? Jauao lous branmis fiio {ps0 Lope Gow 00

fLospac == ,Darnach fahrt der Leser fort und verliest die Lektion *) in demtitiger Haltung und in Schmerz, der mit Trauer gemischt ist“.

1) Nach Braun (Buch der Synhados pag. 164) hat der Metropolit Sabhrio‘ von Beth Garmai nur den Antrag auf Hinfithrung der Rogation gestellt, der Patriarch Hesekiel (582—93 resp. 602) aber dem Antrage entsprochen.

2) Wie das weiter unten gegebene Beispiel yeranschaulicht, ist mit qerjand

Kgl, Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philolog,-histor. Klasse 1909. Hoft 2. 14

188° G. Diettrich,

fol. 1Bb, Z. 18—16b, Z..2: Jaipo = Hymnus. fol. 16b, Z. 2—24b, Z. 9: yoy lupo u-00 ao} = Fahre fort und lies folgende Lektion. fol. 24b, Z. 9—25a, Z. 12: Jaipo = Hymnus. ‘fol. 25a, Z. 12 bis fol. 26b, Z. 16: jAojam ao} = Fiige die Benediktionen *) hinzu. Mit fol. 27a, Z.1 beginnen dann ,die Homilien“® d.h. die Recitanda der zweiten Sitzung des Montags der Rogation u. s. w.

Ich breche hier ab und gebe nur noch einige Proben aus dem Ms., um die wichtigsten soeben genannten Begriffe mit Vorstel- lungen auszufiillen. Hier ist zunichst das Beispiel eines Antiphons ({Xase) fol. 5b, Z. 4H:

Jory. (ouuiy Wuseal Lsokso Siar fio tisopo (Maser paaso Thy 08 [dam pus ._iimar Svs Salo bb iy Ong {Laso

+ CM eD as {30 . cosa Lilo {£0 witaro boflo bo

= ,Erster Antiphon: Weshalb also wird eine Erzahlung von Fernliegendem gefordert? Siehe der Tod weidet in unseren Wohn- stitten und fri&t alle Altersstufen. Mit einem Stabe des Zornes vernichtet er den Vater und die Mutter und die Kinder. Und er wirft ihre Leichname in die Erde und schleudert ihre Leiber ins Grab‘.

Hier ist der Anfang einer Lektion (\u40) fol. 41b, Z. 2 ff. :

Maker foo Sa Lopes lax Mure Lyoop « jp0f Ha faruis {oy Se Op gam .Lpsaok! Jrasasy {Minpro . opdy xu, [laso 2) GE 000) oF As . fro. wo cdo, Wao boo Ma Ka} fo. wm Lome bos Yo. Rus . has ogo? WS el. Nomis foo Jpaso po Jams WJ 100) OES 79 Mew . Hd) Jaa. {oo} jad faim dd; 0g «floaka Jan. of flor > ba. foq da wim jlasa Laritro . Loo Moxos Yad {Los «Jos lopas Juasuso pazo .flarcsy go Laruo . fo\ eo Wa. = ,Siehe, in Nineveh hat Jona gepredigt, der Jude unter den Unbeschnittenen. Die Stadt hatte der Starke betreten und

hier nicht etwa eine Schriftlektion, sondern ein Auszug aus den Homilien Ephraems tber den Propheten Jona gemeint.

1) Die Benediktionen sind Spriiche (ys), die von der Gemeinde ab- areas mit 0 ,) = ,ja, mein Herr“, ud yo) = ,Amen“ unterbrochen werden.

iy. ees cctaseemee:

PSSeeh, eter ees RE rere

| | i |

Bericht ib, Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 189

mit furchtbaren Rufen sie verwirrt. Die Stadt der Volker war in Traurigkeit versunken durch den hebrdischen Prediger. Wie das Meer war sie aufgeregt worden durch Jona, der vom Meere aufgestiegen war. Losgebrochen waren in ihr auch die Stiirme, wie die Wellen im Meere. Jona war hinabgestiegen, da hatte er das Meer aufgeregt, und er war heraufgestiegen, da hatte er das Trockene verwirrt. Er regte auf, als er floh; das Trockne er- bebte, als er predigte. Er beruhigte das Meer durch das Gebet und das Trockne durch Bufe. Er betete im grofen Fische, und die Nineviten in der grofen Stadt. Das Gebet hatte Jona geretiet, die Nineviten das Flehen. Jona floh vor Gott, die Nineviten vor der Reinheit u.s. w.*.

Hier ist ein Hymnus (las,%) fol. 89b, Z. 15 ff: ipso yd ero? LQ av gd opaay ilo lary .luar Lad $d 0c) gd .INS .frojase banio fis . gle hia we yrsaas . 70s yo offal, Jaw bye glas . wo prosaas) yisoy wins 51 oo glad .olartoo Radsh yar .jacop So slo aa .ficas siso Moly . phuriso Mad wpto go Jooihhks ais wero awd . in polo ao, Inf . aay pro p.2003.9) Lara. eps Oey As} X00) Lunn, pry [sony . Gar So Loh wir I .Lpssoe y! I5h . Jad xo Of youth UP Wo bs of No wea .youd> whi} up» Ang -beies yal Saocllo . dod pr Lub upo WAKE EDD gh » Lass giaapro .ylasihx fool = ,Responsorium’):

Durch das Gebet der Gerechten, die dir gefielen,

Erbarme dich iiber die Stinder, die dich anrufen.

Sende uns aus deinem Schatzhaus

Gnade und Barmherzigkeit und Erliésung! Verse: Zu dir ruft der Siinder,

DaB er durch deine Vergebung gerecht werde.

Zu dir schreit der Schuldige,

DaB sein Schuldbrief durch dich zerrissen werde.

Auf deine Schénheit blickt jeder Hafliche,

DaB seine Haflichkeit durch dich geschmiickt werde.

Auf dich blickt jedermann,

DaB von dir jedermann erndihrt werde. xX

1) Dieses Responsorium kehrt nach jedem der folgenden Achtzeiler wieder.

14 *

190 G. Diettrich,

Zu dir, mein Herr, blickt: deine Herde,

Da8 du die Schidigungen von ihr fern haltest. Zu dir blicken die Niedrigen,

Da8 sie durch deine Hihe erhtht werden.

Du Guter, der du yon Ewigkeit her gnadig bist, Erbarme dich, mein Herr, wie du’s gewoéhnt bist. Ziirne nicht, mein Herr, tiber unsern Staub, Denn obwohl er gro8 (zahlreich) ist, ist er doch Staub. x Du, mein Herr, du bist allein.

Du hiérst Alles und du erhérst Alles.

VerschlieB nicht, o Guter,

Die Tiir deines reichen Schatzes.

Oeffne, mein Herr, die Tiir fiir unser Gebet,

Da8& es angenommen werde als Opfer.

Unser Geschrei diene zu deiner Versdhnung, Und deinem Woblgefallen (gelte) unser Gebet. >

Endlich bringe ich noch einen Abschnitt aus einer Reihe Be- nediktionen ({Kojas) nach fol. 60a, Z. 2ff.: jow “Ral fuse . woop.) Amas Jasxaro |wos “esaansy of yo Les) Li opts 07d) “Lin Jaan ..o5e piso yhijas \ske0 p20 FAO “no Bi .. worn Ud) [ods ee "paranZod frowe “olor, foo .. sax F>po mop Ao “Jai Law . rN "we Yim .. pycos pel o02s Kila “or frolo . yhoo} Jin 1 COKIpLOLS COO Jar "IS5f) Lodraso ., plana po fdia Soo Jeias je "Sojjamsio .fhojas Nan fio {ps0sh "ee yim Pro “Compla ooo . Luray lrodey fiLaro “est Sal. ylormido) #070 .. glaai wo S/a; 1. O Du, in dessen Handflachen“*) der Himmel und die Erde gezeichnet sind. Mit gtitigem Ange" blicke auf deine Schépfung und erbarme dich tiber sie, 2. Du Quell des Lebens", aus dem der Menschheit Leben floB, Durch dich und deine Barmherzigkeit versdhne die Welt, die durch ihre Siinden verwirrt ward. 3. Segne, o unser Herr", und bewahre, o unser Herr, stiitze, o unser Herr,

1) Diese zwei Striche zeigen in jedem ersten Verse an, da8 die Gemeinde »Ja, mein Herr“, in jedem zweiten, da8 sie »yAmen*® spricht.

22 AL ot ARETE Cree geome OT meget ~

Sen heer

SERENE ETE ory ge

as oe oa ne

=

9

a {SRST OER SPE CORRS Sema =

Bericht ib. Urkund en z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 191

Den grofen Hirten’, den Patriarchen, der unser Volk weidet. 4, Sein Gebet sei der Weihrauch, der deine Gottheit versdhnt, Und sie erfiille ihm“ das Verlangen seiner Seele nach deinen Verheifungen. 5. Segne, o unser Herr“, den Kreis des Jahres durch deine Giite, Und die Kénige der Erde’ mégen im Frieden sein in ihren Reichen. 6. Segne, o unser Herr“, diesen Wohnort mit allen Segnungen, Und seine Bewohner™ schirme mit den Fittichen deiner Fiir- sorge. 7. Mache sie reich’ mit dem Reichtum der zeitlichen Welt Und gieb in ihre Hinde“, was sie erbitten von deiner Gréfe und so noch 17 Strophen weiter bis zum Schluf.

No. 5. Homilien des Mar Narsai.

Ms. besteht aus 164 undatierten, nur lose aneinander gehef- teten, diinnen Papierblattern. Diese sind im allgemeinen 37 em lang und 22 cm breit, und tragen auf jeder Seite etwa 33 Zeilen. Nur die Blatter 124—28 und 138—45, die von sp&terer Hand be- schrieben und eingeheftet sind, haben ein kleineres Format und dementsprechend auch weniger Zeilen. Die schwarze Tinte ist auffallend bla8. Das Rot der Ueberschriften und Unterschriften ziemlich matt.

Die Handschrift beginnt fol. la mit den Worten: {who w Lusiaso podso uns Gio dh. ,(Hinige) von den Homilien des Mar Narsai, des syrischen Lehrers*. Da in der Unterschrift zur Homilie tiber das heil. Abendmahl (fol. 1387a) derselbe Narsai Luos) {p19 Juntpso eaxo dh. ,Harfe des Geistes und Zunge des Ostens“ genannt wird, so haben wir es hier mit Homilien des beriihmten Narsai zu tun, der die Hochschule Nisibis 457 gegriindet hat und nach dem Zeugnis der Chronik des BarhadhbéSabba 502 gestorben ist. Im ganzen enthalt die Handschrift 36 Homilien. Da indeB die 36. nur ein Duplikat der 26. ist, so reden wir besser von 35. Die groBe Masse des hier vorliegenden Materiales ist schon von dem Abbé Mingana (Narsai homiliae et carmina primo edita, vol. I u. II, Mausilii 1905) herausgegeben. Ich brauche darum wohl nur die noch unverdéffentlichten Homilien in Ueberschrift und Anfang hier aufzuzablen.

~

192 G. Diettrich,

hom. 2. fol. 5b, Z, 28 bis fol. 10b, Z. 20: poad Ss dh. tiber die Sintflut.

Anfang: Loja wu.c.m0 prawn

hom. 4. fol. 16a, Z. 19 bis fol. 19b, Z. 22: basis? Lew Ss d.h. iiber die eherne Schlange.

Anfang: poral jas Lis prof Joa. jraro

hom. 5. fol. 19b, Z, 22 bis fol. 23a, Z. 28: eomsoy rool Sa lus) d.h. iiber die Herstellung der Stiftshtitte.

Anfang: Jaa» uplo Lops eo ake (Lupo

hom. 14. fol. 56a, Z. 15 bis fol. 60b, Z. 21: owoea Soa L&Syo potny d.h. tiber die Himmelfahrt Henochs und Elia’s.

Anfang: Loniy yal py} Sa adas flawe {Misr

hom. 18. fol. 77a, Z. 18 bis fol. 81a, Z. 380: Lopuay So

fsaoy d.h. tiber die Vollkommenheit des (sittlichen) Wandels.

Anfang: Jiis} Meboy (Aus opoy bios po

hom. 19. fol. 81a, Z. 31 bis fol. 88Bb Ende: {Mxsoy ug Se > ole loo fxma d.h. iiber jenes: ,Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“.

Anfang: Ss Aaiy flaw Lojof

_ hom, 21. fol. 88b, Z. 15 bis fol. 91b,,Z. 3: yo wadol}y {po hasols pracy Gad Wu lyases d. h. o Sohn, der von den Kindern gepriesen wurde, stirke uns alle, daB wir dich mit Hosiannarufen empfangen! (Beachte die abweichende Form der Ueberschrift.) Anfang: Ia} wo, Luae liso; - |

hom. 24. fol. 102a, Z. 1 bis fol. 105b, Z. 10: {Lanse Sa d.h. tiber die Niedrigkeit.

Anfang: Jrassry oso sodas. 193 fia Asan

hom. 27. fol. 115a, Z. 24 bis fol. 119b, Z.3: Ueberschrift fehlt; die Homilie handelt offenbar von den Verstorbenen und ihrer Auferstehung.

Anfang: Loalts Lua; Jas} pr) Lis {p20a5

hom. 28. fol. 119b, Z. 4 bis fol. 128a, Z. 22: ROY OHO? Sa d. h. tiber die Seelonkiimpfe unseres Herrn.

Anfang: |iNso hod; 3s

hom. 29. fol. 124a, Z.1 bis fol. 127b, Z. 29: Lieco} fxm So d. h. tiber den iimaeigen (= verlorenen) Sohn.

Anfang: partly Mase Loody wpa, flares.

Diese 11 Homilien beanspruchen ein ganz besonderes dogmen- -

historisches Interesse. Da niémlich Mingana von seiner Publikation

*

Bericht ib. Urkunden x. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 193

aus pidagogischen und kultischen Griinden gerade diejenigen Ho- milien ausschlo8, welche mit dem rémisch-katholischen Dogma nicht zu vereinigen waren (cfr. l.c. praefatio pag. 25), so enthalten sie voraussichtlich die wichtigsten Heterodoxien Narsai’s. Wer sie auf Grund einer Kollation mit dem in der Kgl. Bibliothek zu Berlin (Sachau No. 57), im Musaeum Borgiense zu Rom (Siriac. K. VI. 5) und im British Museum zu London (Margoliouth Or. 5463) befindlichen Material verdéffentlichen und iibersetzen wollte, witirde sich ein groBes Verdienst erwerben.

No. 6. Homilien des Mar Narsai.

Noch eine undatierte Sammlung von 26 Homilien, geordnet nach den Sonntagen des Kirchenjahres. 299 gut gebundene Blatter von 33 =< 24cm. GréBe. Auf jeder Seite 24 Zeilen in groBer, tiefschwarzer, jung-nestorianischer Schrift. Von der ersten Ho- milie ist der Anfang verloren gegangen. Die vorletzte (25.) Ho- milie fol. 284b hat folgende Ueberschrift : ea Laan} ,0-s pas) las) ohiuaas {phe ool,

Rim paas frods foo . {iors

Stee die Homilie der Auffindung des Kreuzes, von dem erleuchteten David Scholastikus verfaft, welcher in Képhar ‘aza Lehrer war‘.

Anfang : No Sa pswio olaasojia boyy Jadoo

Alle iibrigen Homilien sind auf Mar Narsai (cfr. No. 5) zurtick- zufiihren. Die kleinere Halfte derselben ist schon von Mingana (I. c.) herausgegeben. Folgende dreizehn harren noch der Verdt- fentlichung:

hom. 3. fol. 88a, Z. 16—48b, Z. 17: psoy opss ary fpsohso d. h. die Homilie iiber die Geburt unseres Herrn.

Anfang: flax Lusy loops Ja; bavio Jaaus

hom. 4. fol. 51a, Z.6—62b, Z. 21: cbgsoy apspoogs [prohso ool (Mursod pups dh. Ferner die Homilie des Gedichtnisses der seligen Frau Maria.

Anfang: . lasla Wess Loja ba; cman Las

hom. 5. fol. 65a, Z. 18—76b, Z. 7: onsasyg {ply Iys0fs0 ool, so? dh. Ferner die Hoaiilis des Festes der Erscheinung unseres Herrn.

Anfang: py) eohuy Lope fo; {hao bods,

194 G. Diettrich,

hom. 6. fol. 78b, Z.12—90b, Z. 8: jy sasso elves iro? fgsofso d. h. die Homilie des Taufers Mar Johannan.

Anfang: {Lass flo foo mum Lf Lhoie

hom. 9. fol. 117b, Z.56—123b, Z.11: uaa Aco} op:09 o04 fypooy d.h. das ist das Gedichtnis des Mar Stephanus.

Anfang: .{Laswo0 Laas Lmsnas |oJ) 008) Lodso

hom. 10. fol. 1283b, Z. 12—140b, Z. 1: fheraly tps0hso ool Maujafons p00 umojoy{! upx9.0 umojoya.y Upro Jisds. d.h. Ferner die Homilie*) der Vater-Lehrer Mar Diodorus, Mar Theodorus und Mar Nestorius.

Anfang: el LOM Lilo ad.» blo Jud

hom. 12. fol. 152a, Z. 3—163a, Z. 12: ysoy oy Nay fprolso d. h. die Homilie tiber den (Versuchungs-)Kampf unseres Herrn.

Anfang: . {Lasso hus |i wsae {liv fs

hom. 13. fol. 166b, Z.7—177b, Z.8: [Lismo}y {sols ool d. h. Ferner die Homilie der Hosiannarufe (= des Sonntags Palmarum).

Anfang: . Lasts Loni Jans oppo fas, {puto

hom. 15. fol. 187a, Z. 6—192a, Z. 14: Jisaoly flrs fp} d. h. Noch eine (Homilie) zum Hosiannafeste.

Anfang: . {lo odd; oasza,so Las way fol

hom. 17. fol. 208b, Z. 18—212a, Z. 8: Nssy ppl fprobso sOKARO ona do . pean; Liaw) oaszo,w dh. Noch eine Homilie iiber die Lebensftihrung Christi im Leibe, und (besonders) tiber sein Leiden und tiber sein Kreuz.

Anfang : - 12 p09 |ihro Jastioc

hom. 20. fol. 232a—240a, Z. 17: Isi Jnaspry {ps0lso ool {Asa.o9 d.h. Ferner die Homilie zum grofen Sonntage der Auf- erstehung.

Anfang: . Lusi} branco} mars. [rods Lads

hom. 23. fol. 267a, Z. 6—275b, Z. 10: pas Sxy fps0h0 ool, Jasoss.9 RO? n.d.c.60 d.h. Ferner die Homilie iiber den Tag der Auffahrt unseres Herrn zum Himmel.

Anfang: . a}. frasy Ugon Lio Jp Loduas

hom. 26. fol. 292a, Z. 18—299b, Z, 22: {lps myasy {psohso ool, d. h. Ferner die Homilie der Kirchweihe.

Anfang: .Juajas Kisco fh

1) Diese Homilie ist schon von F. Martin im Journal Asiatique 1899 pag. 450 ff. und 1900 pag. 469 ff. veréffentlicht worden.

Mim neue gee oe

Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 195

Wihrend die Soghjatha’), die hie und da (cfr. fol. 48b, 62b, 76b, 90b, 140b, 163a, 192b, 240a, 255) eingestreut sind, in dogmatischer Beziehung kaum etwas Bemerkenswertes bieten, so machen die hier aufgezéhlten Homilien unsere Handschrift zu einer wahren Fundgrube nestorianischer Heterodoxieen. Zur Veran- schaulichung einige Proben.

hom. 5 lesen wir fol. 74a, Z. 1348: fex00 {hes amis loo .00) fLasoso gop Jad Lip banc RET Joni 9 OHLI09 CH 0-0 LL rary {Ll Sac? lve} :Lawanc Lwopo - oLopuaany Payo sme [Mooies po 0g 9} ume pimuy : L039 fsLass Onent. cialk os} Slano == ,Die hohe Stufe und der hohe Name, den er ererbt hat, verkiinden es laut, dai der, der durch die Gnade (Gottes) Erbe und Herr in der Hébe und in der Tiefe geworden ist, zu den Sterblichen gehért. Der Geist, den er im Zeichen der Taube empfing, hat uns kund getan und klar gemacht, daS auch Er von dem mangelhaften und beditirftigen Geschlechte ist. Durch (Gottes) Gabe erginzte und vollendete er seinen Mangel und machte die Kinder seines Geschlechtes an dem Schatze des Geistes teilhaftig“.

In derselben Homilie fol. 74b, Z. 11 ff: om fi mon fo\ pao .o,.¢9 Sho of fil [po lation pas Wy thohile pu fod; tim [Maso feo bt fe po rong: Spo ps pu . lira foo Wl ily brown Kejzo fio :Lered po Jopeso »eh5h Aso of | feo fya0 Lures : pis See so Shohuly fro Jt {Sao po [pe locus foojo Lvo} op rmroy == ,Mit der Bezeichnung >Mensch« benenne ich ihn (Christum) wegen seines Leibes; und die Bezeichnung »Gott< gebe ich ihm wegen seiner hohen Stufe. »Eims< nenne ich den Leib und den Logos, den Sohn Gottes; >eins< durch das Wesen, das nicht durch Teilung getrennt werden kann. Naturen habe ich durch die Be- zeichnung der »Zwei< unterschieden, nicht Séhne; als »Hins« kenne ich den Sohn des Wesens und den Leib, der von uns ist. Christum nenne ich auch »Sohn« aus zwei Griinden: 1) weil der Geist ihn

1) Die Soghjatha oder Wechsellieder, die in ihrem dialogischen Aufbau un- willkirlich an die religidsen Dramen des Mittelalters erinnern, sind in ihrer Be- deutung fiir die allgemeine Literaturgeschichte zuerst von Sachau erkannt worden. Durch seine, sowie auch Feldmann’s und Mingana’s Bemithungen sind sie alle verdffentlicht. Der letztere ].c. pag. XXII f. hat sie mit durchschlagenden Grinden Narsai abgesprochen.

196 G. Diettrich,

gesalbt hat und 2) weil er durch die Liebe mit dem Logos Sohn ward‘, hom. 26 lesen wir fol. 298a, Z. 24 ff.: wht gaol eth Lita, . fasion oupoy udm . rose pam ae Yo poyOds ps fam, od .{Lohul xo fim cc) po : foods] opay rao == ,Und nicht mége der Hérer meinen, daf ich, weil ich ihn (Christum) »Mensch« genannt habe, von zwei Séhnen rede, wie die Hiretiker gefaselt haben. Es giebt nur einen Sohn als Sohn des (géttlichen) Wesens; (das ist) der, der mit seinem Erzeuger gleich ist‘. Und in derselben Homilie fol. 295b, Z. 1S ff. heift es: :ojlaasla ool pad © « HQ) ontar fam, :olooprito biciaro wf, pro Jnay po ifhaspus coo eth :flaiw, {20 laais :eaensy fpmoy fhasoyo : of gop {pray (aro == ,Nach seiner Gottheit vollendet er (Christus) sich, dadurch da8 er gleich mit seinem Erzeuger ist; nach seiner Menschheit wiederum ist er vollkommen durch die Seele und den Leib der Sterblichen. Zwei (Dinge waren es), die in einer Einheit waren, in eer Liebe und in einem Willen, namlich das einzigartige Wort, das vom Vater kommt, und die Knechtsgestalt, die es annahm*.

No. 7. Begrtindungen der Feste des Kirchenjahres von verschiedenen Verfassern.

Ms. besteht aus 179 gut gebundenen Papierblittern mittlerer Starke. Gréfe 33 em >< 22cm. Auf jeder Seite 28 Zeilen. Die Tinte ist im Texte tiefschwarz, in den Ueber- und Unterschriften der gréferen Abschnitte hellrot. Anfang fol. 1b mit den Worten: KASsey [Ricie ohosds eijpero Lures san p27 oi So +> {Jano ujwo Lod} Jrod{l uprso fo\ Aang, [iodo fas)

- oLasdso

== ,(im Vertrauen) auf die Kraft unseres Herrn Jesus Christus

beginnen wir, die Tafel der Begriindungen zu schreiben, die von

dem Lehrer der Gottesfurcht Mar Toma von Edessa*) und (von) Mar Qijoré, seinem Mitarbeiter’), verfait worden ist“.

1) Mar Toma von Edessa war seit 536 als Nachfolgex’ des Mar Abha an der Hochschule zu Nisibis als Leiter tatig. Niheres iiber ihn cfr. Baumstark (Anton), die nestorianischen Schriften de causis festorum im Oriens Christianus 1901 pag. 823 f.

2) Auf keinen Fall darf dieser Qijoré mit jenem Cyrillonas identifiziert

. gee. ..

Bericht itb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 197

Schlu8 fol. 178b, Z. 27f. mit den Worten: ayo flaszsyroy Fle) [AXS) [Linies loko ohare pe

= ,4u Ende ist das Buch der Tafel (ich streiche die Séjamé) der Begrtindungen der Feste des Kirchenjahres u.s. w..

Die Handschrift enthalt; also Begrtindungen der Feste des Kirchenjahres, und zwar von Mar Toma von Edessa und seinem Mitarbeiter resp. Nachfoleer Mar Qijoré (Kyrus). DaB auch noch andere Autoren ihre Beitrige haben liefern miissen, zeigt folgender Ueberblick iiber die Hauptabschnitte des Buches:

fol. Lb, Z. 7—24a Ende: Jsod{h wird {pany (fhe) [isopo Jirnmso «pi0} -MAD) OF ds) = ,Zuerst (die Begriindung) der Geburt unseres Herrn Christi im Fleisch, verfaft von Mar Toma‘ ?). fol. 24b, Z.1—48b, Z. 22: (Nespo flasMoty fl po ool Jurnesoy Shr fhurmad pujpro uhjsoy dpp0099 (sa oka opas0 eaep? Hose), [Boys Lil go pe foo == ,erner beginnen wir in der Kraft der heil. Dreieinigkeit die Begriindung des Gediachtnisses der seligen Herrin Maria, der Mutter Christi, zu schreiben, verfa8t von einem der forschenden Briider der Schule zu Nisibis‘ *). fol. 43b, Z. 28—63a Ende: {parry prop onisyy [La ool ~ Leoiiof Jaatsao froofl ups fond prio linads | == ,Ferner die Begriindung der Erscheinung (Epiphanias) un- seres Herrn, von dem seligen und Gott liebenden Mar Toma, Lehrer in Edessa‘. fol. 63b, Z. 2—71a, Z. 19: aprsds fprmoy fooy (As ool Jnctsrxo wm0®

werden, dessen Gedichte Bickell in Z.d.m.G. 1873 pag. 566 ff verdffentlicht hat, wie Scher in der Revue de l’Orient chrétien 1906 pag. 3f. will. Wird er doch in der Chronik des Barhadhbe¥abhba als Vorginger Narsais (+ 504) in Nisibis angefithrt. Da er ein hervorragender Lehrer war, geht aus folgendem Zeugnis der eben genannten Chronik hervor: ,Ein Maun yon groBem Geiste, der ganz ein Mensch Gottes war. Er war villig hingerissen von der Liebe zur Sache, wie er selbst sich bemithte, die Schrift auszulegen, zu vokalisieren und zu interpungieren und Homilien zu halten“. (cfr. Mingana 1, c. pag. 32 ff).

1) Dieser eine Traktat ist schon verdéffentlicht in Thomae Kidesseni tractatus de Nativitate D. N. Christi, textum syriace edidit, notis illustravit, latine reddidit. J. 5S. Carr, Romae 1898.

2) A. Scher weist diesen Traktat dem Michael Badhég& (VI. Jahr) za, weil Isaak Sbhedhnaja eine Stelle des Traktates unter dem Namen des Michael Badhég’ zitiert, cfr. Revue de Vorient chrétien 1906 pag. 17.

198 G. Diettrich,

= ,Ferner die Begrtindung des Fastens, verfaft von dem Lehrer Mar Possi% *). fol. 7la, Z. 20—90b, Z. 9: pron pry frooyy {hupu} ool Lojsof {iano = ,Ferner eine andere (Begriindung) des Fastens, von Mar Qijoré aus Edessa verfait‘. fol. 90b, Z. 10—103b, Z. 6: od po od Jyrmsy Li,0) col | Lod} Jaron = ,Ferner (die Begriindung) des Passa (d.h. des griinen Donnerstags), verfait von demselben Qijoré von Edessa. fol. 103b, Z. 7—117a, Z. 25: po of fpmmy Lau, {hae ool, Jets {aro upd of. = ,Ferner die Begriindung der Passion, verfaBt von dem- selben Lehrer Mar Qijoré‘. fol. 117 a, Z, 27—184a, Z. 16: of fprmsy (rarcy (Ma ool, kess0 {jaro Ups of ra) = ,Ferner die Begriindung der Auferstehung (des Osterfestes), verfabt von demselben Lehrer Mar Qijoré‘. fol. 184a, Z.17—145 b, Z. 12: psd fprmry fydpooy (Daa ook - bed 5.o lar.aos us} == ,Ferner die Begriindung (des Gedachtnisses) der Martyrer (Freitag der Osterwoche), verfaBt von Mar I¥aj*), dem Priester und Lehrer. fol. 145b, Z. 183—156b, Z. 4: Liramo Jad Ila» {Xa ool fpamry Jasoad Joi} op Lirrmso Noms ps0 eliiw0 0049) o.cdasy » L220 oro wR = ,Ferner die Begriindung des grofen und herrlichen Festes der Auffahrt unseres Erlésers und Lebenspenders Jesu Christi von der Erde zom Himmel, verfaSt von Mar Qijoré, dem Lehrer“.

fol. 156b, Z.5—169b, Z. 15: LAcoooficy laws wy {se ool

«beds {jaro sped of 49 od Ppa

== ,Ferner die Begriindung des Pfingstsonntages, von dem- selben Lehrer Mar Qijoré verfabt*.

1) Ueber Possi vergl. A. Scher lc. pag. 25 f.

2) ISaj, ein Schitler des Patriarchen Mar Abhi I (+ 552), war Ausleger an der Schule zu Seleucia-Ktesiphon. Line kurze Inhaltsangabe dieses seines Trak- tates iber das Gedichtnis der Martyrer hat A. Scher, l.c. pag. 10f, gegeben.

i ee es

Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 199

fol. 169b, Z. 16—174b, Z. 12: Jaoryy {Kaogay, {MSs ool [wre To Sammy = ,/erner die Begriindung des goldenen Freitags, verfaft

von Hanéna von Adiabéne“?) fol. 174b, Z.18—178b, Z. 26: Jntuy opty) flaaay {Aas ool

Joao == ,Merner die Begriindung der Rogation von demselben Ha- nana von Adiabene“.

Die Nachschriften des Ms.’s beginnen fol. 17%a. Von folgenden drei Stellen dieser Nachschriften lassen wir uns Auskunft tiber Alter, Entstehungsort und Schreiber des Ms.’s geben:

fol. 179 a, Z. 3 ff: Lusupso josolh Jasza Lupo (bor Jake ohol}) cORSNO RO? OH RAST wsailo gralo fhaiole a\ Mia: a= oH

» Lnmse Woe

= ,(Dies Buch ward geschrieben) im gesegneten morgenlandi-

schen Monat Tammuz am 25. Tage desselben, im Jahre 1894 der Geburt unseres Herrn und Gottes Jesu Christi®.

Z. Sf: Jolo SL [ropamwo [ougo fpom bo Joke ool Ls wansjao wi} ewes Ot Ss Luso Lmafdwo lu.

LbAr.a o430}790 (Jas)

,Dies Buch ward geschrieben in der gesegneten und ge- priesenen Stadt Tell Képé, die gegriindet, geordnet und gebaut ist neben dem Kloster des kleinen Knaben Mar Quriaqos und seiner Mutter Jolité*.

Z, 22 f€.: frssaarso frame lasso Lhso flu» oaks

tro Kus wy Ama. p> unims}2 PD MV GOg FS 4MIZED

D.h. ,Es hats aber geschrieben der elende, siindige, arme und unreine Diakon Pransi, Sohn des Gewargis, Sohn des Pransis, Sohn des Joseph aus dem Hause Méré“.

| Nach diesen Bemerkungen ist das Ms. erst im Jahre 1894 zu Tell Képé von einem Diakon Pransi geschrieben. Trotzdem ver- dient es die sorgfaltigste Beachtung. Denn ganz abgesehen davon, daB es uns mit nestorianischen Schriftstellern bekannt macht, deren klassische Sprache und dogmengeschichtliche Sonderstellung schon Baumstark 2) heryorgehoben hat, stellt es auch eine selbstindige

1) Ueber diesen Hanani, der im 6. Jahrhundert lebte, siehe Naheres bei Diettrich, Is6‘dadh’s Stellung in der Auslegungsgeschichte des Alten Testamentes, GieBen 1902, pag. LXIITf.

9) cfr. A. Baumstark: Die nestorianischen Schriften »de causis festorum* in Oriens Christianus 1901, pag. 836 ff.

200 G. Diettrich,

Textiiberlieferung dar. Wéahrend niamlich die beiden einzigen in ‘Europa vorhandenen handschriftlichen Ueberlieferungen dieser un- serer Traktate*) auf eine alte Vorlage des Klosters Mar Jaqob in Kurdistan zurtickgehen, geht die vorliegende Handschrift mit ihrer eigenartigen Reihenfolge der Traktate auf ein Original in Tell Képé zuriick. Als besonders interessant sind mir beim Durch- blattern des Ms.’s zwei Stellen aufgefallen :

1) Der fol. 43b beginnende Traktat Mar Toma’s iiber das Erscheinungsfest. Hier findet sich eine scharfe Zurtickweisung der Ansicht, dai das Epiphaniasfest Gedenktag der Geburt und Er- scheinung Christi zugleich sei. Auf fol. 49b, Z. 194f. lesen wir namlich: wep Lirop0 0647 citoa, prmsjh Se bso Soop . larson, Les 2 HO} cog Wy S90) Nay flaspmonscy Lpe 0} Ku} opmy ror fylas om Od fol we Wye.) Ihe» Juans .yardo cwa, email liso SAro» SHPraso W Go pas cite PAL af po eile boy {yoo Juss, Lous Snare iS). poly ero [RSs fro oj 05s ho, d0 Jhso oro, [RS Sa jroll! Mfoomo . fpacoy gil Hr irvpo J OSE - OpArIy79 OF ny QrOOY . Lapa} fos {olay . OFs0f Kies} Saco Loo Loo, Jasamy {lacy NAso . Jars ppood coo) was Lop o 2? vais Beco + yal mop ocanec IL obSoe 62 esihe .fiay odo Rphsry Joey goad Spade Ms pa Mes .Jipm go fyamso cats f96) casdiy

oo) Wy «foo, wi I eplo bas fia So wo fhaal Os} Spiso gadiy”

tho .jasagt poopie Marolty [Mxcb, wotcy of I pauds Jas, AHO 09} 2} wy 056) . Liam foo gol wo? yet {Lacy wors wo Sep mere CLL ep} .as} Lyoon, go ey pd Livy . pr} roo Wor Peo wor 06) Sly soy Joie pada Gro Lures, as} faszo,sy Wo .fritpso oprsy {Losses pol Lrrnmse 00592 Soy ofdsy . Lirtyy wo WY eta} jamoly el Ud a Nanw .eit! aC w foo »lmass iso [Aes [sans puny of photo —~o Lmoas {Aus.} flaming fol» L&sano yookasas .adatoa I fylsdy Gas Moly OHIO pr pAtdio COORD? VoOpAypsd as} OFAY I -odoy I asx

wormage {pac [ShI, wilo . opmooja Iso, wi} . oda

D.h. ,Cap. V: Weshalb wir 12 Tage nach jenem ersten (Feste) dieses (Epiphanias-)Fest veranstalten, worin sich auch eine Zuriick- weisung der unwahren Meinungen befindet, die dartiber bestehen.

1) cfr. Baumstark lc. pag, 321.

‘Bericht tb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 201

Von nun an mu ich zeigen, weshalb die heilige Kirche nur 12 Tage wartet von jenem ersten Feste bis zu diesem zweiten, obgleich unser Herr aus den oben von uns genannten Griinden 30 Jahre von seiner Geburt bis zu seiner Taufe gebrauchte. Das Friihere ist némlich, wie ich meine, nach allen Seiten geniigend besprochen worden. Was also haben Einige gesagt? Dieses letzte Fest (so haben sie gesagt) sei eigentlich das der Geburt und Erscheinung. Jenes erstere hatten zuerst die Heiden wegen des Sieges der Sonne, der in jener Zeit stattfand, veranstaltet. Darnach aber hatte es die Kirche angenommen und geweiht nach cae eee jener. Das ist sehr fern von der Wahrheit. Denn die Kirche hat nicht eine derartige Gewohnheit, daS sie auBer- kirchliche Feste alljthrlich weiht. Sonst hatte es sich geziemt, daB sie nicht allein die (Feste) der Heiden weihte, sondern auch die aller Religionen, aus denen sie gesammelt wurde, und besonders alle (Feste) des Judentums, sintemal von dort der Anfang war. Das aber hat auch unser Herr so gesagt. ,Denn das Leben kommt von den Juden“. Wenn wir aber sehen, daB die Feste des Kirchenjahres allein unserem Herrn Christus gehéren, so gehért bekanntlich auch jenes (Fest), das vor diesem (Feste) der Erschei- nung) liegt, namlich das der Geburt, unserem Erléser Christus, nach der Ueberlieferung der Orientalen. Und nicht von anderer Seite hat es die Kirche genommen, wie Einige gesagt haben, son- dern auch jenes Andere weiS deine Heiligkeit, du Kenner der christlichen Weisheit, Mar Mose, dai es Leute gibt, die die Feste nicht durch ihre Rede getriibt haben und die Weihe der Feste des Heidentums in die Kirche nicht eingefiihrt haben, sondern die Feste unseres Erlisers bewahrt haben, jedes einzelne von ihnen, als sein Eigentum, wie die Glieder an ihrem Leibe und wie die Buchstaben der Schrift in ihrer Ordnung“.

2) Der fol. 145b beginnende Traktat Mar Qijoré’s tiber die Himmelfahrt Christi. Hier wird cap. IV (fol. 149a, Z. 11 ff.) die Frage aufgeworfen: ,Was ist das, was von unserem Herrn zu seinen Jiingern zur Zeit seiner Himmelfahrt gesprochen wurde?" Wie bei einer jungen Handschrift nicht anders zu erwarten ist, wird Matth. 28, 18%. auf fol. 149a, Z. 24 ff. im rezipierten Peschitto- text zitiert: ee |

payo _fdaa Nod col}

= ,Mir ist gegeben alle Gewalt us. w.*. |

Und in der Tat miissen diese drei Verse ungefihr so im Qi- joré’s Bibel gestanden haben. Denn vy. 18 wird etwa durch die

902 G. Diettrich,

Ausfiihrungen auf fol. 149bf. gedeckt, v.19 durch zweifache wért- liche Wiederholung auf fol. 150a, Z. 224 und 151, Z. 20 ff, und endlich v. 20 durch folgende Bemerkung auf fol. 152a, Z. 7 ff.: ,Oder wie hatte die Armut der Zwilfzahl gentigt fiir jenes: »Gehet hin und lehret alle Vélkere, wenn sie verlassen gewesen wiren von jenem: »Siehe ich bin bei euch bis an der Welt Ende< ?“ Die fiir die Christologie ausschlaggebenden Stellen von Matth. 28, 18 ff. kénnen also nicht verdichtigt werden. Wenn aber die Ausftihrungen Mar Qijoré’s in dem ganzen umfangreichen Kapitel von 64/2 Folioseiten den Taufbefehl von Matth. 28,19 auch nicht mit einem einzigen Worte beriicksichtigen, so wird die Vermutung, daB die Worte: ,Und taufet sie“ in Mar Qijoré’s Bibel nicht ge- standen haben koénnten, sehr nahe gelegt. Hin naiheres Hingehen auf den Gedankengang Mar Qijoré’s, sowie eine Beriicksichtigung meiner Beobachtung zu Aphrahats Text von Matth. 28,19 (Theol. Literaturzeitung 1907, col. 610) wird zu dem Resultat fiihren, dai Mar Qijoré’s Text von Matth. 28,19 den Taufbefehl urspriinglich nicht enthielt, vielmehr von einem sp&teren Abschreiber erst nach dem rezipierten Peschittotexte kontaminiert ist.

No. 8. Liederschatz der Herrenfeste und Gediachtnistage *).

Zwei aufs engste zusammengehirende riesige Folianten (Gréfe:

45 cm >< 31cm). Band I umfaft 230, Band II 202 Blatter. Auf jeder Seite jedes Blattes zwei Columnen mit je 33—35 Zeilen. Alles von ein und derselben Hand geschrieben. Auch der Inhalt, abgesehen von Vol. IT fol. 188—202 (Tafeln zur Berechnung des Mondaufgangs, der beweglichen Feste etc.) ein einheitlicher. Was enthélt denn das Riesenwerk ? Vol. I, fol. 16 lesen wir im Anfang des Werkes:

obuf fw Jarannojo {Nis PASS fpa0 (Ma Irina Io} pas Lyxo flasmola epfwo [Aspo fier fa) Ihisslh a folks Jrz2090 fLaszaysop {lx Paoduy he okay fAadu oo bods wito eae {liso {pase oo fhias epasks, pAmo {oopsa) RSauuso flonan uns sopdiwo igus afro gprsd flasipaso

»fLawWol Sus pda {lads ope) pols Lux;s0 Issn

1) Eine minderwertige Handschrift eines Abnlichen Liederschatzes befindet sich in der Kénigl. Bibl, zu Berlin. cfr. Sachau, Verzeichnis I, pag. 59 f.

aha

ay

Bericht iib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian, Kirche. 208

»im Namen des anbetungswiirdigen Vaters, ‘der’ ‘Tesiahe und des Jenuenhebecn Sohnes, des Logos, und des heiligen Geistes, ein Wesen, das den Verstand des torichten Mannes durch: die Erkenntnis stérkt und den Fleckenbedeckten und Schuldbeladenen in der Fremde antreibt, daf er die Schitze der Festtage des Kirchenjahres und der Freitags = Gedichtnistage und was auBerdem im ganzen Jahre in den Kléstern und Kirchen gefeiert wird, aufschreibt. Reiche dar, o mein Herr, die Hiilfe deinem Knechte, der mit Siinde bedeckt ist, und staérke ihn durch die Kraft der Gnade, die Welten und Ge- schépfe stérkt, damit er, wie er im Vertrauen begonnen hat, in der Kraft der Dreieinigkeit vollende*.

Vol. IT, fol. 1844, col. b, Z. 19 ff. lesen wir: Irpn0990 fylsy HL oping laramno Nasitpiog opiyaso asda ary porpal opr00 Nopa. oitoy [ee fpuyy bono) go} thie oproy orohas OH Uojaxawj edro lusce foro » Njor0 Daly -geds proio cabiaac Jao . Auf} = ,4u Ende sind mit Hilfe unseres Herrn Jesu und mit Unterstiitzung seiner Kraft die Schaétze der Feste und Ge- dachtnistage des ganzen Jahres nach der Ordnung des Oberen Klosters des Mar Gabhriel und Mar Abhraham, das nahe bei Mossul (liegt). Gott sei Dank! Und iiber uns mége seine Barmherzigkeit und Gnade bestindig ausgegossen werden, jetzt, zu aller Zeit und fiir die Ewigkeit der Ewigkeiten‘. Vol. II, fol. 184b, fol. a, Z. 6 steht geschrieben: Joszs Lope fie» ho las Ldrwaac lam Sono yy pata {wo eramo jlasalo aS Mia; lnarssi} pars .om .fo. Sar} Jlaraschaso Ho {Laswdhss oy ofiuyy Nop foro 4) lasjpe loan : wo} Spaay Micdso yOHA5 WO Liv Lojwoio bpwojo Vpeufo (Nem el == ',Vollendet aber und zum volligen Abschluf gebracht ward dies Buch ,des Schatzes“ im gesegneten Monat Elul (September) am 29. Tage desselben, am Mittwoch, des gesegneten Jahres 1971 der Griechen (= 1659 p. Chr. n.). Gott, dem Herrn des Alls, welchem Ewigkeit und Unverinderlichkeit eignet, Preis, Ehre, Herrschaft und Erhebung von uns und von allen verntinftigen Wesen, die er geschaffen hat. Amen“: Ferner in derselben Columne Z. 15: . laissorm Kisopoo {Kopasx0o {hajza {Lipa ¢} ahol!

1) Séjamé von mir gestrichen. Kgl. Ges. d. Wiss, Nachrichten. Philol.-histor. Klasse 1909. Heft 2. 15

204. G. Diettrich,

» ras poms, obipo mac fLimarxas flojopas Musso (Kuasse » [ucrpD yLasoioo aio u}20}9 Jaspo fpr00m iy So 2K, umaAry Jaof fobs; ofadryo Ldiyo fimo pias So wo arias Eph : woio eh fiojasy

= ,Geschrieben ward es in der gesegneten und gespriesenen Stadt Alqo&’ reich am petrinischen Glauben und stark in der paulinischen Predigt —, der Stadt des Propheten Nahum, deren Sitz nahe bei dem heiligen Kloster des Mar und Rabban Hormizd, des Persers, angeordnet ist. Bewahrt seien ihre Bewohner vor allen verborgenen und 6ffentlichen Schiden durch das Gebet der Jungfrau-Mutter des Lichtes. Ja und Amen“.

Ueber den Namen des Schreibers geben auf derselben Seite Col. b, Z. 10 ff. folgende Worte Auskunft: Sapo © haan cojohit, oad uw.0 oasoy? from wyar

Joszo0 Loam 9) {paso flatone, Ij, Gifs anita; lool {Nopmsoo fKarzs [Lipo eo Sujpo Larac po pride) Jarmo Luise po fereo Litwo fluso oan oho Slo... . eee eee eee. MAO wsof fey Lun onde Imi Lijw . op lnacs

== ,der Name seiner (des Schreibers) Hinfalligkeit und Schwach- heit zeigt an, daf er mit Namen zwar Israel heift, der Elende, der aus Gnaden mit der Wiirde (Stufe) des Priestertums bekleidet ist, in Wirklichkeit aber diirftig und leer, ein Sohn des ver- storbenen Aeltesten (Priesters) Hormizd, des Sohnes des Aeltesten Israel aus der gesegneten und geprie- senen Stadt Alqok.........0.005 Und auch sein Sohn, der schwache und siindige Aelteste Kauiabha, hat mit ihm geschrieben?). Der Herr vergebe seine Siinden im Gericht. Amen‘,

Endlich fol. 185a, col. b, Z. 6 ff. lesen wir: Jeans boo tho? fies Iaioy olaisKaswa o& Nas} Miso Dye «Jacopo fKopawo [hasze [Lupo wy eon [sasope jo cans Larwo

1) Da die Handschrift im allgemeinen von einer Hand geschrieben ist und auf fol. 185a ganz unten im schwarzen Felde kunstvoll eingeschrieben steht: »Betet fiir den elenden Priester KauSabha“, so nehme ich an, da8 auf diesen Kau- Sabha nur die Malereien der Handschrift zuriickgefiihrt werden dirfen. Unter den letzteren beachte besonders I, fol. 1b die kunstyolle, durch Flechtwerk gebildete rechteckige Pforte; Vol. II, fol. 2b ein aus Flechtwerk gebildetes Rechteck mit dem Kreuzmotiv; fol. 72a und 86b Rechtecke, in denen sich Kreise und Segmente zu gesclrmackvollen Ornamenten verbinden; fol. 1683a ein aus Flechtwerk gebil- detes Kreuz.

~

Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 205

hasta (poo) pupso uli pe Say Drarpo Sharm Sasso oakoio - edo} Jisae Lasdss Hine! NWA Lares . lanmieo == ,Hs hat sich aber darum bemiiht, d.h. darum verdient gemacht, da8 dieses Buch des Schatzes geschrieben wurde, der heilige Priester, Aeltester Jakob, Sohn des Glaubigen (aber auch Priéfekten) Nisan, welcher aus der gesegneten und geprie- senen Stadt Karsabha stammt. Und er lieS es zum Besten der heiligen Kirche schreiben, die auf den Namen der Frau Maria in der gesegneten Stadt Karsabha (steht). Christus wird im Himmelreich seinen Lohn geben. Amen‘.

Nach alledem haben wir in diesen beiden Folianten die be- riihmte, unter dem Namen Gaza (Schatz) oder Gazé (Schitze) gehende Sammlung von Liedern fiir die Fest- und Gedichtnistage des Kirchenjahres vor uns. Das Werk ist in Alqo3’ im Jahre 1659 p. Chr. n. von emem gewissen Israel und seinem Sohn KauSabha nach der im Kloster Mar Gabhriel und Mar Abhraham bei Mossul bestehenden Ordnung geschrieben, und zwar auf Veranlassung eines Priesters Jakob bar Nisan zum Besten der St. Marienkirche in Karsabha.

Welche Fest- und Gedichtnistage hier beriicksichtigt sind, mag aus folgender Inhaltsangabe ersehen werden:

T fol. Lb, Z. LOM: Jody, ponmmy cpaoy ody Uyfore [Lo Musopo

» bey Jroos So pio ALAS . O40 » brassy Lis pods

= ,Zuerst der Schatz des Festes der Geburt unseres Herrn

im Fleisch, welches in allen Jahren der Welt am 25. Kanun I (Dezember) stattfindet, auf welchen Tag er auch fallt*.

I fol. 58a, col. a, Z. 21 ff: bpooyo of. shay elily fhoojpry eli, ayy cou}? Lopo wp of wyo «fumed pips ubiswo? voy haope few er ef eno, wroe Pita} ude Lu jp. Rio [hoop

~GRo® Hy bp002 wad so loos

= ,Zweiter Freitag nach der Geburt (Christi). Und (er) ist

das Gedichtnis der seligen Frau Maria. Und wisse, o Herr Leser,

wenn zwei Freitage zwischen der Geburt und der Erscheinung

(Christi) herausgehen, so feiere das Gedichtnis an dem letzten ;

wenn aber (nur) ein Freitag herausgeht, so feiere an ihm das Gedichtnis, ohne Zweifel*.

I fol. 89a, col. a, Z. 18: {glam qwmsobasy badico [mas aol 20 . Jods cia popras fod Linas wom, Gioy ony? houoo

* wofetaf 1S 15 *

206 G. Diettrich,

== ,Ferner die Ordnung und Kanones, die ministriert werden am heiligen Feste der Erscheinung unseres Herrn Jesu Christi, welches in allen Jahren der Welt am 6. Kanun II (Januar) statt- findet*. I fol. 119b, col. b, Z. 13 ff: soy Weoo0, . laity 3Xay [oopny »prasso eiwa. $207 == ,Freitag nach Epiphanias; ist das Gediachtnis des Mar Johanan, des Taufers*.

I fol. 1444, col. a, Z. 10 ff: Lucda uaraso mopAs) biio09 = ,Das Gedichtnis der Apostel Petrus und Paulus*. (Nach Nilles, Kalendarium manuale I, am 2. Freitag nach Epiphanias). I, fol. 168a, col. a, Z. 1 ff: uranjzwo whoo [foods WJ0/9 fyp009 ~ badd Lida piva.o Joao == ,Das Gedichtnis der Evangelisten Matthaeus, Marcus, Lucas und Johannes, der seligen Apostel*. (Nach Nilles’ Kalendarium manuale IJ am 3. Freitag nach Epiphanias).

I, fol. 190a, col. a, Z. 1£8.: .{yo,00 mara fof pso9 bjpoo = ,Das Gedichtnis des Herrn Stephanus, des Miartyrers‘. (Nach Nilles’ Kalendarium manuale II am 4. Freitag nach Epi- phanias). I, fol. 206 a, col. a, Z. 14 ff: umosoyasy Uiso fia, liad. bpo0 wa jafors 3:0 nojo;!l p20 == ,Das Gedichtnis der griechischen Lehrer Mar Diodorus, Mar Theodorus und Mar Nestorius“. (Nach Nilles’ Kalend. man. IT am 5. Freitag nach Epiphanias). I, fol. 226b, col. b, Z. 15 ff: Upso Lujan fiedsoy byp.09 mol wa0 eiva, upwo LLdod. apwo pon! ujwo ump upwo pio} Xmas, lied. Nola = ,Ferner das Gedichtnis der syrischen Lehrer Mar Ephraim, Mar Narsai), Mar Abhraham, Mar Lullianus?), Mar Johanan*) und Mar Michael, der Lehrer der Wahrheit“. (Nach Nilles’ Kalend. man. II am 6, Freitag nach Epiphanias).

1) Im Allgemeinen werden nur Ephraim und Narsai an diesem Tage erwahnt.

2) Lullianus und Michael werden auch Sachau, Verzeichnis, pag. 160 erwihnt, aber Naheres la8t sich tiber sie noch nicht aussagen.

3) Johanan, wie der kurz vorher erwihnte Abhraham (YI Saec.) stammten aus dem Kloster Beth Rabban. Sie waren Schiiler des Narsai an der Hochschule zu Nisibis. cfr. Assemani B.O. III, 1, pag. 71 u. 631.

Ait a an a et RS me

Bericht tib. Urkunden z, Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 207

IT, fol. 2b, col. a, Z. 1 ff: opsoy Spehsoy Joos rH? bpnos

‘Jarobs Io}

== ,Gedichtnis einer Person, welche als die des Katholikos

Mar Abha (5386—552 p. Chr. n.) erkannt wird“. (Nach Nilles Ka- lend. man. II am 7. Freitag nach Epiphanias).

II, fol. 52a, col. b, Z. 8 ££: voy bprozo fpeamy (Moojpey fip00)

bpm go pire Lily

=: ,Das Gedichtnis des Freitags der Verstorbenen; und er

ist das Geda&chtnis der Briider, die aus der Kirche heimgegangen sind“, (Nach Nilles’ Kal. man. II am 8. Freitag nach Epiphanias).

II, fol. 72a, col. a, Z. 1ff: .elihy aso fabs fod po oof

» ugdso9 (Amopsry bpo09 Rus,o

»Herner schreibe ich mit Gottes Hiilfe den zweiten Teil.

Geis as Gedichtnis der Bekenner“. (Nach Nilles’ Kal. man. IJ, Freitag nach Ostern).

II, fol. 86b, col. a, Z. 15 ff: con fone js07 bp0097 ramos ool, Jwas No qmnuis |eaifo epmas bods ase “as ody) Janay {roo falas @fo {has [Mame woh Lim 4) ip au} of aryo . Saokmscy lnsgasoy [Maopsa fo ash bo of wmanihs. of etaw [Moaro; Jozapr.o MALINS of eas {ly aspus jo [aed of ejnaw

- Lites om AD == ,Ferner die Aufzeichnung des Gedichtnisses des Mar Gi- wargis (Georg), des beriihmten Martyrers, welches in allen Jahren der Welt am 24. Nisan (April) stattfindet, auf welchen Tag es auch fallt. Aber wisset, meine Briider, daB, wenn es Jahre gibt, da er (der 24. April) auf den grofen Sabbath oder auch auf das Fest der Auferstehung fallt, dann Jé8t man es (das Gedachtnis) auf Montag oder Dienstag tibergehen. Und wenn er (der 24. April) auf den Freitag der Bekenner fallt, so ]i2t man es auf den Sab- bath tibergehen, und wenn er auf den neuen Sonntag fallt, so feiert mans am Montag. TEinen weiteren Wechsel hat es nicht“.

II, fol. 118b, col. a, Z. 1ff: we craks flo Niue ool

.HUS0 wasaa) fi-007)

»Herner schreiben wir in der Kraft Gottes den Schatz des

Godiichtnisses der Séméni und ihrer Séhne (2 Macc. VII)‘. (Nach Nilles’ Kal. man. II am ersten Dienstag des Mai).

IT, fol. 123b, col. a, Z. 1ff.: {glam pasohasy pdico [maf ool

1) Ms. liest uJ) fiir Jo.

208 G. Diettrich,

pore poo pacilo {Neano Se Jody Lisaadd» Gr07 opodramy Lar.o

- lraaramy

= ,Ferner die Gottesdienstordnung und Kanones, welche am

heiligen Feste der Auffahrt unseres Herrn zum Himmel ministriert

werden, welches nach der Auferstehung am 40. Tage, am Donnerstag stattfindet*.

II, fol. 188 ay col. a, Z. 30 ff: pasisog Luda froolh ops02 bpooy

« SNarokonwy boo. Jule janwks {ahs

= ,Das Gedichtnis des Mar Toma, des Apostels, welches am

3. Tammuz (Juli) gefeiert wird, auf welchen Tag es auch fallt‘.

II, fol. 145a, col. b, Z. Off: woamjiac uprooy ben? ool

ono} OLE 7S PIX yo Lop Jarl Oger Os fOd)2 of20f Uf d.a,90

= ,Ferner das Gediachtnis des Mar Quriaqos (Cyriacus) und

seiner Mutter Joliti, welches in der Mitte des Monats Tammuz

(15. Juli) stattfindet. Durch seine Gebete helfe uns unser Herr. Amen“,

II, fol. 154a, col. b, Z. 34 ff: pmsohmwy badioo loa) ool hood. fas pasts, fash jaf Say Go? oars ho {bo Lbsraspfuso rng jarg opie forty Lion oporods Rufiso} of Lops

.5ohf

== ,Ferner die Gottesdienstordnung und die Kanones, die am

Feste der Offenbarung unseres Herrn auf dem Taborberge mini-

striert werden, das besténdig am 6. Tage des Monats Ab (August)

gefeiert wird, das der gottesfiirchtige Mar Giwargis (Georg), Metropolit von Assur’) angeordnet hat“.

II, fol. 163a, col. b, Z. 1 ff: tyke pwmsobasoy fpastco loa} sol Nraduloe pmaliths baday Lie eosas parks) tpn £0 Jay Jrworso oro utr of yoann Jasryaro {90) Olo » bey Jrwan So Lox wae Jad is Sas asiats of aaijhs of Jaaspwo {Naopse of amas of BSaailo fo IMssa0 Loo {gla the) Isaay bRSvas0 Loo {ys Sey Lusch, aaa lady ty Sas (hand of

res fy = ,Ferner die Gottesdienstordnung und Kanones, die am

Feste des anbetungswiirdigen Kreuzes ministriert werden, das in allen Jahren der Welt am 13. Elul (September) gefeiert wird, auf

1) Mar Giwargis yon Assur lebte im 10. Jahrhundert und schrieb einen Kommentar (Nuhari) zu allen kirchlichen Liturgicen. Eine Probe dieses Kom- mentares ist im Kéthabhéna déphartuthé Urmi, 1898, pag. 20 verdffentlicht.

*a

Bericht tb. Urkunden z, Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 209

welchen Tag er auch fallt. Und auch das lasse ich deine Liebe, o versténdiger Herr Leser, wissen, daB, wenn das Fest des Kreuzes auf Sonntag, Montag oder Dienstag fallt, dann findet die Ma‘alta (erster Sonntag der Weihe) am 7. Sonntag nach dem Feste statt; und wenn das Fest des Kreuzes auf Mittwoch, Donnerstag, Freitag oder Sonnabend fallt, dann findet die Ma‘alta (erster Sonntag der Weihe) ohne Zweifel am 8. Sonntag nach dem Feste statt%.

Schon beim blofen Durchblattern der Folianten fallt uns der groBe Umfang des Gaza zu den einzelnen Fest- resp. Gedichtnis- tagen auf. Diese auffallende Erscheinung erklirt sich inde& sehr bald aus der Tatsache, da8 bei jedem Fest- und Gedichtnistage simtliche offiziellen Gottesdienste mit ihren mancherlei Unterteilen vorgefitthrt werden. So haben alle Fest- und Gedachtnistage fol- gendes Schema:

Jesi = Abendgottesdienst cfr. I, fol. 1b, col. a, Z. 14. und II, fol. 2b, col. a, Z. 5 ff us. w.

Jsacm = Kompletorium cfr. I, fol. 3a, col. a, Z. 9f. und II,

fol. 8a, col. a, Z. 21 ff u.s.w.

LS. = Nachtgottesdienst cfr. I, fol. 3b, col. b, Z. 284 und II, fol. 4a, col. b, Z. 83 ff. us. w.

32; = Morgengottesdienst cfr. I, fol. 51a, col. a, Z. 30 ff. und II, fol. 50b, col. b, Z. 22 ff u.s.w.

Da aber bei den Nestorianern die Wochen abwechselnd psy und. jay sind, je nachdem der erste oder zweite Chor den gottes- dienstlichen Wechselgesang beginnt, so wird auSerdem noch die Méglichkeit beriicksichtigt, da’ der Abendgottesdienst daqédham (cfr. I, fol. ib, col. a, Z. 1 oder IT, fol. 2b, col. a, Z. 5) und débhathar (cfr. I, fol. 8a, col. a, Z. 9 oder II, fol. 2b, col. b, Z. 12 ff.) ist’).

Da ferner, so viel ich sehe, alle Nachtgottesdienste in drei Sitzungen verlaufen, so kehrt auch in jedem Nachtgottesdienste das Schema der drei Sitzungen wieder:

Lso-o [alas = erste Sitzung cfr. I, fol. 3b, col. b, Z. 31 ff. oder

: Il, fol. 4b, col. a, Z. 1#f. us.w.

wily Jalaso' = zweite Sitzung cfr. I, fol. 82b, col. b, Z. 20ff oder IT, fol. 20a, col. a, Z 10 ff. u.s.w.

1) Ist der Sonntag dagédham, dann gilt dasselbe auch vom Montag, Mitt- woch und Freitag, wihrend Dienstag, Donnerstag und Sonnabend débhathar sind. Umgekehrt: Ist der Sonntag débhathar,! dann tragen auch Montag, Mittwoch und Freitag diesen Charakter, wihrend Dienstag, Donnerstag und Sonnabend dagédham sind,

210 G. Diettrich,

JAALy loles = dritie Sitzung cfr. I, fol. 47b, col. b, Z. 28 ff. oder IT, fol. 39a, col. a, Z. 28 ff. u.s.w. Auferdem begegnen uns noch bei allen Nachtgottesdiensten die {soa [lo = Vigilienlieder*) (cfr. I, fol. 49a, col. a, Z. 23 oder I, fol. 39a, col. a, Z. 32) und bei allen Morgengottesdiensten die Schriftlektionen. Da die letzteren nicht ausgeschrieben sind und in ihren Abbreviaturen etwas Charakteristisches bieten, so setze ich als Beispiel die Perikopen des Weihnachtsfestes aus I, fol. 52a, col. b, Z. 9 ff. hierher : Ld) 0-5 Wpry Sgro oe . bps 20h amofo .9.; . haa} liyo opto .ao} .ihis ease? feo er se poto op. oad . Gof foo 12> «3 - Jaw .oHaw oD fugsoy ong «pr .fpreg Sdoo . 3) pad Mas ey os! . 32 ons . ao} - cad) {I colo . drxoaca WOOD . pd . DOOM) OLORA Jooo + 32 op - 20} . [sada fooo . Myasola -oy Lirersoy OF P.a2.0d. see a Lian Jeaapss »@h prul{ bo .Luaa .LaXio .} . Layo .} . Lato .{ . Loos Spr00) . Jo} ps, ud). - aris Niay gw} .o .; Leb) nde «Loads, ado} «Mas Laoar . .ute Sle .o .ud pro} Lise » Woolly frou} ops -[roasta ey -fo0 > «3

== Lektionen (im engeren Sinne)*): Jesaia séhaha 4: ,Und der Herr fuhr fort“ (Jes. 7,10) bis: ,Denn ehe der Knabe ver- stehen wird‘ (v.16); dazu Anfang von séhaha 5: ,Es zitterte das Land. Sebulon und das Land Naphtali“ (Jes. 9,1) bis: ,Und wie jene, die sich freuen, wenn sie Beute verteilen‘ (v. 3); dazu aus demselben géhah& von: ,Denn das Kind“ (Jes. 9,6) bis: ,Der Eifer des Herrn Zebaoth* (v.8). Sein Genosse Micha, séhaha 2: ,Es wird sein in den (letzten) Tagen“ (Mich. 4,1) bis: ,Und weiter werden sie (den Krieg) nicht lehren“ (vy. 5), dazu aus demselben seéhaha: ,Du aber Bethlehem‘ (Mich. 5, 1) bis: ,Und es wird Friede sein“ (v. 4), dazn aus demselben séhaha: ,Und es wird der Rest Jakobs* (5,6) bis: ,Und alle unsere Feinde (werden zu Grunde gehen)“ (y.8). Suraja‘): ,Der Mann, der Held (ward in ihr ge-

1) Unter diesen qalé déSahr4 versteht man die Hulala-Singe, die im Nacht- gottesdienste der Sonntage und Festtage nach den drei Sitzungen gesungen werden.

2) Als Lektionen im engeren Sinne gelten die Abschnitte aus Gesetz, Pro- pheten und Apostelgeschichte.

8) Unter Suraja (wortl. der Anfang) versteht man gewisse Psalmverse, die in den Wochengottesdiensten vor gewissen Liedern, im Morgen- (oder Haupt-) Gottesdienste des Sonntags dagegen vor der Verlesung des apostolischen Schriftabschnitts gesungen werden.

rs

As

Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 9211

boren u.s.w.)* Psalm 87,5. (Hinlage:) Die Geburt Christi wollen wir preisen mit Liedern des Geistes. Hallelujah, Hallelujah, Hal- lelujab. Responsorium: ,Dieser ward daselbst geboren“ (Pslm. 87,6). Der Apostel: (Brief) der Galater shaha 2: ,Nach der Familie der Menschen (will ich reden)* (Gal. 3,15) bis: ,Jener (Geist), der da schreit Abba” (4,6) Zumara’): 1.-,Der Herr hat zu mir gesagt“ (Pslm. 2,6), 2. ,Fordre von mir“ (Pslm. 2, 7), 3. ,Im Himmel wird us.w.* (??). Evangelium des Lukas sé- haha 2: ,Es geschah aber in den Tagen“ (Lue. 2,1) bis: ,Wie denn zu ihnen gesagt ward“ (v. 20).

Das Ganze wiirde von uns heute kurz so ausgedriickt werden: Perikopen: Lektionen Jes. 7, 10—16. 9,1—3 u. 6—8. Mich. 4, 1—5. 5, 1—4 u. 6—8; Suraja Pslm. 87,5f, Epistel Gal. 3, 15 bis 4,6; Zumara Pslm. 2,6f.; Evangelium: Luc. 2, 1—20,

Von den sogenannten Kirchenliederdichtern wird am meisten Giwargis Warda’) zitiert (cfr. I, fol. 85b, col. a, Z.3; fol. 37a, col. a, Z. 2; fol. 88a, col. b, Z. 12; fol. 57b, col. b, Z. 1 u.sw.). Seltener begegnen Namen wie was ads = der Kirchenlehrer Kamis *) (cfr. I, fol. 27b, col. a, Z. 32), oder Lmaodt\upm. barao == Priester Israel von AlgoS*) (cfr. I, fol. 185a, col. a, Z. 25), oder ps0j00) a3 = Rabban Hormizd®) (cfr. IT, fol. 46a, col. a, Z.1 und fol. 46b, col. b, Z. 31), oder atio uz = Mar Pe- thion®) (cfr. II, fol. 104a, col. a, Z. 21) oder |Jgsanmeo} ama. uj}. asrohyo (Lin. 9 = Mar Joseph, Bischof von Gazarta und Témanon (cfr. II, fol. 183a, col. b, Z. 27). Ob Bezeichnungen wie Jao Kusy = Hakim débheth Qasa (cfr. I, fol. 107 a, col. a, Z. 31)”) oder Jutpo; lesan la.ao = Qatisa Sem¥a Zeidanaja (cfr. I, fol. 112, col. b, Z. 20)*) wirkliche Nomina propria sind, oder nicht vielmehr bloBe Epitheta ornantia uns sonst bekannter oder unbekannter Dichter, lasse ich dahingestellt.

1) Unter Zumara (wértl. der Psalmengesang) versteht man jene Psalmverse, die vor der Verlesung des Evangeliums gesungen werden.

2) Zu Giwargis Warda (XIII Saec.) cfr. Hilgenfeld (H.): Ausgewahlte Gesinge des G. W. von Arbel. 1904. pag. 1—4.

8) Zu Kamis Bar Kardahe von Arbel (XIII Saec.) siehe Kéthabhéna déphar- tuthé Urmi 1898 pag. 83 ff.

4) Dieser Israel von Algo’ scheint der Grossvater des Schreibers zu sein. SchluBgesinge (hut&4mé) von ihm sind erhalten in Sachau, Verzeichnis I, pag. 154f.

5) Zu Rabban Hormizd (VII Saec.) cfr. Assemani B.O. II, 1, 276.

6) Zu Mar Pethion (V Saec.) cfr, Assemani B O. II, pag. 397.

7) cfr. Sachau, Verzeichnis I, pag. 239.

8) Hin Lehrer Sem¥a liefert Beitrige zur Liedersammlung Sit, Ver- zeichnis I, pag. 244.

912 G. Diettrich,

Da8K unsere Folianten durchaus nicht nur die Lieder dieser und hnlicher Kirchenliederdichter enthalten, wurde uns schon aus dem oben zitierten Passus itiber die Schriftlektionen klar. Sie teilen vielmehr im Allgemeinen Alles mit, was im Gottesdienste gesungen wird. Gelegentlich aber gehen sie dariiber hinaus. So z.B. in den obigen Zitaten tiber die Stellung der Fest- resp. Gedichtnistage im Kirchenjahr. Hier und da geben sie sogar noch Vorschriften tiber die von den Ministranten zu vollziehenden Handlungen. So wachsen sie an einigen Stellen geradezu zu einer Art Agende aus, in der nur das noch fehlt, was im Gottesdienste gesprochen werden muf (cfr. jedoch die obigen Zitate tiber die Schriftlektionen). Zur besseren Veranschaulichung des Inhaltes setze ich hier den Anfang und Schlu& des Gaza zum Weihnachts- feste her. Was nicht in den Folianten steht, aber doch aus Psalter (Editio Urmiensis Anglicanorum 1891), Qédhamubhathar (Ed. Urm. Angl. 1894) und Takhsa (Ed. Urm. Angl. 1890 u. 92) erganzt werden mu8, gebe ich nach diesen Quellen im Kleindruck wieder.

Anfang I, fol. 1, Z. 13 ff.: fro .Ljam Gros .citta) .o EAS gy! -vodoniea [Misopso jel Lusaa .co 0 unde .upmao uab .usaas Munm.

PSX w eJoll lusam . Lys.) ohuar - eho} + Rope roaay

Uebersetzung (und Erganzung):

Priester: Ehre sei Gott in der Hiéhe (8 ><). Und Friede auf Erden und den Menschen eine gute Hoffnung, zu allen Zeiten fir Ewigkeiten. Amen.

Gemeinde: Segne, 0 mein Herr!

Sie geben sich den FriedenskuL.

Priester: Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme x Heilig, heilig, heilig bist du. Unser Vater, der du bist im Himmel. Himmel und Erde sind voll von der GréSe deines Ruhmes. Die Wachter (== Engel cfr. Dan. 4,13) und Menschen schreien zu dir: Heilig, heilig, heilig bist du x Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe u.s.w. bis denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.» TEhre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. x Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme x Heilig, heilig, heilig bist du. Unser Vater, der du bist im Himmel. Himmel und Erde sind voll von der Gréfe deines Ruhmes. Die Wachter und Menschen schreien zu dir: Heilig, heilig, heilig bist du.

Diakon: Lagt uns beten. Friede sei mit uns.

Gebet vor der Marmitha:

La8 uns bekennen, o Herr, deine Gottheit mit geistlichen Lobgesingen, und la8 uns anbeten deine Herrschaft mit irdischen Anbetungen. Und la8 uns preisen deine bedeckte und verborgene Natur mit reinen und unbefleckten Gedanken, o Herr des Alls, Vater, Sohn und heil. Geist in Ewigkeiten. Amen.

a

Bericht iib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 213

Marmitha Sath’sau = Psim. 87 u. 88.

(Zam Vortrage merke: 1) Die Psalmen werden von zwei Chéren gesungen und zwar so, daB sie sich abwechselnd in die von syrischen Redaktoren festgesetzten Verse teilen. Ist die Woche daqédham, so beginnt der erste Chor; ist sie débhathar, so beginnt der zweite Chor. 2) Nach dem ersten Verse des ersten Psalmes, also hier nach Pslm. 87,1, singt der Chor: Hallelujah, Hallelujah, ja Hallelujah und wiederholt den ersten Vers. 38) Nach jeder Marmitha, also hier nach Pslm. 88,19b, wird gesungen: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, von Ewigkeit za Ewigkeit. Amen.)

Diakon: La8t uns beten. Friede sei mit uns.

Gebet vor dem Weihrauchlied.

Den gro8en, furchtbaren, heiligen, gesegneten, seligen und unerforschlichen Namen deiner herrlichen Dreieinigkeit, und deine Gnade gegen unser Geschlecht sind wir verpflichtet, zu preisen und anzubeten und zu riihmen zu aller Zeit, o Herr des Alls, Vater, Sohn und heil’ger Geist in Ewigkeiten. Amen!

Das Weihrauchlied’), 5; mit folgenden Psalmen- anfangen:

a. Wie lieblich (sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth) (Pslm. 84, 1).

b. Wie den Duft guter Woblgeriiche und den Geruch des stiffen Weihrauchbeckens nimm an, o Christus unser Erléser, Gebet und Bitte deiner Knechte.

a. Meine Seele verlangte (und sehnte sich nach den Vorhdfen des Herrn) (Pslm. 84, 2a).

b. Wie den Duft guter Wohlgertiche und den Geruch des siifen Weihrauchbeckens nimm an, o Christus unser Erléser, Gebet und Bitte deiner Knechte.

a. Mein Herz und mein Fleisch (priesen den lebendigen Gott) (Pslm. 84, 2b).

1) Im Kommentar ,aller kirchlicher Feste* des schon oben erwihnten Metro- politen Giwargis von Assur (X Saec.) lesen wir (Kéthabhon’ déphartuthé, pag. Jao) Folgendes ttber das Weihrauchlied: ,,Dieser Wechselgesang wird aus zwei Griinden (an Sonn- und Festtagen) gesungen: 1) Weil bis dahin der Alte Bund auf die Kirche deutete und yon nun an weiter die Oekonomie Christi die Deutung giebt. Da Sonntage und Festtage besonders der neuen Herrlichkeit gleichen, wollten die Vater durch ein gutes Zeichen kundtun, daB von jetzt an ,,die Ehre“ beginnt. 2) Weil der Bischof an den Sonn- und Festtagen zum Dienst herausgeht, so ward er (dieser Wechselgesang) ausgesondert, da8 er bis zu der Zeit, wo er herausgeht, gesungen wird und zwar 5 mal, bis der Bischof fertig ist. So hat ISojahb be- fohlen, da8 man, wenn er zum Pfc hinaufsteigt, sofort mit Singen beginnt. Und das ist die Meinung des seligen Bar Lipeh*.

214 G. Diettrich,

b. Wie den Duft guter Wohlgeriiche u. s. w.

a. Mein Kénig und mein Gott, (wohl denen, die in deinem Hause wohnen) (Pslm. 84, 5).

b. Wie den Duft guter Wohlgeriiche u.s.w.

a. Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heil. Geiste, von Ewigkeit zu Ewigkeiten.

b. Wie den Duft guter Wohlgeriiche u.s.w.

Diakon: Friede sei mit uns.

Priester spricht tiber dem Wethrauchkessel: ,La& uns aufsteigen machen den Lobpreis deiner gepriesenen Dreieinigkeit zu aller Zeit, in Ewigkeiten. Amen,

Sodann legt er den Weihrauch in den Kessel, der vom Diakon gehalten wird, zeichnet thn mit dem Kreuse, und der Diakon geht durch die Kirche und rduchert das Volk an.

Diakon: LaBt uns beten. Friede sei mit uns.

Gebet vor dem Lakhumara.

Fir all deine Hilfen und Gnadenerweisungen gegen uns, die nicht vergolten werden kénnen, Ja8 uns dich bekennen und verherrlichen ohne Aufhéren in deiner gekrénten Kirche, welche von deinen Hilfen und Segnungen voll ist. Denn du bist der Herr und Schépfer des Alls, Vater, Sohn und heiliger Geist fiir Ewig- keiten. .

Gemeinde: Amen.

Lakhumara’) (an allen Herrenfesten 5 >< gesungen).

a. Dich, Herr des Alls, bekennen wir. Und dich, Jesus Christus, preisen wir. Denn du bist der Erquicker unserer Leiber. Und du bist der Heiland unserer Seelen.

b. Ich freute mich, als man zu mir sagte: (Wir gehen in das Haus des Herrn) (Pslm. 121, 1).

a. Dich Herr des Alls, bekennen wir w.s. w.

b. Ehre sei dem Vater (and dem Sohne u. dem heil. Geiste) von Ewigkeit (zu Ewigkeit.)

a. Dich, Herr des Alls, bekennen wir u.s. w,

Diakon: Lagt uns beten. Friede sei mit uns. Gebet nach dem Lakhumara Du, o mein Herr, bist in der Tat der Erquicker unserer Leiber. Und du bist der gute Heiland unserer Seelen, und der stindige Bewahrer unseres Lebens. Und wir sind verpflichtet, dich zu bekennen, anzubeten und zu rithmen, zu allen Zeiten, Herr des Alls, Vater, Sohn u. heil. Geist, fir Ewigkeiten. Gemeinde: Amen.

Schla8 des Gaza zum Weihnachtsfeste: I, fol. 52b, col. a, Z. 10 ff: aaich!y pmsbiolo {bohst ficial! fram, flats epwlo

1) Lakhumara heiSt wortlich: ,Dich, Herr“ und ist der technische Ausdruck fiir den mit diesen Worten beginnenden Gesang.

4 pe

Bericht ib. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian, Kirche. 215

e? (Se fis) Lodso mar sidmany oats Luoksy hoo_so Lroucs Jayac boro Mp Awe .LAd.0 fropuswo bras unas} iho OO-nMO.19) Lisacf > fracas wo om wpohwo Ldrol browns moioy!! Up209 cI wpawo . Luspw, Difo wdr< Fao Layo Io} po ihe wo 2 A PSS. apts Qo brass fo hain, epi Milas Dig} ~Masoiay fras fiso roi Jlas o& who . oh! yo Lis, oro) anuzpa oe prog Lamy flasoy wo Maun, -d py} Lise [MS . 00) 45 00 ar Jrcrty ud) fliasne {hao} Maun, {pole yiuads Lidtco Mis Se Gh Wut Layao uaa [oe Laojo .foo yar [Aadas Lflo -oume Jpo{p frasaaso Jac pray boo .bams pus} ol . cop! Joy frroniiso [r090 [22 .o . {harm Luar . flora, ase rie phso .fKeaspo Layoo Ler ago .fisuiswo lio Luaps Sa . ojos woyoh}y fi} od) .fuoio Laromo Layo Luapo Ss Sacks ool + AE2570 CHRD? Lomas oS opohy brass pus! of . lisaas {ipa Josses dif frarasds wad. soplly foo) Loroy 1)3} BW hor Nujatsasr opam fpohswo . fa [pso fide fdrobs fey .JKS . Lato furnace Juzso worohuly . oop frwa, py and pal! .pus! ob wad & fas . Miso] up 970 ying? WAN - 41077 HL ~ras ea hw for [KS .00) 2 00) Who . {Kaads jrofhswo . pred. fy03) QHARO ya .}009 loops fer Ge ancy; [oof . viel Samo Raco .uol Lio pw ppm . woo} Piel hoy (1 - ylas yo Jaslo tury .Jowasa fimo ooze boda .ysday Jol! coe eo Nw 2 5p Leroaso je Lys Iya {profhooy fKuenel .erkas wa, Nas) wel lam} .Jadu usar. [ayoo Soao . acy pol wot fas} .jajao Mia ago Dio lwds .yloor |! filo AN So malts cio fl .phiinel So wma, jy} -lcae jopod @{ . lose YPrALO CL vito ool . [as pilin iu} Jus .flLaacosi » Shee Age YO}? Wo {Xmas profs ot BDF. Bop ADD) Jian She bimas cast bee Jar gid dol fed -fiorasy filo wii proy yaar fact caro .wijan No ood Leon). ploo I puto? cats -oo losas [sil whoo .lusaa sianrs JAS ano iis) « fiesaaso psofo . _L Shoo eaawe » Aasoal 2 pr gO Narntlo fp pl evo noo oe

= Und sie sagen das Glaubensbekenntnis, welches von den 318 Vitern festgesetet ist, die in Nicaea (einer Stadt) Bithyniens zur Zeit des siegreichen Kénigs Konstantinos versammelt waren. Die Sache

P16 G, Diettrich,

ihrer Versanunlung aber betraf den gottlosen und verdammten und ver- fluchten Arius. Und der Priester honsekriert mit der Konsekrations- ordnung des Mar Theodorus, des okumenischen Auslegers. Und mit dieser wird von Advent bis Palmarun konsekriert'). Und nach dem: »lin heiliger Vater u.s.w.“*) stehen sie die Vorhdnge des Alturs gurtich und diejenigen, welche innerhalb (des Sanktuariwmns) sind, beginnen mit geddmpfter Stimme und sagen: ,Furchtbar bist du, o héchster Gott, aus deinem Heiligtume in alle Ewigkeit. Gesegnet sei die Ehre des Herrn aus seinem Orte*. Und sie wiederholen es mit lauter Stimme und das Volk, das im Tempel (Schiff der Kirche) ist, erwidert dasselbe.

Verse:

Der Herr hat zu mir gesagt: (Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt). x

b. Farchtbar bist du (o héchster Gott, aus demmem Heiligtume in alle Ewigkeit. Gesegnet sei die Ehre des Herrn aus seinem Orte). >

Aus den kostbaren Palaésten von Elfenbein werden die Kénigs- téchter mit Ehre dich preisen. X

Furchtbar bist du, (o héchster Gott, aus deinem Heiligtume u.s. w.) Xx

, Lortsetzung:

Jene Kohle, die der Prophet sah, hatte der Engel mit der Zange genommen; und jetzt tragen sie Priester feierlichst im Heilig- tum auf ihren Hénden.

b. Furchtbar bist du, o héchster Gott, aus deinem Heiligtume u.s. w. ¥

O kommt zusammen, ihr Vélker (laf8t uns ihm nahe treten in Heiligkeit unserer Leiber und Seelen, denn das ist das Myste- rium, das verborgen war, das zur Vergebung der Siinden fiir uns gegeben ist. Hallelujah. Hallelujah.) x

b, Furchtbar bist du, o héchster Gott, aus deinem Heiligtume u.s. w. x

Und wenn es eu Ende ist, ruft der Diahon, der die Karozutha ver- ktindigt hat:

Preiset (den lebendigen Gott).

Und es singen diejenigen, die im Tempel sind, den

1) Im allgemeinen wurde mit der Konsekrationsordnung des Mar Addai und Mar Mari konsekriert. Von Advent bis Palmarum wurde die des Theodorus be- nutzt, Hine dritte Konsekrationsordnung war an folgenden Sonntagen gebrauch- lich: Epiphanias, Joh, Baptista, griechische Lehrer, Mittwoch der Nineviten und griiner Donnerstag. Simtliche drei Ordnungen sind in der Editio Urmiensis der Takhsa déqudaSe déqurbana wéda ’emadha des Jahres 1890 abgedruckt.

2) Das hei8t nach vollzogener Konsekration.

=

E

OST aan SET oth, ae eta oiinne

Bot me SL STR sa aor eae

cea, ee eter eR Se IM, SO

Bericht itb. Urkunden z. Geschichte d. Gottesdienstes in d. nestorian. Kirche. 217

Chorgesang : b. Der Leib und das siihnende Blut, siehe es naht. | Auf dem Altar (liegt) das Leben und der Lebenspender. Mitten in der heiligen Kirche das Heilige. Wiederum soll empfangen werden auf dem heiligen, herrlichen, geistlichen Altar Das, was wabrhaftig im Himmel ist. x a. O kommt zusammen, ibr Volker, laft uns ihm nahe treten in Heiligkeit unserer Leiber und unserer Seelen. Denn das ist das Mysterium, das verborgen war, das zur Vergebung der Stinden fiir uns gegeben ist. Hallelujah, Hallelujah! >x °) Verse: b. Siehe eine Jungfrau wird schwanger und gebiert einen Sohn, Und sein Name wird Immanuel genannt. xX O kommt zusammen (ihr Volker, laBt uns w.s. w.). X . Denn euch ward heute der Heiland geboren, Welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. x

a. O kommt zusammen (ibr Volker, laft uns u. 8. w.) X

Und sie fahren fort: Deinen Leib und dein Blut, Herr, hast du uns zu essen gegeben. Wie du uns einen Mund gegeben hast, deinen Namen zu preisen. x Und es wird (der bekannte Passus)*) aus dem Geddchtms angefiihrt

und sie antworten dasselbe. Verse:

Siehe unsere Augen haben gesehen und unsere Hinde empfangen Die Gnadengabe, die uns die Engel im Himmel gegeben. % Das Gedichinis deines Leidens und die Erinnerung deines Todes So wie sie bei uns ist, bedeutet dein Leib. x Durch deine Geburt, unser Herr, ward der Erdkreis erleuchtet Und sang einen Lobgesang dem Vater, der dich gesandt hat. > Friede in der Héhe und Ruhe in der Tiefe Denn Engel und Menschen sind in dir versdhnt. x

oP}

Hymnus, welcher an den Herrenfesten nach Empfang des Sakramentes gesungen wird. Starke, o unser Herr, die Hinde, die sich ausgestreckt

1) Ob dieser sub a genannte Passus erst nach Vortrag der samtlichen 5 vorhergehenden Verse oder schon nach jedem einzelnen dieser Verse gesungen werden mu8, geht aus dem Texte nicht hervor.

2) Gemeint sind die Worte, die in der Editio Urmiensis der Takhsi pag. (28) Zeile 6—18 aufgezeichnet sind.

218 G. Diettrich,

Und das Heilige empfangen haben zur Vergebung der Schu Iden.

Mache sie wiirdig, daB sie alltaéglich

‘Deiner Gottheit Frucht bringen. >x

Den Mund, der dich gepriesen in dem Heiligtume,

Mach wiirdig, Lobgesang zu singen. x

Die Ohren, welche den Schall deiner Loblieder gehért haben,

Nicht mégen sie héren, mein Herr, die Stimme des Schreckens.

Die Augen, die deine grofe Gnade gesehen haben,

O mégen sie wiedersehen, mein Herr, deine gesegnete Hoffnung.

Auch die Zungen, die das ,Heilig’ gesungen,

Bereite du, daf sie die Wahrheit sagen.

Die FiiBe, die in den Kirchen gewandelt,

LaB sie wandeln an dem Orte des Lichtes.

Die Leiber, die deinen lebendigen Leib gegessen,

Erneure sie mit neuem Leben.

Unsere Gemeinde, welche deine Gottheit anbetet,

O mache reichlich gegen sie alle Hiilfen. x

Und bei uns mége deine grofe Hiilfe bleiben

Und in ihr mégen wir reichlich Lobgesang hervorbringen. >

Oeffne die Tiir dem Gebet unser Aller

Und es komme vor dich auch unser Dienst. x

| Und sie fahren fort:

‘Und er hat uns beraubt u.s.w.?).

=i 7 Und der Diakon spricht:

Wir alle also, (die wir durch die Gabe der Gnade des heiligen Geistes herangetreten und gewiirdigt sind, Gemeinschaft zu haben im Nehmen dieses herrlichen, heiligen, lebenspendenden gottlichen Sakramentes, wir alle bekennen und preisen zu- gleich Gott, ihren Geber).

Und sie machen den Schluf wie gewihnlich.

1) Die Fortsetzung dieses Verses kann ich nirgends finden.

{a

Zur Geschichte des Sloka. Von H. Oldenberg.

Vorgelegt in der Sitzung vom 3, Juli 1909.

Zu den nachstehenden Erérterungen haben mir Untersuchungen den Ansto& gegeben, deren Absicht es ist, die literargeschichtliche Stellung zweier Texte, die offenbar zu den 4ltesten Bestandteilen des buddhistischen Kanon gehéren, an Aelterem wie an Jiingerem zu bemessen: die Atthakani und das Parayanam, tiberliefert als die SchluBabschnitte des Suttanipata. Die Beschiftigung mit den Slokas dieser Texte legte mir den Versuch nah, fiir eine Reihe altbeobachteter Tatsachen aus der Entwicklungsgeschichte des Sloka den durch sie hindurchgehenden Zusammenhang vollstindiger, als bisher geschehen, zu formulieren und neve Beobachtungen hinzu- zufiigen. Davon wird, hoffe ich, zundchst die Chronologie der Texte Nutzen ziehen, die ja in der indischen Literatur dringender als anderwirts auf Untersuchungen dieser Art sich zu stiitzen gezwungen ist. Dann aber wird es uns auch um seiner selbst willen als Gewinn erscheinen, wenn wir darin Fortschritte machen, das Versma8, an dem und durch das sich die formenschaffende Kraft indischer Poesie mit so besonderer Vorliebe betitigt hat, in den Details seiner Erscheinung und in der Konsequenz seiner Entwicklung klarer zu durchschauen.

Von den Arbeiten, die dazu gehéren, hat freilich fiir jetzt nur ein Teil getan werden kénnen. Es wird nétig sein, grofe und der metrischen Analyse gegentiber teilweise recht widerspanstige Textmassen in dhnlicher Vollstindigkeit statistisch zu untersuchen, wie das fiir den Rgveda Arnolds entsagungsvolle Arbeit geleistet hat. Besonders erwiinscht wird es auch sein, wenn sich zu unsern

Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philolog.~hist. Klasse. 1909, Heft 2. 16

220 H. Oldenberg,

Materialien exakte Beobachtungen tiber den indischen Slokavortrag der Gegenwart fiigen werden’). Vielleicht wird sich dann be- stimmter als gegenwirtig tiber die rhythmischen Motive ur- teilen lassen, die in den zu beobachtenden Kombinationen der Liingen und Kiirzen wirksam sind. Soweit sich jetzt die Sachlage wenigstens vermutungsweise beurteilen lift, bezweifle ich durchaus, daB aus dem Singsang, der dem Inder beim Vortrag von Versen geldufig ist und gewif immer geliufig war, auf etwas, das musika- lischer Taktgleichheit auch nur aéhnlich wire, geschlossen werden kann. Singsang ist kein Gesang”), und auch Gesang erweist nicht Taktgleichheit: Strenger Jambentakt wird in der Vergangenheit zu Grunde liegen. Der Sloka ist doch durch und durch: davon berithrt, was F. Saran ,das Zerrinnen oder Verschwinden der alten Hebungsperiode* *) nennt. Der Wechsel der rhythmischen Figuren, das Sichentfernen und das Zusammenprallen der rhyth- mischen Akzente wurde als Reiz empfunden, wahrend die immer sich wiederholende Riickkehr zu den Jamben bei der immer gleichen Silbenzahl den jambischen Takt als den zu Grunde liegenden auch da, wo man sich von ihm entfernte, der Vorstellung gegenwirtig hielt. Doch diese rein vorldufigen Bemerkungen bestimmter zu fassen oder zu korrigieren wird die Zeit gekommen sein, wenn Beobachtungen der eben bezeichneten Art vorliegen. Vielleicht wird. auch die fortschreitende Erkenntnis der Gesetze des Saman- vortrags, zu der jetzt Simons Bearbeitung des Puspasiitra einen so dankenswerten Beitrag geliefert hat, hier weiterhelfen. Schon in den altesten Literaturdenkmilern weisen die acht- silbigen, tiberwiegend dem Schema »—w—v—v entsprechenden Reihen, die sich dort meist zu dreien oder zu vieren*) zu Versen

1) Kirstes Angaben in der XIII. Mitt. der Phonogramm-Archivs-Kommission (8B. Ak. Wien, Phil-hist. Kl. Bd. 160, 1908; vgl. Simon, Puspasitra 525) lehren kaum etwas tiber die uns beschaftigenden Fragen.

2) Man vergegenwirtige sich die Regeln ther den Vortrag vedischer Verse mit ihrer den Akzenten folgenden Singsangbewegung und man erinnere sich der im buddhistischen Vinaya begegnenden Unterscheidung zwischen gitassara (,dya- takena gitassarena dhammam gayanti“, worin doch auch noch kaum taktmaBiger Vortrag gelegen haben wird) und dem blofen sarabhanna (Cullavagga V, 3, vel. Mahavagga V, 13, 9).

3) Deutsche Verslehre $. 182: ,Das Zerrinnen oder Verschwinden der alten Hebungsperiode A—A— bezw. —A—A... Es treten andre, wechselnde Typen in der Reihe anf: A A——, —A A—u.s.w.“ Das Klingt, als wire vom Sloka die Rede.

4) Wenn bei dem Vers aus vier Reihen (Anustubh, spater Sloka) die Glie- derung 2-+ 2 evident ist, so glaube ich jetzt (anders Hymnen des Ry. I, 23 A. 2),

zur Geschichte des Sloka. 22:1,

vereinigen, Anfénge von Differenzierungen auf, sowohl im Innern der einzelnen Reihe wie der Reihen gegen einander. Innerhalb der Reihe sondert sich die erste Silbentetras, die den auch in ihr vorherrschenden jambischen Rhythmus freier behandelt (iiberwiegend +—4—'), doch daneben andre Miglichkeiten, namentlich en anaes und die strenger geordnete zweite (ziemlich regelmaBig U—u). Um den jambischen Rhythmus als herrschend zu markieren, war es notwendig, am Schlu8 der Reihe den Jambus sich wiederholen zu lassen, und schien es hinreichend, ihn in der geringsten denk- baren Anzahl zwei sich wiederholen zu lassen: womit denn eine Teilung der Reihe in zwei schon jetzt nicht vollkommen gleich geartete Halften gegeben war, die im weiteren Verlauf der Ent- wicklung, in der fortschreitenden Steigernng dieser Ungleichheit ihre Geltung auf das entschiedenste bewahrt. Daneben ist dann ein erster, freilich recht geringfiigiger Anfang der Differenzierung der ganzen Reihen gegen einander darin zu bemerken, daB die an sich nicht sehr haufige freiere Behandlung der zweiten Silbentetras (z. B. usuw statt vv) bei der Zusammenordnung der drei Reihen einer Gayatri an erster Stelle leichter zugelassen wird, als an zweiter oder dritter *).

Eine Besonderheit, die bei der Setzung einiger dieser nicht- jambischen Mafe zu beobachten ist die Neigung zu einer Casur lasse ich fiir jetzt bei Seite, da es zweckmaBiger scheint, ihre Be- sprechung mit der eines spiteren Entwicklungsstadiums zu ver- binden (s. unten).

Hs ist ein in seiner Weise bedeutendes Schauspiel, wie aus dem einfachen Gebilde dieser acht Silben nun, die Geschichte der

daB auch bei dem dreireihigen Verse (Gayatri) die von der Tradition gegebene Gliederung 2 + 1 dem Wesen der Sache entspricht. Satzbau und Sinnesgliederung zahlreicher Verse scheint mir darauf zu fithren. Vgl. die ttbhernachste Anmerkung.

1) Man sieht leicht, da8 der vedische Vers die mittelzeitigen Silben an der ersten und dritten Stelle unméglich entbehren konnte. Allein die beiden ersten Verse des Rv. enthalten folgende Worte, die ohne diese Freiheit sich nirgends unterbringen lieBen: yajrdsya, hdétaram, pirvebhih (pirvath wirde nicht weiter helfen), devin. Das sind Worte, die sich aus rgvedischen Hymnen nicht weg- denken lassen. Die leisen statistischen Schwankungen in der Struktur der ersten vier Silben in den verschiedenen Partieen des dlteren Rgveda, die Arnold (Vedic Metre § 186f.; Tabellen S. 158. 164) bemerkt hat, diirfen hier bei Seite gelassen werden,

2) 8. meine Hymnen des Ry. I, 10. 12. Auch hierin scheint sich zu be- stitigen, da8 die drei Reihen nicht gleichberechtigt neben einander stehen, sondern die beiden ersten enger zusammengehiren (s. voryorige Anm.).

16*

999 H. Oldenberg,

indischen Literatur begleitend, eine Fiille vielgestaltiger Neu- bildungen erwiichst.

Indem man in der Fahigkeit fortschreitet, gréBere Massen zu gliedern, betont man im jiingeren Rgveda energisch die im dltern nur schwach ausgepragte Zusammenordnung der beiden ersten, der. beiden letzten Reihen der vierreihigen Anustubh. So zerfallt die Anustubh in zwei Hemistiche, in deren jedem die friihere Réihe sich gern in einer gewissen Spannung der sp&teren gegeniiber- stellt"). Sitz dieser Spannung sind die zweite und vierte Silben- tetras des Hemistichs*); wenn auch nicht immer so doch haufig ent- wickelt B ein Widerspiel zu D. Bald weisen, wie in der friiheren Zeit, auf die Jamben von D auch jetzt noch in B Jamben hin: wirkt da die Kraft des Beharrens, die das Alteingewurzelte nicht auf einen Schlag untergehen la8t? Oder liegt Absicht darin, da8 man die Beziehung von B zu D nicht immer durch Differenzierung zam Ausdruck bringt, sondern daneben auch durch gleiche Bildung die eine Tetras mit der andern verkniipft®)? Dann aber in bun- tester Mannigfaltigkeit Hindeutungen und zugleich Ausweichungen allerart von B aus dem Geleise, in das man bei D zuriickkehren wird. Keineswegs ein Lockerlassen der Ziigel, so daB man den Weg naihme, auf den der Zufall oder die Beschaffenheit des sprach- lichen Materials fiihrt. Sondern*) in sehr ausgeprigter Abweichung von diesem Weg eine bemerkbare Zuriicksetzung der Metra —U—-,

bei. denen die Jamben einfach in ihr Gegenteil verkehrt sind; dafiir schon jetzt offenbare Vorliebe fiir Uw: einen Augenblick meint man das. Ziel der J amben erreicht zu. haben, um dann das scheinbare Gelingen um so sichtbarer in Miglingen umschlagen zu sehen, so dafi eine neue, definitiv zum Ziel ftthrende Wiederholung der ganzen Bewegung (C, D) erfordert wird’). Man empfindet,

1) Ich verweise auf H. 0., ZDMG. 37, 63ff.; 54, 182 ff; Hymnen des Rv. I, 26 ff.; Sacred Books of the East XXX, XIf.; Arnold, Vedic Metre 10f. 153. 166#. -- Ueber das im Ry. zu beobachtende allmahliche Fortschreiten dieser selbstverstindlich nicht auf einen Schlag sich vollzichenden Neubildung s. Hymnen des Ry. I, 27; Arnold 166 ff.

2) Ich benenne dessen vier Tetraden als A, B, C, D.

3) Die Folgezeit, die im Ganzen auf der jetzt eingeschlagenen Bahn weiter geht und die jetzt sich entwickelnden Vorlieben und Abneigungen stirker betont, liBt, wie wir sehen werden, die Jamben in B durchaus fallen: wie mir scheint, ein Anzeichen dafiir, daS fiir diese die Auffassung als Survival die zutreffende ist.

4) Man vergleiche zum Folgenden meine Tabelle Hymnen des Rv. I, 28 oder die Arnolds Ved. Metre 168.

5) Es wide mich befriedigen, wire es mir gelungen, in dem hier Gesagten mach anschaulicher herauszuarbeiten, was ich in Kirze schon frither ZDMG. 54,

RAR LECTIN, 5 REI en terms a

zur Geschichte des Sloka. 223

wie in den vielen Formen, in denen das Gegenspiel von B zu D zum Ausdruck gelangen kann, sich das Tor dffnet, durch das reiche, vielseitiger Entwicklung fahige Mannigfaltigkeiten jn den Bezirk des urspriinglich so einténigen vedischen Jambenmafes eindringen.

. In der Natur der Sache liegt da D prinzipiell unverandert bleibt, héchstens in Bezug auf die lockerere oder strengere Durch-

_fihrung der Regel Schwankungen aufweist —, da& der Hauptsitz

der sich vollziehenden Entwicklung B als der in der ersten Zeilen- halfte dem D entsprechende Teil sein mui; hier entfaltet ja das Leitmotiv des Ganzen, das Widerspiel der beiden Hialften, am stirksten seine die Verteilung der Quantitiéiten beherrschende Wirkung. A und C aber haben im Wesentlichen eben die Funktion, za B und D hinzufiihren. So sind ihre Schicksale grofenteils von denen der letzteren abhangig. Daneben und im Zusammenhang damit bald auch von einer rein negativen Tendenz: das Schwinden alter metrischer Gesetzmafigkeit iiberlaft hier wenn aach na- tiirlich nicht ohne Einschrénkung den-Sprachstoff sich selbst, der rein sprachlichen Form, die fiir die Metrik natiirlich Form- losigkeit bedeutet. !

Fiir jetzt man erinnert sich, da8 von der jiingeren Reveda- zeit die Rede ist bleibt A von Wandlungen noch unberiihrt ’). Aber dieselbe Tendenz, die jetzt dem D in dem ihm korrespon- dierenden B ein Widerspiel entgegenzustellen anfingt, wirkt dahin, da®B ihm in dem ihm vorangehenden C eine von ihm selbst scharf geschiedene Unterlage gegeben wird; die Jamben von D sollen eben in ihrer Bedeutung als das Ziel der Bewegung hervorgehoben werden, die darum nicht friither als in dem gewollten Augen-

188 f. gegeniiber der Auffassung Bloomfields, The Atharvaveda 41f., bemerkt habe, der die hier in Rede stehende Behandlung von B als etwas Uraltes mit dem nur silbenzahlenden, die Quantitaten wunberiicksichtigt lassenden Achtsilbler des Avesta in Verbindung bringt. Dabei sind, scheint mir, die feineren Charakteristika von B iibersehen und ist die darin sich ausprigende Entwicklungsphase von der geschichtlichen Stelle losgerissen, an die sie durch das Alter der Texte wie durch die innere Konsequenz gleich iberzeugend versetzt wird. Die Auffassung Bloom- fields, nach der die Lissigkeit der ,more popular poetry“ und das hieratische »more exquisite treatment“ in den Anustubhtypen, welche mir als der jiingere resp. altere erscheinen, gleichzeitig neben einander stehen, prife man auch an den Wandlungen, die in der nach mir jiingeren Epoche C erleidet (s. u.), Ferner an dem von Arnold 194; Tabelle S. 153 und §. 164 unter Nr. 26) erkannten Faktum, da8 in dieser Schicht der Bau von D ein besonders strenger ist.

1) Man sehe die Tabelle Arnolds; S. 158, deren vorletzte Vertikalkolumne man mit den vorhergehenden vergleiche.

224. H. Oldenberg,

blick zum Ziel gelangen darf'). So werden in C jetzt die auf vu ausgehenden Messungen stark zuriickgedringt *).

Damit ist denn hier die alte Herrschaft der Messungen vv in C prinzipiell beseitigt. Das von diesen, genauer von der Form uv, verlorene Terrain wird von andern Messungen in Beschlag genommen; die Buntheit, die wir in B ihren Kinzug halten sahen, ergreift auch C, Es ist wichtig zu beobachten, dab, was der Form _ w—v— verloren geht, den iibrigen Formen keineswegs gleichmifig zuwachst *), Und zwar ergibt Arnolds Tabelle S. 153 (letzte Vertikalkolumne), daf die nach wie vor haufigste aller Formen, u———, jetzt nicht nur keinen der Zuriickdréngung yon »—v_ entsprechenden Zuwachs erfihrt, sondern sogar eine gewisse Ab- nahme. Alle andern Formen‘) dagegen werden haufiger. Am geringsten ist der Zuwachs bei wu-—, erheblich bel w——v, uuu, wuv. Die Form »——v iiberholt jetzt den Typus wu an Hanfigkeit; nach Arnold ist das Verhaltnis 209 : 189, gegentiber 96 : 114; 73: 111 etc. in friiheren Zeiten. Mir scheint diese Schwankung doch auf Zufall zu beruhen; der spitere Ver- lauf deutet nicht auf eine positive aus diesen Zahlen herauszu- lesende Entwicklungstendenz. Den wesentlichen Sinn der in dieser Zeit fiir C geltenden Ziffern, wenn man auf diese aus der Ver- gleichung des dltern wie des spitern Zustandes Licht zu werfen versucht, méchte ich nur darin finden, da8, wihrend von den alten Hauptformen die eine »v— nahezu fallen gelassen wird, die

1) Vgl. meine Hymnen des Ry. I, 30; ZDMG. 54, 184,

2) Arnold (8. 11) beschreibt m. E. nicht gerade glicklich den hier ein- tretenden Wandel so: ,The third syllable, of which the quantity in the opening [d.h. A] is indifferent, becomes almost invariably long in the ‘re-opening’ [d.h. C}*. Mir scheint dieser Ausdruck das Motiv des Vorgangs im Dunkeln zu lassen, aber | auch diesen selbst unzutreffend zu beschreiben: wenn man im ,re-opening“ (C) die Hiufigkeit des Typus “—vv von dem fir die Altere Technik geltenden Satz von ungefahr 40°/) aller Fille auf 114%) hinaufgehen sieht (s. Arnolds Tabelle S. 153), wird man aus diesen Ziffern doch kaum eine in der neueren Zeit sich entwickelnde besondere Vorliebe fiir lange dritte herauslesen. Die kurze dritte wurde eben nur vermieden, wo sie jambischen Ausgang von C ergeben hatte. Zu- treffender driickt sich Arn. § 198 aus.

3) Es sei daran erinnert, dai unter diesen Formen “vu nicht in Betracht kommt, da die spitere Ausschlie8ung dieser Metra von A und C anniherungsweise, wie bekannt, schon fiir den Reveda gilt.

4) Nur von der ganz unerheblichen Ziffer der ,irregular openings“, d. h. “uu (s. die vorige Anm.), ist abzusehen. Da8 diese Ziffer etwas abnimmt, mag auf die Zuriickdringung von %“%U—, daneben vielleicht auch auf die zu- nehmende Strenge der Technik im Allgemeinen zu schieben sein, die in der sorg- faltigeren Behandlung von D in diesem Zeitalter zur Erscheinung kommt.

eg

zur Geschichte des Sloka. 225

Nebenformen der alten Zeit, insonderheit die friiher so stark zu- riicktretenden mit kurzer vierter, alle an Bedeutung gewinnen, wodurch eine geringe Zuriickdraéngung auch der zweiten alten Hauptform (~——-) bewirkt und eine zwar nicht gleichmifig, aber doch weit gleichmafiger als frither zwischen den verschiedenen Mobglichkeiten hin und her spielende Mannigfaltigkeit erreicht wird. Man kann im Hinblick auf die spitere Entwicklung die Frage aufwerfen, ob die Haufigkeitsverhaltnisse dieser Nebenformen den- jenigen entsprechen, die sich aus der Beschaffenheit des sprach- lichen Materials von selbst ergeben muften+). Mir scheint kein Zweifel, daB das zu verneinen ist. Die dichterische Praxis dieser Zeit stellt die beiden Formen »——v und wu— deutlich als haufigere den selteneren w—vv und wu—v gegentiber. Das Sprach- material dagegen wiirde wu—vu dem u——v etwa gleichordnen *),

1) Natirlich unter Beriicksichtigung der AusschlieBung gewisser von der dichterischen Praxis verpénter Typen.

2) Um hieriiber ein wenigstens anniherndes Urteil zu erméglichen, habe ich Zahlungen dariiber veranstaltet, welches prosodische Aussehen Hingange vedischer Prosasitze (Taitt. Samh., Ait. Br.) zeigen, von denen ich einige Hundert unter- sucht habe. Ich habe dabei der tberlieferten phonetischen Gestalt méglichst die substituiert, die derselbe Satz nach rgvedischer Phonetik wahrscheinlich zeigen wiirde. Der Mitteilung dieser Zahlen schlieBe ich im Hinblick auf den weiteren Verlauf unsrer Erérterung abnliche fiir die buddbistische Paliprosa (Vinaya-Texte etc.) an. Irgend ein Auswihlen der beriicksichtigten Satzeingange ist nattirlich ver- mieden worden; nur wurde Sorge getragen, da keine der stereotypen, fortwihrend wiederholten Wendungen des Satzeingangs (atha kho, idha pana u. dgl. bei den Buddhisten) Einflu8 auf die Statistik gewann.

| Vedaprosa | Paliprosa

co te eV a Seed ee Ve ue et a eee) ) oes ek a. Goae | ee @: ge Se st ee ee Fe et eae Secs. lh aq} 88 ch ak 8

296 H. Oldenberg,

dem vv entschieden voranstellen’). Das jetzt in der Dichtung herrschende Verhdltnis dieser Formen zeigt Aechnlichkeit mit den entsprechenden Verhdltnissen der Dichtung der dlteren Periode *): wodurch doch wohl wahrscheinlich wird, daB die Abweichung von den Zahlen des nicht poetisch gestalteten Sprachmaterials keine gufallige ist, sondern in der geschichtlichen Entwicklung der Dichtertechnik ihren Grund hat.

Wir verfolgen den weiteren Verlauf der Bewegung *) und ge- langen zur nachrgvedischen Zeit. Natiirlich sind auch jetzt die

Schicksale von B leitend. Die Mannigfaltigkeit von B im vorangehenden Zeitalter war

doch nur ein Versuch gewesen. Die Entwicklung arbeitete darauf .

hin, von den entscheidenden Stellen der Zeile, B und D, wie die zweite so auch wenn auch nur in entfernterer Annéiherung die erste fest zu formen und damit aus der friiheren Buntheit eine Normalgestalt des Verses herauszuheben, die als solche emp- funden wurde, wenn man es auch vermied, sie mit einténiger Aus- schlieBlichkeit durchzufiihren. Das Motiv der Gegeniiberstellung von B und D wurde immer entschiedener herausgearbeitet. Als Ausdruck fiir dies Motiv er- wies sich unter den Typen, welche der jiingere Reveda in B verwandte, als der tiberwiegend geeignete v_.u mit seiner Hindeutung auf jambische Bewegung und dann dem schroffen Um- schwenken ins Gegenteil. So ist es begreiflich, daB es diese Messung ist, die in der jiingeren Samhita- und der Brahmanazeit immer weiter vordringt, wahrend die fiir den Zweck jener Gegen- iiberstellung untauglichen Jamben u_ux in B entsprechend zu-

1) Man wird nicht itbersehen, da die hier besprochenen prosodischen Kom- binationen in der Tetras C stets vor einer Kiirze der ersten von D stehen, wahrend sie in den Prosatexten unterschiedslos vor Kiirzen und Lingen erscheinen. Da vor der Kiirze an sich offenbar leichter Linge als Kiirze erscheint, wird sich mithin ein gewisser Unterschied in der Bedeutung der Zahlen fiir den metrischen und fir den prosaischen Text ergeben. Doch kommt der eben fiir die hier ge- zogenen Folgerungen nicht in Betracht.

2) Man sieht, wie hier beilaufig bemerkt sei, aus der Vergleichung der Ta- belle Arnolds S. 153 mit den in der vorvorigen Anmerkung gegebenen Zablungen deutlich, daB auch im altern Rgveda die nach Ausscheidung der bevorzugten resp. vermiedenen Typen “—w_— resp, YUU tibrigbleibenden sich keineswegs ein- fach nach der durch das Sprachmaterial gegebenen Haufigkeit ordnen, sondern da8 hier andersgeartete Krafte wirksam sind.

3) Auch fir den jiingeren Rgveda, den wir hier verlassen, wird, wie oben (8. 221) betreffs des alteren Rv. bemerkt wurde, fiir die Darstellung einer be- stimmten, zweckmaSiger in spaterm Zusammenhang zu besprechenden Erscheinung es handelt sich um die Cisur auf das unten Gesagte verwiesen.

| i |

as

gur Geschichte des Sloka. 227

riickweichen. Von den Stadien dieser Entwicklung, die im Ein- zelnen gewi8 die in solchen Dingen unausbleiblichen Zufalligkeiten oft genug von der geraden Linie abgelenkt haben werden, fiir die aber im Ganzen ein Verlaufen in solcher Bahn vermutet werden darf, werden wir ein anschaulicheres Bild erhalten, wenn vor allem das Bediirfnis einer Metrik des Atharvaveda Erfiillung finden wird. Fiir jetzt lege ich einige Zahlen iiber Versgruppen vor, die sich simtlich vom rgvedischen Zustand schon recht weit entfernt haben und auBer etwa der ersten unter diesen Gruppen dem Zu- stand, den wir dann in der altbuddhistischen Literatur antreffen werden, sich fiihlbar zu nihern beginnen. Es handelt sich zuerst um die im Satapatha Br. XIII, 5,4 angefiihrten yajfiagathah, be- riihmte Rofopferfeiern betreffend, weiter um Vajas. Samh. XL (Igopanisad) und die Verse im Brhad Aranyaka III, 28; IV, 4, 6f, Denkmiler der pantheistischen Atman -Brahman -Spekulationen *). Hier findet sich in B*):

| Sat. XI | Vs. XL | Byb, Ar.

a 13 13 1

ee 8 een) 10 4. 5 UU 5 2 1 Ue 1 1 aOR 1 3 UUs 1 | 2 4,

Man sieht, wie u-—», zu vorherrschender Geltung aufge- stiegen, doch noch merklich von dem Uebergewicht entfernt ist, das sich in der buddhistischen und vollends in der spi&tern Poesie zeigt. Die Jamben vu (noch mehr ——v), weit zuriicktretend, sind doch auch nicht annahernd beseitigt. Auffallend ist das fast vollstindige Verschwinden von vu’).

1) Ungefihr neben diese Texte bz. auf eine etwas jiingere Entwicklungs- stufe darf, scheint es, auch das Suparnakhyana gestellt werden. Vgl. titber die darin erscheinenden Slokas ZDMG. 387, 76.

2) Ich sehe davon ab, auf die bei Texten dieser Art oft Meinungsverschieden- heiten zulassende Interpretation des metrischen Tatbestandes der einzelnen Verse hier einzugehen, Gelegentlich ist ein allzu unregelmafiger, in die Statistik nicht einzuordnender Vers unberiicksichtigt geblieben.

8) Ob das auf Zufall beruht, miBten omfassendere Sammlungen ergeben. Bs ist méglich und scheint durch buddhistische Materialien (s. unten 8. 233) unter-

993 H. Oldenberg,

Ohne zu verkennen, da8 hier viel umfangreichere Zahlungen notwendig sein werden, will ich fiir jetzt doch geben, was ich fiir die A-Tetraden eben dieser Texte gezihlt habe:

Sat. XIII | Vs. XL | Brh. Ar.

ihe is ini iis YY ee wou Ad wu.

wou Y

-| no pow OL OL OD

wu

8

2 15

B

3

1 e

a

Muy | | ——

Die Zahlen, wenn anders sie grof genug sind doch in der Tat sind sie das offenbar nicht um mehr als zufillige Ergeb- nisse zu liefern, wiirden darauf hinzudeuten scheinen, daB das alte Vorherrschen von w—wv- in A noch nicht geschwunden, aber ge- schwicht ist. Unter den Nebenformen haben die mit kurzer vierter bemerkbar an Geltung gewonnen. Es kinnte grifere Annaherung an die Verhdltnisse der natiirlichen Sprache zu erkennen sein, als vorher.

Nun aber fahrt der weitere Verlauf der Entwicklung nicht nur darin fort, wie der ganzen Bewegungsrichtung entspricht, die Ziige der in der Bildung begriffenen Figur zu verschiérfen, sondern eine bedeutsame Neubildung zuniachst wenigstens erscheint sie als soleche tritt auf. Wie von D aus schon in rgvedischer Zeit sich eine Hinschrankung der fiir C geltenden Méglichkeiten ange- bahnt hatte (oben S. 223), beginnt jetzt eine Anzahl der wechselnden Formen von B, jede auf ihre Weise, eine Auslese unter den Ge- stalten von A vorzunehmen. Das System der , Vipulas‘ entsteht.

Zu den altesten Dokumenten hierfiir gehéren offenbar die beiden im Eingang dieses Aufsatzes namhaft gemachten Abschnitte des Suttanipata; ihnen zundchst dann die kanonischen Palipoesien iiberhaupt. So wird dies der Ort sein, die Daten, welche die Be- handlung des Sloka in jenen betreffen, vorzulegen; man wolle sie mit den von R. Simon auf sehr breiter Grundlage ermittelten Ziffern fiir Dhammapada, Thera- und Therigatha, Jataka (ZDMG.

stiitzt za werden, daB die spitere Beliebtheit dieses Typus sich erst nachtriglich herausgebildet hat.

zur Geschichte des Sloka. 299

44, 83%.) zusammenhalten*). Ich sehe zuvérderst von den Neben- formen ab und gebe fiir A die auf Atthakani und Parayanam be- ztiglichen Ziffern allein fiir die Hauptform (,Pathya‘, B u_—w); fiir C dagegen gebe ich die Ziffern vollstindig, da fiir diese Tetras der Unterschied von Haupt- und Nebenformen nicht eingreift. Ueber B ist nattirlich vorliufig nichts zu bemerken, da fiir jetzt eben nur der Fall von B vw beriicksichtigt wird. Da findet sich nun *):

A A

(vor B: C (vor B: C

et) US nt) eos 41 | 63 | ere 26 | 41 Ga iies 24 38 Siepene) 5 11 ee pene 47 66 de NU 17 32 wr aise 14 26 uuu 7 16 NP cee LD ne 5 5 Luv 1 a, saeco 35 33 uuu

SD min mee | 8 22 yuu | boas

Nehmen wir die alsbald zu besprechenden besonderen Verhalt- nisse der auf u— ausgehenden Mafe aus, so scheinen mir die Zahlen von A und C einander in hinreichender Anniherung zu _ ent- sprechen’), Und zwar fiihren sie, glaube ich, mit grofer Wahr-

1) Wenn dort in den zweckmiSig angelegten Tabellen die Sachlage in Bezug auf die Vipulis klar heryortritt, liegt, wie mir scheint, cine Liicke von Simons Diskussion dieser Tabellen in der Nichtbeachtung jener.

2) Zu dieser und den folgenden Zaihlungen sei bemerkt, da8 wenige nicht wohl einzuordnende Reihen fortgelassen sind: die Absicht der vorliegenden Unter- suchung geht ja nicht dahin, die metrischen Momentbildungen oder -mi8bildungen einzelner Stellen zu behandeln, sondern die Entwicklung des Normalen zu ver- folgen. Andre Reihen, bei denen zwei iiberlieferte Kiirzen Aequivalent einer Lange schienen (z. B. die beiden ersten Silben von carato v. 823, von hadaya- y. 988), sind entsprechend eingeordnet. Umdeutungen des itberlieferten Lautbe- standes wie yathedam fiir yatha yidam v. 1092 wurden hier und da vorgenommen, Als nicht positionsbildend ist der Anlaut von braéhmana aufgefaBt. In der An- pahme von auslautenden -am u. dgl. (Lange) oder -am (Kiirze) vor folgendem Vokal ist méglichst der fir den einzelnen Fall geltenden Wahracheinlichkeit Rechnung getragen; die Ueberlieferung ist in solchen Dingen natiirlich wertlos. In dem Gesagten liegt, da die hier gegebenen Zahlen nur approximativen Wert beanspruchen; fiir den vorliegenden Zweck geniigt das.

8) Die von A sind natirlich kleiner als die von C, da jene nur einen Teil

aller Falle betreffen.

930 H. Oldenberg,

scheinlichkeit zn der Auffassung, da’ abgesehen von den eben

bezeichneten Messungen und selbstverstindlich von wurw, gegen welches die aus vedischem Altertum iiberkommene Abneigung zu allen Zeiten fortdanert die Dichterpraxis jetzt hier, sei es durchaus, sei es der Hauptsache nach, ohne Auswahl setzt, was das sprachliche Material eben zur Verfiigung stellt. So ist, ent- sprechend dem, was wir iiber die Beschaffenheit dieses Materials oben 8. 225 Anm. 2 ermittelt haben, das in alter Zeit vorherrschende Mai u———*) jetzt von den Messungen «v— annihernd einge- holt. Unter den Nebenformen man berticksichtige auch Simons Tabellen ist wu._u tiber w—vv hinaufgeriickt und dem v——vu vielfach nah gekommen (an einigen Stellen der Simonschen Zih- lungen dariiber hinausgekommen). Exaktes Zusammenstimmen der hier erscheinenden Zablen und der aus Prosatexten sich ergebenden wird man natiirlich nicht erwarten?). Aber mir scheint, da die beiden Zahlenreihen einander nah genug kommen, wm jenes an sich recht glaubliche Resultat wahrscheinlich zu machen. Ich wiiBte in der Tat nicht, welches neue positive Bildungsprinzip ich an Stelle des hingeschwundenen alten (der Vorliebe fiir »w_) aus den Ziffern der Zéhlungen herauslesen sollte. Der Versuch Simons a.a.Q. mir ist unbekannt, ob dieser Forscher noch an ihm festhdlt —, die vorkommenden Messungen zu einer Anzahl von Gruppen zusammenzuordnen, in denen sich ein tiberaus kiinstlich _ verschlangenes System von Tendenzen manifestieren soll, tiberzeugt mich nicht, Schon die Verwickeltheit dieser. Theorie spricht, wie ich meine, gegen sie. Und dafii die Zahlenverhiltnisse, um die es sich handelt, durch blofBen Zufall gerade, eine Gestalt erhalten haben sollten, die den Verhiltnissen der unmetrischen Sprache so nah kommt, ware recht merkwiirdig °).

1) Ueber die Schicksale der zweiten urspriinglich vorherrschenden Messung —U— §, weiterbin,

2) Es darf ja nicht tibersehen werden, da auch bei weit ausgedehnten Zihlungen dem Zufall immer noch erheblicher Spielraum bleibt. Man sehe

um wenige Beispiele unter sehr vielen herauszugreifen —, wie in der Tabelle Simons a. a. O. 93 die Ziffern fir v-—— und vu—— im Dhammapada an- nahernd gleich, in Thera (Theri-)githa und Jataka ganz verschieden, die fiir ———U

und UU im Jat. etwa gleich, im Dhp. sehr ungleich sind. Oder man halte die Verhiltnisse der verschiedenen in BOhtlingks Chrestomathie (1. Aufl.) S. 447 f. durchgezihlten Texte gegen einander. Soll den starken Differenzen, die uns da iberall kreuz und quer begegnen, wirklich etwas von Bedeutung innewohnen ?

3) Ein Hauptsatz Simons in seiner Behandlung des ersten Pada (a. a. 0. 87 ££.) ist, da8 in diesem Vorliebe fir die Kombinationen mit langer erster und vierter Silbe (_o O+-) bestanden habe. Die Haufigkeitsziffer dieser Formen ist in Thera-

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gur Geschichte des Sloka. 231

Immerhin wage ich bei dem gegenwartigen Stande unsers Wissens nicht die Méglichkeit in Abrede zu stellen, dafi aufer den bis jetzt mit Sicherheit erkannten noch die eine oder andre weitere Vorliebe oder Abneigung bestimmten Kombinationen gegen- tiber bestanden haben kénne. Noch ausgedehntere Zahlungen, als wir bis jetzt besitzen, werden notwendig sein um dartiber aufau- klaren, wie weit derartiges, wie weit der Zufall in emzelnen, ver- haltnismaSig geringen, Unebenheiten der Zahlenreihen wirksam ist. Fiir denkbar halte ich, da8 wie schon Simon 93 annimmt in C eine gewisse Vorliebe fiir die auf —— ausgehenden Trypen be- standen habe. Da hier die auf u— ausgehenden vermieden wurden, ist ein Anwachsen von 00—— ja selbstverstandlich, aber in Simons Zahlungen erscheint dieses Anwachsen merklich staérker, als das von oo__v. Jene Zahlungen ergeben (ich stelle daneben die Boht- lingks in der ersten Aufl. seiner Chrestomathie fiir die Visvamitra- episode des Ramayana und meine Zahlungen oben 8. 225 Anm. 2

_ fiir Paliprosa):

C | Dhp. | Ther. Jat. Visv. | Prosa

00—— 430 1552 1324 333 246 00—u 203 772 750 251 181

Man sieht, daf, wenn in der Palidichtung eine Bevorzugung von C oo—— bestanden haben sollte, sie im Epos etc.*) ver- schwunden ist. Weiter kénnten die Zahlungen ftir die Palitexte darauf deuten, daB in A vv—— und vu—v, das letztere auch in C, Zuriicksetzung erfahren bitte; das Verhiltnis der betreffenden Ziffern gegeniiber denen fiir —v—— und —v—v fallt auf. Die von Bohtlingk (Chrest.) untersuchten Texte wiirden teilweise Aehn- liches ergeben, teilweise sich entschieden entgegenstellen. Zufall scheint mir glaublich.

GroBere Sicherheit als all dies kommt der oben schon ange-

(Theri-)gaitha 1169 unter 2622; im Dhammapada 324 unter 725. Meine Zihlung fiir Paliprosa ergibt 820 unter 744: annihernd mit jenen Verhiltnissen tiberein- stimmend, die ich demnach im wesentlichen eine gewisse Hinschrankung wird natiirlich durch die Sonderstellung der Messungen 4vU bedingt als auf der Beschaffenheit des Sprachmaterials beruhend ansehen michte.

1) Was von der Vigvamitra-Episode gilt, gilt auch von Nala und Manu (Béhtlingks Chrestomathie). Auch der jiingere Rv. (der dltere mit der Herrschaft yon “&—— kommt natiirlich nicht in Betracht) kennt kein so starkes Ueber- wiegen yon 0O—.-- iiber OO—v. Ich habe daher in Bezug auf die Bedeutung der Ziffern fir die Palitexte Bedenken.

232 H. Oldenberg,

deuteten Tatsache zu, dafi die Messungen wv.» in A in eine

Sonderstellung geraten. Wie diese in C schon im jungen Ry., wie oben besprochen worden ist, selten werden, verlieren sie jetzt auch in A innerhalb des hier betrachteten Gebietes (fiir den Fall der Hauptform von B, u——x) an Haufigkeit. Man bemerke zur Er- ginzung der in der Tat allzu kleinen Zahblen unsrer obigen (S. 229) Tabelle, da8 beispielsweise in Theragatha und Therigatha nach der Tabelle Simons a. a. O, 85 bei der eben formulierten Abgrenzung des Gebiets sich in A findet u—v— 272 mal, gegentiber v__ 508 mal: ein aus der Beschaffenheit des sprachlichen Materials offenbar nicht erklarbares Verhiéltnis+). Man kann daran denken, dieses darauf zuriickfiihren, daB —- wovon sogleich naiher die Rede sein muf die Nebenformen (, Vipula“) von B vielfach, zum Teil recht entschieden, in A »_vu— bevorzugen; so konnte es notwendig scheinen, einen groBen Teil der Méglichkeiten von w—v— in A fiir diese Nebenformen zu reservieren und sie damit der Haupt- form der Zeile zu entziehen. In der Tat mag dies Motiv: mit im Spiel sein. Den alleinigen Grund der in Rede stehenden Erschei- nung hierin finden, hieBe doch wohl den Verfassern in kaum wahr- scheinlichem MaSe vorausberechnendes Oekonomisieren mit dem prosodischen Material zutrauen, ein Hinblicken beim Gestalten jedes A auf fernliegende Méglichkeiten von Schwierigkeiten, die durch spatere B veranla&t werden kénnten*). So michte ich die Vermutung nicht aufgeben, daB in dem hier bemerkbaren spiter offenbar, wenigstens in gewissen Texten, sich verschirfenden

1) Ich habe von diesem Zuriicktreten von 00U— in A fir das Epos und Manu schon ZDMG. 54, 193f. gesprochen und stelle Zweifeln dariiber, ob es sich um blofen Zufall handelt, noch folgende Zihlung entgegen. In zwei aufs Ge- ratewohl herausgegriffenen Abschnitten des Ramayana II, 39—40 und III, 48—~44 (Bombayer Ausg.), mit zusammen 334 Zeilen, von denen 293 in B die Hauptform haben, erscheint in A “—u— 17 mal vor dieser Hauptform (also nur etwa in ‘hy der betreffenden Falle), dagegen 29 mal vor andern Formen von B. Also, obwohl die Hauptform von B etwa 7 mal so haufig ist, als alle Nebenformen zu- Sammen, spricht, wenn ein Vers mit A “—U— anhebt, die wesentlich itber- wiegende Wahrscheinlichkeit fiir das Nachfolgen einer Nebenform in B. Hopkins Gr. Epic. 219f. bestatigt fir die epischen Texte meine Beobachtung tiber das Zuriicktreten yon A OOU—. Er findet, da8 in manchen Partien des Mahabharata, wenn diese Messungen erscheinen, relative Vorliebe fiir den Dijambus (»—v— gegeniiber —_v—) zu beobachten sei, und fiigt hinzu, dieser Dijambus sei ,,cha- racteristic also of Pali verse“. Der letzten Aufstellung widersprechen Simons Tabellen.

2) Man beachte auch, da8 die Nebenformen von B, welche andres als “—v— in A gulassen (UUU etc.), doch nicht selten auch 4“—wU— in A vor sich haben: hier erweist sich also jenes Motiv der Oekonomie nicht als wirksam.

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zur Geschichte des Sloka. 233

Yuriicktreten yon A oov— yor B u-—~ das Bestreben liegt, den erdffnenden Jambus yon B, ahnlich wie die Jamben von D, sich von nichtjambischem Rhythmus abheben zu lassen, damit er seine volle Wirkung ausiibe 4).

Wir wenden uns jetzt zu den Formen des Sloka, in denen B nicht u_--» (Pathya) hat. Ich lege zuvérderst die Daten iiber Atthakani und Parayanam vor.

Hierher gehéren 108 Falle gegentiber 248 der Pathya, eine recht groke Quote, wesentlich gréfer als die der Simonschen Zahlungen: vielleicht durch das héhere Alter dieser Texte be- dingt °).

Bemerkenswert ist auch, da8, ebenfalls weit abweichend von jenen Zihlungen, wenn wir die Falle nach der Haufigkeit der Ge- stalten von B ordnen, das altertiimliche, spater aufgegebene B u—vux weitaus voran steht: 40 Falle; voran gehen s&mtliche denkbare Gestalten von A au8er dem bekanntlich tiberhaupt ver- miedenen vuvw; am hiaufigsten ist A vv und —v——; Casur liegt nicht vor. Fiir nahestehend dieser Gruppe halte ich eimen Fall mit —-v— (voran geht A ——v-).

Es folgen die Typen, die den spiter sogenannten Vipulas (vgl. oben S. 228) entsprechen.

Der hiaafigste*unter diesen ist der mit B ———wv (, dritte Vipula“), 28 Falle. Voran geht iiberwiegend A »—v— (14 Falle), demnichst A w__— (9 Faille) und vereinzelte Palle von A —v—v, uw uu, —u——. Ueberall, mit nur einer Ausnahme, steht César man sieht, da8 die in diesem Fall besonders streng beobachtet ist hinter der fiinften Silbe %).

Vor Bvvuw (,erste Vipula*), 14 Falle, steht A »—v— (6 Fille), dazu einmal A vv—v—; aber auch A wu —— and v= (zusammen 4 Falle); je einmal A ———v, vu—v, ——vv- Casur nach der vierten oder fiinften Silbe.

1) Man sieht aus dem hier Dargelegten, da, wenn man von der Rolle von uu in A sich ein Bild zu machen sucht, Zahlungen wie die Bohtlingks (Chrestom.) und Fausbélls (Dhp.) durchaus versagen. Indem sie kurzweg kon- statieren, daB v—U— und ——v— in A so und so oft erscheint, werfen sie zu- sammen, was notwendig gesondert werden mu8: das minder begiinstigte Auftreten yon A &-—vu— yor B v——. und das nahezu geforderte Auftreten von A vu zB, vor B ——-—2. Die Zahlungen Simons sind von diesem Fehler frei.

2) Bei den folgenden Angaben sind drei jener 108 Falle als ganz unregel- maBig unberiicksichtigt geblieben (v. 9523. 11382, 11408). Im Uebrigen vgl. iber die Weise, wie das Ueberlieferte hier und da interpretiert worden ist, oben

S. 229 Anm. 2. 8) v. 11068 nehme ich Casur als vorhanden an (Fuge des Kompositums).

934 H. Oldenberg,

Vor B —vvuw (,2weite Vipula*), ebenfalls 14 Falle, steht A u—o— (9 Fille), dazu einmal uv—u—; weiter vereinzelt —v— —, ————, v—v—— (vermutlich zu lesen als ,-—~—, 1002*). Casur fast durchweg nach der vierten oder fiinften Silbe.

Der Hiaufigkeit nach folgt die spater aufgegebene Form mit B uu—wx, 10 Falle. In A stehen die verschiedensten Messungen ; dabei ist die vierte Silbe des Pada 8 mal lang, 2 mal kurz. Casur meist (7 mal) nach der vierten Silbe.

Endlich B —U—w (,vierte Vipula‘), 8 Falle: in A —~U— 5 mal; ~—~——, v——~—, —v—— je einmal. Casur meist (6 mal) nach der vierten Silbe.

Mit groBer Anschaulichkeit sieht man in diesen Zahlen und in den neben sie zu stellenden Simons, wie die Auslese, die sich im Lauf der Zeit unter den von der dlteren Zeit zugelassenen Mig- lichkeiten vollzieht, schrittweise das System der Vipulas werden la8t. Noch hat die Vorherrschaft von B v——- (,Pathya‘) nicht ihre spitere Stirke; sie erstreckt sich in unsern Abschnitten des Suttanipata nur auf etwa 5/7, in andern Palitexten auf °/4 oder */s aller Falle, wihrend sie in der Brhaddevata*) °/6, in beiden Epen natiirlich mit starken Schwankungen im Hinzelnen etwa 1s, im Raghuvamga "4/14 erreicht hat*). Noch,ist in den Pali- texten die Form u—vux von B haufig genug, daf man sie fiir diese Zeit, wenigstens unter dem Gesichtspunkt der Haufigkeit °), mit Fug’ tnd Recht als eine der Vipulas zéhlen wiirde. Unter- dessén haben sich von den tibrigen Méglichkeiten die drei in den Vordergrund geschoben, die den drei ersten Vipulas des spitern Systems entsprechen: vuuw, —uv¥, ———~ (in der Palipoesie im ganzen mit Bevorzugung der dritten, wahrend die epischen und klassischen Texte die erste vorziehen*)); auf sie folgt seltener zundchst eine in jenen Texten ausgemerzte, hier aber noch durch- aus lebendige Form, w—v, dann —v—w, die vierte Vipula; alle diese Vipulas zeigen betreffs der Cisur Gesetze oder Vorlieben, die mit denen der spateren Zeit ®) tibereinstimmen. Die letzte noch

1) A. B. Keith, JRAS. 1906, 4.

2) Hopkins, Great Epic of India 223,

3) 8. indessen im Uebrigen unten.

4) Der Zustand der Palitexte in dieser Beziehung ist altertiimlicher; er ent- spricht dem der oben S. 227 behandelten jiingeren Vedatexte; auch in einer Reihe von mir untersuchter Abschnitte des Av. habe ich ihn angetroffen. Es ist viel- leicht kein Zufall, da8 die Brhaddevata (JRAS. 1906, 4f.), deren Metrum dem epischen an Altertiimlichkeit vorangeht, sich hier zu den Palitexten stellt.

5) Siehe Hopkins, Great Epic 221f.

eu:

zur Geschichte des Sloka. 235

bleibende Méglichkeit, -=.u», in der Sanskritliteratur ausge- schlossen, tritt auch hier weit hinter den tibrigen zuriick. Um ftir diese Auswahl auch von dsthetischen Gesichtspunkten aus von den historischen wird alsbald die Rede sein eine wenigstens ungefihre Erklarung zu geben, wiirde vielleicht Gewicht darauf zu legen sein, da8 hier als hiufigste diejenigen drei Formen er- scheinen *), die zusammen mit der vor allen bevorzugten Pathya v——¥ die vier Kombinationen mit gleicher Quantitit der zweiten und dritten Silbe bilden (uuuw%, —uvu, ———vw): also als Gegen- spiel zur schreitenden Bewegung von D u—vw hier in den Mittel- silben entweder Aufeinanderprallen zweier Liingen oder Hingleiten tiber zwei Kiirzen. Daneben wiren dann noch die beiden tibrig- bleibenden Formen mit trochifischem Ausgang (vu_w, —v—.) zu- gelassen, in ihrer Weise ebenfalls dem jambischen Ausgang von D sich gegeniiberstellend. Jamben v_uwv in B sind offenbar als Archaismus aufzufassen; sie verdanken ihre nun rasch abnehmende Geltung nicht den formbildenden Tendenzen dieser Zeit, sondern dem Beharrungsvermégen, und dasselbe wird von der ihnen nahe stehenden Form —..uu gelten. Wo es dann begreiflich ist, daf ——v besonders weit zuriicktritt: dies ist eben nichts weiter als nachlissige Nebenform von v—vw.

Wie in der Auswahl der verschiedenen Méglichkeiten von B, so zeigt sich nun auch darin der Zustand der epischen und klassi- schen Dichtung hier im Werden, was den Vipulais der spiteren Zeit vor allem ihren Charakter gibt: in der Wahl, die jede Ge- stalt von B unter den fiir A geltenden Méglichkeiten trifft. Daf Bs und —vvw vor sich A wv verlangen, B vu und —v..¥ ein auf eine Lange ausgehendes A (w—v—_, v—__, wu__), fingt fiir die Palidichtung zu gelten an, wahrend die Geltung davon im Mahabharata sich stark gesteigert hat, im Ramayana und bei Kalidasa zum fast unverbriichlichen Gesetz geworden ist*). So zeigen beispielsweise Thera- und Therigathi vor B + den normalen Eingang A v—v— 130 mal gegentiber immer noch 65 abnormen Fallen*). Es ist bezeichnend, dafB das bei den Buddhisten noch nicht seltene Metrum B vu-vy eine derartige Auswahl fiir A nicht trifft: der Unterschied dieser Ueberlebselform

1) Ich sehe von den in den Suttanipita-Abschnitten, nicht mehr in den von Simon untersuchten Texten, noch hiiufigeren Jamben ab; s. weiterbin, 2) Man vergleiche iiber den spiitern Teil dieser Entwicklung die anschau- lichen Tafeln bei Hopkins, Great Epic 235. 8) 8. die Tabelle bei Simon, ZDMG. 44, 85. Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philologhist. Klasse, 1909. Heft 2. 17

936 H. Oldenberg,

von den auf lebendigem Gestaltungstrieb beruhenden Vipulas scheint sich auch darin deutlich auszupragen.

Yur Pathyaform stehen die Vipulas, wie leicht ersichtlich, in scharfem, mit ihrer zanehmenden Auspragung rasch sich steigerndem Gegensatz. Dort die immer gleich bleibende Gestalt von B; davor eine der Prosa nahekommende Freiheit und Mannigfaltigkcit in A. Hier dagegen, vor verschiedensten Formen von B, Hinschriinkungen in A, die in mehreren Fallen bis zur Normierung der Quantitit aller Silben aufer der ersten gehen. Man begreift, wie wirkungs- voll zu der Milderung, welche in langeren Kompositionen der Ein- ténigkeit der Pathy& die wechselnden Metra von A bringen, die hinzukommt, die auf dem Dazwischentreten der man méchte sagen mit go andrer Technik als die Pathya geschliffenen Vipulas be- ruht: der Vipulis, welche iiberall da, wo B nicht wie in der Pathya jambisch anhebt, das A strengeren Normen unterwerfen und in ihm auf das jambische Grundthema der ganzen Bewegung mehr oder minder bestimmt hindeuten.

Wie schon Jacobi) klar erkannt hat und in unsern weiteren Eroérterungen ausfiihrlicher auseinander zu legen sein wird, hat bei der Ausgestaltung der hier besprochenen Formen des Sloka Kinfla8 der Tristubh entscheidende Wirksamkeit geiibt. Darin aber liegt ein Hingerzeig, dem folgend wir zu der Erkenntnis ge- x langen, da8. die scheinbar als eine durch nichts vorbereitete Neu- bildung auftretenden Vipulaformen in der Tat eine Vorgeschichte haben, die bis in’ alteste Strata der ntieen se Ueberlieferung zu- riickreicht..

In der achtsilbigen, jambisch Peer re Reihe des Veda, auf der die Entwicklung des Sloka beruht, stehen die Wortgrenzen durchaus zufallig; eine regelmafige Casur ist nicht vorhanden. Wird der Ausgang der Reihe, der jambisch sein soll, ungenau ge- bildet, so kann natiirlich der rein negative Faktor der mangelnden Genauigkeit sofern es eben nur um diese sich handelt nicht dahin fiihren, daB die Reihe eine Cdsur erhalt. Aber wir haben es unzweifelhaft auch mit Formen der achtsilbigen Reihe zu tun, in denen eine positive, von der jambischen Normalgestalt ablenkende Kraft wirksam ist, der Einfilu8 der Tristubh. Dieser erweist sich dadurch, da8, wo die Quantititen der Silben 5—8 (B), also da der Eingang (A) beider Versma8e im wesentlichen tibereinstimmt die Quantitaten der ganzen Reihe dem Tristubhschema entsprechen, mit einer Regelmafigkeit, die nicht auf Zufall beruhen kann, eine

1) Indische Studien XVII, 450.

zur Geschichte des Sloka, 237

Cisur an der durch die Tristubh angezeigten Stelle, hinter der vierten bz. fiinften Silbe eintritt.

Man erkennt das sehr deutlich im Rgveda zuniichst in der Region dieses Veda, wo vom Jambenschema hiufig und absichtlich abgewichen wird, in der Anustubh der jiingeren Textschicht. Ich habe dic Hymnen, die den Typus dieser Anustubh am entschie- densten reprasentieren die von Arnold Ved. Metre S. 167 unter Nr. UI als ,epic Anugtubh hymns“ verzeichneten durchgezihlt, Fiir alle Falle, in denen B nicht die alte Messung u_u» oder die der spiteren Pathya u_—» hat diese beiden Messungen diver- gieren weit von der Tristubh —, habe ich festgestellt, ob das der Tristubh eigne Wortende hinter der vierten resp. fiinften Silbe vorhanden ist'). Es fand sich:

Kein Wortende

Wortende Wortende Ny Se hinter 4, Silbe. | hinter 5. Silbe. mia cas " 1 1 (X, 85, 82) 2 eae een eos = ; 3 we YU A 2 1 2 4 gouw 14 1 (X, 159, 1) 5 aoa 20 15 6 eet ies 9 19 4

Hier fallt zunachst das fast ausnahmslos hinter der vierten stehende Wortende von Nr. 1. 2 in seinem Gegensatz zu den iibrigen Formen ins Auge*). Nun vergleiche man jene Formen oooo|uv—y und oooo|_v—¥ mit den beiden normalen Formen der vedischen Tristubh mit der friiheren Caésur 0000|bv_—[v—x] und oooo| —vu——[v—]: der Zusammenhang, in dem hier die Uebereinstimmung

1) Weggelassen als metrisch abnorm wurden bei dieser Untersuchung die folgenden Reihen: X, 85, 34%; 97, 18%; 204; 151, 2a; 152, Be; 162, 1¢; 2a; 184, 8a; 190, 3°. Hinzelne, sehr wenige Fiille, deren Beurteilung fraglich sein kann, er- értere ich hier nicht, da das unwesentlich scheint.

2) Um jeden Zufall auszuschlieBen, habe ich alle diesen Formen zugehirigen Falle auch aus den von Arnold 166f. unter I und II verzeichneten Texien (,,epic Anustubh, combined with Pankti or Mahipankti verses“, ,epic Anustubh frag- ments“) gesammelt, Fiir Bvv— kommen 15 Fille in Betracht; davon haben 12 das Wortende nach der vierten; V, 51, 15« ist unregelmiBig, die Auffassung unsicher; IX, 113, 1* liegt langer Name vor; das. 74 unsicher: siebensilbige Zeile oder jidtir? -— Fir B —v—x fanden sich 18 Falle, ausnahmslos mit dem Wort- ende nach der vierten.

238 H. Oldenberg,

des Quantititsschemas mit der Uebereinstimmung der Casur steht, ist evident und lat iiber die Beeinflussung des einen Typus durch den andern keinen Zweifel; wo dann natiirlich der beeinflussende Teil nur die Tristubh sein kann. Man bemerke, dai die Nummern 1 und 2 dadurch von den iibrigen verschieden sind, daf sie, vermége der Silben u— an zweiter und dritter Stelle von B in das Schema der Tr. mit friiherer Cisur hineinpassend, andrerseits durch die Lange an der dritten Stelle von B zur Tr. mit spiterer Casur in Widerspruch .treten: so da® fiir diese Nummern auf Grund der Tristubhmetrik eben nur die frithere Caésur erwartet werden kann, die dann auch tatsichlich eintritt. Halt man mit alldem zusammen, da8 z. B. fiir das Epos die Regel gilt, daB die ,vierte Vipula‘, B —v—s, und ebenso die nicht als Vipula gezihlte seltene Form B vv. Cisur nach der vierten Silbe der Reihe verlangt*), so wird man evident finden was dann unsre weitere Betrachtung fortwahrend bestitigen wird —, da die hier im Rgveda nachge- wiesenen Tatsachen das altere Stadium eben der Erscheinungen sind, deren jiingeres Stadium in den Vipulads und Verwandtem der epischen und klassischen Metrik vorliegt.

Ich weise nur kurz darauf hin, wie die Formen 3 und 4 der obigen Tabelle (S. 237) mit Casur hinter der vierten oder hiufiger der fiinften dem Tristubhtypus 0o000|uvv—[Lv_¥] und dem hiau- figeren 0000~|Uv—[v_] entsprechen, und wie sich in ihnen die beiden ersten Vipulds vorbereiten, fiir deren epische Gestalt Hop- kins*) konstatiert: ,The caesura is after the (pada’s) fourth or fifth syllables , resp. ,the caesura is after the fourth or fifth syllable of the pada, inclining to the latter place (at times twice as frequent)“. Bei Form 5 der Tabelle dagegen stellt sich in bezeichnendem Kontrast za den bisher besprochenen Typen das Nichtvorhandensein einer Casur heraus. Da die Liangen von B bei dieser Form Zusammenpassen mit dem Tristubhschema aus- schlieBen, muBte eben das erwartet werden. So sollte es fiir diesen Fall konsequenterweise denn auch spiter keine entsprechende Vi- pula geben. Da sie doch vorhanden ist (die dritte), wird eine den ilteren Mustern fulgende Neubildung anzunehmen sein; wir kommen darauf weiterhin zurtick. Auch bei Form 6 der Tabelle liegt wohl keine Ciisur vor, wie das bei den auch hier der Anniherung an die Tristubh entgegenstehenden Lingen in der Ordnung ist.

Wir konnen nun, glaube ich, noch weiter gehen und, wie

1) Jacobi, Gurupijikaumudi 51.

2) Great Epie 221.

Fd.)

zur Geschichte des $loka. 239

bisher dem jiingeren Reveda, so auch schon dem 4lteren Ent- sprechendes zuschreiben. Durchmustert man Arnolds Falle der ,irregular cadence“ Ved. Metre 159f., so tritt auch hier fiir den Typus mit Buv—wy die Geltung der Casur hinter der vierten sehr klar hervor: sie findet sich in sAmtlichen Fallen, wenn ich nichts tibersehen habe, mit nur einer Ausnahme*); immer zeigen die betreffenden Reiben das Aussehen von I, 3,8 usrét iva svisurani, I, 10, 6 dndro vdsu dtyamanah. Der Typus mit B —vvx hat 55 mal Wortende hinter der fiinften, 12 mal hinter der vierten, nur 2 mal keing von beidem*). Minder regelmiBig verhalten sich allerdings die Typen mit B vuvw und B —v—wZ.

Der durch Zusammentreffen des Quantitatenschemas herbei- gefiihrte, in der Ciasur sich dufernde Hinflu8 der Tristubh auf die Anustubh dauert nun offenbar in der nachrgvedischen Zeit fort. Stichproben im Atharvaveda haben mich ibn dort, trotz der nach- lissigeren Verstechnik, deutlich erkennen lassen’). In den oben besprochenen Versen von Sat. Br. XIII, 5,4 tiber beriihmte Rof- opfer finden sich folgende Reihen mit B vuv—x: pariksita yajamanah, mahad adya bharatasya, ydajfature yajamane, satrasahe yagamdne (zweimal), mahad adya bharutaném. In den oben besprochenen Partien des Brhad Aranyaka: mamsany asya sakardni, tasmal lokat punar eti, andhan tamah pravisanti. In Vaj. Samh. XL: andham tumah praviganti azweimal. Andrerseits bestitigt sich in diesen Texten, dai das, wie wir sahen, aus der Trigstubh direkt nicht ab- leitbare Cisurgesetz der spiiteren dritten Vipula jetzt ebenso wenig in Kraft steht wie im Reveda.

Wir haben bis jetzt den Einflu$ der Tristubh auf die Anustubh nur im Einklang gewisser Quantititenschemata von B mit der Handhabung der Casur aufgewiesen. Wie aber steht es mit den Quantitiéten von A? ;

Stark in die Augen fallende Besonderheiten kiénnen in dieser Bezichung bei der von der Tristubh beeinfluften Anustubh in

1) I, 87,11. Eine zweite Ausnalme wiirde VIII, 70,13 sein, von Arn. zu dieser Gruppe von Fallen des unregelmiiBigen Ausgangs gestellt. Aber dort scheint das Avasina hinter upastulim zu gehéren. Die Stellen der A.schen Aufzahlung, an denen A. ndasatydé liest, sind wohl auszuschalten, wiirden sich iibrigens unserm Cisurgesetz fiigen.

2) V, 9,4 und VIII, 46, 24 mit langem Higennamen (iibrigens Kompositions- fuge hinter der fiinften).

3) Beispielsweise in Av. XI, 8.10, XX, 127.128 finde ich in den Reihen mit B uv Wortende nach der vierten 10 mal vorhanden, nur 8 mal nicht vorhanden.

240 H. Oldenberg,

ilterer Zeit von vornherein nicht erwartet werden. Die Quanti- tiiten von A sind ja in beiden VersmaSen im wesentlichen gleich. Es ist wahr, da der Prozentsatz der Formen, dic man als die regelmiBigen bezeichnen kann derer mit langer zweiter und vierter in der elfsilbigen Reihe, ganz besonders wenn sie die spiitere Casur hat, gréBer ist als in der achtsilbigen; auch scheint sich in der langeren Reihe mit spaterer Céisur durch Uebergewicht der kurzen dritten tiber die lange die Entwicklung der Folgezeit vorzubereiten'). Es scheint doch nicht so wenigstens li8t mich die Priifang der von Arnold als ,epic Anustubh hymns‘ (8. 167 Nr. ITT) benannten Texte urteilen daf fiir die von der Tr. be- einfluBten Anustubhreihen mit B —|uvy und B vluv~?) eine ent- sprechend strengere Innehaltung des regelmafigen Quantitiiten- schemas von A behauptet werden kann; namentlich vor B —Juvs findet sich mit einer Hiufigkeit, die nach dem Tristubhvorbild nicht zu erwarten wire, A ———v, v_—v u. dgl. Man wird darin dies zu schen haben, daf ein in bestimmter Beziehung wahrnehmbarer EinfluB der Tristubh eben nicht Identitait mit der Tristubh in jeder Bezichung bedeutet*); diese Anustubhreihen wurden mit den ge- woéhbnlichen Anustubhreihen doch so weit als gleichartig empfunden, da sie, scheint es, an deren Freiheiten in bezug auf die Quanti- titen von A. teilnahmen.

_ Im weiteren Verlauf nun vergréfert sich die Divergenz der Ringiinge beider Versmafe. Namentlich steigt in der Anustubh die. Haufigkeit der kurzen vierten. Wenn wir die Tatsachen des Atharvaveda und der alteten Upanisaden so tiberblicken werden, wie jetzt dank den Arbeiten Arnolds die des Rgveda, wird sich ermessen lassen, ob in diesem Zeitalter diejenigen Typen der Anustubhreihe, bei denen sich die Hinfliisse der gewéhnlichen Anustubh und der Tristubh kreuzen, in den Quantititen von A bemerkbare Divergenz von jener, Anndéherung an diese aufzuweisen anfangen. Bis jetzt ist es mir im den eben bezeichneten Schichten der Literatur nicht gelungen, Spuren von derartigem zu entdecken. Ich finde sie erst in den Palitexten, obwohl, wie wir sehen werden, nach inneren Indizien diese Wandlungen sich schon vor deren Ent-

1) Man tibersieht das alles bequem in den Tabellen Arnolds 8. 158. 188. 194.

2) Also die Typen, bei denen die beeinflussende Tr. die mit der spiteren Citsur ist.

83) Kine weitere Divergenz dieser Anustubhreihen mit B —vU&% und B vuvues yon den Tristubhmustern liegt darin, da bei ihnen die Casur hinter der fiinften zwar gegeniiber der hinter der vierten vorwiegt, aber lange nicht so ent- schieden, wie man nach den Verhiiltnissen der Tristubh erwarten wiirde.

vescecmenimmmmcousenamennn fh ew erect amarante enecnennno

zur Geschichte des Sloka. 241

stehungszeit angebahnt haben mtissen. Die oben S. 233 ff. verzeich- neten buddhistischen Typen wiederholen in der Verbindung einer bestimmten Regelung der Caésur mit bestimmter Form von B genau die Typen 1—4 unsrer Tabelle 8. 2371); hinzukommt jetzt aber einerseits eine festere oder losere Normierung der Quantitaten von A fiir die verschiedenen Falle, andrerseits die Hinbezichung des Typus 5 (Tabelle S. 237) in dies System.

Wir sprechen zuvérderst vom ersten dieser Punkte. Hier miissen wir uns mit dem auffallenden Faktum auseinandersctzen, daB in der Palimetrik z.B. B —vvw vor sich entschieden A uv —v— bevorzugt (es spater dann direkt erfordert), wahrend B uv vor sich auger A w—v— ebenfalls A uu -, also alle tiberhaupt zuliéssigen”) Formen mit langer vierter hat.

Mir scheint hier ein deutlicher Hinweis darauf vorzuliegen, daB die Regelung der Quantitéten von A, mit der wir uns hier beschaftigen, nicht auf dem Boden einer Metrik stattgefunden haben wird, wie die Palitexte sie reprasentieren, sondern in einem etwas dlteren Stadium. In der Pali-Tristubh tiberwiegt sehr stark die Hinférmigkeit des Eingangs wv —; wir aber werden hier auf einen Zustand der Tristubh gefiihrt, in dem auch noch die Hinginge

1) Auch obne Zuhilfenahme der vedischen Materialien li8t sich fir dic Metrik der Palitexte der Zusammenhang dieser Slokareihen mit der Tristubh leicht veranschaulichen. Die Tristubh zeigt hier, mit abgeschwiichter aber immer noch recht bemerkbarer Geltung der vedischen Cisur, dic Hauptformen

oan UU ae, MOB Obst S

die sicbente Silbe indessen kann auch lang sein unter der frither yon mir (Gu- rupij. 11; vel. fiir das Mahabharata schon Jacobi ZDMG. 88, 608, ferner Hopkins Gr. Epic 460 ff.) festgestellten, aus der Vorgeschichte sich ergebenden Bedingung, da8 die Casur hinter der vierten steht: also MBVe | A we

Dem halte man nun gegeniiber die vorherrschenden Gestalten der zweiten Vipul Meta | ae oder ME te iaiareas| OAS und der vierten Me as | oa Was Das Zusammentreffen der Uebereinstimmung der Quantititen mit der Ucberein- stimmung der im einen Fall doppelten, im andern einfachen Regelung der Cisur ist evident. Die Pathya (0000U_.—4) nahert sich, wie man leicht sieht, keiner Tristubhform in der eben beschriebenen Weise: wohl eine der Ursachen, aus denen sich in ihr keine Casur entwickelt hat, Hopkins 446 legt freilich fir das Epos der Pathya ,usually“ eine Casur nach der vierten oder finften Silbe bei. Mich hat Prifung des Sachverhalts nicht davon tiberzeugt, dai an jenen Stellen Wortende hiufiger erscheint, als der Zufall ergeben mulite.

2) Man erinnere sich der AusschlieBung von “vu.

249, I, Oldenberg,

uu geliufig waren’). Eben das ist in gewissen Partieen des Mahabharata der Fall; fiir dieses ergeben die Aufstellungen von Hopkins Gr. Epic 274 als die haufigsten Tristubh-Einginge gerade diese drei wsu—, w——~— und wu. Auch hier aber herrselit in Bezug auf die Kombinationen der A und B unter einander kein Einklang zwischen Tristubh und Vipulais: auf dem Boden der Mahabharata-Metrik hitte die erste Vipula (B uuu) sicher keinen andern Hingang als allen A w—v—, am wenigsten A wu _ er- halten (vgl. Hopkins a. a. O. 274. 466f.). Vielleicht gelingt es weiteren Nachsuchungen, Texte ausfindig zu machen, die uns das hier postulierte Stadium der metrischen Entwicklung direkt vor Augen fiihren, d.h. Texte, in denen die altertiimliche Freiheit des Trigtubheingangs (uuu und uw» —)noch da ist und eine diesen Hingingen entsprechende Regelung der Vipula-~Eingange sich schon im Werden zeigt. Begreiflich wird Alles, wenn wir annehmen, dafi in dem damit bezeichneten Zeitalter nach der Zeit, scheint mir, des Atharvaveda und der alteren Upanigaden, vor der Zeit der altbuddhistischen Dichtung fiir die vermige ihrer Gestalt des B sich der Tristubh annihernden Slokaformen durch den Einflu8 jenes Metrums die demselben damals eignen Eingiinge »—v— und vu festgesetzt wurden, und dai hieran sich dann folgende beiden weiteren Entwicklungen schlossen:

1, Indem die Fixierung der Tristubh zu der Gestalt »—v— —vuU_v weiter fortschritt, wurde die in B dieser entsprechende zweite Vipula (B°_uvx) davon mitgerissen, und so gelangte bei ihr der Eingang A »—v— zu immer ausschlieflicherer Geltung, wihrend die erste Vipula (B uuu»), dem zur Herrschaft kommenden Tristubhtypus fern stehend, die alte Mannigfaltigkeit der Einginge behielt *). Diese Hinengung des Eingangs der zweiten V. sehen

1) Man wird hinzufiigen diirfen: cinen Zustand, in dem die Trigtubhformen, die in den Silben 5—8 v|yU— und [uv—— haben (vgl. H. 0., Gurupaj. 11 A. 10), noch eine bedeutendere Rolle spielen.

2) Mir scheint diese Erklirung des Unterschieds von A in der ersten und zweiten Vipuliform sich enger an konkrete Tatsachen anzuschliefen, als die Er- klarungen Jacobis Ind. Stud. XVII, 449: ,Da8...der erste Fu8 [nimlich in der 1. Vipulaform] gewéhnlich mit zwei oder mehr Lingen, nicht mit einer cinzigen schlieSt, hat seinen Grund einerseits in einem feineron metrischen Gefiihl, welches richtige Verteilung der Kitrzen verlangte, anderseits in dem Bestreben, die erste und zweite Vipulaform nicht gleich zu behandeln“, Aber Schlug des ersten FuGes mit einer cinzigen Litnge ist doch bei der ersten V. immerhin recht hiufig (der haufigste Fall in den von mir durchgezihlten Palitexten, s. ohen 8. 238, far die Brhaddevata s. Keith JRAS. 1906, 5f.): wo bleibt da die Féinheit des metrischen

rani

eRe: wei a Geisha ell __ at

zur Geschichte des Sloka. . 243

wir in der Palimetrik sich vollzichen®), doch noch weit entfernt vom Abschluf, der auch im Mahabharata ganz noch nicht erreicht ist.

2. Hier gelangen wir nun auch zu dem zweiten der beiden oben S. 241 als der Erirterung bediirftig bezeichneten Punkte. Die sich bestimmter fixierende zweite Vipula rief eine Neubildung hervor: die dritte Vipula (B __—.~), die, wie wir sahen (S. 288f.), urspriinglich diesem Kreise von Formen nicht angehtrt hat und prinzipiell nicht angehéren konnte *). Wir treffen sie in den Pali- texten mit derselben noch unvollstindigen, spaiter mit der immer voll- stindiger werdenden Fixierung von A an. Doch unterscheidet sie sich von der zweiten V. dadurch, daB die Caésur bei ihr stets hinter der fiinften Silbe des Pada steht, wohl weil die vielen Lingen in B so zu sagen das Schwergewicht des Ganzen nach hinten zogen und es wesentlich schien, die allzu gleichférmige Reihe jener Lingen zu durchschneiden. Hinst erschien der alteren Erkenntnis des Sloka die Casur in AB »_v—__|_— als ein von jedem Zusammen- hang losgeléstes, seltsames Faktum. Diirfen wir hoffen, hier dessen zu allerletzt bis in den Rgveda zuriickgehende Vorgeschichte auf- gedeckt zu haben?

Die Frage muf aufgeworfen werden, wie weit die Palipoesie dem Epos in einem Gesetz vorangeht, das hier schlieflich noch zu erwihnen ist: in dem fiir die irgendwie zur Seite der regelmiBigen Vipulaformen liegenden, durch eine Unregelmifigkeit von ihnen unterschiedenen Typen (z. B. zweite Vipula mit A ww statt w—u—) gemeinsam giltigen, von Jacobi *) scharfsinnig ermittelten Gesetz der Caésur nach der vierten Silbe. Da8K in der Palimetrik fiir die dritte Vipula (B ———~) mit unnormalem Eingang jenes Gesetz nicht gilt, ist in der Tat zweifellos; wohl auch nicht fiir die zweite (B —vvx), doch reicht zu vollkommen bestimmter Ab- leugnung der gegenwartige Stand memer Nachsuchungen noch nicht hin‘). Jacobis auf das Epos beziigliche Erérterung stellt hierher

Gefithls? Und der dritten V. denselben Hingang zu geben wie der zweiten trug man doch kein Bedenken.

1) Indem sie aber hier entfernt nicht so weit geht wie bei der Tristubh selbst, macht sich der Unterschied der beeinflussenden und der beeinflu8ten Form doch deutlich geltend.

2) Diesem Zuwachs des Vipulasystems steht dann eine allerdings erst spiter, nach der Zeit der Palitexte, eintretende Verminderung entgegen, indem der Typus mit B —Uu—. selten wird, der mit B vu—~ verschwindet.

8) Gurupijakaumudi 51.

4) Ich mache indessen darauf aufmerksam, daf a priori das betreffende Ge- setz fitr diese Epoche kaum denkbar ist. Jetzt ist ja etwa ein A —UY—— vor B —vvuw keine Abnormitit, sondern nicht mehr und nicht weniger als der nicht

Kgl. Gos, d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Kl. 1909, Hoft 2. 18

944 H. Oldenberg,

auch den Fall von B vu: fiir den Standpunkt der epischen Technik vielleicht mit Recht. Da8 fiir die altbuddhistische Vers- kunst jener Typus in andre Sphire gehiért als die Vipulas, wurde oben (S. 285f.) hervorgehoben. Um so befremdlicher wire es, das Cisurgesetz Jacobis hier giltig zu finden, was denn auch tatsich- lich nicht der Fall ist +). Jacobi rechnet weiter den von ihm be- handelten ,ungewéhnlichen Formen* vielleicht dem Bewuftsein der epischen Dichter in der Tat entsprechend.— auch die mit B —vu—~ (,vierte Vipula“) und mit B vv» zu. Fiir diese beiden haben wir das in den Palitexten im Ganzen giltige Gesetz der Casur nach der vierten in rgvedisches Altertum zuriick verfolgt und aus dem Hinflu8 der Tristubh abgeleitet (S. 237f). Vielleicht sind es eben diese Typen, von denen sich die Casur nach der vierten auf die gréfere von Jacobi ermittelte Sphare ausgebreitet hat: durch welche Vermutung nicht ausgeschlossen wird, dai diese Casur seitens der epischen Verskiinstler dém Zwecke diensthbar gemacht sein mag, den der genannte Forscher *) ihr fiir die unge- wohnteren Formen der Verszeile zuschreibt: ,um die Mitte des Pada zu markieren und so die richtige Silbenzahl des Pada er-

kennen zu lassen, wenn der Schlu8 desselben nicht durch ein ge-.

wohntes Metrum... kenntlich gemacht war’.

Die vorstehenden Erérterungen muften selbstverstandlich vom puddhistischen Sloka vielfach auf den epischen iibergreifen. Diesen hier vollsténdig zu beschreiben ist, insonderheit nach den vortreff- lichen Untersuchungen von Hopkins, kein Anla8. Nur iiber das entwicklungsgeschichtliche Verhaltnis beider Gestalten seien einige Worte gesagt. Simon’) neigt der Ansicht zu, da®8 der vedischen Strophe der epische Sloka naher steht als der Paligloka. Mir da- gegen erscheinen diese beiden Slokaformen als Glieder einer von der vedischen Anustubh ausgehenden Entwicklung, die im Paligloka vom Abschlu8 merklich entfernt, im epischen Sloka ihm nah ge- kommen ist‘). Vor allem die Betrachtung der Vipulaformen er-

seltene Rest einer Alteren Gesetzmifigkeit, die ihrerseits keinen Antrieb enthielt, die frithere Casur hier vor der spiiteren zu bevorzugen. So ist denn auch in der Brhaddevata, die den Palitexten metrisch nicht fern steht (s. S. 246), ein Gesetz der Cisur nach der vierten bei einem der vorherrschenden Praxis nicht ent- sprechenden Eingang so wenig fir B —vuv wie fir B ——— zn ontdecken (JRAS. 1906, 4f.),

1) Kbensowenig in der Brhaddevata, JRAS. 1906, 6.

2) Guruptijakaumudi 51.

8) ZDMG. 44, 96.

4) Diese Formulierung soll die Anerkennung der Méglichkeit nicht aus-

a many ipefll, of sls

zur Geschichte des Sloka. 245

weist das; eben hier liegt freilich, wie schon bemerkt, die Stelle, an der Simons Untersuchung eine Liicke zeigt. Die Priifung einiger Beziehungen, die nach S. besonders bezeichnend dafiir sind, daB die Entwicklung vom Veda her das epische Stadium durchlaufen haben mitisse, um bei der Palimetrik anzulangen, verweise ich in eine Anmerkung?’),

Ohne Zweifel werden sich auch unter den jiingeren vedischen oder an den Veda angeschlossenen vorepischen Texten solche finden, die den Sloka etwa in derselben Distanz wie die Palitexte sich dem epischen Typus nahernd zeigen. Als wenigstens ungeféhr auf diesem Niveau stehend kann schon jetzt, nach den Untersuchungen

schlieBen, da8 der Paligloka in irgend einer ein Detail betreffenden Neigung eine Seitenrichtung hat einschlagen kénnen, die nicht auf der geraden vom Veda zum Epos laufenden Linie liegt. Man denke an das oben S. 231 Gesagte.

1) Ich wihle fir diese Priifung die dritte Tetrade der Reihe. 8. (S. 96) erkennt in ihr Entwicklung von jambischem zu trochiiischem Rhythmus, die bei den Buddhisten weiter fortgeschritten sein soll als im Epos. Denn die erste Silbe sei vedisch und in den Sanskrittexten anceps, im Pali bevorzuge sie die Linge. Die zweite Silbe vedisch lang, Sansk. vorwiegend lang, Pali anceps. Die dritte vedisch anceps, Sansk. vorwiegend lang, Pali lang. Dem ilteren Veda gegenitber fihrt ja in der Tat die Zuriickdringung und spitere AusschlieBung des Jambus im Ausgang dieser Tetras cine Schwachung jambischer Bewegung herbei; da8 diese AusschlieBung in den Palitexten entfernt nicht so weit geht, wie im Epos, gehért m. E. zu den deutlichen Charakteristiken der hiheren Altertiimlichkeit jener (im Jataka zihlt S. den in Rede stehenden Jambus noch 92 mal in 2527 Zeilen; in den Skt.texten von Béhtlingks Chrestomathie, 1. Aufl, kommt er kein einziges mal vor). Gehen wir nun die einzelnen Silben durch, unter Gegenitberstel- lung der Ziffern fiir Thera-(Theri)githa und Jitaka nach 8.s Zaihlungen und derer fiir Nala und Manu nach Béhtlingk (Chrest.). In der ersten Silbe zeigt in der Tat Ther. mit 1747 Lingen gegen 898 Kiirzen ein recht andres Verhiltnis als Nala (919 L., 818 K.), aber man braucht nur statt dieser Texte Jataka (1581 L., 946 K.) und Manu (404 L., 242 K.) gegeniiberzustellen, um annihernd exakte Uebereinstimmung der Proportion zwischen dem Sanskrit- und dem Palitext an- zutreffen: eine Mahnung, bei solchen Untersuchungen mit der Méglichkeit recht starker Schwankungen der Proportionen zu rechnen. In der zweiten Silbe: Ther. 1518 L., 1127 K.; Jat. 1541 L., 986 K.; dem gegenitber Nala 955 L., 777 K.; Manu 401 L., 245 K.: nicht unerhebliche Schwankungen, aber nicht derart, da8 Ther. Jat. auf der einen, N. M. auf der andern Seite im Gegensatz stinden. Endlich in der dritten Silbe: Ther. 2324 L., 321 K.; J. 2074 L., 453 K; dem gegeniiber N. 1477 L., 255 K.; Manu 566 L., 80 K.: das itber die zweite Silbe Bemerkte gilt auch hier. Ist ibrigens richtig, was oben (S. 231) als méglich hingestellt wurde, daB gerade die Palitexte in der dritten Tetrade den Ausgang auf —-- vor dem auf —v besonders bevorzugen, wiirde das mit der ihnen zuge- schriebenen Neigung zu Trochaen wenig im Einklang stehen. Doch scheinen mir die fir die Ordnung der Stadien dieser Entwicklung signifikanten Fakta anderswo zu liegen, als in dem Hin- und Hergehen derartiger Schwankungen.

246 H. Oldenberg, zur Geschichte des Sloka.

von A. B. Keith (JRAS. 1906, 1), der Sloka der Brhaddevata angesehen werden. Das Feld der von der Pathyaform abweichenden Typen ist dort ein ahnlich weites wie in den Palitexten. Auch dort geht unter diesen Typen der mit B ——_» an Haufigkeit weit voran, nicht wie im Epos der mit Buvux. Wie in den Palitexten sind Verse mit B —v—» noch einigermaSen hiufig, finden sich solche mit Buv2“ und B vv in immerhin nennens- werter Zahl, werden die Regeln iiber die von den verschiedenen B geforderten Formen des A nur erst anniherungsweise beobachtct. Immerhin erweisen die Zahlenverhiltnisse hier doch schon ein weiteres Zurtickweichen solcher Archaismen als in der Palimetrik. Die sparlichen im Saikhayanagrhya enthaltenen Slokaregeln ') migen einem benachbarten Stadium der Entwicklung angehéren”). Fast fithlt man sich in dieselben Regionen zuritickversetzt, wenn man im Mahabharata selbst die Schilderung der grofen Spielszene, die gewi8 den Grundbestandteilen des Ganzen zugehirt, auf die metrische Technik hin betrachtet*). Auf der einen Seite die nihere Untersuchung solcher den hier besprochenen Palitexten hinsichtlich des Metrums verwandter Sanskrittexte ich vermute, daB sich ein ziemlich erheblicher Bestand solcher Texte nachweisen lassen wird —, auf der andern die Priifung der Frage, wie sich zu dem hier betrachteten altbuddhistischen Sloka der des jiingeren bud- dhistischen Schrifttums verhalt, dazu endlich die genauere Ermitt- lung der Synchronismen zwischen den Stufen dieser Entwicklung und derjenigen der Tristubh: auf dies alles kann fiir jetzt nur als auf Zukunfisaufgaben hingewiesen werden.

1) Ich habe einige Bemerkungen iiber diese ZDMG. 37, 67; SBE. 80, XXXVF. gegeben. Sie sind natirlich yon den bei Sankh. angefithrten auf wesentlich dlterer Stufe stehenden Mantras zu scheiden.,

2) Bei dieser Gelegenheit mache ich auf die besonders starken Unregel- maRigkeiten und den recht altertiimlichen Charakter der im Dharmasitra des Apastamba zitierten Slokas aufmerksam.

3) Siehe Hopkins, Great Epic 230,

dpe ae tet Au ae 2

Sententiae LXXXVII episcoporum.

Das Protokoll der Synode von Karthago am 1. September 256,

textkritisch hergestellt und iiberlieferungsgeschichtlich untersucht. Von

Hans von Soden.

Vorgelegt in der Sitzung am 19. Juni 1909 durch Herrn P. Kehr.

I. Text.

Die kursiven Zahlen bezeichnen Cyprianhss. (s. u. 8. 291f. u. 805f.), A = Augustin (8. 294f.), G == Archetypus der griechischen und syrischen Uebersetzung (S. 295 ff.), HT = Hartel (8. 298).

Cum in unum Carthagini convenissent kalendis Septembribus episcopi plurimi ex provincia Africa Numidia Mauretania cum

incipit sententiae episcoporum 45, 519 (add. epistula ultima), incipit sent. ep. numero LXXXVII 40 (in margine XLVII). 80. 100 (add. de eodem LI). 520, 1021, 7, 421 (add. de haereticis baptizandis), incipiunt sent. ep. num. LXXXVIL 1027, 528 (add. de eodem LI). 529 (add. de eodem XXXVIJ); sententiae epis- coporum numero LXXXVII 5010, conventus episcoporum numero LXXXVII 525, incipiunt sententiae episcoporum LXXXVII(!) 120. 518 (octuaginta octo). 524 (== 518, add. epla XXXII). 514 (= 518. 524), sententiae episcoporum LXXXVIIL epistula XXXIIs 523, sententiae episcoporum LXXXVII 1, incipit sententiae epi- scoporum de heresis numero LXXXVII feliciter 56, incipiunt sententiae episcopo- rum de haeresis baptizandis 201 (vgl. 421); im 521. 522. 527. 502 deest inscrip- tio, 527 supra colmnis exhibet titulum sententiae plurimorum de haereticorum baptismo 527, . . . de baptismo venientium ab haereticis Cod. Hbor. (Fell), n cvvodos tov wf (20) extoxomay yn yEevowern ev naoyndove wode. TIS HpQLNs eV THLG NUECES TOV HYLOY HVTOLEVOY TOV EmLoxomov nar wegtveos G| Lkar- 45, 100. 520. 528, A (Codd. IKG), char- 80; -t- 5010. 521. 522. 527, 100. 520. (nicht 528), 80, 7, 102, 110, 201, 421, H; -ne 100. 520: 528, -nem 40, 7, 102, 110, 201, 421, A. 1 (nicht 56), 2 | convenissemus 100. 520. 528 | cw conv. carth. 45, 421 | kal. 5020. 527, 40. 80, 7, 102, 421, 519, 1. 56, kalendas 45, 201, xccluvdoug G | septembris 5010. 521. 522. 527. 515, 528. 529, 110. 523, 421, 519, A (B). 56 (nicht 1 vid.), sept. 40, 7, cemrepBorarg G | 2 coepiscopi 5010. 521. 522. 5287. 515, 421| e l. ex 100. 520. 528 (nicht 529) | affrica 110. 514. 518. 524, 102, 421, africana 80°,

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1909. Hoft 8. 19

10

248 Hans von Soden,

presbyteris et diaconibus, praesente etiam plebis maxima parte, et lectae essent litterae Iubaiani ad Cyprianum factae, item Cy- priani ad Iubaianum rescriptae de haereticis baptizandis, quidque postmodum Cypriano Iubaianus idem rescripserit, Cyprianus dixit: audistis, collegae dilectissimi, quid mihi Iubaianus coepiscopus noster scripserit, consulens mediocritatem nostram de inlicito et profano haereticorum baptismo, quidque ego ei rescripserim, censens scilicet, quod semel atque iterum et saepe censuimus, haereticos ad eccle- siam venientes ecclesiae baptismo baptizari et sanctificari oportere. item lectae sunt vobis et aliae Iubaiani litterae, quibus pro sua sincera et religiosa devotione ad epistulam nostram rescribens non tantum consensit, sed etiam instructum se esse gratias egit. su- perest, ut de hac ipsa re singuli quid sentiamus proferamus, nemi- nem iudicantes aut a iure communicationis aliquem, si diversum

sirica 521. 522. 527 (sy-), om. 50101, add. im marg. africa 50107 | numedia 56' | mauritania 522. 5010. 515 (-nea), 100. 520. 528. 529, 40. 80%, 502, 7, 102, 201, 421, H, maurentania 519 | 1 diaconis 421, A. 2. 56| praesentibus 7, Cod. Fossat. (Fell), H, wagovrog G | plebi 40 | 2 electae 7. et 1. 56 | omnes J. essent 422 | cv litte- rae essent lectae 523 | iuv- 100. 520. 528, 529, 102, 421, iubaz- 80 | facti 120, om. factae 519 | itemque 421 | 3 iuv- 100. 520. 528. 529, 102, £21, iubaz- 80 } descriptae 1, rescriptis 7 | heretis 561 | quique 100. 528, quidquoque 110, quodque 518? in marg. | 4 cyprianus 5010. 521. 522 (nicht 527), 100. 520, om. 528 | iuv- 100. 520. 528. 529, 102, £21, iubaz- 80, iob- 7, iubaianus 45, iubaianos 5010% (corr. ead. man.), 561 (corr. ead. man. vid.), iubaiano 100. 520. 528. 529 | eodem 529, om. 110 | om. dixit 80', 7| 5 miehi 528, 110, 421, 519 | iuv- 100. 520. 528. 529, 102, 421, iob- 40, inbaz- 80 | et episcopus 7. coepisc. 521. 522. 527, epi- scopus 201 | 6 conscripserit 80, rescripserit 520. 528. 529 | consolens 561 | mean: i. nostram 1 | illicito 5010. 521. 522. 527. 515, 502, 201, 421 | prophano 45, 522. 527, 528. 529, 80, 110. 518. 523. 514. 502, 201, 421, 519, 12, 7| 7 quid 515, et quid A (Cod. K VI, 6, 9 gg. ILNB und I, 2, 3. IIT, 3, 4), quod 564, et quod 56” | ergo 1. ego 515 | illi 7. ei 201, Cod. Ebor. (Fell), ieris 56, om. ei 529] ~~ ek ego 102 | scripserim 519 | censes 7, 110, gens 561| add. et p. scilicet 518. 523. 524, 502, 519 | § censumus 7101, censemus 451, censevimus 7 | 9 add. veniet a. ve~ nientes 567 | add. et p. venientes 110. 518. 523. 524. 502 | add. paenitentiae p. baptismo 100. 520. 528. 529 | sanctificare 561, sanctizari 7. bapt. et sanct. 7 | 10 item lectae sunt bis 515 | lete 7. lectae 5010, laetae 801 | om. sunt 56 | om. vobis 519, nobis 5151 | alii 5010, alienae 520 | iuy- 45, 100. 520. 528. 529, 102, 21, iobaz- 40, iubaz- 80 | om. sua 421 | 11 add. et a. sincera 100. 520. 528. 529 |; sencera 7, sinceri 56* | om. et religiosa 528 (nicht 520. 529) | releg- 56% | epistu- lam 40. 801, H, epistolam 45, 518, 519, 56, eplam 5010. 527, 100. 520, 102, 201, 421 (gl. 8. 275, 29. 277, 4) | 12 consentit 56 | et 1. etiam 40, 201, A. 1. 56, nom G | add. confessus p. esse 7, 421, H, om. G | 18 supereum J. superest 421 | autem i. ut 202, vide 2. ut de 561 | hac s, 1. 45, 110 | om. ipsa 523 | om. re 421, res 561 | sin~ gulari 514 | om. quid 519, quod 567 | sententiamus 5010 | 14 ure 1. inre 515 | commu~ nionis A (18 mal gg. IT, 2,8 K1N'G und II, 10,15 IK L* NM Gg). 1, communi- cantes 56+ | add. in marg. alias vestra communione 502? | alique 7 | deversum 40. 80*

Sententiae LXXXVII episcoporum. 249

senserit, amoventes. neque enim quisquam nostrum episcopum se episcoporum constituit aut tyrannico terrore ad obsequendi necessitatem collegas suos adigit, quando habeat omnis episcopus pro licentia libertatis et potestatis suae arbitrium propriam tamque indicari ab alio non possit, quam nec ipse possit alterum iudicare. sed exspectemus universi iudicium domini nostri Iesu Christi, qui unus et solus habet potestatem et praeponendi nos in ecclesiae suae gubernatione et de actu nostro iudicandi.

1. Caecilius a Biltha dixit: Ego unum baptismum im ec- clesia sola scio et extra ecclesiam nullum. hic erit unum, ubi spes vera est et fides certa. sic enim scriptum est: una fides, una spes, unum baptismum, non apud haereticos, ubi spes nulla est et fides falsa, ubi omnia per mendacium geruntur, ubi exor- cizat daemoniacus, sacramentum interrogat, cuius os et verba cancerem mittunt, fidem dat infidelis, veniam delictorum tribuit sceleratus et in nomine Christi tingit antichristus, benedicit a deo

11 Eph 4, 4. 5. 15 vg). 2 Tim 2, 17.

1 amonentes 523. 524. 514, 502 | om. enim 529 | om. episcopum se 520 | 2 om. se 40, add. esse p. se Cod. Imp. (Fell) | errore 7 | opsequendi 40 | 3 om. necessi- tatem 529 | suas 45, 514 | adegit 80?, 102, 421, adiungit Cod. Lam. (Fell) | quo- modo 7. quando 421 | habet 5010 | 5 tamqui 524, tamquam 45, 50101. 521. 522. 527, 40, 56 | iudicare 561 | possint 40. 80', possit ° possit 515 | cum 27. quam 80", 56? | add. non a. possit 5010. 521. 522. 527 | potest 201, 421, A. 1 (nicht 56) | alterum bis 801, aliorum 521. 522. 527, alium Codd. Lam. Ebor. Ben. (Feil) | 6 cv domini nostri iudicium 523 | dominum nostram iesum christum 40 (vgl. Balu- zius) | 7 om. et a. praeponendi 422, ponendi 519 | non Z. nos 561, vos 7 | 8 om. suae 56 | gubernationem 201.

9 cecillius 514, cecilus 202, c. martyr 421 | ab 1. a 45 | bilta 5020. 521. 522. 527. 515, 100. 520. 528. 529, 421, A (nicht 1), asabilita 110, assabilita 528. 528. 502, assebilita 524, assebellita 514, bilita 561? | dicit 220. 518. 523. 524. 514. 502, om. 80", 7 | baptisma 527, 421, 519, 1. 56 | 10 solum 4529 | add. et a. scio 519 | om. et p. scio 80, £27 | ex ecclesia sola 2. extra ecclesiam 7 (vgl. S. 273, 6) | nullam 523 | hoc 5016 | ibisuera 2. ubi spes vera 7 | 11 vestra J. vera 5010' | om. una fides— baptismum 100. 520, 528. 529 | 12 baptisma 522. 527, 523. 524, 514. 502, 7, 201, 421, A. 1. 56, H | éreticos 5010 | 13 om. est 515, 519 | om. et 40 | ibi 7 | mendatia 56 | aguntur 7. geruntur 201, A. 1. 56, om. G | exorzizat 45, exorcidat 110, exorcidiat 7,2 | 14 add. ac a. daem. 110 | daemonia- cos 100. 520. 528. 529, 40, 110', 7 | add. sacrilegus . interrogat 110 (-gis), 422, Cod. Drur. (Routh) | os et s. 2. 45 | vera 1. verba 7 | 15 cancer emittunt 5020 (in ras., om. cancerem, sed spatio relicto et mittunt servato 521. 522. 527, can- cerem mittunt etiam 515), 100. 520. 528. 529, 40 (carcer im ras.?), 110. 518. 523 (emittit). 524.5214. 502, 102, 201, cancer, om. mittunt 421, 519, A. 1. 56 (carcer 2), carcerem 7, doruadn nar 10dn pdeyyerar G | dilectoram 80, om. 56| 16 tinguit 7, 201, A. 1. 56, H | antichristi 45, antichristum 980, antechr- 56 | domino 7. deo 421, 1. 56.

19*

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250 Hans von Soden,

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maledictus, vitam pollicetur mortuus, pacem dat inpacificus, deum

invocat blasphemus, sacerdotium administrat profanus, ponit altare sacrilegus. ad haec omnia accedit etiam illud malum, ut antestites diaboli audeat eucharistiam facere. aut qui illis adsistunt, dicant haec omnia falsa esse de haereticis. ecce, ad qualia igitur ecclesia consentire et sine baptismo et venia delictorum communicare com- pellitur, quam rem, fratres, fugere ac vitare debemus et a tanto scelere nos separare et unum baptismum tenere, quod soli ecclesiae a deo concessum est,

2. Primus a Misgirpa dixit: Censeo omnem hominem ab haeresi venientem baptizandum. frustra enim illic putat se esse bap- tizatum, cum non sit baptisma nisi in ecclesia unum et verum, quia et deus unus et fides una et ecclesia una est, in qua stat

18 vgl. Eph 4, 4.5.

1 pollecetur 7 | mortuus bis 45, mortuis 120! | dominum 7. deum 1. 56

2 ivocat 7, invocabat 56 | blasfemus 522. 515, 529, 523, 524. 514 | amministrat 201, administrant 561 | prophanus 45, 527. 515, 520. 529, 40. 80, 110. 518. 523. §14, 102, 201, £21, 519 | add. ad a. altare 421 | 3 om. haec 514 | accidit 7 | et 2. etiam 210 (-~w p. illud). 518, 201, d. 1, om. 100. 520. 528. 529, 56 | om. illud 518. 523. 524. 502' | et 1. ut 5021 | antistites 100. 520. 528. 529, 80, 110. 518. 523. 514. 502, 7 (antistetis), 102, 421, 519, A (antestisI', antestes I), antistes 5010. 521, 522. 527. 515, 201, 1?, H (vgl. Georges, Lexikon der lateinischen Wort- formen) | 4 audeant 100. 520. 528. 529, 518. 523. 524. 514. 502, 102, 421, 56? (audient 56') | heucharistiam 515, eukarist- 529, eucarist- 523, 421 | om. facere 519 | ut 1. aut 801, et 807, 519 | assistunt 521. 522. 527. 515, (asistunt 5010), 520. 528. 529 (nicht 100), 110. 518. 523. 524. 514. 502, 201, 421, 519 | dicunt 100. 520. 528. 529, 515, 421 | 5 add. et a. de 519 | esse 2. ecce 7 | cogitur 1. igitur 40, 110, 201, A. 1 (cw p. consentire). 56, addicitur 421, avaynegerc, om. postea compellitur G | add. et . ecclesia Cod. Imp. (Fell) | 6 sil. sine 7 | add. pae- nitentia a. baptismo 200. 520. 528. 529 | baptisma 201 | ac 1. et 1. 56 (nicht A) | veniam 45 | 7 qua 2. quam 40| ob quam 2. quam rem 422 | et J. ac 523 | om. ac vitare 7 | devitare 45 | om. et 40. 801 | om. a 100. 520. 528. 529, 40. 80" | 8 bap- tisma 527, 523, 524. 514, A. 1. 56 | qui 7. quod 2101 | 9 domino 7. deo 7, 421, HH, tea G.

10 felix J. primus 4 (s. u. S. 300) | om. a 56 | miseirpa 45, 56, misgarpa 5010. 521. 522. 527, (misparga 515), misgipa 100, 520. 528. 529, masgirpa 110. 518. 502, masgripa 523, magirpa 524, miseripa 201, misgirgpa 519, migirpa A (gg. K%) | om. dixit 801, 7, dieit 110. 518, 523, 524, 514. 502 | om. hominem ab 7 | add. haereticum p. hominem 120 s. 1. | heresim 7, 519 | 11 veniente 200 | add. ba- ptismo paenitentiae a. baptiz. 100 (om. baptismo). 528. 529| fi 1. enim 515 | ille l. illic 524, 421 | ~~ se putat 523 | om. esse 519 | 12 non s. 1. 40 | sint 56° | baptismo 56’, -mum 456? | 18 quod 7. quia 561 | add. est p. unus 7 [| om, et ecclesia una 7, 56 | om. est 102| statutum 7. stat unum 100. 520. 528, 529.

Sententiae LXXXVII episcoporum. 251

unum baptismum et sanctitas et cetera. nam quae foris exer- centur, nullum habent salutis effectum. |

3. Polycarpus ab Hadrumeto dixit: Qui haereticorum baptismum probant, nostrum evacuant. :

4. Novatus a Thamogade dixit: Licet sciamus omnes scripturas sibi testimonium reddere de salutari baptismo, debemus ergo fidem nostram exprimere, ut haereticos et scismaticos ad ecclesiam venientes, qui pseudobaptizati videntur, debere eos in fonte perenne baptizari, et ideo secundum testimonium scripturarum et secundum decretum collegarum nostrorum, sanctissimae memoriae virorum, omnes scismaticos et haereticos, qui ad ecclesiam conversi sunt, baptizavi, sed et eos, qui ordinati videbantur, laicos recepi.

5. Nemesianus a Thubunas dixit: Baptisma, quod dant haeretici et scismatici, non esse verum ubique in scripturis sanctis

1 baptisma 527, 7, 519, 1. 56, H| est 1. et 529 | om. et sanctitas 515, add. una a. sanctitas 523, add. una p. sanctitas 421 | om. et a. cetera 100. 520. 528. 529, 518. 523. 524. 514. 502, 421 | om. cetera 100. 520. 528. 529 | namque 110. 518. 523. 584. 514. 502, 421, Cod. Gratianopol. (Baluz.) | qui 100. 520. 528. 529 | 2 affectum 519.

3 adr- 5010. 521. 529. 527. 515, 100. 520. 528. 529, 40%. 80, 523. 524 (atr-). 514 (atr-). 5021, 201, 421, 519, A. 1. 56 (abr- 56"); -drym- 45, -drim- 5010. 521. 522. 527. 515, 40. 80", 110. 518. 528. 524. 514. 502, 7, 102, 565 (ugl. ep. 48, I p. 606, 8. 18, vgl. auch Pamelius) | om. dixit 801, 7, dieit 120. 518. 523. 524, 514. 502 | 4 baptisma 527, 102 | ~~ probant baptismum 529 | probat 7, 1 (mcht 56), H, improbat 1 (vgl. S. 267, 1) | evacuat 7, H | om. nostrum evacuant 561, hereticis communicant 567, douofovres . . edoxtuov morovery G.

_ 5 thamoecade 45, 102, damog- 56, tam- 201, 421, thomagate 5010. 527, tho- magade 1, thomogade 100, thamugade A, 421 (tam-), thamogabe 110. 518 | om. dixit 7, dicit 110. 518 | omnem scripturam 56 | 6 om. sibi 5010. 527, G, sibi 56 | om. de 5010. 527, 100 | om. ergo 40, tamen 5010. 527, 1. 56? (ugl. S. 255, 7), et nos 421 | 7 expremere 7 | om ut 1. 56| add. ab p. ut 7 (vgl. S. 273, 13) | om. et scismat. 50101. 527 | schism- 40, 110, 7, H | 8 add. non videamur yp. videntur s. l. 80%, om. debere baptizari 5010' | videre 7. debere 80 | baptismo paeni- tentiae 7. fonte perenne 100 [| perh- 5010'. 527, 110, 102, 201, 421; -ni 5010. 527, 110, 7, 102, 421, 519%, 56°, H| 9 baptizare 56 | 10 testimonium 7. decretum 421 | sanctissimorum, om. memoriae 519, 56% | 11 schism- 40. 80, 110, 7, H | 12 add. paenitentiae a. baptiz. 100 | baptizari 5010. 527, 100, 40, 110. 518, 7, 201, 421, 1. 56 | add. oportet p. baptiz. 421 | om. et 451, 80, ei 1. et 567 | qui- cumque 2. eos qui 56? (cumqui 56°) | add. nec a. laicos 427 | in quos 7. laicos 56* (inter laicos 56?) | recipi 5010. 527, 100, 40. 80, 110. 518, 201, 1. 56°, om. 7 | add. debere p. rec. 50107 in marg.

13 tub- 5010, 40, A, -nis 5010. 527, A. 1, @hucunas 56, thibunas 519, tuburnas £21 | om. dixit 801, 7, dieit 110. 518 | baptismi 561 | quem 2. quod 170", quo 7 | 14 schism- 40. 80, 110, 7, H.

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252 Hans von Soden,

declaratum est, quoniam ipsi praepositi eorum falsi Christi sunt et’ falsi prophetae dicente domino per Salomonem: qui fidens est in falsis, hic pascit ventos, idem autem ipse se- quitur aves volantes. deseruit enim vias vineae suae, semitas vero agelli sui erravit. ingreditur autem per avia loca atque arida et terram destinatam in siti, contrahit autem manibus infructuosa. et iterum: ab aqua autem aliena abstine te nec de fonte extraneo biberis, ut longum vivas tempus, adiciantur etiam tibi anni vitae. et in evangelio divina sua voce dominus noster Christus locutus est dicens: nisi quis renatus fuerit ex aqua et spiritu, non potest introire inregnum dei. hic est spiritus, qui ab initio ferebatur super aquam. neque enim spiritus sine aqua separari potest nec aqua sine spiritu. male ergo sibi quidam interpretantur, ut dicant: per manus inpositionem spiritum sanctum accipiant et sic recipiantur, cum manifestum sit utroque sacramento debere eos renasci in ecclesia catholica. tunc poterunt filii dei esse dicente apostolo: curantes servare uni-

2 Prov 9, 12. 6 Prov 9, 18. 11 Jo 3, 5. 18 Eph 4, 8—5.

1 christiani 7. christi 519 | 2 sol- 40, 7, 1? 56‘ | om. in 7, H, ext G | 3 ven- tus 7 | 4 dereliquit 7. deseruit 1. 56 (nicht A) | autem J. enim 71, A. 1. 56, yae G | om. vias 519, vineas 1. vias 518 | add. et p. suae 80? s. 1, 102, A. 56, de G | 5 a semitis 7. semitas 5010%, 80, 102, 421, 56, a semita A, semitis 1] om. vero 80, 102, A | angeli 5010. 527, 519, agelluli 100, agri 421, 56, gelli 1, yenoysov G | si 1. sui 5010'. 527 | ingredimur 801| om. autem 421 | 6 via 7. avia 80', devia 80°, alia, abdita 7, deserta 7. avia loca 421, add. deserta p. loca 100 | terra 40, 56 | distinatam 56, constitutam 1. destinatam £27 | ense J. in siti 56 | om. in 4. 7 | sitim 100, 7, H, dupadeoiw G (ohne Prdp.) | 7 contrait 80, 110, colligit £21, 1. 56? (collegit 561), consequitur 4 | infructuosam 100, 7, sterilitatem 421, 1? 56 (nicht A), anogaiey G | 8 alia 45, 80, ellorgrov G | abstinente 561 | om. te 7, H | et 7. nec £21, 1. 56, om. nec 201| om. de 201 | alieno J. extraneo 421, 1. 56 (nicht A), externo 210. 518, Cod. Monasteriensis (Baluz.), Cod. Drurianus (Routh) | 9 add. ne a. biberis 201, 421, 1. 56 | biberitis 100, 110‘. 518 | ut longum bis 518 | multo ... tempore 100 (multum), £27 | et adic. 7. adic. etiam 421, 519 | diciantur 7, addi- cientur £21 { autem 7. etiam 110, 201, de G | add. etiam p. tibi 519 | 10 add. tuae p. vitae £27 | om. divina 56 | 11 add. iesus a. christus 110, 1 | si ... non (a. fuerit) i. nisi £0, add. si p. nisi 7, Z| qui 5010". 527, 421, 519 | 12 add. sancto p. spiritu 5010°, 80, £21 | introre 40 | caelorum 7. dei 201, deov G | 13 add. scs p. spiritus 45 | aquas 519 | 14 ew sine aqua spir. 201 | in 1. sine 518 | separare 56, yooqrodnvar G, operari A, separatim operari coni. H (s. u. S. 299) | add. non a. potest 56% | neque 5010. 527, 80, 102, 1 | spiritum 40 | 15 quodquidem 7. quidam 561 | cw quidam sibi 7 | add. quod yp. dicant 7, H | interpositionem 7 | 16 add. tantum et non cum paenitentia a. spiritum 100 | et sic recipiantur bis 80 | recipiuntur 427 | 17 add. in a. utroque 110, 1? | add. et a. tune 201 | add. quippe p. tunc 56? | 18 po- tuerunt 7, 2011, 519, 561, posse 80? | fili 40, 7, filios 802.

ae.

a RE

Sententiae LXXXVII episcoporum. 253

tatem spiritus in coniunctione pacis, unum corpus et unuUs spiritus, sicut vocati estis in una spe vocationis vestrae, unus dominus, una fides, unum baptisma. haec omnia in ecclesia catholica loquitur. et iterum in evangelio dicit dominus: quod natum est de carne, caro est, et quod natum est de spiritu, spiritus est, quia deus spiritus est, et ex deo natus est. ergo omnes haeretici et scismatici, omnia quaecumque faciunt carnalia sunt dicente apostolo: mani- festa sunt enim opera carnis, quae sunt fornicationes, inmunditiae, incestum, idolatria, servitus, veneficia, inimicitiae, certamina, zelus, ira, divisiones, hae- resis et his similia: de quibus praedixi vobis, sicut praedico, quoniam quicumque haec faciunt, regnum dei non hereditabunt. condemnat itaque apostolus cum om- nibus malis et qui divisionem faciunt, hoc est scismaticos et hae- reticos. nisi ergo acceperint baptismum salutare in ecclesia catholica, quae est una, salvi esse non possunt, sed cum carnalibus in iudicio domini Christi damnari.

B Jo 3, 6. 8 Gal 6, 19—21.

1 add. vel christus p. spiritus 422 | add. vinculo vel p. in 421 | coniunc- tionem 80, 7, 201, 56, communione 421 | add. ut a. unum 100 | 2 unum I, unus 518, 102 | add. est p. spiritus £21 | unam spem 40, 7 | novationis 1. vocationis 421| 3 add. quia a. unus 80? s. 1. | add. et a. unum 519 | baptismum 200 | add.

unus deus p. baptisma 421, 1. 56| 4 add. et a. haec 1. 56| om. in a, ecclesia 7,.

1. 56, H, ev G | om. catholica 519 | add. suo p. evangelio 427 | 5 ~ dominus dicit 5010. 527, 421 | om. dominus 1. 56| 6 ex J, de a, spiritu 518 | spir. est a spir. est 519 | quoniam 7. quia 1. 56 | add. sanctus p. spiritus 110. 518 | 7 de 1. ex 56 | omnis 7| schism- 80, 7, H, scismathici 40 | 8 manifestae . . . operae 7 | 9 ew enim sunt 110. 518, 102, 421, 1. 56 | om. enim 5010. 527 | add. quidem a. sunt 421 | fornicationis 901, 7 | 10 inimmunditiae 7, inmunditia 529 | add. et a. incestum 519 | incestus 5271, 80', 421, 519 | idolatriae 5010. 527, 100, 80, 102, 201, 421, idololatriae 7, H, exdmlolargercee G | om. servitus 1. 56 | beneficia 40. 80! | 11 ini- mitiae 7 | om. certamina 45, contentiones 202 | cw zelus certamina 421 | dolus J. zelus 519 | divisionis 40 | haereses 5010. 527, 110°, 102, 421, 519, A (nicht 1. 56), H, cgecerg G | 12 om. his 40, hiis £21 | om. quibus £21 | 18 quaecumque 56" | hoc 518 | 14 om. dei 56 | possidebunt Codd. Lam. Hbor. (Fell) | condempnat 527 (nicht 5010), 40. 80, 110. 518, 102, 201, 421, 519, 56 (condempti 56"), condempnavit 529, condemnant 7 | etaque 56 | 15 add. eos a. qui 56? | schism- 45, 80, 110, 7, H| om. et haereticos 7, 427 | 16 baptisma 1. 56| add. paenitentiae a, salutare 100 {| salu- taria 567 | om. in 421 | 17 ew una est 201, 56 | salus 1. salvi 519 | 18 add. nostri iesu a. christi 5010. 527, Codd. Lam. Ebor. (Fell) | dampnari 527, 110. 518, 201, 421, 519, damnabuntur 5010°, 1. 56.

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254 Hans von Soden,

6. ITanuarius a Lambese dixit: Secundum scripturarum sanctarum auctoritatem decerno haereticos omnes baptizandos et sic in ecclesiam sanctam admittendos.

7. Lucius a Castra Galba dixit: Cum dominus in evan- gelio suo dixerit: vos estis sal terrae. si autem sal fatuum fuerit, in quo salietur? ex eo ad nihil valebit, nisi ut proiciatur foras et conculcetur ab hominibus, et iterum post resurrectionem suam mittens apostolos suos mandat dicens: data est mihi omnis potestas in caelo et in terra, ite ergo et docete gentes baptizantes eosin nomine patris et filii et spiritus sancti. cum ergo manifestum sit haereticos, id est hostes Christi, non integram sacramenti habere confessionem, item scismaticos non posse condire sapientia spiritali, cum ipsi ab ecclesia, quae una est, recedendo infatuati contrarii facti sint, fiat sicut scriptum est: domus con- trariorum legis debent emundationem, et consequens et

5 Matth 5,18. 9 Matth 28,186.19. 18 vgl Kol 4,5, 15 Prov 14, 9.

1 salambese 45, 527, salambense 5010, iambese 56, lambes 7, lambe 200, lambesem 110, lambesen 518 | om. dixit 7, dieit 80, 110. 518 | 2 cw auctorit. script. sanct. 110. 518 | om. auctoritatem 7 | dicerno 100 | add. paenitentiae ma- num p. baptiz. 100 | 3 ecclesia sancta 100 | om. sanctam 7.

£ om. lucius dixit 50101. 527, 100 | galbae 1, H, ealba 50107, balga 529, quando 7, yaiBas G | om. dixit 7, dieit 80, 110 (nicht 518) | 5 om. suo 519 | quodsi 7, H | add, adiecit a. si 102 s. 1: | factum 451, fatu* 801, in fatu 80%, infatuum 110, infatuus 71, (fatuus 7°, H), infatuatum 201, 421, 56, fatuatum 1, infatuatus A (vgl. Z. 15, 8.u. 8.298) | add. est p. fat. 56 | 6 in quod 451, 527 (in -quid 5010), 40, id quod 201, A, ev tim G (8. u. 8. 298) | sallietur 40, 519, salvetur 45, condietur 7 {vgl. Z. 18), H| om. ex e0-421, ideo I. ex eo 519 | ad s. 1. 102 | nieh- 110, 201, 421, 519; -lum 110. 518, 201, 421, 7, H | valet 5010, 201, 1, vozver-G | add. ultra go. val. 80? | 7 om. ut, proicl . : . conculcari 421, proicietur . . . conculcatur 561, Bin- Syvor ... xerewereotor G | omnibus 7. hominibus 7 | 8 om. suam 451, env eav- tow G | om. suos 45, rovg cdtovg G | 9 ds J. dicens 518 | om. data 100| michi 421, 519 | 10 om. et 5010. 527, 110. 518, mogevievres ovy G | add. omnes a. gentes 120. 518, 102, 201, 421, 519, G | add. omnes p. gentes 5010. 527, 100 | tingentes J. baptiz. 421 | om. eos 7, eas 518, 421, avrovs G| 11 fill 40 | 12 in- tergram 80? | 13 sacramentis 80' | om. habere 421 | cw confessionem habere 56, confessionem dare 1 | schism- 45, 80, 110, 7, 56, H, scismath- 40 | om. non posse 421 | condiri 100, fwomonsu: G| 14 sapientiam 7, owoloyie G | spirituali 5010. 527, 110. 518, 421, 519 | recedant 100 | 15 in im infatuati s. 1. 110, fatuati 518, infatuam 7 | add. et a. contrarii 110, 201 | contrart 7, om. 519 | sunt 5010. 527, 100, 40. 801, 110. 518, 7, 102, 201, 519, 56' | cv sunt facti 110. 518 | add. et a. fiat 56? | quia 7. fiat 100 | om. contrariorum 7 | 16 regis 7. legis 50102, leges 421 |

debeant 5010 (nicht 527) | debenti 421, debens 562 | emundatione 80 (add. pur-.

gari 80°), emend- 561 | om. et, 74, 519, H, consequentes 7. cons. et 451, 50101 (-tis), consequens est 5010%. 527, 40. 80 (in ras. vid.), 110. 518, 102, 201, 421, A. 1, cons. sit 56 (s. u. 8. 298).

i |

Sententiae LXXXVII episcoporum. 255

eos, qui a contrariis baptizati inquinati sunt, primo purgari et tune demum baptizari.

8. CrescensaCirta dixit: In tanto coetu sanctissimorum consacerdotum lectis litteris Cypriani dilectissimi nostri ad Iubaianum itemque ad Stephanum, quae tantum in se sanctorwm testimoniorum descendentium ex scripturis deificis continent, ut merito omnes per dei gratiam adunati consentire debeamus, censeo omnes hae- reticos et scismaticos, qui ad catholicam ecclesiam voluerint venire, non ante ingredi, nisi exorcizati et baptizati prius fuerint, exceptis his sane, qui in ecclesia catholica fuerint ante baptizati: tamen per manus inpositionem in paenitentia ecclesiae reconcilientur.

9. Nicomedes a Segermis dixit: Mea sententia haec est, ut haeretici ad ecclesiam venientes baptizentur, eo quod nullam foris apud peccatores remissionem peccatorum consequantur.

10. Monnullus a Girba dixit: Ecclesiae catholicae matris

1 a s.l. 80 | contraris 7 | baptizatis 7 | in aqua nati 7. inquinati 7 | 2 tum J. tunc 56 | denuo 7. demum 210, simul 200 | add. paenitentia a. baptiz. 200.

3 certens 80, cirtha 1, cirea 5010, 102, 519 | dicit 80, 110. 518 | om. in 7, {| & sacerdotum 7. consacerdotum 7 | electis 56+ | delectissimi £0 | inv- 102, £21, iobaz- 40. 80 | 5 item 7. itemque 5010, idemque 80, itaque 561, atque 56? | om. item- que ad stephanum 421, et nar reog orepavoy G | sthepanum 100 | sanctimoniorum 45, 100, 80, 110. 518, 7, 102, 421, 519, 1? 56}, sanctissimorum 40, 201, dA, om. spatio relicto 5010, sanctorum testimoniorum 5010° (in marg.). 527, sanctissimorum testimoniorum cont. H, testimoniorum 456, decretorum Cod. Laetiensis (Baluz.), (s. unten S. 297f.) | 6 discendentium 56, discentium 7, om. A, xar tocavrn weervera yoncapevay ayiov yeepav G | dei magnificis 7. deificis 7 | 7 domini J. dei 421 | mandato 7. adunati 519 | debemus 45', 427, 56* | add. ergo p. censeo 100, 80, 110. 518, 7, 102, 201, 421, A (nicht 1. 56), H, add. ego p. ergo 201, add. nae autos G| 8 sive 2. et 201, A. 1. 56, nat G| chism- 45, scismath- 40, schism- 80, 110, 7, H | catolicam 5010 (nicht 527) | voluerunt 801, valuerint 5010 (nicht 527) | 9 add. intus a. ingredi 201 | add. manu paenitentiae a. exorciz. 100 | exorcidati 110 s. r. | om. et baptizati 7, 56, Cod. Imp. (Fell) | om. prius 80, 201, A. 2. 56, mou l. nisi prius G|10 hiis £22 | ecclesiam catholicam 422 | om. catholica 7 | fuerint, n s. 1. 40 | om. ante 451 | cy baptizati ante 201 | ita 1. ii alle Hss. (100 om.) und A, ovto: G (s. u. 8.298) | add. ut p. tamen 5010. 527, 80°, 519 | tune J. tamen 518, om. 110 | 11 paenitentiam 100, 201, 421, A. 1. 56, -tiae 110. 518 | reconcilietur 451, 801, concilientur 100.

12 nich- 421, 56, -dis 7, 56 | seeermis 7, -mes £21, segerons 110, segerosus 518 | dieit 80, 110. 518 | 18 add. in paenitentia p. baptiz. 100 | nullum 7, nulla 519, ullam £51 | 14 a peccatoribus J. apud peccatores £21 | peccatoris 7 | sit remissio i. remiss. consequ. 519 | peccatorem 80' | om. peccatorum S. 259, 7 haereti- corum 519 | consequentur 7, H, consequatur 561.

15 sententiam monnulli p. nr. 19 ponit G | monnulus 527, 40, 110. 518, 7, 102, 421, A, H, munulus 201, 256. 576 (beide nach Routh), Cod. Drur. (Routh) | add. in pace a. mon. 1 | girha 7, gibar 80 | dieit 80, 110, 518 | om. catholicae 7 | om. matris 50101. 527.

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256 Hans von Soden,

nostrae veritas semper apud nos, fratres, et mansit et manet vel maxime in baptismatis trinitate domino nostro dicente: ite et baptizate gentes in nomine patris et filii et spiritus sancti. cum ergo manifeste sciamus haereticos non habere nec patrem nec filiam nec spiritum sanctum, debent venientes ad eccle- siam matrem nostram renasci et baptizari, ut cancer, quod habe- bant, et damnationis iram et erroris offecturam per sanctum et cacleste lavacrum sanctificetur.

11. Secundinus a Cedias dixit: Cum dominus noster Christus dicat: quinon est mecum, adversum me est, et Tohannes apostolus eos, qui ab ecclesia exeant, antichristos dicat, indubitanter hostes Christi, quique antichristi nominati sunt, gratiam baptismi salutaris ministrare non possunt. et ideo censeo eos, qui de insidiis haereticorum confagiunt ad ecclesiam, baptizandos esse a nobis, qui amici appellati sumus de eius dignatione.

2 Matth 28, 19. 6 vgl. 2 Tim 2, 17. 10 Matth 12, 30. 11 vel. 1 Jo 2, 18. 15 vgl. Luc 12, 4. Jo 15, 15.

1 veritatis 45 | om. semper 7, 421 | om. fratres 518 | om. et, 110. 518, A | manet et 56 | eo quod J. vel 7, H, vel eras. 80, not G | 2 om. maxime 7, H] de baptizatis in 7. in baptismatis 5010. 527, baptizatis 7. baptismatis 200, ba- ptismati 40, baptismati est 7, H{ (-te), baptismi A | trinitatem 120, 201, trini- tas 7, H | add. semper a. dom. 518 | item J. ite 80' | om. et 201, A, mogev- soMe nee G|3 om. gentes 421, tavra ta edvn G | fili 40| 4 manifesto 7, A. 1 (nicht 56), H, manifestum 421 | cv sciamus manifeste 100, 518 | scimus 80+ | om. non 421 | om. nec 518 | 5 et Ul. nec, 518 | om. debent 421 | 6 venire nasci 45, 40. 80" (add. et a. nasci 80°), 518, Cod. Drur. (Routh), venire renasci 7, H, vere nasci 110, renasci, om. vere 5010. 527, 100, 256. 576 (nach Routh), G (we ayleotevtes avayevyndoov), nasci, om. vere 56, vere renasci 102, 201, 421, 519, A. 1 (s. u. 8.298) | add. in manu paenitentiae p. baptiz. 100 | et 2. ut 80 | quem 7. quod 427 | habeant 451 | 7 dampnationis 527, 110. 518, 201, 421, 56 | ira 80°, A. 1. 56? | om. et 80, 201 | terroris 56, errori 80? | offectura 80°, A, effecturam 40, 110. 518, 201, 421, 256, Cod. Drur. (beide nach Routh), offensa 1. 56? (offen- sam 1) | 8 caelestem 7, 561 | add. invocationis a. lavacrum 200 | sanctifecetur 7, sanctificentur 427, 561, sanctificetur, ur in ras. 5010, s. 1. 527, sanctificatur 100.

9 secundinus in ras. 5010, second- 40, secundus 102, sexovydtavos G | add. confessor et martyr a. sec. 1 | cedius 45, edias 56, ccedias 80, cesias 518, cezas A | dieit 110.518 | 10 iesus 1. christus 102, om. 421, iesus christus Cod. Ebor. (Fell), G | ~~ mecum non est 100, 40. 80, 110, 518, 7, 102, 201, 421, A (nicht 1. 56), H | ad- versus 100, 40, 201, A. 1. 56 | 11 apostolos 7 | sedos 7. eos 561, hos 56? | ecclesias 561, ecclesiis 56? | antechr- 561 | om. antichristos quique 100 | add. eos p. dicat 518 | 12 antechr- 56 | gratia 7 | 13 om. et 7, 421 | censemus, om. eos 421 | 14 add. paenitentia a. baptiz. 100 | baptizando 80' | eos 1. esse 201 | 15 adpellati 80 | sumus s.1. 56 | add. dei ». sumus A (nur Cod. V), H, dei 1. de 1. 56, deius 1. de eius s. ras., dei 80 in ras., ovg o xverog nkwoev ovopaou gilous G.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. | 257

12. Felix a Bagai dixit: Sicut caecus caecum ducens simul in foveam cadent, ita haereticus haereticum baptizans simul in mortem cadunt. et ideo haereticus baptizandus est et vivificandus, ne nos vivi mortuis communicemus.

13. Polianus a Mileo dixit: Iustum est haereticum bap- tizari in ecclesia sancta.

14. Theogenes ab Hippone Regio dixit: Secundum sacramentum dei gratiae caelestis, quod accepimus, unum baptismum, quod est in ecclesia sancta, credimus.

15. Dativus a Badis dixit: Nos, quantum in nobis est, hae- retico non communicamus, nisi baptizatus in ecclesia fuerit et re- missam peccatorum acceperit.

16. Successus ab Abbir Germaniciana dixit: Haere- ticis aut nihil licet aut totum licet. si possunt baptizare, possunt et sanctum spiritum dare: [si autem sanctum spiritam dare] non

1 vgl. Matth 15, 14. 8 vgl. Eph 4, 4. 5.

1 add. confessor a. felix 1| bai 451, vagai A (Codd. TKLWN), bigai 56%. A (Cod. <), bacai 5010. 527, 102, 1, bagal 110, 201, bagat 100 | dieit 120. 518 | sisicut 56 | deducens 427, ducere 561 | sic 2. simul 7, H, ape G | 2 fovea 7 | cadunt 5010. 527, 80° (cadat 80%), 201, 421, A. 1. 56? (cad- mn cad- 56%), eu- since. G | om. simul 421 | 8 cadent 5010. 527, 100, 40, 421, H | haereticos 40 | cy est p. vivific. 56 | innovandus J. vivific. 201, 256 (Routh), 255 (Fell), iustifi- candus Cod. Imp. (Fell) | 4 mortuos 518', 56°.

5 sententias poliant, theogenis, dativi p. n. 10 ponit G | pollianus A | add. confessor a. polianus 2| mileto 110, 201 | dicit 110. 518 | secundum J, iustum est 561 | censeo 56? | om. haereticum 45" | baptizare 102 | cw baptizari p. sancta 45 | add. paenitentia p. baptiz. 100] 6 ecclesiam sanctam 7, 56.

7 teogenos 518, theugenus 561, theugenis 56° | add. in pace a. theogenes Z | ippone 5010 (imp-). 527, 100, 40°, 201, 421, 56, hipone 110. 518, appone 40* | om. regio 110, regione 80° | dicit 210. 518 | 8 om. dei 120. 518 | add. et a, gratiae 80? | cw quod a. gratiae 110. 518 | accipimus 7, accepimus s. l. 202 | baptisma 528, 7, H|9 om. est 5010 | nostra J. sancta 1.

10 dacius 518, dacivus 56, add. confessor a. dat. 1 | bbadis 80, 110. 518, vadis 7, A (nur Codd. LK? L) | dicit 110. 518 | et 1. est 7 | haereticis 422, 1. 56 | 11 om. non 561 | conmunicamus 45 | baptizati 45, 421, 1. 56 | add. paenitentia p. bapti- zatus 100 | fuerint 421, 1. 56 | remissa 7, 102, remissionem 41, A, 1. 56 | 12 acceperint 421, 1. 56.

13 add. confessor et martyr positus in tertulli a. successus Z | abir 201, badir 110, abi 421, barbir 56, bag 518 | germanitiana 527, germanciana 518, german- tiana 56, germanicipiana 80 | dicit 120. 518 | 14 autem J. aut 110. 518 | nichil 110, 201, 421 | at J. aut 56 | add. et a. si 1 | om. possunt, 518, 56| add. non a. possunt, 200 | 15 om. sanctum 421 | cw spiritum sanctum 5010. 527, 110. 518, 102, 201, A (gg. Cod. K). 1 (nicht 56) | om. si autem dare 451, 5010'. 527, 518, 7, G (vgl. unten §. 301 A. 2) | ev spiritum sanctum 5010°, 40, 110, 201, 421, 1. 56.

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possunt, quia non habent spiritum sanctum, nec baptizare spirita- liter possunt. propterea censemus haereticos baptizandos esse.

17. Fortunatus a Thuccabori dixit: Iesus Christus do- minus et deus noster, dei patris et creatoris filius, saper Petrum aedi- ficavit ecclesiam, non super haeresin, et potestatem baptizandi epi- scopis dedit, non haereticis. quare qui extra ecclesiam sunt et contra Christum stantes oves eius et gregem spargunt, baptizare foris non possunt.

18. Sedatus a Thuburbo dixit: In quantum aqua sacer- dotis prece in ecclesia sanctificata abluit delicta, in tantum haeretico sermone velut cancer infecta cumulat peccata. quare omnibus pacificis quidem viribus nitendum est, ne qui haeretico errore in- fectus et tinctus singulare et verum ecclesiae baptismum retractet accipere, quo quis non fuerit baptizatus, regno caelorum fiet alienus.

19. Privatianus a Sufetula dixit: Qui haereticos pote- statem baptizandi habere dicit, dicat prius, quis haeresin condiderit.

4 vgl. Matth 16, 18. 8 vgl. Matth 12, 30. Jo 10, 12. 11 vel. 2 Tim 2, 17.

1 rv quia n, h. sp. sanctum y. possunt (Z. 2) £21 | add. dare a. non s. r. 40] add. da p, sanctum 56! (datum 56") | neque 421 | baptizari 7 | spiritualiter 5010. 527, 110. 518, spiritalis 100, om. spiritaliter 421 | 2 -y possunt spirit. 528 | poterunt 421 | censumus 561, censuimus 56? | add. paenitentia a. baptiz. 100 | baptizari I. baptizandos esse A.

3 add. confessor a. fortunatus 2| tucc- 527, 40, 110. 518, 421, A, dhucc- 45, 56, 80; -uca- 40. 80; -ris 100 | dieit 110. 518 | iohannes J. iesus 5010 | 4 om. noster 518 | add. et a. dei 120, 201 | unigenitus J. filius 427 | petra 100, exava tov metoov G | haedif- 100 | 5 add. suam p. eccles. 56? | haeresim 100, £0. 80, 518, 7, 102, 201, 421, A. 1? 56, H'| co baptiz. potest. 201 | habere J. episcopis 566 add. quia a. qui 421 | add. non super heresin quare qui p. sunt 7 | 7 gre- ges 56 | baptizari 100, 518.

9 add. in pace a, sedatus 1 | tub- 5010. 527, 100, 40, 421, A. 1. 56, turb- 110, hturb- 518, Sovep- G, -urvo 421 | dicit 110. 518 | 10 om. in ecclecia 421 J cw sanctificata a, prece 421 | abluet 40 | hereticus 56 | 11 cancere A, cancri 56 | invecta 421 | comulat 7 | 12 pacis 1. pacificis 80 | -\ quidem pacificis 56 | viris i. viribus 100', 56, moribus 110, 518 | quis 100, 421, A. 1. 56 | hereticorum 102 | rumore J. errore Z| 13 est 1. et, 5010. 527, 40. 80, 1 | intinctus 7, H | add. est a. singulare 518 | add. paenitentiae manum p. baptismum 100 | om. baptismum #01, baptisma 421 | ov bapt. eccl. £22 | detractet 110, 201, 1, detrectet 421, 56 | 14 opus J. quis 5010. 527, qui 201, quique 40, quisque 110, A. 56, si quis 421, quisquis H | renovatus 7. baptiz. 100 | add. a a. regno 5010, 80°, 110. 518 | add. suo p. regno 561 | fit 421, 1. 56 | extraneus J. alienus 110. 518, Cod. Gratianopol. (Baluz.), adloresovrer G.

15 privitianus 56 | add. confessor a. priv. 1 | sufeeula 561, a sufetolamus 80 | dieit 120. 518 | potestate 102 | 16 om. baptizandi 45, cu baptiz. potest. 421 | qui 102, 56, om. 45 | heresim 100, 80, 518, 102, 421, A. 1? 56, H| condederit 561.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 259

si enim haeresis a deo est, habere et indulgentiam divinam potest : si vero a deo non est, quomodo gratiam dei aut habere aut con- ferre alicui potest? ,

20. Privatus a Sufibus dixit: Qui haereticorum bap- tismum probat, quid aliud quam haereticis communicat?

21. Hortensianus a Laribus dixit: Viderint aut prae- sumptores aut fautores haereticorum: nos unum baptisma, quod non nisi in ecclesia novimus, ecclesiae vindicamus. aut quomodo possunt in nomine Christi aliquem baptizare, quos ipse Christus dicit ad- versarios suos esse?

22. Cassius a Macomadibus dixit: Cum baptismata duo esse non possint, qui haereticis baptismum concedit, sibi tollit. cen- seo itaque flebiles et tabidos haereticos baptizandos esse, cum ad ecclesiam venire coeperint, et sacra et divina lavatione lotos et lumine vitae inluminatos non hostes sed pacificos, non alienos sed. fidei domini domesticos, non adulteros sed dei filios, non erroris sed salutis effectos in ecclesiam recipi absque his, qui de ecclesia fidéles subplantati ad haeresis tenebras transierant, sed eos per manus inpositionem restituendos.

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9 vgl. Matth 12, 380. 15 vgl. Jo 8, 12, 16 vgl. Hebr 12, 8?

1 et J. est 80 | cv habere p. divinam 100 | om. et 100, 80°, 421, A() | 2 om. vero a deo non est quo 7 | vere 201 | add. aut a. gratiam 5010" | haberi 45.

4. privatianus 110 | suffibus 40 | dieit 220. 518 | om. qui 7 | hereticum 201 | baptisma 518, baptismorum 561 | 5 probant 7, A (vgl. S. 251, 4), probrat 45 s. 7, | qui 7. quid 110', 56'| quae 2. quam 7 | hereticus 56 | communicant 7, A.

6 cv hort. a laribus dixit p, dixit S. 258, 15 40 | hortansianus 40, horencianus 421, add. in pace a. hort. 7] salaribus 56, maribus 2. a laribus 220 | dicit 110. 618 | cum baptismi voluerint J. vider. aut 56%, corr. viderint 7. voluer. 56°, vide- rant 5010 | om, aut 421 | praesumptoris 561, prosumptore 7 | 7 factoris 56 | add. autem p. nos 519| baptismum 201, om. baptisma 56 | add. tenere p. baptisma 80? | om. non 451 | 8 ecclesiam 519 | add. est et id p. ecclesia 80 | nobis 7. novi- mus 80 | add. et a. ecclesiae 80 | vendic- 5010. 527, 110°, 56 | om. aut 110, 201 | 9 aliqui 200 | dixit 5010. 527, 80 | adversarius 102%.

11 casius 45 | add. confessor et martyr a. cass. 7 | comadibus 120, xowcagav G, macamadibus 518, macomadius 40, macomanibus 7! | dieit 220. 518 | om. cum 201 | baptisma 1001, 80, 110. 518, 56 | 12 om. esse 519 | possunt 120. 528, 7, 102°, 201, 56, Codd. Lam. Ebor. (Fell), possent 102'| hereticus 561 | 13 utique 1. itaque 110, ita 421 | flebis 80 | sectabiles 1. et tabidos 7, tepidos 102 | add. in paenitentia py. baptiz. 200 | 14 coeperunt 5010, 7 | ex 1. et 56+| om. sacra et 43, om. et 100 | letus 7. lotos 561 | 15 add. in a. lumine 7, H, yar G | illum- 5020. 527, 110. 518, 201, 421, voluminavit**os 56+ | pacificus 71, pacis filios J. paci- ficos 421 | 16 domino 401 | 17 effectus 7, 519 | ecclesia 100 | abque 80', spsquae 7, om. 519 | is 80!, eos 80", eis 421, 56 | 18 fidelis 7 | suppl- 120. 518, 102, 201, 519, 56, H| hereseos 518 | transierunt 356 | sed eos exp. 80, eius J. eos 56’.

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260 Hans von Soden,

93. Alius Ianuarius a Vico Caesaris dixit: Si non ob- temperat error veritati, multo magis veritas non consentit errori. et ideo nos ecclesiae adsistimus, in qua praesidemus, ut baptismum eius ipsi soli vindicantes eos, quos ecclesia non baptizavit, baptizemus.

24, Alius Secundinus a Carpos dixit: Haeretici christiani sunt an non? si christiani sunt, cur in ecclesia dei non sunt? si christiani non sunt, fiant. aut quo pertinet sermo domini dicentis: qui non est mecum, adversum me est, et qui non me- cum colligit, spargit? unde constat super filios alienos et soboles antichristi spiritum sanctum per manus inpositionem non tantummodo non posse descendere, cum manifestum sit haereticos baptisma non habere.

25. Victoricus a Thabraca dixit: Si licet haereticis bap- tizare et remissam peccatorum dare, quid illos infamamus, ut hae- reticos illos appellemus ?

26. Alius Felix ab Uthina dixit: Nemini dubium est, sanctissimi consacerdotes, non in tantum posse humanam praesump-

8 Matth 12, 30. 10 vgl. 1 Jo 2, 18.

1 om. alius G | add. in pace a. alius 1} bico £21 | caessaris 5010 | dicit 110. 518 | sine 7. si non 5010, add. non s. 1. | 2 add. domini p. veritati 421 | veritati 1. errori 561 | 3 om. nos 518 | add. qui p. nos £27 | assist- 5010. 527, 201, 421, 519, asist- 102 | quam 80 | pressid- 5010, praesed- 7 | om. ut 421 | baptismo 100 | 4 vendic- 110°, £22 | cv non ecclesia 56 | add. per paenitentiam a. baptiz. 100 | baptizamus 2021,

5 on. alius G | add. confessor a. alius 1 | carpus 40. 80, 421, 56, carpis A | dicit 720. 518 | 6 at J, an 5010, aut 527, 421 | cw sunt christiani 427 | om. dei 80, 102, 421 | om. si christiani non sunt 451 | 7 fiat 40, fiunt 7, faciunt 56 (add. quomodo christianos a. faciunt 56”) | ad 7. aut 801 | quos 80%, quod 7 | pertinant 45", pertinebit 201, A. 1. 56, pertinet bis 421, wever G| add. dei a. domini 7 | dicentes 45 | 8 adversus 100, 1| sel. me 201! | ~ mecum non 421, 1? 56 | 9 col- legit 80', 56 | cv colligit mecum A | dispargit 5010. 527, 100, 421 (dispergit) | om. Super soboles 5010‘. 527 | aut 1. et 518 | 10 suboles 40. 80', 1101, 7 (subules), A (Codd. KI*N) 1. 561, H, superboles 519 | antechr- 56, om. 7 | om. sanctum 80 | om. non* 100, 40, 110, 102, 201, 421, A. 1. 56 | 11 tantummodo 5010, tan- tomodo 40' | om. non 100 | decendere 40', discendere 7, 56 | haereticum 80°, haeretico 80’ | 12 baptismum 710. 518.

13 ovxtogivos G | add. in pace a. vict. 2 | tab- 100, 518, A, trabaca 207, 421, thabracha 56 | dicit 110. 518 | seilicet 421 | éreticis 5010, hereticos 56 | 14 re- missa 100, 110, 7, 102, 421, 56, remissionem 5010. 527 | qui 801, quod 518! | illius 7. illos 56', om. illos infamamus ut 518 | et J. ut 7, H, wae | 15 om. illos £21 | apell- £5, appellamus 518, 7, H.

16 add. confessor a. alius 1 | utina 40, £21, A. 56 (nicht 1), una 519, irthina 5010. 527 | dieit 120. 518 | et 2. est 56 | add. et p. est 518 | 17 cumsacerd, 7. consac. 5020, consacerdotis 561 | sacerdotes 519 | om. in 421, 56 | humana 7. 427 | praesumptione £27.

Sententiae LXXXVII episcoporum. 261

tionem, quam domini nostri Christi adorandam et venerabilem maie- statem. memores ergo periculi hoc quoque non tantum observare debemus, verum etiam ab omnibus nobis confirmare, ut omnes haeretici, qui ad sinum matris ecclesiae adcurrunt, baptizentur, ut mens haeretica, quae diuturna tabe polluta est, sanctificatione lavacri purgata in melius reformetur.

a7. Quietus a Buruc dixit: Qui fide vivimus, obsequi his, quae instruendis nobis ante praedicta sunt, credula observatione de- bemus. nam scriptum est apud Salomonem: qui baptizatur a mortuo, quid proficit lavatione eius? quod utique de his, qui ab haereticis tinguntur, et de tinguentibus loquitur. si enim qui apud illos baptizantur, per remissionem peccatorum vitam aeternam consecuntur, cur ad ecclesiam veniunt? si vero a mortuo salutis nihil accipitur, ac propterea cognito errore pristino ad veritatem cum paenitentia revertuntur, uno vitali baptismate, quod in catholica ecclesia est, sanctificari debebunt.

28. Castus a Sicca dixit: Qui contempta veritate prae- sumit consuetudinem sequi, aut circa fratres invidus est et malignns,

7 vgl. Rom 1, 17. 9 Sir 34, 30.

1 add. nisi a. quam £21 | quantum J. quam 7, 56, H, ocov G | add. iesu a. christi 7. 56, G | adoranda et venerabili maiestate 421 | 2 merores 56% | periculo 100 | 8 eu debemus p. confirmare 1. 56, confirmari 5010. 527, 421, cumfirmare 56 | add. oportet p. confirm. 427 | et J. ut 40'| 4 ecclesia 40 | aecurrunt 5010, 102, 519, decurrunt 421 | add. in paenitentia p. baptiz. 100 | 5 tube 518 | pulluta 7 | add. et a. sanctif. 561} sanctificationem 1 | 6 lavagri 7, om. 519 | add. paeni- tentiae p. lavacri 100.

@ quintus 210 | add. confessor a, quietus 1 | baruc 80, tuburuc 421, burug 1, burua 56, burus 1270. 518, ab urbe 2. a buruc 45, ab urve 5010 | dicit 210. 528 | is 7, his 201, 421, 561, om. 519, 56? | 8 qui 529, om. 561 | stuendis 7. instruendis 7 | add. sed p. nobis 56? | praedicata 40. 80, praedictae 561 | credulat 7, credi- bilia 427, crudela 529, sedula 1?, ed. Hrasm., Cod. Cambron. (Pamelius) | add. _tenere a. debemus 110, 201 | 9 solom- 40, 7, 1? 564{ 10 mortuis 56 | qui 2. quid £01 | labat- 40, lavatio 5010", 100, 80, 110°. 518, 201, 421, A. 1. 56 | quo £21 | hiis 427 | 11 om. quidZ9 | intinguuntur 7, A | tingentibus 210. 518, 421, 519 | 12 quid 518 | remissione 7 | 13 om. aeternam 421 | consequntur 45, 527, 40. 807, conse- quuntur 518, 421, 4 ?, H, consequitur 801, 110, 7 | om. cur ad eccles. ven. 5219, cor 451, curritur 7. cur 100, venient 80| morto 7, mortuos 561 | 14 nichil 270, 201, 421, 519 | hac J. ac 40, et 110. 518 | propteream 451, 561 | cognoto 56%, cog- nitio 7 | erroris 110 | 15 add. ad a. paen. 561 | paenitentiam 451, 100, 40, 56" | revertantur 5010, 7 | baptismo 80 in ras., baptismata 561 | 16 cv eccl. cath. 770. 518, A. 1. 56 | om. ecclesia 201 | om. est 518 | add. et a. sanctificari 7, H | debere manifestum %. debebunt 7, H (vgl. S. 262, 12).

17 caustus 7 | add. in pace a. castus 7 | sica 801, circa 201 | dicit 120. 518 | contenta 518, contemta 202! | praesummit 56 | 18 et 1. aut 40, ut 519 | invitus 5010' | co est invidus 427.

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962 Hans von Soden,

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quibus veritas revelatur, aut circa deum ingratus, cuius inspira-

tione ecclesia eius instruitur.

29. Eucratius a Thenis dixit: Fidem nostram et baptis- matis gratiam et legis ecclesiasticae regulam deus et dominus noster Tesus Christus suo ore apostolos docens perinplevit dicens: ite, docete gentes baptizantes eas in nomine patris et filii et spiritus sancti. falsum ergo haereticorum baptisma et iniquum a nobis pellendum est et omni contestatione refutandum, de quorum ore virus, non vita et gratia caelestis, sed blasphemia trinitatis exprimitur. et ideo venientes ad ecclesiam haereticos integro et catholico baptismate baptizari debere manifestum est, ut a blasphemia suae praesumptionis purificati possint spiritus sancti gloria reformari.

80. Libosus a Vaga dixit: In evangelio dominus, ego sum, inquit, veritas. non dixit: ego sum consuetudo. itaque veritate

5 Matth 28, 19. 14 Jo 14, 6.

1 add. est p. ingratus 201, A. 1. 56, non add. G.| spiratione 7| 2 add. in a. ecclesia 5010 | instruuntur 56.

3 eucracius 5010, 40, 110. 518, 421, 519, euchatius 451, euoratius 56 | add. in pace a. eucratius 1| ab athenis 5010, 40, 102 | dicit 120. 518 | 4 ecclesiastici 110 | regulae 527, 100, 7, regula 5010? | rv dominus et deus 7, 519, H | om. et 43, 519 | domino 45] om. noster 519 | 5 apostolus 45, 7 | praecepit 2. perinpl. 427] add. et p. ite 7, 201, 421, 56, H, xogevPevres ovy G|6 wavra ta edvn G | eos 5010, 527, 100, 40, 110, 7, 201, 519, A (gg: I'Mus). 1. 56, H, avrovs G, om. 421 | in nomine bis 45 | 7 fili 40, 7 | cv bapt. haer. 100, 518 | et s. 1. 80 | 8 inicum 1. 56, iniqgum 40, 7, inimicum 421, inquam 519 | om. a 519 | et s. 7. 40 | detesta- tione 56 | reput- 210, reputendum 56 | 9 om. ore virus 56 | more 7. ore 7 | virus exp. 102 | vitari 45%, 100, 40, 80, 7, 102', 519, vitale 5010. 527, 110, 518 (-lis), 201', om. 102? | et 80 | nec 421, A. 1? 56, H| add. non a, gratia 807, 519, G | om. gratia caelestis 102! | gratiae 201, 56‘ | baptisma J. blasphemia 201, 56 | &% TOV orowatos avtay ov fan alla Puvaros ner ov yoeors ovenrvic ccdha: Plaopnure G | 10 had 7. ad 7 | ecclesia 7 | éret- 5010 | 11 catholica 561 | baptismo 202 | add, paenitentiae p. baptismate 100 | baptizare 7, 561| 12 om. a 45, 100, 421] blasphemiae 56, A (nur Cod. L), blasphema H | sua 45, 100, 40. 80', 110, 7, 102, H | praesumptione 7, 56, H | purificari 210. 518 | possunt 7 | add. ad a. spiri- tus 519 | 18 gloriam 100, 40. 80, 7, 519, gratia 5010. 527, A (nur Cod. V) | reformare 90, reformati 518, formari 561.

14 librosus 421 | add. confessor et martyr in novis areis positus a. lib. Z | baga 427, 519, baca 201, gava 80, bagai 110 | dicit 110. 518 | add. cum a. in 110, 201 | add. suo p. evangelio 110, 201 | add. dixerit p. dominus 110, 201, add. dicit 4217 | 15 om. inquit 421, ~ p. dominus 519 | add. via a., et vita p. veritas 201 | om. non consuetudo 421 | ideo debet consuetudo cedere viae, vitae et veritati 2. itaque veritati 421 | veritatem 40, 561 (veritas est 567).

Sententiae LXXXVII episcoporum. 263

manifesta cedat consuetudo veritati, ut etsi in praeteritum quis

in ecclesia haereticos non baptizabat, nunc baptizare incipiat. ° 81. Leucius a Theveste dixit: Haereticos blasphemos at-

que iniquos verbis vanis decerpentes sancta et adorabilia scriptura-

rum verba exsecrandos censeo et ideo exorcizandos et baptizandos.

32. Hugenius ab Ammedera dixit: Et ego hoc idem

censeo haereticos baptizandos esse.

33. Item alius Felix a Bamaccora dixit: Et ipse secu- tus divinarum scripturarum auctoritatem baptizandos haereticos esse censeo, sed et eos, qui apud scismaticos baptizatos esse contendunt. si enim secundum cautum Christi privatus fons noster est, intellegant cuncti ecclesiae nostrae adversarii, quia alienus esse non potest. nec duobus populis salutarem aquam tribuere potest ille, qui unius

11 vergl. Cant 4, 12.

1 manifestata 50107, 40. 80°, 110, 7, 102, 201, A. 1, H, manifesto 527, ozo- nocdugderons ts adnteas G, om. manifesta veritati 56 | mansuetudo itaque veritate manifestata cedat 7. consuetudo veritati 7 | veritate 80' | iuste 7. ut 80 | est 0. etsi 451 | add. non p. etsi 421 | add. vel in futurum p. praeteritum £21 | qui 4217 | 2 ecclesiam 56 | hereticus 56 | baptizabant 100, baptizat 80, 518, 102, 561, baptizant 7, baptizavit 56? | add. nec a. nunc 100, 56? | rebaptizare 100 | in- cipiant 7.

8 lucius 5010. 527, 40, 110. 518, 201, 519, 56, leuccius 421, tevuivos G, add. confessor et martyr in fausti positus a. 1. 1 | tev- £21, A, theb- 40, 201, 7, HY, thav- 80, thebeme 56 | dicit 110. 518 | om. haereticos 529 | 4 iniqos 56, ini- quo verbo 7 | variis 7. vanis 201, A. 1? 56, varias 421, inanis 519, wlevois G | sancta bis 5010 | 5 execr- 45, 5010°. 527, 100, 40. 80, 110. 518, 201, 421, -do 100 | odio 1. ideo 519 | add. resipiscentes a. exorc. 80? | exorziz- 45, exorcidi- 7, exostidiacios 561 | non @. et 100 | rebaptiz- 100 | add. esse p. baptizandos 56.

6 item alius 7. eug. ab ammed. 56 (ein Vorfahr von 56 mufi einen Sprung von baptizandos Z. 5 nach baptizandos Z 7 gemacht haben) | add. in pace a, eugen. 1 | ammera 5010, ammedara 201, ammederam 421 | dieit 110. 518 | 7 add. videlicet a. baptiz. 80 | om. esse 102.

8 om. felix 421 | add. confessor a. item 1 [| bammacora 100, bamacora 45, 5010, bamaccura A, vamaccura 7, hacmacura 56, bamaccorda 110. 518, bamacco 201, usnogas G | dicit 110. 518 | ecce 1. et ipse 7, H, uar aevros G | add. ego a. ipse 110. 518 | 9 add. divinarum p. scripturarum 50101 | add. non a. baptiz. 200 | rebaptiz- 100 | 10 om. et 518, 1021, 421 | eo 102! | om. apud 5010, 7, H | schism- 5020, 110, H, scismath- 40 | baptizando 45+, baptizatus 40, baptizat 561 | add. se a. esse 80’, 110. 518, £21, H, p. esse 40 | cw se esse baptiz. 421, cv esse se baptiz.. 40 | 11 tan- tum 7. cautum 421, canticum cont. Latini, yeapny G | privatum 56, probatus 100 | fons noster 56 eras. | et 1. est £0, 519 | intellig- 120. 518, 201, 421, 519 | 12 om. nostrae 210. 518 | qui Ll. quia 7, 421, 56 | alieni 56? | esse bis 518, essent 56* | add. nobiscum a. non 56 | possunt 56? | 13 salutaris 561 | aqua 7 | om. ille 200, 102 | unus l. unius 528.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1909. Hoft 8. 20

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964. Hans von Soden,

gregis pastor est. et ideo manifestum est nec haereticos nec scis- maticos aliquid caeleste posse suscipere, qui a peccatoribus homi- nibus ab ecclesia extraneis audeant accipere. quando danti locus non est, utique nec accipienti prodest.

84. Item alius Ianuarius Muzulensis dixit: Miror, quod, cum omnes confiteantur unum esse baptismum, non omnes in- tellegant eiusdem baptismi unitatem. ecclesia enim et haeresis duae et diversae res sunt. si haeretici habent baptisma, nos non habemus; si autem nos habemus, haeretici habere non possunt. dubium autem non est ecclesiam solam baptismum Christi possidere, quae sola possideat et gratiam Christi et veritatem.

35. Adelphius a Thasualthe dixit: Sine causa quidam falso et invidioso verbo inpugnant veritatem, ut rebaptizare nos dicant, quando ecclesia haereticos non rebaptizet, sed baptizet.

36. Demetrius a Leptiminus dixit: Unum baptisma nos 1 vgl. Jo 10, 16. 6 vgl. Eph 4, 4. 5. 11 vgl. Jo 1, 17.

1 crucis 1. gregis 56 | cv est pastor 110. 518 | est in ras. 5010, om. 421 | et s. t. 5010 | idem 518 | om. nec haereticos 519 | om. nec scismat. 7, £21 | et 7. nec, 519 | schism- 5010, 80, 110, 56 | 2 om. posse A| om. a 7 | peccantibus 7. pecca- toribus 4, pastoribus 529 | add. et a. ab 110, 421, A. 56? | ecclesiis 1001 | $3 extra- neant J. extr. audeant 7 | audiant 40, audent A | add. baptisma a. accipere 80? | add. et a. quando 80" | quomodo 7. quando 421 | dantis 40, 421, 1. 56, dandi 80? | om. utique 421, 519, ~~ p. accipienti 200 | accipientis 40 | 4 prodesse 421.

5 add. in pace a. item 1| mozulensis 5010. 527, 100 (moi-), 7, 421, imudu- lensis 110, musulensis 518, muzucensis 201, a muzula 1, muzucha (ohme a) 56, axo povfovuns G | dicit 110. 518 | 6 quodcumque 5010. 527 | om. cum 427 | add. non a. omnes 7 | ~ conf. omnes £21 | baptisma 1. 56 | om. non omnes 7 | intellig- 110. 518, 201, 519, intellegent 7 | 7 add. baptismum non a. eiusdem 7 | baptis- matis 7. 56 | hereses 110| 8 divisae £21 | hereses 7. res £22 | nos J. non 110, cv non nos 518| 9 om. si autem nos habemus 451, 50101. 527, 7 | add. non habe- mus a. haeretici 561 | dubio 56 | 10 om. ecclesiam 519 | solum 45, sola 7, om. solam 100 | possit et gratiam J. baptismum 7 | christi n christi 202 | 11 possi- deant 80", 7| add. habere p. veritatem 201 | (vgl. w. S. 298 A. 3 iiber die Lesung des verlorenen Cod. Remig.).

12 adelfius 40. 80, 102, 421, A. 1. 56, add. confessor a. ad. 1| tas- 421, A, thaus- 5010. 527; -te 5010. 527, 100, £0. 80, 110. 518, £21, A156 (nicht 1), thas- uate 80, thasbalthe 421, thasualva a libie Cod. Seguier. (= 7, nach Baluzius !) | dicit 110. 518 | quidem 421 | 18 falsa et invidiosa verba 561 | est 1. et 45% | veri- tate 7 | add. et p. ut 102| non 1. nos 519| 14 quomodo 7. quando 421 | add. ab a. eccl, 56? | hereticus 56 | om. haereticos sed 421 | rebaptizent 7, rebaptizari 56%, rebaptizetur 56? | si 1. sed 120 | add. per manum a. baptizet 100 | bapti- zetur 567.

15 add. in pace a, demetrius 1 | lepe- 201, 421, lepz- 102 | dieit 110. 518 } baptismum 201, 56.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 265

custodimus, qui ecclesiae soli rem suam vindicamus. qui autem di- cunt, quia haeretici vere et legitime baptizant, ipsi sunt, qui non duo, sed multa baptismata faciunt. nam cum haeresis multae sint, pro earum numero et baptismata conputabuntur. :

37. Vincentius a Thibari dixit: Haereticos scimus illos esse peiores quam ethnicos. si conversi ad dominum venire voluerint, habent utique regulam veritatis, quam dominus praecepto divino mandavit apostolis dicens: ite, in nomine meo manum in- ponite, daemonia expellite. et alio loco: ite et docete gentes tinguentes eas in nomine patris et filii et spiritus sancti. ergo primo per manus inpositionem in exor- cismo, secundo per baptismi regenerationem, tunc possunt ad Christi pollicitationem pervenire. alias autem fieri non debere.

38. Marcus a Macthari dixit: Mirandum non est, si haere- tici hostes atque inpugnatores veritatis rem sibi vindicant potestatis

6 vgl. Matth 18, 17. 8 Matth 10, 8. 9 Matth 28, 19.

1 quae 45, 100, 40. 80', 7, quia 56, H, et 80? | add. in a. eccl. 7 | add. catholicae p. eccl. A | om. suam 7 | invindic- 519, vendic- 5010. 527, 110° | quod 2. qui 5010 | dicant 561, om. 427 | 2 ab hereticis 7. haeretici (s s. 1.) 45| add. et a. vere 518, 421 | om. vere et 1 | legittime 518, 519, legiptime 5010 | baptizare possint 7. baptizant 56 | quando 7. qui non 518! { unum 7. duo 56?, du 56! | 3 om. baptismata 56 | add. uot xeoBaunriopace p. bapt. G | faciant 80 | con 1. cum 801 | haereses 527, 110. 518°, 201, 421, 519, A. 56, H | sunt 5010. 527, 110, 7 | 4 eorum 421 | nomine 7. numero 7 | -bantur 100, 7, H.

5 vincencius 5010, 40, 518, 201, 421 | add. confessor a. vince. 1 | tib- 5010, A, dhib- 80, thinb- 427, thab- 120. 518 | dicit 110. 518 | scimus bis 40 | om. illos 7, H| nullos 1. illos 427 | add. ex p. illos 80? | 6 cv esse illos 110. 518 | peioris 561 | hethnicos 421, oy:owerrxoy 1. ethnicos G | a domino 7. ad dominum 485 | deum 7. dominum 100, A | verore J. venire 56' | noluerint 80°, 567, voluerunt 7 | 7 eyouev G | gloriam 7. regulam 427 | veritates 801, veritatem 201 | domini 40, domino 801 | om. divino 201 | 8 om. apostolis 56 | cw ite p. meo 202 | ite nm ite (Z. 9) 56 | magnum 7. manum 40 | 9 add. in a. alio 5010. 527 | om. ite 421 | om. et p. ite 110. 518, wogevderres G| 10 add. omnes a. gentes 201, 56, mavta ra efvn G | tingentes 110, 519, unguentes 421, baptizantes 45? (om. 45*), 100 | add. baptizantes et a. ting. 56 | eos 518, avrovg G | fli 7| 11 ergo manus s. 1. 40'| primum 100, 80? (primus 80'), 102 | manum 100 | add. ad christi pollicitationem venire alias autem fieri p. inposit. 56 | om. in 421, 1 | exorcismum 427 | 12 bene- dictionis 7. secundo per 100 | add. manus a. bapt. £27 | regeneratione 200 | exp. tunc 80%, ut 56? | possint 56? | 13 pollicitatione 200 | venire 40, 201, A. 1. 56, toyery G | ab aliis 7. alias. 427 | om. fieri 5010, 7, H.

14 add. confessor a. m. Z | om. a 45 | mactari 5010. 527, 100, 110. 518, 201, 421, A. 1? 56, mathri 40, machari 80 | dicit 120. 518 | si s. 1. 80 | 15 veri- tatem 56 | res 422, non 7, rem 110 | vend- 5010. 527, 110°, 421 | potestati 7,

potestate 422. 20*

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266 . Hans von Soden,

et dignationis alienae. illud mirandum est, quod quidam nostri praevaricatores veritatis haereticis suffragantur et christianis ad- versantur. propterea decrevimus haereticos baptizandos esse.

39. Sattius a Sicilibba dixit: Si haereticis in baptismo suo peccata donantur, sine causa ad ecclesiam veniunt. nam cum in die indicii peccata sint, quae puniuntur, nihil est, quod timere pos- sint haeretici de iudicio Christi, si sunt remissionem peccatorum consecuti.

40. Victor a Gor dixit: Cum peccata non nisi in ecclesiae baptismo remitiantur, qui haereticam ad communicationem sine baptismo. admittit, utrumque contra rationem facit, nec haereticos purgat et christianos inquinat.

41. Aurelius ab Utica dixit: Cum dicat apostolus non communicandum peccatis alienis, quid aliud quam peccatis alienis communicat, qui haereticis sine ecclesiae baptismo communicat? et ideo censeo baptizandos esse haereticos, ut accipiant remissionem peccatorum, et sic illis communicetur.

42. lambus a Germaniciana dixit: Qui haereticorum bap-

18 vgl. 1 Tim 5, 22.

- 1 dignatione 427 | alienas 427, aliae 80‘ (erasit 80°) | add. sed a. illud 56, add. autem p. illud 80? | quid 7, quod 120. 518 | quidem 421 | 2 praevaricationis 56 | sufrag- 5010 | om. et chr..adv. 40 | christiani 5010 | 8 propter 80, add. quae a. propter 80°,] om. esse suo (Z.4) 56 | add. per manus inpositione py. esse 200.

4 satius 110, A. 1 (vid.), sacius 518, 421, add. martyr a. s. 1 | sicillibba 40, sicilibra 80, 102, siciliba 518, sicilia 110, 201, sicibba 100, 421 | dieit 120. 518 | add. a a. haereticis 45 | 6 sua 518, 1? | paccata 40 | si peccata ibi 56 | add. sunt quae puniuntur a. donantur 7 | 6 ~ peccata a. in 110. 518 | nichil 220, 201, 421, 519 | quid 110 | retinere J. timere 518 | non possunt 7. possint 7 | 7 in 1, de 519 | remisionem 45, remissione 40, 7.

9—13 om. G|9 add. in pace a. v. 1. 56| cor 40, gora 491, gorduba 7, H, om. a gor 56 | dieit 120. 518 | add. nostra p. peccata 1 | 10 baptissimo 45 | re- mittuntur 518, dimittantur 421, admittit 100 | haereticorum 7 | communicatione 7 | ~™ sine baptismo ad communicationem A | 11 admittunt 200, admittitur 56% | ne 7. nec 451 | 12 cristianos 45.

18 aurilius 56, add. in pace a. a. 1. 56| autica 5010, utte 80 | dicit 110. 518 | apostulus 7 | 14 alienis n alienis 71 | om. quam peccatis alienis communicat 56 | 15 haeretici 40 | in 1. sine 5010. 527 | ecclesia 7| 16 add. eos a. bapt 518 | add. in manu paenitentiae p. baptizandos 100 | om. esse haereticos 100 | et J. ut 56' | remisionem 45, remissione 7, remissam A. 1, 56 [17 si 7. sic 56°.

18 Jambus 7, limbus 518 | add. confessor a, i. 1, 56 | germanitiana 527, 201, germaciana 7, germanicrana 80 | dicit 210. 518.

Sententiae LXXXVII episcoporum. 267

tismum probant, nostrum inprobant, ut extra ecclesiam non dicam lotos, sed sordidatos negant in ecclesia baptizari oportere:

43. Lucilianus a Rucuma dixit: Scriptum est: et vidit deus lucem, quia bona est, et divisit inter lucem et tenebras. si potest luci et tenebris convenire, potest nobis et haereticis aliquid esse commune. propterea censeo haereticos baptizandos esse.

44, Pelagianus a Luperciana dixit: Seriptum est: aut enim deus deus est aut Baal deus. ita et nunc aut ecclesia aut haeresis ecclesia est. porro si haeresis ecclesia non est, quomodo esse apud haereticos baptisma ecclesiae potest ?

45. Iader a Midili dixit: Scimus non esse nisi unum bap- tismum in ecclesia catholica, et ideo non debemus admittere haere- ticum, nisi baptizatus apud nos fuerit, ne se putet extra ecclesiam catholicam baptizatum esse.

46. Item alius Felix a Marazana dixit: Una fides, unum baptismum, sed ecclesiae catholicae, cui soli licet baptizare.

8 Gen 1, 4. 5 vgl. 2 Kor 6, 14. 8 3 Reg 18, 21. 12 vgl. Eph. 4, 4.5. 16 vgl. Eph. 4, 4. 5.

1 probat 7 | exprobant 7 | tunc 7. ut 110, qui 518 | add. et a. extra 56| ecclesia 40, 7 | dicat 170 | 2 ab 7. sed 561 | add. etiam p. sed £21 | add. qui a. negant 5010? | negent 40. 80%, 102°, 201, 519, A. 1. 56, H, neget 421, wovovrar G } add. per manum a. baptizari 100.

8 lucianus 5010. 527, 40. 80, 110 (nicht 518), 7, 102, 201, 421, A. 1. 56, H, G (ugl. u. &. 301) | add. in pace a. luc. 7. 56 | rucama 5010. 527, rucuna 7, rueuma 518 | dicit 110. 518 | add. ut p. et 7 | 4 dominus J. deus 5010, om. 519 | lumen 1. lucem 56! | add. deus ». divisit 40 | in 1. inter 45 | 6 add. non a. potest 80* | tenebras 40' | add. non a. potest 80? | om. et 564| 6 add. et a. propterea 80 | 7 add. per manus inpositione p. baptiz. 200.

8 pelacianus 7, pelat- 40', peleg- £21, pelevanus 102 | add. in pace a. pelag. 1. 86 | lupertiana 5010. 527, 201, 56, lupertiniana 110. 518, lupercianis £27 | dicit 110. 518 | om. scriptum est 201, 421|9 om. enim A | dominus 7. deus, Z. 56 | om. deus, 80 | add. tuus p. deus, 1| bel 40, bal 801, .4 (bahal codd. NB). 56', bahal 201, 421 | om. deus; 518 | tisestit 1. deus ita 56| add. est p. deus, 40, 7, 1. 56, 421, H, om. G | est 2. et 421 | nos 1. nunc Z | add, ecclesia est p. eccl., 5010. 527, 40, 110, 201, 421, A. 1. 56, H, G | 10 add. est 100, 7 | heresis 1. eccl., 56| add. non a. est 5010* | proinde J. porro 40 | 11 ecclesia 7, 56'| om. potest 201.

J2 add. confessor et martyr a. iader 1. 56 | midila 40, 421, 4. 1. 56, mi- dali 102, midala 5218, milidi 519, wrdide G | dicit 120. 518 | om. scimus catho- lica 5010" | non est 7. scimus non esse 519 | ~ unum nisi 56 | baptisma 7, 1. 56, H | 18 om. in ecclesia catholica 421 | ecclesiastica 102 | 14 per manum paeni- tentiae 7. baptiz. ap. nos fuerit 100 | a 2. apud 7 | om. se 36.

16 add. in pace a. item 2. 56 | om. item G, om. alius A | om. a 100 | maratana 100, 110. 518, 421, maraza 201, marazanda 80, marigana 56 | dicit 120. 518 | 17 baptisma 40, 201,.4. 1? 56 | suntl. sed 518 | catholica 519 | sole 7 | baptizari 56°.

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47, Paulus ab Obba dixit: Me non movet, si aliquis eccle- siae fidem et veritatem non vindicat, quando apostolus dicat: quid enim, si exciderunt a fide quidam illorum? numquid infidelitas eorum fidem dei evacuabit? absit. est enim deus verax, omnis autem homo mendax. si autem deus verax est, quomodo esse apud haereticos baptismi veritas

potest, apud quos deus non est? 48. Pomponius a Dionysiana dixit: Manifestum est hae-

reticos non posse baptizare et remissam peccatorum dare, qui pote- statem non habent, ut aut solvere aut ligare aliquid in terris possint.

49. Venantius a Thinisa dixit: Si maritus peregre profi- ciscens amico suo commendasset uxorem suam custodiendam, com- mendatam sibi ille quanta posset diligentia conservaret, ne ab ali- quo castitas eius et sanctitas adulteraretur. Christus dominus et deus noster ad patrem proficiscens sponsam suam nobis commen- davit. utrumne eam incorruptam et inviolatam custodimus an in- tegritatem eius et castitatem moechis et corruptoribus prodimus? qui enim baptisma ecclesiae commune cum haereticis facit, sponsam Christi adulteris prodit.

2 Rom” 38, 3. 4. 10 vgl. Matth 16, 19.

1 palilus 120 | add. confessor a. paulus 1. 56 | ad 519 | bobba 220, boba 518, oba 5010, 421, ubba 201 | dieit 120. 518 | 2 vendicat 5010. 527, 421, vindicet 80 { cum 1. quando £27 | 8 quia l. si A] quidem 421 | 4 inmcredulitas 7, infid. 201 | illorum 102, 421, A. 1 (nicht 56) [ evacuayit 5010', 40, 7, 201, 519, A (99. Codd. Vus). 1? 56, H, xaccoynoes G| 5 autem 7. enim 110, 102 | add. est a. omnis 56 | enim 7. autem, 210. 518 | 6 add. quos a. quomodo 56' | add. autem p. quomodo 7 | haereticos m haereticos (Z. 8) 7| 7 om. quos 110'| add. nec veri- tas p. deus 427. :

8~—10 om. 1] 8 om. 110 | add. confessor a. pomp. 56| dyonis- 5010. 527, dionis- 200, 518, 102, 201, diosin- 519, dinis- 56, tonissana 427 | dicit 1270. 518| 9 ~ baptizare posse 201 | remissa 7, 102, 421, 519, remissonem 201, A. 56} 10 om. aut, 56 | ~ aut ut 120 | aliquis 7, om. 519 | possit 45, 40. 801, potest 7.

11 venancius 40, 518, 421, veniantius 56, venantibus 45 | tin- 421, A, thinusa 40. 80, thinissa 102, thinisti 56, tinsana 120, thinsana 518 | dicit 110. 518 | peregere 5010 | 12 commenda[sset , commenda]tam 100 | commendaret 7. 56 | costod- 40 | add. et @. commend. 80? | commendandam 80? | 18 posse 561 | diligentiam 519 | con- servare £21, servaret 7, H | 14 sanctitas... castitas 1. 56 | adhult- 110, adulteretur 45 | add. et a. dom. 100 | deus 7. dominus 40 | om. et 519 | 16 verumne 7. utrumne 56? | quam 7, utrumne eam 120 (quae). 518 | cy inviolatam et incorruptam 110. 518 | incorruptum 56* | inunatam 1. inviol. 45 | custodiemus 80?, custodiamus 421, 56 | aut 1. an 201 | add. et p. an 421 | 17 moeeis 40. 801, 7, 56 | om. et 5010. 527 | conrupt- 56 | prodemus 80? | prod[imus n prodjit 421|18 baptismam 110, 518 | communi 40! | ceteris J. hereticis Z | fecit 561 | insponsam 40 | 19 adhult- 110 | probet 56°,

a mista dileles ha ve

a 7

Sententiae LXXXVII episcoporum. 269

50. Ahymmus ab Ausuagga dixit: Nos unum baptismum accepimus et ipsum exercemus. qui autem dicit, quia haereticis licet baptizare, ipse duos baptismos facit.

51. Saturninus a Victoriana dixit: Si licet facteuan baptizare, excusati sunt et defensi inlicita facientes, nec video, quare eos aut Christus adversarios suos aut apostolus antichristos appellaverit.

52. Alius Saturninus a Tucca dixit: Gentiles quamvis idola colant, tamen summum deum patrem creatorem cognoscunt et confitentur. in hunc Marcion blasphemat: et quidam non eru- bescunt Marcionis baptismum probare? quomodo tales sacerdotes sacerdotium dei aut servant aut vindicant, qui hostes dei non baptizant et sic illis communicant?

538. Marcellus a Zama dixit: Cum peccata non nisi in ec- clesiae baptismo remittantur, qui haereticum non baptizat, peccatori communicat.

6 vgl. Matth 12, 30. 6 vgl. 1 Jo 2, 18.

1 aymmus 4, 1, ahimmus 201, 519, ahymnius 422, abymmus 45, abimus 110, animmus 518, ritissimus 56 | add. in pace a. ah. 1. 56 | ad 80 | ausuaga 5010. 527, H, ausuago 7, asuagga 40, asaga 421, ausuagiga A, causaga 56 | dieit 110. 518, om. 7 | nonne 2. nos 100, non 519 | baptismum ipsum bis 5010. 527 | baptisma 100, 519, A.1| 2 add. tenemus et a. exerc. 56 | catholicum 1. exere. 421| dixit 50101 s. r., 421 | quod. J. quia 5010. 527 | add. et a. haereticis 4 | 8 om. ipse 56 | duo baptismata 110. 518, 201, 1. 56 | add. dicit et p. facit £21.

4. add. in pace a.s. 1. 56 | victorina 7 | dieit 120. 518 | scilicet 80' s. r.?, 421 | 5 illicita 5010. 527, 110. 518, 201, 421, 519 | 6 hos 421 | apostolos 80° | ante- christos 56', antichristus 80, 7, 421, anticristos 102.

8 om. alius G | add. confessor a. alius 1. 56 | tugga £21, 56, tuega 7, thugga 201, 1, thucca 100, 527 (thuca 5010), ttuca 40. 80, ttucca 518 | dieit 120. 518 | 9 ydola 5010. 527, 518, 201, 519 | colunt 518, 56|tantum J. tamen 518 | ~v crea- torem et (add.) patrem 421 | 10 qui 7. in 421, om. 110, 201 | morcion 5010, marchion 201, marcionem 422, marcioni 56%, morcionitae 56? | marcion mn marcio- nis 7 | blasphemant 421, 56 | quidem 427, 519 | herubescunt 5010, erubescant 561 | 11 marchionis 201 | baptisma 110 | cv bapt. marc. 5010. 527 | add. p. baptis- mum: eius novi sic est qui dicat esse apud haereticos baptismi gratiam ante est ut ostendat 7 (vgl. 8.270, 4. 5) | add. et a. quomodo 80? | om. sacerdotes qui 80 | 12 sacerdotii 110'| servat 7 | vend- 5010. 527, 110, 421 | hostis 7 | om. non ba- ptizant 200 | 18 baptidiant 567.

14—16 om. 421 | 14 add. in pace a. m. 1, 56 | gama 5010, maza 4 110. 518 | dicit 220. 518 | om. non 100 | 15 add. in a. baptismo 100 | remittuntur 528 | om. non 518| add. paenitentia a. baptizat 100 | baptizant 56+ | 16 commu)nicat 8.272, 8 est deest 7.

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270 Hans von Soden,

54. Irenaeus ab Ululis dixit: Si ideo ecclesia haereticum non baptizat, quod dicatur iam baptizatus esse, haeresis maior est.

5B. Donatus a Cibaliana dixit: Ego unam ecclesiam et unum baptismum eius novi. si est, qui dicat esse apud haereticos baptismi gratiam, ante est, ut ostendat et probet esse illic ecclesiam.

56. Zosimus a Tharassa dixit: Revelatione facta veri- tatis cedat error veritati, quia et Petrus, qui prius circumcidebat, cessit Paulo veritatem praedicanti.

57. Iulianus a Thelepte dixit: Scriptum est: nemo pot- est aliquid accipere, nisi datum fuerit illi de caelo. si haeresis de caelo est, potest et baptisma dare.

58. Faustus a Thimida Regia dixit: Non sibi blandian- tur, qui haereticis patrocinantur. qui pro haereticis ecclesiastico baptismo intercedit, illos christianos et nos haereticos facit.

59. Geminus a Furnis dixit: Quidam de collegis haereti- cos praeponere sibi possunt, nobis non possunt. et ideo quod semel decrevimus, tenemus, ut haereticos venientes baptizemus.

60. Rogatianus a Nova dixit: Eeclesiam Christus in-

9 Jo 3, 27.

1 irenagus 120. 518 | add. confessor a. iren. 2. 56 | ulullis 100 s. r., ululus 518, uludis 56 | dicit 120. 518 | deo 1. ideo 120, idem 561, in fide 56? | ecclesiae

- 56 | hereticus 56? | 2 add. in paenitentia a. baptizat 200 | quo 519, quomodo 56? |

in 1. iam 56', exp. 567 | cv esse iam baptiz. 110. 518 | baptidiatus 561 | om. esse 421 | in heresi 2. haeresis 56 | maioris 7. maior est 561, manens 567.

8 add. confessor a. don. 1 | giv- 1, gub- 56, cibalthana 201, cibaltana 110 | dieit 110. 518 | 4 baptisma 1. 56 | om. eius 427 | nobis 7. novi si 80 | add. etsi a. est 80" | et 1. est 519 | dicit 56 | 5 ante exp. 80 | ~~ illic esse 427.

6 tos- 110, simus 56, cosianus £21 | add. in pace a. zos. 1 | tar- A. 1? 56, tharasa 5010. 527, tharsa 100, tharsisa 110. 518 | dieit 110. 518 | add. ut a. revel. 421 | 7 veritatis J. -ti 56 | primus 518 | circumced- 40, circumdebet 421 | add. eos p. circumcid. 102 | 8 veritate 40 | praedicantem 451.

9 om. iul. dixit 110 | add. in pace a. iul. 1. 56 | tel- 201,.4. 1? 56, telapte 46, thelpste 202 | dieit 210. 518 | ne J, nemo 40| 10 ~ accipere aliquid A | ~ illi fuerit 102, 421, A. 1. 56] 11 cv haeresis si 519 | om. et A | baptismi 561.

12 add. confessor a. faust. 1. 56 | tim. 40. 80, A. 1? 56, H, thima 5010. 527, thirlida 110. 518, tianda 421 | dieit 110. 518 { sunt J. sibi 120%, si 40 | blad- 45 |13 add. quia a. qui 80? | om. qui 519 | prophetis 7. pro hereticis 201 | eccle- siasticio 80 | baptismati 201, 1. 56, baptismate 110 | 14 erist- 45 | om. et nos 80 | non 7. nos 451, 519.

15 gemminus 80, gemimus 5010, geminius 4. 1. 56, H, yepsvos G | add. in pace a. g. 1. 56 | dieit 110. 518 | quidem 421 | 16 -~ possunt sibi £21] om. sibi possunt nobis 519 | om. nobis non possunt 80 s. 1. | 17 add. maneat scilicet p. decrevimus 80 s. 1. | ab haereticis 40, 201, 4. 1. 56, amo ctgscsay G | add. in paenitentia a. baptiz. 100.

18 add. in pace a. r. 1. 56 | noba 421 | dieit 110. 518 | heclesiam 45%.

Bi i ree i oot ae Ce.

Jee TB ea

Sententide LXXXVII episcoporum. 271

stituit, haeresin diabolus. quomodo potest habere bapiiemum Christi synagoga Satanae ?

61. Therapius a Bulla dixit: Qui haereticis aanlesing bap- tismum concedit et prodit, quid aliud quam sponsae Christi Iudas exstitit ?

62. Item alius Lucius a Membressa dixit: Scriptum est: deus peccatorem non audit. haereticus, qui peccator est, quomodo audiri in baptismo potest?

63. Item alius Felix a Bustlacceni dixit: In haereticis sine ecclesiae baptismo admittendis nemo consuetudinem rationi et veritati praeponat, quia consuetudinem ratio et veritas semper ex- eludit.

64. Alius Saturninus ab Avitinis dixit: Si potest anti- christus dare alicui gratiam Christi, possunt et haeretici bapti- zare, qui appellati sunt antichristi.

65. Quintus ab Acbia dixit: Ie potest dare aliquid, qui aliquid habet. haeretici autem quid possunt dare, anDe constat nihil habere ?

2 vgl. Apoc 2, 9. 7 Jo 9, 31. 15 vgl. 1 Jo 2, 18.

erence name +

1 haeresim 5010. 527, 100, 80, 110, 102, 201, 421, A. 1. 56, H | om. hae- resin satanae 5181 | add. autem a. diabolus 80? | add. et a. quomodo 80? | sy- nagoge £51, 80' (original?) | 2 sath- 5010. 527, 110. 518, 201, 421, 519, 56°.

8 terapius 40, 1. 56 | add. confessor a. t. 1. 56 | pulla 421 | dieit 120. 518 | haeclesiae 451 | ~~ bapt. eccl. 422 | baptisma 56| 4 qui 2. quid 80 | om. quam a. sponsae 56 | in sponsa 80? | add. quam p. christi 56? | 5 extitit 45, 100, 80, 110. 518, 421, 519, A (Codd. Mws). 56, H, existit 102, 201, A (Codd. J? LN). 1, exsistit 4, yuvetar G.

6 om. item alius G | add. in pace a. item 1. 56 | ad 45’ | membresa 40 (-asa). 80, H, mimbressa 100 | dicit 110. 518 | 7 add. quia a. deus 807 | peccatores 102, xpagrmiar G | add. eum a. audit 519 | add. et a. haeret. 80 | hereticos 40, om. A | 8 ~~ audiri p. bapt. £27.

9 om. item G | add. in pace a. item | busl- 4. 1, H, bustiac- 45, 202, bu- stil- 110. 518; -acg- 45, 102, 421,4-ac- 5010, 519, H; -nis 45, A (p. 359, 7 gg. p. 204, 7), H | dieit 110. 518 | 10 om. in 801, de 80%, in 1. sine 519, 56 | ecclesia 519 | paenitentiae J. ecclesiae 100 | baptisma 1101 | consuetudine 40 | 11 prae- ponit 45, 801, 102 (vgl. £0'!), 519, weone.werm G (s. wu. S. 298) | quoniam 7. quia 56 | p. veritas repettt praeponit quia cons. rat. et ver. 401.

18 add. in pace a. alius 1. 56 | ab- 100, 421, A. 56; -tanis 5010. 527, -tinus 56, -tinisi 80, vitinis 451, sabatinis 1. ab avitinis 519 | dicit 110. 518 | om. si dixit (Z. 15) 519 | antechr- 561 | om. dare 201 | 14 ~~ alicui a. dare 102, p. christi £22 | baptidiari 56 | 15 quia 7. qui 518'| antechr- 56, antier- 102.

16 om. quintus dixit 110 | agb- 527, agabia 5010, agguia 4, aggya 2, H, aguia 56, aga 421, acdia 45, achia 201, 518 | dicit 518 | om. qui aliquid habet 56°, suppl. quia habuerit 562 | 17 habent 40. 80', habuerit 56° | ab haereticum 56’, at heretici 56? | om. haeretici habere (Z 17) 519 | om. autem 56 | quod 56 | nichil 210, 201, 421.

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15

15

972 Hans von Soden,

66. AliusIulianus a Marcelliana dixit: Si potest homo duobus dominis servire, deo et mamonae, potest et baptisma duobus servire, christiano et haeretico.

67. Tenax ab Horreis Caeliae dixit: Scriptum est, quia deus unus et Christus unus et ecclesia una et baptisma unum. quo- modo illic baptizari aliquis potest, ubi deus et Christus et ecclesia

non est? 68. Alius Victor ab Assuras dixit: Baptisma unum est,

sed et ecclesiae. ubi ecclesia non est, baptisma illic esse non potest. 69. Donatulus a Capse dixit: Et ego semper hoc sensi, ut haeretici, qui nihil foris consequi possunt, quando ad ecclesiam convertuntur, baptizentur. 70. Verulus a Rusiccade dixit: Homo haereticus dare non potest, quod non habet: multo magis scismaticus, quod habuit,

amisit. 1 vgl. Matth 6, 24. 4 vgl. Eph 4, 4. 5. 8 vgl. Eph 4, 4. 5.

1 item 7. alius 710, om. alius G@ | iunianus 519 | add. in pace a. alius 1. 56 | ad marcellianam 45* | narcelliana 56, marceliana 5010, 1, marcellana 421, marcelliniana 201, mocciana 519 | dicit 110. 518 | 2 servire n servire 56 | om. deo 202" | add. scilicet p. deo 807 | mammonae 100, 80, 110, 102, 201, 421, 519 | om. et a. baptisma 202 | baptismis 5010, baptismus 527, baptismo 519 | 8 add. domino p. duobus 421, 1 | add. potest p. servire 567, add. id est 80%.

4 add. in pace a. tenax 1. 56 | orreis 5010. 527, iconeis 421 | ceeiliae 5010. 527, celianis 1, cecilianis 56 | dicit 110. 518, om. 201 | 4—6 proximo victori eiusque sententiam tenact adsignant d. 1. 56, G|4 quia deus bis 40 | 5 add. est p. deus unus 110. 518, 201, 421, 519, A, G| om. et christus unus 421 | spiritus I. christus 56 | add. est. p. chr. unus 518, 1. 56, nicht G| om. et, 56 {| haeclesia 45* | baptismum 5010. 527, 110. 518, 201, 421, 519 | 6 add. ergo a. illic 80? | baptizare 100 | aliquid 451, quis 1 | add. et spiritus p. christus 110, 201 | add. una p. ecclesia 1. 56.

8 om. alius-dixit 110 | add. confessor a. alius 1. 56 | assuris A. 1. 56, assura 518, xsaoveus G | dicit 518 | baptismum 201, 519 | una 56", om. 519 | 9 om. et 5010. 527, 100, 80 (eras.), 110. 518, 102, 201, 421, A. 1. 56, G | om. ecclesiae ubi 519 | ecclesiae ubi ecclesia bis 7 | add. et a. ubi 80? | ~~ non pot. esse 100.

10 donatus 201, 519 | add. in pace a. donatus 1. 56 | om. a 519 | capsede 7, 519, charse 110, carse 518 | dieit 110. 518 | om. et 427 | 11 nichil 120, 201, 421, 519 | consecuti sunt J. cons. poss. 4 | sunt 1. possunt, ~ a. cons. 7 | ~\ pos- sunt cons. H | possint 5010, possent 100 | quomodo 7. quando 421, 56 | om. ad 519 | 12 convertantur 519 | add. manu paenitentiae a. bapt. 100 | baptidientur 56.

13 add. martyr et (om. 56) de schismaticis a. v. 1. 56 | rusicade 45, rusiceade 80" (-iade?), rusiecade 427, rusietade 120. 518, russiccale 56, suc- cade 7 | dieit 110. 518 | add. si a. homo 110 | 14 add. et a. multo 80? | schism- 45, 5010. 527, 110, A. 1? 56, H, scismath- 40 | add. qui a. quod 5010. 527, 100, 40°, 110. 518, 519, A. 1. 56, ewolecug G | quidquid J. quod 427 | 15 omisit 201, misit 561,

Neer : s 5 Pg Se ON rari cass lacie tl Cs Sa ce Se ed oe eh

Sententiae LXXXVII episcoporum. 273

71. Pudentianus a Cuiculi dixit: Novitas episcopatus ef- fecit, fratres dilectissimi, ut sustinerem, quid maiores iudicarent. nam. haereses nihil habere nec posse manifestum est. atque ita si qui ex els venerint, baptizare aequissime statutum est. :

72, Petrus ab Hippone Diarrito dixit: Cum baptisma unum sit in catholica ecclesia, manifestum est non posse extra ec- clesiam baptizari. et ideo in haeresi tinctos sive in scismate ve- nientes ad ecclesiam censeo baptizari oportere.

73. Item alius Lucius ab Ausafa dixit: Secundum mo- tum animi mei et spiritus sancti, cum sit unus deus pater domini nostri Iesu Christi et unus Christus et una spes, unus spiritus, una ecclesia, unum debet esse et baptisma. et ideo dico, ut si quid apud haereticos motum aut factum fuerit, rescindi debere, et eos, qui inde veniunt, in ecclesia baptizandos esse.

10 vel. Eph 4, 4. 5.

1 pudeneianus 110. 518, 421, add. in pace a. p. Z. 56 | culculi 5010. 527, 100, culculis 40, viculi 519 | dicit 120. 518 | add. mei p. episcopatus 110, 201, 256 (Routh), Cod. Drur. (Routh), Cod. Lam. (Felt) | effieit 5010. 527, 100, 40, 1. 56" | 2 david 1. dil. 56', 4 (6 pr.), karissimi 56? | sustinere 100, 7 | quod 5010'. 527, 7, A (Codd. ILNBopr.), qui 1021, 519 | maior est 519 | vindicarent 518, om. 519 | 3 haeresis 40, 201, 519, haeresim 110. 518, haereticos 5010. 527 | heres 102'| nichil 210, 201, £21, 519 | abere £451 | om. nec posse 7 | vel 7. nec £22, non 519| quae 2. atque 200 | quis 1. qui 5010. 527, 100, 40, 7 | 4 his Z. eis 40, is 80 | add. paenitentia a. bapt. 100 | baptizari 5010. 527, 80°, 110. 518, 201, A. 1. 56 (lupti- diari) | aequissimum 200 | statum 451, 110', 561, om. 100, iudicatum 7, H, xexge- ca. G| ~ est statutum 56.

5 add. martyr a.p. 1. 56 | ippone 100, 40. 80, 110. 518, 201, 519, A, ipone 56 | diharrito 40 (diaa-). 80, 110. 518, 102, tarito 421, zarito dA. 56, diarito 2, di- artto 5010, diarrhyto H, dixit horito 7 | dieit 720. 518 | 6 est 7. sit 110. 518 | ~ ecel. cath. 421 | ex 7| 7 baptidiare 561, -ri? | haeresin 40, 7 | intinctos H | om. in 80 | ehism- 451, schism 45°, 5010. 527, 40°, 110, H | ventes 45 | 8 cw ad eccl. ven. 7, H | baptidiari 56 | add. in paenitentia a. oportere 100.

9 om. item G, add. in pace a. item 1. 56 | ausapha 5010, ausapa 100, aufasa 56, ausura 7, aufa 201, ausatra 421 | dieit 210. 518 | 10 sanctus 427 | cui 7. cum 45, 100, 80, 102, qui 7 | iussit 1. sit 7 | dominus noster 45, 801, 518 | 11 om. nostri 7, H | iesus christus 45, 801, 518, 56+ | om. unus christus 2. 56 | add. unus p. christus 110 | add. spivitus a. et 110 s. J. | cv unus spiritus et (add.) una spes 201, 1. 56 (sp. sanctus J. unus sp.) | om. et 519 | add. et a. unus 100, 421 | perlin. unus spiritus 110, om. 56, G | 12 add. et a. una 201, 1. 56 | in 1. una 7, 421, # | manum J. unum 561, om. 100 | habet 1. debet 7, H | eisse 561, eis esse 562] om. ut 80 (eras.), 421, 1. 56 | 18 quis 5010. 527 | hapud 45 | ab hereticis 2. 56 | ammotum 421 | om. aut 7 | sanctum J. factum 421 | rescindere 7 | habere J. debere 56’ | 14 eius J. eos 561 | exinde A, eras. 100 | venient 519 | add. in paenitentiam a. baptiz. 100 | baptidi- 56.

10

O74 Hans von Soden,

10

1B

74. Item alius Felix a Gurgitibus dixit: Ego censeo,

ut secundum sanctarum scripturarum praecepta baptizatos ab hae-

reticis inlicite extra ecclesiam, si ad ecclesiam confugere voluerint, gratiam baptismi, ubi licite datur, consequantur.

75. Pusillus a Lamasba dixit: Ego credo baptisma salu- tare non esse nisi in ecclesia catholica. quidquid absque catholica fuerit, simulatio est.

76. Salvianus aGazauphalia dixit: Haereticos nihil ha- bere constat, et ideo ad nos veniunt, ut possint accipere quod non habent.

77. Honoratus a Thucca dixit: Cum Christus veritas sit, magis veritatem quam consuetudinem sequi debemus, ut haereticos, qui ideo ad nog veniunt, quia foris nihil accipere potuerunt, ec- clesiae baptismo santificemus.

78. Victor ab Octavu dixit: Quod et ipsi scitis, non olim

11 ygl. Jo 14, 6.

1 om. item G | add. in pace a. item 2. 56] om. item alius 4 | gurgutibus 518 | dicit 210. 518 | 2 om. praecepta 519 | add. et auctoritatem dei 255 (Fell) | baptizatos 45, 5010. 527, 100, 40. 80, 110. 518, 7, 102, 201, 421, A. 1, H, baptidiatus 561, baptizatus 56%, -tis 519 | 3 illicite 5010. 527, 110. 518, 421, 519, inlicitis 71 | om. si ad ecclesiam 5010 (5010? si ad 1, extra), 40, 7, 561 | cum J. si 100, 421, 56? | cy confugere ad. eccl. 100, ~ confug. vol. ad eccl. 561 | confugire 56, fugere 421 | voluerit 56 | gratia 7 | add. per manum inpositionem p. bapt. 100 | 4 licete 40, 561, licenter 427, licet et 5010. 527, 80%, 110. 518, 102, Cod. Lam. (Fell), licet ei 56%, licet 100 | om. datur 100, datus 561, dari 56? | consequitur 100, consequuntur 110. 518, consequatur 519, 1? 56.

5 puss- 45, puls- £27, pusislus 110. 518 { in pace a. pus. Z. 56 | labasma 421, 56, labama 7, iamasra 110 | dicit 120. 518 | baptismo 519 | 6 fieri non posse I. non esse 427 | om. in 80 | ecclesiae catholicae 807, -siam -cam 40, om. catho- lica 50107 | add. fuerit p. catholica 110. 518 | add. et a. quidquid 80? | quiequid 5010. 527, 100, 110. 518, 102, 201, 56%, quidquod 56* | extra 7. absque 427 | catho- licam 56, ecclesiam 1. catholica 421 (vgl. Z. 3), baptismo catholicae ecclesiae 80| 7 similatio 5010 (nicht 527), 100, simiatio 80, 102.

8 silv- 5010. 527, 102, 201, salianus 421, add. martyr a. salv. 56 | eazau- 7,°

catau- 421, gaiatu- 40; -phala 7, H, -pala 100, -fala 5010. 527, 421, A. 1. 56, -falsas 201 | dieit 120. 518 | om. haer. constat 102] nichil 110, 201, 421, 519 | 9 add. cum a, constat 80? | constet 7. constat et 40. 80? | ad nos s. 1, 40 | conven- &0 | aut J. ut 80'| 10 habere J. accipere 421 | habebant -4.

11 in pace a. hon. 1. 56 | tucca 110. 518, A, tugga 56, tutta 421, thugga 201, 1 | dieit 120. 518 | christi 80, spiritus 529 | 12 consequi 56+ | 13 quia 1. qui 40 | quidem qui J, qui ideo 201 | nichil 110, 201, 421, 519 | 14 benedictione 7. baptismo 100 | sanctifecemus 80, om. 7.

15 add. alius a. victor 201, add. in pace 1. 56 | om. victor 5010! | octavo A, 12, octabo 421, octava 56, otavii 5010, octabun 201, octa 518, roctao 110] dieit 110. 518 | om. et 7 | ipse 56 | noli 7, olim 401.

43

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 275

sum episcopus constitutus, et ideo exspectabam praecessorum consi- lium. hoc itaque existimo, ut a ex haeresi venerint, sine dubio baptizentur.

79. Clarus a Mascula dixit: Manifesta est sententia domini nostri Iesu Christi apostolos suos mittentis et ipsis solis potestatem a patre sibi datam permittentis, quibus nos successimus eadem potestate ecclesiam domini gubernantes et credentium fidem bapti- zantes. et ideo haeretici, qui nec potestatem foris nec ecclesiam Christi habent, neminem baptizare baptismo eius possunt.

80. Secundianus a Thambis dixit: Non debemus haere- ticos nostra praesumptione decipere, ut in ecclesia domini nostri Jesu Christi non baptizati ac per hoc remissionem peccatorum non consecuti, cum iudicii dies venerit, nobis inputent, quod per nos non sint baptizati et indulgentiam divinae gratiae consecuti. propter quod, cum sit una ecclesia et unum baptisma, quando ad nos convertuntur, simul cum ecclesia et ecclesiae baptismum con- sequantur.

81. Item alius Aurelius a Chullabi dixit: Iohannes apostolus in epistula sua posuit: si quis ad vos venit et doc-

5 vel. Matth 28, 18. 19. 15 vgl. Eph 4, 4. 5. 18 2Jo 10. 11.

1 episcopatum 561 | exp- 45, 40. 80, 110. 518, 201, 421, 519, 56, H| 2 uta- que 1101, utique 210? | estimo 421 | qui cum 7. quicumque 7, H, quique 56 | ad Z. ex 561, ab 56%, 100, om. 5010' | heresint 7, haeresi sint H | venerit 45', venerunt 421, 56', veniunt 7, H|3 add. paenitentiae a. baptiz. 100 | baptidi- 56%.

4 add, confessor a. clarus 1. 56 | massula 7 | dicit 220. 518 | manifestum 527 | domino nostro iesu christo 45! | 5 om. nostri 220 | om. suos 519 | mitendi 56: | mittens 7, 201| mittentis n permittentis 5010' | solus, ~~ p. potest. 56° | 6 patrem 40,7 | datum 80' | add. baptizandi p. datam 427 | promitt- 427, pro- mittendis 7 | add. in a. eadem 56? | eandem 100 | 7 potestatem 45, 100, 40, 80°, 7, 56" | repetit. a patrem potestatem 7 | domino 561, om. 421 | fide 5010 | ba- ptidi- 561 | 8 in 1. nec 40 | cw foris potest. £21 | 9 baptidiari 56+ | baptismum 56".

10 secundinus 100, 7, 201 | add. alius a. sec. 201, add. martyr 1. 56 | tam- 110. 518, 201, tambeis 421, A. 56, thambeis 40, 519, thambeas 1, thanbis 7 | dicit 110. 518 | 11 -praesuptione 120 | decepere 7 | aut 1. ut 518 | dominus noster iesus christus 801 | om. nostri 110. 518 | 12 om. non baptiz., add. constituti s. l. 102 | baptidi- 561 | add. accipiantur p. bapt. 110, 201 | om. ac 5010| re- misionem 45 | 18 imputet 7, impatent 1201 | 14 sit 451 | baptidi- 56+ | add. non sint a. cons. 40, add. non A | 15 quae 2. quod 110 | om. cum sit 201 | ~ una sit

‘110 | add. in a. eccl. 7, H| om. et a. unum 100 | baptima 451, baptismum 100, 519 |

quomodo 7, quando 421|16 om. eccl. et 529 | baptisma 518, benedictione 200.

18 chullab 200, eullabi 421, 56, eculabi 5010, chollabi 519, chulabi 527, cillavi A, chullabi 80, buccabi 102 | dicit 120. 518 | iohannis 561 | 19 epistola 80, 56, epla 100, 102, 201, 421, 519 (vgl. S. 248,11. 277, 4) | ponit 110, dicit 518, dicens 561, add. posuit a, dicens 56°.

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10

15

276 Hans von Soden,

trinam Christi non habet, nolite eum admittere in domum vestram et have illi ne dixeritis. qui enim dixeritilli have, communicat factis eius malis. quomodo admitti tales temere in domum dei possunt, qui in domum nostram privatam admitti prohibentur? aut quomodo cum eis sine ecclesiae baptismo communicare possumus, quibus si have tantum dixerimus, factis eorum malis communicamus?

82. Littaeus a Gemellis dixit: Caecus caecum si deducat, ambo in foveam cadent. cum ergo haereticos constet non posse inluminare quemquam utpote caecos, baptisma eorum

non valet.

883—85. Natalis ab Oéa dixit: Tam ego praesens, quam Pompeius Sabrathensis, quam etiam Dioga Leptimagnen- sis, qui mihi mandaverunt, corpore quidem absentes, spiritu prae- sentes, censemus quod et collegae nostri, quod haeretici communi- cationem habere nobiscum non possint, nisi ecclesiastico baptismo baptizati fuerint.

8 vgl. Matth 15, 14.

1 Sov 7. christi G | 2 nec J. et...ne 110. 518 | (2.3.6) ave 5010. 527, 100. 110. 518, 201, 519, 56%, H, habe 40. 80, 567| ei J. illi 110. 518, 421 | dixeris 7| quicumque 40 | om. qui enim dixerit 7 | 3 communica 7 | om. factis 519 | cv malis eius 518 | illius 7. eius 202 | add. in a. malis 5010. 527 | add. et a. quomodo 80 s. J. | 4 talis 561 | temerarii 86", timere 1101, debere 7 | domo 80, 421 | add. dei a. nostram 110 | vestram 7, H | 5 sint 100, 56 (exp.*) | 6 communicat 80! | om. quibus 100 | 7 tantis J, factis 7.

8 littacus 110. 518, litteos 421 | add. confessor a. 1. 1. 56 | cemellis 202 | dicit 120. 518 | si s. l. 40 ] ~ si caecum 5010. 527, ~~ si caecus caecum 100 | 9 ducat 5010. 527, 100, 40, 110. 518, 7, 201, 421, 519, A, H, deducant 56" | add. nonne a. ambo 519| simul 1. ambo Z | om. in 519| cadunt 1001, 110, 102°, 201, A. 56 (nicht 1) | constet 427 | 10 illum- 110. 518, 201, 421, 519 | quemque A | ut potest 40' s.r, ut putet 7, ut petet 56 | caecus 100, 40, ceco 421. .

12 oa 40, oe 80, ea 56, obea 120 | dicit 110. 518 { tamen 80! | om. tam ego praesens 42% | ergo 40' | 138 pompetus 7 | sabratensis 5010. 527, 100, 40, 421, 519, A. 56, H, abrath- 45, 110. 518, 201, gabratesis 7 | lepeim- 45, 80, leptam- 40 | 14 miehi 519, om. 201 | manducaverunt 561 | qui in ecclesiae (4. 4. 5) 1. corpore quod 518 | tamen 7. quidem 427 | apentes 451 | spiritus 561 | praesentis 7 | 15 Baluz.: censemus quod et collegae] censemus quam haeretici qui in domum nostram privatam admitti prohibentur nobiscum et collegae nostri cum eis communem habere non possunt Cod. Gratianopol. | eis 1. et 80', cum 80? | collegis nostris 80 | nostre 561 | haereticum 36 | om. communic. no- biscum 56 | communicatione 100, communionem 110. 518 } 16 om. nobiscum 7 | add. salvari a. non 56 | possunt 518, 7, 421,.A, H | haecles- 45, paenitentiae 7. eccl. 100 | baptisma 100|17 fuerint consecuti 7. bapt. £. 100 | baptidiati 561.

a

Sententiae LXXXVII episcoporum. 277

86. Iunius a Neapoli dixit: Ab eo, quod semel censuimus, non recedo, ut haereticos venientes ad ecclesiam baptizemus.

87. Cyprianus a Carthagine dixit: Meam sententiam plenis- sime exprimit epistula, quae ad Jubaianum collegam nostrum scripta est, haereticos secundum evangelicam et apostolicam contestationem adversarios Christi et antichristos appellatos, quando ad ecclesiam venerint, unico ecclesiae baptismo baptizandos esse, ut possint fieri de adversariis amici et de antichristis christiani.

6 vgl. Matth 12, 30. 6 vgl. 1 Jo 2, 18.

1 ianuarius 1. 56, 421 | neali 5010', niopali 7, neopoli 220, neapollo 518 | digit 110. 518 | habeo 2. ab eo 40,7 | add. est a. semel 561 | 2 recedent 56', rece- dentes 56? | om. ut 56 | cw ad eccl. ven. 421] om. ad ecclesiam 518 | add. manu paenitentiae a. bapt. 100 | baptidiemus 561.

3 add. confessor et martyr a. c. 1. 56 | kar- 4, char- 80, -ta- 527, 100, 80, 110. 518, 7, 201, 421, H | dieit 110. 518 | scientiam 80 | 4 exprimi 100, exprimere 56", expressit 56? | epistola 519, 56, epla 5010, 527, 100, 102, 201, 421 (vgl. S. 248, 11. 275, 19) | iabanum 45}, iuv- 100, 102, 421, 561, iubaz- 80, zobai- 40 | collega 7 | nostram 80 | 5 evangelica et apostolica contestatione 7 | om. et apo- stolicam 5010, 56| add. dispositionem et a. contestationem 100 | 6 antechr- 56; -cyr- 45%, -cr-? | adversarios 519 | add. sia. quando 255, Cod. Lam. (beide nach Fell) | quomodo 7. quando 422 | om. ad 561 | 7 unice 518 | add. manu paenitentiae bene- dictionis a. baptismo 100 | baptidiandis 561 | 8 om. et 5010, 7, H, xe: G| antechr- 56; -cyr- 451, -cr-? | cyr- 451, cr-%.

sententiae episcoporum explicant 45, de baptismate haereticorum sententiae episcoporum numero LXXXVII expliciunt 100. 520. 528. 529 (LXXXIIII 520. 528%), sententiae episcoporum numero LXXXVII (de haereticis baptizandis add. 80) explicit 40. 80,110 (LXXX VIII), sententiae episcoporum de haereticis baptizandis explicit 7, expl. episcoporum numero LXXXVII sententiae 102, expliciunt sen- tentiae episcoporum LXXXVII numero de haereticis baptizandis 201, explicit sententiae episcoporum numero LXXXVII de haereticis baptizandis 422, cecili cypriani sentenae episcoporum LXXXVIII 519, expliciunt sententiae episcoporum 1, explicit 56, deest subscriptio: 5010. 521. 522. 527. 515, 502. 514. 518. 528. 524.

Sententiae LXXXVIJ episcoporum.

Das Protokoll der Synode zu Karthago am 1. September 256,

textkritisch hergestellt und tiberlieferungsgeschichtlich untersucht.

Von Hans von Soden.

Vorgelegt in der Sitzung am 19. Juni 1909 durch Herrn P. Kehr.

Il. Untersuchung.

Der eigentiimliche Weg, den die Entstehung der Cyprianischen Briefsammlung genommen hat, brachte es mit sich, da eine Reihe wertvoller Schriftstiicke in sie Aufnahme fanden, die nicht aus der Feder Cyprians stammen. Die Schriftstellerpersdnlichkeit war hier wie meist im Altertum nicht der Sammlungsgrand. Das Korpus kam vielmehr aus kleinen sachlich verbundenen Teilsamm- lungen zusammen, deren Entstehung sich aus der Ordnung ihrer Stiicke und mit Hilfe interessanter Mitteilungen in einigen Briefen Cyprians selbst so gut rekonstruieren 148t wie nur irgend ein zerstreutes altes Archiv viel spaéterer Zeiten’). In ihnen erscheinen neben den Schreiben Cyprians manche der ihnen zum Anlaf die- nenden oder sie beantwortenden Briefe an ihn, vornehmlich aus Rom, aber auch von anderer Seite. Hinzig in ihrer Art ist eine Urkunde, die ein Glied der zweitiltesten Teilsammlung der Og- prianbriefe bildet und mit dieser durch die ganze Ueberlieferung gegangen ist: das Protokoll der wihrend des Ketzertaufstreites am 1, September 256 zu Karthago abgehaltenen afrikanischen Pro-

1) Vgl. meine Cyprianische Briefsammlung (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur N. F. X,3), Leipzig 1904, S. 1—56.

4 3 | !

Sententiae LXXXVII episcoporum. 279

vinzialsynode. Zwar fehlt es auch sonst in der Cyprianischen Sammlung nicht an Synodalschreiben; ep. 4. 57. 64. 67. 70. 72 der tiblichen Zahlung sind deutlich als solche bezeichnet, und andere stehen in Verbindung mit Synoden (ep. 1. 3. 61. 62). Aber bei all diesen rechtfertigt sich die Aufnahme ohne weiteres dadurch, daB sie wirkliche Briefe und Briefe sind, deren Verfasser in des Wortes strengster Bedeutung kein anderer als Cyprian ist; abge- sehen von der kollegialen Zeichnung in der Adresse unterscheiden sie sich in nichts, nicht einmal in der Form, von seinen anderen Briefen. Dagegen haben wir in den Sententiae LXXXVII episcoporum ein Konzilsprotokoll mit Einleitung, Voten und Schluiwort vor uns, wie es uns sonst vorher und gleichzeitig nicht erhalten ist+). Weit be- deutsamer noch als fiir die Geschichte der Synoden sind die Sententiae fiir die Geschichte der Verbreitung des Christentums, fiir ihren Stand in Afrika und um die Mitte des 3. Jahrhunderts. Aus keiner an- deren Provinz ist aus dieser Zeit eine derartige Liste von Epis- kopaten auf uns gekommen*). rst die Listen von Arles (314)

1) Die Erhaltung der Sententiae fiihrt nicht auf das Archiv von Karthago guriick, sondern ist (wie die der meisten Briefe Cyprians) durch Verbreitung von Abschriften bedingt. Herrschende Sitte war die Versendung ganzer Protokolle neben den von der Synode beschlossenen Briefen nicht. Aber da sie vorkam, lehrt ep. 49,2, wo Cornelius an Cyprian schreibt: et ui motum omnium et con- silium singulorum dinosceres, etiam sententias nostras placuit in notitiam vestram perferri, quas et subiectas leges (p. 610, 10—12, die Urkunde ist leider nicht erhalten). Vel. auch ep. 45,4: quantum vero hie ad presbyterium quorundam et Felicissimm causam pertinet, quid hic actum sit, ut scire posses, litteras ad te collegae nosiri manu sua subscriptas miserunt, qui auditis eis quid senserint et quid pronun- tiaverint ex eorum litterts disces (p. 603, 4—7).

2) Die Synodalbriefe wurden in Alterer Zeit in der Regel nur mit den per- soénlichen Namen der Bischdfe, nicht auch mit denen ihrer Orte gezeichnet. Das Gegenteil pflegt bemerkt zu werden. Eine Liste mit Ortsnamen war die der von Novatian sich fernhaltenden afrikanischen Bischéfe, die Cyprian laut ep. 59,9 an Cornelius sandte, und ebenso eine der 60 Bischéfe, die in Person oder mit Briefen an dem Konzil yon Rom (Gegenstand: Behandlung der Lapsi) im Mai 251 teilnahmen, welche Cornelius (laut Eusebius h. e, VI, 43, 21.22) an Fabius von Antiochien gelangen lieB. Derartige Listen aufzustellen wurde bei Spaltungen (auch wenn sie die Gemeinschaft nicht aufhoben) nétig, damit jede Gemeinde yissen konnte, wie sie sich in der Korrespondenz mit anderen durch Briefe oder Pica zu verhalten hatte. Denn noch ging der Verkehr yon Provinz zu Provinz durchaus nicht nur, wenn auch schon hauptsichlich, durch die Metropoliten. Dagegen handelt es sich bei den verlorenen Adressen von ep. 64 und 72 der Cy- prianischen Sammlung (ep. 64: Cyprianus et celert collegae gui in concilio ad- fuerunt numero LXVI Fido fratri s., ep. 72: Cyprianus et cetert Stephano fratri s.) und ebenso bei der Liste, die ep. 62 (nach c. 4} beigelegen hat, um einfache Na- menlisten ohne Ortsbezeichnungen, wie sie uns vor ep. 4. 57. 67. 70 erhalten sind.

Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Kl. 1909. Hoft 3. 21

280 Hans von Soden,

und Nicaea (825) nebst den damit zusammengehérigen Akten bringen Ahnliches. Weiter ist das Protokoll eine der wichtigsten Urkunden fiir den hochbedeutenden innerkirchlichen Streit des 3: Jahrhunderts, der vor allem die Entwicklung des rémischen Pri- mats so wirkungsvoll geférdert und die umfassenderen verwandten Streitigkeiten des Donatismus so stark prajudiziert hat. Da das Konzil vom 1. September 256 in den tibrigen Quellen zum Ketzer- taufstreit nirgends erwihnt wird, so ist die Erhaltung des Proto- kolls von grésster Wichtigkeit fiir die Erkenntnis des Verlaufes des Streites. Ftir die chronologische Ordnung seiner Dokumente ist es grundlegend, fiir die Feststellung der streitenden Theo- rien und ihrer Differenzierungen, der Starke der Parteien und ihrer Verteilung ist es die Hauptquelle. Endlich sind diese an- scheinend so inhaltslosen Voten auch um des allgemeinen Kinblicks in die Denk- und Redeweise des Durchschnittsepiskopats willen von nicht geringem Interesse'). Eimen besonderen Wert haben die ziemlich zahlreichen Bibelcitate. Da sie ja aus verschiedenen Exemplaren stammen, wahrend uns eine Bibelhs. und in der Regel auch die Citate eines Autors doch zundchst zur ein Exemplar reprdsentieren, ist aus ihnen manches fiir die Geschichte der la- teinischen Bibeliibersetzung in Afrika, d. h. fiir die dlteste Ge- schichte dieser Uebersetzung iiberhaupt zu lernen?).

Zu dieser vielfachen Bedeutung der Sententiae, die auch be- reits in all diesen Beziehungen benutzt und in manchen wohl er- schépfend fruktifiziert sind, stehen die Bemiihungen in keinem Verhaltnis, die man sich bisher um ihren Text gegeben hat. Und dabei bietet seine Ueberlieferung an sich schon ein reizvolles Thema. Da die Sententiae, wie gesagt, schon sehr friihe in die Cyprianische Briefsammlung eingetreten sind, so sind sie einmal in fast allen Cyprianhss. erhalten, und man kann an ihnen als emer besonders geeigneten Stichprobe deren Genealogie entwickeln; vor allem fiigt es ein giinstiger Zufall, daB sie zu den wenigen

1) Im diesen Beziehungen habe ich das Protokoll in zwei Aufsitzen ,Der Ketzertaufstreit zwischen Stephanus von Rom und Cyprian von Karthago und die Chronologie seiner Dokumente“ und ,Die Prosopographie des afrikanischen Epjs- copats zur Zeit Cyprians“ gewiirdigt. (Quell. u. Forsch. aus ital. Archiven u. Biblioth. herausg. vom Kgl. Preuss. Histor. Institut XII, Rom 1909, S, 1—42. 247—270.)

2) Da ich diesen Punkt in meiner im Auftrag des Historischen Instituts bearbeiteten Textpublikation ,Das Neue Testament in Afrika zur Zeit Cyprians“ (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur XXXII) Leipzig 1909, eingehend behandelt, dort auch (S. 242—-255) die NT Citate der Voten rezensiert und besprochen habe, komme ich hier nicht mehr darauf zuriick.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 281

Stiicken gehdren, die in den beiden Hauptkonkurrenten um die Herstellung des Cypriantextes, den Codd. S und L (bei mir 7 und 45) iiberliefert sind, die hier einmal systematisch verglichen werden kénnen*). Dazu kommt, da8 sie in ihrem ganzen Umfang von Augustin citiert werden, und so kénnen wir nicht nur den Text Cyprians, den sein grosser Landsmann und Verehrer las, bestimmen und beurteilen, sondern sind in der selten gliicklichen Lage, ein chronologisch genau fixiertes Datum fiir die Entwicklung der Text- geschichte zu besitzen. Endlich sind sie nicht nur in die latei- nischen Konziliensammlungen, sondern auch in kirchenrechtliche Kodifikationen der griechischen und der syrischen Kirche gelangt und in beiden Sprachen volistindig erhalten. Das Zusammen- kommen so vieler Zeugen ist sowohl fiir die Ueberlieferung der Werke Cyprians etwas Einzigartiges, als auch iiberhaupt eine (ab- gesehen von der Bibel) nur wenige Parallelen aufweisende iiber- lieferungsgeschichtliche Erscheinung. Daher sind die Sententiae besonders geeignet, zur Probe einer vollstandigen kritischen Aus- gabe Cyprians wie allgemein methodischer Behandlung kompli- zierter Ueberlieferung zu dienen. Als eine solche natiirlich mehr fiir die Anlage als die Ausfiihrung mafigebende Probe einer neuen Ausgabe Cyprians méchte ich den vorstehend mitgeteilten Text der Kritik vorlegen. Seine Herstellung und die EKinrichtung seines Apparates zu begriinden setze ich den folgenden Ausfiihrungen zur Aufgabe.

A. 1. In meiner Cyprianischen Briefsammlung habe ich den nur mit Riicksicht auf die gesamte Briefsammlung zu fib- renden und deshalb hier nicht zu wiederholenden Nachweis er- bracht, dai alle bekannten Hss. Cyprians (bis heute beliuft sich ihre Zahl auf 1787), ungerechnet solche Codd., die auch Werke Cyprians, aber nicht Corpora Cyprianica iiberliefern) sammlungs- geschichtlich auf 4 Archetypen zuriickgehen, die an die Sammlung der Libelli eine aus den bereits oben erwadhnten Teilsammlungen zusammengesetzte Briefsammlang anschliessen. Keiner von diesen

1) In 45 fehlen, da ein erster Band der Hs. verloren ging (s. meine Cy- prianische Briefsammlung §8. 74), simtliche Libelli Cyprians auSer den Testimonia ad Quirinum (II), in 7 sind, z. T. fragmentarisch, erhalten die Libelli I IV. VI. V. VII. VIII. XI. IX, aus der Briefsammlung und dem Appendix der Spuria nur 63. 699, Sent. 18, de laude martyrii, und die letzteren Stiicke erscheinen auch in 46.

2) Davon sind 157 in meiner Cyprianischen Briefsammlung benannt, 21 weitere habe ich im Zentralblatt fir Bibliothekswesen 1908, 11 8. 515—517 nach- gewiesen.

21*

992 - Hans von Soden,

hat alle erhaltenen Briefe aufgenommen, sie unterscheiden’ sich auBer durch den Umfang auch durch die Ordnung der Gruppen und der Stiicke in den Gruppen. Wie natiirlich, ist die sammlungs- geschichtliche Provenienz eines Codex oder einer Familie von nach Umfang, Ordnung und Text gleichen Codices ja meist nicht ein- heitlich, sondern der Schépfer des Typs hat ihn ats Kollationen mehrerer anderer gewonnen, wobei er selbstverstindlich Dubletten ausschied und dadurch seine zweite und folgenden Vorlagen zer- stérte; auferdem komplizieren zufallige Verstiimmelungen und Umstellungen, absichtliche Auslassungen und Verinderungen der Ordnung die Geschichte der Sammlung. Ordnet man nun die T-ypen und Codices in Riicksicht darauf, woher sie gerade ihre Ketzertaufstreitdokumente empfangen haben, so ergibt sich fol- gende Tabelle fiir deren Ueberlieferung; durch Punkte deute ich an, daB Briefe anderen Gegenstandes vorangehen oder folgen, mufite aber natiirlich solche, die die Sammlungsgeschichte orga- nisch mit Ketzertaufstreitdokumenten verbunden hat, mit in die Tabelle aufnehmen. Die eigentlichen Ketzertaufstreitdokumente sind (chronologisch geordnet, s. den oben S. 280 A. 1 zitierten Aufsatz) :

ep. 70: Cyprianus, Liberalis etc... . Ianuario, Saturnino ete. ep. 71: Cyprianus Quinto fratri

ep. 73: Cyprianus Iubaiano fratri

Sententiae LXX XVII episcoporum

ep. 72: Cyprianus et cetert Stephano fratri ep. 74: Cyprianus Pompeio fratri

ep. 69: Cyprianus Magno filio+)

ep. 75: Firmilianus Cypriano fratri

Die Nummern der Hss. sind die von mir gegebenen (Cypri- anische Briefsammlung 8. 63 ff. und die Listen S. 249/f. 254 ff, dazu Zentralblatt f. Bibl. Wesen a.a.0.); ich nenne aber immer nur die Typenfiihrer und deute durch f. oder ff. das Vorhanden- sein mehrerer Exemplare an. Die zwischen eckigen Klammern stehenden Stiicke fehlen in den betreffenden Codd. durch Auslassung oder Verstiimmelung, sind aber fiir die Vorlage gesichert, woftir ich a.a. QO. die Einzelnachweise gegeben habe.

1) Ep. 69 handelt nur in ihrer ersten Halfte von der Ketzertaufe und er- scheint daher in der Ueberlieferung meist geteilt; ich bezeichne das durch die Siglen 69% und 69»,

ek eh ee

eon 88 ae

16

Sententiae LXXXVII episcoporum. 283

(1) Ch}: ... 78. 71. 70. Sent. 74, 72. 64. 69°. 67.2 i

(2) Die 4 Arenstyacn und die direkt aus ihnen ge flossenen Untertypen.

AD ff. : . 73. 71. 70. Sent. 74. 69%, 69%. 67. 64. 2. .

20 ff. a, ... Sent. 69% 69, 67. 64.2 ...72... (71. 738.74...) 75.538 ...70...

222 ff.*): . . . 69% 69%. 70. 72. 75. Sent. 64.2... 67...

229 Tht xo Oh, O64: 2 4.6. OB. 7B: BBs ee 5

SO ff: ... 73, 71. 70. Sent. 74. 69%. 69%. 67. 64. 2...702... 72...

504 ff.*): ... 73. 71. 70. Sent. 74. 69%. 69%. 40, 67.64.2...72...

4 ff): ... 78, 71. 70. Sent. ... 74. 69. 40. 67. 64.2... 72...

83: ... 73. 71. [70. Sent. 74.] 694. 69°. 40. 67. 64.2 ...70... Tay es

227 ff: ... 73. 71. 70. Sent. 74. 69%. 69°. 40. 67,64.2...72...

BOB ff: ... 78. 71. 70. Sent. 74. 40... 69% 69. 67. 64.2... 702... 72... (add. 417: ...68.. 4]

502: ...70... 73. 71. 702. Sent. 74. 40... 69%. 69% 67. 64. 2..

TUB eb OA eis

110: ...64 2... 73. 71. 70. Sent. 74. 69% 69% 40... 72 67...

5B9ff.: ... 78. 71. 70. Sent. 74. 69% 69% 40. 67. 64.2... 72...

(3) Die nicht unmittelbar abzuleitenden Typen. BOf: ...70...40. 64.2... 69... 67 [add. 56: Sent. 68. 74.

73, 71. 702 . BOL ff.: ... 73. 70. 74. 40... 69% 69%. 67. 64.2...702. ... 72...

Dee as 570: ... 73. 71. 70. 72. 74. 69%. 69% .. 64.2 ...40. 67... 100ff.:... 40. 67... 73. 71. 70. Sent. 72. 74. 69%. 69%, 64.2... 252 ff.: ... 74. 69% 69%. 40. 67, 64.2 ...72... 73. 71. Sent. 2 AOs 3 1B. BF wv

1) Ch. ist der Canon Mommsenianus, ein Verzeichnis der biblischen Biicher und der Werke Cyprians, das in 2 Exemplaren (Cheltenham und St. Gallen) er- halten und in seinem Archetypus bis ins 4. Jahrhundert zuriickzufiihren ist (meine Cyprianische Briefsammlung §. 41).

2) Zum Archetypus 20 gehért auch eine Gruppe 221ff. die aber von den Ketzertaufstreitdokumenten des Archetyps nur ep. 75 bewahrt hat.

3) Cod. 641 der Gruppe hat in einem Anhang: ..: 69%. 70. 72... 68.. 69)... :

4) Cod. 5010, der aus anderen Sammlungen einen Anhang beifiigt’, hat in diesem noch: ... 68.75... &) Zu 4 ff. gehort fir die Taufstreitdokumente auch Cod. 435.

984 Hans von Soden,

234f.:...64...2... 67... 73, Sent. 70. 71. 69. 72. 74... 224%: ...67... 69... 70.72... 64...68... 69...

9381:...40. 75... 7b... 67...

B34: ...67... 69%... 73. 71. 70. Sent. 72. 74.69% 2...

516: ...67... 69 ...70.72...699...40... 73.74...

Bllf.: ... Sent. 73. 71. 70. 72. 74. 69%. 69>...64.2...40.67...

410:...64.2...738...40. 67.70...

421:...71. 70... 69. 40. 64.2... 78. Tle. 702...72... 67. Sent. 68. 74...

565: ... 69%. 64...75...68...72...

5O1: .. . 69%, 64... 73. 71. Sent... . 74. 72... 69. 40. 67. Dee eT OF eae

536f.:... 64. ..69% 69. 70. 71. 73. Sent. 72. 68...74. 7B...

540: ... 72. 68... 73. 71. 70. Sent. 74. 69%. 69>. 67. 64.2...

Ryl.:... 67... 69%... 73. 71. 70. Sent. 74. 69%. 64. 2.72...

1: ... 69% 699... 67. 72. Sent. 68. 74. 78. 71. 70, 2.64...

590: ... Sent... . 67. 72. 68. 74. 71. 2.70. 64...73...

z:... 69 Sent....

Kin Blick auf diese Tabellen macht deutlich, daB die feste Form der Sammlung, die die ganze Ueberlieferung beherrscht, ist: 73. 71. 70. Sent. 74, 69%. 69%. 67. 64.2, Wo sie geteilt erscheint, haben wir es mit ihren Triimmern, nicht mit ihren urspriinglich selbstiéndigen Bestandteilen zu tun: daB dies auch vom Archetypus 20 nicht weniger gilt als von den in Tabelle (3) gesammelten se- kundaren Typen, habe ich in meiner Cyprianischen Briefsamm- lung 8. 814. gezeigt.

Grundstock der Sammlung in jener Urform ist ein von Cy- prian selbst zusammengestelltes Briefkonvolut, wie es z. B. an Jubaian, den Adressaten von ep. 73, aber gewi8 auch an viele an- dere Interessenten gegangen ist). Daran schlossen sich die im

1) Vgl. ep. 73,1 p. 778, 16—779,2: ef quoniam iam super hac re quid sen- hiremus, litteris nostris expressimus, ut compendium facerem, ecemplum earundem litterarum tibi mist, quid im concilio, cum conplures adessemus, decrevimus (ep. 70), quid ttem postea Quinto collegae nostro de adem re quaerents rescripserim (ep. 71).

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 285

Fortgang der Angelegenheit hinzukommenden Dokumente: Sent. 74, 69* in chronologischer Ordnung. Die Teilung von ep. 69, deren zweiter Teil (c. 12 ff.) von der Klinikertaufe spricht, eine Teilung, die durch die ganze Ueberlieferung fast ohne Ausnahme geblieben ist, obwohl das Fehlen eines Schlusses zum ersten und einer Adresse zum zweiten Teil in allen Codd. es zweifellos macht, da es sich keinesfalls urspriinglich um zwei Briefe handelt, diese Teilung zeigt schlagend, da8 Ketzertaufstreitdokumente zu sam- meln der leitende Gesichtspunkt der ersten Sammlung, die sich an das Cyprianische Konvolut hingte, war. Daf die zweite Halfte von ep. 69 dann der ersten beitrat, dafi der gleichzeitige (s. Quellen etc. S. 18) 67. und der ein verwandtes Thema (Kindertaufe) be- handelnde 64. Brief in der Erweiterung der Sammlung ebenfalls hier angeriickt wurden, ist wohl versténdlich. Ep. 2 konnte hier nur hinzukommen, entweder weil die Ueberlieferung noch wubte, da dies nach seinem Inhalt zeitlich nicht zu fixierende Schreiben (meine Oyprianische Briefsammlung S. 31) in die Zeit von ep. 64 oder der vorhergehenden Briefe gehérte, oder weil man um des Vorkommens eines mit dem Adressaten von ep. 2 gleichnamigen Bischofs Eucratius in den Sententiae (nr. 29) willen diesen Ort fir passend hielt; wahrscheinlicher ist das erste. Die Tatsache, daB in einem starken und, wie wir sehen werden, kritisch wertvollen Strang der Ueberlieferung ep. 40 vor ep. 67 eintreten konnte, beweist, daB der Anhang 67. 64. 2 ein gutes Stiick jiinger ist als die Sammlung 73. 71. 70. Sent. 74.69; denn 40 der Brief han- delt von dem zum Presbyter betirderten Konfessor Numidicus, ist also inhaltsverwandt mit ep. 38. 39 ist urspriinglich ein Nach- trag zu der Alteren Briefteilsammlung, die sich um das Thema des Martyriums gruppiert und als erste der Libellisammlung hin- zugefiigt wurde (6. 10. 28. 37. 11. 38. 39), und so schloB 40 ein- mal ein aus diesen und den Ketzertaufstreitdokumenten bestehendes Korpus. (Dass ep. 40 im Typ 505 und in Cod. 502 vor 69 ge- treten ist, erweist der diesem Typ zugehirige altere Cod. 110 als. eine sekundadre Umstellung; das dasselbe auch in Ch. der Fall ist, ist ebenfalls eine fehlerhafte Umstellung, wie Ch. deren mehrere bietet).

Wir sehen nun von diesem Anhang ab und kehren zu der Sammlung 73. 71. 70 Sent. 74. 69 zuriick. Ihre Zusammensetzung:

~—— Quintus erhielt mit ep. 71 auch eine Abschrift von ep. 70, vgl. ep. 71,1 p. 771,5—8: de qua re quid nuper in concilio plurimi coépiscopi cum conpresbyteris, qui aderant, censuerimus, ut scires, eiusdem epistulae exemplum tibi mist.

986 Hans yon Soden,

ist bereits oben erklart. Aber es bleibt die Frage: wa- rum fehlen in ihr die erhaltenen, aber getrennt tiber- lieferten Dokumente, die auSer 73. 71. 70. Sent. 74. 69 zum Ketzertauistreit gehéren: ep. 72 (Cyprianus et ceteri Stephano) und ep. 75 (Firmilianus Cypriano)? Was zunichst ep. 75 betrifft, so ist sie wesentlich spiter als die anderen Briefe, zudem nicht von Cyprian verfaBt, sehr umfangreich, endlich ein Schreiben von derartiger Schirfe, da& nach wiederhergestelltem Frieden auch die Afrikaner an seiner Vervielfaltigung nicht viel Interesse hatten, was alles ihre Uebergehung bei der ersten Redaktion der Sammlung hinreichend erklirt. Denn es duldet keinen Zweifel (vgl. die Tabellen oben S. 6f.), da&® ep. 75 original in einen An- hang von ,Rescripta* (womit die Ueberlieferyng die nicht von Cyprian verfassten Schreiben summarisch bezeichnet), gehért, in dem sie neben ep. 53 (Cypriano Maximus etc.) im Archetyp 80 (von mir auch Re genannt, weil rémischer Provenienz) zum ersten Mal erscheint. In dieser Verbindung geht sie durch die ganze Ueberlieferung. Wo 75 von 53 getrennt ist, ist die letztere tiber- gangen, weil sie schon vorher aufgenommen war; das gilt vom Anhang von 5010 und den Typen gleicher ‘sammlungsgeschicht- licher Provenienz: 233, 501, 231 (wo ep. 75 zweimal abge- schrieben worden ist), 514 /f., 565, 591. Es ist demnach nicht ur- spriinglich, sondern sekundire Verbesserung, wenn der zur Fa- milie 20 (Ri) gehérige Typ 222, der sich um eine Ordnung. der ihm in 20 so verworren iiberkommenen Briefsammlung auch sonst bemtiht hat, 75 mit den iibrigen ihm zur Verfiigung stehenden Ketzertaufstreitbriefen verbindet und ihnen die Sent. voranstellt. Dieser Typ tritt nur in den quellenreichen Codd. 536f. nochmals za Tage.

Sehr viel schwieriger ist die Entscheidung beziiglich ep. 72. Sie fehlt (wie ep. 75) im dltesten Archetypus 45 (Ax, weil afri- kanischer Provenienz). Im Archetypus 504 (As) stammt sie aus der Kollation einer zweiten Vorlage, wie die von Ae abhingigen Typen 838. 505/f. 502 beweisen, in denen ihr eine zweite Abschrift von ep. 70 vorangeht; diese Dublette ist in den Codd. 504 ff. aus- geschieden. Derselbe Umstand verrat zugleich die Quelle jener zweiten Kollation: 80 (Re), wo wir ep. 72 wie auch in Ri zwischen ep. 3 und einer zweiten Abschrift von ep. 12, d. h. in einer Restesammlung einzeln umlaufender Briefe finden. Damit ist eiwandfrei gezeigt, daB ep. 72 beiden afrikanischen Archetypen urspriinglich fehlte, und von denjenigen ihrer Vertreter, die sie haben, aus der Kollation rémischer Quellen gewonnen wurde. Da-

Sententiae LXXXVII episcoporum. 287

gegen kann zunichst 222 nichts besagen: wir finden dort ep. 72 ebenso wie ep. 75, also ebenso sekunddr wie diese mit den anderen Ketzertaufstreitbriefen verbunden. Auch 1 und 590 kénnen dies nicht entkraéften; denn es léBt sich beweisen, da8 dieser Typ eine eigene systematische Ordnung der ganzen Briefsammlung vor- nimmt, die aber die alten Teilsammlungen noch iiberall deutlich durchscheinen 1é8t (meine Cyprianische Briefsammlung 8. 154 ff). Begriindeten Einspruch scheint nur ein Zweig der Ueberlieferung zu erheben, in dem ep. 72 an der ihr historisch zukommenden Stelle vor ep. 74 in die sonst die originale Form bewahrende Sammlung der Ketzertaufstreitdokumente eingetreten ist; dieser Zweig erhilt ein gewichtiges Alterszeugnis durch Ch., wo nur 72 nach 74 erscheint, eine bloBe Umstellung ohne Bedeutung (vel. oben S. 2851). Gefiihrt wird er durch 100, in dem wir auch eine sehr eigenartige Textrezension der Sent. kennen lernen werden (s.u. 8. 801 A.8). Von ihm sind die anderen Typen, die ep. 72 in dieser Stellung bieten, abhingig: 234f. 534. 511f. 536f. In 100 selbst stammt die ganze Sammlung der Ketzertaufbriefe aus einem zweiten Teil, dessen Quellen zunichst nicht sicher zu bestimmen sind; in einem ersten, auf Ae zuriickgehenden Teil ist sie angenscheinlich absichtlich tibergangen*). An sich ist nun schwer glaublich, da8 ep. 72 aus ihrer Stellung in der Ketzertaufbriefsammlung verdringt worden wire, wenn diese original wire. Wohl war der Brief vielen unangenehm, die die Revolution des Bischofs von Karthago gegen den Papst entweder mifbilligten oder zu dissimulieren wiinschten, sie vielleicht auch (was noch bis in die Neuzeit vor- gekommen ist) ftir unméglich und den Brief deshalb fiir unecht hielten, aber diesen war nicht damit geholfen, da& der Brief aus seinem Zusammenhang mit den Ketzertaufstreitdokumenten gelést, in einem Appendix jedoch der Nachwelt iiberliefert wurde; die Geschicke von ep. 75 und ep. 68 (s. nachher) zeigen, dai man

1) Da8 sich dieselbe Stellung wie in Ch. in den Codd. 233. 591 findet, ist ein bloSer Zufall (s. meine Cyprianische Briefsammlung 8. 114); beide Codd. gehéren in Wahrheit zu der den 72. Brief einzeln tiberliefernden Majoritat der Hss.

2) Uebergangen ist die ganze Sammlung auch im ersten Teil des A, ver- wandten Cod. 83 (dessen Text uns Latinis Kollation erhalten hat), in dem sich nach III (Testimonia ad Quirinum) folgende Bemerkung findet: epistulas numero tres (sc. 78. 71. 70) et sententias episcoporum LXXXVII, quas tamen non est secuta posteritas, et ideo eas non aestimavimus annotandas, simul et tres alias quae sequuntur (wohl 74, 69, 69%, vgl. meine Cyprianische Briefsammlung S. 120). Vgl. dazu im Prologus von 100: excepto quod eius epistolae de baptisms tteratione ab apostolica id est Romana ecclesia non sunt receptae (a. a. O. 8. 257).

988 Hans von Soden,

gegen unangenehme Dokumente radikaler vorging. Und anderer- seits ist ja nichts natiirlicher, als daS der einzeln iiberlieferte Brief allmablich in die Sammlung hineingezogen und zwischen Sent. und ep. 74 eingereiht wurde; man sah in ihm eben das Sent. 8 erwahnte und ep. 74 besprochene Schreiben Cyprians an Stephanus, das zu suchen diese beiden Stellen doch jeden aufmerk- samen Leser anleiten muften. |

Es ist opportun, hier eine Besprechung der Ueberlieferung des zweiten uns erhaltenen Briefes Cyprians an Stephanus einzu- schieben: ep. 681). Augustin setzt in einer keiner Mifdeutungen fahigen Stelle eine Sammlung von Cyprianbriefen voraus, die den 68. Brief enthalt, den 72. aber vermissen léft, dessen Hxistenz er daraufhin den Donatisten gegeniiber anzweifelt*). Eine solche Sammlung erhilt uns der Cod. 56; er bietet (vgl. die Tabelle 8. 283) folgende Ketzertaufstreitdokumente:... 70... 40.64.2... 69... 67. Sent. 68. 74. 73. 71. 702. Da8B wir hier tatsiachlich eine der von Augustin benutzten verwandte Sammlang vor uns haben, lehren textliche Uebereinstimmungen in den Sententiae. Dieselbe Samm- lung -hat auch dem Ordner von 1 vorgelegen und ist aufer in 1 und 590 noch in 421 erhalten. Es kann als sicher gelten, daf ep. 68 nur zusammen mit ep. 72 unter die Ketzertaufstreitdokumente geraten konnte (wie denn auch einige Codd., 1. 590. 540. 536 f, beide Briefe dort haben, wenn gleich wahrscheinlich infolge sekun- direr Vereinigung; dariiber ist ohne mir leider noch nicht zugiéng- lich gewordene Textproben aus diesen Codd. nicht zu entscheiden). Erscheint 68 dort allein, so ist 72 neben ihr entweder ausgeschieden,

1) Ueber den Inhalt von ep. 68 s. Quellen etc. S. 8f.

2) Vgl. de bapt. c. Don. VI, 15, 25 (ed. Petschenig CSEL Vindob. LI, S. 314f,), wo Augustin das Votum des Bischofs Crescens von Cirta (nr. 8 der Sententiae) bespricht, in dem auf einen Brief Cyprians an Stephanus Bezug genommen wird: sed aliquis forsitan quaerat, quid de hac re beati Cypriant epistula ad Stepha- num, cuius in hac sententia commemoratio facta est, cum im exordio concilu non sit commemorata, credo quia non putatum est necessarium. nam et ipsam in isto coetu consacerdotum lectam esse dixit, quod factum omnino non dubito, quantum arbitror, ut fiert solet, quo possent tam congregatt episcopi etiam de tila causa simul aliquid cognoscere. quae illa epistula continetur. nam prorsus ad quaestionem praesentem non pertinet et magis miror, cur eam iste commemorare voluerit, quam cur in exordio concilii commemoratio etus praetermissa sit. quodsi quisquam arbitratur me aliquid noluisse in medium proferre, quod in ea positum est prae- senti causae necessarium, legat eam et sciat verum esse quod dico, aut si aliud invenerit redarguat, prorsus enim illa epistula de baptismo aput haereticos vel schismaticos dato, unde nunc agimus, nihil habet (vgl. meine Cyprianische Brief- sammlung 8. 179 f.).

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 289

oder 68 ist fiir 72 untergeschoben worden. Nun gibt es noch einen Typ, der 68 iiberliefert, ohne 72 zu bieten, 223, von dem 5010 (Anhang), 224 ff. und 417 (Anhang) gespeist sind; in ihm ist ep. 68 mit anderen einzeln umlaufenden Briefen zusammen und zwar nach 49. 50 und vor ep. 75 (mit der aber eine neue Vor- lage einsetzt) gestellt. 223 und 56 lassen sich in Hartels Apparat vergleichen, und zweifellos ist 56 sekundiér (meine Cyprianische Briefsammlung 8. 119). Es konvergieren also sammlungsgeschicht- liche und textgeschichtliche Beobachtungen, um zu zeigen, daB 68 originaliter nicht in die Sammlung der Ketzertaufstreitdokumente gehért. Woher hat aber 223 den Brief? Aus einer uns nicht erhaltenen Gestalt von Rez, in der er neben 72 erhalten war! Ep. 72 schied 223 wie auch alle anderen Ketzertaufbriefe aus und behielt nur die zur Sammlung gehdrigen, aber nicht von der Ketzertaufe handelnden Briefe 67. 64. 2, dazu ep. 68 und (tibrigens aug anderer Vorlage) ep. 75; denn auch die letztere konnte 223 fiir eimen nicht die Ketzertaufe behandelnden Brief halten, da 223 von ihr nur ein Fragment (den Anfang bis p. 811,17 positis, s. meine Cyprianische Briefsammlung 8. 93 A. 2) vorfand. Weitaus die meisten Typenschépfer empfanden 68 als weit peinlicher als simtliche Ketzertaufstreitbriefe, schieden 68 aus und bebielten 72'). Aber was von 68 nachgewiesen ist, wird auf ep. 72 auszudehnen sein: beide Stephanusbriefe haben in unserer Ueberlie- ferung urspriinglich ihren Platz in dem Appendix ein- zeln erhaltener Briefe gehabt. Es ist ja méglich, da ep.72und 75 indurch Afrika verbreitetenSammlungen

1) Einem anderen Sammlungsredaktor, dessen Werk der Typ 80 ist, er- schien ep. 75 am meisten peinlich, und da sie nicht durch den Namen Cyprians geschiitzt war, nahm er sie nicht auf, obwobl gerade ihm die Erhaltung der meisten nicht von Cyprian verfaBten Briefe der Sammlung zu verdanken ist. (Auch ep. 68 findet sich nicht in 80.) Ep. 75 wurde noch in der Zeit der Drucke verfolgt. Latini kannte sie und hatte sie schon 1563 in Rom edieren kénnen, wenn er gedurft hatte; anstatt dessen erschien sie erst 1564 in der Pariser Aus- gabe Cyprians von Morelius (vgl. Mercati, Alcuni nuovi sussidi per la critica del testo di S. Cipriano S. 4 ff. und Hartel, praefatio 8. LXXIXf.). Bis in die neueste Zeit wurde sie wie gesagt von katholischen Forschern fir unecht gehalten (vgl. Quellen etc. 8.21 A. 1). Wie von der Ueberlieferung verschiedentlich versucht worden ist, die ganze Sammlung der Ketzertaufstreitdokumente zu unter- driicken, wurde oben gezeigt; kritische Marginalien finden sich zu den Stiicken in vielen Codd. Aber schon Augustin operiert in der Schrift Contra Cresconium wiederholt mit dem Gedanken, die Ketzertaufbriefe Cyprians kénnten unecht sein (die Stellen sind bei Harnack, Altchristliche Literatur I S. 708 f. ausgeschrieben). Doch ist das wohl angesichts seiner friheren eingehenden Besprechung der Sticke in De baptismo contra Donatistas nicht sehr ernst zu nehmen.

290 Hans von Soden,

unter den Ketzertaufstreitdokumenten gestanden haben; davon ist aber unserer Ueberlieferung jede Spur verlorengegangen; wosie inihr indieser Verbindung erscheinen, sind sie sekundar dort eingeordnet’).

Aut die Geschichte der Ketzertaufstreitdokumentesammlung in der Ueberlieferung hier so ausfiihrlich einzugehen war deshalb nétig, weil sie den Beweis ergibt, daB die Sententiae LXXXVII episcoporum nur in einem und demselben Zusammen- hang, ndmlich eben in der Sammlung 73. 71. 70. Sent. 74. 69, iiberliefert sind, also alle ihre Hss. sammlungsge- schichtlich nur einen Ursprung haben. Diese Sammlung setzen alle Codd. Cyprians, setzen die Citate Augustins, setzen (wie wir sehen werden) die Konziliensammlungen, setzt (wie ich Cyprianische Briefsammlung 8. 181f gezeigt habe) auch die griechisch-syrische Ueberlieferung der Sententiae voraus. Hine andere Frage ist freilich, ob all diese Zeugen in ihrem Text auch letztlich auf nur ein Exemplar dieser ‘Sammlung zuriickgehen. Im Gedanken an die in der Ueberlieferrng tatsiichlich herrschende lex parcimoniae wird man auch diese Frage zu bejahen geneigt sein, aber objektive Entscheidung kann dariiber nur die Text- geschichte bringen *).

1) Der Cypriancodex Augustins bestand demnach aus 2 Teilen, in deren erstem er die uns vertraute Sammlung von Ketzertaufstreitdokumenten las ohne 68 und 72, in deren zweiten u.a. ep.68 stand. Und wenn sich auch leider sonst die Ordnung der Sammlung Augustins nicht bestimmen l48t, so zeigt sein Zeugnis doch, daB die Redaktion der Archetypi unserer Ueberlieferung vor seiner Zeit liegt.— Mindestens sehr unsicher ist, ob Augustin ep. 75 ge- kannt hat; direkt erwahnt oder citiert ist sie nicht, und das ist bedeutsam, wie Ernst, ZkTh 1894 8. 236 f. ausfiihrt. Nach c. Crese. III, 3, 2. 3 hat Cresconius sich auSer auf Cyprian auch auf orientalische Konzilien betreffs der Ketzertaufe berufen: gquidquid de Cypriani venerabilis martyris et de quorumdam orientalium litteris inserendum putasti ... nihil impedit causam nostram ... und proinde si omnino tam credendum sit, quinquaginta episcopis orientalium id esse visum, quod septuaginia Afris vel aliquanto etiam pluribus .... Die Zahl 70 bezieht sich, wie andere Augustinstellen sichern, auf das Konzil von Karthago unter Agrippinus; woher Augustin die Zahl 50 hat, ist unbekannt, aus ep. 75 stammt sie nicht. Auf diese die beiden Passagen (die einzigen Augustins, die in Betracht kommen) zu beziehen, liegt doch nicht eben nahe. Um so mehr als wir keinen originalen und einheitlichen Sammlungstyp kennen, der ep. 68 und ep. 75 zugleich enthielte; in dén Codd. 223. 5010. 565. 536 f. 641, in denen beide Briefe erscheinen, stammen sie aus verschiedenen Quellen.

2) Ich muf hier noch auf die Ueberlieferung zweier weiterer Urkunden zum Ketzertaufstreit hinweisen, die unter den Werken Cyprians, im Appendix der Spuria, erscheinen. Die eine ist der auSerordentlich bedeutsame, von einem anonym gebliebenen Zeitgenossen und Landsmann Cyprians verfafite Liber de

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 291

2. In den ihrem Inhalt nach bekannten Cyprian- Hss.*) ist der Text der Sententiae 83 mal erhalten. Nimmt man einmal hypothetisch an, da& die Textgeschichte die Hss. genau so gruppiert wie die Sammlungsgeschichte, so verteilen sich die Hss. der Sententiae in folgender Weise an die 4 Arche- typi (Punkte trennen Dubletten, Kommata nahe, Semikola nicht unmittelbare Verwandte):

Ax: 45, 55. 102. 208. 508, 82; 252. 255. 256. 580; 540; Ryl.

Aa: 504. 521. 522. 527. 5010; 233. 201, 435, 591; 100. 513. 520. 528. 578. 530. 531. 5383. 529. 546. 5013; 227, 576, 419; 234; 420; 534; 505. 509. 518. 587. 548. 5012, 523. 572. 5014. 5017, 514. 524, 417, 545, 502, 110; 515. 539. 566; 511. 573; 5386? 5016?

Ri: 20. 40. 588, 85. 827. 220, 221. 250, 222. 230. 251. 569; 1? 56? 421?

Re: 80. 320, 141.

Von der Sammlungsgeschichte aus nicht zu bestimmen ist die Provenienz der Sententiae in 7; 95. 519; 590.

In der vorstehenden Tabelle habe ich diejenigen Hss. fett drucken lassen, von denen mir Kollationen zu erlangen méglich war. Man sieht, dai ich tiber Lesarten aus jeder selbstandigen Gruppe und aus den meisten Untergruppen verfiige; za einem Aufri8 der Textgeschichte in den Cyprianhss. miissen sie aus-

rebaptismate (Hartel III p. 69-92, vgl. Quellen etc. S. 29-33). Er wurde zuerst . von Nic. Rigaltius in seiner Cyprianausgabe (Paris 1648) ediert, der ihn in einem noch von Baluzius kollationierten, uns aber (vermutlich durch Feuer) verlorenen Reimser Cod. hinter ep. 74 las, wo er iiber- und unterschrieben war: Caecili Cypriant de rebaptismate (vgl. die Noten des Baluzius). Im Cod. Reg. lat. 324 bewahrt die Bibliotheca Vaticana eine Abschrift aus dem Reimser Codex, die auBer rebapt. auch noch andere seltene Stiicke (de resurrectione mortuorum, de

. pascha computus, epistola Cornelit ad S. Cyprianum) aufgenommen hat, die eben-

falls in jenem Remensis gestanden haben. Ueber die Bezeichnung des Ursinus als Verfasser des Libellus vgl. Harnack, Altchristliche Literatur I 5. 718 f. Wie der Traktat sich in den Remensis hat retten kénnen, bleibt véllig im Dunkeln; eine urspriingliche Stellung neben ep. 74 in der Ketzertaufstreitdokumentesamm- lung hat er jedenfalls nicht gehabt.

Ferner ist ein Brief des Cornelius an Cyprian erhalten (Hartel IT p. 272), in dem er diesen zur schleunigen Korrektur seiner unertriglichen Meinung tiber die Ketzertaufe nétigt. Da er auch in dem verlorenen Remensis stand, wurde eben erwihnt. Weitere Hss. habe ich Cyprianische Briefsammlung 8. 226 benannt und besprochen. Der Brief ist eine itberaus inepte Falschung.

1) Unbekannt ist mir noch der Inhalt folgender in ihrer Existenz bekannten Cyprianhss.: 236. 400. 480. 541, 549. 700, vgl. meine Cyprianische Briefsamm- lung 8. 164.

292 Hans von Soden,

reichen’), Dazu kommen noch einige in idlteren Ausgaben mit- geteilte Varianten von anderen der oben genannten Codd., s. dartiber sogleich. Die Namen der Sententiae hat auch Toulotte (Géogr. de Afrique chrétienne, Proconsulaire 8. 357—367) in einigen Hss. Cyprians, Augustins und des Zonaras (anscheinend wenig zuverlissig) kollationiert. Die Cyprianhss. sind meine

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1) Von den Hss., aus deren Text ich Mitteilungen mache, gebe ich hier- unter die nihere Bezeichnung; fir die tibrigen mu8 ich der Kiirze wegen auf die meiner Cyprianischen Briefsammlung beigegebene Liste verweisen (8. 254—264).

1 Cod. Veronensis (V der Editoren) verschollen; eine Kollation von L. Latini (fir die Ed. Manutiana Rom 1563 bestimmt) ausgefihrt an einem Nachdruck der Ed. Erasmiana wurde von Mercati aufgefunden (vgl. desselben Nuovi Sussidi per la Critica del testo di S. Cipriano, Roma 1899). Monsignor Mercati hat mir in seiner gewohnten selbstlosen Hilfsbereitschaft gestattet, seine in einem durch- schossenen Exemplar der Hartelschen Ausgabe gefertigte (aber, wie ich auf

seinen Wunsch hinzuzufiigen habe, nicht revidierte) Abschrift von Latinis Kollation fir die Sententiae zu benutzen.

7 Cod. Seguerianus (Hartel 8), Paris Nat. lat. 10592; ich benutze Hartels yon ihm als wiederholt revidiert bezeichnete Kollation.

40 Miinchen lat. 208 (Hartel M), fol. 200».

45 Wien Pal. lat. 962 (Hartel L), fol. 74.

56 Paris Nat. lat. 12126 (Hartel C), fol. 712.

80 Rom Vat. Reg. lat. 118 (Hartel T), fol. 1232.

100 Bamberg 476 (Hartel B), fol. 169.

102 Metz 224, fol. 111).

110 Rom Vat. Reg. lat. 110, fol. 77s.

201 Berlin th. lat. fol. 700, fol. 121».

421 Paris Nat. lat. 1568 (Hartel Z), fol. 208%. 502 Berlin Hamilton 200, fol. 688.

514 Rom Vat. lat. 9943, fol. 163».

515 Rom Vat. Urb. lat. 63, fol. 120.

518 Rom Vat. Borgh. lat. 335, fol. 1524, 519 Rom Vat, Pal. lat. 159, fol. 163».

520 Rom Vat. lat. 195, fol. 1918.

521 Rom Vat. lat. 197, fol. 108».

522 Rom Vat. lat. 198, fol. 106»,

523 Rom Vat. lat. 199 (Hartel m), fol. 162a. 524 Rom Vat. lat. 200, fol. 1520,

527 Rom Vat. Pal. lat. 158, fol. 163».

528 Rom Vat. lat. 196, fol. 179.

529 Rom Vat. Ottob. lat. 80, fol. 184, 5010 Rom Vallic. lat. D 21, fol. 1368.

Von diesen Hss. wurden die in Berlin und Rom befindlichen im Original, die anderen nach Photographien, die das Historische Institut fir mich anfertigen lie8, von mir und meiner Frau Magdalena von Méller kollationiert und wieder- holt revidiert. Ich spreche fir ihre Unterstiitzung dem Direktor, Herrn Geheimrat Kehr, und den beteiligten Bibliotheksverwaltungen meinen besten Dank aus.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 293

Codd. 420. 421. 519. Die Varianten eines Crawford Cod. (s. °), bei mir ,Ryl.‘, vgl. meine Cypr. Briefs. S.153f.) in den Stadte- namen gibt Benson, St. Cyprian S. 610.

3. Von den Ausgaben Cyprians ist die von Erasmus (1520) besorgte die erste, die die Sententiae bietet. Er entnahm sie dem Pariser Codex, der bei mir die Nummer 56 fiihrt, und verglich auch die Citate Augustins. Alle folgenden Ausgaben wiederholen Erasmus, wenn sie auch einige Korrekturen oder Konjekturen aufnehmen, die z. T. aus neuen, aber auch uns unverlorenen Hss. stammen’), Pamelius (1568), Rigaltius (1648), Fell (1682), Baluzius (1718) und Routh’) teilen zu dem von ihnen her- gestellten Text auch Varianten mit. Die meisten von ihnen be- nannten Codd. habe ich identifiziert; der Raum gestattet nicht die EKinzelnachweise mitzuteilen*). Die Varianten nicht von mir identifizierter oder erneut kollationierter Codd. habe ich in meinen Apparat aufgenommen. Hartels Rezension ruht auf dem von ihm durchgingig bevorzugten Cod. 7 (bei ihm S) und verzeichnet Varianten aus 45 (L), 40 (M), 80 (T) und aus den 4lteren Aus- gaben.

Aus den Ausgaben Cpyrians iibernehmen, wie hier. gleich be- merkt sei, simtliche gedruckte Konziliensammlungen die Sententiae. Die in der Zeit der Hss. entstandenen und in solchen erhaltenen lateinischen kirchenrechtlichen Sammlungen enthalten sie tiberhaupt nicht. Die Citate aus Cyprian im Corpus iuris canonici ftigen der direkten Ueberlieferung auch nichts hinzu. Auf die Geschichte Cyprians im Kirchenrecht kann ich im tibrigen hier nicht eingehen.

1) Ein Exemplar der Ed. Moreliana ist mir in Rom nicht zuganglich. Ich habe friher festgestellt, daB sie allein nicht auf Erasmus ruht, sondern auf Pariser Hss., die uns indessen simtlich erhalten sind.

2) Rel. sacr. III? 1846 8. 115—131. 182—207. Die Cyprianausgabe von Migne kompiliert unter Zugrundelegung von Baluzius in den Noten nur die alteren Drucke.

3) Nachweislich verloren ist auSer dem uns durch Mercatis Fund in einer zuverlassigen Originalkollation wiedergeschenkten Cod. Veronensis (bei mir 1) nur ein von Rigaltius zu den Sententiae einmal citierter Remigianus (derselbe, aus dem Rigaltius den Anonymus de rebaptismate ediert hat). Nach Rigaltius soll er S. 264,9 gelesen haben: dubium autem non est iustos solos (anstatt ecclesiam solam) baptismum christi possidere, qui soli possideant (anstatt quae sola possideat) et gratiam christi et veritatem. Diese sonst nicht nachgewiesene Lesart stammt aus keiner anderen Quelle als dem responsum Augustins (ed. Petschenig p. 337, 21). Hatte der Remigianus die Sententiae aus einem Augustincodex zusammenge- schrieben und war er dabei einmal yom Citat ins responsum geraten?

294. Hans von Soden,

Simtliche lateinischen Drucke der Sententiae enthalten also kein Textmaterial, das uns in den Hss. nicht noch originaliter zugdnglich ware. Sie kénnen, da auch zu Konjekturen und folg- lich zur Sammlung von Vorschlégen dazu in den Sententiae kein AnlaB ist, aus unserem Apparat vollig ausscheiden.

4, Augustin, diesen auBerordentlich wichtigen Zeugen, der uns einen Texttyp nach Zeit und Ort zu fixieren méglich machen wird, besitzen wir seit kurzem in einer kritischen Ausgabe von Petschenig (CSEL Vindob. LD. Der Herausgeber zeigt prae- fatio 8. XTIJ—XXI, daB die Codd. von Augustins Schrift de bap- tismo contra Donatistas sich an zwei Gruppen verteilen; die Citate aus den Sententiae anlangend (fiige ich hinzu) ist die geringere dadurch charakterisiert, daB sie mit Cyprianhss. kollationiert und. ausgeglichen ist. Der dlteste und beste Text ergibt sich aus dem bertihmten Escorialensis (K, saec. VI) und einem ihm nahe ver- wandten, aber nicht aus ihm kopierten Laudianus (L, saec. X). Die Textherstellung durch Petschenig scheint mir im ganzen un- anfechtbar; sie alteriert den bisher gedruckten Text Augustins recht merklich, wie man sich vor allem durch Kollation des von Routh, Reliquiae sacrae ?V (Oxford 1848) 8. 219—280, gebotenen mit einigen Lesarten aus eigenen Kollationen ausgestatteten (nicht ganz vollstandigen) Abdrucks der einschligigen Stiicke tiberzeugen kann. Das Verhaltnis des Augustinischen Cypriantextes zu dem in den Cyprianhss. wird auf Grund der Arbeit Petschenigs wesent- lich Klarer. In seinem Apparat, der natiirlich die Abweichungen Cyprians yon Augustin aufzeichnet, hatte nur Hartels Cyprian- apparat weit stirker herangezogen era miissen. Hs ist nach aller gegen diese Ausgabe von ihrem Erscheinen an geiibten Kritik nicht mehr angingig, ihren Text ohne jede Bemerkung als ,Cy- prianus* zu bezeichnen‘).

Augustin citiert die Sententiae fast in ihrem ganzen Umfang; es fehlen nur Teile der ersten Voten: nr. 2 mit Ausnahme des Titels und des letzten Satzes S. 251,1f. nam effectum, nr. 4 mit Ausnahme des Titels und der Worte S. 251,9f. testimonium colle- garum, aus nr. 5 sind auger dem Titel nur die Worte S. 252, 8 sequitur 252, 7 infructuosa, 252, 8£. nec biberis, 252,11f. ninide 252, 13f. neque spiritu, 253, 1f. unum spiritus, 253,83 unum baptisma, 253, 5 quod 258, 10 inmunditiae, 258, 18 quoniam 253,16 haereticos,

1) Die falsche Riicksicht anf Hartels Cypriantext hat auch Petschenig zu- weilen irregeleitet; p. 312, 8 ist fraglos nihit, nicht nihilum, herzustellen. Andere Aweifel habe ich in meinem Apparat angedeutet.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 295

und aus nr.? aufer dem Titel nur §, 254, 5 vos 254, 8 hominibus, 254, 10f. ae sancti, 254,14 cum ipsi 255, 2 baptizari citiert, von wo an dann keine Liicke mehr begegnet. Einige Stellen sind mehr- mals angefiihrt und nicht immer gleichlautend (in solchen Fallen gebe ich die Fundstelle ausdrticklich an); es sind (unmittelbar ein- ander folgende Wiederholungen ungerechnet) die Worte neminem iudicantes aut a iure communionis aliquem si diversum senserit amo- ventes (S. 248, 14f.), die nicht weniger als 18 mal erscheinen®), weiter S. 248, 5 audistis 249, 8 iudicandi*) und S. 248, 14 nemi- nem 249, 3 adigit®), die je 3mal, dazu die Voten nr. 28. 30. 56. 63. 77, die doppelt vorkommen ‘*).

5. Sehr friihe miissen Ketzertaufstreitbriefe Cyprians und mit ihnen die Sententiae in den Orient gekommen sein. Es wurde bereits oben bemerkt, daB dies jedoch wohl schon in Ge- stalt der bekannten Sammlung der Fall war; anders kénnte man den Uebergang von ep. 64 (ad Fidum de infantibus baptizandis) nicht erklaéren. Erganzend bestétigt das der Hinweis darauf, da8 von dem an Firmilian gelangten Brief war es vielleicht nur ein kurzes, das Konvolut der iibrigen Briefe begleitendes Schreiben ? jede Spur verloren gegangen ist. Firmilian lags diese Briefe wohl griechisch, da sein eigener Brief griechisch abgefa8t war, sicher kann das freilich nicht gestellt werden. Eusebius be- merkt h. e. VI, 43, daS Briefe Cyprians iiber die Gefallenen QnuaLKxn porn GvVTEteypevar existierten, woraus man vielleicht schlieBen darf, daB er von diesen keine Uebersetzung kannte. Bei Besprechung der Meinung Cyprians in der Ketzertauffrage (VII, 3) sagt er dagegen nichts dergleichen. Ein fester Terminus ist das Hinde des 7. Jahrhunderts; denn (1) auf dem zweiten Trul- lanum (692) wird Cyprian und die von ihm gehaltene Synode aus- driicklich sanktioniert®), und (2) nach einer Notiz in einem syri- schen Codex sind die Cyprianischen Konzilsakten bereits im Jahre 998 der Seleuciden, also 687/8 p. C. aus dem Griechischen ins

1) p. 177, 1, 180, 15. 182,17. 190, 24. 196,14. 197,10. 200, 15. 2365, 16. 308, 12. 324, 20, 343, 22. 344, 18. 847, 12. 858, 5 f£, vgl. 838, 11. 358, 28. 354, 16. 367, 9.

2) p. 177, 1. 199, 24—201, 14. 308, 26.

3) p. 177, 1. 200, 15. 285, 16.

4) AuSer in Buch VI. VII an ihrem Ort noch Buch III p. 208f.

5) Vgl. Mansi XI 941 A: ex Env toy vx0o Kumeievov tov yevowevov woxre- MLoxOTOV TNS APOowMY YoOQaS neL WHETYQOS HOLL TNS nat KUTOY GUYOdOY ExTETEYTE ULVOVE, OF &Y TOLG TOY WEOsLENnMEYwY TEOEDQMY TOOLS RHUL WOVOY HET TO THEK- OSotev avroig efog exournos.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909. Hoeft 3. 22

296 Hans von Soden,

Syrische tibersetzt worden. Die Notiz tibersetzt Lagarde‘) fol- gendermafen lateinisch: finita est synodus quam episcopi celebraverunt Carthagine Africae urbe octoginta septem tempore sancti Cypriant episcopi et martyris; quae omnia tunc quidem e sermone romano in sermonem graecum versa sunt, nunc vero anno 998 Graecorum e graecis syriaca facta sunt; also mu8 der Verfasser die griechische Uebersetzung fiir gleichzeitig gehalten haben, und recht alt muB sie dann in der Tat gewesen sein®). Aus diesen beiden Daten geht zugleich hervor, da8 schon in dieser alten (griechisch nicht erhaltenen) Kodifikation alle Cyprianica, naémlich ep. 70. Sent. 71. 64 (in dieser Reihenfolge erscheinen sie), einem und demselben Konzil vom 1. September 256 zugeschrieben wurden.

Der syrische Text ist gedruckt nach dem beriihmten Cod. Parisinus 62 (olim Sangerm. 38) von Lagarde, Reliquiae iuris ecclesiastici antiquissimae syriace 1856. Zur Beschreibung des Cod. vgl. auch Schwartz in den Géttinger Nachrichten a. a. O. 8. 311 ff.

Griechisch ist von diesem Cypriankonvolut nur ep. 70 und Sent. erhalten, ein Auszug also aus der im Syrischen vollstandi- geren Sammlung, wie auch die im Griechischen wiederkehrende Kinleitung aus der syrischen Kodifikation beweist. Die bisher bekannt gewordenen Hss.*) bieten die Stiicke in tibrigens nach Umfang und Ordnung verschiedenen Kanonessammlungen in einem streng einheitlichen Text, zu dem die einzelnen Codd. fast keine Varianten aufweisen*). Aus einer dieser Sammlungen iibernahmen

1) Reliquiae iuris ecclesiastici antiquissimae graece 1856 S. XLVI.

2) Nach Schwartz, Zur Geschichte des Athanasius VII, Nachrichten v. d. Ges. d. Wiss. z. Gdttingen 1908, geht die Aktensammlung, die diese Cyprian- sticke enthalt, in ihrem griechischen Original auf das Jahr 3867/8 zuriick. Die Zeugnisse Cyprians im Orient habe ich in meiner Cyprianischen Briefsammlung 8. 174 f. zusammengestellt, vgl. ebenda S. 180f. 238. Es geht aus ihnen nicht sicher hervor, ob die griechische Uebersetzung Cyprians ebenso alt ist wie seine Benutzung im Orient. Es bleibt am wahrscheinlichsten, dies anzunehmen.

8) Die alteste Hs. (saec. IX oder X) ist ein von Rabe (Zentralblatt fir Bibliothekswesen 1899 S. 215—217) aufgefiihrter sehr fragmentarischer und schwer zu entziffernder Palimpsest der Biblioteca Communale zu Perugia (I 81). Lagarde druckte den Codex Miinchen 380 saec. XIV (Rel. iur. etc. p. 87—55, vgl. den Katalog von Hardt IV 187). Noch unbenutzt waren der Codex Wien 7 fol. 136 (vgl. Nessel V 24 und Lambeccius-Kollardus VIII 924) und die rémischen Hss. der Bibl. Vaticana Gr. 827 (fol. 81>), 829 (fol. 165»), 1142 (fol. 16>), 1150 (fol. 17>), Angelica Gr. 115 (fol. 215%), Vallicelliana F 10 (fol. 1634), Systematische For- schungen nach weiteren Hss. habe ich einstweilen nicht angestellt; es werden sich natiirlich noch viele finden lassen.

4) Hine Mitteilung meiner Kollationen eribrigt sich, da aber die Lesung

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 297

Zonaras und Balsamon die Stiicke; bei beiden erscheinen sie noch starker gektirzt (bei Balsamon fehlen die Sent. ganz) und textlich sehr depraviert *).

Wie sammlungsgeschichtlich so hat auch textlich der Syrer die Prioritaét vor demGriechen. Dies erweist sich besonders in den Namen (vel. z. B. Iubaianus Syr. Lat., IoBiavog Gr., Primus Syr. Lat., Zouewog Gr. etc.). Weiter hat der Syrer noch die originale Zahl 87, samtliche Griechen 84, entstanden dadurch, daf die Nummern 88—85 als eine gezéhlt und nr. 40 ausgelassen wird. Diese Auslassung selbst hat freilich auch schon der Syrer und ebenso die Umstellungen im Anfang, durch die nr. 10 zwischen 13 und 14 und 16—19 zwischen 12 und 13 ge- bracht werden.

Die Uebersetzung ist auch in ibrer dltesten Gestalt, die sich aus dem durch den Syrer zu verbessernden Griechen mit vélliger Sicherheit ergibt*), schlecht (wie die meisten griechischen Ueber- setzungen); sie weist grobe Fehler auf und wird dem lateinischen Original oft nur mit starken Freibeiten und nicht geringen Kiir- zungen gerecht. Es kann hier nicht die Aufgabe sein, sie kritisch herzustellen und eine vollstindige Kollation von ihr in den Ap- parat aufzunehmen, da sie hier nur als Ersatz eines uns eventuell nicht mehr erhaltenen lateinischen Originals in Betracht kommt. Daher habe ich nur solche Varianten notiert, die als ihrem latei- nischen Original eigentiimlich in Frage kommen kénnten. Ich bezeichne sie mit G.

B. 1. Fir die Textherstellung ist die erste Frage die nach der Hinheitlichkeit der Provenienz unserer Zeugen. Da labt sich nun fiir die Sententiae zur Evidenz beweisen, da zunachst alle lateinischen Textzeugen, einschlieBlich Augustins, auf einen Text, dessen Korruptelen sie simtlich teilen, d. h. also letzlich auf ein Exemplar zuriickgehen. Die entscheidende Stelle ist S, 255, 5. Die meisten Codd. lesen (evtl. mit ihrer ersten Hand)

des Archetypus kein Zweifel bleiben kann, und in die Details der Ueberlieferungs- geschichte der griechischen Kanonessammlungen hier nicht einzutreten ist. Ihre Bearbeitung zunichst unter sammlungsgeschichtlichem Gesichtspunkt wire tibrigens sehr erwiinscht.

1) Hess. zahlreich. Die vollstindigste und beste Ausgabe lieferte Beve- ridge (Oxford 1672), abgedruckt von Migne Patrol. gr. 187 und lat. 3. Va- rianten aus Zonaras erscheinen von Fell an auch in den Cyprianausgaben, von Labbe-Cossart an wiederholen die Konziliensammlungen seinen Text.

2) Ich durfte deshalb auf Mitteilung auch der Varianten zwischen beiden verzichten.

22*

998 Hans von Soden,

‘dort das unmigliche sanctimoniorum. Alle Varianten dazu sind Konjekturen und nichts anderes. Ein Teil der Ueberlieferung macht sanctissimorum aus sanctimoniorum (Codd. 40, 201), und so liest auch Augustin; daf dies auch bei ihm Konjektur ist, sieht man daraus, da® er das folgende descendentium fortlaBt. Hin anderer Teil verbessert sanctorum testimoniorum (5010% [in marg.], 527) und dies rezipiert auch 56°, indem er ‘estimoniorum tiber sanctimoniorum schreibt. Auch die griechische Uebersetzung hat hier waetvese ohne aye. Nach Baluzius findet sich endlich noch decretorum handschriftlich bezeugt. Da8 sanctissimorum eine viel- leicht auf S. 255, 3 beruhende Schépfung Augustins und aus ihm, der hiufig kollationiert wurde, in die anderen Codd. gelangt ist, macht der Umstand wahrscheinlich, daB die (wie wir sehen werden) von Augustin unabhangigen Vertreter des Augustinischen Cyprian- textes 1 und 56 es nicht bieten. Diese Verbesserung kann keinen Beifall finden; die richtige ist sanctorum testimoniorum (sanéfissi- morum testimoniorum, wie Hartel will, ist nicht so einleuchtend).

Eine weitere Stelle dieser Art ist 8. 255,10, wo alle Hss. wie A ita tamen (G ovrot yoo) haben. Dies ist kaum ertriglich, und man wird mit Hartel i tamen verbessern; die Erklérung der Korruptel ist ja sehr einfach, S. 256,6 lesen die besten Hss. veni renasci (im Archetypus war der Schreiber eine Zeile zuriick- gesprungen und hatte venientes nochmals zu schreiben begonnen); die zweitheste Gruppe hat von G unterstiitzt das richtige renasci, weniger gut verbessern andere nasci, ganz schlecht 7 (und Hartel) venire renasci, von A iibernehmen endlich einige auch sonst von ihm beeinflufte Codd. die Korrektur vere renasci. Vgl. weiter S. 254, 5 fatuum, 8. 254,16 consequens et (der Archetypus las con- sequentes), auch S. 254, 6 ist in quod und S, 271, 11 praeponit wohl sicher die Lesung des Archetypus gewesen. Vel. noch unten S. 299. Da8 an all diesen Stellen G das richtige bietet, be- weist noch nicht, daB G vom Archetypus der lateinischen Ueber- lieferung unabhingig ist; es kénnte auch von einem korrigierten Exemplar tibersetzt oder bei der Uebersetzung korrigiert sein.

2. Schon diese vorweg genommenen Beispiele zeigen, daf die Ueberlieferung des Textes der Sententiae sich an zwei Haupt- stémme verteilt. Einmal den Archetypus der Mehrzahl der Hss., sodann den Text Augustins, der typisch nur in zwei Cypriancodd. 1. 56 vertreten ist, aber viele andere stellenweise beeinfluBt hat. Man vergleiche zum Beweis: S. 248, 1 diaconibus die Majoritat der Hss. (= C), diaconis A 1. 56; 266, 16 remissionem C, remissam A. 1.56; ferner 8. 249, 13 geruntur C, aguntur A. 1. 56. 201; 255, 8

af

Sententiae LXXXVII episcoporum. 299

et C, swe A. 1.56. 201; 260, 7 pertinet C, pertinebit A. 1.56. 201; 262, 1 ingratus C, ingr. est A. 1. 56. 201; 263,4 vanis C, variis A. 1. 56, 201. 421; 265,13 pervenire C, venire A. 1. 56. 40. 201; 270, 10 ~~ fuerit alli C, cw ali fuerit A. 1, 56. 102. 421; 270, 17 haereticos C, ab haereticis A. 1. 56. 40. 201 u.s.w. Dazu nehme man noch folgende Varianten in Namen: nr. 59 Geminus C (ebenso die Adresse von ep. 67), Geminius A.1? 56; nr. 45 Midili C, Midila A. 1. 56, 40. 421; nr. 68 Assuras C, Assuris A. 1.56; nr. 80 Thambis oder Tambis C, Tambeis A. 1? 56. 421. Legt man sich bei diesen Varianten unter Beriicksichtigung ihres Zusammenhangs die Frage vor, welche von beiden Lesungen sich als sekundar begreifen l&Bt, so fallt die Entscheidung sofort zuungunsten der von A vertre- tenen Lesung.

3. Dennoch hat es Interesse, den Typus A. 1.56 noch etwas genauer zu betrachten. Da die Hss. unter einander niher ver- bunden A gegeniiberstehen, ist leicht zu zeigen. Man vergleiche: S. 249, 9 baptismum A (C), baptisma 1.56; 249,15 delictorum A (C), om delictorum 1.56; 249, 16 deo A (C), domino 1. 56; 250, 1 dewm A (C), dominum 1. 56; 250,5 omnia 1. 56 (C), om. A; 250,6 A (C), ace 1.56; 252, 8 extraneo A (C), alieno 1. 56; 252, 14 operari A, separart 1. 56 (C) ete, dazu ur. 86 Junius A (C), Ianuarius 1. 56. 421. (Wenn 1 und 56 sich trennen, so ist 56 stets der kor- rumpierte Teil; er wimmelt von Fehlern aller Art, hat auSerdem in seiner Vorgeschichte eine Korrektur nach C und gelegentlich Einfliisse von A speziell erfahren.) 1.56 sind also nicht von A abhingig, sondern reprdsentieren dessen Text selbstandig. Sie sind aber, wie schon die oben gesammelten Beispiele beweisen, ein gegen A depravierter Zeuge dieses Textes. Andererseits vertritt A diesen Text auch nicht rem. Daf kleine Omissionen, Umstel- lungen und &hnliche Bedeutungslosigkeiten auf das Konto des rasch arbeitenden Augustin zu schreiben sind, leuchtet an sich ein. Aber er macht auch Konjekturen. Z. B. ist operari 8S. 252, 14 eine solche; sie ist unhaltbar, da sie nicht nur die gesamte Ueber- lieferung einschlieBlich G gegen sich hat, sondern auch in der Ausdrucksweise Cyprians an den Stellen, von denen der Votant abhingig ist, keinen Halt findet, der stets separare braucht *). Aehnlich macht A aus im quod 8. 254,6 id quod, C im quo; an

1) Ich habe zwar vergeblich nach einem zweiten Beleg der Verbindung separare sine geforscht; aber sie ist hier unzweifelhaft original, Wenn sie kein Vulgarismus ist, so ist sie ein Lapsus der miindlichen Rede, den das Stenogramm bewahrt hat, und den wir nicht tilgen dirfen. Daher verbietet sich Hartels an sich sehr feine Konjektur zur Stelle: separatim operari.

300 Hans von Soden,

‘Stelle des genuin Cyprianischen communicatio setzt er mehrfach ©

sein communio etc.'). Vgl. oben 8. 297f. a S. 255, 5. Mehr- fach korrigiert A die Ortsnamen in die ihm richtig erscheinende oder zu seiner Zeit tiblich gewordene Orthographie oder Form und dekliniert im Original indeklinable Namen (nr. 11 Zubunis 1. -nas, 50 Ausuagiga 1. -agga, 65 Agguia 1. Acbia, 78 Octavo 1. -vu, 81 Cil- lavi 1. Chullabi). Als Votant nr. 2 hat er Felix 1. Primus, was die Adressen von ep. 67. 70 als Fehler erkennen lassen, wenn man der tibrigen Ueberlieferung mifitrauen sollte *).

Fiir das Alter und die Heimat des Augustinischen Cyprian- textes gibt es-nun kein sicheres Indiz, das hinter das der Be- nutzung des Textes durch Augustin zuriickfiihrt. Man sah ein solches allerdings in den den Namen der Votanten in den Codd. 1.56 beigefiigten Tituli gloriae*). Es sind folgende: im pace bei nr. 10. 14. 18. 21. 23, 25, 28. 29. 82. 34, 36, 40. 41. 43. 44. 46. 50. 51. 538. 56. 57. 59. 60. 63. 64. 66. 67. 69, 71. 73. 74. 75. 77. 78, con- fessor bei 12. 18. 15. 17. 19. 24. 26. 27. 83. 35. 387. 38. 42. 47. 48, 49, 52, 54. 55. 58. 61. 62. 68. 79. 82, martyr bei 89. 72. 76, 80, confessor et martyr bei 11. 16. 22. 30. 31. 45. 87, martyr et de schis- maticis bei 70; ferner erscheinen noch folgende Notizen tiber die depositio: positus in Tertulli bei 16, in novis areis positus bei 30, in Fausti positus bei 314). Die Tituli begegnen in Cod. 1 von nr. 10. an, in 56 erst von nr. 40 an. Durch Omission des ganzen Votums kommt der Titulus bei ur. 48 in 1 in Fortfall, wahrend bei nr. 55. 56.63 die in 1 vorhandenen Tituli in 56 fehlen. Man kann wohl nicht annehmen, daf 56 ein erstes Stadium der Tituliliste reprasentiert, die in 1 vervollstandigt worden wire; denn dann wiirde 56 wohl nicht gerade in der Mitte der ganzen Ur- kunde beginnen. Also bietet 1 die originale, in 56 verstiimmelte Form der Liste. Aus Latinis Kollation mu8 man vermuten, daB

1) Vgl. Koffmane, Geschichte des Kirchenlateins 8. 73 f.

2) Dementsprechend kann auch bei den yon Augustins Text beeinfluBten Hss. der besseren Klasse C zuweilen festgestellt werden, ob sie von den Citaten Augustins direkt oder nur von dem auch von Augustin benutzten Cypriantext beeinflu8t sind. Das erstere ist zB, der Fall bei 40. 201, das letztere z. B. bei 421 (vgl. den Apparat).

3) Da wie oben gesagt 56 den Drucken Cyprians zugrunde liegt, erscheinen die Tituli (soweit sie 56 bietet) in den Alteren Ausgaben, im Text und spater im Apparat; auch aus dem Veronensis wurden einige notiert. Vollstandig sammelte die Tituli Mercati (Nuovi Sussidi p. 25—29).

4) Cod. 421 figt zu nr. 1 (Caecilius a Biltha): confessor et martyr, wahr- scheinlich rein konjektural durch Verwechselung mit Caecilius- Cyprianus. Doch s. u. 8. 803 f.

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fig

Sententiae LXXXVII episcoporum. 801

die Tituli in 1 am Rande standen. Da8S sie mit der Textrezension von 1 nicht zusammengehiren, macht ja auch die Tatsache miglich, da8 56 im Text schon vor nr. 40 mit 1 geht. Sie kénnen also eventuell auch aus einem Exemplar der Klasse C stammen. Immer- hin werden sie in Afrika, wo man allein, und in einer friihen Zeit, als man noch Interesse an ihnen hatte, an den Rand des Archetypus von 1 gekommen sein‘).

4, Die bessere Klasse C der Hss. wird (wie gegen Hartel lingst allgemein anerkannt) am besten von 45 (Hartel L) ver- treten. In den Sententiae bewahren z. B. 45 und 100 allein von den alteren Hss. die originale Namensform Lucilianus (nr. 48), die an und fiir sich dem Lucianus der tibrigen Zeugen vorgezogen werden muf und auferdem durch ep. 67 bestatigt wird (s. Quellen etc. 8.18 A.1). Es steht durchaus so, daB man 45 tiberall zu rezi- pieren hat, wo der Cod. nicht einen offensichtlichen Fehler auf- weist, der in die iibrige Ueberlieferung nicht eingedrungen oder von ibr zutreffend korrigirt ist *).

45 ungefadhr gleich nahe stehen die unter sich verwandten Gruppen 5010. 521. 522. 527. 515 and 100. 520. 528. 529, von denen 5010 und 100 je die besten Vertreter sind; fiir 100 ergeben 520. 528. 529 keine Verbesserungen, fiir 5010 dagegen bringen die anderen Codd. einige Berichtigungen auf Grund des Archetypus (vgl. z. B. S. 258, 3). Zur Verwandtschaft beider Typen unter- einander, vgl. den Apparat zu 8. 248, 4. 251,6. 254, 4.10. 256, 2. 6 etc., zu der mit 45 vgl. 254, 6.16. 261, 7. 267, 3 etc. 4).

1) Historisch verdienen diese Tituli natiirlich alles Vertrauen. 8S. von Soden, Die Prosopographie des afrikanischen Episkopats zur Zeit Cyprians, in muslin und Forschungen etc. S. 250 A.

2) Einmal (S. 257,15) habe ich eine durch 451, 50101 527, 518, 7, G, also vorziiglich bezeugte Lesung nicht rezipiert, weil sie eine durch Homoioteleuton entstandene Omission darstellen kénnte. Aber die von der tibrigen Ueberlieferung eingefiigten Worte, die ich in Klammern rezipiert habe, sind keineswegs unent- behrlich, und mit ihrer Auslassung wiirde das Votum noch scharfer die Meinung Cyprians zum Ausdruck bringen. In 45 begegnen durchgingig ziemlich alte Punktzeichen, iiber deren Bedeutung man bisher vergeblich geforscht hat. Hs korrespondieren stets 3 Punkte am Rande .. mit 2 Punkten iiber der Zeile (vgl. Hartel Praef. p. XXII). Es liegt nahe, in ihnen Kollationsmarken zu ver- muten, und sieht man genauer zu, so entdeckt man, daS sie immer da erscheinen, wo A anders liest als 45! Es bestand also die Absicht 45 nach A korrigiert abzuschreiben, oder (was mir wahrscheinlicher ist) die Punkte markieren die Kol- lation des Cod. 45 an einer der Druckausgaben Cyprians, die ja alle den A-Text reprasentieren. In unserem Apparat waren diese Marken natiirlich zu ignorieren.

8) 100. 520. 528. 529 haben eine eigentiimliche dogmatische Rezension er- fahren. Durch den Zusatz in paenitentiam oder manu paenttentiae zu baptisma

. 802 Hans von Soden,

Die tibrigen Texte entfernen sich gradweise von 45 durch Korruptelen vor allem aus A oder auch durch freie Korrekturen, besonders der Sprache. Zuvérderst steht hier der Typ. 40. 80, romischer Provenienz (s. 0. 8. 286). Die Codd. sind untereinander aufs naichste verwandt, jedoch so, daf& zwischen den beiden Hess. keine unmittelbaren Beziehungen bestehen; sie sind weder Briider noch von einander abhingig. Sie sind von Augustins Citaten nur ganz leicht beeinfluBt, und ihr Archetypus stellt noch einen guten Zeugen des C-Textes dar. (Vgl. die Beriihrungen von 45. 80: S. 258, 3. 265, 1. 271,1. 278, 11 etc.). Eine weniger reine Gruppe setzen die Codd. 110. 518. 528. 514. 524 zusammen, vgl. S. 248, 8. 250, 3. 251, 1. 252, 8. 258, 14 etc., wobei aber die jiingeren miteinander nur einen Text reprisentierenden Hss. Lesungen des Archetypus bewahrt haben, die in 110 verloren gegangen sind (vgl. S. 247, 1. 248, 3. 250, 5. 254, 5 ete.). |

5. Fiir sich stehen bisher die Codd. 7, 102 (sammlungs- geschichtlich 45 nahestehend, aber textlich depraviert), 201, 421, 519. Zum Beweise, daf8 in ihnen keine vom Archetypus C un- abhingigen Textquellen fliefen, will ich einige Sonderlesarten der singulaérsten von ihnen, 7 und 421, besprechen, von ersterem des- halb, weil Hartel ihn seinem Text zugrunde gelegt hat, von letzterem, weil er ein besonders interessantes Beispiel antiker -‘Textkritik darstellt.

In der praefatio und den Voten 1—? hat Hartel folgende nur von 7 vertretene Lesungen rezipiert. 8S. 248, 1 praesentibus 1. praesente, 12 add. confessus a. gratias, 250, 9 deo 1. domino, 251, 4 probat . . evacuat 1. probant . . evacuant, 252, 3 om. in a. falsis, 6 sitim 1. sitt, 8 om. te, 11 nist si 1. nist, 15 add. quod p. dicant, 2538, 4 om in a. ecclesia, 10 idolol- 1. idol-, 254, 5 quodsi 1. si, con- dietur 1. salietur, 16 om. ef p. consequens. Man sieht sogleich, daB ein Teil dieser Lesungen gemeine Fehler sind, von denen 7 wimmelt, und wie sie von Hartel selbst zu Dutzenden in den Apparat verwiesen sind. praesentibus S, 248,1 steht unter Einwirkung des vorhergehenden diaconibus und ist neben dem folgenden etiam plebis maxima parte unhaltbar, mit dem es syn- taktisch verbunden werden muf8. probat . . evacuat S. 251, 4 ist durch die in 7 tiberaus hiufige Weglassung des u-Strichs ent- standen. Will man om. te 8. 252,8 nicht fiir eine gewdhnliche

und entsprechende Zus&tze und Aenderungen ‘substituieren sie der Wiedertaufe das Bu8sakrament; vgl. S. 248, 9. 250, 6.11. 251, 8.12. 252,16 etc. Terminus ante quem fir diese Rezension ist das Alter von 100 (s. X); mehr 148t sich tiber ihre Herkunft nicht sagen.

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 303

Omission und add. si 8.252, 11 nicht fiir eine Dittographie halten, so sind es Korrekturen des Bibeltextes es handelt sich hier um Citate —, die die iibrigen afrikanischen Bibeltextzeugen gegen sich haben; vgl. zum ersten Cyprians Citate der Stelle p. 767, 12. 824,17, zum zweiten Cyprians Citate p. 775,17. 795,13 und die Bibelhs. e (s. mein Lateinisches NT in Afrika S. 245, wo ich a. a. O. und 8. 41—51 umfassende Nachweise fiir die Sekundaritat der Bibelcitate in 7 gegeben habe). Das in vor ecclesia 8. 253, 4 ist schlechthin unentbehrlich, und 7 kann von Hartel hier nur aus Unachtsamkeit rezipiert sein. In den tibrigen Varianten sicht man den Korrektor an der Arbeit, dem die rauhe und nicht fehlerfreie sprachliche Ausdrucksweise Cyprians und seiner Mit- bischéfe nur eine Korruption der Ueberlieferung zu sein schien. So fiigt er 8. 248,12 ein confessus ein, um gratias agere nicht mit dem Accusativus cum Infinitivo verbinden zu miissen. 8. 252, 3 streicht er im und korrigiert 6 siti in sitim. S. 252, 15 schiebt er quod ein, weil die von dicant abhingigen Verba im Modus obliquus stehen. §. 253, 10 stellt er, em Kenner des Griechischen, zdololatria anstatt idolatria her; aber das ist unafrikanisch, wie ich a. a. O. 8.251 A.2 naher nachgewiesen habe, dies alles nach den Regeln der Schule. Aber auch sachliche Griinde bewegen ihn zu Aen- derungen. §. 250, 9 erscheint ihm domino verkehrt und wird durch deo ersetzt. §. 254,5 korrigiert er nach seinem Bibeltext si in quodsi. Anstelle von salietur scheint ihm die Riicksicht auf 8. 254,13 condietur zu fordern, und gegen jeden Bibeltext setzt er allein es ein; S. 254, 18 diirfte es sich indes um eine Anspie- lung an Kol. 4,5f handeln, wo wir in der Tat condire lesen (s. a. a. O. 8. 244). S. 254,16 haben wir in 7 eme falsche Kor- rektur einer tatsichlichen Korruptel der Ueberlieferung, vgl. oben S. 298. Mit Hilfe des Apparats mége man diese Beobachtungen fortsetzen, die schlagend beweisen, daf 7 nichts weniger als ein guter Text ist. Die Aenderungen des Bibeltextes zeigen, dafi seine Rezension vielleicht nicht eimmal mehr in Afrika oder jeden- falls nicht vor Augustin entstanden ist.

421 hat in seiner komplizierten Geschichte auch eimige Be- ziehungen zu 7 (vgl. S. 248, 12 add. confessus, 250, 9 domino) und, wie erwahnt, zu 56 (vgl. S. 252, 7 sterilitatem, 277, 1 Ianuarius a Neapoli 1. Iunius a N., weist diese Variante iibrigens nach Stid- italien?). AuBerdem aber benutzte er eine dltere afrikanische Rezension, die yor allem in den Bibelzitaten hervortritt. 421 kor- rigiert nimlich die Citate der Sententiae nach der Bibel Cyprians, vgl. z. B. die Varianten S. 252, 8 alieno 1. eatraneo und et. . ne

804. Hans von Soden,

1, nec (s. Cyprian p. 767, 12. 824, 17)*) oder S. 254, 7 proici et conculcart 1. ut proiciatur et conculcetur (vgl. Cyprian p. 174, 20 und die Bibelhs. k). Da auch Citate korrigiert werden, die nicht bei Cyprian begegnen, mui 421 nicht auf Grund seiner Kollation der Cyprianschriften, sondern noch auf Grund eines ihm zuganglichen Exemplars des Cyprianischen Bibeltextes korrigiert haben, zu dessen Wiedergewinnung seine Rezension also wertvolle Beitrige leistet. Ich habe eine entsprechende Korrektur der Bibelzitate der pseudocyprianischen Schrift ad Vigilium im selben Cod. 421 in meinem Lateinischen NT in Afrika S. 264 ff besprochen. Daraus geht also hervor, da& die Rezension von 421 sich tiber einen ganzen Cypriancodex erstreckt hat. Dai sie hochgelehrt ist, zeigt nicht nur die Behandlung der Bibelcitate, 421 streicht S. 255, 5 die Worte téemque ad Stephanum (s. Quellen etc. 8. 17) und fibt auch sonst gute sachliche Korrekturen in den Sen- tentiae wie anderen Cypriandokumenten (z. B. ep. 48 p. 607, 10 Mauretaneas duas 1. Mauretaneam). Nachweislich aber liegt dieser interessanten, ihrer Grundlage nach afrikanischen und in den ersten 100 Jahren nach Cyprian entstandenen Rezension kein besserer Text zugrunde als unser C-Text, wie ihn 45 in nur durch die mit der handschriftlichen Ueberlieferung unvermeidlich gege- benen Fehler getriibter Reinheit représentiert, und wie er durch die Textgeschichte bis dicht an die Zeit Cyprians zurtickzuver- folgen ist. (Beachte noch die Doppellesarten zu Eph 4, 3 S. 253, 1.) 6. Es ertibrigt nur noch die Frage nach der textgeschicht- lichen Stellung und dem textkritischen Wert der griechischen Uebersetzung der Sententiae. Sieht man von allem irgendwie Unsichern ab, z. B. auch von allen Varianten in Bibelcitaten, wo den Uebersetzer der ihm geliufige. griechische Bibeltext beeinfluft haben kann, so stellt sich das Material wie folgt zusammen: S. 250, 5f. igitur..compellitur cogitur et compellitur ovaynateras, om. A. 1.56, 40,110, compellitur @

201 8.257, 11f. haeretico..acceperit haereticis..acceperint = C:G@ C 1. 56, 421 S. 257,15 om. si-dare C? (451, exh. rell. == 45° etc. : G?)

5010*. 527, 518, 7)

1) Diese Varianten teilt 421 mit 1. 56 (micht A), wirft also hier ein Licht auf die Entstehung von 1.56; auch dieser Text ist eine ktinstliche Rezension, wie es die Ordnung der Sammlung in 1 ist. DaB 421 hier gegen 1. 56 original ist, zeigt die Konsequenz von 421, aus dessen Lesungen 1.56 eine Auswahl trifft.

2) 8.0. 8. 801 A. 2, -

SP Mle ii a a la eS Se

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SECT Mm amerenerne

Sententiae LXXXVII episcoporum. 305

8. 262,1 ingratus C ingratus est A. 1, =C:G 56, 201 §.268,4 vanis C variis A. 1.56, 201, xiavowe G 421 8. 265, 18 pervenire C venire A.1. 56, 40, royeev G 201 8, 267,2 negant C negent A.1.56, 40. caverta & 802, 1022, 201, 421, 519 8. 267,3 Lucilianus C (45, Lucianus rell. = rell.: G 100, 518) 8. 267,12 Midili C Vidila A. 1.86, 40, = C:G 421 8. 270,15 Geminus C Geminius A. 1.56 =C:G S. 270,17 haereticos C ab haereticis A.1.56, aso aecear G 40, 201 §.271,5 exstitit C exsistit A.1, 102,201 yiuwera G@ S.271, 11 praeponit 45*, 40°. praeponat rell. segoxguvera G 807, 102, 519 S.272,4 vertauscht G mit A. 1. 56 die Voten von nr. 67 und 68 S.272,5 deus unus C deus unus est A.1. = A ete. :G@ 56, 110. 518, 201, 421, 519 S.272,9 etC(45,40.80',519) om. rell. = rell.: G.

Man sieht leicht: G steht zwischen C und A; im ganzen ist es ein Zeuge fiir C, aber seine Jateinische Vorlage war bereits in der Entwicklung auf A hin begriffen. Es steht nicht so, dai das Zusammenstimmen von G und A uns veranlassen miifte, C nicht zu rezipieren; denn die von C gegen GA vertretenen Le- sungen S. 250, Bf. 267, 2. 3. 272, 9 legitimieren sich selbst als original und schiitzen damit die tibrigen.

7. Aus diesem Aufri8 der Textentwicklung ergibt sich die Or- ganisation der Hss.-Kollation und die Hinrichtung des Apparats. Im vollen Umfang zu kollationieren sind nur selbstindige Text- typen, bezw. -untertypen in ihrem dltesten und reinsten Vertreter. Ist ein solcher nicht in einer Hs. erhalten, so sind zwei oder mehr Codd. zu vergleichen, aus denen er hervorgeht. Von allen benutzten Hss. aber ist eine Stichkollation zu bieten, um der Priifang und Einordnung weiterer Hss. zur Grundlage zu dienen. Demgemif& habe ich ganz kollationiert: 45, 5010. 527, 100, 40. 80, 110. 518, 7, 102, 201, 421, 519, 1. 56, die Citate Augustins und die orientalischen Uebersetzungen, die Lesungen der Dubletten

806 Hans von Soden,

gu 527: 521, 522. 515, zu 100: 520. 528, 2n 518: 502. 514. 523. 524 aber nur im Apparat zur Einleitung und den ersten drei Voten mitgeteilt. Die Reihenfolge der Siglen im Apparat ist die textgeschichtlich gebotene, Punkte trennen unmittelbar zusammen- gehérige, Kommata die selbstandigen Hss.

Bei einer Ueberlieferung wie der Cyprianischen ist es nicht statthaft, alle bei der Kollation gesammelten Varianten zu publi- zieren. Der Apparat darf hier nur soviel bieten, dai die Recht- fertigung bezw. die Nachpriifung der getroffenen Rezension er- méglicht wird. Die Charakteristik der einzelnen Hss. gehért nicht in den Apparat, sondern in die Prolegomena. Eine objektive Bestimmung iiber die Ausdehnung des Apparats ist indessen un- méglich. Die Brauchbarkeit mu8 ihn bewahren. Da ich in der vorliegenden Edition der Sententiae selbst nur ein Probestiick liefere, bin ich in der Mitteilung von Varianten, zumal auch bei der Schreibung von Namen, nur deshalb so weit gegangen, um die vollstindigste Nachpriifung der von mir vorgetragenen Ge- nealogie und Wertung der Hss. zu erméglichen. Findet sie An- erkennung, so wird in einer Gesamtausgabe der Apparat noch ganz bedeutend einzuschrinken sein.

8. Daf eme neue Ausgabe Cyprians keine Forderung spezial- wissenschaftlicher Interessen ist, wird meine Arbeit aufs Neue zeigen. Wiederkehrende Orthographica nicht gezahlt habe ich Hartels Text an etwa 100 Stellen ged&ndert. Die Aenderungen stellen den originalen Text her mit den Héirten und Fehlern der miindlichen Rede und den Rustizismen mancher Konzilsbesucher, denen ste mehrfach ihre richtigen Namen zuriickgeben; sie haben also nicht geringes philologisches wie histo- risches Interesse. Von besonderer Bedeutung sind sie in den Bibelcitaten.

Die Textgeschichte bestatigt dabei durchaus die sammlungsgeschichtliche Ordnung der Hss.; daB manche Hss. die Reihenfolge ihres Archetypus bewahrt, den Text aber korrigiert haben , ist nur selbstverstindlich. Der sammlungs- geschichtlich primaire Typ 45 ist es auch textlich; der sammlungs- geschichtlich ebenfalls nach Afrika und in fetthe Zeit weisende Typ 504 (= 5010) bietet auch den entsprechenden Text; sein sammlungsgeschichtlicher Verwandter, 100, ist dies auch im Text. 40. 80, die rémischen Sammlungen sind sekundar, aber alt, fiir die in ihnen zuerst aufgenommenen Stiicke der Sammlung allen Vertrauens wert. 1.56 ist textgeschichtlich ebenso kompliziert

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Sententiae LXXXVII episcoporum. 307

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wie sammlungsgeschichtlich; afrikanische Grundlagen und zwar vom Typus 504 sind ebenso unverkennbar wie die Kollation der roémischen Ausgabe. Ein anderes Produkt einer solchen Rezen- sionstétigkeit ist 421, wieder ein anderes 7. Erzeugnisse wohl mehr einer zufdlligen als systematischen Textvergleichung sind 102. 201. 519 und die Gruppe 110; bei letzterer sind 504 und 80 die Hauptquellen, bei den ersteren sind ziemlich reine C-Texte mit A-Texten bearbeitet. Dai Augustin eine durch rémische Re- zension gegangene Ausgabe Cyprians benutzte, zeigt ebenso ihr Inhalt, wie ihr Text. Diese Uebereinstimmung von Text- und Sammlungsgeschichte ist deshalb so wertvoll, weil sie erweist, daB man mit vollem Vertrauen auf Grund der rasch und sicher zu machenden sammlungsgeschichtlichen Beobachtungen die eme Text- kollation Iohnenden Hss. und Teile von Hss. mit Hilfe kurzer Stichproben auswihlen kann (s. meine Cypr. Briefsammlung 8. 68—71).

Nachschrift: Bevor ich diesem Bogen das Imprimatur erteilte, hatte ich Gelegenheit, einige oberitalienische Bibliotheken zu besuchen. Infolgedessen kann ich hier noch den Inhalt von 8 Cyprianhss. mitteilen, iiber die ich bei der Abfas- sung meiner ,Cyprianischen Briefsammlung“ gar keine oder nur fehlerhafte und unvollsténdige Mitteilung hatte erhalten kénnen.

216 (Turin, Bibl. Naz. D IV 37) ist nach Inhalt und Text = 505 (Cypr. Briefs. 8. 138).

540 (S. Daniele nel Friuli, Bibl. Com. 22) enthalt: I IV. VOI. XI. VI. V. VII. X. XII. XIII. IX. 63. 55. 6. de laude martyrii. 9. 20. 27. 35, 33. 25. 41. vita Cypriani. 72. 68. 62. 77. 78. 79. 31. 49. 50. 36. 53. 23. 76 (mur den Gru). 12. Sl. 7. 5. 14. 16. 17. 18. (nicht 19). 29. 26. 34. 15. de spectaculis. 28. 47. 87. 38. III. 11. 89. 58. 60. 76 (bis). 73. 71. 70. Sententiae. 74, 699. 69>. 67. 64. 2. 13. 43. 65. 52. 1. 56. 3. 45. 48. 44. 61. 46. 57. 59. 66. de idolorum vanitate. 4. 51. 54. 32. (nicht 20). 30. 10. 50 (bis). 80. 77 (bis). 24. 8. de duobus montibus. ad Virgilium. coena. 211). adversus iudaeos. de aleatoribus. Vgl. tiber die Hs. Cypr. Briefs. 8. 152f. DaB (wie dort ausgesprochen) in 540 sehr wertvolle Text- quellen, wenngleich nicht ungetriibt, flieBen, bestitigt auch die Kollation der Sen- tentiae. 540 liest mit allein 45. 100. 518 8S. 267,38 Lucilianus (s. 0. 8.301), bietet im Uebrigen in den Ueberschriften der Noten folgende Varianten, die zur Charak- teristik des Textes mitgeteilt seien: ur. 1 blitha, 3 adrimeto (5010 etc.), 4 tha- mochade, 6 salambese (45. 5010. 527), 8 cirea (5010 etc.), 9 segerints, 10 nomilus, 11 ecedias (80), 12 bachai (vgl. bacat 5010 etc.), 22 macomatibus, 26 thutina, 29 ab athenis (5010% 40. 102), 80 liwosus, 31 lucius (5010 etc.), 33 macora, 35 adelfius (40 etc.), thaswalithe, 39 sicilibra (80. 102), 42 lambus (7), 44 pela- tianus (407), 46 maratana (100 etc.), 47 obda, 50 ahymus, ausuaga (5010. 527), 56 tharasa (5010. 527), 57 thepelte, 63 busticagent (vgl. 45 etc.), 65 abachia (vgl. 201. 518), 66 marceliana (5010), 67 cectlie (5010. 527), 70 russicade (vgl. 45 und 56), 71 prudencianus, vicult (519), 72 diharrita (vgl. 40. 80 etc.), 76 stlvianus (5010 etc.), 79 macula, 81 bucabi (102). 540 steht also zwischen 45 und 5010.

549 (Venedig Marc. II, 24, Valentinelli III, 6) enthalt: I. X. XII. XIII. VII. IV. XL. V. VI. 58. 55. de idolorum vanitate. 6. 10. 28. 87. 11. 76. 13. 1. 61. de duobus montibus. 12. 4. 84. 8. de spectaculis. de duodecim abusivis. VII. Mit diesem Index gesellt sich 549 zum ersten Teil des Codex 435 (Carpentras 31), von dem er nur durch bedeutungslose Umstellungen einzelner Stiicke differiert. Vgl. tiber 435 Cypr. Briefs. 8. 149. [20. September 1909.]

1) Hierzu die Randbemerkung: ista epistula omissa per errorem debet scribi paulo superius post epistulam quae incipit ‘necessitas temporum’ (sc. ep. 24).

Die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis - ihrer Sprachen.

Von

Franz Nikolaus Finck. Vorgelegt in der Sitzung am 31. Juli 1909 von Herrn J. Wackernagel.

1. Ein Versuch, die Wanderungen der Polynesier in umfas- sender Weise und mit ausfiihrlicher Begriindung darzulegen, ist schon im Jahre 1844 von Horatio Hale unternommen worden (H. 1i7ff.). Er ist dabei wie schon vorgreifend bemerkt sei der Wahrheit bereits ziemlich nahe gekommen. Wenigstens sind seine Ergebnisse, soweit sie Wesentliches betreffen, nur in ver- haltnismifig geringem Mafe erschiittert worden. Da scheint nun die Frage nicht unberechtigt, ja unvermeidlich zu sein, ob es dann tiberhaupt wohl angebracht ist, den Versuch nochmals anzustellen, zumal wenn dieser mit der Absicht unternommen wird, im Gegen- satz zu Hale’s fast allseitiger Umschau nichts anderes als nur die sprachlichen Tatsachen ins Auge zu fassen.

2. Die Berechtigung eines solchen Unternehmens diirfte jedoch dadurch zur Geniige gegeben sein, da8 heute eine bedentend weiter gehende Kenntnis polynesischer Sprachen moglich ist als zu der Zeit, wo Hale seme grundlegende Abhandlung schrieb. Ja, an- gesichts dieser Tatsache ist vielleicht nicht nur von einer Berech- tigung, sondern geradezu von einer Verpflichtung zu reden, von der Verpflichtung, die vor mehr als einem halben Jahrhundert aufgestellten Hypothesen, die keineswegs unangefochten geblieben sind, auf ihre Stichhaltigkeit den neuen Erfahrungen gegeniiber zu priifen, sei’s auch auf die ja keinesfalls der Sache, sondern héchstens dem Ruf des Unternehmers drohende Gefahr hin, viel-

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die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 309

leicht nicht viel mehr als nur eine Bestitigung fritherer Feststel- Iungen zu erreichen.

3. Bedenklicher kénnte schon die Beschrénkung auf das rein Linguistische erscheinen, da der gerade auf polynesischem Gebiet verhidltnismafig reiche Bestand an Wandersagen und mythologi- schen Ueberlieferungen doch, so sollte man sagen, als nidchstlie- gende Hilfe fiir die Beantwortung dsr aufgeworfenen Frage will- kommen sein miifte. Da8 eine derartig einseitige Beobachtung, auf der die folgende Darlegung beruht, die Gefahr in sich birgt, eine durchaus befriedigende Lésung nicht erreichen zu kénnen, ist nun allerdings zuzugeben, und dieser Mangel soll denn auch kei- neswegs geleugnet oder beschénigt, sondern nur durch den Hinweis auf des Verfassers einseitige Vorbildung einigermaBen entschuldigt werden. Vielleicht wird der nicht zu leugnende und nicht geleug- nete Nachteil, da& die folgenden Ausfiihrungen also im giinstigsten Falle nicht mehr als eine der Erganzung bediirftige Vorarbeit bilden kénnen, aber doch wenigstens zum Teil durch den Vorteil aufgewogen, daB die Untersuchung infolge der einseitigen For- schungsrichtung ziemlich frei von jeder Voreingenommenheit voran- schreiten kann.

4, Zwanzig polynesische Sprachen beziehungsweise Dialekte haben sich fiir die vorliegende Abhandlung heranziehen lassen, wenn auch von einigen nur auferordentlich diirftige Nachrichten zur Verfiigung standen. Dies gilt besonders fiir das Tupuaiische, die Sprache der Austral-Inseln, hinsichtlich derer ich auf die leider tibermifig sparlichen Nachrichten bei Hale angewiesen war. J. Wil- liams’ Buch ,A narrative of missionary enterprises in the South Sea Islands (London 1837), auf das Hale verweist, befindet sich zwar in der hiesigen (Berliner) Kénigl. Bibliothek, war zur Zeit der Bestellung aber infolge eines hier so oft waltenden ungiin- stigen Zufalls gerade beim Buchbinder. Diese zwanzig Idiome sind, von einer einzigen, auf den Namen des Volks gegrtindeten Bezeichnung abgesehen, teils nach einzelnen Inseln, teils nach einer Gruppe von solchen benannt, haben aber im ersteren Falle mit ziemlicher Gewibheit fiir den ganzen von Polynesiern bewohnten Teil des Archipels Geltung, zu dem die namengebende Insel gehért. Um der Raumersparnis willen sollen fiir die Namen dieser 20 Sprachen beziehungsweise Dialekte folgende, durch die beigefiigte Angabe der Insel beziehungsweise Inselgruppe wohl hinlanglich erklirte Abkiirzungen gebraucht werden: fak. Fakaafo oder Bowdich-Insel innerhalb der Union- oder

Tokelau-Gruppe ;

310. Franz Nikolaus Finck,

fut. Futuna oder Fotuna, die gréfere der Horn-Inseln;

haw. Hawaii innerhalb der Gruppe der Sandwich-Inseln ;

man. Manahiki innerhalb des Manahiki- oder Roggeveen- Archipels ;

mang. Mangea innerhalb des Cook-, Hervey- oder Mangea- Archipels ;

mangr. Mangareva, eine der Gambier-Inseln ;

mark. Marquesas-Inseln; (nw.-mark = nordwestmarkesanisch ; so.-mark = stidostmarkesanisch) ;

mor. Moriori, Name der Bewohner der Chatham-Inseln;

neus, Neuseeland;

niv. Niue, Iniue oder Savage-Insel ;

paum. Paumotu- oder Tuamotu-Archipel oder Niedrige oder Gefahrliche Inseln ;

rap. Rapanui oder Waihu oder Oster-Insel;

rar. Rarotonga innerhalb des Cook-, Hervey- oder Mangea-

Archipels ; sam. Samoa- oder Schiffer-Inseln ; tah. Tahiti, eine der Gesellschafts-Inseln ; tong. Tonga- oder Freundschafts-Inseln;

tup. Tupuai- oder Austral-Inseln ;

uv. Uvea, Uea- oder Wallis-Insel;

vait. Vaitupa oder Tracy-Insel innerhalb der Lagunen- oder Ellice-Gruppe.

5. Fir die einheitlich geregelte Schreibung der anzufiihrenden Worter werden unter Verzicht auf den Ausdruck feinerer, zum Teil gar nicht festzustellender, zum Teil fiir den Zweck der Unter- suchung gleichgiltiger Lautnuancen folgende Zeichen zur Anwendung kommen:

a) die Vokalzeichen a, e, i, 0, « und jedoch nur in einigen wenigen Fallen d. Von diesen i und u zur Bezeichnung der in den deutschen Wortern ,mit* beziehungsweise ,und“ enthaltenen Vokale. o weist anf einen meist wohl geschlossenen Laut wie das o in ,Koexistenz*, mag aber auch dann und wamnn fiir einen offenen stehn. Die Angaben der Grammatiker sind zu ungenau, als dab es sich entscheiden liefe. a bezeichnet auBer dem im deutschen Worte ,Mann* vorliegenden Vokal auch noch der Herkunft nach gleichwertige, nahestehende Laute wie den Vokal des englischen Wortes ,but“, den des englischen Wortes ,fall“ und vielleicht auch noch andere (vgl. u. a. P. 2, A. 17, Al. 5, Tr. XIV). e be- zeichnet sowohl einen im allgemeinen vorherrschenden geschlossenen

Laut wie das e des franzdsischen Wortes ,nez“ als auch einen

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die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 311

offenen, wohl dem e des deutschen Wortes ,denn“ gleichen oder nahestehenden, der bestimmt im Sam. die Regel ist (Ff. 1, N. 2, NK. J), wahrscheinlich auch im Tong., wo Chevr. die Aussprache durch franzésisches e mit dem accent grave andeutet (Chevr. 225), und vielleicht auch im Neus. (Tr. XIV, Wi. 1). a dient zur Be- zeichnung dieses eben besprochenen offenen e-Lantes, wenn er nicht gleicher Herkunft wie der geschlossene ist, sondern auf ein alteres ae zuriickgeht (vgl. J. 11 u. 12).

b) die Verschlu8lautzeichen p, ¢, k, m, ~, y und’. Von diesen bringen die ersten drei die hinsichtlich der Reihenfolge entspre- chenden stid- und mitteldeutschen Anfangskonsonanten der Worter ,Pein*, ,tun® und ,kommt* zum Ausdruck, vielleicht auch Laute mit noch etwas geringerer Luftpressung. Darauf, daf die den entsprechenden norddeutschen Konsonanten eigene Aspiration fehlt, deutet das hiufige Schwanken der Aufzeichner, ob p, ¢, k oder 8, d, g anzunehmen sei (vgl. Hu. 503 ff, H. 233, A. XIV), ein Schwan- ken, das durch die orthographischen Festsetzungen jetzt fast all- gemein zugunsten von p, ¢ und & beseitigt worden, mit Ausnahme des Lautpaares p/b, von dem wenigstens fiir das Tong. von den englischen Missionaren 0 als richtig in Anspruch genommen wird, z. B, in der Bibeliibersetzung, von den franzdésischen Missionaren dagegen p (vgl. Chevr.'226). Im Hinblick darauf, daf es fiir eimen Englander entschieden schwieriger ist, einen stimmlosen bilabialen Verschluflaut mit leisem Absatz, aber ziemlich starker Luftpres- sung richtig zu erfassen als fiir einen Franzosen, dessen p einem solehen Laute zwar nicht gleich ist, aber doch wenigstens nahe kommt, wird man sich der durch Chevron vertretenen Ansicht anschlieBen dtirfen, zomal da er den zur Mifideutung AnlaS ge-

.benden Unterschied vom franzésischen p keineswegs verkennt und

schon dadurch ein vertrauenerweckendes Zeugnis seiner Fahigkeit genauer Lautauffassung ablegt. Er sagt (226): ,p se prononce & peu prés comme en francais. Pour une oreille tant soit peu exer- cée, il n'y a pas Tombre de doute 4 ce sujet. Cependant les Anglais remplacent ordinairement p par b, mais 4 tort. Aucun mot ne se prononce en Toga avec le son du b“. Die Buchstaben m, » ond y dienen zur Bezeichnung stimmhafter Nasalverschlus- laute, und zwar der Auslautskonsonanten von Wortern wie ,am*, ,an* und ,Gang“. Der hinsichtlich der Artikulationsstelle dem & entsprechende nasale Verschluflaut y wird in Hale’s Aufzeich- nungen, auf die ich hinsichtlich des Fak. und Vait. allein ange- wiesen bin, durch dasselbe phonetische Zeichen angedeutet. Fiir das Neus. gilt durchgehends die Schreibung ng, die Tr. auch fiir

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philol.-histor. Klasse 1909. Heft 3. 23

312 Franz Nikolaus Finck,

das nahestehende Mor. verwendet, ebenso fiir das Rar. und Mang. Sonst wird jetzt in der Regel g geschrieben. Dartiber, da8 dieses g den nasalen gutturalen Verschluflaut bezeichnen soll, kann kein Zweifel herrschen, wenn auch die franzésischen Schriftsteller diesen ihrer Muttersprache fremden Laut meist etwas ungeschickt be- schreiben. Der Spiritus lenis (*) dient zur Bezeichnung des Kehl- kopfverschluBlauts, mit dem man im Deutschen die in der Schrift vokalisch anlautenden Worter in der Regel in Wahrheit zu be- ginnen pflegt. Wirklich deutlich bezeugt wird dies allerdings nur fiir das Sam., hinsichtlich dessen A. Seidel im Anschlu8 an W. vy. Biillow’s etwas unklare Erklérung (UAOS IIT 350) ,der so (d.h. >a, sound something between h and P. 2) charakterisierte Laut ist nicht etwa ein ch, sondern ein Hauch, der nicht. mit den Lungen, sondern mit der Kehle hervorgestofen wird‘ folgendes bemerkt: ,der Laut, um den es sich hier handelt, ist der nachdrtickliche Stimmansatz, dessen man sich z.B. im Anfange des Wortes »Hid< in der Verbindung »mein Eid<« bewuSt wird, wenn man letztere von >Meineid<« unterscheiden will..... Ich hatte vor einiger Zeit hier in Berlin Gelegenheit, Samoaner sprechen zu horen und habe dabei diese Natur des Lautes zweifellos festgestellt*. Man wird aber annehmen diirfen, da& diese Beschreibung auch auf die anderen Sprachen zutrifft, in denen ein urspriingliches k durch einen Kehlkopflaut ersetzt ist, d.h. das Haw., Tup., Stidost-Mark. und Tah. Da dieser Laut in den Texten in der Regel nicht be- sonders bezeichnet wird, auch nicht in allen Grammatiken und Worterbtichern Berticksichtigung findet, so kénnte namentlich hin- sichtlich des Haw. und Tah. die Vermutung Platz greifen, daS das urspriingliche k in diesen Sprachen vielleicht vollig geschwunden. DaB es sich anders verhilt, zeigen jedoch folgende Angaben fiir die genannten Sprachen: ,Besides the sounds mentioned above, there is in many words a guttural break or catching of the breath, sometimes at the beginning, but more often in the middle of a word. This guttural is properly a consonant, and forms an es- sential part of the words in which it is found. It almost in- variably takes the place of the polynesian k“ (Al. 5f); Les voyelles sont parfois surmontées d’un accent aigu pour indiquer la suppression d’une consonne qui précéde immédiatement cette voyelle dans l’idiome primitif. Les voyelles ainsi accentuées se prononcent différemment des autres, au moyen d’un coup de glotte par lequel on aspire l’air“. (J. 11).

c) Die Reibelautzeichen w, F, v, f, r, 1, s, kh und jedoch nur in einigen Fallen #. ‘Von diesen bezeichnen w und F

a

5

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen, 813

bilabiale Engenlaute, und zwar w den stimmhaften, der z. B. im Anfangskonsonanten des englischen Wortes ,water“ vorliegt, F den entsprechenden stimmlosen, der im Neus. und Mor. durch wh, in den anderen Sprachen, sofern er in diesen iiberhaupt vorkommt, durch f bezeichnet wird. Daf der in neus. Texten durch wh an- gedeutete Laut und damit auch der des nahestehenden Mor. wie angepeben aufzufassen ist, ergibt sich deutlich aus folgender An- gabe: ,.. wh is not, as it is written, a compound of w and h, but a simple consonant, the effect of breath emitted smartly bet- ween the lips; the same sound, in short, as is made in blowing from the mouth* (Wi. § 2). Vgl. auch folgende Bemerkung iiber das gelegentliche Erscheinen dieses Lauts in anderen Sprachen: ,ln Fakaafo, Paumotu, and Tahiti, we occasionally heard the f changed to a sound like that of wh in what“ (H. 2384). » undf dienen der Bezeichnung labiodentaler Reibelaute, und zwar ersteres der eines stimmhaften (wie w im deutschen ,wo“), letzteres der eines stimmlosen (wie f im deutschen ,finden“). yr und 7 deuten einander sehr nahestehende, beide einem postdentalen d ahnliche stimmhafte Laute an. s bezeichnet einen wahrscheinlich! supra- dental gebildeten, auf jeden Fall stimmlosen Zischlaut, der infolge- dessen zuweilen einem im Deutschen durch sch angedenteten nahe- kommt, wie im Samoanischen (vgl. H. 234, V. XX, NK. I) und vielleicht auch sonst noch. fh bezeichnet den durch unser h an- gedeuteten Laut und das anscheinend nur im Tah. nach 7, o und u vorkommende, h geschriebene x (J. 12) bedeutet einen stimm- losen gutturalen Reibelaut, wie er im deutschen Worte ,ach* vor- handen ist.

6. Um fiir die erste, vorléufige Gruppierung der polynesi- schen Sprachen bzw. Dialekte emen verhdltnismafig sicheren An- halt zu gewinnen, seien nun zundchst die Konsonantensprechungen tabellarisch zusammengestellt und durch einige Beispiele belegt. Dabei sollen nur gelegentlich festgestellte Laute in Klammern beigefiigt werden.

fat. k t,ts p R 2 m s l v f sam. mt Pp R nh ™mM 8 tL uv ff fak. k() ¢ p Rn m s(h) tl vw) f(%A vat. k() ¢ p xRhn ms 1 ov f uv. k t, ts p R n mM h l v f tong. k t,ts p R n m h l vo f hk niv. kK ft re a a, ee a haw. a k p n m h q w h 23 *

314 Franz Nikolaus Finck,

mangr. kt p 8B nm hor oo» h rap. kt p 8B m h roo” h mw.mark. & ¢ p k m ho— vw h rar. k t p QR nM Mm PF Yo = mang. kk ft p 8B n Mm FT Yoo tup. : t p ° h mM PF vo = man. kf p QR. nw» m %h Lr ovo fh neus. hk ft p R nh m hoor wi Fh mor. hk tt p QRH mn h rw Fh paum. kt p 8 n h an) f, h tah. : t p : n m hw rv f, h, x so. mark. ° t p nm Mm h » f, h

7. Vor der Anftihrung der Belege mag schon darauf hin- gewiesen werden, dai die Affrikata ¢s nur vor folgendem 7 vor- kommt, der gutturale Reibelaut nur nach 7, o und wu. Wo F bzw. f scheinbar gleichwertig einem h gegeniibersteht, ist die Vertretung derart geregelt, da8 der offenbar altertiimlichere bilabiale oder labiodentale Reibelaut sich nur vor a, e und 2 erhalten hat, A da- gegen zwar iiberwiegend vor o und u, nicht gerade selten aber auch vor den anderen Vokalen erscheint. Der Wechsel von / und y im Man. endlich scheint darauf zu beruhen das sparliche Material gestattet keine bestimmtere Ausdrucksweise dai J auf den Wortanlaut, x auf den Wortinlaut beschrankt ist. Die Affri- kata ts, die in den Texten nicht besonders bezeichnet wird, ist fiir das Fut., Tong, und Mor. ausdriicklich bezengt. Fiir letzteres wird allerdings eine Aussprache nach Art des englischen ch an- gegeben (Tr. XXIT). Da aber bemerkt wird, es sei derselbe Laut wie im Tong., und diese von den Englindern in der Regel durch j bezeichnete Affrikata von Chevron nachdriicklich geleugnet und fiir ein ts erklart wird (Chevr. 226), mag der Hinfachheit wegen auf jeden Fall die einheitliche Schreibung angewandt werden. Fiir das Uv. fehlt eine bestimmte Angabe. Das im Glossar erscheinende s fiir grondsprachliches ¢ vor i ist aber wohl ebenso zu verstehen wie das von demselben Verfasser in nasalen Fallen fiir das Tong. aa s, d.h. nach seiner ausdriicklichen Erklérung (M. 2) als ts. re fiir die in der Tabelle angegebenen Entsprechungen sind:

8. a) fiir altes &: fut., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rap., nw. mark., rar, mang., man., neus., paum. ika ,Fisch“ (Gr. 142; H. 863; H. 363; C. 182; M. 146; Tu; Pi. 2, 86; R. 71; D.

de

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 315

141; Tu; Tr. 103; Tu.; Tr. 102; Tr. 103; Tr. P. 16), sam., haw., tah. u. so. mark. 7a (P. 85, V. 116; A. 72; J. 1138; D. 140). haw. maika’t ,schén, gut“ (A. 360), mangr. meitetaki (Tr. M. 51, Pi, 2, 60), rap. mettaki (R. 23), var. meitaki (H. 142), tup. maita’i (H. 142), tah. maita’i (J. 116), so. mark. meita’i (D. 184), paum. mataki-raga ,Gtite* (Tr. P. 31), tong. maitaki ,Lieblingsfrau* (eines in Polygamie Lebenden; M. 189). fut. fak., vait., uv., tong., niv., paum. faka-, Kausativprifix, (Gr. 86; H. 361; H. 361; C. 1 unter ,abduco*; Chevr. 241; Matth. 2,12: faka-iloa; Tr. 606), neus. Faka- (Tr. 606), mangr., rar. aka- (Pi. 2,5; Tr. 606, B. 22), nw. mark., paum. haka- (D. 128, Tr. 606), sam., tah. fa’a- (P. 106, V. 32, J. 101 ff.), haw., tah., so. mark. ha’a- (A. 129; J. 106; D. 128), tup. a’a- (H. 142). fut., fak., vait., uv. alike? ,Herr, Hauptling“ ete. (Gr. 74; H. 362; H. 362; C. 54), mang., rap., man., neus., paum. arika (Tr. 28; R. 27; Tu.; Tr. 283; Tr. 24, Tr. P. 3); nw. mark, aiki (D. 107), tong. etki (mit regelwidrigem Schwund des J, M. 40; vgl. jedoch H. 282), niv. iki (Tu), mor. ieriki-ieriki (Tr. 24), sam., haw. alv’s (P. 71, V.12; A. 50), tah. avi’i (J. 94). mangr., nw. mark., rar., neus., paum. anake ,allein, nur, jedes“ (Pi. 2, 22; D. 109; Tr. 11; Tr. 11; Tr. 11, Tr. P. 2), rap. ananake (R. 89), mor. enake (Tr. 11), so. mark., tah. ana’e (D. 109; J. 89). fut, fak., vait. saka ,tanzen, gestikulieren“ (Gr. 235; H. 362; H. 362), tong., nw. mark., neus. haka (M. 126; D. 128; Tr. 42), sam. sa’a (P. 253), haw. ho’a (A. 129). fut., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rap., nw. mark., mang., man., paum. vaka , Boot* (Gr. 296; H. 362; H. 362; C. 112; M. 296; Tu.; Pi. 2,126; R. 70; D. 289; Tr. 593; Tu.; Tr. 593, Tr. P. 158), neus. waka (Tr. 592), sam, sw. mark., tah. va’a (P. 831, V. 324; D. 287; J. 169), haw. wa'a (A. 503).

9. b) fiir altes ¢: fut. sam., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rap., mark., rar., man., neus., tah. toto ,Blut“ (Gr. 277; P. 318, V. 298; Tu., H. 3385; H. 335; C. 155; M. 274; Tu.; Pi. 2. 110, Tr. M. 108; R. 82; D. 272; Tr. 587; Tu., Tr. 5387; J. 160), haw. koko (A. 289), paum. pu-toto-i ,blutig* (Tr. 537, Tr. P. 51), faka-to- toh ,bluten* (Tr. P. 85). ‘fak., sam., niv., mangr., rap., man., tah., mark. tino ,Korper* (Tu.; P. 310, V. 288; Tu.; Tr. M. 102, Pi. 2, 105; R. 30; Tu; J. 156; D. 265), haw. kino (A. 279), fut., uv., tong., mor. tsino (Gr. 271; C. 40; M. 240. 2; Tr. 513). sam., mangr., rar., neus., tah. ott ,beendigt, beendigen“ (im Sam. ,sterben, Tod“) (BP. 96, V. 198; Tr.; ZE, Pi. 2,70; Tr. 295; Tr. 295; J. 127), haw. okt ,beendigen* (A. 95), paum. faka-oti ,beendigen® (Tr. 295; zu faka- vgl. § 8), oti ,genug“ (Tr. P. 41), uyv., tong. oti

316 _ Franz Nikolaus Finck,

,beendigt* (C. 70, M. 221), mor. hokotsi ,beendigen* aus hoko-otst,

dessen hoko- das dem haw. ho’o- (A. 173) entsprechende Kausativ-

prifix ist (Tr. 295). fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rap., Tar. man., neus., paum., tah., mark. mata ,Auge, Gesicht* (Gr. 94; P. 212, V. 164; H. 863; H. 368; C. 120; N. 198; Tu; Tr, M., 47, Pi. 2,57; R. 65; Tr. 221; Tu.; Tr. 220; Tr. P. 34; J. 114; D. 179), fut. sam, uv., tong. fata ,Tragbahre, Geriist, Speicher“ (Gr. 120; P. 150, V. 86; C. 68, 79; N. 89), tah. fata Altar, Geriist“ (J. 105), mark. fata ,Holz mit Armen zum Auf- hingen von Sachen, Kleiderstiinder ete.“ (D. 121), neus. Fata Speicher“ (Tr. 614), mor. Fata ,FloB“ (Tr. 615), mangr. hata Gewidlbe* (Pi. 2, 32), mang. ata ,Gesims, Gestell* (Tr. 615), haw. haka ,leiter“ (A. 189). | .

10. c) fir altes p: fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., haw., mangr., rap. rar., mang., man., neus., tah., mark., paum. po , Nacht* (Gr. 226; P. 244, V. 212; H. 363, Tu.; H. 363, Tu; C. 115; M. 231; Tu.; A. 469; Pi. 2,77, Tr. M. 72; R. 64; Tu; Tr. 348; Tu.; Tr. 342; Tr. 348; J. 183; D. 228, Tr. P. 47). fut. tong. apo ,heute Abend, die nichste Nacht“ (Gr. 77; M. 35), mangr. apo-nei ,diesen Abend“ (Tr. M. 9), mor., rap. apo ,morgen“ (Tr. 17; R.83), sam. apo schnell“! ,beeile dich“! d. h. eigentlich: ,es wird Nacht“ (P. 76, V. 19); vgl. haw., mangr., rar., neus. apopo ,morgen“ (A. 61; Tr. M. 9; Tr. 17; Tr. 17). —- fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rar., neus., paum., tah., mark. tapu ,geheiligt, verboten, heiligen* (Gr. 257; P. 303, V. 267; H. 364; H. 364; C. 154; M. 253; Luk. 1,35; Tr. M. 95, Pi. 2, 98; Tr. 473; Tr. 472; Tr. 478, Tr. P. 76; J. 150; D. 254). haw. kapu (A. 262). fut., fak., vait., uv., tong., miv., mangr., rap., nw. mark., rar., paum. puaka ,Schwein* baw. ,Tier im allgemeinen‘ (Gr. 229; H. 363, Tu.; H. 363; C. 168; M. 234; Tu; Tr. M. 75, Pi. 2,80; R. 19; D. 234; Tr. 344, Tr. P. 49), sam., haw., so. mark., tah. pua’a (P. 248, V. 216; A. 485; D. 234; J. 134), nens. poaka (Tr. 344).

11. d) fiir altes y: fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., man. lani ,Himmel* (Gr. 116; P. 179, V. 125; H. 363, Ta.; H. 863; C. 80; M. 169; Tu.; Tu.), mangr., rap., rar., mang., neus., paum. rani (Tr. M. 80, Pi. 2,84; R. 27; Tr. 393; Tr. 393; Tr. 392: Tr. 8938, Tr. P. 51), haw. dani (A. 330), tah. ra’é (J. 137), nw. mark. aki (D. 108), so. mark. ani (D. 110). fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., Mangr., rap., rar., man., neus., paum. tanata » Mensch“ (Gr. 256; P. 294, V. 254; H. 368; H. 368; C. 79; M. 244; Tu.; Tr. M. 89, Pi. 2,91; R. 50; Tr. 465; Tu; Tr. 464; Tr.

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 317

465, Tr. P. 73), tup., tab. ta’ata (H. 142; J. 144), haw. kanaka (A. 256), mor. ranata mit Dissimilation des ersten ¢ (Tr. 465). fut., fak. vait., uv., tong. niv., mangr., rap., rar., neus., paum. kupena ,Netz* (Gr. 163; H. 368; H. 363; C. 152; M. 168; Luk. 5,4; Tr. M. 41, Pi. 2,51; R. 45; Tr. 184; Tr. 184; Tr. 184, Tr. P. 29), sam. "upena (P. 103, V. 320), haw. "upena (A. 126), so. mark. "upena (D. 286), tah. *upe’a (J. 167). fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rap., Mang., mau., neus., paum. matand , Wind“ (Gr. 197; P. 214, V. 167; Tu.; C. 180; M. 199; Tu.; Tr. M. 48, Pi. 2,57; R. 938; Tr. 225; Tu.; Tr. 224; Tr. 225, Tr. P. 34), tah. mata’e (J. 119), haw. makani (A. 372), nw. mark. metaki (D. 183), so. mark. metani (D. 183).

12. e) fiir altes n: fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., haw., maner., rar., mang., man., neus., tah. mark. inu ,trinken* (Gr. 144; P. 88, V. 120; H. 362; Tu; H. 362; C. 21; M. 148; Tu; A. 81; Pi. 2,37, Tr. M. 25; Tr. 105; Tr. 105; Tu.; Tr. 105; J. 114; D. 142). rap., mang., mangr. wow ,trinken“ (R. 25; Tr. 105; Pi. 2,120). fut., sam., fak., vait., uv. fafine ,Frau“ (Gr. 83; P. 147, V. 78; H. 364; H. 364; C. 68), tong. fefine (M. 98), niv. fifine (Tu.), mangr. ahine aus hahine (Tr. M. 2), rap. nu-ehine ,alte Frau“ aus nu-hehine aus nu-hahine (R. 44), dazu mit Dissi- milation des ersten f: haw., neus. wahine (A. 508; Tr. 588), mark. vehine (D. 291), man., paum., tah. vahine (Tu.; Tr. 588, Tr. P. 158; J. 170), rar., tub. vaine (Tr. 588; H. 142), mangr. veine (Tr. M. 120, Pi. 2, 123). fut. sam., fak., vait., uv., tong., niv., haw., mangr., rap., rar., man., neus., tah, mark. ono ,sechs* (Gr. 217; P. 95, V. 196; H. 364, Tu.; H. 364; C. 159; Chevr. 230; Tu; A. 107; Tr. M. 62, Pi. 1,18; R. 84; Tr. 291; Tu.; Tr. 291; J. 125; D. 202). Hinsichtlich des Mor. vgl. enake § 8, tsino § 9.

13. f) fir altes m: fut. sam. fak., vait., uv., tong., niv., haw., mangr., rap., mang., neus., paum., tah., mark. manu , Vogel* bzw. , Tier im allgemeinen* (Gr. 190; P. 208, V. 159; H. 362; i. 862; C. 11,19; M. 196; Luk. 10,34; A. 885;' Tr. M. 46, Pi. 2,55; R. 65; Tr. 208; Tr. 297; Tr. 208; J. 117; D. 178). fut., sam., fak., vait., haw., rap., mang., neus., mor., tah., mark. amo ,auf der Schulter tragen“ (Gr. 76; P. 73, V. 15; H. 295; H. 295; A. 538; R.71; Tr. 10; Tr. 9; Tr. 10; J. 89; D. 109.), tong. ha-amo- (M. 123). fut., sam., fak., rar., mang., neus. mauga ,Berg* (Gr. 200; P. 198, V. 171; Tu.; Tr. 237; Tu.; Tr. 237), uv., tong., niv., rap. mouna (C. 109; M. 210; Matth. 21,1; R. 62), haw. mauna (A. 365), tah. maw’a (J. 119), paum. mahuna (Tr. 287, Tr. P. 31), nw. mark. mouka (D. 191), so. mark. mouna (D. 191), mangr. maya

318 Franz Nikolaus Finck,

(Tr. M. 42, Pi. 2,52). Hinsichtlich des Tub. vgl. maita’i § 8, hin- sichtlich des Man. auBerdem mata § 9, matayi § 11.

14. g) fiir altes s: fut, sam., fak., vait. sina ,weiB* (Gr. 242; P. 265, V. 236; H. 236; H. 236), uv., tong., niv., haw., mangr., neus. hina (C. 8; M. 1387; Tu; A. 163; Tr. 68), mang. ina (Tr. 69), paum. ka-hina ,Mondlicht“ (Tr. P. 18), ho-hina-hina ,grau“ (Tr. 69), tah., mark. hina-hina (J. 111; D. 138). fut., sam., fak., vait. masina ,Mond* (Gr. 198; P. 211, V. 168; H. 863, Tu; H. 363), uv., tong., niv., haw., mark. mahina (C. 101; M. 188; Tu. A. 367; D. 173), mangr., neus. mahina ,schwaches Licht“ (Tyr. Mw 43; Tr. 192), mangr. maina (Pi. 2, 58), rap. ofe mahina (R. 58). fut., sam., fak., vait., fast ,ein“ (Gr. 258; P. 304, V. 268; H. 246; H, 246), uv., mangr., rap., neus., tah., mark., man. tahi (C. 177; Tr. M. 90, Pi. 1,18; R. 91; Tr. 443; J. 105; D. 247; Tu), haw. hahi (A. 244). Vel. tong., niv. taka (M, 245; Tu.), paum. e-tahi yirgend ein® (Tr. P. 4), mang. e-tai ,irgend ein“ (Tr. P. 4), rar. tat (B. 12). fut. sam, fak., vait., isu ,Nase* (Gr. 144; P. 89. V. 121; H. 363; H. 363), uv., tong., niv., haw., mangr., rap., neus., paum., tah. mark. thu (C. 111; M. 146; Tu.; A. 76; Tr. M. 24; Pi. 2,36; R. 64; Tr. 101; Tr. 102, Tr. P. 17; J. 114; D. 141), rar. puta-iu (Tr. 102). mor. here ,marschieren” (Tr. 41), mark. hee (D. 185), mangr. eve (Tr. M. 14, Pi. 2, 27), haw. hele (A. 156) neben haele (A. 181) au fut. saele (Gr. 234), uv., tong. haele (C. 10; M. 124), rar. aere (Tr. 41), rap. ahere (R. 60), tah. hare (J. 109).

_ 1b. h) fiir altes 7: fut., sam. fak., vait., uv., tong., niv. tolu ,drei* (Gr. 276; P. 317, V. 296; H. 246; H. 246; C. 174; M. 272, Chevr. 230; Tu.) haw. kolu (A. 292), man. mangr., rap., rar., neus., tah. toru (Tu.; Tr. M. 107, Pi. 2,110; R. 91; B. 12; Tr. 586; J. 160), mark. tow (D. 273). fut. sam., fak., vait., uv., tong. niv. valu ,acht“ (Gr. 297; P. 385, V. 328; H. 246, Tu.; H. 246; C. 120; M. 298; Tu.), haw. walw (A. 510), mangr., rap., rar. mang., tah., man. varu (Tr. M.119, Pi. 1,18; R. 50; B. 12; Tr. 596; J. 171; Tu), neus. warn (Tr. 596), paum. a-varu (Tr. P. 159, Tr. 596), mark. vau (D. 290). fut., sam., fak., vait., haw., niv. lima ,Hand, fiinf* (Gr. 173: P. 187, V. 187, 188; H. 246, Tu.; H. 246; A. 342: Tu.), mangr.. rap,, rar., tah. rima (Tr. M. 84, Pi. 2, 87; R. 58, 28; B. 12; J. 141), mark. ima (D. 142), mor. rima ,finf“ (Tr, 415; dagegen: ririma ,Hand“, Tr. 415), neus. rima ,fiinf* (Tr. 415; da- gegen rina ,Hand*, Tr. 415), paum. rima ,Hand“ (Tr. 415, Tr. P. 54; dagegen keka ,fiinf“, Tr. P. 22). Das » im tong., uv. dina »Hand, fiinf* (M. 215, Chevr. 280; C. 104) beruht wohl auf Assi- milation. fut. sam., fak., vait., uv., haw. lua ,zwei% (Gr. 179;

fa

|

oe ee ee E

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 319

P. 191, V. 142; H. 246, Tu.; H. 246; C. 55; A. 350), mangr., rap., rar., neus., tah., rwa (Tr. M. 88, Pi. 2,90; R. 85; B. 12; J. 148), mor. ru (Tr. 430), mark. ua (D. 282), tong., niv. wa mit unregel- maBigem Schwund des 7, wozu jedoch H. 232 zu vergleichen ist, (M. 289, Chevr. 230; Tu.). fut., sam, fak., vait., uv., tong., niv. fale ,Haus* (Gr. 119; P. 148, V. 88; Tu, H. 363; H. 368; C. 54; M. 87; Tu), haw. hale (A. 143), rap., mangr. hare (R. 58; Tr. M. 19, Pi. 2,32), rar., tup. are (Tr. 613; H. 142), neus. Fare (Tr. 612), paum., tah., man. fare (Tr. P. 5, Tr. 613; J. 104; Tu), nw. mark. hae (D. 126), so. mark. fae (D. 119).

16. i) fiir altes v: fut, sam, fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rap., rar., mang., tah., mark. vai , Wasser“ (Gr. 295; P. 332, V. 826; Tu. C.-13;5 M.. 296; ‘Ta:; Pi. 2,121, Tr. M118; R. 87; Tr. 589; J. 170; D. 228), paum. ana-vai ,Bach* (Tr. P. 2, Tr. 589), haw., neus. wat (A. 504; Tr. 589). fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., mangr., rar., paum., tah., mark. vave ,schnell“ (Gr. 298; P. 337, V. 330; H. 339; H. 339; C. 26; M. 299; Apok. 8,11; Tr. M. 20, Pi. 2, 123; Tr, 598; Tr. 598, Tr. P. 159; J. 171; D. 290), haw., neus. wawe (A. 511; Tr. 598), rap. veve-veve (R. 94). tup., tah. varua ,Geist* (H. 147; J.171), haw. wailua (A. 505), neus. wairua (Tr. 592), mang. vaerua (Tr. 592). Vgl. ferner vaka § 8 und valu § 15.

17. k) fiir altes f: fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv., man., so. mark. fa ,vier“ (Gr. 82; P. 106, V. 31; H. 363, Tu.; H. 368; C.145; M.41; Tu.; Tu.: D.119), neus. Fa (Tr. 603), haw., mangr., rap., tah., nw. mark. ha (A. 128; Tr. M. 18, Pi. 2,381; R. 74; J. 23; D. 123), rar. a (B. 12, Tr. 603). fut., sam., fak., vait., man. fatu ,Stem* (Gr. 121; P. 151, V. 87; H. 364: H. 364 Tu.), tong. fatu ,dick* (M. 90), uv. futu-futw ,dick* (C. 41); haw. haku ,harter Klumpen‘ (A. 141), neus. Futu ,Stein* (Tr. 617), tah. u-futu-fatu »dick“ (J. 116), so. mark. fatu-tv’i ,Blitz, Donner“ (Hi Idol"), mangr., mang. atu ,Kern* (Tr. M. 11, Pi. 2, 25; Tr. 617). fut., sam,, fak., vait., uv., tong., tah., so. mark. fanau ,eeboren werden“ (Gr. 120; P. 150, V. 84; H. 298; H. 298; C. 111; M. 88; J. 104; D. 120), neus. Fanau (Tr. 609), pam. fanau-na ,Nachkommenschaft* (Tr. P. 5, Tr. 609), haw., mangr. hanau (A. 148; Tr. M. 19, Pi. 2, 31), mang. anaw (Tr. 609). fut., sam., fak., vait. alofa , Liebe“ (Gr. 75; P. 72, V. 18; H. 363; H. 363), tong. aloofa (Tr. 25), tah., paum., neus. aroha (J. 94; Tr. 25, Tr. P. 3; Tr. 25), mark. aoha (D. 110), mang. aroa (Tr. 25), haw. aloha (A. 51), rap. aroha-na (R. 19), mangr. aka-aroha (Pi. 2,5) aka-aroa (Tr. M. 2). Vgl. auch tong., uv. ofa ,lieben* (Chevr. 240, M. 218; C. 25). sam. anufe

820 Franz Nikolaus Finck,

Wurm, Raupe* (P. 75, V. 17), tong. unufe, mit Angleichung des ersten Vokals, (M. 293), haw., paum., neus. anuhe (A. 59; Tr. 12, Tr. P. 2; Tr. 12), rap. e-anuhe (R. 27), manger. enuhe (Tr. M. 14, Pi. 2, 27), rar. anue (Tr. 12), mark. nuhe (D. 198). fut., tong. uv. fetuu ,Stern* (Gr. 129; M. 106: C. 163), sam., fak., vait., niv., so. mark. man., tah. feta (P. 158, V. 99; Tu.; Tu.; D. 122; Tu; J. 106) neus. Fetu (Tr. 623); paum., nw. mark. het (Tr. 623, Tr. P. 11; D. 187), rap. heetuw (R. 44), haw. hokw (A. 212), mangr. eta (Tr. M. 15, Pi. 2, 28). fut. fela ,6ffnen* (Gr. 124), sam. fela ,das untere Augenlid herabziehn zum Zeichen der Beschuldigung des Ehebruchs‘ (P. 154), fela-fela ,mit auseinandergespreizten Beinen schlafen* (P. 155), mafela ,gedffnete weibliche Scham* (P. 199), tong. ma-fela ,offen“ (M. 185), haw. ka-hela-hela ,mit auseinander- gespreizten Beimen schlafen* (A. 234), mangr. hera-hera ,mit den Handen gestikulieren* (Pi. 2, 33, Tr. M. 20), neus. Fe-Fera ,aus- breiten, 6ffnen“ (Tr. 621), ma-Fera ,dffnen“ (Tr. 238), tah. o-fera ,das Innere des Augenlids nach aufen ziehn“ (J. 124), mafera yeine schlafende Person geschlechtlich gebrauchen“ (Tr. 621). fut., sam., fak., vait. fia ,wiinschen* (Gr. 129; P. 158, V. 101; H. 364; H. 864) uv. fia-fia (C. 49), tong. fie, zB. fie-kai ,hungern“, d.h, ,essen wollen, essen nitig haben“, fe-inu ,diirsten“, d. h. ntrinken wollen*, (M. 107), haw. hia-’ai ,sebnlicher Wunsch‘ (A. 159), mangr. aka-hia-hia ,wahlen“ (Tr. M. 3, Pi. 2, 6), tah. hia-aé yessen wollen“ (J. 110), nw. mark., neus. hia (D. 1387; Tr. 65). fat., sam., fak,, vait., uv., niv., tong., man., so. mark. fitu ,sieben“ (Gr. 181; P. 160, V. 102; H. 364, Tu.; H. 364; C. 159; Tu. M. 109; Tu., D. 128), neus. Fitu (Tr. 626), nw. mark., tah. hitw (D. 123; J. 111), rap. e-hitu (R. 83), paum. a-hito (Tr. P. 12, Tr. 627), haw. hiku (A. 162), mangr., rar. itu (Tr. M. 25, Pi. 2, 37; B. 12). uv. filo ,Faden* (C. 70), fihu, faka-fihi ,flechten“ (C. 113), fi »spinnen“ (C, 118), tong. filo ,Faden“, fi ,spinnen“ (M. 108), fut. fili ,spinnen* (Gr. 31), filo ,spinnen“ (Gr. 181), sam. fili ,flechten“ (P. 159, V. 101), filo ,Faden* (P. 159, V. 101), haw. Aili ,flechten“ (A. 162), hélo ,spinnen* (A. 163), mangr. hiri ,weben, flechten“ (Tr. M. 21, Pi. 2, 83), hiro ,zwirnen* (Tr. M. 21, Pi. 2, 33), rap. hiro ,zwirnen“ (R. 45), rar. iro ,spinnen, zwirnen“ (Tr. 625), mang. ‘ré ,Spinnen, zwirnen, flechten* (Tr. 624), neus. Firi ,flechten, zwirnen“ (Tr. 624), tah. firi ,flechten* (J. 106), so. mark. fio »Zzwirnen“ (D, 123). fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv. nifo ,4ahn* (Gr. 211; P. 230, V. 186; H. 364, Tu.; H. 364; C. 47; M. 215; Tu.), haw., mangr., rap., neus., paum., mark., man. niho A. 418, Tr. M. 58, Pi. 2,16; R. 34; Tr. 267; Tr. 267, Tr. P. 39,

2h ree

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 382]

D. 196; Tu.), tah. nixo (J. 123), rar., mang., nio (Tr. 267; Tr. 267), fut., sam., fak., vait., uv., tong., niv. nofo ,sitzen* (Gr. 212; P. 231, V. 188; H. 864; H. 364; OC. 157; M. 216; Tu), haw.,, mangr., rap., neus., paum., mark. noho (A. 421; Tr. M. 59, Pi. 2, 67; R. 79; Tr. 269; Tr. 269, Tr. P. 40; D. 197), tah. nowo (J. 123), rar. noo (Tr. 269). fut., sam., uv., tong. fola ,ausdehnen“ (Gr. 182; P. 161, V. 104; C. 65; M. 111), haw. hola, ho-hola (A. 213, 211), neus., tah. hora (Tr. 82; J. 112), mangr. ho-hora (Tr. M. 21, Pi. 2, 34; paum. ho-hora ,mit auseinandergespreizten Beinen daliegen“ (Tr. P. 14); rap., paum. hora-hora (R. 42, Tr. P. 14), mark. ho-hoa (D. 140), rar. o-ora (Tr. 82). fut., sam., fak., vait., uv., tong. fua ,Frucht, Produkt“ baw. ,hervorbringen* (Gr. 132; P. 168, V. 106; H. 363; H. 363; C. 73; M. 113), haw., mangr., neus., tah., mark. ua, im TaH. ,Partikel, Kern“, (A. 218; Tr. M. 22, Pi. 2, 35; Tr. 89; J. 112; D. 148), rap. hua-a (R. 47), paum. hua-ya ,Geschlecht* (Tr. 89, Tr. P. 15), rar. ua (Tr. 89). sam. futi ,enthaaren, entfedern, pfliicken, ziehn“ (P. 166, V. 109; fut., tong. futst (Gr. 1385; M. 116), haw. huki (A. 223), mangr., huti (Tr. M. 23, Pi. 2, 35), neus., paum., mark. huti ,in die Héhe ziehn, hissen“ (Tr. 97; Tr. 98, Tr. P. 16; D. 139), tah. Auti (J. 113), rar. uti , Wasser schépfen* (Tr. 98). Vgl. auch faka- u. vaka § 8, fata § 9, fale § 15.

18. 1) fiir em A, dem in der Fidschisprache ein stimmhafter postdentaler Reibelaut wie der erste Konsonant des englischen Wortes thou entspricht, der wohl aus einem stimmhaften s-Lante hervorgegangen ist (vgl. K. 12 ff): tong., niv. wha ,Regen* (M. 189; Ps. 72, 6), fut., sam., fak., vait., uv., haw., mangr., rap., rar., man., neus., tah, mark. wa (Gr. 286; P. 97, V. 314; H. 364, Tu.; H. 364; C. 82; A. 112; Tr. M. 115, Pi. 2,118; R. 70; Tr. 571; Tu.; Tr. 570; J. 165; D. 282). Vel. fi. uda (K. 186). tong., niv. mohe ,schlafen* (M. 207; Mark. 14, 37), fut., sam., fak., vait., uv., haw., mangr., rap., rar., neus., paum., tah, mark. moe (Gr. 203; P. 221, V. 176; H. 364; H. 364; C. 54; A. 394; Tr. M. 52, Pi. 2,61; R. 63; Tr. 247, Tr. P. 86; J. 120; D. 188). Vel. fi. mode (K. 155). tong. fohe ,Ruder“ (M. 110), fut., sam., fak., vait., uv. foe ,Ruder* (Gr. 131; P. 160, V. 103; H. 363; H. 363; C. 150), haw., mangr.. rap., neus., tah., mark. doe (A. 171; Tr. M. 21, Pi. 2, 34; R. 66; Tr. 77; J. 111; D. 189), rar. oe (Tr. 77). Vel. fi. vode (K. 191). tong., niv. tahi ,See, Salawasser* (M. 245 ; Tu.), fot, sam., fak., vait., uv., Mangr., rap., mang., man., neus., tah., mark. tat (Gr. 251; P. 277, V. 256; H. 364, Tu.; H. 364; C. 104; Tr. M. 91; Pi. 2,95; R. 61; Tr. 446; Tu; Tr. 446; J.

822 Franz Nikolaus Finck,

146; D. 248), haw. kai (A. 2381). Vel. fi. tadi (K. 175). tong., niv. fiha ,Zabl, wieviel?’ (M. 108; Ps. 147, 4), uv. fia (C. 115), e-fia ,wieviele?* (C. 146), fut., sam. fia ,wieviele?“ (Gr. 129; P. 158, V. 101), so. mark. fia, e-fia ,wieviele“? (D. 128), rap., paum. e-hia ,wieviele*? (R. 28; Tr. 65, Tr. P. 11), haw. a-hia ,wieviele ?“ (A. 87), uw. mark. hia, e-hia ,wieviele?“ (D. 187), tah. hia, a-hia, e-hia ,wieviele?* (J. 110), mangr. e-hia, e-ia (Tr. M. 13; Pi. 2, 26), mang. e-ia (Tr. 65). Vegl. fi. vida ,wieviel?* (x. 191).

19. Das Bild, das die § 6 aufgestellte, durch die § 8 bis 18 angefiihrten Beispiele bestatigte Tabelle gewahrt, leidet allerdings unter einer gewissen Einseitigkeit der Betrachtung. Es sind nicht mit voller Unbefangenheit aufgezeichnete, rein beschaulich erfa8te Dialekte, die in der Tabelle beriicksichtigt worden sind, sondern bis zu einem gewissen Grade Literatursprachen, bei der nicht wenig willkiirliche Festsetzung von seiten der Missionare mit- gewirkt hat. Infolgedessen werden bald tatsichlich vorhandene Verschiedenheiten verdeckt, und zwar durch eine zielbewufSte An- leitung, sich hinsichtlich der Aussprache einer einmal angenom- menen Schreibung anzupassen, bald werden sie durch dasselbe Mittel vergréSert, indem tatsachlich vorhandene Uebergangsstufen in der Schreibung nicht beriicksichtigt und damit auch aus der wirklichen Sprache mit mehr} oder weniger Erfolg beseitigt werden. Beides macht sich ganz besonders bei der zweiten Kolumne der Tabelle geltend, die den Anschein erwecken muf, als stinde das Haw. allen anderen Dialekten auffillig scharf gesondert gegeniiber. Da ist nun aber zunachst festzustellen, da die Differenz iiberhaupt nicht so groB ist, wie sie uns, die wir mit den Zeichen k und + ziemlich verschiedene Werte verbinden, erscheint: ,The confusion in the pronunciation of & and ¢ is not uncommon, even in those languages in which both the sounds are met with as distinct ele- ments. In Fakaafo aliti was heard for aliki, and in New Zealand and Paumotu ariti. In Hawaiian, the natives make no distinction between the ¢ and &, and the missionaries have adopted the latter, though improperly (as the element is really the Polynesian #) in the written language“. (H. 233f.). Vgl. ferner hinsichtlich des im Haw. durch k bezeichneten Lautes im besonderen folgende An- gaben: Its sound varies somewhat from the English k sound t that of the t, according as the enunciation is made at the end of the tongue or near the root. It is difficult to make Hawaiians perceive the difference between the English sounds of k and t. The natives on the Island of Hawaii generally pronounce the letter with the palate, that is, give it the k sound, while the natives

i

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ibrer Sprachen. 38238

of the Island of Kauai pronounce it with the end of the tongue, that is, pronounce it as t.“ (A. 226); No distinction was formerly made between the sounds of & and#..... The sound of ¢ pre- vailed on Kuai, that of & on Hawaii..... It is on some ac- counts unfortunate that & was chosen rather than ¢ to represent the sound which is represented by + throughout the rest of Po- lynesia ....“ (Al. 5). Andrerseits besteht die im Haw. wenig- stens fiir einen Teil des Gebiets immerhin anzuerkennende Neigung, ein altes ¢ durch & zu ersetzen, nicht vereinzelt da. So ist sie besonders fiir das Sam. sicher bezeugt und vielleicht auch noch auf anderen Gebieten, fiir die die Zeugnisse fehlen, vorhanden. Vel. hinsichtlich des Sam.: ,Recently, as in the Sandwich Islands, the ¢ has come to be pronounced as & in common conversation. In set speeches the proper Pronunciation is still, for the most part, observed‘ (P. 1); ,Statt des ¢ sprechen die meisten Samoaner leider das & der Tonganer(!)*. (F. 1); wird durchweg wie ; gesprochen, an elnigen Stellen von Samoa jedoch wiek...... Regel ist dies nicht, vielmehr Provinzialismus*. (N. 2); ,t haat den deutschen Taub: vielfach wird es wie k gesprochen .. .“. (NK. IJ); ,Als Whitmee im Jahre 1863 nach Samoa kam, war es zunachst in Tutuila und Ost-Upolu Mode geworden, t wie k aus- zusprechen ... Jetzt ist diese Aussprache ganz alloemein, ebenso wie die Vertauschung von n und g (= ng, n)... Diese sprach- geschichtlich interessante Aussprache verindert den Klang des Samoanischen ungemein wie ich mich selbst bei der vorjéhrigen Anwesenheit einer samoanischen Trappe in Berlin tiberzeugen konnte: teine klang fast wie kdinge (if. W. K. Miiller, Veréffent- lichung aus dem Kénigl. Museum fiir Vélkerkunde, Bd. IV Heft 2—4, Berlin 1896, 8. IV). Der Ersatz eines alten polynesischen ¢ durch & ist also, auf welchem Teile des Gebiets er sich auch vollzogen haben mag, allem Anschein nach ein Vorgang, der sich erst abgespielt hat, als die verschiedenen Angehirigen des poly- nesischen Stammes langst ihre jetzigen Wohnsitze eingenommen hatten, mithin etwas, was fiir die vorliegende Untersuchung gar nicht in Betracht kommt. Von dem Ersatz des alten ¢ durch die Affrikata ts beziehungsweise den Zischlaut s laBt sich dies nicht in gleicher Weise auf grund bestimmter Angaben von Beobachtern der lebenden Sprachen behaupten. Es wird sich aber zeigen, wie schon vorgreifend bemerkt sei, da8 dieser Wandel allerdings auch eine ganz junge Erscheinung sein muf, die sich an verschiedenen Stellen unabhingig herausgebildet hat.

20, Die in der neunten Kolumne angegebenen Verschieden-

324..° Franz Nikolaus Finck,

= heiten sind ebenfalls so geringfiigiger Natur, daB eine Nicht-

beriicksichtigung der Untersuchung kaum Schaden bringen kann. Das haw. w steht dem v der anderen Dialekte auf jeden Fall sehr nahe, so nahe, dai dem Europder die Entscheidung, was in jedem Falle anzunehmen, oft nicht leicht zu sein scheint. ,Wie der Sachse die harten und weichen Buchstaben p und b, t und d leicht verwirrt und der Spanier das b mit dem v verwechselt, so schwankt im Munde der Hawaiier der Laut fast unentschieden zwischen (k und t, l und rh, dem englischen w und dem franzésischen v“ (Ch. 5); »The sound of w is really between that of v and w, in English, and in the middle of words it approaches more closely to that of v.,,“ (Al. 5). Da8 es sich aber nicht nur im Haw. so verhalt, darauf deutet wohl auch die Tatsache, daf Hale fiir das Paum. ausdriicklich w angibt (H. 233), Tregear dagegen immer v schreibt. -Hinsichtlich des Neus. scheint allerdings ein derartiger Mittellaut bzw. ein als berechtigt anerkanntes Schwanken zwischen v und w nicht angenommen werden diirfen. Es liegt aber auf der Hand, daB eine so geringfiigige Abweichung iiberhaupt nicht von Belang sein kann, wenn sie nicht noch an anderem eine Stiitze findet.

21. Auch hinsichtlich der achten Kolumne wird die Ver- schiedenheit, die nach der Tabelle anzunehmen zu sein scheint, auf ein etwas bescheideneres Ma8 zuriickgefiihrt werden miissen, da / und y im Polynesischen ausdriicklichen Zeugnissen zufolge in oft fast gleicher Weise gebildet werden. Vgl. folgende Angaben: »lhe sound of J is rarely heard in the New Zealand pronunciation, and that of ry in the Tongan; in all the other dialects (d. h. im Fak., Vait., Sam., Rar., Paum., Tah. Haw., Mark.) both these sounds are used indiscriminately. The missionaries have adopted the / in Samoan and Hawaiian, and the y in Tahitian and Raro- tongan“. (H. 233); In all the dialects the J (or r) is frequently so pronounced as to have, to the ear of a stranger, a sound very similar to d..... (HW. 233); Hawaiian 7 often becomes r“ (Doane/Ray, A Comparison of the Languages of Ponape and Ha- waii: Proc. of the Royal Society of New South Wales, 1894, 421); hinsichtlich des Fut.: ,J, dans le dictionnaire et les imprimés, remphit quelquefois la fonction de r“ (Gr. 8); hinsichtlich des Sam. : y! the same as in English, except when preceded by either a, 0 or #, and followed by i, when it is pronounced by most natives as a soft r, almost approaching to ad...“ (P. 1); hinsichtlich des Tong.: ,/ a la prononciation commune aux autres langues. On y sent cependant une faible teinte der, particulitrement au milieu des mots* (Chevr. 225),

ik

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 3895

22. Auch anderes, gelegentlich Erscheinendes liefe sich noch - anfiihren, im besonderen Verschiedenes auf das Fak. Beziigliche, durch die eingeklammerten Zeichen schon Angedeutete. In solchen Fallen liegt aber naturgemi8 die Méglichkeit nahe, daB die beobach- teten Worter erst in jiingster Zeit eingeftihrt sind und demnach fiir die vorliegende Untersuchung nicht ohne weiteres verwertet werden kénnen. Ueberhaupt wird bei der beabsichtigten Unter- suchung die Verschiedenheit im Lautbestand der einzelnen Sprachen nur in dem Mafe als Beweismittel verwandt werden kénnen, als sie mit anderen Eigentiimlichkeiten Hand in Hand geht. Ist doch die Verschiedenheit in den meisten Fallen so verschwindend gering, daB8 eine Herausbildung ohne irgendwelche Abhangigkeit von ein- ander durchaus nicht ohne weiteres abgelehnt werden kann. Im- merhin wird man aber zugeben miissen, da8 wenigstens der Gegen- satz von s und h, sowie in erhéhtem Mafe der von f/f, A und f/h mit ziemlicher Regelung des Wechsels nicht den Hindruck macht, das Ergebnis einer Reihe unabhingig von einander verlaufener Aenderungen zu sein. Und so mag denn die Untersuchung mit einer etwas eingehenderen Betrachtung der letzterwahnten Spal- tung eines einst einheitlichen Lautes beginnen.

23. Es ist schon kurz darauf hingewiesen worden 7), daB innerhalb der Gruppe von Sprachen, in denen F bezw. f einem h (bzw. x im Tah. nach i, 0, u) gleichwertig gegentibersteht, der Labial nur vor a, e oder 4 erscheint. Und auch darauf ist schon aufmerksam gemacht worden, daf andrerseits ein h vor a, e, 1 zwar nicht die Regel ist, immerhin aber vorkommt. Es mag nun dahin- gestellt bleiben, wie diese Ausnahmen zu erkliren sind. Fir die beabsichtigte Untersuchung ist vor allem die Tatsache von Bedeu- tung, dafi die durch F bzw. f und A fiir altes f charakterisierten Sprachen nicht selten auch diese Ausnahme gemeinsam auf- weisen, z.B. man., neus., tah., mark. ahi ,Feuer“ (statt eines er- warteten afi bzw. afi; Tu., Tr. 3; J. 86; D. 105) gegen fut., fak., vait., sam., tong., uv., niv. afi (Gr. 70; H. 363; Tu.; H. 3638; P. 66, V. 4; M. 25; C. 81; Tu.), mangr. ahi (Tr. M. 2, Pi. 2, 4), rap. v-ahi (R. 45); neus., paum., tah., mark. ahiaht ,Abend* (Tr. 3; Tr. 8, Tr. P.1; J. 86; D. 105) gegen fut., sam., uv. afiafi (Gr. 70; P. 66, V. 4; C. 181), tong. efaf (M. 39), haw., mangr., rap. ahiahe (A. 88; Tr. M. 2, Pi. 2,4; R. 84), var. aiat (Tr. 3). Man k6énnte vielleicht vermuten, da8 ein nach Laut und Bedeutung nahe- stehendes Wort wie fut. afu ,Rauch* (Gr. 70), dessen f regelrecht ein h entsprechen mute, eingewirkt habe. Derartige Erklérungen wiirden sich aber nicht leicht fiir alle Falle beibringen lassen,

326 Franz Nikolaus Finck,

wiirden vielleicht oder wahrscheinlich auch noch nicht einmal richtig sein und kommen was die Hauptsache ist fiir die vorliegende Frage auch zundchst gar nicht in Betracht. Das Zusammenhalten auch in den Ausnahmen gentigt, um klarzustellen, da8 es sich nicht um eine Erscheinung handelt, die sich phonetisch ohne weiteres erklért und deshalb die Annahme eines auf den verschiedenen Gebieten selbstaindig vollzogenen Wandels berechtigt erscheinen lat. Es ist vielmehr schon auf Grund des bis jetzt Angefiihrten anzuerkennen, dai die réumlich so weit von Man., Paum., Tah. und Mark. getrennte neus. Sprache unbedingt der éstlichen Gruppe zuzurechnen ist.

24. Nicht minder lehrreich sind nun aber diejenigen nicht seltenen Halle, in denen nur auf einem Teil des Gebiets statt des za erwartenden Labials ein h erscheint. In diesen Fallen weist némlich niemals das Neus. ein h im Gegensatze zu einem f der anderen Angehérigen der dstlichen Gruppe auf. Der offenkundig jiingere Uebergang eines f in A vollzieht sich vielmehr immer in der Nihe derjenigen Sprachen, die den Labial immer durch h ersetzen oder ganz schwinden lassen, d.h. in der Nahe der Sprach- gebiete des Mangr., Rap., Nw. Mark., Rar., Mang., Tup., denen dann auch das allerdings sehr entfernte, aber doch auf jeden Fall dem Neus. nicht gerade benachbarte Haw. anzuschlieBen sein wird. Man gewinnt, wie mir scheint, unwillktirlich den Eindruck, da8 der Wandel von f zu h vor a, e und é ein Vorgang ist, der sich mum gréfiten Teil erst nach der Abtrennung des Neus. von der Gesamtgruppe der dstlichen Sprachen abgespielt hat, der hier mehr, dort weniger Umfang gewonnen hat, der vielleicht im Maner., Rap., Nw. Mark., Gar., Mang., Tup. und Haw. eine einst auch vor- handen gewesene Doppelheit von f und h erst in verhaltnisma Big jonger Zeit zuungunsten des Labials beseitigt hat. Diese Ver- mutung wiirde an Wahrscheinlichkeit gewinnen und der GewiBheit nahe kommen, wenn sich noch anderes aufweisen liebe, was nur dem Fut, Sam, Fak. Vait., Uv., Tong. und Niv. fehlt und da- durch den Rest als eine dem angedeuteten Komplex gegeniiber- stehende dstliche Gruppe kennzeichnete.

25. In der Tat liegen nun mehrere in diesem Sinne beach- tenswerte Erscheinungen vor, von denen in erster Linie zwei zu besprechen sind:

Der Gebrauch einer den westlichen, durch stete Erhaltung

des f gekennzeichneten Sprachen unbekaunten Adnominal- partikel,

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 9827

Der Gebrauch einer besonderen, anscheinend verktirzten Form fiir das Possessivpronomen der 2. Person des Singular. 26. Zum Ausdruck eines Adnominalverhaltnisses dienen in simtlichen polynesischen Sprachen, von denen auf diesen Puankt beztigliche Angaben oder die Feststellung erméglichende Texte vorliegen, die Partikeln a@ und 0, die vor das unserem Genitiv entsprechende Wort treten, und zwar nach der allerdings wohl nicht immer streng drrchgefiihrten, aber wohl nirgends ganz be- seitigten Regel, daS a gebraucht wird, wenn das Abhingigkeits- verhaltnis ein gewissermafen aktives ist, o dagegen in allen an- deren Fallen, z.B. sam. le ’upu a lau ava ,die Stimme deines Weibes“, ,das Wort deines Weibes* (Gen. 3,17), le polo’atga a le tupu ,der Befehl des Kénigs* (Esr. 8, 36), aber le ’a’ao o le ali’ ,die Hand des Herrn* (Luk. 1, 66), 7e fale o Peteru ,das Haus des Petrus“ (Matth. 8, 14). Ebenso verhalt es sich mit den ent- sprechenden Partikeln der anderen Sprachen, fut., fak., vait., uv., tong., haw., mangr., rap., rar., mang., neus., tah., mark. a (Gr. 69; H. 859; H. 859; Kup. Fil. 8,26; Chevr. 227; A. 17; Tr. M. 1; R. 82; Tr. 1; Tr. 1; Tr. 1; J. 225; D. 103) und mit fut., fak., vait., uv., tong., haw., mangr., rap., rar, mang., neus., tah., mark. o (Gr. 214; H. 359; H. 359; Kup. Fil. 5, 25; Chevr. 227; A. 84; Tr. M. 60, Pi. 2,67; R. 82; Tr. 288. Tr. 288; Tr. 288; J. 225; D. 119), paum. (anscheinend nur beim Possessivpronomen) t-a-na ,sein® (Tr. 460), to-na ,sein* (Tr. 580) etce., wihrend im Niv. ab- gesehn von dieser Beschrinkung auch noch eine Verallgemeinerung von @ stattgefunden zu haben scheint. Vgl. e anelu he iki ,em Engel des Herrn“, eigentl. ,der Engel der Herr“ (Luk. 1, 11) gegen tong. ha anelo a-e eiki, ,ein Engel des Herrn“, sam. le agelu a le ali’i ,der Engel des Herrn*, neus. tetaht anahera a te arikt ,ein Engel des Herrn“, rar. tetai anela a te atu ,ein Engel des Herrn“ etc.; niv. h-a-na hoana ,sein Weib* (Luk. 1,5; sam. -a-na ava), h-a-uw a lioyi ,dein Gebet* (Luk. 1,13; sam, J-a-u tatalo), h-a-u a hoana ,dein Weib* (Luk. 1,13; sam. /-a-u ava), aber auch h-a-na faoa ,sein Haus“ (Luk. 1,23; sam. l-o-na aiga), ke manava h-a-na pihr Leib* (luk. 1,41; sam. /-0-na manava) ete. In denjenigen Sprachen, die ein altes f entweder durch f bzw. h nach der besprochenen Regel oder immer durch f ersetzen oder es ganz schwinden lassen, sind nun aufSer den beiden Adnominal- partikeln a und o auch die annahernd gleichwertigen Prapositionen na und no mit der bei a/o besprochenen Bedeutungsdifferenz in Gebrauch. Bezeugt sind sie allerdings nur fiir das Haw., Mangr., Rap., Rar., Mang., Neus., Paum., Tah. und Mark. (A. 494, 420;

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1909. Heft 3. 24.

398 Franz Nikolaus Finck,

Tr, M. 56, 58, Pi. 2, 67; R. 382; B. 11, 268; Tr. 261, 268; Tr. 281, 268, Tr. P. 38. 40; J. 121, 128; D. 193, 197); wahrscheinlich gilt aber fiir das Tup., Man. und Mor., von denen iiberhaupt keine Angaben tiber die Adnominalpartikeln vorliegen, dasselbe.

27. Das' Possessivpronomen der 2. Pers. Sing. zur Bezeich- nung einzelner Objekte wird im Polynesischen auf dreierlei Weise gebildet: 1) das Personalpronomen der 2. Person Sing. wird durch eine der beiden Adnominalpartikeln a oder o mit dem um seinen Vokal verkiirzten bestimmten Artikel verbunden, z.B. rap. t-o-hoe ,der-vyon-du“, ,der-von-dir“, ,dein*; 2) ein in Verbindung mit Substantiven nicht mehr vorkommendes Possessivsuffix wird auf dieselbe Weise mit dem Artikel verbunden, z.B. neus. ¢-o-w ,,der- von-dein“, ,dein* (Tr. 587), 8) der verkiirzte Artikel verbindet sich mit der Adnominalpartikel o ohne weiteren Zusatz, z. B, neus. t-o ,der-von", ,dein“, wobei es dahingestellt bleiben mag, ob nicht letztere Form eine Verkiirzung aus tou ist. Von diesen drei Bil- dungsarten scheint sich nun die dritte auf die Gruppe der dst- lichen Sprachen in bereits umgrenztem Sinne zu beschraénken. Zu belegen ist sie als ¢o fiir das Neus., Mangr., Rap. Rar., Tah. und Mark. (Tr. 520; Pi. 1,17; R. 11 Zeile 14; Luk. 1, 36; J. 158; D. 267) als ko ftir das Haw. (A. 282). Allerdings wird auch im Tong. eine allem Anschein nach gleichartig gebildete Form ho gebraucht (Chevr. 234) tong. he, etymologisch dem unbestimmten sam. Artikel se entsprechend, funktioniert als bestimmter —; es ist aber eine vielleicht doch beachtenswerte Tatsache, daf die beiden dem Tong. in fast allem so nahestehenden Dialekte, das Uv. und Niv., diese Form nicht kennen. Vielleicht deutet dies daranf, dab sich die tong. Form unabhbiingig von den erwahnten, nicht lautlich, aber der Bildungsart nach entsprechenden (Neus. ¢o etc.) heraus- gebildet hatte. Sollte es sich aber auch anders verhalten, sollte diese Form oder vielmehr der Typus derselben auch schon im Ur- polynesischen vorhanden gewesen sein, so wiirde doch wenigstens das charakteristisch bleiben, daB sie dann auf dem westlichen Gebiet mit Ausschlu8 des sprachlich zum Osten zu rechnenden Neus. von Tong. abgesehn iiberall geschwunden wire.

28. Blickt man nun, nach der Erérterung der §§ 24-27, nochmals auf die § 6 aufgestellte Lauttabelle, so erscheint auch die achte Kolumne in einem anderen Licht. § 21 war darauf auf- merksam gemacht worden, dafi der Unterschied von » und / wohl nicht so gro8 anzunehmen sei, wie man es nach den von uns in der Regel mit diesen Zeichen verbundenen Werten zu vermuten geneigt sein kénnte. Immerhin wird man aber auch nicht annehmen

edie ceil ecacesa ae

wm,

Fa ieee te ate si aa aa

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 329

diirfen, da® bei den orthographischen Festsetzungen der Missionare geradezu bare Willkiir geherrscht habe. Ein im allgemeinen stir- keres Hintiberneigen nach der /- oder r-Seite wird sicherlich in jedem Falle beobachtet worden sein. Sieht man nun aber einmal vom. Haw. ab, so sieht es doch nach etwas anderem als blofem Zufall aus, daB die bisher als éstliche Gruppe ausgeschiedenen Sprachen alle durch r ‘charakterisiert werden. Da8 man allen Schreibungen glauben soll, nur nicht der des Haw., mag ja nun wohl wie eine nur der Hypothese zuliebe aufgestellte Forderung aussehn. Es ist jedoch wohl zu beachten, daf bei der Festsetzung der haw. Orthographie die Entscheidung nicht so schnell und nicht mit gleicher Bestimmtheit getroffen worden ist, wie bei den an- deren Sprachen, da8 bis zum Jahre 1826 neben / in vielen Fallen auch y geschrieben wurde (Ch. 5f.).

29. Wie ohne weiteres zu erwarten ist, machen sich inner- halb der so bestimmten éstlichen Gruppe nun aber doch auch mehr oder minder charakteristische, auf jiingere Abzweigungen deutende Verschiedenheiten geltend. Auf eine in diesem Zusammenhange in Betracht kommende Erscheinung ist schon hingewiesen worden: auf den wahbrscheinlich erst nach dem Ausscheiden des Neus. aus der dstlichen Gruppe vorgenommenen Ersatz eines f vor a, e oder 4 durch h 24). Gleich beachtenswert ist nun aber auch wohl die Tatsache, daB die § 27 besprochene erste Bildungsart des Pos- sessivpronomens der 2. Pers. Sing. zur Bezeichnung einzelner Ob- jekte, z.B. paum. ¢-a-koe, rap. t-o-koe ,dein*, obwohl charakteristisch fiir die éstliche Gruppe, doch nur fiir den nach Abzug des Neus., Haw. und Rar. eriibrigenden Teil derselben Geltung hat. ,Dein“ heiBt im Mangr. tokoe (Tr. M. 104, Pi. 1,16; nach H. 257 auch takoe); im Rap. tokoe oder tow (nach Typus IT; R. 89), wozu jedoch zu bemerken ist, da& in den allerdings sehr kurzen Texten neben einmaligem fo R. 11 Zeile 14 nur tokoe vorkommt, némlich R. 12 Zeile 5, 7,7; 13 Zeile 15; im Nw. Mark. tokoe (D. 26; nach H. 258 auch takoe); im Paum. takoe (H. 257, Tr. P. 75) und tokoe (Tr. P. 83); im Tah. ta’oe, to’oe (J. 19; nach H. 257 auch tau, nach J. 160 auch tow); im So. Mark. to’oe (D. 26; nach D. 2,194 auch tv’oe, nach H. 258 auch ¢aow und toow), Es mag dahingestellt bleiben, ob die nebenbei angefiihrten Formen nach dem Typus IL (tow etc.) tatsichlich zu belegen sind oder nicht. Die normale Bildungsart ist auf jeden Fall die nach dem Typus J, worauf schon die Tatsache weist, da8 in den Grammatiken, von Hale’s Darstel- lung abgesehn, nur sie angefiihrt wird, die andere nur nebenbe1

im Vokabular Erwadhnung findet. Im Gegensatz zu den genannten 24*

880 Franz Nikolaus Finck,

Sprachen werden nun im Rar., Neus. und Haw. nur Formen nach dem fiir das Westpolynesische charakteristischen Typus II ge- braucht. Dein“ heift im Rar. ¢aauw (H. 256; Tr. 488, B. 16) oder toow (H. 256; Tr. 5388, B. 16), was allem Anschein nach durch Zerdehnung aus tau bzw. tow entstanden ist, gleich den fut. sub- stantivischen Formen laau, loouw (Gr. 36) neben den adjektivischen lau, low (Gr. 28); im Neus. tau oder tow (Tr. 488, Wi. 9; Tr. 588, Wi. 9); im Haw. kaw oder cow (Al. 16, A. 286; Al. 16, A. 286). Die entsprechenden westpolynesischen Formen sind: fut., sam. lax (Gr. 28, 169; P. 12, V. 460, F. 6, N. 12) und Jow (Gr. 28, 178; P. 12, V. 460, F. 6, N. 12), fak., vait. tow (H. 255, 360, 364), uv. taw und tou (C. 176), tong. hoo (Chevr. 233), das wahrscheinlich aus hou durch Assimilation des auslautenden Vokals entstanden ist, niv. haw (luk. 1, 13. 36. 44; 2, 48; 4,12 etc.).

30. Allerdings werden fiir das Sam. auferdem auch noch die Formen lace und lo’oe nach Typus I angegeben (P. 12, V. 460, F. 6, N. 12) und fiir eine von diesen beiden liegt auch ein Beleg aus einem Text der nicht tibersetzten, sondern einheimischen Lite- ratur vor (Fi. 13). Beriicksichtigt man jedoch, daB dieser Beleg der einzige ist, der sich aus einer grofen Zahl von Texten gewinnen lieB, da8 die Formen Ja’oe und lo’oe von N. ausdriicklich als seltenere bezeichnet, in Pratt’s und Newell’s englisch-samoani- schem Glossar aber iiberhaupt nicht angefiihrt werden, dann ist die Vermutung wohl nicht unberechtigt, da® die einzige bis jetzt belegte Form vielleicht doch eine Analogiebildung nach den Dual- und Pluralformen ist, die sich unabhéngig von der der dstlichen Sprachen vollzogen hat. Ist doch in &hnlicher Weise auch die gemeinpolynesische Form des Possessivpronomens der 3. Person Sing. zur Bezeichnung einzelner Objekte nach Typus IT (,,der-von- sein“; fut., sam. lana und lona Gr. 28; P. 12, V. 128. 141; F. 6, N. 12, New. 77, Fi. 14; uv., neus., paum., tah. rar. tana und tona C. 169; Tr. 461. 580; Tr. 461. 530; J. 19; B. 19; mangr., rap. tona ‘Tr. M. 106, Pi. 1,16; R. 84; haw. kana und kona (A. 256. 293; niv. hana Luk. 1, 8. 23 etc.; tong. hono mit Assimilation des ursprtinglich auslautenden a Chevr. 234) im Mark. ganz durch toia, d.h. ¢-o-ia ,der-von-ihm* verdraéngt worden (D. 26); und im Haw. wird die lautlich entsprechende Form koia wenigstens neben der altererbten gebraucht (A. 285).

31. ine sich hier aufdringende Frage ist nun die: Sind diese beiden Formen, toia und koia, auch unabhingig voneinander entstanden, oder sind sie jiingere lautliche Differenzierungen einer einst gemeinschaftlich vollzogenen Neuerung? Beides ist selbst-

i,

SE am Ap

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 331

versténdlich méglich. Die Annahme, dafi letzteres geschehn, dtirfte jedoch im Hinblick darauf als die berechtigtere erscheinen, daf es noch eine nur dem Haw. und Mark. eigene Besonderheit gibt!, bei der die Annahme zufilligen Zusammentreffens so ziemlich aus- geschlossen ist. In beiden Sprachen, d.h., genauer bestimmt, im Haw. und dem nordwestlichen Dialekt des Mark., haben die alt- tibernommenen Worter zur Bezeichnung der Zahlen 100 und 1000 eine neue Bedeutung bekommen, die auf den ersten Blick als das Resultat einer Multiplikation mit 4 erscheinen kénnte, in Wahrheit aber wohl darauf beruht, da& ein beim Gebrauch der angefiihrten Worter im Mangr., Rar. und auch wohl im Tah. festzustellendes Zahlen nach Paaren bei einer spdter erfolgten Trennung, als dies in Vergessenheit geraten war, wiederholt wurde. Vel. fat. hau-le-lau und kau-lau, wortl. ,Menge-das-Hundert“ bzw. ,Menge-. Hundert“, ,hundert* (Gr. 19. 20), sam. se-law ,ein-Hundert“ (P. 9, New. 78, V. X XIX), fak., vait. law ,hundert* (H. 247), uv., tong., niv. te-au ,das-Hundert* (C. 26; Chevr. 230; Tu.), rap. neus. raz ,hundert* (R. 26; Tr. 401), sodann rar. raw ,zweihundert* (Tr. 402, B. 60), so. mark. ’aw. ,zweihundert* (D. 113), mangr. rau, nach Tr. M. 82 allerdings ,hundert*, nach Pi. 2,86 jedoch nur in Bezug auf den jetzigen (offenbar durch die Missionare beein- fluBten) Gebrauch mit dieser Bedeutung versehn, fiir die heidnische Zeit von der Geltung ,zweihundert“, tah. rau, nach J. 24 ,hundert*, frither aber ebenfalls wohl ,zweihundert*, worauf eine Angabe in einem von Buschmann eingesehenen, mir zwar nicht geradezu unzugdnglichen, aber doch schwer zuginglichen tahitischen Rechen- buche zu deuten scheint (Bu. 765) ein Exemplar befindet sich in der hiesigen (Berliner) Konig]. Bibliothek —, wodurch auch die durch die Missionare vorgenommene, sonst nicht recht verstand- liche Einfiithrong des Fremdworts hanere (engl. ,hundred‘) fiir - ,hundert* (J. 109) erklarlich wird, endlich haw. law , vierhundert“ (A. 323), nw. mark. ’aw ,vierhundert* (D. 13); andrerseits neus., rap. mano ,tausend* (Tr. 207; R. 61), sam., tong., man. mano ,zehn- tausend* (P. 9, V. XXIX; Chevr. 230; Tu.; 1000 wird in den ersten beiden Sprachen durch afe, in letzterer durch lima ta-hau »ttinf die-Menge“, d.h. ,fiinf mal zwanzig“ ausgedriickt; P. 9, V. XXIX; Tu.), so-mark., mang. mano ,zweitausend“ (D.178; Tr. 202), mangr., tah. mano ,tausend“ (Tr. M. 45; J. 22), friiher aber ,zwei- tausend“ (Pi. 2,55; Bu. 765, H. 247), haw. und nw. mark. mano »viertausend* (A. 385; D. 178). Im Paum. ist das alte Wort fiir ,hundert“ durch den Ausdruck penu (Tr. P. 46) verdréngt worden. Es verdient aber Beachtung, daf dieses Wort penw nicht , hundert*

332 Franz Nikolaus Finck,

bedeutet, rwie Hale (H. 247) angibt, sondern ,zweihundert*, da ¢ keka penu, wortl. ,es-ist fiinf penw“, mit ,tausend“ tibersetzt wird (Tr. P. 22. 46). Das Wort mano wird ebenfalls nicht mehr ge- praucht, allem Anschein nach aber auch durch kein anderes ersetzt, und vermutlich einfach deshalb nicht, weil gréBere Zahlen fiir die Bevélkerung tiberhaupt nicht in Betracht kommen. Verdoppelt, also als manomano, hat es die charakteristische Bedeutung ,,un- zihligé angenommen (Tr. P. 32). Fiir das Tup. fehlt leider jede Angabe. Es ist aber wohl zu vermuten, da es, zwischen dem Rar. und Mang. auf der einen und dem Mangr. auf der anderen Seite gelegen, hinsichtlich des hier in Frage kommenden Punktes keine Sonderstellung eingenommen hat. Hinsichtlich des Rap. wiirde nach den vorliegenden Angaben Roussel’s dies dagegen allerdings der Fall sein. Der Verdacht liegt jedoch sehr nahe, dafS der Aufzeichner nur die durch den Einflu8 der Missionare in Bezug auf die Zihlmethode schon beeinfluite Sprache beriick- sichtigt und in dhnlicher Weise zu korrigieren ist, wie es sich auch bei Jaussen hinsichtlich des Tah. als notwendig erwiesen hat. Die in allem Uebrigen zutage tretende grofe Aehnlichkeit des Rap. mit dem Mangr. gibt zu der sicherlich berechtigten Vermutung AnlaB, da8 es, wenn auch vielleicht nur in friiheren Zeiten, eben- falls die Art des Zahlens nach Paaren gekannt hat.

So scheint denn in der ganzen nach dem Ausscheiden des Neus. verbliebenen dstlichen Gruppe im engeren Sinne 24. 29) beim Gebrauch der alten Bezeichnungen fiir ,hundert“ und _,tan- send“ einst eine Zahlung nach Paaren stattgefunden zu haben, und diese Art des Zihlens spéter, bei einer Loslésung des Nw. Mark. und Haw., zu einer Zeit, wo die Bedeutung ,hundert Paare“ bzw. ytausend Paare“ vergessen und zum Begriff ,zweihundert“ bzw. ,zweitausend* geworden war, wiederholt worden zu sein.

82. Fir die hiermit wohl festgestellte engere Einheit des Haw. und Mark. oder doch wenigstens einen Teil des Letzteren werden von Hale (H. 185) besonders zwei Eigenttimlichkeiten gel- tend gemacht, die allerdings der Beachtung wert sind, jedoch etwas Anderes beweisen diirften, als das, wofiir sie beigebracht werden. Diese beiden Eigentiimlichkeiten sind der Gebrauch der Priposition ma ,mit, fir“ in Verbindung mit Substantiven zur Bildung lokaler Adverbien sowie der angeblich gemeinsame Gebrauch von poe als Pluralpartikel. Was nun die erstgenannte Higentiimlichkeit an- betrifft, so scheinen Ausdrticke wie haw. ma-mua ,vorher, vor (im zeitlichen und drtlichen Sinne)“, eigentlich ,mit-Vorderseite* (A. 382), haw. ma-muli ,nachher, dahinter, nach, hinter“, eigentlich

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 333

,»mit-Hinterseite* (A. 382), mark. ma-mua ,vorher, vor“ (D. 177) und mark. ma-mw’i ,nachher, nach“ (D. 177) auBerhalb des Gebiets der genannten Sprachen allerdings nicht vorzukommen. Wohl aber findet sich im Mangr. eine entsprechende Bildung mit der Pri- position mo; mo-mua bzw. mo-muri (Tr. M. 54, Pi. 2, 63), d. h. mit einer Prdposition, die sich von ma im allgemeinen nicht weiter unterscheidet als die § 26 besprochenen Adnominalpartikeln o und no von a baw. na, die also gawissermaBen mit ma identisch ist, Wenn es nun auch nicht gleichgiltig sein mag, da8 im Haw. und Mark. die Formen mit ma allein vorkommen, im Mangr. dagegen die mit mo, also auf jedem der beiden Gebiete eine auch wieder charakteristische Verallgemeinerung stattgefunden hat, so diirfte doch die Herausbildung des neuen Typus auf eine Gruppe weisen, die von allen drei Sprachen, dem Haw., Mark. und Mangr. gebildet wird, ein Hinweis, der durch die Andhnlichung des zweiten Vo- kals des fast tiberall eme Himmelsrichtung bezeichnenden Namens der nérdlich von Samoa gelegenen Inselgruppe an den ersten eine beachtenswerte Stiitze findet. Vgl. haw. ko’olaw ‘Name eines nérd- lichen Distrikts einiger Inseln’ (A. 286), mark. tokoaw , Westwind‘ (D. 270), mangr. tokoraw ,Nordwind* (Tr. 526, Pi. 2, 109) gegen fut. tokelau ,Nordwind* (Gr. 274), sam. to’elaw ,Passatwind® (P. 312), tong. taka-tokelau ,Norden* (M. 82), niv. ¢okelaw ,Osten“ (Tu.), rap. tokeraw ,Stiden* (R. 86), mang. zokeraw ,Nordwestwind* (Tr. 526), neus. tokeraw ,dstlich* (Tr. 526), paum. tokeraw ,Norden* (Tr. P. 83), tah. to’eraw ,Nordwind, Nordwestwind* (J. 158). Dieser Hinweis ist von Bedeutung fiir den Weg, den die Markesaner und Hawaiier bei ihrer Abtrennung eingeschlagen haben. Fait man nimlich ins Auge, da8 das zwischen dem Mangr., Tah. und Mark. gelegene Gebiet des Paum. den Typus ma-mua oder mo-mua nicht kennt, und erinnert man sich des engeren Zusammenhangs des Mangr. mit dem Rap. und Mang., auf den die § 12 angefiihrte Form unu ,trinken“ deutet, eine wohl auf Vokalharmonie beruhende gemeinsame Aenderung des gemeinpolynesischen imu, dann driéngt sich, wie mir scheint, die Vermutung auf, dai die Auswanderung der Markesaner und Hawaiier nicht von Tahiti aus auf dem kiir- zesten Wege stattgefunden habe, sondern eben tiber Mangareva, die Ostseite des Paumotu-Archipels entlang.

33. Was nun den von Hale angefiihrten Gebrauch der Plural- partikel poe anbetrifft, so beruht die Annahme einer Gemeinschatft des Haw. und Mark. in dieser Beziehung auf einem Irrtum. Das in Betracht kommende mark. Wort lautet der bestimmten Angabe von Dordillon gema& nicht poe, sondern po’i (D. 8. 230; 2, 153)

384 Franz Nikolaus Finck,

und wird auch in den sorgfaltig verzeichneten Texten, z.B. Chaul. 270 Z. 15, so geschrieben. Die beiden Worter haben demnach trotz gleicher Funktion von Haus aus nichts miteinander gemein, sind ebenso yon einander zu trennen wie von dem nach Laut und Bedeutung auch nahestehenden tah. pwe (J. 185). Das haw. poe ist von Haus aus wohl dasselbe Wort wie das Adjektiv poe ,rund, kreisférmig* (A. 470) und gehért zum paum., tah., mangr., rar. poe ,Perle eines Halsbands, Halsband, Ring“ (Tr. P. 47; J. 133; Tr. M. 72, Pi. 2,77; Matth. 18,45; 1 Tim. 2,9). Was das mark. pot angeht, so kann der durch bezeichnete Kehlkopfverschluf- lant. nicht auf ein dlteres & zuriickgehn, weil die dann fiir den nordwestlichen Dialekt zu erwartende Form poki nicht vorhanden

ae ist: | Mithin deutet er auf ein dlteres J, also auf eine Form poli,

die im Haw. auch mit der Bedeutung ,Unterleib“ (A. 479) vor- liegt. Dieselbe Bedeutung hat das lautlich entsprechende mangr. port (Tr. M. 74, Pi. 2, 79), wahrend das tah. port ,Umfang, fette Person“ bedeutet (J. 1384, Tr. 364) und das neus. port anfer dem der Grundbedeutung nahestehenden Sinne ,Fettschnitten“ auch den den Gebrauch als Pluralpartikel begreiflich machenden einer »Horde“ aufweist (Tr. 354). Das tah. pu’e endlich, wie das rar. puke hauptsichlich zur Bezeichnung einer kleineren Menge, na- mentlich einer Zweiheit gebraucht (H. 239), bezeichnete urspriing- lich einen Erdhanfen oder Hiigel, wie die zugehérigen Worter zeigen, fut., tong., neus., nw. mark. puke (Gr. 230; Tr. 370; Tr. 370; D. 237), sam., haw. pu’e (P. 248; A. 488), paum. puke-na (Tr. P. 49). Wenn es also auch wohl beachtenswert sein mag, da die Verwendung des einen oder anderen dieser lautlich eimander nahe- stehenden Wérter als Pluralpartikel nur auf dstlichem Gebiete stattfindet, so ergibt sich aus der Betrachtung derselben doch nichts fiir een engeren Zusammenhang des Haw. mit dem Mark., sondern nur ein Hinweis auf eine engere Beziehung des Rar. zum Tah., von deren Gebieten nach allem bisher Angefiihrten einer als der Mittelpunkt der dstlichen Gruppe und damit auch wohl als der Ausgangspunkt der dort erfolgten Wanderungen erscheint.

34. Die nicht ganz leichte Beantwortung der Frage, fiir welches dieser beiden Gebiete man sich wird entscheiden diirfen, hangt in erster Linie von der Erkenntnis des Weges ab, auf dem die Ostpolynesier eingewandert sind. Da8 sie aus dem Westen stammen, versteht sich im Hinblick auf die unleugbare Verwandt- schaft der polynesischen Idiome tiberhanpt mit denen Melanesiens, soweit dort nicht Papuas ans&ssig sind, denen Indonesiens und anderer weit in das asiatische Festland hineinreichender Gebiete

o>" ceteris.

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 335

von selbst. Aber atch die genauere Bestimmung der. Gegend, in der einst simtliche Polynesier nach ihrer Abtrennung von den anderen Angehérigen des austronesischen Stammes gesessen haben miissen, scheint nicht schwer zu sein. Zwei Ausdriicke, auf die schon Hale aufmerksam gemacht hat (H. 171, 172), die dann besonders von Gerland noch einer genaueren Betrachtung und Verwertung unterzogen worden sind (WG. V 2, 179. 208. 209), scheinen allein schon hinreichend zu beweisen, daB als alteste Heimat auf polynesischem Gebiete nur Samoa in Betracht kommen kann. Es sind die beiden Worter tokelasut und tona (baw. die durch regelrechte Lautinderung aus diesen entstandenen Formen), ersicht- lich beide Namen der nérdlich bzw. siidlich von Samoa gelegenen Inselgruppen, die aber aut verschiedenen, ganz entlegenen Gebieten zur Bezeichnung des Nord- bzw. Siidwinds oder auch nur der ent- sprechenden Himmelsrichtungen gebraucht werden, auch auf Ge- bieten, auf denen diese Bedeutungen der Lage der beiden Insel- gruppen nichts weniger als angemessen sind: fut., niv. tokelaz yNordwind, Norden* (Gr. 274; Luk. 13,29), tong. faka-tohkelaw » Norden“ (M. 82), mangr., paum. tokerau ,Nordwind, Norden“ (Tr. 526, Pi. 2, 109; Tr. B. 83), mang. tokeraw ,Nordwestwind* (Tr. 526), tah. to’erau ,Nordwind, Nordwestwind* (J. 158), haw. ko’olav Name von nérdlichen Distrikten einiger Inseln (A. 286), rar. apa- tokeraw ,Norden* (Luk. 13, 29); fut., sam., uv., tong., niv., mangr., neus., paum. tone ,Stidwind, Stiden* (Gr. 278; P. 315; C. 18; M. 268; Luk. 12, 55. 13, 29; Pi 2, 107, Tr. M. 104; Tr. 581; Tr. P. 82), tah. toa ,Siidwind, Siiden* (J. 158), haw. kona ,Stidwind, Sitidwestwind* (A. 293), rar. apa-tona ,Stiden* (Luk, 13, 35). Es ist klar, dafi in den meisten Fallen die angegebenen Bedeutungen sich nicht auf den jetzigen Sprachgebieten herausgebildet haben kénnen, sondern nur in einer Gegend, die siidlich von Tokelau und nordlich von Tonga lag, d.h. innerhalb der Samoagruppe. Aller- dings haben sich auf einigen Inseln mit den genannten Wortern auch andere Bedeutungen! verkniipft, die zu dem Behaupteten in Widerspruch stehn. Auf Samoa selbst bezeichnet to’elaw den Pas- satwind (P. 312), der von Siidosten kommt (Kr. IT 111). Das mark. tokoraw bezeichnet den Westwind (wenigstens nach D. 270, wahrend Tr. 526 die Bedeutung ,Norden, Nordosten‘ angibt), das rap. tokerau den Stiden (R. 86), das neus. tokeraw die dstliche Richtung (Tr. 526), und das nw. mark. twa-toka sowie das so. mark. tua-tona haben die Bedeutung ,Ostwind“ (D. 275). Hinsichtlich des Sam. hat Gerland (WG. V 2, 180) nun schon einen mir durch- aus berechtigt erscheinenden Erklaérungsversuch unternommen. ,Die

396 Franz Nikolaus Finck,

Tokelaugruppe“, so fiihrt er aus, . . . war den Samoanern, welche sie wohl in frithester Zeit kannten, spater aus dem Gesichtskreis geschwunden; sie hatten wenig Windbenennungen und die sie hatten, lieben wegen des fortwaihrenden Verkehrs mit den Inseln, deren Namen sie tragen, keine andere Deutung zu; der Ostpassat ist der wichtigste Wind in Samoa; nach Osten lag keine Insel- gruppe und so tibertrug man auf diesen fast stets wehenden Wind die Benennung, deren Bedeutung man nicht mehr klar fiihlte‘. Vielleicht lieBe sich eine ahnliche Erklérung auch fiir die anderen Falle finden, und wenn es auch nicht méglich sein sollte, so’ kann doch bei einem Blick auf die Gesamtheit der Inseln kaum ein Zweifel dariiber aufkommen, da8 die Bedeutungen ,Norden“ bzw. ,»suden* die urspriinglichen sind.

35. Besondere Beachtung diirfte aber wohl die Tatsache ver- dienen, daf auf Fakaafo und Vaitupu die genannten Ausdriicke nicht zur Bezeichnung von Wind- und Himmelsrichtungen gebraucht werden. Als eine Tatsache und nicht nur als eine Vermutung wird man es wohl hinnehmen diirfen, da Hale bei der Wert- schatzung, die er beiden Ausdriicken fiir seine Untersuchung bei- messen mute, weder in seinem Berichte iiber die beiden Inseln noch in den Sprachskizzen etwas davon erwahnt. Nun ist aller- dings klar, daf auf der zur Tokelaugruppe selbst gehérenden Insel Fakaafo dieser Higenname zur Bezeichnung eines Nordwindes nicht besonders geeignet war, (obwohl andrerseits der Ausdrack tona auf dem Archipel dieses Namens zur Bezeichnung des Stidens bei- behalten wurde), da man ihn daher, wenn man ihn von Samoa mitgebracht haben sollte, leicht hatte aufgeben kénnen. Und auch auf Vaitupu mag tokelaw wegen der Nihe der durch dieses Wort benannten Gruppe zur Bezeichnnng eines der Lage nicht ange- messenen Windes ungeeignet erschienen sein. Aber es hatte doch sowohl auf Vaitupu wie auf Fakaafo das Wort tonw zur Bezeich- nung des Stidwinds bestehen bleiben kénnen. Wenn es nun nicht vorhanden ist, so legt das also wohl den Gedanken nahe, da8 es tberhaupt nie vorhanden gewesen ist, da die Herkunft von Samoa demnach allerdings wohl fiir die Hauptmasse der Polynesier voraus- gesetzt werden muS, aber doch nicht ohne weiteres fiir alle an- genommen werden darf, und zwar insbesondere nicht fiir die Bewohner von Fakaafo und Vaitupu. Es mtiften schon was ja nicht ausgeschlossen ist andere Grtinde dafiir angefiihrt werden kdnnen.

36. Als ein sehr naheliegender Grund kénnte vielleicht die Uebereinstimmung der verschiedenen westpolynesischen Sprachen

Tae oe Wil, ese ee et

e

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 337

(mit Ausschlu8 des von Hause aus zum Ostpolynesischen gehérigen Neus.; § 23) in mehreren entscheidenden Punkten angesehn werden. Die Zusammengehirigkeit scheint vielleicht so eng zu sein, daf alles, was hinsichtlich der Herkunft fiir einen Teil gilt, fiir das Ganze scheint angenommen zu werden miissen. Zunachst sei kurz an das erinnert, was zwar nicht ausdriicklich als fiir die West- gruppe charakteristisch bezeichnet worden ist, sich aber bei dem Versuch der Abgrenzung und Kennzeichnung des Ostpolynesischen gewissermafen von selbst als das dem Westpolynesischen Higene ergeben hat: 1) die ausnahmslose Erhaltung eines alten f 17. 23. 24), 2) die wenigstens tiberwiegende Erhaltung eines alten / 15. 21. und besonders § 28), 8) die Alleinherrschaft der Ad- nominalpartikeln a und o im Gegensatz zu dem ostpol. Gebrauch neben na und no oder der erfolgten villigen Verdringung durch letztere 25. 26), 4) der Mangel des fiir das Ostpol. charakteristi- schen Possessivpronomens to 25. 27). Dann aber sei noch be- sonders auf die nur dem Westpol. eigene, dort aber iiberall fest- gustellende Bezeichnung der Zahl 1000 durch das Wort afe hin- gewiesen (fut. Gr. 70; sam. P. 66; fak. Tu., von Hale nicht an- gefiihrt; uv. C. 107; tong. Chevr. 230; niv. Tu. u. Matth. 14, 21), das allem Anschein mit dem neus. afe ,aufhiufen“ (Tr. 36) ur- sprtiinglich identisch ist. (Hinsichtlich des ostpol. Ausdrucks fiir 1000 s. § 81). Ist nun auch die enge Zusammengehérigkeit der westpolynesischen Sprachen schon nach dem Angefiihrten nicht zu leugnen, so ist doch keins der fiir dieselbe sprechenden Merkmale derart, daB es nur auf einem bestimmten Gebiet oder etwa nur in junger Zeit entstanden sein kénnte. Nur um ein Erhalten von Altertiimlichkeiten handelt es sich, die schon vor der Einwanderung in das polynesische Gebiet vorhanden gewesen sein kimnen und aller Wahrscheinlichkeit nach vorhanden gewesen sind. Es steht also nichts der Annahme entgegen, da die Bewohner von Vaitupu und Fakaafo von spateren Zuziiglern abgesehen, die keimen merklichen HinfluB auf die Sprache der ersten Bevilkerungsschicht auszutiben vermochten gewissermafen auf dem Wege zuriick- gebliebene Einwauderer sind, d.h. diejenigen Polynesier, die sich schon vor der Erreichung von Samoa von dem grofen Zuge trennten. Die damit angedeutete Richtung des Einwanderungsweges, den Nordrand von Polynesien entlang, ist ja iibrigens auch fast zu erwarten, wenn man von W. Schmidt’s wohlbegriindeter Annahme ausgeht, da die Abtrennung der jetzigen Polynesier von den Melanesiern auf den sitidlichen Salomonsinseln erfolgt sei. Vel. W. Schmidt, Ueber das Verhdltnis der melanesischen Sprachen zu

338 Franz Nikolaus Finck,

' den polynesischen und unteremander. Wien 1899, 8. 84ff., bes. S. 56ff.; Ders., Die sprachlichen Verhiltnisse Oceaniens (Mela- nesiens, Polynesiens und Indonesiens) in ihrer Bedeutung fiir die Ethnologie: Mitt. d. Anthrop. Ges. in Wien XXIX (1899), S. 252. Die hier angenommene frtihzeitige Abtrennung des Vait. und Fak. yom Gesamtpolynesischen schlie8t selbstverstindlich spiitere Beein- flussungen durch Zuztigler nicht aus, und auf eine von diesen mag kurz hingewiesen werden, da sie nicht ohne weiteres zu erwarten ist, vielleicht sogar ein wenig tiberraschen mag, auf eine Beein- flussung des Fak. durch ostpol. Sprachen, die sich aus dem § 6 und 22 schon angedeuteten gelegentlichen Vorkommen von ff’ oder h fiir f, von w fiir v und h fiir s ergibt. Es ist sicherlich kein Yofall, daB diese gelegentlichen Lautinderungen sich trotz der fast volligen Gleichheit des Vait. und Fak. nach Hale’s ausdrtick- licher Versicherung (H. 357) doch auf das im Osten gesprochene Fak. beschranken.

37. Wie zu erwarten, verbinden sich von den westpol. Sprachen im engeren und bei einer genealogischen Darstellung allein fest- zuhaltenden Sinne denn das vor der Scheidung in eine westl. und dstl. Gruppe abgetrennte Fak. und Vait. werden wohl zweck- maiBig zu einer nordpol. Gruppe zusammengefaBt wieder ein- zelne Idiome zu kleineren, engeren Einheiten. DaB das Fut. dem Sam. naher als jeder anderen pol. Sprache steht, wird schon durch eine einzige Kigentiimlichkeit bewiesen. Beide Sprachen haben den gemeinpol. bestimmten Artikel ¢e (fak., vait., uv., mangr., rap., rar., neus., paum., tah. mark. te: H. 358; H. 358; C. 3ff; Tr. M. 99; Pi. 2, 102; R. 57; Tr. 501; Tr. 501; Tr. P. 79; J. 158; D. 258; haw. ke: A. 264; tong. und niv. nur noch in bestimmten Verbindungen wie te-au ,hundert“ aus te-lau ,das-Hundert*: Chevr. 230; Tu.) durch die Form le ersetzt (Gr. 170; P. 183), eine an- scheinend ohne jeden Zusammenhang mit anderen pol. Wértern dastehende und daher beweiskraftige Partikel. Daf die beiden genannten Sprachen den Artikel ¢e einst auch besessen haben, geht aus Komplexen wie fut. Ai-a-te ,zu“ vor einem Pronomen (Gr. 33) und dem der Bedeutung nach genau, lautlich ungefiihr ent- sprechenden sam. i-a-te (P.11) hervor. Denn # ist die Préposition ,2u" (Gr. 157), die im Sam. durch? ,in“ (P. 84) verdringt worden ist, a eine vor Eigennamen und Pronomen gebrauchte Partikel (vgl. Tr. 1), die im Sam. nicht mehr als besonderes Wort vor- kommt, sich aber im Fut., wenn auch mit etwas erweiterter Be- deutung, erhalten hat (Gr. 69), und ¢e offenbar nichts anderes als die alte Form des Artikels, die tibrigens vielleicht auch noch in

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die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 339

dem Prisenszeichen te (P. 306) vorliegt. DaS das Fut. sich vom Sam. abgezweigt hat, und nicht etwa das Umgekehrte vorliegt, ist schon der geographischen Verhdltnisse wegen als fast selbst- verstaéndlich anzusehen. Es wird aber durch die § 34 schon an- gefiihrten Woter tokelaw ,Nordwind* und toga ,Stidwind* (Gr. 274, 273) auch geradezu bewiesen. Wie die Tabelle der Konsonanten- entsprechungen § 6 zeigt, hat das Fut. in einer Beziehung hin- sichtlich der Beibehaltung des alten & den dlteren Lautbestand. bewahrt, in einer anderen Hinsicht aber eine Aenderung vor-

genommen, némlich in dem Ersatz des ¢ vor i durch ¢s. Es Tiegt

nahe, wenn es auch nicht geradezu zu beweisen ist, dai diese EKigentiimlichkeit aus dem benachbarten, zwischen dem Fut. und Sam. gelegenen Uv. entlehnt ist, das selbst durch dieses Merkmal wie auch durch die aus § 6 ersichtliche lautliche Uebereinstimmung im allgemeinen und auch noch anderes, z.B. den Gebrauch yon pea im Sinne von ,und* (C. 60) dem Tong. nahegeriickt wird. Vgl. pea: tong. ,und“ (Chevr. 241), sam. ,noch* (P. 241), fak. vait. »vielleicht* (H. 364), neus. ,,vielleicht* (Tr. 330). Betrachtlich enger erscheint allerdings noch das Niv. mit dem Tong. verbunden, dessen Abzweigung von letzterem durch drei gemeinsame Higen- tiimlichkeiten vollauf bewiesen wird: durch die Erhaltung eines dem fidschiischen @ entsprechenden, sonst im Pol. meist geschwun- denen und auf jeden Fall nicht wie in den beiden Sprachen als h bewahrten Konsonanten 6:und besonders 18), durch die Form taha aus alterem, auf Tikopia erhaltenen (H. 186) ¢asa zur Bezeich- nung der Zahl ,eins“ im Gegensatz zum sonst gebrauchlichen éasi, tahi, tai 14) und durch den Ersatz des gemeinpolynesischen bestimmten Artikels te 87) durch den urspriinglich unbestimmten. Denn tong. und niv. he, z.B. in dem Satze pea nae ave ia e he tevolo ki he mougna maoluya baw. ti ta hake foki a ia he tapolo ke he mouna tokoluna ,und der Teufel fiihrte ihn auf einen (eigentl. den) hohen Berg“ (Luk. 4,5) entspricht ohne Zweifel dem Ursprung nach fut., sam., fak., vait. se ,ein“ (Gr. 239; P. 260, V. 2380; H. 358; H. 358), dem uv., haw., neus., mark. he ,ein® (C. 146; A. 153; Tr. 59; D. 10) und dem mangr., rap. tah. e (Tr. 59; R. 91; Tr. 59), bei dem der Schwund des fiir altes s zu erwartenden A sich aus der Enttonung des naturgemé8 proklitischen Wortes erklirt. Vgl. dazu tong. und niv. e statt ke in der Verbindung mit dem den Hauptton tragenden emphatischen ko: pea ko-e mout ko-e mama ia o-e tanata bzw. ko-e moui foki ko-e maama haia he tau tanata ,und das Leben war das Licht der Menschen‘ (Joh. 1, 4).

38. Von wesentlich gréferer Bedeutung ist aber noch eine

340 Franz Nikolaus Finck,

andere Verschiedenheit, die sich innerhalb der westpol. Gruppe im engeren Sinne geltend macht. Wie die Tabelle § 6 zeigt, ist im Tong. mitsamt dem von demselben abgezweigten Uv. und Niv. das alte s wie in den ostpolynesischen Sprachen durch h ersetzt worden. Die Folgerung, auf Grund dieser EHigentiimlichkeit eine nihere Beziehung des Tong. zu den ostpol. Sprachen im Gegensatz zum Sam. und Fut. anzunehmen, mag so gewag't erscheinen, da die Frage nicht unberechtigt ist, ob dieser Uebergang von s zu h sich im Tong. nicht doch vielleicht unabhingig von den sonst so verschiedenen Idiomen vor der Abzweigung des Uv. und Niv. voll- zogen habe. Bei der Leichtigkeit, mit der sich dieser Uebergang rein phonetisch erkliért, wiirde man sich wohl fiir diese Annahme entscheiden diirfen, wenn nicht noch eine bemerkenswerte Higen- tiimlichkeit hinzukéme, die auf emen niheren Zusammenhang des Tong. samt dem Uy. und Niv. mit den ostpol. Sprachen wiese. Diese Higentiimlichkeit ist der’ Ersatz des vor Zahlwértern und Quantitaten bezeichnenden Adjektiven gebrauchten, auf Personen deutenden Prafixes toka- durch die allem Anschein nach auf Vokal- harmonie beruhenden Form toko-. Vgl. fak., vait., fut. toka- (H. 359; H. 359; Gr. 273) und sam. ¢o’a (P. 811, V. 290) mit uyv., tong., niv., mangr., rar., Mang., neus., paum., nw. mark. teko (C. 10; Chevr. 237; Matth. 4,18; Tr. M. 106; Tr. 528; Tr. 528; Tr. 528; Tr. P. 83; D. 270), tah. und so. mark. to’o- (J. 159; D. 270), haw. ko’o- (A. 286). Ein zufalliges Zusammentreffen anzunehmen, diirfte nun wohl kaum angehen, und so ist denn doch wohl die im ersten Augenblicke vielleicht absonderlich erscheinende Fol- gerung zu ziehen, daf die bis jetzt als ostpol. betrachteten Sprachen mit KinschluB des weithin abgezweigten Neus. und Haw. nach der Abtrennung von Sam. und Fut. noch eine Zeit lang eine engere Gemeinschaft mit dem Tong. gebildet haben, d.h. mit anderen Worten, da®i die Ostpolynesier im angegebenen Sinne nicht auf dem kiirzesten Wege von Samoa in das Zentrum ihrer neuen Heimat gewandert sind, sondern tiber die Tongagruppe. Es kénnte eingewandt werden, da8 in diesem Punkte das Ergebnis der lin- guistischen Forschung aber doch allzusehr in Widerspruch mit den Ueberlieferungen der Wandersagen und der bekannten Ueber- tragung des Namens der Hauptinsel von Samoa, nimlich Savai’é aus alterem Savaiki, auf neueingenommene Sitze trete (vgl. H.121 ff, WG. 202 ff). Es sollte aber doch nicht vergessen werden, da auch Tonga nicht ganz der Erinnerung entschwunden ist, worauf Gerland schon mit Recht ausdriicklich hingewiesen hat, ohne frei- lich zu der hier vertretenen Ansicht zu kommen und kommen zu

t |

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 841

kénnen (WG. 211), Sollte es denn aber wirklich ganz unbegreiflich sein, dafi sich der Erinnerung eines Volkes Aelteres fester eingepragt hat als spater Erlebtes, zumal wo sich doch vielleicht wissen kénnen wir es ja allerdings nicht mit der Auswanderung aus Samoa denkwiirdigere Ereignisse verkniipft haben als mit dem Ver- lassen eines Gebiets, das vielleicht nur eine kurz besetzte Durch- gangsstation war? So wenig es auch sein mag, es gibt nun doch einmal im Osten Polynesiens auch eine Erinnerung an Tonga, und wenn man auf Grund dieser Tatsache an eine spitere direkte Wanderung von Tonga nach dem Nordwesten des Markesagebiets gedacht hat (vgl. H. 126 ff und die Karte, Weule, in Helmolts Weltgeschichte IT, 800), so ist demgegeniiber doch nachdriicklichst zu betonen, da engere sprachliche Zusammenhinge, des NW. Mark. mit dem Tong., die man dann auch erwarten miifte und zu sehen geglaubt hat die Sage der Nordwestmarkesaner von ihrer Ab- stammung von Vavao gab den AnlaB zu einer darauf beztiglichen Untersuchung entschieden nicht bestehen. "Was Hale als wich- tigstes Argument anfiihrt (H. 127), da8 ein altes 7 im Mark. immer und im Tong. haufig schwinde, wobei sich tiber die Hiufigkeit auch vielleicht noch streiten lieBe das besagt doch angesichts aller anderen sprachlichen Tatsachen offenbar sozusagen nichts. Da lieBe sich mit demselben Rechte das Sam. mit dem Haw., Tup., Tah. und Mark. auf Grund des Ersatzes von & durch den Kehl- kopfverschluflaut zu einer engeren Gemeinschaft allen anderen Idiomen gegeniiber zusammenschliefen, was aber noch niemand versucht hat und hoffentlich niemals jemand versuchen wird.

39. Wendet man sich jetzt wieder der am Schluf& des § 33 vorlaéufig unbeantwortet gelassenen Frage zu, ob Tahiti oder Ra- rotonga als der Ausgangspunkt fiir die auf ostpolynesischem Gebiet erfolgten jiingeren Wanderungen anzusehen ist, so wird man, wenn man die Wanderung iiber Tonga annimmt, folgerichtig auch annehmen miissen, daS die auf dem Wege nach Tahiti nicht gut zu umgehende Mangea-Gruppe, der Rarotonga angehért, es war, von wo aus die weiteren Wanderungen unternommen wurden.

40. Die Wanderung der Polynesier scheint demnach nach dem Zeugnis ihrer Sprachen in den Grundziigen denn von jiingerem Hinundherziehen nach verschiedenen Richtungen wird man absehen miissen, da es sich der Sprache nicht eingeprigt hat wie folgt verlaufen zu sein:

Von den siidlichen Salomonsinseln wanderte ein wesentlich einheitliches Volk den Nordrand von Polynesien entlang nach Osten 36). Ehe der Zug sich weiter siidwirts nach Samoa wandte,

. 342 Franz Nikolaus Finck,

‘trennte sich schon ein Teil ab, die Vorfahren der jetzigen Bevél- kerung der Ellice- und Tokelauingeln 35. 36). Die Sprache jener Zeit besa8 schon alles, was das Polynesische als solches dem nichstverwandten Melanesischen eigenartig gegeniiberstellt, im besonderen den Gebrauch des alten Trials als Plural und die Ver- wendung von besonderen Possessivpronomen auch in den Fallen, in denen einst ein Suffix gebraucht wurde, aber noch keine der Besonderheiten, die auf eine Verteilung auf kleinere Gruppen weist. Sie war ungefdéhr noch das, was man die polynesische Grundsprache nennen kann. Auch der Gebrauch des Wortes afe zor Bezeichnung der Zahl 1000 widerspricht dem nicht, obwohl es jetzt in Verbindung mit diesem Sinne nur im Fak., Fut., Sam., Tong., Uv. und Niv. vorkommt 36). Denn das Wort ist, wie das Neus. zeigt, gemeinpolynesisch und offenbar in den anderen Sprachen erst spater durch einen neuen Ausdruck, mano, verdrangt worden 81). Der ganze, an Zahl bedeutend iiberwiegende Rest der Polynesier erreichte Samoa und verblieb dort allem Anschein nach eine geraume Zeit, wie die allgemeine Erhaltung des nur dort erklirlichen Sinnes der Ausdriicke tokelau und tona beweist 34). Unter Zuriicklassung der Vortahren der jetzigen Samoaner und der spdter von ihnen abgezweigten Ansiedler von Futuna 87) wandte sich der Wanderungszug sodann nach Siiden und erreichte den Tonga- Archipel. Zwei Eigentiimlichkeiten, der Er- satz des grundpolynesischen s durch 4 und der Ersatz der Form toka durch toko 38) legen Zeugnis von der in der neuen Heimat entstandenen stidpolynesischen Grundsprache ab. Der Aufenthalt auf dem Gebiete des Tonga-Archipels scheint nicht allzulange gewabrt zu haben, ist auf jeden Fall betrachtlich kiirzer gewesen als der auf Samoa, da sich nicht gleich eindringliche Erinnerungen an diese Station festgesetzt haben. Von Tonga aus erfolgte dann eine Wanderung nach Osten, die auf dem Mangea-Archipel Halt machte. Die zuriickgebliebene Bevolkerung. waren die Vorfahren der heutigen Tonganer und der von diesen spiter abgezweigten Bewohner von Nive und Uvea 37). In der neuen Heimat bildete sich ein Zeichen fiir eine nicht geringe Dauer des Aufenthalts eme betrachtlich modifizierte Sprache heraus, die ostpolynesische Grundsprache. Das grundpolynesische 7 wurde durchgehends durch r ersetzt 28), das grundsprachliche f wurde vor den gutturalen Vokalen 0 und wu zu h 22—24); neben den alten Adnominal- partikeln @ und o kamen auch a und no in Gebrauch 26) und aus der altiiberkommenen Possessivform tou bildete sich eine Ver- ktirzung zo heraus 27). Vom Mangea-Archipel aus vollzogen

die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 343

sich dann erneute Wanderungen nach verschiedenen Richtungen. Es scheint, daB die Vorfahren der heutigen Neuseelinder sich zuerst vom ostpolynesischen Stamme losgerissen haben. Denn ihre Sprache hat an dem Ersatz eines grundsprachlichen f durch h vor anderen Vokalen als o und w nur in beschraénktem Mafe teil- genommen 24) und sie weist keine Spur von der fiir den ganzen Rest charakteristischen Zihlung nach Paaren auf (§§ 31). Von weiteren Wanderungen fand dann zundchst eine nach Stidosten und weiter nach Osten statt, und eine andere nach Nordosten. Ein vorliufiges Ziel fiir die Auswanderung nach Siidosten und weiter nach Osten war Mangareva, von wo aus zundchst eine Ab- zweigung nach der Osterinsel stattgefunden zu haben scheint, ehe noch die sprachlichen Neuerungen Platz griffen, denen zufolge die Vorfahren der heutigen Markesaner und Hawalier mit denen der jetzigen Bewohner von Mangareva eine Zeitlang eine engere Ge- meinschaft gebildet zu haben scheinen, d.h. die Verbindang der Priposition ma oder mo mit einem Nomen zur Bildung eines adverbiellen Ausdrucks 32) und die Angleichung des zweiten Vokals des Wortes tokelau an den ersten 32). Das Ziel der nordéstlichen Wanderung war Tahiti, dessen Sprache durch den Gebrauch der Plural- und Dualpartikel pw’e 34) enger mit der Rar. verbunden erscheint; und von Tahiti aus eines Beweises bedarf dies wohl kaum ist dann auch der Paumotu- und Manahilki- ~ Archipel bevélkert worden. Auf dem Gebiete des Markesas- Archipels, wohin der andere, gréBere Wanderungszug von Man- gareva aus sich richtete, haben die Vorfahren der heutigen Mar- kesaner und Hawaiier wiederum eine Zeitlang eine Gemeinschaft gebildet, lange genug, um der Sprache zwei charakteristische Ziige zu verleihen: die Pronominalform toia 31) und die neue Wort- bedeutungen veranlassende Wiederholung der Zihlmethode nach Paaren 31). Nachdem sich dann endlich auch die Vorfahren der jetzigen Hawaiier noch abgesondert, hat sich auf einem Teil des ostpolynesischen Gebietes, und zwar auf Tahiti, Mangareva, Paumotu und den Markesasinseln noch eine Neuerung vollzogen, die das ohne weiteres zu Erwartende noch bestiatigt, da®B mit den kurz skizzierten Wanderungen der Verkehr von einer Inselgruppe zur anderen nicht aufgehért hat: die Schépfung des § 29 bespro- chenen Personalpronomens takoe bzw. tokoe.

41. Ersichtlich steht die hier auf Grund rein linguistischer Beobachtung gewonnene Ansicht von dem Hauptwanderungswege der Polynesier mit keiner der mehr oder weniger anerkannten Anschauungen (vgl. die Skizzen) vollauf im Hinklang, aber sie

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse 1909, Hoft 8, 25

344 Franz Nikolaus Finck,

widerspricht auch keiner in allen Punkten. Wie zu Eingang dieser Abhandlung bemerkt worden ist, soll und kann sie nicht mehr als eine Vorarbeit fiir eine endgiiltige Lésung des nicht ganz einfachen Problems sein. Soviel aber diirfte doch wohl erreicht sein, dab es unstatthaft erscheinen muff, achtlos an den kleinen sprachlichen Eigentiimlichkeiten vortiberzugehen, die oft Zuverlassigeres erzihlen als die zwar keineswegs zu mifachtende, aber doch naturgemiS mit manch sagenhaftem Zug versehene Ueberlieferung.

Abkirzungen

(mit Ausschlu8 der § 4 erklarten und der auf die Bibel beziiglichen wie Luk. 1,2; Joh. 3,4 etc.).

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die Wanderungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen: 347

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_ ‘Skizze der Hauptwanderungsziige nach H. Hale.

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‘Mor. . V, 2, 166 ff. Skizze der Hauptwanderungsziige nach G. Gerland: WG. V, 2,

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die Wander i ungen der Polynesier nach dem Zeugnis ihrer Sprachen. 349

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Skizze der Hau ptwanderungsziige nach K . Weule: Weltgesch. IT, 300. Main ag eat

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Skizze der Hauptwanderungsziige nach F. N. Finck.

Eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. Von F. Frensdorff.

Vorgelegt in der Sitzung vom 31. Juli 1909.

Johann David Michaelis war eine Zeitlang der bekannteste Mann der Universitat Gottingen. Der AuSenwelt galt er gradezu als ihr Reprasentant, so da8, wer etwas tiber die Universit&t, ihre gelehrten Zustande, die Lebensweise, die wirtschaftlichen Verhalt- nisse in der Universitatsstadt erfahren wollte, sich an ihn um Aus- kunft wandte. Seine Arbeiten zur biblischen Philologie, die Popu- laritét, deren sich die junge Disziplin erfreute, und der weite Umkreis von Gegenstinden, der sich zur Erklérung der biblischen Schriften heranziehen lie8, hatten ihm einen Namen eingetragen, dem wenige in der deutschen Gelehrtenwelt gleichkamen. Seine Korrespondenz, die die Géttinger Bibliothek in elf starken Folio- bdnden +) mit ca. 3—4000 Briefen aufbewahrt, gewéhrt dafiir die reichsten Beispiele. Die Anfragen, aus allen Territorien Deutsch- lands wie aus den verschiedensten Teilen des Auslandes stammend, kommen oft von Absendern, die den Adressaten gar nicht von Person kennen, sondern nur nach seinen Schriften oder nach seinem ge- lehrten Rufe von ihm wissen. Verdienter und unverdienter Ruf spielt dabei mit. Weil er fiir die beriihmten Mondtafeln seines Kollegen Tobias Mayer schon bei dessen Lebzeiten sich in England ver- wandte*) und nach dessen Tode (1762) seinen Erben den von der englischen Admiralitdt ausgesetzten Preis verschaffen half, galt er fiir einen Mathematiker*). Ein Englinder Allan Ramsay, ein

1) Beschrieben in W. Meyers Vz. der Géttinger Hss. HI (1894), S. 22497. 2) Vgl. die Briefe yon W. Best, geh. Kanzleisekretir in London, an Michaelis

vy. 1754—1756 bei Buhle, Literar. Briefw. von J. D, Michaelis I (1794), S. 271 ff. 3) R. Smend, J. D. Michaelis, Gétting. Festrede 1898, S. 9.

352 F. Frensdorff,

beliebter Portritmaler, aber auch politischer Schriftsteller, iiber- sendet einige seiner Arbeiten und appelliert von der Parteilichkeit seiner Landsleute an die Sachkunde und Aufrichtigkeit seines Ur- teils in der Rechtsfrage zwischen England und Nordamerika?*), und Michaelis erwidert mit Exemplifikation auf sich selbst: nullum tributum rex imponere terris Hannoveranis potest, nullam legem ferre, nisi ex statuum Hannoveranorum consensu. Hi vero sunt: abbas Loccensis, 156 nobiles, urbium deputati. Ego, qui et civis sum Géttingensis (isque multiplici nomine) et membrum academiae, nunquam sententiam rogor nec quemquam eligo meo nomine sen- tentiam dicturum. Sum hic Americanus et tamen tributa pendo ”). Ein Marseiller Advokat Lavabre, der mit den Worten beginnt: jay appris par les nouvelles publiques, que Vous professez a Gottingue les mathematiqnes avec l’estime generalle de toute l'Europe, wiinschte Auskunft iiber die Studieneinrichtungen und Lebensverhaltnisse der Gittinger Studierenden *). Fiirst Adam

Czartoriski, General von Podolien, ein Mann von gelehrtem Inter-

esse fiir Hebrdisch und Arabisch, tragt ihm neben literarischen Anfragen die Bitte vor, einen Hofmeister fiir seine jungen Séhne ausfindig zu machen‘). So kann es denn nicht auffallen, wenn sich ein gelehrter Niederlinder 1776 an Michaelis mit dem Ersuchen wandte, ihm tiber eine Reihe deutscher Historiker Mitteilungen zu machen °).

Der Anfragende war Rijklof Michael van Goens, bis 1775 Professor der Geschichte und der schénen Wissenschaften an der Universitét Utrecht. Friihreif, war er mit 18 Jahren in diese Professur gelangt, um sie nach zehn Jahren mit einer Beamten- stellung zu vertauschen oder vertauschen zu miissen. Seine lite- rarische Tatigkeit, die sich der geistigen Bewegung angeschlossen hatte, wie sie der Zeit in Frankreich, England und Deutschland herrschte, hatte ihn der orthodoxen Geistlichkeit verdichtig ge- macht. Jede seiner Aeuferungen wurde argwohnisch veriolgt. Man griff einige Bemerkungen anf, die er sich in der Uebersetzung von Volkmanns Historisch-kritischen Nachrichten von Italien (Utrecht 1773) gegen die Geistlichkeit erlaubt haben sollte. Eine Abhandlung Mendelssohns ,iiber das Erhabene und Naive in den

1) Allan Ramsay 17183—84. Brief v. 18. Juli 1770, Cod. Mich. 328 (Briefe IX) Bl. 9.

2) 20. Aug. 1770 (BL. 11).

3) 16. Juli 1760, Cod. Mich. 825 (Briefe VI), Bl. 246,

4) 28. Nov. 1778, Cod. Mich. 821 (Briefe II) Bl. 487.

5) 13. Dez. 1776, Cod. Mich. 823 (Briefe IV) Bl. 157.

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Eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 353

schénen Wissenschaften“ (1761) war von ihm ins Hollandische tiber- setzt (Utrecht 1769) und mit Anmerkungen begleitet'), anter denen sich eine Anekdote fand, die ihm als ein Zeichen unchrist- licher Gesinnung angerechnet wurde, zumal sie mit der tibrigens anerkannten Schrift eines gelehrten Juden in Verbindung gebracht war”). Da die mit der republikanischen Partei liierte Geistlichkeit nun zugleich den Hof des Erbstatthalters in Verdacht hatte, er gehe damit um, v. Goens zum Prinzenerzieher zu wihlen, so steigerte sich der Konflikt derart, daB dem Stadtrat von Utrecht ein Hinschreiten als notwendig erschien. Er verbot die Zeitschrift der Gegner und verscharfte den Streit dadurch nur noch, so daB sich v. Goens veranlafit sah, seine Professur niederzulegen. Als der Prinz Statthalter ihn dann zum Mitgliede der Magistratur Utrechts machte, tibertrug ihm die Stadt die Stelle eines Kurators der Universitdt. In dieser Eigenschaft bat er Michaelis um seinen Rat bei der voraussichtlich in nachster Zeit notwendig werdenden Erginzung der philosophischen Fakultat. R. M. van Goens an J. D. Michaelis °).

Utrecht ce 13. 12. 1776. Monsieur

Vous pouvez peutetre vous rapeller mon nom, mais vous ignorerez aparamment que depuis prés d’un an j’ai quitté tout a fait la carriére des lettres. Une querelle trés ennuieuse qui me fut suscitée par des Theo- logiens plus méprisables encore que votre Senior de Hambourg, et dont vous pouvez avoir vu quelques details dans le Journal de Berlin *), jointe & d'autres sujets de mécontentement m’a enfin degouté tout 4 fait de la place que j’avois remplie & cette Université pendant Vespace de dix ans. J’ai en consequence pris ma demission comme Professeur d’Histoire et de Belles Lettres, et aussitét aprés Mgr. le Prince Stadhouder m’a foit entrer dans la Magistrature de cette Ville. J'ai eu avec cela la satisfaction de

1) Die Uebersetzung war anonym und auf eigene Kosten des Uebersetzers veréffentlicht. Hine kurze Anzeige von Mendelssohn in der Allg. deutschen Bibl. 1771, S. 230, wiederabgedr. in Mendelssohns ges. Schr. IV 2 (1844), 8. 560. Erst eine Zuschrift von v. Goens, die M. 14 XII 1770 beantwortete (ges. Schr. V 506), machte ihn mit dem Namen seines Uebersetzers bekannt. In der zweiten Ausgabe seiner Abhandlung (1771) nannte M. den Namen Offentlich und ging auf einzelne seiner Anmerkungen ein (ges. Schr. I 103 ff. und 307 ff).

2) Kin Landgeistlicher, der ein Gegner der Hochzcitsschmiuse war, soll deren Verteidiger bei der Berufung auf das Beispiel Jesu, der bei einem solchen Schmause sein erstes Wunder getan, erwidert haben: nu, nu, er hat auch wohl bessere Taten getan.

3) Cod. Mich. 323 (Briefe IV) Bl. 157.

4) Allgem. deutsche Bibliothek Bd. 28, St. 1 (1776), 8. 308, cine Korre- spondenz aus Briissel vom 20 XII 1775,

854 F. Frensdorff,

' me voir nommer Curateur de l'Université, dout j’avois eté un des membres;

cest dans cette relation que je prens la liberté de vous ecrire.

Tl y’a actuellement ici trois Professeurs de Literature, MM. Reitz 4), Saxe") et Segaar*), Le premier de ces trois, vieillard otogénaire, qui depuis plusieurs années ne donne plus de lecons, diminue considerablement, de sorte que je ne serois guéres surpris de le voir succomber cet hiver. En ce cas je suis d’avis que pour le bien de cette Université il nous faudra & sa place un homme d’un merite connu et dont le nom serve 4 relever un peu le departement des Belles Lettres, qui a beaucoup perdu par la mort de Mr. Wesseling*). Je ne désespere pas de voir entrer S[on] A[ltesse] S[erenissime] dans ces mémes vues, et quoique il ne manque point @habiles sujets aux autres Universités de ce pais qui seroient charmés de troquer leur place contre celle ci, je ne serois pas eloigné de préferer un étranger, dont le nom eut deji une certaine celebrité et qui se fut annoncé avantageusement par des ouvrages connus et estimés, particuli¢érement d'Hi- stoire Moderne. Je voudrois avec cela que ce fut un homme dans la vigueur de son age, d’une conduite irreprochable, de moeurs douces, d’un caractere un peu formé par Vusage du monde, et qui réunit & une eru- dition solide et classique ce veritable esprit philosophique, sans lequel Pétude de I’Histoire degenere en une récherche minutieuse de details et de faits peu importans et qui distingue les ouvrages d’un Robertson, d’un Hume et jose ajouter sans flatterie tous les votres. Or comme depuis longtems je me suis fait une habitude d’etre un peu au courant de la Literature Allemande je me rapelle bien plusieurs sujets trés habiles et dont Jes ouvrages m’ont fait beaucoup de plaisir 4 la lecture, tels que MM. Gatterer, Schlizer, Boysen, Schroeckh, Bret, Tézen etc, mais d'un coté je ne suis guéres au fait de tout ce qui m’importeroit de scavoir par raport & leur age, leur situation, leur caractére personel etc., et de l’autre je suis un peu fachéd de ce que la plupart de ceux méme que je distinguerois le plus, n’aient publié que d’ouvrages en langue Allemande: objection qui nen seroit pas une pour moi, mais qui ne laisseroit pas d’avoir quelque poids auprés d'une grande partie de la nation, 4 qui les livres Allemands et la langue méme est peu familiére.

Dans cette incertitude, Monsieur, je me suis enfin determing 4 m’adresser & quelque Sgavant de merite distingué en Allemagne, pour m’aider par ses conseils et me servir d'information. Et quoique je n’ai jamais eu l’avantage

1) Joh. Friedrich Reitz (1695—1778), aus der Wetterau gebiirtig, gehdrte der Universitit Utrecht, die er 1714 als Student bezogen hatte, seit 1745 als Professor an, nachdem er zuyor Schulstellen in Rotterdam und Utrecht bekleidet hatte. Ueber ihn vgl. Bursian, Gesch. der class. Philologie in Deutschland I (1883), S. 389.

2) Christophorus Sax (1714—1806), ein geborner Sachse, studierte in Leipzig, seit 1752 Professor der Altertiimer und der schénen Wissenschaften in Utrecht. Als sein beriihmtestes Werk wird genannt Onomasticum litterarium zuerst 1759; zweite Ausgabe in 8 Teilen 1775—1793.

3) Carolus Segaar (1724—1808), aus Leiden, seit 1766 Professor der grie- chischen Sprache in Utrecht, seit 1780 auch der biblischen Exegese.

4) Petrus Wesseling (1692—1764), stammte aus Westfalen und war Professor in Deventer, Franeker und seit 1735 in Utrecht,

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eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 355

d'etre en relation avec vous, je n’ai pas fait difficulté de m’en raporter 4 vous. Je me flatte que vous voudrez bien me faire le plaisir de refléchir & loisir a cette affaire. Je m’y interesse extrémement, et je crois vous avoir donné une idée assez distincte de mes vues. Je regarderai comme un service trés essentiel que vous me rendrez, si vous pouvez m’indiquer quelque sujet qui convienne 4 mon idéal. Et je ne doute pas, s'il fut absolument tel que je souhaiterois et que je croirois le plus convenable dans le cas présent, qu’on ne lui offrit des conditions trés avantageuses et trés propres & VPattirer 4 cette Université.

Je me flatte que vous voudrez bien excuser la liberté que je prens de m’en raporter de cette affaire ci 4 un homme de votre merite, et je me ferai toujours une vraie satisfaction de vous etre de quelque utilité dans ce pais ci.

J’ai Vhonneur d'etre avec une trés parfaite considération et estime

Monsieur Votre trés humble et trés ob[eissant] serviteur R. M. de Goens,

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Adresse & Mr. van Goens, Conseiller de la Ville d’Utrecht.

Zur Beantwortung des Briefes setzte sich Michaelis mit Schlézer in Verbindung, der als zweiter unter den von Goens namhaft ge- machten Historikern stand. Wufte er von den tibrigen aus eigener Kunde zu berichten, was er fiir erwahnenswert hielt, so wiinschte er tiber Schlézer méglichst ausfiihrlich zu referieren und forderte ihn deshalb auf, die seiner Schriften zusammenzustellen, von denen er sich die meiste Empfehlung versprach. Michaelis hielt sich an die ihm genannten Namen in der Reihenfolge, wie sie die Anfrage | aufzihlte, und fiigte der Liste nur einen Namen hinzu. Was | Schlézer iiber sich gemeldet hatte, nahm Michaelis getreu in seine Antwort auf. Im Folgenden teile ich den Bericht von Michaelis nach dem in seinem Briefwechsel erhaltenen Konzept mit*) und schicke ihm die als Quelle benutzte Zuschrift Schlézers

vorauf.

SARA eeminatatamamamtrT mee FA AEF eat TEN ERENT SO hy

Schlézer an Michaelis ”). (Gottingen, im December 1776] Als Proben miéchten vielleicht am brauchbarsten zu nennen seyn

1. von der kritischen Seite, Probe Russischer Annalen, 8°, und Allgem. Nordische Historie, oder (denn unter vorigem Titel wird sie nicht

1) Das Schreiben betrifft nicht blos, wie W. Meyer, Vz. der Hss. HI 238 angibt, Géttinger Professoren. Der Adressat ist nicht zweifelhaft.

2) Cod. Mich. 328 (Briefe Bd. IX), Bl. 222. Auf der Riickseite die Adresse: Herrn Ritter Michaelis Hochwohlgeboren.

356 F. Frensdorff,

in Holland seyn) Fortsetzung der Allgem. Weltgeschichte Tom.

XIII oder XXXT. 2. von der politischen oder Geschmacks- Seite: Briefwechsel, und

Vorstellung der Welthistorie, 2. Ausgabe. Aber nihme der Hof Anteil an der Besetzung, so wiirde kriftiger als alle Proben wirken: des Fiirsten von Kaunitz Auftrag an mich wegen

Haliez. Darf ich es wagen, aber nur ganz unmaligeblich, noch um Folgendes

zu bitten;

1. zur Ehre der Gottinger glaubt man auswarts, niemand gienge von hier, als von Hunger oder Ungliick weggetrieben. Also wiirde wol eine deutliche Insinvation, da ich mich hier in puncto salarii und Collegien- Verdienstes nicht tibel stehe, sehr wesentlich seyn.

2. Unter die Vermuthungs Griinde, die E. H. anzugeben belieben werden, warum dieselben glauben, dai ich unter guten Umstinden gewili gehen wiirde, kinnte wol auch das seyn: ich wire erst 42 Jahr alt (geb. 1735), wire fast in meinem ganzen Leben gereist, sehe also eine solche Verdnde- rung ftir nicht so schwer und weitliuftig an. Glaubte auch, dai Holland ein beBeres Terrein wire, wie eine deutsche terra mediterranea, um den neuen historischen und statistischen Gout hinein zu verpflanzen.

ich bitte um Entschuldigung meiner Hile.

Von den Angaben Schlézers bediirfen einige der Erlauterung. Die Probe russischer Annalen ist eine Bremen und Gottingen 1768 ‘erschienene, von ihm noch in Petersburg ausgearbeitete und von dort im Juli 1767 bevorwortete Schrift, die vier Abhandlungen vereinigt, welche passender als eine Hinleitung in die altrussische Geschichtschreibung bezeichnet wiirden. Die Allgemeine Nordische Historie ist der 31. Teil der bei Gebauer in Halle erscheinenden Allgemeinen Weltgeschichte, der die nordische Geschichte und die Geschichte Lithanens, zam Teil von Schlézer verfaft, zum andern von ihm blof iibersetzt, enthalt. Ibn zugleich als tom. 13 zu be- zeichnen, erklart sich aus dem Platz in der Unterabteilung: Historie der neuern Zeit. Der Band war 1771 erschienen. Der ,Brief- wechsel’, Schlézers bekannte Zeitschrift ,meist historischen und politischen Inhalts“, stand damals noch in ihrem ersten Jahrgang. Sie hatte im Februar 1776 begionnen und im Dezember war ihr sechstes Heft ausgegeben. Schlézers , Vorstellung der Universal- Historie“, 1772 in erster und 1775 in zweiter veriinderter Auflage erschienen, war nicht mehr als ein Grundrif, der ihm bei den Vorlesungen diente. Ueber die Angriffe, die Herder in den Frank- furter gelehrten Anzeigen*) gegen die kleine Schrift richtete, die sich spater zur ,WeltGeschichte nach ihren Haupttheilen“ er-

1) Juli 1772. Herder (Suphan) V 436.

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eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. B57

weiterte, tibrigens immer noch ein Buch bescheidenen Umfanges blieb, habe ich friiher in der Allg. deutschen Biographie XXXI, 8. 576 berichtet*).

Das Interessanteste in der ganzen Aufzithlung ist die letzte Angabe. In der Vorrede zu einer 1773 erschienenen Schrift: Oskold und Dir, die aus seinen Arbeiten zur dltesten russischen Geschichte hervorgegangen war, hatte Schlézer unter etwa ins- kiinftige vorzunehmenden Arbeiten eine Geschichte von Halitsch aus dem 11,—13. Jahrhundert erwahnt, fiir die er tiber ein uner- wartet umstadndliches Material verfiige. Diese Worte waren in der Staatskanzlei zu Wien beachtet worden, und da es sich grade damals darum handelte, die Angriffe der Polen auf die 6sterreichische Staatsschrift abzuwehren, welche die im Zusammenhang mit der ersten Teilung Polens vollzogene Annexion von Gallizien (Halitsch) zu rechtfertigen bestimmt war, so lief Fiirst Kaunitz den Git- tinger Historiker zur Mitteilung dessen auffordern, was zur Wider-

_ legung der Polen geeignet sei*). Hat sich auch die Arbeit Schlézers

nicht erhalten, so zeigt doch seine AeuSerung gegen Michaelis, daB er dem Wunsche des Fiirsten nachgekommen war und der Aus- fithrung keinen geringen Wert beimaf.

J. D. Michaelis an den Universitatskurator v. Goens in Utrecht’).

[Gottingen, den 30. Dec. 1776]

1. Gatterer. Vir doctus, sed non is quem quaeritis. Sibi quidem et valde videtur ingeniosus et in historia philosophus: neutiquam aliis. Displicet etiam auditoribus, qui eum jam pene deseruerunt, postquam Schlétzerum habent, quamquam ne antea quidem frequens habebat andi- torium. ‘Injuriosus est in collegas (maxime in Schlétzerum), etiam non la- cessitus. Natus est annos 50. .

2. Schlétzer. Meliorem ne votis quidem concipere poteris, A prima eum novi adolescentia, eoque describere possum certius. Wittembergae cum theologiam disceret quotidieque audiret mihi maledici, Goettingam se contulit, ut videret, vera an falsa essent, quae dicebantur. Ibi pene totus meus factus auditor, in Sueciam abiit, paedagogus Murrayi; didicitque et linguam Suecicam et historiam gentis, et ex mercatoribus mercaturae scientiam: iter in Orientem meditans, rediit ante Goettingam, historiae naturali operam daturus; hic iterum meus auditor fuit maxime in Arabicis, quae et pri- vatissime docuit. Hinc Petroburgum vocatus brevi tempore linguam Russicam

1) Vgl. unten 8. 360.

2) Das Vorstehende nach giitigen Mitteilungen, die ich dem k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiy zu Wien zu danken habe. Hingehender habe ich dariber in meiner Abhandlung (Abhanilungen d. kgl. Ges. der Wiss.): Von und iiber Schlézer (Gétt. 1909) berichtet.

8) Cod. Mich. 828 (Briefe Bd. IX) Bl. 228. Das Datum des Briefes ergibt sich aus der unten 8. 867 folgenden Antwort von y. Goens.

358 F. Frensdorff,

didicit historiamque gentis ex domesticis scriptoribus. Hance ut ditaret academiae Petropolitanae adscriptus, Goettingam rediit bibliotheca nostra usurus, tertiumque meus fuit auditor in collegio geographico in Genes. X, cujus partem deinde in Spicilegio geographiae Hebraeorum exterae evul- gavi1). Ex hoc tempore totum se dare coepit historiae eique critice per- purgandae, id est, ita ut non ex fontibus modo hauriret, sed et in veram lectionem fontium inquireret. Vocatus deinde archivarius Hohenloicus, a Miinchhusio hic retinebatur historiamque universalem, recentiorem, borealem maxime, quamque dicunt statisticam eo adplausu docuit, ut communem excitaret invidiam. Mire enim in docendo placet, suavis et artis mnemo- nicae omnibus subsidiis utens. Est praeterea in historia plane is, quem cupis, philosophus.

Magnos cum ex collegiis reditus habeat, obtineri non poterit nisi bonis conditionibus oblatis. Omnibus autem aliis praeferendum censeo, si obtineri potest: quod quidem desperarem, nisi scirem Goettingam ei displicere post Minchhusii mortem. Laeditur a collegis malevolis, suntque et alia ei valde molesta: eadem fere quae et mihi, nam et me poenitet, quod ante 13 annos nimis gratus hic remansi, conditionibus quas sperare in posterum non licet, hine evocatus.

Scripta viri praecipua sunt: 1) Probe Russischer Annalen 2) Fort- setzung der allgemeinen Weltgeschichte Tom. XXXI. Haec quidem duo exempla historiae critice tractatae. Politici argumenti est: 3) Briefwechsel 4) Vorstellung der Welthistorie 2te Autlage.

Natus est 42 annos. Oblitus eram dicere eum rogatu principis Kaunitz colligere, quae ad Halitiae historiam pertinent.

8. Boysen. Hune commilitonem Halae cirea annum 1740 habui; natum esse puto 56 annos. Est quodammodo ventosus, historiae auctor minime tutus, non in historia philosophus, perque 30 annos docendi desuetus, munere quippe ecclesiastico fungens.

4. Schroekh. Meus ante 26 annos auditor fuit, vir ingenio eximius, inque historia scribenda talis qualem optas, nisi quod ultima ejus scripta, nimis festinata urgente fame, minus placuerunt prioribus. Qualis sit in docendo, nescio. ;

5. Le Bret. Virum eruditum et insignem historicum esse scio, sed non ipse meis oculis ita cognitum et perspectum habeo ut judicare ausim.

6. Totze. Ex praecipuis Germaniae historicis, insigni vir ingenio (satyricus etiam leporis et aculei venenatioris multum habens). Qualis sit in docendo rescire non potui, quo tempore enim Goettingae fuit, academiae secretarius, non memini eum historiam docere, Discessum ejus aegre tuli, suasorque Miinchhusio fui retinendi oblatis melioribus conditionibus viri, quem talem in historia jam tum putabam, qualem nunc tota credit Ger- mania, Sed serius me audiebat, cum Totzius jam promisisset se Biitzoviam iturum; certe laudandus quod fidem datam servaret.

Posset his, de quibus interrogasti, addi

- : Meusel forte a Schlétzero proximus (magno sed proximus inter- vallo).

1) Spicilegium geographiae Hebracorum exterae post Bochartum pars I 1769. Ein zweiter Teil folgte 1780.

ee Ea ae:

eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 359

Quod Germanica lingua, non Latina utuntur scriptores Germani, non ipsis imputandum est, sed bibliopolis. Hi plane nolunt latina imprimere. Id ego quoque aegre ferens experior. Percupidus edendi patris mei disser- tationes, valde ab ipso notis manuscriptis auctas, a me quoque augendas et quibus vix quisquam meorum auditorum carere possit ac valde mediocre poscens pretium, nullum invenire bibliopolam potui, qui opus susciperet.

Unum adhue de Schlétzero. Practer Sueciam et Russiam, Galliam adiit, ut ejus statum politicum adcuratius disceret, inque animo habet, altero quoque anno ejusmodi iter exploratorium suscipere. Audivi ex illo, proximum in Belgium et Angliam parari, deinde in Hispaniam. Est totus, ut ita dicam, itineribus datus.

Den sechs Historikern, nach denen Goens gefragt hatte und die die vorstehende Antwort mehr oder minder ausftihrlich be- spricht, hatte Michaelis aus eigenem Antriebe einen Namen hinzu- gesetzt, was umsomehr auffallt, als er wenig von ihm zu sagen wubte. Joh. Georg Meusel (1743-1820) war Michaelis vermut- lich von Person bekannt, da er in Gdttingen 1764 studiert und zu Heynes philologischem Seminar gehért hatte’). Zur Zeit unsers Berichts war. er ordentlicher Professor der Geschichte in Erfurt, wo sich damals eine Reihe von Schiilern und Freunden Klotzens sammelte, dem Meusel von Gdttingen nach Halle gefolgt wavr. Wenn Meusel nachmals einer der literarisch bekanntesten Namen wurde und bis heute geblieben ist Deutschlands erster Literatur- Archivarius, redet ihn Schlézer einmal an”) —, so verdankt er das seinen biographischen Sammelwerken, die ein bequemes und zuver- lissiges Nachschlagebuch fiir Gelehrten- und Literirgeschichte bilden. Sie erschienen erst von der Zeit ab, da Meusel Professor in Erlangen geworden war (1779ff.). Hine Ankniipfung an Giéttingen lag darin, daB sie das ,gelehrte Teutschland“ G. Christoph Hambergers, der 1773 als Heynes nachster Gehiilfe an der Bibliothek gestorben war, fortsetzten und erneuerten. Fiir die allgemeine Welthistorie hat er die Geschichte Frankreichs in den Thin. 35—39 (Halle 1771 —76) bearbeitet. In Geschichte und Statistik, die Meusel in Erlangen vertrat, schloB er sich seinen Gottinger Lehrern Gatterer und Achenwall an. Um der Statistik willen wird ihn Michaelis mit Schlizer zusammengestellt haben, mit dem er zeitlebens gute Be- ziehungen unterhielt °).

1) Pitter, Gel. Gesch. II, 275.

2) Kritisch-histor. Nebenstunden (1797), 8. IL.

8) Schlézers Leben I, 215. Eine AeuSerung iiber den Freimut seiner Er- langer Vortrige bei Rinck, Studienreise (hg. v. Geyer, Altenburg 1897), 5. 59. Die A.2 cit. Nebenstunden erdffnet ein Schreiben an Herrn Hofrat Meusel ,meinen edien alten Freund“.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909. Heft 3. 26

E 360 F, Frensdorff,

Unter den iibrigen sechs von Goens genannten reprasentierten die beiden an die Spitze gestellten die schirfsten Gegensitze in der Wissenschaft wie im Leben. Gatterer (1727—1799), acht Jahre Alter als Schlizer, ordentlicher Professor der Geschichte in Gottingen schon seit 1759, zu einer Zeit, da Schlézer noch der anstete Kandidat mit groBen Reiseplinen im Kopfe war, scheint den Anfianger, als er sich in Gottingen zu fixieren anschickte, wenn auch wohlwollend, doch mit Herablassung behandelt zu haben. Sohn eines Niirnberger Stadtsoldaten, hatte er in Altorf Theologie und Humaniora studiert und sich an der Niirnberger Schule empor- gearbeitet, von wo man ihn nach dem Tode Joh. David Koelers (; 1755), des ersten Géttinger Historikers, der gleichfalls aus der Altorfer Schule stammte, zu dessen Nachfolger berief. Ein griind- licher, aber trockener Gelehrter, vertrat Gatterer Universalge- schichte, Reichsgeschichte und die historischen Hiilfswissenschaften, unter denen er als der erste die Diplomatik, die in Altorf an Joh. Heumann (} 1760) einen verdienstvollen Pfleger gefunden hatte, zu einer selbstindigen Universitéts-Disziplin ausbildete. Seine Wissenschaft hatte ihn nicht gehindert, das angebliche Turnier K. Heinrich VI von 1198(!), das den althergebrachten adeligen Stand der Niirnberger Patrizier begriinden sollte, zu verteidigen ‘). Seine Wirksamkeit auf dem Katheder hatte langere Zeit giinstigen Erfolg, bis ihm Piitter die Reichsgeschichte abnahm, und Schlézer durch seine Vielseitigkeit und Beredsamkeit die Zuhdrer in der Universalgeschichte abspenstig machte. Die Forderung, die Schloézer nach Achenwalls Tode (1772) durch die Regierung erfuhr, verdro8 ihn. Alles das wirkte zusammen, ihn in eine feindliche Stellang zu dem jiingern Historiker zu versetzen, der sich als weitgereisten Mann, als ,philosophus in historia‘ gegentiber einem der Anno-Domini-Méanner, als praktischen Politiker fiihlte, der das studiam novitatis aufs eifrigste betrieb, wahrend Gatterer die Zeitungen erst am Ende jedes Jahres und dann alle auf einmal las *). In Folge von Schlézers Vorstellung seiner Universal-Historie (1772) kam es zu einer 6ffentlichen Polemik zwischen beiden, die ,ymit groBer Heftigkeit und personal-Angriffen gegen eimander gefiibrt* so arg wurde, da ,aller Censurfreiheit ungeachtet die Regierung nicht stille sitzen konnte“, sondern beiden Teilen durch ein Reskript vom November 1773 Stillschweigen auferlegte und die Unterdriickung der Streitschriften veranlaBte*). Die AeufSe-

1) K. Hegel in Chron. der deutschen Stidte I, 8. XXXIX und 220.

2) Heeren, Histor. Werke VI (1823), S. 461. 3) Brandes an Heyne 21 XI 78 (II 164). Der Buchhandler Dieterich, vor

eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 361

rung von Michaelis tiber den unschuldig angegriffenen Schlézer findet ihre beste Kritik an dem Worte von G. Brandes: der Mann kann nicht ein Epigramm vertragen und wirft mit lauter Laste- rungen um sich’),

Sehr kurz faSt sich Michaelis tiber Boysen und Schrockh. Boysen (1720—1800) hatte mit Michaelis, der drei Jahre alter und nahezu ein Landsmann von ihm war, gleichzeitig in Halle studiert. Wie die meisten der Historiker der altern Zeit war er von der Theologie ausgegangen, kehrte aber auch zu ihr zurtick: seit 1746 war er Oberhofprediger in Quedlinburg. Seine historische Wirksamkeit bestand in der Sammlung von Magdeburger und Halberstidter Geschichtsquellen”), der Herausgabe eines Journals, des allgemeinen historischen Magazins (1767—70), und der Bear- beitung der alten Geschichte fiir den pragmatischen Auszug aus der englischen allgemeinen Weltgeschichte (Bd. 1—10, Halle 1767 —72), einem Werk, das ihm bei der Kritik die Anerkennung seiner Gabe, wenig mit vielem zu sagen, eintrug (Allgem. deutsche Bibl, Anhang zu Bd. 25/f. II [1780], S. 917). Weit rtihriger war Schréckh (1733—1808), der Sohn eines protestantischen Kauf- manns in Wien, eines k. k. Niederlagsverwandten, der die Tochter des lutherischen Seniors Mathias Bel in Presburg geheiratet hatte. Das historisch-geographische Werk des GroBvaters tiber Ungarn weckte in dem Enkel die Neigung zur Geschichte. Er studierte in Gottingen unter Mosheim und Michaelis Theologie und Philologie und kam ‘1762 als auGerordentlicher Professor der Theologie nach Leipzig, 1767 nach Wittenberg, zuerst als Professor der Dicht- kunst, nach Ritters Tode (1775) als Professor der Geschichte wirkend. Auf diesem Gebiete machte er sich durch ein Lehrbuch der Weltgeschichte (1774), eine christliche Kirchengeschichte (17684£.), besonders aber biographische Arbeiten bekannt. Seinem Berufe entsprechend begann er mit Lebensbeschreibungen von Theologen. Es bestitigt Michaelis’ Angabe, wenn er gesteht, er habe noch zu keinem seiner Biicher selbst den EntschluB gefatt, sie seien immer aus Antrigen entstanden. Von seinem ersten biographischen Unternehmen, das sich als ,Abbildungen und

die akademische Deputation gefordert, erklarte, die Schlézersche species facti sei in einer Auflage von 1000 Stick gedruckt, auferhalb habe er kein Exemplar verkauft; den vorhandenen Verlag sei er erbitig auszuliefern, hoffe aber, es werde ihm derselbe bezahlt werden. (Gott. Univ.-Registratur). Nicolai an Job. Miler (Briefe an J. v. Miller) IV 85, 91.

1) 7 XI 1773, Bd. II 159, vgl. mit 8. 164.

2) Monum. ined. rerum Germ. praecipue Magdeb, et Halberst. (1761).

26*

862 F. Frensdorff,

Lebensbeschreibungen beriihmter Gelehrten“ (8 Bde., 1764—69) be- zeichnet, bildeten die ihm vorgelegten Kupferstiche den Anfang; zu ihnen Biographieen zu liefern, war die ihm vom Verleger ge- stellte Aufgabe. Brandes, der nach Achenwalls Tode an ihn ge- dacht, schitzte ihn als einen guten Schriftsteller, muBte aber von ihm absehen, da er sich in Statistik und Vélkerrecht noch nicht

gezeigt hatte *).

Lebret (1732—1807), ein Wiirtemberger aus einer Hugenotten- familie stammend, hatte durch einen Aufenthalt als Hauslehrer in Venedig und durch Reisen in Italien, zuletzt noch 1774 als wissen- schaftlicher Ftihrer des Herzogs Karl von Wiirtemberg, Interesse fiir das Land und die katholische Kirche gewonnen, das er durch Arbeiten zur Kirchengeschichte wie zur venetianischen und italie- nischen Staatsgeschichte bet&tigte: seine Staatsgeschichte der Re- publik Venedig in 3 Bde. erschien 1769—77, sein Magazin zum Gebrauch der Staaten- und Kirchengeschichte seit 1771°*). Dem heutigen Leser am unbekanntesten ist der Name, den Michaelis am stiirksten abgesehen von Schlézer empfahl. Eobald Totze (1715—1789), aus WestpreuBen stammend, war als Hof- meister junger esthlandischer Edelleute, zweier Herren v. Stackel- berg, nach Gottingen gekommen und in Gittingen geblieben, da er hier 1747 die Stelle eines Universitdissekretirs erhielt. Wdahrend der vierzehn Jahre, die er das Amt bekleidete, beschiftigte er sich literarisch mit Uebersetzungen aus dem Englischen und dem Hollindischen, unter andern einer allgemeinen Geschichte der Ver- einigten Niederlande in 8 Teilen (1756—67). Hine selbstindige historische Darstellung aus seiner Feder, der gegenwirtige Zustand von Europa (2 Thle, 1767), erschien nach seiner Gittinger Zeit®). Seit 1761 gehérte er der neugegriindeten Universitat Biitzow an und blieb ihr bis zu seinem Tode und ihrer Aufhebung (1789) treu. Kin faéhiger Kopf, den man zu rasch von Géttingen hatte ziehen lassen und nachher gern wieder gehabt hatte. Auch an ihn wurde nach Achenwalls Tode gedacht. Totze wire mir am liebsten, kame

.1) 15 V 1772, Bd. IL 302,

2) Reichhaltige Nachrichten ttber Lebret, der zuletzt Kanzler der Universitat Tibingen war, bei Reyscher, Erinnerungen aus alter und neuer Zeit (1884), 8. 5f. Der bekannte liberale Abgeordnete und germanistische Rechtslehrer war der Enkel Lebrets.

3) Totzes Schiller, K. F. Voigt, spater Prof. in Greifswald, hat noch eine Reihe von Schriften aus seinem Nachla& veréffentlicht: Hinleitung z. allgem. u. besondern europ, Staatenkunde (1785 ff.); Geschichte der mittlern Zeit I (1790) ; Kleine Schriften (1791).

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eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 8638

auch wohl wieder schrieb Brandes soll aber keine Docenten- gabe haben, dermalen kommt es aber nicht auf das Schreiben, sondern das Lehren an‘). In Gittingen hatte er keine Gelegenheit zum Dozieren gehabt, denn er war nicht auSferordentlicher Pro- fessor, wie man angegeben findet, sondern hatte als Universitits- sekretér nur den Rang eines solchen’).

Der Bericht, den Michaelis nach Holland sandte, léste seine Aufgabe nichts weniger als objektiv. Die Parteilichkeit fiir Schlézer ist unverkennbar, wie auf der andern Seite die Animositit gegen Gatterer, dessen Verdienste véllig verschwiegen werden. Der Ma8stab, nach dem die historischen Autoren gemessen werden, ist ihr Verhaltnis zur ,,Philosophie*. Man wei8, wie freigebig das Jahrhundert, das sich selbst als das philosophische bezeichnete, mit dem Namen eines Philosophen war. Es kannte einen philo- sophischen Kénig wie einen philosophischen Bauer, einen philo- sophischen Botaniker wie einen philosophischen Maler’). Ganz besonders wird die philosophische Behandlung von dem Geschichts- schreiber verlangt. Die Abhandlung Voltaires, die das lire Vhistoire en philosophe zum Programm macht, war nicht viel tiber zehn Jahr alt, als v. Goens, der die Lektiire Voltaires zum nicht ge- ringen Entsetzen der Geistlichkeit empfahl, Michaelis ans Herz legte, ihm nur solche Gelehrte vorzuschlagen, die die Geschichte in wahrhaft philosophischem Geiste vortriigen, ohne den die Historie keinen Wert habe. Aus diesem Gesichtspunkte verwarf sein Bericht Gatterer und Boysen, wiéhrend Schlézer das Zeugnis erhielt: in historia plane is, quem cupis, philosophus. Will die Forderung nicht mehr besagen als, der Historiker solle nicht in seinem Stoffe untergehen, sondern ihn durch Kritik oder durch Auffindung von Grundgedanken zu meistern wissen, so entsprach Schlozer einiger- maBen diesem Ideal durch seine kritische Behandlung der Quellen, die Michaelis in seinem Schreiben ganz zutreffend charakterisiert. Aber neben den wissenschaftlichen Qualitéten wirkte noch etwas anderes auf die lebhafte Empfehlung seines Schiilers und Freundes ein. Neben der Aussicht auf sehr gute Bedingungen die Gelegen- heit zu Reisen, die sich von Holland aus viel leichter wahrnehmen lie8, als von dem binnenlindischen Géttingen. Schlizer tat sich

1) 7 V 1772, Bd. I, 28.

2) Piitter, Gel, Gesch. I, 106. Danach ist ADB. 88, 487 zu berichtigen.

3) Schlézer, Selbstbiogr., S. 10 und Briefwechsel H. 89 (1780), 8. 148, wo yon einer in der Rotonda zu Rom aufgestellten Biiste von Raphael Mengs mit der Inschrift Pictori Philosophico berichtet wird.

oeee7) F. Fronsadorft,

etwas zu Gute auf seinen Wahlspruch, den er schon seit 1754 an- genommen haben will'): extra Gottingam vivere non est vivere der iibrigens kein Guttinger Originalgewachs ist, sondern nur die Uebertragung eines dltern Leipziger Spruchs auf Gottinger Ver- baltnisse; in dem Gittingen des 18. Jahrh. erfand man solche Schlagworte und zumal lateinische nicht mehr. Die Bereitwillig- keit Gittingen zu verlassen, die er in seinem Briefe an Michaelis kundgibt, (oben S. 356), zeigt, wie wenig ernsthaft solche Aeufe- rungen zu nehmen sind. An dem Berichte Michaelis’ ist nicht blos interessant, was er -auf die Anfrage des Kurators von Utrecht antwortete, sondern auch wie er es tat. Offenherzig gegen einen Fremden, mit dem er zum erstenmal in Beriihrung kommt, lait er ihn Einblicke tun in die kollegialen Verhiltnisse Géttingens wie in seine eigenen. Giéttingen, das nach auBen hin gerade damals so viel Aufsehen erregte und Anerkennung erfuhr, konnte durch die Enthiillung so viel innern Zwists und persénlicher Parteiung, von der man ohnehin schon auswirts redete*), in keiner Weise gewinnen. Was Michaelis tiber sich selbst sagt, ist ein Beitrag zu seiner eigenen Lebensgeschichte, nur ist der Bericht tendenzids gefirbt. Er hatte 1763 eimen sehr ehrenvollen Ruf Friedrichs des GrofSen er- halten, der, durch d’Alembert auf ihn aufmerksam gemacht, den Major Guichard gen. Quintus Icilius mit den Verhandlungen be- auftragt hatte*). In dem ablehnenden Schreiben hatte Michaelis vor allem allerdings geltend gemacht, da ihn die ihm allezeit in Hannover erwiesene Gunst zur Dankbarkeit verpflichte; daneben da8 er pekuniiar bereits so gut gestellt sei, daf man ihm in Preufen keine bessere Position bieten kénne. In Berlin wie in Hannover war seine Antwort gut anfgenommen. ,[ch schitze mich gliicklich“, schrieb er an Miinchhansen, ,daB meine Gesinnungen, die auch zu Potsdam nicht misfallen haben, von des Kénigs Majestit einer allergnidigsten Wohlnehmung gewiirdigt sind‘ ‘). Er hatte aber offenbar auf irgend welche reelle Anerkennung in Hannover ge- hofft. Als sie ausblieb, zeigte sich bald sein Mifvergniigen. Schon

1) Selbstbiogr. 8. 197.

2) M. Abh.: eine Krisis in der k. Gesellschaft der Wiss. z. Géttingen (Gdtt. Nachrichten 1892), 8. 76.

3) Briefe aus dem Juli und August 1763 bei Buhle II, Nr. 59—61, 8. 429 ff. In dem unten zit. Briefe d’Alemberts v. 7 I 1774 heiBt es: me trouvant en 1768 i la cour du Roi de Prusse je lui parlai de vous avec tous les éloges que vous méritez et Yexhortai & yous attirer dans ses états.

4) 3. Sept. 1763 Gottingen, Kgl. Kuratorial-Archiv, Akte J. D. Michaelis.

eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 365

im Juni 1764 wufte Btisching in Petersburg aus einem Briefe von Michaelis darum*). Das grofBe Ansehen, dessen er sich lange bei dem Minister erfreut hatte, verschlechterte sich in dessen letzten Lebensjahren zusehends*). Nicht, wie Michaelis meint, durch den Eintritt von Georg Brandes in die Universititsverwaltung (1769), der ihm allerdings nie geneigt war, sondern durch sein selbst- siichtiges Betragen in der Krisis der k. Gesellschaft der Wissen- schaften*). Michaelis tibergeht in seiner 1788—90 verfaBten Selbst- biographie diesen Grund*) und meint, man habe in Hannover, da er infolge seiner Ablehnung Gottingen fiir alle Zeit gesichert sei, geglaubt, man brauche nun nichts weiteres ftir ihn zu tun. Michaelis lieB es nicht bei den Klagen itiber die verfehlte Gelegenheit be- wenden, sondern versuchte, ob sich nicht das friiher Verséumte nachtriglich noch erreichen lasse. Er benutzte dazu seine Be- ziehung zu franzdsischen Gelehrten. Briefe aus dem J. 1774 liefern die Beweise. An Villoison, den jungen Graezisten, der seit Schlizers Besuch von Paris im Winter 1773/74 mit Gottingen in Korre- spondenz gekommen war, schrieb er: D’Alembertium meo nomine officiosissime saluta. Certus esse potest, me Berolinum iturum, si a Rege Borussiae bonis conditionibus illuc evocer. Noli tamen cuiquam Goettingensium hac de re aliquid scribere aut eloqul; habeo enim domum, hortos, agros, quos vendere opus abituro diffi- ciliusque emtorem invenirem, si caussa venditionis adpareret. Villoison teilte ihm die Antwort d’Alemberts mit, er mége ihm nur seine Absichten (ses intentions) mitteilen; die Vertretung beim Kénig von Preufen nehme er auf sich, und Villoison versicherte ihn: vous n’aves pas de plus grand admirateur et de plus zelé partisan que mr. d’Alembert et moi®). Michaelis war auch mit d’Alembert in direkten Verkehr getreten"). Da dieser aber, durch Krankheit gehindert, nicht mehr nach Berlin zuriickkehrte, so er- wies sich Michaelis’ titige Reue als ein unntitzes Zuspiit.

Von Interesse sind in dem Michaelischen Berichte noch die

1) Cod. Mich. 321 (Briefe Bd. II), Bl. 182.

2) Krisis 8. 78 ff.

3) Das. 8. 93 ff.

4) 8. 99,

5) 10 IV 1774 Cod. Mich. 329, Bl. 441.

6) 29 VI 74 das. Bl. 443.

7) Cod, Mich. 320, Bl. 164. 7 I 1774 antwortete d’Alembert auf einen ihm durch Schlézer zugesandten Brief yon Michaelis. Ein zweiter vom 9. V. 77 spricht das Bedauern d’Al. aus, nicht nach Berlin reisen zu kénnen. Die Korrespondenz des J. 1780 betrifft nur literarische Gegenstinde.

366 F. Frensdorff,

~. AeuBerungen iiber die lateinische Sprache. Nach dem Tode von

Christian Benedict Michaelis (+ 1764), einem im Gebiete der orien- talischen Sprachen hochverdienten Manne, suchte der Sohn fiir dessen hinterlassene Abhandlungen, da sie lateinisch geschrieben waren, vergebens nach einem Verleger*+). Die Abneigung gegen das Latein, die damals immer weiter um sich griff, wurde von manchem beklagt. An den hollaéndischen Universititen zumal sah man darin einen Bruch der alten gelehrten Gemeinschaft. So hoch man Thomasius wegen seines Freimuts schitzte, so wollte man ihm das Lesen und Schreiben in deutscher Sprache nicht verzeihen und nannte ihn hébnisch den ,deutschen Professor“. An einer Akademie, da deutsch doziert werde, werde die Jugend faul und verderbt. So auBerte man sich gegen einen Schiiler des Thomasius, Stolle, spéter Professor in Halle, als er 1703 Holland bereiste *). Als Piitter 1761 fiir eine Professur in Leiden im Aussicht ge- nommen wurde, stellte man an die Spitze der Bedingungen: ,pri- marium est in nostris academiis, quod Latina lingua tradantur omnia, at quotquot sunt diversarum gentium juvenes, in eodem auditorio sedere possint“*). Auch Georg Brandes, der auSer in Gottingen in Leiden studiert hatte und zu hollandischen Gelehrten in ge- nauere Beziehung gekommen war, bedauerte, da8 im gelehrten Verkehr, auch in Gottingen das Latein und das Lesen in latei- nischer Sprache in Riickgang gekommen war. Er sah darin nicht blos een Ansto8 fiir verschiedene Auslinder, sondern eine Neben- bahn zur Barbarei; wire mit allem einverstanden, was den Got- tinger Dozenten die lateinische Sprache wieder in den Mund bringen konnte. ,Hrinnerungen*, meinte er, ,helfen nichts. Bei einem Teil wird die Unmiglichkeit im Wege stehen, bei dem andern wird der rebellische Witz und die Selbstzufriedenheit tiber das bon- motieren diesen Zaum verabscheuen. In Holland ehrt man doch noch die Sprache, wenn schon der Geist tibersehen wird“ *). Die professio eloquentiae und ihre tiichtige Besetzung hielt Brandes deshalb fiir besonders wichtig. ,Der Einflu8 dieser Profession, so Wie sie jetzt stehet, ist auf den ganzen Ton der Literatur und Gelehrsamkeit so wirksam, da8 billig alles daran gewendet wird“®).

1) J. D. Michaelis’ Selbstbiographie, S. 138.

2) Ausziige aus seinem Tagebuche in Schmidts Z. f. Gesch.-Wiss. VIL (1847), 8. 481 mitgeteilt von Guhrauer.

3) Ptitters Selbstbiogr. I, 380.

4) 16 und 26 V 1771, Bd. I, 187 und 189.

5) 9 III 1772, Bd. I, 18.

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eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 367

Michaelis eigene Meinung iiber das Latein in Vorlesungen erhellt aus der AeuSerung in dem oben S. 852 beriihrten Briefwechsel mit dem Marseiller Advokaten: ,Unsere Lectionen sind deutsch. La- teinisch zu dociren halt man fiir pedantisch* *).

Welchen Erfolg der Brief von Michaelis an v. Goens hatte, zeigt die nachstehende Erwiderung.

R. M. van Goens an J. D. Michaelis ?).

Utrecht ce 10 fevrier 1777. Monsieur

Un sejour de plus d'un mois que j'ai fait & la Haie joint & différentes occupations peu analogues 2 Vobjet de ma precedente et celui de votre re- ponse en date du 30 Xbre 76 m’ont empeché d’y repondre plus tdt. Je vous suis trés obligé, Monsieur, des details que vous avez eu la complai- sance de me communiquer au sujet des Gens de Lettres, auxquels je croiois qu’on pouvait penser en cas que le departement de l'Histoire et des Belles Lettres vint 4 vacquer 4 l'Université de cette ville. Et comme je me trouvois 4 la Haie, lorsque votre lettre m’est parvenue, j’en ai méme deja fait & la Cour Vusage que je croiois convenable. Il paroit par votre liste quaprés M. Schlétzer, qui seroit peutetre un peu difficile a attirer, ce se- roient MM. Tétzen et Meusel, qui nous conviendroient le mieux. C'est done par raport 4 ces deux derniers, que je serois tres charmé de recevoir des informations un peu plus detaillées, scavoir 1) leur titre 4 l'Université, ou ils sont placés aujourdhui et la note des lecons quils donnent habitu- ellement, 2) leur apointemens fixes et les revenans bons®) de leur place, 8) leur age et condition de mariés ou non mariés, leurs enfans ete. 4) leurs écrits, surtout en latin, ou autres preuves de merite et distinctions hono- rables, 5) leur reputation du coté du caractére, surtont par raport au talent @instruire et de vivre avec les jeunes gens.

Je ne doute pas, Monsieur, avec les liaisons que vous avez en Alle- magne, que vous ne soiez 4 portdée de vous faire donner des avis surs et distincts sur tous ces objets, et je me flatte que vous voudrez bien me les communiquer, pour en faire usage en tems et lien, Et dans quelque langue que vous préferiez de m’écrire, vos lettres me feront toujours un egal plaisir.

On vous a dit vrai, Monsieur, quvil a paru ici une traduction Hol- landoise de votre paraphrase du livre de Job‘). C'est méme un de mes plus intimes amis et un homme aussi distingué par sa naissance que par son scavoir et ses excellentes qualitds, qui a entrepris cette tache pee ot

1) Bl. 254 aa. O.

2) Cod. Mich, 323 (Briefe IV), Bl. 159. Die Adresse lautet: 4 Monsieur Monsieur J. D. Michaélis, chevalier de POrdre de PEtoile polaire, Conseiller de Cour de 8. M. Britannique et Professeur en Philosophie & VUniversité Electorale de Gittingue. franco Hambourg.

3) Darunter werden Nebeneinnahmen, Gebiihren, Sporteln u. dgl. verstanden.

4)'In dem oben S. 353 mitgeteilten Briefe findet sich keine hierauf beziigliche Stelle. Michaelis muS demnach in dem nach Utrecht abgegangenen Schreiben dem Konzepte etwas hinzugefiigt haben.

5) Gemeint ist J. D. Michaelis’ deutsche Uebersetzung des Alten Testaments

868 F. Frensdorff,

s'etoit proposé de la continuer et de mettre entre les mains de notre Public Hollandois vos Commentaires sur les autres livres du V. T\, mais je crains qu'un sureroit d’occupations causé par des changemens arrivés dans sa si- tuation ne l’empéche d’executer ce dessein; et lon prétend qu’une societé de gens de lettres 4 Amsterdam se réunira pour s’en charger. Si je crois vous faire plaisir, je tacherai de trouver quelque occasion pour vous adresser sans beaucoup de fraix un exemplaire du volume qui a paru.

Je doute qu’on ait requ chez vous le Catalogue de ma Bibliothéque, publié en deux gros volumes, il y’a prés d’un an, sous le titre de Catalogue fait sur un plan nouveau et raisonné d’une Bibliothéque d’environ XIX mille volumes. L’inutilité, dont deux tiers de ces livres me devenoient dans ma situation actuelle et les désagrémens attachds 4 la simple conser- vation d’un amas de volumes dont on ne se sert guéres, m’ont porté 4 en faire la vente au mois d’Octobre de l'année passée*). Et je ne doute pas, si Yon avoit recu le catalogue 4 tems, qu’on veut été tenté d’y acquerir bien des articles trés peu communs pour la bibliotheque de votre Univer- sité. On a d’autant plus bien de regretter de n’avoir pas pu profiter de cette occasion, que la vente a trés mal reussi faute de commissions étrangéres de sorte que j’ai fait & cet objet une perte de prés de trois mille ducats.

J’ai Yhomeur d’étre avec une tres parfaite consideration et estime

Monsieur Votre tres humble et tres obeissant serviteur

R. M. van Goens.

Nach dieser Antwort ist es leicht erklirlich, da8 die Verhand- lungen mit Utrecht im Sande verliefen. Michaelis’ Briefwechsel weist keine Korrespondenz mit Meusel oder Totze aus der in Be- tracht kommenden Zeit auf. Er wird keine Neigung verspiirt haben, die umstindlichen Nachrichten einzuziehen, deren Ueber- mittlung ihm vy. Goens ansann. Vielleicht war seme Forderung gar nicht ernstlich gemeint und bildete blo ein Mittel den Riickzug za decken; denn der AnstoB blieb immer die Vortragssprache: die

deutschen Gelehrten konnten nicht Hollindisch und wollten nicht

1769—83 in erster Auflage verdfientlicht. Eine zweite Ausgabe der ersten Teile begann seit dem J. 1778 zu erscheinen. Auf Grund derselben wurde in Holland publiziert: J. D. Michaelis nieuwe overzetting des ouden Testaments met aenmer- kingen voor ongeleerden in het Nederduitsch overgebragt door den Heer de Per. poncher, raed in de vroedeschap der stad Utrecht. 1. Deel, het boek Job’s be- helzende (te Utrecht 1776). Der Verfasser war Baron Wilh. Emmerich von Perponcher (1740—1819). Die hollindische Uebersetzung umfafit 9 Teile (1776— 89), von denen nur der erste Perponcher als Verfasser nennt. Von Perponcher gibt es eine Uebersetzung von Kleists Frihling: de Lente, een gedicht naar ’t Hoogdiutsche van Kleist 1804.

1) v. Goens’ Bibliothek galt fiir eine Sehenswiirdigkeit der Stadt Utrecht und als die gréBte Privatbibliothek in den Niederlanden nach der Meermanns.

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Se

eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 369

lateinisch lesen. Auch wurden die Interessen des Kurators bald nach der Uebernahme seines Amts nach einer andern Seite abge- lenkt. In dem Parteikampfe, der in den Niederlanden ausbrach und, durch die nordamerikanische Bewegung veranlaft, die Bevélkerung in die Freunde Englands und die Freunde Frank- reichs spaltete, stand van Goens an der Spitze der oranisch- englischen Partei. Er war ihr publizistischer Wortfiihrer. Mochte die wissenschaftliche Korrespondenz mit Gottingen ein rasches Ende genommen haben, mit dem Politiker van Goens kniipften sich neue Bezichungen an. Schlézers Briefwechsel nahm lebhaft Teil an den innern Wirren der Niederlande und stellte sich entschieden auf die Seite der statthalterlichen Partei. Das Ende 1781 ausgegebene Heft 57 (X, 130) untersuchte die Frage, ob die Unabhangigkeit von Nordamerika und ein Biindnis mit dem- selben fiir die Republik Holland vorteilhaft sei? Der Aufsatz war die Uebersetzung einer hollindischen Flugschrift, als deren Ver- fasser der ungenannte Einsender den geschickten Advokaten Luzac in Leiden genannt hatte, eine Angabe, die zwei Jahre spater Briefe aus Holland in Schlizers Staatsanzeigen dahin berichtigten *), der Verfasser jenes dltern Aufsatzes sei van Goens, Rat und Schéffe der Stadt Utrecht und kaiserlicher Rat. Der Titel eines kaiser- lichen Rats, den er von Maria Theresia erhalten hatte, gehérte einer weiter zuriickliegenden Zeit an; denn er war noch durch van Swieten (+ 1772) als Anerkennung fiir einen Dienst, den er der kaiserlichen Bibliothek erwiesen hatte, vermittelt. Die Briefe aus Holland berichteten auch, daSi Goens sich seit 8—9 Jahren lediglich mit Politik und Staatsgeschiiften abgebe. Er war auch der Verfasser der Streitschrift: politiek vertoog over het waar sistema van Amsterdam (1781). Eine deutsche Uebersetzung er- schien in den Hollandischen Staatsanzeigen, die auf Grund der bei Schlézer einlaufenden Flugschriften der hollandischen Partei- kimpfe seit 1784 in der Vandenhoekschen Buchhandlung zu Git- tingen herauskamen, von ihm eingeleitet und von Jacobi und Liider herausgegeben wurden. Den zweiten Teil (1784) fillt die von Aug. Ferd. Liider, nachmals in der westfalischen Zeit Professor in Géttingen, herriihrende Uebersetzung. Schlézer beteiligte sich dann auch selbst an den holliandischen Hindeln. Nachdem der Ratgeber des Statthalters Wilhelms V, Herzog Ludwig Ernst von Braunschweig, aus Holland verdriingt war, verfaBte er 1786 die

1) Marz, April und August 1783, Heft 18 (V, 245).

370 F, Frensdorff,

groBe und scharfe Verteidigungsschrift zu seinen Gunsten, die im Verlaufe eines Jahres drei Auflagen erlebte.

Die Abhandlung: politiek vertoog zog v. Goens den ganzen HaB der Gegner zu. Eine von ihm wéahrend der J. 1781—83 re- digierte Zeitschrift, de Ouderwetsche Nederlandsche Patriot’), konnte gegen die Presse der Patrioten neuen oder franzisischen Stils nicht aufkommen. Auf das Miftrauensvotum von 340 Biirgern Utrechts schied er aus seiner Ratsstellung und siedelte nach dem Haag iiber, ohne doch ein festes Amt am Hofe zu erhalten. Griind- lich verbittert verlieB er die Heimat und fiihrte ein wechselndes Emigrantenleben, eine Zeitlang noch ein Jahrgehalt von 120 Pfd. Sterl. vom Prinzen y. Oranien beziehend. Seiner Heimat ent- fremdet, zog er es vor, sich nach seiner aus Schottland stammenden Mutter Cuningham oder Cuningham van Goens zu nennen. Wdahrend. seines Aufenthalts in der Schweiz verkehrte er viel mit Lavater ”). Als er nachher nach Deutschland ging, hatte er, seitdem die ora- nische Pension ausblieb, oft mit bittern Sorgen zu kampfen, so daB er an Lavater schrieb: ,fiirstliche mensche sind so selten menschliche mensche‘ *), und dem Prinzen selbst zu Gemiite fiihren durfte: ,vos ennemis, Monseigneur, ont été les miens, et ils n’ont été les miens que parcequils étoient les votres“*). Nach mannig- fachen Reisen in Siid- und Mitteldeutschland wihrend der Jahre 1793 und 1794 hielt er sich lingere Zeit in Erfurt auf, wo ihn der Coadjutor y. Dalberg unterstiitzte; dann in Dresden; zuletzt in Wernigerode, wo er, Anhanger eines gliubigen und positiven Christentums, in dem gleichgesinnten Kreise, der sich um den Grafen Christian Friedrich von Stolberg sammelte, durch die Emp- fehlung seines Freundes Jung-Stilling 5) Aufnahme und Schutz fand. Hier ist er den 24. Juli 1810 gestorben. Ein Verwandter von ihm, D,. F. van Alphen, fa8te sein Urteil tiber ihn in die Worte zu- sammen: ,autrefois l’objet d’une admiration universelle, depuis d’une haine sans exemple et 4 Ja fin d’un oubli total).

1) Daritber Sautijn Kluit in Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis en oudheidkunde, nieuwe reeks D. 9 (1877) 8. 281 ff.

2) In Lavaters Handbibliothek fir Freunde 1791 III 74 sind Ausziige aus Newton, die ihm Cuningham mitgeteilt, wiedergegeben; 1793 I 132 ff. ein Dank an Cuningham fir Aufsitze. Andere Zeugnisse seiner Mitarbeiterschaft sind im Gids a. a, O. 8. 473 angefiihrt.

3) Gids (s. unten S. 871) 1878, S. 471. 4) Brieven (unten §. 871) I, 121.

5) Wenn wie angegeben wird (Gids, S. 471), unter dem Raschmann in Stillings Leben (Schriften I, 443 ff.) v. Goens gemeint ist, so sind in seinem Bilde Wahrheit und Dichtung gemischt.

6) Brieven I deel (1884), Vorwort.

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eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776. 2 tl

Die Hollander haben sich in den letzten Jahrzehnten ihres Landsmannes wieder erinnert. ten Brink hat 1869 eine Lebens- beschreibung von ihm geliefert, das Resultat eines Preisausschreibens der Utrechter historischen Gesellschaft, W.H. de Beaufort in einem ausfiihrlichen Artikel des ,Gids“ Jg. 1878 (Februar und Marz) eine Charakteristik yon v. Goens entworfen. Beaufort hat auch in den Werken der historischen Gesellschaft zu Utrecht Bruchstiicke einer Selbstbiographie und Briefe an Goens und andere ihn betreffende Papiere verdffentlicht'). Aber in allen diesen Publikationen ist, soviel ich ihrer habe ansichtig werden kénnen’), seiner Korrespondenz mit Michaelis oder seiner Beziehung zu Schlézers Zeitschriften nicht gedacht, obschon der in die kel. Bibliothek im Haag durch die Schenkung der ihm verwandten Familiev an Alphen gelangte Nachla8 van Goens’ vermutlich Spuren davon aufweisen wird. Er enthalt auch einen Brief Goethes vom 31. Dezember 1794, an v. Goens in Erfurt, der ihm einen Ring mit der Bitte um Erkliérung seiner ritselhaften Inschrift iiber- sandt hatte*). Die Lisung, die Goethe fand, lie8 ihn seinen Dank in die Worte kleiden: je garde (cette relique interessante) avec plaisir et je (la) porterai en Votre souvenir sans etre anabaptiste ni trop chretien, worauf van Goens nach seinem Tagebuche zu erwidern vorhatte: je me propose de répondre 4 son aveu, qu'il n'est pas trop Chrétien par un autre aveu, que je mets une gloire a l’étre*). Goethe der ihn in Erfurt aufzusuchen beabsichtigte, schlo&8 seinen Brief mit den verbindlichen Worten: ,si je ne me trompe fort, je trouverai en Vous la connoissance de plusieurs de mes connoissances et l’ami de mes meilleurs amis*. Das wird teils auf den Coadjuter von Dalberg, teils auf Manner wie Lavater und Stilling zu beziehen sein.

Die Musterung deutscher Historiker im J. 1776, wozu Goens’ Anfrage den Anla& gab, fiel in eine ungiinstige Zeit. Nur einer von denen, die er nannte, trug einen grofen geschichtlichen Namen davon, stand aber damals selbst noch in seinen Anfangen. Das Ge- stirn der beiden gréBern Namen, Johannes von Miiller und Spittler,

1) Neue Reihe Nr. 38, 43 und 56 unter dem Titel: Brieven aan R. M. van Goens en onuitgegeven stukken hem betreffende, 3 Thle. (1884—90).

2) Die Biographie von ten Brink ist weder in Géttingen noch in Berlin.

8) Briefe (Weimarsche Ausg.) Bd. 10, Nr. 3115. Die Anmerkung 8. 406 berichtigt sich nach den obigen Angaben. Der Brief wurde zuerst mitgeteilt in der Gegenwart 1875 v. 8. Mai (Nr. 19) von Wilh. Berg mit Erliuterungen aus Goens’ Tagebiichern. Danach Strehlke, Goethes Briefe I (1882), 8. 209.

4) Gids 8. 478.

a 879 F. Frensdorff, eine Musterung deutscher Historiker aus dem J. 1776.

ae war noch nicht am historischen Himmel aufgegangen. Von Miiller

war nicht mehr als sein Bellum Cimbricum (1772) erschienen; erst acht Jabre spater begann die Verdéffentlichung der Schweizerge- schichte. Spittler, gleichalterig mit Miller, steckte noch in seinem theologischen Berufe und hatte zur Zeit unsers Berichts noch nichts als seine Doktordissertation publiziert. Est in den beiden letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts und dem ersten des foleenden traten die Werke hervor, die allen dreien einen Platz in der Ge- schichte sicherten. Alle drei, der um 17 Jahre 4ltere Schlézer und die beiden jiingern, starben dann im Laufe eines Jahres, vom Mai 1809 bis Marz 1810.

7.

Die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers und Etwas tiber Rythmus.

Von

Wilhelm Meyer aus Speyer,

Professor in Gottingen.

oR, Vorgelegt in der Sitzung vom 17. Juli 1909.

Wilhelm Brandes hat beim Jahresbericht des Herzogl. Gym- nasiums in Wolfenbiittel 1905 wieder herausgegeben ein kleines Gedicht, ‘Praecelso et spectabili’ beginnend, welches der Bischof Auspicius von Toul um 460 an Arbogast, den Comes in Trier, ge- richtet hat. Es sind 164 solche Achtsilber mit steigendem Schlusse, in Gruppen von je 4, ohne jede Riicksicht auf Quantitét: also ein rythmisches Nachbild der ambrosianischen Strophe.

Die Form dieser 164 Zeilen hat seit der Arbeit von Brandes zu ziemlich ausgedehnter Diskussion Veranlassung gegeben. Denn Brandes hat bemerkt, da in diesen Versen nicht nur im Schlué, sondern meistens auch auf der 4. Silbe der Wortaccent mit der Scha- blone des jambischen Vorbildes zusammenfallt (MAwinLoA); er hat deshalb behauptet, Auspicius habe mit dem Wortaccent be- tonte jambische FiiBe bilden wollen; meine Lehre, daB die ryth- mischen Dichter von vornherein vor dem Schlusse keinerlei Fiife gebildet hdtten, sei unrichtig.

Darauf habe ich in diesen Nachrichten 1906 S. 192229 ge- antwortet. Auspicius habe diese Achtsilber durch eine Caesur geteilt nach der 3. oder der 5. Silbe: ‘antiquis: comparabili, laeti- ficabas* antea’; da sei es unvermeidlich, da ein Wortaccent auf die 4. Silbe falle. Da8 von Manchen eine solche Caesur ange- wendet worden sei, zeige Prudentius, welcher 100 Jahre friiher in Peristephanon V von 576 quantitirenden jambischen Dimetern volle

874. Wilhelm Meyer,

565 durch dieselbe Caesur geteilt habe. DaBK Auspicius nicht an Accentjamben gedacht habe, beweise einmal der Umstand, da er Verse wie ‘aut rénovas aut superas’ fast giinzlich gemieden habe, obwohl sie vollig richtige Accentjamben bilden, anderseits der Umstand, da& er im Anfang ebenso oft Trochaeus als Jambus setze, obwohl er mit Leichtigkeit iiberall hatte Jamben setzen kénnen. Die Caesur im jambischen Dimeter lasse sich auch aus der Geschichte der Metrik begriinden. Demnach habe Auspicius seine Achtsilber durch Caesur geteilt, was allerdings bemerkens- wert sei; aber an Accentjamben mit bestimmten Fiifen habe er nicht gedacht.

Zunichst mischte sich P. Maas ein. Er besprach in der By- zant. Zeitschrift XVII 289 meine Arbeit. Da er in den -kunst- reichen Strophen byzantischer Hymnen etliche Achtsilber gefunden hatte, welche die 2., 4., 6. und 8. Silbe accentuiren, und er sich in die Betrachtung der alternirenden Fife, d.h. Jamben und Trochaeen, versenkt hatte, so meinte er, auch Auspicius habe aus diesem Born getrunken und wirkliche Fii®e mit alternirendem Wechsel von Senkung und Hebung bilden wollen. Darauf habe ich in diesen Nachrichten 1908, S.194—212, geantwortet. Paul Maas hat dann in der Byzant. Zeitschrift XVII, 587/91 auf meine Erklérangen erwidert; er bringt nichts sachlich Neues; nur ist er in den Sumpf persénlicher Angriffe herabgestiegen; ist’s so seine Art, um so tibler: meine ist’s nicht.

Zuletzt hat Brandes im Rheinischen Museum (Bd. 64, 1909, S. 57—97) eine Arbeit verdffentlicht mit dem Titel: ‘Die Epistel des Auspicius und die Anfinge der lateinischen Rhythmik’. Sie bekiimpft hauptsichlich meine Arbeit tiber Auspicius und meine Ansichten iiber den Ursprung der lateinischen rythmischen Dich- tung, leider Beides in unwissenschaftlicher Weise. Denn im ersten Teile tiber Auspicius, wo er es vor Allem mit der Caesur zu thun hat, erklért er einfach, allerdings habe Prudentius von 576 jambischen Dimetern volle 565 durch die Caesur getheilt, doch das sei Zufall (S. 63). Also, wenn Auspicius von 164 Zeilen in 159 die 4. Silbe betont und nur in 5 Zeilen nicht, so ist das Ab- sicht: wenn Prudentius von 576 Zeilen in 565 Caesur beachtet und nur in 11 nicht, so ist das Zufall. Das ist brandesische Wissenschaft.

Den andern Hinweis, dai von den richtigen Accentjamben, wie ‘aut rénovds aut. stiperas’, Auspicius nur 2 bringt (weil sie eben durch die Caesur ausgeschlossen sind), glaubt er (S. 70) damit abgethan zu haben, da er behauptet, da solche Zeilen alle mit

> sek enor sminenetiR, rt te MENRSETRE RE TETRA TE GEOR AERTS pu nae

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius yon Poitiers (iiber Rythmus). 375

proparoxytonen Wéortern schliefen, so sei der Fall schwierig und selten, da auch die 4. Silbe der Schlu8 eines proparoxytonen Wortes sei. Ein solches Vorgehen ist mehr als keck. Ich habe ihm 8. 205 erstens die 8. 229 gedruckte Tabelle, zweitens das Carmen Buranum no. 16 zitirt. Meine Tabelle S. 229 enthalt alle Achtsilber, welche aus einem Stiick des Caesar sich mechanisch ausschneiden lassen. Von diesen 15 Achtsilbern haben 4 ver- schiedenartige Hinschnitte; 6 betonen die 3. Silbe und schneiden nach der 4. sinkend ein, wie ‘lenidrem- sententiam’; aber 5, also das volle Dritteil, haben den Hinschnitt ‘ac fortitér: sententias ; auxiliim* si postea; pertérritis’ conviciis’. Die spatlateinischen Dichter beweisen hier nichts, weil sie von meiner Caesur mehr oder weniger angekrankelt sein kénnen: Caesars Prosa ist von diesem Verdacht frei, und sie zeigt, da das ‘sprachliche Material’ solche ‘innern Daktylen’ sogar oft zulé8t. Von den Carmina Burana will ich jetzt no. 69 8. 40 ‘Florebat olim studium’ an- fiihren; von den 50 Achtsilbern sind 8 mit dem stumpfen Einschnitt geteilt ‘Caeci caecos’ praecipitant’, aber nicht weniger als 13 sind mit dem daktylischen Worte geteilt: ‘exorbitant: a semita’. Aber Brandes kiimmert sich darum nichts; er dekretirt: das sprachliche Material bietet in Achtsilbern solche Einschnitte nur selten.

Mein Einwurf, daB Auspicius im 1. Fu offenbar sich um Accentjamben nichts gektimmert habe, wird ebenso griindlich widerlegt: vielleicht habe Auspicius die zweisilbigen Worter auf der letzten Silbe betont (vgl. iibrigens Gramm. lat. I 433, 5), viel- leicht es dsthetisch und schén gefunden, die langweilige Kette der jambischen Anfinge durch trochdische zu unterbrechen. In dieser

Weise geht die Erérterung weiter.

Das ist kein wissenschaftliches Suchen nach Wahrheit, sondern Rabulistik und rechthaberisches Gezink. Dazu habe ich keme Zeit

und keine Lust.

Der von Brandes entdeckte lateinische Volksrythmus.

Im 2. Teil seiner Arbeit legt Brandes eine neue Entdeckung vor; er hat die eigentliche volksméfige lateinische Rythmik auf- gesptirt, aus der sich der Zeilenbau des Commodian, des augusti- nischen Psalms und dann weiter die ganze Art der frithesten rythmischen Dichtung leicht begreifen lassen. Brandes selbst hofft, daB es ihm ‘gelungen sei, die Hauptfragen des rythmischen Problems ihrer endlichen Lésung einen Schritt naher zu bringen’. Ich kénnte freilich den Rest meiner Lebenszeit niitzlicher ver- wenden; allein da diese Arbeit zunichst mich bekaémpft und da

Kgl, Ges, d. Wiss. Nachrichten, Philolog.-hist. Klasse. 1900. Heft 3. 27

376 Wilhelm Meyer,

sie in einer angesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift erschienen ist, so will ich darauf eingehen.

Der alternirende lateinische Volksvers wird von Brandes durch das Zeugnis des Marius Victorinus be- wiesen. Brandes unterscheidet den lateinischen Volks- vers und den lateinischen Volksrythmus. Es wire frei- lich nett, wenn beide ziemlich fibereinstimmten; aber das geht einmal nicht. Brandes kommt nun 8. 91/92 zu dem Schlusse, dafi mit dem Saturnier beginnend ‘der lateinische Volksvers zu allen Zeiten von Natur alternirend war’, d. h. dafi je 1 Hebung oder 1 Senkung abwechselten also daB er aus Jamben oder Trochien bestand. Das ist nun bei einem Volke, das in Fii8en dichtet, ziemlich natiirlich. Denn es gibt nur die 2 Gattungen: —v und v— oder —vu und vv. Dazu sind Reihen von reinen Daktylen oder reinen Anapidsten zu klappernd; sie miissen also mit andern FiiBen gemischt werden; dies Mischen verlangt aber schon eine ziemliche Verskunst. Deshalb wird ein in FiiBen dichtendes Volk tiberhaupt, besonders aber in den Zeiten kindlicher Metrik, mehr Jamben und Trochien als Daktylen und Anapiste dichten. Diese Erkenntnis ist also keine Entdeckung: wohl aber der Beweis da- fir, den Brandes (8. 92) gefunden hat.

Er schreibt ‘Man darf nach alledem schlieBen, daB der latei- nische Volksvers zu allen Zeiten von Natur alternirend war, wie Maas es fiir den Dimeter des Auspicius geltend macht, auch ohne ausdrtickliche Zeugnisse der Grammatiker, wie das des Marius Victorinus (Keil, Grammatici VI 113): Nam ut nihil scribere possumus, quod extra numerum litterarum cadat, sic ne loqui quidem aut verbum ullam emittere, quod non in pedes aliquos et in rythmos incidat, qui alterna syllabarum sublatione et positione continentur. Brandes traut also wirklich dem Marius die Ansicht zu, da8 im menschlichen Sprechen je 1 Hebung und 1 Senkung regelmafig sich folgen. So théricht ist dieser la- teinische Grammatiker doch nicht gewesen. Er hat zunichst sehr wohl gewuft, daS bei allem Sprechen sehr oft 2, ja mitunter 3 weniger betonte Silben sich folgen, d. h. da8 beim Sprechen Jamben und Trochien mit sehr vielen Daktylen und Anapasten gemigcht sind. Dem Marius bedeutet also sublatio und positio vocis nicht eine einzelne mit erhobener oder gesenkter Stimme gesprochene Silbe, sondern die Erhebung oder Senkung der Stimme, welche in jeder dieser zwei Lagen auch mehrere Silben sprechen kann. Genau dieselben Worte in demselben Sinn gebraucht Marius 9. 40, 10: consequens reor de arsi ac thesi id est de terna syllabarum

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (tiber Rythmus). 377

sublatione ac positione, quibus pedes in metris nituntur atque formantur, dicere. Die FiiBe, welche dann besprochen werden, sind nicht nur Jamben und Trochien, sondern sind auch Daktylen and Anapiste; ja die Jonici (vu oder ——vv) ‘unam partem (vv) in sublatione habent, duas (_—) in positione seu contra’ (p. 48, 23), Also ist keine Rede von dem ‘alternirenden Volks~ vers’. So geht Brandes mit seinen Zeugnissen um‘).

Der von Brandes in den lateinischen Grammatikern entdeckte lateinische Volksrythmus.

(Die alte Lehre) Das Aufkommen der rythmischen Dichtung im 4, Jhdt. n. Chr. hatte man sich friiher so erklart: die latei- nische Wortaussprache und Dichtung war urspriinglich accentuirend; dann drang zwar in den gebildeten Stinden die quantitirende Dichtweise der Griechen ein; allein die accentuirende hielt sich allezeit in den untersten Volksschichten Roms und brach im 4, Jhdt. im Dienst des Christenthums wieder ein in das literarische Gebiet. Andere nahmen an, da zwar die alte rémische Wort- aussprache quantitirend gewesen sei; daS aber in den Jahrhunderten der Kaiserzeit bei der Aussprache die Quantitat immer weniger, der Wortaccent immer mehr hervorgetreten sei, bis im Laufe des 4, Jhdts. der Wortaccent definitiv gesiegt habe. Diese beiden Schulen erkannten den definitiven Sieg des Wortaccentes auch darin, da®8 in der Dichtung in die Stelle der langen Vershebungen die stark betonten Wortsilben geschoben worden seien.

(Meyer) Diese Theorie ist sehr schén; allein die Thatsachen sind anders. Als ich die alten Denkmaler der sogenannten ryth- mischen Dichtung untersuchte, sah ich, da® in die Stelle der vom Versaccent getroffenen Hebungen durchaus nicht regelmafig die Accentsilben eingertickt seien. Das war nur in der Schluf&kadenz geschehen (mdgna oder md4xim&); vor diesem Schlusse wurden nur

1) Ich will Brandes die Stelle des Marius erkliren, da die Sache mit dem Folgenden sich berithrt. Nach Cicero Orator 183 ‘a modis quibusdam cantu re- moto, soluta esse videtur oratio maximeque id in optimo quoque eorum poetarum, qui lyrici a Graecis nominantur, quos cum cantu spoliaveris, nuda paene remanet oratio’, womit Quintilian IX 4,583 stimmt, hat Marius zunachst bemerkt: ipsa quoque lyrica poemata sublata modulatione vocis non ultra solutam orationem procurrunt. Quintilian kntipft hieran den Gedanken IX 4, 60 ‘ratio pedum in oratione est multo quam in versu difficilior’: Marius ‘quocirca putant non nulli duriorem legem oratoribus fore quam poetis’. Quintilian begrimdet dies § 61 ‘neque enim loqui possumus nisi syllabis brevibus ac longis, ex quibus pedes fiunt?: Marius mit den oben von Brandes zitierten Worten: nam..ne loqui quidem aut verbum ullum emittere (possumus), quod non in pedes aliquos et in rythmos incidat, qui alterna syllabarum sublatione et positione continentur.

27*

8378 Wilhelm Meyer,

Silben gezahlt. Die FiiBe der quantitirenden Zeilen waren auf- gegeben. Es ergab sich die Tatsache: Lateinische Dichter haben im 4. Jhdt. beim Versemachen nicht nur die Quantitét aufgegeben, sondern auch die Bildung von FiiBen, zwei Stiicke, welche mehr als 500 Jahre lang die lateimische Dichtung beherrscht hatten. Ich war rathlos. Denn die Verschlechterung der Aussprache konnte bei Manchem zur Noth die Aufgebung der Quantitit erkliéren, obwohl auch das ein grofer Entschlu&8 gewesen war und ein hiéchst seltsamer, da fast die ganze Dichtung die Quantitét noch lange festhielt, aber unerklarlich blieb das Aufgeben der Fiife. Denn Accentjamben und Accenttrochien zu bilden war so leicht und die Accentbetonung war schon kraftig, wie, die regelrechte Bil- dung der Schlufkadenzen in den rythmischen Versen, noch mehr der Uebergang des quantitirenden Satzschlusses in den accen- tuirenden Satzschlu8 beweisen. Das Problem war aber interessant, da ja auch der Versbau der romanischen Vélker keine Fii8e kennt und Silben zéhlt, also von dem lateinischen herzustammen scheint.

Auch bei den Griechen regt sich im 4, Jhdt. die rythmische Poesie. Auch hier werden die Quantitdt und die FiiBe aufgegeben. Dann folgt bald die byzantinische Strophik, deren Meister Romanos schon zur Zeit Justinians lebte. Hier wurden kunstreiche Strophen gebant, die aus sehr verschiedenen Zeilen mit scharf ausgepragter Melodie bestanden. Deshalb hatten die entsprechenden Zeilen des deutlichen Unterschieds halber fast immer auch entsprechende Fife, Accentfiife. Allein, sobald Gedichte aus der gleichen Zeile aufgebaut waren, fielen auch in der griechischen rythmischen Dichtung vor dem richtig accentuirten Schlusse die Accent- fiiBe weg.

Die kirchliche rythmische Dichtung der Griechen wurde von Pitra und Andern auf den Einflu8 der syrischen Christen, besonders des Ephrem, zuriick gefiihrt. So wurde ich auf den Gedanken ge- bracht, griechische und lateinische Christen seien durch den Ruhm und Glanz der syrischen christlichen Dichtungen, besonders der des Bardesanes im 3. und des Ephrem im 4. Jahrhundert, angeregt worden, ihre einheimische Quantitat mit ihren FiiGen bei ihren christlichen Dichtungen aufzugeben, dagegen das einfache, viel- leicht schon in den Psalmen angewendete Gesetz des Silbenzihlens anzunehmen. Ich hatte dann die Freude, in den griechischen Uebersetzungen gerade des Ephrem viele Tausende von Viersilbern oder Siebensilbern nachweisen zu kénnen, in welchen durchaus nur die Silben gezéhlt, nicht irgendwie gewogen sind. Fiir die ge- regelten SchluSkadenzen der griechisch - rémischen rythmischen

7%

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (iber Rythmus). 379

Zeilen fand ich ebenfalls Grund und Vorbild. Der SatzschluB der lateinischen Kunstprosa war besonders bei den lateinischen christ- lichen Schriftstellern schon im 3. Jhdt. gekannt. Deshalb wurde auch die dichterische silbenzihlende Kunstprosa mit einer be- stimmten Schluikadenz versehen. Und wie die SchluSkadenzen der wirklichen Kunstprosa gegen Schlu8 des 4. Jhdts. aus quanti- tirenden sich in accentuirte verwandelt haben, so wollen die Schlu8kadenzen des Commodian noch quantitirernde sein, die des augustinischen Psalms sind bereits nur accentuirend.

Diese und andere Griinde haben mich zu den Satzen gebracht, welche ich iiber den Ursprung der sogenannten rythmischen Dich- tung der lateinischen und griechischen Christen aufgestellt habe. Kann aber Jemand einen andern und einfachen Weg nachweisen, wie die lateimischen und griechischen Christen von sich aus zu dem merkwiirdigen Entschlu8 gekommen sind, die Quantitét und die alten FiiSe in ihren Dichtungen aufzugeben und sozusagen ins Dunkle hineinzuspringen, so mu8 natiirlich meine Lehre auf- gegeben werden, dab sie dabei ibre semitischen Glaubensbriider nachgeahmt hiatten *).

Brandes hat nun diesen einfachern Weg gefunden und das Rathsel gelést, indem er den lateinischen Volksrythmus entdeckt hat. | Wie sieht dieser aus? Bei der Entstehung des christlichen Rythmus ‘war er seit langem da, bezeugt seit der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts’ (Rhein. Museum Bd. 64, 1909, 8. 81). All der ‘Liederkram, wofiir die Bezeichnung canticum stehend ist, kann zu einer Zeit, wo sich im Volk das Quantitits- geftihl verdunkelte und verlor jedenfalls friiher als bei den Gebildeten und vollends lange, bevor diese auch fiir die Kunst- dichtung die Konsequenz daraus zogen schlechterdings nur in einer ‘rythmischen’ Form gemacht und gesungen sein’ (S. 87). Diese ‘rythmischen Verse sind nach dem Takte und dem schema- tischen Tonfall des metrischen Vorbilds gemacht und danach zu lesen, nicht als Prosa nach dem Wortakzent’ (8. 89).

‘Ueberreste dieses lateinischen Volksrythmus haben sich nicht

1) Norden, Kunstprosa I (2. Auflage) Nachtrige S. 11/12 l48t mich be- haupten, daB der Reim in die griechisch-lateinische Poesie aus dem Syrischen eingedrungen sei, und hat gegen diese Ansicht die Autoritét Sachau’s aufgeboten. Dagegen habe ich zu erwiedern, da& Norden mir wiederum Falsches unterge- Schoben hat. Hier hat er Syrisch und Semitisch verwechselt. Norden soll zunichst die Fille und das Alter der arabischen Reime hinwegraumen (s. meine Ges. Abh. I 6; If 116/8), dann mag er mich bekimpfen, wenn er doch meine Bitte (eben- dios I 8. 5 Note) nicht erfiillen will.

380 Wilhelm Meyer,

erhalten wohl aber literarische Reflexe und Nachbildungen in den Gedichten Commodians, dem Psalm des Augustin gegen die Dona- tisten (erster kritischer Text von Petschenig in dem vor kurzem erschienenen 51. Band der Scriptores eccl. lat.*) und in dem ersten und dritten der drei von Gamurrini gefundenen Hymnen der Hand- schrift von Arezzo (s. Dreves im 50. Band der Analecta hymnica), welche letzteren, wenn sie auch den Namen des Hilarius wohl mit Unrecht tragen, doch jedenfalls alt und schwerlich weit iiber das 4. Jahrhundert herabzuriicken sind’ (8S. 81).

‘Doch in diesen literarischen Nachbildern von Commodian bis Augustin waren Kompromisse mit der quantitirenden Verstechnik denkbar: viel sicherer und schlagender sind die Angaben der Grammatiker tiber das was Metrum und Rythmus unterscheidet und was beide gemeinsam haben’ 8. 87.

Von diesen kostbaren Grammatikerstellen, welche einzig und allein yon dem bisher verborgenen lateinischen Volksrythmus uns Kunde geben, zitiert nun Brandes hauptsichlich die sogenannte Ars Palaemonis de metrica institutione (Keil Grammatici VI, p- 206—215), eine farblose Aufzihlung der gewdhnlichen Metra und Skizzirung des Hexameters, in Katechismusform, mit folgender Einleitung:

Metrum quid est? Rei cuiusque mensura. Metrum poeticum quid est? Versificandi disciplina certa syllabarum ac temporum ratione in pedibus observata. Metrum unde dictum? Quod veluti mensuram quandam praestituat, a qua siquid plus minusve erit, pes sive versus minime constabit. Metro quid videtur esse consi- mile? Rythmus. Rythmus quid est? Verborum modulata com- positio non metrica ratione, sed numerosa scansione ad iudicinm aurium examinata, ut puta veluti sunt cantica poetarum vulgarium. Rythmus ergo in metro non est? Potest esse. Quid ergo distat a metro? Quod rythmus per se sine metro esse potest, metrum sine rythmo esse non potest. quod liquidius ita definitur: metrum est ratio cum modulatione, rythmus sine ratione metrica modu- latio. pleramque tamen casu quodam etiam invenies rationem me- tricam in rythmo, non artificii observatione servata, sed sono et ipsa modulatione ducente 2).

1) Aug. Engelbrecht in Zft. £. d. dsterr. Gymnasien 1908, Heft VI, 8. 1—~16, bespricht meine Behandlung des augustinischen Psalms, wei8 aber nicht, daS ich in meinen Ges. Abh. Il, S. 19, bereits die kélner Hft beniitzt und manche seiner Bemerkungen vorweg genommen habe.

2) Dies ist der Text Keils. ‘numerosa scansione’ ist Keils probable Besse- rung. Die beste Hft C hat ‘numerus Sanxione’, schlechtere ‘numeri sanctione’ ;

g

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (tiber Rythmus). 381

Diese Stelle erléutert Brandes also (S. 88): Also kein Wort von Silbenzaéhlung, Prosaaccent und SchluBkadenz; vielmehr sieht der Rythmus dem Metrum véllig dhnlich, hat auch den durch- gehenden Takt mit ihm gemein, nur daf dieser nicht durch ratio Beobachtung der Quantitét und der metrischen Gesetze iiberhaupt, sondern blo®B durch eine numerosa scansio, eine Skandierung nach dem Tonfall, wie ihn das Ohr anfnimmt, geregelt wird; wenn er dabei doch haufig mit dem Metrum zusammentrifft, so geschieht das nicht infolge der Beobachtung eines Kunstgesetzes, sondern indem Tonfall und Takt von selber dazu fiihren’. Dann (8S. 89): ‘numerosa scansio kann schlechterdings:-nichts anderes bezeichnen, als eine der metrischen analoge durchgehende Gliederung des rythmischen Verses in entsprechende Teile nach Takt und Tonfall’.

‘Dazu stimmt weiter eine zweite Grammatikerdefinition, die im Wortlaut von der eben behandelten durchaus unabhiéngig, in der Sache auf dasselbe hinauskommt. Ars Diomedis (Keil I 478): Rythmus est versus imago modulata servans numerum syl- labarum positionem sublationemque continens. Hier wird wenn anders syllabarum . . nicht zu positione gehért die Silbenzahl erwdhnt, aber jedenfalls nicht in dem Sinne, daf Silbenzahlen ein neues und charakteristisches Merkmal der rythmischen Poesie ware, sondern vielmehr als ein beibehaltenes Stiick der als Vorbild anzusehenden metrischen Form; dementsprechend ist natiirlich auch positio und sublatio im quantitirenden Sinne zu verstehen, so daf sich dieses SchluQstiick der Definition ebenfalls inhaltlich mit dem Schlufsatze der vorigen deckt’.

(S. 90) ‘Andere Definitionen lehnen ein servare numerum syl- labarum ausdriicklich ab. Marius Victor. (Keil VI) p. 42, 2 ‘me- trum certo numero syllabarum vel pedum finitum sit, rythmus autem numquam numero (nemlich syllabarum vel pedum W. Meyer —) circumscribatur. Nam ut volet, protrahit tem- pora; ita ut breve tempus plerumque longum efficiat, longum con- trahat’, Diese letzte Stelle beniitzt dann Brandes (S. 93) zum Beweise, da im Volksrythmus oder, wie er hier einmal sagt, im rythmischen Volksvers es auf die Silbenzahl nicht angekommen sei; daB statt 8 Silben leicht auch 7 oder 9 stehen konnten. die Excerpta Audacis (Keil VII 331) nur ‘numero’, Beda (Keil VII 256) numero syllabarum. Keils andere Schreibung Z. 9 ‘Potest esse’ ist nicht probabel. Schon die folgenden Worte ‘metrum sine rythmo esse non potest’ zeigen, daS <potest esse’ zu wenig ist; dasselbe beweist die Parallelstelle des Marius (Keil VJ) p. 44, 6 ‘pes sine rythmo esse non potest’. Eine Aenderung wie ‘Non inesse non

potest’ gibe wenigstens den richtigen Sinn. Die beste Hft C hat ‘nec potes tesse’, die andern Quellen deuten auf ‘non’ oder ‘nec potest inesse’.

882 Wilhelm Meyer,

Welches Fleisch und welche Knochen hat also dieser latei- nische Volksrythmus gehabt? Er beobachtet nicht den Wort- akzent, aber auch nicht die Quantitét; das thun nun die griechischen Uebersetzungen des Ephrem auch nicht. Aber diese zihlen genau ihre 4 oder 7 Silben ab: dagegen diesem lateinischen Volksrythmus kommt es auf 2 Silben in einer Kurzzeile nicht an. Dieser Rythmus besteht nur im Takt. Woran erkennt man diesen Takt? Den kann man gar nicht erkennen; der muS Einem angegeben werden. Wenn die Taktart nicht ausdriicklich notirt ist, so hat man z. B. das Recht zu skandiren:

No6s Poléni nén curémus quantitdtem syllabaérum, und Nos Péloni non ciramis quantitatém syllabarim, und Nés Poloni non curdémus qudntitatém syllabarum, und Nég Poléni non ciramts qudntitdatem syllébarim, und Nos Péléni nén curdmus quantitatem syllab4rum, und Nés Pdléni nén chramis quantitatém syllabarim etc.

Das ist nicht mein Spott, sondern die genaue Erfiillung der von Brandes entdeckten Regel. Er selbst skandirt bei Hilarius I (S. 88) den Asklepiadeer: Ndm constitutus in ciinctorum exdrdia (brr! Es ist ein archaistischer Senar: nam cdnstitutus’ in cunc- térum exérdia), und bei Hilarius III den trochdischen Dimeter: Nihil (= nil) ad sdlutém restire (brr! Wie alle andern Verse zeigen, ist umzustellen und zu theilen: Ad salittem: nil restdre). Es hei8t aber: An ihren Friichten sollt ihr sie erkennen!

Doch hier braucht man nicht die Friichte zu genieBen; der Baum selbst ist innerlich faul und morsch. Von dem grofen Komplexe dessen, was die lateinichen Grammatiker iiber Metrum und Rythmus angeben, hat Brandes ein und die andere Aeuferung herausgeholt, sie nach seinen Zwecken gedeutet oder mifgedeutet und hat sich leichtsinniger Weise gar nichts darum gekiimmert, ob die vielen tibrigen Stiicke dieses Komplexes irgendwie zu seiner Ausdeutung der wenigen Stiicke passen.

Z. B. beruft sich Brandes auf die zitirte Stelle Marius p. 42, 2 metrum certo numero syllabarum vel pedum finitum est: rythmus autem numquam numero circumscribitur. nam ut volet protrahit tempora, ita ut breve tempus plerumque longum efficiat, longum contrahat; damit will er beweisen, daB in den Zeilen seines la- teinischen Volksrythmus es auf einige Silben mehr oder weniger nicht ankam und daf deshalb auch in den erhaltenen rythmischen Gedichten spaterer Zeit mit Recht es nicht darauf ankomme: also eine nicht unwichtige Sache. Aber jene Stelle ist aus dem Grie-

cas ery

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (iber Rythmus). 383

chischen tibersetzt; Longin in den Prolegomena za Hephaestion (Scriptores p. 84 ed. Westphal) sagt: 1d wiv wergoy mennydrag &yer tods yodvous.., 6 O& 6vduds co Bovdsetas Ednsr tovg yodsvovs,

| modléutg yoty xal roy Boauydy yodvoy moret waxody (zur Sache vgl.

besonders Feu8ner 8. 15, 19, 27—30). Sollten am Ende schon die griechischen Metriker den lateinischen Volksrythmus studirt haben?

Wenn man ferner liest: Si qua quispiam reppererit, in quibus certa pedum conlocatione neglecta sola temporum ratio considerata sit, meminerit ea non metra’ sed rhythmos appellari oportere, oder: si quid, quod non ad certam pedum legem, sed ad temporum rationem modumque referatur, quispiam.. scriptum leget, id non metrum’ sed rythmon esse sciat, so mu8 doch Jeder den von Brandes entdeckten lateinischen Volksrythmus wieder erkennen. Allein bei Mallius Theodorus, aus dem ich die beiden Stellen ex- zerpirte (Keil VI p. 586, 1 und 588, 24) lautet die erste Stelle volistindig so: siqua apud poetas lyricos aut tragicos quispiam reppererit, in quibus certa pedum conlocatione neglecta sola temporum ratio considerata sit, meminerit ea, sicut apud doctissimos quosque scriptum invenimus, non metra’ sed rythmos appellari oportere. Hat etwa Aeschylus den lateinischen Volks- rythmus schon gekannt, oder gar Pindar, von dem ja Horaz sagt ‘numeris fertur lege solutis’, was in der Sprache des sogenannten Palaemon hieSe: rythmo utitur sine ratione metrica?

Die Antwort muB lauten: Allerdings. Das, was der ganze Komplex der Jateinischen Grammatiker-Zeugnisse unter Rythmus versteht, geht zunichst und fast allein nur 4n die wédy, die grie- chischen Lyriker und die lyrischen Partien der Dramatiker; nir- gends denken sie an einen besondern lateinischen Volksrythmus. Auch jene Stellen der lateinischen Grammatiker, auf die Brandes ausdrticklich sich beruft und welche die einzigen Beweise fiir die Existenz seines lateinischen Volksrythmus sind, meinen nur den- selben Rythmus der Lyriker und Dramatiker, wie all die andern Grammatikerzeugnisse, und die ganze Brandesische Lehre von einem besondern lateinischen Volksrythmus ist nur eine Seifen- blase gewesen und nicht einmal eine schine.

(Rythmus und Metrum bei den lateinischen Gram- matikern) Lehrer bringen vor Allem Aufzihlang und Er- klarung der Dinge, von denen sie hauptsichlich handeln. Fiir antike Lehrer der Dichtungsformen waren Metrum und Rythmus Hauptsachen. Deshalb finden sich bei ihnen auch ganze Biindel von Definitionen der Begriffe Metram oder Rythmus. Fiir diese antiken Metriker war es weiterhin eine erste Aufgabe die ein-

894. Wilhelm Meyer,

fachen Versfiike, wie Jamben’ Daktylen usw., aufzuzihlen, dann die Reihen, in welchen sie auftreten, vom Dimeter bis Hexameter. So konnten sie ihren Schiilern den gréiten Theil der antiken Dich- tung in bestimmte Zeilen zerlegen und konnten zeigen, wie oft in der Zeile ein bestimmter Fu& wiederholt war, dann ob im Zeilen- schlu8 der Fuf vollstindig gegeben oder, wie im Hexameter und Pentameter, durch Katalexe gekiirzt war. Das ging also glatt. Aber in den Lyrikern und in den Chorpartien der Dramatiker stieBen die alten Metriker auf dieselben Schwierigkeiten wie unsere Metriker des 19. Jahrhunderts. Da folgen sich Zeilen von ganz verschiedenem Aussehen; nicht nur war die eine Zeile jambisch die andere trochidisch und die dritte daktylisch, sondern in vielen einzelnen Zeilen waren Lingen und Kiirzen so seltsam gemischt, da man absolut nicht eine Reihe von ein und demselben einfachen Metrum nachweisen konnte; sondern man mufte annehmen, da8 in einer Zeile 2 oder mehrere Arten der einfachen Metra gemischt seien. Die Méglichkeiten einer solchen Mischung sind nun duferst zahlreich. Hin Schlaukopf berechnete die Art und Weise, wie ein jedes der von ihm angenommenen 8einfachen Metra in einer Lang- zeile mit sich selbst oder mit einem der 7 andern verbunden werden kann, und glanbte mit 64 >< 64 = 4096 (64 = 8><8) die

ganze Menge solcher miéglichen freien Zeilen im Sack zu haben -

(s. Marius Victorinus bei Keil Grammatici VI p. 105/6 De summa numeri quae metrorum multiplicatione redigitur).

Andere aber sahen auch ein, dai bei diesen freien Zeilen die Kunst der einfachen Metra aufhére, daB man hier nicht mit Di- podien, nicht mit Dimeter: Trimeter usw. rechnen und messen kénne; aber sie wuiten und fiihlten, daB hier doch eine hohe, ja eime héhere Kunst herrsche, daB der Wechsel dieser Lingen und Kiirzen durch Gesetze des Wohlklangs, besonders durch Gesetze der Musik geregelt sei. Diese héheren Wohlklangsgesetze hiefen zumeist Rythmus. Deshalb wurden diese freien lyrischen Zeilen, die man nicht als einfache Zusammensetzungen der einfachen Metra zergliedern konnte, Rythmen genannt. Natiirlich waren auch die meisten Zeilen der von Horaz verwendeten altgriechischen Odenformen urspriinlich Rythmen, so gut wie die freien Zeilen des Pindar; aber schon bei den Griechen vor Horaz waren diese Zeilen schulbekannt und hatten feste Namen; durch Horaz fest geftigt, wurden sie dann wohlgekannter Schulstoff, der zwar gern in besondern Abschnitten behandelt wurde (de metris Horatianis), aber doch nicht mehr zu den geheimnisvollen Rythmen gerechnet

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (iiber Rythmus). 385

wurde, deren Ursprung und Wesen den rémischen Dichtern und Gelehrten, selbst dem Horaz, unbegreiflich blieb.

Deshalb wehrt der resolute Mallius Theodorus in den beiden oben zitirten Stellen sich. (S. 383) so entschieden gegen die Besprechung der Rythmen. Er will nur itiber die Metra schreiben d.h. tiber die einfachen Fiife und gibt seinem Schriftchen auch nur den deutlichen Titel: De metris. Das Verhiltnis wird auch hiibsch illustrirt durch die Stelle des Marius Victorinus (Keil VI) p. 50,25: melicum sive lyricum, quod ad modulationem lyrae citharaeve componitur, sicut fecit Alcaeus et Sappho, quos plurimum est secutus Horatius. carmen autem lyricum, quamvis metro subsistat, potest tamen videri extra legem metri esse, quia libero scribentis arbitrio per ryth- mos exigitur. Trocken, aber richtig kann man sagen: wo in der griechischen Dichtung die Metra nicht mebr ausreichten, da fing fiir die alten Grammatiker der Rythmus an’).

1) Es handelt sich hier nur darum, ob Brandes trockene Grammatilkerzitate tiber Metrum und Rythmus richtig verstanden und verwendet bat. Doch sei eine kleine Abschweifung gestattet.

Zepp’lin oben, Zepp’lin unten, Zepy’lins Luftschiff fliegt nicht mehr:

das ist auch bei uns ein metrisch schulgerechter trochiischer Septenar: 2-+- 2 + 31/, Trochien. Aber der Junge, der den Spruch nicht schrieb, sondern sang, nahm unbe- denklich 3 mal Zéppélin; die 2 Kiirzen sind musikalisch-rhythmisch = 1 Linge. Diese einfachste Freiheit der griechischen Melik drang in alle Gebiete der griechischen und lateinischen Dichtung (auSer den Daktylen). Freilich um 400 n. Chr. stirbt diese Auflisung der Linge aus, und, wer bei uns Trochien schreibt, darf ja keinen dreisilbigen FuB einmischen; das wire gegen die jetzige deutsche ratio metrica. La8t er aber die Verse nur singen, so kénnen solche Auflisungen mitlaufen; Nie- mand merkt es.

Wenn in der obigen Zeile Jemand 1 Silbe weglassen wollte, wiirde er die jetzigen Regeln der Metrik schwer verletzen. Allein der deutsche Junge hat statt des Refrans:

Zeppelin oben, Zeppelin unten, Zeppelins Luftschiff fliegt nicht mehr, zu einer andern Strophe genau nach derselben Melodie gesungen:

Zeppelin hin, Zeppelin her, Zeppelins Luftschiff fliegt nicht mehr.

Die Pause nach ‘hin’ und nach ‘her’ ersetzt die fehlende Silbe; so ist dieser dikatalektische trochiische Dimeter rythmisch und musikalisch dem andern gleich. Das einfachste Beispiel bieten die Varianten des Spruches:

Vater sein dagegen sehr.

Vater sein A aber sehr.

Die 1. Variante ist metrisch schulgerecht; die 2. ist metrisch unrichtig (sine ratione metrica, extra legem metri), aber musikalisch-rhythmisch der ersten an Umfang gleich, doch nur verborum modulata compositio numerosa scansione ad iudicium aurium examinata. Ganz weit schweift in das musikalische Gebiet die Melodie der einfachen Zeilen: ‘Du liegst mir im Herzen, ‘Du machst mir viel Schmerzen’ ;

Vater werden ist nicht schwer,

886 Wilhelm Meyer,

(FeuSner und Christ) Was ich dargelegt habe, ist nicht neu. Schon 1836 hat Heinr. Feu8ner in der Marburger Disser- tation ‘de antiquorum metrorum et melorum discrimine’ auch diese Frage behandelt. Er hat eine Menge Belegstellen beigebracht und sagt z. B. 8. 18: Contendimus igitur veteres distinxisse versuum genera duo: temperatum alterum’ alterum fervidum. Temperatum genus, in quo syllabae vulgari suo simplici et duplici tempore metrum compleant versusque a praefinito modo numquam recedant neque varient, inde dictum esse uéroov védevov i. e. metrum per- fectum sive simpliciter uérgov et xoénuc, his vocabulis strictiore sensu usurpatis. Fervidum genus, in quo syllabae consueta men- sura taxatae legitima rythmi intervalla plerumque non expleant, sed ad ea explenda a rythmopeia et. ductus rythmici ope in di- versas alias mensuras sint modulandae, appellatum esse modo Oviudv* modo wédos' modo x@iw. Dann hat zB. Wilh. Christ in seiner Metrik 1879 die Sache so dargestellt: 113): ‘Die alten Rythmiker haben solche aus verschiedenartigen FtiBen bestehende Kola periodische Rythmen (xeoiddovg 7} dvOmodg nave megiodov) genannt’... 115): ‘Die Kola der dritten Klasse nannten die Alten, wie wir oben sahen, Perioden oder periodische Rythmen, zum Unterschied von jenen einfachen Gliedern der ersten Gattung, aus denen sich die gewodhnlichen nach EinzelfiiRen oder Dipodien gemessenen Metra aufbauen. Indem sie statt periodischer Rythmen kurzweg Rythmen sagten, ergab sich ihnen der in den Schriften der Metriker und Grammatiker so oft wiederkehrende Gegensatz von Rythmus als Form der Melik und Fu8 als Grundlage der Metra’. Auch Christ zitirt fiir seine Sdtze reichliche Stellen der alten Gelehrten.

Es eriibrigt zu zeigen, daB mit dem Gesagten auch die von Brandes zitirten Stellen der lateinischen Grammatiker, die einzigen angeblichen Zeugen seines lateimischen Volksrythmus, durchaus tibereinstimmen. Unnithig ist es, dies nachzuweisen fiir die von Brandes 8. 90 und 93 miBbrauchte Stelle des Marius p. 41/42, nach dem, was oben 8S. 882 und nachher unter den Testimonia no. 7 dartiber gesagt ist. Dagegen die oben (S. 380) abgedruckte Stelle des Palaemon (Keil VI, 8S. 206) nennt Brandes selbst (S. 88) die eingehendste und klarste der Grammatikerdefinitionen seines

die Silbe ‘Dw’ wird verdoppelt und gedehnt, so da8 sie 2 Daktylen fallt, Die zweite erwihnte Freiheit war nur im Rythmus der griechischen Melik erlaubt; in das Gebiet der Metrik dazu gehérten auch die fest gegossenen Odenma8e des Horaz wurde sie nie zugelassen.

Ss = pM. aig =

x

rs

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius yon Poitiers (iiber Rythmus). 387

Volksrythmus, und, so viel ich sehe, ist diese Definition noch nicht besonders zitirt und besprochen worden. Ich will also nach- weisen, da8 auch diese Stelle nichts bringt, was nicht zu dem von den Grammatikern beschriebenen Rythmus der griech. Melik past.

Metro quid videtur esse consimilis? Rythimus. Natiirlich ; Ovoudg gore nario xab pévecrg wérgov.

Rythmus in metro non est? [nec] Potest esse. Es muk, wie S. 381 Note gezeigt, etwa geindert werden: nec potest non inesse. Die Sache ist selbstverstandlich.

Quid ergo distat a metro? Die gewéhnliche Phrase: ti duamégoes;

Quod rythmus per se sine metro esse potest, metrum sine rythmo esse non potest. Vel. Marius p. 44, 7 inter pedem autem et rythmum hoc interest, quod pes sine rythmo esse non potest, rythmus sine pede decurrit. non enim gradiuntur mele pedum mensionibus, sed rythmis fiunt.

Quod liquidius ita definitur: metrum est ratio cum modulatione, yythmus sine ratione metrica modulatio; plerumque tamen casu quodam etiam invenies rationem metricam in rythno, non artificit observatione servata, sed sono et ipsa modulatione ducente. Der melische Dichter hat oft nicht die Absicht jambische oder trochaische Zeilen zu schaffen (sine ratione metrica); sondern er will nur die Melodien- pange, welche der musikalische Geist ihm eingibt, mit entsprechenden Silben fiillen (modulatio). Aber oft fiigen sich dabei von selbst die Silben zu kleinen jambischen oder trochdischen (usw.) Reihen, indem eben Gesang und Musik oft sich ebenfalls in den einfachen Tonfallen bewegen, welche wir, wenn sie mit Wortern gefiillt sind, Metra nennen (ratio cum modulatione).

Rythmus quid est? Verborwm modulata compositio non metrica yatione, sed nuwmerosa scansione ad iudicium aurium examinata, ut puta veluti sunt cantica poetarum vulgarium. Der melische Dichter will nicht bestimmte Reihen von Jamben, Trochien usw. bilden mit Beobachtung der Dipodien-Gesetze und anderer (sine ratione metrica), sondern er will unter der Herrschaft des musikalischen Taktes (nwmerosa scansione) Tongange, welche sein musikalisches Gefiihl ihm eingibt und im Einzelnen ausgestaltet (ad iudicium aurium examinata), in wohlklingende Wortreihen fiigen (modulata verborum compositio). Vgl. Marius p. 50, 29 carmen lyricum, quamvis metro subsistat, potest tamen videri extra legem metri esse (sine ratione metrica), quia libero scribentis arbitrio (ad iudiciwm aurium) per rythmos exigitur; dann vgl. Atilius Fortun. (Keil VI 295, 12) von den freien Zeilen der Strophen und Antistrophen, sie seien ex voluntate scribentis varia (= sine certa) metri lege finita.

388 Wilhelm Meyer,

Mit sine ratione metrica vgl. die Schilderung des melischen Rythmus bei Mallius Theodorus (Keil VI) p. 586, 1 ‘certa pedum conlocatione neglecta sola temporum ratio considerata’, und p. 588, 23 ‘non ad certam pedum legem, sed ad temporum rationem modumque re- feratur. Vgl. Horaz tiber Pindar: numeris (= rythmis) fertur lege solutis. Ad iudicium aurium hat Pal. wohl direkt aus dem Grie- chischen tibernommen; denn bei Longin (Westphal Script. p. 82) werden Satze diskutirt, wie xg:tixt) ugtomy égocly dxoy oder F denon éxidskauevn xolver acdtiy iy paviy xal roy Ovdudy tév wésowr.

(Poetarum vulgarium cantica) Was die 2 Gram- matikerstellen, auf die allein Brandes seine Lehre vom Jateinischen Volksrythmus griindet, enthalten, stimmt durchaus iiberein mit dem, was die lateinischen Grammatiker sonst tiber Rythmus lehren. Also ist selbstverstindlich, da8 auch von dem sogenannten Palaemon derselbe Rythmus beschrieben wird wie von all den Andern, d. h. der Rythmus der griechischen Melik. Allein in éinem Punkte ist em grofer Unterschied. Denn all jene andern Stellen meinen unter rythmus sicher den Rythmus der griechischen Melik bei den Lyrikern und bei den Dramatikern, wie Pindar und Aeschylus, und viele sagen das ausdriicklich. Die beweisenden Stellen habe ich zum Teil oben (S. 388) erwahnt und alle unter den Testimonia als Abteilung D, no. 30—39, zusammengestellt. Dagegen in dem sogenannten Palaemon schlie&t die besprochene Hauptdefinition des Rythmus ‘Verborwm ... examinata’ mit den Worten: ut puta veluti sunt cantica poetarum vulgarium. Diese Worte haben Brandes zu seiner ganzen Hypothese verleitet. Freilich hat er weder erwabnt noch erwogen, daf in den Gram- matikern dasselbe, was er nach dieser einen Stelle den poetae vulgares zuschreibt, an vielen andern Stellen den alten griechischen Melikern zugeschrieben wird.

Die Worte stehen auch in den Exzerpten des Audax und des Beda: sie sind also wohl urspriinglich. Uebersetzen kann man mit oder ohne bestimmten Artikel: ‘welcher Art auch die Gesangs- lieder der Volksdichter sind’ oder ‘welcher Art auch Gesangs- lieder von Volksdichtern sind’. Da dieser oder ein dhnlicher Zusatz sich bei keiner der andern Grammatikerstellen findet, so ist er hier nur ein Zusatz, die persénliche Bemerkung wohl schon des sogenannten Palaemon, der im 2. oder 3. Jahrh. diese ganze Kinleitung redigirt hat. Auch das ‘at puta veluti’ zeigt das.

Nun ist richtig: in Beziehung auf die Formen war die Dich- tung der ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit so trocken und schul- maBig wie nur méglich. Aber schon zur Zeit des Euripides schwand

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (tiber Rythmus). 389

die freie Zeilen schaffende Gesangslyrik. Die Gedichte des Kalli- machus oder des Theokrit, welche rasch von einer griechischen Stadt zur andern getragen wurden, noch mehr die Lieder des Catull oder Horaz, auf welche die Gebildeten im rémischen Reich gespannt warteten, sie waren Buchlyrik; sie waren nicht durch und mit der Melodie geboren. Die Zeiten waren lingst vorbei, wo die Gebildeten die neuen Sangweisen mit ebenso grofer Spannung auf- nahmen als den damit geschaffenen Text; man war mit dem Kling- klang langst iibersdttigt. Gespannt war das Publikum nur auf die neuen Gedanken und die Worte, in denen sie ausgedriickt waren.

Dies galt vom literarischen Publikum. Doch der Quell, aus dem die altgriechische, aus dem die byzantinische und die mittellatei- nische Gesangslyrik geflossen sind, flieBt immer; er ist dem Wesen des Menschen eigen. In besonders gtinstigen Zeiten flieRt er machtig. Sind die Zeiten der Gesangslyrik ganz ungiinstig, so lebt sie doch in der Stille. Dann findet sich in dieser oder jener groBen Stadt Hiner, dem die Natur Talent und Freude zum Singen und Dichten zugleich ver- liehen hat, der aber der Schulgelehrsamkeit und der gewéhnlichen literarischen Tatigkeit fern steht. Wenn ibn ein Ereignis seiner Stadt oder des Landes mit besonderer Freude oder Entriistung erfiillt, so formt er seine Empfindungen wohl zu einem Liede, indem Text und Melodie miteinander entsteht. Dabei kann er ja bekannte Zeilen und Strophenformen verwenden; er kann aber auch: seinem musikalischen Gehér folgend: sich neuartige Zeilen schaffen, welche mit seinen Worten innigst verwachsen sind und deshalb die Hérer um so mehr packen. Solche Volks- oder Strafen- Sanger und Dichter gibt es und gab es in Paris, und solche hat es in grofen Stadten gewif stets den einen und den andern gegeben. Geistig gehéren solche Talente wahrlich nicht zur infima plebs. Ein und der andere Volkssinger dieser Art, der um die steife Schuldichtung in etlichen Metren und Zeilen sich nichts kiimmerte, sondern pfiff wie ihm der Schnabel gewachsen war, hat gewiB auch in Rom im 2. und 3. Jhdt. der Kaiserzeit gelebt. Als der nicht ungeschickte sogenannte Palaemon die besprochene Stelle tiber den Rythmus der griechischen Melik, von dem man in der geschriebenen rémischen Literatur keine Proben kannte, iibersetzte oder redi- girte, da fiel ihm ein, daf die kecken Schiépfungen eines solchen Volks-Sangers und Dichters eigentlich auf demselben Wege ent- standen seien, wie jene rythmischen Zeilen der griechischen Melik. Deshalb fiigte er zu der aus fremden Biichern erlernten oder ab- geschriebenen Weisheit den eigenen Gedanken hinzu: ut puta veluti sunt cantica poetarum vulgarium.

890 Wilhelm Meyer,

(Ergebnisse) Die Quantitét beherrschte auch den freien Zeilenbau der griechischen Melik, welchen die antiken Metriker Rythmus genannt haben. Die Bausteine, die langen und die kurzen Silben, waren in diesem Rythmus dieselben wie in den Zeilen der Metrik; nur wurden sie anders geschichtet. Auch die Zeit, in welcher der Zusatz des sogenannten Palaemon iiber die Lieder der volksthiimlichen Sanger und Dichter redigirt wurde, kannte in der Dichtung kein anderes Prinzip des Zeilenbaues als die Quantitit. Demnach bleiben wir mit all den Bemerkungen der lateinischen Grammatiker tiber Metrum und Rythmus inner- halb des Herrschaftsgebietes der Quantitét. Wiederum nun stellt sich vor uns die Frage: wie kamen griechische und rémische Christen des 4. Jahrhunderts zu dem merkwiirdigen und folgenreichen Ent- schluB, im Zeilenbau ihrer Dichtungen die Quantitaét radikal auf- zugeben, aber auch ebenso die Gliederung der Zeilen in bestimmte FiiBe, nachdem die Griechen seit 1000, die Rémer sei 500 Jahren in der Dichtung an nichts Anderes gedacht hatten?

Die christliche byzantinische Strophik ist sicher durch das semitische Vorbild angeregt worden: was ist es denn da Aben- teuerliches anzunehmen, da schon vorher durch beriihmte Dich- tungen der syrischen Christen occidentalische Christen angeregt wurden, den quantitirenden Zeilenbau ihrer heidnischen Dichter aufzugeben und den der semitischen Glaubensbriider anzunehmen? Natiirlich ist es, daB bei der Einfiihrung eines so neuartigen Prin- zipes die Griechen und die Rémer Higenes genug beigemischt haben und da8 der gewaltige Umschwung in Entwicklungsstufen sich vollzog, wie ich einige zuletzt in der Abhandlung iiber die rythmischen Jamben des Auspicius (Nachrichten 1906) zu skiz- ziren versucht habe.

Doch findet Jemand einen andern, einfacheren und geraderen Weg, ich werde mit ihm gehen. Aber der von Brandes konstruirte lateinische Volksrythmus') hat nicht eimmal in den Kopfen der lateinischen Grammatiker existirt, aus denen Brandes ihn vor die Augen der verbliifften Philologen gezogen hat. Er existirt nur in dem Kopf dieses deutschen Grammatikers, der auch die einzigen

1) Im 4. Jahrhundert hat die rythmische Dichtung der Lateiner begonnen: ihren Ursprung will Brandes durch seinen lateinischen Volksrythmus erklairen. Aber im 4. Jahrhundert hat auch bei den Griechen die rythmische Dichtung be- gonnen: wie erklirt Brandes deren Ursprung? Er muB doch selbst einsehen, da8 Beides eng zusammenhingt und da8 seine Lésung des rythmischen Rathsels von vornherein nichts taugt, wenn nicht auch bei den Griechen ein Volksrythmus seiner Art nachgewiesen ist. Seiner Phantasie wird auch das nicht schwer fallen.

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (iiber Rythmus). 39{

Denkmaler desselben rythmisirt hat wie: Naém constitutus in cinctorum exérdia. Nil ad sdlutém restdre. Dieser lateinische Volksrythmus ist, Gott sei Dank, ein Monstrum, das hichstens in dem Raritadtenkabinet der Geschichte der Dich- tungsformen aufbewahrt werden sollte: mit der Etikette: Brandes-

Rythmus, Der mittelalterliche Gebrauch des Wortes Ryth- mus. Die bisherigen Untersuchungen sind negativ gewesen;

sie sollten nur Andere warnen, auf den brandesischen Irrweg ein- zabiegen und auf demselben ihre gute Zeit zu verlieren. Aber wenigstens éin positives Ergebnis kénnen wir von diesen Unter- suchungen mitnehmen.

Fiir die rythmischen Zeilen finde ich langere Zeit keinen be- sondern Namen. Commodian hat nach Gennadius geschrieben ‘mediocri sermone quasi versu’. Augustin verfaite seinen Psalm fir das ‘humillimum vulgus’; er sagt nur negativ, er habe ihn geschrieben: ‘non aliquo carminis genere (d.h. nicht quantitirend, nicht in Fiifen), ne me necessitas metri ad aliqua verba, quae vulgo minus sunt usitata, compelleret’. Friih und spat findet sich fiir rythmische Gedichte der Name ‘prosa’.

Erst Beda gibt den rythmischen Gedichten diesen Namen. Einem kurzen Abri® de arte metrica, worin er die einfachen me- trischen FiiBe und Zeilen skizzirt, gibt er einen Abschnitt ‘de rythmo’ bei. In diesem excerpirt er die besprochene Stelle des sogenannten Palaemon, wo er ‘numerosa scansione’ zu ‘numero syllabarum’ dndert; ferner gibt er als Beispiele solcher ryth- mischen Gedichte die Anfiinge von zwei, auch sonst tiberlieferten christlichen G-edichten, in denen die Quantitit ginzlich aufgegeben ist.

Wie das gekommen ist, ist einfach zu sagen. Beda verstand, was er in den Grammatikern tiber die einfachen metrischen Fii8e und Zeilen las; aber, was sie tiber Rythmus sagten, das verstand er nicht. Nur hat auch er gemerkt, da8, wo Metrum aufhort, Rythmus anfangt, oder, etwas anders gedreht, daf ein Zeilenbau, der nicht metrisch sei, rythmisch genannt werden solle. Vor ihm stand nun die aufbliihende, neuartige christliche Dichtung, in der weder Quantitét noch metrische FiiBe festgehalten wurden. So war es natiirlich, daf er sie rythmische nannte. Darnach hat er auch sein Buch benannt: Liber hymnorum diverso metro sive rythmo.

Zanichst nach Beda scheint das Wort Rythmus noch selten von dieser Dichtweise gebraucht worden zu sein. Dagegen die hoch ausgebildete Schultechnik des bliihenden Mittelalters hat im

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse 1909. Hoeft 3, 28

892 Wilhelm Meyer,

11. zum 12. Jahrhundert diesen Namen als technischen Ausdruck eingefithrt und ihn za allgemeiner Anwendung gebracht. Z. B. die Handbiicher des schénen Stils, die Artes dictaminis, werden gewohnlich in 8 Abschnitte getheilt: in das Dictamen prosaicum (bes. Urkunden und Briefe), das Dictamen metricum (quantitirende Yeilen, fast nur Hexameter und Pentameter) und das Dictamen rythmicum, welches auch viel mit den Reim sich beschiftigt, da in dieser Bliitezeit der mittelalterlichen Dichtung jede rythmische Zeile auch gereimt war, welches Prinzip die deutsche und die romanische Dichtung angenommen haben. Diese mittelalterliche Bedeutung des Wortes Rythmus hat die Neuzeit tibernommen; die Philologen haben aber aus der antiken Literatur wieder ver- schiedene andere Bedeutungen dieses Wortes: dazu gemischt.

Aeusserungen antiker Grammatiker tiber ‘Rythmus’.

Aeuferungen griechischer Gelehrter tiber den Unterschied von Rythmus und Metrum sind uns weniger erhalten; sie sind auch fiir meinen Zweck weniger wichtig. Seriptores metrici graeci, ed. R. Westphal, Leipzig 1866, Longin’s Prolegomena zu Hephaestion: p. 82,4 Iarhp nor yévedig tév pétpwov soriy 6 AvSyds. p. 82,15 xpitiny pétporv éoriv

4 duoy. p. 84,9: Arapéper pétpor pvSpod... 18 “Ext totvuy Siapéper puSpod td pétpov, H td phy pérpov wexnydtag Eyer tobg xpdvovs, paxpdy te wok Bpaxdy nak toy pera&d todtwv roy nowdy nadovpevoy.. 6 8b

puSpds wg BovAerar Amer tobs ypdvovs, wodAduis yotv ual toy Bpaxdy ypovor xorei paupdy. p. 85,17 <Aéverar St td wérpov moAAayds.., mit dem Facit p. 87,16: ypdvog GvdAaBiy worst, 6vAAaBH dt wdda, ods 6 éutvylay, 6vtvyta 8% érizoy, 6riyos 5% woinua: xadvra obv sindros pétpa mpoeay opEevetat. p. 98,1 @AAws Aavfadvover rods xpdvovs of petprxot Ayovy of ypaypatinot, xa HAAws of PuSprxot.

Eine der beliebten Zusammenstellungen von Definitionen gibt Baxyetov rot yépovtos eidaywyh réxvns povéinys (ed. Meibom 1652) p. 22: PuSpos & ct dort. Xpdvov uarapérpyors, uvjdew@s yivouéyyng words tivog. Kata 8& Daidpov fuSudg err GvAAaBSY neysvav nag pbs dAAHAas Eupetpos Sééig. Kar 8 Aprérd&evor ypdros Stypnpuévosg eg” suadrw tay puSpifeosar Svvapéveov. Kar&e 6% Nixduayor ypovev etrantog GdvSed1g. Kark && Asspavtov ypovav odvSecig uatk dvadoyiay te nar Gupperpiavy apds favrots Sewpovpévav, Kat& 5: didvyov pwvijg words tvog Gynpatipds. h prey ody pwrvy roids CynuatieSeioa PuSuoy drorelei. nar ytvetar obras 1) mept Adkerg wept mélog 7) wept Ca@parinny xivyoty.

Die AeuBerungen der lateinischen Grammatiker tiber Metrum, Rythmus und den Unterschied derselben sind weit zahlreicher. Bei der Zusammen- stellung und Gruppirung will ich hervortreten lassen, daB, so verschieden auch einzelne Stiicke dieses Conglomerates aussehen, sie doch auf dasselbe hinaus wollen, da8 Metrum entweder die einzelnen einfachen FiiRe oder eine schlichte Reihe solcher einfachen Fiife bezeichnet, Rythmus aber vielsilbige und zusammengesetzte FiiBe oder freie lyrische Zeilen, welche aus verschiedenen Fiifen zusammengesetzt und nicht glatt metrisch zu er- kliiren sind.

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (iiber Rythmus). 393

A Definitionen von Metrum und Rythmus. (1) Quin- tilian Institutio oratoria IX 4 § 45 Omnis structura ac dimensio et co- pulatio vocum constat aut numeris (numeros AvSpobg accipi volo) aut wérpots, id est dimensione quadam. quod, etiamsi constat utrumque pedibus, habet tamen non simplicem differentiam, nam primum numeri spatio tem- porum constant’ metra etiam ordine, ideoque alterum esse quantitatis videtur ° alterum qualitatis. (2) § 50 Sunt et illa discrimina, quod rythmis libera spatia’ metris finita sunt, et his certae clausulae: illi, quo modo coeperant, currunt usque ad yerafoayy: id est transitum ad aliud rythmi genus, et quod metrum in verbis modo: rythmos etiam in corporis motu est, inania quoque tempora rythmi facilius accipient. (3) § 55 rythmi, ut dixi, neque finem habent certum nec ullam in contextu varietatem, sed, qua coeperunt sublatione ac positione (vgl. 8. 376), ad finem usque decurrunt. (4) Diomedis Ars grammatica (Keil, Grammatici I) p. 468, 1 Omnis autem structura constat rythmis et pedibus et metris. rythmi certa dimensione temporum terminantur et pro nostro arbitrio nunc brevius artari, nunc longius provehi possunt. pedes certis syllabarum temporibus insistunt nec a legitimo spatio umquam recedunt; metra sunt verborum spatia certis pedum temporibus alligata. (5) p. 478, 22 pe RyTamo. Rythmus est pedum temporumque iunctura cum levitate (s. no. 7 velox) sine modo (= sine certo fine?), Alii sic: rythmus est versus imago (vgl. p. 501, 3) modulata servans numerum syllabarum positionem saepe sublationemque continens. DE METRO. Metrum est pedum iunctura numero modoque finita. Vel sic: metrum est conpositio pedum ordine statuto decurrens modum positionis sublationisque conservans. Clarius sic: metrum est quod certis pedum quantitatibus qualitatibusque rythmo discriminatur. distat enim metrum a rythmo, quod metrum certa qualitate ac numero syllabarum temporumque finitur certisque pedibus constat ac clauditur, rythmus autem temporum ac syllabarum pedumque congruentia infinitum multiplicatur ac profluit.

(6) Donat (Keil IV) p. 533, 19: rythmici temporibus syllabas- metrici tempora syllabis finiunt. Vgl. Dionys Hal. de compos. verb. ¢. 11: ( pvdyiny nat povdrnh) od rag OvdAAaBaig drevSdvove, todg yxpdvovs’ GAAX trois xpsvorg tag GvAAaBas.

(7) Marius Victorinus Ars gramm, (Keil VI) p. 41,25: rythmus est pedum temporumque iunctura velox (0b verwandét mit I 478, 21 cum levitate?) divisa in arsin et thesin vel tempus quo syllabas metimur (og). no. 6). latine numerus dicitur; ut Vergilius ‘numeros memini, si verba te- nerem’, Differt autem rythmus a metro, quod metrum in verbis: rythmus in modulatione ac motu corporis sit; et quod metrum pedum sit quaedam compositio, rythmus autem temporum inter se ordo quidam; et quod me- trum certo numero syllabarum vel pedum finitum sit, rythmus autem numquam numero circumseribatur, nam ut volet protrahit tempora, ita ut breve tempus plerumque longum efficiat, longum contrahat. Wie oben S. 388 notirt, ist zwm Mindesten der Schlu& von ‘metrum certo numero’ an aus dem Griechischen tibersetzt (vgl. Longin zu Hephaestion, Westphal Seriptores p. 84). (8) VI 44,6: inter pedem autem et rythmum hoc interest, quod pes sine rythmo esse non potest, rythmus autem sine pede decurrit, non enim gradiuntur mele pedum mensionibns, sed rythmis fiunt.

(9) VI p. 50,25: melicum autem sive lyricum, quod ad modulationem

28*

394. Wilhelm Meyer,

lyrae citharaeve componitur, sicut fecit Alcaeus et Sappho, quos plurimum est secutus Horatius. carmen autem lyricum, quamvis metro subsistat, potest tamen videri extra legem metri esse, quia libero scribentis arbitrio per rythmos exigitur. (10) VI p. 206 Die Hinleitung des sogenannten Palaemon: s. oben 8. 380 und 3887.

(11) VI p. 282, Atilius Fortunatianus Ars: Z, 8 tiber metrum, mit dem Facit: ergo et syllaba’ a qua pes, et pes’ a quo ovtvyta, et 6ugvyia* & qua comma vel colon, et comma vel colon: a quo versus nas- citur: metra dicuntur; vgl. oben Westphal, Scriptores graeci p. 87, 16. Zeile 16: pe rytTamo. Inter metrum et rythmum hoc interest, quod me- trum circa divisionem pedum versatur* rythmus circa sonum; quod etiam metrum sine plasmate prolatum proprietatem suam servat: rythmus autem numquam sine plasmate valebit. est etiam rythmus et in corporali motu.

(12) VI p. 586,1 und p. 588, 23: die beiden Stellen des Mallius Theodorus s. oben 8. 383.

(13) VI p. 58,20 wird die Gegenstrophe charakterisirt: ut sit aut idduetpog aut icdypovog quolibet metro seu rythmo subsistens ..; observabis autem ut temporibus: non syllabis pedes dividas. (14) VI 78, 23 nostri in modulandis metris seu rythmis veteris comoediae scriptores sequi ma- luerunt, id est Eupolin Cratinum Aristophanen.

B. Unterschied des Abschlusses der Zeilen: Quin- tilian IX 4, § 50 und 55 s. obenno.2u.38. (15) Charisius (Keil I) p. 289, 15: nihil est inter rythmon et metron, nisi quod rythmos est metrum fluens, metron autem sit rythmos clausus.

(16) Diomedes (Keil I) p. 512, 38: alienum pedem metra nisi re- cipiant (d. h. Anapaeste im Schlu8 der Zeile), modus non facile finitur et magis rythmus est quam metron. et Varro dicit inter rythmum, qui Latine numerus vocatur, et metrum hoc interesse, quod inter materiam et regulam.

Marius Victor. (Keil VI) p. 42 (s. oben no. 7) Z. 2/3: metrum certo

numero syllabarum vel pedum finitum sit, rythmus autem numquam numero circumscribatur. nam ut volet protrahit tempora etc. (17) p. 50, 4; metrum est compositio pedum ad certum finem deducta seu dictionum quantitas et qualitas pedibus terminata vel rythmus modis finitus. (18) p. 183, 26: crusma variatur ex rythmo, dum augetur et minuitur et ad sonum digiti vel pedis gels verbum enuntiatur. infinita enim res est rythmos, cum usque quo voles vocis sono ducatur ibique cogas quiescere, ubi pedem finiturus es. melos autem, quod ex his nascitur ete.

(19) Marius Vict. p. 99, 7: Der Tetrameter von Proceleumatici ‘recipit prima et secunda et tertia sede proceleumaticum, quarta tribrachyn aut anapaestum, quibus et clauditur,.. uti metrum sit- non noumerus’.

(20) Caesius Bassus (Keil VI) p. 264: Paeonicus versus quadratus (egrégia percdliiit ingén¥i misicd) . . clauditur cretico, qui et ipse eiusdem generis et temporum totidem quot ille- una parcior syllaba est, ne, si fluat eodem numero, rythmos: non metrum fiat. p. 265, 6 Dasselbe vom Tetrameter der proceleumatici (modo pecolra rapida | caper agiltat humi, ‘ne, ut dixi, numerus sit: non metrum’.

(21) Fragmenta Parisina (Keil VI) p. 631: Dicimus rythmum esse, ubi tantum legitimi pedes sunt et nullo modo certo fine (certus finis?) ; metrum esse, ubi pedes legitimi certo fine coercentur.

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (tiber Rythmus). 395

C. Vielsilbige Fife werden Rythmen genannt. Christ, Metrik § 113 notirt: Die alten Rythmiker haben aus verschiedenartigen FiiBen bestehende Kola periodische Rythmen (zxepzdédovg # PvSuobs nar neptodov genannt, Unter andern Belegen citirt er Scholion Pindar, Ol. JI 1: weptodog nadeirarc 1d bxepdve redédpwr 6vaAAaBSr GdCrnua’ péxpr yup tesOdpwv GvAAaBaY yrepysor ot wddeg* td S& xAdov meptodog.

(22) Cicero Orator § 218: paean, quod plures habeat syllabas quam tris, numerus a quibusdam’ non pes habetur.

(23) Quintilian IX 4, 79: pes mihi tris syllabas non videtur ex- cedere, quamquam ille (Cicero) paeane dochmioque, quorum prior in quattuor’ secundus in quinque excurrit, utatur. nec tamen ipse dissimulat, quibusdam numeros videri: non pedes, neque inmerito: quidquid est enim supra tris syllabas, id est ex pluribus pedibus,

(24) Marius Victor. (Keil VI) spricht von den fiinf- und sechs- silbigen Fii®en und schlieBt p. 49,11 ex quibus magis mele et rythmi lyricorum modulorum quam metra formari poterunt. (25) Darnach ver- schmaht sie auch Mallius Theodorus (Keil VI) p. 588,1: Pentasyl- labos etiam quidam et hexasyllabos pedes, quos Graeci syzygias vocant, faciendos ecrediderunt. quorum nobis superflua et inanis opera repudianda est, cum eorum etiam pedum, quos supra enumeravimus, conplures ab omni metrica disciplina alieni sint.

Dai der Paeon Rythmus genannt wurde, sagt schon Cicero (oben no. 22); ebenso (26) Diomedes (Keil I) p. 501, 19 forma paeonica, quam plerique rythmicam esse dixerunt, und p. 506, 9 paeonicum metrum, quod plerique rythmicum esse dixerunt. Da die Formen uuu, —v~_, v——, ——u dem Zeitwerth nach sich gleich sind, so werden sie vertauscht und (27) Marius Vict. (Keil VI) p. 96, 15 sagt: magis rythmo id est numero quam metro congruere varietas ipsa compositionis ostendit; dann spricht er von dirythmum sive dimetrum, trirythmum, tetrarythmum dieser FiiBe. Von den Jonici sagt (28) Marius p. 89, 24: ‘utrumque ioni- cum metrum..magis rythmis quam metris proprium est’, und von dem Jonicum a minore p. 93, 21: huic metro rythmica natura accidit.

D Wo findet sich dieser Rythmus?

(29) Der sogenannte Palaemon (Keil VI) p. 206, 9 fiigt seiner Beschreibung des Rythmus hinzu: utputa veluti sunt cantica poetarum vulgarium. Nirgends sonst wird diese Sorte von Dichtern oder auch nur eine dbnliche genannt, wenn von der Anwendung des Rythmus die Rede ist. Vgl. hiertiber S. 388/9.

Der: bei den lateinischen Grammatikern beschriebene Rythmus herrscht nur in der griechischen Lyrik und in den lyrischen Partien des Dramas. (80) Horaz Od. IV 2,11 sagt von der Formkunst des Pindar: verba devolvit numerisque fertur lege solutis. (31) Dasselbe will der Grammatiker bei Keil VI p. 608, 4 sagen: quae species (d. h. melice) magnitudine Pindari adserta est, qui liberos etiam numeros modis edidit (p. 609, 7 rythmos graece, modus dicitur latine.. modus autem est lex quaedam et ordo vocalium intervallorum et differentia eic.).

(32) Charisius (Keil I) p. 289, 23: confitendum est nee distare mélos a rythmo, quod quidam putaverunt. Sonst vel. oben (no. 8) Ma- rius Vict. VI 44, 8 ‘non gradiuntur mele pedum mensionibus, sed rythmis fiunt. (33) p. 49, 11/12 ex quibus (FuBen von 5 oder 6 Silben) magis

896 Wilhelm Meyer,

mele et rythmi lyricorum modulorum quam metra formari pote- runt. (s. no. 9) p. 50, 25 (melicum sive lyricum .., sicut Alcaeus fecit et Sappho .. Horatius). carmen lyricum, quamvis metro subsistat, potest tamen videri extra legem metri esse, quia libero scribentis arbitrio per rythmos exigitur. (84) p. 58, 18 und 20 periodos lyricae odes. Dann ist die Rede von der Antistrophe ‘quolibet metro seu rythmo subsistens. (35) p. 94,8 Die dvdxAaczg der Jonici a minore wird in das Gebiet der Rythmen gewiesen: p. 95, 21 plurimi tam tragici quam comici sed et lyrici poetae huius modi compositionum diversitate libere abusi sunt. (86) 8. 159, 6 Die Schilderung, wie die Natur den Menschen ma Gesang und Lied fiihrt, wird geschlossen: rythmi et mele variandis cantu modulationibus prius suapte natura quam artis structione gignuntur. (87) Atilius sprickt (Keil VI) p. 295 ebenfalls von der Trias der Strophe, Antistrophe und Epode, wie Marius p. 58 (oben 34) und schlieBt ‘quoniam haec accuratius graeci poetae servaverunt, melius te graeci magistri de exemplis graecis docebunt. (88) Am deutlichsten bezeichnet Mallius Theodorus (Keil VI) p. 586,1 das Gebiet, in welchem der Rythmus herrscht: siqua apud poetas lyricos aut tragicos quispiam reppererit, in quibus certa pedum conlocatione neglecta sola temporum ratio conside- rata, sit, meminerit ea, sicut apud doctissimos quosque scriptum invenimus, non metra* sed rythmos appellari oportere. scribimus igitur ita de metris, ut ab his rythmos procul removeamus.

(89) Das Fragment des Caesius Bassus (Keil VI) hat im Schlusse 2 Absiitze, deren ersten Marius in den Schlu& seines 4. Buches gesetat hat, wahrend der 2. im Anfang des 3. Buches auftritt. Im ersten Absatz heift es p. 270, 81: etiamsi non omnia comprehendi, quaecumque apud graecos poetas possunt inveniri metra, quia sunt apud lyricos et tragicos et comicos innumerabiles figurae compositionum (inn. metrorum species Marius p. 173, 22), tantum me tamen (possum admonere) hoe libro consecutum, quem et paucis composui diebus ete. Das Wort Rythmus ist in diesem Fragment nur p. 264, 21 und 265, 6 gebraucht von dem akatalektischen Tetrameter der Paeone und Proceleumatici (oben no, 20). Aber der ganze Inhalt von pag. 271 zeigt, daf Caesius Bassus unter den innumerabiles figurae compositionum jene freien, nicht aus den gewdéhn- lichen VersfiiBen einfach gebildeten Zeilen versteht, welche viele lateinischen Grammatiker Rythmen nennen. Die wahre Quelle dieses kiihnen Zeilen- baues ist schén durch den Schluf& gekennzeichnet p. 272, 5: De quibus in his libris explicabimus, quos de melicis poetis et de tragicis choris scripturi videmur, quibus necesse erit etiam graeca interponere exempla, quod ne faceremus in hoc libro elaboravimus. nam si volumus de omni ratione carminum dicere, necesse est ad eorum copias manum porrigamus, qui, cum essent non tantum poetae perfectissimi sed etiam musici, sine magno labore praeparatis utebantur facultatibus. Der Mann hatte an der reinen Quelle getrunken.

shiek cial Sa aia Se alia Sa nd coe Ha a he = x

A

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers. 397

Die Hymnen des Hilarius in der Handsehrift in Arezzo.

Hieronymus, de viris illustribus c. 100, berichtet von Hilarius von Poitiers, der 356—360 verbannt in Asien eifrig mit grie- chischen Theologen verkehrte, dann, 860 heimgekehrt, im Jahre 366 starb, da8 er auch geschrieben habe ‘liber hymnorum et mysteriorum alius’; und ad Gal. lib. 2 sagt Hieronymus: Hilarius, latinae eloquentiae Rhodanus, Gallus ipse et Pictavis genitus, eos (Gallos) in hymnorum carmine indociles vocat. Isidor berichtet (offic. eccl. 1, 6): Hilarius, episcopus Pictaviensis, hym- norum carmine floruit primus. post quem Ambrosius .. copiosius in huius modi carmine claruisse cognoscitur. Auf Isidor kann be- ruhen die Kenntnis im Konzil von Toledo IV (a. 633) can. 18: Nonnulli hymni .. noscuntur sicut hi, quos beatissimi doctores Hilarius atque Ambrosius ediderunt. Demnach ist nicht zu zweifeln, da8 wirklich von Hilarius, also vor dem Jahre 366, ein liber hym- norum verfait und herausgegeben worden ist.

In dieser oder jener Handschrift wird dies oder jenes Gedicht dem Hilarius zugeschrieben, doch keines mit gentigender innerer oder duSerer Beglaubigung. Andere Gedichte haben neuere Ge- lehrte dem Hilarius zugewiesen: da fehlt noch mehr jede Be- glaubigung.

Um 1880 fand Joh. Franc. Gamurrini in der Bibliothek von Arezzo eine im 11. Jahrhundert in Monte Cassino geschriebene Handschrift. In derselben fehlt der Anfang uud weiterhin fehlen Blatter. Auf der Vorderseite des 14. Blattes (bei Gamurrini photographirt) lautet die 6. Zeile: Finit tractatus mysteriorum S. Hylarii episcopi ab Adam usque ad Noe, deinde Abraae: Isaac’ Jacob’ Moysi: et Oseae prophetae et Heliae. Dann in neuer Zeile: Incipiunt hymni eiusdem. Die Vorder- und die Riickseite dieses Blattes sind dann mit dem beschrieben, was unten als 1. Hymnus gedruckt ist. Es sind je 2 Spalten mit 25+25 und 88+33 = 116 Kurzzeilen, indem jeder Glykoneus 1 Kurzzeile, jeder Asklepiadeus 2 Kurzzeilen fiillt. Dann fehlen nach Gamurrini 6 Blatter, d. h. wohl die 3 innern Doppelblitter des Quaternio. Erbalten ist dann wieder das mit dem 14. Blatt zusammenhingende 15, Blatt, das SchluBblatt des Quaternio. Auch dieses Blatt ist in 2 Spalten beschrieben, indem die jambischen Senare und die trochiischen Septenare in je 2 Kurzzeilen geschrieben sind. Dieser Quaternio allein hat also gut 1000 Kurzzeilen enthalten, und wir wissen nicht, wie viele Blatter mit Hymnen noch folgten. Wenn wir be-

398 Wilhelm Meyer,

denken, daf z. B. die samtlichen von Dreves als echt gedruckten Hymnen des Ambrosius noch keine 500 Kurzzeilen umfassen, so war dieser liber hymnorum Hilarii ein ganz ansehnliches Buch. In Monte Cassino ist er im 11. Jahrhundert ganz abgeschrieben worden. Durch MiBachtung der Sp&teren sind dann Lagen und Blatter verloren gegangen.

Gamurrini hat dann in seinem Abdrucke der ganzen Hand- schrift (Rom 1887) ‘8. Hilarii tractatus de mysteriis et hymni et S. Silviae Aquitanae peregrinatio ad loca sancta’ 8. 28—32 auch die erhaltenen Bruchstiicke der 8 Hymnen gedruckt. Nach Ga- murrini hat besonders Dreves um diese Texte sich verdient ge- macht. Zuerst in der Zeitschrift fiir katholische Theologie XII 1888 S. 358-368, dann in den Analecta hymnica Band 50, 1907, S. 83—9 hat er die Texte gedruckt, erliutert und manche Stellen mit Scharfsinn verbessert.

Ich habe mich um diese 3 Fragmente frither wenig gekiimmert, da sie quantitirend geschrieben sind und da der Text mir sehr unsicher zu sein schien. Durch die Behauptung von Wilhelm Brandes (Rhein. Museum 64, 1909, S. 81, 87/89), daB aufer Com- modians Gedichten und Augustins Psalm auch in dem 1. und 3. Hymnus des Hilarius der von ihm entdeckte lateinische Volks- rythmus sich spiegele, bin ich veranlaft worden, diese 3 Hymnen griindlich zu untersuchen, da ich Commodian und Augustin ander- weitig griindlich genug studirt hatte, um zu wissen, da es bei diesen nichts ist mit dem Brandes-Rythmus.

Um eine verlaéBliche Grundlage zu haben, bat ich Gamurrini um eine Photographie der 4 Seiten und habe von seiner Giite die- selbe als munus paschale erhalten; sie hat an mehreren Stellen richtige Lesungen ergeben. Dann suchte ich in den Inhalt und Wortlaut der Gedichte méglichst einzudringen und ich glaube, einige Schdiden der ziemlich verderbten Ueberlieferung geheilt zu haben. Aber immer bleiben noch einige Stellen fiir scharfsinnige Nachfolger zu bessern.

Die Hauptfrage war fiir mich: sind diese Gedichte wirklich von Hilarius verfaBt? Es ist geradezu seltsam, wie bis in die neuste Zeit der Eine die Gedichte fiir echt erklart, der Andere sagt, daran sei gar [nicht zu denken. Die Handschrift nennt

den Hilarius, und, da eine ebenfalls sonst verlorene’ aber echte

Schrift des Hilarius daneben steht, ist das Zeugnis der Handschrift wichtig. Ich habe die Hymnen nach dieser Hinsicht miglichst gepriift; die vielfachen Aehnlichkeiten des Inhalts und mancher einzelnen Ausdriicke haben mich zur Ueberzeugung gebracht, daB

ai 3%

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers. B99

die Angabe der Handschrift richtig ist und dafi diese Hymnen wirklich von Hilarius von Poitiers verfaBt sind.

Bei der Untersuchung habe ich auch vor dem Dichter Respekt bekommen. Das erste Gedicht hat einen Stoff so. erhaben und schwierig, dai kaum Klopstock sich an ihn gewagt hatte; seine gerechte Beurteilung ist also sehr schwierig. Aber das zweite und noch mehr das dritte Gedicht scheinen mir dichterisches Talent sowohl in der Anlage des Ganzen als in der Ausmalung des Hin- zelnen zu zeigen.

Bei der Priifung und Wertschaétzung der dichterischen Form war ein wichtiger Gesichtspunkt, wie sie zu der Zeit der Entstehung, d.h. zur Zeit kurz vor 366 sich verhalte. Dazu war Hilarius ein Gallier und sein kecker, ganz eigenartiger Prosastil ist bekannt. Ein ahnliches Gesicht blickt Einen aus diesen Formen an. Diese Dichtungsformen sind quantitirende. Denn zwar im 2. und im 8. Gedicht fallen fast immer die Vershebungen auch mit Accentsilben zusammen, so daf die Vorkiimpfer der Accent- dichtung sich in erster Linie auf diese Gedichte hatten berufen kénnen. Allein dies Zusammenfallen ist nur im Zeilenschlusse ab- sichtlich, besonders im dritten Gedichte. Sonst ist dieses Zu- sammenfallen nur die unvermeidliche Folge der verschiedenen Caesuren. Im Anfang der. Zeilen, wohin der Hinflu8 der Caesur nicht reicht, fallen die Accente, wie der Zufall es fiigt. Dagegen im 1. Gedicht schlieBt schon das choriambische Metrum die Beob- achtung des Wortaccentes so aus, als ob Hilarius hatte zeigen wollen, daB er um AccentfiiBe sich nicht kiimmert.

In den 3 Gedichten finden sich neben Elisionen auch etliche Hiate, dann etliche Verletzungen der Quantitadt, d.h. etliche kurze Silben werden lang gebraucht, etliche lange kurz. Diese Unregelmif8igkeiten sind etwas haufiger als sie z. B. bei Ambrosius sind. Doch zeigt auch hier Hilarius seine Higenart, indem er in Versen, die Bibelcitate bringen, diese Unregel- mafigkeiten fast schrankenlos zulaft, ein Fall, dessen ich aus der iibrigen christlichen Dichtung mich nicht erinnere. Im 3. Gedicht sind 6 Hebungen durch je 2 Kiirzen gebildet. Diese Auflésung einer Hebung in 2 Kiirzen war frtiher haufig, mitunter sehr haufig; aber um 400 n. Chr. stirbt diese Freiheit aus.

Kaum dem Hilarius selbst, sondern wohl einer Schule ist es zuzuschreiben, da8 im 3. Gedichte jeder der 29 trochdischen Dimeter noch einmal durch Caesur getheilt ist. Bis jetzt habe ich das in keinem quantitirenden Gedicht gefunden. Aber in der rythmischen Dichtung spielt von Anfang bis zum Ende diese Theilung eine grofe

400 Wilhelm Meyer,

Rolle. Um so wichtiger ist es, da schon Hilarius sie gekannt und durchgefiihrt hat.

Der Eigenwille des Hilarius zeigt sich endlich am starksten darin, da er im ersten Gedichte statt eines Glykoneers, Askle- piadeers oder der ersten Halfte des Asklepiadeers gar nicht selten 4, 6 oder 24/2 archaistisch gebaute Jamben gesetzt hat. Diese Freiheit ist ohne Beispiel. Vielleicht entsprang sie bei Hilarius aus einem Mifversténdnis der Lehre der Metriker, da8 ein Choriamb mit einer jambischen Dipodie gleichwerthig sei und mit ihr ver- tauscht werden kénne; allein auch dann ist dies Vorgehen cha- rakteristisch fiir Hilarius.

(fol. 14°) Incipiunt hymni eiusdem. a Felix propheta David primus organi b in carne Christum ymnis mundo nuntians. (I De Christo genito deo) 1 Ante secula qui manes sempérque nate, semper ut est pater! 3 namque te sine quomodo dici, ni pater est, quod pater sit, potest?: 5 Bis nobis genite deus Christé!, dum inndto nasceris a deo 7 vel dum corporeum et deum mundo te genuit virgo puerpera: 9 Credens te populus rogat, hymnorum resonas mitis ut audias 11 voces, quas tibi concinit etas omnigena, sancte, gregis tul. 13 = Dum te fida rogat, sibi clemens ut maneas, plebs tui nominis (f 14%, 2. Spalte) 15 in te innascibilem deum orat, quod maneat alter in altero. 17 Extra quam capere potest mens humana, manet filius in patre. 19 = rursum, quem penes sit pater, dignus, qui genitus est filius in deum. 21 ~—- Felix, qui potuit fide res tantas penitus credulus assequi, 23 ut iIncorporeo ex deo perfectus fuerit progenitus deus, 25 Grande loquimur et deum verum: ut genitor, quicquid inest sibi,

adil dawennan oy 7

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (I).

27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65

67

eterne decus glorie

totum in unigenam ediderit deum. Hine unus merito bonus,

ipsum quod deus [est] extra invidiam sui gigni vellet in alterum, (f 14°)

transformans se, ut est, vivam in imaginem.

Istis vera patet dei

virtus: cum dederit omnia, non tamen ipsis‘ que dederit’ caret,

cuncta” que sua sunt: cum dederit, habens. Kara progenies dei,

connatum cui sit omne decus patris! nil nate eguit dari;

sed natum simul est, quicquid erat dei. Lumen fulsit a lumine

deisque vérus substitit ex deo vero, non aliud habens'

ortus quam unigena’ in-nascibilis pater. Mirim dei hoc ést opus,

aeternus ut incor-ruptibilis deus, ortu qui careat, quia

sit sémpitérna virtus, quod est deus, non natis, quibus est, [in] bonis

ex se se placidus gigneret in deum; ac sic unigena in deo

hoc ipsud értu, quod genitum est, caret. O felix duum unitas, (f.14>, 2. Spalte)

altérque ctm sit mixtus in altero! unum sic faciunt duo,

cum in dudbus sit, quod ést in altero. Paret sed genitus patri

omnémgue ad nitum attonitus manet. et scire nén est arduum,

quid velit se sequi, (quem) penes est pater. Quanta est genitus in bona!

nam cénstititus in cunctérum exérdia condénsque primum s¢cula

etérnum in métum tempora protulit. Rebus anterior deus

cunctis nam per eum omnia facta sunt,

esset cum nichilum modo, mundum corporeo condidit in statu.

401

402 Wilhelm Meyer,

69 Sed nos littera non sinit,

per quam te genitum concinimus deum, 71 ~—s gesta* que tua sunt: loqui

carnémque ndtum, lam qui eras deus. 73 Te cunctis dominum modis

celérum régem ét celéstis glorie

75 ut cincta pér te cdndita

* x *

In den kritischen Noten ist A = Handschrift von Arezzo G = Gamurrini, Ausgabe von 1887 Dr = Dreves; Dr‘ = Dreves in der Zeitschrift fir katho- lische Theologie XII, 1888, 8. 358—368; Dr? = Dreves, Analecta hymnica, 50. Band, 8. 3—9.

a Zu verbinden ist wohl ‘primus propheta organi’; auch ‘in carne’ gehért wohl (= homo) zu David, nicht zu Christum (= hominem). 1 manens A, manes Meyer; qui manes = manens (Vocativ) 2 4, Senar 2 = ut pater semper pater est 3/4 vgl. Trin. 7,31 Non nisi per filium pater est (= dici potest).

5 geniti Druckfehler bei Dr? 5 ‘o Christus, der du 2 Mal als Gott geboren bist’; vor Christe wird gewéhnlich ein Komma gesetzt 6 1/, Senar; die Worter Christé: detis scheinen auch griechisch betont worden zu sein: ygl. I, 18; 41

10/11 resonas Meyer, resonans AGam Dr mit harter Construction; voces sollte 2 Mal stehen, 1) zu resonans, 2) zu audias; mit resonas wird die Construction ein- fach, ‘resonas’ kann = ‘alternantibus choris’ sein; vgl. meine Ges. Abh. II 120, Note. 12 ség A, sancte Dr, sancti Gam 15/16 ‘betet Gott an’; so de Syn. 65 ‘oratus a me dominus’; Dr’ interpungirt ‘nominis, in te, inn. deum, orat’, 16 ffl vgl. Trin 8, 3 inseparabilem se a patre testatur, cum in manente in se manet patre.

20 qui est genitus oder qui genitus’t? 21/22 vgl. Trin I 8: tantus quantus et intellegi non potest et potest credi; vgl. Trin 19 24 perfectus Meyer aus A: profectus GamDr. 24 primogenitus GamDr! deus Meyer, dei AGamDr 24 vgl. Trin Il 22 perfecti patris progeniem perfectam; III 4 perfecti patris per- fectus filius et ingeniti dei unigenita progenies 25 Gyr. loquimur, et d. verum, ut gen. Gam, Gr. loquimur, et d. verum ut gen. Dr 26 quidquid Dr 28 uni- genam Meyer aus A (vgl. 44), unigenitum GamDr 29/30 bonus, ipsum, quod deus est, extra GamDr; Meyer tilgt ‘est? und fa8t ‘ipsum’ = se; vgl. 50 Se gigneret in deum. Gott hat ohne MiBgunst sein ganzes Wesen dem Andern gegeben; darin zeigte sich die bonitas Gottes, aber eben deshalb kann man auch nur von unus deus sprechen. 32 vgl. Trin IJ 8 est pater, ut est, et, ut esté esse credendus est. Non est auctor ipse, sed imago est (filius): imago dei ex deo in deum nata. Trin IX 54 cui innascibilitatis esse imaginem sacramento nativi- tatis impertit, quem ex se in formam suam generat. $2 in A; es fehlt bei Gam und Dr‘, aber schon Dr? hat es erginzt. 36 vgl. Trin DI 4 ab eo, qui habet omnia, accepit omnia; VI 12 ut det, quod habet, et, quod dederit, habeat. 37 vgl. Trin II 8 progenies ingeniti; II 4 ingeniti dei unigenita progenies. 38 cognatum AGamDr, connatum Meyer (= natum simul); vel. hymn. II 18 natura carnis est connata cum deo; Trin V 11 natura auctoris in filii nativitate connascitur

39 nate A, d. h. natae progeniei; nato Gam; nil, nate. eg. Dr'; nil naturae Dr? 39 vgl. Trin II 25 non ille eguit homo effici 41 vgl. Trin III 4 ut lumen pater,

4 i % | '

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (1). 403

ita et filius lumen; VI 12 deum ex deo natum ut lumen ex lumine;.. est enim lumen ex lumine 42 Trin I 10 deus ex deo; II 8 verus a vero; VII 11 ex deo deus cum nativitatis veritate subsistens 42 1/, Senar 48 vgl. Trin IIT 4 non duo unus, sed alius in alio, quia non aliud in utroque 44. unigena quam AGamDr; quam unig. Meyer wegen des Metrums. ortus sfatt natus ist auf- fallend; tiberhaupt, weshalb schrieb Hilarius nicht: natus unigena quam ingenitus pater? 45—48 und 49—52: Gam und Dr’ haben in 48 nach ‘deus’ einen Punkt gesetzt. Erst Dr? hat das Verstindnis dieser 2 Strophen erméglicht, indem er nach 48 ‘deus’ ein Komma setzte, so daS 50 ‘gigneret? von 46 ‘ut’ abhingt.

45 est opus (Dimeter) Meyer; m. d. hoc opus est AGamDr'; mi. h. o. est dei Dr? Hilarius betont oft, daB die Erzeugung des Sohnes durch den Vater fir den Menschen eigentlich unbegreiflich sei 48 1/. Senar; leichter ginge der voll- stindige Senar: sit sémpitérna virtus <id> quode.d. 49 wohl ‘non natis, quibus est, bonis’ = bei seinen oder mit Beibehaltung seiner ewigen Higenschaften (Trin III 3 ‘unigenitum ex his, quae ingenita in se erant, procreavit) gebar er sich aus sich selbst zu einem Gott; der Sohn ist totus deus de toto deo. Sonst wird ofter von Hilarius hervorgehoben, da durch diese Geburt das Wesen des Vaters nicht geindert oder gemindert worden sei. V. 49 in AGamDr; Dr‘ beanstandete ‘in’ 50 sese ADr, se se Gam; rgl. 30 ipsum deus gigni vellet in alterum, transformans se ut est vivam in imaginem 50 placidus = impassibilis 51 in unigena AGam Dr, unigenain Meyer 521/,Senar 544,Senar alterque (= uterque) Meyer, alter que A; alter qui GamDr’, alter quod Dr? 56 Senar 56 sit in duobus cum AGamDr, Meyer stellte um 56 est quod Dr? 57 parets.g. patri Meyer aus A; patri s. g. paret Gam Dr; vgl. Trin IX 53: hoc patri de- bitum reddens, ut obedientiam suam mittentis deputet voluntati 58 1/, Senar; attonitus == attentus 59 Dimeter; vgl. Hil. in Psalm 118, 18 arduum atque difficile est intelligere dei testimonia 60 se se qui penes AGamDr', se sequi quem penes Dr*; vgl. V.19 quem penes sit 61 Quanta in est genitus bona? Vel. TW 20 aquis mersans in Jordanis 62 Senar; vgl. Prov. 8, 22 Dominus creavit me in initium viarum suarum 63 Dimeter condensque Jfeyer aus A; condens quiGamDr 64 +/, Senar 66 Joh. 1,3 omnia per eum facta sunt

69 Hilarius will in diesem ABCDarius (littera) nur die gittliche Geburt des Sohnes besingen, nicht seine Thaten bei der Schépfung des All’s noch seine Mensch- werdung 72 1/, Senar carnemque natum Meyer (vgl. verbum caro factum. sonst Carne inque natum?): carmenque natum AGamDr _leichter ginge: qui iam eras deus 74 Senar 75 Dimeter Es folgte wohl ein Verbum, wie ‘con- cinunt angeli’ oder ‘alio carmine concinemus’.

Als Inhalt des ersten Gedichtes bezeichnet der 70. Vers: te genitum concinimus deum, d. h. die Geburt des Gottessohns. Dabei miissen die Hauptstiicke der Trinitétslehre bertihrt werden. Baltzer hat in 2 Programmen des Gymnasiums zu Rottweil, 1879 die Theologie, 1889 die Christologie des Hilarius besprochen; Th. Forster hat in den Theologischen Studien und Kritiken, 1888, S. 645—686, die Theologie des Hilarius behandelt. Soweit ich als Philologe urtheilen kann, entspricht dieser Hymnus durchaus der Theologie des Hilarius.

404. Wilhelm Meyer,

Der Gedankengang scheint mir folgender zu sein: (a) In Ewigkeit vom Vater Geborner, (ps) fiir uns Menschen zweimal Geborner (vom Vater, dann von Maria), (c) dich bittet die gliu- bige Gemeinde, da& du ihr Loblied gnidig anhérest; (p) denn, indem sie dich anbetet, betet sie auch den mit dir vereinigten Vater an.

Auf diese Hinleitung, in welcher der Gottessohn mit ‘du’ an- gesprochen wird, folgt die eigentliche Abhandlung (z bis Rn), in welcher er (auch in x) in der 8. Person besprochen wird. (2) Der menschliche Verstand kann nicht begreifen, wie innig der gott- geborne Sohn mit dem. Vater vereinigt ist. (z) Gliicklich, wer glaubig sich vorstellen kann, da ein vollkommener Gott von dem kérperlosen Gott erzeugt worden ist. (a) Eine erhabene und den wahren Gott kennzeichnende Thatsache ist es, daB der Vater die ganze Fiille seiner himmlischen Herrlichkeit in den Sohn tiber- strémen lieB. (a) Es handelt sich um Einen und wahrhaft Vor- trefflichen, da Gott ohne Mi8eunst sein Selbst in einem lebenden Abbilde wieder erstehen lief, (x) wobei er Alles, was er gab, behielt. (ck) Dem Sohn Gottes wurde sofort das ganze Wesen des Vaters angeboren. (4) Wie ein Licht, das an einem andern Lichte entziindet ist, so verhalt der Sohn sich zum Vater: der Eingeborne ist, wie der nicht geborne Vater, wesensgleicher’ wahrer Gott. («) Es ist ein wunderbarer Vorgang, da8 der ewige Gott: («) in der Fiille seiner ewigen Macht: aus sich den Gottessohn entstehn lie8, der also ebenfalls vor der Ewigkeit entstanden ist. (0) Beide sind wesensgleich und mit einander vermischt, also sind sie din Wesen. (P) Doch gehorcht der Sohn nattirlich dem Vater. (9) GroBe Anufgaben sind ihm gestellt worden: er hat den Lanf der Zeit eingerichtet; (x) dann hat er Alles, was ist, geschaffen und in die Erscheinung treten lassen.

Der Schlu8 spricht wiederum den Gottessohn direkt an:

(s) Doch die Zahl der Strophen unseres Liedes ist beschrinkt auf die Zahl der Buchstaben des Alphabetes. Also kénnen wir jetzt nur deine géttliche Geburt preisen, nicht deine Thaten oder deine Menschwerdung. (t) Dich, den Herrn des Himmels und den Schépfer des All’s, x » (werden wir in einem andern Liede preisen).

(Form) Der Inhalt dieses Hymnus scheint mir durchaus daftir zu sprechen, daf die Ueberschrift Incipiunt hymni einsdem’ richtig ist, d. h. da8 dieser Hymnus von Hilarius von Poitiers, also vor 366, verfaBt ist. Da nun der Ban dieses Hymnus stark abweicht von den quantitirenden Gedichten ahnlicher Art des

Ci "ast

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (I). A05

Prudentius und anderer Dichter jener Periode, so ist es noth- wendig, die Kigenthiimlichkeiten des Hilarius klarzustellen.

Hilarius hat hier ein interessantes, aber schwieriges Versmaf gewahlt. Vielleicht wollte er den erhabenen Stoff in besonders feierlichem Gewande vorstellen. Es ist das asklepiadeische Di- stichon, das Horaz ziemlich oft verwendet hat:

Sic te diva potens Cypri, sic fratres Helenae lucida sidera.

Prudentius hat es noch tiberboten, indem er in der Praefatio auf diese zwei Zeilen mit éinem und mit 2 Choriamben noch eine dritte Zeile mit 3 Choriamben folgen l48t. Bei Horaz streitet man, ob je 2 Distichen zu einer vierzeiligen Strophe zusammen za fassen sind: Hilarius hat das jedenfalls gethan, wie das ABC und die Sinnespausen nach jeder vierten Zeile bezeugen. Auch erlaubt er sich nur éin Mal 2 Strophen in éinen Satz zu fassen (a und xn), wahrend Horaz das oft thut. Sehr selten wird bei Horaz die Caesur nicht beachtet: Cum flagrantia deltorquet ad oscula; Non incendia Kar|thaginis impiae. Einige Male wird von Horaz eine kurze Silbe in Hebung gesetzt: I 3, 36 Perrupit Ache- ronta Herculeus labor; III 24,5 Si figit adamantinos. Die 2. Silbe ist bei Horaz immer lang.

Bei der Untersuchung scheide ich die wnsichern Glykoneen und Asklepiadeen zunichst aus. Es sind das fiir mich: die 3 ganzen Zeilen (Asklepiadeen) 56 62 74; dann die erste Halfte der 9 As- klepiadeen 2 6 42 48 52 54 58 64 und 72; endlich die 4 Zeilen (Glykoneen) 45 49 68 75. :

Jeder Glykoneus enthalt 8 Hebungen (= 1. 8. und 6. Silbe) und, abgesehen von dem ersten Fufe (= 2. Silbe), 3 Senkungen (= 4. 5. und 7. Silbe). Die 34 Glykoneen sollen also 102 lange Hebungen und 102 kurze Senkungen enthalten. Ein Asklepiadeer zéhlt 5 lange Hebungen und, abgesehen von dem 1. Fu8, 5 kurze Senkungen. Die 37 Asklepiadeer wiirden also 185 lange Hebungen und 185 kurze Senkungen enthalten; doch lasse ich einstweilen die oben bezeichneten unklaren Stiicke mit 42 langen Hebungen und mit 33 kurzen Senkungen bei Seite; es blieben also fiir die Asklepiadeer 143 lange Hebungen und 152 kurze Senkungen. Ins- gesammt sollen also die zunichst zu untersuchenden Zeilen 245 lange Hebungen und 254 kurze Senkungen enthalten.

Erste Senkung. Horaz bildet die Basis der Glykoneen und der Asklepiadeen stets durch einen Spondeus: Hilarius bildet von 59 Anfangen 50 durch einen Spondeus, 9 durch einen Trochaeus (1 ante, dann 3 25 37 60 71; 28 36; 26 vérum ut; 44 ortus?).

406 Wilhelm Meyer,

Wahrscheinlich folgte Hilarius hier einer laxeren metrischen Regel, welche in der Basis dieser Zeilen auch kurze Senkung zulie8.

Kurze Silben fand ich in folgenden Hebungen: 23 ut incorporeo' 25 grande Idquimur; dann Endsilben vor der Caesur: 12 omnigend: 16 manedt: 34 dederit (28 unigendm: 66 etm); sonstige Endsilben: 5 genité: 17 caperé: 46 aeternis; vor h: 36 dederit habens und 43 aliid habens. Also sind von 245 Hebungen 12 durch eine kurze Silbe gebildet; von diesen 12 sind 2 Stamm- silben, 10 Endsilben. |

Lange Silben fand ich in folgenden Senkungen statt kurzer: 38 einsilbige Worter: 32 se: 60 se’ 72 qui (mit Hiat); in 14 tui mit gekiirzter Endsilbe; endlich positionslange Endsilben: 4 pater sity 19 penes sit: 27 deons gloriae: 48 virtus quod und 46 wt incorruptibilis. Also sind von 254 Senkungen etwa 9 mit langen Silben gefiillt statt mit kurzen.

Elisionen finden sich etwa 14, von denen fast ebensoviele auf vokalische als auf mit m schlieBende Endsilben entfallen. Aber neben diesen Elisionen finden sich Hiate (einige Male in derselben Zeile: 82 28): 32 ut: 39 naté epuit: 72 qui eras; 26 vérum ut: 53 duiim unitas; in der Caesur: 28 unigendm | édiderit: 66 etm | émnia; (45 dei hoc ést?): also etwa 9 Hiate.

Es bleiben zu untersuchen die oben einstweilen ausge- schiedenen Zeilen: (45) 59 63 75; dann 56 62 74; endlich die Anfange der Zeilen 2 6 42 48 52 54 58 64 72.

(45 Mirum dei hoc ést opus. opus est Hft) 59 Et scire nén est drduum. 63 Condénsque primum sécula. 75 Ut ctncta pér te cdndita. Zeile 45 ist unsicher; die 3 andern sind sicher jambische Di- meter. 56 Cum in dudbus sit. quod ést in dltero. (Sit i. d. cum Hf?) 62 Nam cénstititus in cunctédrum exérdia. 74, Celérum régem ét celéstis glérie. Dies sind 8 vollstindige jambische Senare. Es bleiben die 9 Versanfinge: 2 Sempérque nate, (sémper ut ést pater). 6 Christé, dum inndto (ndsceris 4 deo). 42 Detisque vérus (stbstitit éx deo). 48 Sit sémpitérna (virtus quod ést deus). 52 Hoc ipsud drtu, (quéd genitim est, caret). 54 Altérque ctim sit (mixtus in Altero).

in a coe oe

nn

oe ape Ruano en te ae, SUE vins

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (1). 407

58 Omnémque ad nitum (attonitts manet).

64 Aetérnum in métum (témpora protulit).

(2 Carnémque natum, (4m qui erds deus). carmenque Hft Diese 9 Zeilenanfainge sind offenbar mit je 24/2 Jamben gebildet.

Also hat Hilarius sich erlaubt, 1) statt der achtsilbigen Gly- koneen (_“—vv—v-) als Ersatz zu setzen: achisilbige Zeilen von 4 Jamben; 2) statt der zwélfsilbigen Asklepiadeen (wu —vu_., —vu—v—): vollstandige zwélfsilbige jambische Senare mit der richtigen Caesur nach der 5. Silbe; und 3) statt der sechssilbigen ersten Hilfte des Asklepiadeers (_u—vv—): das fiinfsilbige An- fangsstiick des jambischen Senars (jw —~w—srv).

Was zunichst den Bau dieser jambischen Ersatzstiicke be- trifft, so baut Hilarius hier wie im 2. Gedicht archaistische Jamben, d.h. im 2. und 4. Jambus kann die Senkung auch durch eine Linge gebildet werden; nur darf dieselbe nicht mit der fol- genden Hebung ein Wort oder einen Wortschlu8 ergeben. Diesen archaistischen Bau der Jamben beweisen die vierten WiiBe in 62 ctnctérum und 74 caéléstis; dann die zweiten Fiife in 6 innato, 58 ad nitum, 64 In métum und 74 caelértim régem.

Diese archaistischen Jamben zeigen ahnliche Hiate wie die Glykoneen und Asklepiadeen. Denn wihrend in 58 ein schlieSender Vokal und in 6 62 64 ein schlieBendes um vor Vokal elidirt werden, findet sich Hiat in 45 dei hoc, dann in 56 cum in, 58 nutum | dttonitus und 74 régem | ét. Die Hebungen sind alle lang; denn 6 Christé dum inndto ist eine unsichere Ausnahme. Auch die beiden einleitenden Senare (a b) sind archaistisch gebaut, da in beiden Versen der 4. Fu8 durch einen Spondeus gebildet ist. Ein Hiat fallt in die Caesur des 2. Senars: Christum | hymmis.

Hilarius hat also Glykoneen oder Asklepiadeen oder die erste Halfte von Asklepiadeen ersetzt durch jambische Stiicke von gleicher oder ahnlicher Silbenzahl. Aus der lateinischen Metrik ist mir ein gleicher Fall nicht bekannt. Allerdings treten in den Strophen der griechischen Lyrik jambische Dipodien und Choriamben 6fter als gleichwerthig gemischt auf. Darnach wohl ist die Bemerkung der griechischen Metriker geformt Td yoorapBixdy déysrat tov yo- olaupov xab td¢ lopBexds ovgvyiag (zu Hephaestion Kap. 9). Oecefter findet dieselbe Bemerkung sich bei den lateinischen Metrikern, offenbar meistens aus griechischem Texte iibersetzt. So bemerkt Diomedes (Keil, Grammatici I 505, 25) von dem choriambischen Tetrameter: mediae duae quoque dipodiae iambicae optime ponuntur. Terentianus citirt unter Versen des Septimius:

1896 cii reserdta migitint atirea clatstra mindi

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse 1909. Hoeft 3. 29

a

408 Wilhelm Meyer,

ecce vides ta mugiunt esse duos iambos. Marius Victorinus (Keil Grammatici VI) p. 62, 23: gandent antispastica et choriambica iambicis coniugationibus, siquidem sint his finitima et familiaria metra singula singulis; non enim solum in fine ponuntur, sed et in medietate versuum et inter initia coniunguntur. Aehnliches sagt Marius Victorinus p. 94, 15; 102, 138; 127, 25 (der Vers des Septimius); 180, 15 ein anderes Beispiel: cadtica pépli coma glatica idm per agros.

Ueberall hier handelt es sich darum, daf ein Choriamb und eine jambische Dipodie vertauscht wird. Dasselbe geschah, wie Freund Wellhausen (nach Ewald, de metris carminum Arabicorum, 1825 p. 32/3 etc.) mir notirt hat, oft bei den Arabern, bei deren Versen man allerdings den Eimdruck hat, als ob alle Freiheiten des griechischen komischen Trimeters hertiber genommen und noch ein bischen erweitert worden seien. Aber Hilarius setzt nicht nur statt eines Choriambus eine jambische Dipodie, sondern er setzt statt emes Glykoneers 4 Jamben, statt eines Asklepiadeers 6 Jamben mit Caesur und mit archaistischem Bau der Senkungen; ja in 9 Fallen setzt er statt der 6 Silben ~w+vv.r nur die 5 Silben wruwsry. Das, was Hilarius bei dieser Ersetzung der Choriamben durch Jamben sich erlaubt hat, geht also weit iiber das hinaus, was die Metriker seiner Zeit dariiber lehrten. Also ist sicher, daf der Brandes’sche rémische Volksrythmus ‘ndm con- stitutus in cinctorum exdrdia’ ebenso falsch ist als er geschmacklos ist; aber unsicher. bleibt zunichst, auf welchem Wege Hilarius dazu gekommen ist, choriambische und jambische Zeilenstiicke zu mischen.

Das ist das Merkwiirdigste an den Formen dieses Gedichtes. Sonst sind einige Hiate zugelassen, sind einige Hebungen mit kurzen, einige Senkungen mit langen Silben gefiillt. Freiheiten der Art finden sich auch bei andern Dichtern des 4, und 5. Jahr- hunderts. Sie mégen in diesem ersten Gedicht etwas haufiger sein als im 2. und im 3. Gedicht und als bei andern Dichtern: das liegt wohl an dem schwierigen Versmaf, welches Hilarius gewahlt hat. Von Uebereinstimmung des Wortaccentes mit dem Versaccent kann bei Choriamben iiberhaupt kaum die Rede sein, und ist auch hier nicht die Rede; sogar die Zeilenschliisse sind meistens durch zweisilbige Wérter gebildet.

a ee eer ay

0 teen eer

12

14

16

18

20

22

24

26

28

30

32

34

36

38

40

42

44

46

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (I). 409

(fol. 15°) (II De resurrectione carnis) * * * Fefellit sevam verbum factum te caro deique tota vivi in corpus irruis. Gaudes, pendentem cernis ligno cum crucis, tibique membra fixa clavis vindicas. Hance sumis ante pompam tanti prelii sputus’ flagella: ictus quassae harundinis. Ibat triumpho, morte absumpta, Mors, tua, deus inferno vinci regno nesciens. Kandens frigescit stagnum pallidae Stygis rigensque nescit Flegethon se fervere. Lux orta vaste nocti splendet inferum ; tremit et alti custos sevus Tartari. Mors, te peremtam sentis lege cum tua, deum cum cernis subdedisse te tibi. Non est caducum corpus istud, quod tenes, nullumque in illo ins habet corruptio. Omnis te vincit carnis (f 15%, 2.Spalte) nostre infirmitas ; natura carnis est connata cum deo. Per hanc in altos scandam leta cum meo celos resurgens glorioso corpore. Quantis fidelis spebus Christum credidi, in se qui natus me per carnem suscipit! Renata sum o vite lete exordia! novisque vivo Christiana legibus. Sanctis perenne munus prestat hoc dei, conformi secum vivant post hee corpore. Terror recedat mortis tandem, Mors, tue. sina me letam patriarcha suscipit. Vivam locata post hee im celestibus, dei sedere carnem certa a dexteris. Xriste, reversus celos victor in tuos memento carnis, In qua natus es, mee. Ymnos perennes (f. 15") angelorum cum choris in hoc resurgens leta psallam corpore. Zelabit olim me in morte satanas: regpnantem cernat tecum totis seculis.

? 41 te Meyer aus A; et GamDr_ vygl. Joh. 114 verbum caro factum est 18 carnis A, cernis Dr? (vgl. III 25, 19; Il 24, 46); carnem GamDr* = 14 tibi que oder qué A’; t. que A corr. 15 d. h. iam ante hanc pompam t. pr. =

29 *

410 Wilhelm Meyer,

Kreuzestod; proelii: sputus Dr? 16 hictus A 16 quassae Meyer, cassa AGamDr

17 morte absumpta (= absorpta), Mors, tua meyer, vgl. V. 23 u. 27; mortem sumpta mortuo A; morte sumpta oder absumpta a mortuo Dr 19 pal- lidae Stygis Dr?, pallida é (est) Tu gis A 20 Phiegeton Dr 21 nocti Dr’, noctis A Gam Dr’ 21 splendet, inferum tremet GamDr; Meyer dnderte die Inierpunction tremit Meyer, tremet AGamDr 23 Hilarius in Psalm. 68, 2 yivendi finem mors .. praescribit ..lex mortis in cunctos constituta 24 te wber der Zeile m. 1 A, d. bh. mortem morti; se tibi Gam 25 istud d. h. meum 96 corruptio: non abolitio, sed demutatio erwartet den Kérper 27 omnis = nostra omnium caro 30 glorioso == glorificato, verklart; vgl. V. 36 conformi secum 31 spebus hat Hil. dfier 32 d.h. qui- natus per carnem’ me in se suse.

suscipit Dr1, suscepit AGamDr? 383 sumo? Meyer Igtg aus leta(?) corri- girt in A renatus vgl. Joh. 3, 8; 3, 5; Hil. Psalm 2, 41 commortui domino in baptismate in novitate’ vitae ambulemus et in novum Christi hominem deposito vetere renascamur (Rom. 6,4) 35 perhenne A 385 deus wéire viel natiilicher; munus ist besser Objekt als Subjekt 86 corpora A, corpore Gam vgl. Phil. Til 21 transfigurabit corpus humilitatis nostrae conforme corpori gloriae suae; Hilarius Psalm 68 no. 86: in sanctis, quos conformes gloriae corporis sui fecerit. 88 letam scheint aus lectam corrigirt zu sein 40 dextris A 43 perhennes A 45 zelabit Meyer, zelauit AGamDr 46 feculis. FINIT A

(Inhalt) Dieses Gedicht bespricht die verschiedenen Zustande, welche Seele und Leib vor und nach dem Tode durchmachen; deshalb versuche ich zu skizziren, was Hilarius hiertiber gedacht haben mag. 1. Wird ein Mensch glaubiger Christ und wird er getanft (fidelis, instus, sanctus), so wird zunichst seine Seele ge- andert; sie wird neu geboren und beginnt ein neues Leben mit neuen Grundsdtzen (V. 33 und 34). Da Christus auch Mensch ist, so wird der gliubige Mensch ein Genosse des Gottmenschen and ein Glied seines Leibes, der ein Bild der Kirche ist (V. 32 me in se suscipit). 2. Dann mu der Mensch sterben. Dabei wird zunichst der Leib von der Seele getrennt und zerfallt im Grabe; aber er vergeht nicht (V. 25/26). Die Seele aber muf hinunter zu den Inferi, in die Unterwelt. Dort werden die Seelen aufbewahrt. Von den Gottlosen sind durch das Chaos ge- trennt die Gerechten, welche in Abrahams Hut gegeben sind (V. 88). 8. Bei der Auferstehung des Fleisches wird der zer- fallene Leib der Frommen zusammengeholt, das Vergangliche ab- gestreift, das Uebrige umgestaltet zu einem verklirten (30 glorioso) Leibe, der dem Leibe Christi, also Gottes abnlich ist (86 con- formi). Mit der Seele wieder vereinigt erhebt sich dieser Leib in den Himmel (resurrectio, V. 29/80) und sitzt in Ewigkeit zur Rechten Gottes (V. 39/40 und V. 46).

1. Trin. IX 8 (fideles homines) per fidei spem (V. 31) in vitam aeternam regenerati ac regenerandi omnes nunc in Christi corpore manent. Dazu notiren

me

rd e

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (1D). 411

die Mauriner: quia ut dicitur in psalmum 51 no. 16 ‘Christus naturam in se uni- versae carnis assumpsit?. unde cap. 4 in Matth. no. 12 caro Christi civitas nun- cupatur, in qua ‘quaedam universi generis humani congregatio continetur’.

2. Psalm 138 no, 22: humanae ista lex necessitatis est, ut consepultis corporibus ad inferos animae descendant. Psalm 118, VI no. 8: Novit esse, secundum evangelicum divitem et pauperem Lazarum, legem exemptae a corpore animae, per quam alia ab alia chao impenetrabili separetur. Psalm 121 no. 16: exeuntes de corpore ad introitum illum regni coelestis per custodiam domini fideles omnes reservabuntur, in sinu scilicet interim Abrahae collocati, quo adire impios in- teriectum chaos inhibet, quo usque introeundi rursum in regnum coelorum tempus adveniat. 3. Psalm 138 no. 22: Terreni corporis natura adscensionem hanc (in coelum) nisi in coelestem gloriam demutata non obtinet. Psalm 68 no. 85: dissolutorum corporum pulverem in formam cogere soliditatemque membrorum et vitam rursum in homines animasque revocare et corruptionem naturae imbecillis naturae coelestis incorruptione mutare. Psalm 2 no. 41: his corporibus disso- lutis et casu mortis confractis pro yoluntate artificis restauratio afferetur .. . Secundum dei voluntatem resurgentium corporum instauratio est futura ... Con- fracta reparabit, non ex alia aliqua: sed ex veteri atque ipsa originis suae ma- terie speciem illi complaciti sibi decoris impertiens, ut corruptibilium corporum in incorruptionis gloriam resurrectio non interitu naturam perimat, sed qualitatis conditione demutet. non enim aliud corpus: quamvis in aliud: resurget (1 Cor. 15, 42). Fit ergo demutatio, sed non affertur abolitio. Psalm 67 no. 37: Mira- bilis in sanctis (V. 385) deus est: quos, cum conformes (V. 36) gloriae corporis sui fecerit per se, qui mediator est, etiam in unitatem paternae maiestatis assumet, dum et in eo per naturam pater est et ille rursum per societatem carnis in nobis est; quos in regnum praeparatum illis ante constitutionem mundi obtinendum (Matth. 25, 34) locaverit (V. 89); quibus absorpta morte (V. 87) immortalem vitam aeternamque reddiderit.

Demnach michte ich die zweite Halfte dieses Gedichtes so paraphrasiren: (25) Dieser mein Leib mu8 zwar sterben, doch ist er nicht verganglich, ja unser schwaches Fleisch ist tiber dich, Tod, erhaben; denn (28) es ist mit dem Gottmenschen gleichartig (der dich, wie in V. 1—22 geschildert, besiegt hat). (29) Deswegen werde ich auferstehen und mit dem verklérten Leib im den Himmel eingehen, (81) Herrliche Hoffnungen habe ich mit dem Glauben an Christus erhalten, da ich ein Theil geworden bin von ihm, dem Mensch-Gewordenen. (88) Wiedergeboren bin ich (schon jetzt) und beginne ein neues Leben, nach Christenart. (85) Den Gléu- bigen gewahrt die Giite Gottes, daB sie einst bei ihm leben mit einem Leibe, wie er hat. (37) So hat der Tod seinen Schrecken verloren: (88) zunachst birgt mich Abrahams SchoB, dann (39) wird mein never Leib im Himmel zur Rechten Gottes sitzen. (41) Du aber, Christus, gedenke im Himmel des Fleisches, das du ange- nommen hast. (43) In diesem Leibe will ich ewig dir lobsingen. (45) Kommt der Tod, so wird der Satan mich beanspruchen:

412 Wilhelm Meyer,

_ (46) mige er vielmebr mich mit dem Leibe in Ewigkeit bei dir im Himmel sitzen sehen miissen.

Der zweite Hymnus ist ein Triumphlied. Doch nicht Hilarius selbst spricht es, sondern ein Femininum; das zeigen klar die Beiworter in V. 29—44 laeta renata Christiana usw. Der eine Erklérer meinte nun, eine mit Hilarius befreundete Frau habe dies Lied verfaft, und es sei unter die Gedichte des Hilarius ge- rathen; der andere meinte, Hilarius habe das Lied verfaBt, aber im Namen einer ihm befreundeten Frau. Das Richtige scheint mir Dreves, Analecta 50 8.8, bemerkt zu haben: ‘Uebrigens kann der Hymnus auch recht wohl der durch die Taufe wiederge- bornen Seele in den Mund gelegt sein’. So wird auch das Gedicht viel wiirdiger. Die neugeborne Seele freut sich der herr- lichen Zukunft, welche der christliche Glaube ihr in Aussicht stellt; in dieser Frende gedenkt sie zuerst, wie Christus leidend: sterbend und auferstehend all das Herrliche erméglicht und vor- gebildet hat, was sie selbst fiir sich und ihren Leib erwarten darf und was sie hier im zweiten Theile des Gedichtes ausmalt.

Eine andere schwierige Frage stellt V. 45. Die Handschrift bietet: Zelavit olim me in morte Satanas: regnantem cernat tecum totis saeculis. ‘Zelavit me Satanas’ kann nur heifen: Sa- tanas hat um mich gestritten, hat mich als sein Higenthum bean- sprucht, Wenn die Sprechende eine Frau ist, so kann es nur eine Lebende sein: dann ist ‘zelavit me in morte’ unverstdndlich. Spricht aber die Seele eines neulich Getauften, so kann, wie V. 34 novis vivo Christiana legibus zeigt, auch dies nur die Seele eines noch Lebenden sein, nicht etwa die durch den Tod vom Kérper ge- trennte und jetzt in Abrahams Hut weilende Seele —; also auch dann ist ‘zelavit me in morte’ unverstindlich. Deswegen dnderte ich ‘zelabit’ d. h. wenn ich einst zum Sterben kommen werde und es sich darum handeln wird, ob ich, die vom Leib getrennte Seele, in den Ort der Gottlosen oder in den Ort der Gerechten kommen soll, so wird Satanas mich fiir sich beanspruchen, d.h. da& ich zu den Gottlosen komme; dann setze du, Christus, durch, daS ich zu den Gerechten komme und so spater mit dir im Himmel weilen darf.

Die Worte des Dichters weisen deutlich auf ein Gericht nach dem Tode hin, auf einen Streit um die Seele des Todten, wobei der Teufel seine Anspriiche vorbringt. Hilarius aber hat wenigstens an 2 Stellen des Psalmen-Commentars Ansichten entwickelt, welche einen solchen Streit um die Seele nicht zuzulassen scheinen. Zu Psalm 2 no. 16—18 und zu Psalm 57 no. 7 geht Hilarius aus von Johannes IIT 18 ‘Qui credit in me’ non iudicatur, sed transit de

tA.

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (II). 418

morte in vitam; qui autem non credit, iam iudicatus est’; also sei schon vor dem Tode auf Erden entschieden, wessen Seele beim Tode zu den Gottlosen, wessen Seele zu den Gerechten kommt; ein Gericht gebe es nur fiir die ambigui. MHilarius sagt nicht deutlich, wann er sich dies Gericht tiber die ambigui, die pecca- tores, denkt. Da es aber bei den Inferi nur zwei Behiltnisse gibt, eimen fiir die impii, den andern fiir die iusti, so mui doch auch schon zur Zeit der Abfassung des Psalmen-Commentars Hi- larius gemeint haben, daf itiber die ambigui schon bei ihrem Tode gerichtet wird. Bei diesem Gericht konnte dem Teufel Gelegenheit geboten werden, seine Anspriiche vorzubringen.

Nach diesen Vorarbeiten kénnen wir dies Gedicht als Ganzes betrachten. Der Hymnus handelt von der Anuferstehung des Fleisches, und das in verntinftiger Entwicklung. Christi Leiden’ Tod und Anuferstehung hat die Auferstehung der Menschen er- miglicht und vorgebildet: deshalb schildert der erste Theil des Gedichtes, wie Christus den Tod tiberwunden hat; dann der zweite, wie die gliubigen Menschen iiber den Tod triumphiren werden. Wie im dritten Gedichte, so beginnt auch hier die Erzahlung, folgt die lehrhafte Erérterung, an welcher dem Hilarius am meisten lag. | Diesen Stoff hat Hilarius in eine gltickliche Form gebracht : eine jiingst fiir das Christenthum gewonnene Seele singt ein Triumphlied, worin sie den Tod anspricht und ihm vorhilt, wie er Christus bekimpft habe, aber von ihm vernichtet worden sei; und wie jetzt sie, die Seele, die sichere Hoffnung habe, daf ibr Leib ihm, dem Tod, entgehen, ja verherrlicht und mit ihr vereinigt ewig bei Christus im Himmel wohnen werde. Zum guten Schlusse wird in den letzten 6 Zeilen Christus angerufen, zu diesem Ziele mitzuhelfen. Dieser Triumphgesang erinnert an den Jubelruf I Corinth. XV 54: Absorpta est mors in contentione. Ubi est, Mors, aculeus tuus? Ubi est, Mors, contentio tua? Die verlorenen ersten 10 Zeilen haben wohl die Einleitung (die Angabe des Gegen- standes?) und den Anfang der Schilderung enthalten, wie Christus mit Tod und Teufel gekimpft hat. So scheint das Gedicht architektonisch gegliedert zu sein. Die Zeilen 23/24 sind der Mittelpunkt des Gedichtes: raiumlich und inhaltlich; die 22 voran- gehenden Zeilen schildern Christi Sieg tiber den Tod, die 22 nach- folgenden die kiinftige Auferstehung des Fleisches.

Nach der Ueberlieferung ist dies Gedicht von Hilarius ver- fait: im Inhalt habe ich Nichts gefunden, was dagegen sprache, aber Manches, was dafiir spricht.

414 Wilhelm Meyer,

(Die Form) In diesen 86 jambischen Senaren fand ich regelrechte Elisionen 6, dagegen regelwidrige Hiate die 3 folgenden: 16 flagella ictus in der Caesur; 45 in mérte; 33 sim o vite(?). Von den 5><36 = 180 Hebungen sind 4 kurz, 3 in der ersten Hebung: 22 tremit (tremét A) et alti; dann 18 deiis inférno und 41 Christé revérsus (doch vergl. zu diesen letzten 2 Wortern das zu I 6 Gesagte); dann in der zweiten Hebung: 33 renata simo(?). Die Senkungen folgen der altlateinischen Regel der Jamben und Trochaeen. In den Ges. Abhandlungen IT 855 habe ich diese 36 Senare archaistische genannt und tiber sie bemerkt: ‘jede Hebung ist lang und jede der 5 ersten Senkungen kann lang sein, z. B. im letzten Vers Régnantém cérnat técim ‘t6tis saéculis’, Hier sind von den zweiten Senkungen 26 kurz, 10 lang; aber von den vierten Senkungen sind 10 kurz, 26 lang. Doch darf die 2. und die 4. Hebung nicht durch unreinen Wort- schlu8 gebildet werden (s. ebenda 8. 345); falsch also waren Verse wie Bonos morés | corrumpunt congressus mali.

Mali congressus corrimptnt | mores bonos. Alle Verse, mit Ausnahme wohl von 33(?), haben die Caesur im 3. Fube. So weit haben wir regelrechte archaistische quanti- tirende Senare, in denen nur 3 Mal die erste Hebung durch einen kurzen Wortschlu8 gefiillt ist und in die 3 Hiate zugelassen sind.

(Wortaccent). Dreves, Zeitschrift fiir katholische Theo- logie XIT, 1888, 8. 867, sagt ‘die Auflésung jeder Linge in eine Doppelkiirze ist gestattet’: das ist ein Irrthum; solche aufgelisten Hebungen kommen im 3. Gedicht vor, aber nicht im zweiten. Weiter- hin sagt er: ‘Wahrend sich vom 1. Gedicht etwas Achnliches nicht behaupten 148t, gehdren das 2. und das 3. Gedicht ganz entschieden jener poetischen Compromifgattung an, die wir in der Kaiserzeit aufkommen sehen und die auf gute Verstheile nur solche Silben erlaubt, die auch den Redeaccent haben. Von dieser Regel ist im letzten und vorletzten Hymnus nur sehr selten, im vorletzten eigentlich nur im ersten Jambus eine Ausnahme bemerklich: gaudés, ibat, kandéns’.

Zunachst ist die Bildung des Schlusses zu untersuchen, Schon éfter hab ich darauf hingewiesen, daB auch die quanti- tirenden jambisch schlieBenden Zeilen in den spiteren Zeiten immer seltener mit einem zweisilbigen Worte schlieSen, und immer mehr mit einem proparoxytonen drei- oder mehr-silbigen, so daB im Schlusse dieser quantitirenden Zeilen der Wortaccent mit dem Versaccent zusammenfiel (vgl. tiber Auspicius, in diesen Nachrichten 1906, S. 218). Hinen gewissen Uebergang bilden die 8 silbigen

ak

er nae

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (III). 415

Wortgruppen, wie cum tua; Mors, tua; cum deo usw. Von diesen 386 Senaren nun schliesen 19 mit einem dreisilbigen Worte: cérpus irruis; 12 mit einem einsilbigen und einem zweisilbigen Wort: ligno cim crucis; nur V. 19 mit einem 2silbigen Worte, dem nicht ein lsilbiges vorangeht: pdllidaé Stygis. Endlich schlieBen 5 mit einem 4silbigen Wort, allein 8 Male beginnt dies mit eer Elision: néstrae infirmitas. In den letzten beiden FiiSen wird also der Wortaccent nur verletzt durch die 12 Falle, wie cum deo, und durch V. 19 pallidae Stygis. Méglich ware hier noch die Verletzung des Wortaccents durch einen zweisilbigen SchluB wie facttim caro oder virtiitis genus; doch wie sich von der leichteren Verletzung des Wortaccents im Zeilenschlu8 nur in V.19 ein Beispiel findet pallidae Stygis, so von dieser schwereren keines.

Im iibrigen Vers kiimmert sich unser Dichter nichts um den

Wortaccent. Im 1. Fuf ist der Wortaccent ebenso oft verletzt als nicht verletzt, wie es eben der Zufall bringt. Von den 36 Zeilen beginnen 17 mit: gaudés, sputtis, deim; 19 beginnen mit: fe- féllit, deique; hance stmis, lux édrta; mors té, non ést, per hance. Im 2. Fu8 kann der Wortaccent nicht verletzt werden, da vor der Caesur kein einsilbiges Wort stehen darf; hier mu8& der Wort- accent mit dem Versaccent zusammenfallen in Wértern, wie saévam oder pendéntem. Im 3. Fu8 ist ei Widerspruch des Wort- accentes gegen den Versaccent der Caesur halber unméglich. Im 4. Fu8 ist ein Widerspruch des Wortaccentes an und fiir sich moglich; allein die eine Art, wie victim oder dévictés wiirde die 4. Hebung in unreinen Wortschluf8 bringen, welcher verboten ist; von der anderen Art finden sich hier die 2 Beispiele: 20 fiégethén und 26 its habét. Demnach wird in den 4 ersten FiiGen der Wortaccent verletzt, so weit er verletzt werden kann; in dem Zeilenschlu8 beginnt bereits die Vermeidung der zweisilbigen Schlu8worter, welche den Widerspruch des Wortaccents gegen den Versaccent unméglich macht.

Item alius. (III De tentationibus Christi per diabolum)

1 Ade carnis gloriosa et caduci corporis

in celesti rursum Adam concinamus proelia,

per que primum Satanas ess Adam victus in novo. 4 Hostis fallax seculorum et dire mortis artifex ©

iam consiliis toto in orbe viperinis consitis

ad salutem nil restare spei humane existimat.

416 Wilhelm Meyer,

bane |

Gaudet aris: gaudet templis: gaudet sanie victime; gaudet falsis- gaudet stupris: gaudet belli sanguine; gaudet celi conditorem ignorari gentibus. 10 Inter tanta dum exultat mnostre cladis fuera, deo audit im excelsis nuntiari gloriam et in terra pacem hominum voluntatis optime. (£15, 2. Spalte) 13 Terret cetus angelorum letus ista predicans; terret Christum terris natum nuntians pastoribus, magnum populis hinc futurum desperatis gaudium. 16 Errat partes in diversas tantis rebus anxius. querit audax, ecquis hic sit ali dignus nuntio: nichil ultra quam commune est, terris ortum contuens. 19 Cernit tamen his quod Johannes in desertis predicet. aquis mersans in Jordanis‘ cunctis poenitentiam, quam sequatur confessorum criminum remissio. 22 Inter turbas: que frequentes mergebantur’ accipit vocem e celo predicantem: Meus est hic filius. hune audite! hic dilectus, in quo michi complacet. 25 Cernit hominem, cernit corpus Ade, quod perlexerat. nichil ultra vox honoris atferebat desuper. scit terrenam subiacere mortis legi originem. 28 Ad temptandum multas artes prisce fraudis commovet. querit audax tempus quod sit * *

1 cernis Gam Dr’ 1 gloriosa Meyer, gloriam AGamDr 2 concinnamus A, corr. Gam 2 vgl. Hilarius Psalm 122 no. 8: coelestis ergo est secundus Adam: et idcirco coelestis, quia verbum caro factum est 4 vgl. Hilarius in Matth. cap. 8, 8: fallax diabolus et ad traducendum artifex calidissimus 5 Matth. 3,7 progenies viperarum (Pharisaci) 6 adsalutem nil Meyer, restare Brandes; nichil ad salutem prestare AGamDr'; nil ad salutem praestare spem humanam exi. Dr?. Vgl. Hil. in Matth. 16,5 ‘nihil spei tribuit ad salutem’, und oft ahn- liche Wendungen 7 sanie A’ 8 strupris A 9 ignorare zu ignorari corrigirt in A; a gentibus Gam Lue. 2,14: Gloria in altissimis (alte Variante: in ex- celsis) deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis 14 Luc. 2,10 evangelizo vobis gaudium magnum, quod erit omni populo, quia natus est vobis hodie sal- vator, qui est Christus dominus 17 = 29 querit audax 17 ecquis Meyer, et quis AGam Dr 19 his, quod Gam Dr; his. .desertis oder is? 21 confessorum pussivisch 22 frequentes Meyer aus A, frequenter Gam Dr 23 Vel. Il Petri 1, 17 (Transfiguratio): Accipiens a deo patre honorem (V. 26) et gloriam voce delapsa ad eum huiuscemodi a magnifica gloria: Hic est filins meus dilectus, in quo mihi complacui; ipsum audite; Mgtth. 17,5 (Tramnsfig.): ecce vox de nube dicens: H. ec. f.m.d,iq.m. bene c:i au. Lue. 9, 35 (Transfig.): Vox facta est de nube dicens: Hic etc.; es fehit ‘in quo m. compl.’; Matth. 8, 17 (Taufe): ecce vox de coelis dicens Hic etc.; es fehlt ‘hunc audite’ 24 hanc, dariiber u, A 24 hinc dil. A 25 Ade, quod Meyer, quod Ade AGamDr 25 perlex erat

gt

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a i nee ae

SS ee ae reer 2

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (III). A17

AGam ; vgl. Hil. in Matth. 3,1 Adam perlexerat et in mortem fallendo traduxerat 28 fraudes A, correxit Gam; vgl. Hil. in Matth. 8, 5 tenens ordinem fraudis anti- quae 29 quod Meyer ex A, quid GamDr 29 ergdnze etwa ‘quod sit fraudi suae commodum’.

(Inhalt) Das dritte Gedicht, sagt man, handelt vom Teufel. Das ist augenfallig; allein dies Thema ist sehr weitlaéufig. Hilarius hat hier wie im 1. Gedicht (V. 70), sein Thema in der 1. Strophe selbst angegeben: er will schildern, wie der neue, der himmlische Adam, also Christus, zum ersten Mal mit dem Satan gekimpft und ihn dabei besiegt hat. Damit meint er die drei Versuchungen. Dieser Gegenstand hat offenbar den Hilarius interessirt, und im Commentar zu dem 4. und 5. Kapitel des Matthius hat er ihn aus- fiihrlich besprochen. Daselbst (Cap. 4 no. 14) sagt er: ‘post ielunium dierum quadraginta satanas, tantis suspicionibus anxius (YV. 16), usque ad tentandi erupit audaciam (V.17 29), ingens in Jesu perti- mescens coelestis molitionis arcanum. Cap. III no. 1: Erat in diabolo de metu suspicio, non de suspicione cognitio; movebatur enim quadraginta dierum ieiunio... Igitur istins temporis metu in tentando eo, quem hominem contuebatur (V. 25), sumpsit temeri- tatem. Adam enim pellexerat (V. 25) et in mortem fallendo tra- duxerat. Sed ita dignum nequitia eius et scelere erat, ut in eo, cuius morte et calamitatibus gloriabatur, homine vinceretur (V. 3) et, qui dei beneficia homini invidisset, ante tentationem deum in homine intelligere non posset (V. 18 25). Tentatur igitur statim post baptismum dominus. Im Matthduscommentar hebt also Hilarius besonders hervor: der Teufel hatte den ersten Menschen verfiihrt, jetzt wird er von einem Menschen besiegt; der Teufel wubte nichts von Christus und seinem géttlichen Wesen; er wird erst durch besondere Vorkommnisse auf Christus aufmerksam, wird argwobnisch und beschlieSt deshalb seine Verfitihrungskunst an ihm zu probiren.

In dem Gedichte ist der Grundgedanke derselbe, doch ist eine andere und feinere Veranlassung des Argwohnes angegeben. Die einleitende Strophe bezeichnet den Gegenstand des Gedichtes: wie der Gottmensch den Satan zum ersten Mal besiegt hat (Z. 1 —3).. Der Satan hatte das Menschengeschlecht so umstrickt, da8 dessen Rettung ihm unméglich schien (Z. 4—6), und an dem Elend der Menschen konnte er sich reichlich freuen (Z. 7—9): sachliche Einleitung. Da hért der Satan den Gesang der Engel bei Christi Geburt (Z. 10—12); die Engelschaar und der Inhalt des Gesanges erschrecken ihn (Z. 18—15); doch so sehr er auch sucht, er findet auf Erden nichts Ungewdhnliches (Z. 16—18).

418 Wilhelm Meyer,

Dann sieht der Satan, wie Johannes predigt und Viele im Jordan tauft (Z.19—21). Da hért er, wie eine Stimme vom Himmel ruft ‘Das ist mein Sohn’ (Z. 22—24); doch er erblickt auch da nur einen Menschen, wie einst Adam einer war, also einen sterblichen (Z. 25—27). Aber er entschlieBt sich, auch an diesem Menschen seine Verfiihrungskunst zu versuchen (Z. 28 29) * *

Hier bricht der erhaltene Text ab. Jedenfalls folgte die Hauptsache des Gedichtes, die Schilderung, wie der Satan dreimal Christus auffordert und wie Christus ihn dreimal abweist. Auf den erziéhlenden Theil folgte so der dramatische. In diesem Theile konnte Hilarius dociren, was er offenbar in diesen Gedichten gern that; vgl. das ganze erste Gedicht und vom zweiten V. 23—46. In welchen Umrissen und mit welchen Farben das Alles ausgefiihrt war, das kann man nach dem Matthaeus-Commentar sich einiger- mafen vorstellen*). Das Vorhandene und das zu Erginzende stimmt ganz mit der Art des Ephrem. Von Seiten des Inhaltes liegt durchaus kein Grund vor, weshalb Hilarius nicht dies lateinische Gedicht verfaBt haben kinnte.

Die Formen dieses Gedichtes sind einfach, aber fiir die Ge- schichte der spaten Metrik und der Rythmik wichtig. Es sind quantitirend gebaute trochaeische Septenare, welche ich in der Abhandlung ‘Ein Kapitel spatester Metrik’ (Ges. Abhandlungen II, S. 842—365, bes. S. 3844/8) hatte behandeln sollen (falsch habe ich sie beurteilt in Ges. Abh. I, 207, Note). | Diese Septenare sind zu je 3 gruppirt, wie meistens in der rythmischen Dichtung, wie aber schon bei Prudentius Cath IX (114 Zeilen) und Perist. I (120).

Der Untersuchung des Zeilenbanes muff ich eine Bemerkung tiber die Zeilen 11/12 und 23/24 voranschicken.

11 deo audit in excelsis nuntiari gloriam Luc. 11 14: Gloria in altissimis (excelsis) deo 12 et in terra pacem hominum voluntatis optimae. Lue. IT 14: et in terra pax hominibus bonae voluntatis. 23 accipit|vocem e caelo praedicantem: Meus est hic filius. IT Petri 1,17: Accipiens .. voce delapsa.. Hic est filius meus 23 hune audite! hic dilectus, in quo miché complacet. II Petri 1,17: dilectus, in quo mihi complacui. ipsum audite!

1) Bemerkenswerth ist bei Hilarius, wie gern er in der Erzihlung das Prasens anwendet. Das zeigt sich schon im JIL. Gedicht Z. 11—22. Aber in unserm III. Gedicht stehen auSer den unvermeidlichen Z. 8 victus est und 25 perlexerat nur die 2 vermeidlichen Imperfecta Z. 22 und 26; sonst steht stets die Gegenwart statt der Vergangenheit. Dies licbt auch der feurige Ephrem.

‘aiieaitemreem cE fab -a teet sacl “ot or ame

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (IIT). 419

In beiden Fallen hat der Dichter fast wirtlich citirt. Solche Citate geniefen besondere Freiheiten. Z. B. in Schriften, welche volistandig den rythmischen Satzschlu8 anwenden, kiimmern sich die Citate nichts um denselben. So kiimmern auch hier diese Citate sich weniger um die metrischen Regeln als die tibrigen 25 Verse. Denn in diesen 3'/: Septenaren sind von den 21 Hebungen nicht weniger als 6 durch kurze Silben gefiillt 11 déo, in exc; 12 ét in, vélunt.; 23 méus; 24 michi); dann sind 3 Hiate zuge- lassen (11 deo audit; 12 pacem hominum; 24 audite hic),

Dagegen in den iibrigen 25 Septenaren sind von den 25><7==175 Hebungen nur 4 kurz (18= 26 nichil ultra; 20 aquis; 10 dim exultat); Hiate aber finden sich nur: 2 rursum Adam, 10 dim exultat, und (wahrscheinlich) in der Caesur: 1 gloridsa ét. Eli- sionen fand ich noch 6 (4 5 6 18 23 27).

Wichtig ist, dai in diesem Gedichte noch eine lange Hebung durch 2 Kiirzen ersetzt werden kann, aber so da8 nach der alten Regel diese 2 Kiirzen entweder ein selbstindiges Wort bilden (19 tamén) oder die drittletzte und vorletzte Silbe eines langeren Wortes (5 consiliis, 7 sanie, 12 héminum, 15 pépiilis, 25 héminem)?). Die Zahl dieser aufgelisten Hebungen, 6 in 29 Septenaren, paBt zu der Zeit des Hilarius; im 5. Jahrhundert sind diese Auf- lésungen so gut wie verschwunden.

Diese trochaischen Septenare sind archaistisch (vgl. Ges. Abh. TI, S. 344), wie die Senare des 2. Gedichtes. Also kénnen die ersten 6 Senkungen alle lang sein, auch die 1., die 3. und die 5., wie in:

28 dd temptandtim miultas artés priscdie fraudis cémmovet. Dabei ist die Nebenregel der altlateinischen Jamben und Trochien beachtet, da die 2., 4. und 6. Hebung nicht durch die SchluBsilbe eines spondeischen Wortes oder Wortschlusses gebildet werden darf. Also diirfte nicht stehen: 16 in partés diversas errat, 27 terrénam scit subiacere; oder 14 declardns pastoribus.

Wortaccent. ‘In diesen 28/2 Septenaren fallt der Wort- accent immer mit dem Versaccent zusammen. Das erscheint wunderbar und ist doch natiirlich, Nach den Versgesetzen kann es nicht anders sein. Die 2. Kurzzeile, die 3+/2 Trochien um- faBt, ist ganz gleich der 2, Kurzzeile des Senars und folgt also

1) Dreves, Zeitschrift f. kathol. Theologie, XII, 1888, 8, 367, sagt: ‘es ist gestattet die Auflésung jeder Lange in eine Doppelkirze, aber auch die Ersetzung jeder Kirze durch eine Lange: mit Ausnahme der letzten’. Das ist dahin zu be- schranken, da8 die Senkungen nicht mit 2 Kiirzen gefillt werden dirfen, da8 also die sonst hiufigen Anapaeste hier nicht vorkommen.

420 Wilhelm Meyer,

denselben Gesetzen, s. oben 8.414/5. Die Bildung des Zeilenschlusses ist hier noch einformiger als im 2. Gedicht. Hier schlieBen von den 28 Zeilen 21 mit einem dreisilbigen Wort, 5 mit einem vier- silbigen (14, 21, 25; 6, 27); V. 20 mit einem fiinfsilbigen und nur V.3 in novd. So ist in diesen 3*/2 Trochaeen kein Widerspruch des Wortaccents gegen den Versaccent méglich. Denn 14 mintians pastéribus und 21 crimintim remissio haben richtigen Nebenaccent,

und eine Zeile, wie ‘declardns’ oder ‘et dicéns pastoribus’ ist ja

verboten und kommt hier nicht vor.

Noch emfacher ist die Sache in der ersten Halfte des Septenars. Dieser trochadische Dimeter ist stets getheilt in 2 trochaische Dipodien. Da eine solche Dipodie von 4 Silben nicht mit einem einzelnen einsilbigen Worte schliefen darf (micht: in- iustis fit), so miissen die Wortaccente stets auf die erste und dritte Silbe fallen: pér quae primum; in excélsis; gatdet dris; conditérem; témpus qudd est. Also ist es allerdings richtig, daB, mit der leichten Ausnahme von Z. 3 in nové, alle Hebungen dieser Verse auch von Wortaccenten getroffen werden; allein bei den befolgten gewodhnlichen Versregeln konnte dies nicht anders sein.

(Die Caesur des trochiéischen Dimeters). Die Er- kenntnis, daB in diesem 3. Gedicht die trochdischen Dimeter stets in 2 Dipodien zerschnitten sind, ist so wichtig, da8 mir hierdurch allein schon die Miihe ersetzt ist, welche die Erforschung dieser drei Gedichte gekostet hat. Vorerst ist richtig, daB nur in 28 Versen diese Theilung von der Handschrift gegeben ist. Die 6. Zeile be- ginnt nach der Handschrift: nichil ad salutem praestare: Brandes (Rhein. Museum 64, 8. 89) verbessert ‘restare’, findet aber sonst hier ein Zeugnis fiir seine ‘Rythmus’-Theorie und scandirt: nihil ad sdlutém restare; er wird dies Zeugnis auch nicht aufgeben; denn es ist seiner wiirdig. Aber fiir alle Andern ist klar, daB auch in dieser 29. Zeile derselbe Einschnitt wie in den 28 andern hergestellt werden mu8 durch eine zweite und leichte Aenderung: dd salutem: nil restdre’.

Schon unter den dltesten rythmischen Gedichten fand ich semerzeit solche, in welchen der Achtsilber mit sinkendem Schlusse, das rythmische Abbild des trochdischen Dimeters, immer oder fast immer in 4_v+4_v, d.h. in 2 Kurzzeilen von je 4 Silben, deren vorletzte betont ist, zerlegt war (vgl. meine Ges. Abhandlungen I, 202, 204ff., 213ff7.). Schon der Grammatiker Virgil bespricht die Verse: Phoebus surgit, caelum scandit; Polo claret, cunctis paret. Schon von Beda wird gelobt der Hymns: Apparébit repentina dies magna domini, yon dessen 46 Septenaren

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8_u). 421

nur einer (D2 Claris angelorum choris) den Achtsilber nicht zer- legt zeigt. In dem sehr alten Lied ‘Sancte sator suffragator’ (Miillenhoff’s Denkmiéiler IT 354, ed. Steinmeyer) reimen sogar die Viersilber. Mit jedem weitern Jahrhundert wachst der Gebrauch dieses Achtsilbers mit sinkendem Schlu8: aber immer haufigen wird auch die Zerlegung, mit oder ohne Reim der beiden Viersilber (vgl. meine Ges. Abh. I, 317 ff1.). Dabei lauft freilich unter sehr vielen getheilten Achtsilbern hie und da ein nicht getheilter unter; besonders in Italien. So stehen unter den 54 Zeilen von ‘Dies irae dies illa’ folgende 3: Quaerens me seldisti lassus‘ Donum fac rel- missionis. Flammis acrijbus addictis; und von den 40 Achtsilbern des ‘Stabat mater dolorosa’ sind 5 nicht getheilt; Vel. S. 480/82.

Ich hatte leicht erkannt, dai die rythmischen Achtsilber mit sinkendem Schlusse zerlegt worden sind; aber ich hatte dafiir keinen Grund gefunden. Es war ja offenbar eine Caesur; aber in den trochdischen Dimetern der spaten Kaiserzeit fand ich nirgends so getheilte; aber ich konnte auch nicht erkennen, wie und warum die friihsten Rythmiker diese Caesur eingefiihrt haben sollten. Bei der Untersuchung des griechischen Ephrem sah ich, da8 dessen Viersilber nicht selten zu einem Achtsilber vereinigt» werden, da8 also ein dbnliches Verhdltnis resultirt, wie in diesen lateinischen Achtsilbern (Ges. Abh. I 10). Doch wie konnte der Bau einer einzelnen Zeilenart der lateinischen Rythmik von einer syrisch- griechischen Zeilenart beeinflu8t worden sein? Zudem kann man kaum in reinen Viersilbern schreiben; man kann doch nicht auf alle Eigennamen oder Wérter von mehr als 4 Silben verzichten.

Bei der Untersuchung der rythmischen Achtsilber mit stei- gendem Schlusse, die Auspicius um 460 in Gallien verfa8t hat, sah ich, daB Auspicius von den 156 Achtsilbern 148 durch richtig gebildete Caesur nach der 3. oder 5. Silbe zerlegt hat (s. diese Nachrichten 1906, 8. 205ff.). Ich fand dann, da8 auch in quanti- tirenden jambischen Dimetern diese Caesur gekannt war; denn Prudentius hat von den 576 jambischen Dimetern des Peristephanon V volle 565 durch regelrechte Caesur nach der 3. oder nach der 5. Silbe getheilt. .

Darnach habe ich geschlossen, da8 es schon im 4. Jahrhundert eine Schule gab, welche sagte, wie der jambische Trimeter, so solle auch der jambische Dimeter eine Caesur haben. Diese Schullehre war allerdings nicht weit verbreitet; allein Auspicius hat sie gekannt und bei der Fabrikation seiner rythmischen Acht- silber lassig befolgt, wie man bei solchen Wohlklangsregeln sich erlauben kann.

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422 Wilhelm Meyer,

Diese Caesur des jambischen Dimeters ist nicht nur durch das quantitirende Gedicht des Prudentius und das rythmische des Auspicius bezeugt, sondern sie entspricht auch der Theorie. In den metrischen lateinischen Dichtungen der Kaiserzeit und in der rythmischen Dichtung im Mittelalter habe ich die Regel beobachtet, daB einerseits Kurzzeilen von 7 und weniger Silben nicht weiter zerleet werden, daB aber Zeilen von 9 und mehr Silben durch eine Caesur in kleinere Zeilen zerlegt werden’). Die Zeilen von 8 Silben stehen also auf der Grenze, und es ist begreiflich, daf sie bald durch Caesur zerlegt werden, bald nicht.

Den jambischen Dimeter und sein rythmisches Nachbild, den Achtsilber mit steigendem Schlusse, hat man im 4. Jhdt. und dann im beginnenden Mittelalter nur selten durch Caesur zerlegt, ihn vielmehr meistens als eine einzige Kurzzeile behandelt. Doch der jambische Dimeter tritt leichter auf als der trochdische ; jener zihlt nur 3 sichere Hebungen und die syllaba anceps im SchluS; dieser dagegen enthiélt 4 sichere Hebungen und dazu im Schln8 die syllaba anceps. Deshalb war auch zu erwarten, dafi der trochiische Dimeter eher und dfter in 2 Kurzzeilen zerlegt worden sei aly der jambische Dimeter (vgl. die Arbeit tiber Auspicius S. 207/8).

In der rythmischen Dichtung konnte ich die Zerlegung der Achtsilber mit sinkendem Schlusse in 2 Kurzzeilen von je 4 Silben mit sinkendem Schlusse, wie gesagt, vom 6. Jhdt. bis zum Ende des Mittelalters in vielen Gedichten nachweisen*). Aber es fehlte ein quantitirendes Vorbild. Dieses ist jetzt gefunden in den 29 quantitirenden Dimetern dieses Gedichtes des Hilarius. Wir haben aus der Kaiserzeit nicht viele trochdische Dimeter oder Septenare (vgl. meine Abhandlung ‘iiber die Beobachtung des Wort- accents in der altlateinischen Poesie’, Abh. d. miinchner Akad. 1884, Bd. 17, 1. Abth., 8. 118/9). Diese 29 Septenare, welche wir

mit Sicherheit dem Hilarius zuschreiben kénnen, welche also vor 366 verfaBt sind, stehen dadurch allem, daf8 sie sémmtlich den trochaischen Dimeter durch Caesur getheilt zeigen. Damit ist bewiesen, daBi diese Theilung nicht erst eine Erfindung der ryth-

1) Sollte Aehnliches durch die lateinischen Grammatiker gesagt sein? Marius Victor. (Keil VI) p. 54,7 ut sit versus, qui excedit dimetrum (= 4 FiiBe, 8 Silben), colon autem et comma intra dimetrum. erit itaque colon, cum integrae fuerint syzygiae: comma vero, cum imperfectae. pag. 55, 12 (versus) incipit a dimetro.

2) Brandes liugnet die Caesur im jambischen Dimeter bei Prudentius und Auspicius (s. oben 8. 374), und ebenso (Rhein, Mus. 1909 §. 65) bezweifelt er auch die Caesur des trochaischen Dimeters.

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8._v). 428

mischen Dichter war, sondern daf schon die quantitirende Metvrik des 4. Jhdts. sie gekannt und, wenn auch selten, beobachtet hat. Die rythmischen Dichter haben dann diese Caesur sehr gut gekannt und oft beobachtet, wahrend die Caesur in der quantitirenden und in der rythmischen ambrosianischen Zeile nur im Anfang und wenig beachtet, dann vergessen worden ist. Also ist das, was ich (Auspicius 8. 207/8) nach der Theorie iiber Caesur in Achtsilbern vermutet habe, hier durch die Praxis bestiitigt.

Damit erledigt sich eine andere Sache. Den sehr alten Hymnus ‘Hymnum dicat turba fratrum’ habe ich in der Abhandlung ‘das turiner Bruchstiick der altesten irischen Liturgie’ in diesen Nach- richten 1908, S. 189 und 204 gedruckt und habe in der folgenden Abhandlung ‘ein Kapitel spatester Metrik’ 8S. 219 (= Ges. Ab- handl. II, S. 846) seinen metrischen Bau besprochen; Clemens Blume ‘Die Hymnen des Thesaurus hymnologicus’ I, 264/271, hat dann den Hymnus wieder gedruckt und dabei es fiir wahrscheinlich gehalten, da& dieser Hymnus wirklich von Hilarius gedichtet sei, dessen Namen einige Hften dariiber setzen. Dagegen geniigt es wohl, aus meiner Schilderung der Formen dieses Hymnus nur fol- gende Worte auszuschreiben: ‘Diese quantitirenden Septenare kiimmern sich nichts um die Zerlegung des Achtsilbers. Von den 70 Zeilen binden 80 die 4. und die 5. Silbe in ein Wort wie: Debiles facit vigere’. In dem 8, Hymnus des Hilarius und in diesem Hymnus ‘Hymnum dicat’ ist also ein und dieselbe Zeile ganz verschieden behandelt (== Blume: ‘hier ist Enjambement die Regel, dort niemals’). Schon deswegen halte ich es fiir unméglich, da8 Hilarius von Poitiers den Hymnus ‘Hymnum dicat turba fra- trum’ gedichtet hat, mag Blume mich auch deshalb zu jenen rechnen, welche, wie er so schén sagt, ‘einen Dichter als Auto- maten *) betrachtet wissen wollen, der immer pedantisch genau nach den gleichen Regeln seiner Metrik schreibt’. Uebrigens hat Todd Recht, da8 die turba fratrum, welche nach der Anrede dieses Dichters (1, 1/2; 82/84) ante lucem Christi Lob singen soll, nur die Bruderschaar der Ménche im klésterlichen Verein sein kann. Von solchen aber wufte Hilarius noch nichts. Hilarius sagt richtig im 3. Hymnus nur ‘concinamus’ und im ersten richtig und genau ‘credens populus’ und ‘aetas omnigena gregis tui tibi concinit’ oder ‘plebs tui nominis orat deum’.

1) Auch Analecta 50,127 hei8t es: ‘Der Glaube an éinen Verfasser ist in dem nicht zu erschitttern, dem der Dichter kein Automat ist’, Auf wen auch dies zielt, zeigen meine recht unbequemen Nachweise Ges. Abh. II 356/64.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909. Heft 3. 80

424. Wilhelm Meyer,

Die trochiischen Achtsilber der Alteren Zeit.

In der Abhandlung ‘Ludus de Antichristo und iiber die latei- nischen Rythmen’ (jetzt in meinen Ges. Abhandlungen I, 204—209, 213/5) habe ich schon 1882 die mir damals bekannten rythmischen trochiischen Septenare (8-—-v+7v—) der dlteren Zeit bis etwa 1100 verzeichnet und skizzirt. Dann habe ich 1903 in der Ab- handlung ‘Ein Kapitel spatester Metrik’ (jetzt Ges. Abh. IT, 344/855) die guantitirten lateinischen Septenare der Kaiserzeit bis zum Ende der Karolingerzeit besprochen.

Der obige (S. 420) Nachweis, da& schon Hilarius, also vor 366, im 3. Gedicht alle Dimeter seiner 29 quantitirten Septenare durch Caesur getheilt hat, hat mich veranla®t, die rythmischen Achtsilber mit sinkendem Schlusse (8 —v) unter diesem Gesichts- punkt von Neuem zu priifen; was ich gefunden; will ich hier skizziren, Denn diese Zeilenart ist in der alten Zeit der Rythmik die wichtigste. Ich habe zwar schon 1882 in meiner Statistik das, worum es sich hier handelt, angedeutet durch die Angaben ‘8 —v ist stets zerlegt in 4_v+4_—u oder ‘8-u ohne Taktwechsel’ oder ‘8 uv mit Taktwechsel’; aber ich bin mir selbst damals der Wichtigkeit dieser Unterschiede nicht bewuBt geworden.

Wir haben es mit 3 Hauptarten dieser Zeile 8 vu zu thun:

A: 8—v mit Caesur = 4444 —u

Ad perénnis: vitae féntem. Dum presstiris: dc aerimnis.

Diese Caesur mu8 richtig gebildet sein, d. h. sie darf nicht nach einem einzelnen einsilbigen Wort eintreten (au8er est), Freilich findet sich anderwiarts (selten) eine so gebildete Caesur ; ich bin aber hier hei der strengen Regel geblieben und habe Zeilen, wie Carités: hoc: fdcit sium. Prépritm: sic: singulérum, als caesurlos verrechnet.

B: 8 —u ohne Caesur, aber auch ohne Taktwechsel, also nach der trochdischen Schablone betont (auf der 1. 3. 5. 7. Silbe): 4 Accenttrochaeen. Z. B. folgen sich bei Paulus Diaconus die 3 Achtsilber: Uy términdtur séquens. Quinta décimd fit ita. Tnstrud instruxi ddétur.

C: 8_v mit Taktwechsel. Méglich sind die Falle, daB be- tont sind die 2. (2), die 4. (4) oder endlich zugleich die 2. und die 4, Silbe (2. 4). Hiebei kommen 2 Senkungen neben einander zu stehen; wenn beide Senkungen den SchluB eines Wortes bilden, so entsteht das, was ich daktylischen Wortschlu& genannt habe, wie Omnitim héminim facta; hiertiber s. spater unter C.

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8 —v). 425

(2): Ab ira furoris tui Amérum est hoc, sed leve. (4): Quicquid in cdrne gesserunt Cuius pavére tabesco. (2. 4): Adstébunt ante tribunal Nam lénga pdéena subactus.

Die folgenden Ausfiihrungen sollen hauptsichlich die Existenz der Art A (4v+4.v) und besonders die der Art B (4 Accent~ trochien) nachweisen und begriinden.

C (+ A+B) Troch#isch schlieBende Achtsilber mit Taktwechsel. Diese Achtsilber mit Taktwechsel (Tw) treten natiirlich nie auf, ohne gemischt zu sein mit Zeilen mit Caesur (A) oder mit Accenttrochien ohne Caesur (B). Ja, in spateren Zeiten, wo das Ansehen der durch Caesur getheilten Achtsilber ein sehr grofes ist, schmilzt die Zahl dieser Zeilen (C) mit Tw oft so zusammen, so dai man schwanken kann, ob man ein solches Gedicht nicht zur Art B rechnen und die wenigen Zeilen der Art C nicht als Ausnahmen ansehen soll.

Abgesehen von dem dritten Gedicht des Hilarius ktimmern die quantitirten troch. Dimeter der rémischen Kaiserzeit sich nichts um die Caesur; fast ebenso wenig die quantitirten Dimeter bis in’s 10. Jahrhundert. Auch die meisten rythmischen Gedichte beob- achten in dem sinkenden Achtsilber nicht die Caesur. Besonders kunstlos waren auch in dieser Hinsicht die Westgothen. Unter den westgothischen Gedichten, welche Dreves im 27. Bande der Analecta zusammengestellt hat, sind ziemlich viele Gedichte in trochaischen Septenaren. Allein weder die quantitirten noch die (von mir in Ges. Abh. I 204 (Note) aufgezihlten) rythmischen Gedichte ktimmern sich in dem Achtsilber irgendwie um Caesur oder um Accenttrochien. Ich will einige Beispiele beitfiigen.

Das westgothische Lamentum poenitentiae Audi Christe triste fletum, das ich (Ges. Abh. IT 190) herausgegeben habe, zahlt 327 klare Zeilen; davon 114 der Art A, 96 der Art B, aber nicht weniger als 117 mit Taktwechsel, d.h. Zeilen der Art C. Diese 117 Zeilen mit Taktwechseln bieten die méglichen Spielarten mit Betonung der 2. oder der 4. oder der 2. und 4. Silbe zugleich:

40 Verse zu (2): Abléto consolatore. 67 Verse zu (4): Ubi me miser abscondam. Arvi polique marisque. 10 Verse au (2. 4): Benigne pater ignosce. Abibunt vita praecisi.

Bei Taktwechsel treten immer 2 Senkungen zusammen. Da8 diese beiden Senkungen den Schlu8 eines Wortes bilden (daktylischer

' Wortschlu8), wird zu allen Zeiten der rythmischen Dichtung von

anstandigen Dichtern gemieden. Das Lamentum aber meidet diesen daktylischen Wortschlu8 durchaus nicht. Von den 117 Zeilen mit

426 Wilhelm Meyer,

Taktwechsel enthalten nicht weniger als 39 solchen daktylischen Wortschlu8, und zwar: 10 wie Faciés tibi consértem, 11 wie Acci- pite dicens illis, 16 wie Abomindbilis erit, 2 wie Omnitim hémi- num facta.

Der Lessus poenitentis ‘Clamat ecce’ bei Dreves, Analecta 38, S. 225, bietet 180 Septenare. Von diesen gehdren 88 zur Art A (Caesur), 48 zur Art B (Accenttrochien); dagegen 44 haben Taktwechsel (C); und zwar haben 22 die 2. Silbe betont Cum multis Inxuriatus, 10 die 4. Silbe Gaudio magno gavisus, 12 zugleich die 2. und die 4. Silbe Exibo léto repente. Die Versus de Jacob et Joseph ‘Tertio in flore’, von Diimmler veréffentlicht in der Zft. £. d. Alt. 40 (1896) 8. 375, bieten der Untersuchung 273 Zeilen: davon gehiren 165 zur Art A, 82 zur Art B, dagegen nur 26 zur Art C; und zwar neben 63, 2 Cum filiis filiabus 20 Verse wie Huius existam infelix oder Céteri dsinis gratis, und nur 5 wie Et éxtune usque in presens. Die steigende Beliebtheit der Art. A (mit Caesur) draingt die andern immer mehr zuriick. So stehen in Gratuletur omnis (Pk II 252: 45 Zil) 28 A und 12 B, aber nur 5 C: 2 wie Reddéré sdnctis mercedem, und 2 wie qui vénit surdis auditum; dann in (Pk IV 239) Christi oves und Redi papa (zusammen 68 Zll) stehen gegen 50 A nur 9B und 9C (5 auf der 2. Silbe und 4. auf der 2. und 4. Silbe betonte).

A: Achtsilber mit Caesur Die 29 quantitirten Septe- nare des Hilarius zeigen den trochdischen Dimeter durch Caesur in 2 einzelne Dipodien zerlegt: also hat schon eine metrische Schule des vierten Jahrhunderts diese Caesur empfohlen. Von den quantitirten Septenaren der Karolingerzeit folgen einige der- selben Regel: Pk IT 235 und 245 Claras laudes und Lumen clarum zeigen die 58 trochiischen Dimeter alle durch Caesur getheilt; ebenso die 17 hiibschen Septenare aus St. Gallen Pk IV 324 ‘Rex sanctorum’.. Vgl. Ges. Abhandl. IT 353/5.

Auch unter den rythmischen Gedichten in Septenaren finden sich in der alten Zeit etliche, in denen dieselbe Caesur durchge- fiihrt ist; ebenso merkwiirdig ist, wie rein diese Caesur gebildet wird, d. h. nie findet sich im CaesurschluS ein einzelnes einsilbiges Wort, obwohl sonst wenigstens Formen von sum, dann fit und hnliche leichte Hilfswérter an dieser empfindlichen Stelle sich einzeln finden.

Schon von Beda wird geriihmt der Rythmus Apparebit repentina (Dum. 1843 p. 186); von den 46 Zeilen ist nur D2 ‘Claris angelorum choris’ cisurlos; hier wire leicht durch Um-

die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8 _v). 497

stellung zu helfen. Beda (? ed. Giles I 54) de ratione temporum Annus solis continetur (29> 2 Zeilen; andere Fassung bei Migne 129 Sp, 1869) hat stete Caesur (dagegen die 8. 88 gedruckte Passio Justini Quando Christus deus noster, 405 Zeilen, hat eine Menge Zeilen der Arten B und C, kann also nicht von dem- selben Dichter verfaht sein). Die 36 Zeilen (Pk II 185) Alexander urbis haben alle richtige Caesur. In dem Liede Alma fulget (Diimmler, Rythmi ecclesiastici 1881 no. 9) findet sich unter 50 Zeilen nur 1 caesurlose 9, 1 Tlic et apostolorum; denn 13, 1 Novum melosque te coram ist durch den freien Gebrauch der Partikel que entschuldigt. In dem Lied Alma vera (PkII 255) hat Strecker 16,8 qui propter vitam zu qui post vitam aus der Hft corrigirt; 16,2 Es immemor ist vielleicht mit unreiner Caesur umzustellen: Immemér es; unter 67 Zeilen bleiben 2 Ausnahmen: 8,1 Heii quam dolenda nimis: haec inanis stipula, und 23, 1 Zmaragdo luces pul- chrior, omni gemma clarior, wo 8 u— steht statt 8 —v. Wohl im Jahre 718 verfaft ist der Rythmus Deus a quo, den Diimmler in der Zft. f. d. Alt. 22 §. 426 veréffentlicht hat. Jeder der 36 Achtsilber hat die richtige Caesur, aber 2 Mal ist der ersten, 1 Mal der 2. Kurzzeile zu 4 —v eine Silbe vorgesetzt: 25 Ex’ quibus annis, 29 Sunt’ octo decem, und 33 Ac retrorsum’ sunt’ octingenti. Dem Einhard zugeschrieben ist der groRe Rythmus Erat quidam exorcista Pk IT 126—185 (mit merkwiirdig viel Alliteration). Es sind 354 Septenare. Davon ist der jambische Achtsilber 10, 3 fast unméglich (qui nullum suis exhibet; vielleicht mit unreiner Caesur. Exhibet* qui nullum suis?); 62,2 Ac desuper: adsertorem ist wohl zu accentuiren: Ac de stiper. Es bleiben die 7 Zeilen: 41, 1 Etenim cernebant cuncti (ohne Caesur); dann mit Taktwechsel: 8,2 qui céelum terramque sua; 18, 2 tam cdelo terraeque potens; 43, 1 Huc statim vocante Petro; 18,1 En égo nunc; 116, 2 publicam simul puramque; 15,1 Sed méum, erédo, quod nolit. Aber abgesehen von diesen 6—8 Zeilen haben alle andern, d. h. 346 von 354, die richtige Caesur nach der 4. Silbe.

Auslaéufer dieser Art A sind wohl Gedichte, deren Verfasser deutlich die Caesur als Regel anerkannten, aber einige Freiheiten sich erlaubten; z. B. der Rythmus ‘Arvi poli conditorem’, den Karl Strecker (im Neuen Archiv 34, 1909, S. 618) eben ver- 6ffentlicht hat. Es sind 70 Zeilen, von denen aber 6, 2; 12, 2; 17,2 wunsicher sind. Von den iibrigen 67 Achtsilbern haben 58 die regelrechte Caesur; von diesen haben Zusatzsilben vor dem ersten Viersilber: 10,1 Ka-débant passim: vel certatim; 12, 1 Ma-ria namque’ inter omnes; 14,3 Fla-géllis senes: verberabant;

428 Wilhelm Meyer,

vor dem zweiten Viersilber: 8,3 Hue illucque’ cir-cimvolventes; 13,2 Omnis aetas: u-térque sexus. § Von den-tibrigen 9 Versen sind 5 Accenttroch&en ohne Caesur (Art B): 7,1 Gladiis se offe- rebant; 15,3 Redolet in castris Titi; 9, 2 Dum de manibus non solum; 10, 3 Par-ticipes Iscariotis ; 23, 1 Zosaphi istoriarum. Dazu kommen 4 Ausnahmen mit Taktwechsel (Art C), von denen 3 auf der zweiten Silbe betont sind, 1 auf der vierten: 1,3 Quam tandem Vespasianus; 3, 3 Dispérsis per Palaestinam; 19, 2 Extdrres ab arva patrum; 9,3 rapéré cibos certabant. In den Sieben- silbern fand ich 6 Taktwechsel.

Also ist sicher und festgestellt: in eimigen quantitirten und in mehr. rythmischen Gedichten der alten Zeit ist der Achtsilber mit trochdischem SchluB mit voller Absicht stots durch Caesur getheilt..

Nun ist Zweierlei zu bedenken: 1) der Tonf all, 2) die Un- bequemlichkeit dieser Viersilber. 1) Diese Viersilber mit sinkendem Schlusse miissen den reinen trochaéischen Tonfall haben; es ist unméglich einen andern Tonfall zu schaffen: In me si quis’ credit, vivit; Trahe ad te: qui te volunt; Quod nec ullus; Quare frater; Rex aeternns; Patienter; (Immemér es). Dieser kriiftige trochaeische Takt mufite Vielen deutlich in das Gehér fallen. Anderseits, mit wie vieler Unbequemlichkeit wurde das conse- quente Festhalten dieser Caesur erkauft! Kein Wort von mehr als 4 Silben konnte verwendet werden. Von den Wértern .zu 4 Silben konnte die Halfte nicht verwendet werden: denn wie konnte man iustitia in solchen Zeilen unterbringen? Ja, sogar auch von den dreisilbigen Wéortern konnte die Halfte kaum verwendet werden; denn qui créditur ist unméglich; eréditur qui bildet einen Caesurschluf, der eigentlich verboten ist.

Im griechischen Ephrem heifen diese Zeilchen ausdriicklich tetvganovdlaBor und der Accent ist véllig frei gegeben: dennoch werden ziemlich oft zwei solche Viersilber zu einem Achtsilber verbunden:

Tote Bonvet’ devas duod xiton poy} xal oreveter.

IIdte é6né-ga yévyto: iv’ dvéos-wg tvyoper. Auch lateinische Dichter, welche diese Caesur liebten, empfanden doch schwer die Unbequemlichkeiten, welche sie itnen bereitete, und suchten Abhilfe. Das spiegelt sich in der Sammlung von 8 Gedichten des sogenannten Anonymus Camberonensis, welche Dreves, Analecta hymn. 48 8, 105—140, gedruckt hat. Diese 8 Gedichte sind, wie der Reim zeigt, der selbst im 8. Gedicht sich kaum fiber aweisilbige Assonanz erhebt, um 1100 gedichtet. In der Sammlung

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8_v), 429

finden sich 752 Septenare; doch will ich hier nur die 396 Septenare des ersten Gedichtes untersuchen. Von den 396 Achtsilbern haben 363 regelrechte Caesur; also ist auch in der unvollstindigen Zeile 189 ‘Per quam redemptoris nobis est impositum’ zwar mit Dreves ‘iugum’ zu erginzen, aber nicht mit Dreves nach ‘nobis’ einzusetzen, sondern der Caesur halber: Per quam (iugum): redemptoris. Dann sind 4 Zeilen unsicher: 331 In sérvuli forma sumens’ verae carnis habitum; bessere: In servili: forma sumens. 521 Digito spiritus sancti. 589 Tibi filioque tuo. 683 Ecce nuptiarum agni- sedes ad convivium, wohl umzustellen zu: Ecce agni’ nuptiarum. Die Verse 331 und 683 sind also zu den 364 Versen mit richtiger Caesur zu stellen. V. 521 ist eine Ausnahme; V. 589 erklart sich nachher. Also haben 366 Verse regelrechte Caesur, 2 Verse nicht.

Wie steht es nun mit den 28 iibrigen? Alle enthalten ein Wort von mehr als 4 Silben und zwar enthalten: 14 Verse 2+6 Silben wie Libra reparationis, 5 enthalten 6+2 Silben wie Pro- pagationis dei, 7 em einsilbiges und ein fiinfsilbiges Wort mit einem zweisilbigen Schlu8wort wie Tu dispersionis nostrae, dann 1 Vers ein achtsilbiges Wort Reconciliationis; endlich 4 Verse be- stehen aus 3+5 Silben, und zwar V. 465 Deo se respiciente; da- gegen 469 Ac stiae submersionis, 497 Structura religionis und 545 Juctindae legationis.

Um vielsilbige Worter unterbringen zu kénnen, hat also dieser Anonymus hie und da die Caesur geopfert; ein solcher Nothbehelf liegt auch vor in V. 589 Tibi filioque tuo: que konnte nicht anders untergebracht werden. Aber man beachte: selbst von diesen 29 Ausnahmeversen bringen nur die 3 zuletzt aufgefiihrten Verse 469 497 und 545 einen Taktwechsel; sonst ist der Taktwechsel auch hier gemieden, oder, anders ausgedriickt, von den 396 Zeilen bringen nur 4 Zeilen (diese 3 und die obige 521 Digito spiritus sancti) einen Taktwechsel. Diese Beohachtungen fiihrten mich zar Erkenntnis, da eine 8. Art dieser Achtsilber in der Theorie und in der Praxis anerkannt worden ist.

B (+A): Sinkend schlieBende Achtsilber ohne Caesur, aber betont nach der trochdischen Schablone: Accent-Trocha&en. Viele liebten die Caesur in dem Achtsilber mit sinkendem Schlusse; aber sie erkannten das grofe Hindernis, welches das ausnahmslose Festhalten dieser Caesur mit sich brachte. Sie schafften sich also Erleichterung, indem sie sich erlaubten auch caesurlose Achtsilber zu bauen. Aber eine andere Eigenschaft der geliebten Caesur gaben sie nicht auf. Diese Zeilen wie Dies

480 Wilhelm Meyer,

irae’ dies illa, Tuba mirum’ spargens sonum wiederholen, in starkem Gegensatz zu vielen Zeilen der Art C, immer und immer denselben stark in’s Ohr fallenden trochiischen Takt (vgl. 8. 428). Das ist die unvermeidliche Folge der Caesur. Jene Leute verzichteten nun auf die ununterbrochene Durchfiihrung der Caesur, aber sie hielten durchaus an dem mit der Caesur verbundenen Tonfall der Zeile fest, d. h. sie bauten Accent-Trochien, ohne Taktwechsel.

Diese Dichtweise, Accenttrochien mit und ohne Caesur zu mischen, kénnte man die lombardische nennen. Denn in jener Gegend tritt sie im 8. Jahrhundert stark und deutlich auf; auch das mir liebe Lied iiber Pippin’s Feldzug gegen die Awaren vom Jahre 796 hat nach meiner Ansicht ein langobardischer Kleriker in Pippin’s Gefolge verfaft. Aber noch Peter Damian gehért zu dieser Schule, wie die Dichter von Dies irae und Stabat mater.

(Taktwechsel im Siebensilber) In diesen langobardischen Septenaren zeigt sich eine merkwiirdige Sonderbarkeit. Die zweite Kurzzeile des Septenars, der Siebensilber 7U—, kann ebenfalls Taktwechsel haben, wenn auch nur in éiner Form, nemlich Accent auf der 2. Silbe, statt auf der 1. und 3., wobei bei kunstlosen Dichtern die 2 Senkungen den Schluf eines Wortes bilden kénnen; also Saltitis exérdium oder kuwnstlos Terribilis impiis. In der Regel entspricht sonst die Hanufigkeit des Taktwechsels in der Zeile @vu— der Haufigkeit des Taktwechsels in der ersten Kurzzeile zu 8 —v; deshalb habe ich sie hier nicht weiter besprochen. Aber in diesen langobardischen Septenaren ist die Zahl der Taktwechsel in der ersten und in der zweiten Halbzeile merkwiirdig verschieden: in 8 _v finden sich fast keine, in 7 v— viele oder sehr viele. So hat das Gedicht ‘Nos dicamus’ des Petrus Grammaticus (86 Zeilen) in den Kurzzeilen zu 8 _v 2 Taktwechsel, aber in denen zu 7 16 oder 17. Diese Thatsache beweist, da die beiden Halbzeilen hier nach verschiedenen Gesichtspunkten gebaut wurden: in den Zeilen zu 8—v war die Durchfiihrong der Accenttrochien der wichtigste Gesichtspunkt, aber nicht in den Zeilen za 7 v—.

Doch die Hauptsache ist hier festzustellen, da8 soleche Accent- trochéen wirklich und mit Bewuftsein gebaut worden sind. Der Beweis liegt darin, da& neben den Achtsilbern mit Caesur (A) diese Accenttrochéen ohne Caesur (B) sehr oft vorkommen, aber nie oder nur sehr selten Achtsilber mit Taktwechsel (C).

Paulus Diac. ‘A principio’ (Neff S. 9: 86 Zeilen): 24 A (6, 3 octo décem), 11 B, 1C: 4,2 usque quo témplum dicavit. In 7 Lv 9 Tw.

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8—v). 431

Paulus Diac. ‘Sensi cuius’ (Neff 8. 64: 36 Z.): 18 A, 18 B, kein C. In 7v— 10 Tw (6,2 quas didici syllabas). Es sind Gruppen von je 3 Strophen; die Zeilenschliisse bindet Assonanz.

Paulus Diac. ‘Adsunt quatuor’ iiber Coniugation (Neff 8S. 75: 69 Z): 385 A, 84 B, kein C. In 7v_ 15 Tw (21,1 vocdlibtiis desinit).

Paulus Diac. ‘Post has’ (Neff §. 79: 28 Z): 9 A, 16 B. C: 1, 2 Septimam dtque octavam. 7,2 ‘I’ sine vocalem solam (Neff denkt an: Sine ‘i’ v.). 9,3 ‘Id’ apério, mutat (Neff ‘die gleiche Betonung wie 3,1 sapio. 4,1 salio’. Dann gehirte der Vers zu B). In 7 v— 5 Tw (8,1 ut sdpid. 4,1 ut sdlid. 7, 2 perimitir).

Petrus Gramm. ‘Nos dicamus’ (Neff 8. 60: 36 Z.): 22 A, 12 B. 2 C: 7,2 Non césses nécte dieque; 10, 2 qui ctiipis Grdeco susceptos. In 7vu—16 Tw. Auch dies Gedicht ist in Gruppen von je 3 Strophen aufgebaut.

‘Ad perennis vitae fontem et amoena’ (Dreves, Ana- lecta 83 8S. 186: 69 Z.): 82 A, 82 B. 5 C: 6,3 Gemina rélévans ope. 18,1 Non céssat precari Christum. 15,1 Prudens ut sérpens malorum. 16,1 Quinque vel diio suscepta. 20, 1 Vos itaqué magni patres. In 7L— 20 Tw.

Omnes gentes, das Lied tiber den Awaren-Sieg Pippin’s - vom Jahre 796 (Pk. I 116. 45 Z. mit Silbenzusatz): 34 A, 11 B, kein C. In 7 u— sehr wenige Tw. Silbenzusatz ist in 7 u— hianufig, aber in 8 —v find ich nur: 4, 3 Ut: viam eius comitaret. 5, 1 Rex accinctus’ de-i virtute. (8, 3 at-que Catunae* mulieri?). 18, 2 Qui: régnum regis’ comitaret. 15,2 Quae’ régna terrae’ non fecerunt.

‘Alta urbs et spaciosa’, Rythmus auf Mailand, bei Traube, Karolingische Dichtungen 8.119: 69 (72) Zeilen; die Gloria-Strophe ist wie meist bedenklich. 42 A,27B, keinC. In 7 v_—8 oder 9 Tw. Haufig Silbenzusatz, wie Que’ 4b antiquitus vocatur. 4,1 duo. décem enim. latitudo (vgl. octo décem in Paulus Diac. ‘A principio’ 6,3 und oben 8. 427 ‘Deus a quo’ Z. 29); 11,1 Le-tanter ibidém quiescunt, vgl. 16, 3 saciantur ibidém; 12, 2 Pro-tdsio Gervasioque. Nur in der Gloria-Strophe (24, 3) findet sich ein Taktwechsel: Qui trinus déus et unus. Dieser Rythmus ist also sorgfiltig auf die Arten A und B beschrinkt, wihrend in dem Rythmus auf Verona z. B. die 22. Strophe folgende Achtsilber enthalt: Inclyts martyrés Christi. Faustino d4tque Jovitta, Domini mater Maria.

Paulinus Aquil. de Lazaro ‘Fuit domini’ (Pk I 133, 110 Z.): 65 A, 41 B. Da 11, 4 Nune illue quo pacto, wie oft, illic zu be- tonen und da 23, 3 Flebant nimirum Judaei zu bessern ist ‘nimitim’, so bleiben nur 2 Achtsilber mit Taktwechsel: 15, 4 faérit crédis

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog,-histor. Klasse 1909, Hefti 3. 31

432 Wilhelm Meyer,

hoc Martha und 25,1 Veniant iste sorores. (24,6 Altera, quae suspendit* raptum super ethera: corr. alteraque’ quae?) In 7 v— stehen 22 Tw. (8, 3 inviséré).

Hierher gehéren wohl auch Gedichte, wie Pk IT 253 ‘Deus orbis’ 14Z., von denen 12 der Art A, 2 der Art B angehéren. In 7 v— stehen 3 Tw (davon 2,1 facinoris; 6,1 duriciam),

Dai die Accenttrochdien ohne Caesur bei vielen Spitern die erlaubte Hilfsform fiir den Achtsilber mit Caesur geblieben sind, beweisen z.B. die Gedichte des Petrus Damian. Seine Gedichte bei Migne Band 145 no 218 (Dreves Analecta 48 no 69), 221 (Dr 68), 223 (Dr 68), 224 und 225 (Dr 64/65) und 226 (Dr 66) ent- halten zusammen 277 Septenare. Von den 277 Achtsilbern sind - 205 durch regelrechte Caesur getheilt (A), 66 sind je 4 Accent- _ trochéen ohne Caesur (B) und nur 6 zeigen Taktwechsel (C); dabei sieht es hier noch schlecht aus mit der handschriftlichen Kritik. Von den 277 Halbzeilen zu 7 u— haben 21 Taktwechsel. Aehnlich ent- halt Dies irae’ dies illa neben 51 solchen Zeilen mit Caesur folgende 4 Zeilen, Accenttrochien’ aber ohne Caesur: Quaerens sedisti lassus; Donum fac remissionis. Flammis dcribis addictis. Statudns in parte dextra (nimmt man die Lesart an ‘statuens me’, so ist eher unreine Caesur anzunehmen, der Vers also der Art A guzurechnen). In Stabat mater: dolorosa gehéren von den 40 Achtsilbern 35 zur Art A, aber zur Hilfsform B folgende 5: Cuius dni-mdm gementem. Fac ut drde-dt cor meum. Virgo virgi-nim praeclara. Cruce hdc in-ébriari. Fac ut dni-mde donetur. In den 20 Zeilen zu 7 U— fand ich 5 Taktwechsel.

Demnach ist sicher: neben der Schule, welche nur die Form A gebrauchte, d. h. jeden Achtsilber mit sinkendem Schlusse zerlegte in zwei Viersilber mit sinkendem Schlusse (4U+4—v) (vg. Analecta 50, 426—482), gab es eine Schule, welche daneben eine Hilfs- form (B) zulie®, wie Virgo virgintim praeclara oder Quderens sedisti ldssus, d.h. ebenfalls Accenttrochien, aber ohne Taktwechsel.

Zunichst folgt aus diesen Erérterungen, da8 die rythmischen Achtsilber mit sinkendem Schlu8 (8 —v) nicht nach der trochaischen Schablone recitirt wurden, sondern nach dem Accent der Woarter. Denn wenn sie von vornherein alle nach dem Takte der trochiischen Versschablone recitirt worden wiiren, also: 4b ird faréris titi, ctuus pdvoré tabésco, ddstabint anté tribimal: weshalb wurden dann solche Verse mit Taktwechsel (Art C) von vielen Dichtern ginzlich, von andern fast ginzlich gemieden? Wurden aber diese

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die drei arezzaner Hymnen des Hilarius von Poitiers (die Zeile 8). 433

Verse mit dem Accent der Wérter gesprochen, dann begreift sich der Unterschied der Arten.

Ferner, wenn dic Achtsilber der Art B im Anfang der Ent- wicklung stiinden, d.h. wenn die Zeile zu 4 Accenttrochien ‘alii compértent gémmas’ die alteste rythmische Form dieser Zeile wire und aus ihr sich einerseits die nachlaéssige Form C, die nur Silben zihlende und mit Taktwechseln behaftete Form wie ‘adstdbunt dnte tribtnal’ entwickelt hitte, anderseits die tiberreine Form A, wo die Accenttrochien stets durch eine Caesur in 2 Viersilber getheilt werden wie ‘apparebit’ repentina’: ja, dann wire das, was friiher als Anfang der rythmischen Dichtung gelehrt wurde, nemlich der Eintritt der Wortaccente in die Hebungen der Scha- blone der quantitirten Verse, wenigstens durch die Entwicklung dieser trochiischen Achtsilber bewiesen. Und hier thaéte wenigstens auch der Zeilenanfang mit, wibrend Brandes (Rhein. Museum 1909 S. 74) ftir den Anfang seiner dem Auspicius zugemutheten Accent- jamben um Entschuldigung bitten muSte.

Allein die Entwicklung dieser 3 Arten des trochdischen Acht- silbers ist eben eine ganz andere. Zuerst ist vorhanden und fiihrt lange Zeit die Vorherrschaft, quantitirt und accentuirt, die Form C, 8—v ohne Caesur und mit Taktwechsel, wie ‘nam lénga poéna subactus’. Mit dem 4. Jahrhundert nach Christus beginnend, findet sich daneben, zuerst in wenigen, aber spéater in zahlreichen Bei- spielen, quantitirt und accentuirt, die Form A mit steter Caesur (4 u+4W_—v) und deshalb ohne jeden Taktwechsel, wie Gaudet dris' gdéudet témplis. Hieraus entwickelte sich, damit die Unbe- quemlichkeit der Viersilber mit sinkendem Schluf etwas vermieden wiirde, im 8. Jahrhundert die Hilfsform B, 8 —vu ohne Caesur, aber auch ohne Taktwechsel, wie Graiam nésciéd loquéllam.

Inhaltsiibersicht.

I Der von Wilhelm Brandes construirte lateinische Volksrythmus, S. 383 die Begriffe Metrum u. Rythmus bei den lateinischen Grammatikern, 8. 391 die mittelalterliche Bedeutung von ‘Rythmus’, 5. 392 die Testimonia der alten Grammatiker itiber ‘Rythmus’.

II Die Hymnen des Hilarius in der Handschrift in Arezzo (8. 397— 433). 8. 397 Hinleitung. §. 400 I. Hymnus (de Christo genito deo). 8. 409 II. Hymnus (de resurrectione carnis). 8. 415 IIL Hymnus (de tentationibus Christi per diabolum).

S. 420 Die Caesur des trochiiischen Dimeters.

8.424 Die Arten der rythmischen trochiiischen Achtsilber der alteren Zeit.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. iI. Von P. Kehr.

Vorgelegt in der Sitzung vom 31. Juli 1909.

Ks ist eigentlich nicht nétig zu wiederholen was ich schon éfters ausgesprochen habe, da& unsre Arbeiten entweder selbst durch eigne Forschung oder mittelbar durch die ihnen innewoh- nende Weiterwirkung immer neue Materialien an den Tag férdern. Vielleicht ist dieses sogar der bedeutendste Erfolg unsres Unter- nehmens, da8 es, in Italien wenigstens denn in Deutschland ist das Interesse fiir archivalische Forschung, sogenannte Kéarrner- arbeit, in demselben MaafSe gesunken als es fiir aktuelle Probleme der Historik gestiegen ist —, neues Leben in die Urkunden- forschung gebracht und die lokale Geschichtsforschung iiberall be- fruchtet hat. Da kann denn nicht ausbleiben, da& die Kleinarbeit der Lokalhistoriker noch manche Urkunde entdeckt, welche unsren Nachstellungen entgangen ist. Auch die fortschreitende Inven- tarisierung der grofen Archive, in erster Linie der Staatsarchive, hat bereits und wird auch weiterhin teils ganze Fonds teils ein- zelne Urkunden ans Licht bringen, die uns seiner Zeit nicht zu- ganglich waren. Man darf auch nicht vergessen, wie sehr der Archivforscher abhingig ist von dem guten Willen der Archivare. In Italien zumal, wo die Reglements besonders hart sind, kommt alles auf das persénliche Verhaltnis an, das der Archivbenutzer zu dem Archivbeamten zu gewinnen die Gabe hat. Ich selbst kann freilich nur dankbar das griéite Entgegenkommen riihmen, das ich an allen Orten fand. Aber wir gehen neuen Zeiten ent- gegen: die Bestimmungen werden strenger gehandhabt, Exemptionen

Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor, Kl. 1909. Hoft 4. 32

436 P. Kehr,

seltener bewilligt und die einst mit liebenswiirdiger Bewunderung aufgenommenen fremden Gelehrten kiihler abgefertigt.

Aber auch abseits von den grofen, vielbelaufenen archivalischen Heerstrafen wird die weiter vordringende Forschung neue Mate- rialien entdecken. Ich rechne also auf weitere Nachtrage, wenn sie auch natiirlicher Weise immer sparlicher werden. Wenigstens ein paar typische Beispiele méchte ich noch anfiibren. In der Pariser Nationalbibliothek befindet sich jetzt, jiingst von einem Antiquar erworben, das Original von Urbans II. bekanntem Pri- vilege von 1091 Juni 28 fiir das Erzbistum Pisa J-L. 5449 (vel. Italia pontificia TIT n. 389"), worin dem Bischof Daibert die Insel Corsica verlichen wird. Das Auftauchen dieses Originals ist um so merkwiirdiger als keine Spur desselben in der uns bekannten Uberlieferung zuriickgeblieben war, so da nicht einmal zu er- mitteln ist, ob es aus dem Fonds der Atti pubblici des Pisaner Staatsarchivs oder aus dem erzbischéflichen Archiv stammt. Zwei andere Urkunden Urbans ITI. und Celestins III. (unten n. 20, 37) fand der unermiidliche Professor Pietro Guidi in den Luccheser Archiven, auf deren Durchsicht wir selbst vor Jahren unter den giinstigsten Umstinden die gréBte Sorgfalt verwendet haben; da® selbst hier noch neue Urkunden gefunden worden sind, beweist, daB®. eine vollkommene Erschépfung unseres archivalischen Materials

1) Unter den mancherlei Hinwinden, die gegen die von mir angewandte Methode vorgebracht worden sind, erscheint mir der berechtigtste, da8 sie eine kurze und prizise Zitierung nicht ermdgliche. Ich kénnte das umstindliche Zitat Italia pontif. IIT p. 320 n. 7 allerdings auch nicht empfehlen. Vielleicht aber begniigt man sich vorliufig mit der Anfiihrung der Nummer nach dem, jedem Band vorgesetzten, chronologischen Urkundenverzeichnis (Elenchus pontif. Roma- norum), welches am Ende zunachst der Italia pontificia und dann des ganzen Regestenwerkes durch ein chronologisches Gesamtverzeichnis ersetzt werden soll, nach dem man spiter einmal zitieren wird. Es liegt nun einmal in dem Zustand der Uberlieferung, in der physischen Unméglichkeit, in wenigen Jahren das ganze altere Urkundenmaterial Europa’s vollstindig aufzunehmen und zu registrieren, und in der Notwendigkeit, zuerst die materielle und die kritische Grundlage des ganzen Corpus zu schaffen, da8 ich vom Einzelnen fortschreitend zur Gesamt- iibersicht vorzudringen versuchen mu8: die daraus resultierenden unvermeidlichen Mangel und Unbequemlichkeiten kann keines Menschen Kraft beseitigen. Von dem Wunsche geleitet, Fehler zu verbessern, Irrtiimer zu korrigieren, Besseres anzunehmen, habe ich alle bisherigen Besprechungen eifrig daraufhin geprift, ob sie brauchbare Anregungen biten. Aber ich kann leider nicht bekennen, die gewiuschte niitzliche Belehrung empfangen zu haben, nicht einmal von der Seite, wo bisher die meiste Routine in dieser Materie war (vgl. J. v. Pflugk-Harttung im Literarischen Zentralblatt 1908 Nr. 30 8, 966 und K. Uhlirz in der Histor. Zeitschrift CCII 114 ff.).

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Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 437

niemals érreicht werden kann. Die gleiche Mtihe haben wir seiner Zeit dem groSen Florentiner Staatsarchiv gewidmet, dessen Bestiinde freilich so riesige sind, da8 ihre Bewdltigung Jahre erfordern wiirde: hier fand sich in der Abteilung Urbino noch reiches, aller- dings spdtabschriftliches Material mit Kopien aus dem Archiv von Fontavellana und Camporeggiano. Daraus hat Dr. F. Schneider das wichtige neue Privileg Alexanders IJ. fiir Camporeggiano (n. 1) und die Urkunden Gregors VIII. und Celestins IIT. fiir Fonte Avellana (n. 24.36) abgeschrieben. In dem kleinen Archiv von San Pelino bei Pentima, dem alten Corfinium, fand ich jiingst Ale- xanders ITI. Originalprivileg von 1172 (2. 11), das vor Jahr und Tag ein Kanonikus mit nach Hause genommen hatte und das eben jetzt nach dessen Tode an das Archiv zuriickkam: auch dieses ein typisches Beispiel fiir die vielen Verluste, denen gerade geistliche Archive durch laxe Archivbenutzung oder Mangel an Ordnung ausgesetzt sind. Von Erfolg war auch eine nochmalige Durchsicht der Archive von Gubbio durch Dr. F. Schneider, dem der lokal- kundige Don Pio Cenci zur Seite stand. Dr. Klinkenborg hatte einst vergeblich nach den Originalen des Kapitelarchivs gesucht; jetzt sind sie alle wieder an Ort und Stelle. Im Stadtarchiv fand Dr. Schneider auch die bisher vermiBten Urkunden fiir 8. Angelo di Gaifa (n. 3) und eine Urkunde Alexanders III. fiir 8S. Felicis- simo (n. 18). Bis in welche entlegene Verstecke die alten Urkunden sich verirrt haben, lehrt das Auftauchen des Originals von Urban IIT. von 1187 Juni 25 fiir S. Lorenzo in Campo (vgl. Italia pontif. [IV n. 610). Ein Teil des Archivs dieser einst michtigen Abtei, darunter Otto’s ITI. Originaldiplom von 1001, entdeckte ich vor Jahren im Archiv der Barberini (vgl. Gott. Nachr. 1903 8. 548); jetzt fand Andrea Menchetti, ein riihriger Lokalhistoriker aus Senigallia, das Original Urbans III. im Archiv des R. Ufficio del Registro in Pergola. Das sind alles Falle, die sich jeder regel- méBigen und systematischen Nachforschung tiberhaupt entziehen und denen beizukommen ist nur durch die helfende und ergiinzende Mitwirkung der Lokalforscher.

Mit der Publikation dieser neuen Funde verbinde ich die Re- produktion einiger Urkundentexte, die bisher nur im Regest bekannt waren, wobei mir die Herren Dr. Fedor Schneider und Dr. Aloys Ruppel zur Seite standen. Jener besuchte noch einmal Florenz, Gubbio und Citta di Castello, wo ihm Cav. Giovanni Magherini- Graziani, der verdienstvolle Historiker des alten Tifernum, grofe Dienste leistete, dieser Pescina im Marserland, Ascoli Piceno, Fermo und Rimini. Ich selbst war noch einmal in Sulmona, wo

32*

‘438 P. Kehr,

ich mich der gastlichen Hilfe von Cav. Giovanni Pansa erfreute, dem ich die Abschriften der beiden Clemensurkunden n. verdanke.

1.

Alexander II. nimmt das von Petrus Damiani gegriindete und dem -h. Petrus gewidmete Kloster S. Bartolomeo di Camporeggiano unter dem Abt Johannes in den papstlichen Schutze, bestdtigt die Be- sitzungen und den mit dem Bischof von Gubbio geschlossenen Vertrag, verleiht ihm volle Exemption von der bischoflichen Gewalt und andere Vorrechte. Sutrt 1063 Januar 25 (26).

Kopie saec. XV in Scritture attenenti alla badia della S. Croce di Fonte Avellana s. XV-~XVII f. 6’ Florenz Archivio di stato (Urbino cl. I dw. F filza 103 n, 1).

Im Jahre 1420 prozessierten in Rom die Eremiten von Fonte Avellana und die Olivetaner von S. Donato bet Gubbio um die alte Abtet Camporeggiano. In den Prozefakten wurden die Privilegien von Camporeggiano und Fonte Avellana vorgelegt; eine Abschrifé davon ist im dem oben angezogenen Aktenkonvolut erhalten. An erster Stelle steht das folgende,. bisher unbekannte Privileg Alexanders II. fiir Cam- poreggiano, dann folgen die Bullen Innocenz’ II., Gregors VIII. und Celestins III. fiir Fonte Avellana, weiter die beiden Stiftungsurkunden von 1057 und die Promissio des ersten Abts von Camporeggiano Jo- hannes zu Gunsten von Fonte Avellana. So lat sich jetzt die Griin- dungsgeschichte von Camporeggiano genauer erzdhlen. Das Kloster verdankt seine Emtstehung einer Schenkung der Edlen jener Gegend, Petrus, Johannes, Rudolf und ihrer Mutter Rozia, welche 1057 thren Besitz in Montecavallo oder Camporeggiano dem unermiidlichen Kloster- grinder Petrus Damiani tibertrugen, der das neue, mit Hiilfe von Fonte Avellana erbaute Kloster in den Schutz des h. Stuhles stellte. Vgl. Italia pontif. IV 90.

Alexanders II. Privileg, dem 1065 ein zweites folgte (J-L. 4494, wrig 2u 1062), ist auch wichtig fiir die Geschichte seines Itinerars und seiner Kanzlei. Der Papst war damals auf’ dem Wege von Siena nach Rom; am 13. Januar 1063 war er in San Quirico (J-L. 4498 3 am 25. war er in Sutri. Unsre Urkunde ist zugleich das erste Sttich mit der Rekognition Annos’ von Kéln, worin wohl eine unmittelbare

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“Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 439

Wirkung der Ankunft des kiniglichen Gesandten, des Bischofs Bur- chard von Halberstadt (J-L. 4498), zu erblichen ist. Interessant ist auch die Subscription des Scriniars Guinizo, der also von Rom dem nahenden Papst entgegen ying (gl. Mitth. des dsterr. Instituts, Ergbd. VI 95). Der Schluf lautet tibrigens fast wértlich iiberein mit Leos IX. Priviteg fiir S. Pietro di Perugia J-L. 4267. —~ Die Abschrift besorgte Dr. F. Schneider.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili mona- sterio beati Bartholomei apostoli sito in fando, qui dicitur Mons Caballi siue Camporeziani, et per eum Johanni abbati cunctisque successoribus suis ibidem regulariter promouendis in perpetuum. Cum omnia sancte Romane ecclesie bona defensare atque tueri nostra solerter auctoritas debeat, illa maxime custodire et gratiosa semper habere debemus, que ipsa conferentium specialis et religiosa actio” commendat. Clarissimus enim frater et coepiscopus noster Petrus Damiani, de heremo Fontis Aduelan(i) ad pontificalem ca- thedram uiolenter adtractus, prefatum monasterium in filiorum quondam Rodulfi possessione ad monasticam regulam confugien- tium constituit, deinde constructum largis iuxtaque possibilitatem operibus®? iam ditatum®, auctoritati beati Petri apostolorum prin- cipis nostreque ecclesie tradidit omniumque successorum nostrorum ad defendendum et custodiendum uel etiam ordinandum iuri pote- statique commisit. Quapropter notum sit omnibus Christi fidelibus, quia nos iam dictum monasterium tamquam reuera beati Petri sacrarium in nostra nostrorumque successorum custodia ac defen- sione suscepimus, et quicquid ad presens habet aut in futurum quocumque modo diuinis seu humanis legibus acquirere poterit, iure perpetuo confirmamus, nominatim autem quecumque habet in Camporeiani et in Valli et in Baronia et in Plussiano et in Fairalo et in Goredie et in Ferioni et in Salciano et in Castello Montonis et in Farneto; in perpetuum etiam confirmamus predicto monasterio et tibi, fili Iohannes®, ac successoribus tuis*) abbatibus”, ut dictum est, massam sancti Petri que uocatur Burano in prefato territorio Eugubino cum omnibus pertinentiis suis, id est”) fundum de Val- letiue, fundum Vallepublica, fundum de Clese, fundum Cruertere, fundum Maiano fines eorum a primo latere serra maior, a se- eundo serra de Arsena, a tercio serra de Cagnano, a quarto serra de Petazano, usque fines de Suffiano et usque Tigulitio et usque in Pose serrarum et usque in Cuti et usque in ascensum® serre

a) acta. b) illarissimus. Cc) es scheint hier mehreres zu fehlen. dd) dic- tatum. e) filii Ioannis. f) eius. g) talibus. h) i. 4) agensum.

440 P. Kehr,

maioris, quicquid itaque intra hos fines iuris beati Petri est, tibi® perpetualiter confirmamus. I[lud etiam concambium” duarum possessionum Burani et Valli, quod sub perpetuo iure contractum est et inuicem diffinitum inter Eugubinum episcopum et monaste- rium uestrum sancti Bartholomei apostoli quod dicitur Campo- reiani, nos apostolica auctoritate firmamus, ratum decernimus at- que ut inuiolabile atque firmum™ permaneat, sicut In eorum mo- nimentis et cartulis continetur, stabiliter roboramus. Episcopus etiam Eugubine ecclesie non habeat licentiam iam dictum mona- sterium molestare minuere uel in aliquo perturbare siue per se sine per submissam” personam; quodsi contigerit®) per aliquem suorum, intra octo dies episcopus faciat emendari. Preterea san- cimus atque decernimus, ut sit ipsum monasteriam et abbates eius ac’ monachi ab omni seculari seruitio et infestatione securi et in sancte regule obsernatione quieti, apostolice tantum dictioni sub- iecti, quod de suis qualem uoluerint abbatem eligant”, a Romano pontifice consecrandum. Nec episcopo loci, nisi ab” abbate inui- tato, publicas missas uel stationes ibidem facere liceat aut aliquem clericum ad idem monasterium pertinentem excommunicare” uel dampnare audeat, si causa sua apostolice sedis patrocinium fla- gitat, net mortuum ibidem sepeliri prohibeat. Porro oblationes, que eidem® monasterio collate fuerint tam pro uwiuis quam pro defunctis, a nullo episcopo peruadantur, sed ex integro proficiant monasterii utilitatibus ac fratrum necessitatibus. Decime autem de omnibus prediis ipsius monasterii habitis uel habendis integriter absque omni contradictione® in perpetuum habeat. Licentiam quo- que damus tibi de omnibus tuis clericis tam in monasterio degen- tibus quamque etiam foris in possessionibus eilus manentibus, a quocunque uolneris ydoneo et canonice”) locato episcopo, eos ordi- nandi et crisma” in tuis plebibus accipiendi, si tamen ab episcopo, in cuius diocesi prefatum monasterium situm est, nec ordinationes nec crisma" potueris gratis obtinere; et de ecclesiis eodem modo. Precipimus etiam atque censemus, ut quoniam ipsum monasterium impensis multisque laboribus a” iam dicto monasterio heremi Fontis Aduellani® constructum est atque ad incrementum perductum, hoc ius in monasterio ipsa heremus habeat, quod bis in anno triginta pisces, sicut per cartulam diffinitum est, ab ipsis cenobitis uel ab

K) sibi. 2) cum cambium. wm) firmum atque. nm) sumissam. 0) contingerit. p) elligant. q) ab ab. v) excomunicare. 8) idem. t) conditione. a) catolice, v) clisma. w) a fehit. wz) hermo-

fontis aduollan. y) quod fehlé.

BE x

a anaes

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens HI. 44}

abbate percipiat, et, cum necesse fuerit aliquem® de fratribus eius- dem heremi per aliquam debilitatem aut egritudinem monasticam in monasterio habitare, cum caritate suscipiatur et, quamdiu ne- cesse fuerit, omnis ei humanitas prebeatur; et obeunte abbate, si ydoneus repertus fuerit in ipsa heremo, ibi abbas ordinetur. Pre- terea apostolica nostra auctoritate constituimus et confirmamus, ut nullus imperator rex® episcopus dux marchio comes uicecomes castaldio aut alia magna paruaque persona audeat prefatum ab- batem suosque” successores canonice intrantes de iam dicto mo- nasterio®? uel de omnibus suis rebus et proprietatibus mobilibus et immobilibus ac sese mouentibus molestare disuestire aut inquie- tare uel foderum aut ullam publicam functionem® exigere aut albergariam in his facere presumat. Si quis ergo contra huius nostri apostolici priuilegii decretalem paginam temere agere temptauerit uel presumserit, auctoritate sancte ac indiuidue Trinitatis et bea- torum apostolorum Petri et Pauli et nostra perpetue maledictionis anathemati® se subiacere nouerit, donec resipiscens satisfaciat; in- super compositurus existat centum libras auri, medietatem sacro nostro palatio et medietatem ipsi monasterio. Qui uero pio studio hee obseruare uoluerit et prefatum monasterium in nullo sua iu- stitia uel rebus suis fraudauerit siue qui ei‘) reuerentiam habens pro Deo de suis aliquid contulerit, benedictionis gratiam a domino Deo consequatur”) et per clauigerum” principem celi ianuas regni celestis introduci mereatur.

Scriptum per manum Guinizoni scriniarii? sancte Romane ec- clesie, indictione prima, mense ianuario, die XXV*.

Dat. Sutri® VII° kal. februarii, anno domini nostri Yesu Christi millesimo LXIID°, per manus Petri bibliotecarii uice domni Anno- nis Coloniensis archiepiscopi, sancte Romane ecclesie archican- cellarii™), anno secundo pontificatus domni” Alexandri secundi pape, indictione prima.

2) aliquem fehlt. a) rex fehli. b) tuosque. c) ad ianuam dicti monasterii. ad) ullam aut publicum suanctionem. e) anathemate. 1) quieti. g) conseruetur. h) clauierum. 4) Guinozoni scrinii. k) Slitri. ?) Anonis. m) archicanzelarii. nm) dompni. 2.

Gregor VII. bestatigt dem Kloster SS. Pietro e Paolo ber der Marmorbriicke in Rimini unter dem Abt Ubertus die Besiteungen und Rechte. Lateran 1078 Marz 25.

Romualdus Serra Series chronologica omnium veterum monumen-

442 P. Kehr,

torum insignis abbatiae Ariminensis ss. Petri et Pauli ac Luliant mart. ab a. 1059 usque ad a. 1501, ms. v. 1732, Rimini Bibl. Gam- balunga CT 2.7 [D] und Jos. Garampi Schedae, ms. s. XVIII, ebenda D IV 248 [E/; beide aus dem verlorenen Registrum s. Iuliani s, XIV fol. 2'.

Cit. J-L. 5073 nach dem Auszug bei Tonini Rimini II 529 aus E. Das Privileg Gregors VII. wiederholt in der Hauptsache das- jenige Nikolaus’ II. von 1059 Marz 25 J-L. 4898; deshalb begniigte sich Tonini mit der Wiedergabe der Zusdtze. Ich aber gebe den Text vollstdndig, hauptsdchlich auch wegen des Eschatokolls, das unter den Urkunden Gregors VII. ganz fiir sich steht:

- Gegen die Authentizitét der Urkunde selbst wird sich nicht viel geltend. machen lassen; thr Wortlaut wird verbiirgt durch das genannte Privileg Nikolaus’ II. Aber Scriptum-Zeile und Datierung geben zu vaten auf. Kin Scriniar Walfred kommt meines’ Wissens sonst in den Urkunden Gregors VII. nicht vor. Er méchte immerhin trote seines Namens unbeanstandet hingehen. Aber der Datar Maurus Abt von S. Bonifaz verursacht eine neue Schwierigheit. Der Abt Maurus ist ga wohl bekannt; er ward im Jahre 1075 von Gregor VII. zu- sammen mit dem Abt Gepizo von S. Bonifaz in die Marken geschickt (cf. J-L. 4917. 4918. 4923. 4925). Aber Maurus war Abt von 8. Saba; Abt von S. Bonifaz war sein Kollege Gepizo, der 1076 nach Dalmatien gesandt und spiter, wir wissen nicht wann, Bischof von Cesena wurde (vgl. Fr. A. Zaccaria Series epp. Caesenatium p. 28). Wurde vielleicht Maurus sein Nachfolger in S. Bonifaz? Wir wissen es nicht. Merkwiirdig ist endlich das Datum. Das Privileg Gregors VII. triigt dieselbe Tagesangabe wie die Urkunde Nikolaus’ II. Das kann nattirlich Zufall sein; aber im Verein mit den beiden andern Momenten wird dieser Zufall bedenklich und belastet die Glaubwiirdigheit dieser Angaben doch in recht erheblichem Mafe. Es liegt da nahe aneu- nehmen, daf das Privileg Gregors VII. undatiert war oder daf der Kopist im Registrum s. Iulianit s. XIV, aus dem Serra und Garampi den Text nahmen, die Datierung nicht mehr entziffern konnte und das Fehlende teils aus dem Privileg Nikolaus’ II. teils aus andern Urkunden, in denen er die Namen Walfred und Maurus fand, ergdnete. Uber das Kloster und die Uberlieferung vgl. Italia pontif. IV 170.

Gregorius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Uberto abbati uenerabilis monasterii beatorum apostolorum Petri et Pauli

iuxta pontem marmoreum Ariminensis ciuitatis siti et per eum

cunctis successoribus eius ibidem regulariter promouendis in per- petuum, Iustis petitionibus et angmento religionis atque quietis

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Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 443

famulorum prospicientibus beniuolus debetur assensus. Quapropter debita compassione apostolice sedis inclinati precibus tuis, carissime fili et abbas Uberte®, et) omnium antecessorum nostrorum exempla secuti, per hanc nostre decretalis paging auctoritatem concedimus et confirmamus tibi et per te prefato monasterio tnisque succes- soribus in perpetuum quicquid sibi legaliter pertinet siue in terris uineis campis et siluis pratis salectis oliuetis limatibus aquimolis siue in edificiis seu in quibuslibet rebus mobilibus et immobilibus seseque mouentibus, tam ea qu¢ in presentiarum iuste et legaliter adquisita possidet, quam ea que deinceps quocumque modo diuinis et humanis legibus cognito adquirere poterit®, siue ex uiuis seu ex mortuis. Nominatim autem confirmamus eidem monasterio plebem sancti Martini in Burdunclo cum terris et siluis et omnibus per- tinentiis suis, curtem sancti Paterniani in eadem plebe cum omni- bus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Iuuenalis et ecclesiam sancti Laurentii in Filicina®, ecclesiam sancti Petri in Salto, ecclesiam sancti Mauri cum omnibus pertinentiis earum, cellam sancti Martini in Ripa rupta? cum omnibus pertinentiis suis, monasterium sancti Vitalis intra ipsam ciuitatem cum casis ortis et omnibus perti- nentiis suis tam” intra ciuitatem quam extra, ecclesiam sancte Marie in Curte cum mansis et cum mansionibus intra ipsam ciui- tatem cum duabus aliis ecclesiis, una ad honorem sancti Laurentii et alia ad honorem sancti Marci cum omni pertinentia atque con- suetudine earum, curtem sancte Marie in Bulgaciano” cum mansis et omnibus pertinentiis suis atque consuetudine sua et unum ora- torium alterius ecclesie in eodem loco, curtem de Prato cum”) mansis terris et siluis et cum omnibus pertinentiis suis, curtem sancti Petri in Meleto cum ecclesia et oliuetis atque uineis et cum omnibus rebus et pertinentiis suis, curtem de Quinquagintula com pertinentia sua, quatuor mansos in Sisciano®, duos in® Tasita, terram et siluam et oliueta et quicquid Petrus de Lintardo con- tulit prefato monasterio, medietatem de plebe sancti Viti cum terris siluis et omnibus pertinentiis suis, fundum integrum de Qua- dringenta, quartam partem integram de fundo Fontane Sabating cum omnibus, que iam dicto cenobio pertinent), et omnia, que habet et detinet in comitatu Pensauriensi et in comitatu Fanensi et Anchonitano. Nec non confirmamus predicto monasterio ecclesiam sancti Genesii cum casis et mansis terris ac siluis et uineis et

a) Ubertus DE. b) ut DE. c) poterat £. d) Silicina D. e) tupta D. f) quam D. g) Buleaciano Z. h) cum fehlt in E. 4) Sisciniano 2. k) in fehit in EB. 1) pertinet 2.

4.44 Pp. Kehr,

omnibus pertinentiis suis, monasterium sancte Kufemig cum man- sionibus et ortis et mansis et uineis terris ac siluis et omnibus pertinentiis earum. Nec non confirmamus predicto monasterio tres arcus de ponte marmoreo et turrem, sicut ab antecessoribus nostris sibi concessum est, cum casis omnibus, quas detinuit Johannes de Burga. Insuper nostro speciali dono concedimus tibi et per te™ prefato monasterio in perpetaum atque hoc nostro scripto con- firmamus terram sancte Romane ecclesie positam inter predictum pontem et montem qui uocatur de Furcha, a tertio latere mare, a quarto terra Artinaca cum flumine, quod” ante hos dies inde? solitum fuit currere, sub pensione denariorum duodecim annualiter persoluendorum actionariis nostre apostolice sedis. Hine sub apo- stolice defensionis tutela te tuosque regulariter ac iuste promo- uendos successores ac prefatum monasterium® suscipientes, aposto- lica nihilominus censura statuimus, secundum quod beatus papa et doctor Gregorius Castorio Ariminensi episcopo statuisse dignosci- tur), scilicet ut obeunte abbate monasterii ipsius nec episcopus nec clerus ipsius in describendis prouidendisque aquisitis aquiren- disue eiusdem monasterii rebus ulla occasione permisceat. Ab- batem,, uero eiusdem monasterii non alium, sed quem dignum moribus atque aptum® discipline. monastice communi consensu con- gregatio tota poposcerit, gratis ordinari uolumus. Missas autem et stationes illic publicas per episcopum fierl aut aliquod indebitum grauamen omnino prohibemus et ut nemo ibi clericum’ monachari aut mortuum sepeliri interdicat. Sub obtestatione quoque diuini iudicii et interpositione districti anathematis interdicimus, ut nullus rex episcopus nullus dux marchio comes uicecomes castaldio nec qualibet magna uel parua persona presumat te prefatum abbatem tuumque® iam dictum monasterium de rebus suis aquisitis aut in perpetuum iuste aquirendis diuestire aut congregationem istam molestare et absque rationabili et canonica causa” inquietare uel sub aliqua secularis functionis exactione redigere aut quicquid ibi pro salute uiuorum seu mortuorum pia deuotione offertur, tollere uel foderum de mansionibus et infra ciuitatem uel de foris colli- gere”, nisi tantum abbas ipsius monasterii de rebus et possessio-

m) te fehlt in D. n) qui DE. o) unde £. p) prefato mo- nasterio D. q) eidem monasterio L. v) abbas DE. s) actum DE. t) tune quia DE. “) rationabili causa canonica D. v) colligerit DE.

1) Gemeint ist Gregors I. Brief Reg. lib. V n. 49. J. 997. JE. 1362 (Mon. Germ. Epp. I 348 und Italia pontif. IV” n, 49).

uk SERIE BexOeiecereyre

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens II. 445

nibus suis exigere. Si quis autem, quod non optamus, huius nostre decretalis constitutionis et apostolice defensionis tutele temere” transgressor inuentus” fuerit, perpetuo anathemate se damnandum nouerit, nisi forte resipiscens digne satisfecerit; insuper uiginti libras auri optimi compositurum, medietatem sacro nostro Latera- nensi palatio” et medietatem prefato monasterio. Qui uero pia deuotione conseruator eius fideliter esse studuerit, interuentu apo- stolorum principum* Petri et Pauli peccatorum suorum veniam” et eterne benedictionis a Christo domino nostro consequatur gloriam.

Scriptum per manum Vualfredi” scriniarii et notarii sancte Romane ecclesie in mense martio, indictione prima.

Datum Laterani VIII kal. aprilis anno domini nostri Iesu Christi millesimo septuagesimo octauo, per manus Mauri sancte ecclesie Bonifacii abbatis, anno quarto pontificatus domni pape Gregorii VII, indictione prima.

w) temerare D. #) inuestitus DE. y) palatio Lateranensi D. z) principis Z. a) omnium DE. b) Valfredi #.

3.

Paschal II. verleiht dem Kloster Sant? Angelo in Gaifa unter dem Abt Petrus ein Privileg. Rom 1110 April 24.

Kopie von 1454 Marz 4 Gubbio Archivio comunale.

Einen Teil der Urkunde publizierte schon Lancellotts Hist. Oli- vetan. p. 244 mit verkiireter Datierung. Danach J-L. 6274. Aber Loewenfeld sah nicht, daB fast der ganze Text des Privilegs, die Ein- gangs- und Schlufiformeln ausgenommen, verfilscht ist. Der urspring- liche Wortlaut mag dhnlich wie die Urkunde Eugens III. J-L. 8952 yelautet haben. Die Falschung wird dem 14. oder 15. Jahrhundert angehoren und ist so plump, da sie keines weitern Nachweises bedarf. Vol. Ital. pontif. IV 220 n. 1. Die Abschrift verdanke ich Dr. F. Schneider.

Pascalis episcopus seruus seruorum Dei. <Ad perpetuam rei memoriam). Dilectis filiis Petro abbati uenerabilis® monasterii sancti Angeli quod dicitur Gaifa <et conuentui ipsius) elusque suc- cessoribus regulariter promouendis in perpetuum. Sicut iniusta poscentibus nullus est tribuendus effectus, ita legitime desideran- tium non est differenda» petitio. WVestris igitur, in Christo filn karissimi, iustis petitionibus annuentes, (motu proprio uenerabile)

a) uenerabili. b) diferenda.

446 P. Kehr,

sancti Angeli monasterium in Urbinatensi comitatu situm, cui auctore Deo residetis%, apostolice sedis auctoritate (et gratiosis fauoribus prosequentes, plebemque de Achorsomina curtis castri Pilii cum pertinentiis suis et castellum de monte Primicerio cum pertinentiis suis, sextam partem castelli de monte sancti Marini et medietatem castelli Tortorii, insulam de Anteraia cum curte sua, castellum Anni de ponte Mauro cum pertinentiis suis, castel- lum de Monticello, castellum de Rotis, castellum de Balzano et) uniuersa, que ad dictum monasterium sancti Angeli spectant, in comitatu Urbinensi, Castellano, Calliensi, Forosinfroniensi seu Pe- saurensi siue Fanensi consistentia possidetis, per presentis priui- legii paginam uobis uestrisque successoribus confirmamus; quecum- que, autem in futurum largiente Domino iuste atque canonice po- teritis adipisci, uobis uestrisque successoribus quieta semper et integra conseruentur. (Et insuper suadet nobis. honestas et debi- tum multiplicis rationis exposcit, ut loca religiosa et persone sub religionis obseruantia in eis uirtutum® Domino famulantes, que sub asperitatum sarcina circa diuina obsequia deuota sedulitate laborant, benignis fauoribus ac gratiarum et priuilegiorum conces- sionibus per sedem apostolicam foueantur et ut eo suauius persone ipse iugum Domini perferant, quo quietius uiuere poterunt, dum se ac huiusmodi loca eorum prerogatiua libertatum et immunitatum se nouerint communita. Quapropter eiusdem sedis circunspecta benignitas qualitates agendorum conditiones® locorum et merita personarum cum summa deliberatione discutiens, ut nonnunquam in spetialitate ad id extendentes pie ac prouide considerationis in- tuitum, quamuis super uniuersas orbis ecclesias ordinarie potestatis obtineat principatum, aliquas tamen interdum de sue potestatis plenitudine spetialius sibi subdit, sic eas a cuiuslibet alterius iu- risdictione prorsus eripiens, ut nullum sibi nisi Romanum ponti- ficem in superiorem et dominum recognoscant, constituendo quodam singulari priuilegio dictum monasterium et conuentum liberum in” perpetuum penitus et exemptum. Nos siquidem ad apostolice dig- nitatis apicem superna dispositione uocati, ex incumbente nobis pastoralis officii debito circa omnium eclesiarum statum solertem considerationem habentes, ad uos et monasterium uestrum huius- modi instantia propensioris solicitudinis excitamur et tanto liben- tius et fauorabilius quietis uestre commoda uestrorumque incre- menta profectuum promouemur, quam per amplius recolende memorie

¢) wohl korrumpiert aus Tuis .. fili karissime . . praesides. d) sie. €) condictiones, f) in fehlt.

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 447

beatum Benedictum ueneramur, quantoque etiam benignus uos et idem uestrum monasterium, de quorum fama laudabili et uirtutam exercitio fragrantiam odoris et suauitatis accepimus, quod licet dictum uestrum monasterium et uos et predecessores uestri, qui fuerunt pro tempore in eo degentes, fueritis in possessione uel quasi exemptionis et a tempore, cuius contrarii memoria” non existit, quia tamen nonnulli diocesani uestri . . episcopi, in quorum ciuitatibus et diocesibus monasterium predictum, eclesie, capelle, membra et alia loca ad ipsum spectantia consistere dinoscuntur, uos super monasterio, eclesiis, capellis, membris et locis predictis ac possessionibus et bonis eorum nec non et personis in illis com- morantibus nonnunquam molestiis inpetere, grauaminibus opprimere ac iniuriis et iacturis affligere et molestare multipliciter presumpse- runt, nos uobis in premissis paterna caritate succurrere cupientes et uos, monasterium et personas easdem a uexationibus huiusmodi redimentes, nonnullas pactiones et conuentiones ratione monasteril, ecclesiarum, capellarum, membrorum, locorum, possessionum et bo- norum predictorum estis cum diocesanis ipsis uel eorum aliquibus Inire coacti et non cessare fatiunt etiam a diuinis. Quare nobis humiliter supplicastis, ut prouidere uobis imposterum super his per exemptionis priuilegiam misericorditer dignaremur. Nos ita- que pro uobis et personis prefatis compatientes affectu, uos et monasterium uestrum cum predictis ac omnibus aliis uestris eccle- siis, capellis, membris, hospitalibus, castris, uillis, nemoribus, terris, iurisdictionibus, pensionibus, possessionibus, redditibus” quibuscun- que bonis, ubicunque consistentibus ad monasterium uestrum qua- litercunque spectantibus uel in futurum dante Domino poteritis adipisci, in quibuscunque sint uel fuerint diocesibus constituta, cum omnibus personis uestri ordinis uobis subiectis et degentibus in eisdem ab omni potestate, lurisdictione, superioritate, caritatino subsidio, uisitatione atque dominio absoluimus, eximimus et per- petuo liberamus de apostolice plenitudine potestatis ac ea omnia totaliter et immediate soli dumtaxat Romano pontifici et prefate sedi perpetuis futuris temporibus decernimus subiacere et specialis iuris beati Petri existere. Itaque nec diocesani ipsi episcopi nec quis alius iure ordinario seu diocesana lege nec queuis alia persona ecclesiastica in uos seu bona predicta ad monasterium uestrum spectantia seu que spectabunt in posteram, quoquo modo possint ullatenus quacumque occasione uel causa sine mandato prefate

g) Momoria. h) redictibus. 1) offenbar ist zu ergadnzen excommuni- care, suspendere et interdicere o. d.

448 ’P. Kehr,

sedis et licentia speciali, faciente: plenam et expressam ac de uerbo ad uerbum de presenti priuilegio mentionem. Nos enim excom- municationum, suspensionum et interdicti sententias, quas contra tenorem exemptionis huiusmodi et gratiarum predictarum promul- gari, ac processus quoslibet, quos contra premissa fieri contigerit et haberi, exnunc irritos decernimus et inanes et nullius etiam penitus existere firmitatis, non obstantibus predictis et quibuscun- que impositionibus, pactionibus, promissionibus, obli[gationibus], ordinationibus, processibus, sententiis, constitutionibus et consue- tudinibus super eis in contrarium quoquo modo uel tempore hactenus in uos editis uel obtentis®, etiam si causa pendeat super eis in quocungue statu uel coram quocunque iudice eclesiastico uel secu- lari, aut quibuscunque litteris ac indulgentiis apostolicis generalibus uel spetialibus sub quacunque forma uerborum obtentis®, de quibus quorumque totis tenoribus de uerbo ad uerbum debeat. in nostris litteris fieri mentio spetialis, per que presentibus non expressa uel totaliter non inserta effectus earum impediri posset quomodolibet uel differri). Decernimus itaque, ut nulli omnino hominum liceat idem monasterium (et uos et personas uestras) temere perturbare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere, mutare? uel temerariis uexationibus™ fatigare, sed ea omnia integre conser- uentur, eorum, pro quorum sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura. Si qua igitur sane eclesiastica secularisue persona hance nostre constitutionis et exemptionis paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tertioue canonice monita, si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis hono- risque sui dignitate careat reamque se diuino iuditio existere de perpetrata Iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac san- guine Dei et domini redemptoris nostri Yesu Christi aliena fiat atque in extremo examine districte ultioni subiaceat. Cunctis” autem eidem loco sua iura seruantibus sit pax domini nostri Yesu Christi, quatenus et hic fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis Inueniant. Amen. Amen. Amen. R. Ego Pascalis catholice ecclesie episcopus ss. BY.

Datum Rome per manum Johannis sancte Romane ecclesie diaconi cardinalis, VIII kal. maii, indictione III, incarnationis domi- nice anno M°. C°. X°, pontificatus autem domni Pascalis pape IT anno XT°.

k) ottentis. l) statt minuere. mm) uexactionibus, n) cuntis.

*, , q d ¥ f : 1

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens II. 449

4,

_ Annocene IT, nimmt das Kloster 8. Petri in Massa Montis Ne- ronis unter dem Prior Berardus nach dem Vorgange Benedikis VIII. (2) und Johannes’ XIX (?) in den apostolischen Schute und bestitigt

die namentlich aufgefiihrten Besttzungen. Lateran 1140 Juni 3.

Ed. Fr. Bricchi Delli annali della citta di Caglt (Urbino 1641) p. 46 ,dall’ originale conservato neil’ archivio della cathedrale“. -— Begg. A. Gucci Annali di Cagli t. I f. 88’, ms. s. XVII, Cagli Bibl. comunale; Mittarelli Ann. Camald. III 228; Gott. Nachr. 1898 p. a2. J-L. —.

Das Original haben wir in dem Archiv der Kathedrale von Cagle, wo es Briechi fand, vergeblich gesucht. Da Bricch’s Annalen von Cagli sehr selten sind, wiederhole ich hier seinen Text. Vogl. Italia, ponti~f. 1V 225 n. 4.

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Be- rardo priori et fratribus, qui in monasterio beati Petri, quod in monte Neronis situm est, diuinis sunt obsequiis mancipati, tam presentibus quam futuris in perpetuum. Cum omnibus aeclesiis et ecclesiasticis personis debitores ex iniuncto nobis a Deo aposto- latus officio existamus, pro illis tamen sollicitiores nos esse con- uenit, qui beato Petro specialius inherere noscuntur, ut, quemad- modum patres uocamur in nomine, ita auxiliante Deo comprobemur in opere. Hoc itaque rationis intuitu, dilecti in Domino filii, uestris rationabilibus postulationibus clementius annuentes, beati Petri monasterium, quod iuxta flumen Sergium situm esse dignoscitur, in quo diuinis estis obsequiis dediti, sub apostolicae sedis tutela et protectione suscipimus et presenti priuilegio communimus. Sta- tuentes”, ut quascunque possessiones, quecunque bona idem coeno- bium in presentiarum iuste et legitime possidet aut in futurum concessione pontificum, liberalitate regum uel principum, oblatione fidelium seu aliig iustis modis auxiliante Domino poterit adipisci, uobis uestrisque successoribus eidem cenobio firma in perpetuum et illibata consistant. In quibus haec propriis adnotanda uoca- bulis® subiunximus: in comitatu Castellano aecclesiam sanctae | Mariae in Surripulo et aeclesiam sancti Andree in Petorniano, in comitatu Senogalliae aeclesiam sancti Bartholomei cum pertinentiis earum®, in comitatu Aegubino® aeclesiam sanctae Agathae et

a) statuimus quae. b) firma et. ¢) uocabulis fehit. d) eorum. e) Aeugubino.

450 P. Kehr,

aeclesiam sancti Siluestri. Ad instar etiam praedecessorum nostro- rum felicis memoriae Benedicti atque Ioannis Romanorum ponti- ficam confirmamus uobis quicquid infra subscriptos fines in presenti indictione tertia possidere uidemini. Qui nimirum hi esse noscun- tur: a primo latere terra Callensis, a secundo aqua glaciata, a tertio uallis maior, a quarto aqua quae uocatur Partita, a quinto gerra maior, et a sexto terra Lucelana. Nec non concedimus uobis atque firmamus terram, quae uestro monasterio in monte Neronis pertinere uidetur, saluo nimirum iure atque dominio sanctae Romanae aeclesiae, cui auctore Deo deseruimus, cuius iuris supra- dicta omnia existunt. Decernimus ergo, ut nullus episcopus, nullus dux seu marchio, nullus castaldio nec aliqua magna paruaque per- sona iam dictum monasterium nec abbates seu fratres, qui inibi pro tempore deuoti fuerint, audeat perturbare uel possessiones eius auferre uel ablatas retinere minuere uel aliquibus uexationibus ‘fatigare, sed omnia integra conseruentur, uestrum ac pauperum usibus omnimodis” profatura. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona hance nostrae constitutionis paginam sciens contra eam temere uenire tentauerit, secundo tertioue commonita”), si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque? se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore et sanguine Dei et domini redemptoris nostri Jesu Christi aliena fiat atque in extremo examine districtae ultioni subiaceat. Conseruantibus autem sit pax domini nostri Jesu Christi, quatenus et hic fructum bonae actionis percipiant et apud districtum iudicem praemia eterne pacis inueniant, Amen.

Data Lateran. per manum Aimerici sancte Romane ecclesie diaconi cardinalis et cancellarii, tertio nonas iunii, indictione) ter- tia, incarnationis dominicae anno MCXL™, pontificatus uero do- mini Innocentii papae secundi anno undecimo.

f) faticare. g) omnibus. h) commoniti. 4) reumque, k) Lateranen. 1) inditione. m) 1140.

5.

Innocenz II. nimmt die Kirche SS. Agapii et Secundini in Gubbio unter dem Prior Leto in den apostolischen Schute und bestitigt thr die Augustinerregel, die Besitzwngen und das Wahlrecht.

Lateran 1142 Mire 28.

-

i 4 t ; i j i b Pe

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Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens IU. 451

Orig. Gubbio Arch. comunale. <Auferdem ist die Urkunde kopiert von Ottavio Angelini im Ms. Copie det privilegt pontifici ed imperiali esistenti in archivio segreto di Gubbio, s. XVIII, Gubbio Bibl. comunale, und von Gius. Garampi in dessen Adversariorum vol. I f. 90', s. XVIII, Rom Arch. Vat. Fondo Garampi.

Citirt von J. 5847 und J-L. 8216 nach Sarti De episcopis Eugu- binis p. 88, wo das Eschatokoll abgedruckt ist. Ich gebe deshalb den vollen Text. Vol. Italia pontif. IV 86 n. 1.

INNOCENTIVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DI- LECTIS FILIIS LETONI ECCLESIE SANCTORVM AGAPIT ET SE- CVNDINI PRESBITERO ET RECTORI EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGULAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Religiosis desideriis dignum est facilem prebere consensum, ut fidelis deuotio celerem sorciatur effectum. Hapropter, dilecti in Domino filii, uestris inustis postulationibus clementer an- nuimus et prefa|tam ecclesiam, in qua diuino mancipati estis obse- quio, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Inprimis siquidem statuen|tes, ut ordo canonicus secundum beati Augustini regulam perpetuis ibi temporibus inuiolabiliter conseruetur. Preterea quascumque pos~ sessiones, quecumque bona eadem ecclesia tam in ecclesiis quam | in ceteris in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo pro|pitio poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. Obeunte uero eiusdem loci priore, nullus ibi qualibet subreptionis astutia uel uiolentia preponatur, | nisi quem fratres communi consensu se- cundum Dei timorem canonice prouiderint eligendum. Decernimus ergo, ut nulli omnino hominum liceat eandem ecclesiam temere per- turbare aut eius | parrochianos uel possessiones auferre uel ablatas retinere minuere seu quibuslibet molestiis fatigare, sed omnia im- tegre conseruentur, eorum, pro quorum gubernatione et susten|ta- cione concessa sunt, usibus profutura, salua Eugubini episcopi ca- nonica iustitia. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona huius nostre constitutionis | paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, secundo tercioue commonita, si non satisfacione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui digni- tate careat atque in ex|tremo examine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri Tesu Christi, quatenus et hic fractum bone actionis | percipiant et

Kgl. Ges. a. Wiss, Nachrichten. Philolhistor. Klasse 1909. Heft 4. 33

452 P, Kehr,

apud districtum indicem premia eterne pacis inueniant. AMEN.

AMEN. AMEN. | R. Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss. BV.

+ Ego Conradus Sabinensis episcopus ss. + Ego Albericus Hostiensis episcopus ss. + Ego Stephanus Penestrinus episcopus ss.

+ Ego Guido sancte Romane ecclesie indignus sacerdos ss.

+ Ego Stantius presb. card. tit. sancte Sauine ss.

+ Ego Rainerius presb. card. tit. sancte® Priscg ss.

+ Ego Thomas /presb. card. tit.” Vestine ss. - + Ego Petrus presb. card. de tit. Pastoris ss. _../. + Ego Guido diac. card. sanctoram Cosme et Damiani ss. - + Ego Vassallus diac. card. sancti Eustachii gs. + Ego Petrus diac. card. sancte Marie in Porticn ‘ss.

Dat. Lat. per manum GERARDI sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et bibliothecarii®, X kal. april., indictione V, in- carnationis dominice anno M°. C°. XLI° pontificatus uero domni INNocentii pape II anno XIIT.

(B. dep.)

a) folgt Sa (7. e. Sauine) getilgt. b) auf der folgenden Zeile begann ur- sprimglich schon die Datierung. Aber das bereits geschriebene Dat ist ausradiert. c) corr. aus de. ad) bibliocecarii.

6.

Eugen IIL. nimmt das Bistum Penne unter dem Bischof Grimald nach dem Vorgang Innocenz’ II. in den apostolischen Schutze und be- statigt die genannten Besitzungen.

Ferentino 1150 Dezember 15.

Orig. Penne Arch. capitolare. Kopien im Ms. des Salconius s. XVI f. 26' Penne Arch. comunale; im Ms. Antiqua monumenta Pennensia s. XVII f. 11, cod. Vallicell. N 9; im Ms. des Trasmondo La Fenice Vestina von 1701 p. 44 Sulmona Bibl. Pansa; und Kopie des Ant. Blasiotti s. XVIII Loreto Aprutino Bibl. Casamarte di Campotino.

fiegesten bei Ughellit VIL 1815; *f 1120 = Migne CLXXX 1437 n. 410. Gitt. Nachr. 1898 8. 817 n. 5. J. 6544. JT-L. 9498. Vol. Italia pontif. IV 285 n. 7. Der Text folgt dem Privileg In-

nocenz’ II. von 1140 Oktober 27 J-L. 8103. Vogl. Italia pontif. LV 285 n. 7.

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 453

EVGENIVS EPISCOPVS SERVVS SERVORUM DEI. VENERA- BILI FRATRI GRIMALDO PINNENSI EPISCOPO EIVSQUE SUC- CESSORIBVS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | Iustis uotis assensum prebere iustisque petitionibus aures accommodare nos conuenit, qui licet indigni cultores atque precones in excelsa apostolorum principum Petri ac Pauli specula positi Domino dis- ponente conspicimur. | Eapropter, dilecte in Domino frater Gri- malde episcope, tuas rationabiles postulationes clementer admitti- mus et predecessoris nostri felicis memorie pape INNOCENTII uestigiis inherentes, ecclesiam beate Marie et gloriosi | Christi martiris ac leuite Maximi sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste | et canonice possidet aut in futurum conces- sione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo propitio poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata permanelant. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis: ciuitatem ipsam cum omnibus suis pertinentiis, uidelicet cum casalibus Oteto, Cese et Casale, sanctum Iohannem de Cipresso, Mezze, castellum quod dicitur | Collis altus, uillam de Paternella, ecclesiam sancte Marie de Piciano cum ec- clesiis et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Petri de Lau- reto cum ecclesiis et omnibus suis appenditiis, ecclesiam sancti Serotini, ecclesiam sancti Paterniani de | colle Corbino, ecclesiam sancti Felicis de monte Siluano cum ecclesia sancti Michaelis et sancti Iohannis, ecclesiam sancte Barbare de ciuitate sancti Angeli cum ecclesia sancti Angeli et sancti Andree et sancti Antimi, ec- clesiam sancte Marie de Atria, ecclesiam sancte | MARIE de Mus- cufo, ecclesiam sancte Marie de Planello, ecclesiam sancti Petri de Cuniulo, ecclesiam sancte Marie de Quana ciuitate, ecclesiam sancte Marie de Catiniano, ecclesiam sancte Marie de Bisteio, | ecclesiam sancti Petri ad Pennense, ecclesiam sancti Clementis de Balbiano, ecclesiam sancte Marie de Treuio, ecclesiam sancti Georgii ad Ornanum, ecclesiam sancti Andree in Flaminiano, ecclesiam sancte | Rufine de Agquilano, ecclesiam sancti Angeli de Puteo, ecclesiam sancte Marie de Robilia, ecclesiam sancti Laurentii de Fabrica, ecclesiam sancte Marie de Brittuli, ecclesiam sancti Io- hannis in Balneo, ecclesiam sancte Marie | de Podio. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc. Cunctis autem cic. AMEN. AMEN. AMEN. | |

R. Ego Eugenius catholice ecclesie episcopus ss. BY.

+ Ego Nicolaus Albanensis episcopus ss. 33 *

454. P. Kehr,

+ Ego Nicolaus presb. tit. sancti Cyriaci ss. + Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sauine ss. + Ego Iulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss. + Ego Bernardus presb. card. tit. sancti Clementis ss. + Ego Oddo diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss. + Ego Oct(auianus)® diac. card. sancti Nicolai in carcere Tul- liano® ss. + Ego Iohannes Paparo diac. card. sancti Adriani ss. +. Ego Astaldus diac. card. sancti Eustachii ss. .+ Ego Johannes diac. card. sanctorum Sergii et Bachi ss. + Ego Rollannus diac. card. sanctorum Cosme et Damiani ss. Dat. Ferentini per manum BOSONIS sancte Romane ecclesice scriptoris, XVIII. kal. ian., indictione XIII, incarnationis dominice anno M°.0°%.1L°, pontificatus uero domni EVgenti IIT pape anno VI°. (B. dep.)

aaemenntteenens Nernst,

a) Name und Titel auf Rasur.

re Anastasius IV. bestdtigt dem Bischof Benedikt von Foligno nach

dem Vorgange Innocenz’ IT. die Besiteungen und Grenzen des Bistums. Lateran 1154 Mare 17.

Orig. Foligno Arch. comunale (Archivio delle sei chiavi). Kopie von 1339 ebenda und Abschrift von L. Jacobilli in dessen Copie dei brevi et instrumenti essistenti nella cassa delle sei chiavi etc. a. 1684, Foligno Bibl. del Seminario A VI 8 p. 282 und in desselben Copia det brevi, privilegi, sentenze et instrumenti spettanti alla canonica di Foligno ete, s. XVII, ebenda A V7 f. 7' und f. 78".

Das Eschatokoll gibt fehlerhaft Ughelli 11749; *I 695 = Migne CLXXXVITT 1045 n. 55. Regesten bei J. v. Pflugh- Harttung lier p. 807 n. 1029. J. 6785. J-L. 9849. Im Ganzgen stimmt der Wortlaut iiberein mit dem der Vorurkunde Innocene’ IT. J-L. 7901. 7902, welche Ughelli schlecht gedruckt hat, indem er die Texte von Innocenz’ II, und Anastasius’ IV. contaminierte, jetet korrekter bei Lugano im Bollettino della R. Deputazione per 1 Umbria X 445, ~ Vgl. Italia pontif. IV 44 n. 8. Kollationiert von Monsignor Michele Faloct Pulignani.

ANASTASIVS EPISCOPVS SERVVS SERVORUM DEL VENE- RABILI FRATRI BENEDICTO FVLIGINATI EPISCOPO EIVSQVE SVCCESSORIBVS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. Incomprehensibilis et ineffabilis divine miseratio potestatis nos hac

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4a.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens I. AB5

prouidentig ratione in apostolice sedis amministratione constituit, ut paternam uniuersis ecclesiis sollicitudinem gerere studeamus. Proinde, uenerabilis in Christo frater Benedicte episcope, tuis postulationibus debita benignitate annuimus, et Fuliginensem ec- clesiam, cui Deo auctore preesse dinosceris, ad exemplar prede- cessoris nostri felicis memorie pape Innocentii apostolice sedis priuilegio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecamque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum rationabilibus modis Deo propitio poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. Sancimus etiam, ut uniuersi fines parochie, sicut a tuis anteces- soribus usque hodie sunt possessi, ita omnino integri tam tibi quam tuis successoribus in perpetuum conseruentur: primum si- quidem latus a Timia uadit in flamen mortlujum, secundum latus a flum[ine] mortuo in fontem Palumbi et per riuum sancti Ste- phani ad crucem sancti Martini, inde ad Cerre[t]um et ad rinulum Loiani usque in riuum qui dicitur Grincus, tertium latus ab ipso Grinco peruenit ad corniale de Vaccagna usque ad clinum Martis et sic inde ad collem Louis et descendit per directum usque ad crucem sancti Mauri, a quarto latere riuus Clona inuxta Spellum peruenit in supradictum flumen Timiam. Confirmamus insuper uobis et per uos sancte Fuliginati ecclesie et plebem sancti Iohannis de Foro flaminis cum ecclesiis suis, plebem sancti Iohannis de Feletto cum ecclesiis suis, plebem sancti Feliciani de Butrio, ecclesiam” de sancta Maria noua, plebem sancte Marie de Fulginea cum ecclesiis et pos- sessionibus earum, plebem sancti Valentini et plebem de Rouelle|t]a et plebem sancte Marie de Scopulo, plebem sancte Marie de Fellonica cum possessionibus et ecclesiis earum, plebem de Casignano, plebem de Porcarella et plebem sancti Andree de Orbe cum ecclesiis et pertinentiis earum, ecclesiam sancte Marie de Villa alba, eccle- siam de Petra Ceruaria, ecclesiam de Campilgole, ecclesiam sancte Crucis de Capaccle et ecclesiam sancti Iohannis de Ioue. Porro castellum Landoline cum sua possessione, ecclesiam sancte Marie de Dignano cum omnibus pertinentiis suis in tuo tuorumque suc- cessorum domnicatu semper permanere censemus. Canonicam vero sancti Feliciani cum omnibus pertinentiis uel ecclesiis suis ita sub uestro statuimus iure persistere, ut nullus ibi prepositus nul- Insque canonicus absque assensu episcopi ordinetur. Prebenda etiam de canonica episcopo attribuatur, quotiens in refectorio cam fratribus reficere uoluerit. Monasterium quoque sancti Saluatoris,

a) ecclesiam auf Rasur (guvor plebem ?).

456 P. Kehr,

ecclesiam sancti Apollinaris, ecclesiam sancti Constantii, ecclesiam sancti Abundii et ecclesiam sancti Eraclii et ommes ecclesias ciui- tatis secundum sanctorum canonum sanctiones in uestra statuimus disposit[ione] et ordinatione persistere. Insuper etiam ecclesiam sancte Christine et ecclesiam sancti Petri de Rotundo et canoni- cam sancti Paterniani cum omnibus pertinentiis earum, monaste- rium sancti Stephani et monasterium de Saluino, sancti [Marti|ni de Morru” cum omnibus pertinentiis earum, [cJanonicam etiam sancti Martini, sancti Andree et sancte Lucie cum omnibus perti- nentiis et ecclesiis earum, ommesque alias ecclesias Fulginensis episcopatus similiter in uestr[a] statuimus dispositione et ordi- natione persistere. Sane redditus de mercato, de portis, de pon- tibus et de stratis ciuitatis et de castro episcopi, uidelicet sancti Feliciani, tibi tuisque successoribus in perpetuum confirmamus, sicut ex antiquo inure et ex regie liberalitatis munificentia Fulgi- nensis hactenus possedit ecclesia, campum qui dicitur sancte Marie, capellam sancti Angeli, campum sancti Abundi de Felecto, campum Frigidi, campum de gualdo et totam terram Bernardi, filii Rigonis, et terram totam, quam dedit Acta comes, Luponis filius, ecclesie sancti Feliciani, et totam terram, que est in Spello et Orcello. Topini quoque fluminis alueum iuxta ciuitatem sic in uestra iuris- dictione® s[erJuandum perpetuo confirmamus, ut molendina omnia, que illic presenti tempore iam constructa sunt aut in futurum construi contigerit et queque illic edificia construentur, nec non omnes serui et ancille atque liberi ad ecclesiam pertinentes sub uestro semper iure aut possessione permaneant. Decernimus ergo etc, Si qua igitur ete. Cunctis autem efc. AMEN. AMEN. AMEN. R. Ego Anastasius catholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss. t Ego Hugo Hostiensis episcopus ss. + Ego Gregorius® presb. card. tit. Calixti ss. t+ Ego Guido presb. card. tit. sancti Grisogoni ss. + Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Prassedix® ss. { Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sauine ss. { Ego Bernardus presb. card. tit. sancti Clementis ss. } Ego Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss. + Ego Ubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem ss. t+ Ego Oddo diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss. + Ego Rodulfas diac. card. tit.” sancte Lucie in Septasolis ss. Tt Ego Gregorius® diac. card. sancti Angeli ss.

b) folgt sancti Angeli de Rosaia ausradiert. ce) iuridictione. d) GG. e) sie.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 457

+ Ego Guido diac. card. sancte Marie a Porticu ss. + Ego Odo diac. card. sancti Nicholai in carcere Tulliano ss.

Dat. Lat. per manum Rolandi sancte Romane ecclesie presby- teri cardinalis et cancellarii, XVI kal. april., indictione IJ, incar- nationis dominice anno M°.C°.L°.III°, pontificatus uero domni Anastasii IIII pape anno primo.

(B. dep.)

8.

Hadrian IV. nimmt die Kirche von Citta di Castello unter dem Prior Jordanus in den apostolischen Schutze, bestdtigt die Regel des h, Augustinus nach der Observanz der Brtider von S. Frediano, die namentlich aufgefiihrten Besitzungen, die Halfte der stddtischen Zehnten und den vierten Teil der Zehnten und Oblationen aus thren Tauf- kapellen, den vierten Teil der Hinkiinfte des vom Bischof verliehenen Marktes, verletht das Wahlrecht, verbietet die Entfremdung des Kirchen- besitzes und den Bau neuer Kirchen in der Parochte ohne Erlaubnis.

Rom bei S. Peter 1155 Januar 12.

Orig. Citta di Castello Arch. capitolare. Abschrifien saec. XVIII in A. Certini Catalogo de’ prevosti della catedrale Castellana; in Dom. Pazzi Serie det proposti I p.115; in Raccolta di memorie della chiesa cattedrale p. 18; in G. Paolucci Monumenta vetusta p. 6, sdimtlich in Citta di Castello Arch. capitolare. Abschrift saec. XVIII in den Scheden von Joseph Garampi Rom Vat. Arch. und im Iul. Mancina Enuntiativae genealogicae I f. 2 Poggitazet Arch. Magherint Graziani.

Reg. J-L. 9977 nach (Muzi) Memorie ecclesiastiche e civili dh Citta di Castello IT 86. Der Text selbst wiederholt ziemlich wért- lich das Privileg Anastasius’ IV. von 1153 Okt. 26 J-L. 9751. Vol. Italia pontif. IV 103 n. 11.

ADRIANVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILOS IORDANO PRIORI CASTELLANE ECCLESIE EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Religiosam uitam eligentibas.

R. Ego Adrianus catholice ecclesie episcopus ss. BY. {+ Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss. + Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sauine ss. + Ego Iulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss. + Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss. + Ego Astaldus presb, card. tit. sancte Prisce ss.

458 P, Kehr,

+ Ego Gerardus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. + Ego Johannes presb. card. sanctorum Iohannis et P(auli) tit. Pamachii ss. + Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum®. + Ego Guido diac. card. sancte Marie in Porticu ss. + Ego Johannes diac. card. sanctorum Sergii et Bachi ss. + Ego Odo diac. card. sancti Nicholai in carcere Tulliano ss.

Dat. Rome apud sanctum Petrum per manum Rolandi sancte Romane ecclesie presbyteri cardinalis et cancellarii, IL id. ian., indictione III", incarnationis dominice anno M°.C®.L°. ITIT®, ponti- ficatus uero domni ADRIANI pape ILIT anno primo.

—— (B. dep.)

° @) 80 im Orig., zu ergdnzen ist Nerei et Achillei ss. Hierauf’ folgé noch einmal + Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sauing. Doch wurde diese Sub- skription dann wieder gettlgt.

9.

Hadrian IV. nimmt das Bistum Valva unter dem Bischof Sige- nulf nach dem Vorgange Innocenze’ II. im den apostolischen Schutz und bestitigt die Besitzungen und Didzesangrenzen.

Lateran 1156 Dezember 20.

Orig. Sulmona Arch. della cattedrale di S. Pamfilo.

Vol. Gétt. Nachr. 1898 8. 819 n. 7 und Italia pontificia IV 255 nm. 13. Ich folge einer Abschrift, die mir Mons. P. M. Bawmgarten gutigst zur Verfligung stellie. Der Text wiederholt ewm Teil die Vor- urkunde Innocene’ I. von 1138 Marz 25 (ed. Faraglhia Cod. dipl. Sulmonese I 43 n. 83); diejenige Eugens III. ist dagegen nicht er- halten.

ADRIANVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. VENE- RABILI FRATRI SIGINVLFO VALVENSI EPISCOPO EIVSQVE SVC- CESSORIBVS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | In eminenti apostolice sedis specula disponente Domino constituti, fratres nostros episcopos tam wicinos quam longe positos fraterna caritate diligere et ecclesiis, quibus | Domino militare noscuntur, suam debemus iusticiam conseruare. Eapropter, uenerabilis in Christo frater Siginulfe episcope, tuis iustis postulationibus cle- menter annuimus | et predecessorum nostrorum felicis memorie INNocentii et EVGenii Romanorum pontificum uestigiis inherentes, Valuensem ecclesiam, cui Deo auctore preesse dinosceris, sub beati Petri et nostra protectio|ne suscipimus et presentis scripti priuilegio

Pe

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens ITI. 459

communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pon|tificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis Deo propitio poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus | exprimenda uocabulis: ecclesiam uidelicet sancti Pelini, ubi episcopalis habetur sedes, cum castello de Pentoma et cum castello de Victorrita cum omnibus pertinentiis suis, plebem sancti Pamphili cum omnibus suis pertinentiis, | ecclesiam sancti Viti et sancti Petri in Pacentro, in rocca Ingelberti ecclesiam sancti Bartholomaei et ecclesiam sancti Nicolai, ecclesiam sancte Marie in Sancro cum omnibus suis pertinentiis, ecclesiam sancti Nicolai in Aqua Sonella, ecclesiam sancti Nicolai et ecclesiam sancti Christo|fori” in Pectorano, ecclesias sanctorum Marcelli et Vincentii in Flaturno, ecclesiam sancti Petri in Fano, ecclesiam sancti Iohannis in Squintrone, ecclesiam sancti Angeli in Preza, ecclesias sancti Petri et sancti Saluatoris, sancte Petronille, sancte Marie, sancte Iuste, sancti Viti et sancti | Pancratii et sancti Venantii, que sunt in Raiano, ecclesias sancte Marie et sancti Nicolai, que sunt in Rocca, ecclesiam sancti Sebastiani, que est in Ruza capra, ecclesias sancti IJohannis, sancti Saluatoris, sancti Laurentii et sancti Nicolai et sancte Felicitatis, que sunt in | Peri”, ecclesias sancti Laurentii, Blasii et Stephani, que sunt in Bussi, ecclesiam sancti Stephani, que est in Colle, ecclesiam sanctg Trinitatis, que est in Sutrio, ecclesiam sancti Martini, Iuuenalis, Victorini et sancti Iohannis, que sunt in Trite, ecclesiam sancti Vilti, que est in Furca, ecclesias sancti Valentini, Nicolai, sancti Marci, sancti Saluatoris, sancti Egidii, sancti Donati, sancte Marie et sancte Lucie, que sunt in Ofene, ecclesias sancti Cipriani, sancti Victorini, sancti Leonardi, sancti Petri, sancti Pauli, sancti | Ni- colai, que sunt in Carapelle, in Cerrule ecclesiam sancte Marie, in ciuitate Ardingi ecclesiam sancti Egidii, in Mamenacu mona- sterium sancte Marie et sancti Peregrini martiris, in Inperellu monasterium sancti Benejdicti cum omnibus pertinentiis suis, in Ansedona ecclesias sancte Marie et sancti Pauli, in Senizo ecele- siam sancte Marie, in Barisano ecclesias sancti Thome et sancti Flauiani, ecclesiam sancti Victorini cum tota hereditate, que est in Ofecze et | in Casule, in Foniano ecclesiam sancte Marie et ecclesias sanctorum Petri et Inuenalis, hospitale de Campana,

a) sancti Leonardi tm Privileg Innoceng’ IT. b) so Orig. statt Poperi (heute Popoit).

460 P. Kehr,

ecclesiam sancte Agnetis in Fontecle, ecclesiam sancte Marie de Ponte cum omnibus suis pertinentiis, in Goriano ecclesiam sancti Smaracdi cum tota herelditate sua et sancti Iohannis, in Pretorio ecclesiam sancti Sauini, in Beffi ecclesiam sancte Marie, in Molina ecclesias sancte Marie et sancti Nicolai, in Sicenali ecclesiam sancti Quirici, in castello Idegerii ecclesiam sancte Marie, in Goriano ecclesias | sante Crucis et sancti Nicolai et sancte Marie, in monte de Vrsa ecclesiam sancte Crucis cum omnibus suis pertinentiis, in castello Iohannis Alberici ecclesiam sancti Christofori, in Furca ecclesiam sancti Iohannis, monasterium sancte Marie in Quingque milibus cum | omnibus suis appenditiis et hospitale, ecclesiam sancti Tohannis in Squintrone, ecclesiam sancti Nicholai in Salle cum omnibus pertinentiis suis. Ad pacem igitur et stabilitatem sancte Valuensis ecclesie perpetuo conseruandam presentis decreti tenore | sancimus, ut uniuersi parochie fines, sicut antecessoribus? usque hodie possessi sunt, ita omnino integri tam tibi quam tuis suc- cessoribus in perpetuum conseruentur; qui uidelicet termini [a] parte Teatini comitatus ab eo loco, quo Sanger | fluuius dicitur® decurrentem rinum in se, qui fossatum Loparelli dicitur, intendunt se per portellas siue columpnas et per uallem de Taranta et per ingum montis, qui Coccia dicitur, subinde per iugum montis Vrse in staffilum inter montes iuxta decur|sum Piscarie, a parte autem Pinnensis comitatus porrigunt se in forcam de Penne et in furcam de Cannatino et in clinum montis Sigille, deinde amplectuntur montem Christi et protendunt se in montem Cinerarium-et per | columpnam defixam in loco, qui Forfonis dicitur, in ualle Araldi, a parte uero Marsicani comitatus intenduntur a ualle Araldi in montem de Celici et in serram de Camblo [atque in] furcam Miz- zulam, deinde in Roborem et | in Ceturum et in campum Doloris mei, qui uulgo campus Olomei confuse uocatur, et in Carritam et in columpnellas de campo Mezo, ubi oritur Sanger fluuius, et per decursum et redeunt in predictum fossatum Lolparelli. De- cernimus ergo ut etc. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN.

R. Ego Adrianus catholice ecclesig episcopus ss. BV.

+ Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss.

} Ego Cinthius sancte Rufine et Portuensis ecclesie episcopus ss. + Ego Gregorius Sabinensis episcopus®.

t Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss.

¢) so Orig. statt ab antecessoribus tuis. a) statt accipit, wie im Privileg Innocenz’ II. steht. e) fehit ss.

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Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 461

+ Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sanine ss. + Ego Iulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss.

+ Ego Bernardus presb. card. tit. sancti Clementis ss. + Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.

{+ Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss.

+ Ego Iohannes presb. card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss. + Ego Odo diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss. + Ego Guido diac. card. sancte Marie in Porticu ss.

+ Ego Iohannes diac. card. sanctorum Sergii et Bachi ss.

Dat. Lat. per manum Rolandi sancte Romane ecclesie presby- teri cardinalis et cancellarii, XIII kal. ian., indictione V, incar- nationis dominice anno M°.C°.L°.VI°, pontificatus uero domni Adriani pape ITII anno tertio.

(B.)

10.

Alexander III. wimmt die Kirche von Citta di Castello unter dem Prior Jordanus in den apostolischen Schutz und bestdtigt die Be- sitzungen und Rechte. Verolt 1170 Mai 21.

Orig. Citta di Castello Arch. capitolare. Abschriften saec. AXVIIL wie be Nr. 8.

Reg. J-L. 11796 nach (Muzi) Mem. eccl. II 88. Wortliche Wiederholung des Privilegs Hadrians IV J-L. 9977 (oben Nr. 8). Vol. Italia pontif. IV 103 n. 12.

ALEXANDER EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI DJI- LECTIS FILMS IORDANO PRIORI CASTELLANE ECCLESIE EIVS- QVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANO- NICAM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Officii nostri nos.

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.

+ Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem ss.

+ Ego Iohannes presb. card. sanctorum Iohannis et Pauli tit. Pa- machii ss.

+ Ego Ildebrandus basilice XII Apostolorum presb. card. ss.

+ Ego Iohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.

+ Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss.

462 P. Kehr,

+ Ego Guil(elmus) presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. + Ego Boso presb. card. sancte Pudentiang tit. Pastoris ss. + Ego Theodinus presb. card. sancti Vitalis tit. Vestine ss.

+ Ego Iac(inctus) sancte Marie in Cosmydyn diac. card. ss.

+ Ego Ardicio diac. card. sancti Theodori ss.

+ Ego Cinthyus diac. card. sancti Adriani ss.

+ Ego Hugo diac. card. sancti Eustathii iusta templum Agrippe ss.

+ Ego Petrus diac. card. sancte Marie in Aquiro ss.

Dat. Verul. per manum Gratiani sancte Romane ecclesie sub- diaconi et notarii, XII kal. iunii, indictione Il], incarnationis do- minice anno M°. C°, LXX°, pontificatus uero domni Alexandri pape

III anno undecimo. (B. dep.)

U1.

Alexander ITT, nimmt das Bistum Valea unter dem Bischof Oderisius nach dem Vorgange Innocenz’ II., Eugens LIT. und Hadrians IV. in den apostolischen Schutz und bestdtigt die Besitzungen und Diizesangrenzen. Tusculanum 1172 September 30.

Orig. San Pelino Arch. capitolare.

Das Original dieser bislang unbekannten Urkunde war, als Dr. Klinkenborg Sulmona und Pentima besuchte, verschollen (vgl. Gott. Nachr. 1898 S. 296). Jiingst fand es der Kanonikus Nicola Colella im Privatbesitz wieder auf und restituierte es dem Kapitelarchiv der Kathedrale San Pelino bet Pentima, zugleich mit einer Kopie der Bulle Lucius’ III. von 1183 Marz 26 und dem Original von Honorius TIT. von 1228 Marz 16.— Der Text wiederholt ziemlich wortlich die Vorurkunde Hadrians IV. von 1156 Dezember 20 (oben Nr. 9). Vol. Lialia pontif. IV 256 n. 18.

ALEXANDER EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. VENE- RABILI FRATRI ODERISIO VALVENSI EPISCOPO EIVSQVE SVC- CESSORIBVS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | In eminenti apostolice sedis specula disponente Domino constituti, fra- tres nostros episcopos tam uicinos quam longe positos fraterna earitate diligere et ecclesiis, quibus | Domino militare noscuntur, suam debemus iustitiam conseruare. Eapropter, uenerabilis in Christo

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 463

frater Oderi(sie) episcope, tuis iustis postulationibus clementer annuimus | et predecessorum nostrorom felicis memorie Innocentii, Engenii et Adriani Romanorum pontificum uestigiis inherentes, Valuensem ecclesiam, cui Deo auctore preesse dilnosceris, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priui- legio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, que- cumque bona eadem ecclesia in | presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante | Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis: ecclesiam uidelicet sancti Pelini, ubi| episcopalis habetur sedes, cum castello de Pentoma et cum castello de Victorrit[a] cum om- nibus pertinentiis, plebem sancti Pamphili cum omnibus pertinentiis | suis, ecclesiam sancti Viti et sancti Petri in Placentro, in rocca Ingelberti ecclesiam sancti Bartholomei et ecclesiam sancti Nicholai, ecclesiam sancte Marie in Sancro cum | omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Nicholai et ecclesiam sancti Christofori in Pecto- rano, ecclesias sanctorum Marcelli et Vincentii in Flaturno, ec- clesiam sancti Petri in Fano, | ecclesiam sancti Iohannis in Squin- trone, ecelesiam sancti Angeli in Preza, ecclesias sancti Petri et sancti Saluatoris, sancte Petronille, sancte Marie, sancte Iluste, sancti Viti et sancti | Panchratii et sancti Venantii, que sunt in Raiano, ecclesias sancte Marie et sancti Nicholai, que sunt in Rocca, ecclesiam sancti Sebastiani, que est in Ruza capra, ecclesias | sancti Iohannis, sancti Saluatoris, sancti Laurentii, sancti Nicholai et sancte Felicitatis, que sunt in Peri”, ecclesias sancti Laurentui, Blasit et Stephani, que sunt in Bussi, ecclesiam ‘sancti | Stephani, que est in Colle, ecclesiam sancte Trinitatis, que est in Sutrio, ecclesiam sancti Martini, Inuenalis, Victorini et sancti [ohannis, que sunt in Trite, ecclesiam sancti | Viti, que est in Furca, ecclesias sancti Valentini, Nicholai, sancti Marci, sancti Saluatoris, sancti Egidii, sancti Donati, sancte Marie et sancte Lucie, que sunt in Ofene, | ecclesias sancti Cipriani, sancti Victorini, sancti Leonardi, sancti Petri, sancti Pauli, sancti Nicholai, que sunt in Carapelle, in Cerrule ecclesiam sancte Marie, in ciuitate Ardingi | ecclesiam sancti Egidii, in Manenacu monasterium sancte Marie et sancti Peregrini martiris, in Perellu monasterium sancti Benedicti cum omnibus pertinentiis suis, in | Ansedona ecclesias sancte Marie et

sancti Pauli, in Senizo ecclesiam sancte Marie, in Barisano ecclesias

a) In peri Orig. statt in Poperi (jetzt Popolt).

464. P. Kehr,

sancti Thome et sancti Flauiani, ecclesiam sancti Victorini | cum tota hereditate, que est in Ofecze et in Casule, in Foniano eccle- siam sancte Marie et ecclesias sanctorum Petri et Iuuenalis, hospi- tale de Campina, ecclesiam sancte Agnetis | in Fontecle, ecclesiam sancte Marie de Ponte cum omnibus pertinentiis suis, in Goria[no] ecclesiam sancti Smaracdi cum tota hereditate sua et sancti Io- hannis, in Pretorio | ecclesiam sancti Sauini, in Beffi ecclesiam sancte Marie, in Molina ecclesias sancte [MJarie et sancti Nicholai, in Sicenali ecclesiam sancti Quirici, in castello Idegerii ec|clesiam sancte Marie, in Goriano ecclesias sancte Crucis et sancti Nicholai et sancte Marie», in monte de Vrsa ecclesiam sancte Crucis cum omnibus suis pertinentiis, in castelllo Iohannis Alberici ecclesiam sancti Christofori, in Furca ecclesiam sancti Johannis, monaste- rium sancte Marie in Quingue milibus cum omnibus suis appen- diciis et hospitale, ecclesiam sancti | Iohannis in Squintrone, ec- clesiam sancti Nicholai in Salle cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam”® sancti Nicholai in Aqua Sonella. Ad pacem igitur et stabilitatem sancte Valluensis ecclesie perpetuo conseruandam pre- sentis decreti tenore sancimus, ut uniuersi parrochie fines, sicut a tuis® antecessoribus usque hodie possessi sunt, ita omnino integri tam tibi quam | tuis successoribus in perpetuum conseruentur; qui uidelicet termini a parte Teatini episcopatus ab eo loco, quo Sanger flunius dicitur? decurrentem riuum in se, qui fossato Lulparelli dicitur, intendunt se per portellas siue columpnas et per uallem de Taranta et per iugum montis, qui Coccia dicitur, subinde per jugum montis Vrse | in staffilum inter montes iuxta decursum Piscarie, a parte autem Pinnensis comitatus porrigunt se in fur- cam de Penne et in furcam de Cannatino et in cliuum | montis Sigille, deinde amplectuntur montem Christi et protendunt se in - montem Cinerarium et per columpnam defixam in loco, qui For- fone dicitur, in ualle Araldi,| a parte uero Marsicani comitatus intenduntur a ualle Araldi in montem de Celici et in serram de Cambio et in furcam Miczulam, deinde in Roborem et in Ceturum et in campum | Doloris mei, qui uulgo campus Olomei confuse uocatur, et in Carritam et in columpnellas de campe Mezo, ubi oritur Sanger fluuius, et per decursum eius redeunt in predictum fossatum Loparelli. | Decernimus ergo ete. Si qua igitur etc. Cunctis autem efc. AMEN. AMEN. AMEN. |

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.

b) sancte corr. aus sancti und Marie auf Rasur. ¢) ecclessam Or. ad) zuerst bloL sicut (wie in der Bulle Hadrians’ IV.). ) ef. oben S. 459 not. d.

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens ITI. 465

+ Ego Bernardus Port(uensis) et sancte Rufine episcopus ss. t Ego Gualterius Albanensis episcopus ss. + Ego Iohannes presb. card. sanctorum Iohannis et Pauli tit. Pa- machii ss. + Ego Guillelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. + Ego Boso presb. card. sancte Pudent(iane) tit. Pastoris ss. + Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss. { Ego Iohannes presb. card. tit. sancti Marci ss. + Ego Ardicio diac. card. sancti Theodori ss. + Ego Cinthyus® diac. card. sancti Adriani ss. t Ego Hugo diac. card. sancti Eust(achii) iuxta templum Agrippe ss.

Dat. Tusculan. per manum Gratiani sancte’ Romane ecclesie subdiaconi et notarii, IL kal. octob., indictione VI, incarnationis dominice anno M®, C®°. LXX°. IT°, pontificatus uero domni Alexandri pape ITI anno quartodecimo.

(B. dep.)

€) corr. aus Cintyhyus.

12.

Alexander III. entscheidet den Streit zwischen dem Bischof Be- nedikt von Marsi und dem Abt von S. Pietro di Ferentillo tiber die Kirche in Pazano. (1174).

Inseriert in das Reskript Innocenz 1IT von 1209 Mai 14 (Ori- ginal im Archiwio vescovile in Pescina de Marsi).

Vol. Italia pontif. IV 242 n. 18. Die Abschrifi besorgte Dr. A. Ruppel.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra-_ tribus Benedicto Marsicano et Iohanni Signino episcopis salutem et apostolicam benedictionem. Postquam nuntium et litteras uestre fraternitatis recepimus, quas super ecclesia sancti Petri de Pazano nobis nouissime direxistis, continuo nuntius uenerabilis fratris nostri T(ransarici) Spoletani episcopi et . . abbatis sancti Petri de Feren- tillo superueniens eum” nobis super eadem causa litteras presen- tauit, in quibus suam sibi, sicut et uos uestram, postulabat iusti- tiam conseruari. Verum eius et uestris litteris plenius intellectis et tam monachis suis quam nuntio uestro coram nobis presentibus, post aliquantam contentionem uerborum, quibus ad inuicem discep- tarunt, ex eorum confessione cognouimus, quod prefata ecclesia de

a) eius.

466 P. Kehr,

Pazano ad ius et dispositionem monasterii de Ferentillo pertinet, quod preter Romanum pontificem nullum habet prepositum uel magistrum. Retulit autem nuntius uester et nuntius prefati epi- scopi recognouit, quod clerici, qui in ecclesia ipsa consistunt, a te, frater Marsicane, ordines receperunt et, licet tibi obedientiam et reuerentiam promisissent et quidam ex eis fidelitatem fecissent, contra interdictum tamen uestrum quidam etiam excommunicati celebrare missarum sollempnia presumpserunt. Nuntius autem eiusdem episcopi et prefati monachi constanter et firmiter pro- ponebant, quod prefatum monasterium tam in capite quam in mem- bris omnimoda libertate gaudebat et propter hoc tibi, frater Mar- sicane, proponebant nullatenus licuisse in eius monachos uel clericos excommunicationis uel interdicti sententiam promulgare. Ceterum ex hoc quod contra interdictum tuum, frater Signine, qui uices

nostras in illis partibus geris, cantarunt, [iJam dictus episcopus

els iuxta mandatum [tuum], sicut ex litteris [suijs et nuntii rela- tione accepimus, penitentiam dignam iniunxit. Nos autem, auditis utriusque partis rationibus et allegationibus, cum eidem contro- uersie iamdiu uoluissemus debitum finem imponere, auctoritate apostolica duximus statuendum, ut capellanum, quem abbas de Fe- rentillo in ecclesia de Pazano preferre uoluerit, Marsicano episcopo representet, a quo, si idoneus fuerit, curam animarum suscipiat et ei, sicut alii capellani consueuerunt, fidelitatem faciat, ita quidem, quod de plebis cura episcopo Marsicano respondeat et abbati de Ferentillo pro temporalibus subiectionem debitam debeat exhibere. Uniuersi etiam clerici, qui ibidem fuerint, eidem Marsicano sicut proprio episcopo reuerentiam et obedientiam impendant et ad ca- pitulum eius, sicut ceteri capellani et clerici episcopatus, sine con- tradictione accedant et quod in eodem capitulo ad honorem Dei et ecclesie statuetur, suscipiant et obseruent et, si terram illam subiecerit interdicto, neque monachis neque clericis, qui in pre- scripta ecclesia fuerint, liceat populo illius terre diuina officia celebrare, sed monachi clausis ianuis, non pulsatis tintinnabulis, exclusis excommunicatis et interdictis, suppressa uoce, singulariter sibi et familie sue officia poterunt celebrare diuina. Verum in monachos excommunicationis uel interdicti sententiam promulgare nullam prorsus Marsicanus episcopus facultatem habebit, sed, si quam aduersus eos querelam habuerit, ad audientiam Romane ec- clesie uel ad abbatem de Ferentillo, si secum exinde amicabiliter conuenire non poterit, proferat”. Consuetos autem redditus, quos

b) perferant,

I

a ne Ae

woe

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 467

tu, frater Marsicane, et antecessores tui ex antiquo de prescripta ecclesia consueuistis habere, tibi et successoribus tuis precepimus sine diminutione persolui. Quia uero contra interdictum uestrum predicti clerici et quidam ex eis etiam excommunicati cantare pre- sumpserunt, mandauimus, ut prenominatus episcopus eos uobis faciat presentari, satisfacturos pariter et absolutionem a uobis salubriter percepturos. Hec autem, sicut a nobis statuta sunt, memorato episcopo precepimus obseruare, nichilominus uobis pre- cipientes, ut hee eadem inuiolabiliter obseruetis.

13.

Alexander III. nimmt das Kloster SS. Pietro e Paolo bet der Marmorbriicke in Rimini unter dem Abt Benedikt nach dem Vorgange Innocenz’ II. in den apostolischen Schutze und bestdtigt die Besitzwngen und Rechte. Ferrara 1177 Mai 5.

Romualdus Serra Series chronologica omnium veterum monumen- torum insignis abbatiae Ariminensis ss, Petri et Pauli ac Iuliani mart., ms, v. 1732, Rimini Bibl. Gambalunga p. 89, und Jos. Garampt Schedae, ms. s. XVIII, ebenda; beide aus dem verlorenen Registrum s. Juliani s. XIV fol. 6.

Vogl. Italia pontif. IV 172 n. 6. Nach Abschrift von Dr. A. Ruppel.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Be- nedicto abbati monasterii beatorum apostolorum Petri et Pauli iuxta pontem marmoreum Ariminensis ciuitatis siti eiusque fratribus tam presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpe- tuum. Quotiens illud a nobis petitur, quod religioni et honestati conuenire dignoscitur, animo nos decet libenti concedere et peten- sium desideriis congruum impertiri suffragium. Hapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et pre- fatum monasterium, quod beati Petri iuris existit, ad exemplar bone memorie Innocentii pape sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecumque bona idem monasterium in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione etc. illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis: plebem sancti Martini de Burdunclo cum capella sua et terris siluis et omnibus suis pertinentiis, curtem sancti Paterniani in eadem plebe cum omnibus suis appendiciis, tres archus de ponte marmoreo cum terris casis et turribus, terram quoque sancte Romane ecclesie, que est posita inxta ipsum pontem et habet

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1909. Heft 4. 34

468 P. Kehr,

a primo latere pontem ipsum, a secundo montem de Furcha, a tertio mare, a quarto terram Artinacam cum flumine, quod inde currere consueuit, ecclesiam sancte Marie in Curte cum mansis et mansionibus, que posita est in posterula ducum, decimas quoque omnium terrarum uestrarum, sicut a predecessoribus nostris uobis concesse sunt et scriptis eorum firmate. Ad hee auctoritate uobis apostolica duximus|indulgendum, ut liceat uobis in territorio, quod de concessione Romane ecclesie possidetis, ecclesiam, episcopo in- requisito, construere, saluo tamen in populo episcopali iure diocesani episcopi. Prohibemus insuper, ut nullus in terris monasterii uestri sine uestro uel successorum uestrorum assensu ecclesiam uel orato- rium edificare presumat. Sepulturam quoque ipsius loci liberam esse decernimus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati, qui se illic sepeliri deliberauerint, nisi excommunicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mor- tuorum corpora assumuntur. Obeunte uero te nunc eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet surrep- tionis astutia seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum; electus autem a Romano pontifice uel a diocesano episcopo munus benedictionis recipiat, si idem episcopus gratis et absque difficultate et graua- mine et sine fidelitatis exactione ipsum uoluerit benedicere; alio- quin a quo maluerit catholico episcopo benedictionem recipiendi liberam habeat facultatem. Chrisma uero, oleum sanctum, conse- crationes altarium seu basilicarum, ordinationes monachorum, qui ad sacros ordines fuerint promouendi, a diocesano suscipietis episcopo, siquidem catholicus fuerit et gratiam atque communionem apostolice sedis habuerit et ea gratis et absque ulla prauitate uobis uoluerit exhibere; alioquin liceat uobis quem malueritis adire antistitem, qui nostra fultus auctoritate quod postulatur indulgeat. Prohibemus insuper, ut non liceat Ariminensi episcopo ecclesias uestras uel earum ministros nouis et indebitis exactionibus fatigare. Conuentionem autem inter Oppizonem quondam Ariminensem episco- pum et Ubertum predecessorem tuum, fili abbas, super quibusdam ecclesiis factam, sicut de libero et spontaneo assensu partium sine prauitate facta est et hactenus obseruata, ratam habemus et fir- mam eamque auctoritate apostolica confirmamus. Decernimus ergo, ut nulli omnino hominum liceat prefatum monasterium temere per- turbare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere minuere seu quibuslibet uexationibus fatigare, sed illibata omnia et integra conseruentur, eorum, pro quorum gubernatione et sustentatione

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 469

concessa sunt, usibus omnimodis profatura, salua sedis apostolice auctoritate. Ad indicium autem, quod idem locus beati Petri iuris existat, duodecim denarios Lucensis monete nobis nostrisque suc- cessoribus annis singulis persoluetis. Si qua igitur ete. Cunctis autem etc. Amen.

Datum Ferrarie per manum Gratiani sancte Romane ecclesie subdiaconi et notarii, III nonas maii, indictione X, incarnationis dominice anno MCLXXVII, pontificatus uero domini Alexandri pape II anno XVIII.

14.

Alexander III. nimmt auf die Fiirbitte des Bischofs Petrus die Stadt Citta di Castello mit allem Zubehér in den apostolischen Schutz, gegen juhrliche Zahlung von 1 Luccheser Schilling fiir jeden Herd.

Anagnmi 1178 Januar 14.

Kopie von 1266 Citta dt Castello Arch. comunale. Kopie saec. XVIII in A. Certini Annali istorict di Citta di Castello vol. II, Citta di Castello Arch. capitolare; in GB. Ciappetts Registro di tutte le bolle etc. che si conservano nell’ archivio segreto della Comunita dt Cittt di Castello, ib.; in Iulii Mancini Enunciativae genealogicae et alia notabilia vol. I f. 10 Poggitaezi Arch. Magherini Graziani.

Cit. J-L. 13011 nach (Muzi) Memorie civili di Citta di Castello I i5. Vol. auch Mazzatinti Gli archivi della storia d'Italia II 332. Die Urkunde wiederholt das Privileg Lucius’ II J-L. 8664, Vzgl. Italia pontif. IV 105 n. 3. Kopiert von Dr. F. Schneider.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis fils bonis hominibus maioribus et minoribus de ciuitate que dicitur Castelli tam presentibus quam futuris in perpetuum. Cum ex iniuncto nobis a Deo apostolatus offitio uniuersis catholice ecclesie filus debitores existamus, illis tamen, qui ad sedem apostolicam spe- tialius pertinere noscuntur, nos conuenit attentius imminere. Quia igitur beati Petri iustitiam cognoscentes, ipsius patrocinium per uenerabilem fratrem nostrum P. episcopum uestrum supliciter postu- latis, uotis uestris paterna benignitate annuimus atque locum ipsum cum omnibus suis pertinentiis, qui ex antiquo sedis apostolice iuris esse dignoscitur, et personas uestras cum bonis et possessionibus, que in presentiarum iuste et legitime possidetis aut in futurum ra- tionabilibus modis poteritis adipisci, sub eiusdem apostolorum prin- cipis et nostra protectione suscipimus et presentis scripti patro-

cinio communimus, apostolica auctoritate prohibentes, ut nulli om- 34*

470 P. Kehr,

nino hominum liceat eundem locum et que ad ipsum pertinent uel uestras personas temere perturbare aut bona sine possessiones uestras auferre retinere minuere siue quibuslibet molestiis fati- gare. Ad indicium autem, quod idem locus beati Petri iuris existat, et huius a sede apostolica percepte protectionis per sin- gulos focos denarium unum Lucensis monete in festiuitate beato- ram apostolorum Petri et Pauli nobis nostrisque successoribus” annis singulis persoluetis. Si quis autem huius nostre constitu- tionis paginam sciens contra eam temere uenire temptauerit, se- cundo tertioue commonitus, si non satisfactione congrua emenda- uerit, potestatis honorisque sui dignitate careat reumque se dinino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri Iesu Christi alienus fiat atque in extremo examine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri Iesu Christi, quatinus et hic fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. Amen. Amen. Amen.

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Manfredus Prenestinus episcopus ss. t+ Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss. + Ego Boso presb. card. sancte Pudentiane tit. Pastoris ss. + Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. + Ego Iacinctus diac. card. sancte Marie in Cosmydin® gg. + Ego Laborans diac. card. sancte Marie in Porticu ss. {+ Ego Rainerius diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss. Dat. Anagnie per manum Gratiani sancte Romane ecclesie subdiaconi et notarii, XVUUI kal. februarii, indictione XT*, incar- nationis dominice anno M°. C°. LXXVII, pontificatus uero domini Alexandri pape JIT anno XVITII.

a) succesoribus. b) Cosmydan.

15.

Alexander III. nimmt die Kathedralkirche in Ancona unter dem Archidiakon Matthaeus in den apostolischen Schutz und bestdtigt die Besitzungen, Oblationen und Gewohnheiten.

[Lateran 1179/ Januar 19.

Orig. Ancona Arch. capitolare. Abschrift Garampi’s s. XVIII Rom Arch. Vaticano (Fondo Garampi).

Vol. Gott. Nachr. 1898 8. 35 n. 6 und Italia pontif. IV 197 n. 2. Das Original ist durch Feuchtigheit zum griften Teil zerstort.

a Pere

!

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 471

Auch Garampi vermochte zu seiner Zeit nicht viel mehr zu ail wie wir.

ALEXANDER EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI DILEC- TIS FILUS MATHEO ARCHIDIACONO ANCONITANE ECCLESIE EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS [CA- NONICE] SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | Effectum iusta postulantibus indulgere, et uigor equitatis et ordo exigit rationis, presertim quando petentifum uoluntjatem et pietas adiuuat | et ueritas non relinquit. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et ecclesiam uestram, in qua diuino | estis obsequio mancipati, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum [uel] | [princi]pum, obla- tione fidel[ium] seu aliis iustis modis prestante Domino [poterit] adipisci, firma uobis uestrisque successoribus in perpetuum et illi- bata permaneant. In quibus | [hec propriis duximus ex]primenda

uocabulis: [ a . * . * * ° e ° e e e e . ° . . ° ° ecclesiam sancti Taraci 0 cum omnibus ad eandem [ecclesiam per- tinentibus cum . . . . . .Js uineis agris oliuetis

canetis vay pascuis riuis fontibus salectis | [.

.] dimidiam partem cblationnm ad cospors sunctoruni [in cae ecclesia quiescentium oblataram uel redditus plebis|[. . . . . . « olblationi- bus [in festo] pasche et fits: Doin: Gans Prdnsbertus, Mar- cellinus et Bernardus Anchonitani quondam e[piscopi

Se ae fies .], secunda feria pro mortuis oblata- ram, qnod mansionario > ipsins ecclesie in festo Omnium sanctorum et familiaribus | [|

.| et redditus uniuersos a Specuts ee et ‘aliis ont ficibus eiusdem ecclesie rationabilit[er | felts : .| wobis et ecclesie dante Auctoitats apoute lies i feemiaiee Antiquas etiam et rationabil[es consuetu- dines . . . . . .]S easque sancti- mus illibatas fataris temporibas permaners. Decernimus | erg[o, ut nulli omnino hominum liceat eandem ecclesiam] temere pertur- bare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere minuere

seu quibuslibet uexa[tionibus fatigare, sed omnia integra conser-

uentur, eorum, pro quorum] gubernatione ac sustentatione con- cessa sunt, [usibus] omnimodis profutura, salua sedis apostolicg |

472 P, Kehr,

[auctoritate et diocesani episcopi canonica iustitia]. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona hance nostre constitu- tionis paginam | [sciens contra eam temere uenire temptauerit, se- cundo ter|tioue commonita, nisi reatum suum digna satisfa(ctione corre]xerit, potestatis honorisque sui | [dignitate careat reamque se dinino iudicio existere de perpetrata] iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac san[guine Dei et] domini redemptoris nostri Tesu Christi aliena fiat | [atque in extremo examine districte ul- tioni subiacjeat. Cunctis autem eidem loco sua iura [seruantib]us sit pax domini nostri Jesu Christi, quatenus | [et hic fructum bone actionis percipijant et apud districtum [iudicem plremia eterne pa- cis inueniant. AMEN. [AMEN. AMEN,] | R. =e ee lve ae ss. BV.

rae

" [Dat a as . . per manum Alberti] sce “Romane ecclesi¢ [presbyteri ordeal et cancellarii, XITIL” kal. febr., in- dictione [. . . .], incarnationis domimice anno[. . . . . . .j.

(B. dep.)

a) ich glaube noch Reste von 13 Kardinalsunterschriften zu erkennen. b) IV Garampi.

16.

Alexander IIT. nimmt das Kloster des h. Sabinus bei Fermo unter dem Abt Adam in den apostolischen Schute und bestdtigt die genannten Besitzungen und Rechte. Anagni 1179 Oktober 10.

Orig. Fermo Arch. capitolare. Kopie s. XVII ebenda.

Vol. Italia pontificia IV 141 n. 38. Nach der von Dr. A. Ruppel angefertigten Abschrift.

ALEXANDER EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI DILEC- TIS FILOS ADE ABBATI SANCTI SAVINI FIRMANI EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Effectum iusta postu- lantibus indulgere, et uigor equitatis et ordo exigit rationis, pre- sertim quando petentium uoluntatem et pietas adinuat et ueritas non | relinquit. Eapropter, dilecti in Domini filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et prefatum monasterium sancti Sauini Firmani, in quo diuino mancipati | estis obsequio, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecumque bona|idem monasterium impresentiarum iuste et canonice possidet aut

pina ee ote Gee ee eae

Nachtrige zu den.Papsturkunden [taliens III. 473

in futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu | aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hee propriis duximus exprilmenda uocabulis: plebem sancti Archangeli sitam in fundo Reiano cum omnibus suis perti- nentiis, medietatem castelli Ripe cum litore maris et piscatione et omnibus, que | ad totam predicti castelli curtem pertinent, puellare monasterium sancti Petri situm in fundo Monteriano cum perti- nentiis suis, ecclesiam sancti Laurentii sitam in fundo | Fructeriano, quicquid iurijs] habetis in ecclesia sancti Angeli sita in fundo Mon- teriano, et totum ius, quod habetis in castro Monteriano, monaste- rium sancti Saluatoris | in plano Tenne sub Montone cum pertinen- tiis suis, quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Petri de Mulniano, et quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Angeli in fundo Veteri- ano, cellam sancti | Archangeli in fundo Fassenario cum ‘omnibus pertinentiis suis, et quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Sil- uestri sub Alteta, ecclesiam sancti Cenonis super Alteta, plebem sancti Iuliani in | Petrafitta cum omnibus suis pertinentiis, castellum quod uocatur Collecillum cum omnibus pertinentiis suis et totam decimationem ipsius castri et terciam partem oblationum, que | dantur pro mortuis, ecclesiam sancti Martini ipsius castri, et quic- quid iuris habetis in ecclesia sancte Marie de Iullano, et quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Georgii desuper strada, castrum | quod uocatur Lonniano cum omnibus suis pertinentiis, et totam decimationem ipsius castri cum tertia parte oblationum, que pro mortuis offeruntur, ecclesias sancti Blasii, sancte Marie, sancti | Donati, sancti Petri et sancti Angeli, castellum quod uocatur Paz- zano cum omnibus suis pertinentiis et totam decimationem ipsius castri et tertiam partem oblationum, que pro mortuis offeruntur, | et ecclesias sancti Bartholomei et sancti Apollinaris, quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Vincentii in fundo Paterno, cellam sancti Michaelis et sancti Symeonis iuxta Etam cum suis perti- nentiis, | ecclesiam sancti Elpidii in colle Gorgano, ecclesiam sancti Petri de Castello, et quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Petri de Collina, ecclesiam sancti Iohannis in Soleniano, ecclesiam sancti Martini® | Plumbarano, ecclesiam sancte Crucis de monte Murino, ecclesiam sancti Pauli iuxta turrem Palme, ecclesiam sancti Io- hannis de Catelliano, quicquid iuris habetis in ecclesia sancti lo- hannis de Burbullio, et | quicquid iuris habetis in ecclesia sancti Andree sub monte Sicco, ecclesiam sancti Bartholomei de Buiano, ecclesiam sancti Michaelis de Visiano, ecclesiam sancti Germani iuxta prefatum monasterium | cum decimationibus Sancti, Transriui,

a) zu ergdngen in.

A474 P. Kehr,

Visiani, Veteiani et Boiani, ecclesiam sancte Marie de Materno in uico Moretano, ecclesiam sancti Nicolai in podio eiusdem sancti cum castello | et omnibus suis pertinentiis, quicquid iuris habetis in ecclesia sancte Barbare sub monte Granario, et quicquid iuris habetis in territorio ipsius montis Granati, in ciuitate uero Fir- mana | ecclesiam sancti Martini et ecclesiam sancti Leonis. Sane noualium uestrorum, que propriis manibus aut sumptibus colitis, siue de nutrimentis animalium uestrorum nullus a uobis decimas | exigere presumat. Liiceat qu{oque| uobis clericos uel laicos e se- culo fugientes liberos et absolut([os] ad conuersionem recipere et eos sine contradictione [ali|qua retinere. Prohibemus insuper, | ut nulli fratrum uestrorum post factam in eodem loco professionem fas sit absque abbatis sui licentia, nisi optentu artioris religionis, de eodem loco discedere; discedentem uero | absque communium litte- rarum cautione nullus audeat retinere. In parrochialibus autem ecclesiis, quas tenetis, liceat uobis clericos et sacerdotes eligere et diocesano episcopo presentare, | quibus, si idonei fuerint, epi- scopus animarum curam committat, ut ei de spiritualibus, uobis uero de temporalibus debeant respondere. Cum generale interdictum terre fuerit, liceat | uobis clausis ianuis, exclusis excommunicatis et interdictis, non pulsatis campanis, suppressa uoce diuina officia celebrare. Sepulturam preterea ipsius loci liberam esse | decerni- mus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati, qui se illic sepeliri deliberauerint, nisi forte excommunicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua tamen iustitia | larum ecclesiarum, a quibus mor- tuorum corpora assumuntur. Obeunte uero te nunc eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet sub- reptionis astutia seu uiolentia | preponatur, nisi quem fratres com- muni consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum. De- cernimus ergo, ut nulli| omnino hominum fas sit prefatum mo- nasterium temere perturbare aut elus possessiones auferre uel ablatas retinere minuere seu quibuslibet uexationibus fatigare, sed omnia integra conser|uentur, eorum, pro quorum gubernatione ac sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, salua sedis apostolice auctoritate et diocesani episcopi canonica iustitia. Si qua igitur ec. Cunctis autem efc. AMEN. AMEN. AMEN.

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.

+ Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.

+ Ego Berneredus Prenestinus episcopus ss. + Ego Johannes presb. card. sanctorum Johannis et Pauli tit. Pa-

machii ss.

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens II. 475

+ Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. + Ego Ardicio diac. card. sancti Theodori ss. {+ Ego Gratianus diac. card. sanctorum Cosme et Damiani ss. + Ego Iohannes diac. card. sancti Angeli ss. + Ego Rainerius diac. card. sancti Adriani ss. t Ego Matheus sancte Marie Noue diac. card. ss.

Dat. Anagn. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres- byteri cardinalis et cancellarii, VI id. octobr., indictione XIII, incarnationis dominice anno M. C°. LXX®. VITIT®, pontificatus uero domni ALEXANDRI pape III anno XXI.

(B.)

17.

Alexander ITI. nimmt die Kirche s. Petri Veteris bei Fermo unter dem Prior Cambo nach dem Vorgange Eugens III. und Anastasius’ IV. in den apostolischen Schutz, bestdtigt die Regel des h. Augustin und die Institution der Briider von (S. Maria in) Portu (bei Ra- venna), die namentlich aufgefiihrien Besitzungen und Rechte.

Tusculanum 1180 November 27.

Orig. Fermo Arch. capitolare. Kopie von 1516 ebenda. Vol. Italia pontif. IV 140 n. 3. Kopiert von Dr. A. Ruppel.

ALEXANDER EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI, DILEC- TIS FILIIS CAMBONI PRIORI ECCLESIE SANCTI PETRI VETERIS SITE IVXTA CIVITATEM FIRMANAM EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Cum nobis sit, licet inmeritis, omnium ec- clesiarum cura et sollicitudo commissa, pro statu ecclesie uestre pastoralem cogimur sollicitudinem gerere et paci uestre, prout nobis Dominus dederit, intendere | diligenter. Ut autem a prauorum in- cursibus apostolica sitis defensione muniti, ecclesiam uestram, in qua diuino estis obsequio mancipati, inducti piis precibus et iustis postulationibus uestris, ad exem|plar predecessorum nostrorum felicis memorie EVGENIL et ANASTASIT® Romanorum pontificum sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Inprimis siquidem | statuentes, ut ordo canonicus, qui secundum Deum et beati Augustini regulam et in- stitutionem Portuensium fratrum in uestra ecclesia institutus esse dinoscitur, perpetuis ibidem temporibus inuiollabiliter obseruetur. Preterea quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia

a) ANANASTASII Or.

476 P. Kehr,

in presentiarum inste et canonice possidet aut in faturum con- cessione pontificum, largitione regum uel | principum, oblatione fi- deliam seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus exprijmenda uocabulis: locum ipsum, in quo prescripta ecclesia constructa est, cum omnibus pertinentiis suis, in ciuitate Firmana capellam sancti Gregorii cum pertinentiis suis, capellam sancti Libelratoris cum pertinentiis suis, in episco- patu Firmano ecclesiam sancti Saluatoris in Colle cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Petri in Palma cum pertinentiis suis, hospi- tale de Clenti cum capella sancti Nicolai | et aliis pertinentiis suis, plebem sancti Stephani de Falaroni cum decimationibus, oblationibus uiuorum et mortuorum, parrochia sua integra et a[liils pertinentiis suis, a Firmanis episcopis | rationabiliter uobis concessam et eorum scriptis autenticis confirmatam, uobis et ecclesie uestre: nichilominus confirmamus, nec non et potestatem presbyteros, diaconds, subdia- conos, sed et cunctos clericos et laicos | de tota parrochia predicte plebis inobedientes uel aliter delinquentes canonice corrigendi, ecclesiam sancti Pauli, ecclesiam sancti Petri et sancti Gregorii in monte sancti Petri ad eandem plebem per|tinentes cum suis per- tinentiis, ecclesiam sancti Saluatoris, ecclesiam sancte Marie, eccle- siam sancti Prosperi in Bellomonte sum pertinentiis earum, eccle- siam sancti Cataldi, ecclesiam sancti Petri in Claromonte | cum per- tinentiis earum, in calstro Podii ecclesiam sancti Petri, ecclesiam sancte Marie, ecclesiam sancti Donati cum earum pertinentiis, in Monte uiridi ecclesiam sancti Vitalis, ecclesiam sancti Liberatoris cum earum pertinentiis, in cajstro Macriani ecclesiam sancti Salua- toris et ecclesiam sancti Sauini cum earum pertinentiis, ecclesiam sancti Angeli in eodem castro, in castro Monte Guidonis capellam sancte Marie in Plano et capellam sancti | Viti et capellam sancti Martini et capellam sancte Marie in monte Luponis et capellam sancte Marie eiusdem castri cum pertinentiis suis, in Pondio® sancti Petri ecclesias sancti Petri et sancti Michaelis et sancte Marie | cum earum pertinentiis suis?, in monte Apponis ecclesiam sancte Marie et ecclesiam sancte Crucis, ecclesiam sancti Petri, ecclesiam sancti Pauli et ecclesiam sancti Saluatoris cum pertinentiis earum, in castro Falaronis | ecclesiam sancti Iohannis, ecclesiam sancte Margarite, ecclesiam sancti Leopardi, ecclesiam sancti Fortunati, ecclesiam sancti Paulini et ecclesiam sancti Petri et ecclesiam sancte Marie et ecclesiam sancti Valentini cum pertinen|tiis earum, in colle

b) wohl statt podio. Cc) sie.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 477

de Morta ecclesiam sancti Nicolai, ecclesiam sancti Saluatoris cum suis pertinentiis. Nichilominus et alia, que a catholicis episcopis Firmane ecclesie predicte ecclesie beati Petri concessa sunt | et eorum scripti munimine roborata, uobis uestrisque successoribus sancte Romane ecclesie auctoritate firmamus et rata faturis tem- poribus manere decernimus, uidelicet ut ad episcopalem synodum non cogamilni ire inuiti. Decimationes quoque et oblationes uiuo- rum et mortuorum parrochie ecclesie uestre, processionem etiam diei lune pascalis, quam Firmana ecclesia ecclesie sancti Petri an- tiquitus facere consueuit, | et alia, sicut in eodem scripto legitime {[con|tinetur, ecclesie uestre nichilominus confirmamus. Liceat itaque uobis clericos uel laicos ex seculo fugientes liberos et abs[olutlos ad conuersionem recipere et in | uestra ecclesia sine contradictione qualibet retinere. Prohibemus insuper, ut nulli fratrum uestrorum post factam in loco uestro professionem fas sit de eodem loco abs- que licentia prioris sui, nisi obtentu artio|ris religionis, discedere; discedentem uero sine communium litterarum uestrarum cautione nullus audeat retinere. Sepulturam quoque ipsius loci liberam esse concedimus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati, qui se illic sepeliri | deliberauerint, nisi forte excommunicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mortuorum corpora assumuntur. Cum autem generale interdictum terre fuerit, liceat uobis | clausis ianuis, non pulsatis campanis, exclusis interdictis et excommunicatis®, suppressa uoce diuina officia celebrare. Crisma uero, oleum sanctum,, consecrationes altarium seu basilicarum, ordinationes clericorum uestrorum, | qui ad sacros ordines fuerint promouendi, per diocesanum episcopum sine ex- actione et prauitate aliqua uobis precipimus exhiberi. Obeunte uero te nunc eiusdem loci priore uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi | qualibet subreptionis astutia seu wiolentia preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii san- ioris secundum® timorem et beati Augustini regulam preuiderint eligendum. Decernimus ergo, ut | nulli omnino hominum liceat prefatam ecclesiam temere perturbare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere minuere seu quibuslibet uexationibus fatigare, sed omnia integra et illibata | seruentur, eorum, pro quorum gu- bernatione ac sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis pro- futura, salua sedis apostolice auctoritate et Firmani episcopi ca- nonica iustitia. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc. AMEN. AMEN, AMEN.

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BY.

d) excomunicatis. €) eu ergdnzen Dei.

478 P. Kehy,

+ Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine sedis episco- pus ss. + Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. + Ego Viuianus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. + Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. + Ego Jac(inctus) diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss. + Ego Rainerius diac. card. sancti Georgii ad Velum aureum ss. + Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Rainerius diac. card. sancti Adriani ss. Dat. Tusculan. per manum Danuferi sancte Romane ecclesie subdiaconi et notarii, V kal. decembr., indictione XIIII*, incarna- tionis dominice anno M°. C°. LXXX®, pontificatus uero domni® ALEXANDRI pape III anno XX°. I’. (B.)

d) donni Or.

18.

Alexander ITI. bestétigt der Kirche des h. Felicissumus in Gubbio unter dem Prior Vivianus die Verleihungen des + Bischofs Ubaldus von Gubbio und ihren sonstigen Besitz, und verletht die freie Sepultur.

(1161—81) Februar 26.

Kopie von 1318 Mérz 19 Gubbio Arch. comunale (Pergamene Armanni).

Das jiingst von Pio Cenci San Felicissimo di Nocera-Umbra p. 69 n. 5 (Roma 1906) sehr schlecht herausgegebene Stick fand Dr. F. Schneider im Stadtarchiv von Gubbio. Leider ist das Pergament z. T. zerstért. Das Privileg des Bischofs Ubald von Gubbio ist von 1160 Mai 7 (ed. Cenci ». 67 n. 4). Vol. Italia pontificia IV 86 n. 1.

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Vi- uiano” priori sancti”) Felicissimi? salutem et apostolicam benedic- tionem. Justis petentium desideriis dignum” est nos fa[cilem] pre- bere consensum et uota, que a rationis tramite non discordant®, effectu prosequente complere. EKapropter, dilecte in Domino fili”, tuis iustis postulationibus grato concu[rrentes as]sensu, ea, que ecelesie tue felicis memorie Vbaldus quondam Eug(ubinus) episcopus rationabiliter contulit et scripture munimine confirmauit, sicut in”

a) Viuano. b) santi. c) Felicismi. d) dingnum. e) iscor- dant. f) filii, g) ut.

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hs “mart, alii Sachs a ae ge

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens ITI. 479

eius scrip[to exinde facto] continetur, et tu pacifice”) possides, et quecumque alia iuste habere dinoscitur, iam dicte ecclesie auctori- tate apostolica confirmamus et tam ea quam alia, que in fu[turum rationa]biliter adiecta” fuerint, presentis scripti patrocinio commu- nimus. Sepulturam quoque ipsius loci liberam esse decernimus, at eorum deuotioni et extreme uolun[tati, qui se} illic? sepeliri deliberauerint, nisi forte excommunicati” uel interdicti sint, nullus obsistat, salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mor- tuorum corpora [assumuntur. Decernjimus ergo, ut nulli omnino” hominum liceat hanc paginam nostre confirmationis infringere uel el ausu temerario contraire. Si quis autem [hoc attemptare] pre- sumpserit, indignationem omnipotentis Dei [et beatorum] Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. [Dat...... ] DOI kal. martii.

h) pacificie. 2) adecta. k) et. )) sic. m) excomunicati mn) onnino.

19.

Lucius IIT. nimmt das Bistum Valua unter dem Bischof Odori- sius nach dem Vorgange Innocenz’ II., Eugens 110, Hadrians IV. und Alexanders III. in den apostolischen Schutz und bestdtigt die Be- sitzungen und Bistumsgrenzen. Velletri 1183 Mare 26.

Kopie im Ms. Cartolario dei documenti prodotti dal abbate Ca- raccioli ete., s. XVIIL, Sulmona Bibl. Gio. Pansa. Eine zweite Kopie steht in dem Ms. Memorie su le antichita di Pacentro von 1781, ebenda. Line andere, unvollstdndige Kope s. XVII im Kapitel- archiv von San Pelino (ugl. oben S. 462 zu Nr. 11), ist hopiert von Corsignani Miscellanea vol. I ebenda.

Der Text ist gegeniiber den Vorurkunden (euletet Alexanders IIT. von 1172 September 30, oben Nr. 11), ganze umgearbeitet. Vgl. Gott. Nachr. 1898 8. 327 n. 14 und Italia pontif. IV 256 n. 21.

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Odo- risio sancti Pelini de Valua episcopo eiusque successoribus cano- nice substituendis in perpetuum. In eminenti apostolice sedis spe- cula disponente Domino constituti, fratres nostros episcopos tam uicinos quam longe positos fraterna debemus caritate diligere et ecclesias, quibus Domino militare noscuntur, suam debemus®”) iusti- tiam conseruare. Eapropter, uenerabilis in Christo frater Oderisi

a) debitam.

480 P. Kehr,

episcope, tuis iustis postulationibus clementer annuimus et prede- cessorum nostrorum felicis memorie Innocentii, Eugenii, Adriani et Alexandri Romanorum pontificum uestigiis inherentes, Valuen- sem ecclesiam, cui Deo auctore preesse dignosceris, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ut quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum uel prin- cipum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis Deo propitio po- terit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis: ecclesiam uidelicet sancti Pelini, ubi episcopalis habetur sedes, cum castello de Pentoma et cum castello de Vittorita cum omnibus pertinentiis suis, plebem sancti Panphili cum omnibus suis pertinentiis, eccle- -siam sancti Viti, sancti Petri, sancti Nicolai, sancti Marcelli, sancte Marie, sancti Laurentii, sancti Nicolai, sancti Saluatoris, sancti Panphili, sancti Ioannis, sancti Clementis, sancti Benedicti, sancti

Petri, sancte Iuste, sancte Agate, sancti Angeli, que sunt in Pa-

centro, ecclesiam sancte Marie, sancti Nicolai, sancti Bartholomei, sancti Matthei, sancti Pelini, que sunt in rocca Ingelberti, eccle- siam sancti Eustachii et sancti Pauli, que sunt in campo [ouis, ecclesiam sancti Saluatoris et sancti Angeli, que sunt in Canzano, ecclesiam sancti Ioannis, sancti Blasii, sancti Joannis et sancti Toannis, que sunt in Furca, ecclesiam sancte Marie, sancti Nicolai et sancti Angeli, que sunt in Pesculo Constantii, ecclesiam sancti Nicolai, que est in Carcere, ecclesiam sancti Antoni, sancte Crucis, sancti Egidii, sancti Christantiani, sancti Cataldi, sancti Thome et sancti Ioannis, que sunt in Palena, ecclesiam sancte Marie de Lecto cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Cristophori et sancti Nicolai, gue sunt in castello Ioannis Alberici, ecclesiam sancti Nicolai, sancti Altissimi et sancte Marie, que sunt in Pizzoferrato, eccle- siam sancte Trinitatis et sancte Marie de Quadris cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Laurentii, sancte Marie, sancti Herasmi et sancti Ioannis de Gammarario, ecclesiam sancti Nicolai, sancti Ioannis, sancte Marie et sancti Angeli, que sunt in Sonella”), ecclesiam sancte Marie, sancti Angeli, sancti Ioannis, sancte Ag- netis, sancti Nicolai, sancti Christophori et sancti Herasmi, que sunt in rocca de Pizzi, ecclesiam sancte Marie et sancti Saluatoris, que sunt in Petra abbundanti, ecclesiam sancti Bartholomei, que est in castello Ceco, ecclesiam sancti Andree, sancte Marie et sancti

b) Sorella.

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens ITI. 481

Nicolai, que est in Castello nouo, monasterium sancte Marie in Quinque millibus cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Angeli cum pertinentiis suis, sancti Ioannis, sancte Lucie, sancti Nicolai, qug sunt in Squintrone, ecclesiam sancti Nicolai, que est in Rinisonnuli, ecclesiam sancti Laurentii, que est in Joanna, ec- clesiam sancti Cristophori, que est in colle Angeli, ecclesiam sancte Marie et sancti Eustachii in Scanno, ecclesiam sancti Nicolai in Fratiura, ecclesiam sancti Angeli et sancti Thome in Castro, eccle- siam sancti Marcelli, sancti Thome, sancti Vincentil, sancte Victorie, sancti Stephani et sancti Andree in Auersa, ecclesiam sancti Victorini, sancti Angeli, sancti Ioannis, sancte Marie, sancte Trinitatis, sancti Siluestri, sancti Saluatoris, sancti Loterii, sancti Stephani, sancti Elie, que sunt in Boniara, ecclesiam sancte Marie, sancti Panphili, sancte Lucie, sancti Thome, sancti Christophori, sancti Nicolai, sancti Petri, sancte Marie et sancti Angeli, que sunt in Interaquas, ecclesiam sancti Nicolai, sancti Dionisii et sancti Joannis, sancti Cristophori, sancte Lucie, sancte Marie et sancte Marie, sancti Pauli, sancte Marie, sancti Stephani, sancti Petri et sancti Angeli, que sunt in Pectorano, ecclesiam sancte Marie, sancte Lucie, sancti Herasmi, sancti Siluestri, que sunt in Sagezan, ecclesiam sancti Petri, sancti Cosme, sancti Laurentii et sancte Marie, que sunt in Turre, ecclesiam sancti Martini in Carmara, ecclesiam sancti Petri in Fano, ecclesiam sancte Margarite, sancti Angeli, sancte Lucie, sancti Martini et sancti Ioannis, que sunt in Prezza, ecclesiam sancti Petri, sancte Marie, sancti Pii, sancte Petronille, sancte Marie, sancti Saluatoris, sancti Angeli, sancte Iuste, sancti Venantii, sancti Ioannis, sancte Marie, sancti Viti et sancti Pancratii9, que sunt in Raiano, ecclesiam sancti Laurentii, sancti Ioannis, sancti Angeli, sancte Marie, sancti Angeli, sancti Cesidii, sancti Angeli, sancti Ioannis et sancte Iuste, que sunt in Pratule®, ecclesiam sancte Marie, sancte Lucie, sancti Ioannis, sancti Nicolai, sancti Herasmi, sancti Romani, sancti Martini, sancti Felicis in castello de Vrsa, ecclesiam sancti Angeli, sancti Nicolai, sancte Marie, sancti Ioannis, sancte Margarite, sancti Petri, sancte Marie, sancti Saluatoris, sancte Marie, sancti Stephani, sancti Felicis, que sunt in Rocca, ecclesiam sancti Laurentii, sancti Saluatoris, sancti Nicolai, sancte Felici- tatis, sancti Iacobi et sancti Ioannis, que sunt in Poperi, ecclesiam sancti Sebastiani et sancte Crucis in Ruzza capra, ecclesiam sancti Laurentii, sancti Blasii, sancti Stephani, sancti Pauli, sancte Agate, sancti Gaudentii, que sunt in Bussi, ecclesiam sancti Stephani,

¢) Prangratii. d) Cepidii. é) Pratale.

4R2 P. Kehr,

sancti Angeli, sancti Petri in Colle, ecclesiam sancte Trinitatis in Sutrio, ecclesiam sancti Martini, sancti Inuenalis, sancti Pelagii, sancti Maximi, sancti Ioannis in Trite, ecclesiam sancti Viti cum pertinentiis suis in Furca, ecclesiam sancti Valentini, sancti Nicolai, sancti Marci, sancti Saluatoris, sancti Egidii, sancti Donati, sancte Marie, sancte Lucie, sancti Maximi et sancti Victorini in Ofene, ecclesiam sancti Cipriani, sancti Victorini, sancti Leonardi, sancti Petri, sancti Pauli, sancti Nicolai, sancti Cristophori, sancti Io- annis, sancte Marie, sancti Laurentii, sancte Marie et sancte Marie in Carapelle, ecclesiam sancte Marie in Cerule, in ciuitate Ardengi ecclesiam sancti Egidii, in colle Petri ecclesiam sancti Saluatoris, sancti Ioannis et sancti Ioannis, in Mammonaco monasterium sancte Marie et sancti Peregrini martiris cum pertinentiis suis, in Per- ellu monasterium sancti Benedicti cum pertinentiis suis, in Riga sancti Stephani, sancte Sophie, sancti Angeli, sancte Marie, saucti Pauli, sancti Petri in Ancedona, ecclesiam sancti Nicandri”, sancti Joannis et sancti Petri in Leporanica, in Sinitio sancte Marie, in Barisano® sancti Thome, sancti Flauiani, sancti Eleuterii, sancte Juste, sancti Maximi, sancte Marie, sancti Siluestri, sancte Marie, sancti Victorini, cum tota hereditate in Ofeze et in Casule”) et in Ofaniano, sancte Marie, sancti Petri, sancti Maximi, sancti Inue- nalis, sancte Victorie, sancti Pii, sancti Pelini, sancti Donati, sancti Leonardi de Campana, sancte Agnetis in Summouico, sancti Arzuini® et sancti Panphili in Fontecle, sancte Marie de Ponte cum pertinentiis suis, sancti Saluatoris, sancti Archangeli, sancte Agnetis et sancti Ioannis, ecclesiam sancti Smaragdi cum tota here- ditate sua, sancti Georgii, sancti Valentini et sancti Ioannis in Gorcano de Vallis, sancti Martini, sancti Petri et sancte Marie in Beffi, sancte Cecilie et sancti Ioannis in Pretorio, sancti Petri, sancte Petronille, sancti Laurentii, sancti Comitii et sancte Marie in Azzano, sancte Marie, sancti Nicolai, sancti Ioannis, sancti Instini et sancti Saluatoris in Molina, sancte Marie de Rosis, sancti Nicolai, sancti Egidii, sancti Nicolai, sancte Iuste, sancti Quirici, sancti Ioannis, sancti Gregorii, sancti Theodori, sancte Marie, sancte Galatie» in Secenale”, sancti Nicolai, sancti Martini, sancti Benedicti, sancte Scholastice, sancti Mauri, sancti Matthei, sancti Victorini, sancti Calisti, sancti Saluatoris, sancti Ste- phani, sancti Petri, sancte Marie, sancti Laurentii in Galeano, ecclesiam sancte Marie in Longano, sancti Johannis, sancte Marie, sancti Panphili, sancte Marie, sancte Agate, sancti Andree,

f) Nicantri. g) Barisa. h) Casale. 4) Azuini. k) statt Palatie ? z) Tecenaro.

|

ef ae

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens II. 483

sancti Angeli, sancti Cosme, sancti Petri, sancti Iacobi, sancti Nicolai, sancti Thome, sancti Pauli, sancti Agebitis™), sancti Tusci, sancti Potentii, in castello Vetulo ecclesiam sancte Marie, sancti Saluatoris, sancti Barbati, sancti Thome, sancte Marie, sancti Pan- phili, sancte Marie, sancti Gregorii, sancti Maximi, sancti Gregorii, sancte Juste, sancti Siluestri, in castello Ildegerii sancte Marie, in Petrabona sancti Nicolai, sancte Crucis, sancti Petri, sancte Marie, sancti Ioannis, sancte Marie, sancti Bartholomei, sancti Marci et sancti Angeli in Gorcano sicco, ecclesiam sancti Nicolai, sancti Egidii, sancti Magni, sancti Petri, sancti Mercurii, sancti Amici et sancte Marie in Cucullo, sancte Crucis in monte de Vrsa cum per- tinentiis suis, in castello Ioannis Alberici sancti Cristophori, in Furca sancti Iohannis, sancti Nicolai in Solle cum omnibus perti- nentiis suis. Sane illam monachorum prauam presumptionem, que partim episcoporum absentia, partim eorum peruicatia in Valuen- sibus finibus inoleuit, omnimodo inhibemus, ut sine tua tuorumque successorum auctoritate atque licentia nec baptismum in monasterlis faciant, nec ad infirmorum unctionem claustris suis dimissis acce- dant, nec ad penitentiam iniungendam populares personas admittant, nec ab episcopo excommunicatos ad communionem, nec interdictos ad officia sacra suscipiant. Ad pacem ergo et stabilitatem Val- uensis ecclesie perpetuo conseruandam presentis decreti tenore san- cimus, ut uniuersi parochie fines, sicut ab antecessoribus tuis usque hodie possessi sunt, ita omnino integri tam tibi quam tuis successo- ribus in perpetuum conseruentur; qui uidelicet termini a parte Theatini comitatus ab eo loco, qui Sanger” fluuius dicitur® decur- rentem riuum in se, qui fossato Loparelli dicitur, intendunt se per portellas siue columnas et per uallem de Taranto et per ingum montis, qui Coccia dicitur, subinde per iungum montis Vrse per staphylum inter montes iuxta decursum Piscarie, a parte autem Pennensis comitatus porrigunt se in fuream de Penne et in furcam de Cannatine et in clinum montis Sigille, deinde amplectuntur montem Christi et protendunt se in montem Cinerarium et per co- lumpnam defixam in loco, qui Forfone dicitur, in ualle Araldi, a parte autem Marsicani comitatus intendunt a ualle Araldi in mon- tem de Celice et in serram de Cambio et furcam Mizzulam, deinde in Roborem et in Ceturum et in campum Doloris mei, qui uulgo campus Olomei confuse uocatur, et in campum®?) Carrite et per decursum redeunt in predictum fossatum Loparelli. Decernimus ergo etc. Si qua igitur efe. Cunctis autem etc.

m) sic. m) Sane. 0) Vgl. oben 8. 460 Anm. d. yp) campo. Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse 1909, Hoeft 4. 35

484. P. Kehr,

R. Ego Lucius catholice ecclesig episcopus ss. BV. + Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine sedis episco- pus ss. + Ego Henricus Albanensis episcopus ss. + Ego Viuianus” ecclesie s. Stephani in Celio monte presb. card. ss. + Ego Laborans® presb. card. [sancte Marie Transtiberim tit. Ca- lixti ss.] + Ego Hubertus” presb. card. ecclesie sancti Laurentii in Damaso ss. + Ego Hyacinthus diac. card. sancte Marie in Cosmedin ss. + Ego Ardicio® diac. card. sancti Theodori ss. + Ego Gratianus sanctoruth Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Bobo® diac. card. sancti Angeli ss. + Ego Gerardus sancti Adriani diac. card. ss. + Ego Albinus” diac. card. sancte Marie Noue ss.

Dat. Velletri per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres- biteri cardinalis et cancellarii, VII kal. aprilis, indictione prima, incarnationis dominice anno millesimo centesimo octogesimo tertio, pontificatus uero domini Lucii pape IT anno secundo.

) Venantius. q) Seborans. r) Hupertus. s) Arduo. t) Bato. uw) Alvinus.

20.

Urban ILI. beauftragt den Primicerius Damian und den Kanoni- kus Matthius von Lucca, das von dem verstorbenen Papst Lucius IIT. gekaufte Land dem Kloster S. Maria di Pontetetto, der Kirche 8. Pantaleone, der Kathedrale von S. Martino und der Kirche &. Re- parata anzuwersen. Verona (1186) Mare 5.

Notarielle Kopie des Gerardus iudex von 1186 Mai 18, auf Ver- anlassung der Empfanger selbst ausgefertigt, Lucca Arch. capitolare.

Vgl. Italia pontif. III 405 n. 46. Miigeteilt von Prof. Pietro Guidi in Lucca. :

Urbanus episcopus seruus seruoram Dei. Dilectis filiis D(am- miano) primicerio et Mattheo canonico Lucano salutem et aposto- licam benedictionem. | Cum felicis memorie pater ac predecessor noster Lucius papa terram quamdam emerit in uestre territorio ciuitatis, quam, sicut accepimus, piis locis proposuerat inpertiri, eo ex presenti uita uocato, nos, qui successimus disponente Do- mino loco eius, bonum ipsius propositum, prout Dominus dederit,

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens ITI. 485

exequi studiose debemus. Quia uero terra illa quinque modiorum esse proponitur, duos modios cenobio sancte Marie de Pontetecto, tertium ecclesie sancti Pantaleonis, quartum ecclesie sancti Mar- tini, quintum ecclesie sancte Reparate per uos precipimus assig- nari. Biadum wero habitum de fructibus terre anno presenti partim ecclesiis sancti Pantaleonis et sancte Marie, partim pau- peribus decernimus uestris manibus dispensandum.

Dat. Veron. IIT non. marti.

Pa

Urban IIT. nimint die Kirche von Citta di Castello unter dem Prior Amideus nach dem Vorgange Alexanders III. in den apostoli- schen Schutze und bestdtigt die Besitzungen und Rechte.

Verona 1186 Mai 13.

Orig. Citta di Castello Arch. capitolare. Abschriften saec. XVIII wie ber Nr. 8.

Reg. J-L. 15605 nach (Muzi) Mem. eccl. IF 93. Ganz nach dem Privileg Alexanders III J-L. 11796 (s. oben Nr. 10). Vogt. Ltalia pontif. LV. 103 n, 13.

URBANVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILIS AMIDEO PRIORI CASTELLANE ECCLESIE EIVSQVE FRA- TRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS CANONICAM VI- TAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Cum simus ad curam.

R. Ego Urbanus catholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Henricus Albanensis episcopus ss. + Ego Paulus Prenestinus episcopus ss. + Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. + Ego Iohannes presb. card. tit. sancti Marci ss. + Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. + Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca- lixti ss. + Ego Pandulfus presb. card. tit. XII Apostolorum ss. + Ego Albinus presb. card. tit. sancte Crucis in Ierusalem ss. + Ego Melior presb. card. sanctorum Iohannis et Panli tit. Pag- machii ss. + Ego Iac(inctus) diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss. + Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Bobo diac. card. sancti Angeli ss. + Ego Octanianus sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. Dat. Verone per manum Alberti sancte Romane ecclesie

[presbyteri cardinalis] et cancellarii, III id. maii, indictione LU, 35 *

486 P. Kehr,

incarnationis dominice anno M°.C°.LXXXVI°, pontificatus uero - domni Urbani pape IIT anno primo.

(B. dep.)

22.

Urban IIT. nimmé die Kirche des h. Severinus (in Sanseverino) an den apostolischen Schutze und bestitigt thr die genannten Kapellen. Verona (1186-87) April 27.

Orig. Sanseverino Arch. capitolare. Kopien von Bernardino Crivelli (1755) und Giuseppe Mazza (1757) ebenda (Lib. CXXX p. 160 und Inb, CXRXXI p. 134).

Vol. Italia pontif. IV 131 n. 2.

URBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . priori et fratribus ecclesie sancti Seuerini salutem et apostolijcam benedictionem. Sacrosancta Romana ecclesia deuotos et humiles filios ex assuete pietatis officio propensius dililgere consuevit et, ne prauorum hominum molestiis agitentur, eos tanquam pia mater protectionis sue | munimine confouere. Eapropter, dilecti in Do- mino filii, uestris postulationibus annuentes, predictam | ecclesiam sancti Seuerini, in qua diuino mancipati estis obsequio, cum omni- bu{s bJonis, que in presentiljarum iuste ac sine controuersia possi- det aut in futurum iustis modis prestante Domino poterit ad_|ipisci, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus. Specialiter autem capellam sancti Seuerini de Pon|te cum pertinentiis suis, capellam sancte Marie de Saxo cum pertinentiis suis, | capellam sancti Blasii cum pertinentiis suis, | capellam sancti Martini cum pertinentiis suis, capellam sancti Habundii cum pertinentiis suis, ius quod habetis in capellla sancti Venantii, ins quod habetis in capella sancti Donati, et capellam sancti Seuerini de ualle Materiz(a) cum pertiinentiis suis, sicut eas iuste et pacifice possidetis, auctori- tate uobis apostolica confirmamus et presentis scripti | patrocinio communimus. Nnulli ergo omnino hominum liceat bona uestra temere perturbare seu hanc paginam nostre projtectionis et con- frmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, in|dignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum.

[Da]t. Veron. V kal. maii. (B. dep.)

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 487

23.

Urban III. befiehlt den Bischéfen von Osimo, Fermo, Ancona, Umana und Jest, thre Parochianen 2u ermahnen, dem Prior und den Briidern des Hospitals von Ponte Potenza keinen Schaden zuzuftigen, und gegen die Ubeltiter einzuschreiten.

Verona (1186—87) Juni 9.

Storia dell’ ordine det Crociferi s. XVII f. 459 Treviso Bibl. comunale.

Reg. Gitt. Nachr. 1899 8. 244 n. 84. Uber das Kreucherren- hospital von Ponte Potenza in der Didzese Umana vgl. Italia pontif’. IV 202 n, 3.

Urbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra- tribus Oximano, Firmano, Anconitano, Humanati, et Esino” epi- scopis salutem et apostolicam benedictionem. Cum omnibus simus in suis iustitiis debitores, uiros religiosos tanto debemus manu- tenere propensius et fouere, quanto a” strepitu seculari remoti orationum suarum® libamina offerunt Domino gratiora. Eapropter uniuersitati uestre presentium significatione mandamus, quatenus parochianos uestre potestati subiectos, ne dilecto filio nostro priori hospitalis Pontis Potentie et fratribus eius iniuriam inferant aut” grauamen, auctoritate apostolica moneatis. Eos autem, de quibus predicti fratres uobis querelam detulerint, nisi admoniti satisfac- tionem exhibuerint competentem, per canonicam sententiam corri- gatis, quam faciatis auctoritate nostra usque ad satisfactionem Iintegram obseruari. Nulli ergo omnino hominum ete. Dat. Ve- rong V idus iunii pontificatus nostri anno primo.

a) Oximani. Firmani. Anconitani. Humanati et Essini. b) in. ¢) suarum fehit. d) et.

24,

Gregor VIII. nimmt die Kirche Santa Croce di Fonte Avellana unter dem Prior Philipp in den apostolischen Schutz und bestatigt den nach der Regel des h. Benedikt und der Observanz der Eremiten eingefiihrten Ordo monasticus, die namentlich aufgefiihrten Besiteungen und Rechte. Ferrara 1187 November 3.

Kopie von 1420. August 19 in Scritture attenenti alla badia della 8S. Croce di Fonte Avellana s. XV sq. f. 27 Firenze Arch. di stato (Urbino cl. I div. F filea 103), .

488 P. Kehr,

Dieses grofe Privileg Gregors VIII. wiederholten 1196 Celestin II. (Nr. 36), 1202 Innocenz III und 1218 Honorius III. Vol. Italia pontif. IV 97 », 11.

Gregorius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Phi- lippo priori heremi Fontis Auellan(ae) eiusque fratribus tam pre- sentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Religiosam uitam eligentibus apostolicum conuenit adesse presidium, ne forte cuiuslibet temeritatis incursus aut eos a proposito reuocet aut robur, quod absit, sacre religionis infringat. Eapropter, dilecti ia Domino fili®, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et prefatam ecclesiam sancte Crucis heremi Fontis Auellan(ae)”, in qua dinino estis obsequio mancipati, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Inprimis siquidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum Deum et beati Benedicti regulam sub heremitica obseruatione in eadem ecclesia noscitur institutus, perpetuis ibidem temporibus inuio- labiliter obseruetur. Preterea quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelinm seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis? duximus exprimenda uocabulis: locum ipsum, in quo prefata ecclesia sita est, cum omnibus pertinentiis suis, mo- nasterium sancte Marie de Fauen(tia) cum capellis suis et perti-

nentiis earum, ecclesiam sancti Johannis de Cereto cum omnibus

iuribus et pertinentiis suis, ecclesiam sancti Barnabe de Gamundio cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Silnestri de Ari- mino, ecclesiam sancte Marine de Beforca, ecclesiam sancti Donati de Urbino, ecclesiam sancti Mariani, ecclesiam sancti Saluatoris de Fano, ecclesiam sancti Martini de Barti® cum omnibus earum pertinentiis et quidquid habetis in comitatu Fanensi, quidquid habetis in ecclesia sancte Marie in Portuno et in possessionibus suis, quidquid habetis in castro et in curte Curuli®, ecele- siam sancti Bartholomei de Senegalia, ecclesiam” sancte Lucie cum omnibus earum pertinentiis, quidquid habetis in Fra- tula et curte eius, ecclesiam sancti Septemii, ecclesiam sancti Lotherii, ecclesiam sancte Marie de Ceruiniano cum omnibus earum pertinentis, quidquid habetis in ecclesia sancti Petri de

a) filii fehlé. b) prefatam heremum sancte Crucis Fontis Auellane, que ad ius et proprietatem sancti Petri specialiter pertinere dinoscitur Cel. III. c) propria. d) Banti. e) in den spdteren Urkunden Turrile. f) ecclesie.

a a a

Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens IIT. 489

monte Thebaldi et in ecclesia sancti Andree de Laureto et in earum pertinentiis, quartam partem insule de Malfredo” cum curte sua et quidquid habetis in curte Ripalte extra Neulam, ec- clesiam sancti Nicolay de ualle Rea et quidquid habetis in curte uallis Ree, ecclesiam sancti Laurentii de Colle alto, ecclesiam sancti Donnini, ecclesiam sancte Marie de ualle Merago cum om- nibus earum pertinentiis et quidquid habetis in ecclesia sancti Ste- phani de Cordonose et quidquid habetis in curte Dulii et in toto comitatu Nocerino, ecclesiam sancti Angeli de Clandida cum ca- pellis et earum pertinentiis et Bellisin(um) cum curte sua, ecclesiam sancti Angeli de Ripalta cum curte et pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie de Pomido» cum omnibus pertinentiis suis et quid- quid habetis in curte montis Orati”, ecclesiam sancti Fortunati de Capitale, ecclesiam sancti Petri de Bugno cum curte et earum pertinentiis et medietatem castri Frontonei cum curte eius, uillam Serlani? cum omnibus pertinentiis suis et cum curte Finilli, ec- clesiam sancti Angeli de Sortecle, ecclesiam sancti Bartholomei de Taruco, ecclesiam sancti Marcelli de monte Scato cum omnibus earum pertinentiis, ecclesiam sancti Angeli de monte Sico, eccle- siam sancti Paterniani”™) de Castelclusi cum curte et earum perti- nentiis et quidquid habetis in toto comitatu Callensi, ecclesiam sancte Crucis de Esy cum capellis et earum pertinentiis, ecclesiam sancti Leonardi de Aesino”), ecclesiam sancti Laurentii de Ausimo, ecclesiam sancti Petri de Casariolo, ecclesiam sancti Cristofori®” de monte Filotrani”, ecclesiam sancti Superantii de Cingulo cum omnibus earum pertinentiis et quidquid habetis in toto comitatu Auximano, ecclesiam sancti Anastasii de castro Ficardi, ecclesiam sancte Marie de Racanato cum capellis” et earum pertinentiis et quidquid habetis in toto episcopatu de Humana et quidquid habetis in ecclesia sancti Paterniani in castro sancti IJohannis de Fermo, ecclesiam sancti Iohannis de Busso et totam possessionem Alberti de Rustico, ecclesiam sancti Leonardi de Volubrio cum capellis et earum pertinentiis et quidquid habetis in toto comitatu de Fermo, ecclesiam sancti Laurentii de Corniale, ecclesiam sancti Martini de Castingnano, ecclesiam sancti Pancratii de Synnaci", ecclesiam sancti Yiarii de Esculo cum omnibus earum pertinentiis, quidquid habetis in toto comitatu Esculano, ecclesiam sancti Nycolay de Cornu cum pertinentiis suis et quidquid habetis in comitatu Penne, ec-

g) staté Gualfredo. h) ualle. 1) in den spdteren Urkunden Pundo. k) oder Arati. 2) sonst Sorclani. m) Pterniani. m) Asino. 0) Cristo- feri. p) filiorum Otranni. q) cum capellis zweimal. r) sonst Sumari.

490 P, Kehr,

clesiam sancti Bartholomei de Fyne, ecclesiam saucte Crucis de Barlano, ecclesiam sancti Blasii de Orbisalia, ecclesiam. sancti An- geli de Canusano, ecclesiam sancti Damiani de Fonte bona cum earum pertinentiis, ecclesiam sancti Michaelis de Aquaniola cum capellis et earum pertinentiis et monasterium sancti Victoris de Clusis cum capellis et earum pertinentiis et quidquid habetis in toto comitatu Camerinensi®, ecclesiam sancti Andree in Spoleto, ecclesiam sancti Flauiani de Treue® cum omnibus earum pertinen- tiis et quidquid habetis in comitatu Spoletano, ecclesiam sancti Claudii Fulginatem” cum pertinentiis suis et totam possessionem Nicolay de Geruasio, heremum sancti Saluatoris de monte Malbo”, ecclesiam sancti Martini de Ampozano, ecclesiam sancti Quirici cum capellis suis et earum pertinentiis et quidquid habetis in comi- tatu Perusino, ecclesiam sancte Crucis de monte Malbi“), ecclesiam sancti Egidii de Castello, ecclesiam sancte Crucis de Cistereno”), ecclesiam sancti Petri de Arsilieno” cum capellis et earum perti- nentiis et quidquid habetis in comitatu Castellano, ecclesiam sancti Mariani de Pallano*), ecclesiam sancti Iohannis de Batano”, ec- clesiam sancti Siluestri de Castellar(e), ecclesiam sancti Donati de Flea cum curtibus capellis et earum pertinentiis, monasterium sancti Andree de insula Manfredi cum capellis et earum pertinentiis, ec- clesiam sancti Appolinaris cum capellis suis et earum pertinentiis et monasterium de monte Salario cum omnibus suis pertinentiis et quidquid habetis in comitatu Eugubino. Sane laborum uestrorum, quos propriis manibus uel sumptibus colitis, sine de nutrimentis uestrorum animalium nullus a uobis decimas exigere uel extorquere presumat. Liceat quoque uobis clericos uel laycos a seculo” fu- gientes liberos et absolutos ad conuersionem™) recipere et eos absque contradictione aliqua retinere. Prohibemus insuper, ne ulli fratrum uestrorum post factam®? in eodem loco professionem fas sit absque prioris sui licentia de ipso discedere; discedentem uero sine communi litterarum cautione nullus audeat retinere. Concedi- mus etiam uobis, ut in prediis propriis ad necessitatem uestram ecclesias construere ualeatis, ita tamen quod ex eis preiudicium mairicis® ecclesie domibus uestris, in quibus regularis obseruantia discipline seruatur, minime generetur. Licitum preterea uobis sit cum? generale interdictum terre fuerit, clausis ianuis, non pul- satis” campanis, exclusis excommunicatis et interdictis, suppressa

s) Cameranensi. t) sonst Treuero. w) Fulinat. v) sonst monte Albo. w) sonst monte maiori. x) sonst Cisterno. y) sonst Agilione. 2) Palln.; sonst Palcano. a) sonst Botano. b) esculo. bb) conuer-

Sationem, c) sanctam. d) matricibus. eé) et cum. f) compulsatis.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens IIT. . 491

uoce diuina officia celebrare. Obeunte” uero te nunc eiusdem loci priore uel tuorum qnolibet successorum, nullus ibi qualibet surrep- tionis astutia seu uiolentia” preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint” eligendum. Decernimus ergo ut ec. Si qua igitur etc. [Cunctis autem] etc. Amen.

Ego Gregorius catholice ecclesie episcopus ss¥). Ego Henricus) Albanensis episcopus ss.

Ego Paulus Penestrinus episcopus ss.

Ego Theobaldus Hostiensis episcopus ss.

Ego Petrus de Bono”) presb. card. tit. sancte Susanne ss.

Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Calixti ss.

Ego Melior presb. card. sanctorum Iohannis et Pauli tit. Pama- chii” ss.

Ego Adelardus® tit. sancti Marcelli presb. card. ss”,

Ego Jac(inctus) sancte Marie in Cosmedin diac. card. ss. Ego Octauianus sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. Ego Petrus sancti Nicolay in carcere Tulliano”) diac. card. ss. Dat. Ferrarie per manum Moysi Lateranen canonici, uicem agentis cancellarii, tertio non. nouembr., indictione sexta, incar- nationis dominice anno millesimo centesimo octuagesimo septimo, pontificatus uero domni Gregorii pape octaul anno primo.

g) Coeunte. h) uiolenta. 4) prouiderunt. k) ss. fehlt. 1) Hinricus. m) Bononia. n) Panchrathii. o) Adelradus. p) Tu- liano.

25.

Clemens III. nimmt das Kloster s. Jacobi (de Scatorbia) in Citta di Castello nach dem Vorgange Urbans III. in den apostolischen Schute und bestdtigt die Regel des h. Benedikt, die namentlich ge- nannten Besitzungen und Rechte. Pisa 1188 Januar 16.

Orig. Citta di Castello Arch. Bufalini.

Die Urkunde steht im Auszug gedruckt bei E. Gamurrint Istoria genealogica delle famighe nobili Toscane et Umbre IT 189. Regesten bei (Muzi) Mem. eccl. di Citta dt Castello IL 58; IV 165, Cappellett Le chiese d’Itaka IV 715, Mazzatinti Gli archivi della storia d’Itaha IV 61. 2 bts. Den Text wiederholte Innoceng III 1198 Juni 23 (edd. Muzi IV 166 = Cappelletti IV 715). Uber das Kloster s. Jacobi de Castello oder de Scatorbia vgl. Italia pontif. IV 103 sq.

492 P. Kehr,

Die Abschrift der Urkunde nach dem Original im Archiv des Mar- chese Bufalini in Citta di Castello besorgte mir Herr Dr. Ciusti- niano Degli Azzi Vitelleschi in Florenz.

CLEMENS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILIIS PRIORI ET MONACHIS SANCTI JACOBI DE CASTELLO TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PRO- FESSIS IN PERPETVVM. | [MJonet nos apostolice sedis, cui, licet immeriti, presidemus, auctoritas pro [statu omnium ecclesiarum prouida circumsplectione satagere et, ne malignorum rapinis uel molestiis exponantur, [apolstoliculm ipsis patrocimium exhibere. Eapropter, dilecti in Domino fili, uestris iustis [postulationibus clementer annuijmus et prefatum monasterium sancti Jacobi, in quo diuino estis ob[sequio | man|cipati, ad exemplar felicis memorie Urbani pape predecessoris nostri sub beati Petri e[t nostra pro- tectione suscipimus et presjentis scripti priuilegio communimus. Inprimis siquidem statuentes, u[t ordo | mo|nasticus, qui secundum Deum et beati Benedicti regulam in eodem loco ins(titutus esse dignoscitur, perpetuis ibidjem temporibus inuiolabiliter obseruetur. Preterea quascumque possessiones, quecum[que | bona] idem mo- nasterium in presentiarum iuste et canonice possidet aut in fu[tu- rum concessione pontificum, largitione regu]m uel principum, obla- tione fidelium seu aliis iustis modis prest[ante Domino | pot]erit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant.

[In quibus hec propriis duximus e]xprimenda uocabulis: locum

ipsum, in quo prefatum monasterium situm est [cum | omnibus] pertinentiis suis, et quicquid est uobis a Godulo Furore concess|um, possessiones quoque, quas Paganellus de] Antiquo ecclesie uestre donauit, quicquid habetis in loco qui dicitur Guardie, [et quicquid | Ugolinus] Bellone habuit in Nouole, et omnia, que Guastarocca habuit in [eodem loco, possessiones etiam, quas habetis in Plo]sina et in Canosa, et omnia, que habetis in loco qui dicitur Sodo, [ec- clesiam | de monte de] Penna cum pertinentiis suis, et uineam, que est ultra [flumen Tiberis. Ea etiam, que Dauizus quondam] Castel- lanus episcopus de mandato felicis memorie INNOCENTII pape [pre|decessoris] nostri ecclesie uestre in sepulturis, oblationibus tam uluorum quam mor[tuorum] indulsit cum parrochia, [quam idjem ei episcopus ex uno latere Scaturbie assignauit, sicut ea iuste ac sine controuersfia] | possidetis et in scriptis eius plenarie continetur, auctoritate uobis apostolica confirmamus. Cum autem generale interdictum terre fuerit, liceat uobis clausis ianuis, exclulsis ex- communicatis et interdictis, non pulsatis campanis, suppressa uoce

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens II. 493

diuina officia celebrare. Clericos quoque uel laicos e seculo fugi- entes liberos et absolutos licitum sit uobis | ad conuersionem reci- pere ac eos absque cuiuslibet contradictione seu etiam uiolentia retinere. Prohibemus insuper, ne quis ecclesiam uestram aut homines ipsius exactionibus indebitis | uel quibuslibet uexationibus audeat aggrauare uel iura eius auferre. Sepulturam loci illius li- beram esse decernimus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati, qui se illic sepeliri deliberajuerint, nisi forte excommunicati sint uel interdict|i], nullus obsistat, salua tamen iustitia Warum ecclesi- arum, a@ quibus mortuorum corpora assumuntur. Decernimus ergo, ut nulli omnino homijnum liceat prefatum monasterium temere perturbare aut elus possessiones auferre uel ablatas retinere mi- nuere seu quibuslibet uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur, | eorum, pro quorum gubernatione ac sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, salua in omnibus aposto- lice sedis auctoritate et diocesani episcopi canonica iustitia et ecclesie sancti Florijdi, in cuius parrochia monasterium uestrum situm est, et cenobii Vallis umbrose debita subiectione ac reue- rentia reseruata. Si qua igitur efc. Cunctis autem etc. AMEN. | R. [Ego Clemens catholice ecclesie episcopus ss.] BY. + Ego Theob[aldus] Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. {+ Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca- lixti ss. t Ego Melior presb. card. sanctorum Johannis et Pauli tit. Pa- machil ss. + Ego Iac(inctus) diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss. + Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Petrus sancti Nicholai in carcere Tulliano diac. card. ss. + Ego Radulfus sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. Dat. Pisis per manum Moysi Lateranensis canonici, gerentis uicem cancellarii, XVII kal. februar., indictione VI, incarnationis dominice anno M’. C°. LXX XVII’, pontificatus nero domini CLE- MENTIS pape IIT anno primo.

(B. dep.)

26. Clemens ILI. nimmt die Kirche 8. Maria a Mari unter dem Prior Gibertus nach dem Vorgange Alexanders III. in den aposto- lischen Schutz, und bestitigt die Regel des h. Augustin, die Genes

Besitzungen und Rechte. Lateran 1188 Sine 10.

494. P. Kehr,

Orig. Fermo Arch. capitolare. Kopie s. XVII ebenda.

Vogl. Italia pontif. IV 142 n. 2. Die Abschrift verdanke ich Dr. A. Ruppel.

CLEMENS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILIIS GIBERTO PRIORI ECCLESIE SANCTE MARIE DE MARI EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM FVTVRIS RE- GVLAREM VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. | Quotiens a nobis petitur quod religioni et honestati conuenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et petentium desideriis congraum suffragium | impertiri. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et felicis recordationis Alexandri pape predecessoris | nostri uestigiis inherentes, prefa- tam ecclesiam sancte Marie de Mari, in qua diuino mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protectione suscipijmus et presentis scripti priuilegio communimus. Inprimis siquidem sta- tuentes, ut ordo canonicus, qui secundum Deum et beati Augustini regulam in eadem ecclesia institutus | esse dinoscitur, perpetuis ibidem temporibus ,inuiolabiliter obseruetur. Preterea quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum | concessione pontificum, largi- tione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis instis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successori- bus et illibata | permaneant. In quibus hec propriis duximus expri- menda uocabulis: locum ipsum, in quo prefata ecclesia constructa est, cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Constantii cum omnibus| pertinentiis suis, ex dono Attonis Albasii terram in uico sancti Constantii, ex dono Firmonis umeam Altete, ecclesiam sancti Fla- aiani de Capitata cum omnibus pertinentiis suis, ex dono filie | Do- nati terram et uineam in uico sancti Flauiani, terras et uineas, quas habetis iuxta ecclesiam uestram, ex dono Firmonis Vernicilli terras et uineas et domos in ciuitate Firmana, ecjclesiam sancti Petri ad Castellionem cum omnibus pertinentiis suis et uineam, que fuit Thome, uineam, que fuit Balduini, terras uineas et alia, que habetis in Canali, ex dono Iacobi presb¥teri oliue|tum apud Castellionem, olinetum, quod habetis iuxta uineam prefati Thome, ortum et olinetum, que habetis in Dragonaria, ecclesiam sancti Andree in territorio de Castellione et terram, quam dedit | uobis Petrus Mutus, ins, quod habetis in ecclesia sancte Victorie in terri- torio eiusdem Castellionis ex dono supradicti Attonis Albasie, que adiacet eidem ecclesie, ex dono filii Petri Muti terras uineas | et homines in episcopatu Firmano, ex dono Petri Girardi triginta et

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 495

octo modiolos terre, terras uineas siluas spineta paschua et po- diola, que habetis citra flumen Nete, molendina, que habetis | in eodem flumine cum decursu aquarum et deriuatione usque ad litus maris, terras siluas uineas paschua piscationem, que habetis circa ecclesiam uestram, et usum in flumine ad necessitates uestras, | ecclesiam sancti Leonardi et sancti Johannis cum earum pertinen- tiis, ecclesiam sancti Petri in Depaline, ecclesiam sancti Pauli et sancti Benedicti, ecclesiam sancti Maronis et sancti Michaelis, ecclesiam sancti Iohannis in monte Mulrino, ecclesiam sancti Sal- uatoris in Colle, ecclesiam sancti Laurentii iuxta flumen Nete, ecclesiam sancti Martini in Plumbarano, ecclesiam sancte Iuste et sancti Claudii, ecclesiam sancte Marie et sancti Iohannis, que site| sunt in Cute, ecclesiam sancti Ansuini et sancti Simeonis, que sunt in pertinentiis montis sancti Martini, et terram Berardi Boniseni- oris in Aquiliano in uico sancti Archangeli, et domum, que fuit | Bartholomei Alberti Pistoris in castro Turris palmarum, et terram, que fuit Alberti Teobaldi in turri Hugolini, et terram, que fuit Odorisii Theobaldi et Rogerii Alberti iuxta flamen Nete. Sane no- ualium | uestrorum, que propriis manibus aut sumptibus colitis, siue de nutrimentis animalium uestrorum nullus a uobis decimas uel primicias exigere aut extorquere presumat. Liceat quoque uobis clericos | uel laicos.e seculo fugientes liberos et absolutos ad con- uersionem recipere et eos absque contradictione aliqua retinere. Prohibemus insuper, ne ulli fratrum uestrorum post factam in eodem loco professionem fas sit | absque prioris sui licentia nisi arctioris religionis® obtentu de eodem loco discedere; discedentem wero absque communium litterarum cautione nullus audeat retinere. Cum autem generale interdictum | terre fuerit, liceat uobis clausis januis, exclusis excommunicatis et interdictis, non pulsatis campanis, suppressa uoce diuina officia celebrare. Crisma | uero, oleum sanctum, consecrationes altarium seu basilicarum, ordinationes cle- ricoram, qui ad sacros ordines fuerint promouendi, et cetera ec- clesiastica sacramenta a diocesano suscipiatis episcopo, | siquidem catholicus fuerit et gratiam atque communionem apostolice sedis habuerit et ea uobis gratis et absque prauitate aliqua uoluerit ex- hibere; alioquin liceat uobis quemcumque | malueritis catholicum adire antistitem, qui nimirum nostra fultus auctoritate quod postu- latur indulgeat. Inhibemus etiam, ne quis in uos uel ecclesiam uestram excommunicationis | uel interdicti sententiam sine mani- festa et rationabili causa promulgare presumat. Sepulturam preter-

a) regionis Or.

496 P. Kehr,

ea ipsius loci liberam esse decernimus, ut eorum deuotioni et ex- treme uolluntati, qui se illic sepeliri deliberauerint, nisi forte ex- communicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mortuorum corpora assumuntur. | Obeunte uero te nunc eiusdem loci priore uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet surreptionis astutia seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres communi consensu uel fratrum pars | maior consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Augustini regulam prouiderint eligendum. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN.

R. Ego Clemens catholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. + Ego Iohannes presb. card. tit. sancti Marci ss. + Ego Laborans presb. card. sancte Marie Transtiberim tit. Ca- lixti ss. + Ego Melior presb. card. sanctorum Johannis et Pamli tit. Pa- machii ss. 7+ Ego Radulfus tit. sancte Praxedis presb. card. ss. + Ego Petrus tit. sancti Clementis presb. card. ss. + Ego Bobo tit. sancte Anastasie presb. card. ss. }+ Ego Petrus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. + Ego Iac(inctus) diac. card. sancte Marie in Cosmidyn ss. + Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Octanianus sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. + Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. + Ego Gregorius” sancte Marie in Porticu diac. card. ss. + Ego Johannes sancti Theodori diac. card. ss.

Dat. Lateran. per manum Moysi sancte Romane ecclesie sub- diaconi, uicem agentis cancellarii, ITIL id. iunii, indictione sexta, incarnationis dominice anno M’. C*. LXXX° VIII’, pontificatus uero domni CLEMENTIS pape III anno primo.

(B. dep.) b) GG.

24.

Clemens III. bestitigt dem Kreuztrdger Matthius und den Brii- dern vom Orden der Kreustriger die Kirche des h. Kreuzes bei Zara, und die von den pdpstlichen Delegierten in dem Streit zwischen den Kreustrigern und den Templern tiber die genannte Kirche gefdllte Sentenz. Lateran 1188 Juli 26.

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Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens JIT. 497 Storia dell? ordine dei Crocifert s. XVII f. 595 Treviso Bibl.

comunate. Reg. Gott. Nachr. 1899 8. 245 n. 36. Diese Urkunde wieder- holt Celestion III. 1191 Juni 21 (ed. Gitt. Nachr. 1898 S. 40 n. 16).

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio fratri Matheo crucifero et-aliis fratribus ordinis Cruciatorum salutem et apostolicam benedictionem. Controuersiis inditio uel concordia terminatis ad maiorem firmitatem scripture debet auctoritas inter- poni et iuxta postulantium uoluntatem, ne illa, que sopita fuerint, ualeant in recidiue contentionis scrupulum deuenire, conuenit ea sedis apostolice munimine roborari. Eapropter uestris iustis postu- lationibus annuentes, ecclesiam sancte Crucis, que sita est prope Iaderam ciuitatem cum omnibus suis pertinentiis, sicut eam iuste et pacifice possidetis, sententiam etiam, quam dilecti filii I. archi- diaconus et A. archipresbyter® Jaderenses, Petrus sancte Stephani plebanus, Matheus subdiaconus ecclesie sancte Anastasie de contro- uersia, que» inter uos et dilectos filios nostros Templarios de prescripta ecclesia uertebatur, de mandato sedis apostolice protule- runt, sicut eadem sententia rationabiliter? lata est, auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli ergo etc. Si quis autem efc. Dat. Laterani VII kal. augusti pontificatus nostri anno primo.

a) et A. archipresbyter fehlt; ergdnzt aus Celestins III. Reskript. b) que fehit. ce) rationabilis.

28.

Clemens III. nimmt das Kloster San Pietro di Vallebona in den apostolischen Schutze und bestdtiyt die namentlich aufgefiihrten Be- sttzungen und Schenkungen. Lateran 1188 Oktober 25.

L. Zanotio Digestum scripturarum Celestinae congregationis s. XVII vol. I f. 48 ,ex proprio originals existenti in archivo abbatiae sancti Spiritus de Sulmona“ Sulmona Bibl. Gio. Pansa.

Vol. Italia pontif. IV 271 n.1. Die Abschrift verdanke ich dem trefflichen Sulmoneser Gastfreund Cav. Gio. Pansa. Das kleine Schuteprivileg folgt der Formel, welche auch sonst unter Urban III. und Clemens III. hiéufig ist (vgl. oben Nr. 22).

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . abbati et monachis sancti Petri de Valle bona salutem et aposto- licam benedictionem. Sacrosancta Romana ecclesia deuotos et

498. 2 P. Kehr,

bumiles filios ex assuete pietatis officio propensius diligere consueuit et, ne prauorum hominum molestiis agitentur, eos tanquam pia mater protectionis sue” munimine confouere. EHapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus gratum impertientes assensum, personas uestras et monasterium sancti Petri, in quo diuino estis obsequio mancipati, cum omnibus bonis, que in pre- sentiarum rationabiliter possidet aut in futurum iustis modis cooperante Domino poterit adipisci, sub beati Petri et nostra pro- tectione suscipimus. Specialiter autem sancti Georgii in Rapino, sancti Cataldi® de Buclano, sancti Angeli in Puluerio, sancti Bar- tholomei in Arbona, sancti Clerici in Cumulo ecclesias cum perti- nentiis earumdem et“) omnes donationes per reges, comites, barones et alios pios uiros in dicta ecclesia factas, sicuti ea omnia iuste ac pacifice ‘possidetis, uobis et per uos eidem monasterio auctoritate aposto- lica, confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli ergo omnino [hominum] liceat [personas uestras uel bona temere perturbare] siue [hanc] paginam nostre protectionis et confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et bea- torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum.

Dat. Lateran. VIII kal. nouembris pontificatus nostri anno primo.

a) sue felt. b) Catalli. ¢) earum etc. .. et.

29.

Clemens III. nimmt das Kloster San Benedetto in Perillis unter dem Propst Gualterius in den apostolischen Schute und bestitigt die Regel des h. Benedikt, die namentlich aufgefiihrten Besitzungen und Rechte.

Lateran 1188 November 21.

Kopie s. XVIII Sulmona Arch. capitolare [B]. LL. Zanotto Digestum seripturarum Celestinae congregationis s. XVII vol. I f. 49 ne copia simplict in carta bombacina existenti in archivo monasterit Collimadii de Aquila* Sulmona Bibl. Gio. Pansa [C7].

Vogl. Italia pontif. IV 259 n. 1. Auch diese Abschrift steuerte Cav. G. Pansa in Sulmona, der Besitzer des Digestum des Zanotto, bei.

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Gual- terio preposito sancti Benedicti de Perillo eiusque fratribus tam presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum.

Cum” a nobis petitur quod religioni et honéstati conuenire

a) quia B.

ER HE EERIE MALARIA HEN Bp peter ny PPE wero ene

Nachtrigé zu den Papsturkunden Italiens III. 499

dignoscitur, animo nos decet libenti concedere® et petentium desi- deriis congruum suffragium impertiri. Eapropter, dilecti in Do- mino filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et pre- dictum monasterium sancti Benedicti de Perillo, in quo diuino estis obsequio mancipati, sub beati Petri et nostra protectione susci- pimus et presentis scripti priuilegio? communimus. Inprimis si- quidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum Deum et beati Benedicti regulam in eodem loco institutus esse dignoscitur, perpetuis ibidem temporibus inuiolabiliter obseruetur. Preterea quascunque possessiones, quecunque bona in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largi- tione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successo- ribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus ex- primenda uocabulis: Locum ipsum, in quo predictum monasteriam situm est, cum omnibus possessionibus et aliis pertinentiis suis, uillam, quam habetis apud predictum monasterium cum omnibus tenimentis suis, uidelicet terris cultis et incultis uineis ortis pratis et siluis, que sunt infra hos confines: a Crapella pertingens ad Scopulam, Ornum putridum, Petra solidi, macchia longa, Mo- tulum, macchia spinosa, Forcellas, Arvinezalia, Calamentina, et reuertitur ad priorem finem infra etiam hos confines, ecclesiam sancti Nicolai cum pertinentiis suis, in Populo ecclesiam sancte Marie de Attoya cum omnibus pertinentiis suis, cum terris uide- licet uineis ortis canapinis, molendinum cum conducta aquarum ad suam utilitatem pertinentium, feudum Remigii, feudum Rainonis, feudum Attoiani, feudum Adamini Berardi, feudum Praxdaria, ecclesiam sancti Calisti cum pertinentils suis, in Buscio ex dono Bruni Maxaronis quartam partem ipsius castri, molendinum et ui- neale, in Collepetro ecclesiam sancte Marie de Bonatero cum suis pertinentiis, in Nauellam culturam unam, in Stipibus aliam cul- turam, in Venaterra uineam unam, in Nauelli medietatem ecclesie sancti Angeli cum ecclesia sancti Eugenii, medietatem ecclesie sancte Marie de Pedeuiuo, ecclesiam sancte Sauine cum pertinen- tiis suis et in supradicto castro quindecim feuda cum obsequlis in festiuitatibus sancti Stephani et assumptionis beate Marie uirginis, in Coloniano unam culturam, in Pedeuiuo predicto aliam culturam, in ciuitate Aredenghi medietatem sancti Saluatoris cum pertinen- tiis, medietatem sancti Egidii cum pertinentiis suis, terris uineis et tenimentis aliis, in supradicta ciuitate ecclesiam sancti Iacobi

b) animum nos docet uerius condicere. c) serie priuilegii. Kgl. Ges. a. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse 1909. Heft 4.

500 Pp. Kehr,

cum possessionibus terris uineis et aliis immunitatibus seu perti- nentiis suis in eadem ciuitate, im Caporciano ecclesiam sancti Ce- sidii cum ecclesiis et omnibus possessionibus suis, in Aczano quartam partem ecclesie sancti Laurentii cum quarta parte ecclesie sancte Petronille et feudum, quod tenet Rainaldus Guglielmns, in Molinis ecclesiam sancti Pii cum quarta parte ipsius castri hominibus terris uineis et canapinis et unum molendinum. Sane de possessionibus uestris, qaas® propriis manibus aut sumptibus colitis, siue de nu- trimentis animalium uestrorum decimas a uobis nullus extorquere presumat. Cum autem generale interdictum terre fuerit, liceat uobis ianuis clausis, exclusis excommunicatis et interdictis, non pulsatis campanis, suppressa uoce diuina officia celebrare. Paci quoque et tranquillitati uestre paterna in posterum sollicitudine prouidere uolentes, auctoritate apostolica prohibemus, ne quis intra ambitum domorum uestrarum furtum rapinamue committere, ignem apponere, hominem capere uel interficere seu aliquam uiolentiam temere audeat exercere. Inhibemus etiam, ne cuiquam seculari persone intra officinarum uestrarum liceat habitationem habere. Liceat autem uobis personas e seculo fugientes liberas et absolutas ad conuersionem recipere et deinde sine contradictione aliqua re- timere. Anuctoritate quoque apostolica interdicimus, ne quis in uos uel ecclesiam uestram excommunicationis, suspensionis® aut inter- dicti sententiam sine manifesta et’) rationabili causa promulget uel nouas et indebitas exactiones a uobis uel hominibus uestris extor- queat. Libertates, gratias, immunitates antiquas et rationabiles consuetudines uobis rationabiliter factas et usque ad hec tempora obseruatas inuiolabiliter sancimus. Sepulturam etiam ipsius loci liberam esse decernimus, ita ut eorum deuotioni et extreme uol- untati%, qui se illic sepeliri deliberauerint, nisi forte excommuni- cati uel interdicti fuerint, nullus obsistat, salua tamen iustitia ilarum ecclesiarum, a quibus mortuorum corpora assumuntur. De- cernimus etiam etc. Si qua igitur efc. Cunctis autem efc. Amen.

Ego Clemens catholice ecclesie episcopus ss. Ego Laborans* presb. card. sancte Marie Transtiberim tit.” Ca- listi ss. Ego Pandulphus presb. card. basilice duodecim Apostolorum ss. Ego Albinus tit. sancte Crucis in Hierusalem presb. card. ss.

d) que. e) superstitionis. f) et fehlt. g) et in extrema uo- luntate. h) ss. fehit hier und in der Folge. 1) Fabianus C. k) et C.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 501

Ego Bobo? ecclesie sancti Eustachii diac. card. ss. %) Ego Iacinctus™ diac. card. sancte Marie in Cosmedin ss. Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac. card. ss. Ego Iohannes sancti Theodori diac. card. ss.

Dat. Lateran. per manum Moysi” sancte Romane ecclesie sub- diaconi, uicem gerentis® cancellarii, XI kal. decembr., indictione VII®, incarnationis dominice anno MCLXXXVIII, pontificatus uero domni Clementis pape III anno primo.

2) Bobus C. nm) Iacobus BC, n) Orisii C. 0) et uicegerentis C. p) indictionis septimae C.

30.

Celestin III. nimmt die Kirche s. Nicolai de Ponticello (bei As- colt) unter dem Rektor Desiderius in den apostolischen Schute und bestdtigt thr die genannten Besitzungen, namentlich die wértlich einge- ytickte Schenkungsurkunde des Bischofs Rainald von Ascoli.

Lateran 1192 Januar 11.

Orig. Ascoli Piceno Arch. capitolare. Vol. Italia pontif. IV 155 n.1. Die Kopie besorgte Dr. A. Ruppel.

CELESTINVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTO FILIO PRESBITERO DESIDERIO RECTORI SANCTI NICHOLAI DE PONTICELLO EIVSQVE SVCCESSORIBVS CANONICE SVB- STITVENDIS IN PERPETVVM. | Quotiens postulatur a nobis quod honestum est et conuenit rationi, animo nos decet libenti concedere et petentium desideriis congruum suffragium impertiri. HLapropter, dilecte | in Domino fili, tuis iustis postulationibus clementer annui- mus et prefatam eclesiam sancti Nicholai, cui auctore Domino preesse dinosceris, sub beati Petri et nostra protectione suscipi- mus | et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ut

1) Unter Clemens III. gab es mindestens zwei Kardinile des Namens Bobo, der altere schon seit Lucius III. Diakon von 8. Angelo, der jiingere Diakon von 8. Giorgio in Velabro. Jener wurde, wie es scheint, von Clemens III. zum Kar- dinalpriester von S. Anastasia und dann zum Bischof von Porto promoviert. Da- gegen kommt meines Wissens ein Diakon Bobo von S. Eustachio unter Clemens IIT. nicht vor. Das war vielmehr Johannes Felix. Also hat sich der Kopist wohl eines Versehens schuldig gemacht, indem er zwei Unterschriften zu einer einzigen kombinierte. Denn vermutlich stand im Original Kyo Bobo s. Georgit ad Velum aureum diac. card. ss. Ego Iohannes s. Eustachii iuata templum Agrippe diac. card. ss.

36*

BOQ P. Kehr,

quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia in pre- sentiarum iuste et canonice possidet aut in faturum concessione pontificum, largitione, regum | uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. In quibus hec pro- priis duximus | exprimenda uocabulis: locum ipsum, in quo prefata ecclesia sita est, cum pertinentiis suis, ecclesiam sancti Secundi a Gisone quondam episcopo Esculano nobis concessam cum pertinentiis suis, uineam ante | eclesiam sancti Nicholai, terram, quam dedit Gualterius Berardi pro remedio anime sue, uineam iuxta fluuium Trunti, agrum, quem habet apud sanctum Petrum de Cerrito. Ut autem concessio, quam | uenerabilis frater noster R(ainaldus) Escu- lanus episcopus predicte sancti Nicholai ecclesie fecit, debitam ob- tinere. ualeat firmitatem, ipsam de uerbo ad uerbum in hoc nostro priuilegio duximus inserendam. In nomine Dei et saluatoris nostri Jesu Christi. Anno | incarnationis eius M°. C°. LXXX*: III’, mense martii, indictione” I*, residente papa Lutio in apostolica sede. Ego Rainaldus Dei gratia Esculane sedis episcopus, multis et magnis bonorum uirorum, clericorum seu laicorum precibus motus, | annu- ens iustis petitionibus cutusdam religiose femine nomine Domnica, iam dudum in ecclesia sancti Nicholai de Ponticello Deo seruientis, pro Christi amore et anime mee redemptione tam pro nobis quam pro nostris successoribus largior atque con|cedo et huius nostri priuilegii robore constituo, ut locus ille de Ponticello sit liber et absolutus ab omni onere® seruitii debiti, et concedimus et confirma- mus ibi ecclesiam sancti Secundi, sicut predecessor noster Giso epi- scopus beate Marie ibi| dedit. Donamus etiam libertatem clericis et laicis se ibi uouentibus et iugiter Deo famulantibus imperpetuum et suscipimus prefatam ecclesiam sancti Nicholai cum rebus suis elusdemque famulos sub nostra protectione, ut | secure ibi perma- neant. Insuper autem concedimus et confirmamus, ut omnia, que predicta ecclesia sancti Nicholai modo habet uel de cetero iuste adquisierit, libere et transacte firmiterque habeat et sine seruitio, exceptis | duobus denariis, unum pro ecclesia sancti Secundi et al- terum pro ecclesia sancti Nicholai, annuatim pro cathedratico tam nobis quam nostris successoribus, quos persolvat. Decernimus ergo ec. Si qua igitur etc. Cunctis autem efc. AMEN, AMEN. AMEN. | R. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Albinus Albanensis episcopus ss.

@) idictione Or. b) honere Or.

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Nachtrége zu den Papsturkunden Italiens III. 503

+ Ego Octanianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. + Ego Pandulfus basilice XII Apostolorum presb. card. ss. + Ego Melior sanctorum Iohannis et Pauli presb. card. tit. Pagmachii ss. + Ego Iohannes tit. sancti Clementis card., Tuscanensis episco- pus ss. . t Ego Romanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss. t Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. t Ego Gerardus sancti Adriani diac. card. ss. + Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. + Ego Bernardus sancte Marie Noue diac. card. ss. + Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss. Dat. Rome apud sanctum Petrum per manum LEgidii sancti Nicholai in carcere Tulliano diac. card., III id. ianuar., indictione X, incarnationis dominice anno M°. C°. XC°. I°, pontificatus uero domni? Celestini pape III anno primo. (B. dep.)

ce) donni Or,

dl.

Celestin IIT. zeigt den Ménchen des Klosters San Fortunato an, dafi er den Bischof von Todi beauftragt habe, dret Kleriker und eben- soviel Konversen aus der Kongregation von Fonte Avellana eur Reforma- tion des Klosters aufzunehmen und gibt Instruktionen zur Reform des Klosters. Lateran 1192 Mire 7.

Kopie s. XIII im Codex 22 (S. Augustini de Trinitate) Toda Biblioteca comunale.

Vgl. Italia pontif. IV 41 n. 2.

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis uni- uersis monachis, clericis et laicis monasterii sancti Fortunati sa- lutem et apostolicam benedictionem. Cum monasterium uestrum fuerit pridem honeste ac laudabiliter ordinatum et ita decenter in spiritualibus et temporalibus Deo auxiliante compositum, quod boni odoris fragrantia coram Deo et hominibus ex bonorum operum fructibus redolebat, merore quodam et dolore conficimur, quod peccatis exigentibus in spiritualibus et temporalibus est usque adeo deformatum, quod uix in parte aliqua, sicut dicitur, cuiuslibet re- igionis uel honestatis species ibi ualeat repperiri. Ad cuius loci depressionem licet omnes uos et quidam ex predecessoribus uestris deliquisse dicamini, uenerabilis tamen frater noster L. episcopus uester longe magis in culpa esse uidetur, qui tanto maiori repre-

504 Pp. Kehr,

\ hensione et animaduersione nostra dignus apparet, quanto, in eminentiori loco consistens, debuit et potuit pro dispensatione po- testatis sibi commisse idem monasterium reformare. Inferiorum enim culpe ad nullos magis referende sunt, quam ad desides neg- legentesque doctores, quia multam sepe nutriunt pestilentiam, dum severiorem dissimulant adiungere medicinam. Volentes itaque reformationi ipsius de solita sedis apostolice intendere pietate et ferro curare uulnera, que fomentorum non sentiunt medicinam, eidem episcopo per apostolica scripta mandauimus et sub debito iuramenti, quo nobis tenetur, firmiter et districte precepimus, ut de congregatione Fontis Auellane tres clericos et totidem laicos auctoritate nostra. recipiat, unum ex eis abbatem, alium priorem, reliquam uero camerarium faciens et conuersos laicos ad ipsius monasteril obsequia peragenda constituat, habitacula in septa mo- nasterii constituta uel omnino subuertat uel in officinas monasterii prouida consideratione conuertat, laicos omnes, qui uxores non habent, ad monasterium reuocet, ut habitent ibi et, que eis in- iuncta® fuerint, cam humilitate obseruent, et uxoratos, si noluerint uxores deserere, extra monasterium cohabitantes frumento et uimo dudum eis concesso contentos esse compellat. Ecclesias et possessi- ones orhnes, quas detinetis uel alii per uos detinent, et mobilia omnia cogat uos in manu sua et abbatis, qui ordinatus ibi fuerit, integre resignare et de cetero communiter in monasterio uiuere et ordinem iuxta mandatum abbatis seruare, ita quod nichil proprium possidentes unum dormitorium, unum refectorium, unam coquinam, unam cameram et unum cellarinm habeatis. Pecuniam, quam a creditoribus post excommunicationem mutuo recepistis, hii, qui eam habuerunt, eisdem creditoribus de proprio reddant®). Presbiterum Julianum coerceat VIIT libras et XVIIT solidos, quos de blado et aliis rebus habuit,.et XL et duas libras Luc(ensium), quas ad seruandum recepit a fratribus, et claues secretarii restituere. Pre- cepimus quoque ipsi, ut XL libras, quas pro monachatu cuiusdam pueri symoniace, ut dicitur, recepistis, faciat uos ei9, qui dederat eas, restituere et ipsum a monasterio penitus amoueri. Quia igitur secundum ea, que diximus, religionem et ordinem in predicto uo- lumus monasterio auctore Domino reformare, uniuersitati uestre per apostolica scripta mandamus et in uirtute obedientie ac debito iuramenti districte precipimus, ut mandatis nostris cum humilitate ac deuotione parentes, prescripto episcopo obedientiam et reueren- tiam fideliter exibere curetis, mandata et statuta ipsius suscipiatis humiliter et seruetis. Nos enim, si forte aliquis uestrum iis uel® a) iniunta. b) redant. ¢) is. d) uel fehit.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens ITI. 505

ei contradicere uel repugnare presumpserit®, sententiam, quam ad- uersus eum canonice tulerit, ratam habebimus et faciemus imuio- labiliter obseruari. Dat. Laterani non. martii pontificatus nostri anno primo.

e) presuserit.

32.

Celestin III. nimmt die Kirche s. Petri de Castello insulae (ber ‘Ascoli ) unter dem Prior Petrus in den apostolischen Schutz, bestditigt die von Bischof Rainald von Ascoli eingefiihrte Augustinerregel nach der Observanz von 8. Maria in Portu (bet Ravenna), die namentlich auf gefiihrten Besitzungen und Rechte.

Lateran 1193 Januar 18,

Orig. Ascoli Piceno Arch. capitolare. Kopie von 1249 Reca- nati Arch. Leopardi.

Vol. Italia pontif. IV 152 n.1 (versehentlich zu 1192). Ko- piert von Dr, A. Ruppel. .

CELESTINVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILUS PRESBITERO PETRO PRIORI ECCLESIE SANCTI PETRI DE CASTELLO INSVLE EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTI- BVS QVAM FVTVRIS REGVLAREM VITAM PROFESSIS IN PER- PETVVM. | Preter commune debitum, quo tenemur omnibus paterna affectione prospicere ex suscepte ministerio seruitutis ecclesias et personas ecclesiasticas, eas presertim, que sub regulari professione Domino | militare noscuntur, diligere ac fouere debemus et eas apostolice sedis priuilegiis, sicut iustum est et Romana consueuit ecclesia, libenti animo communire, inducit nos ad id potissimum noue planta|tionis respectus, cum wos tempore pontificatus nostri de assensu et exhortatione uenerabilis fratris Ranaldi HEsculani episcopi habitum sancte Marie in Portu ultronei susceperitis et ecclesiam uestram, in qua secullariter antea uiuebatur, feceritis nunc dante Domino regularem. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et prefatam ec- ‘clesiam sancti Petri, in qua diuino | mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. -Inprimis siquidem statuentes, ut ordo canonicus, qui secundum Deum et | beati Augustini regulam in ‘eodem loco institutus esse dinoscitur, perpetuis ibidem temporibus inuiolabiliter obseruetur. Preterea quascumque possessiones, que- cumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste | et canonice

B06 P. Kehr,

possidet aut in futurum [conce]ssione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelinm seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successo|ribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda nocabulis: locum ipsum, in quo prefata ecclesia sita est, cum om- nibus pertinentiis suis, scilicet parrochianis, ortis et ripis | circum- astantibus, ecclesiam sancti Angeli cum omnibus pertinentiis suis, nineam sancti Petri et medietatem unius molendini in Pede claro et campum unum apud sanctum Cassianom et alium in eisdem partibus, que uobis | Huwitio Datonis pro anime sue remedio assig- nauit, et domum Regine, filie quondam Gisonis Morici, cum casa- lino uacuo et in Campuro filios Azolini Petri Ascolani et Deuste- salue. et partem ipsius castellaris de Camiporo et omnia, que in ipsis pertinentiis iam dicte Regine pertinent uel pertinere debent, et Querquetum de valle Poli et illud, quod habet in Morella et Genestritum et Carpenetum de Plaia iuxta sanctum Antimum | et uallem de Campo cum terra de fossa sub uia et super uiam, sicut ibi habet uel habere debet, et cum oliuis ad se pertinentibus et molendinum de Vebli cum omni iure insule et cursu aquarum et cum | gurgitibus Clari et ratione, quam habet in Monte Luparitii, et quicquid aliud infra iam dicta tenimenta ad eam pertinet uel pertinere debet, que omnia uobis predicta Regina libera largitione conces|sit. Sane noualium uestrorum, que propriis manibus aut sumptibus colitis, sive de nutrimentis animalium uestrorum nullus a uobis decimas exigere uel extorquere presumat. Liceat quoque nobis clericos | uel laicos liberos et absolutos e seculo fugientes ad conuersionem recipere et eos absque contradictione aliqua retinere, Prohibemus insuper, ut nulli fratrum uestrorum post factam in eodem loco | professionem fas sit absque prioris sui licentia de eodem loco discedere; discedentem uero absque communium litte- rarum cautione nullus audeat retinere. Cum autem generale inter- dictum terre | fuerit, liceat uobis clausis ianuis, exclusis excommu- nicatis et interdictis, non pulsatis campanis, subpressa uoce diuina officia celebrare. Statuimus preterea, ut nulli liceat ecclesie uestre no|uas et indebitas exactiones imponere aut in uos uel predictam ecclesiam uestram sine manifesta et rationabili causa excommuni- cationis uel interdicti sententiam promulgare. Crisma uero, oleum sanctum, | consecrationes altarium seu basilicarum, ordinationes clericorum, qui ad sacros ordines fuerint promouendi, a diocesiano” suscipietis episcopo, si quidem catholicus fuerit et gratiam aposto-

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens IIT. 507

lice sedis habuerit et ea gratis et absque | prauitate et exactione aliqua uobis uoluerit exhibere; alioquin liceat uobis quemcumque malueritis adire antistitem, gratiam et communionem apostolice sedis habentem, qui nostra fultus autoritate® uobis quod | postula- tur impendat. Prohibemus insuper, ut infra fines parrochie uestre nullus sine assensu diocesiani®? episcopi et uestro capellam seu oratorium de nouo construere audeat, saluis priuilegiis Romano- rum | pontificum. Sepulturam quoque loci ipsius liberam esse de- cernimus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati, qui se illic sepeliri deliberauerint, nisi forte excommunicati uel interdicti fu- erint, nullus obsistat, | salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mortuorum corpora assumuntur. Obeunte uero te, nunc elusdem loci priore uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet surreptionis astutia seu uioflentia preponatur, nisi quem fratres communi assensu uel fratrum pars consilii sanioris secun- dum Dei timorem et beati Augustini regulam prouiderint eligendum. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN. |

R. Ego Celestinus {ca]tholice ecclesie episcopus ss. BV. + Ego Albinus Albanensis episcopus ss. + Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. + Ego Iohannes Prenestinus episcopus ss. + Ego Pand(ulfus) basilice XII Apostolorum presb. card. ss. + Ego Melior sanctorum Iohannis et Pauli presb. card. tit. Pa- machii ss. + Ego Iohannes tit. sancti Clementis cardinalis, Viterbiensis et Tuscanensis episcopus ss. + Ego Iohannes Felix tit. sancte Susanne presb. card. ss. . + Ego Romanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss. + Ego Iohannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss.

+ Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.

+ Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.

+ Ego Gregorius de sancto Apostolo sancte Marie in Por- ticu diac. card. ss.

+ Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. |

+ Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss.

+ Ego Nycolaus sancte MARIE in Cosmidyn diac. card. ss.

a) sic.

508 P. Kehr,

Dat. Lateran. per manum Egidii sancti Nicolai diaconi car- dinalis in carcere Tulliano, XV kal. februarii, indictione undecima, anno dominice incarnationis M’. C°. XC°. IL’, pontificatus uero domni CELESTINI pape II anno secundo.

(B. dep.)

33.

Celestin III. nimmt die Kirche 8S. Maria in Villa Gemini unter dem Prior Gregorius nach dem Vorgange Eugens III., Alexanders ITI. und Clemens’ III. in den apostolischen Schutz und bestdtigt die Regel des h. Augustin, die namentlich aufgefiihrien Besiteungen und das Aufnahmerecht, und verleiht Fretheit vom Interdikt und von unzu- lassigen Abgaben und das Récht den Prior zu wdhlen, gegen eimen jihrlichen Schutzzgins von zwei Byzantiern.

Lateran 1193 Februar 14.

Orig. Perugia Arch. capitolare. Kopie im Libro verde s. XVI f. 25 ebenda. Vogl. Italia pontif. IV 73 n. 4. Der Text geht in der Hauptsache nach den Vorurkunden; die Besitzungen genau wie in dem Privileg Clemens’ III. Neu ist hauptsdchlich der Satz: Ad indicium autem huius percepte a sede apostolica protectionis duos bisantios nobis nostrisque successoribus annis singulis persoluetis.

. CELESTINVS EPISCOPVS SERVVS SERVORVM DEI. DILECTIS FILOS GREGORIO PRIORI ET CANONICIS SANCTE MARIE DE VILLA GEMINI EIVSQVE FRATRIBVS TAM PRESENTIBYVS QVAM FVIVRIS CANONICE SVBSTITVENDIS IN PERPETVVM. | Ad hoc uniuersalis cura.

R. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV.

+ Ego Albinus Albanensis episcopus ss.

+ Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. + Ego Iohannes Prenestinus episcopus ss.

+ Ego Petrus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.

+ Ego Pand(ulfus) basilice XIZ Apostolorum presb. card. ss.

{+ Ego Melior sanctorum Iohannis et Pauli presb. card. tit. Pa-

machii ss.

t+ Ego Romanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss.

+ Ego Johannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss.

+ Ego Cinthius tit. sancti Laurentii in Lucina presb. card. ss.

7 Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. + Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac. card. ss. + Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 509

} Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. {+ Ego Lotarius sanctorum,Sergii et Bachi diac. card. ss. t+ Ego Nycolaus sancte Marie in Cosmidin diac. card. ss. Dat. Lateran. per manum Egidii sancti Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, XVI kal. martii, indictione XI*, in- carnationis dominice anno M°.C°. XO° II’, pontificatus uero domni CELESTINI pape III anno secundo. (B.)

34.

Celestin III, nimmt das Kloster SS. Pietro et Paolo bei der Marmorbriicke in Rimini unter dem Abt Philipp nach dem Vorgange Benedikts IX., Gregors VII., Nikolaus’ II., Innocenz’ IT, Hadvians IV. und Alexanders III. in den apostolischen Schutze wnd bestdtigt die Besitzungen und Rechte. Lateran 1198 April 3.

Inseriert in Martins V. Privileg von 1430 Juli 25: Rom Vat. Arch. Reg. Lat. t. 298 f. 153 = Arm. XXXTI t. 44 f.629, <Ab-

schriften aus dem verlorenen Registrum s. Iuliani s. XIV f. 8 in Ro-

mualdus Serra Sertes chronologica omnium veterum monumentorum in- signis abbatiae Ariminensis ss. Petri et Pauli ac Iuliant mart., ms. v. 1782, Rimini Bibl. Gambalunya p. 58 und in Jos. Garampi’s Scheden, ms. s. XVIII, ebenda.

Vol. Italia pontif. IV 172 n.7. Ich gebe aufer dem Protokoll nur die Liste der Besitzungen, welche von der Vorurkunde Alexan- ders III. (oben Nv. 13) sehr abweicht. Dagegen lautet sie dhnlich in den Privilegien Nikolaus’ II. und Gregors VII. (oben Nr. 2).

In quibus hee propriis duximus exprimenda uocabulis: terram uidelicet sancte Romane ecclesie, que est posita iuxta ipsum pontem, et habet a primo latere pontem ipsum, a secundo montem de Furea, a tertio mare, a quarto terram Artinacam cum flumine, quod inde currere consueuit, tres arcus de ponte marmoreo cum terris casis et turribus, in ciuitate ecclesiam sancte Marie in Curte cum mansis et mansionibus et omnibus suis pertinentiis, que posita est in posterula ducum, ecclesiam sancti Vitalis cum suis omnibus perti- nentiis, ecclesiam sancti Paterniani cum duabus aliis ecclesiis, una ad honorem sancti Laurentii et alia ad honorem sancti Marci cum omnibus pertinentiis earum, monasterium sancte Eufemie cum casis ortis et omnibus pertinentiis suis tam infra ciuitatem quam extra, ecclesiam sancti Bartholomei cum pertinentiis suis, plebem sancti Martini in Burdunclo cum terris siluis et omnibus pertinentiis suis,

510 P. Kehr,

curtem sancti Paterniani in eadem plebe cum terris siluis et omni- bus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Iuuenalis cum terris uineis et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Laurentii in Filicina, ecclesiam sancti Martini in Ripa rutta cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Petri in Salto cum terris et omnibus perti- nentiis suis, ecclesiam sancti Mauri cum omnibus pertinentiis suis, medietatem plebis sancti Viti cum terris et omnibus pertinentiis suis, curtem sancte Marie in Vulgazano cum mansis et omnibus pertinentiis suis, curtem de Prato cum mansis terris et siluis et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie in Casaleclo cum mansis terris siluis et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de Me- leto et medietatem castri cum hominibus terris siluis uineis oliuetis - et. omnibus pertinentiis suis, castrum sancti Petri in monte Gra- dulfi' cum ecclesia hominibus oliuetis et omnibus pertinentiis suis, eurtem de Quinquagintula® cum omnibus pertinentiis suis, quatuor mansos in Sisiano, duos in Tacita, terram siluam et. oliueta et quic- quid Petrus de Liutardo contulit prefato monasterio, fundum in- tegrum de Quadraginta”, quartam partem integram de fundo Fon- tane Sabbatine cum omnibus, que ad iam dictum cenobium perti- nent, et omnia, que habet prefatum monasterium in comitatu Pe- saurii et in comitatu Fanensi et in comitatu Anconitano.

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Phi- lippo abbati monasterii beatorum apostolorum Petri et Pauli iuxta pontem marmoreum Ariminensis ciuitatis siti eiusque fratribus tam presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Quotiens illud a nobis.

Ego Petrus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.

Dat. Lateran. per manum Egidii sancti Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, III non. aprilis, indictione undecima, incarnationis dominice anno XC° III, pontificatus uero domini Celestini pape III anno secundo”.

a) Cigrantula. b) Gradigenta. c) Diese Unterschrifi steht nur bet Serra und Garampi. d) MII Serra. 39.

Celestin LI. bestétigt dem Prior Ugolinus und den Briidern vom Hospital S. Maria in Ascoli den ihnen vom Bischof verliehenen vierten

Lett der Sterbegefalle der ganzen Stadt Ascoli. Lateran 1195 Juli 4.

Orig. Ascoli Piceno Arch. capitolare. Ebenda Kopie saec. XVIII mit IV id. iul. und in G. Frascarelli Estratti dell’ archivio del duomo s, XIX f.57 Ascoli Piceno Bibl. comunale ms. 110.

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Ziviert von Capponi Mem. stor. della chiesa Ascolana (1898) p. 64 und Mazeatinti Gli archivi della storia d'Italia LIT 96, Pflugk- Harttung Iter p. 814 n. 1068 nnd JL. 16916 registrieren das Stick fdlschlich 2u 1192 Juli 12. Vol. Italia pontif. IV 153 n. 1.

CELESTINVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Vgolino priori et fratribus hospitalis sancte Malrie Esculan. salu- tem et apostolicam benedictionem. Equitas iuris et consuetudo ecclesie nichilominus approbata | requirunt, ut que rationabiliter possidentur, confirmationis auctoritatem ab hac sede | recipiant, que est supra firmam petram ab ipso Iesu Christo propter meritum beati Petri | constructa. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concur|rentes assensu, quartam partem mortuorum totius ciuitatis Esculane a uenerabili fratre nostro | episcopo propter s[ubstjentationem pauperum uobis et domui uestre {colljatam, sicut eam iu|ste ac pacifice possidetis et in scripto exinde facto plenarie continetur, auctoritate | uobis apostolica confirmamus et presentis scrip[ti] patrocinio communimus. Nulli ergo omnilno hominum liceat hance paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu temelrario contraire. Si quis autem hoc attemptare pre- sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et | beatorum Petri et

Pauli apostolorum eius se no{uerit incursurum|. Dat. La- teran. IIIT non. | inlii pontificatus nostri anno quinto. (B. dep.) 36.

Celestin III. nimmt die S. Peter gehirende Einsiedelei S. Croce di Fonte Avellana unter dem Prior Albericus in den apostolischen Schutz, bestitigt die Regel des h. Benedikt wnd die namentlich aufge- fiihrten Besitzungen, Fretheit von Zehnten und das Aufnahmerecht, verbietet innerhalb ihrer Parochien Kapellen und Oratorien gu errichten, verletht die Sepultur wnd bestdtigt die Freiheiten, Immunitdten und Gewohnheiten, verbietet den Bischifen und anderen Gewalten neue Ab-

gaben zu erheben und verleiht das Wahlrecht. Lateran 1196 April 24.

Kopie von 1420 August 17 in Seritture attenentt alla badia della S. Croce di Fonte Avellana s. XV sq. f. 30' Firenze Arch. dt stato (Urbino cl. I dw. F filza 108).

Das Privileg Celestins III (vgl. Italia pontif. IV 97 n. 16) wiederholt in der Hauptsache das Gregors VIII. von 1187 November 3 (oben Nr. 24). Doch weicht die Liste der Besitzungen etwas ab, s0 dai ich sie besser hier folgen lasse: Locum ipsum, in quo” prefata

a) qua.

512 P. Kehr,

heremus sita est, cum omnibus pertinentiis suis, monasterium sancte Marie foris portam Fauentie cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Siluestri de Arimino, ecclesiam sancte Marine» de Bifurca, ecclesiam de monte Calendo, plebem sancti Donati, ecclesiam sancti Mariani, ecclesiam sancti Saluatoris in ciuitate Fanen(si), ecclesiam sancti Martini de Barti, ecclesiam sancti Angeli de monte Sici, ecclesiam sancti Paterniani de Casalclusu, ecclesiam sancti Martini de campo Aquile, monasterium sancti Angeli de Sortiole? cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Bartholomei in curte Taruci®, ecclesiam sancti Bartholomei de Serleta, ecclesiam sancti Bartholomei de Senegallia, ecclesiam sancte Lucie, ecclesiam sancti Septemii?, me- dietatem ecclesie sancte Marie in Portuno cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Eleuterii, ecclesiam sancte Marie de Ceruenano”, medietatem ecclesie sancti Petri de Calcinaria, ecclesiam sancte Crucis de Esio, hospitale de Esino, ecclesiam sancti Laurentii de Auximo, ecclesiam montis Filatrani, ecclesiam de Casarolo,: eccle- siam sancti Superancii de Cingulo, ecclesiam sancti Anastasii de castro Ficeardi, ecclesiam sancte Marie de Racanato cum suis ecclesiis, medietatem ecclesie sancti Iohannis de Boxeta, hospitale sancti Egidii de Rica, ecclesiam sancti Johannis iuxta castrum sancti Cipriani, monasterium sancti Leonardi de Volubrio cum ecclesiis suis, ecclesiam sancti Bartholomei in Fauce, ecclesiam sancti Laurentii de Cornale, ecclesiam sancti Martini de Castegnano, ecclesiam sancti Hilarii de Esculo cum ecclesiis suis, ecclesiam sancti Nycolay de Cornu cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Blasii de Orbisalia%, ecclesiam de Barlano, ecclesiam sancti Donnini” cum suis pertinentiis, ecclesiam sancti Laurentii de Colle alto, ecclesiam sancti Angeli de Ripalta, plebem Clandide cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Fortunati de Capitale cum suis pertinentiis, ecclesiam sancti Johannis de Botano, ius quod habetis in ecclesia sancti Mariani de Platano, ecclesiam sancti Siluestri et sancti Cristofori de Castellare, monasterium sancti Andree de Insula cum suis ecclesiis, monasterium sancti Donati de Flea cum suis ecclesiis, monasterium sancti Bartholomei de Camporegiano cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Apolinaris, monasterium montis Salioli® cum suis ecclesiis, ecclesiam sancti Andree de Spoleto, ecclesiam sancti Fa- biani de Treueri, ecclesiam sancti Quirici” inxta ciuitatem Peru- sinam, ecclesiam sancti Martini de Ampoiano™, heremum” montis Malbi cum suis ecclesiis, monasterium sancti Cassiani cum ecclesia

b) Marie. c) sonst Sortecle. d) Caurei. é) Septumi. f) sonst Ceruiniano. g) Orbisala, h) Dominii. 2) Cristoferi. k) sonst monte Salario. 1) Quiricii. m) sonst Ampozano. m) heremus.

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Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 518

sancti Fortunati et aliis suis ecclesiis, ecclesiam sancti Egidii de ciuitate Castelli, ecclesiam sancte Crucis de monte Maiori cum suis ecclesiis, et ecclesiam sancte Crucis de Cisterna cum suis ecclesiis.

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Al- berico priori heremi sancte Crucis Fontis Auellan(e) eiusque fra- tribus tam presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. = Religiosam uitam eligentibus?. | Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss.

Ego Albinus Albanensis episcopus ss”. Ego Octauianus® Hostiensis et Velletrensis”) episcopus ss?) Ego Petrus Portuensis® et sancte Rufine episcopus ss?). Ego Melior sanctorum Iohannis et Pauli presb. card. tit. Pa- machil ss?). Ego Jordanus sancte Pudentiane tit. Pastoris) presb. card. ss. Ego Johannes tit. sancti Clementis card., Viterbiensis et Tusca- nensis episcopus ss?). Ego Hugo presb. card. sancti Martini tit. Equitii ss”). Ego Johannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss.” Ego Soffredus” tit. sancte Praxedis presb. card. ss). Ego Iohannis tit. sancte Prisce presb.” card. ss?). Ego Gratianus sanctorum Cosme”) et Damiani diac. card. ss.”) Ego Gerardus sancti Adriani diac card. ss?). Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac. card. ss. Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss”). Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss”). Ego Bobo sancti Theodori diac. card. ss”.

Dat. Laterani per manum Cencii sancte Lucie in Ortea dia- coni*) cardinalis, domini pape camerarii, octauo kal. maii, indictione quartadecima, incarnationis dominice anno millesimo centesimo nonagesimo sexto, pontificatus uero domni Celestini pape tertu anno sexto.

o) eligentibus uitam. p) ss. fehit. q) Ottauianus. r) Velleten, s)Porcilen. 7%) Pastt. )Goffredus. ) presb.fehit. w)Cosmi. <x) diaconus.

37.

Celestin ITI. nimmt nach dem Vorgange Leos IX., Paschals WH. und Eugens III. das Kloster San Ponziano bei Lucca unter dem Abt Johannes in den apostolischen Schute und bestitigt die Regel des h. Benedikt, die namentlich aufgefiihrten Besitzungen und Vorrechte.

Lateran 1197 Februar 20.

514 P, Keir,

Unvollstindige Kopie s. XII Lucca Arch. di stato (S. Romano) [B]. Libro det contratti del mon. di S. Ponziano di Lucca n. 1, intitolato ,S. Clemente“ I fol. 8', mb. s. XIV, Lucca Arch. della Can- cellaria arcivescovile [C].

Die Urkunde erwdhnt auch Orsucct Chiese di Lucca vol. IT f. 137 Lucea Bibl. pubbl. cod. 914. Sie ist registriert von Pflugk-Harttung Iter p. 383 . 983 und JL. 17330 zu 1196 wnd in Gott. Nachr. 1897 S. 216 n. 18 aus B. Jetset haben wir den vollen Text in dem gliick- lich wieder an den Tag gekommenen alten Kopialbuch von 8. Ponziano (C), dem ich folge. Vogl. Italia pontif. III 447 n. 13.

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis [o- hanni abbati monasterii sancti Pontiani, quod secus Lucanam ciui- tatem situm est, eiusque fratribus tam presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Religiosam uitam eligen- tibus® apostolicum conuenit adesse presidium, ne forte cuiuslibet temeritatis incursus aut eos a proposito reuocet aut robur, quod absit®, sacre religionis infringat. Eapropter, dilecti in Domino

fii, uestris iustis postulationibus clementer annuimus et prefatum

monasterium beati Pontiani, in quo diuino mancipati estis obsequio, ad exemplar felicis recordationis Leonis, Pascalis et Eugenii Ro- manorum pontificum, predecessorum nostrorum, sub beati Petri et nostra protectione” suscipimus et presentis scripti priuilegio com- munimus. Inprimis siquidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum Deum et beati Benedicti regulam in eodem loco institutus esse dignoscitur, perpetuis ibidem temporibus inuiolabiliter obser- uetur. Preterea quascumque possessiones, quecumque bona idem monasterium in presentiarum iuste et canonice possidet aut in fa- turum concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata permane- ant. In quibus hee propriis duximus exprimenda uocabulis: locum ipsum, in quo prefatum monasterium ipsum situm est, cum omnibus pertinentiis suis, monasterium sancte Marie de Carignano cum om- nibus pertinentiis suis, cappellam sancti Andree de Buslangno cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Blasii de Rasignano cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Iusti de Marlia cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Cassiani® de Guamo cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Blasii di Altipiscia cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Saluatoris de Vaccole cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Laurentii de Ra-

a) eligentibus uitam C. _B) assit C. c) proteptione C. d) Caxiani C.

Nachtrige zu den Papsturkunden Italiens III. 515

pido cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Petri de Gu- zano cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Romani sitam in ciuitate Lucana cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancte Marie inter classos™ cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Genesii cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Giminiani cum omnibus pertinentiis suis, cappellam sancti Benedicti cum om- nibus pertinentiis suis. Obeunte uero te nunc eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qualibet subreptionis astutia® seu uiolentia preponatur, nisi quem fratres communi con- sensu uel fratrum maior pars consilii sanioris secundum Dei timo- rem et beati Benedicti regulam prouiderint” eligendum; electus autem a diocesano episcopo benedictionis ordinationem accipiat, si tamen gratis et catholice uoluerit exibere; alioquin ad Romanum pontificem uel ad quem maluerit catholicum episcopum conse- crandus accedat. Ad hec adicimus, ut eos, qui pia deuotione et amore celestis patrie mundo abrenuntiantes, ibidem ad monasticam uitam legaliter se conferre uoluerint, sine omni contradictione cuiuslibet persone regulariter recipiendi facultatem liberam habea- tis. Sepulturam quoque eiusdem monasterii liberam esse concedi- mus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati, qui se illic sepelliri deliberauerint, nisi forte excommunicati uel interdicti sint, nullus obsistat, salua in testamentis canonica lustitia parrochialis ecclesie. Presenti insuper decreto sancimus, ut nulli persone sit licitum uos uel monasterium uestrum aut clericos ecclesiarum uestrarum nouis et indebitis exactionibus aggrauare aut a uobis uel clericis uestris procurationem aliquam contra antiquam consuetudinem extorquere. Prohibemus insuper, ne aliquis episcopus canonicus uel episcoporum minister in personas uel monasterium uestrum excommunicationis uel interdicti sententias sine speciali mandato sedis apostolice pro- mulgare uel missas publicas in eodem monasterio sine consensu uestro celebrare presumat. Crisma uero, oleum sanctum, conse- crationes altarium seu basilicarum uestrarum, ordinationes cleri- corum uestrorum, qui ad sacros fuerint ordines promouendi, uel alia ecclesiastica sacramenta per diocesanum uolumus episcopum exiberi, siquidem catholicus fuerit et ea gratis ac sine exactione aliqua uobis uoluerit exibere; alioquin liceat uobis quemcumque malueritis catholicum adire antistitem, gratiam et communionem apostolice sedis habentem, qui nostra fretus auctoritate uobis quod postulatur impendat. Cum autem generale terre interdictum fuerit, liceat uobis clausis ianuis, exclusis excommunicatis et interdictis,

4 dd) in terra Classum JZ. 9985. ) surreptionis abstutia C. f) prouidenter C. Kgl, Gos. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909. Heft 4 37

516 P. Kehr,

“non pulsatis campanis, suppressa uoce diuina officia celebrare. De- cernimus ergo etc. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc.

R. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV.

+ Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. + Ego Petrus Portuensis et sancte Ruffine episcopus ss. + Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss. ‘+ Ego Iohannes tit. sancti Clementis card., Viterbiensis et Tus- canensis) episcopus ss. ' + Ego Guido presb. card. sancte Marie Transtiberim” tit. Ca- lixti ss. + Ego Hugo presb. card. sancti Martini tit. Hquitii ss. + Ego Iohannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss. “+ Ego Cinthius® tit. sancti Laurentii in Lucina presb. card. ss. + Ego Soffredus tit. sancte Praxedis presb. card. ss. ‘+ Ego Bernardus sancti Petri ad Vincula presb. card. tit. Ku- doxie*) ss. | + Ego Iohannes tit. sancte Prisce presb. card. ss. + Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. + Ego Gerardus sancti Adriani diac. card. ss. + Ego Gregorius sancte Marie in Porticu diac. card. ss. + Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss. + Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. + Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bacchi diac. card. ss. + Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmedin” diac. card. ss. + Ego Bobo sancti Theodori diac. card. ss.

Dat. Lateran. per manum Cencii sancte Lucie in Orthea diaconi cardinalis, domini pape camerarii, X kal. martii, indictione XV, incarnationis dominice anno M’. C°. XC°. VI, pontificatus uero domni Celestini pape IIT anno sexto.

g) Tuscanus C. h) Trastiberim C. +) Ciuchus C. k) Cadoxie C. 2) Cosmedim C.

38.

Celestin III. gewéhrt auf Bitten des Bischofs Presbyter, dali den Briidern vom Hospital zu Jerusalem und vom Tempel oder anderen Religiosen, wenn sie einem kranken Didzesanen das Kreuge oder ihr Ordensgewand bringen, von dessen Nachlaf der kanonische Anteil zu- fallen sollte. Lateran 1197 September 18.

Inber episcopatus sive Iura episcoporum Firmanae ecclesiae, mb.

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Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens III. 517

s. XIII, Fermo Bibl. comunale n. 1030 f. 71 = Domenico Maggiort Privilegia ac iura Firmanae ecclesiae, ms. v. 1740, Fermo Arch. della Cancelluria vescovile cod. III C. 2 f. 224 bis n. 206.

Vogl. Italia pontificia IV 138 n.18 nach dem Regest bet Cata- lani De ecclesia Firmana Commentarius p.152. Das Blatt im Inber episcopatus, auf dem die Urkunde steht, ist fast ganz zerstirt, so dal Dr. Ruppel auf die Entzifferung verzichtete und sie aus Maggiori, dessen Text freilich sehr zu wiinschen tibrig laéft, abschriebd.

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri P(resbytero) Firmano episcopo salutem et apostolicam benedictionem. Incumbit nobis ex iniuncto apostolatus officio, ut debitis iustictis et rationibus fratrum episcoporum nostrorum debeamus intendere, quod aliquorum insolentia” infringi non debeant et ipsi non possint suo debito iure fraudari. Eapropter, uenerabilis in Christo frater, tuis iustis postulationibus ac desideriis gratum uolentes impertiri consensum, de benignitate sedis apostolice apostolica” tibi auctori- tate duximus concedendum, ut, si? Hospitalarii et Templarii uel alii quilibet uiri religiosi alicui tuo diocesano® egrotanti crucem® uel alium habitum religionis detulerint, ab illo, qui assumpserit-, de iis omnibus, que in testamento reliquerit, propria” canonica portio impendatur. Nulli ergo omnino hominum liceat hanc pa- ginam nostre concessionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hee attentare presumpserit, indignationem omni- potentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se no- uerit incursurum. Datum Laterani idibus septembris ponti- ficatus nostri anno septimo.

a) insolentiam. b) propterea. c) si fehit. d) diecesano. é) onicem. f) religionis assumpsere; religionis detulerint, qui ab illo assumatur Catalant. g) pro pia.

Ammerkung zu Nr. 2 (oben 8S. 442). Nach wiederholter Nachprifung des ganzen Fonds von SS. Pietro e Paolo in Rimini komme ich zu dem Ergebnis, da8 wahrscheinlich das Privileg Nikolaus’ Il. J-L. 4898 interpoliert und das Gre- gors VII. (Nr. 2) gefalscht ist. Denn wabrend die Urkunden Innocenz’ II. von 1142 Marz 28 (Ital. pont. IV n. 354), Hadrians IV von 1158 Marz 1 J-L, 10263 und Alexanders III. von 1177 Mai 5 (oben Nr. 18) eine gleichlautende Besitzliste bieten, ist die sehr viel umfangreichere in den Privilegien Nikolaus’ IL und Gre- gors VIL. erst (mit einigen auffallenden Varianten) in Celestins III. Urkunde von 1193 (oben Nr. 84) bezeugt. Wie weit jene Interpolation resp. Verfalschung im Kinzelnen geht, vermag natirlich nur eine Untersuchung aller Alteren Urkunden des Fonds erweisen.

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Der Lukiantext des Oktateuch’). Yon Ernst Hantsch.

“Yorgsogt in der Sitzung am 20, ‘November 1909 von a Hlercn P. Wendland.

cons

I. Hinleitung.

Nach dem Vorgange von Ceriani®), Field®) ond Lagarde!) pilegt man jetzt allgemein den Text der Hss. 19. 82. 93. 108.118 als den lukianischen Text der historischen Biicher des A. T. anzusehen. Bewiesen ist dies jedoch nur fiir die auf den Oktateuch folgenden historischen Biicher, und zwar aus der Uebereinstimmung dieser Hess. mit Randnoten des Syr.-Hex., die mit dem Zeichen des Lukian (%) versehen sind, mit den Zitaten und der eigentiimlichen Ab- teilung *) der Kénigsbticher bei den antiochenischen Vatern und den Bruchstiicken der gotischen Bibeliibersetzung. Fir den Okta- teuch selbst ist das Material fiir einen Indizienbeweis um einen solchen kann es sich nur handeln noch nicht vorgelegt. Schon Field stellt nur mit Vorsicht die Behauptung auf, dafi hier die Hss. 19. 108. 118 den L-Text enthielten, und betont, da der Beweis sehr schwierig zu fiihren sei, da einerseits wenig charak- teristische Varianten vorhanden waren, anderseits verhiltnismabig wenige Zitate von antiochenischen Kirchenvatern zu Gebote standen.

1) Dieser Aufsatz ist aus den Vorarbeiten fir das Septuaginta-Unternehmen hervorgegangen.

2) Ceriani hat seine gelegentlichen AeuBerungen tiber den Lukiantext zu- sammengefaBt in dem Aufsatz ,Le recensioni dei LXX e la versione latina della Itala“ in den Rendiconti des Reale Istituto Lombardo, Ser. IJ, Vol. 19 (1886), 206 ff

3) Origenis Hexaplorum quae supersunt I, p. LXXXVII seqq.

4) Librorum Veteris Testamenti canonicorum pars prior graece, p. VII seqg.

5) Der SchluB der Geschichte Davids ist noch zum vorhergehenden Buche gezogen, sodaf das 8. Buch Regnorum erst mit Kén. I 212 des hebriischen Textes beginnt, vgl. Rahlfs, Septuaginta-Studien I, 17.

——E—— EE ee oF

Ernst Hautsch, der Lukiantext des Oktateuch. B19

Nun hat zwar J. Dahse, Textkritische Studien I und IT ') an der Hand des kritischen Apparates von HoP (= Holmes-Par- sons) und BM (= Brooke-M*Lean) eine Gruppierung der Hss. der Genesis vorgenommen und unter diesen die durch die Hss. fi (i*)r (= HoP 53. 56. 129) gebildete Gruppe als die Iukianische Rezension der Genesis bestimmt, ohne Riicksicht auf ihr Verhiltnis zu den antiochenischen K. V. Ich kann jedoch den Griinden, die er fiir seine Schluffolgerung anfiihrt, nicht zustimmen, wdhrend ich im itibrigen die Zusammenstellung der verschiedenen Hss. zu den von ihm bezeichneten Gruppen fiir richtig halte. Da cod. i (56) in den Biichern Regn. oft mit den L-Hss. 19. 82. 93. 108 zu- sammengeht, beweist noch nicht, daB er in der Genesis den Lukian- text bieten miisse. Die Uebereinstimmung der athiopischen Ueber- setzung mit ir, die D. als zweites Moment anftihrt, kann ebenfalls nicht zum Beweise herangezogen werden, da es noch gar nicht fest steht, ob sie wirklich L-Text enthdlt’). Drittens verweist D. auf die tiber 30mal in jenen Hss. in der Genesis vorkommende Doppelform des Gottesnamens: xvotog o Seog. Er will hierin eine Bestatigung des Scholions des Jakob von Edessa iiber den jiidischen (yottesnamen sehen, in dem dieser mitteilt, da8 Lukian bei dem Gottesnamen Text- und Randlesart verbunden habe. Freilich macht D. selbst die Einschréinkung, da8 Jakob von Edessa speziell von der Verbindung adwvo: xvgsog spreche, jedoch gerade diese finde sich bei der fir-Gruppe in Judic. 162s, wo die Hss. 55 (so!). 56. 63 (= 129) adwvar xvore tov Svvapemy béten. Memes Er- achtens redet Jakob von Edessa nur von der Verbindung adwvas “#votog und scheint nach den angefiihrten Beispielen wesentlich an prophetische Texte gedacht zu haben; die Stelle Judic. 162s beweist jedoch durchaus nichts fiir die Gruppe, da hier adwvar xvore die ge- wohnliche L. A. ist. Endlich ist es sehr zweifelhaft, ob Gen. 192 die Buchstaben 4. E., die sich zu einer Lesart von s (mg) *) finden, welche die Hss. E bfir v(mg) ce bieten, wie Dahse es will, in 4. EZ. zu emen- dieren und als Aovxavov Exdoeig zu deuten sind, denn es wird sonst nie in solchen Randnoten bei der Bezeichnung der Uebersetzer exdooug hinzugefiigt. Im zweiten seiner Aufsitze priift Dahse dann nach, ob die von ihm als lukianisch angesehene Gruppe fir diejenigen Higentiimlichkeiten besitzt, welche nach dem Zeugnis des Theodoret die Tatigkeit des Lukian kennzeichneten. Dieses Zeugnis lautet

1) ZaW 28, 11 ff. u. 161 ff.

2) Diese Mitteilung verdanke ich Herrn Prof. Rahlfs, der mich auch sonst durch freundlichst gewaihrten Rat bei der Arbeit unterstiitzt hat.

3) = 180 = Vindob. theol. gr. 28.

520 Ernst Hautsch,

nach Field, Origenis Hexaplorum quae supersunt I, 8S. LXXXVI, Anm. 6: éBddun te &xdocts gory 7 tod &ylov Aovuravod tod wseycdov doxuntod nab uderveos, Jerig tals tooyseyouuusvats exddeeow éevtvyaor, éyndpag O& xal votg ‘HBoamoig werd duorBelag tad Astwovta 1} nat megurcevovta xal tod xataddyou tig d&dAndelag xéoom topycvovra dwedwcdwevos év tots oixslorg tig youpijs ywotors, sdoto rots Xou- 6tiavotg &deApotg. D. sucht nun an einer Anzahl von Stellen nach- zuweisen, dai die Grappe fir Anzeichen einer (direkten oder in- direkten) Benutzung der Uebersetzungen des Aquila, Symmachus, Theodotion an sich trage. Ich halte einen Beweis, der sich auf die oben wiedergegebene Charakteristik der Methode Lukians stiitzt, fiir schlechterdings unméglich, da diese derart allgemein gehalten ist, daB.'sie ‘auch fiir jede andere Rezension der LXX gelten kénnte. Im einzelnen scheint mir D. nicht beachtet zu haben, daB ver- schiedene L. A., die er auf Aquila etc. zuriickfiihrt, sich einfacher als Korrekturen nach dem hebriischen Originale erkliren. Ich kann daher Dahses Anufstellungen nicht als eine Lisung der Frage nach dem L-Text der Genesis ansehen.

Da sich das Zeugnis des Hieronymus fiir die tibrigen histo- rischen Biicher des A. T. bewahrheitet hat, so wird man gut tun, auch bei der Bestimmung des L-Textes des Oktateuch von dem Verhiltnis der Hss. zu den antiochenischen Vatern auszugehen. Die folgende Untersuchung sieht daher ihre Aufgabe darin, nach- zupriifen, ob der Text der Hss. 19 (= ,b“ bei BM). 108, welchen Lagarde fiir die Rekonstruktion des L-Textes des Oktateuch zu Grunde legt*), und der mit ihnen aufs engsté verwandten, erst durch BM bekannt gewordenen Hs. w in charakteristischen Vari- anten mit den Zitaten der K. V. geht, oder ob sich etwa eine andere Gruppe von Hss. aufweisen 1é8t, welche diese Bedingung erfiillt.

Von den Kirchenvatern zitiere ich Diodor (Diod.) und Theodor von Mopsuestia nach der Catena Nicephori’), Theodoret

1) Die Hs. 93 beginnt erst mit dem Buche Ruth. 82 beginnt mit der Ge- nesis, stimmt aber erst in den Biichern Regnorum deutlich mit 19. 108 iiberein und ist daher von Lagarde auch nur fiir diese Bicher kollationiert. Im Oktateuch geht mit 19. 108 noch 118 zusammen, aber Lagarde hat diese Hs. nur zu Gen. 28,o>—Lev., Num. 21,,—81,, und Judic. 1—5 kollationiert, und die Angaben iiber sie bei HoP sind gar zu unzuyerlissig, daher scheide ich diese Hs., um Weit- liufigkeiten zu vermeiden, ganz aus.

2) Theodor kommt nur fi eine Stelle (Exod. 232.) in Betracht, Diod. kommt ofter vor,

8 titan Rein cin ROSIN RAR aR TMATSS UCU

der Lukiantext des Oktateuch. 521,

(Thdt.), dessen quaestiones in Oct. vor allem in Betracht kommen, nach der Ausgabe von Schulze, Joh. Chrysostomus (Chr.), dessen Homilien zur Genesis von besonderer Wichtigkeit sind, nach der Ausgabe von Savile; die Zitate auBerhalb dieser Homilien sind nach dem Index von Lagarde *) verglichen. /

Fir die Septuaginta-Handschriften ist der Apparat von BM zu Genesis—Leviticus und von da an der von HoP und Swete benutzt. Au8erdem sind die auf der Géttinger Universitats- bibliothek aufbewahrten Kollationen Lagardes von 19. 108 zum Oktateuch, von 54 zu Jos.—Ruth und von 93 zu Ruth eingesehen. Auch ist fiir die ersten 5 Kapitel des Buches Judic. Lagardes Apparat im 1. Teile semer SeptuagintaStudien (Gitt. 1891) und fiir Judic. 52s—6e. der Apparat von Brooke und McLean in Journal of Theol. Studies III, 609 ff. verglichen. Die Hss. werden, soweit sie durch die Ausgabe von BM bekannt sind, mit den in dieser Ausgabe gebrauchten Buchstaben, soweit sie aber nur durch HoP oder Lagarde bekannt sind, mit den HoP’schen Zahlen bezeichnet; eine Ausnahme von dieser Regel findet nur insofern statt, als fiir die Uncialen stets die iiblichen grofen Buchstaben verwendet werden.

Ehe ich zur Einzeluntersuchung tibergehe, michte ich einige allgemeine Bemerkungen tiber die Benutzung der Zitate der antiochenischen Vater vorausschicken. Die Unzuverlassigkeit der Ausgaben dieser Vater fallt fiir die Verwertung der Zitate in der folgenden Untersuchung nicht so schwer ins Gewicht, wie dies auf den ersten Blick scheinen méchte. Unbedeutende Varianten, wie es deren unzahlige gibt, muften von vornherein beiseite ge- lassen werden, nur die charakteristischen eignen sich fiir den unternommenen Beweis. Diese lassen sich aber auch bei dem mangelhaften Zustande des Textes der Ausgaben meist sicherstellen. AuSerdem habe ich fiir Stiicke aus Theodorets quaestiones den noch unbenutzten Cod. Monacensis gr. 209 (sc. X) kollationiert und konnte dabei feststellen, da& der Text keine erheblichen Ab- weichungen von der Schulzeschen Ausgabe aufweist. Trotzdem sind die Kirchenvaterzitate im allgemeinen nur mit gréfter Vor- sicht zu verwerten. Dai das Lemma bezw. der zusammenhiéngend ausgeschriebene, der Erklaérung vorausgeschickte Text oft eine Lesart enthalt, die nicht zu der nachfolgenden Erklérang stimmt,

1) Géttinger Universititsbibliothek, Cod. ms. Lagard. 33.

522 Ernst Hautsch,

ist schon mehrfach beobachtet worden; auch Widerspriiche zwischen dem Text der gomryovg und der daxdxguotg finden sich bei Thdt. In solchen Fallen kann man natiirlich nur den erklirten Text als L, A. der Kirchenviter verwerten. Zu beachten ist ferner speziell fiir die Homilien des Chr. zur Genesis, daB er dort sehr oft Bibel- verse, die keiner eingehenden Erklérung bedurften, verkiirzt oder nur in freier Nacherzaéhlung wiedergibt. Bekannt ist endlich, dab die K. V. besonders in Homilien diejenigen Verse, die sie nicht gerade auslegen, sehr frei und an verschiedenen Stellen verschieden zitieren, oft so, da man sich gendétigt sieht, die Benutzung ver- schiedener Texte anzuerkennen. Ein paar. Beispiele mégen dies noch fiir Thdt. und Chr. illustrieren.

Deut. 31. In der Beschreibung des Sarges des Kénigs Og steht in allen LXX-Hss.: ressugav anyav vo sveos... So hat auch Thdt. I 258 in einem Zitate innerhalb der quaestio tiber diese Stelle, desgl. in einem Zitate 162. Dagegen sagt er 11523 gelegentlich

einer Psalmeninterpretation mit merkwiirdiger Freiheit: 6 08 "Qy nol xdlvyn éxéyonto oudynod did to tov odpatog wéystos evyda pev anyerg to wiixog, cévre d& vd sboog éyoven. Hier werden wir es mit einem blofen Gedichtnisirrtum des Thdt. zu tun haben.

Deut. 3243 steht im cod. B: xat moosxvvnearwoav avro viot #sov und in der folgenden Parallelstrophe: xo: emoyvourmoav avec nevreg ayyedo. Feov. In den Hss. sind die Lesarten der Parallel- strophen natiirlich vielfach vertauscht, so findet sich in manchen in der ersten Strophe ayyedo. Meov und in der zweiten vio Psov. Thdt. behandelt die zweite Strophe I 289 in einer quaestio, in deren Ueberschrift iiberliefert ist: xa) évreyvedracay adrove xdévres &yyehou Heov. Die Erklirung bestitigt diese L.A. mit aller nur wiinschenswerten Sicherheit. Dagegen zitiert er in einem Briefe IV 1265: udu ri adj 63 ri wepddn: sipodvanre, pyoly, Fun were tod Anod adtod xalb émoyvodrmoay adie advreg velol M208, wo viol Seo dadurch gesichert ist, daf das Zitat aufgefiihrt wird in einer Reihenfolge von Belegen fiir die Wendung vide Mod. ° Der Anerkennung eines anderen Textes als Grundlage kann man hier nur entgehen, wenn man entweder einen Gedachtnisfehler annimmt oder voraussetzt, Thdt. habe in der besonderen Ueber- lieferung der Ode, wo die Hss. in derselben Weise schwanken, an der betr. Stelle woz ov gelesen.

Deut. 18: wird von Chr. VI 360 ff. zitiert in der Form: gay dvacrh xeogrirng év ool 4} évunuiatdusvog évdmvioy etc., VI 3752 f., also wenige Seiten weiter, aber als: édv avasty Moomytns éy duty évunviagduevog évinvior.

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der Lukiantext des Oktateuch.- 523

Eine verbreitete Gewohnheit der Kirchenviter ist ferner, Zitate dem Sinne nach verwandter Stellen miteinander zu ver- mischen. Dabei tritt dann haufig der Fall auf, daB dasselbe einmal gebildete Mischzitat in derselben Form Sfter wiederkehrt. So sagt z.B. Thdt. in der quaestio tiber Exod. 205 (I 150): otrmg .. Bovaduevog od udsvoy Eniariy savtdy dldd nal xnto@ xarvavedloxoy éxcdeoev. Diese letztere Bezeichnung hat Thdt. nur aus Deut. 424 herangezogen. In gleicher Weise mit Worten aus Exod. 205 ver- mischt findet sie sich I 1167, IT 1519, IT 1625. Exod. 1921 er- scheint bei Thdt. I 1476 und IL 167 in derselben Form mit Deut. 8les zu folgendem Mischzitat verbunden: xarapds, pyot, dropco- tvoa. adbrotg (oder wor) tov obeavoy xal «iy yijv. Daneben hat Thdt. den unvermischten Text von Exod. 1921 in Zitaten IT 337 und TV 1205. In dbnlicher Weise kehren auch hie und da freie Zitate in derselben Form 6fter wieder: so zitiert Thdt. Exod. 3320 an den Stellen IT 703, IV 20. 21. 273. 878. 1272 iiberall gleich- maéBig in der freien Form: ovdelg Swerat td xodowmdsy wov xal Evyoevar. Exod. 243 hat Thdt. I 1185 und III 488 ziemlich iiber- einstimmend mit den Worten émexgivavo (sims II] 488), pyeiv, 6 Aadg' xeévra boa sine xvorog 6 Bedg (+ audv IIT 488) woujoower nal &xoveduseta wiedergegeben. Von Chr. habe ich gerade der- artige Belege nicht zur Hand, sie finden sich aber auch bei ihm.

Am sichersten geht man natiirlich da, wo der Kirchenvater eine bestimmte Stelle erklirt, und man woméglich aus der Er- kldrung heraus die einzelnen L. A. bestatigen kann. Doch darf man hier wieder nicht in den Fehler verfallen, zuviel aus den Erklarungen fiir den zu Grunde gelegten Text erschliefen zu wollen. Gelegentlich wird darin fiir emen Ausdruck des Textes ein anderer frei eingesetzt. Dai man auch Exegesen mit Vorsicht aufnehmen muf, zeigt Thdt.s quaestio XI in Jos. (I 310). Dort stellt er als Frage voran: did ti moocéragkey 6 Dedg aeodoyijoas tiv Tet; bezieht sich also auf die Erzdhlung Jos. 82. In der Be- antwortung schreibt er aber unter anderem: avrine yoo xodepodow advols émexovonos (sc. 6 Feds) xal rodg mepevydtag éunatols nal yaddty xaryvdédAwosv &xavtag. Davon steht in dieser Erzahlung nichts, vielmehr sind die angezogenen Worte aus Jos. 1011 entnommen.

Ich habe im folgenden alle die Stellen, an denen eine Lesart durch die Interpretation bestatigt oder tiberhaupt nur aus dieser gewonnen wird, mit einem Stern (*) versehen.

524. Ernst Hautsch,

II. Die Genesis.

1. Chr. stimmt nur mit bw 108, ev. noch mit einigen anderen Hss. tiberein.

Vor der Klammer steht die vulgare L. A., hinter der Klammer die L. A. des Chr. und der mit ihm ibereinstimmenden Textzeugen.

85 vdao mogevopevor] vdwe Chr. 11991 =abdgh*k o* prx w de108. unvog (1°) ev de tm evdexato pyre ty womry tov wHVvos] UNvos Chr. I 199f. = abdgjpsvwxde 108. _ ogs@r] + ev to dsxata wyrve ty nowtn tov unvog Chr. I 1992. == abdjpwxde 108, ahnlich (mit evdexarm statt dexaro) s v. 181, dmow averyv] + xo to GxEQuatL. Gov emg tov caavog Chr. I ) 276s*3 = Abrwy 108 (doch alle ag tov amore). 1811 weseButegor] om. Chr. I 3373 = bw 108. 19s oveyny] oxexny Chr. I 353i3f. = M (mg) bdgnups(txt)tvw xcz 108. 203 ev vxve}] om. Chr. I 366410% = b wee 108. 2lis ty yerge Gov avro] tyg ystqog avtov Chr. 1 87619.24* = bew 108. 26e nvdopyxa] evdoynow Chr. I 4092.36 = bfilmnrw 108. 2906 toxm yuov|+rovra Chr. I 4362 = bhmow 108. 3132 evens rove Peovg cov] svosmorv ov Beor Gov Chr. I 44810% (im Zitat 4487 evooig tovg Feovg dov) = bw 108. 32112) uyrsoas] wnrege Chr. I 4538 = AG*bsvwx 108. 8212018) xaA@e] om. Chr. I 45822 = bmsw 108. 3416 yuveixeg] om. Chr. I 461s7 = bw 108 (sub + G). 445, pet odvvng] usta Avang Chr. I 498s = abfirwhe 108. 4521 vxo pagum (tov) Buciiews avyvarov} om. ayumrov Chr. I 4991 = AMberwxyae 108. Avi, evenveyusrv| econpayev Chr. I 50423 = brw 108. 47os wae toig avyymriorg] om. xace Chr. 15059 = bdegjlw 108.

2. Chr. stimmt nur mit einer oder zwei der Hss. bw 108 tiberein.

Der Vulgartext steht vor der Klammer.

I414 adedpog bw] adsdpidovg Chr. I 28439 = df p v (mg) x de®? 108.

41g adcApov b w] adeAqidovy Chr. I 284us, 28521* = d fp v" x de? 108.

192 vuov w 108 = Chr. I 851i1s*] + ov ewexeyv vuov Ebfir s (mg) v (mg) cz.

222 eixa w 108 = Diod., Chr. I 380se, 8814*] dato bg.

28s evloyyout 6 w 108 = Chr. I 422s] + rexvov b.

der Lukiantext des Oktateuch. 525

353 gsBexxag nar etapy b 108 = Chr. I 464:] osBexxng AE L1q ru Ww.

3516 sdvetoxyosy ev to toxero w = Chr. I 4662] ev to rimrery sdvotoxyes bdn (+ avrnv) pv (txt) 108.

3729 og w == Chr. I 47433] evoey bx 108.

4926 ctoviov w 108 = Chr. I 516sf.] om. b.

50s Aeyow w = Chr. I 51724] pr. xo0 tov redevenou Abky be 108 (éhnlich 31. 87. 83. und fi* r).

50 exadecev b 108 == Chr. I 5176] exodsoov DM defjkmpt W X ae.

3. Thdt. stimmt gegen Chr. mit bw 108 tiberein und umgekehrt. Der Vulgirtext steht voran. 9 oovex Chr. I 20908.s4*] wererva bw 108 = Thdt. I 66. 302 xooodyta Thdt. I 98] woooedero bc dfiklprwe 108 = Chr. I 489s. : 481s womtotox0g Chr. I 51032] roscBuregog b w 108 = Thdt. I 110. 4801 vuag o Seog ex tyg yng caveng Chr. I 5131 ff.*] weee Babw xbeee = Thdt. I 111.

4, Thdt. oder Chr. oder Diod, bieten eine von bw 108 abweichende L.A. Die L.A. von bw 108 steht vor der Klammer; G@vulg bedeutet die itberwiegende Mehrzahl der Hss. 4i3 ostic] auoote Thdt. I 69, Chr. I 132416 ff." = m’qu. dig wound] wodsdend Chr. I 1873 = adefgh'imopy*de. 614 ex avenge] tyy xtBorov Chr. I 176a, = Gms. 81 avepvynody| euvyody Thdt. I 65*, Chr. J 197ieisfh.* Gms, s0xet@y tov eonovtwmr] eoxetov Thdt. 1 66, Chr. 119717. 1981s ff.* = Gru, 8s omtom avtov] mag wvtov Chr. I 199s = dprtx ds. 910 eg tov ormva] om. Chr. I 21629. 21717* == G's, 916 suov xat vuwyv] tov Sov Chr. I 2185f. = as (txt) v (txt) x ce. wvyne| pr. waong Chr. I 21825 == Gms, y—png] om. Chr. I 21826 = 1, 927 osxorg] oxnvapcow Thdt.171*, Chr. I 2335 ff.*, Diod.* = ac— gh’ ibmnpxy de. 1131 tov aBoau (tov) vioy avtov] tov aBoau war tov vaywe TOUS VOUS evrov Chr. I 2463s* = adeghoptxcz (alle ohne tovg). yAdov ... aunour] niger... xacoxnoey Chr. I 246u* = Ge, 125 “ar xacuv—extyncavto 2°] om. Chr. I 250s.—251a0* = dpde (Homoioteleuton !),

526 Ernst Hautsch,

wogevOnvas erg ynv yovauy] + xoe yatov sg yyy yovauy Chr. I 251s. = Gms, 126 «Boow cyv yyy] + eg to wnxog aveyg Chr. I 251a = Ge, 14a xoredimter] + omiom avroy Chr. I 284i0f. = Gms. 1411 Baotievg sodopmv nat Baordevg youogeas] Bactdevg codopmv Chr. I 285a1* = Gms, 1419 wvrov psdyosdex] cov «Boap Chr. I 28619 = Gr", 1B: ev ogapart] -+- vyg vuxtog Chr. I 29430, 29614* = efhjlt und mit verinderter Stellung Md gn p de. 1Biz pvogog oxorivog] pofos weyag xo ExotELvog Chr. I 300s5. 300ss f.*. B01s* = f, steht jedoch Ge viel néher als bw 108. 11a ‘noua “ap depen. ug) xgrvear syor Thdt. 178, Chr. 1 801s.14* (doch + eimev o Seog in freiem. Zitat ‘VI 32630) = GME, 1Bis xogever]| oxsteven Thdt. I 78. 119, Chr. I 301e1 ff. * == GM, “: 162 texvoxounoopet] texvoroenoyg Chr. I 80¢es.28 ff.* = AM dfiprt. 167 aenyng tov vdatog] + ev tH sQNUD Ev TY oda 6ovo Chr. I 313: = npques 7 176 Bactdesg e}vav] Boorderg Chr. I 3191. 320ef* = G's, soovtas| sEedevoovta: Chr. I 8192. 32038 ff.* = Gms, 1716 ecovreu] ekelevoovros Chr. I 324:16.01.20* —= c—gijpstvy ce ds. 1721 eveoa] dsvtsgm Chr. I 3253; = efjmnsv. 1812 xgecBuryg] woeoBuregog Chr. III 86723 = Gs, 1831 eav evom exer] evexev tov Chr. I 34420 = Gms, 191 aveory] skaveorn Thdt. V 1006, Chr. I 35035 = Gms, 193 exeupev] exepev Chr. I 361aa = A Daceghijoprstuv®x ¥ Ca. 1919 you] edsog Chr. I 357g == G's, 1920 ov wuxoa eorvv] om. Chr. I 85711 == fn. evexev Gov] om. Thdt. V 1009, Chr. I 3571 = Dehlmoq s (txt) tu v ee. 1925 xegeymoov] megvocxov Chr. I 357s0.a5* = Aly. 1928 «ae dou] + aveBarvey Chr. I 359% = Gms, 1930 sénAdev ds (nae s&nd@ev Al y)] aveBy ds Chr. I 862s = G™s, 204 ovx axoxrevers] anoxceverg Thdt. I 75, IIL 38, awodesg Chr. I 869e1.25* == Gres, 209 ote exornous| ote exnyayes Chr. I 37038. 3711* = Gms, 2017 evrov xo wavta ta xryvy avtov (-wv)| avtov Chr. I 37226.81*

Grae, 2lie exedyney to moudtov ext tov oppor evens] exeOnnev Et TOV cov xat to wodtov Diod.*, Chr. 13754. (r@v oumy) = Gms,

226 oLoxaonwoewg] odonavtmeemg Chr. I 3821. 882s* = D. 2402 dvo evaria] evarva Chr. I 39025* = Gms,

der Lukiantext des Oktateuch. 527

2432 vdwe| + vipaodar Chr. I 391ie18* == Gms,

2433 ta vie woul -++ exerBev Chr. I 3925 = Gre,

2443 exmogevovrat| efedevoovtat Chr. I 39216 = Gre,

avranoos| vdgevowsdar Chr. I 39215 = Gms,

2450 xoaypo| onua Chr, I 39239 = 20: xooorayua Gs,

2455 anshevoerou] ansdevosode Chr. I 39382 = df ps (txt) tv.

2460 tyv adsdpny avrov] om. Chr. I 3922 = gq ux, sub+M.

2620 vosov (+exervov 108 = f)] poeatog Chr. I 40805.23* = Gree,

26a e€aweoretiare] aweoterdarve Chr. I 410n..8f.* = dhupqstuv.

2684 tovdiy Fuyateoa show (show 108) tov svaov xae tyy wacedup Bvyatega Pome tov yervarov| covdeys Fvyarsoa Barna tov yetraov xo. thy Baceund Ivyareon slow tov evarov Chr. I 412s6f* = Gms,

276 tov vewtegorv| tov sdaoow Chr. I 413a* = Ge,

27, Snosvoov| eveyxs Chr. I 41349 —= Gs,

xvotov] + 200 tov exotavery we Chr. I 413.0ff. = Gm.

2738 vatodedecavo| vasdexov Chr. I 41733 = Gms,

283 noe wAndvver os] pr. xar aevgnoot oe Chr. I 42243 = Gres,

2814 yng] Podwoong Chr. I 42412* = A.

2918 dunynoato avta AaBov] dinpnearo to AaBov Chr. I 42817* == Ge,

2928 AeBov] + AcBov Chr. I 43331 = Gms,

30. shaBev] + Eedpav Chr. I 438.0 = Gms,

3029 tyv dovdscav yy] « Chr. I 441335* = Gres,

3035 avrov wouwvioy xara woves| avtov Chr. I 44225.27* == Gms,

3040 syxev] sovyoey Chr. I 442.0% == GM,

3110 tooBara ev yaoror AnpBavovt«| mooBara Chr. I 444, = Gms.

Bliz wEQug xANQovouLng Ev ToLg TOV TATOLS YUMY] WEQLG N XANQOVOMLE sv TO OLND Tov mazoog numy Chr. I 4454f. = Gres,

Bliz ext tag xawydovs] pr. xo aveBsBacey avtag Chr. I 4451. = di p und mit eure ikrt.

3lss magaiafav tovg viovg avrov xo] aaoadaBov Chr, I 445sef. sx Gwe,

31s2 xe (1°) —nuwv nach ovdsy] am Anfang des Verses Chr. I 448s* == Gg,

31s9 FyosoBowmroy] Byovadwrov Thdt. IV 1125. 1132. 1321, Chr. I 4496.01 f8* = Ge,

Blas wovor] xomrov Chr. I 4501018* = Gs,

Blas Bovvov xav extov] om. xat extov Chr. I 450uf. = Dhi*lm noqsuvy.

31so sory] + 0 ogwy Seog wootve Chr. I 451of. = ackmoxecs.

Blss axeoronpy AoBav|] amootoapers AnBov anyAdev Chr. I 4512s == GMs,

528 Ernst Hautsch,

32o9 pov] + xe tovto sore Suvuaerov Diod., Thdt. I 100*. 651 = h** km, mit avto statt covro Thdt. If 285 = Ledfpx. Chr. T 455s hat die Worte im ausgeschriebenen Texte nicht, die Erklarung wiirde nicht gegen sie sprechen. 3310 evdoyyoets] evdoxynoerg Chr. I 4573* = Gre, 3414 devvag] + vior ds Aguag Chr. I 461s, = Gs, 3417 mogevoopsta] awedevoowsda Chr. I 4618940 = Gms. 37s0 eécuv ev to Aoxno| soci Chr. I 474.8" == GMs, AOis stg voy oimov tov Auxxov tovtov] eg tov Aaxxov rvovtroy Chr. J 48409, 4851*, VIL 79:3 == Gs, doch VI 12016 svg tov ormor . TOV ALKKXOV TOVTOV. AQ,, moc vo Lyvy Hg yooug quate very] wacevon ous Ta WYN TNS Yoous -.. | tore Chr. I 491s, = Gms, | 4201 wagedousv] vmegevdopev Chr. I 49220.83* = gry, 481s AwBeve] + not ovacravtses xoreByre Chr. I 496s , VI 11807 f. @raz, _ 431s svonveydynoav| exconyonouy Chr. I 4951g = Gres, 4307 moog we ote En] eve &n Chr. I 49540 = Gs, 4830 eyxata] ondapyve Chr. I 4964 = egjntv (txt) yde: evreon

Graz, 4499 to sxarvor] ty wytor Chr. I 49725 == Gm, 4520 tov amocxevmr] tay oxevoyv Chr. I 49929 = Gs,

46e6 wevee] e& Chr. I 502.7 ff* = Gre,

4711 avtov eg pny yeoeu] avtov Chr. I 50410 = Ge,

47o4 oworg] pr. ev rorg Chr. I 50513 = Ome,

4730 we (2°) wera tov wateowy wov| we Chr. I 507af. = Gm,

4810 sBaouviyoay] sBagvanyocy Chr. I 610i: f. = Gms,

4910 ta anoxEwEeva auto] © awoxerrot Thdt. I 118 (Variante o bei Schulze, cod. Mon. gr. 209 hat w), Chr. I 515i. f%.* (uemma I 5lbis o amoxestoe), IL 111s. 689, V 19ls0f, VI 625s (da-

. gegen o asoxerot V 138741) = ejlntv (txt) be.

A9ee wat ex evdoyrosg| xo excOvucog Thdt. I 118f, Chr. I 516% (-aig) = fi* nv (txt) z (txt).

5Oe2 oe] apoio Chr. I 5192 = fee: mavouxse Gms,

Die Bestimmung des Verhdltnisses der Zitate der antioche- nischen Vater zu den verschiedenen Textformen der Genesis ist mit Schwierigkeiten verbunden, da es hier an charakteristischen Textvarianten mangelt. Immerhin glaube ich folgendes als Resultat der vorstehenden Uebersicht hinstellen zu diirfen:

1. Die Fille, in denen die antiochenischen Vater in charak- teristischen L.A. mit den bisher fiir lukianisch gehaltenen Hss.

mE Noon eee Reamer yr cM SRS gS qe ey! am oe re

@er Lukiantext des Oktateuch. 529

bw-108, ev. noch einer kleineren Gruppe zusammengehen, sind gegentiber den Fallen, in denen sich Abweichungen finden, im er- heblicher Minderzahl. Mithin stellt sich zunichst das negative Ergebnis heraus, da8 die Hss. bw 108 nicht den durch die anti- ochenischen Vater vertretenen L-Text enthalten.

2. Auffallend ist, daB die Kirchenviter in der tiberwiegenden Zahl der Stellen, an denen ihre L. A. von bw 108 abweichen, die vulgire Textform vertreten. In den Fallen, in denen die Vater von bw 108 abweichen und jene Hss. den weiter verbreiteten Text bieten, gehen sehr oft die Hss. defnopstce (= 44. 52. 58. 75. 82. 106. 131. 184. 135) mit der L. A. der Vater zusammen. Dieses Resultat ist jedoch nur mit allem Vorbehalt aufzunehmen, da diese Hss. wohl kaum in einem Falle alle allein mit den K. V. tiber-

einstimmen.

II. Die tibrigen Bicher des Pentateuch.

1. Thdt. stimmt mit bw’*) 108 und nur wenigen anderen Hss. tiberein. Der Vulgirtext steht voran. Exod. 2540 sowjoetg] + wovre Thdt. I 476, IL 1028, III] 595 = ¥F brsvwzase 108. Deut. 482 nxoverat|] yxoveare Thdt. I 260 = 19. 29. 53. 55. 56. 58.

59. 108. 23814 opdyneetas] svoedyoeras Thdt. I 278 = 19. 54. 75. 108. 2915 tog wde.over] roig odevover Thdt. I 285 = 19. 108.

2. Thdt. (oder Chr.) stimmt nur mit einer oder zwei der Hss. bw 108 tiberein. Der Vulgirtext steht voran. Exod. 51 sogracwmow b 108] Aereevomow Thdt. I 125 = w. 151 to xvgeo w = Chr. I 90119] ta dea Bbkoqs 108. Lev. le weocayayn b 108] xooomeon Thdt.1180 = AFahkIlmwy.

38. Die Kirchenvater gehen auseinander. Der Vulgartext steht voran. Exod. 2326 nusoov b w 108 = Theodor] erav Thdt.1160 = M (mg) z (mg). 1) Man beachte, daB8 b = 19 ist, und da8 wir w zur Zeit nur bis zum Schlu8 des Lev. kennen.

530

Ernst Hautsch,

Lev. 1631 comewvooere == Chr. V 5161] xexwoeve Thdt. I 203* = g

ns (mg) z (mg).

Deut. 10:2 xe ayaroy avtov 108 = Chr. VI 7821] om. Thdt. I 266

= 19.

4. Thdt. (oder Chr.) bietet eine von bw 108 abweichende Lesart.

Die Lesart von bw 108 steht vor der Klammer.

Exod. 5a eorev] + xvovog That. I 125 = = Mevz.

Bis tld ... _ mouits] ahwov (Variante rlwdoveyiey) wove Chr. VI 3264 = Grns, .

| 195 dyvev]. aovoyv Thdt. I 139* = Bfirse.

Lev.

133 tovg viorg] ‘to via Chr. VI 18828 == GM, 1411 vmagyev] evvor Chr. I 8602 = i*. Co Paverooat] asoxrewvat Chr. I 8602 = Mme) aj (mg) p

s t z (mg) as be.

382 xootspov Gov] 790 Xe0GwMM0V Gov moovsoov Gov That. I 308 = dpt.

le dmga 1°] dmoov Thdt. I 180 = gnr as be.

Bis oizdov] omiov v’ Thdt. I 184* = 18.

162 Pveraerngsov] tAaoryovov Thdt. I 198* == Ge,

165 ff. ysuegovs] toayovg Thdt. I 199* = M (mg) eghjno

s (txt) v z (txt) be. 1613 to ext tov pvornes@r] to ex. tav woorverov Thdt. I 202 =- Gms, 161g to aytov] meg. tov ayov Thdt. I 202 = M(mg)gn V (mg) z (mg).

1634 ov * roomou] xaduneo Thdt. I 208, Chr. V 51610 = Ors, 174 ov hoyieSnostat sxerva to avdgano] aa Aoprodyosrat to avtgana sxsiva Thdt. I 2038 = Gms, 183 ev xaroxnoure] ev n nagw@xyoare Thdt. I 205 = Gm. 2315 ta dgayuare tov exPeuatog| to dgayun tov apogrowatos Thdt. I 209 = M(mg)dgnps (mg) t v (mg) z (mg). odoxAnoovs eaguduncers] odoxAnoovs Thdt. I 219 = A BN 4e (vid) huy as. 2332 xaxmoers] tonewaoere Thdt. [ 210 = Gr, sos] + dexatyg tov unvog Thdt. I 210 = Gms, 2336 xar sori post xornoeve] Thdt. I 210 hat die ge- wohnliche Stellung. 24iei7) Sevara cedevtato] Bavaro Povarovedo Thdt. I all == Grals,

se ner Pinenect "Lert hey pa Newamee omens ates amp =

der Lukiantext des Oktateuch. B3L

Num. 310 “oe wove to tov Fvdvaetnorov] xou Move ra nore TOY Bouoy Thdt. I 219 Gre, Be1 xo ogxres ty yuvoexs] om. Thdt.I 224 = 74. 76. 84. 134. 6s ao otapviwy| ano 6reupvi@y Thdt. I 225* = Gms, 612 wdoyor| wdoproro. Thdt. I 226 = 29, 54. 74. 75. 76. 84. 106. 134. 109 avaBonoeos] avauvyodyosots Thdt. I 230 = Gms, L111 eve te 2°] dua te Chr. VI 12426 = Gre, ooyny] oouny Chr. VI 12427 = Gms, 1lis edeos] yoouy Chr. VI 12432 = 58. 76. Llis xa orycerg avrove] xo ornoovra Thdt. I 232 = Gre, 1539 wvnotyosos| aveuvyodynosods Thdt. I 240 = 18. 128. NLOOY taV svtoAmy] xacag tag evtodug Thdt. I 240 = 44, 54. 74. 75. 76. 84. 106. 134. xo mounoere| wornoos Thdt. 1 240 = 44, 74, 75. 76. 84. 106. 134. Deut. 41 “or nodvadaciaciyts} om. Thdt. I 258 = AFMN 18. 29. 54. 55. 59. 75. 82. 83. 128. 129. 491 xvoiog 1°] xvotog o Peog Chr. VI 12535 f. = Gre, 4eo vuww] oot Chr. VI 12537 = Gms, Ioodavny] + vovrov Chr. VI 12533 = Gms. 74 anootosper| axooryoover Thdt. I 264 frei; asodryoe GME, 79 ta mooerayuara| tog evrodag Thdt. I 264 = Ge, Be xvo.og o Feog Gov] + tecougaxooroy erog Thdt. I 180, ahnlich G (sub xX). 53. 74. 82. 85 (mg). 106. 128. 129. 134, 1014 ev aury] ev avrorg Thdt. 1267 = 16. 28. 30. 32. 37. 52. 54. 75. 77. 85. 180 (mg). 132. 1015 sere tyv nusouy tavtny meow mevra ta efvy] tr. Thdt. I 267 = Gm, 1211 xa te oloxavrapmare tav viay vyuov| xa ta douara vwor Thdt. I 268f.* = Gs, 131 » evumvvafousvog| om. 7 Thdt. 1 270 = 54. 71. 131, Chr. schwankend. 182 moog o& Leywr] moog oe wou sumy Thdt. I 271 = 44. 74. 76. 106. 134, ahnlich 59. 135 apavies to movnoov] apavere tov xovygov Thdt. I 271 = AGEFM15. 16. 46. 54. 56. 57. 58. 64. 74. 76. 77. 85. 106. 130, 131. 134. ° 14e7 @neevg avro] xa Fyosg evra (Mon. gr. 209 avro) und andere Satzabteilung Thdt. I 272 = 44. 74, 75. 76. 106. 184. 148s) o Aeverys] + ove peta cov Thdt. I 2738 = Gm. Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-hist. Klasse. 1909, Hoeft 4. 38

532

Ernst Hautsch,

Dent. 142809) tors eoyorg twv yeLomv Gov] toLg eQyoug Gov Thdt. I 273

= AF M16. 18. 28. 46.' 53. 56. 59. 71. 73. 75. 77. 85. 130. 181; Ge: rove egyors. 1428(29) egyors tov yerowmy Gov] + oug av worn Thdt. 1273 = Gms, 166 sxdeEnroe] + xvetog—avtov Chr. VI 380.7 f.* = Gus, 271 pvlakaeds] + wovew Thdt, I 281 = 44. 54, 74.75. 76. 82. 106. Q8e0 evegog olmnydsL ... EcEQOg TOVYYGEL] OV% evotxyoerg (Mon. gr. 209 ones) ... ov tovynoerg Thdt. 1 2838 = Gwe (im wesentlichen). W858 xay eddubel ny Fader Thdt. I 283 Gre, Gov sv Nadas toLg wodeer Gov] cov Thdt. 1283 = Gm, 382 xavecmevoey| xarexavoev Thdt. I 293 (so Mon. gr. 209, Schulze: xatexavosv) = 18. 55. 23s cvvayPevtayv agyovtav awry] cvvaytevtov Aaov Thdt.

JT 293 = 59.

«B86 anotavera xa Cvuemy] om. ovusmyv Thdt. I 2938. 298*

—_— Guz, 33, dvaxovovec:] Jraxowovery Thdt. I 294 = Gms, 3319 eminadedsofe] exixadeoovtar Thdt. I 297 = 44. 54. 59. 74, 75. 76. 106. 134. Suoeere] Dvoover Thdt. I 297 = 44. 54. 59. 74. 75. 76. 106. 134. niece] Indecove. Thdt, I 297 = 54. 332s Ext GLtOV “aL OLVOL] EML yyS GLrov xa orvov Thdt. I 298 = 44, 54. 74. 75. 76. 106, 134.

Das Verhiltnis der Kirchenvaterlesarten zu den Hss. ist in

den iibrigen Biichern des Pentateuch dhnlich wie in der Genesis bestimmt. Die Uebereinstimmungen mit b w 108 sind gering gegen- tiber den Abweichungen: bw 108 kénnen also auch hier nicht den L-Text enthalten. In sehr vielen Fallen vertreten die Kirchen- vater bw 108 gegentiber den Vulgartext, im iibrigen tritt folgende Gruppe von Hss. als ihnen besonders nahe stehend hervor: (44). 54, (59). 74. 75. 76. 106. 134.

IV. Das Buch Josua.

1. Thdt. stimmt mit dem auch von 19. 108 vertretenen

Texte tiberein. Der Vulgirtext steht vor der Klammer.

li tyy tredevenv uwoy] + doviov xvo.ov Thdt. I 299 F 15. 18.

19. 54. 55. 56. 63. 64. 75. 85 (mg). 108, (128).

egies nee ie

= = SSE

2

DGRASS \ os Eee ae glee a

sien ca ee SN es das Sh SERIES IDs SHERBANEE

ea CARR A

der Lukiantext des Oktateuch. 533

liz Gov] xat cov Thdt. I 300 = 19.54. 75. 108.

Qi0 exornoe] exornoarve Thdt. I 308 = 19.58. 74. 84. 106. 108. 134.

Bisae) vuv] ov Thdt. I 808 = A 15.18. 19.55. 56. 58. 64. 75. 84. 108.

128. 134. 209.

721 (ep)mexovatou] + ev cy yn Chr. V 1884 = AF 15. 16. 18. 19. 44. 53. 54. 55. 56. 57.58 etc. 108.

2315 xvetog o Seog] xverog Thdt. I 318 = AMN15. 19. 54. 56. 64. 74, 75. 76. 82. 84, 108. 128, 134.

2419 apoornuata ... avouynuara] avounuore .. . awaotyuare Thdt. I 819 = 15. 16. 18. 19. 54. 56. 57. 64. 77. 108. 128, 181. 144. 236.

9 Thdt bzw. Chr. weicht von der durch 19. 108 vertretenen Textform ab.

Die Lesart von 19. 108 steht vor der Klammer.

210 eEnonve] xaretnonve Thdt. I 303 = Gs,

52 woganal + ex devregov Thdt. I 307* = Gms,

Bis(1e) ex avtov] om. Thdt. I 808 = B 54. 63. 75.

Bie wovve 1 exavesov] pavve Thdt. I 823 = Gms (64. 75 haben denselben Zusatz wie 19.108 nach avry ty nusoa, ferner 54 nach wavvea + nor epayor Esnryevnuntos ts Ns Yaveva.ov).

617 to xvoim tov Ovvapemr] uvorm cuBaos Chr. V 1324 = Gre,

Ges 4 Deushimoes avtyy wou Ev to EAaYLOTM avTOU EenLotyosL] EV TO womtotoxa aurov PEewshiwaoer avryy nou Ev To EhayLOTM EMLOTYNGEL (Variante exOnoss) tag mvdag aveyg Thdt. I 309 = Gs, In der Erklaérung hat Thdt. statt eleyvorog frei eoyaros eingesetzt. Dieses (scyarm) bieten merkwiirdiger Weise 54.75. In der- selben Erklarung braucht Thdt. exirOevre mit Bezug auf das exiornosr; exvOness ist indessen nirgends iiberliefert.

76 svavei(ov) xipwtov xvo.ov] evavtroy xveiov Chr. VI 126, = Gs.

7s ey swoL xvLe xo Te EQ@| Om. ev suor xvoce Chr. VI 12610 = Ge.

7o1 mevennovra dioayuav (y) olny avryg| om. (4) oAxn autyg Chr. V 18340 = Gs,

Zea npayev 1°] ovyveyne Chr. V 13843 = 44. 54. 71. 75. 77. 106. 287: avnyayey Gms,

ayog| die Zusatze von 15 etc. 19 etc. 44 etc. hat Chr. V 1334s nicht. roug vious autor] + xat tag Pvyareoag ovtov Chr. V 1384 = Greg, MevTe To UEAQYoVTA avtov] nae mavre o6a vangyey auto Chr. V 184, = 54. 75.

101s cuter’ ovye tovto yeyoaumevoy ext BiBdvov tov evFovs] ovye

couto (Mon. gr. 209 aura) peyeanton ext to (om. Mon.) BiBdcov 38 *

534 | Ernst Hautsch,

co evosdev Thdt. [ 312 = 54 (om. to). 75 (avr corr. in avro, om. to): evray Gs, : Lleoedsog ald wa skododosvdmew|] sheog tov apaviednva. avtovg Thdt. I 3812 = 44. 74.76. 84. 106.134: sleog 54. 75. Ova] moon Thdt. I 312 = 44. 54. 74. 75. 76. 84. 106. 134. oxas] xa ommg Thdt. I 312 = 44. 54. 74. 75. 76. 84. 106. 134. 147 uwmong o nats tov Peov] woongo aug (rov) xvorov Thdt. I 314 == 54: wong (0) dovdog xvgiov AN 15.18. 30. 56. 64. 71. 74. 76, 82. 84. 85. 106. 121. 128. 134.

19819 xara Syuove vans viov oupeay] om. (Homoioteleuton!) Thdt..I. 314 = 54.75. 2313 #KUQLOS 0 Pe0¢. peor] xvotog Thdt. I 317 = Gree, . oxovdadc] + av rag xAsveats vuov Thdt. I 317 = 44. 54. 74. 76. 84, 106. 134. '. wo sig nhovg vuov 3°] om. Thdt. I 317 = Bi. 75. tg Bodsdag] oxmde Thdt. I 317 = 54 (mew evg). 75. 2314 OnuEoov thy odov] om. Thdt. I 317 = Gms, no yywmosste ev on ty xagdie vuwy nou Ev ody ty Wyn VEor] ohne ody an beiden Stellen Thdt. I 317 = Ge. revroy tov doywr tav apatov| mevroy tav-Aoyav tav xadov Thdt. I 318 == 54. 74. 75. 76. 84.106. 134: ravrav tov Aoyor Gre, OOS vEkS Havre to avyxovta vutv (yury 19)] woos nuag waver. a stoyxev nuty dsdw@xsy nuiy Thdt. I 318: xeog nuag xavre a sronxev nuiy 54.75: weog nuag navte oon Elonney nuLy nev qutv 74, 84. 106.1384: reog vuag wavra o6u Eronxev nue vuLY 44: mp0g mavta te avyxovta nury Ge, a& aurov onua ev] e& avtav Thdt. I 318 = Gms, 2315 xvetog (1°) o Seog vuwr] xvovog Thdt. I 318 = Gms, vey xvelog 0 DEog vewv (quay 19)] vuw xvocog Thdt. I 318 == 54: xvglog vary Gs, 2415 edeote] exdetcote Thdt. I 319 = Gms, 2419 ovtog] vuag Thdt. I 319 = 54.74. 75. 76. 84.106. 134. 2420 addorerots| evegorg Thdt. I 319 = Gms, 24e2 nae sitov woorvgess] om. Thdt. I 319 = Gs,

Auch im Buche Josua iiberwiegen die Abweichungen der anti- ochenischen Vater von 19. 108 bei weitem die Uebereinstimmungen mit diesen Hss. Auch in diesem Buche bieten die Vater ihnen gegeniiber sehr hiufig den Vulgirtext. Es tritt jedoch hier bereits mit ziemlicher Bestimmtheit eine Gruppe von Hass. auf, die nihere Beziehungen zum Texte der Vater aufweist: es sind dies die Hss.

EE ESE SON USE ia RE NRE RR ET 6 ES 6 7h i Cl ARG RR =| | E

der Lukiantext des Oktateuch. 535

44, 54. 75. 76. 84. 106. 134, d.h. also wesentlich dieselben Hss., deren Verwandschaft mit dem Texte der Vater wir auch im Pentateuch beobachten konnten. Indessen zeichnen sich im Buche Josua inner- halb dieser Grappe wiederum die Hss. 54.75 durch ein besonders nahes Verhdltnis zum Texte des Thdt. aus. Wir finden diese Hss. auch an den Stellen, an welchen die K.V. mit 19.108 gehen, fast durchweg auf deren Seite.

V. Das Buch Judicum.

Fiir das Buch Judicum ist durch die Untersuchungen von Grabe*), die von Lagarde *) wieder aufgenommen wurden, festge- stellt, da der griechische Text in zwei Rezensionen oder besser gesagt, zwei verschiedenen Uebersetzungen iiberliefert ist, deren erste durch den Cod. Alexandrinus (A) und die Mehrzahl der Mi- nuskeln, und deren zweite durch den Cod. Vaticanus (B) und eine kleinere Anzahl von Minuskeln vertreten ist. Fritzsche, der noch vor Lagarde tiber den Text des Richterbuches in einer Spezial- ausgabe *) handelte, unterschted im ganzen drei Rezensionen. Die dritte dieser Rezensionen, welche in den Uss. 44 (z. T.). 54. 59. 75. 76. 84. 106. 107. 128. 134 vorliegen und eine Ueberarbeitung der im Cod. Alexandrinus vertretenen Rezension darstellen sollte, hielt er fiir lukianisch. Endlich hat Moore“), der im allgemeinen die Hinteilung Lagardes anerkennt, die noch innerhalb des A-~Typus erkennbaren Gruppen naher gekennzeichnet und bezeichnet dabei den Text der Hss. 54.59. 75.82 als den Text des Thdt. Ich war, ohne die beiden letztgenannten Abhandlungen zu kennen, zu einem ahnlichen Resultate gelangt und halte es auch jetzt nicht fiir iiber- flissig, den naéheren Beweis dafiir zu bringen, da Fritzsche sowohl als Moore nur die Behauptung ohne Angabe der Griinde aufge- stellt haben.

Es wird sich also zundchst darum handeln, zu bestimmen, welcher der beiden grofen Text-Tiypen mit den Zitaten der anti- ochenischen Vater (bes. Thdts.) iibereinstimmen. Dabei sind die unbedeutenderen Varianten innerhalb des A-Textes aufer Acht

1) Epistula ad Millium. Oxford 1705.

2) SeptuagintaStudien I, 1891, S. 1—72.

8) Liber Judicum sec. LXX interpr., Turici 1867. 4) Commentary on Judges (1895), p. XLII ff.

5386 Ernst Hautsch,

gelassen, so ist z. B. lis, wo in A sa@af statt copoB der tibrigen Zeugen des A-Textes iiberliefert ist, nur letztere L. A. als die typische des A-Textes mitgeteilt. Nur die Abweichungen von Hys., deren L.*A. von Interesse ist, sind in Klammern hinzugefiigt.

1. Thdt. (bzw. Diod. Chr.) bietet den A-Text. Der A-Text steht vor, der B-Text hinter der Klammer.

lis toBop = Thdt. I 322*] vodog. (vov) xev@egov = Thdt. I 322*| rov youBoov.

Lis sdvvero “Anoovonnoa = Thdt. I 323] ydvvacdysay sEodoDoeveds (ndvvaro eoloPgevon 54. 106. 184).

Iss etero (e@evco 54. 59. 75) = Thdt. I 324 (Mon. gr. 209 efevto)] SMOLNGEV.

les tov wveoivavog = Thdt. I 841] tw ooreaxader.

% eonyoysy = Thdt. I 325) eonyayov. ouocs == Thdt. I 325] oposa. vuav Sovver vuw = Thdt. I 325] vue. eev very = Thdt. I 325] ema. 22 xorvacxepere == Thdt. I 325] xededete. Qs “aL sya eima* ov TQOGHYOM TOV BETOLKLOGL TOY AuOY OV ELme TOV stwout avtovg ex xooownov vuav = Thdt. I 325 (iiber Va- rianten innerhalb dieses Textes s. Abschnitt 3)] saya evmov* ov un sEaow avtovg ex MEDGMTOV VLOY. Hae anADov ob Viol LEQUNA EXMOTOSG ELG TOY OLXOY GVTOU HAL Els cyy “Anoovowey evrov = Thdt. I 3251. (tiber Varianten inner- halb dieses Textes s. Abschn. 3)] xoe yAdev avyg eug tyv xdy- QOVOUmLaY auto. Bio xo Evlop aveorospsy 0.8. = Thdt. I 329] «ar avrog umeoroeper. 32 oxo tov pyoov = Thdt. I 329] axavatey rou wygov. gig tnv xotduev eydow == Thdt. I 329] ev ty xordsa avrov.

45 aonowd = Thdt. I 330] aosowd.

5s nostioav (nternoay 19. 108) Seovg xevovg = Thdt. 1 831 (xevovg ist durch die Erklarung gesichert)] egedsgavto Deovg xeuvovs’ nostyoav exedstav Seovg xevovg 54.

2

a

Bo ot Ovvadrar tov daov = Thdt. I 331] o: exoverafousvor ev Aw. Bis moopadap (uoomatary 108) Thdt. I 331* (uoopaten)| tag de- yours.

Bee (a)uadaows = Thdt. I 331*| omovdyn somevoay. Bes watoo (uaewo 19. 108) == Thdt. I 331*] uyowé. 618 axwoaco = Thdt. I 332] sEsooupev.

naocdaxey = Thdt. I 332] edwxer.

nesta ac a Sbentte ERT pe

fi

der Lukiantext des Oktateuch. 537

61s temewvotrega = Thdt. I 333 (so Mon. gr. 209, Schulze + soriv)] NOOEVYGEV.

827 étg Gxavdakoy == Thdt. I 335] eg oxwdov.

106 sdatgseveoy = Thdt. I 836] sdovieveary tav adhopvioy = Thdt. I 336] pudserenm.

1014 Badiere nor Boore = Thdt. I 336] wogevesds nou Bonoure.

L1ss ec ev suor yvorkag == Thdt. I 338] wareo nvovéag avd wv exounos Gor = Thdt. I 338] ev tm woenoa oor.

144 avrasodoua wvtog exfyre, = Thdt. I 339] exdixnow avrog Enver.

14ia ex tov sodovtog sEnddev Bowoig nou s& voxyvoov sénADEev yAvuv o, & == Thdt. IV 777, Chr. I 66520f] te Bowtow sknddev ex BuBoewmoexovtos xar asco Loyvoov ydvxu,

Bia xacnvivvey = Diod.*] nrazo.

16:0 xan woiyoo xatog os. now anotivekouo = Thdt. I 340] ws anmck nor anak xo sxtivayyoowo. ax avrov == Thdt. I 340] AUAVOVEY LVTOV.

17s (ev)ewayos = Thdt. I 341] exdanowes.

1881 eragav = Thdt. I 848 (etakey Schulze, doch. evagav Mon. gr. 209)] eiyxov tO phuntoy wya o exornos == Thdt. I 343] to yavarov o EMOLNGE WELYOLES.

2. Thdt. bietet den B-Text.

lio Thdt. I 823 hat in der Uberschrift zu quaestio VI am Schlu8 von V.19 die Worte: ort onyaB dieoterdato avroig. Sie fehlen hier zwar bei ,Pic. u. Cod.“, werden jedoch in der folgenden Erklarung deutlich vorausgesetzt. Dies ist die Form, welche der Schlu& von lio im B-Texte hat. Die meisten Vertreter des A-Textes bieten: ot onyaB Ovecredero avutyy aguara t- Onoa avtovg (also die Kombination zweier verschiedener Ueber- setzungen der hebrdischen Worte mm> 5T72 ADI™D),

76 Thdt. I 334 paraphrasiert diesen Vers und das Voraufgehende mit folgenden zugleich erklirenden Worten: ... . tovg dz0- AepSévtag tH morays coocuyOjvas noocéraker, ita trav wAed- vav sig youu xidévrav ual wexnoxdtoy (codd. wextwxotav) ovy- Touag: tev O& covaxodlmy totro wiv Ov Sxvoy od mexoinxdtoy, th O& yergh tb via moDGEvEeyudvT@Y TH Gtdpmatl, ToUTOVE UsVOUS éxélevoey Os doyovs xual vatetg nate tOv dvrindilwy douTjoue Diese Paraphrase paSt nur zu dem Texte, der durch B ver- treten ist: dovduds tOv Aapeévror év ysrol abtHy weds to Gtdue wbtav tovaxderor &vdoes nai wiv td xurddorwov tod Aaob éxdvvay Ext t& yovera adtéyv aistv tdw@o. Denn statt ev yevoe evtor

538

126. der gedvyots tiberliefert: eimaces d} odvOnue. - Diese Textform

Ernst Hautsch,

haben die Hss. des A-Typus A 15. 19. 44. 54. 89. 64. 75. 76. 84. 106. 108. 128. 1384. ev ty yAwooy avrwy (beide Lesarten verbunden zu (sv) ty yevor avewy (ev) ty ylweon avr o. a. in N 29. 58. 71. 121, ev yecos woog ty ylwoon avtav 30, ev yerol autay xa. ty yAwmoon avtwy 55), ferner wird entsprechend 00g tO Gtowa avtay ausgelassen in A 15. 16. 18. 19. 44. 54. 59. 64. 75. 106. 108. 184. AuBerdem darf man wohl aus der Paraphrase schliefen, daf Thdt. in V. 6 das Verbum exdwvav gelesen hat. Dieses findet sich wiederum nur im B-Text, wihrend dafiir exaupoyv in A N 15. 18. 19. 29. 30. 44. 54. 55. 58. 71. 75. 76.84. 106. 108. 121. 128. 134 iiberliefert ist (vel. V. 5 xdvwyn ene gegeniiber xappy. |

Hier liegt die Sache etwas verwickelter. Bei That, I 336 ist in

widerspricht jedoch der folgenden Erklarung.. Thdt. sagt nimlich zur Erlduterung der Stelle, Jephtha habe die Ephrae- miter ein Wort sagen lassen, an dessen Aussprache man den Volksstamm erkennen konnte, und fiigt weiter hinzu, da8 man annehmen miisse, da es im Hebriischen so gut wie in den anderen verwandten Sprachen dialektische Unterschiede ge- geben habe. Fiir die hier in Frage kommende dialektisch verschiedene Aussprache desselben Wortes beruft er sich dann auf den ,Syrer“: ae yao 6 Moos pyot, tov tilov cov kerayvv éuBad (besser codd. ceuBid) xadovyrar, of tod Epoaly && rivog suvytetag éuBedda (cod. ceuBedog, wahrscheinlich ist ceuBAd zu schreiben) éAepov. Ich meine, aus diesen Worten erhellt zur Geniige, da8 Thdt. im Bibeltexte gelesen haben mu8, Jephtha habe befohlen, die feindlichen Truppen sollten das Wort oréyug aussprechen. So lesen wir aber im B-Text, nimlich: sumov dy Orayvsg xe ov xacevduvev, der A-Text dagegen bietet in den verschiedenen Gruppen etwas variiert folgende Lesart: suave dn suvdyua xar ov xavevdvvey. Ein Mischtext liegt vor in 108+): suxate dy suvOnuc nor sicov Stays Kot ov xaryvdvvay, doch kann Thdt. anch nicht etwa einen derartigen Mischtext gelesen haben, sonst diirfte er cvvdque nur als , Feldgeschrei, Parole* verstanden haben: dem widersprechen aber seine Worte in der Erklaérung: .... ééevosy éxsowrio@al tive Adyov Og emépsgs dud rig yAdttng roy eheyyor.

1) 19 fehlt.

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eet cone pete semicee § sno NE A SRE STENTS LE wan pateneaeeny ee Pe Se aA OTE Pe S eo

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der Lukiantext des Oktateuch. 539

3. Thdt. bietet eine Lesart, die sich nur in einem Teile des A-Textes findet.

Hinter der Klammer steht die Lesart des Thdt. nebst Angabe der Hss., welche

diese vertreten; vor der Klammer steht die sonst iibliche Lesart des A-Textes

(GA) und die Lesart des B-Textes (GB); wo beide zusammenfallen, bleibt jede Bezeichnung fort.

135 wAwmexes ev to wvecivan woo ev DudoBiv|] adwmexeg Thdt. I 341 = A 19. 54. 75. 108.

21 emt tov oimov s6oand] -+-axo yalyadwy Thdt. I 324 = 54. 59. 75: -+-axo yalyahay nar ex tov orxov coganda 106 (doch om. vadyod am Anfang des Verses) 134.

xvolos (xvetog) aveBiBacsy G4, trade Aeyer xvgiog: aveBrBaca G*] zvoe.og avnpyayey Thdt. I 325 = 44. 54, 59. 75. 84. 106. 184.

23 “OL EYO sla’ OV TQOGINOW TOV wETOLLGaL TOY AuOY OY ELmC TOV sEMOut avtovg ex coocwmmov vuwy G4, xayo stxov’ ov un eEaoo a@UTOUS é% NooGmxoV vuay OG] xou sywo pyow ov xoocodyow tov METOLKLOaL TOY AaOY OV ELMOY TOV EEWOUL KUTOY AO TEOGMROV vuov Thdt. I 325 = 44. 54. 75 (doch ohne ov evmoy und mit euray statt vuov) 84. 106. 134.

26 xo Eexogevdnoav G4, xar yAdev G¥] noe vxnddov Thdt. I 325 = A 15. 18. 19. 54. 59. 75. 108. 128.

313 emaraks tov cooand] enarake tovg viove togand Thdt. I 329 = 44, 54, 59. 75. 84. 106. 134.

319 tov yAuatoy] tav sdodov Thdt. I 829 = 54. 59. 75. usta tng podpadl tov ev yodpadorg Thdt. I 829 = 44. 53. 54.

59. 75. 84. 106. 184. nar encev awd|+ro eydow Thdt. I 329 = 19. 44. 54, 59. 75. 84. 106. 108. 134.

Boo amenderoe .. . . xata tye plsBog GA, awexdecoe .. . . nave tyg groyog G*) axexderos (codd. amexdwev).... tyv nagakipida (codd. ty meagakipidr) Thdt. I 329* 44. 54 (emexleres) 59 (xove ty maoatipidc) 75. 84. 106. 134.

Br eksdisoy ov xarowovytes ev cooand (skedimev poatwy ev togand A 19. 108) G4, sEeAiwov ov dvvator ev coganA G*] eEcduxov ov xoatovytées ev to togand Thdt. I 830/81 = 44. 54. 59. 75. 84. 106. 134. steditov emg ov aveoryn dsBBooa (skedimey ews ov e€aveory A)| eog ov ekaveorn OsBBooa Thdt. I 381 = 54. 59. 75 (aveorn). emg ov avery (ove aveory A 19. 108)] om. Thdt. I 331 = 54. 59. 75.

5s Og agroyv xoLdivoy tote Eexoheunoay modetg aOYoVTMY @4, sore

540 Ernst Hautsch,

sxoleunouy sodeg aoyovtav OG] wg aetoy xgcdwov Thdt. I 3381 = A 19. 108.

wg woroy xeLdivoy und tore exoleunowy oles eeyorray sind zwei verschiedene Uebersetzungen der hebraischen Worte onye ond tn. Die zweite Version ist dem B-Texte eigentiimlich, die erste wird urspriinglich die Lesart des A-Textes gewesen sein, ist aber in den meisten Hss. dieses Typus mit der Lesart des B-Typus verbunden.

GxErNn vEnvid@y GELQOUAETMY sv TEGGagaxorTa ydaoLy ev (ro) iooand G4, Fuesog sav opty xo Aopyyn ev tedouoaxovra yrdLaciy ev .6oa7y4 GF] cay idm cepouncrmry tedougaxovta yrivadag Thdt, I 331 = 54 (doch pr. oxexy).

Auch hier haben wir es mit einer Doppelversion und zwar der hebraischen Worte Senwya SON OYIINA NOT ANTON yO m1 tun. Die eine Form dex Uebersetzung bietet der B-Text, die andere ist in der unter @A ange- fihrten Gestalt in M N 29. 71. 121 erhalten. Sie ist dort natirlich korrupt Uberliefert: statt cxexn veewdor ist mit Field und Lagarde ouexny sccv rdw zu lesen. Bei Thdt. finden wir meines Erachtens eine Umbildung des ur- spriglichen Textes, die vorgenommen ist, um ihn verstandlicher zu machen, und zwar ist aus ey teconeunovta yidseow cin Akkusativobjekt gemacht und oxeny fortgelassen (hier wohl nicht durch Willkir des Thdt, der an der betr. Stelle den Bibeltext auch der vorhergehenden und folgenden Verse genau wiedergibt und Stick fiir Stick paraphrasiert). in 54 steht noch das in dieser Verbindung unverstindliche oxexy am Anfang. Endlich finden sich Mischformen aus A- und B-Text in 59: dugeog sev opin non sav Lda céLgo- pastor reconocnorte yiliades, in 19. 108: oxenn(v) veemdov av opin nou CLooMecrys ev TecoKQaxoVTA YLliaoty ey to Iogend und in A: oxen veE- audav aigouaotmy avygtn ner oveopeorns sv TEGOKOKKOVTRA yLALcoLy.

5io emt xpityeLov xoiL wogevouevor ey od@ o. 4.) om. Thdt. I 331 = A. 54. 59. 75.

61s eyue wsxgog G4, 0 wexgotegos G®] wixeoe Thdt. I 333 (nach dem Mon. gr. 209, Schulze: ousxeoreoog, doch Var. Guimgos) == 54. 59. 75. w.

616 warokerc] axoxteverg Thdt. I 883 = 54. 59. 75. w.

108 torg Peorg viwy auuor] tog PEeore appwayv Thdt. I 386 59. 75. 82.

Tolg PEeorg Gvgiag xan tog Peorg oidwvog G4, rove Bso1g oad (oder agap) xat rotg Ssorg owdwvog G*] tose Deorg odwvog Thdt. I 836 = 15. 18. 54. 59. 64. 75. 82. 128,

1316 Breoy ws GA, xareoyns ws O®] xeoafracy we Thdt. I 888 == 44,

o4 (ce statt we). 59. 75. 76. 82. 84. 106. 184.

Ibo sypeody G4, ekuxvody G®] eEnysooy caudov Thdt. I 340 =

D4. 59. 71. 75. 76. 82. 84. 106. 134.

L¥s avyg to evdeg (avijo to ayaedor A)] avyg exuctog to agsctov

Thdt. I 341 = 59, 82 (beide ohne &%0:6T09).

54.

!

i _

A Rae RR EES oe SS

der Lukiantext des Oktateuch. B41

177 syeveto nadageoy G4, eyevnoyn veaviag G®] nv madagrov Thdt. I 342 = 54. 59. 75. 82. éx BydAseu vovda ex tng Gvpyeverag covda GA, ex PyAeeu Onuov covda &G*] ex Bytdcsew Snuov covda ex Gvyysverag wovda Thdt. I 342 = A 59. 75 (vid.). 84. 85 (z. T. am Rande). 128. 182s ev xordads n sore GA, ev ty xordads G®] ev nordads y yv Thdt. I 343 = 54. 59 (om. m), 75 (xou statt 7). 82. eomB &*, oaaB G] onyoB Thdt. I 348 = 44, 54. 59. 75. 76. 82. 84. 106. 134. 1830 tavaday viog pyocw@y viov uavacen GA, covadap viog ynocou viog pavacon G*] tovatar viog wavasen viov yyoomu (Mon. gr. 209: enyeB) vov uaon Thdt. I 343 = 54 (ynooap). 59 (yeooap). 82 (wenu und yyocau). 75 (vos pnoomp) 44. 76. 84. 106. 184 (die letzten 5 wog ynooup). 2028 viov awewy] + tov tegewg Thdt. 1345 = 29, 54. 59 (om. tov). 75. 76. 77. 106. 1384.

Das Ergebnis der voraufgehenden Uebersicht gestaltet sich folgendermafen: Thdt. (bzw. Chr.) folgt im allgemeinen dem A- Typus des Textes. Unter den innerhalb dieses Textes zu unter- scheidenden Gruppen zeigt er auffallende Verwandtschaft mit den Hss. 54. 59. 75. Auch die von BM neu kollationierte Hs. w, die in der Gen. mit 19. 108 zusammengeht, scheint hier zu 54. 59. 75 nahere Beziehungen zu haben, denn sie stimmt in Judie. 5es—b6os (vgl. oben S. 521) zweimal nur mit diesen Hss. iiberein. Merkwiirdig ist auch noch folgender Umstand: Judic. 52s hat w statt xarweaca: wafao des A-Textes xataoaccscbar xeatomv, und Thdt. bemerkt I 331 f: cdo 08 xatagdenctar pwatoo (sc. éounver- ovrar) xatagdeucta. éy td xoara.d. Mit den genannten Hss. finden wir in sehr vielen Fallen die Hss. (44. 82.) 84. 106. 134 verbunden. Sieht man also den Text, den Thdt. voraussetzt, als den lukianischen Text an, so wiirde dieser in den Hss. 54. 59. 75, ev. noch (44. 82.) 84. 106. 184 vorliegen. Dies ist aber fast genau dieselbe Gruppe, die sich fiir das Buch Josua als Ilukianisch herausstellte. Die Uebereinstimmungen der K. V. mit 19. 108 sind dem gegentiber sehr gering. Natitirlich stimmt Thdt. nicht durchweg mit 54. 59. 75 tiberem, sondern es kommen auch viele Abweichungen von diesen Hss. vor (z. B. hat 54 ofter Mischtext aus A- und B-Typus [vgl. lio. 5g], und innerhalb der Lesarten des A-Typus lassen 54, 75 2. B. Judic. 57 hinter uyrye die Worte ev tm Ieoand, die Thdt. [== 59] hat, aus und dergl.). Vollkommen reinlich l&8t sich nie eine Gruppe festlegen; in unseren heutigen Hss. sind bereits tiberall die ehemals getrennt iiberlieferten Textarten durch gegenseitige

542 Ernst Hautsch,

Beeinflussung entstellt. Wichtig erscheint mir, daB auch schon Thdt. einige Lesarten hat, die unverkennbar dem B-Typus ange- héren. Denn, wenn man mit Grabe annimmt, da8 uns im B-Text die Rezension des Hesych vorliegt*), so beweisen diese Falle, daf die Lukianrezension bereits innerhalb der antiochenischen Schule durch die hesychianische Rezension beeintrachtigt ist. Dann gilt also das Urteil des Hieronymus doch nicht in dem Mafe, wie es gewohnlich gewertet wird.

VL Das Buch Ruth.

AL ‘That stimmt mit dem auch von 19. 108 vertretenen Texte tiberein.

411 noe excornoay dvvauw Ge] xnav wouoar Svveuin ‘That. T 361. 352* = A 19. 54. 74. 76. 98. 106. 108. 184. 241. |

2. Thdt. weicht von der durch 19. 108 vertretenen Textform ab. Die Lesart von 19. 108 steht vor der Klammer.

lis e6te wor vaodracie| ove E6rey wor vaoetacte Thdt. I 347 (so richtig Mon. gr. 209, Schulze: ovx ere wot vmodracis) = 44. b4. 71. 74. 75. 76, 82. 93. 106. 184 (alle aufer 71 pr. ort): OTL OTL wor vEoGracig Ys,

lie wy axavrnoot por tov = OMe] uy wor yevosro rov Thdt. I 347 == 54. 59 (ohne wov). 75. 82. 98 (die beiden letzten tovro statt tov).

219 evdopnuevog = G8] + ors eyoorace wuyny xevyv xePwg emorynse ued ov exoinoey Thdt. I 348/49 = 54, 5b. 74. 75. 76. 82. 923. 106. 184.

221 TOY auytoy og vaaoyer wor == Gs] cov aunroy tov vaaeyorte wot Thdt. I 349 = 54, 74. 75. 76. 82. 93. 106. 134.

dio ex tng pudng Aaov avtov = Ge] sx cyg vans avrov Thdt. I 351 = 54. 57. 58. 59. 70. 75. 82. 93. 128.

Die Gruppierung der Hss., die im allgemeinen im Buche Ruth

1) McLean, Journal of Theol. Studies 2 (1901), 306 bezeichnet den Text der Hss. 44. 74. 76. 84. 106. 134 etc. als den Hesych-Text des Oktateuch, und zwar unter Berufung auf die Arbeiten von Ceriani und Lagarde: es muB das auf einem Irrtum beruhen. Die Zusammengehérigkeit von 54, 75 (und 59) im Oktateuch er- kennt auch er an.

“BERNA aE hE morn Te See ~

: . der Lukiantext des Oktateuch. 543

ahnlich der des Buches Judicum ist, zeigt auch in ihrer Beziehung : za Thdt. ein ahnliches Bild. An keiner Stelle bietet Thdt. eine Lesart, die sich nur in 19. 108 fande. Dagegen stimmen die Hss. 54. 75 an allen Stellen, an denen Thdt. von 19. 108 abweicht, mit diesem itiberein. Die nahe Verwandtschaft dieser Hss. mit Thdt. wird also auch hier bestitigt. Als nachstverwandte Gruppe er- scheinen noch 82. 98 (ev. noch 74. 106. 184); 59 zeigt hier nicht die gleiche Uebereinstimmung mit Thdt. Bemerkenswert ist, daB die Hs. 98, welche hier beginnt, in den folgenden historischen Biichern den L-Text bietet, desgl. 82, aber nicht durchweg’).

1) S. Rahlfs, Septuaginta-Studien I, 5—15.

Naksatra und sieou.

Von | H. Oldenberg.

Vorgelegt in der Sitzung am 20. November 1909.

Die ungtinstigen Chancen des Problems vom Zusammenhang der indischen naksatra und der chinesischen sieou beruhen natiirlich nicht allen auf der vorgeschichtlichen Entferntheit der in Frage kommenden Vorgiinge, sondern auch auf dem gegenseitigen Nicht- verstehen des Astronomen und Philologen, des Sinologen und Indo- logen. Kann das erstbezeichnete Moment dahin wirken, sichere Ergebnisse unerreichbar zu machen, so bringt das zweite die Ge- fabr, da8 allzu schnell von den Ausgangspunkten des einen Forschungsgebietes aus Ergebnisse erreicht scheinen kiénnen, die bei gleichm#figer Berticksichtigung aller zu verfolgender Unter- suchungslinien sich als fragwiirdig darstellen. Herr Léo p. de Saussure’) hat vor kurzem als Sinolog das Problem tiberaus scharfsinnig behandelt; der Pflicht, sich mit seinen Ergebnissen auseinander zu setzen, kénnen die Indologen sich nicht entzichen ®), So sei jetzt mir das Wort verstattet. Wenn ich nicht vermeiden kann, auch von sinologischen Problemen zu sprechen, sei die selbst- verstiindliche Reserve, unter der das zu geschehen hat, hier im

1) ,Les origines de Vastronomie chinoise“. T’oung-pao, Sér. IL, vol. X [1909], 121 ff 2554. (vgl. auch den Aufsatz desselben Verfassers ebend. Sér. II vol. VUE, 3014. [1907] ,Jue texte astronomique du Yao-tien“),

2) Schwerlich ist dieselbe Pflicht den Auffassungen Kiihnerts gegenitber anzuerkennen, die mir nur aus dem Bericht von Ginzel, Klio I, 18f. bekannt sind. DaB der naksatra-Zyklus aus China zwischen 200 y. Chr. und 336 n. Chr. in Indien eingefiihrt sei, ist undiskutierbar.

BR Bab A eA DE nas ye Daa aware §— Seba, Beda uenr eee dea

2s stznenney,

H. Oldenberg, Naksatra und sieou. 545

voraus ein fiir allemal zum Ausdruck gebracht. Die Irrtiimer, die auf beiden Seiten zu begehen nah liegt, werden auch mir nicht erspart bleiben, aber vielleicht wird jeder von hiiben und driiben unternommene ernstliche Versuch, in der Sache weiter zu kommen oder auch, nicht weiter als recht zu kommen diese Irrtiimer schrittweise vermindern. Ueber Fragen, welche die sinologischen Praemissen des Problems betreffen, war ich so gliicklich, von der Giite des Herrn Chavannes Belehrung zu erhalten, deren hoher Wert dadurch nicht vermindert wird, daB er es sich zum Gesetz machte, sich allein an die rein philologischen Gesichtspunkte 2u halten und eine Beurteilung der Saussureschen Theorie durchaus zu vermeiden. Nicht minderen Dank schulde ich fiir Belehrung aus dem Gebiet der babylonischen und der alttiirkischen Philologie den Herren Bezold und V. Thomsen, fiir astronomische Beleh- rung Herrn Conr. Miiller.

Nach Saussure im Prinzip ahnlich wie einst nach Biot sehen wir das chinesische System werden; wir finden das Ge- wordene in Indien wieder und schliefen auf Prioritét der Chinesen, auf einen, nach Saussure durch lange Zeitraéume sich fortsetzenden, Hinflu8 der chinesischen Kultur auf die alteste indische.

Dem geg‘niiber meine ich: mag was wahrscheinlich ist ein wie auch immer zu denkender urspriinglicher Zusammenhang

der beiden Systeme dazu des arabischen bestehen, das was wir in China werden sehen, gehért nicht zu dem, was in Indien wiederkehrt.

Ich versuche diesen Satz zu rechtfertigen.

Bekanntlich stehen den 27 oder 28 naksatra der Inder 28 szeou der Chinesen gegentiber. Die naksatra sind zum Teil eimzelne Sterne, zum Teil Sterngruppen'); ibr Wesen als Mondstationen ist durch die vedische Literatur auf das sicherste verbiirgt. Die sicou sind 28 Regionen des Himmels resp. die 28 Sterne, welche diese Regionen in der Weise determinieren, daf jede vom Dekli- nationskreis ihres Sterns bis 2u dem des nachsten Sterns der Reihe sich erstreckt. Eine spezielle Beziehung auf den Mondlauf liegt nicht in der Rolle, welche die sieou in der chinesischen Ueberlieferung spielen und ist von Biot energisch bestritten worden. Man beob- achtete den Durchgang der determinierenden Sterne durch den Meridian und bezog darauf den Meridiandurchgang von Sonne,

1) Wo, wie bei den naksatra, es sich beliebig bz. je nach der uranographi- schen Situation des einzelnen Falles bald um einzelne Sterne bald um Sterngruppen handelt, werde ich den Ausdruck ,Gestirne“ brauchen.

546 H. Oldenberg,

Mond, Planeten, der Aequinoktial- und Solstitialpunkte. Da8 zu- letzt doch dem System der sieow Beziehung auf den Mondlauf zu Grunde liegt, wie das aus der Zahl 28 und aus den Beriihrungen mit dem indischen und arabischen System hervorgeht und wie Ideler, Whitney (On the lunar zodiac of India, Arabia, and China“; Oriental and linguistic studies, 24 series, 34177.) u. A. an- genommen haben, erkennt auch Saussure, unzweifelhaft mit Recht, an. Man kann sich dartiber nicht besser ausdriicken als mit seinen Worten 8. 181: ,[1 devient donc évident que les 28 étoiles déterminatrices des Chinois proviennent d’un zodiaque Iu- naire de 28 astérismes préexistants *. Offenbar also hat in China eine gleichviel ob einmalige oder in mehreren. Stadien sich voll- ziehendé, Durcharbeitung des alten Systems “der 28 den Mondlauf markierenden Gestirne stattgefunden, um dieses der Verwendung, fiir die man es jetzt bestimmte, anzupassen *). Im Verfolg einer solchen Durcharbeitung miissen die determinierenden. Kinzelsterne ausgewahlt sein. Die durch den alten Zweck bedingte natiir- lich nur ganz ungefiéhre Gleichheit der 28 im Kreise herum- fiihrenden Schritte hérte jetzt auf erfordert zu sein und konnte neu auftauchenden Gesichtspunkten geopfert werden. Die Tendenz lag nah, den wenn auch noch so ungenau die Mondbahn, also die Ekliptik, verfolgenden Verlauf der Reihe, entsprechend den jetzt in den Vordergrund tretenden Bediirfnissen emer mit dem Meridian and Pol, also mit dem Aequator arbeitenden Beobachtungstechnik, mehr oder weniger entschieden dem Aequator anzunihern; wir werden die Wirkungen dieser Tendenz in den Abweichungen der chinesischen Sternreihe von der indischen und arabischen deutlich za Tage treten sehen. In all dem liegt, daB die Frage nach dem Verhaltnis der naksatra und sieou in zwei Fragen auseinander geht. Zeigen die naksatra Beriihrungen allein mit den Mondstationen.

nee Teer erento emer

1) Man sieht, wie damit sehr berechtigterweise die hauptsiichlichen von Biot geltend gemachten Ziige, welche jenem Forscher die Prioritit der sieou gegeniiber den naksatra zu erweisen schienen, fallen gelassen sind. Die Himmels- einteilung, die sehr gut entsprechend ihrer Verwendung in China zur Be- obachtung gewisser Meridiandurchginge, aber sehr schlecht entsprechend ihrer Verwendung in Indien zur Beobachtung der tiglichen Bewegung des Mondes geeignet schien, wird jetzt erkannt als’ herausgearbeitet aus einer Altern Gestalt, welche eben dem letzthezeichneten Zwecke diente. Und im Zusammenhang damit: die von Biot auf Grund von Gesichtspunkten der chinesischen astronomischen Technik angenommene Erweiterung eines urspriinglichen Bestandes von 24 Nummern durch 4 spiter hinzugefiigte so daB die Zahl 28 in China zustande gekommen, von Indien iibernommen wire wird fallen gelassen.

2) In diesem Sinn spricht sich auch schon Whitney JAOS. VIII, 48 aus.

: $ 3 3 4 Ks 4

ens

omemememeniiad :ccesealial

| |

Nakgatra und sieou. 547

die wir in China hinter den sieow zu erkennen glauben? Oder be- treffen die Beriihrungen auch die Schicht des in China vorliegenden Tatbestandes, welche das Produkt jener Umarbeitung der Mond- stationen zu den sieow ist? DaB die geschichtliche Tragweite von Beriihrungen der einen und der andern Art eine sehr verschiedene ist, bedarf kaum der Bemerkung.

Saussure scheint sich wenn ich ihn recht verstehe prin- zipiell fiir die erste der eben bezeichneten Alternativen zu ent- scheiden’). Damit wire der Kreis der Tatsachen, in welchen das chinesische System seine Prioritét vor dem indischen erweisen miiBte, von vornherein stark eingeschrénkt. Muir scheint doch die Argumentation von 8. sich tatsichlich an diese Kinschrénkung nicht durchweg zu binden, sondern in wesentlichen Pankten zur zweiten Alternative hiniiberzugleiten. So werden wir unsrerseits sowohl die zu vermutenden Mondhiuser der chinesischen Vorzeit als auch die tiberlieferten sicow, die nicht mehr Mondhduser sind, dem indischen System gegentiber halten.

In welcher Reihenfolge hat das nun zu geschehen? Es kénnte richtig scheinen, zuerst das Gegebene die sieow in Betracht za ziehen und sich dann erst dem hinter ihnen liegenden Mond- stationensystem zuzuwenden. Gegeniiber diesem theoretisch wohl korrekteren Vorgehen scheint mir doch das umgekehrte Verfahren

1) So spricht er S. 142 (vgl. auch S. 160) von der ,commune origine des nakchatras et des astérismes chinois* ,,astérismes“ in deutlichem Unterschied von ,étoiles déterminatrices“ (S. 143; dort werden zwar auch die letzteren als »gemeinsamer Zug“ beider Systeme bezeichnet, aber damit wird historischer Zu- sammenhang fir sie nicht behauptet). Wenn er itbrigens dann auf die Evidenz hinweist, daf die ,bifurcation des deux systémes“ in hohes Altertum zuriickgeht, und hinzufiigt ,comment se fait-il que cette évidence n’ait jamais été reconnue?“, so ist mir die letzte Frage nicht ganz verstindlich. Whitney (Oriental and ling. Studies JI, 356. 359. 419) lieB das indische und chinesische System ,,derivative forms of the same original“ sein; er wufte selbstverstindlich von der Bezeugtheit der naksatra im vedischen Altertum und erkannte auch dem chinesischen System hohes Alter zu (,from so early a period“, S. 419) Da ist es wohl nicht zu weit gegangen, ihm die Erkenntnis zuzuschreiben, dai die Abzweigung der Systeme von einander ebenfalls alt’ sein mu8. Hin andrer Forscher, der die gleiche Er- kenntnis besessen hat, ist v. Richthofen (China I, 414). Hier bemerke ich noch, da& nach Saussure (8. 164. 300f.) die Zeit, wo die Inder ,ont pu adopter le principe du zodiaque lunaire“, eine erhebliche Reihe von Jahrhunderten spater anhebt, als die Begriindung der Aquatorialen Astronomie und die Ausarbeitung des sieou-Systems in China. Da dann, was die Inder aus China entlehnten, nicht dies System selbst gewesen ist, sondern sein alter Vorganger, der lunare Zodiakus, dafiir lassen sich natirlich schlieBlich Erklarungen schaffen; immerhin gewinnt die ganze Hypothese so nicht an Ueberzeugungskraft.

Kgl. Ges. d, Wiss. Nachrichten, Philolog.-hist. Kl. 1909. Heft 4. 39

' B48 H. Oldenberg,

praktische Vorziige zu besitzen*). Ueber das Aussehen der in Betracht kommenden Gestirne der Chinesen, die den steou zu Grunde liegen *), scheint kein wesentlicher Zweifel zu bestehen®). Fir die Betrachtung der die sieow determinierenden Einzelsterne aber wird die Vergleichung jener Gestirne mit den indischen eine erwiinschte Grundlage schaffen. Bei dieser Vergleichung, mit der sich Saussure leider nicht eingehender beschaéftigt hat*), mu notwendig auch die arabische Serie mit beriicksichtigt werden. Es empfiehlt sich dabei die Karte Whitneys a.a. 0. 423 (= Journ. Amer. Oriental Soc. VI, 469) zu Grunde zu legen).

Da. fallt nun zuvérderst in die Augen, dai bei allen Ab- weichungen im Einzelnen die Uebereinstimmung der drei Exemplare so weit geht, daB ihr geschichtlicher Zusammenhang ohne weiteres als wahrscheinlich anerkannt werden mui. Fir das Verhaltnis von A und I wie von A und Ch wird das Niemand bestreiten, aber auch fiir I und Ch bleibt nach Abzug der Uebereinstimmungen, die auf Zufall oder auf den aus der Natur der Sache flieBenden Notwendigkeiten oder anndéhernden Notwendigkeiten beruhen kénnen, eine Reihe solcher tibrig, denen man anndhernd beweisende Kraft zuerkennen wird*), Vor allem mit Riicksicht auf die vortreft-

1) Doch wird es die Natur der Sache mit sich bringen, daS der Gang der Erérterung -— zuerst Gestime, dann Sterne nicht itberall mit voller Strenge festzuhalten ist.

2) So gewi8 zutreffend Saussure T’P. 1909, 180: ,les étoiles déterminatrices n’ont pas été choisies librement...mais dans une liste Wastérismes préexistants, ce qui limitait singulitrement le choix dans certains cas“. Ausnahmsweise tibrigens konnte offenbar die Durcharbeitung des Systems auch aus der gegebenen Reihe der Mondbahngestirne herausgreifend einen anderweitigen Stern zum Determinieren eines sieouw wihlen. Von Fallen, in denen das geschehen zu sein scheint, werden wir 8. 550 sprechen.

3) Man sehe die Angaben Whitneys a. a. 0. 851 und namentlich Schlegels Uranographie chinoise; vgl. dazu de Saussure, T’oung Pao 1907, 559.

4) Sein Satz (8. 162) ,puisque les astérismes hindous et chinois sont équi- valents ..“, erledigt die Sache doch allzu summarisch.

5) Ich werde die indische, chinesische, arabische Reihe im Folgenden als I, Ch, A bezeichnen, Die einzelnen Glieder der Reihen zihle ich wie Whitney: 1 sind die allen drei Reihen gemeinsamen Plejaden, welche der Veda an die Spitze stellt. In I wird abhiit mitgezahlt, so da& hier wie in Ch und A 28 Glieder da sind.

6) Man kénnte versucht sein, hierher den Anfangspunkt der Reihen bei mao == kritikds (entsprechend bei dex Arabern? s. Hommel ZDMG. 45, 601 A. 1) mu rechnen, wenn Saussure (S. 163 Anm. 1) Recht hatte, den Chinesen diesen Anfang neben dem bei zio und dem angeblichen (s. unten) bei pi zuzuschreiben. Er bemerkt, da8 Biot die von mao anhebende Zihlung anwende. Biot aber

TA GE elie lege Can

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Naksatra und sieou. 549

lichen Ausfiihrungen Thibauts, Journ. As. Soc. of Bengal 63 (1894), 160 brauche ich darauf nicht naiher einzugehen ‘),

Wo nun Abweichungen zwischen den drei Exemplaren vor- liegen, stimmen doch nahezu ausnahmslos immer zwei mit einander tiberem. Wir betrachten die verschiedenen Gruppen von Fallen, je nachdem es A, Ch oder I ist, das den beiden anderen gegeniiber steht.

Die Falle zunichst, in denen A seinen eignen Weg geht (sie ergeben sich bequem aus Whitney a. a. O. 3857 f. *)), zeigen im Ganzen recht ausgesprochenen Charakter: Spriinge sollen vermieden werden; das gewahlte Gestirn soll mit den umgebenden eine gleichmafige Reihe bilden*); Nihe der Ekliptik wird erstrebt. Um das zu er- reichen, trégt man kein Bedenken, auch unscheinbarste Sterne zu wihlen, in einem Fall (19) sogar einen sternfreien Raum. Das Bestreben das Gegebene zu verbessern so urteilt auch Whitney 358 scheint in all dem unverkennbar.

Sehr charakteristisches Aussehen sodann zeigen die Falle, in denen Ch gegeniiber TA allen steht. So vornehmlich in der zu- sammenhingenden Folge von 8, 9,10. Hier tritt einerseits, in

(Etudes sur Dastron. indienne 239) hilt sich dabei nicht an eine iiberlieferte Ordnung der Chinesen, sondern an die Lage der Frihlingsnachtgleiche der Zeit des Yao. Natiirlich geht ein Anfangspunkt der chinesischen Zahlung auch daraus nicht hervor, da8 eine dem buddhistischen Wérterbuch Mahavyutpatti beigefiigte bilinge Liste den indischen naksaira die chinesischea Aequivalente gegentibersetzt und dabei begreiflicherweise den kriti+as entsprechend mao voranstellt (Biot a.a. O. 141). Im Uebrigen schreibt mir Herr Chavannes: ,les listes des steow com- mencent toujours par kio (p. ex. Mém. hist., vol. I, p. 384). La liste qui com- mence par pi (Mém. hist., vol. III, p. 302) est obtenue en réduisant en tableau la théorie des huit vents, mais on ne la trouve employée nulle part ... Je n’ai pas connaissance d’une liste chinoise commengant par mao“. Man lasse sich nicht dadurch beirren, da8 ich, wie schon bemerkt, im Folgenden dem Ergebnis nach im Hinklang mit Saussure die séeou von mao zahle, um fir die ent- sprechenden Glieder der Reihen gleiche Nummern zu erhalten.

1) Zur weiteren Sicherung dieses Resultats hoffe ich durch die folgenden Darlegungen insofern beizutragen, als sich zeigen wird, wie bei Annahme eines gemeinsamen Archetypus die Abweichungen der drei davon abgeleiteten Exemplare sich tiberzeugend erkliren.

2) Nur in 4 erkenne ich, von Wh. abweichend, keine ,,Arab variation“, s. u.

3) Diese GleichmaSigkeit liegt auch im Fall von A 26 vor, wenn man inner- halb der Sterngruppe (in Andromeda und Pisces) auf die siidlicheren Sterne das Gewicht legen darf; die stehen genau zwischen 25 und 27. Dann wird es sich freilich um keine arabische Neuerung handeln; es besteht ungefihre Ueberein- stimmung zwischen A und Ch (vgl. Whitney 356). Die Abweichung von I hat wohl einen angebbaren Grund; s. unten 8. 552,

39*

550 H. Oldenberg,

allen drei Fallen gleichmaSig, engste Anlehnung von Ch an den Aequator hervor’). Andrerseits entfernt sich gerade hier der gemeinsame Bestand von IA, zwar in der Nahe der Ekdiptik ver- harrend, vom Aequator weiter als das irgend sonst, aufer in dem Fall von 5 (s. a), geschieht. So erklart sich die Divergenz zwischen ITA und Ch aus dem verschiedenen Prinzip des Mondzodiakus und der Aequatorialeinteilung: womit dann, da von diesen beiden Prinzipien das erstere zugestandenermafien dem zweiten geschicht- lich vorangeht, fiir den Bestand von IA als den urspriinglichen entschieden ist. Eben hier, wo Ch durch die besonders starke Disharmonie des Gegebenen und des neuen eignen Prinzips ge- zwungen wurde, von jenem sich zu emanzipieren, hat es dann begreiflicherweise_ schirfer als anderswo, wo ihm die volle Freiheit fehlte, das eigne Prinzip zum Ausdruck gebracht.. Gilbe in diesen Fallen, entgegen meiner Auffassung, vielmehr Ch das ‘Urspriing- liche, wiirde sich auch annihernd nicht mit entsprechender Be- stimmtheit die Frage beantworten lassen, warum hier, und eben hier, IA sich von Ch getrennt, und zwar so weit getrennt haben’).

Von Fallen, in denen Ch von IA abweicht, bleibt noch der von 4, 5. Wir werden ihn unten (8. 553fg.) besprechen und auch hier, in Bestétigung des eben Dargelegten, die Sachlage wieder- finden, da8 Ch ein vorgefundenes Gestirn mit allzu groBer Dekli- nation dem jiingeren Prinzip zu Liebe ausgemerzt hat’).

Nun zu den Fallen, in denen I dem ChA gegentibersteht. Auch

R

1) Ich verstehe immer den Aequator von 2350 vor Chr., wie er auf Whitneys Karte verzeichnet ist. Nach Biot ist fiir diese Zeit die Deklination jedes der drei determinierenden Sterne jener sieow kleiner als 21/,°. Dies trifft in der ganzen Reihe sonst nur zweimal zu.

2) Ch 8 itibrigens soll in der berthmten Stelle des Yao-tien (Schu-king I, 2) gu verstehen sein, wo Yao die Beobachtung des betreffenden sicou zur Ermittlung des Frihlingsiquinoxes vorschreibt. Dort nun wird das sieou nicht mit seinem gelaufigen Namen sing genannt, sondern es wird gesagt nid@o, nach Legge (SBE. Til, 25) ,,the general name for the seven mansions or constellations belonging to the southern quarter“. Aber an den entsprechenden Stellen tiber die beiden Solstitien (oder wenigstens itber das Wintersolstiz; s. Chavannes, Mém. hist. I, 46) und das Herbstiquinox wird, wie das doch der Natur der Sache besser entspricht, keine solche allgemeine Bezeichnung gebraucht, sondern ein bestimmtes sieow namhasft gemacht, Vielleicht erwigen die Sinologen, ob an Stelle von sing im héchsten Altertum cin andres Gestirn, entsprechend ind. maghds, der Reihe angehért hat und auf dieses der Name nido sich bezieht.

3) AuSer diesen Fallen von 4, 5, 8, 9, 10 gibt die Tabelle Whitneys 8. 357 f. als Chinese variations“ noch 23 und 26. Ueber 26 s. S. 549 Anm. 8. Auch in 28 geben A und Ch doch wohl, mit Varianten im Hinzelnen, im Grunde denselben Bestand.

Bie DPR ERS. cant 4

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Nakgatra und sieou. 551

hier steht eine zusammenhingende Folge voran, 20—23. Dies ist die Stelle der Reihe, an welcher die Divergenz der Zahlung von 28 und der von 27 Nummern ihren Sitz hat. Den vier Nummern ChA 20—23 entsprechen in der indischen Reihe von 27 Gliedem drei Nummern I 21—-23, weit von den chinesisch-arabischen Ge- stirnen abweichend. Noch weiter von diesen Gestirnen und tiber- haupt vom ganzen Gebiet der naksatra und sieow entfernt sich I 20 (abhijit = Vega), dessen Hinzukommen eine indische Reihe von 28 Gliedern ergibt: ein Stern von ungefahr 60° Breite!

Vergleichen wir nun zundchst die beiden indischen Formen der Reihe, mit 27 und mit 28 Gliedern, unter einander, so scheint mir alles dafiir zu sprechen, daB fiir Indien durchaus 27 als die altere Zahl anzusehen ist’). Dahin weist die Verteilung der Er- wahnungen von 27 und 28 in der Literatur”) und insonderheit das Zusammentreffen der schwankenden Bezeugtheit von abhijit mit der weit von allen andern naksatra sich entfernenden, fiir eine Mondstation durchaus abnormen Lage eben dieses Gestirns, das seinem Glanz sein EHindringen in das System verdanken mag °). Ich méchte auch auf die Zuteilung von abhijit an Brahman als be- herrschende Gottheit*) aufmerksam machen: ein Gott, der sich in seiner historischen Dignitét von denen der tibrigen Naksatra auf das schirfste abhebt und sich wohl fiir ein Supplement der ur- spriinglichen Reihe schicken kann.

Wir haben demnach fiir den hier zur Erérterung stehenden Teil der Reihe als indischen Bestand drei Glieder den vier chi- nesisch-arabischen gegeniiberzustellen. Da scheint mir dann fiir die hohere Urspriinglichkeit von ChA nicht allem die Uebereinstimmung dieser beiden Zeugen zu entscheiden, sondern vor allem auch die Himmelskarte: der Raum zwischen 19 und 24 hat fiir vier Mond- hauser Platz, sogar recht reichlich®). Die Zuteilung dieses Gebietes

1) Es sei daran erinnert, da® die Natur zwischen beiden Zahlen keine Ent- scheidung trifft; die Dauer des siderischen Monats liegt zwischen 27 und 28 Tagen.

2) Weber Abh. Berl. Akad. 1861, 278ff. Whitney 409 scheint mir hier un- zutreffend zu urteilen.

8) Doch scheint nicht zweifellos festzustehen, daS Vega schon im héheren Altertum den gegenwirtigen Glanz besa8, s. Ginzel Klio I, 372 A. 1. DaB, was Ginzel fiir méglich halt, das Aufsteigen dieses Sterns zu gréSerer Helligkeit seine Aufnahme unter die naksatra veranlabt habe, ist sofern sich jener Naturvor- gang, wie G. vermutet, im 8. Jhd. vor Chr. vollzogen hat nur so denkbar, daB die Vega damals in den Namen und die naksatra-Geltung eines andern, vorher als abhijit benannten Gestirns eingeriickt ware.

4) Vgl. dazu Weber a. a. 0. 379.

5) Reichlich vielleicht teils infolge davon, daB 19, mit 18 ein Sternbild aus-

552 H. Oldenberg

an diei nakgatra, wie I verfébrt, ergibt einen Totalumfang der ‘drei, wie er sich sonst im System nicht findet. So haben also offenbar die Inder, von einer Serie der 28 Mondhiuser zu 27 tiber- gehend, an dieser Stelle —- eben hier, weil hier die Gestirne des alten Systems besonders unbedeutend waren? durch drei neu- gewahlte Gestirne die vier alten ersetzt. Der Stil ihres Arbeitens gibt sich darin kund, daf sie mit zweien der drei sich ungewéhn- lich weit von der Ekliptik entfernten. und dem Glanz des Atair trotz der Lage dieses Sterns offenbar entscheidenden EinfluB auf die Wahl einréumten. Spdter haben sie dann, von neuem korri- gierend, unabhingig von’ der urspriinglichen Anordnung der 28 Gestimne, durch’ Hinfiihrung des. vollkomimen: abnorm gelegenen abhijit (Vega) die Zah] 28 wieder erreicht und: diese neben die von ihnen vorwiegend beibehaltene 27 gestellt. °°

Es bleiben von Fallen, in denen I: seinen. eignen Weg. geht, die Nummern 18 und vielleicht 26 1). In 13 tritt wieder die Nei-

gung von I zu glanzenden Sternen hervor; dem unbedeutenden

Gestirn von ChA wird, von der Ekliptik so entfernt wie sonst nur die eben besprochenen indischen Neubildungen in 21 und 22, der Arcturus substituiert*). In 26 endlich gibt I, neben andern Sternen von zweifelhafter Abgrenzung, den ganz kleinen Stern Pise., der nahezu genau so genau wie eben denkbar; der Ab- stand betrigt nur wenige Minuten den Anfangspunkt der Sphaerenteilung in der spiteren indischen Astronomie bezeichnet. Die Vermutung liegt nah (so auch Whitney 383), da dieser Stern za seiner Wiirde im naksatra-System eben auf Grund dieser Stellung, in dem entsprechenden spatern Zeitalter, erhoben worden ist; das indische Gesamtgestirn aber kann sehr wohl als mit dem von ChA mehr oder weniger genau iibereinstimmend betrachtet werden.

So gelangen wir zu einem wesentlich vollstindigen Bild der urspriinglichen Reihe*). Die drei Exemplare zeigen in ihren Ab- weichungen jedes seinen bestimmten Stil, seine erkennbaren Motive; insonderheit im Bestande von Ch tritt deutlich der Uebergang Chinas vom Mondzodiakus zur Aequatorialteillung hervor. In

machend, westlicher liegt als fir genau gleichmafige Verteilung giinstig war e, teils wegen des Mangels passender gelegener Sterne fiir 19 und 24.

1) Dazu noch Nr. 4: iiber diese siche unten §. 557.

2) Haben wir iibrigens nicht im Veda noch die direkte Spur einer alteren, mit Ch und A ibereinstimmenden Ansetzung yon 13? Vgl. Weber Abh. Berl. Akad. 1861, 307; Whitney 408f,

3) Nur die Frage nach 4, 5 mu8 noch vorbehalten werden.

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Naksatra und sieou. 553

alldem aber erweisen sich die drei Zeugen als von einander unab- hingig’). A geht gerade da nicht mit Ch sondern mit J, wo Ch Sekundares gibt, gerade da nicht mit I sondern mit Ch, wo I Sekundadres gibt*). Durchaus bewdhrt sich also das Prinzip Whit- neys (S. 356f.) ,,that, wherever two of the three agree as opposed to the third, the latter has deviated from the primitive system, which has been adhered to by the others‘.

Wir miissen nun auf Grund dieser Ergebnisse eine bis jetzt bei Seite gelassene Stelle der Reihe behandeln, welche in den Unter- suchungen Saussures eine bedeutende Rolle spielt, die Glieder 4 und 5. Wir finden dort:

Orion, speziell 6 Orionis*), Ch 4.

« Orionis, I 4.

&, y, v, w etc. Geminorum, Ch 5, A 4. a, 8 Geminorum I 5, A 5.

Das erste der aufgefiihrten Gestirne, Ch 4 (tsan) fiigt sich, wenn man sich an den determinierenden Stern 0 halt, schlecht in die Reihe. Sowohl als Mondhaus auf die Ekliptik wie in chinesischer Weise auf den Aequator bezogen, weicht es in Linge resp. Rektas- zension nur ganz unerheblich von dem vorangehenden tse‘) ab. So teilt auch die chinesische Himmelsbeschreibung (Schlegel Uranogr.

1) Mit diesem Satz soll die Miglichkeit, da8 das System zu allerletzt doch etwa chinesischen Ursprungs sein kénnte, natirlich nicht ausgeschlossen werden. Die Unabhangigkeit der drei Zeugnisse impliziert nicht, daB der Arche- typus einem vierten Lande angehéren miifte; er kann in einer verglichen mit Ch Alteren urchinesischen Gestalt des Systems zu finden sein.

2) Also allem Anschein nach liegt es nicht so, daB A (resp. eine Vorgestalt von A), bald mit I bald mit Ch iibereinstimmend, aus diesen beiden Systemen gleichzeitig oder in verschiedenen Zeitaltern geschépft hatte: was ja an sich etwa in jenen Gegenden hatte geschehen kénnen, in denen auch die bildenden Kinste ein Zusammentreffen indischer und chinesischer Hinfliisse so anschaulich erweisen. Der hier vertretenen Einschitzung von A als eines selbstindigen Zeugen stehen chronologische Griinde nicht entgegen. Eine Kultur, der man Kenntnis von Mond- stationen zuschreiben kénnte, ist bei den Arabern (resp. bei Vélkern, von denen diese die Reihe in Gestalt von A empfangen haben kénnen) alt genug. Wem doch die vergleichsweise junge literarische Bezeugtheit der mendzil Bedenken weckt, stelle die mazzaloth des Alten Testaments in Rechnung.

8) 6 der determinierende Stern. Wir kénnen hier die oben (S. 547 f ), worgé: zeichnete Sonderung der Besprechung der Gestirne und der determinierenden Sterne nicht streng aufrecht halten. Whitney erwaihnt die Vermutung, da8 es sich urspriinglich um die drei Sterne des Giirtels des Orion gehandelt habe, da tsan ,drei* bedeuten kann.

4) Dem kleinen Dreieck im Haupt des Orion, mit 4 Orionis als deter- minierendem Stern.

Bb4: H. Oldenberg,

chinoise 891) der Abteilung tse kein andres Gestirn zu, sondern rechnet sie alle zu ¢san. Saussure hebt hervor, daB auch die von ihm nachdriicklich betonte Symmetrie der eimander gegeniiber- liegenden, um etwa 180° von einander entfernten Sterne hier ge- stért wird: welches Bedenken klarermafen nicht das alte, zu Grunde liegende System der Mondstationen, sondern nur dessen durchgearbeitete Gestalt in der Astronomie der Chinesen trifft. So folgert Saussure, da es mit tsan eine cigenartige Bewandtnis hat. Seine Hypothese nun dariiber, was sich hier zugetragen hat, scheint mir, so scharfsinnig sie ist, mehr als kiihn. Er findet die Abnormitat von 4 tsam bei 16 sin wieder, ebenfalls einem sicow von besonders kleinem Gebiet"), das gleichfalls die Symmetrie der gegeniiberliegenden Sterne stért. Nun stehen fiir den chinesischen Folklore tsan und sin in Korresponsion. Orion und Skorpion (,Drache“) vertreiben sich gegenseitig vom Firmament; speziell entspricht der Gtirtel Orions als ,Herz des Kriegers Tsan*. dem Antares als dem ,Herz des Drachen* (Sauss. 175). Das ,groBe Feuer“ sim und der Krieger Orion, beide als ,Grand-horaire* (so Sauss. 188; ,Grand Horus“ Schlegel 146), zeigen dem Volk die Zeit an. Hier glaubt Saussure die Spur von Anfangen jenseits der Zeit des Yao, ja jenseits der Existenz der 27 oder 28 Mond- stationen zu erkennen. Sim und tsan dienten, ehe es diese gab, der primitiven Anzeige von Friihling und Herbst. Dann wurde das System der sicow geschaifen, und jene altgeheiligten Gestirne wurden darin aufgenommen, wo sie dann durch ibr Herausfallen aus den im tibrigen im jenem System geltenden Verhiltnissen ihre eigenartige geschichtliche Natur verraten (vgl. Sauss. 140). Hier also sehen wir nach Saussure in China werden, was als Gewordenes von den Indern aufgenommen sein soll.

Mir scheint die Argumentation, die solchergestalt tiber die historischen 28 Stationen hinaus sich in deren fernste Vorgeschichte, in ein angebliches Zeitalter nur zweier Stationen zuriickwagt, viel za unsicher, um die Last einer solchen Theorie tragen zu kénnen. Zanichst beachte man, da8 der AnstoB, den 8. bei ¢san findet (auf sin gehen wir hinterher ein), sich doch vielleicht wesentlich mildert, wenn wir statt des scharfumschriebenen sieow das hinter diesem zu vermutende Gestirn des Mondzodiakus ins Auge fassen. Die unbestimmtere Vorstellung des Orion im Ganzen, oder die Annahme beispielsweise des im naksatra-System erscheinenden Sterns ardra

1) Man beachte, wie hier Gesichtspunkte mitspielen, die nicht auf die Ge- stirne der Mondhiuser, sondern auf die Sterne der Aequatorialteilung gehen.

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Naksatra und sieou. 555

Orionis) ergibt eine Distanz von ¢san und tse, die den Forde- rungen der alten Entwicklungsstufe vollkommen zu _ geniigen scheint *). Die Symmetrie gegeniiberstehender Sterne wird nicht gestoért, denn die ist offenbar im Mondzodiakus iiberhaupt noch nicht vorhanden. Saussure macht, meine ich, mit seiner Hypothese allzu unvermittelt den Sprung vom Zeitalter der Aequatorialein- teilung in die Dunkelheit erster Anfange jenseits des Mondzodiakus, indem er auf eine Schwierigkeit, die erst fiir die iquatoriale Stufe der Astronomie eine solche ist, Konstruktionen tiber jene Anfinge baut und das dazwischen liegende Zeitalter, das des Mondzodiakus, nicht hinreichend beriicksichtigt. Was nun freilich, wenn dies Zeitalter sich etwa an den Orion oder an « Orionis hielt, dann die Ordner des sieou-Systems getrieben hat, in ihre Reihe gerade 0 Orionis aufzunehmen, wei8 ich zwar nicht”), so wenig wie ich beispielsweise wei8, weshalb man fiir sim nicht den Antares selbst, sondern 6 Scorpii neben ihm wihlte. Vielleicht finden es Andre; gelingt das nicht, liegt in einer so begreiflichen Liicke unsres Erkennens immer noch kein Antrieb, sich zu einer so weit- gehenden Vermutung wie der Saussures zu fitichten. Noch vor nicht lange*) meinte dieser Forscher mit einer wesentlich leichteren Vermutung die Schwierigkeit lésen zu kénnen: er hielt tsam und sin fiir spitere Zufiigungen zu der Reihe. Ich mbchte, was tsan anlangt auf sin komme ich weiterhin zurtick —, dies viel annehmbarer finden, als jene Hypothese von der Ausgestaltung zweier urspriinglicher Stationen zu dem ganzen System. Ware eine solche Ausgestaltung nicht aller Wahrscheinlichkeit nach so vollzogen worden, da& man um jene feststehenden Punkte herum die neu zu schaffenden in passenderen Intervallen gelegt hatte‘), also daB man dem Nachbarzeichen von tsan lieber jede andre Lage als gerade die von ¢se gegeben hatte? Viel wahrscheinlicher, meine

1) Zwischen « und 4 Orionis (letzterer Stern das tse der Chinesen) betrigt der Langenunterschied etwa Fir den.Mondzodiakus wird man natiirlich nach der Lange, nicht der Rektaszension rechnen.

2) Ob & zu dieser Bedeutung in der Zeit gelangt sein kann, als sein Meri- diandurchgang das vertikale Herabhingen der Deichsel des Wagens (Ursa major) markierte (vgl. die Angabe bei Biot, Journ. des Sav. 1840, 249, sowie Saussure, T’oung Pao 1907, 390 A. 1), entzieht sich meinem Urteil.

3) Siehe T’oung Pao 1907, 390.

4) Wenn man nimlich wirklich fiir diese Zeit eben mit dem Stern 0 Orionis rechnen darf. Saussure (S. 175) sagt: ,Le corps d@’Orion Zsan représentant un élément archaique en dehors de la symétrie, il a fallu choisir, & cété de lui, un astérisme répondant aux conditions normales: c’est Tse.“ Aber die Stellung von tsam war unnormal iiberhaupt nur weil tse in der Serie dabeistand.

BBG H. Oldenberg,

ich, da® in ein vorhandenes System, in welchem tse vorkam, wie es bei Indern und Arabern vorkommt, der unabhingig von jenem System beachtete, wichtige Stern ‘sam eingefiigt wurde: um so glaublicher als dessen Korrelat sin dem System schon angehérte davon spiter und so auch das mit sim korrespondierende isan, unter entsprechender Fortlassung eines andern Gestirns, sehr leicht hereingezogen werden konnte. Ist das richtig, war also ein System von 28 Gliedern schon da ehe tsan demselben angehirte, so kénnte der Einftigung von tsan ein Argument fiir Entlehnung seitens Indiens héchstens dann entnommen werden, wenn dieser Stern auch der naksatra-Reihe zugehirte. Das aber ist nicht der Falk Sg A eas

Kine positive Unterlage hat, scheint mir, die Annahme des Eindringens von tswn (mag man nun an den Orion oder an 0 Orionis denken) in ein schon vorhandenes Mondstationensystem in der oben S. 553 gegebenen Zusammenstellung der Daten der drei Volker fiir die vierte und fiinfte Stelle der Reihe. Danach kommen erstens die Sterne etc. Geminorum, sodann «, 8 Geminorum, durch die Uebereinstimmung je zweier der drei Zeugen gestiitzt, als Inhaber zweier Platze der urspriinglichen Reihe mit grofer Wahrschein- lichkeit in Betracht. So bleibt fiir Orion oder 6 Orionis kein Raum. Ein urspriingliches Fortschreiten der Reihe vom (3) Dreieck mr- gasivas (2, p,, p, Orionis) iiber diese beiden Gruppen in den Zwillingen (4. 5) nach pusya (6, im Cancer) sieht durchaus glaub- lich aus. Dann miifte sich in China etwa aus den erwahnten Motiven der Wunsch geltend gemacht haben, den ganzen Orion (resp. 0 Orionis) in die Reihe aufzunehmen’). Entsprechend diesem Zu- wachs hatte man 5 («, 6 Geminorum) fortgelassen*), welche Fortlassung noch recht deutlich in der nunmehr unverhdltnismabig groB8 gewordenen Ausdehnung des jetzigen, zwei friihere Teile umfassenden fiinften Abschnitts ihre Spur hinterlassen haben kénnte*). In Indien andrerseits hatte die auch sonst dort

1) Da8, als die diametralen Symmetrien der sieou (s. unten 8. 558 Anm. 1) eingefiihrt wurden, man sich an dieser Stelle eine Stérung derselben gefallen lie8, braucht nicht zu sehr zu befremden. Die Zwecke, die man mit diesen Symmetrien verfolgte, konnten durch das Dazwischenstehen eines Gliedes, das ibnen nicht diente, doch nicht geschidigt werden. Beim Zusammentreffen so mannigfacher Riicksichten, welche die Struktur des Systems beeinfluBten, ist es begreiflich, wenn an irgend einer Stelle die Rechnung nicht glatt aufging.

2) Zu dieser Fortlassung muBte auch die Entfernung dieser Sterne vom Aequator dringen. Der Fall vergleicht sich dem der Stationen 8—10; s. oben S. 549 f.

3) Die Neigung zur Zulassung eines so groBen Abschnitts mochte dann,

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Naksatra und sieou. 557

bemerkbare Vorliebe fiir ansehnlichere Sterne die Aufnahme von ardraé (@ Orionis) und entsprechend die Weglassung von §& etc. Geminor. herbeigefiihrt: was auch hier eine Ungleichmafigkeit der Verteilung ergab, welche aber die in China entstandene nicht erreicht und iiber solche Ungleichmifigkeiten anderer Stellen des indischen Systems nicht hinausgeht.

Wir miissen in diesem Zusammenhang noch auf das nach Saussure ebenfalls von fernster Vorzeit her feststehende und bei Anufstellung der sicow-Reihe diese in Verwirrung bringende sin (Antares; nach der chinesischen Feststellung der determinierenden Sterne genauer neben Antares der kleine Stern ¢ Scorp.) einen Blick tun.

Gehen wir von den eben besprochenen Gegenden der Reihe in dieser weiter, so zeigt die Karte, daB ein von Natur gegebenes, kaum zu tibergehendes Glied Spica, und der angezeigte Platz fiir diese der zwélfte war; dort erscheint dieser Stern denn auch libereinstimmend in allen drei Systemen*). Der nachste ahnlich schwer vermeidbare Stern war Antares. Dessen Liangenunterschied gegen Spica betrégt etwa 46°: das ergab vier Teile, freilich knapp. So erscheint in der Tat in den drei Systemen an sechzehnter Stelle Antares*) resp. dessen nichste Umgebung. Es ist schwer zu sagen, was sich dann fiir 17 so natiirlich ergeben konnte wie der Schwanz des Skorpions (der Halbkreis der Sterne von « bis v Scorpii) oder einzelne Sterne desselben. Dahin ist denn auch die Wahl nach dem Zeugnis aller drei Systeme gefallen. Der befremdend geringe Umfang von Ch 16 aber ergab sich erst aus der Wahl des deter- minierenden Sterns fiir das 17. sieow. Indem man pw, Scorp. nahm, wurde dadurch 16 sehr stark eingeschraénkt. Jene Wahl mochte auf dem Streben nach der diametralen Symmetrie beruhen; Saussure (179) hat hervorgehoben, daf 17 und 2 fast absolut genau 180° von einander entfernt sind. In jedem Fall ist es eine natiirliche Annahme, da8 wir es in dieser Bestimmung von 17 mit einem Sttick derselben kiinstlichen Feststellungen zu tun haben, die in 16 und in 2 nicht Antares und Aldebaran sondern zwei kleine Sterne dicht daneben zu determinierenden gemacht haben. Der AnstoB reicht also nicht bis in jene Vorgeschichte der sicow zurtick, als die noch Mondstationen waren; so kann er Vermutungen iiber die

nach dem Prinzip der diametralen Symmetrie, durch die GréBe von Nr. 19 ge- stirkt werden. LS

1) Ebenso in der babylonischen Serie; s. Thibaut JASB. 63, 151. 159; Fr. X. Kugler, Sternkunde und Sterndienst in Babel I, 29.

2) Auch der babylonischen Serie gehért er an.

558 H. Oldenberg,

Entwicklung dieser vorgeschichtlichen Phase aus einer noch vor- geschichtlicheren, als nur tsan und sim die Jahreszeiten anzeigten, ebensowenig begriinden, wie das m. E. bei ¢san der Fall ist. Be- trachten wir noch die Reihen der Inder und Araber, so finden wir bei ihnen keine Spur der eben beriihrten Absonderlichkeiten wieder. Indem die Inder den ganzen Halbkreis jener Sterne im Skorpion oder auch speziell 4 und v fiir ibr nakgatra wahlten, lieBen sie dem 16. . vollauf den gebiihrenden Raum, wobei man noch berticksichtige, da® dieser auf der Ekliptik bemessen, wie fir Mondstationen in der Ordnung ist, wesentlich gréfer ist als auf dem Aequator. Alles in allem scheint sich mir fiir sin wie fiir tsan gu ergeben, daB die hier yersuchten Ausblicke auf eine in chinesischer Vorzeit spielende Vorgeschichte der Gebilde, die wir dann auch in Indien finden, von hichst zweifelhafter Art sind. Méuvas’ dmotety! ce

Wo erscheint nun also in China das Werden dessen, was in Indien als geworden vorliegt? |

Es kénnte sich um die Symmetrien in der Anordnung der sieow handeln; ferner handelt es sich um die Beziehung der zwolf Monate zur Gestirnreihe.

Jene Symmetrien nun’), so nachdriicklich Saussure sie betont, werden, wenn ich ihn recht verstehe, von ihm selbst nicht als Argument fiir den chinesischen Ursprung des indischen Systems angesehen. Die Inder sollen garnicht die Reihe der symmetrisch angeordneten Einzelsterne entlehnt haben, sondern die diesen ge- schichtlich vorangehenden Mondstationen. Die sind nur zum Teil einzelne Sterne, meist mehr oder minder ausgedehnte Sterngruppen *), bei denen exakte Symmetrien iiberhaupt nicht in Frage kommen.

1) Ich meine die von Biot und Saussure scharfsinnig aufgewiesenen paar- weisen Entsprechungen der diametral einander gegenitherstehenden determinierenden Sterne. Beim ungleichen Umfang der einzelnen Abteilungen ergab sich diese Symmetrie keineswegs von selbst. Ueber ihren Zweck sehe man die Vermutungen von Biot, Journal des Savants 1840, 288; Saussure 181 und T’oung Pao 1907, 349. Hier sei noch bemerkt, daS Thibaut (Journal As. Soc. of Bengal 63, 153) die Ungleichheit der 28 Abschnitte darauf zuriickfihrt, daB die 28 entsprechenden Sternbilder ungleiche Ausdehnung hatten. Mir scheint das héchstens fir einzelne Falle zutreffend. Denn, wie sich in einer Reihe von Fallen zeigt, man trug kein Bedenken, durch die sieou-Grenze das Sternbild nach Belieben zu zerschneiden; ein Blick auf die Karten in Schlegels Uranographie chinoise erweist diese auch schon von Saussure (T’. P. 1907, 371) beobachtete Tatsache. Immerhin bleibt bemerkenswert, das hiufig der Grenzstern des steow auch der westlichste des Sternbildes ist; im Deklinationskreis dieses Sterns betritt die Sonne etc, das steou.

2) Die yogatdra der Inder kommen als allem Anschein nach ganz sekundares

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Naksatra und sieou. 559

So bleiben die zwélf Monate tibrig, wobei auch die vier Jahres- zeiten zu berticksichtigen sind. In den Beziehungen dieser Zwilf- heit bz. Vierheit zur Reihe der 28 Gestirne meint Saussure deut- lichste Indizien chinesischen Einflusses auf Indien zu erkennen.

Bekanntlich némlich heben sich unter den 27 (28) naksatra der Inder zwélf innerhalb der Reihe leidlich gleichma&fig verteilte hervor vollkommene GleichmiéSigkeit war durch die Zahlen- verhaltnisse ausgeschlossen —, nach denen die zwélf lunaren Mo- nate benannt sind: jeder Monat nach dem naksatra, bei dem oder in dessen Nachbarschaft, wihrend des Jahres im Kreise herum- gehend, der in der Mitte des Monats eintretende Vollmond stand *).

Nun finden sich bekanntlich auch in China neben der 28 fachen Teilung (den sieou) Zwélfteilungen zodiakalen und chronologischen Charakters?), von denen hier in Betracht kommen: die Serie der Zodiakalzeichen (sing-ki, hiuen-hiao etc.), die der 12 ,caractéres eycliques“ (dies der stehende Ausdruck bei Chavannes; tse, tch’eow'etc.) und der mit diesen 12 Charakteren parallelisierte oder identifizierte, weit durch Asien verbreitete, viel besprochene Zyklus der 12 Tiere (Ratte, Rind etc.), iiber den am eingehendsten Chavannes, T’oung- pao 1906, 514, gesprochen hat®*): er vermutet tiirkischen Ursprung der Tierreihe und Uebertragung nach China um den Beginn der christlichen Zeitrechnung ‘).

Fiir uns kommt in Betracht, wie die zwélf Teile des emen oder andern Systems zu zwélf ausgewdhlten sieou in Beziehung gesetzt werden: wie also in China die Aufgabe gelést wird, deren indische oder jedenfalls in Indien auftretende Loésung in den 12 Monatsuaksatra vorliegt.

Produkt (Whitney JAOS. VIII, 23. 28. 78) nicht in Betracht. Uebrigens weisen sie Symmetrien der betreffenden Art nicht auf. Ich habe, um das festzustellen, nicht nur ihre Lange nach Jacobi, Festgru8 an Roth 74, verglichen, sondern auch ihre Rektaszension (2350 vor Chr.) nach den Angaben von Biot, Etudes sur Vastr. ind., Tabelle zu 8. 186, vgl. S. 266f.

1) Es sei daran erinnert, da8 in Wahrheit der Vollmond innerhalb weniger Jahre auf sdmtliche 27 naksatra fallen mufte. Von den zwélf so zu sagen eponymen 7. ich werde sie im Folgenden als ,Monatsnaksatra* benennen stand also jedes als monatsbenennend nicht nur fir sich selbst sondern auch fir das umgebende Gebiet, mit einer mehr oder minder scharfen Abgrenzung dieses Gebiets, ibex die hier zu sprechen unndtig ist.

2) Vgl. Ginzel, Handbuch J, 455. 469.

3) Dort S. 51 Anm. s. Literaturnachweisung, aus der ich Boll, Sphaera 326 ff. hervorhebe.

4) Saussure (167 A, 1) halt die Reihe fir Alter; er will sich mit ihr in einem kiinftigen Aufsatz beschaftigen.

560 H. Oldenberg,

Da ist nun zunachst eine Verteilung der 28 sicow auf Dode- katemorien in den Figuren iiberliefert, die Schlegel, Uranographie chinoise 39. 568 aus einem Glossar des Tcheou-tchang-tching und aus dem T’ien-yuen-li-li mitteilt. Das einemal auf die zwélf Zo- diakalzeichen sing-ki etc.*), das andremal auf die zwélf Tiere ver- teilen sich die sieow in folgender Weise’): 12. 18. —14. 15. 16. 17. 18. 19. 20, 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11: streng symmetrisch in jedem der vier ,Schlisser“ der Himmelsgegenden oder Jahreszeiten immer zwei, drei, zwei sicow, in der Mitte der Triaden die vier sicou (1. 8. 15. 22), die im Yao-tien die Solstitien und Aequinoktien ent- halten.

Darin nun liegt sibel nicht die Feststellung eines einzelnen sieou ‘fiir jede Dodekatemorie, diese zu beherrschen oder zu cha- rakterisieren. Eine solche aber kann vielleicht woranf Herr Chavannes mich hinweist aus der Liste entnommen werden, die er selbst, T’oung Pao 1906, 107 und Fig. 7, aus dem Kin-che-so, sowie Schlegel Uranogr. 583 f. nach Siu-fa veréffentlicht hat. Den 28 sieouw werden dort 28 Tiere zugeteilt, und zwar treten unter diesen die zwélf Tiere des Zyklus Ratte, Rind etc. in symmetrischer Verteilung auf: worin eme Hervorhebung des jedesmal entsprechenden sieou unter den 28 als die betreffende Dodekatemorie charakteri- sierend vielleicht in der Tat liegen mag. Es ergibt sich auf diese Weise eine Reihe der folgenden zwélf sieow: 18. 15. 17. 20. 22. 24. 27. 1. 3.6. 8.10. Eben dies ist die Reihe, welche Saussure alg die des ,zodiaque régulier des 12 animaux“ anffiihrt®) und welche er zusammen mit einer abnlichen Reihe, die den Jupiter- zyklus betrifft (,zodiaque archaique de Jupiter“); s. unten als Grundlage des indischen Systems der Monatsnaksatra auffaht; ich

1) Da es sich bei diesen um 12 gleiche Teile handelt, kann die Gleichsetzung eines solchen Teils bald mit zwei bald mit drei der unter einander ganz ungleichen sieou offenbar nicht als exakte Gleichung, sondern nur als ungefaihre Ent- sprechung betrachtet werden. Dariiber wie man sich mit der durch die Praezession bewirkten Verschiebung abfand, s. Saussure 278 A. 1; vg]. auch den- selben, T’oung Pao 1907, 369.

2) Ich versiume nicht daran zu erinnern, daf Schlegel die sieow von kio anfangend zéhlt, wahrend hier wie bei Saussure mao als 1 bezeichnet ist.

3) Ich bemerke beilaiufig daB, wa&brend diese Reihe sich als in etwas komplizierterer Weise der oben gegebenen traditionellen Verteilung der 28 steou auf die 12 Dodekatemorien inhdrierend ansehen l48t, aus eben derselben Verteilung sehr einfach auch der von Saussure 8. 168 angegebene ,zodiaque ré- golier de Jupiter“ (12. 14. 17. 19. 21. 24. 26, 28. 8, 5. 7. 10) heraus- gelesen werden kann: er enthilt namlich das erste sieou jeder Dodekatemorie.

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Naksatra und sieou. 561

nehme an, daB es eben die hier aufgetiihrten Materialien oder ihnen gleichartige sind, aus denen S. auf die Existenz jener Reihe ge- schlossen hat). .

Hier betone ich nun zundchst ganz im allgemeinen die Un- wahrscheinlichkeit, da& die gelegentlich allem Anschein nach selten begegnende Spielerei dieser Korresponsion von sieow und Dodekatemorien nach Indien hingewirkt und sich dort kraftig genug erwiesen habe, als eine Grundlage des ganzen Kalender- systems zu dienen. Vor allem michte ich sodann auf die Ver- kniipfung dieser Auswahl der zwélf sieow mit den zwoélf Tieren (Ratte, Rind etc.) hinweisen: diese Tiere sind es ja, durch welche jene sieow unter den tibrigen hervorgehoben werden, und tiberhaupt ist doch offenbar das ganze System der 28 Tiere der sieow in An- lehnung an die zwélf Tiere erfunden. Damit aber ist die uns beschaftigende Auswahl der zwélf sieow, selbst wenn man sich be- rechtigt hielte Chavannes’ chronologische Ansetzung des Tierzyklus einige Jahrhunderte hinaufzuschieben, mit groRer Wahrscheinlich- keit in ein Zeitalter herabgeriickt, in dem die alten indischen Monatsnamen lingst festgestanden haben.

Lassen wir uns aber durch diese Erwaégungen nicht hindern, nunmehr die chinesische Reihe mit ihrem indischen Gegenstiick zu vergleichen.

Wurden in beiden Landern unter 28 (27) Elementen 12 un- gefihr gleichmifig verteilte ausgewahlt meist das jedesmal zweite, an einigen Stellen der Reihe das dritte —, so ist von vornherein wahrscheinlich, daB die beiderseitige Auswahl in einigen Gliedern tibereinstimmen wird, in andern nicht. Daf es an Ueber- einstimmungen hier nicht durchaus fehlen wird, ist um so wahr- scheinlicher, als auf chinesischer Seite, wie wir sehen werden, neben dem bisher erwa&hnten Zodiakus noch zwei Formen eines auf den Jupiterumlauf beztiglichen Zodiakus zur Verfiigung stehen; die Chance, in einem der betreffenden Exemplare auf Uebereinstim- mungen zu stoBen, wird dadurch vermehrt. Weiter ist klar, daS die ungefahr gleichartige Natur der Auswahl auf beiden Seiten es leicht mit sich bringen wird, daf die an irgend einer Stelle erreichte Uebereinstimmung ebenso auch die Nichtiibereinstim- mung sich durch ein paar Glieder fortsetzt *).

1) Herr Chavannes, den ich itber die Ueberlieferungsgrundlage von Saussures eben angegebener Reihe der zwélf sieou befragte, hat mir eine anderweitige solche Grundlage nicht namhaft gemacht.

2) An sich kénnte man vermuten, da8 besonders helle oder beachtete Ge- stirne beiderseits bei der Wahl bevorzugt waren, und daS dies dahin gewirkt

562 H. Oldenberg,

Nun finden wir, wie erwahnt, in China: 13. 15. 17. 20. 22.

24, 27.1. 3. 6. 8. 10. Dem gegeniiber in Indien: 12. 14. 16. 18. 21. 24. 27. 1. 3. 6.

8. 107).

Ich denke, das ist ein Verhiltnis, wie es bei gegenseitiger Unabhingigkeit der Reihen etwa erwartet werden wird: ein Teil stimmt; ein Teil divergiert®). Saussure (8S. 168) stattet die indische Reihe mit Teilstrichen aus (27. 1. 38. 6. 8. 10. —- 12. 14. 16.

hatte, die Wahl auf dieselben Gestirne zu lenken. Doch scheint die Symmetrie der chinesischen Reihe jenen Gesichtspunkt auszuschlieBen. Hat er in Indien ge- wirkt, wo ja auch, bei der Feststellung der ganzen Nakgatrareihe anders als in China Vorliebe fir helle Sterne bemerkbar ist? Da8 die Plejaden, Regulus, Spica, Antares, Atair Monaten den Namen gegeben haben, geht vielleicht eine Kleinigkeit iiber den zablenmiBig zu erwartenden Anteil solcher bedeutender Sterne hinaus, kann aber doch auf Zufall beruhen.

1) Saussure (8. 168) gibt nicht 18, sondern 19 an. Doch ist, der Monat Asadha nach Pirva-As., nicht nach Uttara-Ag. benannt. Sonst wirden zwei auf einander folgende Nakgatra, Uttara-Asaidhas und Sravana (denn Abhijit swischen beiden ist auszulassen), Monaten den Namen geben, was offenbar unzulissig ist. Man vergleiche auch, was Weber Abh. Berl. Ak. 1861, 328 iiber den As.-Voll- mond und den demselben folgenden Neumond beibringt, und dem gegeniiber die Angaben tiiber den Phalg.-Vollmond, der auf die uitare phalge fallt, ebendas. 329.

. 880 A.2. Durch das hier Gesagte wird den Konstruktionen, die Saussure (S. 293) in Bezug auf die indische Zusammenordnung yon 16, 17. 18. zu einer Gruppe vortrigt, die Grundlage entzogen; diese drei Nummern bildeten keine Gruppe.

2) Die Divergenz akzentuiert sich noch stirker, wenn wir, statt allein die Nummern der indischen Monatsnaksaira hinzusetzen, die vollstandige Reihe der 27 naksatra nach ihrer traditionellen Verteilung auf die 12 Monate in Betracht ziehen. Die betreffende Tradition 148t sich allerdings nicht in hohes Alter zuriick- verfolgen; man findet die Materialien bei Weber Abh. Berl. Akad. 1861, 348 A. 1, dazu Stryasiddhinta XIV, 16; dasselbe fir die 12 Jahre des Jupiterzyklus: Jacobi Epigr. Indica 1, 427. 449. Die Verteilung ist die folgende (ich zihle auch hier die 27 naksatra mit den Nummern 1—28, unter Weglassung von 20; ein * kenn- zeichnet das naksaira, das dem Monat den Namen gibt: *1. 2|[*3. 4 [| 5. *6 || 7. *8 |] 9. *10. 11 |] *12. 18 |] *14, 15 |] *16. 17 || *18. 19 |] *21. 29 {1 93. *24. 25 |] 26. *27, 28, Wenigstens den Grundziigen nach ergibt sich diese Anordnung von selbst, wenn man annimmt, da man die hyttikds (1) an die Spitze einer Abteilung zu stellen wiinschte, und ferner da8 man es vermied, zwei gleichnamige naksatra (9. 10; 18. 19; 24. 25; s. unten §. 564) aus einander zu schneiden. Damit war, wie man leicht sieht, die Notwendigkeit gegeben, fiir 18—28 mit vier Abteilungen auszureichen, was dann, wenn die Doppelnaksatra zusammen bleiben sollten, “in der Partie von 18—28 ungefahr auf die oben gegebene Anordnung fahren muBte (eine unerhebliche Variante s. bei Whitney zu Stiryasiddh. loc. cit.). Dann blieben fir 1—17 acht Abteilungen: also in jeder Abteilung zwei Nummern, nur einmal drei. Da 9. 10 nicht getrennt werden sollte, durfte die Triade in keine der ersten vier Abteilungen fallen.

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Naksatra und sieou. 563

19. 21. 24) entsprechend denen, die in der chinesischen die »schlésser“ der vier Himmelsgegenden oder Jahreszeiten*) ab- grenzen; er sagt, daf die zwélf indischen Nummern ,se répartissent, comme les succédanés chinois, 4 raison de 3 par palais‘. So teilen die Inder nicht; es ist gut zu beachten, daB die in diesen Teil- strichen sich ausdriickende Aechnlichkeit beider Schemata darauf beruht, daB der vergleichende Forscher in das indische dies Ele- ment auf seine eigne Verantwortung hineingesetzt hat. Doch Saussure (S. 162) verzeichnet ein hier einschlagendes ,fait singu- lier“, Man setze ,puisque les astérismes hindous et chinois sont équivalents“ -—- die indischen Nummern in das Schema der chinesischen vier Schlésser ein: trotz der starken Ungleichheit der letzteren ordnen sich die ersteren in sie so ein, dai je drei Nummern auf jedes Schlo8 entfallen. So erklare das chinesische System der vier Schlésser die indische Verteilung der Monats- naksatra: em neuer Beweis fiir die chinesische Herkunft des indischen Zodiakus.

Betrachten wir diesen Beweis.

Bei der Einordnung in die vier Schlisser versteht S. kurzweg jedes naksatra als identisch mit dem entsprechenden sieou. In seine Figur 8. 170, welche die chinesischen GréBen der sicou mit aller ihrer Ungleichheit wiedergibt, setzt er die Monatsnaksatra kurzweg an den Stellen ein, wo die entsprechenden sicow stehn, tibertragt also ohne weiteres auf jene die eigenartigen quantitativen Werte, welche diesen zukommen. Mir scheint dies Verfahren durchaus bedenklich. Von Aequivalenz kann doch nur zwischen den chine- sischen Gestirnen und den indischen Gestirnen gesprochen werden sofern nicht auch diese Aequivalenz im einzelnen Fall versagt —, nicht aber zwischen den sicow und den indischen Gestirnen. Be- trachten wir die indischen Gestirne einfach nach ihrer Lage am Himmel, ohne Riicksicht auf China, also ohne das zu Beweisende vorauszusetzen, so ergibt sich zwar entfernt keine ideale Gleichheit der zwélf Monatsabschnitte welche auch kaum erreichbar ge- wesen wire —, aber wir werden schlechterdings nicht auf die. Symmetrie der vier chinesischen Jahreszeitenschlisser’) gefiihrt. Es ware in der Tat sehr merkwiirdig, wenn wir darauf gefiihrt

1) 8. tiber diese Sauss. 129f. und die Figur 8.170. Ob diese ,Schlésser“ in der Tat das hohe Alter besitzen, das in Saussures Hypothesen ihnen zufillt, ent- zieht sich meinem Urteil.

2) Mit Ungleichheit der einander benachbarten, Gleichheit der gegeniiber- liegenden Schlésser.

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.~histor, Kl. 1909. Heft 4. 40

B64 H. Oldenberg,

wiirden, Man wufte in Indien ja gar nichts von vier Jahreszeiten; man kiimmerte sich dort in alter Zeit wenigstens nicht um die Aequinoktien*), deren Beachtung dem System der vier Jahres- zeiten zu Grunde liegt. Wird man finden, da8 eben unter diesen Umstinden die betreffende Anordnung, aus indischen Praemissen unerklarbar, besonders beweisend fiir fremden Ursprung sei? Ja wenn jene dem auferindischen Bestande entsprechenden Dinge in Indien tatsichlich da waren! Aber das eben ist, scheint mir, schlechterdings nicht der Fall.

Es ist namlich tatsichlich unzutreffend, da auf die chinesischen vier Schlésser je gleich viele indische Monatsnaksatra entfielen.

_ Wir miissen, um das zu zeigen, hier von dem dreimal in der nakgatra-Reihe. waiftretenden, Fall:- sprechen , daB zwei auf einander - folgende naksatra denselben Namen, mit dem Zusatz »vordere* resp. ,hintere“, fihren (parva- und uttara-asaghas etec.). Den in die Augen fallenden Grond dieser Erscheinung kann man schwerlich besser ausdriicken, als mit Thibaut*): ,In each case the stars of - which the three pairs of parva and uttara consist, form an obvious and conspicuous square, so that nothing was more natural than to comprise them under one name“. Also eime Besonderheit, die nur die Benennung der naksatra, nicht ihr Wesen betrifft*): ihr Wesen héchstens insofern, als in diesen Fallen wenigstens in denen von 9. 10 und von 18. 19 die Sterne, die den beiden auf einander folgenden naksatra zugehdren, als Bestandteile der- selben Figur einander besonders nah stehen, wodurch die Gleich- mafigkeit der Reihe in der Tat beeintrichtigt wird.

Hier méchte ich nun zunichst beiléufig meinen Zweifel aus- driicken, wenn Saussure (S. 169) mehr als bloBen Zufall darin sieht, ,que ces trois astérismes-doubles font, tous les trois‘), partie de Ja série duodénaire*. Wurden aus 27 naksatra 12 ausgewahlt, so da8 meist ein ~. um das andre fortfiel, an drei Stellen jedoch zwei auf einander folgende ., so ist die Wahrscheinlichkeit nicht

1) 8. Thibaut, Ind. Antiquary XXIV, 96; meine Bemerkungen, ZDMG. 48, 631; 49, 473, und jetzt A. Berriedale Keith, JRAS. 1909, 1103.

2) Journ. R, Asiat. Soc. Bengal 63, 156. .

3) DaB dieser Sachverhalt, der so harmlos wie méglich ist, zu China in Be- ziehung gesetzt, auf kompliziertestem Wege aus Substitutionen erklart wird, welche die Inder anf einer chinesischen Grundlage vorgenommen hatten (Sauss. 296. 298), scheint mir recht bezeichnend fir die allzu einseitige Orientierung der Unter- suchung Saussures auf chinesische Vorbilder und Transformationen chinesischer Elemente.

4) Genauer: nicht die Doppelgestirne, sondern je ein Glied jedes Doppel- gestirns.

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Naksatra und sieou. B65

allzu gro8, daB gerade eins jener Paare der gleichnamigen ». weg- gelassen wurde. Wir haben kein Recht, mit Saussure (169) in Bezug auf das Erscheinen der betreffenden ». in der Reihe zu sagen: ,ce qui prouve que ce triple changement (?) de nom est en rapport avec la question des mois sidéro-lunaires“.

Vor allem aber ist fiir die vorliegende Betrachtung Folgendes wichtig. Befanden sich unter den zwilf Monatsnaksatra Glieder

_der durch jene Gleichnamigkeit zusammengehaltenen Paare, so ist

doch offenbar den zwélfen jedesmal nur dasjenige Glied zuzurechnen, um das es sich in jedem Fall wirklich handelt und nicht zugleich auch das andre. In der Figur (S. 170), welche die Verteilung der 12 Monatsvaksatra auf die vier Schlésser veranschaulichen soll, verzeichnet S. jedesmal beide (9. 10; 18. 19; 24. 25) durch eine Klammer mit einander verbunden. Von 18. 19 ist nun in der Tat 18 gemeint (s. oben 8. 562 Anm. 1). Halten wir uns an dieses, wie wir das miissen, so fallen in das ,SchloB des Frihlings‘ vier (12. 14. 16. 18) von den zwiélf Monatsnaksatra, nicht drei; in das »schlo8 des Winters“ fallen zwei (21. 24): so ist es mit dem Hin- einpassen dieser naksatra za je dreien in die Symmetrie der chinesischen Figur und mit den daraus gezogenen Schliissen vorbei. Saussure seinerseits nun rechnet zunidchst unberechtigterweise 19 als Glied der Reihe und verhilft so dem Winterschlo& zu seinen drei Gliedern. Dafiir aber gibt er 18 keineswegs preis, sondern er verfiigt auch tiber diese Nummer um sie von den Indern an den Platz 12 versetzt werden zu lassen (S. 171: ,transport de 18 en 12“) und so das Erscheinen von 12 in Indien, das in der chi- nesischen Vorlage *) fehlt, zu erkliéren. Als ob die indische Doppel- bezeichnung uns zwei Nummern statt einer zu zahlen erlaubte: was durch die Natur der Sache ausgeschlossen wird und woran S. selbst in den beiden andern, durchaus gleichartigen Fallen (9. 10; 24. 25) nicht denkt. Die Annahme iibrigens jener Transposition von 18 nach 12 empfiehlt S. (8S. 171) durch das Argument, dah sonst sich im Friihlingsschlosse vier Nummern, in dem benach- barten Schlo8 nur zwei befinden wiirden, ,ce qui est invraisemblable*. 8.162 lasen wir, daB das gleichmaéSige Sichverteilen der indischen Monatsnaksatra auf die vier Schlosser den chinesischen Ursprung des indischen Systems erweise. Jetzt lesen wir, da eine Um- stellung anzunehmen sei, weil sich sonst die indischen Nummern

1) Diese Vorlage, aus der 18 stammen soll, ist tbrigens fir diesen Teil der Reihe nach Saussure nicht der Tierzodiakus sondern der Jupiterzodiakus; wir sprechen von ihm alsbald.

566 H. Oldenberg,

auf die chinesischen Schlésser nicht gleichmifig verteilen. Be- wegen wir uns da nicht im Kreise?

Doch ich habe den Gedanken von Saussure noch nicht voll- stiindig wiedergegeben. Er zieht, um das indische Monatssystem ‘aus chinesischen Bausteinen aufzubauen, aufer dem Tierzodiakus auch den zwolfjihrigen Jupiterzyklus heran, den Inder wie Chi- nesen besitzen*), und der einen weiteren Fall der chinesischen Auswahl von 12 aus den 28 sieow liefert.

Ist der chinesische Zyklus der ltere, denn es gibt zwei so alt, daB er die indische Monatsreihe hat beeinflussen kénnen? Seine Bezeugtheit in chinesischen Texten erweist das nicht, erweckt dagegen vielmehr entschiedene Bedenken. Herr Chavannes schreibt mir hieriiber Folgendes: La premitre notation du cycle de Ju- piter. (cycle A) est purement chinoise*) et nous. reporte a une époque plus reculée®) puisqu’ on la trouve en usage dés l’année 644 av. J.-C. (Mém. hist. ITI p. 657). LHst-elle beaucoup plus an- cienne? Je ne le crois pas; en effet, lusage d’un tel cycle en- traine immédiatement avec lui la constitution d’une chronologie rigoureuse; or nous savons que la chronologie exacte ne commence en Chine qu’en 841 av. J.-C. et que tous les systémes qui prétendent remonter plus haut sont des combinaisons plus ou moins ingénieuses faites par des érudits. Il me semble qu'il y a 1a une confirmation indirecte de l’opinion que le cycle de Jupiter n’a df étre observé et appliqué 4 la numération des années que vers le neuviéme siécle avant notre ére, au plus tot. Peut-étre méme ne date-t-il que du hnitiéme siécle, car la chronologie de 841 av. J.-C. & 722 av. J.-C. s'établit en réalité rétrospectivement par des calculs sur la durée des régnes de certains princes. Incidemment, je ferai observer que la question du point de départ de la chronologie exacte et la question de l’antiquité de la civilisation chinoise, sont des questions

distinctes. Je crois que la chronologie exacte ne remonte pas au- dela de l'année 841 av. J.-C., mais je crois aussi que les obser- vations astronomiques mentionnées dans le chapitre Yao tien du

1) Wenn er ibrigens meint (S. 170), daB das Auftreten dieses Zyklus bei Indern und Chinesen bisher tibersehen sei und da8 speziell Ginzel den chinesischen 4yklus nicht kenne, ist er im Irrtum. Gerade Ginzel (Handb. der math. u. techn. Chronologie I, 493) weist auf jene Uebereinstimmung hin. Siehe auch Boll, Sphaera, 336 Aum.

2) Im Unterschied vom Zyklus B (siehe Mémoires historiques III p. 654), dessen Terminologie von auBerchinesischer Herkunft sein kéunte.

3) Verglichen mit dem Zyklus B, dessen Alteste bekannte Anwendung in das Jahr 239 v. Chr. fallt.

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Nakgatra und sieou. 567

Chou king nous reportent 4 une date antérieure a l’an 2000 avant notre ére“. Die Lage der Frage nach dem Alter des Jupiter- zyklus spiegelt sich, scheint mir, auch darin wieder, dafi Saussure (S. 169) diesen sich erhalten haben 148t ,on ne sait comment, probablement dans quelque Etat vassal semi-tartare“. Was S. in seinem hier besprochenen Aufsatz +) darlegt, scheint mir das hohe Alter des Zyklus kaum zu erweisen. In Bezug auf seine eben hier in Frage kommende Wirkung auf Indien, die ja ein solches Alter in sich schlieBen wiirde, sagt 8. selbst (S. 169), da die be- treffende Vergleichung ,posséde moins de valeur probante pour la démonstration de l’origine chinoise des institutions astronomiques hindoues*. Und wird der Zyklus dadurch, daB er die Nammern 14, 16 wahlt, unter Vermeidung des solstitialen 15, wirklich als »évidemment présolsticial* (S. 171) charakterisiert als in die Zeit vor der in China wohl uralten astronomischen Fest- legung der Solstitien bz. Aequinoktien zuriickgehend*)? Es lieBe

1) Wie diese Blatter in den Druck gehen, werde ich noch auf Saussures Aufsatz T’oung Pao 1908, 455ff aufmerksam. Auch von der dort fir das hohe Alter des Jupiterzyklus vorgelegten Argumentation kann ich mich wie hier naher darzulegen nicht méglich ist nicht tiberzeugt bekennen. Doch spielen Elemente in jenen Ausfiihrungen mit, die vollstiandig nur ein Sinolog wirdigen kann; so darf ich fiir meine Hindriicke keine Bedeutung in Anspruch nehmen,. Wesentlicher ist, da®8 offenbar auch Herr Chavannes, wie seine eben mitgeteilten AeuSerungen zeigen, uniiberzeugt geblieben ist. Usbrigens bleibt die Entscheidung der Frage, auf die es hier ankommt ob im vedischen Monatssystem Hinflisse des chinesischen Jupiterzyklus mitspielen schliefBlich auch dann unberiihrt, wenn von seiten des Alters dieser Zyklus solche Hinflisse nicht ausgeschlossen sein sollten.

2) In demselben Zusammenhang, wo 8. diese Ueberspringung von 15 im Jupiterzyklus hervorhebt (S. 171), macht er auch auf die Ueberspringung von 12. 138 in diesem Zyklus aufmerksam, worin er mit dem Zyklus der indischen Monatsnaksatra tibereinstimmen soll. Dort aber liegt 12 in der Tat vor; von seiner Ueberspringung kann erst gesprochen werden, wenn man auf Grund einer Hypothese S.s 12 von der Stelle von 18 verlegt sein JaBt (s. oben 8. 565), die Stelle von 12 also als ursprimglich leer auffa8t. Jene Hypothese nun berubt auf Motiven chinesischer Herkunft; so kann die angebliche Ueberspringung von 12 nicht ihrerseits ein Argument fiir den chinesisch-indischen Zusammenhbang ab- geben. An derselben Stelle findet §. eine Aelnlichkeit zwischen der chinesischen und der indischen Serie auch darin, da8 beide die beiden benachbarten Nummern 18. 19 enthalten. Wir haben oben (8. 565) gesehen, wie es damit in Indien steht; es handelt sich dort nur um eine Nummer, die zufillig auf eins der paarweise benannten naksatra trifft. Ein sehr andres Motiv scheint mir wenn ich hier- iiber eine Vermutung wagen darf bei Ch 19. 18 im Spiel zu sein. Die Nennung der steou fiir die Jahre des Jupiterzyklus beruht offenbar auf Beobachtungen oder Meinungen dariiber, in welchen steow der Jupiter wihrend seines Umlaufs heliakisch

568 H. Oldenberg,

sich bemerken, daB schon bald nach Yao') nicht mehr 15 (fang), sondern 14 (ti) das Herbstaéquinox enthielt, vor allem aber, daf der Umlauf des Jupiter mit Aequinoktien und Solstitien doch von Natur nichts zu tun hat, so dafi deren Nichtberiicksichtigung bei Aufstellung einer den Jupiterumlauf markierenden Sternreihe nicht befremdet. Was dann weiter den indischen Jupiterzyklus anlangt, auf dessen Vorhandensein 8. in diesem Zusammenhang Gewicht legt, so fragt S. nicht nach seinem Alter. Sonst ware ihm nicht entgangen, da er in der Literatur erst verhaltnismabig spat be- zeugt ist®), noch nicht im Veda, wo doch von kalendarischen Dingen genugsam die Rede ist; durchweg nimmt ja der Veda von den Planeten, wenn ‘iberhaupt, so nur duBerst sparsam Notiz’). Fiir die alten vedischen Grundlagen des Kalenders anf einen Ju- -piterzyklus zuriickgehen ist daher ein Unternehmen, das sich dem Augenma8 des Indologen von vornherein wenig empfehlen wird. Um so weniger, als, wie es scheint irre ich, mégen Sinologen mich korrigieren in der Verzeichnung chinesischer Jupiterdaten das dem betreffenden Jupiterjabr zugeteilte sieow tiberhaupt keine Rolle spielte. Die Materialien, die Chavannes Mém. hist. III, 656 ff. beibringt, veranschaulichen das: man sagte, da das be- treffende Jahr sich in cheou-sing, in siny-ki etc. befindet (die zodia- kalen Bezeichnungen in der zweiten Kolumne von Chav. a. a. O. 654), aber das entsprechende sicou, ti resp. teow (ebend. erste Ko- lumne) machte man nicht namhaft; von diesem war, scheint es, nur in der astronomischen Erlauterung des Zyklus (so in dem Kommentar zum Tcheou li, dem Chavannes seine Angaben Mém.

aufging (vgl. Mém. hist. Ill, 357/f.). Setzen wir den Umlanf, wie hier geschehen darf, kurzweg gleich 12 Jahren, so gibt es wahrend dieser Zeit 11 Konjunktionen bz. heliakische Aufginge, unter einander im Abstand von 12/11 Jahr. Findet der fir das erste Jahr des Zyklus charakteristische, das steou dieses Jahres ergebende heliakische Aufgang am Anfang des ersten Monats statt, so fallt der letzte auf das Ende des zwolften Monats des letzten Jahres: m. a. W. derselbe Aufgang charakterisiert das letzte und auch das erste Jahr. Dem scheint mir zu ent- sprechen, da8 die Chinesen hier und nur hier, beim letzten und ersten Jahr des Zyklus, zwei auf einander folgenden Jahren zwei benachbarte sieow zuteilen: beide bezeichnen eben denselben heliakischen Aufgang, der genau ausgedriickt wohl als an ihrem Grenzpunkt eintretend zu denken ware. ;

1) Ja genau genommen schon in der Zeit selbst, welche die Tradition dem Yao zuschreibt; s. Biot Journ. des Savants 1840, 234.

2) Siehe Thibaut, Astronomie, Astrologie und Mathematik 27.

3) Thibaut a. a. O. 6 (im Gott Brhaspati des Rgveda Spuren planetarischen Wesens oder Ursprungs zu entdecken gelingt mir nicht) und die dort angefihrte Literatur; doch s. auch meine Rgveda-Noten, zu J, 105, 16. Meine Hypothesen Religion des Veda 193f. diirften in diesem Zusammenhang beiseite zu lassen sein.

Nakgatra und sieou. 569

hist. III, 6584, entnommen hat; vgl. die analogen Angaben des Se-ma ts’ien selbst das. 357 ff. iiber den jiingeren Jupiterzyklus), nicht aber im dessen tatsichlicher Anwendung die Rede: so dafi man auch von dieser Seite den Kinflu8 der sicou des Jupiterzyklus auf die Wahl der indischen Monatsnaksatra von vornherein be- zweifeln wird.

Soweit die allgemeinen Bedenken gegen diesen Teil von Saussures Konstruktion. Werden sie durch eine alle andern Ge- sichtspunkte zuriickdringende Evidenz von Uebereinstimmungen der beiden Systeme entkraftet?

Nach Saussure (S. 170) ist der Hergang dieser. Die Inder hatten zuerst den (altern) chinesischen Jupiterzyklus angenommen. Darauf hitten sie die vollkommenere Zwilfteilung des Tierzodiakus kennen gelernt') und nun nicht etwa diesen letzteren an Stelle des ersteren gesetzt, sondern beide Zyklen mit emander kom- biniert, so da es nunmehr in Indien ein ,semestre emprunté au cycle de Jupiter“ und ein ,semestre emprunté au cycle des ani- maux* gab. Das chinesische Jupiterhalbjahr umfafit die Nummern 14. 16. 18. 19. 21. 23; die Inder haben 12. 14. 16. 18%), 21. 24. Bedenkt man, daBi beide Zahlenreihen einander entsprechende Aus- schnitte aus Lésungen derselben Aufgabe sind, aus.28 resp. 27 *) Nummern 12 im Ganzen etwa gleichmafig verteilte auszuwdhlen, und beriicksichtigt man ferner, da der Forscher in der Lage war, diese Zahlenreihe unter mehreren in China vorliegenden als die dem indischen Exemplar nachst stehende auszuwdhlen, so wird man die Uebereinstimmung schwerlich tiberwaltigend stark finden. Was die Differenzen zwischen beiden Reihen anlangt, haben wir schon gesehen, wie Saussure die chinesische Nummer 18 durch die Inder nach 12 verlegt werden 148+, indem die Inder doch ein von 8. irrig ihnen zugeschriebenes 19 behalten; wir fiigen hier noch die Erkliérung an, die er fiir diese Verlegung gibt (8. 292f.).

1) Wenn sie, um die Unvollkommenheiten des chinesischen Zyklus zu ver- bessern, erst wieder auf eine Anregung aus China warten muBten, so beweisen sie in der Tat einen seltsamen Mangel an eigner Initiative, den wir sonst in solchen Dingen an ihnen nicht bemerken gerade so wie wir im héheren in- dischen Altertum sonst nichts von solchen immer sich wiederholenden Beriihrungen mit der chinesischen Kultur bemerken und iiber deren Wahrscheinlichkeit viel- leicht skeptisch denken werden.

2) Nach Sauss. 19: s. daritber oben §. 562 A. 1.

8) Auch in der indischen Reihe sind bei der hier befolgten Numerierung 28 Glieder, nicht 27 gezahlt.

570 H. Oldenberg,

Man konnte namlich die Reihen entweder der Richtung der Mond- und Jupiterbewegung folgend von rechts nach links lesen:

<< | 18. 17 | 16. 15 | 14. 13. 12 |; man konnte aber auch, entsprechend der Richtung der astrolo- gischen Drachenfigur der Chinesen, von links nach rechts lesen:

—> 18. 17 | 16. 15 | 14. 18. 12 |.

Die Inder folgten zum Teil der astrologischen Richtung des Drachen (14. 16), zum Teil ersetzten sie sie durch die astronomische Richtung (12). Aus der Kombination von Verschiedenem leitet 8. (S. 298) auch die noch tibrig bleibende Abweichung der Inder von dem angeblichen chinesischen Prototyp her: die Ersetzung der Nummer 23 durch 24: indem in der oben (8. 569) besprochenen

Weise Tierzodiakus und Jupiterzodiakus kombiniert wurden, ent- stand an der Fuge der beiden, zwischen dem 23 des letzteren und dem 27 des ersteren eine allzu grofe Lticke; der half die Ersetzung von 23 durch 24 ab.

Beim Nebeneinanderstehen mehrerer chinesischer Vorlagen, die man so, wie es eben die Vergleichung der indischen Reihe wiinschenswert macht, kombiniert und deren Diskrepanzen man ausgleicht, bei denen man hier von rechts nach links, dort von links nach rechts liest weiter bei der Erleichterung, welche die indischen Doppelnaksatra bieten, die man hier als eins, dort als zwei in Rechnung stellt: kann es da wohl unméglich sein einen Weg von China nach Indien zu finden? Aber bleibt bei dieser Héufung von Kiinstlichkeiten den Kombinationen, welche so weite Fernen zwischen zwei Kulturen tiberbriicken wollen, wirkliche Ueberzeugungskraft? Will es denn nicht gelingen, was zu ver- suchen doch, meine ich, das Allererste und Niachstliegende sein sollte, die indische Reihe schlicht und einfach aus sich selbst zu verstehen? Brahmanen hatten 27 naksatra vor sich, aus denen 12 auf die Reihe sich verteilende ftir die Benennung der 12 Monate auszuwahlen waren: was ist auffallend daran, daB sie die so aus- wihlten, wie es eben geschehen ist? Die Auswahl mag keih Meisterwerk sein diesen Charakter teilt sie mit manchen andern, denselben Werkstatten entstammenden Leistungen’). Aber ihre

1) Der Hauptfehler tibrigens —- da8 einige Dodekatemorien gegen Ende der Reihe zu gro8 geraten sind ist wohl erklirlich. Man konnte nicht anders als in den Gegenden, welche durch die Herabsetzung von 28 auf 27 Glieder be- troffen wurden, die einzelnen Siebenundzwanzigstel zu groB machen. Und andrer- seits Riicksichten wie die S. 562 Anm. 2 besprochenen konnten dazu fithren, da8

Nakgatra und sieou. 571

Erklérung aus China zu holen, ist dazu wirklich ernstlicher Anlaf?

Wie leicht die Phantasie, einmal im Aufsuchen solcher Ent- lehnungen begriffen, das Gesuchte zu finden imstande ist, zeige noch Folgendes.

»U’influence de la Chine sur la région occidentale n’a pas été un fait accidentel mais continu“, sagt Saussure (S. 301). Nachdem die Inder den alten chinesischen Kalender der Yn-Dynastie (17.— 12. Jahrh. vor Chr.) angenommen, schlossen sie sich spater der | Kalenderreform des Wou-Wang (um 1100 vor Chr.) an; sie voll- zogen ,le déplacement du princeps signorum de Phalyunt en Magha*. Wie sieht der Beweis dafiir aus? Die altere indische Literatur spreche, sagt uns §., vom Phalguna als erstem Friihlingsmonat; Whitney aber (Oriental and linguistic Studies II, 361) gebe fol- gende Monatsreihe: 1. Magha, 2. Phalguna, etc. Die Angabe von Whitney wollen wir doch nicht verwerten ohne zu fragen, wie er za ihr kommt, was er mit ibr meint. Nun behandelt der amerika- nische Forscher an der angefiihrten Stelle die Benennung der Monate nach den naksatra. Dabei gibt er die Rethe der betreffenden Namen ,commencing with the one that begins in our January“, also mit Magha. Diirfen wir diese Darstellungsform, die deut- lichermaBen auf Anlehnung an die kalendarischen Gewohnheiten westlicher Leser beruht, verwerten*) um rasch und kiihn Adoption von Wou-~-Wangs Kalenderreform seitens der Inder zu erschliefen *)?

von 18 an nur vier Dodekatemorien gerechnet wurden. So fiel auf ein zu gro8es Stiick des Gesamtumfangs eine zu kleine Zah] von Teilen.

1) Man wird natiirlich nicht tibersehen, da8 mit Magha auch die Jahre der finfjabrigen Periode anfangen, die im Jyotisa etc. beschrieben wird. Diese Stellung des Magha ergibt sich dort als notwendige Konsequenz aus der im Jyotiga gel- tenden Ansetzung des Wintersolstizes auf den Anfang von sravisthds (vgl. iiber diese und ihre viel diskutierte chronologische Tragweite Thibaut, Astronomie Astrologie und Mathematik 17f. und die dort angefiihrte Literatur), DaB dieser Ansatz irgendwie auf China hinweise, wird sich nicht behaupten lassen. Dasselbe gilt von dem ganzen Kalendersystem des Jyotisa mit seiner echt indischen Ver- einigung von Rohheit der Grundlagen und geschlossener Konsequenz des auf ihnen stuhenden Aufbaus. -

2) Tausche ich mich nicht, liegt ein ahnlicher Fehler in Saussures Behand- lung der alttiirkischen Monatsnamen (S. 284 ff). Alberuni gibt diese in einer Reihenfolge, die zur Zahlenbedeutung der Namen in seltsamem Widerspruch steht; z. B. heiSen bei ihm die Monate 4—6: ,der zweite, sechste, fiinfte’. Far S. ist die Erklarung ,d’emblée évidente“: chinesische Schlésser der Himmelsgegenden mit Umstellung, teilweiser Beseitigung der Umstellung, Ausnahme von dieser teil- weisen Beseitigung (S. 289). Durch solche Operationen 1a8t sich ja Alles er- reichen, aber sind sie wahrscheinlich? ‘Wie einfach und nahliegend ist die Ver-

Kgl. Ges. a. Wiss. Nachrichten. Philo).-histor. Klasse 1909. Heft 4, Al

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B72 H. Oldenberg, Naksatra und sieou.

Das Ergebnis meiner Priifung der Hypothesen Saussure’s ist, daB es mir bis jetzt nicht gelingt, Gebilde auf dem Gebiet der Himmelskunde und des Kalenders, die wir in Indien fertig vor- finden, in China werden zu sehen. Der laingst behauptete Zu- sammenhang der Grundlagen der sicou-Reihe und der. nahksatra- Reihe ist auch mir, wie in den vorstehenden Ausfiihrungen liegt, wahrscheinlich, ja annihernd gewi8, aber wie dieser Zusammenhang vorzustellen ist,.in welcher Richtung sich die Hinfliisse von Volk za Volk bewegt | haifjen, bleibt durchaus fraglich. Darf dariiber, zu welcher Erkenntnis ae hier der Besitz adlterer Ueberlieferung fiihren wiirde und vielleicht einmal fiihren wird, eine Mutmafung ausgesprochen werden? Mein Glaube ist der Webers und Ginzels: die drei Systeme werden daher stammen, wo der natiirliche Treff- punkt der chinesischen, indischen, arabischen Linie liegt, aus Babylon. Thibants Nachweis, da® die babylonischen Normalsterne nicht Mondstationen sind, ist ja unwidersprechlich. Aber Normal- sterne und keine Mondstationen sind auch die sieou, und doch? blickt aus ihrer Struktur die alte Mondstationenreihe deutlich genug hervor. Bei den Babyloniern finden wir nun freilich nicht die verraterische Zahl 28, welche die traditionstreuen Chinesen bewahrt haben: wie leicht konnte die aber, unwesentlich wie sie fiir die Bediirfnisse fortgeschrittener Himmelskunde war, durch eine gréfere, die Sphire feiner teilende Zahl der Normalsterne verdringt werden. Hine erhebliche Anzahl von Sternen hat die babylonische Reihe doch mit den Mondzodiaken gemein*). Ueber- raschend, meine ich, ware es da nicht, sollten kiinftige Entdeckungen

uns als Vorstute der babylonischen Normalsterne das enthiillen, ..... .

was nun einmal das primitiverer Himmelsbeobachtung nichstliegende Gebilde ist: Mondstationen, die dann in der Tat alle Chance hiatten, sich als der Archetypus der naksatra, sicou, menadeil zu erweisen.

mutung, daB eben nur die Reihenfolge bei Alberuni in Unordnung geraten ist! So Marquart, Chronol. der alttiirkischen Inschriften 29; dasselbe spricht mir Herr Vilh. Thomsen (brieflich) als seine Ueberzeugung aus; er fiigt Verweisung hinzu auf Hirth, Nachworte zur Inschrift des Tonjukuk (in Radloff, Alttiwk. Inschr., Zweite Folge) 8. 123ff., und Barthold, Die alttiirk. Inschr. u. die arab. Quellen (ebend.) 8. 8f.

1) Von nahezu entscheidender Bedeutung wire es, wenn wie Hommel ZDMG. 45, 616 meint die Plejaden die babylonische Normalsternreihe wie die der naksatra erdfineten. Doch wird mir dies in einer giitigen Mitteilung Herrn Bezolds als unbewiesen bezeichnet. fA taf t a

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