JAHRBÜCHER DES NASSAUISCHEN VEREINS FÜR NATURKUNDE. HERAUSGEGEBEN VON DR ARNOLD PAGENSTECHER, KÖNIGL. SANITÄTSRATH, INSPECTOR DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS UND SECRETÄR DES NASSAUISCHEN VEREINS FÜR NATURKUNDE. JAHRGANG 42. MIT TEXT-ABBILDUNGEN UND 7 TAFELN. WIESBADEN. VERLAG VON J. F. BERGMANN. 1889. FESTSCHRIFT ZUR FEIER DES SECHZIGJÄHRIGEN BESTEHENS DES VEREINS. Inhalt. Seite. I. Vereinsiiaclirichteii. Protokoll der Generalversammlung des Nassauis clien Ver- ein s für Naturkunde vom 15. Becember 1888. . . . IX Jahresbericht, erstattet in der Generalversammlung des Nassauischen Vereins für Naturkunde vom 15. De- cember 1888 von Dr. Arnold Pagenstecher X Bericht über die am 24. Juni in Eltville abgehaltene Sectio ns Versammlung des Nassauischen Vereins für Naturkunde XVI Verzeich niss der Mitglieder des Nassauischen Vereins für Naturkunde im August 1889 XVIII II. Abhandlungen. lieber dieEntwickelung der unteren Abtheilung des devo- nischen Systems in Nassau, verglichen mit jener in anderen Ländern, Nebst einem paläontologischen Anhang. Von Professor Dr. F. v. Sandberger (Würzburg). Mit fünf lithographirten Tafeln 1 Der Basalt in der Senke Louisa-Flörsheim bei Frankfurt a. Main. Von Dr. F. Kinkelin (Frankfurt a. M.) .... 109 Die Bohrungen bei Kiedrich. Von Grubenbesitzer Adolf Reuss (Geisenheim). Mit zwei Abbildungen im Texte 121 Einige Bemerkungen über die in der Umgegend von Wies- baden vorkommenden Protozoen. Von Dr. E. Penard (Genf) 141 Die Käfer von Nassau und Frankfurt. Von Dr. L. v. Heyden, Königl. preuss. Major z. D. Fünf t er Nachtrag . . . 147 isf\ — YI — Seite. Lepidopterologisclie Beobachtungen aus dem unteren Eheingau. Von A. Fuchs, Pfarrer in Bornicli. Erster Artikel 191 D i e E n t w i c k 1 u n g d e r P u p a - A r t e n des M i 1 1 e 1 r h e i n g e b i e t e s in Zeit und Kaum. Von Dr. Oskar Boettger (Frankfurt a. Main). Mit Tafel VI und VII 225 Deutsche Pflanzennamen. Von L. Geisenheyner, Gymnasial- le h r e r i n K r e u z n a c h 329' Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen der Station zu Wiesbaden im Jahre 1888. V o n Aug. Römer, Stations vor stand 342 I. Vereins-Nacliricliten. Protokoll der Generalversammlung des Nassaiüschen Vereins für Naturkunde vom 15. December 1888. In Vertretung des auf einer Urlaubsreise in Italien behufs Her- stellung seiner Gesundheit abwesenden Herrn Directors, Regierungs- präsidenten von Wurmb, eröffnete das älteste anwesende Vorstands- Mitglied, Herr Dr. Weidenbusch, die zahlreich besuchte Versammlung mit herzlich begrüssenden Worten. Der Vereinssecretär, Sanitätsrath Dr. Pagenstecher, trug zu- nächst den Jahresbericht vor (vergl. S. X). Etwaige Anträge oder Wünsche (ad 2 der Tagesordnung) Avurden nicht vorgebracht. Herr Dr, W. Fresenius hielt einen mit grossem Beifall aufgenommenen Vortrag über die Siemens 'sehe Theorie von der Erhaltung der Sonnenenergie. Hierauf Schluss der Versammlung. Ein heiteres Festmahl vereinigte einen grossen Theil der Anwesen- den in den Räumen des Casinos. Der Vereinssecretär : Dr. A. Pagenstecher. Jaliresbericlit, erstattet in der GeneralversammliiDg des Nassauischen Vereins für Naturkunde vom 15. December 1888. Von Dr. Arnold Pagenstecher, Kgl. Sanitätsrath, Museunisinspector und Secretär des Nass. Vereins für Naturkunde. Meine Herren ! Indem ich der mir als Secretär des Vereins statuten- mässig obliegenden Pflicht gemäss mich anschicke, Ihnen über den Fort- gang unsrer wissenschaftlichen Bestrebungen, wie über den Zustand des unsrer Sorge anvertrauten Instituts während des verflossenen Jahres zu berichten, geschieht dies in dem angenehmen Bewusstsein, dass wir mit Befriedigung auf die seit unsrer letzten Vereinigung verflossene Zeit zurückblicken können. Die denkwürdigen Ereignisse des Jahres 1888, welche in das Buch der Geschichte unvergänglich eingeschrieben sind, haben auf das innere Leben unsres in friedlichem Hafen geborgenen Vereins geringen Einfluss ausgeübt und unsre Thätigkeit konnte in gleichmässigem, ruhigen Ver- laufe fortwirken, sowohl als nach dem raschen Hingange zweier erhabener Herrscher düstre V^olken die Geschicke unsres geliebten Vaterlandes umhüllten, wie jetzt, wo mit unserm jugendlichen Kaiser die Sonne einer glücklichen Zukunft über Preussen und Deutschland w-iederum aufge- gangen ist. In einem Vereine, welcher sich aus Männern gleichen Strebens, aber verschiedenartigen Alters und vielfach w^echselnder Lebensstellung zusammensetzt, pflegt der Personalbestand bereits innerhalb der kurzen Spanne eines Jahres stetigen Schwankungen unterworfen zu sein. Auch bei uns bewährt sich der mit gemischtem Gefühle von uns empfundene Wechsel der Dinge. Der unerbittliche Tod riss beklagenswerthe Lücken — XII — in uiisre Reihen. Von unsern c o r r e s p o n d i r e n d e n Mitgliedern starben Herr v. Manderstj erna in St. Petersburg und Herr Dr. v. Czihak in Aschaffenburg. Von unsern ordentlichen Mitgliedern sind von uns geschieden die Herren : Kaufmann Carl Glaser, Sanitätsrath Dr. Hartmann, Consul H. Müller, Director August Roth zu Wies- baden, sowie die Herren: Staatsanwalt Bertram zu Marburg, Graf Böse zu Baden-Baden, Geh. Sanitätsrath Dr. Genth zu Langenschwal- bach, Amtsrichter Haas zu Frankfurt a. M., Sanitätsrath Dr. Köhler zu Bad Soden. Wir werden den Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren und bitte ich Sie, sich zum Zeichen dessen von Ihren Sitzen erheben zu wollen. Ihren Austritt aus dem Verein nahmen die Herren: Buchdrucker Bechtold, Reg.-Rath Cuno, Dr. med. Salkowski, Generalmajor Jagemann, Rentner Klappert, Dr. med. Mich eisen, Verlags- buchhändler N i e d n e r , Ingenieur Richter, Opernsänger Rudolf, Reg.-Med.-Rath Dr. Wagner zu Wiesbaden, Geh. San.-Rath Dr. Mär kl in zu Cronberg, Landrath Seyberth in Biedenkopf, Grubendirector Fass- bender in Neunkirchen, Oberförster Schäfer in Idstein, Professor Woronijn in St. Petersburg. Dahingegen begrüssen wir als neu eingetretene ordentliche Mitglieder die Herren : Dr. med. A h r e n s , Oberstlieutenant von Dewitz, Rentner Georg Hart mann, Rentner Jessnitzer, Dr. med. Kempner, Dr. med. Kr aus köpf, Rentner Koegel, Oberstlieutenant Laup- recht, Oberstabs- Apotheker Dr. Lenz, Polizeipräsident von Rhein- baben, Bergrath Roth, Bergrath Roemer, Geh. Rath Schreiber zu Wiesbaden und Dr. med. Tille zu Nassau a. d. Lahn. Unser Verein setzt sich dermalen zusammen aus 1 7 Ehrenmitgliedern, 18 correspondirenden und 338 ordentlichen, im Ganzen 373 Mitglieder. Unsere w^ i s s e n s c h a f 1 1 i c h e n Bestrebungen haben sich innerhalb der gewohnten Bahnen fortdauernd entwickelt. Ich nenne Ihnen zunächst die uns Hiesigen so lieb gewordenen naturwissenschaftlichen Abendunterhaltungen, welche wir im Winter allwöchentlich an den Donnerstag-Abenden im Casino abzuhalten pflegen. Die zahlreichen kleineren und grösseren Mittheilungen und Vorträge, die interessanten Demonstrationen und die anregenden, sich daran anknüpfenden Discussionen über die verschiedenartigsten Themata sind für die Theilnehmer dieser in zwangloser Geselligkeit verlaufenden Stunden eine stetige Quelle reicher Belehrung und gemüthlichen Genusses. — In den Sommermonaten treten — XIII — bekanntlich an ihre Stelle E x c u r s i o n e n. Auch in diesem Jahre war es wiederum Herr Apotheker Vi gen er, welcher in gewohnter Uner- müdlichkeit ganz besonders zahlreich Ausflüge in die nähere und fernere Umgebung leitete, bei welchen er die botanischen Schätze unsres Ge- bietes zu erschliessen wusste. Wir sprechen Herrn V i g e n e r besondern Dank aus, dass er sich trotz der ihm so karg zugemessenen freien Zeit alljährlich mit gleichem Eifer diesen nicht minder lehrreichen, wie ge- sellig heitern Ausflügen widmet. Populäre sog. Mittwochs vor träge hielten: Am 18. Januar 1888 Herr Dr. Mordhorst: »Ueber den Einfluss der Sonnenstrahlen auf die organische Welt.« Am 25. Januar 1888 Herr Dr. med. Stamm: »Ueber die praktisch durchgeführte Vernichtung der schlimmsten Volksseuche, der ägyp- tisch-orientalischen Pest.« Am 1. Februar 1888 Herr Dr. Staffel: »Ueber Heilgymnastik und Massage.« Am 8. Februar 1888 Herr Dr. Hueppe: »Ueber Trinkwasser als Krankheitserreger. « Im Namen des Vereins spreche ich hier den Herren Vortragenden den besten Dank für ihre Mühewaltung aus. Die alljährlich an verschiedenen Orten unsres Vereinsgebiets wechselnde Sections Versammlung hielten wir am 5. Juni 1888 in dem schönen Nassau a. d. Lahn ab. Wir erfreuten uns eines überaus freundlichen Empfangs von Seiten der dortigen Mitglieder und Freunde unsres Ver- eins und es sind sowohl die belehrenden Vorträge der Herren Rector Dr. Buddeberg und Dr. Albert Sommer, wie auch die trotz einer tropischen Hitze unternommenen Rundgänge in dem freundlichen Orte, dem Schlosse und der Badeanstalt und der Besuch der nächsten roman- tischen, an historischen Erinnerungen reichen Umgebung bei uns in bestem Andenken geb ieben. Mit den benachbarten Vereinen stehen wir in stetem Verkehr, namentlich mit denen unsrer Nachbarstadt Frankfurt. Der gewohnte Austausch unsrer Publikationen mit denen andrer gelehrten Gesell- schaften, Vereine und Anstalten hat uns auch in diesem Jahre einen überaus reichen und werthvollen Zuwachs gebracht zu unsrer, schon recht umfangreichen Bibliothek, der auch zahlreiche Geschenke zugewiesen wurden. Wir stehen dermalen mit 249 wissenschaftlichen Gesellschaften, Academien und Staatsstellen in Tauschverbindung und hatte unsre Bibliothek — XIV — bereits am 27. Februar 1888 die Zabl von 12,250 Büchern, Schriften etc. erreicht, die seitdem nicht unerheblich vermehrt wurde, so dass der uns so spärlich zugemessene Raum immer unzulänglicher wird. Unser diesjähriges Jahrbuch ist vollendet und wird dasselbe binnen Kurzem an sämmtliche Herren Mitglieder vertheilt sein. Es möge Ihnen ebenfalls als Beweis der fortdauernden wissenschaftlichen Thätigkeit in unserem Vereine dienen. Unser Museum ist auch in diesem Jahre ein reger Anziehungs- punkt für das Publikum gCAvesen. Ungerechnet des mehrfachen Besuches ganzer Schulen mit ihren Lehrern zählten wir in den wenigen Sommer- monaten über 4000 Besucher und hatte der Monat August die grösste Frequenz aufzuweisen. Auch von autoritativer Seite wurde demselben die gebührende Beachtung und Anerkennung gezollt. Unsre Sammlungen wurden wiederum bedeutend vermehrt. Zunächst erhielten wir an Geschenken: 1. Von der Curhausdirection hier ein junges schwarzhalsiges Schwänchen (Cygnus nigricollis), etwa 12 Tage alt; 2. Von Herrn Generalconsul Freudenberg in Colombo eine Col- lection Reptilien und Fische u. s. w^ in Weingeist; 3. Von Herrn Maler J. Hartmann hier: Eier von der Ringelnatter (Coluber natrix) in Weingeist; 4. Von dem Ehrenmitgliede des Vereins, Herrn Professor Dr. Fri- dolin V. Sandberger in Würzburg : Schizoneura Meriani Browy, und Equisetum arenaceum Jaeg. aus dem Lettenkohlensandstein von Würzburg; 5. Durch Herrn von Cohausen von Frau Clothilde Ilgen, geb. Koch dahier : Vulkanische Asche vom Ausbruch des Krakatau herstam- mend, auf Java gesammelt. 6. Von demselben Herrn: Unio sinuatus aus römischer Fund- stätte von dem Castell in Heddernheim, sowie eine schöne Braun- steinstufe und Kalkspath in Braunstein aus der Grube Steinbühl bei Merenberg, ferner ein Wurzelstock mit eingewachsenen Stein- stücken ; 7 Von Herrn Lehrer Leonhard hier: Asperugo procumbeus L., in der Nähe der Spelzmühle bei Wiesbaden aufgefunden; 8. Von Herrn Consul Brambeer dahier: Brasilianische Käfer; — XY — 9. Von Herrn Rentner Weiler daliier : die Doubletten der von seinem in Kamerun angestellten Sohne Herrn Justus Weiler mit grossem Eifer und Sachkenntniss gesammelten Schmetterlinge und Käfer, welche zahlreiche hochinteressante und in bester Weise erhaltene Exemplare zeigen, für uns doppelt willkommen, weil wir aus dem dunklen Welttheil, der in diesem Augenblicke so erhöhtes Interesse erregt, noch sehr wenig besitzen. Die ganze Sammlung, welche unsrer vorläufigen Obhut anvertraut ist, steht, soweit sie bis jetzt präparirt werden konnte, zu ihrer Ansicht im Nebenzimmer. Den verehrten Herren Gebern sagen wir unsern besten Dank. Angekauft wurde : 1. Von Herrn Frank in London: Megalaema Dalhousi, ein bereits zur Aufstellung gelangter schöner Vogel aus Thibet; 2. Die von unserem Herrn Conservator Römer innerhalb eines Menschenalters zusammengebrachte Sammlung von Resten diluvialer Säugethiere aus dem Mosbacher Sande. Diese Sammlung ist als aus einem unsrer nächsten und dermalen wohl nahezu erschöpften Forschungsgebiete stammend, ganz besonders werthvoU für uns. Sie besteht aus 167 Stücken von Resten von 38 ver- schiedenen Säugethierarten und hatte sie bereits bei ihrer ersten Aus- stellung während der in Wiesbaden tagenden 60. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte die gebührende Beachtung der Fachgelehrten gefunden. Wir glaubten, die Gelegenheit zu einer so werthvollen Acqui- sition einer Sammlung in toto nicht vorüber gehen lassen zu dürfen, auch wenn unsre Mittel dadurch für einige Zeit völlig in Anspruch ge- nommen würden, da unsre Aufgabe uns ja ganz besonders auf die Er- zeugnisse unseres Vereinsgebietes hinweist. Sie sehen die ganze Sammlung, die der wissenschaftlichen Forschung ein willkommenes Objekt bietet und sich würdig an den Glanzpunkt unseres Museums, die S a n d b e r g e r ' sehe Sammlung, anschliesst, im Nebenzimmer aufgestellt, freilich in arg ge- drängter Weise. Aber dazu zwingt uns ja der Ihnen Allen bekannte Mangel an Raum, der von den verschiedenen in diesem Hause unter- gebrachten wissenschaftlichen und Kunstinstituten gleichmässig schmerz- lich empfunden wird. Unsre Hoffnung auf eine baldige Erlösung aus den beengenden Verhältnissen durch einen Neubau scheint leider so bald noch — XVI — nicht erfüllt zu werden. Doch wollen wir uns von erneuter Anregung der Frage eine baldige Förderung versprechen. Durch den genannten Mangel an Raum, der uns auf grössere Objekte fast völlig verzichten heisst, sind wir auf den inneren Ausbau, wenn ich so sagen darf, unserer Sammlungen hingewiesen und wir haben uns be- strebt, hierin mit weiteren Verbesserungen vorzugehen. Die von Herrn Conservator Römer im vorigen Jahre begonnene Arbeit der Neuauf- stellung und Catalogisirung und zwar zunächst der allzuviel Raum in Anspruch nehmenden Conchylien-Sammlung ist um ein gutes Stück weiter gerückt. Die neu hergerichteten Pulte — 20 Stück mit 2404 Species und 6732 Exemplaren — haben an Uebersichtlichkeit, wie an Frische der äusseren Erscheinung gewonnen. Es wird mit dieser Arbeit in nächster Zeit fortgefahren werden. Ebenso hat sich Herr Conservator R ö m e r der mühsamen und zeitraubenden Arbeit unterzogen, welche durch Inventarisirung und Ab- schätzung der seit 1855 entstandenen Zugänge zu unseren Sammlungen und zur Bibliothek sich ergeben hat. Eine solche wurde nothwendig, nachdem die anfänglich vom Kgl. Ministerium in unserm Etat als künftig wegfallend bezeichnete Versicherung gegen Feuersgefahr auf unsre Vor- stellung hin auch für die Folge genehmigt worden ist. Unsre Rechnung für 1887/8, welche nunmehr alljährlich auch von der Kgl. Oberrechnungskammer zu Potsdam einer Superrevision unter- zogen wird, hat dortselbst bereits vorgelegen und ist ohne wesentliche Notate an uns zurückgelangt. M. H. ! Indem ich hiermit meine Mittheilungen über das Wirken unsres Vereins in 1888 schliesse, geschieht dies mit dem Wunsche, dass der Nass. Verein für Naturkunde fortdauernd in gleicher Weise wachsen, blühen und gedeihen möge ! So mögen wir uns im nächsten Jahre, wo Avir das 60jährige Bestehen desselben in festlicher Weise zu begehen hoffen, in gleicher Weise wiederum hier versammeln können ! Bericht über die am 24. Juni in Eltville abgehaltene Sectionsversamraliing des Nassaiii sehen Vereins für Naturkunde. Im Nachstehenden gehen wir den über diese Versammlung im »Rheinischen Kurier« (25. Juni 1889, Xo. 174 Morgen -Ausgabe) er- schienenen Bericht im Abdruck. »Eltville, 24. Juni. (Sectionsversammlung des Vereins für Natur- kunde.) Im Hotel »Reisenbach« tagte heute die zahlreich besuchte Ver- sammlung der Vereinsmitglieder des nassauischen Vereins für Naturkunde. Eröffnet wurde die Sitzung, da der Vereinspräsident, Herr Regierungs- Präsident V. Wurmb, leider nicht erscheinen konnte, von Herrn Sani- tätsrath Dr. Arn. Pagenstecher. Den Vorsitz übernahm Herr Dr. Weide nbu seh, der die Anwesenden auf das herzlichste begrüsste. Hierauf hielt Herr Grubenbesitzer R e u s s einen äusserst lehrreichen und ansprechenden Vortrag über den »Kiedricher Sprudel«. Der Redner (Besitzer dieses Sprudels) entwickelte zunächst die geologischen Verhält- nisse des Taunusgebirges, namentlich diejenigen von Kiedrich, Wiesbaden und Soden, deren Heilquellen, wenn man von den Temperaturen des Wassers absehe, viele Uebereinstimmung zeigen ; dann schilderte er ein- gehend die in Kiedrich vorgenommeneu Bohrversuche, welche bis zu einer Tiefe von 183 Meter ausgeführt, äusserst günstige Resultate auf- weisen, da jetzt ein starker Sprudel von 18^ j.^ bis 19^ R. in jeder Minute 500 Liter Wasser liefert. Auch die chemische Analyse, welche neuer- dings Dr. Bischof aus Berlin vorgenommen hat, ist günstig, nament- lich in Bezug auf den Lithiumgehalt. Reicher Beifall wurde dem Redner zu Theil, als er nach Vorzeigung verschiedener Produkte seinen Vortrag schloss. — Da das zweite vortragende Vereinsmitglied am Erscheinen verhindert war, so erstattete Herr Apotheker Vi gen er aus Biebrich Jahrb. d. nass. Ver. f. Nut. 42. . b — XVIII — Bericht über die unter seiner Leitung stehenden botanischen Ausflüge. Redner entrollte ein anschauliches Bild über die grosse Thätigkeit der Scction auf diesem Zweige der Naturkunde. Nahe an 100 Ausflüge unter zahlreicher Betheiliguug der Mitglieder wurden in den letzten Jahren ausgeführt. Namentlich wurden die für Botaniker äusserst interessanten Gebiete : Mombach und Budenheim, die Umgebung von Kreuznach, Oppen- heim und der sogenannte »Hengster« zum öfteren besucht. Nachdem Redner dann noch auf seltenere Pflanzen im nassauischen Gebiete hin- gewiesen hatte, die erst neuerdings in demselben aufgefunden wurden, und nachdem er deren Standorte beschrieben hatte, lohnte reicher Bei- fall die Ausführungen, w^orauf der Schluss der Sitzung erfolgte. An ihn schloss sich unmittelbar das übliche Festmahl (40 Gedecke) an, das durch die ausgezeichnete Küche und die vorzüglichen Weine des Herrn Reise nbach und durch zahlreiche Trinksprüche die Gesellschaft in gehobene Stimmung versetzte. Nach aufgehobener Tafel begab sich die ganze Versammlung, die einen zu Wagen, die anderen zu Fuss, durch das romantische Seitenthal das Rheins nach Kiedrich, von wo nach kurzer Rast im Gasthaus »zum Engel« und nach Besichtigung der prächtigen Kirche und Kapelle gemeinschaftlich der Spaziergang nach dem 1 5 Minuten aufwärts gelegenen Sprudel angetreten wurde. Bei dem Betreten des schön geschmückten Rohbaues waren alle Gäste überrascht über den äusserst kräftigen Sprudel, der etwa in 1 Meter Höhe der Mutter Erde entspringt. Das Wasser, welches von zierlichen Nymphen in weissen Kleidern mit entsprechender Anrede den Gästen gereicht wurde, zeich- nete sich durch seine ausserordentliche Klarheit und seinen sehr ange- nehmen Geschmack aus. Nachdem dann der liebenswürdige Besitzer und Gastgeber Herr R e u s s noch die Art der Füllung des Wassers und die innere Einrichtung des Baues erklärt und seine Gäste bewirthet hatte, schieden alle mit dem Wunsche, den ein Herr Redner beim Mittagsmahl ausgesprochen hatte: »Möge es dem Schmerzenskinde des Herrn R e u s s , das sich schon jetzt zur gesunden Tochter entwickelt hat, später niemals an recht zahlreichen Kurmachern fehlen!« Ein geselliger Abend im Garten der »Burg Grass« beschloss das schöne, vom herrlichsten Wetter begünstigte Fest.« Yerzeicliniss der Mitglieder des Nassauischen Vereins für Naturkiiucle im August 1889/') I. Vorstand. Herr Regierungs-Präsiclent v. Wurmb, Director. « Sanitätsrath Dr. Arnold P a g e n s t e c h e r , Museums-Inspector und Vereinssecretär. « Hofratli Lehr, öconomischer Commissär. « Rentner Duderstadt, Rechnungsführer und Vorsteher der mine- ralogischen Section. « Professor Dr. Heinrich Fresenius, ] p . ^. , . rhvllit. Die westlichste davon ist bei Kiedrieh duroli Se '2 und 3 ziemlieh iiuiehtig eiit>Yiekelt. zieht sieh östlich über Fraiieustein bis zur Kohlheck, wo dieser Zug sein Ende erreicht. Er macht bei Kiedrieh eine Sattel- bildung, senkt sich gegen AVesten und verändert seine Streichungs- richtung, die sich bis zu südwestlichem Einfallen der Schichten aus- bildet, welche dann beim Kloster Eberbach unter den unterdevonischen Quarziten verschwinden. Der zweite, zugleich mächtigste Zug beginnt bei Dotzheim . zieht über AViesbaden . wo er seine grösste Mächtigkeit erreicht, nämlich von AViesbatlen über Xeroberg bis Himmelöhr: geht über Sonnenberg. Eambach bis Xaurod. yyo die Gneissschichten un- mittelbar an die Phyllite sich anlehnen, also hier ohne von Sericitschiefer im Hangenden bedeckt zu sein. Der südliehe Flügel setzt in bedeutender [Mächtigkeit über Auringen, Bremthal . Vockenhausen und von da in schmalerem Streifen zwischen dem Rossert und Fischbacherkopf und von da nur noch aus Se 2 bestehend über Schneidhain bis südlich von Falkenstein. Eigenthümlich ist dabei, dass sich von Bremthal bis Sehneid- hain eine Axe ziehen lässt, deren nördliche Parallelen nördlich, die südlichen dagegen südlich einfallen. Diese Zone ist im Liegenden von Se g, im Hangenden von Se b begleitet. - 125 — Die dritte Zone bogiiint bei Altcnliain iiordwcstlicli von Soden, zielit sieh in schmalem Streifen zwisclieii S(! ^ bis Miiinmolslieim und l>esteht haui)tsäehlich aus Sc 2, lii(; und da aus S«; 1. Wenngleich die Quelh^n von Kiedricli, Wiesbad(;n und Soeben gcmau auf der Streichungslinie d(T Schicht(ui in ha 4,4 lieg(ui, so ist do(di /u beachten, dass die Kiedricher Quellen in der ersten, die Wiesbadener in der zweitiMi (Jueisszoue, di(! Sodener abei' zieinlicli siullicli dci- dritten (Ineisszone aus dem Sericitschiefer ausstrcuiien. Alle drei Quellen kommen in gleichmässiger Knticriiuiig von (Umii die Sericitschichten südlich begleit(!nden J*liyHite zu U'age, allein der Socb'ner Sj)i-u(b'l ist im Hangenden (nc'irdiicb) eines IJasaltganges ((iiebeler) erbohrt, die Wiesbadener Quellen str-()men südlich eines i>asaltvorkommen aus, wie es von (b'r W(dlritzmühle bis Sonnenberg vernmthet wird (Koch) und die Kiedricher Sprudel sind nunmehr im Hangenden (nördlich) eines Kersantitganges erbohrt, der gleiches Streichen und Einfallen mit den (rneissen einhält. Die Quellen von Schlangenbad und Schwalbach ent- s])ringen n()i-(lli(di von Kiedi-icli aus dem Unterdevon. Wenn auch die einzeln vorkommenden Basalte, Diabase und Kern- santite einen Anhalt bi(!ten für vielfache Hebungen der Schichten, so zeigen anderseits die vielen zum Theil sehr mächtigen Quarzgänge, welclK^ die Schichten vom Unterdevon, Phyllit bis in die Sericite in un- unterbrochener Mächtigkeit quer durchsetzen , vielfache Verwürfe und Spalten, welche den unterirdischen Wasserzug auf grosse Strecken ver- mitteln uml somit zum Wasserreichthum der Quellen beitragen; doch will ich diese Gänge, als bekannt voraussetzend, nicht näher erörtern, und gehe nun über zur Schilderung der Umgegend von Kiedrich. Nachdem ich mir durch das bisher Beschriebene einen Einblick in das geognostischc Verhalten der Taunus- schichten im Allgemeinen verschaffte, beging ich die Umgegend von Kiedrich bis zum Salzborn im Salzbachthale. Auch nahm ich Einsicht von den Nachrichten über die früheren Arbeiten an der Salzquelle im Distrikt Salzborn, woraus hervorgcdit, dass schon im Jahre 1813 und später in 1856 verschiedene Versuche, bestehend theils in Bohrarbeiten, tlieils Stollenbetrieb, gemacht wurden, welche ergaben, dass die dortige (^»uelle auf einem Quarztrum angetroffen wurde, aber von einer be- deutenden , etwas höher gelegenen Süsswasserquelle , überströmt wird, welche die Arbeiten sehr erschwerte. Zugleich zog ich in I>etracht, dass die Quelle am Salzborn sehr abgelegen ist, wogegen das Thal von 126 Sericitschiefer Kiedricli für einen zukünftigen Bad- und Kurort eine weit vortheil- haftere Lage bietet. Ich beschränkte mich nunmehr auf Begehung des Kiedricher Thaies, wo früher auf der Wiese von Joh. Antoni eine Quelle, wenn auch nur sehr schwach, zu Tage getreten sein soll. In diesem Thale treten die älteren Schichten des Taunusgesteins (Sericite), obgleich auf verhältnissmässig kleinem Räume, in ziemlich vollständiger Reihenfolge auf, und sind besonders an dem östlichen Thal- gehänge in zutage tretenden Profilen leicht ersichtlich. Es folgen sich von Süden nach Norden betrachtet (Koch's geol. Karte, Blatt Eltville): a) grauer Ph3dlit mit südlichem Einfallen b) Se g Glimmer- c) Se b bunter d) Se g Glimmer- e) Se b bunter f) Se 3 feinschiefriger g) Se 2 flasrigschiefriger h) Se 3 feinschiefriger i) Se 2 flasrigschiefriger k) Se 3 feinschiefriger 1) Se b bunter Sercitschiefer m) Verschiedene Phyllite n) Unterdevon Die Sericitschichten bilden hier den schon erwähnten Sattel, dessen westlicher Flügel gegen Westen sich unter 20 — 30*^ neigt und unter dem Unterdevon bei Kloster Eberbach verschwandet. Zwischen f und g setzt ein Kersantitgang auf, der durch einen Stollen aufgeschlossen wurde, er ist 2m mächtig und hält gleiches Streichen und Einfallen mit den Sericiten ein. Versuche im Stollen. Einige Bürger von Kiedrich hatten diesen Stollen wegen der an seinen Stössen einsitzenden Spuren von Salzwasser im Jahre 1884 aufwältigen lassen. Als ich aber im No- vember 1885 denselben befahren wollte, w^ar er voll Wasser, so dass ich deren Abfluss in den Bach erst wieder herstellen musste und nun fand ich bei Befahrung desselben — er wurde s. Z. auf einen weiter östlich aufsetzenden Schwerspathgang getrieben — dass er in h a 3 auf eine Sericitgneiss ca. 70^ nordwestlich einfallend mit Streichen h a 4^/g. — 127 - Länge von ca. 60 m aufgefahren ist, während die Schichten in h a 4^/^ streichen, so dass also der an seinem Mundloche auftretende Kersantit- gang von 2 m Mächtigkeit an beiden Stössen auf eine Länge von je 6 m ansteht. Auf dieser Länge, wie auch am Contact mit Sericit, schwitzen nur Süsswasser aus, wogegen das Salzwasser erst ca. 24 m weiter östlich vom Kersantit, also im hangenden Sericitgneisse, in vierfachen Aus- schwitzungen sich namentlich dadurch verräth, dass da, wo das Salz- Avasser herausrinnt, ziemlich erhebliche Sinterbildungen von mangan- haltigem Eisenocker an den Stössen herunter den Lauf der Salzwasser anzeigen, so dass man sofort erkennt, wo Salzwasser und wo Süsswasser hervordringen. Diese Salzwasserzugänge sind hauptsächlich vom 24. bis 32. m, also auf eine Länge von 8 m sichtbar, von da ab war kein Salz- wasser im Stollen mehr bemerkbar, obwohl der Stollen noch ca. 30m weiter vorangetrieben ist, wohl aber hie und da noch einige Süsswasser. Wird der Kersantit als eruptiv betrachtet, so ersetzt er die Stelle des Basaltes in Bezug auf Ursache des aufsteigenden Thermalwassers, analog dem Basalte von Wiesbaden und Soden. Wenn aber trotzdem am Kersantit im Stollen kein Salzwasser bemerkbar war, so liess ich mich dadurch nicht beirren, sondern liess an beiden Stössen, da wo die Salzwasser einsitzen, hereinbrechen, nach dem Hangenden etwa 2 m, ohne eine Vermehrung der Salzwasser zu finden, nach dem Liegenden etwa 4 m, wo ich sehr quarzige zerklüftete Schichten antraf, die etwas mehr Salzwasser brachten (ca. 1 Zin 3 Minuten), auch bemerkte ich trotz dem schwachen Zuflüsse eine gewisse Energie des Aufdringens der dünnen Wasserstrählchen , welche nach einigen Tagen aus all den Klüften des Querortes ausrannen und aus den nunmehr angehauenen Klüften sich mehrten. Diese Erscheinung bestimmte mich zur ernstlicheren Aufsuchung der Therme. Erstes Bohrloch. Zur ersten Bohrung bestimmte ich einen Punkt 38 m im Hangenden des Kersantit und ca. 50 m in h a 8 westlich vom Stollenmundloch entfernt, womit ich bei 80 m Teufe den Kersantit zu erreichen hoffte. Dass der Quellenzug im Hangenden des Kersantit zu suchen war, darüber war ich nicht mehr im Zweifel, weil die Zu- sitzungen im Stollen sich im Hangenden befanden, ebenso das Zutage- treten in An ton i's Wiese im Hangenden stattfand, wogegen im Liegen- den nirgends eine Spur sich zeigte: ebenso ist die Quelle im Salzborn (ca. 800 m östlich vom ersten Bohrloch) im Hangenden des Kersantit. 16. « 2,25 22. « 1,33 30. « 2,84 — 128 — Die Bohrung begann am 9. Juni 1886, sie wurde durch Herrn Bohrunternehmer Fürst von Mainz ausgeführt, welcher gleichzeitig ein Bohrloch bei Saline Theodorhalle (Kreuznach) im Betrieb hatte. Nach- dem ein 2 m tiefes Schächtchen ausgeworfen war, wurde im festen Ge- stein durch Fabian'schen Freifall mittelst Handbetrieb gebohrt. Das Ergebniss war Folgendes: Am 9. Juni 1886 wurde das Schächtchen 2 m tief bis zum festen Gestein ausgeworfen und der Bohrbock gestellt. «10. «3 m gebohrt, bei 400 mm Durchmesser, wobei das Bach- « wasser in's Bohrloch drang, und da es aus dem losen Geröll viel Nachfall gab, so wurde ein eisernes Rohr auf 3 m eingesenkt Bis 16. « 2,25 « im festen Sericit gebohrt. Im Bohrmehl viel Quarz, im festen Sericit gebohrt. Mit weniger Quarzadern, wobei ^/2m sehr fest und quarzig war. Einzelne Stückchen im Bohrmehl deuten auf Ockerklüfte ; auch wird der Bohrmeissel rostig, was auf Spuren von Salzwasser hinweist. 5. Juli 2,58 « Bohrer abgebrochen und herausgeholt. Das Wasser wird salzreicher, auch steigen einzelne Bläschen Kohlensäure auf. Bohrmehl quarzig mit gelben Stückchen aus Ockerklüften ; das abfliessende Wasser setzt gelb-braunen Sinter ab. 12. «2 « Meisel wieder abgebrochen und heraufgeholt. Da das Wasser schon salzig schmeckt, auch die Kohlensäurebläschen sich mehren, das Bohrloch also bereits in den salzwasserführenden Schichten steht, so wurde, um die oberen Süsswasser abzusperren, in das Bohrloch eine 7./8. Aug. Röhrentour von Eisenblech , 240 mm Durchmesser bis 14m Teufe, eingehängt und der Zwischen- raum zwischen Rohr und Bohrlochswand mit Cement ausgegossen, worauf das Bohren 12. «1 « bei 225 mm fortgesetzt wurde, in so festem quarzig- klüftigem Sericit, dass der Meisel viermal des Tages geschärft werden musste. Das Wasser hatte 15 m — 129 in oberen Teufen lO^R., dann 11"R. und läuft jetzt in dünnen Strählchen über. In den Schichten wechseln dichter Sericit (der jetzt viele einzelne Schwefelkiespünktchen zeigt, welche theils in Eisen- oxydhydrat umgewandelt, theils unzersetzt sind) mit härteren quarzigen Bänken ab bis zum 39. m, so dass ich solche nicht weiter erwähne und nur das Verhalten des Wassers berücksichtige. Austiussmeiige ein Liter in Bis 16. Aug. bei 16,25 m Teufe 18. « « 19,00 20. « « 21,00 23. « « 23,50 25. « « 24,50 27. « « 26,50 31. « « 28,00 7. Sept. « 32,00 16. « « 35,00 21. - « 37,00 28. « « 38,00 6. Oct. « 39,00 11" R. — — ■ Secunden IIV2« « 0,7 /o 90 « I2V2' « 0,78 « 75 « 123// ,, 0,8 « 35 « 130 « 0,8 < 32 « 13,2" « 0,8 « 21 « 13,5" « 0, 8 « 18 « 14" « 0,83 « 12 « 14" « 0,82 « 8 « 14,2" « 0,82 « 7 « 14" . 0,82 « 5 « 14,5" « 0,83 « 1 « Temperatur Salzgehalt 11" R. — 11V2^« 0,7 "/o 121/2^ « 0,78 « 123// ,, 0,8 « 13" « 0,8 < 13,2" « 0,8 « 13,5" « 0, 8 « 14" « 0,83 « 14" « 0,82 « 14,2" « 0,82 « 14" - 0,82 « 14,5" « 0,83 « Die starke Vermehrung des Zustromes im 39. m rührt von einem Schusse mit 5 Pfund Dynamit her, welcher gethan wurde, um den im Bohrloche abgebrochenen Meisel zu zertrümmern. Leider ist dies nicht gelungen, daher wurde am 9. October durch den Ingenieuroffizier Herrn Lieutenant Gross und den Pionirsergeant Müller von der Mainzer Garnison abermals auf der Sohle des Bohrloches, d. h. auf dem ab- gebrochenen Meisel mit Schiessbaumwolle geschossen, leider auch ohne Erfol-g bezüglich des Meiseis, dagegen erhöhte sich der Wasserzudrang von 60 ^ pro Minute auf 240?. Mit diesem Resultate konnte ich zufrieden sein und stellte nun das Bohren ein, da ohnedies der Bohrmeissel trotz vielfach wiederholten Versuchen nicht heraufzubekommen war. Das Bohrloch wurde nun gesichert dadurch, dass oben auf das Rohr ein Holzpfropfen eingekeilt wurde. Durch diesen Pfropfen wurde ein Loch von 30mm gebohrt, damit das Wasser ausströmen konnte, Avobei es einen Sprudel von 1 m Höhe bildet. Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. 9 — 130 bis Februar « Juni « Oc tober bei gleichbleibendem Gehalt an Salzen 0,83 «/,. Seitdem dieser Sprudel sich selbt überlassen ist, strömt er gleich- massig aus, nahm aber an Temperatur zu, sie stieg vom 6. October 1886 mit 14^1^^ R. ~ 1887 auf 171/2^ « 1888 « 18» 1888 « ]8V2^ « Eine vorläufige Analyse, wodurch die Hauptbestandtheile der Quelle nachgewiesen wurden , theilte ich den Herren Aerzten in Eltville mit, welche auch Gelegenheit nahmen, das Wasser alsbald in ihrer Praxis anzuwenden. Sie soAvohl als auch die Heilanstalt Eichberg haben die ausserordentliche Heilkraft des Wassers sehr gerühmt. Yon dem Bohrmehle habe ich Proben von Meter zu Meter ge- nommen und halte solche hier in Geisenlieim in Verwahr; ich stelle sie den Herren Geologen behufs näherer Untersuchung mit Vergnügen zur Verfügung. Mittlerweile habe ich einen Vertrag für den Wasserversandt mit einem Berliner Geschäftshause abgeschlossen , welches das Wasser aus diesem Bohrloch I durch Herrn Dr. Bischoff, Gerichtschemiker in Berlin, untersuchen Hess; er fand am 30. November 1888 in 1000 Ge- wichtstheilen : Chlornatrium — kalium — lithium — calcium Bromnatrium Schwefelsaurer Kalk . — Strontian Phosphorsaurer Kalk . Kohlensaurer — . Kohlensaure Magnesia — Eisenoxydul — Manganoxydul 0,00172 Kieselsäure 0,05010 6,70913 0,51088 0,06132 0,75535 0,00213 0,10780 0.02950 0,00003 0,44430 0,10437 0,00271 8,77934 nebst Spuren von Jod, Arsen, Rubidium, Caesium und Baryum. Er- wähnenswerth hiebei ist der verhältnissmässig hohe Gehalt an Lithium. — 131 — Zweites Bohrloch. Durch den überaus günstigen Erfolg im ersten Bohrloche ermuthigt, entschloss ich mich, ein zweites tieferes Bohrloch niederzustossen. Wenn ich auch zuerst beabsichtigte, mit diesem neuen Bohrloche auf derselben linken Thalseite zu bleiben, auf welcher das erste niedergebracht ist, und es also etwa 50m in ha 12 N von diesem anzusetzen, so bestimmten mich nachher andere Gründe, auf die andere rechte Thalseite damit zu gehen , insbesondere , da der etwas abschüssige und moorige Wiesengrund das Aufstellen des Bohrthurmes und der Maschinen sehr erschwert hätte. Ich konnte dies umsoeher wagen, als das Thal selbst nur als ein Erosionsthal zu betrachten ist, so dass diese Thalbildung keinen Einfluss auf die tieferen Schichten haben kann. Anderntheils lässt die eingangs erwähnte Sattelbildung der Schichten in ihrer Streichungsrichtung, welche, wie erwähnt, nach Westen ca. 20 — 30*^ sich neigt, erwarten, dass ich hier die aufsteigenden Wasser in soviel tieferem geognostischem Horizonte erst erreichen würde. Zudem hat diese rechte Thalseite insofern eine günstigere örtlichere Lage , als ich das Bohrloch auf W aldboden un- mittelbar an einer gutgehaltenen breiten Strasse ansetzen konnte. Ich bestimmte demgemäss einen Punkt ca. 4 m westlich von erwähnter Strasse, so dass das Bohrloch 78m im Hangenden des Kersantit, der allerdings auf dieser Thalseite nicht mehr über Tage sichtbar ist, ferner 46 m im Hangenden vom ersten Bohrloche und von diesem 120 m in h a 6,4 W zu stehen kommt, womit ich also bei ca. 230 m Teufe den Kersantit zu erreichen hoife, sofern er sein Einfallen mit 70^ bis auf diese Teufe einhält. Diesen Punkt konnte ich umsomehr in's Auge fassen, als ja noch nicht feststeht, aus welchen Schichten des Gebirges die verwandten Quellen ihr Wasser, d. h. ihre Kohlensäure und Salz, erhalten. (Dr. Kin- kelin, die nutzbaren Gesteine des Taunus etc. 1888, fol. 37/40.) Denn wenn auch die eruptiven Gesteine — Basalt und Kersantit — im Allgemeinen bei ihrem Vorkommen mit der Streichungsrichtung der Sericite SW — NO zusammenfallen , so ist doch nirgends ein Quellen- ausfluss an ihrem Contacte mit dem Nebengestein erwiesen, ja die meisten, z. B. Homburg, Soden, Wiesbaden und jetzt auch Kiedrich, sie alle entspringen in gleichmässiger Entfernung vom Südrande des Ge- birges aus Klüften, welche ebenso wie die bekannten Quarzgänge senk- recht zur Streichungslinie stehen, und eben der sich nach Westen senkende Flügel des Sattels bei Kiedrich lässt auf stärker zerklüftete Schichten vermuthen und also auch auf reichlicheren Wasserzufluss. — 132 — Ich schloss nun mit Herrn Bohrunternehmer Em. Przibilla aus Köln einen Vertrag ab, wonach derselbe am 29. März 1887 seine Arbeit damit begann, dass er ein Schächtchen von 4 m abteufte , dann ein Rohr von 300mm einsetzte, durch welches er mit Fabian'schem Freifallbohrer erst von Hand bis 6m bohrte, dann besagtes Rohr auf diese Teufe senkte, in welcher das erste Süsswasser angetroffen wurde. Darauf wurde der Bohrthurm, Bohrschwengel und Kabelwinde aufgestellt, so dass am 14. April mit ordnungsmässigem Bohren begonnen werden konnte, nachdem das Bohrloch mittlerweile bis zu 10,74 m 7" weit niedergebracht war. Am 28. April 19 « durchteufte er eine Lettenkluft von 90 cm. Bis 4. Mai 30 « in mildem Sericit gebohrt, meist gelbliche Schichten. Von da ab nur 6" Durchmesser gebohrt. « 13. « 33 ^ sehr quarzige harte Schichten, welche Salzwasser- spuren zeigten. « 19. « 38 « abwechselnd mild und feste Schichten. « 25. « 40 « mit Verrohren bis 30 m Teufe begonnen. « 5. Juni Es musste nachgebohrt werden, weil die Rohre nicht glatt durchgingen. « 10. « 41 « die Verrohrung war gelungen und damit die oberen Süsswasser abgesperrt. « 15. « 43 « ziemlich milde, gelblich-grüne Schichten, von 43 — 53 « heller, weisslich-grüner Sericit; 53 — 55 « etwas härter. « 1. Juli 55 — 56« dto. grau-grün. « 7. « 56 — 58« sehr hart, Quarz mit Ockerklüften. « 10. « 58 — 59« dto. mit viel Quarz. Eine starke Quarzkluft hinderte das Weiter- bohren, insofern sie den Meisel abriss und das Bohrloch schief zu werden begann. Es wurden nun 2 Schüsse mit Dynamit je 5 Pfund gesetzt, doch konnte nur mit Mühe « 20. « 59 — 60« bei 152 mm Durchmesser gebohrt werden. In Folge dessen sollte mit Diamant gebohrt werden; erst wurde bis 60m mit Röhren von 130mm Durchmesser verrohrt und da der Ver- such mit Diamant missglückte, « 20. Nov. bis 67 « mit Freifall bei 123 mm fortgebohrt. i — 133 — Wir beschlossen nun, das ganze Bohrloch von oben an weiter zu bohren und so wurde vom 7. Januar bis 28. April 1888 bis 7 m mit 295 mm Durchmesser von da « 57 « « 250 « « nachgebohrt, aber auch bei dem grösseren Durchmesser war mit dem Stahlmeisel nichts mehr auszurichten, die quarzigen, stark einfallenden Schichten griffen den Stahl an , anstatt umgekehrt , und das Bohrloch wurde schief. Das Bohrloch steht vom 58. m an in dem sehr harten Sericitgneisse S 4 nach Koch. Die Temperatur des im Bohrloche befindlichen Wassers stieg nach und nach auf 16 ^R. Schon durch vorhin erwähnten Missstand, mehr aber noch, weil ich in Folge der wechselnden Beschaffenheit der Schichten eine genauere Kenntniss der durchsetzenden Quarzschichten und Klüfte durch zu er- bohrende Kerne nehmen wollte, entschloss ich mich, nunmehr zur Diamant- bohrung überzugehen und übertrug solche durch Vertrag an Herrn Bohr- ingenieur L u b i s c h aus Loslau, einem der ältesten und hervorragendsten Diamantbohrgeschäfte. Er begann seine Arbeit damit, dass er in dem erweiterten Bohr- loche vom 57,7 m an seine 1" Krone ansetzte und das Loch völlig concentrisch niederbohrte, was ihm mittelst seiner ausgezeichneten Maschinen möglich war; es gelang ihm auch bei starkem Diamanten- verbrauch. Er corrigirte das schiefe Bohrloch vom 4. — 13. August 1888 bis zu 65m Teufe, hing von oben an bis dahin 7" Röhren ein, theils um Nachfall zu verhüten, theils zur Führung seines Gestänges bezw. Bohrkronen; dann bohrte er bis 21. August bis 70,67m mit 6" Krone weiter. Es wurden stets sehr quarzige Schichten durchbohrt, vielfach zerklüftet, so dass die Kerne meistens an den Kluftflächen abbrachen und in Form grosser Brocken herauflvamen. Beim 69. m wurde eine starke Kluft mit Ocker angetroffen, welche ziemlich viel Wasser führte. Da aber das Wasser nur zum kleinsten Theil über den Bohrtäucher floss, wogegen der grössere Theil zwischen Rohr und Bohrlochswandung aufstieg, und im GeröUe verschwand, so war dies ein Beweis, dass der Fuss der 7" Rohre das frühere Bohrloch noch nicht abschloss, obschon die Kerne beim 65. m nahezu voll, d. h. ganz kreisrund waren. An der Zunahme der Kernsegmente vom 57. m bis zum vollen Kerne bei 66 m liess sich berechnen, dass das frühere Loch ca. 2 *^/q von der Senk- rechten, also 2mm auf Im, abwich, somit war bei 70,67m die alte — 134 — Bohrloch II vom 65sten Met. Diamantbohrung. \, IT^FTe^ /--^ N^ J BachsofUe Met. 30 R. 40 Bis 68 Met. ittit FABlAN'schem Freifall gebohrt - 90 10'/2 0 e. 1 140 ■ \ 1 Bis 65 Met. gehen 7" Röhreti Bis yo.Ss Met. gehen 6" Röhren und Knp/errohre So \ \ \ Ockerklii/te , welche die Ther^ne \ ziiDi Uebcrströinen brachten 16 0 Liter per Min. 16 1/0 0 32 V Schivefelkieskluft mit sch-Marzem Ueberzug 39 70C \\ I6V4O 95 \ \\ \ \ } Ockcrkliifte IMilder Sericit ohne Quarz 170 170 116 135 \ rzo ^ Schiue/elkiesklii/te / (gelb goldgläiizeiidj 171/2 0 162 •p^A \^ dicke Ockerkluft 17-V4 0 180 ^ \ o \ e \ MC f6c 1 \\\ w \ 171/20 I81/20 CO bS lach Stägigom Pumpen ^ \ < J7 Met. ) \ rsc "■vlJ. Quarzkliifte ohne Wasser. Bohr- vtehl blieb auf Sohle liegen und inusste mit Schappel ge- holt werden y^ \ ios Tnttir Bohrlochs- Durchmesser. — 135 — Bohrlochssohle von der jetzigen weit genug seitlich entfernt, um an- nehmen zu können, dass nun bei neuer Verrohrung der Wasserabschluss gelingen dürfte. Desshalb wurde nun eine zweite, jetzt 6" Röhrentour von oben bis unten in die 7" Röhrentour eingehängt, dann ein Conus von 18 cm auf o" gebohrt und nun trat das eingepumpte Spülwasser alle über den Bohrtäucher. ein Beweis, dass der Wasserabschluss gelungen war. Nun wurde in dem quarzklüftigen Gestein mit 4" Kronen weiter gebohrt, von nun an ohne Verrohrung. In den Klüften war meist Ocker und hie und da zeigten sich an dem sehr harten quarzigen Gestein grössere Parthien von Ueberkleidungen mit geschwärztem Schwefelkiese, bis beim 72. m wieder etwas milderes Gestein angetroifen wurde; dies war der Gebirgs Wechsel zwischen Se 3 und Se 2. Am 25. Aug. bei 76 m Teufe wurde eine ziemlich dicke Ockerkluft durchbohrt, welche stark Avasserführend ist, so dass von nun an das Wasser über den Bohr- täucher strömte, auch wenn kein Spülwasser in's Bohrloch gepumpt wurde. « 27. « « 82 « sehr gleichmässiger milder grüner Sericit mit wenig Quarz. Das Wasser hat 16^ R. « 28. « «86« starke Quarzkluft, das Wasser bei I6i//R. strömt stark moussirend über. « 29. « « 90 « eine Schichte milder Sericitschiefer ohne Quarz. Ausfluss 32 / p. Min. Sericitgneiss mit fester Quarzschicht 39 « « dto. « Ockerkluft 95 « « Quarz u. Ockerklüfte,Wasser lÖ-^/g« 101 « « I dto. hellgrüne Sericite mit Quarz- und Ockerklüften etwas dunklerer Sericit Ocker- u. Schwefelkieskluft harte Sericite Damit stellte ich das Bohren ein, weil vom 1,45. m keine Wasser- zunahme mehr stattfand Dies Hess sich auch schon daraus vermuthen, weil vom 160. m das sich ergebende Bohrmehl als Depot auf der Sohle liegen blieb und nicht mehr wie bisher durch die Kraft des aufsteigenden 30. « « 92 31. « « 95 1. Sept. « 99 4. « « 103 6. « « 112 10. « « 120 11. « « 125 15. « « 145 9^ Octbr. 183,8 170 116 17« 120 17^^ 135 17'^ 162 17,3'^ 202 18^ 200 — 136 — Wassers herausgespült Avurde, so dass es bei jeder Ziehung erst mit der Schappel heraufgeholt werden musste. Ferner waren vom 150. m an gar keine Ockerklüfte mehr angetroffen worden, sondern nur noch Schwefelkiesklüfte, bei denen der Schwefelkies nicht mehr den schwärz- lichen Ueberzug hatte, sondern mehr seinen metallischen gelben Glanz zeigte. Vielfach zeigten sich in dieser unteren Teufe auch Kupferkiese und derbe Bleiglanzkrystalle auf den zahlreichen^ Klüften, auch sind die Klüfte jetzt mit hübsch krjstallisirten Quarzdrusen ausgekleidet, was alles dafür spricht, dass kein Salzwasser mehr in ihnen aufsteigt. Bei Betrachtung der Kerne habe ich den Eindruck gewonnen, als seien die Schwefelkiesklüfte, d. i. die Auskleidung der Klüfte mit Schwefel- kies, viel älter als die Ockerklüfte , so dass erstere einer viel älteren Periode der Umwandlung des Taunusgesteins angehören, als die so recent sich zeigenden Ockerausfüllungen. Ich spreche dies aus dem Grunde hier aus, um die Herren Geologen, welche die Kernsammlung behufs weiterer Untersuchung dieser Schichten durchsehen werden, darauf aufmerksam zu machen. Nur wenige Klüfte finden sich, in denen Ocker und Schwefelkies zusammen vorkommen, dagegen befinden sich Ocker- klüfte oft ganz nahe bei Schwefelkiesklüften, namentlich im 148. m, so dass ich in dem Bohrlochsprofile wohl die Eintheilung in Zonen treffen konnte, welche ich vom 60. — llO.m als Ockerzone, « 110. — 160. « « 4 Ende April. Frkft. = Frankfurt. Str. = zu streichen. Omophron limbatus F. — 25. 8. 86 in der Xähe des Frkf. Forsthauses. Wenn auf den Grabenrand Wasser gegossen wurde, kam das Thier massenhaft zum Vorschein. (A. Weis.) Cychrus attenuatus F. — 28. 9. 84 am Zacken unter Stein (Feldberg- gebiet) von A. Weis gef. Carabus glabratus Payk. — fand v. H. 9. 6. 88 auf der Feldbergkuppe, sonst in der Ebene Frankfurter Wald. Calosoma inquisitor F. — (blau) im Dambachthal bei Wsb. (Hrb.) Leistus spinibarbis F. — Wsb. >> 9 auf der Platte. L. ferrugineus L. — W^sb. = 4 und > 9. Beide von Frck. gef. 7. Dyschirius Bonellii Putz. — 3 St. von Hrb. in einer Sandgrube bei Schierstein gef. Lionychus quadrillum Dft. — Rüdesheim = 9. (Frck.) Lebia crux minor L. — Schierstein am Hafen auf Tanacetum = 9 (Frck.), auch von Hrb. an der Stickelmühle bei W^sb. auf Haselstrauch gef. Masoreus Wetterhalli Gyll. — Y. 87 bei Gonsenheim (Mainz) am Wald- rande unter Unkrauthaufen von Mühl gef. Callistus lunatus F. — Mainz, Mombacher Thor, Wallgraben 19. 4. 86. (Schf.) Synuchus (Taphria) nivalis Panz. — Montabaur l> 7, Engenhahn 5. 9. (Frck.) Olisthopus rotundatus Payk. — Oberzeugheim 14. 6. 83 unter einem Basaltstein etwa ein Dutzend Stücke, die eben ausgekrochen waren (Frck.), Camberg unter Moos in Kiefernschonungen IV. 85 mehr- fach. (Mühl.) Pterostichus (Poecilus) dimidiatus Oliv. — Frauenstein, Wsb. im Spät- sommer auf lettigem Boden, ebenda 27. 4. 88. (Frck.) - 153 — P. (Poecilus) puuctulatus F. — Mainz, Hechtsheimer Hölie Sand- grube. (Schf.) Pt. (Pedius) inaequalis Mrsli. — Wsb. 1 St. (Frck.) 29. Pt. melas Creutz. — = 8 und < 9 unter Steinen bei Wsb. 1882 hcäufig, nachher nicht wieder gef., auch vorher nicht (Frck.). — V. H. sah die Stücke. Pt. (Argutor) interstinctus Stm. — Wsb. 1 St. (Frck.) Molops elatus F. — Wsb. 24. 5. 88 Oberaar = 4. (Frck.) Amara lunicollis Schdte. — Wsb. 29. 7., Hadamar 7. 4., Engenhahn 6. 9. (Frck.) A. Patricia Dft. — Wsb. 11. 8. 85 auf einem Feldwege nahe bei Wsb. (Frck.) A. plebeja Gyll. — Wsb. auf der Dotzheimer Landstrasse = 7 (Frck.), seither nur Nassau. A. eurynota Panz. (acuminata Payk.) — Wsb. Schiersteiuer Weg ein Weib unter einem Stein 26. 9. 88. (Frck.) Anisodactylus nemorivagus Dft. — Wsb. 16. 5. 88. (Frck.) Ophonus azureus F. — Wsb. 2. 6. 87. (Frck.) 0. brevicoUis Serv. — Wsb. = 4. (Frck.) 0. puncticollis Payk. — Wsb. von April bis Octob. besonders unter Bauschutt häufig. (Frck.) 0. cordatus Dft. — < 6 bei Wsb. einige St. (Mühl.) 0. maculicornis Dft. — Auf dem Scharlachberg bei Bingen 13. 4. 83 von A. Weis gef. — Sonst Ems. (Nachtr. III.) Harpalus latus L. — Wsb. = 7, Schlossborn im Feld unter einem Stein ein Mann 24. 9. 88. (Frck.) H. luteicornis Dft. — Wsb. 12. 4. 84 an dem Feldbrand auf dem Schiersteiner Weg. (Frck.) H. caspius Stev. — Wsb. 4 und = 7. (Frck.) H. serripes Quens. — Wsb. im Frühjahr. (Frck.) H. Frölichi Sturm. — Wsb. = 5. 88 (Frck.) = tardus im Haupt- verzeichniss. 10. Acupalpus flavicollis Stm. — 2 St. Mainz 1885 (Schnitze). Neu als Art, war als Varietät aufgeführt. Die Acupalpus sind von Stenolophus generisch zu trennen. Bembidion (Ocys) harpaloides Serv. — Kostheim im Genist des Main Y. 87. (Schultze). Sonst Schierstein (Nachtrag III.) — Schwanheimer Wald 19. 5. 86. (Schf.) _ 154 — 38. B. (Emphanes) gilvipes Sturm (Mannerheimi Dej.). — H. 88. Georgentlialer Hof bei Wsb. aus Laub am Rande einer Pfütze im Wald gesiebt. (Mühl.) 39. B. (Bracteon) foraminosum Stm. 40. B. (Br.) argenteolum Ahr. et var. azureum Gebl. B. (Br.) striatum F. — Die vier letzten Arten von Hrb. 1885 bei Mom- bacli im Rheinsand gef. ; azureum auch Juni 88 bei Schierstein. Dytiscidae. Die Dytisciden sind neuerdings von Dr. von Seidlitz bearbeitet, derselbe revidirte auch die v. Heyden'sche Sammlung. Danach ist folgendes zu bemerken: Haliplus. Wir haben im Gebiet 13 Arten: elevatus (der aber genus Brychius bildet), obliquus F. (amoenus Bedel non Oliv.), lineato- collis, ruficollis (Nassau), fluviatilis, variegatus, fulvus, flavicollis Stm., cinereus, Heydeni, immaculatus, lineatus (Wetzlar). Str. H. lineolatus Wehncke (non Mnhm.) = var. von immaculatus. 13. H. striatus Wehncke. Ein Stück in Sammig. v. H. aus Frkft. als ruficollis. Die Anzahl der Arten bleibt also dieselbe. Hydroporus palustris L. var. lituratus Panz. Ebenso häufig bei Frkft. wie die Stammart. H. nigrita F. von Königstein richtig. 9. Agabus (Gaurodytes) nitidus F. (melas Aube) var. pauper Schilsky. Königstein im Taunus, auch Hohe Yogelsberg. (L. v. H.) Rantus. Wir haben 4 Arten im Gebiet: 1. conspersus Gyll. (pulverosus Steph.) No. 1 des Verz. 2. notatus F. (frontalis Marsh.) No. 2 des Verz. 3. adspersus F. (agilis Lac, bistriatus Bedel non Bergstr.) Xo. 3 des Verz. 4. exoletus Forst, (adspersus Panz.) — No. 4 des Verz. Graphoderes cinereus L. var. intermedius Westhf. — Frkft. (v. H.) Hydroporus halensis F. — Wsb. im Septbr. in einem Tümpel in Menge. (Frck.) H. nigrita F. — Wsb. häufig. (Frck.) Colymbetes Grapii Gyll. — Wsb. 24. 5. 84 einmal. (Frck.) Agabus (Gaurodytes) didymus Oliv. — Wsb. = 5. (Frck.) A. (G.) guttatus Payk. — 12. 5., == 6, > 9, > 10 Wsb. (Frck.) In der Ruhe liegen sie flach auf dem Boden des Tümpels. - 155 — Gjrinldae. G^Tinus bicolor Payk. — v. H. besitzt ein bei Fr. von v. Twardowski gef. Ex. — G. niarinus Gyll. 2. 4. 88 von Sattler bei Bocken- heim gef. (L. V. H. vid.) G. mergus Ahrens. — > 6 Hengster bei Oifenbach selten. G. natator Ahrens. — Ebenda häufig. [str. G. opacus Sahlb. ist nordische Art, nicht bei uns.] Da mergus und natator zwei Arten bilden, opacus aber entfällt, so bleibt die Zahl der bei uns vorkommenden Arten 5. HydropliUidae. Philydrus. — Unsere 4 Arten sind : (von Kuwert revidirt.) 1. Ph. frontalis Er. (nigricans Thoms. non Zett.) — Fr. einmal. 2. Ph. testaceus F. et var. lineatus Kuw. — Beide von Wissels- heim in der ^Yetterau. Hierher No. 1 des Hauptverzeichnisses. Ph. halophilus aus Nachtr. lY zu streichen, gehört hierher. 3. Ph. melanocephalus Oliv. — No. 2 des Hauptverz. 4. Ph. (subg. Agraphilydrus Kuw.) affinis Thbg. — No. 5 des Hauptverz. zum Theil. Fr. — Andere als marginellus früher bezeichnete Stücke gehören zu Cymbiodyta marginellus F. (ovalis Thms.) Siehe Nachtr. HI. Helochares (von Kuwert revidirt). Im Gebiet kommen 2 Arten vor: 1. lividus Forst, (griseus F.) Frankfurt. 2. dilutus Er. (pallidus Rossi). — Hierher punctatus aus Hauptverz. der mehr im Süden vorkommt, aber von Lüttich in Sammig. V. H. — Siehe Xachtr. III. Laccobius (von Kuwert revidirt). — L. nigriceps Thoms. (No. 1) und maculiceps Rottb. (No. 3) und var. minor Rottbg. (Nachtr. I) entfallen. 1. L. sinuatus Motsch. ^ 8 Wisseisheim in der ^Yetterau (nicht weit von Friedberg) in Salzwasser. var. siculus Kuw. 2 Ex. Fr. (v. H.) 2. L. obscurus Rottbg. (Nachtr. III) V. albescens Rottbg. Fr. 1 Ex. (v. H.) 3. L. alutaceus Thoms. — Fr. 1 Ex. 4. L. minutus L. — Cronthal im Taunus (als alutaceus seither bestimmt). — 156 — 5. Limnebius aluta Bedel (atomus Gerh.) — Fr. (v. H.) unter picinus. L. picinus Marsh. — Wsb. 1888 im Frühjahr ein Ex. (Frck.) Helophorus (von Kuwert revidirt). — 1. H. rugosus Oliv, und 2. nubilus F. gehören zur Gattung Empleurus Hope. (Numerirung ist neu.) 3. H. aquaticus L. var. Milleri Kuw. Rumpenheim (v. H.) var. aequalis Thoms. Nauheim 1 Ex. (v. H.) 4. H. griseus Hbst. (granularis Thoms.) 5. H. planicollis Thoms. Soden (als dorsalis.) [H. obscurus in Sammig. Heyden nicht aus dem Gebiet.] 6. H. granularis L. (flavipes Stm., griseus Thoms.) var. afünis Marsh. — Hohe Mark im Taunus. — Also nur 6 sichere Arten aus dem südlichen Gebiet und sind die No. 5, 6, 7, 8 des Hauptverz. zweifelhaft geworden. Ochthebius pygmaeus Gyll. var. lutescens Kuwert. Rumpenheim 1 Stück (unter 0. margipallens Hauptverz. No. 1.) 8. Och. margipallens Latr. — Taunus l St. Hydraena Sieboldi Rosh. — Schwarzbach bei Hofheim. (v. H.) Spliaeridiidae. Cercyon haemorrhous Gyll. — Schierstein 27. 5. 88 am Rheinufer im Sand. (Frck.) C. unipuuctatus L. — Wsb. >. 3 und 1. Oct. (Frck.) Dryopidae. Latelmis (Reitter) Mülleri Er. — :> 6 bei Biebrich am Rheinufer ge- köschert. (Mühl.) 3. Esolus pygmaeus Müller. — Juni 87 bei Biebrich am Rheinufer. (Mühl.) Heteroceridae. Heterocerus fusculus Ksw. — Offenbach, Bieberer Höhe, fliegend, 4. 5. 88. (Schf.) Scarabaeidae. 11. Onthophagus Amyntas Oliv. (Hübneri F.) — Auf dem Weg an der Wisper bei Lorch 23. 7. 86 ein Weibchen. (Frck.) — Neu für unser Gebiet. — 157 — Aphodius. — In der Deutsch. Ent. Zeit. 1888, gab J. Schilsky eine Aufzählung der deutschen Aphodius -Arten. Danach kommen in unserem Gebiet noch folgende Varietäten vor, die in dem Haupt- verzeichniss nicht aufgeführt sind: A. erraticus L. var. striolatus Gebl. (submaculatus Muls.). var. fumigatus Muls. A. subterraneus L. var. fuscipennis Muls. A. granarius L. var. concolor Muls. A. sordidus F. var. 4 punctatus Panz. var. 2 punctatellus Muls. A. rufus Moll frufescens F.) v. arcuatus Moll. — > 9 in Kuhmist. A. inquinatus F. var. nubilus Panz. var. centrolineatus Panz. Beide bei Fr. und Enkheim. var. confluens Schilsky. A. melanostictus Schmidt var. submaculatus Muls. A. tessulatus Payk. var. umbrosus Muls. A. sanguinolentus Panz. var. apicalis Schilsky. Hierher das Stück von Dr. Boettger bei Fr. gef. im Hauptverz. var. similis Schilsky = var. c. des Hauptverz. A. punctatosulcatus Sturm, var. marginalls Steph. et obscurellus Schilsky. — Wo kein Fundort angegeben, ist Frankfurt zu verstehen. A. scrofa F. — I> 5 bei Wsb. in Schafmist mehrfach gef. (Frck.) 43. A. arenariusOllv. — Wsb. 15. 5. u. 19. 7. 88 in Schafmist gef. (Frck.) 1. Aegilia rufa F. — Gattung und Art neu für unser Gebiet; grosse Seltenheit und in den letzten Jahrzehnten fast ausschliesslich vom verstorbenen Braselmann bei Düsseldorf im Flusssand gefunden. Hauptmann Herber fand 2. 7. 88 auf einer Rheinhalbinsel, Schierstein gegenüber, das interessante Thierchen im Sande ; ebenso Oberst Schnitze in der Mainzer Gegend. Psammobius cruciatosulcatus Preyssl. — Mombach unter einem Stein, der auf Sand lag. 5 Ex. Juli 86. (Schf.) Odontaeus mobilicornis F. — Von Sattler ein Weib 86 im Frkft. Wald gef. Hoplia philanthus Sulz. — Heuchelheim bei Hadamar 14. 6. 88 ein Weib an Gras. (Frck.) Anisoplia villosa Goeze (agricola F.) — Bad Homburg 1. 6. 86. (Frck.) Trox perlatus Goeze. — Bei Mainz h., Fort Carl = 5. 84, Hechtheimer Sandgrube 5. 85, an todter Krähe 19. 4. 86 sieben Ex. (Schf.) — 158 — T. scaber L. — Scliwanheimer Wald 19. 5. 86 fliegend. (Schf.) Aiioxia • villosa F. — An dem bekannten Fundorte, Pionnier Uebungs- platz bei Castel ^ 7. 85 Abends li. fliegend. (Schf.) Khizotrogus ruflcornis F. — Mainz auf dem grossen Sande früh 8 Uhr fliegend, besonders in den ersten Militärscheibenständen 29. 5. 86. (Schf.) Cetonia speciosissima Scop. — Niederrad > 6. 82 im Keller der katho- lischen Schule. (Frck.) — 1. 11. 85 zwei lebende Ex. vom Nero- berg von Hrn. Abi er an Hrb. gegeben. — 10. 10. 85 u. 12. 10. 86 von Sattler im Frft. Wald gef. C. marmorata F. — In Mainz von Laudwirthschaftslehrer Dem aus Worms in einer Birne eingefressen gefunden und lebend an v. H. gesandt Sept. 87. Osmoderma eremita L. — 4. 7. 86 aus Larven vom Neroberg gezogen. (Hrb.) Trichius fasciatus L. und abdominalis Mentr. — Von beiden Arten gab V. Hey den eine Aufzählung der Varietäten in Deutsch. Ent. Zeitschr. 1889, Heft I. Danach kommen in unserem Gebiet vor: T. fasciatus Hauptform A. (dubius Muls.) var. commutatus de Rossi Fr. Bockenheim. Hauptform B. (interruptus Muls.) var. vulgaris de Rossi. — Fuchstanz am Feldberg, Hohe Mark im Taunus. var. Fabricii de Rossi. — Fuchstanz. Hauptform C. var. succinctus F. — Bockenheim, Fuchstanz, Nassau. (Budbg.) T. abdominalis. — Typisch: Fr. V. dorsalis Muls. — Fr., Fuchstanz. Buprestidae. Eurythyrea scutellaris Oliv. — Auf einem Zimmerplatz im Dambach- thal bei Wsb. Sommer 1884 von Hrn. Bernhard Jacob gefangen und im Besitze von Hrn. Geheime Rath Bier freund. Phaenops cyanea F. — 88 auf gefällten Kiefernstämmen im Frkft. Wald ziemlich häufig. (Sattler.) Anthaxia Salicis F. — Am Neroberg im Mai in Menge auf Blumen. (Hrb). Bockenheim 24. 5. 88 in Menge an Eichenpfosten in der Mittag- sonne in copula von Hrn. Heusler und v. H. gef. 9. A. morio F. — An der Hammermtihle bei Wsb. 2. 6. 85 von Hrb. gef. Neu für das Gebiet. — 159 — Chrysobothris affinis F. — Ein Ex. an absterbendem Pflaumenbaum, Mombacb (Scbf.), von Sattler im Frkft. Wald 88 auf gefällten Eicbenstämmen ziemlich häufig. Agrilus sinuatus Oliv. — Bei Weilburg von Gymnasiast Soyberth an einer Waldwiese gef. A. coeruleus Rossi. — Offenbach, Lauterborn. (Schf.) A. pannonicus Piller (biguttatus F.) — Die grüne Stammart scheint bei uns seltener als die blaue var. coerulescens Schilsky. Auch die erzglänzende var. aenescens Schilsky kommt bei uns vor. 3. Aphanisticus elongatus Villa. — Im Juni 86 im Taunus, Juni 87 bei Wsb. je einmal von Mühl gef. — v. H. sah ein Ex. dieser für das Gebiet neuen Art. A. emarginatus F. — Offenbach Wiesen an der Käsmühle meist Abends geschöpft. (Schf.) Eucnemidae. 4. Throscus obtusus Curtis (pusillus Heer). — Von dieser sonst mehr südlichen Art fand Mühl Sept. 87 in Wsb. ein Ex. im Zimmer am Fenster ; v. H. besitzt ein Ex. aus Hanau ; ein Ex. bei Mom- bach 8. 5. 84. (Schf.) Str. Thr. exul Bonvoul. hat zu entfallen, das Ex. ist nach genauester Untersuchung von Fauvel ein obtusus Mann von Soden. Die Zahl unserer Throscus- Arten bleibt 4. Th. brevicollis Bouv. > 4 bei Wsb. auf einer Sumpfwiese in grosser Zahl auf trockenen Binsenhalmen des Abends geschöpft. (Frck.) Lathridlidae. Cartodere elongata Curt. — In Wsb. in Kellern bei Schimmel. (Mühl.) 14. Corticaria crenulata Gyll. — Bei Wsb. unter Laub im Frühjahr mehrfach. (Mühl.) Melanophthalma similata Gyll. — Wsb. > 8 von einer Wiese ge- köschert. (Frck.) M. fuscula Hm. var. trifoveolata Redtb. — 23. 8. 88 von einer Klee- wiese bei Wsb. gestreift. (Frck.) 3, Alexia pilosa Panz. — Einzeln im Taunus bei Hahn im Herbst aus Moos gesiebt. (Mühl.) Neu für Gebiet. Myrmecoxenus subterraneus Chevr. — Wsb. im April. (Frck.) Cryptopliagidae. Aspidiphorus orbiculatus Gyll. — Mombach = 5. 84 geschöpft. (Schf.) 23. Atomaria alpina Heer (elongatula Er.) — Bei Wsb. unter Laub im Frühjahr mehrfach. (Mühl.) Paramecosoma melanophthalmum Hbst. — Mai 86 und 87 häufig im Genist der Lahn zwischen Weilburg und Limburg. (Mühl.) Antherophagus nigricornis F. — Wsb. = 7 auf Baldrian 1 St. (Frck.) Erotylidae. Combocerus glaber Schall. — Sandgrube an der Schiersteiner Landstrasse 8. 5. 88. (Hrb.) Telmatopliilidae. Diplocoelus fagi Guer. — Neuwiesenschneisse bei Oftenbach unter Buchen- rinde 10. 5. 88. (Schf.) 11* — 164 — Cocciiiellidae. Adalia obliterata L. — 16. 11. 85. Unter Plataneiirinde in den Wies- badener Curanlagen. (Hrb.) Coccinella 18. punctata Scop. var. impustulata L. — !> 5 in grösserer Zahl bei Scliwanheim von Eiclien geklopft. (Mühl.) C. 10. punctata L. (variabilis F.) var. nigrina Weise. Von Eichen bei Mombach, Käsmühle bei Offenbach 24. 7. 88. (Schf.) C. hieroglyphica L. — Wsb. 29. 5. 88 geklopft. (Frck.) 12. Halyzia 15. guttata F. — Von J. Schneider in Münster bei Soden im Taunus gef. — (Von L. v. H. bestimmt.) H. 20. guttata L. var. Linnei Wse. (Siehe Nachtr. III.) Juli 87 Frkf. Wald, Königsbrünnchen 1 Ex. (Sattler.) Exochomus nigromaculatus Goeze (auritus Scrb.) — Käsmühle bei Offen- bach 24. 7. 88. (Schf.) Scymnus Apetzi Muls. — Wsb. = 6 an einem Haus. (Frck.) S. (Pullus) abietis Payk. — Studentenweg bei Mainz 28. 5. 86. (Schf.) Corylopliidae. Sacium obscurum Sahlb. — An rindenloser Rothbuche, Wolfschneise bei Offenbach 1. 6. 87. (Schf.) Trichopterygidae. Dr. Flach hat die Trichopterygidae der Sammig. von Hey den revidirt. Danach kommen bei Frankfurt vor: 1. Ptenidium laevigatum Gillm. — Frkft. Wald obere SaustiegeTbei Formica fuliginosa. — 2. Pt. Gessneri Er., 3. pusillum Gyll., 4. apicale Er., 5. fuscicorne Er., 6. formicetorum Krtz., alle richtig. Die Artenzahl bleibt dieselbe. 1. Ptilium Kunzei Heer richtig; hierher die im Hauptverz. erwähnten angustatum von Ems. — 2. angustatum Er. 2 St. Frkft. (C. H.) — 3. minutissimum Web. richtig. — 4. inquilinum Er. 1 St. Frkft. (C. H.) — 5. caesum Er. Hierher die Stücke canaliculat. aus Enkheim im Hauptverz. Str. Pt. canaliculatum Er. — Flach schreibt: Fehlt in der Sammig. von Frkft., ist aber dort sicher so häufig wie überall. Die Arten- zahl vermindert sich also um eine. — 165 — Die Neuglenes-Artenjbilden immer eine geflügelte Form mit deutlichen und eine ungeflügelte mit rudimentären Augen. N. testaceus Heer und apterus Guer. richtig; die Artzahl bleibt 2. Aderces suturalis Heer richtig. 1. Trichopteryx lata Matth. — Ueberall, auch bei Frkft. gemein unter Laub. — 2. fascicularis Hbst. selten. — 3. atomaria Deg. gemein besonders unter Moos. str. thoracica Gillm. Die Frkft. Stücke sind sericans Heer. str. pumlla Er. als Art, weil Weib von 4. brevipennis Er. Frkft. 1 Stück. str. pygmaea Er. Nicht von Frkft. in Sammig. v. H. — 5. sericans Heer (depressa Gillm.) gemein bei Frkft. — 6. grandicollis Mhm. Ebenso. Es sind also 3 Arten zu streichen und vermindert sich die Artenzahl im Gebiet auf 6. Scapliidiidae. Scaphidium 4. maculatum Oliv. — Hainbachskopf bei Offenbach an Pilzen 7. 5. 87. (Schf.) Scaphium immaculatum Oliv. — An blutenden pilzigen Eichenstümpfen nahe der Tempelseemühle bei Offenbach 8. 6. 88. (Schf.) Scaphosoma agaricinum Oliv. — Offenbach 7. 5. 88. (Schf.) Silplildae. 13. Anisotoma hybrida Er. — Aug. 86 bei Camberg im Taunus unter Steinen. (Mühl.) — Neu für Gebiet; seltene Art. Amphicyllus globus F. var. staphylaea Gyll. — Offenbach Schäferborn 3. 6. 88 vier Ex. an saftigen Eichenstümpfen. (Schf.) Auch von Mühl mit der Stammart >> 4 am Neroberg zahlreich aus Laub gesiebt. Agyrtes castaneus Fröl. — Rohrmühle bei Offenbach, Abends fliegend 7. 5. 88. (Schf.) Xylodrepa 4. punctata L. — . Leimkaut bei Offenbach 29. 5. 87 an Eichenklaftern. (Schf.) Phosphuga atrata L. var. brunnea Hbst. Nassau (Frck.). Deutsch. Ent. Zeit. 1888, p. 325. Necrophorus sepultor Charp. — Zeilsheim 9. 7. 88. (Frck.) Colon viennense Hbst. und C. angulare Er. — > 6. Einige Stücke bei Wsb. (Mühl.) — 166 — C. calcaratum Er. — Einzelne Stücke bei Hahnstätten, Mombacli und Schierstein im Juni und Juli in den Nachmittagsstunden, (Mühl.) C. appendiculatum Sahlb. — 1 St. an der Saalburg bei Homburg v. d. H. 24. 5. 88 an schimmelnden Eichenstubben. (Schf.) Nach Forstmeister Mühl waren von 60 Colon, die er in den letzten Jahren bei Wsb. fand, 2/5 viennense, 2/5 brunneum, der Rest appendiculatum, dentipes, angulare und calcaratum. Catops (Ptomaphagus) sericatus Chaud. (sBriceus Reitt.) — Hierher alle seither als sericeus benannte Stücke. Letztere ist eine seltene, mehr Österreich. Art. Nach Mühl gehören alle von ihm im Gebiet gefundenen sericeus zu sericatus. Den Sericeus besitzt auch er nur aus Wien. Str. C. sericeus Panz. C. aflinis Steph. (nigrita Er.) — Wsb. 4. 8. 88 aus Laub gesiebt. (Frck.) C. (Nargus) velox Spence. — ^6 Wsb. (Mühl.) Choleva intermedia Krtz. — Bockenheim im Garten. (L. v. H.) Ch. agilis Illig. — Bei Wsb. im November an Häuser angeflogen. (Frck.) Scydmaeiiidae. Scydmaenus pusillus Müll. — Schwanheim 15. 5. 86. (Schf.) Neuraphes Sparshalli Denny. — >> 5. 88 bei Wsb. mehrfach aus Moos gesiebt. (Mühl.) Pselapliidae. Tychus niger Payk. var. dichrous Schmidt. — April 87 im Taunus bei Wsb. gesiebt 1 St. (Mühl.) Bythinus bulbifer Reiclib. und B. puncticollis Denny (Nachtr. 11.) von Schf. bei Offenbach gef. Stapliyliiiidae. Phloeocharis subtilissima Mhm. — Von Schf. bei Offenbach 1888 gef. Omalium rufipes Fourcr. (florale Er.) — Varietät mit je einem gelben Diskoidalfleck der Decken > 4 unter einem Stein. (Frck.) X. glabratus Grav. — Bockenheim 12. 7. 86 auf der Strasse im Flug gef. (Frck.) Staphylinus stercorarius Oliv. — Wsb. 7. (Frck.) — 168 — St. edentulus Bloch. — Wsb. von Herbst bis Frühjahr h. — Rüdesheim ^ 5 einen Tausendfuss am zerkneipten Kopf aussaugend. (Frck.) Actobius cinerascens Grav. — Von Schf. bei Üffenbach gef. Philonthus decorus Grav. — Wsb. 1. 5. 88 unter Laub. (Frck.) Ph. micans Grav. — Von Schf. bei Offenbach gef. Ph. varius var. bimaculatus Grav. — Wsb. 14. 5. 88 auf einer Wiese. (Frck.) 44. Ph. cyanipennis F. — :> 9. 88 bei Aumenau im Walde an Pilzen. (Mühl.) Quedius lateralis Grav. — Wsb. im Dambachthal unter Laub 19. 8., ebenda 1. 5. 88 ein Mann. (Frck.) Qu. nigriceps Krtz, — Von Schf. bei Offenbach gef. Qu. tristis Grav. — Wsb. 8. 9., 27. 4., 3. 8. Stromberg = 9. (Frck.) Qu. molochinus Grav. — Wsb. 23. 7., 9. 9. (mit schwarzen Flügel- decken) im Flug. (Frck.) Qu. cinctus Vayk. — Schwanheimer Wald geschöpft 19. 5. 86. (Schf.) Euryporus picipes Payk. — April 85 am Schafsberg bei Limburg unter Moos. (Mühl.) Bolitobius pygmaeus F. var. biguttatus Steph. — Wsb. 10. 8. 88. (Frck.) 6. B. pulchellus Mhm. — Juli 87 im Taunus. (Mühl.) Megacronus analis Payk. — Mangerskirchen im Walde 8. 11. 88 unter einem Stein ein Mann. (Frck.) M. cernuus Grav. — Bei Aumenau im Wald an Pilzen >> 9. 88. (Mühl.) 7. M. formosus Grav. — Altkönig unter tiefliegendem Stein 5. 6. 84. (L. V. H.) Mycetoporus splendidus Grav. — Wsb. Sept. (Frck.) — Offenbach (Schf.) M. splendens Marsh. — Wsb. 14. 5. 88. (Frck.) M. clavicornis Steph. — Wsb. :> 5. 88 von einer Wiese gestreift. (Frck.) Tachyporus ruficollis Grav. — Oft>nbach Militärschiessstand Xo. 3 am 27. 9. 88. (Schf.) Conurus bipunctatus Grav. — Studentenweg bei Mainz an Weiden 31. 5. 86. (Schf.) 9. Gyrophaena lucidula Er. — >> 9. 88 bei Aumenau im Walde an Pilzen. (Mühl.) Oxypoda formiceticola Mark. — ^5 Wsb. Moos. (Mühl.) 9. Myrmedonia Haworthi Steph. — April 87 bei Wsb. im Taunus unter Moos. (Mühl.) — 169 — Euryusa laticoUis Heer. — Neroberg in morschem Buchenholz unter Ameisen. (Mülil.) Homalota circeUaris Grav. und Ocalea badia Er. — Beide von Schf. bei Offenbach gef. Aleochara ruiipennis Er. — ^ 5 bei Wsb. in einer Sandgrube. (Mühl.) 21. A. lateralis Heer. — > G. 88 bei Wsb. (Mühl.) — Dr. Eppels- heim vid. 22. A. verna Say (blnotata Krtz.) — Nicht selten aus Moos im April bei Wsb. (Mühl.) Falagria sulcatula Grav. — Mainz an der Mainspitze gesiebt 8. 4. 84. (Schf.) Dascillidae. Microcara testacea L. — Wsb. 14. 5., Biebrich 26. 6. (Frck.) Eucinetus haemorrhoidalis Germ. — Wsb. (Hrb.) Cantliarldae. Lampyris noctiluca L. — Langendernbach > 7 ein Weib. (Frck.) Cantharis annularis Menetr. — Im Juni s. h. im Taunus bei Limburg, Hadamar (Mühl); auch Wsb. Juni, Juli 88 h. (Frck.) var. longitarsis Pandel le. — Hierher die Frankfurter Stücke mit vereinigten Thoraxflecken. Haplocnemus ahenus Ksw. — Im Sauerthal von Hrn. von Fricken erneut gef. 23. 6. 86. Danacaea nigritarsis Küst. — Wsb. 19. 7. 88 auf Tanacetum. (Frck.) Drilus flavescens Rossi. — = 7. 87 ein Mann am Buchrainweiher. Lymexylidae. Hylecoetus dermestoides L. — Ein Weibchen fand A. Weis 12. 5. 86 fliegend auf dem Weg zwischen Oberursel und der Spinnerei. Cleridae. Cleroides mutillarius F. — 10. 6. 88 auf einer gefällten Eiche (Frkft. Wald) Goldstein (A. Weis); 6. und 7. 88 auf gefällten Eichen- stämmen in der Nähe des Forsthaus Goldstein, Frkft. Wald. (Sattler.) Tillus elongatus L. — Zwei Ex. an Weiden am Studenten weg bei Mainz 31. 5. 86 (Schf.), Neroberg auf jungen Eichen. (Hrb.) ^^. ~ .^^ - 170 — T. imifasciatus F. — Neroberg mit dem vorigen (Hrb.) 19. 6. 85. Tliaiiasimus -4. macu latus Schall. — Wsb. an einem Haus angeflogen (Frck.), Mainz und Mombacli von Kiefern geklopft 29. 5. 84. (Schf.) Laricobius Erichsoni Rosh. — April 85 und 86 am Neroberg bei Wsb. auf Weihmuthskiefer (Mühl). Sonst aus dem Gebiet nur aus Nassau bekannt (Nachtr. II). Aiiobiidae. Xylopertha sinuata F. — Juni 87 in grosser Zahl aus einer dürren Edelkastanie vom Neroberg bei Wsb. (Mtihl.) Gastrallus laevigatus Oliv. — Wsb. im 7. h. von Wallnuss geklopft. (Frck.) Xestobium plumbeum 111. — Bei Offenbach 21. 5. 87 von Brombeeren geklopft. (Schf.) Anobium denticolle Panz. — 1 Ex. aus Bobinia pseudoacacia = 5. 84 aus Bohrloch ausgeräuchert. (Schf.) Ernobius longicornis Sturm. — Juni einzeln auf Kiefern am Schafberg bei Limburg. (Mühl.) 10. E. angusticollis Ratzb. — Juni 87 auf Fichten am Rotlien Kreuz bei Wsb. (Mühl.) E. mollis L. — Niedernhausen 4. 7. 88. (Frck.) Ochina hederae Müll. — Aus Epheuzweigen von Eltville gezogen, gingen im Zimmer aus 8.— 20. Apr. 83. (Schf.) Hedobia regalis Dft. — Wsb. = 5. 88 auf Apfelblüthe (Frck.), 1. 6. Neroberg blühende Linde. (Hrb.) Dorcatoma chrysomelina Sturm. — In Menge 15. 7. 88 Nerothal in Steinbruch an Salweide und Himbeeren. (Hrb.) Bruchidae. Bruchus (Ptinus) ruiipes Oliv. — h. an Robinia pseudoacacia im Fort Carl bei Mainz = 5. 84, beide Geschlechter, aber Mann selten. (Schf.) 2. Niptus hololeucus Faldm. — l Ex. in der Kaserne Offenbach 23. 7. 88. Oberstlieut. v. S c h ö n f e 1 d t gab dazu die Notiz : »Das Auslegen von frischem Heu in den Ecken des betreffenden Raumes, welches in Erfurt Hunderte herbeizog, hatte keinen Erfolg.« — Ein Cosmo- polit, der in dem letzten Jahrzehnt besonders in Mitteldeutschland in Häusern, an Möbeln, Wollenstoffen, auch an Bildern (durch den alten Kleister und Leim angezogen) zahlreich auftrat. Kolbe — 171 — hat in Entomol. Naclirichten 1889 p. 3 über die Einwanderung und Verbreitung der Art geschrieben. — v. H. besitzt N. holo- leucus aus Dresden, Hamm (Hannover), England, Eisenach sein' häutig 1887. Zürich Juli 1862 (Dietrich). Teiiebrionidae. Microzoum tibiale F. — Lungenberg bei Mainz an Fäcalien 1. 5. 86. (Schf.) Tenebrio opacus Dft. — > 5. 88 bei SchAvanlieim aus Laub gesiebt, April 86 u. 87 einzeln auf Wiesen bei Dotzheim (Mülil), ebenso von Eisenbahn-Secretär Andreas bei Limburg gesammelt. S. Waterhousei Walton. — Juni 87 bei Schierstein 1 St. (Mühl). S. inops Schh. — Wsb. häutig. (Frck.) Tropiphorus elevatus Hbst. — AVsb. auf dem Schiersteiner Weg 12. 4. 87. (Frck.) Tanymecus palliatus F. — Hechtsheimer Sandgruben bei Mainz h. = 4. (Schf.) Phytonomus rumicis L. — Studentenwiese bei Mainz 28. 5. 86 in copula. (Schf.) Ph. nigrirostris F. — Schwanheimer Wald 19. 5. 86. (Schf.) Ph. trilineatus Mrsh. (plagiatus Redtb.) — Offenbach, Mühlheimer Sand- grube 15. 7. 88. (Schf.) Larinus conspersus Schh. — Budenheim unter Disteln 22. 5. 86. (Schf.) L. turbinatus Schh. — Mai bis Juni auf Disteln bei Wsb. nicht gerade selten (Mühl), Wsb. im April auf Cirsium arvense. (Frck.) L. sturnus Schall. — 7. u. 8. auf Disteln und Centaurea jacea. (Frck.) Lixus Ascanii L. — Mombach am Rheinwall 22. 5. 86. (Schf.) Cleonus caesus Schh. — W^sb. auf der Platte >> 9. 84. (Frck.) Liparus Germanus L. — Oberrod bei Rennerod 1. 7. 88 auf dem Weg laufend. (Frck.) 3. Hylobius pinastri Gyll. — Juni 86 bei Camberg an einem Kiefern- stock. (Mühl.) — Neu für Gebiet. 14. Dorytomus tremulae Payk. var. variegatus Gyll. — Siehe Nachtr. lY, p. 64. — Mai 87 bei Wsb. auf Salweiden 1 St. (Mühl.) 15. D. affinis Payk. — Mit dem vorigen mehrfach (Mühl). Dr. Eppels- heini fand die Art bei Grünstadt in der Pfalz (in Sammig. v. H.). Auch bei Wsb. von Frck. gef. Pseudostyphlus pilumnus Schh. — <^ 5. 88 bei Schierstein s. h. auf blühenden Camillen (Mühl), Wsb. = 5. (Frck.) 2. Anoplus roboris Suffr. (setulosus Kirsch). — Mai 87 bei Wsb. 1 St. (Mühl!) — Siehe Hauptverz. 7. Bagous lutulosus Gyll. — Ein St. > 5 bei Schierstein im Rhein- genist. (Mühl.) — 175 — Acalles lemur Genn. — 5. 87 bei Wsb. unter Laub. (Mühl.) Siehe Xachtr. I. Magdalis barbicornis Latr. — Offenbach, Schäferborn an Eichen 28. 5. 87. (Schf.) INI. flavicornis Schh. — Mit dem vorigen. (Schf.) 16. M. quercicola Weise. — Im Mai 87 am Neroberg bei AVsb. von Mühl ein sicher bestimmtes Stück gef, Balaninus rubidus Gyll. — Ein Ex. an faulendem Steinpilz, Offenbach bei Militärschiessstand Xo. 3 am 23. 9. 87. (Schf.) Anthonomus rufus Schh. — >> 5 Wsb. an Weissdorn. (Mühl.) A. pyri Schh. — Nicht selten bei Wsb. auf blühendem Birnbaum. (Mühl.) Tychius 5— punctatus L. var. Tauni Fricken. Beschrieben Deutsch. Ent. Zeitschr. 1888, p. 324. — Wsb. = 6. 83 von einer Wiese geschöpft. (Frck.) von Hey den besitzt ein Stück aus Nauheim bei Soden im Taunus, Juli 1871. Mecinus pyraster Hbst. — Feldberg 26. 5. 88. (Schf.) 17. Gymnetron plantaginis Eppish. — Juni 87 bei Wsb. l St. (Mühl.) 4. Nanophyes globulus Germ. — Wie die vorige Art. (Mühl.) Coeliocles rubicundus Payk. — Fuchstanz am Feldberg 25. 5. 88. (Schf.) Centorrhynchidius terminatus Hbst. — Scher wald Offenbach 24. 7. 88. (Schf.) — Wsb. = 6. 83. (Frck.) 9. C. quercicola Payk. — Juni 87 bei Wsb. 1 St. (Mühl.) 10. C. mixtus Muls. — Juni 85 Wsb. 1 St. (Mühl). — Von Dr. Stier lin bestimmt. Centorrhynchus suturalis F. — Mombach Rheindamm 22. 5. 86. (Schf.) C. litura F. — Wsb. 2. 9. 85 von einer Wiese geschöpft (Frck.) C. denticulatus Schrk. — Wsb. Oct. 3 St. an einem Haus. (Frck.) 10. Baris cuprirostris F. — Auf Brassica tenuifolia Mainz auf dem Bingerthorwall, auch bei Zahlbach h. Juni 85. 86. (Schf.) 11. B. chlorizans Germ. — An Rapspflanzen, Zahlbach bei Mainz > 4. 86. (Schf.) Mainz > 4. 86. (Schf.) Sphenophorus mutillatus Laich. — Oftenbach hinter dem Schiessstand auf Sandweg laufend, auch in copula 8. 6. 88. (Schf.) Apion cerdo Gerst. — Wsb. >> 7 von einer Wiese geschöpft. (Frck.) A. brunneipes Bohem. laevigatum Kirby Bohem. — Mai 87 bei Dotz- heim ein St. (Mühl.) No. 21 des Yerz. Desbrochers bemerkt dazu brieflich an von Heyden: »Ich hielt es immer für eine seltene Art. obgleich es Wencker nicht so bezeichnet. Es lebt — 176 — auf Compositen der Gattung Filago, auf denen man es Ende Sommer findet; es wird sich aber lohnen im ersten Frühling an diesen Stellen zu suchen; wenn man die Erde am Fuss der Bäume aus- siebt, wird man es in Anzahl finden. So hat es G. Grouvelle vor 2 Jahren bei Cliäteauroux in einer Anzahl von 50 Exemplaren gefunden. Ich selbst fand es nie.« — Hierher gehören auch drei Ex., die Mühl im Nov. 88 am Schafsberg bei Limburg aus Moos siebte. A. elongatum Germ. — ^ 5 bei Wsb. zahlreich. A. simile Kirby. — 1 St. Juni bei Wsb. A. elegantulum Payk. — Zwei Stück bei Wsb. Alle 3 Arten von Mühl gef. Rhynchites cupreus L. — Schwanheim 19. 5. 86, Mombach 22. 5. 86, beide Male von Schlehen geklopft. (Schf.) 20. Rh. aethiops Bach. — l Stück :> 6 bei Mombach. (Mühl.) Anthribidae. Tropideres marchicus Hbst. (cinctus Payk.) — Mombach >> 5. 8-4 von Pflaumenbäumen. (Schf.) T. undulatus Panz. — Ebenda (Schf.) ; Mann o. 6. 82 Neroberg junge Eiche, Weib 8. 7. 86 ebenda im Gras geköschert. (Hrb.) T. niveirostris F. — 27. 6. 88 Nerothal an Salweiden. (Hrb.) T. albirostris Hbst. — Stickelmühle bei Wsb. an Erlenklafter in Anzahl fliegend 10. 6. 85. (Hrb.) — 86 u. 87 je einmal am Frkft. Forsthaus. (Sattler.) T. sepicola Hbst. — 9. 5. 86 Frkft. von jungen eingegangenen Eichen abgeklopft. (A. Weis.) Brachytarsus scabrosus F. — Wsb. 21. 7. 88 drei Stück von Wallnuss- baum geklopft. (Frck.) 2. Choragus Sheppardi Kirby. — fAntebasalkiel des Thorax gerade) Juni 85 bei Limburg 1 St. im Walde der Gemeinde Dehrn ge- köschert an einer Stelle, wo viel alter Weissdorn. (Mühl.) — Hrb. fand 1 St. 25. 7. 88 zwischen Schierstein und Biebrich am Fuss einer alten Pappel. Mylabridae (Bruchidae olim.). Die Mylabris (Bruchus) sind in letzter Zeit von Baudi da Selve erneut bearbeitet worden und wurde danach auch die Sammig. von Hey den umgeordnet. Zu den im Hauptverzeichniss und in den 4 Nach- — 177 — trägen iiainliaft geniacliten Arten ist kaum etwas zu bemerken. Die unter No. 2 angeführte M. picipes Germ, ist Varietät zu seminarius L. (Siehe Xo. 11); No. 13 M. nubila Schh. muss den älteren Namen rufipes Hbst. führen; das Citat zu Xo. 5 debilis hinter Offenbach > 6 auf Cynoglossum gehört zu : 19. M. nana Germ., wekiie Art neu aufzunehmen ist. M. loti Park. — Wsb. 10. 7. 88 geköschert. (Frck.) Bei M. atomaria L. erwähnt Baudi in Naturalista Siciliano Y. No. 1, Sept. 1886, p. 34. eine var. troglodytes Fahr, mit der Bemer- kung »Frankfurt in Vicia angustifolia in Sammig. Allard.« Das Stück kam seiner Zeit in den Besitz Allard's, der die Sammig. v. Herden ])ei Gelegenheit seiner Bearbeitung der Bruchiden revidirte. Cliry^omelidae. Clythra laeviuscula Ratzb. var. connexa Frck. Deutsch. Ent. Zeitschr. 1888, p. 325. Wsb. (Frck.) — Die schwarzen Binden stossen an der Naht zusammen. Cryptocephalus rufipes Goeze, pygmaeus F., vittatus F., fulvus Gze., populi Suftr., bipunctatus L., nitidus L., flavipes F.. Moraei L., labiatus L.. ocellatus Drap., sericeus L.. aureolus Suffr.. hypochoe- ridis F., violaceus Laich., alle auf dem Neroberg bei Wsb. (Hrb.) C. coryli L. — Ein Weib im Frkft. Wald 86 von Sattler gef. C. octopunctatus Scop. — Glacis von Mainz zwischen Binger- und Gonsenheimerthor auf Rüster = 5. 86. (Schf.) C. sexpunctatus L. — Schäferborn bei Offenbach 20. 5. 88. (Schf.) C. exiguus Schneid. — Mombach-Budenheim auf feuchten Wiesen h. (Schf.) C. querceti Suftr. — Mai 87 einige Stücke bei Wsb. (Mühl.) C. sericeus L. — Niedernhausen 25. 6. 86 auf dem Damm von Flörs- heim nach Eddersheim 9. 5. 88.^ (Frck.) C. ochraceus Fairm. — Schierstein auf Pappeln. (Frck.) Siehe Nachtr. IV. C. populi Suffr. — Wsb. >> 7 auf Pappeln. (Frck.) Pachybrachys hieroglyphicus F. var. ictericus Weise und var. c. Weise, beide von Bockenheim im Biegwald von Lehrer J. Schneider gef. (Jhrysomela sanguinolenta L. — Hechtsheimer Sandgruben bei Mainz == 4. (Schf.) CÄ\. oricalcia Müll, (lamina F.) — Wsb. 27. 4. und 7. 88 (eben aus- gekrochen.) (Frck.) Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. 12 — 178 — Ch. geminata Gyll. — Niedernliausen 4. 7. 88 auf Hypericum quadran- guluiii. (Frck.) Ch. analis F. v. lomata Hbst. — 21. 4. 88 Frkft. Wald einmal (Sattler). Siehe Nachtr. I. Timarcha metallica Laich. — Wsb. auf der Platte 8. 5. 88 in der Nähe von Heidelbeeren unter einem Stein. (Frck.) 1. Colaphus (Redtb.) viennensis Schrk. (sophiae Schall.) — Bei Wsb. 1 St. von Frck. 1888 gef. Neu für Gebiet. — In Deutschland verbreitet, aber nicht überall, v. H. besitzt St. aus Aachen. (Förster.) Cassida canaliculata Laich. — Wsb. 23. 5. 84 auf einer Wiese. (Frck.) 22. C. rufovjrens Suffr. — Juni 86 bei Wsb. von Mühl aufgefunden. Neu für Gebiet; seltene deutsche Art. Galeruca (Adimonia olim) capreae, suturalis und crataegi bilden die Gattung Lochmaea Weise. 6. Lochmaea suturalis Thoms. — Mai 86 u. 87 mehrfach bei Wsb. von Mühl gef. (Siehe Notiz im Hauptverz. bei capreae). Neu für Gebiet. Agelasa halensis L. bildet die Gattung Sermyla Chapuis (Agelasa Motsch. nur in Sibirien) A. halens. mit blauen und grünen Decken im Gebiet. Galerucella. — Was im Verz. als sagittariae Gyll. bezeichnet ist. ist nicht diese mehr nordische Art, sondern die helle var. aquatica Gyll. (sagittariae Joannis non Gyll.) von nymphaeae L. str. G. sagittariae Gyll. zu streichen. G. lineola F. var. A. Weise. Auch im Gebiet. G. xanthomelaena Schrk. — Von Ingenieur Sattler 87 auf der neuen Forsthaus-Landstrasse von Ulmen geklopft. (Sattler.) Bei Mombach ist das Thier ganz verschwunden, seitdem die Ulmenhecken weg- genommen sind. — In Sammig. v. H. auch var. a. Weise von Frkft. (Das Exempl. vom Affenstein im Verz. Y.) G. calmariensis L. und var. lythri Gyll. und G. tenella L. (minima Weidbch.) im Gebiet, (v. H.) Die Halticinen von Weise bearbeitet in Erichson Ins. Deutschi. Phyllobrotica 4. maculata L. — Frkft. Wald 2. 7. 88 von Sattler gef. Haltica rutipes L. gehört zur Gattung Derocrepis Weise. H. (Chalcoides) nitidula L. im Hauptverz. richtig. — 179 — H. (Ch.) cyanea Marsh, (lielxines Foiulr.j — Hierher helxiiies des Hauptverz. : Stammart (blau) von Falkensteiii = 5 auf Aspen ; Hof heim 7. 5. 82. (Albr. Weis.) var. laeta Weise (grün) Frkft. auf Salix caprea. var. splendens Weise (kupfriggrünj. Hofheim mit der Stamm- art. (A. Weis.) H. (Ch.) helxines L. (smaragdina Foudr.) Hierher No. 11 des Haupt- verz. und zwar gehören beide angeführten Stücke zu : var. fulvicornis F. (grün mit Kupferschimmer). H. (Ch.) aurata Marsh, var. pulchella Steph. (grüne Decken). Ein Stück von Offenbach = 7 in Sammig. v. H. hat linke Decke cyanblau, rechte grün. H. (Ch.) chloris Foudr. — Auch die var. Foudrasi Weise bei Frkft. (Oberseite blau.) Die Anzahl der Arten aus dem Gebiet bleibt dieselbe. H. (Mantura Steph.) rustica L. No. 25 des Hauptverz. Die Stammart; ferner var. C. Weise (bläulich) und var. suturalis Weise (Decken röthlich mit grünlicher breiter Scutellarmakel = 8 Nauheim, (v. H.) Plectroscelis muss den älteren Namen Chaetocnema Steph. führen. Chaetoc. semicoerulea. concinna, confusa. Mannerheimi, aridula, hortensis (aridella Illig.) im Hauptverz. richtig. Ch. meridionalis Foudr. — Das Stück von Enkheim gehört zur ein- farbig blauen var. unicolor Weise. 9. Ch. arida Foudr. var. aestiva Weise. — Hierher das Stück aridella Königstein = 9 im Hauptverz. Ch. Sahlbergi Gyll. — Das Stück von Griesheim gehört zu var. cyanescens Weise. Ch. Mannerheimi Gyll. — > 6 Wsb. (Mühl.) Psylliodes attenuata Koch. Auch var. picicornis Steph. (vicina Redtb.) <: 6 Humulus, Frkft. Ps. chrysocephala L. — Die var. nigricollis Marsh, muss den älteren Namen anglica F. führen. Ps. nucea Hl. (Kunzei Foudr.) ist var. von chrysocephala. Von Frck. auch bei Wsb. 1882 gef. str. als Art. Doppelt No. 5 u. 11 des Hauptverz. nucea u. Kunze! zu streichen. Ps. obscura Duft. — Hierher Stück No. 9. Forsthaus :> 7 als Stamni- art. Die var. herbacea Foudr. noch nicht im Gebiet gef. 12* — 180 — str. Ps. chalcomera lllig. Zu streichen als Art; ist var. von liyoscyami von Schf. auch bei Mombach 22. 5. 86 gef. var. brunnipes Dft. — <; 8 an Klette, Forsthaus Frkft. Wald. (v. H.) var. G. Weise (grünlich). Häufig bei Frkft. Str. Haltica (Graptodera) ampelophaga Guerin. — Südliche Art auf Weinlaub. Die von Allard so benannten Stücke waren lythri. Str. H. (Gr.) brevicollis Foudr. (coryli All.) zu streichen als Art; ist var. von quercetorum. H. (Gr.) oleracea L. (pusilla All., potentillae All.) richtig im Hauptverz. Soden = 9 aufwiesen in Sammig. v. H. Von Weise bestimmt. Frkft. 2 St. H. pusilla Duft, (cognata Kutsch., helianthemi All.) blaugrün Gebirgs- thier. — Im Hauptverz. richtig. V. montana Foudr. (blau). Königsteiu = 9. Epilobium (v. H.) H. (Gr.) oleracea E. var. lugubris Weise (blau.) Hierher pusilla von Soden. str. No. 7 H. (Gr.) cognata (montana). Das Emser Stück gehört zu pusilla Dft. (^Weise vid.) var. montana. Bei uns kommen also 4 Arten Graptodera vor, 3 sind zu streichen. Phyllotreta armoraciae, vittula, nemorum, flexuosa, sinuata, tetrastigma, ochropus, cruciferae, nodicornis im Hauptverz. richtig. Ph. undulata Kutsch, (tiexuosa Foudr.) Taunus von Albr. Weis gef. Ph. exclamationis Thbg. (brassicae lllig.) var. vibex Weise. (Gelbe Flecke der Länge nach verbunden.) Frkft. Ph. nigripes F. (lepidii Koch) var. lens Thbg. (bläulich). Bei Frkft. ebenso h. wie grüne Stammart. Ph. consobrina Curtis (melaena 111. pars). Hierher melaena No. 43 des Hauptverz. Aphthona cyparissiae Koch (nigriventris All.) Die Stammart mit schwarzem Hinterleib, noch nicht im Gebiet gef. Alle Stücke in^ Sammig. V. H. gehören zu var. tabida Dft. (mit hellem Bauch). Aph. coerulea Fourc, cyanella Redtb. (atrocoerulea All.), venustula Kut. (euphorbiae All.), pseudacorvi Mrsh. violacea Koch) herbigrada im Hauptverz. richtig. Aph. euphorbiae Schrk. (hilaris All.) var. cyanescens Weise = n Frkft. (V. H.) — 181 — Longitarsus echii Koch. Das Frkft. Stück gcluirt zu var. tibialis Dft. ( braunmessinggelb.) L. aiieliusae, obliteratus, niger, parvulus, holsaticus. luridiis Scop. in Haiiptverz. richtig. L. brimiieus Dft. (castaueus Foudr.) ein Stück Frkft. Str. L. castaneus Foudr. Apteropoda graminis Koch. — Schäferborn bei Offenbach an der Wasser- leitung 3. 6. 88. (Schf.) Lema cyanella L. (puncticoUis Curtis) > 5 bei Wsb. 1 St. (Mühl.) Siehe Nachtr. III. Bei Frkft. 1 St. 87. (Sattler.) Donacia braccata Scop. — Juni 87 drei Ex. am Buchrainweiher. (Sattler.) Cerainbycidae. Aegosoma scabricorne Scop. — Altenhain bei Soden, Hohe Mark bei Oberursel (Frck.), 2 Weiber Offenbach nach Ditzenbach zu. (Schf.) Hesperophanes pallidus Oliv. — Von Ingenieur Sattler aus Frkft. Wald- liolz 8. 88 ein Pärchen erzogen. Tetropium fuscum F. var. mit gelben Decken 26. 5. 79 in einer Schreiuer- werkstatt zu Frkft. (Albr. Weis.) Hylotrupes bajulus L. var. lividus Muls. — Niederrad ^ 7. 88. (Frck.) Callidium (Rhopalopus) femoratum L. — 29. 5. 85 Schierstein, Nero- berg auf blühendem Weissdorn. (Hrb.) 8. C. (Rh.) spinicorne Abeille. — 30. 6. 86 Biegwald bei Bockenheim von Lehrer J. Schneider gef. Grösser, flacher wie femoratum, Fühler länger, die Glieder in ein Zähnchen ausgezogen. Sicher weiter verbreitet, aber seither mit femoratum vermengt, (v. H.) Clytus arcuatus L. var. interruptus Mors und var. connatus Mors. — Wsb. (Frck.) Deutsch. Ent. Zeit. 88, p. 324. C. tropicus Panz. — 26. 6. 88 Neroberg an alter Eiche. (Hrb.) C. verbasci L. — Ein Ex. in Mainz 26. 6. 85 angeflogen. (Schf.) C. massiliensis L. — Am Neroberg auf Dolden und Achillea millefol. im Juli 88. (Frck.) C. mysticus L. — 5. 6. 87 Königstein im Taunus. (Albr. Weis.) 13. C. pilosus Forst. (4. punctatus F.) — Bahnhofstrasse in Wsb. an einem Blumentisch 1884 von Hrb. gef. (v. Hey den sah das Stück.) Wahrscheinlich importirt, doch kommt er nach Schilsky Catal. Käf. Deutschi, in Westdeutschland und Thüringen vor; v. H. flng ihn bei Bernkastei a. Mosel in den Weinbergen Juli 86. — 182 - Obrium bruiineum F. — 8. 6. 85 Neroberg auf Blütheii. (Hrb.) Necydalis Salicis Muls. — Beide Geschlechter 17. 7. 88 an Stamm einer alten Pappel zwischen Schierstein und Biebrich. (Hrb.) Purpuricenus Köhleri L. ^ 7. 86 am Frkft. Forsthaus 1 Ex. gef. (Sattler.) Dorcadion fuliginator L. — Gegen 100 Exempl. an einem 20 Schritt langen Feldrain April 88 an der Schiersteiner Landstrasse. (Hrb.) Pogonocherus fasciculatus Deg. — Bieber 21. 5. 85, Staufen im Taunus 26. 5. 81 und Hof heim 6. 4. 84 (Weis); Offenbach Pflanzengarten am Indianerweg 8. 6. 88. fSchf.) P. ovatus Goeze. — Hierher das Stück im Hauptverz. Fr. ^ 2 unter Fichtenrinde. 6. P. decoratus Fairm. — Früher mit ovatus vermengt. Mehrfach im Juli aus dürrem Waldholz erzogen. Frkft. (v. H.) P. scutellaris Muls. — Juni 86 bei Jdstein. (Mühl.) Siehe Xachtr. I. Agapanthia cardui L. — Juni 86 und 87 Aumenau, Limburg. Wsb. mehrfach (Mühl). — var. nigroaenea Muls. (klein, weisse Naht- saum geschwunden). Hierher das Stück vom Eichberg im Rhein- gau. (Richter. ) A. lineatocollis Donov. — Bornhof bei Camp am Rhein 21. 6. 86 in copula. (Frck.) Anaestethis testacea F. — Wsb. im Juli oft von Nussbäumen geklopft. (Frck.) Saperda scalaris L. — 6. 6. 85 Idsteiner Weg an gefällter Eiche: 16. 6. 85 Stickelmühle bei Wsb. an Erlklafter. (Hrb.) Stenostola ferrea Schrk. — In Anzahl auf Haseln > 7 Schwalbach. (Hrb.) 27. 7. 84 Butznickel im Taunus. (Albr. Weis.) Phytoecia cylindrica L. — 13. 6. 88 Schwalbach auf Haseln. (Hrb.) Rhagium Inquisitor L. — Ein frisches Ex. schon 13. 3. 88 an geschla- genem Fichtenholz bei Offenbach. (Schf.) Rhamnusium bicolor Schrk. — An Robinia pseudoac. 29. 5. 84 bei Mombach 1 Ex. (Schf.) Oxymirus Cursor L. — 7. 6. 85 ein Mann auf dem Weg vom Fuchs- tanz zum Feldberg, 30. 6. 87 ein Weib in Falkenstein, Anstalts- garten im Flug gel. (Albr. Weis.) 2. Acmaeops marginata F. — 20. 5. 88 im Frkft. Wald 1 Ex. von Sattler gef. Diese mehr nördliche Art, kenntlich an den zahn- artigen Deckenspitzen-Ausschnitten, war aus Mitteldeutschland seit- her nicht bekannt. Jetzt in Sammig. von Hevden. — 183 — (iraininoj)tera variegata Genn. (analis Paiiz,) — Schäferborn bei Offen- bach 20. 5. 88 ein St. (Schf.) (t. ustulata Scliall. (praeusta F.) — 26. 5. 81 Hoflieim im Taunus, 5. 6. 87 Königstein. (Albr. Weis.) (r. humeralis Schall. — BuchrainAvciher bei Offenbach im Juni 88. (Schf.) var. mit ganz gelben Decken liat Schf. von blühender Quercus pedunculata geklopft bei Offenbach 21. 5. 87. var. suturalis F. — Frkft. Wald öfter gef. (Sattler.) C. feniorata F. — 26. 5. 87 Babenhäuser Landstrasse im Frkft. Wald von blühenden Kiefern geklopft. (Albr. Weis.) Leptura fulva Deg. — Schlangenbad 12. 7. 88 auf Dolden. (Frck.) Käfer aus der Umgegend yoii Nassau an der Laiin. zusamniengestellt Yon Eector Dr. Buddeberg. (Ist kein Fundort angegeben, dann wurde die Art bei Nassau gefunden.) Cicindela campestris L. var. affinis Fisch. — C. hybrida L. im ersten Frühjahr auf der Landstrasse nach Dausenau. Cychrus attenuatus F. — Brachynus explodens Dft. weit seltener als crepitans L. Badister bipustulatus F. häutiger als unipustulatus Bon. — Olisthopus rotundatus Payk. Sand bei Hömberg. — Aniara spreta Dej., A. (Celia) livida F. 8. u. 9. 87 auch auf Wiesengräsern gef. — Harpalus hottentotta Dft. — H. rubripes Dft. var. sobrinus Dej. Nassau u. Limburg. (Dr. Zimmermann). — Hydroporus [von Dr. Seidlitz bestimmt] nigrita F. Nassau u. Limburg. 21. H. fuscipennis Schaum. — Nassau. Das erste deutsche Stück, das Seidlitz sah; v. H. besitzt Stücke aus Hamburg. — H. pictus F. Limburg. (Andreas.) 22. H. umbrosus Gyll. — Limburg. (Andreas.) — Die beiden letzten neu für Gebiet. 23. H. ferruglneus Steph. — In einem Graben am Fusse des Schafs- berges bei Limburg 16. 4. 88. (Andreas.) — 184 — Helophorus. — [Vom Spccialisten Kuwert bestimmt und alle von Hrn. Andreas bei Limburg gef.] — 7. obscurus Muls. (Siehe vorn Notiz bei Helophorus.) 8. H. strigifrons Thoms. — 9. H. aeneipennis Thoms. — H. granu- laris L. var. brevicollis Thoms., 10. H. umbilicollis Kuwert. (sonst alpin.) — 11. H. pumilio Er. — 12. H. nanus Sturm. — Ferner frigidus Grlls., doch trennt Kuwert selbst diese spanische Art von aequalis, (Yariet. von grandis) der wohl gemeint ist. — Die Art- zahl der Helophorus im ganzen Gebiet ist also um zwei vermehrt. Esolus pygmaeus Müll. — Nassau ein Ex. Lucanus cervus L. var. capra Oliv, ein Ex. 1. Aesalus (F.) scarabaeoides Panz. — Staffeler Wald bei Limburg von Andreas gef. Die Gattung neu für das Gebiet. — Scriba fand das seltene Thier vor langen Jahren bei Seligenstadt am Main. Sinodendron cylindricum L. — Aphodius luridus Payk., pusillus Hbst.. sticticus Panz. Geotrupes Typhöeus L. — Auf der Hömberger Haide noch 7. 10. 87 Löcher grabend. G. stercorarius L. (putridarius Er.) — G. mutator Marsh. Auch die violette Form, var. violaceus Westh.. desgl. Halsschild grünlich und Flgd. violett ; desgl. Oberseite schön glänzend grün und Unter- seite regenbogenfarbig (v. chlorophanus Westh.) — G. sylvaticus Panz. — G. vernalis L. Auf der Hömberger Haide, auf denä Scherpinger Feld in der Höhe, im Thal noch nicht gef.. noch 7. 10. 87 grabend. G. spiniger Marsh. — Von Typhöeus kommt auch eine Zwergform vor, höchstens -/.^ so lang wie die Stannn- form. Von den Geotrupes-Arten ist der häufigste mutator, seltener spiniger, putridarius nur in 2 Ex. gef. Cetonia aenea Gyll. selten. — Osmoderma eremita L. — Rhizotrogus marginipes Muls. — Anthaxia Salicis F. 9. Anthaxia funerula lllig. — Drei Ex. 6 in einem heissen Seiten- thal des Kaltbachs auf Hieracium in Fichtenwald, (v. H. besitzt eins der Stücke.) Trachys pumila lllig. — Im Winter 85 im Anspülicht. Elater sanguineus L. — E. Megerlei Lac. Limburg. (Andreas.) — Cardiophorus cinereus Hbst. — Limonius minutus L. u. lythrodes Germ. — Athous porrectus Thoms. und niger L. (deHexus Thoms.) beide bei Nassau. — Adrastus pallens F. — 185 — Dermestes laniarius lUig. Meligetlies viridescens F. var. germanicus Reitt. und inorosus Er., von Reitter bestimmt. Silvanus surinamensis L. (frumeutarius F.) — Cosmopolit durch den Handel. Bei Nassau aufgefunden. — Siehe Anhang zum Haupt- verzeichniss. Airaphilus ruthenus Solsky. — Bei Limburg in einem Sumpf a. Lahn auf Riedgräsern IL 7. 86 von Buddeberg gef. Atomaria mesomelas Hbst. — A. ruficornis Marsh. Nassau. 23. A. gibbula Er. — Bei Nassau von Buddeburg gef. Cryptophagus setulosus Sturm. — Beide von Reitter bestimmt. Hippodamia 7. maculata Deg. var. palustris Weise. (Siehe Nachtr. lY.) Coccinelia 10. punctata L. — Die Stammform und folgende Varietäten: var. relicta Heyd. (Siehe Nachtr. IIL) var. dorsonotata Weise. (Siehe Nachtr. lY.) var. 4. punctata L. (Siehe Nachtr. IIL) var. trigemina Weise. (Siehe Nachtr. lY.) var. 12. punctata Müll, (ebenso). var. 13. maculata Forst. (Siehe Nachtr. III.) var. nassovica Heyd. (Siehe Nachtr. YI.) var. 8. punctata Müller. (Siehe Nachtr. III.) var. lutea Rossi (ebenso). — var. subpunctata Schrk. (ebenso). var. triangularis Weise (10 Punkte, 2 -}- 3 -f 4 zu einer Querbinde bis zur Naht vereint). var. huineralis Schall. (Siehe Nachtr. III.) — var. pantherina Deg. (ebenso). Bei Diez. (Andreas.) var. Buddebergi Heyd. nov. var. (Punkte 3 -j- 4). Nassau, auch Frkft. var. iransmutata Heyd. nov. var. (Punkte 1, 2, 4, 5 [in 2 aufgelöst] 6.) Wenn Punkt 3 da wäre, dann v. super- punctata Gradl. Zwischen centromaculata Weise und semifasciata Weise zu stellen. var. 6. punctata L. (Punkte 2, 3, 4). var. 13. maculata Forst. (Siehe Nachtr. IIL) — var. pan- therina Deg. (Siehe Nachtr. III.) — 18G — C. hieroglypliica L. var. Schneideri Gradl. (Siehe Nachtr. IV.) var. flexuosa F. (Wie 4. fasciata Nachtr. III.) Schulter- binde mit Schildcheninakel mondförmig verbunden, in 2/3 Länge eine grosse quere Makel. Nassau 1 Ex. auf Wiese Juni 88. var. 4. fasciata Weise, cervicornu Gradl.) Nassau 1 Ex. C. 18. punctata Scop. var. gemella Hbst. (Siehe Nachtr. III.) Adonia variegata Goeze var. constellata Laich, und v. carpini Fourcr. (ebenso). 14. Coccinella distincta Fald. var. domiduca Weise. (Mit 9 Punkten; zu den normalen 7 tritt ein kleiner Schulterpunkt jederseits.) Bei Nassau von Dr. Buddeberg aufgefunden. Halyzia ocellata L. var. 15. punctata Deg. (Siehe Nachtr. III.) var. vulgaris Weise (mit 10 schwarzen Makel, 8 u. 10 fehlen). var. tricolor Weise (mit 12 Makeln. 1, 2, 3, 4, 6, 7). Bei Nassau gef. Scymnus Redteubacheri Muls. — Ein Ex., von Weise bestimmt. Ptenidium fuscicorne Er. — Diese, sowie Ptilium, Trichopteryx und Nephanes von Dr. Flach in Aschaffenburg bestimmt. 7. Pt. intermedium Wank. (Wankowiczi Matths.) — Bei Nassau aufgef. Ptilium Kunzei Heer. Trichopteryx grandicoUis Mhm., Chevrolati Allb. (pygmaea Er.), sericans Heer, longicornis Mhm. (pumila Er.) 1. Nephanes (Thoms.) Titan Newm. — Bei Nassau aufgef. Anisotoma calcarata Er. var. picta Rche. (fuscocincta Fairm.) — Im Mai 87 ein Ex. fliegend über Dünger bei Arnstein, ^!^ Stunden von Nassau. (Buddeberg.) — Reitter vid. 3. Cyrtusa subferruginea Reitter. — Ein Ex. im Grase Juli 87. Von Reitter bestimmt. Liodes castaneus Hbst. — Colon brunneus Latr. — Gholeva intermedia Ketz. Neuraphes longicollis Motsch. (Siehe Nachtr. III.) 8 Ex. am Burgberg bei Nassau. Euconnus claviger Müller. — Bythinus securiger Reichb. Homalium striatum Grav. — Limburg. (Andreas.) — Olophrum piceum Gyll. Lesteva punctata Er. — Unter Laub und Moos 31. 9. 87 an den feuchten Abhängen des Kloddersberges bei Nassau. — Geodromicus nigrita Müll. — Staphylinus pubescens Deg., edentulus Block, picipennis F., — 187 — aeneoceplialus Deg. Pliiloiitlius lepidus Grav. var. flavopterus Er. Nordm. l Ex. mit rotlien Flügeldecken. (Siehe Hauptverz.) Ph. decorus Grav. — Qiiedius ochripennis Menetr. 29. Q. auricomus Kiesw. — 4 Ex. unter Laub und Moos an feuchten Orten bei Nassau. 30. Q. semiaeneus Steph. (semiobscurus Er.) — 2 Ex. Dr. Eppels- heim, von dem alle diese Staphylinen bestimmt sind, schreibt dazu: »Die 2 ersten westdeutschen Stücke, die ich sehe.« Megacrouus inclinans Grav. — Unter Moos Oct. 86 bei Nassau. Tachyporus chrysomelinus L., T. atriceps Steph. 9. 88. Otiorrhynchus raucus F. — Phyllobius virideaereis Laich, (uniformis Marsh.) 1 St. — Strophosomus faber Hbst. ein Ex. auf Distel Juli 85. — Sitona Waterhousei Walt. 1 Ex. — 188 — Ciyptorrhynelius Lapatbi L. — Den im Allgemeinen nicht seltenen Käfer hat Buddeberg bei Nassau seit 14 Jahren vergebens gesucht, erst 28. 8. 87 fand er an einem schwülen Nachmittag mehrere Ex. auf Prellsteinen eines Weges an der Lahn, sowie auf dem Wege selbst. Das Absuchen des Gebüsches (Weiden an der Lahn) lieferte keine Käfer; 2. D). noch Exemplare auf den Prellsteinen. Magdalis rufa Genn.. carbonaria L. ein Ex. aus Holz 1883. Balaninus pellitus Bob. — Mehrfach bei Runkel auf Buchen von An- dreas gef. Anthonomus ulmi Deg. 1. Bradybatus (Germar) Kreutzeri Germ. — Die Gattung neu für Gebiet. Im ersten Frühling 88 bei Nassau von Apfelbaum geklopft. Tychius Schneideri Hbst. — Dr. B u d d e b e r g schreibt : »Von Gymnetron pilosum Gyll. kommen Exemplare vor, bei denen der rothe Fleck verschwindet, die also schwarz sind ; aber auch solche, bei denen der rothe Fleck sich so ausdehnt, dass nur ein dreieckiger Fleck am Schildchen und der Seitenrand schwärz- lich ist = var. rubrum Buddeberg.« Cionus solani F. — Rhinoncus castor F. auf Rumex acetosella 21. 5. in copula. 43. Ceutorrhynchus scapularis Gyll. (obscurocyaneus Gyll.) — Ein Ex. 27. 8. 88 bei Nassau. Von J. Weise bestimmt, der eine Revision der blauen Arten gab. — C. rugulosus Hbst. Baris cuprirostris F. — Mehrfach aus Stengeln von Wirsingpflanzen :> 8 entwickelt. Die Pflanzen waren nicht importirt, der Samen in Nassau gesät; desgl. = 9 aus Rothkohlstengeln; desgl. > 10. Apion loti Kirby (angustatum Kirby). — 2 Ex. von Dr. E p p e 1 s h e i m bestimmt. A. flavimanum Gyll. (picicorne Steph.) — Ein Weibchen bestimmt von Epplh. — A. millum Bach, siehe Hauptverz. No. 24 ist andere Art und = annulipes Wenck. — A. immune Kirby. B e d e 1 in Paris hat aus den bei Nassau gesammelten Apion eine neue Art, 82. A. Buddebergi Bedel, herausgefunden. Sie wurde seither mit sorbi vermengt, mit dem sie im Mai bei Nassau auf Anthemis tinctoria vorkommt. Beschrieben in Coleopt. bassin Seine 1888. Rhynchites pauxillus Germ. — Tropideres cinctus Payk. Labidostomis tridentata F. — Nassau 1 Ex. — 189 — Cryptocephalus bipimctatus L. var. Thomsoni Weise. — Pachybracliys histrio Oliv, (tesselatus Oliv.) und picus Weise, von Buddeberg bei Nassau gef. Chrysomela geminata Gyll. var. cuprina Duft, bei Nassau 1 Ex. Melasoma cuprea F. — Im Juli 86 auf Weiden am Bache bei Dienethal. Phaedon armoraciae I.. — Auf Veronica anagallis bei Nassau. Phytodecta flavicornis Suffr. — Auf Salix caprea. Auch ganz schwarz. Ph. Linuaeana Schrk. var. decastigma Duft. (Decken mit 1, 2, 3, 4, 5 Flecken.) var. Satanas Westhf. — Ganz schwarz. Ph. viminalis L. — Die Varietäten collaris Gradl., basipunctata Panz., 8. punctata Heyd. bei Nassau. Ebenso var. calcarata F. (niger- rima Gradl.) Cassida sanguinolenta F., C. denticollis Suffr. Haltica quercetorum Foudr. (erucae Oliv.) — Derocrepis rufipes L. Mantura chrysanthemi Koch. — Im Juni 88 auf Rumex acetosella in Mehrzahl bei Nassau. Longitarsus tabidus F. auf Verbascum nigrum und Thapsus. — L. late- ralis 111. auf Verbascum Thapsus. — L. suturellus Steph. (thora- cicus All.) L. Ballotae Marsh. — ';> 7. 87 auf Ballota nigra bei Arnstein ; die Käfer waren noch nicht lange aus der Puppe gekrochen. Psylliodes dulcamarae Koch. — 2. 7. 87 am Kloddersberg auf Solanum dulcamara. — Ps. picinus Mrsh. 1 Ex. — Sphaeroderma testacea F. Orsodacna cerasi L. Die Stammform ; var. glabrata F. — Ein zweites Ex. auf blühender Eberesche; desgl. schwarz mit rothbraunen Beinen und Fühlern. Phytoecia ephippium F. — Im Mai 88 einige Ex. am Eiseubahndamm. LEPIDOPTEROLOGISCHE BEOBACHTUNGEN AUS DEM UNTEREN RHEINGAU. Von A. FUCHS, Pfarrer in Bornicl;. EBSTER ARTIKEL. I. Polyommatiis Dorilis Hufii. alberr. 9 albicans Fuchs. *^j Die 9 dieser Art führen nicht bloss vor dem schwarzen Saume aller Flügel eine gelb rot he Binde, in Avelcher die auf den Yorder- flügeln kleineren und dicht an den Saum herantretenden, auf den Hinter- flügeln grösseren, mehr in die Mitte der Binde gerückten schwarzen Flecke stehen ; sondern sie zeigen auch das Bestreben nach w e i t e r e r A u f h e 1 1 u n g d e r V 0 r d e r f 1 ü g e 1 , nicht der Hinterflügel, welche bis auf die rothgelbe Saumbinde grauschwarz bleiben. Am wenigsten tritt diese Tendenz bei meinem einzelnen (auch kleineren) 9 aus der kalten Gebirgsgegend des oberen Wisperthaies zutage, welches nur an zwei Stellen der Vorderflügel eine leichte gelbrothe Aufhellung zeigt: 1. unterhalb der immer breit dunkel bleibenden Vorderrandrippe und zwar so, dass in diese Aufhellung die beiden schwarzen Vorder- randflecken zu stehen kommen, und 2. jenseits der zu ^/^ der Vorder- flügel stehenden Querbinde schwarzer Flecke zwischen den Rippen. Nach dieser Erfahrung könnte es scheinen, als ob die besprochene Tendenz zu einer Aufliellung der Vorderflügel durch ein kälteres Klima gehemmt würde; doch ist mir darüber nichts Sicheres bekannt. Bei uns im unteren Rheingau ist die gelbe Form des Q, natürlich in ver- schiedenem G-rade der Ausprägung, allgemein zu finden. Dunkel, d. i. braungrau , bleiben immer : die drei Ränder (Vorder-, Aussen- und Innen- oder Hinterrand), Wurzel und Rippen. Bei den vollkommensten Exemplaren ist die übrige Flügelfläche durchaus rothgelb, und es stehen in diesem zur Grundfarbe gew^ordenen Rothgelb, deutlich sich abhebend, die eine Würfelzeichnung bildenden schwarzen Flecke. Ein Minder an Aufhellung wird dadurch hervorgebracht, dass die Rippen, welche bei den hellsten Stücken nur noch fein schwarz erscheinen, *) Die für unser Gebiet neuen Arten, durch deren Auffindung seit Ver- öffentlichung der Rössl er 'sehen „Schuppenflügler" unsere Fauna eine Be- reicherung erfährt, sind zur besseren Hervorhebung mit ** bezeichnet. Jahrb. d. nass. Ver. f. Kat. 42. 13 — 194 — breit sch^Yarz bleiben; bei diesen Stücken ist auch noch im Mittel- felde der Yorderfiügel diesseits der schwarzen Fleckenbinde der sonst aufgeklärte Raum zwischen den Rippen dunkel. Wie weit dieses Streben nach einer Aufhellung seiner Färbung bei dem 9 geht, zeigt eine als Seltenheit bei uns vorkommende Form, aberr. albicans, w^elche nicht bloss eine völlige Klärung aller in Frage kommenden Stellen zeigt, sondern welche, ähnlich der auch bei uns als Seltenheit sich findenden weissen Phlaeas-Form, aberr. Schmidti Gerh., (Vorderflügel weiss, schwarz gefleckt, die Saumbinde der Hinterflügel weiss) an diesen aufgehellten Stellen nahezu weiss erscheint. Am reinsten weiss ist auf den Vorderflügeln: 1. Der Raum zwischen den beiden grossen schwarzen Vorderrandflecken; 2. die Zellen vor dem Saume, in welchen die schwarzen Saumflecke stehen; endlich 3. auf den Hinterflügeln die nächste Umgebung der schwarzen Saumflecke. Im Mittelfelde der Vorderflügel und in der nächsten Umgebung der natür- lich fein schw^arz gebliebenen Rippen ist die Färbung ein sehr ge- dämpftes Gelb, welches saumwärts immer mehr in Weiss übergeht. Von meinen 3 Exemplaren, welche diese Tendenz der Veränderung des gelbrothen Farbentones in Weiss zeigen, ist das eine vollkommen ausgeprägt; die beiden anderen führen die weisse Färbung nur stellen- weise auf den Vorderflügeln, am deutlichsten oberhalb des Innenrandes und ZAvischen den Rippen des Mittelfeldes im Umkreise der eine Quer- binde vorstellenden schwarzen Flecke. Von den zuletzt erwähnten Stücken ist das eine am 28. Mai 1884 gefangen, gehört also zur ersten Generation; jenes schönste dagegen gehört der zw^eiten Generation an, denn es wurde am 9. September 1888 erbeutet. Daraus folgt, dass die Herausbildung dieser interessanten Form ebensowenig mit dem Generations- w-echsel im Zusammenhang steht, wie die Erzeugung der weissen Phlaeas- Form, w^elche sich in unserer Gegend wenigstens als grosse Seltenheit ebensowohl unter den Angehörigen der ersten, als unter denen der zweiten Generation findet. Im männlichen Geschlecht, w^elches seine graubraune Färbung nie aufgiebt, kann aberr. albicans natürlich nicht vorkommen. Höchstens wäre es denkbar, dass die vor dem Saume, insbesondere der Hinter- flügel sich vorfindenden gelbrothen Flecke ausnahmsweise einen weissen Ton annähmen. Doch sind mir solche Stücke, bei denen das Weiss auf einen geringen Raum beschränkt bleiben müsste, nicht bekannt geworden. — 195 ~ II. Pararge Adrasta Hb. aberr. triops Fuchs. Yorderflügel in der Spitze mit einem grossen, doppeltgekernten und in der Zelle darunter mit einem wenig kleineren, einfach weiss gekernten schwarzen Auge. Wenn auch etwas kleiner, so ist dieses Nebenauge, durch dessen Ausprägung sich aberr. triops von der gewöhnlichen Adrasta unter- scheidet, doch von auffallender Grösse und verleiht zugleich mit dem doppelt gekernten Auge der Flügelspitze dem Falter, welchen ich in beiden Geschlechtern besitze, ein prachtvolles Aussehen. Aberr. triops verdient ihren Namen mit demselben Rechte, mit welchem andere ausgezeichnete Aberrationen, z. B. Vanessa Antiopa aberr. Hygiaea Hej'denr. (Stgr), ihn tragen. Gleich dieser ist sie, da sie nur als grösste Seltenheit vorkommt und durch ihr ungewöhnliches Aus- sehen des Beschauers Aufmerksamkeit erregt, eine gute Aberration im ursprünglichen Sinne des Wortes. III. Syriclitlius (Pyrgus) Alveus Hb.^ var. geiier. I. verualis Fuchs und yar. alpina Fuchs. Boessler (Schuppflgl. S. 23) kennt nur eine Generation dieses schwierigen Falters, die er bei dem linksrheinischen Mombach »im Sommer«, bei Wiesbaden »auf Waldwiesen im August«, also wohl etwas später auftreten lässt. Man muss danach annehmen, dass er die erste Faltergeneration, welche man in unseren Rheinbergen alljährlich zahl- reich beobachten kann, übersehen hat. Im Unterschiede von seinem nächsten Verwandten, Syr. serratulae Rbr., der in der That nur eine, je nach der Frühlings wärme von Ende April bis i\.nfang Juni sich ein- stellende Generation hervorbringt, fliegt Syr. Alveus bei uns zweimal i m J a h r e : das erste Mal gegen Mitte Juni, wann sich Serratulae entweder gar nicht mehr oder nur noch zuweilen in völlig abgetragenem Gewände präsentirt, um im weiblichen Geschlecht bis Ende Juni aus- zuharren ; das zweite Mal von Ende Juli bis in den September. Schon diese doppelte Generation macht zwischen Alveus und Serratulae einen gewaltigen Strich. Vergleicht man die Exemplare unserer zweiten Alveus-Generation unter sich, so erkennt man trotz aller Uebereinstimmung ihrer Ober- seite in der ansehnlichen Grösse der weissen Flecke ihrer Vorderflügel 13* — 196 — und der deutlichen Ausprägung einer weissen Mittelbinde auf den Hinter- flügeln doch, sowie man den Falter umkehrt und die Unterseite seiner Hinterflügel in's Auge fasst, eine bedeutende Veränderlich- keit. Sofort springt deren wechselnde Färbung in die Augen, welche alle Nuancen von Oliven grün und Olivengelb bis in's Braune, ja bis in's ausgeprägt Rothe durchläuft. Zunächst auf diese Yer- schiedenheit im Farbentone der Hinterflügel sind wenigstens einige der mannigfachen Varietätennamen gegründet, ohne dass freilich — und das macht die allgemein beklagte Verwirrung so gross — die Bearbeiter sich im Gebrauche bestimmter Namen für bestimmte Formen gleich- bleiben. Schwierig mag das ja sein, wenn man 1) bedenkt, dass alle diese Farbennüancen auf der Unterseite der Hinterflügel, wie jeder sich durch den Vergleich seiner Sammlungsexemplare überzeugen kann, in einander tibergehen, und wenn man 2) hört, dass Rambur, der Schöpfer so mancher dieser Varietätennamen, sich selbst nicht klar war. Gewis aber ist, dass die Verwirrung so lange nicht gehoben werden wird, als keine allgemeine Regelung im Gebrauche der nun einmal gegebenen Varietätennamen erfolgt ist. Heinemann (I, S. 111 und 112) be- zeichnet die Form mit oliven grünem oder oliven gelbem Farbentone der Hinterflügel als Alveus, die braungelbe Form dagegen als var. Fritjllum; von der gerötheten schweigt er ganz. Frey (Lepidopteren der Schweiz S. 51, Anmerkung) beschreibt Fritillum als »unten mit braunen oder oliven grünen, oben mit grossen weissen Flecken« ver- sehen, welch' letzteres Merkmal von allen Exemplaren unserer zweiten Generation gilt, wie verschieden gefärbt sie auch auf der Unterseite ihrer Hinterflügel sein mögen. Als Alveus Hb. dagegen bezeichnet er eine »oben kleiner gefleckte, unten bräunlich oder meistens grünlich gefärbte« — also in Rücksicht der Färbung gerade wie Fritillum charakterisirte — Form. Da er aber die Abbildungen Hübners, der doch den Namen Alveus gegeben hat, als so schlecht bezeichnet, dass man aus ihnen Alles machen könne, so weiss man nicht, mit welchem Rechte er seinen Alveus den Alveus Hübner's nennt. R o e s s 1 e r (Schuppflgl. S. 23) betrachtet als Fritillum Hb. Fig. 465 die Exemplare mit r 0 1 h e r Unterseite der Hinterflügel, von denen er ganz richtig sagt, dass sie unter der Stammart Alveus Hb. — als welche er also mit von H e i n e m a n n die Exemplare mit oliven grünen oder oliveng e 1 b e n Hinterflügeln 'ansieht — sich finden. Aber während er sich für seine Auffassung ausdrücklich auf Hübner's Bild 465 beruft, mit welchem - 197 — nach ihm unsere gerötheten Exemplare (die er in noch charakteristischerer Färbung aus der schwäbischen Alp erhalten zu haben erklärt) voll- ständig übereinstimmen, nennt Frey, der unsere rothe Form, da er sie nirgends erwähnt, ebenso wenig zu kennen scheint wie von He ine mann — es sei denn, dass auf sie sein S3Ticlithus cirsii geht, dessen Q er unten »lebhafter braun« gefärbt nennt — dieses selbe Bild eine Sudelei ! Staudinger endlich, welcher die unten gebräunten Exemplare für Fritillum erklärte, bezeichnete mir diese unten hübscheste rothe Alveus-Form als var. cirsii Kbr., aber mit dem Hinzufügen, dass Rambur sich selbst nicht klar gewesen sei. Hier thut also eine noch- malige gründliche Prüfung der vorhandenen Abbildungen und Be- schreibungen auf Grund eines in der Natur aus möglichst vielen Gegenden zusammengebrachten reichen Materials dringend Noth. Yergleicht man nun die Exemplare unserer ersten Alveus- Generation mit denen der zweiten, so erkennt man auf den ersten Blick einen bedeutenden Unters chied sowohl in der Zeichnung der Oberseite, als auch, wenn man die Falter umkehrt, und die Unterseite betrachtet, in der Färbung ihrer Hinter flügel. Oben sind bei unserer ersten Generation die weissen Flecke der Yorder- flügel beträchtlich kleiner. Auf den Hinterflügeln v e r s c h av i n d e t sowohl die weisse Mittelbinde, welche die Exemplare der Sommer- generation führen, als auch die allerdings selbst bei den Sommer- exemplaren nicht immer deutlichen weissen Flecke vor dem Saume. Die Hinterflügel präsentiren sich also oben ziemlich eintönig schwarz; nur an den Stellen, wo bei den Angehörigen der Sommergeneration die weisse Zeichnung steht, zeigt sich eine leichte grauliche Aufhellung, die aber nie weiss wird. Durch diese Verdunkelung ihrer Ober- seite gewinnt unsere mittelrheinische Frühjahrsform oben das Aus- sehen des Syrichthus serratulaeBbr., von dem ich unter vielen Dutzenden, die ich in meiner Sammlung führe, nur ein cf besitze, welches in der Weise der zweiten Alveus-Generation oben auf den Vorderflügeln mit grösseren Flecken und auf den Hinterflügeln mit einer weisslichen, durch die dunklen Rippen unterbrochenen Mittelbinde ver- sehen ist. Lassen sich also diese Exemplare unserer mittelrheinischen ersten Alveus-Generation, von oben betrachtet, wie Serratulae an, so werden sie doch durch den Charakter der Unterseite ihrer Hinterflügel mit Sicher- heit zu Alveus verwiesen: sie zeigen Ausdehnung und Stellung der weissen Flecke unter sich wie dieser Falter. — 198 — Unten ist die Färbung der Hinterflügel bei den Exemplaren der ersten Generation entschieden matter als bei der in der Regel recht lebhaft gefärbten Sommergeneration: olivengrünlich oder oliven- gelblich, zuweilen auch olivenbräunlich, aber nie in's lebhaft Braune oder bräunlich Rothe ziehend, wie dies an einem immerhin be- trächtlichen Procentsatze der Exemplare zweiter Generation zu bemerken ist. Durch dieses unschöne blasse Colorit auf der Unterseite der Hinterflügel, sowie durch die Verdunkelung der Oberseite entstehen augenfällige Unterschiede, welche die Exemplare der Frühjahrs- generation als eine von der Sommergeneration sich ziemlich ab- hebende trübere Form erscheinen lassen.*) Aus dieser Darstellung des Sachverhaltes, wie er in unserer Gegend beobachtet werden kann, ergiebt sich, dass die Temperaturverhältnisse derjenigen Monate, in welche die Entwickelung der Raupe bis zum Schmetterlinge fällt, auf das Aussehen der Falter einen Ein- fluss ausüben, der sich dahin bestimmen lässt, dass infolge der Julihitze — denn in diese Zeit fällt die Entwickelung der zweiten Raupen- und Puppengeneration — die Oberseite durch eine stärkere *) Der Grundmangel, welcher der Frey 'sehen Besprechung dieser schwie- rigen Formen auf S. 50 und 51 der „Lepidopteren der Schweiz" (unten in der Anmerkung) anhaftet, liegt darin, dass Frey die von ihm so gründlich ge- schilderte Formenentwickelung gar nicht in Zusammenhang zu dem Generationenwechsel, der doch auch ihm bekannt ist („Falter in zwei Generationen Juni und August in der Ebene, höher im Gebirge mit einfacher")^ gesetzt hat. Denn dass die für unsere Gegend constatirte Thatsache eines Gewandwechsels der Generationen eben nur an unreren mittelrheinischen Stücken zu beobachten sei, ist doch kaum glaublich. Zwar, wenn man bedenkt, dass Frey seinen Alveus „oben kleiner gefleckt und unten bräunlich oder meisten» grünlich" nennt, so könnte man sich nach dem geschilderten Aussehen unserer mittelrheinischen Frühjahrsform versucht fühlen zu glauben, dass Frey, als er jene Worte schrieb, solche Exemplare (also zur ersten Generation gehörig) vor Augen gehabt haben werde. Liest man aber nach dem Umschlagen nur einer Seite seines Buches oben im Texte die Angabe: „Var. Alveus — denn Frey betrachtet Fritillum, „die typische Form der Ebene", als Stammart — in zwei Generationen die Ebene, in einer das Gebirg bewohnend", so muss man, wenn man nicht einen Irrthum Frey 's annehmen will, seine Vermuthung als hin- fällig aufgeben: der Frey 'sehe Alveus erscheint, wie hier ausdrücklich ver- sichert wird, in zwei Generationen, kann also kein Name für die Ange- hörigen bloss der Frühjahrsgeneration sein. Und zwar trägt, wie man glauben müsste, diese „oben kleiner gefleckte, unten olivengrünlich oder oliven- gelblich gefärbte" Form (= Alveus Frey) in beiden Generationen ein con- — 199 — Alisprägung der weissen Zeichnung eine Aufhellung und der Farben- ton auf der Unterseite der Hinterflügel eine Steigerung erfährt; ^Yährend anderseits die im Juni fliegenden Schmetterlinge trotz der um diese Zeit schon heissen Tage ganz sicher noch unter dem Einflüsse der zur Zeit der ersten Jahresmonate herrschenden Temperatur stehen und, was die Schönheit ihres Aussehens betrifft, darunter zu leiden haben: die Oberseite ihrer Flügel erfährt durch Zurückgehen der weissen Zeichnung eine Trübung, die Unterseite ihrer Hinterflügel eine Abschwächung und Trübung ihres Farbentones. Nach demselben Gesetze ist auch das trübere Kleid der nur in einer Generation fliegenden alpinen Falter-Form zu erklären, wie ich sie von Bergün, vom Albula-Hospiz und vom Stilfser Joche vor mir habe. Die dort geborenen Schmetterlinge haben noch mehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden als die Angehörigen unserer Juni-Generation. Dieselbe Wirkung der wenig günstigen Temperaturverhältnisse: die V e r d ü s t e r u n g ihres Kleides, tritt auch bei ihnen zu Tage, ab e r noch in viel höherem Grade. In der Grösse stehen sie unseren mittelrheinischen Faltern, die in diesem Stücke unter sich etwas ab- ändern und zwar die zu einer Generation gehörenden Glieder, nicht stantes Kleid zur Schau, während hiesige Beobachtungen uns in den Exemplaren der ersten Generation eine ausschliesslich kleiner gefleckte und in den Exemplaren der zweiten Generation eine ausschliesslich gross- fleckige Form vor Augen führen. Wie muss sich doch Alles vereinigen, um die Lösung einer an sich schon schwierigen Frage noch schwieriger zu machen ! Eine die Klärung wesentlich fördernde Vereinfachung wäre es zweifellos gewesen, wenn man den Namen Alveus Hb. mit Sicherheit ausschliesslich für die kleinfleckige, unten matt ge- färbte Frühjahrsform hätte in Anspruch nehmen können. Ein weiterer Name, var. Fritillum, würde dann für die oben grossÜeckige, unten lebhaft gefärbte Sommerform zur Verwendung kommen, von der man, da die Namen nun einmal gegeben sind, die unten hübschesten, weil stark gerötheten Stücke unter einer der für sie passenden Bezeichnungen abzweigen könnte. Ob es vielleicht doch noch möglich sein wird, diese übersichtliche Anordnung zu treffen, müssen weitere Untersuchungen nicht bloss der natürlichen Formen dieses Thieres, sondern auch der sich auf dasselbe beziehenden jetzt schon reichhaltigen älteren und neueren Litteratur lehren. Bis dahin muss für unsere Gegend die oben im Text getroffene Anordnung, nach welcher zwischen einer Sommerform und einer anders gekleideten Frühjahrsform unterschieden wird, Geltung haben. Dem. dabei zur Verwendung gelangten Namen kommt eine weitere Bedeutung nicht zu als die, dass durch ihn der natürliche Sachverhalt auf uaturgemässe Weise kurz bezeichnet werden soll. — 200 — nach; aber auf der Oberseite der Yorderfiügel sind bei allen meinen alpinen Stücken die weissen Flecke noch kleiner, ja einzelne dieser Flecke bei einzelnen Exemplaren auf blosse Punkte reducirt. Die Franzen der Vorderflügel erscheinen bisweilen, doch nicht immer, getrübt, besonders um die Spitze; die weisse Scheckung verschmälert sich und wird dadurch undeutlicher; ein rauchartiges Braun ist um die Spitze über sie ausgegossen, bei einem d' vom Stilfser Joche über die ganzen Franzen der Vorderflügel, wie- wohl oberhalb des Hinterwinkels in abgeschwächterem Mafse. Dass gerade solche Exemplare auch eine deutliche Trübung des Farbentones auf der Unterseite der Hinterflügel zeigen, ist bei ihrer augenschein- lichen Hinneigung zur Verdüsterung nicht zu verwundern. Sieht man Frey 's Buch über die Alveus-Gruppe durch, so muss sich die Frage aufdrängen, ob diese var. alpina nicht vielleicht = Syr. caecus Frr. sein könne. Das ist gewiss: mit demjenigen Syr. caecus, den Stand in g er versendet, fällt sie nicht zusammen. Nach einem Pärchen, welches ich von dem Genannten selbst besitze, ist dieser Falter nicht bloss beträchtlich kleiner: nur von der Grösse des Syrich- thus malvae, während Alveus auch in den alpinen Exemplaren um ein Bedeutendes über diese Grösse hinausgeht, sondern es scheinen auch seine Flügel eine etwas andere Gestalt zu haben. Aber Frey unter- scheidet zwischen Syr. caecus Frey er und caecus Stgr. Jener, »welcher aus den österreichischen Alpen stammt«, zeigt nach ihm »wenig Verwandt- schaft mit Serratulae«. Wenn Frey diesen Syrichthus Frr., also den ächten, in einem cf vom Albula-Passe zu besitzen erklärt und dann dieses Exemplar dahin beschreibt, dass seine Vorderflügelfranzen von der Spitze tief abwärts verdunkelt seien, so könnte man sich unter diesem Syr. caecus Frr. solche besonders dunklen Stücke der im Allgemeinen schon verdunkelten alpinen Form vorstellen, wie ich sie oben als auch in meinem Besitze befindlich erwähnte. In diesem Falle würde also Syr. caecus Frej'er et Frey die dunkelste Form des alpinen Syr. Alveus, unter dem sie als eine seltene Aberration vorkäme, bedeuten. Syrichthus caecus Stgr., welchen Frey von dem Frey er 'sehen Syr. caecus getrennt gehalten wissen will, wird von ihm auf S. 52 oben im Text unter Serratulae zugleich mit diesem besprochen, was auffällt, da die übrigen Alveus-Formen alle nach einander abgehandelt werden. Dieser Sjr. caecus Stgr., der »an den meisten der vorher im Text ge- nannten alpinen Orte unter Serratulae vorkommt«, entsteht nach Frey — 201 — :* durch Verarmung an weissen Fleckchen selten beim cT, sehr gewöhn- lich beim y, und durch Annahme einer grünlich-bräunlichen Grund- farbe« aus der Form Serratulae, unter welcher er auftritt. Auch meine beiden Exemplare zeigen ebensowohl diesen grünlichen Anflug der Ober- seite der Yorderflügel besonders beim 9, wie die grössere Verarmung des 9 im Verhältniss zu dem reichlich punktirten d. Aber die an meinem Pärchen so charakteristisch ausgeprägten Merkmale: seine auf- fallende Kleinheit, sowie den eigenthümlichen Flügelschnitt, erwähnt Frey gar nicht, obschon er doch sonst die Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Formen gewissenhaft registrirt. Offenbar ist hier eine Lücke : und es bleibt, um zur völligen Klarheit zu gelangen, noch Vieles zu thun übrig. Darin, dass Syr. caecus Stgr. nicht zu Alveus gestellt werden kann, hat Frey recht ; ob er aber mit Syr. serratulae zu ver- binden, oder vielleicht gar als eine eigene Art anzusehen sein möchte, darüber muss ich mich bei meinem in Bezug auf Caecus nur geringen Materiale eines Urtheils begeben. IV. Syrichtliiis (Pyrgus) malvae L. alberr. puuctifera Fuchs. Am 13. Mai 1884 traf ich in einem Wiesenthaie bei Bornich einen zur Malvae-Gruppe gehörigen weiblichen Falter, welcher durch seine schon beim Fliegen erkennbare dunkle Färbung den Eindruck hervor- brachte, dass er zu Syr. Sao gehöre, und als diese Art eingefangen wurde, die bei uns sowohl in den zum nächsten Stromgebiet des Rheins gehörigen warmen Thälern und Thälchen, als auch weiter aufwärts nach dem Gebirge zu verbreitet ist. Als ich mir aber den gefangenen Falter genau betrachtete, wurde es alsbald klar, was ich hatte: nicht einen geglaubten Syr. Sao, sondern einen zweifellosen Syrichthus malvae (Al- veolus), aber eine ganz verdunkelte Form, die als solche das interessante Gegenstück zu der bekannten, bei uns nur als Seltenheit vorkommenden Form Taras Meig. bildet. Die Verdunkelung der Ober- seite — denn nur von dieser ist zunächst die Rede, da die Unterseite von der gewöhnlichen Form nicht wesentlich abweicht und eben die Zugehörigkeit unseres Falters zu Syrichthus malvae ausser Zweifel stellt — wird, wie schon der Name aberr. punctifera ausdrückt, im Allge- meinen dadurch bewirkt, dass die weissen Flecke besonders der Vorderflügel sämmtlich eine ungewöhnliche Ver- kleinerung erfahren haben und theils zu Punkten, theils zu kleinen Strichen zusammengeschrumpft sind. — 202 — Die Zeichnung der Vorderflügel besteht bei Malvae bekanntlich aus zwei Reihen weisser Flecke : einer inneren (vorderen), die sich aus zwei Flecken zusammensetzt, nämlich aus einem grossen Fleck oberhalb des Innenrandes zu 2/5 der Flügellänge und einem weissen Fleck unterhalb des Vorderrandes, über welchem 2 an den Vorderrand angehängte weisse Querstrichelchen stehen; sodann aus einer stark gebrochenen äusseren (hinteren) Fleckenreihe, welche folgendermafsen verläuft: Oberhalb des Innenrandes stehen 2 weisse Flecke übereinander. Von da an ziehen sich 3 Flecke schräg aufwärts bis dicht vor den Saum hin, um sich hier an dem äussersten Fleck scharf zu brechen und, in ihrer Fort- setzung wurzelwärts weit zurücktretend, 3 kleine, nur durch schwarze Querstriche von einander getrennte Fleckchen an die Vorderrandrippe anzuhängen. Zwischen dieser äussersten Fleckenreihe und dem Saume erblickt das Auge noch eine schwach geschwungene Reihe fein weiss- licher Punkte. Diese vor dem Saum in einem Bogen sich hinziehende Reihe weiss- licher Punkte ist merkwürdiger Weise bei aberr. punctifera vorhanden. Betrachtet man nun aber die äussere der vorhin beschriebenen beiden Fleckenreihen, so sind : 1) Die unterhalb des Vorderrandes angehängten 3 Fleckchen zu kurzen weissen Quer stricheichen verklei- nert; 2) Fleck 4 und 5, — also a. derjenige der 8 zur äusseren Reihe gehörenden Flecke, Avelcher in Zelle 5 zu ^/^ der Saumlänge bei der gewöhnlichen Form am weitesten gegen den Saum vortritt, ferner b. der Fleck, welcher ihm zunächst schräg darunter hätte stehen sollen, — fehlen völlig; 3) Fleck 6 (vom Innenrande aus gezählt) ist zu einem schmalen L ä n g s s t r i c h geworden ; 4) am merkwürdigsten aber ist eine Erscheinung, welche sich dem beschauenden Auge an den oberhalb des Innenrandes über einander stehenden Flecken darbietet, also an Fleck 7 und 8. Statt des untersten dieser beiden Flecke bemerken wir nämlich in Verbindung mit der Stelle, wo bei der gewöhnlichen Form der Innenrandf leck der vorderen Fleckenreihe sich befindet, einen schmalen weissen Strich und in angemessener Fntfernung darüber statt des Flecks 7 einen zweiten Strich, so dass also selbst diese dunkelste Malvae-Form, welche im Uebrigen das gerade Gegenstück zur aberr. Taras bildet, jene Tendenz zeigt, welche in ihrer höchsten Steigerung zur Herausbildung der Form Taras führt! Von der inneren Reihe weisser Flecke, welche die Stammart aufweisst, sind die unterhalb des — 203 — Vorderrandes angeliäiigten weissen Querstrichelchen kaum durch Atome angedeutet, und der sonst grosse Vorderrandfleck ist zu einem weissen Punkt geworden. Zu einem Punkt geworden ist endlich der selbst bei der typischen Form nicht immer gleich stark ausgeprägte Mittelfleck der Vorderflügel. Er steht bei aberr. punctifera in gleichem Abstände zwischen dem zur vorderen Reihe gehörenden weissen Punkte unterhalb des Vorderrandes und dem untersten der 3 zur hinteren Reihe gehörigen Striche, welche unterhalb des Vorderrandes stehen. Die Hinterflügel sind auch bei der gewöhnlichen Form zuweilen nur mit kleineren Flecken versehen (bei meinen Exemplaren der aberr. Taras immer), sowie mit einer Bogenreihe weisser Flecke vor dem Saume. Doch waltet hier eine grosse Verschiedenheit ob : viele Stücke führen statt des Mittelf lecks eine bisweilen recht stark ent- wickelte, durch die dunkeln Rippen getheilte weisse Mittelbinde. Bei aberr. punctifera ist der weisse Mittelfleck verhältnissmässig gross: der grosste Fleck in der nur schwach entwickelten Zeichnung dieser verdunkelten Form. Die vor dem Saume im Bogen stehenden weissen Fleckchen sind, wie sich bei dem Charakter der aberr. punctifera nicht anders erwarten lässt, wenig ausgebildet; doch zeigen die Hinterflügel das Bestreben nach Verdunkelung nicht in dem Mafse wie die Vorder- flügel. Während sich bei den gewöhnlichen Syr. malvae zwischen der weissen Fleckenzeichnung der Vorderflügel und derjenigen der Hinter- flügel manchmal ein erheblicher Abstand zu Ungunsten der letzteren bemerkbar macht (bei aberr. Taras natürlich immer), präsentirt sich bei aberr. punctifera die weisse Fleckenzeichnung auf den Hinterflügeln kaum schwächer als auf den Vorderflügeln. Der Mittelfleck ist sogar, wie wir oben gesehen haben, von ansehnlicher Grösse: selbst grösser als bei manchen Exemplaren des Syr. malvae. Nicht so erheblich wie die Oberseite weicht die Unterseite ab. Doch ist auch bezüglich ihrer Einiges zu bemerken. Auf den Vorder- flügeln fehlt der am weitesten gegen den Saum vortretende Fleck zwar nicht, wie oben, völlig ; aber es zeigt sich an seiner Stelle nur e i n äusserst feiner Punkt. Statt des Flecks 5 , welcher schräg darunter stehen sollte, findet sich ein feiner Strich und zwar, wenn man sich den bei gewöhnlichen Exemplaren für diesen Fleck in Frage kommenden Raum vergegenwärtigt, an der untersten Stelle dicht über der Rippe : also doch 2 Merkmale, welche auf der Oberseite durch ihre — 204 — fast allgemeine Ausdehnung auf alle Flecke zur Herausbildung der aberr. punctifera führen. Endlich sind die über dem Innenrand stehen- den weissen Flecke rauch artig übergössen. Eine merkliche Ver- kleinerung der anderen Flecke hat nicht stattgefunden. Die Hinterflügel zeigen unten noch -weniger einen erwähnenswerthen Unterschied als oben. T. Smeriiithus populi L. aberr. rufescens Fuclis. Diese hübsche Varietät wurde aus einer im Herbst 1886 an Po- pulus tremula gefundenen Raupe erzogen ; der Schmetterling, ein 9 ? erschien in der Nacht vom 4. zum 5. Juni des folgenden Jahres aus seiner Puppe. Da um dieselbe Zeit aus anderen Puppen, deren Raupen sich ebenfalls vom Laube der Populus tremula genährt hatten, ganz gewöhnliche Exemplare erschienen, so ist die Frage, ob die Raupen- nahrung auf jenes 9 einen Einfluss geübt, nicht mit Sicherheit zu ent- scheiden; keinenfalls kann die auf Populus tremula lebende Raupe in dieser Hinsicht unter einem Zwange stehen. Bei aberr. rufescens wird das Grau der gewöhnlichen Form durch ein zartes Fuchsroth vertreten, was zur Folge hat, dass sich der Schmetterling sehr von anderen Populi abhebt. Die Flügelstellen, welche diese fuchsrothe Färbung führen, sind: das Mittel- und Saumfeld der Vorderflügel und der Saum um die Spitze der Hinterflügel. Die Wurzel der Hinterflügel ist matt rostbräunlich, nicht dunkel rothbraun wie bei anderen Populi. Die übrigen Flügelpartien präsentiren sich fast rosafarben, in viel zarterer Färbung als gewöhnliche Stücke, also : das Wurzelfeld der Vorderflügel, der Raum zwischen dem Mittel- und Saumfelde der Vorderflügel, wo sich beiderseits die fuchsrothe Färbung ohne eine bestimmte Abgrenzung in Rosa verliert ; endlich ein Saumfleck oberhalb des Hinterwinkels der Vorderflügel ; auf den Hinterflügeln der Raum zwischen der mattrostbräunlichen Wurzel und der fuchsröthlichen Spitze. Dieser mittlere Raum wird auf den Hinterflügeln durch einen undeutlichen Doppelstreif von fuchsröthlicher Färbung durchsetzt. Alle Zeichnung abgeschwächt, viel undeutlicher als bei der gewöhn- lichen Form. Auch unten zeigen alle Flügel bei schwacher Zeichnung einen röthlichen Ton. Durch dieses Gemisch von Fuchsroth und Rosa bringt der Schmetter- ling auf den Beschauer einen eigenthümlichen Eindruck hervor. Ein - 205 — ganz gleich gefärbtes Stück, ebenfalls ein 2 5 welches sich von dem beschi'iebenen nur durch seine ausgeprägtere Zeichnung unterscheidet, erhielt ich aus Norddeutschland. Es ist augenscheinlich erzogen ; wovon sich aber seine Raupe genährt hat, vermag ich nicht anzugeben. Borkhausen's aberr. tremulae , deren Raupe ebenfalls auf der Zitterpappel lebt, ist nach Koch 's vortrefflicher Abbildung eine völlig verschiedene Form. Zwar wenn Koch im Texte erklärt, dass Esper, der zuerst auf die Populus-tremula-Yarietät aufmerksam gemacht, seine Abbildung zu röthlich gehalten habe, so könnte man an einen Schmetterling von der Färbung der aberr. rufescens denken. Aber Koch's eigene Abbildung — der seinen Schmetterling ebenso wie Borkhausen aus der Giessener Gegend besass — zeigt uns einen ganz einfarbig s c h i e f e r g r a u e n Falter ohne alle Zeichnung; nur die Wurzel seiner Hinterflügel ist ein wenig bräunlich. Damit stimmt M eigen 's Beschreibung (Band II, S. 150) aufs Genaueste üb er ein. ' Diese aberr. tremulae Bkh., welche ich in der Koch 'sehen Samm- lung öfter zu sehen Gelegenheit hatte, ist eine der ausgezeichnetsten Abänderungen, Avelche ich kenne. YI. ** Setiiia roscida S. Y.^ eine im unteren Rlieiugau lieimisclie Art. [Hein. I, S. ^ß-l u. 265. Verbreitet, aber zerstreut, im Nordwesten feh- lend, vorzugsweise auf den Alpen, im Mai und Juni; auf den höheren Alpen var. melanomos Nick, im August. — Koch, die Schmetterlinge des südwest- lichen Deutschland, insbesondere der Umgegend von Frankfurt a. M. , Kassel 1856. Auf S. 65 wörtlich: „Flugzeit Mitte Mai. Der Falter wird manchmal auf den Brachfeldern seitwärts Neu-Isenburg gefangen; ferner im Taunus, bei "Wiesbaden und in Oberhessen; cf. Rhein. Magazin p. 349, N. 192." — Roessl. Verzeichniss der Schmetterlinge des Herzogtbums Nassau, Wiesbaden 1864 — 66, Heft XIX u. XX der Jahrbücher, S. 396 (296) im Nachtrag auf Grund der Notizen des Frankfurter Beobachters Anton Schmid: „Setina roscida S. V. Bei Isenburg Mitte Mai angeblich von Riese erbeutet." — Sodann ders. Schuppflgl. S. 43; „Ob Roscida vorkommt, ist sehr zweifelhaft, obwohl Koch sie aufführt. Das 5 von Irrorella kann zu leicht dafür angesehen werden. Sie kommt übrigens nach Speyer im Waldeckischen vor."] Wie mau aus diesen Citateu sieht, hat Setina roscida bei uns schon ihre Geschichte. Aber es ist nicht, wie es uns die Wissenschaft zur höchsten Aufgabe macht, eine Geschichte ihrer Erkenntniss in auf- — 206 — steigender Linie , sondern gerade umgekehrt in absteigender Linie. Allein auch diese Beobachtung hat ihr Lehrreiches; denn sie zeigt uns, wie das Vorkommen einer Art bei den Zeitgenossen nach und cach zur Mythe werden kann, wenn, nachdem die alten Zeugen, welche sie zuerst gefunden hatten, verstummt sind, keine weiteren beglaubigten Zeugnisse hinzukommen. Im günstigsten Falle heisst es dann : Aus unserem Ge- biete, wo sie sich früher fand, verschwunden. Die älteste und bisher einzige Nachricht über das Vorkommen der Setina roscida in unserem Gebiete gibt Koch in dem oben wörtlich citirten Passus seines für die damalige Zeit recht brauchbaren und als älteste Quelle noch immer beachtenswerthen Buches. Lassen wir die Angabe »bei Wiesbaden und in Oberhessen« als ohne Frage aus anderen Quellen entlehnt bei Seite, so bleiben als Fundorte, wo der Falter nach K 0 c h 's persönlicher Kenntniss entweder von ihm selbst oder von seinen Freunden erbeutet sein konnte, der Taunus, wahrscheinlich die König- steiner Gegend, und die Neu-isenburger Brachfelder bestehen. Koch pflegte seine Excursionen nach beiden Richtungen hin auszudehnen und wusste, wie ich mich mehrfach zu überzeugen Gelegenheit hatte, in dem von ihm untersuchten Gebiete sehr gut Bescheid. Roessler ignorirt im Texte seines »Verzeichnisses« die Angaben Koch 's gänzlich; erst der »Nachtrag« fügt den Namen Setina roscida ein, aber nicht unter fortlaufender Nummer, wie Roessler bei solchen Arten zu thun pflegte, die für unser Gebiet sicher gestellt schienen. Ja selbst in den »Schuppenflüglern« wird unsere Art einer solchen Auszeichnung nicht gewürdigt, obwohl Roessler doch in diesem so gründlich gearbeiteten Werke über alle Arten unseres Gebietes, die seit Brahm's Zeiten irgend welche Erwähnung gefunden hatten, Umschau hält, wenn auch neuere Beobachtungen fehlten. Nur unserer Setina roscida wird das Bürgerrecht verweigert. Und doch mit Unrecht: Ich selbst fing am 5. August 1885 an den nach Süden geneigten, im Sommer sehr heissen Abhängen des Heimbachthaies kaum fünf Minuten vom Dorfe Bornich entfernt unter Setina irrorella ein prachtvolles cf, — glücklicherweise ein cf, möchte ich nach der oben wiedergegebenen Bemerkung Roessler 's sagen, — welches in Grösse, Färbung und Zeichnung mit meinen ungarischen Stücken so völlig stimmt, dass seine Zugehörigkeit zu Setina ros- cida nicht bezweifelt werden kann. W^enn nun auch weitere Stücke — 207 — nicht aufzutreiben waren, so lernen wir Setina roscida doch als eine zweifellos im unteren Rheingau heimische Art kennen, welcher in einer späteren Bearbeitung unserer nassauischen Fauna ihr Platz nicht länger vorenthalten werden kann. Warum sollte also der alte Koch sich geirrt haben? So gut wie hier die sonnigen Gelände des Mittelrheins, kann unsere Art auch die Frankfurter Gegend oder die südlichen Abhänge des Taunusgebirges bewohnen. Die Frankfurter Freunde unserer Wissenschaft werden dar- über am besten Aufklärung schaffen können; ihnen sei daher dieser so lange umstrittene Punkt, bezüglich dessen jetzt wenigstens das Eine gewiss ist, dass Setina roscida unserem Gebiete angehört, zu weiterer Nachforschung empfohlen. Koch 's Angabe über die Flugzeit des Falters (»Mitte Mai«) stimmt zu von Heinemann I, S. 265: »Mai, Juni«. Mein hiesiges ganz frisches cf ist viel später gefangen: am 5. August. Die erheb- liche Differenz erklärt sich am Ungezwungensten durch die Annahme eines nur nach und nach sich vollziehenden Ausschltipfens der Falter- reihe: eine Erscheinung, die auch bei anderen Arten dieses Genus beobachtet wird. In einem warmen Frühjahr traf ich z. B. von der nächst verwandten Setina irrorella ein eben ausgeschlüpftes cf im Lennig schon zu Anfang des Mai, während gute Q an derselben Stelle noch im August Abends die Calluna-Blüten besaugen. Für gewöhnlich findet man die Art von Mitte Juni an mehrere Wochen hindurch. *) *) Eine männliche Irrorella, welche einen Tag später als die oben er- wähnte Setina roscida, am 6. August 1885, im Heinbachthale unter mehreren Stücken von gewöhnlichem Aussehen gefangen wurde, zeigt auf den Vorder- flügeln anstatt der beiden ersten Punktreihen (welche fehlen) 3 kurze dicke Längsstreifen vom Charakter der var. Andereggii, aber dicker, als diese alpine Form sie führt: einen oberen unterhalb des Vorderrandes, einen unteren oberhalb des Hinterrandes und einen mittleren, welcher saum- wärts gegabelt ist. Diese 3 Streifen stehen, wie bei var. Andereggii, auf den Rippen, aber nur in dem Räume zwischen den fehlenden Punkt- reihen, so dass sie da, wo diese Reihen stehen müssten, endigen, während sie bei der alpinen Andereggii bekanntlich schon an der Flügelwurzel beginnen, um sich erst gegen den Saum hin zu verlieren. Die schwarzen Punkte vor dem Saume, besonders die in der Spitze, zeigt das beschriebene Stück ebenso wie var. Andereggi. In der R o e d e r 'sehen Sammlung führt die gleich aus- sehende Form den Namen aberr. transiens. — 208 — YII. Bryophila perla S. Y. aberr. lutesceiis Fuchs. Die Yorderflügel lebhaft lehmgelb oder lehmbräun- lich gemischt. Mit dieser kurzen Charakterisirung ist eigentlich Alles gesagt, was zu wissen uöthig ist. Will man Näheres erfahren, so ist es dies: Die lehmgelbe oder lehmbräunliche Färbung vertritt das Grau der gewöhnlichen Form; bei denjenigen Stücken, welche den geschilderten Charakter in besonders starker Ausprägung tragen, verdrängt sie das Grau geradezu, so dass die ganze Flügelfläche lehm- gelb wird bis auf die weiss bleibenden Stellen. Weiss angelegt ist auch bei diesen Stücken : der vordere schwarze Querstreif (die vordere Begrenzung des Mittelfeldes) würz el wärt s und der hintere schwarze Querstreif (die hintere Begrenzung des Mittelfeldes) saum- wärts, diese beiden Querstreifen ganz besonders am Yorderrande, wo ihre schwarze Begrenzung, die hier zu einem Doppel streifen wird, 2 weisse Vorderrandflecke einschl iesst. Im Mittelfelde bleibt weiss die nicht immer deutliche Begrenzung der Makeln ; vor der schwarzen, auf den Rippen abgesetzten Saumlinie zeigt sich eine Reihe weisser Halbmöndchen. Solche Stücke sehen sehr gelb aus, weil bei ihnen das Grau ganz verdrängt ist. Aber die lehmgelbliche Fär- bung ist, auch abgesehen von den weiss gebliebenen Stellen, selbst bei ihnen nicht allerwärts gleichmässig dick aufgetragen; am dunkelsten gelb zeigt sich das Mittelfeld, besonders die Ausfüllung der Makeln ; ferner ein Yorderrandfleck vor der schwarz angelegten Wellen- linie. Hier wird die Färbung entschieden lehmbräunlich. So diejenigen Stücke, welche den geschilderten Charakter in stärkster Entwickelung zeigen. Bei einem derselben ist die schwarze Zeich- nung abgeschwächt, so dass dieses Stück, obschon es ganz frisch ist, wie verwischt aussieht. Bei solchen Stücken geht die lehm- gelbe Färbung auch auf den Körper über und ergreift Thorax, Hals- kragen und Schulterdecken , nur der eigentliche Kopf bleibt weiss, aber nicht einmal ganz rein. Der Hinterleib grau, jedes seiner Segmente am Ende hell gesäumt. Natürlich ist dieser Charakter nicht bei allen Stücken, die man zur aberr. lutescens zu ziehen berechtigt ist, gleich entschieden ausge- prägt. Einzelne zeigen eine graue Färbung noch an der Flügelwurzel, — 209 — im Mittelfelde als graue Ausfüllung der Makeln (wie bei der gewöhn- lichen Perla), am Yorderrande als einen grauen Vorderrandfleck vor der schwarz gefleckten Wellenlinie und, wiewohl nur als einen schwachen Anflug, vor den weissen Saummöndchen. Hier sind also die Yorder- flügel in Wirklichkeit nur lebhaft lehmgelb oder lehmbräun- lich gemischt. Noch andere zeigen bei entschieden gelbem Charakter eine grössereAusdehnung der weiss gebliebenen Stellen: der breiten, nur stellenweise gelb angelaufenen Binde vor dem Mittel- felde und einer eben solchen, durch weisse Anlage des hinteren Quer- streifen gegen den Saum hin hervorgebrachten Binde. Solche Stücke zeigen die gelbliche Färbung nur abgeschwächt, sodass das Mittelfeld, w^eil es, wenn auch gelblich gemischt, doch nicht gelbbräun- lich verdunkelt ist, sich gegen die übrige Flügelfläche minder abhebt. Auf der Unterseite tritt bei all diesen so verschieden ausgeprägten Stücken ein Unterschied im Yerhältniss zur gewöhnlichen Perla nicht zutage, auch nicht bei den zuerst beschriebenen Stücken. Doch genug ! Der Kundige wird sich nach dem Gesagten wohl ein Bild von dieser interessanten Form entwerfen können. Ich besitze 5 cT 2 9, clie in den letzten Jahren unter vielen Stücken der gewöhn- lichen Perla nach und nach gesammelt sind. Bis 1885, in welchem Jahre ich sie zuerst auffand, war mir Bryophila perla hier entgangen; vergeblich suchte ich sie an den Mauern der eine Stunde entfernten Burg Katz oberhalb St. Goarshausen, wo Ro essler sie früher getroffen, während sie doch im Dorfe selbst in nächster Nähe des Pfarrhauses und an Gartenmauern im Umkreise des Dorfes wohnt, wenigstens seit den letzten Jahren wohnt. Ro essler beobachtete, dass diese Arten — Perla und Muralis — ihren Aufenthaltsort bei Wiesbaden öfter wechselten, sodass eine Art von einer Mauer, die sie mehrere Jahre inne gehabt, versclnvand, um der andern, die nun an ihre Stelle trat, Platz zu machen, bis dann auch diese abtrat und beide auf Jahre hinaus durch Abwesenheit glänzten [Schuppflgl. S. 77]. Der Grund, auf den er dieses scheinbar spurlose Yerschwinden nach mehrjähriger Häufigkeit zurückführt, ist sehr plausibel. Er sagt : das langsame Wachsthum der Flechten hält mit der raschen Yermehrung der Raupen nicht gleichen Schritt. Hier wohnten in den letzten Jahren beide friedlich zusammen ; doch war Muralis immer nur einzeln zu finden, während Perla zuweilen von den Mauern in Menge abgelesen werden konnte. Ro essler gibt Jahrb. d. nass. Ver. f. Nut. 42. 14 / — 210 — die Ersclieiiiungszeit richtig an: von Mitte Juli bis in den August, Muralis etwas später als Perla, wenigstens bei uns.*) Till. **Acidalia pallidata S. Y. [Hein. I, 726. Sehr verbreitet im Mai und Juni.] Mein einzelnes, ganz frisches cT aus der hiesigen Gegend, welches von Braunschweiger Exemplaren keine Abweichung zeigt, ist am 28. Mai 1886 auf einem zur Gemarkung Weisel gehörigen grasigen Waldwege östlich von Bornich in mehr als einstündiger Entfernung vom Rheinthale gefangen. Ueber das Vorkommen dieser nach von Heinemann sehr ver- breiteten Art in unserem Gebiete war bisher nichts bekannt. Boessler *) Catocala fraxini L. aberr. moerens Fuchs. Mit Rücksicht auf die für diese Arbeit gewählte Ueberschrift konnte die Beschreibung dieser hübschen Abänderung, von welcher ich ein erzogenes Stück (cT) aus Norddeutsch- land besitze, nicht in den Text aufgenommen werden. Der Charakter der Form lässt sich mit wenigen Worten dahin angeben, dass alle Flügel oben schwarz verdunkelt sind. Auf den Vorderflügeln bleibt nur der grünlich gelbe, schwarz umzogene Mittelfleck hell, welcher sich dadurch in augenfälliger Weise bemerklich macht; die übrige Flügelfläche ist gleich massig geschwärzt, auch der äussere Querstreif, dessen Gelb im Vergleich zu dem hell gebliebenen Mittelfleck verdunkelt erscheint. [Bei gewöhnlichen Fraxini ist dieses Gelb ebenfalls dunkler als das des Mittelflecks, ohne doch geschwärzt zu sein]. An den Hinterflügeln fällt zweierlei auf: 1. die blaue Binde ist, von ihrem Aussen- rande anhebend, wurzelwärts in der Weise geschwärzt, dass nur ihr Innenrand sich deutlich gegen die bläuliche Färbung ab- grenzt. Vor dem Innenrande der Hinterflügel ist die Binde von einem schwärzlichen Wisch durchbrochen; ziemlich rein bleibt ihre blaue Färbung nur unterhalb des Vorderrandes, wo sie sich infolge dessen am hellsten präsentirt. 2. Die schwarze Grundfarbe tritt bis an die schwarze, ge- wellte Saumlinie heran, ohne, wie bei der gewöhnlichen Form, vor dem gewellten Theile der Saumlinie — also auf der Strecke vor dem Hinterwinkel bis zum Vorderwinkel — eine weissliche Stelle frei zu lassen. Zeigt auch dieser bei Fraxini sonst freibleibende schmale Saumstreif bei aberr. moerens im Vergleich zu dem Schwarz der übrigen Flügelfläche einen abgeschwächten Ton, so hat die Verdunklung der Hinterflügel eben doch auch diese Stelle mitein- bezogen. Selbst der Körper nimmt an der allgemeinen Verdunkelung theil, das Brustschild mehr als der vor der gewöhnlichen Form sich nicht besonders aus- zeichnende Hinterleib. Unten ist nur der Saum der Vorderflügel schwarz verdunkelt, die übrige Flügelfläche sowohl der Vorder- als der Hinterflügel ohne Aus- zeichnung vor anderen Fraxini. — 211 — envähnt ihrer weder in dem »Yerzeiclmisse«, noch in den »Schiippen- flüglern«. Auch Koch schweigt über sie. Ob dieses Schweigen für die Frankfurter Gegend noch immer Geltung hat, vermag ich nicht anzugeben. Für unsere nassauische Fauna ist die Auffindung der Acidalia pallidata in der Umgebung von Bornich jedenfalls eine Be- reicherung. Uebrigens liegt die hiesige Fundstelle ausserhalb des von der Rheingauer Fauna bewohnten nur schmalen Gebietes [Yergl. meine »Charakteristik der Lepidopterenfauna des unteren Rheingaus«] in den Gebirgswäldern östlich vom Dorfe, wo sich keine der für unsere Rheingauer Fauna charakteristischen Arten mehr findet. Wir können also Acidalia pallidata trotz ihrer Auffindung bei Bornich bis auf Weiteres nicht der eigentlichen Fauna des Rheingaues zuzcählen. Viel- mehr werden wir als ihre hiesigen Wohnplätze, soweit wenigstens zur Zeit vermuthet werden kann, die hinter dem eigentlichen Rheingau gelegenen grasigen Höhenwälder zu betrachten haben. Hier kann sie sicher noch an manchen Stellen aufgefunden werden, obschon das am 28. Mai 1886 gefangene cf trotz mehrfacher Bemühung in meiner Samm- lung vereinsamt geblieben ist. Als Flugzeit wird nach diesem Datum wohl die Zeit von Ende Mai bis in den Juni zu gelten haben. IX. Acidalia bilinearia Fuclis, eine gute Art. [Fuchs, Stett. ent. Ztg. 1878, S. 331, Acidalia degeneraria Hb. abevr. bilinearia. Stgr. Cat. Acidalia degeneraria Hb. aberr. rubraria]. Es ist das Unglück dieser noch immer verkannten guten Art, dass derjenige, welcher sie zuerst durch Aufzucht aus den Eiern zu beob- achten Gelegenheit hatte und vorzüglich befähigt gewesen wäre, uns ihre Benennung nnd Beschreibung zu geben, einen Irrthum in der Be- stimmung des 9, von welchem er seine Eier erhielt, beging. Roessler — ich gebe in dem Folgenden seine eigne Darstellung, wie er sie, nachdem es mir endlich gelungen war, ihn von der Artberechtigung der Acidalia bilinearia zu überzeugen, mir mündlich gemacht, mit der ausdrücklichen Ermächtigung zu ihrer Publication — Roessler fing jetzt vor einem Menschenalter in der Wiesbadener Gegend, wo die Art noch heute vorkommt, einige abgeflogene Stücke, darunter ein 9 , welche er um der Aehnlichkeit ihrer Zeichnungsanlage mit derjenigen der Degeneraria willen als diese Art ansah. Aus den Eiern dieses 9 konnte er natürlich nur unsere Bilinearia-Rubraria erziehen, die er aber, noch immer in dem Irrthume befangen, dass die Stammmutter seiner so auf- 14* 212 fallend gefärbten Exemplare eine abgeflogene Degeneraria gewesen sei^ in seiner Sammlung bei dieser- Art unterbrachte, ohne sie zu benennen und zu beschreiben. Dieser bedauerliche Irrthum eines unserer gewissen- haftesten Forscher ist für unsere Art verhängnissvoll geworden; denn er hat nicht bloss ihre noch immer andauernde Yerkennung verschuldet, sondern auch ihre der Discussion keineswegs entrückte Nomenclatur. R 0 e s s 1 e r , der seine Exemplare schon vor Veröffentlichung des »Yerzeichnisses« (1866) erzogen, gab in diesem Buche nur eine wohl- gelungene Beschreibung der Raupe als derjenigen der Degeneraria, ohne die Schmetterlinge zu besprechen; denn aus »Varietäten« machte er sich nichts; sein Interesse war bis zuletzt vor- wiegend auf Aufklärung der biologischen Verhältnisse solcher Arten, deren frühere Stände noch wenig gekannt waren, gerichtet. Zum ersten Male äusserte er sich über die Schmetterlinge in seiner Arbeit über die »Schmetterlinge um Bilbao« (Stett. ent. Ztg. 1877). Da aber war das Unglück bereits geschehen. Stau ding er benennt und beschreibt im Catalog als Rubraria eine fast ganzrothe Degeneraria- Aberration mit ausgelöschtem Mittelfelde. Seine beiden Originalia stammen, wie er mir auf meine Anfrage brief- lich mittheilte, aus unserer Gegend, sind ihm also wohl von Roe ssler zugesandt, der seine Auffassung, dass sie eine »durch künstliche Er- ziehung infolge gesteigerter Wärme« hervorgebrachte Degeneraria-Form darstellten (cf. Schuppflgl. S. 174), nicht verschwiegen haben dürfte. Das ist also die erste Publication über unsere Art. Vergleicht man nun aber mit S t a u d i n g e r 's Charakterisirung das Gros unserer mittel- rheiuischen Stücke, so erkennt man — und das ist eben das Missliche — y dass sich der von der Färbung hergenommene Staudinger 'sehe Name wohl für einen Bruch theil der Exemplare vorwiegend im w^eiblichen Geschlechte halten lässt und zwar für diejenigen besonders schönen Stücke, welche im frischen Zustande einen ausgeprägt röthlichen Farbenton zeigen (der jedoch im Alter zurücktritt), nicht aber für die Art als solche; diese bezeichnet er nicht. Wir haben also hier den lehrreichen Fall, dass für eine Art nur unter Verschiebung der natürlichen Verhältnisse, also auf gewaltsame Weise, ihr ältester Name angenommen werden kann. Will man sich die Folgen klar machen, so denke man sich nur den Fall, dass von irgend einer unserer längst bekannten Arten zufälliger Weise die Ausnahme von der Regel zuerst benannt und beschrieben worden wäre, also z. B. in Bezug auf — 213 — Yanessa Antiopa-Hygiaea anstatt, wie es jetzt glücklicher Weise heisst: Yanessa Antiopa aberr. Hygiaea, umgekehrt Yanessa Hygiaea aberr. An- tiopa ! In dem Rubraria-Falle ist übrigens die Bezeichnung aberratio Aviederum nicht angemessen ; allein verwendbar ist hier die Bezeichnung fQrrma: die röt bliche Form, forma rubraria. Als ich nach meiner Uebersiedelung nach Bornich die Lepidopteren- fauna unserer an interessanten Arten so reichen Rheinberge zu unter- suchen begann, konnte es nicht ausbleiben, dass ich auch mit unserer Art bekannt wurde, und zwar traf ich sie zunächst in demjenigen Ge- wände, welches bei uns die Regel bildet: ock er gel blich gefärbt. Da meine 2 cf — das erste, ganz frische, besuchte mich gar in meinem Hause, das zweite, schon geflogen, wurde an einem heiss gelegenen Abhänge aus einer Hecke aufgescheucht — nicht roth waren und also auch nicht Rubraria heissen konnten, so stellte ich sie vorerst noch unter dem Banne der von Ro essler verschuldeten irrthümlichen Auf- fassung als Degeneraria aberr. bilinearia in Parallele mit Staudinger 's Rubraria neben diese, von der sie sich durch ihre andere Färbung schieden.*) Das ist also bei uns die reguläre Form, die eigentliche Species, für welche der Name Bilinearia ganz gut passt, während er als Yarie täten- Name zu Acidalia rubraria darum durchaus unan- gemessen wäre, weil man aus ihm nicht zu ersehen vermöchte, was man sich im Yergleich zu Acidalia rubraria unter dieser forma bilinearia zu denken hätte. Das Yorstehende giebt eine kurze litterarische Geschichte unserer Art von ihrem ersten Bekanntwerden an. Leider ist diese Geschichte, deren Schilderung zur Klarlegung aller Momente unumgänglich schien, eine Geschichte ihrer Yerkennung geworden. Wir treten nunmehr der Besprechung der wichtigsten Frage, der Frage nach ihrer Artberechtigung, näher. Diese kann, nachdem es in einer Reihe von Jahren gelungen ist, Acidalia bilinearia aus Eiern oft in Menge zu züchten, ohne dass sich je eine spezifische Ab- weichung nach der Degeneraria-Seite hin ergeben hat, nicht länger . angezweifelt werden. Ich setzte im Hinblicke auf die Roe SS 1er 'sehe Anschauung von der Entstehung der Rubraria probe- weise eine Degeneraria-Sommerzucht Tag für Tag dem heissesten Sonnen- brande aus, so dass die Raupen, weil sie den unaufhörlichen Brand niclit ') Stett. ent. Ztg. 1878, S. 331. — 214 — ertrugen , in Menge hinstarben : die Schmetterlinge , welche aus den Puppen der durchgebrachten erschienen, blieben, wiewohl ja ihr Mittel- feld verblasst aussah und in's Fuchsfarbene spielte, charakteristische Degeneraria. Und umgekehrt: Bilinearia-Rubraria ging trotz der zum Vorschein kommenden recht verschiedenen Nuancen ihrer Grundfarbe nie in Degeneraria über. Diese fortgesetzte Züchtung machte nun mit den biologischen Abweichungen, welche zwischen Degeneraria und Bilinearia bestehen, bekannt. Es ist sicher, dass im Gegensatze zu Degeneraria, welche zweimal im Jahre auftritt: zuerst im Mai und später nochmals je nach der Sommerwärme von Ende Juli bis in den September, Acidalia bilinearia bei uns als Regel nur eine Jahresgeneration hat, welche sich im Freien erst im August einstellt, also gleichzeitig mit der zweiten Degeneraria-Generation, (sodass die erste Degeneraria-Gene- ration von Bilinearia übersprungen wird), während infolge der künstlichen Züchtung, ganz wie dies auch bei Simplicia rectalis all- jährlich beobachtet Averden konnte, die Schmetterlinge um volle vier Wochen früher ausschlüpfen, offenbar weil sich in diesem Falle die Entwickelung unter völlig normalen A^erhältnissen vollziehen konnte : von den ersten Tagen des Juli an bis gegen Ende des Monats. Ver- wendet man die frühesten der auf solche Weise gewonnenen Exemplare wiederum zur Nachzucht, so kann mau, wenn die Herbstwitterung be- sonders günstig ist und die Zimmertemperatur nöthigenfalls durch Ein- heizen gesteigert wird, einzelne Raupen schon im Spätherbste zur Aus- reifung bringen, sodass sie sich Ende September oder auch noch später verpuppen, um nach 3 Wochen gegen Mitte October, zuweilen erst im November die Schmetterlinge zu liefern. Sehr leicht aber gehen die auf solche Weise getriebenen Raupen kurz vor oder w^ährend ihrer Verwandlung in der Art zu Grunde, dass sie ihre Haut nicht glatt ab- zustreifen vermögen, so dass man statt der gehofften Puppe beim Nach- sehen eine unförmliche Masse vorfindet, in welcher nach einigen Tagen das Leben erlischt ; oder es sterben auch noch zuletzt die bis dahin gesund erschienenen Puppen, trotzdem sie mit genügender Anfeuchtung im warmen Zimmer gehalten wurden, kurz vor dem Ausschlüpfen der in ihrer Umhüllung schon sichtbaren Falter ab; oder es erscheinen ver- kümmerte Schmetterlinge, selten ganz tadellose : ein Zeichen, dass diese künstliche Züchtung einer zweiten Generatton für unsere Gegend nicht den naturgemässen Verhältnissen entspricht. Immerhin aber wäre — 215 — es nach diesen Erfahrungen nicht geradezu unmöglich, dass in einem südlicheren Klima statt wie bei uns nur eine Generation eine doppelte auch im Freien sich entwickelte, die aber dann wohl eine etwas andere Umlaufszeit aufweisen würde als die stets in 2 Generationen auftretende Degeneraria. Wir haben also nach hiesigen Erfahrungen in Acidalia bilinearia eine Art vor uns, welche sich von ihrer nächsten Yerwandtin Degeneraria schon durch andere biologische Verhältnisse unterscheidet. Als diese Erkenntniss feststand, galt es, die zahlreich gezüchteten Bilinearia auf die Frage genau anzusehen, ob sich trotz aller scheinbaren üeber- einstimmung ihrer Zeichnungs- Anlage mit Degeneraria (denn nur von dieser Verwandtschaft der Zeichnungs-Anlage kann bei den zwei Arten die Rede sein) ausser der so ganz verschiedenen Färbung ein Merkmal auffinden lasse, welches einen guten specifischen Unterschied abgeben könnte . Dieses Merkmal ist vorhanden, und zwar tritt es im Verlaufe der äusseren (zweiten) Querlinie zu Tage. Während nämlich an Degeneraria die äussere Querlinie unterhalb des Vorderrandes in stumpfem Winkel flach gebrochen ist und der kürzere der beiden Schenkel nach dem Vorderrande zu in ziemlich gerader Richtung führt, weist bei Bilinearia der AYinkelbruch eine saumwärts stark vorgezogene, etwas abgerundete Spitze auf und der kürzere Schenkel beschreibt unterhalb des Vorderrandes einen tief ausgehöhlten, saumwärts offenen Bogen. Dieses Merk- mal, welches sich auch an denjenigen Stücken findet, die bei künst- licher Züchtung eine der Degeneraria sich nähernde Färbung erhielten, muss als das eigentlich specifische betrachtet werden, an welchem die Art mit Sicherheit leicht zu erkennen ist. Zu ihm ge- sellen sich: die bedeutendere Grösse der Bilinearia verbunden mit ihrem robusten Bau, ihre lebhafte Färbung, die starke, fast bis zur Erlöschung vorgeschrittene Ab Schwächung des an Dege- neraria so augenfälligen graubraunen Mittelfeldes. Grösser und robuster als Degeneraria, Vorderflügellänge von der Wurzel bis zur Spitze 13 — 14 mm gegen 11 — 13 mm der Degeneraria, ockergelb, bald matter, bald lebhafter gefärbt, aber auch die mattesten Stücke nie grünlichgelb wie Degeneraria, also im Gegensatze zu dieser Art in der Färbung recht veränderlich, alle Nuancen von Ockergelb bis in's Röthliche, namentlich auf den Vorderflügeln durchlaufend, diese mit ockerröthlicher Vorderrandrippe und 2 deutlichen braunen Querlinien, — 216 — die äussere unterhalb des Vorderrandes mit einem tief ausgehöhlten, wurzelwärts geöffneten Bogen, darunter ein Winkelbruch mit saumwärts stark vorgezogener, etwas abgerundeter Spitze, jenseits des starken Mittelflecks ein schwacher Mittelschatten in leicht gekrümmtem, regel- mässigen Bogen abwärts ziehend, das Feld zwischen ihm und der inneren Querlinie nur schwach verdunkelt, die Wellenlinie in der Regel nur durch eine kaum merkbare Verdunkelung wurzelwärts angedeutet, selten zeigt sich auch saumwärts eine leichte Verdunkelung. Auf den Hinter- flügeln ein schattiger Querstreif vor dem Mittelfleck und eine schwärz- liche Querlinie bei ^/^ der Flügellänge als Fortsetzung der auf den Vorderflügeln sich findenden äusseren Querlinie. Auch die schwache Beschattung der Wellenlinie auf den Hinterflügeln fortgesetzt. Unten die Färbung bleicher, aber der Mittelfleck, der Mittelschatten und die äussere Querlinie deutlich. Beträchtlich kleiner und zarter gefärbt sind in der Regel die auf künstliche Weise schon im October und November zu vorzeitiger Ent- wickelung gebrachten Stücke. Ihre Vorderflügellänge schwankt zwischen 11 — 12 mm. Diese Verkümmerung kann nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dass auf die Entwicklung ihrer Raupen ein Zwang aus- geübt wurde, was zur Folge hatte, dass sie ihre natürliche Ausreife nicht zu erlangen vermochten. Die Beschreibung der Raupe ist die von Roessler irrthümlich bei Degeneraria [Verzeichniss S. 110 (210)] gegebene und in den »Schuppen- flüglern« auf S. 174 wiederholte. Die erste Beschreibung der Degen er aria-Raupe ist also die von mir in der Stett. ent. Ztg. 1878, S. 332 veröffentlichte. Zur Abbrundung des in dem Vorstehenden gezeichneten Bildes füge ich nach meinen eigenen Notizen eine Schilderung der Bilinearia-Raupe bei: Auf den ersten Blick sieht die Raupe ganz anders aus als die- jenige von Degeneraria, allein bei näherem Betrachten scheint der Unter- schied hauptsächlich in einer starken Verdunkelung ihres Vorderkörpers bis zu 2/. zu bestehen. Bei einzelnen Raupen ist diese Verdunkelung in der angegebenen Ausdehnung ziemlich gleichmässig über den Rücken verbreitet; nur der Kopf bleibt frei. Andere lassen, durch eine Lupe betrachtet, die Grundfarbe noch sehr wohl erkennen; man gewahrt deutlich, wie auf sie die Verdunkelung nur aufgetragen ist. Körper von der Gestalt der Degeneraria-Raupe, wenig grösser und kräftiger als diese. Oben stark abgeplattet, vorn zugespitzt, in der — 217 — Mitte verbreitert, gegen den After hin wieder verschmälert. Die Länge der Raupe beträgt 19 — 20 mm. Seitenkante stark und wulstig, in den Ringeinschnitten eingeschnürt. Der Bauch im Gegensatze zu dem ab- geplatteten Rücken gewölbt. Grundfarbe grau oder gelblichgrau, die Breite des Rückens bis zu ^/g der Körperlänge braun, heller oder dunkler, zuweilen schwärzlich braun. Bei den dunkeln Raupen verschwindet infolge der braunen Färbung fast alle Rückenzeichnung ; nur mit Mühe erkennt man in den etwas aufgehellten Gelenkeinschnitten eine schwärz- lichbraune doppelte Mittellinie, von welcher beiderseits ein undeutlicher dunkler Schrägstrich nach vorn ausgeht, um in der Richtung der Seiten- kannte schräg abzulaufen. Die hinteren Schrägstriche, welche sich als Fortsetzung der vordem rückwärts finden, mit diesen in den Gelenk- einschnitten sich kreuzend, sind kurz und nur an den helleren Raupen erkennbar. Das letzte Drittel des Rückens ist bei allen Raupen auf- gehellt und zeigt infolge dessen eine deutliche Zeichnung: die braune Mittellinie präsentirt sich doppelt ; ihr innerer Raum ist auf dem ersten der hellen Segmente (dem 9.) aufgehellt; gegen den After hin ist sie auch im Innern braun, wodurch sie einfach und dick erscheint; auf dem Aftersegmente ist sie zugespitzt. Das erste der aufgehellten Seg- mente führt noch die im Gelenkeinschnitte zusammenstossenden vorderen Schrägstriche, welche, da ihre hintere Fortsetzung fehlt, die Gestalt eines lateinischen Y annehmen. Die weiter rückwärts liegenden Seg- mente führen diese Zeichnung nicht mehr. Bauch braun, in der Mitte grosse helle Flecke in der Form eines Trapezes, welche in ihrem Innern eine doppelte, in den Gelenkeinschnitten genäherte, nach hinten zackig auseinandergehende braune Mittellinie aufweisen. Einzelne kurze, borsten- förmige, helle Härchen sind über den Körper vertheilt ; am reichlichsten ist Kopf und After mit ihnen besetzt. Erwachsen ist die Raupe von Mitte Juni an. Die Puppe hat die Gestalt derjenigen der Degeneraria, ist aber kräftiger und zuweilen röthlich angelaufen. Bilinearia ist in unserem Gebiete bis jetzt nur bei Wiesbaden und Bornich gefunden worden. Doch lässt die Lage dieser beiden Fundorte einen Schluss auf ihren localen Verbreitungsbezirk in unserem Gebiete zu: zweifellos bewohnt sie von Wiesbaden abwärts den ganzen oberen und unteren Rheingau. Ob sie gleich anderen, zur Rheingauer Fauna gehörenden Arten auch im Wisper- und unteren Lahnthale aufsteigt und wie weit, bleibt der Ermittelung vorbehalten; ebenso ob sie, wie — 218 — man vermuthen könnte, auch das linke Rheinufer und hier vor Allem die Gegend von Kreuznach bewohnt. Durch die vorstehend geschilderten Untersuchungen halte ich die Frage nach der Artherechtigung der Acidalia bilinearia für erledigt. X. Zonosoma piinctaria L. var. subpimctaria Z. [Hein. I, 709.] Da ich in der mir zugänglichen Litteratur, soweit sie die Fauna der hiesigen Gegend und ihrer Nachbargebiete behandelt, über das Vor- kommen dieser ausgezeichneten Form nichts angemerkt finde und auch Frey in den »Lepidopteren der Schweiz« sich in Schweigen hüllt, so kann eine Besprechung meiner 6 hiesigen Stücke nicht unnütz sein. von Heinemann charakterisirt, offenbar nach dem Autor Zell er, — denn er sagt: »soll sich unterscheiden« — im ersten Bande der »Schmetter- linge Deutschlands und der Schweiz« S. 709 Subpunctaria so: Die Grund- farbe etwas in Fleischroth ziehend, die Bestäubung sparsamer und feiner als bei Punctaria, der violettgraubraune Mittelschatten fast gerade, mehr saumwärts gerückt, statt der ersten Punktreihe eine vollständige dünne Querlinie und kleine, verloschene Punkte der Saumlinie. Nicht alle der hier aufgezählten Merkmale werden in dieser Ver- einigung an meinen Exemplaren wahrgenommen ; aber das erklärt sich, w^enn man von S t a u d i n g e r hört, dass Subpunctaria eine veränderliche Form sei. Zu drei Stücken seiner Sammlung, welche er mir in der freundlichsten Weise zur Ansicht mittheilte, stimmen die hiesigen in allem Wesentlichen so gut, dass an ihrer Zugehörigkeit zu Subpunctaria trotz einzelner Abweichungen von der oben angeführten Charakterisirung Heinemanns kein Zweifel sein kann. Sie zeigen auf der ganzen Flügelfläche der Oberseite eine völlig eintönige, ledergelbliche, etwas in 's Fleischfarbene ziehende Färbung ohne den bald lebhaft rothen, bald bräunlichen Anflug, welcher an der gewöhnlichen Punctaria im Mittelfelde der Vorderflügel zu beiden Seiten des Mittelschattens unterhalb des Vorder- randes bis gegen den Innenrand hin in der Regel bemerkt wird. Nur am Vorderrande der Hinterflügel ist bei meinen Stücken die Färbung etwas matter, in's Weissliche ziehend. Alle Zeichnung, soweit sie über- haupt vorhanden ist, sehr fein, einfach grau, nicht dick bräunlich wie bei Punctaria. Auch der grauliche Mittelschatten nur schwach — 219 — angedeutet, bei einem cf bloss auf den Hinterflügeln, wo er unterhalb des Vorderrandes beginnt, um, leise anschwellend, bis zum Hinterrande zu reichen. Statt der ersten Punktreihe eine vollständige dünne Querlinie, soweit an dieser Stelle überhaupt eine Zeichnung vorhanden ist, w^as bei 5 Stücken der Fall ist; dem sechsten fehlt diese Linie, aber auch die Punktreihe der Punctaria. Mit der gemachten Einschränkung stimmen also meine Exemplare in diesem Stücke sehr gut zu der Angabe von Heinemanns. Alle Flügel führen einen weisslichen Mittelfleck, welcher auf den Hinterflügeln schwach grau umgrenzt ist. Im Ganzen sind die Flügel gleichmässig bestäubt; nur der Yorderrand der Hinterflügel bleibt freier. In der Regel ist die Bestäubung fein und zart, doch nicht gerade sparsam vorhanden; aus- nahmsweise präsentirt sich ein cT grob bestäubt. Durch den geschilderten Charakter zeichnen sich die hiesigen Sub- punctaria sehr vor anderen Punctaria aus. Ich besitze 4 cT 2 9, Avelche ihrer Flugzeit nach sämmtlich der ersten (Frühlings-) Generation ange- hören. Nur meine beiden Q stammen aus dem Lennig; sämmtliche cT sind in den östlich vom Dorf gelegenen Gebirgswäldern gesammelt, in einstündiger Entfernung vom Rheinthale. Das scheint darauf hinzuweisen, dass Subpunctaria zu ihrer Entwickelung nicht gerade einer ausserge- wöhnlich heissen Localität bedarf, und es wird, wenn dem so ist, ihre weitere Verbreitung in unserem Gebiete angenommen werden können, von He ine mann berichtet a. a. 0., dass sie nach Reutte in Baden sich finde. XI. Cabera pusaria L. forma rotiindaria Hw. [Frey, Lepidopteren der Schweiz, S. 200.] Wenn man sich im Herbste die Mühe nimmt, von den Raupen dieser überall an niedrigen Birken, insbesondere an Büschen gemeinen Art soviele als möglich zur Aufzucht einzusammeln, so erhält man im Mai und Juni des nächsten Jahres unter vielen Pusaria von gewöhn- lichem Aussehen auch einzelne Stücke von auffallender Flügelgestalt, die offenbar zur Form Rotundaria Hw\ gehören. Frey charakterisirt diese Form so: »Mit rundlichen Flügeln, die vorderen mit doppelter dunkler Querlinie, die innere costalwärts gespalten«. Wenn nun auch, was die Zeichnung betrifft, meine 3 cT 1 9 — ^'on Oberursel am Fusse des Taunus und von hier — mit dieser Charakterisirung der Zeichnung — 220 — nicht völlig stimmen, so doch um so besser in den rundlichen Flügeln; und gerade aus diesem Grunde können sie sehr gut An- spruch auf den Namen Rotundaria erheben. Alle Flügel kurz und breit und auffallend gerundet. In der Zeichnung ändern meine Exemplare unter sich ab. Das einzige Oberurseier cT führt auf den Vorderflügeln 2 verloschene Quer- 1 i n i e n , deren äussere sich auf den Hinterflügeln unterhalb des Yorder- randes bis gegen den Innenrand hin fortsetzt. Dieses Stück stimmt also zu Freys Angaben bis auf die ihm fehlende costale Spaltung des vorderen Querstreifs. Da bei der gewöhnlichen Pusaria der erste Quer- streif unterhalb des Yorderrandes sich wurzelwärts krümmt, der zweite (Mittelstreif) aber ganz gerade verläuft, so erkläre ich mir die Ent- stehung dieser von Frey behaupteten Spaltung des vorderen Streifen, die, weil beide Streifen doch nur einfache sind, sonst unerklärlich bliebe, durch ein Herantreten des zweiten Streifen dicht an den ersten, wodurch dieser vereinigte Streif unterhalb des Yorderrandes allerdings gespalten erscheinen muss. In der That zeigen auch meine 3 hiesigen, um ihrer Flügelgestalt willen zu Rotundaria gezogenen Stücke, den zweiten Streif an den ersten auffallend ge- nähert. Bei einem cf ist die Annäherung so stark, dass aus den zweien ein Doppelstreif entsteht, welcher nur unterhalb des Yorderrandes aus Veranlassung der oben erwähnten costalen Krümmung des ersten Streifen etwas auseinandergeht. Hier ist also F r e y ' s Forderung: »Yorderflügel mit doppelter dunkler Querlinie, die innere costalwärts gespalten« fast erreicht. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass auch die hiesigen Rotundaria vom Gros der Pusaria in der Zeichnung etwas abweichen. Auf diesen Unterschied scheint aber darum weniger Gewicht gelegt werden zu können, weil Pusaria selbst in der Stellung der mitt- leren Querlinie nicht unveränderlich ist. Nicht immer hält sie genau die Mitte zwischen der ersten und dritten Linie ein ; sie kann ebenso der äusseren, wie anderseits der inneren Linie näher treten. Doch habe ich unter vielen Stücken keine Pusaria von typischer Flügel- gestalt — d. h. also: mit gestreckteren Flügeln und deutlicher Spitze der Yorderflügel — , bei welchen die erste und zweite Querlinie so ganz zu einem nur unterhalb des Yorderrandes auseinandergehenden Doppelstreif vereinigt wären, wie es an dem beschriebenen Rotundaria cf bemerkt wird. — 221 — Sehr auffallend ist eine am 28. Mai 1884 gefangene ganz frische Pusaria- Aberration mit ausgelöschten Querlinien. Nur noch die äussere ist von den dreien schwach angedeutet sowohl auf den Yorderflügeln wie auf den Hinterflügeln, (auf denen sich bei Pusaria die erste nie, die zweite nicht immer fortsetzt). Dafür zeigen bei diesem Stücke die Hinterflügel dunkle Atome als innere Beschattung der Wellen- linie, was zuweilen auch an anderen Pusaria bemerkt wird. XII. Gnophos dumetata Frr. yar. scopulata Fiiclis. Wenn auch wegen der schwer zugänglichen Klippen, in denen diese seltene Art bei uns haust — in den südwestlichen Abhängen des Lennig — seit meinem ersten Berichte über ihre Auffindung in unseren Eheinbergen die zwei damals besprochenen Stücke einen Zuwachs in meiner Sammlung nicht erfahren haben, so Hess ihre Vergleichung mit einem Dumetata cf der Lederer 'sehen Sammlung, welches mir Herr Dr. Stau ding er zur Ansicht freundlichst mittheilte, sie inzAvischen doch als eine Localform erkennen. Der Unterschied zeigt sich auf den ersten Blick in ihrer hellen Färbung — gegen Yeilbraun der Dumetata — , welche sie neben mein einzelnes 9 der var. Daubearia stellt. Daran, dass dieses 9 etwas gelblicher ist, mag wohl das Alter schuld sein. Während aber dieses Daubearia Q fast unbeze lehnet ist, so zwar, dass von den beiden Querstreifen nur am Yorderrande der Yorderflügel je ein deutlicher brauner Fleck und auf den Rippen an Stelle des äusseren Streifen eine punktartige Andeutung, vor dem Hinter- rande der Hinterflügel aber ein den äusseren Querstreif vorstellender schwacher Schatten vorhanden ist, zeigt var. scopulata den äusseren Querstreif gan? so gezeichnet wie Dumetata : nicht deutlicher als diese, bei welcher nach von Heinemanns zutreffender Angabe der äussere Querstreif nur schattenartig auftritt, aber doch immerhin deut- lich. Der innere ist auch bei var. scopulata selbst am Yorderrande kaum und in seinem weiteren Yerlaufe nur auf den Rippen zwei- mal durch je einen braunen Punkt angedeutet. Yom Mittelschatten, der an meinem Daubearia 2 bis auf eine kaum erkennbare Spur aus- gelöscht ist, zeigt das eine meiner 2 Scopulata 2 am Yorderrande der Yorderflügel einen ansehnlichen Schattenfleck und im weiteren Yerlaufe eine verwaschene Andeutung durch bräunliche Atome namentlich ober- halb des Hinterrandes der Yorderflügel ; das andere zeigt bis gegen den 999 Ilinterrand der Hinterflügel nur geringe Spuren eines Mittelscbattens, aber hier — also vor dem Innenrande der Hinterflügel — ist sowohl dieser Mittelscliatten, als auch der äussere Querstreif an beiden Stücken erkennbar, und es führen die Hinterflügel einen braunen Mittelfleck. Aus dem Gesagten geht hervor, dass var. scopulata etwa die Mitte hält zwischen Dumetata und ihrer dem Mittelmeergebiete angehörenden var. Daubearia: von jener hat sie die ausgeprägtere Zeichnung beibe- halten, von dieser führt sie die Färbung. Wie sich Temperata Ev. zu unserer mittelrheinischen Localform verhält, vermag ich nicht anzugeben. Dumetata-scopulata ist, wie bereits bei einer früheren Gelegenheit erwähnt, bei uns die am spätesten sich einstellende Gnophos-Art. Meine beiden 9? von denen das zuerst gefangene tadellos frisch, das andere wenigstens gut ist, sind am 2. und 10. September erbeutet. Also wird man die Flugzeit wohl auf Ende August und Anfang September be- stimmen können. **XII1. Cidaria luctuata Hb. 254:. Ein zweifelloses cf dieser wahrscheinlich doch guten Art, welches zu meinem Chemnitzer Pärchen völlig stimmt, traf ich am 11. Juni 1884 in einem unsere Rheinberge durchschneidenden tiefen Seitenthale, dem Urbachthale, dessen nach Süden sich neigende rechtsseitige Abhänge den Namen des Rieslingberges führen, nahe an der Stelle, wo es, Ober- wesel schräg gegenüber, in's Rheinthal mündet. Luctuata unterscheidet sich von Tristata L. nicht bloss durch das tiefere Schwarz ihrer Flügel, namentlich des Saumfeldes, in welchem mein hiesiges Stück von der fehlenden Wellenlinie nur noch an einer Stelle vor der Saummitte — also da, wo sich an deutlich gezeichneten Tristata eine w^eisse Pfeil- spitze vorfindet, eine leichte, weissliche Beschuppung zeigt, und durch die ganz schwarzen, w^ e i s s g e s ä u m t e n H i n t e r 1 e i b s r i n g e , sondern auch durch ihre schmaleren Flügel und ihre merk- liche Kleinheit. Ob die 3 schwarzen Tristata — das eine von Wiesbaden, das andere von Mainz, das dritte von Limburg — , welche Roessler in den »Schuppenflüglern« auf S. 156 bespricht, um durch sie den Zu- sammenhang zwischen Luctuata-Tristata zu erweisen, [für die er trotz ihrer so auffallenden Verschiedenheit nur den einzigen Namen Tristata gebraucht], alle ächte Luctuata Hb. 254 sind, scheint nicht ganz sicher. — 123 - Möglich wäre es immerhin, da ja, wie oben gezeigt, das Vorkommen der ächten I.uctuata im unteren Rheingau wenigstens gewiss ist. Wir müssten ihr in diesem Falle als nassauischen Wohnsitz das Mittelrheiu- Gebiet von Mainz und Wiesbaden abwärts bis Lahustein und das untere Lahnthal aufwärts bis Limburg zuweisen, mit anderen Worten: in seiner weitesten localen Ausdehnung das ganze Gebiet, in welchem sich auch andere, zur Rheingauer Fauna gehörende Arten finden. Roesslers Beweisführung a. a. 0. leidet trotz der Sicherheit, mit der sie sich gibt, an einem w^esentlichen Mangel, der ihr gerade das Zwingende be- nimmt : R 0 e s 8 1 e r hat, wie oft er auch die Aufzucht der Tristata mit Erfolg durchgeführt, wohl mannigfach variirte Stücke, aber nie eine ächte Luctuata Hb. 254 erhalten. Wir w^erden uns also mit unserem Urtheile bescheiden müssen, bis es gelungen sein wird, aus Eiern eines zweifellosen Luctuata 5 die Schmetterlinge zu erziehen. Als Funerata Hb. besitze ich durch Staudinger's Güte ein auf- fallend helles, graubräunliches Pärchen der Tristata-Verwandtschaft ohne eigentliches Schwarz mit einer auch auf den Hinterflügeln durchlaufenden, w^eiss gezackten Wellenlinie. An dem y tritt das letztere Merkmal noch deutlicher zutage als an dem cT. Hält man solche Stücke, wie sie auch bei uns vorkommen, gegen die schwärzere Tristata, so gewahrt man einen merklichen Unterschied und könnte an Artverschiedenheit denken. Aber während ein hiesiges ^ völlig den Charakter jenes Stau dinger'-schen Pärchens trägt, wird an zwei anderen die Wellenlinie unterhalb des Yorderwinkels der Hinterflügel schon etwas undeutlicher. Mit Leder er und von Heinemann (I, 771) ziehe ich daher die Artberechtigung dieser Form, wie sie mir in fünf Exemplaren vorliegt, in Zweifel, ohne freilich behaupten zu wollen, dass meine Stücke ächte Funerata sein müssten. Frey 's kurze Bemerkung zu Cidaria funerata Hb. [Lepidopt. der Schweiz, S. 236] : »Diese alpine Seltenheit — ich besitze sie nicht — kann aus dem mir gewordenen Materiale nicht entwirrt werden«, könnte es zw^eifelhaft erscheinen lassen. Die Wissenschaft schreitet unaufhaltsam voran — so gering auch noch die Zahl der Jahre ist, die seit dem Erscheinen der trefflichen Arbeit Roessler's: »Die Schuppenflügler des Regierungsbezirks Wiesbaden«, verstrichen sind (1881), — wir dürfen uns freuen, diese Wahrheit jetzt schon bestätigt zu sehen. Wenn — 224 — wir nur den ohne Zweifel am gründlichsten durchforschten Kreis der Macrolepidopteren in"s Auge fassen, so kommen nach den vorstehenden Mittheilungen als solche Arten, die inzwischen in unserem Gebiete neu aufgefunden worden sind, zu den von Roessler verzeichneten 955 3 weitere hinzu : Setina roscida, Acidalia pallidata und Cidaria luctuata Hb. Ihnen schliesst sich auf Grund einer Besprechung im letzten Hefte dieser Jahrbücher als 4. Art Sesia affinis an. Und da nun ferner nach einer zuverlässigen Nachricht kürzlich die bei uns bisher unbekannte Hadena gemmea im Gebiete des oberen Taunus entdeckt worden ist ; da endlich die auch Ro esslern schon bekannt gewesene Acidalia bilinearia als eine gute Art von Degeneraria abgetrennt werden muss, so vermehrt sich der Kreis der Macropteren jetzt schon im Ganzen um 6 Arten: um eine Sesia, einen Spinner, eine Eule und 3 Spanner, sodass die Gesammt- zahl der bei uns bekannten Macropteren von 955 auf 961 steigt. Möchte dieser schöne Erfolg zu weiterer Erforschung unseres Gebietes anregen ! DIE ENTWICKLUNG DER PUPA-ARTEN DES MITTELRHEINGEBIETES IN ZEIT UND KAUM. Von D^^ OSKAR BOETTGER (FRANKFURT A. MAIN). MIT TAFEL VI UND VIT. JaLrl). d. nass. Ver. f. Nat. 42. 15 Öeit dreissig Jahren habe ich mit besonderem Eifer die Pupa- Arten unserer Tertiär- und Diluvialschichten gesammelt und in den letzten fünfzehn Jahren auch den lebenden Formen dieser Landschnecken- gruppe die nöthige Beachtung geschenkt. Ich habe alle unsere Fund- punkte oftmals selbst besucht und die äquivalenten Tertiärbildungen in Böhmen und Schwaben gleichfalls an Ort und Stelle studirt. So ist in meinen Händen eine Sammlung entstanden, reich an fossilen und lebenden Formen, und vielleicht unübertroffen, was Zahl und Mannigfaltigkeit der Fundorte anlangt. In neuester Zeit hat sich mein fossiles Material aus unserem Becken noch wesentlich vermehrt durch zahlreiche Formen aus den Hydrobienkalken von Mosbach-Biebrich, die ich der Güte des Herrn H. L a u b e r daselbst verdanke, und die den Wunsch in mir ent- stehen Hessen, in ähnlicher Weise, wie ich mehrfach die Gattung C 1 a u - s i 1 i a Drap, behandelt hatte, nun auch diese Landschneckengruppe zu einer Studie zu benutzen, um daran die Entwicklungslehre zu prüfen. Dass meine Untersuchungen der tertiären Clausilien — ich muss es gestehen — so wenig zur Aufklärung darwinistischer Fragen beige- tragen haben, konnte ich vor der ersten, äusserst mühsamen und zeit- raubenden Arbeit natürlich nicht ahnen, ebensowenig, dass auch bei der vorliegenden, noch schwierigeren Untersuchung nicht allzuviel lückenlose Reihen schliesslich heraussprangen. Warum meine Clausilienstudien (Cassel 1S77, bei Theod. Fischer) in darwinistischer Richtung so wenig positive Resultate ergaben, das ist mir freilich jetzt hinreichend klar geworden. Yor Allem war es die Spärlichkeit des fossilen Materials, seine Zerstreuung in den verschiedensten Ablagerungen und Ländern und das Fehlen von Formen in ununterbrochen aufeinanderfolgenden Schichten, besonders an einer und derselben Oertlichkeit, das vielleicht das nachträgliche Fiasco hätte voraussehen lassen. Dann war ein Haupt- grund meines Misserfolges aber auch die Thatsache der Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit der Wanderung, welche die meisten Clausilienarten 15* — 228 — jetzt wie in der Vorzeit zwingt, an ganz localen Standorten zu kleben, und es so verhinderte, dass in Gesteinsschichten der Nachbargegenden sich jüngere Formen finden, welche sich von den älteren hätten ab- leiten lassen. Ganz anders geeignet schien mir dagegen zu einem zweiten Ver- suche in dieser Richtung die Gattung Pupa oder, wie ich lieber sagen will, die Familie der Pupiden. Bis auf wenige Gruppen winzig kleine Thiere, die, wo sie vorkommen, fossil oder lebend, oft gesellig und in Masse aufzutreten pflegen, deren Beweglichkeit im passiven Wandern mir wohl bekannt war, und die auch aus der geographischen Verbreitung sowohl der einzelnen Gruppen als auch namentlich vieler Einzelformen zu erschliessen ist. Vor allem aber die Gewissheit, dass manche unserer fossilen Formen in zwei und mehr übereinanderliegenden, geologisch dem Alter nach sicher bestimmbaren Zeitabschnitten des Tertiärsystems vorkommen und in meiner Sammlung lagen, bestimmten mich zu der folgenden, vielleicht über Gebühr lang ausgefallenen Arbeit. Dass ich ein überzeugter Anhänger der Transmutationslehre bin, vielleicht etwas ketzerisch, indem ich auch Sätze der Wagner 'sehen Migrationstheorie als besonders wichtige Lehrsätze annehme, will ich ausdrücklich hier hervorheben. Dabei muss ich aber zugleich betonen, dass mich bei der folgenden Untersuchung die allerstrengste Wahrheits- liebe und in vielen Fällen geradezu pedantische Neutralität nicht ver- anlassen konnten, auch nur eine einzige Beobaclitung oder Thatsache unbesprochen zu lassen oder zu verdunkeln, die der Abstammungslehre etwa nicht ganz conform erschien. So musste ich vor Allem auf das wiederholte Auftreten von Formen älterer Schichten in jüngeren Bildungen aufmerksam machen, welches unterbrochen ward durch abweichende Mutationen derselben Schnecke in den dazwischen liegenden mittleren Bildungen, wie z. B. bei Leucochilus quadriplicatum-lamel- lidens-quadriplicatum und bei Vertigo genesii-parcedentata- genesii. Freilich werden auch dafür leicht in darwinistischem Sinne plausible Erklärungen gefunden werden können ; aber vorauszusehen waren diese anscheinenden Unregelmässigkeiten nicht, und es wäre be- quemer gewesen, wenn wir hätten von einer fortlaufenden Reihe sprechen können. Um es gleich hier abzumachen, ist die Erklärung dieser schein- baren Abnormität durchaus nicht schwer. Eine Form des Oligocaens z. B. kann ja, ohne merkliche Veränderungen zu erleiden, durch das ganze Untermiocaen hindurchgehen, wie es auch thatsächlich bei der ooq erstgenannten Schnecke der Fall ist : zugleich aber kann sich z. B. in der älteren Untermiocaenzeit eine Varietät — die man als Standorts- varietät auffassen könnte — abzweigen, welche zufällig allein aus dieser Epoche uns erhalten geblieben ist und nun die sonst ganz regelmässige und einheitliche Entwicklungsreihe stört. Ein neuer Fund aber der typischen Form, etwa au einem zweiten Fundorte der älteren Unter- miocaen-Periode, würde plötzlich die ganze Reihe lückenlos erscheinen lassen und würde unsere geschilderte schwierige Form mit einem Schlage als das erscheinen lassen, was sie wirklich ist. als blosse Standort— Varietät, die in der Entwicklung der Art keine Rolle gespielt hat und ebenso klanglos untergegangen ist wie sie entstand. Auch darf ich nicht leugnen, dass während der Arbeit meine anfangs wegen des vermeintlichen lückenlosen Materials hochgespannten Erwartungen erheblich heruntergegangen sind. Und daran ist wieder etwas Schuld, was ich gut und gern hätte voraussehen können. Während in unserem Mainzer Tertiärbecken die Schichtenfolge vom Mitteloligocaen durch das Oberoligocaen und Untermiocaen bis in das oberste Unter- miocaen lückenlos zu verfolgen ist und überall darin — der Stolz unserer Sammlungen — eine reiche Land- und Süsswasserfauna in mindestens fünf fortlaufenden Horizonten über einander angetroffen wird, von denen freilich der tiefste, der mitteloligocaene Meeressand von Weinheim und Waldböckelheim, noch keine P u p a - Form geliefert hat, fehlt uns leider, leider das ganze Mittelmiocaen, das Obermiocaen, in unserem Pliocaen wenigstens bis jetzt jede Spur von Landschnecken, und das Unter- l)listocaen (mit Corbicula fluminalis). Erst vom älteren Mittel- plistocaen an bis in die Jetztzeit wird die Schichtenreihe wieder ganz vollständig und ununterbrochen. Selbst reiche Sammlungen, wie die meine, lassen aber diesen unendlich grossen Hiatus nicht überbrücken, und so gähnt denn zwischen zwei Altersfolgen, die jede für sich für manche der aufzuzählenden Pupa- Formen unserer Gegend ganz lückenlose Reihen darstellen, eine unüberbrückbare Kluft. Nur Weniges, was ich von Pupen aus dem Mittelmiocaen Süd-Frankreichs, aus dem Ober- miocaen Schwabens und des Wiener Beckens, aus dem Unterpliocaen Oesterreichs, aus dem Oberpliocaen Piemonts und aus dem Unterplistocaen Englands und Italiens entlehnen konnte, half mir einige der klarer aus- gesprochenen Reihen nothdürftig aufzubauen. Bei den meisten Formen scheiterte jeder Versuch, sei es an dem thatsächlich bestehenden Mangel an vorhandenem Verwandt Schaftsmaterial, sei es au der mangelhaften — 23U — Beschaffenheit von Beschreibung und Abbildung möglicherweise un- mittelbar in unsere Reihen passender bereits veröffentlichter Formen. Dieser Fehler, der meiner Arbeit mit vollem Rechte gemacht werden kann, scheint mir aber doch nicht allzuschlimm zu sein, da ich über- zeugt bin, dass gerade der Hinweis auf die Lücken, welche noch aus- zufüllen sind, Forscher und Liebhaber, die in der glücklichen Lage sind, im landschneckenführenden Mittelmiocaen, Obermiocaen und Pliocaen zu sitzen, anspornen wird, dieselben auszufüllen. Freilich wird zu einem weiteren Ausbau der Arbeit unbedingt ein ähnlich reiches Material aus den tieferen und höheren Schichten gehören, wie es mir zu Gebote steht, und so ist es denn ein naturgemässer Wunsch, dass womöglich mir selbst neue Funde in dieser Richtung und namentlich aus den oberen ]Miocaenschi eilten und aus dem Pliocaen zugehen möchten. Sind doch die Pupa-Formen da, wo sie überhaupt vorkommen, meist nicht so selten, dass nicht ein paar Dupletten gewonnen w^erden könnten. Und grade auf die gemeineren Arten kommt es beim Zusammenstellen von solchen Stammbäumen meist besonders an. Ich darf daher wohl den Wunsch aussprechen, dass Jeder, der diese Zeilen liest und in der Lage ist oder in die Lage kommt, über für mich neues Material zu verfügen, mir dasselbe nicht vorenthält. In ähnlicher Weise haben mich bereits bei dieser Arbeit schon das Wiesbadener Museum und die Herren Ludwig L a u t e r b a c h und Dr. F r i e d r. K i n k e 1 i n in Frankfurt a. M. in dankenswerthester Weise mit ihrem fossilen Material unterstützt. Ich wende mich nun zu einer zweiten Seite meiner Arbeit, der systematischen. Eine Untersuchung wie die vorliegende kann nur auf die minutiösesten Unterschiede in der Form des Gehäuses, in der Bildung des Mundsaums und Nackens und in der Zahl und Stellung der Zähne und Zahnfalten in der Mündung dieser zumeist fast mikroskopischen Schalen begründet werden, zu deren Erkennung und Werthschätzung, resp. Abwägung des systematischen Werthes, eine lange Gewöhnung und ein Yertrautsein mit womöglich allen lebenden Formen gehört. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn ich die zahlreichen (51) Formen unserer Gegend in schärfster Weise gegliedert habe und auf diese Gliederung auch für die Zukunft besonderen Werth lege. Ich bin einer von den Systematikern, die durch Aufstellung von möglichst vielen kleineren Kategorieen eine übersichtliche Gliederung des Gegenstandes zu erzwingen suchen, und die sich freuen, wenn durchschlagende Charaktere in dieser Hinsicht gefunden werden, welche zugleich mit Lebensweise — 231 — und geographischer Verbreitung Hand in Hand gelien. Das Jammern, hischen Dispersion zweier so überaus nahe verwandter Landschnecken- gruppen. Li Bezug auf Variationsfähigkeit aber verhalten sich die einzelnen Gattungen von Pupa nahezu ebenso ungleich wie die von Clausilia. Während es schwer halten dürfte, aus der näheren Verwandtschaft der Pirostoma bidentata (Ström) oder der Pirostoma plicatula (Drap.) ganz gleiche Einzelwesen von zwei von einander nur massig weit entfernten Oertlichkeiten zu finden, zeigen Lami n ife ra pauli(Mab.), die Arten der Clausiliengattung Serrulina Mouss. und andere eine augenfällige Gleichartigkeit in ihren Schalencharakteren. Aehnliches lässt sich nun in Bezug auf die ganz beispiellose Variabilität der Pupen- gattungen Modicella, Ptychochilus und Pupilla gegenüber der merkwürdigen Schalenconstanz der meisten so local verbreiteten Mit- glieder der Genera Odontocyclas und Torquilla zeigen. Ich glaubte früher, dass diese Erscheinung von constanten, also bereits fixierten Arten und im Gegensatz dazu von noch in vollem Flusse be- findlichen Gattungen und Formen daher rühre, dass die genannten, wenig zu Abänderungen geneigten Formen, wie La mini f er a pauli, Serrulina serrulata und semilamellata und die Torquillen, schon in alter Tertiärzeit in z. Th. sehr nahe den jetzt lebenden Arten verwandten Formen vertreten waren, also gewissermafsen hinreichend Zeit zu ihrer Fixierung gehabt hätten, wlihrend die Species der Gattungen Pirostoma, Ptychochilus u. s. w^ Formengruppen angehörten, von denen wir Vorfahren aus tertiären oder überhaupt älteren als plistocaenen Schichten nicht kennen. Diese Erklärung hat sich auch bis jetzt als richtig erwiesen, aber nur für die Vertreter der Gi'uppe Clausilia und über- haupt für alle Landschneckenformen, welche sesshaft und zu Wande- rungen wenig geneigt sind, nicht aber im grossen Ganzen für die Pupiden. deren Angehörige mit wenig Ausnahmen schon in den ältesten Zeiten ein ähnliches Wanderleben geführt haben müssen, wie wir es noch heutigen Tags theils direct beobachten, theils als sehr wahrscheinlich hinstellen können. Zudem liess grade bei den in einer früheren Arbeit (0. B 0 e 1 1 g e r , Die Pupa-Arten Oceaniens in : v. M ar t e n s . Concho- logische Miltheilungeu Bd. 1, pag. 4(i) von mir als Beispiele ange- zogenen Pupiden der Nachweis führen, dass die Gattung Ptychochilus — 234 - schon in der Oligocaenzeit existierte, und dass Leucocliilus zwar nicht in seinen generischen, wohl aber in seinen specitischen Charakteren weit variabler auch in der Jetztzeit ist , als es mir , auf kleineres 3Iaterial gestützt, noch vor zehn Jahren erschien. Dass aber, beiläutig bemerkt, SüsswasserbeAvohner jedenfalls niemals diesem Gesetze unter- worfen waren, dass bei ihnen vielmehr fixierte und in ihren Charakteren l)eständige Formen überhaupt nicht vorkommen, ja der Xatur der Sache nach nicht vorkommen können, glaube ich schon früher hinreichend klar ausgesprochen zu haben. Ihre Variabilität war notorisch schon in den ältesten Zeiten ebenso schrankenlos wie in der heutigen Erdepoche, und Formen des Süss- und Brackwassers sind auch in der Jetztzeit, wie es scheint, nur in verschwindend wenigen Fällen zu einer grösseren Stabilität gelangt. Wir hätten demnach in den folgenden Untersuchungen in erster Linie festzustellen, ob und wie sich die bei uns nachgewiesenen Pupiden aus dem mitteloligocaenen Sand von Elsheim-Stadecken, aus dem ober- oligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim, aus dem älteren Unter- miocaen — den Corbiculaschichten — von St. Johann, Appenheim, Niederrad und Frankfurt und aus dem jüngeren Untermiocaen — den Hydrobienschichten — von Wiesbaden und Mainz zu fortlaufenden Reihen gliedern lassen, weiter wie es in dieser Hinsicht mit den von dei' älteren ^Httelplistocaenzeit an bis in die Jetztzeit lebenden Formen steht. Für alle aber sind die nächsten lebenden Verwandten zu suchen, und es ist die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit sorgfältig abzuwägen, ob diese lebenden Vertreter als directe Nachkommen unserer fossilen aufgefasst Averden dürfen oder nicht. Da wir erfahren, dass ein- grosser Theil dei- in den oligocaenen Schichten unserer Gegend gefundenen Pupiden jetzt seine nächsten Repräsentanten in Oceanien, in Westindien, auf den atlan- tischen Liseln und in den Kaspi-Kaukasischen Ländern besitzt, sind die Fragen gerechtfertigt: »Sind diese heutigen Repräsentanten ausge- wandert aus dem Mittelrheingebiet und zu welcher Zeit?« oder aber »Sind die heutigen Repräsentanten Reste einer über weite Erdräume gleichartig ausgebreiteten Fauna, die in dem Mittelrheingebiet durch Ivlimatische Verhältnisse untergegangen sind, während sie sich in den genannten fernen Gebieten durch günstige Umstände so lange Zeit erhalten konnten?« Ohne eine sichere Lösung dieser Fragen für heute geben zu können, müssen wir es doch als wahrscheinlich bezeichnen, dass die erstere Frage die allein richtig gestellte ist und mit Ja beantwortet werden darf. Die alten Bewohner des Mittelrheingebiets sind in der That — soweit es die Pupiden angeht — mit einer Ausnahme sämmtlicli ausgewandert, und die Zeit, in der dieses geschah, wird für die einzelnen Formen sich im Laufe der Jahre durch den ]\Iangel der betreffenden Form in den verschiedenen Erdschichten feststellen lassen. Für heute wäre bei immerhin noch beschränkter Kenntniss unserer fossilen Fauna dieser Nachweis verfrüht ; aber mit Sicherheit lassen sich bereits zwei Factoren erkennen, die mit Xaturnothwendigkeit eine tiefgreifende Ver- änderung in der Zusammensetzung unserer alten Thierwelt hervorrufen mussten. Es ist dies einmal das im Laufe des Uebergangs von Oligocaen- zu Miocaenzeit sich v'on hier südwärts zurückziehende Tertiärmeer, das nothgedrungen Thiere, wie z. B. die vom Seeklima so überaus abhängige Pupidengattung L a u r i a , mitgehen oder aussterben hiess, also das Auf- treten und allmähliche üeberhandnehmen des continentalen Klimas, und zweitens das ein- oder wahrscheinlich mehrmalige Hereinbrechen einer Eisperiode am Ende der Unterplistocaenzeit. deren Nachwirkungen zum mindesten die ganze Mittelplistocaeuepoche hindurch in hiesiger Gegend überall zu spüren sind. Da nicht anzunehmen ist, dass während der Eiszeit Formen wie S p h y r a d i u m c o 1 u m e 1 1 a . Vertigo a 1 p e s t r i s . substriata und genesii bereits in den vergletscherten Gebieten der Alpen und des hohen Nordens existieren konnten, ist es wohl als gewiss hinzustellen, dass die jetzigen Nachkommen dieser in der Plistocaenzeit unserer Gegend häufigen Formen sich später bei milderem Klima auf die Wanderschaft begeben und allmählich die Alpen und den hohen Norden aufsuchen mussten, um sich vor dem Untergang zu retten, den sie in unserer Gegend theilweise schon zur Oberplistocaenzeit (columella). theilweise erst in der Alluvialzeit (genesii) erlitten; nur wenige, wie V. alpestris und substriata fristen in hochgelegenen, kalten Ge- birgsthälern Nassaus noch heute ein dürftiges Dasein und sind wie ge- wisse Batrachier (Rana arvalis Nilss.) und einige Pflanzen, namentlich Moose, als noch lebende Reliefe unserer Eiszeit anzusehen. Es ist daher durchaus irrthümlich, unsere Plistocaenfauna von den Alpen oder aus Skandinavien etwa desshalb herabsteigen zu lassen, weil dieselben Formen jetzt noch in diesen Gebieten gefunden werden; im Gegentheil ist kein Scliluss sicherer als grade der umgekehrte, dass. was früher in Mittel- europa in der relativ wärmeren Tiefe lebte, jetzt in das Hochgebirge sich hat zurückziehen müssen. Auf die der älteren Eiszeit folgende Lössperiode, während welcher — 230 — aucli imsre Gegend nach den überraschenden und überzeugenden Funden X e h r i n g ' s in ganz auffallender Weise Steppencharakter angenommen liaben muss, werfen die Pupa- Arten unseres Gebietes leider nur wenig Licht; aber es ist doch hervorzuheben, dass Pupilla muscorum mit z. Th. cupa -ähnlichen Varietäten, wie sie noch heute für die Steppen- gebiete des Ostens typisch sind, neben Sphvradium edentulum und neben den kleinen Yallonien der tenuilabr is-Gruppe den Haupt- cliarakter der damaligen Schneckenfauna ausmachten, während die Ver- treter des Buschwaldes zum mindesten ausserordentlich zurücktreten und die des Hochwaldes ganz fehlen. Dass endlich noch im Alluvium neue Formen in unser Gebiet zureisten, ergibt sich ebenfalls aus unserer zwar recht mühsamen, aber in ihren Resultaten dankbaren Untersuchung. In Betreif der häufiger citierten Literatur habe ich mich folgender Abkürzungen bedient : »AI. Braun« = Verhandlungen der Versammlung Deutscher Natur- forscher und Aerzte zu Mainz 1842. »Kobelt L« = W. Kobelt, Fauna der nassauischen Mollusken in: Jahrbuch des nassauischen Vereins für Naturkunde, Jahrgang 25/26, Wiesbaden 1871 — 1872. »Kobelt IL« = W. Kobelt, Erster Nachtrag dazu. Ebenda Jahrg. 39. 1886. :^Koch. Eltville« = C. Koch, Erläuterungen zur geologischen Karte Preussens und der Thüringischen Staaten. Section Eltville. Berlin 1880. »Koch, Wiesbaden« = C. Koch, dieselben, Section Wiesbaden. Berlin 1880. »Sandb erger, Mainzer Becken« =: Frid. Sandberger, Die C'on- chylien des Mainzer Tertiärbeckens. Wiesbaden 1863. »Sandberger, Vorwelt» = Frid. Sandberger, Die Land- und Süss- wasser-Conchvlien der Vorwelt. Wiesbaden 1870 — 1875. Gen. 1. Lauria Gray. Diese in der Jetztzeit auf zwei Hauptcentra. die atlantischen Inseln und die Kaukasusländer, beschränkte Pupidengattung besitzt nur wenige Arten (L. c y 1 i n d r a c e a Da C. und L. s e m p r o n i i Charp.), die sich grössere Wohngebiete erobert haben, wobei sich aber auch diese an die — 237 - hervorstechendste Eigenthümlichkeit ihrer Verwandten lialten. nur soweit in das Binnenland einzudringen, als noch der Hauch des Meeres zu spüren ist. Die gleich zu beschreibende neue Form unseres Ober- oligocaens dürfte die älteste bekannte aus dieser Gattung sein. Mit dem Rückzug des Tertiärmeeres nach Süden ist sie erloschen, da sie dem- selben durch Auswanderung anscheinend nicht folgen konnte. Die Un- möglichkeit der Gruppe, grössere Ortsveränderungen auszuführen, scheint also schon in der Tertiärzeit Avie in der Jetztzeit in der Organisation dieser Thiere ausgesprochen gewesen zu sein. a. Forineiikreis der Lauria miiiax Bttgr. 1. Lauria minax n. forma. (Taf. VI. Fig. 1—2.) Char. T. minuta perforata. breviter cylindrato-oblonga. tenera : spira convexo-conica ; apex obtusulus. Anfr. 6 — d^'., sat convexi, suturi> impressis disjuncti, regulariter densissime striati, interdum fere costulato- striati, ultimus non ampliatus, cervice deplanatus, basi compressus, ante aperturam parum ascendens, callo anteperistomali nullo. fere V3 altitu- dinis aequans. Apert. parva cordiformis, sub sinulo magis minusve impressa. (i-dentata, dentibus compressis pervalidis. parietalibus 2 valde obliquis longis. parallelis, marginalibus, subaequalibus, dextro cum margine con- tiguo, columellaribus 2, palatalibus 2. altero superiore submarginali vali- (lissimo, a basi intuenti triangulari. altero inferiore paululum profundiore. Adest interdum dens palatalis tertius minimus ad sinistram. Perist. simplex. parum expansum reflexumque, marginibus separatis. dextro ad sinulum leviter rotundato-protracto. Alt. 1^/g — 1^/^, diam. med. 1 mm. Vorkommen. Im oberoligocaenen Landsclmeckenkalk von Iloch- lieim, nur 4 Stücke in meiner Sammlung (Taf. VI, Fig. 1). Als Varietät stelle ich dazu: var. microdoma n. (Taf. VI, Fig. 2). Char. Differt a typo t. ovato-globosa, spira conoideo-convexa, anfr. solum 4, penultimo magno, ultimo parum majore, basin versus subangulato. fere ^/- altitudinis aequante, apert. latere dextro non impressa. Alt. 1^/-, diam. med. ^'4 mm. Vorkommen. Mit der vorigen; nur ein Stück in meiner Samm- lung. Vielleicht ist diese Form auch nur ein sehr auffallend in der EntAvicklung zurückgebliebener, aber ganz normal bezahnter Krüppel. — 238 — Eine in erster Linie durch das Fehlen der Nackenwulst l^^i äusserst zarter und zerbrechlicher Schale, dann aber durch die sehr kräftige Bezahnung und das weite Heraustreten der beiden hohen und langen Parietalen, deren eine mit dem rechten Mundsaum in Berührung tritt, von allen kleinen Yertigonen des Hochheimer Kalkes scharf unterschiedene Schnecke. Fossile Arten dieser Gattung sind mit Ausnahme der noch lebenden L. cylindracea (Da C), die sich im englischen Oberplistocaen ge- funden hat, bis jetzt nicht bekannt geworden. Von lebenden Arten kann höchstens die weit grössere, gerippte L. monticola Lowe von Porto Santo als ähnlich gelten, bei der aber die innere Parietale nicht randständig ist , und bei der über der schwächeren und ganz anders gebildeten oberen Palatale noch ein kleines erstes Palatalzähnchen steht. An eine nahe Verwandtschaft ist also nicht zu denken, wenn auch bemerkt werden muss, dass alle nur einiger- mafsen vergleichbaren Formen der Jetztzeit auf die atlantischen Inseln beschränkt erscheinen. Den kaukasischen Arten der Gattung steht sie entschieden fern. Gen. 11. Orcula Held. a. Formenkreis der Orcula subcoiiica (Sbgr.). 2. Orcula subconica (Sbgr.). AI. Braun pag. 149 (Pupa doliuin antiquum); Sandberger, ^Mainzer Becken pag. 51, Taf. 5, Fig. 7, Taf. 35, Fig. 11 und Yor- welt pag. 394, Taf. 23, Fig. 8 (Pupa). Bei dieser im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim sehr seltenen Form, die mir ausser in Bruchstücken nur in einem tadellosen Stück in meiner und in zweien in Dr. Kinkelin's Sammlung vorliegt, sei bemerkt, dass die unterste der drei Spindelfalten nur eine accessorische ist, und dass nur die beiden oberen als »Avahre Lamellen« die Spindel- säule begleiten. Das der Form zukommende, schon von Sandberger als charakte- ristisch bezeichnete Angularknötchen scheidet dieselbe scharf von allen lebenden Arten, unter denen sie sich zwar der 0. conica Rssm. aus Krain und Südcroatieu zunächst anschliesst, ohne es aber vorläufig ge- statten zu lassen, dass man diese als ihren directen Nachkommen be- trachtet. Immerhin ist diese alttertiäre Form von besonderem Interesse, — 230 — weil sie sich einer acht palaearktischeu Gattung und einem speciell ost- alpinen Formenkreise aufs Innigste anschliesst. Von Tuchoritz in Nor(U)()hmen. wo die Form ebenfalls im ober- oligocaenen Landschneckenkalk vorkommt, besitze ich nur ein Stück ohne Mündung. Abgesehen davon, dass einzelne der Anwachsstreifchen hier etwas mehr fadenförmig vorstehen, sehe ich keinen Unterschied zwischen beiden. 1). Formenkreis der Orcula dolium (Drap.). o. Orcula dolium (Drap.) mut. plagiostoma AI. Br. Sandberger, Vorwelt pag. 878, Taf. 26, Fig. 21 (Pupa); Koch, Eltville pag. 43 (Pupa); Chelius, Not.-Bl. Ter. Erdk. Darmstadt 1884 pag. 4; Broemme, Jahrb. Nass. Ter. Nat. Jahrg. 38, 1885 pag. 75. Wie schon Sandberger hervorgehoben hat, ist diese Mutation nicht als nahe Verwandte unserer oberoligocaenen 0. sub conica Sbgr. zu betrachten und kann keinenfalls als directer Nachkomme derselben in Anspruch genommen werden. Zuerst tritt sie nach Sacco (Bull. Soc. Mal. Ital. Bd. 12, pag. 176) im Oberpliocaen (Villafranchiano) von Fossano in Piemont auf, dann nach Brömme in unserer Gegend im älteren Mittelplistocaen von Mosbach und Walluf, endlich an zahlreichen Punkten im jüngeren Mittelplistocaen. so im Sandlöss von Schierstein (Koch), in den Diluvialsanden von Schönberg an der Bergstrasse (Chelius) und im ächten Löss des Siebenmühlenthals bei Heidelberg (coli. Boettger). Lebend ist sie in typischer Form weit verbreitet, fehlt aber jetzt in unserer Gegend. Die Fundorte meiner Sammlung vertheilen sich auf die Schweiz (5 Fundorte), Elsass, Baden und Südbayern (3), Salzkammer- gut (1), Erzherzogthum Oesterreich (2), Ungarn (4), Steiermark und Kärnthen (je 3), Krain (2) und Istrien (1). Ausserdem lebt sie aber zahlreich noch in Südost-Frankreich, in Tirol, Oberitalien, und nach Clessin auch in Mähren und im Friaul, nach Sandberger in Deutschland nördlich bis in den mittleren, württembergischen Theil des Neckarthals. Sie scheint, wie Torquilla frumentum, eine acht alpine Art zu sein, die die Mainlinie nach Norden nur ausnahmsweise und auf wenige Kilometer überschritten hat, und an den Rändern unseres Beckens zur Plistocaenzeit offenbar nur in einer verkümmerten Form (mut. plagio- stoma AI. Br.) lebte, resp. eingeschwemmt wurde. — 240 — c. Formenkreis der Orciila doliolum (Bing.). 4. Orcula doliolum (Brug.). Saiulberger, Vorwelt pag. 877, Taf. 35, Fig. 25, Taf. £6, Fig. 28 (Pupa); Kobelt l. pag. 142 und II. pag. 79 (Pupaj; Jordan, Binuenmollusken, Halle 1883, No. 435 (Pupa); Boettger, Not.-Bl. Ver. Erdk. üarmstadt 1886, pag. 3. Nach S an db erger ist die Art mit Sicherheit fossil bis jetzt nur aus jüngeren mittel- und oberplistocaenen Schichten Sachsens und Thüringens bekannt, sowie aus dem Alluvialkalktuff von Weisbach bei Bischofsheim in Unterfranken. Ich fand sie in hiesiger Gegend fossil nur im alten Alluvium des grossen Bruches bei Traisa, Prov. Starkenburg, und im jungen Alluvium vom Oederweg in Frankfurt a. M. Lebend ist sie bei uns im Gebirge verbreitet, wenn auch selten und durchweg nur in a 1 b i u e n Formen vorkommend. Verzeichnet finde ich sie von Erdbach bei Dillenburg (C. Koch, Kinkelin), Burg Sickingen und an der Wilden Scheuer bei Steeten (Römerj, Limburg (C. Koch), Weilburg (Sandberger), an der Burg Lahneck (Sandberger, Servain) und Spurkenburg (Servain), an der Schaumburg (Blum), bei Schlangenbad (C. V. Heyden), am Geisberg und Judenkirchhof bei Wiesbaden (C. Koch), am Gutenfels (Broemme), am Hainkopf im Taunus (Dr. Kinkelin), bei Königstein (Kobelt) und Falkenstein (Menke, Rossmässler, Boettger). Ein ganz neuer Fundort ist Schönbusch bei Aschaffenburg (var. albina, leg. Rob. Ehrenbach, coli. Boettger). Ausserdem im Genist des Sonnen- berger Bachs bei Wiesbaden (Thomae). In meiner Sammlung liegt sie von überaus zahlreichen Fundpunkten in Frankreich (3 Fundorte), Schw^eiz (1), Elsass, Süd- und Mittel- deutschland nördlich bis Düsseldorf und bis zum Harz (6), Tirol (2), Italien (2), Sicilien, Dalmatien (je 1), Küstenland und Istrien (2j, Kärnthen, Galizien und Siebenbürgen (je 1), Bosnien (2), Griechenland und griechischen Inseln (13j, der Europäischen Türkei (2), Krim und Kau- kasusländern (16), Nordpersien und Armenien (je 2) und Kleinasien (4). Sandberger nennt überdies noch Belgien und Erzherzogthum Oester- reich, Clessin Böhmen, Ungarn, das Banat, Krain, Steiermark und Friaul, Jordan die Ost-Pyrenäen und Mähren als Fundorte. Grössere und bereits vom Typus etw^as entfernte Varietäten oder Subspecies leben in den Euphratländern und in Syrien. Nach alledem ist die Art jetzt als eine Species des Südostens aufzufassen, die, wie es scheint, sehr leicht ver- — 241 — schleppt werden kann, in unserer Gegend und in Deutschland überhaupt aber ihre nördlichste Verbreitungsgränze schon daraus erkennen lässt, dass sie hier nur in glashellen Blendlingsformen, die wir also in diesem Falle als »ächte Varietät« betrachten müssen, auftritt. In Baden und im Königreich Sachsen scheint sie jetzt lebend zu fehlen. Wir bekommen demnach für die drei aufgezählten Orcula-Formen unserer Gegend folgende Reihen : a. Formenkreis der Orcula subcoiiica (Sbgr.). (Nicht nachgewiesen) Ob.-Olig. Hochheim (Tuchoritz) (s u b c 0 n i c a) Lebend. Ostalpen (? conica) Ob.-Plioc. (Nicht im Gebiet) (dolium) b. Formenkreis der Orcula dolium (Drap.) Jung. Mitt.-Plist Bei uns ver- breitet (plagiostoma) Alt. Mitt.-Plist. Mosbach, Walluf I (plagiostoma) (Nicht nachge- wiesen) Lebend. Alpengebiet (dolium) c. Formenkreis der Orcula doliolum (Brug.). Jung. Mitt.-Plist. Ob.-Plist. (Bekannt aus Mitt.- Deutschland; bei uns fehlend) Alluv. Traisa, Frankfurt (doliolum] Lebend. Bei uns ver- breitet (doliolum) Die Gattung Orcula darf als eine rein alpine aufgefasst werden, die, auf die höhereu Gebirge Mitteleuropas beschränkt, ihren Haupt- stock in den Ostalpen und im Kaukasus besitzt. Während einzelne Arten jetzt local sind, zeigt eine ziemliche Anzahl grössere Neigung zur Dis- persion. Dass ihr Ursprungsgebiet nach dem Funde von 0. sub conica im deutschen und böhmischen Oligocaen in Mitteleuropa zu suchen ist, und dass sie also als eine eminent europäische aufgefasst werden muss, ist eine sehr beachtenswerthe Thatsache. ^ Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. 16 — 242 — Gen. 111. Coryiia West. Die einzige Form des jüngeren Untermiocaens unserer Gegend stimmt darin mit den Vertretern der Gattungen 0 r c u 1 a und T o r q u i 1 1 a überein, dass ihre lebenden Verwandten jetzt ausschliesslich auf das Alpengebiet angewiesen sind. Auch diese Gattung ist demnach als eine in Mitteleuropa alteingesessene zu betrachten, deren Vertretern es wegen ihrer versteckten Lebensweise besonders schwer gefallen sein mag ihren Verbreitungskreis zu erweitern. Die heutigen Vertreter der Gattung leben fast alle am Südfusse der Alpen, meist tief verborgen, und einzelne sind sogar Höhlenbewohner geworden. a. Formenkreis der Coryiia retiisa (AI. Br.). 5. Coryna retusa (AI. Br.). AI. Braun pag. 149 (Pupa): Sandberger, Mainzer Becken pag. 53, Taf. 5, Fig. 12, und Vorwelt pag. 505, Taf. 25, Fig. 28 (optime !) (Pupa); Koch, Wiesbaden pag. 28 (Pupa). Diese ganz zahnlose Schnecke ist in den Land- und Süsswasser- Conchylien der Vorwelt vortrefflich charakterisiert und abgebildet worden. Nachzutragen ist nur, dass die bemerkenswerth schmale Mündung etwas windschief erscheint, indem die Spindelparthie etwas vorgezogen ist. dass die Spindel als convex bezeichnet werden muss, und dass die Mün- dung unter dem Sinulus von der Seite eingedrückt ist, sodass ihre Lippe an dieser Stelle eine deutliche Convexität nach Innen erkennen lässt. Alt. 2^/^—3, diam. med. IV2 mm. Vorkommen. In dem jüngeren Untermiocaen — Hydrobienkalk — von Mosbach -Biebrich, in Schichten unter dem Hauptlager, das durch die Häufigkeit von Clausilia bulimoides AI. Br. bezeichnet wird, 2 Stücke in meiner Sammlung; Erbenheimer Thälchen bei Wies- baden, sehr selten (Sandberger und Mus. Wiesbaden), 4 defecte Stücke ; Hauptstein bei Mainz (C. Koch). Von der nachher zu besprechenden Pupilla cupella Bttgr. trennt sie sich durch die grössere Schale, die schmale, verrundet-dreieckige und stets gänzlich zahnlose Mündung leicht und sicher. Diese Form bietet ein erhöhtes Interesse, weil sie anscheinend die erste fossile A^ertreterin der Gattung Goryna West, ist, welche für das Alpen- und Karpathengebiet charakteristisch erscheint. Zu S p h y r a d i u m Charp., d. h. zur E den tula- Reihe, kann dieselbe wegen der deutlichen — 243 — Lippe, zu Pagodina Stab, nicht wegen des Fehlens der Palatalfalte, zu Isthmia Gray, wohin Sandb erger sie stellen wollte, nicht wegen gänzlichen Mangels ähnlicher lebender Formen gebracht werden. Dagegen ist trotz ihrer Grösse, anderer Proportionen und stärkerer Sculptur Coryna truncatella (P.) eine recht gut vergleichbare Art und jeden- falls näher mit ihr verwandt als irgend eine andre lebende Pupide meiner Sammlung. C. truncatella (P.) lebt in tiefem Steingeröll oder in Höhlen in Krain (3 Fundorte in meiner Collectionj, Kärnthen (2) und Südcroatien (1); die dalmatinische C. biarmata Bttgr. halte ich dagegen jetzt für gute Art. Clessin nennt als Fundort für C. truncatella auch noch das Friaul. Gen. IV. Torquilla Stud. Von dieser Gattung kommen im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim zwei sehr distincte Mutationen vor, die bis jetzt nicht scharf auseinander gehalten worden sind. Beide wurden von Sandberger an verschiedenen Orten vortrefflich abgebildet. Eine vielleicht dritte Form aus dem mitteloligocaenen Schleichsand von Eisheim ist nur unvoll- ständig bekannt. a. Formeukreis der Torquilla yariabilis (Drap.). 6. Torquilla subvariabjlis (Sndbgr.). AI. Braun pag. 148 (Pupa variabilis var. miocaena); Sandberger, Mainzer Becken pag. 50, Taf. 5. Fig. 6 (Pupa). Es liegen mir von dieser Mutation aus dem oberoligocaenen Land- schneckenkalk von Hochheim — aber nicht aus der sogenannten Pupen- schicht, wo nur T. fustis vorkommt — 4 ganz reine Stücke aus meiner und sehr zahlreiche aus Dr. Fr. Kinkelin's Sammlung vor, die mit der citierten Sandb er^er'schen Abbildung absolut identisch sind. Dieselbe ist ausgezeichnet durch kurzes, mehr oder weniger bauchig spindelförmiges, dickschaliges Gewinde, 7^9-^ schwach gewölbte Um- gänge und sehr feine und auf den Mittelwindungen öfters fast verlöschende Streifung. Die ausgeschnitten kreisförmige Mündung erinnert an die von T. variabilis (Drap.), die Lippe ist aber noch dicker, mehr oder weniger platt ausgebreitet und meist ganz tiacli mit deutlichem zahn- förmigem Yorsprung unter dem weit markierter ausgeprägten Sinulus. 16* - 244 — Von den 4 Palatalen ist, wie bei T. variabilis, die dritte die weitaus grösste und stärkste ; aber während bei der lebenden Form die Palatalen 1, 2 und 4 nur punktförmig sind, zeigen sie sich bei der vorliegenden als deutliche, mindestens um das Doppelte längere Strichfalten. Ver- glichen mit Sandberger's Originaldiagnose — nicht mit der später emendierten — unterscheiden sich unsere Stücke durch 7^2 — 8 statt 0 Umgänge und durch das Auftreten von 4 Palatalen wie bei T. variabilis, nicht »von drei langgestreckten, von denen bald die am weitesten links gelegene, bald die mittlere stärker entwickelt ist«. Die Notiz bei Sandberger, dass T. variabilis sich von der in Rede stehenden Form durch das Fehlen einer dritten Palatale unterscheide, ist irrig, da die südfranzösische Art sich grade durch die relativ grosse Länge dieser Falte vor allen lebenden Verwandten aufs Schärfste charakterisiert. Alt. 61/2—6^/4, diam. med. 2^l^—2^l^mm; alt. ap. 21/4, lat. ap. 2 mm. — Breite der Schale zu Höhe wie 1 : 2,52, Höhe der Mündung zu Höhe der Schale wie 1 : 2,94. Die verwandte Form aus dem oberoligocaenen Landschueckenkalk von Tuchoritz in Nordböhmen wird als Species gehalten werden können. Diese T. intrusa (Slav.) ist grösser (alt. 8^/4 mm), mehr conisch mit länger ausgezogener thurmförmiger Spitze, hat 9 Umgänge, stärkere Kiel- anlage an der Basis der letzten Windung, scharfe und etwas w^eitläufigere Rippenstreifung, die vierte Palatale ist nur punktförmig angedeutet, der Mundsaum einfach, nicht verdickt und nur mit ganz schwachem Lippen- belag. Darüber, ob die Angulare ähnlich kräftig entwickelt war wie bei T. sub variabilis. lässt mein an dieser Stelle offenbar leicht ver- letztes einziges Stück im Unklaren. Sicher blutsverwandt mit unserer Form ist dagegen T. antiqua (Schübl.) aus dem Mittelmiocaen der berühmten Kalksande von Steiuheim am Aalbuch. Ich finde von wichtigeren Unterschieden bei dieser nur bedeutendere Grösse, ganz flache Umgänge und also weniger tiefe Nähte, undeutlich gestreifte und fast glatte Schale und, während die zwei unteren Palatalen identisch in Stellung, Form und Grösse sind, bald zwei obere Palatalen (11 Stück), bald nur eine einzige (2 Stück). Li sehr seltenen Fällen (1 Stück) fehlt Palatalis 4, so dass in der That wohl, wie Sandberger angiebt, Stücke mit nur 2 Gaumeufalten vor- kommen können. Mehr noch als T. subvariabilis erinnert diese Form an die lebende variabilis (Drap.) — namentlich überdies in der Grösse, in den flachen Umgängen und in dem Mangel der Sculptur — , — 245 — so dass die Reihe (f u s t i s -) s u b v a r i a b i 1 i s - a n t i q u a - v a r i a b i l i s als eine vollständig gesicherte betrachtet werden darf. Die obermiocaene T. subfusiformis (Sbgr.) besitze ich in je einem Stück von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau und von Zant bei Ingolstadt, die mit ihr identische, ebenfalls obermiocaene T. noerd- lingenensis (Klein) in 2 Stücken vom Wenneberg bei Allerheim. Alle diese Formen sind scharf gestreift, haben sehr flache Umgänge und 4 Palatalen. Trotzdem dass meine Exemplare nur theilweise gut erhalten sind, zeigen sie doch so viel Uebereinstimmung mit T. variabilis (Drap.), dass sie jedenfalls noch zu dem engeren Formenkreise dieser Art gehören. In der Sculptur erinnern diese Schnecken, denen der ältere Name T. noerdlingenensis (Klein) verbleiben muss, an T. intrusa (Slavik), in der Mund- und Lippenbildung an subvaria- bilis (Sbgr.), in den flachen Umgängen an antiqua (Schübl.). Ehe aber ganz int acte Stücke dieser Form bekannt sind, dürfte es zweck- mässig sein, dieselbe ausserhalb der Reihe aufzuführen. Auch von der wohl hierhergehörigen Form aus dem Süsswasserkalk von Rein in Steiermark, der gewöhnlich als Mittelmiocaen aufgefasst wird, besitze ich nur ein Stück, dessen Mündung verletzt ist und die inneren Falten nicht erkennen lässt. Abgesehen davon, dass diese Schnecke etwas grösser und plumper ist als T. intrusa (Slav.), ist kein äusserer Unterschied von der nordböhmischen Form zu erkennen. Schon die Sculptur verbietet übrigens, dieselbe zu T. antiqua (Schübl.), zu der sie bis jetzt gewöhnlich gestellt wurde, zu bringen. Die lebende T. variabilis (Drap.) besitze ich aus Mittel- und Südfrankreich (6 Fundorte), Südschweiz (1) und Nordwestitalien (2). W e s t e r 1 u n d fügt dazu als Fundort noch Spanien. Danach scheinen die Nachkommen der fossilen Formen mit dem Rückzug des Tertiärmeers nach Südwesten ausgewandert zu sein. 7. Torquilla sp. Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1874, pag. 65 (Pupa). Aus dem mitteloligocaenen Schleichsand von Elsheim in Rheinhessen liegen 3 Nackenbruchstücke mit rechten Mundrändern einer Torquilla vor. die sich durch 4 verhältnissmässig lange Palatalen auszeichnet. Da auch hier die dritte besonders kräftig entwickelt erscheint, ist ihre Zuweisung zur Variabil is -Reihe geboten: aber es bleibt der UnvoU- ständigkeit der Erhaltung wegen ungewiss, ob wir sie zu mut. fustis, — 240 — zu s u b V a r i a b i 1 i s oder zu einer neuen Mutation stellen dürfen. Letzteres dürfte das wahrscheinlichste sein. Von Interesse und Wichtigkeit bleibt aber, dass dieser Formenkreis im Mainzer Becken bereits im Mittel- oligocaen in charakteristischer Weise vertreten war. 8. Torquilla fustis n. mut. Sandberger, Vorwelt pag. 393 part., Taf. 23, Fig. 6 (Pupa subvariab ilis). Char. Differt a T. subvariabili (Sbgr.) t. multo graciliore, elongato-fusiformi vel cylindrato-turrita, anfr. 9 — 10 convexioribus. sutura profundiore disjunctis, distinctius et magis regulariter striato-costulatis. Apert. pro altitudine testae multo minor, truncato-oblonga, altior quam latior; plica angularis minus valida, a margine dextro spatio brevi separata; plicae palatales 4, tertia longiore, quarta punctiformi. Alt. SV. — 10, diam. med. 21/2 — 2^/4 mm; alt. ap. 2^4, lat. ap. 2 mm. — Breite der Schale zu Höhe wie 1 : 3,52, Höhe der Mündung zu Höhe der Schale wie 1:4,11. Vorkommen. In der Pupenschicht des oberoligocaenen Land- schueckenkalks von Hochheim, selten. Ich besitze noch 5, Dr. Fr. Kinkel in 4 Exemplare dieser schlanken Form, die ich deshalb von der verwandten T. subvariabilis (Sbgr.) trennen zu müssen glaube, weil ich nach fast dreissigj ähriger Erfahrung keine Uebergänge zwischen beiden gefunden habe. Da auch sie durch die starke Entwicklung der dritten Palatale ihre nahe Verwandtschaft mit der Vari ab ilis- Gruppe verräth, liegt die Vermuthung sehr nahe, dass sie entAveder ein Vorläufer der T. sub- variabilis (Sbgr.) ist, oder dass sie direct von dieser abstammt. Leider lässt sich nicht entscheiden, welche von beiden die ältere ist, da es zwar sicher ist, dass beide in den ausgedehnten Steinbrüchen von Hochheim an zwei verschiedenen Stellen und an von einander ziemlich weit entfernten Orten von mir gesammelt worden sind, es aber bis jetzt nicht möglich war, die Landschneckenkalke Hochheims dergestalt zu gliedern, dass es gelungen wäre nachzuweisen, welche von beiden Schichten die ältere ist. Nur aus dem Grunde, dass T. subvariabilis in Schalenform und Sculptur der T. antiqua näher steht, halte ich es für wahrscheinlicher, dass T. fustis die frühere Form ist, und dass die Reihe also fustis-subvariabilis-antiqua-variabilis heissen inuss und vom Mitteloligocaen bis in die Jetztzeit reicht. — 247 - I). Forinenkreis der Torqiiilla fniiiientiim (Drap.). 9. Torquilla frumentum (Drap.). Kobelt I. pag. 140 und IL pag. 78 (Pupa); Jordan, Binnen- mollusken, Halle 1883, No. 443 (Pupa); Broemme, Jahrb. Xass. Ver. Nat. Jahrg. 38, 1885, pag. 75 und 80. Die Angaben Broemme 's, dass er die Art in den älteren mittel- plistocaenen Sanden von AValluf und in dem jüngeren mittelplistocaenen Löss von Schierstein gefunden habe, sind die einzigen Notizen über ihr fossiles Vorkommen in hiesiger Gegend. Ich kann den Verdacht nicht unter- drücken, dass sie vielleicht auf falscher Bestimmung beruhen möchten.*) Ich selbst fand zwar ein fossiles Stück in dem bekannten mittelmiocaenen Schneckensand von Steinheim am Aalbuch, bin aber schon seiner noch bräunlichen Färbung wegen sicher, dass es erst nachträglich in die Ab- lagerung eingeschwemmt worden ist. Zahlreich traf ich die Art fossil nur in einem alluvialen Kalktuff bei Weissenborn im Coburg'schen (Dr. H. Loretz). Lebend findet sich die Art bei uns zwischen Fachbach und Ems (Thomae), bei Nierstein (Rolle), in der Schlucht über Gross-Wintern- heim in Rheinhessen (Boettger), auf der Mombacher Haide und im Krbenheimer Thälchen (A. Römer), auf der Elisabethenhöhe (Broemme), in den Steinbrüchen von Hochheim (A. Römer, Boettger), bei Rossdorf in der Wetterau (Heynemann), in der Striet bei Aschaffenburg (Flach), an der Eberstädter Papiermühle (Jckrath, Becker) und bei Traisa, Dippelshof, Nieder- und Ober-Ramstadt (Köhler) nächst Darmstadt, sowie häufig im Genist von Main und Rhein (Kobelt). Ich besitze die verbreitete Art in meiner Sammlung überdies aus folgenden Ländern: Südfrankreich (3 Fundorte», Elsass und Deutsch- land (14), Südschweiz (1), Tirol (10), Italien (12), Steiermark, (2), Kärnthen und Krain (je 5), Küstenland und Istrien (15), Dalmatien (12), Bosnien (1), Südcroatien (3', Erzherzogthum Oesterreich (2j, Böhmen (1), Ungarn (2), Banat (1) und Siebenbürgen (2*. Ausserdem habe ich sie angeschwemmt von der Küste von Epirus bei Prevesa. Westerlund nennt sie überdies noch aus den Pyrenäen, aus Belgien und Serbien, *) Anm. während der Correctur. In der That hat sich das !Stück aus dem Sand von Walluf bei einer Nachprüfung, die mir Hr. Dr. C h r. B r o e m m e gütigst gestattete, als die Gehäusespitze von T. secale (Drap.) herausgestellt. Stücke von Schierstein habe ich nicht zur Ansicht erhalten können. — 248 — Jordan aus Sardinien und Corsika, aus Galizien und der Bukowina, aus den unteren Donauländern und Südrussland. Die Art ist ohne jede Verwandtschaft mit den früher im Mainzer Becken lebenden Formen und als eine aus dem Südosten eingewanderte Form zu betrachten. Sie hat ihr jetziges Centrum der Verbreitung augenscheinlich in dem südlichen Vorgelände der Alpen. c. Formenkreis der Torquilla secale (Drap.). 10. Torquilla secale (Drap.). S a n d b e r g e r . Vorwelt pag. 879 (P u p a) ; K o b e 1 1 I. pag. 141 und IL pag. 79 (Pupa); Koch, Eltville pag. 43; Chel ius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884, pag. 4; Broemme, Jahrb. Nass. Ver. Nat. Jahrg. 38, 1885, pag. 75. Broemme kennt diese Species aus den älteren mittelplistocaenen Diluvialsanden der Mosbacher Gegend. Chel ius aus vielen Diluvialsanden an der Gersprenz und an der Bergstrasse. Koch aus dem jüngeren mittelplistocaenen Sandlöss von Schierstein, San db erger aus- den gleich- alten Lössen von Oppenheim, Heidelberg u. s. w. Ich besitze sie sowohl aus dem Löss von Neuenheim bei Heidelberg (leg. Dickin) und dem von Regensburg (leg. S. Clessin), als aus dem Diluvialsand von Schönberg, Prov. Starkenburg, wo die Art am Wege nach Zell ziemlich häufig vorkommt (Chelius). Lebend findet sich die Art in unserer Gegend nur bei St. Goar (Noll). Im Wiesbadener Museum liegen zwar 3 lebend gesammelte Stücke angeblich von Hochheim ; da aber dieser Fundort von Niemandem bestätigt worden ist, dürften neuere Beobachtungen wünschenswerth erscheinen. Auffallend Aväre das Vorkommen wegen des Zusammenlebens mit T. frumentum (Drap.) jedenfalls in hohem Grade. Flach hat sie sodann im Maingenist bei Aschaifenburg in einem Stück gefunden, wohin sie von Würzburg her, wo die Art häufig angetroffen wird, lierab- geschwemmt worden sein mag. Ich besitze sie in meiner Sammlung aus folgenden Ländern : England (3 Fundorte), Belgien (1), Süd- und Südost-Frankreich (3), Elsass, Süd- und Mitteldeutschland (14), Schweiz (6), Tirol (1), Erzherzogthum Oesterreich (1), die var. boileausiana K. aus Süd- und West-Frank- reich (6) und die var. micheliDup. aus Südfrankreich (2) und West- Piemont (1). Sandberg er nennt überdies als Fundort noch Holland, 249 Jordan Süd-Irland und Italien: die bei denselben und bei Westerlund noch angegebenen Standorte Spanien und Portugal aber muss ich an- z^Yeifeln. Dalmatien bei Westerlund ist sicher falsch, ebenso wie Sicilien, Sardinien und Corsika bei Jordan. Sowohl in plistocaener Zeit als in der Jetztzeit ist diese Schnecke uns fast nur von den Räudern des hier behandelten Gebietes bekannt geworden und jedenfalls innner eine nur sporadisch auftretende Form geblieben. Ihr eigentliches Verbreitungsgebiet ist heute der Schweizer Jura und Südost-Frankreich, so dass wir sie als einen Einwanderer aus Südwesten bezeichnen dürfen. Ich fasse die Gattung Torquilla Stud. , eine eminent west- europäische Gruppe, deren Hauptmal'se heutigen Tages unter dem Ein- fluss des Klimas des atlantischen Oceans steht, anders als die meisten lebenden Conchyliologen. Vor allem trenne ich die der Schalenbeschaffen- heit und eigenthümlichen Färbung, der weissen Bereifung und der Lebens- weise nach grundverschiedenen Arten der Pupa avenacea Brug., megachilus Jan., farinesi Desm., rupestris Phil., philippii Cantr. und rhodia Roth ab als Genus Modiceila Ad., das auch geologisch dadurch merkwürdig ist, dass es zeitlich viel später erscheint als Torquilla und wahrscheinlich sich erst im Obermiocaen entwickelt hat. Die kleine Gi'uppe der P. granum Drap. — Granopupa n. gen. — ist ebenfalls in Grösse, Bildung des Mundes und der Mundfalten und namentlich in der Lebensweise so verschieden, dass sie von Torquilla . von der ich übrigens Westerlund's Sandahlia nur als Subgenus trenne, abgeschieden werden muss. Ihre eigenthümliche geographische Verbreitung allein beweist schon zur Genüge ihren weiten Abstand von den ächten Torquillen. Wir haben demnach folgende Reihen : a. Formenkreis der Torquilla siibvariabilis (Sbgr.). Äfitt.-Ol. Eisheim (? mut.) ' Ob.-Olig. Hochheim (fustis) (subvariabilis) (Nicht Mitt.-Mioc. (Nicht nachge- Steinheim a/A. nachge- wiesen)' (anti(iua) wiesen) Lebend. W.-Mittel- meergebiet (variabilis) 250 b. Formellkreis der Torquilla frumeiituiii (Drap.). ? Jung. Mitt.- Ob.-Plist. Alluv. Lebend. Plist. (Nicht (Nicht Bei uns ver- ? Schiersteiii nachge- im Ge- breitet (V fr um eilt um) wiesen) biete) (frumentum) eis der Torquilla secale (Drap.). Jung.Mitt. Plist. Lebend. Bei uns ver- (Nitiht nachge- Bei uns spora- breitet wiesen) discli (secale) (secale). Alt. Mitt.-Plist. Bei uns ver- breitet, (secale) Die Formen von Torquilla sind ursprünglich Gebirgsbewohner und in ähnlicher Weise sesshaft wie die Clausilien, mit denen sie auch in der Lebensweise manche Aehnlichkeit haben, so dass eine active oder l)assive Wanderung und damit eine Verschiebung ihres Wohnortes mit grossen Schwierigkeiten verbunden erscheint. Nur wenige Arten, und unter diesen grade T. frumentum und secale zeigen mehr Freiheit in ihrer Dispersion. Während die alte Bevölkerung unserer Oligocaenzeit mit T. fustis-subvariabilis entweder mit dem Rückzuge des Tertiär- meeres nach Südwesten ausgewandert ist, oder, was ebenso gut möglich erscheint, in den westlichen Mittelmeerländern, wo sie gleichzeitig lebte, erhalten blieb, während sie bei uns schon im Beginn der Unteriniocaen- zeit verdrängt wurde, müssen wir die Formenkreise der T. frumentum und secale als verhältnissmässig neue Einwanderer in unser Gebiet be- zeichnen, von denen aber nur die erstere, die wahrscheinlich jüngsten Ursprungs ist, sich hier dauernd behauptet hat, während die letztere, in der Mittelplistocaenzeit häufig, jetzt auf ganz einzelne Punkte an der Peripherie des Mittelrheingebiets beschränkt ist. Dass die Gattung Torquilla als seit dem Mitteloligocaeii ein- gesessen und in der Vorzeit wie in der Jetztzeit nls eine eminent europäische aufgefasst werden muss, sei zum Schlüsse nochmals besonders liervorgehoben. Gratt. V. Piipilla Leach. Von dieser schon im unteren Tertiär in einer ansehnlichen Zahl und Forinenmannigfaltigkeit bekannten Gattung lebt der bei weitem grösste Theil gleich ausgezeichnet durch Formenreichthum wie durch — 251 - Individueiizalil jetzt im nördliclieii uiul mittleren Europa und Asien, einige seltnere Formen in Nordamerika. Da aber auch in den sub- tropischen Gebieten Afrikas, Australiens und Tasmaniens hiehergehörige Arten vorkommen, nmss das Genus als kosmopolitisch angesehen werden. Viele, ja die meisten der Arten haben eine so ausgedehnte Verbreitung, dass die Wahrscheinlichkeit von activer und passiver Wanderung bei ihnen in hohem Grade vorausgesetzt werden darf. Durch diese grosse I.ocomotions- und Anschmiegungsfähigkeit hat sich eine Beweglichkeit auch der Schalencharaktere eingenistet, die, wenn auch nicht schranken- los, so doch die Unterscheidung der einzelnen Formen zu einer äusserst schwierigen Aufgabe macht. Nach meinen umfassenden Vergleichungen gilt dasselbe in gewissem Grade schon von den alttertiären Formen, so dass die in der heutigen Lebewelt beobachtete Flüssigkeit der Schalen- charaktere kein neuerworbener Zug in der Lebensgeschichte dieser Thiere ist, sondern als von den Ahnen vererbt bezeichnet werden darf. Die Uebereinstimmung der einzelnen lebenden Species von sehr weit auseinander liegenden Fundorten mit einander ist manchmal so gross, dass man beim Vergleiche einer fossilen Form mit ihnen in Verlegenheit, ja in Zweifel kommen kann, welcher von beiden man sie hinsichtlich «1er Verwandtschaft näher rücken soll. a. Formenkreis der Piipilla qiiadrigranata (AI. Br.). 11. Pupilla quadrigranata (AI. Br.). (Taf. VI, Fig. 3—4.) AI. Braun pag. 119 (P u p a) ; T h o m a e , Jahrb. Nass. Ver. Nat. Jahrg. 2, pag. 150 (Pupa selecta); Sand berger, Mainzer Becken pag. 52, Taf. 5, Fig. 11 und Vorwelt pag. 395, Taf. 23, Fig. 9 (Pupa): Koch, Wiesbaden pag. 28; Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884, pag. 266 part. Die typische Form dieser Schnecke (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) stammt aus dem oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim. Ueber sie habe ich früher schon bei Besprechung ihrer vermeintlichen var. eumeces Bttgr. Mittheilungen gemacht. Sie zeigt deutliches Angular- höckerchen, einen ziemlich compressen Parietal- und einen Columellar- zahn, sowie 2 Palatalzähnchen, von denen das obere schwächer ist und e^was tiefer liegt. Der Nacken hat kräftigen, durchlaufenden Anteperi- stomalwulst und deutlich gekielte Basis; der Kiel wird nach oben von — 252 — einer massig langen und tiefen, ihm und der ISaht parallellaufenden Spiralfurche begränzt. Alt. 3 — 3V4, fliam. med. iV-j — 1^'5 "im. Mit diesem Hochheimer Typus in jeder Beziehung übereinstimmend linde ich auch das schöne Stück aus . dem untermiocaenen Kalke von Bad Weilbach, der mir im Alter auf der Gränze von Corbicula- und Hjdrobienschichten zu stehen scheint , da er in Masse P i s i d i u m autiquum AI. Br. neben Melanopsis callosa Tho. und Clausilia bulimoides AI. Br. enthält. Alt. 3^25 diam. med. l^/^ mm. Weiter schliesst sich an den Typus an die Form aus dem älteren Untermiocaen — den Corbiculaschichten — von St. Johann in Rhein- liessen (Boettger, Palaeontograph. Bd. 24, 1877, pag. 213), die auch mit den Stücken desselben Alters aus Oberrad und Sachsenhausen gut übereinstimmt. Sie ist (Taf. VI, Fig. 3) meist relativ etwas breiter als der Typus, hat oft nur 6 Umgänge und wächst dann rascher an, so dass der vorletzte Umgang gelegentlich fast so hoch wird wie der letzte ; die ^lündung ist breiter. In Nackenwulst und Bezahnung ist kein Unter- schied; die Spiralfurche au der Basis des Nackens ist gewöhnlich etwas länger. Alt. 3—3-^8, (liam. med. 1^^/^— 1^/^ mm. Diese Form ist nur als eine ganz leichte und durchaus nicht con- stante Abänderung in der zeitlich nächst höheren Schicht anzusehen. Da jetzt 10 gute Stücke von St. Johann (coli. Boettger, L. Lauterbach u. Dr. Kinkelin) vorliegen, die alle Uebergänge zum Hochheimer Typus vermitteln, ist an eine Abtrennung derselben als Varietät oder gar als ^Mutation nicht zu denken. Im älteren Untermiocaen — den Corbiculaschichten — der Schleusen- kammer bei Niederrad tritt eine Schnecke auf. die ich 1. c. pag. 266 als P. quadrigranata var. eumeces Bttgr. eingehend beschrieben habe. Ich betrachte sie jetzt, und wohl mit besserem Rechte, als eine gut geschiedene, selbständige Form und werde später auf sie zurück- kommen. Als der jüngeren Untermiocaenzeit zukommend dürfen wir dagegen die folgende Mutation des Hydrobienkalks ansehen, die mir jetzt reich- lich und in guten Exemplaren vorliegt : mut. suprema n. (Taf. VI, Fig. 4). — 253 — Cliar. Differt a typo t. solidiore, Ibssula spirali ad basin cervicis obsoleta vel nulla, apert. pro altitudine latiore, oblique auriformi, plicula angulai'i obsoleta , dentibus palatalibus rarissime 2 , plerumque unico soluiii, inferiore, perist. calloso-labiato, labio planato, sub sinulo fere subdenticulato. Alt. 37^—31/2, diani. med. 1^/- — 1^/^ mm. Vorkommen, Im jüngeren Untermiocaen — den Hydrobien- schichten — von Mosbach-Biebrich, 12 ganz reine Exemplare, in den gleichalten Schichten von Appenheim in Rheinhessen, ein Stück (hier mit 2 Palatalzähnchen ; vielleicht ein Anzeichen, dass diese Schichten doch etwas älter sind !). — Hierher dürften auch die Stücke aus gleichen Schichten von der Curve, aus dem Erbenheimer Thälchen bei Wiesbaden und von Zahlbach bei Mainz (Thomae) gehören, die ich nicht gesehen habe. Danach wäre P. quadrigranata (A. Br.) also vom Oberoligocaen an bis ins jüngste Untermiocaen unseres Beckens in der Art verbreitet, dass der Typus nach oben nur bis zum jüngeren Untermiocaen reicht, während eine Fortentwicklung desselben — mut. suprema Bttgr. — (las obere Untermiocaen beherrscht. Zu welcher der besprochenen For- men die oberoligocaenen Stücke aus dem Groupe fluvio-terrestre moyen von Vermes bei Delsberg und aus dem Cerithiensand von Kleinkarben zu stellen sind, weiter die untermiocaenen Exemplare aus den Corbicula- schichten von Hochstadt bei Hanau und Weisenau bei Mainz, und aus den Hydrobienschichten von Cronthal, die alle von Sandberg er erwähnt werden, muss vorläuiig dahingestellt bleiben. Die von demselben gleich- falls angezogene Form aus dem Basalttuif von Gusternhain bei Herborn gehört nach directer Vergleichung des im Wiesbadener Museum liegen- den Originals dagegen zu Pupilla cupella Bttgr., die bis jetzt nur im älteren Untermiocaen gefunden worden ist. Von lebenden Arten ist die kaspisch-kaukasische Pupilla sign ata Mouss. wegen des Auftretens eines Angularhöckers der P. quadri- granata (AI. Br.) näher verwandt, als die ebenfalls ähnliche, aber kleinere subtropisch-afrikanische P. foutana (P.). Doch ist P. signata grösser, der Parietalzahn relativ kräftiger und die Mündung ganz zirkel- rund. Andererseits steht die mut. suprema der P. fontana vielleicht noch etwas näher als der P. signata. Wir hätten also P. signata. (juadrigranata und fontana als Nachkommen einer Urform zu betrachten, die in Westasien und im subtropischen Afrika sich bis auf — 254 — den licutigen Tag erhalten koimten, während die (tertiäre) europäische Form mit dein Anfang der Mittelniiocaenzeit ausgestorben zu sein scheint. 12. Pupilla rahti (A. Br.). AI. Braun, Walchner's Geogn. 2. Aufl. pag. 1136 (Pupa); San db erger, Mainzer Becken pag. 44, Taf. 5, Fig. 10 (Bulimus) und Vorwelt pag. 504, Taf. 25, Fig. 26 (Pupa); Koch, Wiesbaden pag. 28. Von dieser Rarität ersten Ranges besitze ich 3 w^ohlerhaltene Stücke aus jüngerem Obermiocaen — Hydrobienschichten — von Mosbach-Biebrich. C. Koch kannte sie nur aus den mittleren Kalkmergeln der Hydrobien- schichten im Erbenheimer Thälchen bei Wiesbaden. Die Anzahl der Palatalzähnchen schwankt; 2 von 3 Stücken zeigen nur die untere Pala- tale entwickelt. Alt. 3^2' diam. med. 1^/^mm. Man könnte versucht sein, diese Schnecke als eine constant gewor- dene sinistrorse Varietät der Pupilla quadrigranata (AI. Br.) auf- zufassen. Dagegen sprechen aber folgende ziemlich gewichtige Gründe. Erstens dass die Naht des letzten Umgangs vor der Mündung nicht so stark nach aufwärts steigt als bei der rechtsgewundenen Form, zweitens dass das Angularfältchen womöglich noch schwächer entwickelt ist als bei dieser, und drittens dass die Schnecke mehrfach neben derselben und ohne Uebergänge mit ihr zu bilden gefunden worden ist. Für mich unterliegt es aber gar keinem Zweifel, dass sich dieses Spiegelbild der P. quadrigranata zur Untermiocaenzeit local wirk- lich von letzterer Art abgezweigt hat und vollkommen constant, gewisser- mafsen eine Species und der Ausgangspunkt für eine neue Formenreihe geworden ist. In der That treffen wir in der Jetztzeit eine sehr ähn- liche Art, und was beachtenswerth ist, in Gesellschaft mit rechtsgewun- denen Formen, die der Quadrigranata-Reihe zum mindesten nahe stehen, in Russisch-Centralasien. Es ist die meines Wissens leider noch unpublicirte P. kuschake witzi v. Martens aus Tkess Narynkol, von der ich allerdings nur die letzte Windung mit der Mündung besitze. Sie ist etwas kleiner als die fossile Schnecke, ihr Spindelzahn steht tiefer und ist weniger entwickelt. Verwandt — aber schon etwas entfernter — ist auch die räumlich sehr isolirte Pupilla australis Ad. & xingas 1863 = lincolnensis Cox 1867 = tasmanica Johnst. 1881 aus Süd- Australien und Tasmanien, eine Art. die übrigens bald nur einen, bald gar keinen Palatalzahn zeigt. _ 2 ÜO 13. Pupilla sp. Bocttger, Palaeontograpli. Bd. 24, 1877, pag. 193 (Pupa sp.). Ueber die grosse Pupidenart des älteren Unteriniocaens — der Cor- biculaschicliten — vom Affenstein bei Frankfurt, die nur in 4 Mündungs- bruchstücken erhalten ist, muss ich mich auch heute noch eines ent- scheidenden Urtheils enthalten, da keine weiteren Reste dieser Form hinzugekommen sind. Sicher ist nur, dass die Form für unser Becken zweifellos neu ist, und dass sie trotz ihrer Aehnlichkeit in Grösse, Mund- form und Gestalt des Peristoms nicht auf eine 0 r c u 1 a bezogen werden kann, da sie ein sehr tief liegendes und weit nach unten gerücktes Palatalzähnchen trägt, wie es in dieser Art bei keiner lebenden Orcula zu finden ist. Die Spindelfalte scheint allerdings eine durchlaufende Lamelle — ganz sicheres lässt sich darüber nicht sagen — zu sein, was mich früher zu der Annahme, dass die Schnecke wohl in die Verwandt- schaft der Orcula d o 1 i o 1 u m (Brug.) gehöre, bestimmt haben mag. 14. Pupilla eumeces n. forma. (Taf. VI, Fig. 5.) Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884, pag', 266 (quadri- g ran ata var.). Nach langem Zaudern und unendlichem Vergleichen musste ich mich entschliessen, diese Form aus der directen Entwicklungsreihe der P. quadri granata (AI. Br.) herauszunehmen und ihr eine grössere Selbständigkeit zu geben. Die eigenthümliche Bildung des Nackens und das Fehlen aller Uebergänge in dieser Richtung, verbunden mit der geringen Grösse, die die der P. impressa (Sbgr.) nur wenig übersteigt, lassen diese Auffassung als die rathsamste erscheinen. Auf die Unterschiede von P. quadrigr anat a (AI. Br.), die recht greifbare sind, habe ich 1. c. pag. 266 schon hingewiesen. Aber auch mit der ähnlich grossen P. impressa (Sbgr.) kann man sie leicht ver- wechseln. Die Unterschiede von ihr liegen gleichfalls darin, dass der untere Spiraleindruck am Nacken den Anteperistomalwulst stets deutlich durchbricht, und dass auch die obere Grube in der Gegend des unteren Endes des Sinulus viel schwächer entwickelt ist. Dazu kommt, dass die Parietalfalte schmal und zusammengedruckt, wie bei P. quadri- granata, ist, während P. impressa eine breite und doppelt so kräf- tige Parietalfalte trägt. _ 256 — Ich würde der Form folgende Diagnose mit auf den Weg geben : Papilla eumeces n. forma (Taf. VI, Fig. 5). C h a r. Magnitudine intermedia inter P. q r a d r i g r a n a t a m (AI. Br.) et P. impressam Sbgr., sed ab ambabus discrepans t. solidiore, dis- tinctius et fere regulariter striata, impressione inferiori spirali cervicis callum anteperistomalem distincte transgrediente. Differt ab illa prae- terea t. multo minore, graciliore, pro altitudine minus lata, anfr. solum 6, ab hac fossula superiore cervicis prope sinulum sita leviore, apert. laxiore, semper 4-dentata, lamella parietali debiliore, magis compressa, dentibus palatalibus semper 2. Alt. 2V5— 2^'^, diam. med. 11/4—1^/511^1. Vorkommen. Bis jetzt nur im älteren Untermiocaen — den Corbiculathonen — der Schleusenkammer bei Niederrad. Dass diese Form im älteren Untermiocaen die oberoligocäne P. im- pressa (Sbgr.) vertritt und ersetzt, ist aus zwei Gründen nicht wohl anzunehmen. Einmal kommt, wie es scheint, die typische P. impressa am Aifenstein im älteren Untermiocaen vor ; dann aber spricht auch der Umstand sehr gewichtig gegen diese Annahme, dass impressa noch im jüngeren Untermiocaen in fast identischer Form mit dem oberoligo- caenen Typus von mir angetroffen worden ist. In Bezug auf die Nackenbildung ähnliche lebende Formen fehlen; da aber Gesammthabitus und Bezahnung sehr nahe mit P. quadri- granata, rahti und impressa übereinstimmen, sind auch die bei diesen Formen herangezogenen lebenden Arten als nächste Vergleichs- objecte zu betrachten. Abgesehen von der Form des Nackens ist sogar die subtropisch-afrikanische P. fontana (P.), die ich von zwei Fund- orten in Abessynien, von Port Elizabeth in Capland und von den Cap- verden in West-Afrika vergleichen kann, als sehr ähnlich in Gestalt, Grösse und Bezahnung zu bezeichnen. 15. Pupilla impressa (Sbgr.). Sandberger, Mainzer Becken pag. 392, Taf. 35, Fig. 16 und Vorwelt pag. 395, Taf. 23, Fig. 10 (Pupa). Der im Oberoligocaen des Hochheimer Landschneckenkalkes nicht seltene Typus (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) ist 1. c. gut charakteri- sirt, aber des stets deutlichen Spindelzahns und des breiten, aber meist sehr schwachen Angularhöckers nicht Erwähnung gethan worden. Die Schnecke ist somit deutlich vierzähnig, doch fehlt fast in der Hälfte der — 257 — Fälle der obere, stets kleinere Palatalzalin. Aufmerksam zu machen ist überdies noch auf die auffällige Dicke der oft aus zwei hinter einander gestellten Knötchen gebildeten Parietalfalte, ein Charakter, der neben der geringeren Grösse wesentlich zur Trennung von der immerhin recht nahe verwandten P. quadrigranata (AI. Br.) benutzt werden kann. Alt. 2^8— 2''/8, diam. med. lV4mm. Sehr vereinzelt kommen bei Hochheim Stücke dieser Form vor, die dadurch bemerkenswerth erscheinen, dass ihr letzter Umgang nach Ana- logie von Sphyradium columella (v. Mts.) sich plötzlich verbrei- tert und erweitert. Ich betrachte dieselben einfach als überbildete, hyper- trophe Formen. Auch aus den älteren Untermiocaenschichten — Corbiculakalken — von St. Johann in Rheinhessen liegen jetzt 12 gute Stücke dieser Schnecke vor, die ich der Güte des Herrn Lehrer Ludwig Lauterbach hier verdanke (coli. Boettger und Dr. Kinkelin). Sie stehen dem Hochheimer Typus noch sehr nahe, sind in Grösse und Nackenbildung ähnlich ver- änderlich, von 8 zeigen aber 6 zwei deutliche Palatalen. Die Parietal- falte ist einfach, die Form also ziemlich genau in der Mitte zwischen der Hochheimer und der gleich zu erwähnenden Mosbacher Schnecke. Alt. 2i/g— 2^/8, diam. med. l^l^—l^/^mm. Neuere Vergleiche zeigen, dass auch das in Palaeontogr. Bd. 24, 1877, pag. 194 als Pupa (Pupilla) sp. aus dem älteren Lntermiocaen vom Affenstein von mir beschriebene Bruchstück der dreizähnigen Form dieser Schnecke angehört und noch zum Typus von P. i m p r e s s a (Sbgr.) zu stellen ist. Dagegen schien mir anfangs die Form der jüngeren Untermiocaen- schichten erheblich abzuweichen. Ich besitze sie in sehr zahlreichen Exemplaren aus den Hydrobienschichten von Mosbach-Biebrich. Ihre Streifung ist schärfer, regelmässiger und deutlicher; sie besitzt stets 2 und zwar meist erheblich kleinere, oft punktförmige Palatalen. Ein weiterer Charakter, die einfachere und weniger complicirte Bildung der Parietallamelle ist zwar constant, aber derselbe findet sich auch nicht grade selten beim Hochheimer Typus, so dass er als Unterscheidungs- merkmal nicht benutzt werden kann. Alt. 2— 2^4, diam. med. l^j^—l^l^mm. Eine Abtrennung dieser oberen Form von der des Landschnecken- kalks scheint nach alledem nicht wohl durchführbar zu sein, obgleich sie an und für sich recht constant ist. Aber der Hochheimer Typus Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. 17 — 258 — zeigt eine so bedeutende Neigung zur Variabilität namentlich in Bezug auf Abscliwäcliung der Nackencliaraktere, der Gestalt des Sinulus, der Zahl und Stellung der Palatalzähne und der Form der Parietallamelle, dass ich die versuchte Abtrennung als Mutation aufgeben musste. Höchstens lässt sich das Eine sagen, dass die in ihren Charakteren sehr variable Form des Oberoligocaens sich im Laufe der Zeit gefestigt hat und im jüngeren Untermiocaen wenig mehr von den Schwankungen zeigt, denen sie zur Zeit des Landschneckenkalks unterworfen war. Da aber die verwandten lebenden Arten je nach der Oertlichkeit auch heute noch ganz ähnlichen erheblichen Schwankungen ausgesetzt sind, so mag auch dieses Resultat nur ein scheinbares sein, hervorgerufen durch unseren Mangel an Exemplaren von verschiedenen Fundorten der Hydrobien- kalkzeit. In wieweit die Pupa äff. impressa, die Sandb erger in Yerh. Geol. Reichsanst., Wien 1885, pag. 76 aus miocaenen Schichten Galiziens erwähnt, verwandt ist, und ob sie eine mittelmiocaene Fortentwicklung der Mainzer Form, wie ich vermuthe, darstellt, muss späteren Unter- suchungen vorbehalten bleiben. Und ob die bereits 1850 beschriebene Pupilla iratiana (Dup.) aus dem Mittelmiocaen von Sansan, Dep. Gers, und eine ihr verwandte Form aus dem galizischen Miocaen, die Sandberg er 1. c. pag. 76 erwähnt, ebenfalls in diese Reihe gehören, konnte gleichfalls aus Mangel an Originalexemplaren von mir nicht ent- schieden werden. Von lebenden Pupillen ist die übrigens erheblich grössere P. tri- plicata (Stud.) var. luxurians Reinh. aus Transkaukasien so nahe verwandt, dass unsere Schnecke als Stammform derselben anzusehen ist. Die Uebereinstimmung in der Nackenbildung, den doppelten Palatal- zähnen und der dicken, gebogenen, in der Mitte eingebuchteten Parietal- falte ist so augenscheinlich gross, dass dies Resultat meiner Unter- suchungen eine sichere Thatsache genannt zu werden verdient. — Fossil ist P. tri plicata (Stud.) bis jetzt nicht mit Sicherheit bekannt. Was aber ihr heutiges Auftreten anlangt, so sind Notizen über ihr Vorkommen auf deutschem Boden nur mit grösster Vorsicht aufzunehmen, da viele Forscher sie immer noch mit P. bigranata Rssm., die übrigens der P. muscorum (Müll.) näher steht, verwechseln. Im Elsass fehlt sie ganz sicher; ob sie aber in Oberbayern vorkommt, bedarf noch sehr der Bestätigung. In meiner Sammlung liegt die typische .Form aus Süd- und Südost-Frankreich (3 Fundorte), Piemojit (2), Schweiz (3), Tirol (2), — 259 — Kärntlieii (1), Steiermark (2), Mähren und Siebenbürgen (je 1), Thes- salien (2), Krim (1) und Armenien (4) und Typus und var. luxurians Reinh. aus Transkaukasien (10). Cl essin nennt als Fundorte noch Vorarlberg, Erzherzogthum Oesterreich, Krain und Friaul, We Ster- in nd noch Spanien, Oberitalien und Dalmatien. Die Art ist also in der Jetztzeit als eine eminent alpin-kaukasische zu betrachten, wobei zu bemerken ist, dass die Varietät mit doppelter Palatale, welche zur Oli- gocaen- und Untermiocaenzeit im Mainzer Becken die vorherrschende war, jetzt durchaus auf Transkaukasien beschränkt ist. b. Formeiikreis der Piipilla cupella Bttgr. 16. Pupilla cupeila n. forma. (Taf. VI, Fig. 6.) Boettger, Ber. Senckenb. Xat. Ges. 1884 pag. 265, Taf. 4, Fig. 6 (retusa, non AI. Braun). Nachdem ich die Originalexemplare von Pupa retusa AI. Br. des Wiesbadener Museums gesehen habe, finde ich, dass die vorliegende Form gar nichts mit ihr zu thun hat und sogar in eine andere Gattung ge- hört. Indem ich auf die eben citirte Abbildung verweise, bleibt mir noch übrig, eine genaue Diagnose der in Rede stehenden Form etwa mit folgenden Worten zu geben: Char. T. late perforata subcylindrata, solidula; spira sursum vix angustata; apex obtusulus. Anfr. 6 fere convexi, suturis profundis dis- juncti, striis subtilibus densis regulariter fere costulati, ultimus valde ascendens, non angustatus, callo anteperistomali nullo, cervice ante aper- turam prope sinulum levissime impressus, ^/^ altitudinis superans. Apert. 1-dentata, parum obliqua, semiovalis, dente parietali profundo hebeti instructa, columella recta strictaque; perist. expansum, plane labiatum, in regione sinuli leviter callosum, marginibus late separatis. Alt. 25/g— 2^/^, diam. med. l^/gmm. Vorkommen. Tj'pisch bis jetzt nur im älteren Untermiocaen — den Corbiculaschichten — der Schleusenkammer bei Niederrad und im Basalttuff von Gusternhain bei Herborn (Mus. Wiesbaden, als P. quadri- granata AI. Br.). An diese Form schliesst sich nach oben eine neue Mutation, die auf das jüngere Untermiocaen beschränkt zu sein scheint, und die ich 17* — 260 — ihrem Entdecker Herrn H. La üb er in Mosbacli-Biebrich zu Ehren zu nennen vorschlage. Ich gebe ihr folgende Diagnose : mut. lauberi n. (Taf. VI, Fig. 6). Char. Differt a typo t. minore, breviter oblongo-cylindrata, anfr. 5 — 6, apert. 2-dentata, dentibus parietali nee non columellari parum validis. Adsunt interdum vestigia calli anteperistomalis obsoleta ad basin cervicis. Alt. 23/g— 2^/8, diam. med. l^/g mm. Vorkommen. Im jüngeren Untermiocaen — den Hj'drobien- schichten — von Mosbach-Biebrich, 12 tadellose Stücke. Sie unterscheidet sich also von dem Niederräder Typus durch ge- ringere Grösse, durch Gehäuseform und namentlich durch das Vorhanden- sein eines Spindelzähnchens. Das Auftreten dieses Columellarzähnchens bei dieser jüngeren Mutation ist ein constantes, doch ist die Ausbildung desselben kleinen Schwankungen unterworfen, so dass man einige Stücke als gut gezähnt, .andere als nur schwach gezähnt bezeichnen muss. Die Form ist also eine von denen, welche sich im Laufe kurzer Zeit bereits recht greifbar umgeändert hat, und die diese Veränderung schnell befestigte. Wie ich schon früher bemerkt habe, darf von lebenden Arten nur die etwas grössere Pupilla cupa (Jan) = sterri (Voith) mit der fossilen verglichen werden, ohne dass man sie aber mit Sicherheit als directen Nachkommen derselben bezeichnen könnte. Interessant ist, dass die älteren Formen des Beckens mehr mit der zahnlosen transkaspisch- turkestanischen Varietät, P. cupa var. turcmenia Bttgr., überein- stimmen als mit der gezähnten typischen P. cupa der Alpen. Einen Spindelzahn, wie ihn mut. lauberi constant aufweist, besitzt aber keine einzige Varietät der lebenden Art, trotzdem dass alle Autoren einen solchen gesehen haben wollen. Derselbe kommt wirklich nur der sehr variablen und vielfach mit P. cupa verwechselten P. triplicata (Stud.) zu, die oft mit ihr zusammenlebt. Ich besitze P. cupa (Jan) in meiner Sammlung aus Piemont (1 Fundort), aus dem Jurazuge der Schweiz (1) und Süddeutschlands (3), aus Thessalien (1, früher im Jahrb. d. d. Mal. Ges. Bd. 12, 1885, pag. 187 von mir irrthümlich auf P. muscorum var. m a d i d a Gredl. bezogen, einzähnig, also blos mit Parietalzahn) und in der var. turcmenia Bttgr. aus Transkaspien (1) und Turkestan (1, hier im Genist sehr häufig). Clessin nennt als Fundorte ausser- dem noch Tirol, Westerlund Norditalien und Galizien, Sterki die Ver. Staaten von Nordamerika für den Typus der lebenden Art. — 261 — c. rornieiikreis der Pupilla muscorum (Müll.). 17. Pupilla bigranata (Rssm.). Rossmässler, Ikonogr. 1839, Fig. 645 (Pupa); Sandberger, Yorwelt pag. 797, Taf. 36, Fig. 24 (Pupa muscorum var.) ; Koch, Wiesbaden pag. 46; Broemme, Jahrb. Nass. Yer. Nat. Jahrg. 1885, pag. 76 und 80 (muscorum var. sterri und triplicata). Diese auch in Deutschland lebende, oft verkannte und wenig be- achtete Schnecke ist nach meinen Erfahrungen von Pupilla cupa (Jan) — die übrigens von Broemme als muscorum var. sterri Yoith auch aus dem älteren mittelplistocaenen Sand von Mosbach und aus dem jüngeren mittelplistocaenen Löss von Schierstein aufgezählt wird — ebenso schwer zu unterscheiden, als von der meist viel grösseren P. muscorum (Müll.). Von P. cupa (Jan), der sie in der Grösse gleichkommt, trennt sie sich durch die flacheren Umgänge und die schwächere Gehäusestreifung. Da aber P. cupa bis jetzt nur in alpinen und subalpinen, P. bigranata aber nur in ebenen Gegenden gefunden worden zu sein scheint, dürfen beide nicht schlankweg als Synonj'me aufgefasst werden. Sehr zu warnen ist überdies davor, die Rossmässler'sche Schnecke mit der ziemlich verbreiteten Varietät (var. masclaryana Pal.) von P. muscorum zu verwechseln, die ausser dem Parietalzahn einen Palatalzahn besitzt, aber immer die Grösse von muscorum (3 mm) beibehält. Dass ich die Rossmässler'sche Schnecke entgegen Clessin, Kobelt und Westerlund vorläufig noch als »Species« anerkenne, hat seinen Grund 1. darin, dass dieselbe bereits in allen Einzelnheiten überein- stimmend mit der lebenden Form — ohne Uebergänge zu P. muscorum zu bilden — im Mittelplistocaen lebte, und 2. darin, dass sie auch heute noch, wie bei Hönningen am Rhein, in erheblicher Anzahl und anscheinend trockneren Boden bevorzugend neben P. muscorum (Müll.) Colonien bildend — gleichfalls ohne jeden Uebergang zu zeigen — bei uns vorkommt. Ein solch' langlebiges Wesen dürfte in der That eine bessere »Species« genannt werden können, als Dutzende von Arten der neufranzösischen Schule. Uebrigens sind aber die Acten über sie noch nicht geschlossen. Was ihr fossiles Vorkommen bei uns anlangt, so fanden sie Koch und A n d r e a e im älteren Mittelplistocaen von Schierstein und Mosbach, und Sandberger nennt sie u. a. aus dem jüngeren mittelplistocaenen — 262 — Löss des Erbeuheimer Thälchens bei Wiesbaden (Roemer). Ich kenne sie überdies aus dem Löss von Selki im Kreis Poltawa (Mus. Petersburg)*). In lebenden Stücken besitze ich sie in Anzahl von der Südseite des Thurmes der Ruine Hammerstein und von Hönningen am Rhein (R. Jetschin), beides Orten in der Nähe von Neuwied, in auffallend kleiner und typischer Form neben erheblich grösserer ungezähnter P. muscorum (Müll.), dann von England (2), Süd-Frankreich (1), den Balearen (1) und Dakotah in den Vereinigten Staaten (1, als P. blandi Morse). Für die charakteristischsten Formen halte ich gradezu unsere nassauischen; sie messen alt. 2^/g — 2^/g, diarn. med. 1^2 i^^i^^- Sie haben je einen kräftigen Parietal- und Palatalzahn. Die neben ihr bei Hönningen vorkommende zahnlose P. muscorum (Müll.) misst dagegen alt. 3 — 3\/g, diam. med. l'^j^ — 1^/^^ mm. — Nach Andre ae findet sie sich lebend noch im Elsass, nach Sandberger im Grossherzogthum Baden, bei Aachen und in Schlesien; die übrigen von letzterem ange- gebenen Fundorte möchten wohl noch der Bestätigung bedürftig sein und sind vielleicht besser auf P. cupa (Jan) und auf P. triplicata (Stud.) zu beziehen. *) Anm. Bei dieser Gelegenheit sei es mir erlaubt, eine neue und sehr eigenthümliche Form dieser Gattung aus dem südrussischen Löss zu beschreiben: Pupilla poltavica n. forma (Taf. VI, Fig. 7). Char. T. raagnitudine äff. P. tri plicatae (Stud.), perforata, cylindrato- ovata, brevis, lata; spira couvexo-couica; apex parum acutus. Anfv. 51/2 lente accrescentes, convexi, suturis bene impressis disjuncti, regulariter dense costulato- striati, ultimus lentissime ascendens, basi subcompressus, ante aperturara callo anteperistomali distincto, sed angusto cinctus. Apert. irregulariter ovata, latior quam altior, basi recedens, plicula angulari parvula intra marginem dextrum sita, a parietali approximata punctifornii vix separata, caeterum edentula; perist. breviter expansum, leviter labiatum. Alt. 25/8, diam. med. l^/g mm ; alt. ap. '^js, lat. ap. 1 mm. Vorkommen. Im mittelplistocaenen Mergelthon von Kamenka. Kreis Poltawa, sehr einzeln neben typischer Pupilla muscorum (Müll.) (leg. et comm. Prof. Pokutschajew in St. Petersburg). Diese Form lässt sich wegen der eigenthümlichen Gestaltung und Lage von Angulare und Parietale, die beide vorgerückt und dem rechten Mundwinkel nahe gelegen sind, mit keiner der bekannten lebenden oder fossilen Arten der Gattung in nähere Beziehung bringen, doch bietet P. interrupta (Reinh.) aus Trans- kaukasien insofern ein Analogon, als auch bei ihr der vordere Tlieil der Parietale als Rest einer Angulare gedeutet werden kann. Die Gaumenzähne und der Spindelzahn der transkaukasischen Art fehlen übrigens bei der hier beschrie- benen südrussischen Lössform. — 2G3 - Ihr Verbreitungsgebiet scheint sich also seit der Mittelplistocaenzeit mehr nach Westen als nach Osten gezogen zu haben; doch ist ein ab- schliessendes Urtheil grade bei dieser so oft verkannten und missachteten Form noch verfrüht. 18. Pupilla muscorum (Müll.). Sandberger, Vorwelt pag. 797, Taf. 23, Fig. 35, Taf. 35, Fig. 24 und Taf. 36, Fig. 23 (Pupa); Kobelt I. pag. 142 (Pupa); Jordan, Biunenmollusken, Halle 1883, No. 422; Chelius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884, pag. 4; Greim, N. Jahrb. f. Min. 1885, pag. 144 und 146; Wo od ward, Proc. Geol. Assoc. Bd. 10, pag. 358. Die Art findet sich vom mittelpliocaenen Red Crag und Norwich Crag und dem Unterplistocaen Englands (Woodward) an durch unser ganzes Plistocaen bis in die Jetztzeit, wo die Species gleichfalls noch zu den verbreitetsten gehört. In den älteren mittelplistocaenen sogenannten Mosbacher Sauden traf man sie bei uns allerorts, so bei Schierstein, Mosbach, Darmstadt und Worms (Greim) ; weiter im Kallrtuif bei Wiesbaden, im alten Diluvial- thon von Mainz (Koch) und an den zahllosen von Sandberger und Koch verzeichneten Fundpunkten im jüngeren mittelplistocaenen Löss unserer Gegend. Endlich wurde sie bekannt aus dem Oberplistocaen von Heidelberg und aus dem alten Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa in der Prov. Starkenburg (hier Typus und var. äff. halleriana Jeffr.). Chelius nennt sie von allen Diluvialsanden an der Gersprenz und ßerg- strasse, aus den Lössen von Niederbeerbach und Bohneck und aus nahezu allen localen Bildungen des nördlichen Odenwalds. Meine Sammlung enthält P. muscorum fossil von 15 Fundorten, so u. a. noch aus dem älteren Mittelplistocaensande von Höchst a. Main, aus dem jüngeren mittelplistocaenen Löss des Erbenheimer Thälchens bei Wiesbaden (Rolle), von Hofheim im Taunus, Soden, Oberursel (Rolle), Schornsheim in Rheinhessen, Neuenheim bei Heidelberg (Dickin) und Wehrda bei Marburg in Hessen und aus dem oberplistocaenen Aulehm von Schwanheim a. Main, darunter auch vielfach die Form mit ent- wickeltem Gaumenzahn, die ich ihrer bedeutenderen Grösse wegen von P. bigranata (Rssm.) wohl unterscheide und als einfache Varietät von P. m u s c 0 r u m gelten lasse. Lebend besitze ich die Art von hier u. a. von Ruine Hammerstein und Hönningen am Rhein (R. Jetschin), aus dem Rheingenist von Braubach — 264 — (Trapp), von der Ebersteinburg bei Kreuznach (L. v. Heyden), vom Sclilossberg bei Homburg und aus Nieder-Erlenbach in der Wetterau (Rolle), von Frankfurt und aus dem hiesigen Maingenist, sowie von Darmstadt (Rolle). Wegen weiterer Fundorte der lebenden Form in unserer Gegend vergl. Kobelt I. pag. 142. Ausserdem habe ich sie in meiner Sammlung aus England (1 Fundort), Frankreich (5), Schweiz (5), Deutschland (17), Tirol, Italien und Kärnthen (je 3), Steiermark (1), Erzherzogthum Oesterreich (2), Böhmen, Mähren, Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien und Schweden (je 1), dem europäischen Russland (2), aus der Krim (l), den Kaukasusländern (4), aus Sibirien (1), Turkestan und Centralasien (5) und Maine, Vereinigte Staaten (1, als P. badia Ad.). Westerlund verzeichnet sie noch aus Algerien und Marocco und von den Lofoten, Norwegen; Jordan fügt dazu noch die centrale und nörd- liche atlantische Region Nordamerikas und Nord-Canada, sodann Finland, Irland und Schottland, Belgien und Holland, Jütland und die dänischen Inseln, Galizien und die Bukowina, das Banat, Vorder- und ganz Central- asien, Amurland und die Mandschurei und endlich die Pyrenäen und Spanien und Portugal. Wir finden für die Pupi Ha- Formen unserer Gegend demnach folgende Reihen : a. Formeukreis der Pupilla quadrigranata (A. Br.). Lebend. Ob.-Oligoc. Hochheim (quadri- granata) Hochheim (impressa) Alt.U.-Mioc. St. Johann, Weilbach (quadri- granata) Niederrad (eumeces) St. Johann etc. (impressa) Jung. U.-Mioc. Mosbach etc. (suprema) Mosbach etc. (rahti) Mitt.-Mioc. (Nicht nach- gewiesen) (Nicht nach- gCAviesen) (Nicht nachgewiesen) Mosbach (impressa) Galizien (aif. impressa) Caspigebiet. Subtrop. Afr. (signata) (fontana) Centr.-Asien (Kuschakewitzi) Subtrop. Afrika (fontana) Transkaukasien (triplic. var. luxurians). 265 — b. Formellkreis der Piipilla cupella Bttgr. Ält.U.-Mioc. Niederrad • (cupella) Jung. U.-Mioc. Mosbach (lauberi) (Nicht nach- gewiesen) Lebend. Turkestan (cupa V. turcnienia). e. Formeiikreis der Piipilla muscoruiu (Müll.). Alt. Mitt.- Plist. Mosbacher Sand (bigranata) Jung. Mitt.- Plist. Wiesbaden (bigranata) Ob.-Plist. ' Lebend. Alluv. Spora- (Nicht nachge- wiesen.) disch (bigra- nata). Mitt.-Plioc. Ob-Plioc. Ü.-Plist. (Nicht im Gebiete) (muscorum) Ueberall bei uns verbreitet und lebend (muscorum) Diese Zusammenstellung weist in nicht misszuverstehender Weise darauf hin, dass ent^Yeder die alten mitteleuropäischen Vertreter der Gattung P u p i 1 1 a im Laufe der Zeit nach Osten ausgewandert sind und sich hier eine neue Heimath gegründet haben, oder dass die schon im mittleren Tertiär auf weiten Erdräumen eingesessene P u p i 1 1 a - Bevölke- rung sich in den Steppengebieten des Ostens besser erhalten konnte, während sie in dem vielfachem klimatischem Wechsel unterworfenen mittleren Deutschland grossentheils untergegangen und erst späterhin durch ein neue ersetzt worden ist, durch die Sippe der P. muscorum und bigranata, die auf dem Wege von Westen her zu uns gekommen zu sein scheint. Gen. VI. Splij radiuiu Cliarp. Die Formen dieser nur in wenigen Arten lebend bekannten Gattung lassen sich in die Sectionen Columella West, und Tesseraria Bttgr. (Neuseeland) trennen (vergl. Boettger in v. Martens' Conch. Mitth. Bd. 1, pag. 69). Sie sind sämmtlich sehr charakteristisch für rauheres Klima und verkümmern augenscheinlich (Sph. eden tulum Drap.) in tieferen und wärmeren Lagen, indem sie hier constant eine geringere Anzahl von Gehäuseumgängen nothig haben, um zur Fortpflanzungsreife zu gelangen. — 266 — a, Foriiieiikreis des Spliyradium edentulum (Drap.). 19. Sphyradium columeMa (v. Mts.). Sanclberger, Yorwelt pag. 795, Taf. 33, Fig. 34, Taf. 36, Fig. 27 (Pupa); Clessin, Mal. BLätter 1873, pag. 56, Taf. 4, Fig. 8 (Pupa greclleri); Chelius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884, pag. 4; Greim, N. Jahrb. f. Min. 1885, I pag. 144; Woodward, Proc. Geol. Assoc. Bd. 10, pag. 358 — 359 (edentula var.). Diese für die mittelplistocaenen Schichten so charakteristische Schnecke fand Woodward im ächten Unterplistocaen Englands; bei uns findet sie sich in den älteren mittelplistocaenen Sanden von Mosbach (Sandberger) und Schierstein (Koch) und in den gleichalten Sanden von Darmstadt (Greim). Im jüngeren Mittelplistocaen unserer Gegend be- gegnet man ihr in den ächten Lössen des Erbenheimer und Tennelbach- Thälchens bei Wiesbaden (Sandberger) und von Schierstein und Nieder- Walluf. Chelius verzeichnet sie überdies aus nahezu allen Diluvial- sanden an der Gersprenz und an der Bergstrasse, aus den diluvialen Bildungen von Oberramstadt, Niedermodau und der Boll-Mühle, aus den Lössen von Nieder-Beerbach und Bohneck und aus mehreren localen Diluvialgebilden des nördlichen Odenwaldes. Ich kenne sie ausser von andern durch Sandberger verzeichneten Punkten auch noch aus dem Löss von Regensburg (S. Clessin). Von dieser Schnecke ist, wie Sandberger zuerst geltend gemacht hat, die lebende mut. gredleri Cless. nicht zu unterscheiden, die ich vom Urner Loch in der Schweiz (C. Koch jun.), von Tristensteiu im Tauferser Thal (Clessin) und aus der Bozener Gegend (Gredler), Tirol, besitze. Sandberger nennt sie als lebend noch aus der Gegend von St. Petersburg und aus Lappland, Jeffreys aus Irland, Westerlund aus dem nördlichen Schweden und Norwegen, aus der Tatra und auf- fallender und wohl irrthümlicher Weise auch aus Sicilien. Nur durch mehr conische Spitze bei ähnlicher Grösse und ebenso zahlreichen Umgängen unterscheidet sich Sph. edentulum var. turri- te IIa West., die mir in Originalexemplaren aus dem Isargenist vorliegt, und die ihr somit bereits sehr nahe steht. Wie sich Sph. alticola Ingersoll aus der alpinen Region in Colorado und dem Rio La Plata in den Vereinigten Staaten zu ihr stellt, wird sich nur an Originalstücken, die mir fehlen, entscheiden lassen. — 267 — 20. Sphyradium edentulum (Drap.). Kobelt I. pag. 143 (Pupa); Koch, Eltville pag. 43; Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 410: Broemme, Jahrb. Nass. Ver. Xat. Jahrg. 38, 1885, pag. 76. Diese interessante Schnecke, die fossil bis jetzt nur im älteren mittelplistocaenen Sand von Mosbach (Broemme), im jüngeren mittel- plistocaenen Sandlöss von Schierstein (C. Koch) und in den oberplisto- caenen Schichten Englands angetroffen wurde, findet sich auch lebend in unserem Gebiete, scheint hier aber überall selten zu sein. In der Literatur hiesiger Gegend wird sie als lebend bezeichnet bei Biedenkopf (Kobelt), im Feldbacher Wäldchen (Koch), an der Burg Nassau (Servain), im Erbenheimer Thälchen (Broemme), am Königsbrünnchen (Dr. Kinkelin) und an der Oberschweinstiege (Dickin) bei Frankfurt, in der Umgebung von Darmstadt (Greim und Koehler) und Aschaffenburg (Flach), hier nicht selten. Dr. Fr. Kinkel in sammelte sie bei Grube Ludwig Haas nächst Breitscheid im Westerwald. Ausserdem findet sie sich im Rhein- (Broemme) und Maingenist (Flach). Ich kenne oder ich besitze sie lebend in meiner Sammlung in der var. turritella West, aus Deutschland (1 Fundort) und Yorarlberg (1), in der typischen Form aus England (2), Frankreich und Schweiz (je 1), Deutschland (8) , Oberitalien (3) , Vorarlberg (Dr. Kinkelin) , Tirol, Ungarn, Siebenbürgen und dem europäischen Russland (je 1), in der var. nana Bttgr. aus den Kaukasusländern (5) und Turkestan (1). West erl und nennt var. turritella ausserdem noch aus Schweden; Gl essin kennt die Art überdies aus dem Erzherzogthum Oesterreich und dem Friaul, Kreglinger aus Böhmen. Jordan endlich fügt dazu Nord- und Ost -Sibirien, Finland, Jütland und die dänischen Inseln, Süd-Irland, Holland und Belgien, Mähren, Amurland, Mandschurei, ganz Italien, die Ostpyrenäen und die Azoren, Madeiren und Canaren. Ihr uordamerikanischer Vertreter ist Sph. simplex Gould in Canada und Xeuengland; Gwyn Jeffreys erklärt diese Form, wie mir scheint, mit Recht für einfaches Synonym der europäischen Art. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Sph. edentulum (Drap.) ein directer Abkömmling des plistocaen häufig und lebend seltener und nur hochalpin und hochnordisch vorkommenden Sph. columella (v. Mts.) ist, der in tieferer Höhenlage schneller geschlechtsreif wurde und des- halb bei einem Gehäuse von weniger Umgängen bereits als ausgewachsen 268 angesehen werden darf. Ob die Schnecke aber schon als constante Form neben Sph. columella (= gredleri Cless.) betrachtet werden kann, bedarf weiterer Beobachtung und Erwägung. Diese bei uns vorkommenden Formen geben zu folgender Reihe Veranlassung : a. U.-Plist. (Nicht im Gebiete) Formeukreis des Spliyraclium edentiilum (Drap.) Alt. Mitt.- Jung. Plist. M.-Plist. Bei uns ver- Desgl. ver- breitet breitet (columella) (columella) Ob.-Plist. Alluv. (Nicht im Gebiete nachge- wiesen) Mosbach Schierstein edentulum) (edentulum) (Nicht im Gebiete nachge- Aviesen) Lebend. Alpen und hoher Norden (gredleri) Hie und da im Gebiete (edentulum). Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese dem kalten Circumpolar- gebiet angehörigen Formen in der Unterplistocaenzeit und älteren Mittel- plistocaenzeit und noch mehr in der Lössperiode hier bei uns ein ihnen zusagendes und geeignetes Wohngebiet gefunden haben, und dass sie mit der allmählich steigenden Erwärmung aussterben oder auswandern mussten. Das in tieferen Lagen lebende Sph. edentulum (Drap.) ist der letzte Rest dieser einst in unserem Gebiet herrschenden Gruppe, und auch diese Form scheint bei uns auf den Aussterbeetat gesetzt zu sein. Die Gattung selbst aber ist neben Vertigo die einzige, die als eine wesentlich palaearktisch-nearktische bezeichnet w^erden darf. Beide besprochenen Formen, Sph. edentulum und columella, sind wie in Nordeuropa und dem Alpengebiet lebend auch noch in Nordamerika anzutreffen, beziehungsweise in so nahe verwandten Formen, dass sie in die Reihe der Varietäten derselben gestellt werden müssen. Grell. TU. IVegiilus ii. Char. T. perforata aut cylindrato-ovata aut oblonga, peculiariter striata vel costulata; apex obtusus. Anfr. 4^/2 — 5^2 convexi, suturis profundis disjuncti, ultimus ^/j — 1/3 altitudinis aequans. Apert. sat magna oblonga, altior quam latior, edentula ; perist. incrassatulum, leviter expansum, marginibus conniventibus, columellari subconcavo. — 269 — T^^pus : Piipa reiiiliardti Jickeli aus Abessynien. Zu dieser neuen Gattung rechne ich ausserdem die lebende Pupa abessynica Reinh. und die fossile Pupa lineolata AI. Br. Nach meiner Ansicht wird auch die seltene oberoligocaene Pup a raricosta Slav. von Tuchoritz noch hieher und nicht zu P u p i 1 1 a gezogen werden müssen, sowie die oberpliocaene Vertigo villafranchiana Sacco (Mem. R. Accad. Torino (2) Bd. 39, 1888, S.-A. pag. 18, Taf. 1, Fig. 3) von Tassarolo bei Novi in Piemont. Die generische Abtrennung dieser Formen von Pupa war wegen der Gestalt des Gehäuses, die sich in keine der bestehenden Gattungen oder Sectionen einfügen will, geboten. Jickeli verglich die lebenden Arten mit Pupa edentula Drap., also mit unserer Gattung Sphyr a- dium Charp., was schon deshalb nicht angeht, weil bei dieser der Mundsaum niemals umgeschlagen ist. Sandberger nennt Pupa dilucida Rssm., also die Gattung Lauria Gray, als in der Form, und Buliminus (Leucochiloides) chordatus P. als in der Sculptur ähnlich. Was Lauria anlangt, so verbietet das bei dieser Gattung constante Auftreten von zum mindesten rudimentären Zähnen, was B. chordatus betrifft, das Vorhandensein einer Angulare bei dieser Buliminus- Sippe jede Annäherung. Eine Zutheilung zu den unge- zähnten Vertigonen verbietet die eigenthümliche Sculptur, eine solche zu den zahnlosen Isthmien die Gestalt des Gehäuses und die geringe Win- dungszahl der in Rede stehenden Formen. Es blieb also, trotzdem dass wir über die Jugendzustände des Gehäuses und über das Thier nicht unterrichtet sind, nichts übrig, als eine neue Gruppe zu begründen, die mir aber auf durchaus solider Basis zu stehen scheint. a. Formenkreis des Neguhis lineolatus (AI. Br.). 21. Negulus lineolatus (AI. Br.). (Taf. VI, Fig. 8.) AI. Braun in Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1136 (?Bulimus); Sandberger, Mainzer Becken pag. 54, Taf. 5, Fig. 13, Taf. 6, Fig. 1 (Pupa suturalis) und Vorwelt pag. 397, Taf. 23, Fig. 12 (Pupa). Diese namentlich in der Pupenschicht des oberoligocaenen Land- schneckenkalks von Hochheim (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) häufige, aber auch in den gleichaltrigen Landschneckenkalken von Tuchoritz in Nordböhmen und von Cote St. Martin bei £tampes bekannte, im jüngeren — 270 — Unteriniocaen von Weisenau bei Mainz und von Mosbacli-Biebricli bereits seltene Form ist von Sandberger 1. c. gut beschrieben und abge- bildet worden. Ich will hier nur noch erAvähnen, dass typische Stücke von Hochheim alt. 1^/g, diam. med. ^/^ mm messen. Als seltene Varietät stelle ich hieher: var. sublineolata n. (Taf. VI, Fig. 8). Char. Differt a typo t. conico-ovata, subtus ventriosiore, apice acutiusculo, anfr. A^l^ celerius accrescentibus, ultimo 2^, altitudinis testae superante, apert. latiore, pro altitudine testae altiore. Alt. 1^/2, diam. med. ^/^ mm. Vorkommen. Im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hoch- heim, nur ein Stück in meiner Sammlung. — Da die Sculptur mit der des Typus übereinstimmt, ist das auffallend zusammengeschobene, kegel- förmige Ding wohl nur Varietät oder gar Monstrosität. Die zahlreichen Exemplare meiner Sammlung aus dem oberoligo- caenen Landsclmeckenkalk von Tuchoritz unterscheiden sich nur darin von den Hochheimer Stücken, dass ihre Umgänge und namentlich der letzte etwas mehr abgeflacht sind, so dass die Basis der Schlusswindung etwas compresser und die Totalgestalt der Schnecke im Ganzen ein klein wenig schlanker erscheint. Die beiden einzigen Stücke aus dem jüngeren Untermiocaen — Hydrobienkalk — von Mosbach-Biebrich, die ich besitze, stehen dem Hochheimer Typus sogar näher als der böhmischen Form ; sie sind etwas grösser, ihr Gewinde ist um eine Idee cylindrischer, die Gehäusespitze ein ganz klein wenig stumpfer. Alles das sind aber kaum merkbare Unterschiede. Auch hier gilt also der Satz, dass sich die oberoligocaene Form bis ins jüngere Untermiocaen nur sehr unbedeutend und kaum nachweisbar verändert hat. Der oben erwähnte oberpliocaene Negulus villafranchianus (Sacco) aus Piemont zeigt in Bau und Sculptur so grosse Ueberein- stimmung mit unserer Form, dass eine directe Abstammung desselben von ihr der Abbildung nach wohl angenommen werden darf. Von lebenden Arten ist N. reinhardti (Jick.) aus Abessynien wohl die nächste Verwandte, aber durch fast doppelte Grösse und die nur gegen die Mündung hin angedeutete Doppelsculptur mit feinen Streifchen und groben Rippchen, die für unsere fossile Form so charak- teristisch ist und bei ihr auf der ganzen Schale zu sehen ist, immerhin - 271 - sehr scharf iinterschiedeu und augenscheinlich nicht zur engsten Ver- wandtschaft gehörig. Ininierliin ist es aber die nächststehende Art der jetzt lebenden Welt. Nach diesen Ausführungen Avürde sich die Reihe so gestalten Ob.-Olig, Hochheim (Nicht etc. nachge- (lineo- wiesen) latus) Jung. U.-Mioc. Weisenau. Mosbach (lineo- latus) (Nicht nachge- wiesen) Ob.-Plioc. (Piemont) (? Villa- fr an chia- nus) (Nicht nachge- wiesen) Lebend. Abessynien (?? rein- hardti). "Wir ersehen aus dieser Zusammenstellung, dass die Form sich seit dem Miocaen mehr nach Süden zurückgezogen hat, und dass allenfalls vergleichbare lebende Verwandte derselben jetzt nur im Hochlande von Abessynien anzutreffen sind. Gen. VIII. Acniopiipa n. Char. T. minima perforato-rimata , elongato-fusiformis , tenera, nitida, sublaevis; apex obtusulus. Anfr. 4 — 5 convexuisculi , lente accrescentes, penultimus magis plauulatus, ultimus tertiam altitudinis partem aequans. Apert. ovalis, edeutula, marginibus conniventibus, reflexiusculis, columellari subconcavo. Typus: Bulimus subtilissimus AI. Br. aus dem oberoligo- caenen Landschneckenkalk von Hochheim. a. Formenkreis der Acmopiipa siil}tilissima (AL ßr.). 22. Acmopupa subtilissima (AI. Er.). AI. Braun in Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1137 (Bulimus); Sandberger, Mainzer Becken pag. 54, Taf. 6, Fig. 2 und Vorwelt pag. 398, Taf. 23, Fig. 13 (Pupa). Den Beschreibungen ist nachzutragen, dass die normale Zahl der Umgänge 4^2 beträgt, und dass die Sculptur der zahlreich aus dem Oberoligocaen von Hochheim vorliegenden Form (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) so fein ist, dass sie sich nicht mit einer gewöhnlichen Lupe aufschliessen lässt. Die Schale erscheint demnach glatt und glänzend. Sandberger vergleicht die bis jetzt nur bei Hochheim gefundene Art — das Vorkommen im nordbühmischen Landschneckenkalk bedarf — 272 — noch der Bestätigung — mit B uliminus (Leucochiloides) chordatus P. und päradesi d'Orb. Ich muss zugeben, dass unter den lebenden Landschnecken diese Gruppe in der That die ähnlichste ist, die man auftreiben kann, zugleich aber darauf bestehen, dass dieselbe durch die bedeutendere Schalengrösse, die Dicke des braungefärbten Gehäuses, die zahlreicheren Umgänge, vor allem aber durch das Vorhandensein eines Angularfältchens so constant von der fossilen Form, die im Leben glänzend weiss gewesen sein dürfte, und so erheblich abweicht, dass es geboten erscheint, der Schnecke generische Selbständigkeit zu geben, und sie vor- läufig näher zu den Pupiden als zu den Buliminiden zu stellen. Eine Zusammenfassung der über diese neue Gattung gewonnenen Resultate muss unterbleiben, da sie erstens nur ganz local, wenn auch in Häufigkeit, auftritt, und da zweitens jede Spur über Abstammung von älteren Formen oder Verwandtschaft mit jüngeren oder lebenden Land- schnecken fehlt. Gen. IX. Istlimia Gray. Diese in der Jetztzeit wesentlich dem palaearktischen Gebiete mit Einschluss des Hochlandes von Abessynien und der atlantischen Inseln angehörende Gattung zeichnet sich in ihren weitaus meisten Arten aus durch überraschend weite Verbreitungsgebiete derselben. Ihre Ver- schleppung scheint ungemein leicht von Statten zu gehen, und ihre Lebenszähigkeit und Anpassungsfähigkeit auf diesen passiven Reisen muss eine sehr grosse sein. Auch die Constanz ihrer Schalencharaktere ist zu beachten, da selbst die ältesten oligocaenen Formen den lebenden Arten sehr nahe stehen, und Mutationen derselben durch lange Zeit- räume hindurch nicht nachzuweisen waren. a. Formenkreis der Isthmia splendidula (Sbgr.). 23. Isthmia splendidula (Sbgr.). (Fig. VI, Taf. 9). Sandberger, Vorwelt pag. 397 (Pupa); Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884, pag. 268 und 1885 pag. 198 (Pupa). Nach Sandberger hat AI. Braun »eine sehr selten mit I. crypt- odus zu Hochheim vorkommende, völlig glatte und glänzende Form — 273 — als var. laevis M. S. imterscliieden. Die sehr bemerkeiiswerthe Er- weiterung des letzten Umgangs, der Mangel der Rippchen, dann der bis zum Aussenrande vortretende Spindelzahn veranlassen mich, diese Form als P. spien didula Sbgr. abzutrennen. Sie ist l^/.mm hoch, ^jr, breit.« Da die Form noch keine ausreichende Diagnose erhalten hat, so gebe ich eine solche hier: Char. T. parva subperforata, cylindrata, tenuis, nitida; spira magis minusve elongata; apex obtusulus. Anfr. 5^2 — 6\''2 convexiusculi, suturis distinctis separati, laeves, ultimus ad aperturam ascendens, tertiam altitudinis partem aequans, aperturam versus inflatulus et levissime striatus, tum leviter constrictus. Apert. modica, irregulariter ovalis, altior quam latior, 3-dentata, dente parietali valido compresso, colu- mellari magno, triangulari, protracto, palatali punctiformi debili et parum profundo instructa; perist. late interruptum, expansiusculum, non labiatum, marginibus callo tenui junctis, dextro infra sinulum subcompresso sed angulatim protracto, columellari latiusculo, excavato. Alt. 1^5 — 1^/5, diam. med. ^/g — ^/3 mm. Vorkommen. Im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hoch- heim (Taf. YI, Fig. 9), massig selten, 21 Exemplare in meiner Sammlung. Von diesem Typus entfernt sich die Form aus dem gleichaltrigen Landschneckenkalk von Tuchoritz in Nordböhmen, von der mir übrigens nur ein massig gut erhaltenes Stück vorliegt, anscheinend gar nicht. Ein Palatalzahn lässt sich bei ihr des Erhaltungszustandes wegen nicht fest- stellen. Was die Form der älteren Untermiocaenschichten anlangt, in denen ein Stück am Untermainkai in Frankfurt bei 46^/j^m Teufe in den Corbiculakalken vorkam (Boettger, 1. c. 1884, pag. 268), so zeichnet sich diese durch ganz ausserordentlich kräftige Entwicklung aller 3 Zähne und etwas mehr tonnenförmige, weniger rein walzige Totalgestalt aus. — Alt. 1^25 diam. med. fere ^/^ mm. — Trotz dieser merklichen Unter- schiede, die in Bezug auf die kräftigere Bezahnung mit I. cryptodus der Untermiocaenschichten correspondiren , wage ich doch nicht der Mutation einen Namen zu geben, da nur ein und obendrein am Mund- rand verletztes Stück vorliegt. Von lebenden Arten ist die seltene L salurnensis (Reinh.) aus Südtirol, die von Westerlund übrigens nur für eine glatte Varietät der I. claustralis (Gredl.) angesehen wird, nächstverwandt, wenn sie auch nicht als ihr directer Nachkomme aufgefasst werden darf. Der Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. * 18 — 274 — wichtige Unterscliiecl beider liegt nämlich darin, dass der Palatalzahn der lebenden Art deutlich mehr in die Tiefe gerückt ist. Auch ist deren Gehäusestreifung etwas mehr entwickelt. Wie die folgende Form ist auch diese und die demselben Kreise angehörige I. monodon (Held) südlicher, in die Alpen, und wenn Westerlund's Ansicht der Identität von I. salurnensis mit clau- stralis richtig ist, auch bis in die Karpathen und den Kaukasus ge- wandert; jedenfalls sind die Verwandten der fossilen Form jetzt eminent alpine Arten. b. Formenlireis der Istlimia cryptodus (AI. Br.). 24. Isthmia cryptodus (AI. Br.). AI. Braun pag. 148 (Pupa); Sandberger, Mainzer Becken pag. 53, Taf. 35, Fig. 7 und Vorwelt pag. 396, Taf. 23, Fig. 11 (Pupa); Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 267, Taf. 4, Fig. 7. Dass der im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim nicht selten vorkommende Typus 3-zähnig ist, habe ich schon früher nach- gewiesen. — Alt. 1^/g — 1^/g, diam. med. ^/4 mm. Ebenso zeigte ich 1. c. pag. 267, dass die Schnecke des älteren Untermiocaens von der Schleusenkammer bei Niederrad und von St. Johann in Rheinhessen (coli. 0. Boettger, L. Lauterbach und Dr. Kinkelin) sich nur durch etwas kräftigere Entwicklung der Zähne und durch leichtes Vorrücken des Palatalzähnchens auszeichnet. Diese Unterschiede sind aber zu gering und auch zu fein, als dass man in allen Fällen die Form des Landschneckenkalks von der der Corbiculaschichten trennen könnte. Die Grösse bleibt meist genau dieselbe, doch variiren einzelne Stücke von St. Johann bis zu der auffallenden Grösse von alt. 2, diam. med. In den oberoligocaenen Landschneckenkalken Nordböhmens scheint die Form zu fehlen; sie wird daselbst durch I. splendidula (Sbgr.) ersetzt. Die in ziemlicher Anzahl in den jüngeren Untermiocaenschichten — dem Hj^drobienkalk — von Mosbach-Biebrich gefundenen Stücke von I. cryptodus sind ähnlich kräftig bezahnt wie die des älteren Unter- miocaens, zeigen etwas weniger gewölbte Umgänge, meist etwas feinere Rippenstreifung und machen auch einen etwas schlankeren Totaleindruck. Diese Schlankheit beruht darauf, dass die Stücke dieser obersten Schichten — 275 — im Verhältniss zur Höhe vielleicht um \'j„ mm schmäler sind. Auch diese Form lässt sich also in Wort und Bild kaum zu einer richtigen Mutation fixiren, und der Schluss ist wohl gerechtfertigt, zu sagen, dass die Art in ihren Schalencharakteren sich durch das ganze Oberoligocaen und Untermiocaen überraschend treu bleibt. Sehr verwandt ist, wie ich schon früher bemerkte, von lebenden Arten I. lardea (Jick.) aus der Prov. Hamaszen in Abessynien. Doch sind deren Umgänge noch gewölbter, und ihre Rippenstreifung ist weit- läufiger. Sie ist besonders der Form des älteren Untermiocaens ähnlich. Noch näher aber, namentlich der Form des Hydrobienkalks, steht die wesentlich alpine und kaukasische I. strobeli (Gredl.), die sich gelegent- lich nur durch etwas grössere Dimensionen und meist auch durch ein klein wenig weitläufigere Rippenstreifung unterscheidet. Doch ändert darin die lebende Art je nach den Fundorten so erheblich ab, dass die fossile Form durchaus noch in deren Yarietätenkreis hineinfällt. Xach genauer und gewissenhaftester Prüfung eines grossen mir vorliegenden Materials bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass in der That I. strobeli und keine andere der directe Nachkomme unserer tertiären Form genannt werden muss. Die lebende Art ist sehr weit verbreitet. Ich besitze sie aus Süd-Frankreich (3 Fundorte), dem Wallis (1), ganz Italien (3), Tirol (2), Oberkärnthen, Dalmatien, Corfu, Zante und dem centralen Kaukasus (je 1), Transkaukasien (3) und Russisch-Armenien (1). Westerlund kennt sie auch aus Algerien. Sie hat demnach ihre Nachkommen, wie so viele andere tertiäre Pupiden und Clausiliiden nach Süden und in das Hochgebirge geschickt, wo sie den einbrechenden Fluten der Pliocaenzeit und den verheerenden Eis- und Wasserströmen der Plistocaenzeit besser Widerstand zu leisten in der Lage waren als in der Ebene. c. Formeukreis der Istliinia miuiitissima (Hartm.). 25. Isthmia minutissima (Hartm.). Sandberger, Vorwelt pag. 848, Taf. 35, Fig. 23 (Pupa); Kobelt I pag. 143 (Pupa); Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 418; Wood ward, Proc. Geol. Assoc. Bd. 10, pag. 358. Direct können wir diese in der Jetztzeit in Hessen-Nassau ziemlich verbreitete Art bis in das Unterplistocaen Englands (Woodward), das obere Mittelplistocaen von Cannstadt und das Oberplistocaen von Weimar 18* _ 27(3 — zurückverfolgen, aber fossil scheint sie dem Gebiete mit Ausnahme des oberen Alluviums vom Oederweg in Frankfurt (Boettger) zu fehlen. Lebend kennt man sie hier von Weilburg und Schlangenbad (Sand- berger), von der Ruine Stein (Servain), aus der Umgebung von Wies- baden (Thomae, Roemer) und speciell aus dem Erbenheimer Thälchen und von der Elisabethenhöhe (Brömme), von Eppstein (Brömme), König- stein (Speyer) und Frankfurt (Dickin), Darmstadt (Köhler) und von Aschaffenburg aus der Nähe des Maines (Flach), sowie aus dem Genist der Lahn bei Biedenkopf (Kobelt), des Rheins bei Biebrich-Schierstein (Roemer) und des Mains bei Aschaffenburg (Flach). Ich besitze sie in meiner Sammlung überdies von den Balearen (1 Fundort), aus Frankreich (5), der Schweiz (1), Tirol (2), Deutsch- land (4), Italien (5), Steiermark, Erzherzogthum Oesterreich und Istrien (je 1), Siebenbürgen (2), dem Banat (3), Griechenland (3), Trans- kaukasien (7), Russisch - Armenien und Lycien in Kleinasien (je 1). Clessin nennt als Verbreitungsgebiet noch Südschweden, Südnorwegen und Nordafrika, Jordan Madeira, Portosanto, Spanien, Portugal, Sar- dinien und Corsika, die Faröer und Südisland, England, Südirland, Belgien, Böhmen, Galizien und die Bukowina, Südrussland und die Krim. Sehr auffallend bleibt, dass wir die kleine Art in unserem Gebiet noch nicht älter als jungalluvial haben nachweisen können. Die bei uns vorkommenden Formen bilden demnach folgende Reihen a. Formenkreis der Isthmia spleiididula (Sbgr.). Ob.-Olig. Hochheim etc. (s p 1 e n d i - dula). Ält.U.-Mioc. Frankfurt (s p 1 e n d i - dula). (Noch nicht nachgewiesen), Lebend Alpen (? salur- nensis). h. Formenkreis der Istlimia cryptodus (AI. Br.)- Ob.-Olig. Hochheim (crypto- dus). Ält.U.-Mioc. Niederrad etc. (crypto- dus). Jung. U.-Mioc. Mosbach (crypto dus). (Noch nicht nach- gewiesen). Lebend Alpen und Kaukas. (strobeli), c. Formeukreis der Isthmia miuutissima (Hartm.). Ünt.-Plist. (Nicht im Ge- , ^ , . ^. nach biet) (m i n u - tissima). (Noch' nicht Jung. Mitt.-Plist. AUuv. Ob.-Plist. Frankfurt (Nicht iniGebiete) (minu- (minutissima). tissima). ge- wie- sen). Lebend. Bei uns ver- breitet, (m i n u - tissima). Während somit die beiden älteren Formen des Oligocaens im Laufe der späteren Tertiärzeit südlich gewandert sind, wo ihre Verwandten noch jetzt in directen oder indirecten Nachkommen erhalten geblieben sind, ist die einzige heutige Art des Gebietes anscheinend erst in alier- jüngster Zeit in dasselbe eingewandert, da sie sich nirgend bis jetzt in unseren doch so genau durchforschten Diluvial- Ablagerungen gefunden hat. Gen. X. Leucochiliis Bttgr. lieber diese Gattung habe ich in v. Martens' Conch. Mitth. Bd. 1 pag. 64 schon früher eingehende Mittheilungen gemacht. Sie ist in der Jetztzeit auf Nordwest- und Nordost-Asien, Neu-Guinea, Australien und Polynesien, Abessynien, namentlich aber auf Nordamerika, die west- indischen Inseln und den nördlichen Theil von Südamerika beschränkt, spielte aber in der europäischen Tertiärzeit eine hervorragende Rolle und scheint erst mit der Pliocaenzeit hierselbst ausgestorben zu sein. a. Formeukreis des Leueochilus quadriplicatum (AL Br.). 26. Leueochilus quadriplicatum (AI. Br.). AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1135 (Pupa); Sandb erger, Mainzer Becken pag. 56, Taf. 5, Fig. 15 und Vorwelt pag. 502, Taf. 25, Fig. 24 (Pupa); Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1874 pag. 65 (Pupa lamellidens) ; Koch, Wiesbaden pag. 28. Reinigung und genaue Vergleichung der Mündung ergab, dass das früher von mir dem L. lamellidens (Sbgr.) zugeschriebene Stück aus dem mitteloligocaenen Schleichsand von Stadecken in Rheinhessen nicht dieser Form, sondern dem L. quadriplicatum (AI. Br.) angehört. Im Uebrigen ist die Form bei uns in den älteren Untermiocaenschichten — den Corbiculakalken — von St. Johann und Appenheim in Rhein- hessen, vom Ginnheimer Weg bei Frankfurt und vom Bahnhof in Bocken- heim, und in den jüngeren Untermiocaenschichten — den Hydrobien- • • — 278 — kalken — von Curve und Erbenheimer Thälchen bei Wiesbaden, von Mosbadi-Biebrich und vom Hauptstein, von Weisenau und Budenheiin. bei Mainz verbreitet, wenn auch überall selten. Das Stück aus dem mitteloligocaenen Schleichsand von Stadecken lässt jetzt mit Sicherheit erkennen, dass es nach der Form seiner quer- gestellten und spitzen Spindelfalte zu L. quadriplicatum gehört; seine beiden Gaumenzähnchen zeigen ganz gleiche Stärke. Ein prachtvolles Exemplar aus der Marne fluvio-lacustrine No. 3, also vermuthlich aus dem tiefsten Untermiocaen, von Saucats bei Bordeaux in meiner Sammlung stimmt ganz mit dem Wiesbadener Typus übereiUy ist aber erheblich grösser. — Alt. fere 3\/g, diam. med. 1^/^mm. Auch das schöne Stück aus dem älteren Untermiocaen von St. Johann in Bheinhessen, das ich der Güte des Herrn Lehrers Ludwig Lauter- bach hier verdanke, ist der Wiesbadener Form sehr ähnlich, aber eben- falls grösser, mehr bauchig spindelförmig und mit schärferer, quergestellter Spindelfalte. — Alt. 3^8? diam. med. l^/^mm. Die Stücke aus unserem älteren Untermiocaen von Appenheim unter- scheiden sich in nichts als in dem etwas schlankeren Gewinde, das einzige Stück meiner Sammlung aus dem jüngeren Untermiocaen von Mosbach- Biebrich aber in keiner W^eise von dem Wiesbadener Typus. — Alt. 2^/^^ diam. med. 1^/g mm. An diesen Typus schliesst sich nun der Form wie der Zeit nach die mut. quadridentata Klein des Mittel- und Obermiocaens, die zwar in unserem Becken nicht vorkommt, aber hier mitberücksichtigt werden muss, weil sie die directe Fortentwicklung der im Mitteloligocaen begonnenen Reihe darstellt. Besonders schön erhalten liegt sie mir in zwei Stücken von Undorf bei Regensburg vor. Hier zeigt sie bereits das Bestreben, eine feine Spitze auf dem etwas mehr verlängerten Ge- winde zu bilden, die Spindellamelle wird noch schärfer und ganz in die Quere gestellt, und es tritt ein drittes Palatalzähnchen in den Winkel des Unter- und Columellarrandes — der Hauptcharakter der mut. qua- dridentata Klein neben der schlankeren Gehäuseform — auf. Da- gegen kann das oberste Palatalzähnchen fehlen und durch zwei ganz obsolete Höckerchen ersetzt werden. Aehnlich schlank ist auch die Form von der Birk bei Zwiefalten (2 Stücke), die im übrigen in der Bezahnung mit dem typischen L. quadriplicatum (AI. Br.) voll- kommen übereinstimmt. Die Form von Steinheim a. Aalbuch (1 Stück) zeigt bei allgemeiner Totalform des typischen quadriplicatum das — 279 — charakteristische dritte Palatalzähnchen (Basalzähnchen) der mut. qua- dridentata Klein. Sicher zu letzterer Mutation gehören auch die Exemplare aus dem obermiocaenen Kalk von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau (7) und aus dem Sylvanakalk von Hausen bei Ehingen (1), vielleicht auch die aus dem Mittelmiocaen von Kein in Steiermark (3). Alle letztgenannten haben leider verklebte Mundöffnungen. Sandb erger erwähnt diese mut. q u a d r i d e n t a t a übrigens noch von Mundingen und Altheim bei Ehingen, von Schönbrunn bei Kipfenberg, Vermes bei Dels- berg im Canton Bern und vom Spitzberg und Wenneberg bei Allerheim im Ries. Nahe verwandt dürfte auch die Pupa cf. quadriplicata AI. Br. aus den unterpliocaenen Congerienschichten von Leobersdorf bei Wien sein, die R. Handmann (Die fossile Conchylienfauna von Leo- bersdorf, Münster 1887 pag. 45) erwähnt, und die vielleicht eine er- wünschte Fortsetzung unserer Reihe darstellt, und endlich Vertigo fossanensis Sacco (Mem. R. Accad. Torino (2) Bd. 37, 1885, S.-A. pag. 31, Taf. 2, Fig. 4) und ihre var. quatuordentata Sacco (Atti Soc. Sc. Nat. Milano Bd. 29, 1886, S.-A. pag. 49, Taf. 2, Fig. 11) aus dem Oberpliocaen von Fossano in Piemont, die den Abbildungen nach, die letztere nicht von dem typischen L. quadriplicatum (AI. Br.), die erstere nicht von deren mut. quadridenta ta Klein zu unter- scheiden sind. Als eine an diese Reihe sich anlehnende Form darf endlich auch L. larteti (Dup.) aus dem Mittelmiocaen von Sansan im Dep. Gers betrachtet werden, und L. suevicum (Sbgr.) aus den Kalksanden von Steinheim a. Aalbuch, das sich ungezwungen aus der in wahrscheinlicli tieferem Niveau daselbst vorkommenden mut. q u a d r i d e n t a t a ableiten lässt. Diese mut. suevica Sbgr. ist aber kleiner und schlanker (alt. 2^/2, diam. med. 1-^/g mm) und besitzt oft noch ein kleines drittes Zähnchen zwischen den beiden Palataleu. Auch ein schwaches Basalzähnchen tritt häufig auf (3 Exemplare). Die hohe geschwungene Columellarlamelle ist äusserst kräftig entwickelt. Sollte man uns fragen, wie sich die Reihe etwa ausnehmen würde, wenn wir die Formen der einzelnen Fundorte nach ihrer habituellen Aehnlichkeit neben einander stellen würden, so müssten wir (die gleich zu besprechende var. lamellidens Sbgr. im Auge behaltend und als Anfangsglied betrachtend, während wir einzelne Formen als nicht glatt in die Reihe passend unterdrücken) sagen : Hochheim, Tuchoritz, Saucats, Wiesbaden, Steinheim, Zwiefalten, ündorf. Da das genaue relative Alter — 280 — einzelner der genannten Fundorte noch unsicher ist, kann vielleicht diese Aufzählung dermaleinst als Probe darauf dienen, ob sich aus der Schalen- form einer einzigen fossilen Landschnecke sichere Schlüsse auf das Alter ziehen lassen. Yon Interesse ist die tiefe Stellung von Steinheim in dieser hypothetischen Reihe (pp. Mittelmiocaen), eine Erscheinung, die aber auch durch andere Beobachtungen an dortigen Land- und Süd- wasserschnecken Bestätigung zu finden scheint. Der Unterschied des L. quadriplicatum (AI. Br.) von L. la- mellidens (Sbgr.) ist meinem Dafürhalten nach ein so feiner, dass grosse Aufmerksamkeit beim Trennen beider Formen geboten ist. Nach den Sandberger'schen Abbildungen sollte man das allerdings kaum vermuthen, aber Stücke mit heilen Mundrändern setzen durch ihre grosse Aehnlichkeit geradezu in Erstaunen. Ich lege das Hauptgewicht bei der Unterscheidung beider nicht auf die Form der Mündung und des Nackens, sondern auf die Gestalt und Grösse des Spindelzahns, der bei der ersteren Schnecke quergestellt, mittelstark und ziemlich compress, bei der letz- teren aber infolge seiner schieferen und tieferen Stellung auffallend viel grösser und weniger faltenförmig erscheint. Auch ist bei dem typischen L. quadriplicatum der rechte Mundrand weniger eingedrückt, der Sinulus infolgedessen schwächer markirt, der untere Palatalzahn schwächer und weniger in die Tiefe gerückt, und die Parietallamelle constant weniger entwickelt. So bei den Formen einerseits von Wiesbaden, an- dererseits von Hochheim. Zu beachten ist nun aber, dass die Form des L. lamellidens (Sbgr.) aus Tuchoritz in Nordböhmen in allen diesen Charakteren sich in die Mitte zwischen beide stellt (auch Sandberger ist diese Aehnlichkeit — vergl. Vorwelt pag. 440 — nicht entgangen), und dass nur die beiläufig doppelt so kräftige Entwicklung der Spindel- falte die böhmische Form näher an die Hochheimer Schnecke heranrückt als an die Wiesbadener. Immerhin ist es bedenklich bei Unterscheidung dieser Formen auf diesen einzigen, eigentlich nur quantitativen Charakter angewiesen zu sein, und es wird mir Niemand einen Vorwurf daraus machen können, wenn ich auf Grund meiner zahlreichen und minutiösen Vergleichungen an einem reichen und tadellos erhaltenen Material beide enger als bisher mit einander verknüpfe. Wir hätten demnach dem L. quadriplicatum (AI. Br.) unterzuordnen die folgende var. lamellidens Sbgr. Sandberger, Mainzer Becken pag. 55, Taf. 5, Fig. 8, und Vor- welt pag. 398, Taf. 23, Fig. 14 (Pupa). — 281 — Sehr selten im oberoligocaeneii Landsclmeckenkalk von Hoclilieim, 3 Stücke in meiner Sammlung: häufiger im gleichaltrigen (oder etwas jüngeren) Landschneckenkalk von Tuchoritz und Kolosoruk in Nord- böhmen. Den Beschreibungen für die typische Form von Hochheim ist nach- zutragen, dass die Zahl der Umgänge für gewöhnlich 5V2 beträgt, und dass die Spindel — Hauptcharakter der Varietät ! — tief innen ein auf- fallend grosses und kräftiges Zahnblech trägt. — Alt. 2^9 — 3, diam. med. l^/g— 12/3 mm. Die Form aus dem Oberoligocaen von Tuchoritz ist von dem Hoch- heimer Typus nur darin abweichend, dass die Basis ihrer letzten Win- dung gewöhnlich etwas mehr abgeflacht ist und die Schale also etwas mehr eiförmig und weniger spindelförmig erscheint, und dass der grosse und breite Spindelzahn wegen des etwas mehr abgeschrägten Spindel- blechs von vorn deutlicher zur Beobachtung kommt. Auch scheint der untere der beiden Palatalzähne meist nur so gross wie der obere — nicht grösser! — und etwas mehr nach vorn gerückt zu sein. Im übrigen sind Bezahnung und Schalengrösse identisch. Eine Unterschei- dung durch einen Namen schien mir aber bei der sonst so grossen Ueber- einstimmung beider Schnecken nicht geboten. Es ist für mich sicher, dass L. lamellidens (Sbgr.) nur als eine locale Varietät des älteren L. quadriplicatum (AI. Br.), das sich schon im Mitteloligocaen von Stadecken findet, aufzufassen ist ; dass diese Schnecke keine Mutation des Typus darstellen kann, ergibt sich daraus, dass noch in höheren Horizonten als der Landschneckenkalk typisches L. quadriplicatum vorkommt. Auf die Aehnlichkeit, namentlich der var. lamellidens Sbgr. mit dem lebenden L. coutr actum (Say) aus Nordamerika hat schon Sand- berger hingewiesen. Abgesehen von seiner etwas geringeren Grösse, kleinen Abweichungen in der Nackenbildung und stärkerer und etwas modificirter Bezahnung ist die Uebereinstimmung beider eine sehr grosse, und es ist die lebende Art als ein directer Nachkomme derselben in Anspruch zu nehmen. Ich besitze dieselbe aus New- York, Pennsylvania und Ohio. Während sich also zur oberoligocaenen Zeit ein nordamerikanischer Ast von der Hochheimer Form abzweigte, der bis auf die Jetztzeit er- halten blieb, ist die Nachkommenschaft des Typus, die noch in der Obermiocaenzeit blühte, nicht blos in Europa, sondern überhaupt aus- — 282 — gestorben. Zu beachten ist schliesslich der sich constant steigernde Charakter in der Erhöhung des Gewindes von der Oberoligocaen- bis in die Jetztzeit. l). Formeiikreis des Leucochilus nouletiaiium (Diip.). 27. Leucochilus nouletianum (Dup.). ■ Dupuy, Journ. de Conch. 1850 pag. 309, Taf. 15, Fig. 6 (Pupa); S a n d b e r g e r , Vorwelt pag. 549, Taf. 29, Fig. 22 (P u p a) ; B o e 1 1 g e r , Palaeontogr. Bd. 24, 1877 pag. 194, Taf. 24, Fig. 5 (Pupa) und Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 272, Taf. 4, Fig. 11; Bourguignat, Hist. Nat. Coli, de Sansan 1881 pag. 73, Fig. 92—95 (Vertigo). Die typische Form dieser Schnecke, die ich bereits mehrfach be- sprochen habe, kenne ich aus unserem Becken nur aus dem älteren Untermiocaen vom Aifenstein bei Frankfurt und von der Schleusenkammer bei Niederrad. An beiden Orten war sie sehr selten. Die Exemplare vom Affenstein sind etwas kleiner und schlanker als der französische Typus; die kleinere Mündung rührt sicher nur da- her, dass bei unseren Stücken das Peristom noch nicht zur vollen Ent- wicklung gelangt ist. Als Typus bezeichne ich die in Sansan häufigste 7-zälmige Form mit schwacher Entwicklung des Knötchens auf der rechten Seite des Parietalzipfels und mit in Summa 2 Parietalen, 3 von oben nach unten stärker werdenden Palatalen und 2 Columellaren. Bourguignat stellt seinen Typus von mehr länglicher Totalform, nur mit der Zipfelfalte ohne zweite Parietale und ohne die sehr kleine oberste der 3 Palatalen dar, während er die häufigeren Formen als Varietäten anführt. Ich kann ihm hierin nicht folgen, sondern muss die weitaus häufigste Form, die ich 1. c. Taf. 4, Fig. 11 von der Schleusenkammer abgebildet habe, als dem Sansaner Typus am nächsten stehend betrachten. Die sehr selten neben var. gracilidens Sbgr. im älteren Unter- miocaen der Schleusenkammer gefundenen Stücke sind von den Exem- plaren aus Sansan überhaupt nicht zu unterscheiden. Im Obermiocaen von ündorf bei Regensburg kommt der Typus neben der häufigeren var. gracilidens Sbgr. ebenfalls noch vor; ich besitze 2 Exemplare von dort. Vom Typus zweigt sich also, und zwar anfangs blos als leichte, dann aber in höheren Schichten als constantere Varietät ab : var. gracilidens Sbgr. — 2ö3 — Sandberg er, Vorwelt pag. 600 (Pupa); Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 272, Taf. 4, Fig. 12 — 13. Der wesentlichste Charakter dieser 8-zähnigen Form ist die Auf- lösung der mittelsten der drei Palatalen in zwei kleine Zähnchen, sodass also 4 Palatalzähne zu zählen sind. Dabei ist zu beachten, dass das oberste der 4 Palatalzähnchen bei etwa 25 'Vo f^^r älteren Formen — im Untermiocaen — ganz fehlen kann, wäJirend es den jüngeren Formen — im Obermiocaen — constant zukommt. Ausserdem ist das Knötchen an der rechten Seite des Parietalzipfels meist — aber durchaus nicht immer — sehr kräftig und lässt das Yorderende dieser Falte in der Vorderansicht gewöhnlich zweizipfelig erscheinen. Ich kenne diese Varietät in einem Stück aus dem älteren Unter- miocaen vom Affenstein bei Frankfurt und zahlreich aus den gleichalten Schichten von der Schleusenkammer bei Niederrad ; weiter und ununter- scheidbar, wenn auch die Tendenz verrathend an Schalengrösse abzu- nehmen, aus dem Obermiocaen von Undorf (6 Stücke). Die Exemplare von Zant bei Ingolstadt (2), Leisacker bei Neuburg a. d. Donau (1) und die Steinkerne aus dem Sjivanakalk von der Birk bei Zwiefalten (2) — sämmtlich gleichfalls obermiocaen — sind weniger bauchig und schlanker und dürften vielleicht als eine weitergehende, höhere Mutation (mut. farcimen Sbgr.) gelten können. Das lebende L. arm i forum (Say), das mir aus Pennsylvania, Kentucky, Ohio und Dakotah vorliegt, ist, wie schon Sand berger bemerkt hat, nahe verwandt, aber u. a. doppelt so gross. Sein Spindel- zahn ist, wie bei der fossilen Reihe 1 a m e 1 1 i d e n s - q u a d r i p 1 i c a t u m - q u a d r i d e n t a t u m , auffallendem Wechsel in der Neigung unterworfen, doch stellt er nie eine so scharfe Querfalte dar wie bei dem fossilen L. nouletianum (Dup.). Noch nähere Verwandte scheinen nicht mehr zu existiren, wenn wir nicht annehmen wollen, dass durch Steigerung der Variationsrichtung zu immer schlankerer Totalgestalt etwa Formen wie die des lebenden L. armig er eil um (Reinh.) aus Japan, Korea und der Prov. Hunan und dem Yang-dsy-Gebiet in Centralchina daraus entstanden sind. c. Foriuenkreis des LeucocMlus didyiuodus (AI. Br.). 28. Leucochilus didymodus (AI. Br.). AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1135 (Vertigo didy modonta); Sandberger, Mainzer Becken pag. 57, Taf. 5, — 284 — Fig. 14, und Vorwelt pag. 399, Taf. 23, Fig. 15 (Pupa, excl. var. fissidens Sbgr.). Nach eingehender Prüfung eines reichen Materials (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) dieser 6-zähnigen Form aus dem oberoligocaenen Land- schneckenkalk von Hochheim bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass Sandberger's erste Ansicht die richtige war, dass sich nämlich L. fissidens (Sbgr.) neben L. didy modus (AI. Br.) als gut getrennte Form wird halten lassen. Den Hauptunterschied von L. fissidens (Sbgr.) finde ich in der deutlichen, an der linken Oberecke der Mündung nur durch eine schmale Schwiele angedeuteten Trennung der Mundränder, welche bei fissidens dagegen zusammenhängen und sich von dem letzten Um- gang deutlich abheben. Ausserdem hat L. didy modus (AI. Br.) eine grössere, etwas mehr in die Länge gezogene, schlankere Schale und eine einfache, vorn mehr oder weniger ausgesprochen zweizipfelige, nicht tief zweispaltige Parietallamelle. Ein zweites Parietalzähnchen fehlt constant ; dagegen sind die 3 Palatalzähnchen, das Basalzähnchen und der Spindel- zahn bei beiden übereinstimmend gebaut und constant. Alt. 2V8— 2V4, diam. med. Vs" 1 ^^^^• Alle 20 mir von Hochheim vorliegenden Stücke zeigen die Trennung der Mundränder neben der eigenthümlichen, schwächeren Entwicklung der Parietalfalte, und ich muss daher die Trennung von fissidens trotz der nicht zu leugnenden Aehnlichkeit beider befürworten. Die nächste lebende Verwandte ist ohne Frage L. theeli (West.) von Mikoülina in Westsibirien und dem Rionauswurf von Poti in Trans- kaukasien. Aber durch die gedrungenere, breitere Totalform bei durch- laufendem Peristom nähert sich die lebende Art noch mehr dem gleich zu besprechenden L. fissidens (Sbgr.), das als ihr directer Vorfahre zu betrachten ist. 29. Leucochilus obstrudum (AI. Br.). AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl., pag. 1135 (Pupa); Sandberger, Vorwelt pag. 503, Taf. 25, Fig. 27 (Pupa); Boettger, Palaeontogr. Bd. 24, 1877 pag. 195, Taf. 29, Fig. 6 (var. franco- furtana) und Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 273; Koch, Wies- baden pag. 28. Wahrscheinlich nur eine Mutation der vorigen in den Corbicula- und Hydrobienschichten — ich kenne sie bis jetzt nur aus dem älteren — 285 — Uiitermiocaen von der Schleusenkammer bei Niederrad und in einer leichten Varietät (var. francofurtana) vom Affenstein bei Frankfurt — ist diese 5-zähnige Form doch in mehreren Punkten so constant ab- weichend, dass ihre Beziehungen zu derselben noch nicht festgestellt werden konnten. Auch bei ihr ist der Mundsaum getrennt. AI. Braun, F. Sandberg er und C. Koch nennen die Form auch aus dem jüngeren Untermiocaen — Hydrobienkalk — aus dem Erbenheimer Thälchen bei Wiesbaden und vom Hauptstein bei Mainz; ich habe Stücke von hier mir leider immer noch nicht verschaffen können. Hauptcharakter von L. obstructum (AI. Br.) ist neben der etwas bedeutenderen Grösse und Bauchigkeit das Auftreten von constant nur 2 ächten Palatalzähneu ausser dem Basalzälmchen. Auch ist die Xabel- perforation, wie schon San db erger angegeben hat, offener und der Ringwulst auf dem Nacken vor der Mündung viel obsoleter. Alt. 2^/^, diam. med. 1 mm. So die 12 Stücke meiner Sammlung von Niederrad. Die var. franco- furtana Bttgr. aus gleichalten Schichten vom Affenstein (2 Stücke) unterscheidet sich durch etwas längeres und spitzeres Gewinde, weniger gewölbte Umgänge und sehr schwach gezipfelte Parietallamelle. Alt. 2^/g, diam. med. 1 mm. Unter der grossen Anzahl von verwandten lebenden Arten, die mir namentlich aus Australien, Polj'nesien und dem tropischen Amerika zu Gebote stehen, eine Auswahl in Bezug auf die nächste Verwandte zu treffen, ist sehr schwer. Auch heute noch halte ich übrigens L. pellu- c i d u m (P.), das mir in zahlreichen Varietäten aus Guantänamo und Dryharbour auf Cuba, aus S. Thomas (var. r i i s e i P.), aus Guadeloupe (var. indigena Ancey), aus Guatemala (var. leucodon Mor.) und aus Guayaquil in Ecuador (var. w^olffi Miller) zur Verfügung steht, für die nächste VerAvandte. Als dem Typus der fossilen Form besonders nahestehend sind vor allem die Stücke aus Guatemala (Hauptstadt) zu bezeichnen. Ausser ihrer etwas mehr ausgesprochenen Walzenform stimmen sie ganz mit der fossilen Schnecke überein und sind Avalir- scheinlich als directe Nachkommen derselben zu betrachten. 30. Leuchochilus fissidens (Sbgr.). Sand berger, Mainzer Becken pag. 57, Taf. 5, Fig. 16 (Pupa), und Vorwelt pag. 399 (didy modus var.). Diese Form, deren Unterschiede von dem nahe verwandten L. didy- — 286 — modus (AI. Br.) ich oben auseinandergesetzt habe, fand sich sowohl in der Pupenschicht des oberoligocaenen Landschneckenkalks von Hoch- heim (20 Stück in meiner, 1 Stück in Dr. Kinkelin's Sammlung), als auch neuerdings zahlreich in den Hydrobienschichten des jüngeren Unter- miocaens von Mosbach-Biebrich. Charakteristisch für sie ist vor allem der constant zusammenhängende, wenn auch links oben oft nur schwach gelöste Mundsaum, die geringe Grösse, die kürzer oval-thurmförmige Totalgestalt, die kräftigere, zw-ei- spaltige Parietalfalte und das häufige Auftreten eines winzig kleinen Parietalzahnes zwischen Parietalfalte und linker Mündungsecke oben an der Basis des letzten Lmgangs. Die 3 Palatalen, das Basalzähnchen und den Spindelzahn hat sie mit L. didy modus (AI. Br.) gemein. Die Form ist somit 6 — 7-zähnig. Hochheimer Stücke zeigen alt. 1^/g — 2, diam. med. '/g — fere 1 mm. Die Exemplare aus dem jüngeren Untermiocaen von Mosbach-Bieb- rich und von Wiesbaden (coli. Mus. Wiesbaden) sind denen von Hoch- heim zum Verwechseln ähnlich, nur ist das kleine Parietalzähnchen links neben der grossen Doppelfalte häufiger entwickelt und dann auch deutlicher sichtbar, und die beiden das Vorderende der Parietallamelle bildenden Zipfel sind meist sparriger und unter einem deutlicheren Winkel auseinandergezogen. Bezahnung, Gehäuseform und Grösse sind sonst vollkommen übereinstimmend. Bemerkensw^erth ist überdies, dass L. didy modus (AI. Br.) im Hydrobienkalk von Mosbach-Biebrich neben dieser Form vollständig fehlt. Dass L. fissidens (Sbgr.) dem L. didymodus so nahe steht, dass San db erger selbst seine Art späterhin als Varietät zu letzterem stellte, darf uns nicht abhalten, dieselbe doch scharf von ihm zu unter- scheiden. Ich vermuthe, dass L. fissidens (Sbgr.) eine jüngere Mu- tation von L. didymodus (AI. Br.) darstellt, dass sie nur in der Pupenschicht zu Hochheim in höherem Niveau vorkommt als didymodus, dass sie aber mit der Zeit ihre Charaktere derart gekräftigt hat, dass in den jüngeren Untermiocaenschichten nur sie allein noch vorkommt, während d i d y m o d u s ausgestorben oder, was mir noch wahrscheinlicher vorkommt, sich in die Obstructum-Reihe umgewandelt hat und später ausgew^andert ist. Als nächstverwandte und fast identische lebende Art mussL. theeli (West.) bezeichnet werden, das mir vom Orginalfundort Mikoülina in Westsibirien und aus dem Rionauswurf bei Poti in Transkaukasien vor- liegt. Als Unterschiede sind zu bezeichnen etwas breiteres und mehr 287 walzenförmiges Gehäuse (alt. 2^/^, diam. med. l\'gmm), etwas stärkere Streifuiig- und etwas scliwäcliere Spaltung der Parietallamelle bei der lebenden Art Form ist somit in allcrliöclistem Grade wahrscheinlich Eine directe Abstammung der lebenden von der fossilen Die bei uns vorkommenden Formen lassen sich vorläufig in folgende Reihen zusammenstellen : a. Formeukreis des Leucochiliis quadriplicatum (A. Br.). I Ob.-Ol. 1 Mitt.-Ol. Sta- decken (4-pli- cat.) (Typus U.-Mioc. fehlt) Ueberall Hoch- bei uns heim (4-pli- (larael- cat.) lid.) Mitt.- ! Ob.- Ü.-Plioc. Mioc. I Mioc. "(Con- (Rein) ! (schwa- f f^^f" ' ^ Schich- ten) (äff. 4- plic.) (äff. { ben) 4-den- (4-den- tata) I tata) Ob.- Lebend Plioc. Yer. (Pie- Staaten mont) (con- (fossa- trac- nens.) tum.) b. Foriiienkreis des Leiicocliilus iioiiletiaiium (Dup.) Mitt.-Mioc. Ob.-Mioc. Alt. Unt.-Mioc. Frankfurt (noulet. und gracilid.) (Nicht nachge- wiesen.) (Nicht (Nicht im Gebiete) nachge- (nouletian.) (gracilidens) wiesen.) Lebend (0. -Asien) (? armige- rellum.) Formeiikreis des Leiicocliilus didymodus (AL Br Ob.-01ig.| Lebend Hoch (Nicht nachgewiesen) heim (didy- modus) W.- Sibirien etc. (theeli) Ob.-Ol. (Nicht nachge- wiesen) Hoch- heim (fissi- dens) Alt. Jung. U.-Mioc. U.-Mioc. Nieder- Wies- rad etc. baden (ob- (ob- struc- struc- tum) tum) (Nicht Mosbach nachge- (fissi- wiesen) dens) (Nicht nachgewiesen) (Nicht nachgewiesen) Lebend W.- Indien (pellu- eidum). W.- Sibirien etc. (theeli). — 288 — Alle verwandten Arten weisen in ihrer Verwandtschaft auf Nord- amerika und auf Ostasien, Regionen, die ja beide in der Jetztzeit sich zoogeographisch so bemerkenswerth nahestehen. Wie die Auswanderung freilich geschehen ist, ob wir in Nordamerika oder in Ostasien einen tertiären Stamm voraussetzen müssen, der bei uns einwanderte, sich dann nach Süden zurückzog und endlich erlosch, oder ob wir in den nordamerikanischen und ostasiatischen Verwandten directe Nachkommen unserer Tertiärformen zu sehen haben, ob weiter die Auswanderung von hier aus nach Osten oder nach Westen oder nach beiden Rich- tungen erfolgte, das sind Fragen, für die uns vorderhand noch die Mög- lichkeit der Beantwortung fehlt. Von hohem Interesse aber ist jedenfalls die Häufigkeit des Vorkommens sowohl von verschiedenen Formen als von Individuen zur Tertiärzeit in unserem Gebiete aus einer Gattung, die jetzt so weit entfernte Wohnsitze einnimmt, und weiter die grosse Uebereinstimmung dieser uralten Formen mit den heute noch lebenden. Gen. XI. Vertigo Müll. Ich theile diese Gattung ein in die Sectionen Enneopupa n., Glandicula Sbgr., Pty chochilus Bttgr., Ptychalaea n., Alaea Jeffr., Vertilla Moq.-Tand., Cy lindrovertilla Bttgr. und P sen- de lix n. Abgesehen von Cylindro vertilla (vergl. v. Martens, Conch. Mitth. Bd. 1, pag. 62) sind alle diese Gruppen in unserer Ge- gend fossil oder lebend vertreten. Einige derselben mögen sich später als generisch scharf getrennt — es gilt dies besonders von Ptycho- chilus — erweisen; für jetzt genügt aber wohl noch die von uns an- genommene engere Vereinigung unter dem Hauptnamen Vertigo. Da diese einzelnen Sectionen, soweit sie lebend bekannt sind, sehr ver- schiedene geographische Provinzen bewohnen, wird eine Betrachtung nach Gruppen eine grössere Uebersichtlichkeit bieten, w^eshalb ich sie nach ihrer gegenseitigen Verwandtschaft geordnet nacheinander aufführen will. 1. Sect. Knueopupa n. a. Formeukreis der Vertigo (Enneopupa) cyliudrella (AI. Br.). 31. Vertigo (Enneopupa) cylindrella (AI. Br.). AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl., pag. 1136 (Pupa); Sandberger, Mainzer Becken pag. 50, Taf. 5, Fig. 9, und Vorwelt pag. 393, Taf. 23, Fig. 7 (Pupa). — 289 — Die bis jetzt nur aus dem oberoligocaeuen Landschneckenkalk von Hochheim bekannte, elegante und seltsame Schnecke liegt mir in 6 Stücken (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) aus der dortigen Pupen- schicht vor. Zu den Beschreibungen und Abbildungen habe ich nur hinzuzufügen, dass meine Exemplare constant nur ö^/^ Umgänge zeigen, die durch tiefe Nähte getrennt werden, und dass die Schale regelmässig und fein costulirt genannt Averden muss. Eine, wenn auch schwache, randständige Angulare, die den Sinulus nach links hin abschliesst, steht vorn auf der Mündungswand; tiefer hinten beginnen die 2 Parietalen, von denen die äussere (accessorische) die weitaus kleinere ist. Ueber den drei von Sandberger erwähnten Palatalen steht tief im Innern des Schlundes noch eine vierte (Palatalis 1). Der Mundsaum ist be- merkenswerth frei, überall losgelöst und etwas vorgezogen. Mit der Gattung Lauria Graj, mit welcher Sandberger die Form vergleicht, besteht w-eder grosse Aehnlichkeit noch tiefere Ver- wandtschaft. L. millegrana (Lowe) und L. ferraria (de Paiva) zeigen, wie alle ihre Sippengenossen von den atlantischen Inseln, den weit unterbrochenen Mundsaum von Lauria. Viel näher liegt daher der Vergleich mit dem Formenkreis der Vertigo (Pt ychochilus) per longa Pease von den Sandwich-Inseln, einer Art, die in Bezug auf Totalgestalt, Sculptur und Mundbildung als sehr übereinstimmend bezeichnet werden muss. Freilich ist in der Bezahnung ein schwer- wiegender Unterschied zu betonen. Unserer fossilen Form fehlt nämlich das der lebenden Art zukommende Spindelblech, welches bei der fossilen durch 2 regelmässig gebildete Spindelzähnchen ersetzt Avird, wie sie der Gruppe z. B. der Vertigo (P tychochilus) tantilla Gould zu- kommen, die ja auch häufig 2 Columellaren ausbildet. Die übrigen Unterschiede von V. perlonga — 4 statt 2 Palatalen — sind nach meiner Ansicht nur untergeordneter Natur. Sehr gerechtfertigt scheint mir daher zu sein, die fossile Form als eine neue Section, die sich an die Gruppe Pt ychochilus Bttgr. an- schliesst, aufzufassen und sie in folgender Weise zu diagnosticiren : Enneopupa n. sect. gen. Vertiginis Müll. Char. T. cvlindrata, anfr. paucis (.5 — 6) costulatis exstructa. cer- vice sulcis suturae parallelis instructo, apert. obliqua, perist. continuo subsoluto, plica angulari distincta sed debili, plicis parietalibus ab angu- lari separatis (1 — )2 profundis, non marginalibus , columellaribus 2, palatalibus (3 — )4 longis. Jahib. .1. nus.s. Ver. f. Nat, 42. 19 — 290 — Typus: Pupa cy lindreUa AI. Braun aus dem Oberoligocaen ven Hochheim. Trotz gewisser Analogie der Schale mit der tropisch-afrikanischen E n n e a - Gruppe E n n e a s t r u m P. ist an eine Verwandtschaft mit diesen Fleischfressern nicht zu denken, da ausser vielem anderen schon die Einrichtung der Spindel- und Parietalfalten durchaus die einer ächten Pupide sind. Nach alledem hat diese oberoligocaene Form in der Jetztzeit ihr lebendes Analogon wie die folgende auf den Sandwich-Inseln, ohne jedoch einer dortigen Art besonders nahe zu stehen. 3. {^ect. Olandieula ISbgi*. a. Formenkreis der Yertigo (Olandieula) tiarula AI. Br. 32. Vertigo (Glandicula) tiarula AI. Br. AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1135; Sand- berger , Mainzer Becken pag. 60, Taf. 5, Fig. 18, und Yorwelt pag. 401, Taf. 23, Fig. 17 (Pupa). Zur Charakteristik dieser seltenen, bis jetzt nur im oberoligocaeuen Landschneckenkalk von Hochheim gefundenen Form (coli. Boettger und Dr. Kinkelin) habe ich nachzutragen, dass ihre randständige Angular- falte nur massig tief nach innen zieht, während die S-förmig geschwungene Parietalfalte ebenfalls fast randständig genannt werden darf; die Spindel ist in ein auffallend breites, sehr tief ziehendes Zahnblech umgewandelt, das unten von einer randständigen Columellarfalte begrenzt ward. Auch die beiden langen Palatalen sind randständig; aber während die obere ihre höchste Erhebung vorn unter dem Sinulus zeigt, liegt die der unteren viel tiefer innen im Gaumen. Von einer zw'eiten Spindelfalte möchte ich überhaupt nicht reden; die Spindelfalte ist einfach der auf- gewulstete Rand des breiten Spindelblechs. Nur mitunter steht nocli ein kurzes schwaches Fältchen am Rande über der eigentlichen Spindelfalte. Alt. 1^/g — 2i/g, diam. med. l^gii^i^i- Lauria calathiscus, irrigua und c a s s i d u 1 a , die S a n d - berger bei dieser Form zum Vergleiche heranzieht — ich muss die Sectionen oder Subgenera Scarabella Lowe und Craticula Lowe glattweg mit Lauria Gray vereinigen, da Jugendzustände und Bezah- — 291 — nung nicht die geringsten Unterschiede ergeben haben — , zeigen ge- trennten Mundsaum, es fehlt ilnien das charakteristische Spindelblech, und auch der Spiraleindruck vor der Mündung ist für Lauria zum mindesten sehr ungewöhnlich. Dagegen muss ich die fossile Form dem Habitus wie der Bezahnuug und Sculptur nach unbedingt für eine Vertigo aus der Verwandtschaft der Sect. Ptychochilus Bttgr. erklären, wenn auch Blutsverwandte derselben noch nicht gefunden oder beschrieben zu sein scheinen und deshalb die S andberger'sche Untergattung Glandicula recht an- nehmbar ist. Namentlich sind es die auf den Sandwich-Inseln lebenden Formenkreise der rechtsgewundenen Vertigo (Ptychochilus) per- longa (Pease) und der der fossilen Schnecke auch in der Totalgestalt ähnlichen linksgewundenen V. (Ptychochilus) 1 y r a t a (Gould), welche die nächste Verwandtschaft zeigen (vergl. Boettger, Pupa-Arten Oceaniens in V. Martens' Conch. Mitth. Bd. 1, pag. 59 ff.). Aber ein Charakter trennt die lebenden von den fossilen Formen sehr scharf. Es ist der Umstand, dass Angulare wie Parietale bei V. tiarula »randständig« sind, während bei den genannten lebenden Formen die Parietalfalte erst weiter in der Tiefe der Mündung beginnt. Es würde dieser Cha- rakter also in der Diagnose der Section Glandicula in erster Linie hervorzuheben sein. Eine nähere Beziehung der fossilen Form zu der ostasiatischen und maskarenischen Ennea-Gruppe Microstrophia v. MoelL, die in Sculptur. Habitus und Mundform ebenfalls Aehnlichkeit zeigt, ist, wegen des Auftretens einer Angulare neben einer Parietale bei unserer Form und wegen des nicht zurückgezogenen rechten Mundsaumes oben an der Xaht, absolut ausgeschlossen. 3. Sect. Ptychoeliilus Bttgr. Wegen der Charakterisirung dieser lebend nur in Occanien be- kannten Gruppe vergl. meine Arbeit in v. Martens' Conch. Mitth. Bd. 1, pag. 47. Von einer Anordnung in Reihen stehe ich wie bei den beiden vorhergegangenen Sectiouen ab, da, obgleich die beiden in Frage kom- menden Formen oceanischen Arten sehr nahe stehen, ein sicheres Ab- hängigkeitsverhältniss der lebenden von den fossilen Formen nicht nach- gewiesen werden konnte. — 292 — a. Formenkreis der Vertigo (Ptychochilus) trigoiiostoma (AI. Br.). 33. Vertigo (Ptychochilus) trigonostoma (AI. Br.). AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1185 (Pupa); Sandberger, Mainzer Becken pag. 59, Taf. 5, Fig. 17 (optime!), und Vorwelt pag. 400, Taf. 23, Fig. 16 (Pupa). Von dieser bis jetzt nur im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheini gefundenen, äusserst seltenen Form besitze ich 3, Dr. K i n k e 1 i n 1 Exemplar. Den Beschreibungen ist hinzuzufügen, dass die Form eine sehr deutliche, von dem Oberende des rechten Mundrandes getrennte knotenförmige Augulare besitzt, und dass die zahn- artige Verbreiterung der rechten Lippe recht erheblich zur Verengerung der Mündung beiträgt. Der Nacken zeigt eine tiefe und breite Spiral- impression. Sandberger hat sehr richtig auf die Beziehungen dieser Schnecke zu Vertigo (Ptychochilus) newcombi P. von den Sandwich- Inseln aufmerksam gemacht, die freilich wegen der Bildung des rechten Mundrandes bei der fossilen Form nur generelle genannt werden dürfen. In Bezug auf die Bildung der rechten Mundlippe ist auch der Vergleich mit V. (Ptychochilus) tantilla Gould var. tongana 0. Semp. erlaubt, aber es kann mit Sicherheit ausgesprochen werden, dass keine der lebenden Arten eine nähere Verwandtschaft als diese immerhin noch ziemlich fern stehenden oceanischen Formen besitzt. l). Foriiienkreis der Vertigo (Ptj cliocliilus) blumi Bttgr. 34. Vertigo (Ptychochilus) blumi Bttgr. Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 268, Taf. 4, Fig. 8. Ich habe zu dieser auf das ältere Untermiocaen — die Corbicula- schichten — der Schleusenkammer bei Niederrad beschränkten Form kaum eine neue Mittheilung zu machen. Es ist dies eine der wenigen bis jetzt mit Sicherheit erkannten ächten Ptychochilus-Formen, deren Nachkommen in Vertigo (Pty- chochilus) tantilla Gould jetzt auf Tahiti leben. Diese lebende Art ist aber grösser, die Mündung relativ weiter und die Costulirung rauher, unregelmässiger, weitläufiger. Die' Zahnstellung ist bei beiden Schnecken — 293 — dieselbe, wenn auch bei der fossilen Form vielleicht die Zälme etwas kräftiger entwickelt sind. Jedenfalls aber müssen beide als einander »sehr nahe stehend« bezeichnet werden. 4. Sect. Ptyelialaea ii. Ich schlage diesen Namen für die ausgestorbene Gruppe der Vertigo flexidens (Rss.) vor und gebe derselben folgende Diagnose: Ptychalaea n. sect. gen. Yertiginis Müll. Char. Differt a subgen. seu sect. Alaea Jeffr., cui proxima est, solum plica angulari magis minusve distincta. parietalem exteriorem coutinenter cum margine externo jungente. T. laevis: cervix callo ante- peristomali instructus ; margo externus media parte angulatim protractus. Typus: Vertigo flexidens (Rss.) aus den Oberoligocaen- und untersten Untermiocaenschichten von Tuchoritz, Saucats und Appenheim. Diese Section verbindet den Hauptcharakter des pacifischen Sub- genus Ptychochilus — die Form und Stellung der Angulare — mit allen Schaleneigenthümlichkeiteu von Alaea und scheint in ein- zelnen Fällen sogar Uebergangsformen mit ihr zu bilden. Trotzdem erscheint die Aufstellung dieser Section, in die sich eine Mehrzahl von fossilen Formen glatt einfügen lässt, deshalb geboten, weil ihre Ver- treter sonst in keine der aufgestellten Untergattungen passen würden. a. Formenkreis der Yertigo (Ptychalaea) flexidens (Rss.). 35. Vertigo (Ptychalaea) flexidens (Rss.). (Taf. VII, Fig. 1.) Reu SS, Sitz.-Ber. K. Akad. Wiss. Wien, Math.-nat. Cl., Bd. 42 pag. 74. Taf. 2, Fig. 9 (Pupa); S an db erger, Vorwelt pag. 439, Taf. 24, Fig. 18 (Pupa). Zu Sand berger 's Beschreibung der typischen Form aus dem Oberoligocaen von Tuchoritz in Nordböhmen ist nachzutragen, dass die- selbe 8-zähnig ist, dass sie nämlich ausser dem Basalzahn stets 3 deut- liche, nach unten an Grösse zunehmende Palatalen (nicht 2) besitzt. Die mit dem rechten Mundrand zu einer Angulare verschmolzene äusserste Parietale ist bemerkenswerth kräftig und von unten gesehen winklig gebogen. Nackenwulst, das tiefe Grübchen über dem Basalkiel hinter diesem Wulst und das winklige Vortreten des umgeschlagenen Mund- saums unter dem Sinulus hat die Form mit vielen der kräftiger be- zahnten lebenden und fossilen Vert igo -Arten gemeinsam. — 294 — In unserem Becken ündet sich nur diese typische Form und zwar im älteren Untermiocaeu — den Corbiculathonen — von Appenheim in Rheinhessen. Ich fand 4 sehr charakteristische Exemplare daselbst (Taf. VII, Fig. 1), die von böhmischen nur dadurch abweichen, dass ihr Gewinde meist etwas höher und mehr zugespitzt erscheint. Doch kommen auch ganz übereinstimmende, ununterscheidbare Stücke vor. Die Dimen- sionen sind bei beiden dieselben. Ausser diesen beiden Fundorten kenne ich noch einen dritten für V. flexidens (Rss.). Ich wusch nämlich aus der Marne fluvio-lacu- strine No. 3 von Saucats bei Bordeaux — wahrscheinlich tiefstem Unter- miocaeu — 4 Stück einer Schnecke, die ich nur für eine A'arietät (var. girondica n.) derselben halten kann. Ebenso geneigt, höheres Gewinde zu machen wie die rheinhessische Form — aber wie bei dieser mit typischen vermischt — , zeichnet sich die südfranzösische Schnecke namentlich dadurch aus, dass ihre Angulare die mittlere Parietale meist nur wenig an Stärke übertrifft und von unten gesehen nicht winklig geknickt, sondern nur regelmässig gebogen erscheint. Beiläufig sei noch bemerkt, dass das Auftreten von P s e u d a m n i c o 1 a m o g u n t i n a Bttgr., von Leucochilus quadriplicatum (A. Br.) und Vertigo flexi- dens (Rss.) bei Appenheim wie in der Marne fluvio-lacustrine No. 3 von Saucats als ein Beweis vollkommener Uebereinstimmung im Alter beider Faunen — Aelteres Untermiocaeu — gelten darf. Wie schon Sandberg er richtig bemerkt, fehlen ähnliche For- men der lebenden Welt durchaus, obgleich wir in V. (Ptychalaea) cardiostoma (Sbgr.) von Undorf noch einen verspäteten Nachzügler dieser Gruppe im Obermiocaen, in V. (Ptychalaea) capellinii Sacc. noch einen solchen im piemontesischen Oberpliocaen von Fossauo und Tassarolo kennen. 5. f^ect. Alaea Jeffr. Ich schliesse, wie ich bereits oben ausgeführt habe, von dieser Section den lebend noch nicht nachgewiesenen Formenkreis der V. flexi- dens (Rss.) als Ptychalaea Bttgr. aus, der durch die Verbindung von Mundsaum (,Angulare), und rechter Palatalfalte den Uebergang zur Sect. Ptychochilus vermittelt, und rechne hierher nur die jetzt auf das palaearktische und nearktische Gebiet beschränkten Verwandten der rechtsgewundenen V. an ti vertigo Drap., pygmaea Drap, und — 295 — alpestris Aid. Sehr zahlreiche Arten dieser Sectiou kommen in unserem Becken vor. a. Formellkreis der Yertigo (AL^ea) elslieimeiisis Bttgr. 36. Vertigo (Alaea) elsheimensis n. forma. (Taf. VII, Fig. 2.) Char. T. rimata parva, ovata, laevis, striatula; spira convexo- conica; apex acutulus. Anfr. 5 convexiusculi, sutura sat profunda dis- juncti, penultimus ultimo non minor, ultimus non ascendens, prope aperturam inflatulus, tum irregulariter constrictus et callo anteperisto- mali ad basin cervicis solum distinctiore cinctus, in regione sinuli scro- biculatus. Apert. parva recta, angusta, transverse auriformis, 6-dentata ; dentes parietales 2 paralleli . internus longior profundius situs. dens columellaris minus validus, dentes palatales 3 validi, quorum superi gemini regionem sinuli terminant, tertius major in basi aperturae exstat. Perist. interruptum expansiusculum, margine dextro media parte an- irulatim protracto. Alt. 1^/4, diam. med. l^/^mm; alt. ap. ^/g, lat. ap. ^/^ mm. Vorkommen. Im mitteloligocaenen Schleichsand von Eisheim in Rheinhessen, nur in einem Stück von mir gefunden. Die kleine Schnecke ist im Wesentlichen charakterisirt durch ihre quere, schmale, an der Seite stark eingedrückte Mündung, durch 2 parallele Parietalen, von denen die linke höher, aber tiefer gerückt, die rechte aber in 4er Richtung der Mundsaumecke verläuft, ohne jedoch den Saum zu erreichen. Die Form gehört somit nicht in die Flexidens- Verwandtschaft, trotzdem dass sie sonst viel Uebereinstimmendes mit dieser Reihe zeigt. Das mittelste der 3 Palatalzähnchen müssen wir als das den Sinulus abschliessende betrachten; ihm nahe gerückt steht aber noch ein kräftiges Zähnchen über ihm, während das dritte vom zweiten etwas weiter entfernt ist. Es ergiebt sich also vom ersten Palatalzähnchen bis zum Spindelzahn incl. eine Reihe in der Art. dass successive von oben nach unten der folgende Zahn immer etwas weiter von dem vorhergehenden entfernt ist. Aehnliche fossile Formen besitzen weder die höheren Schichten — nur die seltene Varietät der Vertigo callosa Rss. mut. conver- gens m. mit 3 Palatalen (und Basalzähnchen) vom Affenstein zeigt einige Ähnlichkeit — unseres Beckens, noch auch, soweit ich weiss, — 296 — andere Tertiärbilduugeii. Eiu analoges erstes Palatalzähnchen tindet sich zwar bei der auch sonst in Schalengrösse, Form des Gehäuses und der Mündung ähnlichen V. (Ptychalaea) cardiostoma (Sbgr.) aus dem Obermiocaen von Undorf, aber dieselbe zeigt, wie vorhin erwähnt, bereits die Andeutung einer Verknüpfung der rechten Parietale (als Angulare) mit dem rechten Mundrand, einen nach meiner Auffassung und Erfahrung subgenerischen, resp. generischen Charakter, so dass ich trotz der übrigen, nicht zu leugnenden grossen Aehnlichkeit zögere, beide Formen in directe Beziehung zu einander zu bringen. In der Jetztzeit ist die Verwandtschaft der eben beschriebenen Form zuversichtlich ausgestorben : von den ohnehin sparsam vertretenen Alaeen mit 2 Parietalen hat keine einzige nähere Verwandtschaft. b. Forineiikreis der Vertigo (Alaea) callosa (Rss.). 37. Vertigo (Alaea) callosa (Rss.). (Taf. VII, Fig. 3 und 4.) Reuss, Palaeontogr. Bd. 2 pag. 30, Taf. 3, Fig. 7 (Pupa); Sandberger, Vorwelt pag. 400, Taf. 24, Fig. 19 (Pupa). Der 6-zähnige Tuchoritzer Typus dieser Form zeichnet sich aus — wenn man, wie das bei Vertigo selbstverständlich ist, nur Stücke mit ganz heilem Mundsaum berücksichtigt — durch tiefe Grube mit spiralem Stricheindruck an der Basis vor dem hohen und scharfen Anteperistomal- wulst. Unter dem Sinulus ist die ziemlich grosse Mündung kleeblatt-' förmig eingeschnitten, das Peristom hier winklig vorgezogen und aussen der innenstehenden oberen Palatale entsprechend punktförmig eingedrückt. Die rechte, äussere Parietale berührt weder den Rand der Mündungs- schwiele, noch ist sie mit dem rechten Mundsaum oben continuirlich verbunden. Dieselbe Form kommt auch zu Kolosoruk in Nordböhmen in ebenfalls oberoligocaenen Schichten vor. Alt. 2\/^, diam. med. 1^4 ""h. Was die Formen in unserem Becken anlangt, so unterscheide ich als älteste: mut. maxima Bttgr. (Taf. VII, Fig. 3). B 0 e 1 1 g e r . Palaeontogr. Bd. 24, 1 &7 7 pag. 196 (Pupa cal- losa var.). Das Stück aus dem oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hoch- heim, das ich 1. c. als dem Typus von Tuchoritz ähnlich beschrieb, aber - 297 — grösser iiamite. uud dessen obere Palatale, die genau parallel mit der unteren ziehe und grade so stark wie diese entwickelt sei, lange vor dem Aussenrande erlösche, ist bis heute das einzige Exemplar dieser Mutation geblieben. Ich gebe demselben jetzt folgende Diagnose : Char. Diifert a typo bohemico t. media parte ventriosiore, anfr. ultimo ante callum anteperistomalem minus validam magis planato, apert. minore 6-dentata. ad sinulum minus compressa plicis parietalibus minus approximatis, superiore palatalium i)rofundius sita, margine dextro minus distincte angulatim protracto. Alt. 2^/g, diam. med. l^y mm. Vorkommen. Im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hoch- lieim; bis jetzt nur ein Stück in meiner Sammlung. Im älteren Untermiocaen — den Corbiculaschichten — kommt diese Schnecke bei uns vor im Kalke von St. Johann in Rheinhessen und in den Thonen vom Affenstein bei Frankfurt und von der Schleusenkammer bei Niederrad. Diese Formen stehen theils den böhmischen, theils der Hochheimer Schnecke näher und gehören nach Nacken- und Mundsaum- charakteren zu zwei verschiedenen Mutationen. Ich nenne die eine: mut. convergens n. (Taf. VII, Fig. 4). Boettger, Palaeontogr. Bd. 24, 1877 pag. 19(i (Pupa callosa var. alloeodus). Char. T. typo bohemico aliquantulum minor, callo anteperistomali minus valido sed forma aperturae simillima, aut 6- aut 7-dentata, den- tibus interdum 3 palatalibus, plicis parietalibus introrsum magis con- vergentibus. Alt. 2, diam. med. fere 1^/^mm. Vorkommen. Im älteren Untermiocaen — den Corbiculathonen — vom Affenstein bei Frankfurt, wenige Stücke ; im gleichalten Kalke von St. Johann in Rheinhessen, ein an der Basis verletztes Stück, das ich der Güte des Herrn Lehrers Ludwig Laut erb ach hier verdanke. Diese Form steht dem böhmischen Typus näher als irgend eine andre des Mainzer Beckens. Ich würde sie als kleinere Varietät zu V. callosa Rss. typica gerechnet haben, wenn nicht die beiden Parietal- fältchen, von denen das linke kräftigere tiefer liegt, während das rechte schwächere mehr nach vorn tritt, eine leichte Convergenz gegen einander zeigten, und wenn nicht das Auftreten eines dritten oberen Palatal- zähnchens zweimal unter sieben Fällen zu beobachten wäre. — Das Stück von St. Johann hat zwar tiefliegende und parallellaufende Parietaltalten, — 298 — stiimiit aber sonst und namentlich auch in der geringen Grösse vortreff- lich auf die vorliegende mut. convergens. Eine entschiedene Fortentwicklung der mut. maxima des Ober- oligocaens zeigt aber die mut. all oe od US Sbgr. Sandberger, Mainzer Becken pag. 58, Taf. 35, Fig. 10 und Yorwelt pag. 503, Taf. 25, Fig. 25 (Pupa); Koch, Wiesbaden pag. 28 (Pupa); Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 269 (callosa var.). Ich habe die wichtigsten Unterschiede dieser Mutation schon früher 1. c. angegeben. Vor allem ist es der aussen unter dem Sinulus weniger eingedrückte Mundrand, der die Mündung weniger kleeblattförmig ein- geschnürt erscheinen lässt und der an dieser Stelle schwächer winkelig vorgezogene Mundsaum, was für die jüngste Mutation des Beckens charak- teristisch ist. Verglichen mit mut. maxima Bttgr. ist überdies die Mündung relativ grösser, und alle Zähnchen derselben sind feiner und compresser. Hierher gehören die zahlreichen Stücke aus dem älteren Unter- miocaen von Appenheim in Rheinhessen, die in der kleeblattförmigen Bildung des rechten Mundrandes sehr oft einen beachtenswerthen Ueber- gang zur mut. convergens bilden, im übrigen aber mit mut. alloeo- dus besser übereinstimmen, sodann die gleichaltrigen Exemplare von der Schleusenkammer bei Niederrad nächst Frankfurt, die, geAvöhnlich () -zähnig, in seltenen Fällen ein siebentes Zähnchen — noch eine oberste dritte (resp. erste) Palatale — entwickeln, und endlich die typischen AI loeo du s- Formen von der Hammermühle bei Wiesbaden (4 Exem- idare in meiner Sammlung), von Station Curve (coli. Dr. Kinkelin), dem Erbenheimer Thälchen und von Mosbach - Biebrich (sehr zahlreich). C. Koch nennt sie auch von Budenheim und vom Hauptstein bei Mainz. Bei der Wiesbadener Form findet sich gelegentlich ebenfalls ein drittes oberstes Palatalzähnchen, während die Mosbach-Biebricher Form häufig den ausgesprochen winkligen äusseren Mundsaum der typischen böhmi- schen callosa zeigt. Aus dem Mittelmiocaen kenne ich nur einen Steinkern von Strass- gang in Steiermark, den ich auf die in Rede stehende P'orm beziehe, aus dem Obermiocaeu einen Steinkern von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau mit Eindrücken von 2 parallelen Palatalen und dem Basalzähn- chen, der ebenfalls sehr gut auf dieselbe passen dürfte. Die mittel- miocaene kleinere V. (Alaea) diversidens (Sbgr.) von Sansan zeigt — 299 — dagegen der V. callosa (Rss.) und ihren Mutationen gegenüber eine grössere Selbständigkeit, die sich durch die relative Grösse der Parie- talen, von denen die äussere nur als schwaches Knötchen entwickelt ist. und durch das häutige Auftreten von zwei kleinen Basalzähnchen aus- drückt. Immerhin dürfte es noch fraglich sein, ob nicht vielleicht auch sie noch als eine Weiterentwicklung und jüngere Mutation der Y. cal- losa (Rss.) aufzufassen ist. Sandberge r gibt von Fundorten für die fossile callosa Rss. noch an das Oberoligocaen von Lipen in Nordböhmen und von Theobalds- hof an der Rhön, für alloeodus Sbgr. noch das üntermiocaen von Weisenau bei Mainz. Ueber die nahe IJebereinstimmung dieser fossilen Schnecke mit der lebenden V. (Alaea) antivertigo (Drap.), deren fossiles und lebendes Verbreitungsgebiet ich gleich eingehender behandeln werde, habe ich mich bereits 1884 1. c. pag. 269 — 270 ausgesprochen. Ich betrachte gewisse zahnarme Varietäten derselben, wie die europäischen var. sex- <1 e n t a t a Mtg. und var. s e m i n u 1 u m West, und die nordamerikanische var. ovata Say für besonders nahestehend. Als Unterscheidungsmerk- male können angeführt werden vor allem die grössere Constanz der fos- silen Form in der Zahl ihrer Zähne (fast immer nur 6, selten 7. nie mehr), das constante Fehlen sowohl eines dritten Parietalzahnes als auch eines zweiten Spindelzahnes, die relativ kleinere Mündung und der fast immer schwächer winklig vorgezogene rechte Mundrand bei callosa und ihren Mutationen. Sehr scharfe Unterschiede sind dies aber nicht, und es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass AI. Braun Recht gehabt hatte, als er schon 1842 die Mainzer fossile Form mit P. pa- lustris (= V. antivertigo Drap.) in nahe Beziehung brachte. Auch ich halte V. callosa und ihre jüngeren Mutationen für directe Vor- fahren der lebenden V. antivertigo und ihrer nordamerikanischen var. ovata Say, die, in ähnlich feuchten Oertlichkeiten wie die Stamm- art lebend, von Maine bis Texas verbreitet ist. 38. Vertigo (Alaea) antivertigo (Drap.). Sandberge r, Vorwelt pag. 794, Taf. 33, Fig. 33 (Pupa): Kobelt I pag. 144 und II pag. 79 (Pupa septemdentata); Koch. Wiesbaden pag. .53; Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 409; Chelius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884 pag. 4; Boettger. ebenda 1886 pag. 4; Wood ward. Proc. Geol. Assoc. Bd. 10, pag. 358. — 300 — Bekaimt ist diese Art aus dem Unterplistocaeii Englands (Wood- ward). Aus dem älteren Mittelplistocaen nennen Sandberg er u. a. die in der Regel 7-zähnige Form in unserer Gegend aus dem Sand von Mosbach und Schierstein (C. Koch), wo dieselbe sowohl in typischer Form als auch in der var. novemdentata (Sbgr.) (= ferox West.) angetroffen wird, und verfolgen sie durch das jüngere Mittelplistocaen von Cannstadt und das Oberplistocaen von England bis in die Jetztzeit. Chelius kennt sie auch aus dem mittelplistocaenen Sand vom Kleinert im Gersprenzthal, G. Koch aus dem Diluvialthon von Mainz. In Masse fand ich die 7-zähnige Form in den altalluvialen Bildungen des Grossen Bruchs bei Traisa, Prov. Starkenburg. Kobelt u. a. nennen sie lebend aus der hiesigen Gegend von ]5iedenkopf (Kobelt), Burg (C. Koch), Wiesbaden (Thomae), Niederrad und Schwanheim (Kobelt), vom Königsbrunnen (Kinkelin) bei Frankfurt (Speyer) und von Darmstadt (Greim und Köhler). Broemme fügt dazu zahlreiche Fundorte in -der Wiesbadener und Schiersteiner Gegend, Behrendsen Rambach, Flach Asciiaffenburg. Ich fand sie in Masse auch auf den Rödelheimer Wiesen. Ich besitze sie lebend überdies in meiner Sammlung aus Irland, England, Niederland und Frankreich (je 1 Fundort), aus Deutschland (4). Gberitalien (2), Kärnthen. Erzherzogthum Oesterreich, Siebenbürgen und dem europäischen Russland (je 1) und aus Transkaukasien (3) und als var. ovata Say aus Maine, Vereinigte Staaten von Nordamerika (1). Sie scheint nicht so häutig zu sein, als man gewöhnlich annimmt. Westerlund nennt als Fundorte überdies noch Algerien und Spanien (unter anderem Namen), Sicilien. Schweden, Armenien und Turkestan. Jordan Finland, Jütland und die dänischen Inseln, Schottland, Belgien, die Schweiz, Böhmen, die Südkarpathen, die Krim, das österreichische Litorale, Süditalien und die Pyrenäen. Die plistocaenen Stücke zeigen nach eingehender Vergleichung mit den lebenden keine erhebliche Abweichung in der Gehäuseform und in der Bezahnung. 39. Vertigo (Alaea) protracta (Sbgr.). (Taf. YII. Fi^r. 5.) Sandb erger, Vorwelt pag. 400 (Pupa). Char. Magnitudine intermedia inter V. c allosam (Rss.) et ova- tulam (Sbgr.), semper 5-dentata. — T. parva perforata, breviter conico- — 301 — ovata, basi latior, solidula; spira coiivexo - conica ; apex aeutiusculus. Aiifr. 5 convexiusculi, suturis levibus disjuncti, striatuli, ultimus subiii- Hatus, basi compressus, cervice a latere media parte oblique impressus. impressione longa, obsolete bifossulata, tum callo anteperistomali angusto et saepe parum valido cinctus et ad aperturam constrictus, in regionc sinuli leviter impressus, modice ascendens, fere -/- altitudinis aequans. Apert. ampla, cordiformis, ^/g altitudinis aequans, ad sinulum leviter compressa, 5-dentata ; dentes parietales 2 obliqui paralleli, non marginales, sinistro parum majore profundiore, columellaris 1 validus, palatales 2 a peristomate remoti, paralleli, validi, aequales, inferiore paululum pro- fundiore. Perist. appressum, parum expansum et reflexum, sublabiatum. marginibus late separatis, dextro impresso leviterque angulatim protracto. Alt. 1^/4, diam. med. l^/^^mm. Vorkommen. Im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hocli- lieim, nicht sehr selten, etwa 25 Exemplare in meiner Sammlung. Bei oberflächlicher Betrachtung unterscheidet sich die vorliegende Schnecke von V. callosa (Rss.), in deren nächste Verwandtschaft sie gehört, schon durch die viel geringere Grösse und durch den Mangel des Basalzähnchens, von V. ovatula (Sbgr.) dagegen bei etwas grösserer (lehäusebreite durch das kürzere und bauchigere, nach unten breiter werdende, gleichsam couisch-ovale Gehäuse, den tieferen Nackeneindruclv. den schwächeren Anteperistomalwulst, die geräumigere Mündung und die ganz andre Form und Ausbildung der obersten Palatale. Trotzdem wird Uebung dazu gehören, V. protracta von ovatula mit der Sicherheit von einander zu trennen, wie es mir in allen Fällen schon der äusseren Gehäusegestalt nach gelungen ist. Näher verwandte lebende Arten als V. (Alaea) anti vertigo (Drap.) und ihre nordamerikanische var. ovata Say existiren in der Jetztzeit nicht mehr; beide sind aber schon weiter von der in Rede stehenden Form entfernt, um sie in directe Beziehung mit ihr zu bringen. c. Form eilkreis der Vertigo (Alaea) ovatula (Sbgr.). 40. Vertigo (Alaea) ovatula (Sbgr.). (Taf. VII, Fig. 6—8.) S an db erger. Vor weit pag. 400 (Pupa). Diese von San db erger nur mit ^venigen Worten charakterisirte Art ist in der typischen Form im oberoligocaenen Landschneckenkalk — 802 — von Hochheiiu (Taf. VII, Fig. 6) sehr häufig. Ich gebe ihr folgende Diagnose : Char. T. minima perforata, elongato-ovata, solida, nitida; apex acutiusculus. Anfr. 5^2 parum convexi, sutura lineari disjuncti, stria- tuli; ultimus decrescens, cervice deplanatus, basi compressus, a latere media parte oblique impressus, tum callo anteperistomali lato cinctus, denique ad aperturam constrictus, in regione sinuli leviter scrobiculatus, modice ascendens, ^/g altitudinis non superans. Apert. triangulari- cordiformis, Vs altitudinis vix aequans, 6-dentata; dentes parietales 2 paralleli, longi, non marginales, sinistro majore magis immerso, colu- mellaris 1 validus, basalis 1 minor, palatales 2, superiore sub sinulo sito emerso, intus subinterrupto, in faucibus subito altiore, inferiore immerso humili, similiter longissime intrante. Perist. appressum, parum expan- sum, callosum, sublabiatum, sub sinulo compressum, margine dextro sub- denticulato ibique angulatim modice protracto. Alt. 1^/4, diam. med. 1 mm. Vorkommen. Nur im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim, häufig (coli. Boettger und Dr. Kinkelin). An diese Form schliesst sich als nächstjüngere an: mut. miliiformis Bttgr. Boettger, Ber. Senckenb. Nat. Ges. 1884 pag. 270, Taf. 4, Fig. 9 (var.). C h a r. Diifert a typo t. distincte minore, tenuiore, fere cylindrato- ovata, apice magis obtuso. Anfr. solum 5, ultimus minus decrescens; perist. tenuius, minus callosum. Alt. 1^/,^, diam. med. ^/^q mm. Vorkommen. Im älteren Untermiocaen der Corbiculaschichten in der Schleusenkammer bei Niederrad, selten, 4 Exemplare in meiner Sammlung. Nahe dieser letzteren, aber doch schon als Mutation zu unterschei- den, ist die nächsthöhere, constant nur 5-zähnige Form : mut. hydrobiarum n. (Taf. VII, Fig. 7). Char. Differt a typo t. minore, tenuiore, regulariter ovata. basi distinctius angustata. Anfr. solum 5, superiores distinctius striati; apert. magis triangularis et compressa, ad sinulum minus impressa; dentes parietales magis approximati, dexter minor, interdum minimus, dens basalis deficiens; perist. tenuius. minus callosum. — 303 — Alt. r^/g, tUain. med. ^j^^ min. Vorkommen. Im jüngeren Untermiocaen der Hydrobienscliicliten von Mosbach-Biebrich, häufig. Xur ein Stüclc zeigt aucli das Basal- zähnchen der typischen Form. Hierzu gehört als sehr seltene Varietät : var. mosbachiensis n. (Taf. VII, Fig. 8). Char. Differt a V. ovatula mut. hydrobiarum solum dente parietali unico. valido. Vorkommen. Mit der vorigen zusammen bei Mosbach-Biebrich, nur 2 Stücke. Diese Schnecke bildet eine der schönsten Entwicklungsreihen in unserem Becken in der Art. dass die im Alter mittlere Mutation (mi 1 li- fo rmis) zugleich auch in den Schalencharakteren eine Mittelstellung einnimmt. Aus einer im Oberoligocaen constant 6 -zähnigen Form wird sie im jüngsten Untermiocaen zu einer constant 5-zähnigen, und ihre rechte Parietalfalte zeigt in der obersten Schicht die Tendenz zu ver- schwinden, was in zwei Fällen beobachtet werden konnte. Eine feinere Eintheilung der Alaeen in solche mit zwei und in solche mit einer Parietalfalte ist infolge dieser Beobachtung, der sich ähnliche Befunde bei der lebenden V. siever si Bttgr. anschliessen lassen, unstatthaft. Was die lebenden Verwandten anlangt, so ist die nordamerikanische V. (Alaea) milium Gould, welche von Neuengland bis Texas lebt und mir aus Maine vorliegt, abgesehen von Gehäuseform und Grösse (alt. 1^/g, diam. med. ^j^ mm) — wie ich schon früher auseinandergesetzt habe — nahezu identisch und als sicherer Nachkomme der vorliegenden fossilen Form zu betrachten. (1. Formenkreis der Vertigo (Alaea) substriata Jeifr. 41. Vertigo (Alaea) substriata Jeifr. Sandberger, A'orwelt pag. 939 (Pupa); Kobelt II pag. 79 (Pupa); Andrea e, Diluvialsand von Hangenbieten 1884 pag. 41; Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 398; Chelius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884 pag. 6; Greim, N. Jahrb. f. Min. 1885 I pag. 144. Diese Art war Sandberger fossil nur aus dem Oberplistocaen Englands und aus dem Alluvialkalktuff von Ahlersbach bei Schlüchtern an der Breittirst bekannt geworden ; Andrea e wies sie hier zuerst auch — 304 — im älteren inittelplistocaenen Sand von Mosbach, Clielius in dem von Schönberg an der Bergstrasse, Greim in dem von Darmstadt nach. \ Die durch den doppelten Parietalzahn und die regelmässige Rippen- streifung des Gehäuses bei ihrer kleinen Statur von allen Verwandten sehr auffällig verschiedene Schnecke wurde lebend bei uns zuerst von K 0 b e 1 1 bei Biedenkopf in der var. m o n a s West, gefunden ; später sammelte sie K i n k e 1 i n auch bei Grube Ludwig Haas nächst Breitscheid im Westerwald, Dr. Flach an drei Punkten in der Umgebung von Aschaifenburg und auch sehr selten im Maingenist. V. substriata Jeffr. ist jetzt auf den Norden und die subalpine Kegion angewiesen und im süddeutschen Binnenlande augenscheinlich eine Rarität und nur in den höheren Gebirgen oder in besonders kalten Lagen zu finden. Ich besitze sie von folgenden Fundorten: Hall in Tirol, Dinkelscherben in Südbayern (S. Clessin), Tharandt in Sachsen (Kunze), Tegel bei Berlin und Brieseläng bei Spandau (R, Jetschih), Landsberg a. d. Warthe (0. Goldfuss), Seebad Misdroy (P. Hesse) und Insel Rügen, Yorkshire in England (F. Hele), Dalarne und Ronneby in SchAveden (C. A. Westerlund), Klin bei Moskau (S. Clessin) und Bad Abas-tuman und Kasbek (H. Leder) im Kaukasus. Bekannt ist sie überdies vom Wirtatobel und Boesenreuther Tobel bei Bregenz und von Dornbirn in Vorarlberg (Dr. Kinkelin). Clessin nennt sie sodann aus Galizien und von mehreren weiteren Localitäten in Nord-, Nordost- und Ostdeutsch- land, sodann aus Dänemark und Norwegen, Jordan aus Finland, Irland, Böhmen, Mähren, Oberungarn und aus der subalpinen Region der Ost- alpen. Westerlund kennt sie endlich auch aus Württemberg; den Fundort Portugal möchte ich anzweifeln. e. Formellkreis der Vertigo (Alaea) koclii Bttgr. 42. Vertigo Alaea kochi n. forma. (Taf. VII, Fig. 9.) Char. T. minima perforata, regulariter oblongo-ovata, solidula, laevis; spira convexa; apex obtusulus. Anfr. 4^2 convexiusculi, suturis sat impressis disjuncti, striatuli, ultimus cervice planatus, basi compres- sus, callo anteperistomali lato sed parum valido cinctus, ante aperturam lente ascendens, V3 altitudinis aequans. Apert. parva rotundato-trian- gularis, latere dextro substricta et vix impressa, 8-dentata, dentibus validis; parietales 3, mediano longo, lateralibus minimis, columellares 2 - 305 — subaequales, palatales 3, supero mininio, secundo valido, alto, compresso, a basi intuenti triangulari, tertio profuiidiore, yalidissimo, peculiariter lato et deplanato. Perist. fere coiitinuum, simplex, parum reflexum, marginibus callo distincto conjunetis, dextro brevissime augulatim pro- tracto. Alt. 1^/g, diain. med. fere '/g mm. Vorkommen. Im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hoch- heim; sehr selten, nur 6 Exemplare in meiner, eins in Dr. Kinkelin's Sammlung. Eine durch die geringe Grösse bei sehr kräftiger Zahnentwicklung höchst ausgezeichnete Form. In der Gestalt und Stellung der 3 Parietal- zähne zeigt sie zwar Aehnlichkeit mit gewissen Varietäten von V. (Alaea) diversidens (Sbgr.) aus dem Mittelmiocaen von Sausan im Dep. Gers, aber diese Form ist durch die bedeutendere Grösse, kürzere Eiforni und die Zahl und Stellung der Palatalen im übrigen so abweichend, dass an einen eingehenderen Vergleich nicht gedacht werden kann. Meine V. (Alaea) minor aus dem oberoligocaenen Landschneckenkalk von Tuchoritz in Nordböhmen (Jahrb. d. Geol. Reichsanst. Wien 1870 pag. 296, Taf. 13, Fig. 7) ist wesentlich verschieden und gehört nicht in den- selben Formenkreis. Aehnliche lebende Arten fehlen gleichfalls durchaus. f. Formellkreis der Yertigo (Alaea) pygiiiaea (Drap.). 43. Vertigo (Alaea) pygmaea (Drap.). Sandberger, Vorwelt pag. 847, Taf. 35, Fig. 21- 21a, Taf. 36, Fig. 26 — 26b (Pupa); Kobelt I pag. 145 und II pag, 79 (Pupa); Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 400; C hei ins, Not.-Bl, Ver. Erdk. Darmstadt 1884 pag. 4; Boettger, ebenda 1886 pag. 4; Clerici, Boll. Soc. Geol. Ital. Bd. 5, 1888, S.-A. pag. 15; Wood- ward, Proc. Geol. Assoc. Bd. 10 pag. 358. Wo od ward nennt die Schnecke zuerst aus dem Unterplistocaen Englands, Clerici aus dem der Umgebung von Rom. Andreae und ]> r 0 e m m e fanden sie in hiesiger Gegend im unteren Mittelplistocaen — Mosbacher Sand — von Mosbach. Sandberger verzeichnet die Art fossil zuerst aus dem jüngeren Mittelplistocaen, in dem sie sich bei uns u. a. im Löss des Erbenhcimer Thälchens bei Wiesbaden, aber auch um Heidelberg u. s. w. gefunden hat. Oberplistocaen kennt er sie aus Jahrb. d. iiass. Ver. f. Nat. 42. 20 — 306 - dem Kalktuff von Weimar und aus England. Ich traf sie noch in der var. quadridens West, im Diluv der Finsteren Hölle bei Oberram- stadt (Chelius), in der var. athesina Gredl. im jüngeren Diluvialsand vom Kleinert bei Grosszimmeru und von Schönberg an der Bergstrasse (Chelius) und im alten Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa, Prov. Starkenburg. Lebend ist die Art im Untermain- und Mittelrheingebiet ungemein verbreitet. K o b e 1 1 nennt sie aus der ganzen Umgebung Wiesbadens und vom Schloss Dehrn im Lahnthal (Thomae), von Weilburg (Sandberger), Rod a. d. Weil (C. Koch jun.), dem Burger Zimmerplatz (C. Koch), von Biedenkopf (Kobelt), vom Forsthaus bei Frankfurt (Dickin) und von Aschaffenburg (Dr. Flach). Dr. Kinkel in traf sie bei Dillenburg. Ich besitze die fast immer durch ihren dicken, gelbgefärbten Ante- peristomalwulst neben dem einfachen Parietalzahn gut gekennzeichnete Art aus hiesiger Gegend auch noch von den Bödelheimer Wiesen bei Frankfurt. Im übrigen liegt sie in meiner Sammlung aus Irland und England (von je 1 Fundort), Frankreich (5), Deutschland (10), aus der Schweiz (1). Tirol (3), Oberitalien (2), Steiermark (1), Erzherzogthum Oesterreich (2;, Istrien, Küstenland, Siebenbürgen, Banat, Russisch -Polen, dem Gouv. Orenburg (je 1) und Transkaukasien (8). Clessin nennt als Fundorte noch Norwegen und die russischen Ostseeprovinzen, Weste rlund Schwe- den und Vorderasien, Jordan Finland, Jütland und die dänischen Inseln, Schottland, Belgien und Holland, Böhmen, Mähren, Oberungarn, Galizien und die Bukowina, Südrussland und Krim, Süditalien und Sicilien, Spanien und Portugal, die Pyrenäen und die Azoren. g. Formenkreis der Yertigo (Alaea) moiilinsiaiia Diip. 44. Vertigo (Alaea) moulinsiana Dup. Sandberger, Yorwelt pag. 922 und 939 (Pupa ventrosa); Kobelt I pag. 145 (Pupa ventrosa) und II pag. 79 (Pupa lae- vigata); Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 407 (Pupa laevigata); Greim, N. Jahrb. f. Min. 1885 I pag. 144 (Pupa ventrosa); Wood ward, Proc. Geol. Assoc. Bd. 10 pag. 358 (Pupa). Wood ward kennt die Art fossil aus dem Unterplistocaen Englands, Greim aus dem älteren mittelplistocaenen Diluvialsand von Darmstadt, — 307 — Sandberger aus deutschem und eiiglischcin Obcrplistocaeii und aus dem Alluvialkalktuff von Wiudsheim in Mittelfranken. Lebend ist sie in unserem Gebiete verbreitet, aber sehr lokal, und anscheinend schwer zu sammeln. Unsere Fundorte sind : Oberhorst- weiher, Enkheimer Fusspfad (Heynemann) und Seckbach (Dickin) bei Frankfurt und Bessunger Teich bei Darmstadt (Ickrath). Dr. Broemme fand sie auch im Rheingenist. Ich besitze sie überdies in meiner Sammlung aus Carlton in Notting- hamshire, England (Taylor), von Bern (Mousson), aus Castellgoffredo bei Mantua (Adami), von der Insel Seeland (S. Clessin), aus Helenendorf (H. Leder j in Russisch- Armenien und als var. ventricosa Morse von Maine, Vereinigte Staaten von Nordamerika. Ausserdem wird sie in der Literatur noch angegeben aus Südirland (Jordan), Spanien (Wester- lund), Frankreich (Dupuy), Belgien (Jordan), dem Elsass (Morlet & Hagen- mtillerj, Baden (Westerlund), Südtirol (Clessin), Steiermark (Clessin). Kärnthen (Ressmann), Krain (Kokeil), Ungarn (Clessin), Dänemark, Sicilien und Transkaukasien (Westerlund). Die Schnecke scheint namentlich in feuchten und zugleich wärmeren Lagen aufzutreten und dürfte südlicher gehen als die meisten ihrer Ver- wandten. li. Foriiieiikreis der Vertigo (Alaea) alpestris (Aid.). 45. Vertigo (Alaea) alpestris (Aid.). Sandberger, Vorwelt pag. 794, non Taf. 33. Fig. 32 nee Taf. 3«, Fig. 26 nee Taf. 35, Fig. 21 (gehören dem Nackenwulst nach wohl sämmtlich zu V. pygmaea!) (Pupa); Kobelt I pag. 146 (Pupa Shuttle wort hiana); Koch, Eltville pag. 43; Jordan, Binnen- mollusken, Halle 1883, No. 397 (Pupa shutt leworthiana); Boettger, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1886 pag. 4 (var. shutt leworthiana). Fossil findet sich diese Schnecke bei uns im älteren mittelplisto- caenen Sand von Mosbach, von der Schiersteiner Schlucht und von Höchst a. M. (3 Exemplare in meiner Sammlung), sowie im jüngeren mittelplistocaenen Löss des Erbenheimer Thälchens bei Wiesbaden. Ich besitze sie ausserdem noch aus dem mittelplistocaenen Sandlöss von Schierstein in einem besonders grossen Stück (alt. 2^/3. diam. med. 1\'_^ mm) und fand sie auch in einer kürzeren, mehr bauchigen, ovalen Form in 3 Exemplaren im alten Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa, Prov. Starkenburg. 20* — 308 — Im Gebiete lebt sie überdies iiocli — gewöhnlich in etwas ver- kürzten, doch an einigen Punkten auch in durchaus normalen Formen — zu Buchenau bei Biedenkopf (Kobelt), am Beilstein, im Breitscheider Wald und bei Burg (Heynemann), zwischen Gräveneck und Kirschhofen und bei Weilburg (Sandberger) und an der Bergstrasse (Andreae). l)r. Broemme's Angabe, dass er sie auch im Rheingenist gefunden habe, beruht infolge meiner Nachprüfung der Stücke auf irrthümlicher ]]estimmung. Ausserdem besitze ich die Schnecke in meiner Sammlung von der Südseite der Ruine Löwenburg im Siebengebirge (R. Jetschin), von Wangenburg in den Vogesen (A. Andreae), von Wartenberg bei Werni- gerode (0. Goldfuss) und von vier weiteren Fundorten in Deutschland, aus der Schweiz (1 Fundort), Tirol (1), aus Siebenbürgen (3) und aus Schweden (2). Dr. Kinkel in fand sie im Wirtatobel im Bregenzer Wald, Vorarlberg. Sandberger kennt sie noch aus England, Schap- bach im Schwarzwald, Schlesien, Kärnthen, Dänemark, Norwegen, Russ- land und Sibirien bis zum Baikalsee, Clessin aus Mähren, Galizien, Ungarn und dem Friaul, Jordan aus Ost- und Nordsibirien, Kamt- schatka, Aljaska, Nord-Canada, ganz Skandinavien und Lappland. Irland, Amurland und der Mandschurei und aus der ganzen subalpinen und alpinen Region der Ost- und der Westalpen. In den Kaukasusländern und Armenien wird sie durch die ver- wandte, aber auf der Parietalwand meist zweizähnige V. s i e v e r s i Bttgr. vertreten und ersetzt. 46. Vertigo (Alaea) parcedentata (AI. Br.). Chelius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884 pag. 6 (Pupa genesii); Broemme, Jahrb. Nass. Ver. Nat. Jahrg. 38, 1885 pag. 80 (Pupaparcedentata und genesii); Boettger, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1886 pag. 4 (Pupa genesii); Sandberger, Verh. Phys.- Med. Ges. Würzburg N. F. Bd. 20, 1887 pag. 229, Taf. 8 (Pupa parcedentata-genesii, part.). Sandberger, der diese Schnecken zur Vorlage für eine kleine Monographie benutzt hat, wies nach, dass fossile 1— 4-zähnige Formen bisher zu V, parcedentata gestellt worden sind, während die zahn- lose lebende Form als V. genesii Gredl. bekannt ist. Ich kann mich seinen Ausführungen an der Hand eines ebenfalls umfassenden Materials im grossen und ganzen anschliessen, meine aber, dass derselbe die Unter- — 309 — schiede seiner grösseren 4-zälniigen Formen von V. alpestris (Aid.) nicht scharf genug hervorgehoben hat. Ich vermutlie sogar, dass er diese grossen, schlanken Stücke (Taf. 8, Fig. 1). die sich im Löss von Schierstein, G-algenberg bei Regensburg und im Alluvium von Traisa unschwer schon in der Grösse, längeren Gehäuseform und stärkeren Be- zahnung von der mit ihr zusammen vorkommenden kleineren, mehr ovalen, glatteren, höchstens 2-zähnigen Y. parcedentata-genesii trennen lassen, irrthümlich noch zu letzterer gezogen hat, während sie nach meiner Ansicht doch bereits zu V. alpestris gehören. In der Grösse und Schärfe der Zähne finde ich bei diesen letztgenannten fossilen For- men im Vergleich zu V. alpestris, die mir, wie schon vorhin bemerkt, von vielen Fundorten lebend und fossil vorliegt, keine für mich fass- bareu Unterschiede. Formen von Y. parcedentata-genesii mit mehr als 2 Zähnen kenne ich überhaupt nicht; meine 35 Stücke dieser Art von 6 Fund- orten aus dem Mittelplistocaen bis zur Gegenwart besitzen weder einen Spindelzahn noch eine obere Palatale. Dagegen unterscheiden sich die 3- und 4-zähnigen mit ihnen zusammen gefundenen fossilen Formen schon durch die Schalengestalt und Grösse so ausreichend, dass mir eine Tren- nung nirgend schwer wurde, und dass ich fast sicher bin, dass Sand- b erger in seiner Arbeit beide Formen — alpestris und parce- dentata-genesii — mit einander vermengt hat. Formen von Y'. alpestris (Aid.) mit nur einer, oder aber mit fehlenden Gaumenfalten sind im übrigen, entgegen S an db erger 's Ansicht, lebend durchaus keine Raritäten und von West er 1 und als var. tridentata und bi- dentata beschrieben Avorden. Die nach meiner Auffassung typischen Parcedentata-Formen haben 1 — 2 stumpfe Zähncheu und finden sich in unserer Gegend im jüngeren mittelplistocaenen Löss des Erbenheimer Thälchens bei Wies- baden und von Schierstein (Broemme) und im alten Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa in der Prov. Starkenburg. Ausserhalb des Gebietes werden sie genannt aus den Lössen von Heidingsfeld, Würzburg und Regensburg. Die mut. genesii Gredl. dagegen treffen wir bereits im älteren Mittelplistocaen von Mosbach, im etwas jüngeren Diluvialsand vom Kleinert bei Grosszimmern (Chelius), im jüngeren mittelplistocaenen Löss von Schierstein (Broemme) und ebenfalls im alten Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa in der Prov. Starkenburg, sowie ausserhalb des Ge- — 310 — bietes im jüngeren mittelplistocaenen Löss von Heidingsfeld und Regens- burg und im alten Alluvium von Zusmarshausen bei Augsburg. Sie allein ist auch lebend bekannt von St. Genesien bei Bozen in Tirol (Originale in meiner Sammlung), aus Oestergoetland in Schweden ( Wester- lund), aus dem Isarauswurf bei München (aus dem ich übrigens nur Y. alpestris und ihre subsp. heidi Cless. kenne!) und angeblich auch aus dem Rheinauswurf bei Maxau. Von besonderem Interesse ist also, dass V. parcedentata AI. Br.^ im älteren Mittelplistocaen in ihren Mündungscharakteren noch nicht schwankend, von der jüngeren Mittelplistocaenzeit bis ins alte Alluvium hinein vielfach in ihrer Bezahnung variierte, um dann aussterbend in der Jetztzeit ausschliesslich wieder in der zuerst aufgetretenen zahnlosen Form fortzubestehen. Die gezähnten Formen aber dürfen wir der Analogie nach als Bewohner etw^as tiefer gelegener Regionen auffassen, während die zahnlose Form über derselben wohnte. In der Jetztzeit ist sie eine Schnecke der alpinen Region und des hohen Nordens ge- blieben. i. Foriueiikreis der Yertigo (Alaea) angiilifera Btt§:r. 47. Vertigo (Alaea) angulifera Bttgr. Boettger, Ber. Senck. Nat. Ges. 1884 pag. 271, Taf. 4, Fig. 10. Ich habe über diese Form 1. c. bereits eingehend berichtet. Sie liegt mir in 6 übereinstimmenden tadellosen Exemplaren aus dem älteren Untermiocaen — den Corbiculathonen — der Schleusenkammer bei Nieder- rad vor. Meiner Beschreibung ist nachzutragen, dass die Schnecke nicht 4-zähnig, sondern 5-zähnig ist, indem unter der tiefliegenden, sich plötz- lich zu einem hohen dreieckigen Zahn erhebenden oberen Palatalfalte in der Tiefe der Mündung noch eine von aussen kaum erkennbare zweite Palatale vorhanden ist. Dass der rechte Mundrand in Gestalt der Ziffer 3 scharf einspringt, ist in Wort und Bild bereits hinreichend ausgeführt. Irgend ähnliche fossile Formen sind mir aus höheren oder tieferen Niveaus auch bis heute noch nicht bekannt gew^orden. Die Schnecke ist aber von besonderem Interesse, w^eil von lebenden Vertigonen die im übrigen constant links gewundene, meist auch mit einem Basalzähnchen versehene, in Europa weit verbreitete V. (Yertilla) angustior Jeffr. zweifellos die nächstverwandte Form ist, und weil 311 es dadurch niclit ganz unwahrscheinlich wird, dass die neueren links- trewundenen Formen vielleiclit von älmliclien , aber reclitsgewundenen tertiären Vorfahren abstanmien, älnilich wie die Gruppen der mit einem einzigen Parietalzahn ausgestatteten V. pygmaea (Drap.) und Y. al- pestris (Aid.) nicht von einzähnigen tertiären Vorfahren abzustammen scheinen, sondern von einer der im mitteleuropäischen Tertiär so ver- breiteten Formen mit doppeltem Parietalzahn. Die fossile Form aber bereits »eine rechtsgewundene VertiUa« zu nennen, nehme ich doch Anstand, da ihr der bei der lebenden V. angustior Jeffr. deutliche Gaumenwulst fehlt, und auch die Mün- 'lung stärker getippt erscheint, als bei der lebenden Art. Die zahlreichen eben besprochenen Formen der Sect. Alaea lassen sicli nacli alledem zu folgenden Reihen gruppiren : a. Formellkreis der Yerti§:o (Alaea) elsheiiiieiisis Bttgrr- (In höheren Schichten und lebend nicht nachgewiesen.) Mitt.-Olig, Eisheim (e 1 s h e i - mensis. I). Formenkreis der Tertigo (Alaea) callosa (Rss.). Ob.-Olig. Hochheim (maxima) Tuchoritz (callosa) U.-Plist. England ( a n t i - vertigo). ÄltU.-Mioc. Niederrad (alloe- odus). St. Johann etc. (c 0 n V e r - gens). Alt. Mitt.-Plist. Mosbach etc. (anti- vertigo). Jung. U.-Mioc. Bei uns ver breitet (alloe- odus). Mitt.-Mioc. (Steier- mark) (alloe- 0 d u s). Ob.-Mioc. Plioc. (Schwaben) (Bis jetzt (alloe- i nicht nach- odus). gewiesen). Jung. Mitt.-Plist. Bei uns ver- breitet ( a n t i - vertigo). Ob.-Plist. (Nicht nach- gewiesen). Alluvium Traisa ( a n t i - vertigo). Lebend Bei uns überall ( a n t i - vertigo). - 312 — Ob.-Olig. Hochheim (pro- tracta). (In höheren Schichten und lebend nicht nachgewiesen.) c. Formenkreis der Terti§:o (Alaea) ovatula (Sbgr.). Ob.-Olig. Hochheim (ovatula). Ält.U -Mioc, Niederrad (milii- formis). Jung. U.-Mioc. Mosbach (hydro- biarum). (Noch nicht nach- gewiesen). Lebend Verein. Staaten (milium). d. Formenkreis der Yertigo (Alaea) substriata Jeffr. Alt. Mitt.-Plist. Bei uns verbreitet (sub- striata). (Noch nicht nach- gewiesen.) Ob.-Plist. (England) (sub- striata). Alluvium Traisa ( s u b - striata). Lebend Bei uns local (sub- s tri ata). e. Formenkreis der Yertigo (Alaea) koclii Bttgr. Ob.-Olig. Hochheim (In höheren Schichten und lebend nicht nachgewiesen.) (kochi). f. Formenkreis der Tertigo (Alaea) pygmaea (Drap.). Ob.-Plist U.-Plist. (England Italien) (pyg- maea). Alt. Mitt.-Plist. Mosbach (P.vg- maea). Jung. Mitt.-Plist. Wiesbaden (pyg- maea). (Nicht im Gebiet) (pyg- maea). Alluvium Traisa ipyg- maea). Lebend überall (pyg- maea). g. Formenkreis der Yertigo (Alaea) moulinsiana (Dup.). U.-Plist. (England) (moulin- siana). Alt. Mitt.-Plist. Darmstadt (moulin- siana). (Noch nicht nach- gewiesen.) Ob.-Plist. i Alluvium (Nicht im | (Nicht im Gebiet) I Gebiet) (moulin- 1 (moulin- siana). I siana). Lebend Bei uns local (moulin- siana 318 — li. Formenkreis der Vertigo (Alaea) alpestris (Aid.). Alt. Mitt.-Plist. Ueberall (alpestris) Mosbach ( g e n e s i i ) (Noch nicht nach- gewiesen). Jung. Mitt.-Plist. Wiesbaden Ob.-Plist. (Nicht im Gebiete) (alpestris);(alpestris) Schierstein '(^■«'•'' °*<'h' (genesii) "^'•'^- gewiesen) Wiesbaden ^^^^^^ ^^.^^^^ etc. ^ nach- ( p a r c e - den tat a). gewiesen). Alluvium Traisa (alpestris) Traisa ( g e n e s i i ) Traisa (parce- dentata). Lebend Beiunslocal (alpestris) Tirol etc. (genesii). i. Form eiik reis der Vertigo (Alaea) aiigulifera Bttgr. Ält.U.-Mioc. Niederrad (angu- lif era). (Noch nicht nachgewiesen.) Lebend Europa (?an- gustior). Wie wir sehen, sind von den oligocaenen Alaeen 3 anscheinend schon sehr früh ausgestorben und haben bei uns keine Nachkommen hinterlassen, eine weitere geht in fortwährend kleinen Aenderungen (ovatula) wenigstens bis ans Ende der üntermiocaenzeit, eine und vielleicht zwei aber (callosa und angulifera) dürfen als tertiäre Vorfahren noch jetzt in unserer Gegend heimischer Formen betrachtet werden. Von den übrigen 5 Arten sind 4 aus dem älteren Plistocaen bis in die Jetztzeit bei uns verbreitet, und nur eine davon ist jetzt bei uns ausgestorben (parcedentata) und hat sich in einer zahnlosen, übrigens schon im älteren Plistocaen im Mittelrheingebiet vertretenen Mutation (genesii) in die höchsten Alpen Tirols und in den hohen Norden zurückgezogen, resp. ist daselbst allein erhalten geblieben. Zwei von diesen 5 Formen ( s u b s t r i a t a und alpestris) aber sind seit der Eiszeit zum mindesten bei uns selten geworden. Sect. 6. Vertilla Moq.-Taod. Nach unserer heutigen Kenntniss scheinen die Vertreter dieser constant linkso-ewundenen Section sich erst am Ende der Tertiärzeit aus — 314 — rechtsgewuiideiicii Alaeen des Formenkreises der V. (Alaea) angu- liferaBttgr. entwickelt zu haben. Die beiden bei uns vorkommenden Arten treten erst in der Plistocaenzeit auf. a. Foriiienkreis der Yertigo (Yertilla) angustior JeftV. 48. Vertigo (Vertilla) angustior Jeifr. San db erger, Vorwelt pag. 847 und 921, Taf. 35, Fig. 20 (Pupa); Kobelt I pag. 147 (Pupa venetzi); Koch, Eltville pag. 43 und Wiesbaden pag. 52; Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 392; (Hielius, Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1884 pag. 6; Broemme, Jahrb. Nass. Ver. Nat. Jahrg. 38, 1885 pag. 76; Boettger, Not.-BL Ver. Erdk. Darmstadt 1886 pag. 4; Wood ward. Proc. Geol. Assoc. Bd. 10 pag. 358. Fossil nennt sie Wood ward zuerst aus dem ächten Unterplisto- caen in England. Sandberg er kannte sie zwar aus deutschem jüngerem Mittelplistocaen und Oberplistocaen, verzeichnet sie aber nicht für unsere (legend. Später fand sie Broemme in den älteren mittelplistocaenen Sauden von Mosbach und C h e 1 i u s in den vermuthlich gleichalten Diluvialsanden vom Kleinert bei Grosszimmern im Gersprenzthal. Koch fand sie weiter in dem jüngeren mittelplistocaenen Sandhiss von Schierstein und im alten Alluvium vom Mombacher Thor bei Mainz. Ich besitze sie endlich zahlreich gleichfalls aus altem Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa in der Provinz Starkenburg. Lebend ist sie bei uns sehr local. Ich finde sie verzeichnet oder kenne sie von Langenaubach bei Dillenburg (C. Koch), vom Erbenheimer Thälchen, dem Lindenthaler Hof bei Bierstadt und dem Grorother Thal bei Schierstein (Broemme und Behrendsen), vom Buchrainweiher bei Frankfurt (E. Wittich) und von Aschaffenburg (Flach). Endlich findet sie sich auch im Main- (Heynemann, Flach) und Rheingenist (Broemme und Behrendsen). Ausserdem besitze ich die Art in meiner Sammlung aus Südschweden und der Schw^eiz (je 1 Fundort), Frankreich (2), Deutschland (4), Italien südlich bis Neapel (3), Erzherzogthum Oesterreich, Istrien und Sieben- bürgen (je 1) und aus Transkaukasien (4). Gr edler nennt sie über- dies aus Tirol, Slavik aus Böhmen, S an db erger aus Dalmatien, Jordan aus Jütland und den dänischen Inseln, aus England und Südir- land, aus Belgien, Mähren, ganz Ungarn und dem Banat, aus Südruss- — 315 — lau(L den centralen und südlichen Karpathen und aus der Krim, Wester- 1 u n (1 aus Vorderasien. 1). Form eilkreis der Yertij^o (Yertilla) piisilla Müll. 49. Vertigo (Vertilla) pusilla Müll. Sandberger, Vorwelt pag. 847, 921 und 939 (Pupa); Kobelt I pag. 146 und II pag. 80 (Pupa); Jordan, Binnenmollusken, Halle 1883, No. 393; Greim, N. Jahrb. f. Min. 1885 I pag. 144; Boettger. Not.-Bl. Ver. Erdk. Darmstadt 1886 pag. 4. Sandberger erwähnt die Schnecke fossil zuerst aus deutschem Mittel- und Oberplistocaeu und aus englischem Oberplistocaen. Greim wies sie in hiesiger Gegend im älteren mittelplistocaenen Sand von Uarmstadt nach. Ich besitze sie fossil von hier nur aus dem alten Alluvium des Grossen Bruchs bei Traisa in der Provinz Starkenburg. Lebend ist dieselbe dagegen hier weit verbreiteter. So fand sie sich bei Biedenkopf und Buchenau (Kobelt), nächst der Grube Ludwig Haas bei Breitscheid und an der alten Lehmbach bei Langenaubach im Westerwald (Kinkelin), an der Schaumburg (Blum), Ruine Nassau (Servain) und Stein (Behrendsen), um "Wiesbaden (A. Roemer) und bei Frauenstein (Broemme), am Beilstein (Heynemann), auf dem Hainkopf im Taunus (Kinkelin), an der Grüneburg (Speyer) und am Forsthaus bei Frankfurt (Dickin), am Mönchbruch (Ickrath), bei Darmstadt (Koehler), Aschaffen- burg (Flach), am Hammer bei Schlierbach im Vogelsberg (Kinkelin) und endlich sehr selten auch im Maingenist (Flach). Ich kenne sie aus der weiteren Umgebung überdies noch von Homberg, Reg. -Bez. Cassel (Dr. J. Guttenplan). In meiner Sammlung liegt sie sodann aus England (2 Fundorte), Niederland (I), Frankreich (2), Elsass und Deutschland (4), Schweiz (2), Oberitalien (1), Tirol (1), Südschweden (2), Siebenbürgen und Banat. Ciskaukasien und Kaukasus (je 1) und Transkaukasien (5). Dr. Kinkelin fand sie in Vorarlberg, Slavik in Böhmen; Jordan nennt sie über- dies aus Finland, den russischen Ostseeprovinzen, Jütland und Dänemark, Südirland, Belgien, Mähren, Oberungarn, Galizien und der Bukowina, aus den centralen und südlichen Karpathen, aus Südrussland, der Krim und aus dem österreichischen Litorale, West er 1 und aus Vorderasien. — 316 - Diese beiden Arten geben nun zur Aufstellung folgender Reihen Veranlassung : a. Forinenkreis der Yertigo (Vertilla) angustior Jeffr. U.-Plist. (England) (an- gusti or). Alt. Mitt.-Plist. Bei uns verbreitet (an- gustior). Jung. Mitt.-Plist. Schierstein (an- gustior). Ob.-Plist. (Nicht im Gebiet) (an- gustior). Alluvium Bei uns verbreitet (an- gustior). Lebend Bei uns local (an- gustior). Formeiikreis der Yertigo (Vertilla) pusilla Müll. Lebend Alt. Jung. Mitt.-Plist. Mitt.-Plist. Ob.-Plist. Darmstadt (Nicht im Gebiete) (pusilla) (pusilla). Diese Section dürfte somit als bei uns alteingesessen zu betrachten sein, wenn auch auf ihren tertiären Vorfahren noch einiges Dunkel liegt. Alluvium Traisa (pusilla). Bei uns verbreitet (pusilla). ISeet. 7. Pseudelix Bttgi*. Für Pupa microhelix Sbgr. und eine verwandte Form muss ich diese neue Section errichten, da mir dieselben in keine der be- stehenden Vertigonengruppen einzupassen scheinen. Ich charakterisire dieselbe in folgender Weise: Pseudelix n. sect. gen. Vertiginis Müll. Char. T. parva perforata, globoso-conoidea, heliciformis, apex obtusulus. Anfr. 4 — 5 fere laeves. Apert. obliqua, semilunaris, den- tibus 1 — 3 compressis, parum profundis armata, parietali semper distincto, marginibus expansis, sublabiatis. Typus: Pupa mi crohelix Sbgr. aus dem oberoligocaenen Land- schueckenkalk von Hochheim. a. Formeiikreis der Yertigo (Pseudelix) microhelix (Sbgr.). 50. Vertigo (Pseudelix) microhelix (Sbgr.). Sandberg er, Mainzer Becken Taf. 35, Fig. 26 und Vor weit pag. 402, Taf. 23, Fig. 18 (Pupa). Ich muss diese Schnecke in zwei distincte Formen trennen, die mir namentlich in dem Verhältniss von Höhe zu Breite voneinander abzu- — 317 - weichen scheinen. Als V. microhelix (Sbgr.) bezeichne ich die Form, welche so breit ist wie hoch, und stets 3 deutliclie Zähnclien zeigt. Sie ist von S a n d b e r g e r zweimal 1. c. sehr kenntlich abgebildet worden .und, wie es scheint, auf den oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hochheim beschränkt. Zur Charakterisirung sei hier nur noch bemerkt, dass die Schale fein durchbohrt ist und 4, nicht 5 Umgänge besitzt. Alt. 1^/g, diam. max. 1^/g mm. Nach S an db erger hat diese ausschliesslich in der Pupenschicht vorkommende Form sehr grosse Aehnlichkeit mit der in Demerara, Brit.-Guayana, lebenden Pupa conoidea Newcomb. Ich kann das nach der Küster 'sehen Abbildung, die allein mir zugänglich ist, durch- aus bestätigen, Avährend freilich Pfeiffer der Art nur je einen Parietal- und Columellarzahn zuschreibt. Jedenfalls ist aber die lebende Schnecke im Verhältniss zur Breite höher als die fossile. Da mir die anscheinend sehr seltene lebende Art nicht zugänglich ist, kann ich natürlich nicht mit voller Sicherheit sagen, ob die Zutheilung dieser von Pfeiffer irrthümlich zu Pupilla verwiesenen Schnecke zum Genus Vertigo Müll, sich vollständig rechtfertigen lässt; doch spricht die braune Färbung und Glätte und Glanz des Gehäuses bei der leben- den Art im Verein mit der Anordnung und dem Bau der feinen und compressen Zähnchen sehr für meine Ansicht. 51. Vertigo (Pseudelix) comes n. forma. AI. Braun, Walchner's Geogn., 2. Aufl. pag. 1139 (Helix pupula); Sandb erger, Mainzer Becken pag. 61, Taf. 3, Fig. 8 (Pupa microhelix part.). Char. Differt a V. microhelix (Sbgr.) t. magis conoidea, pro altitudine minus lata, spira magis elata, anfr. 4—5 magis convexis, ultimo media parte non angulato, apert. minore, minus lata, aut 1-den- tata — dente parietali parvo instructa — aut 3-dentata (AI. Braun, Sandberger), marginibus minus late expansis. Alt. l-^'/g, diam. max. l^aii^"!- Vorkomme n. Im oberoligocaenen Landschneckenkalk von Hoch- heim, äusserst selten, nur ein tadelloses Stück in meiner Sammlung. Für die Verwandtschaft gilt das bei der vorigen Form Gesagte, nur dass die vorliegende Schnecke der lebenden V. (Pseudelix) conoidea (Newc.) aus Demerara der Abbildung nach noch näher zu stehen kommt — also in der Hochheimer Schichtenfolge vermuthlich jünger ist als — 318 — V. micrölielix — , und wabrsclieiiilich ihre tertiäre Stammform dar- stellt. Die fossile Schnecke scheint überdies einem ähnlichen Wechsel in der Bezahnung unterworfen zu sein, wie die lebende Art, die auch erst ungezähnt (Newcomb, Pfeiifer), dann 2-zähnig (Pfeiffer) und endlich 3-zähnig (Küster) beschrieben Avurde. Diese Variationen hängen aber augenscheinlich nicht von dem Alter der Schale ab, denn das mir vor- liegende Stück von Y. com es ist vollkommen erwachsen und zeigt doch nur den Parietalzahn, und keine Spur namentlich einer Spindel- verdickung. Dass ich V. com es von Y. microhelix wegen der auffallenden und anscheinend constanten Formverschiedenheit abgetrennt habe, be- darf kaum einer Rechtfertigung. \Vegen Pupa pupula Desh. und Y e r t i g 0 pupula Nevill aber schien es mir zweckmässig, einen neuen Namen für dieselbe zu wählen. Schwer ist freilich zu sagen, welche von beiden Formen oder Mutationen bei Hochheim die ältere ist; nach den obigen Andeutungen vermuthe ich in Y. microhelix die ältere Form, aus der comes hervorging. Gewissheit können in dieser Frage erst neue Funde und geologische Beobachtungen bringen. Es bleibt mir noch übrig, über die eben besprochene Gattung Yertigo einiges Allgemeinere zu sagen. Während ihre Sectionen Enneopupa, Glandicula und Ptychalaea bis jetzt nur fossil bekannt sind, und die ersteren zw^ei mit ihren zwei Yertretern auf nahe oceanische Yerwandtschaft hindeuten, die letztere aber mit einem Yer- treter ohne jede lebende Yerwandtschaft bleibt, zeigen Ptychochilus mit zwei Arten sehr nahe oceanische, Pseudelix ebenfalls mit zwei Yertretern ähnlich nahe südamerikanische Beziehungen. Yertilla aber mit zwei Arten schliesst sich eng an die europäischen, Alaea mit sehr zahlreichen Arten mehr oder weniger eng an europäische und nord- amerikanische Formen an, wobei zu beachten ist, dass die älteren Formen die grössere Uebereinstimmung mit Amerikanern, die jüngeren mehr mit den heute noch bei uns lebenden haben oder mit ihnen bereits identisch sind. Die eingehende Betrachtung der in den voraufgehenden Blättern- von uns behandelten 51 Pupiden des Mittelrheingebietes hat uns er- geben, dass allerdings eine Anzahl von Formen t heil weise vom Mittel- — 319 — oligocaeii, theihveise vom Oberoligocaeii an bis in das jüngste Unter- miocaen und weiter verfolgt werden konnte, und dass andererseits eine Anzald weiterer, grossentheils noch bei uns lebender Formen vom ünter- plistocaen und unteren Mittelplistocaen an bis in die Jetztzeit aus- gedauert hat. Die Formen und Mutationen der einzelnen Gesteins- schichten konnten vielfach in Reihen festgelegt und abwägend miteinander verglichen werden. Um nun endlich auch noch ein paar Zahlenverhält- nisse zu geben, so wurde das Auftreten festgestellt von: I. 4 Formen, welche in der Mitteloligocaenzeit des mittel- rheinischen Gebietes zuerst auftreten. Es sind dies: a. Formen (1), welche mit dem Mitteloligocaen auch wieder zu erlöschen scheinen : 1 . Vertigo e 1 s h e i m e n s i s Bttgr. Ohne lebende Ver- wandtschaft. b. Formen (3), welche mit theihveise grossen Unterbrechungen, aber doch anscheinend ziemlich continuirlich bis in die Jetztzeit reichen: 2. Leuchochilus quadriplicatum (AI. Br.). Verwandt- schaft : Ver. Staaten. 3. Torquilla fustis Bttgr. | Verw. : Westl. 4. « subvariabilis (Sbgr.) J Mittelmeerländer. II. 20 Formen, welche in der Ober oligocaen zeit auftreten. Es sind dies: a. Formen (11), welche bereits wieder mit der Oligocaenzeit auszusterben scheinen : 5. Vertigo cylindrella (AI. Br.) | Verw.: 6. « tiarula AI. Br. | Sandwich-Inseln. 7. « trigonostoma (AI. Br.). Verw.: Pacitische Inseln. 8. Vertigo microhelix (Sbgr.) | Verw.: 9. « com es Bttgr. Nördl. Südamerika. 10. Lauria minax Bttgr. Verw.: Atlantische Inseln. 11. L e u c 0 c h i 1 u s d i d y m 0 d u s ( Al.Br.). Verw. : West-Sibirien. 12. Orcula subconica (Sbgr.). Verw.: Ost-Alpen. 13. Acmopupa subtilissima (AI. Br.) Ohne lebende 14. \ ertigo protracta (Sbgr.) ,, , , .^ ^ \ ^ erwandtschaft. 15. « kochi Btti?r. — 320 — h. Formen (6), die mit dem Untermiocaeii erloschen zu sein scheinen : 16. Vertigo ovatula (Sbgr.). Verw. : Verein. Staaten. 17. Papilla quadrigranata (AI. Br.). Verw.: Kasp.-kau- kasisches Gebiet. 18. Leucochilus t'issidens (Sbgr.). Verw.: Ebenda und W. -Sibirien. 19. Isthmia splendidula (Sbgr.) \ y^^.^^. . ^^p^^^ 20. « cryptodus (AI. Br.) J 21. Vertigo flexidens (Rss.). Ohne lebende Verwandtschaft. c. Formen (2), die mit theilweise grossen Unterbrechungen, aber doch anscheinend ziemlich continuirlich bis in die Gegenwart reichen: 22. Pu p i 1 1 a i m p r e s s a (Sgr.). Verw. : Kasp.-kaukas. Gebiet. 23. Negulus lineolatus (AI. Br.). Verw.: Abessynien. d. Formen (1), die bis in die Jetztzeit durchgehen und noch in hiesiger Gegend leben: 24. Vertigo callosa (Rss.) -anti v ertigo (Drap.). Ver- breitung : Circumpolar. III. 6 Formen, welche in der Aelteren Untermiocaenzeit zum erstenmal im Gebiet erscheinen. Es sind dies: a. Formen (4), die schon mit dem Untermiocaen wieder aus- zusterben scheinen : 25. Vertigo blumi Bttgr. Verw.: Pacitische Inseln. 26. Pupilla eumeces Bttgr. Verw.: Subtrop. Afrika. 27. « cupella Bttgr. Verw.: Turkestan. 28. Vertigo angulifera Bttgr. Verw.: Centraleuropa. b. Formen (2), die, wenn auch mit Unterbrechungen, bis in die Jetztzeit reichen: 29. Leucochilus nouletianum (Dup.). Verw.: Ostasien. 30. « obstructum (AI. Br.). Verw.: West- indien. IV. 2 Formen, welche in der Jüngeren Untermiocaenzeit auftreten, aber auch mit Schluss derselben zu erlöschen scheinen : 31. Pupilla rahti (AI. Br.). Verw.: Centralasien. 32. Coryna retusa (AI. Br.). Verw.: Südfuss der Alpen. — 321 — Y. 2 Formen, die im Pliocaen beginnend bis in die Jetztzeit verlaufen. Es sind: a. Formen (1), die im Gebiete nicht mehr leben: 33. Orcula dolium (Drap.). Verbreitung: Alpen. b. Formen (1), die im Gebiete lebend noch häufig sind: 34. Pupilla muscorum Müll. Verbr. : Centraleuropa. VI. 5 Formen, die im U n t e r p 1 i s t o c a e n zuerst erscheinen, und zwar : a. Formen (1), die im Gebiete jetzt ausgestorben sind: 35. Sphyradium columella (v. Mts.). Verbr.: Alpen und Norden. b. Formen (4), die im Gebiete in der Jetztzeit noch lebend an- zutrefifen sind : 36. Is t h m i a m i n u t i s s i m a (Hartm.) \ 37. Vertigo pygmaea (Drap.) Verbr. : 38. « moulinsiana (Dup.) [ Centraleuropa. 39. « angustior Jeffr. VII. 7 Formen, die im Aelteren Mittel plistocaen zum ersten- mal in unserer Gegend erscheinen, und zwar: a. Formen (1), die lebend bei uns jetzt fehlen: 40. Vertigo genesi (Gredl.) -parcedenta ta (AI. Br.). Verbr. : Alpen und Norden. b. Formen (6), die im Gebiete noch lebend angetroffen werden : 41. Sphyradium edentulum (Drap.). Verbr.: Circum- polar. 42. Vertigo substriata Jeifr. Verbr. : Alpen und Norden. 43. » alpestris (Aid.). Verbr. : Alpen und Norden. 44. « pusilla Müll. Verbr.: Centraleuropa. 45. Pupilla bigranata (Rssm.). Verbr. : Westl. Central- europa. 46. Torquillasecale (Drap.). Verbr.: Südwest], Central- europa. VIII. 1 Form, die im Jüngeren Mittel plistocaen zum erstenmal erscheint und bei uns noch lebend im Gebiete vorkommt: 47. Orcula doliolum (Brug.). Verbr.: Südostcuropa. IX. 1 Form, die wahrscheinlich erst im Alluvium bei uns ein- gewandert ist und ebenfalls noch bei uns lebt: 48. Torquilla frumentum (Drap.;. Verbr.: Südfuss der Alpen. Jalirb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. 21 — 322 — Dass diese Zahl 48 nicht genau mit der Ziffer 51 der von uns aufgezählten Pupideu des Mittelrheingebietes übereinstimmt, erklärt sich daraus, dass wir je eine wenig bekannte Torquilla und Pupilla in dieser letzten Liste nicht berücksichtigen konnten, und dass Vertigo callosa (Rss.) und Y. antivertigo (Drap.), weil ineinander über- gehend, hier nur als eine einzige Species betrachtet worden sind. Erklärung der Tafeln. Tafel VI. Fig. 1. Laiiria minax n. forma. Ob.-Oligoc. Landschneckenkalk. Hochheim. Fig. 2. id. var. microdoma n. Ebendaher. Fig. 3. Pupilla quadrigranata (AI. Br.). Aelt. Unt.-Miocaen. St. Johann in Eheinhessen. Fig. 4. Pupilla quadrigranata (AI. Br.) mut. suprema n. Jung. Unt.- Miocaen. Hydrobienkalk. Mosbach-Biebrich. Fig. 5. Pupilla eumeces n. forma. Aelt. Unt.-Miocaen. Corbiculathone. Schleusenkammer bei Niederrad. Fig. 6. Pupilla cupella Bttgr. mut. lauberi n. Jung. Unt.-Mioc. Mos- bach-Biebrich. Fig. 7. Pupilla polta vi ca n. forma. Mitt.-Plistocaen. Mergelthon. Kamenka, Kreis Poltawa, Eussland. Fig. 8. N e g u 1 u s 1 i n e o 1 a t u s (AI. Br.) var. s u b 1 i n e o 1 a t a n. Ob.-Oligocaen. Hochheim. Fig. 9. Isthmia splendidula (Sbgr.). Ob.-Oligocaen. Hochheim. Tafel VIL Fig. 1. Vertigo flexidens (Piss.). Aelt. Unt.-Miocaen. Corbiculathone. Appenheim in Rheinhessen. Fig. 2. Vertigo elsheimensis n. forma. Mitt.-Oligocaen. Schleichsand. Eisheim in Rheinhessen. Fig. o. Vertigo callosa (Rss.) mut. maxima Bttgr. Ob.-Oligocaen. Hochheira. Fig. 4. id. mut. convergens n. Aelt. Unt.-Miocaen. Corbiculathone. Affenstein bei Frankfurt a. Main. Fig. 5. Vertigo protracta (Sbgr.). Ob.-Oligocaen. Hochheim. Fig. 6. Vertigo ovatula (Sbgr.). Ebendaher. Fig. 7. id. mut. hydrobiarum n. Jung. Unt.-Miocaen. Mosbach- Biebrich. Fig. 8. Vertigo ovatula (Sbgr.) var. mosbachiensis n. Ebendaher. Fig. 9. Vertigo koclii n. forma. Ob.-Oligocaen. Hochheim. Eegister. abessynica (Pupa) 269. Acropupa 271. Alaea 294, 288, 293, 311, 318. albina (Orcula) 240. alloeodus (Pupa) 298. alloeodus (Vertigo) 298, 297 — 299. alpestris (Pupa) 307. alpestris (Vertigo) 307, 235, 294, 309 — 311, 313. alticola (Spliyradium) 266. augulifera (Vertigo) 310, 313, 314. angustior (Pupa) 314. angustior (A^ertigo) 314, 310, 311. antiqua (Torquilla) 244—246. antiquum (Pisidium) 252. antivertigo (Pupa) 299. antivertigo (Vertigo) 299, 294, 307, 309—311, 313. armigerellum (Leucocliilus) 283. athesina (Vertigo) 306. australis (Pupilla) 254. avenacea (Pupa) 249. badia (Pupilla) 264. Balea 231. biarmata (Coryna) 243. bidcntata (Pirostoma) 231, 233. bidcntata (Vertigo) 309. bigranata (Pupa) 261. bigranata (Pupilla) 261, 258, 263, 265. blandi (Pupilla) 262. blumi (Vertigo) 292. boileausiana (Torquilla) 248. Buliminus 269. bulimoides (Clausilia) 242, 251. calathiscus (Lauria) 290. callosa (Melanopsis) 251. callosa (Pupa) 296, 297. callosa (Vertigo) 296, 295—301, 313. capellinii (Vertigo) 294. cardiostoma (Vertigo) 294, 296. cassidula (Lauria) 290. chordatus (Buliminus) 269, 272. Clausilia 227, 231—233. Clausiliastra 231. claustralis (Istlimia) 273, 274. Columella 265. columella (Pupa) 266. columella (Sphyradium) 266, 235, 257, 267, 268. comes (Vertigo) 317, 318. conica (Orcula) 238. coiioidca (Pupa) 317. 21* — 324 conoidea (Vertigo) 317. contractum (Leucochilus) 281. convergens (Vertigo) 297, 295, 298. Coryna 242. Craticula 290. cryptodus (Isthmia) 274, 272, 273. cryptodus (Pupa) 274. cupa (Pupilla) 236, 260—262. cupella (Pupilla) 259, 242, 253. cylindracea (Lauria) 236, 238. cylindrella (Pupa) 288, 290. cylindrella (Vertigo) 288. Cylindrovertilla 288. Delima 231. didymodonta (Vertigo) 283. didymodus (Leucochilus) 283 — 286. didymodus (Pupa) 284. dilucida (Pupa) 269. diversidens (Vertigo) 298, 305. doliolum (Orcula) 240, 255. doliolum (Pupa) 240. dolium antiquum (Pupa) 238. dolium (Orcula) 239. dolium (Pupa) 239. edentula (Pupa) 267, 269. edentulum (Sphyradium) 267, 236, 242, 265—268. elsheimensis (Vertigo) 295. Ennea 290, 291. Enneastrum 290. Enneopupa 288, 289, 318. eumeces (Pupilla) 255, 251, 252, 256. fallax (Buliminus) 232. farcimen (Leucochilus) 283. farinesi (Pupa) 249. ferox (Vertigo) 300. ferraria (Lauria) 289. fissidens (Leucochilus) 285, 284 — 286. fissidens (Pupa) 285. flexidens (Pupa) 293. flexidens (Vertigo) 293—295. fluminalis (Corbicula) 229. foiitana (Pupilla) 253, 256. fossanensis (Vertigo) 279. francofurtanum (Leucochilus) 285, 284. frumentum (Pupa) 247. frumentum (Torquilla) 247, 239, 248, 250. fustis (Torquilla) 246, 243, 245, 250, genesii (Pupa) 308. genesii (Vertigo) 308, 228, 235, 309, 313. girondica (Vertigo) 294. Glandicula 290, 288, 291, 318. gracilidens (Leucochilus) 282. gracilidens (Pupa) 283. Granopupa 249. granum (Pupa) 249. gredleri (Pupa) 266, 268. halleriana (Pupilla) 263. heidi (Vertigo) 310. Herilla 231. hydrobiarum (Vertigo) 302, 303. impressa (Pupa) 256. impressa (Pupilla) 256, 255—258. indigeiium (Leucochilus) 285. interrupta (Pupilla) 262. — 325 intrusa (Torquilla) 244, 245. iratiana (Pupilla) 258. irrigua (Lauria) 290. Istlimia 272, 243. kochi (Vertigo) 304. kuscliakeAvitzi (Pupilla) 254. laevigata (Pupa) 306. laevis (Isthmia) 273. lamellidens (Leucochilus) 280, 228, 277, 279—281, 283. lamellidens (Pupa) 280. lardea (Istlimia) 275. larteti (Leucochilus) 279. lauberi (Pupilla) 260. Lauria 236, 235, 269, 289—291. Leucocliiloides 232, 269, 272. Leucochilus 277, 234. leucodon (Leucochilus) 285. lincolnensis (Pupilla) 254. lineolata (Pupa) 269. lineolatus (ßnlimus) 269. lineolatus (Negulus) 269. luxurians (Pupilla) 258, 259. lyrata (Vertigo) 291. madida (Pupilla) 260. masclaryana (Pupilla) 261. maxima (Vertigo) 296, 298. megachilus (Pupa) 249. micheli (Torquilla) 248. microdoma (Lauria) 237. microhelix (Pupa) 316, 317. microhelix (Vertigo) 316 — 318. Microstrophia 291. miliiformis (Vertigo) 302, 303. milium (Vertigo) 303. millegraiia (Lauria) 289. miiiax (Lauria) 237. minor (Vertigo) 305. minutissima (Istlimia) 275. minutissima (Pupa) 275. miocaena (Torquilla) 243. Modiceila 233, 249. moguntina (Pseudamnicola) 294. nionas (Vertigo) 304. monodon (Isthmia) 274. monticola (Lauria) 238. mosbachiensis (Vertigo) 303. moulinsiana (Pupa) 306. moulinsiana (Vertigo) 306. muscorum (Pupa) 263. muscorum (Pupilla) 263, 236, 258, 261, 262, 265. nanum (Sphyradium) 267. Negulus 268. Neiiia 231. newcombi (Vertigo) 292. noerdlingenensis (Torquilla) 245. nouletiana (Pupa) 282. nouletiana (Vertigo) 282. nouletianum (Leucochilus) 282. novemdentata (Vertigo) 300. Odontocyclas 233. obstructa (Pupa) 284. obstructum(Leucochilus) 284—286. Orcula 238, 241, 255. ornata (Delima) 231. ovata (Vertigo) 299—301. ovatula (Pupa) 301. ovatula (Vertigo) 301, 300, 303, 313. Pagodina 243. palustris (Pupa) 299. — 320 — paradesi (Buliminus) 272. parceclentata (Pupa) 308. parcedentata (Vertigo) 308, 228, 309, 310, 313. pauli (Laminifera) 233. pellucidum (Leucochilus) 285. perlonga (Vertigo) 289, 291. Phaedusa 231. philippii (Pupa) 249. Pirostoma 233. plagiostoma (Orcula) 239. l)licatula (Pirostoma) 233. poltavica (Pupilla) 262. protracta (Pupa) 300. protracta (Vertigo) 300. Pseudelix 316, 288, 318. Ptychalaea 293, 288, 294, 318. Ptychocliilus 291, 233, 288, 289, 292 — 294, 318. Pupa 227—233, 236, 257. Pupidae 230, 228. Pupilla 250, 255, 233, 257, 264, 265. pupula (Helix) 317. pupula (Pupa) 318. pupula (Vertigo) 318. pusilla (Pupa) 315. pusilla (Vertigo) 315. pygmaea (Pupa) 305. pygmaea (Vertigo) 305, 294, 311. quadridens (Vertigo) 306. quadridentatum (Leucochilus) 278, 279, 283. quadrigranata (Pupa) 251, 259. quadrigranata (Pupilla) 251, 253 — 257. quadriplicata (Pupa) 277, 279. quadriplicatum (Leucochilus) 277, 228, 278—281, 283, 294. quatuordentatum (Leucochilus) 279. rahti (Bulimus) 254. raliti (Pupa) 254. rahti (Pupilla) -254, 256. raricosta (Pupa) 269. reiiihardti (Negulus) 270. reinhardti (Pupa) 269. retusa (Corynaj 242. retusa (Pupa) 242, 259. retusa (Pupilla) 259. rhodia (Pupa) 249. riisei (Leucochilus) 285. rupestris (Pupa) 249. saluruensis (Isthmia) 273, 274. Sandahlia 249. Scarabella 290. secale (Pupa) 248. I secale (Torquilla) 248, 247, 250. selecta (Pupa) 251. semilamellata (Serrulina) 233. seminulum (Vertigo) 299. sempronii (Lauria) 236. septemdentata (Pupa) 299. serrulata (Serrulina) 233. Serrulina 231, 233. sexdentata (Vertigo) 299. Shuttle worthiana (Pupa) 307. shuttleworthiana (Vertigo) 307. sieversi (Vertigo) 303, 308. signata (Pupilla) 253. Simplex (Sphyradium) 267. Sphyradium 265, 242. splendidula (Isthmia) 272, 274. splendidula (Pupa) 272, 273. 327 steiTi (Pupilla) 260, 261. strobeli (Isthmia) 275. Strophia 231. subconica (Orcula) 238, 239, 241. subconica (Pupa) 238. siibfusiformis (Torquilla) 245. sublineolatus (Xegulus) 270. substriata (Pupa) 303. substriata (Vertigo) 303, 235, 304, 313. subtilissima (Acmopupa) 271. subtilissima (Pupa) 271. subtilissimus (Bulimus) 271. subvariabilis (Torquilla) 243—246, 250. suevicum (Leucochilus) 279. suprema (Pupilla) 252, 253. suturalis (Pupa) 269. tantilla (Vertigo) 289, 292. tasmanica (Pupilla) 254. teuuilabris (Vallonia) 236. Tesseraria 265. theeli (Leucochilus) 284, 286. tiarula (Pupa) 290. tiarula (Vertigo) 290, 291. tongana (Vertigo) 292. Torquilla 243, 245, 232, 233, 249, 250. tridentata (Vertigo) 309. trigonostoma (Pupa) 292. trigonostoma (Vertigo) 292. triplicata (Pupilla) 258, 260—262. truncatella (Coryna) 243. turcmenia (Pupilla) 260. turritella (Sphyradium) 266, 267. variabilis (Pupa) 243. yariabilis (Torquilla) 243—246. venetzi (Pupa) 314. ventricosa (Pupa) 307. ventrosa (Pupa) 306. Vertigo 288, 268, 291, 293, 318. Vertilla 313, 288, 311, 318. villafranchiana (Vertigo) 269. villafranchianus (Xegulus) 270. wolfti (Leucochilus) 285. DEUTSCHE PFLANZENNAMEN. Von L. GEISENHEYNER, Gymnasiallehrer in Kreuznach. ^Vr^^^ In gar mancher Hinsicht ist seit dem Bestehen des Vereines für Naturkunde in Nassau dieses schöne Stück unseres deutsches Vaterlandes durchforscht Avorden. Aus welchen Gesteinen sich sein Grund und Boden zusammensetzt, was er birgt an nutzbaren oder edlen Mineralen, welche Reste einer früheren Pflanzen- und Thierwelt er uns aufbewahrt hat, was für Stoifen seine Quellen ihre heilbringenden Wirkungen ver- danken, darüber haben uns die Geologen und Chemiker wichtige Auf- zeichnungen gemacht; mit bewundernswerthem Fleisse haben die Zoo- logen Nassaus Thierwelt studirt und ihre Beobachtungen ebenso wie berufene Botaniker die Früchte ihrer Studien über Nassaus Pflanzendecke in unseren Jahrbüchern niedergelegt. Wenn ich es wage, der mir ge- wordenen freundlichen Aufforderung zu einem Beitrage für den neu- erscheinenden Band zu entsprechen, so geschieht es in der Absicht, eine Anregung geben zu wollen zur Ausgrabung eines Schatzes, der im Lande verborgen ist und noch seiner Hebung harrt. Was ich meine, ist die Fülle der noch im Munde des Volkes lebenden eigenthümlichen Pflanzen- bezeichnungen, sind die bis jetzt weder gesammelten noch veröffentlichten deutschen Pflanzennamen, die im Munde des nassauischen Volkes sicherlich noch zu finden sind. Unter den etwa 24 000 Namen, die in dem prächtigen Buche von Pritzel und Jessen »Die deutschen Volksnamen der Pflanzen« ent- halten sind, finde ich keine aufgeführt, die speciell dem nassauischen Gebiete eigenthümlich wären. Und doch wage ich zu behaupten, dass dort noch viele vorhanden sind, die sich von Mund zu Mund und von Geschlecht zu Geschlecht bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt haben, ohne weiteren Kreisen bekannt geworden zu sein. Ich glaube das am besten dadurch zeigen zu können, dass ich im Stande bin, unten ein auf viel kleinerem Gebiete gesammeltes Verzeichniss von mehreren hundert Pflanzennamen mitzutheilen, von denen die allermeisten bis jetzt nicht durch den Druck veröffentlicht worden sind. Aber es ist hohe Zeit, — 332 — den Schatz zu lieben, denn er kann jetzt nicht mehr als ein für die Zukunft gesichertes Gut angesehen werden. Bis heute hat das Volk zwar noch seine oft sinnigpoetischen und vielsagenden, oft auch recht derben Bezeichnungen mit grosser Zähigkeit festgehalten. Aber jetzt werden in Folge der niegeahnten Yervollkommnung der Verkehrsmittel die Land- schaften einander näher gerückt, es verschwinden die landschaftlichen Eigenthümlichkeiten mehr und mehr, und sogar die Individualität der einzelnen deutschen Yolksstämme wird durch einen allmählich sich voll- ziehenden Ausgleich mehr und mehr aufgehoben. Da kann es nicht mehr lange währen, dass auch eigenthümliche, Jahrhunderte lang fest- gehaltene Namen zu schwinden anfangen. Dazu kommt die Hebung der Volksbildung durch die guten Schulen. Durch den naturkundlichen Unterricht werden den Kindern die meist gemachten Büchernamen ge- läufig — ich habe das schon an mehreren Verzeichnissen deutlich er- kennen können — und in einem Menschenalter werden viele schöne Bezeichnungen unwiederbringlich verloren sein, die heut noch in Vieler Munde sind. Darum gilt es, sie vor dem Untergange zu bewahren, und dazu anzuregen ist, wie oben gesagt, der Hauptzweck dieser Arbeit. Es wird sich nun fragen, wie dies am besten zu erreichen ist. Nach meinen Erfahrungen durch Vermittelung der Lehrer. Wenn diese in den einzelnen Ortschaften für die Sache interessirt werden — und dies geschieht am besten durch die Pfarrer, die ja auch meist Localschul- inspectoren sind, — so ist damit ausserordentlich viel gewonnen. Mit Hülfe der grösseren Kinder, besonders der Mädchen, sind sie im Stande, alle in ihrem Ort gebräuchlichen Namen zusammenzutragen. Die Kinder gewinnen schliesslich selber so grosses Interesse, dass sie bei älteren Personen nachforschen, um möglichst viele Namen bringen zu können. Wird dann von Seiten des Lehrers nach einiger Zeit die Nachfrage wiederholt, so gehen noch immer neue Nachträge ein. Dass solche Nachforschungen in den verschiedenen Jahreszeiten sich wiederholen müssen, versteht sich von selber; denn den Leuten fallen zumeist die Namen ein, deren Träger sie gerade in Blüthe stehen sehen. Dem Lehrer liegt es dann ob, das Material etwas zu ordnen und einer Centralstelle einzusenden, wo es gesichtet werden muss, und von wo aus Schritte gethan werden müssen, um die Bedeutung unbekannter Namen zu er- fahren. Und das ist nicht immer leicht; denn in dieser Beziehung darf man sich durchaus nicht auf die Lehrer verlassen, da die bota- nischen Kenntnisse besonders der älteren Herren der Regel nach nicht — 333 — ganz zuverlässig sind, weil in früheren Jahren in den Seminarien dem naturkundlichen Unterrichte nicht die sorgsame Pflege zu Theil wurde, die ihm erfreulicherweise jetzt meist gewährt wird. Am allerbesten natürlich wäre es, wenn die den Lehrern vorgesetzte Behörde veranlasst werden könnte, sich der Sache anzunehmen, wenn diese ihnen ebenso das Sammeln der volksthümlichen Pflanzennamen zur Pflicht machte, wie vor einigen Jahren das Aufschreiben einiger Sätze in dem dem Orte eigenthümlichen Dialecte. Wenn ich nun daran gehe, die von mir in den Jahren 1882 — 85 und 1889 gesammelten Pflanzennamen aufzuführen, so will ich dazu noch Folgendes bemerken. Die Gegend, in der sie gesammelt sind, ist das mittlere und untere Nahegebiet. Durch auswärtige Schüler unseres Gymnasiums lind freundliches Entgegenkommen einiger Lehrer*) war es mir möglich, die Fühler noch weiter, bis zur Mosel und selbst bis in die Eifel aus- strecken zu können. Dass auch einige noch unveröffentlichte Namen, die ich in der soeben erschienenen »Florula Bassumensis von C. Beckmann« fand, mit aufnahm, wird, wie ich hoffe, meiner Arbeit nicht zum Schaden gereichen. Im Ganzen habe ich Verzeichnisse aus über 60 Ortschaften erhalten, die über das ganze Gebiet zerstreut sind; die daraus ent- nommenen neuen Namen haben jedoch nicht alle eine so grosse Ver- breitung, sondern es sind ziemlich deutlich- einige Gruppen zu unter- scheiden. Um ein genaues Bild der Vertheilung zu erhalten, scheint mir aber noch nicht ausreichendes Material vorzuliegen, sodass ich die engere Gegend, in der der Name gebräuchlich ist, einstweilen noch un- bezeichnet lasse, hoffend, dass ich später im Stande sein werde, dies ausführlich nachholen zu können. Nur die mir aus der Eifel und von der Mosel aus der Gegend von Zell zugesandten Namen, sowie die aus der Florula Bass. entnommenen bezeichne ich durch Ei., M. oder Bss. als nicht ins Nahegebiet gehörig. Ich bemerke übrigens, dass ich keinen Namen aufgenommen, der nicht in mehreren Ortschaften bekannt ist, und dass mir noch eine ganze Anzahl solcher vorliegt, die ich zurück- gehalten habe, weil ihr Vorkommen mir bis jetzt nur aus einem Orte *) Herr Kreisschulinspector Bornemann war so freundlich, den Lehrern seines Bezirkes (Kreis Kreuznach und Meisenheim) meine Bitte um das Sani mein der ortsüblichen Pflanzenbezeichimngen vorzutragen. Später wiederholte ich selbst diese Bitte, indem icli sie in Form eines gedruckten Rundschreibens an etwa 220 Herren sandte, von denen mich 19 durch ErfüllunL'- derselben erfreuten. — 334 — bekannt geworden ist. Ausser den wirklich ganz neuen Kamen, so weit ich dies beurtheilen konnte, habe ich auch bereits bekannte hinzugezogen, wenn sie hier in sehr abweichender Form auftreten oder wenn sie bei uns eine ganz andere Pflanze bezeichnen, oder endlich, wenn der Namen zwar bekannt ist, aber bis jetzt nur für eine ganz andere Gegend. Nach dem Vorgange von Pritzel und Jessen habe ich mich auch gegen derartige sinnlose Verdeutschungen, wie sie sich der Volksmund so oft aus den lateinischen Namen zurechtmacht, nicht ganz ablehnend verhalten, sondern sie, wenn ich mich von ihrer weiteren Verbreitung überzeugte, gleichfalls eingefügt. Endlich will ich an dieser Stelle noch allen den Herren, die mich freundlich unterstützt haben, meinen Dank aussprechen, insonderheit dem Herrn Kreisschulinspector Bornemann, den Herren Pfarrern Wassmuth in Sulzbach und Neudörffer in Gemünden und den Herren Lehrern Blum in Meckenbach, Jacobs in Waldorf, Schwindt in Waldboeckel- heim, Zelter in Staudernheim und Kilz in Argenschwang. Indem ich nun hiermit das von mir zusammengebrachte Material der Oeffentlichkeit übergebe, geschieht es, wie schon oben gesagt, mit dem Wunsche und in der Hoffnung, dass die von mir beabsichtigte Anregung von Erfolg sein möge. Aacht, Atch, Atsch — Sambucus Ebulus. Aalkruud — Potamogeton natans. Bss. Ackernuss, Aerdnuss — Cariiin Bulbo- castanum. Ad enkelcher,Addingelche— Viola arvensis. Achatchesblunie — EobiniaPseud. Acacia. Aliantestock — Nerium Oleander. Arasseholz — Sorbus Tornainalis. Arschkratzele, -kratzeiche — Rosa canina. Arzinte — Hyacinthus orientalis. Aeternessel — Lamiiim album. Babbelcher — Blätter von Veronica Beccabunga. Bachlatte — Petasites officinalis. Bachholder — Valeriana officinalis. Bachblmne, Bachbiimmel — Veronica Beccabunga. Bachwätz — Glyceria fluitans. Ballerbraa — Stachys palustris. Bss. Balsam — Mentha aquatica. Ballrose — Paeonia officinalis. Banibelcher — Arten von Fuchsia. Bambelherzche — Dicentra*) spectabilis. Bändche — Phalaris picta. Bärepot, Bäretratsche — Heracleum Sphondylium. Batanjerrose — Paeonia officinalis. Beenet — Spinacia oleracea. Bettelmannsklee — Melilotus albus. Berfink — Vinca minor. Bergstangen — Epilobium angustifolium. Bettstroh — Linaria vulgaris. Beimche — Poa nemoralis. Bienekänimche — Arten von Lamiuin. Biewelcher — Capsella bursa pastoris. Blastere, Plaschdere — Fragaria elatior und virginiana. Blutkraut — Hypericum perforatum. *) Fälschlich auch Diclytra. 335 Blächblum — Bellis peremiis. Bocksbart — • Sclerantlms aniiuus. Bss. Bocksbart, Buchsbart, Boxericli — Cala- inagrostis Epigeios. Boddele — Rosa caiiiiia, Bommerthee — Menyanthestrifoliata. Bss. Botterblumpotsch — Caltha palustris.*) Borrenälche**) — Hyacinthus. Brake, Bratte, Brogge, Brake — Cirsium lanceolatum und arvense, Carduus mit ans und Eryngium campestre. Bramme, Bremme, Brimme — Sarotham- nus scoparius. Braunemond — Teucrium Chamaedrys und Scorodonia. M. Breebkern — Euphorbia Lathyris. M. Broocbblume (Bracbblume) — Tussilago Farfara. M. Brinkgras — Poa annua. Bss. Brotkrescbtger — Geranium dissectum. Buberelle, Buwerelle — Physalis Alke- kengi. Buttergras — Hypericum perforatum. Bucbseknopp — Calendula officinalis. Cliocoladenblume — Plantago media. Cbristiblut — Hypericum perforatum, bei Gemünden auch Medicago maculata. Christwurzel — Chelidonium majus. Dauwegrol) (kröpf) — Fumaria officinalis. Dauweschäscher***) —Aconitum Napellus. Deiwelsangesicht, Deiwelsblume — Orchis mascula und maculata. Deiwelskersche — Solanum nigrum und Atropa Belladonna. Dielposs, Dielebosche — Erodium cicu- tariuni. Dinkelcher, Denkelcher — Viola arvensis. Dickkopf — Dactylis glomerata. Dollebäm , Dollebaum , Dullebohm — Tulipa Gesneriana. Dornklee — Ononis spinosa. Dohlrübe — Bryonia dioiea. Dort — Brom US secalinus. Derer, Dorersalat — Taraxacum otf. und Yalerianellaarten. Donnerkraut — Sedum maximum. Dönnerluk — Sedum maximum. Bss. Willen Dönnerluk — Euphorbia Peplus und helioscopia. Bss. Dornenkrone — Medicago maculata. Drachelepotsch — Ribes Grossularia. Dreegrotensblome — Chrysanthemum se- getum. Bss. Dreitaltigkeitsblume — Viola tricolor. Dreidorn — Berberis vulgaris. Dürgrust — Capsella bursa pastoris. Eierdorer, Eierdorersalat — Valerianella carinata. Eierposch — Taraxacum officinale. Eierstrauch — Symphoricarpus racemosa. Eiseb — Artemisia vulgaris. Eisick — Verbena officinalis. Eisseholz — Quercus Ptobur. Effe (Aeffe) — Ulmus campestris. Ehren — Ahornarten ohne Acer cam- pestre. M. Elendsblum — Daphne Mezer eum. Eis, Elseni — Artemisia Absynthium. *) Bemerkenswerth ist hieran nur der Ausdruck Potsch, der hier sehr häufig in den verschiedensten Formen (posch, pusch, pitsch u. s. w.) vorkommt und gewöhnlich dem Pflanzennamen angehängt wird, z. B. Salat-Potsch, Gras-Potsch u. s. w., während kleinere Pflanzen Potschche genannt werden. Bei üppig Avachsenden Pflanzen wird auch der Ausdruck „potschig" gebraucht, z. B. steht das Korn potschig, wenn die Pflanzen nicht so dicht stehen, so dass sich die einzelnen üppig entwickeln können. In der Provinz Brandenburg heisst das :\roos, besonders das in Polstern auf den Strohdächern liegende, auch P o s s , ein Ausdruck, den das Buch von Pr. und J. auch nicht enthält. **) Bodennägelchen. — ***) Taubenwägelchen (Chaise). 336 — Embeerekreitclie — Eeseda odorata. Erdnälcher (nägelchen) — Crocus vernus. Esclibschidderklee — Onobrychis viciae- folia. Essigrose — Paeonia officinalis. Eulesaig — das Harz vom Kirschbaum. M. Fackell)lume — Papaver Pthoeas. M. Felsekreitche — Sedmn maximum. Felsenthee — Stachj^s recta. Federröschen, Ferrerösche — Dianthus caesius und carthusianorum. Gäle Feijohle — Cheirantus Cheiri. Fimmel — Cannabis sativa mas. Blauer Fingerhut — Arten von Campa- nula. *) Finkelche — Viola arvensis. Fleechgras — Agrostis vulgaris. Fleesch — Cucurbita Pepo. Flette — Arten von Dianthus. Flohsamen — Anthoxanthum odoratum. -m- 1.1,1 1 Lychnis flos cuculi, Orchis Flaschblume Kr • ^ i -r., . , , T } Mono, Cardamme pra- Fleischblume I, . r. , -r J tensis, Centaurea Jacea. Fliegender Holländer — Chlorophytum Sternbergianum. Fraiimsblume, Fraeblume — Orchis nia- culata. Franzosestengel — Erigeron canadensis. Franzosekapp — Aconitum Napellus. Frieblout — Daphne Mezereum. Freschekohl | Menyanthes trifoliata. M. Freschekiehl J Alisma Plantago. Fuchsschwanz — Melampyrum arvense. Ei. Fujehle — Kanunculus arvensis. Gälnase — Lilium candidum. Gänsgras — Arenaria serpyllifolia. Gänszunge — Sium falcatum, Sonchus arvensis. Gälhäd — Cytisus sagittalis. Gerreworzel — Achillea millefolium. Gegummer — Cucumis sativa. Gesichter, Brete Gesichter — Viola tricolor hortensis. Gewannepotsch — Knautia arvensis. Geisehecke, Geiseholz — Ligustrum vul- gare, Cornus sanguinea. Gichtblome — Anemone nemorosa. Bss. Giftschwanz — Actaea spicata. M. Ginkelcher — Viola tricolor. Ginschtere — Sarothamniis scoparius. Glockenblume — Aquilegia vulgaris. Goldworzel — Chelidonium majus. Goldhafer — Aira fiexuosa. Goldrose — Calendula officinalis. Grasband — Phalaris picta. Grasbiumen — Dianthus Caryophyllus. Grietmannsblume — Erodium cicutarium. Grindholz — Ehamnus Frangula. Grindkopp — Knautia arvensis. Hafergras — Poa Chaixi. Hang — Melampyrum pratense. Hasekehl (kohl) — Alliaria officinalis. Hasewätz — Alopecurus agrestis. Hasepot,Hasepietche, \ Lotus corniculatus, Hasegräsche 1 Carex praecox. Hasenklee — Gnaphalium dioicum. Will Hahnekreidche — Thymus Acinos. Hasemeilche — Antirrhinum majus, Hasepfeterche — Helichrysum dioicum. Haseklee — Oxalis acetosella. Ei. und Hunsrück. Hartblome — Dicentra spectabilis. Bss. Hahnekehlche (kohl), \ Corydalis Hahneknöchelcher J solida. Hahneschickelcher, Hahnehäubelcher — Fumaria officinalis, Corydalis solida. Haseläbche — Oxalis acetosella. Hasebrod — Luzula campestris. Hahnenkassen — Camelina sativa. Bss. Hahnedorn — Crataegus, auch Eosa canina. Handiff'tche — Cichorium Endivia. *) In und bei Kirchberg singen die Kinder, indem sie die Blüthen auf die Finger stecken : Blauer, blauer Fingerhut, harre mer Geld, dat war jo gut. — 337 — Hartbäm — Acer campestre. M. Gehler (gelb) Hartbäm — Ehamnus Frangula. M. Hänchkraiit — Vicia cracca. M. Halsrose — Althaea rosea. Hawoclele, Eawodele — Frucht von Rosa caiiina. Harteiiaii — Hypericum perforatum. Haanäbbelcher — Frucht von Crataegus. Häcl — Calluna vulgaris. Hähdoru — Ononis spinosa. Haudewinde. — Colchicum autumuale. Härekrut — Oenotliera biennis. Härekorre — Polygonum Fagopyrum. Häddele — Acer campestre. Ei. Heidstäkers — Genista anglica. Bss. Heckeflibbes, -fippel — Galium silvati- cum. Heckegret — Epilobium montanum. Gebrochen Herz — Dicentra spectabilis. Herzkreitche — Capsella bursa pastoris. Heimeldäum chen wilde Pflanze. Hemdeknäpp, "j Hembeknäbche, Hiemerknöppche J Herrffottsblot — Pirus Malus, die I Anthemis tinctoria, ^ Tanacetum vulgare, I Achillea ptarmica. Hypericumarten. M. Herrert — Sinapis arvensis. Herschgras, Herschriet, Hirschriet - Lu- zula silvatica und campestre. Gebrochen Herz — • Dicentra spectabilis. Hewelcheskraut,Hiewelcheskr. — Thymus Serpyllum. Hinkelstrauwe — Sedum reflexum. Hinkeisdarm, -kraut — Sedum acre, sexangulare; Cerastium vulgatum. Hinkelsmillich — Ornithohogalum um- bellatum. Hippedit — Lepidium campestre. Hilgerblume — Lilium candidum. Gehle Hilgerblume — Lilium croceum, bulbiferum. Hittnettel — Urtica ureus. Bss. Hornesselblurae — Centaurea Jacea. HoUrusk, Hollrusch — Equisetum limo- sum. Bss. Homäel — Holcus mollis. Bss. Hotzelbeere — Art Birnbaum, dessen Früchte (Hotzel) ganz getrocknet werden. Huwer, Huwerdorn — Ononis spinosa. Hureditzche — Papaver Khoeas. M. Hurenkinder — Arum maculatum. M. Hungerknoppen — Erophila venia. Bss. Hunnetungen — Hieracium Pilosella. Bss. Hundsöllig — Gagea arvensis. Ei. Hündele, i o v • -n- I bambucus nigra. Li. Hunnel ) " Gäle Hundsmilch — ■ Linaria vul^raris. Jeläugerjelieber — Viola tricolor hor- tensis. Jesusblümchen — Saxifraga punctata. Hükruud — Litorella lacustris. Bss. Josephsblume — Leucojum vernum. Juflfer — Papaver Khoeas. Jungfernherz — Dicentra spectabilis. Jungfernkraut — Stellaria Holostea. Jurre- (Juden) kraut — Helleborus foe- tidus. Kadeluse — Pulsatilla vulgaris. Kadenkelche — Viola tricolor. Kaffee, Kaffeeblume — Lupinus angusti- folius. *) Kafleemühlche — Lotus corniculatus. Kaiserduft — Volkameria japonica. Rothe Kamelle — Anthemis tinctoria. Kannekraut — Equisetum arvense. Käsblume — Cardamine pratensis. M. Harte Käs — Malva neglecta. Polnisch Kartoffeln — Helianthus tube- rosus. Katzele — Plantago media, major. Kätzchengras — Alopecurus pratensis. Katzekerwel, Katzeschwanz — Plantago media. Katzeschwanz — Melampyrum pratense. *) Die Samen werden als Kaffeesurrogat benutzt. Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 42. 22 - 338 — Katzentrauben — Sedum acre. Katzezahl — Equisetum arvense. Katzestühlche — Plantago major. Keimieinche — Thymus vulgaris. Keil — Bromus secalinus. Kerreblum (Kettenbl.) — Taraxacum officinale. Kerzenblume — Orchis Morio. M. Kesselrose — Paeonia officinalis. Kiehdetz — Frucht von Colchicum autumnale. Kimmelrischpe — Poa trivialis. Kindchesbeere 1 . , , . , ^-. - Amelanchier vulgaris. Korrebeere I Kohlgräsche — Scleranthus annuus. Kömpelcheskraut — Alchemilla vul- garis. M. Klabberblum, roth Klapperche — Papa- ver Khoeas. Weiss Klapperche — Silene vulgaris. Kläwer, Klette, Klebgras — Galium Aparine. Kliewen — Bidens cernuus u. tripartitus. Klingelmäuscher — Stellaria media. Klotzbeere — Fragaria virginiana. Knallblume, Knallpotsch — Silene vul- garis. Knätschkraut — Silene vulgaris. M. Kniebrech — Saxifraga granulata. Knickdoorn — Crataegus Oxyacantha. Bss. Krachele, Krachenblume — Silene vul- garis. Krammbäre (Grammb.) — Vaccinium Oxycoccos. Bss. Kranzmoos — Hypnum splendens. Kratzbärscht — Dipsacus silvestris. Krethen — Prunus insititia. Bss. Krischpel — Lactuca perennis. Krobes — Ranunculus repens. Ei. Krolles, Krollesche, Krollekopp — Sedum Sieboldi, auch S. Anacampseros. Krolleskraut — Scleranthus annuus. M. Kronpotsch — Crepis virens. Kroode — Beta vulgaris. Ei. Krottebalg, Krottebalsam — Mentha aquatica, Ajuga reptans. Krotze — Samengehäuse von Apfel und Birne. Krummbeere — Solanum tuberosum. Kuckuksblume — Anemone nemorosa, Oxalis ,acetosella. Kuckuksbrot — Oxalis acetosella. Kuchenblatt — Rheum Rhabarbaruni. Kuchesalw — Salvia officinalis. M. (Tana- cetum Marianum ?). Kühfuss — Salvia pratensis. ? Kuhpanz — Frucht von Colchicum au- tumnale. Lämmerschwanz — Phleum pratense (auch eine Phloxspecies). Lampenputzer — Typha lati- et angusti- folia. Läusblume — Succisa pratensis. Leckmichamarsch — Prunella vulgaris. Lelum — Clematis Vitalba. I^innjesal — Lonicera Caprifolium, peri- clymenum. Lisettchen — Reseda odorata. Ei. Löwenrachen — Antirrhinum majus. Lösche — Luzula silvatica. Marienrose — Rosa rubiginosa, Calen- dula officinalis. Maschlimche, Maschlemche, Maschlüm- mercher — Bellis perennis. Mauspotsch, Maische — Myosotis stricta. Masamen, Maarsamen, Musame — Pa- pa ver Rhoeas. Mäushärche — Hieracium Pilosella. Mäuschen — Lathyrus tuberosus. Marienherz -- Dicentra spectabilis. Mädchenaugen — Viola tricolor hortensis. Madune — Ribes alpina. M. Mauerblume — Erysimum crepidifolium. Maulsperr, Maul obbe — Antirrhinum majus. Ei. Maishawer — Bromus sterilis. Meckele — Campanula rapunculoides. Menschengesichter — Viola tricolor hor- tensis. Mehlhalm — Holcus lanatus. Bss. Mehlbäm — Sorbus Aria. 339 Milchpotsch — Crepis virens. Milchkraut — Euphorbiaarten. Milchläbche — Lonicera periclymenum. Motteblume — Berberis vulgaris. Mottenklee — Melilotus officinalis. Mehrte, Möhrte — Daucus Carota. Moze — Frucht von Colchicum autumnale. Morkeln — Eriophorum vaginatum. Bss. Molkeblume — Cardamine pratensis, Hesperis matronalis, Muttergottsrose — Kosa rubiginosa. Mutternale — Hesperis matronalis. Mühlenblume — Syringa vulgaris, per- sica. M. Nachtepullchej purlche — Veronica hede- rifolia. Nackarsch — Blüthe von Colchicum autumnalis. Nälchesbäm — Syringa vulgaris, persica. Pariser Nälchesblom — Viscaria vulgaris. Nothklee — Onobrychis viciaefolia. Ocliseblätterpotsch, Ochsepotsch, Ose- brügge — Knautia arvensis. Ochsebrot — Petasites officinalis, Soli- dago virga aurea. Osterblume — Narcissus pseudonarcissus. Ohre — Acerarten. Oligros — Helianthus annuus. Paffel)lume 5 Pawenunn*) — Papaver Pthoeas. Paffekutt — Tropaeolum majus. Paffekindcher — Arum maculatum. Palm — Buxus sempervirens. Wilder Palmen — Vaccinium vitis idaea. Pannkucheblätter — Tanacetum Balsa- mita. Peerohren — Calla palustris. Bss. Pferdsblume — Arten von Centauroa ohne Cyanus. Pferdskraut — Solidago virga aurea. Petele — Petroselinum sativum. Pelterchen — Ficaria ranunculoides. M. Pingschtblume, Pfingstbl. — Narcissus poeticus. Pinsel — Früchte von Centaurea Cy- anus. Bss. Pindernälche — Sanguisorba minor. Plaschdere siehe Blastere. Plotzklee — Trifolium repens. Poggenruttels — Rundblättrige Arten von Lemna. Bss. Potscheblume — Dianthus Carthusiano- rum und barbatus. Püsskatten — Weibliche Kätzchen von Salix. Bss. Purl, Porl, Pulche, Putterich — Veronica hederifolia. Rainblimelclie — Helichrysum are- narium. Ramliäd — Calluna vulgaris. Rasselcher, Piosselcher — Briza media. Kasselklee — Medicago lupulina. Rehwasem, Rehwesem — Agrostis canina. Rehgras — Holcus lanatus, Luzula mul- tiflora. Resettche, Resettekreitche — Reseda odorata. Rehkläwer — Lotus corniculatus. Bss. Reiterkapp — Aconitum Napellus. Riet — Typha latifolia, angustifolia. Rotheilche, Rotheilchespotsch — Gera- nium sanguineum. Rosemmerei — Rosmarinus officinalis. Rothmännchesholz — Cornus sanguinea. Rohsrew — Bryonia dioica. Rutbrischtche **) — Geraniura rotundi- ' folium. Rüerk — Polygonum lapathifolium. Säbele — Arten von Iris. Saibärscht — Dianthus barbatus. Saierling — Rumex acetosa. Salzkraut, Salzpotsch — Echium vulgare. Sammetblume — Lithospermum arvense. Sammetveilche Sammetposch J *) Pfaff und Nonne. ') Rothbrust. 1 Viola tricolor hört. 22" 340 — Saudot, Säudot — Solanum nigrum. Sauohr, Saiohre — Plantago media, Sem- pervivum tectorum. Säuwasem — Polygonum aviculare. M. Scliaach, 1 Equisetum Schaagt, Schächter i arvense. Ei. Schendegräber, -graben — Campanula. Schelleblume — Glechoma hederacea, Campanula rapunculoides. Schederchesgras — Lotus corniculatus. Schlawwerhaube — Aconitum Napellus. Schlangenseid — Arten von Cuscuta. Schiebgras — Batrachium fluitans. Eothe Schlüsselblume — Pulmonaria tu- berosa und obscura. Schmelwere, Schmilwere — Bromus sterilis, auch secalinus. Schmietskraut — Spiraea Filipendula. M. Schnakenbalsam — Calamintha Acinos M. Schnakenpalm — Mentha aquatica. Schnäbelcher — Arten von Geranium. Schneidebeutel — Capsella bursa pastoris. Schneidgras — Agrostis alba. Schnokeheisercher — Plantago major und media. Schreckrose — Paeonia officinalis. Schörflaaken — Eumex Hydrolapathum. Bss. Schulkörner — Frucht von Ligustrum vulgare. Schülersäkel — Ihlaspi arvense und Cap- sella bursa pastoris. Schwalbekraut — Chelidonium majus. Schwalbenzunge — Polygonum convol- vulus und dumetorum. Schwanzklee — Trifolium incarnatum. Schwartele, Schwertel, — Irisarten. Schwartrose — Paeonia officinalis. Schwarz Mädche und schwarz Gretche — Cerastium arvense. ? Schwellstang — Verbascum Thapsus. M. Schwilke, Schwilche — Viburnum Lan- tana. Seeblume — Lythrum salicaria. Selb, Silb — Salvia officinalis. Sengnessel — Arten von Lamium. M., auch Urtica dioica. Settche — Reseda odorata. Siewebäm — Juniperus Sabina. Serche — Allium fistulosum. Sewersäd — Tanacetum vulgare. Sieme, Simte, Simmele — Juncus con- glomeratus. Sichelwätz — Ranunculus repens. Slebärn — Prunus spinosa. Bss. Slud — Alliumarten, bes. die kultivirten. Snären — Scharfblättrige Arten von Carex. Sonneblom 1 Calendula officinalis. M. Sonnenblame 1 Ornithogalum umbellatum. Speckblume — Cardamine pratensis. Spengelnbüchsen *) — Equisetumarten. M. Sperrmäuler — Fumaria officinalis. Spitzgras — Lolium perenne, Stachelnessel — Galeopsis Tetrahit. Stangenblume, Stangenblom — Althaea rosea. I Stäreknupper — Silene vulgaris. ! Steenkrischbel — Lactuca perennis. Sternblume — Narcissus poeticus. Stinknessel — Lamium purpureum ? wahrscheinlicher Stachys silvatica. Stierblume — Taraxacum officinale. Stiergräschen — Geranium Robertianum. Stierkraut — Sedum purpurascens. M.**) Weiss Stierkraut — Sedum album. M. Stinkkraut — Erigeron canadense. M. Stinkgras — Lepidium ruderale. Stinkpotsch — Anthemis arvensis, Matri- caria inodora. Stobarsch — Spergula arvensis. Stockviole — Cheiranthus Cheiri. *) Nadelbüchse. **) Kränze davon, im Zimmer aufgehängt, treiben Blüthen ; nach dem Volks- glauben aber nur die am Himmelfahrtstage gewundenen. 341 Stockrose — Althaea rosea. Strahlblumen — Helichrysum dioicum mas. Strähl — Erodium cicutarium. Stritzer — Art gelber Pflaumen. Süssliolz — Polypodium vulgare. Soetholt — Solanum Dulcamara. Bss. Suppenkraut — Allium Schoenoprasum. Tabaksblume — Arnica montana. M. Taubekreppche — Fumaria officinalis. Tausendschnitt — Achillea nobilis. Teil — Lactuca perennis, Teufelsliaar — Stipa penn ata. Todtenwurzel — Bryonia dioica. dee Türken — Eaplianus Raphanistruni. Bss. Tregel — Ribes Grossularia. Umlauf er — Lonicera caprifolium. Tenuswägelclier — Aconitum Napellus. Gäle Veilcher, gäle Vujehle, Vajohle — Cheiranthus Cheiri. Vohlsliambrich — Oxalis acetosella. M, Vorwitzcher — Primula acaulis fl. alb. Vujehle — Ranunculus repens in Frucht. Watteblume — Anthyllis Vulneraria. Willen Wähoppen — Lonicera pericly- menum. Wären, Wichein — Salix pentandra. Wätzblumen — Ranunculus repens, Wille Weire — Polygonum lapathi- folium. Werzwisch — Artemisia vulgaris. Weschkraut — Origanum vulgare. M.*) Weiherkraut — Polygonum lapathifo- lium. Ei. Wiesenkohl — Polygonum Bistorta. Wildhäschen — Trifolium arvense. Winterrose — Paeonia officinalis. Ei. Winnposch — Convolvulus arvensis. Wisseküh — Colchicum autumnale. Wulche — Veronica hederifolia. Wunnerbämche — Lonicera tatarica. Wunnerros — Petunia officinalis. Zauberglöckchen — Abutilon. Zappeholz — Rhamnus Frangula. Zinke, Zindercher — Hyacinthus orientalis. Zippersamen — Tanacetum vulgare. Wilde ZipoUen — Ornithogalum um- bell atum. Bss. Zottelklee — Medicago lupulina. Zuckelblume — Pulmonaria tuberosa. *) „Li der Gegend von Zell bedeutet „Wesch" einen Pflanzenstrauss, der aus allen nur auffindbaren Kräutern gewunden wird, um ihn in der Kirche segnen zu lassen. Der gesegnete „Wesch" wird als Kopfkissen für die Ver- storbenen verwerthet." Jakobs. Erö;el)iiisse der meteorologischen Beobachtungen der Station zu Wiesbaden im Jahre 1888. Von Aug. Römer, Stationsvorstand. Die beigefügte Tabelle ergiebt folgende Jahre s-Uebersicht. Mittlerer Luftdruck 752,0 mm Höchster beobachteter Luftdruck am 10. Januar . . 769,2 « Niedrigster « « « 29. März . . 729,1 « Mittlere Lufttemperatur 8,4^0. Höchste beobachtete Lufttemperatur am 4. Juni . . 31,1 « Niedrigste « « «1. Januar . — 17,4 « Höchstes Tagesmittel der Lufttemperatur am 4. Juni . 22,6 « Niedrigstes. « « « « 1. Januar — 13,7 « Mittlere absolute Feuchtigkeit 6,8 mm « relative « 77 ^/o Höhensumme der atmosphärischen Niederschläge . . 620,3 mm Grösste Eegenhöhe innerhalb 24 Stunden am 10. Octbr. 24,0 « — 343 — Zahl der Tage mit Niederschlag (mehr als 0,2 mm) . . 142 « Regen 150 « « « Schnee 33 « « « « Hagel, Graupeln 8 « « « « Thau 38 « Reif 34 « Nebel 29 « « « « Gewitter 24 « « « « Sturm — Zahl der beobachteten N.- Winde 92 N.E- « 138 « « « E.- « 95 SE.- « 32 « « « S.- « 21 SW.- « 280 W.- « 98 NW.- « 124 Windstillen 218 344 CS pi Ol N S Pi s O ■TS •i-H J^ -^ 0) CO ö -f-^ QQ ^ S O ^ « K rt s 'ö CJ bO -=3 rt 00 pä 00 -^ an ^ r— ( c^ O CS 03 PQ u II o OJ c3 PQ 1-^ 9 W S <:j ■a rn •I-H bJJ CO o I-H o 00 ^ li /^ Ä i ~) OJ ^ a O ;h c OJ •^ P O •.rt r/j H^l r/3 •1— 1 ,a pO bJD O ?H W > ^ -f^ •i-i CD O •l^WH 0 C£> Cl Oi CO 00 C- C^ «£) 0 CO C5 CO CO >o g CO 00 00 c- t- 05 0 t^ -H CO' G^ CO CO «3 t^ CD CO CO Ol 00 CO 00 Ol 1—1 C^ CO 00 C/j 00 P4 0 C<1 CO CTi CO 00 C- CO "* -* uo CO t^ CD kO CO CO CO 10 Ol l>- C- CO CD 0 ot) "^ ut) 00 00 00 00 c- ^ CD ■ CO CD 00 CO § Oi iO ^ 00 CO CTS 00 -4J o *^ , CO ^ ^ CD •PWIH O.Ci CO -^ ^^ co" -* »r^r 0 CM 0" 0 CO ^. f^. 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CS Ö o CS 1-5 < 1 5 S3 CA br s o o > CD T^ s Druck von Carl Ritter in Wiesbaden. Jahrb. d.A'ass.ler/'jVai. Jahrg. ^2. Taf.I. Verl. K J.FBcrgmvm, Wiesbadtn lißdttst vVcmer i.¥emer.Irank&rt°'M. r/ah7^b.(l.\as.s.ler/:X(d. Juhrj. -J^2. Taf.n. Vn-l vJF.Berijinimn., Mesiadsr^ 2itk.Jnst.vVematMK&rj Jahrh d.Yass.leT^l'Mai. Jaln-g. ^S^. Taf.m. lP Verl. V. J.FBergmjuin. MeshiiJm lAAist vWerner t VoTur. IrtOTJcmrt "'M. Jahi'b. d.A^ass.Ver^'Acd. 'Jahry. ^2. laf. n^. Verl vJ.F3i.ra7rJim-, MtsbaJen lvk.hst vWerner l W/rruT Jranktürt "W. Jahrb. d.A ^ass. 1 er £jVcä. Jahrg. ^2. Taf V Verl V J.FBergnuuin. WUsbaden IiAJiutvUirTUT £WinurIrmkibrf'M. Ja/n-b.d.uVass.lh: /.'Ä^d. r/ahir/. 'i2. Tai: VI. O.Botttaer deL IithJiat.v:WemaS'M2tiL!:Jr/((hjcj. ^2. Tut: 1 11. '. J.FBergjrutnn. Mtsbadtn JAHRBÜCHER DES NASSAUISCHEN VEREINS FÜR NATURKUNDE. HERAUSGEGEBEN VON I Dß ARNOLD PAftENSTEClFER. I KONIGL. SANITATSRATH, INSPECTOK DKÖ NATUKHISTORISCHeI JVldfeEÜÄS'trND SKCRETÄK DES NASSAUISCHEN VEREINS FÜR NATURI^NDE.- WIESBADEN. VERLAG VON J. F. BERGMANN. 1889. Verlag von J. F. BERGMANN in Wiesbaden. Deutsche Volks- und Kulturgeschichte für Schule und Haus. Von Dr. Karl Biedermann, Professor an der Universität Leipzig. 3 Theile. In einem starken Band elegant gebunden M. 7.50 Der Geschichtsunterricht auf Schulen nach kulturgeschichtlicher Methode. Von Prof. Karl Biedermann (Leipzig). M. 0.80 Leitfaden der Chemie. Von Dr. W. Casselmann, weil. Prof. am Real- gymnasium zu Wiesbaden. Fünfte umgearbeitete Auflage von Prof. Dr. Georg Krebs (Frankfurt a. M.). Mit Abbildungen. 2 Bände. M. 4.40 Entwickelung der Placenta von iVlyotus murinus. Von Dr. Rieh. Fromme!, Professor in Erlangen. Quart. Mit 12 Farbentafeln. M. 20.— Die Ursachen und die Verhütung der Blindheit. Von Dr. E. Fuchs, Professor a. d. Univ. Wien. Gekrönte Preisschrift. M. 2.40 Elemente der sphärischen Astronomie. Von Dr. K. Israel-Holtzwart, Frankfurt a. M. M. 4.80 Elemente der theorischen Astronomie. Von Dr. K. Israel-Holtzwart, Frankfurt a. M. Zwei Bände. M. 12.— Elemente der Astromechanik. Von Dr. K. Israel-Holtzwart. M. 6.— Einführung in die neuere analytische und synthetische Geometrie. Von Dr. H. Kaiser in Dieburg. Mit 83 Holzscbn. und 3 Tafeln. M. 6.70 Das Auge und seine Diätetik. Von Docent Dr. S. Klein. M. 2.25 Leitfaden der Experimental-Physik für Gymnasien. Von Dr. Georg Krebs. Zweite Auflage. Mit zahlreichen Abbildungen. M. 4.60 Lehrbuch der Physik für Real- und höhere Bürgerschulen, Gewerbeschulen und Seminarien. Von Dr. Georg Krebs. Sechste Auflage. Mit zahlr. Illustrationen. M. 3.60 Grundzüge einer Hygiene des Unterrichts. Von Prof. Dr. W. Loewenthal in Lausanne. M. 2.40 Kurzsichtigkeit und Erziehung. Akademische Festrede. Von Professor Dr. E. Pflüger in Bern. M. 1.— Die Allantois des Menschen. Eine entwicklungsgeschichtliche Studie. Von Prof. V. Preuschen (Greifswald). Mit 10 Taf. M. 16.— Elemente der darstellenden Geometrie. Von August Schmidt. Mit 8 Tafeln und 90 Figuren. M. 5.25 Buchdruckerei von Carl Ritter in Wiesbaden MBL WHOI LIBRARY UH lATT Z