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HARVARD UNIVERSITY

LIBRARY

OF THE

MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY

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JUL 2 S 1929

Jahrbuch

der

Hamburffischen

^ i i. l; /. '

Wissenschaftlichen Anstalten.

II, Jahrgang.

Hamburg 1885.

Gedruokl, liei Tli. (i. Mcissuer, K. H. Senats Buchdrucker.

Stadtbibliothek

Bericht des Directors Professor Dr. Eyssenhardt

in die durch den am 31 December 1883 erfolgten Austritt des Herrn Dr. Waliher freigeworden^e zweite Secretairstelle wurde von der I Sectiou der Oberschulbehörde am 8 Januar 1884 Herr Dr. juris Alfred Kuesfer gewählt. Derselbe war seit dem 1 Juni 1878 als Hültsarbeiter an der Bibliothek thätig.

Am 8 Mai 1884 beschloss die Section von der Anstellung eiues stündigen Hülfsarbeiters für jetzt abzuseilen, sich aber damit einverstanden zu erklären, dass der in Artikel !);> Ruljr. 1 des Staats- budgets für 1884 für einen Hülfsarbeiter bewilligte Betrag von ^2500 im laufenden Jahre für die der Stadtbibliothek auf Anordnung des Directors zu leistende Hülfsarbeit verausgabt werde. Denniach wurde mit (Jenehmigung der I Section der Oberschulbeluirde am 1 Juli Herr Dr. piiil. Jolimui Friedrich Vof/elreidcr zu Avisseuschaftlicher und am 1 August 1884 liohert ßlmund Dietrich Vollmer zu technischer Hülfsarbeit berufen.

Der Bücherbestand der Bibliothek wurde nach- Ausweis des Accessionskataloges um 317fi Nummern vermehrt, von denen durch Schenkung 2108 Nummern erworben wurden. Dazu kamen die Zeit- schriften, von welchen l(i(i gehalten werden; bei den letzteren lässt sich die Zahl der Bände nicht genau feststellen, da sich das Er- scheinungsjahr nicht immer mit dem Kalenderjahre deckt; man kann vielleicht circa 200 Bände auf das Jahr rechnen.

A'on grösseren Schenkungen haben wir besonders hervorzuheben eine Anzahl Werke aus verschiedenen Gebieten, welche uns aus der Erbschaft des Herrn GiDüher Gensler zufielen, sowie eine Sammlung, meist der Niederländischen Literatur angehöriger Bücher, welche Herr /leinrieh Glimmann der Bibliothek überwies. Aus dem Nachlass des Herrn Friedricli Gilhow fiel uns ein werthvolles Üelgemälde, Portrait Handels, zu.

Das Lesezimmer Avurde von 3520 Personen besucht, welche 8GÜU Werke benutzten.

Ausgeliehen wurden in Handjurg 74',I8 gedruckte Bücher.

Nach 41 auswärtigen Orten fanden Büchersendungen statt, und zwar wui'den versandt nach: Harburg 24 Bände, Lübeck 20, Bargstedt

]Y Stiultbil.iliutlK'k.

IS, Gestemünde 17, Cuxhaven und Neukloster je 14, iSclileswig l'^, Kiel, Lauenburg und Neukaien je 11, Breslau 10, München 9, Berlin und Süderhastedt je 8, Güstrow, Meischendorf und Rostock je 5, Bremen, Göttingen, Heidelberg, Krempe, Marburg und Rendsburg je 4, Altenburg, Bargum, Gent, Halle, Magdeburg und Schwerin je 3, Eutin, Höxter, Jever, Lüneburg, Tübingen, Werningerode und Zwickau je 2, Niederkrüchten, Gr. Ottersleben, Stockholm, Strassburg und Stuttgart je 1,

Handschriften wurden benutzt von Einheimischen 12, nach aus- wärtigen Bibliotheken versandt 4.

Die Gesammtzahl der Entleiher betrug G5().

Neben den regelmässig weitergehenden bibliothekarischen Arbeiten ist die Uebertragung des Real- in den Nominalkatalog im vergangenen Jahre für die Fächer PJ, Theologische Polemik, und PK, Theologische Irenik. sowie für den vierten Theil von PL, Praktische Theologie, und für (^^L Philologie der nord-, ost-, mittel- und süd- asiatischen Völker und der asiatischen Indogermanen, und etwa den sechsten Theil von QH, Hebräische (Rabbinische) Philogie, beendigt worden. Gelingt es, diese Arbeit in den nächsten Jahren in ähnlicher Weise zu fördern, so kann die Bibliothek einer wirklichen Ordnung ihrer Kataloge, die bis jetzt vielfach nur zum Scheine vorhanden war, entgegensehen.

Li genauem Zusammenhange hiermit steht die in Angriff ge- nommene und wenigstens für den philologischen und theologischen Saal durchgeführte Erneuerung der Bordsignaturen. Dieselben sind, soweit sich ermittehi liess, in dem bei weitem grössten Theile der Bibliothek seit dem Jahre 1872 nicht erneuert Avorden, und stimmen deshalb fast nirgends mehr mit den auf den Brettern stehenden Büchern. Die Beendigung dieser unerlässhchen Arbeit, ohne deren Ausführung ein Buch nur schwer zu finden ist, erhoffen wir im nächsten Jahre.

Ln Gemäßheit der Vorschrift des Gesetzes vom 21 Mai 1883 wurde zu Ostern 1884 Heft I der „Mittheilungen aus der Stadt- bibliothek zu Hamburg" herausgegeben.

Dieselben enthalten ungedruckte Stücke aus dem Werke des Damascius linooiai /.cd LvGtic, ein bisher nicht gedrucktes spanisches religiöses Gedicht, und ein bisher ebenfalls noch nicht herausgebenes Breve Urban's VHI, dessen Existenz mau nur vermuthet hatte, und worin der Papst dem Spanischen Dichter Quevedo auch für den Fall seiner Verheirathung gewisse Pfründen lässt.

Bi)tanis('lior Garton. V

Botanischer Garten.

Bericht des Professors Dr. H. &. Reiclienbach.

Zuvörderst sei die fast vollendete Fertigstellung des Gitters hervorgehoben, welche nunmehr der Anstalt einen sehr lange entbehrten Schutz bietet.

Die Bepflanzung des voriges Jahr entholzten Areals hat nunmehr Statt gefunden. Es wird die Aufgabe sein, dasselbe nach Entfernung des unbrauchbar gewordenen Buschwerks auf Seite der neuen Strasse durch neue Sträucher und Bäume derartig einzurahmen, dass der Blick auf Häuser und städtisches Treiben gehemmt wird. Dann wird das stille abgegrenzte Gebiet seinen leider augenblicklich nothgedrungen genommenen Reiz wiederum gewinnen. Eine Wasserleitung fehlt noch immer. M(")ge der folgende Sommer nicht zu grosse Trockenheit bringen. In dem Uebergangszustand, in dem sich die Anstalt befindet, wo die schönen alten Vorräthe durch Strassenbau vernichtet sind und die neuen Pflanzungen Jahre bedürfen, ehe sie sich behaglich einrichten, haben wir einen mebrfach beengten Zustand zu erleiden.

Bei der Vermehrung unserer Bestände kam es wesentlich darauf an, energisch einen der grössten Uebelstände zu beseitigen, den Mangel an Holzgewächsen. Oftenbar ist lange Zeit hindurch jede Lücke durch Kxemplare der schon vorhandenen Arten ausgefüllt worden. Die Mehrzahl der (Koniferen kann überdies nicht mehr gezogen werden. Der Kohlenstaub tödtct viele dieser Pflanzen.

Wir haben eine statthche Anzahl auserlesener Gehölze von Herrn Dr. T)iecl: auf Zr»schen bei Merseburg erhalten und wenn einige Jahre in dersell)en Weise fortgefahren wird, wird die Sammlung ganz anders erscheinen, als ehedem. Grosse Schwierigkeiten bereitet die Zeit der Pflanzung, da im Erühjahr oft kaum ein paar Wochen Bezug und Einstellung gestatten.. Eine Reihe von Käufen wurden gemacht bei den Herren Haage & Schmidt, F. A. Haage jun., Biipiwl & Klinli (P. Smith & Co.), Sander.

Geschenke erhielten wir von den Herren Senator Hayn (Capsicum little gem. Williams), L. F. Blolim hier (mehrere Hedera Helix arborea), Baron von Müller in Melbourne (Cycadeensamen), Xolte in Buenos Ayres (Bromeliaceen und Orchideen), Relinghausen (Orchideen aus Brasilien), Schlossermeister Keding (sechs Orchideen), Klempnermeister Meyer (mehrere Zwiebelgewächse). Unter den vom Referenten gelieferten Objecten befindet sich eine Sammlung (Orchideen aus Cochinchina.

VI Sloniwario.

Getauscht liabon wir mit dem kaiserlichen I>otanischen Garten zu, St. Petershurg-, dem grosslierzoglichen Garten zu Gnrlsrulie, dem königlichen Berggarten zu TTerrenhausen hei Hannover, mit Herrn Consnl Kicnasf-ZöU;/, ITir.^l.iuden-Ziirich, M<i(](mss-(jYa\)()yv. i\Iecklenl)nrg- Schwerin.

Unsere Ausstellungen sind in der ii])lichen Weise ausge- führt worden.

Für Unterrichtszwecke lieferten wir 220 408 Exemplare.

Die Vorträge iiher Botanik für Lehrer hehandelten im Sommer und Winter alle Discijdinen dieser Wissenschaft wie ehedem.

Die Olierschulhehörde hat es angeordnet, dass dem neuhe- grüudeten Botanisclien Garteu zu l»ostock von Seiten der }Iaml)urger Anstalt freunillich Hülfe geleistet werde. Iss sind zunächst 180 Arten Kalthauspflanzen dorthin gesou(hH und nntürlich mit wärm.stem Danke angenommen worden. .Vis der Haml)urgische Botanische Garten he- gründet wurde, hat derselht- in iihidicher Art vielfache Unterstützung erhalten.

Sternwarte.

Bericht des Direktors Dr. George Riimker.

Die Witterung des v(n'flosspnen Jahres wnr der heohachtendon Thätigkeit unserer Sternwarte, hesonders in der ersten Hälfte dessellien, wenig günstig, und es konnten nur an 127 Nächten, je nach dem Zu- stande der Luft, längere oder kürzere Zeit hindurch Beohachtungen augestellt werden.

Die den Beohachtinigen günstigen Nächte vertheilten sich nuf die einzelnen Monate wie folgt: Im Januar hatten wir 8 theilweise heitere Nächte, im Fehruar 0, März 10. April 10, Mai 10, Juni !), Juli 8, August 10, Septemher 18, Oktober 12, Novend)er 1 :> und Dezember 10.

An den Meridianinstrnnienten wurden, abgesehen von den fiii- die Zeitbestimmungen erforderlichen Beobachtungen, vorzugsweise die Bestimmungen von Fi.xstern- und Planetenpositionen fortgesetzt, und an dem Aequatoreal, neben einer Reihe v(m Doppelsternbestimmungen, namentlich die im vorigen Jahre erschienenen Kometen und einzelne der kleinen Asteroiden beobachtet. Von den am Meridiankreise an- gestellten Fixsternbestimmungen wurde ein grosser 'fheil in den ..Astronomischen Nachrichten verütfentlicht.

Sternwavto. VII

Im Jahre 18SI sind aclit iieiio Astoroidon liiiiziigekommoii, welche von den Herren Falisa m Wien, Luther in Düssohh)rf, Ktiorrc in IJcrlin nnd BorcUij in Marsf-ille entdeckt wurden. Die /nhl der uns bekannten kleinen Planeten in der ({rn])pc /wischen Mars nnd Jupiter betrug am Schlüsse des Jahres 244. Unser Konieten- verzeichniss wurde durch drei neue Kometen vermehrt. Von diesen hh"el» der erste, von Herrn D. Boss zu Melbourne entdeckt, nur wenige Tage sichtbar, und es konnte derselbe überhaupt nur auf der südlichen Erdhälfte 1)eo]>achtet werden. Der zweite, von Herrn Barnard zu Nashville V. S. am l(i. Juli am südwestlichen Himmel entdeckte, ziemlich schwache Komet, konnte in unsern (iegenden mit Hülfe grösserer lichtstarker Ferni'öhre bis in den November hinein verfolgt werden. Die Untersuchungen ergaben, dass dieser Komet ein periodischer ist, welcher sich in einer kurzen Umlaufszeit von etwas über 5 Jahren um die Sonne bewegt. Der dritte ziemlich helle Komet wurde von Herrn Wolf m Heidell)erg am 17. September im Sternbilde des Schwans entdeckt und konnte bis zum Schlüsse des Jahres beob- achtet werden. Auch dieser Komet ist ein periodischer, welcher sich den Berechnungen zufolge in elliptischei' Bahn mit einer Umlaufszeit von beiläufig 7 Jahren um die Sonne bewegt. Ausserdem ist noch die nach der Vorausberechnung gegen Schluss des Jahres erfolgte Wiederkehr des periodischen Kometen von EncJiC anzuffdiren.

Die Wirksamkeit der der Leitung der Sternwarte unterstellten I\'. Abtheilnng der deutschen Seewarte (Chronometer-Prüfuugs-Institut) war auch im Jahre 1 8S4 eine sehr rege. Ne])en ihren laufenden Arbeiten und der alljährlich auf derselben auf Anordnung der Kaiserlichen Admiralität stattfindenden allgemeinen Chronometei- - Konkurrenz - Prüfung, ül)er deren Besultate in den „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie' ein eingehender Bericht erschienen ist, wurde die Mitwirkung der Abtheilung, insbesondere noch von wissenschaftlichen Instituten, sowie von der deutschen Polarkommission und verschiedenen im vorigen Jahre ausgegangenen geographischen Forschungsexpeditionen, behufs Prüfung ihrer Piäcisionsnhren, in Anspruch genommen. Auch die Theilnahme der Phedereien an den Arbeiten der Abtheilung, wenngleich sie noch immer Vieles zu wünschen übrig lässt und der Grösse unseres Seeverkehrs durchaus nicht entspricht, hat sich doch um ein Bemerkbares gehoben, und es steht zu erwarten, dass unsere grossen Khedereien, in richtiger Erkenntniss des ihnen dadurch mit Bezug auf die Sicherheit der Navigation erwachsenden Vortheils. sich mehr und mehr daran gewöhnen werden, nur auf der Abtheilung geprüfte Marine -Chronometer für ihre Schiffe zu verwenden. Eine

VIII Sternwarte.

gi'(issere Al)liandlung über die wissenschaftlichen Ergebnisse der 4., f)., und G. in den Jahren 1880 1884 im Chronorncter-Prüfungs-Institnte abgehalteneu Konkurren5^-Prüfungen von im Ganzen Ol Mariue-Chrono- raetern, Avird demnächst im Jahrgang VI des „Archivs der deutschen Seewarte" verüft'entlicht Averden.

Der auf dem Thurm des Quaispeichers aufgestellte Zeitball, hat im vorigen Jahre sehr befriedigend funktionirt, und es sind nur drei Fälle vorgekommen, wo der Ball nicht gefallen ist. Von diesen Phallen sind einer auf eine plötzlich entstandene Leitungsstörung und zwei, wahrscheinlich, auf Verseheu bei der Bedienung des Balles am Aufstellungsorte zurückzuführen. Sonstige Fehlsignale, Avie Fälle avo der Ball nicht im riclitigen Momente gefallen Avar, haben sich nicht ereignet. Auch bei den der Aufsicht der SternAvarte unterstellten Zeitballstationen in Cuxhaven und Bremerhaven sind im vorigen Jahre sehr AA'enige Fehlsiguale in Bremerhaven 4 und Cuxhaven 3 zu verzeichnen gewesen, Avelcher günstige Umstand wohl in erster Linie der grossen Sorgfalt, mit der der Betrieb überAvacht Avird, zuzu- schreiben ist. Auch die an der Br)rse angebrachte sympathetische Uhr ist, mit Ausnahme eines Tages, avo in Folge einer in der Nähe der Kabellinie geschehenen Aufgrabung eine Leitungsstörung entstand, in beständiger Uebereinstimmung mit der ihren Gang kontrollirenden Pendeluhr- auf der SteruAvarte gCAvesen. P'ibenso hat auch die zAveite am Eingang der Sternwarte betindhche sympathetische Uhr stets mit der Börsenuhr und der Normaluhr der StcniAvarte sich in Ueberein- stimmung gezeigt.

Der Instruraentenbestand der Sternwarte Avurde durch ver- schiedene kleine Ankäufe ergänzt, und auch die Bibliothek durch Ankäufe, soAvie durch eingegangene Averthvolle Geschenke um ein Erhebliches vermehrt. Für die Instandhaltung und Ergänzung des Instrumentenbestandes Avurden im verflossenen Jahre J(f 7 HO und für die Bibliothek M 8G0 verausgabt.

In Folge der in den letzten Dezennien sich stetig ausdehnenden V^irksamkeit der SternAvarte, ihrer sich anhaltend mehrenden Beständen an Instrumenten, Büchern u. s. av., und der eingehenden Beziehungen, Avelche die Anstalt mit den auf ihre Hülfe angeAviesenen hiesigen Fachkreisen unterhält, reichen die gegeuAvärtig vorhandenen Bureau- und Aufstellungsräume für die Bedürfnisse der Sternwarte in keiner Weise mehr aus, und ist in dieser Beziehung jetzt ein Nothstand ein- getreten, Avelchem, falls das Institut in seiner normalen l'hitAvicklung niclit gehemmt Averden soll, nur durch eine Vcrgrüsserung der Dienst-

Muscvuu fi'ii' Ivmist 1111(1 (iowi'vlic. IX

räume sei es mittelst eines Anbaues oder in anderer geeigneter Weise abgeholfen werden kann.

Zu Anfang des Jahres schied der Observator der Sternwarte, Herr Dr. Ki'idner, aus seiner Stellung hier aus, um einem Eufe an die Königliehe Sternwarte zu Berlin Folge zu leisten, nnd trat Herr Dr. ScJirader, welcher uns im Jahre 1882 verlassen hatte, um dic^ Leitung der nach Süd-(ieorgien ausgesandten deutschen Polarex])edition zu übernehmen, nach seiner nunmehr erfolgten llückkehr in seine frühere Stellung an der Sternw^arte wieder ein.

Bericht

über (Ins

Hamburgisclie Museum für Kunst und Gewerbe

erstattet vom Director Dr. Jiistus Brinckmann.

Die Verwaltung.

Die technische C-ommission des Museums für Kunst und Gewerbe bestand im Jahre 1884 aus den nämlichen Herren wie im Vorjahre. An Stelle des nach Ablauf der gesetzlichen Zeit zu Ende des Jahres 1884 ausgeschiedenen Herrn Buchdruckerei-Besitzers Ferdinand Scldotla' wurde der Kaufmann Herr (^(irl Poperf zum Mitgliede erwählt.

Die Commission hat im Jahre 1884 vier Sitzungen gehalten und wie in früheren Jahren einzelne Angelegenheiten durch besondere Commissionen erledigt.

Eine Aenderung im Bestände der Angestellten des Museums hat nicht stattgefunden.

Die von Senat und Bürgerschaft für die Anstalt bewilligten Mittel beliefen sich im Jahre 1S84 auf y^ IT) 500 für Gehalte (wovon ^500 für Hülfsaufsicht), .^15 000 für die Vermehrung der Samm- lungen, uf 4500 für die Bibliothek (wovon v^ 1")00 für Hülfsarbeit) und uf 7800 (wovon Jf 500 Nachbewilligung für Buchbinderarbeit) für die allgemeinen Verwaltungskosten. Letztere vertheilten sieh folgendermaassen :

X ]\Iusoiim für Kunst und (ünverlio.

Eestanrirungs- und Aiifstelliiogsarbeiten J( ;7;1 1^,49

Reisen, Fracht nnd Yerpacknng 1000,22

Drucksachen, Bnchbinderarheit, Schreilnnateiial . . 1049,05

Tageshhltter nnd Inserate 17;;, 70

Porto nnd kleine Rnreananslagen 211,S2

Reinlialtnng 1 204, SO

Verscliiedone nothwcndige nnd kleine Ansgahen . . 02o,n8

J6 7700,90

Eigene Einnahmen liatte die Anstalt abgesehen von den Zuwendungen zur Vermehrung der Samndnngon uur aus dem Erlös der I'.erichte des Museums, welche für das Jahr 1^84 mit J^ \'\ an die Haupt-Staatskasse abgeliefcM't wurden.

Die Vermehrung der Sammlungen.

Ausseroi'dentliche Bewilligungen durch die Ihnlgethchrtrden wie im Jahre 1882 anliisslich des Verkaufes der /''«///'sehen Samndung sind nicht, eingetreten. Dank den grossen \'ernijichlnissen, mit denen im Jahi'c 1S82 Fräulein Dorii^ Jleuricffc J^Inr/c (icoiyii)c ScJiiiJJ'cr nnd im Jahre ISS.*^) Uoyy Johann Jaroh Ditvid Keddermann sich dauernden Nachruhm als grossmüthige Förderer unserer Anstalt gewonnen hahen. konnten wiederholt günstige (ielegenheiten zum Ankauf hervorragend schöner und kostbarer Alterthümer ergriffen werden, deren Erwci'bung die laufenden Älittel uns nicht erlaubt hätten. Aukäut> Dank dem Ncd(Jermann?,c\\c\\ Vermächtniss konnte eine Reihe

:iiis iieiTi T.egat J^ostbarer vergoldeter Silberplatten , meisterliche Treibarbeiten eines

lies Hpvvn .T. J. *=> ^ '

1). \e(ia«mann. der bedeutendsten Lütticher oder Maestrichter (loldschmiede der Glitte des 1 .5. Jahrhunderts angekauft werden. Diese acht Platten, zu deren , Erwerbung die Theilnahme des Directors an der Flanderfahrt des

hansischen Geschichtsvereins Gelegenheit bot, stellen eben so viele Vorgänge aus dem Leben des heiligen Servatius dar. Ihre Bedeutung iu kunst- und sittengeschichtlicher Hinsicht ist eine ganz hervorragende und verdient eingehendere Würdigung, als ihnen im Rahmen dieses Berichtes zu Theil werden kann. Wahrscheinlich zierten sie ursprünglich ein Reliquiar des genannten Heiligen oder den jetzt verschollenen I^nter- satz einer Reliquien-Büste desselben, welche sich vor Zeiten in dem Schatz der an Erinnerungen des heiligen Servatius so reichen Stifts- Kirche desselben zu Maestricht befunden hat. Hierüber Licht zu ver- breiten muss weiteren Forschungen in den Inventaren der Kirchenschätze jener Gegend vorbehalten bleiben.

Mu'^fuin ITir Kunst und (icwcrlx'. XI

KoiiutcMi Avir mit dipsoii Meistevworken inittelaltcrHclicr Gold- ifückgnbo

tli's fjortionarsi

sclimiodekinist uiisoror an liervornigomlon Metall-Arheitoii dos gotlnsclien ,1,,). Kiicin. Stiles noch sehr arnieii Saiiindung Stücke allerersten Hanges ein- ^^- ^'''^'''• verleihen,- so wurde uns /um lohhaftesten ]'>edauern aller Freunde des Museums und Ftirderer des hamhurgischen Kunstge\verl)es um diescll)e Zeit ein nicht minder hodoutendes Werk gothischer Cloldschmiedekunst wieder entzogen, welches seit dem Tage der Faciffnung dor Sammlungen zu ihren scluinsten Schau- und Lehrstücken geluirt hatte. Das Lectionarium mit dem thronenden Christus, ein Geschenk des Iliurioli rothekowe an die Kirche St. Potri zu lTand)urg, welches im ersten, 1841 orschieiu^non r.audo der Zeitschrift dos \'eroins für lTaml)ui'gischo (loschiclite hoschriohon u.nd ahgol)ildot ist, wurde uns ohne ersicht- lichen («rund durch einen licschliiss der Uoedo dieser Kirche wieder entzogen und niusste an dioselho zurückgeliefert werden, um dem gemeinen Besten entfremdet, in dunklem Gewahi'sani verschlossen ge- halten zu werden. Hoffentlich hat es sich hiorhei nur um eine sinnen- fälhgo Wahrung des iMgontlniiiis der Kirche gehandelt und kehrt dieses lehrreiche Work alter hamhurgischer Goldschmiodekunst bald wieder an die Stolle zurück, an welcher jetzt nur sein photogi-aphisches Bild sein Andenken wach hält.

I'ür den schon im vorjährigen Bericht aufgeführton lleiuertrag Ankauf der Luther -Ausstellung im Novemhcr Ü^SP. konnte als ^^Pdeutsa.me .^^^'^ ^i^^j^yi.l^.llllj^,. Gahe ein dem Fnde des 1.0. Jalirhundorls entstammender Alxnidmahls- ii^v i.uiiuir- kelch aus vergoldetem Sil])or angekauft werden, ein gutes Beispiel jener schlichten Art spätgothischer Kelche, wie sie noch vielfach in norddeutschen Kirchen, u. a. auch in St. Kathariuen zu Ilamhurg, sich im Geln'auch erhalten halien.

Unter den letztwilligen Zuwendungen, welche uns das Jahr 1S84 Vevmiirhtuiss gehracht hat, ist zunächst das Vermächtniss des hiesigen Malers ^''''^'''^"'^■f.ji,',!^^,.,.,;,!,',!.'^.,. Oensier zu erwähnen. Schon hei Lehzeiten hatte Günther, von jeher gleich seinem Bruder ilA/r/Zn ('Cnsler ein warmer Förderer unserer Bestre1)ungen. uns die kunstgewerhlichen Aufnahmen und Entwürfe Martinas überwiesen, lotztwillig hat er den Schreilischrank seines Bruders nehst zwei alten StiUden hinzugefügt. Dieser, nach Martin"s h>ntwiirfen unter Benutzung alter Schnitzwerke aus dem ehemaligen Kloster St. Jfdianuis gehauto, mit dem Künstlerwappen und Martinas Monogramm geschmückte stattliche Schreibschrank steht jetzt in unserer Sanunlung als ein gutes und nachahmenswerthes Beispiel des Geschmackes unserer hamhurgischen Neu-Gothiker aus der Mitte doi- 40pr Jahre, zugleich aher als ein würdiges Bepositorinm, auf wtdchom Martin's vielseitige Aufnahmen und Entwürfe, zeitlich und (irtlich in ihres Frhehers würdigen

XII Museum fiir Kunst und Gowerbo.

Ledermappen geordnet, dauerndes Zeugniss geben werden von dem Streben eines Mannes, welcher durch sein eigenes Schaffen dem ham- burgischen Kunsthandwerk gesunde Bahnen gewiesen und durch seinen kundigen und freundschaftlichen Rath dem Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe ebensosehr, wie dem ersten Director desselben in den ersten und schwersten Jahren als wärmster Freund sich beAvährt hat. veniuiciitniss l^^in im .luni d. J. 18S4 durch die Herren Oberlandesgerichts-

Adoiph Fried- Präsident Siemldmj Dr. und G. von Bargen als Testamentsvollstrecker vidi Moiir. fies Herrn Adolph Friedrich Mohr dem Museum ausgezahltes Legat von 1000 Mark bot der Verwaltung willkommene Gelegenheit, die in den früheren Jahren zurückgebliebene Sammlung orientalischer Lackarbeiten um eine Reihe schöner Stücke zu bereichern. Darunter einige Medicin- Büchschen, Inro's, von alter Goldlackarbeit, zum Theil mit Einlagen von Perlmutter, Elfenbein und Metallen. Auf einem dieser Inro's ist der nächt- liche Flug von Leuclitkäfern über einem mit vielerlei Sumi)fpflanzen, der gellien Teichrose (Nuphar japonicum), dem Pfeilkraut und der Wassernuss (Trapa) bestandenen Gewässer dargestellt; ein anderes zeigt einen Bretter- steg, der im Zickzack in ein mit iierlmutterschimmernden Schwerdtlinien bewachsenes Wasser gebaut ist; ein drittes einen Jagdfalken auf ge- schnitztem Ständer; ein viertes aus der Vogelschau, durch Nebelstreifen gesehene belebte Ilügellandschaften, aus denen der Schneekegel des Fusiyama aufragt; ein fünftes ist mit schwarzgeHeckter Bambusrinde belegt, auf welcher Schueekristalle und allerlei aus Motiven der Fichte und der Ptlaumenblüthe abgeleitete Blumenkristalle in Goldlack gemalt sind; ein sechstes ist auf einem Grunde von abgeschliffener Haitisch- haut mit Darstellungen von Stiehblättern japanischer Schwerdter ge- ziert, deren verschiedene Metallfarben auf das Täuschendste im Lack nachgeahmt sind. Zwei größere Stücke, eine Dose und ein scepter- förmiges Ehrenzeichen sind schöne Beispiele des rothen geschnitzten chinesischen sog. Peking-Lackes. Die Dose ist mit einem von Wellen umwogten Drachen und den Emblemen der „Acht Unsterblichen" dei- Tao-Lehre reich verziert, das Scepter mit p]mblemen des chinesischen Buddhismus auf zartgeschnittenen Grundmustern. Ein drittes Stück eine kleine Dose nach dem Motiv einer Lotosfrucht vertritt jene Abart des geschnittenen Lackes, bei welcher wechselnd aufgetragene Schichten rothen und schwarzen Lackes auf den schrägen Schnitt- flächen zu Tage treten. Das werthvollste Stück der Ankäufe aus dem Mohr'schen Legat endlich stammt aus der vom Kunstgewerbemuseum zu Berlin angekauften Sammlung des Deutschen Geschäftsträgers in China, Herrn von Brandt; es ist ein altes Wandbild in Lackmalerei,

Musfuiii i'iir Kunst uml (icwcrhc

XIII

des Fräulein

Anua Kuiilio

Christiane

Wcrcliau.

\)ii- sillirrurn

Willkoimuen doi

Schlosser-

gcselleu.

dessen iiatüilicli-iici in die scliiiiale hohe Fläehe gezeiehiietes Bumbiis- imd Rosengebüsch einen Beweis dafür giebt, daß die Kunst Chinas vor Zeiten der uns so sympathisch berührenden Naturauffassung der Japaner viel näher stand als in unseren Tagen.

Endlich wurde uns durch Herrn Dr. Hcinridt Donnenhery als vuriuiiciitni.ss Testamentsvollstrecker des Fräulein Anna EmiUe Christiane Werchaii die Anzeige, daß diese Dame unserer iVnstalt zur Vermehrung der Sammlungen die Summe von 5Ü0U Mark hinterlassen habe. Über die Verwendung dieses willkommenen Zuschusses zu den angesichts der steigenden Preise schöner Alterthümer nicht sehr ausgiebigen regel- mässigen Mitteln werden Avir im folgenden Jahre zu berichten haben. In diesem Zusammenhange ist, wenngleich es sich nicht um eine Schenkung, sondern um eine andere Art der Zuwendung handelt, mit dankbarster Anerkennung des Vorgehens der Kranken- und Sterbe- kasse der Schlossergesellen, eingetragenen Ilülfskasse No. 15, zu ge- denken.

Der Vorstand und die Mitgliedschaft dieser Kasse haben ihre zwei aus den Zeiten der Zunft überkommenen, bei der Aufhebung letzterer den (Jesellen verbliebenen „Willkommen"' dem Museum zu inmierwährender Aufbewahrung unter dem Vor- behalt des Nutzungsrechtes bei gewissen feier- lichen Anlässen überwiesen. Vorstand und Mit- glieder haben sich durch dieses PJntgegenkommen um das Museum wahrhaft verdient gemacht; denn Ijeide Willkommen haben nicht nur zunftgeschicht- lichen Werth, sie verdienen auch in kunstgewerb- licher Hinsicht ihre Aufstellung in einer öffentlichen Sammlung. Das grössere der beiden Gefässe, ein Pokal mit Deckel und dem vollen Behang der im Laufe von anderthalb Jahrhunderten gestifteten silbernen Schildchcn, stammt aus dem Jahre 1673. Als Deckelknauf dient ein Löwe, der einen Schild mit dem Schlosserwappen hält: über zwei gekreuzten Pistolen zwei gekreuzte Schlüssel, über ihnen ein senkrechter Hammer unter einer Krone. Der Auf- Ijau des Gefässes, die mit grossen Blättern um- sponnenen kräftigen Buckeln an Fuss und Becher, der Bacchus -Knabe als Träger des letzteren erinnern au den leider vor einem Jahrzehnt nach auswärts verkauften schönen Willkomm der Brauer- Brüderschaft aus dem Jahre IGH9, ohne freilich

XIV

]Miiscuni l'ür Kunst und Gewerbe.

demselben an Scliwimg und Feinheit gleich zw kommen. Die Schilder, deren ältestes aus dem Jahre 1742, deren jüngstes aus dem Jahre 18o() stammt, vertreten alle Wandelungen des Geschmacks in diesem Zeit- raum und verewigen mit den Inschriften am Becher selbst die Namen zahlreicher Gewerksgenossen. Schöner und merkAvürdiger als dieser AVillkomm ist das zweite Stück in Gestalt eines grossen silbernen

Schlüssels. Auf einem schön profilierten, mit geschwungenen Rundfalten gezierten Fur.se steht der Schlüssel mit dem eine volle Flasche "Weines fassenden Kohre nach oben gerichtet. Die Raute ist jederseits mit reichen, getrie- benen Arabesken geschmückt, deren Motive gebrochene liandgeschlinge, Akanthusblättcr, Fruchtgellänge und Engelsköpfe - die Entstehung des Schlüssels in den Anfang des vorigen Jahr- hunderts versetzen, wie solches die Jahreszahl 1711 bestätigt, welche wir als erste auf dem mit Namen ganz bedeckten Klee- blatt-Rohre lesen, das durch ein reich profiliertes Gesenk mit der Raute verbunden ist. Auf der Stirn des Bailes endlich ist die aul einer geilügelteu Kugel stehende Glücksgöttin eingra- viert. Ein Ihunburger Silber- stempel macht es sehr wahr- scheinlich, .dass diese treffliche Arbeit ein Erzeugniss hiesigen Kunstrieisses ist. Ihre Bedeutung für das Museum ist um so höher zu schätzen, als bei der Auf- hebung der Zünfte vor zwanzig Jahren die alten Silbergefässe fast ausnahmslos vertrödelt wurden, nur noch die Korpo- ration der Älaler hat ihre alten

Museum für KuiiJ^t und Grwrrlie. XV

btattlicheu (Jetässe erhalten uuil diebelbcii schon seit Jahren im Museum zu Jedermann« Freude zur Schau ausgestellt.

Wie, vuu den erwähnten Ankäufen aus letztwilligen ZuAvenduugen Ankaufe au.s

T o 1 * 1 1 1 11 Staatsmitteln.

abgesehen, die bamniluugen der Anstalt vermelirt worden sind, erhellt aus der Übersicht, welche die um die Summe, von loüüO Mark an- gekauften 4(il Stücke nach l(i technischen und \)l geschichtlichen Gruppen gesondert aufführt. Zu dieser Übersicht ist Folgendes zu bemerken.

Über die Hälfte des Betrages, 754b Mark 55 Pf., ist allein den Erzeugnissen der metallotechnischen Gewerbe zugewendet und damit der Anfang gemacht worden, die dahin gehörigen Gruppen der Sammlung, für welche, von den Ankäufen aus der PauVschen Samm- lung und der durch Doubletten -Verkäufe bezahlten Sammlung des Baueruschmuckes abgesehen, bis dahin Alles in Allem nur oG 035 Mark 73 Pf. verausgabt werden konnten, in einem ihrer Wichtigkeit ent- sprechenden Umfang zu vervollständigen. \o\\ jener, den Metall- arbciten zugewendeten Summe ist wieder die Hälfte der Sammlung japanischer Schwerdtornamente zu Gute gekommen, welche ihrer eigenartigen technischen Bedeutung halber dieses Jahr zuerst als eine besondere Gruppe in der Übersicht der Ausgaben auftreten.

Der näclistholie Betrag ist mit 3101) Mark 5(i Pf. der kera- mischen Sammlung zu Gute gekommen, für welche damit im Ganzen, abgesehen von den Ankäufen aus der PauFschen Sammlung, rund 50 000 ]\lark, annähernd ein Fünftel des Gesainmt- Aufwandes für die Sammlungen der Anstalt verausgabt worden sind. Unter den hierher gehörigen Ankäufen nahmen die hamburgischen Fayence-Ofen des 18. Jahrhunderts den ersten Platz ein.

In der Vermehrung der für das hamburgische Kunstgewerbe so wichtigen Sammlung der Möbel und Holzschnitzereien ist ein zeit- weiliger Stillstand eingetreten, da nur 1237 Mark 80 Pf. für dieselbe verausgabt werden konnten, eine Thatsache, welche sich nicht durch ein Nachlassen unsererseits in dieser Richtung, sondern dadurch erklärt, dass die Anstalt mit den in unserer Gegend häufiger vorkommenden Möbelarten und Schnitz werken holländischen und holsteinischen Ursprungs im Allgemeinen recht gut ausgestattet ist und die Anschaffung feiner italienischer, niederrheinischer und französischer Möbel, wie sie auf unserer Wunschliste stehen, nur durch besondere (ilücksfälle, die sich in letzter Zeit nicht darboten, erreicht werden kann. Nach wie vor bleibt das Augenmerk der Verwaltung der Ausfüllung gerade dieser Lücken in erster Reihe zugewendet.

WI MusL'Uiii IVir Kunst und Gcwl'I'Iic.

Uebersicht der Ankäufe

für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe aus dem Budget des Jahres 1884.

I. Nach technisc'lien Gruppen.

Stück. Prei.s. Stück. Prci.*.

1. Jlf Pf. Jtf Pf.

Gewebe <) 375,90

Stickereieil 45 508

Spitzen 1 -iX

Posanientier-Arbeiteu Ki 215,20

Textil- Arbeiten im Ganzen 71 l 120,10

2. Bucheinljäiide und Lcder 21 21(),40

8. Fayencen und Oefen 7(i 2 908, IH

l'ur/.ellan fl 501.40

Keraniisflie Arbeiten im (ianzcn 98 ;; 409. öfi

4. Glas i 1 5(»

ö. 3IobL'l 10 L 0.38

lb>l/sclniit/.ereien 10 19i).80

IIulzarl)eitcn im Ganzen 20 1 2-37.80

(i. Lackarbeiten 4 (iO

7. Schmiedeeisen 18 1 58 1 ,(> 7

8. lironze, Kupfer, Zinn etc. 17 1 2.'57.öO

9. Pidebnctallarbeiten 7 748

1 0. Emailarbeitcn (i 1 25

11. Japanische Schwerdtornamcnte und andere kleuie ]\Ietaliarlieiten

gemischter Technik 170 3 981,38

12. Kleines Geräth aus verschiedenen Stofll'u 13 47 7, HO

13. Korbflechtarbeiten 2 107, !»9

14. Architectonische Ornamente --

15. Arljciten der polygraphischen Kiuiste 3 472

16. Verschiedene Techniken 9 75 '

im Ganzen 4H1 15 000

IL Nach geschichtlichen (inippcn.

Sttick. r'r.'i.-^

.Hf PI

Europa : l . Prähistorisches

2. Glassisches Alterthum 1 120

3. Mittelalter 5 851

4. XVL Jahrhundert 52 1 555,67

5. XVn. Jahrhundert 38 1 377,80

6. XYIII. Jahrhundert 130 4 647,56

7. XIX. Jahrhundert 8 1 20

8. Galvanos

Orient: 9. l'rrsicn und Indien 4 264

10. China 5 132

11. Japan 217 5 920.07

12. Anderer Herkunft ^ . . . 1 11.90

im Ganzen 461 15 000

Museum fiir Kuust und Gewerbe. X\ II

Uebersicht der Ankäufe

für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe in den Jahren 1869 1884 einschliesslich.

I. Nach teclmisc'lieii (ini|)])en.

stück. Preis Ji,

1. (icwelie, Stickereien. Spitzen. ]'i)s;nuentier-Arl)eiten 499 19428, H5

2. ]}uelieinliihule und Leder 90 7 390,15

:{. Kei-!unisehe Arheiteu (und Oet'en) 1493 «7 441,68

4. (;las und (ilasiuidei'ei 215 7 512,69

5. Möl)el und Ilulzsehnitzereieu 295 54 182,23

(i. Laekarbeiten 62 5 654

7. Sfhuiiedeeiseu 253 15 871,48

8. Brouzo. Kupiev. Zinn ete 291 23 330,34

9. Edelnietallarhciten 143 19 044,88

10. lMuailarl)eiten 49 15 215,57

1 1.') Jiil'<^"''^f''^'^ SeliwerdtiM-tuinieute und andere kleine Metallarlteiten

jreuiiscliter Toebnik 170 3 981,38

12.2)Klcnics (xeräth aus versehiedeneu Sloffeu 13 477,60

13.3)KorbHeehtarl)eiten 2 107,99

14. Architectunisebe Ornamente 60 3 646

1 5.'*) Arbeiten der pülygrapbiseben Künste 3 472

16. Versebiedene Teehniken und Galvanos 436 9 490,18

im Ganzen 4074 253 246,82

IL Nach p;eschiclitliclaen Gruppen.

stück. Freis Ji,

Europa : 1. Präbistorisehes '. 6 375

2. Classiscbes Altertbum 355 8 282,80

3. Mittelalter 91 17 238,83

4. XVI. Jabrbundert 609 75 336,50

5. XVII. Jabrbundert 601 41 343,38

6. XVIII. Jabrbunderl 1149 55 768,37

7. XIX. Jabrbunderl 215 14 233,41

8. (ialvanos 7 715,50

Orient: 9. Persien und Indien 389 12 614,92

10. Cbina und Japan. . .^ 606 26 861,21

11. Andere)- Herkuni't 46 476,90

im Ganzen 4074 253 246.82

' ) Die unbciloutemlcn hierher ftchörigeu Ankäufe aus frühereu Jalirgäugen wurden je nach dem Vorwiegen eines Metalles früher unter den Gi'uppen 7, s, \\ verrechnet. Die eigenartige, der abendläudisclien Technik nahezu unhekanntc Mischung dei* Metalle, welche die japanischen Schwerturnamente auszeichnet, rechtfertigte ihre gesonderte Aufführung, sobald die Ankäufe erheblicher wurden.

-) Die Geräthe-Samnilung. welcher erst Jetzt erheblichere Mittel zugewendet werden können, verlangt nunmehr gleichfalls eine Absonderung %cin den verschiedenen Gruppen, welchen die einzelnen Geräthe sich je nach dem verarbeiteten Stoffe (Metall. Holz. Elfenbein u. .s. w.; anreihen Hessen.

3^1.4) Die geringfügigen Ankäufe in diesen Gruppen wurden früher unter der letzten, die verschiedenen weniger bedeutenden Techniken unifassendcu Gruppe verrechnet.

^YJJJ JMuseum für Kiuist, iiiul Gewerbe.

Den Holzarbeiten zunächst kommen die Textil- Arbeiten im Hinblick auf die für das Jahr 1885 beabsichtigte Schaustellung der Stickereien. Die übrigen Aufwendungen vertheilen sich über die anderen Gruj)pen des Kunstgewerbes, von denen die Gruppe der Korbflecht- arbeiten und diejenige der polygraphischen Gewerbe zuerst selbständig aufgeführt erscheinen.

Zu der Übersicht nach geschichtlichen Gruppen ist zu bemerken, dass mit den nachgewiesenen Ausgaben für Erzeugnisse Chinas und Japans der Aufwand für diese Länder erst ein Zehntel des Gesammt- aufwandes und damit noch bei Weitem nicht die ihrer Bedeutung eulsprechende Höhe ea-reicht hat. Dasselbe gilt in verstärktem Maasse für die mittelalterliche Kunst, welche mit nur einem Funfzehntel des Aufwandes auftritt, ungerechnet freilich des noch nicht ausgewiesenen Kaufpreises der Sanct Servatius -Platten aus der Neddermann'schen Erbschaft, durch dessen Hinzurechnung sich der Antheil der mittel- alterlichen Kunst an den auf die Sammlung verwendeten Mitteln auf ein Neuntel erhöht.

Das Jahrhundert der Renaissance ist im Jahre 18S4 weniger bedacht worden, aus früheren Ankäufen war ihm, seiner hohen Be- deutung entsprechend, schon nahezu ein Drittel des Gesammtaufwandes zugeflossen. Dagegen ist das wichtige 18. Jahrhundert diesesmal aus- giebiger, danach im Ganzen mit etwas mehr als einem Eünftel der viertel Million Mark bedacht worden, welche Alles in Allem vom Jahre 1861) bis zum Schluss des Jahres 1884 der Verwaltung für die Ankäufe zur Verfügung standen und in den Eeclmungsübersichten ausgewiesen sind. Lücken der So anseliulich sicli der Bestand unserer Sammlungen auch dar-

bietet, wird doch der Kundige leicht zahlreiche Lücken entdecken, vor deren Ausfüllung Avir nicht beanspruchen dürfen, die eine und haupt- sächliche unserer Aufgaben, die Darstellung der Technik und der Geschichte des Kunstgewerbes in einer Auswahl typischer Stücke, auch nur annähernd erreicht zu haben. Wenn Avir uns vergegenwärtigen, dass Bildwebereien (Arazzi, Gobelins), dass mittelalterliche Stoffe, be- sonders die unter dem Einfluss des Orients in Sicilien und Italien gewebten, dass Bucheinbände aus der Bibliothek Grolier's und anderer Büchersammler der französischen und italienischen Renaissance, dass altgriechische Vasen des schönen Stiles, Tanagra-Figuren und rothes samisches Geschirr, dass die rothgoldig lüstrirten Majoliken des Maestro Georgio von Gubbio, die schönen Arbeiten der grossen Ma- joliken-Maler der Zeit Rafael's, die plastischen Thonarbeiten Palissy's, die kunstvollen Platten-Malereien der berühmten Delfter Fayencemaler,

SammlunK.

]\riiseinu fiir Kunst und Gewcrlic. XIX

Schuabelkrüge aus Siegburger, Jagd-, Ai)ostel- und PlaDetenkrügc aus Kreusseuer Steinzeug, feine Ijemalte Porzellan-Statuetten der Blütliezeit Meissens und der ihm nacheifernden Porzellan-Manufacturen, englische Fritten-PorzelUme, dass deutsche mittelalterliche Bildfenster aus Kirchen, sclnveizer Kabiuet-Glasmalereien, dass alte venetianische Gläser mit Emailmalereien und Flügelgläser, dass feingeschnitzte Möbel der italienischen und französischen Renaissance, französische Boulemöbel, metallbeschlageue Möbel von Caffieri, von Piesenor, von Gouthiere oder anderen französischen Meistern des IS. Jahrhunderts noch völlig fehlen, dass die Gewebe und Spitzen überhaupt, die Elfenbein-Schnitzarbeiten, die italienischen Bronzen und die deutschen Zinnwaaren des IG. Jahr- hunderts, die altchinesisclien Porzellane und die orientalischen Töpfer- arbeiten überhaupt, dass Schmuck und Geräthe im Allgemeinen nur erst ganz lückenhaft vertreten sind, so erhellt, ein wie weiter Weg zum Ziele noch zurückzulegen bleibt und wie sehr die Anstalt der nachhaltigsten Unterstützung, sei es durch Schenkung von Alterthümern, sei es durch die Zuwendung von Geldmitteln zum Ankaufe solcher, auch fernerhin bedarf.

Von den planmäüigeu Arbeiten für die Aufstellung und Ordnung Aufstellung der Sanunlungen konnte im Jahre 1S81 u. A. die Einrichtung eines besonderen Saales für die Schaustellung der alten hamburgischen Ofen, deren Beschreibung wir in dem Berichte des Jahres 1882 gegeben haben, durcligeführt Averden. Zehn solcher alten schönen Eayence-Ofen mit Blaumalereien der Zeitgenossen Sonuins konnten aus den Bruch- stücken Avieder mehr oder minder vollständig aufgebaut werden und neben ihnen fand auch der fein modellirte Roccoco-Ofen aus weißglasirter Fayence, Avelchen Herr Bruno Fi(jlhciii dem Museum geschenkt hat, seinen Platz.

Die neue Ordnung der keramischen und der Glas-Sammlung und in Verbindung dandt die aus Gründen der Sicherheit Avünschenswerthe Verweisung der Metall- Arbeiten in die Gänge wurde in Angrift* genommen und durch die Einrahmung und provisorische Schaustellung einer Aveiteren Anzahl aou Stickereien die endliche Ordnung derselben in den ihnen bestimmten Ijeiden Sälen rechts vom Haupteingange vorbereitet. Von der Schaustellung der im vorjährigen Berichte erwähnten kleinen japanischen Metallarbeiten mußte noch Abstand genommen Avei'den, theils Aveil erst die Hälfte dieser Sammlung in das Eigenthum des Museums übergegangen Avar, theils Aveil erst durch die in Aussicht genommene neue Ordnung der Sammlung von Schmiede- eisen-Arbeiten in besonderen Sälen günstig beleuchtete Plätze für die tausend Nummern dieses metallischen Orbis pictus japanischer Natur und Kunst beschafft werden mußten.

h*

der liambur- gischeu Oefen.

XX Muscmii füi' Kunst und Gc\vcMi)t'.

Die dauernde Ausstellung neuer Arbeiten.

Die dauernde Ausstellung neuer Kunstgewerbs-Erzeugnisse ist unter denselben Bedingungen wie in den Vorjahren fortgeführt worden. Auch in diesem Jahre aber erwiesen sich die in unseren früheren Berichten dargelegten Umstände als ein Hinderniss für die völlige Entfaltung dieses Theiles unserer Einrichtungen. Von den Hiesigen, Avelche sich durch die Ausstellung ihrer Arbeiten , bald verkäuflicher, bald auf Bestellung angefertigter, ausgezeichnet haben, sind u. A. zu nennen: Die Firma J. D. Heijmann mit der für das königlich rumänische Winterpalais zu Bukarest angefertigten Einrichtung eines Musiksaales und einer von dem hiesigen Orgelbauer Woljsteller gebauten Orgel; Gem'g Hnlbe mit zahlreichen Erzeugnissen seiner sich immer glänzender entfaltenden Ledertechnik, u. A. einem für das königlich bayerische Schloss Trausnitz gearbeiteten Lehnstuhl ; Buchbindermeister G. J(A)sen und C. W. Korff mit Ledereinbänden mit Handvergoldiing; H. KäclienJioff & Hartig mit einem für Herrn Bäckermeister Grosskreuz nach dem Entwurf des Architekten H. J. Plöhn gearbeiteten Zimmer- getäfel , zu welchem der Bildhauer Sattler die Schnitzereien geliefert hatte; G. C. Mahr mit Speisezimmer -Möbeln aus mattem Jacaranda; Aloys DenofJi mit der Statuette einer weiblichen Idealfigur aus Eichen- holz mit theilweiser Vergoldung und Bemalung; der Münz-Medailleur Johannes Lorenz mit einer nach seinem Modelle im Auftrage der Frau C. Walzberg Wwe. für das Grabmal ihres Mannes gegossenen heral- dischen Bronzeplatte und dem für das getäfelte Zimmer des Töpfer- meisters A. D. C. Warustedt geschnitzten Friese; P. J. Dieckmann Wive. & Sohn mit Bildfenstern für Villen des Architekten Otto Kohl und mit geätzten Spiegelscheiben für die Villa Kirsten; Walther ä' Depiic ebenfalls mit geätzten Spiegelscheiben ; de Bruycher d" Kalüc mit Bild- fenstern in Lackmalerei; die Ofenfabrik und Kunsttöpferei von A. S'piermann &' Wessely mit plastisch und durch Bemalung verzierten Ofen, grossen Prunkvaseu nach C. Börncr's Modell und Ziergefässen aus Majolica; das Atelier für Kunststickerei von Frau Dr. Marie Meyer mit einer auf auswärtige Bestellung ausgeführten prachtvollen Decke eines Speisetisches in vielfarbiger Seidenstickerei auf Tuch und Sammet; Frau Minna Kauf hold mit gestickten Fahnen hiesiger Innungen; die Firma C. G. Ulrich Nachf. mit dem gestickten Banner des Neustädter Bürgervereins, Wilhelm Weimar mit von ihm mittelst des Glühstiftes auf Holz gebrannten hamljurgischen Ansichten und decorativen Füll- tafeln für Möbel; Schlossermeister Eduard Schmidt cO Sohn mit Ge- räthen aus Schmiedeeisen.

Musciiiii l'iir Kunst und (l(_'\VL'rlio. XXI

Boten diese und manche andere tüchtige Aussteller erfreuliche Beweise für die Fortschritte des heimischen Kunsthandwerks, so hielten die anlässlich der Erfahrungen des Vorjahres schon erörterten Gründe uns davon ab, im Jahre 1884 ein möglichst vollständiges Bild dieser Fortschritte in einer Weihnachtsmesse zusammenzustellen. Die mit der Kunstgewerbe - Abtheilung des .Gewerbe -Vereins augeknüpften Verhandlungen führten dahin, den Versuch, die Weihnachtsmesse durch eine Verloosung ausgezeichneter Kunstgewerbserzeugnisse ham- burgischen Ursprunges zu beleben, für das Jahr 1885 in Aussicht zu nehmen.

Unter den auswärtigen Ausstellern während dieses Jahres haben mehrere der ersten Glasmalerei-Anstalten Deutschlands, C. v. Boiiclir, F. X. Zettler, C. H. Bwddiardt & Sohn, alle drei in München, Hertd &' Lerch in Düsseldorf, Dr. H. Oidtmann in Linnich, Reg.-Bez. Aachen, wetteifernd durch ganze lieihen schöner Arbeiten das Interesse der Hamburger für diese schöne Kunst, die in unserer Stadt leider nur in bescheidenem und der großen Nachfrage bei Weitem nicht genügendem Umfange geübt wird, rege erhalten. Die Aussichten auf Bestellungen für die zahlreichen neuen Kirchenbauten und die Vervollständigung des Glasbilderschmuckes der Kirchen St. Nicolai und St. Jacobi haben hierbei eben so sehr mitgewirkt, wie die erfreulich zunehmende Aus- stattung der Wohnhäuser mit gemalten Fenstern. Sonst beschickten unsere Ausstellung noch HeimicJi Seitz in München mit Gefässen aus getriebenem Kupfer, Heinrich Semermann in Flensburg mit seinen in Holzfarbe bemalten Abformungeu Brüggemann'scher Schnitzwerke im Dom zu Schleswig, die Ofenfabrik von Tilleroy tO BocJi in Dresden mit Ofenkacheln.

Sonder-Ausstellungeu, zu welchen das Museum die Anregung oder die Gelegenheit bot, fanden mehrfach statt. Um Ostern gleich- zeitig eine von dem „Verein für Hamburgische Geschichte'' beschaffte Ausstellung von Hamburgensien, Erinnerungen aus der Franzosenzeit unserer Stadt, und eine Airsstellung von Gesellenstücken, bei welcher sich 18, in Innungen vereinigte Gewerbe mit 90 Ausstellungsgegenständen betheiligt hatten und 50 Diplome mit Ehrengeschenken, Büchern und Reisszeugen von einer ans Delegirten hiesiger Innungen unter dem Vorsitz des Directors Dr. Brinchnann bestehenden Jury vertheilt wurden. Im Juni wurden die 1 10 Konkurrenz-Entwürfe füv den Neubau des naturhistorischen Museums ausgestellt und im October die sieben Pmtwürfe, w^elche sich um den von der Bau-Deputation ausgesetzten Preis für den Entwurf eines Kandelabers für elektrische Beleuchtung bewarben.

^^^■[J ]\r\is('iim für Knnsit und (iowci'bc.

Leih -Ausstellung alter Berliner Porzellane.

Von der Vermehrung des Anschauimgsstoffes der Sammlungen durcli Anleihen bei auswärtigen und hiesigen öffentlichen und privaten Sammlungen hat die Verwaltung des Museums bisher Abstand genommen, theils weil es an Schau schränken für diesen Zweck gebrach, theils weil einzelne übele Erfahrungen es rathsamer erscheinen liessen, kunst- gewerbliche Alterthümer in privatem Besitz zu belassen, anstatt durch ihre Schaustellung im Museum zu ihrer Veräusserung an Händler und Fremde den Weg zu bahnen. Die grossen Leihausstellungen, wie u. A. auch die letzten Münchener und Karlsruher, endigen bekanntlich ausnahmslos mit einem kunstgewerblichen Deficit, insofern stets viele und gerade die werthvoUsten Alterthümer durch dieselben nicht nur an's Licht gezogen, sondern in die Hände kaufkräftiger Ausländer übergeführt werden. Dagegen kann kein Vorkaufsrecht die Museen schützen, weil nach Entfernung der ausgestellten Alterthümer aus der Ausstellung der private Eigenthümer wieder in den vollsten uncon- trolirbaren Genuss seines Verfügungsrechtes eintritt. Kleine Museen mit vorwiegend leihweise zusammengebrachtem Bestände sind aus diesem firunde die vortheilhaftesten Fundgruben für den Antiquitätenhandel. Thrill- Dennoch wagten Avir einen Versuch mit einer solchen Leih-

AiLssteUiuig ausstellung, als die königlich preussische Porzellan -Manufactiir die

vou Bei'liuei' ° o x -t o i n i

Porzoiianfii. von uns ihr gebotene Gelegenheit zur zeitweiligen Schaustellung der vielen technischen und künstlerischen Neuheiten, mit welchen sie in den letzten Jahren unter des Bildhauers Skissmann Hellhorn künst- lerischer Leitung ihren alten lliihm wiederzubeleben begonnen hat, auf das entgegenkommendste annahm.

Waren den Porzellanen im Allgemeinen bisher geringere Auf- merksamkeit und bescheidenere Mittel als den Fayencen unserer Sammlung zugewendet Avorden, so hatte doch eine Reihe glücklicher Käufe gerade die Gruppe der Berliner Porzellane so sehr begünstigt, dass kaum irgend eine öffentliche Sammlung die reizvollen Erzeugnisse dieser Manufactur aus der Zeit Friedrichs des Grossen und Friedrich Wilhelm H. in gleicher Schönheit aufzuweisen vermochte. Hinzukam, dass der Geh. 01)er-Iiegierungsrath Herr A'. Lüders in Berlin, welcher der Kgl. Porzellan-Manufactur seit einigen Jahren als commissarischer Leiter vorsteht, die Güte hatte, uns seine eigene, an typischen Stücken der verschiedenen Perioden der Manufactur sehr reiche Sammlung auf längere Zeit zur Verfügung zu stellen.

Unter diesen LTinständen schien der Gedanke verlockend, nun auch von anderen (iffentlichen Sammlungen und aus privatem Besitz

]\Iiis(Mim iiir Knust und (ic\vorl)(\ XXIII

weiteres Material heraii/iizielien, um so die heutigen Leistungen der Manufactur im Zusanmienliang mit den liülieren vorzuführen, sie als ein Glied in dem liiO jährigen Entwickelungsgang der Manufactur zum V'^erständniss zu bringen.

Aeussere Gründe nöthigteu uns zu einiger Beschränkung. Von (iffentlichen Aufforderungen wurde daher Abstand genommen. Wo wir aber anklopften, wurde uns auf das Freundlichste aufgethan. Von öffentliclien Sammlungen waren es das Bayrische Gewerbeniuseum in Nürnberg (Director Herr von Stegmann) und das Nordböhmischo Gewerbe-Museum in lleichenberg (Vorsteher Herr Architect W.D.Yivie), welche alte Berliner Porzellane von hervorragender Schönheit bei- steuerten. Zur Herbeischaft\ing von Porzellanen aus privatem Besitz trat eine aus den Herren Kduard Behrens jr., AdolpJi Oodeffrou und Washington von dt ii Hellen bestehende Commission mit gutem Erfolge in Thätigkeit. Dank diesen Herreu, die auch aus eigenem Besitz Werthvolles beisteuern konnten, gelang es der Museums-Verwaltung ein, wenn auch nicht vollständiges, so doch anziehendes und sehr lehrreiches Bild der Leistungen der verschiedeneu Periodeu der Manu- factur zusammenzustellen.

Die Vorläufer aus der Manufactur Wegeli's und seines Nach- folgers Gotälionshij, die verschiedenen Perioden der 1703 zur königlichen Manufactur erhobenen Anstalt, ihre Blüthezeit in den 70er und 80er Jahren und das folgende Jahrhundert langsamen Piückganges bis zur Wiederbelebung in unseren Tagen konnten durch charakteristische, zum Theil sehr schöne Schaustücke vorgeführt Averden, für deren leihweise I eberlassung Avir, abgesehen von den schon Genannten, den Herren Maler PJiüip2) Arons in Berlin, Kunsthändler Gustav Leinj in Berlin, Kunsthändler A. S. Drey in München, soAvie den hiesigen Herren Otto L. Alirens, August Ballin , Eduard Behrens, Fräulein Marianne Busse, Herrn Adolph Fröscheis, Frau Gustav Oodeffrog, Frau Caroline Kordheim, geb. Cohen, Graf A. de Pina, Herrn W. A. Schmidt, Frau Dr. TJlex Wwe., Herrn J. G. H. Winclder zu besonderem Danke verpflichtet sind.

Am 10. December 1884 konnte die zwei Säle füllende Aus- stellung eröffnet werden. Sie blieb bis in den Februar des folgenden Jahres geöffnet. Die Erinnerung an sie wird in der Sammlung durch den um manch gutes Stück bereicherten Schauschrank der alten Berliner Porzellane, auf dem eine mit Kaiser Wilhelm's Bildniss und einer Ansicht seines Palais geschmückte Prachtvase, ein von Herrn Bürgermeister Kirchenpaner Dr. dem Museum leihweise anvertrautes kaiserliches Ehrengeschenk, den Mittelpunkt der ganzen kern mischen

XXIV , ^lusc'um für Kunst und ricwoi'lie.

Sammlung bildet, sowie durch einen in der dauernden Ausstellung neuer Arbeiten untergebrachten Schrank zur wechselnden Schaustellung neuester Erzeugnisse der Manufactur wacherhalten.

Das Verstäudniss der ausgestellten alten und neuen Porzellane hat der Director im Januar 1885 durch eine Reihe kritischer Vorträge zu fördern gesucht, welche er vor einem kleineren Zuhörerkreise in den Ausstellungssälen hielt.

Die Bibliothek.

Für die Vermehrung der Bibliothek konnten im Jahre 1884 .^ 38 11,04 verausgabt werden, wodurch sich der Gesammtaufwand für diese Abtheilung der Anstalt auf J^ 22 035,08 erhob.

Geschenke kamen der Bibliothek nur in geringer Zahl zu Gute, dafür aber ein desto kostbareres, welches wir wieder der Güte des Herrn J. C. D. Hohidr verdanken. P's ist das von der Kunsthandlung von Adolf Gutbier in Dresden herausgegebene grosse Werk mit Repro- ductionen der Tafelbilder und Fresken Rafaels in einem kostbaren, mit No. 8 numerirten Abdruck der Prachtausgabe.

Für die geordnete Aufstellung der Bibliothek fehlte es auch in diesem Jahr an Räumen. Die Bücher blieben in dem Arbeitszimmer des Directors in provisorischer Aufstellung.

Der Besuch und die Benutzung der Anstalt.

Während des Jahres 18«4 ergab sich folgender Besuch der Sammlungen :

Januar 0 602

Februar 7 500

März 9 430

April 22 714

Mai G 032

Juni 8 597

Juli 5 845

August 7 057

September 6 170

October 6 133

November 8 G03

December 6 746

zusammen. . . .101 429 Personen, wovon 43 797 allein auf die Sonntage entfielen. Die hohe Besuchs- ziffer des April erklärt sich wieder durch den üblichen Andrang

]Mus(Miiii für Kunst iiiul («cwei'lic. XX.V

Scliaiiliistiger währeiul der Ostertage, die auffallend geringe des December durch den Ausfall der Weihuaclitsmesse, welche in den beiden vorhergehenden Deceniherniouaten II GM ho/.. 10 1S5 Besucher in die Anstalt geführt hatte.

Der Besuch der Lesezimmer gestaltete sich folgendermassen :

Januar B99

Februar . 314

März 85G

April .267

Mai 233

Juni ] 58

Juli 134

August 150

September 171

October 170

November 171

December 151

zusammen 2674 Besucher

gegen 233(1 im Jahre 1 883 und 1922 im Jahre 1S82. Auf (15 Abende enttielen von jenen 2674 Besuchern 729, die übrigen 1945 kamen auf die Tagesstunden von 10 bis 4 bez. 5 Uhr. Die Entleiher von Büchern sind bei diesen Angal)en nicht gerechnet.

Die am 1, Januar 1884 erclffnete Gipsleihanstalt zählte während Gipsieihanstait dieses Jahres 30 Abonnements, von denen 1 1 auf Zeichenlehrerinneu, 9 auf die Gewerbeschule für Mädchen und Töchterschulen, und 5 auf berufsmässige Bildhauer, die übrigen 5 auf I^ehrer und Zeichner enttielen.

Darf aus diesen bescheidenen Ergebnissen des ersten Jahres ein Schluss auf die praktische Bedeutung der neuen Einrichtung noch nicht gezogen werden, so ist doch eine grosse Theilnahme der Fachleute so lange nicht zu erwarten, bis nicht w^esentlich grössere Mittel zur Anschaffung der Abgüsse zur Verfügung stehen, als jene im Jahre 1883 vom Gewerbeverein beigesteuerte Summe von 1000 Mark. Diese 1000 Mark Capital ergaben durch die Abonnements einen Ertrag von 77 Mark, welcher zur Anschaifung weiterer Abgüsse vertragsgemäss verwendet wurde.

XXVI Chemisches Staats -Laboratorium.

Bericht über das

Chemische Staats - Laboratomm

für das Jahr 1884,

erstattet von Direktor Dr. F. Wibel.

Aiigfineiiip Aiii 7. Jaimai* des verflossenen Jahres wurde das Disziplinar- nnd

Wrwaitun^-. pensions-Gesetz für die nicht richterlichen Beamten des Hamburgischen Staates piil)lizirt. Wie dadurch für alle diese Beanitenkategorieen und damit auch für den unterzeichneten Direktor ein lange ersehnter Wunsch in Erfidlung gegangen, so trat auch die Nothwendigkeit hervor, die Stellung des Assistenten am Institut nach Maßgabe dieses Gesetzes zu regeln. Es konnte dies in Veil)indung mit dem schon im vorigen Jahresbericht erwähnten Antrage auf (ilehaltserhöhung desselben um so eher geschehen, als bei erfolgter Bewilligung eine größere (Jewähr dafür geboten war, den Assistenten dauernder an das Institut gefesselt zu sehen , während bei einem aus pekuniären Rücksichten erfolgenden häufigeren Wechsel die Bestimmungen jenes (iesetzes mannichfach erschwerend gewirkt haben würden. Nachdem unter dem 2. April d, J. die Bürgerschaft die beantragte Gehaltserhöhung auf P)500 J( bewilligt hatte, wurden am 1.5. Mai von der S. T. Ersten Sektion der Ober- schulbehörde die nöthigen Aenderungen in der bisherigen Distruktion des Assistenten beschlossen und 7,ur Kenntniss E. H. Senates und der Bürgerschaft gebracht. Es lautet der § 1 dieser Instruktion nunmehr: „Der Assistent des Chemischen Staats -Laboratoriums ist ein fest- angestellter Beamter im Sinne des Disziplinar- und Pensionsgesetzes für die nicht richterlichen r>eamten vom 7. Januar 1884.

Derselbe wird nach Maßgabe § 31 des genannten Gesetzes zunächst versuchsweise auf 1 Jahr mit einer vierw(ichentlichen Frist kündbar angestellt. Die etwaige Auflösung des Dienstverhältnisses erfolgt vorkommenden Falles durch die Erste Sektion der Oberschul- behörde auf Bericht des Direktors. Dem Assistenten steht wilhrend dieses Probejahres eine vierteljährliche Kündigung zu.

W^ünscht der Assistent nach seiner definitiven Anstellung das A erhältniss zum Chemischen Staats-Laboratorium zu lösen , so hat er

Ar'iiili'vniu

Chomisohcs Staats -Laboratorium. XX\ II

sein Kntlassungsgesiicli wenigstens drei Monate vor seinem beabsichtigten Austritt einznreiclien. Der Austritt darf in der Iiegel nur am Schlnü des Semesters, zu Ostern oder zu Michaelis, erfolgen."

Gleichzeitig mit jener riolialtserhrduing bewilligte auch di(> Bürgerschaft die Krhcihung des Postens für die sonstigen Ausgaben des Institutes um die Summe von 1500.^, welche hauptsächlich mit Ivücksicht auf die Beschaffung einer weiteren Hülfskraft für die dem Institute obliegenden chemischen Arbeiten beantragt war. Ans verschiedenen Gründen konnte Avährend des verflossenen Jahres nur interimistisch eine solche gewonnen werden; dagegen ist mit dem Anfange des neuen Jahres eine definitive Gestaltung auch nach dieser Richtung möglich gewesen und damit hoffentlich eine einigermaßen fühlbare Erleichterung für die Thätigkeit der bisherigen Beamten, wie eine ersprießliche Förderung für die Leistungen der Anstalt geschaffen.

Wenn es schon aus vielen anderen (nninden ein lange gehegtes r.auiichr Bedürfniss gewesen ist, so war es für den luntritt einer neuen Hülfskraft gradezu eine Vorbedingung, mittelst einer durchgreifenden Umgestaltung der beiden nau})t-Arbeitsräume den erforderlichen Platz zu gewinnen, der nun einmal von chemischen Arbeiten heutigen Tages verlangt wird. Ms wurden zu diesem Zweck die in beiden Iläumen befindlichen Arbeits- tische anders gestellt, fünf neue eingefügt, die entsprechenden Gas-, Wasser- und Abfiußleitungen angelegt , zwei Fenster zu Abzügen (Kapellen), eines zu einem Saudbade umgeändert, und statt des in Wegfall gekommenen (jrebläsetisches zur Ausführung von (ilüh- und Schmelzoperationen in jedem P\aume ein Wassertrommelgebläse von Warmbrunn, Quilitz & Co., Berlin, mit direkter Wasserleitung angebracht. Letztere functioniren vortrefflich und bieten, für je zwei Gebläselampen ausreichend, auch eine erfreuliche Zeitersparniss, da mau gleichzeitig und unbeaufsichtigt mehrfache Schmelzoperationen auszuführen vermag. Mit dieser während des ersten Halbjahres successive vollendeten neuen Fiiu'ichtung ist aber auch die letzte Mciglichkeit ausgenutzt, in dem kleinen Gebäude Arbeitsraum verfügbar zu machen. Und wenn in dieser Beziehung der derzeitige Zustand freilich nur höchst bescheidenen Ansprüchen genügt und sich in vieler Beziehung direkt hinderlich erweist, so ist doch Avenigstens mit diesem endlichen Abschluß neben der Befriedigung des augenblicklichen unabweislichen liedürfnisses auch die beruhigende Aussicht verbunden, vorläufig so lange dauernden und so tiefgreifenden Stcirungen durch derartige bauliche Arbeiten schlechter- dings nicht mehr ausgesetzt sein zu kcinnen.

XXVIII Chemisches Staats -Laboiatorium.

Aiisciiaftinigen. Die iii diesem Jahre Dank der oberwähnten Be\viih"giu)g Seitens

Goschenko. ^^^^, Behörden nnd der Bürgerschaft zur Verfügung stehenden grör3eren Geldmittel haben freilich gleichfalls durch die vorbesprochenen Um- änderungen wie durch den Eintritt einer neuen Hülfskraft zu erheb- lichem Theile in Anspruch genommen werden müssen. Einerseits ist die Ausrüstung der neuen Arbeitsplätze mit den nöthigen Standgefäßen, Glaswaaren, Stativen und sonstigen Geräthschaften davon zu bestreiten gewesen , andererseits wurde die schon längst ersehnte Anschaffung zweier neuer chemischer Waagen nunmehr zur absoluten Nothwendigkeit. Die eine bisher vorhandene Waage älterer Konstruktion von Meyerstein, Göttingen, w^urde dadurch zur Benutzung für die vorgeschrittenen Praktikanten verfügbar; von den beiden neuangeschafften Waagen neuer Konstruktion dient die eine aus der Fabrik von (i. Westphcd, Gelle, zu allgemeinem Gebrauch für die Beamten der Anstalt, die zweite aus der Fabrik von P. Bunge, Handjurg, ausschließlich für die gerichtlich-chemischen Arbeiten, welche ja eine besondere Sicherheit und Sorgfalt erheischen. Außerdem bereicherte sich der Apparaten- Ix'stand besonders durch folgende Erwerbungen; ein transportabler (Jasheizofen von Sierers (('■ Co. hieselbst, ein Mikroskop, eine Objekt- platte für feine Bewegung des Objektes und ein feines Aneroidbaro- meter von Ä. Kriiss hieselbst, die obgenannten Wassertrommelgebläse von Wanuhunn, Quilitz <{'• Co. Berlin, einen lleserve-Apparat für den Reichspetroleumapparat von B. Pensky , Berlin, zwei electrolytische Apparate nach Hofmcuin, ein Apparat nach Classen für quantitative Electrolyse, eine Normal-riatinschaale für Wein-Untersuchungen, ver- schiedene Pvknometer, Lactobutyrometer u. dgl. von ('. StelUufi hie- selbst. Glas- und Poi'zellaiiwaaren wurden von Boäloi, Tiöhlü/, Hehmidt, SeJirader & Boosen, HteUhuj hieselbst, die Chemikalien hauptsächlich von Beelier cC' Frcuicli, Hamburg, Kalühaum, Berlin, Trominsdorf, Erfurt, und SeJmchardf, Görlitz, bezogen. Die Anschaffungen für die Biblio- thek des Institutes mußten sich auf die fortlaufende Ergänzung der Zeitschriften und den Erw^erb einiger der Avichtigsten neuen Er- scheinungen beschränken. An Geschenken sind in diesem Jahre zu verzeichnen: drei Stufen Silber- und Kupfererz von Herrn J. C. Plage- mann, eine Büchse mit einem 5000- und 900-Maschensieb in Messing- fassung von den Herren Nagel & Kaemp, diverse Borax -Krystalli- sationen hiesiger Fabrik von Herrn J. 8., WiftmaclvS Anleitung zur Erkennung von Beimengungen in Iloggen- und Weizenmehl von Herrn Senator Versmann Dr. , Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten Bd. I von S. T. Erster Sektion der Oberschulbehörde sowie eine Anzahl Druckschriften im Austausch.

Chemisches Staats- Laboratorium. XXIX.

Die \'er\v:iltuiig des Institutes erhebt iu rein julniinistrativer Tiiätigkoit Iliclitung mit jedem Jahre erhöhte Ansprüche. von der liir die Bibliothek aufziiwendeuden Arbeit ganz abgesehen, hat sich das Aktenniaterial bereits so angehäuft, daß dasselbe, um die erforder- liche Uebersicht und damit die nothwendige Verwerthbarkeit für die eigentlichen Arbeiten zu gewähren, neu eingerichtet werden mulHe. Es sind zu dem Zwecke zahlreiche Spezial-Akten nach den Materien geordnet angelegt und die älteren Akten ihnen eingereiht worden, so- weit dies bis jetzt möglich war. Zum Abschlufs hat diese Arbeit so wenig gebracht werden können wie die Revision des Inventars und der Kataloge, da eine Kraft, welche den Schreiberdienst, die Instand- haltung und Fortführung des Archivs, der Bibliothek und der Kataloge zu besorgen vermöchte, nicht zur Verfügung steht.

Hinsichtlich der im Jahre 1884 erledigten Anforderungen und Arbeiten bietet die nebenstehende

Uebersicht

nebst den angefügten Bemerkungen den entsprechenden Einblick. In derselben erscheinen, was zur Erlangung eines richtigen Gesammt- urtheils betont werden muß, alle geringfügigen Erledigungen nur aus- nahmsweise, die gesammte zur allgemeinen Verwaltung gehörige Korrespondenz gar nicht, und ferner sind die beiden besonderen Arbeitsgebiete der amtlichen Petroleum-Controlle und der ( ontrolle für Nahrungsmittel, Genußmittel und Gebrauchsgegenstände ebenfalls aus- geschlossen.

Hervorgehoben zu werden verdient, daß sich Seitens der Behörden allraählig das Bedürfnis herausgestellt hat, über eine Reihe von Fragen periodisch fortlaufende Untersuchungen ausgeführt zu sehen. Zur Zeit werden solche im Staats-LaBoratorium unternommen über die Gewässer des Centralfriedhofes zu Ohlsdorf, über die Rieselanlagen in Fuhlsbüttel und Friedrichsberg und ihre Wirkungen, über die Normalproben für die Taritirung des Weizenmehls, über die bei den Zollanschlußbauten zu verwendenden Portland-Cemente. Endlich wurden noch im Hinblick auf die auch für Hamburg wachsende Cholera-Gefahr eine größere Zrdd von öffentlichen und privaten Brunnen- und Quell-Wässern untersucht, um über ihre eventuell erforderliche Außerbrauchsetzung rechtzeitig unterrichtet zu sein.

Uebersicht

XXX

Chemisches Staats -Laboratorium.

Uebersicht

über die Seitens des Chemischen Staats -Laboratoriums in 1884 ausgeführten Untersuchungen, abgestatteten Gutachten,

Berichte etc.

]ii.

IV.

VI.

VII. VIII.

b.

Allgemeine Verwaltung:

Motivirte Eingabeu, Berichte u. s. w

riitersiuhiingeii iin<l IJiitiieliten für (Jerielite :

Mord, Körperverletzungen, Sittenverbrechen, ver- dächtige Todesursachen (Gifte, Flecken u. s. w.).

Brfind Stiftung, Explosionen u. s. w

Medicinalpfuscherci, Nahrungsmittel, IJetruu', Schrifi- vergieichuuL:', Saclibeschiidignng u. s. w

Verliinull fingen vor dm (ierielilen:

Schwurgericlit

Landgeiicht

Schöil'eiigoricht

Sonstige ( OberJandesgericIit, Handelsgericht, Secamt)

^erliandliiiigen vor ileni l iilersuciningsgericlile und damit \erbnndene rnlersneliungen. Ausgrabungen,

Seetionen und ('orres|M»ndenz

l'nleisM(linngt'n.(inla<lilen liir ^ledicinallMirean. l'oli/.ei- und andere l'ieiiörden:

Verdächtige 'J'odesur.sache, fi aglicheVergiftiuig u s.w.

Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände

Fabriken und gewerbliche Anlagen

Allgemeine sanitäre Untersuchungen

Diverse andere Untersuchungen und Gutachten ....

Besieliligungen von Fabriken, gewerblielien Anlagen

u. s. w

Conferenzen und (ounnissionen mit anderen 15eliörden l'nter.sueliungen ans eigener Initiative

Zusammen

4 1

22

4 15 19 14

15

23

27

G7

16

2

23

174

gegen 206 Nummern in 1883.

riiemisfhcs Staats- Laboratcirium. XXXI

1. ÜDtersuchungen und Gutachten für Gerichte.

(Uebersicht iinter II.) Jouraal.

No. 2. Fall K. Arscii-iicluilt künstliclier Tilunieiistriiiißc. Unter den Arsenik in verscliieilenen in dieser Riclitunii' nntersucliten lUumen nnd lUättern erwiesen sich speziell Eplieublätter nnd grüne Frucht- knoten als stark Arsen- und Kupl'eihaltig, so daß sie als der Kaiserl. V. (). vom 1. Mai 188;2 zuwiderlaufend he/.eichnet Averden mußten, insofern nuxn von der sachlich gerechtfertigten Voraussetzung ausgeht, daß sie (nentuell als ,,r)ekleidungs- gegenstände'" dienen. .. 17, 8(). Fälle 1). und H. Verfälschung gemahlenen Kaffees mit Kaitv-c mit SniTOgat. Nach den analytischen Bestimmungen ergah sich im Falle I). ein Surrogat -Zusatz von ca. 25%, im Falle H. ein solcher von 55%, wohei in letzterem Falle die Mittheilung von Interesse ist, daß nach späterem Eingeständnis des Be- schuldigten 50 58 70 Zusatz thatsächlich erfolgt sind. Man sieht hieraus, wie nahe sicli unter Umständen die Ergelniisse chemischer I'rüi'uug zu dem wirklichen Sa(di verhalt stellen. ., 18, 2'J, 80, :!8. Fälle E. L. H. und (;. cV' K. Verialscluing ci.'H.t v, ,- von IM'effer. In allen diesen I'älleii drehte es sich um die Frage, ol» und in wie weit eine Beimischung von sandigen und erdigen Theilen im gemahlenen Pfeffer als eine \<'i- fälschung im 8inne des Gesetzes zu hetrachten sei. Gefunden wurden in vorliegenden Fällen an Gesammt-Asche (auf luft- trockene Substanz lierechnet) 10%, 14,5 %<, I0,i»%, 7"e, !l,7%, 5%, und komite hei Aveiter gehender Untersuchung in einem Falle ein direkter Zusatz von Ziegelmehl, in einem andern von Ziegelmehl, Mörtel oder Kreide u. dgl. nachgewiesen werden. Dürfte bezüglich dieser, letzteren kaum ein Zweifel darülier obwalten, daß objectiv eine Fälschung vorliegt, so wird dagegen von "vielen Seiten überall da ein solcher Rück- schluß in Frage gestellt, avo sich eine minder auffällige Art der \'erunreinigung ergibt. Denn die alsdann angetroffenen Beimengungen von Sand, mit Säuren unzersetzbaren Silicaten etc. werden von ihnen als ..natürliche ^'eruureinigungen•■ durch die l)eim Ernten, Verpacken etc. der Waare hineingeratheneu Staub- und Erd-Bestandtheile angesehen und bezeichnet, welcbe zu entfernen theils nicht möglich, theils vom Verkäufer niclit zu verlangen sei. Den Urs])rung jener \'erunreinigungen selbst einmal zugegeben, obwohl sich daliinter natürlich auch

lalisciiunj.

XXXII

Chemisches Staats - Laboraturium.

Journal

Bleihaltige

Glasur an Kocli-

töpfeu

Nt

>)0

BloigHhall vi'u

Sclmupftaback

u. ö. w.

alle uiisaul)erii ^lanqjiilatioiicn vorstecken können. so müssen (loch die 1)eiden wesentlichen Schlußl)ehanptniioen (lurchaus /nrück<>ewiesen werden. Wie leicht es praktisch möglich ist nnd auch thatsächlich durchgeführt wird, jene Verunreini- gungen zu entfernen, heweist am schlagendsten die Thatsache, daß der im Kleinhandel verkaufte sogenannte ,, ganze Pfeffer" Aschenniengen von 3,5 4,5 "/o liefert, wie in Bestätigung anderweitiger Untersuchungen auch die vielfachen, gelegentlich der obigen Fälle besonders analysirten, Proben hiesiger Krämer ergeben hal)en. Allerdings ist diese Waare eben gesiebt, Avährend man beim Vermählen des Pfeffers wohlweislich die ungesiebte resp. ungereinigte Rohwaare verwendet und sich die Unreinheiten vom Käufer mitbezahlen läßt. Xacli dem Urtheile der kautinännist-hen Sachverständigen soll dies „Usance'' sein; wenn aber dieser ( lesichtspunkt bei der Aus- legung des Nahrungsmittelgesetzes maßgebend sein darf, so muß die in jenen Richtungen sich l)ewegende chemische Be- urtheilung gegenstandslos sein und bleilx'ii.

54, 5(i. Fall L. Verkaui von Kochtöpfen mit bleihaltiger Glasur. Da einzelne 'J'öpfe stark bleihaltig liefunden wurden, so mußten 30 Proben aus dem ganzen Lager von 11 UJ 000 Töpfen untersucht werden. Es stellte sich dabei eine große Verschiedenheit in der Menge des durch halbstündiges Kochen mit 10 "/o Essig ausziehbaren Bleis heraus, Avie dies bei der abweichenden Beschaffenheit der (rlasur von vornherein zu erwarten war. IJei einer größeren Anzahl, namentlich bei den stark und liell)raun glasirten Töpfen wurden jedoch erhel)- lichere Mengen Blei in Lösung geführt, welche l)is zum Maximum von 43 Milligramm auf je 100 Kubikzentimeter Inhalt oder von 17 3 Milligramm auf je 100 <>)uadratzentimeter Oberfläche stiegen. In strafrechtliclier Beziehung verlief der Fall resultatlos.

07, 79. P'all H. resp. L. & Gen. Blei-Gehalt einer Metallfolie für Schnupftaback resp. des Schnupftabacks selbst. Die zur Verpackung des Tabacks verwendete Metallfolie war wesentlich Blei; sie bestand im Ganzen aus 91 % Blei und 9 '^*'o Zinn. Allein dieses Zinn war auf der Innenseite der Bleifolie auf- gewalzt, so daß die Behauptung entstehen konnte, die eigentlich mit dem Taback in Berührung kommende Verpackung sei Zinnfolie und somit allen gesetzlichen Anforderungen Genüge

Chemisches Staats -LalMiraluriuiu. XXXIII

Junnial

geschelii-'ii. \'()ii sac.liverbtäucligeni Standpunkte konnte und mußte diese Meinung allerdings leicht zurückgewiesen werden, da einmal dieser Ueberzug selbst seiner geringen Dicke und seiner Rissigkeit halber nur einen ganz unerheblichen Schutz gegen die Extraktion von Blei bietet, wie thatsächlich fest- gestellt wurde, und da zweitens die Hauptgefahr einer Zufuhr von Blei jedenfalls durch Abbröckeln und Eindrücken der Eolie bei dem wiederholten Oeffnen und SchlieCjen solcher Schnupftabackspackete entsteht. Im ^'erfolg der weiterhin aufge- worfenen Frage, ob denn thatsächlich Blei in jenen Schnupf- taback gelangt sei, wurde nun eine überraschend große Menge dieses Metalles in dem Taback selbst gefunden, nämlich in 100 grm der lufttrockenen Probe = 0,2925 grm Blei, und zwar war diese Gesamtmenge lediglich und ganz in dem sauren Auszug des Tabacks enthalten, Avährend andererseits die direkte Prüfung auf Chromgelb; Glätte, Mennige und derartige Blei- \ erbindungen negativ austiel. Durfte mit Rücksicht auf alle in Betracht kommenden Umstände mit Recht bezweifelt werden, daß jene Gesamtmenge Blei durch Extractiou aus der um- hüllenden Metallfolie entstamme, so mußte andererseits deren Gegenwart zuni größeren Theile auf die direkte Verwendung von Blei-Salzen bei der Verfertigung des Schnupftabacks zurückgeführt werden. No. 40. Fall L. Als ..rein" verkaufter Cacao war mit Kartoffel- Cacao. Stärkemehl verunreinigt resp. verfälscht.

57, 105. I''älle M. und S. Butter. In beiden Fällen war mit Knu^^ibutiPi-. Sicherheit festzustellen, daß reine Kunstbutter ohne Zusatz von Naturbutter vorlag.

t)9, 80, 121. Fall B. Vergiftete Suppe. Die ausgedehnte auf Vergiftoto alle möglichen Gifte sich erstreckende Untersuchung führte "''''"■ zu keinem anderen^ Resultate, als daß der Suppe möglicher- Aveise Seesalz oder Bittersalz zugesetzt worden sei, da in derselben immerhin auffallende Mengen von Magnesia (0,086 "u) gefunden wurden und jene Stoffe die beim (lenusse hervor- tretenden Erscheinungen (Idttorer Geschmack und Erbrechen) zu erklären geeignet Avaren. Allein auch diese Möglichkeit verlor sehr an Wahrscheinlichkeit, nachdem die anderweitig vorgenommene botanische Untersuchung der der Suppe beige- mischten Kräuter die höchst wahrscheinliche Gegenwart von Allium Porrum in Stengel und Blatttheilen ergeben hatte^

XXXIV

Chemisches Staats -Laliorntorium.

Betrug bei ^(^)_ Lieferung von Petroleum.

Gefährlichkeit vou L)yuamit.

Regeueratiou von Schrift.

Vergiftung durch ?Schwefel-

Junnial

welche ersterc sich durch eiuen besonders hohen Gehalt von Schwefelsäure auszeichnen (cf. E. Wolff, Aschenaualysen 1871, p. 10(), No. 29).

84. Fall F. Die erhobene Anklage wegen Betrugs bei Lieferung von Petroleum in früher von F. selbst ihrem Inhalte nach abgewogenen Kannen wurde von demselben schlauer Weise damit zu entkräften versucht, daß das später gelieferte Minder- gewicht lediglich auf die höhere Temperatur zurückzuführen sei, da er jene Auswägung bei strenger Winterkälte vorge- nommen habe. Dabei drehte es sich um Gewichtsdifferenzen bis 1 Pfund. Auf Grund der bei sehr niederen Temperaturen ausgeführten Bestimmungen des spez. Gewichtes käuflichen Petroleums gegenüber dem bekannten bei mittlerer Zimmer- temperatur konnte dem F. nachgewiesen werden, daß die betreffenden Kannen durch die von ihm angezogene Ursache höchsleus Differenzen von '/s Vs Pfund im Gewicht aufzu- weisen vermögen.

88, 94. Fall P. & Co. Dieser interessante vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht verhandelte zivilrechtliche Fall betraf die Frage, ob die Anwendung von '/'-' Kil. Dynamit zur Sprengung in einem Bohrloche von 220 Meter Tiefe mit Gefahr für die auf dem betreff. Grundstück befindliche Fabrikanlage verbunden sei. Mußte selbstverständlich diese Frage rein theoretisch und bei weitgehendster Fassung des Begriffs „Gefahr" bejaht werden, so mußte andererseits unter gründlicher Würdigung aller bei vorliegender Frage in Betracht kommenden Special-Punkte die Wahrscheinlichkeit des Eintritts dieser Gefahr, wie auch die eventuell erfolgende Schädigung als so gering beurtheilt werden, daß man von praktisch-sachverständigem Staudpunkte aus die auf Gefährlichkeit gegründeten Einreden und Maßnahmen der Gegenpartei nicht als berechtigt anerkennen konnte. 147. Fall K. und Gen. Mord. Für den Chemiker trat die Auf- gabe hervor, die Bruchstücke zweier mit Bleistift geschriebener Briefe, welche in einem Graben gefunden Avorden und stark beschmutzt waren, thunlichst lesbar zu machen. Durch geeignete Behandlung mit einem Wasserstrahl, verdünnten Säuren, ammoniakalischem Wasser etc. gelanges, fast sämmtliche vorhandene Schriftzeichen deutlich hervortreten zu lassen.

171. Fall S. Tod durch fragliche Vergiftung. Die Obduktions- erscheinungen sprachen für die Anwendung eines Aetzmittels

Clicmisches Slaats-Laljoratorium. XXXV

(Säiiren, Alkalien, Mctallsalze etc.). Da aber jedenfalls der Tod erst längere Zeit nach der eventuellen Zufuhr dieses ■Mittels erfolgt ist, so konnte derselbe möglicherweise noch durch weitere Einführung anderer schädlicher Substanzen herbeigeführt sein. Unter diesen Umständen mußte eine systematische Prüfung auf alle möglichen Stoffe eingeleitet werden. Dieselbe verlief zunächst resultatlos, allein, da gerade die gewöhnlichen Aetzmittel (Säuren und Alkalien) relativ lange in den Körpergeweben verharren, so Avar die Unter- suchung noch in dieser Eichtung auszudehnen. Dies war freilich nur auf quantitativem Wege möglich. Die in den verschiedenen Asservaten gefundenen Mengen an Chlor und Alkalien hielten sich ganz innerhalb der Grenzen der natürlichen { Normal- )Werthe. Dagegen erschien die Schwefelsäure in ver- hältnismäüig auifallcnder Menge, z. B. in iVsservat IV. (Leber, Milz, Niereu) mit 0,1125 grm auf 100 grm Originalsubstanz, so daß schließlich, unter voller Berücksichtigung der großen für solche Schlußfolgerungen erforderlichen Vorsicht, das Urtheil wenigstens dahin lauten konnte, daß eine außergewöhnliche Zufuhr von Schwefelsäure nicht unwahrscheinlich sei.

2. Untersuchungen und Gutachten für andere Behörden und Verwaltungen.

(Üebersieht uuter "\'.) Die requirirenden Behörden waren: E. H. Senat, Oberschul- behörde, Medizinal -Bureau, Polizei -Behörde, Bau-Polizei, Deputation für indirekte Steuern, Eriedhofs-Deputation, Bau-Deputation, das Königl. Schwedisch-Norwegische Consulat etc.

Jourual.

No. o. 108, loO, \-2-u 130, 130, 137, 146, 150, 160. Untersuchungen Brunneu- und verschiedener hiesiger öffentlicher oder zu öffentlichem Consum in Schulen etc. gelangender Privat - Pumpbrunnen , Quellen und sonstiger Gewässer, Avelche zum Theil ein für den Genuß brauchbares, zum Theil ein stark verunreinigtes und daher zu beanstandendes Wasser ergaben.

l. Fall P* Creme -Chokolade- Tafeln. Die Erkrankung zweier creme-

Kinder rief die Vermuthung wach , daß dieselbe durch den Genuß jener Tafeln herbeigeführt sei. Die Untersuchung ergab Abwesenheit etwaiger Kupfer - Salze (vom Einkochen des Zuckersyrups in kupfernen Pfannen herrührend), keinerlei

XXXVI

Chemisches Staats -Laboratorium.

Joui'iial

Vorfälscliuiig J^y von Portlancl- Ccment.

14.

Centi'al-Friedhof Ollisdorf.

37,

GähruDgsprodukte resp. Rückstände, gute Beschaffenheit des verwendeten Stärkesyrups, dagegen die Anwesenheit von Peru- Balsam als Surrogat für Vanille. Da aber von letzterem nur die einer Tafel entsprechende Menge von 0,013 grm. gefunden wurde, so mußte bezweifelt werden, daß in diesem Gehalte die Ursache der Erkrankung gelegen haben könne. 15, 10, 38, 08. Prüfungen diverser Portland - Cemeute auf Zusätze von Schlackenmehl, Kalk u. s. w. Die hierauf bezüglichen Untersuchungen mußten anfangs nach selbst- gewählten Methoden ausgeführt werden, da es bisher an einem allgemein angenommenen und in seiner Zuverlässigkeit anerkannten Prüfungsverfahren in dieser schwierigen Frage durchaus fehlte. Im Jahre 1884 selbst erschien dann eine Publication von Ii. und W. Fresenius (Ztschr. analyt. Chem. XXIII p. l'/5), welche an einem größeren, denselben vom Vorstande des Vereins deutscher Gement-Fabrikanten darge- botenen Untersuchungs- Material den methodischen Nachweis von Verfälschungen (zunächst vom Schlackenmehl und Kalk) und , unter Anwendung gewisser Grenzwerthe , eine sichere Beurtheilung über eine vorhandene Verfälschung und ihre Art zu geben versprach. Es Avurde nun auch diesseits diese Methode an verschiedenen vorliegenden, auch bekanntermaßen verfälschten Ccmenten durchgearbeitet, allein meine Erfah- rungen hierbei gestatteten mir nicht, die an jene Publikation geknüpften Hoffnungen auf zweifellose Entscheidungsmittel als erfüllt anzusehen. So wenig wie ich den Schumann'schen Apparat für die specifische Gewichts-Bestimmung zweckmäßig, bequem und sicher gefunden habe, ebensowenig wollte es mir bei der chemischen Prüfung gelingen , Resultate zu erzielen, welche einer übereinstimmenden Auslegung fähig waren. Zum Theil mag dies darauf beruhen, daß die eventuell vorhandenen Zusätze ihrer Menge nach sehr zurücktraten, zum Theil aber glaube ich doch auch in der Unsicherheit der Methoden selbst den Grund dafür linden zu müssen. Von eclatanten Fällen abgesehen , wird man sich meiner Ueberzeugung nach meist gezwungen sehen, seineu Ausspruch auf den ,, Verdacht" einer vorliegenden Verfälschung zu beschränken, ohne den klaren Beweis für eine solche liefern zu können. 118. Fortsetzung der periodischen Untersuchungen der Brunnen- und Drainage - Wässer des Central - Friedhofes zu

Chemisches Staals -Labnrntoiium. XXXVII

Joiiriiiil

Olllsdorf. Die den Winter 1883/84 und den Sommer 18S4 umfassenden Prüfungen ergaben als Gesammtresultat, daß irgend welche Verunreinigung der Wässer durch Zufuhr von FäuhiiUprodukten aus den mit Gräbern belegten Theilon des Friedhofs nicht zu bemerken war. No. ')'), 8f». Fall K. Die betreffende chemische Fabrik Heß ihre Vfnum'iiiigung Abwässer frei in die Flbe laufen und erhob auf das behördliche J'^;;,,-j|';i^^^^^^^^^^^ Kinschreiten hin die Einrede, daß dieselben nur minimale Verunreinigungen des anliegenden Elbarmes bewirkten. Es wurden deshalb aus verschiedenen Theilen des letzteren in wechselnder Entfernung von der Fal)rik und zugleich aus der fi-eien Elbe Wasserproben geschöpft und analytisch der Nachweis geführt, daß in jenem Eibarm die Schwefelsäure eine Steigerung bis zu 50 "/o, das Eisen eine solche bis mehr als 200 % gegenüber dem Gehalte des eigentlichen Eibwassers offenbare.

,, (iO. Die Frage, ob und in wie weit die Eieselfeldei- in Fuhlsbüttel Rips<^itviapv in und Friedrichsberg auf die Beschaffenheit des Wassers der pjlt^^f^il^^jj^i "^"'^ Alster und des Eilbecks Einfluß hätten, veranlaßte die Prüfung der betreffenden GeAvässer oberhalb und unterhalb jener Anlagen. Das Ergebniß derselben war, daß eine solche mit einer \'erunreinigung verknüpfte Einwirkung nicht erkennbar ist, daß jedoch, wie bereits früher vielfach festgestellt worden, das Eilbeck - Wasser schon in verhältnißmäßig unreinem Zustande auf das Hamburgische Gebiet übertritt.

7(1. Fall G. Die Verheerungen, welche die freilich nur vorüber- schäaiiciip gehend so kräftigen Ausdünstungen einer Fal)rik unter der"^""'^^";'!""",-" 1 tianzenwelt der Nachbarschaft ausgeübt hatten, wurden Gegenstand chemischer Prüfung, da es nothwendig erschien, au der Hand objektiver Beweise diejenige unter den verschiedenen nahegelegenen Fabriken bezeichnen zu können, welche die Ursache jener Verwüstung gegeben hatte. Die Untersuchung der mannigfachen beschädigten Pflanzen auf spektroskopischem Wege ergab als zweifellose Ursachen der Erkrankung die Zufuhr besonders von Salzsäure, dann aber auch Schwefel- säure, Phosphursäure, Ammoniak, Kalk etc. Daraufliin konnte die schuldige Fabrikanlage mit Sicherheit eruirt werden. DT). Fragliche \'ergiftung. Ein Matrose sollte von der in der vorgiftung eingelieferten Elasche l)efindlichen Flüssigkeit getrunken '^"'■'^'■•*"=''"i''"'''- haben und daran gestorben sein. Die Untersuchung

XXXVIII Chemisches Staats -lialioratni-imn.

Jouvual

stellte fest, daß der Flascheninhalt aus sogenanntem flüssigen Opodeldoc (Linimentum saponato-camphoratum liquidum) bestand, in welchem sonstige giftige Bestaudtheile irgend welcher Art nicht nachzuweisen waren. Es ist nun keine Frage, daß schon der Camphor-Gehalt unter Umständen eine tödtliche Wirkung auszuüben vermöchte, von den anderen Bestandtheilen des Medicamentes ganz abgesehen, wenn nämlich entweder ein größeres Quantum des letzteren genossen oder bei seiner Bereitung ein größerer Zusatz von Camphor, als er z. B. nach der Pharm, germ. vorgeschrieben ist, erfolgt wäre. Im vorliegenden Falle waren nun höchstens 20 21 grm der Mischung in den Körper eingefülirt, welches Quantum jener Vorschrift gemäß etwa 0,:"» grm Camphor entsprecheji und damit nach der Meinung der Toxikologen eine tödtliche Vergiftung ausschließen würde. Schwieriger war die Be- antwortung der Frage , ob in dem gegebenen Präparat der Gehalt des Camphors ein größerer gewesen, da die (pianlita- tive Bestimmung dieser Substanz in derartigen Gemischen auf große Hindernisse stößt. Die darauf bezüglichen im Laboratorium vorgenommenen Untersuchungen liaben vorläufig zu einem wirklich befriedigenden Resultate nicht geführt und blieben für den vorliegenden Fall insofern bedeutungslos, als der Auftraggeber l)ei der völligen Ungewißheit, ob über- haupt der Matrose von dieser Flüssigkeit, geschweige denn wieviel von derselben er getrunken liabe, auf einen weiteren Verfolg der Sache keinen Werth legte.

])nciiii?.iipi\ No 110. Dachpappe von H. & Co. in Potsdam. Es drehte sich um die Frage, ob dieses Baumaterial den Ansprüchen des ^ 28 unseres Bau -Polizei -Gesetzes vom 23. Juni 1882 genüge. Diese Frage konnte unbedingt bejaht werden, Aveil das zur Prüfung eingesandte Material sich als ein schwer entzünd- liches und schwer verbrennliches, jedenfalls also ein nicht feu ergefährliches erwic s .

Kattoo in Tiit^hi. 1 1 a. Fall B. ii' K. Kaffee in gepreßten Tafeln. Dieser Fall ist deshalb von Interesse, weil sich die von einem sachverständigen Konkurrenten ausgeführte Denunziation als gänzlich unbe- rechtigt herausstellte, da der Untersuchung zufolge die Tafeln aus achtem Kaffee ohne Zusatz irgeml eines Surrogates bestanden.

Chemisches Staats -Labointnrinm. XXXIX

Journal

No. 1 1 i. Die Frage der Desinfektion eiserner Schiftsräume veraulaüte Dnsintektion eine gröüere 'Versuclisreihe darüber, ob nnd inwieweit f^jsen*''"^'''""*'^' '^*^'"^''" durcb wässrigc Karbolsänre-Lcisnngen verscbiedener Konzen- tration angegriffen wird. Es ergab sich dabei, daü die Koriosion an sich eine recht geringe ist, daß sie aber wächst mit der Verdünnung der Karbolsäure-Lösung. \\1. Kino Butter-jMilch sollte nachtheilige Wirkungen bei dem Genuß v Kni.ivriirJtiKi^ geäußert haben und zwar in Folge eines Kupfergehaltes, '^""''^"""''■i'- welclier von den Käufern mittels eines Tischmessers nach- gewiesen sein s(dl. und an Avelchem auch der betreffende Arzt den Absatz von Kupfer gesehen haben will. Da von der Buttermilch selbst Nichts asservirt worden, da hingegen in dem zum Einholen der Milch benutzten Gefäße und eben- so in verschiedenen aus demselben Geschäfte bezogenen anderen Buttermilchproben ein Kupfergehalt chemisch nicht nachzuweisen war, so blieb nur die Zweifelfrage, ob nicht bei jener ersten Kupfer-Prüfung ein Irrthum obgew^altet habe. An dem eingelieferten Messer w\ar freilich ein dünner Korro- sionshauch zu bemerken, allein die subtilste Prüfung ließ kein Kupfer entdecken; allerdings war auch dieses Messer inzwischen Avieder geputzt worden. Andererseits ergab eine besondere darauf gerichtete Versuchsreihe, daß' Buttermilch mit Kupfersalzen versetzt eine lebhaft grüne Färbung an- nimmt, die ihre Verkäutiichkeit ausschließt, bis die Menge des Kupfers etwa nur 0,01% beträgt. Eine derartige Butter- milch giebt aber bei der Prüfung mit einem eisernen Messer erst nach 8 10 Minuten eine wirkliche von Kupfer her- rührende röthliche Ueberzugsfarbe, während dieselbe bei der fraglichen Milch bereits in 2 Minuten hervorgetreten sein, die Milch selbst aber keine Farbe gehabt haben soll. Dem- gegenüber blieb es immerhin das Wahrscheinlichste, eine irr- thümliche Deutung der bei guter Buttermilch an einem ein- getauchten Messer erkennbaren rr)thlichen Farbe auf Kupfer- gehalt anzunehmen, oder, da auch hiefür sichere Anhalts- punkte fehlen, das Richtigste, an dem Ergebniß festzuhalten, daß die fragliche Milch wenn überhaupt so doch nicht mehr als 0,035—0,1 grm. Kupfer pro Liter enthalten haben mag. U'.», 1()4. Diese Untersuchungen betreffen die Feststellung der neuen Normaiin-obpn Normalproben für die Tarifirung des Weizenmehls nach denf"i" Weizpnmeiii. schon in fridieren Jahresl)erichten erwähnten (Jesichtspunkten.

Xfi Chemisches Staats -Laboratorium.

Journal

Kupfer-Gehalt ^q ]48_ j)[^> Havarie einer Schiffsladmig mit Zucker und die daliei

von Zucker. ti-it •• ^ n -t-i-,- 11

iiiogliche Verimreinigimg desselben mit gleichzeitig yerladenem Kupfervitriol veranlaßte die Frage, wie weit die einfache Ferrocyankalinm-Knpfer-Probe bei gewöhnlichem gelblichen Farin-Zucker noch wirksam in ihrer Farbe sei. Es stellte sich dabei heraus, daß letztere iiocli deutlich hervortrete, wenn zu 100 000 Gewichtstheilen Zucker eine Lösung mit ca. 3 Gewichtstheilen Kupfervitriol träte. Da obiger Zucker bei umfassender Prüfung keine Kupfer-Reaktion gezeigt hatte, somit jedenfalls sein Kupfervitriol -Gehalt weniger als 3 auf 100 000 Theile betrug, so konnte diesseits die Ladung für unbedenklich erklärt werden.

Tuverkäuflicher 166. Fall S. In zwei Prol)en gerichtlich beschlagnahmten Weines ''^^' waren zwar direckt gesundheitsschädliche Bestandtheüe nicht

nachgewiesen worden, allein dieselben waren so zAveifellos ungenießbare Kunstprodukte aus mit Alkohol verschnittenem Naturwein unter Zusatz von „Couleuren" beliebiger Art, daß sie als unverkäuflich bezeichnet werden mußten.

Gesundheit.s- 167. Fall F. Es war die durch eine Erkrankung veranlaßte Frage gefähriiciikeit ^^^ beantworten, ob in der Emaille einer Kaffeekanne von

emaillirter '

BieciiKesehirre. der Art der jetzt so verbreiteten eraaillirten Blechgeschirre

gesundheitsschädliche Substanzen enthalten seien. Die Unter- suchung ergab als Bestandtheile der eigentlichen Glasurmasse : Thonerde, Kalk, Borsäure, Kieselsäure, Zinnoxyd, als färbenden Zusatz Kobalt und als Verunreinigungen in höchst geringen Mengen bis Spuren: Baryt, Antimon, Arsenik, letztere beiden wie begreiflich von Kobalt oder Zinnoxyd herrührend. Diese Mengen waren aber so unbedeutend, daß von einer Gesundheits- Gefährlichkeit derselben weder in vorliegendem Falle noch sonst die Rede sein kann.

schiftriproviaut ,, 169. Schiff E. & L. Die an Bord dieses Schiffes eingetretenen und bkorbut. Skorbutfälle führten zur Prüfung einerseits des Trinkwassers

auf seine Reinheit , andererseits speziell des Pökelfleisches auf seinen Nährwerth. Li der ersteren Frage konnte die Abwesenheit irgend nennenswerther Mengen von Seewasser, im letzteren Falle der noch recht erhebliche Nährwerth des asservirten Pökelfleisches (auf 1 Kilo knochenfreies Fleisch: 179 grm. Proteinstofte und 318 grm. Fettj konstatirt werden.

Chemisches Staats -Ijal)oratoriam. XLI

Die amtliche Petroleum-Kontrolle.

Dieselbe ist im verflossenen Jahre nach den iin vorigen Jahres- AmtiiciK^

. l'otroleuin-

berichte geschilderten Gesichtspunkten, nnr m erweitertem umiange, KoiitroU(>. diirchgefüiirt.

Auf Wunsch des Vereins hiesiger Petroleum-Importeure wurde nämlich die amtliche Kontrolle, Avelche der getroffenen Vereinbarung gemäß bisher auf die von Mitgliedern dio-;es Vereins importirten Ladung^ n beschränkt war, nunmehr auf ..alles hier eingehende Petroleum, soweit dasselbe für Deutschland bestimmt und noch nicht anderweitig amtlich getestet ist," ausgedehnt, nachdem dieser Wunsch diesseitig empfohlen worden war und unter dem 8. Mai d. -I. die Genehmignng der Ersten Sektion der Obei'schulbehörde gefunden hatte.

Im Ganzen wurden geprüft:

1SS4 gegen 188P..

48H Proben in 970 Bestimmungen aSii in (157 Bestimmungen, von welchen 9 Proben 2 Proben P»ussisch. Pe-

troleum waren und 5 Proben 11 Proben

einen Mindertest, d. h. einen Entflammungspunkt von unter 2P' Gels, bei 700 Millim. Barom. zeigten. Mehrfach wurden auch noch andere Petroleumsorteu und Importe einer Prüfung unterzogen.

Eine im Anfange des Jahres vorgenommene Revision der Petroleum-Läger hiesiger Zwischen- und Kleiu-Händler erstreckte sich auf 24 Läger in Proben mit 52 Bestimmungen und ergab überall eine dem Reichstest entsj)rechende Beschaffenheit der Waare.

Dio Kontrolle der Nahrungs- und Genul.-.mittel sowie Nahrungsniittc

der Gebrauchsgegenstände nach dem Gesetze vom 14. Mai 1879

Avurde von den liierzu ausgebildeten Polizei-Ofiiciauten unter den im vorigen Bericht mitgetheilten Voraussetzungen in der Weise ausgeübt, daß dieselben beliebig Proben einkauften und dann im Laboratorium, wo ihnen zwei Arbeitsplätze zur Verfügung gehalten werden, unter-, suchten. In 22 Fällen unter 124 Proben war das Ergebniß ihrer Prüfungen derartig, daß dasselbe der Polizeibehörde zur Kenntniß und event. Weiterverfolgung übergeben wurde.

Leider waren die Ofticianten während des größten Theiles des Jahres fast ganz durch andere dienstliche Pflichten so in Anspruch genommen, daß jene systematische (Kontrolle nur mangelhaft verwirklicht werden konnte.

XLII Chemisches Staats -Laboiatorium.

3. Die Unterrichtsthätigkeit.

Während im Sommerseniester des Jahres l<s84 nur die praktischen Uebungen im Lahoratorinm abgehalten wurden, trat im WiTiterhalbjahr neben denselben auch eine Wiederaufnahme der Vorträge (über Unorganische und Analytische Chemie in 7 Stunden wöchentlich) ein. Die Verlegung der Vortragsstunden auf 2 resp. 3—4 Uhr Nachmittags gegenüber den früheren von 8 0 Uhr resp. 10 Uhr Morgens hat sich hinsichtlich der Frequenz sehr bewälivt und dü}-fte deshalb für die Folge festzuhalten sein.

Die Zahl der Theilnehnier an den Vorträt^en und praktischen Uebungen im Laboratorium betrug:

1. Januar-Ostern Sommer Wintei' inlssi überluuipt

Ins ult. Dec. 7 10 17 25

von welchen 7 12 20

im Ijaboratorium arbeiteten. Ihrem Berufe nach i;ruppiiteu sich dieselben in

Chemiker C Anfänger und (ieübtere) . . C!

Lehrer 2

Kaufieute resp. Fabrikanten 7

Polizei-Ofticianten ;{

25

Damit steigt die (Jesammtzahl derer, welche in den 5 Jahren seit Beginn der regelmäßigen Unterrichtsthätigkeit iui Institute eine Anleitung, Ausbildung und Förderung ihrer chemischen Studien ge- funden haben, auf 81. Die Einnahme an Honorar etc. bis ult. December 1884 betrug J^ 1517,10 gegen y^ 410,50 in 1883.

4. Die Verbreitung chemischer Kenntnisse in weiteren Kreisen

hat auch im vergangenen Jahre mit Hücksicht auf die anderen amtlichen Arbeiten und Pflichten nicht in dem wünschenswerthen Grade gefördert werden können und wird erst bei einer ausgiebigeren Entlastung der Beamten des Instituts zu ihrem Rechte zu gelangen vermögen. Einzelne Vorträge in Vereinen sind, soweit es Zeit und Kraft erlaubten, gehalten worden.

Die Beibehaltung der zwei amtlichen Sprechstunden, 11 12 und 4 5 Uhr, ergal) sich wegen des zahlreichen Zuspruches als Noth- wendigkeit.

Chemisclies Staats -Ijiil)orat(irium. XLIII

5. Die Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen.

(Uebersicht unter YIII.) Nur ein n-eringcv Tlicil aucli dieser Arbeiten verdankt der Iroien Initiative, ^velell(> nur allzusehr dureli die l'x'rufstliätiokeit einoeenot wird, iiire Veranlassuu". Meist sind dieselUeu durcli die in den tiüliereu Abseluiitteu (1 u. 2) oeschilderteu rntersneliun-ien l)edin<it, oder aber durcli si)e/lelle Anreoun^' und auf Wuuscli hiosin-er Ver- waltun.ueu entstanden. Fawähnenswertli sclieiiieii die naebfolucuden :

Jlllll IKll.

No. 9.[. .".1, 11. liitersueliun^en diverser .Vvtelaete und Knoehen- reste prähistoriselier (irabl'unde. f) 1 . 90. Untersueluin,«>en über die IJestininiuui!; des spezif. (rcwichtes von Portland -Zement nacli Schumann und über die Nach- weisbarkeit von verfälschendeu Zusätzen in demselben. 8-2. Ueber die Fettbestimmung der Mikdi mittels der Factobutyro-

meter nach verschiedenen Methoden. 91. Untersuchung einer fraglichen Masse aus einem iirii hi- storischen Grabe. Der lauggehegte Zweifel, ol) hi<'V ein natürlicher Zinnstein oder aber eiu durch langsame Oxy- dation wirklichen Zinn-Metalles entstandener Körper vorläge, konnte einerseits durch den Nachweis der Abwesenheit aller Kieselsäure und andererseits direkt durch das Auftreten sehr kleiner Zinn-Flitter in (h>r Masse im Sinne der zweiten Alternative entschieden werden. Das ehemalige Zinn-Metall erwies sich zugleich als stark Kupfer- und Blei-haltig, neben kleinen IJeimengungen von Eisen und Antimon. 9S. Arbeiten über die (piantitative Bestimmung des Camphors

in oihcinellen Gemischen. 99, 1G2. Begutachtungen von sehr hoch entHammbaren Tetroleum- Sorten (White Eose, Water White. Korff's Kaiser-Oel). .. Itl. 112. li:'). Abschlieüende Untersnchungen über die Verwend- barkeit des Amylalkohols für quantitative Bestimmungen und Trennungen unorganischer Salze. „111, 115. Analyse eines sclu'in krystallisirten Apatits aus Mexico, in welchem zugleich ein erheblicher Gehalt an Ceroxyd ge- funden wurde, nel)st kritischer T^ntersuchung ül)er die Pen- held'sche Fluor-Bestimmung. ., U;?,. Prüfung diverser Knochenreste und daraus gefertigt(M- Arte- facte aus dem südlichen ^h^\ico.

XLIV Cliemisches Staats -Lnboratdrium.

Journal

No. 172. rntorsuchun<2; der (iallert-Massen von Pectinatella ]itap;uifica. Die ül)erfaust<iTof.5eii liyalinen Massen von selir auffallender Festiiikeit l)ei wenig hervortretender Structiir ül)erraselien zunächst durch ihren außerordentlichen Wassergehalt. l>ei Stücken, die äußerlich völlig ahgetrocknet waren, ergah sich l)eim Eintrocknen ülier Schwefelsäure im Vacuurn, ohne Anwendung irgend welcher Erwärmung, ein aus einer dünnen Haut l)estehe]uler Rückstand von 0,.->3"/o der angewandten Masse, so daß also ein Wassergehalt von O9,7^yo vorliegt. I'vS dürfte dies wohl den größten hekannten Wasserticdialt organischer (Jehilde repräsentireu. Zwischen feinen Tüchern ausgepreßt wird nur Wasser entfernt und es hleiht ein schleimiges von eigenartigen Häuten (Memhranen) (hn'ch- zogenes Tiesiduum mit einem (iehalte von immer noch S0,?)7*'/o Wasser und nur lO.fio^/o Trockensuhstanz. Diese letztere vertlieilt sicli auf 0.8()"/u Asche (Mineralsuhslanzen), 2,47 "/o in Salzsäure iTisliche Organische Substanz, (i,0:;"/n in verdünnter Kalilauge hlsliche stark Schwefelhaltige Alhu- minate und l,2r)"/o nacli weiterer I)ehandlung mit Alkohol und Aether zurückl)leil)enden reinen Chitins, als derjenigen Suhstanz, welche wolü die ol)genannten membram'isen Scheide- wände der (ballerten l)ildet. Die IJehereinstimmung mit wirk- lichem Chitin konnte, abgesehen von den übrigen Reactionen, auch dadurch sein' schTni erwiesen werden, daß die 0.70.5 grm. des fast weißen Rückstandes bei der lUdiandlung nach Ledderhose ausgezeichnetes Salzsaures (ilycosamin lieferten. .. 17:'), 17 4. Die Arl)eiten über die direkte Extraktion von Mineral- salzen aus PHanzentheilen durch verdüinite Säuren sowie die Dromide alkvlisirter Kni)ferammoniumbasen sind, soweit es die Inans})ruchnahne durch amtliche Arbeiten gestattete, auch in diesem Jahre weiter gehirdert. Leber die oberwähuten Lntersuchungen jiräliistorischer Funde ist r)ericht erstattet in der Al)handlung von Dr. E. Raittenheir/, Jahr- buch der wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg für 1888 j). 80 ff', nebst Anhang,- und in der Abiiandlung von Dr. O. OUlicaisen in den Verhandlungen der Derliner Anthropol. (iesellschait 1S84 p. r)28.

Naturhistorisclies JMiisfum. XLV

Bericht

iibor das

Naturhistorische Museum zu Hamburg für das Jahr 1884

erstattet vom Direktor Professor Dr. Pagensteclier. Unter dem Vorsitze seiner Maeniticenz des Herrn Bürgermeister Muscum.s-

... l<onuiUKSiou.

Dr. Kirchen])mier ist in 1884 die Museumskommission gebiklet gewesen von den Herren Dr. Jolm Israel, Dr. J. Tli. Ikhn, Director Dr. H. Bolau, Dr. J. G. Fischer, A. Fartz und dem kier berickterstatteuden Director.

In erfreulichster Weise kaben Mitglieder der Kümmissiun sick i'''r«')ni'ii

_ "- , _ woklio am Mu-

aucli an den Avissensckaftlicken Arbeiten des jMuseums betkeiligt. soum si-mbeitfit Namentlick bat Herr Dr. FiscJier aucli im vergangenen Jakre die iiiii"'"- Pieptilien, Amphibien und Fiscke gänzlick beaufsicktigt und behandelt in um so umfassenderer Arbeit, als durch verschiedene Umstände in diesen Klassen /ahlieicke Neuigkeiten eingingen. Su hat auch Herr Dr. Beim die Arbeit geleitet, durch welche die Tischbein'sche JSanim- luug in geeignete Verfassung gebracht werden soll. Herr Dr. Bolau ist behiiltlich gewesen, Mängel, welche sick früker in' Bezeichnung und Katalogisirung eingeschlichen hatten, aus seiner Erinnerung aufzuklären und hat uns unterstützt durch die literariscken Hülfsmittel der zoulo- giscken Gesellsckaft. Ferner kat Herr G, Gercke, wie in den ver- gangenen Jakren, die I"\-eundlickkeit gekabt, die Dipteren unter seiner Aufsickt zu halten.

Die im Gesetze vui-gesehene Ernennung Aveiterer Custoden zu dem für Mineralogie, Herrn Dr. 0. Alägge, zu l)eantragen, kat man, trotz des dringenden Bedürfnisses, wegen Mangels von Arbeitsräumen, nock x\nstand genommen. , Als wissenschaftlicher Hülfsarbeiter wurde übrigens auch iti 1S84 Herr Dr. G. Ffeffer für Mollusken, Krebse und Echinodermen verwendet.

Die Bearbeitung der Klassen und Ordnungen, l'ür welcke andere Arbeitskräfte nicht vorhanden waren, namentlich der Säugethiere, \'ögel, Schmetterlinge, Würmer, Korallen, Schwämme übernahm der Director neben den \'erwaltungsgeschäften und dem Rechnungswesen.

Zu dem ersten Präparator Herrn F. Biickinaiui kam als zweiter in nunmehr fester Anstellung Herr J. Itzerott. Als Gehülfe wurde in mancherlei Arbeiten Herr W. Gammelt beschäftigt und es ist auch

XLVI Naturhistorisches Museum.

diese Stelle für ISyö unter dem Titel eines Zeicliuers und Sclireil)ers als eine feste vorgesehen. Die Aufsicht im Museum wurde von Herrn DömJing, an Sonntagen und Feiertagen zugleich von je einem der Prä])aratoreu, die Aufsicht in der Garderobe von Frau E. Weber ver- sehen. Als Präparatoreleven arbeiteten M. Buse und H. Förtmeyer. Musouiiisiiau. Was den Museumsbau betrifft, so wurde von der Baucommission

das Programm bekannt gemacht, der Termin für die erste Conkurrenz auf den 30. April 1884 gestellt und als Preisrichter unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsdirektors Dr. Föhring hier die Herren Baurath H. Ende in Berlin, Mitglied des Senats der Akademie der Künste, Oberbaurath Dr. von Leins in Stuttgart, Architekt J. E. Ahrens hier und der Direktor eingesetzt. Es gingen von ir2, beziehungsweise rechtzeitig von 1()8 Architekten Pläne ein, einige mit alternativen Vorschlägen. Dieselben wurden, nach Durchrechnung durch Beamte der Baudeputation, vom Preisgerichte während der Tage vom 5. 8. Juni geprüft.

Als ^'erfasser der als die preiswürdigsten bezeichneten 5 Pläne ergaben sich aus den Motto-Couverts in alphabetischer Folge die Herren: Kirchenpainr und rhilippi in Hamburg, //. Nahrcnholi und C. Throiiicker in Berlin, Heinr. ]\[ülhr in Bremen, Sdnu/dl und Xcikc/iiKinii in Hamburg, tSempcr und Krui/sch in Handjurg.

Solches wurde von der Baukommission am 15. ,luni bekannt gemacht. Alle diese Architekten sind in die zweite Conkurrenz eingetreteu. ')

Angesiclits der instruktiven Arbeiten der ersten Conkurrenz prä- zisirte das Preisgericht die Haupterfordernisse des Baues in Folgendem :

1. Grosser , einheitlicher, von l^inbauten möglichst freier Centralsaal.

;i. Reiche Durchbrechung der Wände des Centralsaales.

'6. Ausgiebigstes Oberlicht mit \'ermeidung gesuchter, nutzloser Aufbauten.

1. Ausgekragte, frei schwebende (jallerien unter \'ermeidung kostspieliger und störender architektonischer Stützenanorduung.

5. Eingang von der Seite des Steiuthorwalles und Erhaltuug der Nordfront für die Arbeitsräume.

6. Zugang zu der Haupttreppe ohne Durchschueidung des Centralsaales.

*) In der eiigereü CuDkurrcuz ist am 21. Februar 1885 der l'lau der Herren Semper & Krutisch als der beste ausgewälill worden.

>.'ataihistorist'hcs Museum. XLVII

7. /iisainiiieiik'guiit!; der lUlume für Arbeit, Verwallunj;- uiul Uutcrriclit gegen die Nordseite.

y. Gelilialnien längs der Fensterfronten für die Räume mit hohen Schrankkompartimenteu.

!). jNhiglichst au die Decken reichende Fenster in den Sammhings- räunien.

So haben unter der Hand der konkurrirenden und der preis- richtenden Architekten unsere Ideen sich zu deutlichen Hauptzügen gestaltet, in deren Verfolgung Handourg ein eigenartiges, den Zweck mit dem geringsten Kostenaufwande erfüllendes Museum zu erwarten hat

Herr Bürgermeister Dr. KircJicnimuer ist aus der Baukom- mission, deren Vorsitz er führte, ausgetreten und durch Herrn Senator M. Th. Hoyn ersetzt worden.

In den dermalen benutzten Bäumlichkeiteu ist eine Aeuderuug rinvi.sorisciic nicht vorgekommen. Fs ist aber die Ausräumung grosser Museums- gegenständc in einen [jrovisorischen Bau beantragt, zu welchem der Verwaltungsrath der Zoologischen (jesellschaft für einige Jahre das Terrain gewähren will. ') Nur so wird die Unterbringung der neuen Frwerbungeu und die Herstellung der Ordnung zu ermöglichen sein, welche als \'orbereitung für die Beziehung des neuen Museums mit sehr umfassender Arbeit angestrebt werden niuss. Vielleicht wird dann die Heizung des Museums wieder aufgenommen werden können, durch deren Aussetzung die (iesundheit der Bediensteten und die t'onservirung der Objekte gefährdet ist.

üas Mobiliar der Arbeitsräume ist fertig gestellt. Im Museum M'ihiiiar. sind die zwei neuen Sehränke für Schwämme schön ausgefallen. j\Ian darf erwarten, dass bei Ausführung im Grossen solche sieh billiger stellen werden, Fs sind einige Aveitere derartige Schränke für niedere Thiere ei'beten, damit in den älteren die geordnete Aufstellung der Reptilien und Fische vollendet Averden könne, sowie ein Insekten- schrank und ein Oonchylierischrank, In Verwendung dieser Schränke für zunächst fertig gestellte Fheile der Sammlungen können die danach fertig Averdenden jedesmal in leer gemachte Kasten und Schiebladen methodisch eingeordnet Averden. Die Construktion der neuen Schränke ist überall so erbeten, dass sie für das neue Museum in jeder Be- ziehung geeignet sind. Fhi massiger Bestand an neuen Schränken Avird späterhin gestatten, die alten nach und nach zu geeigneter Form umzuarbeiten.

') i«t iu 1885 vuü Seuat uud liüi'gerschal't geuehmigt.

XL VIII Naturhistorisches Museum.

Haiidbibiiotiii'k. Die Eiiu'iclituiig einer Hundhibliuthek hat grosse Fortschritte

gemaclit. Aus der für dieselbe uud für Instrumente gemeinsam gewährten einmaligen Bewilligung sind J6 05^2,44 und aus dem Ordinarium noch J6 4S,(i5 für diesen Zweck verwendet worden. Als werthvollere sind von den angeschafften die folgenden Werke anzuführen:

Proceed. of the Zoolog. Soc. of London, colour. illustr., compl.

Dumont d'Urville Voyage de l'Astrolobe.

Schrencks Reisen im Amurlande.

Peters Reise nach Mozambique.

V. d. Decken Reise in Ostafrica.

8 Abtheilungen der Novara-Reise.

Richardson & Gray Zoology of the Erebus & Terror.

Ehrenberg & Hemprich Symbolae physicae.

Hcuglin Ornithologie von Ostafrika.

Rüppell Neue Wirbelthiere zur Fauna Abyssiniens.

Barker, Webb iV: Berthelot Faune des lies Canariea.

Bouai)arte Iconographia della Fauna Italica.

Bijdragen tot de Dierkundc 1 I).

Sharpc iMonography of the Alcedinidae.

Bleeker Atlas ichthyologi(jue.

Martini & Chemnitz, Conchylien-Cabinet N. A.

Philippi Abbildungen von Conehylien.

Mc-Intosh British Aunelids.

Kokscharoft' Materialien z. Mineral. Russlands.

Hessenberg Mineralogische Notizen.

Mallard Traite de Crystallograi)hic.

Einige Schriften sind von Privaten und von (lesellschaften geschenkt worden; eine grosse Zahl Abhandlungen kam vom Institut national de Geneve. Die Versendung des Jahresberichts mit den auf das Museum bezüglichen Abhaudhmgen aus dem Jahrbuche der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten ist von der Bitte begleitet worden, uns im Austausche geeignete niuseologische und Gesellschafts- schriften zukommen zu lassen. Jn.stiuiiioiitc. Für Instrumente wurden aus der einmaligen Bewilligung

J^ o477,5(i und aus dem Ordinarium J6 ;i(JO.i'J verwendet. Von den angeschafften sind hervorzuheben: Elektromagnet, feine Wage, ReÜexions- goniometer, Po]arisationsaj)parat und Polarisationsmikroskop, Mikroskop von Zcm, Lupen mit Stativen und eigens angegebenen Objekthaltern, gröbere technische und feinere anatomische Bestecke, Injektionsspritzen, ein Doi)pelbhisba1g, eine gewöhnliche Wage. Ein 01)jektiv wurde von Herrn Dr. J. (t. Fischer geschenkt.

Naturhistorisches MuseuTn.

XLIX

Vom 1. März 1884 an ist das Museum nach dem neuen Eegulativ RenutzuuK des täglich mit Ausnahme des ersten Oster- und ersten Weihnachtstages, des Himmelfahrtstages, sowie derjenigen Montage, welche nicht Festtage sind, unentgeltlich von 11—3 Uhr geöffnet gewesen.

Die P'utleihung von Gegenständen aus dem Museum zur Be- nutzung hei Vorträgen, zum Schulunterrichte und, nach auswärts, zu wissenschaftlichen Untersuchungen hat in gewohnter Weise stattge- funden. Namentlich sind Objekte von Süd-Georgien und aus dem Massailande auswärtigen Gelehrten zur Bestimmung anvertraut worden. Für die Walausstellung wurden der Zoologischen Gesellschaft werthvolle Stücke geliehen und haben zum Erfolge dieser Ausstellung wesentlich beigetragen. Wenn wir damit einen Theil des Dankes abtrugen, zu welchem das Museum dieser Gesellschaft in jedem der vergangenen 20 Jahre verpflichtet Avurde, so hat die Gesellschaft dem Museum aufs Neue ihre Gunst bewiesen, indem sie ihm die 3 grossen ausgestellt gewesenen Walskelette zur Hälfte des Kostenpreises zum Kaufe ange- stellt hat.

Unter den dem Museum geAvordenen Geschenken sind folgende Geschenke. als grössere, meist als Sammlungen bildende hervorzuheben:

Von der Zoologischen Gesellschaft 23 Säugethiere, einige Schädel von solchen, 21 Vögel, G Eeptile und Amphibien, ver- schiedene Eier und andere Thiere.

Von der Geographischen Gesellschaft der Rest der zoo- logischen und mineralogischen Gegenstände, welche Herr Dr. G. A. Fischer auf seiner im Massailande aus Veranlassung der gedachten (iesellschaft gemachten Reise gesammelt hat; zu den im vorigen Berichte erwähnten noch etwa 250 Vögel, 33 Eier, einige Nester, 32 Säugethiere nebst Köpfen, Schädeln, Gehörnen, eine Käfersammlung, einige andere Insekten, Skorpione, Spinnen u. a., auch Gesteine vom Kihma NdjaroV). Herr Dr. Fisdier fügte Mehreres bei, was er sonst auf seinen Reisen, besonders auf Zanzibar gesammelt hatte.

1) Da die Schmetterlinge dieser Sammlung nicht l;esouders beschrieben sind, drucken wir hier die vom Direktor über dieselben dem Reiseberichte des Herrn Dr. G. A. Fischer beigefügten Bemerkungen ab. Derselben waren nur fünf:

Hypolimuas Misippus L. vom Naiwascha-Sec, Pieris Severina Cr. ,,

Eurema Brigitta Cr. ,,

Syntomis sp. (nahe S. Hübuei-i) Küste, Braluuaea Neumayeri ,s;^;. nov. Ssigirari. Die zwei Exemplare von Pieris Severina Cr., beide Weibchen, sind nicht

d

]j Naturhistorisches Museum.

Diircli die Fürsorge des Herrn Wociiuann die Sammluiigen des Herrn H. Soyaux auf Ssibange-Farm, Gaboon, diesmal mit 107 sorgftältig behandelten Schmetterlingen , und die tler Herren Cai^itaine der westafrikanischen Linie Hujrfer und MelcJieiisen, vorzüglich Ileptilien, Amphibien, Fische, Insekten in Spiritus. Im Januar 1885 sind bereits wieder sehr reiche Sammlungen von den Herren Soyaux und Hiqjfer eingetroffen.

Von Herrn Consul FhiUppi in Mozambique mit ausser- ordentlichem Geschick auf den Klippen daselbst gesammelte Thiere mit einer Menge bis dahin im Museum nicht vertretener Arten von Krebsen und Gorgoniden.

Von Herrn F. H. SfecJier Reptilien, Fische, Insekten, Krebse von Nossibe bei Madagaskar.

Von Herrn Statlimn 15 ausgestopfte Vögel von Helgoland. Von Herrn stud. C. C. StuliJmann 70 Schmetterlinge von Hainan. Für zahlreiche kleinere Geschenke ist den Gebern der Dank direkt und in den öffentlichen Blättern ausgesprochen worden. Ervvcrbuugen. Die grösstc Frwcrbung war die der Hymenopterensammlung

des verstorbenen Herrn Oberforstmeisters Tii<(hb('in in Eutin. Die Sammlung hat hohen Werth durch die darin niedergelegte Thätigkeit des berühmten Sammlers, macht aber durch die Mängel der äusseren Be- handlung grosse Arbeit. Vom Mitsenm Godcffroy wurden sehr schöne Korallen und das Skelet des Palapteryx elephantopus Owen , von Francli iu London eine Hatteria punctata Gray, vom Antiquar (Jolin hier eine Kollektion Vogelbälge aus Hopetown, von Herrn Sdilufer

schwefelgelb aul' der Unterseile, sonderu weiß, gleich sulcheu vom Cap und von Zanzitjar. Die Brahraaea Neumayeri Pageustecher spannt über 12 cm. Sie kommt der B. lucina Drury und Swanzii Butl. nahe ; weifse mit braunen Wellenlinien versehene Binde über Vorder- und Hiuterflügel; nach aus- wärts von derselben die Wellenlinien auf dem chocoladefarbigem Grunde bis zu den Randflecken reichend, von diesen der erste und vierte bis siebente des Vorderflügels mit schwarzem Stern, der zweite, dritte, achte blafs, ledergelb, alle mit weißem Außensaum, sielieu Randflecke des Hinter- flügels vom Grunde wenig unterschieden, nierenfürmig mit einem Striche im Innern; Wurzel des Hinterflügels einfarbig chocoladebraun. Auf dem Vorderflügel einwärts von der weißen eine braune Binde, in der Mitte am schmälsten, vorn sehr breit, nahe der Vorderader mit vier unregelmäßigen, dunklen, hell auslaufenden Flecken. Die Wurzel mit zackigen, hellen und rostrothen Linien gebändert, Fühler blaßgelb; Leili mit rostrotheu Seg- menträndern ; auf der Unterseite die Flügel wurzelwärts der Binde ein- farbig chocoladebraun, nur Vordersaum und vom Hinterflügel verdeckter Theil der Vorderflügel heller, sonst wie oben. (Das Massailand von Dr. med. G. A. Fischer; Hamburg, L. Friederichseu & Co. 1885. p. 150.)

Naturhistorisches Museum. LI

liier eine aiisf,'c/.eichnete Spierjglaiizstiife, von Yoif/f d'' Hoihgesany eine Sammlung Dünnschliffe gekauft. Die übrigen Ankäufe sind unbedeutend. Sie Avurden überliaupt ermöglicht durch die jetzt gestattete Verwendung des Erlöses aus Doubletteu für das Museum.

Die Aufwendungen für Aptirung waren bedeutend wegen der AptinuiK. Fülle der Eingänge in 1888 und 1884 und der Nothwendigkeit die alten Bestände hervorzuziehen und das bereits Aufgestellte in schickliche Verfassung zu bringen.

Die Einnahmen und Ausgaben, soweit sie durch die Rechnung jiwiinmig. des Direktors gingen, balanciren mit folgenden Zahlen :

Hülfsarbeit 4 '^2<),—

Einmalig zur Anschaffung von Büchern und Instru- menten 10 ()(K),—

Anschaffung, Aptirung u. s. w. bewdligt J6 4 500,

dazu aus Doublettenverkauf 771,28

5 271,28

Allgemeine Verwaltungskosten (Aufsicht, Bureauu. dgl.) 800,

Uneigentlichc Einnahmen und Ausgaben 2,40

J^ IG 383,68 Die Inventarvermelirung soll erst auf 1. Mai 1885 festgestellt Vcnu.'hnmg, werden. Was die höheren Thiere betrifft, so sind, wenn wir die zum 'l'heil schon im vorigen Berichte erAvähnten Vögel des Herrn Dr. G. A. Fi^<Jur hier ganz und ebenso die grade unter den Händen der Prä- paratoren befindlichen Säuger und Vögel des Herrn HumUol von Madagaskar und die Vögel von Hopetown einrechnen, an bisher nicht vertretenen Arten zugewachsen: 46 Säuger, 218 Vögel, 54 Reptilien, 1) Amphibien. 62 Fische. Es ist darunter eine sehr erhebliche Zahl für die Wissenschaft neu, wie zum Theil die wissenschaftlichen Beilagen zu diesem Berichte ausweisen.

Die Bearbeitung und Einordnung der grossen Samndungen aus Arbeiten. Westafrika, dem Massailande und Süd-Georgien, sowie der genannten kleineren hat in 1884 die Kräfte der wissenschaftlichen Arbeiter sehr in Anspruch genommen. Sind doch in 1883 und 1884 etwa 4000 Nummern, die einzelnen öfters mit sehr vielen Individuen in den Eingangskatalog eingetragen Avorden. Doch wurde in allen Theilen der Sammlung an der Verbesserung der Bestimmung und Aufstellung der älteren Objekte Aveiter gearbeitet. In der mineralogischen Abtheilung Avurden diese Arbeiten soweit gefördert, dass die Vollendung der Mineralien -Bestimmung bis zum Schlüsse des Jahres 1885 erwartet Averden darf.

LH Physikalisches Kabinet.

Physikalisches Kabinet.

Bericht des zeitigen Vorstehers Dr. August Voller.

' Das physikalische Kabinet hat sich, soweit die Beschränktheit der Zeit und Kraft des Vorstehers ermöglichten, im verflossenen Jahre stetig weiter entwickelt. Wie seit mehreren Jahren erstreckte sich die Thätigkeit desselben auf regelmässige Curse wissenschaftlicher Vorlesungen, auf die Leitung praktischer Uebungen im Laboratorium, auf die Erstattung von Gutachten für Behörden, sowie auf den Verkehr mit dem Publikum hinsichthch der Ertheilung von Auskunft und wissenschaftlichen Rathschlägen in Angelegenheiten technisch - physi- kalischer Natur.

Unter den von Seiten der Behörden requirirten Berichten und Gutachten w-aren diejenigen betreffend Blitzschlagfälle im letzten Sommer besonders zahlreich (14); ein auf Grund der gemachten Wahrnehmungen als nothwendig erkanntes Regulativ für die Anlage und Unterhaltung von Blitzableitern ist in der Vorbereitung begriffen.

Die durch das Bedürfniss des Publikums hervorgerufene, im letztjährigen Bericht näher dargelegte Thätigkeit des Vorstehers hat auch neuerdings stetig zugenommen und zahlreiche Besprechungen, Correspondenzen und experimentelle Arbeiten erfordert; während des Winters allein wurden 44 wichtigere Fälle der Art zur Erledigung gebracht.

Die Vorlesungen des Berichterstatters waren gut besucht. Es wurden während des Winters öffentliche Vorlesungen über die praktische Anwendung der Elektricität gehalten, welche sich einer so starken Theilnahme erfreuten, dass ein grosser Theil der Anmeldungen wegen Ueberfüllung des Hörsaales unberücksichtigt bleiben musste. An nicht öffentlichen Vorlesungen Avurden im Sommersemester „allgemeine Mechanik" wöchentlich 2 stündig, im Wintersemester „allgemeine Elektricitätslehre" ebenfalls 2 stündig gehalten; an der letzteren nahmen 22 Hörer Theil. Ausserdem wurde im Sommer und Winter Avöchentlich 4 Stunden „physikalisches Praktikum" gehalten; im Winter nahmen an demselben 9 Praktikanten Theil.

Ausser von Seiten des Vorstehers wurden, wie in früheren Jahren, so auch diesmal von Herrn Dr. Hoppe im Auftrage der Ober- schvdbehörde wöchentlich 4 Stunden öffentliche Vorlesungen über ver- schiedene Abschnitte der Physik im Hörsaale des Kabinets gehalten.

^Iiiseum für Völkerkunde. LIII

Das wachsende Interesse, welches dem physikah"schen Kabiuet von Seiten des Pu1)likunis mehr nnd mehr entgegengebracht wird, zeigte sich ancli in der Ueberweisnng znm Theil sehr werthvoller Instrumente an die Sammlungen desselben. So wurde von Herrn Capt. ScJiiUl' ein von demselben mit Unterstützung der Kellinghuseu- Stiftung zum Zwecke magnetischer Beobachtungen auf See erworbenes ßamhcrr/schc.s Inklinatorium mit sämmtlichen für die Bestimmung der 8 erdmagnetischen Elemente erforderlichen Einrichtungen dem Kabinete übergeben. Ebenso überwies Herr Uhrmacher Dciiclcer demselben unter einstweiligem Vorbehalte des Eigenthumsrechtes, jedoch im Uebrigen zu unbeschränktem (icbrauche, einen grossen, höchst werthvollen (■oinparator für Bestimmung linearer Äusdehnungscoefticienten mit doppelter mikroskopischer i\.blesung, dessen optischer Theil seiner Zeit aus der berühmten Werkstelle von Dr. Hugo ScJiriider hierselbst hervorgegangen ist. Desgleichen wurden von mehreren andern Seiten kleinere Instrumente u. s. w. dem Kabinet als Geschenk überwiesen. Allen freundlichen Eörderern unserer Anstalt sei hierfür Avärmster Dank erstattet.

Die auch im Uebrigen durch das regelmässige Jahresbudget stetig, wenn auch nur langsam wachsenden Sammlungen des Kabinets wurden auch ausserhalb unseres Laboratoriums wieder häufig benutzt; es wurden etwa 150 Apparate in 38 Fällen ausgeliehen.

Museum für Völkerkunde.

Jahresbericht des Vorstehers C. W. Lüders.

Das verflossene Jahr ist wiederum besonders günstig zur Ver- mehrung und Completirung des Museums gewesen. Die Geschenke, die freundlichst eingeliefert sind, beziftern sich auf .''»^S Nummern, vertheilt auf:

Asien 122

Afrika 238

Amerika 37

Oceanien 120

Europa 6

523 Nummern. Besonders hervorzuheben sind darunter die von der Geographischen Gi'sdlschaß hier überwiesenen, von dem Herrn Dr. Fischer aus dem

Liy Museum für Völkeikuude.

Massai-Lniule Afrikas mitgebrachten Gegenstände ca. 200 Nummern, dann eine reiche Kollektion von ca. HO Nummern von den Südsee- Inseln durch Herrn R. J. Robertson, ferner von dem Herrn Consul Dr. Bicher in Berlin eine Anzahl von 25 Nummern von den Molukken- Inseln, und von dem Herrn C. Hcujenheck 20 Nummern Gegenstäude von Ceylon.

Von dem Museum in Leiden haben wir durch Tausch einiger Doubletten eine bedeutende Completirung von Gegenständen zu den Malaischen Inseln erhalten.

Angekauft wurden 1 1 3 Nummern und zwar von :

Asien 43

Afrika . 28

Amerika 10

Oceanien 32

IIB Nummern.

Das Verzeichniss der ganzen Sammlung ist jetzt fertig gestellt und ist der Bestand am Ende des Jahres 1884, wie folgt:

von Asien 1514

Afrika . .1144

Amerika 1873

Oceanien 0(19

Europa 85

5585 Nummern.

So sehr wir nun auch zufrieden sein können mit dem guten Erfolge und dem sich immer mehr bethätigenden Interesse für das Museum, so sehr müssen wir bedauern, dass die Räumlichkeiten jetzt in keiner Weise mehr ausreichen. Wir waren schon in die Noth- wendigkeit versetzt, den Inhalt eines grossen Schrankes in Kisten wegzupacken, um nur neuangekommene Sachen wieder aufstellen zu können. Hotfentlich wird bald Wandel darin geschafft, damit wir niemals in eine Bedrängniss kommen, die uns nöthigen könnte, werth- volle Geschenke, welche, wie es oft vorkommt an die Bedingung ihrer Schaustellung geknüpft werden, von der Hand zu weisen.

Sammlinig- vorgesehichtlichei' Alter thnmer. LV

Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer.

(Bericlit von Dr. E. Raiiteiiberg.)

Im Jahre 1884 ist die Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer um oOf) Gegenstände (258 Katalog-Nummern), unter denen 38 geschenkt waren, vermehrt worden.

Urnen, zum Teil mit interessanten Beigaben sind geschenkt von den Herren Beclcer (Sande), B. Schrader (Barsbüttel), W. Ändresen, Ch. Miclicrts (ReinbelO, l^r. C. Amsinck, Schcmh (Hambnrg) und von Fräulein .1. Bösclier (Altenwalde); Bronzegeräte von den Herren >6'/>'a?/er (Tesperhude; zwei leider nicht ganz vollständig erhaltene große Bronzefibulä von nordischem Typus, nach Hildebrand Typus E, vgl. Undset, Etudes sur Tage de bronze de la Hongrie I, 73 ff.). Anton Garlitt (sehr schöne Nadel), Dr. Bauer (Nadel), AJbrecht (Lanzenspitze), H. Dösclier in Altenwalde (Celt), E. Meyer in Kleinmühlen (Messer, Pincette, Pfriem) ; Steingeräte von den Hen*en Flügge (Escheburg), Ändresen (Reinbek), Ruutenherg (Schönweide), AJirend, Lähning und R. Jansen (Hamburg), sechs Fläschchen mit Speiseresten aus dem Pfahlbau bei Wangen von Herrn F. Worlee, Menschenknochen aus der Erpfinger Höhle von Herrn Dr. Ferher. Endlich ist zu erwähnen, daß Herr .1. von OhJendorj)' die Abformuug eines bei Grässe in Mecklenburg gefundenen Schwertes mit Golddrahteinlage gütigst ge- stattet hat.

Von der Bau -Deputation ist durch Herrn Ober -Ingenieur F. A. Meger ein beim Bau des Isebeck-Canales in der Tiefe von 4,2 m gefundenes Geweili eines starken Dammhirsches der Sammlung zugewiesen; Herr Director Streng hat die Gefäßreste aus 3 im Hofe des Central-Gefängnisses befindliclien Herdstellen derselben freundlichst zugestellt. Herr Friedhofsverwalter Cordes hat wie im vorigen Jahre den Fundstellen auf dem Central -Friedhofe in Ohlsdorf genaue Auf- merksandvcit geschenkt, und es sind die sämtlichen, namentlich durch die Sorgfalt des Gärtners Herrn Frisch dort gefundenen Gegenstände: der untere Mahlstein einer Handmühle aus Granit, zahlreiche ürnen- scherben, ein kleiner Thonbecher, in unsre Sammlung gelangt. Auf Ersuchen der Commission haben die Behörden und ein Hoher Senat bestimmt, daß die Steinkreise und Steinsetzuugen, die bei den Arbeiten dort freigelegt sind, erhalten bleiben sollten und so sind denn von Herrn Cordes diese Denkmäler der Pietät unsrer Vorfahren in die neuen Friedhofsanlagcn mit größtem Geschick eingefügt.

LVI SaniniluDg- vorgeschifhtlicber Alterthiuncr.

Uuter den aDgekaiiften Steingeriiten siiul zu erwähnen ein Steinbammer von 0,305 m Länge und 4,75 k Schwere, ein Dolch von grauem Flint von 0,32 m Länge, eine fast gleichseitig-dreieckige große Lanzenspitze, mehrere Meißel von vorzüglichem Schliff und tadelloser Erhaltung und ein Beil von. grauem Flint. welches in meisterhafter Weise zugehauen ist. Aus der Gegend zwischen Elbe und Weser sind in diesem Jahre die zur Sammlung des Herrn Sclieper in Lebe gehörigen Urnen mit reichen Beigaben: Messern, Pincetten, Scheren, Ringen, Fibeln, Schlüsselhaken (i mit Tierkopf), Ohrringen etc. in die Sammlung gekommen (vgl. Bericht im Jahrbuch von 1884 S. LXKVI). Von einem in der Gegend von Cadeuberge (bei Westerham) gelegenen Begräbnißplatze sind eine Anzahl von Urnen mit Beigaben von Bronze und Eisen aus der La-Tene-Periode augekauft. Sämtliche LTrnen sind mit dem vollen Inhalt an Erde, Knochen und den Beigaben von dem Finder eingeliefert, und so war eine genaue Avissenschaftliclie Untersuchung derselben möglich; besonders häufig fand sich die eiserne Fibula des genannten Typus, der Gürtelhaken und die Gürtcl- verbindung mit Pving und Klammern. Von den Bronzen ist erwähnens- wert eine Nadel von 0,16 ni Länge mit flachem conceutrisch gerilltem Kopf; außerdem eine eiserne, am Halse gebogene Nadel mit schwerem, massivem, fast wie eine Halbkugel gestaltetem Kopfe von Bronze (nach ündset, das erste Auftreten des Eisens S. 310 von holsteinischem Typus). Die Publication der für die von Südwesten herwirkenden Cultureinflüsse wichtigen Objecte ist für das nächste Jahrbuch in Aussicht genommen.

Durch Zeitungsberichte und Mitteilungen von Freunden unsrer Sammlung, nach denen in Cuxhaven wertvolle Fundgegenstände an Privatpersonen verkauft und in deren Besitz zum Teil zerstört oder doch entwertet sein sollten, wurde die Commission auf die namentlich in der Heide bei Altenwalde gemachten Urnenfunde hingewiesen. Einige Sachen wurden von den Findern, meistens Arbeitern, die nach Steinen für die Uferwerke suchten , käuflich erw^orben , und die Freundlichkeit mehrerer dort wohnender Grundbesitzer hat die wissenschaftliche l^ntersuchung einiger Fundstellen ermöglicht. Herr Degenhardt gestattete Nachgrabungen auf der westlich vom Dorfe gelegenen Heide (Fundobjecte: ein Bronzecelt in einer leider zer- störten großen dickwandigen Urne); auf dem Grundstücke des Herrn Behrmann, welches neben dem von dem Provinzial -Museum in Hannover systematisch ausgebeutetem Urnenfelde liegt, ist bei der planmäßigen Abgrabung eines ziemlich langen Streifens in der ganzen Breite des Ackers leider nur eine kleine Urne gefunden. Ein auf der

Samnilmin Ilambiirgisolier Altertliümer. LVII

IToltjer Höhe (Bosit/ dos Herrn Hi'ihrnann) belegener Hüge]. dessen Hauptgrab schon früher ansgeuommen war, ergab am ol)eren Rande eine große wohlerhaltene Urne von rotem Thon mit einer flachen Deckelschale nnd einer Eisentibula vom La -Tene- Typus, sowie drei andre große (iefäße mit ähnlichen Eisentibula und viele zum Teil reich ornamentierte Scherben. Am erfreulichsten ist die Ausbeute auf dem Grundstück des Herrn Höht gewesen, von dem für nnsre Sammlung 27 Urnen vom sächsischen Typus mit guten Beigaben (Acc. Kat. 1884 Nr. 168 23G, vgl. Jahrbuch H. 1885 S. 1G9 tf.) ge- wonnen sind.

Eine auf Anregung des Herrn Ingenieur Krause unternommene Untersuchung eines Feldes bei Ulzburg ergab, daß dort ein ebenfalls aus sächsischer Zeit stammender Urnenfriedhof gewesen ist, der jedoch durch frühere Grabungen, wenigstens an den uns zugänglichen Stellen zerstört war. Charakteristische Gefäßscherben wurden zahlreich gefunden, und es ist gelungen einige Gefäße w'enigstens in ihrer Form und ihren Ornamenten zu reconstruieren (Acc.' Kat. 1884 Nr. 237 241).

Leider hat die Mehrzahl der zum Teil recht ansehnlichen, interessanten und wertvollen neuen Erwerbungen nicht ausgestellt werden können, da auf dem der Sammlung zugewiesenen Corridor kein Raum frei war, und die Ausräumung und Verpackung der schon längere Zeit dort ausgestellten Gegenstände wegen der Zerbrechlichkeit der meisten nicht ratsam erscheinen kann.

Die Bibliothek ist um 51 Werke und Hefte vermehrt. Herr Frisch hat 12 Brochüren, zum Teil erste Publicationen epochemachender Funde, die Gruppe Hamburg-Altona der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft sämtliche von auswärtigen Vereinen und Instituten ihr übersandten Schriften (27 Nummern) geschenkt.

Sammlung Hamburgischer Altertliümer.

Berlclit von Dr. A. H. Kellingliuseu, d. Z. Vorsitzender der Commission.

Ein Verzeichniss der im Jahre 1884 für die Sammlung hani- burgischer Altertliümer neu erAvorbenen Gegenstände ist, wie in früheren Jahren, in den Mittheilungen des Vereins für hamburgische Geschichte publicirt worden; unter denselben dürfte besonders eine durch gütige Vermittelung des Herrn Senator Raiyp erworbenen Sammlung silberner und zinnerner Trinkgefässe der Kranken- und Sterbecasse der Huf-

LVIII Botanisclies Museum.

und Schmiedegeselleu hervorzuheben sein: eine Sammhmg, welche sich durch ihre Vollständigkeit und durch viele vortrefflich erhaltene Gegenstände auszeichnet.

Das luteresse für die Sammlung zeigt sich auch durch die wachsende Zahl der eingehenden Geschenke, leider ist aber der Raum noch immer derartig beschränkt, dass an eine vortheilhafte Aufstellung aller Sachen nicht entfernt gedacht werden kann. Ein von der Com- mission und dem Verein für hamburgischc Geschichte an die S. T. Oberschulbehördc gerichtetes Gesuch um Ueberlassung des von der Stadt angekauften früher Hartmeyer sehen Erbes am Fischmarkt konnte leider nicht bewilligt werden, und doch wird das Erforderniss grösserer Räume mit jedem -lahre dringender; es ist zu wünschen, dass den gerechten Anfoi'derungen auf Raum, dessen die Sammlung hamburgischer Alterthümer iiedarf, bald (ienügo geleistet wird.

Jahresbericht

ülici' (las

botanische Museum zu Hamburg

für 1884.

Erstattet vom Professor R. Sadebeck.

KiiuiiiiicLkeitfii. Nachdem im Laufe des Berichtsjahres die III. Section der

Oberschulbehörde die von ihr als Sitzungssaal u. s. w. innegehabten Lokalitäten den Zwecken des botanischen Museums überlassen hatte, wurde die definitive Aufstellung der Sammlungen ermöglicht und Hiifsarbeiton. sofort in Angriff genommen. Behufs der hierzu erforderlichen Arbeiten wurden die Herren W. J. Gorerfs und A. Voigt, stud. phil. von dem Referenten gegen Zahlung eines vorher vereinbarten Honorars heran- gezogen, Herr Goverts während des ganzen Berichtsjahres, Herr A. Voigt vom 24. October des Berichtsjahres au. Herr Dr. 0. Warhurg, der in uneigennützigster Weise die erste Einrichtung und Ordnung der Holz- sammlung bereits im Vorjahre besorgt hatte, hatte auch im Laufe des Berichtsjahres wieder die große Ereundlichkeit, die neu hinzuge- kommenen Stücke zu untersuchen und einzuordnen.

Trotz dieser Hilfeleistungen ist es bei der großen Anzahl der vorhandenen Objecte nicht möglich gewesen, die Ordnung derselben soweit herzustellen , daß das Museum schon im Laufe des Berichts-

Botanisches ISIusenm. LIX

Jahres dem Piil)]ikuin zugänglich gemacht werden konnte; aber die Aufstelhmg ist doch znr Zeit dieser Berichterstattung so weit vorge- schritten, daü die Eröffnung des Museums in wenigen Wochen er- folgen wird.

Obwohl es wiinschenswerth gewesen wäre, die Trennung der Aiiiii.iiuiigon einzelnen Abtheilungen in der im vorigen Jahresbericht bezeichneten ' ^'"^ ^"''^'^u^«'^- Art und Weise aufrecht zu erhalten, so machten doch die Ivaumver- hältnisse eine etwas gedrängtere Aufstellung nöthig und es wurden daher die im vorigen «lahresbericht bezeichneten ersten beiden Ab- theilungen vereinigt in eine ..Abtheilung für allgemeine wissen- schaftliche und angewendete Botanik". Diese Bezeichnung hebt zugleich die 'i'hatsache hervor, daü es den hiesigen Verhältnissen angemessen erschien, auf wissenschaftlicher Clrundlage namentlich auch die Eohproducte des Handels vorzuführen und, unterstützt von dem unten näher besprochenen Laboratorium, die durch das Fehlen eines Instituts für Waarenkunde vorhandene Lücke cinigermaüen auszufüllen. Auch die Droguen, welche bisher als pharmacognostische Sammlung ein abgetrenntes Ganzes darstellten , wurden in diese Abtheilung auf- genommen; aber die Rohstoffe des Handels und die Droguen bilden keine eigenen Unterabtheilungen , sondern sind mit Rücksicht auf die wissenschaftliche Anordinnig an den gegebenen Stellen aufgestellt.

Auch die Abtheilung für Pflanzenkrankheiten und Bildungs- abweichungen, sowie diejenige für Pilze lieü nach den. vorhandenen Objecten eine Vereinigung mit der land- und forstwirthschaftlichen Abtheilung zu, so daü das gesammte Listitut zur Zeit folgende Abtheilungen enthält :

1) Abtheilung für allgemeine wissenschaftliche und angewendete Botanik.

;2) Abtheilung für Pflauzenkrankheiten und Pilze.

:>) Abtheilung für Algen.

4) Herbarium generale.

5) Herbarium Hand)urgense. 0) Das Laboratorium.

Die letztere Abtheilung wird am Ende des Berichtes eine gesonderte Besprechung finden; die Mittheiluugen über den Stand der übrigen Abtheilungen dagegen sollen im Nachfolgenden zunächst zusammengefaüt werden, namentlich bezüglich ihres Zuwachses, welcher im Laufe des Berichtsjahres in Folge mehrerer Ankäufe folgender war:

1) Die pflanzlichen Obiecte der argentinischen Ausstel- ^'™°

■•■ t> o ^ Er\ve'rl)ung(ni

lung, welche im Monat Juni 1S84 in Bremen stattfand. Dieselben auvch .vukaui'.

LX Botanisches Museum.

bildeten auf der genannten Ausstellung eine eigene große Abtheilung und enthielten folgende Gruppen: a. (Gartengewächse, h. In- dustrielle Pflanzen, c. Cerealien, d. Arznei-Pflanzen, e. G e r b s 1 0 f f h al ti g e P f 1 a n z e n , f. F ar b s t o f f h a 1 1 i g e P f 1 a n z e u, g. Hölzer. Es ist namentlich den Bemühungen des Don Julio Victorica, des Chefs des landwirthschaftlichen Departements der ar- gentinischen Pvepublik zu danken, daü diese Sammlungen eine that- sächlich sehr bedeutende Reichhaltigkeit und somit eine Vollständig- keit erhielten, welche sonst wohl schwer zu erreichen gewesen wäre. Mit alleiniger Ausnahme der Hölzer waren sämmtliche Objecte in zweckentsprechenden (jlashäfen oder Flaschen ausgestellt und in dieser Form auch dem botanischen Museum übergeben worden. Die „Gartengewächse" enthielten im Ganzen 151 Nummern, von denen 90 den großen Pteichthum der in Argentinien gebauten, verschieden Phaseolus- (Bohnen-) Arten und Varietäten derselben darthun. Unter den „industriellen Pflanzen" ist hervorzuhel)en Tabak aus den Provinzen Tucuman, Corrientes und Santa Fe, Baumwolle von Corrientes, Salta und Jujuy, Wallnuß aus den höher gelegenen Gegenden von Cordoba, San Luis, Mendoza und Tucuman, Mandeln von Salta, Cordoba, Mendoza, Senf von Catamarca u. s. w., Rhicinus von mehreren Punkten und besonders die sog. Erdnuß (Arachis hypogaea), welche in Santa Fe, Cordoba u. s. w., in beträchtlicher Menge angebaut und zur Bereitung feiner Oele nach Frankreich ausgeführt wird. Die „Cerealien" bilden ebenfalls eine sehr umfangreiche Collection, in welcher ausser Weizen, Eeis, Mais, Gerste, Hafer, Roggen, auch der sogenannte Negerhirse (Sorghum), Buchweizen, Hirse u. s. w. vertreten sind. Die „Arznei-Pflanzen" umfassen mehr als 9JW Nummern und geben uns ein deutliches Zeugniss von der reichen Erfahrung der Bewohner, die Pflanze oder einzelne Theile derselben für Heil- zwecke zu verwenden. Unter den „gerbstoffhaltigen Pflanzen" ist die Anacardiacee Quebrachia Lorentzii, im Handel als Quebracho Colorado bekannt, als weitaus am wichtigsten hervorzuheben ; außer- dem werden noch Duvaua sinuata (ebenfalls eine Anacardiacee), Sapium aucuparium (F^uphorbiacee), u. s. w. ihres Taningehaltes wegen sehr geschätzt. Die „farbstoffhaltigen Pflanzen" bilden eine Collection von etwa 40 Arten, von denen besonders der Anil (Indigo- fera Anil) zum Blaufärben, Algarobillo (Prosopis spec.) zum Schwarz- färben, Romerillo (Heterothalamus brunioidesj zum Gelbfärben u. s. w., eine ausgebreitetere Verwendung finden. Die „Holzsaramlung" endlich, welche in ]1)>^ Nummern fast 150 verschiedene Arten

Botauisclies Museum. LXI

aus säniintlicheii Proviuzcn Argeiitinieus enthält, Aviderlegt damit zugleicli die so oft hervorgehobene Ansicht, daß die La Plata- Staaten durch die Anuuth der Baumvegetation characterisirt sind. 2) Eine ca. 200 Arten enthaltende Sammlung chilenischer Pflanzen, darunter namentlich Farne. 3) Eine Sammlung von etwa 50 selteneren, ostindischen Gefäßkryptogamen, darunter z B. die mor- phologisch interessante Selaginella pentagona mit den Gallen. 4) Die im Laufe des Berichtsjahres erschienenen Lieferungen der HerpelFscheu Sammlungen getrockneter Hutpilze. 5) Mehrere Pflanzenmodelle aus der Fabrik botanischer Modelle von Robert Brendel. ß) Die ersten Lieferungen der Chr. Jauch'schen Flora artefacta. 7) Einzelne Objecte, z. B. Pandanus-Frucht- stände von den Fidji-Liseln u. s. av.

Einen nicht geringeren Zuwachs erhielt das Institut durch Geschenke, deren große Anzahl nicht gestattet, jedes einzelne an dieser Stelle namhaft zu machen. Die größeren CoUectionen oder wichtigeren einzelnen Objecte, welche auf diese Weise eingingen, sind folgende:

1) Eine etwa 150 verschiedene Arten enthaltende Sammlung Oesciiouke. von Hölzern aus dem botanischen Institut zu Tübingen, z. Th. noch mit Bestimmungen von H. v. j\Iohl; durch gütige Vermittelung des Herrn Dr. 0. Warlnof/ erhalten. - 2) Eine Collection von Früchten, Samen u. s. w. wichtiger (Kulturpflanzen Ceylons, von den Singhalesen im Laufe des Berichtsjahres nach Hamburg gebracht; Geschenk des Herrn Haf/anbecl,-. Peinige kleinere CoUectionen von Proben der gangbarsten färb stoff haltigen Roh- producte; Geschenk der Adf'enr/esellschqft für FarhhoUfahricate ^u Hamhurr/. 4) Eine Reihe mophologisch- und pathologisch- interessanter Stammstücke ') aus den Hamburgischen Forsten, auf

') Unter dieser am 18. Mai des Berichtsjahres dem botanischen Museum zu- gegangeneu Sendung befanden sich einige Stammstücke von Larix europaea, welche sog. Krebsstellen enthielten. Der Verdacht, daß dieselben auf die Infection von Peziza Willkonnnii Hart, zurückzuführen seien, musste am 22. Mai an Ort und Stelle leider bestätigt werden und hiermit zugleich die Thatsache , daß der ganze Lärchenbestand unrettbar verloren ist. Es ist also dieser gefährliche Pilz von den Alpen nun auch bis in unsere Ge- genden vorgedrungen und es wird zunächst nicht mehr gelingen, Lärchen- bestände aufzuforsten. Auch da, wo man versucht hat, Lärchen mit Kiefern gemischt zu Beständen zu vereinigen, wie z. B. in dem Langenhorner Re- vier, zeigt sich die verheerende Wirkung des Tilzcs bereits bei kaum 10- jährigen Pflanzungen, so daü von jedem weiteren Versuch, Lärchen anzupflanzen, als einem durchaus vergeblichen, abgerathen werden muß.

IjXII Botanisches Museum,

Veranlassung der Fiuaiizdeputatioii niitgetlieilt vuii Herrn Förster Leopoldt. 5) Eine Cüllection hypogaeischer Pilze; Geschenk des Herrn Director Dr. Hesse in Marburg. G) Wichtige und interessante Pilzformen der Agaricus- und Polyporus-Gruppe aus der Umgegend von Hamburg; Geschenk des Herrn Dr. med. EkJtelbaum. 7) Eine Sammlung südAvestafrikanischer Farne; Geschenk des Herrn von Föppinghcmsen. S) Die von Herrn Dr. Toeppen im Winter 1883/84 in Paraguay gesammelten pflanzlichen Objecte; Geschenk des Herrn Dr. C. Kraepelin. 9) Eine Sammlung von Farnen der Insel Madeira; Geschenk des Herrn Dr. Traun. 10) Mehrere Exemplare der Aeste von Mimosa unguis cati aus Mexiko, mit höchst eigenthümlichen, in der Litteratur bis jetzt noch nicht beschriebenen verholzten Gewebewucherungen, deren Bildung höchst wahrscheinlich auf einen durch Insectenstich hervorgerufeneu Eeiz zurückzuführen ist; Geschenk des Herrn Senator Rapi). - 11) Ein Beispiel der Lianeneutwicklung in Kanierun; durch gütige Vermittelung des Herrn Director Dr. Brinhinan.ii erhalten. 1:3) Ein völlig ausgebildeter sogenannter „Hexenbesen" von Fagus silvatica'), aus Volksdorf; Geschenk des Herrn W. von Ohlendorff. \'.\) Zwei Fruchtstände von Vanilla planifolia, aus Bourbon; (jescheiJc der Herren Gehriider Sander XacJiJ'. 14) Mehrere fossile Hölzer und Stammslücke; Geschenk des Herrn Dr. med. C. Kri'f/er. - 15) Mehrere Culturpflauzen der Tropen in l)lühenden und fruchttragenden Exemplaren, wie z. B. Arachis hypogaea, Guizotia abyssinica Cass. u. s. w. ; Geschenk des Herrn H. Heyne. IH) Eine reiche Collection von Frühlingsptlanzen , namentlich Succulenten der Umgegend v(m Florenz; Geschenk des Herrn Dr. Ber<jeest in Florenz. 17) Eine Sammlung südtyroler Pflanzen; ebenfalls Geschenk des Herrn Dr. Benjeest. 18) Eine interessante Sammlung südostaustralischer Gefäßkryiitogamen ; Geschenk des Herrn Professor Dr. Schomhuryl: in Adelaide. 18) Ast- und

') Bei dieser Gevvebewucherung is( es dem Refereiiteu ebeufalls gelungen, als die Ursache derselben einen Pilz zu ermitteln, dessen Mycelium in den Knospen überwintert. Das einzige, bis jetzt beobachtete Beispiel dieser höchst eigen- artigen Bildung ist im Z^ovember des Berichtsjahres im Vulksdorfer Forst gefunden worden, aber es ist leider nicht möglich gewesen, noch ein zweites Exemplar aufzufinden, um an demselben die weitere Entwicklung und die Sporenbildung des (ju. Pilzes zu untersuchen ; nach den bisherigen Beobach- tungen ist es indessen unwahrscheinlich, daß der qu. Pilz, wie man vermuthen sollte, zu der Gattung Exoascus gehört (man vgl. Band 1 dieser Jahrbücher).

Botanisches Museum. LXIII

StaiiuDstiicko von Fichten, Tannen, Birken u. s. w. als demon- strative Beispiele einiger gefährlicher liaunikrankheiten aus den Forstrevieren des Fichtelgcbirges; vom Referenten dem Institut überwiesen.

Das Inventar des Laboratoriums konnte im Laufe des Li'ixirainnum. Berichtsjahres durch die Anschatfung einiger durchaus nothwendigen Instrumente, darunter namentlich zwei Mikroskope, vermehrt werden. Die Arbeiten, welche im Laboratorium ausgeführt wurden, erstrecken sich auf alle Zweige der wissenschaftlichen Botanik und waren zu einem Theile hervorgerufen durch die auf den Excursionen gemachten Beobachtungen , zum Theil durch einige Fragestellungen, welche bei dem Repetitorium der neueren botanischen Litteratur angeregt worden w^aren, zumeist aber durch Anfragen, welche von außer- halb an den Referenten gerichtet waren. Die letzteren, 52 an der Zahl, wurden erst seit Mitte Mai des Berichtsjahres notirt, da sie von da an in einer merkbar gesteigerten Anzahl erfolgten ; es ist daher nicht möglich, dieselben au dieser Stelle durchweg zu specialisiren. Die dadurch erforderlich gewesenen Arbeiten waren aber zu einem großen Theile in der That recht zeitraubend, namentlich z. B. mehrere Untersuchungen über Krankheitserscheinungen einiger Culturptlanzen, ebenso auch einige von der Staatsanwaltschaft eingeholteSachverständigen- Gutachten über die pÜanzlicheu Bestandtheile anscheinend vergifteter Speisen ; vor Allem aber die Untersuchungen über Droguen und Roh- producte des hiesigen Handels, welche sich z. Th. auf bis jetzt gänzlich unbekannte Pflanzen oder Pflanzentheile, Früchte, Samen, Blätter, Hölzer, Rinden oder Wurzeln, zum Theil auf die Bestimmung und Untersuchung bereits bekannter PÜanzenarten bezogen.

Im Laufe des Berichtsjahres werden von dem Referenten voriesungeu folgende Vorlesungen gehalten:

im

Lalxircitorium.

Im Sommer Semester 1S84:

1) Biologie der niederen Pilz- und Algenformen.

2) Mikroskopisches Practicum. a. Anleitung zu mikroskopischen Arbeiten aus dem Gesamratgebiete der wissenschaftlichen Botanik, b. Einführung in die technische Mikroskojne.

0) Botanische Excursionen.

Im Wintersemester 1884/85.

1) Repetitorium der neueren botanischen Litteratur.

3) Mikroskopisches Practicum (wie im Somniersemester). 3) Botanische Excursionen.

LXIV Botanisches Museum.

Das mikroskopische Practiciim, welches zum Theil mit Rück- sicht darauf erweitert worden war, daß unter Anderen auch Studirendeu der Medicin uud Naturwissenschaften während, der verhältnißmäßig langen Ferienzeit Gelegenheit gegeben werde, die während der Univer- sitätsvorlesuugen nicht immer bequem zu besuchenden, wohl aber sehr zeitraubenden Hebungen in der Anwendung des ]\Iikroskopes gewisser- maßen nachzuholen , fand außer am Mittwoch täglich etwa 4 stündig statt. Der Besuch vertheilte sich nach den einzelnen Ständen in folgender Weise: 5 Candidaten, resp. Studirende der Medicin und. Naturwissenschaften, 2 Chemiker. 1 Beamter, 1 Arzt und a Kaufleute.

Die Vögel Süd- Georgiens,

nach der Ausbeute

der deutschen Polarstation in 1882 und 1883.

Von

Prof. Dr. Pagen stec lief

Mit oinor Tafel in Farbondrueko

1 'ie von der deutschen Expedition auf Süd -Georgien an der Royal-Bai, 54" 31' S. B. , 8G" 5' W. L. Gr., während eines Aufenthaltes vom 21. August 1882 bis 5. September 1883 gesammelten Thiere sind von der deutschen Polar-Commission dem Natur- historischen Museum der Stadt Hamburg in 1884 in dankens- Avertliester Weise überlassen worden, zunächst damit in unserem Museum eine vollständige Vertretung aufgestellt werde.

Diese Aufstellung ist für die Wirbelthiere in der Hauptsache in 1884 zum Abschluss gekommen. Zurück ist nur ein Seeleoparden- skelet, Bruchstücke von Seeelephantehskeleten, einiges Material an Vögeln in Spiritus zur Bereitung von Skeleten und Eingeweide- präparaten.

An Säugethieren sind überhau])t nur die genannten zwei Robben- arteu gefunden worden, indem die Ohrenrobben jenes Gebiet verlassen zu haben scheinen. Die wenigen aber sehr interessanten Arten von Eischen zu beschreiben, hat Herr Dr. /. G. Fischer übernommen. Die nach der Zald der Arten, freilich nicht der neuen, reichste Ausbeute hahen die Vögel geliefert.

Von der ornithologischeu Sammlung konnten somit auch der Naturhistorischen Gesellschaft in Dan zig, welche allein aus ihren Mitteln zu den Kosten der I']xpeditiün beigetragen luitte, 12 Vogel- bälge von 10 Arten aus den Doubletten als Geschenk der Polar- kommission abgegeben werden, ebenso an Herrn Professor Bern in Breslau, welcher auf Sammlung von ^'ogelembryonen besonders hingewiesen hatte, deren 25; käutlich abgegeben Avurden an das K. Museum zu Berlin dort erwünschte 10 Vogelbälge von 10 Arten,

1*

Eiulfituiip

4 Pageusteclier, Vogel Süd-Gcorgieus.

auch ein Seeleopard, au eiueu Häudler 4 Bälge vom Köuigspiuguin uud au die Museeu vou Berlin und Wiesbadeu, sowie an mehrere andere Käufer im ganzen 39 Eier. Von den nach Berlin gegebenen Doubletten hat unterdessen Herr Cahanis den Anthus als eine neue Art A. antarcticus beschrieben '). Die Eier befanden sich mit Aus- nahme derer von Pygoscelis papua Scop. meist in schlechtem Stande. Einen Seeelephant, 2 Seeleoparden und etwa 50 ausgestopfte Vogel konnten wir bereits im Juli 1884 gelegentlich der von der zoologischen Gesellschaft eingerichteten imposanten Wal- Ausstellung zu einem Thierbilde vereinigen, Avelches, mit dem auf Grund der Originalaufnahmen des Herrn E. MosfJiaff naturwahr ausgeführten Hintergrunde von vergletscherten zur Royal-bai abfallenden Gebirgen, einen ausgezeichneten Mittelpunkt jener Ausstellung bildete. Man hatte dazu, von der trockenen Aufstellung systematischer Museen etwas absehend, die Erscheinungen des Thierlebens durch lebhaftere Stellungen in Gruppen und die im Heranwachsen eintretenden Ver- änderungen des Gefieders durch Präpariren der Nestlinge und, Aveil deren wenige waren, auch dem Ausschlüpfen ganz nahe stehender Embryonen dargestellt. Es sind seitdem noch einige interessante Nest" liuge hinzugekommen, so dass das Museum in dieser Abtheilung um etwa GO ausgestopfte Vögel von 22 Arten, um 2o Eier von 14 Arten nebst einem Neste und um mehrere Serien von Embryonen vermehrt worden ist.

Eür die ausserordentliche Bereicherung, welche dem Museum schon aus dem hier Angezeichneten erwachsen ist, geziemt es sich an dieser Stelle den schuldigen Dank, wie der Polarkommission, so auch den Herrn auszusprechen, welche, der Station auf Süd-Georgien au- gehörend, unter sehr schwierigen Umständen so reiche Sammlungen angelegt und glücklich heimgebracht und so die Möglichkeit geschaffen haben, in einem deutschen Museum für lange Zeit die faunale Be- schaffenheit jeuer merkwürdigen Insel durch Originalstücke zu doku- mentiren. Wenn auch alle Mitglieder der Expedition Hand geliehen haben, so ist doch die an den Sammlungen niederer Thiere in noch höherem Grade zu erkennende Sorgfalt und Geschicklichkeit des die Expedition als Arzt begleitenden und bei ihr die Zoologie vertretenden Herrn Dr. r. d. Stehlen vorzüglich hervorzuheben. AUgemeines Eine gewisse Beklemmung verursachten für die uachfolgende

üiier die Ornis ßßgßjjj.gi}ji^,jjg ^[q Zweifel, wie weit man in der Artunterscheidung

Süd- GeorgieiLS. i . n n ■, tt r r^ 1 1

gehen und Anderen lolgen solle. Im Ganzen scheint mir, es werde

1) Journal f. Ornithologie 1884 32. p. 254.

Pagenstecher, Vöopl Süd-Georgiens. 5

die Bereiclierung unserer Kenntnisse eher dahin führen, die Arten grade antarktischer Vögel zu vermindern. Ks heruht die (Ueich- artigkeit der Ornis antarktischer Gebiete auf älnilichen Bedingungen, Avie sie für gewisse arktische Landthiere gelten. Was von scharfer Unterscheidung festgestellt werden kann und der Ornis von Süd- Georgien einen bestimmten örtlichen repräsentativen Charakter giebt, hat ein hervorragendes Interesse. Aber selbst bei dem reichsten Materiale findet eben diese Feststellung Schwierigkeiten, grössere bei der doch nur massigen Anzahl von aus Süd-Georgien gebrachten Individuen und deiu mittelmässigen Vergleichsmateriale unseres Museums. Wir haben, auch wo einige Erwägungen gemacht werden konnten, uns selbst der Aufstellung neuer Arten enthalten zu können geglaubt. Das Wenige, was wir über von Anderen aufgestellte zweifelhaften Werthes sagen kcinneii. mag an den betreffenden Stellen gelesen werden.

Die Expeditionen, welche 1874^1 875 zur Beobachtung des VorgiiMch mit Venusdurchgauges nach Kerguelen gemacht worden sind, haben '^'"'"»'■i''"- eine reiche Vogelausbeute von jener Insel, von welcher einiges schon durch ältere Besucher bekannt war, mitgebracht. Diese bildet durch ihre Vollständigkeit, sowie wegen der ähnlichen antarktischen Lage und Beschaffenheit der zwei Länder jedenfalls das beste Vergleichs- material. Indem wir die Ausbeute von Süd-Georgien mit der von Kerguelen tabellarisch zusammenstellen, lassen wir in der Tabelle die von den Beschreibern jener Expedition gemachten Artunterschei- dungen bestehen, uns ihnen bestmöglichst anschliessend. Wir wollen al)er die Meinung nicht verhehlen, dass grade eine Vereinfachung der drei Listen von Kerguelen, soweit zulässig, den vergleichenden Ueberblick verbessern würde.

Die Tabelle weist nach, dass auf den zwei Inseln des von b(isesten Unwettern durchfurchten antarktischen Meeres 42 Vogelarten erlegt wurden ; davon geliören 20 zu der Familie der Sturmvögel, 7 zu der der Pinguine, je 4 zu- der der Möven und der der Albatrosse, B zu der der Pelekaniden, eine zu der der Enten, diese 39 Arten also sämmtlich zur Ordnung der Schwimmvögel. Die in 2 Arten vertretene Gattung Chionis ist neuerdings neben die Charadriaden gestellt worden '), verträgt sich aber ähnlich gut mit dem Wasser wie Wasser-

•) Vergl. Dr. Anton Reichenow, Osteologie von Chionis minor und Stellnng der Gattung im System. Journal f. Ornithologie 1876. 24. p. 84. Kidder macht daraus ciuc besomlcre Ordnung der Chi on omorph ae zwischen Chauidrindcn und Cccomorphcn, welch' letztere die Sturmvögel, Möven, Tauclicr, A!k(^ enthalten und welchen die Pin<Jfuine zuniiclist stehen.

6 Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.

liühner. Eine einzige slidgeorgisclie Art ist ein Laiidsingvogel, immerhin aiicli noch den Strand liei)ond und für die Winternahruiig von ihm abhängend. Neben ihm sind die Seeschwalben, welche überhaupt Insektennahrnng gerne nehmen, noch am meisten auf das Land ange- Aviesen. Für die übrigen hat dieses nur den Werth der Stelle zum Rulien und Brüten und den, dass das Meer am Strande in seinem Aus- wurf allerlei Nahrung zuriicklässt. Die Ente, obwohl eigentlich eine Süsswassereute, muss doch auch wegen der Beschränkung der süssen Gewässer ihre Nahrung meist an den Klippen suchen und verrätli im Winter durch den Thraugesclimack die.-e Lebensweise.

Li der Tabelle ist das Vorkommen des Vogels durch * l)ezeichnet. Ist sicher gestellt, dass der Vogel gebrütet hat, wenn auch nicht immer durch mitgebrachte Eier, so ist das durch ** angezeigt. Unter CotU'S stehen die aus den ,,Contril)utions to the natural history of Kerguelcn Island, made in connection with the American Transit of Venus Expedition 1874, liy J. IL Kidder, Ornithology liy A. Pllliott Coues , Oology l)y Kidder and Couos, Smithsouian miscellaneous collcctions XIII, 1878" entnommenen Resultate, unter Sharpe die aus dem ,, Account of the petrological, botanical and zoological collcctions made in Kerguelen's Land and Rodriguez during the Transit of Venus expeditions 1874 187'), Birds by B. B. Sharpe, Eggs by Howard Saunders, Philosophical Transactions 1874 vol. 1G8, Extra- volum"; unter (Jahanis die aus .,Cal)anis und Reichenow Uebersicht der auf der Exjjedition Sr. Maj. Schiff (Jnzelle gesammelten Vögel, Cabanis Journal für Ornithologie 187G ]). 84", sowie ,, Aufzählung der V(")gol Kergnelens und Beschreilning der neuen Arten ibid. 1875 p. 450".

Von den 4:2 Arten sind 37 auf Kerguelen gefunden nnd das Brüten daselbst ist für '24 sicher gestellt worden, Avährend auf Süd- Georgien nur 22 Arten erlegt und das Brüten von 18 sicher ge- stellt wuirde.

Dabei ist jedoch zu bedenken, dass auf Kerguelen drei Ex- peditionen gesammelt haben und zwar in der Brütezeit, so dass der längere Aufenthalt der deutschen Expedition auf Süd-Georgien das nicht ausgleicht. Diejenige Expedition, welche für sich auf Kerguelen am meisten Vogelarten erlegt hat, die englische, übertrifft mit 31 schon weit weniger Süd-Georgien als das alle zusammen (hun.

Zweitens ist zu bedenken, dass die Süd -Georgia- Expedition, weil das Schiff sie aussetzte und am 2. Septend)er verliess, sehr geringe Ilülfsmittel hatte, während die Schwierigkeiten, das Feld der

Pagenstecher, Vnoel Siul-Geoigiens. 7

Untersuchungen auszudelmon, duich die Tlnwegsamkeit des Strandes und Hinterlandes und den unruhigen Charakter des Meeres sehr grosse waren. Aucli waren die Aufgahen für alle Mitglieder eigentlich andere als das zoologisclic Sammeln. So konnten vereiuzelt auf der Insel hriitende, sie hesuchende, oder über ihren Gewässern streichende, namentlich nächtliche Vögel leicht dieser Expedition entgehen. Es kann dcshah auf das Eehlen gewisser Vögel, namentlich der Aestre- lata- Arten, mehrerer Diomedea-Arten, des Eregattvogels nicht voll ständig der Werth gelegt werden, Avelcher sonst darin liegen würde.

Drittens scheint ein Thcil des Uehcrgewichtes von Kerguelen auf eine nicht sehr berechtigte Artenabsonderung geschoben werden zu dürfen, l)esonders in der Gattung Prion.

Einen Vortheil Init die Süd-Georgia-Expedition durch ihr längeres Wrweilen gehabt, den, von Nestlingen nnd jungen \ (igcdn mehr lie- obachten zu kiinnen.

In der Verschiedenheit der Vögel von Kerguelen und Süd- Ge Orgien spielt die Repräsentanz durch nahe Verwandte eine ge- Avisse Rolle. Elf auf Kerguelen brütend angegebene Arten sind von Süd-Georgien überhaupt nicht gebracht. Fünf davon sind, wenn überhaupt zur Artunterscheidung berechtigt, dnrch nächste Verwandte vertreten. Die übrigen sind mit Ausnahme einer Pinguinart hoch-pelagische Vögel, welchen, falls sie auch Süd- Georgien nicht ganz vermeiden, doch Kerguelen in mehreren P»ezieliungen günstiger sein mag, ein wenig näher den gemässigten Breiten, wärmeren Meeren gegenüber und grösser. Während Kerguelen srimit mehr eine all- gemeine pelagische Brutstätte zu sein scheint, hat Süd -Georgien durch seinen Pieper und seinen Schneestnrmvogel mehr einen be- sonderen lokalen Ausdruck, und hängt sieh mit diesem an die Süd- spitze Amerikas und die Ealklandsinseln. Vielleicht stellt das härtere Klima von Süd-Georgien die Brütezeit ein wenig später, Avas, wenn es sich genau bestätigen lässt, Tast nothwendig eine Einengung der Ornis mit sich Ijringen würde.

Ergänzende Bemerkungen über Leben nnd Brutgeschäft konnten wir den schönen Mittheilunsien des Herrn Dr. 117// entnehmen. ')

') Die Insel Süd -Georgien. Mittheiluugen V(in der dentscheii rolarstation daselbst 1882,83. Von K. Mostliaff und Dr. II. Will. 2. Das Exkursions- geViiet der deutschen Polarstation auf Süil - Georgien in geognostischer, floristiseher und launistischer Beziehung von Dr. IL NVill. Deutsehe Geogni).his(li(' DÜitter 1SS4. VII. II. 2. p. IIG.

Pagensteoher, Vöo-cl Süd-Georgiens.

Vergluichcnde Tabelle.

PI

Kerguel en

o

N

CD

im Einzelnen nach

■^ a, s

«j t. B

a ? a

1

Aüthus autarcticus Cab

* *

2 3

4

Chionis alba Gm

* *

* *

* *

* *

Chiouis minor Hartl

*

Querquediila Eatoni Sharpe (Ker-

5

guelensis Clarke)

* * *

* *

* *

* *

* *

■■): * *

* *

/

Eudyptes chrj'^solophus Brandt

* *

6

Eudyptes diadematus Gould ')

*

7

Eudyptes chrysocome Forst

*

*

8

Eudyptes saltator Stepli

* *

* *

Piii,j;iiiiie /

0

Pygoscelis papua Scop. (taeniata

10

Peale)

* *

* *

* *

* *

:H *

* *

Pygoscelis antarctica Forst

11

Aptenodytes bmgirostris Scop. (Pen-

12

nanti Gray)

* *

* *

* *

* *

* *

*

Pelecanoides ui-iualiix Gm. 2)

*

13 14

15

Puffinus Kuhlii Boie •*)

* *

*

* *

* *

* * *

*

* *

1

Procellaria Nereis Gould

*

Oceanites oceanica Kubl ■•)

IT)

Oceanites tropica Gould

*

*

17

Oceanites melanogastra Gould

■1- *

*

*

j

18

Ossifraga gigautea Gm. ■'■)

* *

* *

■jf *

*

*

Stunn- j

1

19 20 21

22

Tlialassoica tenuirostris And

Aestrelata Lessoui Garnot

Aestrelata mollis Gould

Aestrelata Kidderi Coues (? :grisea Kühl)

*

* * *

* *

* *

* *

*

* * *

* *

/

23

Aestrelata Itrevirostris Less. (ma-

f

24

cropterus Smith)

* *

* *

* *

* *

* *

Halobaena coerulea Gm

25

Pagodroma nivea Gm. (Novege- orgica ?)

Transport. . . .

* *

13.11

20. 14

12.11

17.10

12.3

Anmerkungen ') Die Amerikaner erhielten zwar Nachricht, dass dieser Vogel auf Kerguel en

zur Tabelle. niste, fanden ihn aber selbst nur auf Herd's Insel.

''^) Für Süd -Georgien iu dem als Varietät anzusehenden P. Berardi.

•') Auch die Amerikaner lieoltachteten einen Puffinus, alier ohne ihn bestimmen zu können.

■*) Die Amerikaner sahen selbst das Ei nicht; sie sprechen nur von dem von jNIr. Edfon.

•') Die Ameiikaner sahen zwar nicht das Ei, aljer das Dunenjunge.

Pao:ensteclier, Vögel Süd-Georgions.

Sfiinn- vöücl

All>ati'ossft<

Möveii 1111(1 sclnval 1)011

Pcl<'- kaiiiden

Trauspoi t . . .

Daption capense L. ')

Majaqueus aequinoctialis L

Prion vittatns Forst. '^)

Prion turtur Smith

Prion ariel Gonld •*)

Prion desolatus Gm. ^)

Diomedea exnlans L

Dioiiiedea melanoplirys Temm

Diomedea cvilminata Gonld

Diomedea fiüiginosa Gm

Stercorarins (iNIegalestris) antaretieus

Less

Larns Dominieanus V,

Sterna vittata Gm. ■')

Sterna virgata Gab

Plialacroeorax eariinrnlatns Gm.

(all)iventer Less.) ")

Plialacroeorax verrucosus Cal). . . . Tachypetes aijuilns L

Kerguelen

Vcrgleichonde Tabelle.

■A

im Einzelnen

N

a

4)

CS

o

^

CD

«J

e

a

Cl

o

cc

o

la. 11

20.14

12.11

17.

10 12 3

*

22. Is'sT. 24 21. 19'31. 17 25.5

Im Einzelnen is^t Folgendes zu bemerken.

Der auf Süd -Georgien gefundene und von der P^xpedition als correudera V. bezeichnete Pieper ist ein besonders grosser Pieper, grösser als die gewöhnlichen Wasserpieper, sehr ähnlich dem in Pa- raguay und auf den Falklan sinseln heimischen Anthus correudera Vieillot. Cahams hat, wie oben bemerkt, ihn alsbald unter dem Namen

Anthus antarclicns.

>) Von den Amerikanern nur gesehen, nicht erlegt, ^\"ül sagt: „vielleicht Anmerkungen brüteten sie auch auf der Insel (Sü d- G cor gi en ) ". Stwler führt von zur Tabelle. Kerguelen noch Procellaria (Daption) atlantica Gonld au.

2) Die Engländer fanden nur den Kopf im Magen des Riesensturmvogels.

•') Nach Sharpe ist Prion ariel nur der unerwachsene P. turtur.

■") So ist nach Sharpe auch Prion desolatus identisch mit P. turtur.

■•) Ist nicht albistriata Gray. Nach Shnrpe ist St. vittata bei Goues = St. virgata.

^) Die Nester auf S iid - G c o r gi en waren unzugänglich; man sah a1)er die Jungen.

IQ Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.

Anthus an tarcticiis als neue Art mit folgender Diagnose beschrieben: „Hat die Grfjsse der Feldlerche und ist einer der grössten Pieper. Er ist durch seine Grösse, durch die starken Tarsen und langen Zehen, sowie durch die stärker markirten längeren dreieckigen Schaft- flecke an der Brust und an den Weichen auf den ersten Blick von seinen nächsten Verwandten , A. corrcndera Vieill., furcatus Orb. und Bogotensis Sei. zu unterscheiden. Die äusserste Steuerfeder ist jeder- seits an der Aussenfahne und längs des Schaftes der Innenfahne weiss. Der Spitzentheil desselben an der Aussenfahne dunkel, an der Innen- fahne weiss. Alle übrigen Steuerfedern ohne weisse Färbung. Unter- schwanzdecken an der ßasalhälfte, sowie ein Schaftstrich an der Spitze derselben duidvelbraun." Die dann gegebenen Masse des nach Berlin abgegebenen Männchens stellen wir mit denen eines Weibchens (vgl. Fig. 1) und eines jungen Männchens zusammen und lassen im übrigen das jener Beschreibung zuzufügende folgen:

n.lt. Miiniidi. alK Woilteh. jung. Mäiinch.

Long, tot cm. 18,0 17,2 15,7

ala S,r, 8,2 7,9

cauda 7,3 7,0 G,3

rostrum 1,5 mutil. 1,4

tarsus 2,3 2,2 2,1

hall. c. ung 2,4 2,3 sine ung. 1,0

uug 1,2 1,3 mutil.

dig. med. c. ung. . . 2,3 2,2 2,0

Flerr Calauis hat demnach ein besonders grosses Exemplar bekommen.

Die Abbildung von Bogotensis ') giebt dieser Art übrigens nicht minder starke Tarsen als unsere Exemplare des antarcticus haben. Der Schwanz ist jedenfalls im Vergleiche mit correndera, -') welchem durch den goldbraunen Grundton des Federkleides dieser Piper nahe steht, der am meisten, verschiedene Theil. Bei dem jün- geren Thiere, bei welchem der Grundton des Gefieders mehr blassfahl- brauu sich zeigt, die Brustfleckeu kleiner sind, ist auch diese Ver- schiedenheit etwas geringer. Der schwärzliche Fleck an der Spitze der

') Proceedings of tlie Zoological Society of London Illnstrations 1855—60 Aves pl. 101.

2) Tableau encyclopediqnc et mL'tliodique des trois regnes de la nature. Or- nithologie ])ar Bonnaterre et continuee par Vieillot I. 1823 p. 325. Le Pipi correndere (Alondra correndera de M. de Azara).

Pagciisteclier, Vögel Süd-Geor<iieas. 11

äussersten Schwanzfeder greift über den Schaft hinüber auf die Iiinon- falnic, ist aber vom weissen Saume gän/licli eingefasst. Die zweite Schwanzfeder kommt durcli den weissen Ausseusaum und Randsaum der äussersten nahe; auf einer Seite hat auch ihre Innenfahne nocli einen fast 1 cm langen weissen Stricli nel)en dem Scliaft. iJei der diitten Scliwanzfeder ist noch die Spitzenumrandung, übrigens bei ihr und den übrigen der Aussensaum, bei der sechsten, aufliegenden auch der Innensaum licll. Audi die Unterarmschwingen sind aussen und innen liell gesäumt. Diese jungen Thierc sind dem Anthus campestris L. zum Verwecliseln ähnhch, doch sind Kehle und Bauch fleckig und es ist im Getieder etwas mehr rothl)raun, z. B. an den Hosen. Sie sind auch nur wenig stärker. Die Mittelfedern des Schwanzes sind beim jungen Männclien etwa P> mm , beim alten Thierc um' sehr Avenig kürzer als die äusseren. Das erwachsene Weil)chen ist dem Männchen gleich. Im Vergleiche greift l)ei Anthus correndera, mit welchem die schwarze Mitte der Federn bei goldbra,unen Itändern am Kopf und Rücken, die feine Säumung der Schwungfedern und das weissliche Kinn sehr gut stimmen, das Weisse am Schwanz weiter einwärts und die Schwanzmittelfedern sind länger. Bei Bogotensis fehlen die grossen Brustflecken. Im Ganzen sind diejenigen Eigenschaften, welche sich im Heranwachsen kräftiger entwickeln, bei A. antarcticus mehr ausge- prägt, wie das bei vorn Aequator sich weiter entfernenden Formen der Fall zu sein pflegt.

Bei den Eiern der Pieper kommt liekaimtlich manche Varia- bilität vor. Die von A. correndera werden von Vicillot beschrieben als Aveiss mit rothen Punkten am dickereu Ende. Das einzige vom Anthu.s von Süd-Georgien bekannte hingegen ist trüb graugrün, dicht bedeckt mit schmutzig rothbraiinen Strichen und Flecken, 2:3 mm lang, 17 mm breit (vgl. Fig. 2). In der Gr/isse kommt es unter den in unserem Museum vertretenen dorn \'ou Anthus australis Gould am nächsten. Dieses ist aber spitzer und viel heller. Die von A. campestris, arboreus, ai^uaticus, von welchen wir nur dunkle Eier haben, sind alle kleiner, minder grün, mehr in"s Grauröthliche. Das Nest, nach 117// zwischen dem Toussokgras, aus trocknen Halmen gebaut, aussen den gröbsten, innen fast pferdehaarfeinen Fasern, niisst im Durchmesser des äusseren Umkreises etwa 10 cm, in dem der Höhlung etwa 9 cm. Will glaubt sich zu erinnern, dass dieses einzige Ei neben dem Jungen im Neste gefunden wurde. Wir haben aber drei Nestjunge erhalten. Das aus- gestopfte grösste ist im Braun des Gefleders trüber, der Bauch statt mit gelber mit schnnitzig weisser Zeichnung versehen, der Nagel der Hinterzehe schon sclir entwickelt. Die beiden anderen, deren Schwung-

12 Paoenstecher, Vögel Süd-Georgiens.

federn eben vorzukommen beginnen, sind noch sehr sparsam befiedert. Auch von den erwachsenen haben wir noch zwei Exemplare in Spiritus ; leider sind alle alten Exemplare an Schnabel oder Sporen beschädigt. Will berichtet sehr hübsch über das lerchenartige Aufsteigen, Flattern und liebliche Singen des Vogels, wie er den Käfern und Fliegen nachstelle, im Winter die Tangwurzeln absuche und bis 30 km vom Lande entfernt auf dem Riesentange Futter suchend gefunden werde. So könnte seine Herkunft von Süd-Amerika, von wo er eine Heise von etwa 170 geogr. Meilen, vielleicht mit einem Ruhepunkte auf den Aurora -Inseln zu machen hat, begriffen werden. Dieser Vogel überwintert aber auf Süd-Georgien, ist also jedenfalls abgeschnitten von seinem süd-amerikanischen Ursprung; hat, wenn man das aus dem eiuzigen Ei schliessen kann, sein Ei den Umständen angepasst und ist selbst zu einem energischeren Körper- Bau gekommen. Man wird also wohl ohne grosses Bedenken Herrn Cahams in Aufstellung der besonderen Art folgen dürfen. Wie es scheint, hat Kergu eleu einen Vogel gleicher Gattung nicht aufzuweisen. Es ist dabei zu erwägen, dass der A. antarcticus von Süd -Georgien dorthin noch ein Viertel der Erde zu umkreisen hätte, mindestens ein Drittel des Weges ohne Ruhepunkte, ausser etwa auf Eis. Die Ausbreitung eines süd- afrikanischen Pieper nach Kerguelen würde immerhin leichter sein, aber doch viel schwieriger als die eines südamerikanischen nach Süd- Georgien wegen der fast doppelt so grossen und nicht durch die Reise - gelegenheit schwimmender Pviesentange in gleicher Weise gemilderten Entfernung. chiniiis nii.H. Chionis alba Gm. ist bekanotlich ein Vogel der Falklands-

und l'euerlands -Inseln (Eremiten -Inseln), dessen W^andern mit den Riesentangen wohlbekannt ist. Nach W/U ist das Männchen grösser. Unsere Exemplare haben eine Länge von P>9 44 cm, somit einen Zoll mehr als die verschiedenen von Coues für Chionis minor Hartl. gegebenen Maasse, aber auch mehr als die Falklandsexemplare von Ch. alba in unserem Museum. Nach Will ist der Schnabel gelblich, an der W^urzel grünlich angehaucht, die Auswüchse im Gesichte sind blassröthlich, die Beine und Füsse grau. An den Spiritus- exemplaren sind Basis der Schnabeldecke, Kuppe und Spitze des Schnabels bleifarbig, sonst ist der Schnabel horngelb ; die Gesichts- warzen sind gelblich, die Beine hornfarbig, an der Vorderkante des Laufs heller, an Hinterkante, Zehen, Sohlen dunkelhorngrau. Von unseren Spiritusexemplaren hat eines die Gesichtswarzen sehr aus- gezeichnet ausgebildet. Der warzige Fleck auf der Wange mit hirn- artigen Windungen reicht bis zum Ohr; über der Schnabelwurzel

Paguustcchcr, Yögel Süd-Georgieus. 13

bilden die Warzen verschiedene wulstartig (|ueriiljer gelegte Reihen, welche mit Federreihen abwechseln (vgl. Fig. :>).

Diese Art stellt sich zu der um die Augen und an den Füssen rotlien, aber schwarzgeschnäbelten Ch. minor Hartl. von Kerguelen in ähnlich geringe Differenz, wie etwa verschiedene nordische Schnee- hühnerarten zu einander. Das Museum Godeffroy hat ein Exemplar der kleineren Art, Avelches uns über die Unterscheidung vergewissern konnte. Zur Entscheidung, ob die als Ch. necrophaga Vieillot abge- sonderte Form von Australien und Neuseeland nicht doch auch eine gute Art darstellen möchte, fehlt in Hamburg alles Material. Es wäre recht sonderbar, wenn neben der besondern Art von Kerguelen gegen Ost und West nur die gleiche Art sich fände.

Chionis alba nistet nach Will auf Süd-Georgien Ende October in engen Felspalten und legt wahrscheinlich nur ein Ei. Die Nest- statten blieben aber unzugänglich. Das Ei von Chionis minor ist von Cahanis und BcicJicnom beschrieben und abgebildet. Es ist gross, bunt, kein Höhlenei und stimmt gut zu der jetzigen systematischen Stellung der Gattung.')

Man könnte nach unserem einzigen Exemi)lare zweitein, ob man (iu,.i(|U'iiuia die Kriekente von Süd -Georgien wirklich, wie es die Herrn von der Expedition getlian haben, zu Querquedula Eatoui Sharpe stellen solle. In der Schnabelfarbe steht dasselbe zu letzterer, aber darin, dass der olivschwarze Flügelspiegel kaum eine Spur von Metallglanz hat und hinten nicht mit weisser, sondern nur mit der blassleder- braunen, schliesslich etwas helleren, das Weisse gcwissermassen vor- aussehen lassenden Linie abschliesst, eher zu der Falklands-Ente Q. creccoides King, Üavirostris V. bei Gray. Eine Vertretung in Neu- seeland wird durch die gleichfalls ganz nahe stehende Q. gibberifrons gebildet. Das Stück, welches wir haben, ist ein Männchen aus dem Juli, also der dortigen Winterszeit, vielleicht noch jung und daraus der Mangel der Ausbildung des Spiegels zu erklären. (Ein Mitglied der Expedition Herr Dr. ScJtrader bestätigte seitdem meine Vermuthung.)

Diese Ente lebt nach Will in grossen Flügen, wurde auch in Little-Haven an der Nordküste und selten auf dem suraptigen Plateau gefunden. Das Nest wird zwischen den Grashügeln sehr versteckt, wo Will durch Zufall Anfangs December eins mit vier Eiern fand. Die massig gespitzten Eier sind blassgraugelb. Das eine, Avelches wir von zweien bewahrt haben, ist 52 mm lang und 38 breit. Wir haben

Kai Olli.

') Jourual f. Ornithologie 1876. 24. p. 327. T. I, Fig. 2.

14 Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.

zwei Junge ausgestopft, deren eines aus einem der Eier vom 18. December, das andere, gleich klein, vom 16. Februar ist, Beweis zweimaliger Brutperiode. Diese Thierchen haben einen hellen Schnabel- nagel, sind hell raausebraun, um die Augen und an Kehle und Bauch weisslich, mit langen Haarenden der Dunfederu. Im ScliAvanze sind einige an die Stipituren erinnernde Federn mit ziemlich steifem Schaft und locker stehenden ziemlich steifen Rami. Auch die Engländer fanden auf Kerguelen bei einigen die Brut schon am 9. December fertig, während andere erst in der ersten Februarwoche legten. Die Amerikaner sahen vom 10 November ab Paarung, vom 15. December ab Eierlegen.

Pygsoceiiö Vou den Pinguinen ist Pygoscelis antarctica Forst, eine

Falklandform. Das Männchen, -welches wir behalten haben, ist aus dem Juni. Dr. Will erzählt, dass von den Steinbrechpinguinen zwei Pärchen brüteten. Das soll nach ihm Spheniscus demersus sein, welcher Name von Ähhot für magellanicus gebraucht worden ist. Die in der Liste der Expedition als Steinbrechpinguine bezeichneten Stücke gehören aber zu Pygoscelis antarctica.

PvRosceiis Pygoscelis papua Scopoli, taeniata Peale war nicht nur

paima. ^|^ Falklaudform, sondern schon durch die Reise des Erebus und Terror auch als Kerguelenform bekannt geworden. Die deutsche Expedition konnte diese Pinguine, welche Eselspinguine genannt worden sind, in sechs Kolonien zu Tausenden beobachten. Wir erhielten vier Stück, von welchen wir ein Männchen aus Ende Juli und ein Weibchen selbst aufstellten. Eier sind von diesem Pinguine über fünfzig mitge- bracht worden, Avelche zunächst als Speise für den Fall der Noth gesammelt waren; auch in erheblicher Zahl Embryonen von etwa 8 bis etwa oO Tagen. Die ersten von unseren bebrüteten Eiern sind am 4 und 9 November angezeichnet und am 5 und 14 December aufge- nommen. Es wurden aber am 18 December deren noch in grösserer Zahl aufgenommen, welche ein minimales Alter von 9 17 Tagen und nach der Entwickelung der Embryonen wahrscheinlich kein erheblich grösseres hatten. Nach TT7// wurden die ersten Eier Ende Oktober gefunden auf Brutplätzen auf dem Grasboden des „Hochplateau's (100 m hoch)" und der höheren Theile der Thäler. Die Amerikaner fanden auf Kerguelen ein Junges bereits am 4. December ausge- schlüpft und man gab an. schon am 12. October Eier gefunden zu haben. Die Legezeit mag also zwei volle Monate dauern. Will giebt an, dass die Eier zwischen 7 9 cm in Länge variirten, ihr Eiweiss bläulich schillernd, der Dotter rothgelb sei. Von den uns zugekommenen haben drei gemessene 69 zu 63, 70 zu 60, 70 zu

Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens. 15

58 mm in Länge und Breite; sie sind genmdet, zum Tlicil nahe der Kugelform , die Farbe geht ein wenig aus Weiss in's Grün der Enteneier über. Die Schale ist dick. Nach Couef^ legen sie zunächst ein Ei und nach zwei Monaten zu dem jungen Vogel ein zweites. Nach Will ist die Be])rütung der Eier in sechs Wochen, das ganze Brutgeschäft anfangs März zu Ende. Bei der Fütterung der Jungen werden breite Pfade zur See getreten. Eltern und Junge verlassen die Brutplätze, um an einem geschützten Orte den Federwechsel abzuwarten.

Unsere Embryonen messen

bei minimaler Brutzeit von 12 Tagen: 5,5 cm an Länge,

99 10 0

24 13 3

31 14 5

n n 5) » "^^ 5> 10,U

Die von 13,3 cm sind schon dicht befiedert. Die Arme sind anfänglich verhältnissmässig schlank. Der Oberarm verkürzt sich allmählich relativ, der Unterarm wird mehr und mehr in die breite, llossenartige Hand mit hineingezogen. Wenn der Ilumpf schon ganz befiedert ist, haben Arm und Hand nur an der Hinterkaute Federn. Der Kopf hat dann eine schwarze Kappe bis über die Augen; Stirne und Rücken sind grau; der Bauch ist schmutzig weiss. Eiue Hand pflegt über das Gesicht gelegt zu sein. Nestvögel haben wir leider nicht erhalten. Nach Will gingen die Jungen im September zu Wasser.

Die vier in der Tabelle aufgeführten Pinguine aus der Gattung Eudyptcs Eudyptes sind von Sliarpe durch Streichung vou diadematus auf drei ciu-ysoiopims reduzirt worden. Bei dem geringen mir zugängigen Materiale muss diadematus. ich mich einer Entscheidung darüber, ob man soweit oder auch noch weiter gehen könne, enthalten. Unser einziges Exemplar von E. chry- solophus Brandt ohne Datum (nro 8403) ist jung und bei Beginn der Mauser getödtet. Bereits Kidder wurde durch Capitain Fidler belehrt, dass dann die Pinguinbälge stets unbrauchbar sind. Es können deshalb für die Bestimmung wesentliche Merkmale kaum an ihm festgestellt werden. Der Vergleich mit dem nur durch einen von gefundenen Ueberresten abgeschnittenen Kopf (nro 9035) vertre- tenen, von der Expedition für E. chrysocome Forst, angeseheneu, nach Will angeblich noch in zwei Exemplaren, aber auch in der Mauser beobachteten Yj. diadematus Gould ist somit unsicher.

Unsere beiden Stücke sind darin ganz gleich, dass auf die zunächst der Schnabclwurzel stehenden, übrigens bei 8493 grauen,

1(3 Pagenstecher, Vögel Süd-Georgiens.

bei 9035 erst grauen, dann ganz sclnvarzen Stirufedern in Querreihen solche folgen, welche aus weisslicliem Duncntlieil ins Schwefelgelbe und dann in's Oraugegelbe übergehen, so dass nur noch die Spitze schwarz ist, endlich diejenigen, Avelche, sehr verlängert, meist gar nichts Schwarzes mehr an sich haben, sondern aus reinem Weiss durch Schwefelgelb in Orangegelb übergehen.

Hingegen misst der Schnabel von 9035 vom Mundwinkel ab 27'", von der Stirne über dem Kulm 23,5'", damit 22 und L5'", in der Höhe über dem Kinnwinkei aber 1'" meh]- mehr als der von 8403, ist überhaupt viel massiger und, wie bereits JVül betont, rostbraun, nicht schwarz. Er hat zahlreiche Zuwachsstreifen und gehörte jedenfalls einem alten Thiere, welches den E. diadematus Gould in etwas kleiner Ausgabe repräsentirte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Schnabel im Alter erheblich von dem der jungen Thiere abweicht. Wenngleich unsere Stücke nicht ausreichen, um die Angabe von Sharpe sicher zu bestätigen, dass E. diadematus identisch mit dem E. chrysolophus nach seiner Diagnose sei, so Averden doch die beiden Stücke näher zu einander gehören, als zu irgend welchen anderen Pinguinen. Leider ist auch unser Material an Skeletten zu gering, um Aufschluss zu geben, das ältere nicht einnud liinlänglich bezeichnet. . . . . Der Königspinguin von Süd- (j e orgien ist iedenfalls von

longirostris. gleicher Art wie der von Kerguelen, Aptenodytes longirostris Scopoli, Pennanti Gray, Patagonica Pennant. Schon Erebus und Terror brachten ihn von Kerguelen mit. Er ist niclit minder, sicher nach Coiies, auf den Ealkl and sin sein vertreten. Ob und wie diese Art sich geographisch gegen A. Eorsteri Gray, Patachonica Eorster abgränze, ist wohl für jetzt nicht festzustellen.

Wir haben ein erwachsenes Paar und ein Dunenjunges aufgestellt. Die erwachsenen Stücke messen von der Spitze des Schnabels bis zu der des Schwanzes 117, das Dunenjunge 84 cm. Will giebt als Höhe der stehenden Thiere etwa 1 m, als Gewicht 17 kg an. Man beobachtete sie leider erst gegen das Ende des Aufenthaltes, iin Juni, in grösserer Menge sowohl auf dem Südufer der Royal-bai als in Little-Haven mit weit fortgeschrittenen Jungen.

Eür die Schnabellänge ist das Maas über den Kulm, welches Coues und SJiarpe augegeben haben, wegen der an der Wurzel unweit reichenden Beriederung minder charakteristisch als das vom Mund- winkel aus. Wir messen daselbst beim Weibchen 13 cm, beim Manne etwas Aveniger, wobei dessen Schnabel an der Spitze mehr abgebogen ist, und stimmen so mit dem grössten Masse von Schlegel. Die Jungen sind chokoladebraun. Nach Will tragen sie das Dimenkleid noch im

Pageiistcclicf, Vögel Süd-Geurgiens. 17

September. Nucli der obigen Will entlehnten Bemerkung über das späte Finden wird es auf einem Irrthum beruht haben, dass in der Liste der uns abgegebenen Stücke ein Ki von diesem Pinguin aufge- nommen war. Jedenfalls haben wir keins erhalten.

Nach Will sind alle diese Pinguine ständige Bewohner der Insel.

Von Pelecanoides (Halodroma) haben wir vier erwachsene iviwanoides und vier den Eiern entnommene Dunenjunge aufgestellt. Es sind auf """'^^"-'^ ^^r.

. . Berai'di.

äusserst geringe Merkmale von P. uriuatrix Gm. P. Garnotii Less. und P. Berardi Q. & G. unterschieden Avorden. Die südgeorgischen Stücke könnten nach der Länge von 8 " zu P. Garnotii gehören. Sie haben aber, wie für Berardi angegeben, in der Hauptsache helle, graue oder gelbbraungraue Füsse, mit noch helleren Zehengelenken, wodurch die Tintenschwärze der Sohle, der Nägel, des Saumes der Schwimm- häute, längs der Zehen etwas einwärts ziehend, um so merklicher absticht. An den Schnäbeln sind einige Masse sehr, andere wenig verschieden. Die Breite an der Stirne schwankt zwischen 3,5 -4'", die Länge über dem Kulm zwischen 0,5 7,5'", wobei der Unter- schied hau2)tsächlich auf dem Wachsthum des Schnabelhakens beruht, während das seitliche Längsmass des Schnabels vom Mundwinkel aus ziemlich dasselbe bleibt. Der Oberschnal)el ist schwarz, der Unter- schnabel gelblichbraun, im oberen Tlieile schwarz. Will erwähnt dieses Vogels nicht, also auch nicht seines Brutgeschäftes. Vielleicht ist er mit Prion zusammen geworfen, mit welchem, wie ]nit Halobaena coerulea er im Brüten in unterirdischen (iängen auf einem Ei und nächtlichen Leben auf Kerguelen übereinstimmend gefunden wurde, nur dass etwa die Gänge etwas weniger tief und weniger gewunden waren.') Eaton fand das erste Ei bereits am oL October. Die beiden Eier, welche wir aufgestellt haben, aus dem December, massen 40 zu 30 und 38 zu 32 mm in Länge und Breite. Sie zeigen bei einer rundlichen Gestalt wenig Unterschied der beiden Enden. Unsere ziemlich weit fortgeschrittenen Embryonen sind aus dem Januar, der kleine Nestvogel ist vom 2^2. Januar. Diese sehen aus wie Mäuse, einfarbig hellbraungrau, unten wenig heller, Kehle federarm. Der Schnabel ist blassbläulichgrau, der Unterschnabel am Kehltheil Aveisslich. Die Nägel sind schwarz, die Schwimmhäute hellgrau mit schwarzem, schmalem Saum und etwas dunklerem Mittelstreif, die Füsse blass- bläulichgrau. Auch von den 5 Embryonen, welche Herr Prof. Born erhielt, Avaren 4 als aus dem Januar bezeichnet.

•) Nach der MittheiluDg des eben zui'ückgekehrteu Herrn Dr. Clauss Lrütete Pelecanoides weiter aufwärts und mehr unter lockerem Gestein, Prion im toitigen Boden.

2

li

Pasfcnsteoher, Yön;i?l Süd-Georgiens.

Procella.ria Nereis.

Oceanites

Pufflinis Kuhiii. Dass Puffiuus Kiihlii Boie nicht auf Süd -Georgien erlegt

worden ist, hat wohl nur vom Zufall abgehangen, unser Museum hat beispielsweise diesen weitverbreiteten Vogel, wie von Australien, so von Cap Hörn.

Procellaria Nereis Gould ist, wie von Süd-Georgien und Kerguelen, auch von Neu-süd-wales, den Philipps-, Norfolk-, Nopean- Inselu bekannt, somit von grösster antarktischer Verbreitung. "Wir haben ein einziges Stück erhalten. Wül, indem er diese und die nächste Art als kleine Schwalbensturjnvogelarten zusammenfasst, sagt, dass sie M'ie Ma- jaqueus und Prion Nachtvögel seien, in gedrängt nebeneinander sich fin- denden halbkreisförmigen Erdlöchern, auf vegetationslosen Schuttfeldern der Bergliäuge genistet und Ende April mit den Jungen die Insel verlassen hätten. Das einzige Ei ist 33 mm lang und 25 mm breit, an einem Ende mehr gerundet. Gegen dieses Ende gedrängt stehen sehr feine rothe Punkte, welche übrigens spärlich sich auch schon von nahe der Spitze ab finden.

Oceanites melanogastra Gould, welche unser Museum meianogastra. schon von iVustralicn hatte, wird wie 0. leucogastra Gould wohl nur als eine Varietät von (). tropica Gould, grallaria Licht, zu betrachten sein, mit welcher Annahme sich unsere Tabelle erheblich vereinfachen würde. Unser aufgestelltes Exemplar hat gleich den in Spiritus bewahrten vollständig den sonst manchmal lückenhaft erscheinenden schwarzen Bauchmittelstreif bei Aveissen Elanken. Die Schwimmhaut hat bei den Spiritusexemplaren in jedem Eelde einen breiten gelben Streif vou der Basis aus; schwarz sind Saum, Zehen, ein Schwimmhautstreif längs dieser und die Nägel. Ein Ei, 40 mm lang, 27 mm breit, welches bezeichnet war: „nereis I Klippenpärchen", dürfte nach Grösse und Eärbung hierher gehören. Die Punkte, welche nach Khlder und Voiies eine Ausnahme für P. Nereis bilden, konimen bei diesem Ei ganz wie Shmjie für (). oceanica angiebt, in einer Zone nahe dem stärkeren Ende gedrängt, am Ende selbst aber nur spärlich vor. Sie gehen mehr ins Rothschwarze. So linden auch am spitzen Tlieile des Eis sich ungemein feine schwärzliche Punkte. Üebrigeus ist der Unterschied des dickeren Endes sehr gering. Nach den Beobachtungen auf Kerguelen nisten die Sturmschwalben mit gefleckten Eiern offen im Grase. Färbung mindert bekanntlich die Abkühlung blos liegender Eier, fleck-, punktweise und gürtelartige wohl immerhin mit Nutzen für Netze, Bündel, Kränze von Gefäßen. Bei Höhlenbewohnern fällt dieser Nutzen weg; so haben die in Löchern brütenden Sturmvögel rein weiße Eier.

0. oceanica Kühl, Wilsoni Bonaparte scheint über die Meere beider Hemisphären verbreitet zu sein. Es ist wohl Zufall, dass sie zwar von Kerguelen, aber nicht von Süd- Georgien gebracht wurde.

Oceanites oceanicr,.

Pagenstcfher, Vögel Süd-Georgieus. 19

Von Ossifraga gigantea Gm. erhielten wir zwei dunkle und ossifraga

ß.'iir<intP(i

zwei weisse Exemplare. Eins der letzteren gaben wir nach Berlin. Nach Will fand man den Riesensturmvogel zu jeder Zeit in grossen Mengen auf dem Hochplateau und der Landzunge, in welche das Plateau östlich abfiel. Will sagt: „Die jungen, einjährigen Thiere sind dunkelbraun, ältere hellgrau, während sehr alte Vögel fast völlig Aveiss sind: in das dichte weisse Gefieder sind nur einige schwarze Federn eingestreut." Die Vermuthung, dass das weisse Kleid eine regel- mässige Alterstufe sei, findet allerdings immer mehr Anhänger gegenüber der, dass es eine, in gewissen Oertlichkeiten gewöhnlicher gefundene Varietät sei. Von Geschlecht und Jahreszeit hängen nach Hcldegel Aenderungen des Gefieders bei den Sturmvögeln nicht ab. Unsere drei Stück sollen sämmtlich Männchen sein, aus der Zeit von April bis Anfang Juli, also aus Herbst und Winteranfang der arktischen llegion, und der weisse steht nach der Jahreszeit zwischen den zwei dunklen. Sie ergeben folgende Masse:

Nro. 1.

Nro. 2.

Nro. 3.

vom April.

weiss, vom Juni.

Anf. Jvüi

Schnabel v. Mundw. 40,0'"

44,2'"

43,fi"'

üb. d. Kulm 20,0"'

23,0'"

24,0'"

Breite der Nasdecke

an der Wurzel . . . 20,0'"

23,0'"

24,0'"

Flügellänge 18,5'" (= 50 hm) 19,0'" (= 53 cm) 20,0"' (= 54 cm)

Das weisse Exem.plar hat also nicht in jeder Beziehung die grfjssten Masse, was nicht grade entscheiden würde, da wirklicli manche Vögel mit der grösseren Befestigung des Skelets und Gefieders kleiner zu werden scheinen. Ich möchte dasselbe aber auch nach der minderen Begleichung oder Abplattung der erhobenen ]\littelnalit der Nasendecke eher für jünger halten als Nro. 3.

Das kleinste Exemplar ist gleichmässig russschwarz, mit nur wenig helleren Federrändern, hat die Schäfte der Schwungfedern minder weiss, als die übrigen, ermangelt auch des weissen Fleckes am Kinn. Das dritte Stück entspricht der Beschreibung von Sliarpe^ die Gegend um die Augen nnd die Kehle sind am hellsten. Das weisse Exemplar hat an Rücken, Brust, Bauch einige zerstreute Flecken durch halbe oder ganz braune Federn, auch ebenso nnregelmässig und asymmetrisch einige Fahnen von Schwungfedern halb oder ganz russbraun. Das von ScJile(/el beschriebene weisse Exemplar des Leydener Museums war auch ein Männchen. Die weissen Stücke waren auf Süd-Georgien sehr selten.

Nach W/U begann die IJrütezeit anfangs November. Das Nest Avnrde aus Moos und (»ras oebaot. ludou meint, die Eier Avürden

20 Pagenstocher, Yöoel Süd-Gcorg-ieus.

7AI derselben Zeit gelegt, wie die des Königspinguins; das wäre Mitte Oktober. Nach Kidder schreitet der Riesensturmvogel zuerst von allen zur Brut.

Unsere Eier messen 110 zu 08, lOG zu 68, 104 zu GG mm. Sie haben stellenweise matte grüngraue Flecken. Unsere Embryonen sprechen für Beginn der Legezeit früh im Oktober, aber für eine Dauer derselben durch einen Zeitraum von etwa sechs Wochen. Wir haben Embryonen vom 25. und 29. November, Avelche von der Schnabelspitze über den Kopf nach hinten gemessn, nur 3, .5 cm haben, vom 9. Dezember solche von 7,5 8 9,5 cm. Einer mit minimaler Brutzeit von 23 Tagen vom 21. November bis 14. Dezember misst 11 cm; sieben vom 14. Dezember messen 10 12^ 13cm; einer vom 10 Dezember misst 13,5 cm. Zwei unbezeichnete messen 15 cm und der grösste aus ange- picktem Ei vom 20. November hat 30 cm Länge. Dieses Thierchen haben wir ausstopfen lassen. Es ist w^eiss, an Nacken, Bücken, Schenkeln, Flügeln leicht grau. Der Schnabel ist gelbweiss, an der Spitze bräunlich. Die Füsse sind hellgraugrün, die Schwimmhaut ist heller. Das Dunenkleid ist minder locker als bei Majaqueus, Belecanoides, Frion, Pinguinen, namentlich am Kopfe fast bürstenartig dicht. Die dunkle Untermischung im Federkleide fehlt den Stücken, welche am 14. December 10 12 cm massen, noch gänzlich, bei den von 13 cm findet sie sich bereits am Bücken. Herr Professor Born hat Embryonen vom 25. November bis zum 14. Dezember erhalten. Nutzen des Die Wahrscheinlichkeit, dass bei dieser Art ein Farbenwechsel

Fiirbenweeii.spis. gjj-^^j.^^^^ Avenu aucli vielleicht nicht nothwendig das weisse Kleid in einem genau bestimmten Lebensjahre fertig wird, gestattet, eine Be- trachtung über den Nutzen dieses Farbenwechsels bei gewissen Schwimm- vögeln einzuschieben. Nehmen wir den gemeinen Schwan und die anderen arktischen Schwilne zum Beispiel. Den jungen Vogel, welcher, nachdem er im Frühjahr ausgeschlüpft ist, zunächst geringe Kraft zur Vertheidigung und zur Flucht hat, macht sein grauliches Gefieder auf dem offenen Wasser und kahlen, moorigen Ufern wenig bemerklich ; der erwachsene bedarf, sobald offenes Wasser ihm die Entfaltung seiner grossen Kraft gestattet, solchen Schutzes nicht, erfreut sich aber dessjeuigen, welchen das nun weisse Kleid ihm gewährt, wenn Eis die Gewässer schwerer w'egsam macht und Schnee die Ufer deckt. Es ist nicht leicht, zwischen den Eisschollen Schwäne zu entdecken. Ob und wie solches auf den Biesensturmvogel anzuwenden sei, ist freilich recht unklar. Es wäre ja möglich, dass die älteren Vögel weiter in die südlichen Eismeere gingen als die jüngeren oder im Winter ihnen treuer blieben und zwischen dem Eise fischten. Vor welchem Feinde

Pageiisteeher, Vögel Süd-Georgions. 21

freilicli sie sich im Eise oder auf dem Schnee zu schützen hätten, sehen wir nicht recht. Die in jenen (jlet^enden die llaubvögel ver- tretende Ilauhmöwe wagt sich wohl an junge, aber schwerlich an alte Pdesensturmvögel. Immerhin möchte man das russschwarze Jugendkleid zwischen weissem Kleide im Ei und weissem Kleide im Alter als eine secundäre nützliche Erwerbung betrachten.

Der Umstand, dass so häufig Federn oder Theile von Federn in sonst weissem Kleide an gewissen Stellen dunkel bleiben, erläutert sich vielleicht dadurch, dass dunkle Federn widerstandsfähiger sind, so dass in stärker angestrengten Theilen die Behauptung dunkler Farben Nutzen bringt.

Eaton erhielt auf Kerguelen Nestlinge von Grösse eines Cochinchinahuhns. Nach Will waren die Jungen Anfang April flügge.

Dass Thalassoica tenuirostris Aud., welche auf Kerguelen nur Timiassoica vereinzelt vorzukommen scheint, auf Süd -Georgien gar nicht erlegt Avurde, ist zu verwundern, da dieser Vogel grade am gewöhnlichsten von Cap Hörn und der Westküste Südamerikas gebracht wird, von wo auch wir ihn mehrfach haben.

Bekanntlich hat Boncqmrtc von Pagodronia nivea Gm. eine PuRoaionKi

1 T , ITT- 11 , 1 -VT T-. niviM miiiin'.

var. minor abgesondert. Wir haben unter dem irrigen JNamen rro- celhiria alba von der Expedition die Billge von einem Paare jener reizenden Sturmvögel aus dem Monate Juli, eines weiteren Weibchen vom „Vexirberg", welche drei wir selbst aufgestellt, und einen Balg erhalten, welchen wir nach Berlin gegeben haben, auch noch 5 Stück in S]3iritus.

Wir nehmen an, dass einige uns an unseren Stücken aufge- fallenen Merkmale den früheren Beschreibern in ungenauer Unter- suchung oder wegen Variabilität entgangen seien. Andernfalls hätte Süd-Georgien hiermit eine eigenthümliche , dort festsitzende, passend als Novegeorgica zu bezeichnende Art, wofür vielleicht spricht, dass nach Will diese Viigel kein« Menschenfurcht kannten.

Unser Männchen misst 34, die Weibchen messen 33 cm., die den Schwanz überragenden Flügel fast 2G cm. Es kommen die Einzel- masse den von Schlegel angegebenen ganz nahe; vollständig ent- spricht die Länge der Flügelspitze mit 10 cm. Die Schäfte der Schwungfedern sind aber nicht, wie Gmeliu angiebt, schwarz, sondern weiss. Es finden sich nur auf den Rami der Aussenfahnen mikro- skopisch feine, schwarze Längsstrichelchen und Pünktchen, welche gegen die Unterarmscliwingen hin mehr und mehr verschwinden, hin- gegen auf den Sjiitzen der ersten oder der ersten und zweiten

22 Pageiistecher, Vögel Süd-Georgiens.

Schwungfeder der Weil^chen sich zu einem scliwärzlicheu Flecke erheben. Ferner sind einige Haarfederu im vorderen Augenwinkel und von dort aufsteigend gegen den oberen Lidrand schwarz, auch dieses ausgebildeter bei den Weibchen, ein bis dahin unbeschriebenes Merkmal (vgl. Fig. 4).

Nach der Flügellänge kommen diese Stücke zur var. minor Bonaparte.

Dieser Sturmvogel nistete nach Will auf den Bergen in der Nähe der See in schwer zugänglichen Felsspalten. Die V()gcl Hessen sich ruhig mit der Hand fangen. Man fand nur einige gefrorene Eier. Das einzige Ei, welches wir erhalten haben, ist rein weiss, beidseitig ziendich schlank gespitzt, doch immerhin an einem Ende mehr gerundet. Es misst 62 zu 30 mm. Dnptioucnpen.sp. Vou Daptioo capcusc L. haben wir ein Weilichcu vom A])ril

und eiu Männchen vom Juli. Letzteres hat im Anschlüsse an die dunkle Kehle einige Federn der Halsseiten mit dunklen Spitzen, während das Weibchen hier reiner weiss ist. Auch ist das Männchen erheblich stärker. Dieser Vogel zeigte sich nach W/U auch während des Winters in der Nähe des Landes; vielleicht habe er auch auf der Lisel gebi'ütet. Maiaquens Bei unserem Exemplare von Majaqueus (Fulmarus) aequi-

aeqiünoftiaiis. noctialis L., einem Männchen, beschränkt sich das Weiss der Kehle auf den Schnabelkehlwinkel in einer Länge von nur 1 cm. Dieser Vogel besucht nach Will die Insel nur, um dem Brutgeschäfte obzuliegen und traf Anfangs Oktober ein, um die etwa 1 m tief in den Basen gegrabenen Nestlöcher in Besitz zu nehmen. Man fand Ende November die ersten Eier; die Amerikaner fanden sie auf Kerguelen vom IH. December an. Ln März und April Avurden auf Süd- Georgien die Nesthöhlen wiederholt von Schnee bedeckt. Ende April waren die Jungen noch nicht flügge, aber Anfangs Mai schien das Gros fortgezogen. Die Amerikaner aber meinen, dass die Jungen, an deren Bumpfe sich im November noch stellenweise Dunen fanden, vor December nicht zu fliegen anfingen. Die Eier messen auf 87 mm Länge 54—55 Breite. Das stumpfe Ende ist gut ausgezeichnet. Sie sind weiss, nur mit Erdschmutz bedeckt. Embryonen vom 14. Januar messen 19, einer aus aufgepicktem Ei vom 25. Januar 28 cm, kleinere sind unbezeichnet. Die Embryonen sind ganz dunkelfarbig. Der grösste, reife, welchen wir haben ausstopfen lassen, ist kaffeebraun; das ganze Gefieder ist sehr locker. Der Schnabel ist schmutzig gelb, das Nasenrohr, der Nagel und der weiche Streif am Unterschnabel sind schwärzlich. An den Beinen sind Laufbein und Schwinnnhaut schmutzig gelb; das LTebrige schwärzlich.

Pageastechcr, Vögel Süd-Georgiens. 23

'rinn turtur.

Unsere ziemlich zahlreichen Exemplare von Prion, Avelcho als P. clesolatus bezeichnet waren, fallen bei massiger Verschiedenheit der Schnabelgrösse nach dem Schnabelumriss sämmtlich in das Diagramm, Avelches l^Juirpc für Prion turtnr Smith und Kühl, oder, wenn man darin sicher den Prion desolatus Gmehu erkennen will, für dieseii gegeben hat. Dass turtur, ariel und desolatus zusammen gezogen Averden müssen, kann wohl nicht bezweifelt werden; es erscheint aber nicht unmöglich , dass die grossschnäbligen vittatus gleichfalls nur sehr alte Thiere zu dieser Art sind. Bei unseren Stücken in Alkohol ist der Schnabel blaugrün, das Nasenrohr, die rinnenartige Stelle vor diesem und eindringend zwischen Seitentheile und Nagel, sowie die Aveiche Linie der Unterkieferseiten schwarz. Die Schwimmhäute sind schmutzig gelblichweiss mit dunklen Mittelstreifen, Nägel, Zehen und Streifen längs dieser grau.

Nach Will kamen die Vögel mit Procellaria aequinoctialis, also Anfangs October. Das Brutgeschäft wird in Höhlen und denen der Kaninchen ähnlichen Gängen besorgt. Eins unserer Eier ist aus dem Januar; Eatoii erhielt solche von Prion desolatus auf Kerguelen am 29. November. Die weissen Eier, taubeneiähnlich , messen 48 zu 35 und 50 zu o() mm. Sie sind fast gleichmässig an den beiden Enden gerundet. Es ist hier, wie anderwärts, auffällig, dass so gewöhnlich Eier , welche im Vergleiche mit anderen derselben Art lang sind, nicht auch breiter, vielmehr schmaler sind, so dass die Eorm stärker verschieden ist, als die Masse.

Unsere sehr verschieden reifen Embryonen sind alle aus dem Januar. Die Dunenjungeu haben ein mausegraues, etwas dunkleres und lockeres Kleid als die von Pelecanoides; ihr hellgrauer Schnabel ist an der Spitze hellgelb; die Eüsse sind hellgrau, die /S'chwimmhäute schmutzig weisslich. Eaton sagt, dass auf Kerguelen die meisten Jungen vor Abreise der Expedition, im Eebruar, ausgeflogen seien. Auf Süd-Georgien waren sie Ende April noch nicht flügge, auch öfter unter dem Schnee begraben. Anfang Mai krochen halbflügge Junge aus den Nestern und dann war Alles verschwunden.

Unsere Diomedea fuliginosa Gm., ein Weibchen, ist im Diomedea Februar erlegt. Gekommen waren die Thiere am 16. October. Die Nistplätze mit dem einzigen Jungen lagen nach Will an unzugänglichen Felswänden. Unser YA misst 99 zu 77 mm, ist massig zugespitzt und hat, beschränkt auf den stumpfen Pol, eine Menge winziger braunrother Punkte. Nach beigefügter Notiz hat es 265 Grannn gewogen. Wir haben auch ein Dunenjunges. Dasselbe ist blassgraubraun , an der Kehle, Schnabelwurzel und um die Augen heller, ohne den weissen Augenriug

fuli;rinosa.

24

Pageusteclier, Vögel Süd-Georgieus.

Diomedea melauophiys

Megalpstris antarcticus.

der Erwacliseiieu zu haben. Der Schnabel ist schwärzhch, der Nagel schwarz; die Füsse sind bräimlichschwarz mit hellerer Schwimmhaut.

Auch die Amerikaner fanden die Vögel am '23. October im Begriffe zu legen und das erste Ei auf Kergueleu am 2. November.

Von Diomedea melanoplirys Temm, erhielten wir ein im März erlegtes Männchen. Es ist auf dem Wasser geschossen worden.

Von Megalestris antarcticus Less. haben wir aus dem Juni ein altes Stück, welches ausser dem charakteristischen weissen Flügel- spiegel einige zerstreute Federn am Halse weiss hat. Die ganze Länge beträgt 68 cm, die des Tarso-metatarsus reichlich 7, des Schnabels von der Mundspalte zur Spitze nahezu 8 cm. Dass diese Vögel die eigentlichen kühnen und zudringlichen Raubvögel jeuer Gegenden sind, zu Wasser und zu Lande, an Alten, Jungen und Eiern, Lebenden und Aas, Fleisch und Fisch ist bekannt. Ihre Brutperiode dauert nach Will von Ende November bis Anfang März. Eins unserer Eier ist vom 24. November, misst 7 7 zu 53 mm, ist rasch zugespizt, graugrün mit oberilächlichen, zwar ungleich grossen, im ganzen aber grösseren braunen und kleineren tiefer liegenden, überdeckten grauen P'lecken, dichter und grösser am stumpfen Ende. Das zweite misst 7() zu 52, hat einen mehr olivbraunen, vielleicht im Brüten verfärbten Grund und Flecken, wie das erste. Die Eier sind von dem Moos, in welchem sie meist liegen, nach Will schwer zu unterscheiden. Die Amerikaner fanden Eier am 17. November und 20. Dezember. Embryonen aus dem Jjinuar sind ziemlich weit entwickelt. Die Duuenjungen sind milchkaffeebraun, an Mundwinkel und Kopfseiten etwas lichter. Mitte März hatten sie nach Will das vollständige dunkelbraune Gefieder, Hessen sich aber noch füttern.

Die einzige eigentliche Möve, Larus Dominicanus Licht., mit Dominicanus. schwarzcm Mantel und rothem UnterschnabelHeck, ist den beiden antarktischen Inseln gemeinsam, auch von den Falklandsinseln und Patagonien, selbst von Brasilien bekannt. Wir hal)en ein erwachsenes Weibchen von Ende Juli, ein unausgefärbtes Stück und ein Dunen- junges vom 14. Dezember. Letzteres hat eine dunkle Schnabelwurzel, auf dem schmutzig grauweissen Kleide braune Zeichnungen, einen Streif jederseits vor dem Auge, mehrere Flecken symmetrisch über den Augen und auf der Stirnmitte. Auf dem Hinterkopfe, den Wangen, den Seiten der Kehle erscheinen solche Flecken grösser und minder gesättigt. Auf dem Rücken, Avelcher im allgemeinen dunkler ist als der Bauch, zeichnen sie sich nur wenig aus. Diese scheckige Färbung ist, wie bei Sterna, Grundlage des graubraun und weiss gemischten Jugendkleides, bei welchem die Beine schwarz sind.

Larus

Pagcnstccher, Vögel Süd-Gcorgicus 25

Zwei unserer Eier sind vom 14. December, eins, wenn ich richtig lese, vom 20. Januar. Mitte März fangen nach Will die Jungen au zu fliegen. Die Masse unserer Eier sind 75 zu 52, 73 zu 49, 77 zu 54. Sie sind auf einer bald mehr in's Gelbgraubrauue, bald mehr in's Grüne gehenden Grundfarbe mit grossen sepiabraunen oder oliv- braunen, mehr oder Aveniger durch Verdeckung grauen Flecken, plumpen und feinen gemischt, gezeichnet. Das erste ist das spitzeste und am meisten dem der Raubmöve ähnlich; das zweite hat mehr röthlichen Ton im Braunen; das dritte, aus dem Januar, ist massig spitz. Die Avie die vorigen zu zweit landeinwärts abgelegten Eier sind wie jene dem Boden in der Färbung angepasst.

Die Beschreibungen der antarktischen Sterna-Arten, insbesondere stonui virgata der St. virgata Cabanis ') bieten Ungleichheiten oder Ungenauigkeiten, welche der Absonderung neuer Arten von der Sterua vittata Gm. die Schärfe nehmen. Wir haben von der süd-georgischen Sterna vier Stück aufgestellt, ein erwachsenes Pärchen, ein unausgefärbtes und unausgewachsenes aber flügges Stück und ein Dunenjunges. Das Männchen ist am 4. August erlegt, das Weibchen mit Brutfleck Ende Juli. Es hat weisse Federn unter die schwarzen der liaube gemischt. Die jüngeren Thiere sind leider ohne Datum. Wir haben sieben Embryonen aus dem Januar, deren Brutzeit von etwa 8 Tagen bis nahe zur Vollendung zählen wird. Nach Will begann das Brüten im Januar und im März flogen die jungen Thiere, wenn auch noch ungeschickt. Die Amerikaner fanden aber auf Kerguelen von ihrer angeblichen Sterna vittata Gmelin schon im Dezember Junge und Avie bei vielen Sturmvögeln beide Geschlechter brütend.

Unsere erwachsenen Sterna nun weichen von der Diagnose der St. vittata Gm. durch den nicht reiuAveissen Schwanz ab, scheinen auch, in Uebereinstimmung mit TF///'.s Angabe korallrothe Füsse gehabt zu haben. Sie besitzen dabei gewisse für Sterna virgata Gab. als charackteristisch aufgeführte Merkmale, aber nicht alle. Sie haben, im Vergleiche mit der Beschreibung dieser Art bei ('ahanif< und Sliürpe nicht nur die oberen Schwanzdecken , sondern auch die unteren , die Afterdeckfedern und die Unterflügeldecken, besonders beim Weibe, viel heller als Oberseite, Brust und Vorderbauch, weiss oder fast weiss , was für vittata Gm. spricht. Der Aveisse Gesichtsstreif geht Avie Cahanis für virgata, Hharpe aber für vittata sagt, unter dem Auge durch, nicht Avie Sharpe für virgata sagt: superciliar. Er um- gränzt, wie Gmelin für vittata hervorhebt, die schwarze Kappe gänzlich.

') Jouruiil für Oruithologie 1875. 23. p. 449.

26 Pagenstecher, Yögel Süd-Geoi-giens.

Die Spitze des korallrotlien Schnabels ist schwärzlich, was nirgends gesagt wird. Die Aiissenfahne der ersten Schwungfeder ist bei weissem Schafte fast schwarz, was bei SJiarpe eins der Merkmale von virgata gegen vittata ist, und die Hälfte der Innenfahue sehr dunkel, während die folgenden Schwungfedern auf der Aussenfalme zunächst eher heller sind als auf der lunenfahne, nur dass der Innensaum dieser der Folge der Federn nach allmählich breiter und breiter rein weiss wird. Da die schwarzen Scheitelfedern an der Wurzel weiss sind, kann durch verschiedene Umstände die Haube weissscheckig werden. Die Steuer- federn haben graue Aussenfahnen. Der Schwanz erscheint dadurch im Ganzen grau, Avährend auch SliCDj^e für vittata einen weissen Schwanz angiebt; er ist aber beim Männchen etwas heller als beim Weibchen.

Unser Männchen misst 35,5, das Weibchen 33 cm, womit diese Stücke die Mitte haben zwischen 8hari)&s Mass für virgata mit 12" engl. {Cabanis I3V2" franz.) und für vittata mit 15" 3'". Der Schwanz hat mit 13 cm bis zur Spitze der äusseren Feder ungefähr die von Cabanis angegebene Länge. Die Flügel messen gut 37 cm, sind also etwas länger, als sie nach Sharpe bei den beiden Arten, nach Cabanis bei virgata sind.

Auch Sterna nistet auf dem mit Moos bedeckten Boden. Wir erhielten nur ein ganzes und ein halbes Ei. Jenes ist 47 mm lang, lang, 32 breit, ziemlich spitz; das stumpfe Ende ist sehr ausgezeichnet. Die Farbe ist dunkeloliv mit braunen Flecken verschiedener Grösse, oberflächlichen und tieferen, auf dem einen Ei grösseren und zer- streuteren, auch in etwa in einem Gürtel stärker auftretend.

Das Nestjunge ist grau mit zerstreuten dunklen Flecken , um die Augen heller, unten grauweiss. Beim un ausgefärbten, 29 cm langen Vogel haben die Federn an Kappe, Nacken, Flügeldecken weissliche Binden auf graubraunem Grunde. Spuren dieser Binden zeigen auch die Enden der übrigens bereits ziemlich wie bei den erwachsenen ge- färbten Schwung- und Steuerfedern. Das Weiss am Ende der ünter- armschwingen ist noch schmutzig, Kehle, Brust, Bauch leicht braun gemustert, jene mehr weissbraun, diese mehr weiss. Die weisse Kopf- binde ist noch wenig merklich.

Der Schnabel misst über dem Kulm bei den drei älteren Exemplaren 3,1 2,9 2,7 cm, vom Mundwinkel bis zu 1 cm mehr, beim Männchen 4,1 cm. Der des Dunenjungen ist kurz, über den Kulm wenig mehr als 1 cm lang, vom Mundwinkel aus 1,5 cm. Er gleicht im Oberschnabel etwas dem der Möven, ist fast hakig, während der Unterschnabel fast keinen Kinnwinkel hat. Er ist durchgehend

Pageustoi'luM-, Vögel Süd-Goorgiens. 27

schwärzlich. Beim flüggen Jungen reicht die schwärzliche Färhung auf dem Kulm bis zai den Naslöchern. So im Heranwachsen verringert, mag sie hei Stücken, Avelche älter shid, als unsere ohen l)eschriel)enen, auch in Süd-Georgien ganz verschwinden.

Die Abweichungen dieser Seeschwalbe von den Diagnosen der virgata und vittata haben uns nicht bestimmen können, eine neue Art aufzustellen, vielmehr zweifelhaft gemacht ül)er die Berechtigung der unterschiedeneu. "Wir haben sie dahin gestellt, wohin sie mehr zu passen schien.

Bei unseren Phalacrocorax carunculatus Gm. hat das im Juli Piiaiacvocoiax getödtete Männchen ^51,5, das Weibchen 29,5cm Flügellänge, sodass schon letzteres etwas die von Sclilegel angegebenen Masse übertrifft. Beide haben, Avie auch ein drittes, in Spiritus bewalirtes Stück, die Aveisse Flügelbinde, keins eiuen Kückentleck, der Maun hat keine Feder- haul)e. Die in der Kehlhaut vorragende Federsclmebbe ist beim Weil)e deutlicher als an der stärkeren Kehlhaut des Mannes. Die Karunkeln an der Schnabelwurzel sind massig. Nach Will sind sie aher zur Zeit der Paarung lebhaft blau und gelb gefärbt. Die Oberseite des Weibes ist minder glänzend als die des Männchens und geht etwas ins Braune.

Coues stellt seine Kerguelen-scharbe auch zu carunculatus Gm., obwohl sie des Aveissen Flügelbandes entbehrt. Cahanis ') hingegen macht daraus seinen Halieus verrucosus , Avelcher im Vergleiche mit dem carunculatus von Neu-Seeland kleiner, an Schnabel und Füssen kürzer sei, aller Aveissen Abzeichen ermangele, stärkere Karunkeln und die Federschnebbe fast bis zum Kinne habe. Aus dem obigen erhellt, dass für die unterscheidenden Merkmale mindestens zum Theil Vermittlungen bestehen, beziehungsAveise sie von Geschlecht, Alter, Jahreszeit abhängen.

Die deutsche Expedition fand auf Süd-Georgien bei ihrer Ankunft die Kormorane schon vor; die Brutplätze wurden erst im Februar bemerkt, als die Jungen schon sehr herangewachsen Avaren. Die deutsche Expedition erhielt auf Kerguelen einfarbig nussbraune Dunenjunge, unten nur mit einigen wei^sgrauen Federchen, das ganze Gesicht nackt.

») Journal f. Ornithologie 1875. 23. p. 450. Abbild. 187G. 24. I. I,

Pagenstecher, Vogelausbeute aus Sud-Georgien. Zum Bericht über das Naturhist. Museum zu Hamburg 1884.

1. Aiithus antarc'ticus, Cab. 9.

2. Ei desselben.

3. Chionis alba, Gnü.

4. Pagodroma nrv^ea, Gml.9

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Die von

Dr. G. A. Fisclier

auf der

im Auftrage der geographischen Gesellschaft in Hamburg

niiternoinmenen

Reise in das Massai-Land

gesammelten

Säugethiere

von

Prof. Dr. Pagensteche7\

Mit einer Tafel in Farbendruck.

Die von Herrn Dr. G. A. Fisclier auf seiner im Auftrage der geogra])]iisclien Gesellscluift zu Haml)urg im Jahre 1883 in das Massailand ausgeführten Heise gesammelten Thiere und Mineralien sind von der gedachten Gesellschaft als ein lu'iclist dankenswerthes Geschenk dem Naturhistorischen Museum üherwiesen worden.

Die Bearheitung der Reptilien, Amphibien und Fische durch Herrn Dr. J. G. Fischer und die der Käfer in der Hauptsache durch Herrn Professor Dr. Gcrstöcker wurden in 1884 bereits so zeitig fertig, dass diese Arbeiten als Beilagen zum Jahresberichte des Museums für 1883 im Jahrbuche der Hamburgischen wissenschaft- lichen Anstalten I. Jahrgang erscheinen konnten.

Eine Uebersicht der Vögel hat Herr Dr. G. A. Fischer seitdem selbst in der Zeitschrift für die gesammte Ornithologie 1884 (Budapest) gegeben.

Ueber die Säugethiere soll hier Bericht erstattet werden. Wie mehrfach zu den Vögeln früher gesammelte Stücke, so hat zu den Säugern Herr Dr. Fischer den auf Zanzilnir erlegten Colobus Kirkii als sein Geschenk Ijeigelegt. Eine annähernd volle Vertretung der Fauna des durchwanderten Gebietes liegt nicht vor. In seiner Reise- skizze ') hat Dr. Fisclwr von Säugern als beobachtet noch angeführt Elenantilope, Giraffe, Zebra, gestreiftes Gnu, Warzenschwein, Büffel, Nilpferd, Rhinoceros, Hyäena crocuta, Löwe, Cynocephalus 1)abuin, Hase; als von den Massai zum Mantel benutzt Cercopithecus pyge- rythrus, Hyrax, „Wildkatze" (unzweifelhaft Lynx sp.), Leopard; von der Jagd und den Spuren des Elephanten ist die Rede.

Das grosse Wild war besonders reich in den lichten Waldungen und dem Graslande bei Klein-Aruscha, aber die reichste Fauna gab der dichte Wald bei Gross-Aruscha am Maeruberge.

1) Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg 1882 1883, Heft 1, p. 36; G. A. Fischer, Bericht über die im Auftrag der geographischen Gesellschaft in Hamburg unternommene Reise in das Massailand.

32 Pagenstecher, Säugethiere des Massailaudes.

Affen und Halb- 1 Colobus Kirkü J. E. Gray. Balg und Schädel eines weib-

lichen aufZanzibar erlegten Thieres (Eingangs-Catalog 8175 u. 8716). Der Schädel vom C. Kirkii, hier leider durch den Scliuss sehr l)eschädigt, entfernt sich durch die geringe Entwicklung des Gebisses, namentlich der Eckzähne, von den beiden folgenden Arten und kommt darin und durch den tiefen Eindruck im Jochfortsatz des Oberkiefers dem C. ferrugineus 111. viel näher, w^elcher gleich ihm auch in der Färbung vom gewöhnlicheren Verhalten der Colobus abweicht. Die Nasenbeine, welche bei C. ferrugineus sehr schmal sind, wobei die Nasenöffinung des Schädels der von Semnopithecus gleicht und die Zwischenkiefer fast das Stirnljein erreichen, sind hin- gegen bei C. Kirkii, obwohl auch hier die Zwischenkiefer sehr hoch reichen, plump und die Nasenöffnung ist oben breiter als gewöhnlich. Der Zwischenraum zwischen den Schläfenleisten des Schädels ist bei C. Kirkii schmaler als bei den anderen CoIoIjus und Semnopithecus, welche ich vor mir habe. Es ist zu bedauern, dass die (Gelegenheit zum Vergleiche der Backentaschen- und Magen -Bildungen nicht gegel)en ist.

2. Colobus palliaius Peters. Balg und Schädel eines ziemlich ausgewachsenen, bei der Ortschaft Pangani am IG. August 1883 erlegten Männchens (E.-C. 7G94 u. 7605).

Die Gesässschwielen sind gelb ; von ihnen Ins zum Hodensack verläuft auf dem Damme ein schmaler Streif rein weisser Haare, mit seinen Wurzeln die Gesässschwielen ein wenig umgreifend.

Der Schädel ist dem vom C. guereza Rüpp. sehr ähnlich. Im Vergleiche mit dem eines weiblichen Guereza von Abyssinien in unserem Museum ist er stärker, im Zwischenkiefer breiter, im Hinter- hauptkamm viel kräftiger, in der von diesem begränzten Hinterhaupt- flache etwa 6 mm breiter. Das wird durch das Geschlecht begründet sein, denn dieser Schädel reicht nicht, um die Kopfhaut des folgenden Stückes zu füllen.

3. Colobus Guereza JRi'qip. Balg eines grossen Männchens, erlegt in Gross-Aruscha am 17. Juli 1883 (E.-C. 7696).

Das Weiss greift vom Hinterrücken um die Gesässschwielen und erreicht die Wurzel des Hodensacks.

4. Cercopithecus (Chlorocebus) rufoviridis laid. Geoffr. Balg und Schädel eines in Ngurumän am 26. Juni 1883 erlegten Männchens aus der Gruppe der Cercopithecus mit rothbraunen Haaren am After und unter der Schwanzwurzel (E.-C. 7697 u. 7698).

Es scheint mir, dass C. rufoviridis Geoffr. und C. pyperythrus Cuv. nicht scharf unterschieden seien und unser Individuum vermittle.

Paijfenstccher, Säugethiere des Massailaudes, 33

■wenn es auch iiaeh den Besehreilnuigcn, insl)esoiulor(' eiiu-s Stückes vom Zaiul)esi, hei SchUgeV) mehr mit der ersten Art stimmt.

Au Scheitel, Vorderrückeii und Schultern ist das (iell) dt^r Ilaare durch p;raue Wurzeln und schwarze Ringe sehr getrübt; es kommt hingegen in der zweiten Hälfte des Rückens ein ziemlich reines Gelbroth, deutlicli abgesetzt, zur Erscheinung. Die x\ussen- liäche der Arme von ül)er dem Ellenbogen ab und die der Hinter- beine vollständig, selbst über den Rücken weg zur Verbindung der zwei Seiten vor der Schwanzwurzel, sowie die Oberseite des Schwanzes sind grau, indem die mit schwarzen abwechselnden, sonst gelben Ringe der Haare daselbst zu weissen abblassen. Das letzte Sechstel des Schwanzrückens, die Schwanzspitze, die Hände und Füsse sind fast schwarz; das Gesicht mit Einschluss des Kinns ist ganz schwarz; eine Stiiiibinde und der Backenbart sind ziemlich rein weiss ; Kehle, Bauch und Innenseite der Gliedmaassen sind schmutzig weiss. J. E. Gray heljt, wie es scheint durch einen Schreiljfehler, die weisse Stirnlnnde , ferner die schwarzen Hände nicht gebührend hervor, characterisirt ül)erhau})t die Farben nicht gut. Der Schädel kommt einem in unserer Sannnlung als von C. Sabaeus Cuv. ErxL, gTiseoviiidis Desm. herrührend bezeichneten nahe. Er ist etwa 1 cm kürzer und in allen Beziehungen zarter, wohl nicht allein wegen minderen Alters. Der Augenrand ist minder ausgebreitet, die Nase stärker eingedrückt, die Eckzähne sind schlanker, die äusseren oberen Schneidezähne schmaler. Leider ist von dem \'ergleichstück nicht zu ermitteln, ob es aus Ost-Africa (C: engythithea Gray) oder West- Africa herrühre und welcher Art es eigentlich angehöre.

5. Otoliciius crassicaudatus Geoffr. Junges Männchen, am 17. Juli 1883 in Gross -Aruscha in einem Akazienwalde am Fusse des Maeruberges erlegt (E.-C. 7726 u. 9183).

Die Länge des Rumpfes beträgt nur 27, die des Schwanzes 87 cm. Die braune Oberseite ist stark mit grau gemischt, die Gegend über den Augen am reinsten grau , die Arme und der Schwanz am reinsten braun, letzterer dunkelbraun, an der Spitze schwarzbraun. Längs der Schlüsselbeine gi'eift das Braun ziemlich rein auf die übrigens grauweisse Bauchseite über, Kehle von Brust unvollkommen trennend.

6. Megaderma (Lavia) frons Geoffroy. Weibliche Thiere erlegt Fiedei bei Ndalata unweit des Vulkans Dönyo Xgai und im März 1883

') Musee d'hist. natur. des pays-bas VII 1876, p. 78.

34 Pagensteclier, Säugethiere des Massailandes.

in Nguriiman, Männchen erlegt am 33. Januar 1883 in Maurui (E.-C. 7712, 7715, 7716).

Die Weibchen haben ausser den gewöhnlichen Zitzen gleiche zitzenähnliche Anhänge auf dem Schamberge wie die Rhinolophiden.

7. Nycteris hispida Schreier. Männchen am 13. Januar 1883 in Maurui erlegt (E.-C. 7714).

8. Nycteris aethiopica Dohson. Ein Weibchen, welches, wenigstens im Vergleiche mit Dobson Catalogue of the Chiroptera in the CoUection of the Brit. Mus. p. 165, nicht ausgewachsen zu sein scheint (E.-C. 7713). Vom Lager in Ivlein-Aruscha am Rongaflüsschen, welches sein Wasser vom Kilima-Ndjaro und Maeruberge bezieht, am 23. Juli 1883.

9. Taphozoiis Maiiritiauus Geoffr. Ein Männchen von Pangani, dem Ausgangs- und Endpunkte der Reise, 5, August 1883 (E.-K. 7717). Die oberen Schneidezähne sind bereits ausgefallen.

insecteufresstr. ^^- Rhyucliocvoii Petei'si Barhoza du Bocage. Ein aus-

gewachsenes Männchen von Pangani (E.-C. 7725). Unter der Schwanz- wurzel liegt eine Drüse und veranlasst einen nach hinten scharf abgeschnittenen Wulst. Die Oeffnung derselben ist in der Mittellinie nach hinten gerichtet.

11. Crocidura Fisclieri, nova species. (Eig. 1; Schädel Eig. 2 u. 3.) Ein altes Männchen von Nguruman (E.-C. 7718 u. 9184). Diese Spitzmaus kommt C. canescens Peters , Sorex argentatus Victorin und cyaneus Duvernoy am nächsten. Körper bis zur be- haarten Wurzel des Schwanzes 9,2 cm, Schwanz einschliesslich dieses Theils 4,8 cm, Oberseite blaugrau mit einem braunen Schimmer, am Kopfe wenig mehr ins Braune, Schnauze oberhall) der Spürhaare und seitlich Ins zu den Augenl)rauen, Oberlippe unterhalb der Spürhaare, Kinn, Hals, hinter den Ohren aufsteigend, Bauch und in bestimmter Abgrenzung die Seiten, Aftergegend, Unterarme und Vorderfüsse, Unterschenkel und Hinterfüsse weiss mit Spuren von Grau, indem die basale Hälfte der Haare grau ist. Ohren gut entwickelt, hinterwärts dünn grau behaart, am Rande und an dem Rande der Klappe be- wimpert. Schwanz hinter der dicht behaarten Wurzel spärlich weiss behaart. Schwanz und Schnauze erschienen während der Bewahrung in Spiritus besonders dick und deren Haut weiss. Im Ausstopfen sind die Dicke und die Weisse der Haut an beiden Theilen ver- schwunden. Muffel gespalten. Hinternägel wenig stärker als Vorder- nägel. Der al\gehäutete Schwanz vierkantig, an den Oelenken wenig anschwellend. Schädel (Eig. 2) 26 mm lang, 28 Zähne, Wirbel 7 + 14 + 6+3+17. Die hintere Abtheiluns des ersten oberen

Pai^eustccher, Säugethiere des Massailaudes. 35

Schueidezalnis mir lialb so lanj^' in der Sagittaleii, als die vordere, mit der Sclineidc im Aussentheile den ZAveiten Schneidezahn fort- setzend, aber von (hassen Spitze überragt; der zweite obere Schneide- zahn an der Basis so hing wie der dritte und der Eckzahn zu'^aninien; dritter Schneidezahn mal Eckzahn einander sehr ähnlich; vorderer Zacken des Reisszalms niedriger als der Eckzahn. Erster unterer Schneidezahn an der Hinterkante zweimal sehr schwach aiisgerandet ; zweiter wenig länger als hoch, dem Eckzalm im ümriss der Basis sehr ähnlich, aber in der Spitze viel niedriger.

Keine der Peters'schen Arten von Mozambique hat wie diese nur 3 Sakralwirbel. Darin und gänzlich in den Wirbelzahlen stimmt unsere Art mit Sorex vulgaris L. überein. Von cyaneus Duv. unter- scheidet sich unsere Art, wie es scheint, durch etwas geringere Grösse, kürzeren dicken Schwanz, plumpe Schnauze, die weisse, an den Seiten aufsteigende Färbung des Bauches und die l)raunen Seitenstreifen des Gesichtes. Die C. gracilipes Peters vom Kilima Ndjaro ist schön zimmtbraun, canescens Peters unten grau mit hell- ])raunem Schwänze. Im Ganzen ist die lilaugraue Färlnnig unter den ostafrikanischen und südafrikanischen Crocidura viel seltener als die braune.

12. Bdeogale piiisa Peters (crassicauda Peters varV). Al^ge- Raubthiere. löster Kopf, Vorderbein und Hinterbein eines bei Bajamojo erlegten

Thieres (E.-C. 7724 u. U170).

Diese Theile mussten auf die gell)geringelten Kopfhaare hin zu dieser grösseren Art gestellt werden. Der Schädel ist aber eher kleiner als der der kleineren Art, der crassicauda Peters, nach der Ablnldung des Autors , obwohl das Thier ausgewachsen zu sein scheint. Die männliche puisa von Peters ist nach den gemäss der Abbildung stark abgekauten Zähnen jedenfalls ein sehr altes Stück gewesen. Seine Exemplare von crassicauda waren ein Weibchen und ein junges Männchen. Es ist sehr wohl anzunehmen, dass das Männchen im Allgemeinen grösser wird, während sein Schweif gedrungener bleibt. Dann'^ dürfte jjuisa nur die gelbliche Varietät zu crassicauda sein. Leider wissen wir von unserem Exemplar nichts ül)er das Geschlecht.

13. Helogale uiidulata Feters. Ein Männchen, bei Gross- Aruscha am Maeruberg am 22. Juli erlegt (E.-C. 7730 u. 9093).

Die Zeichnungen der Füsse bei Peters sind nur für die Be- grenzung der nackten Sohle massgebend; übrigens sieht in dieser Zeichnung die Sohle aus wie ausgestopft, die Falten und Höcker sind nicht gebührend angegeben.

4*

36 Pagenstecher, Säugethiere des Massailandes.

Wiederkäuer. 14 Kobus elli/i-sipryiiiiius Ogilhy. Schädel mit Hörnern und

Kopfliaut von einem ziemlich erwachsenen männlichen, am 27. Juli in Klein- Aruscha erlegten Thiere (E.-C. 7708 u. 7709).

Die Hörner haben 21 Knoten, messen nach der hinteren Krümmung 57 cm in Länge und klaffen an den S^jitzen 30 cm.

15. Eleoirag-us (Redunca) arimdiuaceus Shaw. Schädel mit Hörnern eines im Februar in Maurui erlegten jugendlichen Thieres (E.-C. 7707).

Wohnort, Gestalt der Hörner, geringe Grösse lassen eher auf die genannte Art als auf E. reduncus Pall. scliliessen. Vergleichs- material haben wir leider nicht. Die Hörner messen bei 10 bis 11 Wülsten nach der Krümmung nicht mehr als 22, in der Sekante nur 1(5 cm in Länge und klaffen oben 18 cm. Die grösste Länge des Schädels ist 25 cm.

16. Cephalophus Naialeusis -S'wwY/^ Dalg und Schädel eines jungen in Gross-Aruscha am 19. Juli erlegten Weil)chens (E.-C. 7099 u. 7700).

Die Beschreibung von Smith passt gut, nur sind die Ohren innen weiss, mit Ausnahme eines braunen Flecks an der Wurzel der Hinterkante. An der Wurzel der Vorderkante ist das weisse Haar 'sogar etwas buschig. Von der Aljljildung ])ei Smith unterscheidet sich unser Stück sehr durcli die dunkeln Beine. Es ist kaum 1,5' hoch.

17. Nesolragiis Kircheiipaueri, iiova species. Balg mit Schädel eines jungen in Gross-Aruscha am 18. Juli erlegten Bockes (E.-C. 7701 u. 7702).

Diese Antilope muss von N. moschatus Düben getrennt werden. Sie hat auch Merkmale, welche für N. Livingstonianus Kirk (Proc. Zool. Soc. 1864 p. 657) nicht angegeben sind. Mit weiterer Rücksicht auf Musealexemplare und auf Reiseberichte ist anzunehmen, dass in der Gattung Nesotragus eine grössere Zahl von Arten auf dem Continente und auf den Inseln Zanzibar, Chapani, Mombas unterschieden werden kann. Bis zu welchem Grade solche durch Uebergänge verbunden sind, wird sich erst allmählich heraus- stellen. Unser Thier misst von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel 57 cm, der Schwanz bis zu den Spitzen der Haare 1 1 cm, wobei er, besonders mit Rücksicht auf die gTosse Betheiligung der Haare an dieser Länge , im Vergleiche mit anderen Nesotragus sehr kurz "erscheint. Die Schulterhöhe ist 35 cm, die Länge der Hörner 6,5 cm. Das Haar steht im allgemeinen und besonders an der Hinterkante der Schenkel dicht. Stirn, Scheitel, Nacken, Rücken und Seiten sind dunkelbraun, indem die Haare an der Wurzel grau, gegen die Spitze aber mit Schwarz und Goldbraun geringelt sind.

Pagenstoclicr, Säugethiero des Massailandes. 37

Nasenwurzel mit scliwarzem Strich; Kranz um die Augen und Seiten der Nase dünnl)eliaart und hell; ()])erli})pensaum , Unterlippe, Kinn, Kehle und jederseits ein umsehriehenes Flcekclieii auf dem Sclieitel natdi innen von der Wnr/el der Oliren weiss. Ohren aussen grau, innen und an der unteren oder hinteren Kante der Muschel weiss. Backen und Unterhals, die weisse Kehle vom weissen Bauche scheidend, roth. Schultern l)is zur Hälfte des Oberarms, Seiten, Sclienkel l)is über die Hacken hinaus unter Einmischung einer grösseren Zald weisser Stichhaare in's Graul)raune fallend. An der Brust wird das Weiss der Unterseite durch zwei vom Halse aus- laufende rothe Streifen in einen Mittelstreif und zwei Achselstreife geschieden. Von der Achsel aus steigt es nur wenig an der Innen- Üäche und der Hinterkante der Arme hinab, an der Innenfläche der Hinterbeine dagegen mit einem schmalen Streifen fast l)is zur Mitte des Laufes. Uebrigens sind die Beine roth, hinten und vorn an den Fesseln schwarz. Der langhaarige Schwanz ist auf der Oberseite dunkler als der Hinterrücken, an den Seiten grau gleich den Körper- seiten, unterhall), so Aveit die Rübe reicht, weiss. Die Hörner haben etwa 12 scharfe und rauhe Ringe; sie stehen mit den Spitzen um 5,5 cm von einander, etwa 1 cm mehr als die Achsen an der Basis und ragen um einige Millimeter nach vorne über. Die Ohren messen 0,8 cm in Länge, l)ei unserem N. moschatus nur 5 cm.

Der Schädel misst von der Spitze der Hornzapfen l)is zum Ende der Zwischenkieferl^eine 13 cm, ein ganz geringes mehr als der eines N. moschatus Düben, welcher nacli der Beschaffenheit der Näthe eher etwas älter gewesen und von der Insel Zanzil)ar uns als Geschenk des Herrn Consul Buete, welcher diese Thiere züchtete '), zugekommen ist. Er ist im ganzen etwas energischer gebaut; die Muskelleisten sind kräftiger, die Löcher für Gefässe und Nerven grösser, damit liedeutenderen LTmfang dieser wichtigen Weichtheile anzeigend, öfter mit überragenden Platten ül)erdeckt, im Uebrigen die Knochen feiner. Vornehmlich ist der vom Zwischenscheitell)ein herrührende Theil des Hinterhauptes etwa um 'A breiter, das Scheitelbein ist etwas länger, die Stirnbeinnaht hingegen um etwa V5 kürzer. Die Nasenbeine sind um 0,5 cm länger und um 0,2 cm l)reiter, auch stärker gewöll)t. Die Thränengrul)e ist weiter, tiefer und vorzüglich am unteren Theile der Hinterkaute schärfer begrenzt. Das Thränenbein ist im Bereiche dieser Grube stärker ausgedehnt, auf Kosten des vorderen Theiles des Jochbogens, aber in dem am Nasenrücken betheiligten Stücke

1) r. ä. Decken Reise I, p. H9.

38 Pasrenstecher, Säug-ethiere des Massailancles.

minder und lässt fine grössere Lücke. Der knöcherne (iehörgang ist stärker und weiter. Die Stirnzapfen verlaufen parallel; indem sie an der Wurzel weiter von einander entfernt sind als bei N. moschatus, kommen sie an der Spitze einander näher als bei dieser Art und sind stärker.

Der Schädel steht uacli allem diesem dem des von Herrn Ruete geschenkten Thieres gegenüber wie der eines wilden dem eines domesticirten Thieres. Das hatten wir bemerkt und niedergeschrieben, bevor wir darauf aufmerksam wurden, dass Herr Riiete diese Thierchen auf Zanzibar gezüchtet habe. Damit stimmt das reiche, rauhe, dunkle, gegen den weissen Bauch stark abgesetzte Haarkleid im Vergleiche mit dem spärlicheren, weicheren, graueren, am Bauche minder ver- scliiedenen der Zanziliarstücke. Es ist sehr wahrscheinlich, dass nicht nur die von Herrn Ruete gezüchteten Thiere die milderen Formen haben, sondern dass diese in den stark bebauten und milden Gegenden der Küste und der Insel Zanzibar allgemein sind. Das vielfach regne- rische und über 4000 ' liocli gelegene Gebiet von Gross-Aruscha giebt viel härtere Lebensl)edingungen.

Nach Vollendung dieser Arl)eit ist uns ein männlicher N. moscliatus von Zanzil)ar aus dem Zoologischen Garten zugegangen, welcher die gleichen Verschiedenheiten gegen den N. Kirchenpaueri zeigt, wie das Stück von Herrn Ruete.

Unser Museum besitzt, angeblich von Zanzi])ar, von welcher Insel auch Baron v. d. Decken neben Nesotragus moschatus und Nano- tragos pygmaeus eine dritte Antilope erwähnt, noch einen weiblichen ausgestopften Nesotragus, in Avelchen leider der Schädel mit eingestopft ist und auf welclien deshalb, auch mangels des Männchens uiul wegen der minderen Sicherheit der Herkunft hier weiter als wegen der Färbung nicht eingegangen werden soll. Die Färl)ung dieses Stückes vermittelt ein wenig zwischen denen von Ruete und von Dr. Fischet', kommt al)er im allgemeinen dem letzteren näher. Es fehlen jedoch die zwei weissen Flecken vor den Ohren und die schwarzen Fesseln. Das Weiss greift vom Bauche weiter gegen den Hals hinauf, immer noch, ohne mit der weissen Kehle zusammenzutreffen und ist an der Innenseite der Beine ausgebreiteter. Ueber ein weibliches Skelet unseres Museums, wozu ein zu früh gel)orener Foetus gehört, fehlt ausser der Angabe von Zanzi])ar als des Vaterlandes jede weitere Nachricht. Vielleicht ist es von der eben erwähnten Art.

18. Oazell.i Granu Brooke. Balg mit Schädel, Hörnern und Fussknochen von einem älteren, al)er noch nicht ausgewachsenen, am 29. Juli 1883 in Klein-Aruscha erlegten Bocke und Schädel mit

Pa<i'onstochor, Säup-othiero dos Massailandes. 39

TT()rnorn von oinom jun,ü;(Mi liocko, welclier, als or ain 25. Mai 1883 am Naiwascha erlogt wurde, noch einige Schneido/ähnc des ersten (ieltisses hatte und erst nalic daran war, die niitticreu Scliaut'cln oder Ki'satzzaniien vorzuhrinuen (E.-C. 770o 7705).

Die Hörner des grösseren Bockes messen nach der Krümmnng 52 cm und sind so <>;estreckt, dass die Grade nur 1 2 cm weniger ergiel)t; sie klnÜcn ;iu den Spitzen 27 cm und hnheii IS Wülste. Die 25 cm langen Höriier des jungen Bockes bestehen nur aus dem vorn ühergeneigten Theile des spätem (iehörns, nämlich dem glatten Jugendgelu'irn und liinf Wülsten, welch letztere nacli dem Zahnstande im Vergleiche mit (h'iii Znhnwechsel des Schafes wohl gewiss niclit Jahresringe sind. Der junge Schädel ist mit 25 cm etwa 3 cm kürzer als der des älteren Bockes.

Das mächtige Gehörn, der Seidenglanz auf Rücken und Seiten, die Zeichnungen ;in Kopl' und Rumpf, die Kfh'perlu'ihe machen es unzweifelhaft, dass man (i. Granti Brooke vor sich liat, deren Vor- kommen sich somit an das in Ngogo und Tubugwe nördlich anschliesst.

Der ausführlichen Beschreibung, welche Brooke^) gegeben hat, ist wenig znzui'ügen, ]iau[)tsäclilich das, dass unser Tliier den duidvlen Seitenstreifen des Rumpfes niclit hat, welcher aber auch der Al)l)ildung nach Sj)e]<:e^) felilt und welchen Brooke selbst in der Darstellung der Gattung Gazella'*) als fehlend l)ezeichnet. Auch ist der schwarze, das Auge umzingelnde und durch dasselbe nach vorn gehende Fleck nicht, wie die l)esehreil)ung von 1878 und die Holzsclniitte es dar- stellen, zum Mundwinkel herunter geführt, bildet vielmehr vor dem Auge nur noch ein Dicieck. Das ist etwas mehr als in der Figur nach Speke, soviel wie in der nach den lebenden Exemplaren von Kirk*). Dem schwarzen Streifen der Abbildungen von 1878 entspricht hier am Rande des Aveissen Streifens nur eine stärkere Sättigung des Braun. Für ihn und den Seitenstreifen des Rumpfes findet sich also eine Veränderlichkeit, in welcher nach dem geringen vorliegenden Materiale der Rumpfstreif ])eständiger zu sein scheint, ohne dass er doch, wie Brooke meint, ganz charakteristisch für die Art wäre. Ich habe Herrn Dr. G. A. Fischer hierüber konsultirt und von ihm er- fahren, dass Weibchen und junge Thiere die duid<len Färl)ungen im Gesichte und an den Seiten stets ausgeprägter haben. Diese Streifen

») Proceed. of the Zool. Soc. of London 1878 ]). 723.

•-=) Ibid. 1872 pl. 41.

3) Ibid. 1873 p. 550.

•1) Ibid. 1875 ])]. 59.

40 Paoensteelior, Säufyethiere des Massailandes.

sind vermutlilich Uel)eiTeste einer in einer früheren Periode den ganzen Rücken liedeckt haltenden dnnkleren Färbung.

Die Farbe der Anssenfläche der Ohrmuschel kann genauer dahin beschrieben werden, dass sie in der oberen Hälfte mehr und mehr in's Graue übergelit. An der Wurzel dieser gTauen Partie liegt ziemlicli in der Mitte der Muschel ein Ijrauner Fleck ; el)enso ist der Saum braun.

Am Schwänze greift gegen die Spitze die schwarze Färbung von der Bauchseite gegen den Rücken so über, dass schliesslich weisse Haare nur ganz s])ärlich untermischt gefunden werden. Auch das entspricht mehr der Darstellung von 1872.

Thomson, welcher fast gieiclizeitig mit Dr. Fischer das Gel)iet des Küima-Ndjaro l)esuclite, giebt in einer Vignette ') die Abbildung der Hörner einer angeblich neuen, aber nicht beschriebenen Gazelle, G. Thomsoni, welche allem Anscliein nach diese Art ist.

] 9. Aepyceros melampus Lkht. Ganzer Schädel mit Hörnern von einem am Naiwascha - See am 1. Juli 1883 erlegten Bocke. (F. K. 770(i).

01)wohl mit Ausnahme der sagittalen die Nälite nocli unver- wachsen sind , messen die Hörner schon ganz nahe 00 cm in Länge entlang der Krümmung und hal)en je 20 Knoten.

20. Alcelaphiis (Biibalis) Licliteiisteiiiii Peters. Hirnschädelstück und Gehörn eines männlichen, nach Beschaffenheit der Nähte noch nicht ausgewachsenen Thieres vom Dönyo Ngai am 3. Juli (E. K. 7710).

Ist, von Dr. Fischer als bu1)a]is angesehen, ohne Zweifel obiger Ali zuzutheilen und schliesst sich also das Vorkommen im Massailande dem am Zambesi und in Mozambique an.

Die glatten, ziemlich parallel der Schädelachse, a])er, diese horizontal gedacht, etwa 10 cm höher verlaufenden, graden und gegen die Spitzen wenig konvergirenden Endtheile der Hörner (das Jugend- gehörn) messen von dem, von oben gerechnet, ersten, wenig ausgeprägten Wulste al) 13 cm an Länge, während sie 31 32 cm von einander entfernt sind. Der S-förmige, bei Horizontalstellung des Schädels und ebenso von oben her gerechnet, abwärts, einwärts, vorwärts verlaufende Wurzeltheil der Hörner besitzt etwa 15 Wülste, von welchen die jüngsten und untersten grösstentheils zu einer glatten, breiten Platte zusammenfliessen. Der vierte Wulst von oben her ist der kräftigste und l)ezeichnet das äussere vordere Knie, der neunte

1) Thomson, through the Massailand 1885, p. .53(i: erscliieiieii. nachilem unsere Arbeit bereits zum Drucke gegeben war.

Papfonsteohov, Siiii.ootliioro dos Massailandes. 41

und zehnte bezeieluien das innere und hintere Knie des Horns und den Ueberuanfi' zur ausi2;el)reiteten, niclir nach vorn strebenden l>asal- ])artie. Die Hrirncr messen /war an (h'r äuss(>ren Kante etwa 40 eni in Län,i>e, jedoeli in der ^ra(h'n Enti'erimnu' von der Basis zur Spitze nur 30 cm. Die S|)annun<;- mit 32 eni ist also rehitiv sehr gross. Der gerippte Theil fiUn-t, von der Wurzel aus gerechnet, das Hörn hauptsächlich nach auswärts und zAvar weit über die von E. BlijfJiV für r>. major, B. bubalis und 15. caanui gegebenen Diagramme hinaus.

Der Hirnschädel hat Ijei 22 cm Länge noch ein Stückchen von den Nasbeinen.

\ou den 3 Schädeln, welche das Museum als von B. caama Sund., alle angel)licli aus Südafrika besitzt, hat der eine (uro 3) erst die graden Spitzen des Gehörns gebildet und kann zum Vergleiche nicht viel benutzt werden, da man nicht ersehen kann, wie die Hörner später sich verhalten haben würden. Die beiden anderen haben, uro 2 am ausgestopften Thiere , die \ förmige Anordnung der Hörner, welche nach Bli/tJi ausschliesslich für caama gilt. Sie sind wahr- scheiidich beide jünger gewesen als das Stück des Herrn Dr. Fischer^ Während uro 2 und 3 die Nasenbeine oben spitz ausgezogen Imben, hat uro 1 , welches sehr wahrscheinlich von Dr. Zeyher bei einer von Süden aus weit vordringenden Reise gesammelt Avorden ist, dieselben ol)en Jdndich gerundet wie das Fischersche Exemi^lar. Das letztere zeichnet sich vor allen anderen aus durch den breiteren sattelartigen Zwischenraum zwischen den Hörnern, die viel stärkeren Basen der Stirnzapfen, die vollere und ])reitere Stirn, die stärker vortretend'en Augenhölilenrämler, die kantige , l)reite Entwicklung der Stirnbeine über der Thränengrube.

Einige Schädeleigenschaften scheinen den B. Lichtensteinii mehr als die übrigen Bubalus dem (imi zu nidiern.

Der von Thomson angeführte, al)er nicht beschriebene, angel)lich neue A. Cokii^) ist allem Anscheine nach diesen Art.

21. Sciiirus pallialiis Peters, oriiaiiis Gray 18G4. Ein sehr ^ager. schönes erwachsenes Mänin-hen von l'angani nahe der Küste (E. K. 7727 u. !)0!)1).

Rumpf 24, Schwanz 20, dessen Rül)e 21 cm lang; 5 obere Backzähne, der vordere ziemlich kräftig. Der Schädel ist mit 51 mm um 3 mm länger als bei Peters. Es ist wohl kein Zweifel, dass dieser Gelehrte ein, ol)wohl trächtiges, doch unausgewachsenes Weibchen

') Pnjcocil. of the Zool. Soc. of London 18(i9, p. 53.

''') 1. c. Titrlvion,'tt.\ p. •^■>0. ,.,. 4H9. aiicli vielleicht ]). 97.

42 Paoensteeher, Säugethiere des Massailandes.

dieses Eichhörnchens vor sich gehaht hat. Die Al)hihlung des oanzen Thieres ist, wie auch in anderen Fällen, hei Peters schlecht, aher die Schädelzeichnungen sind gut.

22. Sciurus multicolor Rüppell? iimtalnlis Peters 1852. Weihchen von Paugani (E. K. 7728 und 9089).

Rumpf 23, Schwanz ISO, dessen Rühe 25 cm hing; 4 ol)ere Backzähne. Wachsthum noch nicht ahgeschlossen. Das lange Haar ist nahe der dunklen Ihisis ausgedehnt schein rostroth, dann mit al)wecliselnden schwarzliraunen und gelliweissen Ringen versehen. Die Haare scheinen weiss gesjiitzt, in der weit iil) erwiegenden Menge der Fälle ist al)er am Rumpfe die äußerste feine Spitze schwarz und wird nur leicht übersehen; an den langen, sonst schwarz und roth geringelten Haaren des Schwanzes hingegen sind die Spitzen oft weiss. Backen, Augenring, Futcrseite, Innenseite der Gliedmassen, grüsster Theil der Yorderheine, llinterl)eine von ülier der Ferse al) roth, Brust wenig l)lasser. Auch an der Unterseite des Schwanzes tritt das Roth mehr hervor.

()l)wohl im Wachsthum noch nicht ahgeschlossen, ist der Schädel mit 5:') mm gegen unseren Sciurus cepapi kolossal, kommt in der Erscheinung den Alt1)ildungen von mutabilis l)ei Peters sehr nahe, besonders auch in der Stirnbeineintiefung, näher al)er für Einzelheiten der von EUppell. Auch die Farbenbeschreihung stimmt bei Ri'qypell viel besser als l)ei Peters. Die Abl)ildungen des ganzen Thieres sind wohl l)ei beiden nicht viel werth. Die Breite auf den Jochbogen l)eträgt nach Peters l)ei mutabilis 28,5, hier .31, bei Ri'qipell 32 mm. Das Exemplar, Avek-hes Huct^) als von Zanzil)ar gekommen zu mutalhlis setzt, steht unserem nälicr als das von Beters selbst. Immerhin ist dieses näher an unserem als cepapi Smith. Der Fortsatz des Oberkiefers unter dem Infraorbitalloch und vor dem ersten Backzahn ist stärker als in l)eiden Abbildungen, kommt Xerus näher.

23. Sciurus cepapi Smith var. Ariisccusis. Ein Mäunchen von Paugani nahe der Küste, und ein Weil)chen von Gross-Aruscha, im Juli am Maeruberg erlegt (E. K. 7731 und 7477; 7729 und 8932).

Das Weibchen ist im Rumpfe 17,5, im ScliAvanze bis zu den Spitzen der Haare 18,5 cm lang, das Mämichen im Rumpfe 20, im Schwänze 19 cm.

Die Schädel stimmen genau mit der Al)l)ildung von Peters. Es könnte uns aber irre machen, dass Peters die Darstellung von

') Nouvelles Arcliives du Musöe d'hist. nat. Serie 3. II, p. 152.

Pasi'onKtcfhcr, Säufifetliioro des Massailandos. 43

Smifh vortrcftiicli nciiiit, während dessen Al)l)Lldun,<;- auf unsere Stücke hcrzlieli sclileelit i)asst. Es sind 5 ohere Baek/älnie da. Das Haar ist schwär/, nielirt mit t^rau l)is in's Ocker-, (ioldocker-jidhe und Rostrothe. Die Hüekenhaai-e sind zum Theil «ianz schwarz, nu-ist aber mit einem am V(3rderrUcken nu'hr p-auen, am Ilinterrücken nnd am Kopfe nu'hr o-elbrothen Rin^c vor (h'r schwarzen, we^^cn ihrer l'"eiiiheit weni^' anftallendcn Spitze ausgerüstet.

Auf dem Hinterrücken ordnen sich das Scliwarz nnd das Gelb- roth scholl ein wenig in feine Binden, welche auf (h'r Wurzel des Schwanzes l)ei lebliaftem Ansdruck des (;ell)roth breiter nnd deutlicher sind, weiterhin auf der Unterseite des Schwanzes sehr deutlich hervor- treten, auf der Oljerseite aber, wo die langen Ilaare in grosser Aus- dehnung l'ahl gespitzt sind, minder liemerkbar sind. An Backen, Hals, Schulter, nn-lir an Unterar'ni, Hamk Mittelfnss, Fuss tritt das Roth reiner hervor. Ein Ring um das Auge und die Lippen sind weisslich, die kurz behaarten Ohren an der VorderHäche rostg(db, an der Hinterriäche weisslich mit dunkler Spitze, Kehle, Bauch, Innen- iläche der Arme und Scheiik(d schmutzig weiss langhaarig. Die schwarzen Schnuri-en ülierragen das Ohr. Die Schneidezähne sind an der Vorderiläche rotlibraun. Wahrscheinlich mehr als 21 Schwanzwirbel.

Diese Form kommt nelten dem C'epapi Smith auch dem multicolor Rül)pell nnd dem Aubryi M. Edw. sclir nahe. EüppeU liildet bei multicolor nur 4 obere Backzähne ab nnd giebt dem Theile des Oberkieferbeins, welcher über Jochliein und Thränenbein hinaus mit Stirn])ein und oberem Theile des Zwischenkiefers in Verbindung tritt, eine viel geringere Ausdehnung, als sie sich Itei unserem Stücke findet. Ich kann danach die Zusammenwerfung V) von multicolor und cepapi nicht billigen. Zu letzterem stellen sich unsere Stücke etwa als eine kleine, langhaarige, dunkle Gebirgsform.

24. Xeriis fiiscus Hiiet. Ein Männchen aus Ngurunuin im März (E. K. 7732 und 901)0).

Länge des Rumpfes 26, des Schwanzes 22 cm, Schneidezähne an der Vorderwand bernsteingell). In der Farbe des Rumpfes prägt das Roth sich stark aus; grau erscheint kaum. Die Haare am Bauch und der Innenfläclie der Glieder haben keine graue Basis. Durch das allmählige Erh'ischen der braunen Ringe sind sie gelbweiss, an der Basis ist ein winziges Stückchen braun. So sind auch die Aussenseiten der Gliedmassen, soweit sie nicht abblassen, röthlichbraun. Der Schwanz hat auf der LTnterfläche einen schönen rothen Mittelstreif.

') Trouessart Catalooue des Mammiferes, Rongeurs, p. 26.

44 Pagenstecher, Säugethiere des Massailandes.

25. (Trapliiuiiis iiniriiiiis Desm. Ein Männchen von Nguruman am 25. Aprü (E. K. 7723).

Gesammtlänge 16 cm, davon reiclüich die Hälfte der Schwanz. Bei der kolossalen Entwickhmg der Hoden hat man es jedenfalls mit einem erwachsenen Thiere zu thiin. üel)er die Variabilität dieser Art vergieiclie man Alsfon, Proceed. of the Zool. Soc. of London 1875 p. 817.

26. Meriones Schlegelii Smuts. Ein Männchen von Nguruman im März (E. K. 7711 und 9087).

Die (jrösse ist wie die von leucogaster Peters, aber die Fuss- sohle ist anders und das Weiss um die Augen und hinter (h'u Ohren ist deutlich.

27. Mus arborariiis Peters. Zwei Männchen von Nguruman im März und 26. Juni (E. K. 7733 und <)092, 7734 und 7452).

Die Warzen der Eusssohlen sind in der Aufeinanderfolge der Eeihen zangenartig zusammen zu greifen sehr geeignet und dadurch zum Klettergeschäfte dienlich.

22. Mus microdon Peters (Schädel Fig. 4 u. 5). Ein Pärclien, am Naiwascha - See in einem aus Halmen bereiteten Neste in einem Akazienstrauche gefangen (E. K. 7720 und 9185; 7736 und 9186).

Das Weibchen, trächtig gefunden, ist im Rumpfe 11,5 cm lang; der Schwanz, verstümmelt, hat nur 8,8 cm; das Männchen misst 9,5 cm im l\umi)fe, 9,7 im Schwänze. Das Weil)chen hat neun Paar Zitzen.

29. Mus silaeeiis Wagner (Schädel Fig. 6 u. 7). Ein Männchen von Gross - Arusclui am Fusse des Märuberges am 18. Juli 1883 erlegt (E. K. 7735 und 9187).

Der Schwanz hat ungefähr die Körperläuge, so dass die Beschreil)ung, aber nicht die Massangal)e von Wagne)' richtig ist. Er ist, da 1 2 letzte Wirbelchen verloren sind, sogar etwas länger gewesen. Die ganze Länge des Tliiers ist 27 cm oder 10" franz.; somit muss, wie Giebel schon geargwöihnt hat, l)ei Wagner ein Druck- fehler mit 3" V" statt richtig 5" V" anzunehmen sein, bei einer Rumpflänge von 4" 9'". Ln Haar gleicht diese Maus der vorigen nur etwas im Gesicht, am Rumpf ist sie schön braun, jene aber fleckig grau. Am Schädel ist die Fissura incisiva weiter und relativ kürzer als l)ei der vorigen Art, erreicht nur den Anfang des ersten Backzahns. Die Zähne sind im ganzen etwas kleiner (vgl. microdon flg. 5, silaceus

1) AViegmann's Archiv 1842 p. 11 (nicht 1843, wie Trouessart angiebt).

Pagenstocbcr, Säugethirre (lc>> Massailandes. 45

fio-, 7); der erste des Oberkiefers ist kürzer als die zwei anderen zusammen, der letzte besser entwickelt als bei M. microdon, an der Innenseite deutlich mit zwei eins})rin,ucndcu Falten.

30. Mus (Lemniscoinys) barbarus L. var. Massaicus. Zwei Männchen, ein ziemlich erwachsenes vom Naiwascha-See am 1 1 . Mai, Avelchem der ^Tösste Theil der Schwanzhaut fehlt, und ein junges, von Nguruman, welches den letzten Backzahn noch nicht vorgeschol)en hat (E. K. 7719 und 9177; 7721 und 9178).

Diese Stücke gehören zu den Streifenmäusen mit unpaaren dunkeln, paarigen hellen Binden. Zum Vergleiche in dieser Gruppe haben wii- eins angel)lich aus Algerien und eins sicher aus Säo Tome. Bei dem algerischen, etwa 18 cm messenden, wccliseln mit vier breiteren hellen Streifen jederseits 3 schmale ab. Der siebte und der achte, ziemlich gleich deutlich, schon unter dem Ohr beginnend, biegen sich in der Mitte zum Bauche hinal), der letztere so sehr, dass er nicht mehr vollständig durch ein dunkles Band vom hellen Bauch abgegränzt ist; doch ist auf der Schulter noch der Anfang des neunten hellen Streifens deutlich. Bei dem sehr schlechten Stücke von Säo Tome, etwa 23 cm lang, shul die hellen Streifen gieichmässig schmal und in fast kontinuirliche Fleckenreihen aufgelöst, wie es Gray für pulchella angiebt, ') so dass in der vollständigsten Reihe etwa 18 Flecken auf die volle Länge des ßum})fes kommen. Gray giel)t solcher Streiten 6 an, jederseits nach- der übrigens schlechten Abbildung. Durch die Auflösung ist die Zählung noch un])estimmter ; man kann aljer annehmen, dass bei unserem Stücke die Zahl der Streifen der Summe der Ijreiten und der schmalen der algerischen gleich kommen würde, wenn eine hinlängliche Deutlichkeit der Streifen auf den Seiten vorhanden wäre.

Die Abweichung der Stücke aus dem Massailande von M. barbarus L. Ixnvegt sich im gewissen Sinne in entgegengesetzter Richtung. Auf dem pechschwarzen Grunde des Rückens sind bei dem jungen Thiere eigentlich nur vier, nicht grade breite, goldocker- gelbe Streifen jederseits recht deutlich, welche den Streifen 1, 3, 5, 7 von barbarus entsprechen; die zwei weiteren fallen in die undeutliche Zeichnung der Seiten. Beim älteren Thiere sind die Zwischenfelder minder rein, in sie ockergelbe Haare eingestreut und zw^ar in der Mitte deren mehr, so dass Spuren der sekundären Binden zu Stande kommen. Hingegen neigen die Hauptbinden ein wenig zur Auflösung in Flecken. Das Haar ist bei beiden Stücken lang; die Innenfläche

1) Procecd. of the Zool. Soe. of London, 1864, p. 57.

46 Pagenstecher, Säugetliiere des Massailandes.

der Ohren schön rostroth hehaart, l)esser heim Jungen; auf der Aussenfläche der Ohrmuschel steht ohen vorn ein dunkler Fleck. Das Eostrothe erscheint auch an der Schwanzwurzel, den Tarsen, der Nasenspitze, im Augenring, so dass die Färhung im Ganzen recht lebhaft ist. Die Schnurren sind scliwarz, auf dem Kopfe viele rost- farbige Haare eingestreut. Die Unterseite ist nicht rein weiss, sondern grauröthlich weiss, der Schwanz oben schwärzlich, unten graugelb, spärlich Ijehaart. Die zwei Thierchen messen 22 und 14 cm; auf den Schwanz kommt davon eher etwas mehr als auf den übrigen Körper.

Es wird vom Interesse sein, l)ei den verschiedenen Streifen- mäusen das Kleid verschiedener Lebensalter zu vergleichen, ob die jungen Thiere vollständiger gestreift sind, als alte. Soweit es sich etwa um eine lokale Varietät handelt, erscheinen auch in diesem Falle die von Herrn Dr. Fischer erlegten Stücke nicht als Thiere der Steppe, sondern als solche ])ewaldeter, vielleicht ge])irgiger Regionen.

31. Deiidromys juiiiiilio Wagner (Schädel Fig. 8. u. 9). Ein junges Weibchen von Ngurumän (E. K 7722 und 9191).

Bei dieser Maus wird die Greif band zum Klettern von Zweigen gebildet durch die Gegensetzung der fersenartigen harthäutigen Hand- wurzel gegen die schlanken Zehen.

Pagenstecher, Säugethiere aus dem Massailande, Zum Bericht über das Naturhist. Museum zu Hamburg 1884.

.r^

1-3 Crocidura Fisclierinovspö. 4-5 Mus inicrodoii Peters 9.

6-7 Mus silaceus Wagner ö. 8-9 Dendromys piumlio'Wagner 9.

Ichthyol ogisclie

und

herpetologische Bemerkungen

von

Dr. J. G. Fischer

in Hamburg.

Hierzu vier Tafeln^

Inhalt.

Seite I. Über Fische aus Süd-Georgien 49

II. Über einige afrikanische Fische des Naturhisturischen Museums in

Hamburg (2) 66

III. Über eine neue Art Cottus von Barbadoes 78

IV. Ül)er eine Kollektion von Amphibien und Reptilien aus Mindanao 80

V. Herpetologische Bemerkungen 82

I. über Fische von Süd-Georgien.

l'ie von der Doutsflion Polarkommission im J. 1882 nach über Fische von Süd-Georgien entsandte Expedition hatte bekanntlicli anf dieser Insel ^"' "<5''°i"sien. ihre Station unter 54*' 31' S. Br. und 3ÖV5' W. L. v. Gr.») AuPser anderem selir wertvollen zoologischen Material, dessen Untersuchung und I>eNclir('i])uug v(jn neueren Arten durcli dazu l)erufene Fachgeleln^te erfolgt ist. l)rachte die Expedition auch eine Sammlung höchst interessanter Fische lieim. Diese gehuigte in den Besitz des Natur- historischen Museums in Ilandnirg, und ward von der Direktion des letzteren dem Verfasser d. Bl. zur wissenschaftlichen Bearl)eitung ühergeben.

Nach gefälliger Mitteilung des Fülirers der Expedition, des Herrn Dr. C. Schrader, sind die meisten dieser Fische unterhall) der Station bei den Klipi)en gefangen worden. Die größeren, u. X. sehr viele Notothenien in verschiedenen Arten, sind mit der Angel, einige auch aus dem Magen erlegter Pinguine, erbeutet worden. Viele der kleineren (IIar})agifer, Scleroc(^ttus) waren, wie eine von Herrn von den Steinen an dem l)etreffenden Gefäße befestigte Etikette besagte, am Ll'er mit der Hand gegriffen.

Außer einigen sclion l)ekannten Arten (Notothenia coriiceps Richds, Harpagifer bispinis Richds) enthielt die Kollektion sieben neue Species, von denen zwei zugleich als Typen neuer Gattungen zu gelten haben. Ich lasse hier die Beschreibungen derselben folgen.

') \^\. E. Mosthaff und Dr. Will „Die Insel Süd-Georgien, Mitteilungen von iler Deutschen Polarexpcdition 1882 83" in: Deutsehe Geographische Blätter, herausgegeben von der Geographischen Gesellschaft in Bremen, Bd. VII, Heft 2.

5

sp. u.

50 J- ^^- Fischer, Fische aus Süd-Georgien.

1. Chaenichthys georgianus sj). n.

von Süd-Georgien.')

Taf. I, Fig. 1 und 2.

D. 0—44; A. 32; P. 33; Ve. %. L. lat. 103.

ChaenicMhys Keiiic Vordere Rüekeiißosse. Kopflänge 2 Vs mal, Höhe 8 mal

georgianus jj^ Jer Totallänge entlialten. Auge IV2 mal so lang wie hoch; Längs- durchmesser desselben 2 mal so groß Avie der schmale, von scharfen Orbitalleisten gesäumte Interorl)italraum ; er ist nicht ganz G mal, der vertikale Augendurchmesser fast 0 mal in der Kopflänge enthalten. Schnauze breit, spateiförmig, mit kleinem, niclit hakenförmig ge- krümmten Höcker vor dem Ende, vor welchem dasjenige des Unter- kiefers wenig vorragt. Kiemendeckel am hinteren oberen Rande mit ZAvei, drei oder vier von einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt aus- stralenden , schwach einwärts gekrümmten Staclieln. Hintere I'artie des O])erkopfes Mach, von fast würfelförmigem Aussehen. Oberkiefer- knochen schmal, hinten etwas verbreitert; sein hinteres Ende liegt um einen vertikalen Durchmesser des Auges vor der dem vorderen Orbitalraude entsprechenden Verti- kalen. Zähne sehr klein, in schmalen Binden am Zwischen- und am Unterkiefer. Keine Zähne am Gaumen und am Vomer.

Die bei C h a e n i c h t h y s r h i n o c e r a t u s Eichards. vorhandene erste Dorsale fehlt gänzlich. Die allein vorhandene (zweite) Rückenflosse beginnt dicht liinter der der Brustflossenwurzel ent- sprechenden Vertikallinie, ihr Anfang liegt um die Länge des Ober- kieferknochens vor demjenigen der Afterflosse. Letztere Avie auch die Rückenflosse reichen, wenn niedergelegt, mit ihren Enden ül)er den Anfang der Schwanzflosse hinaus. Die Rückenflosse besteht aus einem ungeteilten und 43 geteilten, ziemlich steifen, die Afterflosse aus 32 verzweigten, recht biegsamen Stralen. Von denen der letzteren ragen die von Haut umschlossenen Enden der ersten Stralen über die verl)indende Flossenhaut hervor. Die abgerundete Brust- flosse besteht aus 23 gegliederten Stralen, von denen der oberste der kürzeste und nicht verzweigt ist. Die Bauchflossen haben einen ungeteilten und sechs verzweigte Stralen, von denen die drei äußeren von Haut überzogen sind.

Schuppen fehlen. Die liinter dem oberen Ende der Kiemen- öffnung beoinnende Seitenlinie verläuft nahe der Wurzel der Rücken-

') Gatt: Chaenichthys Richardson, Zoul. Erebus and Terror, Fishes p. 13; Chaen. rhinoceratus Richds. von Kergueleuland, 1. \. PI. VI, Fig. 1, 2, 3.

J. G. Fihiclicr. Fiselu' ans Siid-dcor^ion. 51

tlo.sse und gt'lit nahe vor dem Ant'an;^»' der Sclnvanzilosscnwurzel in Chacnichtuys

plötzlicher Krüniniium' al)wärts. um in der Mitte des .Schwanzstiels Kß"i"sianus

. . . ' . . sp. n.

Aveiter zu verlaufen, /uulcich aber einen kurzen Ast in entgegen- gesetzter Kichtung nach vorn zu entsenden. Die Seitenlinie hesteht aus kleinen, länglich ovalen, dicht unter der Haut und dieser hart anliegenden Kin)chenplättchen , welche der Länge nach von einer Köhre durchbohrt sind. Die Oberfläche dieser Plättchen erscheint auch bei stärkerer Vergrößerung nicht rauh, wie sie es bei Ch. rhinoccratus sein soll. Ich zähle deren auf dem Hauptstamme 103, auf dem Endteile 8.

Die Farl)e ist einfach dunkell)raun, an der Unterseite wenig heller.

31{iße. Länge des Kopfes bis zum Ende des ol)ersten Kiemendeckel-

stachels 173 mm

Körperhöhe (in der Gegend der Brustflosse) 50 .,

Länge des Fisches bis zum Anfang der Schwanzflosse ..... 410

•, Ende 490

Auge, Längsdurchmesser 30 ,,

Auge, vertikaler Durchmesser 20 .,

Interorl)italraum 15 ,,

Von der Schnauzensi)itze 1)is zum Ilinterrande der Orbita .. 112 ., Von hier weiter Ijis zum Ende des ol)ersten Kiemendeckel-

stachels 61 .,

Von der Schnauzenspitze Ins zum Anfang der Kückenflosse. . . 195 ,,

., ., ., ,, .. ., Afterflosse 265 .,

Bei der sonst sehr großen Übereinstimmung unserer Art mit dem von Kerguelenland stammenden Ch. rhinoceratus Eichards. ist der gänzliche Mangel einer ersten Rückenflosse sehr auftallend. Bei der letztgenannten Art besteht diese aus sieben schlanken Stacheln und ist durch einen Zwischenraum von der zweiten getrennt. Die Vermutung, es könne bei unseren beiden Exemplaren die erste Rücken- flosse durch eine Verletzung zerstört sein, ist gänzlich ausgeschlossen. Nicht nur zeig^t die Haut in der Gegend zwischen Hinterkopf und Rückenflosse keine Spur einer Verletzung, sondern es fehlen a.uch, wie wir durch genauere Untersuchung eines unserer beiden Stücke feststellen konnten, die den Dornfortsätzen der Wii'ljel aufliegenden Flossenstralenträger. ')

') Die Flossenstralenträger, wie auch die Flossenstralen selbst, haben bei inisereni Fisch eine eigentümliche Form (Taf. I, Fig. 2a). Die Ötralen der Dorsale und Anale (mit Ausnahme der zwei ersten der Rückenflosse) sind nemlich nicht in derselben Weise verzweigt wie bei anderen

53 J- Ct. Fischer, Fische aus Süd-Geurgien.

chaenichthys (ileiclnvolil wird man ])ei der j^roßen Varial)ilität, denen die

georgianus jrj^^^.jjp ^[^,^ äuCBei'sten Südens vielleicht zu ihrem Vorteil aus-

sp. n.

gesetzt zu sein scheinen, zweifelhaft, oh diesem Mangel einer ersten Dorsale eine größere systematische Bedeutung etwa als Art- oder gar als (lattungscharakter heizumessen ist. Mindestens ist von einem sonst mit zwei getreiniten Rückenflossen versehenen Fisch der südlichen Breiten (Harpagifer hisi)inis Richards.) durch den Ent- decker dieser Art unter mehreren normal gehildeten Exem})laren ein Stück gefunden worden, das keine Spur einer ersten Dorsale besaß '). Dies ist gewiß eine Bestätigung des allgemein anerkannten Umstandes, daß die Aljwesenheit oder die Bildung eines Organs bei einzelnen Tiergeschlechtern nur geringen systematischen Wert haben kann, während sie l^ei anderen unzweifelhaft den Wert eines Art-, Gattungs- oder gar Familiencharakters besitzt.

Auch daß die bei Ch. rhinocceratus vorhandenen zwei getrennten Dorsalen bei unserer Art zu einer einzigen zusammen- gerückt und verschmolzen seien, ist nicht anzunehmen. Nicht nur zeigen die auf den ersten folgenden Strafen der allein vorhandenen Dorsale dieselbe geteilte Form der folgenden, es lindet sich auch kein Einschnitt, keine Lücke, die auf zwei Abteilungen der Rücken- flosse schließen ließe.

Außer dem Mangel der ersten Rückenflosse mögen hier noch folgende Merkmale hervorgehoben werden, durch die sich Ch. geor- gianus von Ch. rhinoceratus unterscheidet:

1 . Das Maul ist weniger tief gespalten. Der Oberkieferknochen ist kürzer: sein hinteres p]nde liegt bei geschlossenem Maule weit (um einen vertikalen Augendurchmesser) vor der Vertikalen vom Vorderrande der Orbita, Avährend dassell^e bei rhinoceratus bis unter das Centrum des Auges reicht.

Fischen, sondern bestehen von ihrer Wurzel an aus zwei vollkommen getrennten, nel) e neinander liegenden Knochenstäbchen (D I) und A A,) die nur durch die sie umgebende Haut juit einander in Verbindung gehalten werden. Jede Hälfte trägt an ihrem schwach nach außen gebogenen Anfangsteil ein Gelenkköpfehen (a), das in eine entsprechende Gelenkpfanne des breiten, fast napiförmigen, an der distalen Fläche ausgehöhlten Flossen- trägers (x) hineinpaßt. Letztere fügen sich nicht, wie bei den meisten Teleostiern, als stabförmige Leistchen zwischen je zwei Dornfortsätze der Wirbel ein, sondern liegen breit mit ihrer konvexen Fläche dem distalen Ende derselben auf.

Richardson, 1. 1. pag. 10: One specimen is entirely destitute of a first dorsal, and bears no mark of the back having received any injury.

.7. G. Fisolior, Fischo aus Süd-Goorfrif».

53

9.. Der Intororl)italrainii ist viel kleiner, er beträgt mir die Hallte vom Längsdurcluiiesser des Auges, wiilirend er Ixn (Mi. rliiiio- ceratus größer ist als das letztere (1,22 : 1).

?}. Die (allein vorhandene) zweite Rückenflosse hat hei unserer Art eine größere Zahl von Stralen (44 gegen 34 his oö) und ihr Anfangspunkt ist vom HinteiTande der Orliita nicht so weit entfernt, wie letzterer von der Schnauzenspitze, wovon ])ei Ch. rhinoceratus das Umgekehrte der Fall ist.

f). Der Anfang der Afterflosse, l)ei ("h. rhinoceratus nur wenig hinter dem der zweiten Dorsale gelegen (um 3 liis 4 Stralen der letzteren), erscheint liei unserer Art weiter nach hinten gerückt (um 14 l)is 15 Stralen der Rückenflosse).

Cliaoniclithys

KPorKianws

.s]i. n.

Das Naturhistorische Museum verdankt der Südsee-Expedition zwei ganze Exemplare und vier einzelne Ktipfe dieses Fisches, sämtlich aus Süd-Georgien, No. 3010 und 3855 der Fischsammlung.

2. Notothenia marmorata sj). n.

aus Süd - Georgien.

B. (i; D. 5/33; A. 2G (28); Pe. 22; Ve. 1/5; L. lat. (10—05.

Kopf vorn breit, zwischen den Augen platt, Interorliitalraum zweimal so groß wie der vertikale Augendurchmesser. Länge des Kopfes viermal, Körperhöhe 4^ mal in der Totallänge enthalten. Horizontaler Durchmesser der Orbita wenig kürzer als die Schnauze, 4] mal in der Länge des Ko^ifes enthalten. Der Unterkieter ragt ganz wenig über den Oberkiefer vor; das Ende des letzteren reicht bei geschlossenem Maule ganz oder beinahe bis zur Vertikalen vom Centrum des Auges.

Li beiden Kiefern steht eine äußere Reihe großer, kegel- förmiger, etwas gekrümmter Zähne, dahinter olien wie unten eine nach den Seiten schmaler werdende Binde dicht gedränofer, feiner, spitzer Zähne.

Die Stacheln der ersten Rückenflosse sind wenig biegsam, bei dem größeren Exemplar sogar recht steif; keiner von ihnen reicht, niedergelegt, bis -zum Anfang der zweiten Dorsale, die mit der ersten nur ganz wenig durch eine zarte Haut verltuiiden ist. Die

Notothenia

marmorata

sp. n.

54 'T- Gr. Fischer, Fische aus Süd-Georgien.

Nototiienia Straloii (lor zweiten Rückenflosse und der Afterflosse nelinien nach marmorata ]j[j^^pj^ allmählich an Höhe al). Die Baiichflossen sind merklich kürzer

sp. n.

als die Brustflossen ; der hintere Saum der letzteren ist nicht abgerundet, sondern, l)is auf einen kleinen unteren Teil, gerade abgestutzt. Ebenso erscheint der hintere Saum der Schwanzflosse, wenn diese ausgebreitet ist; in zusammengelegtem Zustande ist derselbe leicht konkav eingeschnitten.

Der Kopf ist oben nicht lieschuppt, nur die Supraskapularregion und die olieren Partieen des Kiemendeckels und des Vorderdeckels sind mit Schuppen besetzt. Diese, wie auch die Körperschuppen, mit Ausnahme der in der Gegend liinter der Brustflosse gelegenen, zeigen, auch vergrößert, keine Einker])ungen oder Zähnelungen am HinteiTande. Die Schuppen der Seitenlinie sind durch aufliegende Röhren ausgezeichnet; im abgesetzten hinteren Ast durchl)ohrt dieselbe 15 l)is 17 Schuppen; dieser Ast l)eginnt um vier Schu})})en vor dem Ende des Hauptteiles. Von der Kiemenr)fthung l)is zur Wurzel der Schwanzflosse werden (>() l)is (iö Scliuppen gezählt.

Die Oberseite des Kopfes (zwischen und hinter den Augen) ist durch zahlreiche , dicht gedrängte kleine Tuberkeln rauh ; zwischen letzteren treten einzelne (5 bis 7) symmetrisch geordnete Schleini- poren hervor.

Der Raum zwischen den Bauchflossen ist ganz mit Schuppen bedeckt.

Die am Kopfe gelegenen Schleimporen zeigen eine ähnliche Anordnung wie bei anderen Arten : ein Hall)kreis derselben liegt unterhall) der ()rl)ita, ein zweiter h'ings des Hautsaumes des I'raeo- perkulum und Sulioperkulum, eine Reihe von drei bis vier liegt auf der die Unterkieferäste bedeckenden Haut. Auch vorn auf der Oberschnauze flnden sich einzelne symmetrisch angeordnete Schleim- poren, von denen sich das vordere Naslocli nicht unterscheiden läßt ; das zweite ist, wie gewöhnlich, röhrenfcirmig, vorragend.

Die Far])e der jüngeren Exemplare (23 cm) ist oben dunkel olivengrün, Bauch gelb ; Seiten undeutlich marmoriert durch dunklere Färl)ung einzelner Schu])pen. Erste Rückenflosse gell) mit breiter, schräg abwärts längs ihrer Mitte verlaufender schwarzer Binde ; zweite Dorsale gelb mit zwei Ins drei unregelmäßigen, hin und wieder verschmelzenden schwarzen Längsbinden; Afterflosse mit dunklen, zu unregelmäßigen Längsbinden sicli vereinigenden Flecken.

Bei dem älteren Stück (44 cm) sind die dunklen Längsbinden der Rücken- und Afterflosse ganz verwaschen; die Marmorierung der Seiten ist dagegen deutlicher dadurch, daß viele Rücken- und Seiten- schuppen mit schwarzem centralen Fleck luid hellerem Saume unregel-

J. n. Fischor, P'isclio aus Siid-Goorfilon. 55

mäßig zwIscIkmi (1<'ii ii1)ri,i;('n ztn'stvcut liefen. Px'i kciiKMii der Ix'idcii Nototiienia Lxeniplare hat die IvitMiiculiMut oiueu (limklcreu bäum. ^^ ^^

Drei Exemplare aus Südgeorgien, resp. von 42, 2:') und Ki (in.

Von den ül)rigen Arten mit wenig l)escliup])tem Kopfe ist die unsrige in folgenden Puidcten verschieden :

1. Bei Not. eornucula Richds. zu der nach Steindachnet' auch N. virgata Richds. und marginata Richds. zu ziehen sind, steht die erste Dorsale mit der zweiten in näherem Zusanmienhang, der Interorbitatrauin ist kleiner als der Augendurchmesser, der Raum zwischen den Bauchflossen ist nur in seinem mittleren Drittel mit vScliuppen besetzt, und die Kieferzähne stehen nach f^feindachner nur in zwei Reihen.

2. Auch hei Not. coriiceps Richds. (D. 5 34) ist der Interorbitalraum kleiner, als 1x4 unserer Art (dort 1 Vs, hier das Doppelte des vertikalen Augendurchmessers), die Mundspalte ist kleiner, die Schuppen sind größer (54 in einer Reihe von der Kiemen- öftnung l>is zur Wurzel der Schwanzliosse).

3. Bei Not. cyanobrancha Richds., (D. 4/36) sind die beiden Rückenflossen mit einander verl)unden, die Stirn und die Oberseite des Kopfes sind sehr glatt, die Zähne lieider Kiefer stehen in nur zwei Reihen.

4. Not. purpuriceps Richds. unterscheidet sieh außer der abweichenden Flossenformel (D. 4/35) durch grcißere Schuppen und durch zweii'eihige Zähne der Kiefer.

5. Not. phocae Richds. hat D. 4/25, und eine in ihrer Mitte höhere zweite Rückenflosse.

G. Von der wol zu einer anderen Al)teilung gehörigen Not. Rossii Richds. sei nur hervorgehoben, daß die erste Rückenflosse 7 Stacheln, und daß sowol die zweite als auch die Afterflosse vor deren eigentlichen Stralen einen kurzen Stachel besitzt.

7. Not. hassleri'ana Steind. hat nur 4 Stacheln in der ersten Dorsale, die Kieferzähne in einer, In'ichstens zwei Reihen, und nur 10 bis 17 Stralen In der Brustflosse.

3. Notothenia angustifrons xp. v.

aus Süd-Georgien.

B. ß; D. r;— 29; A. 30; P. 22; V. V.o ; L. lat. 50—53. ,. , .

' 5 5 7 5 fvntotlieiiia

Kopf seitlich nlclit stark aufgetriel)en, vorn mäßig zugesi)itzt; ansustitrons

' . ' sp. u.

obere Kinidade vorstreckl)ar. l)ei geschlossenem Maul vorn nicht ül)er

sp. n.

5G J. G. Fischöl', Fische aus Süd-Georgien.

Notothenia den Unterkiefer vorraoend; das Ende des 01)erkiefers reicht l)is zur angus 1 lons Yj^>p|^{]^r^|gjj yqj,! Vorderrande der Orbita. Interorbitalraum sehr schmal, 2 V2 mal in dem vertikalen Durchmesser des Auges enthalten, nur für zwei Reihen winziger Schuppen Platz ])ietend. Längsdurch- niesser des Auges 1 'A mal in der Länge der Sclmauze, 4 mal in der- jenigen des Kopfes enthalten. Letztere ist 'A von der Totallänge des Fisches. Erste Rückenflosse heträchtlich niedriger als zweite, deren höchster dritter Stral 1 '/2 bis 2 mal in der Kojiflänge enthalten ist. Die Wurzeln der beiden Dorsalen sind nicht durch Haut verbunden; niedergelegt reichen die längsten Stacheln der ersten bis zum Anfange der zweiten. Letztere, ebenso wie die Afterflosse, nimmt vom Anfang an allmählich an Höhe ah. Brust- und Schwanzflosse haben den hinteren Rand abgerundet; die Bauchflossen sind zugespitzt, kürzer als die Brustflossen.

Kopf oben l)is zu den Naslöchern mit kleinen, stark gezähnelten Schuppen bedeckt; größere bekleiden die Deckelstücke bis auf einen kleinen freien Rand derselben. Körperschuppen mit Ausnahme der zwischen den Bauchflossen gelegenen stark gewimpert, in fünfzig Reilien vom hinteren Ende des Kiemendeckels bis zum Anfange der Schwanzflosse, auf dem sich noch n bis 4 Reihen Schui)pen l)e- finden. Die Seitenlinie wendet sich von der Kiemenspalte an mit leichter Krümmung nach ol)en und verläuft parallel mit der Rücken- linie bis zum 23. Stral der zweiten Rückenflosse 1 '/■-' Schuppen von der Wurzel der letzteren entfernt , wird hier unterljrochen und läuft nun zwei Schuppen tiefer und um einige Schuppen nach vorn verschoben an der Seite des Schwanzstiels in der eigentlichen Seiten- furche. Dieser hintere Teil der Seitenlinie tritt bis zum Anfang der Schwanzflosse auf 15 Schuppen zum Vorschein. Alle Schujjpcu der Seitenlinie sind durch sehr deutliche Röhren ausgezeichnet. Der Raum zwischen den beiden Bauchflossen ist ganz mit kleineren, am Rande nicht gewimperten Schuppen bedeckt.

Oberseite bräunlich, Baucli gelb. Rücken und Seiten unregel- mäßig schwarz gefleckt und quer geljändert; eine etwas deutlichere Querbinde geht von der Wurzel der Brustflosse durch den Anfang der ersten Rückenflosse zur Brustflosse der anderen Seite hinüber. Kiemen- haut weiß ohne dunkleren Saum. Rücken- und Schwanzflosse mit dunklen unregelmäßigen Punktreihen.

Zwei p]xemplare aus Süd-Georgien No. 3921 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums ; resp. 88 und 82 mm lang.

J. Ct. l-'ischer, Fische aus Süd-Georgien. 57

Uci der Voriil cid Hing mit anderen Arten kommen nnr diejenigen Notothpnia in Px'traelit. hei denen ebenfalls der Kopf bis zn tlen Nasliiehern ])e- ^^^^^^ '^ """ selini)i)t ist. Von diesen hat:

1. Not. tes seil ata Riehds. viel kleinere Sehnijjx'n (80 zwischen Kiemenöffnnng und Anfang der Schwanztlosse), nngewiniperte Schuppen, einen breiteren Kopl etc.

2. Not. sima Riehds. hat dagegen gröüere 8chn})i)en (4') zwischen Kiemenöffnung und Anfang der Schwanzflosse), einen l)reiteren Interorl)italraum (nach Richardsons Abbildung) und kleinere Schuppen in der Supraskapulargegend als auf dem Kopfe, während l)ei unseren Exemi)laren das Entgegengesetzte der Fall ist.

;-). Not. longipes Steind. hat eine gröru're Stirnl)reite, längere Bauchtlossen, der untere Ast der Seitenlinie durchbohrt nur 6 bis 1 2 Schuppen, und es fehlen die dunklen Punktreihen auf Rücken- nnd Schwanzflosse.

4. Harpagifer bispinis EüMs.

aus Süd- G-eorgien.

Von den Mitgliedern der Polarexpedition wurden an dem Ufer Harpagifer der Station in Süd-Georgien dreizehn Exemplare dieses interessanten ijispinis Riciuis. Fischchens mit der Hand gegriffen. l)iesell)en variieren sehr in Bezug sow'ohl auf die Färbung als auch auf die Zahl der Flossenstralen.

Drei Exemplare sind einfarbig dunkelbraun ohne Spur einer helleren Marmorierung. Drei zeigen diesell)e (irnndfarbe mit l)loßer Andeutung hellerer Flecke. Die übrigen eiullich sind braungrau mit gelblich geschecktem Hiiiterleibe durch breite gell)e, vom Rücken bis fast zur Afterflosse herabsteigende scharf a])gesetzte (^)uerl)Lnden.

Die meisten Stücke haben vier, einige wenige nur drei biegsame, kurze Stacheln in der ersten Dorsale. Die Zahl der Stralen in der zweiten Rückenflosse schwankt zwischen 21 und 24, in der Brustflosse zwischen IG und 17, in der Schwanzflosse zwischen II) und 15; nur die Bauchflossen haben bei allen Exemplaren konstant dieselbe Zahl von 0 Stralen.

Die Seitenlinie ist bei den meisten Stücken durch 17, bei einigen durch 20 Knochenplättchen markiert.

Die am Kopfe liegenden Schleimporen sind bei allen Exemplaren von derselben Anordnung. Ein Hall)kreis davon liegt um die untere Augenhälfte herum, ein zweiter am Saume der das Praeoperculum und das Suboi)erculum bedeckenden Haut. Elf Schleimporen liegen

58 J- t^. Fii5clier, Fische aus Süd-Geoi-oien.

Harpagifer in gerader Linie jederseits in der Haut unter dem Unterkiefer, )ih]imit, "^ 1^ ^- j||gi^j.p].g Paare, symmetrisch angeordnet, zwischen und vor den Augen. Die größten Exemplare messen 96 mm.

Die genannten 13 Stücke stehen unter No. 3908 in der Fisch- sammluni»; des Naturhistorischen Museums.

Sclerocottus //. n.

Scierocottus Hahitus Cottus ähnlich. Haut glatt, ohne Schuppen; Oherseite

g- n- des Kopfes mit granulierten Knochenplatten hedeckt. Kopf außerdem mit symmetrisch gelagerten Schleimporen. Zähne in den Kiefern, auL Vomer und an den Gaumenbeinen. Zwei gut entwickelte Rückenflossen; die unteren Stralen der Brustflossen nicht verzweigt. Bauchflossen thoracisch, mit wenigen Stralen. Kiemendeckel mit stumpfer Spitze, Vorderdeckel mit starken Stacheln besetzt. Seiten- linie vollständig. Sechs Kiemenhaiitstralen ; Kiemenhautrand frei vom Isthmus. Pseudobranchien sind vorhanden.

Die Gattung ist, wie Harpagifer, ein südlicher Repräsentant von Cottus, Centridermichthys etc. Sie unterscheidet sich von der allein in Betracht kommenden Gattung Harpagifer in folgenden Punkten :

1. Die Seitenlinie erstreckt sicli ganz bis zum Schwänze. 2. Die erste Rückenflosse besteht aus schlankeren, höheren Stachehi in größerer Anzahl (10 gegen 3 bis 4). 3. Die Bauchflossen sind nicht jugular sondern thoracisch und hal)en nur sehr wenige Stralen (\ gegen \). 4. Der Rand der Kiemenhaut ist nicht mit dem Isthmus verwachsen. 5. Die Oberseite des Kopfes ist nicht nackt, sondern mit granulierten Knochenplatten l^edeckt.

5. Sclerocottus Schraderi ^p- n.')

von Süd-Georgien.

Tai. I. Fig. 3. u. 4.

B. G; D. 10/15; A. 18; P. 18; Ve. V2.

Sclerocottus ^^'^P^^ mäßig abgeplattet, Kcirper vorn abgerundet, hinten zu-

schraderi sp.n.s.^y,ii,^(,,i„.earückt; Oberkiefer etwas vorstreckbar. Schnauze wenig

kürzer als der Längsdurchmesser des Auges, dieser doppelt so gross

») So benannt zu Ehren des Herrn Dr. C. Schradci: des Führers der Südpolar- Expediiion.

J. G. FisehcM-, Fisclio aus Siul-dteoroion. 59

wie der liitcrorhitnlriiniu. Koptliiiinc ciwn viermal, ITiilic (in der Sei.n-ocottus (it'iit'iul der Ih'ustHosseii gcmesscu) last si('l)oimiai m der 1 otallaiij^c outhaltcn. Kicmondeckel am ol)ereii Ende durch einen Hautlappen verläufiert, vor letzterem mit eiiu'r stumpfen Si)itze. Am liinteren laide des \^^rdeckels ein sehr starker und lautier, mit zwei eiu- und aufwärts «^•el)o<i-enen «großen Widerhaken versehener Stachel; Unterrand des Vordeekels mit drei starken nach unten und vorn p;erichteten Stacheln, von denen der vorderste der i^rtiüte ist. Etwas vor dem Auji'e steht jederseits ein stumpfer Höcker.

Schuppen fehlen !:>;änzlich. Interorhitalraum his fast zu den Naslöchern und liintere Stirngegend mit granulierten, unregel- mäßig fünf- oder sechseckigen, auch ovalen, Knochmijlättchen hedeckt, die sich rückwärts und seitlich auch ül)er den Su})raskai)ularrauni erstrecken. (Taf. I, Eig. 4).

Die Seitenlinie beginnt vom Hinterhaupt ühcr der Kiemen- spalte und verläuft, indem sie sich der Eückenriossenwurzel immer mehr nidiert, l)is zum Ende der zweiten Dorsale, biegt hier mit kurzer Krümmung nach unten, und verläuft nun ohne unterbrochen oder abgesetzt zu sein in der halben Höhe des Schwanzstiels bis zum Anfang der Schwanztiosse. Ich zähle in der Seitenlinie 53 längliche Knochenplättchen.

Kleine Zähne stehen in schmalen r)inden im Oberkiefer und im Unterkiefer, mehr vereinzelt am Vomer und an den (niumenbeinen.

Wie bei den Notothenien und bei Harpagifer ist der Kopf mit symmetrisch geordneten Schleimporen versehen. Eünf derselben liegen unter dem Auge, jedoch nicht wie bei Harpagifer in ehiem Kreis- l)ogen, sondern in einer etwas wellenhirmig nach hinten ziehenden Linie ; der mittelste liegt gerade unter dem Centrum des Auges. Zwischen den Augen, etwas weiter nach vorn gerückt, liegt jederseits eine kleine Pore. Vor dem vorderen Augenrande liegt ein rr)hren- h'irmiges Nasloch, gleich davor ein kleiner s])itzer Höcker. Das vordere Nasloch ist von den an der Schnauze liegenden Schleim- poren nicht zu unterscheiden.

Die erste EückenHosse hat zehn schlanke Stacheln '). von denen der dritte und vierte die längsten, etwas kih'zer als die in der (legend der Brustflossen gemessene KöriJerhöhe sind. Vom vierten an fallen diesell)en in ihrer Höhe rasch ab; der letzte, sehr kleine, ist durch eine zarte Haut mit der Wurzel des ersten Strales der zweiten Dorsale

1) Durch oin Vei sehen des Zeiehners hat diese Flosse auf Taf. I, V\g. 3 elf Stacliehi erhalten.

60 J- C^- Fischer, Fische aus Süd-Georgien.

Seierocottus verbunden. Letztere besteht aus 15 gegliederten Stralen. Die aus Schraden sp. n. j2 Straleu l)esteliende Afterflosse beginnt etwas vor der zweiten Dorsale ; ihr Ende liegt genau unter demjenigen der letzteren. Der freie Schwanzstiel ist etwa viermal so lang wie hoch. Die Brustflosse ist groß; sie besteht aus 19 Stralen, von denen die unteren unver- zweigt sind. Die Wurzeln der kleinen, nur aus einem steifen und zwei biegsamen Stralen bestehenden Bauchflossen liegen nahe neben einander, hinter denjenigen der Brustflossen. Die Schwanzflosse ist in ausgebreitetem Zustande hinten gerade abgestutzt; sie besteht aus IG Stralen, von denen je die drei oberen und unteren beträchtlich kürzer sind als die übrigen.

Die Farbe ist oben braun, unten weiß. Der Rücken zeigt undeutliche dunklere Marmorierung, die an den Seiten und nach dem Bauche herab gegen die hier helle Grundfarbe. scharf abgesetzt ist und in der Form einer Längsreihe von tiefbraunen Flecken erscheint. Die Rückenflossen sind weißlich gefärbt; die erste zeigt zwei, die zweite 3 undeutliche dunkle Querbinden, die von oben schräge nach hinten zu den Stralenwurzeln absteigen. Die Brustflosse ist weiß mit brauner oberer Hälfte ihrer Wurzel und mit 3 bis 4 quer stehenden bogen- förmigen Punktreihen. Auch die Schwanzflosse zeigt mehrere undeut- liche Querreihen von auf den Stralen liegenden Punkten.

Maße. Totallänge mit Schwanzflosse 82 mm; desgl. ohne die letztere 68 mm; Kopflänge 20 mm; größte Breite des Kopfes 18 nmi; Schnauze vom Vorderrande der Orbita an gemessen 4 mm; Längs- durchmesser des Auges 5 mm; Höhe des Körpers in der Gegend der Brustflossen 19 mm; von der Sclinauzens])itze l)is zum Anfang der ersten Rückenflosse 22 mm; von demselben Punkt bis zum Anfang der zweiten Dorsale 37 mm; von der Sclmauzenspitze bis zum Anfang der Afterflosse 3.5 mm; längster Stachel der ersten Dorsale 11 mm; Länge der Brustflosse 18 mm; Länge der Bauchflosse 13 mm.

Ein Exemplar aus Süd-Georgien. No. 3888 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums.

Gj-miiplichth}';

Gymnelichthys g. n.

K(")ri)er lang, seitlich zusammeugedrückt. Haut dünn, schuppen- los, keine Seitenlinie. Rückenflosse lang, um den Schwanz herum- laufend iMul mit der Afterflosse zusammenfließend. Brustflossen wohl entwickelt, mit lauter verzweigten Stralen. Keine Bauchflossen. Die

J. G. FiscluT, Fisflie aus Si'ul-(u'()r<iicn. 61

obere Kinnlade ist leiclit vorstrcckliar; sie wird ausschließlich vom GymuniiLhthys /ahntragenden Zwischenkiet'er G;e])ildet, hinter welchem, parallel mit ^'' ""

ihm. der Oberkiefer liegt. Zwischenkiefer, Unterkiefer, \'omer und (iaumenbeine mit spitzen Zähnen besetzt. Der infraorbitale Knochen- ring ist nicht geschlossen und steht mit den Deckelknoclien des Kiemenapparates nicht in Verbindung. Sechs Kiemenhautstralen, vier Kiemenbogen mit doppelten Blättcbenreilien ; keine Pseudobranchien. Drei große Blinddarmanhänge am Pylorus.

Wie die (iattungen Cottus und Centridermiclithys im Süden durch Harpagifer und Sclerocottus, so werden die nordischen Lycodidae in hohen südlichen Breiten durch die Gattung Gymuelichthys vertreten, die in ihren künstlichen Merkmalen am meisten mit dem Genus Gymnelis Reinh. übereinstimmt.

6. Gymnelichthys antarcticus sj). u.

aus Süd - Georgien.

Taf. II, Fio- 9.

B e s c h r e i b u n g. D. 97 (+ C. 13 +> A. 74; Pe. 13.

Form. Lang, seitlich zusammengedrückt. Ko})f (bis zum oberen Gymnelichthys Ende der Kiemenspalte) siebenmal, Höhe (des Kumpfes) vierzehnmal ''»"^J^i'^^i'^us in der Totallänge enthalten. Der After liegt am Ende des ersten Dritteiis der Totallänge. Der Augendurchmesser ist wenig kleiner als die Schnauzenlänge, und fünfmal in der Ko})flänge enthalten, dabei etwas größer als der Interorbitalraum. Wange Heischig. Obere Kinnlade leicht vorstreckbar; der Oberkiefer li(\gt, wie oben gesagt, ganz hinter dem Zwischenkiefer; sein durch die Haut verstecktes Hinterende reicht l)is hinter den Hinterrand der ()rl)ita.

Haut durcliaus schuppenlos, schlaff, den Ol)er- und den Unter- kiefer dick und lippenartig überziehend. Keine Andeutung des Haui)tstammes einer Seitenlinie, deren Kopfteile dagegen durch sogenannte, symmetrisch gelagerte, Schleimporen angedeutet sind. Eine Reihe von sechs l)is acht solcher Poren liegt im Halbkreis unterhall) des Auges herum, ein zweiter, Aveiterer na]1)la"eis an der den Saum des Vordeckels l)edeckenden Haut; einzelne hnden sich

sp. n.

62 J- ti. Fischer, Fische aus Süd-Georgien.

Gyiuneiichthys uiiterliall) (ItT Uuterkieferselieiikel , andere auf der Schnauzenspitze. Von letzteren ist das zweite Naslocli nicht zu unterscheiden ; das erste ist röhrenförmig, und nahe dem Yorderrande des Zwischen- kiefers gelegen.

Zähne spitz, last kegelförmig, am Zwischenkiefer wie am Unterkiefer ganz vorn in mehreren, an der ganzen Seite in einer einzelnen Reihe gelegen; hier wechseln etwas größere mit kleineren so ah, daß zwischen je ZAvei der ersteren etwa zwei his drei hall) so große stehen. Keine durch besondere Größe ausgezeichneten Reiß- oder Hundszähne. Kleine spitze Zähne stehen am Vorderrande des Vomer in einer kleinen (Tru])pe, an jedem Gaumenbein in einer einzelnen Reihe.

Kieiiieiiapparat. Es sind vier vollstäiulige Kiemen , keine Nebenkiemen vorhanden. Nach Entfernung der Haut zälilt man sechs Kiemenhautstralen. Die Kiemenspalte ist kurz, schräge vor und noch etwas über der Brustflossenwurzel gelegen.

Flossen. Die anfangs niedrige und dicht von Haut überzogene Rückenflosse beginnt über der Wurzel der Brustflosse. Erst nach Entfernung der sie einhüllenden Haut läßt sich die Zahl der an der Rückenkante stehenden Stralen auf 1)7 feststellen. Alle sind sehr Aveich und l)iegsam, die drei ersten nicht verzweigt. Ohne einen iVbsatz laufen dieselben in die der nicht gesonderten Schwanz- flosse über; dieser möchten der Lage nach lo Stralen zuzuzählen sein, die am zugespitzten, hier aber etwas abgestutzten Schwänzende stehen. Ebenso ist die Afterflosse von der vorhergehenden nicht geschieden; sie enthält 74 sehr weiche, mit ihren Enden über die Elossenhaut etwas hervorragende Stralen, von denen die zwei ersten nicht verzweigt sind. Bauchflossen fehlen. Jede Brustflosse enthält 13 verzweigte Stralen.

Farbe. Oben dunkelbraun, nach den Seiten herab heller bis gelblich. Rücken- und Afterflosse schwarz, gegen das Ende des Schwanzes hin allmäldich heller. Bei dem kleinsten (110 mm) Exemplar findet sich ein weißer Streif von der Mitte des Oberkiefers unter dem Auge durchgehend his zum Ende des Vorderdeckels und ein weißer Fleck hinter und unter der Wurzel jeder Brustflosse. Beide Abzeichen fehlen den übrigen Stücken.

Vier Exemplare von 110 bis ^'^0 mm Länge aus Süd-Georgien. No. 3902 der Eischsammlung des Naturhistorischen Museums.

J. G. Fischer, Fische aus Süd-Geuroien. 63

7. Liparis Steineni sp. n/)

von Süd-Georgien.

Die erste, in antarktisclieu Gewässern iiut'geruiidene Form aus i^'i'aris steiueui der Familie der Discoboli, in auffallender Weise mit ihren nordischen Verwandten übereinstimmend.

B. 5; 44—45; A. 36; Pe. 3-> ; C. 10.

Charaktere. Die vertikalen Flossen stoßen znsammen. Die Analflosse beginnt unter dem zehnten Stral der Rückenflosse; Bauch- scheibe oval, halb so lang wie der Kopf. Die Brustflosse reicht nicht ganz bis zum Anfang der Afterflosse; sie hat keine eigentliche Ein- buchtung; ihre vier untersten Stralen reichen mit den Enden über die Flossenhaut hinaus, der erste derselben so weit, daß dadurch der Anschein eines Einschnittes entsteht. Interorbitalraum breiter als die Schnauzen- länge. — Gelbbraun, Oberseite des Rumpfes und vertikale Flossen dunkler.

B e sclireibun j;-.

Form. Der Körper wie l)ei den anderen Arten in dem vorderen Dritteil dick und aufgetrieben, in den zwei letzten stark zusannnen- gedrückt, hinten zugespitzt. Die größte Körperhöhe ist etwas geringer als die Länge des Kopfes (bis zum oberen Ende der Kiemenspalte gemessen) und lieinahe fünfmal in der Totallänge enthalten. Das Auge reicht mit seinem ol)eren Eande hart an die mäßig konvexe Stirnfläche; sein Durchmesser ist l'A mal in der Schnauzenlänge, ^ mal im Interorliitalraum enthalten. Schnauze l)reit, wenig konvex, auf ihrer Oljerseite mit drei mäßigen Höckern, von denen der mittlere stärker hervorragt. Die obere Kinnlade ragt nicht ül^er die untere vor. Die Mundspalte ist fast horizontal; sie reicht bei weitem nicht bis an die dem Vorderrande des Auges entsprechende Vertikale, sondern endigt um etwa einen Augendurchmesser vor derselben. Die Zunge ist, wie bei den meisten andere Arten, breit und dick, die Lippen erscheinen durch die sie bedeckende Haut mäßig aufgetrieben. Die Kiemenspalte ist ein kurzer, etwas schräger Schlitz, dessen oberes Ende l)is ül)er den Anfang der Brustflosse reicht. Der After liegt dem Anfange der Analflosse etwas näher, als dem Hinter- rande der Bauchscheibe.

') So benannt zu P^hren des um die Samml\uigen der SüdiJohu--Expedition hochverdienten Mitgliedes der letzteren. Herrn ron den Steinen.

64 J- G- Fischer, Fische aus Süd-Georgien.

Liparis steineni Kieiueu. Es sind (bei doppelte, eine einfache Eeilie Kiemen-

blättchen vorhanden, keine Pseudobranchien (das an der Stelle der letzteren liegende Organ erweist sich als ein Kiemendeckelmiiskel mit (piergestreiften Fasern). An der proximalen Seite sind die Kiemenl)ogen mit ziemlich kurzen, warzenähnlichen Fortsätzen versehen. Fünf Kiemenhautstralen.

Zähne klein, dreispitzig, dicht gedrängt in breiten Binden am Unter- wie am Oberkiefer.

Haut dünn und lose. Kopf mit symmetrisch gelagerten Schleim- poren, von denen eine Reihe jederseits auf der Haut liegt, die den Saum des Vordeckels l)ekleidet. Andere finden sich auf der Schnauzen- spitze und unter der Symi)hysis des Unterkiefers. Hinteres Nasloch in einer weiten ziemlich kurzen Röhre, die ebenso weit vom Auge, wie vom Lippeimande entfernt ist; vorderes ziemlich nahe vor jenem, einer Schleimpore ähnlich.

Flosse«. Die Stralen der vertikalen Flossen sind in eine sie lose umgebende Haut einge])ettet, und können erst nacli deren Entfernung gezählt werden. Die aus 44 bis 45 Stralen l)estehende Rückentiosse beginnt ein weidg hinter dem Niveau der Brustflossenwurzel; ihr letzter Stral schließt sich an den obersten der Schwanzflosse an. Die Analflosse (oß Stralen) beginnt unter dem zehnten Stral der Dorsale und eine kleine Strecke hinter dem After; ihr letzter Stral ist durch eine zarte Haut mit dem untersten der Schwanzflosse verbunden. Die Brustflosse (32 Stralen) ist wie bei anderen Arten sehr breit und lang, reicht jedoch nicht ganz bis zur Afterflosse ; ihre Flossenhaut erstreckt sicli bis unter die Partie vor der Bauchscheibe und ist hier au die Körjjerhaut angewachsen. Eine eigentliche Einbuchtung am Rande dieser Flosse, wie bei anderen Arten, ist nicht vorhanden, doch sind die vier untersten Stralen über die P'lossenhaut hinaus verlängert, und namentlich der erste derselben reicht Aveit id)er die nächst oberen Stralen nach hinten, wodurch allerdings der Anschein eines Einschnittes im Hinterrande der Flosse entstellt. Die Bauchscheil^e ist am Rande frei, stark entwickelt, oval, etwa 1 '/» mal so lang wie l)reit und hall) so lang wie der bis zum oberen Ende der Kiemenspalte gemessene Kopf. An jeder Seite des ovalen Centrums der Scheibe sieht man vier schwach gekrümmte Hervorragungen, die vielleicht ebenso vielen Bauchflossenstralen entsprechen. Warzige Vorragungen am Umfange der Scheibe, Avie bei L. vulgaris Plem. und L. Montagui Donov. sind nicht zu unterscheiden.

J. G. Fisflicr. Fisclio aus Sikl-Gooro-ion.

65

Farbe. Gelblidi l)raun, dio 01)erseite von Rumpf und Kopf Liparis stoi durch feine Punkticrunji-, und die vertikalen Flossen (namentlich in ^i'- " zusammengelegtem Zustande) dunkler. Die Schwanzflosse zeigt, aus- gebreitet, verwaschene duidvle Querl)inden.

Zwei Exemplare von resp. 65 und 70 mm Länge, No. 3945 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums. Nach einer auf dem ])etreffenden Gefäße befindlichen Notiz des Herrn von den Steinen waren dieselben am Ufer der Station in der Eoyal Bai mit der Hand gegrifieu.

oinom

66 J. G, Fischer, airikanische Fische (2).

II. Über einige afrikanische Fische des Naturhistorischen Museums in Hamburg (2).

1. Apogon roseus sjh n.

von Mozambique.

D. 7/'/fl; A. 'Vio; L. lat. 27; tr. 10.

Apogou roseus ^ Höhe 3'/-' mal, Kopflänge 4 mal in der Totallänge enthalten, sp. 11. Dqy Augendurchmesser ist etwas kürzer als die Schnauze, größer als der Interorbitalraum , und etwa 3 mal in der Kopflänge enthalten. Der Saum des Vorderdeckels ist gezähnelt, der des Praeorbitale stark gesägt. Der Oberkieferknochen reicht bei geschlossenem Maul nicht ganz bis unter den Vorderrand der Orbita. Erster Stachel der Rückenflosse sehr klein, mit der Spitze kaum aus der Haut hervorragend. Rücken gelblich, durch die mit schwarzen Punkten dicht besetzten Schuppenränder ins Grünliche spielend; Kopfseite, Kehle und Brust rosa, Körperseite und Bauch gelb. Eine tief rosa glänzende Längsbinde von der Kiemenöffnung längs der Seitenmitte zum Anfang der Schwanzflosse. Alle Flossen gelb ; ein sclnvarzer Fleck an der Spitze der ersten Rückenflosse.

Ein kleines Exemplar (60 mm) von der Küste von Mozambique, ein Geschenk des Herrn Konsul Pliilippi an das Naturhistorische Museum. No. 3432 der Fischsammlung.

2. Pristipoma affine ^/>.

von Eloby, Westafrika.

n.

D. 12/16; A. 3/10; L. lat. 56 58; L. tr. 7/16.

rristipoma Die Totallänge ist oVunal so groß wie die Körperhöhe, SVi mal

aifme sp. ii. g^j g^.^^g ^ ^jg ^jjg Länge des Kopfes. Die Schnauze ist etwas länger als der Augendurchmesser, letzterer 3V2 mal in der Kopflänge ent- halten. Mundspalte klein; der Oberkiefer reicht mit seinem Ende bis zur Vertikallinie vom vorderen Nasloch. Interorbitalraum schwach

J. (t. P'iscliiT. idVikaiiisclie Fisclie (2)

67

konvex; Hinterraüd des Vorderdeckels gezähnt, sehr wenig ausgerandet; 1'ri.stii.ama ünterrand ganzrandig. Der stachelige Teil der Rückenflosse fällt nach "^*^'^" "'^i'" '^' hinten stark ab, so daß der erste gegliederte Stral etwa dreimal so laug ist, wie der letzte Stachel. Rückenflosse nicht beschuppt, am Grunde derselben eine schuppige Scheide. Schwanzflosse ausgerundet. Zweiter Stachel der Afterflosse stärker und etwas länger als der dritte.

Grundfarbe grau. Jede Schuppe des Rückens und der Seiten mit einem braunen Fleck; diese Flecke ordnen sich in Linien, welche oberhalb der Seitenlinie schräge nach hinten aufsteigen, unterhalb der letzteren ihr parallel sind. Rückenflosse mit einer Binde schwarzer Flecke längs der Basis, der stachelige Teil oben durch eine sehr schmale schwarze Linie gesäumt. Ein tiefschwarzer Fleck auf dem hinteren Ende des Kiemendeckels.

Sehr verwandt mit P. suillum C. V., das aber in den weichen Teilen der Rücken- und After-Flosse je einen Stral weniger (bezw. 1.5 und 9) hat. Bei letzterem zeigt außerdem der hintere Rand des Vorderdeckels eine tiefe Einbuchtung, das Auge ist viel kleiner (Durch- messer nur Vg der Kopflänge) , und der Kiemendeckel zeigt keinen schwarzen Fleck. Das ebenfalls verwandte Pr. lineatum C. V. hat außerdem noch eine größere Mundspalte etc.

Drei Exeniplare aus Eloby, Westafrika, ein Geschenk des Herrn Kapitain Hupfer; No. 3897 und 3898 der Fischsammlung des Xatur- historischen Museums.

3. Trachinus lineolatus •'<p- '^•

von St. Thome (West- Afrika). Taf. n. Fig-. 10.

D. 5/27; A. 26; Pe. 14; Ve. '/n ; C. 19.

Die Körperhöhe ist 4:'/2mal, Kopflänge 5mal in der Totallänge Trachinus enthalten. Schnauze stumpf, kleiner als das Auge. Interorbitalraum ^^"*'°^^^"® ^i'- '^■ vertieft und sehr eng. Der obere Rand der Orbita liegt in der Profll- linie des Kopfes. Das Auge ist 4'/2mal in der Kopflänge enthalten. Maul sehr schief; hinteres Ende des Oberkieferknochens reicht bis unter den Hinterrand der Orbita.

Ein sehr kleiner Stachel über dem Vorderrande jedes Auges. Praeoperculum mit vier Stacheln; zwei nach vorn gerichtete an seinem unteren Rande, von denen der vordere der größte ist; der dritte steht gerade am Winkel, der vierte über demselben. Stachel des Kiemen- deckels sehr stark. Praeorbitale mit einfachem, ziendich stumpfem,

6*

G8 J- Ci. Fischer, afrikauiüchc Fische (2).

Trachimis an der Schnauze nicht vorragendem Stachel. Keine Granulationen liueoiatus Sil. u. ^^^^£ den oberen Schädelknochen oder dem Infraorbitalriuge. Der bogenförmig gekrümmte Rand des Supraskapulare ist gezähnt.

Die beiden Kiefer, der Vomer und die Gaumenbeine tragen schmale Binden kleiner Zähne, unter denen sich größere (Reißzähne) nicht linden.

Die beiden Rückenflossen sind kaum durch einen Zwischenraum von einander getrennt. Die erste besteht nur aus fünf Stacheln , von denen der letzte, kleinste etwa halb so lang ist, wie der unmittelbar darauf folgende erste Stral der zweiten Dorsale. Letztere hat 27, die Afterflosse 26 Stralen. Von den 14 Stralen der Brustflosse ist der oberste steif, nicht gegliedert, die fünf untersten nicht verzweigt. Die Schw'anzflosse ist gerade abgestutzt. Die Stralen der Afterflosse sind kürzer, aber etwas steifer, als die der zweiten Dorsale. Die Spitze der Brustflosse reicht bis zum siebenten Stral der Anale. Die Wurzel der Bauchflosse steht etwas vor dem hinteren Ende des Suboperculum; ihr Ende reicht genau bis zum Anfang der Afterflosse.

Grundfarbe hellbraun. Oberseite des Kopfes durch unregelmäßige helle Streifen und Eleckchen geädert, lieber der Seitenlinie eine Reihe von auf- und abwärts ziehenden, oder wellenförmig gebogenen hejlen Linien, welche die Breite einer Schuppe einnehmen. Unter der Seiten- linie eine Reihe von etAva zehn vom Bauche aus schräge nach oben und hinten aufsteigenden hellen Linien, die ebenfalls eine Schuppe breit sind und Zwischenräume von 5 bis 0 Schuppen zwischen sich Lassen. Diese Linien kreuzen sich mit den vom Rücken nach unten und hinten schräge herabsteigenden Schuppenreihen , was dem Tier eine mehr oder weniger deutliche netzförmige Zeichnung giebt. Vorderer und oberer Teil der ersten Rückenflosse schwarz. Flossen- haut der zweiten Dorsale mit zwei Längsreihen ovaler heller Flecke mit dunklerem Rande; ähnliche Flecke stehen in mehreren undeut- lichen Querreihen auf der die Stralen verbindenden Flossenhaut der Schwanzflosse.

Totallänge = 95mm; Hohe = 21 mm; Kopf = 28mm.

Von allen bekannten Arten außer der charakteristischen Färbung durch den Besitz von nur fünf Stacheln der ersten Rückenflosse, die außerdem der zweiten besonders nahe liegt, verschieden. Die genaueste Untersuchung läßt einen auch bei anderen Arten wegen seiner Kleinheit leicht übersehenen sechsten Stachel nicht finden. Außerdem haben Tr. draco L. , araneus C. V., radiatus C. V. nicht einen, sondern zwei Stacheln über dem Vorderrande jeder Orbita, während

.1. (i. FisflitT, afVikaiiisclie Irische (2). BO

Tr. viperci C. V. an dieser Stelle gar keinen Stachel besitzt. Von Tracinnus Tr. cornutus (iay (Küste von Chile, 1). 7/25; A. 25) wird jederseits""'"'"^^'' *^^'- "• vor dem Auge ein langer und zurückgekrümmter Stachel angegeben, während T. radiatus C. V. noch durch die auf der Oberseite des Kopfes und am Infraorbitalring befindlichen (iranulationen gekenn- zeichnet ist.

Ein Exemplar, No. 119 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums. Gesammelt im Jahre 1851 an der Insel St. Thome (West- afrika) von dem damaligen Sammler des Museums, Herrn Weiß.

4. Mugil productus sj). n.

von Eloby.

1). 4/V.s; A. ^/lo; L. lat. 28; L. tr. 11.

Die Körperhöhe ist o'V4 mal in der Länge (ohne Schwanzflosse) Mugii productus enthalten und gleich der Länge des Kopfes bis zum Ende des Kiemen- '^^'^ "■ deckeis. Der Kopf ist viel länger als hoch, am Hinterrande des Auges etwa halb so hoch wie laug. Der Literorbitalraura ist platt, nicht ganz so breit, wie die halbe Kopflänge. Die Naslöcher liegen nahe hintereinander, das zweite in der Mitte der Entfernung des ersten vom Vorderrand des Auges. Schnauze breit, platt, so lang wie der Augendurchmesscr. Oberlippe dünn; vorderer Winkel des Unterkiefers stumpf. Der freie Raum am Kinn zwischen den Unterkieferästen ist lanzettförmig, nach hinten schmal und lang aus- gezogen. Der Praeorbitalknochen ist schuppig, winkelig gebogen, am Ende abgestutzt und hier, wie an seinem vorderen unteren Eande, gesägt. Am Auge befindet sich kein adiposes Lid. Der Anfang der ersten Ptückenflosse liegt demjenigen der Schwanzflosse etwas näher, als dem Sclinauzenende, über der zehnten Schuppe der Seiten- linie. Ihr erster Stachel ist ebenso lang und dick wie der zweite, seine Länge drei Viertel von derjenigen des Kopfes. Die zweite Rückenflosse ist höher als die erste, niedriger als der Körper an der Stelle ihres Anfanges. Die Schwanzflosse ist stark ausgerandet, einer der über ihrer Mitte gelegenen Stralen (der achte) über den Hin t er r and der Elo;. se hinaus stark verlängert; sein Ende reicht über die Endlappen der Flosse hinaus. Die Afterflosse ist nur wenig niedriger als die zweite, beträchtlich höher als die erste Rückenflosse. Die Wurzel der Brustflosse liegt oberhalb der Mitte der Körperhöhe an dieser Stelle ; sie zeigt keine zugespitzte Si'-huppe

70 J- Ct. Fischer, afrikanisclie Fische (2).

Mugii productus iji ihrer Achsel und ist länger als die Entfernung vom Vurderrand des Auges bis zum Hinterrand des Kiemendeckels.

Oben blaugrau, Seiten und Bauch gelb. Ein dunckler Fleck an der Basis der Brustflosse.

Ein Exemplar von Eloby, Geschenk des Herrn Kapitän Hupf er , No. 8874 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums in Hamburg.

5. Sphyraena Hupferi sp. n.

von Cameroon.

D. 5, V'j; A. Vo; L. lat. 157.

Sphj-raena ^^^ Höhe des Körpers ist 7V2 mal in der Totallänge enthalten,

Hupferi sp. n. ^\q Länge dcs Kopfes wenig mehr als viermal. Der Augendurchmesser ist 6V2 mal in der Länge des Kopfes enthalten. Die Brustflossen, etwas kürzer als die Bauchflossen, sind IOV2 mial in der Totalläuge enthalten und erstrecken sich über den Anfang der Bauchflossen hinaus. Der Kiemendeckel hat keine Spitze, sondern einen schmalen hinteren häutigen Saum. Die Schuppen, mit denen er bekleidet ist, sind mehr als dreimal so groß, wie diejenigen auf dem Vorderdeckel. Letzterer ist abgerundet. Der Oberkieferknochen reicht gerade bis zur Vertikalen vom Vorderrand des Auges. Der Unter- kiefer ist vorn ohne fleischigen Anhang, mit stumpfer Spitze. Der Oberkiefer hat zwei Paare großer Fangzähne, von denen die des zweiten Paars die größeren sind. Der Rand des Oberkiefers ist mit etwa 50 sehr kleinen kegelförmigen Zähnen besetzt. Das Gaumenbein jeder Seite trägt eine Pieihe von sechs sehr großen seitlich zusammen- gedrückten Zähneu. Am Unterkiefer stehen nach dem sehr starken Fangzahn fünf sehr kleine Zähne dicht gedrängt; auf diese folgen 13 große, seitlich abgeplattete, vorn und hinten schneidende Zähne, von denen die vier ersteren allmählich au Größe zunehmen.

Der Ursprung der ersten Rückenflosse liegt gerade über dem der Bauchflossen, der Schnauzenspitze viel näher, als dem Anfange der Schwanzflosse. Der Zwischenraum zwischen den beiden Rücken- flossen ist GV2 mal in der Totallänge enthalten, fast ebenso groß wie die Entfernung der Unterkieferspitze vom Hinterrande des Auges.

Farbe. Oben bläulich -grau, unten weiß; vom Rücken aus geht eine größere Zahl (14 16) bogenförmiger (Konvexität nach vorn gerichtet) dunkler Querbinden nach unten und hinten schräge herab, ohne die untere Bauchfläche zu erreichen. Sie sind etwas schmaler, als die zwischen ihnen liegenden hellen Zwischenräume.

.]. (i. l-'isclier, aiVikanisclic l''iscli(> (2). 71

Maße. Kopf von der Spitze des Unterkiefers bis zum Ende Sphyraena des Hautsaumes hinter dem Kiemendeckel = 14 cm. Von letzterem "'^i'''-^"' **i^- 'i- Punkte bis zum Anfange der Schwanzflosse = oO cm. Letztere selbst 10 cm. Höhe = 7 '/2 cm. Entfernung der beiden Rücken- flossen = 8V2 cm. Totallänge des ganzen Fisches 54 cm.

Das beschriebene Exemplar, No. 3869 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums, stammt von Cameroons (Westafrika). Es ward von Herrn Kapitän Hupfer gefangen , dem zu Ehren die Art benannt wurde.

6. Dascyllus carneus sp. n.

von Mozambique.

Taf. II. Fig. 5.

B. 5; D. 12/16; A. 2/12; Pe. 20; Ve. Vs ; C. 5/18/.3; L. lat. 27; tr. 4/11.

Charaklei'e: Praeoperculum und Praeorbitale sehr schwach Dascynus gezähnelt; Operculum ohne Spitzen. Fleischfarbig; eine sehr matt '^'^ "^"'^ ^^'' "' angedeutete dunkle Querbinde vom Anfang der Pdickenflosse bis zu den Bauchflossen , zuweilen eine zweite noch mehr verwaschene vom Ende der Dorsale zur Afterflosse. Die stachelige Rückenflosse, die Bauchflossen und die Anale schwarz; Schwanzflosse und Brustflossen gelblich, letztere mit einem schwarzen Fleck im oberen Teil ihrer Wurzel.

Form. Das von der Schnauzenspitze ansteigende Profil ist ein Kreisbogen. Die Körperhöhe ist zweimal, die Länge des Kopfes bis zum Ende des Kiemendeckels viermal in der Totallänge (inclus. Schwanz- flosse) enthalten. Schnauze kurz, halb so lang wie der Augendurchmesser, letzterer gleich dem Interorbitalraum. Mundspalte klein, schief; das Ende des Oberkieferknochens liegt vor der dem Vorderrande des Auges entsprechenden Vertikalen.

Zähne in beiden Kiefern in sehr schmalen Binden , diejenigen der vordersten Reihe groü, kegelförmig, dicht neben einander stehend.

Flossen. Die erste Rückenflosse beginnt etwas hinter den Brust- und den Bauchflossen. Ihr erster etwas isoliert stehender Stachel ist kurz, etwa ein Drittel des zweiten; der dritte ist der längste, dreimal in der Körperhöhe enthalten; von ihm an fällt dieser Teil der Flosse nach hinten ab , so daß ihr letzter Stachel nur etwa halb so hoch ist, wie die längsten Stralen der weichen Dorsale. Anale kurz, mit zwei Stacheln und 13 Stralen, ganz unter der zweiten Abteilung der Rückenflosse gelegen. Letztere, wie die Afterflosse und

72 J- t^- Fiscliov. afi'ikaniselie Fische (2).

Dascyiius cüe Flosseohaut zwischen den Stacheln der ersten Rückenflosse, zur carneus sp. n. Hälfte mit Schnppen bedeckt. Schwanzflosse am Ende eingeschnitten, ihr oberer Lappen der längste.

Die Sclmppen sini am Rande gewimpert, diejenigen der Körper- seite etwa dreimal so hoch wie lang. Zwischen dem Ende des Kiemendeckels und dem Anfange der Schwanzflosse liegen 27 Quer- reiheu. Alle Partieeu des Kopfes sind mit Schuppen bedeckt. Die Seiteulinie, vom oberen Ende der Kiemenspalte beginnend, besteht aus einfachen ganz einzeln auch aus doppelten Röhren. Sie läuft parallel der Rückenkante bis zur Mitte der zw-eiten Dorsale. Hier hört sie scheinbar auf. Doch bemerkt man bei geeigneter Ver- größerung, daß gerade unter ihrem Ende auf den Schuppen derjenigen Reihe, die sich längs der Mittellinie der Schwanzseite erstreckt, kleine, einzeln oder zu zwei, auch drei, zusammenstehende Höckerchen sich befinden, die auf den Schuppen der benachbarten Reihen fehlen. Man dürfte um so eher geneigt sein, diese Reihe für eine Fortsetzung der unterbrochenen Seitenlinie zu erklären, als in derselben statt jener Höckerchen auch einzelne wirkliche Röhren sich finden , die für die eigentliche Seitenlinie charakteristisch sind. Ein solcher hinterer und abgesetzter Teil der Seitenlinie findet sich bekanntlich bei D. aruanus; er wird hier schon von Cuvier und Valenciennes erwähnt.

Farbe gesättigt fleischfarben oder rosenrot. Eine verwaschene dunkle Querbinde steigt vom Anfange der Dorsale hinter die Brust- flosse herab und setzt sich bis zum Anfang der Bauchflosse fort. Bei den größeren Exemplaren findet sich eine, dem kleinsten Stücke fehlende , noch matter angedeutete zweite dunkle Querbinde zwischen der weichen Dorsale und der hinteren Hälfte der Afterflosse. Die erste Rückenflosse, mit Ausnahme des mit Schuppen besetzten Basalteils der Flossenhaut, ist schw^arz, ebenso die Bauchflossen und die After- flosse. Die Schwanzflosse und die Brustflossen sind gelb; ein kleiner schwarzer Fleck liegt am oben Wurzelteil der letzteren.

Maße des größten Exemplars: Totallänge mit Schwanz- flosse = 80 mm. Desgleichen ohne letztere = G3 mm. Größte Höhe = 40 mm. Länge des Kopfes bis zum Ende des Kiemen- deckels = 20 mm. Längster Stachel der Rückenflosse = lo mm.

Am nächsten ist unsere Art verwandt mit D. xanthosoma ßlk. von Borneo. Bei diesem ist die Grundfarbe nicht rot, sondern gelb, und es findet sich nur eine, aber deutlichere, und nur l)is zu den Brust- flossen — nicht bis zum Bauche sich erstreckende Querbinde. Jede seiner Schuppen zeigt einen kleinen bläulichen Streif, der auf unseren Stücken fehlt. Derselbe hat außerdem einige Schuppen in

J. (t. Fisclici'. atVikaniscIic Fische {■>). yg

(1er Seitenlinie weniger (25 gegen 27) und einen Stral in der After- Dascyiius tlosse mehr (Ve. 713 gegen vü).

Drei Exemplare von der Küste von Mozambiqiie, ein Geschenk des Herrn Konsul PJiüipin. No. oS37 der Fisclisammlung des Natur- historischen Museums.

7. Coris Hupferi ^p- n.

von Liberia.

D. 7r^; A. 'tu- P. Vi.,; V. Vs; L. lat. 72; L. tr. 27.

Die Höhe ist 4'/3 mal, der Kopf (his zum Ende des Kiemen- coris Hu fori deckeis) 4^4 mal in der Totallänge enthalten. Die Schnauze ist doppelt, sp, n. der Interorbitalraum 1 '/2 mal so lang wie der Augendurchinesser. Die Oberlippe ist Üeischig, faltig, die Unterlippe in zwei herabhängende Lappen gespalten, die nicht in einander übergehen. Von der Rückenflosse sind keine der Stralen oder Stacheln verlängert; ihre letzten Stralen reichen, ebenso wie diejenigen der Afterflosse, bis zum Anfange der Schwanzflosse; letztere ist abgestutzt. Die Brust- flossen sind etwa halb so lang wie der Kopf und viel kürzer als die Bauchflossen ; die zwei äußersten Stralen der letzteren sind verlängert und reichen bis zum Anfange der Afterflosse.

Die Seitenlinie verläuft bis . zum letzten Dritteil ihrer Länge parallel mit der Kurve des Kückens auf der fünften oder sechsten Schuppenreihe, biegt dann unter dem sechsten Stral der weichen Rückenflosse plötzlich nach unten, und verläuft nun auf der elften, weiter hinten auf der achten Schuppenreihe.

Farbe schwarzblau, am Bauche heller, Brust- und Kehlgegend gelb. Rückenflossen schwarzblau mit einer gelben Binde längs der Basis und einer viel schmaleren längs des oberen Randes, der wiederum fein schwarz gesäumt ist. Afterflosse gelb mit graublauem Saum, der durch eine feine schwarze Linie eingefaßt ist. Brustflossen gelb, Bauchflossen hellgrau, Schwanzflosse schwarzgrau. Kopf schwarz- braun, Ende des Kiemendeckels mit schwarzem Fleck. Eine dunkle, von zwei gelben Linien eingefaßte Binde vom Auge bis zum Hinter- rande des Kiemendeckels, eine feine gelbe Linie vom Mundwinkel bis zum hinteren Rande des Vorderdeckels.

Ein Stück, No. 3935 der Fischsammlung, von Nifao (Liberia), ein Geschenk des Herrn Kapitän Hupfer.

74 <T- fr. Fischer, afrikanische Fische (2).

8. Fierasfer punctatus sj). n.

von Mozambique.

Fierasfer ^^® Kopflänge ist achtmal in der Totallänge enthalten, doppelt

puntatus sp. ii. SO groß wie die hinter der Brustflosse gemessene Körperhöhe, dreimal so groß wie die Breite des Kopfes und viermal so groß wie eine Brust- flosse. Der After liegt vor der Wurzel der letzteren. Die Rückenflosse ist sehr schwach entwickelt, an dem größten Teil des Rückens kaum wahrzunehmen, erst gegen das Körperende deutlicher. Die Kiemen- öffnung ist weit, der ganze Isthmus bleibt von den vereinigten Kiemen- häuten unbedeckt.

Der Oberkiefer trägt eine einzelne Reihe sehr kleiner, unter einem fast rechten Winkel hakenförmig umgebogener Zähne. Diejenigen des Unterkiefers stehen ebenfalls in einer einzelnen Reihe, sind merklich gi'ößer aber weniger gekrümmt als die des Oberkiefers; die drei ersten derselben sind klein , dann folgen sechs größere und dann wieder merklich kleinere. Eigentliche Reißzähne finden sich weder am Ober- noch am Unterkiefer. Auch der Gaumen trägt jederseits eine Reihe kleiner, schwach gekrümmter Zähne. Am Vomer steht ein einzelner sehr großer Reißzahn.

Farbe gelbbraun, Kopf und Körper überall dicht mit kleinen schwarzen Punkten und Fleckchen bedeckt, wodurch das Tier ein dunkelbraunes Ansehn gewinnt.

Maße: Totallänge = 230 mm; Kopf = 20 mm; Körpeshöhe (hinter der Brustflosse gemessen) = 1 Ö mm ; Breite des Kopfes = 10 mm; Länge der Brustflosse = 8 mm.

Die Art unterscheidet sich

1. durch einreihig gestellte Zähne in den Kiefern von F. neglectus Pets.; affinis Gnth. ; Homei Richds. ; acusBrünn; dentatusCuv. ;

2. durch den Mangel von Reißzähnen in den Kiefern von F. caninus Gnth.; deutatus Cuv. ;

3. durch den Besitz von nur einem großen Reißzahn am Vomer von F. neglectus Pets.; gracilis Bleek.;

4. durch abweichendes Verhältnis der Kopflänge zur Totallänge (1 : 8) von F. caninus Gnth. (1:7); dentatus Cuv. (1:9V2); Homei Richds. (1 : 7V2); lumbricoides Bleek (1:21); neglectus Pets. (1:10); gracilis Richds. (1:11).

Das einzige Exemplar des Naturhistorischen Museums stammt aus Mozambique, ein Gescheide des Heirn Konsul Fhilip])i. Es steckte

.T. G. Fisclicv, itfVikiiiiisclit- Kisclif (2). 75

bis an den Kopf in der Atliomliölile einer grolien Holothiirie, die von Fierasfar Herrn Z)r. Ffejf'(^r als Holothuria scabra Jaeg. Var. tigris Brandt i''''''*''*''' '^'- ''' bestimmt worden ist.

No. 3920 der Fischsammlung.

9. Pellonula modesta sp. n.

von Westafrika. D. 17; A. 18; P. 15; V. 7; L. lat. 4(i; L. tr. 14—16.

Höbe viermal, Kopflänge fünfmal in der Gesamtläoge enthalten. peiiomiia Bauch stark /Aisammeugedrückt und gekielt, nicht gesägt. Keine '""f^esta sp. n. Seitenlinie. Augendurchmesser gleich der Schnauzenlänge, 3 Vi mal in der Kopflänge enthalten. Unterkiefer sehr wenig vorragend. Ober- kieferknochen breit, fast bis zum Centrum des Auges reichend. Zähne winzig, in einer Reihe am Zwischen- und Unterkiefer. Vomer, Gaumen- beine, Zunge ohne Zähne. Der Anfang der Rückenflosse liegt etwas vor demjenigen der Bauchflossen und ist dem Schnauzenende merklich näher als dem Anfange der Schwanzflosse. Die Brustflosse reicht nicht bis zum Anfange der Bauchflossen, der von dem Anfange der Schwanzflosse durch 12 Schuppen getrennt ist. Die inneren Anhänge der Kiemen bogen sind borstenförmig und länger als der Augendurchm esser.

Rücken blaugrün, Seiten und Bauch gelblich. Keine helle Seitenbinde.

Drei Stück von Eloby, gesammelt und eingesandt von Herrn Kapitän Hupf er.

No. 3907 und 3912 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums.

10. Monacanthus (Aluteres) fuscus sj). n.

" von Cameroon.

Tafel II, Fig. 6. D. 1/3G; A. 38; P. 13; C. 12. Keine Bauchflosse; Beckenfortsatz ganz in der Haut versteckt. Mmiacuntiiiis Haut sammetartig, ohne Schuppen, ohne Borsten oder andere Vor- lAiuteres) ragungen an der Seite des Schwanzes. Oberes Schnauzenprofil fast gerade, sehr wenig konkav; Rücken zwischen der ersten und zweiten Rückenflosse merklich vertieft. Körper laug; seine Höhe bei aus- gestrecktem Beckenfortsatz) ist 2 '^2 mal in der Länge (ohne Schwanz- flosse) enthalten ; die zwischen den beiden Rückenflossen gemessene Höhe

76 J- <^T. Fischer, afrikanisclie P^iselie (2|

Monacantiius l)eträgt Vi der Totalläiige vmd ist gleich der Entfernung des hinteren

(Alu fuscu

( u eres) Orbitah'andes von der Schnauzenfläche. Schwanzflosse lang, gleich der

größten Höhe des Körpers. Der Schwanzstiel ist so lang wie hoch.

Der Stachel der ersten Rückenflosse ist mit drei Reihen abwärts gerichteter Stacheln besetzt, von denen eine vorn, eine an jeder Seite liegt; die hintere Fläche trägt keine Stacheln und zeigt eine von unten nach oben verlaufende Furche. Er steht gerade über dem Centrum des Auges und ist dünn und kurz, etwa halb so lang wie die Schnauze. - Die Wurzel der kurzen Brustflosse liegt unter der vorderen Hälfte des Auges, ein kleiner Teil der Kiemenspalte noch vor dem Vorderrand des letzteren.

Die zweite Rückenflosse hat 30 , die Afterflosse 38 zarte Stralen, Die ersten sieben Stralen der letzteren haben eine gewisser- maßen isolierte Stellung, sofern der achte mit dem vorhergehenden zwar durch Flossenhaut verbunden, aber doppelt so weit von ihm entfernt ist, wie die übrigen von einander.

Einfarbig dunkelbraun, ohne alle Abzeichen.

Maße: Totallänge 120 mm; Schw^anzflosse 34 mm; Schnauze (vom vorderen Augeurand bis zur Schnauzenspitze) 25 mm; Höhe (bei ausgestrecktem Beckenfortsatz) 35 mm; Höhe (in der Mitte zwischen den beiden Rückenflossen gemessen) 30 mm; von der Schnauzenspitze bis zum Stachel der ersten Rückenflosse 38 mm ; von demselben Punkte bis zum Anfang der zweiten Dorsale 54 mm; Stachel der ersten Rückenflosse 13 mm; Schwanzflosse 34 mm.

Am nächsten ist unsere Art verwandt mit Mon. (Aluteres) Heudeloti Hollard, der jedoch abweichende Maßverhältnisse und einen starken, vorn wie hinten mit Spitzen besetzten Dorsalstachel besitzt.

Ein Exemplar, No. 3943 der Fischsammlung des Natur- historischen Museums. In Cameroon gesammelt von Herrn Kapitän M elcher tsen.

11. Tetrodon (Hemiconiatus) guttifer Bennett.

^ ^ , Ein vorzüglich erhaltenes Exemplar dieses seltenen Fisches, das

Tetroden _ ° ^ . '

(Hemiconiatus) vou Herrn Kapitaiu Hupfer dem Naturhistorischen Museum aus Eloby guttifer Kounett. (^^Yest - Afrika) zugesandt wurde, veranlaßt als Ergänzung zu der Beschreibung Günthers (Cat. Fish. Brit. Mus. VHI, 272) zu einigen Bemerkungen, die um so mehr am Platze sein dürften, als das Bennettsche Originalexemplar verloren gegangen ist, und das von Günther untersuchte Stück des Britischen Museums sich in aus- getrocknetem Zustande befand.

J. G. P'isclior, afrikauisclic Fisdic (-2). 77

D. 11; A. 9; P. 20; C. 11. Der aus unregelmäßigen Knochenstücken bestehende Panzer Tetroden

(Hemicoiiiatii ;uttifer Benett.

erstreckt sich nur bis zu den Seiten des Bauches herab, ohne unten *■ °™'°""''''*^^'^^

zu einem vollständigen Panzer zusammenzuschlieCien. (Günther sagt in der Gattungsdiagnose: the latter [scutes] forming a continuous carapace round the trunk). Erst hinter der Afterflosse schheßt sich der hier aus verwachsenen und von Haut bedeckten Stacheln bestehende Teil des Panzers auch an der Ventralseite vollständig.

Bauch und Kehle sind bei dem frischen Weingeistexeniplar vollkommen glatt und zeigen auch dem betastenden Finger keine Rauhigkeiten, Die Spitzen der hier hegenden Stacheln sind voll- kommen in die Haut eingebettet und treten erst beim Eintrocknen der letzteren hervor. Herauspraepariert erweisen sie sich als winzige (bei unserem 49 cm laugen Exemplar beträgt ihre Länge nur l'/2mm) schlanke Stacheln mit drei Wurzeln (nach Günther sind dieselben tworooted), von denen zwei näher bei einander liegen (Taf. H Fig. 7). Die Nasengrube hat keine OefFnung und ist mit einem hinten höheren Hautsaum umgeben, der sich jederseits zu einem tentakelförmigen Hautlappen erhebt.

Farbe: Oben und an den Seiten schwarzgrau, nach dem Bauche herab heller, letzterer weiß; alle Flossen gelblich, Schwanzflosse oben und unten schwarz gesäumt. Die Grenzen der unregelmäßigen den Panzer bildenden Schildchen durch hellgraue Linien markiert, wodurch am Rücken und an den Seiten des Mittelrumpfes eine netzartige Zeichnung entsteht; ein breiter schwarzer Fleck vom Auge herab zur Kehlgegend. Basis der Brustflossen schwarz. Auf dem Kopf drei Paare symmetrisch verteilter kleiner weißlicher Flecke; von letzteren finden sich 6 bis 9 ziemlich entfernt stehende in einer etwas gebogenen Reihe an jeder Seite.

Maße: Totallänge. 49 '/2 cm; Schwanzflosse U'/^cm; Brustflosse 5 '/2 cm; Afterflosse 7 cm; Rückenflosse 8 cm; von dem Schnauzenende bis zum Vorderrande der Kiemenöftuung IOV2 cm; von demselben Punkt bis zum Auge 5 cm; Augendurchmesser 2 cm; vom Hinterrande der Orbita bis zum Vorderrande der Kiemenspalte 5 cm; von der Schnauzenspitze bis zum Anfange der Rückenflosse 25 cm; von letzterem Punkte bis zum Anfange der Schwanzflosse 12'/-' cm; der Anfang der Afterflosse fällt gerade unter das hintere Ende der Rückenflossenwurzel.

No. 3944 der Fischsammlung des Naturhistorischen Museums.

78 J. Ci. Fischer, neue Cottus-Art vuii Bai-badoes.

III Über eine neue Cottus-Art von Barbadoes.

Cottus maculatus sjh n.

von Barbadoes.

Taf. 11, Fig. 8.

D. 8/12; A. 9; Pe. 15; Ve. 1/2; C. 13.

^'"tt"** Kopfiiidit abgeplattet; Körper und Schwanz zusammengedrückt.

^ "^ Die Kopflänge ist fast viermal, die hinter dem Kopf gemessene Körper- höhe fast fünfmal in der Totallänge enthalten. Der Längsdurchmesser des Auges ist gleicli der Länge der Schnauze, und mehr als dreimal in der Kopflänge enthalten. Vor dem Auge stehen zwei kleine Stacheln. Der von holien Orhitalleisten gesäumte Raum zwischen den Augen ist eng, etwa hallj so w^eit, wie der vertikale Augendurch- messer. Hinter demselben ziehen sich zwei niedrige, stumpfe, je in einen kurzen Stachel endigende Leisten bis dicht vor den Anfang der Rückenflosse; diesell)en schließen eine längliche Vertiefung ein. Die obere Kinnlade ragt nicht über den Unterkiefer vor; das Ende des Oberkieferknochens liegt unter dem Centrum des Auges.

Die Kicmenhaut ist l)reit mit dem Isthmus verwachsen. Es sind sechs Kiemenhautstralen und wohl entwickelte Pseudobranchien, so wie eine große Analpapille vorhanden.

Die Haut ist vollkommen schu2)})enlos, ohne Hautlappen und ohne knöcherne oder schuppenähnliche Vorragungen mit Ausnahme der in der Seitenlinie liegenden länglichen Knochenplättchen. Letztere beginnt über der Kiemenspalte, Avendet sich mit leichter Krümmung nach hinten und etwas nach unten, unter der zweiten Dorsale wieder etwas nach ü])en, verläuft nun nahe der Wurzel dieser Flosse, und biegt sich am freien Sclnvanzstiel Avieder nach unten, um in der Mitte der SchwanzflossenAvurzel zu endigen.

Der Vorderdeckel ist mit drei einfachen nicht mit Nel^en- sprossen versehenen Stacheln bcAvehrt; von diesen ist der unterste und vorderste sehr klein und ein Avenig nacli vorn gerichtet. Von den ])eiden anderen dicht neben einander am hinteren Ende der Vorderdeckelplatte gelegenen ist der untere klein, der obere sehr lang, länger als der Längsdurchmesser des Auges. Das Subo-

J. G. Fisclici-, iicnc Cottas-Ai-t von IJarbadoes. 79

pcrciiluin liat zwei kleine nacli unten «icrielitcte Spitzen. Der KienuMi- Cottus deckel trägt einen nur an seinem Ende freien, ülnigens aui'go- "^'"^"''^^"^ "^^''^ wachsenen Stachel der sowohl längs der oljeren wie der unteren Kaute durch eine Reihe kleiner Spitzen l)ewehrt ist.

Kleine spitze Zähne stehen gedrängt in beiden Kiefern und am Vomer. Die (Taumenl)einc sind zahnlos.

Die erste RückeuHosse Ijeginnt nahe am Hinterkopf; ihre vier ersten Stacheln sind von nahezu gleicher Höhe , fast so lang wie die- jenige des Körpers; der letzte Stachel ist durch eine zarte Haut mit dem Anfange der zweiten Dorsale verl)unden. Diese, aus 12 Strafen bestehend, ist fast ebenso hoch wie die vorige, hinten abgerundet und hier durch ein Häutclien an den Scliwanzrücken angeheftet. Auch die aus 9 Strafen bestehende Afterflosse ist ziemlich hoch; sie beginnt etwas hinter der zweiten Rückenflosse und hört vor dem Ende der letzteren auf. Die Drustflosse ist lang; sie l)esteht aus 18 unver- zweigten Stralen; ihre Spitze reicht über den Anfang der Afterflosse hinaus. Die Bauchflossen entspringen nahe bei einander und be- stehen aus einem Stachel und nur zwei gegliederten Stralen. Ihr Ende reicht bis zur Anali)apille.

Farbe oben hellbraun, unten gell)lich; Rücken und Seiten durch größere, unregelmäßige, weißliche Flecken gescheckt und marmoriert. Die obere Hälfte der Brustflosse ist braun, die untere weiß ; sie zeigt mehrere Querreihen schwärzlicher Punkte. Die Schwanzflosse ist unregelmäßig weiß und l)raun quer gebäudert. Die zweite Dorssale und die Afterflosse haben unregelmäßige Längsreihen dunkler Punkte. Die Bauchflossen sind weiß.

3Iaße: Kopf bis zum Ende des Kiemendeckels 25 mm; Total- länge mit Scliwanzflosse 93mm; dieselbe ohne letztere 72 mm; Schnauze 8 mm ; Längsdurchmesser des Auges 8 mm ; Höhe des Körpers dicht hinter dem Kopfe 18mm; vierter Stachel der ersten Dorsale 14 mm.

Durch die Zalil der Flossenstralen ist unsere Art am nächsten mit C. bubalis Euphr. verwandt, von dem sie sich aber durch den Besitz von nur 3 (gegen 4) Stacheln am Vorderdeckel, durch die größere Länge der nur zweistraligen Bauchflossen und der Brustflossen unterscheidet.

Ein Exemplar, No. 3523 der Fisehsammlung des Xatur- historiscben Museums in Hamljurg. Gesammelt und an dasselbe im .Jahre 1872 eingesandt von Herrn Kapitän EhrJ/ardf.

80 J- Gr. Fischer, Liste von Aiii})hi)iien und licptilien vcm Mindanao.

IV. über eine Kollektion von Amphibien und Reptilien von Mindanao.

Reptilien und ^^^^ Direktion des Kgl. Zoologischen Museums in Dresden

Amphibien aus ersuclite niicli im vorigen Jalire (1884) um die Bestimmung einer Anzahl von Amphibien und Eeptilien, welche von HeiTn Dr. Schadenberg 1881 und 1889 in Süd-Mindanao gesammelt waren. Bemerkungen über einzelne derselben, so wie die Beschreibung der darunter gefundenen neuen Species folgen weiter unten im V. Teile dieser Arbeit.

1. Rana Everetti Boulg.

2. Hyloraiia erythraea Schi.

3. Micrliyla aehaüua Tsch.

4. Meyaloplirys inonlaiia Kiihl, h et 2-

5. Tiliqiia rufescens Shmv.

6. Keueiixia smaragdina Less.

7. Hiniilia fasciata Gray.

8. Eumeces (Riopa) gracilis sp. n. (S. 85).

9. Eumeces (Riojwi) Schadeiibergi s}). n. (S. 87).

10. Tiai'is subcristata Blytli, 6 et 5-

11. Hemidadylus Cocieaui D. et B.

12. Typhlops bramimis Daud.

13. Calamaria Gervaisii D. et B.

14. Simotes pliaeiiüchalimis Cope.

15. Geophis Schadeiibergi sp. n. (S. 93).

16. Coiiipsosoma inelaiuirum D. et B., Variet. erythruruni SaJ. Müll. (S. IUI).

17. Tropidoiiotiis spilogaster Boie.

18. Tropidonotus aiiriculaiiis Gntli.

19. Deudrophis pictiis Gmel.

20. Chrysopelea oriiata Shaw.

21. Tragops prasinus Seid.

22. Idem, Var. laetus Cope.

J. G. Fisrher, liifstt- von Aiiipliilncii und Ilc|)t ilicii vnii IMindiinao. 81

23. Lycodoii aulicns L. Var.: y, Gntli. Kept. Br. Ind. 31 G. üLptiiien

34. Cvclochorus linealiis Pveinh. Var. inaculnlus Jan. und Amphibien

aus Mlndauao.

■2'). Dipsas (Icndroplula Ixihiw.

20. Dipsas («uiraoiiis Steindch.

T/. Amblycephalus boa KnJd.

!28. Psammodyiiastes pulveruleiitiis Boic.

29. Hydi'(4)liis loi'eata Gray.

80. Callophis callig-astei' Wiefjm.

01. Naja Iripiidians Merr.

02. Haiiiadryas elaps SrhJ.

33. Trimeresiirus Wagleri Schi. Yar.

34. Trimeresiirus eryfiiruriis Cant.

35. Trimeresiirus Hcliadeubergi sp. n. (S. 116).

g2 J- ^- l'isclicr, Ilerpt'tulugisclic liciucrkungen.

V. Herpetologische Bemerkungen.

1. Tachydromus Wolteri sp. n.

aus Korea.

Charaktere: Eilckenscliuppeii stark gekielt, in acht Längsreilien, die der zwei mittleren von gleicher Grölk nnd Regelmäßigkeit, jedoch mit einer kurzen Reihe kleinerer Schuppen zwischen denselben; Bauch- schuppen in acht Längsreihen, glatt, nur die der zwei äußersten Reihen schwach gekielt. Vier Paare Submentalia. Eine Inguiualpore jederseits. Oben bräunlich grau, unten weiß; eine blendendweiße Seitenbinde vom Rostrale aus bis zur Weiche.

B e s c h !• e i b u n g. Tachydromus Körperforiii luäßig sclilaük; die Krallen der Vorderfiiße reichen

Wolteri -.s].. 11. |j-^ \ii\Yx vor das Auge, die der Hinterfüße nicht bis zur Achsel; werden beide Gliedmaßen an den Leib gelegt, so treffen Hund- und Fuß-Wurzel zusammen.

Kopfscliilder. Rostrale groß, gewölbt, auf die Scbnauzentiäche heraufgebogen , seine Spitze durch die median in einem Punkte zusammentreffenden Nasalia von der des luternasale getrennt. Letzteres groß, breit, secbseckig; die vorderen wie die hinteren Kanten stoßen unter stumpfen Winkeln zusammen; die seitlichen sind die kleinsten und stehen mit dem ersten Frenale in Berührung. Prae- fontalia viereckig, median breit zusamm.enstoßend, die Außenränder abgerundet. Frontale sechseckig, vorn wenig breiter als hinten, doppelt so lang wie in der ]\Iitte breit; der vordere wie der hintere Winkel ist stumpf, die Scitenränder sind leicht eingebuchtet. Fronto- parie talia unregelmäßig fünfeckig, länger als breit; durch die längste innere Kante mit einander in Berührung, durch die kleinsten hinteren Kanten von jeder Seite an das sehr kleine unregelmäßig sechseckige Interparietale stoßend. Letzteres berührt mit seiner hinteren Spitze ein winziges dreieckiges Occipitale, so die beiden unregel- mäßig viereckigen Parie talia ganz von einander treimend; die Hinter- ränder der letzteren sind gerade abgestuizt und bilden eine nur durch das sehr kleine, hier etwas nach hinten vorragende Occipitale unter-

J. (i. Fisclici-, lIc'i-pt't<ili),uisflR' I5cMi('rl<ung(ni. §3

brochene gerade Linie. Vier Supraorbi talia, das zweite und dritte Tiiciiydromus sehr groß und allein mit dem Frontale in Berührung; das erste und "^^'oI^itI sp. n. das vierte sind außerordentlieli klein und könnten auch als das Anfangs- und End-Schildchen von einer Ileihe Körnerschuppeu gelten, die zwischen Supraorbitalia und Superciliaria eingeschaltet ist. Von den letztgenannten (im ganzen fünf) sind die zw^ei ersten sehr lang, jedes so groß, Avie die drei folgenden zusammen; das zAveite reicht nach hinten über das Centrum des Auges hinaus. Nasale groß, rhombisch, mit dem Nasloch in seiner Mitte, durch seine obere Spitze jnit demjenigen der anderen Seite hinter dem Rostrale zusammen- stoßend. Zwei Frenalia hinter einander, beide von gleicher Höhe und bis zum Canthus rostraKs^heraufreichend, das zweite aber mehr als doppelt so lang als das erste. Die Schläfe ist von Körner- schuppen bedeckt, die wenig größer sind, als diejenigen an der Seite des Halses; längs des Aiißenrandes jedes Parietale liegen jedoch drei größere Schildchen. Oberlippenschilder links G, rechts 7; das vorletzte sehr große und als Suborbitale unter dem Auge liegende ist oben viel länger als unten. Infralabialia G, von ziemlich gleicher Höhe, das dritte und vierte die längsten. Auf das große Kinnschild folgen vier Paare Submentalia, welche von vorn nach hinten an Größe zunehmen; das vierte ist so groß wie die drei vorhergehenden zusammen.

Körpersc huppen. Die hinter den Parietalia liegenden kleinen Körnerschuppen werden allmählich größer und gehen nach 7 bis 8 Pieihen in die Form stark gekielter Päickenschuppen über; letztere stehen in 8 Längsreihen ; zwischen die zwei median gelegenen die übrigens so groß und regelmäßig sind, wie die übrigen schiebt sich auf dem Mittelrücken noch eine kurze Pieihe kleiner Schuppen ein. Von dem Beginn der regelmäßig gekielten Form bis zur Gegend des Hüftgelenks zählt man 28 bis 29 Querreihen. Kehlschuppen klein, glatt, ganz allmählich ohne daß eine Andeutung eines Hals- bandes größerer Schuppen vorhanden wäre in die Form der Bauchschilder übergehend. Diese stehen in 8 Längsreihen, sind von der Brust bis zum After glatt, indem nur die Schildchen der zwei äußersten Reihen und diejenigen vor der Brustgegend einen schwachen Kiel besitzen. Bis zum After werden o2 Querreihen eigentlicher Bauchschilder gezählt. Praeanalschild sehr groß, größer als die vier davorliegeuden Schuppen der zwei letzten Bauchschilderreihen. Vor demselben an jeder Seite eine große, stark hervorragende röhren- förmige Inguinalpore. Schwanzschuppen der dorsalen Avie der ventralen Fläche stark gekielt mit nach hinten hervorragenden Spitzen.

g4 J. <-'• Fischer, Hfrpetuloo'isehe Bemerkungen.

Tachydronius Köi'perseite uiicl Hiuterfläche der Gliedmaßen mit Körnerschuppen, woiteri sp. n. Vorderfläche der letzteren mit gekielten großen Schuppen bedeckt. Handfläche und P\ißsohle sind mit Körnerschuppen, Finger und Zehen oben wie unten je mit einer Reihe glatter Schienen schuppen bekleidet; von letzteren ist die der winzigen Kralle an der Unterseite vorher- gehende erweitert und aufgetrieben, wie Günther dies auch von T. septentrionalis berichtet. (Rept. Br. Ind. 71).

Farbe oben graubraun, unten bläulich weiß. Eine rein weiße, vom Rostrale beginnende Binde läuft durch die Frenalgegend, das untere Augenlid und die Ohröft'nung über die Schulter fort längs der Korperseite bis zur "Weichengegend, um sich an der Yorderfläche des Oberschenkels zu verlieren. Dieselbe verläuft im untern Teil einer schwarzen Seitenbinde, die, hinter dem Auge beginnend, über Schulter- und Beckengegend und längs der Seite des Schwanzes sich fortsetzt.

Durch den Besitz von vier Paaren Submentalia sowie durch die Abwesenheit der Kiele auf den mittleren Bauchschildern schließt sich unsere Art an T. japonicus D. & B. und an T. amurensis Pets. 0 an. Von letzterer weicht sie durch den Besitz von nur einer Inguinalpore jederseits (gegen 3), sowie dadurch ab, daß die Schuppen der mittleren dorsalen Reihen nicht kleiner sind, als die benachbarten. T. japonicus D. B. hat nur 0 Schuppenreihen am Rücken, zwischen deren mittlere sich nach Ililgendorf'-^) zuweilen eine rudimentäre siebente einschiebt. Außerdem hat diese Art zwei Inguinalporen jederseits und ein größeres, nach Hilgendorf zuweilen geteiltes Occipitalschild.

Hier ist wohl der Ort, auf die Verwandtschaft der asiatischen Gattung Tachydromus mit dem westafrikanischen Genus Holaspis hinzuweisen. Die Längsreihen größerer Schuppen am Rücken, die Körnerschuppen der Seiten, die großen, reihenweise geordneten Bauch- schilder, die Regelmäßigkeit der Kopfschilder, die Anwesenheit großer Submentalia und endlich die Uebereinstimmung in dem Bau der Zunge, deren hintere fleischige Partie mit konvergierenden (en chevrons) Reihen von Papillen besetzt ist alle diese Merkmale lassen jene beiden Gattungen beziehungsweise als die asiatischen und afrikanischen Formen einer und derselben Familie auffassen, die man

») S. B. Nat. Fr, Berlin 1881, No. 4, 76. 2) 1.1. 1880 No. 8, p. 112.

J. (!. l'^ischcr, Tr(M'i)cti>lii.L;isclic ncmoi'knnor'ii. 85

mit (lein Namen der Hol aspiclae bezeichnen könnte. Die afrikanische Tachydromus Form ist ii. A. durch den Besitz von Scheidvclporen und einen platten, " ''^' ^^'' "" am Rande gesägten Schwan/, die asiatische durch Inguinalporen und einen runden Schwanz gekennzeichnet.

Das der vorstehenden Beschreibung zu Grunde liegende Exemplar (No. 940 meiner Privatsammlung) ist mir nebst anderen koreanischen Reptilien und Amphibien, über welche später berichtet werden wird, von Herrn C. Wolter, dem Vertreter des Hamburgischen Handluugshauses II. C. Ed. Meyer & Co. aus Chemulpo in Korea eingesandt worden.

2. Eumeces (Riopa) gracilis sp. n.

von Mindanao.

Taf. III, Fig. 1.

Charaktere. Sehr schlank, Beine kurz, weit von einander ent- Kumeces (Riopa) fernt. Unteres Augenlid opak , ohne eigentliche durchsichtige Scheibe. ^''''"^'^ ^i'- "• Ohröffming klein, punktförmig. Supranasalia stossen hinter dem Rostrale nicht zusammen, ebensowenig die Parietalia hinter dem Interparietale. Braun, jede Schuppe mit einem dunklen Querfleck am Hinterrande.

Beschreibung.

Form. Körper lang, dünn, im Durchschnitt abgerundet vier- eckig; Schwanz nicht abgesetzt (die Endspitze fehlt leider). Beine kurz; die vorderen reichen bei weitem nicht zur Ohröftnung, die hinteren sind etwa doppelt so lang wie jene. Die Länge der vorderen Glied- maßen ist mehr als siebenmal in der Entfernung zwischen Achsel und Weiche enthalten. Die dritte und vierte Hinterzehe sind von gleicher Länge.

Kopfschilder. Rostrale gewölbt. Internasale etwas breiter als lang, mit dem Rostrale breit zusammenstossend, so die Suprana- salia trennend. Fronto parietalia mit einander in Berührung. Interparietale länger als breit, mit vorderem rechten, hinterem spitzen Winkel. Parietalia schmal, ihre hinteren Enden durch die Spitze des Interparietale getrennt und hier kaum noch in einem Punkte mit einander in Berührung. Hinter dem kleinen Nasale liegen ein kleines Nasofrenale und zwei große Frenalia hinter einander. Sechs Supralabialia, davon das erste fast doppelt so lang Avie jedes der

8G J- Ct. Fisclier, Hevpetolofyische Bomevkunffen.

Eumeces (Riopa) zwei folgenden; das dritte und vierte, unter dem Ange liegend, sind

graciiis sp. n. jjjß|j|- di^ij-ch besondere Größe ausgezeichnet. Sechs Infralabialia

von ziemlich gleicher Größe. Hinter dem Mentale liegen ein

großes einfaches und mehrere Paare durch zwischengelagerte Schuppen

getrennte größere Submentalia.

Körperschiippeii glatt, breiter als lang, hinten abgerundet, in 24 Ileihen rund um den Körper; diejenigen der Seiten und des Bauches nicht merklich kleiner als diejenigen des Kückens. Von der Achsel- bis zur Weichen-Gegend werden längs der abgerundeten Eücken- kante 49 Querreihen gezählt. Keine Reihe größerer Schuppen unter dem Schw^anze. Prananalschuppen etwas größer als die benachbarten Bauch- schuppen.

Farbe oben und unten kastanienbraun. Auf jeder Rücken- und Seiten-Schuppe ein schwarzer Fleck, wodurch Punktreihen entstehen. Jederseits am Rücken eine Reihe fleckenloser Schuppen, wodurch hier der Anschein einer helleren Längsbinde hervorgebracht wird.

Maße. Kopf und Rumpf ß7 mm; Schwanz (defekt) 35 + x mm; Von der Schnauzenspitze bis zum Ohr 9 mm ; vom Ohr bis zum Vorder- bein wiederum 9 mra ; von der Achsel bis zur Weiche 45 mm; Vorder- bein 6 mm; Hinterbein 12 mm.

Durch die sehr schlanke Form und durch die Berührung des Internasale mit dem Rostrale ist unsere Art nahe verwandt mit Eumeces isodactylus Gnth. (Rept. Br. Ind. 23, T. XIII, A), von dem sie sich aber durch die größeren Schuppen und die Farbe unterscheidet. Mit Eum. punctatus Gr. stimmt dieselbe durch die Schuppengröße (24 Läugsreihen) und auch einigermaßen durch die Farbe überein, doch stoßen bei letzterem die Supranasalia beider Seiten hinter dem Rostrale zusammen und die Gliedmaßen sind länger. Letzterer Umstand, so wie auch die Farbe und die Schuppengröße unterscheiden unsere Art ganz abgesehen von dem Mangel einer eigentlichen durchsichtigen Scheibe des unteren Augenlides auch hinlänglich von Riopa albopunctata Gr., I». Hardwickii, Senira bicolor Gr. u. a. Arten.

Ein Exemplar mit leider defekter Schwanzspitze, Fligentum (No. 846) des Kön. Zoolog. Museums in Dresden, gesammelt von Hrn. Dr. Sdiachmherg auf Mindanao.

,T. (f. Fisclii'i', IIci'p('t()loois('li(' Bi'inorkiiiio'on. 87

3. Eumeces (Riopa) Schadenbergi ^j>. it.

von Mindanao. Tafel III, Fiour 2.

€har.ik1<M'('. Körper gedrungen. Beine und Krallen selir kurz. Eumeces (Riopa) Keine durchsichtige Augenscheibe. Schuppen in 28 Längsreihen, zwischen ^ciia.ionhoi-gi Achsel und Weiche in 46 Querreiheu. Supranasalia groß, hinter dem Rostrale zusammenstoßend. Überall dunkelbraun. Acht dunklere Längs- linien auf dem Rücken.

Beschreibung.

Form. Körper kräftig, im Durchschnitt abgerundet viereckig; Schwanz stark, nicht abgesetzt, langsam zugespitzt, wenig länger als der übrige Ktirper. Beine kurz: die vorderen reichen nicht bis zur Oliröffuung, die hinteren sind nicht ganz doppelt so lang wie jene. Finger und Zehen kurz, die dritte und vierte Hinterzehe von gleicher Länge. unteres Augenlid am llande mit einer Reihe winziger Schüppchen, von denen die mittelste die größte ist. Ohröftnung rund, often, ganzrandig.

Kopfschilder. Rostrale gewölbt, auf die Schnauzenfläche heraufgebogen. Supranasalia groß, dreieckig, mit der Innern Spitze hinter dem Rostrale zusammenstoßend. Praefrontalia rhombisch, durch das mit dem Liternasale in Berührung stehende Frontale von einander getrennt. Letzteres rhombisch, wenig länger als breit. Fron t opariet alia groß, median zusammenstoßend und so das Frontale von dem ziemlich großen Literparietale trennend. Parietal ia schmal, bandartig, zu einem halbkreisförmigen Schilde (V individuell) hinter der Spitze des Interparietale mit einander ver- schmolzen. — Vier Snpraorbitalia, davon das zweite das größte ist und mit einer Spitze median über die anderen vorragt. Hinter dem Nasale liegt ein kleines Nasofrenale und zwei große Frenalia hinter einander. Je sechs Schilder umsäumen jederseits die Ober- und Unterlippe; die unter dem Auge liegenden Supralabialia sind nicht größer als die übrigen. Hinter dem Mentale liegt ein einfaches Subraentale; die übrigen an die Infralabialia stoßenden Schuppen sind vor denen der Kehle nicht ausgezeichnet.

Körpers{'hii]>i)en glatt, breiter als lang, hinten abgerundet, am Bauche nicht viel kleiner als am Rücken, in )l^ Längsreihen (rund um die Mitte des Körpers gezählt). Von der Achsel- bis zur Weichengegend zählt man längs der oberen abgerundeten Seitenkante 40 Querreihen. Keine Reihe größerer Schuppen unter dem Schwänze. Praenanalschuppen kaum größer, als die vorhergehenden Bauch- schuppen.

88 J- ^- Fisclior, ITerpetolotiischo Beinevkiino-en.

Eumeces (Eiopa) Farbe. Oben und unten gleichmäßig dunkelbraun. Jede

Schadenbergi gd^^ippg (^[g^. mittleren acht dorsalen Reihen mit einem schwarzen Längsstreifen, welche Streifen in ihrem Zusammenhange acht schwarze ununterbrochene Längslinien bilden, die sich in geringerer Zahl auch auf dem Schwanzrücken fortsetzen. Seiten- und Bauch-Schuppen mit schwachem dunkleren Saume.

Maße. Kopf und Rumpf 85 mm; Schwanz 92 mm; Totallänge 177 mm; von der Schnauzenspitze bis zum Ohr 14 mm; von der Achsel bis zur Weiche 52 mm; Breite des Körpers 15 mm; Vorderbein 11 mm; Hinterbein 19 mm.

Der gedrungene Körper, die Kürze der Glieder, der Mangel einer durchsichtigen Augenscheibe, die Zahl der Schuppen und die Färbung unterscheiden unseren Eumeces Schadenbergi von den übrigen verwandten Formen.

Ein Exemplar (No. 845) des Königl. Zoolog. Museums in Dresden, durch Herrn Dr. ScJiadenherg von Süd-Mindanao eingesandt.

4. Euprepes (Euprepes) Pantaenii sp. n.

aus Westafrika. Taf. III Fig. 3, a und b.

Euprepes Charaktere: Frontoparietalia bald getrennt, bald median mit

Pantaenii sp. n. einander verschmolzen. Interparietale ein längliches Viereck mit sehr spitzem vorderem und hinterem Winkel; Körperschuppen in der Mitte des Rumpfes in 29 Längsreihen , auf dem Rücken mit drei bis fünf Kielen. Oben olivengrün, unten grünlich weiß; längs der Mitte jeder Seite eine schmale weiße Längsbinde.

Beschreibung. Form. Ziemlich schlank, Kopf kurz, Schwanz etwa l'/smal so lang wie die Entfernung der Schnauzenspitze vom After. Beine kurz; die Kralle des längsten Fingers reicht bis zur Frenalgegend, diejenige der längsten (vierten) Hinterzehe reicht nicht bis zur Achsel. Werden beide Gliedmaßen einer Seite an den Leib gelegt, so treffen sich die Wurzeln der Finger und Zehen. Erstere wachsen in ihrer Größe in folgender Reihenfolge: 1, 5, 2, 3 = 4; letztere: 1, 2, 5, 3, 4. Unteres Augenlid mit großer durchsichtiger zentraler Scheibe. Ohröffhung groß, kreisförmig, mit drei bis vier wenig vorragenden Spitzen am Vorderrande.

.1. Ci. I''isclicr. ]It'ii)i't(il()oiscli(^ r.oniorkuiiü'cii. 89

Ko])fschil(lei'. Rostrale breiter als hoch, gewölbt. Supranasalia Euproijos schmal, median mit einander in Berührung. Internasale etwas '^^ a*^"'i '^i'- "• breiter als lang; die vorderen Kanten stoüen nnter stumpfem Winkel zusammen, die hinteren sind eingebuchtet, nnd würden unter spitzem Winkel zusanimenstoüen, wenn nicht die hintere Spitze des Schildes durch das damit in Berührung stehende Frontale abgestutzt erschiene. Praefrontalia länglich viereckig mit vorderen abgerundeten Kanten, median nicht mit einander in Berührung. Frontale länglich; die kürzeren vorderen Kanten sind unter spitzem Winkel gegen einander geneigt; die viel längeren Seitenkauten konvergieren, die kleinsten, hinteren Kauten stoßen unter rechten Winkel zusammen ; doch ist bei einem der vorliegenden Exemplare das hintere Ende des Frontale individuell mit den beiden ebenfalls zu einem Schilde verwachsenen Fronto})arietalia verschmolzen (Taf. III Fig. 3 a). Diese bilden mit ihren inneren Hinterrändern einen spitzen Winkel, in den sich das Vorderende des Interparietale hineinlegt. Dies ist ein lang- gezogenes schmales Viereck, doppelt so lang wie breit, dessen vorderer spitzer Winkel größer ist als der hintere, dessen beiden Seitenwinkel entsprechend stumpf sind. Parietal ia groß, dreieckig, jedes mit abgerundetem Hinterrande, hinter dem Interparietale entweder nicht oder nur in einem Punkte zusammenstoßend. Hinter denselben liegen zwei kurze, seitlich sehr ausgedehnte, bandartige Occipitalia. Supra- orbitalia 4, von denen das zweite bei weitem das größte ist. Sieben Superciliaria. Nasale länglich viereckig; das runde Nas- loch liegt in seiner Mitte. Zwei Frenalia hinter einander, das zweite höher, und in seiner oberen Kante länger als das erste. Sieben Oberlippenschilder; das fünfte, sehr große, liegt als Suborbitale unter dem Auge; sein Vorderrand steht vertikal, ebenso wie der Hinterrand, der obere ist nicht größer als der untere. Sieben Infralabialia; das zweite ist sehr klein, die beiden letzten sind schuppenförmig, länghch. Hinter dem Kinnschilde liegt ein großes einfaches Postmentale; auf dies folgen zw^ei Paare Submentalia, von denen die des ersten Paares aneinander stoßen , die des zweiten durch eine dreieckige Schuppe von einander getrennt sind.

Köri)ers('hu])i)eii am Nacken und an der Schwanzwurzel mit fünf, am Ptückeu mit drei Kielen, am Bauche glatt. In der Mitte des Rumpfes werden 29 Längsreihen gezählt, zwischen Achsel und Weiche 33 bis 35 Querreihen. Praeanalschuppen etwas größer, als die benachbarten. An der Unterseite des Schwanzes, vom zweiten Drittel an auch an der Dorsalseite, eine Reihe großer sechseckiger Schilder.

90 J. G. P'isclicr, Ilerpetologisclie Beinei'kungen.

Euprepes Fai'Le. Eückeii olivenfarbig, nacli den Seiten lierah diinlder,

Pantaenii sp. n. ^^j^^^j^ grünüclnveir?. Von der weiCkm Oberlippe geht jederseits eine weiße Binde durch die untere Hälfte des Ohrs hart über dem Schulter- gelenk fort längs der Mitte der Körperseite bis zur Weiche; dieselbe umfaf.Jt anfangs zwei bis drei, von der Mitte des lUmipfes an nur eine Schuppenreihe. Keine helle oder dunklen Flecke an irgend einem Teile des Körpers, keine dunklen Säume der Kopfschilder.

Maße in mm. Totallänge. Schwanz. Vorderbehi. Hinterbein.

a: 183 109 94 33

b: 193 120 25 35.

Das Exemplar a stammt von Sierra Leone, gesammelt von Herrn S. Stahl, No. 7 99 meiner Privatsammluug; h gehört zu den letzten Sendungen des um das Lübecker Museum hochverdienten, vor kurzem am Cameroon ermordeten Herrn Karl Pantaemus; zu seiner Ehre wurde die Art benannt. Das Stück ist No. 1760 des Naturhistorischen Museums in Lübeck.

Die große Übereinstimmung beider Exemplare, von denen nur das eine (a) verschmolzene Frontoparietalia, und sogar das Frontale mit denselben verwachsen zeigt, während bei dem anderen (b') diese Schilder getrennt sind, läßt es übrigens nicht ratsam erscheinen, eine solche Verschmelzung der Frontoparietalia als Artcharakter zu ver- wenden, wie es bei Eup. bistriatus Gr. (^= vittatus Gravh.- = Graven- horstii D. B.), bei Eup. Delalandii D. B. und bei Eup. Isselii Pets. geschehen ist.

Euprepos

5. Euprepes (Euprepes) Warthii sp. n.

aus Ostindien.

Charaktere: Supranasalia zusammenstoßend. Unteres Augenlid (Eupropos) mit großer durchsichtiger Scheibe. Vorderer Rand der Ohröffnung mit Avarthii sp. n. ^.^^^ spltzeu, vorrageudeu Schuppen. Körperschuppen in 38 Längsreihen, diejenigen des Rückens mit drei, der 2 bis 4 dorsalen Mittelreihen mit nur zwei Kielen. Praeanalschuppen nicht merklich größer, als die der Umgebung. Eine Reihe großer unterer Schwanzscliilder. Braun, unten bläulich grau, einzelne Seiten schuppen je mit einem weißen Fleck.

.T. (i. Fischer. irr'r]ict()logisclu' r>ciii(M'l<mi,ü'Pii. 91

P)Gsclireil)iiug.

Köi'iM'i'foi'in /iemlicli gedvungon, Schwanz nicht abgesetzt, rasch Kuja-opes zugespitzt, fein aushiufend. Beine ziemlich kurz; tlio Krallen der an ^VT^jlJJI^i*"'^!^'^'',, den Leib gelegten Vorderfüße reichen bis zur Mitte des Auges; die- jenigen der Hinterfüße nicht ganz bis zur Achsel. Nach ihrer Größe folgen die Finger in der Ordnung: 1, 2, 5, 4, 3, die Zehen: 1, 2, 5, B, 4, Unteres Augenlid mit sehr großer durchsichtiger Scheibe. Ohröffnung ein vertikal stehendes Oval, ihr Vorderrand mit vier zahnartigen Schuppen.

Kopfschildcr. Ilostrale wenig breiter als hoch, auf die Schnauzen- fläche heraufgebogen, durch die hier zusammentreffenden schmalen Supranasalia von dem rhombischen Internasale getremit. Letzteres wenig breiter als lang. Praefrontalia fünfeckig, breit mit ein- ander in Beridirung. Frontale länglich mit konvergierenden Seiten; die vorderen Kanten bilden einen stumpfen Winkel, die hinteren sind abgerundet. Frontop arietalia groß, fast so lang wie das Frontale, breit zusammenstoßend. Int er parietale dreieckig mit abgerundeter hinterer Spitze, die beiden Parietalia bis auf einen Punkt von einander trennend. Hinter denselben keine durch besondere Größe ausgezeichneten Occipitalia. Vier Supraorbitalia, von denen das erste das kleinste, das zweite das größte ist. Nur dies letztere steht mit dem Außeurande des Frontale in Berührung. Nasale viereckig, mit dem Nasloch in der Mitte, ganz auf dem ersten Labiale ruhend. Hinter demselben, bezw. auf dem 2. und 3. Labiale stehend, zwei größere viereckige Frenalia, und, auf dem vierten Lippenschilde ruhend, ein kleineres drittes, dessen vorderes Ende sich teilweise bis unter die Augenspalte erstreckt. Ueber dem zweiten Frenale beginnt eine Pieihe von fünf Superciliarschildern, von denen die zwei ersten die längsten und höchsten, das dritte das kürzeste und niedrigste ist. Jedes Augenlid ist an seinem Rande mit einer Reihe kleiner, aber vorragender, viereckiger Schildchen eingefaßt. Hinter dem Auge folgen bis zur Ohröffnung 5 bis 0 Pveihen größerer glatter Schläfenschuppen. Supralabialia sieben, das fünfte sehr groß, mit vertikalem Vorder- und Hinterrande; dies und das sechste liegen unter der Orbita. Neun Infralabialia, die hinteren wenig kleiner als die vorderen und mittleren. Hinter dem sehr großen Kinnschilde liegt ein unpaares und zwei Paare größerer durch Schuppen getrennter Submentalia, auf die längs der Infralabialia jederseits noch 4 bis 5 größere, länglich viereckige Schilder folgen.

Kör])erschii]»i)eii in der Mitte des Kcirpers in 38 Längsreihen, davon 10 auf dem PJicken, hier und an der oberen Seitenpartie dreikjelig. Von der Achselgegend bis zur Weiche werden längs der

92 -T. G. Fischer, Ilerpetologisclie Born erklingen.

Euprepes ahgenindeten seitlichen Kückenkante 32 bis 34 Schuppen gezählt. In (Enprepes) ^j^^. -^[[[Iq (\qy Päickengegend wird der mittlere der drei Kiele s;anz

Warthii sp. ii. . > . .

schwach und verschwindet, so daß die Schuppen der vier dorsalen Mittelreihen —wie bei Tiliqua bicarinata Pets, aus Hongkong zweikielig erscheinen. Bauchschuppen glatt, abgerundet. Praeanal- schuppen nicht merklich grösser, als die übrigen. Die innere Hand- und Fußfläche ist mit abgerundeten Höckerschuppen, die untere Fläche der Finger und Zehen mit einfachen Schienenschuppen bekleidet.

Farbe oben einfach braun, unten weißlich grau. P]inzelne unregelmäßig zerstreute Schui)pen der Körperseite zeigen einen hinteren weißen Fleck, andere einen vorderen schwarzen Saum. Ein solcher findet sich auch auf der proximalen Plälfte der Schuppen an der seitlichen Grenze des Pvückens, wodurch hier eine sehr schwache dunkle Läugslinie entsteht. Das Kinnschild ist schwarz gefärbt.

Das vorliegende Stück mißt von der Schnauzenspitze bis zum After 38 mm, der Schwanz desselben 75mm. Es ist Eigentum des Köuigl. Naturalienkabinets in Stuttgart (No. 2285), gesammelt von Herrn Warth in Dehra-Dun, in einer der Nordwest-Provinzen von Ostindien.

6. Rhegnops Sargii ^^p. n.

aus Guatemala.

(Rhegnops Cope, Proc. Ac. Philad. 18GG, 128). Rhegnops Drei von Herrn Konsul Sarr/ au das Köuigl. Naturalieukal)inet

Sargii sp. n. ^^^ Stuttgart aus Guatemala eingesandte Exemplare zeigen über- einstimmend folgende Schuppenformel:

Sq. 15. Oc. 0—2; Lab. ^^; "ö^;

, . . 30—38 Te. 1 + 1; Ve. 135—142 + Vi +

Alle drei stimmen mit Copes Rh. visoninus aus Honduras in der Pholidosis ziemlich überein, doch ist die außerordentliche Aus- dehnung der Kehlfurchenschilder noch weiter getrieben, als bei dem typischen Elxemplar dieser Art. Es wird nämlich durch sie jederseits das zweite Infralabiale nicht nur zu einer länglichen Linie reduziert, sondern überhaupt teilweise von der Begrenzung der Unterlippe ausge- schlossen, an die sich hier eben das Kehlfurchenschild vordrängt, so durchaus an die entsprechende Bildung von Adelphicos Jan. erinnernd.

J. (i. I''isclicr. llcrnrtoloyisclic I>ciiii'r]<uiio-eu.

93

Bei R. visoninus erstreckt sich auüerdeni jedcrseits eine auf der mmsuoiis fünften Scliuppenreihc liegende dunkelbraune Linie vom Nacken zum '"^'"'^''^ ^^'' "' Schwanz, während unsere drei Stücke übereinstimmend unten gelb, üben dunkelbraun gefärbt sind und keine Spur solcher Längsl)inden zeigen. Die Länge des Schwanzes variiert bei unseren Stücken zwischen '/ü und 'Aj der Totallänge. Ich finde folgende Zahlen:

Ventralia.

x\nalsc]iild.

Untere SclnvanzschiUler.

Länge Total.

in mm Schwanz.

a.

141

l/l

28

250

28

b.

142

l/l

26

273

31

c.

135

Vi

38

27G

44

Zu bemerken ist noch, daß die Gattung Rhegnops Cop9 (186G) in allen Merkmalen mit Jan's Adelphicos (18G2) überein- stimmt, so dal.i nur der von Jan angegebene Fundort Java seines Ad. quadrivirgatus verhindert, sowohl den Cope'schen R. visoninus, als auch unsere Art der Gattung Adelphicos Jan zuzuzählen.

7. Geophis Schadenbergi sji n.

von Mindanao. Tafel III, Fig. 4.

Sq. 17; Oc. 0—2; Lab.

8 e_

8' 4. 5'

/ 58 63 \

\~2 V)-

1+2 + 3; Ve. (179 193) + 1 63

<1). n.

Charaktere: Frontale fünfeckig, merklich länger, als breit; acht Geopiüs Oberlippenschilder; Frenale lang; kein Praeokiilare; 17 Längsreiheu von ^ciiadcnbergi Schuppen. Oben einfarbig braun oder dimkelgrau , Bauchseite gelb.

B e s c h r e i b u n g. Form: Körper ziemlich schlank, mäßig zusammengedrückt, IBauchseiten abgerundet, Kopf lang, schmal, eben so wenig abgesetzt

sp. n.

94 J. G. Fischer, Ilerijctulogisclic Beiiierkuugon.

Geophis wie der Schwanz; letzterer ^ bis l der Totalläoge. Schnauze spitz Sciiiuienbcrsi ^^^^ abgerundetem Canthus. Auge ziemlich groß mit runder Pupille. Kopfschilder: Rostrale schmal, höher als breit, mit der oberen Spitze ein wenig zwischen die sehr kleinen, unregelmäßig fünf- eckigen Internasalia eindringend. Praefrontalia sehr groß, ihre gemeinschaftliche Naht mehr als viermal so lang wie die der Inter- nasalia, mit der Seitenfläche zum Frenale herabgebogen, und über dem letzteren an die Orbita tretend. Frontale fünfeckig, 1^ mal so lang Avie breit; der Vorderrand ist gerade, die Seitenränder konvergieren wenig, die Hinterränder treten unter spitzem Winkel zusammen, Parietalia groß; ihre gemeinschaftliche Naht etwa so lang wie das Frontale; der äußere Teil des Vorderrandes steht mit dem oberen Postokulare in Berührung. Jedes Supra orbitale schmal, hinten wenig breiter als vorn, wo es an den Hinterrand des Praefrontale seiner Seite stößt. Zwei sehr kleine Nasalia, zwischen denen das Nasloch in der Mitte liegt. Ein sehr langes Frenale (etwa viermal so lang wie hoch) erstreckt sich längs des seitlichen Praefrontalrandes an die Orbita mit einer Kante, die etwa halb so groß ist, wie die an das Auge stoßende Naht des Praefrontale. Es ruht auf dem 3., 4. und 5. Labiale. Praeokularia fehlen. Zwei Po stokularia; das untere, länglich viereckige, ruht mit seiner unteren schmalen Kante auf dem sechsten, mit der hinteren, breiteren auf dem siebenten Labiale; das obere, höher als jenes, ist dreieckig mit nach hinten gerichteter Spitze. Temporalia 1 + 2 + 3. Das erste ist bei weitem das größte und ruht auf dem siebenten und achten Oberlippenschilde und steht mit beiden Postokularia in Berührung; das oberste der dritten Pveihe ist doppelt so groß wie das entsprechende der zweiten. Ausnahmsweise sind die beiden SchUifenschilder der zweiten Reihe bei einem Exenii)lar an der linken Seite zu einem einzigen Schilde verschmolzen. Acht Oberlippenschilder jederseits, davon die vier ersten sehr klein; das längliche fünfte trägt außer dem Frenale und dem Praefrontale mit zur Begrenzung des vorderen Augenrandes bei; das sechste, größer als eines der vorhergehenden, liegt unter dem Auge, und begrenzt mit seinem kürzeren oberen Rande die Orbita. Das achte ist bei weitem das größte von allen. Acht Paare Unter- lippenschilder, von denen die sehr schmalen des ersten Paares hinter dem schmalen, bandartigen Mentale an der Kiunfurche zusammen- stoßen. Das fünfte ist von allen das größte und zugleich das letzte derjenigen, die von außen an das Kehlfurchenschild ihrer Seite stoßen. Letzteres ist groß, mit demjenigen der anderen Seite fast eine Kreisfläche darstellend. Auf dies Paar folgen, an die hinteren Kehl-

Sp. 11.

J. (i. Fischer, lIcrpctnlDgisclie Bciiici-kuiigcn. 95

furclienscliilflei- mancher Leptognatlius-Arten erinnernd, noch zwei Paar Geopins größerer, in tler Kehlfurche zusamnienstorjendcr Schikler. bc laj^eu^cigi

Körpcrs('hup}KMi glatt, ohne Endporen, von rhombischer Form, nach den Seiten herab wenig größer, in 17 Längsreihen. Bauchschilder seitlich ziemlich stark heraufgebogen, ohne KantcD. Analschild einfach, untere Schwanzschilder doppelt.

Farbe oben rotbraun (zweites Exemplar schiefergrau) nach den

Seiten heller, ganz ohne alle dunkle oder helle Streifen oder sonstige

Abzeichen. Bauchseite gelb.

Untere Maße in mm. Totallänge. Schwanz. Bauchschilder, gchwanzschuppcn.

a. (iOO 97 193 5S

1). 485 94 179 (33

2 Von den bei der Vergleichung in Betracht kommenden indischen Arten ist unser Geophis Schadenbergi durch seine zugespitzte Schnauze, sein langes Frenale , die durch letzteres in der Größenent- wickelung behinderten Nasalia und vorderen Lippenschilder am nächsten mit G. microcephalus Gnth. und G. stenorhynchus Gnth. verwandt. Beide unterscheiden sich durch den Besitz von nur G Oberlippenschildern, durch ein sechseckiges Frontale von gleicher Länge und Breite, durch nur 13 15 Längsreihen von Schuppen, durch die Färbung und eine

geringere Zahl von Bauchschildern (148 + ^ bei microcephalus,

AI

,^^ ,_. , , 17 37 bei stenorhynchus). 129 —131 + ^^ -^ '

Zwei Exemplare, in Süd-Mindanao gesammelt von Herrn Dr. SchadenhcKj. Eigentum des Kön. Zool. Museums in Dresden, No. 1293 und 129-1 der Schlangensammlung.

8. Virginia fasciata ^p. n.

aus Guatemala.

Sq. 17; Oc. 0—2; Lab. -^; --^; Te. 1+2 + 3.

/ 3.4

Charaktere: Schuppen gekielt, in 17 Läugsreilien : zwei kleine vii-giuia Internasalia ; kein Praeokulare, zwei Postokularia; sechs Supralabialia; ^'^^^^^^^ ^^'- ^■ Analschild einfach; mehr als 180 Baiichscliilder. Graubraun mit zalil- reichen schwarzen Querbinden; Bauch gelblich mit unregelmäßig zer- streuten schwarzen Flecken.

96 J- ^"- l'isL'her, Hcrpctiilogische Eeiiierkuiigen.

Beschreibung. Virginia Körperforiii ziemlich gedrungen, Kopf wenig abgesetzt. Schwanz

fasciata sp. n. j^ijgegetzt, rasch verdünnt, spitz auslaufend, Vo bis Vs der Totallänge. Auge klein, Pupille vertikal oval.

Kopfschilder. Rostrale klein, ganz an der Vorderfläche der Schnauze gelegen. Zwei sehr kleine dreieckige Internasalia. Prae- frontalia groß, viereckig, so breit wie lang, seitlich auf das lange Frenale herabgebogen, mit der äußeren hinteren Spitze über dem letzteren an die Orbita tretend. Frontale fünfeckig, wenig länger als breit und als eines der Praefrontalia ; die Seitenränder schwach konvergierend, die Hinterränder unter rechtem Winkel zusammen- tretend. Parietalia groß, so lang oder etwas länger, als ihre Entfernung von der Schnauzenspitze, ihr Vorderrand jederseits mit dem oberen Postokulare in Berührung, die Hinterränder abgerundet. Zwei Nasalia von fast gleicher Größe, das Nasloch in der Mitte zwischen beiden. Ein langes viereckiges Frenale, auf dem 2. und 3. Labiale ruhend und zugleich mit letzterem so wie mit dem Prae- frontale die Orbita von vorn begrenzend. Kein Prae okulare. Zwei viereckige Po st okular ia, das obere größer als das untere; letzteres ruht auf der Naht des 4. u. 5. Labiale. Schläfen schil der 1 + 2, das erste groß, rechteckig, auf dem fünften Labiale liegend. Der Außenrand des Parietale wird von zwei länglichen Schildern begrenzt, von denen jedoch das zweite zuweilen in zwei kleinere geteilt ist. Sechs Oberlippenschilder, von vorn nach hinten an Größe zunehmend, das sechste bei weitem das größte ; das Auge liegt über dem vierten, doch beteiligt sich, Avie oben gesagt, auch das dritte durch sein hinteres oberes Ende an der vorderen Begrenzung der Orbita. Kinnschild klein. Sieben Infralabialia jederseits, die des ersten Paares an der Kehlfurche zusammentretend; das fünfte ist das größte und zugleich das letzte, das außer den vorhergehenden mit Kehlfurchen schildern in Berührung tritt. Von letzteren sind die des ersten Paares drei- bis viermal so groß wie die des zweiten. An letzteres schließt sich eine Reihe Kehlschuppen an. Körper schuppen in 17 Längsreihen, rhombisch mit abgerundeter hinterer Spitze, nach den Seiten herab beträchtlich größer werdend. Sie sind bis auf die der 2 (3) äußeren Reihen mit mäßigen Kielen versehen, welche namentlich nach den Seiten herab schwächer werden. Das Anal- schild ist ungeteilt, die unteren Schwanzschilder sind paarweise geordnet. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 184 bis 196, die der Subkaudalia 51 bis 56 Paare.

J. G. Fischer Herpetologische BcMnerkuugen.

97

Am Oberkiefer stehen jetlerseits 0 kleine nach hinten gebogene Virginia Zähne, von denen keiner isoliert steht und keiner gefurcht ist. fasciata sp. n.

Farbe. Oben schmutzig braun-grau, unten gelblich. Viele (bei b bis zum After 37, bei a 45) schwarze, weißgesäumte Querbinden. Diese sind in der Mitte des Rückens am breitesten, hier meist durch einen Zwischenraum von einer Schuppe getrennt, doch auch hin und wieder zusammenfließend ; nach den Seiten herab verschmälern sie sich rasch und nehmen hier nur eine, am Aüfange des Körpers auch zwei Schuppen ein. Auch auf der Dorsalfläche des Schwanzes sind (10 14) solcher Querbinden zu beraerkeu, die jedoch, namentlich gegen das Ende hiu, mehr oder weniger mit einander verschmelzen. Die Querbinden erstrecken sich bis auf die äußeren Enden der ihrer Stellung entsprechenden Bauchschilder in Form eines schwarzen, auf jedem vierten oder füuften Ventrale liegenden Fleckes herab. Außer- dem zeigt die Bauchfläche eine nach hinten zunehmende Zahl unregel- mäßig geordneter runder, auch viereckiger, schwarzer Flecke. Unterseite des Schwanzes mit dicht gedrängten meist viereckigen, unregelmäßig zerstreuten schwarzen Flecken. Kopf oben schwarz, welche Farbe sich auch auf den oberen Teil einzelner Labialia herabzieht. Bei einem Exemplar ist auch das Mentale, das erste Paar der Infralabialia und ein Teil der Kinnfurchenschilder schwarz gefärbt.

Die beiden vorliegenden Exemplare besitzen:

Bauch- schilder

Analschild

Untere

Schwanzsch.

Totallänge in mm

Schwanz in mm

a.

196

1

51 ~2"

673

110

b.

184

1

56

T

520

108

Unsere Art ist von allen bekannten Species dieser Gattung durch das ungeteilte Analschild, durch die größere Zahl der Bauch- schilder und Subkaudalia sowie durch die Farbe verschieden. Im übrigen stimmt sie am meisten mit V. elegans Kenn. (1859) überein.

Zwei Exemplare (No. 2454) des Königl. Naturalieukabinets in Stuttgart, an dasselbe eingesandt aus Guatemala durch Herrn Konsul Sarg.

7

0

1 l"

98 J- ^'- Fii^flier, Herpetulogisclie Beraeiknugen.

9. Enicognathus bilineatus ^p. n.

aus Santos. Taf. Iir. Fig. 5.

Sq. 17-, Oc. 1 2; Lab.

Te. 1 + 3; Ve. 140 +

Enicognathus Charaktere: Kopf oben scliwarz, von einer gelben Super-

bihueatus sp. n. ziüarlinie gesäumt : eine blaugraue Mittelbinde längs des Rückens, jeder- seits davon eine feine schwarze Längslinie auf rötlich grauem Grunde; Bauch gelb, jederseits mit einer schwarzen Fleckenreihe.

Beschreibung.

Kopfschilder. Piostrale wenig breiter als hoch, gerade die obere Scbnaiizenfläche erreichend. Praefrontalia drei bis viermal so groC? v'ie die Internasalia, seitlich zum Frcnnle berabgebogen. Frontale fünfecldg, doppelt so lang wie ])reit; A'orderrand gerade, Seitenränder fast parallel , Hinterränder unter spitzem Winkel zu- sammentretend. Parietalia grofj, ihre gemeinschaftliche Naht etwas kürzer als das Frontale; das äußere Ende des Vorderrandes steht mit dem größten Teil des oberen Postokulare in Berührung. Die hinteren Enden weichen zur Aufnahme einer Nackenschuppe unter rechtem Winkel auseinander. Zwei Nasalia von gleicher Größe. Frenale klein, viereckig, auf der Mitte des zweiten Labiale ruhend. 01)ere Spitze des Prae okulare auf die Stirnfläche heraufgebogeu, jedoch von der Außenecke des Frontale entfernt bleibend. Von den zwei Postokularia ist das obere doppelt so groß wie das untere; letzteres ruht auf der Naht zwischen dem vierten und fünften Labiale. Das einzige Temporale der ersten Reihe sehr groß, mit dem sechsten und siebenten Lippenschilde in Berührung; dahinter noch 2 + 3 kleinere. Supralabialia 7, vom ersten bis zum sechsten alluiählich an Größe zunehmend ; das dritte und das vierte liegen unter der Orbita. lufralabialia 8; die des ersten Paares hinter dem Mentale an der Kinnfurche zusammentrefiend, die der ersten fünf Paare mit Kehl- furchenschildern in Berührung. Letztere schmal, die des zweiten Paares 1*2 mal so lang wie die des ersten, mit ihren Enden zur Aufnahme einer großen Kehlschuppe auseinanderweichend.

Körperschuppen länglich rhombisch, glatt, in 17 Längsreihen, die der äußeren Reihen al'niählich gi'üßer. Die dorsalen und seitlichen Schuppen des Schwanzes werden gegen das Ende hin beträchtlich

J. G. Fischui', Ik'rijelulogisclio Liciuei-kuiigeu. 99

ffröfser und sechseckig. Das letzte Ende wird von einer einlachen Knicognatims länglichen llornspitze gehildet. Bauchschilder seitlich wenig heraut- gebogen; Anale geteilt, untere Sehwanzschuppen paarig.

Farbe. Oben rötlich grau, die einzelnen Schuppen schwarz gepulvert. Die Schuppen der fünf dorsalen Mittelreihen bläulich, so eine raattgefärbte Mittelbinde bildend, welche vom Hinterhaupt beginnt und, ohne gegen die rötlich grauen l)enachbarten Schuppen scharf ab- gesetzt zu sein, sich, längs des Körpers verschmälert, bis zum Ende des Schwanzes erstreckt. Jederseits auf den Schuppen der vierten Reihe (von aufsen gezählt) eine feine schwarze, oben hellgesäumte Längslinie; dieselbe beginnt seitlich am Hinterhaupt und verläuft bis zum Ende des Schwanzes. Kopf oben schwarz, diese Färbung ein- gefaüt durch eine jeilerseits vom Rostrale beginnende gelbe Längslinie, die über die Frenalgegend und das Auge fortläuft, und sich bis zum oberen Temporale der zweiten Reihe erstreckt. Auf jedem Parietale, nahe der Mittelnaht ein kleiner gelber Fleck (an En. taeniolatus er- innernd). Rostrale, Lippen und Kehlgegend gelb, das Gelb der Ober- lippe scharf abgesetzt gegen das Schwarz der Zügel- und der Schläfen- Gegend. Auf jedem der ersten fünf Oberlippenschilder ein kleiner schwarzer Fleck, auf einigen Infralabialia und Kehlschuppen einzelne zerstreute Flecke von gleicher Farbe. Bauchseite gelb; an dem Aufaenteile jedes Bauchschildes ein in die Länge gezogener scharf markierter schwarzer Fleck, wodurch jederseits eine, auch unter dem Anfange des Schwanzes noch sichtbare, schwarze Fleckeureihe entsteht.

Totallänge 325 mm; Schwanz OO mm.

Unter den Arten mit 17 Schuppeureihen, mit sieben Oberlippen- sehildern und mit 1 -f 2 Schläfenschuppen erinnert unsere Art durch die weifse über Frenalgegend, Auge und Schläfe fortziehende Linie und die zwei Fleckenreihen des Bauches einigermaßen an En. elegans Jan. (Arch. p. la Zool. H, 268) der jedoch durch zwei breite braune Seiten- binden, und die abweichende Zahl der Bauschilder Il64 + -^1 ^^i'^" länglich unterschieden ist ').

Ein von einem Händler gekauftes Exemplar (No. 858) meiner Privatsammlung, angeblich aus Santos.

1) Jan o-iebt dieser Art ein „Anale eutiero'S was bei keinem Enicognathus bisher beobachtet wurde. Die Abbildung in der Jcouographie (Livr. 16, PI. I, Fig. o) zeigt ein geteiltes Aualschild.

100 J. G. Fischer, Herpetologische Bemerkuugen.

10. Scaphiophis albopunctatus Pets.

Monats-Ber. Akad. lierliu 1870 pag. 645. Taf. III. Fig 6.

Scaphiophis Zwei dem Braunscliweiger Museum gehörige Exemplare

aiboiumctatus r^^y^ 72!)8 uucl 7299) dieser merkwürdigen Schlauge zeigen eine größere

Pcts. '

Zahl von Schuppeureihen als das typische Stück der Berliner Samm- lung, nemlicli 27, hezw. 29 gegen 23. Bei einem derselben (7299) ist das Frenale beiderseits mit dem Postnasale verschmolzen (Tafel III Fig. (ic), während das zweite die von Peters beschi'iebene isoHerte Lage zeigte (Fig. Ob). Die Parietalia sind, wie bei dem tyi^ischen Stücke, in kleinere Stücke geteilt, jedoch nicht in nnregelmäßiger Weise, sondern bei beiden Exemplaren übereinstimmend in 7 Schilder, welche in drei Reihen vollkommen symmetrisch gelagert sind, und im Kleinen die Gestalt mittlerer und hinterer Kopfschilder wiederholen, nemlich die drei Reihen von 1) zwei Praefrontalia, von 2) einem Frontale und zwei Supraokularia, und von 3) zwei Parietalia. (Taf. III Fig. 6a). Es scheint hiernach, daf.j eine biild so, bald anders stattfindende Zer- teilung der Parietalia in kleinere Schilder nicht , wie Peters meinte, eine abnorme ist, sondern ebenso zu dem Charakter der Gattung gehört, wie der das Auge vollständig umschließende Schilderkreis.

Die Exemplare zeigen folgende Maße:

Bauch- schilder

Analschild

Schwanz- schilder

Totallänge in m

Schwauzlängc in m

a

225

Vi

65 2

0,458

0,074

b

240

Vi

64

2

0,395

0,065

Berliner Exemplar

210

'/i

64

0,352

0,057

Die beiden Stücke des Braunschweiger Museums stammen aus Nubien, ein Geschenk des Herrn Pieiche. Das Originalexemplar der Berliner Sammlung war aus Keta (Guinea) eingesandt.

.T. G. Fischer, Ilerpetologische P.omctlaingeu. 101

11. Compsosoma melanurum '^V7//.

\':ir. cnjiliriiru'iti Sal. Müll.

Herr Dr. ScJiadenhcrg saimnelte in Süd-Mi iidaiiao vier Exemplare compsosoma

der durch rötlielien Scliwanz e-elcennzeichiieten Varietät, die deiunacli melanurum

eine ziemlich weite Verbreitung zu haben scheint. Wie Günther var.

(Pr. Zo. So. Lo. 187P., 109) liervorhelit. haben Dumeril und Bibron evythrurum

^ . Sal. Müll.

dieselbe von Java (als Plagiodon erythrurus) beschrieben, und wurde sie von Jan zweimal, als PI. erythrurus von Java (Livr. 20 PI. IV. Fig. 3) und als Elaphis melanurus Var. manilensis D. B. von Manila (Liv. 21, PL IV. Fig. 2) abgebildet.

Zwei alten P^xemplaren (1,43 m und 1,07 m) fehlen alle dieser Art eigentümlichen schwarzen Streifen und sonstigen Abzeichen au Kopf, Hals und Körper. Zwei junge Stücke zeigen zahlreiche, eine Schuppe breite, weiße, auf dem Rücken meist in zwei Hälften geteilte Querbinden, die dann an beiden Seiten mit einander abwechseln. Jede derselben geht von einem schwarzen quadratischen Fleck am Ende eines Bauchschildes aus. Ein schwarzer Streif unter dem Auge an der Grenze des fünften und sechsten Oberlippenschildes, ein zweiter vom Auge aus schräge nach hinten abwärts an der Grenze der Schläfen- schuppen und des siebenten und achten Labiale.

Im übrigen stimmt diese Varietät mit typischen Stücken über- ein. Doch finden sich in der Pholidosis einzelne derselben eigen- tümliche Abweichungen :

Außer der rot und nicht schwarz gefärbten hinteren Körper- partie nämlich ist

1. der Vorderrand des Frontale merklich kürzer als jeder der schwach konvergierenden Seitenränder ;

2. jedes Parietale nur wenig länger, die gemeinschaftliche Naht beider Schilder sogar kürzer als das Frontale;

3. bei Stücken, die dem, Typus angehören, stehen die beiden Posto- kularia nur mit dem oberen der zwei länglichen vorderen Tempo- ralia in Berührung, dagegen bei den Exemplaren von Mindanao beide Schläfenschuppen der ersten Reihe an dieselben stoßen:

4. die Körperschuppen stehen konstant in 21, nicht in 1!) Längsreilien.

Die Schuppenformel ist wie gewöhnlich:

S.p 21; Lab. ~- ?— ; Oc. 1—2; Tc. 2 + 2; 10 4 . o . b

/SO 99\ Gul 1 + 2; Ve. (215-229) -f 1 + ^- ^\.

102 J- G. Fischer, Herpptologisolm Bemerkungen.

Vier Stücke (No. 1271, 1272, 1289, 1291) des Kögl. Zool. Museiirns in Dresden, gesammelt von Herrn Dr. Sclmdciüierg.

12. Zamenis diadema Schi, (nee Blyth)

Var. atriceps Fisch. vom Himalaya.

Grundfarbe oljcn oelblicli HeisclifarLeu, unten heller. Oberteil

Zamenis

diadema Sciii. des Kopfcs uud Nackeus (() 7 Schuppen) tief schwarz. Ehie größere (nee Biytii) 2;ahl kleiner, eine bis zwei Schnippen eiunehmender, und einzelne

Var. atriceps

Fiseh. größere, auf 7 8 Schuppen sich erstreckende, tief schwarze /lecke liegen sehr unregelmäßig auf der ganzen Oberfläche zerstreut. Ober- lippenschilder gelb mit schwarzem hinteren Saum. Kinn, Unterlippe nnd Kehlgegend gelblich. An dem änßeren Teil einzelner Bauchschilder in ganz nnregelmäßiger Folge je ein viereckiger schwarzer Fleck, der sich meist auf den durch die Bauchkante abgegrenzten seitlichen Teil des Bauchschildes beschränkt, nur selten auf den mittleren Teil des letzteren übere-reift.

Obgleich durch die Färbung vollkommen abweichenrl, stimmt das vorliegende Stück im Habitus wie in der Pholidosis fast gänzlich mit den Beschreibungen und Abbildungen typischer Exemplare überein.

Der Körper ist ziemlich sclüank, der Kopf länglich, mäßig abgesetzt. Eine deutliche Bauchkante jederseits, die Banchschilder in der Richtung dieser Kante durch Abnutzung hinten stark eingerissen.

Im Oberkiefer stehen 13 ohne Lücke auf einander folgende Zähne, von denen der letzte nngefurcht und nicht merkhch grcißer ist, als die vorhergehenden.

Die Praefrontalia sind vom Frontale durch eine Ileihe von vier Schildchen getrennt. Von den vorhandenen drei Frenalschildern liegen die zAvei unteren kleinereu anf dem zweiten und dritten Lippen- schilde und füllen die Lücke zwischen dem Postnasale nnd dem mittleren Praeokulare aus, während das über jenen beiden gelegene dritte mit dem oberen Praeokulare in Berührung steht. Während nämlich den bisher beschriebenen Stücken nur ein einziges Praeokulare zugeschrieben wird, hat nnser Stück deren drei; das oberste, größte, ist auf die Stirnfläche heraufgebogen nnd steht in einem Punkt mit der vorderen Außenecke das Frontale in Beridirung. Drei Postocularia

J. G. Fisc'liei', Ilerpotologisclio l'emerkmigoii. 103

sind YOrhaiulen, und zwei Siiboknliivia vorvollstäiuligen den diis Auge Zamenis nmffebeiiden Scliüderkreis; diese Subolcularia sind die beiden letzten '/''"'"o, ^? ! '

cj ' (nee rsiytU;

von fünf acccssorischen Schildclien, die in einer Reihe liegen \nid als Var. atrioeps abgetrennte Teile des vierten bis achten Oberli})penschildes sich ^'^*^^" darstellen. Schläfenschnppen zahlreich (mehr als 20) von nnregel- mäßiger Form. 13 (rechts 11) Oberlippenschilder, 15 Unterlippen- schilder jederseits. Sclnippen in 2*) Längsreihen, länglich oval, jede mit zwei Endporen, diejenigen der 15 dorsalen Mittelreihen gekielt. Die Kiele Averden nach dem Schwänze hin schärfer nnd bilden auf letzterem nnd auf dem letzten Drittel des Körpers fortlaufende Längsleisten. Auf die zwei Paare Kinnfurchenschilder von fast gleicher Länge folgen vier Ileihen länglicher Kehlschuppeu, 242 Bauchschilder, ein nugeteiltes Analschild nnd 98 Paare Bauch- schilder.

Totallänge: 1,475 m; Schwanz: 0,315 m.

Das vorliegende Stück ist Eigentum des Naturhistorischen Museums in Braunschweig (No. 771)(»), welches dasselbe dem Missionsprediger Herrn F. Krüger verdankt.

13. Dromicus coeruleus s/). n.

aus Guatemala. Taf. IV., Fig. 7.

Sq. 17; Oc. 1-2; Lab. -t; ®

10' 4 . 5 . {)

Te. 2 + x; Ve. 182 + l/i + ^-.

Schlank; Schuppen g'latt, ohne Poren; oben blaugriin, unten dromicus bläulicliweiß : auf dem Rücken viele schmale hellgraue, dunkelgesäumte coeruieus sp. n. Querbinden; ein schwarzer Streif vom Auge aus nach hinten.

Beschreibung.

F(n'm. Pecht schlank; Kopf länglich, mäüig abgesetzt; Inter- orbitalraum gleich der Entfernung des Auges von der Schnanzenspitze; Pupille rund; jederseits eine leichte Bauchkante; Schwanz nicht abgesetzt, lang, ein Drittel der Totallänge.

Zlihiie. Ln Oberkiefer jederseits 18 bis 20 starke nach hinten gebogene Zähne. Hinter denselben und von ihnen durch eine kleine Lücke getrennt, zwei stärkere, ungefurchte.

104 -T- fir. Fischer, Herpetologisclie Bemerkungen.

Dromicus Kopfscliildcr. Rostrale breiter als hoch, auf die Schnaiizen-

coeruieus sp. n. spitze lieraufgebogen. Internasalia etwa '/s von der Grüße der Praefrontalia; letztere seitlich breit zum Frenale ihrer Seite herab- gebogen. — Frontale länger als seine Entfernung von der Schnauzen- spitze, schmal, fünfeckig, mit eingebuchteten Seitenkanten; die kurzen Hinterkanten treffen unter rechtem Winkel zusammen. Parietalia breit, ihre gemeinschaftliche Naht kürzer als das Frontale. Das Supraorbitale jederseits groß, gewölbt, so lang wie das Frontale und breiter als dieses in dessen zusammengezogener Partie. Zwei Nasalia, das zweite hrdier als das erste. Ein langes Frenale von trapezförmiger Gestalt, auf dem zweiten und dritten Labiale ruhend. Ein Prae okulare, auf die Stirnfläche heraufgebogen, mit dem Fron- tale nicht in Berührung. Zwei P os tokularia, das obere mindestens dreimal so groß, wie das auf dem sechsten Labiale ruhende untere ; beide mit den Schläfenschuppen der ersten Reihe in Berührung. Von letzteren liegen zwei lange längs der letzten zwei Oberlippenschilder, 3 bis 4 längs des Außenrandes jedes Parietale. Neun Supra- labialia; das vierte, fünfte und sechste stoßen an die Orbita, das sechste, höchste, begrenzt dieselbe auch teilweise von hinten. Infra- labialia zehn jederseits, davon sechs mit Kinnfurchenschildern in Berührung; die des ersten Paares stoßen hinter dem dreieckigen Mentale an der Kinnfurche zusammen. Von den Kinn furchen- schildern sind die des zweiten Paares halb so breit aber doppelt so lang wie dies des ersten; dieselben weichen mit ihren Enden aus- einander und fassen ein Paar länglicher Kehlschuppen zwischen sich. Auf letztere folgen sofort die Bauchschilder, die in abgerundeten Kanten etwas an die Seitenflächen des Körpers heraufgebogen sind. Das Analschild ist geteilt, die unteren Schwanzschilder sind paarig.

Die Köi'i)ers('hii])pen sind länglich oval, glatt, ohne Poren, und stehen in der Mitte des Paimpfes in 17 Längsreilien.

Farbe. Die Grundfarbe der Oberseite ist grünlich l)lau, jede Schuppe schwarz gesäumt. Bis zum letzten Viertel des Piumpfes ist der Rücken von vielen (46) hellen, dunkler gesäumten Querbinden gekreuzt, welche in der Längsrichtung des Körpers eine Schuppe breit und durch Zwischenräume von 3 bis 4 Schuppen von einander getrennt sind. (Taf. IV, Fig. 7 d). Vom unteren Postokulare geht ein schw^arzer Streif längs der oberen Naht der letzten Supralabialia nach hinteu. Oberlippenschilder gelblich grün, ihre hellere Farbe scharf abgesetzt von dem tieferen Ton der übrigen Seitenteile des Kopfes. Kehlfurchen- schilder mit einzelnen symmetrisch gelegenen schwarzen Flecken; unterer Saum der Infralabialia schwarz. Ein schwarzer dreieckiger

J. (i. Fiscliei', ITerpelologisclic Reinftrlvunyoii. 105

Fleck auf der Mitte des N'ordersauiiis der ersten fünf Bauclischilder, Diomicus auf den dann folgenden fünf jederseits ein weniger deutlicher; letztere """'"''""''''■ "" beide verlieren sich von da an allmählich in einen dunkleren Vorder- rand der Bauclischilder; auch die unteren Schwan/schilder zeigen an ihrer gemeinschaftlichen Naht einen dunkleren Saum, wodurch an der Unterseite des Schwanzes eine schwach markierte dunklere Zickzack- binde entsteht. Totallänge 1,01m; Schwanz 0,35 m.

Ein Stück (No. 5030 b) des Naturhistorischen Museums in Braunschweig, eingesandt an dasselbe von Herrn Konsul Sarij in C o b a n (G uatemala).

14. Leptognathus alternans sp. n.

aus Santos.

Taf. IV, Fig. 8,

Sq. 15; Oc. 2 2; Lab. ^Ao; -y^.— ; Te. 1 + 2 + 3;

Ve. 197 + 1 +

4. 5. 110

2

Charaktere. Schuppen glatt, diejenigen der dorsalen Mittel- Leptognathus reihe nicht größer. Drei Paare Kinnfurchenschilder, diejenigen des ersten aiteruans sp. n. Paares kaum länger als breit, seitlich von denen des dritten Paares ein Schaltschild. Rötlichgran, jederseits mit einer Reihe (24 + 15) großer ovaler dunkelbrauner Flecke, die mit einander abwechseln und sich weder am Rücken noch am Bauche berühren.

Be Schreibung.

Form. Körper stark zusammen gedrückt, schlank, Kopf stark abgesetzt, ziemlich hoch; Schwanz ein Drittel der Totallänge. Auge groß, Pupille vertikal; Stirugegend gewölbt.

Kopfschilder. Rostrale wenig breiter als hoch, mit dem oberen Rande gerade auf die Schnauzenfläche heraufreichend. luter- nasalia klein, etwa ','4 ^0 groß wie die Praefrontalia. Frontale breit, fünfeckig; vorderer Rand gerade, solang wie das ganze Schild, Seiten- ränder wenig konvergierend, hintere unter stumpfem Wiukel zusanmi en- treffend. Parietalia sehr groß, etwa so lang wie Frontale und Praefrontalia zusammen, hinten abgerundet, die Außenecke des Vorder- randes jederseits mit der Hälfte des oberen Praeokulare in Berührung. Nasale geteilt, das Nasloch liegt in seiner Mitte. Frenale etw\as höher als lang, an der linken Seite durch die Praeokularia von der Orbita ausgeschlossen, rechts zwischen diesen zwei Schildern bis an dieselben herantretend (Taf. IV, 8 b). Praeokularia schmal, das untere

lOG -T. G- Fischer, Ilerpotologisclie Bemei'kiing-en.

LeptoKnatims riilit auf dem 4. Labiale, das oljere reicht niclit ganz auf die Stirn- aiternans sp^flji^che hcrauf uiid bleibt weit von der Außenecke des Frontale entfernt. Zwei Post okular ia, das obere etwa doppelt so hoch wie das untere; letzteres ruht auf der Naht zwischen dem sechsten und siebenten Labiale. Obei-lippenschilder 0, die vorderen etwas höher als lang, die hinteren breiter als hoch; das vierte und fünfte begrenzen die Orbita von unten. Zehn Paare Infralabialia, die des ersten Paares hinter dem Mentale an der Kehlfurche zusammentreffend, die der ersten sieben Paare mit (den zwei ersten) Kehlfurchenschildern in Berührung. Von letzteren sind drei Paare vorhanden; diejenigen des ersten sind halb- kreishh'mig ; an das Ende des Schildes der zweiten Reihe der linken, und der dritten an der rechten Seite ist in dem bis zu den Lifralabialia bleibenden Zwischenraum je ein viereckiges Schild eingeschaltet. Schläfenschup pen in drei Eeiheu, dasjenige der ersten besonders groCj.

Körperschuppen in 1 5 Läugsreihen, länglich oval, glatt, die- jenigen der dorsalen Mittelreiche nicht gröfser, als die benachbarten. Bauch Schilder ar. die Körperseiten heraufgebogen, ohne seitliche Kiele. Analschild ungeteilt; untere Schwanzschuppen paarig.

Farbe. Grundfarbe der Oberseite rötlich grau, unten weiß. Kopf hellbraun ; auf jedem Parietale ein großer dunkelbrauner hell- gesäumter ovaler Fleck, und einzelne kleine dunkle Flecke und Punkte unregelmäßig zerstreut auf dem hintern Teil des Frontale, dem Pvest der Parietalia und der Temporalia. Sechs Schuppen hinter den Parietalia beginnt ein großer dunkelbrauner, vorn weißgesäumter Fleck, der quer über den Nacken bis zu den Bauchschildern herabreicht und sich rechts bis zur 12., links bis zur 15. Querreihe von Schuppen erstreckt. Hinter ihm beginnt nach einem Zwischenräume von sechs Schuppen jederseits eine Eeihe (24+15) großer länglich ovaler, dunkel- brauner, schwarz gesäumter und dann weiß eingefaßter Flecke bis zum Ende des Schwanzes. Dieselben sind etwa so lang oder wenig kürzer wie die hellen Zwischenräume; diejenigen der einen Seite wechseln mit denjenigen der anderen ab und verschmelzen nirgends mit denselben, sondern lassen oben die Schuppen der dorsalen Mittelreihe unberührt und steigen auch ventralwärts nur bis zu den äußeren Enden der Bauchschilder herab. Lippen, Kehlgegend und Ventral seile des Halses weiß. Vom zAveiten Viertel der Körper- länge an zeigen sich auf den Bauchschildern erst einzelne, dann Juiufiger dicke schwarze Längsstriche, die an verschiedenen Stellen zu mehreren unregelmäßigen und oft unterbrochenen schwarzen Längs- liinden zusammentreten.

Maße. Totallänge 02 cm; davon der Schwanz 107 mm.

J. Ct. Fisclier. Herpotologisclio Piomeikuiig-eu. 107

Durcli <lie Pliolidosis am iiüclisten verwandt mit Leptog. Copei Leptognathus Gnth. von Surinam (Ann. & Mag. N. H. (4) IX, 187:2, pg. 30), der "^'^'"^'^"'^ ''^i'- "•

14G

aher eine gröüere Zahl von IJancliscliiUlern (Ve. 21 S + 1 + —^

nnd von Oberlippeuschildern 10 bis 11) liat. Die Flecke, durch welche diese Art geziert ist, sind weniger zahlreich, als bei der unsrigen (15 gegen 39) nnd bleiben nur in der Mitte und am Ende des Körpers an beiden Seiten getrennt, während die übrigen zu Ringen (die erste auch am Bauche) geschlossen sind.

Ein Exemplar, No. 857, meiner Piivatsannnlung. Gekauft von einem Händler. Angeblich aus Santos.

15. Leptognathus albocinctus -w. n.

aus Californien.

Taf. IV, Fig. 9.

Sq. 15; Oc. 2-2; Lab. -^r; Te. 1 + 1+2; Ve. 178 + \ + ^.

Charaktere. Isodont. Keine Inte rnasalia. Schuppen glatt, Leptoguatim.s in 15 Längsreilien, ohne Poren, diejenigen der dorsalen Mittelreihe nicht "i^ocinctus gröPer als die benachbarten. Drei Paare Kinnfurchenschilder; die Infralabialia des ersten Paares treffen hinter dem Kinnschilde zusammen. Analschild ungeteilt. BrauD, mit vielen schmalen weißen bis zum Bauche herabgehenden Querbindeu. Unterseite braun und weiß marmoriert.

Beschreibung.

Form. Körper rundlich, schwach zusammengedrückt. Kopf breit, abgesetzt mit steil abfallender Frenalgegend. Pupille elliptisch, Schwanz abgesetzt, etwa ein Sechstel der Totallänge.

Zlllme. Die (9) Zähne des Ober- wie die des Unterkiefers nnd des Gaumens nolimen von vorn nach hinten etwas an Größe zu. Keiner steht isoliert, keiner ist gefurcht. Das Ende des Oberkiefers ist eine hohe dünne Knochenplatte mit fast schneidendem Rande.

Kopfschilder. Rostrale dreieckig, so hoch wie breit, gerade die obere Schnauzenfläche erreichend. Internasalia fehlen. Praefrontalia groß, gewc'ilbt. Frontale fünfeckig, anderthalb mal so lang wie breit, so lang wie die Praefrontalia; die Seitenränder sind parallel, der von den Hinterrändern gebildete Winkel ist wenig größer als ein Rechter. Parietalia groß, so lang wie die Ent- fernung ihrer vorderen Kante von der Schnauzenspitze; ihre Außen- ränder sind etwas eingebuchtet, die llinterränder sind abgestutzt und

108 "T- G. Fischer, ITcvpetoloüiselie Remorkiingeu.

Leptognatiras l)iklen zusammen eine gerade Linie; hinter der letzteren liegen zwei aibocmctus (\^yq]^ besondere Gröf.'je ausgezeichnete Schuppen. Supraorhi talia vorn etwa halb so breit wie das Frontale, hinten etwas breiter. Die zwei Nasalia haben ziemlich dieselbe Größe. - Das Frenale ist fünfeckig, wenig länger als boch ; der obere Rand ist parallel dem unteren, welcher auf dem zweiten und dritten Lippenschilde ruht. Zwei sehr kleine, dreieckige Praeokularia von gleicher Grciße ; auch das obere liegt ganz an der Seitenfläche des Kopfes, ohne die Stirnfläche zu erreichen. Zwei viereckige Postokularia, von denen das oljere größere teilweise auf die Stirnfläche übergebogen und hier mit dem Vorderrande des Parietale in Berührung ist. Temporalia 1 + 1 + 2, dasjenige der ersten Picihe mit beiden Postokularia zusammentreffend, und wenig größer als dasjenige der zweiten Reihe. Sieben Supralabialia; das vierte und fünfte begrenzen von unten die Orbita, das sechste und siebente sind die größten. Von den neun (an der rechten Seite zehn) Infralabialia stoßen diejenigen des ersten Paares an der Kinnfurche zusammen ; das sechste ist jederseits das größte; die der ersten sechs Paare sind mit Kinnfurchenschildern in Berührung. Von den letzteren sind drei Paare vorhanden, diejenigen des ersten etwa dreimal so lang wie diejenigen des zweiten; die des dritten Paares sind unregelmäßig sechseckig, und erscheinen in ihrer Lage gegen die vorhergehenden verschoben, so daß ihre gemeinschaftliche, etwas schräge gelegene Naht sich kaum als die Fortsetzung der Kinnfurche darstellt.

KörjK^rseliiijUH'ii glatt, ohne Poren, diejenigen des Mittelrückens nicht größer, als die benachbarten. Bauchschilder ohne seitliche Kiele, wenig an die Körperseite heraufgebogen. Analschild ungeteilt. Untere Schwanzschilder paarweise geordnet. Am Ende des Schwanzes eine kurze kegelförmige Hornspitze.

Farl)e. Päicken und Seiten kastanienbraun, gekreuzt von (bis zum After 17) weißen Querliinden, die in der dorsalen Mittellinie eine Schuppe einnehmen, sich nach den Seiten herab verbreitern und hier über zwei bis drei Schuppen erstrecken. Die erste dieser weißen Querbinden liegt dicht hinter dem Kopf zwei Schuppen vom Ende der Parietalia entfernt, und dehnt sich, seitwärts herabsteigend, nach vorn über die letzten Oberlippenschilder sowie über die ganze Kinn- und Kehlgegend aus. Manche dieser weißen Querbinden sind in der Mitte des Rückens unterbrochen, in welchem Falle die beiderseitigen Hälften mit einander abwechseln. Am Schwänze finden sich sieben, ebenfalls zum Teil in alternierende Seitenstreifen aufgelöste Querbinden. Bauchseite unregelmäßig braun und Aveiß marmoriert.

J. G. Fischer, Ilei'petologischc Beuierkungen. 109

Das offenbar iiocli junge Exemplar ist 25 cm lang, davon auf Lcpiogmitims den Sclnvauz (),)l cm kommen. Es ist Eigentum des Naturliistorischen 'ii''0"nctus Museums in Lübeck (No. 171)1), dem es aus San Francisco von Herrn James Behrens eingesandt wurde.

Durch die zu zwei großen Schildern (Internaso-Praefrontalia nach Peters) verwachsenen vorderen Kopfschilder erinnert unsere Art sehr an einige Arten der Gattung Elapomorphus (El. coronatus Sauv., El. d'Orbignyi Schi., El. erythronotus Pets. , u. A.). Die isodonte Bezahnung, das große Auge mit elliptisch - vertikaler Pupille, das doppelte Nasale, das große Frenale, der Besitz von zwei Prae- und zwei Post-Ocularia, so wie die geringere Zahl der Ventralia und der Gesamthabitus veranlassen uns, sie nicht zu jener Gattung, sondern bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Kieferbaues und der drei Paare von Kinnfurchenschildern zu Leptognathus zu ziehen. Immerhin bleibt dahingestellt, ob weiteres Material jene Verschmelzung der vorderen Kopfschilder als eine individuelle Bildung darthun wird, Vv^as kaum wahrscheinlich ist. Jedenfalls scheint, auch abgesehen von dieser Form der Internasopraefrontalia, unsere Art von den übrigen bisher bekannten Leptognathus-Arten verschieden zu sein.

Durch die Färbung erinnert sie zunächst an Leptog. fasciatus Gnfh. aus Mexico. Bei diesem sind aber die Schuppen der drei dorsalen Mittelreihen und diejenigen der Beckengegend gekielt, 17 Schuppen- reifen vorhanden, und 2 Schläfenschuppen in der zweiten Reihe ge- legen. — Der ebenfalls recht ähnliche Lept. Dumerilii Jan. hat 17 Längsreihen von Schuppen, Te. 1 + 2, breitere Kopfschilder, ein kürzeres Frenale, keine großen Schuppen hinter den Parietalia etc.

16. Hoplocephalus Muelleri sp. n.

von Queensland.

Sq. 17; Oc. 1—2-, Lab.—, ^^ Te. 1 (2) + 3 ; guL 4; Ve. 118+1+38.

( I o . 4

Charaktere. Kopf mäßig breit, hinten platt und abgesetzt. Hopiocej-iiuius Superciliargegend nicht vorragend. Frontale fünfeckig, zweimal so lang Mueiieri .sp. n. wie breit. Zwischen den Kehlfurchenschildern des zweiten Paares eine längliche Schuppe. Oben einfarbig graubraun; Lippen, Kinn- und Kehl- gegend grau mit gelben Flecken auf den einzelnen Schildern. Bauch gelbgrau, jedes Ventrale mit schwarzen, vom Hinterrande ausgehenden länglichen Flecken.

110 J- tr. P'ischer, llerpetolugische Bemerkungen.

Beschr eibiiDg. Hopiocopiiaius Form. Im ganzen gedrungen. Kopf hinten platt; abgesetzt

eu si). 11. ^^^^^^ Halse; Schwanz wenig abgesetzt, fein endigend, nicht ganz g der Totallänge. Frenalgegend nicht vertieft; Superciliargegeud nicht vorragend.

Kopfschilder. Rostralc wenig breiter als hoch, auf die Schnauzen fläche heraufgebogen. luternasalia dreieckig mit abge- stumpfter vorderer Spitze, halb so lang wie die Praefr ontalia. Diese breiter als lang, hinten verschmälert, mit der vorderen Aufienecke (die auf der linken Seite unseres Exemplars als besonderes Schildchen abgetrennt ist) auf den hinteren Teil des Nasale heridjgebogen. Frontale fünfeckig, zweimal so lang wie breit; die Seitenränder sind parallel, die hinteren stoßen unter spitzem Winkel zusammen. Parietalia grof?, ihre gemeinschaftliche Naht wenig kürzer als das Frontale; die Außenränder sind gleichmäßig gekrümmt, die Hinterränder abgerundet; die vordere Außenecke steht jcderseits mit dem oberen Postokularc in Berührung. Nasale länglich, hinten zugespitzt, auf dem ersten und einem Teil des zweiten Labiale ruhend; das Nasloch liegt etwas hinter der Mitte. Frei^ale fehlt. Praeokulare groß, unregelmäßig vier- eckig, auf dem '2. und 3. Labiale stehend, etwas auf die Stirnfläche heraufgebügen, mit dem h'rontale nicht in Berührung. Von den zwei Postokularia ruht das untere, größere, auf dem 4. und 5. Lippen- schilde. Ein Temporale in erster Pieihe, von dem an der linken Seite unseres Exemplars ein oberes kleineres Schildchen abgetrennt ist, mit beiden Postokularia in Berührung; von den Schläfen schuppen der zweiten Pieihe schiebt sich die untere, größte, ziemlich tief zwischen die beiden letzten Labialia ein, ohne den Lippenraud zu erreichen; längs des Außenrandes jedes Parietale liegen fünf Schläfenschuppeu; drei andere begrenzen ihre Hinterränder. Supraorbitalia groß, vorn nicht viel schmaler als hinten. Sechs Supralabialia, das dritte größer als die zwei ersten, das 5. und 6. die größten. Das Auge liegt über dem 3. und 4. Sechs Infralabialia, die des ersten Paares an der Kinnfurche zusammen trefieud; die ersten vier, allmählich an Größe zunehmend, mit den Kehlfurchenschildern in Berührung, die zwei letzten etwas länger, aber niedriger als das vierte. Die Kehlfurchenschilder beider Paare ziemlich von gleicher Größe; die des zweiten Paares von vorn nach hinten auseinander weichend, um eine längliche Kehlschup})e zwischen sich zu nehmen.

Körperschuppeu in 17 Längsreihen, glatt, ohne Endporen, die der drei äußeren Reihen merklich größer als die übrigen. Auf die Kehlfurchenschilder folgen fünf Reihen kleiner Kehlschuppen, 118

J. G. Fiscbur, llerpclulngische i5ciuerku!igcii. 111

IJauclischildcr, ein einfaches Anulscliiltl und 08 ungeteilte untere iioiiioccpiiaius bcliwanzscniiaer. '

Farbe. Oben graubraun ohne Quer- oder Längsbindon an Kopf und Körper. Unten grau; Lippen-, Kehlfurchenschilder und Kehlschu})pen mit Ulugiichcn gelben Flecken, die sich auch auf den zwei äuüersten Schuppenreilien des Halses finden. Bauchschilder je mit 4 bis 5 verwaschenen schwarzen, von deren Hinterrande ausgehenden, länglichen Flecken, deren Zahl sich nach hinten verringert, und die sich auf den Schildern nahe vor der Aftergegend zu zwei undeutlichen Längsreihen ordnen. Unterseite des Schwanzes hellgrau, mit ver- waschenen schwarzen Flecken auf der Mitte und teilweise auch an den Seiten der unteren Schwauzschilder.

Die Totallänge des vorliegenden Exemplars beträgt 202 mm. davon der Schwanz 52 mm.

Von den bisher bekannten Arten ist die unsrige am nächsten mit H. curtus Schi, verwandt, bei welchem freilich in der Regel 19 statt 17 Schuppenreihen gefunden werden. Das längere Frontale, der Mangel der schwarzen Hautsäume der Schuppen und die geringere Zahl der Ventralia und der unteren Schwanzschilder unterscheiden sie hinlänglich von dieser, die letzteren Merkmale zugleich mit der Zahl der Schuppenreihen, der Form der Frenalgegend, der Farbe etc. auch von allen übrigen beschriebenen Arten.

Das beschriebene Stück war von Herrn Baron F. von Müller aus Queensland an das Kögl. Naturalienkabinet in Stuttgart eingesandt worden (No. 2377 dieser Sammlung).

17. Dinophis fasciolatus sp. n.

aus Westafrika. Taf. IV, Fig. 10.

Sq. 17; Oc. 8 4; Lab. ^; Te. 1 ;

Ve. 21!) + y + ("\f^ + 1).

Charaktere. Schuppen in 17 Längsreihen. Acht Oberlippen- Diuophis Schilder, davon das siebente das gröl.'ite, das achte miUug entwickelt, i'^-^^ioiatus Nur ein großes Scliläfenschild, unter dessen hinterem Ende noch ein (zwei) kleineres; jenes steht mit dem zweiten oberen Postokulare in Berührung und reicht so weit nach hinten wie die Parietalia. Hinter

n>.

112 J. G. Fischer, Herpetologische Bemerkungen.

Dinophis den letzteren zwei gröfsere scliildälinliclie Scliuppen, die eine etwas kleinere ^''Tp°u^''^ zwischen sich fassen. Grün, mit vielen schwarzen von der Rückenmitte

aus schräge nach hinten absteigenden Querhindeu. Bauchschilder und

Schwanzschuppen schwarz gesäumt.

Beschreibung.

Form. Körper schlank, wenig zusammengedrückt. Kopf etwas, Schwanz niclit abgesetzt; letzterer 'A der Totallänge.

Kopfsc'hilder. Unsere Art vereinigt in mehrfacher Beziehung die Formen bisher bekannter Arten. In Bezug auf die oberen Kopf- schilder, die übrigens bei allen Arten ziemlich dieselbe Form haben, sei auf die Abbildung Tafel IV, Fig. 10 b verwiesen. Es sind' drei Prae- und vier Postokularia vorhanden; von ersteren ruht das unterste, wie gewöhnlich, auf der Naht des dritten und vierten Labiale; das oberste ist auf die Stirnspitze heraufgebogen uud trifft mit der äuCieren Vorderecke des fünfeckigen Fontrale zusammen. Von den Postokularia ruht das untere wie bei den übrigen Arten auf der Naht des vierten und fünften Labiale; das oberste steh.t mit dem Vorder- rande des Parietale in Berührung. Acht Oberlippenschilder, von denen das vierte wie gewöhnlich an's Auge tritt. Das siebente ist das größte und steht oben mit dem ünterrande des Temporale, vorn mit dem zweiten (unteren) Postokulare in Verbindung. Das achte, etwa hall) so groß wie das vorhergehende, ist vom Ende des Temporale durch eine dazwischen gelagerte größere Schläfenschuppe getrennt. Neun Infralabialia ; die des ersten Paares stoßen an der Kinnfurche zu- sammen; die fünf ersten grenzen jederseits an Kinnfurchenschikler. Die beiden Paare der letzteren sind von gleicher Größe. Hinter den Enden des zweiten liegt eine kleine Kehlschuppe.

Körperschiippeu glatt, an den Seiten wie gewöhnlich schmal, in ansteigenden Reihen geordnet; diejenigen der äußersten Reihe größer, rhombisch, diejenigen der Mittelreihe, ebenfalls größer als die benachbarten, füufeckig. Die Zahl der Längsreihen beträgt sieben zehn, und ist am Halse dieselbe wie am Körper; erst am letzten Drittel des Rumpfes verringert sich die Zahl derselben auf 15, später auf 18. Bauchschilder 219, davon die zwei ersten sehr klein; sie sind seitlich etwas heraufgebogen, jedoch ohne Kanten. Das Anale ist geteilt. Schwanzschuppen in 120 Paaren. Am Ende des Schwanzes eine kleine kegelförmige Hornspitze.

Farbe. Blaugrün. Vom Halse an etwa nach drei Kopf- längen beginnend zieht sich längs des Körpers eine große Zahl schwarzer A-förmiger Querliuien, welche, in der Rückenmitte beginnend,

Durch den Besitz eines einzigen sehr langen Temporale nnd dreier größerer schildähnlicher Schuppen hinter den Parietalia erinnert unsere Art an D. Jamesonii Traill. und D. Welwitschii Gnth. Beide sind aber durch den Besitz von nur 13 Längsreihen von Schuppen verschieden. Auch die durch einen Zwischenraum von zwei Schuppen getrennten , nach hinten schräge absteigenden schwarzen Querbinden unterscheiden unseren fasciolatus von Welwitschii und Jamesonii. Wenn auch einzelne Exemplare der letzteren Art (No. 381 des Hamburger Museums) schwarze, durch die hinteren Schuppensäume gebildeten Querlinien zeigen, so steigen diese in der Mitte der Körperlänge nicht nach hinten, sondern nach vorn schräge herab und sind durch keine Zv/ischenräume ungesäumter Schuppen- reihen getrennt. Die drei übrigen bisher bekannten Arten besitzen im Gegensatz zu der unsrigen zwei vordere bis an die Postokularia reichende Temporalia. Außerdem liegt bei diesen drei Arten hinter den Parietalia eine Reihe kleinerer (nicht drei größerer) Schuppen. Bei denselben ist ferner das, vorletzte Labiale klein und reicht nicht bis an die Postokularia und es fehlen ihnen die dunklen nach hinten schräge absteigenden Querbinden.

Ein Exemplar, No. 862 meiner Privatsammlung. Gekauft vom Lehrer Herrn Th. Wiintram, der es von einem Missionsprediger aus Westafrika ohne nähere Angabe des Fundorts erhielt.

Totallänge 48cm; Schwanz 16cm.

Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse ordnen sich die jetzt bekannten Dinophis -Arten in folgende zwei Gruppen :

9

sp. n.

J. G. Fischer, Ilerpetologische Bemerkungen. 113

mit ihren Schenkeln schräge nach hinten absteigen. Sie werden Dinopiüs durch die schwarzen Säume abwechselnder Querreihen der i''«ci'^ia,tu.s Schuppen gebildet, so daß sie je durch einen Zwischenraum von zwei Schuppen von einander getrennt sind. Vom dritten Viertel der Rurapflänge an werden diese Querlinien dadurch undeutlich, daß alle Schuppen einen schwarzen hinteren Saum erhalten, wodurch hier eine unregelmäßig netzförmige Zeichnung entsteht. Die Bauch- schilder haben einen dunkleren hinteren Saum, der bei den vorderen nur schwach angedeutet ist, nach hinten immer dunkler und endlich tief schwarz wird. Jede der unteren Schwanzschuppen ist ringsum tief schwarz gesäumt. Die kleine Hornspitze am Ende des Schwanzes ist rein Aveiß. Die oberen Kopfschilder sind in geringem Grade, die seitlichen, namentlich die Infralabialia, stark schwarz gesäumt.

114 J- G. Fischer, Herpetologische Bemerkuugen.

Dinoiiiiis I. Niir ein an die Postokularia stoßendes Temporale, so weit

^"^^sTn*^^^ nach hinten reichend Avie die Parietalia; hinter den letzteren drei

größere schildähnliche Schuppen; das vorletzte Labiale sehr groß, an

die Postokularia stoßend.

a. 13 Längs reihen von Schuppen.

1. 220 Bauchschilder; acht Supralabialia; die schwarzen Hintersäume (wenn solche vorhanden) der aufeinander folgenden Schuppenreihen bilden in der Mitte des Körpers nach vorn absteigende Querhnieu, ohne Zwischenräume ungesäumter Schuppenreihen : D. Jamesonii Traill.

2. 213 Bauchschilder; sieben Supralabialia; einfarbig grün oder mit einzelnen gelben Flecken: D. Welwitschii Gnth.

b. 17 Längsreihen von Schuppen.

3. 219 Bauch Schild er; acht Supralabialia; die schwarzen Säume abwechselnder Schuppenreihen bilden Querbinden , welche in der Mitte des Körpers nach hinten absteigen. D. fascio latus Fisch.

IL Zwei an die Postokularia stoßende Temporalia; hinter den Parietalia eine Reihe nicht durch besondere Größe ausgezeichneter Schuppen; vorletztes Labiale klein, nicht bis zu den Postokularia reichend.

4. 17 bis. 11) Schuppenreihen; 225 bis 270 Bauchschilder; das obere Temporale reicht so weit nach hinten, wie die Parietalia: D. angusticeps Smith.

5. 10 Schuppenreiheu; 20G Bauchschilder; das obere Temporale der ersten Reihe reicht nicht so weit nach hinten wie die Parietalia: D. intermedius Gnth.

6. 23 Schuppenreihen; 258 Bauchschilder; das obere Temporale der ersten Reihe reicht nicht so weit nach hinten wie die Parietalia : D. p o ly 1 e p i s Gnth.

Aus vorstehender Uebersicht ergiebt sich übrigens als wahr- scheinlich, daß nach einer Vergleichung eines größeren Materials mehrere Arten nur den Wert von Varietäten behalten dürften. Das dürfte insbesondere von angusticeps und polylepis gelten, nachdem Peters (Mossamb, Amph. 137) bei einem zu der ersteren Art gezogenen Stücke an verschiedenen Stellen des Körpers 21,23 und nahe dem Kopfe 25 Schuppenreihen gezählt hat. Wenn außerdem Formen aus der Gruppe I gefunden werden sollten, bei denen ein zAwites vorderes, die Postokularia berührendes Temporale als durch Längs-

iT. G. Fischer, Tlcrpeiologischc ücincrkuugen. 115

teilung des großen vorletzten Labiale entstaiuleii iiacligewiesen wiii'de, Dinophis so würden die Unterschiede zwischen (Iruppe I nnd II /um größten i'^^'-'^'^^^tus Teile verschwinden. Die l)ei Stücken derselben Art nachgewiesene Variabilität in der Zahl der Augenschilder und der Ventralia würde sogar die Vermutung nahe legen, daß die bis jetzt unterschiedeneu Arten höchstens als Varietäten einer und derselben, im Osten wie im Westen des tropischen Afrika vorkomincnden Species zu betrachten seien.

18. Naja haje L. Yar. leucosticta Fisch.

'J'af. IV, Fig-. 11.

Das Naturhistorische Museum in Hamburg besitzt eine west- Xaja haje afrikanische Varietät von Naja haie L., die sich in mehreren Punkten , ^- ^f.^\

<> J ^ ^ ^ leucosticta

von den bisher beschriebenen Formen nnterscheidet. Dabei zeigen die Fi.sch. sechs vorliegenden Exemplare [yow Cameroons, vom Gaboon und von Ogowe) eine so große Übereinstimmung, daß die Vermutung, es handele sich um eine individuelle Abweichung, völhg ausgeschlossen erscheint.

Ein Vorder-, drei Hinteraugenschilder. Sechstes Oberlippenschild mit den zwei unteren Postokularia in Berührung. Drittes und viertes Supralabiale an die Orbita reichend. Längs des Außenrandes der Parietalia zwei längliche Schilder. Am Anfange des Halses 28, in der Mitte des Körpers 10, nahe dem Schwänze 13 Längsreihen von Schuppen. Mehr als 220 ßauchschilder, ein ungeteiltes Anale, (U bis 71 Paare unterer Schwanzschilder, auf welche letzteren eine unpare kegelförmige Llorn spitze folgt.

Schnauze bräunlich. Oberkopf, Päicken und Oberseite des Schwanzes schwarz. Ii^inzelne Rückenschuppen mit weißen Flecken an ihren seitlichen Grenzen; dieselben ordnen sich an jüngeren Exemplaren am Hinterrücken zu einer großen Zahl dicht stehender, nur um eine Schuppenreihe getrennter, quergestellter weißer Halbringe (Taf. IV, Fig. 11 d.) Seiten des Kopfes gelblich. Die fünf letzten Ober- und Unterlippenschilder, sowie die vorderen Schläfenschuppen gelb mit hinterem schwarzen Saum. Kinn, Kehle und erstes Dritteil des Halses weiß, letzteres unten mit 4 bis 5 breiten schwarzen Querbinden. Vom zweiten Dritteil an ist die ganze Unterseite sclnvarz. Die einfache am Ende des Schwanzes stehende kegelförmige Hornschuppe weiß mit schwarzer Spitze. Bei einem Exemplar (No. 4280, vom Gaboon) sind auch die letzten sieben Paare Subkaudalia weiß mit schwarzer Einfassung.

116

J. G. Fischer, Ho.rpetolopische Bemerkungen.

Naja haje L. Var.

leucosticta Fisch.

Durch die Färl)in'ig <les Rüclieris, der lioraigeii Schwanzspitze, der Lippenscliihler, sowie durch die große Zahl der Rauchschikler unterscheidet sich die Var. leucosticta von allen hisher heschriehenen Formen.

3Iaße.

No.

Fundort.

Gul.

Vent.

An.

Scand.

Totallänge in m.

Schwanz in m.

7299

Cameroon.

o

227

1

f^'

0,522

0,086

7300

»

3

228

1

f-

0,536

0,09

7301

n

3

227

1

67 ,

0,518

0,092

7302

n

3

229

1

67 .

0,519

0,095

7048

Ogowe.

3

226

1

f+^

0,565

0,095

4280

Gaboon.

3

227 + Va

1

^^^

1,245

0,225

Hinter dem Giftzahn stehen hei allen Stücken dicht hinter ein- ander zwei kleine solide Zähne. Der von Peters (^Moss. Aniph. 137) als Gattuugscharakter von Naja aufgeführte Besitz von einem soliden Zahn hinter dem Giftzahn gilt nur für die asiatische Form (tripudians). Vergl. meine Bemerkung hierüber in Familie der Seeschlangen, Hamburg 1856, pag. 22.

19. Trimeresurus Schadenbergi sp. n.

von Mindanao.

Sq. 21; Lab. \^r'\\\ Ve. 173—175; A. 1; Sc. ^'^~^^. 11 13 2

Trimeresurus Charaktere. Zweites Oberlippenschild begrenzt vorn die Gesichts-

schadenbergi gTube. Ueber dem Rostrale ein oder zwei Schildchen zwischen den

^^' ^' Supranasalia. Obere Kopfscliilder klein, glatt. Körpersclmppen nach

dem ersten Drittel der Länge in 21 Längsreihen; nur diejenigen das

J. (i. Fischöl-, Ilerpctologisclii; ncinoikiingi'ii. 117

Rückens leiclit gekielt, die der äiiüeren Reihen glatt. Oben grün mit T.imeresums unregelmillUg- braunen Querbinden, nnten scliwarzgrau ; an jeder Seite ^'' '']^^^_\^'^' eine Fleckenbinde von mit einander abwechselnden gelben und tiefbraunen Flecken.

Beschreibung. Form. Körper stark zusammengedrückt; Kopf abgesetzt, über der Augengegend hoch, nach hinten seitlich abgerundet, Schnauzen- gegend oben etwas vertieft. Schwanz .5V2 bis 0 mal in der Totallänge enthalten, am Ende mehr oder weniger eingerollt, als Greifschwanz nicht so entwickelt, wie bei anderen Arten.

Schui>peii lind Scliilder. Schuppen des Oberkopfes klein, voll- kommen glatt, diejenigen auf der Schnauze wenig größer als die des Mittelkopfes. Schläfenschuppen, Schuppen der Kehle und der Hals- seite vollkommen glatt, spiegelnd. Über der Spitze des Rostrale, zwischen den ovalen Supranasaha, hegen entweder zwei oder ein einzelnes Schildchen. Auf das Supranasale folgen jederseits längs des Canthus drei kleinere Schildchen bis zum Vorderrand der Orbita. Superciliarschilder etwa 2 mal so lang wie breit (bei einem Exemplar je in zwei Schildchen (piergespalten). Oberlippen- schilder 10 bis 11; das zweite bildet bei allen Exemplaren die vordere Begrenzung der Gesichtsgrube, das dritte ist wie gewöhnlich das größte und reicht bis zum Suborbitale hinauf. Bei einem Exemplar ist dies auch mit dem kürzeren aber fast ebenso hohen vierten der Fall, das aber bei anderen Stücken ebenso wie das fünfte durch eine Reihe Schuppen vom Suborbitale getrennt wird. Vom fünften an nehmen die Oberlippenschilder ziemlich gleichmäßig an Größe ab. Von den 11 bis 1.3 Paaren Unterlippen schildern stoßen die des ersten Paares hinter dem großen dreieckigen Mentale an der tiefen Kehlfurche zusammen, die der ersten drei Paare sind jederseits mit dem großen (ersten) Kehlfurchenschilde in Berührung. Vom dritten bis zum achten sind die Infralabialia von ziemlich gleicher Größe, um dann nilmählich kleiner zu werden. Auf das erste Paar großer Kehlfurchenschilder folgen noch C bis 7 Reihen kleinerer Kehl- schuppen, von denen die vorderen noch das Ende der Kehlfurche zwischen sich fassen und paarweise an der letzteren liegen, während die folgenden unregelmäßig quer gelagert sind und wie zerteilte Bauch- schilder erscheinen. Unter dem Auge liegt, wie bei anderen Arten dieser Gattung, ein langes und schmales Suborbitale, das sich hinter der Orbita etwas in die Höhe zieht, und dem hier zwei kleine Post- okulari.'i als Fortsetzung dienen. Die Schliifcnschuppen sind unregel-

sp. n.

]]g J. G Fisflier, Herpetolog-iscbe Bemorknngeii

Trimeresiirus mäßig fünf- oder secliseckig, glatt und etwa doppelt so groU wie die Sohadenbergi {W^q^- dieser Stelle liegenden hinteren Kopfscliuppen.

Körperscliiijipeii in der Mitte des Körpers in 31 Längsreihen, länglich oval, nach dem Bauche herab größer und viereckig; nur die- jenigen der 0- 11 dorsalen Mittelreihen sind deutlich aber sehr schwach gekielt; die Kiele werden nach den Seiten herab immer schwächer; in der Mitte der Körperlänge sind die Schuppen der drei bis fünf äußeren Reihen ohne jede Spur von Kielen.

Fai'be. Oberseite dunkelgrün, Hals und Rücken gekreuzt von zahlreichen tiefbraunen unregelmäßigen Querbinden. Letztere nehmen meist eine bis zwei Schuppen ein, lösen sich an vielen Stellen (bei älteren Stücken) in Flecke auf, oder anastomosieren mit einander. Rire seitlichen Enden reichen nicht ganz bis auf die Bauchschilder herab, sondern treffen meist auf die gleich zu erwähnenden gelben Flecke, welche, mit schwarzbraunen abwechselnd, an jeder Seite des Bauches in einer Reihe liegen. Bei den kleineren Exemplaren bleibt die Natur der Querbinden besser erhalten und eine Auflösung in Flecke, eine Verzweigung derselben, wird hier viel seltener beobachtet. Schwanz oben mit Querbinden, unten braun und grün marmoriert; das Ende ist bei jüngeren F'.xemplaren gelb.

Oberseite des Kopfes dunkelgrün mit vielen zerstreuten und unregelmäßig geformten schwarzen oder tiefbraunen Flecken. Vom Auge zieht sich eine breite, zwei Reihen Schläfenschuppen einnehmende und die hinteren Oberlippenschilder säumende dunkelbraune Binde 7.um Ende der Mundspalte. Ober- und Unterlippe gelb, doch ziehen sich durch dieselben zwei tiefbraune breite Binden senkrecht herab, die erste von der Gesichtsgrube aus, die zweite vom Auge abwärts durch die an der Mitte der Lippenhälften liegenden Schilder. Kinn- und seitliche Kehlgegend gelb und dunkelbraun marmoriert.

Die Bauchseite ist dunkelgrau, die äußeren Enden der Ventralia von tieferem und mehr bräunlichem Ton. Längs jeder Seite, auf der äußersten und der vorletzten Schuppenreihe zieht sich eine Reihe von hellgelben und von tiefljraunen Flecken, die mit einander abwechseln; letztere sowohl wie jene nehmen eine bis zwei, selten mehr, Schuppen ein und geben durch den scharfen Gegensatz ihrer Farben dem Tiere ein sehr charakteristisches Aussehen. Bei jungen Exemplaren sind die tiefbraunen Flecke kleiner als die gelben und nehmen häufig nur eine (die letzteren 3 5) Schuppe ein, wodurch, mehr als bei alten Stücken, der Anschein einer gelben, oft durch schwarze Punkte unter- brochenen Seitenbinde entsteht.

J. G. Fisclici', llerpetulogische Bcinerkungen.

Mafse.

119

Schuppen- reiheu

Bavich- scliildei-

Schwanz- schilderpaare

Totallänge in cm

Schwanz in cm

a.

21

175

G9

72

18

b.

21

173

69

51

8,4

c.

21

175

68

33

6

Drei Exemplare, No. 1257 und 1258 des Kgl. Zoolog. Museums in Dresden, gesammelt auf Süd-Mindanao von Herrn Dr. Seliadenberg.

Die beschriebene Art scheint am nächsten verwandt zu sein mit Tr. Jerdonii Gnth. (Proc. Z. Soc. Lond. 1875, 231). Auch diese Art hat 21 Schuppenreihen und das zweite Oberlippenschild bildet die vordere Grenze der Zügelgrube. Doch ist die Zahl der Bauchschilder und Schwanzschuppen verschieden, die oberen Kopf- schilder sind noch kleiner, als bei unserer Art (fast körnig) und statt brauner , bis fast zu den Bauchschildern herabreichender schmaler Querbinden auf grüner Grundfarbe zeigt diese Art eine Vertebral- reihe unregelmäßig rhombischer Flecke, sowie eine zweite längs der Bauchseite.

Trimpresui'u.s

Sohadenhergi

sp. u.

Bezeichnung der Abbildungen. Tafel 1.

Fig. 1. und 2. Chafiiielitliy s georgianus Fisch., S. 50.

1. Der ganze Fiscli in halber Größe.

2. Kopf, von oben gesehen.

2a. Schematische Darstelhmg der Flossenstralen und deren Träger. V. Wirbelkörper; A., A. und D. D. die beiden neben einander liegenden Hälften eines Strals der Analflosse resp. der Eücken- flosse ; a, a Gelenkköpfchen der Flossenstralen, den Gelenkpfannen des Flossenstralenträgers (cc) entsprechend. Vgl. die Note auf S. 51. Fig. 3 und 4. Sclerocottus Sehr ade ri Fisch., S. 58.

3. Das ganze Tier in natürlicher Größe.

4. Kopf von oben gesehen, viermal vergrößert.

Tafel 11.

Fig. 5. Dascylhis carneus Fisch. S. 71.

6. Monacanthus fuscus Fisch. S. 75.

7. Ilautstachel aus der Mitte der Kehlgegend von Tetrodon (Hemi-

c o n i a t u s) g u 1 1 i f e r Bennett, viermal vergrößert. S. 76.

8. Gott US macu latus Fisch, in natürlicher Größe. S. 78.

9. Gymnelichthys antarcticus Fisch., in natürlicher Größe. S. 61.

10. Trachinus lineolatus Fisch., in natürlicher Größe. S. 67.

Tafel 111.

Riopa gracilis Fisch. Oberseite des Kopfes, viermal vergrößert. S. 85. Riopa Schadenbergi Fisch, desgleichen, zweimal vergrößert. S. 87. Euprepes Pantaenii Fisch. a: Oberseite, b: Seitenansicht des

Kopfes, zvireimal vergrößert. S. 88. Geophis Schadenbergi Fisch. a: Oberseite, b: Seitenansicht,

c: Unterseite des Kopfes, IW^ mal vergrößert. S. 93. Enicognathus bilineatus Fisch. a, b, c wie vorhin, zweimal

vergrößert. S. 98. S c a j) h i o p h i s a 1 b o p u n c t a t u s Fets. a : Oberseite des Kopfes ;

b: Seitenansicht von Exemplar 7298; c: desgleichen von Exemplar

7299 (Verschmelzung des Frenale mit dem Postnasale); d: untere

Ansicht des Kopfes. (Alle Figuren in zweifacher Vergrößerung).

S. 100.

Fig.

1.

V

2.

V

3.

4.

Bezt'ichnuni;' der Aliliildiiiij^-en. 121

Tafel IV.

Fig. 7. T>ro 111 icus cocr ii 1 c us Fl'^cJi. S. 103. cu I). <:: Ausichtcu ili's Kopfes,

(l: Seiteiiiinsiclit aus der Mitte des l!niii|ilcs ; alle l'^iguren in

iiatiirlielier (ir(')ße. 8. Ii e ))t o^'ii a tlins all-eriians Fisch,. S. 105. a, h, c. Ansieliten des?

Ko]ifes, zweimal vergrößert. ,, 9. L ep togua tu US albocinctus Fisch. JS. 107. a, b, c wie in Fig. 8,

viermal vci'größert. 10. Diiinphis fas eil) latus Fisch. S. 111. a: Seitenansicht; h: obere

Ansicht des Ko])fes; c: Seitenansicht aus der Mitte des Iiiiinpfcs;

r V(n-n, /? liiiiten. Alle Figuren in zweifacher Vergrößerung. 11. Naja haje L. T'rtr., leueosticta Fisch., S. 115. a, &, c Ansichten des

Kopfes: d: Seitenansicht aus der Mitte des Euinpfes.

.I.(i. Fischöl'. .Ii'hlhv()l()(|i.sch(' iHnacrkunjicii. Ziiiii lici'iclil iilnr il;is Xaliirliistdrisi'lic .Musfuiii zu HainUui'n fiir löiik

.1. tir.Fi.scliei', .I( htli. ii horpot. Bcinorkungon. Zum Ilci'it'ht über das Xatuilüstimscht' Museum zu Ilarahun) l'ür lu84'.

Fig.}).

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.I.Ci.riscluT. ,l(htli 11 lii-r|ir| ricnu'i'kuiuH'U Zniii Uci'irhl iiliiMMliis Xalurliistorisilu' Museum zu Iluniluu'ij liir Unit.

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Jalubich (\t>i> HamV.iu'ij. ivn.ssoiisch. Anstalteiv IT, I8u5.

.1. (i. Fiscilor. .Ichlh.ii. lioppct. IU'iui'i'kuii()cii. Zum r.i'iuht ülici- (Ins Xatui'liisloi'isL'he Mii.seiuu zu llamlmiHi tür lilßk

Tar.u:

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Fia.-'J.

Fi (f. lü.

Vifj. II.

$$f^>.

iiH-AastvSCHuller.Jena-

.lalu'Uiuli »Icr llaiuburjj. wisscusch. Aiislaltcn II, liitJö.

Megaioglossus Woermarini

eine neue Form

makrogiosser Fledermäuse

von

Prof. i)r. Pageustecher^

Mit einer Tafel in Farbendrucke.

IN eben den, in einem vorausgegangenen Aufsatze aufgeführten Fledermäusen aus dem Massailande in Ostafrika hat das Museum in letzter Zeit durch verschiedene Keisende westafrikanische von Gaboon und vom Rio-Pongo erhalten. Alle diese gehören bereits beschriebenen Arten an.

Hingegen befand sich unter den von Herrn H. Soyaux auf Sibange-Farm gemachten Sammlungen eine neue und höchlich über- raschende Form, eine langzüngige fruchtfressende Fledermaus in einem einzigen Exemplare, einem hochträchtigen Weibchen. Man weiß, daß die fruchtfressenden Fledermäuse in Afrika durch nicht wenige kurz- züngige Formen vertreten sind. Namentlich ist die Gattung Epomophorus ganz westafrikanisch, Cynonycteris zumeist afrikanisch. Die Gruppe der makroglossen fruchtfressenden Fledermäuse hingegen ist bis dahin weiter westlich als das Himalayagebirge nicht gefunden worden. Sie ist überhaupt an Arten sehr arm. Die von Dohson aufgestellten vier Gattungen haben jede deren nur eine. Notopteris kommt den Fidji-Inseln zu, Melonycteris Neu-Irland und Duke of York, Eonycteris Moulmein und Birma, während Macroglossus eine ziemlich weite geographische Verbreitung hat, vom Himalaya an über Hinter-Iudien und die Sunda bis Nordwest-Australien und vielleicht Neu-Irland. Diese Fledermäuse lecken mit einer vorn mit rückwärts gerichteten harten Papillen besetzten, in der Mitte mehr gepflasterten Zunge die Oberhaut von Früchten weg und dann deren Fleisch und Saft, während ihre schmalen und kaum das Zahnfleisch überragenden Back- zähne im Kaugeschäfte nur sehr Avenig leisten kcinnen. Man kcinnte sie statt Fruchtfresser passend Fruchtlecker nennen.

Zwei Gattungen, Notopteris und Eonycteris, haben den Zeige- finger ohne Kralle, womit sie der großen Mehrzahl der Microchiroptera, insbesondere denjenigen, welche Insekten im Fluge jagen, äholicher

10(5 Pageiistecher, Megaloglossus Woermanni.

werden und unter den Megacliiroptera, Frugivora der meisten Autoren, nur in Cephalotes Gesellschaft finden. Die beiden anderen Gattungen haben, gleich dem Ptcste der Megachiroptera, die Zeigefingerkralle und, indem diese die des Daumens unterstützt, mehr Fähigkeit in den Bäumen uniherzuklettern, auch leichtere Bewegung auf dem Boden.

Diesen Gattungen mit Zeigefingerkralle schließt sich die neue westafrikanische Art an, auch dadurch, daß ihre Zwischenkieferhälften unter einander verwachsen sind. Wäre nicht von Macroglossus durch TJohson Melonycteris generisch abgetrennt worden, auch schon durch Jiamsay als Chiropteruges von Pteropus, so würde man sich auch für die afrikanische Art mit der Gattung Macroglossus haben beholfen können.

Die Diagnose von Macroglossus ist: Schwanz kurz (derselbe hat in Wirklichkeit drei Wirbel, den letzten als Unterlage eines Knötchens der Haut), Flughaut von der Basis der vierten Zehe; von Melonycteris: Schwanz fehlend, Flughaut von der Basis der dritten Zehe, bei gleichen Zahnzahlen.

Dagegen stellt sich unsere neue Gattung folgendermaßen:

Megaloglossus: Schwanz mit zwei gegen das Os sacrum und unter einander beweglichen, aber gänzlich versteckten Wirbeln, der zweite verkümmert, Flughaut mit 3 Fältchen von der Basis der zweiten und der dritten Zehe.

In dem einen Merkmal vermittelt also die Gattung Megaloglossus zwischen Macroglossus und Melonycteris, im anderen entfernt sie sich weiter von Macroglossus als Melonycteris. Sie nähert sich in der Anordnung der Gaumenfalten, indem die zwei letzten gespalten sind, mehr Melonycteris.

Es ist nicht unwarscheinlich , daß auch die neue Art allein in ihrer Gattung steht und man wird dann Gattungscharakter und Art- charakter vielleicht überhaupt nicht zu trennen in der Lage sein. Jedenfalls wird man für jetzt über das obige mit Sicherheit nicht hinaus gehen können.

Nach nachfolgender Tabelle liält die neue Art in der Größe die Mitte zwischen Macroglossus minimus Geoffr. und Melonycteris melanops Dol)s.

Macroglossus Megaloglossus Melonycteris mmimus J Woermanni $ melanops J incl. Schwänzchen

Körperlänge von Nasenspitze an 8;^ mm 90 mm 120 mm

Länge des Schädels 26 29 38

Entfernung von Augenmitte bis Schnau- zenspitze 13 15 19,5 ,,,

Paefenstoclior, Meojaloglossus Woornianni. 127

Macroglossus Mcgaloglossus Mcloiiycteris miiihims J Wofruraiini $ ]ih'Iuiii)])S 5 iucl. Schwän/clion

Entfernung von Aiigenniitte bis zum

unteren Winkel der Ohröfi'nung . . .\9. nun 11 mm K»,;') mm

Länge der Zunge 21 ~l^ 28

Höhe der Ohröffnung 12 13), 1 <">

Vorderarm 38 45 02 ,.

Daumen mit seinem Metacarpus ... .15 19 2')

Dritter Finger 70 80 130

Fünfter Finger 55 ijG 8-"j ?,

Unterschenkel 17 20 ,. 28

Fuß ohne Sporn 10,5 12 18

Rechnet man alle genommenen Maße jeder Fledermaus zusammen und dividirt durch die Zahl der Maße, so hat Megaloglossus das 1,21, Melonycteris das 1,54 fache von Macroglossus. Über diesen Durchschnittsfaktor gehen bei Megaloglossus hinaus die Zunge mit 1,83, die Schnauze mit 1,33 und der Daumen mit 1,20, bei Melonycteris der dritte Finger mit 1,85, der Fuß mit 1,71, der Daumen mit 1,00, der Unterschenkel mit 1,05, der Vorderarm mit 1,03. Megaloglossus ist hiernach die größtzungige Macroglosse und zum Klettern gut geeignet. Der Fersensporn ist größer als bei Macroglossus.

Was die Zähne betrifft, so hat die neue Fledermaus die Formel der beiden anderen Gattungen:

2 + 3 + 1 + 4 + IJhJ^ + 2

3 + 3+1+4 + 1 + 3 + 3

Die oberen Schneidezähne sind fast aequidistant, in der Mitte wenig weiter von einander entfernt, die Krone der unteren ist in zwei körnerartige Lappen getheilt , der obere Eckzahn hat, wie bei den anderen Gattungen die vordere Einne, in welcher der untere gleitet. Der erste obere Lückzahn ist vom Eckzahn deutlich getrennt, wie bei Macroglossus, während er bei Melonycteris dichter an diesen rückt. Die beiden folgenden Lückzähne sind im vorderen Theile gut entwickelt und etwas hakig gespitzt, während Ijei Macroglossus der vordere, hakige Teil früh abschleift und bei Melonycteris der Zahn mehr im Ganzen und plumper sich zuspitzt. So ist namentlich der zweite obere Lückzahn recht kräftig. Die Jochbogen sind weniger nach außen ge- drängt als bei Macroglossus und setzen sich vorne etwas höher an.

Die Umrandung der Naslöcher steht im ganzen minder vor als bei Macroglossus, Die Naslöcher werden theilweise überdeckt von einem

128 Paopnsteclier, Meofaloolossus Woermanni.

deutliclien Zipfel des oberen oder inneren Randes. Die Oberlippe ist breiter, plumper als bei Macroglossus, ihre Mittelkerbe eher tiefer.

Die Zunge, indem sie die gleiche Ljlnge hat, wie die des erheblich größeren Melonycteris, auch ähnlich breit und dicker, viel massiger als bei Macroglossus ist, hat mich zu der Gattungsbenennung Megaloglossus veranlaßt. Sie ragt schon beim ungeborenen Jungen aus dem Munde hervor. Ihr Mittelfeld mit einem Pflaster von Platten, jede mit drei nach hinten gerichteten Zähnen, hat fast die Ausdehnung wie bei Melonycteris, namentlich eine größere Breite als bei Macroglossus. Haar dicht, weich, dunkler als bei Macroglossus, umbra- braun, auf der Unterseite graubraun, Flughäute dunkelbraun. Zitzen groß, an den Brustseiten, ungefähr in der Höhe des Ellenbogens.

Nach dem um unser Museum, insbesondere für west-afrikanische Thiere, so hoch verdienten Herrn Adolf Woermann habe ich diese Fledermaus Megaloglossus Woermanni zu nennen mir gestattet. Sie wird als ein Beweis einer gewissen alten Fauualbeziehung zwiscl)en westafrikanischen und malayischen Gegenden betrachtet werden können, wie er ähnlich in den anthropomorphen Afteu vorliegt, hier mit einer Ausdehnung nach Polynesien, wie sie für Fledermäuse möglich ist. Wahrscheinlich wird sich das Thierchen weiter verbreitet finden, da die westafrikanische Fauna sich von der ostafrikanischen im allgemeinen erst am Tanganika-See und Albert-Nianza trennt.

Außerdem waren von Gaboon gekommen: Phyllorhina fuliginosa Tem., die reizende, wegen der farblosen Flügel im Mondlicht minder gesehene Vesperugo pulcher Dobson, vom Pvio Pongo Rhinolophus Landeri Martin und ein kleiner noch nicht bestimmter Vesperugo.

Erklärung der Tafel.

1. M egalo «T^lo s sus Woeriiianni Pag. in natiirliclier (iröPse. la. Dessen Oberkiefer von der Gaunienseitc.

Ib. Dessen Oberlippe und Zunge. Ic. Dessen Flugliautausatz am Fuß.

2. Melony cter is nielanops Dohsoii, Oberkiefer von dei' Gaumenseite. 2a. Dessen Oberlippe und Zunge.

2b. Dessen Flughautansatz am Fuß.

'6. Macroglossus minimus Gcoffr.. Ol>crkiefcr von der Gaumenseite.

3a. Dessen Oberlippe und Zunge.

8b. Dessen Flugliautansatz am Fuß.

rii()oiiNt('clu'i', M('i|al(U|l(issiiN Woi'iiiiaiuu

Ziuu r.t'i'irlil iilicr (las XaluHiistoiischc Musriiiii /.u llaiuburii l\irlS81-.

Fi<f. I".

Fig.l.

Fig.19.

Fig. ?i

Gummel! del

.lalirlmcli dci' Ilaiiiliui'i). wisscnscli, Aiislaltcii 11, 188,'

L;thJbst7(j.CMiiller,j2ni

Verzeichnis

der von

Dl', fi. A. Fischer

auf der

im Auftrage der geograpliisclien Gesellschaft in Hamburg

unternommenen

Reise in das Massai-Land

gesammelten

Myriopoden und Arachnoiden

von

Dr. F, Kar seh.

Mit einer Tafel,

1 olydesmns (Oxydesiniis) Fischeri, o^, nov. spec. (Fig. 1, 3, 2a). Margo lateralis segmentorum alatonira suhdenticulatus, segmenta alata macnla media flava transversa ornata, segmenta 1 3 graniilis crassis medium versus crescentibus armata, angulis anterioribus segmentorum alatorum rotundatis.

Niger, alis segmentorum alatorum flavo-marginatis, dorso vitta flava marginc anteriore nigro segmentorum interrupta media latiore ornato, segmento ultimo nigro. Long, maris adulti 54 mm.

Diese schöne ostafrikanische Art gehört zur Formengruppe des gleichfalls ostafrikanischen effulgens Karadi, und unterscheidet sich von dieser durch bedeutendere Körperlänge und verhältnismäßige Breite, die vorn gerundeten, bei effulgens sehr spitzen, Seiten der Segmentflügel und das schwarze, bei effulgens gelbe, letzte Eückenschild.

Wie bei deu verwandten Arten sind auch hier wieder die Rückenflächen der geflügelten Segmente durch feine Netzfurchen in drei getäfelte höckertragende Querfelder abgetheilt; auf den mittleren Leibessegmenten nimmt das gelbe Mittelband je gegen vier Täfelchen der beiden hinteren Felder-Querreihen, welche niedrige und kleine Hügelchen tragen, ein, auf den drei vordersten Segmenten dagegen nimmt das Mittelband nur je zwei nebeneinander liegende Täfelchen in Anspruch, welche ganz aus stark gewölbten gestreckten Hügeln bestehen und zwar auf dem ersten Segmente nur die mittleren Hügel der hintersten Tafelquerreihe, auf dem zweiten und dritten die aller drei Querreihen. Während bei effulgens die gelbe Färbung sich vom Rande der Hügelunterseite ununterbrochen über die ganze Bauch" fläche der betreffenden Segmente hinzieht, bleiben bei Fischeri die unteren Seiten der geflügelten Segmente schwarz und nur der Vorder- rand ist in der Mitte, soweit die Beine reichen, gelblich. Djr

136 Karsch, Myriopodcn und Arachnoiden.

13. Rliax termes, nov. spec, o^, $. Aus der Ebene am Lon- gidoberge, Massai-Land. (Fig. G.)

Digitus mandibularnm mobilis (inferior) dentibus binis, crassiore basali, minore anteriore munitus; pedum maxillarium pedumque primi paris metatarsus spinis 10 12 brevibus robustis munitus, tarsus muticus,

Color varius, fusco-testaceus, mandibulae dorso fusco-subvittatae, lateribus infuscatae , digitis nigris ; caput nigrum , in mare margine antico late testaceo, tborax infuscatus, abdomen in femina pallide flavidum plagis segmentalibus duris nigris, in mare brunneo-incanum, segmentis duobus ultimis dorso pallide flavis; pedes palpique testacei, metatarso pedum maxillariura apice tarsoque nigris, pedum primi paris metatarso apice tarsoque in $ nigris, in o^ tarso tantum nigro. Mandibulae maris robustissimae flagello crasso praeditae. Long. foem. ca. 50, maris ca. 55 mm.

Die im männlichen Geschlechte durch ungemein kräftige Mandibular- Antennen ausgezeichnete Art steht dem Rhax ochropus (Duf.) Simon sehr nahe; auch hier sind Metatarsus plus Tarsus cer Maxillarfüße (9,5 mm) kürzer als die entsprechende Tibia (11 mm). Der Hinterleib des Weibchens erscheint termitenähnlich ausgedehnt (ca. 30 mm lang), seine schwarzen, scharfgerandeten, stark chitinisirten Segmentplatten von den bleichen weichen Verbindungshäuten scharf abgegrenzt; der Mann ist viel derber und kräftiger gebaut als das Weib. Das Flagellum des Mannes ist im Gegensatze zu ochropus kräftig und lang und die Bewehrung des Metatarsus der Vorderbeine eine andere, als Simon sie für ochropus angiebt.

14. Solpiiga capitulata, nov. sj)cc., cj^, $. Aus der Ebene am Longidoberge, Massai-Land. Fig. 7.

C5^ : Flagellum ad basin digiti immobilis (superioris) mandibularnm post dentem primum situm, corpore chelae brevius, apice capitulatum; pedes maxillares pedesque testacei, concolores.

$: Pedes maxillares concolores, tarso brevi, metatarsus setis robustis brevioribus subtus vestitus. Digitus mandibularnm superior cum Serie dentium vestitus, 1 o, 2oque fortibus subaequis, dens 3us similis a praecedentibus denticulo unico parvo separatus. Segmentum ventrale primum margine anteriore subrectum. Chelae cum capite setis fulvis ad basin infuscatis vestitae. Abdomen vitta dorsali nigra obliterata ornatum, ad latera flavido pubescens. Long. 36 mm.

Das Weib dieser Art hat große Ähnlichkeit mit Solpuga setifera Oliv., der Mann mit S. brunnipes Duf. Der Körper des

Karseli, Myrii)iio<lpii iiiul Ai'iiclmuidi'u. I37

Weibes ist bleich yelierbeiigclb, nur die Finger der 8cliecrcn sind scliwary, ; beim Manne reicht das schwärzliche, vorn der Länge nach tief gefurchte Flagelluni ein wenig über die vordere Hälfte des Stammes der Kieferfühler hinaus, ist etwas nach außen convex gebogen und liegt mit seiner knopfförraig verdickten, fein gezähnelteu Spitze zwischen den starken stachelförmigen Borsten des Stammes der Scheeren versteckt. 15. OroniJi'^) ornafiim , nov. spec. , $. Aus der Ebene am Longidoberge, Massai-Land. Fig. 8 und 9.

Digitus immobilis (superior) mandibularum dentibus 7 extus,

basali majore 4 o, Go, 7o et 2o, 3o, 5o minoribus, digito mobili

(inferiore) dentibus 3, medio minore instructus. Pedes 2. et 3. paris

metatarso aculeis flavis 3 dorsalibus, tibia aculeo singulo subapicali

munito. Corpus omnino tlavo- villosum. Pedes sat longi.

i

C'olor davo-testaceus, digitis antennarum mandibulariuiii nigris, capite , paliioruni maxillariuni i)eduni(|ue articulis intermediis supra ini'uscatis, submarmoratis, mandibularum corpore supra vittis singula "2 longitudinalibus brunneo- marnioratis ornato, abdominis dorso vittis o nigris longitudinalibus e maculis tribus subperfectis singuli segmenti forinatis ornato. Long. )l:l 23 mm.

Die zierliche kleine Art ist hauptsächlich durch die drei schwarzen Längsstreifen des Abdominalrückens auf den ersten Blick schon charakterisiert. Die Bildung der drei vordersten abdominalen Bauch- platten erinnert au die \oi\ S/mon für seinen Datames genicu latus gelieferte Zeichnung (conf. Ann. Soc. Ent. Fr., 1879, PI. 3, Fig. 31). Ein Bein des vordersten Paares mißt 13 mm und ist auftallend dünn und zart, ein solches des zAveiten 11,5, eines des dritten 14, eines des hintersten 21 mm.

Die neue Gattung gehört zum Formenkreise der Gruppe Solpuga-Datames, unterscheidet sich aber von allen anderen Solifugen- Gattungen durch die Zweiteiligkeit des Tarsus sämmtlicher echten H Laufbeine und ihre auffallend mächtig entwickelten 2 Haft- läppchen am Ende jedes derselben, so daß für die Gattung Ceroma folgende Charaktere maßgebend sind:

Uugues gialni. Spiraculorum pectina nulla. Pedes maxillares subtus setis (vel spiuis) iregulariter dispositis instructi. Tuber oculiferum setis multis ac inordinatis munitum. Tarsi pedum secundi, tertii, ({uarti (ultimi) paris biarticulati (salteni in foemina). Pulvilli pedum crassi, longi. Pedes ultimi paris singulo laniellis 5 muiiiti.

2) Ceroma iiov. gciur,. vuiii griech. zu /.T^mj/)., das l'Haste r,

11

138 Karscli, Myriii|ii)(l('n und Aracliiioiilen.

Über Aut'cutlialt und LebensgeAvohülieitcü der hier buschriubciien (lirtkankerarten teilt Herr Dr. G. A. Fischer nach seinen Beobachtungen das Folgende mit:

„Wurden alle in der trocknen Ebene unweit des Longidoberges gesammelt, wo sie sich besonders an sandigen Stellen fanden. Sie graben 7 8 cm lange, ziemlich senkrecht verlaufende Gänge, in deren näherer Umgebung sie immer angetroffen werden, und in welche sie sofort flüchten , wenn man sich nähert. In denselben angelangt, wenden sie sich gleich um und sehen mit dem Kopfe kampfbereit hervor. Schneidet man ihnen den Weg zu ihrer Höhle ab, so stellen sie sich mit aufgerichtetem Kopfe und geöffneten Zangen dem Angreifer entgegen und vertheidigen sich kräftig. Die an der Küste vor- kommenden kleinereu Arten halten sich besonders gern auf sandigen Fußpfaden auf, wo sie auch ihre Gänge anlegen. Sie heißen bei den Suaheli „Schirmalehe" und werden für sehr bösartig gehalten. Man behauptet, daß ihr Biß Schafe und Ziegen tödten könne und reibt als Gegenmittel das noch warme Blut eines Hahnes in die aufge- schnittene Bißwunde."

Erklärung der Tafel.

Fip-. 1. l'ol y (1 ('S Hill s Fischcri S}). n. ^, in natürlicher r;n")ßo.

2. Jlasis seiner Copulationsapparate mit, dem rcclitsseiti,<>fn l'onis; ^a, äußere (Tabel des rechtsseitigen Penis, in der Iiuhelagc bei der Betrachtung der Bauchseite des Thieres von der inneren Lamelle der inneren (ialiel ver- deckt; l)eide. Figuren stark vergröfsert.

:3. Fpeira s[)ectator, $, natürliche Gröfse.

4. \'ulva dersellien, stark vergrößert.

5. l'eliudbi US niuticus n. sp. J, natiirliclie Größe.

6. Außenseite des linken KiererFiihlers von IJliax tcrnics it. sp. ^, in natürlicher Größe.

7. Innenseite des linken KieferliUilers von Solpuga (.'a p i t u 1 a t a ;(. .s;^). ^■. links vergrößert, rechts in natiirlicher Größe.

8. Ceroma ornatuiii n. .S7>. $.

,, 9. Endglieder der beiden hintersten Beinpaare: III. oberhalT) ist ein Bein des vorletzten Paares, IV eines des letzten von der Schiene an , beide in natürlicher Größe; III unterhaD) ist ein Bein des vorletzten, IV des letzten vom Vortarsus (Metatarsus) an, beide vergrößert.

Die Zeichnungen stammen aus der Feder des Herrn stud. Erich Engel.

U*

!■)<]. I.

l\iu'.st.'h, Myiioimdoii ii. iVi'arhiuudcii aus (Iciu Massaihiiulo. Zum Bericht über das Xaturlusliinschc Musfiiin zu llanümrij tiii' KSSl.

.lahrbuch der llainbuni. wssnisrli, Aiistallcn II. ISSfi

litliinst75.Ci!allsr,JeJiia

Die Seesteriio Siid-Geoi'oiens

nach der Ausbeute der deutschen Polarstation in 1882 und 1883.

Von

Prof. Dr. Th. Studer in BerD.

Mit zwei Tafeln.

ihe zahlreiclipn im Jahre 1S74 ausgesandten Expeditionen zur Beohaclitnng des \'enusdnrcligane;os hatten uns mit der Fauna einer mitten im südlichen indischen Ocean gelegenen Insel, Kerguelenslaud, in ausgiehigem Maüe l)ekannt gemacht. Es hatte sich dahei das eigentümliche Resultat ergehen, daü jene Fauna, sowohl die des Landes, üh auch, und zwar noch in erhöhtem MaÜe, diejenige des Meeres nm meisten Zusammenhang zeigte mit der des südlichsten Teiles des amerikanischen Kontinentes. Namentlich für die Echino- dermen und für die Mollusken war die Ähnlichkeit der heiden Eaunen hervortretend und wiederholt hatte ich Gelegenheit genommen auf dieselbe aufmerksam zu machen. (S. Antarkt. Echinodermen. Monatsber. d. Berl. Akad. 187(i. Eauna von Kerguelenslaud. Wiegmanns Archiv f. Naturg. XXXXV. Jahrg., I. Bd. u. a. a. 0.).

Es hatte sich gezeigt, daß viele Arten von Kerguelenslaud identisch sind mit südamerikanischen oder ihre nächsten Verwandten in solchen finden, daneben allerdings kamen auch Arten vor, welche ein ganz eigentümliches Gepräge zeigten.

Es muüte nun von größtem Interesse sein, die Eauna einer der Südspitze Amerikas näh-er gelegenen Insel des antarktischen Meeres kennen zu lernen und diese Gelegenheit wurde gel)oten dadurch, daß die deutsche Polarkommission in 1882 und 1883 eine meteorologische Station auf Süd-Georgien einrichtete. Herr Dr. v. d. Steinen, der Expedition als Arzt und Naturforscher beigegeben, sammelte mit großem Fleiße zahlreiche Stücke auf diesem bis dahin fast noch unbe- kannten Eilande.

Die Objekte sind von der Polarkommission dem Hani])iirgischen Museum überlassen worden. Ich bin der Kommission und dem Museum zu Danke ver])flichtet. dnß mir die Bearbeitung der Asteroiden anver- traut wurde.

144 Stiidor, Seesterne Süd-Georgiens.

Die Zahl der gesainmclteii Arten, meist in zalilrelcliei], in Spiritns wolil konservierten Exenijilaren, l)elänft sieh anf 14, darnnter 0 Stelleriden, von welchen 7 nen, und ;"» Ophiurideu, von welchen 1 neu für die Wissenschaft sind.

Die meisten Arten wurden in tlacliem Wasser gesammelt, welches nicht tiefer als 14 Faden untersucht ist. Forschungen in tiefem Wasser Avürden wohl die Formenzahl noch hedeutend vermehren.

Was den ('harakter der P'auna hetrifft, so zeigt sich hei den Stelleriden, wie in allen his dahin untersuchten antarktischen (iewässern, ein Uherwiegen von Asteriaden gegonüher anderen Familien; von den gesammelten Stelleriden kommen f) Arten auf die Familie der Asteriaden, die auch individuell am reichsten vertreten sind, zwei anf die Pedicella- steriden, je eine auf die Eehinastei'iden und die (lymnasteriden. I'"ür die antarktische l'auna sind neu die (Jatlungen Anasterias Perr. und Stichaster. Unter den Ophiuriden kommen drei Arten auf die Familie dei' ()])]iioderiiKitid en und zwei auf diejenige der A m])hiu rid en. Neu für die antarktische l'auna ist die Gattung Ophioceramis. Wie schon mehrfach hei Fchinodermen der arktischen und antarktischen Meere konstatiert, linden sich auch hier Arten, weiche nicht freie Tiarvenzustände halben, sondern hei denen die Eier sich in hesonderen Rruthältern zu vollkommenen Tieren entwickeln. Nehen dem schon hekannten Beispiel der Ophiogl} pha hexactis Smith fand sich noch eine Stelleride mit eigentümlicher Brutpflege, Stichaster nutrix n. sp. Was die Verwandtschaftsverhältnisse der Arten mit denen von anderen (legenden hetrifft, so lassen sich solche nur mit Kergueleusland konstatieren, während Analogieen mit solchen von der Südspitze Amerikas, nach den gegenwärtigen Kenntnissen wenigstens, sich nicht nachweisen lieüen. Vielleicht, daü dieses Resultat nach der Veröffentlichung des durch die französischen Expeditionen auf Feuerland erlangten Materiales sich noch anders gestaltet.

Von den neun Stelleridenarten sind zwei, Asterias meridio- nalis Perr. und Porania antarctica Smith Kergueleusland und Süd-Georgien gemeinsam, die anderen sieben bis dahin noch eigen- tümhch. Von den fünf Ophiuriden kommt Ophioglypha hexactis Smith auf Kergueleusland, Marion-Island und Süd-Georgien vor, nur scheint sie an letzterem Orte sich zu bedeutenderer Größe zu entwickeln. Von den übrigen vier Arten sind zwei sehr nahe verwandt mit solchen von Kerguelensland ; so Ophioglypha Martensi ih sp. von Süd-Georgien mit 0. Deshayesii Lyni. von Kerguelensland, Amphiura affinis 11. sj). von Süd-Georgien mit A. tomentosa Lym. von Kerguelensland.

Slmlt^r, Scr-RtPino Süd-fienr^icns.

14.5

Ui'Iicr dir W'ilciliiiii;- tlor Sccstonio in der iiinft-elhaeiusch ;nit;iil<!isclicn l;(\^i()ll, wio ich doli ('(»iiiplox v(»ü Inseln siidlicli vom 40. (Inul, von Siidainorikii ösUicli l)is zu Kergnolonslainl liczciclnuMi möflito, ,^iol)t die Iium- boifidt^cnde TaljclU' iVufsclduü.

- -

Siuis])itzc'

Si'id- Ki'v- Aiiici-ik;ts , , uimI I

Siid- (iiMii-yia.

K;ilklan(ls-l himl.

Inseln.

Astorins Itraiulti IJcll

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alba Bell

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obtusispinosa Bell

*

Cunninghanii Perr

*

rupicola Verrill

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neglecta ]*ell

A-

Bellii 8tnd

*

Studeri Bell .

*

meridionalis Perr

*

*

ppi'v'ifii^i Smitli . . c

*

ruffispina Stps

*

antarcticns l^ütk

*

snlcifer Perr

*

georgiaua Sind

*

Steineni StuJ

*

spectabilis Phil

-•!:

varius Pliil

*

Anasterias Perrieri Stnd

*

Stichaster nutrix Stnd

*

Lal)idiaster radiosus Liitk.

=i--

Pedicellaster scaber Smitli

*

octoradiatus Stnd

*

Sarsii Stnd

■^

Calvasterias antipodnm Bell

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Ecliinaster spinnlifer Smith

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Cribrella Pagenstecheri Stnd

*

Pentagonaster singnlaris M. Tr

*

paxillosus Perr

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Bellii Stud

meridionalis Smith

*

Calliderma Grayi Bell

'■^■'-

14G

Shuler, Seosteme Siul-Georoiens.

Südspitze

Süd-

Ker-

Amerikas

und Falklands-

guelens- land.

Süd- Georo'ia.

Inseln.

Poraiiia antarctica Smith

*

*

inagelhaeiiica Stiid

■\-

(ianeria falklaudica Gray

*

Leptoptychaster Kergiielensis Smith

*

t'ycethra simplex I)ell

*

Asteriiia fimbriata Perr

*

Luidiaster liii-sutiis Stml

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('teiiodiseiis aiistralis Lütk

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Pteraster aflinis Smitli

rugatiis Sladen

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stclliffr ....

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semiroticulatus Shidon

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Ivptaster vpitucosus Shidfu

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i!)(?rof riuator

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Ophiogona laevigata Stud

*

Ophioglypha carinata Stud

*

verrucosa Stud

*

hrevispiua Smith

*

ambigua Lym

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hexactis Sm.

*

*

elevata Lym.

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DeshayGsi Lyui

*

Martensi Stud

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Lymani Lütk

=1:

Ophiocten sericeum Ljgm

*

amitinum Lym

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Ophioceramis antarctica Stud

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Ophioconis antarctica Lym

*

Ophiactis asperula Lütk

Amphiura Studeri Lym

*

magelLauica Ljgm

*

tomeutosa Lym

^f:

patagouica Lym

,, antarctica Lym

*

Sfmlcr, Si'ostci'iic Siid-Gcoro-iens.

147

Südspitzi-

Süd- Amerikas

und

l<':dklands-

Jnselii.

Ker-

yiiidciis- land.

Süd- (i<'()i-f4ia.

Aiiii)Iiiiira aflinis Sind

1

Lymani Stiid

Ojdii.iraiitlia vivipara Ljgni

inia^ijo r^vm

* *

*

*

Opliioscolox Koeppingeri Boll

Ophiomyxa vivipara Stiul

Astrophyton Lyinaiii Bell

Astrotoma Agassizii Tiym

Astroereas carnosiis Lyni. , . .

*'

Bei nachfolgender Bescln-eilning und Aufzählung der gesammelten Arten l)in ich fiii- die Stellenden dem in neuerer Zeit von Perrier vorgeschlagenen Systeme gefolgt, das dem jetzigen Stand])unkte nnsrer Kenntnisse am hesten ents])iicht. (S. K. Perrier, Memoire sur les Etoiles de mer receuillies dans la mer des Antilles et le Golfe du Mexiqne pg. DU n. f. Nonvelles Archives du Museum '2. Ser. T. VI).

Ord. Stelleridea

Sii1)oid. Forcipulatae Pen: Fam. Pedicellasteridae.

Pedicellaster, Lomi.

P. octoradialiis n. sp. (fig. 1 a— d.) Scheihe flach, kreisrund, mit acht ahgeflachten am P'.ude stumpfen Armen.

R = 6

mm. r =

0 n

,5 mm. R = 2,4 r. Arme an der Basis 2 mm.

Die Scheibe erscheint flach, kreisrund, doch ist sie durch keine Ring- furche von den Armen abgesetzt. Vier Armwirbel treten iu die Zusammensetzung der Scheibe ein. Der Mund liegt in der Mitte einer muskulösen Mundhaut, welche sich in dem weiten Mundrahmeu ausspannt. Die Armfurchen sind weit, mit zwei Füücheureihen im Anfang, die Füüchen sind zylindrisch am Ende mit kleinen Saugscheiben. Sie stehen zuerst, wie bei Brisinga und Labidiaster, einander vollkonnnen parallel, gegen die Mitte des Armes wird ihre Anordnung unregelmiil.ng, in zwei bis drei Segmenten ordnen sie sich in drei Peihen, gegen die Spitze dos Armes zu stehen sie wiodei- paarig. Die Adambulacral-

PiHlieeUaster

octoradiatus

11. sp.

148 RIikIpv, Sopst,f>ino Rürl-Georgiens.

platten, welche zugleich den T'aiul der Arme nach aiiüen l)ilden, tragen nur je einen Stachel, so dafj nur eine einzige lleihe Amhulacralpapillen vorhanden ist. Diese sind relativ lang, zylindrisch. Die innerste bildet mit denen des benachl)arten Armes zwei divergierende Mundstacheln, welche von den Mundecken bis auf den halben Radius der Mundscheibe reichen.

Der Dorsalteil der Scheibe wird von einem Balkennetz von schwachen Kalkstäben gebildet; die Maschen des Netzes sind sehr weit und das Netz locker im Zentrum der Scheibe, gegen den Kand wird es dichter und bildet einen Riug von festeren Kalkgebildeu, welche die Scheibe umgeben. Die Arme sind platt, nehmen von der Basis bis zur Spitze wenig an Breite al) und sind am Ende stumpf abgerundet. Ihr Balkennetz ist weitmaschig, die Maschen rechtwinklig und zwar dadurch, daü drei Reihen radinl gerichteter Kalkstäbe die Mitte und die Rvänder des Armes einnehmen und durch senkrecht darauf verlaufende Stäbe verbunden worden. Die Seiten der Arme fallen senkrocht ab, zwischen den Stäben ihres Kalknetzes treten Kiemenfül.'schen hervor, Avelche eine einzige Reihe bilden.

T)ie liadialplatte (11g. 1 e) des Armes ist grof.i, (|uer verbreitert, konvex, sie bildet auf der Venti-alseite eine Rinne, durch welche ein un])narer verlängerter Tentakel hervorti'itt. Scheibe und Arme sind bedeckt mit kurzen zylindrischen, am khide kollienfcirmig verdickten Stacheln , deren Obertläche rauh nnd zackig ist. Auf dem Zentrum der Scheibe stehen sie auf den Kreuzungsstellen der Kalkbälkcheu unregelmäßig nnd spärlich zerstreut, auf dem dichten Kalknetz des Scheibenraudes in dichter Anhäufung. Auf den Armen lassen sich eine nnregelmäüige Medianreihe und zwei Seitenreihen unterscheiden, eine Reihe etwas verlängerter Stacheln verläuft am Seitenraude jedes Armes. Pedicellarien sind über die ganze Oberfläche der Scheibe und der Arme auf den Maschen des Balkennetzes zerstreut. Namentlich dicht stehen sie zwischen den Stacheln am Scheibenrande, auf den Armen finden sie sich zahlreich zwischen den drei dorsalen Stachelreihen, ebenso sind sie zahlreich auf der Radialplatte, die außerdem mit vielen, 14 15, Stacheln besetzt ist.

Die Pedicellarien zeigen den Typus derjenigen mit gekreuzten Scheerenblättern (Pedicellaires croises Perr.) und sind sehr ähnlich den- jenigen der Asteriaden (fig. 1 d.) Jedes Blatt ist löffeiförmig ausge- höhlt und besitzt am Ende eine breite Schneide, die fein gezähnt ist, das untere Ende des einen Scheerenblattes verlängert sich bedeutend über die Kreuzungstelle hinaus, ein Charakter, den auch die Pedicellarien von P. typicus zeigen. Die Länge des Gebildes beträgt 0,G mm, die Breite 0,05 mm. Diese Form der Pedicellarien weicht bedeutend von

Sluilur, ScL'skriu' Siul-(ic'orgiciis. 149

der der eigentlichen Brisingidcn ab, bei welchen am Rande der Schneide noch eine ge/ähnte Platte liervorragt, welche l)ei denen der Asteriaden lehlt. Die Aladreporenphitte ist sehr klein, unter Stacheln verborgen. Sie liegt am Scheibenrande im Winkel von zwei Armen außerhalb des Stachelkranzes.

Farbe im Leben nach Dr. v. d. Steinen weißgelb ^ JMitte und mittlerer Dorsalteil der Arme pfirsichblütrot. Südgeorgien in 14 Faden Tiefe.

Der Fund von mehrstraligen Formen unter den wenigen bis jetzt bekannten Arten der Gattung Pediccllaster, P. sexradia F. Perr. in der Tiefe des atlantischen Oceans und P. octoradiatus, ist von großem Interesse. Es wird dadurch diese Gattung mehr den vielstraligen Brisingidae genähert, von denen sie direkt zu den Asteriaden über- leitet. Den letzteren nähert sie die Bildung des Skelettes, die Form der kreuzförmigen Pedicellarien und, wie Perrier (fitoiles de Mer re- ceuillies dans la mer des Antilles 18b4) gezeigt hat, des Mundramens, der anfängt einen ambulacralen Typus anzunehmen. Bei der vor- liegenden Form tritt auch schon die Tendenz auf, die Zahl der Füßchenreihen zu vermehren.

Pedicellaster Sarsii, n. i<p. (Fig. 2. a. b.) Fünfstralig, mit Peiiiceiia«ici- dorsal deutlich begrenzter, kreisrunder Scheibe und fünf verlängerten, abgeplatteten stuni[)feu Armen; Ambulacralpapillen einreihig, zylindrisch.

Die Art gleicht im Habitus sehr dem nordischen Pedicellaster typicus Sars, unterscheidet sich aber namentlich durch die regel- mäßige Verteilung und stärkere EntAvicklung der Stacheln, die sich sehr ähnlich, wie bei der vorigen Art verhalten. P = 9 mm. r. =■ 2 mm. R ^^ 4,5 r. Breite der Arme an der Basis 2 mm. Die Scheibe erscheint kreisrund, tiach, durch einen Stachelkranz vom Ursprung der Arme abgegrenzt, die Arme selbst dorsal Hach, scharf gegen die senkrechten Seiten abgesetzt, die Ventraltläche nur durch die breite Armfurche und die Adambuiacralplatten gebildet. Der Mund liegt im Zentrum einer Mundhaut, die Füsschen stehen in der Am- bulacralfurche sehr unregelmäßig, selten zu zweien, häutiger zu drei und vier, doch ohne regelmäßige Querreihen zu bilden. Jede Ambu- lacralplatte trägt nur einen relativ langen, zylindrischen, gefurchten Stachel ; der innerste bildet mit dem der aiuleren Seite auf dem Mund- ecke zwei Zähne, welche divergierend über die IMundhaut vorragen; unmittelbar über diesen Zähnen erheben sich ein bis zwei langgestieltc gerade Pedicellarien. Die Dorsalseite der Scheibe ist bedeckt mit kurzen stumpfen Stacheln, von denen 7- '.) in der Mitte stehen, un- regelmäßig kreisförmig um einen Zeutralstachel, während eine Reihe

150 SLiiLlei-, Sccsteriic Hiid-Güorgieus.

giößorer Stacheln einen Kranz um den Scheil)enian(l Lüdet. Die Medianlinie jedes Armes wird von einer Eeihe analoger Stacheln ein- genommen, ebenso der scharfe dorsale Seitenraud. Ebenso wird der ventrale Seiteurand des Armes von Stacheln eingenommen, die in gewissen Abständen paarweise stehen nnd sich direkt nach außen an die Ambulacralpapillen anschließen. Die senkrechte Seitenwand der Arme zwischen der dorsolateralen und der ventrolateraleu Stachelreihe ist von einer Reihe Poreu durchbohrt, durch welche die Kiemenfüßchen treten. Die gekreuzten Pedicelhxrien stehen auf der Scheibe zwischen dem Randstachelkranze verteilt, auf den Armen bilden sie unregelmäßige Längsreihen auf den Seitenfeldern zwischen der medianen Stachelreihe und den Dorsolateralstacheln. Süd-Georgien. No. 7583.

Ein einziges Exem})lar, ohne genaue Fundorts- und Farbeu- angabe. Im Spiritus bräunlich.

F;mi. Asteriadae.

Asterias L.

^«terias Astei'las gTorgiaiia ii. sp. (Fig. oa d). R = 5,4 n r.

Vom Habitus des A. riibeus, mit fünf Armen, die Ambulacralpapillen in zwei Reihen, schlank, am Ende etwas verdickt und abgeplattet. Nach außen davon zwei l)is drei Reihen größerer, platter Stacheln. Scheibe dicht besetzt mit kleinen, am Ende abgestumpften und rauhen Stacheln, zwischen denen zahlreiche Kiemenlußcheu hervortreten. Ein Interambulacralfeld auf dem ventralen Teil der Scheibe und der Seiten- teil der Arme zwischen der ventralen Stachelreihe und den Dorsal- stacheln nackt, Madreporenplatte klein . zwischen den Stacheln und Kiemenfüßchen verborgen, nahe dem Scheibenrande.

Die größeren Exemplare haben einen Scheibenradius von 7—8 mm, einen Armradius von 38 mm, daher Fl = 5,4 r. Dicke der Arme an der Basis 10 mm. Bei jüngeren Flxemplaren beträgt der Scheibenradius 4 mm, die Armlänge 22 24, daher R = 5,4 6 r; da- neben kommen Individuen vor, bei welchen die Arme kürzer und breiter, der ganze Habitus überhaupt gedrungener erscheint. Dieses mag teils von Geschlechtsunterschieden , teils vom Erhaltungszu- stande abhängen, sämtliche größeren Hxemplare wurden nämlich nach einem Sturme am Strande aufgelesen und in totem Zustande, zum Teil abgescheuert und durch eingetretene Fäulniß abgeplattet, in Spiritus gesetzt. Die frisch konservierten Exemplare sind kleiner; sie halben einen großen Radius von 22 24 mm. Die Arme sind abgerundet, dick, sich allmählich gegen das stumpfe Ende, das bei Allen dorsal-

Studci-, SecstcM-in; Si'ul-Georgious. 151

Avürts uiiigcbogcii ist, verscliiuälenKl. Die Arm furche ist breit, die InUkheii stehen sehr uuregelinäßig /u 4 in einer Reihe und besitzen breite Saugscheiben. Die Adanibuhicralphitten tragen zwei Reihen von Papillen, die gleich groß sind und schlanke, etwas in radialer Richtung abgeplattete Stäbchen darstellen, welche am Ende etwas verbreitert und rauh sind; sie sind länger, als die Dorsalstacheln, da- gegen kürzer und schlanker als die Seitenstacheln der Arme. Auf der Scheibe verschwindet die äußere Papille, so daß an den Mund- ecken nur noch zwei zylindrische Stacheln über die Mundhaut nach innen vorragen. Die Unterseite der Scheibe zeigt zwischen den Ur- sprüngen der Arme ein nacktes Feld, das sich seitlich auf die Arme, zwischen die Ambulacralpapillen und die Seitenarmstacheln als schmaler Streifen fortsetzt. Nach außen und oben folgen nun die lateralen Armstacheln, welche bei jüngeren Exemplaren eine unregelmäßige, bei älteren zwei bis drei Reihen bilden. Sie sind mehr zylindrisch, am Ende abgestumpft und doppelt so dick als die Ambulacralpapillen, an ihrer Basis tiuden sich gekreuzte Pedicellarien. Dorsalwärts folgt eine Reihe blasenförmiger Kiemenfüßchen und dann ein dichter Besatz von kurzen , am Ende verdickten und radiär gefurchten Stacheln, w^elche die Seitenteile der Arme und die ganze Dorsalseitc des Seesterns dicht bedecken; zwischen ihnen treten zahlreiche Kiemenfüßchen hervor. Die Madreporenplatte wird durch die dicht stehenden Stacheln ganz verdeckt, nur bei abgeriebenen Exemplaren, wo die Stacheln zum Teil verloren gegangen waren, ließ sich, das Skelett und die Madreporen- platte erkennen. Bei solchen zeigt sich die letztere nahe dem Scheiben- rande nahezu im Armwinkel. Sie ist klein , mit nur wenig radiären Furchen, umgeben von einem Eing aus Kalkbälkchen, der mit Stacheln besetzt ist. Das ganze Dorsalskelett der Scheibe und der Arme be- steht aus einem Netzwerk von groben Kalkbälkchen, die nur enge Maschenräume zwischen sich lassen, durch welche die Kiemenfüßchen austreten; erst gegen die Seiten der Arme wird das Netzwerk regel- mäßiger, die Kalkstäbe ordnen sich parallel senkrecht auf die Längs- richtung der Arme und lassen große Maschenräume zwischen sich, durch welche die großen lateralen Kiemenfüßchen durchtreten. Pedicellarien kommen in zwei Formen vor, 1) gerade, klappenförmige, aus zwei langen Blättern bestehend, die auf querovalem Träger stehen (Fig. 3 d) und 2) gekreuzte, zangenförmige. Ihre Blätter siud kurz, mit breiter, am Ende stumpfer Schneide. Die ersteren finden sich an den INlund- winkeln, ventral von den Mundstacheln und auf dem Räume dorsal der ventrolateralen Stachelreihe, die gekreuzten komincn an der Basis der Stacheln, namentlich an den Seitenteilen der Arme vor.

Stcineni u. sii.

152 Studcr, Hecstcruc Snd-Gcurgieas.

Diese Art scliciut selir häufig zu sein iiucii den zalih'eiclieu l'ixeniiilareii , welche von Heini Dr. v. d. Steinen bei Südgeurgieii gesammelt worden sind.

Es gehören dahin folgende Nummern des Katalogs: 7G00, ein Exemplar; 7572, drei Stück, jung; 7581, junges Exemplar; 7578, drei Stück; 7594, 16 Stück, bei Sturm angeschwemmte, alles größere Exemplare, bei den meisten sind die Ambulacralpapillen und zum Teil auch die Stacheln abgerieben, einzelne wurden zAvischen den Wurzeln des ausgeworfenen Tangs gefunden. A.s(eTia8 Asferias Steiiieiii n. S2). (Fig. 4 a.b.) Fünfstrahlig. R = 4, 2 r.

Sehr ähnlich im Habitus der vorigen Art, mit zwei Papillenreihen längs der Armfurche, die Ambulacralpapillen breit, in radialer lUchtung abgeplattet, drei bis vier v.entrolaterale Stachelreihen längs der Arme, die Stacheln platt, zugespitzt, lanzettförmig. Dorsalhaut der Scheibe und der Arme nachgiebig, mit zahlreichen Kiemenfüßchen und mit sehr kurzen papillenartigen Stacheln bedeckt. R. = 40. r. = 11. K = 4, 2 r. Diese Art ist sehr ähnlich der vorigen, zeigt aber kürzere und rascher sich zuspitzende Arme.

Die Bauchfurche wird von zwei Reihen kurzer Stacheln begienzt, zwei auf jeder Adambulacralplatte, beide sind gleich groß, am Ende stumpf, aber nicht verbreitert und in ratlialer Richtung etwas abge- plattet. Nach außen davon folgt die ventrolaterale Stachelreihe, bestehend aus abgeplatteten, lanzettförmigen Stacheln, doppelt so dick, aber wenig länger als die Adambulacralstacheln, dann eine zweite Reihe von Stacheln, die im Anfang des Armes zu zwei, dann zu drei stehen und sich bis an das Ende der Arme verfolgen lassen.

Diese ventrolateraleu Stachelreihen beginnen erst vom freien Teile des Armes an und lassen auf dem ventralen Teil der Scheibe ein interradiales Feld frei, auf welchem vereinzelte, gerade Pedicellarien stehen, dasselbe setzt sich bis auf den Dorsalteil der Scheibe als schmale Zone fort. Die geraden Pedicellarien lassen sich auf die Arme verfolgen und bilden eine Reihe zwischen den ventrolateraleu Armstacheln und den Adambulacralstacheln; zwischen der untersten Reihe der ventrolateraleu Stacheln und der darüber liegenden Reihe stehen Kiemenfüßchen, eine zweite Reihe solcher findet sich dorsal von der zweiten Lateralstachelreihc an der Seite jedes Annes.

Der ganze Rückenteil des Armes ist dicht besetzt mit kleinen papillenartigen Stacheln, welche am oberen Ende verdickt und abge- rundet sind und keine radiären Furchen tragen. Dieselben stehen am dichtesten auf der Scheibenmitte, wo sie, dicht aneinander gedrängt, einen polygonalen Querschnitt annehmen; lockerer stehen sie auf den

Studer, Sccstcruo Süd-Georgiens. 153

Annen; dort sind sie auch ungleich ; es ragen immer einige gröüere über die kleineren hervor, die gröf.?eren sind zahlreicher an den Seiten der Arme und bilden dort mehrere Längsreihen. Das Scheibenskelet ist sehr locker und daher die Dorsalhaut der Scheibe und der Arme weich und nachgiebig.

Die Madreporenplatte ist klein, sie steht auf dem halben Scheibenradius und ist von etwas größeren, keulenförmigen Stacheln umgeben, die aber keinen regelmäfjigen Kranz bilden.

Von Pedicellarien finden sich zweierlei Formen vor. Erstens gekreuzte und zweitens gerade, bestehend aus zwei Scheerenblättern mit geraden, schwachgezähnten Schneiden, die auf einem querovalen Träger stehen; sie haben eine Länge von 1 mm und eine Breite von 0,5 mm.

Sie finden sich auf dem freien Interradialfeld auf der Ventral- seite der Scheibe, ebenso auf den dorsalen Interradien der Scheibe in den Armwinkeln, dann in einer Reihe zwischen den Andjulacralpapillen und den Ventrolateralstacheln.

Dieser Seestern wurde bei Sturm an die Küste geschwenimt. Die Färbung ist nach Angabe von Herrn Dr. r. d. Steinen im Leben hellgelb l)is orange, im Spiritus weißlich. No. IbS)^). Ein junges Exemplar dieser Art möchte 7SS1 sein.

A. meridioiialls Fvrr. Ein stark abgeriebenes Exemplar, mit einem Asterias meri- R. von S5 mm, stimmt gut mit den zwar kleineren Exemplaren von •^•'^'"^i"^ i'^ii"- Kerguelensland iiberein. Wurde bei Sturm an die Küste angeschwemmt. No. 75!)r..

Aiiasf erlas Perrier. (Revision des Stellerides du Museum p. 81.)

Die Gattung wurde von Perrier im Jahre 1874 für einen See- stern unbekannten Fundortes aufgestellt, der sich in Bezug auf Form und Verhalten der Ambulacralfüßchen, sowie der Pedicellarien au die Gattung Asterias anschließt, aber von dieser durch die eigentümliche Reduktion des Skeletes abweicht. Die einzige dahin gerechnete Art, A. min Uta Perr., erinnert im Habitus an eine Asterina, mit der sie die Dicke der Scheibe und die Kürze der Arme gemein hat. Die von Perrier angegebenen Gattungscharaktere passen gut auf einen großen Seestern der Sammlung von Süd-Georgien, welcher zwar sehr defekt, und dessen Ventralseite ganz abgerieben ist, der aber enie Anzahl Cha- raktere zeigt, die ihn als neue Art dieser Gattung zurechnen lassen.

A. Perrieri n. ^i. Habitus des Asterias rubens mit verdickter Anasterias Scheibe und allmählich sich zuspitzenden Armen, welche liei dem ^^^^^' ' " ''^' vorliegenden Exemplar dorsalwärts eingerollt sind. R. 75 mm, r. 14 mm. R = 5, 3 r. Von Skeletteilen lassen sich die Armwirbel, die Adam- bulacralplatten und seitliche Armplatteu unterscheiden, ferner, die

154 Studer, St'cstoiiic Siid-Geuigieus.

Scheibe begreiizeiul , ein Ring von sehr locker verbundenen Kalk- balken; im übrigen ist der Körper von einer weichen dicken Haut bedeckt. Der delecte Zustand des Seesterns, an dem die ganze Unterseite abgescheuert ist, erlaulit nicht mehr mit Genauigkeit die Zahl und Form der Amljulacralpapillen anzugeben, nur auf einzelnen am meisten einwärts gelegenen Adambulacralplatten lassen sich noch vereinzelte stachelförmige Papillen wahrnehmen , die vermuthen lassen, daß eine einzige Reihe feiner zylindrischer Stacheln die Ambulacralfurche säumt ; el)enso lassen sich zwei divergierende Spinen unterscheiden, welche von den Mundecken ül)er die Mundhaut vorragen. Eine Reihe von gröberen zylindrischen Stacheln , von denen nur Avenige erhalten sind, schließt sich nach außen an die Ambulacralpapillen an, dann folgt auf einen nackten Raum eine zweite Reihe von kurzen, zylindrischen und feinen Stacheln, die beweglich sind und sich bis an das Ende des Armes verfolgen lassen. Diese l)eiden Stachelreihen bezeichnen die P^nden der quer verlängerten Seitenarmplatten. Der Rücken der Scheil)e ist mit einem Kranz von unregelmäßig stehenden , s})itzen Stacheln l)edeckt, Avelche auf einem Ring von locker verl)undenen Skeletstäben aufsitzen; wenige ähnliche Stacheln sind auf der Glitte der Scheibe zerstreut und sehr vereinzelte treten hin und wieder auf dem dorsalen Teil der Arme auf. Die Madreporen})latte liegt außerhalb des dorsalen Skeletringes , zeigt zahlreiche feine gewundene Furchen und ist von fünf größeren Stacheln umgeben.

Pedicellarien sind außerordentlich zahlreich über den ganzen Körper verteilt. Man unterscheidet gerade Pedicellarien mit geraden Schneiden, die auf einem kurzgestielten (pierovalen Träger stehen, in der Armfurche, innerhalb der Papillen, an den Mundecken, ferner auf dem Rücken der Arme , avo sie in der Mittellinie zerstreut stehen. Viel zahlreicher sind die kleineren, gekreuzten Pedicellarien. Sie sind auf dem Zentrum der Scheil)e zerstreut, namentlich zahlreich aber auf den Armen, von der Mitte nach den Seitenteilen immer an Zahl zunehmend, bis sie an den Seiten die Haut vollständig bedecken.

Das Tier wurde nach einem Sturme an der Küste angeschwemmt gefunden. Farbe im Leben orange. No. 7597.

Stichaster.

Stichaster ^^' iiuirix, 11. sp. (Fig. .5, a— 1). Klein mit dicker Scheibe

nutrix n. sp. um| kurzen, rasch sich zuspitzenden Armen. Die Scheibe namentlich

beim weiblichen Tiere hoch. Das Weibchen biklet einen Brutraum,

in dem sich die Jungen entwickeln. Der ganze Habitus erinnert an

Asteriua. R = 11, r = 5. R = 2, 2 r. Armbreite an der Basis G mm.

Stmk'i', Sof^stt-nic Süd-Gcaigious. 155

Die Ambulacralfüßchen bilden nirgends deutlieh vier Reihen, ^^ondel•n stehen unregehnälMg, oft auf Strecken paarweise, namentlich am Anfang der Arme, dann zu dreien, selten /u vieren in einer Reihe. Die Adambulacralplatlen tragen je zwei kurze Anibulacralpapillen, die am Ende abgerundet und etwas verdickt sind und eine geringe Abplattung in radialer Richtung zeigen. Sie stehen häufig mit ihren Enden divergierend, so daß der innere sich nach der Armfurche zu neigt, die äußere von derselben abstehend gerichtet ist. Gegen die Armwinkel auf dem ventralen Teil der Scheibe verschwindet die äußere Papille, die innerste bildet mit der der anderen Seite zwei stumpfe Zähne, welche vom Mundwinkel nach dem Zentrum der Scheibe gerichtet sind. Der ganze Rückenteil der Scheibe und Arme, sowie deren Seiten sind bedeckt mit kleinen, rauhen, am Ende knopfförmigen Stacheln, welche so dicht stehen, daß Scheibe und Arme wie granuliert erscheinen und weder die Madreporenplatte noch die Afteröfl'nung sichtbar sind. Eine regelmäßige Anordnung der Stacheln ist auf dem Dorsalteile nicht wahrzunehmen; nur gegen den Rand der Arme und auf der Unterseite derselben ordnen sich dieselben in Längsreihen, werden auch etwas länger und schlanker. Diejenigen, welche zunächst den Anibulacralpapillen stehen, sind diesen an Eorm und Größe gleich gestaltet. Das Scheiben- und Armskelet (Eig. 5. d.) besteht aus abge- platteteu Kalkkörpern, welche mitunter nach vier Richtungen kurze Eortsätze tragen und dann kreuzförmig gestaltet siud ; diese Kalk- scheiben, welche auf der Scheibe unregelmäßig stehen, ordnen sich auf den Armen zu Reihen. Diese sind aber nur an den Seiten der Arme regelmäßig und bilden drei Reihen; auf der Dorsalseite sind sie unregelmäßig gestellt, die distale Platte bedeckt mit ihrem inneren Rande immer die jiroximale. Zwischen den Plättchen bleiben auf der Scheibe nur sehr kleine Lückenräume, in denen die Kiemenfüßchen austreten. Die Madreporenplatte ist sehr klein und enthält nur wenige, drei bis vier, spaltförmige Öffnungen. Sie liegt mitten in einer Platte, welche näher dem Armwink^l, als dem Zentrum der Scheibe gelegen ist. Der After ist subzentral, umgeben von einem Kranze von fünf Plättcheu. Das Gefüge der Scheibenplatten ist bei den einen Exemplaren fest und dicht, die Scheibe verhältnismäßig flach, bei den anderen ist die Verbindung der Platten lockerer, die Scheibe daher mehr nachgiebig, außerdem mehr gewölbt. Die letzteren scheinen die weiblichen Tiere zu sein, wenigstens zeigen diesen Charakter die Exemplare, welche einen Brutraum für die Jungen bildeu.

Pedicellarien kommeu in zweierlei Formen vor. Erstens als gerade Pedicellarien. (Fig. 5. 1). Diese bestehen aus zwei breiten

12*

156 Studer, Secstcrne Süd-Georgiens.

!Scheereiil)lätteni die mit geraden tSeliiieideii einander l)eriilir<'ii und gegen die S})itze zu unregelmäßige Zähne tragen, die Selieerenklappon stehen auf einem stark in die Breite ausgedehnten Träger und Ijilden geschlossen mit diesem ein annähernd gleichseitiges Dreieck, dessen Basis 0,36 mm und dessen Höhe 0,43 mm beträg-t. Diese Form findet sich in der Bauchfurche innerhallj der Reihe der Amhulacralpapillen.

Gekreuzte Pedicellarien (Fig. 5. k.) stehen auf dem Dorsalteil der Scheihe vereinzelt zwischen den Stacheln, etwas häutiger an den •Seiten der Arme. Sie l)estehen aus zwei sehr breiten, löftelförmig ausgehöhlten Scheerenl)lättern, die an der Basis sich kreuzen und an den scharfen Rändern unregelmäßig gezähnt sind. Bire Länge l)eträgt 0,36 mm. Die Breite 0,3 mm.

Die Jungen dieser Art entwickeln sich zum Teil in einem Bruthälter, der dadurch hergestellt wird, daß das weil)liche Tier die Scheibe stark em})orw(>ll)t und den Sclieil)enrand unter der Mundöffnung einzieht. Bei einem Exemplare fanden sich zwei junge Seesterne in diesem Brutraume (tig. 5 c.) das Verzeichnis erwähnt noch anderer Exemplare mit ein l)is zwei Jungen, die nach den Notizen von Herrn Dr. r. d. Sfei)ien in der (refangenschaft geboren wurden, Nr. VT)? 6. Unter Nr. 7585 steht von Prof. Par/cnsfccJier die Notiz, daß .er ein win- ziges Junge in einer (jenitaltaschenmündung fand. Dieses schien auf das Vorhandensein von Bruttaschen, wie bei Ophiuriden zu deuten, ein Fall, der meines Wissens bei Stelleriden noch nicht beobachtet worden war. Die Öffnung der Rückenhaut eines Tieres, das sich durch stark erhabene und etwas weiche Rückenhaut auszeichnete, gab einen un- erwarteten Aufschluß über die Brutverhältnisse. (Fig. 5. e.)

Der Magendarm fand sich stark ausgedehnt, in die Interam- bulacralräume der Scheibe drängten sich Blindsäcke, welche den ganzen interambulacralen Scheibenteil erfüllten. Derartige Blindsäcke waren fünf zu Stande gekommen und ZAvar auf rein mechanischem Wege. Am Mundrahmen erhebt sich nämlich von den adambulacralen Mundstücken aus je ein bis an die Dorsalhaut reichendes starkes Ligament, das zahlreiche Kalkplättchen eingelagert enthält. Dieses hindert die gleichmäßige Ausdehnung des Magensackes und liewirkt daß derselbe in radialer Richtung Einschnürungen erleidet, Avelche fünf Taschen abgrenzen. Die radialen Blindschläuche des Magen- darmes entspringen unabhängig von diesen Blindsäcken, dorsal von ihrem Ursprung und laufen eine Strecke über die dorsale Wand der Aussackung weg um bis in den Beginn des letzten Dritteiis der Arme sich zu erstrecken.

Stndor, Seestenio Süil-Gooigiens. 157

In den crwäliiitcii liliiidsäckeii fanden sich in großer Menge junge schon vollkonnuen ausgchihlete Seesterne von 2,P> mm Durch- messer von einer Arnisj)ity.e zur anderen gemessen. Ihre Zahl helief sich auf no Stück, aUe auf (h'rselhen Stufe der Entwickhing. Ks dienen also liier Aussackungen des Magendarmes als lirutraum und zwar, wie sicli aus dem Trsprung der radialen Blindschläuche ergieht, des Anfangsteiles vom Magendarm, wälirend der Endteil danehen nocli g;iiiz gut als \'crdauuiigsraum funktioniren kann. Die (ienitaldrüsen sind kurze Drüsenscliläuclie, welche zu ])ei(len Seiten der Wirl)el, nalie dem Mnn(h'aliinen liegen uiul auf dem ventralen Interamhulacral- feld nalie der Mundecke münden. Es müssen also die Eier zuerst ausgestoßen werden, um d;inn (hircli den Mund wieder in die Magen- taschen zu gelangen.

Die jungen Seesterne erschienen vollständig ausgel)ildet. Der große Radius hetrug 1 mm. Der kleine 0,3 mm. In Dezug auf die Skeletplatten des dorsalen Sclieihenskeletes läßt sicli noch keine hestimmte Anordnung wahrnehmen. (Eig. 5. f.) Es sind in der Kücken- haut zahlreiclu^ verzweigte Kalkstäl)e und durcld»roclieiie Scheiljen eingelagt^rt. von denen einzelne im Begriif sind, sich zu größeren Kalkplatten zu vereinigen. Immerhin läßt sich eine Ijeginnende (irup- pif'rung in gewissen Radien unterscheiden. Im Zentrum der Scheil)e eine siehartig durchbrochene Platte, welche dicht umgehen ist von einem Kranze von verzweigten Kalkstähen, welche in die Radien der Arme fallen; in einem weiteren Umkreis folgen nnregel- mäßig ausgchihlete interradial stehende Platten und Stäbe. Auf den Armen lassen sich vier noch weit auseinanderstehende Reihen von wenig ausgebildeten Platten verfolgen. Die Terminalplatte an der Spitze der Arme ist groß, scheibenförmig. Stacheln beginnen, sich namentlich gegen die Spitze der Arme zu entwickeln. Sie stellen kurze durchbrochene Säulchen dar, die in der Haut, unabhängig von den Skeletplatten, ausgeschieden werden. Die Armwirbel (Eig. f». g.) stellen zwei i)arallele Reihen von Kalkstäben dar, welche sich zwischen je zwei Am1)ulacralfüßchen einlagern; in der Medianlinie sind sie weit getrennt; diejenigen, welche einerseits das innei'ste Ambulacral- füßchen begrenzen, andrerseits den späteren Mundrahmen bilden sollen, sind von einander weiter getrennt, als die iolgenden und nach außen hin etwas verdickt. Als Anlage der Adani1)ulacralplatten hnden sich zwischen den Außenenden von je zwei Ambulacralstäben kleine Plättchen von rnndliclier l''orin ; nur dasjenige, welches zwischen den innersten und (ItMu zweiten Armwirbel liegt, ist radial vei'längert und schiebt sich ventral ül)er das Außenende des innersten Ambulacralstäbchens.

158 Stiider, SepsteriiP Süd-Geovgions.

Eine etwas Ibrtgeschrittenere Entwicklung des Skeletes l)ietet ein kleiner Seestern, welcher el)en im Begriffe war, die Bnittasche zu verlassen und sicli außerhall) der Mundöffnung eines weil)lichen Thieres vorfand. Eig. 5. h. Der große Eadius l)eträgt 1,5 mm. Der kleine 0,5 mm. Der ganze Dorsalteil der Scheil)e ist hier von Platten einuenommen, welche sich mit ihren Rändern l)eriihren. Man unter- scheidet eine im Zentrum der Scheibe gelegene Platte, Dorsozentrale Carpenter, um dieselbe eineuKranz von 10 Platten, welche abwechselnd im radialen und im interradialen Eadius liegen. Die Platten, welche auf die Radien kommen, bilden einen inneren Kranz, der sich direkt an das Dorsozentrale anschließt. Nach außen davon liegen die Inter- radialplatten ; nur in einem Interradius legt sich die Interradialplatte au die zentrale und schiebt sich zwischen die beiden radialen ein. Auf den Armen sind vier Reihen breiter Platten vorhanden. Stacheln sind überall entwickelt, sie sind mit den Platten in Verbindung getreten und zwar je einer mit einer Platte. Die Armwirbel (Fig. 5. i.) sind ausgebildet, es sind 9 entwickelt, die aus zwei Kalkstälien bestehen, welche sich in der Medianlinie berühren; nur die des innersten sind in der Medianlinie getrennt; über ihre Außenenden schieben sich ventral die ersten, stark verlängerten Adambulacral- platten, ohne al)er mit iln'cn inneren Enden die And»ulacralwirl»el zu ülterragen. Dieses Verliältnis ])leibt auch später bestehen. Der Mundrahmen des erwaclisenen Seesternes hat einen entschieden and)ula- cralen Typus, indem die aml)ulacralen Mundstücke weiter vorspringen als die adambulacralen.

Dieser interessante Seestern scheint die bei Süd-(uMjrgien am häutigsten vorkommende Form zu sein. Die Sammlung entliält gegen 80 Stück, die meistens an Tangwurzeln l»ei El)l)e aufgelesen wurden. Nach den Angal)en von Herrn Di-, r. d. Sfcrucu war die Farbe im Leben orange, im Spiritus ist sie weißlich. Die kürzlich geborenen Jungen wurden im August getroffen, so daß hier die Brutzeit in die \Yintermonate zu fallen scheint.

Subord. Spinulosae Perr. Farn. Echinasteridae. Cribrella A</.

Ol'. Pag-eiistecheri n. qj. (hg. 0 a, !>). R = 20, r = 5, R = 4 r.

Pagenstecberi. l-'ünf zylindrische Arme, die lang und zuges})itzt erscheinen. Die Armfurche ist schmal, eingeengt, die Adandndacralplatten sind recht- wiuklis und senkrecht auf die Armfurche verlängert. Sie tragen eine

Cribrella

Stinler, Rpestpvno Siid-Gporpfiens. 159

Kcilic von liiiif liis siclx'ii kiir/eii. stiiiii|tl' zyliiidiisclicu I'ai)illt'ii von denen die innei'ste am u,r()l.!ten ist und in die Aruilurelie liineintritt, so daü sie die l'"iiüclien von einander soiulevt. Die nacli auüen davon stehenden Papillen nelmien allinählieli an (Ji-(iüe ab. (ie.tien die S])it/.e der Anne redueiert sieh die Zald der PapiUen auf fünf, dann auf vier, endlieli auf (h'ei. zniih'itdi setzt, sieli die innefste stunipfwinklip,- ^•eti'eii dli' idjri^cn ali und uei_t>;.t sich gegen die Arnifurehe zu, um sieli im letzten 'l\'ile des Armes wieder aufzurichten. Die /ahnjdatte ist triangulär, wenig vortretend, an ihrer Spitze mit zwei ])is drei cvlindriselien /;ilnien versehen, die von der Orciße der innersten And)ulacralpapil!en sind. Zwei bis drei l'apillen setzen sich noch auf den Seitenrand der Platte fort, auf der untei'ii Fläche erhehen sich drei Ins vier unregelmäßig stehende Papillen. Die N'entralseite der Arme ist mit kleinen spitzen Stacheln l)esetzt, welche ziemlich regelmäßige quere Reihen bilden, die erst nach der dorsalen Seite der Arme unregelmäßig werden und zusammenlaufen. Ein inteiradiales Feld, das sieh von der /ahnplatte bis zum Scheibenrande erstreckt, ist nackt. Der Dorsalteil der Scheibe ist von einem dichten Netzwerk von Kalkbälkchen durclizogen, die mit kurzen, in 2 3 Reihen stehenden, papillenartigen Stachelchen bedeckt sind ; der Maschenraum, welchereinen grcißeren Durchmesser hat als der Kalkbalken, ist von einem einzigen Porus zum Durchtritt des Kienu'nfußes durchbohrt. Die Madreporen- ])latte ist groß uml liegt nahe di'ui Armwinkel, sie ist von etwas grr»ßeren Papillen umgeben uml auf ihrer Oberfläche mit kurzen Papillen, die versclilungene liinien Itilden, l)edeckt. Der After ist subzentral. Farbe in Alkohol tief und)rabraun. Fand sich an der Insel, welche der deutschen P)eol)achtungsstation auf Südgeorgien vorgelagert war. Ich rechne zu dieser Art zwei weitere Exemplare, die an der Küste Süd-deorgiens gefunden wurden uml sich durch hellere Farbe, weniger feste Rückenhaut und kürzere, dickere Anne unterscheiden. Ihr R = 18, r= G, R= ?) V. Die Details der Struktur sind dieselben wie bei dem erstljeschriebenen; vielleicht, daß hier, wie l)ei vielen anderen Arten, ein (jeschlechtsdimorphismus vorliegt und die l)el(len gedrungenen Formen die Weibchen sind. No. THSO. »

Gegenüber den sieben anderen bis jetzt l)ekaunten Arten dieser (iattung. die sich meistens sehr ähnlich sehen, nähert sich unsere neue Art am meisten der C. antillensis Perr., einer Tiefseeform \<im Antillenmeer, welche noch l)is .-)8 " S. an der amerikanischen Küste vorkommt. Px'i dieser sind aber die stacheltragenden Plättchen auf der l'nterseite der A]'me rectanguläre (iebilde. die deutlich von einander abgegrenzt sind, und die Ambulacra!])apillen weniger zahlreich.

\QQ Studer, Seesterue Süd-Georgiens.

Die nordische Cr. oculata Link ist von unserer Art schon dadurcli unterschieden, daß aus den Maschen des dorsalen Kalknetzes mehrere Füßchen austreten.

Snl)or(l. St. valvulatae Pnr. Fniiiil. Gymnasteriadae.

Porania Gray.

Povania P. aiitarclica ^S'w. Zoology ofKerguelen Island. Echinodermata

antai-ctica sm. j,^. ^^^^^^y;^ po. 257, 1809 und Ami. Mag. Nat. Hist. 1870. XVII p. 108. Drei junge Exemplare, an Tangwurzeln erlangt, lassen sicli auf diese Art zurückführen. No. 7593.

Ord. Ophiuridea.

Suboid. Ophiureae. Fam. Ophiolepididae. Ophioceramis Lf/w.

ophiocpiamis 0. aiitarciiea n. sp. (Fig. 7 a. b.) Drei kurze, annähernd s})indel-

autarctica u. s]). £^JJ,J^^•g.g Amispineu, drei Mundpapillen, Schnippen auf der Scheibe gleichmäßig entwickelt; eine Aml)ulacrali)apille.

Scheiliendurchmesser 3 mm, Armlänge 8 mm, Armbreite an der Dasis 1 mm, drei Mund})apillen, etwas ungleich, gerumlet, sich nicht berührend. Zwei Zahnpapillen, welche sich ganz ähnlich verhalten, wie die innersten Mundpapillen bei Amphiura, stehen am Mundwinkel; zwischen ihnen tritt der ventrale Zahn hervor. Die Mundschilder sind gerundet mit dreieckiger , nach innen vorspringender Spitze. Die Seitenmundschilder sind schmal, stark di^ ergierend, nach außen etwas breiter, als nach innen. Das erste Unterarmschild ist klein, rauten- fcirmig, die folgemlen wenig länger, als breit, sie werden proxinml von den Seitenarmschildern eingeschnürt, doch nicht vollkommen ein- geschlossen. Die Seitenarmschilder erscheinen stark aufgetrieben, die Oberarm Schild er breiter als lang, erhaben, (juer oval, von der Hälfte des Armes an proximal .eingeschlossen durch die Seitenarmschilder. Das erste Schild fällt noch in die Scheibe und ist doppelt, die folgenden sind einfach. Die Dorsalplatten der Scheibe sind dick, schuppenartig, gleichmäßig groß, mit den Rändern sich deckend, die Radialschilder klein, wenig von den Schupi)en der Scheilie verschieden, nach dem Centrum der Scheibe divergiereiul und weit getrennt durch eine breite, cjuerovale Schuppe und drei zentralwärts gelegene kleinere Schuppen, die eine Reihe bilden. Es sind drei Armspinen vor-

Stiider, Seestenio Siiil-fTPnrgiens. ir;i

liaiidcii, die sich im ;iiir!.'i'cii Drittcil des Arnies auf zwei kurze. s|>uidell(ii'uiiii(" Spinell reduciereii. 'reiitakelscliuppenzwel, selir kurz, flach. \ Oll dieser Art ist leider nur ein, wahrscheinlich jiiiu^es Exeinplar vorhaiideii. Dasselbe wurde nach Katalo.ti' in llaiiilniin mit Am})hiuraarten aus allerliaud IJetite ausi-vlesen. Die lail.iin.u im I.eheu konnte (h'iiinach nicht verzeichnet sein.

Ophioglypha />//?;/.

0. MaHeiisi u. s,,. (l'io-. s. a—h.) Scheil)e flach, mit rnäüio- Ophiogiypha lani;eii Aiineii. Seitenniundschilder ^toü und langgestreckt, nach ^l^.l.^I'"•tensi n. .sp. iMundseite verdickt, nach auüen verschmälert, keine einfacdie Platte nach iimen von den Seitenmundscliildern. Radialschilder und Scheihen- platten erster Ordnung dick, rund, von gleicher Gröfse. Mundpapillen lind Schuppen dei- .Mundtentakel länglich viereckig, dick, Seiten- armplatten dick, in der Mitte der Unterseite sich berührend. Eine kleine i)a|)illenartige Arnisi)ine. Kadialschilder mit einer Reihe Papillen am Rande. Scheihendurclimesser ö mm. Armlänge 14 mm. Breite der Arme an der Basis 1 mm.

Mundpapillen viereckig, dick, eine am Mundwinkel, vier an den Rändern. Die zwei ersten quadratisch, die dritte doppelt so lang, als breit, die vierte l)ildet den Rand des Mundtentakels, der auf der andern Seite von ;] Papillen begrenzt wird. Mundschild klein, stumpf fünfeckig, die äußeren Ecken abgerundet, der innere Winkel vorgezogen, spitz. Die Länge der Platte verliält sich zur Breite, wie 1,4: 1 . Die Seitenmundschilder sind länglich, nach innen verbreitert, oval, sich mit den Rändern berührend, nacli aur3en spitz, an den vorderen Seitenrändern des Mundschildes verlaufend. Sie sind sclimaler, als bei der nächst verwandten 0. Deshayesii Lym. auch kommt keine einfache IMatte einwärts der Seitenmundschilder vor, wn"e l)ei dieser Art.

Die erste Unterarmplatte ist l)reit, mit abgerundetem AuÜen- rand, die folgende dreieckig. Die Seitenarmplatten sind dick und treten auf der Untei-seite in der Mittellinie zusammen und zwar mit immer l»reiterer Eläche, je mehr sie sicli dem Ende der Arme nähern, wobei die Unterarmiilatte immer mehr verkleinert wird. Dorsal werden die Seitenarmplatten getrennt (hncli die Dorsalarmplatten. Von diesen ist die erste lu'eit. (pier verläiig(Mi, die folgenden sind stumpf- eckig hexagonal, so hing wie breit; von dem ersten Dritteil des Armes an werden sie mehr verläng.'rt, rhombisch, mit verlängerter proximaler Spitze, im letzten Dritleil keilf.irmig. Zugleich treten die Seitenarmplatten auch nach oben j)roximal zusannuen. bis gegen

lf)2 Stndpv, SePstfniP Si'ul-Georoions.

die Spitze liiii auch die dorsale Ariii])latte fast verdräuot ist. Nur eine einzige, kleine, paijillcnartiiii'e Seitenarnis))in('. drei kurze And)ula- cralpapillen. Die Selieil)e ist erhaben, dicht ])edeekt mit einer centralen, fünf radialen und fihif interradialen Hauptplatten, aufweiche noch fünf radiale Hauptplatten folgen. Diese Platten sind durch kleinere, drei- eckige Secundär- riättchen mit einander verbunden. Die Kadialschilder sind rund, so lang wie l)reit, so groü wie die Hauptplatten und durch zwei radial folgende Platten getreinit. Jede trägt am Scheilx'in'ande eine Keihe von S Pa])inen. Die ( lenitalspalten sind schmal, ihre Ränder von kleinen Papillen besetzt.

Am nächsten kommt diese Form der (). Deshayesii Lym. von Kerguelensland, sowohl nach allgemeinem Habitus, als nach der P>eschildernng (h'r Scheil»e. Der InterschiiMl berulit nur in dem Fehlen einer rhond)ischen Platte nach innen von den Seitenmundscliildern und dem Vorhandensein von S Pa})illen am Kande der Kadialschilder. 0|,iaogiyph:i 0. licxacHs E. Smith. Ann. Mag. Nat. bist. ]>. .'!. Fei). 1876,

hpxactis ,S',)}/fJi, Zoology of Kerguelen Island. Fchinodermata. pg. 9.7\), pl. XVH E. Siuitli. . ' ' .., ^ 1 .- ! 1

hg. a c ls70. ljl)er Prutpllege s. Sfiider (li^sehleebtsdimorph. l)ei

r'.chinodermen . zoolog. Anzeiger ISSO. No. (17 ])g. 1. Dersell)e : Ophiuriden der (iazellee.\])edition 188P), ])g. la. Wyrille lliuniso)}, The Atlantic \o]. H. pg. )li-2. Lymini. Zoology of the Challenger. Part. XIV, Eeport on the Ophiuroidea pg. 41, PI. XLV. fig. 1; PI. XLVII, fig. 2.

Die zahlreichen bei Süd-(ieorgien gesammcdten F\em])lare weiclien mir durch die (JWiüe von den durcli mich l»ei Kergucdensland erlangten al). AVährend bei letzteren der Scheil)endurclnnesser lir»chstens '?.] mm erreicht, sind von Süd-(ieorgien lv\em])lare mit ÜO mm Seheiben- durchmesser und einer Armlänge von 70 mm vorhanden. Pei den gröüeren Exemplaren kommt häutig vor, daü vorher abgebrochene Arme neu ergänzt sind. Junge im Ih'iitraum wurden Im August angetroften. Die Faibe wird bei älteren 'i'ieren als olivengriin bis bi'äunlieh, dnnkelgraugriin. bei flungen citronengelb angegeben. Wurde häufig in 1 .'^ 14 I'aden Tiefe angetroffen. Sonstige Fundorte: Kerguelensland 5 7") Faden, Marion-Island HO 75 Faden.

Familie Amphiüridae. Ainphiura Forh.

Amiihiuin A. affiiiis 71. f!}). (l''ig. 0, a. 1).) Sclicibc auf beiden Seiten mit

aitiius 11. sp. oyopjoii Schuppen bedeckt, zwischen denen kleinere gidagert sind. l''ünf Mundpapillen jederseits, wovon eine unter (U'ni /ahne. Fine Tentakel- schuppe, vier Seitenarmspinen.

Stuilor, Seostenio Süd-Gcirgiens. 163

S('li(Hl)eii(liircliin('ss('r :'> nun. Arniliiiiüc 10 12 mm, Armhrcito au der Sclicibe 1 iiiiii. Vau l':i:ir Licruiidctci- Mniiditaiiillcii an der 8j)it/o des MuMdccksliickcs, vier diiiinc, siui/c rai)i!l('U an jeder Seite. Die Mundseliilder hreit, i'iinfecki,u-, iiacli innen sicli /us|)ilzend. Seiten- mimdseliilder in der Mittellinie sieh berührend, länger als breit, naeli anüen breiter als naeli innen. rnterarmi)la1ten scchseekiti', so lang Avie breit; in (h'r distalen Hälfte der Arnierstreekun^' werden sie fiinl'eekig, mit proximal gerichteter Spitze. Seitenarmi)latten diek. bis zwei Dritteil (1er Armerstreekung sieli ventral kaum berührend, gegen die Spitze zusammentretend. Olterarmplatten breit, (pier verlängert, hoch, mit abgerundetem Contour; distahvärts werden sie allmäldig schmaler, gegen die Spitze hin Averdeu sie durch die nach oben zusammentretenden Seitenarmplatten eingeschlossen. Scheibe dick, rund, mit grcißeren, sich iricht deckenden Schildclien bedeckt, die regelmäüig angeordnet sind ; die größeren wei-den durch kleinere, dreieckige Schuppen von einander getrennt. Radialschilder schmal, nach innen divergirend und von einander durch vier Schilder getrennt. \'on diesen steht einer nach dem Scheibenrand, daini i'olgen zwei nebeneinander, dann tMuer zentrahvärts. Die l'nterseite des Interl)rachialraumes mit zahlreichen kleinen Schup])en bedeckt. Vier Seitenarmstacheln, die kurz und spitz sind. Eine kleine Ambulacralpapille.

Im Lel)en die Scheibe lila, die Arme gelblich. Stidit der A. tomentosa von Kerguelensland am nächsten, diese entbehrt aber der Amhiilacralscliup})e. Zahlreiche Exemplare, au Tangwurzeln gefunden. No. 7017, 7018, 1!) und )H).

A. Lvmaiii u. ■'^p. (Kig. 10, a. b.) Scheil)e auf l)eiden Seiten Amphiun

. , . ^ Tiyuiani ii.

mit Schuppen besetzt, die Schu])])en der Dorsalseite iem gekth-nt. Keine Tentakelschuppe, Radialschilder klein, schmal, durch eine Reihe Schuppen getremit. Im Anfang der Arme 5 Armsi)inen, die zwei oberen dop))elt so lang, ^als die miteren, im weiteren Verlauf 4 kurze Spinen. rnterarmschilder viereckig, länger als breit. Scheibendurch- messer 3,5 mm. Arme an der liasis 1 mm. Drei Mundpapillen jederseits, alle spinenartig, cvlindrisch, die innersten an der Ecke der Mundschilder, die äul.Jersten an der Basis, durch einen Zwischen- raum von den zweiten Mundpapillen getrennt uiul tiel'er angesetzt. Mundseliilder klein, gerundet, mit einwärts gerichteter Spitze, Seiten- mumlschilder dreieckig, schmal; die einwärts gekehrten Spitzen bei-iUn-en sich nicht in der Mittellinie». Die erste Unterarmplatte ist klein, beilh'irmig, indem der Inneiirand breit und al)gerundet ist, während die r>asis dni'ch die Seitenarmplatten eingeschnürt wird. Die folgenden l'nterarmplatten sind \iereckig, länger als breit, der proximal gerade

1 04 Stiuler, Seesterne Süd-Georgiens.

Iiiiienrand Avird ^eoen den distalen Teil des Armes zu durch die Seiteiimundscliilder vereut^t und zuletzt in eine })roxinial ^eiiehtete Spitze zusammentiedrüekt. Die Seitenarmscliilder sind erhal)en, ventral sieh nach der Mittellinie nähernd, dorsal vollkomnien iietrennt. l)(^rsalschilder rundlich, zui^espitzt, in dem })ro\inuilen Teil des Armes so lang' wie breit, im distalen l)reiter als lang, proximal verschmiilei't durch die Seitenschilder. Scheibe mit dünnen, sich deckenden Schuppen, die vom Zentrum ausstralen. Eadialschilder klein, sclnnal, granulirt, die Innenränder von Schuppen l)edeckt, ])arallel. Dazwischen (4ne Rt'ihe von drei Schu])i)en. Unterseite mit sein- kleinen Schii])pchen ])edeckt.

Arms})inen zuerst in der Zahl von fünf, wovon die zwei dorsalen doppelt so lang, als die ventrjilen. Im distalen 'J'eil des Armes von der Hälfte der Armerstreckung an werden es vier kurze, gleich lange Stacheln. Tentakelschup})en fehlen. Fünf Exemplare. Scheilie lila, .Vrine gedblich. An Tangwnrzeln gcl'iinden. (Dr. r. d. Sf einen). No. 7()22. Steht am nächsten A. magellan ica Ljgm.. welche alier sechs Armspinen und eine Tentakelschuppe ))esitzt.

Erklärung der Abbildungen,

Tafel I.

Fig. 1. I'c (1 i cd last er o f lo r a di at iis )i. sp.

a. Von oben wenig vergrößert.

1). Seheibe uiul ein Arm von oben.

c. Sclieibe und ein Ann von nuten.

(1. Gekrenztes Pedieellar.

e. Tenninaliilatte des Ai-ines von unten. Fig. 2 Pedieel laster Sarsii tt. xp.

H. Von o))eu.

1). hJcheilie nnd Arm von unten. P^ig. 3. A s t e r i a s g e o r g i a n a ii . fip.

a. \'f)]\ oben.

b. Dorsal.skelet uarli Kutl'ernung der Htaeheln.

c. Unterseite.

d. Pediceliarieu

P'ig. 4. Asterias Steiueui ». sp.

a. Von ol)eu

b. Scheibe und Arm von unten. Fig. 5. Stie haster uutrix ii. sp.

a. Von ölten.

b. Seheibe uud Aini von unten.

c. Von unten mit zwei Jungen vor der Mundöffnuug.

d. Doisales Seheibeuskelet nach Kuliernung der Stacheh].

Tafel II.

Fig. 5. Stich aste r nutrix ;(. sp.

e. Sehematische Darstelhiug des linitraumes. Querschnitt.

f. Junger Seestern aus dem Ünilraiim Von olien.

g. Armwirliel dessenicn.

h. Junger Scestern neu gelioren. Von oben.

i. Armwirliel (b^sselben.

k. Gekreuztes l'edicejlai-.

1. Gerades Pedieellai-,

jßß Piezeichnung der Alilnldungcn.

Fig. G. Crilirclla Pa <j,eu atech er i n. sjh

a. Von üben.

b. Von unten.

Fig. 7. ()phi o cerami s antarctica n. sj).

a. Von oben.

b. Von unten.

Fig. 8. Ophioglypha Martensi n. sp.

a. Von oben.

b. Von unten.

Fig. 9. Amphiura ai'finis ».. s;^''-

a. Von oben.

b. Von unten.

Fig. 10. Amphiura Lymani n. sj).

a. Von oben.

b. Von unten.

STD DER , Seesterne von Sudgeorgien ,

zum Bericht über das Naturhisl. Museum zu Hamburg 1885.

TaF.l,

R A rmbruster dei it lieh .

Jahrbuch der Hamburg. wissensch.Anstallen IL

la - e . Fec/icellaste;^ o-clvradiaius ö'Uid. 2. a.b. FediceUaster Sarsü Stud.

STD D ER , Seesterne von Süd^eorgien, zum Bericht über das Naturhisl. Museum zu Hamburg 1885.

Taf.II.

R.Armbruster dtl.etJlth

Jahrbuch der Hamburg, wissensch. Anstalten II .

Sc -l. Stic/ia.9ter nutrüa S^ud. ö\ a . h. CribcUa^ Fui/e/7sierh<^rL Sind.

7. ctd). Opino cerounis anUircUca Sfad. c'^.a Jk (hhicurlif/dutJ/arfcrTsi Stud.

Ein

Umeiifriedhof in Alten walde.

Von

Dr. E. Rautenberg.

Mit 16 Abbildungen im Text und einer Tafel.

Die Heide auf den westlich von Altenwalde belegenen Höhen ist an Denkmälern aus der geschichtlichen und aus der vorgeschicht- lichen Zeit überaus reich gewesen. Namentlich bot die Gegend viele Ijedeutende und interessante Altertümer aus allen vorchristlichen rerioden; doch sind die meisten der gewaltigen Bauten der Steinzeit uiul viele Steinsetzungen der weithin sichtbaren Hügel der Bronzezeit, zum Teil l)ereits im Mittelalter, zerstört und zum Zweck der Ufer- befestigung und der l'^undamentierung größerer Bauten weggefahren, wie denn schon im .bilirc l:2'.in von den Herzogen .Johann und Albrecht den Hamburgern und allen das Meer l)efaiire]ulen Kauileuten das Privilegium erteilt wird zum Bau des Turmes auf Neuwerk die Steine von Woldf (später Alten -Walde) und den anliegenden (regenden zu holen.

Wegen der unsclieinl)aren Hülle weniger der Zerstörung aus- gesetzt waren die iji den Erdmantel der Hügel eingesetzten Urnen der jüngsten Bronzezeit und der La Tene-Periode, so wie die Urnen der römischen und sächsischen Zeit. Jetzt aber sind Ixü dem großen Steinmangel jener Gegend auch sie bedroht, und namentlich im vorigen Jahre haben die Arbeiter, welche nach SteiiuMi für die Uferwerke bei Cuxhaven suchten, eine grosse Menge von Urnen zerstört; später, als der W^ert derselben l)ekannt wurde, sind manclie sorgfältiger aus- gehoben und an Liel)halter, namentlich unter den Badegästen von Cuxhaven verkauft worden. Glücklicherweise ist der \ Crwaltung des r^rovinzial-Museums in Hannover, wie es scheint, der bedeutendste uml reichste der Urnenfriedlniie von den Besitzern Herrn DöscJier und Fräulein ^l. DöscJier zur Verfügung gestellt und im Herbste systematisch ausgebeutet. Zahlreiche Urnen von einem zweiten nicht weit davon gelegenen Friedhof derselben Zeit hat unsere Samndung vorgeschichtlicher Altertümer erwerben köjnnni (vgl. den Bericht im ersten Teile dieses Jahrbuches).

13

170 Rautenljerg'. Ein Unieufricdlnif in Altenwalde.

Die Mehrzahl der auf den folgenden Seiten genauer beschrie- benen Urnen sind im Grundstück des HeiTn HoM jun., etAvas süd- üstlicli von dem Ringwalle auf der Höhe, welche westlich von der Altenwalder Kirche liegt, gefunden worden; sie standen etwa 0,30 m unter der Oberfläche, wie es bis jetzt erscheinen muß, ohne eine bestimmte regelmäßige Anordnung meistens direct in dem Sandboden; l^ei einigen fanden sich Unterlagen und Seitenstützen von Feldsteinen. Die meisten waren leidlich gut erhalten, wenigstens hielt, so lange die Erde noch feucht war, die eingeschlossene Masse von Erde, Knochen, Beigaben u. s. w. so lange zusammen, daß die Urnen in dem Urnentuche ohne Schaden transportiert Averden konnten und so genaue Untersuchung, die meistens erst in aller Muße in Hamburg vor sich ging, ermöglichten. Die gefundenen Urnen waren l)is auf einige kleinere Gefäße und eine Totenurne wiederherstellbar; nur fehlt an vielen der oljere Eand.

Zur Veröffentlichung sind die interessantesten Typen ausgewäldt, zugleich solche, die characteristisclic , für die Zeitbestimmung und Cultur wiclitige Beigaben enthielten; genaue l)ildlic]ie Darstellung der Urnen, die so zuverlässig ist, daß sie weitere Beschreil)ung überflüssig macht, war um so mehr geboten, als im ganzen bisher die Gefäße jener Zeit mu' wenig und zum Teil in ungenügender AVeise veröffent- licht sind.

Zunächst l.MSNcn wir ein Verzeiclmiß der Urnen von Altenwalde folgen, welche ])is zum März 188.') in den Bef^itz der Sammlung gelangt sind und genügend untersucht und wiederhergestellt werden konnten.

V

A. Urne aus dem (irundstück des Herrn Döscher (Nr. 1 ). Die mit Kammstrichornamenten, Killen inid Stempeleindrücken ver- zierten Scherben lafj,en am FeldAvege zerstreut ; aus einem Haufen

Raiitrnl)fro-. Ein rnirutVitMllmr in Altrnwaldc.

171

von Erde und Knochen mit an hafte iideu Srlierbon Avurdcn noch Schlitckcn von rotl)ranti(Mi. uclhen, meerp'üncn und kleinen hlnuen (ihtsi)erlen von (».004 ni Durchmesser heraus <>esucht. Acc. K. issl Nr. 151, ]-r2.

B. Schwarze Urne, untere Yerhältnißmär3ifi- hohe Hälfte rauh, oben Rillen in Zickzacklinien, ein Henkel, Hals fehlt. Beigaben : oelbe Glasperlen in Bruchstücken. Geschenk von Frl. Amanda Döscher. Acc. Kat. 188-4 Nr. 153.

C. Kleine f>Taue Urne vom Felde des Herrn Behrmann. Gr. Durchmesser 0,16, Höhe 0,14, Pioden etwas ein^ezooen. Oben Zickzackrillen, vertiefte Kreisflächen mit hervortretendem Mittelpunkte, am Hals dem Rand parallele Rillen. Außerdem lajien auf dem (h-undstücke und am Wege des HeiTii Böscher noch viele zum Teil reich ornamentierte Scherben. A. K. 1S84 Nr. 15G, 157.

Nr. 2.

T>. Die über Nr. 2 al)gebildete reich ornamentierte Urne war, ich weil? nicht von Avelchem Grundstücke, in den Besitz des Herrn Obercontrolleur Grabe in Cuxhaven gelangt. Beiga1>en waren: eine Schere (Tafel Fig. U), Messerchen mit Ring (Taf. Fig. 2), Pincette (Taf. Fig. 3), ein Bronzebruchstück von einem (iürtelbeschlage ('?), Bruchstücke eines Kammes mit einer breiten, gut erhaltenen, gerillten, mit eiseriHMi Nieten befestigten Deckleiste und einer Srhutz])latte für die Zähne des Kammes mit Kreispunktornamenten 0. Leider sind die Kanimfragmente bis auf ein Stückchen von i\vv Schutzplatte ver- loren gegangen.

13»

172 Rautenljevcr, Ein Urnenfviedhof in Altenwalde.

Urnen von dem Grundstück des Herrn Holst.

I. Kiigelförinige graubraune Urne mit niedrigem Hals, größter Durchmesser (in der Folge = gr. D.) 0,26 m. Inhalt: sehr Avenig große Knochen. Beigaben: Fuß und Bügel einer Ambrustfibula von Bronze, Perlen, darunter eine blaue würfelförmige mit abgestumpften Ecken, Perlenschlacken, I^rnenharz, Spinnwirtel von weißem Thon; kugelförmige Concretion von Brauneisen (nach freundlicher Bestimmung des Herrn Dr. Mügge). A. K. 1884 Nr. 168—173.

H. Große braune Urne, gr. D. 0,30, Höhe 0,26 m, am oberen Teile mit glatter glänzender Oberfläche, unten rauh; am Halse drei dem Bande parallele Rillen. Beigaben: ein großer eiserner Schlüssel mit Doppelhaken (Taf. Fig. 13). A. K. 1884 Nr. 174, 175.

HL Urne von rötlich braunem Thon mit engem Hals, sonst Avie Urne XVH; aucli mit ähnlichen Ornamenten; außen am Boden ein rohes Kreuz. rx'igaben: l)laue Perlen und Glasschlackeu, gut erhaltener Eisenpfriem mit scharfer Spitze, vierkantiges hohles Knochengerät mit Kreispunktornamenten. - A. K. 1884 Nr. 176.

Nr. 3.

IV. Urne von rotbraunem kiesigen Thon, dickAvandig, rauh (Nr. 3). Beigaben: Armbrusttibula von Bronze, Fuß abgeschmolzen; Perlenschlacken und eine Avohlerhaltene Perle, größeres vierkantiges Knochengerät mit Kreispuidvtornamenten, Eisen? A. K. 1884 Nr. 177—181.

V. Graubraune, etAvas scheckige kugelJormige Urne, gr. D. 0,24 m, mit dem Rand parallelen Rillen am Hals; Rand abgebrochen. Beigaben: Bronzeschlacken, Reste einer Scheibentibula, geschmolzene Perlen. A. K. 1884 Nr. 182—185.

Kautenbei'"', Ein rnienfVit'dhof in Alteii'walde.

173

Nr. 4.

VI. Dunkle, fast scliwarzc Urne mit Stempeleindrücken (Nr. 4). Beigaben: geschmolzene Perlen, Bruchstück eines dickwandigen anderen Gefäfses. A. K. 1884 Nr. 186, 187.

VII. Schwarze, wohlerhaltene kleine Urne, gr. D. 0,19, H. 0,17 m, äußerer Durchm. am Rande 0,08 m, mit 8 dem Rande liarallelen Rillen; Inhalt: Knochen eines Kindes ohne Beigaben. A. K. 1884 Nr. 188.

Nr. :.. Nr. C

VIII. Dunkle Vvuk" (Nr. 5) mit Fuüansatz ; Inhalt: Knochen eines zai"ten Individuums, ohne Beigaben. A. K. 1884 Nr. 189.

IX. Große rötlich-braune Urne, gr. I). 0,30, II. 0,2(J m, von glatter, glänzender ()l)erfläche; am o])eren Teile des Bauches mit eingedrückten Linien t'ingefaßte Iiilleii im Zickzack; am Halse dem Rand i)arallele KiHen. r>eig;d)eii: )l St-hlüsselliaken von Eisen (Tal". Fig. 11). 1 Messei- von Eisen mit langem Stiel (Taf. iMg. 12),

]^y4 T!iUitinil)f'r<i', Ein UrnrnlVicdlinf in Altciiwalile.

2 oiseriie riiieincn (0 mit ül)('rschl;it;ener Spitze, vierkaiitiu,t'S Kiioclien- stück mit Kn'Lspuuktoruaiiu'iitcii (Tal. Fig. lOj, rrueiiliarz, etwas (;iassclilacke, Eisenstitt. A. K. 1884 Nr. !!)()— ll)(i.

X. Eotl)raune Urne, an Form und Ornamenten ähnlich der Urne XVII (Nr. 7). Beigal>en: Messer mit hmgem Stiele, Perlen- schlacken, Eisennadel, Reste einer Fil)ula von Bronze mit eiserner Achse, "groüer Ring von Eisen, kleiner Ring von Eisen, dicker Ring von Bronze, D. 0,03 m, mit seliarfem, nach außen vortretendem Mittelrand, zwei Ringe von Bronzel)lechstreifen (Fingerringe?), 2 kleine flache Ringe, D. 0,01 ni, ein ehensolcher Ring am Messerstiel, vierkantiges hohles Knochenstück mit Kreispunktornamenten, Urnen- harz. — A. K. 1884 Nr. 197—207.

XL Schwarze Urne (Nr. (i) olnie Beigalien. A. K. 1884 Nr. 208.

XII. Rote Urne mit Strichornamenten, oben glatt, unten rauh, gr. 1). 0,30, II. 0,23 m. Beigaben: ein hal))er Ring von feinem, weißen Thon, g. I). 0,018 m, geschmolzene Perlen. A. K. 1884 Nr. 209—211.

XIII. Schwarze, nicht glänzende Urne mit vielen abgespaltenen Stellen, am olteren Teile des Bauches rohe wellenförmige Rillen, am Halse parallel dem Rande 3 Rillen. Beigal)en: Reste einer Schei])en- hljula und eines Beschlagplättcheus mit concentrischen Kreisen und Buidvt (beide von Bronze) und rerleii. A. K. 1884 Nr. 212—210.

XI\'. Kleines rotes (iefäß ohne sichtbare S})uren von Knochen und Beigaben. A. K. 1884 Nr. 217.

XV. Rotbraune Urne mit im Zickzack eingedrückten Doppel- Linien am oberen Teile des Bauches. Beigal)en: geschmolzene Perlen, nicht ornamentiertes, vierkantiges, hohles Kuochengerät von 0,1 m L. A. K. 1884 Nr. 218—220.

XVI. Kleine okeriarl)ige Urne, an dem gWißten Umfangskreis mit facettenartigen Abschnitten ; am Halse dem Raiul })arallele Rillen. Inhalt: Hie Kn<n'lien eines Kinch's ohne Beigalx'ii. A. K. 18S4 Nr. 221.

XVIL Dunkle, an einigen Stellen l)is zum (ielben sich abtönende geglättete Urne (Xr. 7). Beigaben: Scheibenlibula (Taf. Fig. 14, 15). l''rauniente eines Doitnelkaninies mit gerillter (^)uerleiste und

Raut(Miliovg-. Kill üniciilVii'(lli(,|' in Allciiwaldi

175

Kis(Miiii('t(> (Nt. 1-4), sehr viele Selil.-ickeii von (ilnsiierlen (k;min von (iefäüen). fiesle eines im Fener zerstruieii llronze^-efiiües mit starkem liand; niclil ornamentii-tes. ^ei^Ülttetes. seliaii" ah^csehnittenes, rundes. Inihles Knochenartelact. - A. K. 1884 Nr. 221 22(i.

XVIII., XIX. Urnen oinie l)esnndere Ornamente und olnie Beigaben. A. K. 1884 X^-. 227. 228.

'N'i'. s. -NT,, ^o

XX. Urne von glän/eiidem dniddem 'l'lion (Xr. .s); oline Beigaben. A. K. 1884 Nr. 229.

XXI XXVII. Brnebstücke zum Teil reicb (M-namentierter (ietaüe verscbiedener Form. A. K. Is84 Nr. )!'?,() 2;!(i.

XXVIII. (irol.Je braune sebr gut erbaltene ('nie. gr. I). 0,29, II. (),2(i in. am Boden ein ndies Kreuz. Beigaben: ilältte eines vier-

V/G

Eant'iilicro'- Riii TTniPiifiMcillidf in Altenwalde.

kantigen hohlen Knochengerätes ohne Onianiente , 2 kleine Perlen- schlacken. — A. K. 1885. Nr. 1—3.

Nr. '.I. Nr. 10.

XXIX. ()rangengell)e . an einigen Stellen geschwärzte Fuß- urne (Nr. 9), ohne Beigalien. A. K. 1885 Nr. 4.

XXX. Kleine schwarze Urne (Nr. 10) mit eiserner Klammer etwa wie Troyon, tomlieaux de Bei Air. tal)l. I 13 und II 2) A. K. 1885 Nr. 5.6.

Nr. 11.

XXXI. Graue his schwarze Urne (Nr. 11), Beigahen : Schlacken von Bronze und Glasperlen, Bronzestift von 0,01!) m L., Eisennadel, etwa Vb einer (xlasi^erle von hell grünem Glase mit 2 braunen Pa- rallelstreifen, gr. 1). 0.012, Öffnung O.OOC, Höhe 0,00(; m. A. K.

1885 Nr. 7. 8.

llaiiti'iiliri'L!-, Ein TTnuMiiVii

Alt

XXXII. (Iran liis .urünlicli --raii --vlhc Unic (Nr. 19). K. 1885 Nr. 1).

177 A.

XXXIII. Kloiiic nielit ornamentierte uvanc l'rnc mit Knoclien eines kleinen Kindes. A. K. 1885 Nr. 10.

XXXIV. Reste einer rotbraunen l'i'ne. Uci^aheii: 9 einlache Hakenschlüssel von Eisen wie Taf. Fv^. II einer von 0,17 m L.. Kest einer Nadel von Eisen, eiserner Einjn' mit Ih'on/esclilacken , Stücke geschmolzener formloser Bronze, Rand eines lironzegetäües , l'erleii- schlacken. A. K. 1885 Nr. 11—15.

XXX\'. Schart jj,('brannte l'i'ne von f;i'au-r(")tricher, nicht gliin- zender Oberfläche, nrit grauem liruch , am oberen Teile des Bauches sechs nach unten offene kreisbogenl'örmige Doppelrillen, darüber parallel dem Rande scharf eingeschnittene Rillen. Beigaben : Brucli- stücke eines Knochenkammes (Nr. 15), Pinzette (Taf. Fig. 4), Messer (Taf. Fig. 5), Schere (Taf. Fig. 0) von Bronze. A. K, 1885 Nr. 31—34.

Nr. i:!.

XXXVI. Schwarz geglättete Urne (Nr. 11!) mit durcligedrückten Buckeln, Wülsten, mit Grätenornamenten, Strichen und Punkten reich verziert. Beigaben: Schere (Taf. Fig. 7), Pinzette mit Ohrlöffel an einem Tragring mit eisernem Stift befestigt (Taf. I*'ig. 8), Messer (Taf. Fig. i») von Bronze, Reste eines Kammes. A. K. 1885 Nr. 35 38.

XXXVII. Dickwandige auTjen rote, innen schwarze große Uriu! mit hohem Unterteil, Striclioi'namenten am oberen Teil des Bauches; Hals fehlt, gr. D. 0,29, gegenwärtig IL 0,2fi. Beigaben: Bruchstücke

178 Rantoiilicv<jc, Ein UrneiifVicilliof in Altonwaldo.

eines Bronze oeftlß es mit starkem Rand, kleine Arml)rustfibnla (Taf. Fip,-. IG) von Bronze mit eiserner Aehse , (iO (Jramm Perlenschlacken nnd heile I*erlen . darnnter die hlane Perle (Taf. ]''i^-. 17) und die o-elbe (Taf. Fi.o-. IS). A. K. 1885 Nr. P.9— 42.

XXXVIII. Kleine j>Tan|i;cll)e, niclit geglättete l^ne, gr. I). 0,1, nüt durchgedrückten groruMi und kleinen Buckeln und vertikalen Wülsten; ohne Beigal)en A. K. 1885 Nr. 43.

Endlich erwälnie ich aus einer von einem Arbeiter angekauften Kollektion von l)i'uchstiicken der verschiedensten Art 5 Bruchstücke von Scheil»entil)uh'i. weh'he später genauer l)esi)r(>clien werden sollen.

Die Thongefäße.

Die Mt'hr/ahl der l»eschriel)enen Thongefäüe haben dazu gedient, die Reste des Leichenbraudes aufzunebnien ; nur einige frei im Boden in der Nähe von Urnen gefundene Scherben von ganz kleinen (iefäßen, scheinen Reste von Trinkgefärsen zu sein.

Das Material ist durchweg ein guter Thoii , mit sehr feinem oder gar keinem Kieszusatz, nur l)ei Tme IV und XXXVII ist die zugesetzte Kiesmasse grob gepulvert. Die meisten sind mit einer noch feineren, oft fettig glänzenden Tlionschicht, in welche auch die Ornamente abgedruckt sind, überzogen; l)ei einigen durch und durch gleichmäßig schwarzen, auf der Oberfläche nicht glänzenden (wie XIII) ist die obere Schicht an vielen Stellen abgespalten. Von den Orna- menten kehren außer den eingedrückten Linien und Rillen von ver- schiedener Breite uiul Tiefe das kreisrunde Grü])chen mit konzentrisch herumliegenden Punkten (Nr. 7, Urne XVII, vgl. III, X), die durch- gedrückten vertikalen Wulste (Nr. 5, Nr. 13, Urne VIII, XXIX, XXXVI), die Stempel (Nr. 1, Nr. 4, Urne A. K. 1884 No. 151 und Urne VI), die durchgedrückten kugelh'irmigen Buckel (Urne XXXVI uiul XXXVIII) an mehreren Exemplaren wieder. Die Ent- wicklung des Eußes, dessen Entstehung aus einer leichten Anscliwellung des Bodens an einer neuerdings envorbenen Urne sich schön nach- weisen läßt, ist durch Vergleicli von Urne VIII (Nr. 5) mit Urne XXXVI (Nr. 13) und XXIX (Nr. 9) weiter zu verfolgen. Zwei Urnen (Nr. 2) und Urne XI (Nr. 0) zeigen die im Einzelnen etwas roh erscheinenden, iiu (ianzen gut wirkcmlen Eindrücke, die mit einem Messer oder einem ähnlichen Instrunu-nte von Holz oder Metall eingedrückt sein werden. Beachtenswert sind auch die Ornamente von Urne XX

liiiiitcnlici-i^-. l'j|} ri-nciilVicilli(il' in Alten wähle. 179

(Nr. S) 1111(1 rnic WXII (Nr. 12); olicnhar ist das >r()tiv ein iiiii den rnu'iilials «^clctitcr dicker Strirk , von widcliciii bei XXXll drei lläiiucstiickc ;il)ffelu'n, während die vertikalen Wülste von X.X in der Mitte der rriic ohne eiuentlicheii .Vhschliiü verlauren.

Die einiueheren (ietäüe /. l\. Iriie IX. \V(dche. ah^cseheii von der im Kreise aii^ueorchieteii Puuktverzieriinn', eine auti'alleiide Ähn- lichkeit mit der in den .Jahrhüclieru f. mekl. (iescli. XLIX S. 1 1 ab- uehildeten Tme von l'ritzier hat, gehören nach Forin, 'rochnik und Ornainenten der Zeit des späteren rrnnischeii l^intluRes an. den wir als vom l\iiein /.ti Wasser und zu Lande nach Norddeiitschland <fv- langend aniudimeii. Die L!,rr»(.5ere Zahl /ei^t die hiintere KiL!,eiiurt der sogenannten sächsischen Cietäüe, die man wohl nach dem typischen, ziemlich weit bekannten, weil verstreuten l""nnden von Perlberg bei Stade ,,Perlberger'- nennen könnte. in der Hamburger Sammlung liegen derartige aus Holstein stammende (ietaüe und Scherben mit charakteristischen Beigaben ans den rriienfriedli(>teii von l)arsl;)üttel bei Wandsbek , von Ulzburg und von Horgstedt bei Kendsbiirg. Die Hauptmasse des letztgenannten Fundes befindet sich in Kiel; vergi. Handelmann (Schritten des Naturw. Ver. in Schi. H. H 2, S. 78 ff. Verhaudl. der Berl. Anth. Ges. 1877 S. 30 ff., 1883 S. 29.-) ff". Ka- talog des Schi. IL Museums, Eisenalter S. T)). Für Mecklenbuig hat von Estorff (Altert, v. (izeii XVI 0) eine scheine LTrne mit dureh- gedrücdcten Buckeln und Strich- und Grübchenornament aus Ilülseliurg abgebildet und neuerdings hat Beltz in den Jahrbüchern des \ ereins f. mekl. Gesch. XLIX S. 7 ff", ähnliche Gefäße aus einem L^rnenfriedhof von Spornitz nachgewiesen. Von dem Ihiken Ufer der Elbe sind in unsere Sammlung gekommen Urnen von Issendor}) , Amt Harsefeld, (Katalog No. 801—808), von Perlberg bei Stade (^vgl. Kranse, Stader Archiv II 271 ff".), von unlxdvannteii Fundorten namentlich eine vor- züglich erhaltene große Buckelurne mit engem Hals (Kat. Nr. 825), ein ähnliches, kleines (Ka^t. Nr. 82()) und verschiedene mit Stempeln.

Dieselben Formen alier mit densellten Oi'namenten, namentlich den Buckidii und den Stempeleiiidrücken kommen wieder in den von den Angelsaclisen zunächst eroberten Teilen Englands nördlich von der Themse vor. Zu vergleichen wäre die bei Akermann, Remains of Saxon Pagandom jil. IV p. 7 abgebildete Lame mit unsrer Urne VI (Nr. 4), für die Urnen mit vertikalen Buckeln die a. a. O. pl. XXII abgebildete Linie von Eye (Suffolk), in welcher Pinzette, Schere, Messer von Eisen und ein Kamm mit dreiekigem, durch konzentrische Kreiseindrücke mit starken l'nnkteii verziertem liandgi'ilf lagen.

180 EantoiiLfro-, Ein ürnenfriedlinf in Altenwalde.

Aucli zoi^t sicli Uli der englischcu Urne der vorspringende P'ußrand, so daß wir avoIü herechtijut sind die Urne mit Urne VIII (No. 5) in eine Reihe zu setzen.

Die Beigaben.

Von den Beigaben sollen nur diejenigen besprochen werden, aus denen sicli Scldüsse auf Zeitstellung und Kulturgesehiclite ziehen lassen.

Die meisten Ik'igahen nanu-ntlich diejenigen, welche Schmuck- (Jegenstände gewesen sein kiinnen, sind (h-ni Feuer ausgesetzt gewesen und demnach zum Teil recht unansehnlicli geworden. Danach scheint es, als oh die Leiclien in voller Kleidung mit dem dazu gehörigen Schmuck an Nadeln, I'ibeln, Perlen etc. verbrannt seien, und diese Annahme wird durch die Lage der Gegenstände, die zwischen den Knochen in der Urne zerstreut lagen, bestätigt. Dagegen sind die Pincetten, Messerchen, Scheren (Taf. Fig. 1 9), der große Schlüssel (Taf. Fig. 13), die Fibula auf Taf. Fig. l(i und I"ig. 14, 15, sowie einzelne Perlen allem Anscheine nach niclit mit im Feuer gewesen, und also wohl nachträglich als fromme Beigaben zugefügt.

Die Fibula.

Zwei Typen der Filieln siiul in den l)esprochenen Urnen ver- treten: die Armbrusttil)ula mit halbkreisförmigem Bügel und (durch Feile Vj gekerl)tem Fuß von Bronze mit eiserner Achse in mehr oder minder vollständigen F.vemplaren von verschiedener (iriiße (vgl. Taf. I'ig. l(i und Tischler, I>eitr. z. Anthrop. ii. rrgescli. Bayerns 1\ 77) und die Scheibentibnla.

Das einzige in seinen wesentlichen Teilen vollständig erhaltene, leider durch Oxydation stark beschädigte Exemplar ist Taf. Fig. 14, IT) abgel)ildet. Die Fibula bestand aus 2 Teilen, einer Platte mit Spiral- feder, Nadel und Nadelhalter von Bronze und eiserner Achse (Fig. 15) und einer mit Blei aufgelöteten Scheil^e mit kunstvoller Verzierung. Den Mittel})uukt einer mit ';] Kränzchen und 8 Halljkügelchen gezierten von einem gekerbten Kranz umgebenen Bronzescheibe 1)ildet eine Halbkugel von blauem Glas. Um die Scheibe liegt ein am Rande fiaclier, an der Scheil)e zu einem Strickornament verdickter, geriefelter Ring von Blei. Herr Director Wibel dem unsere Sammlung auch in diesem Falle die genaue Analyse verdankt, tt'ilt darül)er mit: Beim Firhitzen auf Kohle für sich und mit Soda Reaction auf Blei mit Spur von Antimon. Die Sali)etersäure-Lüsung (U'S rückständigen Metalles giebt keine Reaction auf Silbt'i'. dagegen alle aul' Blei.

Rautenljer<r. Ein Urnenfricdhof in Altonwalrle. 181

Demnach sind der äußore Rand der Fibel und der Zwischenbela^' oxydiertes Blei mit Spuren von Antimon, ohne Silber." Uel)er das Vorkommen von I>l(ü in anfielsäelisischen Gräbern vgl. Olsbausen VerbdI. d. Berl. A. (i. 1884 S. 536.

Die S))irale wird vermittelst der .\chse an einen ans der Rückwand der Scheibe hervortretenden Zapfen befestip;t, doch gewöhn- lich so, daß, wie es übrigens anch l)ei den Ambrustfibeln dieser Periode der Fall ist, die Windungen des Drahtes nicht gleichmäßig auf beide Seiten verteilt sind; demgemäß liegt auch der Nadellialter, der gewöhnlich Aveit, durchschnittlich 0,01 m versjjringt, nicht in der Mitte ; bei einem Fragment, das von einem Arlx'iter erworben wurde, sind 2 Zapfen rechts und links von den Spiraltederenden zur Aufnahme der Achse angebracht. Außer dem vollständigen Exemplar (Taf. Fig. 14, 15) und diesem Bruchstück (A. K. 1885 Nr. 49c) besitzen Avir noch: Scheibe, D. 0,025 m, mit Spirale und Xadelfuß ohne Nadel mit durch Feuer zerstörtem Schmelz (email cham}) leve) aus l>lauen und Aveißen Fäden oder ^lilletioristäbchen (A. K. 1885 Nr. 48); Scheil)e, D. 0,032., mit Sjjirale und Nadelfuß obne Nadel mit Resten von größer uinl kleiner blau und Aveiß carrierten (^hiadraten, Avelche schachbrettartig geordnet und durch rotbraune liinieii getrennt Avaren (A. K. 1885 Nr. 47, vgl. von Cohausen, Römischer Schmelzschmuck in Annalen d. Ver. für Nassauisclie Altertumskunde etc. XIT S. 225, Taf. I 14; aus der Salburg bei Homburg); 2 Scheiben' mit Spiralen und Nadelfuß, oben nicht verziert, mit Nietloch oder Niete zur Befesti- gung der fehlenden Zierscheibe in der Mitte (A. K. 1885 Nr. 40 a, b) und die zAvei oben erAvähnten Reste aus Urne \' und XIII.

Das Material, mit Avelchem die beiden ..Emailbrochen" belebt sind, sind nach Herrn Director Wibel's gütiger ^litteilung .jene eigen- artigen sclilackigen Glasflüsse mit Zusätzen färbender und trübender Art, AA'ie sie den römischen Artefacten eigen sind. Man kann sie Avohl Email schlechtAveg nennen, sie liilden aber meiner Ansicht nach eine Zwischenstufe zAvischen schlechtem Glasfluß und guter Email. Die Technik ist Avesentlich an letztere sich anschließend."

Die Form der Scheibenflbula ist für die römisch-germanische Zeit recht characteristisch; in fast allen von der \'ölkerAvanderung germanisierten Ländern des römischen Reiches ist sie mit besonderer EntAvicklung der Ausschmückung vertreten und hat sich bis ins späte Mittelalter und im (Jrunde in der modernen Broclie erhalten. Vür Norddeutschland verAveise ich auf Mitteilungen Hostmann's in seinem ..Urnenfriedhot von Darzau 51, Taf. VHI Fig. 11, 12; für SüdAvest- Deutschland auf Lindenschndt, Altert, d. h. V. Bd. I. 1 T. VHI 1 12;

182 Eautenlierjr, P^in Unieiifrierlhnf in Altenwalde.

9 T. VIII 1—5; 12 T. VIII 2, 5, 14; Bd. II. 10 T. VI 2, 3, 4 und öfter, und auf Lindensclnnit's Erläuterunjien 7ai III 8 T. III 4 und Beilage zu Bd. III Heft 1 S. 34 ff.

Sehr reich und prächtig geschmückte Scheihenfil)uL'i findet man in den sächsischen Teilen Englands, avo die Scheiben mit Gold- oder Silberplatten oder mit Glasflüssen, Glasstücken, Halbedelsteinen und FiligranAverk verziert sind. Zu verweisen ist auf Akerman, Eemains etc. pl. XXX 1, 3, 5, 7—12; XXXIII 5; XXXVIII 12 etc.

Schere, Pinzette. Messer.

Schere, Pinzette und Messer und der Knochenkamm kommen in den Urnen der römisch-germanischen Periode ebenso oft zusammen vor wie Rasiermesser, Pinzette, Stift oder Pfriem in den Gefäßen der jüngsten Bronzezeit. Während die Geräte der Bronzezeit fast gleich, ihrem mutmaßlichem Gebrauch entsprechend groß sind, sind die jener späteren Zeit sehr verschieden ; sie kommen vor von großen handfesten Exemplaren aus Eisen und Bronze bis hinal) zu den kleinsten Miniatur- stückchen, die kaum in Wirklichkeit gebraucht werden konntiMi und wie Kindcrspiclzcug oder symijolischc l'x'igalx' für den Toten er- schciucii. So entliiclt eine neuerdings dem Museum geschenkte mittel- große Urne XXXXI mit wenig Knoelien eines erwachsenen Meiiselien außer Eesten eines Knoehenkanimes ein Seherehen von (1.027, ein Messerchen von 0,023, eine Pinzette von 0,0l^> m L.; sämtliche Sachen waren aus Bronzeblech roh gehämmert.

Daß die Geräte Ijei einfachen Völkern eine vielseitige \ er- wendung finden, ist wohl allgemein anerkannt, daß daher Schere, Messer und Pinzette nicht nur beim Nähen und ähnlichen Handarbeiten, so Avie besonders für die Pflege des Haares und Bartes, sondern eventuell auch bei chirurgischen Operationen: Aufschneiden von Ge- schwüren, Splitterausziehen u. dgi. angCAvandt sind, ist Avohl anzu- nehmen. Zu welchem Z^veck alter mag das einein Ohrlöffel ähnliche Instrument (Taf. Eig. 8) gebrauelit seinV Das häutige ^'orkomnlen dersell»en mit Pinzetten (in der Hainl)urger Sammlung freilich nur 1 Exemplar aus der (iegend von Hornel)urg A. K. 1883 Nr. 17) uiul andern (iegenständen der Toilette und der K(>ri)eri)flege (vgl. für England z. B. Akerman, l^(Mnains ]>. 71 PI. XXXV 4 für Norwegen Rygh, Norske Oldsager Nr. I(i4 und S. 47) legt die Annahme nahe, daß es in der That Ohrlöft'el sind, niul ohne Bedenken erklärt ganz neuerdings ain/h Rygh die il in Norwegen gefundenen Exemplare für Ohrlößelclien, indem er annimmt, daß sie Avie die Pinzetten, Schlüssel und andere derartige kleine (Gegenstände am Gürtel hängend getragen

rfauk'iilM'i'o'. Ein rrncnfriLMlIiiif in Alti'!i\vM]il('.

II

wurden. Der mir ciiiuial i'reilicli von (lurcliniis koni])ftenter Seite aus;j;esi)r()elieiien \'erniutunu.', sie liätten als SalhcnliitVelclieu Verwen- dung <j;et'unden, kann ieli nicht beitreten.

Geräte aus Knochen.

a. Käiniue.

Nr. 14.

Aus der l rne a\11 (Xo. 7) stammen die Keste eines l)u[>i)el- kammes (No. 14), welcher aus wahrscheinlich 5 Kuoclienplatten bestand, die /wis(dien zwei uerillten (^Kierleistcii inil eisernen Nieten befestigt waren ; die Zähne der oberen Seite stehen bedeuteiul enger, als die der unteren. In der Urne XXXV lagen die Bruchstücke eines

Xr. 1.-..

Kammes mit verziertem Oberrand (No. 15) vollständig zerstreut an den verschiedensten Stellen des Gefäßes. (Jefunden und zusammen- gesetzt wurden 1 Knocheni)latten, die zwischen zwei oft'enl)ar drei- eckigen Deckplatten mittelst bronzener Nietstifte zusammengehalten

Jg4 Rautenberg, Ein Urnenfriedhof in x\ltenwalde.

gewesen zu sein scheinen. Woraus diese Deckplatten bestanden haben, ist nicht zu entscheiden, vielleicht waren sie von Holz, welches beim Leichenbrand zerstört ist. Daß sie aber dreieckig nicht leistenförmig gewesen sind, läßt sich aus der Doppelreihe der Nieten (4 unten, 2 oder o oben) ersehen. Außerdem fanden sich noch Teile der feinen mit Kreispunktverzierungen und dem Eande parallelen Strichen versehenen Schutzplatte für die Zähne. Zu vergleichen wäre, abgesehen von einigen Kämmen des Neustädter Feldes bei Elbing und des Vimose- fundet (Tafel 2) namentlich der Perlljerger Kamm der Hamburger Sammlung, welcher im Stader Archiv H, Taf. 3 Fig. 3, nicht gerade genau gezeichnet ist; im übrigen dem Altenwalder Kamm ähnlich, fehlt ihm die hübsche Randverzierung. Aehnlich ornamentierte Schutzplatten finden sich öfters; vgl. z. B. Lindenschmit A. d. h. V. I 9 Taf. VI 3 8. Im Zusammenhange mit Material und Form der zu verzierenden Fläche stehen wohl die bei derartig gestalteten Kämmen der verschiedensten Völker stets wiederkehrenden Ornamente, namentlich der concentrischen oder einfachen Kreise mit Punkten in der Mitte; außcrdciii sind die Zirkzacklinien, die srhraffierten Dreiecke, das Wolfszahnoriiann'iit weit verbreitete beliebte Verzierungen.

In den Fmen XXXVI (_Xo. 13) und XXXXI sind nel)en den Scheren, Pinzelten und Messerchen auch unbedeutende Bruchstücke von je einem Kamm gefunden, und ebenso hat auch in der ül)er No. 2 dargestellten Urne ein verhältnismäßig gut erhaltener Kamm gelegen. Als ich zuerst den Inhalt der Urne, die gleiidi im Anfang der Entdeckungen in Privatbesitz gelangt war, zu sehen Gelegenheit liatte, fand ich darin recht ansehnliche Fragmente eines großen Kammes mit starken gerillten Querleisten etwa wie Lindenschmit, A. d. h. V. I \) Taf. \l 3 oder Troyon, Tombeaux de Bei- Air pl. II 1. Leider sind diese wertAollen Stücke, die sich gewiß bei sorgfältiger Durchsuchung der Knochen hätten vervollständigen lassen, bis auf ein kleines Stück der Sclnitzplatte verloren gegangen.

b. Zieri'öhren aus Kuochen.

Aus Knochen verscliicdencr Thiere sauber geschnitten sind die Gegenstände, wie Tal'. Fig. 10, die man auf den ersten Blick für Messer- oder Pfriemen-Gritfe zu halten geneigt sein möchte. Diese Geräte sind sämnitlicli mit im Leichenbrande gcAvesen, daher zer- sprungen, und so sind bis jetzt nur Bruchstücke unter den calcinierten Menschenknochen zerstreut gefunden. Gelungen ist es im ganzen sieben einigermaßen Aviederherzustellen.

Rautcnljcrp'. Vau T'nienfvinllKif in Altemvalde. 185

1) Das auf Tai". Fi^-. Kl ab^obüdete Stück (aus Urne IX) ist auch auf der uuterou Seite \u\i\ /war mit II I)op)ielkreison um jeden Punkt verziert; ZAvei Seiten sind glatt. Dieses Stück, wie auch die unter 2 5 verzeichneten, ist aus dem Fuüknochen eines Säugetieres (Schal V) geschnitten. Die concentrischen Kreise könnten mit einem dreis})itzigen oder auch mit einem weiteren und einem engeren zwei- spitzigen Zirkelinstrument (vgl. Verh. der Berl. A. G. 1884 S. 442) gemacht sein. Die Ornamente der andern sind freilich mehr oval, doch kann das eine Folge der Einwirkung des Feuers sein, in welchem die Knoclienstücke der Breite nach mein- geschwunden sind als der Länge nach.

2) Das aus Urne III stammende Exemplar von jetzt noch 0,085 m Länge hat auf der ersten Seite 3 Augen mit Doppelkreisen, auf der zweiten 4, auf der vierten 3 mit Doppelkreisen, 2 mit einfachen Kreisen ; auf der dritten Seite, die unvollständig ist, scheinen der ersten entsprechend drei Doppelkreise mit Punkten gewesen zu sein.

3) In Urne X fanden sieh lU'uchstücke eines nur auf einer Seite verzierten Stückes.

4) Aus den Bruchstücken, welche sich in Urne XV fanden, ließ sich ein fast vollständiges 0,1 m langes vierkantiges Exemplar herstellen, welches an dem einem Ende fast quadratisch 0,007 m, am andern Ende O.Ol zu 0,006 m mißt.

5) Ein ähnliches Endstück fand sich in Urne XX\ IIL

H) In der L^rne IV sind die Fragmente des größten Flxemplares gefunden, welches 0,090 m in der Länge, 0,014 m in der Seite des quadratischen Durchschnittes mißt und auf allen 4 Seiten zahlreiche (wenigstens 8) zum Teil undeutlich gewordene Kreispunktornamente trägt. Es muß aus dem Knochen eines größeren Säugetieres ge- fertigt sein.

7) Ein rundes Stüpk aus Urne XVII von jetzt noch 0,1 m Länge endlich beweist durch die platte Fläche des eines Endes, daß es ein Artefact ist. Es ist (nach freundlicher Fesstellung durch Herrn Dr. Pfeffer und Herrn Konservator Böckmann) aus dem I'lügelknochen eines größeren Wasservogels, vermutlich einer Gans, geschnitten; da jede Spur einer Unebenheit zum Ansatz der Schwungfedern fehlt, könnte man auf eine als Haustier gehaltene Art, welche das Fliegen verlernt hatte, schließen.

Wie schon oben erwähnt ist, ist man zunächst geneigt, die Stücke für (iriffe von Messern oder Pfriemen zu halten; doch sind zunächst diese Griffe für die sehr langen Stiele der gefundenen Messer

14

jgg Rauteiiberg, Ein Urnenfriedhof in Altenwalde.

ZU kurz; wollte man sie als Pfriemenoriffe erklären, so ist es auf- fallend, daß nur 2 derselben (in Urne l\ und IX) mit Pfriemen oder ähnlichen Geräten zusammen gefunden sind. Freilieli -war das Exemplar aus Urne IX mit einem der beiden darin befindlichen Eisenstäbchen derartig zusammengerostet, daß ihre Zusammengehörigkeit sicher zu sein schien; doch haben genauere Untersuchungen bei Lösung und Eeinigung des Eisengegenstaudes ergel)en , daß nur eine stabförmige Oxydmasse in die Höhlung des Knochen hineingedrungen, nicht aller das Eisen selbst in dasselbe hineingesteckt war. Auch sieht man nicht recht ein, zu welchem Zweck bei einem Griff auch das obere Ende offen sehi sollte ; besser hätte man hierfür doch, die oben ge- schlossenen Enden der Röhrenknochen verwendet.. Somit halte ich die Stücke nicht für Handgriffe ; ebenso wenig aber auch für Würfel, obwohl sie große Ähnlichkeit mit den parallelopipedischen Würfeln aus dem Vimosefunde haben, namentlich mit dem auf Taf. II 8 ab- gebildeten (vgl. auch S. 11); denn auch dieses Stück hat nur auf drei Seiten Kreispunktverzierung (3, 4, (i), die vierte Langseite ist wie die quadratischen Endflächen ohne Bezeichnung. Diesem ähnlich ist auch der bei Eygh , Norske Oldsager No. 176 dargestellte mit 5, l und o Augen. Doch sind die Altenwalder Stücke bedeutend größer der Vimose-Würfel mißt nur 0,07 m Länge bei 0,004 Dicke und es kommt dazu, daß bei mehreren P^xemplaren gar keine Würfelaugen sind und das eine gar rund ist. Am ehesten möchte ich glauben, daß sie mit Perlen zusammen oder auch allein für sich an Sclmüren als Hängeschmuck getragen wurden.

Perlen.

Die Perlen bestehen alle aus Glas oder aus schlackigen email- ähnlichen Glasflüssen. Form, Größe und Farbe sind sehr verschieden. Außer den kugelförmigen und ringförmigen sind namentlich die eckigen (Taf. Fig. 17 aus Urne XXXVII) von tiefblauer schöner Farbe und vorzüglicher Erhaltung und die gekerbten gell)en (Taf. Fig. 18) von undurchsichtiger Glasflußmaße zu erwälmen. Die Würfel mit ab- gestumpften Ecken kehren an einer kleineren Perle aus Urne I wieder und sind auch sonst z. B. in der Stader Sammlung (Katalog 515) vorhanden. Die Größe variirt von D. 0,015 ])is 0,005 m.

Aus den Teihenweis zusammengeschmolzenen Perlen in Urne XXXVII 13 blaue in einer Reihe seilen wir, daß sowohl ganz gleichfarbige als auch verschiedenfarbige Perlenreihen getragen wurden ; es wechseln sogar bisweilen große und kleine. Sehr anschaulich legt

T{!iiif<'iiliprt;\ Ein T^rueiifi'IiMllinf in Altciiwulilt'. 187

(l(Mi (!osclini:u-k jener Zeit eine läufiere Reilu^ von l)unten Perlen aus P>:irsl)üttel dar (A. K. ISS:; Nr. ;>()!). wo anf I l>lan<'. C oelhc „nd 1 braune folgen.

p]mio,e Perlen sind kunstvoller, nach Art der \'enetianlsehen, mit Bändern verscliiedener Farbe verziert, so eine blau-uriine, die mit 2 sich dreimal ibirchkreuzendeu Wellenlinien von weiüem (ilas undegt ist; in dem von zwei P>o*2;en eingeschlossenen Raum sind auf dunkel- gelben Kreisfläclien schwarze Punkte, so daß die Zeichnung Ähnlichkeit mit einem Menschenauge hat. Vgl. Peltz, Jahrl). des Ver. f. Mekl. Gesell, u. A. XLIX Tat". II S, S. l(i; Akerman, Ptemains pl. XII. XXI; Troyon, 'iOndx'anx de I>el-.\ir I 1 u. öfter.

Die Erhaltung (U-r Perleu ist so verschieden, daß man notge- drungen annehmen rnuü, dal die meisten zwar mit im Leichenbrande gewesen, einige nachträglich aber als fromme Beigaben unversehrt in die Urnen gelegt worden sind Cvgi. oben S. 180).

Ein größeres (ilasstück von heller lauchgrüner Farbe ist wohl der Rest eines Gefäßes oder eines andern aus Glas gefertigten Gegen- standes, doch ist die ursprüngliche Form nicht mehr zu erkennen. Erinneii: werden möge daran, daß auch das kegelförmige dunkelgrüne Glas unserer Sammlung von der Höhe l)ei der Mühle von Altenwalde stammt und nicht aus Gudendorf (nach einem Briefe des Herrn Bürger- meister Dr. Kirchenpauer vom 18. April 1863 im Archiv. der Sammlung).

Schlüssel.

Von besonderem Interesse ist der Schlüssel von Eisen von 0,103 m Liänge, 0,042 Breite, der in halber Größe auf der Tafel Fig. 13 dargestellt ist. Ahnliche ankerförmige Schlüssel scheinen vielfach angewendet zu sein. Bei Liger, la feiTonnerie aucienne et moderne L pl. 10 sind 4 deraiiige aus dem Museum von St. Germain als „gallische Schlüssel" abgebildet, II. pl. 43, sind ein Exemplar von Bel-Air, 3 aus französischen, 4 aus englischen Museen dargestellt. Am meisten Ähnlichkeit mit unserm Exemplare haben die in England in angelsächsischen Gräbern gefundenen Schlüssel, namentlich ein im (iuildhall-Museum in London (von 7 Zoll engl. Länge, abgebildet in Proceedings of the society of Antiquaries of Scotland 1883 p. 439).

Der Mechanismus der zu solchen Schlüsseln gehcirigen Schlösser ist ebenso einfach wie sinnreich, und es darf uns nicht wundern, wenn dieselben noch heute vielfach in Gebrauch sind. So hat General Pitt Rivers (On the development and distribution of primitive locks and keys j). 23 tt". ) solche Schlösser in Norwegen gefunden, und auch

188

Eaiiteiibfr"', Ein ITnifiifritMllidf in Altonwalilo.

nach Liger 11 228 waren Schlösser dieser Art auf der Pariser Aus- stellung von 1807 in der skandinavischen Section ausgestellt. Wir gel)en hier eine Zeichnung nach einem Modell, welches nach den Darstellungen jener heiden Schriftsteller angefertigt ist.

KLAMMER

EU

^ KLAMMER FEDER f

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THÜRBRETT

FIG.B

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THÜRBRETT

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SCHLÜSSEL

Nr. \c..

a

RJEGEL VON UNTEN

SpiElPAUM F.D I^^H FEDER

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FiG.C

a RiEGEL VON OBEN W ''

»- ^-'-

FI6.D

Auf dem Thürln'ett ist üher dem Schlüsselloch c. Avelclies lang genug ist den Schlüssel durchzulassen, eine mit einem ebenso großen Schlüsselloch c versehene flache Feder von zähem Holz oder Metall l)efestigt (Fig. A); zwei Klammern lialten den Riegel, der wieder ein ebenso großes Schlüsselloch hat und aus dessen (in der Zeiclmung unterer Seite) ein Spielraum für die Feder ausgeschnitten ist (Fig. 15 Durclischnitt in der Linie H-I von Fig. Ü). Rechts und links vom Schlüsselloch c führen zwei für die beiden Haken des Schlüssels passende Löcher aa (in Fig. B, C, D) hinunter bis auf die Feder. Fraktiscli ist es von den Zwischenwämli'ii bb (in Fig. P>, C, D) etwas auszuschneiden, damit (h-r Schlüssel nicht nur mit den Haken, sondern auch mit dem Querl)alken wirken kann. Durch das Schlüsselloch der Thür, der Feder und des Riegels schiebt man den Schlüssel, bis die Haken ülu'r den in der Zeichnung (Fig. IVj als oljcn gedachten Rand des Riegels liervortreten, drelit ihn um 00", schiebt ihn bis an das rechte Ende des Schlüsselloches, fährt mit den beiden Haken in die L(iclier des Riegels bis auf die Feder, zieht die Feder an die Thür zurück und schiel)t nun, den Schlüssel als Hamlgriff l)rauchend, (.\e\i Riegel über die Feder weg nacii links hin. Will nnin die Thür wieder schließen, so führt man mit dem Schlüssel den Riegel wieder nach rechts, bis die Feder in den Einschnitt des Riegels einschnappt uml kann nun auf demselben Wege, auf dem er gekommen ist, den Schlüssel wieder herausziehen.

Kiiutciilicru-. Ein üi'iicnfVicilliiiC in Altcnwiilile. 1^0)

Kill solclics Scliloü oliiic den passciidcii Sclilüssrl /ll (itfueii ist nicht leicht; die l'\'(hT. dii' iiiclit ;ius (h'iii J\ii'0(.l ausweichen k;inn. hustet l>ei (h'iii \'ersiiche mit einem spit/en Instrument durch (his Sclilüsseüocli (xh'i- die Thürritze hei (h'in iMosteii dt'ii Iiie<iel /uvück/uscliieben, Widerstand.

Nur mit einem Dopijelhaken, an (h'in der Zwischenraum zwischen Haken und Achsenbalkeii der Entfernung zwischen den Löchern des Riegels entspricht, kann man die Feder zurückziehen und das Schh)[j (ittiien. Dahei stand es frei die Haken unsymmetrisch anzusetzen, wie hei Liger I pl. IG fii. I in der ersten Reihe) oder auf heich'ii Seiten zu verdoppeln (vgl. Schliisstd von Helm, Meklenhurger Jahr- bücher XIV P)P)7, Katalog der Berl. Ausstellung von ISSO 8. 291, Liger ll pl. 43 L. N. und M.). Jeder Besitzer konnte also einen eigenartigen Sclilüssel ertinden oder auswählen und somit war die Sicherheit des Schlosses recht zuverlässig.

rel)er die Art der Verwendung der einfachen Schlüsselhaken, wie Tal. Fig. 1 1, wage ich bestimmtere \'ermutungen nicht vorzubringen. Nach der Mitteilung Undset's (Erstes Auftreten des Eisens 14ß, 2; vgl. auch 104, lö8, 490, Holzschnitte No. 197—199 und Tafel X 20, 21, XIII 12, XXXII 5) gehörte dazu ein mit Nieten oder Nägeln befestigtes Metallplättchen, an welchem in einem Falle (S. 14G, 2) noch Holzstücke eines Kästchens erhalten waren, mit einem oder zwei Löchein. Die Verwendung solcher Haken kann aber eine sehr mannigfache gewesen sein, und bei fast allen nur einigermaßen ent- wickelten Völkern finden sich diese Hakenschlüssel (vgl. Liger I, p. ')20, für die uncini der Römer Appulej. Met. HI 13, f.. Pallad. I\' 10, 29; Hauptstelle für den xhfic bei Homer « 44 2).

Ausdrücklicli constatiere ich das Vorkommen dieser Schlüssel- form in Urnen der r()iiiisclieii und nachrömischen Periode für Nord- deutschland, England und die skandinavische Halbinsel (vgl. z. B. Rygh, Norske Oldsager Kil— l(i3j.

Zeitbestimmung.

Der Zeit nacli sind die nn-isten Altenwalder Urnen und Beigaben den Perleberger Funden gleichzustellen; diese aber sollen durch eine Münze des (iratian (welche früher im Besitz des Herrn Pastor Lunecke zu Stade gewesen ist) datiert sein (Krause, Stader Arcli. II, 2(i(l). Leider sind die Fundumstände durchaus ungenau und unsicher überlietert. ( Bahrfeldt, Stad. A. IX 3(i). Die sicherste (,>uelle ist der Pnief des Herrn Dr. C. L. (irotefend, der am 2-1. August ls(i4 schrieb: „Was Lunecke"s Sill)ermünze betrifft, so

190 rjautenborof. Ein Ih-iienfrieilhof in Altr-nwalile.

hemovko ich: L. kam eines Ta^es hierher mit einer Anzahl Münzen, darunter war eine l)eson(lers eingewickelt, weil er versicherte, diese sei l)ei den Aiis,ü,Tal)nn,u;en heim Perlljerg gefnnden. Es war eine besclmittene und stark mitp;enommene Silhermünze des (Iratianus, Avie icli dentlich erkannte; das Revers derselben al)er ist mir nicht mehr erinnerlich.'' Oh nnn das Stüek ül)erhan})t im Terrain des l'i-nenfriedhofes am Perll)ertier Berg nnd eventnell dasell)st frei im Boden oder in einer Urne gefnnden ist, wird sich kaum feststellen lassen. Die Münze sell)st ist verschollen. In der Sammlung vor- gesclnclitlicher Altertümer zu Ilandjurg, in welche die Tmen des Herrn L. gchnigt sind, sowie in (h'r Münzsammlnng der Kunsthalle ist die Münze nicht. Auch in dem Briefe, in welchem Herr L. die Al)sendung der Urnen nnd Beigal)en anzeigt (vom 13. Dec. 1854), ist eine Notiz über die Münze, die sicher den Empfänger Herrn Prof. Petersen höchlichst interessiert hätte, nicht gemacht. Vermutlich ist das Stück mit der Münzsammlung des Herrn L. in Hand)urg verkauft; doch weiÜ Herr Inspektor C. Meyer, durch dessen Hände die Sammlung gegangen ist, über den Verl)leib desselben nichts. Beiläufig möge er- wähnt werden, daß eine ungefähr zur selben Zeit (Is!")?)) mit mehreren gleichen liei Lüdingworth in einem Torfmoor gefundene. l)ei Bahrfeldt, a. a. 0. S. 20 37 nicht genannte Silljermünze des Antoninus Pius (Av. Kopf des Kaisers DIVVS ANTONINVS; Rev. Bekränzter Altar mit Adler CONSECRATIO) in unserer Kunsthalle bewahrt wird.

Aber auch ohne jt'ne Münze des (iratian wird man den Hauptteil des Urnenfriedhol'es von Perlberg in das fünfte Jaln'liundert nach Christo setzen müssen; wie vicd früher er angelegt, wie lange er weitergeführt ist, laut sich l)ei dem Mangel an systematischer Ausbeutung auch nicht annäliernd l)estimmen. Namentlich der Urnen- friedhof von Issendor}) (Amt Harsefeld), welclier nacli einer Münze des C'Onstantin jedenfalls etwa um die Mitte des vierten Jahrhunderts bestand, wie der von Quelkhorn (Amt Zeven), den Hostmann in die Zeit vom 2. l)is G. Jahrhundert n. Chr. setzt, sind als gleichzeitige wichtig. Aucli für die Altenwalder Begräbnißstätte wird man als einen sichern Puidct das Jalir vierliundert nach Chr. festhalten kchnien ; wie lange vorher oder nachlier die Stätte noch l)enutzt war, wird erst nacli Vollemlung der Ausgral)ungen auf dem (irundstück des Herrn Holst, sowie nach dem ^'ergieich mit den vom Provinzial- Museum in Hannover erzielten Resultaten l)estimmt werden kcimien; doch glaulx' ich auch liier schon aussprechen zu sollen, daß nach meiner Ansicht die Urnenfriedlnife vom Perll)erger Typus sich bis an das Ende der heidnischen Zeit erhalten haben.

Rautenliei'O'. Ein T'riiciifiicilliui' in Altenwalde. 191

Ohne oeAvalti^e unijiVNtaltende Kiiitlüssc zu ertalireii. IuiIhmi vom fünften Jalirliundert an die Sachsen in ihrer Eigenart sieh crliahen können, his der mächtige staniniesverwandte Kro])erer sie zur Annalinie (h's Christentliunis und neuer Uräuehe /wan^. I>anials iiu .lahi'e 785 wurde hekanntlieh unter Androhung' der Todesstrafe verlioten nach „iSitte der Heiden (h'ii Leielmam eines verstorhenen Menschen durcli Flammen verzehren und zu Asche werden zu lassen". Es ist somit erst in und nach der Zeit Karls des Großen im Sachsenlande die Sitte den Toten unverl)rannt zu l)e<>Tahen, welche hei den Oher- deutschen schon vor ihrer Bekehrun<i; allgemein gewesen war, als Regel eingeführt, und his zu diesem Zeitabschnitt müssen sächsische Gräber mit Leichenbrand reichen und nachgewiesen werden. Eine jüngere Form aber, als die Urnenfriedhöfe des Perlberger Typus bieten, ist mir bis zur Zeit für unsre Gegend nicht bekannt; denn von Gral)stätteii, wie der Inimenstedter Kircldiof z. B. ist, glaube ich absehen zu müssen. Und daß selbst noch längere Zeit nacli Karls des Großen Kapitularen Sachsen nach Sitte der Vorfahren verbrannt worden sind, ist mehr als wahrscheinlich, da, die strenge Durchfülirung der Gesetze große Selnvierlgkeiten hatte (vgl. Ilandelniann. \'erhandl. der Berl. Anth. G. lss;j S. 24). Daß aber im rüniten -lahrhundert, d. h. der Zeit, in welcher die Sachsen von den Eibmündungen nach England übergesiedelt sind, an der Elbe die eigenartige Technik des Perlberger Typus herrschte, bestätigt auch die Übereinstimmung der deutschen mit den in England nördlich von der Themse gefundenen Urnen und Beigaben, auf die wir liei der Besprechung der einzelnen Gegenstände schon aufmerksam gemacht haben. Für die Zeitstellung, die Dauer und die Beziehungen zu andern Ländern wichtige Angaben machen namentlich Ilostmann bei Behandlung des Urneufriedhofes von (=^>uelkhorn in der Zeitschrift des historischen Vereins für Nieder- sachsen 1878 S. 171, Müliej- in den \Vrhaiullungen der Berl. Autlir. Ges. 1881 S. 2US ff., ^vo auch die wichtigsten englischen Arbeiten zitiert sind, und l'ndset. das erste Auftreten des Eisens in Xord- Europa an nielireren Stellen, naiiient lieh S. •>'.){;. Dort und ausführ- licher in den AailiMger for Xordisk < )l(lkyn(liglied og Historie 1880 S. 81) L^l weist Umlset daraut hin, daß aucli an der norwegischen Westküste sich ein Einiluß von d(Mi Ländern der Filbmündung, eventuell von der Ostküste Englands fühlbar macht, ein Eintluß, welcher auch im \ erlauf dieser Abhandlung mehrfach angedeutet werden konnte.

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Inhaltsvei'zeicliiiiss.

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Berichte der wisseiisehal'tliclieii Anstalten.

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VI

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Stadtbibliotliek

Botanisclier (-tartini

Stevnwarlf

Museum für Kunst und (jewerhe ... IX— XXV

(^hernisclios Staatsj-Lul)orat(jriuiu XX VI XLIV

Xaturliistorisc'hos Musoaiii .- '. XLV - LI

Pliysikalisclx^s Kaljlncl IJI- Mll

Museum für Völk.'i'kund(.' I/Ill - LIV

Samiiiluiiii- vorü'eschif-'litliclier Allcrthünicr LV— LVII

Samudun^' llainbur^-isclici' Altcitliümer L\'ll LVIII

Botanisclies Museum L^ III I^XIV

Wisseiischaftlielie Abliaiulluiigeii.

Die V(")g'el Süd -Georgiens, naeli der Ausbeute der dinitschen Polar- station in 1882 und 188.3. Von Prof. Dr. ragensfecher 1—27

Die von Dr. G. A. p'iseher auf der im Auftrage der GeogTaphisclien Gesellscliaft in Hamburg' unternommenen Reise in das Massai-Land gesamnudtfu Säugetliiei'e von Prof. Dr. Pagemiecher 29 4t3

IchtliyoKitiisclic und herpetologiselie Penu^rkungen \u\\ \)v.J. G. FhcJicr

in ilamliurg 4-7 121

Megaldglossus \V(jermanni, eine neue Form makrogiosser Medermäuse.

vnn Pidf. Dr. Pugcnskchcr 12:5-129

VerzL'ielinis der v(jn i)r. G. A. l'iseher auf der im Auftrage der Geo- graphischen Gesellschaft in Ilanüjurg unternommeneu Heise in das Massai-Land gesammelten Myriopoden und Arachnoiden von Dr. F. Karsch -. l:il— 139

Die Seesterne Süd-Georgiens nacli der Ausbeute der deutstdien Polar- station in 1882 und 1883. Von Prof. Dr. Tli. Stuilcr in Bern . . 141 Kit)

Ein Urnenfriedhof in Altenwalde. Von Dr. E. Ratdenberg 1(J7— 191

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