^0 HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY 3 Chx, JL.i>L, iQ^9 JUL 2 6 1929 Jahrbuch der Hamburgisclieii Wissenschaftlichen Anstalten. VI. Jahrgang. Erste Hälfte. Hamburg 18^9. Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Seuats Buclidruckeru. Inhaltsyerzeichiiiss. Seite T. Jaliresbericlite dc^r Wissenschaftlichen Anstalten fiii' das Jahr 1888. 1. Stadtbibliothek I — III 2. Botanischer Garten III — V 3. Sternwarte VI — YIII 4. Museum für Kunst und Gewei'be IX — XX 5. Chemisches Staats-La])oratorium XXI — XLT 6. Physikahsches Staats-Lal)oratorium XLI — XLIII 7. Naturhistorisches Museum XLIV — LH 8. Museum für Völkerkunde LIII — LIY 9. Sammlung vorgeschichtlicher Alterthümer LIY — LY 10. Sammlung Hamburgischer Alterthümer ... LYI 11. Botanisches Museum und Lalioratorium für Waarenkunde LYI - LXI II. Uebersicht rter im Jahre 1888 gehaltenen Vor- lesnngen LXY — lxyii III. Wissenschaftliche Abhandlnn^en. Seite Oligochaeten des Naturhistorischen Museums in llamljui'g. T. Yim Dr. W. MicJmelsen 1 — 17 Der grosse Goldfiind von ('lnri(|ui im Jahre 1859. Von C. W. Lnilcr>i. . . 19 — 25 I. Jahresberichte der Hamhurgischen Wissenschaftlichen Anstalten für das Jahr 1888. 1. Stadtbibliothek. Bericlit des Directors Professor Dr. Eyssenhardt. In dem Beamtenpersonale ist im Jahre 1888 keine Ver äuilerung eingetreten. Am 19. August starl) der frühere Director der Stadt])il)hothek. Dr. Meyer Isler. Er war gehören am 14. December 1807 und wurde, nachdem er der Stadtbibliothek seine Dienste länger als fünfzig Jalrre uewidmet hatte, am 31. März 1883 in den Ruhestand versetzt. Die Spuren seines arbeitsvollen Lebens sind für alle Zeiten in den Katalogen der Bibliothek aufbewahrt. Der Bücherbestand wurde um 4240 Nummern vermehrt. Die Zeitschriften, deren einzelne Hefte bei ihrem Erscheinen l)esonders gebucht werden, sind hierin nicht enthalten. Die Zahl der jetzt ge- haltenen periodischen Schriften beträgt 290. Nel)en den laufenden })il)liothekarischen Arbeiten wurde die Katalogisirung der Nicolai -rartliey'schen Bibliothek soweit gefördert, dass nur noch ein verhältnissmässig geringer Theil der deutschen Literatnr zu erledigen bleibt. Etwa 18 000 medizinische und chemische DisseitatitMicn wurden alphabetisch geoi-diict und in etwa 500 Kapseln aufgestellt. Geschenke eiliiclti'ii wir — in (chronologischer Ordnung — von E. H. Senate, dm Herren (leb. Justizrath Di'. Geffeken, Geh. Admi- ralitätsralh Dr. AeHiiKi/jcr, Dr. //. Ä. Metjer, Pastor G. Ritter, M. Spirfjatis in Strassburg i. E., Pastor Dr. Bertheau, J. Hinteretier, li. Küde, Professor von Weissenh(uh in Graz. Pnstor Selioost, C. C. H. Midier, Jolt. E. Jitdie, General Z^tYne.*' in INladrid, (iiMieralconsul CVn^w a n StadtbibliotliL'k. Vega Belgrano, Professor A/cüImger in Karlsrulu', Dr. Miclioiv, Senator Dr. Stmummin, Hclnricli Strack, Generalconsul Nöltimj, MuiivcU in Cincinnati, Dr. Otto, F. Chr. Murtms, Dr. E. WoJ/Itr/Il, Oshar L. Tculorjf, Freiherr von TJslar- Gleichen in Lüneburi;', der Harmonie, der Geo- graphischen Gesellschaft, dem Nachlasse des Mnsikdirectors Edictucl Marlisen in Altona, der Oberschulbehörde, dem Vereine für Ham- biirgisclie Geschichte, den Administratoren der Bürgermeister Kelling- husen-Stiftung, der Cincinnati -Gharaber of Commerce, der Verwaltung der Königl. Biljliothek zu Berhn und dem Naturwissenschaftlichen Vereine Hamburg - A Itona . . Ein sehr Averthvolles Geschenk verdanken wir Herrn Otto Gold- schmidt in London, welcher mis das Original des Testamentes Ludwigs van Beethoven überliess. Die Verwaltniig tk'r Averhoft' 'sehen Stiftnng schenkte der Bil)liothek die Summe von J^ loOO zur Ergänzung unseres Bestandes an orientalischer, besonders arabischer, Philologie. Für alle diese Gaben hat der Berichterstattei- den wärmsten I)ank auszusprechen. Das grossartigste Gescheid\. welches die Bibliothek seit länger als einem Jahrhundert emi^fangen hat, verdankt sie der hochherzigen Freigebigkeit der Wittwe des Herrn Sciiator's Kopj)] über dasselbe, dass nnr mit seiner Vorgeschichte in (bis l>erichtsjahr fäht niid erst im Jahre 18S'.l jx-rfect wnrde. kann jedoeii erst im nächsten Jahresberichte genaueres mitgetheilt werden. Nicht aufgelülirt unter den Geschenken sind die uns im Tausch- vereiii zugehenden Werke; betreffs der in Hand)nrg erscheinenden Verlagsartikel ist zu bemeiken, dass die im Laufe eines Jahres ver- legten Schriften grösstentheils im Begiime (h-s nächsten Jahres zur Ablieferung gelangen; es siml denniach von (h'ii 2S0 Hamburger Verlagsartikeln des Jahres lb87 im (ianzen 71» eingeliefert und dankend entgegengenommen worch^n. Tm Lesezinnner wurden LMiTH Bände von 3792 Personen Ijenutzt. Ausgeliehen wui'den 74 00 Bände an 5 12 Personen, darunter ol Handschriften; von diesen gingen M nach auswärts, und zwar nach Strassburg G, "Münster i. W. I. I'rag ;>, l'.erhn und Miinehen je 2, Frankfurt a. M., Hersfehl. Kr>nigsberg und Zürich je eine; 10 wurch'U von hiesigen benutzt. Ausserdciu wnitb'n nach 27 auswärtigen Orten !(>(> Bänch' versandt. Da die Bil)liothek so geordnet ist, dass die Bücher nach Band und Seite des wissenschaftlichen (Real-) Kataloges aufgestellt sind, so Botaniselier Garten. JJJ ist die Mö,and 1 und der griissere Tlieil von Band II sowie () III (arabische, aethi()])ische und aegv]»tist-he Literatur) sowie die zahlreichen Kapselschriften der ganzen Al)theilung übertragen. Ferner fehlte einem grossen Theile des Bücherbestandes die innerhalb des Buches anzul)ringcnde Signatur; dies ist soweit nach- geholt worden, dass im wesentlichen nur noch die Staatswissenschaften und die Hamburgc^nsien signirt werden müssen. Endlich ist es gehnigen, die Bezeichnung der Bücherl)retter nach dem Realkataloge so weit zu hudern, dass nur noch das Fach L (Staatswissenschaften) übrig ist. Soll ein grosser Theil des Bücherbestandes nicht in kurzer Zeit dem sicheren Untergange entg(\gen gehen, so müssen die überaus zahlreichen, entweder gar nicht oder nur sehr schlecht gebundenen, Bücher mit haltl)aren Einl)änden versehen werden. I>ies ist in dem Berichtsjahre für die ganze Abtheilung J (Geschichte) und etwa für die Hälfte von H (Geographie) vollendet worden. 2. Botanischer Garten. Bericht des Directors Professor Dr. H. Gr. Reicheiihach. Weiland Herr Senator IiCipp übergab kurz voi' seinem Abh'lx'u dem I)irect()i' Frü(dite und Samen (h-s heiiUiinten Handbaunis. Arbel de Manilas der S[)am'er und Creolen, nach Hernandez Maci)aL\ochic qua huitl. Der Verewigte besass die Schrift Don Joseph Larreate([ui's über diesen merkwürdigen Baum, welche in Paris 1805 von IMr. Lescallier übersetzt erschien. INI e rix wäre hg genug ist (Heser Stolz Äfexicos, zu dessen altem Stamm zu Toliica (h'i' lUiitheuajiiuh'te we,i;en ge))ilgert JV Botanischer Garten. wird, noch von Wenigen richtig erfasst. Schon Huml)oklt und Bonphmd hatten vom Professor C-ervantes gehört, die wirkliche Heimath des Baumes Cheiranthodendron Larreat. (Cheirostemou Humb. Bonpl.) wäre Guatemala. In Paxton Flower Garden III. p. 23 (1852) erklärt Lindley ganz ausdrücklich, dass der Reisende der Londoner Horticultural Society, der Badensei" Tlicodor Hartweg. den Baum hei x\catenango und am Vulcan de Agua in liis achtzig Fuss liohen Stämmen antraf. Nichts desto weniger gehen Lindley's Nacl)l»aren und nahe Bekannte, Bentham und Hooker in Genera I. 212 Mexico als Vaterland ebenfalls 1852 an, wo man doch nur ein paar Gulturbäume tindet. Was die systematische Stellung des Handbaums anlangt, so hat erst Asa Gray 1887 kurz vor seinem Ableben ('heiranthodendron und Fremontia zu einer liesonderen Familie erhoben. GhciiMutliodrinb'eae, die die Malven- gewächse an die Guttiferen heranbringt. (Broceedings of the American Academy of Arts ad Science XXII. .308—305). Herr BJolim jmi. s]»endete frische Samoi der Mctoria regia. Herr Herbert schenkte einen schrtncn Mclocactus. Diese statt- lichen Gewächse sind leider in der Cidtur immer kurzlebig. Herr LeicJiflin in Baden -Baden gab Zwiebeln des Narcissus triandru s concolor. Herr Capitain Hayner vom Dam])fer Goanza l)rachte uns 58 Orchideen und (> Farne (Platycerium) von l'orcados river W. G. Afrika. Bis auf die Bolboi)hylla, von denen l>()ll)0[»hyllum pavimen- tatum Lindl. schon l)linite, dürfte leider nur wenig sich erholen. Eine grössere Anzahl, ausgesuchte Arten, wurden von Herren Haagc und Schtnidt, Krämi:)ferflur, Erfurt, bezogen. Genannt seien stattliche Agaven: Victoriae Beginae, Vau den Winneni , Lo])hanta, ferox (Prachtstück), maculata. Eine Anzahl Bromeliaceen, unter denen Dyckia sulphurea, Testudinaria rupestris, Dioscorea japonica, Prosartes Hookeri, Sagittaria monteviensis, Zamia pumila (35 Species). Von Herrn Louis van HcMÜe. Gent, kauften wir 32 Arten. Unter ihnen ist eine? Kautschukpflanze, Landol])hia Watsoniana — Garcinia indica, Dischidia bengaiensis, Chavica ofticiiiarum, Fritillaria aurea, Thunbergii, pudica, Trilhimi recurvatum. Von Herrn Lekhtl/n, Baden -Baden , 14 l)esonders seltene Pflanzen. Iris Histrio, Crocus Tournefortii, medius, byzantinus, Golchi- cum crociflorum, lutimm. Fritillaria bucharica, Moggridgii. Tuli})a. Leichtlini, linifolia, montana, Allium giganteum. Eremurus robustus. Vom Botanischen Garten zu Zürich 27 Arten, unter denen Allium pedemontanum, Aristolochia rotunda, Dryas Drummondi, Geuui heterocarpum, Potentilla nivea. Botanischer Garten. V Von Monsieur Lron HiimUot Aeranthus Lconii, An.m'aecum Scottianum, sp.. sp., Eulophia pulchra. Von Herrn Boscnltrantz und Sohn ,J)ei Haarleni" 1800 Tulpen- zwiebeln und cim'gc PMan/en für das System in i^nisseren Mengen: Bulbocodium vernuni. x\rum Dracuneulus. Krantliis hyemalis, San- guinaria canadensis etc. \'on Herrn Bester in Lockstedt bei Hamburg ;'.0 (Ndeus und 9(i Pelargonia. Von Herrn Dcncl^cr, Ei)pendorf-Hnnd)urg, 10 C'issus discolo]-. Von \lQVYn Million, Müslinger Allee, Lübek, 22 Rosenbochstämme. Von Herrn Döpping, Scbmalenbeck, ül)er 1700 Fuss Ibix. Sämereien wurden bezogen von den Herren Erusf <^r<»i Sprcd-elfien in Hamburg, Beuary — l'rfurt. Bippc — Quedlinburg. Ertauscbt li.dx^i wir vom Berliner Botaniseben (iarten eine Victoria regia, die zu den scliTtusten Hoffnungen l>ererbtigte . vom Botanischen Garten zu (ient zwei viel zu früh gesendete, schwiicbliche Victoria mit dünnfadigen Blattstielen und Psilotum tri(pietruni. Die Etikettirung der HolzgeAväcbse mit provisorisehen Holz- etiketten wurde vollendet und im Winter die Herstellung der zugehörigen Eisenetiketten fortgesetzt, welche bis Ende Winters iss') fertig sein dürften. Im Allgemeinen war das Jahr der rüanzenwelt nield besonders günstig. Mangel an Sonnenschein und Wärme hennnle \'ieles. besonders die Samenreife. Sehr misslich ist es für viele Gartendirectoren, dass die Victoria regia, welche ehedem überall bei der geringsten Culturanstrengung gedieh und regelmässig blülite, nunmehr fast nirgends mehr sich gut entwickelt. Unsere anscheinend so kräftige Hauptptlanze brachte viele Knospen, welche unentwickelt sich altl/isten, obsclion sie mit der äussersten Sorgfalt ge])tlegt worden war. Unsere kleinen Ausstellungen hatten in der id>liclien Weise Statt und fanden Anklang, wie l)isher. rtianzenexemplare wurden 'r>?A 178 vertheilt. tu Eehi-er von Volksscluden eni])fingen von uns iln-e Lehrmitted. Der Director wai' leider nicht im Stande Vorträge zu halten. yj Sternwarte. 3. Sternwarte. Bericlit des Direktors Dr. George Rümker. Die Wittcrnnn- dos vt'rrt(issonoii .L-ilircs \v;tr der Ix'obachtondoii Thätigkeit unsorer Stcriiwnrte leidlicli günstig und es konnten an I.B4 Nächton, im idl^cnioinon längorc Zeit liindni'cli. I>ool)a('litungon angestellt worden. Die den Deobaclitungon ^iinsti^cn Nächte vor- theilten sich auf die einzelnen Monate wie foli^t: Im -lannar hatten wir 12 theilweise heitere Nächte, im Feln'uar 10, T\[är/, 8, April 11. Mai 9, Jnni 14, .hdi 7, August 12, Soptomher 17. Oktoher •), Novemhor 11 und Dezemher 12. Am Meridiankreise wurd(Mi, wie in dem vorliorgohonden Jahre, vorzugsweise die Destimmungeu der Positionen der helleren Planeten sowie der Fixsterne weitergeführt, während das Passageninstriiment vorwiegend zu den für die Zeithestinnnungen erforderlichen Beoh- achtungen verwendet wurde. Am Ao(juatoreaI wurden inshesondero die im vorigen Jahre neu entdeckten Kometen sowie die schwächeren Asteroiden l)eohachtet. Die aus diesen Doohaclitungen resultirenden Kometen- und Planetenth'tor sind zum grössten Tlioile hereits in den astronomischen Zeitschriften veröffentlicht worden. Ferner wurden die Positionen einer grössei-en Anzahl der in den letzton Jahren am Meridiankreise bestimmton Fixsterne in den „Astronomischen Nach- richten" puhlicirt. Im Jahre 1888 sind 10 neue, sämtlich ausserordentlich licht- schwache Asteroiden hinzugekommen, welche von den HeiTon Chmiois in Nizza und PaJisa in Wien mit den mächtigen Fernröhren der dortigen Sternwarten entdeckt wurden. Die Zald der kleinen Planeten in der Gruppe zwischen Mars und Jupiter hetrug am Schlüsse des Jahres 281, An neuen Kometen hat uns das vergangene Jahr vier gebracht. Der erste derselben wurde am 18. Fel)ruar von Herrn Saiverthal auf der Sternwarte am Kap der guten Hoffnung am Morgenhimmel in dem Sternbilde Telescopium entdockt und war zur Zeit der Auffindung mit blossem Auge sichtl)ar. Wegen seines tiefen Standes konnte er anfangs in Europa nicht gesehen werden ; die erste Beobachtung gelang uns hier am .S. April, und es wurde der Komet alsdann an 21 Nächten bis zum 27. Juni weiter verfolgt, wo die zunehmende Lichtschwäche und die Abenddämmerung fernere Positionsbostimmuni^en unmöglich machten; in Wien dagegen konnte der Komet an dem dortigen grossen Refraktor bis Septendjor 7 beobachtet werden. Der Komet scheint Sternwarte. VII sich in einer Ellipse mit einer ümlaufszeit von annäliernd KiOO Jahren zu bewegen. Der zweite am 7. August von Herrn Broolis in (jeneva (New York) entdeckte Komet stand anfangs im Sternlnlde des großen IJären und zeigte einen Kern von beiläufig 11. Größe. Hier konnte dersel1)e von i^ugust 14 bis zu seinem Verschwinden in der Abend- dämmerung am 5. Oktober, zusammen an 1(1 Abenden, l)eobaelitet werden. Die Berechnungen dieses Kometen lassen eine Abweichung der Dahn von der der Parabel nicht erkennen. Der dritte, am ?.. Sep- tember von Herrn Barnard auf dem Lickobservatorium , Mount Hamilton, Kalifornien, am Morgenliimmel im kSternbilde der Zwillinge entdeckte Komet war ziendich hell und konnte hier bis zum Jahres- schlüsse, wo dersell)e noch sichtl)ar war. an 20 Nächten l)eobaclitet werden. Dieser Komet wurde in sehr bedeutender Entfernung sowohl von der Sonne wie der Erde, fünf Monate vor seinem l*erihel(lurchgange, aufgefunden. Eine merkliche Abweichung seiner Dahn von der Parabel haben die bisherigen liechnungen nicht ergeben. Der vierte gleichfalls von Herrn liionard auf der Sternwartt' zu ]\Iount Hamilton, am 30. Ok- tober im Steiubilde dei' Hydra entdeckte Komet war sehr lichtschwach. Trotzdem konnte er liiei- an 11 Xärhten von Novend)er ') Ijis Dezember 27 am Morgenhinnnel beoljachtet werden. Außerdem sind noch die nach der Vorausberechnung im verHossenen Jahre erfolgten Wiederkehre der periodischen Kometen von Etiche und Faye anzufiUiren. Der Komet Ende wurde am o August von Herrn Finley auf der Sternwarte am Kap aufgefunden, sein sehr südlicher Stand machte jedoch die Beobach- tung dessellteii in Europa unmöglich. Der Komet Faye wurde in Nizza am !). August zuerst gesehen, in b'olge seiner ausserordent- lichen Lichtschwäche konnte derselbe jedoch nur dort und in Wien beobachtet werden. Die Thätigkeit des der Leitung der Sternwarte untersti'llten Cbronometer-l'rüfuugs-lustituts der deutschen Seewarte, war wiedei um eine recht ausgeibdinte ; als ein besondei's ei-h'enliclies Zeichen, darf die rege und stetig zunehnu'iide Betheili^uug der Uhrmacher an der seit zwei Jahren binzugekouunenen ['iiifiin^ von tür (be Zwecke th'r ^Marine und (h'r exacten ;is(r(Mu»iins('h-geograpliischeu l''oi'schuug bestimmt en l'räcisions- Taschenuhrru bezeichnet werden. .\ußei- (h'n laufeu(h'n Ai'heiten und (Kt aul (h'msellieu stalüindcnch'n alljiihrbclien ( 'hrononieter-Kordcurrenz- Trüfung. wurde die Hidfe ^\v<. Instituts von wissenschaftbcheii Anstalten, Behörden und Porschungsreisendeii stark in Anspiuch genommen, flehei- die Itesultate dei' letzten K()nkurreii/4)riiliing ist im Augusthell des Jahrgangs X\l. dei' Aimalcn ^Wy Hyilroi^raphic und maritimen Meteo- rologie ein eingehender Bericht vendrentlichl worden. \'(ni den geprüften VIII Sternwarte. Chronometern wurden 1 1 , von denen 7 gleichzeitig präniiirt wurden, seitens der Kaisei'h'chen Admiralität angekauft. Die in dem letzten Jahresberichte erwähnten Untersuchungen üher das Verhalten der Chrono- meter in stark mit Feiu-htigkeit angefüllter liuft wurden weiter fortgeführt, und die Resultate derselheii zu einer größeren wissenschaftlichen Arbeit vereinigt, welche auf Anordnung Sr. Excellenz des Herrn Chefs der Kaiserlichen Admiralität gegenwärtig in den Annalen der Hydrographie veröffentlicht wird. Außerdem wurde die Bearbeitung der Avissen- schafthchen Ergebnisse der in den Jahren 1884 — 86 durch das Institut abgehaltenen K(»iil\iirn'nz])rüfungen von — im (Janzen 84 — Marine- chronometern zu Ende geführt, und es steht ihre Herausgabe in der Publikation „Aus dem Archiv der Seewarte" bevo)-. Der auf dem Thurme des Quaispeichers aufgestellte Zeitball hat im vergangenen Jahre befriedigend funktionirt, doch mußten 8 Fehl- signale verzeichnet werden, von denen zwei auf Eisbildungen an der Auslösungsscheere, drei auf mangelhaftes Funktioniren der mechanischen Tlieile oder LeitungssKu'uiigcn und drei auf \'ei sehen der dienstthuenden Beamten am Quaispeicher zurüekzuführeii sind. Der Zeitl)all in Ih'enu'r- haven wurde im Mai v. J. schadhaft und muüle durch einen neuen ersetzt werden. In Folge dieser Re[)araturarbeiten konnte der Ball zusannnen an '17 Tagen nicht fallen. In Cuxhaven sind am dortigen Zeitballe nur zw^ei Fehlsignale zu verzeichnen gewesen. Im Fridijahr des vergangenen Jahres wurde das bisherige unter- irdische Verbindungs-Kabel zwischen der Sternwai-t(^ imd der Börse, Avelches schadhaft geworden war, durch eine neue, seitens der hiesigen KaiserHchen Telegraphen -Direktion ausgeführte, überirdische Leitung ersetzt, und die elektrische Verbindung der sympathetischen Uhr an der Börse mit der Sternwarte Avieder hergestellt. Seitdem ist die IWh'senuhr in vollständiger Uebereinstin)mung mit der ihren Gang kontrollirenden Noi'maluhr an der Sternwarte geblieben. Auch die zweite am Eingange zur Sternwarte aufgestellte sympathetische Uhr hat sehr befriedigend fuidctionirt. Der Instrumentenbestand der Sternwarte wurde durch ver- schiedene kleinei'C Ankäufe soAvie durch einen neuen vervollkommneten Chr(uiographen vermehrt, (hjeh mulUeii aurh in diesem Jahre die Anschatfungen für (h'e l>ihh'othek. Avegen relierliilhing der verfügbaren Aufstellungsräume, auf das unumgänglieh notli wendige beschränkt bleiben. Museum für Kunst und Gewerbe. IX 4. Museum für Kunst und Gewerbe. Bericlit des Directors Dr. Jiistiis Brinckmann. Die Verwaltung. Aeiideriingen in der technischen Commission des Museums für Kunst und Gewerbe smd im Jahre 1888 nicht eingetreten. Dieselbe bestand aus dem Vorsitzenden Herrn Senator Stammann Dr., Präses der 01)erschull)eh(irde. und Herrn Tischlermeister O. R. Richter als Mitglied der Oberschulliehörde, sowie den Herren Landgerichts-Director Heinrich Föhring Dr., Architekt Eduard Hallier , Kaufmann Robert Mestern, Kaufmann Carl Popert, Schlossermeister H. J. Eduard Schmidt, Gewerbeschule-Director E. J. A. Stuhlmann Dr.,. Bildhauer E. O. Yivie. Im Bestände der Angestellten des Museums sind Aenderungen nicht eingetreten. Die von Senat und Bürgerschaft bewilligten (icldmittel l)eliefen sich im Jahre 1888 auf u^ '^4 .500 für Gehalte, u^ 15 000 für die Vermehrung der Samndungen, J^ '^000 für die Bibhothek und J^ 9300 für die Allgemeinen Verwaltungskosten. Die allgemeinen Verwaltungskosten stellten sich folgendermaassen : Hüllsarbeit J^ 548,88 Hülfsaufsicht „ 328,50 Eestaurirung und Aufstellung . ., 1 990,28 Reisen, Fracht und Verpackung „ 1 716,30 Drucksachen, Buchbinderarbeit, Schreibmaterialien . . ,, 1 987,42 Tagesblätter und Inserate „ 133,40 Porto und Bureauausgaben „ 158,05 Eeinhaltung „1 429,20 Verschiedene nothwendige und kleine Ausgaben „ 1 001,35 Zusammen. . ../^ 9 293.98 Eigene Einnahmen hatte die Anstalt, abgesehen von einigen nicht erheblichen Zuwendungen für die Vermehrung der Sammlungen, nur aus dem Erlös des im Jahre 1882 veröifentlichten fünften Jahres- berichts, für welche nachträglich noch u^ 1 5 eingingen und an die Hauptstaatscasse abgeliefert wurden. Die Vermehrung der Sammlungen. Unter den Sc-henkungen, (hirch welche (he Samndungen im Jahre 1888 vermehrt wurden, steht eine Setzuhr aus der Zeit Ludwig XVI. ol)enan, Avelche die Anstalt dem Fräulein Eleonore Filhrer verdankt. ^ Museum für Kuust uiul Gewerbe.. • Diese schöne Uhr liat ihren Phitz in dem letzten Saal der Möbel- ahtheilunu; gefunden, in welchem das köstliche Louis XVI Getäfel aus dem ehemals Jenisch'schen Hause in der Catharinenstrasse in Erwartung günstigerer Eäume provisorisch untergebracht ist. Die Uhr wird von einem langgestreckten Sockel aus weissem Marmor getragen, in dessen Schauseiten Flachreliefs aus vergoldeter, fein cisehrter Bronze eingelassen sind. Das mittlere dieser Eeliets zeigt durchbrochene, symmetrische Blumenranken mit nackten Kindern; die seitlichen Behefs leyerspielende Amoretten, In der Mitte dieses Sockels ist ein Piedestal angebracht, mit vergoldetem Bronzefries, auf welchem Amoretten als Maler, Bild- hauer und Mathematiker dargestellt sind. Hierüber erhebt sich ein weissmarmorner, in den Cannelüren mit bronzenen Knospenschnüren belegter Pfeilerstumpf, welcher das Zifferblatt trägt. Ueber demselben spreizt ein auf Lorbeerzweigen und geöffneten Büchern stehender gallischer Hahn aus vergoldeter Bronze seine Flügel. Zu jeder Seite des Pfeilerstumi)fes sitzt eine halbbekleidete, jugendliche Frauengestalt in anmuthig sinnender Haltung. Sie bedeutet Studium und Nachdenken, („rEtude'" und „la Meditation" nach der französischen Deutung einer der unserigen ähnlichen Uhr in einer Pariser Sammlung). Mit vollendeter Kunst aus weissem Marmor geraeisselt, erinnern diese Figuren an Sculpturen Falconett's, wie denn auch diejenigen des erwähnten Seiten- stückes in Paris diesem berühmten Bildhauer der Zeit Ludwig XVI. zugeschriel)en wurden. Als Verfertiger des Uhrwerkes nennt sich „Cachard, Succr. de Ch. le Roi ä Paris." Die Sammlung der Fayencen wurde durch eine Schenkung der Frau Charlüitc Yalüdiccli in Eutin um das grösste aller Fayence- gefässe der Sammlung bereichert. Es ist eni halbrundes Becken zur Kühlung von Weinflaschen in Eis, dessen Schmelzwasser durch den vorn angebrachten Zaplliahn abgelassen werden konnte. Als Hand- haber sind an den Seiten des Beckens beturbante Negerköpfe an- gebracht; der Bauch ist mit Eoccoco-Ornamenten, zwischen welchen Blumengewinde herabhängen, in den bekannten bunten Scharffeuerfarben der Füllhorn -Fayencen von Ronen bemalt, aus dessen Töpfer -Werk- stätten dieses ansehnliche Stück hervorgegangen ist. Aus den Mitteln des Legats des Malermeisters J.J. D. Neddermann, dem das Museum ausser den herrlichen Silber-Reliefs mit der Servatius- Legende schon so manche hervorragende Fayence verdankt, wurde ein durch schöne Modellirung und Bemalung ausgezeichnetes Gefäss in Gestalt einer Taube nachträglich angekauft. Dasselbe ist bezeichnet als ein Erzeugniss der Fayence-Fabrik des Strassburgers Paul Hanong, und gehörte früher zu den Zierden der Sammlung von naturnach- Museum für Kunst und GeworI)e. XI ahmenden Fayence -Gefässen, welche K. Kali /u Iiaden- Baden ver- einigt hatte. Von einer Dame, welche ihren Namen nicht genannt wünschte, Avurde dem Museum eine ebenfalls sehr werthvoUe Gabe, ein in ciselirtem. vergoldetem Silber mit kalter, viel- farbiger Emaillirung ausgeführtes Notizbuch überwiesen. Die feine Arbeit und das im zierlichsten Stil des „Laub- und Bandelwerkes" durchgeführte Ornament deuten auf Augsburg und die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts als Ort und Zeit seiner Entstehung. Reizend ist auch der Rücken des hier abge- bildeten Büchleins mit seinem durch dunkelrothe Bänder abgebundenen, mit hellblauen Blumen belegten Blattgewinde und der zugehörige, mit Bändern und Ranken in Schräg- linien cisehrte, silberne Bleihalter. Die Streifen, mit welchen die sechs, von den silbernen Deckeln um- schlossenen, elfenbeinernen Schreil)- täfelchen am Rücken befestigt sind, sind mit Jagdfriesen in Gouache fein bemalt. Büchlein und Bleihalter liegen in ihrem ursprünglichen, innen mit rothem Sammt, aussen mit schwarzem Chagrinleder überzogenen Kästchen und sind von schönster Erhaltung. Von Herrn W. Franck ging uns aus Gothenburg als Geschenk ein gemalter Wandteppich zu, von der Art, welche in den Bauer- häusern der südschwedischen Landschaft Hailand nach altem Brauch zur Zeit der grossen Kirchenfeste, bei Hochzeiten und anderen Feiern als Schmuck der Wände und Dachschrägen aufgehängt werden. Auch die japanische Sannnlung wurde durch Schenkung um einige sehr werthvolle Stücke bereichert. Beide tragen in voller Bezeichnung den Namen ihres Verfertigers Gamhun, eines gegen Ende des vorigen Jahrhunderts lebenden japanischen Künstlers, welcher besser als irgend einer seiner Landsleute das Leben und Treiben der Ameisen beobachtet und in seinen hochgeschätzten und theuer bezahlten kleinen Kunstwerken geschildert h;it. Das eine Stück. (iesclnMik (M'nes hani- M^mm ■»^TT")^! Silberues Notizbuch, ca. l7uo. XII Museum für Kunst und Ge\vei-bc. - -Mfm:X 1 f::^^ ^^^ ^' «'#',• ^~i». ws:^4^ -^v_5_»^'5äfe :^/^ ViclfarbigCK Seideiij^cwebe, friiuzüsisi;li, Kiido des 17. Jalirhundorts, '/4 nat. Gr. Museum für Kunst uiul Gewerbe. XIII burgischeu Freundes des Museums, ist ein Pinselhalter. Es hat die Gestalt eines uralten, ausgehöhlten Kiefernstammes. Einige Zweige am oberen Ende deuten darauf, dass noch lebendige Säfte unter der verwitterten Rinde aufsteigen, und ein um den Stamm geschlungenes Strohseil, von welchem silberne Papierstreifen herabhangen, sagt uns, dass wir die Nachbildung eines jener tausendjährigen Baumriesen vor uns haben, Avelche gute japanische Volkssitte mit diesen Sinnbildern der Abwehr unheiliger Einflüsse gegen frevelnde Zerstörung schützt. Schauen wir näher hin. so sehen wir, wie es auf dem knorrigen Stamme von Ameisen lebt, grossen schwarzen, welche ihre silbernen Puppen in den Kiefern schleppen, kleinen gelben und röthhchen; — diese Insecten sind in ihrer natürlichen Grösse dargestellt; der Humor, ein steter Begleiter des japanischen Kleinkünstlers, mag sie sich im Geiste um so viel vergrössern, wie der Baumriese verkleinert worden. Die Stoffe, aus denen Gambun dieses kleine Meisterwerk zusammen- gesetzt hat, sind ein natürlicher, doch überarbeiteter Stammabschnitt, hie und da Lackauflagen und verschiedenfarl)ige Metalle für die Ein- lagen. Dieses urjapanische kleine Kunstwerk stammt aus einer der berühmtesten Pariser Sammlungen; welchen Werth es in den Augen französischer Kenner hat, zeigt der Umstand, dass ihm die Auszeichnung geworden, in dem Gonse'schen Prachtwei-k über japanische Kunst in einer besonderen Eadirung von der Hand Guerard's abgebildet zu sein. Ein nicht minder anziehendes Belegstück für die Meister- schaft der Japaner in der Darstellung des Mikrokosmos der Natur ist der zweite Gamljun, ein Geschenk des Herrn Ä Bhu) in Paris. Hier wimmeln die kleinen metallenen Ameisen auf einen wurmstichigen Baumstumpf, dessen mattschwarze gelackte Höhlung von einem aus Holz geschnitzten Deckel in Gestalt eines grossen Pilzes bedeckt ist. Auf dem Pilze kriecht eine aus Elfenbein geschnitzte Gehäusschnecke, welche von zwei Ameisen bedroht wird und, da ihre Taster ihr die kleinen Feinde schon verrathen ha})en, sich ängstlich zurückbäumt. Die Verwendung der Ankaufsmittel ergibt sich aus der nach- folgenden Tabelle. An erster Stelle stehen dieses Jahr endlich die Textil-Arbeiten, auf welche mehr als ein Drittel unserer 1 5 000 Mark verwendet wurden. Als Hauptstück dieser Abtheilung ist ein Wandteppich in Hautehsse-Arbeit hervorzuheben, welcher durch das doppelte B im rothen Schilde als das nach dem Jahre 152S entstandene p]rzeugniss einer Brüsseler Werkstatt gekennzeichnet ist. Die Darstellung, ein von Priestern und Frauen umgebener thronender König, vor welchem ein gerüsteter Krieger auf den im Hintergrunde in kleinen Figuren dar- XIV Museum für Kunst und Gewerbe. Uebersicht der Ankäufe für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe aus dem Budget des Jahres 1888. I. Nach technischen Gruppen. stück Preis Ji, Stück Preis Ji, 1. Gewebe 49 2824,48 Stickereien 2H 1014,24 Spitzen 1 16 Tapisserien 1 1450 Textil- Arbeiten im Ganzen 77 5 304,72 2. Bucheinbände und Leder 3 46,31 3. Fayencen 21 1 813,50 Porzellane 16 1 444,06 Steinzeug etc 10 568 Keramische Arljeiten im Ganzen 47 3 825,56 4. Glas und Glasmalereien — — 5. Möbel 5 525 Holzschnitzereien 12 2 897,42 Holzarbeiten im Ganzen 17 3 422,42 6. Elfenbeinschnitzereien 3 176,50 7. Lackarbeiten 1 32,49 8. Schmiedeeisen 2 280 9. Bronze, Kupfer, Zinn etc 3 155 10. Edelmetall-Gefässe 2 300 Schmuck 2 165 Edelmetallarl)eiten im Ganzen 4 465 11. Emailarbeiten — — 12. Japanische Schwerdtornamente u. dgl 33 1004 13. Kleines Geräth aus verschiedener^ Stoffen 7 288 14. Korbflechtarbeiten — — 15. Architectonische Ornamente — — 16. Arbeiten der polygraphischen Künste — — 17. Verschiedene Techniken — — im Ganzen 197 15 000 Abendland Morgenland 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. II. Nach geschichtlichen Gruppen. stück Prähistorisches — Aegyjjten — Classisclies Altei-thuin — V. — X. Jahrhundert — XL- XV. Jahrhundert 5 XVI. Jahrhundert 20 XVII. Jahrhundert 17 XVIII. Jahrhundert 75 XIX. Jahrhundert 2 Persien — Türkei 1 Indien — China 1 Japan 76 Anderer Herkunft — Preis Jii 692,28 5 476,09 1 440,10 4 648,54 65 100 10 2 567,99 im Ganzen . 197 15 000 Museum für Kunst und Gewerbe. XV 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. l'S. 14. 15. 16. Uebersicht der in den Jahren 1877 bis 1888 einschliesslich aus Staatsmitteln beschafften Ankäufe. I. Nach technischen Gruppen. stück Gewebe, Stickereien, Tapisserien etc 652 Bucheinbände und Lederarbeiten 90 Keramische Arbeiten 855 (Fayencen, Porzellane, Steinzeug, Oefen) Glas und Glasmalereien 190 Möbel und Holzschnitzereien 328 Lackarbeiten 58 Schmiedeeisen 184 Bronze, Kupfer, Zinn etc 192 Edelmetalle : Gefässe und Schmuck 159 Emailarbeiten 37 Japanische Schwerdtornamente u. dgl 418 Kleine Geräthe aus verschiedenen Stoffen 33 Korbtlechtarbeiten 20 Architectonische Ornamente 42 Arbeiten der polygraphischen Künste 9 Verschiedene Techniken und Galvanos 393 im Ganzen . . . 3660 Preis .,4 24 088,65 8 883.09 62 619,88 6 948,72 43 109,67 4 160,99 16 010,05 18 036,12 19 043,16 14 466,57 12 836,60 1 222,60 488,99 2 362 594 6 349,25 241 220,34 Abendland Morgenland : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. II. Nach geschichtlichen Gruppen. stück Preis u^ Stück Preis Uf^ Prähistorisches 6 375 Aegypten 1 250,40 Classisches Alterthum 86 4 420,30 V.— X. Jahrhundert 47 2 030 XI.— XV. Jahrhundert .... 103 19 085,55 XVL Jahrhundert 554 79 051,66 XVII. Jahrhundert 570 38 141,15 XVIII. Jahrhundert 985 49 097,83 XIX. Jahrhundert 140 4 097,28 Galvanos 7 715,50 zusammen. . . 2 499 197 264,67 Indien, Persien, Türkei . . . 215 9 699,63 China und Japan 940 33 439,14 Anderer Herkunft 6 816,90 zusammen. . , 1 161 43 955,67 im Ganzen 3 660 241 220,34 \yi Museiuii für Kunst und Gewerbe. gestellten mörderischen Ueherfall eines alten Mannes hinzudeuten scheint, hat noch nicht ihre Erklärung gefunden. Zweifellos gehört sie in eine Reihe von Bildteppichen, welche fortlaufend eine Geschichte des alten Testaments oder der antiken Welt vorführen sollten. Die lebensgrossen Gestalten verrathen den Eintiuss der italienischen Maler der Mitte des 1 6. Jahrhunderts; das Ornament in den Rüstungen und andere Einzelheiten würden an und für sich auf eine frühere Ent- stehungszeit gedeutet werden können. Von prächtiger decorativer Anlage und Wirkung sind die schweren Frucht- und Blumengehänge des Rahmens. Ehie ohne Zusammenhang mit denselben, in kleinerem Mar3stabe, in der linken unteren Ecke angebrachte Figurengruppe ist aus Dürer's als „Die Entführung der x\mymone" bekanntem Kupferstich entlehnt. Die übrigen Ankäufe hatten den Zweck, die historische Sammlung der Seidengewebe durch typische Stücke aller Zeiten so zu vervoll- ständigen, dass sie die Entwickelung des Ornaments und des Farben- geschmacks in den Kleiderstoffen und den zur Wanddecoration bestimmten Geweben vorzuführen geeignet sei. Zu diesem Zwecke war es wichtiger, die alten Gewebe in grossen Abschnitten und womöglich in der "ursprünglichen Frische ihrer Farben zu erwerben, als alle irgend vor- kommenden Spielarten der Typen zu vereinigen. Hand in Hand mit der Vervollständigung der Sammlung, zu welcher vor Allem ein Auf- enthalt des Direktors in Paris, dem Hauptmarkt für alte Seidengewebe, günstige Gelegenheit bot, ging die neue Ordnung der ganzen Textil- Sannnlung nach einem durch jahrelange Versuche und Erfahrungen erprobten Verfahren. Hierbei wurde von der die Handhabung der Textilien erschwerenden Auflage der Gewebe auf in Rahmen gespannte Pappen im Allgemeinen abgesehen. Leichte Holzrahmen von Normal- formaten verschiedener Abmessungen wurden mit grauer Leinwand bespannt, und auf diese die Gewebe genäht. Stücke, welche in Folge ihres Alters besonderen Schutzes bedurften, wurden mit Gelatineblättern bedeckt, welche auf die Grundleinwand aufgenäht wurden. Pappen wurden als Unterlagen nur dann beibehalten, wenn die bruchstückweise Erhaltung des Gewebes eine Ergänzung durch die Zeichnung erforderte. Letztere wurde in der Regel nicht in Farben ausgeführt, sondern nur in LTmrissen gegeben. Um das hässliche Werfen der Rahmen auch in diesen Fällen zu vermeiden, wurden die Pappen nicht in die Rahmen eingeleimt, sondern ein- genäht, wie dfenn auch aus demselben Grunde die Leinwand dm-ch kleine Nägel befestigt wurde. Für ganz grosse Gewebe, wie sie als Tapeten vorkommen, wurden Rahmen angewandt, welche mit Hülfe Museum für Kunst und Gewerbe. XVII eines Scharniers zusammenzuklappen sind. Eine einfache Vorrichtung gestattet, dieses Scharnier bei geöffnetem Doppelrahmen festzustellen, so dass letzterer als eni einziger fester Rahmen wirkt, der bei Vor- trägen oder A'orübergehenden Ausstellungen der Gewebe aufrecht an die Wand gelehnt werden kann. Für durchljrochene Weissstickereien, Spitzen und dergl. wurden die Rahmen mit dunkelgrünem Callico an- statt mit LeiuAvand bespannt, oder letzterer ein Ueberzug von jenem gegeben. Nahezu unsere ganze Textil-Sammlung wurde auf diese Weise neu aufgelegt und für die Unterbringung in grossen, commode-artigen, mit flachen Schiebebörtern versehenen Aufbewahrungs-Schrcänken vor- bereitet. Zweckmässige Vorkehrungen (Eisenschienen) an den Innen- seiten der sich nur bis zum rechten Winkel öffnenden Thüren dieser Schränke gestatten, jeden Bord ganz herauszuziehen, und die auf ihm liegenden Rahmen mit Geweben gleich einem Bilderbuch zu durch- blättern. Diese bequemen Vorkehrungen waren um so nothwendiger, als die Rücksicht auf die Erhaltung der Farben unserer Gewebe nie gestatten wird, einen grösseren Theil der Sannnlnng auf längere Zeit zur Schau zu stellen. Einzelheiten über unsere neuen Erwerbungen auf diesem Gebiete hier vorzuführen, nehmen wir Abstand im Hinblick auf die historische Uebersicht, welcher der demnächst erscheinende Führer durch unsere Sammlungen bringen Avird. Zu erwähnen ist nur, dass die in der Abrechnung zusammen gefassten Ankäufe sich wesentlich auf Gewebe abendländischen Ursprungs erstreckten. Eine Auswahl schöner alter japanischer Seidengewebe und Goldbrocate nebst einigen alt-japanischen l'rachtgewändern wurde aus anderen Mitteln der Sammlung hinzugefügt. An zweiter Stelle der Ankäufe stand die keramische Abtheilung. Wieder gelang es, die Gruppe der schleswig-holsteinischen Fayencen um einige Stücke zu bereichern, welche unser Wissen von den hervor- ragenden Leistungen mehrerer Fabriken vervollständigten. Ein Pracht- stück ist die grosse Terrine in Gestalt eines Weisskohlkopfes aus der Otte'schen Fabrik zu Eckernf()rde. Die Leichtigkeit des Scherbens, welche an diejenige gewisser Venetianer Fayencen erinnert, die gute Modellirung, besonders der aus drei grossen Kohlblätteni gebildeten Schüssel der Terrine, und die feine naturgemässe Bemalung lassen dieses seltene Stück mindestens ebenbürtig erscheinen den besten derartigen Gefässen, Avelche je aus Brüsseler oder süddeutschen Fabriken hervorgegangen sind. Eniige durchbrochene Fayencekörbchen mit bunten Blumen- malereien im Strassburger (iesclnnacke zeigen, dass die Kieler Fabrik, die Erbin der Eckernförder, nahe daran war, es den Strassburgeru in dem reinen Karminroth fjleich zu thun. ]i^YJjj Museum für Kunst und Gewerbe. Aus anderen Gnippen sind eine ausgezeichnete italienische Majohca mit Grisaille-Malereieu — die uns bislier ganz felilten — , einige feine Konen-Teller des regelmässigen Ornamentstiles, eine mit einer Genre-Scene nach einem Kupferstiche J. E. Nilson's in Blau bemalte Fayence-Schüssel des Nürnherger's Kordenbusch, ehi Blumenväschen von Aicora-Fayence zu nennen, alles auserlesene Stücke, welche geeignet waren, das Bild, welches unsere Sannnlung von der Geschichte der Fayence darbietet, dnrch neue und anmuthende Einzelheiten zu beleben. Mehr von culturhistorischem Interesse sind einige Teller von Fayence von Nevers, in deren Enblemen sich der siegreiche Kampf des Dritten Standes mit dem Adel und der Geistlichkeit in bekannter, eindringlich abgekürzter F'orm ausspricht. Auch der bisher leider sehr zurückgebliel)enen Gruppe der Porzellan-Figuren konnten einige gute Stücke zugeführt werden. Aus der Seyft'ert'schen Sammlung in Stuttgart eine allegorische Gru])pe auf den Tod Geliert's, aus hiesigem Privatbesitz eine Anbieti)latte mit Fruchtschale und vier zugehörigen, die Jalireszeiten darstellenden, Väschen haltenden Figuren. Beide Stücke sind Erzeugnisse Meissens, das letzterwähnte von besonderem Werthe, da es, was sehr selten der Fall, Figuren in ihrer Zusammengehörigkeit mit einem Tafelaufsatz vorführt. Vier Figuren der Berliner Manufactur stellen el)enfalls die Jahreszeiten vor und gehörten in ähnlicher Weise zu einer Tafelaus- stattung, deren übrige Theile uns noch fehlen. Diese (h'uppe der kleinen plastischen Arbeiten des 18. Jahrhunderts, welche für mannig- fache Aufgaben des neuzeitigen Kunsthandwerks nützliche Anregungen bieten, wird einer Vervollständigung in den nächsten Jaliren bedürfen. Zu wünschen wäre, wenn die Anstalt hierbei nicht auf ihre Geldmittel ;illein angewiesen bliebe, sondern sich zu ihren Gunsten die Nijjpes- schränke öffneten, in denen hier noch manche gute alte Porzellantigur halbvergessen der Neubelebung harrt, zu welcher das Museum ihr sich darbieten möchte. Endhch ist aus den Ankäufen der keramischen Abtheilung noch eines langersehnten „Schnabelkruges" aus grau-blauem Earener Steinzeug zu gedenken, mit welchem wieder eine auffällige Lücke in imserer Samndung keramischer Lücken ausgefüllt ist. An dritter Stelle der Ankäufe stehen mit rund J^ 3 4 '2:2 die Holzschnitzereien und Möbel. Der grösste Theil dieser Summe kam Holzschnitzereien — einem Kaminsturz und Fülltafeln — der fran- zösischen Renaissance zu Gute, die bisher in unserer Möbelabtheilung gänzlich fehlte. Eine weitere Vervollständigung gerade dieser Gruppe ist schon oft in diesen Berichten als eine Nothwendiskeit l)ezeichnet Museum für Kunst und Gewerbe. XIX worden, wird aber erst dann möglich sein, wenn einmal irgend ein günstiges Geschick der Anstalt ausserordentliche Kaut'mittel zur Ver- fügung stellt, denn gute geschnitzte Möbel der franzö- ^ sischen Kenaissance gehören zu den grössten Kostbarkeiten des Antiquitätenmarktes. Der (.irupi)e der Mangelbretter, welche eine der an- ziehendsten iSpecialitäten unserer Sammlung norddeutscher Holzschnitzwerke ist, wurde ein dem Mangelbrett mit dem vornehmen Liebespaar ebenbürtiges gleichzeitiges Mangel- brett hinzugefügt, dessen künstlerisch ausgeführtes Schnitz- werk und Inschriften sich vor denen aller übrigen Wirthschafts- geräthe dieser Art durch ihren religiösen Inhalt auszeichnen. ()l)en in einer Nische ül)er einem Zierschilde mit der Inschrift Emanuel ist ein segnender Jesus- knabe mit der Weltkugel dar- gestellt, der einer Schlange den Kopf zertritt ; auf einem Schild- chen unter dem Bügel des als Engelsleib gestalteten Griffes das Monogramm Christi, unten am P'usse eine Weintraul)e. Die Inschrift, welche rund um den Rand läuft, deutet auch hier auf einen besonderen Anlass, bei welchem ein Verlobter diese altübliche Bräutigamsgal)e seiner Herzliebsten verehrt haben mag. Sie lautet: „Jesu, du edler Eiserner SchUissei, ca. nun Rebensaft, in dessen Hertz dich ja versenck, dem dieses zum Neujahr schenck". Die schön geformten, tief geschnittenen Buchstaben zeigen Reste einer rothen und schwarzen Kittfüllung. Die üln-igen 1 4 Gruppen, welche unsere Uebersicht ausweist, konnten nur verhältnissmässig wenig l^erücksichtigt werden, hier und da, wie eine günstige Kaufgelegenheit sich darbot. Mit der Vervollständigung der Geräthesannnlung, flie _ wie ein Blick auf die zweite Tabelle zeigt — noch in den ersten Anfängen ist. konnte nur ein schwacher Beginn gemacht werden. Ein Stab „Jad", zum Zeigen der Worte beim Lesen der Thora, zeichnet icli }^X Museum für Kunst und Gewerbe. sich durch feine GHederung und gute Abwägung des Schwerpunktes aus. Seine Formen würden gestatten, ihn in eine ältere Zeit zu ver- setzen, als das 18. Jahundert, in welches seine hebräische Inschrift ihn verweist. Ein durchbrochen gearbeiteter eiserner Schlüssel, der hier gleichfalls abgebildet ist, erinnert daran, dass auch die Gruppe der Schlüssel in unserer Sanindung noch sehr der Vervollständigung bedarf. Der Besuch und die Benutzung der Anstalt. Besuch der Anstalt im Jahre 1888. Januar 4 367 Februar ,5171 März 7 778 April 11272 Mai 6 778 Juni 5 10(; Juli Ü 728 August 8 767 September 8 62.5 October 6 766 November 6 678 December 6 865 84 396 Personen, wovon 37 S65 auf die Sonntage kommen. Die hohen Besuchziffer im Monat April erklärt sich wieder aus dem herkömndichen Zudrang während der Osterzeit, die niedrige des December aus dem Unter- lassen der Weihnachts-Ausstellung. Besuch der Lesezimmer im Jahre 1888. Januar 133 Februar 143 März 1 no April 1 04 Mai 132 Juni 137 Juli . . . 73 August 150 September 134 October . 180 November 194 December 103 1 673 Personen. Chemisches Staats-Laboiaturium. XXI 5. Chemisches Staats-Laboratorium. Bericht des Direktors Dr. F. Wibel. Aus der allgemeinen Verwaltung der Anstalt ist über folgende Allgemeine wichtigeren Vorlvonimnisse während des Jahres zu berichten: Verwaltung. Im Januar schied der bisherige wissenschaftliche Hülfsarbeiter, Herr Dr. li. Bühencawp , aus seiner Stellung, um die Leitung einer chemischen Fabrik zu übernehmen. An seine Stelle trat Herr Dr. H. Oldach. Die Ausführung der amtlichen Petroleum-Controlle hat insofern eine x\enderung erfahren, als nach längeren Verhandlungen die bis- herige Gebührenfreiheit für die Testung fallen gelassen wui'de, und statt dessen auf Antrag E. H. Senats durch Beschluss der Bürgerschaft vom 2. März in Zukunft eine Testgeliühr von 2 .^ fii>" j*^^''^*^ ii^^ Institut getestete Probe erhoben wird. Dieselbe wird unter diesseitiger Controlle allmonatlich durch die I'inanz-Depiitation von dem Pächter des Petroleum- hafens eingezogen und dem Kiniiahme-Conto des Chemischen Staats- Laboratoriums gutgeschrieben. Zugh'ich mit dieser Aenderung sind die bisherigen amtlichen Verötfentlichungen der Testergel>nisse in zwei hiesigen Zeitungen uiiterbheben, und erfolgen diesell>en nunmehr zwei Mal wcicheiitlieli im öh'enthchen Anzeiger (Beiblatt zum Amtsblatt). Zufolge Auftrages E. H. Senates vom 20. November hat die Erste Section der 01)ersc]ndbehörde unter dem 3. I)ecend)er den unter- zeichneten Director und in seiner Vertretung den derzeitigen Assistenten zu dem, nach i> 'J des Regulativs betr. Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblichen etc. Zwecken vom 27. September 1887 zu Ijestellenden, amtlichen Chemiker ernannt. In Folge dessen liegt mithin den Beamten der Anstalt zukünftig die neue Aufgabe ol). die zollaintlielie rrüfung der \ erschiedenen Branntwein-Denaturirungsmittel vorzunehmen. Eine weitere Betheiligung des Instituts und seiner Beamten an den Arbeiten der Hamburgischen Zollverwaltung steht für das kommende Jahi' in Aussicht. An baidiehen Aendei-ungen h;it das vergangene Jahr mit Aus- Bauliche nähme der Anlage zweier Kosmos- Ventilatoren, um in die engen ^*'"^*'^'""sen. Arbeitsräume etwas frische Luft einzutühren, Nichts zu verzeichnen. d aDSCllilffuilt^CD. XXII Chemisches Staats-Lal>oratorium. Auch siiul solche schlechter(liniL!;s ferner nicht mehr in Erwägung zu ziehen, weil an dem völlig unznliinghchen (iehäude irgendwelche Uuigestaltungen nutzlos hleiben würden. Neu- Da die verfügharen Geldmittel fast ausschliesslich vqn den laufenden Ausgaben für Heizung, Gas, Chemikalien, Glas- und Porzellan- waaren, Bücher und Bureaukosten verschlungen wurden, so musste man auf nennenswerthe Anschaffungen verzichten. Geschenke. Unter den eingegangenen (beschenken sind nanduift zu macln-n, an Büchern: Jalu'buch der wissenschaftlichen Anstalten Bd. V (18S7) von der 8. T. Ki'sten Section der Oberschulbehörde, die Festschrift zur Feier des oOjährigen Bestehens des hiesigen Naturwissenschaftlichen Vereins von dem Vorstande desselben, Beschreibungen und Pläne der Glieniischen Lal)()ratorien zu IMünchen, Leipzig und Cbristiaiiia. sowie diverse andere Bücher von dem unterzeiclnieten Director; an (lieinikahen u. s. w. : eine Suite scliöner organischer rrä]i)arate (l'benanthreii, l'lienauthreuchinuii . Dipbensäure , Resorcin-Krystalle, Pyren, Nitro- Naphtole etc.) von Herrn Dr. Philipp, Kahnni und Natrium in Kry- stallen und als Hiissige Legirnng \(ni Herrn Fr. Jiamsden. Ozokei'it. Eoh-Guttapercha, I»oh-KautschuIv, Carnauba-Wachs u. s. w. von Herrn Dr. B. liiiht'ucmnji, K'ryob'lb mit Finscliliissen von Herrn Dr. //. (>l(lach. Thiitiskeit Djc Febei'lastung iler in (b'ni Inslitnlc ihätigen xAngestelllen, welcbe im Allg>Mneinen el)ens() sein- dnrch die stetig wachsende Anzahl, wie nanu'ntJicb (bircli tbe Mannii>faltiifkeit und Verschiedenartiekeit (h:'r lieranlretenilcn .Xrbeiten bechngt ist und welche sclion seit -labrcn emjtfnnden wird, niachte sich in (h-m Berichtsjahre do|»i)elt geltend, da der unterzeicbnete Dii'ector zur Herstellung seinei' (iesundheit für 8 Monate beurlaubt werden musste. Es würde in dem vorigen wie in diesem Jahre geradezu unmiiglicli gewesen sein, die i'aktiscb \ollzogenen LeistungiMi in befriedigender Weise zur Durchführung zu bringen, wenn nicht dmcb das Eintreten eines Freundes der Anstalt die Mittel geboten gewesen wäicn, in den Herren Dr. Ij. Loock und Dr. (J. Hehncis die erforderliclie aussergew(ibnliche Unterstützung bei den Arbeiten zu erlangen. EiiH' l)es()nders zeitraubende und mübevolle Arbeit des Jahres wurtb' durcli die Herstellung des Inventars iüv Feuerversicbernngszwecke bedingt, welches nach llescbluss E. H. Senates vom II. Aj)ril aiii' (ii'und bestimmter [''orniulare anzufertigen war. 15t'i dei- Eigenartigkeit, Mannigfaltigkeit u.nd gi'ossen AnzabI der liiventurgegcnstände eines clieniisclien Institutes erschien es unabweisbar, bei diciser (ielegenlieit zunäclist das seit mehreren Jabren vorbereitete, al)er stets noch unvollemlet gebliebene Hau])tinventar fertig zu stelhui und alsdann Allacineuicu. Chemisclies Staats-Laboratorium. XXIII tUisjt'uige für Feiiervemclierungszwccke als einen kurzgefassten Auszug aus jenem erscheinen zu lassen. Diese Aufgabe ist denn auch Itefriedigend zum Abschluss gebracht und liegt nunmehr das ausführliche Hauptinventar in vier Foliobänden fertig vor. Dasselbe enthält nicht nur sämmtliche Apparate, Geräthschafteu, Sammlungen, Mobilien und Utensilien der Anstalt in einer nach besonderen Gesichtsiiunkten durchgeführten Oidnung, mit x\usnahnie der gewöhnlichen in stetem Wechsel begriffenen Glas- und Porzellan -Waaren, sondern es sind demselben zugleich auch alle für den Gebrauch der einzelnen Apparate etc. wichtigen Beobachtungen und Erfahrungen, Fehlerquellen, Correctionen , Constanten und literarischen Nachweise einverleiljt, wodurch ihm ein für die (lesamnitthätigkeit der Anstalt Ijedeutungs- voller eigenartiger Werth verliehen worden ist. Da die Ausarbeitung einer derartigen Anordnung viele practische Schwierigkeiten zu über- winden hat und deshall) reitlicher Ueberlegung bedarf, so glaube ich nianchen Schwesteriustituten und iliren Vorstehern einen Dienst zu ciwciscn. wenn ich an dieser Stelle das zu Grunde liegende und durch die Frl'ahrung als zweckmässig erprobte System in seinen Haupt- und ünteraljtheilungen zur allgemeinen Kenntniss bringe. Die Anordnung des Inventars des Chemischen Staats-Laboratoriums. A. Mobiliar. Haus-Einrichtung und Hausgerä t hschaf te n aller Art. DassclIiL; wiitl ii.n-li tk'i' Vri tlifiliuii; in den ciiizelueii IfaiiKicii des Lal)nnituriiuusgt'l)äud«_\s aul'gerührt. D. Diverse allgemeine Utensilien. a. Handwerkszeug aller Art. b. Bui-eau-l teiisilieii aller Art. C. Ausstattung (Eiserner Bestand) einzelner Arbeitsräume an chemischen St andgefässe n, (ilas- und Borcellan- waaren, Gera thscli a llen u. s. w. D. Appar.itc und G c rä t li scIi a fte n zu c lic m i scli en Ai'bcitt'U im A 1 1 gem e inen. a. Allgemeine Gerätlisclialten und Utensilien. EiscriKj und liölzcruc Stative aller Art, (ilas- und Ivcirklcilcn. Selieei'eii etc. ba. (iefä.sse und (ierätlisclialtm aus l'latin. bb. Gelasse \un\ (icrälbschaflcii aus SüIxt. (iuhl etc. XXIV Chemisches Staats-Laboratorium. c. Zur mechanischen Zertheihmg und Weiterbehandhmg. Mörser, Ambosse, Meissel aus Metall, Mühlen, Hackmaschine, Reib- schaalen, Siebe, Chirurgisches Eesteck mit Scheeren und Pincetten, Löffel, Spatel, Schaufeln u. s. w. d. Zu Feuer-Arbeiten im Grossen und Kleinen. Schmelzöfen, Tiegelzangeu aller Art, Verbrennungsöfen, Lampen aller Art, Pincetten, Tiegel aus Eisen oder Nickel u. s. w. e. Zum Schlämmen, Decantiren, Extrahiren, Lösen, Filtriren. Schlämmapparate , Decantirgefässe , Extractionsapparate , Schcide- trichter, Heber, Filterpressen u. s. w. f. Zum Digeriren, Kochen. Abdampfen, Trocknen. Digestoren, Sand-, Wasser-, Oel-, Luftbader, Trockenschränke, Exsiccatoren u. s. w. g. Zum Destilliren. Grössere und kleinere Dcstillatiousapjiarate. K('t(prt('n, Kühler ii. s. \v. h. Zum Arbeiten mit (liasen (Entwickeln, Waschen, Absorl)iren, Trocknen, Sammeln, C'ondensiren), Alle für das (pialitative Arljeitcu mit Gasen er-forderlichcn Gegen- stände. Diejenigen i'i'iy das quantitative Ar))eiten stehen Ff. E. Allgemeine })liysikalische Hülfsapparate nebst zuge- h ö r i g e n G e r ä t h s c haften. ii. Waagen, GeAvichte und Wäge-Geräthschaften. 1». Hygrometer, Darometer, Lutti)uni|)en, Manometer. c. Thermometer inid Pyrometer. F. Special -Apparate für besondere Arbeits- und Unter- s u c h u n g s - M e t h o den. ;i. Vorlesiuigs- und Dcmonstrations-Ai^parate. b. Löthrohr- Arbeiten. c. Specitisches Gewicht. ca. Fester und flüssiger Körper. cb. Araeometer (Allgemeine). cc. Dam})fdichte. d. Organische Elementar-Analyse. e. Maass- Analyse (Titrir-Methoden). f. Gas-Analyse (Gasometrische Methoden). Quantitative Apparate i'iir Analyse, Absorption, liiffusion. g. Electrische und galvanische Arbeiten. Hier auch die Apparate für die Quantitative Flecti'olyse. h. Refraction, Polarisation, Spectral-Analyse. i. Mikroskope nebst Hülfsapparaten. k. Diverse andere Arbeits- und Untersuchuni>smethoden. Cheinisehes Staats-Laboratorium. XXV G. Spec-ial - Apparate für Darstellung, Nachweis und Untersuchung einzelner Körper oder KTirper-Gruppen aus der reinen und angewandten Chemie, a. Aus dem unorganisch-chemischen Gehiete. Entwickluiigsapparate für Chlor, Saiierstotl", Flusssäure etc, Alkali- iiicttM- aller Art u. s. w. h. Aus dem organisch-chemischen Gebiete. Alkoholometer, Vaporimeter, Viseosimeter u. s. w. c. Nahrungs- und (ilemissmittel incl. Luft und Wasser. d. Petroleum-Prüfung. Hier reihen sich also alle weiteren neuen Special-dlehiete an, sobald dieselben eine umfassendere Vertretung in dem Apparaten- bestande gewonnen haben. H. Sammlungen von Rohstoffen, Präparaten und Asservaten. a. Unorganische Präparate. b. Organische Präparate. c. Krystall-Sammlung (Mineral- und künstliche Krystalle). d. Drogen. e. Farbwaaren (Mineralfarben und natürliche organische Farben). f. Hüttenproducte (Metallurgische Sammlung). g. Mineralogische Lehrsannnlung. h. Minerahen. Demonstrations-Sammlung. i. Asservate aus gerichtlichen und administrativen Unter- suchungen, k. Sonstige Asservate (aus irgend welchen anderen Unter- suchungen). J. Bibliothek. K. Archiv. Die Anzahl der ständigen, periodisch wiederkehrenden Unter- suchungen, wie sie im vorigen Jahresberichte aufgeführt ist, wurde im verflossenen Jahre noch durch die zollamtliche Pi'üfung der Branntwein-Denaturirungsmittel vermehrt. Ueber die einzelnen im Jahre 1888 ei'ledigten. von Ver- waltungsbehörden und Grrichten erwachsenen Anforderungen und Arbeiten giebt die nachstehende U e b e r s i c h t näheren Aufschluss, an welche sich für die speciellen Arbeitsgeliiete der amtlielien Petrolenm-Controlle, der Controlle tür Nahrungsnnttel etc. und der Unterrichtsthätigkeit eine besondere P>ei'ichterstattung anreiht. XXVI Glicillisclics St;)()ts-L.'l)inr;il{priuil1. Uebersicht über die Seitens des Chemischen Staats -Laboratoriums in 1888 ausgeführten Untersuchungen, abgestatteten Gutachten, Berichte etc. II. in. IV. VI. VII. VIII. Motiviite I ('i'wjilfiiiij;-: ]iiiji';ilieii, Iterif'lilc n. (>ll llllll (illl.irlitcil IUI perverletzniip^eii , Sil Todesiirsac^hen ((i i It v iff, Exiilosioiien ii. s. iisclierei, NahnniL;snii iiiH', S;uiil)esc|i;i(li<;nii 11 vor den OcricliJtMi 1 \(ir (lein 1 nlcrsiK 'ImiihI(>ih> l'iilcrsiK'liiiii 1111(1 ('»nTS|)(nid('iiz i 'II, (iiil.K-lMfii 1111(1 r>(>r '»lizci- 1111(1 iiiidcn^ H '1 odesuisnchc, fiaoiic ttcl und Gebraiiclisjrf id <>ewerl)liclic Anlag .sanitäre Uutersaclmii ere Utiler.snchmigen 1 von KabiiUeii, '^^'^ S. \V 6.3 üiitcrsiM'lniiii; Mord , Köi (lächtig'e (Jcrichlc : tcnvcrbrechen , , Klofjcen ii. s. w vor- w.) . 12 S 12 M('(liciii;il]il vei-gleif'h ti'l. l!el.Mio', Sei >j: u. r, w. ... irilt- .'52 Vci'liaiKHiiii^c 12 V('i'li:ni(niiiii;(' «laiiiil \*>i Scctioiici) Iiiiii;;si;('i'iciil(' 4('ii. .\iisi;nibiii 1. IS. w. iiiid -(Ml, .'5.5 UlllCI'SIK'llllllH' itiii-eiiii, 1 Vf>r(läflitig( Naiiniiio'siiii iclite riii' l^lcdicinal- ehönlcii : lieVci'giftiinj^ u. .'s. w. ccuista nilc S 1(5 28 8 12 Fahiikeii ui Allu;'emeiiie (Ml ito.n Diverse aiH lud Gutachten 102 21 r.('si('lifi,i;iiiii;c II. s. w. . veibliclieii Anl; i,i;cii C'oiilVrciizcii 1 ITiil('i'sii(l)iiiii;( 11(1 CoiiMiiissioiicii iiiil II aus ('ii;('n(M' Initial andci'cii Itdiö i\ (^ den 1 48 Zusammen . 314 gegen 320 Nummeia in 1887. Chemisclics Stfiats-Laljoratnniim. XXVII 1. Untersuchungen und Gutachten für Gerichte. (UebtTsicliI iiudr II.) Journal No. 27. Fall Scli. Fr;i,£iliclie Kolllol1oxy(l-Vorg•iftuni,^ Zur Erwärmung Vormutheto eines Schlaf/inimers war ein Nieske'sclier PatcMit Natron- ^^^"l^^^-X^^^^^ Carbon-Ofen in AuAvendung gekommen. Die in dem Zimmer schlafende Person war unter Vergiftungs-Ersclieinungen ge- storben. Die Obductions-Erscheinungen Hessen die Todes- ursache unbestimmt, und handelte es sich bei der chemischen Untersuchung darum, ob im übersandten Herzblut Kohlen- oxyd nat'lizuweisen war. Die eiiigeliendste und genaueste si)ectroskopischo Untersuchung, sowohl mit dem Vogerschen Vergleichs- Spectroskop als auch mit dem grossen Vierordt'- Krüss'schen Spectral-A])])arate Hess in dem Blut Kohlenoxyd nicht erkennen. Es gab dieser Fall Veranlassung zu ausführlicher Ti-üfung der genannten Nieske-Oefen, auf deren Ergebnis« später eingehender zurückzukommen sein wird. Im Allgemeinen mnss vor deren Verwendung in geschlosseneu Räumen ein- dringlichst gewarnt werden, „ 41, Fall J. Auf einem Speicher, der zum Trocknen, Sortieren Explosion von und Umpacken von durch Wasser beschädigten Zündhütchen benutzt worden war, entstand während dieser Arbeit eine Explosion, in Folge deren ein Arbeiter ums Leben kam. Der P^igenthümer der Zündhütchen wurde nun beschuldigt, dem Arbeiter eine Anweisung in der P)ehandlung der Zünd- hütchen gegel)en zu haben, die geeignet gewesen sei, die Explosion herbeigeführt zu haljen. Die sehr umfangreiche Untersuchung der beschädigten Waare, sowohl betreffs der Zusammensetzung der Zündmasse und ihrer Explosionsfähig- keit, als auch in der Nachahmung der mechanischen Be- handlung, wie sie auf dem Speicher betrieben wai-, führte zu der Ansicht, dass die Fxiilnsion nicht heim EinfüHen der Zündhütchen in ein Fass, sondern beim Zunagehi desselben und Eintreiben eines Nagels in die Zündmasse eines Hütchens, erfolgt sein müsse. ^ 55, 07. Fall E. l'liosphurvcrgiftang. Die Untersuchung des Phospiioi- Inhalts einer Tasse. 1,'est von genossenem Kaffee, stellte jjj,];I,^^.j.is"vou fest, dass der zum Tlicil schon eingetrocknete Kaffeetrank freiem 0.0:>21 (Ji-amni freien Pliosphoi- cnlliielt unil dass derselbe von "^-^l"'^'- XXVIII ('lu'iiiisclics Staais-L;i))ur;itiii-iiun. J(nn'ual Veränderung No. HS, vonMilitärthon in Holzfässern. Fesstellung von Flecken in Kleidung. Wein- Vfirfälschuns VermeintlicLer Explosivstoff. Mit Petroleum getränktes Mauerwerk. 02. 05 72. si, Phosphorziinclliölzcrii stunimtc ()]) di'i- Pliosplior durcli einen iinii'lücklichen Zufall oder dureli l)r>s\villi,i;-e Hand in den Jvaftee i^ekommen, ist nicht festgestellt. Fall L. c. J. In dieser Civilklage handelte es sich um die Frage, oh die Waare nach Probe geliefert worden sei oder oh dieselbe nicht ordnungsniässig verpackt, in der Undnillung sich verschlechtert und dadurch eine andere Beschaffenheit angenommen hal)en könne. Die chemische Untersuchung stellte fest, dass die eingelieferten Proben annähernd identisch waren und die Art der Verpackung auf die Peschaffenheit der Waare keinerlei EinÜuss aus/Aiüben vermocht hatte. Fall M. Feststellung von Flecken in Kleidimg. Eine in einer Druckerei beschäftigte Arbeiterin wui'de des Diebstahls eines Kleidungsstücks, aus der Garderobe des Arbeiterpersonals, beschuldigt. Dem Chemiker wurde nun die Aufgabe gestellt, zu entscheiden, ob die in der Schürze befindlichen Flecke von Druckerschwärze, Maschinenschmiere oder aber Tinte her- stammten. Der Charakter der Flecke, nebst den beobachteten Reactionen ergaben, dass Tintenflecke nicht vorlagen, u. 233. Fälle F. und H, Weinverfälschung. Beide dem Chemischen Staats-Lal)oratorium eingelieferten Proben ei'gaben sich als nicht reine Naturweine zu erkennen. Erstere bestand aus einem Gemisch von Wein, Alkohol und Zucker, letztere aus einer Flüssigkeit, die aus sauer gewordenen Süssweinen durch irgend w^elche Behandlung liergestellt worden war. Fall P. Fraglicher Explosivstoff im Sinne des Gesetzes betr. den Verkehr mit Explosivstoffen. Bei einem wegen Betrugs und Unterschlagung verhafteten Commis wurden kleine Pa- tronen gefunden, die als Explosivstoffe verdächtig erschienen. Wermgleich von technischer Seite der Inhalt dieser Patronen als gefährlich bezeichnet worden, so konnte Demgegenüber diesseits festgestellt werden, dass die Ladung der Patronen aus einem sogen. Frictions-Zündsatz bestand, welcher in der Feuerwerkerei allgemeine Anwendung findet. Die fraglichen Patronen waren einfach als Leuchtraketen anzusehen und zu begutachten. Fall D. gegen B. Eine Civilklage, bei der es sich um die I*\'ststellun£? von Petroleum in Mauerwerk handelte. In einer Kramerei war durch Auslaufen resp. Ijcckage von Petrohnnn ein Theil der Parterre-Lokalitäten derartig durchtränkt, dass Cbemisflies Stants-Laboratnriiim. XXIX Journal der Haus - Eigenthümer eine Scliadensersatzklage anstrebte. Bei der Prüfung des Mauerwerks stellte sieh heraus, dass dasselbe bis auf das Fundament stark mit Petroleum getränkt war. No. *^4. Fall L. Verfälschung von gemahlenem Pfeifer. In diesem VerfäLschtor Falle war nachzuweisen, ob der fragliche Pfeffer mit Sand vermischt sei und ob der hohe Sandgehalt auf eine Ver- fälschung im Sinne des Nahrungsmittelgesetzes schhessen lasse. Gefunden wurden in einer der Proben 13,60 "u Asche mit 8,65% Sand, während die zweite Probe 7,0 "/u Asche mit 2,4 % Sand lieferte. Nach dem Befunde musste die erstere Probe unzweifelhaft als verfälscht angesehen, die zweite dagegen als ungereinigte Rohwaare beurtheilt werden. •8.''), 94 und 208. Fälle B. und H Brandstiftung durch Petroleum. Brandsiiitung In den zur Prüfung vorliegenden Asservaten (Seegras, Mauer- p^.jj!",^^^^^ steine, Holz, Eisenplatte) wurden zum Theil Restmengen von Petroleum und schwer flüchtigen Gelen nachgewiesen, welche eine Tränkung mit Petroleum nicht bezweifeln hessen. Im Fall B. dagegen wurden keine derartige flüchtige ölige Producte erhalten. Auf (irund dieses Befundes musste der gegen B. erhobene Verdacht verneint, jedoch derjenige gegen H. beiaht werden. „ 98. Fall H. In einem der Vorstädtischen Theater war für die Esplosion A-bendvorstellung Sauerstoft' im (Crossen gemacht worden. <.^,;^j.gt*off. Bei dieser Arbeit explodirte das Entwicklungs-Gefäss, welches Bereitung. aus einer eisernen Retorte bestand, und hatte die Explosion einigen Schaden am Gebäude angerichtet. An den Ghemiker trat die Aufgabe heran, zu untersuchen, ob aus den Bruch- stücken der Retorte und dem angewendeten Äraterial (Kalium- chlorat und Braunsteinpulver) die Ursache der Explosion zu erklären sei, oder ob den Exiierinientator Itci der Hersteilung des Sauerstoffs ein directes Verschulden treffe. Unter den gegebenen Verhältnissen konnte die Ursache der Explosion nicht mit Bestimmtheit angegeben werden, lag jedoch sein- w^ahrscheinlicii in der nachgewiesenen Verunreim'gung des Braunsteins mit geringen Mengen Schwefeiantimons. 98 a. und 289. FiUie V. und R. Butter-Verfälschung. Sämmtliche Uutter- T„ 1 1 • -KT 4...,. Verfälsclnnu zur Untersuchung gelangt(Mi Proben waren wetler reme JNatui- butter nocli reine Kunstbutter (Margarine), sontlern Gemische XXX Clieiiiisrhes 8taats-Lal)()ratnriiin». Fragliche Phospliorver- giftung. Nacliweis alsPhosphoi'ige Säure. Kaffee- Verfälschung-. Betrug. Joui'nal von Naturbutter iiiid fremden Fetten (Margarine). Die nnter- sncliten Gemische enthielten 30 — 50 'Vo Margarine. No. IP.I, 1.50 und 257. Fälle N., H. und P. In sämmtlichen zur Untersuchung gelangten Leichentheilen, als Magen und Mageninhalt sowie Darmtheih', LcIxt etc. konnte fi-cier Phosphor nicht, dagegen P]ios])lioi-ig(' Säure mit Sichei-licit nachgewiesen werden. Zum Nacliweise der I'liosjjlioi'igcn Säure wunh" sowohl die Destillations-Methode nach Mitscherlich, als ;nich die Reductions- und Fhininien-Probe (lUoudhtt-Dusart) hetolgt. Besondere an diese Fälle sich anschliessende wiss(^n- schaftliche Untersuchungen haben in vcrscliiedener Richtung ül)er den Nachweis von Phos])horiger Säui-e neue Aidialts- punkte und Aufschlüsse geliefert, welclic ;ni .nidcicr 'Stcll(> besprochen werden sollen. ., U5(). Fall R,. VeiTälschung gemahlenen Kaffees in gcpressten Tafeln. Nach den analytischen Bestimmungen ei'gab sich, dass die Kaffeetafeln nicht aus reinen Kaffeebohnen hergestellt waren, sondern mineralische Bestandtheile hi solchen Mengen als Veruni'cinigung enthielten, dass hier auf eine Verfiilschung des Genussmittels im Sinne des Gesetzes erkannt werden musste. ., I(i7. Fall St. Ein Händler vei-kanfte schon seit Jahi-en unter dem Namen Kreu/nacher Mutterlauge und Muttei-laugensalz sogenannte Harburger Mutterlauge, welche als Endlauge von einer dortigen Kalisalpeter - Fabrik bezogen worden war. Die Vertreter des dadurch benaclitheiligten Soolbades hatten hiergegen Beschwerde eingelegt und wurde das Chemische Staats-Laboi'atorium in Folge dessen herangezogen, eine genaue Bestimnnmg sännntlicher Bestandtheile, sowohl der Kreuznacher wie auch der Harburger Producte herbeizuführen. Durch diese Analysen stellte sich eine wesentliche Ver- schiedenheit in der Zusammensetzung der Mutterlaugen heraus, so dass dieselben aus ganz verschiedenem Ursi)runge entstammen mussten. Bemerkenswerth ist, dass die Harburger Mutter- lauge bedeutend grössere Mengen von Jod- und Brom- Verbindungen enthält und dass diese Thatsache von der beschuldigten Seite benutzt wurde, die grössere Wirksamkeit dieser Lauge gegenüber der Kreuznacher hervorzuheben. Cheniisclics Staats-L-alioratoritim. XXXI Journal No. 17:"). p'all H. Verdaclit der Brandstiftung-. Die der Brandstiftung l)esc]uildi,ute Person suchte ihre UnsehuLl dadurch zu heweisen, dass sie angah, eine An/ald 20-Mark-Stücke wie auch eine silberne l 'hr in der kui'z voi'ch'ui Ausl)rucli (h's Feuers verhissencn Wolmung znrückg(dassen zu liahen. Beim Aufräumen des lirand- scliuttes wnrihni darin wirklicli grössere Metallkhimpen ge- funden, die zur Untersuchung auf (iold, Silher etc., sowie auf etwaige noch erhaltene Tlieile einer Uhr hierher gelangten. Sowohl (hirch die nu-chanisclie T)urchsuchung der zerkleinerten JN.'^etallkhnnpen. als auch din-ch (h'e chemische Analj'se konnte festgestellt werden, dass wedei- (W^ld noch Silher nocli Be- standtheile einer Uhr zugegen waren. Die Metallstiicke bestanden theils aus Hartblei, theils aus Schnellloth. ,, '^'^n. Fall P. Vergiftete Milch. Die fragliche zum Genuss iür ein kleines Kind bestimmte IMilch enthielt grosse Mengen (auf KiO grm 0.100 grm Sublimat) des giftigen (^)necksi]ber- Salzes. welche von dem Kindei'jnädchen aljsirhtlich in dieselbe geschüttet waren. Die Subhmat-Pulver sollten zu Badern i'iir das kranke Kind verwendet Averden. .. 9J.17. Fall M. Es handelte sich in diesem Falle um die Mengen- liestimmung von Colchicin in einem vom Arzt verschriebenen Medicament und Auftinden dieses Pflanzengiftes (x'Mkaloids) in den Leichentheilen der Verstorbenen. Die erstere Aufgabe führte zu dem Resultate, dass die in der Arznei vorhandene Menge Colchicin genau mit derjenigen übereinstimmte. Avelche auf dem entsprechenden l»ece])te verschrieben Avar. Auch gab die weitere Untersuchung der Medicin darül)er Sicherheit, dass ausser Colchicin keine andere Substanz vorhanden Avar. Der ZAveite Theil der Aufgabe verlief negativ, da Colchicin in den Leichentheilen nicht nachgewiesen Averden konnte. ,, 28(>. Fall (i. In diesem Falle trat gegenüber der Beschuldigung der Brandstiftung die Frage nach der etAvaigen Sellistentzündung von Hen in den Vordergrund, und Avnrde deslialli gei'ichts- seitig eine l'^rklärung darüber gefordert a) unter Avelchen Bedingungen in Scheunen gelagertes Heu sich selbst entzünden kann, inid b) ob im vorliegenden Falle — namentlich in Berücksichtigung des Alters des Heu's — Selbstentzündung möglich oder gänzlich unmiiglich Avar. Die erste Aufgal)e gab Veranlassung, das gesammte vorhandene literarische und sonstige Material kritisch zu vei'.-irbeiten. Betreifs der zweiten Aufgabe musste uider Aufrechthaltung des allgemeinen (irnnd- Fragliclie BrandsliftuDg. Uutersiiclmug zusanimen- gcscliinolzonev MetallkluniinMi auf Golil nnil Silbw otc. Diii'chSiililiiiial vergifte* 0 Milch. Vergiftung; durch Colchicin. Selbst- entzündung von Heu oder Brandstiftung. XXXII Chemisches Staats-Lalxn'aton'um. Journal Satzes, (Liss die absolute Unmögliclikeit einer Selbstentzündung von Htm kaum jemals behauptet Averden könnte, dennoch mit Bezug auf den in Rede stehenden Fall eine Selbstentzündung aus den verschiedensten Gründen für sehr unwahrscheinlich erklärt werden. Als schwerstwiegendes Moment war in dieser Bezi(»hung das Fehlen jedweder Kntwiekelung eigen- artigen (leruches vor dem Ausbruche des Feuers anzusehen, zumal das Heu seit 3 — 4 Monaten auf einem einerseits ab- geschlossenen, andererseits mit dem Stall in offener Verbindung stehenden Bodenraum gelagert war, somit ein etwaiger (ieruch sich der Wahrnehmung nicht hätte entziehen können. Vei-fäisciiung No. 290 u. 2i)l. Fall H. Vergehen gegen das Nahrungsmittel-Gesetz. Die von dem Beschuldigten verkauften Sorten raftinirten Schmalzes waren auf Verfälschung mit Wasser resp. wasser- bindende Salze (Borax), sowie auJ' Zusatz von Talg und fetten Oelen (Krdnuss-, Pahnkern- oder Cocus-Oel) zu prüfen. Das Resultat der Untersuchung Av.-ir, dass siimmtlichc Proben aus einem Gemenge von Schmalz mit anderi'u Fetten (Hanniicl-, Ivinds- etc. Talg) und fetten Oelen (vermuthhch Erdnuss-Oel) bestanden. Ausserdem wurden in denselben 3,5 — 5,3 "n Wasser und unbestimmbare kleineMcngenvonl>orax nachgewiescji. Wenngleich die Waare nicht als „garantirt rein" bezeichnet und verkauft worden ist, so liegt in dem Feilhalten derselben dennoch ein Verstoss gegen das Gesetz, da die Art der Veruin'einigungen eine solche ist, welche mit einem „unreinen" Schnnxlze nach IJrsi)rung oder Darstellung Nichts zu thun hat, sondern auf eine absichtliche verfälschende IVriscbung hinweist. 2. Untersuchungen und Gutachten für andere Behörden und Verwaltungen. (Ili-liei-siclit unter ^'.) Die Requisitionen ergingen von : Oberschulbehiu'di^ INIedicinal- Bureau, Polizeibelnh-de , Baupolizei, Verwaltungs-Abtheilung für das Zollwesen, Bau-De})ntati()n, Handelskaninier, Znne, dass es jedoch im Interesse der Fabrikanten wie auch th'r Gonsunienteii liege, dass diese Zusätze im Sinne des Nahrungsmittels-diesetzes § H> Absatz 2 besonders angegeben weiden. XXXIV Chemisches Staats-Lfiborat.ui'iina. Joni'iial Wassoriiruboii. No. 95, Ij*!) 11. 122 1 . Wüsser aus verscliitMlciicu r>i'unneii, welclii' zu Tiiiik/.weckcii l)enutzt werdeu, nuisstcn nach den Ergelaiisseu der Analysen zum grössten Theil als reclit unrein und desliall) für den (ienuss ])edenklicli erachtet werden. Krkraiikuii.n- „ 1 Ho. r)iesei' interessante F;dl ])etrifft den !i>lei('lizeitijj;en Eintritt ,!^^^''' "^^ von I'a'kranknnE;s-Ersclieinunt2;en verschiedener Personen nach Oeimss von o t^ /iiik-iiaitigcui dem (Jenusse von sogenanntem Rheinischen Maitrank. Dieses Getränk war von einem friüieren Dt'stilhiteur aus Weisswein. Zuckerh'isung und Maitrank-Essenz liei'gestellt und an ver- schiedene Wii'the verkauft Avorden. Die chemische Unter- suchung e]-gah, dass ein Theil der hei den Käufern heschlag- nalimten Flaschen Maitrank Weinsaures Zink enthielt. Nach den daraufhin erholxaien Erkundigungen und Feststellungen id)ei- die Dereitungsweise des INIaitranks konnte erwiesen werden, dass heim Ahza})fen des fertiggeslellteii (leträiikes eine alte oxvdirte Zinkkanne henutzt weiden war. in welcher ein Theil des JVfaitranks tagelang gestanden liatle. ehe ei' auf Flaschen gefüllt worden war. Der (lehalt von Weinsaiireni Zink in einei' Flasche des (leträidvcs hetriig his zu 2.1.'') gr. MaiRueii's j> l^-''*- l^ntersuchung üher dic Leistungsfidiigkeit ciucs neuen Wasser- wasserfiitor hltcrs, genannt: „Maignen's Patent Water Inltre Rai)ide." Aus den zahlreichen, vier Wochen laug läglich fortgesetzten Versuchen ging hejvoi', dass auch dieser l''ilter gleich allen seinen vielen Mithi'werhern in den ersten Tagen d(^s P>etriehes namentlich in der (,)aalität des Filtrates Vorzügliches leistet, dass jeduch die Menge di\s iMltrates „rapide" ahnimmt und alsl)ald auch seine (iüte nicht mehr dem ursprünglichen Eri'olge i'ntspricht, so dass eine sehr hiiufigi' Eineuerung des Filters notli wendig wird. Vi'iiiiufbut«' .. Iv*^!'. Vei-giftung durch den (ienuss von Kaihshratcn. Die Erkrankung ^■^•''"'"""^' dej- Fi'an W., welche durch den Genuas ehiige Tage aliei- (lurcli Kalbsbraten. Reste eines Jvall)shratens herheigeführt sein sollte, führte zur Untersuchung der ausgekochten Knochen und Fleischi'cste. Nach ärztlicheni Ausspruch handelte es sich zunächst um eine Kupfer-Vergiftung und wurde die i'hemische Untersu(.'hung auch in diesem Simu' geleitet. Die umfangreiche Unter- suchung schloss jedoch mit negativem liesuliat und konnte in dem Material weder Kupfer noch irgend ein anderes melallisches (iift gefundt'n werden. Uehei- diesen nach vielen Richtungen sehr interessanten l''all, welcher wi'itei-hin zu einer eini-ehendeu chemischen Prüfuni"' der Leichenfheile der ver- Chemisches Staats-Laboratorium. XXXV Journal storbenen Frau W. führte , wird au auderer Stelle geuau Bericht erstattet werdeu. No. 2;Ki, 950 u. 251. Verdorbeuer oder verfälschter Thee. Eiu ueuer Vei-dorbencr ludustriezweis^r ist au hiesi^;el)il(leten Polizei-Beainten unter Leitung inid Aufsicht '''•"■"'»;'''"- ■^ CuiiU-olle IUI des Cheniischen Staats-Laboratoriums ausgeführt. Im Laufe des .lahres jahrc isss. wurde ein Polizei-Beaintej- neu ansgehihlet. Nicht nur diese stets wiederkehrende Anshildung, sondern nanuMith'ch auch die Conlrdlle der Ap[)arate, die unaushleililidien iu'pai-aliir( ii. die Inireclnning dei- specif. (iewichle und neuerdings auch die aufliiiind ih'r im i'angaiige dieses i>erichtes erwähnten monatlich ert'urderlichen fnianziellen Ab- XXXVI Chemisches Staats-Laboratorinm. reclinungen mit dem Pächter des Petroleumhafens und der Finanz- Deputation bedingen vielerlei Ansprüche an die Angestellten des Instituts. In der Organisation der Coutrolle ist nur die ebenfalls schon früher besprochene Aenderung eingetreten, dass die Veröffentlichungen der Testergebnisse amtlicherseits ausschliesslich in dem Oeffentlichen Anzeiger erfolgen. Die Ergebnisse der amtlichen Petroleum - Controlle in 1888 waren folgende: 1 . Getestet wurden im Laboratorium 1885 80 1 Proben in 1715 Destimmungen 1880 1D82 „ „ 3930 1887 2071 „ „ 4030 „ 1888 1971 „ „ 3800 „ 2. Unter den Proben befanden sich Russisches Petroleum 1885 10 mal = 1,2% 1880 0 ., = 0,3 „ 1887 12 „ = 0,0 „ 1888 22 ,, =1,1 „ 3. P)ei den Testungen zeigte sich eine Differenz der Einzel- beobachtungen: 1S85 bei 110 Proben = 13,5'Vo von C 1880 „ 273 „ 1887 „ 142 ,, 1888 „ 84 „ von 1 " ('. und mehr 1885 keinnuil 1880 keinmal 1887 keinmal 1888 keinmal 4. Von den 1071 Proben hatten = t;,9 „ = 4,3 „ Red uc. Enttl a nun ui igspunkt unter 21** C 4 = 21—21,9" ., . .292 = 22 — 22,9" „ . . . 007 = 03_03,9<' .^ . 4 3!» = 24—24,9" „ . . 106 = 25— 29,0" „ .379 = 30 " C. u. darüber 84 = 0,2 % 14 4 30,9 ., 22,4 „ 19 3 4,3 , 1971 = 100,0"/u Spccif (irwicht bei 15" C. 0,799 . .404 = 20,6 "/o (1.800 43 = 3,3 „ 0.801 . 71 = sr/ » 0,802 . . . 119 = B,0 „ 0,803 . 551 = 28,0 „ 0,804 . . 372 = 1^^,9„ 0,805 . 3 1 0 = 15,8 „ 0,800 . .51 = 3,1 „ 0,807 . 14 = 0,7 „ 0,808 u. mehr . . . 32 = 1,';,, Unbestimmt- . . . . . 4 = 0,2 „ 1971 = 100.0"/o Chemisches Staats-Laboratorium. XXXVII 5. Mitbin wurden niinderte.stige, d. h. unter :l l " C. entHumni- bare Proben gefunden: 1885 = 9mal = 1,0% 1886 = 11 mal = 0,5% 1887 = 7 „ = 0,4 % 1888 = 4 „ = 0,2 Vo Die Controlle der Nahriings- und Genussmittel sowie der Gebrauchsgegenstände nach dem Gesetz vom 14. Mai 1879 ist, soweit sie nicht durch das Chemische Staats -Laboratorium auf gerichthche oder polizeiliche Anforderungen (siehe oben Uebersicht II c und Vb) ausgeübt wurde, von den dafür ausgebildeten Polizeibeamten unter den in früheren Jahresberichten geschiklerten Gesichtspunkten durchgeführt worden. Die 'J'hätigkeit der für diese Untersuchungen bestimmten Beamten Schulte und Hintz beschränkte sich auf die Prüfung der der Pohzei-Behörde vom Publicum eingelieferten verdächtig erscheinenden Proben. Die untersuchten Proben bezogen sich auf Mik-li. Butter, Rahm, Margai'ine. Mehl, Kaffee und Zucker. Im Ganzen wurden 75 Proben untersucht, von denen 58 Proben auf Butter, 5 auf Margarine, 5 auf Milch, 2 auf Rahm, 2 auf Mehl, 2 auf Kaffee und 1 auf Zucker sich vertheilten. Von den Butterpro])en. welche alle als reine Naturbutter verkauft waren, ergaben sich 25 Proben als Naturbutter, die übrigen 33 als mit frennlen Fetten versetzte JVIischbutter zu erkennen. \"ou den 5 Prolien ^largarine mussten 2 beanstandet werden, da dieselben einen zu holnMi Geludt an Butterfett enthielten. Von den 5 Milch- proben war 1 VoUniilch, die anderen theils abgerahmt, theils mit Wasser versetzt. Eine Rahmprobt' war verdorben, die übrige Avie auch die Kaffee-, Meld- und Zuckerprobcn konnten iiitlit beanstandet werden. Die systematische Durchführung der Controlle wird erst (Uinn mögHch werden, wenn die zur \'erfügung steheniUni HiUfskräfte weniger durch sonstige diensthebe i'tlichten in Anspruch genommen sintl. 3. Die Unterrichtsthätigkeit. Die l iiterrichtstliätigkeit bat sicli in ih^m Bei-ichtsjahre um so mehr lediglich auf die jjralctischt'n Uebungen bescliräidvcn müsstMi. als dieselbe hinsiclitlich (h'r \'orti-äge ausschliesslich (hiicli ^\v\\ Cnter- zeichneten ausgeübt werden kann und dieser durch lange Erkrankung daran verhindert wurde, dieselbe wieder aufzunehmen. Uebrigens sind die practischen Arl>eiten stets mit den crlorderlichen theoretischen Belehrungen verknüpft worden. XXXVIII Chemisches Staats-Laltdiatoriiim. Es arbeiteten im Jahre 1888 im La1)orat(»rium : Jaiiuar-Osteni Sommer Winter 1S88 bi« ult. Dec. überhaupt 1<5 22 10 26. Ihrem lierufe nach waren dieselben : Chemiker (Anfänger und (icül)tt're) .12 Lehrer 3 Pharmaceuten 1 Kaufleute resp. L'abrikanten 5 Landwirthe 1 Polizei-Beamte 5 2(i Es beträgt die (Tesammtzahl Derer, wclclie an dem Unterricht der Anstalt Theil genommen haben, jetzt 14o. An Honoraren a. s. w. wurden vereinnahmt J^ i;->l(i,04, Avogegen (i Theilnehmer auf (Jriuid § 14 der Statuten von der Honorarzahlung befreit waren. 4. Die Verbreitung chemischer Kenntnisse in weiteren Kreisen hat auch in diesem .lalu'c mit liücksiclit auf die andern beruflichen Arbeiten und Pflichten hMÜglich auf die and-lichen Sprechstunden von 11 — 12 und 4 — 5 Uhr beschränkt bleiben müssen. Dieselben wurden in zahlreichen Eällen vom Publicum in Ansprui'h genomnu-n. 5. Die Ausführung wissenschaftlicher Untersuchungen. (Ileliersicht iiuter VI 11.) Unter den nach Umfang und Inhalt hier erwähnenswerthen Arbeiten erscheinen zwar mamdie ans eigener Initiative oder auf Anregung von anderer Seite Ijervorgegangene. allein auch liier ist «loch die Mehrzahl im Interesse oder auf specielle Veranlassung einzelnei- hiesiger Verwaltungen ausgeführt worden. Einige derselben sind ' zugleich weitere Ausführungen der durch amtliche Aufträge angeregten Untersuchungen. Es mögen genannt werden: JdUiiial Hiesiges No. ö ii. s. w. Monatliche PestiniHiinigen des (jesammtschwefels und ^^^' der Kohlensäure im hiesigen Leuchtgase. Mineralien uiiil i.)i •.,»•> *• it * i r i\r- e i i' gj.j5j. ,, J -J, o().j u. I. Untersncluuig diverser Mmeialien und Erze. Chemisches Staats-Lahuraturium. XXXIX Jourual No. 206, 27]. 300, 301. Im Anscliluss an die früheren Arbeiten über die Schwankungen im Chlor-Gehalt und Härtegrad des Eibwassers wurden in den Monaten April, Mai, Juni, Juli wiederum täglich zwei Mal der Gehalt an Ghlor und an Organischen Substanzen des Eibwassers bestimmt, um die damals gezogenen Schlusstblgerungen einer nochmaligen Ccmtrolle zu unterwerfen resp. durch neue Thatsachen zu erweitern. Da ferner gelegentlich der Verhandlungen über die Beschaffung filtrirten Eibwassers zur Wasserversorgung Hamburgs von mehreren Seiten für die vorgeschlagene Lage der Schöpfstelle ein nachtheiliger Einfluss der (neuen) Doven-Ell)e befürchtet worden ist, so wurde während des Monats Juni das Wasser dieser Doven-Elbe und das des freien Eibstroms unterhalb und oberhalb der Einmündung der ersteren, alles zur Zeit der tiefsten Ebbe und der höchsten Fluth, in gleicher Weise untersucht, üeber die Ergebnisse dieser sämmtlichen Prüfungen Anrd in dem Jahrbuch für die Wissenschaftlichen Anstalten ein ausfühi'licher Bericht erstattet werden. An dieser Stelle genügt daher die kurze Bemerkung, dass bei der ersten Untersuchung alle früheren Feststellungen sich })estätigt haben, ein nach- weisbarer Einfluss der Sielabflüsse auf das Eibwasser oberhalb Rothenburgsort also nicht vorhanden ist, und dass l)ei der zweiten Arbeit sich die völlige Bedeutungslosigkeit der Doven-Elbe herausgestellt hat. 278. Die Frage iU)er die aus der Verladung von bengalischen Zündhölzern entspringencU' Feuers- resp. Explosions- Gefahr hat Veranlassung zu einer b'eihe besonderer Prüfungen gegel)en. Es wurden verschiedene Proben verschiedener Fabriken mit Kücksiclit auf Zusanmiensetzung und Menge ihres Zünd- und Leuchtsatzes anaiysirt, auf ihre Entzündbarkeit durch Fall, Stoss u. s. w. und hinsichtlicli der llebertragung der erfolgten Entzündung auf (he Nachbarschachteln unter abweichenden Verhidtnissen und im Veigleiclu- mit einfachen schwedischen Zündhölzern untersucht. Nach dem Ergebniss der Versuchs- reiiien bieten sämmtliche Marken eine so grosse Feuers- resp. Explosions-Gefalü' d;ir, da^s sie als l"'euerwerkskörper zu behandeln sind. Das Hauptmoment cUesei' («efalir Hegt in dej Verj)ackung in Schachteln, an dcjjen aussen che Streich- fläche sich belindi't. Es bedarf deshalb nui' einer geringen V^erletzung ilurch schlechte Verpackung, Fall, Stoss u. s. w. Die Schwankungen iu der Zusam- mensetzung desElbwassers und der Einfluss der Doven-EUje auf dieselbe. Bengalische Zündhölzer sind als Feuerwerks- körper anzusehen. XL Chemisches Staats-Laboratoriuni. Journal Prüfung N(). 2!) 5. verschiedener ülassortcu. Verlialteii eiuiger Silicate gegou heisse Soda-Lösuiigeu. Bestimmung der Catecbu- Gei'bsäure. liestimmuug von metallischem Eisen in Silicaten etc. Xvlolitl). Zucker- bestinimung in diabetischem Haru mit Phenyl- hydrazin. ;>97, :,'!»s. 299. 3U2. 304, und es werden die Zündkiipfe der einen Schachtel mit den Streichflächen einer Nel)enschachtel sicli berühren nnd ent- zünden können. Einmal entzündet erfoij^t aber innerhalb der hölzernen oder blechernen Kiste nicht eine Erstickung, wie bei den schwedischen und anderen Streichhölzern, sondern auf Kosten des Sauerstoffreichen Leuchtsatzes eineFort})flanziin,2; der Entzündinig, also eine innere Verl)i-cnnuiig, welche in Folge der dal)ei erzeugten Verl)reiinungsgase von hoher Temperatur, also grosser Spannung, je nach den Verhältnissen zu einer explosiven Zertrümmerung der Umhüllung führen wird. Wiederholte derartige Selbstentzündungen, wie sie hier am Platze stattgefunden haben, bezeugen den leichtm()glichen Eintritt dieses Vorganges, Die in dem Eisenl)ahnl)etriebs- reglement (Nachti'ag IV vom August 188(1 unter 11 o) erfolgte gleiche Itehandlung mit den schwedischen und anderen Streichhölzern ist demnach sachlich nicht gerechtfertigt. 290. Analyse verschiedener (Uassorten, welche sich beim Er- hitzen im Wasserstoffstroni tlieils braun, theils intensiv roth färbten. Es zeigte sich, dass diese Kärl)Uiigeii auf Reduction von geringen Mengen anwesender Metalle, im ersteren Falle von Blei und Arsen, in letzterem von Kupfer (Kupferoxydul), zurückgeführt werden mussten. Untersuchungen übei- das Verhalten von Orthoklas, Albit, Kaliglimmej-, Tlion gegen Soda-Lösungen verschiedener Con- centratioii beim Erhitzen. Kritische Prüfung der verschiedenen ]\reth(»den zur Bestimmung der C'atechu-(jerl)säure. LTeber die Brauchbarkeit der Bestimmungsweise von nietalli- schem Eisen in Silikaten und bei (icgcnwart von Sulfiden aus der mittels Säuren entwickelten Wasserstott'menge. Untersuchungen über den Xylolith, ein neues durch Zusammen- pressen von Holzmehl mit Magnesium-Cement unter starkem Drucke hergestelltes Baumaterial. Ueber die Em])tindlichkeitsgrenzen der Zucker-Bestimmung in dial)etischeni Harn mittels einiger der bisherigen Beactionen (Trommer-FchUng, Böftclicr) und der neuerdings empfohlenen Probe mit Phenylhydrazin. Ein Vorzug der letzteren Methode liegt unzweif(^lliaft in der Bildung eines homogenen, stets gleichen, und gut charakterisirten (Krystallform , Schmelz- punkt etc.) Körpers, des Phenylglukosazon (CiyH22NiOj), allein riij'sikalisdies Staats-Lal)oratoriuHi. XLI Journal die Empfindlichkeit ])ei der Harnpiiifuiiii <^e\\t nicht über diejenige der Fehling-Lösimi^ hinaus. Zur Anwendung- von Seiten praktischer Aerzte ist jedoch die Phenylhyih'azin-rrobe gar nicht zu empfehlen, da sie einerseits in der Ausführung viel umständlicher ist, als die früher bekannten Proben, und da sie andererseits ebenso durch äussere Umstände beein- trächtigt wird wie diese. No. .805. Der in den Flugstaubkammern eines hiesigen Hüttenwerkes Fingstaui. angesammelte Flugstaub bestand vorwiegend aus Eisen, Kupfer Hüttenwerkes, und etwas Mangan in Form der Schwefelsauren Verbindungen, während von Arsen und Antimon nur Spuren nachgewiesen werden kcnniten. Director Dr. F. WiheJ, 6. Physikalisches Staats - Laboratorium. Bericht des Direktors Dr. August Voller. Im Berichtsjahre ist das physikalische Staats-Laboratorium Seitens der Behörden wie des Pu])licums vielfach in Anspruch ge- nonmien worden. Von Behörden wurden in 4 Fällen Gutachten eingefordert, nändich Seitens der Finanz-Deputation (intachten betreffend Regulativ für die Anlage elektrischer Beleuchtungseinrichtungen sowie betreffend Schutzmaassregeln zur Verhütung störender Einwirkungen von elek- trischen Starkstromanlagen auf unterirdisch zn verlegende Fernsprech- kabel; Seitens der Bau])olizei- Behörde ein (Jutachten, betreffend den Blitzschutz des neu erbauten (ürcus Rentz und Seitens der Feuer-Casse, betreffend die Möglichkeit gewisser mechanischer Einwirkungen des Blitzes auf maschinelle Anlagen. Ausserdem wurden von dei- Feui'r- Casse 1 G Blitzschlagfälle zur Anzeige gebracht und sännutlich nntersucht, sowie auf Wunsch der Verwaltung des botanischen Museums eine genau(^ Bestimmung des specitischen Gewichtes einiger fremder HiUzer ausgefidu't. Von ])rivater Seite wurden (il Ersuchen um Piiifung von Instru- menten u. dgl. gestellt nnd erledigt. Dieselben liefrafen in II Fällen die Prüfung von zusammen 9A') verschiedenen Tliennonietern, in 15 Fällen Prüfung elektrischer A])|)arate, Lam|)en n. dul.. in 4 Fällen Untersuchung von Blitzableiter-Anlagen und in 1 Falle die Frnn'ttlung XLIl TliysikiiliM-lifs Staats-Lnlinriiforinm, der Gefrierpunkte verscliiedeiier, für den liydraiilisclicn Kraftbetriel) der Fi-('iliafen-Lagerhaus-Gesellschaft zu verwendeiid(;r Glyceriniiiiscliungen. An Prüfungsgebühren für diese Untersuchungen wurden J( 802,40 ausserdem für Laboratoriumsgebühren „ 195, — zusammen an (J('l)ü]ii-en .^ 997,40 vereinnahmt. Die Benutzung der Anstalt Seitens (h'r Avissiniscliaftlicljen Kreise unserer Stadt war eine rege. Insl)esondere die Bibliothek wurde stark in Anspruch genommen; im Berichtsjahre wunh^i in 147 Fähen zu- sammen IST) Bände. hau})tsächhc]i an hiesige (ielehrte, in's Hans entliehen. Seitens des B.ericlitci-statters wnrih'U r(»lgen(h' Vorlesuiigs- und üebungscurse gehalten : Im Sommer 1888. Freitags, 7.] — 9 Uhr Abends: Die o])tisclien Erscheinungen der Krd a t m o sph ä r e . INIittwoch und SonnalxMids. 1 — 4 Uhr: Praktisclie Loli(ti'at(»rinms- ül)nngen. Im Winter 1 888/89. Freitags, 7^— 9 Ulir Abends: Eh-ktriscOie Messkunde. Mittwochs und Sonnabends, 1 — 4 Uhr: Pi'akh'sclie Lal)oratoriums- ül)ungen. Der Besuch der zwar unentgeltlichen, jedoch in diesem -lalire iiiclit öffenthchen, d. 1). nielii für (bis grössere Publicum sondern namentlich für Lehrer, Techniker u. s. w. bestinnnten Vorlesungen war ein be- friedigender; es nahmen etwa 30 Hörer Theil. An den Lal)ora- t(n-iumsübungen b(>theiligten sich G resp. 5 I'raktikanten. Ausserdem wurden der Hörsaal nnd die Eiin-ichtungen des Laboratoriums noch von folgenden Herren zu Vorlesungen benutzt. Es trugen vor: Im Sommer 1 8 8 8. Herr Prof. Dr. Sdiuberf: Kombinatorik, Kettenbrüche und dio- phantische Gleichungen, 2 Stunden wöchentlich. Herr Dr. Hoppe: Anwendungen der Elektricität in der Technik, 2 Stunden wck-li entlich. Im Winter 18 88/89. Herr Prof. Dr. Schubert: Differentialrechnung nel)st An- wendungen, 2 Stunden wcichentlich. Hen- Dr. Hoppe: Musikalische Akustik, 2 Stunden wöchentlich. Zum Zwecke wissenschaftlicher Untersuchungen wurde das Laboi-atorinm, ausser iWv di(> eigenen wissenschaftlichen Arbeiten des- riiysiknlificlics Staats-Laboi-iitoviiim. XLIII selben, von folgenden Herren benutzt: von Herrn Dr. Liebenllial (plioto- metrische Untersucliungen), Herrn B. Walter (spectrometrisclie und Fluorescenz-Untersucliungen), Herrn Dr. AJaftJiaci (akustisch-sprachlicbe Studien) und Herrn H. Haufj (magnetische und elektrolytiscbe Arlteiten), Die Katalogisirung der Samnilungeu wie der lübliotliek wurde gegen Ende des Jahres abgeschlossen und zugleich, in Verardassung einer von der Finanz-Deputation Behufs Erneuerung der Feuer - Ver- sicherung geforderten Inventarisirung, eine dem gegenwärtigen (le- brauclisw'erth der Sammlungen entsprechende Schätzung des Geld- wertlies derselben vorgenommen. Es ergab sich ein llestand an Instrumenten von zusammen . . . . J6 Wr> 07 7, — an Dttchern und Zeitschriften „ 15 510, — und an sonstigen Einrichtungen „ 12 310,45 zusammen J6 SO 897,45 Die für die TTnterhaltung und Verniehi'ung der Instrumenteu- sammlung budgetmässig zur Verfügung stehenden Jl (»000 wurden im Berichtsjahre — al)geseh(Mi von kleineren Anschatt'inigen auf den übrigen Gebieten der Physik — besoiulers für optische und elektrische Zwecke verwendet. Die spectrometrischen Einrichtungen, hauptsächlich von A. Kiiiss hier geliefert, wurden vervollständigt; eine vollständige optische Baidc für Projectionszwecke und objective Dar- stellung von Polarisations- und Interferenz-Erscheimiugen von Schmidt & Haensch in Berlin erworben, eine Anzahl wichtiger technischer wie Präcisions- Instrumente für verschiedene elektrische Messungen von Hartmann <('■ Braun in Bockenheim, Siemem^ de' Halske in Berlin und H. Scliv-cnckc hier angekauft, bezw. nach den Angaben des Bericht- erstatters angefertigt. Für die Bil)liothek stand, in Folge einer sehi' dankenswerthen einmaligen Extraljewiiligung von Jtf 4000, im Berichtsjahr eine Summe von Jif 5500 ziir Verfügung, die. ausser für die laufenden Anschaffungen, hauptsächlich für den Ankauf bezw. die Vervollständigung einiger wichtiger physikalischer Zeitschriften (Annales de ehiniie et de physique, Philosophical Magazine, Lumiere electri(pu'. Zeitschritt für InstrunuMiten- kunde u. s. av.) verwendet wurde. Im Personalbestande des Laboratoriums trat eine Aenderung dadurch ein, dass der bisherige Laboratoriumsdiener Gustav Framhcin zum Hausmeister des neuen Nai inhistorischen Museums gewählt wurde; an seine Stelle trat, vorläutig zur Piobe, Hermann Blaaseh von hier. XLIV Naturliistoriscbes Museum, 7. Naturhistorisches Museum. Bericht des Gustos Dr. C. Grottsche für das Jahr 1888. Das Natiirhistonsche Museum liat unuiittclhar luicli Aljlauf dos Berichtsjahres durch das Hinscheiden zweier Männer, die dem Museum ihre ganze Kraft gewidmet liatten , den scliwersten Verhist erlitten. Am 4. Januar 1881) verscliied nach hmgem Kraidceidagcr der Direktor, l'rofessor Dr. med. et pliil. Hcmriclt Alexander Pagensteciwr. Am 37. Januar folgte ihm sein treuer Mitarlieiter Dr. phil. Johann Gustav Fischer in das (irah. — Heinrich Alexander Fagenstecher , geboren /u Kllx-rfeld .-im 18. März 18;>r), widmete sieh nach seiner Studienzeit aidangs dem ärztlichen l>erut'e, vei'tauschte denseUH'u indessen bald mit der akademischen lianfbidm, indem er sich 18r)G in Heidelberg zunächst für (jeburtshidfe, später ;iu(;li für Zoologie ii;ibi!itirte. Nach dem 1802 erfolgten Tode H. O. Bronn's wurde ihm die Professur der Zoologie, Paläontologie und landwirthschaftlichen Thierlehre und zugleich die Leitung des Zoologisch-Zootomischen Instituts, sowie des Zoologischen Museums an der Ivuperto-Carola übertragen. Im Jaln-e 1878 legte er sein Amt nieder, um nach kurzer, literarischer Thätigkeit gewidmeter, Ruhepause am 1 . October 1 882 die Leitung unseres Naturhistorischen Museums zu üljernehmen. Von seiner seltenen Vielseitigkeit legen zahlreiche kleinere Abhandlungen, sowie namentHch seine „Allgemeine Zoologie" ein glänzendes Zeugniss ab. Sein hohes Organisatious-Talent hat, wie das Heidelberger, so auch unser Handjurgisches Institut in hervorragender Weise.' gefördert; seiner Thatkraft vor Allem ist es zu danken, dass der seit 1872 für die Schätze unseres Museums geplante Neubau zur Wirklichkeit geworden ist. Leider ist es ihm nicht vergönnt gewesen, d;is Werk, welches die Erfahrung und den Ideenreichthum eines langen Lebens verkch'pern sollte, ein Werk, dessen Fortschreiten seine Gedanken bis zu seinem letzten Athemzuge besehättigte, in seiner nunmehrigen Vollendung zu sehen. — Johann Gustav Fischer, geboren zu Hand)urg am 1. März 181!). widmete sich nach beendigtem Studium der Mathematik und Naturwissen- schaften zuerst als lichren- am Johanneum, dann als selbständiger lieiter einer rrivatknabenschule dem Lehrfache, wandte aber gleich von Anfang Naturhistorisflios Museum. XLV au (lein el)eii geschaffenen Naturhistorischen Museum einen grossen Theil seiner freien Zeit und seiner ungewöhnlichen Arbeitslo-aft zu. Er war von 1847—57. sodann von 1877—79, schhesshch von 1882 bis kurz vor seinem Tode Mitglied der Museumskommission, und hat während dieser Zeit die Sammlung der Eei)tilien, Ampliil»i<'n und Fisclu' zu einer der l)edeutendsten der Welt erlioheii. Durcli Vorlesungen und durch einen vortreftlichen „Führer" verstand er es, in den fünfziger Jalu-en unser junges Institut volksthümlich zu machen ; seine Thätigkeit in den Kommissionen für den l*au und die Einrichtung des Neuen Museums ist von wesentlicher Bedeutung gewesen. Seine zahh-(Mchen Schriften waren — abgesehen v(ni mathematischen Schulbüchern, (he zu den ])esten des Faches zählen — zuerst mehr anatoniischei- und allgemein zoologisclier Art, später mehr beschreibend- systematisch. Die meisten beziehen sich auf Reptilien; und auf diesem Gebiet war Dr. Fischer nicht nur an den Stätten deutscher Wissenschaft, deren nianclu' ihm (he Bearbeitung ihrer Sammlungen verdanken, sondern auch weit über unser Vaterlnnd ln'n:ius als eine der ersten Autoritäten anerkannt und geschätzt. Den Vorsitz in der Konnnission für das Naturhistorische Museum Musoums- ^ _ T 7 /i iearl)eitung der Keptilien, Amphibien und Fische des Museums in dnukenswerther W(use angelegen sein lassen. Im wissenschaftlichen Personal ist keine Aenderung eingetreten. wiss™- , ^ scliaitliclics Au(di Herr Dr. W. Michctelsen wurde, wie schon im letzten Quartal is,^/. ivisonai. di ätarisch besch äfti gt. Ah- Prä]>arntoren :ii'beiteten die Herren J. lizeroiJf und £". Teehni.sciicsuu Wiese. Der Zeiclmer und Schreiber. Herr E. Sfender ward.' ;im "'"-"^i'«!---*^"*'- 1. April d. ,1. definitiv .ingestellt. Der frühere Inhaber di.'ser Stelle, Herr W. Gnmmelf, wurde während des 2. Quartals diätarisch beschäftigt. Herr M. Biise verliess unsere Dienste am 31. März, wurde aber vom October ab wieder aushilfsweise Ix'i d(^n Umzugsarbeit(^n beschäftigt. Herrn //. F'himefjei-, dessen Lehrzeit abgelaufen war. wnr(h' vom 1. ]\l;irz ab eine I'jhr>huiig seiner IJemutieration gewährt. XLVI Nat.ui'liisIdi-isflioR Mnsenm. Frau BoeJim wurde nm 15. Septeml»or wo^en vorläufiger Seliliessung des Museums entlnsseii; daliiugegeii wurde der liisherige Aufseher, Herr Doemlin/j, uach diesem Teruiiu in erliühtem Maasse zu den Umzugsarbeiteu heraugezogen, wofür ihm eine Zul)usse vom .^ Afi l)ewilligt wurde. Musoumsbaii- Ans der Musenmsl)ankomniission scliieden dureli den Tod die Kommission, y^j-j-g,^ Seuatoren Hau7i uiul I?aj)j), wegcui Krankheit Herr Dr. Fischer. Dieselbe bestand am Ende des Jabres aus den Herren: Senator E. von Melle (als Vorsitzendem), Senator Di'. J. O. Stammann, Senator E. W. L. H. Boschcr, Swfjmund Hinrichsen, Dr. |»hil. (). J. K. IL Draenorf uud liohert Mestern. Mnsonmshan. DJ,. Hoftiumg, dass der Musenmsbau r(«chtzeitig vobendet werde, hat sieb nicld- ei'füllt. Der Abliefernngstermin wurde vom 1. August auf den 1. Deeemlier verschoben; hnb'ssen wurcb-n zu (besem Termin mir der Skelettsaal niul (b'e beiden Dienstwoluiungen im Souterrain fertiggestellt. Die Ablieferung (b's (lel)äiules im (Ganzen musste nocb • mals und zwar bis zum März ISSO biiuiusgeschoben wei'cb'u i^f^'^m*^'' ii" Mit dem 1. Decend»er wurde Herr G. FrarnJicin, bis (bibin Diener im ]ihysilvahsclien btaaishiboratorium. als Hausmeister des Neuen Museuuis angcst(>Ht. um ihm (ielegcnbeii zu geben, sich recbtzcitig mit (b'in (iebäiub' veilraut zu machen; zum gb^ichen Termin wiinh' Herr J. Härder als Mascbinist uud Oberbeizer angestellt. Moiiiiiar (los Die Tläue für das M(d)iliar des Neuen Museums wurden vcni Neuen Musoiuns. tt„ !>• a ii'^?- ■ \^ • -in t\i i, Meirn l>auiiis))ector neijaig im \ crem mit der Museunisverwaltnng festgestellt uud im Scboosse d(M' Daudeputation gutgebeissen. Der Sena,tsantrag betreffs ]]escliaffung des Moljiliars für das Neue Museum in der Höbe von .<^ 352 H 000 wurde von der Bürgerschaft am IS.Jub an einen Ausscbuss von 7 Mitglied(Mii verwiesen, sodann aber am ^^S. No- vember mit geringfügigen Modificationen genehmigt. Dank der Munificenz der Averböfl'-Stiftung konnte der Dericht- erstatter die Einriebtungen der Museen in London und I>rüssel studiren. Ein Auftrag der ()l)ersebull)ebörde führte ihn zu dem gleicbem Zv\('cke nach Berlin, Breslau und Dresden. Die dabei gemachten Wahr- nehmungen werden wesentbch erst bei der Neuaufstellung unserer Samm- lungen zur Geltung kommen. Handi.ii.iioUieic. Der grössere Theil der verfügliaren Mittel, nämlich J4 1 KiO.no wurde zur Erwerbung von 4 wichtigen /(Mtscbriften verwandt, nämlicli der: Annales de la soc. cntomologique de France 1S;!'> — 1 SSS. Kröyer's Naturhistorisk Tidskrift isn7 — 1S49. Schiödte's Naturhistorisk Tidskrift 1801-1884. Naturhistorisk Foreningen i Kjöl)enhavn Meddelelser 1S49— 1883. Natnrhistorisdies Museum. XLVII So koiiiitcii thig waren, sind die Mittel dieser Position nicht unerhehlieh ühei'schritten worden. Für eigene wissenschaftliche Zwecke arheiteten im Museum Bcmitzuns namentlich die Herren Prof. Dr. Noock aus Braunschweig, Dr. LcmfikaveL und Dr. 0. Zeiae. Vax zoologischen Untersuchungen wurden Ohjecte nach auswärts verliehen an die Herren: Dr. Dohrn in Stettin, Dr. Harilmih in Bremen, Assistent Kohl in Wien, Dr. Lmz in Lüheck, Professor von Martens in Berlin, Professoi- Fcrritr in Paris und Scliulvorsteher Sickmann in Ihurg. Für di(^ uns gemachten Geschenke ist mit vollständiger Auf- Ge.s.i)pukc. Zählung in den ()ffentlichen Blättei'u der Dank ausgesprochen worden. An dieser Stelle mögen nur die wichtigsten hervcn-gehohen werden: Von der Z oul ogi sc hen Gesellschaft: P)0 Säuger, ')') Vögel, Zooloft-ische 20 lle]»tihen und A niphihien, 2 Fische. 0 niedere Thiere; — ferner an grösseren Sannnlungen: von Herrn Gonsul F. Hervf^hchn n Säuger. 1 Vogel, 1 grosses (Vix'odil und zahlreiche andere Be])tilien. ca. 100 Fische, diverse Mollusken nnd (',.') lusecten von .laluit; von Herrn Kapitän XL VIII Naturliistdi-isohes Museum. Horn die Ausbeute seiner Eeise iiacli der Muruian-Küste (ca. 150 Num- mern); von Herrn Höge 3300 Käfer, 1 Glas mit diversen Objecten und 17 liulimus aus Mexico; von Herrn Kapitän Hupfer die Ausbeute dreier Reisen nach Westafrika (ca. 700 Nummern); von Herrn Dr. Ä. Krause in Berlin eine Sammlung von 236 norwegischen Mollusken ; von Herrn Alfred O'Sivald in Nossibe iu zwei Sendungen 2 Fledermäuse, 2 Vogelnester, 4 Eier, 131 Ecptilien und Ampliibien. 5 Fische, 20 nie- drige Seethiere, 158 Sclimetterlingc und /ahlreiche andere Insecten theils trocken, theils in S])iritus; von Herrn F. H Ulex 23 Vogelbälge, 2 Rejitihen und SO Käfer von San Salvador ; von Herrn jK^. Thompson in Merida ((hirch Herrn (r. A. JR. Crasemann) 175 Vogelbälge aus Yucatan; — von Herrn A. Beit in London ca. 100 Käfer von Pretoria, Transvaal; von Heri-n Direktor Dr. Bolan Ti-ei-on Waalia Brun. von Madagascar; v(tn Herrn Au(j. C. Cordes ein Balg von Pro- capra gutturosa Pall. nebst 2 Oberschädeln mit Gehörn; von Herrn F. H. Deseniss 70 Käfer von Frankfurt a/M. ; von Herrn von Döhren 4 Gläser mit Landschnecken aus der Schweiz; von Herrn Dr. J. G. Fischer 1 Balg von Viverra civetta, 1 Alcedo, 1 Ghilodactvlus, 1 Amphisile, 1 Achatina, 8 Land-Isopoden und 85 andere (Jliedertbiere von Venezuela, Kamerun und Gran Canaria; von Herrn Dr. Greder 2 Spinnen, 1 Wespe 2 Gorgoniden, diverse Schlangen und Fische von Westafrika; \'on Herrn B. Gruenkig in Eosario 55 Eier, 45 diverse Wirbelthierreste, 1 Schlange, 3 Mollusken und zablreiche Insekten aus Argentinien; von den Herren G. Hoffmann sen. u. jun. S Echinodermen von den Slietlands- Inseln; von Herrn Professor Kraepclin 2 Gläser mit Fledermäusen, sowie einen Kasten und !) Gläser mit Insecten; von Herrn B. Krause in Tacna 3 Gläser mit Naturalien in Si)iritus; von Herrn Fd. Lippert in Transvaal ca. 150 Nummern Mollusken, Echinodermen und Gorgonien von St. Elizabeth; von Herrn Marcbese Dorm in (lemia Eonycteris spelaea Dobs. und Ves])erugo Savii Bon., var maura Blas.; von Herrn Fl. Lorenz Meyer in Singapore 20 Sclnnetterlinge und 1 Käfer ebendaher; von Herrii Dr. W. Mühaelsen Krebse aus der Bille und FAhe, eine grosse Anzabl trockener Gonchylien, ferner Amorphina panicea und Tanais l)altica aus der Kieler Bucht; von Herrn Hauptlehrer Barfz 1 Hatte aus Indien und 1 Schwamm von Kamerun; von Herrn Petterson 2 Vogell)älge, 1 Nest, 1 Eidechse, verschiedene Insecten und Gorgoniden von Bulbine, Westafrika; von Herrn Professor Perrier in Paris 3 seltene Echinodermen; von Herrn G. Blatzmann ein Deljjhin, Phocaena com- munis L., ein mit Austern ltesetzt(>r Taschenkrebs und ein ungewöhnlich grosser Hummer, Homarus vulgaris L. — sämmtlich aus der Nordsee; von Herrn Direktor JiV«^^(=j/7;e^7/ 5!) Schmetterhnge ; von Herrn Behners Naturhistorisches Musevim. XLIX auf Helgoland 2 Steppeuhülmer , Syrrhaptes paradoxa Fall.; von Herrn J. H. Statlmm Uria troile, 2 Pterodes, Männchen und Weil>clien, 1 Kanipfhahn von Helgoland; von Herrn T. A. Verkrüzen l«i arktische Conchylien. - — Von Herrn Professor Baltzer in Bern geschrammte Geschiebe Min.naiogischc aus dem Aarerraticuni; von Herrn Dr. Th. Beim 09 Mineralien und Ver- ^wiioiiung. Steinerungen, besonders aus Südamerika; von Herrn Dr. Bnffcl in Segeberg Steinsalz und andere Gesteine von Segeberg; von Herrn Ixoh. S. Gurr eine grössere Anzahl fossiler Knochen von Coosow in Carolhia; von Herrn Professor Crie m Rennes 1 1 cambrische Versteinerungen aus Nordfrank- reich; von Herrn Dr. C. Gotische 17 hiesige Gescliiebe, (55 Gesteine von Segeberg und Schobüll. 70 Versteinerungen von der Insel Wight und aus Hampshire; von Herrn Ix. Gruenimj in Rosario Gürtelthier- reste aus Argentinien; von Herrn B. von Giindell 11 Mineralien aus Mexico; von Herrn Dr. O. Güsscj'ehl eine gritssere Sammlung thürin- gischer Gesteine ; von Herrn Consul M. Herrmann spanische Antimon- erze; von Herrn Professor Dr. Noacl: zahlreiche Versteinerungen aus dem Gault von Kraunschweig, sowie Wirbelthierreste von Thiede ; von Herrn Senator 0'>SVr^/A? ein :>() cm. langer Bergkristall von Madagascar ; von Herrn Hauptlehrer .1. Parfz einige seltene Versteinerungen von Lüneburg; von Herrn [)i: Tf(jfer 10 werthvolle Geschiebe von Rügen; vom dem verstorbenen Herrn J. Plagemann 21 Mineralien aus Chile; von Herrn G. Rahe in Berkeley ca. lt»0 Mineralien aus Californien und Nevada; von Herrn Direktor Batdenhen/ 10 diverse Geschielje aus Holstein und Nordhannover; von Herrn P. Trümmer jr. eine vortreffliche, etwa 70 Arten umfassende Samndung aus dem ]\Iioc;in von Langen- felde, sowie eine grcissere Anzahl hiesiger Geschiebe; von Herrn Apotheker F. IL Ulej: diverse Mineralien und ein femur von Hoplo- phorus aus Argentinien ; von Herrn H. WkbV in Siitel (iyps und Baiyt aus den dortigen Tlionlagern ; von Herrn Hauptlehrer F. Wunsfo)f 47 Versteinerungen von Crefeld; von Herrn F. Worlee 25 Mineralien und Versteinerungen; von Herrn Dr. 0. Zehe U» diverse Geschiebe, sowie eine interessante Quartärfauna von Burg in Dithni.irschen. Von Herrn Professor Martin in Leiden sind !)0 Versteinerungen Sonstige von den Viti-Inseln . welche Derselbe aus dem ehemaligen Mnseum GodettVoy entlehnt hatte, nunmehr ;in uns zuriickgegeben. Im Tausch eihielten wir \on Herrn Mairasscn in Wandsbeck Tausdi. einige treftliehe Stücke von Holsteiner Gestein, von Herrn Geheimrath Professor Dr. Ferd. Boemer in P»reslau :'>(i Mineralien, Versteinerungen und Geschiebe, von der Bealsehiüe des J(.li;inneums S werthvolle Mi- neralien und 1 Versteinerung, v(ni Heiiii rrolesscu' Di'. B. (JoJieii in L Naturliistunsche« Museum. Greifs Wald 5:'! Gesteine und Versteiiierungen au.s Selnveden und l)(jrii- lioliu. Als Tau.sehmaterial wurden wesentlich duuhlette hiesige Gescliiehe verwandt, ^^'^"f- Durch Kauf wurden erworben: /ooioKische von Herrn C. JJütddiiif/Jiaiis eine Anzahl lvrel)se etc. von Na- gasaki, von Herrn J. hrücr 215 Arten von Ortliopteren. von Herrn H. FnüibtoiJ'vr ;i Nager, 1 .Schildkröte, 5 Krebse, 311 Insekten und 54 Mollusken von Santa Catarina und Teresopolis, durch Herrn J. Itzerodf; 1 Ihindeschädel und 2 V()gel, von den Herren Kajsitän Kophamvl und 8chiffsofficier Pck ssicr die Ausbeute ihrer Reisen nach der Westküste von Süd- Amerika, von Herrn Professor Meiuhier 95 Vogel- bälge aus Turkestan. von Hei'rn Oberanitmann Nehrhorn 10(i asiatische Vogelbälge, von Herrn Trofessor Dr. Noack Felis microtis MK. und Martes flavigulo Bodd. aus dem Amurgebiet, von Herrn G. Schneider Equus Kiang Gray, Ovis burhel Gray, 14 polynesische Vogelbälge und 1 Schwamm — zusammen zoologische Gegenstände für J( 2(i45,48. Miuerakigisciie ferner vou Dr. A. Kranfz 251 Mineralien und Versteinerungen, Abtheiiung. ^,^3jj j^,j. Uuiiüed 12 (Jestcine von Haiti, von Herrn E. MüJdvnpfüvdi eine Sannnlung von JMineralien und Versteinei-ungen aus Japan, von Herrn Kapitän Fohl Ammonites Parkinsoni, von Herrn C. Bahn 15 hiesige Geschiebe, von Herrn Dr. C. liiemann S Mineralien, von Herrn //. Schillhuj Obsidian von der Osterinsel; von Herrn Dr. B. StUrtz 5 Versteinerungen — zusammen niineralogisciie (iegenstände für J^ S58,25. Aptinaig-. Im Gouto für Aptirung waren zu verrechnen: für Postamente incl. Anstrich u!^41!),55; für Standgläser und dergleichen.^ 3202, GG; für Spiritus und destillirtes Wasser J4 5-J2,!)l; für Etiketten J( 48. AbrccümiuK. Die durcli die Hand dei- IViusi-unisverwaltung gegangenen Ein- nahmen und Ausgaben bahmciren mit folgenden Zahlen: l'liiiuuluue : Aiisualu' : Ansehatfung und rnterhaltiuig von Hilfs- mitteln J( 3 025,— J^ 3 024, MG Anschaffung, Aptiiung und Unterhaltung der Sannnlungen : von Finanzdeputation J^ "/ '.»70,54 Erlös aus Doubletten . „ 31,78 „ 8 002,32 „ 8 002,32 Allgemeine Vervvaltungskosten ,. 3 G74, — ,, 3 G74, — Einmalige Ausgal)e für Umzug, J^ 5 000, davon gezogen „ 1 014, 3s ., l Ol 4,38 Erspart 7,27 J^ 15 G83,l)2 J^ 15 G83,«)2 Abtheiluu" Naturliisturiscbes Museum. LI Ein Tlieil der .illi^ciiiciiKMi Vcrwaltuiigskostcn, wurde wie Jas ganze Rubrum für (iehälti'r uiitl IJesukluiiüeu bei der Oberscbulbebörde verrechnet. Die Verniebruiiy des Inventars vom 1. Mai 1887 bis ebendabin Vcrm.-iu'ung. 1888 wurde, zum Zweeke (b'r Feuerversieberunii, wie folgt, festgestellt: Zoülogiscbe Abtbeibiu- 4 "•0 074,10 Mineralogisclie Abtlieiking , -1 374, o5 Mobiliar „ 90,— .^ :u 508,45 Der Gesammtwertb des Inventars des Museums stellte sieb demnach am 1. IMai 1888 auf ./<< ('.8:2 ;;7:!.37. Der Direktor war während (b's ganzen .lalires dureb schwere Arbcitcu. I- 1 1 -i 1 • 1 , ■ ■» 1 1 -i 1 • 1 1 Zoolosische Krankheit genmdert nn Museum zu arbeiten; auch in der oberen Leitung musste er sich während der grösseren Hälfte des Jahres von dem Lerichterstatter vertreten lassen. Nicbstdestoweniger fand der Direktor noch die Kraft einen neuen Vogelkatalog in zehn Foliobänden in Angritf zu lu'hmen ; (be vobendeten 3 Bände desselben, die Baptores und Passeres turdiformes umfassend, sowie umfangreiche Notizbticher zeugen von der Sorgfalt und Umsicht, die der Entschlafene auch dieser seiner letzten x\rbeit gewidmet bat. Auch ein neuer Säuger-Katalog ist vorl)ereitet worden, und y\v\- Zoologische Lingangskatalog inmmehr so zerlegt, dass jedem wissenschaftlichen Angestellten für die ihm zugetheilten 'J'hierklassen ein Land überwiesen werden konnte. Im Uebrigeii standen die Arbeiten im Museum untei- dem Zeichen des Umzugs. Allerdings wuritäne Hont, Hupfer, KopJiamel und Paesder mit nahezu 2500 Nummern — wurden gesichtet und katalogisirt. Von den Fischen wurden .-){i4 Nummern aus den Familien der Gohiiden, Pomacentriden, lUenniiden und Carangiden neu bestimmt. Von den Orthopteren wurden die Akridier und Locustiden fertig bearbeitet und in hh Kästen des Musterschrankes aufgestcdlt. Die Neuropteren und Pseudoneuropteren wurden möglichst durchbestimmt, und zur Ncuaufstellung hergerichtet. Von den Mollusken wurden die Neritiden, ferner von den Pul- monaten der Rest der Heliciden, sowie die Cochlostyliden, Pulimiden, Bulimuliden, Orthaliciden, Eucalodiiden sowde die Gattung Planorbis durehbestinnnt. Von den Würmern wurden die polychaeten AnneUden aus den Familien der Ai)hroditaceen, Am])hinomaceen, Euniceen, Nereideen, Nephthydeen, Hesionideen, Tomopterideen, h^pionideen, Pherusideen, Terehellaceen, Sabellaceen und Serpularicen bestimmt und katalogisirt. Miucraiogische In der mineralogischen Abtheilung wurde die llevision der Abtiieiiung. |^^.j.jj:^^.y^ Versteinerungen um 780 Nummern gefördert, und die Sichtung des paläontologischen Materials aus älteren Vorräthen zu einem vor- läutigen Abschluss gebracht. Ausserdem war eine ungew(>hnliclie Zahl von Eingängen — mit im Ganzen 202(i Nummern — zu bewältigen, wovon allerdhigs etwa ein Viertel wegen llaummangels in den betieftenden Theilen der Samndung vorläufig nicht eingeordnet werden konnte. Auch ist hervorzuheben, dass durch einige grössere Excursionen nach Lüneburg, Stade, Henmioor, Lieth und Segeberg der Grundstock für eine Sammlung der anstehenden Gesteinspunkte aus unserer weiteren Umgebung gelegt worden ist. — Zum Schluss sei erwähnt, dass der Zoologischen Gesellschaft, welche seit ihrem Bestehen das Naturhistorische Museum in uneigen- nütziger Weise auf das Kräftigste und Wohlwollendste unterstützt hat, am IG. Mai zu ihrem ;25jälirigen Juhiläum eine Glückwunschail)liotlu'k ist durch Ankäufe und Schenkungen der Anthro- pologischen Gesellschaft und des Lesezirkels um 41 Nummern vermehil worden. LYJ Sammlung Hamburgischer Alterthümer. 10. Sammlung Hamburgischer Alterthümer. Bericlit von Dr. A. H. Kellinghusen, d. Z. Vorsitzender der Kommission. Die Sainniluni; Hanil)ui'giscbei' Alteithiiiiun' war in den Soinnier- monaten Sonntags und Mittwochs dem Publicum geöftnet und war der Besucli dersellien ein niclit unerliebliclier, wie denn ül^erbaupt der von Jahr zu Jabr steigende Besuch belvundet, dass das Interesse für die Samnibuig iu stetem Wachsen begriöen ist. Leider kann die Samnibmg wegen der niclit beizbaren IvOcalitäten im Winter nicht /nr xAnsicht geöffnet sein. Zu Ankäufen lioteii sich im Bericbtsjabre weniger Gelegenheiten, unter den erworbenen Gegenständen dürften besonders die Amtslade, (ieräthe und bei Beerdignngen henutzten Embleme der ehemaligen „Elbaufwärts fahrenden Schiffergilde" zu nennen sein, welche Gegen- stände bei Aufhebung der (Jilde in das Ausland verkauft wurden, und nunmehr für ]-land)urg wiedererworbcMi sind. Ein Verzeichniss der der Sannnlung geschenkten Gegenstände ist in den Mittheilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte publicirt worden. 11. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkande. Bericht des Direktors Professor Dr. Sadebeck. Bosui;hszeit, Nachdem im vorigen Berichlsjahre die Neu-xAufstellung der Sammlungen in den erweiterten Instituts- Käumen vollendet worden war. wurde das Museum fortan au allen Sonn- und Festtagen \(>n lO- — o Uhr und an den Wochentagen (mit Ausn;dime des Montags oder des auf einen Festtag folgenden Tages) von 11 — 2 Uhr für das Besvicii. grölk're Piil)likum ge()ffnet. Der Besucli steigerte sich namentlich im ;>. Quartal derart, daÜ von der ursprünglichen Maaßnahme, wonach in den Wochentagen jeder Besucher sich in ein zu diesem Zwecke aus- gelegtes Buch einzuschreiben hatte? Abstand genommen werden mußte . Botanisches Mnsrnm und T>aborntnrinni für AVaaronl und Bestimmung des eingeoangencii und nocli niclit ei-h^ligten Matcriiils. sowie auf die Einorchiung (h'sselhen in (he Samndungen. Einen sehr wesenthehen Theil der Arbeiten l)e;ins|)ru( Ik^ii noch immer die S:tnnnhing(Mi des riO(h'fi[r<)y -JVruscMims (hn'cli die wissenschaftliche Bearhcitung und l>estinimung derselhcu, iii(h'sscn sind noch ül)er ;20 ()()() Nninnicrn unerledigt. Über die iihn'gcn wissenschaft- lichen Arheiten des Museums wolle man in den Sitzungsherichten der Gesellschaft i'nv Botanik (xh'r in dem Jahrhuch der H.-nnhurgischen Wissenschaftlichen Anstalten vergleichen, woselbst dieselben fortan zui- Publikation gelangen sollen. Anßerdem wurden im Ganzen IG größere Untersuchungen durch Ausiamits- Anfragen von Belnuden , hiesigen Handelsfirmen und Tiivaten ver- pitiieiiungon. anlaßt; in der Regel jedoch konnte die von Privaten und Handels- firmen gewünschte Auskunft Ijereits in den Sprechstunden gegeben w(M'den . welche zeitweise einen recht zahlreichen Besuch aufzu- weisen hatten. Als neue Einrichtung ist an dieser Stelle noch hervorzuhehen, Benutzung der daß an den Wochentagen in der Zeit von 10 — 'l l'hr die Herbarien lustituts- ^ . . einriclitungcn sowohl wie die Bil)liothek Jedermann zugänglich sind. Auch diese Ein- soit.Mis des richtung hat eine ziendich ausgedehnte Benutzung gefunden, und die p»'''''^»'"«- Herl)arien wurden wiederholt unter Zuhülfenahme der in der Bibliothek vorhandenen älteren und neueren Litteratur für vergleicheiule Arbeiten studirt. Widirend aher die Iiereits eingeordneten Bücher der Bihliothek namentlich leihweise sehr in Anspruch genommen wurden, wurde auch Sorge dafür getragen, daß Jedermann Gelegenheit hatte, die neuere Litteratur kennen zu lernen, indem jede der neuesten Erscheinungen 4 Wochen lang ausgelegt wird. Theile der Sammlungen wurden wiederholt sowohl in Hamburg als nach auswärts ausgediehen. Von den Herl)arien befinden sich augen- blicklich noch 4 Ahtheilungen in den Händen auswärtiger Gelehrter, v(m den übrigen Sammlungen wurden namentlich Kollectionen \üv einschlägige, z. Th. auch geographische Vorträge für hiesige (lelehrte zusammengestellt; eine größere Kollection westafrikanischer Hanihds- uud Colonialprodukte wurde der gegen Ende des Bei-iclitsjahres in Bremen stattgefundenen deul sehen ('olonial-Ausstellung anl' Gesu(di des Vorstandes dieser Ausstellung leihweise eingesendet. Eerner wurden auf direct geäußerten Wunsch Dubletten herausgesucht, namenthch von den wichtigei'en Cülonial])rodukten und Rohstoffen, um (b'esellien deu hiesigen höheren Staatsschulen nntzutheilen. LVIII Botanisches Museum und Labövatdrium für Waarenkunde. Wissenschaft- l^ie wissenscliaftllclicii Hülfsarbciteu wurden von den Herren ""i'e j)y A. Voiot, Dr. C. Brick und Dr. M. Lierau ausüeiuhrt. Hülfsarbeiten. ' " Aufsicht und Als Autseher und Museumsdiener wurde Carl Steffen jH-ovi- Bedienung. gQ^-igdi f^y i Jahr angestellt; an denjenigen Festtagen, wo der Besucli ein besonders zahlreicher war, wurde er noch von Bernhard Pfeiffer unterstützt. Vorlesungen. Im Laufe des Berichtsjahres wurden von dem Referenten folgende Vorlesungen gehalten: Im Sommersemester 1888: 1) EntAvickelungsgeschichte und Morphologie der Gefäßkryptogamen. 2-stün(lig. 2) Botanisches Practicum, täglich von 9 — 3 Uhr. 3) Botanische Excursione]!. *) Im Wintersemester 1888/89: 1) Allgemeine Entwickelungsgeschichte, 2) Botanisches Practicum, wie im Sommer. inventai-. Das ständige Inventar wurde zumeist durch (ilasgefärje u, dergi. vermehrt; von Instrumenten wurde angeschafft: Ein Seibert'sches Mikroskop-Stativ mit Abbeschem Beleuchtungsapparat, sowie Camera No. 09 von Zeiss. Eiwerbangen An Gcsclienken gingen — chronologisch geordnet — folgende ein : durcli Geschenke. 1) Mehrere Pilze aus der Hamljurger Llora, , von Herrn Dr. Eichelbaum. — 2) Eine westindische Limone, von Herrn Klein- schmidt. — 3) Ein australischer Pilz (Polyporus spec.^, von Frau Dr. Sonder. — 4) Eine Dattel-Blatti'ippe , von Herrn Beut hin. — 5) Einige siebenbürgisclie Farne, von Herrn Prof. Borbas. — G) Fruchtstände von Banhsia iniegrifolia aus S. W. Australien, von Baron Dr. F. v. Müller. — 7) Mexikanische Guajaveholzrosen durch Loranthus- Arten an Guajavebäumen verursachte Holz- wucherungen), geschenkt von Frl. Schneider. — 8) Frisches Lez^cojiMm verniün, von Herrn von Pöppinghausen. — 9) „Kinne Kennick", Eauchkraut der Sioux-Indianer (von der inneren Rinde der sog. ..gelben Weide"), geschenkt von Herrn Lüders. — 10) Rothes Garn aus der Magney-Pflanze (Agave americana), aus Mexiko, ebenfalls von Herrn Lud er s. — 11) Ein Zweig des mexikanischen Kaffees, von Herrn M. H. Schutt. — 12) Frische Morchebi (MorcheUa esculenta) aus ') Es wurden im Ganzen 17 Excursionen, z. Tli. Tagestouren unternommen. Botanisf'hps Miiscuin und Tjalioiatoiiinii fiir WniiriMilviinde. LIX Straßbiirft' in W. Pr., diircli den lleferenten. — 13) Veri^n-üuungen von Fritülaria Meleaf/r/'.^ aus lUnnkonese, von Herrn Sieveking, — 14) Agyptisclier Klee (Trifolium alejcandvinum) ans Nord -Ägypten, von Herrn Horschitz. — lo) Zwei Eindeiistüeke von ,,Casca de Paratndo" (Canella axillaris Nees & Mart.) aus Brasilien, von Frau Amalie Dietrich. — 16) (Tarn aus liananenfasern von der Insel „Kasaia" (Carolinen), von Herrn Lüders. — 17) Eine umfangreiche Sammlung Hamburgischer Blüthenptlanzen, zur Vervollständigung des in der Anlage begriffenen Herbarium Hamburgcnse, von Herrn W. Zim p el. — 18) Eine umfangreiche Sannulung brasilianischer rHanzen, von Herrn Dr. Ribeiro de Me iid o iir a in Eio, durch die gütige Vermittelung des Herrn W. Zimi)el. — 19) Ein großer Pohjporus squamosus, von Herrn Lemme. — 20) Früchte von Areca Catechu , von Herrn Zschelletzki (i. F. iVlbert Schenkel). — 21) Früchte xou Arisfolochia hrasiliensis Mart, von dem seil) en. — 22) Ein Stammal)schnitt des Ora.ngewhanms (Cih US mtranf in m), aus Yiti-Levu, von Herrn Lud er s. — 23) Eine Frucht von Carijocar f/labrum Pers. aus P)rasilien, von Herrn Prof. Wittmack in Berlin. — 24) Ein männlicher Blüthenkolben von Elaeis guineensis, von demselben. — 25) Zwei Früchte von Hymenaea Couriaril, von Herrn Schutt. — 26) Mehrere Fruchtexemplare von Lyco2)erdo7i gif/a?ifeum, von Herrn (TärtnerHelms hiersell)st, (Steindamm) von Herrn Reichel hiersclbst und Herrn Robert Dietz hierselbst. — 27) 3 Exemplare von Ckwaria flava (Ratzeburger-See), Bablah's (Acacia spec.) aus Ostindien, Vichaya aus Peru und Mauva flowers aus Ostindien, von Herrn Worlee. — 28) 12 Proben der gangbaren Gras- und Kleesamen des hiesigen Handels, von Herrn Thimm. — 30) Ein prächtiges Exemplar von Ayaricus cepaestipcs, von Herrn Baron Heinrich von Ohlendorff. — 31) Eine kleine Sammlung getrock- neter Pflanzen aus Venezui'la, von Herrn von Po ('|)piiigh ausen. — 32) Ein Fascikel Herbarium aus der Flora von Thüringen, von Herrn W. Zimpel. — 33) Ein Fascikel Herbarium aus der Flora des Riesengebirges, von demselben. — 34) Zwei grofje Fascikel Herbarium aus der Flora Hamburgensis, von demselben. — 35) Ein Herbarium deutscher Pflanzen, von demselben. — 3()) Ein im reifen Zustande befindliches Geoylossuin Jiirsafam Pers var. (apilatiim, geschenkt von Herrn Otto von Drdiren. — 37) Ein prächtiges Stück Ihrkenmaser- liolz, von Herrn Wedekind. — - 38) Früchte der Guevitia avcllanae Mol. aus Chile, von Herrn J. Heimerdinger. — 39) Mehrere Zapfen aus der australischen Tertiärfloia; z. \\. von Spondylostrohus Smifhii F. V. IVL, Pliymetocaryon Macl'ayi V. v. ]\[., BJiyfidotheca Lynchii F. V. M. , Platycoila Sullivani F. v. M., gesclH'idiiinii für Waarenkuiide. Dr. Fcidinaud von Müller in M('ll)onrne. — 40) P]ine Kollection Meeresalgen (Corallinen) ans San Franzisco, von Fran Dr. Sonder. — 41) Getrocknete, seltnere Früchte aus Borneo, darunter Carapa moUnc- censis Lam., geschenkt von Herrn Jjaron Heinrich von 0 h 1 e n d o r ff. — 42) Ein großes, vollständiges Exemplar einer in last allen Verzweigungen verbänderten Kiefer (Pimis sylvestris L.) aus (Jeesthacht, von Herrn Förster Vollrath. ■ — 43) Eine ansehnliche Kollection Di'oguen, dar- unter eine Sannnlung richtig hestimmter China -Rinden . von ¥vi\\\ Dr. Sonder. — 44) Die unifangreichsten (ieselicnke hest:ind<'n jedocli in den beiden Sendungen des Herrn Dr. Stuhlmann, aus Ägypten, Sansibar und dem ostafi'ikanischen Küstengel)iet. Eint^ genauere Mit- theilung ül)er den Umfang und die Bedeutung dieser Sammlungen tindet man in den Sitzungsberichten der (lesellschaft für Uotanik, wo unter Anderem herv(trgehohen wurde, dai.'j die eingesendeten Objecte wichtigen Aulsehliiß zu geben venuögen über die klimatischen und Bodenverhältnisse, nanientlieh des ostnfi iknnisehen Küstengebietes. Solche Resultate erlangen eine practische Ded(uitvnig, wenn es sich um die Einrichtung von Plantagen und Factoreien handelt. Dem Dank für die durch diese Geschenke gewordene Beförderung unserer Bestrebungen, welcher scIhui in (h'u Tagesblättern ausgesprochen wurde, sei hiermit noch besonderer Ausdruck gegeben. Tauschverbindungen wurden unterhalten mit dem Königl. Botanischen Museum zu Berlin, mit dem Königl. Landwirtbschafthchen Museum zu Berlin, mit den P)Otanischen Museen zu Breslau, mit dem Königl. Naturalienka1)inet zu Stuttgart und mit dem Botanischen Institut der Universität zu Kiel. Erwerbungen Durch Ankauf wurdeu — chronologisch geordnet — im Berichts- jahre erworben: 1) Die zweite und letzte Serie der Schlagintweit'schen Himalaya- Pflanzen. — 2) Die ersten 7 Fascikel der Fungi Saxonici. — 3) Eine Sammlung australischer Drogen. — Ein ganzer Fruchtstand von Chamaerops excelsa Thbg. — 5) Zapfen von Pinus Coulteri. — (5) Erste Serie der Warnstorf'schen euro])äischen Torfmoos(\ — 7) Erste Sendung von Droguen und getrockneten l*'rüc]tteii V(»n Schuehardt in G(>r]itz. — 8) Ein ganzer Fruchtstand von Raffia Rujj'ia (von seltener GriU.Je). — 9) Zwei Zapfen von Pinus tuherculafa. — 10) Eine etwas kleinere Sendung von Droguen und getrockneten Früchten von Schuehardt in Görlitz. — 11) r)ie füntte Lieferung Avv Hcnpel'schen Hutpilze. — 12) Eine dritte Kollection Schuchardt'scher Droguen. — 13) Das 8. Fascikel der Fungi Saxonici. - - 14) Das 4. und 5. Fascikel der Phycotheca universalis. — IT)) Eine Kollection von 4G Nummern iluroh Ankauf. Hambui'sense. Botaniscbes Museum unil Laboratorium fiir Waareukunde. LXI Characeen der Baenitz'schen Exsiccaten. — Ki) Reife Früchte von Euplioria Lytdii L. . Samen von Lecythis Ollaria L. und Früelite von Änona Cherimolia. Herbarium Haml»ui'jj;ense. — Nachdem die Sammlungeu Herbarium und namentlich auch die Herl)arien (hirch die am Anfange des Ue- richtsjahres getroffene Einriclituu«;- auch au (h'u \Voclientai;eu Jedermann behufs vergleicliender uud anderer Arbeiten zugcänglich gemacht worden Avaren, wurde im April d. J. in der Botanischen Gesellscluift der Wunsch laut, im Botanischen Museum ein Herbarium Hand)urgense zu besitzen. Zu diesem Behufe schenkte Herr W. Zimi)el die schon oben genannte Sammlung Haml)urger fJlütlienptlanzen, der Referent übergab e])enfalls seine Samndungen Handjurger Ttlanzen dem Botanischen Museum und Herr Dr. C. Brick vervollständigte das hierdurch entstandene Her- barium Hand)urgense durch fleißiges Sammeln auf den botanischen Excursionen. Die Bibliothek erhielt aufjer durch den Ankauf der regelmäßig fortlaufenden Zeitschriften und der wichtigsten Erscheinungen der neueren Litteratur namentlich durch mehrere iUtere Sachen, welche von dem Naturhistorischen Museum nachträghch abgegeben worden waren und aus der Kirchenpauer'schen Bibliothek stammten, einen recht werthvollen Zuwachs. IL üebersicht der im Jahre 1888 gehaltenen Vorlesungen. Uel) ersieht der im Jahre 1888 gehaltenen Vorlesungen. Prof. Dr. Sadebcdi, Dii ektor des Ijotauischen Museums : a. im Sommer 1888: 1) Allgemeine Entwickelungsgeschiclite und Biologie der Piianzen. I. Theil 2 Std. wöclientl. 3) Botanisches, resp. mikroskopisches Praktikum tägl.v. 9 — 3 Uhr. b. im Winter 1888/89: 1 ) Physiologie der vegetabilischen Zelle 2 Std. wöclientl. 2) Botanisches Praktikum tägl. v. 9—3 Uhr. Dr. A. Voller, Direktor des physikalischen Staats-Laboratoriums: a. im Sommer 1888: 1) Die optischen Erscheinungen der Erdatmo- sphäre 2 Std. wöclientl. 2) Physikalisches Praktikum 0 „ „ b. im Winter 1888/89: 1) Elektrische Messkunde 2 „ „ 2) Elektrisches Praktikum 6 „ „ Dr. F. Wihel, Diicktor cU^s chemischen Staats-Laboratc^iiums: a. im Sununer 188s (in Vertretung: Dr. .'1. En;/elbrecJd): Praktisi;lK' Übungen im Laboratorium tägl. v. 8 — 12 u. 1 — 5 Uhr. 1). im Winter 1888/89: l'raktiscbe Ubuiincn im LabDratorimii .. .. !• — 1 ;.' ., 1 — 4 „ LXVI Uebersicht der Vorlesungen. Dr. Äd. Wohlivill: a. im Sommer 1888: 1) Hauptepochen der deutschen Geschichte seit dem westfähschen Frieden. 2) Geschichte des deutschen Dramas, 3. Theil. 3) Ueber Goethe's Faust zus. 4 Std. wöchentl. b. im Winter 1888/89: 1) Geschichte der französischen Eevohition. 2) Geschichte der deutschen Litteratur V. 3) Einführung in die Geschichte des Mittelalters. 4) Allgemeine Geschichte vom Huliertus- burger Frieden bis zum Ausbruch der französischen Revolution „ 5-6 „ „ Ausserdem trugen im besonderen Auftrage der Oberschulbehörde vor : Dr. Wilh. Bock: a. im Sommer 1888: Ebene Geometrie 2 Std. wöchentl. b. im Winter 1888/89: Methodische Lösung geometrischer Konstruktioiis- aufgaben ... . . 2 „ „ Dr. IMm. Hoppe: a. im Sommer 1 888 : AnAvendung der Elektricität in der Technik. 2 Std. wöclicntl. b. im Winter 1888/89: Ausgewählte Kapitel aus der Lehre vom Schall 2 „ „ l*rof. Dr. Kraepelin: a. im Sommer 1888: Zootomisches Praktikum 2 Std. wik-lientl. b. im Winter 1888/89: Anatomie, Biologie und Systematik der (Jlieder- thiere ■ • 2 „ „ Hofrath Dr. G. Purtki: a. im Sommerlialbjalir 1888: 1) Gescliichte und Kritik des Materialismus. 2) Das Naturschöne im Unterschiede vom Kunst- scliönen. (Wesen und Erscheinungsformen des Naturschönen, geschichtliche Entwicke- lung des Naturgefühls etc.) 4 Std. wöchentl. Uebersicht der Vorlesungen. LXVII b. im Wiuterliallyahr 1888/89: 1) Aesthetische Kritik A'on Schiller's „Kabale und Liebe" und „Don Carlos". Sodann Entwickelung des Begriffes des Tragischen, Geschichte und Aesthetik der Deutschen Schauspielkunst. 2) Aesthetik der Musik (I. Theil). o) Darstelhmg und Kritik der philosophischen Systeme des Spinoza, Leil^niz und Herder, im Besondern Kritik der Versuche einer Theodicee von Leibniz bis auf die Gegenwart 4 Std. wöchentl. Prof. Dr. Schubert: a. im Sommer 1888: Kombinatorik, Kettenbrüche und Diophantische Gleichungen 2 Std. wöchentl. b. im Winter 1888/89: Differentiah-echnung, nebst Anwendungen . . . . 2 ,, „ III. Wissenschaftliche Abhandlungen. Oligochaeten des Naturhistorischen Museums in Hamburg. I. Von Dr. W. Michaelsen. Mit einer Tafel Abbildungen. Cryptodrilus purpnreus nov. spec. (Fig. l.j Es Hegen von dieser Art vier geschleclitsreife Exemplare und ein unreifes vor. Die geschlechtsreifen haben eine Länge von 95 bis 160 mm., und bestehen aus 129 bis 147 Segmenten. Der Körper ist beinahe drehrund. Die in Alkohol konservierten Tiere haben eine mehr oder weniger stark purpurn gefärbte Oberseite und eine schmutzig rotgelbe Unterseite. Der Kopflappen ist sehr klein. Die Segmente des Vorderkörpers sind zwei-ringhg, die des Mittel- und Hinter-körpers unregelmäßig drei- oder vier-ringlig. lieber die ganze Länge des Körpers zieht sich ein dorsal-medianer Strich, am Vorderkörper als tiefe Furche aus- gebildet, am Mittel- und Hinter-körper nur durch eine dunklere Fär- bung ausgezeichnet. Rückenporen sind deuthch erkennbar. Der erste liegt in der Intersegmentalfurche V/VL Die Borsten stehen in 8 weit getrennten Linien. Die ventral- mediane Borstendistanz (I — I) beträgt ungefähr V9, die dorsal-mediane (IV — IV) gut Vb des Körperumfangs. Die 3 lateralen Borstendistanzen nehmen vom Rücken zum Bauch hin an Größe ab. Die obere laterale Borstendistanz (IV — III) ist wenig geringer als die ventral-mediane (Vio des Körperumfangs), die mittlere laterale (III — II) ist 'V4 so groß wie die ventral-mediane ('/12 des Körperumfangs), und die untere laterale (II — I) beträgt nur 'Aj bis -'/s der ventral -medianen ('/15 bis ' h des Körperumfangs). An den letzten 10 Segmeuten sind die Borsten III und IV zum Teil aus der betreffenden Linie herausgerückt, bei einigen Tieren fast regelmäßig alternierend. Die Borsten I und II stehen bis zum Ende des Kr»rpers regelmäßig in grader Linie. Die Öffnungen der Segmentalorgane liegen dicht hinter dem Vorderrande der Segmente in den Borstenlinien IV. Sie erscheinen als dunkle Punkte in mehr oder weniger tiefen Grübchen. 1* 4 Dr. W. Michaelsen. Die geschlechtsreifen Tiere besitzen einen scharf begrenzten, heller gefärbten Gürtel, der sich im ganzen Umfange des Körpers über die 4 Segmente XIV bis XVII erstreckt. Rückenporen, Offnungen der Segmentalorgane und Borsten sind auch an dem Gürtel erkennbar. Eine einzige Samenleiter-Öffnung liegt in der ventralen Medianlinie am XVIII. Segment auf einer Papille. Vor und hinter dieser Papille liegt je ein bogenförmiger Wulst, durch tiefere Einsenkung von ihr getrennt. Am XIV. Segment erkennt man eben innerhalb und etwas vor den Borsten I die Öffnungen der beiden Eileiter. Die Öffnungen der Samentaschen liegen wie die Samenleiter-Öffnung in der ventralen Me- dianlinie. Es sind deren 5 vorhanden und zwar in den Intersegmen- talfurchen IV/V bis VIII/IX. Der im allgemeinen zartwandige Vorderdarm trägt ungefähi- in Segment III bis V dorsal einen dicken Schlundkopf, der sich aus muskulösen und drüsigen Elementen zusammensetzt. (Es läßt sich nicht genau feststellen , welchen Segmenten derselbe angehört, da die Dissepimente des Vorderkörpers unbestimmbar sind). Weiter nach hinten geht der Vorderdarm in einen starken Muskelmagen über. Die Lage desselben entspricht den äußeren Segmenten Va VII, VIII und ''2 IX. Thatsächlich gehört er jedoch einem weiter nach vorne gelegenen Segment an, was daraus ersichtlich ist, daß sich die nach hinten auf- getriebenen und in einander geschachtelten Dissei^imente VI/VII (?), VII/VIII und VIII/IX hinter ihm an den Darm ansetzen. Auf den Muskelmagen folgt wieder eine zartwandige Darm-Partie, die dadurch ausgezeichnet ist, daß sich das Darm-Epithel in vielfache Falten gelegt hat. Diese tief in das Darmlumen hineinragenden, unregel- mäßigen Falten sind prall mit Blut erfüllt (Darmblutsinus). Nach hinten zu werden sie stärker. Im XIII., XIV. und XV. Segment bildet die Darm Wandung Ausstülpungen, die jene vom Blutsinus umspülten Falten in regelmäßigerer Anordnung zeigen. (Homologa der Kalk- drüsen anderer Erdwürmer?) Der Darmblutsinus steht sowohl mit dem E-ückengefäß wie auch mit dem ventralen Darmgefäß in Verbindung. Vom Blutgefäßsystem ist noch zu erwähnen, daß sich 5 Paare herzartig erweiterter, seitlicher Gefäßschlingen vor den Hinterwänden der Seg- mente VIII bis XII um den Darm herumlegen. Die Segmentalorgane sind besonders im Vorderkörper stark ausgebildet und setzen sich aus lappigen und kolbigen. vom Flimmerkanal in vielfachen Windungen durchzogenen Teilstücken zusammen. In den Segmenten X und XI findet sich je ein Paar Hoden. Dieselben liegen rechts und links neben dem Bauchstrang in dem Winkel, den das vordere Dissepiment mit der Leibeswandung bildet. Oli^ochaeten des Hamburger Naturhistorischen Museums. I. 5 Fast der ganze von den übrigen Organen freigelassene Raum der Segmente X und XI wird von umfangreichen Samensäcken eingenommen. Auch die hintere Hälfte des IX. und die vordere Hälfte des XII. Segments enthalten Samensäcke, wahrscheinlich Ausstülpungen der größeren Säcke in den zwischenliegenden Segmenten. Die Samentrichter liegen paarweise in den Hodensegmenten X und XI, vor den hinteren Dissepimenten. Wenn ich gewisse Bilder, die mir eine Schnittserie darbot, richtig gedeutet habe, so vereinen sich die aus den Samen- trichtern entspringenden Samenleiter der gleichen Seite dicht hinter dem Dissepiment XI XII und gehen von hier l)is in das Segment XVIII, wo sich ein Paar dicker, cylindrischer, in eng gepreßte Windungen zusammengelegter und von einem feinen Kanal durchzogener Prostata- Drüsen mit ümen verbindet. Ül)er der ventralen Medianlinie, unter dem Bauchstrang vereinen sich die hier sehr dickwandigen, muskulösen Samenleiter und münden dann durch einen medianen, stempeiförmigen Penis, der bei dem untersuchten Exemplar zur Hälfte aus einer engen cjlindrischen Einsenkung der obenerwähnten Pajiille herausragte, nach außen aus. Zwei büschelförmige Ovarien hängen vom Dissepiment XIFXIII in das XIII. Segment hinein. Die einzelnen Teilstücke derselben sind keulenförmig. Von ihrem dicken, fi'eien Ende haben sich reife Eier losgelöst und füllen jetzt den größten Teil der Leibeshöhle des XIII. Segments aus. Jederseits liegt ein großer Eitrichter vor dem Dissepiment XIII'XIV. Diese Eitrichter gehen in kurze, das Diss- epiment XIII/XIV durchbohrende und gleich hinter diesem durch die oben erwähnten Offnungen ausmündenden Eileiter über. Die Samentaschen hal)en die symmetrische Anordnung auf- gegeben. Die auf den 5 Intersegmentalfurchen IV/V bis VlII/IX in der ventralen Medianhnie liegenden Offnungen führen in je einen kurzen, muskulösen Kanal, der sich bald nach seinem Eintritt in die Leibeshöhle zu einem umfangreichen, ziemlich dünnwandigen Sack erweitert. Da der Bauchstrang über der ventralen Medianlinie liegt, so muß dieser unpaarige Sack aus der Medianebene herausweichen. In den kurzen Kanal münden zwei lange, dünne, cyhndrische Divertikel ein, die sich, der eine rechts, der andere links am Bauchstrang vorbei, in die Leil)eshölik' hinein erstrecken. Zuweilen sind sie geschlängelt. Diese cylindrischcn Divertikel enthalten nach der Begattung das Six'rma. Der weite mittlere Sack ist von einer granulösen Masse erfüllt, die sich in Pikro-Carmin schwach ftirbt (Nahrungsmasse zur Füllung der Cocons). Die Exemplare des Hamburger Museums stammen von den Fundorten: „Gayndah" und „Peak Down St." in N.-O. -Australien. 6 Dr. W. Michaelsen. BeDhamia rosea nov. spcc. noo. gen. (Fig. 3.) In der Gatt. Benhamia fasse ich die Acanthodriliden zusammen, die mehr als einen Miiskehnagen haben, hei denen die Segmentalorgane zu vielen in büschehgen Reihen an den Seitenwänden der einzelnen Segmente stehen und ein unvollständiger (d. i. ventral eine rinnenförmige Lücke aufweisender) Gürtel sich über die männlichen Geschlechts- OfFnungen hinaus nach hinten erstreckt. Die Gatt. Benhamia ist als eine Erweiterung der Gatt. Trigaster Benh. ') anzusehen. Benham hat die Gatt. Trigaster für Acanthodriliden mit 3 Muskelmägen aufgestellt, wie er durch die Wahl des Namens andeutet. Da ich in der Sammlung des Hamburger Museums einige Acanthodriliden fand, die dem Trigaster Lankesteri Benham so nahe verwandt sind, daß sie mit demselben in ehie Gattung gestellt werden müssen, die sich von ihm jedoch dadurch unterscheiden, daß sie nur 2 Muskelmägen besitzen, so reicht die Diagnose Benhams, wie sie in dem Namen Trigaster enthalten ist, nicht aus. Ich glaube berechtigt zu sein, mit der in dem Namen eingeschlossenen Diagnose auch den Namen fallen zu lassen und vereine den Trigaster Lankesteri Benh. als Benhamia Lankesteri Benh. mit der Benhamia rosea nov. spec. in einer Gattung.'"*) Benhamia rosea ist einer der größeren Regenwürmer. Zwei vollkommene, aber leider sehr schlecht erhaltene Exemplare haben eine Länge von 500 mm. resp. 540 mm., eine größte Dicke von 10 mm. resp. lO'/smm. und bestehen aus ungefähr 400 resp. ungefähr 380 Seg- menten. Die Stücke machen den Eindruck einer zu starken Streckung in Folge von Erweichung in schwachem Alkohol. Ihre Farbe ist bläulich grau. Am Vorderende und am Hinterende ist dieser bleiche Farbenton durch ein rosa Pigment überdeckt. Der Kopflappen ist breit abgerundet, deutlich vortretend. Die Borsten sind auffallend klein. ') Benham : „Studies on Earthworms No. II." in: Quart. Jonrn. Microsc. Sei. Vol. XXVII. '^) Kurze Zeit nach der Einreichung des Manuscriptes der vorliegenden Ab- handlung kam mir Beddards Arbeit ,,0u certain points in the structure of Urochaeta E. P. and Dichogaster n. g., with further remarks ou the Nephridia uf Earthworms" (Quart. Journ. Microsc. Sei. Vol. XXIX.) zu Händen. Dicho- gaster Damonis Bedd. zeigt in wesentlichen Organisations-Verhältnissen eine so auftallende Übereinstimmung mit Benhamia rosea, daß sich mir die Ver- mutung einer generi sehen Zusammengehörigkeit beider aufdrängte. Die Minderzahl der Samentaschen und Samenleiter bei Dichogaster Damonis mag als Zustand der Unreife gedeutet werden. Oligochaeten des Hamburger Naturhistorischen Museums. I. 7 Sie stehen genau wie bei B. Lankesteri in 4 ungefähr gleich weit von einander entfernten Paaren sämmtlich an der Ventralseite des Körpers. Rückenporen sind deutlich erkennbar, auch auf den Randsegmenten des Gürtels. Der erste liegt zwischen Segment XI und XII. Von geschlechtlichen Einrichtungen ist äußerlich folgendes sichtbar. Ein dicker, fester, intensiv gelb gefärbter Gürtel erstreckt sich über die Segmente XIII bis XXII (= 10). Derselbe ist nicht ringförmig geschlossen. Ventral-median bleibt eine Gürtel-freie Rinne. Diese Rinne wird an den mittleren Gürtel -Segmenten von den Linien der mittleren Borsten-Paare begrenzt. Nach vorne sowie nach hinten erweitert sie sich bis zu den äußeren Borsten-Paaren. Die männlichen Geschlechts- Öffnungen liegen zu 2 Paaren in den Segmenten XVII und XIX. Die jederseitigen Offnungen sind einander sehr genähert und liegen noch innerhalb der mittleren Borsten-Paare. Sie sind von außen nicht erkennbar, da sie in eine Art Vorhof zurückgezogen sind. Dieser Vorhof ist länglich oval, nimmt die Breite des Zwischenraums zwischen den mittleren Borsten-Paaren ein und erstreckt sich von der Mitte des Segments XVI bis fast ans Ende des Segments XIX. Er wird vom Rande her überdeckt durch eine ringförmige Hautfalte, die ihm nur eine verhältnismäßig kleine, länglich ovale Ausführungs- Öffnung läßt. Auch diese scheint noch geschlossen werden zu können; denn grade unter ihr, ungefähr in ihrem Umfange bildet das XVIII. Segment eine wulstige Verdickung. Diese eigenartige Bildung verschleiert gewisser- maßen den Acanthodriliden-Character der Tiere. Erst die Section offenbart diese Organisations- Verhältnisse. An Segment XIV erkennt man zwischen den mittleren Borsten einen queren, dunkel gefärbten Fleck als einzige Andeutung der Eileiter-Offnungen. Auch die Offnungen der Samentaschen sind der ventralen Medianhnie sehr nahe gerückt. Sie liegen zu 2 Paaren in den Intersegmentalfurchen VII VIII und VIIITX in den Linien der mittleren Borsten-Paare. Die Öffnungen der einzelnen Paare sind durch einen queren dunkler gefärbten Strich verbunden. Was die innere Organisation anbetrifft, so erlaubte der schlechte Erhaltungs-Zustand der zu untersuchenden Exemplare keine lückenfi-eie Feststellung; doch gelang es mir, die wichtigsten, für die Verwandt- schaft der Tiere maßgebenden Bildungen zu erkennen. Der zartwandige Vorderdarm trägt einen dicken, drüsig-musku- lösen Schlundkopf. Derartige „grape-like glands", wie Benimm sie bei B. Lankesteri hinter dem Schlundkopf gefunden hat (vergl. ') Taf. IX. Fig. 33 c, d u. e) konnte icli bei B. rosea nicht entdecken und ich glaube auch nicht, daß sie liic)' in der Art. Avie sie nach Benhams 8 Dr. W. Micha eisen. Untersuchimg wahrscheinlich hei B. Lankesteri ausgehildet sind, vor- kommen. In den ersten Segmenten zeigen die deutlich an der Leibes- wand sitzenden Segmentalorgane eine starke Entwickelung und füllen die ganze Leiheshöhle aus. Löst man den Darm heraus, so bleiben wohl einige der Segmentalorgan -Fäden an ihm oder wohl hesser an den mit ihm herausgehobenen Dissepiment- Überresten haften; die Hauptmasse der Segmentalorgau-Büschel aber bleibt mit der Leibeswand zurück. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß auch bei dem Untersuchungsobjekt Benhams nur ein Teil der Segmental -Organe mit dem Darm herausgehoben ist, wenngleich die geschlossene Gestalt der „grape-like glands" dagegen spricht. Im VII., VIII. und IX. (?) Seg- ment büdet sich der Darm zu zwei ellipsoidischen, kräftigen Muskel- mägen aus. Die beiden Muskelmägen sind nur durch eine ungemein schmale Partie zartwandigen Darms getrennt. Auf den letzten Muskelmagen folgt eine Darmstrecke, an der ich nur erkennen konnte, daß sie zartwandig und vielfach gefaltet ist und mit dem Blutgefäß- System in inniger Verbindung steht. In der liegion der männlichen Geschlechtsöflfnung liegen dem Darm massige Drüsen auf, die eine blättrige Struktur besitzen und von einem regelmäßigen Gefäß -System durchzogen sind. Sie sind den Kalkdrüsen homolog, die Claparede von Lumbricus , ■') pag. (JOS, Beddard von Acanthodrilus,^) pag. 819, beschreibt. Der übrige Teil des Darmes ist einfach, zartwandig. Die Segmentalorgane gleichen denen der B. Lankesteri. Es sind büschelförmige Gruppen, die wie in Rainen an den seitlichen Leibeswänden stehen. Die Büschel, welche der ventralen Medianlinie am nächsten stehen, sind größer als die andern. Von diesen geht ein von einem Kanal durchzogener Ast nach vorne durch das vorliegende Dissepiment hindurch in einen Flimmertrichter hinein. Ob auch die übrigen, kleineren Büschel mit Fhmmertrichtern versehen sind, konnte ich nicht erkennen. Die freien Enden der Büschel (Fig. 3 c) sind von einem System ausnehmend feiner Kanäle durchzogen. Die dickeren Aste führen dickere Kanäle. Die Ausmündungen der Segmentalorgane habe ich nicht zur Anschauung bringen können. Wahrscheinlich haben die einzelnen Büschel eigene Ausführung -Ocfifnungen, wie es bei Acanthodrilus multiporus Bedd. der Fall ist (vergl. *) pag. 814). In den vorderen Segmenten sind die Segmentalorgane viel stärker entwickelt als in den übrigen. Sie füllen hier fast die ganze Leibes- höhle aus. Nach hinten zu nehmen die Segmentalorgane allmählig an •"') Claparede: „Ilistolog. Unters, üb. d. Regenwurm", in: Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. XIX, 1869. *)' Beddard: On the Specific Characters and Structure of certain New-Zealand Earthworms, in: Proc. Zool. Soc. London. 1885. Oliüochaeten des Hamburgfi- Xaturhistorischen Museums. I. 9 Stärke ab. Eine Ausnahme machen die Segment aloi'nane der (nirtel- segmente. Sie sind fast so stark wie die der Vorder-Segmente. Hoden, Ovarien, sowie die inneren Partien der Samenleiter und Eileiter waren nicht detinierbar. Die distalen Enden der Samenleiter münden in den Segmenten XVII und XIX in den oben l)eschriebenen Vorhof ein, zusammen mit zwei Paaren von Prostata -Drüsen und zwei Paaren von Geschlechtsborsten-Säcken. Die Prostata-Drüsen sind ähnlich denen der B. Lankesteri, geschlängelte, cylindrische, von einem centralen Kanal durchzogene Körper. Die Windungen sind nicht so regelmäßig wie bei den Prostata - Drüsen der B. Lankesteri; auch sind sie enger aufeinander gedrückt. Die Geschlechtsborsten (Fig. 3 b) sind lang, schlang, unregelmäßig gebogen, in eine feine fadenförmige Spitze auslaufend und ohne irgend welche Verzierung. Ihre Länge beträgt 1,8 mm., ihre größte Dicke 0,05 mm. Die Samentaschen liegen zu '2 Paaren in den Segmenten VIII und IX beiderseits neben dem Bauchstraug. Sie sind sackfiirraig und haben einen dickwandigen Ausführungsgang. Die Wandung des Ausführungsganges enthält eine große Zahl kleiner Nebentaschen, die aber höchsten wenig erhabene, unregelmäßige Ausbuchtungen der Wandung verursachen. Zur Bildung freier Divertikel kommt es nicht. Das Hamburger Museum verdankt die Exemplare dem Sammel- eifer des Herrn Soyaux, welcher dieselben in West-Afrika, zum Teil in Gabun zum Teil in Leibange fing. Acanthodrilus auslralis nov. spec. (Fig. 2.) Trotz der großen Zahl australischer Regenwurm-Arten, welche durch Fletchers Untersuchungen bekannt geworden sind, ist bisher ein australischer Vertreter der Gattung Acanthodrilus nicht zu unserer Kenntnis gekommen. Das Festland Australiens bildete eine Unter- brechung in dem sonst sehr einheitlichen Verbreitungsgebiet der Acanthodrilen, wie es auf Grund unserer Kenntnisse angenommen werden mußte. Ein Satz in der Sammlung des Hamburger Museums setzt mich in den Stand, nun auch Australien für die Acanthodrilen in Anspruch zu nehmen und damit eine weitere Abrundung ihres Gebietes zu bewerkstelligen. Ich nenne die Art, die ich für die in Rede stehenden Würmer aufstelle, Acanthodrilus australis. Der Satz besteht aus 4 mehr 0(h>r weniger guten Stücken, Wie aus der folgenden Zusammenstellung zu ersehen ist, zeigen diese 4 Stücke auffallend verschiedene Grössen -Verhältnisse: 10 Dr- W. Michaelsen. Länge : Dicke an Segm. VIII: Segmentzahl : a. 60 mm 4* '2 mm 109. Geschlechtsreif ohne Gürtel. ß- 75 mm 4'/2 mm 280. Halbreif ohne Gürtel. r- 83 mm 5V2 mm 235. Geschlechtsreif mit schwach entwickeltem Gürtel. fi 140 mm 6 mm 443. Halbreif ohne Gürtel. Das größte Stück ist in geschlechtlicher Beziehung am wenigsten entwickelt. Es läßt nur die (Öffnungen der Samenleiter erkennen. Das ZAveit-gi'üßte, in geschlechtlicher Beziehung am Aveitesten entwickelt, diente mir zur Untersuchung der inneren Organisation. Leider war, wie ich zu spät bemerkte, der ganze Vorderdarm prall mit Sand gefüllt, so daß die Schnittserie, in die ich das Vorderende des Tieres zerlegte, nicht zu meiner Zufriedenheit ausfiel und mir manche Organisations- Verhältnisse unklar bleiben mußten. Die Gestalt der Tiere ist plump , drehrund , Vorderende und Hinterende (letzteres in schwächerem Maße) kolbenförmig. Der Kopflapjjen ist von obenher kaum sichtbar, el)ensowenig die letzten 3 Seg- mente, welche fast senkrecht zur Längsachse abfallen. Die Länge der Segmente ist nur am Vorderkörper eine ansehnliche. Vom IX. Segment an sind die Segmente sehr kurz. Das IX. ist kaum halb so lang wie das VIII. Die postclitellialen Segmente sind weniger als halb so lang wie das VIII. Ungefähr am V. Segmente ist der Körper der Tiere am dicksten (wenn von der secundären Gürtel-Anschwellung abgesehen Avird). Die Verringerung der Dicke nach hinten zu ist sehr schwach. Der postclitelliale Körperteil ist fast gleichförmig dick. Erst das viertletzte Segment zeigt eine deutliche Dicken-Abnahme. Die 3 letzten Segmente verschmälern sich so rasch, daß sie fast concentrisch in einander zu liegen kommen. Durchschnittlich verhält sich die Länge der Segmente zu ihrer Breite wie 1 zu 15. In wie weit diese charakteristische Gestalt der vorliegenden Stücke durch die Abtötung und Konservierung bedingt ist, muß dahingestellt bleiben. Die Segmente sind 2- bis 4-ringlig. Bei den 4-ringligen ist die mittlere Ringelfurche stärker als die beiden andern. Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten, dicht hinter der mittleren Ringelfurche. Rückenporen erkannte ich vom XII. Segment an. Die geschlechtsreifen Tiere zeigen äußerlich die folgenden Bildungen. Die Segmente XIII bis ungefähr XIX deuten dorsnl und lateral bis fast 'zu den ventralen Borstet ipaaren durch hellere Färl)ung die Gürtelbildung an. Die mämdichen (ieschlechtsöfl'nungen liegen zu 2 Paaren auf den Segmenten XATI und XIX, in der Linie der ventralen Borstenpaare. Sie liegen auf schwach erhabenen Papillen in einer Einsenkinig. die vorne von dem konvex vorspringenden Hinterrand des Segments XVT beüienzt wiid. (Die Offnungen der Eileiter sind nicht Oliofochaeten des Hamburger Naturhistorischen Museums. I. 11 erkennbar). Die Offnungen der Samentaschen liegen ebenfalls zu 2 Paaren in der Linie der ventralen Borstenpaare und zwar in den Intersegmentalfurchen VII/VIII und VIII/IX, Außer diesen Geschlechts- öffnungen sind an den gesclileclitsreifen Tieren noch 3 Paar Papillen mehr oder weniger deutlich erkennbar. Das vordere Paar ist am größten. Es liegt in der Intersegmentalfurche XI/XII zwischen den ventralen und den entsj)rechenden dorsalen Borstenpaar -Linien. Die beiden anderen Paare sind weniger stark entwickelt. Sie liegen der ventralen Medianlinie etwas näher als das vordere, aber immer noch außerhalb der ventralen Borstenpaare, das mittlere auf der Intersegmental- furche XII XIII. das hintere auf der Intersegmentalfurche XVIII/XIX. Die Borsten zeichnen sich durch ihre starke y'- förmige Krümmung aus. Ihr äußeres Ende ist scharf hakenförmig umgebogen, zugespitzt. Der zartwandige und mit vielen unregelmäßigen Falten aus- gestattete Vorderdarm trägt im III., IV. und V. Segment einen aus drüsigen und muskulösen Elementen zusammengesetzten Schlundkopf. Auf den Vorderdarm folgt ein cylindrischer Muskelmagen. Derselbe gehört dem VI. Segmente an, hegt aber scheinbar in den Segmenten VII bis X, da er die Dissepimente VI VII bis X XI, die sich hinter ihm an die Darmwand ansetzen, nach hinten drängt und in einander schachtelt. Auf den Muskelmagen folgt eine dünnwandige, stark gefaltete und vom Darmblutsinus umspülte Partie, die nach hinten zu in den einfachen, zart- und glatt-wandigen Darm übergeht. Jedes Segmentalorgan besteht aus einem Schlauch, der wenige male lang zusammen-gelegt und -geheftet ist. Die Ausmündungen (an dem untersuchten Exemplar nicht erkennbar) müssen in der Nähe der dorsalen Borsten-Paare gesucht werden. Von hier aus erstrecken sich die Segmentalorgane, an die Leibeswand angelehnt, jederseits bis fast zu der dorsalen Medianlinie. Die Hoden liegen in den Segmenten X und XL Sie sind rechts und links vom Bauchstrang, in dem Winkel zwischen Leibeswand und den Dissepimenten IX/X und X/XII befestigt und ragen von hier- aus büschelförmig weit in die Leibeshöhle hinein. Durch mehr odei- weniger regelmäßige, zur Al)s(hnürung führende Einschnitte eiscbeinen die äußeren Büschel-Enden zum Teil roscnkranzfch-mig. Sann'iisät'ke finden sich in den Segmenten X, XI und XII. (iroße, freie Sinnen- trichter liegen vor den Hinterwändeu der Scgnieute X und XI, den Hoden gegenübei' und setzen sich nach hinten zu in lange Samen- Kanäle fort, die auf den oben erwähnten Pa])ilh'n in den Segmenten XVII und XIX ausmünden. Die sich uchcii ihnen (ihiicudcn muskulösen Säcke tragen Geschleclitsl)orsten von aulfallender (iröße. Diesel])en werden 2.4 mm lanii'. also unucfäbr halb so lang Avie die Dicke des j 2 r)i'- W. Michaelsen. Tieres beträgt. Sie sind einfach, bogenförmig gekrümmt, am inneren Ende am dicksten und werden nach dem äußeren Ende zu gleichmäßig dünner (Fig. 2 b). Die Prostata-Drüsen sind hing cyhndrisch, unregehnäßig gefaltet, von einem engen Kanal durchzogen. Die Ovarien liegen im XIII. Segment, hinter dem vorderen Dissepiment. Sie sind büschelig und ihre Büschel- Enden rosenkranzförmig. Ihnen gegenüber, vor dem Dissepiment XIII/XIV liegen die beiden Eitrichter, die bei dem untersuchten Exemplar noch nicht vollkommen ausgebildet zu sein schienen. Eileiter konnte ich nicht erkennen. Die Samentaschen liegen in den Segmenten VIII und IX. Ein kurzer, dicker Gnng führt in einen sackförmigen Hau])traum, welcher unregelmäßige Ausbuchtungen zur Seite treibt. Die Wandungen der Samentaschen sind dick, muskulös, außen glatt. Von der Innenseite her sind sie von einem System tiefer Furchen und Einsenkungeu durchsetzt, welche besonders in den erwähnten unregelmäßigen Ausbuchtungen fast ganz abgeschlossene Nebenräunie bilden. Diese in der Wandung eingeschlossenen Nebenräume übernehmen die Funktion der Divertikel, mit denen die Samentaschen anderer Acanthodrilen ausgestattet sind. Bei der Kiu'ze der Segmente finden umfangreiche Organe wie Samentrichter, Samensäcke, Prostatadrüsen und Samentaschen in dem ihnen zukommenden Leibeshöhlen-Teil nicht genügenden Raum. Sie treiben deshalb die sie beengenden Dissepimente auf und erweitern ihr Segment auf Kosten der benachbarten. Wirken zwei solcher Raum- begehrender Organe gegeneinander, so entstehen gewisse Verschiebungen. So liegen z. B. bei dem untersuchten Exemplar die Samentrichter des XI. Segments fast grade über den Sametitrichtern des X. Segments. Die untere Hälfte des Dissepiments IX/X ist nach vorne, die obere Hälfte desselben nach hinten aufgetrieben. Fundort : Kap York im Norden Australiens. Enchytraeus arenarius rwv. spec. (Fig. 5.) Vor Jahren fand ich am Eibstrande unter einem Stein 2 Exem- plare einer Enchytraeus-Art, die so manche interessante Eigenart hat, daß ich sie hier beschreiben will, trotzdem jene beiden Stücke, die mittlerweile in Schnittserien zerlegt worden, die einzigen gebheben sind. Das aus denselben hergestellte Präparat ist als Belegstück im Hamburger Museum niedergelegt. E. arenarius ist ein weißlicher Wurm von ungefähr 10 mm. Länge. Die Borsten sind schlank, gerade gestreckt, mit schwach hakenförmiger Krümmung am inneren Ende. Sie stehen in der Regel zu 3 in einem Bündel. Oligochaeten des Hamburger Natnrhistorischen Museums.' I. 13 Die Lymphkörperchen (Fig'. 5a) zeigen eine ganz absonderliche Gestaltnng. Sie sind mehr oder weniger abgeplattet, nur zum ge- ringsten Teile glattrandig. Die meisten sind an einer Seite wie auf- gefasert, unregelmäßig kammfürmig. Sehr häutig sind Formen wie die mittlere in Fig. oa. In manchen Fällen sind diese Fasern umgebogen, so daß sie zu spitzen Haken werden. Die Bedeutung dieser eigen- tümlichen Bildung wird einem klar, wenn man die Lymphkörperchen im lebenden Tier beobachtet. Sie dient dazu, den Lymphkörpern das Anhaften an der Leibeswand und an den inneren Organen zwecks amöboiden Eindringens in dieselben zu erleichtern. Ahnliche Einrich- tungen zeigen die Lymphkörper von Anachaeta bohemica Vejd. ') (Fig. 4) und von Pachydrilus sphagnetorum Vejd. ") (Fig. '^^a). Die Lymphkörper des E. arenarius sind gleichmäßig granuhert und besitzen einen Kern. Das Rückengefäß entspringt hinter den Gürtel-Segmenten. Das Blut ist gelb. (E. arenarius ist nicht der einzige grad-borstige Enchy- traeide mit gefärbtem Blut. Auch E. aftinis Lev ') besitzt gelbes Blut.) Das Gehirn (Fig. 5d) erinnert an das des Stercutus niveus (vergl.') Fig. la). Es ist viel länger als breit. Der Vorderrand ist ausgerundet. Die Seitenränder divergieren von vorne bis ungefähr zum Anfang des hinteren Drittels, um dann ziemlich scharf nach innen einzubiegen. Nachdem sie eine kurze Strecke in dieser Richtung ver- laufen sind verlieren sie sich unter zwei langen, dreieckigen, grade nach hinten gerichteten Lai)pen. die den ganzen Hinterrand des Gehirn einnehmen. Der Ausschnitt zwischen den beiden Lappen ist ebenfalls dreieckig und schneidet oft bis - ■> der Gehirn-Länge in das Gehirh ein. Die Größe der Lappen und des zwischen ihnen liegenden Ausschnitts ist je nach dem Kontraktions -Zustand verschieden. Der Bauchstrang ist durch gangliöse Wucherungen in den ersten post- clitellialen Segmenten ausgezeichnet, ähnlich wie der des Pachydrilus nervosus Eisen und anderer Pachydrilen. Auch die Segmentalorgane (Fig. 5 c) zeigen Eigenheiten. Das Anteseptale ist klein, trichterförmig, häufig gebuckelt. Das Postseptale ist lang und ziemlich schmal und geht in der Nähe des dissepimentalen Halses in einen mittellangen Ausführungsgang über. Das eigentümlichste an den Segmentalorganen ist, daß Rücken und Hinttn-rand des Postseptale von einer wasserhellen Schicht überlagert sind, in die die Flimmerkanäle nicht eindringen. •'') Gefunden bei Hamburg, Boi'gfelde, in Gartenerde. •■') Miohaelsen: „Beitr. z. Keniitn. d. deutschen Encliyti-aciden-Fauna,", in: Arch. f. mikrosk. Anat. IJd. XXXI. ') Levinsen: „Syst. geograf. Overs. over de nord. Aiiiiulata etc." in: Vidensk. meddel. naturh. Foren Kjöbenhavn 1883. 14 Dr. W. Michaelsen. Von den Geschlechtsorganen sind die Samentrichter und die Sanientaschen bemerkenswert. Die Samentrichter zeichnen sich durch ihre Länge aus, die sich zur Breite verhält wie ungefähr 12 zu 1. Ihr Rand ist umgeschlagen. Die Hoden sind kompakt. Die Samen- taschen (Fig. 5b) sind plump, fast cylindrisch, nach dem Samenraum zu nur wenig verdickt, so daß der Ausführungsgang äußerlich kaum abgesetzt ist. Ein enger Central-Kanal führt von außen in einen fast kugeligen Samenraum, der den größten Teil der ganzen Breite des Organs einnimmt. Durch einen feinen Kanal, der dem Ausführungs- Kanal gegenüber aus dem Samenraum austritt, kommuniziert der letztere mit dem Darme. Die dicke Wandung des Ausführungsganges scheint aus zwei ziemlich scharf gesonderten Schichten zu bestehen, einer äußeren, wasserhellen, und einer inneren, weniger durchsichtigen. Eine Prüfung der Querschnitte durch eine Samentasche ergab, daß that- sächlich nur eine einzige Zellschicht vorhanden ist, die aus langen, dünnen Cylinder-Zellen besteht. Die äußere, dem Samen-Kanal abge- wandte Hälfte dieser ZeHen wird jedoch fast gänzlich von dem großen, wasserhellen Kern eingenommen. Die andere Hälfte der Zellen ist fein granuliert. Da dieser granulierte Teil der Epithel-Zellen im Be- reiche des Samenraums verschwindend klein wird, so scheint es, als ob sich die undurchsichtige Schicht nicht über den Samenraum erstrecke. Fundort: Hamburg, Steinwärder; am Eibstrand unter einem Steine. Enchytraeus spiculus Leuck.^) (Fig. 7). Einige dieser Art zuzuordnende Exemplare, die ich im August vorigen Jahres unter Algen an Strand-Gemäuer des Jade-Busens fand, setzen mich in den Stand, die Beschreibung dieses Enchytraeiden zu vervollständigen. E. spiculus Leuck. ist ein weißhcher Wurm von ungefähr 10 mm Länge. Die Borsten sind grade gestreckt, am inneren Ende kurz und schwach umgebogen, am äußeren Ende scharf zugespitzt. Sie stehen zu 4 bis 6 (selten mehr) in den einzelnen Bündeln. Die Lymphkörper sind jjlatt, unregelmäßig oval bis birnförmig, grob granuliert. Das Rückengeffiß entspringt hinter den Gürtel-Segmenten. Das Blut ist farblos. Das Gehirn ist länger als breit, hinten tief und breit, vorne tief und schmal ausgeschnitten. Seine Seitenränder divergieren nach hinten zu. **) Frey u. Leuckait: Beitrüge zur Kenntnis der wirbellosen Tiere, pag. 150. Oligochaeten des Hamburger Naturhistorischen Museums. I. 15 Die Segmentorgane (Fig. 7) sind ziemlich plump. Das Anteseptale ist breit abgestumpft-kegelförmig und setzt sich mit breiter Fläche an das Postseptale an. Die Hals - Einschnürung ist kaum bemerklich. Das Postseptala ist wenig heiter als das Anteseptale, lang, gerade gestreckt oder im rechten Winkel umgeknickt, je nachdem der betreffende Körperteil ausgestreckt oder zusammengezogen ist. Das Postseptale setzt sich direkt an die Leibeswand an. Ein eigentlicher Ausführungs- gang ist nicht vorhanden, man müßte denn das hintere, häufig um- geknickte Stück des Postseptale dafür ansehen. Der Flimmerkanal durchsetzt das Antese^itale in grader Linie, das Postseptale in weiten, unregelmäßigen Schlingen und Windungen. Die Segmentalorgane sind grob granuliert mit Ausnahme des größeren, vorderen Teiles des Anteseptale, welches wasserhell ist. Die Geschlechtsorgane zeigen keine außergewöhnlichen Bildungen. Die Hoden sind kompakt. Die Eier pflegen verschieden weit ent- wickelt zu sein. Ich fand in den meisten Fällen eines die übrigen an Größe weit überragen. Die Samentrichter sind cyhndrisch oder tonnenförmig. Ihr Rand umgeschlagen (zur Querrichtung geneigt und an einer Seite ausgerundet?). Die Samentaschen bestehen aus einem umgekehrt birnförraigen Samenraum, der an der Si^itze mit dem Darm kommuniziert und durch einen dicken, ziemlich kurzen, einfachen Ausführungsgang nach aussen ausmündet. Der Gürtel zeichnet sich dadurch aus, daß die abwechselnd granulierten, sich stark färbenden und die hellen, sich kaum färbenden Zellen regelmässig in Querreihen geordnet sind. Eflchytraens argenteus riov. spec. (Fig. 6.) E. argenteus ist der kleinste Enchytraeide, den ich zu unter- suchen Gelegenheit hatte. Es fanden sich Exemplare von 2^ mm. Länge, die vollkommen geschlechtsreif waren. Er wird bis 5 mm. lang bei einer durchschnittlichen Dicke von 0,2 mm. Ich wählte den Art- Namen „ argenteus " wegen des silberglänzenden Aussehens, welches dieses winzige Tier auf dunklem Untergründe zeigt. In Wasser gesetzt, führt das Tierchen lebhafte, schlängelnde Bewegungen aus, die ihm in Verbindung mit jenem Silberglanze mehr den Habitus eines kleinen Nematoden als eines Enchyti-acidcii vci-lcihcn. Die Zahl der Segmente beträgt 23 bis 30. Die Borsten sind schlank, grade gestreckt mit Ausnahme des schwach hakenförmig umgeknickten inneren Endes. Am äußeren Ende sind sie scharf zugesi)it/t. Sie stehen in Bündeln zu 2 oder 3 zusammen. 16 Dr. W. Michaelsen. Die Lymphkörper (Fig. 6b.) sind platt oval, verhältnismäßig- groß und besitzen einen Kern. Sie sind stark gekörnelt und diese Körnelung- verleiht ihnen in auffallendem Licht eine blendend weiße, in durchfallendem Licht eine schwarze Färbung. Selbst bei Schnitten, welche die Alkohol-, Nelkenöl- und Terpentinöl-Behandlung ertragen mußten, ist die schwarze Körnelung deutlich zu erkennen. Die Lymph- körper geben dem Tier das charakteristische silberglänzende Aus- sehen. In Folge des Hinundherströmens der Leibesflüssigkeit findet häufig eine starke Ansammlung von Lymphkörpern in einzelnen Seg- menten statt. Das Tier sieht deshalb nicht gleichmäßig weiß (schneeig) aus, wie z. B. Stercutus niveus Mich., bei dem das helle Aussehen durch die festsitzenden Chloragogen-Zellen hervorgerufen wird ; sondern einzelne Körperteile des E. argenteus leuchten heller auf, auf Kosten der sich verdunkelnden benachbarten Partien, Dadurch entsteht der blinkende Silberglanz. Das Blut ist farblos. Das Rückengefäß entspringt hinter den Gürtel-Segmenten. Das Gehirn ist länger als breit. Sein Hinterrand ist konvex. Bei Kontraktionen treten häufig die Ansatzstellen der hinteren Gehirn- Muskeln buckelartig hervor und hissen dann den Hinterrand abgestutzt oder gar schwach ausgeschnitten erscheinen. Die Gestalt des Vorder- randes habe ich nicht mit Sicherheit feststellen können. In einer Schnittserie schien mir der Vorderrand konvex vorgetrieben zu sein. Die Segmentalorgane (Fig. 6 a.) bestehen aus einem kugelig angeschwollenen Anteseptale und einem platten, länglichen Postseptale, welches hinten in einen na(-h unten umgeschlagenen Ausführuugsgang übergeht. Derselbe ist wenig kürzer als das Postseptale. Der Fhmmerkanal durchläuft das Anteseptale in wenigen, euggeschlungenen V^indungen, das Postseptale in weiteren, ziemlich regelmäßigen Schlängelungen und zeigt selbst im Ausführungsgang noch einige Krümmungen und Schleifen Die Samentrichter sind kurz, tonnenförmig. Die Samentaschen besitzen einen einfachen Ausfühi'ungsgang, und einen umgekehrt birn- förmigen Samenraum, der an der Spitze mit dem Darm kommuniziert. E. argenteus lebt im Gebiet der Niederelbe, auf Steinwärder und bei Niensteden am Strand unter Steinen sowie in faulendem, mit Kuhdünger untermischtem Detritus, Figuren-Erklärung. \ 7 Figuren -Erklärung. Fig. 1. Cryptodrilus purpureus nov. spec. Vorderkörper, von der Bauchseite gesehen y Fig. 2. Acanthodrihis austrahs nov. spec. a. Vorderkörper, von der Bauchseite gesehen. b. Geschlechtsborste. ~ . 1 • Fig. 4. Aiiachaeta bohemica Vejd. J^ymphkorper. — . Fig. 5. Enchytraeus arenarius nov. spec. a. Lymphkörper. — • b. Samentasche. y"* 300 c. Segnieutalorgan. -^ • 240 d. Gehirn, von oben gesehen. ^. Fig. 6. I^nchytraeus argenteus nov. spec. 400 a. begmentalorgan. — • b. Ijymphkorper. — . Fig. 7. Enchytraeus spiculus Leuck. Segmentalorgan. ^- . Fig. 3. Benhamia rosea nov. spec. 3 a. Vorderkörper, von der Bauchseite gesehen, y b. Gesehlechtsborste. y • 100 c. Ende eines Segmentalorgan-Zweiges. Midiaelsen.Oligodiaeteii des Raiukrijer Xalurlisloiisdieii )Iuseim\s,l Zum BericM über das Xaturhislorisdie Museum zu Hamburg Mr 1888. Bj.l. Fig. 2 '>h Eg.Sa Fiy.ZQ 9q Eg.3i RyA. fh/.'J' Fig.3s Mc/.Ji '~\ WiMaeker. M. Jalu'budi der lliimbuiLj.wissenst h. .\iis1alten.Vl. 1889. liiÖiAist T.GtCi&lfe Jena. Der t • grosse Goldfund in Chiriqui im Jahre 1859. Von C. W. Lüders. Mit sechs Tafeln Abbildungen. JM ach den Berichten von der Entdeckung x4merikas und (h'r Besitzergreifung verschiedener Länderteile desselben durch die Spanier, muß in den Gebieten von Mexico. Central - Amerika , Columbien. Ecuador imd Peru schon vor alter Zeit ein sehr großer Eeichtum von edlen Metallen vorhanden gewesen und l)earbeitet worden sein. und namentlich war wohl das Gold am stärksten vertreten, da, wenn wir den alten Historikern, die Prescott in seinen Werken anführt, als: Zarate, Herrera, Garcilasso und anderen Glaulien schenken können, die meisten Geräte, Schmucksachen, Götzenbilder, ja mitunter ganze Salden in den Tempelgebäuden, fast ganz aus diesem Metall bestanden. Balken von Wohnhäusern waren sogar mit Goldplatten belegt. Den Ureinwohnern war der große Wert dieses Metalles gar nicht bekannt, und wurden sie erst durch die Gier, mit welcher die eingedrungenen Fremdlinge darnach trachteten, solches zu erhalten, darauf hingewiesen. Alles Geraubte wanderte dann unbarmherzig in den Schmelztigel und sind dadurch unendliche Schätze der Wissenschaft verloren gegangen. Zum Glück werden nun dann und wann noch manche solche Sachen, die vergraben lagen oder aus aufgedeckten Gräbern, wo den Leichnamen solche beigelegt wurden, wieder aufgefunden, und geben uns ein annähern- des Bild von der Kulturstufe und den künstlerischen Arbeiten der alten Bevölkerung dieser Länder. Ln 2. Amerikanisten Kongreß der 1877 in Luxend)urg tagte, legte Herr Prof. Leemmis von Leiden einen solchen Goldfund von Figuren der alten Tschibtchas von Columbien vor und erwähnte, daß nur eine einzelne Figur in Kupfer dal)ei gewesen sei. Von viel größerer Bedeutung war aber früher schon der Goldfund in Cliiii(iui in Costa Rica (Central -Amerika) im Jahre 18.09 gewesen, zumal da man bis dahin dieses Land als arm an solchen Antiquitäten angesehen hatte. Schon zur Zeit der Eroberung durch die Spanier wurde es sehr schwach 3 22 C'- W. Luders. bevölkert vorgefunden. Es hat sich aber im Laufe von ca. 30 Jaliren durch Aufdeckung von Tausenden und aber Tausenden von Gräbern herausgestellt, daß hier vor Zeiten eine überaus dichte Bevölkerung gCAvesen sein muß, die ähnlicli den Mexicanern und Peruanern eine große Kulturstufe inne hatte. In Europa ist, soviel ich auch d:irül)or nachgeforscht habe, wenig ül)er diesen Goldfund bekannt geworden. Nur in den London Times April 11, 1859 erschien eine kurze Notiz. In Amerikanischen Blättern soll mehr darüber geschrieben sein, doch konnte ich solche hier nicht auffinden. Wm. Bollaert in seinem „Antiquarian'- London 1800 giebt einen kurzen Bericlit darüber mit A])zeichnungen von 4 0])jekten. Der beregte Goldfund wurde durch Zufall beim Umreißen eines Baumes gemacht, indem die Wurzeln desselben eine Grabstätte frei- legten, wo viele Goldfiguren zu Tage traten. Die Kunde davon ver- breitete sich sehr rasch und von allen Seiten eilten nun Leute herbei, die nach und nacli auf weite Strecken den Boden umwühlten und tausende von Gräbern aufdeckten. Die Menge der Goldfiguren, die gefunden wurde war ganz erstaunlich, und wurde der Metallwert auf nahezu eine Million Dollars geschätzt. Ein kleiner Teil davon ging nach Nord -Amerika, ein anderer kleiner Teil nach London, während der meist größte in Panama eingeschmolzen wurde. Es herrschte d. Zt. noch so wenig Interesse für der Art Antiquitäten, daß von den wenigen Stücken die nach anderen Ländern gingen, noch manche gleichfalls in den Schmelztiegel wanderten, weil sie keine Abnehmer fanden. Einige wenige Stücke gingen in Privathände über. Ich hatte das Glück, durch einen Freund, der gerade auf der Rückreise nach Europa begriffen, in Panama eintraf, als der Goldfund dort ankam, 3 Original- Stücke zu erstehen. Zwei davon sind auf Tafel I. No. 1/2 abgebildet und befinden sich jetzt in unserem Museum. Ein drittes Stück ähnlich wie No. 2 überHeß ich später dem Berliner Museum, die Nr. 3, auch ein Original, erhielt das Museum durch die Güte des Herrn Carl Laeisz hier. Ein nicht hoch genug zu" schätzendes Verdienst erwarb sich mein Freund noch dadurch, daß er, da er doch nicht Alles kaufen konnte, von sämmtlichen vorhandenen Haupttypen der Figuren, Zeichnungen anfertigen heß, mit Beifügung von einzelnen Gewichts- angaben. Diese Original Bleifederzeichnungen sind nun auf Tafel 2 bis 6 in beinahe Original - Größe wieder gegeben und zwar sind folgende Typen vertreten: No. 4/9 und 11/12 Menschenähnliche Figuren und solche mit Tierartigen Köpfen; 4 Der sjrosse Goldfund in .('hiiii^ui im Jahre 1859. 23 No. 13 und 14 der Krebs; No. l(i, K^ und 3(1 der Puma (Silbel•lö^ve) oder ein dem ähnliches Tier; No. 17' und 44/46 der Kaiman oder Krokodil; No. 10 und 20, 23, 38 der Frosch; Bei letzteren l)eiden No. bilden die dick hervorstehenden Augen kleine Schellen. No. 40/43 der Huaca Mayo oder heilige Papagei, während No. 34 und 39 den Pelikan vorstellen soll. No. 24/25 soll unbedingt der Octopus oder Tintefisch sein. In der kleinen Abhandlung von Wm. Hohnes Washington 1887 iUjer diese Art Figuren von Chiriqui, ist diese Figur als crayfiisch (Krebs) angegeben, Avas aber wohl ein Irrtum ist. In No. 28 sehen wir einen gigantischen Fisch; No. 29/30 und 35 sind Schellen; No. 21 und 37 anscheinend ein Huhn, ähnlich der Figur auf No. 35, welche auf einem Neste liegt; No. 10 und 15 sind sicher Darstellungen von Flugtieren, deren Köpfe indeß ganz monströse Formen zeigen; No. 22, 26/27, 31/33 sind wohl lediglich Schmuckgegenstände. Viele dieser Figuren sind aus reinem Golde von 22 bis 24 Karat, andere haben jedoch eine Legierung mit Kupfer. Die Figuren sind nur auf der Vorderseite plastisch hervortretend, auf der Rückseite sind sie tlacli und zeigen vertiefte Höhlungen, (siehe Fig. 2 a) so daß es ganz unzweifelhaft ist, daß dieselben gegossen sind. Man sieht dies auch ganz deutlich an der inneren rauhen Oberfläche, und an einzelnen Stellen, wo das Metall sich nicht ganz gedeckt hat, und vielleicht durch Luftbläschen, auch Löcher entstanden sind. So einfach nun auch diese Gußmanipulation erscheint, so muß doch bei näherer Be- trachtung die Herstellung ziemlich komplicirt gewesen sein. Man hat nämlich keinen sichern Nachweis, daß das Volk die Kunst des Löthens verstand, und mußten die Figuren daher in ihrer Totalität mit allen kleinen Schnörkeleien so gegossen werden. Allerdings kann man bemerken, daß später durch Hämmern oder starke Pressung nachgeholfen ist. So finden wir z. B. daß die bei allen Figuren hinten angebrachten Ösen, die wie angelötet erscheinen, nur durch Pressung oder Hännnern befestigt sind. Kommen wir nun auf das Schmelzen zurück, so ist unbedingt mit einem gefertigten Modell der Figur eine Abformung in Thon, Sand oder ähnlichen Masse, die dann gehärtet wurde, gemacht worden. Dann mußte ein sog. Kern schwebend in die Höhlung gesetzt und ])efestigt werden, da er nur auf den mittleren Teil der Figur 5 24 C. W. Lüders. wirkte, wie die dunklere Schraffirung auf der Zeiclnuiug zeigt, und dazu war eine große Acuratesse nöthig. Dieser Kern wurde nachher wieder herausgebröckelt. Das derselbe gleichfalls von einer Thon- oder anderen erdigen Masse bestanden habe, das deuten wiederum einige Erhabenheiten in den Vertiefungen an, die von Rissen, die der Kern von der Hitze l)i'komnien hatte, herrühren. Man muß annehmen, daß die Form auch jedesmal dabei zerstört wurde, weil man bisjetzt noch kein Exemplar einer solchen aufgefunden hat. Daher erklärt es sich denn auch, daß unter den massenhaft gefundenen Figuren wohl ähnliche, aber nie ganz gleiche Typen vorkommen. Von den Gold- arbeiten der Tschil)tschas sind die Formen (meistens Thonschiefer) aufgefunden , und l)etindet sich eine ganze Anzahl davon im Berliner Museum. Im großen Ganzen dienten diese Figuren wohl nur als persön- licher Schmuck, doch ist anzunehmen, daß sie mitunter auch eine sinnbildliche Bedeutung gehabt haben, und man ihnen Zauberkraft zum Schutz oder dergl. zuschrieb, so daß num sie auch als Anmiete be- trachten kann. Das National-Museuni in Costa Rica, obgleich erst im Anfang der SOer Jahre entstanden, besitzt eine große Anzahl dieser Goldfiguren (wohl meistens aus späteren Ausgrabungen als 1859). Von diesen legte beim letzten Amerikanisten -Kongreß im Oktober 1888 in Berlin Herr Dr. H. Polakoiusky eine Reihe von Photographien vor, aber bei Vergieichung mit meinen Zeichnungen stellte es sich heraus, daß wenn auch ein großer Teil ähnlicher Figuren darunter waren, doch einige ganz wesentliche und interessante Typen von den meinigen fehlten, wie z. B. der Pelikan, der Krebs und andere. Hierdurch wurde ich dann veranlaßt, um in Etwas zur weiteren Kenntnis dieses Gegenstandes beizutragen, diese kleine Publikation zu machen. Gewichtsangaben. No. 1 27' ■< gr. ■ „ 2 24Vs „ „ 3 24^/4 „ ,, 4L* 4V2 Unz. ** r. ÖL 4 „ 9 L 2'^ „ „ 10 L 2^/8 „ „ HL . . 2'/4 „ * L bedeutet Gold mit Kupfer vermischt. ** Eine Unze s^janisch Gewicht ist gleich ca. 2 Loth = 20 Gramm. 6 Der grosse Goldfund in Chiriqui im Jahre 1859. 25 No. 12 L . V/s Unz. „ 13 L V^ „ „ 14 2>/4 „ „ 15 5V2 „ „ 16 5^'« „ „ 18 L 2V8 „ „ 19 '^^ „ „ ;>1 L 2'A „ „ 22 IV'^ „ „23 2'h „ „ 24 1V4 „ „ 28 4^/4 „ „ 34 0' s „ „ 37 L 2 „ 41 L l^/B „ „ 43 2^/« „ „ 44 L 3V* „ „ 45 L 3*8 „ ., 46 3V8 „ UU. :Mrinui B^>>(r^mhtM^'iMmf40\c^mnnjMm^ Xaf=I. -/< -^To. Ccrl Gr/r.s' , Hft/i/bure/. -\ \- _| \ 1- 0 / Z 3 J^ Si /*/L i^d. ifr i7/y? <> »r afreti;. 5äft] r<7/y €rrifse, Hamiury. JTL il de' oTcey^e UU. jj^a^rftwf n])(jrÄam(^utdrcfm5i:Hrrmrd?a Xtf:] ^/a/ Griese, Ifamiur^^. /\^ üd&o^^, ^«»* i ''t 5 ac I Ca/-/ Grie., 7. Gecko Savignyi, Anclouin, id. op. Su})})]. p. 101, pl. I. Fig. 1, Boiüenger, Cat. I, p. 197. No. 36. Cairo. Kamilic Agamidae. Agama mossambica Peters. Peters. 1. v,. p. 38. Taf VII. Fig. 1. Fischer. JaJiil». Kauil)urg. Wissensch. Anst. I (18S4). p. 21, Taf. II, Fig. (i. Boulenger, Cat. 1, j). 353. No. 397. Mbusini (Usegua); 28. VUL 1888. No. 452. Kihenga (üngi'iuj; 12. IX 1888. C Dr. Georg Pfeffer. Familie Varanidae. Yaranus niloticus L. Boulenger, Cat. II, p. 317. Peters, 1. c. p. 28, pl. IV, f. 3. No. 197. Sansibar, Kibueni; 23. V. 1888, Familie Lacertidae. Acanthodactylus Boskianus Dcmdin. Boulenger, Cat. III, p. 59. No. 35, Cairo. Familie Zonuridae. Zonurus frenatus nov. sjm: Ko])t' beträclilicli länger als breit. Kopfscbilder selir stark skulpiert, Frontonasale viel länger als breit, die vorderen seitlichen Känder bedeutend länger als die hinteren; mit dem Rostrale spitz zusammen stoßend, die Nasalia trennend; diese nicht aufgetrieben; Nasloch in der hinteren Ecke desselben; die mittlere Naht der Praefrontalia von melir als halber Länge der letzteren. Frontale sechseckig, nach vorn verbreitert. Frontoparietalia breiter als lang. Interparietale klein, mitten in den Parietalia eingeschlossen; deren hinteres Paar länger und l)reiter als das vordere ; 4 sehr grob gestreifte spitzige Occipitalschilder, von gleicher Gestalt, die äußern etwas größer. G Reihen Tem})oralia, die 5, aus 2, die 6, aus 1 Schild l)esteliend, alle sehr grol) skulpiert, keine Stacheln bildend. 4 Supra- ocularia, das 1, am längsten, das 2. am breitesten, 3 Superciharia, Augenlid opak, beschuppt. Zügelschild klein, an das Nasloch stoßend; Praeoculare sehr groß, 2 Infraorbitalia, 7 Labialia superiora, das letzte ganz klein, nächst diesem ist das 1, das kleinste; die drei letzten viel stärker skulpiert als die übrigen. Unterer Rostrale-Rand dreimal so lang wie die Höhe des Schildes. Lal)ia]ia inferiora 0 (5); die daneben liegende Reihe besteht aus 5 Schildern, das 4. bei weitem das größte; zwischen dem 1, Par ein medianes Unterkinnschild, Die Kehlschilder sind schwach gekielt, der Mittelkiel der Halsschilder zu einem kurzen Dorn ausgezogen. Die Seitenschilder des Halses und Leibes richtoi ihre distalen Sj)itzen stark auf, sind jedoch nicht stärker stachelförmig ausgeprägt als l>ei Z, cordylus. Die Rückenschilder haben starke Längsskuljjtur und einen starken Längskiel, der in eine kleine, kaum ausgezogene S])itze endigt; 20 Längs- und 2G Querreihen. P>auchschilder in 14 Längsreihen, die der drei äußeren Reihen mit schrägem Längskicd und in kurze Spitzen ausgezogen, Gliedmaßen Reptilien, Amphibien, Fisdie, Mollusken und Krebse. '/ außen mit stark gekielten, innen mit schwach gekielten Schnpi^en. 7 Schenkelijoren. 2 große Praeanalschilder. Schwanzschuppen sehr stark, unten in kräftige, oben in sehr starke Dornen ausgezogen. Farbe braun, mit dunkelbrauner und schwärzlicher und hell- brauner unregelmäßiger Zeichnung; unten hell. Vom Ohr läuft die Seiten entlang eine schwarzbraune, am Halse undeutlich heller ein- gefaßte Binde. Kopf 27 mm. Rumpf 70 mm. Schwanz 87 mm. No. 477. Mhonda; G. IX. 1S88. Familie Gerrhosauridae. Gerrhosaurus zanzibaricus nov. sjiec. Kopfschilder mit kräftiger Streifenrunzelung, Rostrale um ein viertel breiter als lang, Frontouasalia zwei; beide zusammen sehr viel breiter als lang; bei zwei Stücken verläuft die mediane Naht so schräg, daß das rechte Frontonasale mit dem linken Nasale und dem Rostrale zusammenstößt, sodaß das linke Frontonasale durch den vordersten Teil des rechten vom Rostrale getrennt ist; bei dem dritten Stück sind die Frontouasalia durch die mit einer Ecke zusammen- stoßenden Nasalia vom Rostrale getrennt. Die Praefrontalia berühren sich etwa in der Hälfte ihrer Länge. Das Frontale hat an seinem Vorderrande zwei scharfe seitliche Ecken und eine dreieckige, nur die H ä 1 f t e d e s V 0 r d e r r a n d e s einnehmende, zwischen die Praefrontalia einspringende Mittelspitze. Das rhombische Interparietale ist größer als bei irgend einer anderen Art und halb so lang, wie die Mittel- linie sämtlicher Parietalia. Ein kleines Occipitale ist bei zwei Stücken vorhanden ; der von ihm einzunehmende Raum ist bei dem dritten Stück in die hinteren Parietalia aufgenommen. 7 — 8 Sui^ralabialia ; das 5. (4) in Berührung mit dem Auge, sehr groß; seine vordere Ecke ragt über das 4. weit weg bis auf das o., (oder, wenn das 3. und 4. zu einem einzigen verschmolzen sind, über die Hälfte des ()l)er- randes des 3. Schildes). Drei Reihen Temporalia von 4, 4, 3 Schildern. 5 Unterlippen-Schilder, wovon das letzte sein- kh'in. Eine lange schnuxle Schuppe am Vorderrande der 0hr(jffnung. Kückenscliilder mit einem Kiel und runzliger Streifung, in 20 (21) [jängs- und 33 Querreihen. Ventralia in 12 Reihen; die Schilder dcv Ix'iden äußersten IJeibe ganz schmal. 11 — 12 Femoral-Poren. Schwanz um ' r. länger als Kopf und Rumpf zusammen, in der hhiteren Hälfte zusamm(>ngedriickt. Ib'aun, die Rückenschilder in der Nähe der Kiele sclnvärzhch; gegen Ende 8 Pr. Georg Pfeffer. des Rückens bilden sich zwei deutKcliere braunschwarze Längsstreifen, auf dem Schwänze vier. Länge 440 460 mm Kopflänge 32 35,5 mm Kopf breite 27 28 mm Schwanz 250 254 mm. No. 127. Sansibar, Kibueni, 12. V. 1888. No. 249. Sansibar, 9. VI. 1888. Gerrhosaurus nigrolineatus Halloway. Halloway, Proc. Ac. Phil. 1857, p. 49. Boulenger, Cat. II p. 122. No. 379. Pongue, Usegua; 24. VIII. 1888. Familie Scincidae. Mabuia varia Pders. Euprepes Olivieri (non Dum. Bibr.) Smith, 111. S. Afr. pl. XXXI, fig. 3—5. Euprepes varius Peters, 1. c. p. G8, Mabuia varia Boulenger, Cat. III p. 202. Mabuia striata Peters. Euprepes punctatissimus Smith, 1. c. pl. XXX, f. 1. Euprepres striatus Peters, 1. c. p. 67. Mabuia striata Boulenger, Cat. III p. 204. No. ? Lewa, Usambäa; 26. IX. 1888. Lygosoma Sundevallii Petors. Peters, 1. c. p. 75, Taf. XI, Fig. 2. Boulenger, Cat. III p. 307. No. 179. Sansibar, Insel Baui, in faulem Palmholz; 20. V. 1888. Ablepharus Boutonii Desjardin. Peters, 1. c. p. 77. Boulenger, Cat. III p. 346. No. 9H. Sansibar, Insel Changi; !9. IV. 1888. Scinous officinalis Launnti. Andouin, Descr. %. Rept. Suppl. p. 130, pl. II. f. 8. Boulenger, Cat. III p. 391. No. 34. Cairo. Chalcides ocellatus Fovfßial. Andouin, Descr. £g. Suppl. p. 129. pl. II, f. 7. Boulenger, Cat. III p. 400. No. 37. Cairo. Reptilien, Ampliibien, Fische, Mollusken und Krebse. Chalcides sepoides Andouin. Andoiiin, Descr. £g. Rept. Suppl. p. 13'2, pl. 11, f. 0. Boulenger, Cat. III p. 407. No. 38. Cairo. Familie Chamaeleontidae. Chamaeleo dilepis Leach. Boulenger, Cat. III p. 451. pl. XXXIX, f. 0. No. 381. Poiigiie (Usegua); 24. VIII. 1888. Ophidia. Familie Coronellidae. Coronella olivacea Peters. Peters, 1. c. p. 114, Taf. XVII, Fig. 1. No. 495. Sansibar, Kingani; 20. X. 1888. Familie Psammophidae. Rhamphiophis rostratus Pders. Peters, 1. c. p. 124, Taf. XIX, Fig. 1. No. 301. Bagamoyo; 30. VI. 1888. Psammophis sibilans Boie. Peters, 1. c. p. 121. No. 285. Bagamoyo; 26. VI. 1888. No. 322. Kidudu am Lungo; 4. IX. 1888. No. 414. Msere, Usegua; 2. IX. 1888. Familie Dendrophidae. Philothamnus irregularis Lcadi. Günther, Cat. Colubr. Snakes, p. 152. Fischer. Jahrb. Hanib. I. p. 11. No. 4(i9. Lewa, Usambaa; 28. IX. 1888. Familie Lycodontidae. Heterolepis bicarinatus Dumeril d B/brun. Kip. gV-u. VII. p. 422. Heterolepis capensis Smith 1. c. pl. 55. No. 476. Lewa, Usambaa, 28. IX. 1888. Lycophidion Horstockii Schlegel. Schlegel. Essay, pl. IV f. 10. 11. Lycophidion cai)ensis Sniitii 1. c. pl. V. 10 Dr. Georg Pfeifer. Jan, Icon. Lycod. 36. livr.. pl. III, f. 3. No. 434. Mhonda, Ungiiii, G. IX. 18R8. Boaedon quadrilineatus Dumenl et Bihron. Litteratiir s. Peters, 1. c. p. 133. No. 451. Kihenga, Ungüu; 12. IX. 1888. Ne. 470. Lewa, Usambaa; 20. IX. 1888. No. 473. Ebendaher. Familie Viperidae. Echis frenata Diwinü et Bih-on. Erp. gen. VII. p. 1449. No. 60. Atak-Berg, Suez. Amphibia. Familie Kanidae. Rana oxyrhyncha Simdevall. Smith. JIL S. Afr.. Rept. pl. 77, f. 2. Peters, 1. c. p. 148. Boulenger, Cat. p. h 1 . No. 369. Kikoko (Usaramo); 18. VIII. 1888. Rana mascareniensis Günther. R. mascareniensis (ithr, Cat. pp. 17 u. 132, pl. I, f. 13. Boulenger, Cat. p. 52. R. mossanihica Peters, 1. c. p. 150, Taf. XXII, Eig. 1. No. 16. Alexandria; 9. III. 1888. No.? (Glas CXXI), Korogwe am Rufu; 22. IX. 1888. Die Stücke stimmen auf das genaueste mit Beschreibung Abbiklung von Peters. Phrynobatrachus natalensis Smith. Stenorhynchus natalensis, Smitli, 1. c. A\)\). p. 23. Phrynobatrachus natalensis Peters, 1. c. p. 1 56. Boulenger, Cat. 114. No. 214. Saiisil)ar; 31. V. 1888. Megalixalus Fornasinii Bianconi. Bianconi, Eauna mossambica ]). 23, Rept. Tal). V, Eig. 1. Peters, 1. c. p. 160 Paf. XXIV, Fig. 2. Boulenger, Cat. p. 130. No. 367. Kingani, gro(.}e Eähre; 18. VIII. 1888. No.? Mhonda, 7. IX. 1888. rieptilien, Ampliibion, Fische, Mollusken und Krebse. 1 1 Das erste Stück stimmt völlig zu den angezogenen Beschreibungen und Al)l)ildungen, während das zweite Stück auf dem Rücken einfarbig hell ist, ohne die braune Läiigs-Färbung in der Mittellinie. Im übrigen stimmt es jedoch mit dem typischen Stück. Rappia flavoviridis Pders. '^ Hyperolius Üavoviridis et bettensis. Peters. Monatsber. Akad. Berlin 1854, p. 028. H. microps Günther, Troc. Zool. Soc. 18(i4. }). oll, pl. 37, f. 3. — Boulenger, Cat. p. 137. H. tiavoviridis Beters. Reise Mo(;andj., p. KiP., Taf. XXII, Fig. 4, 5. Korogwe am Rufu, 22. IX. 1888. Chiromantis xerampelina Peters. Beters. 1. c. p. 170, Taf. XXIV, Fig. 1. Boulenger. Cat. \>. OH. No. 471. Lewa (rsambaa); 2a. IX. 1888. Die beiden vorliegenden Stücke schließen sich durch die ganz vorn liegenden Naslöcher und die verhältnismäßig lange Schnauze am meisten an Ch. xerampelina Beters an, weisen jedoch eine Anzahl von Kennzeichen auf, die von Boulenger (Cat. p. 93 u, 94j zum Teil als charakteristische Merkmale von Ch. rufescens Günther u. Ch. Betersii Boulenger angegeben werden. Zwischen den Choanen finden sich Zähne am Vom er. Kopf breiter als lang. Schnauze bei dem einen Stück spitzer als bei dem andern, länger als der Augen-Durchmesser, mit wenig aus- geprägtem Cantlms rostralis. Zügelgegend mit Längseindruck. Naslöcher ganz dicht vor der Schnauzenspitze. Der knochige Interorbitalraum gleich dem Längsdurchmesser des Auges; der Raum von dem einen Rande des oberen Augenlides bis zum andern länger als der Abstand der Schnauzensi)itze von dem Hinterrande des Auges. Die Haut zwischen dem 3. und 4. Finger reicht bei beiden Stücken deutlich bis an die Haftscheibe des 4. Fingei-s. dagegen reicht sie am 3. Finger des grossen Stückes viel weiter nach vorn als am kleineren. Zehen mit fast v()llig ausgebildeter Haut. Ein kleiner iimerer Metatarsal-Tulierkel. Das Tibio-Tarsal-Gelenk des nach vorn gestreckten Beines reicbt über das Schnauzen-Ende hinaus. Haut im allgemeinen glatt, mit 'J'nberla'In besonders auf dem K()])f und an den Seit(Mi. Der aufgeworfene Band des oberen Augenlides setzt sich als k()rnige Hautleiste am obei'en Rande des Tronnnelfelh^s hin l)is g(>gen die Aehselhcible fort. Die Farbe des großen Stückes ist oben grau mit (h'in Antliige eines etwas Avärmeren Tones; das kleinere Stück ist "raurot mit sehr bübscliej' 12 Dr. Georg- Pfeffer. schwarzer Marmorierung. An dem Schnauzenende; vor den Augen und zwischen den Augen findet sich ein schwarzes Querband, ein ferneres läuft vom Auge über das Trommelfell bis auf den Oberarm. Auf der Mitte des Rückens findet sich eine wapponartige Figur und andere niclit so regelmäüigc Färbungen. Die Arme und Beine sind außen schwarz quergebändert, innen und unten gelb gefärbt. Kehle und Bauch ist farblos. Widu-end diese Färbung bei dem kleinen Stück außerordentlich deutlich ist, zeigt das größere mit Ausnahme der Färl)ung des Bauches und der gelben Stellen an den Beinen nur ganz geringe Abweichnungen von seiner gänzlichen Einfarbigkeit. Es scheint fa^t, als ob alle drei bisher beschriel)enen Arten nur Lokal-Varietäten oder Geschlechts-Dimorphismen bezeichneten. Familie Engystomatidae. Hemisus sudanensis Steindachner. Steindachner, Sitz. Ak. Wien XL VIII. p. 101, Taf. 1, Fig. 10—13. Boulenger, Cat. p. 179. ? Peters, H. marmoratus, 1. c. p. 173, Taf. XXV, Fig. 1. Die vorhegenden Stücke stimmen fast völlig zu der Peters'schen Beschreibung und Abbildung; freilich ist der 1. Finger aller Stücke länger als der zweite. No. 480. Kihenga, Ost-Ungüu; 12. IX. 1888. No. ? Kiste 28. Familie Bufonidae. Bufo regularis Benß. Boulenger, Cat. p. 298. Fischer, Jahrb. Hamb. wiss. Anst. I, p. 20. No. 431. Mhonda, Ungüu; 6. IX. 1888. Familie Xenopodidae. Xenopus Muelleri Pc/ers. Beters, 1. c. p. ISO, Taf. XXV, Fig. 3. Boulenger, Cat. p. 457. No. 214. Sansibar; 31. V. 1888. No. 367. Kingani, große Fähre; 18. VHI. 1888. Ferner Larven der Art: Glas XXXVIII, XXXIX, XL, Sansibar; 27. V. 1888. No. 105. Sumpf I)ei Kibueni, Sansibar, 2. V. 1888. Reptilien, Amphibien, Fische, Molhisken und Krebse. 13 Süsswasser-Fische. Familie Chromidae. Chromis niloticus Hassdquist. Peters, Mossambiqiie, Flußfische, p. 23, Taf. IV, Fig. 1 — 4. No. 47. Tümpel im Nilthal; 20. III. 1888. Ohne No. Süßwassergraben bei Alexaiidria. in der Nähe des Mergue-Sees ; 9. III. 1888. No. 400. Mbusini; 29. VIII. 1888. No. 445. Teich bei Matomondo, Ungiiu; 9. IX. 1888, Ohne No. Kufu. Korogwe; 22. IX. 1888. Faiiülie Siluridae. Ciarias gariepinus Bnrchell Günther, Cat. Fish. V. p. 14. Playfair and Günther, Fishes of Zanzil>ar, p. 113. No. 229. Sansibar. Süßwasser, 30. I. 1888. Heterobranchus spec. N^ur der Kopf und die Schwanzflosse, daher die Art vorläuflg nicht näher zu bestimmen; jedenfjills ist es nicht H. laticeps, Peters, 1. c. p. o7. No. 408. AVami bei Mbushii; 30. VIII. 1888. SynodoDtis zambezensis Pders. Peters 1. c. p. 31, Taf. V. Fig. 2. 3. No. 410. Fluß Wami bei Msere; 3. IX. 1888. Synodontis Schal Blovli u. Schneider. Günther, Cat. Fish. V, p. 212. No. 18. Alexandria; Süßwassergraben bei Mergue-See ; 9. III. 1888. Syoodontis nebulosus Pders. Peters 1. c. 28, Taf. V, Fig. 1. D. 2/7, A. 13, P. 1/8. — V. 7. Die Stücke ergeben einige kleine Zusätze zu der Peters'schen Beschreibung. Die Kiemenöft'nung reicht bauchwärts so weit wie der Ansatz der Brustflossen. Die Zähne des Zwischenkiefers sind weit \()n einander stehende, braune, (mu wenig nach hinten gebogene Stiftchen. Bei dem größten Stück stehen sie deutlich in I\eihen; die der dritten Reihe sind die längsten, von (^twa '3 Länge der Unterkiefer -Zähne. Die Länge der Unterkiefer-Zähne ist nocli nicht '3 der Augenlänge; es ist eine Reihe von etwa 13 voi'handen. Die Oberkiefer-Barteln sind ungeteilt und reichen zurückgelegt fast bis an das Ende des Humeral- 14 Dr. Georg Pfeffer. Prozesses. Die äußeren Unterkiefer-Barteln reichen, unter die Brust- Üossen gelegt, fast über die ganze Anheftungslinie derselben hinweg; sie tragen beim größten Stück nach außen keine, nach innen 5 Fäden zweiter Ordnung. Die inneren Unterkieferfäden haben ein wenig mehr als die halbe Länge der äußeren; sie haben einen proximalen unpaaren Tuberkel, drei Paare und einige einzeln stehende Fäden zweiter Ordnung ; von den paarigen sind einige geteilt. Der Humeral-Prozeß ist spitz- winklig und reicht bis unter den Stachel der Rückenflosse. Der Kopf nimmt 'A der Gesamtlänge ein. Der After liegt mitten zwischen Bauch- und Afterflosse ; hinter ihm eine Papille ; er liegt ferner unter dem Anfange der Fettflosse, Der erste Stachel der Eückenflosse ist nur eine kleine Schuppe; der zweite ist stark, so lang wie der Stachel der Brustflossen, und auf der distalen Hälfte der Hinterseite gesägt; der Pektoral-Stachel trägt nach innen starke Sägezähne. Die Grundfarbe ändert von bräunlichweiß bis braun, mit dunkleren Wolken auf der Oberseite und den Seiten und noch dunkleren violetbraunen runden Flecken über Leib und Flossen. Auf der Unter- seite ist die Abdonrinalgegend dunkel, die Schwanzgegend hell gefärbt. Bei den Jungen ist die Fleckung undeutlicher, dagegen tritt die Bildung der wolkigen (^)u('jl)ind('ii viel regelmäßiger und deutlicher zu Tage, Ks flndet sich ein großer Fleck auf der Oberseite des Kopfes; ein zweiter, durch einen Aveißen hellen Querstrich vor dem Stachel von dem ersten getrennt, am Grunde der Rückenflosse ; ein dritter kleiner hinter der Rückenflosse, ein viertel' und füntter, querbandartiger, an der Fett- flosse und am Grunde der Schwanzflosse. Nahe der Ober- und Unter- kante der letzteren verläuft je ein schön ausgeprägter Streifen; schließlich ist der Pektoral-Stachel dunkel gefärbt. Die Bartel-Verhältnisse der Jungen sind die gleichen wie die des alten Stückes. Länge des großen Stückes 97 mm. No. 4.56. Rufu bei Korogwe; 22. L\. 1888, Synodontis eurystomus nov. &p<^c. D. 1/5. P. 1/8. V. 7. A. 10. Der Kopf ist stark niedergedrückt, das Abdomen unten flach, nach dem Rücken zu schmaler werdend, der Schwanz kräftig zusammen- gedrückt. Der Kopf nimmt 's der ganzen Köqjerlänge (ohne die ScliAvanzflosse) ein. Die Kiemenöfihung reicht bis an den (irund der Brustflosse. Das wesentlichste Merkmal dieser Art ist das ganz außer- ordenthch ausgebüdete Saugmaul vermöge einer besonders starken Reptilien, Amphiliien, Fische, Mollusken und Krebse. 15 Entwicklung der Lippen. Das Saugmaul ist etwas breiter als lang; seine Breite ist gleich '7 der Körperlänge (mit Schwanzflosse) und gleich der doppelten Querbreite der eigentlichen Mundspalte. Die Oberkiefer-Barteln haben noch nicht die Länge der Bauchflossen; sie reichen zurückgelegt bis unter das Auge. Die Unterkiefer-Barteln sind unverästelt; der äuPsere erreicht etwa ''/s, der innere kaum -7s von der Länge der Oberkiefer-Bartel. Die Oberkiefer - Zähne bilden zwei frei zu Tage liegende Flecke brauner, entfernt von einander stehender, zurückgebogener Stiftchen. Sie sind undeutlich in etwa drei Reihen angeordnet; die der hintersten Reihe sind die längsten. Die Unter- kiefer-Zähne sind sehr kurz, bei beiden Stücken 8 an Zahl. Die Augen sind sehr klein und liegen auf der Oberfläche des Kopfes, sie sind von einander so weit entfernt, wie vom hinteren Nas- loche, dies ist von dem vorderen noch nicht um seinen eigenen Durch- messer entfernt; das vordere Nasloch liegt mittwegs zwischen dem Auge und dem Schnauzen-Ende. Der Humeral-Prozeß ist eine kleine schmale Spitze. Die Bauchflosse steht dem Ende der Rückenflosse näher als der Afterflosse, welche mit der mäfsig entwickelten Fettflosse zugleich be- ginnt und zugleich abscblier3t. Der Dorsal-Stachel zeigt auf der Vorder- seite kurz vor der Spitze einige Unebenheiten, es sind nur 5 Dorsal- Strahlen vorhanden. Der Stachel der Bauchflossen zeigt dieselbe Bildung wie bei der Rückenflosse, eine Zähnelung der inneren Kante ist nicht vorhanden, Schwanzflosse tief ausgeschnitten; der untere Lappen stärker. Grundfarbe und Bauch hell; die Oberfläche des Kopfes dunkel gewölkt, ebenso die Mittellinie des Rückens und die Gegend der Seitenlinie, sodafs dadurch mehr oder weniger deutliche Längsbänder entstehen. Die Flossen wenig gefärbt, nur die Caiidalis an ihrem Ursprünge und auf jedem Lappen mit einem dunklen Fleck. Länge des größten Stückes 64 mm. No. 45G. Rufu bei Korogwe; 23. IX. 1888. Anoplopterus nov. gen. Die neue Gattung gehört in die Gruppe der Siluridae Protopteri; wegen des Mangels von Fäden an den ziemlich weit von einander getrennten Naslöchern würde mau sie zu der Unterfamilie der Pimelodini zu ziehen haben. Fettflosse wohl entwickelt. Rückenflosse kurz, ohne Stachel. Brustflosse und Bauchflosse von gleichem Habitus ; beide o h n e S t a c hei; der erste Strahl beider Paare ist ungeteilt und an seiner Basis stärker verdickt, nach aufkni trägt er einen breiten dünnen gegliederten Knorpel- rand. Analflosse kurz, ohne Stachel. Sechs wohlentwickelte, sehr 16 Dr. Georg Pfeffer. stark bandförmig niedergedrückte Barteln. Die Zähne stehen im Ober- und Unterkiefer in einem breiten Bande. Die Naslöcher stehen um die Weite eines Augendiirchmessers auseinander, beide mit einer häutigen Klappe. 6 Kiemenhaut-Strahlen. Kiemenhaut in der ventralen Mittellinie kräftig eingekerbt. Anoplopterus uranoscopus nov. s^jec. Gestalt vor der Rückenflosse stark niedergedrückt, spateiförmig, die Abdominalgegend dreiseitig prismatisch , . die Schwanzgegend sehr stark zusammengedrückt. Die Höhe des Kopfes ist '^/o seiner Breite, die Länge (bis zum äuPBersten Ende der Kiemenspalte gemessen) etwas mehr als die Länge. Die kleinen Augen liegen völlig auf der Oberseite des Kopfes, um zwei Durchmesser von einander entfernt. Die Naslöcher sind nicht ganz um einen Augendurchmesser von einander entfernt; das hintere liegt etwas ferner vom Schnauzenende als vom Auge, von letzterem etwa zwei Augendurchmesser. Die sehr breite Schnauze ist am Ursprung der Oberkiefer-Barteln halb so breit wie der Kopf. Die Barteln sind durchweg platt; die des Oberkiefers reichen zurückge- schlagen halbwegs zwischen Kiemenöffnung und Rückenflosse, die äußeren Unterkiefer-Barteln bis zum oberen Ende der Kienienspalte, die inneren bis zur Kienienspalte in der ventralen Medianlinie. Die dicke schleimige Haut des Kopfes läßt die Panzerung nicht gut beobachten ; es sei daher die Beschreibung derselben bis zur ausführliclien Bearbeitung des Materiales aufgeschoben. Der erste Strahl der Rückenflosse ist dünner und kaum starrer als die folgenden; an seiner Vorderkante trägt er einen ganz schmalen gegliederten Knorpelsanm. Das Ende der Rückenflosse steht dem Anfang der Bauchflosse etwa ebenso nahe, wie der Anfang der Rückenflosse dem Ende der Bauchflosse. Die Analflosse beginnt etwas vor der ziemlich langen, aber niedrigen Fettflosse. Der Zwischenraum zwischen Bauch- und Afterflosse ist doi)pelt so groß, Avie zwischen Bauch und Rückenflosse, Brust- und Bauchflosse sind von gleichem flabitus, insofern die aus gleich gebauten, sehr breiten Strahlen bestehen; die Brustflossen sind etwas größer. Der erste Strahl ist bei beiden Flossenpaaren in gleicher höchst eigentümlicher Weise ausgebildet. Derselbe ist ein einfacher gegliedeter Knochenstrahl von geringer Starrheit der proximal etwas stärker verdickt ist als die andern Strahlen. Längs seiner vorderen bez. äußeren Kante sitzt eine ziemlich breite, in der Mitte zur größten Breite entwickelte, scharfe Knorpelplatte auf, sodaß der Strahl dadurch ein lanzettliches Aussehen erhält; über die Platte läuft eine schräge Streifung, welche der Gliederung des Knochenstrahles entspricht. Die Schwanzflosse ist nur wenig ausgeschnitten. Reptilien, Amphibien, Fische, Mollusken und Krebse. 17 Die Farbe ist braun, ol^en dunkler gewölkt, die Bauclitläche des Kopfes und Abdomens farblos. Die Plossen sind dunkel gefärbt, am Grunde etwas lieller. Länge 150 mm. No. 430. Bad bei Ushonda (Ungüu) ; 6. IX. 1888. No. 53G. Bäche bei Mhonda; 6. IX. 1888. Familie Cyprinidae. Barbus perince BHjm'Il. Günther, Cat. Fish. VII p. 105. No. 19. Alexandria, Süßwasser-Graben. No. 47. Tümpel im Niltlial; '20. III. 1888. Barbus macrolepis nov. spcc. D 3/10. A. 8. L. 1. 25—27. L. t. Vh, 1, 4V^ (bis zurVentralis V.i). Durch die außerordentlich großen Schuppen und die vermehrte Anzahl der Strahlen in der Rückenflosse unterscheidet sich die neue Art leicht von allen bekannten. Das Körperprotil steigt bis zum Anfang der Rückenflosse schwach konvex und fällt dann ziemlich gradlinig bis zur Schwanzflosse. Die größte Höhe ist in der Länge ohne Schwanzflosse 3 mal , in der Länge mit Schwanzflosse S'« mal enthalten. Die geringste H()he des Schwanzes ist 2'/3 — 2 ''2 mal in der griißten Höhe des Leibes enthalten. Die Länge des Kopfes (bis an das Ende des Kiemendeckels) ist etwas mehr als 4 mal in der Länge des Tieres (ohne Schwanzflosse) enthalten. Die Schnauze ist ziemlich spitz, etwas länger als der Augendurchmesser und so lang wie die Breite des Raumes zwischen beiden Augen. Die Barteln sind ganz außerordentlich klein und dünn. Der Anfang der Bauchflosse ist vom Anfang der Brustflosse nnd vom Ende der After- flosse gleich weit entfernt; sie steht grade mitten unter der Rücken- flosse. Der Anfang der Rückenflosse liegt dem Schnauzen-Ende etwas näher als dem Anfang der Schwanzflosse. Der 3. Strahl der Rücken- flosse ist sehr lang, von da nimmt die Länge bis zum !>. und 10. Strahl derart ab, daß diese nicht viel mehr als ein Drittel der Länge des 3. bilden; die letzten Strahlen sind wieder etwas länger. Auf diese Weise ist die Rückenflosse ganz außerordentlich tief ausgeschnitten. Die Länge des 3. und 4. Strahles ist nur um eine Schuppenhöhe geringer als die größte Höhe des Leibes. Sclnvanzflosse stark ausgeschnitten. Der Rücken und CCw obere Hälfte der Seiten violettbraun, Bauch und untere Hälfte des Kopfes grünlich-silbern. Der mittlere a 18 Dr. Georg Pfeffer. Bereich der Scliwaiizflosse, besonders gegen den oberen und unteren Rand zu, rot. Länge 1 30 mm. No. 380. Mbusini, Fluß Rukagura; 27. VIII. 1888. No. 885. Ebendaher. No. 433. Msere, Wami; 3. IX. 1888. Barbus oxyrhynchus nov. sx)cc. D. 3/8. A. 8, L. 1. 27. L. t. 3 '2, 1, 2 (bis zur Bauchflosse). Die Höhe des Leibes ist gleich der Länge des Kopfes, 3V3 (ohne Schwanzflosse) und AVi mal (mit Schwanzflosse) in der Körperlänge enthalten. Die Höhe des Kopfes ist gleich der Länge ohne die Schnauze. Diese ist nicht ganz so lang wie der Augendurchmesser, der Inter- orbitalraum gleich dem Augendurchmesser. Die Barteln sind klein; die obere bleibt znrückgeschlagen um die Hälfte ihrer Länge vom vorderen Augenrande entfernt; die untere reicht noch nicht bis zur Vertikal-Linie des hinteren Pu])illenrandes. Die Schnauze ist stark konvex, nirgends warzig, die Mundspalte wenig schräg, die starke Oberlippe vorragend; das Auge sehr groß, '/s der Kopflänge. Der Allfang der Eückenflosse ist gleich weit vom Schnauzen- Ende und vom Anftmg der Schwanzflosse entfci'nt. Die Brustflossen reichen bis zum Anfang dci- Bauchflossen; die letzteren bleiben um 'A ihrer Länge von der Analflosse entfernt. Die Eückenflosse steht ganz wenig vor dem Anfang der Bauchflossen. Der Stachel der Eückenflosse ist länger als der Kopf, sehr stark und v()llig glatt. Die Schwanzflosse ist sehr tief ausgeschnitten. Die Schuppen sind groß und so zart, daß sie mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Die Farbe ist oben und unten grünlich; die Seiten des Körpers werden von einem sehr breiten, fast die ganze Höhe einnehmenden, silbernen Streifen eingenommen, ebenso glänzen die Seiten des Kopfes, besonders der Kiemendeckel, stark silberig. Die Kückenlinie entlang läuft meist ein dunkh'rer Streifen. Die Basis der Eückenflosse und das Ende der Seitenlinie an der Basis der SchAvanzflosse sind ebenfalls dunkel. Eiicken- und Schwanzflosse zeigen eine sehr feine, von den einzelnen stehenden Chromataphoren herrührende Punktierung, die anderen Flossen sind farblos. Länge des größten Stückes 64 mm. No. 459. Eufu bei Korogwe; 27. IX. 1888. Diese Art ist an dem scheinbaren Fehlen der Schuppen, den silbernen Körperseiten und dem starken, ungesagten Stachel leicht zu erkennen. Reptilien, Amphil)ien, Fische, Mollusken und Krebse. 19 Barbus oigrolinea nov. spcc. D. 3/7. A. 8. L. 1. 25. L. t. 4'h. 1. 2' .' (bis zur Bauchfiosse). Körpergestalt mäßig schlank; die Höhe des Körpers ist gleich der Länge des Kopfes und 3*2 mal in der Länge des Körpers ohne Schwanzflosse, i'-ls mal in derselben Länge mit Schwanzflosse enthalten. Die Höhe des Kopfes ist gleich der Länge desselben von der Schnauzen- spitze bis zum vorderen Rande des Kiemendeckels. Die Länge des Auges ist gleich der des Kiemendeckels, dreimal in der des Kopfes enthalten und um h'■^ länger als die Schnauze; der Interorbitalraum ist fast das doppelte des Augendurchmessers. Die Barteln sind von mäßiger Länge ; die untere gleich dem Augendurchmesser, etwa um '3 länger als die obere, diese reicht zurückgelegt l)is an den Vorder- rand, die untere bis über den Hinterrand der Pupille. Der Ober- und Unterrand der kurzen, stumpfen Schnauze konvergieren gleichmäßig, sodaß die Mundspalte sehr stark nach vorn und oben ansteigt. Die Lippen sind ziemlich dünn, die obere überragt die untere nach vorn. Tuberkel finden sich nicht auf der Schnauze. Die Entfernung des Anfanges der Eückenflosse von der Schnauzen- spitze ist gleich der Entfernung bis zum Grunde der Schwanzflosse. Die Brustflossen reichen mit ihrer Spitze nicht ganz bis zum Grunde der Bauchflossen und diese sind um ein etwas größeres Stück vom Anfang der Analflosse entfernt. Die Rückenflosse steht um ein weniges hhiter den Bauchflossen. Die Höhe des dritten Strahles der Rückenflosse ist so groß wie die Länge des Ko})fes. Derselbe ist stark und Ineit und trägt auf der Hinterseite ehie sehr saubere und kräftige Zähnelung von gekrünnuten Stacheln. Distahvärts von der Zähnelung wird der Stachel weich und Inegsam. Die Farbe ist im ganzen oliven, am Rücken mein- nach braun ziehend, am Bauch heller. Längs der Mitte der K("trperseite verläuft, gleich hinter dein Kopf l)e,uinnen(l. bis zur Schwanzflosse eine feine schwarze Linie, die hinten in einen kräftigen runden Fleck endigt. Die Rückenlinie vor der Kückenflosse zeigt einen dunkelbraunen Längs- streifen. Auf dem lAÜcken und den K()rperseiten haben die einzelnen Schui)pen am Grunde einen braunen Fleck. Die Seiten des Kopfes, besonders der Deckel, sind stark silberglänzend; auch die Schu])pen der Körperseiten glänzen silberig, wenn auch nicht besonders stark. Die Flossen sind im allgemeinen ungefärbt und zeigen nur eine feine schwiirzliche Punktierung von einzelnen Ghromato})horen. Schwanz- flosse tief ausgeschnitten. 20 T^r- Georg Pfeffer. Länge des größten Stückes 45 mm. No. 45Ü. Kiifu bei Korogwe; 37. IX. 1888. Diese Art scheint der nächste Verwandte von B. caudimaciüa (Günther, Cat. Fish. VII p. 107, von Angola) zu sein. Barbus trimaculatus Pders. Peters, 1. c. p. 5.5, Taf. XI, Fig. 4. Diese durch ihre Färl)ung sehr charakteristische Art liegt in größerer Anzahl von Stücken vor und ermöglicht dadurch eine Ver- vollständigung der Pcters'schen Beschreibung dahin, daß auf einer wenig ausgezeichneten, aber dem pag. 19 beschriebenen Mittelstriche der Körperseiten homologen Linie nicht drei sondern vier Flecke stehen, insofern zwischen dem 3. und 3. der von Peters beschriebenen Flecke stets noch einer sich vorfindet; ferner findet sich stets ein schwarzer Fleck am Grunde der Analflosse. No. 450. Pvufu bei Korogwe; 22. IX. 1888. Unter den typischen Stücken fanden sich zwei, welche die charakteristische Zeichnung der Körperseiten nicht besaßen, dagegen dunklere Flossen und ganz kurze Barteln liatt(Mi, sonst aber in aüem zu den andtn-en Stücken stimmten. Es scheint dies ein Ihiterschied des Gescldecht(^s zu sein. Barbus inermis Pdi^rs. Peters, 1. c. p. 54, 55, Taf. XI. Fig. 8. No. 385, 386. Mbusine. Fluß Eukegura; 37. VIII. 1888. Barbus laticeps nov. spec. D. 3/7, A. 8. L, 1. 28. L. t. 4'/2, 1, 5V2 (bis zur Ventralis 3). Die Höhe des Kopfes ist ein wenig größer als die Länge des- selben; sie ist 4'''6 — 4' 2 mal in der Länge des Körpers ohne Schwanz- flosse und 5'A; — 5V-' mal in derselben Länge mit Schwanzflosse enthalten. Die Höhe des Kopfes ist 1% mal in seiner Länge enthalten; er ist stark niedergedrückt auf der dorsalen Fhiche sehr breit. Das Auge ist sehr klein, '^ der Kopflänge; der Interorbitalraum beträgt 2V3 Augendurchmesser. Die Schnauze ist länger als das Auge, ihre Länge 3 '2 mal in der des Kopfes enthalten. Das Profil des Kopfes vom Hinterhaupt l>is zur Vertikale der Naslöcher ist eine grade Linie; das Profil der Schnauze steigt dann plötzlich in einen starken Bogen herab und ])ildet ein stumpfes Schnauzenende. Die Mundspalte steigt ziemlich schräg auf; die Lippen sind mäßig entwickelt. Der obere Bartfaden ist sehr kurz und reicht zurückgeschlagen bis an die Pupille, der untere ist lang und reicht bis zum Hinterrande des Vordeckels. Die Dorsalfläche des Kojjfes und die Schnauze zeigen ganz kleine Et'j)tilieii, Aiupliiliien. Fisclit', ^Mollusken und Kroljse. 21 Warzeiipünktcben ; außerdem al)er noch eine Anzahl größerer knopf- förmiger Warzen mit eingedrückter Mitte. Der Anfang der Eückentiosse ist von der Schnauzenspitze eben so weit entfernt wie von dem Anfang der Scliwanztlosse. Die Bauchflosse steht der Afterflosse ein ganz wenig näher als der Brust- flosse. Der 1. Strahl der Analflosse ist vom Vorderrande des Beckenknochens ebenso weit entfernt, wie vom Anfang der Schwanzflosse. Die Rückenflosse steht hinter dem Anfang der BauchflossCj und zwar um eine Sclmppenreihe. Der 1, schuppenförmige Strahl der Rückenflosse ist nicht aus- gebildet; der 2. (welcher sonst der 3. ist) ist stark, an seinem Hinterrande gesägt, distal in eine weiche, biegsame Spitze auslaufend, die Länge nicht ganz gleich der des Kopfes. Die Farbe des Rückens ist ein tiefes Braun, die Seiten des Leibes sind silberig, jedoch von mäßigem Glanz; an .den Seiten des Kopfes vermischen sich beide Farl)en; der Bauch ist hell. Bei dem jungen Tier findet sich ein schwarzer Fleck am Grunde der Schwanz- flosse. Die Flossen sind nur mit vereinzelten Chromatophoren bestanden. Länge des größten Stückes 70 mm. No. 443. Fluß Mdjonga bei Matomondo ; 9. IX. 1888. Labeo Forskalii B.iippell Günther, Cat. Fish. VII p. 50. No. 437. Bach bei Mhonda, Ungüu; G. IX. 1888. No. 457. Rufu bei Korogwe; 22. IX. 1888. Familie Characinidae. Alestes Imberi Peters. Peters, 1. c. p. Gfi, Taf. XII, Fig. 3. No. 415. Wand bei Msere, Usegua; 2. IX. 1888, No. 385. Mbusini, Fluß Rukagura; 27. VIII. 1888. No. 380. Ebendaher. ? Hydro cyon spec. No. 400. Korogwe im Rufu; 22. IX. 1888. Das Gebiß der sehr kleinen Stücke ist nicht gut erhalten, so daß die Bestimmung vorläufig incht endgültig vorzunehmen ist. Faiiiilii' Muraenidae. Anguilla labiata Peters. Peters, 1. c. p. 94, Taf. XVII. No. 438. Teiche l)ei Mliondn. Fugrui; (i. IX. 1888, wird gegessen. 22 T)r. Georg Pfeffer. Familie Protopteridae. Protopterus anguilliformis Owen. Peters, 1. c. p. 3, Taf. I, Fig. 1. No. 879, 882, 883. Quellimane. Meeres-Fische. Da diese Al)teiluiig sich durch fernere Sendungen wahrscheinhch stark vermehren wird, so sei vorläufig nur das einfache Verzeichnis der bisher eingeheferten Arten gegeben. Pristipoma stridens Forskai No Synagris sp. Lethrinus H]). • Mullus micronemus Lacep Chaetodon zanzibaricus Gthr var. . . Heniochus macrolepidotus Art. . Teuthis sp Platycephalus sj) Gobius sp Periophthalmus Koelreuteri Yalent. CalHonymus ocellatus Pall Acanthurus matoides Cuv. Val. . . . . Fistularia serrata Cuv Am})hisile punctulata Bianc. Si)hyraena cf. obtusata Cuv. Val. . . Glyphidodon si)aroides Cuv. Val. . . Julis dorsalis Quoy & Gaim. . . . . . Gheilio inermis Forsk Gomphosus coeruleus Lacep. Novacula macrolepidota Bl Cymolutes praetextatus Quoy Ä Gaim. Exocoetus evolans L Belone choram P'orsk Hemirhamplius Commersonii Cuv. . . Saurus sp. Ophiclithys sp. . Chilomycterus reticulatus L. 04 Suez. 199 Sansibar. 200 232 ,, 9 24 G (;3 Suez 081 Sansibar. 213 527 C)30 „ 300 Kingani. 39 G Bagamoyo. 598 Sansibar. 247 256. 594 Sansibar. 595. G32 201 Sansibar. 252 634 /-■ o •> boo „ 251 394 296 ,, Gl Kotes Meer. 255 Sansibar. 196 382 707 638.639.640 Sansibar. Eeptilieii, Ampliibien, Fisclie, Mollusken und Kvt'hse. op, Tetrodon (rsilouotus) Valentiiii Bleck. No. G38.(i39. (i40 Sansibar. „ „ ocellatus Bleck. „ ,, „ . „ „ ., Hoiikonii Bleck ,, „ „ „ „ Moiiacantlius(Aluteres)scrii)tus Bleck. „ 318 Sansibar. „ sj) ,, t)2 Suez, Stigmatophora sp. „ 590 Sansibar. Stcffostoma fasciatum Bl. „ 248 „ Land- und Süsswasser-Mollusken. Familie Vitrinidae. Aspidophorus. Unter Jen vorhandenen Stücken scheinen beide bisher be- schriebenen Arten (Parmarion Havescens Keferstein, Mal. Blatt. 18G6, pag. 70, Taf. 2, Fig. 1 — 8; und Aspidophorus fasciatus Marts, Monats- ber. Ak. Berlin 31. Juli 187!)) vertreten zu sein. Die anatomische Untersuchung wird diese wie auch andere über die Gattung schwebende Fragen aufkLären. No. 304. Pongue, Usegua; 24. VIII. 1888. Mhonda; 7. IX. 1888. Kihengo; 12. IX. 1888. Korogwe am Paifu; 22. IX. 1888. Microcystis spec. Das Stück stimmt zu keiner der von Ägypten beschriebenen und mir vorliegenden Arten; es scheint jedoch nicht geraten, auf ein einziges Stück einer überhaupt mit wenig positiven Merkmalen aus- gestatteten Gattung eine neue Art zu gründen. No. 5, Alexandria, Canal-Tümpel ; 8. III. 1888. Trochonanina JenyDsii Pfr. Pfeiffer, Mon. Helic. I p. 81. Pfeiffer in: Martini-Chemnitz, IL Ed. Helix, Taf. 129, Fig. 22. 24. No. 368. Kikoko, Usaramo; 18. VIII. 1888. No. 374. Weg von Rosako nach Sacurile (Usegua) lebend auf Gras. — Die Stücke sind hnder tot und eingetrocknet angekommen. Familie Helicidae. Helix (Eremina) desertorum Forskal Xo. .51. Mokattani, Cairo, Wüste; 22. III. 1888. No. V Suez, Gipfel des Ataka-Gebirges. 1 700 Fuü ; 27. 111. 1 888, No. V No. 9 No. 9 24 Dl'- Gcoi-o: Pfeffer. Helix (Euparypha) pisana Maller. No. 14. Alexandria; 9. III. 1888. Helix (Pomatia) cincta Maller. Ohne jede weitere Bezeiehnung. Aus Kiste IV. Familie Achatinidae. Achatina fulica Ferusmc Nu, 141. Sansibar, Mai 1887, in Alkohol und trocken. No. 302. Bagamoyo; 25. VI. 1888; halbwüchsig, trocken. Achatina Rodatzi Dunker. Novitates Concliolog. Tom. I, Taf. 27. No. 373. Weg von Kikoka nach Rosako (Useramo). No. 417. Msere, am Wami-Ufer trocken gefunden. Familie Succineadae. Succinea nov. spec. No. 552. Sansibar, Sumpf 38; 20. XI. 1888. Zur Charakterisierung dieser ohrförmigen Art ist noch weiteres Material abzuwarten. Familie Limnaeidae. Limnaea natalensis Krauß var. KrauPs, Südafr. Moll., p. 85, Taf. 5, Fig. 15. Küster, Martini-Chemnitz, IL Ed. p. 31, Taf. 6, Fig. 1 — 3. Jickeli, Moll., Nordost-Afr., p. 190. No. 5. Alexandria, Canal-Tümpel ; 8. III. 1888. Physa nasuta v. Mortens. Sitzber. naturf. Fr. 1879, p. 102. Clessin in Martini-Chemnitz, II. Ed.. p. 340, Taf. 48, P'ig. 11. No. 140. Sansibar, Sumpfer hinter dem deutschen Klub -Hause; 17. V. 1888. No. 223. Sansibar, kl. Wasserloch, dicht an der Wasserleitung belegen; 31. V. 1888. No. 288. Bagamoyo, Sumpf südl.; 28. VI. 1888. No. V Bagamoyo, Sumpf nördlich 17; 29. VI. 1888. Pianorbis Boissyi Fotiez et Michaml. Descr. fig. pl. 2, f. 26. Jickeli, Nordost-Afr. Moll., p. 213, Taf. VII. Fig. 20. Clessin in Martini - Chemnitz, II. Ed., p. 130, Taf. 22, Fig. 2. No. 9. Alexandria. No. 13. Alexandria, Süßwasser-Graben. Reptilien, Ampliibien, Fische, Mollusken und Ki-ebse. 25 Isidora Forskalii Ehrenberg. Litteratiir: Jickeli 1. c. p. 198. 199. No. 204. Sansibar, Weg nach Masingini; 25. V. 1888. No. 282. Bagamoyo, Sumpf N. W.; 27. VI. 1888. Isidora sericina Jickeli var. Jickeli 1. c. p. 194, Tat'. VII, Fig. 11. No. ? Tümpel im Niltlial; 20. III. 1888. No. V Alexaiidria, Kanal -Tümpel; 8. III. 1888. Isidora. No. 140. Sansibar, Sumpf hinter dem deutschen Klub-Hause; 17. V. 1888. No. 341. Sansibar, Fluß Muera (22), Brücke; IG. VII. 1888. Für die Beschreibung dieser anscheinend neuen Art ist noch weiteres Material abzuwarten. Familie Auriculidae. Melampus caffer Küster. Küster, Auriculacea in Martini-Chemnitz, IL Ed. p. 36, Taf. 5, Fig. 6 — 8. Pfeiffer, Monogr. Auriculaceorum viv., p. 40. No. 240. Sansibar, Wasserloch zwischen Ngambo und Nasi-moja; 4. VI. 1888. Familie Ampullariadae. Ampullaria speciosa PlüUirpi. Philippi in Martini-Chemnitz, IL Ed. p. 40, Taf. 11, Fig. 2. Ein trockenes junges Stück mit Deckel; leider ohne Zettel; wahrscheinlich ist es aus einer der Papierdüten herausgerollt; denniach kann der Fundort nur Sansibar oder Bagamoyo sein. Ampullaria carinata Olivi (Bolteniana CJiemnifz). No. V Alexandria, 9. III. 1888. No. 417. Msere. am Wann- Ufer trocken gefunden; 3. IX. 1888. Ampullaria purpurea Jonas. Pliili[)l)i 1. c. p. 22, Taf. VI, Fig. 1. No. 312. Bagamoyo, Sumpf nördlich (IV); 29. VI. 1888. No. 320. Sansibar, (iroüer Sumj.f, S. 0. (18); 20. VI. 1888. No. 325. Sansibar, Sumpf (2(;) nr>rdl. der Stadt, trocken; 12. VII. 2888. No. 463. Rufu-Eben(>, südl. Korogwc trocken; 21. IX. 1888. No. ? Sansibar, Sumpf hiiitcr dein dcutsclicii Khd)-Hause. 2& Dr. Georg- Pfeffer. Ampullaria adusta Recve. Keeve Concli. Jcon. No. 11. Martens, Ostafr., p. GO. No. 290. Bagamoyo, Sumpf und Tünii)cl südlicli der Stadt (blaue Nymjjhaeen) ; 2G. und 38. VI. 1888. No. 311. Bagamoyo, Sumpf nördlicli (17); 2!). VI. 1888. No. 343. Sansibar, Fluß Muera, Brücke; IG. VII. 1888. Familie Viviparidae. Vivipara unicolor Ollvi. Descr. Eg., pl. 2, f. 30. Küster, Coucli. Cab., p. 21, Taf. 4, Fig. 12, 13. Jickeli, Moll. Nordost-Afr., p. 235, Taf. VII Fig. 30. No. G. Alexandria, Kanal-Tümpel; 8. III. 1888. Cleopatra bulimoides OUvi. Descr. %, pl. 2, f. 28. Philippi, Abb. Beschr., p. 12, Taf. 2, Fig. 13. Küster, in Concli. Gab., p. 32, Taf. 7, Fig. 11 — 17. Jickeli, 1. c. p. 240, Taf. VII Fig. 31. No. 13. Alexandria, Süßwasser-Graben. No. V Alexandria, 9. III. 1888. No. ? Alexandria, Canal-Tümpel ; 8. III. 1888. No. ? Tümpel im Niltbal, 20. III. 1888. Cleopatra africana v. Martens (Paludomus). Monatsber. Berl. Ak. 1878, p. 297. Taf. II, Fig. 11—13. No. 289. Bagamoyo, Sumpf südl. d. Stadt; 28. VI. 1888. No. 310. Bagamoyo, Sumpf nördl. (17); 29. VI. 1888. No. 340. Sansibar, Fluß Muera, Brücke (22); IG. VII. 1888. No. 343. " '5 11 11 No. 375. Tümpel, Bachbett in Ukerewe (schwach salzig) nördl. V. Tschurutac; 22. VIII. 1888. No. 378. Flußtümpel, südl. v. Tschurutac (Ukerewe) ; 22. VIII. 1 888. No. 389. Mbusini, Fluß Rukagura (Usegua), im Schlamm; 27. VIII. 1888. No. ? Korogwe, Eufu-Fluß; 22. IX. 1888. Familie Rissoidae. Hydrobia stagnalis L. No. 11. Alexandria. No. 13. Alexa,ndri:i, SüßAvasser-(ir;il)eii. No. 14. Alexandria. Reptilien, Amphibien, Fisclie, Mollusken und Krebse. 27 Familie Melaniadae. Melania tuberculata Midier. Literatur: Brot, Conch.-Cab., p. 247. No. 11. Alexandria, 9. III. 1888. No. 13. Alexandria, Süßwasser-Graben. No. 220. Sansibar, Leck an der Wasserlei tun <•• nr)rdl. der Stadt; 31. V. 1888. No. 341. Sansibar, Flur3 Muera (22) Brücke; IG. VII. 1888. No. 389. Mbusini, Fluß Rukagura (Usegua) im Schlamm; 27. VIII. 1888. No. niG, 617. Sansibar, Tsclmeni-Bassin ; 2. XL 1888. No. ? Tümpel beim Dorf Rivuga (Uswamo); 21. VIII. 1888. Bivalvia. Familie Corbiculidae. Corbicula fluminalis Müller. Jickeli, Moll. Nordost-Afr., p. 283, Taf. XI, Fig. 4—9. No. 21. Cairo, Nil, Nilarm bei Bulak-Insel, trocken gefunden; 12. m. 1888. Familie Unionidae. ÜDio aegyptiacus Fernssac. Jickeli, 1. c. p. 271, Taf. X, Fig. 1—9. No. ? aus Kiste I, näherer Fundort fehlt. Spatha Caillaudi i>. Mariens. Jickeli, 1. c. p. 2Ö9, Taf. VIII, Fig. 1. No. ? Cairo, Nil. Spatha sp. No. ? Mbusini (Usegua) Fluß Rukagura; 27. VIII. 1888. Von dieser Art liegt bisher nur ein einziges Stück vor, sodaß die endgültige Bestimmung bisher noch aufzuschieben ist. Aetheria sp. No. 392. Mbusini, Usegua, V\\\\\ l\nk;igur;i, in schnell tliessendem Wasser; 27. VIII. 1888. Eine Unterbringung der. in ziendicher Anzahl vorliand(Mien Stücke in eine der bisher beschriebenen Arten ist mir vorläutig incht möglich. Ich ziehe es vor, dieser Frage erst bei der ausführlichen Bearbeitung näher zu treten, bei der das sclnnie nnd i'eichHehe Spiritus-Material noch anderweitige Verwenchmg linden wiid. 28 I^i'- Georg Pfeffer. Crustacea. Brachyura. Schizophrys asper Milne-Edvaräs. Milne-Edwards, Hist. nat. Crust. I, p. oll). Dana, Unit. Stat. Plxpl. Exp. Crust. p. 97, pl. II, f. 4. Kossmann, Zool. Erf>-. Brachyura pa^. 1 o. No. 174. Sansibar, Insel Baui ; 20. V. 1888, auf totem Korallenblock. Menaethius monoceros LatreiUe. No. 173. Sansibar, Insel Uaui, auf totem Korallenblock; 20. V. 1888. Carpilodes rugipes Heller. Heller, Sitzungsber. Ak. Wien; niatb.-naturw. C'lasse XLIV. (18G1), p. 330, Taf. 1, Fig. 20. A. Milnc-Etlwards, Canceriens. Nouv. Arcli. I, p^ 229, pl. XII, f. 4, 4 a, 4 b. No. 169. Insel Baui; 20. I. 1888; auf totem Korallenblock, lebhaft karminrot. Leptodius exaratus M. E. No. 678. 679. Sansibar, Changu-Riff; 6. XII. 1888. Rtippellia tenax BHpiK'U. Rüppell, Beschr. und Al)bild. kurzschw. Krabben, p. 1 3, Taf. 3, Fig. 1. No. 90. Sansibar, Insel Changu, dunkelrot, Beine heller (rost- farben) unten weißgrau; 29. IV. 1888. Eriphia laevimana Lntr. var. E. Smithii Mac Leay, Illustr. Zool. South Africa, Annulosa p. 60. — Krauss, Südafr. Crust. p. 36, Taf. 2, Fig. 3. Hilgendorf, Mocambique p. 797. No. 188. Insel Baui; 20. V. 1888. Pilumnus vespertilio Fahricms. Milne Edwards, Hist. Crust. I. p. 418. No. 72. Suez; 28. IV. 1888. Trapezia cymodoce Herhst. Miers, Crust. froni Akaba Ann. N. H. (ö) II, p. 408 u. 409; vergl. besonders die Gegenüberstellung pag. 408 in liegender Schrift, wobei „the hrst" T. ferruginea Latr., „the second" T. cymodoce ist, No. 655. 656. Sansi])ar, Changu-Riff; 5. XII. 1888. No. 625. Schmarotzt auf Madrepora, Changu-Riff; 5. XII. 1888, Reptilien, Amphibien, Fische, MoHnsken und Krebse. 29 Tetralia glaberrima Heilst (iucl. nigrifrons Dana). De Man. Ind. Archipel, p. o;^]. No. 170. 180. Insel Baiü, auflebenden Korallen (Madrepora) ; 20. V. 1888. Thalamita Sima Mihie-Edn-ards. Milne-Edwards, Hist. nat. C'rust. I, p. 400. De Haan, Fauna Japonica, p. 4o, tab. XIII, f. 1. A. Milne-Edwards, Portuniens. Arch. du Mus. X, p. 359. No. 078. 079. Sansibar, Changu-Riff; 0. XII. 1888. Das einzige Stück paßt durchaus zur Art-Diagnose, hat aber nur vier Zähne am Anterolateral-Rande, sodaQ der vierte als unter- drückt anzusehen ist. Thalamita integra Dana. Dana, l'nit. Stat. Expl. Exp. Crust. p. i^si. pl. XVII, f. 0. A. Milne-Edwards 1 c , p. 358. Xo. 70. Suez; 28. III. 1888. Macrophthalmus carinimaous (La^r. Ms.j Mibw-EdironU. Milne-Edwards, Hist. Crust. IL p. 05. Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daü es in der zweiten Zeile der Beschreibung von Milne-Edwards nicht ..inferieure'- sondern „superieure" heißen muß. No. 09. Suez; 28. VIII. 1888. Cleistostoma Leachei (Aiuloniii) Savif/n//. Dcbcr. de TEgypte Crust. pl. 2. f. 1. No. 71. Suez; 28. III. 1888. Dotilla feeestrata Hilijewlorf. Hilgendorf, Ostafrika, p. 85, Tat. ;i. Fig. 5. Id., Mo(;ambi(pu'. p. SOii. No. 541. Sansibar, Strand; 14. 11. 1888. Gelasimus annulipes Milnc-Ednard^. Milne-Edwards. Hist. nat. Ci ust. 11. p. 55. pl. is. f lo — 13. Hilgendorf, Ostafrika, p. 85. Khigsley, Revision <>f tlie (ielasinn. Proc. Acad. Nat. Sei. IMiilad. isso. p. US, pl. X, f. 22. No. 73. Sansibar, Lagune; 20. IV. 1888. No. 275. Kingani, Überschwemmungsgebiet, 20 m vom Ufer ent- fernt, zäher Schlamm. Untere Fähre, Bagamoyo; 8. VII. 1888. No. 280. Bagamoyo, Lagune ndl. d. Stadt (trocken); 20. VI. 1888. 30 I>i-- Georg Pfeifer. Gelasimus Dussumieri Milnc-Edirards. Milue-Edwards, Ann. Sei. Nat. XVIII, p. 148, pl. IV, f. 12. Hilgendorf, Ostafrika, p. 84, Taf. 4, Fig. 1. Kingsley, 1. c. p. 145, pl. X, f. 16. No. 293. Kingani, 20 m vom Ufer, untere Fähre. Mangrove- Schlamm; 29. VI. 1888. No. 294. 297. Kingani, im zähen Uferschlamm, Löcher grabend; 29. VI. 1888. Gelasimus sp. Ein Weibchen aus der Gruppe der breitstirnigen Arten. Xo. 511. Sansibar, Strand; 14. XI. 1888. Ocypoda ceratophthalma Pallas. Pallas. Spt'cilegia, p, 8o, Taf. V, f. 17. Kingsley, Revision of the Genus Ocypoda. Proc. Acad. X^at. Sei. Philadelphia 1880, p. 179. Miers, On the Species of Ocypoda in the Collection of the British Museum, Ann. Nat. Hist. (5) X, p. 379, pl. XVII. f. 1,1a. No. 123, 124, 125. Sansibar, Strand; 10. V. 1888. Xo. 1S9. Sansil)ar, Insel Baui ; 20. V. 1888. Ocypoda Kuhlii De Haan. Miers, 1. c. p. 381. pl. XVII, f. 8. 8a. 8b. No. 91. Sansibar, Insel Changu; 29. IV. 1888. Sandfarbe. Xo. 189. Sansibar. Insel Baui; 20. V. 1888. Ocypoda cordimaoa Dcsmarcst. Desmarest. Consideration sur Ics t'rustaccs. p. 121. Kingsley, 1. c. j). iSo. Miers, 1. c. p. 387, pl. XVII, f. 9, 9 a. No. 87. Sansibar, Insel Changu; 29. VIII. 1888. No. 91. Ebendaher. Sandfarbe. No. 123, 124, 125. Sansil)ar, Strand; 10. V. 1888. Grapsus strigosus Ihiiisl. Herbst, Krabben und Krebse. Taf. 47, Fig. 7. Kingsley, Synopsis of the Grapsidae. Proc. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1880. No. 87. Sansibar, Insel Changu; 29. \\i\. isss. Dunkelgrau- griln; Eier rot, gurgelndes Geräusch wohl mit den Kiemen. Yaruna tomentosa nov. spec. Die Art unterscheidet sich von V. litterata Herbst durch die über den ganzen Körper (mit Ausnahme der Fingerenden) verbreitete filzige Behaarung, ferner durch den Mangel der Fissur am oberen Reptilien, Amphibien, Fische, Molhisken und Krebse. 31 Augenrande, welche nur durch eine einspringende Ecke angedeutet ist; schheßhch sind die Zähne am Anterohiteral-Rande viel schwächer eingekerbt als bei der tyiiischen Art. No. fil5. Süßwasser, Tschueni-Bassin, Sansibar; 2. 12. 1888. Sesarma Meinerti Do Man var. Sesanna tetragona H. Milne-Edwards Crust. II, p. 73. A, Milne-Edwards, Nouv. Arch. IX, pag. 340, pl. XVI, f. 1. • Hilgendorf, Ost-Afrika, pag. 90, Taf 3, Fig. 3d. — De Man, Sesarma, Zoolog. Jahrb. II, pag. 048 und 668. Nach De Man, der die Frage anscheinend endgültig erledigt hat, ist die vorliegende Art von beiden Milne-Edwards fälschhch als Cancer tetragonus Fabricius gedeutet. Demnach wäre auch die von Hilgendorf beschriebene Art, die sich der Milne-Edwards'schen Auf- fassung anschließt, hierher zu rechnen. Ich führe das besonders des- halb an, Aveil die ungemein charakteristische Abl)ildung der Scheere auf Taf. 3, Fig. 3 d die Art aufs bestimmteste wiedererkennen lässt, während anderseits zwischen den vorliegenden Stücken und den Be- merkungen der angeführten Autoren eine Anzahl von Unterschieden besteht. Im (Gegensatz zu Milne-Edwards Beschreibung springen die protogastrischen Lap})en nur ])ei dem kleineren Stück bis an die Stirn- kante vor. Hinter dem Epil)ranchialzahn steht noch ein kleiner, aber sehr deutlich vorspringender zweiter Zahn. Der Hilgendorf'schen Beschreibung nach ist das vorletzte Schwanzghed des Männchens „merkhch länger als breit". Bei beiden vorliegenden Stücken ist es dagegen breiter als lang. — Schließlich sind die Fingerenden des größeren Stückes ziemlich kräftig ausgehöhlt. No. 192. Kingani, untere Fähre, '/i Stunde vom Ufer im zähen Schlamm (Mangrove); 29. VI. 1888. No. 286: Bagamoyo, Strand; 28. VI. iss.s. Sesarma bidens De Haan. De Haan, Fauna -laponica \). 60, Taf 16, Fig. 4, Tat". 11, Fig. 4. — Hilgendorf, Ost-Afrika pag. 91, Taf. 3, Fig. 3 a. De Man, Sesarma pag. ()ht<. No. 28(;. Bagamoyo, Strand; 28. VI. 1888. Sesarma leptosoma lUhiimlorf. Hilg<"ii(Un-f, Ost-Afrika, [lag. !)1, Tal'. 6, Fig. 1. — De Man, Sesarma pag. 645. Die Art, von der eine Anzahl Mämuhcii mid Weibchen vorliegt, steht in der Mitte zwischen den Gruppen 1 und IV De Man's. Einer- seits ist kein Epibranchial-Zahn vorhanden, anderseits aber eine sehr 32 r>i'- Georg Pfeffer. charakteristisch ausgebildete Form der parallelen Leisten auf der Hand. Von der Oberkante aus verlaufen, wie bei S. bidens, zwei oder drei gekörnte Leisten. Die distale, welche bei S. bidens ebenso wie die daneben verlaufende gebildet ist, hat sich bei S. lej)tosoma zu einer langen, in der Mitte schwach geknickten Körnchenleiste entwickelt, welche bis an die Artikulation der Scheere mit dem Carpalglied reicht und sich hier mit der ebenfalls als Körnchenleiste entwickelten Oberkante der Scheere verbindet. Auf diese Weise wird auf dem oberen Teil der Sclieerenhand ein schlank-rautenförmiges Feld gebildet, in welchem einige parallele Körnchenreihen verlaufen. Der bewegliche Finger hat neben der Kante etwa 12 nierenförmige Querwülste, der distale E,est des Fingers ist aber dicht und sauber quer gerunzelt. No. 280. Bagamoyo, Lagune ndl. der Stadt (trocken); 2G.VL 1888. Telphusa Hilgendorfi nov. nom. Telj^husa depressa Hilgendorf, Ostafrika p. 77, Taf. 1, Fig. 2. ! non T. depressa Krauss, Südafr. Crust.. p. 38, Taf. 2, Fig. 4. Die in \äelen Stücken vorliegende Art ist zweifellos die von Hilgendorf als T. depressa Krauss beschriebene. Nichtsdestoweniger können beide Arten auf Grund der vollständig verschiedenen Bildung der Scheere des Männchens nicht vereinigt werden. Da Hilgendorf nur im Besitze von weiblichen Stücken war, andrerseits Krauss nur ein Männchen beschrieb, so war es bisher nicht möglich, beide Arten gut auseinander zu halten. Die große Scheere des Männchens der vorliegenden Art entspricht durchaus nicht der Abbildung von Krauss, sondern völlig der des Weibchens; in ihrer Form schließt sie sich ganz an diejenige von T. planata A. M. Edw. (Nouv. Arch. V. pl. 11, Fig. 3b) an. ikls l»esonderes Merkmal zeigt sie auf beiden Scheerenfingern außen je einen breiteren und einen schmaleren Längseindi'uck. Man Avürde bei der so außerordentlichen Ähnlichkeit beider Arten vielleicht geneigt sein, die von Krauss abgebildete Scheere mit weitem Raum zwischen den Fingci-n für eine abnorme Bildung zu halten, wenn nicht in der That eine solche Scheerenform noch in der (iattung vor- käme (siehe z. B. bei T. difformis M. Edw., Alph. Milne-Edw. Nouv. Arch. V, pl. L\, Fig. 1 b). No. 429. Bach bei Nekonda, Ungüu, 0. IX. 1888. 15 Stücke; die größten sind Weibchen von 44 und 40 mm Breite zu 30 und 28,5 mm Länge; das größte Männchen 29,3:21. Die größte Variation von Länge : Breite ist 1 : 1,34 und 1 : 1,44. No. 441. Bach Hanaha bei Mangaalla (Ungüu); 8. IX. 1888. Keptilien, Amphibien, Fische, Mollusken und Krebse. 33 Telphusa perlata Milne-Edivards. H. Milne-Edwards, Hist. nat. Crust. II, pag. lo. A. Milne-Edwards, Rev. Telph.; Nouv. Arch. V, p. 179, pl. IX, Fig. 3, 3 a. No. 460. Rufu bei Korogwe; 27. IX. 1888. No. 440. Teich bei Matomondo (Ungiiu) ; 9. IX. 1888. No. 274. Bagamoyo, Sürjwasser-Tümpel ; 24. VI. 1880. No. 226. Sansibar, am Wasserleitimgsbach ; 31. V. 1880, No. 371. Wasserloch, kleiner Bach vor Rosako (üswamo); 19. VIII. 1888. Telphusa Berardii Amlouin (Savigmj). Savigny, Descr. de l'figypte, Crust. pl. II, f. 6. A. Milne-Edwards, Rev. Telph.; Nouv. Arch. V, p. 177. No. 19. Cairo, Chalid-Kanal. Telphusa obesa A. Milnc-Edwanls. A. Milne-Edwards, Nouv. Arch. 1868 p. 86, pl. XX, f. 1—4. Id., id. op. Tom. V, p. 178. No. 494. Sansibar, Sumpf S. 0. Kinsingani; 20. X. 1888. Calappa tuberculata Hcrhst. Herbst, Krabben und Krebse, Taf. 13, Fig. 78. No. 65.5. 656. Sansibar, Changu-Riff; 5. XII. 1888. Anomura. Coenobita rugosus MUnc-Edivards. Milne-Edwards, Hist. nat. Crust. II, p. 241. Dana, United States Expl. Exp. Crust., p. 471, pl. 30, f. 1. Hilgendorf, Ostafrika, p. 99, Taf. VI, Fig. 2, 3a, 4b. No. 189. Insel Baui; 20. V. 1888. In Nerita polita L., N. undata L. und N. })licata L. Coenobita clypeatus Müne-Edivards. Hist. nat. Crust. II, p. 239. Dana, 1. c. p. 473, pl. 30, f. 4. Hilgendorf, Ostafrika, p. 98, Taf. 6, Fig. 3 c, 4a. Baui. In Fasciolarin trapc/ium. Remipes testudioarius Latrcille. Miers, Revision of Hippidao. .Jouru. Ein. Soc, p. 316, pl. V, f. 1. No. 171. Sansibar, Insel Baui; 20. V. 1888. 3 34 Dl-- Georg Pfeffer. Macrura. Älpheus Edwardsii Andoiän. Descr. de l'^gypte, Crust. j)l. X, f. 1. Bianconi, Spec. Zool. Mossamb., p. 342, Tab. IV. Fig. 1. Dana, 1. c. p. 542, pl. 34, f. 2 a. No. 172. Insel Baui, auf totem Korallenblock; 20. V. 1888. No. 342. Ghangii-Eiff; 5. XII. 1888. Alpheus laevis Bandall. Kandall, Jouni. Acad. Nat. Sei. Philad. VIII, pt I, 1839, p. 141. Dana, 1. c. p. 550, pl. 35, fig. 8. No. 172. Insel Baui, auf totem Korallenbloek ; 20. V. 1888. No. G58. Changu-Rife; 5. XII. 1888. Älpheus longecarinatus Hilgendorf. Hilgendorf, Moeambique, p. 833, Taf. IV, Fig. 3 — 7. No. 167. Insel Baui, auf totem Korallenblock; 20. V. 1888. Alpheus gracilipes Stimjjson var. Stimpson, Proc. Ac. Nat. Sei. Pliilad. 1800. p. 31. De Man, Ind. Archipel; Arch. Naturg. Uli, p. 500. No. 058. (%angu-Riff; 5. XII. 1888. Palaemon mossambicus Hilgendorf. Hilgendorf, Morambique, p. 839. Taf. IV, Fig. 17. No. 442. Teich bei Matomondo, Ungiiu; 9. IX. 1888, (am Glas 232) Mbusini (Usegua) Fluß Rukagura, Ufer; 27. VIII. 1888. Palaemon lepidodactylus Hilgendorf. Hilgendorf, Mo(;and)ique, p. 838, Taf. IV, Fig. 14 — 10. No. 203. Sansibar, kleiner Fluß nördl. der Stadt. SüßAvasser dicht an der Mündung; 25. V. 1888. No. 461. Eufu bei Korogwe; 20. IX. 1888. Palaemon Edwardsii Heller var. Heller, Crust. südl. Europ., p. 205. P. longirostris H. Milne-Edwards, Crust. II, p. 392. No. 14. Alexandria, Graben von Mergui; 9. III. 1888. Oedipus gramineus Dana var. Dana 1. c. I, p. 574, pl. 37, Fig. 3. No. 657. Chaugu-liiff; 5. XII. 1888. Reptilien, Amphibien, Fische, MoUusken und Krebse. 35 Caridina typus Münc-Edivards. H. Milne-Edw., Crust. II, pag. 363, pl. 24, Fig. 4, 5. No. 6H. Sansibar, Tschueni-Bassin, Süßwasser; 2. XII. 1888. Caridina niiotica Bonoc. Ann. sc. nat. XXVIII. C. longirostris H. Millne-Edw., Crust. IL, p. 363. No. 614. Sansibar, Tschueni-Bassin, Süßwasser; 2. XII. 1888. Stomatopoda. Gonodactylus graphurus Wliite. Miers E., On the Squillidae, Ann. N. H. (5) V, p. 120. No. 683. Sansibar, Changu-Riff; 6. XII. 1888. Gonodactylus chiragra Latrci/Ie. Miers, 1. c. pag. 118. No. 168, Sansibar. InselBaui, auf totem Korallenblock, 20. V. 1888. Gonodactylus spinosissimus nov. spec. Ein sehr hinger mittlerer und je ein halb so langer seitlicher Stirnstachcl. Vordere untere Ecke des Thorax stark zahnartig vor- gezogen. Fünftes Postabdominal -Segment seitlich mit je zwei Kielen und zwei Längseindrücken. Hintere seitliche Ecke zahnartig aus- gezogen. Sechstes Segment mit vier runden Höckern; die mittleren dicht neben einander, die seitlichen durch eine tiefe Furche davon getrennt; die wiederum durch eine Furche abgetrennten Randpartien sind kaum etwas erhoben. Die Höcker und die Randpartien stehen dicht voller kräftiger aufrecht auseinander stehender Stacheln. Das letzte Segment des Postabdomens ist etwas länger als breit, mit etwas konvexen Seitenrändern, die nach hinten schwach konvergieren. Es ist hinten bis auf die Mitte durch einen dreieckigen Spalt in zwei ovale Lappen geteilt, deren jeder hinten in zwei divergierende Spitzen ausläuft. Jeder Seitenlapi)en und die Mitte des vorderen Teiles des letzten Segmentes trügt einen großen runden Tul)erkel. Sämtliche Tuberkeln sowie die Randi)artien sind, wie das voraufgehende Segment, überall mit kräftigen, spitzen, auseinanderstehenden Stacheln besetzt. Von den Stacheln am Grundglied der Uropoden ist der äußere besonders groß und breit, der andere kk'iner und sehr sclimal. Der Außenast ist mit !) Staeliehi versehen. — Der Innenrand des beweglichen Fingers der Raubarme ist feinkörnig schwach gekämmt. No. 166. Sansibar, Insel Baui; 30. V. 1888. 3» 36 Dl"- Georg Pfefler. Isopoda. Ligia malleata nov. spec. Körperlänge von mehr als doppelter Breite desselben. Die Fühler reichen zurückgeschlagen bis auf das vorletzte Segment des Hinter- leibes ; die Geißel zählt über 30 Glieder. Die Oberfläche des Körpers ist gehämmert und mit zerstreut stehenden, sehr feinen und spitzen Eauhigkeiten bedeckt. Die Hinterränder der Segmente zeigen viele sehr feine Spitzchen. Die Epimeren der Mittelleibs-Segmente sind sehr stark. Der Nachleib verschmälert sich verhältnismäßig schwach und ganz allmählich; das 3,, 4. und 5. Segment schheßen sich im Habitus völlig an die voraufgehenden Mittelleibs-Segmente an, nur haben sie sehr viel spitzere und kräftiger nach hinten gekrümmte Epimeren. Das verschmolzene 0. und 7. Segment ist doppelt so breit wie lang, an den Seiten mit spitz zahnartigen Epimeren; der Hinterrand stumpf, drei- eckig (mit schwach konkaven Seiten) in eine Spitze auslaufend. Schwanz- füße so lang wie Kopf und Mittelleib ; Grundglieder mit ganz schwach konkavem Außen- und etwas kräftiger konvexem Innenrand; hier mit 5 kleinen Stacheln versehen, deren letzter an der Distalecke; äußere Distalecke in einen Dorn ausgezogen. Spaltäste nicht ganz von doppelter Länge der Grundglieder. Farbe grau, fein schwarz punktiert und in derselben Farbe marmoriert. — Länge des größten Stückes vom Kopf bis zum Ende des Nachleibes 25 mm. No. 272. Aus dem Kielwasser einer Dhau, auch auf trockenem Holz. Bagamoyo, 29. VL 1888. Sphaeroma serratum Fabricms var. S. cinerea Latreille : Andouin, Descr. Eg. p. 282; C'rust. pl. 12, f. 1. No. 51. Suez; 28. HL 1888. Irona vatica ScMödte u. Meiiiert var. Symbolae ad monographiam (Jymothoaruni. Nat. Tidskr. XIV (1884) p. 386, Taf. VII, Fig. 1, 2. No. 181. Sansibar 23. V. 1888; auf Kiemen von Belone. Zur Fauna von Süd-Greorgien. Von Dr. Georg Pfeffer Die vorliegende Arl)eit unterscheidet sich insofern von den in diesem Jahrbuche gebrachten Aufsätzen ülier die Fauna von Süd- Georgien, als sie keine endgültige Bearbeitung der betreffenden Formen bieten, sondern nur den Vorläufer einer solchen darstellen soll. Die Notwendigkeit, schnell zu veröffentlichen, ergab sich in erster Linie aus zoogeographischen (iesichtspunkten, insoferil das nach Abschluß dfes Challenger -Werkes vorliegende Bild der Antarktis durch die Fauna von Süd -Georgien die allerwesentlichsten Vervollständigungen erhält. Andrerseits ermöglichten die dringlichen dienstlichen ^Arbeiten des Museums nur die Bearbeitung eines Teiles der Auslieute; schwierige, ohne Abbildungen nicht zu beschreibende Formen mußten für die ausführlichen Veröffentlichungen zurück gestellt werden. Ascidiae. Ascididae simplices. Familie Cynthiadae, Subfamilie Styelini. ? Polycarpa viridis Herdmaii, Chall. Rej). Ascid. I. Tom. VI. pag. 168. Das einzige vorliegende Stück der Art, welches außerdem keine Beschreibung der Farbe des lebenden Tieres beibringt, kann nicht mit voller Sicherheit bestimmt werden. Ascidiae compositae. Familie Distomidae. Gattung Colella Herdmao. Herdman, Chall. Ro]). Ascidiae II. Tom. XIV, pag. 72. Die Gattung, von der Herdman 1. c. id)('r ein Dutzend Arten beschreibt, hat ihren Huuptsitz in den kälteren und gemäßigten Zonen der süd- lichen Halbkugel, reicht jedoch auch ])is in die Tropen und an einei- Stelle (10" N. 122" E.) selbst über den Äquator hinaus. 3 40 Dr. Georg Pfeffer. C. pedunculata Qitoy et Oaimard. Herdman 1. c. pag. 74, pl. V — IX. — Aplidiiim pedunculatiim , Quoy et Gairaard Voy. de l'Astrolabe., pl. XCII, fig. 18, 19. C. concreta Herdman 1. c pag. 123, pl. XVI, Fig. 8 — IG; bezeichnet: „hellgelb, 8 Faden, Mitte der Bucht gedredgt". C. nov. spec. Zur Gruppe derer mit verzweigten Stielen ge- hörig; die Einzelstiele kürzer als die Köpfe; diese völlig denen von C. Thomsonii (Herdman 1. c. pag. 94) gleichkommend, zum Teil jedoch noch größer, sodaß die neue Art die größte der ganzen Gattung ist. Die stark plattgedrückte, im allgemeinen keulenförmige Gestalt variiert in dem Verhältnis von Länge zu Breite, ebenso in der bald verjüngten bald anschwellenden Bildung des Kopfendes. Die Tiere waren im Leben „hellrot, wie Löschpapier". Familie Polysteilidae. Gattung Goodsiria Cunoingham. Herdman 1. c. pag. 327. Bisher sind vier Arten bekannt, zwei vom Cap und zwei von der Südspitze Amerikas. Zu einer der letzteren gehört die vorliegende Art. G. coccinea riinnin^ham. Herdman 1. c. pag. 337, pL XLV, flg. 1 — 19. „Lebhaft kirschrot, Khppenstrand der Insel, auch Fels- becken, festsitzend". Gattung Chorizocormus Herdman 1. c pag. 345. Ch. reticiilatns Herdman 1. c. pag. 346, pl. XLVI, Fig. 1 — 8. Gedredgt auf 14 Faden. Bryozoa. Carbasea renilla nov. spec. Zoarium eine annähernd nieren- förmige Platte; der Kand nicht eingeschnitten. Zooecien proximal etwas verschmälert, distal gerundet, die Seitenränder grade, zwei bis zweieinhalb mal so lang wie breit. Die Mundöffnung halbmondförmig, in der Mitte etwas weiter vom Rande des Zooeciums entfernt als an den Seiten. Zoarium 33 mm lang, 49 breit. Bezeichnet: 14 Faden gedredgt, hellbraun auf gelblich durch- scheinendem Grunde. Crustacea. Außer den in Band IV und V des Jahrbuches bearbeiteten Carideu, Isopoden und Amphipoden finden sich ni der Ausbeute noch : ein Cumacee, mehrere Tanaiden, von denen unten einer etwas genauer 4 Zur Fauna von Süd-Georgien. 41 charakterisiert ist, ein Copepod des süßen Wassers und ebendaher eine Art der Gattung Branchinecta, die bisher nur aus den Binnengewässern der arktischen Zone alter und neuer Welt bekannt war. Gattung Apseudes Leach. Apseudes sculptus nov. s-pec. Die vorliegende Art unterscheidet sich von allen Gattungsgenossen durch die besondere Festigkeit der Haut- skelet-Bildung und die Stärke der Skulptur. Die einzelnen Furchen sind breit und tief und mit dichtem braunen Haarfilz ausgekleidet. Sie entsprechen in ihrem Verlaufe denen von Apseudes echinatus G. 0. Sars, Middelhavets Saxisopoder (Arch. Math. Naturv. 1880, Tab. 4, Fig. 1). Die Stirn hat wie gewöhnlich eine Wappenform, die Mitte ist nach vorn zu einer kurzen Spitze ausgezogen, welche, wie die Seiten- ecken der Stirne, zugerundet ist; die Ränder der Stirne sind sämtlich etwas eingebuchtet. Die Zahnspitzen an den Seiten des Cephalothorax sind schwach. Von den freien Ringen des Mittelleibes sind, wie ge- wöhnlich, die beiden ersten etwas kürzer als die folgenden. Die Ringe und Epimeren zeigen keinerlei Dornbildung. Die Nachleibs -Segmente zeigen je einen queren, starken, punktierten Reifen; die breiten und tiefen Zwischenräume sind filzig behaart. Das Telson ist länglich dreieckig, hinten ziemlich stumpf zugerundet, kurz vor dem Ende mit den üblichen zahnartigen Vorsprüngen an der Einlenkung der Uropoden. Das Hauptglied der äuüeren Fühler ist kräftig und auf der oberen Fläche mit einer filzigen Längsfurche versehen. Die Scheerenfüße sind nicht sehr lang, aber ungemehi kräftig entwickelt. Die Hand ist groß und dick, der Zahn des unbeweglichen Fingers höckerförmig ; der bewegliche Finger schließt sich derart an den unbeweglichen an, daß nur proximalwärts von dem Höcker des letzteren ein kleiner freier Raum bleibt. Das 2. Fußpaar ist ebenfalls sehr mächtig entwickelt, stark plattgedrückt und an seinen distalen Gliedern mit besonders starken Dornen bewehrt. Die Merkmale der übrigen Gliedmaßen werden bei der von x\bbildungen begleiteten ausführlichen Bearbeitung ihren Platz finden. Länge von der Stirn l)is zum Emh' des Telson 13 mm. Die Tiere waren im Leben schmutzig weißgrau und fanden sich an Tangwurzeln. Pycnogoniden. Faniilio Nymphonidae. Gattung Nymphon Fabricius. Nyniphou brevicaiidaliini Miers. Miers, Grustacea of Kergueh'ii Island, Phil. Trans. Vol. 1(;8. 42 I>i". Georg Pfeffer. Hook, Report on tlie Pycnogonida, C'liall. ReiD. Tom. III. 1881, p. 40. pl. IV. fig. 12, 13; pl. V, Fig. 1—5 (auf den Tafeln als N. liis- pidum hezeiclmet). Hoek zälilt zu dieser Art auch noch N. horridum Rölim (Sitzher. Akad. Berlin 1879 p. 175 Taf. I, Fig. 3 — 3 f.). Ich werde bei der endgidtigen Bearbeitung des vorliegenden Materials Gelegenheit nehmen, das B()hni'sche Original zu vergleichen. Die Farbe der an Tangwurzeln lebenden Tiere war „weißgrau" oder „gelblich-bräunlich". Nymphon ailtarcficiim nov. sijec Habitus scldank, am meisten erinnernd an die verwandtschaftlich nächste Art N. brachyrhynchus Hoek (1. c. p. 47), im allgemeinen glatt, die Kiefertaster und Beine etwas behaart, ohne Skulptur. Augenring, Augenhöcker und Segmente entsprechen durchaus N. oxyrhynchus; das Abdomen dagegen ist viel länger, nämlich gleich der Entfernung der Stirnkante von dem Hinterrandc des ersten Mittelleibs - Segments. Die Palpen erreichen kaum das anderthalbfache der Rüssellänge. Glied 1 ganz kurz, Glied 2 lang, etwa gleich der halben Rüssellänge ; Glied 3 hall) so lang wie 2 ; Glied 4 noch nicht ein Drittel von der Länge des 3. Gliedes betragend; Ghed 5 schlank, nicht ganz so lang wie 3. Der Rüssel ist noch etwas kürzer als bei N. brachyrhynchus. Das 2. Glied des Kieferfühler ist länger als das 3., die übrige Bildung ist wie bei der verwandten Art. Eiträger elfgliedrig, in den relativen Verhältnissen sich an den Befund von N. brachyrhynchus anschließend. Die Beine entsprechen ebenfalls dieser Art, nur mit dem wesenthchen Unterschiede, daß das 5. Glied mehr als die doppelte Länge des 7, hat. Die folgenden Maße sind einem nur mittelgroßen Stück entnommen. Länge des Gesamtleibes 3,1 mm. Länge der Beine etwa 9,3 mm. Farbe der Stücke in Spiritus ein ziemlich helles Braun ; die lebenden Tiere waren „gelblich". Familie Ammotheidae. A. Dohrn, Pantopoden des Golfs von Neapel, 1881, pag. 121. Colossondeidae P. P. C. Hoek, Report on the Pycnogonida. Chall. Rep. Tom. III. 1881, pag. 23. Ich nehme die Familie in dem Umfange an, wie sie Hoek auf- gefaßt hat, wähle aber den Namen, den Dohrn vorgeschlagen hat; die Gattung Ammothea muß als die älteste die Famihenbezeichnung tragen. Von den vielen beschriebenen Gattungen der Familie werden gewiß die meisten eingezogen Averden, wenn die Entwickelungsstadien der wirklich bestehenden Formen als solche erkannt sein werden; 6 Zur P'auna vuii Süd-Georgien. 43 anderseits ist unl)('dini;t auf Merkmale minderen Wertes ein zu großes Gewicht gelegt ; so sind aus den mit 9 gliedrigeni Palpus und 1 0 gliedrigem Eierträger versehenen Formen nach der Gestalt des Biissels drei (iattungen gemacht, nämlich Aiiimothea Leach, Eüssel hirnf<»rmig ; Oorhyuchus Hoek, Rüssel eifih-mig; Lecythorhyiicliiis Boelim (Coriiiger antea), Rüssel cylindrisch. Ich fasse deshalh die Gattung Animothea in weiterem und zwar dem von A. Dohrn gekennzeichneten Sinne auf und hringe dazu zwei Arten von Süd -Georgien. Eine dritte Art der Familie gehört in die Gattung Clotenia Dohrn. Gattung Ammothea Leach 1815. A. Dohrn 1. c. pag. 133. Ammothea graiulis nov. spcc. Mittelleib so lang wie seine Breite (samt den Coxal-Fortsätzen), chagriniert, ohne Härchen. Zwischen- räume zwischen je zwei Coxal-Fortsätzen sehr schmal, distal nicht er- weitert, noch nicht von halber Breite der Fortsätze. Augenring sehr groß, fast '/3 des gesamten Mittelleibes einnehmend, quer viereckig (Breite zur Länge ^4:3) mit abgeschrägten Ecken, in der Mitte der Seitenränder etwas eingezogen, überall frei entwickelt. Augen- höcker ein hoher spitzer Höcker, dessen Spitze sich oberhalb der Augen pl()tzlich verkürzt, mit seiner Basis nur die Mitte des Augen- ringes einnehmend. Die drei folgenden Segmente mit sehr stark leisten- förmig erhobenen, in der Mitte zu einem kräftigen Höcker ausgezogenen Querwülsten; am Ende des 4. Segments nur ein ganz kleiner Höcker; auf der Ventralseite gleichfalls starke Querwülste. Abdomen gleich einem Drittel der Länge des Mittelleibes, von der Dicke der proximalen Palpus-Glieder. Kieferfühler so lang wie das Abdomen; das Grundglied etwas dicker als dieses; das 2. ist etwa halb so lang wie das L, an seinem Ende in eine Spitze verjüngt; neben dieser entspringt außen, ebenfalls als eine kleine dicke Spitze ausgebildet, das Rudiment des beweglichen Scheerenfingers. Palpen lang und kräftig, das Rostrum mit fast 4 Gliedern über- ragend, neungliedrig. Die 5 Endglieder klein, annähernd gleich lang, alle zusammen noch nicht von der Länge des 4. Gliedes; das 1. und 3. (ilied kurz; das 4. fast doppelt so lang als das 2., von mehr als halber Länge des Rostrums. Rostrum so lang wie MittcUeib und Nachleib zusammen, mit dreistrahliger Mundr)ffnung ; es schwillt nach der Mitte zu etwas an; hier ist seine; Dicke gleich einem Drittel der Länge; am Ende des proxi- malen Viertels findet sich eine schwache ringf(>rmige Einsclinüning. 7 44 Dr- Georg- Pfeffer. Die Eiträger sind beim Männchen stärker, ranker und seine vier distalen Glieder stark eingekrümmt. Nach vorn geschlagen, über- ragt der Eiträger des Weibchens den Rüssels nur mit dem letzten Gliede; der des Männchens reicht schon mit dem distalen Teile des 5. Gliedes über das E.üsselende hinaus. Bei beiden Geschlechtern sind das 2., 4. und 5. Glied die längsten und zwar gleich lang. Dann folgt beim Weibchen das 3. und G. Glied. Das 7., 8. und 9. nehmen all- mählich an Dicke und Länge ab; das 10. ist das dünnste und etwas länger als die voraufgehenden. Beim Männchen ist das G. Glied ver- küi'zt. verdickt und mit stärkeren Borsten versehen, ebenso sind das 7. und 8. (jlied verkürzt, jedoch nicht verdünnt und außen mit Borsten versehen; die beiden Endgheder verjüngen sich ein wenig; das vorletzte zeigt außen einige wenige Borsten. Coxal-Fortsätze distal verbreitert, nicht so lang wie die Breite des Segments; Abstand der Enden der Coxal-Fortsätze des 2. Mittelleibs- Segments etwas größer als die Länge des Mittelleibs. Beine von (loi)i)elter Länge des Gesamtkörpers, kräftig, überall chagriniert. Basalglied kurz, so lang wie breit, 2 doppelt so lang, 3 etwas länger als das 1., 4 und 5 je fast so lang wie 2 und 3 zusammen; G fast so lang wie 3 und 4 zusammen, am distalen Rande mit Chitin-Dornen ; 7 ganz klein, mit einem oder zwei Dornen; 8 fast so lang wie 2, zusammengedrückt, wenig eingekrümmt, am Innenrande mit einigen Dornen, von denen zwei besonders groß; kurz vor dem Vorderrande außen ein Höcker. Eine starke Hauptklaue und je zwei mehr als halb so große Nebenklauen. Farbe im Spiritus von hellbraun bis zu einer dunklen Lchmfarbe. „Khppenstrand, Insel, Felsbecken. — 12 Faden gedredgt." Länge des Gesamtleibes 23,5 mm. „ „ Rostrum 11,5 mm. „ „ Abdomen 2,9 mm. „ der Beine 47 mm. Hinsichtlich bedeutenderer Änderungen morphologischer Charaktere während des Wachstums ist zu bemerken, daß ein Stück von mehr als 8 mm Gesamtleibeslänge die' Stelle, wo die Eierträger sprossen sollten, nur als je einen kleinen rundlichen Hcicker entwickelt hatte; daß ein anderes Stück von 14 mm Gesamtleibeslänge nur 3 mm lange, aus 7 Gliedern bestehende Eierträger darbot. Bei einem Weibchen, welches wegen der Kieferbildung trotz seiner 18 mm Leibeslänge noch nicht als ausgewachsen gelten konnte, war das 7. und 8. Glied noch nicht getrennt. Alle diese drei noch nicht ausgewachsenen Stücke hatten vollständig scherenförmig gebildete Kiefer, deren glattes Handglied 8 . . Zur Fauna von Süd-Georgien. 45 ebenso lang ist wie das Grundglied ; die Scherenlinger betragen an Länge über die Hälfte des Handgliedes, schlank mit sehr stark eingebogener Endspitze und lassen zusammengeschlagen einen sehr weiten Raum zwischen sich. Ainiiiothea Clausii ') nov. spcc. Körper und Beine sehr schlank, wenig chagriniert, die Beine mit zerstreuten langen Haaren. Die Zwischenräume zwischen den Coxalfortsätzen etwa gleich einem Viertel der Breite der letzteren, distal stark erweitert; Augenring in der vorderen Hälfte frei entwickelt, so lang wie breit, nach vorn etwas verbreitert, die seitlichen vorderen Ecken abgeschrägt. Länge des ■ Eostrum gleich der Leibesläuge, mit dreistrahhger Mundöffnung, distal bis an das Ende des vorletzten Drittels anschwellend, dann sich sehr stark verjüngend, so daß die Gestalt im Ganzen der eines Getreide- kornes gleicht. Der Augenhöcker hat als Basis die gesamte Oberfläche des Augenringes, er erhebt sich kräftig und ist oberhalb der Augen plötzlich zu einer kleinen Spitze verjüngt. Die Mittelleibsringe zeigen nur ganz scliAvache Querwülste mit höchstens punktförmigen Erhöhungen in der Mitte; ebenso finden sich auf der Bauchseite keine Skulpturen. Das Postabdomen bildet eine dünne senkrecht aufgerichtete Spitze von fast halber Länge des Mittelleibes. Die Kieferfühler sind etwas länger als der 2. Mittelleibsring, mit einem langen Grundgliede und einem ganz kurzen zweiten, welches am Ende schwach zweiteilig ist. l'alpen lang, das distale Ende des 4. Gliedes reicht bis au das Ende des liostrums, die distalen 5 Glieder sind zusammen so lang wie das 4. Das 9.. Glied ist das längste, diesem folgt das 3., die übrigen sind sämtlich kurz. Das 1. Glied der Eiträger ist stark angeschwollen; das 2., 4. und 5. Glied sind am längsten und etwa gleich lang, dann folgt das H. und hierauf das 6. Glied. Das 7. und 8. Glied sind kleiner, aber noch ziemlich dick, das 9. ist noch kleiner und dünner, das 10. wieder etwas länger aber schlanker. Die distalen Glieder sind starr beborstet und hakig eingekrümmt (es hegen nur Männchen vor). Die C'Oxalfortsätze sind sehr lang, fast so lang wie die Breite des betreffenden Segmentes; an ihrem distalen Ende stehen je zwei kleine punktförmige Höckerclien. Die Breite des Leibes, von dem ') Benannt nach Herrn Dr. Claus, dem Geographen der Süd-Expedition. 9 46 Dl'- Georg Pfeffer. Ende des einen Coxal-Fortsatzes bis zu dem des andern gemessen, beträgt fast '/-i mehr als die Gesamtlänge des Leibes. Beine von mehr als sechsfacher Länge des Mittelleibes, nicht chagriniert, schwach behaart, das 4., 5., G. und 8. stark zusammen- gedrückt. Basalglied kurz, etwas länger als breit, zweites über dopjjelt so lang wie das 1., 3. gleich -/s des 2., 4. und 5. gleich lang, länger als das 1., 2. und .-). zusammen; das 6. ist das längste, so lang wie das 3. und 4. zusammen; das 7. ist ganz klein, das 8. etwas gekrümmt, mit einigen Chitinstachehi am poximalen Teile des Innenrandes und einigen starken Borsten am Distalrande; 2 Nebenklauen von mehr als halber Länge der Endklaue. Farbe in Spiritus hellbraun. Länge des Gesamtleibes 9,7 mm. Breite des 2. Mittelleibs-Segments 5 mm. Länge des Eostrums 4,5 mm. Länge des Abdomen 2 mm. Länge der Beine 2(i mm. Ammolhea Hoekii nov. spec. Leib ungefähr ein Oval bildend, vorn breiter, hinten schmäler, ein wenig länger als breit; nicht chagriniert. Die Zwischenräume zwischen den Coxal-Fortsätzen sind nur schmale Einschnitte, die jedoch distal ein ganz wenig auseinander weichen. Die Coxal-Fortsätze sind an den ersten drei Segmenten des Mittelleibes so lang oder etwas länger als die Breite des eigent- lichen Segmentes, distal ein wenig erweitert. Die Zwischenräume zwischen ihnen sind so eng, daß die durch die distalen fanden der P'ortsätze gebildete Linie eine schön geschwungene Eilinie ergiebt. Die Coxal-Fortsätze zeigen keine Skulpierung. Der Augenring steckt zur Hälfte zwischen den Coxal-Fortsätzen des ersten Mittelleibs-Segments; er ist trapezisch, von dreifacher Breite seiner Länge, mit gradem Vorderrande und nur wenig zugerundeten vorderen Seitenecken. Der Augenhöcker ist klein und stumpf; seine Avohlumschriebene Basis nimmt noch nicht ein Drittel der Segmentbreite ein, nach vorn reicht er beinahe an die Vorderkante des Augenrings. Das Abdomen ent- s})ringt auf dem vierten Mittelleibs-Segment. ist nach hinten gerichtet und ragt mit seinen hinteren zwei Dritteln über den Hinterrand der Coxal-Fortsätze des Segmentes hinaus, es ist spindelf(»rniig, fast so lang vf\v der Vorderrand des Augenringes. Die Kieferfühler sind zweigliedrig; sie haben ein langes (irund- glied, etwa von der I^änge des Abdomens und ein kurzes Endglied mit der rudimentären Andeutung einer Zweiteiligkeit. 10 Zur Fauna von Süd-Georgien. 47 Palpen neungliedrig. Glied 1 und o kurz, ;2 doppelt so groß wie 1, 4 nicht ganz so lang wie 2; die fünf distalen Glieder wie gewöhnlich. Die Pali)en üherragen das Kostrum etwa mit den drei letzten Gliedern. Rostrum etwa von der Länge des Mittelleibes, stark nach unten gehcugt, dünn beginnend und ziemlich spitz endigend, im Ganzen von der Gestalt einer etwas dicken Spindel, die Breite gleich einem Drittel der Länge. Die Eiträger des Männchens snid zehngliedrig. Die ersten drei Glieder sind ziemlich groß und dick, 4 nicht länger als 3, 5 etwas länger aber schmaler; Glied G bis 9 wie gewöhnlich, Glied 10 ein kleines Eudiment; die beiden letzten Glieder mit Dornen. Beine kräftig, von mehr als doppelter Länge des Leibes. Ghed 1 kurz, Glied 2 mehr als doppelt so lang, distal sehr stark birnförmig angeschwollen, 3 etwas kürzer und dünner als 2 ; 4 länger als 1, 2 und 3 zusammen, sehr dick; 5 und 6 etwas kürzer und viel dünner, unter sich gleich lang; 7 ganz klein; 8 etwas gekrümmt, etwas mehr als die Hälfte der Länge von G betragend, Ghed 7 am Ende mit ganz kurzen Borstenstacheln, (Jlied S innen mit kleinen, zahlreichen, stiftartigen Stacheln. Neben der Endklaue zwei sehr schwache Nebenklauen. Sternalgegend glatt und unskulpiert. Länge des Gesamtleibes 3 mm. Länge des Eostrum 1,4 mm. Länge der Beine etwa 6, .5 mm. Farbe des einen Stückes in Spiritus dunkelbraun, des andern hellbraun. Zwei jüngere Stücke haben eine in der Mitte etwas nach vorn ausgezogene Stirn und sehr deutliche Scheeren mit langen chitinisierten Fingern, die ehien weiten Zwischenraum zwischen sich lassen, Gattung Clotenia Dohrn. 1881. Dohrn L c. pag. IGO. 1881, Discoarachne Hoek 1. c, pag. 74. Die beiden synonymen Gattungen Clotenia Dohrn und Discoa- rachne sind im Jahre ISSI veröffentlicht worden. Ohne über den genaueren Zeitpunkt der Veriiffentlicliung nähere Erkundigungen ein- zuziehen, glaube ich doch, daß ni.iii dem Dohrn'schen Namen den Vorrang lassen muß, weil Dohrn das ausgewachsene Tier studiert hat, während das einzige Stück, welches Hoek vorlag, offenbar nicht aus- gewachsen war. 11 48 Dl-- Georg Pfeffer. ("loteuia Doliriiii nov. spcc. Leib so lang wie breit, einen Kreis bildend, nicht chagriniert. Die Zwischenräume zwischen den Coxal- Fortsätzen sind bloße Furchen, indem die Fortsätze, distal sich er- weiternd, aneinanderschließen und der ganze Mittelleib auf diese Weise eine kreisförmige Scheibe bildet, deren Mittelpunkt in der Mitte der Mittelhnie des 3. Mittelleibs-Segments liegt; alle Grenzlinien der Segmente verhalten sich wie Radien, auch die des Augenrings, dessen Breite gleich der zweier Coxal-Fortsätze ist; seine vorderen Ecken sind, wie gewöhnlich, etwas abgeschrägt, der mittlere Teil des Vorderrandes ein ganz wenig eingel)uclitet. Der Augenhöcker ist klein und niedrig; seine Basis nimmt nur einen sehr kleinen Teil des Augenrings ein. Das Abdomen entspringt da, wo die Grenzlinien des 4. Mittelleibs- Segments nach vorn zu endigen ; es steht also völlig auf der Dorsal- Häche der Leibes-Scheibe, kurz hinter deren Mittelpunkt; es ist schmal, ziemlich stielrund, in der Mitte ein wenig dicker als proximal und distal, so lang wie ein Coxal-Fortsatz, und steht im Winkel von etwa 45 ^ nach hinten empor. Kieferfühler zu kleinen eingliedrigen beborsteten Höckern rück- gebildet. Palpen überragen das Rostrum um 4 (Glieder, das 1 . und 3. Glied sind kurz, das 2. mehr als doppelt so lang, das 4. länger als das 2. und o. zusammen; die fünf letzten kurz; die Teilung der distalen Glieder ist zum teil schwer, bei manchen Stücken garnicht zu sehen. Länge des Rostrum über drei Viertel der Länge des Mittelleibes, von doppelter Länge seiner Breite, vom Grunde aus sich allmälilich verjüngend. Mundöffnung dreistrahlig. Eitriiger zehngliedrig ; die drei ersten Gheder ziendich klein, an Länge Avachsend, 4 und 5 am längsten, etwa gleich lang; die fünf folgenden allmidüich an Länge und Dicke abnehmend; Glied (i so groß wie Glied 3. Beine von mehr als dreifacher Länge des Körpers, beborstet; Glied 1 klein, 2 größer, distal stark birnförmig anschwellend, 3 etwas kürzer als 2, nicht ganz so stark anschwellend; Glied 4 und 5 gleich lang, so lang wie 1, 2 und 3 zusammen; Ghed 6 noch länger, am distalen Rande mit kurzen Stacheln; Glied 7 ganz klein, bestachelt. Glied 8 hall) so groß wie Glied 6, gebogen, am Innenrande mit vielen, starken Stacheln, am Distalrande mit schwächerer Bestachelung ; 1 End- klaue und zwei Nebenklauen. Die Sternalgegend des Körpers ähnelt durchaus der Dorsalseite, ist glatt und zeigt keine Leisten. 12 Zur Fauna von Süd-Georgien. 49 Länge des Gesamtleibes 2,7 mm. „ „ Rostrum 1,3 mm. „ der Beine etwa 8 mm. Farbe der Si^iritus-Stücke braun, teils heller, teils dunkler. Echini. Von See-Igeln finden sich, und zwar als Seltenheiten bezeichnet, eine Art der Gattung Echinus, ferner Hemiaster cavernosus A. Agassiz, letzterer mit Brutpflege. Alcyonaria. Metalcyouiiim nou. f/cn. Alcyonidarum. Polypenstock eine Keule von nicht bilateralem Bau. Die besale Anheftung zeigt eine schwache, hautartige Verbreiterung, von der die jungen Stöcke absprossen. Der sterile Stiel im Alter von geringer Längsausdehnung, etwas dünner als der Polypen-tragende Teil. Dieser ist als gestreckte Keule oder Kopf ausgel)ildet und überall mit einzeln stehenden Kelchen, nämlich hervorragenden (kontrahiert strahhgen) Warzen des Coenenchyms, bedeckt, aus denen die Polypenköpfe meist hervorragen. Zooide sind nicht vorhanden ; es finden sich freilich überall kleine Polypen; diese sind aber nur jüngere Individuen, denn sie haben einen völlig ausgebildeten Tentakelkranz. Das Coenenchym hat eine derb-hautartige Beschaffenheit. Die Spicula sind geknöpfte Doppelspindeln, die im Stiel spärlicher, in den Kelchen häufiger hegen. Die Polypen-Hälse sind unbewehrt, die Köpfe zeigen perradiale Züge von schlankeren, schwächer bewehrten Spicula. Die neue Gattung gehört nach allen Merkmalen in die Familie der Alcyoniden, wie sie von Verrill eingeführt und von Studer (Arcli. f. Naturg. LIII. I. p. 14 und Challenger Rep. Alcyonaria pag. XVIII) Aviedergegeben ist. Sie schließt sich an Anthomastus und Sarcophyton an, unterscheidet sich jcdocb vor allem durch den Mangel der Zooide. Metalcyouiiim clavafum nw. spec. Der sterile Stiel bei den jüngeren Stücken ziemlich lang, bei den älteren oft kaum so boch wie breit; bei einigen kontrahierten Stücken ist er völlig verschwunden, so daü die untersten I\)lypen so- gleich über der l)asalen Ausbreitung stehen. Der polypentrageiide Teil des Stockes ist etwa von achtfacher Länge seiner P»reite und schwillt nach dem freien Ende zu mehr o(k'i' weniger kolbig an. Die warzenförmigen Kehdie auf seiner Oberfläche stehen meist kräftig vor, 13 4 50 Dr. Georg Pfeffer. können sicli aber aucli ziemlich abflachen; sie stehen gegen den Stiel zu getrennt, Averden dann nach dem freien Ende des Stockes zu immer dichter; am freien Ende selber stehen die Warzen fast dicht neben einander. Die Hälse und Köi)fe der Polypen sind teils halb, teils völlig eingezogen; zum großen Teil hängen sie jedoch auch frei aus den Öffnungen der Warzen heraus. Der Stiel hat eine schiefergraue Earbe, die von aufgenommenen Teilen des Meeresgrundes herzurühren scheint; der übrige Teil des Stockes ist bei den Spiritus-Stücken farblos. Der Polypenhals hat keine Hartgebilde; am Übergänge zum Kopfe liegen einige quer-gelagerte Spicula, die folgenden richten sich zunächst schräg auf und liegen auf dem gröüten Teil des Polypenkopfes längsgelagert. Die Spicula sind sehr schlank Doppelspindel-förmig, überall mit entfernt stehenden kleinen spitzen Höckern bedeckt. Länge Oc. 3 ()0 — 100 Teilstriche des Mikrometermaüstabes bei Zeiß — ,^* ; Breite Obj. c 4 — 5 Teilstriche; Höcker noch nicht '/i — 1 Teilstrich lang. Die Spicula aus der Rinde des Polypen-tragenden Teiles sind an den Enden länger ausgezogen; die Höcker werden sehr groß und tragen einen knotig angeschwollenen Kopf. Sie messen nur 30 Teil- striche. Untermischt mit ihnen, zuweilen auch allein, findet man die Haut mit Surirella-artigcn Diatomaceen (hirclisetzt. Der Stiel zeigt unten gar keine Hartgebilde; weiter oben ist die Haut mit Diatomaceen erfüllt; auch flnden sicli vereinzelte kurze Höckerspindeln. Die Stücke erreichen eine Länge bis zu 90 mm.; sie wachsen auf freiliegenden Steinen. MetalcYOiiiiini cajntafiim nov. sjxr. Der Polypenstock hat das Aussehen eines jungen Pilzes, d. h. er ist kurz gestielt mit dickem Kopfe, oder der Stiel ist ganz verschwunden und der ganze Stock stellt ein kopfartiges (Tel)il(le dar; häutig ist der Kopf und Stiel etwas pLitt gedrückt. Die Höhe (h's Stieles beträgt bei den wenig kontridiierten Stücken etwas mehr als die halbe Breite derselben; der Kopf ist etwa ebenso hocli wie breit. Die Kelche stehen so dicht, (hiß sie einander fast berühren und eine coenen- chymatische Haut zwischen ihnen kaum zur EntAvicklung kommt. Auch bei dieser Art ragen die Polypen meist heraus, so dal.5 dadurch ein Xenia-artiger Habitus geschaffen wird. Die Haut des Stieles ist dicht bedeckt mit ziendich kurzen, stiirk luickerigen S])iii(lehi von etwa 20 Teilstrichen des Mikrometer- Maßstabes Zeiß ,^, . ^- Die des polYPentrai^enden Teiles auf den Obj. C 1 Jl •r. 14 Zur Fauna von Süd-Georgien. 51 Kelchen messen etwa 20 — 25 Teilstriche; sie tragen starke, meist geknöpfte, sehr dicht aneinander stehende Höcker. Der Hals der Polypen ist nnbewehrt, der Kopf Ijis an die Fühler mit einer mäßigen Anzahl von Spicnla ])ewehrt; sie messen 20—10 Teilstriche. Die Höcker der Spicula stehen im allgemeinen ein wenig dichter, sind größer und weniger spitz als hei Metalcyoninm clavatum. Bezeichmmgen der Station: Hellorange Polypen, Insel Felsbecken, 30. V; Klippenstrand am offenen Meer, hell orange. Die Höhe der am Avenigsten kontrahierten Stücke beträgt 40 mm; die Art wächst ebenfalls auf freiliegenden Steinen. Actiniae. Gattung Bunodella gen. nov. Die neue Gattung gehört zur Familie der Bunodiden, d. h. der mit einfachen Tentakeln und warziger Haut versehenen, festgewachsenen Aktinien. Der specielle Charakter liegt darin, daß die Warzen in ausgesprochen horizontalen Reihen stehen. B. georg'iaiia nov. sjicc. Die selir kleinen Warzen der Körperhaut stehen meist so dicht, daß sie sich berühren; da sich beim Zusammen- ziehen die Haut der Art in lauter engstehenden horizontalen Eeifen zusammenzieht, so erhalten diese ein fein geperltes Aussehen. Zuweilen stehen, besonders in der proximalen Hälfte, die Tuberkel etwas ent- fernter und lieben sich dann durch hellere Farlje al). Die Tentakel der ausgewachsenen Stücke stehen in zwei Kreisen ; ich zähle an einem Stück 41 stielrunde Tentakel mit mäßiger Zuspitzung. Die Farbe der lel)enden Tiere war: gel1)l)raun, mit schön dunkel- braunem Tentakelkranz. Maße des besten Stückes: Höhe der Columna 1 1 mm. Größte Breite 1 1 ,7 mm. Breite am Tentakelkianz lO.f» mm. Länge des Tentakels 4.(i uiui. Breite des Tentakels ].."» mm. Andere Stücke hatten bis 25 mm Länge. Peachia autarcfica nov. spec. Körper selbst im konst^-vicrten Zustande ziemlich schhiiik. die Länge beträgt mehr als das dreiein- halbfache der größten Dicke. Die nboi'ale IMasc beträgt nocli nicht ganz ein Sechstel der K()i'perlänge; sie ist durch eine seichte L'urche von dem oberen Teile abgetrennt, -der distale Porus ist deutlich uud 15 4' 52 t)r. Georg Pfeffer. sitzt auf einem vorspringenden, radial gefurchten Tuberkel. Blase und Hauptteil des Körpers sind von kräftigerer Haut bekleidet, als der obere Teil, das Capitulura. Dies ist so lang wie breit, beträgt etwa ein Viertel der Körperlänge, ist nach unten schwach, nach oben sehr stark eingeschnürt, dazwischen etwas wenig aufgetrieben. Die Mesenterial- falten sind auch äuCjerlich als feine bis in die Blase laufende Streifen erkennbar. Das einzig vorhandene Stück hat 14 dicke, kurze Tentakel. Die Mundscheibe trägt ebenso viele stark hervortretende Papillen. Höhe des Stückes 38 mm. Dicke des Stückes 10,3 mm. Distale Blase G mm. Capitulum 9 mm. Tentakel länge 4 mm. Über die Farbe des lebenden Tieres finden sich keine An^jaben. Acalephae. Haliclystus aiitarcticus nov. spec. Schirm kurzglockig, doppelt so hoch wie breit, in der Richtung der Interradien etwas eingedrückt. Schirmstiel vierkammerig, mit angeschwollener Basis, bei dem aus- gestreckten Stücke etwa von -i der Schirndiöhe, mit 4 interradialen Läugsmuskeln, die äuüerlich als eingezogene Furchen gekennzeichnet werden; dadurch werden die Radien etwas aufgewulstet und machen den Stiel stumi)f vierkantig. 8 Arme gleich weit von einander entfernt, die 4 perradialen Buchten des Schirmrandes ebenso breit und tief als die 4 interradialen. Jeder Arm mit über 100 Tentakeln. 8 Randanker groß, aufgetrieben, etwas Bisquitförmig, fast so lang wie die Stieldicke. 8 (jonaden getrennt, bis an das Ende der Arme reichend, gleich weit von einander abstehend, breit lanzettlich. Die Anzahl der Säckchen in den Gonaden kann ich an den unverletzten Stücken nicht sehen, ebenso ist die Anzahl der radialen Reihen nicht deutlich klar; beide Fragen werden ihre Erledigung bei der ausführlichen Bearbeitung des Materials finden. Mit Bestimmtheit ist al)er zu sagen, daü die Anzahl der Säckchen wie der Reihen den größten in der Gattung bisher an- gegebenen (nämlich von H. auricula Clark: 100 — 150 Säckchen in 0 — 8 radialen Längsreihen) mindestens gleichkommt. Die Schirndjreite des platt aufliegenden größten Stückes beträgt 17 nmi, bis an die Enden der Arme 27,5 mm. Am Stiel hängend, wobei das Stück etwas zusammenfällt: Höhe der Scheibe 11,5, bis zu den Armenenden 15, Länge des Stieles 8 mm. Die meisten andern 16 Zur Fauna von Süd-Georoicn. 53 Stücke haben einen Sclieiljendurchniesser von etwa 13 nun und einen auruTordentlicli stark ein_u;ezoii;encn Stiel. „Scliön blauviolett, mit helleren, etwas rötlichen Knospen" (wahrscheinlich Tentakeln gemeint) „Violett, Knospen lila". Hydroidea. Coryiuorpha aiitarcticu nov. spec. Der Stamm der beiden in Alkohol sehr stark zusammengezogenen Stücke ist konisch, die Wände ein wenig blasig aufgetrieben, aboral ziendicJi s])itz zulaufend, oral durch eine kräftige Einschnürung von dem Polypeidvopf abgesetzt, etwas h()her als breit. Der äußere Tentakel -Kreis hat etwa zwanzig lang ausgestreckte, schlanke Tentakebi. Die Tentakeln der inneren Kreise sind zu einem Bündel zusammen gelegt, so daß eine genaue Zählung nicht möglich war, es mögen etwa 80 vorhanden sein. Die kurz gestielten, ganz unentwickelten Knosjjen sitzen dicht auf unver- zweigten Trägern ; sie füllen den gesamten Eaum zwischen den aboralen und Band -Tentakeln aus. Höhe des ganzen Polypen 7 mm. Höhe des Polypen -Kopfes 5 mm. Länge eines Tentakels des äußeren Kreises 5 mm. Im Leben „hellgelb durchscheinend". Tiefe Ebbe. Graramaria intermedia nov. si^ec. Hydrocaulus mit abwech- selnden Zweigen, diese ab und zu noch mit Zweigen IL Ordnung. Die Zweige beginnen sehr dünn, sind aber sonst nicht dünner als der Stamm, Hydrotheken in 4 Längsreihen, der vom Stamm abragende Teil ist mehr als das doppelte der Dicke der Hydrotheke. Am Ende ist sie ganz schwach trompetentormig erweitert und trägt häufig einen früheren Mundrand wie einen Kragen kurz vor dem endgültigen. Die Gattung Grammaria, hat arktische und antarktische Vertreter. Von den letzteren sind durch Ahman (Ghali. Rep. Tom. XXIII p. 47) drei Arten beschrieben, nämlich: G. Stentor Allm. Hydrotheken 0 reihig, ]\Iundrand erweitert. Kerguelen. G. magellanica Allm. Hydrotheken G reihig, Mundrand nicht erweitert. Südspitze Amerikas. (i. insignis Ahm. Hydr()thek(!n 4 reihig, ]\rnndi-;ind nicht er- weitert. Marion - Island. Hinsichtlicii der IJcihcn schließt sich di(> neu(^ Art an G. insignis Allman an, wähi'cnd sie hinsichtlich des erweiterten Mund- 17 54 Dr. Georg- Pfeffer. 1-andes sich G. Stentor nähert. Es scheint dies Verhältnis darauf hinzudeuten, daß das Verwandtschaftsverhältnis der vier Arten ein engeres sein dürfte. Hypanthea j^eor^iaiia 7iov. sjjec. Die Gattung ist rein antarktisch und bisher in zwei Arten von Kerguelens Land und in einer von der Südspitze Amerikas bekannt. Die vorhegende Art von Süd-Georgien verbindet die beiden weit getrennten Fundorte. T r 0 p h 0 s 0 m. Hydrocaulus kriechend, die einzelnen Zweige meist parallel dicht an einander. Die einzelnen Stiele sind einfach und steigen rechtwinkhg in die Höhe, sie schwellen nach oben etwas an, schnüren sich darauf plötzlich ein, entwickeln dann ein ganz kleines kugelförmiges Interstitial-Segnient, welches die scharf a])gesetzte lang-kelchglas-förmige Hydrotheca trägt. Diese ist etwa 2V-' mal so lang als hoch, ihre Wände sind im Profil fast gerade, in der proximalen Hälfte etwas eingezogen, distal gerade, vor dem Rande konvex und nach dem schlichten Eande selber etwas eingezogen. Es finden sich auch etwas kürzere und schräg abgeschnittene Hydrotheken, wie sie Allman als Regel von H. liemisphaerica Allm. Chall. Rep. Tom. XXHI, Hydroidea II. Taf. XIV. Fig. 2 abbihlet. Gonosom. Die Gonangien entspringen mit einfachen Stielen sehr dicht gedrängt von den Stolonen. Der wohl entwickelte Stiel geht ganz allmählich in die Gonotheka ül)er. Diese ist keulenförmig, nämlich nach oben allmählich anschwellend, kurz vor dem Ende ein wenig wieder abschwellend und hier abgesetzt. Der Rand ist, im Profil gesehen, nicht ganz einheitlich gerade, sondern unregelmäßig, jedoch ganz schwach, hin und her geschwungen. Das Verhältnis der Breite der Gonotheken zur Höhe ist nicht genau anzugeben, weil das distale Ende des Stieles nicht genau festzustellen ist, es mag ungefähr das Verhältnis 1 : 4 bis 6 sein. Die Art ist auf den Macrocystisblättern sehr häufig. Länge der Stiele samt Hydrothek etwa 0,5 mm. Länge der Stiele samt Gonothek etwa .5 mm. Sertularia (Sertiilarella) polyzoiiias L. Allman, Challenger Report Hydroidea II, pag. 5.5. pl. XXVI, Fig. 3 a. Allman bezeichnet die von ihm beschriebene und abgebildete, von den P'alklands-Inseln stammende Art mit dem Namen S. polyzonias L. ; Hincks (British Hydroid Zooiihytes) ist ibm darin schon voraufgegangen, indem ei- Stücke aus dem nördlichen und arktischen Ozean, Mittelmeer, Madeira, Süd-x4frika, Falklands -Inseln, ja aus dem roten Meere zu der Art rechnet. 18 Zur Fauna von Süd-Georgien. 55- Das vorliegende Stück von Süd-Georgien hat kein Gonosom. Die Farbe des lebenden Stückes war ,,grünl)rann". Sertularia iuterrupta nov. spec. Tropliosom. Es liegen nur einzelne Zweige vor. Die Internodien , welche je eine Hydrotheka tragen, sind bei der Art ganz besonders eigentümlich gebildet. Der Internodialrand läuft sehr schräg, das Internodinm verbreitert sich nach oben etwas, das folgende setzt also dünner an; da nun die Profillinien der Internodien an dem spitzen Endwinkel des Internodiums, wenn auch stark geschwungen, so doch ununterbrochen in einander laufen, so machen dieselben Linien an dem stumpfen Endwinkel einen sehr starken Knick; der stumpfe Endwinkel s})ringt frei heraus. Dadurch erhält der Zweig, obwohl er an sich ganz grade ist, im einzelnen ein hin- und hergewundenes Aussehen. Der innere Winkel der Hydrotheka mit dem Zweige liegt von beiden Rändern des Internodiums gleich weit ab. — Der innere Rand der Hydrotheken berührt den Zweig fast mit seiner ganzen proximalen Hälfte; das Innenjjrotil ist stark konvex, das äußere schwächer konkav ; die Breite verhält sich zur Länge etwa wie 2:5. Nach dem Ende zu findet nur eine ganz schwache Ver- jüngung statt; der Rand zeigt drei seichte Einbuchtungen, sodaß er als schwach dreizähnig l)ezeichnet werden kann. Gonosom an den vorliegenden Stücken nicht vorhanden. Länge der Hydrotheken am Innenrande 0,8 mm. 19 Oligochaeten des Naturhistorischen Museums in Hamburg. IL Von Dr. W, Michaelsen, Mit einer Tafel Abbildungen. Ueiii Sammeleifer des Herrn Dr. Hilger in Lennep, s. Z. Scliiffsarzt auf dem „Totmes" der Deutschen Damiifscliifiahrts-Gesellscliaft Kosmos, verdankt das Naturliistorische Museum in Hamburg aufaer anderem wertvollen Material auch eine Anzahl chilenischer Regen- Avürmer, die in verschiedener Hinsicht von besonderem Interesse sind. Ich komme der angenehmen Pflicht nach, Herrn Dr. Hilger auch an dieser Stelle Dank zu entrichten. Die 8 Exemplare verteilen sich auf G verschiedene Arten. Nur drei Arten sind als eigentliche Chilenen zu Ijezeichnen. Da sie für die Wissenschaft neu sind, so beschreibe ich sie unten als Mandane picta, M. Hilgeri und Cryptodrilus (?) spatulifer. Die drei anderen Arten sind zweifellos in Folge des gärtnerischen Verkehrs zwischen Europa und Chile eingeschleppt worden. Sie ließen sich als Allolobo- phora trapezoides Dug. (= A. turgida Eisen), A. foetida Sav. und Allurus tetraedrus Sav. bestimmen. Die beiden ersten sind wohl nahezu Kosmopoliten geworden. An den weitest-entfernten Punkten der Erde sind sie gefunden, mehr oder weniger nahe den bedeutenderen Verkehrs- Zentren, in den Anlagen und Gärtnereien größerer Städte. Die dritte Art, der Allurus tetraedrus Sav., ist bis jetzt niclit außerhalb seines eigentlichen Verbreitungs-Gebietes gefunden worden, soweit zu meiner Kenntnis gekommen. Eine Eigentümlichkeit der chilenischen Terricolen scheint die Schönheit ihrer Färbung zu sein. Die Mandane picta übertrifft in dieser Hinsicht alles, was ich an Terricolen kennen gelernt hal)e. Auch M. Hilgeri und Cryptodrilus (?) spatulifer sind intensiv gefärl)t. Von den eingeschlepj)ten Arten ist der Allolobophora foetida stets eine l)unte Zeichnung eigen. Die A. trapezoides ist dui'ch ein Exemi)lar der schönen, cyanblaueii Vai'ietät vertreten. Die beiden Exemi)lare des Allurus tetraedrus sehen allerdings jetzt sehi' iniselieinbar aus; doch ist nicht ausgeschlossen, daß au('h sie im Lehen hiibscher gefärbt 3 GO Dr. W. Michaelsen. waren. Bei dieser Art beruht die Färhuiii;- nicht auf einer dauer- haften Pigmentierung. Ich fand z. B. l)ei Andreasberg im Harz einige leuchtend gelb gefärbte Exemplare, die jetzt, nach der Alkohol- Behandlung, kaum ansehnlicher aussehen als die in Rede stehenden chilenischen Stücke. Wahrscheinlich hängt die Intensität der Färbung und die Exaktheit der Zeichnung mit dem Charakter der Vegetation Chiles zusammen. Die chilenischen Terricolen sind wohl dem Sonnen- licht mehr ausgesetzt und haben sich durch Schutzfilrbung vor iiiren Verfolgern sichern müssen. r)ei Mandane picta liegt vielleicht gar ein Fall von Mimicry vor. Unsere bisherige Kenntnis der chilenischen Terricolen b(>schräid;iuchseite hinunter. Li den ersten (i Segmenten stoßen die beidei-seitigen Binden an der Bauchseite auf einander, um- schließen den Kör[)er also ringfctmiig. Weiter nach hinten gehen sie nur noch bis zur IJorstciilinie II (obci'c ventralej iruiuiitd'. In der Nähe ') lv(jsa: I Loiubrichi d. spcdiz. antarct. Italiaiia d. 1882. (Aiiiuil. i\Ius. Civ, Stur. Natur. Geiiuva; Ser. 2a, Vol. VII, 1889; pg. 137). 5 62 r)r. W. Micliaelsen. des Rückens sind die Binden breit, iiacli dem Bauch zu versclinullern sie sich. Der pigmentfreie, segmentale Zwischenraum läuft nach dem Rücken zu spitz aus. Die seitlichen Pigment-Binden sind nicht grad- linig begrenzt. Am Vorderkörper sind sie flach und undeutlich, am Mittel- und Hinterkörper tief und scharf eingekerbt. Die Lage der Kerben entspricht der Stellung der lateralen* Borsten, so dass jede derselben in der Mitte eines ungefähr rautenförmigen, pigmentfreien Feldes steht. Am Mittel- und Hinterkörper sind die intersegmentalen Binden dadurch, daß die feine Intersegmentalfurche pigmentfrei ge- blieben ist, in zwei symmetrische Teile zerschnitten. Der Kopflappen ist groß, abgerundet. Rückenporen ließen sich nicht erkennen. Die Borsten stehen in ventralen und lateralen Paaren; doch sind die beiden Borsten eines Paares ziemlich weit auseinander gerückt. Am Mittel- und Hinterkörper ist die Stellung folgende: Die ventral-mediane und die mittlere laterale Borstendistanz sind annähernd zweimal so groß, die dorsal-mediane Borstendistanz annähernd viermal so groß wie die Entfernung zwischen den beiden Borsten eines Paares. Vielleicht ist die ventral-mediane eine Spur kleiner, die mittlere laterale eine Spur größer. [' -i I/I (+?) = I/II = '/■. II/III (—V) = III/IV = V. IV/IVJ Am Vorderkörper nähern sich die paarweise zusammen gehörigen Borsten ein wenig, besonders die ventralen; jedoch nicht so bedeutend, daß die ventral-mediane Borstendistanz ganz dreimal so groß Avie die Entfernung der beiden Borsten des ventralen Paares würde. Die Offnungen der Segmentalorgane erkennt man dicht hintin- den Intersegmentalfurchen in der Linie der unteren Borsten der lateralen Paare (III) als helle (ilrül)chen in dem Pigment. Von äußeren Geschlechts -Charakteren ist folgendes erkennbar: Der Gürtel (Fig. 1 a u. e) erstreckt sich üljer die Segmente 13 — 17 (= 5). Er zeigt ventral-mediane Lücken, deren Begrenzung sehr ver- wischt ist. Deutlich erkennbar ist, daß sich der Gürtel vor und hinter der Intersegmentalfurche 14/1.5 ringförmig schließt; deutlich erkennl)ar ist ferner eine ventral-mediane, keilförmig von hinten nach vorne ein- springende Lücke. Die Spitze des Keils liegt vor der Mitte des 16. Segements, die Basis desselben ist wenig breiter als die Entfernung der beiderseitigen oberen Borsten der ventralen Paare (II/II über I). Der Gürtel ist stark erhaben, von gelbgrauer Färbung. Nur als schwacher Schimmer, wie verschleiert, ist die charakteristische Pigment- Zeichnung auch an den (iüi'telsegmenten erkennbar. Die Borsten sind unverändert deutlich. Das erste Gürtelseginent (l;)) scheint einen Über- gang zu den normalen Segmenten zu bilden; es ist viel schärfer Oligochaeten des Hamburger Naturliistorisclien Museums. II. (53 pigmentiert als die folgenden und weniger drüsig verdickt. Die Aus- mündungen der Prostata-Drüsen liegen zu 2 Paaren in den Segmenten 17 und 19 in den Linien der oberen P)orsten der ventralen Paare (11), also sämtlich außerhalb des Gürtels. Es sind quere Schlitze auf Avenig erhabenen Papillen. Zwei schwache Wulste verbinden je zwei in einer Längslinie liegende Papillen. Die Offnungen der Eileiter glaube ich in zwei helleren, von schwach dunkleren Heilen umgebenen Flecken auf dem 14. Segment, eben innerhalb der unteren ventralen Borsten .erkannt zu haben. Die Öffnungen der Samentaschen liegen zu 2 Paaren in den Intersegmentalfurchen 7/8 und 8/9, in den Linien der oberen ventralen Borsten (II). Sie sind von pigmentfreien Höfen umgeben. Der Darm trägt vorne einen dorsalen , drüsig - muskulösen Schlundkopf. Weiter nach hinten, ungefähr in den Segmenten G und 7 glaube ich einen Muskelmagen erkannt zu haben, die Darmwand besaß hier wenigstens eine größere Dicke und Festigkeit als in den benachbarten Partien. Die allgemeine Erweichung schien auch dieses Organ geschädigt zu haben. Irgend welche Kalkdrüsen ließen sich nicht erkennen. Die Segmentalorgane bestehen aus einfachen Schläuchen, die vor den unteren lateralen Borsten (III) ausmünden. Flimmertrichter habe ich nicht gefunden. Von inneren Geschlechtsorganen ließ sich folgendes feststellen: Samensäcke liegen nur in den Segmenten 10 und 11. Zwei Paar Prostata-Drüsen linden sich in den Segmenten 17 und 19 und münden auf den ol)en erwähnten Papillen aus. Sie sind huig-cylindrisch, un- gefähr (».o mm. dick, unregelmäßig zusammengedrückt. Das vordere Paar, im 17. Segment (Fig. 1 d) ist stärker entwickelt, länger als dasjenige des 19. Segments. Neben jeder Prostata - Drüse liegt ein Geschlechtsborsteusack. Die Geschlechtsborsten (Fig. 1 b u. c) sind sehr lang (2,5 mm.) und dabei auffallend dünne (0,025 — 0,oO mm.). Ihr inneres Ende ist wenig dicker als die mittlere Partie. Das äußere Ende (Fig. 1 c) ist umgeknickt und Skalpell-artig zugeschärtt. Während das zugeschärfte Ende wasserhell ist. zeigt der mittlere Teil der Ge- schlechtsborste eine iiellbi'aune, hornartige Färbung, die sich bei stärkerer Vergrößerung in enge duidclere Ringel und hellere Zwischen- räume auflöst. Die Sameutasclieu liegen paarweise in den Segmenti-n f^ und 9. Sie gleichen fast vollkommen denen dei' unten beschriebenen M. Hilgeri (vergl. Fig. 2 c). Jede Sanientasche besteht ans einem graden , birnfr>rniigen Maupti'auni und einem liintei- jenem liegenden, birnförmigen Divertikel, dei- den Hauptranm noch an Gr(")l.'ie übertrifft. Fundort: Thal hei Gorral, Vahlivia. 64 Dr. W. Michaelseu. Mandane Hilgeri nov. sjx'c. (Fig. 2a-c.) Von dieser Art liegt ein vollständiges, geschlechtsreifes Exemplar vor, ein zweites geschlechtsreifes, dem das Hinterende fehlt und verschiedene Bruchstücke. Das vollständige Exemplar ist 00mm. lang, am '25. Segment 3 mm. dick und hesitzt 82 borstentragende Segmente. Das zweite, un- vollständige Exemplar ist 95 mm. lang und besitzt 92 borstentragende Segmente. Die Grundfarbe der Tiere ist grau-gelb. Die Eückenseite mit Ausnahme der Intersegmentalfurchen und der Umgebung der Borstenpaare ist grau-violet pigmentiert. An Stellen, die infolge von Knickung erweicht sind , erscheint die Pigmentierung rein - violet und diese Färbung mag derjenigen der lebenden Tiere näher kommen, wie mich die Erfahrung an einheimischen Lumbriciden vermuten läßt. Die Färbung des Gürtels ist dorsal grau mit sehr schwachem violetten Schimmer, ventral gelblich. Der Übergang von der pigmentierten zur unpigmentierten Partie ist ziemlich scharf. Die seitlichen Grenzen ver- laufen am Vorderkörper in der Linie der lateralen Borstenpaare und erscheinen hier in Folge der Pigment-Lücken im Umkreise der Borsten- paare ausgezackt. Am Hinterkörper senken sie sich etwas, so daß die lateralen Borstenpaare vollkommen im [)igmentierten Gebiet stehen, jederseits auf einer Reihe quer-ovaler, heller Flecken. Der eigentliche Kopf läppen ist klein, zieht sich al)er nach hinten in einen ])reiten, dorsalen Portsatz aus, der, wie bei den Arten der Gattung Lumbricus (i. e. S.) den Kopfring vollkonnnen teilt (Fig. 2 a). Der Umriß dieses Kopflappen-Fortsatzes ist fast quadratisch. Eine feine, aber scharfe, unregelmäßig zackige, mediane Längsfurche teilt ihn in zwei symmetrische Hälften. Die Segmente 10, 11 und 12 sind ventral drüsig angeschwollen, die zAvei oder drei vorhergehenden Segmente ebenfalls, aber nur schwach und undeutlich. Die Borsten stehen zu vier Paaren in den einzelnen Segmenten, jederseits in einem lateralen und einem ventralen. Eücken- poren habe ich nicht nachweisen können. Die Öffnungen der Segmental- organe erkennt man als quergezogene Grübchen auf den Intersegmental- furchen vor den lateralen Borstenpaaren. Der Gürtel umfaßt ringförmig die drei Segmente 14, 15 und 16. Er ist schwach erliaben, hinten und vorne scharf begrenzt. Jedes der drei Gürtelsegmente trägt auf dem Ringe, in dem die acht Borsten stehen, einen Kranz dunklerer Punkte (Oftnungen von Hypodermis- Drüsen?). Die Zahl der Punkte eines Segments ist ungefähr 70. Sie stehen so vn<^, daß zwei oder drei auf den Zwischenraum zwischen den beiden Borsten eines Paares fallen. Die Öfinunsren der Prostata- Oligocliaeten des Hamburger Xaturhistorisclien Museums. II. ■ Q'j Drüsen liegen zu zwei Paaren in den Segmenten 17 und 19, in den Linien der ventralen Bortenpaare, auf stark erhabenen Papillen, Die Öffnungen der Samentasclien liegen ebenfalls zu zwei Paaren in den Linien der ventralen Borstenpaare, in den Litersegnientalfurchen 7/8 und 8/9. Die Öffnungen der Eileiter sind äußerlich nicht erkennbar. Der Vorderdarm ist mit einem dorsalen, drüsig-muskulösen Schlund- kopf und einem dicken, cylindrischen Muskelmagen ausgestattet. Der Muskelmagen hat die Länge dreier Segmente. Seine Lage entspricht nach der äußeren Segmentierung ungefähr den Segmenten S bis 10. Auf den Muskelmagen folgt ein dünnwandiger Darm, dessen Epithel regelmäßig gefaltet und vom Darmblutsinus umspült ist, (Li der Gürtel-Gegend trägt der Darm eine dorsale Tasche?) Jedes Segment trägt ein Paar Segmentalorgane. Ein Segmentalorgan besteht aus einem mehrfach geschlungenen engen Kanal, der in den breiten Pol einer weiten, birnförmigen Blase einführt. Der spitze Pol der Blase tritt in der Linie der unteren Borsten der lateralen Paare (III) in die Leibeswand ein, wendet sich dann aber ein weniges nach oben und mündet vor der Mitte des lateralen Paares nach außen. Die Segmental- organe sind in dem Zwischenraum zwischen lateralen und ventralen Borstenpaaren an die Leibeswand angeheftet. Hoden Avaren nicht nachweisbar. Die Samensäcke nehmen einen kleinen Teil des 0, und den grösten Teil des 10. und 1 \. Segments ein. Im 12. Segment fanden sich keine Samensäcke, dafür aber zeigten die des 1 1 . Segments eine um so stärkere Entwicklung. Die Dissepimente 11/12, 12/13 und 13 '14 nach hinten ausbauchend, ragen sie bis in die Gürtel-Gegend hinein. Samentrichter im 10, (und 11?) Segment vor Dissepiment 10/11 (und 11/12?). Zwei Paar Prostata- Drüsen (Fig. 2b) liegen in den Segmenten 17 und 19. Diesell)en sind lang gestreckt, nach dem inneren Ende zu verdickt, wenige male umgeknickt. Ein feiner Kanal durchzieht sie in ihrer ganzen Länge, Die ventralen Borsten des 17. und 19. Segments haben die normale Form und Größe behalten. Sie sind in die oben erwähnten Papillen eingebettet. Die Kanäle der Prostata - Drüsen durchbohren diese Papillen etwas oberhalb der oberen Borste der ventralen Paare, Es muß dahin gestellt bleiben, ob der Mangel an Geschlechtsborsten für diese Art charakterisch ist oder ol) man es hier nur mit einer individuellen INIißbildung zu thun hat. Da die Geschlechtsorgane des untersuchten Exemplars die Höhe der Kntwickluiig erreicht haben, so ist Avohl kaum anzunehmen, daß sich irgend welche (i(^sclilechts))orsten noch später hätten bilden können. Die Ovarien hängen vom Disse- piment 12/13 in das 13, Segment hinein. Die Eitrichter hegen jederseits 9 5 66 Dl'- W. Michaelsen. vor dem Disscpimeiit 13/14. Sie gehen in kurze, grade gestreckte Eileiter über, die das Dissepiment 13/14 durchbohren und vor den ventralen Borstenpaaren des 14. Segments ausmünden. Innerhalb der Eitrichter fanden sich reife Eier, Die Samentaschen (Fig. 2 c) liegen zu zwei Paaren in den Segmenten 8 und 0. Jede derselben besteht aus einem graden, birnförmigen Hauptteil und einem etwas verzerrten birnförmigen Divertikel, der den Hauptteil an Größe noch ein weniges übertrifft. Die Divertikel liegen nach hinten und innen von den Hauptteilen und vereinen sich mit ihnen dicht vor der Mündung. Herr Dr. Hilger fand die Tiere in einem Thal bei Corral in Chile. Cryptodrilus (?) spatulifer uov. ^pcc. (Fig. 3 a— c.) Ein einziges, schlecht erhaltenes Exemplar gestattet mir nur, die äußeren Charaktere dieser Art 'in genügender Vollständigkeit fest- zustellen. Von der inneren Organisation lie(3 sich fast nichts mehr erkennen. Das vorliegende Exemplar hat eine Länge von 50 mm., am 8. Segment eine Dicke von 3 mm. und besitzt 1 1 8 Segmente. Der Vorderkörper ist drehrund. Der Hinterkörper ist kantig und zwar hat sein Querschnitt beinahe die Gestalt eines Quadrates mit abgestumpften Ecken. (Die obere Seite ist wenig größer als die ül)rigen; die Ab- stumpfung der oberen Ecken ist etwas stärker als die der unteren.) Der Kopf läppen ist deutlich vorragend; seine dorsale Verlängerung springt nicht weit hi den Kopfring ein. x4uch C, (V) spatulifer zeigt eine charakteristische Pigmentierung. Dieselbe erstreckt sich über die ganze Bückenseite bis fast zu den ventralen Borstenläindeln, am Vorder- ende noch weiter; bis zur Mitte des 3. Segments umfasst sie die ganzen Einge. Die Intersegmentalfurchen Avie auch die Umgebung der Borstenpaare sind pigmentfrei. Die Pigmentierung des ^V)rderkörpers ist intensiver als die des Mittel- und Hinterkörpers. An den best- erhaltenen Hautstellen ist sie dunkelrot bis violet. Die Pigmentierung besteht nicht aus einer gleichmäßigen, kontinuirlichen Lage (wie bei Mandane Hilgeri und den Europaeischen Lumbricus-Arten), sondern setzt sich aus kleinen, meistens quer -ovalen Punkten und Sprenkeln zusammen, die sehr dicht auf hellem Grunde stehen und (zumal am Vorderkör^ier) eine Neigung zu querer Verschmelzung zeigen. Die dorsale Medianlinie ist am Vorderkörper durch einen tief violetten, am Mittel- und Hinterkörper durch einen blasser violetten Streifen ge- kennzeichnet. Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Seg- menten. Am Mittelkörper sind die Borsten eines Paares einander sehr 10 Oligochaeten des Hamburger Naturhistorisclien Museums. II. 67 genähert, am Vorderkörper und in noch bedeutenderem Grade am Hinterkörper entfernen sie sich von einander, ohne daß jedoch ihre engere Zusammengehörigkeit unkenntlich würde ; auch ist zu bemerken, daß die Borsten der beiden oberen Paare etwas weiter von einander treten, als die Borsten der entsprechenden beiden unteren Paare. Die Entfernung der Borstenpaare von einander ist ungefähr gleich groß. Die dorsal -mediane Borstendistanz ist vorne weit größer, am Hinter- körper nur wenig größer als die Entfernung der Borstenpaare von einander. Die Stellung der Borsten am Hinterkörper bedingt die Form seines Querschnittes. Die Borsten des Mittelkörpers sind klein und zart (0,.36 mm. lang), die des Vorderkörpers und des Hinterkörpers plump und groß (0,(30 mm. lang). Die Öffnungen der Segmentalorgane erkennt man als kleine Grübchen dicht hinter den Intersegmental- furchen in den Linien der unteren Borsten der oberen Paare (in der Borstenlinie HI). Eückenporen sind vorhanden. Der Gürtel ist wenig erhaben, nur nach vorne scharf begrenzt. Er beginnt mit dem 13. Segment. Es mußte unentschieden bleiben, ob er sich von hier bis ans Ende des 17. oder bis ans Ende des 2'2. Segments erstreckt. Die 5 Segmente 13 — 17 sind äußerlich fast vollkommen mit einander verschmolzen und zeigen deutlich die Gürtel- Bildung; aber auch die 5 folgenden (einschließlich Segment 22) sind in gewisser Hinsicht niuditiciert. Sie zeigen ebenso wie die Segmente 13 — 17 eine von der normalen abweichende, bi'aune Färbung und sind auch wohl etwas drüsig aufgetrieben, nur so schwach, daß die Inter- segmentalfurchen unverändert deutlich gebheben sind. Vorne umschließt der Gürtel den Körper ringförmig. Im 17. Segment sieht man jederseits in der Linie der unteren Borstenpaare eine lange Geschlechtsborste aus einer ziemlich weiten C)finung herausragen. Neben diesen Öffnungen, mehr nach oben, erhebt sich die Leibeswand zu je einem breiten, drüsigen Wulst. Die Geschlechtsliorsten (Fig. 3 a — c), deren ich jederseits nur eine einzige linden konnte, haben eine sehr eigenartige Gestalt. Sie sind 2 mm. lang und durchschnittlich 0,04 mm. dick, stark bogenförmig gekrümmt. Das Hinterende ist verdickt, das Vorder- ende schwach zurückgebogen (so daß die Konvexität der Borste hier in eine sehr schwache Konkavität übergeht) und senkrecht zur Ebene der Ki-ünnnung spatclftirniig abgeplattet. Das vordere (distale) Viertel der Borste mit x^usnalimc des abgeplatteten äußersten Endes ist durch eine Anzahl (luer-gestcUten, äußerst feiner Zähnchen-Reihen verziert. Eben hinter der spateiförmigen Abplattung sind diese Zähnchen-Reihen dicht aneinander gei'ückt, nach hinten zu vergrößern sich die Zwischen- räume zwischen ihnen. Die; Öffnungen zweier Samentaschen liegen 11 5- 68 ' -Dl'- W. Michaelsen. in der Intersegmeiitalfurclic S/O, in den Linien der unteren Borstenpaare. Sie sind umgeben von drüsigen Höfen, die sich nach der ventralen Seite hin stärker ausdehnen und in der ventralen Medianlinie an einander stoßen. Von der inneren Organisation konnte nur weniges erkannt werden. Der Darm trägt vorne einen drüsig-muskulösen, dorsalen Schlundkopf und modiliciert sich ungefähr in Segment G — 8 zu einem tonnenförmigen Muskelniagen. Zwei lange, kolbige Prostata-Drüsen, deren schmäleres, mehrmals umgeknicktes Ende mit den Borstensäcken zusammen im 17. Segment in den Linien der ventralen Borstenpaare ausmündet, ragen jederseits ziemlich weit nach hinten (bis in Seg- ment 21 (?) hinein). Sie werden von einem Zentralkanal durchzogen. Die Samentaschen schienen mir folgendermaßen gestaltet zu sein. In eine Art Vorhof mündet ein dickdarm-artig eingeschnürter Samenrauni und ein (?) sackförmiger Divertikel ein. Die Fundorts-Angabe lautet: Altspanisches Fort bei Corral (Valdivia). Allolobophora trapezoides Bug. = A. turgida Eisen. Fundort: Altspanisches Fort bei Corral, Valdivia (Eingeschleppt!) Allolobophora foetida Sav. V = Lund)ricus Intens (iay. Fundurt: Garten von Lota, Valdivia (Eingeschleppt!). AUuras tetraedrus Sau. Fundort: Gärtnerei des Herrn Kaltwasser in Valparaiso (Eingeschle})pt!). 12 MicliaeI.s('n,Oli(|n(liaplrn des Hanibiinier Naliiriiislonsch™ Miisciinis.Il. Zum Bfiiilil iilier da.; Naliiihislürisdic Museum 211 Hamburg lürlSSS. Hy.ß i ruj. I ■'!/■ ■) I, 10 '■'in '^ " -" I l(j. <\ ' , l'ig ? Fig. .n 'i" "!ichae!seii del Jalirbudidri llambuni wisseiisth. Aiislaltcii VI. 1889. E.Stender IM Figuren-Erklärung. ßQ Figuren - Erklärung. Vlor. 1. MaiHliine picta Mich. a. (ianzcs Tier, schräg von oben gesehen, y- (Die Zeichnung ist kombiniert nach einem Stück Vorder- k()rper bis Segment 20, einem Stück Mittelkörper und einem Stück Hinterende. Die Länge des Tieres, die Zahl der post- clitellialen Segmente und das Verhältnis zwischen ante- clitellialem und postclitellialem Korperteil sind in Folge dessen problematisch.) b. Geschlechtsborste, y. c. Distales Ende einer Geschlechtsborste. -7- . Q d. Prostata-Drüse des 17. Segments 1 ■ e. Gürtel-Partie des Körpers, von unten gesehen. Fig. 2. Miindaiie Ililgeri Mich. a. Kopfende, von oben gesehen, y . b. Prostata-Drüse, y. c. Samentasche, y. Fig. 3. Cryptodrilus (?) spatiiliftT Mich. 20 a. Geschlechtsborste, von der Seite gesehen. ": • i:.ii b. Distales Ende einer Geschlechtsboi'ste, von vorne gesehen. ' c. Distales Ende einer Geschlechtsborste, von der Seite ge- , 150 sehen. ^. la Die Grephyreen von Süd-Greorgien iiacli der Ausbeute der Deutschen Station von 1882 — 83» Von Dr. W. 3Iichaelsen, Mit einer Farbentafel. Phascolosoma antarcticum nov. spcc (Fig. 4 a — c.) Drei wolilerhaltene Exemplare setzen mich in den Stand, eine Schilderung der für die Systematik wichtigen Eigenheiten der in Rede stehenden Art zu geben. Ph. antarcticum steht dem Ph. margaritaceum Sars auffallend nahe; es war ursprünglich sogar meine Absicht, diese Tiere unter dem Namen Ph. margaritaceum Sars var. antarcticum zu beschreiben. Die Untersuchung der übrigen Phascolosomen von Süd- Georgien ließ mich meine Ansicht ändern. Es fanden sich nämlich 4 Exemplare eines Phascolosoma, das dem Ph. antarcticum nicht ferner steht als Ph. antarcticum dem Ph. margaritaceum. Ph. fuscum (so nenne ich che zweite Süd-Georgische Art) ist dem Ph. margaritaceum nicht so nahe verwandt, daß es demselben als zweite Varietät zu- geordnet werden könnte; in mancher Beziehung steht es dem Ph. papillosum Thomps. näher. Ich beschreibe deshalb sowohl Ph. fuscum wie auch Ph. antarcticum als gesonderte Arten, mit dem Hinweis, daß sie wahrscheinlich als Unterarten des Ph. margaritaceum anzusehen sind, ebenso wie Ph. capsiforme Baird und Ph. papillosum Thomps. Das größte, vollkommen ausgestreckte Exemplar des Phase, antarcticum mißt von der Eüsselspitze bis zum Hinterende des Körpers 48 mm., davon fallen ungefähr 20 mm. auf den Rüssel, der also wenig kürzer als der eigentliche Körper ist. Die Entfernung der Rüsselspitze vom After ist wenig größer als die Entfernung des Afters vom Hinter- ende (25 mm. gegen 23 mm.). Die größte Dicke des Körpers beträgt 7'/2 mm. Das Hinterende des Körpers ist ziemhch scharf abgesetzt, kegelförmig (bis zuckerhutförmig), das Vorderende des Rüssels schwach angeschwollen; im Durchschnitt ist der Rüssel 3 mm. dick. Die Farbe der Tiere ist graugelb. Die mittleren Partien des Köri)ers und des Rüssels schimmern schwach ^yie Perlmutter oder wie strohgelb angelassener Stahl. Das Hintercude und in fferingerem Maße aucii die Basis des 74 r>r. W. Micbaelsen. Rüssels ist dunkler gefärbt, fast rostbraun. Das Vorderende des Rüssels ist bei dem größten Exemplar verdunkelt, grauviolet, l)ei einem anderen Exemplar hell mit schwachem rosa Schimmer. Am Hinterende ist die Haut durch querverlaufende, unregel- mäßig sägeförmig gezackte, tiefe und scharfe Furchen borkenartig rissig. (Ein F.xemplar von Ph. margaritaceum, welches Herr Kapitän Hörn bei Port Vladimir an der Mnrmanskischen Küste fing, zeigt ähn- liche Querfurchen am Hinterende; diese Querfurchen sind jedoch nicht so scharf einschneidend wie bei Ph. antarcticum und nicht so zackig, sondern sanft gewellt, auch hegen sie dichter hinter einander). Durch längsverlaufendc, sanftere Vertiefungen v/crden die Ringbänder zwischen den Querfurchen in unregelmäßige Rechtecke oder Polygone geteilt. Die Haut des Mittelkörpers ist fast glatt und zeigt an Stelle der tiefen, zackigen Querrisse des Hinterkörpers nur ganz seichte , gradlinige Querfurchen. Zugleich erkennt man hier ein Doppelsystem sich kreuzender Linien, die ungefähr um 28" gegen die Querrichtung geneigt sind. Die Deutlichkeit dieser Streifung steht nipht hinter der zurück, welche die Streifung des oben erwähnten Exemplares von Ph. margaritaceum besitzt. Gegen den Rüssel hin verstärkt sich die Quer- furchung wieder, ohne jedoch den Schärfegrad zu erreichen, der sie am Hinterende auszeichnet. Die Querfurchen sind hier auch nicht zackig, sondern gradlinig und folgen dichter aufeinander. Erst an der Spitze des Rüssels wird die Querfurchung wieder etwas weitläufiger und unregelmäßiger. Zugleich erscheinen hier die Querbänder zwischen den Furchen unregelmäßig blasig aufgetrieljen. Der ganze Körper ist mit dunklen Papillen besetzt. Dieselben stehen am Hinterende und am Rüssel ziemlich dicht, am Mittelkörper weitläufiger. Sie sind am Hinterkörper bis 0,027 mm. dick und bis 0,08 mm. lang, von birn- förmiger Gestalt, mit stark verengtem Stiel. Am Mittelkörper sind sie kleiner; an der Rüssel-Basis werden sie wieder größer, doch er- reichen sie nicht die Größe derjenigen des Hinterkörpers. Gegen die Rüsselspitze werden sie sehr fein und zart und verlieren die stiel- förmige Verengung sowie die l)irnförmige Gestalt. In der Größe und Gestalt der Papillen liegt wohl der Hauptunterschied zwischen Ph. antarcticum und Ph. margaritaceum. (Nach Untersuchungen an dem Ph. margaritaceum von Port Vladimir kann ich bestätigen, daß die Papillen dieser Art warzenförmig sind und daß ihre Länge die Dicke nicht übertriflft; ihre Dicke gleicht ungefähr der Dicke der Papillen, von Ph. antarcticum). Jede Papille ist von einem hellen Hof umgeben. Die Höfe sind um so deuthclier zu erkennen, je dunkkn- die benach- barten Hautiiartien sind. Am Mittelkörper sind sie kaum siclitbai-. 4 Die Geiihyreon von Süd-Georgien. 75 Am eigentlichen Krtrper sind die Höfe scheibenförmig und ihr Durch- messer beträgt hier 0,10 — 0,1 4 mm. Am Rüssel sind sie in die Quere gezogen, da sie sich den Querfurchen anbequemen müssen, die am Rüssel sehr dicht aneinander gerückt sind. Sie erscheinen hier als ungefähr 0,05 mm. In-eite und 0,3 mm. lange Querbänder. Der After liegt auf einer wenig erhabenen, aber deutlichen, i-- W. Michaelsen. Windungen sind fest aneinander gelegt und werden durch einen Spindel- muskel, der bis an die äußere Windung, aber nicht über diese hinaus an die Körperwand geht, gestützt. (Auch bei dem untersuchten Exemplar von Pli. margaritaceum ließ sich der Spindelmuskel durch die ganze Darmspira hindurch verfolgen, in A])weichung von den Befunden Koren und Danielssens [^) pg. 130] sowie Selenkas [') pg. 27]. Durch 3 (?) Betestiger ist die Darmspira an die Körperwand geheftet. Der Enddarm ist sehr kurz und wird durch eine große Zahl von Muskel- fäden, die zu einer Dissepiment-artigen Fläche zusammen Hießen, ge- stützt. Es sind 2 Segmentalorgane vorhanden. Dieselben sind cylindrisch, am Grunde Blasen-artig angescliwollen, von heller Farl)e. Sie hängen frei in die Leibeshöhle hinein und sind sehr kurz, kaum von ^U Körper- länge und reichen infolgedessen nur wenig über die Ansatzstelle der dorsalen Retraktoren hinaus. Vom Bauchstrang zweigen sich starke Seitenäste ab. Im Rüssel ist er mit kräftigen Begleitmuskeln aus- gestattet. Hinter den Ansatzstellen der ventralen Retraktoren liegen sowohl bei männlichen wie bei weiblichen Exemplaren krausenartige Organe, wie Koren und Danielssen sie auch bei Ph. margaritaceum gefunden haben (-) pg. 136 und Tat. XV, Fig. 43 o und Fig. 44). Die Leibeshöhle ist von Eier- bez. Spermamassen erfüllt. Die Eier sind kugelig; die größten hatten einen Durchmesser von ungefähr 0,2 mm. Die Spermamassen repräsentierten sich als Konglomerat kleiner Kügelchen von ungefähr 0,005 mm. Durchmesser. Phascolosoma fuscum nov. spec. (Fig. 2 a— b). Diese Art ist durch 4 Exemplare vertreten, von denen eines, und zwar das größte, vollkommen ausgestreckt ist, während die anderen mehr oder weniger stark zusammengezogen sind. In der Körperform ähnelt diese Art dem Ph. antarcticum. Der eigentliche Körper ist 4 bis 5 mal so lang wie dick mit mehr oder weniger deutlich ab- gesetztem, zuckerhutförmigen oder stumpf-kegelförmigen Hinterende. Der Rüssel ist Avenig kürzer als der eigentliche Körper und weniger als Vs mal dick, am vorderen Ende angeschwollen. Die Entfernung des Afters von der Rüsselspitze ist größer als seine Entfernung vom Hinterende des Körpers. Das größte Exemplar besitzt folgende Dimensionen: Die Länge des ganzen Tieres beträgt 05 mm., davon entfallen ungefähr 30 auf den Rüssel. Die größte Dicke beträgt 8 mm., die Dicke des Rüssels durchschnittlich 3 mm. Der After ist von der Rüsselspitze 37 mm., vom Hinterende des Körjjers 28 mm. entfernt. Die Grundfarbe der Tiere ist ein duftes, mehr oder weniger 6 Die Gephyreen von Süd-Georgien. 77 dunkles Gi'aubrauii , stellenweise überlagert von rostbrauner Pigmen- tierung. Das Hinterende ist in Färbung nicht vom übrigen Körper unterschieden, wohl aber der Eüssel. Seine hintere Hälfte ist rost- braun. Nach vorne zu geht diese Färl)ung allmählich in ein helles graurosa oder in ein dunkleres grauviolet über (ähnlich wie bei Ph. antarcticum). Von Streifen-Systemen, wie sie für Ph. margaritaceum und Ph. antarcticum charakteristisch sind, ist nichts /.u erkennen. Der ganze Körper ist von scharfen Eingfurchen umzogen. Am Hinter- ende sind diese Eingfurchen unregelmäßig, zackig und in Folge von kurzen Längskerben entsteht eine unregelmäßig netzförmige, borken- artige Skulptur. Am Mittolkörper sind sie glatter und regelmäßiger, auch ein wenig zarter; jedoch nicht so zart wie die Eingfurchen am Mittelkörper von Ph. antarcticum. An der unteren Hälfte des Eüssels sind sie wieder unregelmäßig und grob, nach dem vorderen Ende zu werden sie jedoch glatter und zarter als sie an irgend einer anderen Stelle sind. Dicht unter dem Tentakelkranz sind die Bänder zwischen den Querfurchen durch Längsfurchen geteilt und die einzelnen Teil- stücke schwach aufgetrieben. Die Haut ist mit dunklen Papillen von birnförmiger Gestalt besetzt. Am Hinterende werden einzelne bis 0.07 mm. lang, also nicht ganz so lang wie die entsprechenden von Ph. antarcticum ; auch stehen sie bei weitem nicht so dicht wie bei jenem. Stellenweise scheinen sie ganz zu fehlen. Die Papillen des Mittelkörpers sind viel kleiner, die der Eüssell)asis wenig kleiner als die des Hinterkörpers. Nach der Eüsselsi)itze hin werden sie sehr klein und zart. Je kleiner die Papillen sind, um so undeutlicher wird die stielf()rmige Verengung. Auch bei Ph. fuscum sind die Papillen von Höfen umgeben. Diese Höfe sind aber in der Eegel sehr un- deutlich, kaum erkcnnl)ar. Nur bei einem etwas hellcj-en Exemplar traten sie deutlicher hervor. Die Größe der Höfe ist sehr verschieden. Ihr Durchmesser gleicht ungefähr der doppelten Länge der betreffenden Papillen. Der After liegt in der dorsalen Medianlinie hinter der Älitte des Körpers (inkl. Eüssel). Er liegt auf einer schwach erhaljenen, querovalen Pa])ille. Die Öffnungen der beiden Segmentalorganc sind deutlich erkennbar. Sie liegen seitlich, fast in gleicher Hcihe mit dem After, höchstens ein weniges (etwa '3 mm.) weiter nach vorne. Der Eüssel entbehrt der Hakenbewaft'nung. Die an der Eüssclspitze gelegene Mundöffnuiig ist von ehiem Kranz zahlreicher (über 50) Tentakel umgeben. Wie l)ei Ph. antarcticum ,hal)en sich die beiden Tentakel neben der dorsahm Medianlinie in Wimpcrkisscu umgewandelt. P]ine hufeisenförmige Hautfaltt?, die ihre Konvexität von drv Muiid- öffimng abwendet, verbindet dieselben. 7 78 r>i'- W. Micliaelsen. Auch in der inneren Organisation sind einige Abweichungen von der des Ph. antarcticum festzustellen. Die Hautniuskuhitur ist kräftig, glatt und besteht nicht aus gesonderten Strängen. Sie verleiht der Innenseite des Leibesschlauches ein dunkel -perlmutterglänzendes Aussehen. Es sind 4 Rüsselretraktoren vorhanden, die sich erst dicht vor der Eiisselspitze vereinen. Die ventralen setzen sich im mittleren Körperdrittel, etwas vor der Mitte zwischen Hinterende und Segmentalorgan-Offnungen an die Leibeswand an. Die dorsalen setzen sich hinten im vorderen Körperdrittel, etwa 2 mm. hinter After und Segment-dorgan-Offnungen fest. (Die Entfernung zwischen den Ansatz- stellen der ventralen und der dorsalen Refraktoren ist ungefähr 3 mal so groß wie die Entfernung zwischen den letzteren und den Segmental- organ-Offnuugen). Der Oesophagus ist lang. Ein einfacher, kurzer kontraktiler Schlauch begleitet ihn im vorderen Teil des Rüssels. Der Darm macht etwa IS, fest aneinander gelegte Doppelwindungen. Ein Spindelniuskel durchläuft und stützt die ganze Darmspira, tritt aber nicht über sie hinaus an die Leibeswand. Die Darmspira liegt fast ganz frei in der Leibeshöhle, nur 1 (?) Befestiger ist nachweisbar. Der Enddarm ist kurz und wird durch ein Dissepiment-ähnliches System von Muskelfäden gestützt. Die beiden Segmentalorgane hängen frei in die LeÜH'shöhle liinein. Sic sind weit länger als die von Ph. antarcticum. last so lang Avie der halbe Kör])er und i-eichen, nach hinten gestreckt, über die Ansatzstellen der ventralen Retraktoren hinaus. Sie sind braun gefärbt. Der r>auchstrang trägt starke Seitenäste und wird im Rüssel von einem Paar kräftiger Muskeln begleitet. Hinter den Ansatz- stellen der ventralen Retraktoren findcm sich krausenartige Organe. Die Leibeshöhle des untersuchten Tieres war fast ganz mit Eiern erfüllt. Die gröüten Ix'saüen einen Durchmesser von 0,3 mm. Phascolosoma georgianum noi: spec. (Fig. 1 a— c). Leider ist keines der vorliegenden Exemplare vollständig aus- gestreckt; es läßt sicli in Folge dessen das Längenverhältnis von Rüssel und eigentlichem Körper nur schätzungsweise angeben. Der eigentliche Körper ist schlank-cylindrisch, der des größten Exemplares 4.^) mm. lang und 7 mm. dick. Am Hinterende ist der Körper kuppei- förmig abgerundet und die äußerste Spitze knopffchnnig al)gesetzt, ähnlich wie bei Ph. Semperi Sei. u. De Man (s.'j Taf. V, Fig. 5(jj. Der Rüssel ist kurz; bei vollkommener Streckung mag er die halbe Kör])erläng(^ erreichen. Er ist ungefähr 2V2 mm. dick. Die Tiere sind am eigentlichen Körper silbergrau gefärbt. Stellenweise wird der Die Geijliyreen von Süd-Georgien. 7») Silbergiauz durch schönfarLigen Perlmutterglauz ersetzt. Das Hiuter- ende und der Rüssel sind gelblich. Die Haut ist sehr zart und Läßt die Eingeweide schwach durchschimmern, dabei ist sie fast glatt; nur eine zarte, unregelmäßige Quer - Streifung läßt sich an Stelle der scharfen Querfurchung bei den beiden im vorhergehenden beschriebenen Phascolosomen erkennen. Der Glanz der Haut wird hervorgerufen durch eine äußerst feine Doppelschraftierung, deren Richtungen in positivem und in negativem Drehungssinne etwa um 30 ° gegen die Querrichtung geneigt sind. Diese Schraffierung ist homolog der charak- teristischen Retikuliei'ung bei Ph. margaritacenm und Ph. antarcticum, doch ist sie weit zarter und giebt der Haut schon darum ein anderes Aussehen, Aveil sich an einer Stelle in der Regel nur das eine der beiden Schraffierungs-Systeme erkennen läßt. Nur bei ganz günstiger Beleuchtung sieht man beide Systeme sich durchkreuzen. Der ganze Körper ist mit großen dunklen Papillen besetzt. Ein auffallender Größenunterschied an verschiedenen Stellen des Körpers ist nicht nachzuweisen, wohl aber stehen sie am Hinterende, am Vorderkörper und am Rüssel dicliter als am Mittelkörper. Sie sind von l)irnförmiger Gestalt, 0,03—0,04 nun. dick und 0,0(i— 0.11 mm. lang, also fast mit unbewaffnetem Auge erkemd^ar. Jede einzelne Papille ist von einem mehr oder weniger deutlichen, hellen Hof umgeben. Der After liegt auf einer schwach erhabenen, querovalen Pajjilie in der dorsalen ]Median- linie ungefähr 38 mm. vom Hinterende entfernt. Die Offnungen der beiden Segmentalorgane liegen seitlich gut 1 mm. vor der Höhe des Afters. Der Rüssel trägt keine Haken. Die Zahl der Tentakel an der Rüsselspitze ist ungefähr 24 ('?). Die Muskulatur der Leibesw^and ist zart, hell, schwach pcrlniutter- glänzend, nicht in Stränge gesondert. Der Rüssel wiid durch 4 Re- traktoren eingezogen. Dieselben vereinen sich vor der Rüssels})itze zu einer mein- als 1 nnn. langen Scheide. Die ventralen Refraktoren setzen sich ungefähr in der Mitte des Körpers an Hck über die bisher ziemlich uidjekannte Fauna dieses Gebietes. ^) „Diss. Chinensia Lagerströmia. Resp. Joa. Laur. Odhelius. llolmiae 1754." Abgedr. in: „C. Linnaei- Amoenitates Academiae. Yol. IV. llolmiae IH.öit.'" *) Linne: Systema naturae. Ed. XIII. Lipsiae 1788. T. I. 1'. (>. '•*) Als Beispiel führe ich eine Beobachtung an der Fauna der Kieler Bucht an. Terebellides Ströniii M. Sars ist ein \Yurm, der im allgemeinen dnrcliaus nicht zu den ScltcMlieitt'n der Fauna gehiu't. Mni\ Uiumte mit Hiclurlicil darauf rechnen, eine grij^ere Zahl dieser Tiere zu i'angcn, wenn ni;in mit dem Schleppnetz an den geeigneten Orten (Mudd-(irund) n|Hiicrt('. Pectinaria belgica Pall. andrerseits, die an denselben Lokalitäten lebt, ist für gewohnlich ziemlich selten. Leere Röhren kann man massenhaft linden, 11 6 82 r)i'. W. Michaelsen. SO muß ein Jalirliuiidert ausreichen, um das Verschwinden (vielleicht nur der letzten Reste) einer Art in einem größeren Gebiete wie das Mittelmeer zu erklären. In den arktischen und antarktischen Priapulen haben wir wahrscheinlich die in Folge des gleichsam konservativen Charakters der polaren Faunen (beruhend auf der Einförmigkeit und Gleichmäßigkeit der l'üi' manche Arten günstigen Lebensbedingungen) übrig gebliebenen Keste eines früheren Kosmopoliten vor nns, dessen aequatoriale Glieder durch die neubildende Kraft der Tropen (beruhend auf der Mannigfaltigkeit und dem Wechsel der Lebensbedingungen, die den Kampf ums Dasein hier zu einem viel intensiveren machen) vernichtet und durch neuere Formen ersetzt worden sind. (Siehe darüber die in kurzem erscheinenden Untersuchungen Pfeffers "^)). Der eigen- tümliche Parallelismus zwischen den arktischen und den antarktischen Pria])uliden und Phascolosomen, auf den schon Selenka ') und De Guerne'') hinwiesen, läßt sich nur durch P)latverwandtschaft erklären und die Anerkeniumg dieser verlangt zugleich die Anerkennung einer früheren Verbindung zwischen den zur Zeit weit getrennten Gebieten. Die Blutverwandtschaft rechtfertigt auch die Vereinigung der betreffenden Formen innerhalb der Grenzen einer Art. Der Süd-Georgische Pria})ulus ist zweifellos identisch mit dem P. tul^erculato-spinosus De (iuerne; zweifelhaft jedoch erscheint mir seine Identität mit dem gleichnamigen Pria](uliden Bairds. Zu dem Unterschied in der Form der Zähne kommt noch ein anderer. Bei dem Süd-Georgischen Priapulus und bei dem Priapulus De Guernes erleidet der Warzen-Besatz am Hinterende des Stannnes eine Unter- brechung in der ventralen Median -Eegion. Die B:iuclistrang-Ra])he geht gleichmäßig deutlich bis an die Basis des Sclnvanzanhanges und auch die Ringelung der Haut, die an der mit Warzen ])esetzten Eegion nicht erkennbar ist, zeigt sich auf einer schmalen Partie zu Seiten des lebende Tiere nur vereinzelt. Im Sommer 1885 wollte ieli mir zwecks Untersuchung des IlerzkiMjiers mehrere Exemplare vini Tereheliidis Strihnii verschallen. So oft ich auch das Schleppnetz auswarf", so sehi- ich aucli meine Kollegen antrieb bei ihren Schleppnetz-Zügen auf dieses Tier zu fahnden, nur drei spärliche Exemplare ließen sich im Laufe des Sommers fangen. Während diese sonst fast gemeine Art in der Kieler Bucht beinahe vollkommen verschwunden war, zeigte die für gewöhnlich seltenere Pectinaria belgica ein um so üppigeres Auftreten. Fast jeder Schleppnetz- Aufzug brachte Massen lebender Exemplare dieser Art. Es lag nahe, beide That- saclien in ursächHchen Zusammenhang zu bringen. Bestimmte Ursachen, Temperatui'-, Salzgehalt- oder Strömungs-Schwankungen, liefjen sich niclit nachweisen. '0) Pfeffer: Versuch einer allgemeinen Fauuistik (Dieses Jahrbuch). 12 Die Gephyreen von Süd-Georgien. 83 Hiiiterendes der Bauchstraiig-Eaphe. Bei P. tuberculato-spinosus Baird geht die Bauclistrang-Raplie nicht bis zur Basis des Schwanzaiihanges, auch von der Ringelung ist vor dem Hinterende keine Spur zurück- gebheben und der Warzenbesatz tritt bis dicht an die ventrale Median- hnie heran und überdeckt sie sogar an manchen Stellen. Das größere der beiden Süd-Georgischen Priapulus-Exemplare ist 12 — 13 mm. dick und hat eine Länge von 70 mm., von denen 15 auf den Rüssel, 32 auf den Stamm und 23 auf den Schwanzanhang kommen. Das kleinere Exemplar ist nur 55 mm. lang und besitzt einen weit kürzeren, stark zusammengezogenen Schwanzanhang. Was das Äußere anbetrifft, so scheinen beide vollkommen mit dem typischen P. caudatus Lam. übereinzustimmen. Auch die Unterbrechung im Warzenbesatz des Hinterendes glaube ich an einigen schlecht erhaltenen Stücken dieser nordischen Art, die mir zur Verfügung standen, erkannt zu haben. In der inneren Organisation zeigte das eine untersuchte antarktische Exemplar ähnliche Abweichungen von der typischen Eorm wie die nordische Abart P. brevicaudatus Ehlers. Die Längsmuskel- schicht besteht aus ungefähr 45 starken Strängen, welche vielfach anastomosieren. Außer dem Kranz kleiner Rüsselretraktoren, die sich auf der Grenze zwischen Rüssel und Stamm an die Leibeswand an- setzen, sind 8 größere vorhanden, die innerhalb des Stammes ent- springen. Diese 8 stärkeren Refraktoren sind nicht durchweg gleich lang. Während G längere ungefähr in der Mitte des Stammes ihren Ursprung nehmen, entspringen zwei kürzere im Vorderende des Stammes. Der Darm ist nicht gerade gestreckt. Außer kleineren Schlängelungen bildet er eine große Schleife, die ungefähr von der Mitte des Körpers bis in den Rüssel hineinragt. Die Ovarien sind stark entwickelt. Sie füllen die ganze Leibeshöhle aus und ragen bis an den Rüssel nach vorne. Die Original-Etikette trägt die Notiz: Pria])ulus, hellgrau mit dunklerer Streifung, in angeschwemmtem Tang. 13 84 Figuren-Erklärung. Figuren-Erklärung. Fig. 1. I'liascolosonia georaianiim nov. spec. a. Ganzes Tier. -^ . 30 b. Ein Stück Haut vom Mittelkörper, y. c. Hinteres Ende der Darnispira. y. Fig. 2. f'liascolosoma fiisfiim nov. spec. 2 a. Ganzes Tier. . b. Ein Stück Haut vom Hinterkörper. .so Fig. 3. Pi'iajmlus caiMliitiis Lam. var. antarcticiiiii Mich Hinterende. ir. Fig. 4. Phascolosonui anlarcticum nov. spec. a. Ganzes Tier. y. 60 b. Ein Stück Haut vom Hniterkörper. —. c. Ein Stück Haut vom Mittelkörper, y- 14 iVIichaelsen,Gephyreen von Süd-Georgien Zum Berichtüberdas Naiurhislorische Museum zn Hamburg lur lös:^ Fifjl" mx \'\ WA %. \ in I Fig. üi Fig.'^t, Jahrbuch derilamburg.wisspnsch./inslallen V1.1889, Localisirung des ätherischen Oeles in den GeAvebeii der Alliiim-Arteii. Von Dr. A. Voigt. U nter den Erzeugnissen des pflanzliehen Stoffwechsels treten eine Reihe von Stoffen hervor, die die Chemie meist als technische oder medizinische Hülfsmittel erschlossen und deren Natur sie durch Analyse und Synthese festgestellt hat. Man rechnet im allgemeinen die Alkalo'ide, ülycoside, ätherischen Oele, Harze, Pflanzensäuren, Gerbstoffe und Farbstoffe, mit Ausschluss des einen oder anderen, je nach der Ansicht der betreffenden Autoren, in diese Gruppe. Sachs') erwähnt bei der Besprechung der Baustoffe der Pflanze den Gerbstoff, die aetherischen Oele und sagt von ihnen, dass sie bei der Keimung gebildet aus dem Stoffwechsel sofort austreten und keine weitere Verwendung bei der Ernährung und dem Wachsthum der Pflanzen finden. Ein gleiches macht er für die Alkalo'ide wahrscheinlich, und weiterhin hält er die Betheiligung der Glycoside und Pflanzensäuren am Stoffwechsel für sehr zweifelhaft. Unter der Ueberschrift anderweitige Stoffwechselproducte be- spricht Pfeffer"^) die Pflanzenschleime, Organischen Säuren, Gerbsäuren, Glycoside, Pectinstoffe, Alkaloide, Farbstofte, und sagt in den ein- leitenden Sätzen: „Es muss im allgemeinen unentschieden l)leil)en, ob diese Stoffe als Nebenproducte anderer Metamorphosen oder als Haupt- producte irgend welcher Processe anzusehen sind". Im einzelnen be- spricht er nun die bisher liekannten Resultate über die Bedeutung des einen oder andern Stoffes, lässt aber, wie er schon in seinen ein- leitenden Worten sagt, bei allen die Frage nach der Stellung im Lebensprocess offen. Dettmer'O nimmt in seiner Pflanzenphysiologie für den Gerbstoff und die Glycoside eine eventuelle Bedeutung für die Leitung des ') Sachs, Vorl. ü. rtlanzoTi-riiysiol. 1882. p. 3it6 97. 2) Pfeffer, Pflanzen-Pliysiol. I. 243. ») Dettmer, Pflanzen-rhysiol. p. 147. 3 88 J>i"- A. Voigt. Zuckers in Anspruch, da ja z. B. die Glycoside durch ein Ferment oder eine Säure in Zucker und in einen fremden Körper zerlegt werden können. Jedoch hält er andererseits ein vollständiges Austreten der heiden genannten Gruppen aus dem Ernährungsvorgange, wegen gänz- lichen Mangels an experimentellen Beweisen für die erste Annalnne, für ebenso wahrscheinlich. Je mehr nun aber die Chemie Aufklärung über das Vorkommen und die Verbreitung aller dieser Stoffe bietet, um so näher liegt es auch ihnen von botanischer Seite nachzuforschen. Nachdem Mayer, de Vries und Kraus schon Beobachtungen über den ab- und zunehmenden Säuregehalt der Fettpflanzen ausgeführt hatten, hat Warburg') quantitative Analysen von verschiedenen Lebens- bedingungen ausgesetzten Pflanzen angestellt und wurde zu der Annahme geführt, dass die Fettsäuren der C-rassulaceen eine Rolle im abstei- genden Stoffwechsel sj)ielen. Aehnliche Untersuchungsmethoden liegen den Schlüssen der Kraus'schen Arl)eit-') über den Gerbstoff zu Grunde, nach der derselbe als aus dem Stoffwechsel ausgeschieden und eventuell noch besonderen biologischen Zwecken dienend, anzusehen ist. Theils wegen der noch durchaus ungenügenden Kenntniss über die Chemie mancher Stoffe, theils wegen des gänzlichen Mangels irgend welcher Vorarbeiten von botanischer Seite, hat sich aber der grösste Theil der oben zusammengestellten Körper bis jetzt der genaueren Untersuchung entzogen. Ueber die in der Medizin eine so wichtige Rolle spielende Gruppe der Alkaloide stellte Errera^) im Verein mit dem Apotheker Clan tri au und dem Arzte Mais tri au eingehendere Untersuchungen an, die zu dem microchemischen Nachweis derselben führten und somit wichtige Resultate für die Vertheilung der Alkaloide in den Geweben der untersuchten Pflanzen ergal)en. Fast gleichzeitig mit obiger Arbeit erschien nun von Errera^) ein kleiner Aufruf, in dem er auftorderte, auf die Beziehungen zu achten, die die pflanzenfressende Thierwelt zu Pflanzen einnähme, die Alkaloide, Glycoside, Bitterstoffe, Säuren führten. Gestützt auf eigene ') Ucber die Bedeutung der organisclien Säuren für den Lebensprocess der PHanzen, spec. der sog. Fettptlanzen, in: Untersuchungen aus dem botan. Institut zu Tübingen, IT. Bd. pag. 53 ft. '■^i Grundlinien zu einer Pliysiologie der (xerbstofite. Leipzig, 1889. •^) Errera, L., Maistr. et Cl. Premieres reeherches sur la loealisation et la signification d. Alkaloides. Brüssel. 1887. ^) Errera, L., Un ordre de rechercbe trop neglige: L'efficacite des structures defensives des plantes. Brüssel 1886. 4 Looalisirung des ätherisclicn Ooles in den Geweben der Alliiim- Arten. 89 Beobachtungen spricht er die Ansicht aus , dass die meisten dieser Stoffe gute Schutzmittel gegen den vernichtenden Einfluss der Thiere seien. Eine kräftige Stütze hat nun diese Ansicht durch die ver- gleichenden biologischen Untersuchungen Stahl's') über die Wechsel- beziehungen zwischen Pflanzen und Schnecken gefunden. Es ist durch diese Arbeit für einen Theil der oben erwähnten Stoffe als sicher er- wiesen anzusehen, dass dieselben den sie erzeugenden Pflanzen als wirksame Schutzmittel dienen. Einerseits wird es nun für die angeführten Gesichtspunkte von Interesse sein, in ähnlicher Weise wie es für die Alkaloide geschehen ist, die Vertheilung jedes dieser Stofi'e in den Geweben der Pflanzen nachzuweisen, andererseits werden dann aucli die genauen Kenntnisse über die Localisirung Sclilüsse gestatten, die sich auf die Function specieller Gewebe beziehen. Angeregt durch die Untersuchungen Stahl's ül)er die Wechsel- beziehungen zwischen Pflanzen und Schnecken trat der Verfasser der Frage nach der Vertheilung des Knoblauchöls in den Geweben der Alliumarten näher, und auf Grund der herangezogenen chemischen Literatur ist er zu den weiter unten zu beschreibenden Resultaten in genannter Frage gekommen. I. Chemie des Knoblauchöls. Die Reindarstellung des Knoblauchöls ist zuerst von Wertheim-) vorgenommen und die chemische Zusammensetzung desselben näher bestimmt worden. Da nun die grösseren chemischen Handbücher wie Gmelin^) und unter den neueren Beilstein'') sich in aheu ihren Angaben über das Knoblaucliöl auf die Wertheim'schen Untersucluuigen beziehen, so wurde auch für die folgenden Reactionen die Originalabhandlung zu Rathe gezogen. Das genannte Gel ist aus den Zwiebeln von Allium sativum durch Destination auf dem Kochsalzbade leicht zu gewinnen, indem es gleich mit dem ersten Wasser ül)ergeht. Rectiflcirt stellt es eine blassgelbe ölige Flüssigkeit dar, die leichter als Wasser ist und den l)ekainit('n widrigen Geruch verbreitet. In Wasser ist es schwer löslich, in Alkohol •) Stahl, E., Pflanzen und Sclmeeken. .lena 1S88. ■-0 Wertheim, Annal. d. Clieni. u. IMiarm. 1844. 51. p. 289. :<) Gmelin. 1852. V. tt4. ■*) Beilstcin, ITandbueli d. org. Clieniie. p. 351. 5 90 Dr. A. Voigt. und A etiler leicht löslich. Von verdünnten Säuren und Alkalien wird es nicht verändert. Eauchende Salpetersäure hewirkt eine stürmische Zersetzung. Auflösungen von Metalloxyden l)ewirken keine Veränderung, aber mit den Lösungen mehrerer edlen Metalle entstehen bemerkens- werthe Reactionen. Platinchlorid giebt einen reichlichen gelben Niederschlag ; Queck- silber l)e\virkt eine weissliche Fällung. Mit salpetersaurem Palladium- oxydul entsteht ein kermesbrauner Niederschlag; eine Auflösung von Silbernitrat bringt eine Fällung von Schwefelsilber hervor. Auch (lold- chlorid giel)t einen gell)en Niederschlag. Concentrirte Schwefelsäure färbt das Oel schön roth. Die Wertheim'sche Formel für das Knoblauchrd ist C,; H^ S; da nun der Verbindung Cg H.-, die Eigenschaften eines organischen Radicals zukommen, so schlägt er für dasselbe den Namen Allyl vor. Nach der jetzt allgemein angenommenen ' neueren chemisclien Theorie erhält jedoch dies Radikal die Formel C. H.^, und die Schwefel- verbindung desselben ist das auch auf künstlichem Wege leicht dar- stellbare Allylsulfid ([Cj H5] ..S) oder Knoblauchöl. Von botanischer Seite besj)richt Solla') in einer kurzen Mit- theilung im Botanischen Centralblatt zwei neue Reactionen auf Schwefel- cyanallyl und erwähnt auch einige Versuche, die er mit denselben Reagentien, (Jod, Alkohol und Salzsäure, und zweitens Brechnuss- tinctur und Jod) bei AUiumarten ausgeführt hat. Ferner erwähnt de Bary-), dass er in den Hanstein'schen Schläuchen kein Knoblauchöl gefunden, giebt al)er die Reaction nicht weiter an. Was nun die Verwendbarkeit der oben angeführten Reagentien betrifft, so zeigte massig concentrirte Silbernitratlösung die schnellste und sicherste Einwirkung. Ebenso entstanden mit Palladiurnoxydul- salzen characteristische Niederschläge. Mit, Platin und Quecksilbersalzen konnten bisher keine einheitlichen Resultate erzielt werden, jedoch sollen die mit denselben erhaltenen Reactionen im weiteren Theil Erwähnung finden. Für den Niederschlag mit Goldchlorid giebt auch schon Wertheim an, dass derselbe schnell durch Reduction des Goldes aus der Lösung unsauber und in seiner characteristischen Färbung unkenntlich wird. Unter günstiger Auswahl der Concentration ist es nu")glich eine ähnliche Einwirkung wie mit Silber und Palladiumsalzen zu erzielen, jedoch ist die Färbung nicht so characteristisch gelb, wie sie von Wertheim angegeben wird. Die Solla'schen Fällungsmittel ') Solla, Botanisches Centralblatt. 1874. p. 342—44. ''^) dl' I>ary, Vergl. Anat. d. Vegetationsorg. p. 154. 6 Localisiruiit»- des ätlierisclien Ot-les in den Gewoben der AUium-Arten. 91 gal)en keine Resultute, offenbar weil die Reactionen des Seliwefel- cyanallyls sich nicht ohne Weiteres auf einfach SchwefchiUyl übertragen lassen, wie es So IIa thut, namentlich aber auch, weil die Reactionen Solla's chemisch wenig gestützt erscheinen. Erwähnt sei ferner noch, dass KruckenltergM für Sclwefelallyl und Senföl angiel)t, dass dieselben mit Nitroprussidnatriuni und Kali- lauge nicht die für Schwefel characteristische Färbung zeigen. Sämmtliche Reactionen wurden nun macrochemisch, sowohl mit durch Destillation gewonnenem Knoblauclu")!, als auch mit reinem aus der P'abrik von Trommsdorf bezogenen AUylsultid angestellt, und sie ergaben befriedigende Resultate. IL Microchemischer Nachweis. Das Silbernitrat Avurde für die meisten Versuche aus Stangen- höllenstein in 1 — 2 "/() Lösung frisch hergestellt. Die Palladium- oxydulsalzlösung bestand aus einer fast wasserhellen Verdünnung von Palladiumoxydulnitrat. Goldchloridlösung wurde ebenso wie das Nitro- prussidnatriuni vor jedem Gebrauch frisch dargestellt, Platinchlorid in wasserheller Verdünnung angewandt. Alle im botanischen Garten zu Jena angepflanzten Alliumspecies wurden in Bezug auf die oben angeführten Reactionen geprüft. Diese Species sind Allium Cepa, sativum, porrum, Schoenoprasum, moly, Victoriaiis, ursinum, fistulosum, urceolatum und coerulescens. Die Ein- wirkung der Reagentien wurde nun entweder an dünnen Epidermisstücken, sowie au Längs- und Querschnitten, welche unter Wasser hergestellt worden w^aren, auf dem Objectträger vorgenommen, oder es wurden ganze Blattstücke, Stengeltheile, Zwiebelscheiben u. s. w. in kleinen Fläschchen der Einwirkung der Fällungsmittel ausgesetzt. In beiden Fällen wurde die Reaction vielfach durch Evacuiren unter der Luftpumpe beschleunigt, doch sind eben so viele Versuche ohne diese Beschleunigung angestellt worden. Die erste Methode lieferte aber nur bei Flächenschnitten der Epidermis und bei Querschnitten durch die Früchte oder deren Anlage befriedigende Resultate. Empfehlenswerther ist auf alle Fälle die zweite Methode, da dieselbe ein Eindringen des Reagens in die un- verletzte Zelle gestattet. Bei diesem Verfahren erwies es sich als vortheilhaft, wenn (pier durchschnittene Zwiebeln in ein mit verdüimtem Silbernitrat gefülltes Uhrschälchen gebracht wurden. Die Lösung steigt schnell in dem Object in die Höhe und bewirkt die Reaction. ') Kruckenberg, Cheni. Unters, z. wissenscli. Medizin. JI. .Jena 1888. p. 125. 7 93 I^i-, A. Voigt. Bei den in Fläschchen untergebrachten Stücken, für die die Luftpumpe nicht in Anwendung kam, dauerte die Einwirkung ziemhch lange. Bei Höllensteinlösungen verhefen 2 — 3 Tage, bei Palladiumlösungen fast 8 1'age, ehe die Reaction im ganzen Gewebe eingetreten war. Von Objecten, die in Silbernitrat gewesen waren, konnten die Präparate gleich angefertigt werden, dagegen waren die Objecte, welche in Palladium-, Platin- und Goldlösungen gelegen hatten, so weich geworden, dass behufs der weiteren Präparirung ein vorheriges Härten in Alkohol nothwendig war. IIL VersuchsergeMsse. a. Alliiim sativuin. Von dieser Pflanze gelangten sowohl die im Handel käuflichen Knoblauchzwiebeln, als auch im Freien im Wachsthum begriffene, und in Zimmerculturen austreiliende Pflanzen zur Untersuchung. Schon auf den Quer- und Längsschnitten durch die Zwiel)eln bemerkt man ein stärkeres Lichtl)rechungsvermögen des Ldialts der Epidermiszellen, sowie derjenigen Zellen, die die Gefässbündel umgeben. Unter Zuhülfe- nahme stärkerer Vergrösserungen wird es dann möglich, auf Längs- schnitten grössere und kleinere, stark lichtbrechende Tropfen neben anderen kleinen Kügelchen den Raum der Zellen vollständig einnehmen zu sehen. Lnmer gelingt dies jedoch nicht, und der Zellinhalt er- scheint dann als eine gleichmässige schwach gelblich grüne, licht- brechende Masse. Fügt man nun Silbernitrat zu solclien Schnitten, oder macht man Präparate von den längere Zeit in Silbernitratlösung gelassenen Zwiebelstücken, so zeigen gerade diese durch ihren Inhalt zum Theil schon characterisirten Zellen einen, das ganze Lumen trübenden, schwarzen Niederschlag. In Bezug auf die eingelegten Stücke sei hier noch bemerkt, dass man auf glatt geschnittenen Flächen schon mit dem blossen Auge die Localisirung des Niederschlags wahrnehmen kann. Auf Querschnitten ist von Beimengungen überhaupt nichts mehr zu sehen; auf Längsschnitten erscheint dieser schwarze Niederschlag aus feinen Körnchen zusammengesetzt. Die Zwiebel von Allium sativum zeigt nun auf dem Querschnitt ein äusseres breites Blatt, das die jüngeren mit dem Vegetationspunkt fest umschliesst. Die ganze Blattfläche wird von einem gleichmässigen Grundgewebe gebildet, in dem die Gefässbündel vertheilt liegen. Die- selben sind von einer Scheide umschlossen, deren Zellen sich von Localisirung des äthorisolien Oeles in den Geweben der AUiiuii-Arten. 93 denen des Parenchyms Avohl durch grössere Längenausdehnung, nicht aber durch die Structur ihrer Membran unterscheiden. Die das Gefössbündel umgebende Scheide zeigt nun ebenso wie die äussere Epidermis jenen durchaus bestimmten schwarzen Nieder- schlag. In anderen Zellen sind eventuell die Membranen durch redu- cirtes Silber braun gefärbt, aber von dem Niederschlag ist nichts zu bemerken. Die Wurzeln von Allium sativum geben die Fällung zunächst in der Wurzelhaube. Junge Wurzeln, die, manchmal zu 4 von einer gemeinsamen Hülle eingeschlossen, aus dem Zwiebelkuchen hervor- wachsen, zeigen in der Epidermis und in der unter dieser liegenden Parenchymschicht denselben Niederschlag. Auch die selten mehr als zwei bis drei Zellreihen starke Hülle lässt die schwarze Färbung in denselben erkennen. Aeltere Wurzeln erhalten in den auf Längsschnitten kürzeren Zellen der unter der Epidermis gelegenen Zellschicht die Schwärzung. Es sind dies die scharf differenzirten Durchlasszellen der äusseren Endodermis. Für die Gefässbündelscheiden konnte bis jetzt keine einheitliche Einwirkung erzielt werden. Sehr schön und in verhältnissmässig kurzer Zeit ist bei den Wurzeln die Reaction zu erzielen, wenn man bei Manzen, welche in Wasserkulturen gezogen sind, einige Tropfen Silbernitratlösung dem Wasser zusetzt. Li wenigen Sekunden tritt die Einwirkung l)is in die äusseren Hüllblätter der ZAviebel hervor. Li den Blättern und im Stengel tritt der Niederschlag zwar nicht mehr in so grossen Massen auf, aber man sieht ihn auch hier wieder deutlich auf die Epidermis und auf die die Gefässbündel um- gebenden Zellen beschränkt. Mit Goldchloiid war bei xilhuni sativum aus dem oben schon angeführten Grunde keine characteristische Reaction zu erzielen. Platinchlorid erzeugte eine gelblich -weisse Trübung in den Scheidezellen. Bestimmtere Niederschläge sind mit Palladiumsalzeii erhalten worden. Diese riefen in den Scheide- und Epidermiszellen einen braunrotheu Niederschlag neben einer röthlichen Färljung des übrigen Zellinhalts hervor. Quecksilberchlorid ergab einen weissen, sicli ])ald schwärzenden Niederschlag. Mit Kalilauge und Nitroprussidnatrium enstand die bei Anwesenheit von Schwefel sonst so characteristische Färbung nicht. Auch Salpetersäure und Bariunichlorid zeigt(>n entsprechend den Wertheim'schen Angaben keinen wesentlichen Eintiuss. 9 94 Dr. A. Voigt. Das Aussehen und die Form dieser Niederschläge wurde in keiner Weise verändert, wenn die mit den bez. Reagentien längere Zeit behandelten Objecte in concentrirten Alcohol oder in Glycerin gebracht und daselbst längere Zeit belassen werden. Auch die Behandlung des Silberniederschlags mit concentrirter Salpetersäure l)eeintiusste denselben in keiner merklichen Weise. Gemäss den Untersuchungen von Wertheim wurden auch Reactionen mit concentrirter Schwefelsäure ausgeführt, die nach kurzer Einwirkung intensive Rothfärbung der durch die andern I'ällungsmittel schon be- zeichneten Zellinhalte in Epidermis und Scheide hervorriefen. Die Farbe verscliAvand allmählig wieder und liess den Inhalt dann schmutzig braun gefärbt erscheinen. Erwähnt sei hier noch, dass die einfach unter Wasser angefertigten Schnitte, welche in keiner Weise mit chemischen Reagentien behandelt worden waren, beim Kochen in den durch die bisher angestellten Versuche so scharf characterisirten Zellen ein Coaguliren des Inhalts, wie dies bei Milchsaftschläuchcn zum Beispiel so längst bekannt ist, deutlich erkennen liessen, b. Alliuni Cepa. Anch von dieser PHanze gelangten sowohl die käuflichen Zwiel)ehi als auch im Fi-eien und im Zimmer cultivirte Exemplare zur Untersuchung. Alle zeigten im Allgemeinen dassel})e Verhalten. Die Einwirkung des Reagens wurde auf dieselbe Weise wie bei Allium sativum veranlasst, und hier besonders auch auf die Einwirkung des Fällungsmittels im Dunkeln und auf das Verhalten im Dunkeln gekeimter Exemplare geachtet. Die Zwieljcln dieser Art sind blattreicher, die Blätter dünner und zarter als die der vorher besprochenen. Aussen umhüllt die saftigen. Blätter eine Anzahl vertrockneter Schuppen, und selbst noch in diesen konnte eine Reaction beobachtet werden. Die fleischigen Blätter haben eine aus gleichmässig gebauten Zellen zusammengesetzte Oberhaut, das Parenchym besteht aus rundlichen saftreichen Zellen, unter denen die Gefässbündel zerstreut liegen und zwischen welchen gleich unterhalb der Epidermis die sogenannten Hanstein'schen Schläuche zu finden sind. Die innere Ei^idermis ist durch leichte Ablösbarkeit vom Parenchym gekennzeichnet. Die Grund- gewebezellen um die Gefässbündel sind auch hier wieder — wenn auch nicht als morphologisch scharf differenzierte — Scheiden auf- zufassen. In diesen Blättern giebt nun die äussere Epidermis ebenso wie die auch liier stark lichtbrecheudeu Inhalt führenden Zellen um 10 Loealisirung des ätherischen Oeles in den Geweben der Allium-Arten. 95 die Gefässbündel eine characteristische Reaction, dagegen die innere Epidermis keine. Die bei dieser Pflanze so zahlreichen Hanstein'schen Schläuche zeigen in ihrem Inhalt jene Veränderungen durch die Reagentien nicht, wie die Epidermis und Scheidezellen; es tritt höchstens eine Bräunung der Membranen und eine schwache Trübung des Zellinhalts auf. Es sei hier noch darauf aufmerksam gemacht, dass es bei Allium Cepa wie auch bei andern Arten nie vollständig gelingt, an ganzen in das betreffende Eeagens gelegten Stücken die Fällung in allen Epidermiszellen der äusseren Oberhaut zu erzielen. Auf den ersten Blick wäre bei solchen Präparaten der Schluss auf Idioblassen gar leicht möglich, aber beliebige Epidermisabschnitte, auf dem Object- träger dem Einfluss des Reagens ausgesetzt, lassen keinen Z^veifel darüber, dass die den Niederschlag hervorrufende Substanz sich in alleu Zellen gleichmässig befindet. Die Blätter geben wiederum in den Scheidezellen und in der Ejndermis den bekannten Niederschlag. Aber auch hier ist zu be- merken, dass derselbe nicht in der Menge auftritt, wie es in den Zwiebelblättern der Fall ist. Ganz analoges Verhalten bemerken wir beim Blüthenstiel ; auch in ihm ist die Reaction auf Epidermis und Scheide ])eschräidvt. Die Wurzeln, die hier ein gleiches Verhalten zeigten wie l)ei AlHum sativum, wurden noch unter l)esonderen Bedingungen untersucht. Ausser den in Zimmerculturen und im Freien gewachsenen, wurden junge, aus Samen im Dunkeln und im Tageslicht ausgekeimte Wurzeln der Einwirkung speciell von Silbernitrat ausgesetzt. Bei allen diesen wurde nun gleichmässig eine schwarz gefärbte W'urzelhanl)e und el)enso ein Niederschlag in den l)ei Allium sativum schon erwähnten Zellen der äusseren Endodermis gefunden. Obgleich bereits bei den nur einen Tag alten Keimhngen eine geschwärzte Wurzelhaube auftrat, ist von einer Einwirkung des Reagens auf die Wurzelhaube des noch im Samen ruhenden Embryo trotz vielfacher Versuche nichts beoljachtet worden. Bei den durch Keimung aus Samen entstandenen Pflänzchen zeigte der Vegetationspunkt keine, aber das liypocotyle Glied in Scheide und P^pidermis einen mit dem in andci-n Theih'n auftretenth'ii, übereinstimmenden Niederschlag. In dem Endosperm des wachsenden jungen Fnduyo war der Niederschlag kein characteristischer zu nennen. In gleicher Weise wie beim Knobhiueh wurde auch hier die Schärfe der Silberreaction durch die andern Fällungsmittel geprüft. 11 90 l^'i"- A. Voigt. Schwefelsäure färht die Epidermiszellen und die Büudelscheiden roth. Nitroprussidiiutriuni und Kalilauge, ebenso wie Sali)etersäure und Barium chlorid gaben keine bezeichnende Einwirkung. Platinchlorid und Sublimat Hessen einen Niederschlag erkennen. Mit Goldchlorid gelang es zwar den Unterschied im Inhalt zwischen äusserer und innerer Oberhaut ebenfalls zu bestätigen (erstere gab einen Niederschlag, letztere nicht), aber in den parenchymatischen Geweben hinderte die leichte Reduzirbarkeit der Goldchloridlösung, erluilit durch die bei iVlHum Cepa vorhandene Glycose, ein sicheres Resultat. Vor allem aber bestätigte die Anwendung von Palladium- oxydul die durch Silbernitrat gewonnenen Resultate; dieses Reagens giebt, wenn auch erst nach langer Einwirkung, in den gleichen GeAvebeth eilen wie die Höllensteinlösung ein in Farbe und Form den Wertheim'schen Angaben entsprechenden Niederschlag. In den Endodermiszellen der Wurzel, in der Gefässbündelscheide und in der Epidermis der IMätter tritt überall die Palladiumeinwirkung deutlich hervor. Kochen der im Wasser präparirten Schnitte lässt auch hier ein Goaguliren des Inhalts der durch die zu Reactionen bestimmten Zellen erkennen. c. Alliuiu iirsiimiii. in idniHcher Weise, wie früher, kamen von dieser Ptianze im Zinnner cultivirte, wie im (iarten frei gewachsene Exemi)lare zur Untersuchung. Pevcu' jedoch bei dieser Art auf eine nähere Beschreibung der Versuchsergebnisse eingegangen werden kann, möge eine speciell chemische Betrachtung eingeschoben werden, die durch eine nlier das Gel dieser Ptianze, während der Zusammenstellung dieser Beoluichtungen erschienene Arbeit hervorgerufen worden ist. Nachdem die ersten, im Anfang gerade nicht viel versprechenden Versuche zu so specifischen Resultaten bei Allium sativum und Gepa geführt hatten, wurden die Nachforschungen auf Allium-Arten aus- gedehnt, für die eine chemische Untersuchung /war noch nicht fest- gestellt hatte, dass die Ursache des l)ei ihnen auftretenden dem Knoblauch- und Zwielieh')! ähnlichen Geruchs gerade auf einen dem Allylsulfid identischen Kr)ri)er zurückzuführen sei. Da aber die dem Knol)lauch und der Zwiebel in ihrer Ver- wendung nahe verwandten Arten: A. porrum, schoenoprasum, tistulosum gleiche Reactionen zeigten, wurden dieselben auch auf andere Species der (Gattung Alhum übertragen. Und auch bei diesen^, traten dieselben Einwirkungen zu Tage. 12 Localisirung des ätlienscheii Oeles in den Geweben der AUium-Arten. 97 Wenn nun auch schon durch die Identität der Niederschläge und deren Localisation mit denen bei AlHuni Cejm und sativum der Schluss viel Wahrscheinlichkeit für sich hatte, dass auch bei diesen Species Allylsulfid in seiner Vertheilung fixirt sei, so konnte doch eigentlich nur das als sicher ausgesprochen Averden, dass der hier erzeugte Niederschlag auf eine in ihrer Zusammensetzung dem Knob- lauchöl nahe stehende, den characteristischen Knoblauchgeruch der Pflanzen bewirkende organische Schwefelverbindung zurückzuführen sei, eine Einschränkung, die durch die Resultate der Arbeit Nickels,') Avenn sich dieselbe auch nicht gerade auf die hier in Betracht kommenden Stoffe und Reagentien bezieht, nur berechtigt erscheint. In Liebigs Annalen der Chemie erschien nun kürzlich eine Abhandlung,-) die die Analyse des Aetherischen Oels von Allium ursinum zum Gegenstand hatte. Die Ergebnisse derselben sind in Kürze folgende. Das Oel der untersuchten Pflanze ist auch das Sultid eines einwerthigen organischen Radikals, doch nicht des Allyls (C3 H;,) sondern des Vinyls (C2 H3). Seine Darstellungsweise und seine Reactionen sind die gleichen wie die des Knoblauchöles. Jedoch führt Semmler die Fällung von Silbersulfid auf das Vorhandensein von Polysulfiden sowohl im rohen Gele von Allium sativum als in dem von A. ursinum zurück. Was nun die Untersuchungen betriftt, so wurden sowohl im Winter ruhende Zwiebeln, wie auch im Austreiben und in voller Ent- wicklung begriffene Pflanzen den Einwirkungen der Reagentien ausgesetzt. Die Zwiebel, die in ihrem Bau sich mehr der des Allium sativum nähert, giebt in den Scheiden der Gefässbündel und in der Epidermis jene characteristische Fällung von Ag.^ S., die Zellen sind auch hier in noch nicht der Einwirkung von Reagentien ausgesetzten Präparaten durch ihren lichtbrechenden Inhalt ausgezeichnet. Es zeigen nun alle Zwiebeln, unter welchen Lebensbedingungen und in welchen Entwicklungsstadien sie sich auch befinden mögen, stets ein gleiches \'erhalten dem Fällungsmittel gegenüber. Der Bärlauch giebt einen gleich intensiven Niederschlag wie Allium sativum. Die Blätter liaben eine ähnliche Vertheilung des Oeles wie die Zwiebelsclmppen aufzuweisen, Epidermis und Scheiden sind mit schwarzem ') Nickel, E., Die Fin-lienre;ict,iuneH der KolilcnstolTverbindiin^eii. üerliii IS88. -) Semmler, Ueber das iitlierische Oel von Allium iirsininii. li. Ann. d. Chem. 241. p. 90. 13 7 98 Pi"- A. Voigt. Scliwefelsilber angefüllt, doch tritt auch hier eine Abnahme gegen die Zwiebeln zu Tage. Die Wurzeln sind durch eine characteristische äussere EIndodermis ausgezeichnet, deren Durchlasszellen den Niederschlag hervortreten lassen. Auch die Wurzelhaube wird durch das Reagens vollständig geschwärzt. Obgleich in der oben erwähnten Arbeit über das Oel von Alliuni ursinum zwar die Eeaction mit Palladiumlösungen nicht erwähnt wird, so ist doch anzunehmen, dass der Verfasser, der hi allem auf Wertheim Bezug nimmt, ein Ausblei])eii derselben bei dieser Species erwähnt hätte. Mit Palladiumlüsungen sind nämlich dieselben Einwirkungen erzielt worden, wie bei den vorher besprochenen Species. (1. Andere Allinm-Arteii. Da im Vorhej-gehenden die Einwirkung der Eeactionen an drei in ihrem Wesen und in ihrem Vorkommen zum Theil recht ver- schiedenen Arten näher geschildert worden ist, und für die Vertheilung des Oels durch Einzelbetrachtung der weiter untersuchten 8])ecies allgemeines sich nicht nu^hr ergeben wird, so sollen die ebenfalls unter- suchten Arten hier zusammengefasst und nur das besonders behandelt werden, was bei den vorher betrachteten Eormen wegen Mangel an jNIaterial nicht näher untersucht werden konnte. In Bezug auf Blätter und Zwiebelschuj)pen, Wurzel und Stengel zeigten alle noch untersuchten irrten, nändich Allium fistulosum, Victoriaiis, porrum, schoenoprasum, coerulescens, urceolatum, moly die gleiche Localisirung des Niederschlags auf Epidermis, Bündelscheide, Wurzelhaidie und Endodermis. Von Allium Victoriaiis, coerulescens, urceolatum, fistulosum, moly und porrum gelangten auch in der Entwickelung begriffene Erüchte zur Untersuchung. Mit ruhenden überjährigen Samen waren keine Resultate erzielt Avorden. Die Frucht, eine 3 fächerige Kapsel, enthält in jedem Fach ein oder zwei Samen, welche in jungem Zu- stande noch nicht jene schwarze Schale, die für Zwiebelsamen ja bekannt ist, liesitzen, sondern sie sind von einer weichen, mehrere Zellschichten starken Haut umgeben. Der Embryo liegt im Endosperm in Gestalt eines grossen lateinischen /S', so dass man ihn auf Schnitten mehrfach durchschnitten finden kami. Präparate dieser Samen der Einwirkung von Höllensteinlösung ausgesetzt, zeigen folgendes specifisches Verhalten. 14 Localisirung des ätherischen Oeles in den Geweben der AlHum- Arten. i)il Die Fruclitscbale zunächst giebt in ihrer äusseren und inneren Epidermis einen schwarzen Niederschlag. Die Samenschale giebt ebenfalls in ihrer äussern Epidermis eine Fällung. Das Endosperm ferner erhält in seiner äussersten Zellreihe sowohl, wie in derjenigen, die dem Embryo umgiebt, einen schw^arzen Niederschlag, so dass der zwei- oder dreimal quergeschnittene Embryo jeden Querschnitt von einer schw^arz gefärbten Zellreihe umsäumt zeigt. In der Anlage des jungen Keimpflänzchens war es nun bisher nicht möglich, eine sicher eintretende Reaction zu erzielen. Bei einigen Präparaten war auf Querschnitten durch den Embryo im Innern des- selben ein Kranz schwarz gefärbter Zellen zu beobachten, deren genauere anatomische Characterisirung nicht festgestellt werden konnte. Blüthenblätter und Staubfadenfilamente ergaben, der Einwirkung des Reagens ausgesetzt, in den Bündelscheiden einen Niederschlag. e. Znsamiiieiistelluiig' der Versnelisergebiiisse. Die eingangs erwähnten Reactionen zeigten bei allen zur Unter- suchung herangezogenen Alliumarten eine durchaus gleichmässige Ein- wirkung und zwar sind folgende Gewebetheile in durchaus bestinnnter Weise characterisirt worden : 1. In Stengeln, Blättern und Zwiebelschuppen: die Epidermis und die Gefässbündelscheide. 2. In Blüthentheilen : die Gefässbündelscheide. 3. In Wurzeln: die Durchlasszellen der äussern Endodermis, die Wurzelhaube. 4. In Früchten und Samen: die Frucht- und Samenschale. 5. Im Endosperm : die den Embryo umgeljende Zellschicht. Zweifelhaft ist noch das Auftreten des Niederschlags in der Gefässbündelscheide der Wurzeln (innere Endodermis) und in allen Gewebetheilen des ruhenden Samen (Endosperm und Fmbryo). IV. Controllversuche. Theils dunli (bis schwere Auftreten dei' Kn<)l)hiuchr>lreaction im x\nfang dieser l'ntersuchungen, theils durch älmhche (iesiclitspunkte wie sie ol)en bei Betrachtung des üels von AUiuni uisinnni unter Heranziehung der Nick ersehen Arbeit ausgesprochen worth'u sind, l)e- wogen, habe ich eine Reihe von Gontrollversuchen angestellt, die die oben für das Lauchöl als characteristisch angesprochenen Reactionen nur um so mehr als feststehend gelten lassen konnten. 15 7* 100 I>i-- A. Voigt. Zunächst sei einiges über das Silbernitrat, das ja l)ei diesen Versuchen die verbreitetste Verwendung gefunden hat, als mikro- chemisches Eeagens gesagt. Strasburger') sagt von ihm, dass es durch Glycose und Gerb- stoff in den Zellen zu braunem Oxydul reducirt werde. Als besonderes Reagens wird es dann in alkalischer Lösung von Low und Bokorny-') auf den Aldehyd des lebenden Protoplasma angewandt, und es werden mit demselben ähnliche schwarze Niederschläge erzielt wie bei unserem Verfahren. Wenn auch von vornherein die Deutung der bei obigen Ver- suchen auftretenden Niederschläge als Protoj)lasmareaction durchaus fern liegt, da ja auch andere Zellen des Gewebes ähnliche und sogar noch stärkere Einwirkungen zeigen mussten, als gerade die Schutz- scheide und die Epidermis, so wurden trotzdem Versuche mit Lösungen angestellt, für die Low und Bokorny das Eintreten der Reaction verneinten. So wurden einerseits höher procentige Lösungen von Silbernitrat angewendet, andererseits die Pflanzentheile in absolutem Alkohol ge- t()dtet und dann der Einwirkung von Höllensteinlösung ausgesetzt oder direct in alkoholische Sill)ernitratlösung gebracht. Li beiden Fällen trat jedoch die Reaction in ihrer ganzen Schärfe hervor. LTni nun Aveiter die Wirkung der Silberlösung zu prüfen wurden Tulpen-. Hyacinthen-, Narcissenzwiebeln, Birnen, Bohnen der Einwirkung des Reagens ausgesetzt, doch bei keinen von allen war von einem nur annähernden Auftreten der Einwirkung wie bei den Alliumarten etwas zu merken. Bei den Birnen, die ja stark Glycosehaltig sind, trat eine Braunfärbung des Zellinhalts auf. Damit nun weiter der Einfluss anderer Bestandtheile des Zell- inhalts auf unsere Reagentien eingeschränkt werden konnte, wurden Allium Cepa und Allium sativum, zwei Species, die ja sonst keine gleichen Verhältnisse dar])ieten, in den Reactionen dieser Unter- suchungen aber vollständig übereinstimmen, vergleichenden Versuchen unterworfen. Glycose, deren Vorkommen für Alhum Cepa feststeht, wurde in folgender, von Sachs angegebenen Methode nachgewiesen. Schnitte, die längere Zeit in schwefelsaurem Kupfer gelegen hatten, wurden abgesjaült und wenige Sekunden in kochende Kalilauge gehalten. ') Strasburger, Bot. Practicum. Jena. 84. p. 335. ff. -) Low u. Bokorny, Die chemische Kraftquelle des lebenden Protoi)lasma. 16 Localisirung des ätlierisclien Oeles in den Geweben der AUium-Arten. 101 Durch dieses Verfahren wurde bei Allium Cepa in der Zwiebel Glycose in allen Zellen des (irundgewebes nachgewiesen, wogegen Allium sativum eine nur äusserst schwache und wem'g characteristischc Braunfärbung in den Scheidezellen l)eobacliten liess. Die Eiweiss-Reaction mit dem Millon'schen Reagens ergal) um- gekehrt l)ei Allium sativum eine rothe Färbung in allen Zellen des Gewebes, während Allium Cepa auf der andern Seite nur in den Gofässbinidelscheiden eine schwache und auch wenig characteristischc Färbung zeigte. Durch diese Versuche ist einerseits der Schwefelgelullt des Eiweiss, andererseits die reducirende Wirkung der Glycose als Ursache der Silberreaction ausgeschlossen. Ferner spricht die gleichmässige Vortheilung und das gleich- massige Auftreten der Silberreaction bei alkni AUiumarten dafür, die- selbe, selbst ohne Rückhalt an makrochemischen Untersuchungen, auf eine allen gemeinsame characteristischc Substanz zurückzuführen, niimlicli auf eine den specitischen Gernch und Geschmack hervorrufende schwefelhaltige organische Verbindung. V. Schlussbetrachtungen. Durch diese Untersuchungen wäre also eine Vertheilung des Knol)lauchüls oder besser gesagt der Lauchöle, in den Gewa^ben als eine einheitliche festgestellt. Es liegt nun die Frage nach der Bedeutung dieser Stoffe für den Lebensprocess der Pflanze nahe. Ueber das erste Auftreten des Oels lässt sich bis jetzt nur so viel sagen, dass es mit der Keimung sofort hervortritt und in allen weitern Entwicklungsstadien des Organismus gleichmässig anzutreffen ist. Wie nun auch die Frage nach der Entstehung sich entscheiden mag, entweder für eine Neul)ildung Avährend des Keimungsprocesses, ähnliche Fälle sind ja vom Gerbstoff her bekannt, oder aber für eine frühere Anlage schon im ruhenden Embryo, das gleichmässige Voi'- kommen, während aller noch so verschiedener Lebenszustände spricht dafür, diese ätherischen Oele als aus dem Stoffwechsel ausgeschieden anzusehen. Es liegt ja zwar Ixn der so einfachen Constitution der Radikale (C3 H-„ C2 H3) dieser Ver])indungen die Annalune nahe, diese Oele als Zwischenstufen bei Uniwandlungsprocessen anderer organischer Gebild(> ins Auge zu fassen; bis jetzt ist aber für diese Folgerung auch niclit der geringste Anhaltspunkt gegeben. Einerseits ist chemisch eine derartige Umwandlung noch nicht erwiesen und andererseits 17 102 Dl-- A. Voiot. spricht auch die geringe Verbreitung dieser Stoi'fe (higegen, für si(^ eine allgemeinere Rolle ohne strenge Beweise aii/unehmen. Zu befriedigenderen Resultaten führt nher unter Heranziehung eingangs hervorgehobener Ansichten die Zuhiilfenahme biologischer Gesichtsjuinkte. Die von Stahl durch vergleichende Fütternngsversuche an Schnecken nachgewiesenen chemischen Schutzmittel der PHanzen zeigen im allgemeinen eine ähnliche Vertheilung, wie sie für das Knoblauchöl festgestellt ist. Und die Errera'sclien Untersuchungen über die Ver- theilung der Alkaloide haben eine fast vollständig mit der in dieser Arbeit für das Knoblanchrd festgestellten Vertheilnng iU)ereinstimmende Localisirung ergeben. Es sind dnrch Einlagerung des durch seinen (Jeschmack wider- lichen Oels in die Epidermiszellen, in Frucht und Samenschale zunächst die ersten Angriffspunkte für die Zerstörung durch die Thiere geschützt, dann aber auch durch Localisirung in den Gefässbündelscheiden mit dieser Sul)stanz die für die Erhaltung so wichtigen Stoff- und Wasser- leitungsbahnen gesichert. Der Vergleich der Vertheilung des Knoblauch(")ls mit dem Verkommen der Alkaloide und ähnliche Localisirungen der aetherisclien Oele bei Cruciferen, wie es Verfasser Gelegenheit hatte zu beobachten, giebt wohl zu dem nicht ganz unberechtigten Schluss Anlass, für einen Theil der chemischen Schutzmittel diese sehr zweckmässige Vertheilung in Anspruch zu nehmen. Auch auf die Function der Gefässbündel- scheide dürfte die A1)lagerung dieser Schutzstoffe in derselben ein Streiflicht werfen. Jedenfalls ist es durchaus nicht wahrscheinlich, dass Stoffe, die dauernd aus dem Stoffwechsel ausgeschieden sind, an Orten aussriebiffer Stoffwanderunc; niederarelesft werden. 18 Beitrag zur nis unfl Itersclieiflis einiger Roll insbesondere derjenigen von Bapliia nitida Atz., Pterocarpiis saiitalinoides LHei. und Pt. saiitaliiiiis L. f. Von Dr. C. Brlck. Jl/s Avar s. Z. an das Botanisclie Museum zu Hanil)urg die Anfrage nach einer bequemen und wissenschaftlichen Unterscheidung der besonders im Hamburger Handel vorkommenden beiden Rothölzer Cam-wood, abstannnend von B(q)]iia nitiila Afz., und Bar-wood, von Pterocarims santalinoides L'Herit. abstammend, gerichtet worden. Herr Professor Sadebeck übertrug mir diese Untersuchung, von der ich glaube, daß sie auch weitere Kreise interessieren dürfte, zumal auch einige in der Litteratur vorhandene Angaben richtig zu stellen sind. Ich zog noch als drittes Leguminosen-Holz das dem Bar-wood sehr ähnliche Caliatur- oder Sandelholz yon Pterocarims sanfalimis L. f., in meine Untersuchungen hinein. Die Hölzer sind z. T. bereits anatomisch, sowie ihrem mikrochemischen Verhalten nach untersucht worden, besonders von Vogl,') Möller'-) und Prael.'') Baphia nitida Afzel. (nicht Lodd. wie Möller u. a. schreiben), ein Baum des tropischen Afrika, besonders von Sierra Leone, liefert in seinem Kernholz das afrikanische Rotholz, Caban-, Cambalholz oder, wie im Handel bekannter, Cam-wood, welches zur Gewinnung von Farbstoffen verwertet Avird. Die makroskopischen Merkmale des- selben führt auch v. Höhnel^) auf ') ,1. Yogi: Untersuclumgen ül)ef den Bau und d;is uiilcrochcniisclic \('i'liiilt('u der wichtigsten P'arbeliölzer des Handels. Lotos 1873. p. 5(5 — 5it. -) .7. Möller: Beiträge zur vergleiehenden Anatomie des Holzes. Denksehr. d. k. k. Akademie d. Wissenschaften /u Wien. XXXVI. 187(). j). 40(t u. 41.5. ■*) E. Pracl : Vergleichende Untersuchungen über Schutz- und Kernholz der Jjaubhäume. rringheims .fahrbüchcr f. wiss. Botan- XIX. 1. 188H. Diese Arbeit erschien als diese Untersucbungen schon abgeschlossen waren. '■) r. Höhnel: Beiträge zur technischen Rohstoff lehre: Zur üntersclM>idung der Farbludzer. Dinglei^'s polytechn. Journal 235. 1880. p. 78. 3 106 !>'•• <■■ I!ii'l<- M;ikrosko])iscli l)etrachtet Ix'stolit das Ho]/ dos Stamiiios aus einem duiikel-caniioisinroten Keniliol/, mit einem Splint von gewrdin- lieher Ho]/farl)e. Man sieht, wenn man sich eine i2;hittc oder polierte Querschnittflächc herstellt, die Jahresringe undeutlich durch (hndclere Zonen gegen einander abgegrenzt. Jeder Jahresring setzt sich — wie schon die Beobachtung mit der Lupe erkennen laut — wieder aus feinen wellenf()rmigen, abwechselnd hellen und etwas breiteren dunklen Bämlern zusannnen, also nicht wie Prael sagt: „Das Holz MiM weder radiale noch konzentrische Zeichnung erkennen", was übrigens mit seinen späteren Angal)en sell)st nicht im Einklang steht. Die Markstrahlen erscheinen als sehr feine, radiale Linien, die (Jefiiüe als glänzende Punkte, als ausgefüllte Poren, was man besonders auf einer mit einem Rasiermesser geführten Schnittiläche erkcimcu kann. Die (irenze zwischen rotem und gelblichem Holz fällt weder mit einem Jahresringe, noch einer der geschlängelten Linien zusammen, sondern verläuit oft schräg durch mehrere Jahresringe hin- durch. Das Holz ist schwerer wie Wasser; Inftti ockenes Cam-wood hat ein spezifisches Gewicht von 1,09. Die mikroskopische Beobachtung crgiebt zuniichst, dafs sänitliche Wände des Keridiolzes dnnkelcarmoisinrot gefärbt sind. Man erkennt, daß die oben erwähnten, gewellten, feinen Bänder hervorgerufen werden durch abwechselnde Streifen von stark verdickten Lil)riformz eilen mit sehr kleinem Lumen, in ungefähr 4 — 8 Schichten, und von dünn- wandigeren Holzparenchymzellen mit grör3erem Lumen, in 3 — 5 auch bis 12 Schichten. Sowol Parenchym- wie Libriformzellen besitzen dunkel- rote, undurchsichtige, leicht lösliche Lihaltstoffc. Die Wände der Paren- chymzellen sind mit zahlreichen, fast regelmäßig angeordneten, einfachen Tüpfeln versehen. Li beiden Arten von Zellstreifen sind die sehr großen Gefäße eingelagert, welche auch in den Lilniforndjändern von wenigen Parenchymzellen umgeben sind. Sie sind meist einzeln oder auch zu 2 — o zusammen. Die Trennungswand zweier aneinander liegender Gefäße ist stets tangential. Bn-e Wände sind kaum verdickt und über die ganze Fläche dicht mit gehöften oder einfachen, spaltenförmigen Tüpfeln besetzt; ihr Lumen ist mit gelbem, gelbrotem oder meist carmoisinrotem, oft Idasigem Harzgummi erfüllt. Jedoch füllt dieses nur selten die ganze Zelle der Länge nach aus, sondern nur Teile derselben und zwar häufig so, daß 2 — 3 Harzgummischichten in einer Zelle auftreten und das Lumen einer Zelle 2 — 3 mal gesperrt erscheint. Daher findet man an Querschnitten oft Gefäße ohne Ldialt neben mehreren, deren Lumen durch rotes Harzgummi ausgefüllt ist. Zuweilen sind auch mehrere über einand(n' liegende Gefäßzellen ganz 4 Keitrnt;' zur Kenntnis und Unterseli('ie: Der anatomische Bau d. Holzes d. Leguminosen u. sein syste- matischer Wert. Flora 1887. p. 315. 7 110 Dr. C. Blick. Wigiincl'), Berg und besonders bei Flückiger-). Gelegentlich erwähnt wird dasselbe auch bei Kräh''), v. HölineP), Jänsch'') u. a. Ich verweise auf die sehr genaue Darstellung von Flückiger und möchte mich hier nur gegen einige ungenaue Angaben der ersterwähnten Autoren wenden. So sagt Möller: „Die Poren sind durch zarte, geschlängelte Querlinien mit einander verbunden, die hin und wieder mit einander anastomosieren'' ; in Wirklichkeit ist es aber so, daß häufig in derselben Tangentialzone liegende Parenchymbinden mit ein- ander in Verbindung treten, fjist nie aber zwei in radialer Eichtung benachbarte. Sehr ungenau sind die Abbildungen bei Wiesner und Wigand. Die Parenchymbinden sind den Gefäßen „an der Markseite angelagert'', wie Jan seh richtig bemerkt. Die Gefäße sind ferner nicht „ziemlich stark verdickt", sondern nur sehr wenig verdickt. Die Markstrahlen sind fast stets einreihig, und nur äußerst selten fand ich die mittelsten Zellen der P^tagen durch eine vertikale Wand geteilt. Das Maximum ihrer Höhe beträgt nicht G Zellen, Avie Saupe angiebt, sondern erreicht oft 10~-1], Die Ausfüllung der Gefäße und die Verharzung ist bei den ein/einen Stämmen verschieden. Ist die Verharzung weit vorgeschritten, so ist das Holz schwerer wie Wasser, während es .sonst auf Wasser noch schwimmt. Das spezifische Gewicht ist also wahrscheinlich je nach dem Alter verschieden. Ebenso ist danach auch die HJirte sehr wechselnd. Wasser, Salzsäure, Benzin, Alaunl(»sung und Glycerin zeigten kalt keine Einwirkung auf Schnitte; Kochsalz- lösung erhält eine schwach blaue Fluorescenz ; Äther färbt sich gelblichrot, Alkohol dunkelrot mit einem Ton in's gelbe, Essig- säure schön carminrot, Alkalien dunkelbraunrot; mit Eisenchlorid wurden die Schnitte schwarz gefärljt. Die Farbauszüge sind intensiver wie bei dem Bar-wood. Das ostindische Sandelholz unterscheidet sich von dem afrikanischen odei' Bar-wood hauptsächlich darin, dal.! die Gewebe des Kernholzes, besonders die Libriformzellen, stärker ver- dickt und viel intensiver gefärbt sind, daß die Gefäße sich häufiger ') Whiaiid: Jjclnlmch der l'lianiiakoonos^ic. IJci'liii 1870. p. IBO — 31. ■-) FUkkUjer: riuirinakognusie d. Pflanzenreiches. IJerlin 1883. ji. 4H5— ) riiil. Mai?. (4) VII. p. 439. -) l'..g.u-. 143. p. 35ö. ») Ldiniaun, „Molckularpliysilt" 1. p. 195. ■i) IMiil. Mag. (4) Vll. p. 440. 4 Beobac'litimoen iihcr die s}iczilisch(' Wanne des Hüssigeii Scliwef'els. 117 in Scliwofelkolilciistoff. Nach Brodie enthält schon jeder l)ei nir),ii,hclister Vermeidnng zn starker Erliitzung geschmolzene Schwefel, nach dem Erstarren einen in Schwef(>lkohlenstoiT nnl()slichen Tlieil; d(>i' aus hoher Temperatur rasch «gekühlte enthält stets grosse Mengen nnh'islichen. Aus den Versuchen von lierthelot') scheint hervorzngehen, dass der auf 170" oder stärker erwärmte Schwefel vollständig aus einer in Schwefelkohlenstoff unlöslichen Form hesteht, und dass der heim Er- kalten erhaltene unlösliche Antheil herrührt von einer Rückverwandlung heim Durchlaufen der zwisclienliegenden Temperatur. Da es nun keine weitere Verschiedenheit mehr hringt, wenn die Erliitzung auf 170" oder wenn sie noch höher getrielien wird, so glauht Derthelot zwei hestimmtc Grenzformen aller Moditikationen des Schwefels annehmen zu dürfen, zwischen denen alle anderen nur Uebergänge sind (oder Mischungen), nämlich die rhombische in Ho S lösliche und die amorphe unlösliche. Ersteres ist die, welche der feste sich selbst überlassene Schwefel stets anzunehmen strebt, letzteres ist die nur l)ei Tem})araturen über 170" dauernd bestehende, die sich jedoch unter gewissen Umständen auch bei nietlerer Temperatur längere Zeit erhalten lässt. Auch bei seinem Auftreten in chemischen Verbindungen führt Berthelot die Unterscheidung dieser beiden Formen als der elektro- negativen und elektroiiositiven durch, und hält dieses aufrecht gegen die ihm später von R. Weber-) und St. Cloez'') gemachten Einwürfe. Unterstützt wird er hierin von Peau de St. Gilles."*) Alle Schwefelsorten lassen sich nach Berthelot') bei einer Tem])eratur von 100" (bei etwas höherer Temperatur schneller), wenn auch mit sehr verschiedenen Geschwindigkeiten — die stabilsten amorphen Formen erst nach mehreren Stunden — in den löslichen Zustand überführen. Nunmehr lassen sich auch die von (Ternez*'') ausgeführten Beobachtungen des Erstarrungspunktes mit denen von Brodie in Ein- klang l)ringen. Gernez beobachtet für die nach Berthelot nahezu stabilste amorphe Form einen Erstarrungspunkt von 114,5" gleichgültig bis zu welcher Temperatur die Erwärmung getrieben wnrde ; denselben Erstarrungspunkt haben die anderen Formen, wenn sie auf 170" oder höher erwärmt waren, wie nach dem vorheriieluMulen zu erwarten ist. ') Pogo-. 100. ).. ß30 und p. «20. '^) Pogg. 141." p. 432. 3) C. R. XLVI. p. 485. 1) (;. R. XLVI. p. .570. •') Inst. 1858. p. 128. '■■) C. 1!. LXXXII. p. 1151. 118 Dr. Johannes Classon. Für (Ion okta.cdrisclien Schwefel giebt (iernoz an, dass er, wenn er .,l)ei der ni(tglichst niedrigen Temperatur — z. 1). bei 121'^ — ge- schmolzen ist", bei \\7^ erstarrt. Nach lirodic ist er aber dann wenigstens schon theilweise monoklin, und dalier ist die Abweiclning von der von Brodie angegebenen Zahl 114,5° erklärlich. Der Erstarrungs- punkt sinkt auf li;>,4" in Folge einer Ei-wärmung auf 144"; ganz kurze Erwärmung auf 170" drückt ihn auf 112,2" nieder, dann aber steigt er wieder und liält sich auf 114,4".') Vereinzelt steht uur noch die I)eol)a('litnng von Ih'odie, dass der aus hart gewoi'denen plastischen Schwefel in Schwefelkohlenstoff unl()sliche Tbcül erst bei einer Temperatur über 110" (die aber uicht genau festznsteHen war) schmilzt. Mit den \()n Ucrtliclot aufgestellten Aiisichtcn lassen sicli selir wohl in Uel)ereinstimmung bringen, die Hesultat-c dei- in den vorher- gelienden flahren erschienenen Arbeiten von (}. Magnus"-) und C. S. ('. Devillo^), zumal letzterer selbst den oktaedrischen und den unlösliclicn am(ir|)li('n Zustand als zwei (irenzzustände bezeichnet hat. Die auffallenden von JMagnus )»eol)achteten Farbenunterschiede bis zum Schwarz scheinen im ül)rigen nacli Mitcherlich^) Spuren von fremden Beimischungen znznschreiben sein. Aus den Versuchen von Magnus geht noch hervor, dass eine Wiederholung des raschen Erwärmens und Abkühlens die Umwandlung in den unlöslichen Zustand noch voll- ständiger macht. Neben diesen Versuchen liegt eine Reihe von Messungen der Dichtigkeit des Schwefels vor; nach CS. C. Deville'^), A. Müller'^) and Spring") erreicht die vollkommen oktaedrische Form eine Dichtig- keit von 2,07, während alle anderen Modifikationen eine geringere Dichtigkeit zeigen, bis zu 1,82 (weicher Schwefel, Müller). Weitere Beobachtungen von Koj)})''), Scichilone"), Spring'"), Eussner") über die ') Unbegrciflicli ist die vdllknnnncii ii rfliiiniliclie Art, wie Gernez in Leliniinui „Molekularpliysik" I. p. 180 citirt ist, iii. 94. ") Krduiann, .1., liWII. ]). 309. •') C. R. XXV. p. 8.57. ") Pogg. 127. p. 422 uiul 133. p. 347. 7) Bull. d. Faead. Itny. d. Belg. (3) 2. p. 83. '') Lieb. Ann. 129. ■') Progr. d. Kgl. Lie. Palermo 1879. '") Pull d. l'nead. Roy. d. Belg. (3) 2. ].. 88, ") Carls, bcp. IS. p. 152. 6 BtM)l)ncIitiiiiu:('ii ülx'i- die spczifisclu' Würnic des flüssigen Selnvefels. ] 1 <) Acnderuiis; des spcziiisclien (iewiehtes lassen erst eine schnellere Ab- nahme und dann wieder eine langsamere erkennen, di(^ bei den ver- schiedenen Arten jedoch sehr ungleich sind. Beim Schnudzen tritt eine starke Volumenvergntsserung ein; der flüssige Schwefel zeigt dann nach Depretz') zwischen 150 und 200" eine auffallende Unregelmässigkeit in der Ausdehnung. Durch Moitessier '), Pisati'-) und Scichilone'') ist dies später in sehr gut mit einander ül)ereinstimmenden Beobachtungen bestätigt worden und zugleich festgestellt, dass di(» Ausdehnung um so nu'lir an Unregelmässigkeiten verliert, als der Schwefel vorher hohen Temperaturen ausgesetzt gewesen ist. Erklären würde sich dieses offenbar daraus, dass der bereits vorher erhizte beim zweiten Erwärmen keine neuen Umwaiulluugen mehr durchzumachen hat. Aden diesen Ueobachtuiigen id)er die äusscrlich siclitl)aren Eigenschaften der vi'rschiedenen Sclnvehdmodilikatiouen gegenidx'r steht nur eine kleine Zahl von noch dazu recht unsicheren Beoljachtungen, welche versuchen in die Erage einzudringen, in wie weit das Auftreten der verschiedenen Eormen bedingt ist durch das Latentbleiben einer mehr oder weniger grossen Wärmemenge und wie sich überhaupt in der Gnisse der spezifischen Wärme die verschiedene innere Beschaffen- heit des Schwefels charakterisirt. Meist werden hierfür die von Deville") ausgeführten Beobachtungen über die Dauer der Erwärnnmg und Ab- kühlung herbeigezogen. Nach diesen zeigt der auf oOO" erwärmte Schwefel im Verlaufe seiner Abkiddung zwischen 155" und 145" plötzlich eine sehr starke Verzögerung der Abkühlungsgeschwindigkeit, so dass man daraus allgemein geschlossen hat, hier findet ein Freiwerden bisher latentgel)liebener Wärme statt, und es würde dies entsprechen dem Zurückgehen des Schwefels aus dem unl(islichen in den hlslichen Zustand. Dementsprechend müsste man beim Erwärmen in demselben oder einem etwas höher liegenden Temperaturinterwall durch das Gebundenwerden von Wärme eine Verzögerung der Erwärmungs- geschwindigkeit erwarten; das Gegentheil lässt sich jedoch aus den Beobachtungen von Deville herauslesen. Deville lässt die Erwärmung durch Eintauchen des Schwefel gefässes in ein Oelbad von 300 "^ geschehen; denniach wäre, wenn keine AendcM'ung d(^s thermischen Zustandes des Schwefels- eintritt, eine gleiclnuässige Verminderung der Erwärmungs- geschwindigkeit zu erwarten. Mit nur sehr geringer Abweichung ist ') Porsuchen zu können, Avohl gehegt Averden darf. Da ferner das Latentwerden von Wiirme im allgemeinen dui'ch dieselben Methoden wie die Messung der spezi- fischen Wärme und ;iuf (ii'inul der Kennt iiiss der letzteren bei'eehnet wird, so schien zunächst eine genaue Messung der six'zifischen Wiirme des flüssigen Schwefels verschiedener Modifikation erforderlich. Es werden aber in dieser Aufgaiie Anfoi'derungen an die r»e- stimmungsweise der spezifischen Wärme g(^stellt, welche keine der bis- herigen Methoden zu erfüllen im Stande ist. Da der Schwefel nicht bis zum Erstarren abgekühlt werden soll, so sind die Mischungsmethoden mit W^asser und die Eisschmelzungsmethoden von vornherein aus- geschlossen; bei den anderen Methoden (Hirn's Erkältungsmethode. Pfaundler's galvanische, Mischungsmethode mit anderer Elüssigkeit) wird stets eine Vergleichsflüssigkeit gefordert, deren spezifische Wärme in denselben Temperaturgrenzen bereits genau Ix'kannt ist. Anstatt nun eine solche Vergleichstlüssigkeit sich zu schaffen, schien es, in Anbetracht der vielen Schwierigkeiten und Lhisicherheiten, die allen diesen Methoden, namentlich bei Verwendung hoher Temperaturen, noch anhaften, wohl das Richtigste, wieder auf die Definition der spe- zifischen Wärme zurückzukehren und direct eine gemessene Wärme- menge mit der bewirkten Temperaturdifferenz zu vergleichen. In ge- wissem Sinne würde dieses geschehen durch Einführung eines erhitzten Körpers (etwa Platin) in den flüssigen Schwefel, jedoch würde dann die Verdampfung an der offenen Oberfläche des Schwefels nur schwei- zu verhindern sein und ebenso würde der Wärmeverlust von derselben Eläclie aus, l)ei der Grösse der Temperaturdifl'erenz gegen die LTm- gebung stets beträchtlich sind. Ein zuverlässigeres Verfahren schien zu erwarten, wenn man als Wärmequelle, die von einem vom elektrischen Strom durchflossenen Drahte abgegebene Wärmemenge verwendete und 10 Beoliaflitungi'H üIxt dio spczifiselio Wärme dos fliissio(.7i Schwefels. \'l?t ihre Grösse mit Hülfe der heutzutage zur Verfügung stehenden feinen Messinstruniente Ix'stimnite. Hierauf gestützt wurde nach mannigfachen weniger günstigen Versuchen folgende Anordnung l"ür die Beohaclitungen getroffen. B. Die Versiiclisanordnnng. I. Der Schwefelhehüller. Zur Aufnahme des Schwefels diente ein cylindrisches Platin- gefäss A (Fig. I) von 50 cm Höhe und 45 cm Durchmesser; dasselhe war mit seinem oheren TIande eingekittet in einen starken Tonring B, an welclicni wiederum die Messingverscln-auhung C befestigt war. Als Verschluss diente der aufgeschraubte Messingdeckel D, dessen Inneres mit einer Masse E aus Wasserglas, Kreide und Asbest aus- gefüllt war und so einen starken Schutz gegen Wärmeaustausch nach aussen bildete. Ein eingelegter Asbestring F bewirkte ausserdem völlig dichten Verschluss, ohne dass die Schwefeldämpfe mit der Messing- schraube in Berührung kamen. Das Platingefäss wurde stets bis nahe an seinen Rand gefüllt und fasste dann etwa 80 cbcm. 2. Wärnicziifulir, Rülirvoriiclitinig. Als Wärnie(|uelle diente die Erwärmung eines ßV-i m langen und 0.2 mm dicken IMatindrahtes durch den elektrischen Strom, zugleich diente der Draht mit dem Gestell, das ihn trug, als Vorrichtung zum Umrühren des Schwefels. Es war zu dem Zweck in der Mitte des Deckels ein Glasrohr G eingesetzt, durch welches die Achse des in Fig. II gesondert gezeichneten Gestelles hindurch gefidn-t war. Das (iestell aus Glas hergestellt, besteht aus der Achse (a Fig. II), die mit ihrem abgerundeten Ende auf dem Boden des riatingefässes aufsteht. Am unteren Ende trägt sie vermittelst des (,)uerarmes b den Ring c; auf diesem erheben sich 0 Stäbehen aus schraubenförmig gedrehten Glasfäden, die oben wieder durch einen gleichen Ring c/ zusammen gehalten werden. Der Platiudraht war zu einer engen Spirale von :> mm Dicke gewickelt und etwas wieder ausgedehnt, so dass sich die einzelnen Windungen nicht berührten, und war dann um die Glasstäbchen herumgelegt, an deren Schraubenwindungen er festen Halt erhielt. Das untere Ende des Drahtes war zum Stab b liinüber- geführt, und ging daim an der Achse hinauf, um oberhalb des Schwefel- niveaus in ein(^ feine Oeffnung in das Innere der hohlen Achse hiueinzutreten und von hier naeli .lusseu liinausgefidn't zu werden. Das obere Dralilende war zuiiiielist an dei- Innenseite eines der 11 |-24 T)r. Jdliamies Classen. Stäbchen, so dass es tlurch dieses gegen die lieriilirung mit der Spirale geschützt war, an den nnteren Ring c liinahgeführt und ging dann densell)en (iang wie das andere Ende. Im Innern der Achse war, um eine Berührung beider Enden zu verliindern, über (bis eine ein feines (ilasroln- geschoben. Nachdem die Achse des Gestells diu'ch den Deckel D (I'ig. I) liindurchgeschoben war, wurde ein Platinrobr f (Fig. III] ül)er sie geschoben, welches seinerseits das Zahnrad d und den Holzklotz e trug und mit kleinen Schrauben festgeklemmt wurde. Da es zugleich in das (ilasrohr G (Fig. I) hineinreichte, bewirkte es eine sichere Führung der Achse und gute Dichtung. In die Zähne des Bades d greifen die eines Segmentes eines grösseren Rades ein, das seinen Drclijjnnkt auf einem auf dem Deckel aufsitzenden Stift H hat, und seine Bewegung erhält durch den gabelförmigen Ansatz J, mit dem es über den Stift auf der rotirenden Scheibe K greift (Fig. IV). Die Enden des Platin- dralites sind vermittelst der bei den in den Holzklotz e (Fig. III) eingelassenen Schraul)en znsannnengeklennnt mit zwei geschmeidigen Spiralen aus übers])onnenen Kupferdraht, die von den Polklemmen anf dem Klotze L (Fig. IV) ausgehen. Das ganze System erhidt, sobald die Scheibe K durch einen kleinen Motor in Rotation gesetzt wird, eine um etwa 180*^ hin- und herschwingende Bewegung und bewirkt dadurch ein sehr kräftiges Durchrühren der ganzen Schwefelmasse, 3. Teniperatnrmessuii^. Zur Messung der Temperatur diente ein eigens angefertigtes Thermometer mit schlankem Quecksilbergefäss, das durch eine Oeffnung im Deckel eingelassen war und in das Innere des Rührgestelles hinein- reichte. Die Skala war eine willkürHche, deren Werthe durch direkte Vergleichung mit dem Luftthermometer (nach Jelly) bestimmt waren. Es war zu dem Zwecke das Gefäss des Luftthermometers mit einer dickwandigen, rings abgeschlossenen weiten Glasglocke umgeben, in welche zugleich das zu prüfende Thermometer so weit hineinragte, wie es bei den Versuchen in den Schwefelbehälter hineingelassen wurde. Zur Herstellung konstanter Temperatur dienten die Dämpfe verschiedener siedender Flüssigkeiten. Oben trat in die Glasglocke das Zuleitungs- rohr für die heissen Dämpfe ein, während die abgekühlten unten heraustraten. Es wurden beide Thermometer verglichen bei der Siedetemperatur des Amylalkohols und der Essigsäure und dadurch die willkürliche Skala sehr nahe an den Stellen bestimmt, bei welchen sie in den folgenden Versuchen zur Verwendung kam. Es entsprach dem Skalentheil 40,45, die Temperatur 135,82 und dem Skalentlieil 12 Beobachtungen über die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 125 22,32, die Temperatur 118,49. Es kamen also auf 18,10 Skalentlieile, 17,33 Grade; da die Skala eine Untertheilung von Vio hat und bei der Ablesung mit Fernrohr noch ' loo Skalentheil ohne Schwierigkeit sich schätzen Hessen, so ist die einzehie Temperaturablesung auch noch als auf ' loü" zuverlässig anzusehen. Um eine an diesem Thermometer beobachtete Temperaturdifferenz auf Centigrade zu reduziren, ist dieselbe mit ^^ = 0,055 zu multiplizireii. 18, 1 b Die Beobachtungen geschahen nun so, dass, von niedrigerer Temperatur anfangend, das Gefäss zunächst von der wärmeren Umgebung Wärme empfing; das Thermometer war also im Steigen. Sobald der Quecksilberfoden den Strich 20 passirte, wurde der Strom geschlossen, nach 3—4 Minuten zeigte das Thermometer nahe an 40, dann wurde unterbrochen. Wenige Sekunden stieg das Thermometer noch um etwa 4 höchstens 5 Zehntel und wurde dann längere Zeit stationär. Obwohl nun diese Temperatur stets sehr nahe, eher unter als über der umgebenden Temperatur lag, so sank meistens nach einiger Zeit das Thermometer noch um wenige Zehntel zurück, um ganz allmählig wieder stationär zu werden, bezw. den Gang anzunehmen, der dem geringen Temperaturunterschiede gegen die Umgebung zuzuschreiljen war. Ueber die Vollständigkeit des Umrührens waren mehrfach Versuche mit sehr verschiedenen Eührgeschwindigkeiten und Stromstärken angestellt (siehe auch die mitgetheilten Versuche) nach denen dieses Zurücksinken w^ohl kaum auf Unvollkommenheiten im Eühren zu schieben war, auch hätte dasselbe dann immerhin schneller eintreten müssen; es wurde dasselbe zurückgeführt auf eine allmählige Fortführung von Wärme in den mit abgekühlten am Rande des Platinbechers anhegenden Theil des Thon- ringes. Füi- diese Auffassung spricht auch, dass bei Beobachtungen mit Wasser unter ganz analogen Verhältnissen ein sehr viel geringeres Zurücksinken beobachtet wurde, entsprechend der grcisseren spezifischen Wärme des Wassers. Es wurde demnach als Endtemperatur stets der Punkt des ersten Stationärwerdens angenommen, innuerhin bleibt in dieser Bestimmung der Endtemperatur eine gewisse Uiisicherheit. da nicht zu erkennen ist, ob nicht die dickeren Theile des Glasgestelles ebenfalls erst langsamer warm Averden und deswegen der Wasserwerth anders wiii'de in Rechnung zu setzen sein. i^ne Bestimmung des VVasserwerthes durch Messung der spezifischen Wäiaue des Wassers stiess auf Schwierigkeiten, da um dieselbe Erwärnuingsgesehwindigkeit zu ei'halten, eiiu' solche Stromstärke erforderlieh war. die mit th'r vor- liau(h'uen Au(»r(hiuug des Dynamometers nicht mehr gemessen werden konnte. Da also inimerhin die Anordnung hätte geändert werden 13 12G L)r. Johannes Classen. müssen, wurde wieder hiervon abgesehen und die genaue Prüfung der Verhältnisse einer weiteren Untersuchung vorbehalten, bei der dann der Unsicherheit der Messung mit einem abwechselnd steigenden und fallenden Thermometer zufolge seiner sogenannten Trägheit noch besondere Aufmerksamkeit zu schenken wäre. 4. Wärnieaiistauscli nach aussen. Sehr Avesentlicli für das Erhalten zuverlässiger Resultate ist die ßegulirung und Berechnung des Wärmeaustausches nach aussen während der Dauer des Versuches. Derselbe wurde zunächst möghchst gering gemacht dadurch, dass die Dauer eines Versuches auf 3 — 4 Minuten eingeschränkt wurde durch Wahl einer entsprechenden Drahtlänge und Stromstärke. Um den aber doch noch beträchtlichen Wärmeaustausch berechnen zu können, war der Schwefelbehälter in ein innen platiuirtes Messinggefäss 0 eingeführt, ohne jedoch die Wände derselben zu be- rühren. Da der über dem flüssigen Schwefel befindliche Raum rings eingeschlossen ist von starken, sehr schlecht die Wärme leitenden Massen, so duifte wohl angenommen werden, dass hier, wenn nur einmal diese Thonmassen die hohe Temperatur angenommen hatten, wäJu-end der Versuchsdauer nur ein sehr kleiner Wärmeaustausch statt- gefunden hatte. Aller in Rechnung zu setzende Wänneaustausch rührte also her von dem Uebergang von Wärme zwischen der Innenseite des Messinggefässes und der Aussenseite des Schwefelbehälters. Der Messing- Ix'liälter liefand sich in einem rarafrinl)a(le und wurde dailurch auf constanter Temperatur gehalten und es durfte daher der Wärme- austausch jeden Augenblick proportional (U'r TemperaturdiÜ'erenz zwischen dem Schwefel und dem Paraffin gesetzt werden. Dies er- möglichte die sehr einfaelie und doch sehr genaue Berechnung des Wärmeaustausches, wie sie weiter unten angegeben ist, darauf gestiizt, dass die Kndtemperatur des SchAvefels und die des Paraffiins sehr nahe dieselben sind. Der hier nalieliegende Rumford'sche Kunstgriff, die Endtemperatur ebenso hoch über der Umgebungstemperatur zu wählen, als die Anfangs- temperatur darunter lag. wurde nicht angewendet, da es wünschenswerth schien, das obeneiwähnte Zuiiieksinken des Thermometers l)e()))a<'hten zu können, um sicher zu sein, dass es sich stets in denselben (Jrenzen hielt. J<^s würde überhaupt der Rumford'sche Kunstgriff nur einen scheinbaren Vortheil geben, denn ol) man ein grosses Correktionsglied mit einer Unsicherheit von l)estimmter (Jrösse dem Resultate; zufügen muss, oder ein sehr kleines, dessen Unsicherheit aber, da es die Differenz von zweien der vorigen Art ist, absolut genommen ebenso gross ist, 14 Beobachtungen ülicr die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 127 bleibt fiir die Genauigkeit des Resultates ganz dasselbe. Etwas anderes wäre es, wenn man anstatt des Paraffins ebenfalls Scliwefel nimmt, und in denselben einen Draht hineinlegt, dessen Widerstand zu dem der inneren Spirale sich verhält, wie die Schwefelmassen. Dann könnte man zu Anfang des Versuches die Strahlung Null und am Ende eine jedenfalls auch nur sehr geringe erhalten, nur ist zu fürchten, dass der Apparat wegen der wieder nöthigen Rühreinriclitung an Einfach- heit zu wünschen lassen würde. Um das Paraffinbad auf konstanter Temperatur zu erhalten, befand sich dasselbe in dem grösseren Kupfergefäss N (Fig. 1) und war so rings von einer Luftschicht umgeben. Das Ganze wurde durch einen Gasbrenner geheizt. Ein Thermometer liess die Temperatur des Paraffins beobachten, während der Wärmeregulator nicht im Paraffin sondern in der umgebenden Luftschicht sich befand und daher schon regulirte, bevor das Paraffin eine merkliche Temperaturveränderung erfahren konnte. Der Regulator selbst unterschied sich von der be- kannten Toepler'schen Konstruktion dadurch, dass nicht das aufsteigende Quecksilber die untere Zutrittstelle des Gases ganz verschloss und nur eine höher liegende feine Oeffnung frei liess, sondern letztere war verstopft, dagegen die erstore keilförmig nach oben hin aufgeschlitzt, so dass das Quecksilber nur ganz allmählig den Zutritt des Gases ein- schränkte, und den Drenner bald mit der Flammenhöhe dauernd brennen liess, clurcli welche er die gewünschte Temperatur konstant zu erhalten im Stande ist. Diese Einrichtung bewährte sich für diese hohen Temperaturen sehr gut ; denn war der Apparat erst einige Zeit geheizt, so wurden, trotzdem der Schwefelbehälter viel heraus und herein gehoben wurde, im Paraffinbade fast keine Temperatur- schwankungen l)e()l)acht(4. 5. Die Wäimemessung-. Nächst dem Seliwt'lMbehälter ist der Haupltliei! der Apparate die Vorrichtung zum Messen der Wärmemenge. Die von einem Strome in einem Drahte entwickelte AVärme ist proportional dem Produkte aus der Stromstärke in die Potentialdift'erenz an den Enden des Drahtes; da nun letztere am einfachsten gemessen wird durtli die in einem Nebenschluss von grossem Widerstände auftretende Struinstärke, so kann die Wärmemenge durch das Produet zweier Striune dargestellt werden. Hin solclu's wird aber gemessen diireli das Mlektrodynamo- meter und dieses scheint daher das geeignetste Instrunn'ut für (h'U vorliegenden Zweck. Zur N'erwenduug kam das Frrddicirsche l'Uektn»- djnamonieter mit kugelförmiger beweglicher Rolle; dasselbe hat den 15 128 I^i'- Johannes Classen. Vorzug, dass die Ausschlagwinkel direct dem zu messenden Produkt von Strömen, selbst bis zu grossen Winkeln proportional sind. Die Aufhängung an dem Fröhlich'schen Instrumente ist unifilar und die untere Zuleitung geschah ursprünglich durch zwei sehr feine seitlich an die Drehachse herangeführte Spiralen. Da das Instrument eine Wasserdämpfung hat, so war jedoch der ganze unter einer Glas- liülle eingeschlossene Apparat stets in einer vollkommen feuchten Athmosphäre, und dadurch mag es gekommen sein, dass bei längerem Stehen an verschiedenen Stellen sich Schimmelbildungen zeigten. Bei dem von Zeit zu Zeit nothig werdenden Reinigen von diesen, war es auch einmal nicht zu vermeiden gewesen eine der feinen Spiralen bei Seite zu drücken. Die geringe Verbiegung derselben bewirkte sofort eine dauernde Ablenkung der beweglichen Rolle und es erforderte ausserordentliche Mühe und Sorgfalt, die Symmetrie der Ausschläge wieder herzustellen; so bedeutend war noch der Einfluss der feinen Spiralen auf die Drehung der Rolle. Da eine solche Störung leicht Aviederkehren und unangenehmen Zeitverlust herbeiführen konnte, wurde folgende Aenderung angebracht. Die Dämpfung geschah durch ein Flügelrad, dessen Flügel zwischen im Flüssigkeitsbehälter angebrachten Scheidewänden schwangen. Diese Scheidewände wurden heraus- genommen, die Flügel gekürzt und mit einem Messingcylinder umschlossen. Nun wurden alle metallischen Flächen lackirt bis auf die Aussenseite dieses Cylinders und die gegenül)erstehenden Wände des Fliissigkeitsbehälters. Diese wurden elektrolytisch gleichmässig ver- zinkt und leicht amalgamirt; als DämpferHüssigkeit diente nun con- centrirte Zinkvitriollösung, welche, um unverändert erhalten zu Ijleiben, mit einer dünnen Schicht von sehr feinem Oel bedeckt war. Durch diesell)e geschah zugleich die untere Stromzuleitung. Von einer etwa auftretenden Polarisation war bei den Stromstärken, mit welchen ge- arbeitet wurde, selbst l)ei laugdauerndem Stromschluss ohne Richtungs- änderung, nichts mehr wahrzunehmen. Das Oel verhinderte das Ver- dunsten so vollkonnnen, dass, ohne Verwendung des Gefässes für Konstauterhalten des Niveaus, das Instrument bei monatelangem Stehen unverändert bliel). Hierbei sei noch bemerkt, dass, um das Heraus- wittern des Zinksalzes über den Rand des Gefässes zu verhindern, dersell)e. ebenso wie die Achse des beweglichen Systems, sorgfältig mit Paraffin ül)erz()gen war. P'erner war, da durch die Umänderung die D;ini[)fung niclit mein ganz kräftig genug war, in den Kreis der beweglichen Rolle ein Knopfkontakt eingeschaltet in der Weise, dass durch leichtes Aufschlagen auf den Knopf für einen Moment eine Vergrösserung des Widerstandes in diesem Kreise um etwa '/4 eintrat. 16 Beobachtungen über die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 1 29 Durch geeignete Handhabung dieser Einrichtung gelang es bakl, die Schwingungen der beweghchen Rolle fast momentan zur Euhe zu bringen. Bei den Messungen wurden nun die beiden parallel verbundenen festen Rollen in Nebenschluss gelegt zu einer in weiten Windungen gebogenen Spirale von 3,2 mm dickem Neusiiberdraht, der fest unter der Standplatte des Instrumentes aufgehängt war. Durch dies System ging der ganze zur Arbeit benutzte Strom; da derselbe 0,5 Ampere nie erreichte, so konnte von einer schädlichen Erwärmung der Neu- silberspirale bei den gewählten Dimensionen nicht die Rede sein. Vor die bewegliche Rolle war ein Zusatzwiderstand von über 5000 Ohm gelegt; die Zuleitungen zu diesem System waren abgezweigt von den Klemmen auf dem Deckel des Schwefelbebälters. Als Aufhängefaden diente, da der mitgegebene Stahldraht, wahrscheinlich in Folge der anfänglich feuchten Atmosphäre, Rostflecke bekommen hatte, ein Platindraht, dessen Torsionskraft die erdmag- netische Richtkraft so weit überwog, dass bei etwas schiefer Auf- stellung nur sehr geringe Ungleichheiten der Ausschläge auftraten, ein Theil dieser Ungleichheiten rührte vielleicht auch, da er sich auch bei noch so sorgfältigem Aufstellen nicht entfernen hess, von Spuren remanenten Magnetismus her. Eliminirt wurden diese Ungleichheiten, indem abwechselnd immer einmal in der beweglichen Rolle allein und einmal der ganze Strom umgekehrt wurde, und aus je 4 so erhaltenen Ausschlägen das Mittel genommen wurde. Die Aichung des Dynamometers geschah bei genau derselben Anordnung, wie bei den Wärmemessungen verwendet Avurde. Wenn die zur Erwärmung dienende Platinspirale in freier Luft war, umgeben von einem zweiten Cylinder, so dass sie gegen unregelmässige Zugwinde geschützt war, so nahm sie durch den Strom sehr rasch eine konstante Teniijeratur an, und der Strom war daher auch hinreichend konstant, um mit dem Silbervoltameter gemessen zu werden. Die Spannung an den Enden der Platinspirale wurde mit einem unmittelbar vorher neu geaichten und noch nicht wieder gebrauchten Torsionsgalvanometer gemessen. Als Stroniijuelle dienten Accuniulatoren, deren unver- änderliche elektromotorische Kraft einen sehr gleichmässigen Strom erzeugte. Um zugleich eine Uebersicht über die Art der Ausschläge des Dynamometers zu geben, sei der eine der zur Aichung dienenden Versuche vollständig mitgetheilt; die Zeit wurde hier, wie bei allen anderen Beobachtungen mit ehier Uhr mit grossem Sekundenzeiger bestimmt, an welcher durch leichten Druck auf einen Kno])f sich der augenblickliche Stand, ablesbar bis auf Vio Sekunden, selbst markirte. 17 9 130 Dr. Johannes Classen. Gewicht des Tiegels vom Voltam. Zeit beobachtete Ausschl. des Dyn. Mittel aus je 4 Ausschl. Torsions- galvan. ZU Anf. 23595,5 mgr Anf. 4,8" 128,8 20,4 am Ende 128,7 127,9 128,0 20,3 20,4 24015,9 „ Ende 936,8" 126,6 20,3 20,3 iiiederoeschlagenes Versuclisdauer 128,0 20,4 Silber 420,4 mgr 932,0 128,6 20,3 127,8 127,7 20,3 126,3 127,8 128,1 127,5 127,4 20,2 Mittel 20,32 126,1 126,6 128,0 127,1 126,9 125,9 Mittel 127,5 ^"^^ auf Wii ikel reduzirt 127,3 Es berechnet sich hieraus als Faktor, durch den die auf Winkel redu/irten Skalenausschläge des Dynamometers auf Voltampere um- gerechnet werden, die Grösse: 420,4 . 20,32 R = 1,118 . 932,0 . 127,3 = 0,06425 Zwei andere in derselben Weise angestellte Versuche hatten ergeben Niedergeschl. Ao-. Zeit Ausschl. des Dvnani. Torsions t>alv. I Reduktionfakt. 345,8 uigr 357,5 „ 775,1 791,9 135,4 128,3 20,11 20,46 0,06399 0,06439 Es wurde der Mittelwerth aus diesen drei Beobachtungen R = 0,06421 für das folgende verwendet. 18 IJeobachtungen über die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 131 6. Die Berechnung. Das Verfahren bei einer Bestimmung der spezifischen Wärme des Schwefels war nun folgendes. Das Paraffinbad wurde geheizt, während der Schwefelbehälter noch leer sich in demselben befand. Nach etwa zwei Stunden hatte das Ganze eine konstantbleibende Temperatur angenommen, und die Tontheile des Schwefelbehälters konnten als gleichmässig erwärmt angesehen werden. Gleichzeitig war in einem anderen auf konstanter Temperatur gehaltenen Ofen die erforderliche Menge Schwefel in einem verschlossenen Glasgefäss zum Schmelzen gebracht; der flüssige Schwefel wurde durch einen Trichter in den Behälter eingegossen und die Rührvorrichtung in Bewegung gesetzt. Durch Wiegen des Gefässes, in welchem der Schwefel ge- schmolzen wurde, vor dem Schmelzen und nach dem Eingiessen, wurde das Gewicht der zur Verwendung kommenden Schwefelmenge bestimmt. Zunächst wurde nun beobachtet, welche Temperatur der Schwefel lediglich durch den Eintluss der Umgebung annimmt; es war diese stets etwas niedriger als das Thermometer im Paraffin zeigte, offenbar weil dieses ziemlich nahe der äusseren Gefässwand sich befand und das Paraffin nicht gerührt wurde; sie durfte aber wohl, so lange das Thermometer im Paraffin sich konstant erhielt, eljenfalls als nicht verändert angesehen werden. Die Temperatur, des Schwefels war dann stets sehr nahe an 40'^ an der willkürlichen Skala also 136" nach Celsiusgraden. Nun wurde der Schwefelbehälter herausgehoben und in den Ring R (Fig. IV) gesetzt. Hier kühlte er sich in 4 — 5 Minuten unter gleichmässigem Umrühren bis etwa 48° der willkürlichen Skala ab, dann wurde er wieder in das unterdessen durch einen Glasdeckel zugedeckte Paraffinbad hineingebracht. Sobald der steigende Queck- silberftiden den Strich 19,40 passirte, wurde die Uhr in Bewegung gesetzt und nun jedesmal der Moment, wo das Thermometer um '/lo*^ gestiegen war markirt. Sowie der Strich 20*^ erreicht war wurde zu- gleich der Strom geschlossen, und nun die Ausschläge am Dynamometer zu je vieren, wie oben angegeben, in gleichmäsisigen Intervallen notii-t. War das Thermometer fast auf 40*^ gestiegen, so wurde zugleich mit der Markirung des Zeitpunktes der Strom unterbrochen, und der schnell erreichte Punkt des Stationärwerdens des Thermometers notirt. Damit ist die Beobachtung beendet und es kann sofort eine zweite angeschlossen werden ; da ein zu schnelles Aufeinanderfolgen der Beobachtungen, die Temperatur des Paraffinbades beeinfiusste, wurden meist 5 — 10 Minuten zwischen den Beobachtungen gelassen, während welcher zugleich der Thoni-ing, wenn er etwas an der Abkühlung theilgenonimen hatte wieder vollständig auf die gewünschte Temi)eratur gebracht wurde. In dieser 19 y. 133 Dl". Johannes Classen. Möglichkeit einer schnellen Wiederhohmg derselben Messung liegt vielleicht ein Haujitvortheil der Methode. Aus den gewonnenen Daten berechnet sich die sj^ezifische Wärme in folgender Weise. Ein Voltampere leistet in einer Sekunde die Arbeit 1 0 ' cgs ; nimmt man nach Dieterici das mechanische Aequivalent der Wärme zu 424,4, so ist eine grammcalorie gleich 424,4 , 10^ cgs, also erzeugt eine Voltamperesekunde —-^—r grammcalorien. Multiphzirt man mit 424,4 dieser Zahl und dem oben bestimmten Reduktionsfaktor die Ausschläge des Dynamometers, so erhält man die Wärmemenge, die zwischen den Polklemmen auf dem Schwefelbehälter in einer Sekunde entwickelt wurde. Von dieser gelangt ein Theil in der beweglichen Rolle des Dynamometers zur Entwickelung und ein Theil geht" in den zur Zuleitung dienenden Kupferspiralen und den Enden des Platindrahtes, die ausser- halb des Schwefels liegen, für die Erwärmung des letzteren verloren; die Grössen der entsprechenden Widerstände wurden bestimmt zu: Die bewegliche Rolle mit Zusatz 5850 Ohm Die Platinspirale mit Zuleitung bei 30" des Thermometers mit willkürlicher Skala ... 58,39 „ Die Zuleitungen zu der Spirale bei derselben Temperatur 1,84 „ Die zur Erw^ärmung des Schwefels dienende Wärmemenge Avird dalier erhalten, indem man die zwischen den Klemmen entwickelten Voltampere noch multiplizirt mit MT ~ 58,39/ 5850+ 58/ ^^ ■'"' ' Im Ganzen sind also die Ausschläge des Dynamometers zu multipliziren init : 0,06421 . -4^ . 0,96 = 0,01452 424,4 um die in einer Sekunde dem Schwefel zugeführten Wärmeeinheiten zu erhalten. Von der beobachteten Temperaturdifferenz, die nahe an 20 " an der willkürlichen Skala ist, ist in Abzug zu bringen der Theil, der durch Wärmezufuhr von aussen bewirkt ist. War nun Ijeobachtet worden, dass der ansteigende Quecksilberfaden die Stelle 19,50'^ im Augenbhck 9.2" passirte 60 „ „ 1G,7 70 „ „ 24,7 80 „ „ 32,8 90 „ „ 40,1 20,00 „ „ 47,8 20 Beobachtungen über die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 133 SO ist die zur Envärmuno- um '"10° beobachtete Zeit gegeben durch: 32,8 — 9,2 = 23,6 40,1 — 16,7 = 23,3 47,8 — 24,7 = 23,1 Mitter23,3 Es trat also bei Beginn des Versuches durcli Wärmezufuhr von Aussen .pro Sekunde eine Erwärmung um •''/233 Grad ein. Am Schlüsse war die Wärmezufuhi- Null. Da nun die Wärmezufuhr durch den galvanischen Strom w^ährend der Versuchsdauer eine durchaus gleich- förmige ist und die Erwärmung von aussen her nur einen kleinen Theil der gesammten Erwärmung ausmacht, so wurde bei den vorliegenden Versuchen angenommen, dass zur Berechnung der anzubringenden Correktion in erster Annäherung die Gesammterwärmung während der Versuchsdauer als gleichförmig verlaufend angesehen werden darf. Demnach wurde '/2 . 7233 als die im Mittel in jeder Sekunde von aussen bewirkte Temperaturerhöhung gesetzt. Diese Grösse mit der Sekundenzahl multiplizirt, giebt also die von der beobachteten Temperaturdifferenz abzuziehende Correktion, um nur die durch die Stromwärme bewirkte Temperaturerhöhung zu erhalten. Diese ist dann noch durch den oben bestimmten Faktor in Centigrade umzurechnen. Die in der Sekunde zugeführte Wärmemenge mit der Sekunden- zahl multiplizirt und durch die Temiieraturerhöhung dividirt giebt die zur Erwärmung um 1 ° erforderlich gewesene Wärmemenge ; hiervon ist der Wasserwerth des Calorimeters abzuziehen; der Rest durch das Schwefelgewicht dividirt ergiebt die gesuchte spezifische Wärme. Der WasserAverth des Calorimeters war aus den Gewichten der einzelnen in Betracht kommenden Theile berechnet zu 2,50. C. Die Messniigen. Die bis jetzt ausgeführten Messungen beschränken sich auf die Untersuchung des käuflichen Stangenschwefels, sowohl wenn er geschmolzen ist, ohne auf höhere Temperatur als die zur Beobachtung kommenden gebracht zu sein, als auch, nachdem er auf 210^^ bis 230** erwärmt war. Von den angestellten Beobachtungen soll zunächst eine Reihe von Beobachtungen mitgetheilt werden, die noch zu der sehr grossen Zahl von Vorversuchen gehört, die aber schliesslich zu der beschriebenen Versuchsanordnung die Entscheidung gegeben hat. Diese ältere An- ordnung wich dadurch ab, dass zum Zwecke der Verminderung des Wärmeaustausches mit der Umgebung, das Sclnvefelgefäss dau(n-nd mit einem andern, innen polirten Metallbecher umgeben war, und mit 21 134 Dr. Johannes Classen diesem aus dem von Paraffin umspülten Gefäss lierausgelioljen wurde. Ferner konnte nicht auch während des Abkühlens gleichmässig um- gerührt werden, so dass wohl mehrfach ein Theil der äusseren Schwefel- schichten bis zum Erstarren abgekühlt sein mochte. Ferner hielt sich die Temperatur des Paraftins nicht so konstant, so dass der durch die Bestrahlung bewirkte Temperaturanstieg nicht so gleichmässig verlief und falsch in Rechnung gesetzt wurde; daraus können wohl die einzelnen grösseren Abweichungen von dem Mittelwerthe ver- ständlich werden. Es war beobachtet worden mit einer Menge von 16.3,8 g Schwefel. Zahl der Temperatur- Temperatur für d. Strahl corr. auf mittlerer zur Erwärmung Accumu- differenz Lufttherm. Zeit Aussolli, am um 10 erforderl. latoren Willkür . Skala reduz. Dyn. Wärmemenge 10 18,48 16,09 15,37 334,3 128,0 40,42 11 19,70 17,65 16,86 311,2 149,8 40,15 12 19,58 18,17 17,35 261,4 185,5 40,57 ,3{ 20,20 18,70 17,86 234,0 213,4 4*^'^^H.a.i 18,86 1 7,36 16,58 218,8 209,0 40,13/40,41 14 21,60 20,17 19,26 224,2 240,2 40,59 l 20,14 19,02 18,16 178,7 278,1 39,72) 15 20,24 19,08 18,22 178,9 283,0 40,34U0.40 \ 18,10 17,03 16,26 159,2 290,1 41,14 16 22,28 21,11 20,16 176,8 317,6 40,40 17 18,83 17,85 17,05 128,2 370,1 40,41 18 21,90 20,93 19,99 138,7 401,3 40,83 Mitt el 40,45 Aus diesen Versuchen dürfte wohl geschlossen werden, zumal die grössten Abweichungen vom Mittelwerth in gar keiner Beziehung zLi der Stromstärke standen, dass die Resultate nicht mehr durch unvollkommenes Umrühren beeintlusst werden, sondern dass die Un- sicherheiten wesentlich herrührten von der unsicheren Berechnung des Wärmeaustausches nach aussen. Immerhin sind schon diese Messungen unter sich bedeutend genauer übereinstimmend als die Personschen; nach Abzug des Wasserwerthes berechnet sich aus ihnen die sjjezifische Wärme für frisch geschmolzenen Stangenschwefel zwischen 116,3" und 136" zu 0,2317. Hierauf wurde die Heizeinrichtung und Vcrsuchsanordnung, wie eben beschrieben, zusammengestellt. Der erste mit derselben 22 BeoLaclitungeu über die spezifische Wärme des tiüssigeu Schwefels. 135 angestellte Versuch sei wieder vollständig initgetheilt; es war das Gewicht des verwendeten Schwefels 158,1 g. Derselbe war bei Ver- meidung höherer Temperatur langsam geschmolzen und im flüssigen Zustande eine vollkommen klare, schön bernsteingelbe Flüssigkeit; von Verunreinigungen wurde nichts wahrgenommen. Temperatm- Zeit Ausschl. am Dynam. Mittel der Ausschl. Art des Rührens spezif. Wärme 19,50" 8,8" 201,5 60 14,2" 203,0 70 21,7" 204,0 203,4 80 28,8" 205,0 90 34,6" 20,00 41,6" 202,0 202,5 202,5 202,8 lebhaft 0,2334 204,0 40,16 278,2" 201,0 Temperatur- Versuchs- 201,5 Differenz corrigirt dauer 236,6" 202,0 201,8 18,41.0,955 = 203,0 17,58 200.0 i 200,5 201,0 200,9 202.0 _— — — ■^t=> — -^^~~ II — . Mittel 202,2 auf Win kel reduzii 't 201,7 In ganz ähnlicher Weise verhefen die anderen nn't dersell)en Schwefelmenge angestellten Versuche. Sie ergaben: Temperatiirdiffex-enz bcobaclitet corriffirt auf Lufttlierra. reduz. Zeit mittl. Aussclil. am Dynam Art des Rülireus spezitisclic Wärme 20,04 20,04 20,29 20,63 20.27 18,55 18,49 28,67 18,89 18.77 17,72 17,66 17,83 18,04 17.92 235.8 233,7 233,7 237,1 233,4 203.6 204,9 205,4 205,9 205.7 'bhaft langsam sehr schnell Mittel 0,2324 0,2331 0,2334 0,2313 0,2331 0,2303 23 136 Dr. Johannes ('lassen . Hier wurden die Beobachtungen auf 17 Stunden unterbrochen, während welcher der ganze Apparat auf derselben Temperatur blieb. Am andern Tage wurde erhalten: Temperaturdifferenz beobachtet corrigirt auf Lufttherm. reduz. Zeit mittl. Außschl. am Dynam. Art des Rührens spezifische Wärme 20,01 20,56 20,17 20,08 19,36 19,34 18,56 18,55 18,49 18,47 17,72 17,71 176,1 175,4 230,8 230,1 280,6 282,1 207,2 207,1 sehr langsam sehr schnell massig 0,2301 0,2303 0,2320 0,2308 Mittel 0,2308 Diese Versuche wurden in ganz derse]l)en Weise wiederholt mit einer neuen Schwefelfüllung von 155,1 g. Die jetzt erhaltenen Resultate waren; (das Rühren fand jetzt stets mit einer mittleren Geschwindigkeit statt) : • Temj)eraturdifferenz beobachtet corrigirt auf Luft- therm. reduzirt Zeit mittl. Ausschl. am Dyn. spezifische Wärme 19,90 20,02 20,05 20,79 20,05 18,28 18,65 18,67 19,32 18,61 17,46 17,81 17,83 18,03 17,77 242,7 215,8 215,5 224,8 213,5 192,0 222,2 221,7 220,9 220,4 0,2337 0,2359 0,2335 0,2357 0,2318 M ttel 0,2341 Hier wurde wieder unterbrochen und am andern Tage fortgefahren : Temperaturdifferenz beobachtet corrigirt auf Luft- therm. reduzirt Zeit mittl. Ausschl. am Dyn. spezifische Wärme 20,10 20,10 20,18 20,20 19,39 18,63 18,78 18,94 18,76 16.85 17,79 17,94 18,09 17,92 1 6,09 215,4 218,0 217,0 214,6 376,4 218,7 218,8 218,2 218,8 112,6 0,2320 0,2328 0,2291 0,2291 0,2304 Ml ttel 0,2307 24 Beobachtungen über die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 137 Beim Herausnehmen war der Schwefel in heiden Fällen noch unverändert eine klare gelbe Flüssigkeit, die in bekannter Weise zu durchscheinenden bernsteingelben Nadeln erstarrte, die dann allmählicli, in einzelnen Flecken anfangend undurchsichtig wurden, und dadurch ihren Uebergang in den rhombischen Zustand anzeigten. Merkwürdig war, dass bei der ersten der beiden Füllungen diese Zurückverwandlung auffallend langsam von Statten ging. Die Beobachtungen beider Versuchsreihen zeigen eine sehr befriedigende Uebereinstimmung und kommen darin überein, dass die spezifische Wärme nach der langdauernden, gleichmässigen Erwärmung am zweiten Tage noch etwas geringer sich zeigt als am ersten Tage. Vielleicht kann man hierin eine Bestätigung der schon von Magnus in seinen obengenannten Arbeiten angegebenen Beobachtung ansehen, dass der Stangenschwefel häufig, wohl in Folge mehrfachen Umschmelzens bei seiner Darstellung, also Erwärmens und Abkühlens, Spuren erkennen lässt, die der amorphen Modifikation verwandt sind; ausserdem ist es ja bekannt, dass der aus dem Schmelzfluss erstarrte Schwefel noch Jahre hindurch einen langsamen Process durchmacht, der ihn allmählich auf die Dichtigkeit und die si)ezifische Wärme bringt, wie sie der natürlich vorkommende rhombische zeigt. In gleicher Weise wurden nun Beobachtungen angestellt an Schwefel der einige Stunden lang auf 200- Der Schwefelinhalt war 165,16 g und es wurde beobachtet: -220*^' erhitzt gewesen war, TemperaturdifFerenz auf Luft- therm. reduzirt Zeit mittl. Ausschl. am Dyn. spezifische Wärme beobachtet corrigirt 20,13 20,12 20,10 20,18 20,51 18,37 18,57 18,49 18,78 19,13 17,54 17,73 17,66 17,93 18,27 249,4 249,7 247,7 211,0 213,3 204,6 205,5 206,3 242,6 244,0 0,2408 0,2401 0,2392 0,2356 0,2353 Hier musste leider diese Reihe abgebrochen Averden, da durch Verschiebung der Platinspirale im Innern des Schwefels Kurzschluss eingetreten war, jedoch lässt sich schon erkennen, Avie der Schwefel sich langsam dem Zustand, den er ohne vorheriges Erwärmen würde angenommen haben wieder nähert. Nach Neubefestigung der Platins])irale ergaben die Beobachtungen mit einer Schwefelfiillung 163,0 g: 25 138 Dr. Johannes Classen. 20 22 2o',19 21,34 21,27 TemperaturdiiFerenz beoliachtet corrigirt auf Luft- therm. reduzirt Zeit niit.tl. Ausschl. am Dyn. spezifiselie Wärme 19,91 20,04 20,19 20,09 20,01 20,10 18,48 18,54 18,07 18,53 18,51 18,52 17,05 17,71 17,83 17,70 17,08 17,09 227,0 228,4 227,0 224,9 223,8 222,0 219,8 218,8 218,7 219,0 217/i 218,0 0,2380 0,2378 0,2354 0,2340 0,2320 0,2313 Fortsetzuno- am andern Taso 18,89 18,95 19,97 19,59 1 8,04 18,10 19,07 18,71 198,0 191,3 200,0 210,0 247,7 0,2290 250,3 0,2280 258,3 0,2280 245,5 0,2329 Mittel 0,2298 aus den Beob. am 2. Tage. Vielleicht ist dieser letzte Mittelwertli ein wenig zu klein, da l)ei dem mehrstündigen Erhitzen des Schwefels auf 230^ aus dem diesmal nicht ganz gut verschlossenen (wie nachher bemerkt wurde) Schwefelgefäss, etwas könnte verdunstet sein ; gross kann der dadurch entstandene Fehler jedoch nicht sein, da der Verlust jedenfalls nur gering war, und erst ein Verlust von über 1 dcg das Resultat beeinflusst. Beim Herausnehmen hatte der Schwefel bei den letzten beiden Versuchs- reihen eine braunere Farbe angenommen, die namentlich hervortrat, so lange derselbe noch im prismatischen Zustande sich befand. Dieselbe rührt offenbar nach den Beobachtungen von Magnus und Mitcherlich von geringen Spuren von Fett her, oder anderer organischer Substanz, die an der Oberfläche hafte*n bleiben, und nur sehr schwer so weit zu entfernen sind, dass sie gar keine Färbung mehr bewirken. Sonst zeigte der Schwefel keine Veränderung in seinem Verhalten. Aus diesen Beobachtungen geht deutlich hervor, dass der auf ]i()]ier('r Temperatur gewesene Schwefel zunächst eine beträchtlich luihere spezifische Wärme hat, allmählich jedoch wieder die ihm im Zustand der I)ünnflüssigk(nt zukommende annimmt. Im Verlaufe von etwa 24 Stunden ist die geringste spezifische Wärme erreicht, ihr Werth ist, wenn man