'?)m HARVARD UNIVERSITY LIBRARY MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY J5 &-LcQ/Wr H ^^- "^'^ JUL 2 6 1929 Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, VIL Jalugaiig. 1889. Hamburg 189 0. Gedrucia hoi Lütc.ko vt WullT, K. II. Sonats Buclidnickerii. I. Jahresberichte der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten für das Jahr 1889. 1 Stadtbibliothek Bericlit des Directors Professor Dr. Eysseuhardt Aus dem Beamtenpersonale schied am 30 Sei)teml)er der erste Secretair Herr Ärey von Dommer aus. Derselbe war am 27 September 1873 von der Section der Oberschulbeliörde für die Avissenscliaftliclien An- stalten zum Secretair gewählt und richtete am 5 Februar 1889 das durch ein ärztliches Attest unterstützte Gesucli an die Section. ihn wegen Kränklichkeit mit dem 30 September desselben Jahres unter Gewährung der gesetzlichen Pension in den Euhcstand zu versetzen. Diesem Gesuche entsprach die Section durch einen Antrag vom 11 April, Avelcher am 13 Mai die Zustimmung von Senat und Bürgerschaft fand. Zu Ostern des Berichtjahres schied Herr Dr. HoJzhcmsen aus dem Beamtenpersonale aus, nachdem er während des Winters als Hülfsarbeiter hauptsächlich mit der Katalogisirung der Eapp'schen Schenkung beschäftigt gewesen war. Im October trat Herr Dr. Maximilian Schneider aus Hildesheim als Hülfsarbeiter ein. Durch ausserordentliche Hülfsleistungen machte sich Herr Dr. Clirysander um die Bibliothek verdient, da er die Einordnung einer Anzahl musikalischer Werke in den Katalog übernahm. Der Bücherbestand wurde aus den budgetmässigen Mitteln sowie durch einzelne Geschenke um 4216 Nummern vermehrt. Die Zeitschriften, deren einzelne Hefte bei ihrem Erscheinen besonders gebucht werden, sind hierin nicht enthalten. Die Zahl der jetzt gehaltenen periodischen Schriften beträgt 308. Geschenke erhielten wir — in chronologischer Ordnung — von Einem Hohen Senate, den Herren Geh. Admiralitätsrath Dr. Neumayer, des Keichskanzlers Fürsten von Bismarck Durchlaucht, den Herren Baurath Dr. Lanysdorff in Clausthal, Theodor Mehring, Pastor Dr. theol. Bertheau, Archivar Fr. Zimmermann in Hermannstadt, Carl Heitmann, Professor Dr. Reifferscheid in Greifswald, Äd. Schieck, Geheimen ßegierungsrath Dr. Knohlaach in Halle, Professor Dr. Kirchhojf in Altona, H. S. Schivencke, Fräulein Ali7ie Liihhers, der Verwcütung der Commerchibliothek, Herrn Senior Dr. theol. Hirsche. Kammerrath Emil Jonas in Berlin als Vertreter des Herrn Christian Hammer in Stockholm. Ehnund J. A. Siemers, Dr. Kellinyhiisen, A. Berens in Elmhurst (Ilhnois, U. S. A.), Theodor Schön in Stuttgart, IV Stadtbibliothek. Dr. K. O. Bitter von Leitner in Graz, Don Pasqiiale Oarofalo, Herzog von Bonito in Neapel, A. Spihlmann, Generalconsiil Carlos Vega Belgrano, Dr. E. Lindemann in Helgoland, Frau Maria Meyer in Forsteck bei Kiel, den Herren 0. L. Tesdorjf, 0. Fritzsche, Carl F. C. Schneider, Henry des Arts, Chefredacteur Dr. Comandini in Mailand, G. A. von Bargen, Oberlehrer Dr. L. 0. Bröcher, Vorstermann van Oyen im Haag, Chr. Hoest in Kopenhagen, der Kaiserlich Brasilianischen Gesa.ndtscJiaß in Berlin, der Gräfin Emilia del Bufcdo clella Valle, geb. Schmidt in E,oni, der Mathematischen Oesellschaft, Frau Dr. Heibert, dem Library Committee der Corporation of London, den Herren Sittard, Dr. Joh. O^cken, der Geographischen Gesellschaft, der Waarenliqui- dationskasse, dem Architecfen- und Ingenieurverein, dem Mexicanischen Consulat, der Oberschidbehörde , der Gesellschaft Harmonie, dem Vereine für Hamhurgische Geschichte, den Administratoren der Bürger- meister Kellinghxisen- Stiftung, der Cincinnati Chamber of Commerce, der Verwaltung der Königlichen Bibliotheh zu Berlin und dem Natur- ivissenschaftlichen Vereine Hamburg- Altona. Die Verwaltung der Averhoff'sclien Stiftung schenkte der Bil)liothek die Summe von J^ 200 zur Anschaffung des photographischen Facsimiles des Codex Vati- canus Gr. 1209. Für alle diese Gaben hat der Berichterstatter den wärmsten Dank auszusprechen. Die grossartige Schenkung der Frau Senator Rapp von 2991 Bänden ist bereits im vorjährigen Bericht erwähnt worden; dieselbe ist im October des Berichtjahres dadurch ergänzt worden, dass uns Herr Hermann Strebet von der ihm für seine Lebenszeit vermachten Mexicanischen Bil)liothek schon jetzt 160 Bände übergab. Einige der werthvollsten Stücke dieser Schenkung mögen hier mit den gewöhnhch dafür gezahlten Preisen aufgeführt werden. Fr. de Avila, arte de la lengua Mexicana. Mexico 1717. (KiH J^). H. Carochi, Compendio del arte de la lengua Mexicana, por J. de Paredes, Mexico 1759. (84 J^). A. Vazquez Gastelu el Eey de Figueroa, arte de la lengua Mexicana. Puebla 1698. (Die Existenz dieser Ausgabe ist bis jetzt nicht nachgewiesen, der spätere Druck von 1726, den wir auch erhalten haben, wird mit 80 y l)eliebten Bilder aus der Geschichte des ver- lorenen Sohnes dargestellt, der Auszug des reichgeschmückten Jünghngs aus dem Vaterhause, sein Prasserleben, bis er mittellos aus dem Freudejdiaus ge- worfen wird, sein Lel)en als Sauhirt, endlich seine reuige Heimkehr in's Vaterhaus. Aus dem Vermächtniss des Malermeisters J. J. D. Neddermann, aus welchem früher schon die herrlichen Silber-Reliefs mit der Ser- vatius-Legende, eine Anzahl Pesaro-Majoliken mit Me- tallglanz und im vorigen Jahre die schöne Taube von Strassburger Fayence angekauft Avurden, konnte in diesem Jahre noch ein seltenes Stück Nürnberger Fayence vom Anfang des 18. Jahrhunderts, der hier abgebildete Rosette n- krug, angekauft werden. Einem Vermächtniss des Herrn Hans Joachiin Litlimann verdankt die Samndung einige ausge- zeichnete Erzeugnisse des japanischen KunstgeAverbes. Zunächst zwei bronzene HoscUenkrug von Fayence mit blauer, selber, -r, .. , ,. .. . grüiier, luaiigauvioletter Beiualung und Ziimbcschlag. R a U C h e r g e fasse l n höIic .'.8,5 cm. Nürnberg, ea. 17W. Gestalt eines Hahnes und einer Henne, beide gleich ausgezeichnet durch die lel)ensvolle, bei aller Natürlichkeit doch fein stihsirte Wieder- gabe der beiden, die kleine, zierliche Hühnerrace Japans vertretenden Vögel, wie durch den durchaus gelungenen Guss, welcher einer Ueber- a* XVI Museum für Kunst und Gewerbe. arbeitung des GeHeclers nicht mehr l)edurfte. Derartige Räucher- gefiisse in den mannigfachsten, oft dem Pflanzen- oder Thierreicli entlehnten Formen dienten stets nur welthchen Zwecken, wenn der Japaner bei Anlass eines Festes der Jahreszeit, eines frohen Familien- ereignisses oder einer Theegesellschaft guter Freunde in der als Tokonoma bekannten Nische seines Wolmgemaches ein beziehungsvolles Rollbild aufgehängt, daneben in schön geflochtenem Korbe oder alter- thümhcher Erzvase einen Strauss frischer Blüthenzweige nach den Regeln einer behebten Schule der Straussbindekunst angeordnet hatte. Um duftendes Räucherwerk zu entzünden, wurde als drittes Schmuckstück das Räuchergefäss „Koro" auf den ein wenig über den Fussboden des Gemaches erhöhten Boden der Nische gestellt, oft, um es besser zur Geltung zu bringen, auf ein untergebreitetes seidenes Deckchen, oder ein niedriges Tischchen von alter Lackarbeit. Der Rauch ent(iuoll dami in schlanker Wolke irgend einer naturgemäss angeordneten Oeffnung des Koro, bei unseren Bronzen dem Schnabel des Hahnes. Von ganz anderer, ernsterer Gestalt Avaren die Räuchergefässe, deren man sich in den Temi)eln vor den Götterbildern bediente. Die heilige Lotospflanze in strengster Stilisirung ihrer Blüthenkelche l)ot hierfür das bedeutsamste Motiv, die Fruchtkapsel mit der siel)artig durch- löcherten Platte, in welcher die Kerne sassen, zugleich die naturgemässen Oeffnungen für den Rauch, wie solches an mehreren älteren Stücken der Sannnlung zu sehen ist. Weiter verdankt die Sammlung demselben Verniächtniss ein altes Goldlackkästchen, auf welchem Büsche des Kerria-Strauches, welcher mit seinen goldgelben, den R;niuid ?-^ Ol ^ syo Co CO o § a CO (X) OS CO •1—1 £>0 Co 00 Co Sl, OL 0 r- bi:l>- o .2S 0) ^ '^ r^ |S 0 .2 S üO -1- Ol 0 1^ rz:: x^ !^ 0 fJ^ ^ ■ LJ . ^ 'yt ^ 1-^"^ ' 3 00 .2 0 "C' 00 -2 -< ^^ ^ Pm : -« .ü !^ 2 S^-< — 53 ffi .2 >6 Ä K* m ,- -^ 1— i :Ö M ~ c: -j c« 00 ^ 00 Ol ü -1^ Mi'^ P 0) >- 0) t-5 r::: ^ .05 M > |w -i~ m c t^ 0.2 ■;:i 00 '3 rfl " t". CO M Ph 1 1 0 S:5 0 c^ 02 CO fl . ^ G CO ZT OJ cc 00 tK :rj 2 '^ 'S -5 >c CO \0 t^ CO to OJ 0 0 0 0 0 10 CO ic lO -t 0 in CO 0 CO ^ 0 0 CO (M 0 CO 0 ^ •■^ X! CO '"' t— ( CO 00 CO iC 0? ?- OS Ol 1— 1 -+ rH 0^2 0 00 0 0 0 1 0 1 1 1 CO 1 i^ CO ' 0 I 1 o ?- CO CO X^ CD 0 1 1 II «5 1 0 j- 00 1 1 1 -* 1 0 0 T-H i^ 0 rH ^ C^J iC ce 2000 0 1 :^ 1 1 1 1 11 1—1 1— 1 5 264,40 20 50 12 165,35 605,25 0 1—1 00 I— ( t^ — ' >c 1 1 "^ 1 '"' OJ OJ ä ? 'S 5^ Qj o f^ on CO <^ et) .0 0 0 0 0 CO »c CD '* 0/ 0 ^ 0 0 r-1 00 OJ 0 r-^ m CD OJ CO >o ^ CD T— 1 OJ 00 CO •-D nn nH 00 '^ CO OJ 1—1 00 0 0 1 1 v^ 1 1 CO 0 CO lO 1 1 1— < 1 1 ^ - in 10 0 1 1 1 1 l- 0: 0 1 1 1 1 1-1 00 0 1 1 1 1 1-1 CD !> 1 1 1 1 *"* f^ CO co X 1 1 1 CO 1 ^ 0 1 1 1 lO 1 -1 0 Oi i- 0 OJ O! >c 1 1 1 OJ 1 '-' CO 1 1 1 OJ 1 0 OJ 0 0 1 1 1 0 1 1 0 1 1 1 0 1 1 0 OJ OJ 1 1 1 I— 1 1 1 1—1 1 1 1 " 1—1 »0 0 iC CO ^ oa >o 0 0 Ttt 1 »f^ 10 CO -t >o -^ '^ 0 r-> 00 -+ ' CD 1—1 OJ CO 1—1 00 I— 1 '"' 00 CO >o 10 1- OJ OJ -u !-i . ;* >— , 1-5 x^ >;^ G S 1 1— 1 r— ' ►— ' "" HH K* *^ l-* U >-. CS r^ »0 CD i> X OJ Oi 1— XXXVI Museum für Kunst und Gewerbe. Uebersicht der aus Mitteln des Staates und Privater für das Ham- burgische Museum für Kunst und Gewerbe von seiner Gründung im Jahre 1869 bis zum Jahre 1889 einschliesslich beschafften Ankäufe. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. I. Nach tecliiiischen Gruppen. Kleidungsstücke Gewebe, Stickereien, Tapisserien, Sjjitzen etc Bucheinbände und Lederarbeiten Keramische Arbeiten (Fayencen, Porzelhme, Steinzeug, Oefen) Glas und Glasmalereien Möbel und Holzschnitzereien Schnitzereien aus Elfenbein etc Lackarbeiten Schmiedeeisen Bronze, Kupfer, Zinn etc Edelmetalle (Gefässe und Schmuck) Japanische Schwertzieraten u. dgl Emailarbeiten Kleines Geräth aus Metall und anderen Stoflen Korbflechtai'beiten Architektonische Ornamente Arbeiten der polygraphischen Künste Decorative Malereien Verschiedene Techniken im Ganzen . . . Stück Preis Ji, 2 385 859 37 314,88 117 11330,94 1810 101 245,06 239 8 236,19 459 74 043,76 10 178 110 8 426,99 278 18 740,31 335 27 427,89 229 36 120,85 906 28 123,68 62 16 594,57 38 1 915,60 21 498,99 63 3 736 18 659 2 805,25 486 11461,18 6 050 387 244,14 IL Nach geschichtlichen Griipj)en. stück Prei.s J^f Stück Preis ^ Abendland : 1 Prähistorisches 6 375 0 Aeo"VDten 1 250,40 3. Classisches Alterthum . . . . 355 8 282,80 4. V. — X. Jahrhundert .... 87 3 130 5. XL— XV. Jahrhundert . . . . 141 34 971,50 6. XVI. Jahrhundert . . 725 101 823,48 7. XVn. Jahrhundert . . 776 63 390,11 8. XVIII. Jahrhundert . 1 541 76 022,80 9. XIX. Jahrhundert . . 254 15 740,63 10. Galvanos . .* 7 715,50 zusammen ... 3 893 304 702,22 Morgenland: 11. Indien, Persien, Türkei. . . 434 16 794,51 12. China und Japan . . 1 672 64 465,51 13. Anderer Herkunft 51 1 281,90 zusammen ... 2 157 82541,92 Im Ganzen ... 6 050 387 244,14 Museum für Kunst und Gpwerl)e. XXXVII Mit Ausnahme des letzten Jahres, in welchem der Hauptbeitrag erst kurz vor Jahresschluss erfolgte, sind die für die Beiträge Privater bewirkten Ankäufe sämmtlich in der Gesannnt-Uebersicht mit in Rechnung gestellt. Aus dieser Uebersicht ergibt sich, dass unsere Sammlungen nur einen Geldaufwand erfordert haben, welcher zuzüglich der vor- erwähnten, tabellarisch nicht ausgeworfenen Beträge des Jahres 1889 die Summe von J^ 400 000 noch nicht erreicht. Da wir- hoffen dürfen, dass Mancher Angesichts dieser Thatsache sich bewogen fühlen wird, zur Ausfüllung noch l)estehender wesentlicher Lücken der Sammlungen l)eizutragen, geben wir hier noch eine kurze Uebersicht derjenigen kunstgewerblichen Erzeugnisse alter Zeit, welche in unserem Museum gar nicht oder nicht im Verhältniss zu ihrer Be- deutung vertreten sind. Wesentliche Lücken der Sammlung. Bei der für das hamburgische Kunstgewerbe Avichtigsten Ab- theilung, den Möbeln, fehlen uns u. A. : (lothische Schrankmöbel des ] 5. Jahrhunderts. Tyrolei- spätgothische Möbel mit ausgestochenen und bemalten Flachornamenten. Italienische Möbel der Renaissance mit kunstvollen figürlichen Schnitzereien; desgl. in Zirbelholz mit flachen, gravirten oder gebrannten Ornamenten auf ausgehobenem Grund. Tyroler, süddeutsche, Schweizer Möbel der Spätrenaissance mit ein- gelegten Ornamenten. Böhmische Möbel mit eingelegten, vielfarbigen Holzreliefs. Französische geschnitzte Möbel der verschiedenen Stile von Frangois I bis Louis XIII. Boule- Möbel der Zeit Louis XIV. Bronzebeschlagene Möbel des Stiles Louis XVI, auch solche mit farbigen Intarsien oder Einlagen von bemaltem Porzellan oder Wedgwood-Rehefs, engHsche Chippendale-Möbel des 18. Jahrhunderts. Bei den Holzschnitzereien vermissen wir: kunstvolle kirchliche Schnitzwerke mit und ohne Bemalung aus ihrer Blüthezeit, dem Ueber- gang der Gothik zur Renaissance. Feine französische figürliche Flachreliefs, wie sie an den Möbeln der Spätrenaissance vorkommen. Ornamentale Schnitzereien der Wandvertäfelungen der Stile Louis XR' und Louis XV. Der Textil-Saramlung fehlen sassanidische und byzantinische Seidengewebe des frühen Mittelalters, persische Tei)piche des IG. Jahr- hunderts; flandrische und französische Tapisserien des 15. Jahrhunderts; Gobelins der französischen Staatsmanufactur. XXXVIII Museum i'üi" Kunst und Gewerbe. Unter den Bucheinbänden vermissen wir noch die mit Handvergoklung, Bemahmg oder Ledereinlagen verzierten aus den Bibhotheken von Majoli, von Grober und den anderen berühmten Bücherfreunden der Renaissance. Audi in der keramischen Sammlung, so reich sie scheint, sind noch ganz wesentliclie Lücken, sowohl in technischer, als in stilgeschichtlicher Hinsicht. Noch fehlt die ganze Entwickelung der griechischen Töpferkunst von den Anfängen unter orientalischem Einfluß bis zur ihrer Blüthczeit; noch besitzen wir kein l)eispiel der Tanagra-Figuren ; keine der mit farbigen Zinnglasuren emaillirten plastischen Thonarbeiten aus der Schule der Robbia; keine der mit (lold decorirten s])aniscli-maurischen Fayencen ; keine der von Maestro Giorgio zu Gubbio mit rothem Lüster decorirten Majoliken; keines der deutschen emailhrten Gefässe, welche unter dem Namen des Nürn- berger Töpfers Hirschvogel bekannt sind; keine der berühmten Fayencen von St. Porchaire mit den zierlichen gestempelten Arabesken im Stile Henri II; keines der von Bernard Palissy über der Natur geformten emaillirten Schaugefässe mit Reptilien, Insecten, Muscheln und Pflanzen auf kiesigem Grund; keinen deutschen Apostel- oder Jagdkrug mit emaillirten Reliefs; keine Fayencen von Nevers im italienischen Stil; keine Delfter Fayencen mit blauen Landschaftsmalereien von der Meisterhand van P^rytom's; keine Delfter Fayencen mit vielfarbigem Email auf schwarz emaillirtem Grund; keine Fayencen von Sceaux mit feinen Figurenmalereien; keine Winterthurer-Oefen aus den Werkstätten der Pfau; keine deutschen plastisch verzierten Oefen des Hans Krauth, der Hirschvogel und der anderen Nürnberger Hafner der Renaissance. Ganz ungenügend vertreten ist die so reizvolle figürliche Plastik der Porzellanmanufacturen ' von Meissen, Wien, Berlin, Ludwigsburg, Nymphenburg, Höchst, Frankenthal, Fürstenl)erg in Deutschland, von Chelsea und Derby in England, von Sevres in Frankreich, dessen feine figürliche Malereien auf weichem Porzellan auch noch fehlen. Endlich fehlen authentische Arbeiten der Ijerühmtesten keramischen Künstler Japans, des Ninsei und Kenzan, und gute Vertreter des alten chine- sischen Porzellans der „grünen Familie" aus der Regierungszeit der Kaiser der Ming-Dynastie. In der Sammlung der Glasarbeiten vermissen wir die mit Emailfarben fein bemalten venetianischen Gläser des 15. Jahrhunderts, die gekniffenen, sog. Flügelgläser des 16. und 17. Jahrhunderts, die mit schwarzer Emailfarbe bemalten Gläser des in Harburg ge- borenen, üi Nürnberg thätig gewesenen Schajaer, die mit dem Diamanten Museum für Kunst und Gewerbe. XXXIX punktirten Gläser Greenwood's, die eglomisirten Gläser, Glasmosaiken. Auch die Glasmalereien sind nur aufs dürftigste vertreten. In der Al)theilung der Email arbeiten finden wir kein mittel- alterliches Zellenemail, kein durchsichtiges Email auf Relief aus der Spätrenaissance, kein ungarisches Drahtemail. Endlich sind, um eines der wichtigsten Desiderien zu erwähnen, die antiken und italienischen Bronzen und die Gefässc aus Edelmetallen ganz unzureichend vertreten. Eür die letzerwähntc Ahtheilung würde freilich ohne ganz grosse Mittel eine einigermassen übersichtliche Vertretung heute nicht mehr zu beschaffen sein. An deren Stelle würde eine Auswahl der schönsten Silbergefässe der reicheren und älteren Museen in guten galvanischen Nachbildungen Ersatz bieten kfinnen. Auch für viele minder bedeutende technische oder geschichtliche Gruppen liessen sich ähnhche Wunschlisten aufstellen. Die wichtigsten der hier aufgeführten Lücken in der Reihenfolge ihrer vor))ikllichen Bedeutung für das hamburgische Kunstgewerbe auszufüllen, ist die Anstalt in jeder Richtung bemüht. Sie hofft ihrem Ziele näher zu kommen, wenn wie bisher unsere Sammlungen die werkthätige Eörderung Aller finden, welche in der Hebung des hamburgischen Kunstgewerbes eine Förderung öffentlicher und staatlicher Interessen erblicken. Der Besuch und die Benutzung der Anstalt. Besuch der Anstalt im Jahre 1889. Januar 5 302 Februar 4 034 März 9 141 April 11 473 Mai 2 958 Juni 4 149 Juli 4 (120 August 5 2G8 September 5 065 October 4 533 November 3 124 December 3015 62 682 Personen, wovon 25 574 auf die Sonntage kamen. XL Museum für Kunst und Gewerbe. Besuch der Lesezimmer im Jahre 1889. Januar 258 Februar 258 März 267 April 184 Mai 167 Juni 107 Juli 125 August 152 September 121 October 106 November 140 December 114 1 099 Personen. Der Besuch der Sammlungen stieg in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich mit denjenigen des Vorjahres um 13G7 Personen, der Besuch der Lesezimmer um 397 Personen. Während derjenige der Lesezimmer auch während des übrigen Jahres anhielt und den des Vorjahres um 326 Personen übertraf, sank vom Mai an der Besuch der Sammlungen ganz erhebhch, so dass die Zahl der Besucher während des ganzen Jahres um nahezu 20 000 hinter derjenigen des Vorjahres zurückl)lieb. Dieses Ergebniss erklärt sich einfach durch die Anziehungskraft der Hamburgischen Gewerbe- und Industrie- Ausstellung, Avelche während des ganzen Sommers die Theilnahme unserer Gewerbetreibenden und vieler anderer regelmässiger Besucher des Museums in Anspruch nahm. Durch den Fremdenbesuch konnte der dadurch entstandene Ausfall nicht wettgemacht werden. Das Museum für Kunst und Gewerbe und die Hamburgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung im Jahre 1889. Nachdem wir des Einflusses der Ausstellung des verflossenen Jahres auf den Besuch des Museums gedenken mussten, erscheint es angemessen, auch anderer Beziehungen zu erwähnen, in welchen das Museum zu der Ausstellung gestanden hat. Die erste Anregung zu der Ausstellung wurde vom Director des Museums in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kunstgewerbe- Vereins in der zweiten Versammlung desselben am 11. Mai 1886 Museum für Kunst und GewcrlK". XLI gegeben. Dieser in regen Wechselbeziehungen /um Museum stehende Verein verband sich mit dem Gewerbe- Verein zu den Vorarbeiten, welche am 9. Juni lb87 zur Constituirung des Ausstellungs-Comites unter dem Vorsitz des Herrn Albertus Freiherrn von Ohlendorff führten. Der Director des Museums wurde zum zweiten Vorsitzenden erwählt und hat als solcher bis zum Abschluss des Unternehmens lungirt, vorzugsweise an allen auf die Ausstellungsangelegenheiten im engeren Sinne bezüghchen Arbeiten des Comites theilgenommen. In diesem Zusammenhange eine Geschichte der am 15. Mai 1880 eröffneten, am 7. October geschlossenen Ausstellung zu geben, würde die Grenzen unserer Aufgal)e überschreiten. Wohl aber mag es gestattet sein, einen raschen Ueberblick über den Eintiuss des Museums zu geben, welcher in den kunstgewerl)lichen Leistungen in der Aus- stellung zu Tage trat. Wir folgen bei dieser Uebersicht der Gruppirung der Samndungen, wie solche aus der Uebei-sicht ihres Bestandes ersichtlich ist. Wir beschränken uns jedoch auf den unmittelbaren Einfluss, wie solcher auf technischem Gebiete zu Tage trat, da eine Besprechung der Leistungen hinsichtlich ihres Geschmackes ohne eine weiter aus- greifende Kritik nicht von Nutzen wäre, mit einer solchen aber nicht in den Rahmen dieses Berichtes passen würde. Unverkennbar und bis in viele Einzelheiten nachweisbar ist der Eintiuss der Sammlungen auf die Hebung der Kunststickerei, welche hier im Jahre 1877 noch sehr im Argen lag, seitdem zu einer ange- sehenen Stellung sich emporgeschwungen und auch ausserhalb Hamburgs Anerkennung gefunden hat. Besonders auffälhg trat die Benutzung der alten Stickereien unserer Sammlung in den Leistungen der Gewerbeschule für Mädchen hervor, Avelche für die „ausser- ordentlich sorgfältigen und geschmackvollen Kunststickereien" ihres zur Zeit von Fräulein M. Konderth geleiteten Cursus für Kunststickerei mit der Goldenen Medaille und ausserdem mit Ehrenpreisen für die bedeutendste Gesanmitleistung in der Kunststickerei, für hervorragende Leistung in der Goldstickerei, und für ein neues Verfahren (Leder- application auf Atlas) ausgezeichnet wurde. Den hervorragenden Leistungen dieser Anstalt schlössen sich zahlreiche Leistungen theils von Stickerei -Geschäften, theils einzelner Damen an, deren vom Preisgericht ebenfalls ausgezeichnete Arbeiten zum Theil auf den Unterricht in der Gewerbeschule für Mädchen, zum Theil auf den Einfluss des Ateliers für Kunststickerei von Frau Dr. Marie Meyer zurückzuführen waren, welches selbst nicht ausgestellt hatte. Daneben erschien als eine Leistung von künstlerischer Eigenart der von Hermann XLII Museum für Kunst und Gewerbe. Schmidt ausgestellte figurenreiclie Fries mit einem mittelalterlichen Hochzeitszuge, welchem der Ehrenpreis für die vorzüglichste Einzel- leistung in der Kunststickerei zu Theil wurde. Wird sich eine Spitzen-Industrie hier auch nicht entwickeln, so ist doch seit einigen Jahren das Klöppeln von Spitzen, welches auch in der Gewerbeschule für Mädchen wieder gelehrt wird, hier eine von Damen zu eigenem Gebrauch vielfach geübte Handarbeit geworden. Eine Reihe der von Lehrerinnen des Klöi)pclns ausgestellten Muster Hessen sich auf alte Vorbilder in der bis dahin noch sehr geringen Spitzensammlung des Museums zurückführen. Von der Meyer'schen Schenkung dürfen wir in dieser Hinsicht neue Anregung erwarten. Nicht minder unmittelbaren Einfiuss der alten Vorbilder des Museums zeigten die Bucheinbände mehrerer Aussteller. G. Jcbsen, welcher für seine „in Handvergoldung oriuimentirten, stilgerechten und technisch vortreffHch ausgeführten Bucheinbände, sowie für vorzügliche Ledermosaik-Arbeiten" die Goldene Medaille erhielt, gehört zu den eifrigsten Benutzern unserer Bibliothek und Samndung, deren feine Handvergoldungen im Stile der berühmten französischen Einbände der Eve und des Le Gascon vun ihm neu belebt worden sind. Unsere türkischen Bucheinbände des 10. Jahrhunderts mit ihren durchbrochenen Lederornamenten auf farbiger Stoffunterlage hatten F. Hildchrandf Anregung zu einem neuen decorativen Verfahren gegeben. Nirgends trat der Nutzen des Museums unmittelbarer hervor, als bei den Ausstellern von geschnittenen, getriebenen, ge- punzten, bemalten Lederwaaren. Allen voran Georg Hiilhe, welcher vor einem Jahrzehnt von dem aus der Weigerschen Sannnlung erworbenen spätgothischen Nürnberger Einband mit der Hasenjagd und von einigen portugiesischen Stühlen mit gepunztem Lederbezug die erste Anregung zu dem technischen Verfahren empfing, welches er seitdem zu so hoher Meisterschaft weiter entwickelt hat und in seinen üljer 200 Arbeiter beschäftigenden Werkstätten, den grössten ihrer Art in Deutschland, betreibt. Er wurde für „in jeder Beziehung, nach Gomposition und Technik, plastischer wie coloristischer Be- handlung, gleichmässig vorzügliche Arbeiten der Ledertechnik, ins- besondere auch für Einführung des Leders als Material des Raum- und Mobiliarschmuckes" mit der Goldenen Medaille, ausserdem für die schönste, technisch vollendetste und geschmackvollste Verwendung ge- schnittener, getriebener und gepunzter Leder zu Möbelbezügen, für die schönste Gesammtleistung in dergleichen Ledern für decorative Zwecke, und für die geschmackvollste Gesammtleistung in der heraldisch richtigen Anwendung des Hamburgischen Wappens zur Verzierung Miisüuin für Kunst und Gewerbe. XLIII kunstgewerblicher Erzeugnisse mit Ehrenpreisen ausgezeichnet. Hulbe steht aber nicht allein in diesem, aus den Anregungen des Museums hervorgewachsenen Industriezweige ; aus seinen Werkstätten sind jüngere tüchtige Vertreter desselben hervorgegangen, zuerst Hendrik ScJntIze, später H. Jacohsen, welche beide mit der Silliernen Medaille und ausserdem einem Ehrenpreis, der erstere für „gute farbige Behandlung der Lederarbeiten", der zweite für einen „Hubertusstuhl", „als voll- kommene Leistung in getriebenem und gepunztem Leder ohne Be- malung" ausgezeichnet wurden. Auch bei anderen Ausstellern, dar- unter Hermann Schmidt, zeigten sich Anfänge weiterer Ausdehnung dieser in dem hamburgischen Kunstgewerbe eine so hervorragende Stellung einnehmenden Technik. Die keramische Industrie, deren Leistungen in Hamburg sich mit vereinzelten Ausnahmen auf die Herstellung von Oefen und Kaminen beschränken, hatte ihren Hauptvertreter in Ä. H. Wessely, welcher .,für hervorragende technische Leistungen, besonders in der AuAvendung com])inirter farbiger Glasuren und der Herstellung grosser Werkstücke, sowie für die Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse" mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Der für „die schönste, mit Blaumalerei auf roher Glasur verzierte Fayence" ausgesetzte Ehren- preis wurde ihm ebenfalls, für den mit hamburgischen Ansichten aus den Abbruchsvierteln bemalten Ofen, in welchem die alten hambur- gischen Oefen, der Stolz unseres Museums und des hamburgischen Kunstgewerbes im 18. Jahrhundert, Aviederbelebt worden sind. Ein anderer Aussteller J. E. Böse, welcher für gediegene Leistungen in einfachen Oefen die Silberne Medaille und einen Ehrenpreis „für einen Kachelofen für ein bürgerliches Wohnzimmer" erhielt, hatte das Hache Blumen-Rehef der Kacheln, die wappengeschmückten Sockel und die Dreieckgiebel der alten Lüneburger Oefen unserer Sammlung einem von W. Weimar entworfenen, mit durchgeführtem Sonnenblumenmotiv verzierten Ofen zu Grunde gelegt. Nachbildungen unserer Konen- Fayencen, darunter diejenige unserer grössten Prunkschüssel mit roth- blauem Behangmuster, wie sie Böse, verschiedener Delfter, Rouener und italienischer Fayencen, wie sie Wessely ausgestellt hatte, werden ohne Zusammenhang mit einer eigentlichen Thonwaaren -Industrie, welche Hamburg fehlt, nicht zu grösserer Bedeutung gelangen, sind aber immerhin als Beweise eines Strebens, dessen Erfolge auf die Ofen- Industrie anregend zurückwirken können, bejichtenswei-th. Die Kunst- gewerbliche Werkstatt in Hamburg, vormals R. Bichweiler, in Altena, welche u. A. die Herstellung plastisch verzierter Thongefässe betreibt, hat sich in neuerer Zeit gleichfalls der Ofen-Industrie zugewandt. XLIV Museum für Kunst und Gewerbe. Dass in den zahlreichen von Zeichenlehrerinnen, Schülerinnen und Dilettantinnen ausgestellten Malereien auf Fayence und Porzellan Lese- früchte aus den Vorhildersanimlungen des Museums in Fülle gehoten Avurden, mag mir nehenhei erwähnt werden. Ist auch das sich hierin bekundende Streben nach Vervollkonnnnung ein erfreuliches, so kranken derartige keramische Malereien doch zu oft daran, dass die sich mit ihnen befassenden Damen die schwierige Kunst nicht mit der erforder- lichen Ausdauer und öfter unter der Leitung von Dilettantinnen als in ernster Lehre sich anzueignen suchen und zu bald nach den ersten kleinen P'reuden, welche eine unter wohlwollender Nachhülfe halbwegs gelungene Arbeit ihnen bereitete, flugs für den, persönliche Eiick- sichten nicht anerkennenden Markt zu schaffen beginnen, wo dann bittere Enttäuschungen nur zu bald sich einstellen. Bei der Mob el -Industrie, welche in ihren, auf Verarbeitung des Holzes beruhenden technischen Hülfsmitteln kaum einer Er- weiterung über die ihr jetzt zur Verfügung stehenden Verfahren fähig ist, könnte der Einfluss des Museums in dieser Hinsicht nicht so un- mittelbar nachgewiesen werden, wie auf denjenigen Gebieten, wo es sich zugleich um neue Anwendung technischer Verfahren handelt. Dessenungeachtet kann hier auf die Wiederbelebung der in den Vier- landen heimischen, im Museum vielfach vertretenen Art der Holz- Intarsia durch Jul. Rudolf Loose, welcher „für vorzüghch ge- arbeitete Intarsien und für anerkennenswerthes Bestreben in charak- teristischer Auffassung alter Vorbilder" die Goldene Medaille und einen Ehrenpreis, auf die vorzüglichen Relief -Intarsien von Franz Zieghr (Goldene Medaille) und F. Schild (Sil])erne Medaille), welche die Technik des Fourdinois'schen Buchdeckels unserer Samm- lung aufgenommen haben, und ganz besonders auf die zahlreichen Kerbschnitzereien hingewiesen werden. Was eine ganze Reihe von Ausstellern, allen voran Das rauhe Haus in Hörn und der Lehrer William Sfrüve (Beide mit der Silbernen Medaille ausgezeichnet), weiter mehrere Schülerwerkstätten und Knabenhorte in der Nutz- anwendung der für die erziehliche Knabenhandarbeit so sehr in Aufnahme gekommenen Kerbschnitzerei vorführten, ist in seinen von den beiden erstgenannten Ausstellern ausgegangenen Anfängen in Hamburg auf die Anregungen unserer reichen Sammlung von mit Kerbschnitten verzierten Geräthen des 17. und 18. Jahrhunderts zurückzuführen, deren vielseitige Vorbilder auch von Erwachsenen, welche die Kerbschnitzerei als einen nützlichen Zeitvertreib pflegen, fleissiü- benutzt worden sind. Unverkennbar war auch der mittelbare Einfluss unserer niederländischen im I(i.--17. Jahrhundert entstandenen Museum i'iir Kunst un^ Denofh, welcher „für seine vorzüglichen figuralen Schnitzarbeiten, künstlerische Auffassung, technische Vollkommenheit in der Behandlung des Holzes, sowie für feine Farbengebung" die Goldene jMedaille und vier Ehrenpreise (darunter den grossen Ehren- preis der Bürgermeister Kellinghusen's Stiftung) erhielt, hatte eines seiner Hauptstücke, die mit klassischen Figuren reich geschmückte italienische Brauttruhe (schon die zweite für englische Bestellung), gleichfalls dem Vorbilde eines Museums entnommen, aber nicht des unserigen, da unsere Mittel uns nicht gestatten, kunstvolle Möbel von dem hohen Werthe der Niobiden-Truhe und der Truhe mit dem Triumph des Neptun im Kunstgewerbe -Museum zu Berlin anzuschaffen. Das schöne Bux-IVIedaillon mit dem Bildniss des Werner Rolefinck in unserer Samnüung hatte Denoth unmittelbar angeregt. Bildnisse moderner Menschen in ähnlicher Darstellungsweise nach dem Leben zu schnitzen. Waren von den handjurgischen Schmiedearbeiten die eigen- artigsten und bedeutendsten, jene, welche die öffenthchen, unter der künstlerischen Leitung des Ober-Ligenieurs Fr. A. Meyer stehenden Anlagen und Bauten unserer Stadt schmücken, auch als Ausstellungs- gegenstände kaum vertreten, so zeugten doch andere Leistungen, Avie sie von H. C. E. Eggers (0 Co. und Emil Mag & Herynann (Beide mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet) vorgeführt wurden, davon, dass auch andere technische und stilistische Richtungen in der Ver- arbeitung des Schmiedeeisens hier im Laufe der letzten Jahrzehnte zu guter Geltung gekommen sind. Li der Ausstellung von Ed. Schmidt & Sohn (Silberne Medaille und Goldene Medaille der Ham1)urgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe) konnte man schmiedeeiserne Tischleuchter sehen, welche auf gute alte Vorbilder unserer Sammlung zurückzuführen waren. Von den Edelmetall- Arbeiten ist in diesem Zusammenhang kaum etwas zu berichten. Lnmerhin weckte die Ausstellung solcher Arbeiten die Hoffnung, dass auch hier aus tüchtigen Anfängen eine in künstlerischem Boden wurzelnde und alle technischen Verfaliren beherrschende Lidustrie erwachsen möge, der es dann auf ihren Wegen an guten Vorbildern in unseren Sammlungen nicht fehlen soll. Nicht minder werden die mannichfachen Lidustrieen der unedlen Metalle der Hebung ])edürfen. Die wenigen hervorragenden Leistungen auf kunstgewerblichem Gebiete in engerem Sinne — z. B. die ge- XL VI Museum für Kunst und Gewerbe. triebenen Kupferarbeiten der Kunstgewerblichen Werkstatt in Hamburg, vormals R. Bicliivcilcr, in Altona, (davon u. A. die durch- brochenen feinen Arbeiten zurückzuführen auf persische durchbrochene Messinggefässe des Museums), der Bronze-Mörser O. Mader's (nach dem Vorbilde alter Apotheker-Mörser der Sammlung modellirt von Carl Oarhers unter Leitung von Richard Thiele), das von A. W. Knoblich aus- geführte Kästchen mit gravirten Messingbeschlägen (nach Motiven unseres Elbinger Schränke«, gezeichnet von Hugo Groothoff) Hessen nur das allgemeine Zurückbleiben auf diesen Gebieten desto auffälliger erscheinen. Ein erfreulicheres Bild boten die Korbflechtarbeiten, bei welchen der belebende Einfluss unserer erst vor wenigen Jahren an- gelegten Sammlung altjapanischer K(>rl)e auf das augenfälligste beobachtet werden konnte. Henning Ahrens erhielt für seine vorzüg- lichen Nachbildungen dieser Körbe die Goldene Medaille und den Ehrenpreis, welcher „für die schönste, aus mindestens zehn verschiedenen Mustern bestehende Reihe geflochtener Blumenkörbe" ausgesetzt war. Von diesen Nachbildungen ist Ahrens jetzt mit bestem Erfolge zu Neubildungen an der Hand der alten japanischen Muster fortgeschritten. Was ihm in der Ausstellung noch fehlte, die dunkele, kastanienbraune oder bronzefarbenc Patina, mit welcher auch die neuen japanischen Körbe besserer Art versehen werden, ist er nach der durch Vermittelung des Museums aus Japan bezogenen Anweisung nachzuholen jetzt bemüht. Welchen Nutzen eine Sammlung wie diejenige unserer Körbe selbst auf fernliegenden Gebieten zu haben vermag, zeigen die That- sachen, dass z. B. Hulbe die RandbeHechtung der feinen Körbe aus spanischem Rohr mit glücklichem Geschick auf die Randbeflechtung vieler Lederartikel übertragen und dass Hendrik Schulze die sich für die Wiedergabe in Lederschnitt besonders eignenden Körbe als Behälter der Blumen auf decorativen Lederfüllungen öfters an Stelle der sonst üblichen Vasen von unbestimmtem Stoffe verwendet hat. Dass bei der Ausstellung der für ihre „treffliche Gesammt- leistung" mit der Goldenen Medaille ausgezeichneten „Allgemeinen Gewerbeschule und Schule für Bauhandwerker" die Benutzung mannichfacher Vorbilder des Museums beim Unterricht im kunstgewerb- lichen Zeichnen im Allgemeinen, in den kunstgewerblichen Fachklassen und im decorativen Malen beobachtet werden konnte, bedarf bei der räumlichen Vereinigung und den Beziehungen der beiden Anstalten keiner näheren Ausführung. Zum Schlüsse sei auch erwähnt, dass der Zeichner unseres Museums Wilhelm Weimar als Aussteller „für seine trefflichen kunst- gewerblichen Entwürfe, für seine feinfühligen Aufnahmen zum Zettel- katalog des Museums, sowie für die Zeichnungen zu dem Führer durch Chemisches Staats-Lahoratoi-ium. XLVII das Museum'' die Goldene Medaille und einen „für die beste Gesammt- leistung in kunstgewerblichen Entwürfen" gestifteten Ehrenpreis erhielt. Der illustrirte Führer, für welchen die von unserem Zeichner ausgestellten Aufnahmen bestimmt waren, liat in seinem schon begonnenen Druck unterbrochen werden müssen, weil die neuen Räume, welche wir durch den Auszug des Museums für Völkerkunde gewinnen, eine Umstellung und Neuordnung mehrerer Gruppen unserer Sammlungen zur Folge haben werden, worauf der Führer Rücksicht nehmen muss, wenn er nicht alsbald nach seinem Erscheinen unbrauchbar werden soll. 5. Chemisches Staats-Laboratorium. Bericht des Direktors Professor Dr. F. Wibel. Hinsichtlich der allgemeinen Verwaltung der Anstalt ist aus Allgemeine dem vergangenen Jahre Folgendes zu berichten: Unter dem 22. Januar 1889 wurde dem Berichterstatter durch den Herrn Präses der Ersten Section. Herrn Senator Stammann Dr.. die Äfittheilung gemacht, dass E. H. Senat denselben zum ordentlichen Mitgliede der Berathungsbeh()rde für das Zollwesen ernannt habe. Diese Ernennung erfolgte auf Grund des ^^ ?> des (lesetzes betreffend die Organisation der Zollverwaltung vom 11. Mai 1888, in welchem bestimmt wird, dass von den vier vom Senate zu berufenden ordentlichen Mitgliedern die Vertreter der Naturwissenschaften und der Technik „vorzugsweise aus der Zahl der Directoren der wissenscliaftlichen Staatsanstalten zu entnehmen sind", und dass eine solche P)erufung auf die Dauer von sechs Jahren mit Zulässigkeit der Wiederwahl sich erstreckt. Die Constituirung der genannten „Berathungsbehörde" fand am 7. Februar 1889 statt, und hat der Berichterstatter an deren ferneren Sitzungen und Arbeiten regelmässigen Antheil genommen. Ausserdem ist, wie bereits im vorigen Jahresbericht zu verzeichnen war, das Chemische Staats-Laboratorium bez. dessen Vorstand mit dem Schlüsse des Jahres 1888 als staathche Instanz für die zollamtliche Prüfung der Branntwein-Denaturirungsmittel bestimmt worden. So erfi-eulich einerseits die hiermit verknüpfte abermalige Er- weiterung der Thätigkeit des Institutes ist und so bereitwillig deshalb der Berichterstatter sich derselben unterzogen hat, so ist doch andrer- seits nicht zu verkennen, dass mit derselben auch ernste Gefahren und Bedenken für die Gesammt- Wirksamkeit der Anstalt verbunden sind. Denn wenn schon das Wachsthum in der Anzahl der an dieselbe gerichteten Forderungen die Arbeitskräfte ihrer wenigen Beamten über- steigt, so geschieht dies noch in erhöhtem Maasse durch die Vielseitigkeit XL VIII Chemisches Staats-Laboi'atoriuin. und Mannichfaltigkeit der gestellten Aufgaben. Um eine allseitig be- friedigende Leistung des Institutes zu sichern und um namentlich die Innehaltung der demselben in seinem Statut von 1878 zugewiesenen Gesammtthätigkeit zu ermöglichen, würde daher der Berichterstatter schon früher gezwungen gewesen sein, eine Vermehrung der Arl)eits- kräfte und deren ersiDriesslichere Organisation zu beantragen, wenn nicht die lieschränkten Räumlichkeiten und dei'en gänzliche Unbrauch- barkeit für ein den heutigen Ansprüchen genügendes chemisches Institut jenen notliwendigen Umgestaltungen ein unübersteigliches Hinderniss darböten. Der Neubau eines Laboratoriums ist deshalb sowohl hin- sichtlich der Raumansprüche als auch bezüglich der Raumvertheilung und Art der Einrichtung die unal)weisbare Vorbedingung für die den so viel weiter gesteckten Zielen entsprechende und genügende Leistungs- fähigkeit der Anstalt. In dieser Erkenntniss hat der Berichterstatter im April 1889 eine darauf bezügliche Denkschrift ausgearbeitet und dieselbe nebst den entsprechenden Anträgen an P^ine S. T. Erste Section eingereiclit. wobei die vielfache Wechsell)eziehung mit dem unter ähnlichen Schwierig- keiten leidenden Physikalischen Staats -Laboratorium eine gemeinsame Ausarbeitung derselben mit dessen Vorstand nicht nur wünscliensw-erth machte, sondern gradezu bedingte. An dieser Stelle kann und muss von diesem für die Entwicklungsgeschichte unseres Institutes so ein- schneidend und fundamental wächtigen Schritte als von einem historischen Acte natürlich mii- einfach berichtet werden, wohl al)er wird es dem Unterzeichneten nicht verübelt werden, wenn er damit den Ausdruck der Hoffnung verbindet, dass die in jener Angelegenheit von ihm entwickelten Gesichtspunkte und Wünsche bei den maassgebenden Behörden eine geneigte Aufnahme und Förderung finden. Bauliche Auf baulichc Aenderungen von irgend neimenswerthem Umfange Aenderxingen. j^^^^j.^ gjj^ f|^j. q\\q ]^<^| verzichtet werden und ist deshalb auch aus dem Berichtsjahre Nichts darül)er zu verzeichnen. Neu- Aus dem Reste der für die laufenden Ansgal)en aufzuAvendenden anschattungen. ]^-|.j.gj gjj^^| angeschafft Worden: 1 Satz Normal-Thermometer, 1 Satz Normal-Alkoholometer, 1 Vorjersches Vergleichsspectroskojj mit Stativ, 1 Körtinf/sche Wasserluftpumpe mit Vacuummeter, 1 Batterie von 6 Tudor-Accumulator-Elementen von Mülle?' & Einbeck und dazugehörige Nel)enapparate, wie z. B. 1 Elementenzähler von H. ScJurencltc. (lesciinnke. An Geschenkcn sind dankend zu verzeichnen 1) für die Bibliothek: Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten Bd. VI (1888), von der S. T. Ersten Section der Oberschulbehörde, Uebersichten des Hamburgischen Handels im Jahre 1887 u. s. w'. von dem Handelsstatistischen Bureau, C'liL'iuisclies Staats-Laljoraturimu. XLIX Jahrgänge VIII— X (1887 — 89) des Archivs der Seewarte von der Direction der Seewarte bez. Herrn Geh. Eath Prof, Dr. Neiimayer u. A. ; 2) für die Sammlungen : verschiedene Stufen Gokh|uarz und Kupfer- erze aus Chile von der Norddeutschen Affinerie. verschiedene Proben spanischen Saffrans von Herrn John A. Rohinow , eine Suite von Salpeter-Gesteinen und -Raffinaden aus Chile von Herrn 0. W. Benthien, 9 Kistchen verschiedener Sorten Kieseiguhr von den Herren Q. W. Reye & Söhne, 8 Musterbücher der Fabriken von Beit & Philipid von Herrn Dr. 0. Phüippi, grössere Mengen reinen Wismuths und reinen Antimons von dem Berichterstatter u. s. w. Die im vorigen Jahresbericht erwähnten, durch eine besondere TLätigkeit im Zuwendung von befreundeter Seite dargebotenen Mittel gewährten noch ^^^s^^*''^^"- bis April die Mithülfe des Herrn Dr. 0. Helmers bei den Arbeiten, Die aus der nachstehenden U e 1) e r s i c h t in ihrem Wachsthume auch ziffernmässig erkennbaren Anforderungen konnten mit dem gewöhnlichen Personalbestande nur dadurch einiger- maassen bewältigt wei'den, dass die Unterrichtsthätigkeit möglichst eingeschränkt wurde. Ausser den in jener Uebersicht verzeichneten Arbeiten beanspruchten noch die durch Polizei-Beamte im Laboratorium ausgeführte amtliche Petroleum-Controlle und die Controlle für Nahrungsmittel u. s. w. mannichfache Mitbetheiligung Seitens der Laboratoriums-Beamten. Eine ganz aussergewöhidiche Leistung wurde aber durch die Nothwendigkeit bedingt, die Bildiothek des Institutes einer Neuordnung zu unterziehen. Nicht nur die im Laufe der Jahre eingetretene, speciell auch durch zahlreiche Broschüren und Monographieen bewirkte Vergrösserung der- selben forderte die Inangriffnahme dieser Arbeit, sondern namentlich der Umstand, dass der vorhandene Raummangel zu einer anderen Aufstellung der Bücher zAvang, wodurch sich die auch sonst unalj- weisbare Aenderung in der systematischen Gruppirung als doppelt unvermeidlich ergab, falls die Nutzljarmachung der Bibliothek für die Laboratoriumszwecke nicht beeinträchtigt werden sollte. Es ist in dem Berichtsjahre gelungen, den Zettel-Catalog fertig zu stellen und hat sich dabei ein Bestand der Handliibliothek ergeben an Werken und grösseren Schriften = 289 Nummern in ca. 700 Bänden, Broschüren, Heften und Separatabdrücken =501 Nummern. Aus den im Laufe des Berichtsjahres erledigten Untersuchungen etc. der einzelnen Arbeitsgebiete seien im Nachstehenden einige der be- merkenswertheren hier zur allgemeineren Kenntiiiss kurz augedeutet. CIliL'iiiisclifs Staats-Laboraturiuin. Uebersicht über die Seitens des Chemischen Staats -Laboratoriums in 1889 ausgefühi'ten Untersuchungen, abgestatteten Gutachten, Berichte etc. I. 11. a. 1). c. III. IV. V. a. b. c. d. e. f. VI. VII. VIII. Allseiiieiiie A'^erwaUuiis : 84 Uiitcrsiichmigcn und (Jiitaclilcii liir dlcriclik': Mord, Körperverletzung, Sittenverbrechen, ver- dächtige Todesursachen (Gifte, Flecken u. s. w.). 19 Brandstiftung, Explosionen u. s. w 3 Medicinalpi'uscherei, Nahrungsmittel, Betrug, Schrift- vergleichuug, Sachbescliädigung u. s w 12 34 Vprliantiliiiiffeii vor den (U'i'icliten 7 V('rliiiii(lliiiii;cii vor dem riit<'rsiK'liiiii<;s:;e richte und damit verlnmdeiic l iitorsiichun^cn. .\iisgi'a billigen. SectioiuMi und Correspondenz u. s. av. 15 Untersuehunnen, (iulatliten und Berichte für Bledicinal- burean, Polizei- und andere IJehörden: Verdächtige Todesursache, iVaglicheVergiftung u. s. w. 15 Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände 134 Fabriken und gewerbliche Anlagen 51 Al]"'emeine sanitäre Untersuchungen 17 38 Diverse andere Untersuchungen und Gutachten .... Untersuchungen, Gutachten u. s. w. in Zoll-Sachen. . 15 270 Besichtigungen von Fabriken, geAverblicheu Anlagen u. s. w 26 Conferenzen und Commissionen mit anderen Behörden 18 Untersuchungen aus eigener Initiative 34 Zusammen 488 gegen 314 Nummern in li Chemisches Staats-Laburatorium. LJ 1. Untersuchungen und Gutachten für Gerichte. (Uebersicht uuter II.) Journal No. oo, 47, 445. Eiiigeliendere Analysen gericlitlich besclilagnalimter Butter-Proben. Butter-Proben, von welchen nur eine als reine Naturbutter sich ergab, während die anderen theils die überhaupt verbotene Mischbutter mit 40 — 50 '*/o Zusatz von Fremdfetten, theils Margarine mit zu hohem Gehalt an Milchfett darstellten. „ 187. Fall K. Gegenüber dem Verdachte, dass der Tod des Kindes verdachtauf K. durch eine falsche Bereitung oder Dosirung einer Opium- , '^*^fs'*'*^°» '^ Ol' (hircli Opiiiin- Tinctur herbeigeführt worden sei, konnte durch die Unter- Tinctm- als un- suchung des allerdings sehr kleinen Restes der Medicin mit '^^«'""'^'1^* ''''■ wiesen. Sicherheit festgestellt werden, dass ein Versehen Ijei deren Bereitung ausgeschlossen war. „ 154, 160, 194, 19(5, 215, 216. Fall B. In dem bekannten Criminal-Uiitersuchungen process Benthien rect. Ahrens wegen Lustmordes waren eine ^"^ Jll'^^l"'"'' ^ ^ an Kleidungs- grosse Anzahl von Objecten (Kleider, Hüte, Messer u. s. w.) stücken, Mes.ser auf Spuren . von Blut zu untersuchen. Waren dieselben in ^^" ^' ^" dieser Hinsicht durchweg negativ, so konnten doch in ehi- zelnen Fällen die verdächtigen Flecken direct auf Taback, Schweiss und Schmutz u. dgl. zurückgeführt werden. „ 200, 268. Fall T. K. bezw. A. Bezüglich des Todes des K. war Falsche der Verdacht auf falsche Dosirang der Medicin (Morph. ''°';;;^^^j7"' acet. 0,20, Aq. dest. 20,00) entstanden. Dieser Verdacht (Morph, acet.;. wurde allerdings durch die Untersuchung grell bestätigt, da nach verschiedenen Untersuchungsmethoden 1,62 — 1,97 grm. Essigs. Morphin, also etwa das Zehnfache der verschriebenen Menge gefunden wurden. Andererseits gelang es nicht, in den zur Prüfung überwiesenen Leichentheilen und Harn des Verstorbenen Morphin nachzuweisen, wobei jedoch zu be- merken ist, dass nur ein sehr kleiner Bruchtheil der Medicin factisch eingenommen Avorden war. ,, 225, 253. Fall M. & J. c. A. & S. Dieser durch das Hanseatische Verblassen von Oberlandesgericht zugewiesene Fall machte eine sehr ausue- ß""t*ii""ck- . ' Plakaten durcli dehnte Keihe von Untersuchungen nothwendig, da es sich Licht oder um den Entscheid der Frage handelte, ob das unerwartet ^^^«"lisch wirkende Stofte. schnelle Verblassen von Buntdruck-Plakaten lediglich durcli das gewöhnliche Tages- resp. SonnenHcht d. h. also durcli die Auswahl allzu empfindlicher Farben veranlasst sei, oder durch andere eine Zersetzung der Farben bewirkende chemische oder sonstige Einflüsse, welche sich bei der Versendung und LII Chfinisches Staats-Laljorat-orimn. Gemein- Kffährlichei' (ii'braucli von S|ircngstotten. J(juinal weiteren I5rmit/iinj; der Plakate geltend <;eniaelit hätten. L)ie vorher Gerichtsseitig zuge/ogenen praktischen Sachverständigen hatten ein völlig ungenügendes und unbrauchbares Gutachten abgegeben. Durch eingehende und umfassende Versuche über . die Einwirkung aller möglichen hier etwa, in Betracht zu ziehenden Gase und Dünste auf die noch unverändert er- haltenen riakat-Proben, durch vergleichende Untersuchungen über den Einiluss der künstlichen Lichtquellen (Gas und Electrisches Licht) und endlicli durch gleichzeitige Controll- prüfungen über die Einwirkung des zerstreuten Tages- und des directen Sonnenlichtes konnte der zweifellose Beweis erbracht werden, dass lediglich die letzteren Ursachen bei dem in Frage stehenden Verblassen der Plakate wirksam gewesen waren. So lobend man sich über das warme Colorit der ursprünglichen Kunstdrucke äussern konnte, so sehr musste man tadeln, dass um dieses vorübergehenden Effektes willen in der Wahl der Farben nicht die genügende Vorsicht beob- achtet war, ein Versehen, für welches die hiesigen Fabrikanten schwer zu büssen hatten. No. 285. Fall S. Diese Untersuchung betraf die Exjjlosionskörper, mit welchen der sogen, „geheime Oberfeuerwerker" die städtische Bevölkerung seit Jahren in Angst und Schrecken versetzt hatte, bis er endlich zur Rechenschaft gezogen weixlen konnte. Die von ihm in Strassen- und Treppenwinkel oder selbst in Häuser gelegten „Kanonenschläge" bestanden aus einer inneren Patronenhülse von b cm Länge, 1 V-j cm innerem und 2 Vz cm äusserem Durchmesser und einem aus Pappe, Bindfaden und Leim in verschiedenen Lagen über jene Hülse hergestellten Mantel, so dass der ganze Körper schHesslich etwa Faustgrösse erlangt hatte. Welchen Aufwand mit Pappe, Bindfaden und Leim der Verfertiger getrieben, erhellt am besten daraus, dass von dem Gesammtgewicht der fertig beschickten Bombe mit ca. 330 grm. nicht weniger als ca. 300 grm. auf jene Materialien kommen. Die innere Hülse war nach Oben zu bis auf einen kleinen Kanal zusammen- geschnürt; der so entstandene untere grössere Theil enthielt ca. 25 grm. Sprengmaterial, der obere kleinere ca. 3 — 4 grm. Schiesspulver und eine aus Zündschwamm hergestellte etwa 5 cm herausragende Lunte , durch deren Anzünden die Explosion bewirkt wurde. Um das Glimmen derselben zu Chemisches Staats- Lahoraturiuiii. LllI Journal. verdt'ckeii war dieser Tlieil mit einem oben uielit ganz geschlossenen Papierkegel mit Luftlöchern umschlossen, und um das Ganze mögiiclist unsichtbar zu machen war Alles mit schwarzer Farbe überstrichen. Der Sprengstoff selbst stellte ein braunes Pulver ohne Körnung und (ilanz dar und bestand der Untersuchung zufolge aus 80 Th. Kaliunichlorat. 1 1 Th. Schwefel und (> Th. Kohle, also dem in der Technik bekannten. aber nicht käuflich zu habenden wirksamen Percussionspulver. Nach diesem Befunde musste die gestallte Frage, ob das verwendete Material als ein „Sprengstoff"' im Sinne des Sprengstoftgesetzes vom 9. Juni 1884 anzusehen sei, diesseits unbedingt bejaht werden. S. Avurde zu 1 8 Monaten Zuchthaus verurtheilt. No. 2()o. Fall C. Diese gegen einen ..chemischen Collegen" sich Betrügensdior • ITT- 1 1' 1 -1 \^ 1 i- Vorkauf von richtende L'ntersuchung aut betrügerischen Verkaut von Rgcopten zur Recepten zur Reinigung von Oelen und Fetten, namentlich R«nnigung, von Schmalz, an verschiedene hiesige Fabrikanten forderte ^^^ q^^^^ ^^^ die BeantAvortung der beiden Fragen, ob die betreffenden Fetten. Recepte die versprochenen Wirkungen überhaupt haben können oder ob dies nicht der Fall, und ob dem Angeschuldigten als „Chemiker" die Wirkungslosigkeit bekannt sein musste. Unter den von C. auf seinen Recepten empfohlenen Mitteln spielte das stets wieder genannte geheimnissvolle, nur durch ihn zu beziehende „Reactif" eine hervorragende Rolle. Dassell)e bestand der Untersuchung zufolge aus ganz gewöhnlicher Kieseiguhr (Infusorienerde). Selbst von dieser • dürfte sich aber sowenig wie von einem grossen Theile der empfohlenen anderen Mittel eine absolute Wirkungslosigkeit für gedachte Zwecke behaupten lassen, während eine andere Reihe von C. vorgescliriebener Ingredientien (Kaliumperman- ganat, Soda, Borax etc.) anerkanntermassen vielfache Ver- wendung bei Fabrikanten genannter Zweige finden. So entlastend daher in gewissem Sinne das diesseitige Gutachten auch lauten konnte, so wurde C. doch auf Grund der Gesammt- Manipulationen verurtheilt. „ 297. Fall P. Der plötzliche Tod des P. hatte die Frage hervor- Vcrdaciu am gerufen, ob das von demselben eingenommene Pulver tjem ^.*'^'° "^'"""^ ~ ' ^ eiucs Receptes verscliriebenen Recepte entspräche. Letzterem gemäss sollte (Oiiiumpuiver) ein Pulver 0,3fi grm. (iesammtgewicht zeigen und 0,04 Essigs.''^' ""^'"S"""^*^* ? !-< !-> i-^ 7 o erwiesen. Blei, 0,02 Opium (entspfechend ca. 0,002 Morphin) und 0,30 UV Cheniisflies Staaty-Laliuiaturium. Juiii'ual Bluttteckpii No. au Kleidungs- stücken nach- gewiesen. ■Mr2. Diusof^enauiiten ^Amorces" .sind nicht als „Explosivstoffe' od..Feuerwerks- kürper' anzu- sehen. Enttei'uuug von Stenipel- abdriicken in Sparkassen- büchern durch chemische Mittel. Sind die ,MalzkafFee's'' auf Grund des Nahrungs- mittelgesetzes strafrechtlich zu verfolgen? 441 45(1 4(iS. Zucker enthalten. Die Uutersuchimg offenbarte allerdings ein ziemliches Schwanken in dem Einzelgewicht (0,27 — 0,41 grm.) der Pulver, im Uebrigen aber 0,0o7 grm. Essigs. Blei und 0,00',2(i grm. Morphin also eine so befriedigendeUebereinstimmnng im Gehalte, dass der Verdacht auf eine falsche Dosirung der Pulver als unl)egründet zurückgewiesen werden musste. Fall H. H. P). An einigen Kleidungsstücken konnten die vorhandenen Flecken, obschon sie meist nur von Stecknadel- kopfegrösse waren, sicher als lUutHeckc nachgewiesen werden, sowohl durch die Blutkörperchen, als durch die Hämin- und ISpectral-Probe. An einem Hute und drei Messern waren »Spuren von Blut nicht aufzutinden. Auf den gewiuischten Entscheid, ob die ersteren Flecken von Menschen- oder Thierbhit herrührten, mus.ste diesseits verzichtet werden. Fall V. Die hier vorliegenden, auf einer kleinen Spiel- pistole abzuknallenden „Amorces" hatten zufolge der Unter- suchung eine Füllung von Kaliumchlorat und Schwefel. Sie gehören ihrer ganzen Beschaffenheit nach zu der Gattung der Zündspiegel , Zündhütchen etc. , welche in der V. 0. betr. den Verkehr mit explosiven Stoffen vom 4. Juli 1S83 ausdrücklich ausgenommen ist. Daher sind dieselben nicht als Explosivstoffe bezw. Feuerwerkskörper anzusehen und unterliegen den Vorschriften jener Verordnung so wenig, wie die Knallbonbons, Knallerbsen und dergl. Der Ange- klagte wurde freigesf)rochen. Fall M. u. Gen. In dieser auf Urkundenfälschung u. s. w. sich erstreckenden Klagesache wurde die Frage vorgelegt, ob und auf welchem Wege sich die mit der eingesandten Stempelfarbe hervorgebrachten Abdrücke leicht durch eine ätzende Flüssigkeit entfernen lassen. Es konnte durch directe Gegenprobe nachgewiesen werden, dass und wie dies in vorliegendem Falle allerdings leicht zu erreichen war. Fall M. K. Ein Händler hatte den aus gemalztem Getreide (Weizen) hergestellten „Bischoff'sMalzkaft'ee" mit gewöhnlichem, aus ungemalztein Getreide bereitetem „Malzkaffee" vermischt, welche Thatsache durch die Untersuchung selbst constatirt wurde. Dadurch waren die Fragen aufgeworfen, ob 1) der „Bischoff's Malzkaffee", 2) der gewöhnliche von K. verkaufte Cheniisclies Staats-Lalioratuiiuiii. J^y Malzkaffee und Ü) die von K. voi-,ü;enommene Verniiscluinu beider Fabrikate in irgend einer Weise gegen die IJestininiungen des Nahrungsmittel -(lesetzes Verstösse. So wenig die ver- schiedenen Arten .,Malzkaffee" stotilich mit dem echten Kaffee zu thuii haben, so zutreffend man sie als „Nahrungsmittel" unterscheiden kann von letzterem, der ein „Genussmittel" ist. so unleugbar muss man sie dennoch als „Surrogate, Ersatzmittel. Nachmachungen'' des echten Kaffees bezeichnen. Ihrer ganzen äusseren Beschaffenheit und ihrer Verwendung nach ist die nahe Beziehung zu letzterem ohne Weiteres ersichtlich und alle betreffenden Fabrikanten legen denn auch bekannter- maassen grossen Wertli auf die Beibehaltung des Wortes „Kaffee" in dem Namen ihrer Fabrikate. Wenn darnach alle diese Producte an sich den Bestimmungen der §ij 10 und 1 1 auch unterliegen, so musste diesseits doch betont werden, dass jenes Gesetz die „nachgemachten" Nahrungs- uud Geuussmittel keineswegs schlechtweg verbietet, sondern nur dann verfolgt, wenn damit eine Täuschung verknüpft ist, dass aber gerade bei dem Artikel Kaffee sich seit langer Zeit alle möglichen Präparate mit dem Zusätze „Kaffee" im Handel und Verkehre befinden („Eichel-, Feigen-" u. s. w.), bei denen Niemand mehr an den echten denkt, somit also auch die pjezeichnung „Malz-Kaffee" nicht als eine „zur Täuschung geeignete" anzusehen sei. Anders liege allerdings die Sache, wenn der Fabrikant von „Bischoff 's Malzkaffee" sein Product „vollen Ersatz für Kaffee'- benenne, denn dies könne zweifellos als eine prahlerische bezw. betrügerische Anpreisung angesehen werden, allein da sich dieselbe nicht in dem Namen, sondern nur in den Beschreibungen vorfinde, dürfte wieder zweifelhaft sein, ob dies eine „Bezeichnung"' im Sinne des Gesetzes sei. Was endlich die Straffälligkeit einer Vermischung verschiedener derartiger Fabrikate betrifft, wie sie K. ausgeführt hat, so musste dieselbe diesseits eben- falls verneint werden. Denn wenn auch den Analysen gemäss der K.'sche Zusatz einen geringeren Nährwerth erwies, so musste hierfür doch ausschlaggebend sein, dass gerade die Bezeichnung „Malzkaffee" schon lange für einfache Eöst- producte aus ungemalztem Getreide gebräuchlich und handels- üblich ist, dieselbe somit kein Vorrecht mehr beanspruchen kann, nur für solche Fabrikate verwendet zu werden, Avelchc Avirklich aus gemalztem Getreide hergestellt sind. LVI Chemisches Staats-Laburatorium. .Journal. Pateut- No. Verletzung bez. Aiitipyrin. 4H1 Fall E. K. Diese nicht uninteressante Sache erforderte die genaue qualitative und quantitative Untersuchung verschiedener in den Handel gebrachter Antipyrin-Sorten und ihrer besonders charakteristischen Verbindungen und Derivate (Nitrosoantipyrin u. dergl.) Das Ergebniss war der Nachweis der vollständigen Identität mit dem Knorr'schen Antipyrin, sodass sich auch für die Annahme eines verschiedenen Darstellungsverfahrens irgendwelche Anhaltspunkte nicht ergaben. Bongalische Zündhölzer t'euei\s gefährlich und al.s Feuer- werkskörper anzusehen. Verhalten von IJutter und Margarine bei längerem Auf- bewahren in höhren Temperaturen. 2. Untersucliungen und Gutachten für andere Behörden und Verwaltungen. (Uebersicht unter V.) Die Requisitionen ergingen von : Oberschull)ehörde, Medicinal- bureaU; Polizeibehörde, Baupolizei, Baudeputatioii. Verwaltung des Eeuerl()schwesens, Verwaltung der Münze. Berathungsbehörde für das Zollwesen und Zoll- Verwaltung, Handelskammer, Vorstand der See- Berufsgenossenschaft u. s. w. Journal. No. '25, 41, Die abermalige Entstehung eines Schiffsbrandes durch bengalische Zündhölzer machte die Wiederaufnahme und Fortsetzung der schon im vorigen Jahresbericht erwähnten Untersuchungen über diese Faljrikate nothwendig. Dieselben bestätigten die dort mitgetheilten Ergebnisse durchaus und Hessen auch keinen nennenswerthen Unterschied hinsichtlich der Producte der verschiedenen Fabriken erkennen. Auf Grund aller dieser Feststellungen hat denn auch die Frage eine endgültige Lösung insofern gefunden, als in der auf Vereinbarung der Seeuferstaaten beruhenden Verordnung betreffend die Befijrderung feuergefäln-licher, nicht zu den Sprengstoffen gehörenden Gegenstände in Kauffahrteischiffen vom 1. März 1889 die bengalischen Zimdhölzer ausdrückhch als Feuerwerkskörper bezeichnet worden sind. 34. Zur Entscheidung der Frage, wie sich reine Naturbutter und beste Margarine beim längeren Aufbewahren in höheren Temperaturen, z. B. also beim Aufenthalt in den Tropen, verhalten, wurden die erforderlichen Versuchsreihen unter verschiedenen Verhältnissen durchgeführt. Dieselben erstreckten sich auf einen Zeitraum von 12 Tagen, während welcher die Proben einer constanten Temperatm- von ca. 4.5*^0. während Chemisches Staats-LaliDrüturiinn. LVIl Joui'nal. der Tages- und von ca. 35 oC. während der Nachtzeit aiis- ' gesetzt waren. Das allgemeine auch für weitere Kreise nicht uninteressante Ergehniss war das folgende. Der aus l)eiderlei Waaren beim Schmelzen ausgeschiedene Quark wird heim nachherigen Erstarren nicht gleichmässig wieder aufgenommen, weder l)ei der Butter noch bei der Margarine, und auch nicht, wenn man während des Erstarrens schüttelt oder rührt. Eine Abscheidung von Oelen aus derartiger Margarine findet nicht statt, vielmehr erstarrt dieselbe gleich der Butter wieder zu einer gleichartigen Masse, vom Quark abgesehen. Wohl aber erniedrigt sich auffallenderweise der T^rstarrungs- punkt der Margarine durch das längere P^rhitzen weit unter den der Butter, so dass jene viel länger flüssig resp. schmierig bleibt als letztere. Diese Thatsache ist es wohl, welche zu der falschen Vorstellung, als wenn eine Avirkliche Lostrennung von Oelen stattfinde, Anlass gegeben hat. Ihrer Qualität nach vei'schlechtert sich die Butter, indem sie unangenehmen Geruch und weniger gute Earbe (besonders im Quark) erhält, während die ]\rargarine geruchlos l)leil)t und reinere Farbe bewahrt. No. 58, 149, 380. Zu immer neuen, umfangreichen und zeitranl)enden ]mpräguii-te Untersuchungen zwangen auch im Berichtsjahre wie sclion ""l,,."],"7ft'^^'' früher die wiederholten (Jesuche um Zulassung sogenannter als Dach- imprägnirter und incrustirter Zeugstofie als Dachdeckunos- ^«''^'^'^'^""SS" Materialien nach ^28 des Baupolizeigesetzes. Die eingehendsten nicht und nach den verschiedensten Dichtungen durchgeführten ^'""^^'^"^^''-'^i'- Versuche Hessen immer wieder entweder die Feuerbeständigkeit selbst oder namentlich die Wetterbeständigkeit oder aber beides in so wenig befriedigendem Grade — auch gegenüber der gesetzlich zugelassenen Dachpappe — erscheinen, dass die diesseitige Abweisung der Zulässigkeit zur Dachbedeckung durchaus aufrecht erhalten werden musste. Zumal die relativ geringe Widerstandsfähigkeit gegen die Atmosphärilien und die in einer Grossstadt mit Säuren aller Art beladenen Niederschlagswässer drückt die ursprünglich etwa vorhandene Feuerbeständigkeit im Laufe der Zeit und unter den ent- sprechenden Verhältnissen so erheblich herab, dass Demgegen- über die unter Umständen gewiss überraschenden T?esultate eines (iala- Versuches im Grossen ihren Wertli gänzlich verlieren. Vlrsi wenn es der Technik gelungen ist. ein in LVIII Chemisches Stafits-Lalinratdriniii. ('inclioiia- Tablptten. Riesolfeldor in Frierlriclisberg und Fuhlsbütti'l ITntersuclninj»; geschweisstcr Kesseltheile anf (lin möglichen Ursachen ihrer Zei-reissnng. Journal. dieser Beziehuni-; der Wetterbeständigkeit vollkommen be- friedigendes Product herznstellen , werden die diesseitigen Bedenken gegen die fragliche Verwendung gehoben sein. No. \i)0. Die Petzold'schen Nervenplätzchen, auch unter dem Namen .,Ai)otheker Petzold's Cinchona-Tabletten" in Metallschacliteln zu 1 Mark verkauft, bestehen nach diesseitiger Untersuchung aus ca. 9") "n (Ihokolade (incL Theol)romin), 1 "o Salzs. C'inchonin und ca. 4"/Vi Caffein, sodass auf 1 Tablette kommen : (),()15 grm. Salzs. Cinchonin uml 0,0.'')U grm. Caffein. Der Herstellungswerth einer Schachtel mit 27 Tabletten berechnet sich auf etwa oO — 40 Pfennig. ,. 1 r»(i. ISO, Die fortgesetzte Prüfung der Ablaufwässer von den Rieselfeldern der Irrenanstalt Friedrichslierg und des Central- gefängiiisses in Fuhlsbüttel ergab auch diesmal weniger befriedigende Resultate. Eine zutreffende Beurtheilung ül)er die Leistungsfähigkeit jener Anlagen, wie über die Durchschnitts- 1)eschaftenheit der Ablaufwässer kann natürlich nur durch eine systematische, einen zusammenhängenden Zeitraum umfassende, nicht aber durch v.'me solche einmalige Untersuchung beschafft werden. Zu der Beschränkung auf letztere zwingt al)er vor- läutig noch der Mangel an hiin-eichenden Hülfski'älten. ., ino. (ielegentlich des Unfalles an einer der Zolll)arkassen konnte durch die Untersuchung der eingesandten Proben des geschweissten Kesselmetalles zunächst die gestellte Haupt- frage, ob ein anderes Metall als Bindemittel — nach Art der L()thung — benutzt sei, bestimmt verneint werden. Vielmehr zeigte sich deutlichst die wirkliche Schweissung der F^isenplatten , aber unter Benutzung eines „Schweiss- mittels". Die eingehenderen Analysen des Metalles der Platten selbst, der an den Bruchflächen wahrnehmbaren k()rnig-krystallinischen Parthieen und der verschlackten Schweissmasse für sich offenbarten, dass in der ersteren nur unwägbare Spuren von Kupfer imd kein Arsenik, in den zweiten erhebliche Spuren Kupfer und Arsenik und in der letzteren 0,04 7ii Kupfer und 0,02 '^d Arsenik vorhanden waren. Darnach niusste diesseits die Möglichkeit ausgesprochen werden, dass durch Verwendung unreinen, speciell Kupfer und Arsen haltigen Schweissmittels die Schweissbarkeit bezw, C'ohäsion des Eisens erheblich beeinträchtigt und dadurch das Zei-si)ringen des Kessels erleichtert worden ist. ChemisHies Stants-Laliorntm-imn. LIX Journal. Nn. inn. Die Untersuchung der Kola-Pastillen ergab hauptsächlich Koia-Pastnien. Zucker, etwas Cacao, dann Pflanzenfett, die mikroskoiiisch wohl charakterisirte Kola-Stärke und einen Gehalt von über 4 "o Caffein. Daraus Avird ersichtlich, dass die fi'aglichen Pastillen jedenfalls unter Zusatz von Caffein bereitet werden. Die einzelne Pastille enthält 0,04'i grm. Caffein, also etwa ' h der maximalen Einzelgabe. ,, 224, 271. 3:17, 438, 447. Die Anzahl der zur Untersuchung Augobiich ver- uelangenden angeblich vergifteten Speisen u. s. w. ist alliährlich -'**'^^*" Speisen . . .... "■ ^- ^'■ eine nicht geringe und erweist sich in vielen Fällen der Verdacht hinterher als durchaus unbegründet. So konnte z. B. in obigen Fällen der schlechte Geschmack eines Kaffee's auf die gleichzeitige Gegenwart von Thee, der verdächtige Bodensatz in einem solchen auf Ultramarin (aus dem Zucker herrührend) zurückgeführt werden , während verdächtige Farben als ganz unschädliche, die Gegenwart von Glassplittern und bitterschmeckeiulen Krystallkfh-nern als reine Phantasie- gebilde erkannt wurden. „ 234. In einer grösseren Streitsache betr. i\[alaga-Bauni()l. in welcherMaiaga-Baumüi. ein „inländischer" Chemiker dessen Verfälschung mit ca. 10% Küböl behauptet hatte, wurde eine diesseitige Untersuchung gefordert, „da ein allgemeines Interesse eines nicht unbe- deutenden Handelszweiges in Frage kommt." Die Prüfnng der Durchschnittsprobe ergab alle Eigenschaften und cheniischen Normalzahlen des reinen Olivenöles. „ 240, 280. 29S u. s. w. Diese Untersuchungen betrafen eine Reihe Trinkwasser von Trinkwasserproben, namentlich solchei- für die Benutzung ,. ,/° ,'^° in den Volksschulen. ,, 200. 328. Auch hier, wie an anderen Orten, sind im Berichts- Vorgiftung jähre verschiedene, zum Theil sogar tr.dlich verlaufene Fälle '»«i-b Krabben, von Vergiftungen durch den Genuss von Krabben zu verzeichnen. Einer dieser Fälle gab Veranlassung zunächst die für die Zubereitung der Krabben verwendeten Substanzen, Kochsalz und Aseptin (Borsäure), einer genauen Prüfung zu unter- ziehen, welche alier deren vollkommene Reinheit erwies. Die in Aussicht genommene weitere Bearbeitung des Falles durch Untersuchung derartig wirkender Krabben auf toxische Fäulihssalkaloide nnisste unterbleiben, da das entsprechende Untcrsuchunsismatcrial nicht mehr zu bcschatfcn war. LX Chemisches Staats- Lnlinrntoriuin. Journal Sciiiffsbrand No. 280. Auf dem Schiffe Alice war ein Brand ausgeln'ochen, dessen (incimi .eiiiü Ursprunsf nach diesseitioer Keinitnissnalime der Sachlage sehr Torfmull. wahrscheinlich auf die zufällige Durclitränkung der an Bord hefindlichen Säcke mit Torfmull durch Leckage des vorhandenen Lein("tles zurückzuführen war. Krst i ckiing ein es Arbeiters in einem Sii-le. Steinbolz ( Xylolith) und äbnlicbe Fabrikate als Dacbdeckungs- bezw. Bau- matevia liiMi. 201. Bei einem Sielltau fand ein Arbeiter (i. seinen Tod und knüi)fte sich Itieraii eine weitergehende Untersuchung. Zweifellos fest- gestellt wurde durch spectroskopische Prüfung des Herzblutes ein Gehalt desselben an Kohlenoxyd. Damit gewann die Vermuthung, der Tod sei durch Eindringen von Leuchtgas in das Siel veranlasst, eine nicht zu unterschätzende Stütze. Andererseits erhoben sich aus den besonderen Verhältnissen der Unglüeksstätte und den sonstigen Erscheinungen bei dem Unglücksfalle nicht minder gewichtige Bedenken gegen jene Erklärung. Zur Erledigung dieser Zweifel wurden mannich- fache Versuche darüber angestellt, ob etwa bei der Zersetzung von Sielschlamm sich Kohlenoxyd l)ilde oder oli sog[ir l)ei der Einathmung derartiger Fäulnissgase sich secundär Kolilenoxyd im Blute vorfände. Zum Theil haben die ])etreftenden Prüfungen diese Fragen verneint, zum Tlieil aber haben dieselben noch kein entscheidendes Urtheil gewinnen lassen, weil sie wegen Ueberhäufung mit anderen dringlichen Arbeiten bis jetzt nicht zum Al)schluss gebracht werden konnten. 2!)n. 33;2, 834. Die Frage, ob das „Steinholz (Xylolith)", die ,.Magnesit-Bauplatten", die „Sternplatten" und dergleichen aus Magnesia-Cement und Holzmasse hergestellte Fabrikate als Baumaterialien überhaupt ])ezw. als Dachdeckungsmaterialien zu empfehlen resj). zuzulassen seien, musste auf Grund der diesseitigen Untersuchungen und Analysen dahin entschieden werden, dass Mangels entsprechender Erfahrung jedenfalls eine gewisse Vorsicht bei einer derartigen Verwendung rathsam sei. Zwar sind sie hinsichtlich der Feuersicherheit Einwands- frei, allein in ihrer Wetterbeständigkeit immerhin noch nicht ganz sicher, wenn auch sehr viel besser als die oberwähnten imprägnirten und incrustirten Zeugstoffe. Auch dürfte ihre geringe Porosität und die damit verknüpfte Verminderung der natürlichen (Poren-) Ventilation aus sanitären Gründen Bedenken gegen ihre umfassende Verwendung zur Wand- bekleiduno- erwecken. Während z. B. die a:ew()hnlichen Hand- Clipmisflies Staat s-Laboratoriuni. LXI Journal. oder Maschinenzit'ticl iiacli ScJiiirviann einen Gelialt von 9.0- 30 Holilraiiniprocent anfweisen, zeij^en (lorartijic Stein- platten nur einen solchen von ca. 9J). No. ?A)7 . Die mehrfach ventilirte Fra,t>e über den Zink-Uehalt der Zink-Gnhait amerikanischen Scheibenäpfel sab Veranlassnnü". eine ffrössere ""l*"' I,"^"!.''*'^,'!'^" Reihe (12) zuverlässiger, polizeilich eingeholter Fabrikate verschiedener Marken eingehend zu untersuchen. l"el)erall wurde Zink, aber in sehr wechselnden Mengen gefunden. Auf w'asserfreies saures äpfelsaures Zink berechnet ergaben lOOgrm. der lufttrockenen Scheiben von 0,0143 bis 0,2395 grm. Ob dieses Zink durch directe Imprägnation oder durch Trocknen auf Zink- oder verzinkten Eisen-(jittern in die Waaren gelangt, konnte nicht entschieden werden, wobl aber, dass ein unmittel- bares Aufstreuen etwa von Zinkweiss. also die Verwendung einer „Farbe" im Sinne des (Gesetzes vom '>. Juh 1887 aus- geschlossen war. „ 318. Die betreffenden verschiedenen Sorten von Magnesiumfackeln Magnosium- enthielteji ie <>..') und 0.s"„ metallischen Magnesiums und als ^'-'^'^ein als Rest einen aus Nitraten und Chloraten mit Schellack u. s. w. Uöv\>ev anzn- bestehenden Leuchtsatz. Die Gesammtmenge des Satzes einer •''''i>'""- Fackel schwankte zwischen 110 — 170 grm. Dass darnach die l-'abrikate als Feuerwerkskfjrper bezeichnet werden nmssten. i'rhellt ohne Weiteres. „ 380. Die diesjährige Prüfung der Brunnen- und Drainage-AYässerconti-ai-Fripahnf vom Central-Friedhof in Ohlsdorf hat die bisherigen Frgebnisse *" <»''i'''i"''f- neu bestätigt, dass eine merklich(> \^>runr(nnigung des Unter- grundes nicht zu beobachten war. ,5 301. An den liier mannichfach verwendeten Mettlacher \'erblend-Znrspringon iicr steinen hat sich der Uebelstand offenbart, dass von den ,. " '"* '''^'''!' Oberflächen spontan mehr oder minder grosse Stücke abspringen bpi ihrer und dadurch das Ansehen der damit bekleideten Wände be-^'"'^^''^''"" "" einträchtigen. Nach der diesseitigen Untersuchung ist Dies nicht auf eine von Innen heraus erfolgende Verwitterung zurückzuführen, sondern nur dadurch bedingt, dass die Ober- flächenglasur zahllose Haarrisse zeigt, in welche Wasser oder Salzh'isung eindringen kann, deren (iefrieren oder Krystallisiren alsdann jenes Absprengen zur nothwendigen Folge hat. Natui-- gemäss zeigt sich deshalb dieser Verfall bei Verwendung der LXII Chemisches Staats-Lahoratorium. Journal. Steine im Freien in hervorragendem Grade und wird sicli mit jedem neuen Winter steitiern. Grüne Flecken No. 423. Bei Anfertigung von Apfel-Pfannkuchen in einem Haushalte aufAptei-pfann- wareu plötzlich zahlreiclie, sein- kleine h'])haft grüne Flecken kucheu tlurcli ^ a • i • Eisen-Gehalt des auf denselben erschienen, die zu einer Anzeige und einem Mehies bedingt. Antrag auf Untersuchung wegen schädlicher Bestandtheile der benutzten Ingredientien veranlassten. Die allseitig durcli- geführte Untersuchung stellte schliesslich als alleinige Ursache jener Flecken den auffallend grossen Gehalt des Mahlschleimes im Mehl an metallischem Eisen fest, womit denn auch der directe Befund von Eisen in den grünen Partikeln und die Schilderung der Köchin ül)er (his Entstehen der Flecken vortrefflich übereinstimmte. Fay'.s ächte „ 424. Fay's echte Sodener Mineral-Pastillen haben an andern Orten SodenerMinevai- polizeiamtUche Warnuutien hervorgerufen, da sie nichts Pastillen. ^ ^ r -, rn, •, t i i anderes sehi sollen, als euie Mischung von 1 ilieil Kochsalz mit 19 Theilen Zucker, während sie nach der Behauptung des Fabrikanten aus dem unter „äusserst hohem Drucke" gewonnenen Quellsalze des Sodener Warm- und Wiesenbrunnens (Heilquellen 3 und 18) und nachheriger „Sättigung des Salzes mit Kohlensäure" dargestellt wären. Bei der diesseitigen Untersuchung war nun freilich selbst in 4 Pastillen (— 0,8755 grm.) Kohlensäure nicht sicher nachweisbar, allein im Uebrigen bot die Analyse des in den Pastillen enthaltenen Salzes um so weniger Anhaltspunkte für eine directe Bestätigung der einen oder anderen Behauptung, als die chemische Be- schaffenheit jener Heilquellen sich mit derjenigen einer gewöhnlichen Kochsalzlösung sogut wie deckt. Unter diesen Verhältnissen musste auf einen weiteren Verfolg der An- gelegenheit verzichtet werden, Nuss-Extract „ 452. Das hier in den Handel gebrachte Haarfärbemittel „Nuss- vonA.Maczuski Extract von A. Maczuski, Wien" besteht nach der vor- in Wien. genommenen Untersuchung aus 97,7 "/o Wasser mit etwas Parfüm, 1 'Vo Pyrogallussäure, 0,5 % (wasserfr.) Kupferchlorid 0,05 °/o (wasserfr.) Eisenchlorid und 0,75 % gebundenem Wasser und Sonstigem. Es enthält also von Nuss-Extract gar Nichts und ist wegen des Gehaltes an Kupfer-Salzen nach § 12 des Gesetzes vom 5. Juli 1887 verboten. Der Gesammt- werth einer Flasche dürfte 35 Pfennige nicht übersteigen, während der Verkaufspreis Jf .3,20 beträgt. Chemisches Staats-Laborntorinin. LXIII Journal. No. 45S. lu dem Keller eines hiesigen Wolniliauses brach Feuer aus,Enstehung eines dessen Urspriini»' nach der Aiiffenscheineinnahnie nur auf die ^^"^""^^^ ']'""'^'^ üebertragung durch die Isolirmasse der Warmwasserrühren 'Entzündung dn- der Heizung zurückzuführen war. Die zur Prüfuns; hieher y''^'P'''^^""g*'- " " (Isolir-) Masse gelangte Masse (mit 5,5 "/n L'euchtigkeit) bestand (auf Trocken- einer Warm- substanz berechnet) aus 74,4 % Kieseiguhr, f.,8 7o Bindemitter''^'''''^'"''"""' (Stärke und Harze) und 1 8,8 "/' Haaren und unlöslichen Beimengungen. Bei den weiteren Versuchen ergab sich folgendes sehr beachtenswerthe und interessante Resultat. Auf 240 — 50 oC. erhitzt entzündet sich die IVIasse von selbst; einmal entzinidet glimmt sie auch bei gewöhnlicher Temperatur kaum bemerkbar in sich selbst weiter, und kann dadurch Feuer auf weite Entfernung übertragen, ohne dies zunächst äusserlich erkennen zu lassen. Demnach musste also auch für den vorliegenden Fall die Möglichkeit durchaus zugegeben werden, dass die fragliche Masse, sei es direct durch die Heizröhren auf ihre Selbstentzündungs-Temperatur gebracht, sei es durch zufällige Berührung mit glühenden Kohlen oder brennenden Körpern (Licht u. s. w.) entzündet war und nun diese Entzündung fortpflanzend die an einer ferner liegenden Stelle vorhandenen lirennbaren Stoffe in Brand setzte. „ 4 (1 1 . In gegebener Veranlassung wurde diesseitig ein ausführliches Sciiutzmass- Gutachten über den Schutz eiserner Schiffe gegen ausgeflossene .^''"^"^, '"!^, ö o ö eiserne Schifte unter Deck verladene ätzende Säuren ausgearbeitet. Den gogen unter hierbei in erster Linie zu berücksichtigenden Verhältnissen .,/'^\^''^!.." ''"'' " aTZ(^n(le Sauren. der Praxis Rechnung tragend, wurde im Wesentlichen eine Ausbettung des Schiftskörpers mit grobem Kalkstein empfohlen, weil ledighch absorbirende Materialien (Sand , Kieseiguhr u. dergl.) keinerlei Gewähr bieten und auch für die Sicherung der Schiffswände nicht l)rauchbar sind. Hierauf fussend, wurden noch Detailvorschläge hinzugefügt, die u. A. auch den Schutz der Arbeiter beim Löschen gegen schädliche Gase berücksichtigten. „ 471. Ein auf einem Schiffe verwendeter Kaffee sollte Gesundheits- Vermeintiieher sehädlicluu-. aber nur Störungen der Mannschaft veranlasst haben. Die diesseitige Untersuchung stellte fest, dass der fragliche Kaffee allerdings gefälschter nicht reiner echter, sondern mit etwa ' 4 Getreidekaflee als Surrogat vermischt war, dass aber weder Seel)eschädigung noch sonst welche Bestandtheile vorlagen, welche jene Störungen hätten bewirken kömien. LXIV Cliemisclies Staats-Lal)oratoriiim. „Imperialthee" als „Liigenthee" erwiesen. Journal. Ein No. 478. Ein hier importirter und verkaufter „Imperialthee" erwies sich bei der Prüfung als echter „Lügenthee'-. Er bestand fast ganz aus fremden Blättern, enthielt nur ganz vereinzelt echte Theeblätter, ausserdem etwas Theestaub, zeigte dem- entsprechend einen Gehalt von noch nicht 0,4 ",'o Thein nnd war mit Curcuma und Berlinerblau gefärbt. 47!). Die unter dem Namen ,.gepresste Kaffeetafeln" käufliche Waare besteht der Untersuchung zufolge aus echtem Kaffee mit einem Zusatz von etw^a 1 0 'Vo Surrogat (Getreidekaffee) und vielleicht einem sonstigen Imprägnations- oder Bindemittel. Die in ZoUsaclien al)gegebenen Gutachten lialten sich anf Gepres.ste Kaffeefafeln : ein (lemenge von echtem und Getreide -Kaffee. Gutaeliten u.s.w. in zoii-saciien. f^lgp^^^l,, Gegenstände n)id Fragen l)ezogen : Journal. No. lo, 27, 78, 108, 10.0 u. s. w. Untersuchung und Begutachtung der Branntwein-Denaturirungsmittel : Holzgeist. Pyridinbasen, Lavendel- und Rosmarinöl. 347. Tarifirung von Hammelmargarin. „ ?)49. Tarifirung von Presstalg und Stearin. „ 482. Taritirnng von Greolin-Pearson. 1886 1887 1888 1889 Die amtliehe Petroleum-ControUe im Jahre 1889. Die Ergebnisse der amtliclum Petroleum -Controlle in 18S9 waren folgende : 1. Getestet wnr3 = 22 22,9^ ., 227 = 23—23,9" „ . . . .205 = 24 24,9" ., 128 = 25—29,9" ,. . ■ 210 = 20,8 „ 30" C. u. darüber. S2 = 8,0 „ 0,8"''.. 15,8,, 22,2 „ 20,0 „ 1 2 4 1023 = 100,0"'n Specif. Gewicht bei lö^C. 0,799 . .175 = 17,1 "/u 0,800 19 = 1,9 „ 0,801 39 = 3,9 „ 0,802 3() = 3,t) „ 0,803 154 = 15,0 „ 0,804 176 = 17,2 ., 0,805 381 = 37,2 „ 0,806 21 = 2,0 „ 0,807 — = — „ 0,808 u. mehr . . 22 = 2,1 ., Unbestimmt — = — „ 1023 == 100,0"/o 6. Mithin wurden mindertestige, d. h. unter 21 "C. entflamm- bare Proben gefunden: 1885 = 9mal = 1,0".. 1886 = 1 1 mal 1887 = 7 „ = 0,4 "/o 1888 = 4 „ 1889 = 8 mal = 0,8 "/o 0,5 "/.. 0,2 "/o Die Controlle der Nahrungs- und Genussmittel sowie der Gebrauchsgegenstände nach dem Gesetze vom 14. Mai 1879. Auf diesem Gebiete arbeiteten im Berichtsjahre im Laboratorium 3 Pohzei-Ofticianten (Schidte, Hintz und Bahr). Dieselben untersuchten: an Waarenproben wovon zu beanstanden Avaren 1. Butter 122 77 = 63".. 2. Margarine 2 keine 3. Milch 5 3 4. Eier 1 1 5. Syrup 1 1 6. Zucker 4 2 7. Kaffee 2 keine 8. Kautaback 1 1 zusammmen 138 85 LXVI (.'liciui«L-liCH SUiats-Laljuralux'iuui. Von (Ion mit der falsclion Bezeicliiiuiig „Butter" verkauften 77 Proben wuren (.10 = 85,7 "o die gesetzlich ganz verbotene Mi«eli- butter, 17 = 14,3% waren Margarine. Für das nächste Jalu' ist eine umfassendere Betheihgung von Pohzei-Beamten an dieser Controlle, namenthch zunächst für die Artikel Butter und Margarine, in Aussicht genommen, zu welchem Zwecke auch die Ausbildung von 4 hierzu neuerdings designirten Beamten im Laboratorium beabsichtigt wird. 3. Die Unterrichtsthätigkeit. Im verflossenen Berichtsjahre hat dieselbe noch mehr als bisher beschränkt Averden müssen, weil die Zahl der dem Laboratorium von den Gerichts- und Verwaltungsbehörden zugewiesenen Arbeiten beträchtlich gewachsen war und die vorhandenen Kräfte zu sehr in Ans})ruch nahm. Es arbeiteten im Jahre 1889 im Laboratorium: Winter 1889 Januar-Ostern öonimer . . ,, t^ ..i i bis ult. Dec. überhaupt 6 8 4 11 Ihrem Berufe nach waren dieselben: Chemiker (Anfänger und Geübtere) . . 5 Lehrer 1 Pharmaceuten 1 Polizeibeamte 4 11 Die Gesammtzahl Derer, welche an dem Unterrichte der Anstalt Theil genommen haben, beträgt jetzt 147. An Honoraren, Gebühren u.s.w. wurden in 1889 vereinnahmt J^ 280,28, Avogegen 4 Theilnehmer auf Grund § 14 der Statuten von der Honorarzahlung befreit waren. 4. Die Verbreitung chemischer Kenntnisse in weiteren Kreisen hat in den letzten Jahren auf die amtlichen Sprechstunden von 11 — 12 und 4 — 5 Uhr beschränkt bleiben müssen. Es wurde in zahlreichen Fällen Auskunft und Ratli ertheilt. 5. Die Ausführung von Untersuchungen aus eigener Initiative. (Uebeisicht unter VlII.) Von den nach Inhalt und Umfang hier erwähnenswerthen Arbeiten waren fast alle im Interesse oder auf specielle Veranlassung Cheiuisclies Staats-Laburatoriuin. LXVII einzelner hiesiger Verwaltungen auszuführen, einige auch weitere Ausführungen der durch amtHche Aufträge veranlassten Untersuchungen. Je mehr die Anzahl der letzteren zunimmt, um so weniger Spielraum bleiht für die eigene Initiative in der Wahl und Durchführung wissen- schaftlicher Arbeiten, so lange die Raumverhältnisse und Hülfskräfte der Anstalt sich nicht zum Besseren «j^eändert haben. Journal No. 24 u. s. w. Monatliche Bestimmungen des Gesammtschwcfels und der Kohlensäure im hiesigen Leuchtgase. 483 Colza-Oil-Petroleum. Eine unter diesem Namen aus Nordamerika hier eingeführte Waare gab Veranlassung zur Prülung, ob dieselbe wirklich als ein „Petroleum" anzusehen ist. Klar, farblos und von geringem Petroleumgeruch fällt sie zuförderst durch ihre Dickflüssigkeit auf. Spec. Gew. bei 15" C. = 0.822. Entriammungspunkt 135H'., Entzündungs- punkt 175- 180" C. Siedepunkt 2G0" — über 360 "C. Hauptfraction (260—300") = 54,0% Zweite Fractiou (300— 350") = 11,6 „ Rückstand = 34,4 „ 100,0. Hiesip;es Leuchtgas. Colza-Oil- Petroleum. Viscosität (Wasser = 1) l^ei 20" = 1,5. bei 50 o = 1,3, bei 100" = 1,2. Die Kapillarität ist Aveit geringer als bei amerikanischem und russischem Leuchtpetroleum. Darnach ist eine Verwendung der Waare zu Leucht- zwecken, jedenfalls auf den gewöhnlichen Lampen, aus- geschlossen und eine solche als Schmiermittel viel wahr- scheinlicher. 144. Specif. Gewichtsbestimmung von Gasen speciell des hiesigen specif. Gewicht Leuchto-ases. von Gasen spec. 202, 335, 337. Untersuchungen über reinen und verfälschten Safran. Der Letztere wies einen Zusatz von 8,0 "o Schwerspath und eine Tränkung mit 14,8 "o Kalisalpeter auf, Avelche letztere ursprünglich Verdacht auf künstliche Nitrofarbstofte und damit ernste Befürchtungen hinsichthch seiner Giftigkeit erweckt hatte. Dass bei der grossen Färbekraft des Safi'ans jene Tränkung mit ca. 15 "o Kalisalpeter sanitäre Bedenken kaum hervorruft, mag wohl zugegel)en werden, allein eine „Beschwerung" einer so tlieuren Waare mit mehr als 20 " n Leuchtgas. Reiner und Verfälschter Safran aus Spanien. LXVIII riiysikali>scliL's Stiiats-Jjaljni'jttoriiiiu. Journal. iiiclitfereiitei' Ötoöe erscheint um so tudelnswerther. Die mit dem reinen Safran gleichzeitiii; antiestellten Controllprütungen lieferten sehr erfreuliehe Nornialzahlen für dieses schwer y.xi erhaltende, zuverlässige und wertlivolle Material. Zugleich konnte hierl)ei nachgewiesen werden, dass der Safran-Farhstott" (Polychroit) kein einheitlicher ist, sundern leicht in drei verschiedene gelhe Farhstoft'e zerlegt werden kann, deren nähere Charakterisirung einer späteren Bearheitung üher- lassen hleihen muss. Chlor- Nu. :l'2i\. Ik'schaffenheit der Clilormagnesiumfüllung einer Gasuhr nach maKuebiuni- nielir als f) jährigem Gehrauche dersell)en. Ausser Ghlur- üasuiir. nuignesium Avaren reichlich Brumverhindungen und namentlich Ammoniak-Salze, aher keine freie Säure, kein freies Brom und kein Eisen in der Flüssigkeit zugegen. Der schwarze Budensatz hestand ausser aus Tlieer noch aus kohlensaurer Magnesia und Berliner Blau. Gäiutähigkcit „ ;274. Eine Untersuchung von Hefe auf ihre Gährfähigkeit wurde vou Hctc. l'-jj^. ^ijg Preis-Jury der vorjährigen Ausstellung ausgeführt. Uübüi-Probcu. „ o5:2. Prüfung von Üülx'jl-Proljen auf Zusatz von Thran. steariii-Kerzou. „ 4S(;. Untersuchung käuflicher Stearin -Kerzen auf einen etwaigen fi ehalt an Neutralfett. 6. Physikalisches Staats - Laboratorium. Bericht des Direktors Prof, Dr. A. Voller. Ueher die Thätigkeit des physikalischen Staats-Laboratoriums im Jahre 1889 kann das Folgende Ijerichtet werden. Seitens des Directors wurden nachstehende Vorlesungen gehalten : Im Sommer 188*.): Darstellung unserer gegenwärtigen Kenntniss der atmosphärischen und Erd-Elektricität. Im Winter 1889/1)0: Grundzüge der neueren Elektricitätslehre. mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Anwendungen derselben. l'liysikaliscliüs Staats-Laburalorium. LXIX Beide Vürlesuiii;sciirse fanden au den Freita,t; Abenden statt. Sie waren öft'entlieli und erfreuten sieh eines starken und anhaltenden Besuehes; nanientheh zu den Winter-Vurlesungen war, wie .uewöhnheh, der Andrang besonders stark. Die Ausgal)e der Theibiehmerkarten für diese niusste schon bahl naeli erfolgter Bekanntiuaehung geschlossen werden , nachdem 80 Karten ausgegeben waren ; es ist dies die äiisserste Zahl von Hörern, welche in dem provisorischen Auditorium, das nur (iO Sitzplät2;e hat, untergebracht werden können. Da auch in allen übrigen Theilen unseres Hauses die Kaunnioth jetzt eine so grcjsse geworden ist, dass sowohl die sachgemässe Aufstellung der Instrumente und die Ausführung vieler Arbeiten wie auch die über- sichtliche Unterbringung der BibHothek unm()glich geworden ist. so trat die dringende Nothwendigkeit der Beschaffung definitiver, aus- reichender Eäume für unser Institut in diesem Winter besonders stark hervor. Nachdem die I. Section der Oberschulbehörde sich im Trincip der Errichtung ehies gemeinsamen Laboratoriunisgel)äudes für das chemische und das physikahsche Staats-Laboratorium zustimmig er- klärt hat, gehen die in dieser Hinsicht gehegten Wünsche hoffentlich nunmehr ihrer baldigen Erfüllung entgegen. Da es für die Beurtheilung des Nutzens, den man von den öffentlichen Vorlesungen unseres Instituts erwarten kann, von Interesse ist. über die Art der Hörer Näheres zu wissen, so möge darüber auf Grund der Einschreibelisten des letzten Winters das Folgende mitgetlieilt werden. Von den Hörern der W^inter -Vorträge waren: 17 Architekten und Ingenieure — grösstentheils im Handjurgischen und preussischen Staatsdienst 5 Telegraphenbeamte 4 Aerzte 4 Lehrer 2 Chemiker •2i\ Elektrotechniker, Optiker, Mechaniker. Maschinisten. Werk- meister u. dergl. 15 Kaufleute, Rentner, Private u. dergl. 7 Damen, z. Th. Lehrerinnen Obgleich diese Liste wegen des nothwendigen frühzeitigen Schlusses der Kartenausgabe kein völlig getreues Bild derj(>nigen Kreise gibt, für welche derartige Vorträge von Interesse sind, so zeigt sie doch aiulererseits deutlicli. dass die grosse Melirzah! der LXX Pbysikalisclies Staats-Laboraturium. Hörer die Vorlesungen besucht, Aveil sie in denselben Belehrung über wichtige und tief eingreifende Fragen ihres Berufes erwartet. Ausser zu den genannten Vorträgen des Directors wurden der Hörsaal und die Einrichtungen des Laboratoriums auch zu denjenigen Vorlesungen benutzt, welche die Herrrn Prof. Dr. ScJmhert und Über- lehrer Dr. Hoppe im Auftrage der Oberschulbehörde hielten. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Laboratoriums wurden fortgesetzt; veröft'entlicht wurde eine hinsichtlich der Methode vor- läufig abgeschlossene Untersuchung des Assistenten Herrn Dr. Classen über die Bestimmung der specitischen Wärme des Schwefels, sowie einige optische Arbeiten des seit mehreren Jahren als freiwilliger Mitarbeiter im Laboratorium thätigen Herrn B. Walter. Ausserdem arbeiteten an selbständigen Untersuchungen die Herren Dr. Liehenthai und H, Hang. Auf Veranlassung Hamburgischer Behörden wurden die folgenden Arbeiten ausgeführt: für die Bau -Deputation eine L^ntersuchung der thatsächUchen Capacität und des elektrischen Nutzeffectes der im Hauptzollgebäude Ijei 8t. Annen befindlichen Tudor'schen Accumulatoren- Anlage und für die Finanz -Deputation eine Ermittelung der Lichtstärke und des Elektricitätsverbrauches der im Neuen Allgemehien Krankenhause ' zu Eppendorf verwendeten Glühlampen. Von der Feuer-Casse wurden 10 Blitzschlagfälle zur Anzeige gebracht und näher untersucht, soweit nicht die vollständige Vernichtung der betroffenen Gebäude dies unmöglich machte. Ausserdem gab ein sehr merkwürdiger Blitzschlag in die grosse Michaeliskirche zu einer eingehenden Untersuchung Veranlassung, deren Resultat die Verein- barung geeigneter Schutzmassregeln mit der Kirchenverwaltung war. Auf Veranlassung von Privaten (und Staatsanstalten) wurden G8 Arbeiten ausgeführt, nämlich in 49 Fällen Prüfung von zusammen 882 ärztlichen Thermometern (darunter 145 für das Neue Allgemeine Krankenhaus) in 1 1 Fällen elektrische Untersuchungen verschiedener Art (Prüfung von Instrumenten, Glühlampen, Elementen und dergl.), in 4 Fällen Untersuchung von Blitzableiter anlagen u. s. w. Yür diese Arbeiten wurden auf Grund der Gebührenordnung vom 27. Dec. 1887 zus. J( 859 Gebühren erhoben. l'hysikalisches Staats-Laburatürimu. IvXXl Die täglichen Spret-listundeii des Directorrs. die liuuptsäelilicli im Interesse des teclmiselien und industriellen Publieunis eingerielitet sind, wurden uueli im abgelaufenen Jahre vielfach benutzt. Für die Vermehrung und Unterhaltung der Instrumentensamnduug und der Einrichtungen des Laboratoriums stand budgetmässig die Summe von J6 (iOOO zur Verfügung. Auf Grund eines, vor einigen Jahren aufgestellten Planes, dem eine allmähliche, systematische Be- rücksichtigung aller Gebiete der Physik zu Grunde liegt, wurden hieraus — • von manchen kleineren Ausgaben abgesehen — folgende grösseren Anschaffungen bestritten : Eine vollständige W^erkstellen-Einrichtung mit Werk- und Drehbank, letztere mit Elektromotor-Betrieb; eine oOzellige Accumulatorenbatterie T2f<;?or*schen Systems nebst verschiedenen Schaltvorrichtungen ; von Siemens & Halskc in Berlin: Dekadenwider- stände, eine grosse Messbrücke, ein Universalgalvanonieter und dergl. ; von H. Sdnuenke, hier: eine kleinere Messbrücke ohne Widerstände, zwei Arow'sche Elektricitätszähler ; von Lciiner in Dresden: eine Bplattige Influenz-Maschine ; xwi Miller \\\ Inshruch: ein grösseres Luft- thermometer modificirter Eecknagel' scher Construction ; ein Pefizki/' scher Thermometer-Vergleichs-Apparat, ein Calorimeter für Wärme- Capacitäts- bestimmungen auf elektrischem Wege (von H. Schwenke, hier, angefertigt), ein BoivlamVsches Gitter und ein GrimsehV scher Tonstärke-Messapparat. Die Bibliothek des Lal)oratoriums, für deren Vermehrung im P)erichtsjahre J^ 1500 ausgesetzt waren, wurde wie friUier von den physikalischen Kreisen unserer Stadt vielfach benutzt; 134 Bände in 103 P'ällen wurden auf kürzere oder längere Zeit ausgeliehen. In 21 Fällen wurden auch Instrumente zu wissenschaftlichen oder technischen Zwecken ausgeliehen. Im Personalbestande des Laboratoriums trat nur insofern eine Aenderung ein, als die bis dahin provisorische Anstellung des Assistenten Dr. Classen eine detinitive wurde; ebenso wurde der im Vorjahre probeweise angestellte Laboratoriums-Diener H. Bli(ailaiies ist am S. Januar 1890 seitens der Bürgerschaft erfolgt. LXXIV Natnrliiston'sphes Museum. des Custos für Mineralogie — in das neue Gebäude über und sucbte sich hier mit dem Mobiliar des alten Museums eiu7Airichten. In dem Maasse, wie die Umarbeitung des alten Schrankmateriales voranschritt, wurde mit der Einordnung der Sammlungen vorgegangen, so dass am Schlüsse des Jahres die Hauptmasse der wissenschaftlichen Sammlung niederer Wirbelthiere und Wirbellosen, vornehmlicli also die in Spiritus conservirten Naturobjecte. ihre dehnitive Aufstellung gefunden hat. Alles Uebrige hingegen, so namentlich die Säugethiere, Vögel, Skelette, Korallen etc., musste enistweilen, theils frei in den Zimmern des Erdgeschosses, theils provisorisch in den alten Schränken des ehemaligen Museums Oodeff'roy, so gut es gehen wollte, geborgen werden. TüMiotiiek. Die Bildiotlick des verstorbenen Direktors, welche schon zu dessen Lel)zeiten im Museum zur Benutzung aufgestellt war, ist in hochherziger Weise von der Frau Professor Fagenstecher definitiv dem Institute zum Geschenk überwiesen Morden. Es sind hierdurch etwa 2800 Werke in circa 3500 Bänden mit einem Nominalwerthe von J( 23 745 in den Besitz des Museums übergegangen. Einzelne Hand- exemplare, welche dielJeberin als Andenken an ihren dahingeschiedenen Gatten zurückbehielt, wurden von derselben durch neue Auflagen oder Exemplare ersetzt. Durch diese Schenkung allein ist es möglich geworden, die wissenschaftlichen Leistungen des Institutes auf der bisherigen Hidie zu erhalten. Ausserdem hatten wir uns auch sonst eines reichen Zuwachses unserer Bibliothek zu erfreuen. Von IVivaten erhielten wir 50 Schriften, von denen das prächtige Werk Professor Hächels ül)er die Challenger- Siphonophoren , die Untersuchungen Professor Ki'ikeMtliaV i< über die Walthiere, die Schenkungen des Fräulein A. Lühhers und die des Herrn Gerche besonders hervorgehoben sein mögen. Von Akademien , Vereinen und Gesellschaften gingen uns im Ganzen 142 Hefte zu, wofür die zoologisch-mineralogischen Arbeiten unserer Jahrbücher der wissenschaftlichen Anstalten im Tausch versandt wurden. Der Bitte um freundhche üeberlassung auch älterer Jahr- gänge der betreffenden Schriften hat eine Reihe von Gesellschaften in liberalster Weise bereits Folge gegeben, wie denn auch die Bemühungen, neue Tauschverbindungen anzuknüpfen, nicht ohne Erfolg gewesen sind. Für den Ankauf von Büchern wurde die Summe von J4 2.S57 verausgabt, wovon ,^400 auf mineralogische, J^ 1957 auf zoologische Werke entfallen. In der mineralogischen Abtheilung wurde vornehmlich die Palaeontologic! bedax-ht. während in der zoologischen vor Allem Natni'liistonsohes Museum. LXXV grössere Reisewerke, die Faunen Westafrikas, des arktischen und antarktischen Gebietes, sowie einzehie in Haml)urg l)isher nicht ver- tretene Zeitschriften zur Anschaifung gewählt wurden. Auch die zoologischen Wandtafeln von Leuckart und Kitsche waren in diesem Conto zu verrechnen. Mit der Bibliothek des Herrn Professor Pagenstecher sind auch instrumontp. dessen wissenschaftliche Instrumente in den Besitz des INruseums über- gegangen. Ein sehr schönes Mikroskop von Zeiss, ein Schlittenmikrotom und eine Präparirlupe befinden sich unter denselben. Ebenso schenkte Herr Gcrcke ein IVIikroskop und eine Anzahl anderer Instrumente. Durch Kauf wurde vor Allem eine grosse Anzahl anatomischer Instru- mente, ül)erhaui)t der gesamte Apparat zur Herstellung anatomischer Präparate erworben. Hierzu kamen Messinstrumente mannichfacher Art. die Aptirung einer von der Baubehörde ül)erwiesenen Decimalwaage, die Completirung des feineren Werkzeugs der Präparatoren etc. Eine Anzahl von Dredgen, sowie ein grosses Zugnetz, welche Seefahrern oder über- seeischen Freunden des Museums anvertraut wurden, mussten bei der Geringfügigkeit der Position für Instrumente aus dem Conto für Aptirung l)eschafft werden; ebenso die zugeh()rigen „Seekisten" mit Sammelgefässen. In der zoologischen Abtheilung erhielten die WirbelthiereVwmehrungder einen Gesamtzuwachs von 724 p]xemplaren, die Wirl)ellosen exclusive der Gliederthiere einen solchen von 1024 Nummern in vielen Tausenden von Individuen. Die Zahl der neu eingegangenen Gliederthiere l)eträgt etwa 12 GOO, darunter die beiden vollständigen Sammlungen der Herren Gercke und Kriif/er. Die mineralogische Abtheilung wurde um .^780 Nummern vermehrt, darunter die durch Kauf erworbene umfangTciche Sammlung des Custos Herrn Dr. Oottsclie. Für die zahlreichen und zum Theil recht werthvollen Geschenke ist in den Tagel)lättern bereits der gebührende Dank abgestattet worden. Hier mögen nur die wichtigsten derselben kurz erwähnt werden. a. Zoologie. Von Herrn Dr. Fr. Ahlhorn Sammelausbeute von Höruphaf auf Alsen ; von Herrn Dr. von Bninn gegen 200 Netzflügler aus der Schweiz, div. Fisclipräparate ; von Herrn 'Kotra.th Brim^icr von Wattenivyl 40 Typen seiner berühmten Orthopteren-Sam'mlung; von Herrn B. Burmeister Orthopteren von Teneriffa und Schnecken aus Süd-Deutsch- land; von Herrn Comiil CaUerJioIin ein Schuppenthier; von Herrn ^4. Cordes 10 Vogelbälge aus dem Anmrgebiet; von Herrn Dieckmann einc^ Samndung (132 Nummern) niederer Wirbelthiere und Meeresthiere aus Wladiwostock ; von Herrn E. Dietze Insecten aus Bahia; von Herrn H. von Eirald mehrere Kisten mit Vogelüberresten aus dem (iuano LXXVI Xaturliistorif^Hios Museum. von Taltal; von Herrn (\ Th. FJohr ein (Jlaskasten mit 40 ausgestopften Vöfieln ; von Herrn C. üvrckc sen. seine wei'tbvolle, etwa 1 ()()()() Exem- plare in oO Kästen enthaltende Dipterensammlnng nebst mehreren Hundert mikroskopischer l'rä})arate; von Herrn A. Baf/an 0') lusekten aus Venezuela; von Herrn B. Hoffmeister 40 Käfer aus (luatemala; von Herrn Kapitain Horii 1 Kiste (120 Nummern) mit Seethieren von Port Wladimir; von Herrn Kapitain Hupfer Sammelausbcuten (038 Nummern) seiner Reisen nach Westafrika; von Herrn J. Itzerodt einheimische Säuger und Amphibien ; von den Herren KohJschreiher und Sehvcll eine Anzahl Geweihe des seltenen Cervus Kldii (ir;iy; von Herrn E. Kol'ze 4 0 einheimische Dijjteren und Wespen; von Herrn Fischhändler Kroger ein Häringshai, Lamna cornubica L. ; von Herrn R. Kri'ßer OlSö meist exotische Schmetterlinge in 17 Kästen; von Herrn Kapitain LnmjerJiansz Sammelausbeute seiner Reise nach dem Lal'lata, Pernandjuco und Santos; von Herrn Dr. Langluwel ;U Insekten und einige Conchylien aus Chile; von Herrn Dr. Liining eine Loligoi)sis ellipsoptera aus dem atlantischen Ozean; von Herrn E. Mag im Namen der vereinigten Aussteller für Venezuela auf der Hamburger Gewerbe- und Industrieausstellung eine CoUektion ausgesto])fter Vögel und Vogelbälge, ein Dlumenkissen aus Federn, diverse Insekten und Insekten)n-:i|)arate. Süsswassertische aus Merida etc.; von Herrn Dr. M/chadsen Lumljriciden von Hamburg, vom Harz und von der Mosel; von Herrn A. O'Su-ald junr. durch Herrn Senator Wrii. (/Sieahl reiche Sammlungen von Vogelbidgen, Nagern. Reptilien, Fischen und Insekten von Nossibe und Tamatave; von Herrn Schiffsoffizier Paessler Sammelausbeute einer Reise nach Chile; von Herrn .1. Peters 460 Schmetterhnge von Akuse in Westafrika; von Herrn Jitl. Simon ein riesiger Macrocheirus Kämpferi ; von Herrn E. Stender einheimische Reptilien, Amphil)ien, Gliederthiere und Mollusken ; von Herrn J. Stuhle Regenwürmer von Valencia; von Herrn Dr. 7?. Timm Sammelausbeute einer Nordseefahrt; von Herrn Dr. Timm lö Vogelbälge aus portu- gisisch Guhiea; von Herrn A. Tümlvr 4 ausgestopfte V()gel; von der Zoologischen Gesellschaft durch Herrn Direktor Dr. Bolau 07 Säuge- thiere, 50 Vögel, 20 Reptihen, 2 Amphibien. 0 Fische, 10 Gliederthiere, 1 Wurm. 1 Schnecke. b. Mineralogie. Von Herrn .4. Beit -hom\o\\ Sammlung der goldfidirenden Conglomerate von Witwatersrand in Transvaal; von Herrn F. D. Bieher SöJine circa 50 Erzproben besonders aus Schweden und Norwegen; von Herrn F. Cappel 8 Versteinerungen; von Herrn Roheit S. Carr ?.() Versteinerungen vom Beaufort-River, Carolina; von Herrn Deseniss d' JckoJh zahlreiche Versteinerungen aus hiesigen XatnrliistonsfliGs Mnsenni. LXXVII Bohrungen; von Herrn Dr. GotfscJie 72 hiesige Geschiebe und Ver- steinerungen; \()n Herrn HeUer tC" Hirscli-^Qw-XovV durch Herrn E. S, Carr ca. 40 schöne Mineralstufen aus Nordamerika; von Herrn Koualcirski 0 vorzügliche Stücke von Stettiner Gestein; von Herrn -/. Kronlieimer & Co. 20 Mineralien aus Südaustralien; von Heri-n F. Laeisz 1 Mastodonzahn und 9 andere Versteinerungen vom Coosa- River in Carolina; von Herrn E. May im Namen des Venezuela- Comite's der Handelsausstellung '24 werthvoUe Mineralien aus Venezuela; von Herrn Gonsul TL C. Ed. Meyer 8 Mineralien aus Colorado und Korea; von Herrn Dr. Michoiv 49 Geschiebe und 17 Versteinerungen von Sylt; von dem ^Vlining-Departement of New Soutli Wales- Sidney durch Herrn J. Kronheimer &' Co. Sammlung von 7 5 australischen Mineralien; vom Naturwissen- schaftlichen Verein zu Hamburg sämtliche Proben der von ihm im October 1889 bei Blankenese angestellten Bohrung; von Herrn Hauptlehrer Partz Mineralien und zahlreiche Versteinerungen aus dem Oberohgocaen von Gerresheim; von Herrn Dr. /. Peter.^en 20 zum Theil seltene Geschiebe aus der Umgegend; von Herrn I^cff, Pinschoff & Co. 10 sehr umfangreiche Erzproben aus Queensland; von Herrn Direktor Dr. Bautenhery eine grössere Zahl hiesiger Minerahen, Versteinerungen und Geschiebe; von Herrn Kapitain EeJise 2 Mastodonzähne und 82 sonstige Versteinerungen vom Coosa-River, CaroHna ; von Herrn H. S'pridi: ö Goldstufen aus Venezuela; von Herrn J. H. Sfatliam 114 zum Theil seltene Verstehierungen, Gesteine und hiesige Geschiebe; von Herrn Dr. j^. Stuhlmami 23 Gesteine aus Usegua, Ostafrika; von Herrn Direktor Dr. F. Wihel 150 Mineralien, Gesteine und Versteinerungen von Lüneburg aus dem Nachlass des verstorbenen Sammlers A. WeUenliamp, sowie eine grosse Platte mit dreizehigen Spuren aus dem Trias von Wertheim; von Herrn Berg- direktor l'WeZ^e-Lüneburg 14 (Testeine- und Mineralien von Lüneburg und Segeberg; von Herrn E. Winter 2 Diamantkrystalle vom Ca]); von Herrn F. Worlee 1 5 Mineralien, 3 Versteinerungen, 4 hiesige Geschiebe; von Herrn Dr. 0. Zeise-Müwchen 25 hiesige Geschiebe und Versteinerungen, Von wichtigeren Ankäufen in der zoologischen Abtheilung sind zu erwähnen: Ein Elch, 19 anatomische Präparate von T". Fric in Prag, 75 Nummern IMeeresthiere von der zoologischen Station in Neapel, 16 Vogelbälge aus Ostafrika, eine Sammlung von Vogeleiern, ein grosser Stör. In der mineralogischen Alitheilung ist in erster Linie die 1788 Nummern umfassende Sammlung von Geschieben, Lokalsuiten, LXXVIII Naturhistorisches Museum. Versteinerungen und Gesteinen des Herrn Dr. QoUsche namhaft zu machen; ausserdem wurden gekauft 150 Tertiärversteinerungen, 4 Diamanten, 60 Gesteine und Versteinerungen von Hemmoor. 9 miocäne Wirbelthierreste, 12 Kreideversteinerungen etc. Gesammelt Avurden vom Gustos auf seinen Exkursionen nOn Nummern Gesteine und Versteinerungen. Aptirung. In dem Conto für Aptirung erforderte allein der Posten für Glasgefässe die Summe von J^ 2700. Für Spiritus wurden J^ 400, für Postamente J^ 450 verausgabt. Erhebliche Kosten verursachte der Transport und die Aufstellung der 3 grossen Walskelette, trotzdem die zoologische Gesellschaft in zuvorkommendster Weise die erforder- lichen Eisengerüste dem Museum überliess und auch sonst vielfach bei der Ueberführung und Aufstellung hülfreiche Hand geboten hat. Die Positionen für Bureaukosten, wie für nothwendige und kleine Ausgalien wurden auch in diesem Jahre erheblich überschritten, wa,s bei dem vergr<)sserten Betriebe des Institutes nicht Wunder nehmen kann. Der Fehlbetrag konnte für dieses Jahr ohne Bedenken aus der l'osition für Heizung, Reinigung und P)eleuclitung entnommen werden. Inventar. Die Vermehrung des Inventars vom 1. Mai 1888 bis ebendahin 1881) wurde zum Zwecke der Feuervei'si(;]ieruiig wie folgt geschätzt: Zoologische Abtheilung J4 10 750 Mineralogische Abtheihing ,.3 297 BibKothek ,. 2 177 Instnimente, sonstiges Inventar „ 2 385 Summa J^ 18 609 Der Gesamtwerth des Inventars des Museums stellte sich demnach am 1. Mai 1889 auf rund J4 700 982. Benutzung des Das Museum war des Umzugs hall)er während des ganzen Museums, j^j^j^^^gg f(jj. ^j.^g Publikum geschlossen. Von auswärtigen Gelehrten arbeiteten Herr Dr. Harflauh-iVöitingew, Herr Dr. T)cüd-li\e\ und Herr Dr. .^me-München im Museum. Zoologische Objekte wurden ausgeliehen an die Herren Professor Dr. Kitkenthal- Jena, Hofrath Brunner von Wattenwyl in Wien, Dr. Krauss in Tübingen, Dr. H. de Smissure in Genf und Schulvorsteher Sickmann in Iburg; mineralogische an die Herren Professor Dr. Fi scher- Benzon in Kiel und Direktor Dr. Conwentz in Danzig. Arbeiten im Ein grosser Tlicil der verfügbaren Arbeitskraft wurde natur- Museum. ooniäss durcli den Umzug in das neue Gebäude absorbirt. Nach erfolgter Ueberführung der Sammlung galt es vor Allem Ordnung in das «J^ewaltiffe Chaos zu schaffen, die Bibliothek neu aufzustellen und Xaturhistorisches Museum. LXXIX in die einzelnen Arbeitszimmer zn vertheilen, die (ilasvorräthe. Bälge, Rollskelette und die gesamten Spiritusvorrätlie im grossen Vorratlis- saale der Südseite übersichtlich unterzubringen. Mit der fortschreitenden Umarbeitung des alten Schrankmateriales wurden die fertig gestellten Schränke nach und nach mit den Spiritusobjekten der Hauptsammlung in systematischer Aufstellung besetzt, so dass am Schlüsse des Jahres 2 grosse Doppelschränke mit Krebsen, 3 mit Reptilien und Amphibien. 8 mit Fischen, 2 mit Mollusken, 2 mit Echinodermen, 2 mit Mollus- koiden und Würmern gefüllt waren. Ein Theil dieser Arbeiten konnte dem technischen Personal überwiesen werden. Von demselben wurden ausserdem gestopft resp. zu Bälgen präpariert 82 Säugethiere, 72 Vögel, 3 Reptilien, 2 Fische; montiert oder umgearbeitet 25 Skelette, 14 Schädel, 30 osteologische Präparate. Ferner waren mehrere Tausend Gläser neu zu schliessen oder durch andere zu ersetzen. 120U Schmetterlinge wurden neu gespannt, etwa 70 Insektennester gereinigt und mit neuen Postamenten versehen. Die Aufstellung der B grossen Walskelette hat schon im Früheren Erwähnung gefunden. Die wissenschaftlichen Beamten konnten alsbald daran gehen, die Vorarbeiten für die beabsichtigte Scliausammlung in Angriff zu nehmen, zu welchem Ende in einer Reihe von Conferenzen zunächst die allgemeinen Normen wie das Detail über Umfang und Art der Aufstellung l)erathen wurden. Geeignete Schauobjecte waren aus der allgemeinen Hauptsammlung auszuwählen oder neu zu beschaffen, das so gewonnene Material in die gewünschte Normalaufstellung zu bringen. Dabei war eine Scheidung zwischen Typensammlung und Localsammlung festzuhalten, welche letztere in möglichster Vollständigkeit zur An- schauung gelangen soll. Naturgemäss konnte diese ausserordentlich umfangTeiche und zeitraubende Arbeit l)is jetzt nur verhältnismässig wenig voranschreiten; immerhin ist fast in allen Gruppen des Thier- reiches der erste Anfang gemacht und auch bereits eine grössere Anzahl von Spiritusobjecten in Normalaufstellung montiert. Ein gleiches ist von der neu zu gründenden vergleichend anatomischen Sammlung zu berichten. Sehr viel Zeit erforderte, wie immer, die wenn auch nur vor- läufige Erledigung der zahlreichen Neueingänge, doch konnte wenigstens die Hauptmasse derselben soweit bewältigt werden, dass sie gesichtet und in die Eingangskataloge der einzelnen Thiergruppen ein- getragen wurden. Auch ältere Eingänge, namentlich von Patogonien und Süd-Georgien kamen zur Bearbeitung. Durchhestimmt wurde ein Theil der Hymenopteren , der Neuropteren und die biologische LXXX Naturhistorisches Museum. Sclimetterliugssaiuniluiig. Ferner die Süsswassermollusken, die Oligo- chaeten, Gephyreen und Anneliden. Katalogisiert wurde die einheimische Vogelsammlung, die etwa 1500 Nunnnern umfassende Sammlung der Vogelbälge, die biologische Schmetterlingssammlung und die gesamte Wurmsammlung. Eine Lehrthätigkeit konnte in Folge des Umzuges nicht aus- geübt werden. Zur Vervollständigung der Sammlung unserer heimischen Fauna sind von den wissenschaftlichen wie von den technischen Beamten während ihrer Mussestunden zahlreiche Exkursionen unternommen. Für das Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten wurden 5 zoologische Al)handlungen mit zusammen 103 Druckseiten Text und 3 lithographierten Tafeln geliefert und zwar Dr. G. Pfeffer: Uebersicht der von Herrn Dr. Franz Stuldmann in Aegypten, auf Zanzibar und dem gegenüberliegenden P'estlande gesammelten Reptilien, Amphibien, Fische, Mollusken und Krebse. Dr. G. Pfefer: Zur Fauna von Süd-Georgien. Dr. W. MicJnielsen: Ohgochaeten des Naturhistoiischen Museums in Hamburg. I und II. Mit je einer Tafel. Dr. W. MichaeJsen: Die Gephyreen von Süd -Georgien. Mit 1 Tafel. In der mineralogischen Abtheihmg wurden von den Ein- gängen des Jahres etwa '^/:i erledigt; ausserdem sind von fossilen Seeigeln circa 300 Nummern neu bestimmt, sowie von der Geschiebe- samndung die palaeontologischen und Juragescliiebe mit zusamnuMi etwa 2000 Nummern neu geordnet. An 6 Sonntagen wurden öifentliche geologische Exkursionen nach Schulau, Reinbeck, Langenfelde, Itzehoe, Elmshorn und Lüneburg veranstaltet, an denen sich 24 Lehrer, 2 Kaufleute und 1 Beamter betheiligten. Die Lehrthätigkeit beschränkte sich auf einen Cyklus von Vorträgen im Mädchenschullehrerverein. Die Lokalsammlung ist durch 15 Exkursionen nach Hemmoor, Travemünde, Kellinghusen und Langenfelde erheblich bereichert. Für das Jahrbuch der wissenschaftlichen Anstalten wurden die Untersuchungen ül)er „Kreide und Tertiär bei Hemmoor" in einer Abhandlung niedergelegt. Das Material aus einem neuen Horizont im Miocän bei Langenfelde, sowie eine neue arktische Diluvialfauna, bei Kellinghusen sind soweit bearl)eitet, dass ihre Publikation in Bälde erfolgen kann. Für die kgl. Preussische geologische Landesanstalt zu Berlin wurde auf deren Wunsch die Begehung der neuen Eisenbahnlinie Museum für Völkerkunde. LXXXI Flensburg — Niebüll während eines zweitägigen Urlaubes durchgeführt. Vom kgl. Amtsgericht Kellinghusen wurde der Custos zweimal als Sachverständiger in Anspruch genommen. Endlich dürfte als Neuerung hervorzuheben sein, dass der Abtheilung für Mineralogie auch für Bücher. Instrumente, Aptirung und Exkursionen ein bestimmter Fonds zur eigenen Verfügung zu- gestellt worden ist. — 8. Museum für Völkerkunde. Bericlit des Vorstehers C. W. Lüders. Die Sammlung hat sich in diesem Jahre wieder recht reichhch vermehrt, und zwar durch Ankauf von: 47 Nummern aus Afrika 150 „ „ Asien 46 „ „ Amerika 72 „ ,, Oceanien 315 Nummern und durch Geschenke : 105 Nummern aus Afrika 174 „ „ Asien 49 „ „ Amerika 4 „ „ Oceanien 1 „ „ Europa 333 Nummern. Der Totalbestand der Sannnlung stellt sich am Ende des Jahi-es wie folgt: Afrika . 1492 Nummern Asien 2489 „ Amerika 2403 Oceanien 2242 „ Europa 115 „ 8741 Nummern. Unter den angekauften Sachen sind als besonders werthvoll und interessant hervorzuheben: Eine Anzahl Gegenstände der Ainos und der Korjaken von Nord-Ost-Asien, sowie eine gute Sammlung von Neu-Guinea, welch letztere von dem Reisenden Herrn F. Grabowshj mitgebracht ist. Unter den Geschenken sind als hervoi'ragend zu erwähnen: LXXXII Museum für Völkerkuiuk'. Von Herrn Dr. C. Aug. Schröder jr., eine grosse Bettstelle mit reicher Schnitzerei und eingelegten Elfenhein -Figuren aus Nanking. China. Von Herrn Dr. Heinr. Traun eine Anzahl von Gegenständen der Mandingos, sowie eine reiche Samndung von den Bissagos Inseln Nord-West-Afrikas. Von Herrn Herrn. Dalil ca. 40 Nummern der verschiedensten Gegenstände von West-Afrika. Von Herrn A. Steffen in Ost-Java eingesandt, eine grosse Collection von Schmucksachen und Geräthe für Landwirthschaft und Fischerei aus dortiger Gegend. Von Herrn Consul R. A. Stnhenraiich in Bunta Arenas (Magellanstrasse) erhielten wir ein grosses Griginal-Ganoe aus Baumrinde, mit Ruder Speer und Harpun von den Jahgua-Indianern des Feuerlandes. Es dürfte dieses wohl das erste sein, welches nach Europa gehracht ist. Nach Schluss der grossen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung wurden uns aus der Handels- und Producten-Abtheilung freundlichst überwiesen : von Herren SrJimidt d' KVisfermann . 1 1 Nunnnern von Benang „ „ C. Suhrherg jr 2 „ „ Kaukasus „ „ Ernst May iS „ „ Venezuela „ „ E. Lorenz Meyer .... 1 „ „ Singapore. Kurz vor Ende des Jahres erhielten wir noch durch die Ver- mittelung des Herrn Director Dr. Brinckmann von Gust. Mundt in Barakan Salak, Java, ein grossartiges und kostbares Geschenk, ein sogenanntes Gamelan oder javanisches Orchester von ca. 20 Instrumenten, sowie eine Anzahl Wyangtiguren aus Eindshaut für Schattenspiele und 38 bewegliche kostumirte Holzpui^pen (ähnlich unsern Bolichinell- Figuren) die zu theatralischen Darstellungen von geschichtlichen Ereignissen gebraucht werden. Die erhoffte Uebersiedelung des Museums für Völkerkunde in die obere Etage des neuerbauten Naturhistori sehen Museums, die nun zur Verwirklichung kommen soll, kann nur mit Freude begrüsst werden, denn dort bietet sich endlich die Gelegenheit, die Gegenstände des Museums systematischer und übersichtlicher aufzustellen, so dass man dann erst ersehen und erkennen wird, welch reiches und gutes Material die Sammlung bereits aufzmveisen hat. Nach beschaffter Aufstellung wird das Museum seinen Zwecken erst dienen können, wissenschaftlichen Forschungen eine Fülle Materials bieten und dem grossen Bublikum eine Stätte der Belehrung und edlen Unterhaltung werden. Beidem konnte das Museum in seinen jetzigen allzubeschänkten Räumen nicht gerecht werden. Sammlung vorgescliichtlicher Altfitüiiicr. LXXXIII 9. Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer. Bericht von Prof. Dr. E. Rautenberg. Die Sammlung vorgescliichtlicher Altertümer ist im Jahre 1889 um IUI» Katalognummern vermehrt worden. An Geschenken sind aufzufidiren : a. Steingeräte von den Herren Sieveri<: (Ovendorf). Hansen (Handjurg), Rautenher 0 (Schönweide), I)r, Noelting (Ham])urg) und den Schülern der Neuen Höheren Bürgerschule Ch. Duncker und K. Jehsen; h. ein Schaftkelt von Bronze von Herrn Nevermann (Hamburg); c. eine kleine Urne (Beigefäß) von Herrn Sfeenhock (Groß-Hansdori), Fragment einer großen Urne von Herrn Charles Mickerfs (f). Den freundlichen Gebern sei auch an dieser Stelle herzHcher Dank ausgesprochen. Im Jahre 1889 hat der Berichterstatter nur einmal eine Aus- grabung vornehmen können und zwar auf dem früher schon wiederholt untersuchten Urnenfriedhof zu Altenwalde. Auf einem von Herrn Aug. Holst bereitwillig zur Verfügung gestellten Ackerstücke ergaben die Ausgrabungen in einer ungewöhnlich großen Tiefe von fast 1 m 4 sehr gut erhaltene zierliche Urnen vom sächsischen Typus. Die eine derselben war rings von kalzinierten Knochenstücken umgeben und mit einer anderen Urne, deren Hals- und Bruststück abgeschlagen war, zugedeckt. Reichliche Spuren von Eisenoxyd am Boden der aJs Deckel benutzten Urne beweisen, daß diese früher schon als Totenurne gedient und eine Eisenbeigabe, wahrscheinlich ein Messer, enthalten hat. Thondeckel oder Gefäßreste als Deckel waren bisher von mir auf dem Altenwalder Urnenfriedhof noch nicht gefunden worden. Die aus Westerham bei Cadenberge neu angekauften Urnen enthielten zum Teil Bronzebeigaben und Bernsteinstücke; außerdem ist von dorther eine Anzahl roher und ehifacher Steingeräte, welche in alten Wohnstätten und Herdstellen gefunden shid, in unsre Sannnlung gekommen. Aus Kopenhagen kauften Avir 2 Hängebecken von Bronze und mehrere andere, die typischen Stücke unsrer Sammlung ergänzende, Gegenstände von Bronze und Gold; ferner einen geschhffeuen Meißel von 0,81 m Länge und einen geschlagenen Dolch (Lanzenspitze V) (0,265 m lang) von geradezu meisterhafter Ausführung. Außerdem wurden einige interessante Gegenstände aus der hier versteigerten LXXXIV Saiiiiiiluiip;' Hainliur.uisclici' AltcrtlniiiR'r. Saniiiiluiig Wellenkami) (Lüneljurg) sowie eine Reihe schöner IJron/en aus der Gegend von Celle: Halsringe, Armringe, Kelte, eine Radnadel, sowie verschiedene Steingeräte von besonderer Form angekauft. Die Bibliothek ist durch Ankäufe und Schenkungen der Anthro- pologischen Gesellschaft und des jetzt leider eingegangenen Lesezirkels um 73 Nummern vermehrt worden. Am 8. Januar 1890 hat die Bürgerschaft den Antrag Eines Hohen Senates, daß ein Teil des Galleriegeschosses des Naturhistorischen Museums der Samndung vorgeschichtlicher Altertümer für einen Zeitraum von 5 — 10 Jahren überlassen werde, angenommen, und zu gleicher Zeit die für den Umzug und Beschaffung des Mobiliars notwendigen (ieldmittel JKnvilligt. Neben dem ehrerbietigen Dank sprechen wir unsre herzhche Freude aus, daf? es nunmehr möglich ist, die bisher aufgestapelten oder in Schränken und Kellerräumen ver- packten wertvollen und interessanten Schätze unsrer Sammlung übersichtlich und wissenschaftlich aeordnet auszustellen. 10. Sammlung' Hamburgischer Alterthümer. Bericht von Dr. A. H. Kellinghiisen, d. Z. Vorsitzender der Kommission. Im Jahre 188<) bot sich zu Ankäufen weniger Gelegenheit. Angekauft wurden unter andern: die iVmtslade der Formenschneider, Bilder von Haml)urg und Ihngegend, Trinkgeschirre Hamburger Zünfte und Genossenschaften, Petschafte und einige in Stein gehauene Wappen. Zur Herstellung und Ausschmückung des auf dem Terrain der Hamburger Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Verbindung mit dem Panorama des Brandes von Hamburg 1842 errichteten altham- burgischen Hauses, genannt „die alte Liebe" gab die Samndung manches Stück her, sowohl in Original wie auch zur Veranstaltung von Nachahnumgen, hauptsächlich aus den Gegenständen welche bei dem Abbruch in dem jetzigen Freihafengebiet erworben wurden. Die Sammlung war von Ostern bis Michaelis Sonntags und Mittwochs dem Pidjlicum geöffnet und erfreute sich eines zahlreichen Besuches. BulanisL-lics Musomii und Laljuraturiuin i'ür Waarcukuiidc. LXXXV 11. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. Bericht des Direktors Professor Dr. Sadebeck. Dil' Arl)C'iteii des Museums betrafen im Weseutlielieii die wisseusuhaft- Bestimmuiig und Bearbeitung des neu eingegangenen Materials, su^vie ^^ ^'^ ^ ^'^ °"" der Samnüungen des Godeffroy-Museums. Von den letzteren sind immer noch nahezu 20 000 Nummern unerledigt. Die übrigen, zusammen- hängenderen Arbeiten des Instituts werden in dem Jahrbuch der Hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten oder in anderen wissen- schaftlichen Zeitschriften zur Publication gelangen. Ausserdem wurden im Ganzen 4 Untersuchungen durch Anfragen Auskuutts- von Behörden veranlasst ; die geringe von Handelsfirmen gewünschte °^ ^^^ ungeu. Auskunft konnte ganz durchweg mündlich — ohne Aveitere Unter- suchung — ertheilt werden; dagegen steigern sich stetig die wissen- schaftlichen Ansprüche, welche an das Institut gerichtet werden. Die Benutzung der Institutseinrichtungen, namentlich derjenigen, Benutzung dor dass an den Wochentagen in der Zeit von 10 — 2 Uhr die Herbarien . °^A)^'1'„ ~ eiui'icntungen. sowohl wie die Bibliothek Jedermann zugänglich sind, war im Ganzen dieselbe wie im vorigen Berichtsjahre. Auch der Besuch des Museums seitens des grösseren Publikums zeigte gegen das vorige Jahr eher eine Zunahme, als eine Abnahme. Grössere oder kleinere Theile der Sammlungen wurden ebenfalls sowohl in Hamburg, als nach auswärts ausgehehen. So wurden auch auf besonderes Ersuchen des Vorstandes der im Sommer des Berichts- jahres hierselbst stattgehabten Handelsausstellung für dieselbe umfang- reiche Collectionen aus den Sammlungen des Museums zusammengestellt, wie z. B. Gummi, Harze und Balsame nebst den Pflanzen, von welchen sie gewonnen werden, ferner die von den Singhalesen im Jahre 1884 mitgebrachten Nutz- und Nährpflanzen Ceylons, sowie eme umfangreiche Zusammenstellung von selteneren und unbekannteren neueren Drogen u. s. w. Die genannten Gegenstände waren während der Ausstellung untergebracht in zwei einfachen Schränken, einem grossen Doppelschrank, 2 grossen Doppelschaukästen mit Glasaufsätzen und einem kleineren Schaukasten, woraus erhellt, dass die Ausstellung des Museums in der That eine recht umfangreiche war. Die wissenschaftlichen Hülfsarbeiten wurden von den Herren Wissenschatt- liche Dr. Lierau, Dr. Voigt, Cand. phil. Brzezak und R. Ruhen ausgeführt. Hüifaarboiton. LXXXVI Botanisches Musl'uiii und Laboraturiuiii für Waarenkunde. Aufsicht. Dqy Aufseher und Museumsdiener Carl Steffen, welcher am 1. Juh 1888 sein Probejalir begonnen, wurde am 1. Juh 1889 definitiv angestellt. Vüriesuugeu. Im Laufo des Berichtsjahres wurden von dem Director folgende Vorlesungen gehalten : 1) Entwicklungsgeschichte. 2) Botanisches Practicum, a. für Vorgeschrittenere täglich von *J — 2 ühi-, b. für Anfänger Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends von 12—2 Uhr. 3) Botanische Excursionen. Inventar. Das ständige Inventar wurde ausser durch mehrere von der Baudeputation gelieferte Schauschränke, durch (Jlasgefässe u. dergl. vermehrt. Ausserdem wurden einige Mikroskope durch die Anschaffung von neueren Objectiven und Zubehör ergänzt. Erweiterung Auch die Sammlungen wurden durch mehrere Ankäufe erweitert; Vermehrun"- ^'^ Wurden mehrere Theile des Bacnitz'tit-hen Herbarium americanum, der alsdann die im Berichtsjahre erschienenen Fascikel des Fungi saxonici dmm uugen. ^^^^^ ^^^^^ Pliycotheca Universalis, sowie zahlreiche Drogen, getrocknete Früchte und Alcoholmaterial angeschafft. Noch bedeutendere Er- weiterungen erhielten die Sannnlungen durch die überaus reichen und wohlerhaltenen Sendungen von Herrn Dr. Fr. StuMmann aus Zanzil)ar; genauere Mittheüungen über diese Sammlungen werden an anderer Stelle folgen. Erwerbungen Auch in dem Berichtsjahre wurden die Sanmilungen durch Geschenke i^nhlreiclie dem Institute zugewendete Geschenke recht wesentlich erweitert, namentlich Seitens vieler Handelshäuser welche die oben schon genannte Handelsausstellung beschickt hatten. Bei der überaus und aussergewöhnlich grossen Anzahl der dem Institute hierdurch gewordenen Schenkungen würde es zu weit führen, auf alle die vielen Einzelheiten an dieser Stelle genauer einzugehen; insbesondere zu Dank verpHichtet ist das Institut den Herren C. Woermann, Hansing & Co., Hermann Jehsen in Altona, Hermann Jebsen & Co. in Penang, Generalconsul Picken- pack, Museums- Vorsteher Luders, Baron von Müller in Melbourne, Ernst, May, Jencquel d' Hayn, Pegu & Co. etc. Unter den in Rede stehenden Geschenken befand sich unter Anderem auch die mehr als 15 Meter hohe Wurzelröhre einer noch näher zu bestimmenden epiphystischen Ficus-Species aus dem Kamerungebiet, welche Herr Woermafin dem Museum bereitwilligst überlassen hat. Ausserdem wurden die Samm- lungen des Institutes durch reichliche Einzelgeschenke, über welche bereits in den Tagesblättern berichtet wurde, in sehr \Verthvoller Weise BotaiiiscliL's MusL'uni und Laburatdrium für Waarciikuiuk'. LXXXVII erweitert, nanieiitlicli durch die Güte der Herren Ansorgc in Flottbeck, G. Böcker & Berckefcldt, hierselbst ; Directur Dr. Böhm. liiersell)st ; Director Dr. Brinckmann, liierselbst; Cand. pbil. DinMage, /.. Z. in Gros« Batanga; C. F. T. Flohr, hierselbst; Dr. Gilbert, bierselbst; J. Heimerdinger, hierselbst; Prof. Dr. Kraexielin, Director des natur- historiöchen Museums, hiersellist; Museumsvorsteher Luders, hierselbst; Baron H. von Ohlendorff, hierselbst; L. von Poepinngltansen, hierselbst; B. Ruhen in Bergedorf; Prof. Dr. Beinke in Kiel, C. Schicah in Alexandria, Steickmann, hierselbst; Förster Yollrath in Geesthacht; W. Zimpel, hierselbst. In den bisherigen Tauschverbindungen fanden keine Aenderungen Tausch- statt; wir erhielten dadurch namentlich von dem Königlichen Museum ^'^^ '" ungen. in Berlin sehr werthvolle Gollectionen, theils trockenen, theils Alcohol- materials; besonders erwähnenswerth sind die Dubletten der von den Forschungsreisenden aus Neu-Guinea gesandten Samnüungen. Die Erweiterung des Herbarium Hamburgense fand in der Herbarium bisher iibhchen Weise statt; durch Herrn Cand. \A\i\. Dincklage erfuhr ^'^™^'^^^*''^^^' namentlich die Moossammlung ganz wesentliche Ergänzungen, während die Blüthenpflanzen durch Herrn Zimpel in der reichlichsten Weise bedacht wurden. Die Handbibliothek wurde in der üblichen Weise ergänzt. Bibliothek. /^ Heinrich Gustav Reichenbach. Eine Skizze seines Lebens von Gustav DilUng. Die liotaiiisclio Welt hat im vorwiclienen Jahre einen viel- hedeiitenden Verhist zn beklagen gehabt. Am 0. Mai 1880 starb nach schweren Leiden, gegen welche er schon seit mehr als einem Jahre mit äußerster Anstrengung der ihm eigenen Willensstärke einen aussichtslosen Kampf führte. Heinrich Gustav JReichenhach, Doktor der Philosophie und Professor der Botanik, seit länger als einem Viertel- jahrhunderte Direktor des Botanischen Gartens zu Hamburg. — Reichenbach entstammte einer altsächsischen Familie, war er doch ein Nachkomme jenes Stadtschreibers und nachmahgen Bürger- meisters von Wittenberg, der für Luther Katharina von Bora in sein Haus aufgenommen. Sein Großvater war der als griechischer Lexiko- graph bekannte Konrektor der Thomasschule in Lei])zig, sein Vater. der Geheime Hofrat Heinrich Gottlieb Ludewig Reichenbach, bekleidete die Stelle eines Professors der Naturgeschichte an der Medizinisch- chirurgischen Akademie zu Dresden und war zugleich Direktor des Botanischen Gartens und des Kgl. Naturhistorischen Museums daselbst. Unser Reichenbach ward am 3. Januar 1824 im Altstädter Rat- hause zu Dresden geboren, in welchem sein Vater eine Amtswohnung inne- hatte. Angeregt durch die Thätigkeit dieses hervorragenden, als Zoologe wie als Botaniker gleich ausgezeichneten Beobachters und Schriftstellers. wurden Aufmerksamkeit imd Sinn des Sohnes schon früh auf die Natur gelenkt. Fast alle Mußezeit während der Vegetationsperioden im Freien verlebend, erlangte er schon als Knabe jene Fähigkeit der Auffassung und Unterscheidung organischer Formen, welche sich in s])äteren Jahren Anmerkung. Indem der Verfasser bedauert, daß keine berufenere Feder die Darstellung des Lebensganges und der wissenschaftlidien Thätigkeit H. G. Beichenhach fil. übernommen, bittet er für die nachfolgende, unter dem Drange gehäufter Geschäfte in wenigen Tagen geschriebene Skizze um nachsichtige Aufnahme. Für jede ihm zugehende s Französischen, Englischen und Italienischen zu bedienen. Selbst vor den Schwierigkeiten der russischen Sprache, mit der er sich noch in dem letzten Jahrzehnte seines Lebens emsig beschäftigte, schreckte er nicht zurück. Aus der tüchtigen geistigen Gymnastik, die er in sprachlicher Beziehung durch- gemacht, erklärt sich die Leichtigkeit, mit welcher er sich in ihm scheinl)ar ganz fernliegende Dinge einarlieitete , wohl eben so sehr, wie die (iewandtheit, mit der er Personen der verschiedensten Lebens- stellung und Denkungsweise für senie Zwecke zu interessieren und dienstbar zu machen verstand. In späteren Jahren , mit der zunehmenden Vereinsamung und Verinnerlichung seines ganzen Wesens, beschränkte er sich allerdings mehr und mehr auf sich selbst und wurde wohl gar von Manchem für einen menschenscheuen Sonderling erklärt. An Dem, was für Menschen gewöhnlich Glück und Genuß des Lebens ausmacht, ist das seinige gewiß sehr arm gewesen. Seine Freuden erwuchsen auf einem anderen (irrunde ; sie waren die des Forschers, der seinen Lohn und seine Befriedigung in der Forschung selbst findet, und dem es verg(»nnt ist, schon bei Lebzeiten in seinem Hoiniifh (rustav Roichenbaoh, finc i-;kizze soinos Lobpns. CVII Spezialgebiete sich als mihedingt maßgebende Autorität anerkannt zu sehen, wie er denn seit Lindleys Tode') in dem Reiche der Orchideen als unbestrittener Herrscher — und „worthily. most worthily did li(> fulfil bis regal duties", wie ihm in einer englischen Zeitschrift nacli- 'gerühmt wird — bis an das Ende seines rastlos thätigen Lebens unter Sorgen und Beschwerden geschaltet und gewaltet hat. Und wenn dieses Leben nur voll Mühe und Arbeit gewesen wäre, so wäre es in der That entsprechend der Weisheit der Psalmisten köstlich gewesen. Aber nicht nur manche aus seinem Amte ihm erwachsenden Verdrieß- lichkeiten und Eeil)ungen verbitterten ihm das Leben, sondern mehr noch allmählich sich einstellende und zu immer größerer Heftigkeit sich steigernde körperliche Leiden. Seit Jahren schon klagte er über die Empfindlichkeit seines Kehlkopfes und über bronchiale Verstimmungen ; oft peinigten ihn, namentlich Nachts, Hustenanfälle, die ihm die n()tige Ruhe raubten und so den Verfall seines früher so robusten Körpers verursachten. Ehe er im Frühjahre 1888 zur Ausstellung nach (lent reiste, auf der ihn der König von Belgien mit einer Auszeichnung behandelte, durch die Reichenbach tief gerührt wairde, äußerte er mir gegenüber zum ersten Male Todesgedanken und sprach von seinen letztwilligen Verfügungen. Nach seiner Rückkehr zeigten sich Spuren eines heimtückischen Leidens, das l)ald rasche Fortschritte machte. Lähmungserscheinungen traten auf, und häufiges und anhaltendes Nasenbluten brachte seinen Kräftezustand tief herunter. So vergingen die Wintermonate 1888/80. Mit der gewaltigen Energie, die ilm kennzeichnete, raffte er sich noch bisweilen auf; am 10, Februar war er zum letzten Male bei mir, und wiewohl ich ihn traurig verändert fand, vermutete ich doch die Nähe der Katastrophe noch nicht und tröstete ihn mit der Aussicht, er Averde bei Eintritt besserer Witterung einen geeigneten Kurort aufsuchen und dort Wiederherstellung linden können. Es war sein letzter Ausgang gewesen; von da an hat er seine Wohnung nicht mehr verlassen. Die Gliedmaßen versagten ihren Dienst. Sein letzter Brief (vom 20, April) bewies das auf das Schmerz- ') Schon 1858 konnte Reiclieubach in der Vorrede zum ersten Bande der „Xenien'" sageu: „Mein [Orchideen-] Herbar steht nur in Bezu<>- auf contineutal-indische und -australische Formen dem Lindleys nach, für die Orchideen anderer Gebiete kommt es demselben gleich oder steht ihm voran. — Bei wissenschaftlichen Streitigkeiten zwischen Lindlcy, meinem Lehrer, und mir, ist das Recht in der Regel auf Seiten Dessen gewesen, der über das bessere Material verfügte — stets haben wir im Interesse der Wissenschaft einander Alles zu Gebote gestellt, woi-über wir verfügen konnten , nie einander vorgekommene Irrtümer verl)orgen." Damals also schon „he acted as viceroy". f VIII Oustnv Dillitio-. licliste. Die Hand, aus der Tausende von Zeichnungen hervorgegangen, welche die feinsten Formverscliiedenheiten charakteristisch wiedergahen, war außer Stande , auch nur annähernd das Bild eines Buchstahens zu erzeugen. Am 6. Mai wurde ich zu ihm gerufen, fand aber nur noch seine Leiche. Um 1 1 Uhr Vormittags war er bei vollem Bewußt- sein durch einen sanften Tod von seinen schweren Leiden erlöst worden. Nachdem ihm am 0. desselben Monats vor einer kleinen Gemeinde trauernder Freunde und in Gegenwart eines Bruders und der Schwester des Entschlafenen Herr Hauptpastor Dr. Böpe in der Kapelle des St. Michaehs-Friedhofes herzhche Worte des Abschiedes und (Jedilcht- nisses gewidmet hatte, ward seine Leiche nach Dresden ül)ergeführt. wo Reichenbacli der Solni an der Seite seines berühmten Vaters und seiner areliebten Mutter seine letzte Ruhestätte gefunden hat. — Es will Abend werden, indem ich diese Zeilen schreibe. Mein l)llck trübt sich , nicht nur aus optischen Gründen. Ich sehe von meinem Schreibtische auf nach dem Sessel, in welchem er sich so oft um die stille Dämmerstunde niederließ, nachdem er von seiner stolzen Höhe von genau 100 Stufen zu mir, dem an der Scholle des Erd- geschosses Haftenden. hinal)gestiegen war. Es ist mir, als ol) ich wieder ilin vor mir sähe, mit dem durchdringenden Blicke der l)lanen Augen über der schari'geschnittenen AdU-rnase, als ol) ich wiech'r seine, der mannigfaltigsten Modulation fähige Stimme hihio . . . Die wehmutsvolle Trauer über seinen Verlust erneuert sich, einen Verlust, dessen Bedeutung wohl erst die Zukunft klar legen wird, wenn die Worte des Seneca in Bezug auf den Entschlafenen wahr geworden sein werden: „Venient qui sine offensa, sine gratia judicent." — Indem icli ihn beklage, der zu früh, nicht in Anbetracht der ihm auferlegten Leiden, wohl aber für die botanische Wissenschaft al)- geschieden ist, der er das Hauptfazit seines Lebens, eine umfassende Darstellung der Orchideen nach ihrer systematischen Anordnung, ihren morphologischen, biologischen und geographischen Verhältnissen schuldig bleiben mußte, erübrigt mir noch die Pflicht, ihm meinen herzlichsten und bis an mein Ende währenden Dank dafür zu bezeugen, daß ich, der ich nach dem Maße meiner Kenntnisse und Erkenntnisse in seiner eigensten Wissenschaft so weit liinter ihm zurückstand, ihm menschhch so nahe treten durfte und so genauen Einblick gewinnen konnte in das Sinnen und Schaffen eines echten deutschen Gelehrten, des letzten Professors des Handnirger Akademischen Gymnasiums. — II. Uebersicht der im Jahre 1889 gehaltenen Vorlesungen. U e b e r s i c h t der im Jahre 1889 gehaltenen Vorlesungen. Prof. Dr. Sadeheck, Direktur des Ijotaiiisclien Miiseuins: a. im Sommer 1889: 1) Entwickeluiigsgeschiclite der Ptlaiizon 1 8td. wöclientl. -X) Botanisches Praktikum tägk v. 9 — 1 Uhr, verbunden mit Exkursionen. b. im Winter 1889/90: Botanisches Praktikum, für Vorgeschrittene . . . tägl. v. 9— lUhr, fiir Anfänger . 3malwöchentl.v.r2— 2Uhr. Prof. Dr. Voller, Direktor des physikalischen Staats-Laboratoriums: a. im Sommer 1889: DarsteUung unserer gegemvärtigen Kenntnis der atmosphärischen und Erd-Elektrizität ... 2 Std. wöchentl. b. im Winter 1889/90: Grundzüge der neueren Elektrizitätslehre, mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Anwendungen derselben 2 Std. wöchentl. Prof. Dr. Wihel, Direktor des chemischen Staats-Laboratoriums: a. im Sommer 1889: Praktische Übungen im Laboratorium tägl.v.8— 12u. 1 — öUhr. b. im Winter 1889/90: Praktische Übungen im Laboratorium, .tägl.v. 9—12 u. 1—4 Uhr. Dr. C. Gottsche, Custos für Mineralogie am naturliistorischcn Museum: im Sommer 1889: Geologische Exkursionen nach Blankenese-Schulau, Bergedorf- Reinbeck, Langenfelde, Itzehoe-Lägersdorf, Lieth bei Elmshorn und Lüneburg. {^;>(^JJ Ucbc'isiclit dt;!- Vurlcsuiigcn. Wegen der Umzugs- und Eiiiriclitungsarbeiten im Neubau des Naturliistorisclien Museums wurden Seitens desselben weitere Vorlesungen nielit verunstaltet. Dr. Ad. Wohlwill: a. im Sommer li^S'J: 1) Über die Hauptepoclien der französischen Geschichte im 19. Jahrhundert 1 stündig. 2) Über das deutsche und französische Epos im Mittelalter . . 1 stündig. 3) Über Lessing und Herder, in ihrer kultur- geschichthchen Bedeutung 1^ — 2 stündig. )). im Wintersemester 1889/üO: 1) Geschichte des 18. Jahrhunderts, mit be- sonderer Berücksichtigung Hamburgs 2 stündig. 2) Über die Hauptepochen der preußischen Geschichte 1648— 186 ü 1 stündig. 3) Deutsche Litteraturgeschichte, 1. Teil (bis 1230), insbesondere für Lehrer 1 stündig. 4) Über das Zeitalter Ludwigs XVL und die Anfänge der französischen Revolution (öffentlich) 1 stündig. Außerdem trugen im Auftrage der Uberscliulbehörde vor: Dr. Wilh. Bock: a. im Sommer 1889: Über Functionentheorie 2 Std. wöchentl. b. im Winter 1889/90: Ebene und sphärische Trigonometrie mit An- wendungen 2 Std. wöchentl. Oberlehrer Dr. E. Hoppe: a. im Sommer 1889: Ausgewählte Kapitel aus der Lehre vom Licht 2 Std. wöchentl. b. im Winter 1889/90: Die Lehre von der Reibungs- Elektrizität und vom Magnetisnms in ihrer geschichtlichen Entwickelung : 2 Std. wöchentl. Uebcrsiflil dur Vurlcsungen. CXIII Ilofrat Dr. G. Fortig: IX. im Sommer 1889: 1) Ästhetische ZergHederung- von Schiller'« „Jung- frau von Orleans". 2) Musikästhetischc Belumdlung der heutigen Instrumente. 3) Philosophie der Geschichte. (1. Teil.) b. im Winter 1889/ÜÜ: 1) Die Klassiker der neueren bildenden Kunst in Deutschland (von J. J. Winkelmann bis Thorwaldsen). '^) Die elementaren Formen der Musik nach ihrer ästhetischen Seite, 3) Lessing's und Schiller's Weltanscliauung. (Im Anschluß an Lessing auch eine Kritik des Gottes-, Religions- und Offenbarungs- begriffes; Nathan der Weise in religions- philosophischer Beziehung u. s. w.) Professor Dr. Schubert: a. im Sommer 1889: Mathematische Geographie 2 Std. wöchentl. b. im Winter 1889/90: Geschichte des Rechnens und der elementaren Mathematik 2 Std. wöchentl. III. Wissenschaftliche Abhandlungen. Die Lumbriciden Norddeutschlands. Von Dr. W, Michael seil. in der folgenden Zusammenstellung und den sich daran schließen- den Erörterungen hat der Verfasser die Ergebnisse seiner Untersuchungen an dem von ihm gesammelten Lumbriciden-Material niedergelegt. Das Material ist die Ausheute vieler Ausflüge in die nähere und fernere Umgegend Ham])urgs sowie einer 14-tägigen Wanderung durch den Harz. Die reichste Ausbeute in dem ersten Gebiet ergaben die be- waldeten Elbstrand-Sümpfe zwischen Niensteden und Wittenbergen sowie die zum Trave-Gebiet gehörenden Waldungen imd Sümpfe an dem Kupfermühlen-Bach bei Rolfshagen, in dem zweiten Gebiet die sumpfigen, von großen Steinen übersähten Eänder der von den Höhen nieder- fließenden Bäche und Rinnsale. Bei manchen Arten, die fast an jeder Sannnelstation zum Vorschein kamen, wird nur eine Auslese der sämtlichen Fundorte gegeben und dieser Umstand durch Anfügung eines „etc." markiert. Es werden im ganzen 17 Arten aufgeführt. Von diesen ist die Berechtigung einer (des Allurus dul)ius nov.) zweifel- haft. Eine andere (Allolobophora subrubicunda Eisen) ist durch vier verschiedene durch Übergänge verbundene Formen, die nach Ansicht des Verfassers kaum den Wert von Varietäten haljen, vertreten. Die meisten Arten kommen in Ijeiden durchsuchten Gebieten vor. Im Hamburger Gebiet wurden 1 4 Arten nachgewiesen, darunter der Allurus dubius, im Harz-Gebiet 13 Arten, von der Allolobophora subrubi- cunda aber nur zwei Formen. Die folgende Zusammenstellung macht nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist dem Verfasser nicht zweifelhaft, daß sich z. B. Criodrilus lacuuni Hoffm. im Hamlnu-ger Gebiet finden wird sowie daß AUolobophora foetida Sav. auch in den Gärtnereien des Harzes vorkommt. Die Vervollständigung muß späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Literatur. 1 ! Diiges: Recherches sur la circulation, la respiration et la repro- duction des Annelides abranches (Annales sei. natur. T. XV). 2! Ditges: Nouvelles observations sur la Zoologie et anatomie des annelides abranches setigeres (Annales sei. natur. 2. ser. T. VHI). 3! Eisen: Bidrag tili Skandinaviens oligochaet fauna (Ofers. kongl, Vet.-Akad. Förhandl., ISvO). 4 Dr. W. Michaelsen. 4! Eisen: Gm Skandinaviens lumbricider (Öfvers. kongl. Vet.-Akad. Förhandl., 1873). 5! Eisen: Bidrag tili kännedom om New-Englands och Canadas lumbricider (Öfvers. kongl. Vet.-Akad. Förhandl., 1874). 6 ! Fraisse: Ueber Sperniatophoren bei Regenwürmern (Arb. zoolog.- zootom. Inst. Würzburg, Bd. V). 7 ! Hoffmeisfer: De vermil)us quibusdam ad genus lumbricorum iierti- nentibus. Berlin 1842. 8! Hoffmeister: Beitrag zur Kenntniss deutscher Landanneliden (Arch. f. Naturgeschichte, IX. Jahrg., I. Bd). 9! Hoffmeister: Die bis jetzt bekannten Arten aus der Familie der Regenwürnier, Braunschweig 1845. 10! Levinscn: Systematisk-geografisk Oversigt over de nordiske Annu- lata etc.(Vidensk. Meddel.fra den naturh, Foren. iKjöbenhavn,1883). 11! Linne: Systema naturae, ed. XII. Vol. I. 1867. 12! MiclweJsen: Beiträge zur Kenntn. d. deutschen Enchytraeiden- Fauna (Arch. mikrosk. Anat. Bd. XXXI), 1 3 ! Oerleij: Beiträge zur Lumbricinen-Fauna der Balearen. (Zool. Anz. 1881, N. 84). 14! Oerley: Oligochaeta faunae Hungariae (Mathem. u. naturw. Abb. d. ungarischen Akad. Bd. XVI). 15! Oerley: Revis. et distrib. spec. terricol. region. palaearct. Buda- pest 1885. IG! jRosa: Descrizione di due nuovi Lumbrici (Atti della R. Accad. sei. Torino, Vol. XVIII). 17! Rosa: I Lumbricidi del Piemonte, Torino 1884. 18! Rosa: Note sui Lombrici del Veneto (Atti del R. Istit. veneto di sei., lettere ed arti, T. IV, ser. VI). 19! Rosa: I Lumbricidi anteclitelliani in Australia (Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Torino Vol. I No. 18). 20! Rosa: II Lumbricus Eiseni Lev. in Italia (Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Torino Vol. II Nr. 22). 21 ! Rosa: Note sui Lombrichi iberici (Boll. Mus. Zool. Anat. comj). Torino, Vol. IV. No. 63). 22! Savigny: Systeme des annelides (Descr. de 1' figypte T. XXI). 23! Savigny: Cuvier, Histoire d. progr. d. sciences nat., T, II. 24! TJde: Ueber die Rückenporen der terricolen Ohgochaeten etc. (Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 43). 25! D'üdekem: Memoire sur les Lombrics (Mem. Acad. Roy. Belgique, 1862). 26! Vejdovslcy: System und Morphologie der Oligochaeten ; Prag 1884. Die Lumbriciden Xorddeutschlands. Genus Lumbriciis L. Lumbricus herculeus Sav. 17G7 Lumbricus terrestris L. pro parte, (ll!). 1767 Enterion herculeum Sav. (23!). 1837 Lumbricus herculeus (Dug. 3!), 1884 (Rosa 17!), 1886 (Ude 24!). 1842 L. agricola Hoffin. (7!), 1843 Hoffm. (8!), 1845 Hoffm. (9!), 1862 (D'Udek. 25!). 1870 L. terrestris (Eisen 3!), 1873 (Eisen 4!), 1881 (Oerley 13! und 14!), 1884 (Vejd. 26!), 1885 Oerley 15!). Fundorte: Haml)urg (Borgfelde und andere Vororte), Harz (Wiesenbecker Teich und Roßtrappe), in Ackererde und unter Steinen an Bächen. Lumbricus purpureus Eisen. 1870 Lumbricus purpureus Eisen (3!), 1873 Eisen (4!), 1884 (Rosa 17!), 1884 (Vejd. 26!), 1886 (Ude 24!). 1878 L. rubellus (Fraisse, jiro parte, 6!). 1881 Enterion purpureum (Oerley 14!). Fundorte: Hamburg (Eibufer zwischen Niensteden und Witten- bergen, Rolfshagen), Harz (Grund, Lauterberg, Rothehütte, Elbingerode, Werningerode und Treseburg) ; im Morast und unter Steinen an Bächen, in vermodernden Baumstümpfen und unter Steinen an Landstraßen). Lumbricus rubellus Hoffm. 1843 Lumbricus rubellus Hoft'm. (Öl), 184 5 HoÖhi. (!)!), 1862 (D'üdek. 25!), 1870 (Eisen 3!), 1873 (Eisen 4!), 1878 (Fraisse, pro parte, 6!), 1884 (Vejd. 26!), 1884 (Rosa 17!), 1886 (Ude 24!). 1881 Enterion rul)ellum (Oerley 13! und 14!), 1885 (Oerley 15!). Fandorte: Hamburg (Eibstrand zwischen Niensteden und Wittenbergen, Steinwärder, Rolfshagen etc.), Harz (Grund, Lauterberg, Wiesenbecker Teich, W^erningerode, Brockenkuppe, Selkethal, Tresel)urg, Thale etc.), im Morast, unter Steinen und an vermodernden Baum- stümpfen. 6 Dr. \V. Michaelsen. Lumbricus Eiseni Luv. 1883 Lumbricus Eiseni Lev. (10!), 1887 (Rosa 20!). Fundort: Harz (Wiesenbecker Teich); unter einem Stein am morastigen Rande eines Baches. (1 Exemplar). Ich habe nur ein einziges, geschlechtsreifes Exemplar dieser für Deutschland neuen Art finden können. Dasselbe entspricht in allen wesentlichen Punkten den Angaben Levinsens (10!) und Rosas (20!); in seinen Dimensionen weicht es dagegen von den dänischen und den italienischen Exemplaren ab. Es ist 48 mm. lang, 2 mm. dick und die Zahl seiner Segmente beträgt 75. Es ist also 8 mm. länger als die größten Exemplare Levinsens und Rosas, dabei viel schlanker als die Unter- suchungs-Objecte des italienischen Zoologen (Levinsen macht keine An- gaben über Dicke und Segment -Zahl, Rosas Exemplare zeigten eine Dicke von 4 mm. und l)esaßen 90 — 110 Segmente^. Erwähnenswert sind wohl noch folgende Beobachtungen. Der Gürtel erstreckt sich bei dem vorliegenden Exemplar von der Mitte des 24. bis ans Ende des 32. Segments. Ein undeuthches, schwach helleres Band (Samenrinne) zieht sich jederseits von den Höfen der Samenleiter-(3ffnangen bis ans Ende des Gürtels. Die Öffnungen der Eileiter, auf dem 14, Segment, dicht über dem ventralen Borstenpaar gelegen, sind deutlich erkennbar. Autfallend gror? und deutlich sind auch die Rückeni)oren und die (Öffnungen der Segmentalorgane. Die letzteren Oftnungen liegen dicht hinter den Intersegmentalfurchen, un- gefähr in der Mitte zwischen der dorsalen Medianlinie und der Linie der lateralen Borstenbündel. Von jeder Segmentalorgan-Öffnung zieht sich ein mehr oder weniger deutliches, helles Quer-Band bis zur Linie der lateralen Borstenpaare hinunter. Li einzelnen Segmenten ist entweder einseitig oder beiderseitig keine Spur der Segmentalorgan -Öffnungen und zugleich der hellen Binden erkennbar. Es scheint also eine teil- weise Abortierung der Segmentalorgane stattgefunden zu haben. Genus Allurus Eisen. Allurus tetraedrus Sav. 1828 Enterion tetraedrum Sav. (23!). 1837 Lumbricus tetraedrus (Dug. 2!), 1870 (Eisen 3!). 1843 L. agilis Hoffm. ^8 !), 1845 (Hoffm. 9 !), 1862 (D'Udek. 25 !). 1873 Allurus tetraedrus (Eisen 4!), 1881 (Oerley 14!), 1884 (Vejd. 26!), • 1884 (Rosa 17!), 1885 (Oerley 15!), 1886 (Ude 24!). Die Lumbriciden Xorddeutsclilands. 7 Faiidortc: Hamburg (Steinwärder, Eibstrand zwischen Niensteden und Wittenbergen, R-olfshagen, Billeufer etc.), Harz (Grund, Eavensberg, Andreasberg, Eotheliütte, Selketbal etc.); unter Steinen und im Morast am Rande von Bächen, Gräben und anderen Gewässern. Allurus dubius nov. spec ? Allurus tetraedrus Sav. monstr. Fundorte: Hamburg (Steinwärder und Eibstrand bei Niensteden); im Detritus am Strande. (2 Exemplare). Allurus dubius gleicht in Größe, Form und Farbe vollkommen dem Allurus tetraedrus Sav. In der Lage der Geschlechtsorgane weicht er jedoch von dieser Art ab. Die Öffnungen der Samenleiter liegen nicht auf dem 13. sondern auf dem 14. Segment. Der Gürtel erstreckt sich vom Anfang des 23. Segments bis eben in das 28. hinein. Die Pubertäts-Tuberkeln bilden jederseits einen gell)lich- glasigen, wenig erhabenen Wall von der Mitte des 24. bis zur ]\Iitte oder fost bis zur Mitte des 27. Segments. Die sie begleitenden, undurchsichtig-weirjcn, erhabenen Wälle überragen sie sowohl nach vorne wie nach hinten zu um ein weniges. Da mir bis jetzt nur zwei Exemplare von A. dubius zu Händen gekommen sind, so kann ich nicht mit Sicherheit die Berechtigung dieser Art vertreten. Vielleicht hat man es nur mit monströsen Exemplaren des A. tetraedrus zu thun. Allurus hercynius nov. spec. Fundort: Harz (Wiesenbecker Teich); im Morast am Rande eines Baches. (2 Exemplare). A. hercynius gleicht dem A. tetraedrus Sav. in Form und Aussehen sowie in allen anderen Charakteren, die sich nicht auf die Anordnung des Geschlechtsapparates beziehen. Ich beschränke mich deshalb bei seiner Beschreibung auf die Angabe der Eigenheiten seiner Geschlechtsorgane. Der Gürtel erstreckt sich über die Segmente 22, 23 — 27 =^ 6 oder 5. Die Pubertäts-Tuberkeln erstrecken sich jederseits zwischen den ventralen und den lateralen Borstenpaar-Linien als wenig erhabene, ununterbrochene, gelblich-glasige Wälle von der Mitte des 23. Segments bis ans Ende des 25. oder ein weniges weiter, eben in das 20. Segment hinein. Sie liegen an der der ventralen Medianlinie zugekehrten Seite erhabener, undurchsichtig weisser Wälle, die ihrerseits als eine Fort- 8 Dr. W. Michaelsen. Setzung der wenig erhabenen, von den drüsigen Höfen der Samenleiter- Öffnungen ausgehenden Samenrinnen anzusehen sind. Diese die Pubertäts- Tuberkehi begleitenden Wälle ragen sowohl nach vorne wie nach hinten etwas über die Pubertäts- Tuberkeln hinaus. Die Öffnungen der Samenleiter befinden sich wie bei A. Ninnii Rosa auf dem 15. Segment in dem Zwischenraum zwischen lateralen und ventralen Borstenpaaren. Sie hegen im Grunde von weit - klaffenden Qüerspalten, auf umfang- reichen, stark erhabenen Höfen. Ich fand nur 2 Exemplare des A. hercynius. Während A. dubius in der Gesellschaft vieler Exemplare von A. tetraedrus ange- troffen wurde, konnte ich an dem Fundort des A. hercynius keinen A. tetraedrus nachweisen. Eisen stellte die Gattung Allurus für Lumbriciden auf, bei welchen die männlichen Geschlechtsöffnungen abweichend von dem für die Lumbriciden normalen Zustand auf dem 13. Segment hegen (4!), die Gattung Tetragonurus für solche, bei denen jene Öffnungen noch ein Segment weiter nach vorne, nämhch auf das 12. gerückt sind (5!). Ich halte diese Trennung der betreffenden Arten durch Gattungsgrenzen nicht für gerechtfertigt. Es ist eine alt-bekannte Thatsache und in 12! pg. 4 03 habe ich es auch für die den Lumbriciden verwandte Familie der Enchytraeiden nachgewiesen, daß dort, wo bei einer kleinen (irui)pe eine Abweichung von einem im allgemeinen konstanten Charakter stattfindet, der Größe dieser Abweichung kein besonderer Wert beizumessen ist. Bei den Enchytraeiden liegen die Öffnungen der Samenleiter normalerweise im 12. Segment. Bei zwei Arten dieser Familie konnte jedoch eine Verschiebung derselben nachgewiesen werden, bei Buchholzia appendiculata Buchh. um 4 Segmente, bei Marionia sphagnetorum Vejd. um 3 oder 4 Segmente. Bei dieser letztge- nannten Art ist also die Größe der Abweichung nur individuel, während sie bei der ersteren .,specifisch" konstant geworden zu sein scheint. Ich lege besonderen Nachdruck auf das Wort .,specifisch;" denn von einer generischen Sonderstellung der B. appendiculata kann keine Rede sein. Sie ist trotz der Abweichung in der Lage der Geschlechtsorgane der B. fallax Mich, so auffallend nahe verwandt, daß sie mit ihr in eine Gattung gestellt werden muß. Ül)ertragen wir diese Erfahrung auf die Lumbriciden-Faniilie, so ergiebt sich, dass nicht nur Tetrago- nurus pupa Eisen, sondern auch Allurus dubius denjenigen Lumbriciden zugeordnet worden muß, bei denen ebenfalls eine Abweichung in der Lage der männlichen Geschlechtsöffnung statt hat, und denen sie ja auch in anderer Beziehung so nahe stehen, nämlich den Arten der Eiscnschen Gatt. Allurus. Ich gehe noch weiter. Die Größe der Abweichung kann Die Lnmbriciden Norddeutschlands. 9 auch gleich Null sein. Es ist kein Grund vorhanden, nun noch die dem A. tetraedus so nahe verwandten Arten aus der Gattung Allurus auszu- schließen, bei denen die Oeffnungen der Samenleiter so liegen, wie es für die Lmnbriciden das gewöhnliche ist. Ich erweitere die Diagnose der Gattung Allurus, so daß sie auch die beiden Arten Allolobophora Ninnii Rosa (18!) und Allurus hercynius nov. umfaßt. Die Allüren sind demnach : ,, Lmnbriciden, deren Körper vorne cylindrisch. hinten vierkantig „ist, bei denen der dorsale (seitlich ziemlich undeutlich begrenzte) „Fortsatz des Kopflaj)pens nicht bis an die Intersegmentalfurche .,1/2 reicht und die Borsten zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten „stehen. Am Hinterkörper ist bei ihnen die Entfernung der „4 Borstenpaar-Linien von einander gleich groß oder nahezu „gleich groß. Die Lage der männlichen Geschlechtsöffnungen ist .,specifischen Schwankungen unterworfen. Gürtel und Pubertäts- ., Tuberkeln sind mehr oder weniger weit nach vorne gerückt, „letztere das 27. Segment nach hinten zu nicht überschreitend." Bei den 3 Allurus- Arten , welche ich untersuchen konnte, (A. tetraedrus Sav., A. dubius n. sp. und A. hercynius n. sp.) zeigen die Pubertäts-Tuberkeln folgende Eigenheiten: Sie bilden jederseits einen kaum erhabenen, gelblich-glasigen Streifen, dessen Länge gleich der dreier Segmente oder wenig größer ist. Da diese Streifen in den seltensten P'ällen gerade auf einer Litersegmentalfurche beginnen und aufhören, so nehmen sie in der Regel 4 Segmente in Anspruch, von dem ersten und dem letzten einen mehr oder weniger großen Teil. Zu Seiten jpdes dieser eigentlichen Pubertäts-Tuberkel-Str'^ifen, etwas oberhalb derselben , zieht sich ein erhabener, undurchsichtig-weißer Wall entlang, den Pubertäts-Tuberkel-Streifcn nach vorne und nach hinter zu etwas überragend und von der eigentlichen Gürteltiäche durch cnie Furche abgesetzt. Die Lage der Pubertäts-Tuberkeln ist insoweit individuellen Schwankungen innerhalb einer Art unterworfen, als ihr Anfang und ihr Ende vorne, in der Mitte oder hinten in den be- treffenden Segmenten liegen kann. Ich habe nie gefunden, daß die individuelle Schwankung über die Grenzen der betreffenden f^nd- Segmente hinaustritt, selbst bei den vielen untersuchten Exemplaren des A. tetraedrus nicht Wenn ich in der folgenden Tabelle für die Pubertäts-Tuberkeln der verschiedenen Arten 4 Segmente angebe, so ist es so zu verstellen, daß von dem ersten und von dem letzten nur ein mehr oder weniger großer Teil in Ansi)ruch genommen wii-d, iuh] so sind auch wohl die Angaben Rosa über die Erstreckung der Pubertäts-Tuberkeln der von ihm beobachteten Allurus- Arten auf- 10 Dr. W. Michaelsen. zufassen. Bemerken will ich noch, daß mir Oerleys Revision der palaearktischen Terricolen (15 1) nicht zugänglich war, daß ich mich deshalb auf die Wiedergabe der Notiz Rosas (19!) über Oerleys A. neapolitanus beschränken muß. Die Zeichen in der Tabelle bedürfen wohl kaum einer besonderen Erläuterung. Die mit einem Ausrufungs- zeichen versehene Zahl l)edeutet die Anzahl der Segmente zwischen dem Segment der mäinilichen Geschlechtsöffnung und dem ersten von den Pubertäts-Tuberkel-Streifen betroffenen Segment. ]2.;l3.il4. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. A. pupa Eisen i J: 6! — A. neapolitanus Oerley ; ; : : A. tetraedrus Sav. J; 9! A. dubius Mich, i J ; i 9 ! A. Ninnii Rosa v t ; 5!; A. hercynius Mich. S : : ; 25. 26. 27, 28. Genus Allolobopliora Eisen. Allolobophora foetida Sav. 1828 Enterion foetidum Sav. (23!). 1837 Lumbricus foetidus (Dug. 2!), 1870 (Eisen 3!). 1842 L. olidus Hoffm. (7 !), 1843 Hoffm. (8 !), 1845 Hoffm. (9 !), 1862 (D'Udek. 25!).^ 1873. Allolobophora foetida (Eisen 4!), 1881 (Oerley 13! und 14!), 1884 (Rosa 17!), 1884 (Vejd. 26!), 1885 (Oerley 15!), 1886 (Ude 24!). Fundorte: Hamburg (Botanischer Garten und andere Gärt- nereien) ; in Düngerhaufen. Allolobophora limlcola iiov. spec, Fundoti: Hamburg (Rolfsliagen) ; im Morast am Rande des Kupfermühlen-Bachs. Bei Rolfshagen, in den sumpfigen Wald-Niederungen zu Seiten des kleinen, sich in die Trave ergießenden Mühlenbachs fand ich mehrere Exemplare einer Allolobophora-Art, die sich mit keiner der bis jetzt beschriebenen indentitieieren läßt. A. limicola ist ein ziemlich kleiner, durchscheinender Wurm. Sein Vorderkörper ist fleischfarbig. Hinten ist er bleicher, in Folge des durchschimmernden Darminhalts häufig grau. Er wird bis 90 mm. Die Lumbrioidea Xorddeutschlands. 1 1 lang und bis 4 mm. dick. Die Segmentzahl schwankt zwischen 103 und 127. Die dorsale Verlängerung des Kopflapi)ens ist trapezförmig, vorne breit, hinten etwas schmäler. Sie erstreckt sich ungefähr bis zur Mitte des Kopfringes. Die Borsten stehen in Paaren, die lateralen sehr dicht,, die ventralen nicht ganz so dicht zusammen. Die Entfernung der lateralen Borsten-Paare von den ventralen ist ungefähr gleich 2/3 der ventral-medianen Borstendistanz, und diese wieder halb so groß wie die dorsal-mediane. Der erste Eückenporus liegt in der Interseg- mentalfurche 4/5. Der Gürtel erstreckt sich über die Segmente 29 bis 35 (— 7); selten tritt er noch ein weniges über den Hinterrand des 28. und den Vorderrand des 36. hinüber; Borsten, Rückenporen und ventrale Segmentgrenzen sind auf dem Gürtel deutlich erkennbar. Laterale und dorsale Segmentgrenzen sind undeutHch. Zwei jjaar Pubertäts-Tuberkeln liegen auf den Segmenten 33 und 34, zAvischen den Linien der lateralen und ventralen Borsten-Paare. Sie sind wenig erhaben, meistens kreis- förmig und die auf gleicher Seite liegenden stoßen aneinander. Sie sind undurchscheinend-weiß oder trüb-glasig. Die ventralen Borsten- Paare der Segmente 30, 31, 32 und 35 stehen bei einigen Exemplaren auf flachen Papillen. Die Öffnungen der Samenleiter im 15. Segment sind von großen, drüsigen, stark erhabenen Höfen umgeben. Die Höfe liegen in dem Zwischenraum zwischen den ventralen und den lateralen Borsten und erstrecken sich von der Mitte des 14. bis ans Ende des 16. Segments. Das ventrale Feld zwischen diesen beiden Höfen ist bei einigen Tieren tief eingefallen. Die Öffnungen der Eileiter sind im 14. Segment vor den Öffnungen der Samenleiter noch im Bereiche der Höfe als dunkle Punkte erkennbar. Stark erhabene, breite Papillen finden sich häufig auf den Segmenten 9 und 12 und nehmen jederseits den Raum zwischen den lateralen und den ventralen Borsten und auch noch die nächste L^mgebung der letzteren ein. Die Hoden hegen in den Segmenten 10 und 11 ventral, hinter den Dissepimenten 9/10 und 10/11. Samensäcke finden sich in den Segmenten 9. 10. 11 und 12. Die Samentrichter hegen in den Segmenten 10 und 11. Ovarien hängen von dem Dissepiment 12/13 in das 13. Segment hinein. Eitrichter liegen vor dem Dissepiment 13/14. Li Betreff der Samentaschen steht A. limicola zwischen der A. foetida Sav. — Gruppe und der A. trapezoides Dug. — Gruppe. Es sind zwei Paar vorhanden und zwar liegen dieselben vor den Hinterwänden der Segmente 9 und 10. Sie münden auf den Litersegmentalfurchen 9/10 und 10/11, in den Linien der lateralen Borsten-Paare nach außen. 12 r)r. W. Micha eisen. Allolobophora loDga Ude. 1886 Allolobophora longa Ude (24!) Fundorte: Hamburg (Borgfelde und Eilbeck); in Gartenerde. A, longa Ude stimmt in der Anordnung der inneren Geschlechts- organe mit A. trapezoides Dug. überein. Zwei Paar Samentaschen liegen in den Segmenten 10 und 11, dicht hinter dem Vorderrande derselben und münden in den Intersegmentalfiirchen 9/10 und 10/11 in den Linien der lateralen Borstenpaare nach außen. Allolobophora trapezoides Durf. .1828 Lumbricus trapezoides Dug. (1 !), 1837 Dug. (2!). 1828 ? Enterion caliginosum Sav. (23!), 1837 ? Lumbricus caliginosus Dug. (2!)i 1843 L, communis Hoffm. pro parte, (8!), 1845 Hoffm. pro parte, (9!), 1802 (D'Udek. pro parte, 25!), 1870 (Eisen pro parte, 3 !). 1873 Allolobophora turgida Eisen (4;), 1881 (Oerley 13! und 14!) 1884 (Rosa 17!), 1886 (Ude 24!). 1884 A. cyanea (Vejd. 20!). 1885 Apporrectoides trapezoides (Oerley 15!). 1889 Allolobophora trapezoides (Rosa 21 !) Fundorte: Hamburg (fast iil)erall), Harz ((nund, Lauterberg, Andreasberg, Brockenkuppe, Baumannshöhle, Thale, Selkethal etc.); unter Steinen an Bächen und Teichen, in Ackerland etc. In seinen neueren Arbeiten vereint Rosa Allolobophora, tur- gida Eisen mit A. trapezoides Dug., also jene Lumbriciden, bei denen zwei Paar getrennter Pubertäts-Tuberkeln auf den Segmenten 31 und 33 liegen mit jenen, bei welchen auch das dazwischen liegende 32. Segment mit Pubertäts-Tuberkeln ausgestattet ist. Ich schließe mich der Auffaßung Rosas an, hauptsächlich in Folge der Untersuchung an einem Exemplar, das in eigenartiger Weise zwischen beiden Formen vermittelt. Dieses Exemplar zeigt an der einen Seite die für A. tur- gida Eisen charakteristische Ausbildung der Pubertäts-Tuberkeln, nämlich deren 2, in den Segmenten 31 und 33. Dieselben sind groß, abge- rundet und ragen in das 32. Segment hinein, in dessen Mitte sie bei- nahe an einander stoßen. Auf der andern Seite jedoch besitzt dieses Exemplar drei kleinere, abgerundete, aneinander stoßende, aber deutlich von einander abgesetzte Pubertäts-Tuberkeln auf den Segmenten 31, 32 und 33, wie die typische A. trapezoides Dug. Die Lumbriciden Nordtleutschlands. 13 AUolobophora chlorotica Say. 182G Enterion chloroticum Sav. (22!). 1826 E. virescens Sav. (22!). 1837 Lumbricus chloroticus Dug. (2!). 1843 L. riparius Hoffm. (8 !), 1845 Hoffm. (9 !), 1SG2 (D'Udek. 25!), 1870 (Eisen 3!). 1873 AUolobophora riparia (Eisen 4!), 1881 (Oerley 14!), 1886 (Ude 24!). 1884 A. chlorotica (Rosa 17!). 1885 Apporrectoidcs chloroticus (Oerley 15!). Fundorte: Hamburg (Borgfelde, Billwärder, Rolfshagen), Harz (Bodethal b. d. Roßtrappe); in Gartenerde und im Morast sowie unter Steinen an Plußufern und Grabenrändern. Diese weitverbreitete Art scheint im Harz ziemhch selten zu sein ; da sie nur an einem einzigen Orte gefunden wurde. Die Exemplare aus dem Bodethal zeichneten sich durch eine intensiv grüne Eärbung aus. AUolobophora mucosa Eisen. 1845 Lumbricus communis Hoffm. pro parte (9!), 1862 (D'Udek. pro parte, 25!), 1878 (Eisen pro parte, 3!). 1873 AUolobophora mucosa Eisen (4!), 1881 (Oerley 13! und 14!), 1884 (Rosa 17!), 1886 (Ude 24!), 1884 A. carnea (Vejd. 26!). Fnndoiie: Hamburg (Rolfshagen, Landwehr, Bille- und Elb- Ufer), Harz (Grund, Lauterberg, Rothehütte, Baumannshiihle, Bode- thal, Ballenstedt etc.); in Gartenerde, unter Steinen und im Morast am Rande von Bächen, an Gräben etc. AUolobophora Hermanni uov. spec. Fundort: Harz (Grund); im Morast am Rande eines Baches (1 Exemplar.) Bei Grund fand ich ein leider nicht vollkommen geschlechtsreifes Allolobophora-Exemphir, welches sich keiner der ])is jetzt beschriebenen Arten zuordnen läßt. Da die wolilentwickelten Pubertäts-Tuberkeln in Verbindung mit anderen Charakteren zur Wiedererkennung genügenden Anhalt bieten, so beschreibe ich das Tier unter dem Namen AUolobo- phora Hermanni: Die Körperlänge beträgt 10 mm., die Dicke nicht ganz 2 mm. Die. Zahl der Segmente ist 100. Das in Alkohol konservierte Tier ist gelblich-weiß und entl>elirt jeglicher Pigmentierung. Der Körper 14 Dr. W. Michaelsen. ist drehrund. Der große, vorne abgerundete Kopflappen springt mit breitem dorsalen Fortsatz in den Kopfring ein. Die Seitenränder des Fortsatzes konvergieren nach hinten zu. Sie sind vorne scharf und deutlich, werden aber nach hinten zu feiner und undeutlicher. Sie lassen sich bis dicht vor die Segmentalfurche 1/2 verfolgen; manchmal wollte es mir sogar scheinen, als ob die haarfeinen Enden das 2. Segment erreichten. Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten. Die Entfernung der 4 Borstenpaare von einander ist gleich groß. Die dorsal-mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich dem halben Körper- Umfang. Die Borsten der ersten Segmente sind auffallend groß und treten weit aus dem Körper heraus. Zugleich stehen hier die Borsten eines Paares ziemlich entfernt von einander, • i Ijis Vs mal so weit wie die Entfernung zwischen zwei benachbarten Paaren eines Segments beträgt. Ungefähr vom 8. Segment an verringert sich die Größe der Borsten und zugleich schließen sie sich paarweise enger aneinander. Die Entfernung zAveier benachbarter Borstenpaare eines Segments wird allmählig 8 mal so groß wie die Entfernung der Borsten eines Paares von einander. Am Hinterende vergrößern sich die Borsten wieder und die Paare erweitern sich ein weniges, jedoch nicht so auffällig wie am Vorderkfirper. Den ersten Eückenporus glaube ich in der Intersegmentalfurche 4/5 erkannt zu haben. Von einem Gürtel war noch nichts zu erkennen ; um so deutlicher erschienen die Pubertäts-Tuberkeln. Dieselben liegen wie bei A. arborea Eisen, von der sich die A. Hermanni übrigens durch die Borsten- Verhältnisse scharf unterscheidet, zu zwei Paaren auf den Seg- menten 29 und 30, in dem Zwischenraum zwischen den lateralen und den ventralen Borstenpaaren. Sie sind stark erhaben und würden jederseits einen zusammenhängenden Wall bilden, wenn nicht die Inter- segmentalfurche 29/30 einen scharfen aber engen Einschnitt zwischen ihnen verursachte. Außerdem zeigt jede einzelne Tuberkel noch eine schwache, querstehende Kerbe. Die Intersegmentalfurchen 28/29 und SO/31 werden von den Pubertäts-Tuberkeln nicht überschritten, wenn- gleich ihre Dimensionen die normale Dimension der Segmente über- trifft. Die betreffenden Intersegmentalfurchen werden nach vorne bzw. nach hinten ausgebuchtet. Die (jftnungen der Samenleiter, auf dem 15. Segment zwischen ventralen und lateralen Borstenpaaren gelegen. sind von deutlichen, drüsigen aber wenig erhabenen Höfen umgeben. Die letzteren sind quer-oval und überschreiten die Intersegmentalfurche 14/15 nicht. Die Intersegmentalturche 15/10 wird in der Nähe der drüsigen Höfe undeutlich, doch ist ein Übertreten derselben auf das IG. Segment niclit erkennbar. Die Lumbricidt'ii Norddeutschlands. 15 Allolobophora snbrubicunda Eisen, forma typica Eisen. 1873 Allolobophora sul)rul)iciiiida Eisen (4!), 1884 (Vejd. 2G !), 1884 (Rosa 17!), 1886 (Ude 24!). 1881 V A. Fraissei Oeiiev (14!), 1884 (Vejd. 26!). 1883 Lumbricus subrubicimdus (Lev. pro parte, 10!). 1885 Octolasion subrubicuiidum (Oerley 15!). Fundorte: Hamburg (Eill)eck), Harz (Lauterberg, Baumanns- liöhle); in Düngererde, unter Steinen an Flußufern und in Höhlen. Allolobophora subrubicunda Eisen, forma arborea Eisen. 1873 Allolobophora arborea Eisen (3 !). 1884 (Vejd. 26 !), 1886 (Ude 24 !). 1874 A. tenuis Eisen (5!), 1884 (Vejd. 26!). 1883 Lumbricus subrubicundus (Lev. pro parte, 10!). Fundorte : Hamburg (Eibstrand zwischen Niensteden und Blanke- nese, Eilbeck), Harz (Grund, Ravensberg, Brockenkuppe, Werningerode und TreseburgJ ; in Düngererde, unter Steinen am sumpfigen Rande von Bächen, an vermodernden Baum.stümpfen etc. Allolobophora subrubicunda Eisen forma nov. hortensis. Fundort: Hamburg (Gärtnereien); in fetter Erde. Die Forma hortensis der Eisenschen Art A. subrubicunda unterscheidet sich von den beiden anderen (forma typica und forma arborea) durch die Stellung der Pubertäts-Tuberkeln. Dieselben hegen nämlich auf den Segmenten 30 und 3L Es schien mir, als ob auch die Borsten der lateralen Paare einander etwas genähert seien. Allolobophora subrubicunda Eisen forma constricta Rosa. 1884 Allolobophora constricta Rosa (17!). Findort: Hamburg (Rolfshagen); im Mulm vermodernder Baumstümpfe. Li seiner Übersicht über die nordischen Annulaten (17!) ver- eint Levinsen die beiden Eisenschen Arten Allolobophora subrubicunda und A. arborea. Ich schließe mich dieser Auffassung an und gehe in sofern noch weiter, als ich auch die A. constricta Rosa (17!) mit in die Art A. subrubicunda einschließe. Die Untersuchung vieler Exem- plare der betreffenden Allolobophoren läßt es mir unmöglich erscheinen, eine scharfe Trennung durchzuführen. Man kann jedoch verschiedene, durch Übergänge verl)undcne Hauptformen unterscheiden. Die Ver- 1 6 Dr. W. Michaelsen. schiedenlieit derselben beruht in erster Linie auf der Anordnung; der Pubertäts-Tuberkehi, in zweiter Linie auf der Körperform. Bei der typischen A. subrubicunda nehmen die Pubertäts-Tuberkehi die volle Länge der 3 Segmente 28, 29 und 30 ein und erstrecken sich auch noch ein wenig in die Segmente 27 und 31 hinein. Die Tiere haben stets eine gedrungene, abgeplattete Gestalt; der Querschnitt des Mittel- körpers ist halbmondftirmig; die anteclitelliale Kör})erpartie ist wenig oder garnicht kleiner als die postclitelliale und nach beiden Enden zu verschmälert sich der Körper auffallend stark. Sie sind meistens in- tensiv rot gefärbt. Wir gelangen zu der zweiten Form (arborea Eisen) über Exemplare, bei denen sich die Pubertäts-Tuberkeln graduel vei-- kürzen. Während die Hinterenden der Pubertäts-Tuberkehi ihren Platz im vorderen Drittel des 31, Segments beibehalten, rücken die Vorder- enden derselben nach hinten, an die Intersegmentalfurche 27/28 und weiter. Diejenigen Tiere, bei denen die Vorderenden der Pubertäts- Tuberkeln noch vor der Mitte des 28. Segments liegen, haben stets die Körperform der typischen A. subrubicunda. Bei den Tieren, die nach meiner Auffassung die forma arborea Eisen am schärfsten ausgebildet haben, sind die Pubertäts-Tuberkehi um eines Segmentes Länge kürzer als bei der forma typica. Sie nehmen die Segmente 29 und 30 in Anspruch und erstrecken sich noch ein weniges in das 28. und 31. Segment hinein. Die Gestalt der forma arborea ist schlank, der Körj^er ist drehrund, das post- clitelhale Ende weit länger als das anteclitelliale ; die Färbung pflegt blasser zu sein als bei der forma typica. Die Pubertäts- Tuberkeln sind von mehr oder weniger stark erhabenen und scharfen, weißlichen Wällen begleitet, die sich noch über die Vorderenden der Tuberkeln nach vorne erstrecken. Diese Charaktere sind bei den Exemplaren mit kurzen Pubertäts-Tuberkeln (auf Segment 29 und 30) häufig nur mehr oder weniger vollständig ausgeprägt, sie können sogar ganz in die entsprechenden der forma typica übergehen. Die Pubertäts- Tuberkeln können noch kürzer werden, so daß sie nur die hinteren drei Viertel des 29, und die vorderen drei Viertel des 30, Segments überspannen. Von 22 Exemplaren der A, subrubicunda, die ich auf zwei Excursionen nach Rolfshagen im Mulm vermodernder Baumstümpfe fand, mußte ich 14 Stücke der forma constricta (A, constricta Rosa) zuordnen; während die übrigen 8 zwischen der forma constricta und der forma arborea stehen. Die ersteren Exemplare Hessen keine Spur von Pubertäts-Tuberkeln erkennen, Sie sind verschieden weit ausge- Die Liimbriciden Norddeutschlands. 17 bildet, lialbreif (Anfang der Gürtelbildung) bis vollkommen geschlecbts- reif (Ventrale (iürtelpartie mit Spermatophoren besetzt). In ibrer Gestalt halten sie die Mitte zwischen forma typica und forma arborea. Ihr Körper ist gedrungen, cylindrisch. Die acht in Gesellschaft jener 14 gefundenen Tiere bilden einen Übergang von der forma constricta zur forma arborea. Bei ihnen konnte man in Segment 29 und 30 jederseits einen sclnvach glasigen Schimmer, die letzte Spur eines Pubertäts-Tuberkel-Paares, erkennen. Die forma hortensis, von der ich G Exemplare in einem Haufen fetter P^rde fand, weicht von den übrigen Formen dadurch ab, daß sich die Pubertäts-Tuberkel um ein volles Segment weiter nach hinten erstrecken, nämlich über das hintere Viertel des Segments 29, das ganze 30. und 31. Segment und das vordere Viertel des 32. Der Gürtel beginnt bei ihnen erst mit dem 27. oder 28. Segment, während er bei den anderen Formen meistens mit dem 25. oder 20., selten mit dem 27., nie mit dem 28. beginnt. In ihrer Gestalt ähnelt die forma hortensis der forma arborea. Allolobophora profuga Uosa. 1884 Allolobophora profuga Rosa (17!), 1880 (Udo 24!). 1885 Octolasion profugum (Oerley 15!). Fiiiulorfp.: Hamburg (Eibstrand bei Niensteden, Billwärder, Rolfshagen etc.), Harz (Grund, Lauterberg, Ravensberg, Ilsethal, Steinerne Renne, Thale, Selkethal etc.); in Gartenerde, im Morast und unter Steinen am Rande von Bächen etc. Allolobophora Boeckii Eisen. 1870 Lumbricus puter (Eisen 3!). 1873 Dendrobaena Boeckii Eisen (4!). 1881 D. puter (Oerley 14!). 1882 D. Camerani Rosa (KU), 1884 (Vejd. 20!). 1883 Luml)ricus Boeckii (Lev. 10!). 1884 Dendrol)aena rubida (Vejd. 20!). 1884 Allolobophora Boeckii (Rosa 17!), 1880 (Ude 24!). 1885 Octolasion Boeckii (Oerley 15!). Fundorte: Hamburg (Eibstrand zwischen Niensteden und Witten- bergen, Rolfshagen), Harz (Lauterberg, Wiesenbecker Teich, Rehbei-g, Regenstein, Thale, Selkethal etc.); in vermodernden Baumstümpfen und im Morast sowie unter Steinen an feuchten Wnldstcllcii). \Q Dr. W. Micliaelscn. Tabelle zum Bestimmen der deutschen Lumbriciden, soweit sie vom Verfasser beobachtet worden sind. 1 Iß Die dorsale VerlänsreruniT des Kopf lappens reicht bis an die Intersegmentalfurche 1/2, ihre seitlichen Ränder sind bis ans Ende scharf und deutlich. . 2 /5 Die Pubertäts - Tuberkeln bilden deutliche Läns^swülste. .. n r r.-T. a. S. C= Pubertäts - Tuberkeln auf Segment) 33, 34, 35 und 36 Liiiiihricns licrculeiis Sav. . . 3 ß P.-T. a. S. 29, 30, 31 u. 32 Luinbriciis ]nirpiireiis Eüen. ..3a P.-T. a. S. 28, 29, 30 und 31 Liuuhricus nibellus Hoffni. . 2 a Pubertäts - Tuberkeln sind nicht erkenn))ar. Gürtel a. S. 24—31 oder 32 Lniiibriciis Eisen! licv. 1 a Die dorsale Verlängerung des Kopf lappens reiclit nicht bis an die Intersegmentalfurche 1/2, ihre seitlichen Ränder werden häufig nach hinten zu undeutlicher. . 3 y Die männlichen Geschlechtsöftnungen liegen auf dem 13. Segment, Querschnitt durch das Hinterende annähernd quadratisch, P.-T. a. S. 23, 24, 25 und 26 AUiinis tetraedrus Sar. . 3 ß Die männlichen Geschlechtsöffnungen liegen auf dem 14. Segment, Querschnitt durch das liinterende annähernd ([uadratisch, P.-T. a. S. 24, 25, 26 und 27 Alliiriis iliibiiis nov. apec. . 3 a Die männlichen Gcschlechtsöffnungen liegen auf dem 15. Segment. . 4 /? Querschnitt durch den Hinterkörper an- nähernd quadratiscli, Porsten zu Paaren geordnet. Pubertäts-Tuberkeln das 27. Seg- ment nach hinten zu nicht erreichend, auf Segment 23, 24, 25 und 26 Allunis lieiTyniiis nor. spcc. ..Au Querschnitt durch den Hinterkörper durch- aus nicht quadratisch, Pubeitäts-Tuberkeln erst hinter dem 27. Segment beginnend. ... 5/5" Je 2 Borsten einander genähert. .... 6/5 Dorsale Verlängerung des Kopflappens nicht über die Mitte des Kopfringes hinaus- gehend, 7 ß Öffnungen der Samentaschen in der Nähe der dorsalen Medianlinie, Samen- taschen an die Hinterwand der be- treffenden Segmente angelehnt, P.-T. a. S. 28, 29, 30 und 31 AUoloboitlioia foelida Sav. Die Lumbi'iciden Norddeutsclilands. jg . 7 a Öffnungen der Samentaschen seitlich, in der Linie der oberen Borstenpaare gelegen. . . 8 /? Samentaschen an die Hinterwand der betreffenden Segmente angelehnt, P.-T. a. S. 33 und 34 All(>loi)()])lH)ra liniirola nor. s^pec. ..8a Samentaschen an die Vorderwand der betreffenden Segmente augelehnt. . . . 9 ^ P.-T. a. S. 32, 33 und 34 Allolobopliora longa Udc. . . . 9 y P.-T. a. S. 31 und 33 (häufig auch auf Segment 32) Allül()bo|)lii)i'a ti'a])('zoi(les Dk;/. ... 9 ß P.-T. a. S. 31, 33 und 35 Allolol)oi»li(ii'a clihirotica Sar. . . . 9 a P.-T. a. S. 29, 30 und 31 All(>lobo]»lioi'a iiiiicosa Eisen. () « Dorsale Verlängerung des Kopfla^)pcns fast bis an das 2. Segment reichend, P.-T. a. S. 29 und 30 AllololM»|tli(iralIorinainii«or..spfc. 5 « Borsten mehr oder weniger weit auseinandei' gerückt, keine eng-geschlossenen Paare bildend. 10 ß Dorsal mediane Borstendistanz mehr als doppelt so groß wie die Distanz zwischen den beiden oberen Borsten einer Seite (IV— IV > 2 III -IV) . 11/5 Untere laterale Borstendistanz kleiner als die obere laterale oder gleich groß, kleiner als die mittlere laterale (II — III >. I- II ^ III- IV) Allol«bo]»liora subrubicuiula Eisen. . 12 »c< ('»nslricta Bosa. . 12 a P.-T. a. S. 30 und 31 forma borlensis nor. ] 1 a Untere laterale Borstendistanz größer als die mittlere laterale und diese größer als die obere laterale (I — II > II — III > III- IV), P.-T. a. S. 31, 32, 33 und 34. Allolobopboni itnd'iiiia liosa. 10 a Dorsal-medianct Borstendistanz wenig größer als alle übrigen, unter sich an- nähernd gleich großen Borstendistanzen (IV-IV < 2 III-IV;. P.-T. a. S. 31, 32 und 33 All«lobo|>b»ra llocrkü /r-Vse». Beschreibung der von Herrn Dr. Fiaiiz Stulilmaiiii im lündiiogsgebiet des Sambesi gesammelten Terricolen, Anbau a:: 1. Üiasiiosticieriiiig: einiger Terricolen aus Sansibar und dem i^egenüberliegenden Festlande. 2. (Ihvlustaschen bei Eudriliden. Von Dr. W. 3Iic7iaelsen, Mit vier Tafeln Abbildungen. Uas von Herrn Dr. Franz Stuhlmann im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Regenwurm-Material verteilt sich auf sechs Arten, welche nach Maßgabe der Rosaschen Classification (14!) in zwei Unter- familien, die der Acanthodriliden und der Eudriliden eingeordnet werden müssen. Die Unterfamilie der Acanthodriliden ist durch zwei Arten der Gattung Benhamia Michaelsen (9 ! No. I) vertreten. Als Ver- breitungscentrum der Gattung Benhamia muß wohl das tropische West- afrika angesehen werden, denn die sämtlichen von dort 1)ekannten Terricolen gehören dieser Gattung an und bilden zugleich die Hälfte aller bis jetzt bekannten Arten derselben. Westafrikanische Benhamien sind: Benhamia (Acanthodrilus Horst) Schlegeli Horst (5! No. 2.), B. (A.), Büttikoferi Horst (5! No. 3), B. (A.) Beddardi Horst (5 ! No. 4) und B. rosea Michaelsen (9 ! No. I). Ich habe auch den Acanthodrilus Schlegeli Horst den Benhamien zugeordnet, trotzdem l)ei dieser Art nur ein einziger Muskelmagen vorhanden sein soll. Ich lasse mich hierbei von folgender Überlegung leiten: Besteht ein wesentlicher Gattungscharakter darin, daß bei irgend einem Organ- system ein verschieden starkes Abweichen von dem sonst in der Familie gewöhnlichen Vorkommen zu konstatieren ist, so kann bei einer Art in Betreff dieses Organsystems auch eine Übereinstimmung mit dem in der Familie gewöhnlichen Zustande stattfinden (Größe der Abweichung gleich Null), ohne daß sie darum aus dem Kreis jener Gattung auszu- treten braucht. Man kann diese Art als Ausgangspunkt ansehen, der in Bezug auf jenes Organsystem noch auf der Linie der übrigen Famihen- glieder steht. Horsts Acanthodrilus Schlegeli ist tliatsächlich eine Benhamie. Die Borsten stehen zu 4 Paaren ganz an der Veiitralseite, die Segmentalorgane l)ilden einen zottigen Besatz auf der Innenseite der Leibeswand, und die 4 Offnungen der Prostatadrüsen sind wie I)ei allen Benhamien auf ein kleines, vertieftes Feld zusammengedrängt. Ich erweitere zwecks Aufnahme des A. Schlegeli Hoi'st die Di.ignose der Gattung Benhamia und gebe der betreifenden Bestimmung folgende 3 24 I^r- W. Micha eisen. Form: ..In der Regel mehr als ein Muskelmagen". Außer den west- afrikanisclien Arten sind bis jetzt nur zwei andere Benhamien bekannt, B. (Trigaster Benli.) Lankesteri Benliam (3!) aus Westindien, ausge- zeichnet durch den Besitz von drei Muskelmägen, und B. (Acantho- drilus Rosa) scioana Rosa (12!), aus Abyssinien. Auch von letzterer Art ist es zweifellos, daß sie der Gattung Benhamia angehört. Sie steht den beiden Benhamien aus dem Sambesigebiet besonders nahe. Die vier Eudriliden-Arten der Stuhlmannschen Ausbeute gehören sehr verschie- denen Gruppen dieser ziemlich heterogenen Unterfamilie an. Die erste Art, Eudriloides parvus, ist ein Glied jener Grujipe, als deren Vertreter Rosas Teleudrilus Ragazzi (12!) angesehen werden kann. Der eigen- artige Charakter dieser Gruppe liegt darin, daß die Prostatadrüsen- und Samentaschen - Öffnungen median und unpaar geworden sind und daß die weiblichen Geschlechtsorgane zu einem zusammenhängenden Apparat verwachsen oder diese Verwachsung vorbereitet ist (Samen- taschen hinter den Hodensegmenten. Eitrichter mit Receptaculum ovorum ausgestattet). Bisher war Teleudrilus Ragazzi Rosa die einzige Art dieser Gruppe. Die Untersuchung der Stuhlmannschen Ausbeute aus Sansibar und dem gegenüberliegenden Festlande (z. T. erst oberflächlich ausgeführt, z. T. eingehend: s. Anhang 1.) zeigt jedoch, daß diese Gruppe in Ostafrika die herrschende ist. V(ni den 9 bis jetzt zum Vorschein gekonnaenen Terricolen- Arten gehören 8 dieser eng um- grenzten (ilrup])e an (die neunte ist ein Perionyx). Dieses Untersuchungs- ergelinis giebt uns Aufschluß ül»er den in Rede stehenden Teil der Terricolenfauna des Saml^esigebiets; es zeigt, daß das tropische Ost- afrika das Verbreitungscentrum für die Teleudrilen-Gruppe ist, und daß Eudriloides ])arvus als ein nach Süden vorgeschobener Posten der- selben angesehen werden nniß. el)enso wie Teleudrilus Ragazzi Rosa als nördlicher Vorposten. Der zweite Eudrilide, Nemertodrilus griseus hat ])a;irige (jeschlechtsiittuuiigeii und die weiblichen Geschlechtsorgane sind verwachsen. Er ist trotzdem nicht der Gattung Eudrilus E. P. (11!) zuzuordnen. Wie die unten folgende eingehende Besprechung klar stellen wird, ist sein weil)licher Geschlechtsapparat so eigenartig organisiert, daß dieser Art eine gesonderte Stellung gewahrt bleiben muß. Seiner isolierten Stellung wegen giebt er uns keinen positiven Aufschluß über die geographischen Beziehungen der Terricolenfauna des Sambesigebiets. Die dritte Eudrihden-Art, Pygmaeodrilus quili- manensis, hat i)aarige Geschlechtsöffnungen und freie Samentaschen vor den Hodensegmenten. Die größte Zahl der hierher gehörenden Arten ist auf dem Australischen Festlande einheimisch (s. Fletscher 4 !). Von der letzten Art, Callidrilus scrobifer, gilt das gleiche wie voi.» 4 Im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Tei-ricolen. 25 Nemertodrilus griseus, sie steht ganz isoliert da; es ist mir sogar zweifelhaft, ob sie der Unterfamilie der Eudriliden zuzurechnen ist. Das Resultat der obigen Betrachtung ist, daß sich in dem Gebiet des unteren Sambesi keine Terricolen-Gruppe die Herrschaft erringen bez. erhalten konnte (wie es z. B. im tropischen Westafiika mit der Benhamien-Gruppe, im tropischen Ostairika mit der Teleudrilen-Gruppe der Fall ist). Die Hälfte der gefundenen Arten weist auf Beziehungen zu den afrikanischen Tropen -Distrikten hin. Andere geographische Beziehungen lassen sich nicht mit Sicherheit feststellen. Benhamia Stuhlmanni nov. spec. Die große Zahl der mir vorliegenden geschlechtsreifen Exemplare zeigt bedeutende Größen-Schwankungen. Das kleinste Stück ist 4 cm lang, 4 mm dick und besteht aus Ol Segmenten; das größte ist 14 cm lang, G mm dick und besteht aus 187 Segmenten. Die Tiere sind stark gefärbt, an der Bauchseite graugelb, am Rücken kastanienbraun bis dunkelviolet. Ihr Kör])er ist nahezu drehrund ; häufig sind die Borsten- linien schwach kantig erhaben. Der Kopflappen (I, 9) ist klein und schmal, wenig vortretend. Sein Hinterrand springt in sehr stumpfem Winkel in den Kopfring (erstes, borstenloses Segment) ein und treibt dann noch von der S})it/.e dieses Winkels einen ungemein winzigen dorsal-medianen Fortsatz bis ungefähr zur Mitte des Kopfringes nach hinten. Bei den best konservierten Exemplaren sind die Seitenränder dieses Kopflappenfortsatzes parallel und gehen in scharfem Winkel in den Hinterrand über, der seinerseits einen nach hinten gerichteten stumpfen Winkel l)ildet. Bei schlechter konservierten Exemplaren zeigt der Kopflappenfortsatz nur die Gestalt eines spitzen, gleichschenkligen Dreiecks; häufig ist er ganz unkenntlich. Der Kopfring ist breit. Die Segmente erscheinen häufig drei-ringlig infolge des Vortretens eines mittleren, die Borsten tragenden Ringels, häufig aber auch zwei-ringlig, und dann stehen die Borsten auf einem mehr oder weniger stark kiel- förmig erhabenen, niaiiclinial heller gefärl»ten Ring. Die I^orsten stehen zu 4 Paaren in den eiiizelueu Segmenten, wie bei den anderen Ben- hamien ganz an der Bauchseite, da die median-dorsale Borstendistanz gut '/:< des ganzen Kinpeiinnfanges beträgt. Die Entfernung der 4 Borstenpaare von einander ist annähernd gleich groß. Die Rücken- poren beginnen mit der Intersegmentalfurche 5/G ; sie sind von kleinen pigmentlosen Höfen umgel)en. Der Gürtel (1, o) erstreckt sich ül)er die Segmente i;> l)is :20. Er ist schwach erhaben, hebt sich aber durch seine gleichmäßig grau(> Färbung scharf von den normalen Körperpartien ab. Borsten, Rücken 5 26 I>r- W. Michaelsen. poren und Segmentgrenzen sind auf dem Gürtel undeutlich erkennbar. Der Gürtel umschliefst den Körper ringfürniig. Die Offnungen der Prostatadrüsen liegen auf den Segmenten 17 und 19 in den Linien der inneren Borstenpaare. Sie sind nicht wie bei B. rosea von einer Hautfalte überdeckt, sondern liegen frei wie bei B. Lankesteri und anderen Benhamien, auf einem scharf und charakteristisch umgrenzten, tief eingesenkten Felde. Dieses Feld besteht aus zwei hintereinander liegenden, quer-elliptischen Teilen, die durch einen l)reiten, medianen Pfad verbunden sind. Der Umriß des Ganzen ist breit-biscuitförmig. Das Feld erstreckt sich von der Mitte des IG. l)is zur Mitte des 20. Segments; an seinen breitesten Stellen (Mitte des 17. und Mitte des 19. Segments) ragt es über die Linien der inneren Borsten- paare hinaus; seine Verengung (Mitte des 18. Segments) ist schmäler als die Entfernung zwischen den inneren Borstenpaaren. Zwei scharfe Längsfurchen verbinden die auf dem 17. Segment liegenden Prostata- drüsen-Öffnungen mit den entsprechenden des 19. Segments. Außerdem linden sich zwischen diesen schärferen noch schwächere Längsfurchen. Alle diese Längsfurchen bequemen sich der eigenartigen Form des vertieften Feldes an, indem sie in der Mitte (im 18. Segment) näher aneinander treten. Die Öftiumgen der beiden Samenleiter glaube ich in der Mitte des 18. Segments hart an den zwischen die beiden elliptischen Teile des vertieften Feldes einspringenden, erhabenen Wällen erkannt zu haben, allerdings erst, nachdem ich mich durch anatomische Präparate über den Verlauf der Samenleiter und den Ort ihrer Ausmündung orientiert hatte. Von Eileit(n'öftnungen war bei keinem der vielen Exemplare eine Spur zu erkennen. Die Öffnungen der Samentaschen liegen auf den Intersegmentalfurchen 7/8 und 8,''9 in den Linien der inneren Borsteni)aare, im Grunde zweier schmaler, tiefer Querfurchen. Da avo diese Querfurchen die ventrale Medianlinie schneiden, sind sie häufig etwas verengt. Der Darm trägt vorne einen dorsalen Schlundkopf, welcher in Folge von schwachen Einschnitten eine Neigung zu Lappenbildung zeigt. Auf den Schlund folgt ein stark erweiterter, dünnwandiger Kropf, welcher sich dorsal etwas über die nächste Darm})artie über- stülpt. Diese letztere wird von zwei kurzen, kräftigen, tonneiiförmigen Mnskelmägen gebildet. Dieselben sind durch eiiu> sehr kurze Partie dünnwandigen Darms von einander getrennt. Da, die Dissepimente des Vorderkih-pers kaum l)estinnubar sind, so läßt sieb die Lage der vorderen Darmi)artien nur annähernd angel)en: Schlundkopf in Segment 2 bis 5, Kropf in Segment G bis 7 und Muskelmägen in den Segmenten 8 und 9. Auf den zweiten Muskelmagen folgt der dünnwandige Mittel- (> Im MündTmgsgeV>iet des Sambesi gesammelte Terricolen. 07 darm, der im 14., 15. und IG. Segineut je ein Paar Kalkdrüsen trägt. Die mittleren Kalkdrüsen sind am umfangreichsten, die hinteren am kleinsten. Der Zwischenraum zwischen den Lamellen dieser Drüsen ist durch starke Kalkablagerung ausgezeichnet. Der ganze postclitelliale Darm ist mit einer mehr oder weniger weit in das Lumen einragenden Typhlosolis ausgestattet. Das Rückengefäß ist einfach und trägt in den Ge- schlechtssegmenten herzartig erweiterte Seitenschlingen. Die Dissepimente 10/11 1)is 13/14 sind stark verdickt. Die Segmentalorgane (f, 4) zeigen die für die Gattung Benhamia charakteristische Anordnung. Sie nehmen die ganzen Seitenwände ein. Nur die Partie zwischen den inneren Borstenpaaren und ein schmaler dorsal-medianer Streifen bleibt frei. Die Segmentalorgane des Vorderkörpers sind anders gebildet als die des postclitellialen Körperteils. Sie sind büschelig, besonders stark entwickelt in den ersten 5 Segmenten und in der Gürtelregion. In den ersten 5 Segmenten füllen sie fast die ganze Leil)eshöhle aus, Sie stehen hier deutlich an der Leibeswand. Einen Zusammenhang mit dem Darm konnte ich nicht erkennen. Ln postclitellialen Körper schließen sich die Schleifen der Segmentalorgane zu kompakten Lappen zusammen. Bei einem der untersuchten Exemplare zeigten diese La})pen eine fast regelmässige Anordnung. Sie standen hier jederseits in (i Längsreihen, eine zwischen den Linien der inneren und der äußeren Borstenpaare, 5 oberhalb der Linie der äußeren P>orsten- paare. Bei anderen Exemplaren war diese Eegelmäßigkeit gestört. Es war nur noch die oberste und die unterste K-eihe erkennbar. Die übrigen hatten sich in eine größere Zahl kleinerer, unregelmäßig ge- stellter Lappen aufgelöst. Im allgemeinen nehmen die Lappen von der Linie der äußeren Borstenpaare nach ol)en an Größe zu. Die Segmentalorgane einer Segmenthälfte stehen durch Ausläufer mit ein- ander in Verbindung. Ein Zusammenhang zwischen Segmentalorganen verschiedener Segmente ließ sich nicht nachweisen, ebensowenig die Art der Ausmündung. Die Segmentalorgane der inneren, zwischen den Borstenpaaren liegenden Reihe (II, 14) weichen in ihrer Struktur etwas von den übrigen ab; das Lumen ihrer Kanäle ist größer. Sie erinnern an die Segmentalorgane der Enchytraeiden-Gattung Mesenchy- traeus Eisen, während die Struktur der übrigen Segnientalorgane mehr derjenigen bei den ;ni(lercn Enchytraeiden-Gattungen ähnelt. Zwei Paar Hoden linden sich in den Segmenten lt> und 1!, jederseits neben dem Bauchstrang hi dem Winkel 7,\visehen den vor- deren Dissei)inient(ii inid der Leibeswand festgeheftet. Sie sind büschel- f()rmig und ]-;igeii weit in die Leibeshöhle hinein. Von den Enden ihrer Aste schnüren sich ellipsoidische Zellmasseu ab. Bedeutende 7 28 Dr. W. Michaelsen. Samenmasseii füllen die Leibeshölile des 10, und des 11. Segments aus; geringere Massen finden sich auch im 12. Segment. Die Hauiitmassen sind nicht in Samensäcke eingeschlossen, sondern liegen frei in der Leibeshöhle; beim Offnen derselben bröckeln sie heraus. Die Hoden, die Samentrichter und andere Organe des 1 0. und des 1 1 . Segments sind in diese Massen eingebettet. Im Gegensatz zu diesen Haupt- massen finden sich vorne im 11. und im 12. Segment geringere Samen- massen, die von feinen aber deutlichen Membranen umhüllt sind. Diese Membranen sind Auftreibungen der Dissepimente 10/11 und 11/12. Ihr Inhalt steht in Kommunikation mit den freien Samenmassen des entsprechenden vorhergehenden Segments. Man hat es hier zweifellos mit einer den Samensäcken anderer Terricolen homologen Bildung zu tliun. Zwei Paar großer Samentrichter liegen vor den Hinterwänden der Segmente 1 0 und 1 1 . Die beiden Samenleiter der gleichen Seite vereinen sich zu einem einzigen Kanal, der sich unter vielfacher Schlängelung an der Seitenwand entlang bis in das 18, Segment hin- zieht. Hier Avendet er sich in schlankem Bogen nach der Bauchseite und mündet in der Mitte zwischen den im 17. und im 19. Segment, in der Linie der inneren Borstenpaare liegenden Öffnungen der Prostata- drüsen nach außen. (I, 5. sl.) Die Prostatadrüsen (I, .5 pr.) sind flache, unregelmäßig elliptische Massen, welche durch Zusammenfaltung eines dicken, abgerundet kantigen, mit sehr feinem Lumen ausgestatteten Kanals gebildet werden. Die eigentliche Drüse geht in einen dümien, glatten, cylindrischen Ausführungsgang über, der eine weite, regelmäßige, nach vorne gerichtete Schlinge bildet. Jeder Prostatadrüse liegt innen ein langer, dicker Geschlechtsborstensack (I, 5 : bs.) an, dessen pro- ximales Ende durch einen kräftigen Muskel an die seitliche Leilies- wand angeheftet ist. Jeder dieser Säcke enthält in der Regel nur eine einzige Geschlechtsborste, selten neben dieser noch eine unfertige Ersatzborste. Die ausgebildeten Geschlechtsborsten (I, 5 und ü) sind grade gestreckt, fast 2 nun lang und ungefähr (),0(; mm dick. Sie sind nach hinten verdickt, nach vorne stark verjüngt. Beide fanden sind inich derselben Seite umgebogen, das innere Ende in einem stumpfen Winkel, das äußere Ende hakenförmig. Das äußere Drittel trägt eine Anzahl querer Kerben, deren vorstehender unterer Rand bei stärkerer Vergrößerung gezähnt erscheint. Die Farbe der Geschlechtsborsten ist intensiv goldgelb, hornartig. Ein Paar Ovarien liegt im 13. Segment, rechts und links nel)en dem Bauchstrang. Es sind große, Inischelige Grii])pen, von deren roseida-anzformigen Enden sich die ausgel)ildeten Eizellen loslösen. Eigentümlicherweise konnte ich keine Spur von Ei- trichtern und Eileitern erkennen. Je ein Paar Samentaschen (I, 8) 8 Im Älündungsgebiet des Sambesi gesammelte Terricoleii. 29 liegt in den Segmenten 8 und 9, an deren vorderem Rande sie aus- münden (siehe oben). Die Samentasclien l)estelien aus einem dicken, muskulösen, von einem engen Kanal durchbohrten distalen Teil und einem von diesem abgesetzten, dünnwandigen Sack. In den muskulösen Gang mündet ein kleiner, gestielter, birnförmiger Divertikel ein. B. Stuhlmanni ist der B. scioana Rosa (12!) sehr nahe verwandt. Bemerkenswert scheint mir besonders die Übereinstimmung in der Form der Samentasclien und in der Anordnung der Samensäcke. Die haupt- sächlichsten Unterschiede zwischen beiden Arten liegen in der Pig- mentierung der Haut und in der Skulptur der Penialborsten. No. 897. Quilimane am Sumpf; 22. I. 1889. No. 924. Mopeia am Rio Quaqua; 19. II. 1889. Benhamia affinis nov. spcc. Da diese Art in der Sammlung nur durch ein einziges Exemplar vertreten ist, und dieses aus museologischen Gründen möglichst geschont werden mußte, so kann leider nur eine lückenhafte Besclireibung gegeben werden. Benhamia affinis ist der oben beschriebenen B. Stuhlmanni sehr nahe verwandt, näher als die vorläufige äuQere Untersuchung ver- muten ließ. Im Habitus und in bestimmten äußeren Geschlechts- charakteren ist sie von jener Art scharf unterschieden. Sie ist die kleinste der bis jetzt bekannten Benhamien und zugleich einer der kleinsten Terricolen überhaupt. Das vorliegende Stück ist 32 mm lang, wenig über 1 mm dick und besteht aus ungefähr 140 Segmenten. (An einem kleinen Stück des IVIittelkörpers sind die Segmente sehr undeuthch, kaum zählbar.) Während selbst die kleinsten Stücke der B. Stuhlmanni eine charakteristische braunrote Färbung aufweisen, ist B. affinis mit Ausnahme des schwach gelb-grau getönten Gürtels farblos. Der Körper ist drehrund ; die Borstenlinien treten nicht hervor. Der Kopflappen ist sehr klein, bei dem untersuchten Stück ganz in den Kopfring ein- gesenkt und treibt einen sehr schmalen dorsalen Fortsatz in den Kopf- ring hinein. Die Segmente sind undeutlich zwei- bis vier-ringlig. Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten, wie bei allen Benhamien ganz an der Bauchseite. Die dorsale Borstendistanz nimmt ungefähr '^/s des ganzen Körperumfangs ein. Die Borstenzonen der vorderen Segmente sind durch eine große Zahl feiner, dunkler Punkte verziert, wie Rosa es von Teleudrilus Ragazzi (12!) angiebt und wie ich sie bei Acanthodrilus Hilgeri, bei diesem Tier nur an den Gürtel- segmenten, fand (9! N II). Bei B. Stuhlmanni ließen sich derartige Punktzonen nicbt erkennen, was aber bei der starken Pignientierung 9 30 I>i-. W. Michaelsen. dieser Tiere nocli nicht gegen ihr Vorhandensein S2:»richt. Eückenporen und Segmentalorganöffnungen sind Ijei B. affinis nicht zu erkennen. Der Gürtel (IV, 19.) ist stark erhaben, sattelförmig. Er erstreckt sich über die Segmente 14 bis 21. Auch das 13. und das 22. Segment sind noch etwas erhaben. Z^vei Paar ProstatadrüsenöfFnungen liegen auf den Segmenten 1 7 und 1 9 in den Linien der inneren Borstenpaare. Wie bei B. Stuhlmanni sind die Ofthungen jeder Seite durch eine scharf ausgei^rägte Längsfurche verbunden. Die mittleren Partien dieser beiden Längsfurchen sind einander genähert. Jede Längsfurche ist jederseits von einem weißlichen, schwach erhabenen Wall begrenzt. Um die Prostatadrüsenöffnungen herum schließen sich die beiden Wälle der betreffenden Seite zu einem erweiterten Kreisbogen zusammen. Die inneren Wälle laufen in der Länge des 18. Segments dicht neben einander her ohne zu verschmelzen. Zwei Eileiteröffnungen liegen auf dem 14. Segment eben innerhalb der inneren Borstenpaare, als einfache, dunkle Flecken erkennbar. Dasselbe Aussehen haben die Offnungen der Samentaschen auf den Intersegmentalfurchen 7/8 und 8/9 in den Linien der inneren Borsten der inneren Paare (auf Borsten- linie 1). Sie sind einfach, nicht durch zwei quere Schlitze verbunden wie diejenigen der B. Stuhlmanni. Von diesem Verwandten unterscheidet sich B. affinis am schärfsten durch zwei Pubertätstuberkeln. Dieselben stehen in der ventralen Medianlinie auf den Litersegmentalfurchen 8/9 und 9/10, der erste also zwischen den beiden hinteren Segmentalorgan- öffnungen. Sie sind hoch erhaben, quer-oval, napfförmig und heben sich durch weißlichen Schimmer von den umgebenden, mehr grauen Körper- l)artien ab. Außerdem findet sich noch ein quer-ovaler, dunkler, von einem hellen Wall umgebener Fleck (Pubertätsgrübchen) in der ventralen Medianlinie auf Segment 20. In der inneren Oi'ganisation l)estehen auffallende Übereinstim- mungen zwischen B. affinis und seinem Verwandten. Der Vorderdarm der B, affinis ist mit einem drüsig-muskulösen dorsalen Schlundkopf, zwei kräftigen, tonnenförmigen, durch eine schmale Partie dünnwandigen Darms getrennte Muskelmägen und drei Paar Kalkdrüsen (von an- nähernd gleicher Größe) ausgestattet. Das Rückengefäß ist einfach. Die Segmentalorgane stehen in großer Zahl in jedem Segment an den seitlichen Leibeswänden. Sie haben auch dasselbe Aussehen wie die der B. Stuhlmanni. Von den Geschlechtsorganen habe ich nur die Prostatadrüsen und die Samentaschen in genügender Deutlichkeit erkannt. Die Prostata- drüsen stimmen im Wesentlichen mit denen der B. Stuhlmanni iil)erein, sind aber bedeutend einfacher. Sie sind schlauchfruiaig und lassen 10 Im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Terrieolen. 31 einen dickeren, weißen, drüsi.^en Teil nnd einen schlanken, glatten, gelblich -glänzenden (musknlösen) Ausführnngsteil erkennen. Sie sind nicht vielfach verschlungen -wie die der B. Stuhlmanni, sondern grade gestreckt und legen sich seitlich an den Darm an. Penialborsten habe ich leider nicht herauspräparieren können. Die Samentaschen haben genau dieselbe Gestalt wie die der B. Stuhlmanni, so daß P'ig. 8 der Taf. I. auch die des hier näher enh'terten Wurmes veranschaulichen könnte. Sie bestehen aus einem unregelmäßig sackförmigen, weißem Hauptteil und einen dicken, konischen bis cylindrischen, mehr oder weniger gelb glänzenden (muskulösen) Ausführungsgang, in den ein kleiner, birnförmiger, ziemlich schlank gestielter Divertikel einmündet. B. aftiuis steht der B. Stuhlmanni und zugleich der B. scioana Rosa (12!) sehr nahe. Sie unterscheidet sich aber von beiden scharf durch die beiden ventral-medianen Pubertätstuberkeln auf den Inter- segmentalfurchen 8/0 und 9/10 sowie durch das Aussehen des die männhchen Geschlechtsöffnungen umgebenden Feldes. No. 785. Quilimane, „Hof meines Hauses"; 18. I. 1889. Pygmaeodrilus nov. gen. Diagnose: ,,Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten. Ein Muskelmagen ist nicht vorhanden (V). Die Segmental- organe münden vor den lateralen Borstenpaaren aus. Der Gürtel ist ringförmig geschlossen und erstreckt sich nur über eine geringe Zahl (bei der vorliegenden Art über o) Segmente. Ein Paar schlauchförmiger Prostatadrüsen mündet dicht hinter dem Gürtel (bei der vorliegenden Art im 17. Segment) durch ein Paar völlig getrennter Offnungen aus. Penialborsten sind nicht vorhanden. Die Samentaschen sind frei und liegen vor den Hodensegmenten". Die Gattung Pygmaeodrilus gehört zu den Eudriliden mit un- verwachsenen weiblichen Geschlechtsorganen. Sie bildet einen Teil der weiten Gattung Cryptodrilus Fletscher (4 !). Beddard hat in seiner Abhandlung über die Neuseeländischen Terrieolen (1 !) die Umgrenzung der Fletscherschen Gattungen al)geändert, und wohl mit Recht, da sie viel zu umfangreich sind. Da die vorliegende Art sich in keine der Gattungen im Sinne Beddards einordnen läßt, so bedarf es der Auf- stellung einer neuen. 11 32 I>i-- W. Miehaelsen. Pygmaeodrilus quilimanensis nov. spec. P. quilimanensis ist einer der kleinsten bekannten Regenwürmer. Das größte der 6 vorliegenden geschlechtsreifen Exemplare ist nur 38 mm lang bei einer Dicke von 1'/-' mm, also kaum größer als einer der größten Enchytraeiden , z. B. Pachydrilus maximus Micbaelsen. Das kleinste geschlechtsreife Stück der zu ])eschreibenden Art ist 27 mm lang und nur wenig dicker als 1 mm. Die Zahl der Segmente schwankt zwischen 97 und 110. Der Körper ist wenigstens vorne drehrund (die hintere Partie ist in Folge der Konservierung verschrumpft). Das Schwanzende scheint in geringem Maße abgeplattet zu sein. Der Kopflappen ist klein, regelmäßig gerundet und treibt einen dorsalen Fortsatz bis ungefähr zur Mitte des Kopfringes. Die nach hinten schwach konvergierenden Seitenränder dieses Fortsatzes sind fein und scharf. Der Mundrand des Kopfringes ist breit ausgeschnitten. Die ersten Segmente sind durch eine sehr feine Ringfurche in zwei Ringel geteilt, die übrigen sind einfach. Die Farbe der konservierten Tiere ist in Folge des Fehlens jeglichen Pigments graugelb. Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten, 2 lateralen und 2 ventralen. Die Ventralmediane Borstendistanz ist wenig größer als die Distanz zwischen den beiden Borstenpaaren einer Seite. Segmentalorganöffnungen und Rückenijoren sind nicht gesehen worden. Der Gürtel (II, 12) ist ringförmig und erstreckt sich über die 3 Segmente 14, 15 und IG. Er hat ein gelblich drüsiges Aussehen; der Körper ist in der ganzen Länge des Gürtels stark verengt. Ein Paar männlicher Geschlechtsöffnungen findet sich im 1 7. Segment, breite Gruben, aus derem eben außerhalb der ventralen Borstenpaar-Linien hegenden Grunde je ein stummeiförmiger, abgerundeter Penis hervor- schaut. Die weiblichen Geschlechtsöffnungen (im 14. Segment vor den ventralen Borstenpaaren gelegen) sind äußerlich nicht erkennbar. Ein Paar großer Samentaschenöftnungen liegt auf der Intersegmental- furche 8/9, eben außerhalb der Linien der ventralen Borstenpaare, in der Tiefe großer, augenförmiger Einsenkungen. Die Einsenkungen sind von großen, erhabenen, quer-ovalen Drüsenhöfen umgeben. Der Darm trägt vorne einen drüsig-muskuhisen dorsalen Schlund- kopf, der sich um eine nach hinten gerichtete dorsale Darmtasche • herumlegt. Der Schlundkopf ist hinten lappig zerschlitzt. Ein Muskelmagen ist wohl nicht vorhanden. (Ich möchte das nicht in voller Bestimmtheit behaupten. Ich durfte bei der Untersuchung luir zwei Stücke opfern. Das eine wurde freihändig präpariert, was l)ei der Winzigkeit der Tiere mit Schwierigkeiten verknüpft war, die das 12 33 etwaige Ueberselien eines Organs entschuldigen müssen. Das andere Exemplar wurde in eine Reihe von Querschnitten zerlegt, von denen eine kleine Partie im Vorderkörper in Folge der im Darm enthaltenen Sandkörner halbwegs mißlang). Im 9. Segment treibt der Darm ein Paar seitlicher Ausstülpungen (IV, 21 und 22) nach vorne. Die Organisation dieser Darmanhänge, die homolog den unpaaren ventralen Darmanhängen des Eudrilus sylvicola Beddard (2! pg. 375) sind, wird unten (Anhang 2) eingehender erörtert werden. Ich halte diese Organe für Chylustaschen. Vom 12. Segment an erweitert sich der Darm allmählig, durch intorsegmentale Einschnürungen rosenkranzförmig gegliedert. Besonders an diesen Einschnürungen ist die Darmwandung durch starke Ealtenbildung ausgezeichnet. Die Segmentalorgane münden vor den lateralen Borstenpaaren aus. Zwei Paar Hoden finden sich an den normalen Stellen im 10. und 1 1 . Segment, liedeutende Spermamassen füllen die Leibeshöhle der Segmente 9 bis 12. aus. Die Spermamassen der Segmente 9 und 12 sind in Samensäck(^ von gedrängt traubiger (J estalt eingeschlossen, diejenigen der Segmente 10 und 11 sind frei und undmllen die Hoden sowie die zwei Paar der den Hoden gegenüberliegenden Samentrichter. Die aus den beiden Samentrichtern einer Seite entspringenden Samen- leiter vereinen sich und der aus beiden resultirende Kanal verdickt sich im 17. Segment plötzlich zu einem quergestcllten, magenförmigen, muskulösen Abschnitt (III, 1 '> : me.), der sich ebenso schnell wieder verengt, und dann in einen ungefähr halbkugligen, muskulösen Bulbus (III, 15 bl.) eintritt. Die nach auCien geöffnete H()hlung dieses Bulbus wird fast ganz von dem oben erwähnten stummeiförmigen Penis aus- gefüllt. Außer dem Samenleiter tritt in den Bulbus jeder Seite eine schlauchförmige Prostatadrüse (III, 15: pr.) ein. Der distale Teil jeder Prostatadrüse ist dünne, glatt, muskulös, irisierend; der größere proxhnale Teil dagegen ist dick, drüsig-weiß. Bei dem einen der untersuchten Tiere erstrecken sich die Prostatadrüscu in grader Richtung nach hinten, rechts und links neben dem Bauchstrang hinstreichend. Der muskulöse Teil reichte bis an das 22. Segment, der drüsige Teil von hier bis über das 28. Segment hinaus. Bei dem andern Exemplar hatte sich der drüsige Teil nach vorne umgebogen, so daß sein Ende sich im 18. Segment befand. Die Ovarien liegen vorne im 13. Segment, rechts und links neben d(^m I»auchstrang. Ihnen gegenüber, vor dem Dissepinicnt i:i/ll findet sich ein Paar Eitrichter, die nach hinten in kurze, vor den ventralen Borsten- paaren des 14. Segments ausnuindende Eileit(>r übergehen. Zwei Samentaschen (II, 13.) liegen im 9. Segment, an dessen Vorderrand 13 3 34 Tti: W. Mieliaelscn. sie ausmünden. Sie sind dick, sackfiirmig, mit kurzem, verengten Ausführungsgang. Die Basis des Ausfülu-ungsganges ist von einem Kranze zahlreicher, diclit gedrängt stehender, kurz-scddanchförmiger Divertikel umstellt. No. 808. Quilimane, am Sumpf; 22. I. 1889. Eudriloides nov. gen. Diagnose: „Die Borsten stehen zu 4 engen Paaren, 2 lateralen und 2 ventralen, in den einzelnen Segmenten. Rückenporen sind vorhanden. Der Gürtel umfaßt den Körper ringförmig. Ein Paar mehr oder weniger langer, schlauchfiinniger Prostatadrüsen mündet durch eine gemeinsame, ventral-mediane Öffnung auf dem 17. Segment oder einem seiner Ränder nach auRen; ihre Mündung ist mit einem Paar Penialhorsten hewaffnet. Ein Paar Ovarien hängt vom Dissepiment 12/13 fi-ei in das 13. Segment hinein. Ihnen gegenüher vor dem Dissepiment 13/14 liegt ein Paar freier Eitrichter, die durch je einen Eileiter im 14. Segment in den Linien der lateralen Borstenpaare oder noch oberhalb derselben ausmünden. Jeder Eileiter trägt ein Recepta- culum ovorum, Wucherungen, die hinter dem Dissepiment 13/14 liegen und sich durch 'dieses hindurch in das 1 3, Segment eröffnen. Eine einzige, unpaare Samentasche mündet in der ventralen Medianlinie auf der Intersegmentalfurche 13/14 aus." Die Gatt. Eudriloides gehört zu der in der Einleitung charak- terisierten Teleudrilen-Gruppe. Sie bildet wohl die unterste Stufe derselben; denn die weiblichen Geschlechtsorgane haben sich noch ihre Freiheit bewahrt; wenngleich eine gewisse Anordnung derselben erkennen läßt, daß ihre Verwachsung zu einem zusammenhängenden, komplizierten w^eiblichen Geschlechtsapparat, wie wir ihn bei den ausgebildeteren Formen dieser Gruppe (Teleudrilus Ragazzi Rosa (12!) und Polytoreutus coeruleus nov. spec, s. Anhang 1) finden, bei den Arten dieser Gattung gewissermaßen vorbereitet ist. Die Samentasche hat die für die Terricolen gewöhnliche Lage vor den Hodensegmenten aufgegeben und ist in die Nähe der übrigen weil)lichen Geschlechts- organe gerückt. Ferner sind die Eileiter bereits mit je einem Receptacuhini ovorum ausgestattet, jenem Organ, welches in dem komplizierten weib- lichen Geschlechtsapparat der höheren Teleudrilen stets eine wesentliche Rolle spielt. Die Eudriloiden vermitteln den Übergang von der Teleudrilen-Gruppe zu den einfachen Eudriliden. Von den bis jetzt bekannten Arten der letzteren steht ihnen der Cryptodrilus unicus 14 Im Mündiingsr. W. Michaelsen. Von den inneren Organen habe ich nicht viel mehr erkannt als die liintere Partie der männlichen und die weiblichen Geschlechts- organe. Es ließ sich jedoch noch feststellen, daß das Rückengefäß doj^pelt ist. Die Prostatadrüsen sind ziendich lang, einfach schlauchförmig, wenig gekrümmt. An ihrer Vereinigung sind sie mit zwei Penial- Ijorstensäcken ausgestattet. Jeder dieser Säcke enthält eine einzige Penialborste. Die Penialborsten sind im ganzen ziemlich dick, werden jedoch nach dem äußeren Ende zu gleichmäßig dünner. Das äußere Ende ist in stumpfem Winkel umgebogen. Die äußerste Spitze (II, 1.) ist nicht allzu scharf. Sie ist an einer Seite (in der Ebene der I>iegung des äußeren Endes und zwar nach der Innenseite des durch die Biegung gebildeten Winkels) zu einem feinen, scharfen, in schlanker Schweifung vortretendem Saum abgeplattet. Die Ovarien hängen vom Vorderrande des IB. Segments rechts und links neben dem Bauchstrang frei in das i;5. Segment hinein. Urnen gegenüber, vor dem Dissepiment 13/14 liegt ein Paar Eitrichtei'. welche das Dissepiment durchbohrend in schlanke Eileiter ül)crgehen. Dieselben münden in den Linien der lateralen Borstenj^aare nach außen. Jeder Eileiter ist mit einem Ixeceptaculum ovorum ausgestattet. Dieselben besitzen die bekannte Struktur, liegen hinter dem Dissepiment 13/14 und münden durch dieses hindurch in das 13. Segment. Eine einzige, un])aarige Samentasche mündet im 13. Segment aus. Sie liegt. den Bauchstrang zur Seite drängend in der JMitte zwischen den beiden Eitrichter und hat eine dicke, zwiebelförniige (iesta.lt (wie eine in einen kurzen Zipfel ausgezogene Blase). No. 785. Quilimane; „Hof meines Hauses" ; 18. 1. 1889. Nemertodriliis nov. (jen. Diagnose: „Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten. Der Vorderdarm ist mit einem Muskelmagen ausgestattet. Zwei Segmentalorgane in einem Segment münden vor den ventralen Borstenpaaren aus. Sämmtliche Geschlechtsorgane sind paarig. Ein Paar schlauchförmiger Prostatadrüsen mündet im Bereiche des 17. und 18. Segments (bei der zu Grunde liegenden Art auf der Inter- segmentalfurche 17/18) aus. Geschlechts- und Penialborsten sind nicht vorhanden. Paarige Samentaschenöffnungen im 13., Eileiteröffnungen im 11. Segment. Die Ovarien linden sich an der normalen Stelle, sind aber durch eine häutige LhnhüUnng (Dissepiment 12/13) eng 16 Im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Terricolen. 37 umschlossen und mit dem Lumen der Samentaschen in Kommunikation gesetzt. Auch die Eileiter kommunizieren mit den Samentaschen^ von denen sich ein Teil in ein Receptaculum ovorum umgewandelt hat." Die Gatt. Neraertodrilus gehört zu den Eudriliden, bei denen sich die "weiblichen Geschlechtsorgane zu einem zusammenhängenden Apparat vereinigt haben. Sie ist aber Aveder der Gatt. Eudrilus E. P. (11!) noch den Gattungen der Teleudrilen-Gruppe besonders nahe stehend. Die eigenartige Bildung des weiblichen Geschlechtsapparats (so die wesentliche Teilnahme des Dissepiments 12/13 an derselben) läßt sie ziemlich isohert dastehen. Die Deutung, welche ich den verschiedenen Teilen des genannten Organsystems gegeben habe, mag übrigens nach ErAveiterung unserer Kenntnisse von den Eudriliden, speciell von etwaigen Verwandten des in Rede stehenden Wurmes, einer Abänderung bedürfen. Nemertodrilus griseus nov. spec. Von dieser iirt liegt eine grössere Anzahl von leider >stark erweichten Exemplaren vor. Das größte der geschlechtsreifen Stücke hat eine Länge von 120 mm, eine durchschnittliche Dicke von 3V'2 mm und besteht aus 278 Segmenten. Der Körper ist annähernd drehrund; die Geschlechtspartien sind sanft angeschwollen. Der Habitus der Tiere erinnert sehr an die in den deutschen Meeren nicht seltene Nemertine .jLineus gesserensis 0. F. Müller." Da die Intersegmentalfurchen ziemlich fein sind und die Segmente fast ganz Üach, so erscheint der Körper mit nnl)ewaffnetem Auge besehen beinahe glatt. Die Farbe der Tiere ist mausgrau, auf dem Rücken etwas dunkler als an der Dauchseite, hantig etw^as ins Olivengrüne oder ins Olivenbraune spielend. Am Vorder- körper ist bei einigen Exemplaren ein breites, helles, auf der ventralen Medianlinie verlaufendes Band erkennbar. Der Ko])i'lap[)en (III, 17) ist groß und schmal, nasenartig vorragend. Ein schlanker dorsaler Fort- satz des Kopf läppen s ragt bis wenig über die IVIitte des Kopfringes nach hint(Mi. Die ersten Segmente sind lang und schlank, dnrch eine feine Ringlinie in zwt'i Ringel geteilt. Die übrigen Segmente sind kürzer und einfach. Die Borsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen St'gmenten. 2 lateralen nnd 2 ventralen. Die ventral-mediane liorstendistanz ist wenig gi-öl.ici- als die Distanz zwiselien den beiih'ii Borstenpaaren einer Seite. Die OelVnnngen Avv Segmentalorgane (vor (hui ventralen Borsten- paaren) sind änßerlieh in'cht ei'ktMinbai". Iviiekenpoi'en sind nicht gefunden worden. 17 38 Dl'- W. Michaelsen. Der Gürtel ist weder diircli besondere Färbung noch durch Erhabenheit ausgezeichnet. Er ist nur daran kenntlich, daß jegliche Spur der Intersegmentalfurchen verloren geht. Er erstreckt sich vom 13, bis in das 18. Segment. Ein Paar Prostatadrüsenöffnungen liegt auf der Intersegmentalfurclie 17/18 in den Linien der ventralen Borsten- paare. Jede Öffnung ist von einer helleren Zone und diese wieder von einem großen, quer-ovalen, dunkleren Hof umgeben. Die Eileiter- öftiiungen liegen im 14. Segment vor den lateralen Borstenpaaren. Ein Paar Samentaschenöfifnungen findet sich im 13. Segment eben vor der Borstenzone und eben innerhalb der Linien der ventralen Borsten- paare, quere, von einem helleren Hof umgebene Schlitze (IV, 20). Der Darm trägt vorne einen langgestreckten, drüsig-muskulösen Schlundkopf. Hinter diesem liegt ein winziger Muskelmagen, der nach Maßgabe der Dissepimentzählung dem 5. Segment angehört. Bei dem einen der untersuchten Exemplare Avar der Muskelmagen nach vorne in die Mundhöhle hineingestülpt. Im 10. Segment erweitert sich der Darm plötzlich. Irgend w^elchc Anhangsdrüsen sind nicht beobachtet worden. Die Dissepimente des Vorderkörpers sind ein wenig dicker als die übrigen; eine auffallende Verdickung einzelner Dissepimente findet jedoch niclit statt. Jedes Segment enthält ein Paar Segmentalorgane. Dieselljen bestehen aus mehrfach zusammen gelegten engen Kanälen, an die sich große, lappige, von groben Körnern und feinen Oltrcipfchen erfüllte Massen anlehnen. Sie sind an die Seitenvvand angeheftet und münden vor den ventralen P>orstenpaaren aus. In der Nähe der Aus- mündung geht ein schlaidver, frei in die Leibeshöhle hineinragender Zapfen (wahrscheiidich Träger eines Flimmertrichters) von den Segmental- organen ab. Zwei Paar Hoden liegen ;m den normalen Stellen, hinter der VorderAvand der Segmente I U und 1 1 . Große unregelmäßige Samen- säcke finden sich in den Segmenten 11 und 12. Derjenige des 1:2. Segments treibt einen hingen, dicken, schlauchartigen Fortsatz nach hinten, der die Dissepimente durchsetzt und bis in das 18. Segment reicht. Freie Sanu'nmassen finden sich außerdem in den Hodenseg- menten (bei einem Exempj^ar auch in allen anderen Segmenten des Vorderkörpers). Die Samentrichter liegen den Hoden gegenüber vor den Dissepimenten 10/11 und 11/12. Von ihnen gehen vielfach und gedrängt geschlängelte Samenleiter nach hinten. Die Samenleiter einer Seite verlaufen dicht neben einaiuh'r olnie sich zu vereinen. Sie ver- lieren sich vorne im 17. Segment vor der Basis eines Prostatadrüsen- Paares in der Leibeswand. Die auf der Intersegmentalfurclie 17/18 in der Linie der ventralen Borstenpaare ausmündenden beiden Prostatadrüseu 18 Im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Terricolen. 39 sind schlauchförmig, ziemlich lang und dick. Sie umfassen den Darm zur Hälfte in unregelmäßiger Krümmung. Penialborsten sind nicht vorhanden. Der weibliche Geschlechtsapparat (II, 11.) ist wie der vieler anderer Eudrihden durch die Verwachsung der einzelnen Organe aus- gezeichnet. Er ist insofern einzig in seiner Art, als auch das Disse- piment 12/13 wesentlich an seiner Bildung teilnimmt. Ein Paar Ovarien (II, 1 1 : ov.) ragt jederseits von dem ventralen Rande des Dissepiments 12/lo in das 13. Segment hinein. Das Dissepiment 12/13 (II, 11: ds. 12/13) ist nach hinten aufgetrieben. Ventral biegt es sich dicht über die Ovarien hinweg, lateral und dorsal verwächst es mit der Leibeswand. Nach hinten stößt es an das Dissepiment 13/14 (II, 11: ds. 13/14) und verwächst auch mit diesem. Dadurch ist das 13. Segment auf eine kleine, schmale, ventrale Kammer reduciert, deren vordere Partie fast ganz von den Ovarien ausgefüllt wird. Durch eine kreisförmige, den Darm umspannende Lücke in der Verwachsung zwischen den Dissepimenten 12/13 und 13/14 entsteht ein Kanal, der von der ventralen Kammer ausgehend den Darm ringförmig umfaßt. Die oben erwähnten Öffnungen vor den ventralen Borstenpaaren des 13. Segments, deren Homologie mit Samentaschenöffnungen wohl kaum zweifelhaft ist, führen direkt in die ventrale Kammer, die Leibeshöhle des 13. Segments, ein. Sie sind innen umstellt von je einem Kranz lappiger, zerschlitzter Franzen, den Überresten eines Einführungsganges (II, 11: so.). Durch die hintere, vom Dissepiment 13/14 gebildete Wand der Kammer, mündet in dieselbe ferner ein Paar laugge- streckter, bis in das 17. Segment reichender, dicker, krauser Säcke ein. Da sich in denselben Spermamassen finden, so halte ich diese Säcke für die von ihrem Einführungsgang losgetrennten Hauptteile der Samentaschen (II. 11: st.); vielleicht aber ist es i'ichtiger anzunehmen, daß die Samentaschen bis auf geringe Kudimente des Einführungsganges zurückgebiklet und jene Säcke nichts anderes als ein Paar Receptacula ovorum sind, welche auch die Funktion der Sanientaschen übernommen haben. Hierfür spricht die Thatsache, daß der vordere, obere Teil dieser Säcke, der im Gegensatz xu den übrigen Partien derselben glatt und glänzend ist. sich als Receptaculum ovorum erweist (II, 1 1 : do.). Eine scharfe Grenze zwischen dem als Receptaculum ovorum und dem als Samentaschc funktionierenden Teil der Säcke ist nicht erkennbar. Ein Paar Eileiter führen aus dem unteren, vorderen Teil der besprochenen Säcke direkt nach außen. Die Ausmündungen der Eileiter liegen vor den lateralen Borsten des 11. Segments. Das in die Säcke einfülironde Ende ist verdickt und macht einige enge Windungen. No. 9GU. Quihmane; 2. III. 18S9. 19 40 Dr. W. Michaelsen. Callidrilus jwv. f/c/i. Dia<2,uose : „Die Bürsten stehen zu 4 Paaren in den einzelnen Segmenten, die paarweise zusammengehörenden am Vorderkörper ziemhch weit entfernt von einander, am Hinterkörper genähert. Ein antecli- telhaler Muskehnagen ist (nur in Schnittserien an der muskulös verdickten Wandung erkennbar) nicht scharf abgesetzt. Die Segmentalorgane, je ein Paar in einem Segment, münden vor den inneren Horsten der ventralen Paare (auf Porstenlinie I) aus. Der (jürtel erstreckt sicli nach hinten über die männlichen Geschlcchtsciffnungen hinaus. Die Anordnung der Geschlechtsdrüsen und ihrer Ausführungsgänge zeigt keine Abweichung vom Normalen. Ein Paar kompakter (nicht schlauch- förmiger) schwach lappiger Prostatadrüsen mündet im 17. Segment nach außen. Eine ziemlich große Zahl (ungefähr 12) kleiner Samen- taschen steht dicht gedrängt über dem ventralen Teil der Interseg- mentalfurche 13/14. Eine Anzahl Segmente vor dem 17. und hinter dem )iO. ist mit je einem Paar Pubertätsgrül)clien ausgestattet." Auf Seite 7 seines zweiten Reiseberichts (15!) giebt Stuhlmann wertvolle Angaben über einen Terricolen, von dem er mit Recht annimmt, daß er einer neuen (Jattung angehöre. Diese Gattung, ich nenne sie Calhdrilus, muß nach der Eosaschen Definition der Unter- familie der Eudriliden zugeordnet werden; da sie mit Prostatadrüsen ausgestattet ist. Es scheint mir aber zweifelhaft, ob diese Zuordnung den Verwandtschaftsl)eziehungen entspricht. Callidrilus ist eine sehr isoliert stehende Gattung. Callidrilus scrobifer nov. spec. Callidrilus scrobii'er ist in der Sannnlung nur durch di'ci Bruch- stücke, zwei Vorderenden und ein Hinterende, vertreten. Die Kondjinierung des (nur um wenige Segmente) kleineren Vorderendes mit dem Hinter- ende ergiel)t als Minimum eine liänge von 71) mm und die verhidtnismäßig hohe Segmentzahl '21S. Die J)ieke des postclitellialen Körperteils ist ungefähr gleich 2 mm. Die Geschlechtssegmente sind fast o mm dick. Der Kopflappen ist groß, weit vorragend, abgerundet. Er ist bei den untersuchten Exemplaren (vielleicht nur in JMtlge ungünstigen Erhaltungs- zustandes) mit dem Ko})fring verschmolzen. Die ersten Segmente sind (h'elirund, zwei- bis vier-iiuglig. Viun 11. bis zum '24, Segment eischeint die Bauchseite abgeplattet. Der Hinterkörper ist viei'kantig. Die Haut ist vollkonnnon ])igmentlos und die konservierten Tiere haben infolgedessen ein g(dblichgraues Aussehen. Die Borsten steinen zu vier Paaren in den einzelnen Segmenten. Am Vorderkörj)er ist 20 Im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Terricolen. 41 die Entfernung zwischen den Borsten eines Paares ziemlich groß, am Hinterkörper verringert sie sich. Die ventral-mediane Borstendistanz ist Avenig kleiner als die Entfernung zwischen den Borstenpaaren einer Seite, oder gleich groß; die dorsal-mediane Borstendistanz ist am Vorderkörper bedeutend, am Hinterkörper nur ein weniges größer als die A^entral-mediane und die laterale. An einem Querschnitt durch den Hinterkörper nehmen die Borstenpaare die abgestumpften Ecken eines Trapezes ein, welches sich nur durch ein geringes Überwiegen der dorsalen Seite vom Quadrat unterscheidet. Die Öffnungen der Segmentalorgane liegen vor der inneren Borste der ventralen Paare (in den Borstenlinien I); sie sind wenig auffallend, liückenporen sind nicht erkennbar. Der Gürtel ist bei den vorhegendcn Exemplaren nicht erkennbar ausgebildet. Stuhlmann giebt an, daß sich der (Jürtel über die Segmente 15 bis 24 erstreckt; es ist also anzunehmen, daß sich der Gürtel der lebenden Tiere durch seine Färbung von den benachbarten Körperpartien unterscheide. Die Segmentgrenzen sind lateral und dorsal, vollkommen scharf ausgebildet, auch die Borsten sind unverändert deutlich. An der Ventralseite findet sich ein abgerundet rechteckiges, hoch erhabenes Polster (111, 10). Dasselbe nimmt den Hinterrand des IG. Segments, die Länge des 17., 18., 1'.). und )10. sowie die vordere Hälfte des 21. ein. Seithch erstreckt es sich bis über die ventralen Borstenpaare hinaus. Eben hinter der Borstenzone des 17. Segments, außerhalb der Borstenlinien II, also auf den Vorderecken des erhabenen Polsters liegt ein Paar umfangreicher, weißlicher Papillen, auf deren Gipfel sich quere Schhtze, die Ausmündungen der Prostata- drüsen finden. Die weiblichen Geschlechtsöffnungen (am Vorderrande des 14. Segments in den Borstenlinien I) sowie die Offnungen der Samen- taschen (in größerer Anzabl auf dem ventralen Teil (Ut Intersegmental- furche lo/M) sind äußerlich nicht erkennbar-. Den bedeutendsten Einfluß auf den Habitus der geschlechtsreifen Tiere haben gewisse Organe, die ich als rubertätsgrübelien bezeiclnie. (irübi'hen. auf deren (irunde sieh (in Schnittserien erkennltar) ähnliche JMtxhlikationen der Hy- podermis finden, wie in den Tuberkeln des Acanthodrilus georgianus Michaelsen (S ! pg. 71) und auch wohl des A. IJovei Rosa (i;>! i)g. 144) vorkommen. Die Hypodermiszellen strecken sieh zu hingen Cylinder- und Spindelzellen und unterscheiden sich von denen der benachbarten Hyi)0- dermispartien auch noch dadurch, daß sie sich in Pikrokarniin viel weniger dunkel färbt'n (IV, IS). Diese i'id)erfätsgriibelien finden sieh /U je eiu(Mn l'aar auf den Segmenten !) bis 14 und 21 bis 24 (Stuhlmann hielt die ersten G Paare, wie auch ich vor der Untersuchung der inneren 31 42 Dr. W. Micliaelsen. Organisation, für die Offnungen der Samentasclien). Sie liegen hinter den Borstenzonen. Das erste Paar der vorderen Gruppe (auf Segment 1 1) liegt gerade hinter den ventralen Borstenpaaren. Die folgenden rücken langsam und gleichmäßig nach auCien, so daß das sechste Paar (auf Segment IG) ganz außerhalb der ventralen Borstenpaare zu liegen kommt. Das erste Paar der hinteren Gruppe (auf Segment 31) liegt wie das erste der vorderen gerade hinter den ventralen Borstenpaaren. Die folgenden Paare aber nähern sich der ventralen Medianlinie in derselben Gleichmäßigkeit, wie sich die der vorderen Gruppe von derselben entfernen, so daß das vierte Paar (auf Segment 24) fast innerhalb der ventralen Borstenpaare, nur noch mit seinen seitlichen Teilen hinter den inneren Borsten derselben liegt. Die beiden von den Pubertätsgrübchen gebildeten Längsreihen bedingen die Ausdehnunu' der oben erwähnten ventralen Abplattung. Der Darm trägt vorne einen drüsig-muskulösen Schlundkopf. Ein scharf abgesetzter, auffallender Muskelmagen ist nicht vorhanden, wohl aber zeigt sich die Darmwand in Segment 5 und G stark muskulös verdickt. Auf die einem Muskelmagen homologe Verdickung folgt eine sehr stark verengte Darmpartie, die sich ungefähr von Segment 12 an allmählich zu dem weiten Mitteldurm erweitert. Dieser Mittel- darm zeigt in seiner vorderen Partie eine Aveite, von ('hloragogenzellen ausgefüllte dorsal-mediane Einsenkung, die vielleicht im weiteren Verlauf in eine Typhlosolis übergeht. Die Dissepimente G/7 l)is li/12 sind schwach verdickt. Die Segmentalorgane, je ein Paar in ehiem Segment, sind platte, um'egel- mäßig ausgeschnittene, la})pige Massen, die von gleichmäßigen, ziemlich groben Kr»rnern erfüllt sind. Der innerhalb dieser Massen verlaufende Flimmerkanal mündet durch eine kleine, birnförmige Blase (ungefähr von der Länge einer Borste) vor der inneren Borste der ventralen Paare nach außen. In den Segmenten 7 l)is 12 finden sich seitliche ]>lutgefäße mit muskulös verdickter Wandung. Zwei Paar Hoden hängen von den Vorderwänden in die Segmente 1 0 und 1 1 hinein. Vier Paar gedrängt traubenfch'miger Samensäcke liegen in den Segmenten !) bis 12. Zwei Paar Sameutrichter liegen den Hoden gegenüber frei in den Segmenten 10 und 11. Im Se'gment 17 liegt ein Paar kleiner Prostatadrüsen. Dieselben hab^'u annähernd die Form einer Kugel, die durch tiefe Einschnitte in wenige, kompakte Lappen zerspalten ist. Penialborsten sind nicht vorhanden; die äußeren Borsten der ventralen Paare des 17. Segments haben die gewöhnliche Form und Größe behalten. Sie sind tief in die seitlichen Teile der Prostatadi'üsen-Papillen eingesenkt, nur in Schnittserien erkennbar. 22 Im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelte Terricolen. 43 Ein Paar Ovarien lie^t in Segment 1 3, an den ventralen Eand des Dissepiments l'i/lo angeheftet. Die Ovarien haben ein etwas kompakteres Ausselien als es mir von anderen Terricolen in der Erinnerung ist. Ein Paar Eitrichter sind den Ovarien gegenüber am Dissepiment 13/1 4 befestigt. Durch verhältnismäßig lange, dünne Eileiter münden dieselben am Vorderrande des 14. Segments in der Borstenlinie I nach außen. C. scrobifer 1)esitzt ungefähr 12 Samen- taschen, kleine prall mit Sperma gefüllte, unregelmäßig kugehge oder länghche Bläschen, die dicht gedrängt über dem ventralen Teil der Intersegmentalfnrclie 13/11 stehen, teilweise nach vorne, teilweise nach hinten geneigt. Die äußersten stehen in den Zwischem-äumen zwischen den ventralen und den lateralen Borstenpaaren. Ihre scharf ab- gesetzten, engen, ziemlich langen Ausführungsgänge münden in der Intersegmentalfurche 13/14 durch kleine papillen- oder stempeiförmige Erhabenheiten hindurch nach außen. Nr. 9(iS. Quilimane, 2. III. 1889. Anhang. 1. Diagnosticierung einiger voii Herrn Dr. Fr. Stuhlmann auf Sansibar und dem gegenüberliegenden Festlande gesammelten Terricolen. Eiidt'iloicU's gypsjitus nov. spec. Kopfhippen mit winzigem dorsalen Fortsatz. Borsten 7ai 4 engen Paaren in den einzelnen Seg- menten, (iürtel ringförmig, von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 17. S. Darm mit einem Schlundkopf und ehiem Muskelmagen (in S. 5). Ein Paar langgestreckter, schlauchf(>rmiger Prostatadrüsen mündet (hucli einen gemeinsamen, ventral-medianen. halbkugelförmigen musku- lösen Bulbus nach außen. Penialborsten am äußeren Ende recht- winklich umgebogen und das umgebogene Stück S-förmig geschweift. Eileiter mit Recejjtaculum ovorum ausgestattet, oberhalb der lateralen Borsten])aare des 11. S. ausmündend. Eine einzige, große, liaschen- föi'inige Samentasche mündet durch ein dickes Drüsenpolster hindurch in der ventralen Medianlinie im Segment 13 aus. Fundort: Sansibar. 23 44 r»'- W. Michaelsen. Polyloreiitiis coenileiis luw. (jen. nov. spcv. (I, 10.) Borsten zu 4 weiten Paaren in Jen einzelnen Segmenten (o I — 1 — 2 I — II = 2 II = III = 1 III — IV). Kopflappen ohne dorsalen Fortsatz. Darm mit einem Muskelmagen, 3 unpaarigen, ventralen Chylustaschen (s. Anhang 2) und einem Paar Kalkdrüsen. Gürtel von S. 13 bis in 8. 18 hinein. Eine nnpaarige, ventral-niediane Prostatadrüsenöffnnng auf 8. 17'. Ein Paar langgestreckter Prostatadrüsen, Schläuche nn't zwei Zeilen gedrängt stehender IJlindsäcke, bis weit nach hinten reichend. Peniall)orsten fehlen. Unpaarige, ventral-medianc Pubertätsgrnl)en auf S. 17, 19 und 20 (forma makakallensis), auf S. 17, Intersegni.-F. IS/ 10 und S. 10 (forma korogweensis), noch dazu auf S. 20 (forma aftinis) oder auf S. 1 7 und 1 0 (forma ndiondaensis). Samentasche in der ventralen Medianlinie im 1 0. Segment ausmündend, ein lang gestreckter Schlauch, mit 2 Paar Blindschläuchen in S. IG und 18, vorne sich gabelnd und jederseits mit einer Ovarialblase kommunizierend. Von der üvarial- blasc iührt ein gekrümmter Kanal in ein Labyrinth, in welches außerdem noch ein Eeceptaculum ovorum und ein Eileiter einmündet. Der Eileiter mündet andrerseits vor der Borste III des 14. S. nach außen. Fundort: Festland gegenüber Sansibar. Stuhlmainiia varijibilis nov. gen. nov. sper. Kopflappcn mittel- groß, abgerundet, mit dorsalem Fortsatz, der fast bis zur Mitte des Kopfringes reicht. Körper drehrund, pigmentlos, gell)licliweiß. Borsten in 4 engen Paaren, 2 lateralen und 2 ventralen. Gürtel lateral und dorsal drüsig erhaben, gelblicli (vom Anfang des 14. bis zum 17. Segment?). Zwei lange, schlanke, cylindrische Prostatadrüsen ei'strccken sich unterhalb des Darmes durch die Segmente 24 bis 17. Hier vereinen sie sich und münden durch einen ventral-nu-dianen Sclilitz ans. llir Ansmiindungsende ist mit zwei l'enialborstensäcken ausgestattet. Das äußere Ende der Penialborsten ist hakenhirmig umgebogen, zweikantig, im Lage (\v<< Lappens variirt. Häiilig rückt er sowie die dazugeiiörige Drüse l)is an die SanientascheniHfnung (im 13. S.) nacli vorne. Er ist um so gi-ößer, je weiter nacli hinten er gelegen ist. Die Samentaschenöffnung, ventral-median auf (U'm 13. S. gelegen, 24 Im Mündungsgebiet dos Sambesi gesamme Ite Terricolen. 45 führt in ein weites Atrium. Aus diesem gelangt man in eine unpaare, lang-sackförmige, krause Samentasclie. Aus dem Atrium tritt jederseits noch ein Samentaschen-ähnlicher, breiter Kanal aus. Diese beiden Kanäle erstrecken sich nach oben und fließen oberhalb des Darmes zusammen, auf diese Weise einen einzigen, kurzen Sack bildend, der durch einen ringförmigen, den Darm umschließenden Kanal mit dem Atrium in Verbindung steht. Zwei vielfach gesclüängelte Eileiter, mit je einem Receptaculum ovorum versehen, münden seitlich im 14. S. aus. Andrerseits kommunizieren sie mit der Samentasche. Die beiden Ovarien liegen vorne im 13. S. (Sie stehen durch enge Kanäle mit den Eileitern in Ver])indung?). Der Darm trägt im 5 (?) S. einen kleinen Muskelmagen. Die Dissepimente 0/7 bis 10/11 sind stark verdickt. Fundort: Festland gegenül)er Sansibar. 2. Chylustaschen bei Eudriliden. Bei verschiedenen zur Famihe der Eudrihden gehörigen Regen- würmern kommen am Vorderdarni eigenartige Taschen vor, die eine auttallende Ähnlichkeit mit gewissen Bildungen bei einer kleinen Gruppe von Enchytraeiden haben. Beddard fand derartige Taschen bei seinem Eudrilus sylvicola {:V. Taf. XXXIII. Fig. 3, 5, 0, 7). Die Wandung dieser median unterhalb des Darmes liegenden, nach vorne in die Leibeshöhle hineinragenden Taschen zeigt unregelmäßige, in das mit dem Darm kommunizierende Lumen einragende Falten. Ein Paar in- direkt aus dem ßückengefäß kommender Blutgefäße tritt au die Basis der Taschen heran und verteilt sich innerhalb der Wandung und der Falten. Eine ähnliche Bildung zeigt Pj^gmaeodrilus quilimanensis Michaelsen. Bei diesem Tier tritt im i). Segment ein Paar zwiebel- fiirmiger Taschen seitlich aus dem Darm aus (IV, 21). Die Taschen biegen sich nach unten und vorne. Das Lumen der Taschen wird durch eine geringe Zahl ((i Ijis S) ju der Achse zusammen stoßender und verwachsender Längsfalten in Fächer geteilt. (Eine bez. zwei Faltern sind bei dem einen Exemplar nicht zur vollkommenen Aus- bildung gelangt; sie erreichen die Achse nicht, sondern ragen nui- leistenartig in das Lumen ein). Betrachtet man die betreffende Darni- partie von oben, so sieht man jederseits ein dickes, vom Eiicken kommendes Blutgefäß an die Basis der Taschen herantreten. Hier teilt es sich in viele Äste, die die Wandung der Taschen in der Längs- richtung durchziehen und sich an dem nach vorm^ gerichteten freien Pol wieder zu einem dicken Blutgefäß vereinen. Dieses konnte ich unterhalb des Darmes nur eine sehr kurze Strecke weit verfolgen. 2ö 46 r)r. W. Michaelsen. Quersclmitto diircli diese Or|n;aiie (IV, 22) zeigen, dufj das Blutgefiiü aueh zahlreiclie Zweige in die innere Faltenpartie liineinsendet; der ganze Querschnitt erscheint gleichmäßig dicht besäht von hornartig gelb-braunen Punkten, den Querschnitten durch feine Blutgefäße. Weit komplizierter gestalten sich homologe Organe bei Polytoreutus coeruleus Michaelsen. Bei diesem Eudriliden hängen der Ventralseite des Darmes mediane, unpaare, eif()rmige Körper an, die sich im äußeren wohl kaum von denen des Eudrilus sylvicola Beddard unterscheiden. An Schnittserien jedoch erkennt man, daß sie den eigenartigen Charakter all der in Rede stehenden Organe wohl in höchster Ausbildung besitzen. Fig. 23 der Taf. IV ist die Abbildung eines Querschnitts durch eine solche Tasche von P. coeruleus forma? Das mit dem Darm in Kommunikation stehende Lumen ist durch vielfache von der Wandung ausgehende Längsfalten in ein wahres Labyrinth umgewandelt. Das ganze System der P'alten ist wie auch die Wandung der Länge nach von dicht gedrängten Blutgefäßen durchzogen, die ihren Ursprung aus einem dicken, an der Basis in den Körper eintretenden Blutgefäße nehmen und sich am freien Pol auch wieder zu einem dicken Blut- gefäß vereinen. p]in wesentlich anderes Bild giebt ein Querschnitt durch ein anderes, der forma makakallensis angehörendes Exemplar des P. coeruleus (IV, 24). Bei diesem hat die Faltenbildung so sehr Überhand genonniien, daß das Lumen in Folge von Anastomose der Falten, in eine große Zahl längsverlaufender Kanäle aufgelöst worden ist. Die den Körper in der Längenrichtung durchziehenden Blutgefäße überwiegen an Masse lieinahe den zwischen ihnen liegenden Zellraum. In einer älteren Abhandlung {C> !) h:il)e ich eigenartige Darm- organe gewißerEnchytraeiden geschildert und kam durch die vergleichende Betrachtung zu dem Resultat, daß jene Organe die Aufnahme des Nahrungssaftes in das Blut zu bewirken hätten. Vergleicht nmn dieselben mit den oben besprochenen Darmtaschen der Eudriliden, so ergiebt sich eine so durchgehende Gleichartigkeit in den wesentlichen Charakteren, dabei eine so auffallende Parallelität in der verschiedenartigen Aus- bildung, daß eine Analogie zwischen beiden Organreihen angenommen Averdeu muß und auch wohl eine Schlußfolgerung von der einen Reihe auf die andere gerechtfertigt erscheint. Die gemeinsamen Charaktere sind folgende: In der Nähe des Magend arm- Anfangs treibt der Darm nach vorne gerichtete Ausstülpungen, deren Wandungstläche (meistens durch sehr reiche Faltenbildung) mehr oder weniger stark vergrößert ist. Durch wellenförmig von hinten nach vorne fortschreitende (bei den Enchytraeiden direkt zu beobachtende) Darmkontraktionen wird 26 Im Mündunp;sg'e)jiet des Sambesi gesammelte Terricolen. 47 (lor aus (Ion Nalirungsstoffen bereitete Nahruiigssaft nach vorne getriel)en und tritt hier ohne bedeutende Eiclitungsveränderung in die Aus- stülpungen ein, während die unverdaulichen, festen Nahrungsbestand- teile durch die Flinnnerl)ewegung der Darmepithel-Wimpern (wie bei den Enchytraeiden erkennbar) nach hinten geschafft werden. Die Verengung des Schlundes verhindert, daQ der Nahrungssaft zu weit nach vorne an den Ausstülpungen vorbei geht; auch gehen die Darm- kontraktionen nicht auf den Schlund, sondern (wie bei den Enchy- traeiden so auch Avohl bei den Eudriliden) auf jene Taschen über. Ein reiches System von Blutgefäßen durchzieht die Wandung und die Falten oder ein r)lutsinus umspült die Ausstülpungen und dringt in die äußeren (dem Lumen der Ausstülpung gegenüberstehenden) Faltenzwischenräume ein, so daf? eine sehr innige Beziehung zwischen dem Inhalt der Ausstülpungen und dem Blutgefärjsystem zu stände kommt. Der in den Taschen befindliche Nahrungssaft braucht auf großem Flächenraum nur durch geringe Zellschichten hindurch zu diftundieren um in das Blutgefäßsystem zu gelangen. Die Verschieden- artigkeit in der Ausbildung der Chylustaschen beruht auf der Anordnung sowie auf der Stärke und Art der Wandungsflächen- Vergrößerung. Bei Henlea leptodera Vejd. (Michaelsen: 0! Taf. XXL Fig. 5), H. nasuta Eisen (Michaelsen: 10! Fig. 1) und Pygmaeodrilus quilimanensis (s. hinten: Taf. IV Fig. 21) sind die Chylustaschen paarig, bei Buchholzia fallax Michaelsen (7 ! Taf. XXI Fig. 4 c), Eudrilus sylvicola (Beddard: 2! Taf XXXIII Fig. 3, 5, 0 und 7) und Polytoreutus coeruleus (s. hinten Taf IV Fig. 23 und 24) sind sie unpaarig, bei dem ersten Wurm dorsal, bei den beiden letzten ventral. Bei Henlea leptodera und Eudrilus sylvicola ist die Faltenbildung der Wandung verhältnismäßig wenig ausgebildet; bei Henlea ventriculosa D'Udek. (Michaelsen : 0 ! Taf. XXI Fig. 0) und Pygmaeodrilus quilimanensis teilt sich das Lumen in völhg getrennte Fächer; bei Henlea nasuta und Polytoreutus coeruleus forma? (s. hinten Taf. IV Fig. 23) wird das Lumen durch vielfache Faltenbildung labyrinthähnlich zerteilt; bei Buchholzia appendiculata Buclih. (Michaelsen : G ! Taf. XXI Fig. 7 — 0), B. fallax und Polytoreutus coeruleus forma makakallensis (s. hinten Taf. IV Fig. 24) besteht das Lumen nur noch aus einer Zahl von Kanälen, die allerdhigs auf verschiedene Weise zu stände ge- kommen sein mögen, bei den Buchholzien durch direkte Schlauch- bildung, bei jenem Eudriliden durch Verwachsung von Falten der Waiiduncf. 27 48 r)i'- W. Micliaelsen. Litteratur. 1 ! Beddard: On tlie Oligochaetous Fauna of New Zealand etc. * (Proc. Zool. Soc. London 1889). 2! Beddard: Contributions to tlie Anatomy of Eartliwornis No. I (Proc. Zool. Soc. London 1887). V. Benimm: Stiidies on Earthworms No. II (Qu. Journ. Micr. Soc. XXVII). 4! FletcJier: Notes on Australian Eartliworins Part. I — V (Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, (2) I, II u. III). o! Horst: Description of Eartliwornis, Part. I — IV (Notes of tli(> Leiden Museum. IX u. X). (i! Micliaelsen: Ueber Chylusgefäßsystenie bei Enchytraeiden (Arcli. mikr. Anat. XKVIII). 7 ! Micliaelsen: Encliytraeiden-Studieu (Arcli. mikr. Anat. XXX). 8! Michaelsen: Die Oligochaeten von Süd-(il(M)rnien. (Jalirl). wiss. Allst. Hamburü;, V). 9! Michaelsen: Oligochaeten des Naturhistorisclien Museums /u Hamburg I u. II (Jalirb. wiss. Anst. Hamburg, VI). 10! Micliaelsen: Synopsis der Enchytraeiden (Abb. Naturw. Ver. Hamburg, XI). 11! E. Perrier: Ileclierclies pour servir a riiistoire des Lombriciens terrestres (Nouv. Arcli. Mus. Paris, VIII). 12! Rosa: Lombrichi della Scioa (Ann. Mus. Civ. Stör. Nat. Genova, (2) VI). i:>! Rosa: I Lombrichi della spcdizione Antarctica Italiana del 1882 (Ann. Mus. Civ. Stör. Nat. Genova. (2) VII). 14! Rosa: Nuova Classificazione dei Terricoli (Boll. IVIus. Zool. Törin o. III). 15! Stulilmann: VorläuHger Pericht ül)er eine mit Unterstützung der Iv. Akad. d. Wiss. unternommenen Reise nach Ost-Africa etc. (Sitzgsber. K. Akad. Wiss. Berlin, isss, XLIX u. 1889, XXXII). 28 Figuren-Erklärung. 49 Figuren-Erklär u ng. Tafel I. Eudriloides parvus nov. spec. Fig. 1. Gürtelpartie des Körpers von der Bauchseite gesehen. Fig. 2. Spitze der Penialborste. Benhamia Stnlilmanni nov. spec. Fig. 3. Vorderkörper von der Bauchseite gesehen. Fig. 4. Segmentalorgane an der Innenseite der Leibeswand. Fig. 5. Ausführungsenden der Samenleiter mit den Anhangsorganen: sl. =: Samenleiter, pr. = Prostatadrüse, bs. = Penialborstensack. Fig. 6. Penialborste. Fig. 7. Stück der Penialborste, stärker vergr. Fig. 8. Samentasche. Fig. 9. Kopfende von oben gesehen. Polytoreutns coerulens nov. spec. Fig. 10. Geschlechtsapparat: el. =^ Eileiter, Ib. = Labyrinth, ov. — - Ovarium, pr. = Prostatadrüse, ro. ^= Receptaculum ovorum, sl. = Samenleiter, st. = Samentasche. Tafel II. iNemertodi'ilus grisens nov. spec. Fig. IL Sagittalschnitt durch den weiblichen Geschlechtsapparat: ds. 11/12 (bez. 12/13, 13/14 und 14/1.5) = Dissepiment 11/12 (bez. 12 13, 13/14 und 14/15), el. — Eileiter, ov. = Ovar, ro. = Receptaculum ovorum, so. = Ausmündungsteil der Samentasche, st. == Eigentliche Samentasche. Pygmaeodrilus quilimaiiensis nov. spec. Fig. 12. Vorderkörper von der Bauchseite gesehen. Fig. 13. Samen tasche. Benliamia Stuhlmaniii nov. spec. Fig. 14. Innerstes (der ventralen Medianlinie am nächsten stehendes) Segmentalorgan. Tafel III. Pygmaeodrilus quilimaiiensis nov. spec. Fig. 15. Ausführungsende der Samenleiter mit den Anhangsorganen : bb. ^= Muskulöser Bulbus, me. = Muskulös verdicktes Ende des Samen- leiters, pr. =: Prostatadrüsen, sl. ^ Samenleiter. Callidrilus scrobifer nov. spec. Fig. 16. Vorderende von der Bauchseite gesehen. Nemertodriius griseus nov. spec. Fig. 17. Kopfende von oben gesehen. 29 4 50 Figuren-Erklärung. Tafel IV. Callidriliis scrobifer nov. spec. Fig. 18. Sagittalschnitt durch die Leibeswand mit einem Pubertätsgrübchen, Beiiliamia afüuis nov. spec. Fig. 19. Vorderkörper von der Bauchseite gesehen. Neniei't(»(lriliis gi-iseus nov. spec. Fig. 20. Vorderende von der Bauchseite gesehen. Pyginaeodrihis (^iiilimaneiisis nov. spec. Fig. 21. Darmstück mit Chylustaschen von oben gesehen. Fig. 22. (^Hierschnitt durch eine Chyhistasche. rolyt(H"eiitus cocruleiis nov. spec. forma? Fig. 23. Teil eines Querschnitts durch einc^ Chylustasche. P(»lytoreutiis coeriileus nov. sp)ec. forma makakallensis. P'ig. 24. Teil eines Querschnitts durch eine Chylustasche. 80 Michaelsen. Rcgenw'ürnieraiLS dem Gebiet des unlei-en Sambesi Zum Bericht über das NaturhistoiisdieAruseuiu zu Ilaiiibiii'gfiiilSSJ)- Tafl // T m \ I I I I /■}y. /^. W^^rni'.,^ j ^' //>./? '"'"•'•"•'' '!'•'■ ".iiMlMirgH-issonsd,. AMsl;,||,,,.\||.|öy(). ^■^'''"^'' "'^■'' ■''^- Mirliaelsen.RegemvümieraiLs dem Gebiet des iinlereii Sambesi Ztuii Bericht über- das Na{urhistonsche.\rii.seiuu zu Jf(iiiibiiigfijr-I889 TafW. 1 f^x^jy. vS^. . Fty./ß. .iliiljiitli der ll,i(iiliiiiLi\n«t'iisch. AiisUilteii.VII.IÜÖU. ':rnder cieL et h'hh Miclinelsoii.RegeiwiirmeiaiLs dcai Gebiet des iinlei'oii Süinbosi Ziiiii BeiicM über das Naturhistoiisrlie Miisouiii zu UaiiibuigfiirlÖÜi) 7ä/:/F F,r//y m -«1 //^ :^6?. J^i^2j \^^^^: % i& i\ '-c«*^ %.?^. %'^^ X<^.V^; l.ilirburli (Ici- ll,iiiil)iiii}.v\iss('iiscli. Aiislalloii.Vll.l^yt). Oligochaeten des Naturhistorischen Museums in Hamhurg. III. Von Dr. tV. Michaelsen, Allolobophora Georgii mv. spec. Herr Jürgen Stubbe hatte die Freundlichkeit, mir eine Anzahl Lnmbriciden von der Umgegend Valencias zu übersenden. Ich spreche dafür auch an dieser Stelle meinen Dank aus. Von den 5 in der Sendung vertretenen Arten sind 4 bereits anderenorts in Spanien nachge^viesen worden, (vergl. *) nämhch Allolobophora trape- zoides Dug., A. mucosa Eisen, A. chloro ticaT Sav. und A. c"om- pTanata Dug. Die fünfte ist neu. Ich nenne sie zu Ehren des Sammlers A. Georgii. Es fanden sich G Exemplare dieser Art, Sjollkommen geschlechts- reife mit wohl entwickeltem Gürtel, _2_ beinahe geschlechtsreife ohne Gürtel und 1 halbreifes nur mit schwachen Andeutungen der Pubertäts- Tuberkeln. A. Georgii ist der A. trapezoides Dug. sehr nahe verwandt; ich füge deshalb die abweichenden Eigenschaften der A. trapezoides in Klammern der Beschreibung der A. Georgii bei. Die 5 reiferen Exemplare sind 24 bis 29jnm lang, (A. trape- zoides: 60 bis IGO mm) ungefähr 2 ','2 mm dick (A. trapezoides: unge- fähr 4 mm) und besitzen 105_bis_jnO Segmente, also eine wenig schwankende Anzahl (A. trapezoides: 104 bis 248 Segmente.) Der Körper ist infolge des Vortretens der Borstenlinien schwach kantig. Der Eücken ist hochgewölbt. Der Kopflappen ist klehi; an seiner Unterseite findet sich keine Längsfurche (A. trapezoides: Unterseite des Kopflappens gewöhnlich mit Längsfurche.) Der Kopfring springt dorsal um '3 der Länge des Kopfringes in diesen letzteren ein ; diese Verlängerung des Kopflappens ist ziemlich breit; ihre Seitenränder konvergieren nach hinten zu; eine seichte Querfurche markiert bei einigen Exemplaren die Grenze zwischen dem Koi)flai)penfortsatz und dem Kopfring. Der erste Rückenporus liegt in der Intersegraental- ') Rosa: Note sui Lumbriclii ibcrici {BoW. Mus. Znul. Aiuit. comp. Torino, Vol. IV, No. 63;. 3 54 Dl"- W. Micliaelsen. furche 4/5, bei einem Exemjjlar vielleicht ein Segment weiter zurück (A, trapezoides: erster Rückenporus in der Intersegmentalfurche 10/11, selten ein Segment weiter nach vorne). Die Borsten stehen in dicht geschlossenen Paaren. Die ventral-mediane Borstendistanz ist wenig größer als die Distanzen zwischen den ventralen und den lateralen Borstenpaaren. Die dorsal-mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich dem halben Körperumfang. ■Der Gürtel ist scharf begrenzt, erhaben. Er erstreckt sich über die Segmente 28_ oder 29 — 35 = 7 oder 8 (A. trapezoides: Gürtel über Segment 27 oder 28 — 34 = 7 oder 8, seltener von 27 oder 28 — 35 = 8 oder 9, noch seltener von 29^ — 34 = 6.) Die Segmentgrenzen sind auf dem Gürtel nur ventral deutlich zu erkennen, lateral und dorsal sind sie undeutlich. Borsten und Eückenporen sind auf dem Gürtel ziemlich undeutlich erkennbar. Die Pubertäts- Tuberkeln liegen zu 2 Paaren auf den Segmenten [^ljliid33, zwischen den Linien der ventralen und lateralen Borstenpaare; sie sind stark erhaben, quer-oval, napfförmig, ähnlich denen der A. chlorotica Sav., aber noch mehr in der Breitenrichtung gestreckt. Sie heben sicli durch ihr weißes, undurchsichtiges Aussehen von dem weniger hellen Gürtel ab. Wenngleich sie bei einigen Exemphiren ein weniges über die Grenzen ihrer Segmente hinübertreten, so bleiben sie doch stets durch einen breiten Zwischenraum von einander getrennt. Eine tiefe Querfurche jederseits auf der Mittelzone des 32. Segments verstärkt die Trennung der hintereinander liegenden Pubertäts-Tuberkehi. (A. trapezoides : Pubertäts-Tuberkeln wenig erhaben, rundlich, meistens auf das dazwischen liegende 32. Segment übertretend und aneinander stoßend oder auch ganz mit einander verschmelzend, von hornartig gelbem Aussehen.) Die Offnungen der Samenleiter liegen auf dem 15. Segment in dem Zwischenraum zwischen den lateralen und ventralen Borstenpaaren. Sie sind von unbedeutenden schwach erhabenen, drüsigen Höfen umgeben, die sich nie über die Grenzen des 15. Segments erstrecken. (A. trapezoides : Die männhchen Geschlechtsöffnungen sind stets von stark erhabenen Höfen umgeben, die sich über die angrenzenden Segmente erstrecken und sich auch nach der ventralen Medianlinie hin ausbreiten, so das die ganze Ventralseite des 15. sowie des größten Teiles des 14. und 10. Segments von ihnen einge- nommen wird.) In der inneren Organisation konnte ich keinen Unterschied zwischen A. Georgii und A. trapezoides erkennen. Z^vei Paar kughger Samentaschen liegen in den Segmenten 1 0 und 1 1 , an die Vorderwand derselben angedrückt und münden in den Intersegmentalfurchen 4 Oligocliaeten des Hamburger Naturhistorischen Museums. III. 55 9/10 und 10/11 auf den der dorsalen Medianlinie am nächsten' stellenden Borstenlinien (IV) nach aufsen. Große Samensäcke finden sich in den Segmenten 9, 10, 11 und 12. Samentrichter liegen in den Segmenten 10 und 11. Ovarien ragen von dem Dissepiment 12/13 in das 13. Segment hinein. Eitrichter liegen vor dem Dissepiment 13/14 und die Eileiter münden im 14. Segment vor den im folgenden Segment liegenden Samenleiter-Oftnungen aus. Benhamia Godeffroyi nov, spec. Es liegen mir zwei leider sehr stark erweichte Stücke dieser Art vor. Das größere ist 90 mm lang, 4 mm dick und besteht aus ungefähr 174 Segmenten. Der anteclitelliale Körperteil ist schmutzig braungelb, der postcliteUiale hat die blaugraue Färbung stark erweichter, pigmentloser Eegenwurmkörper angenommen. Der Kopflappen treibt einen winzigen dorsalen Fortsatz nicht ganz bis zur Mitte des Kopf- ringes nach hinten. Die Segmente des Vorderkörpers sind zwei- ringlig. Rückenporen sind nicht mehr erkennbar. Die Borsten stehen zu 4 engen Paaren in den einzelnen Segmenten ganz an der Bauchseite. Der Gürtel ist drüsig erhaben, bräunlich. Er ist sattelförmig und erstreckt sich über die Segmente (13) 14 l)is 19. Zwei Paar Prostata- drüsen - Öffnungen liegen in den Segmenten 17 und 19 auf den Borstenlinien I. Die beiden Prostatadrüsen-Öffnungen jeder Seite sind durch je eine scharfe Längsfurche verbunden. Die beiden Längsfurchen sind bogenförmig gekrümmt und zwar so, daß sie die konvexe Seite der ventralen Medianlinie zukehren. An den Stellen der beiden Längs- furchen, die einander am nächsten stehen, also dort, wo die Längs- furchen die Mittelzone des 18. Segments schneiden, sieht man je eine deutliche Grube (Samenleiter -Öfifnimgen). Benhamia Godeffroyi läßt also auch äußerlich die von Beddard zuerst beobachtete Thatsache erkennen, daß die Samenleiter bei den Acanthodrüiden völlig getrennt von den Prostatadrüsen ausmünden. Eileiter- und Samentaschen- Öffnungen sind äußerlich nicht erkennbar. Von der inneren Organisation kann ich nur eine lückenhafte Beschreibung geben. Der Darm ist mit einem drüsig -muskulösen, dorsalen Schlundkopf, zwei kurzen, kräftigen, tonnenförmigen Muskel- mägen und drei Paar Kalkdrüsen ausgestattet. Die Segmentalorgane besetzen die ganze Leibeswand mit Ausnahme eines schmalen ventral- medianen und eines ebenso schmalen dorsal-mcdianen Streifens. Be- sonders in den Gürtelsegmenten sind sie stark entwickelt, und bilden hier einen dichten, zottigen Besatz. 5 56 Dl"- W. Michaelsen. Die Geschlechtsorgane in den Hudensegmenten und den darauf folgenden waren vollkommen erweicht, unkenntlich. Zwei Paar Prostata- drüsen münden durch die oben erwähnten Öffnungen in den Segmenten 17 und 19 nach außen. Sie bestehen aus einem weißlichen, dicken, drüsigen , unregelmäßig zusammen gefalteten Schlauch mit einem schlanken, langen, glatten Ausführungsgang, dessen gelblich glänzendes Aussehen seine muskulöse Natur verräth. Die Prostatadrüsen des 17. Segments sind viel stärker entwickelt als die des 19. Segments. Jede Prostatadrüse ist mit einem Penialborstensack ausgerüstet. Die Penialborstensäcke sowie die in ihnen enthaltenen Borsten zeichnen sich durch ihre Winzigkeit aus. Jeder Sack enthält mehrere Penial- borsten. Dieselben sind zart und schlank, ungefähr 0,6 mm lang und an den dicksten Stellen nur ungefähr 0,008 mm dick, Avasserhell. Das äußere Ende ist wohl immer umgebogen. Die äußerste Spitze ist ungemein zart, meistens hakenförmig gekrümmt. Das äußere Ende der Penialborsten erhält durch zahlreiche, unregelmäßige, verschieden starke Einkerbungen ein knotiges Ansehen. Die in der Richtung nach der äußeren Spitze vortretenden Ränder der Kerben ließen selbst bei stärkster Vergrößerung keine Zähnelung erkennen. Zwei Paar Samen- taschen münden auf den Intersegmentalfurchen 7/8 und 8/9 in den Linien der inneren Borstenpaare aus. Die Samentaschen bestehen aus einem weiten, dünnwandigen Sack und einem kürzeren, hell glänzenden Basalteil. Freie Divertikel sind nicht vorhanden; doch zeigt der Basalteil unregelmäßige Auftreibungen, in denen man schon bei äußerlicher Betrachtung eine Anzahl kleiner, blasiger Hohlräume erkennt, Homologa der Divertikel bei den Samentaschen anderer Terricolen. Das hintere, in der Intersegmentalfurche 8/9 ausmündende Samentaschenpaar ist weit stärker ausgebildet als das vordere Paar. Diese Verschiedenheit in der Ausluldung der beiden Samentaschen- paare entspricht wohl der Verschiedenheit in der Ausbildung der beiden Prostatadrüsenpaare. Die beiden Exemjalare der B. Godeffroyi stammen aus dem Museum Godeffroy. lieber ihren Fundort herrscht ein gewisser Zweifel. Aus rein museologischen Gründen hat keine der beiden vorliegenden Angaben „ Neuseeland " und „ Hayti " eine größere Berechtigung. Berücksichtigt man jedoch, daß von den 1 1 gut bekannten Terricolen Neuseelands (vergl. ') keine der Gattung Benhamia angehört, daß ') Beddard : Oii tlie Oligdohaetous Fauna of New Zealand etc. (Pi'oceed. Zoo) Suc. London, 1889; pag. 377). 6 Oligochaeteu des Hamburger Naturliistorisehen Museums. III. 57 andererseits von den 8 seitlier bekannten Benliamien (vergl. ') 7 aus Afrika stammen und die achte , B. Lankesteri Benh. , in Westindien gefunden worden ist, so gewinnt die Fundortsangabe „Hayti" bedeutend an Berechtiffunof. Acanthodrilus georgianus Michaelsen^) . In einer neueren Arbeit ^) giebt Beddard die Beschreibung eines Acanthodrilen von den Falkland Inseln, den er mit meinem Acanthodrilus georgianus identifiziert. Ich wurde hierdurch veranlaßt, das typische Material von A. georgianus einer neueren Untersuchung zu unterziehen und bin dabei zu der Überzeugung gekommen, daß das Beddardsche Untersuchungsmaterial einer Art angehört, welche dem A. georgianus wohl sehr nahe steht, aber nicht mit ihm identifiziert werden darf. Im folgenden gebe ich eine Zusammenstellung meiner Befunde am typischen A. georgianus mit den entsprechenden Angaben Beddards über den Acanthodrilen von den Falkland Inseln. Ich benutze zugleich diese Gelegenheit, verschiedene Lücken in meiner ersten Beschreibung auszufüllen und einige Inkorrektheiten zu verbessern. Die Breite des Kopflappenfortsatzes variirt in gewissem Maße bei A. georgianus. Die Borstenstellung unterscheidet ihn scharf von dem Beddardschen Acanthodriliden. Am Hinterkörper sind die Ent- fernungen zwischen den Borsten einer Seite fast gleich groß, nur ein äußerst geringes, kaum bemerkbares Überwiegen der Borstendistanz II — III auf Kosten der Borstendistanz I — II stört diese Gleichmäßigkeit. In der Gürtelregion wächst die Borstendistanz II— III bedeutend auf Kosten der Distanz I— II, während die Distanz III — IV sich gleich bleibt. Gegen das Vorderende stellt sich die Gleichmäßigkeit in den Distanzen zwischen den Borsten einer Seite annähernd wieder her. Die ventral-mediane Borstendistanz bleibt sich in der ganzen Länge gleich. Sie ist annähernd um die Hälfte gTößer als die sich überall ungefähr gleich bleibende Borstendistanz III — IV. Die dorsal-mediane Borstendistanz ist am Hinterende nicht ganz zweimal so groß wie die ') Micliaelseii : Besclireilinng dci' von Ilerni Dr. Fr. Sf.ulilinann im Müiulungs- geliiet des Sambesi gesammelti'ii Tcrrioolen (Jahrb. Haml)urg. Wiss. Aust. VII.). '^) Micliaclsen : Die Oligochaeteu von Süd- Georgien etc. (Jahrb. Hamburg. Wiss. Anst. \.). ^) Beddard: Coiitributioiis to the Anatomy of Piarthworms, with Deseriptioiis of some New Species (Quart. Jourii. Micruscop. Sei. Voh XXX, T. 4 — Xew Ser.). 7 58 r)i^- W. Mifliaclsen. übrigen Distanzen. Am Vorderkörper vergrößert sie sich heträclitlicb. Es ist also bei A. georgianus in keiner Körperregion die mittlere- laterale Borstendistanz (II — III) kleiner als die obere laterale (III — IV), wie es bei den Acanthodrilen von den Falkland Inseln der P'all ist. In der Gürtelgegend ist sie sogar bedentend größer. Ein zweiter wesent- licher Unterschied besteht in der Lage der Segmentalorgan-Offnungen. Bei den Beddardschen Tieren liegen dieselben grade vor (in front of) den Borsten der Linien III. Bei A. georgianus jedoch liegen sie unter- halb der Borstenlinien III, allerdings näher an diesen als an den Borstenlinien II (Entfernungsverhältnis ungefähr 1 zu 4). Man sieht die durch die Ausmündungen hervorgerufenen Unterbrechungen in der Längsnmskulatur als dunkle Längslinien deutlich neben den ähnlich aussehenden, durch die Borsten verursachten Längsmuskel-Lücken her- laufen. Eückenporen sind nicht vorhanden. Die jederseitigen Öffnungen der Prostatadrüsen sind bei einigen Exemplaren durch je eine Längs- furche verbunden, bei anderen Exemplaren ist die Haut zwischen den Prostatadrüsen-Offnungen glatt. Der Darm trägt vorne einen drüsig- muskulösen Schlundkopf von der Form, wie ich ihn in der citierten Abhandlung beschrieben habe (1. c. pg. 70: Dorsale Darmtasche in Segment 5). A. georgianus entbehrt vollständig eines Muskelmagens. Selbst die letzten Spuren eines solchen, wie Beddard sie bei dem Acanthodrilen von den Falkland Inseln fand, sind geschwunden. Die auf den Schlundkopf folgende Darmpartie ist durch zierliche Falten- bildung ausgezeichnet. Kalkdrüsen shid nicht vorhanden. Dem Magen- darm fehlt eine Typhlosolis vollständig, und auch hierdurch unter- scheidet sich A. georgianus von seinem Verwandten. Weitere Unter- schiede ergeben sich bei der Betrachtung der Geschlechtsorgane. Die Samensäcke zeigen bei A. georgianus eine ganz andere Anordnung als bei dem anderen Acanthodrilen. Von den Dissepimenten 10/11 und 11/12 hängen jederseits neben dem Darm eine Anzahl völhg getrennter, kugliger oder birnförmiger, verschieden großer Säcke nach hinten in die Segmente 11 und 12 hinein. Bei stärkerem Wachstum stoßen diese Säcke zum Teil an einander und verlieren dann ihre regelmäßige Gestalt. Ein unpaariger, subintestinaler Samensack ist bei A. georgi- anus nicht vorhanden. Statt dessen findet man freie Samenmassen in den Segmenten 10 — 12. Die Penialborsten des A. georgianus unter- scheiden sich von denen des Beddard'schen Acanthodrilen durch die weit geringere Zahl der sie verzierenden Tuberkeln, auch sind diese Tuberkeln nicht derartig vielfach gezähnt, wie Beddard es in Fig. IG der citierten Abhandlung von denen des Acanthodrilen von den Falkland Inseln ab])ildet. Die einfachen Penialborsten die Beddard 8 Oligochaeten des Hamburger Naturhistorischen Museums. IIT. 59 neben den verzierten fand, halte ich, entgegen der Ansicht Beddards, für unansgebiklet und den selbständigen Sack, in dem sie liegen, für einen Ersatz-Borstensack. Die Prostatadrüsen des A. georgianus sind, wie auch Eosa angiebt, ') schlauchförmig. Sie bestehen aus einem drüsigen Teil und einem schlanken, glatten, muskulösen Ausführungs- gang. Der drüsige Teil erstreckt sich durch einige Segmente nach hinten, nicht in grader Streckung, sondern mit unregelmäßigen, mehr oder weniger erheblichen Knickungen. In Betreff seiner feineren Struktur weicht er von den schlauchlormigen Prostatadrüsen aller anderen Acanthodriliden und Eudriliden, die ich daraufhin untersuchen konnte, beträchtlich ab. Im Ganzen betrachtet erscheint er als plumper Strang, der mit dicken, gedrängt stehenden Zotten besetzt ist. An Querschnitten erkennt man, daß seine Achse von einem ungemein engen, kaum 0,02 mm fassenden Kanal durchzogen ist. Die Wandung setzt sich aus mehr oder weniger regelmäßig birnförmigen Drüsen zusammen, deren Länge zwischen 0,2 und 0,4 mm schwankt. In der älteren Beschreibung bezeichnete ich die einzelnen birnförmigen Drüsen als Lappen, ein Ausdruck, der nicht gut gewählt ist und leicht zu falscher Auffassung Anlaß geben konnte. Septalsäcke, wie Beddard sie von seinen Untersuchuugsobjekten beschreibt, besitzt A. georgi- anus nicht. Ich glaube im Vorhergehenden zur Genüge erwiesen zu haben, daß die Beddard'schen Acanthodrilen nicht mit meinem A. georgianus identifiziert werden dürfen. Auch eine Iditification derselben mit Mandane littoralis Kinberg ist in Hinsicht der Lage des Gürtels nicht statthaft. Seitdem Rosa einen anderen Acanthodrilen untersuchen konnte, der der Mandane littoralis Kinberg mit viel größerem, kaum anzweifelbaren Recht zuzuordnen ist, liegt zu einer anderweitigen Identifizierung auch kein Anlaß vor. Zugleich mit jener Mandane littoralis beschreibt Rosa einen neuen Acanthodrilen unter dem Namen „Mandane Bovei". Dieser Acanthodrile soll sich vom A. georgianus durch die Stellung der Borsten (III— IV > II — III), durch die größere Zahl der Penialborsten -Verzierungen und durch die Gestalt und Lagerung der Prostatadrüsen unterscheiden. Mit dem besi)rochenen Beddard'schen Acanthodrilen stimmt Mandane Bovei jedoch genau überein, soweit die beiderseitigen Angaben erkennen lassen. Ich ordne deshalb den Acanthodrilen von den Falkland Inseln dieser Rosa'schen Art zu. ') Rosa: I Lomhrichi della spedizionc Autarctica Ttaliniia (h'l 1SS2 (Ann. Mus. Civ. Stör. Nat. Genova, Ser. 2 a, Vol. VII, 1889). y 60 Dl'- W. Michaelsen. Perichaeta Ringeana nov. spec. Die Dimensionen der vorliegenden gesclüechtsreifen Exemplare schwanken zwischen folgenden Grenzen: Das größte Stück ist 70 mm lang, 3 ',2 mm dick und hesteht aus 107 Segmenten, das kleinste Stück ist 50 mm lang, 3' 2 mm dick und hesteht aus 55 Segmenten. Der Körper ist drehrund. Seine Bauchseite ist gelblich, seine Rtickenseite bräunlich, durch eine dunkel-violette, mediane Längslinie verziert. Der Kopflappen treibt einen breiten, rechteckigen dorsalen Fortsatz bis fast zur Mitte des Kopfringes nach hinten. Die Segmente des Vorder- körpers und des Hinterkörpers sind scharf von einander abgesetzt und tragen etwas hinter der Mitte einen stark erhabenen, weißlich schimmernden Ringel-Kiel. Die Segmente des Mittelkörpers sind glatter und sind an Stelle des erhabenen Kiels mit einer weißen Ringel-Linie ausgestattet. Die Borsten stehen auf jenen Ringel-Kielen, bez. Ringel-Linien. Ihre Anzahl ist sehr beträchtlich. Am Mittelkörper zählte ich durch- schnittlich 50 an einem Segment. Am Vorderkörper verringert sich ihre Zahl; so zählte ich z, B. 34 Borsten an dem 7. Segment, 24 an dem 3. Segment eines Exemplares, Die Borsten bilden fast geschlossene Ringe. Die dorsal-medianen und die ventral-medianen Borstendistanzen sind nur ungefähr um die Hälfte größer als die übrigen Borsten- distanzen, bilden also keine auffallende Unterbrechungen in den Borsten- ketten. Rückenporen sind von der Intersegmentalfurche 11/12 an deutlich erkennbar. Der Gürtel erstreckt sich über die Segmente 14, 15 und IG und nimmt auch noch den ventralen Hinterrand des 13. Segments ein. Er umfaßt den Körper ringförmig, ist wenig erhaben und von gleich- mäßig grauer Färbung. Intersegmentalfurchen und Borsten sind am Gürtel nicht erkennbar, sehr deutlich aber sind die Rückenporen zwischen den Gürtelsegmenten. Ein I'a'ar männlicher Geschlechts- öifnungen liegt auf dem 18. Segment, in der Borstenzone, ungefähr am Platz der 9. Borste jederseits von der ventralen Medianlinie aus ge- rechnet. Es sind quere Schlitze auf stark erhabenen, auf die Segmente 17 und 19 hinüber ragenden Papillen. Betrachtet man die Tiere von der Rückenseite, so sieht man diese Papillen über die Seitenkontur hervorragen. Die Eileiter münden durch eine einzige, unpaarige ()ffnung in der ventralen Medianlinie auf Segment 14 aus. Die Eileiter- öffnung erscheint als quergezogener, grauer Fleck. Die Offnungen der Samentaschen sind äußerlich nicht erkennbar. Pubertäts-Papillen und sonstige auffallende secundäre Geschlechtscharaktere sind nicht vorhanden. 10 Oligochaeten des Hamburger Naturhistorisclien Museums. III. 61 Der Darm trägt vorne einen drüsig-muskulösen dorsalen Sclüund- kopf. Auf diesen folgt eine ziemlich lange Strecke dünnwandigen Darms, der zwei Paar jener eigentümlichen, in ihrer Struktur den Segmentalorganen ähnelnden Drüsen trägt, die Benham zuerst bei Benhamia (Trigaster Benh.) Lankesteri fand (s. '): „grapehke giands"). Ein dicker, tonnenförmiger Muskelmagen erstreckt sich durch die Segmente 8, 9 und 10, deren Zwischenwände zurückgebildet sind. Der auf den Muskelmagen folgende dünnwandige Darm ist in zierliche Längsfalten gelegt. In den Segmenten 12 und 13 erreicht diese Faltenbildung ihren Höhepunkt. Die Darmwandung nimmt in diesen Segmenten die Struktur der bekannten Kalkdrüsen an. Der Zwischen- raum zwischen den zu breiten Lamellen angew^achsenen Darmwandungs- falten ist von Kalkkonkrementen erfüllt. Zur Bildung abgeschnürter Kalkdrüsen kommt es nicht. Im Anfang des postcHtellialen Körper- teils treibt der Darm eine sich durch mehrere Segmente nach hinten erstreckende Ausstülpung. Der Magendarm ist mit einer wohlausge- bildeten Typhlosolis ausgestattet. Das Rückengefäß ist einfach. In den Segmenten 1 1 bis 1 5 findet sich je ein Paar herzartig angeschwollener Seitengefäße. Die Segmentalorgane setzen sich aus zweierlei Elementen zu- sammen. In jedem Segment liegt seithch an die Wandung angeschmiegt ein Paar platter, meistens gestreckt herzförmiger, drüsiger Körper. Mit diesen Körpern hängt ein dichtes, zottiges Geflecht aus ein- oder mehr-fach zusammengelegten , sehr feinen Kanälen zusammen. Dieses Geflecht erstreckt sich fast über die ganze Innenseite der Leibeswand. Nur ein schmaler ventral-medianer und dorsal-medianer Streifen bleibt frei davon. Ob die Segmentalorgan-Geflechte der verschiedenen Segmente mit einander in Verbindung stehen, ließ sich nicht nachweisen. Häufig hatte es fast den Anschein. Zwei Paar Hoden hängen von den ventralen Rändern der Dissepimente 9/10 und 10/11 in die Segmente 10 und 11 hinein. Die Hoden sind auffallend kompakt. Sie haben die Gestalt einer an der flachen Seite schwach ausgehöhlten Halbkugel. Durch einen kurzen, kräftigen Biudegewebs-Stiel , der sich im Grunde der Aushöhlung an den Hoden ansetzt, sind sie am betreffenden Dissepiment befestigt. Jeder Hoden ist samt dem ihm gegenüberliegenden Samentrichter von einem verhältnismäßig kleinen Samensack umschlossen. Die beiden kleinen Samensäcke eines Segments stoßen in der Medianebene aneinander. Sie stehen in Verbindung mit je einem großen Samensack in den ') Benham: Studios on Karthwoiius 11 (Quart. Jourii. mikrusk. Suc. 1887). 11 62 Dl'- W. Michaelsen. folgenden (11. und 12.) Segmenten. Diese großen Samensäcke im 11. und 12. Segment legen sich seitlich und dorsal dem Darm an, während die kleinen Samensäcke im 10. und 11. Segment ganz unter dem Darm liegen. Den Hoden gegenüber, vor den Dissepimenten 10/11 und 11/12 hegen, von den kleinen Samensäcken eingeschlossen, zwei Paar Samentrichter. Aus ihnen entspringen enge Samenleiter. Die beiden Samenleiter einer Seite legen sich fest aneinander an ohne zu verschmelzen. In vielfachen, kurzen Windungen erstrecken sie sich nach hinten. Ihr gemeinsames Ausführungsende ist stark muskulös verdickt und mit einer platten, am Rande' vielfach lappig einge- schnittenen Prostatadrüse ausgestattet. Ein Paar Ovarien hängt vom ventralen Vorderrande des 13. Seg- ments nach hinten. Den Ovarien gegenüber, vor Dissepiment 13/14 liegt ein Paar Eitrichter, die in kurze Eileiter übergehen. Letztere münden im 14. Segment auf der ventralen Medianlinie nach außen. Je ein Paar Samentaschen liegt in den Segmenten 8 und 9. Sie münden aus in den Intersegmentalfurchen 7/8 und 8/9, ungefähr in den achten Borstenhnien (nach jeder Seite von der ventralen Medianlinie aus gezählt). Die Samentaschen bestehen aus einem weiten, unregelmäßigen, weißlichen Sack, und einem gelbhch glänzenden, muskulösen Aus- führungsgang, in den ein einziger Divertikel einmündet. Der Divertikel ist lang, schlauchförmig, unregelmäßig gewunden und am blinden Ende schwach verdickt. Bei einem Exemplar fand ich nicht zwei sondern drei Samentaschenpaare, je eins in den Segmenten 7, 8 und 9. Perichaeta Ringeana stammt aus Mexico. Die vorhegenden Exemplare wurden von Herrn Kapitän Theile 3 Meilen landeinwärts von Veracruz gesammelt. Das Hamburger Museum erhielt sie von dem Sammler dm-ch die freundliche Vermittlung des Herrn Kapitän Ringe. 12 Die Fauna der Insel Jerei, Port lilailiniir, an der lürnian-Küste, Nach den Sammlungeii des Herrn Kapitän Hörn. I. Teil: Die Reptilien, Amphibien, Fische, Mollusken, Brachiopoden, Krebse, Pantopoden und Echinodermen. Von Dr. Geovff Pfeffer. Nebst einer unliäiij^liclieu Bemerkuiii;' über die Insekten. im Herl)st 1888 und 1881) wurde dem hiesigen Museum die wälirend der Sommermonate zusammeniiehraehte zoologische Aus- beute des Herrn Kapitän Hörn, Direktor einer Walfang-Station auf der Insel Jeretik. Port Wladimir, Murman-Küste, zugewandt. Es steht gewiü zu hoften, daß unser Gönner auch in den kommenden Jahren die Früchte seiner zoologischen Thätigkeit dem Hamburger Museum zufühi-en wird; doch sind einerseits die Sammlungen schon bedeutend genug, um mit ihrer Veröffentlichung zu beginnen, andererseits wird sich diese noch länger hinziehen, da vorläufig nur ein Teil zur Be- arl)oitung gelangen konnte, so daß bei späteren Veröffentlichungen weiteres inzwischen hinzugekommenes bequem angeschlossen werden kann. Die folgende Arbeit bietet ein Verzeichnis der bei Port Wladimir erbeuteten Reptilien. AmiDhibien, Fische. Mollusken, BrachioiDoden. Krebse, Pantopoden und Echinodermen, nebst einigen anhänglichen Angaben über Insekten. Es ist stets eine gute, bequem zu erreichende Litteratur-Stelle l^eigefügt. nur zu dem Zwecke, um das Nachschlagen möglich zu machen oder zu erleichtern. Weitere Litteratur-Angaben und die Synonymie wird auf diese Weise zugänglich. Die einzelnen Nummern des Museums und die Anzahl der Stücke sind aufgeführt w^orden, einerseits um die Häufigkeit der betreffenden Art aus dem Vorkommen an verschiedenen Stellen — denn diese sind auseinander gehalten — schließen zu können, andererseits um Jedem, der das Material jemals benutzen sollte, das Auffinden der Stücke zu erleichtern. Am Schlüsse finden sich einige Tabellen zur Veranschauhchung der Verbreitung. Die Samndung des Jahres 1889 erhielt dadurch einen besonderen Wert, daß Kükenthal und Walter gelegentlich ihrer Reise nach SjMtz- bergen einer freundlichen Einladung des Ka])itän Hörn nach seiner Station folgten und demselben beim Sammeln mit Rat und That in ausgiebigstem Maße halfen. Es sei deshalb erlaubt, sämtlichen 3 5 GG I^i'- Georg Pfefler. drei Herren an dieser Stelle den Dank des Museums für ihre wesent- lichen Bemühungen auszusprechen. In der A)"beit von S. Herzenstein (russisch mit deutscher Zu- sammenfassung): Beiträge zur Kenntnis der Fauna der Murraan-Küste und des weißen Meeres. I. Mollusca (Trudi St. Petersb. Obschestwa Estestwoispuitatelei XVI. 1885), findet sich eine Schilderung der Ver- hältnisse des Meeres jener Gegend und seiner Mollusken-Bewohner. Ks dürfte nun nicht uninteressant sein, über die besonderen Verhält- nisse von Port Wladimir aus den Berichten unserer deutschen Reisenden unterrichtet zu werden. Ich führe deshalb einige Stellen aus dem Keiseberichte Kükenthals (Forschungsreise in das europäische Eismeer 188<). Bericht an die geographische (iesellschaft in Bremen. Bremen 1890) an und bringe den Hauptteil eines an mich gerichteten Briefes unseres leider so früh verstorbenen Walter zum Abdruck. „(legen Abend entfernten wir uns von diesem stillen Hafen- ])latze (Ära guba) und fuhren früh am andern Morgen (den G. April) in den Fjord ein, an dessen l^fer das Ziel unserer Bestimmung, Jeredike oder, wie es neuerdings nach dem Besuche eines (Irorjfürsten umgetauft ist, Port Vladimir, lag." .... Die fast bannil(»se (iegend ist gebirgig, im Sommer vei*- wandeln sich die Hochebenen, welche sich auf dem Festlande in meilen- weitei' Ausdehnung erstrecken, in Tundra, aus der Millionen Mücken (juellen und das Vordringen erschweren; im Winter dagegen ist das Reisen bequemei', besonders wenn die Obertiäche des Schnees gefroren ist, dann lassen sich im l^ulk (Renntierst;hlitten) große Strecken in kurzer Zeit zurücklegen.'" „Auf den von Sturmwinden glattgefegten , aus Urgestein be- stehenden Höhen ist die Vegetation äußerst spärlich, nur Flechten, Moose, Gras und Empetrum nigrum vei-mögen zu existiei-en, tiefer gelegene Stellen tragen Rasen von Sphagnum , die nordische Birke (Betula nana) kriecht am Boden entlang, vereinzelt finden sich auch kleine Weidenarten vor. An geschützten Stellen finden sich Grashalden, eine kleine Fläche ist sogar von Kapitän Hörn mit Kartoffeln angebaut worden , von denen ich zwei nicht gar kleine Knollen von der Ernte des Jahres 1889 nebst Attest später als Geschenk erhalten habe." (Es folgt sodann eine ausführliche Besprechung der Walfischfang- Industrie, welche im Original pag. 13 bis IG nachzulesen ist.) . . . „Als in den folgenden Tagen die Kälte etwas nachheß, be- gannen wir uns der Erforschung der Meeresfauna zu widmen und arbeiteten mit dem Schleppnetze in verschiedenen Tiefen. Freilich konnten wir uns nicht lange im Freien auflialten, da sonst das See- 4 Die Fauna der Insel Jeretik, Port Wladimir, an di-r ^Inrman-Küste. 07 wassei- in den Gefäßen fror; immerhin vermochten wir uns ein unge- fähres Bikl der Tierwelt zu machen. Ohne spezieUer darauf einzugehen, will ich nur anführen, daü ein üherraschender Reichtum an Individuen, ein nicht unhedeutender an Arten vorhanden war.') Im Hintergründe der l)enachharten Bai, welche einen Seitenarm des sich noch meilenweit ins Innere ziehenden Fjordes darstellt, bestand der Meeresgrund aus sogenanntem Mudder. lehmigem, mit vegetabilischen Überresten ver- mengten Boden, mit einer dements})rechenden Tierwelt; weiter in den Fjord hinein wurde der Boden reiner und senkte sich in bedeutende Tiefe hinab ; schon einen Büchsenschuß vom Lande entfernt trafen wir 50 Faden Tiefe an. Zerbrochene Muschelschalen bildeten hier den Untergrund; die prächtige nordische Brachiopode Rhynchonella psittacea war hier sehr häutig. -') Näher dem Lande zu, in 20— -30 Faden Tiefe, dominierte ein Schwamm von gelber Farbe, der bald selbständig zu ziemlicher Größe herangewachsen war, l)ald Muscheln und Balaniden- (iehäuse überzog. Wo der Schwamm war. da waren auch die zur Klasse der Seescheiden gehörigen roten Cynthion zu linden. Borsdorfer Äpfeln nicht unähnlich; prächtige Seerosen von durchsichtig weißer, zart grün und rot gestreifter oder hellroter Farbe entfalteten hier unten ihren Blumenkelch. (Es folgen dann Bemerkungen über Mya truncata und Polychaeten , welch letztere bei der Bearbeitung der Würmer ihren Platz später finden.) . . . „Leider konnte die Landfauna wenig berücksichtigt werden. x\uf dem Festlande nach Kola zu soll es noch reichlich braune Bären geben, deren dickes Fell sehr kostbar ist; zur Winterszeit liegen sie aber tief unterm Schnee und sind nicht aufzust()bern ; den ebenfalls kostbaren Füchsen, darunter auch Blaufüchsen, stellen die umwohnenden Lappen, die sämtlich brillante Jäger sind, derart nach, daß wir nur wenige Spuren auffanden und keine zu Gesicht bekamen. \^on X'cigeln waren Raben (Corvus corax) in großen Scharen vertreten, hier und da sahen wir auch einen Seeadler, und als der Vogelzug begann, konnte Kollege Walter, der nebst so vielem andren auch Spezialist auf dem Gebiete der Ornithologie ist, manche schöne Beobachtung machen. über die er an andrer Stelle berichten wird. ') Hier sei auch die l)edeutende Größe erwähnt, welelie einio-e Tierfnrmen erreichen, z. B. Litorina litorea, Cemoria noacliina, Boreochiton marmoreus, Dendronotus ar])orescens , Mytilus modiolus, l'ecten islandicus, Gammarus locusta. (Pf.) 2) In den Besitz der Sanimler oejantyte jedoch nur ein cinzi'^es lebendi<>-es Stück. (Pf.) 08 I>i'. Georg Pfeffer. Walter's Brief vom 13. IV. 1889 sei mit Auslassung des An- fanges und Endes, welche dem persönlichen Verhältnis des Absenders und Empfängers gewidmet waren, als Ganzes abgedruckt. „. . . . Wir dredgten ausschließlich an der Südseite der Insel Jcretik, auf der Horns Etablissement steht, ausschheßlich im Fjorde, Tiefe 10 — 50 Faden, ohne daß wir die Tiere aus den verschiedenen Tiefen genau auseinander halten konnten, was auch ohne Bedeutung ist, da die Unterschiede nicht schroff genug werden. Den Grund an- langend, so sind die mit 0. IV und 16. IV signirten Sachen (statt IG. IV muß aber 4. IV gelesen werden) auf Steingrund und rauhem Mud er- beutet, alles auf 10 — 15 Faden; alle vom 10., 11. und 12, IV auf groben Muschelschalen und massigen Kalkalgen in 20 — 50 Faden.'" „Die Kalkalgen bedecken alle Steine in mächtigen korallen- artigen Krusten und Klumpen. Es überwiegt eine rote Form ganz bedeutend, gegen die eine kalkweiße sehr zurücktritt, aber doch auch gemein ist. Die Würmer stammen zum .'illergrößten Teile aus diesen Kalkalgen, ebenso die Ophiuren, Ascidien, sämtliche Saxicaven, welche die Algenklumpen zu Hunderten durchsetzen, und die Phascolosomen. Sehr schöne Farben-Appassungen zeigen auf ihnen einige Ophiuren, weshalb wir schon der reichlichen Farben- Varietäten halber eine solche Masse von Exemplaren der wenigen Arten einlegten. ') Die aller- schönsten und konstantesten Anpassungen weist aber der kleine Ghiton auf. Die roten stammen ausnahmslos von roten Kalkalgen, die weißen von weißen Kalkalgen oder aus den weißen leeren Saxicava-Schalen. Ich habe selten so hartnäckig genaue Anschmiegung gesehen.''') Es mag dabei gleich erwähnt sein, daß ähnhches auch an Caprella sich beobach ließ. Bekanntlich entspricht diese ja unter den Krebsen den Mantiden oder Phasmen unter den Insekten in ihrem Stellungs-Deck- vermögen, die Sclmtzfarbe ist aber vielleicht selten. Während alle von uns am Fucus gefundene Exemi)lare ^) einfache graubräunliche Farbe zeigte, war ein an einer schönen roten Rhodophycee hängendes Stück völlig gleichfarbig rot. Es ist gesondert in einem kleinen Gläschen mit dem Florideen-Blatte konserviert." „Indes ehe ich noch auf etliche Details komme, vielleicht einige allgemeine Worte ül)er die hiesige Fauna, die sich aus der Samndung nicht ergeben, da wir nicht Alles eingeheimst." ') Diese Bemerkung l^ezieht sich auf Opliiopholis aculeata L. (Pf.) -') Es sei erwähnt, daß liier von drei Chitonen die Rede ist, zwei roten, nämhch Boreoc'hiton ruber und niarmoreus, und einem weifsen, nämlich Lophyrus alljus; dies ändert jedoch den Sinn der mitgeteilten Beobaehtungen nicht. (Pf.) •^) Diese fanden sich in der 8annnlung nicht vor. (Pf.) 6 Die FauiKi dvv Insel Jeretik, Port Wladimir, au der JMuriiiau-Küste. G<) Das Ufergesteiii und die FelsAvände des Fjordes bedecken, soweit die höchste Fkithnie reicht, auch hier, wie überall im Norden, dichte Krusten von Baianus und unzählbare Kolonieen von Mytilus. Beide kommen in der Tiefe in Aveit größeren Arten, letztere auch in größereu Exemplaren vor. Bald unter der tiefsten Flutlinie beginnt massenhaft Strongylocentrotus droebachiensis und geht bis in die höchsten von uns erreichten Tiefen in Unmengen. Er tritt auch in drei bis vier Farben-Varietäten auf und varürt erstaunlich in der Nadellänge. Wir senden Ihnen nur ein großes violettes Exeni2)lar; ganz hell weißliche überwiegen hier aber an Zahl. Gleich ihnen geht von einigen Fuß an bis 50 Faden in Menge die eine kleine, reichlich in der Kollektion vertretene Patella, doch ist sie auf groben Muschelscherben entschieden etwas häufiger. (Von der Puncturella noachina erhielten wir die größeren Stücke l)loß in erheblicher Tiefe.) Es beginnt dann mit 10 Faden das meiste vorhandene. Die Röhrenwürmer, speziell Tere- l)ellides und Sabelliden fanden sich in vollster Ent-\vickelung aber erst um ca 30 Faden in roten Kalkalgen, da aber zu Hunderten. Die wenigen vorhandenen Ästenden stammen alle aus 40 bis 50 Faden; große Exemplare konnten wir um diese Zeit gar nicht erhalten. Der größte fünfarmige Seestern, ') in etwa vier Exemplaren vorhanden, wai' im Leben auf der Oberseite intensiv violet, auf der Unterseite gelb gefärbt, die übrigen gelblich. Zu bemerken ist, daß auch ZAvei oder drei Sechsstrahler einer Art vorhanden sind -) , hier also die Zahl (1 beginnt, die in Spitzbergen fast ausschheßlich gelten soll. ^) Au Holothurien haben wir in der Nähe des Etablissements nur zwei Exemplare eines kleinen Psolus *) erwäscht. Beide stammen aus etwa 12 — 13 Faden Tiefe und saßen leeren Muschelschalen auf. Im Leben besaßen sie gelbliche Fleischfarbe, vorn Lachsrot ins Gelbliche ziehend. Eine große Holothurie, wahrscheinlich Cucumaria frondosa, sahen Avir massenhaft auf einer Fahrt außerhalb des Fjordes (ohne Dragge), konnten hier aber keine erhalten'")." „Die beiliegende größte Aktinien-Art tritt hier in drei Farben- formen auf: ganz weiß, fleischroth und dunkel oliven-graubraun. Die zweite Form ist im Leben weiß mit unbestimmter eingewaschener roter Zeichnung, Polypen hal)en wir bloß in den zwei Arten lebend erhalten (für sie war es noch zu früh) uiul zwar diese auf Fucus in 1) Cribella sanguinoleuta Müller. (Pf.) -) Stiehaster albulus Verrill. (Pf.) ••) Walter meint hier echte Asterias-Arten. (Pf.) *) Psohis s([namatiis Dülien et Koren. (Pf.) •'') Ein schönes Stück erhielten wir bereits im Jahre 188B. 7 70 Dr. GL'or(>- Plcffer. ganz tlacheiu Wasser.') Die ßryuzoeii staninieu alle aus 25 bis 40 Faden und meist von Kalkalgen. Die Crustaceen- Ausbeute ist zu dürftig. Hyas aranea erhielten wir in ca. 15 Faden, den roten Lithodes aus ca. 40 Faden, die einzige Idothea ') im Flachwasser zwischen Lami- narien. Speziellere Notizen bedürfen einige der wenigen Amphipoden." (Die folgenden Aufzeichnungen über Färbung sind leider gegenstandslos geworden, indem von den aufgeführten Nummern l bis 5 nur Nummer l I rieustes glaber] mit dem dazu gehörigen Zettel an uns gelangt ist. [Pf.J) „Der beiliegende Pecten islandicus kommt hier in großen Mengen von 1 (i bis 50 Faden vor. In Alkohol legen wir nur ganz junge Exemplare und sell)st die beiliegenden trockenen Schalen sind noch nicht die größten vorkommenden. Sie linden auch ein Exemplar von etwa 3 mm Länge. Leider ruht die Fischerei vollkommen, so lange wir in Finmarken und an der Murman-Küste sind, und damit ist es uns unmöglich, die so sehr geschätzten und wirklich interessanten arktischen Baccinum- und Fusus-Formen zu beschaffen. Sie sollen massenhaft mit den Kabeljau-Angeln heraufgeholt Averden. Im offenen Meere haben wir aber bislang nur zwei lebende Buccinum -) erhalten, das große aus ca. 13 Faden, das kleine aus ca. 30 bis 40. Nach ■ den alten Pagurus- Häusern zu urteilen, kommen hier aber Formen von sechs Zoll vor."' „An Brachiopoden haben wir einzig und allein ßhynchonella psittacea gefunden und diese nur einmal in einem lebenden und drei toten Exemplaren in ca. 30 Faden auf Muschelscherben. Die toten Schalen packen wir bei, nebst einigen trockenen Muscheln und Schnecken, die vielleicht auch noch verwertbar sind." „Die Schwämme stammen alle aus 20 bis 40 Faden von einem mit Muschelschalen und Kalkalgen bedeckten (jrunde. Bloß die zwei schönen großen Syconen (beiläufig die einzigen uns hier begegneten Kalkschwämme) fanden wir auf Fucus in etwa 30 Faden." „Fische fehlen um diese Zeit an hiesigen Fjorden vollkommen. In zwei Perioden nur erscheint hier Mallotus (norwegisch Lodde, russisch Moiwa) und mit ihm in großem Maßstabe der Dorsch. Eben fehlen beide. Wir erhielten im Schleppnetz deshalb auch nur die beiden Exemplare eines Cottus. Standfische sollen hier noch ein Ammodytes und ein Gastrosteus sein. '^) Beide konnten wir jezt bei der kannibahschen Wasserkälte nicht erhalten." ') Ist in der Samiuluiiu' nicht aufgefunden, (i'f.) -) B. undatum L. (Pf.) •^) Sämtliche erwähnten Fische und tujch einige dazu sind uns dun-li die Sommer-Ausbeuten des Herrn Kyt. Hurn zugegangen. (Pf.) Die Fauiiii der liisrl Joretik, Port Wladimir, an der Munuaii-Küstf. 71 „Mit der Festlands- resp. Ijandfauua habe ich hier rein nichts machen können. Es giebt hier eben fast nichts. Selbst die Ornis Aveist fast nur simples Wassergeflügel ohne jedes Interesse auf. Aus der Abteilung freut mich bloß die Erbeutung von Anthus rupestris Nils. und A. obscurus Lath., die zwei mir immer noch duljiös erscheinenden Arten des arg schwierigen Genus. Nun bin ich auch mit ihnen im Keinen und zwar gegen die bisherige Ansicht. Die zwei Anthus sind neben Plectrophanes und Mergulus alle auch die einzigen Spezies, die bis heute Zugdaten ergaben. Ein geringes summiert sich ja natürlich immer; es ist für den Landpart aber wirklich jämmerlich genug," „Ein Lumbricus M. der sich in der Sammlung findet, hauste in in einem Blumentopfe des Kai)t. Hörn ; die Erde soll aber thatsächlich nicht aus Hamburg stammen, sondern hier eingefüllt sein," Es mögen hier noch einige Bemerkungen faunistischer Natur ihren Platz finden, die sich aus den bearbeiteten Sammlungen und den in der Literatur bereits vorhandenen Daten ergeben. Zur leichteren Übersicht sind am Schlüsse der Arbeit einige Tabellen ge- bracht, welche alle mir zugänglich gewesenen Angaben über die zoolo- gische Verbreitung der in diesem Aufsatze abgehandelten Grup])en murmanischer niederer Tiere enthalten. Lacerta vivipara Jacquin und Rana arvalis Nilss. sind als mit am weitesten nach Norden gehende Vertreter der europäischen Fauna bekannt. Von Fischen ist mit der vorliegenden Ausbeute eine große Zahl von Stücken, jedoch in wenig Arten vorhanden. Da mir eine Bearbeitung der Fischfauna des Gebietes nicht zu Gesicht gekommen ist, so müssen die Sammlungen des Herrn Kapitain Hörn vorläufig zur Kennzeichnung des Gebietes genügen. Mit Ausnahme von Mallotus villosus sind säintliche Arten auch in den l)orealen Gegenden Europas vertreten, gehen aber andererseits wohl alle bis Grönland; in Spitz- bergen sind von den oben erwähnten P'ischen nur Cottus scorpius und Cyclopterus lumpus vorhanden; in der Ostsee kommen alle vor mit Aus- nahme von Ammodytes tobianus. Mallotus villosus und Salmo fario. Die Masse der eigentlich arktischen Fische aus den Familien der Cottiden, ferner die Gattungen Lumpenus. Liparis, Lycodes und ') Nach der Bestimmung von \)v. W. Michaelsen Allobophora Boeekii Eisen. Ein bereits 1888 an uns gelangter Lumbricide war Lumbricus rubellus Hoffmeister. Man kann aus diesen Bestimmungen nicht ersehen, ol) es sicli um einheimische oder eingeschleppte Tiere handelt. (Pf.) 9 72 "'■• Cn'iii'u' l'ieffcr. VerwiUKlte, dann die charakteristisclien Gadideu des hüclistcn Nurdens und .schlieüllch die in niedriges Wasser aufsteigenden Tiel'see- Fisclie. fehlen völlig. Es ist somit die Fisclifauna der Murnian-Küste als eine boreale zu bezeichnen, welche als einzige wirklieh arktische Beinnschung den Mallotus villosus besitzt. Die Mollusken-Fauna hat C Her^enstein (Materialien zu einer Mollusken-Fauna der Murnum- Küste ') trettend gekennzeichnet mit den Worten: „Den geschilderten Verhältnissen ents})rechend gehört unser Gebiet zur gemäßigten Zone der arktischen Region (Toreirs hyi)er- boreische Zone), was sich 1) durch dessen verhältnismäßigen Reichtum an Tierarten und t2) durch den geographischen Charakter dieser letzteren bekundet." Ich habe aus dem Herzenstein'schen und dem unten ge- brachten Verzeichnis die Liste der gefundenen Arten aufgemacht, deren geographische Verbreitung ich nach Maßgabe der besten Quellen, soweit mir dieselben zugänglich waren, zusammengestellt habe. P^s ergeben sich darnach die Beziehungen folgendermaßen: Von den 1(15 an der Murmau-Küste gefundenen Mollusken- Arten finden sich in West-Finmarken und Lofoten 133 Arten Grönland 122 „ Ost-Finmarken 120 „ Ostküste von Nord-i\.nierika Iü8 „ Westküste von Norwegen 98 „ Island 82 „ Nordsee 82 „ Weißes Meer 81 „ Karisches Meer (mit Novaja Sendja) . . 78 ,, 8i)itzbergen 76 „ Murman-Meer und Barents See. . 75 „ Behrings -Meer 71 „ Karisches Meer (ohne Novaja Öendja) . . 70 „ Sibirien 55 „ Ostsee 27 „ Daß die Murman-Küste zu Finmarken die stärksten faunistischen Beziehungen hat, ist aus Gründen der geographischen Lage von vorn- herein selbstverständlich; dagegen erhellt aus der Thatsache, daß die Beziehungen zu Grönland und der Ostküste von Nord-Amerika stärker sind als die zur Westküste von Norwegen und Island, die Thatsache, daß die MoUusken-F'auna dei" Murman-Küste als zur arktischen gehörig zu betrachten ist ; daß sie jedoch des ho('harktisclien Charakters entbehrt, ') Titel siehe üben pag. 66. 10 Die Fiuiiia tler liisrl Jciotik. Port Wladimir, an der Muniiaii-Kiiste. 715 zeigen die verluiltiiisinä(3ig geringen Übereinfstinniiungen mit Spitzbergen. Naeli Osten zu werden die Beziehungen innner sehwäeher. insufern das Murnuin-Meer und die Burents-See nur 74, das Kariselie Meer nur 70 und Sil)irien nur 55 mit der ]\[urnian-Küste gemeinsame Arten besitzt. Freilich wird die noch ausstehende VeröffentHehung der (iastropoden der Vega- Expedition die Zahl der sibirischen Mollusken noch etwas vermehren; es ist aber schwerlieh anzunehmen, daß dadurch die Be- ziehung der sibirischen Fauna zur murmanischen stärker wird als die der behringischen. Diejenigen, welche einen örtlichen Zusammenhang der circumpolaren Fauna annehmen zu müssen glauben, werden denniach den Zusammenhang der nordrussischen Fauna mit der des Behrings- Meeres in besonders hohen, bisher noch nicht erforschten Breiten der alten Hemisphäre, oder andrerseits durch die arktische Inselwelt nördlich von Amerika hindurch nach dem stillen Ozean suchen müssen. Natürlicher ist es indessen, den wirklichen Zusammenhang der jetzt zerstreuten Stationen in geologisch früheren Zeiten zu suchen (Herzenstein 1. c. pag. 811). Die Beziehungen zur Ostsee sind recht starke, wenn man bedenkt, daü dieselbe noch nicht 70 Mollusken-Arten beherbergt, daß also 40 "o derselben von arktischem bez. hochnordischem Charakter sind. Die Crustaceen - Fauna der Murman- Küste ist, verglichen mit den andern in Rücksicht zu ziehenden Faunengebieten, unsäglich arm. ') Die wenigen vorhandenen Arten schließen sich völlig an die Fauna Finmarkens, Grönlands, der nordamerikanischen Ostküste und Spitz- bergens an; nach Osten zu werden die Beziehungen wieder schwächer. Somit entspricht der Charakter der Crustaceen -Fauna ungefähr dem sich aus der Mollusken-Fauna ergebenden, doch nimmt besonders die schwache Entwicklung der Amphipoden der Fauna den echt arktischen Habitus. Die Pantopoden stinmien am meisten zu denen Grönlands. Die Echinodermen der Murman-Küste schließen sich an die der Ostküste von Amerika noch mehr an, als an die von Grönland. Nach Osten zu bildet Novaja Semlja eine noch stärker ausgeprägte Grenze, als dies bei den Mollusken und Krebsen bemerkbar war. Nach den Iiaiidscln'il'lliclieii Aut'zeiehmnigeu Walters (s. oben) ist es zwar möglich, daß noch einige Amphipoden-Arteii erbeutet, jedocli nicht auf- bewahrt oder später verkommen sind. 11 74 l'i"- Georg rfeffer. Reptilia. Lacerta vivipara Jacqidn. Bouleiiger, Catalogue uf Lizards in tlie British Museum, Vol. III, pag. 23. No. 'i62(i8. 1 Stück. Amphibia. Rana arvalis Nüsson. Boulenger, Catalogue of the Batrachia iSalientia in tlic British Museum, pag. 45. No. 21190. 8 Stück. Die Stücke, welche leider ziemlich stark angetrocknet sind, stimmen zu keiner der in Frage kommenden Rana -Arten vöUig. Die Bildung der Gaumenzähne und der Schwimmhäute an den Hinterfüßen stimmt am meisten zu R. esculenta, von welcher Art sie jedoch der kleine Metatarsaltuherkel unterscheidet. (legen K. temporaria spricht die Schärfe des Tuherkels, gegen R. arvalis seine Kürze, indem seine Länge längst nicht, wie es sonst der Fall, gleich dem Abstände seines distalen Endes von dem Suharticulartuherkel der 1. Zehe ist. Da R. arvalis als die einzige Art aufgeführt wird, welche bis an die nördlichste Grenze Europas geht, so ziehe ich die vorhegenden Stücke hierher. Pisces. Cottus scorpius Linne. Günther, Catalogue of Fishes in the British Museum. Tom. II, pag. 159. Day, Fishes of Great Britain and Ireland. Tom. I, pag. 49; pL XIX, flg. I; XX, tig. 1. No. 21228. 3 Stücke. No. 21239. 1 Stück. Cyclopterus lumpus Linne. Günther, 1. c. tom. III. pag. 155. Day, 1. c. tom. I, })ag. 179 pl. LV. No. 21212. 1 großes Stück mit Laich. No. 21227. 1 Stück. No. 20279. 2 junge Stücke. Centronotus gunellus Linne. Günther, 1. c. tom. III, pag. 285. Day, 1. c. tom. I, pag. 208, pl. LXI, tig. 1. 12 Die t'aiiua der Insel Jeretik, Turt Wladiiiiii-, an der Murnian-Küste. 75 No. :2Ü728. Mehrere Stüeke. Xo. 21213. Viele Stücke. Gastrosteus aculeatus Willvf/h/. a) var. tracliurus Cuv. Val. Cuvier et Valencieunes, Hist. iiat. des ixussons \\\ j)a.ii. Ibl. pl. 98. tig. 1. Day, 1. c. I, pag. 238, pl. (is. tig. 1. Der Stachel der Bauchilosse ist bei fast allen Stücken erheblich länger, als in der Abbildung von Day, während andererseits die großen Schuppen der Seiten viel höher sind, als in der Abbildung von Cuvier und Valenciennes. No. 20729. Viele Stücke. No. 21215. 5 Stücke. b) var. leiurus Cuv. Val. No. 21217. 1 junges und ein altes Stück. Gastrosteus puDgitius Linne. (iünther. 1. c. I pag. Ct. Day 1. c. I pag. 244 pl. LXVlll Üg. 4. No. 20721. 7 Stücke. Gadus morrhua Linne. Günther 1. c. IV pag. 328. Day 1. c. I pag. 275 pl. LXXVIII. No. 21229. 3 Stücke, bis 58 cm \'dnf- Georg PfffftT. schnulle Stelle an der hinteren Hälfte der Kücken- und BaucliHäche glatt hleiht. No. 26291. Drei größere und viele kleinere Stücke. Salmo fario Lmne. (iünther 1. c. VI pag. 59. Day 1. c. II pag. 95. Der Mangel an Vergieicliungsmaterial nordischer Formen dieser Art hindert mich, die vorliegenden ziemlich verschiedenen Stücke mit der Litteratur dieser veränderhchen Art in völlige Uebereinstimmung zu bringen. 3 Stücke. Mallotus villosus Maller. Günther 1. c. VI pag. 1 70. No. 21214. G Stücke. Mollusca. Bela elegans Möller, var. (jf. 0. Sars. Mollusca regionis arcticae Norvegiae, pag. 225, Taf. 16, Fig. 15. No. 20733. 1 Stück. Bela scalaris Möller, var. Sars 1. c. pag. 229, Tal'. 23, Fig. 5; Taf. 16, Fig. 9. Friele, Mollusca, in: Noi'ske Nordh. Exp. II, Taf. I, Fig. 1(», 11. No. 20731. 1 Stück. Bela obliqua G. 0. Sars. Sars 1. c. pag. 226, Taf. 16, Fig. 6. Friele 1. c. Taf. I, Fig. 15 — 17. No. 20734. 1 Stück. No. 20735. 1 Stück, welches nicht unerheblich abweicht, stark verwittert. Admete viridula Fahridus. Sars 1. c. i^ag. 216, Taf. 13, Fig. 1 a. No. 20705. Mehrere Stücke. Trophon truncatus Ström. Sars 1. c. pag. 24(;, Taf. 15, Fig. 9. 1 Stück. Trophon clathratus Linne. Sars 1. c. pag. 247, Taf. 15, Fig. 10. No. 20730. 2 Stücke. Polytropa lapillus Linne. * Sars 1. c. pag. 250. 14 Die Fauiiii der Insel Jeretik. Port Wladimir, an der Murman-Küste. 77 No. 20703. 10 Stücke. No. 26209. 3 Stücke. Pyrene rosacea Ooidd. Sars 1. c. paji. 251. Taf. 10. Fi.i?. 1. Xo. 20730. 1 Stück. Neptunea despecta Linne. Sars 1. c. pag. 267, Taf. 14. Fig. 4a. No. 20707. 1 Stück. Buccinum undatum Linnc. Sars 1. c. pag. 254. Taf. 24, Fig. 2, 3. 4; Taf. 13, Fig. 12. Kobelt, Buccinnm in Martini-Chemnitz, pag. 31. Meyer ii. Möbiiis, Fauna der Kieler Bucht, II, pag. 49. Taf. No. 20711. 1 halbwüchsiges Stück. No. 263G8. 2 ausgewachsene, sehr sclüanke und spitzige Stücke; sie übertreffen in dieser Hinsicht das von Sars 1. c. Taf. 22, Fig. 4 abgebildete Stück bei weitem und in geringerem Maße das Yon Kobelt 1. c. Taf. 75, Fig. 5 abgebildete Stück. Fs mag hierbei erwähnt sein, daß ein im hiesigen Museum liegendes, bei den Shetlands- Inseln auf mehrere Hundert Faden geangeltes Stück an Schlankheit und Spitzigkeit und deshalb an zierlicher P^leganz die varietas zotlandica (Jeffreys, Brit. Conch. V pl. 82 fig. 5) noch übertrifft. Buccinum groenlandicum CJienmitz. Sars 1. c. pag. 259, Taf. 25. Fig. 1. No. 20704. 2 Stücke. No. 21240. 1 trockenes Stück, inwendig vcUlig dunkel, welches durchaus dem Sars'schen B. groeidandicum var. tenebrosiim (1. c. pag. 260. Taf. 13, P'ig. 9 a, b.) entspricht. Es ist diese Form jedoch nicht die von Hancock als B. tenebrosum beschriebene. Buccinum tenebrosum Hancock. Hancock, Ann. Nat. Hist. Tom. IS (1846), pag. 327. Pfeffer, Mollusken, Krebse und Echinodermen von Cumberland- Land. Jahrb. Hamb. wiss. Anst. III (1886), pag. 26, Fig. 2. No. 20706. Mehrere Stücke. No. 26210. 3 halbwüchsige Stücke. In der oben angeführten Stelle habe icli das Verhältnis von B. tenebrosum und B. groenlandicum nach Stücken festgestellt, welche von dem Öriginalfundort Hancocks stammten. Zu der damals von mir gegebenen sehr eingeliendeu Beschreibung und der vortreffliclien, 15 78 Pr. Genro- Pfofter. von Guniiiielt gezeichneten Al)l)ildung stimmt das ausgewachsene der mir vorliegenden Stücke bis auf das kleinste überein, sodaß nuinnehr festgestellt ist, daß B. tenebrosum Hancock nicht mir eine in der Gegend des Cumberland- Sundes auftretende P'oi'ni ist. sondern dass sie eine weitere Verbreiterung besitzt und deshall) eine so wohl be- oTÜndete Form darstellt, wie nur irtjend eine der in den uroßcn Kreis des B. groenlandicum gehörigen. Litorina litorea Linne. Sars 1. c. pag. 104. Meyer u. M()bius 1. c. pag. 10. Tnf. No. 20712. 'i\ Stücke, von Eni)agnrns pubescens Kr. bewohnt. No. 2119.'). 8 Stücke, darunter eines von 40 mm Höhe trotz der völlig weggefressenen Spitze. No. 2filfil. 1 Stück. No. 26202. :; junge Stücke. No. 20207. IP) große Stücke. Litorina palliata Say. Sars 1. c. pag. 10.^). Taf. 9 Fig. Da. b; Tai'. 21 Fig. 19. 20. No. 20714. Viele Stücke. Lacuna divaricata Fahrkius. Sars 1. c. pag. 109, Taf. 21 Fig. 22. Meyer u. Möbius 1. c. ])ag. 21. Taf. No. 20708. Viele Stücke in allen bei dei' Ai't vorkommenden Farbenverschiedenheiten. Lacuna pallidula Costa. Sars 1. c. pag. 108. Taf. 21 Fig. 21a. b. Meyer u. M()bius 1. c. pag. 2;'). Taf. No. 20080. Mehrere Stücke. Rissoa interrupta Adamft. Sars 1. c. ])ag. 150, Taf. 10 Fig. 1 a. b. No. 20180. 1 Stück. Onoba striata Montaguc. Sars 1. c. pag. 172. Taf. 22 Fig. 3. Meyer und Möbius 1. c. pag. 84. Taf. No. 20717. Viele Stücke. No. 20181. Mehrere Stücke. No. 20182. Viele Stücke. No. 26200. 1 Stück. No. 20215. 1 Stück. No. 26225. 1 Stück. 16 Die Fauna der Insel Jeretik, l'mt Wladimir, an der Älm-nian-Küste. 70 Natica clausa Phüi}ix>i. Sars 1. c. pag. 159, Taf. 21 Fig. 12 a— b. Fig. 13. No. 20720. 2 Stücke. No. 20732. 3 Stücke. V Natica groenlaodica Beck. Sars 1. c. pag. 158, Taf. 21 Fig. 15. No. 20749. Eine leere, verkommene Schale, in der ein Eupagurus pubescens Kr. steckt. IQorvillia undata Broivn var. expansa G. O. Sarft. Sars 1. c. pag. 147, Taf. 21 Fig. G. Velutina /onata Gould var. exjiansa Sars; ( 'ollin. Dijmphua togtets lul byth. Mollusca pag. 457. No. 20741. G Stücke, sämtlich mit sehr kräftig entwickelter Cuticula, völlig in dem Sinne, wie Sars (1. c. pag. HG) es von Velutina laevigata beschreibt. Die Stücke, welche Collin vorlagen, hatten eine Cuticula mit Ausnahme des größten Exemi^lares. No. 20742. Eine kalkweise Velutinide ohne Spiral-Streifung. die sich in der Form an die vorige Art anscliließt. Cemoria noachina Linih'. Sars 1. c. pag. 124. No. 20740. Mehrere Stücke, darunter ein riesiges von 10.4 mm Länge und 7,3 mm H()lie. Xo. 2G199. 1 Stück Margarita cinerea Confhouy. Sars 1. c. pag. 134. Taf 9 1^'ig. la— c. No. 20737. 2 Stücke. Margarita varicosa Migheh. Sars 1. c. pag. 139, Taf 9 Fig. 2 a— c. No. 20739. 2 Stücke. Margarita albula (lould. Sars 1. c. pag. 138, Taf. 9 Fig. 3 a — c. No. 20738. Mehrere Stücke. Margarita helicina Fahridus. Sars 1. c. i)ag. 132. No. 2G180. 4 Stücke. No. 2G224. 1 Stück. No. 2G344. Viele Stücke. (Irund: JVriiscIielsclierlxMi und Kalkalgen. 17 <;;() Dr. Goor7 (als Holüthuria peutacteü). Lampert, Seewalzeii, 1885; 1:55 u. '28Ü. No. 2()205. Ein große« Stück. OcnilS miDUtus Fabricms. Lütken. Overs. Groenl. Ecliiii. Vid. Medd. 1S57. i)ag. 7 — '.). Fig., pag. 68 — (-.9. Lampert, 1. c, pag. 180. No. 26360. 1 Stück. Psolus phantapus StnissmfeUt. (). F. Müller, Zoologia Dauica 111 jjag. 51 — 56, Tal). 11.'!. Lampert 1. c, pag. 116. No. 26153 u. 26154. 2 Stücke. Psolus squamatUS Dalen et Koren. Nyt Mag. Naturv. IV, pag. 211, Tal". 2, :;. Lampert, 1. c. pag. 119. No. 21189. 2 junge Stücke. StroDgylocentrotus dröbachiensis Müller. No. 21199. 1 Stück. No. 21185. Mehrere halbwüchsige Stücke. Die Art ist an der Murman-Kü^ste auüerordentlich hautig, wie außer Walters Bericht eine große Anzahl frisch versciiickter. jedoch verrottet angekommener Stücke beweist. Cribrella sanguinolenta Müller. Müller u. Troschel, System der Ästenden, pag. 24 (als Echin- aster oculatus). Sars, Faun. litt. Norv. I, pag. 47, Taf. 8, Fig. o- — 8. No. 21193. 4 Stücke. No. 21200. 1 Stück. No. 26046. 1 Stück. No. 26047. 1 Stück von 60 mm Arndänge (vom Mund bis zur Armspitzej. No. 26048. 1 Stück. No 26336. () klenie Stücke und ein größeres, welches sich um einen aui Munde gelegenen Klumpen safranfarbiger Eier zusammengelegt hatte. 26 Dir Fauna dvv Iiisul Jerctik, PurL Wlatliiiiir, au der Muriuau-KüslL-. t5 I m Acniac'H tustuiliiialis Müll. Tectura rubella Fabr Lepeta caeca Müller Boreochiton ruber Lowe — marmoreus Fabr . . . Lophyrus albus L Lcpidopleurus arcticus Sars .... Cylicliiia alba Brown — occulta Migli — solitaria Say Utriculus pertenuis Migh Scapliander punctato.striatus Migh. Utriculopsis densestriatus Leche . Philiiie iiumarchica M. Sars . . . — quadrata Wood — lima Brown Doris obvelata Müll — zotlandica Aid. Hanc. . . . Lamellidoris bilamellata L — muricata Müll — IH'oxima Aid. Hanc Aeantliodoris pilosa Müll Triopa lacera Müll Polycera Holboelli Moll Ancula cristata Aid Dendronotus arborescens Müll. . . Aeolis salmonacea Couth — Stimpsoni Verrill Limapontia capitata Müll Dentalium entalis L Sipbonodentalium vitreum Sars. . Teredo megotara Hanc Saxicava arctica L Panopea norvegica Spengler . . . . Mya arenaria L — truncata L Poromya granulata Nyst Neaera arctica M. Sars — subtorta 0. Sars Pandora glacialis Leach Lyonsia arenosa Moll + ! + • I ■ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + H- + + + ; + + ! + + + (+) + + + + + + + + + + + + + + + + + + + 4- + + 4- + + + + + + + + 4- + + + + + + + + + + + 4- + 4- + ': + + + 4- 4- 4- + + 4- + 4- + + + 4- + + + 4- + 4- 4- + 4- + 4- + + 4- + 4- 4- + 4- 4- 4- + 4- 4- 4- + + + 4- + 4- + + + + 4- 4- + + + + + + 4- 4- + + 1+ 4- • 14- + 30 Die Fauna diM' Insel Joretik, Port Wladimir, an der Munnan-Küste. 98 CO S3 a 2 o - 'S c :0 3 aä (PA > 03 1^ y 3 .Sc o ä CS S 3 'S £> DO o N 'S. Sa a> o 3 CO •■a Sil Thracia truncata Brown Mactra clliptica Brown Peecliiola abyssicola M. Sars . Macoma ealcaroa C'li — balthica L Cyamium minutum Fabr Axinus Gouldii Phil Venus fluctuosa Gould Cyprina islandica L Astarte borealis Ch — Warbami Hanc — eompressa L — crebricostata Forb Aphrodite orroenlandica ("li. . Cardium edule L — ciliatum F — elegantulum Beck — fasciatum Mont Area pectunculoides Soacchi . — glaoialis Gray Yoldia arctica Gray — lucida Lov — intermedia M. Sars. . . — lenticula Fabr — frigida Torell — hyperborca Lov — pygmaea Münst Leda pernula Müll — minuta Müll Nucula tenuis Mont — delphinodonta Migh. . Crenella decussata Mont. . . . Modiolaria discors L — laevigata Gray — corrugata Stimps — nigra Gray Daerydium vitreum Müll. . . . Mytilus edulis L — modiolus L Limatula subauriculata Mont. Pecten islandieus Müll + + + + + + + + + + + + 4 + + + + + + + ■f + + + + + + + •f + + + + + 4- + + + + + + + + + + + + + + + + + 4- + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + ■ 1 + + + + + + + + + + + + 4- + + -4 -f + + + + + + + + + + + (+) 4- 4- 4- + + + 4- 4- + 4- + 4 + 4 + + + (+) + + 4- 4- + + + + + + + + (4) + 4-i • + + + 4- 4 4- + 4 + 4 4 + 4 4 + I + 4 4 + + 4 31 94 Dr. (ienrsf Pfeffer. cf Ö «3 i^ 0) . TS 4L 3 c3 CS 0 so i 0 ■i a 3 m 'S Ol M 0 CD SpQ CO XI 0 to 'C ca M 1^ Pecten ofroenlandicus Sow Anomia ephippium L Rhynohonella jjsittacea Ch Terebratulina eaput serpentis L Tereltratella s])itsl)ergensis Dav. + + + • + .]_ + + + + 9 + + + + + + + + + -l- I + Crustacea. Hyas aranea L — coaretata Leacli Lithodes maja Leacb Eupagurus pubescens Kröyer . . Crangon boreas Phipps Hippnlyte Gaimardii M. Kdw. . . — Sowerbyi Leaoh -— Phippsii Kröyer — pusiola Kr. laera albifrons Leacb Janira maculosa Leacb Munna Fabricii Kröyer Aega psora L Pbryxus abominalis Kr Pleustes glaber Boeck — panoplus Kr Calliopius laeviusculus Kr HaHce abyssi Boeck Gammarus locusta L — marinus Leacb Ampbitboe podoceroides Ratbke Caprella septentrionabs Kröyer, ('yamus boopis Lütk Concboderma aurituni L. ') Coronula diadema L. ') Baianus crenatus Brug -h + 4- + + + + + + + + -4- + + + + + + 1 4- + + + + + + + + + + + + 4- + _i- + + + 4- + + 4- 4- 4- 4- + + 1 + J-. 4- 4- 4- 4- 4- 4- + . 4- + 4- 4- + + + 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- 4- 4- + 4- 4- 4- 4- 4- 4- + + -f- 4- + -h 4- -h + 4- 4- . + 4- 4- 4- 4- . + + 4- 4- . 4- 4- 4- + 4- 4- 4- + 4- + + 4- + + 4- 4- 4- 4- + + 4- 4- + 4- + 4- 4- 4- 4- + 4- 4- Pantopoda. Pallene spinipes Kröyer ... i .... | . ] -)- Pseudo pallene intermedia Kr. ..I . ! 4~ 4- + + 4- 4- 4- + 4- 4- + ■ + 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- + + 4- ^ + 4- 1 4- 4- 4- _o 4- . 4- ÖJJ 4- + 4- 4- ■ZS.' 4- + + N + 4- + 4- "o 4- 4- S 4- 4- 03 + 4- -f ,1^ + 4- + + 03 > + H- 4- + 4- + 4- H- 03 _L . + ^ + 03 4- 4- 4- + + + ,0 CS bl) 4- < 4- + 4- 4- + • 4- . 4- . 4- + 4- 4- 4- ilt + ') Wahrscheinlich im o;anzen arkti-sclien Ocean verhi-eitet. 32 Die Fauna der Insel Jeretik. Port Wladimir, an der Murman- Küste. 05 Echinoderma. a d Ol a> IC C3 .2 c .^ :3 a> a a » 'S a:i3 > Ol n di Ol O Sä ■s'S :0 Sh CS 1 1^ C d OJ ^ ■p. m 1^ «8 ■~ c Cucumaria frondosa L Ocnus minutus Fabr Psolus phantapus Struss — squamatus 0. F. Müll... StrongylocentrotusdrübachiensisM. Cribella sangiiinolenta Midi.... Pteraster militaris Müll Solaster endeca Forb Stiellaster albulus Verr Opbioglypha squamosa Lütk..., — Sarsii Lütk Ophiopholis aculeata L + + + + + + + + (+') (+) (+: + + + + + . + . + + • + + . + + . + + + + + + 1 . + + + + + + + + i + + +1 + + + + : • + ! + + + ') Die eingeklammertpn Zeieben besagen : Faröer. 33 f)(\ T)r. Genro- Vfof^ov. Anhang. Herr T)v. v. Brunn, dem die eiitomoloifisclien Sammlungen des Museums unterstellen, hatte die Freundlichkeit, üher die entonu^lngische Ausbeute des Herrn K])t. Hörn, soweit sie l)estimmt ist. folgendes Verzeichnis aufzustellen : Phykodromia germanica L. 1 Stück und )l Kikapseln. Zygaena exulans Hehr. ver. vanndis Dalin. 20 Stück. Ctensphora atrata L. 1 Stück. Tabanus borealis Mg. $. 1 Stück. Cynomgia mortuorum L. 1 o^, 1 $. Carabus glabratus Payk. 1 Stück. — catenatus Scop. 1 Stück. Stophylinus maxikosus L. 2 Stück. Rhagium incpiisitor L. 2 Stück. Asemum striatum L. 1 Stück. Außerdem 3SHymenopteren. die i'ünf Arten anzngeln'lren scheinen und 1 kleines Wespennest. 34 Die Bezeichnungen für die höheren systematischen Kategorien in der Zoologie. Von Dr. Geoi'ff Pfeffo: Uie schon oft zu Tage getretenen Bestrel)ungen, in die zoolo- gische Kunstsprache eine gewisse Einheitliclikeit zu bringen und auf der andern Seite auch der sprachhch richtigen l^ihhmg der zu wählenden Ausdrücke Rechnung zu tragen, haben in der neuesten Zeit eine wieder- holte Erörterung gefunden. Zunächst hat der „Code of Nomenelator and Check-List of North American Birds, adopted by the American Ornithologist's Union, New York 1860" die von der British Association viele Jahre früher aufgestellten Regeln im Großen und Ganzen wenig verändert wieder ausgesprochen. Die wissenschaftlichen Beamten des Berliner Museums haben sich in der Vorrede der als Manuscript ge- druckten „Liste der Autoren zoologischer Artbegriffe, Berlin 1888" der Ornithologist's Union angeschlossen. Schließlich hat der inter- nationale zoologische Congreß zu Paris im Jahre 1889 eine Anzahl Regeln beschlossen, welche in No. 331 des Zoologischen Anzeigers (31. März 1890) abgedruckt werden unter dem Titel: „Regles de la nomenclature des etres organises adoptes par le Congres International de Zoologie. Der folgende Aufsatz greift aus der Menge des zu bearl^eitenden Materials nur die Bezeichnungen für die Tierkreise, Klassen. Ordnungen. Familien und Unterfamilien heraus ; er vertritt so viel wie irgend möglich die Einheitlichkeit der Wortbildung bei Kategorieen gleicher Stufe ; seine Hauptabsicht ist aber, die in der l)isherigen Namengebung zu Tage getretenen sprachlichen Unrichtigkeiten zu beleuchten. JCin anspruchsloser Aufsatz wird gewiß nicht sogleich Fehler abstellen, welche sich Jahrzehnte lang durch die Wissenschaft geschleppt haben: er kann aber die Aufmerksamkeit auf leicht abzustellende Unzulässig- keiten lenken und die Aussprache darüber den Naturforscher-\'ersainm- lungen anheim geben. Die Bezeichnungen der Tierkreise. Als Bezeichnungen für die Tierkreise findet man fast durch- gängig angewandt die Ausdrücke: Protozoa, Coelenterata, Echinodei'- mata, Vermes, Arthro})oda, Mollusca, MoUuscoidea, Vertebrata. 3 7' 100 Dr- deorg Pfeffer. Mit Ausnahme von „Vermes" sind alle diese Ausdrücke adjek- tivischer Art (mit Ergänzung von „Animalia") und als solche im Allgemeinen richtig gebildet. Zu beanstanden in ihrer Bildung sind die Ausdrücke ,,M<»llu- scoidea" und „Coelenterata" ; völhg zu verwerfen „Echinodermata". Die Endung „oidea" wird in erster Linie für die Bezeichnung von Ordnungen gebraucht und sollte füglich nur für diese Anwendung finden; eine Neuerung vorzunehmen, dürfte sich freilich bei der schwachen Berechtigung und voraussichtlich kurzen Lebensdauer des Tierkreises der Molluskoiden kaum empfehlen. Um das Fehlerhafte des Ausdruckes „Coelenterata" zu erkennen, vergegenwärtige man sich die Bildungsart der adjektivischen lateinischen Wörter, welche wir in erster Linie zur Kennzeichnung der Abteilungen höheren Ranges in der Zoologie anwenden. Sie sind, abgesehen von selteneren Bildungen, entweder Adjektiva mit den gewöhnlichen Ab- leitungssilben inus, ins. eus (z. B. Gregarina, Lifusoria, Crustacea), oder sie sind Verbaladjektiva (z. B. Carnivora), oder sie sind Participia Perfecti Passivi (z. B. Annulata, Pedata, Tesselata). Diese letztere l)ildung hat dann eine weitere Ausdehnung gewonnen; man hat, ent- sprechend dem Simie des passivischen Particips, welches ein Versehen- sein mit einer Eigenschnft ausdrückt, die Endung „-atus" völlig von jedem Verbalstannu losgelöst als Ableitungs-Endung in dem soeben ge- kennzeichneten Sinne an die verschiedensten, durchaus nicht verbalen Stämme gehängt, z. B. Flagellata. Tracheata, Lamillibranchiata ') d. h. die mit einer Geißel, mit Tracheen, mit blattförmigen Kiemen ver- sehenen Tiere. Eine derartige Bildung ist vielleicht nicht dem besten lateinischen Spi-achgebrauch entsprechend, ist aber jedenfalls nicht un- lateinisch gedacht und bequemt sich dem Sprachgefühl der meisten neueren Sprachen gut an. Bedenklich wird aber eine solche Bildungs- weise, wenn es sich um einen griechischen Stamm handelt. Es soll damit nicht gesagt werden, daC? die Scheu vor einer Vox hybrida, einem Bastardwoi't, uns bei derartigen Bildungen allzusehr beeinflussen dürfte ; einerseits behandeln wir in der wissenschaftlichen Kunstsprache alle Wörter als lateinische, andrerseits giebt es wohl in allen neueren Sprachen Wörter, bei denen, wie in unsern deutschen Zeitwörtern „hantieren, amtieren", an den einheimischen Stamm eine fremde Endung gehängt ist. Vielmehr leidet die Bildung eines derartigen griechisch- lateinischen Wortes an einer Übei-flüßlichkeit ; die außerordentliche ') Die Wörter ,^ßod)'/og, ßjiayyio'/^ die Kieme, siml nrs])n"ni(ylich griechisch, jeddcli scholl im Altertume kxtiiiisiert. A Bezeichmnio-on für div Ik'iIrtch systeniatisclien Katc.ü^oriini in der Zooloi-'ie. 1 0 1 Biegsamkeit der griechischen Sprache hat eine Participalendung garnicht nötig, um die Bedeutung des Versehen-seins mit einer Eigenschaft auszu- drücken, sie kennt daher dergleichen Bildungen garnicht; vielmehr hildet sie den betreffenden zusammengesetzten Stamm durch die Endung einfach zu einem Adjectivum um. Echt griechische Ausdrücke, wie makrorhizus, makrophyllus, kallipygus u. dgl. sind Jedem ja völlig geläutig. Diese Verhältnisse sind vielen Zoologen durchaus nicht unbe- kannt gewesen und man findet jetzt fast durchgängig die Ausdrücke Prosobranchia und Opisthobranchia für die ursprünglich öfters ge- brauchten schwerfälhgeren und unrichtigeren Prosobranchiata und Opisthobranchiata , während es andererseits Niemandem jemals ein- gefallen ist, für Pteropoda und Cephalopoda die Ausdrücke Pteropodata und Cephalopodata zu gebrauchen. So steht es auch mit dem Ausdruck Coelenterata. AVenn man der griechischen Sprache zutraut, durch einfache Aneinanderftigung der Wörter uisoor und yotlog ein Wesen bezeichnen zu sollen, dessen Darm zugleich Leibeshöhle ist, so erfordert eine solche Bildung so wie so einen Kommentar, und die Auffassung wird durch die Anhängung der lateinischen Endung nicht erleichtert; dann schreibt man aber besser Coelentera. Der Einwm^f, daß eine Vereinfachung wegen des Doppelsinnes unzulässig wäre, insofern „Coelentera" mit mehr Recht heißen wüi'de, „hohle Därme", ist hinfällig, da Aristoteles außer vielen anderen z. B. seinen durchaus ebenso gebildeten neuen Ausdruck „Malakostraka" für „Tiere mit weicher Schale*' ruhig einführen konnte, ohne anzunehmen, daß man darunter „weiche Schalen" verstehen würde. Während der Ausdruck Coelenterata noch eine Verteidigung zuläßt, ist die Bezeichnung Echinodermata durchaus zu verwerfen. Nach griechischer Sprachbildung heißt ein Tier mit Stachelhaut ein Echinodermon (Pluralis Echinoderma), ebenso A\de Aristoteles die Tiere mit schaKger Haut Ostrakoderma (als Pluralis von Ostrakodermon) benannte, aber nicht Ostrakodermata, wie Claus, Lehrbuch pag. G(), angiebt. Ausdrücke wie Echinodermata und Ostrakodermata köimten nie, wie sie es sollen, Stachelhäuter und Schalenhäuter l)edeuten, sondern würden, da sie die Pluralia von Echinoderma, Gen. -atis, und Ostrakoderma, Gen. -atis, sind, allenfalls den Sinn von „Stachcl- häute, Schalenhäute", ausdrücken. Die Bezeichnung der Klassen. Die Bezeichnung der Klassen unterliegt denselben Grundsätzen wie die der Tierkreise; wenn nicht bereits vorhandene Substantiva ge- wählt werden, wie Aves, Pisces, so sind die Ausdrücke Adjektiva, die 102 l>i'- Georg rteffer. im Neiitruin Pliirulis zu stehen haben, da Aniniaha zu ergänzen ist ; es sind also Ausdrücke wie Spongiariae (Zittel, Ckius), Ctenophorae durchaus unzuUissig. Wünschenswert wäre es, wenn aus den Be- zeichnungen für die Khissen die Wörter auf -oidea verschwinden würden. Man hat sich nun einmal daran gewöhnt, diese Endung als bezeichnend für die Ordnung anzusehen, und in die Klassen- bezeichnungen ist sie nur dadurch geraten, daß die betreffenden Ordnungen zu Klassen erhoben wurden, so bei den Echinodermen- Klassen: Ciinoidea, Asteroidea, Echinoidea, Holothurioidea. Es ergiebt sich daraus die unhebsame Folge, daß man Klassen und Ordnungen gleichlautend endigen lassen muß, indem sich z. B. die Ordnungen der Cystoidea und Blastoidea in der Klasse der Crinoidea, die Ophiu- roidea in der Klasse der Asteroidea, die Clypeasteroidea und Spatan- goidea in der Klasse der Echinoidea vortinden. Infolge dessen haben zum teil die Ordnungen, denen der jetzt gebräuchliche Klassenname eigentlich zukäme, fragwürdige Ersatznamen erhalten müssen, so z. B. die eigentlichen Crinoiden den Namen Eucrin oidea, die Stamm Ordnung der See-Igel den Namen Regularia, die Stammordnung der Seesterne den schrecklich gebildeten Namen Stelleridae. Empfehlenswert wäre es, dem Vorgange von Alexander Agassiz zu folgen und, wie er Echini, so auch Asteriae und Holothuriae als Bezeichnung für die Klassen zu gebrauchen; den entsprechenden Ausdruck für die Klasse der Krinoiden zu suchen, bliebe dann freilich den Spezial - Fachmännern überlassen. Der Ausdruck Annelides ist durchaus zu verändern ; wie weiter unten gezeigt werden wird, ist seine Bildung unnKiglich ; wenn es irgend ein Wort mit dem Stamm Annel- gäbe, so könnte man die Bezeichnung Anneloidea daraus machen, aber ein solches Wort giebt es nicht; ebensowenig giebt es einen Wurm „Annellus", wonach man das Wort „Annelloidea" bilden könnte. Die jetzt gebräuchhche Endung in dem Ausdruck „Annelides" ist auch nie lateinisch gedacht, sondern man hat das französische Wort Annelides, weiches als Patronymikon gedacht war. einfach in die lateinische Kunstsprache, und zwar falsch gebildet, herübergenomnien. Es Aväre hier wohl am besten, den alten Namen „Annulati" mit ganz bestimmtem Sinne wieder zu übernehmen. Da man für den Tierkreis der Gliedertiere jetzt durchgängig den Ausdruck .,Arthropoda" braucht, so dürfte jede Unsicherheit ausgeschlossen sein, besonders da die männliche Endigung die Zugehörigkeit zu dem Sub- stantivum „Vermes" anzeigt. Daß Ausdrücke wie Lamellibranchiata besser in Lamellibranchia zu verwandeln sind, ist oben bereits betont. Man sieht dann das Wort branchium als griechisch an, wie es ja auch 6 Bezeichnungen für die lioLcren systematischen Kategurien in dei- Zuulogie. 1 Oo in den entspreclienden Ausdrücken ProsobrcUichiu , Opistliobranchia, Aspidobranchia und vielen andern gebraucht wird. Die Bezeichnung der Ordnungen. Auch für die Ordnungen sind Adjektiv-Bildungen im Neutrum Phirahs die Regel; hat jedoch die betreffende Klasse eine substantivische Eigenbezeichiuuig, so muß sich natürlich der Ordnungs-Name nach dem Substantiv richten, wie dies in der Klasse der Fische überall durch- geführt ist bei Ausdrücken wie Leptocardii, Cyclostomi, Physostomi u. s. w. (wobei „Pisces" zu ergänzen ist). Durchaus verwerflich ist die Benennung der Vogel- Ordnungen mit Ausdrücken wie Grallatores, Natatores, Gallinacei u. s. w. Das Wort Avis ist ein Femininum, und es müßte demnach Grallatrices, Natatrices, Gallinacei heißen; ferner bedeuten aber die Wörter auf -ores nicht grade das, was sie hier ausdrücken sollen. Es sind außer- dem richtig gebildete andere Ausdrücke im Gebrauch, wie sie z. B. Carus im Handbuch der Zoologie anwendet (freilich mit Ausnahme der nicht richtig gebildeten: Rasores, Reptatores und Urinatores), nämlich Psittaci, Pici, Grallae, Lamellirostres etc. Eine bestimmte Endimg für die Ordnungs - Bezeichnungen ist nicht gebräuchlich; falls aber Endungen von irgend welcher festen Form angewendet werden, so sind sie unbedingt richtig zu brauchen. Dies gilt besonders von der Endung -oidea beziehentlich -odea. Die griechischen Adjektive auf oldes bez. ödes (oeidrjg bez. wdrjc;) bezeichnen eine Ähnlichkeit und eignen sich vortrefflich zu den in Rede stehen- den Bildungen. Der Pluralis derartiger Wörter endigt sich im Mascu- linum und Femininum auf oeidees, kontrahiert oeideis (oeidssg, oeideig), im Neutrum auf oeidea, kontrahiert oeide (ostdeu, oEidr]), beziehentlich odees, odeis, ode (u)i5s£$, ojdeig, wöij). Im Neutrum ist allgemein die nicht kontrahierte Form für zoologische Kunstausdrücke geltend ge- wesen und kann es auch bleiben, dann dürfen aber Ausdrücke Avie Scorpionida (Claus) nicht vorkommen, sondern es muß mit Verbesserung der beiden Fehler Scorpionoidea heißen. — Derartige richtig gebildete und allgemein gebrauchte Ausdrücke sind z. B. : Arachnoidea, Crinoidea. Im Masculinum und Femininum ist dagegen die kontrahierte Form die gebräuchlichere und zwar in der lateinischen Schreibweise, nämlich ei als e geschrieben. Derartige Bildungen sind z. B. Nematodes, Cestodes, wobei Plathyhelminthes zu ergänzen ist. Hier mag (Jelegenheit genommen werden, eine große Anzahl fehlerhafter Wortbildungen anzuführen, die von den griechischen Sub- 7 1U4 l'i'- Geurif rffffer. staiitiveii df^^j/xa Haut, mofia jMuiid. T^TJfiu Loch, novg Fuß und äliu- liclieu abgeleitet sind. Diese Ableitungen stellen sämtlich Adjektiva dar auf degfxog, or; arofiug, ov', T^rj^iog, or:, novq, ovv. gen. Tiodog. Solclie Bildungen giebt es im alten Griechisch viele z. B. nXuTvaiouog, fxixQOGTO^og, ^uxQonovg, ooTQaxodEgiiog, (ittXuaodeQpiog. ') Das Neutrum Pluralis dieser Wörter lautet demnach Platystoma, Mikrostoma, Macro- jjoda , Ostraküderma , Malakoderma ; nicht jedoch: Platy stomata, Mikrostomata, Makropodes-'), Ostrakodermata, Malakodermata. Solcher falscher Ausdrücke giebt es aber viele in der Zoologie; man deidce an die Phyllostomata, Megadermata, Pachydermata unter den Säuge- tieren, Malakodermata unter den Korallentieren, Plagiotremata und Monotremata unter den Wirbeltieren und viele andere. Die vom griechischen Tiovg abgeleiteten W^örter sind meist richtig gebraucht; dennoch kommen die wunderlichsten Fehler vor, indem einmal der reine Wortstamm falsch konstruiert wird (z. B. Apusidae [Claus] anstatt Apodidae) oder indem die Endung, z. B. bei Octopus, für die Endung des Masculinums der 2. Declination gehalten wird und daraus (mit überdies falscher Endung) ein Patronymikon „Octopida'" (Claus) gebildet wird. Die Bezeichnung der Familien. Die Bezeichnungen für die Familien Averden jetzt fast durcli- gängig gebildet, indem man an den sogenannten reinen Wortstanun die Endung -idae hängt. Hiermit durchbricht man die für die höheren systematischen Kategorien geltende Eegel, überall — soweit nicht schon Namen vorhanden waren — Adjektive im Neutrum pluralis mit Ergänzung von „Animalia" zu bilden. Man betrachtet vielmehr den Typus der Hauptgattung in der betreffenden P'amilie als den Stamm- vater und die ganze Familie als seine Nachkommenschaft, und drückt dieses Verhältnis durch Bildung von Patronymen aus, wie es die Griechen thaten. Es kommt dabei garnicht darauf an, ob der Stamm- vater einen griechischen Namen führt oder nicht; in der zoologischen Kunstsprache wird jedes Wort latinisiert, ebenso die griechische Endung -idni in -idae, sodaß Bastard -Bildungen, wie z. B. Equidae oder Canidae nicht aus dem einmal i-ezoffenen Rahmen heraustreten. Außer- ') Echt griechische Wörter auf -Tprjßoq habe ich nicht finden können, doch sind sie gewiß im Sinne des Griechischen gebikiet. -) Natürlich muß das Wort, wenn die nächst höhere systematische Gruppe ein Mascuhnum oder Femininum ist, auf -podes auslauten, z. B. Steganopodes unter den Vösreln. BezciclmuiigL'u für die höheren ssyisteiuatischen Kategorien in der Zoologie. 1 05 dem sind grade für die Verwandtschaftsbezeiclinungen in absteigender Linie, wenigstens im Englischen, Nordischen, Niederdeutschen und Jüdisch-Deutschen, Namen, welche die germanischen Endungen -son. -seil, -söhn an die alten biblischen, also semitischen Stannnnamcn hängen, durchaus sprachgerecht und gebräuchhch. Ferner kann es garnichts ausmachen, ol) das grammatikalische Geschlecht des Namens für die Stammgattung männlich, weibhch oder sächhch ist, denn das ist hei echt griechischen und lateinischen Tiernamen vollkommen gebräuchlich, ohne daß es den Griechen oder Römern eingefallen wäre, das wirkliche Geschlecht eines Männchens anders als männlich und eines Weibchens anders als weiblich anzusehen. Wenn man aber von dem Vorteil einer einheitlichen Bezeichnung der Familien durch die griechischen Patronyme Gebrauch machen will, so mups man die Ausdrücke annähernd richtig bilden und dies ist bisher nicht geschehen. Nach der in der Zoologie übhchen Regel wird an jeden durch Streichung der Genitiv-Endung gewonnenen Stamm die Endung -idae gehängt; und wenn diese Methode auch eine sehr einftiche ist. so entspricht sie nicht vöUig dem griechischen Sprach- gebrauch, der zwei Endungen, nämlich -idae und -iadae hatte ; und es kann dabei leicht vorkommen, daß man für eine zoologische Famihe, deren Stammgattung einen griechischen Eigennamen führt, ein Patronym bildet, welches im Griechischen anders lautete. Außerdem ist die Bildung der griechischen Patronyme so einfach, daß es kaum mehr Mühe macht, sie richtig als falsch zu formen. Die Regeln lauten folgendermaßen: Die Wörter der 1. und 2. Deklination auf us, a und e (og, «, if) erhalten anstatt der Endung die Ableitungsendung -idae (idui)^ die Wörter der 3. Deklination auf eus dagegen Idae. Die Wörter der 1. und 2. Dekhnationen auf ins, ia, es und as (toc, lu, rjg, ag) erhalten anstatt der Endung die Ableitungsendung iadae (iudai); dasselbe thun die Wörter der S.De- klination auf is und ias (tg, tag). Die übrigen Wörter der 3. Deklination hängen -idae oder -iadae an den reinen Stamm, ohne daß eine bestimmte Regelmäßigkeit in der Bildung ersichtlich wäre. Für diesen FaR empfiehlt es sich der Einfachheit Ij^dber, stets die Endung -idae zu brauchen und die Endung -iadae nur dann anzuwenden, wenn wirklich ein griechisches Patronymikon dieser Bildung schon vorhanden ist. Als Regel für den Gebrauch geht hieraus hervor: Das gewöhnhche Patronymikon lautet auf -Tdae, bei den Wörtern auf eus -Idae; die Wörter der 1. Deklination auf es und as und alle, welche ein i in der letzten oder vorletzten Silbe haben, l)ildeu -iadae Diese Suftixe werden an den reinen Stamm (beziehenthcli den bei der 9 106 I>i'- Georg Pfeffer. Latinisierung sich ergebenden reinen Stamm) gehängt; nur die Wörter der 3, Dekhnation auf is und ias vertauschen einfach ihre Endung mit dem Suffix -iadae, und die Wörter der 3. Dekhnation auf og und o (wg, f«») bilden -oidae. Alle diese Ableitungen auf idae und iadae, gleichgültig ob sie von einem Worte männlichen, weiblichen oder sächlichen grammatischen Geschlechtes abgeleitet sind, haben männliches Geschlecht. Die griechischen Patronyme für Aveibliche Nachkommen lauten bekanntlich auf ias und is. Es ist diese Erinnerung notwendig, um die richtige Ableitungs-Endungen zu linden für Die Bezeichnung der ünterfamilien. Es ist oben bereits mehrere Male ausgeführt, daß, wenn l)ei der Bildung zoologischer Kunstwörter aus dem Schema, überall „Animalia" zu ergänzen, herausgetreten wird, das Geschlecht sich nach dem der nächst höheren Kategorie-Bezeichnung zu richten hat. Dasselbe gilt natürlich auch für die Unterfamilien, für die als charakteristische Endung das Suffix -inus eingeführt ist. Merkwürdiger Weise heißt es in dem jetzt fast allgemein gebräuchhchen Codex: „Die Namen der Unterfamihen lauten auf -inae". Es ist kaum zu glauben, aber die Befürchtung wird doch sehr nahe gelegt, daß jene Männer, die diesen Ausdruck einführten, die Famihen-Bezeichnung auf -idae für weiblichen Geschlechts hielten. Dann ist es aber hohe Zeit, dies traurige Zeichen mangelhafter Bildung verschwinden zu lassen. Einige Autoren bilden die Unterfamilien auf -ina. Dies ist jedoch nicht zu verteidigen; diese Wortbildungen sind Adjektiva, die sich, wie schon mehrmals hervorgehoben, nur nach dem dazu gehörigen Substantiv richten dürfen, und das ist hier der Familien-Name. Freilich kann es vorkommen, daß der Familien-Name nicht auf -idae sondern freier gebildet ist, wie z. B. Stridulantia für Cicadidae oder Tylopoda für Camelidae ; dann müßten allerdings die etwa zu bildenden Bezeichnungen für Unterfamilien im Neutrum stehen. Es ist aber besser, diese Art der Familien-Bezeichnungen ganz fallen zu lassen; dann ist Einheit in der Bildung der Familien- und Unterfamihen-Namen. lu Die IflöäüflsswliäMsse äer Scliale voi PlanorMs. Mit einer Tafel. Von Dr. Georg Pf'effet'. in Nummer 3 und 4 des Nacln-iclitsblattes der deutschen Malakozoologisclien Gesellschaft, Jahrgang 1890, pag. 43 bis 40, ver- ()ffentlicht H. von Jhering einen Aufsatz unter dem Titel : „Ist Planorbis rechts oder links gewunden'?", dessen Inhalt in kurzen Worten der folgende ist: „Man pflegt gemeinhin Planorbis als rechtsgewunden zu bezeichnen. Der Grund dafür ist offenbar der Schale entnommen. . . Das ist jedoch eine ganz willkürliche und nichts beweisende Annahme. Um zu entscheiden, welche Seite der Planorbisschale die eigenthche (liewindeseite sei, giebt es zwei Wege. Einmal könnte man auf ver- gleichendem Wege, z. B. durch ältere fossile Formen, den Nachweis führen, wie sich allmählig die Senkung des Gewindes vollzog." Hierzu fehlt es dem Verfasser an Litteratur. Die jetzt häufig vorkommenden „abnormen Skalariden können für diese Frage nicht in Betracht kommen. Ein anderer unzweifelhaft sicherer Weg" ist der vergleichend zoologische. Tiere mit rechtsseitiger Ausmündung der Genitalien (nebst Lunge, Niere und Mastdarm) haben eine rechts gewundene Schale, solche mit dem situs inversus viscerum erfahrungsgemäß eine links gewundene. Das Tier von Planorbis „ist links gewunden, folglich ist es auch die Schale und die vermeinte obere Fläche der Schale ist in Wahrheit die untere genabelte, indes die bei bisheriger falscher Ürientirung der Schale mit nach rechts liegender Mündung für die untere angesehene Fläche in Wahrheit das eingesunkene abgeflachte Gewinde repräsentirte. . . So darf man denn wohl hoften, bald auch in den Lehrbüchern Planorbis richtig d. h. als linksgewunden aufgeführt zu sehen." An und für sich betrachtet dürfte sich gegen die Darstellung und Forderung Jhcrings kaum etwas einwenden lassen; immerhin fallen dem Kenner der betreffenden Verhältnisse einige Punkte befremdlich auf. Seit zweihundert Jahren kennt man die Links - Anordnung der Eingeweide des Planorbis; mehr als achtzig Jahre ist es her, daß auf Grund der gleichen Gründe, welche jetzt Jhering anführt, die Links- Orientierung der Schale von Planorbis gefordert wurde. Diese 3 1 1 ( ) Dr. Georg Pfeffer. Verhältnisse sind jedem Malakologen bekannt, noch viel mehr jedem Verfasser eines Lehrbuches. Wenn daher einige (nicht, wie v. Jhering zu meinen scheint, alle, sondern die geringste Zahl) die Planorbis- Schale als rechts - gewunden orientieren, so tliun diese es nicht aus Unkenntnis, sondern trotz der Kenntnis der altbekannten, von V. Jhering wieder aufgeführten Gründe. Es soll nun der Zweck der folgenden Abhandlung sein, alle Gesichtspunkte, welche für die Beurteilung der Windungs-Verhcältnisse der Planorbis - Schale in Frage kommen, zu erörtern, und zwar ganz abgesehen davon, ob sie schon in irgend welcher Form und in irgend welchem Zusammenhange bisher eine Darstellung gefunden haben. Ich bin nicht in der Lage, eine Anzahl älterer Litteraturquellen be- nutzen zu können ; vor allem fehlt mir die Arbeit von Des Moulins : Le genre Planorbis est-il dextre ou senestre? Act. Soc. Lin. Bord. IV. 1830 p. 273 — 334. Ähnlich so wird es jedoch den Meisten gehen; deshalb habe ich versucht, auf Grund einer dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechenden Würdigung allgemeinster Verhältnisse eine zusammenhängende Darstellung des Gegenstandes zu geben. Um sich die Orientierung einer Schneckenschale zu dem ganzen Tiere klar zu machen, vergegenwärtige man sich etwa eine Patella. Hier liegt der Schalenrand in einer durch das ganze Tier gehondcn Horizontalebene; vorn, hinten, rechts und links im geometrischen Auf- bau der Schale entsprechen denselben Richtungen des ganzen Tieres. Wächst eine Patella, so setzt sich an allen Teilen ihres Schalen- randes ein den Verhältnissen der Schale entsprechender Teil an und die ganze Schale bleibt sich in allen ihren Wachstumsstufen ähnlich, ihre Gestalt bleibt dieselbe (s. Fig. 1). Nehmen wir jetzt den Fall an, daß der vordere Teil stärker wächst, so neigt sich dem entsprechend die Spitze immer weiter nach hinten, sie fängt an, eine Spirale zu beschreiben, und durch fort- gesetztes Wachstum dieser Art entsteht in der That eine in der Ebene spiralig eingerollte Schale (s. Fig. 2). Nehmen wir jedoch den Fall, daß der vordere und linke Teil des Schalenrandes stärker wächst, der hintere und rechte im Wachstum zurück bleibt, so neigt sich die Spitze nach rechts und beschreibt ebenfalls eine Spirale, die sich jedoch nicht in der Ebene einrollt, sondern im Räume aufrollt. Der Mundsaum bleibt demnach als Ganzes dem Mundsaum der Patellen entsprechend, nur nimmt der stärker wachsende vordere und linke Teil einen größeren Umkreis ein, als die ihm eigentlich zukommende Hälfte. Die Aufrollung der Schale 4 Die Windunosverhältnisse der Sc'h.Tle von Plannrl)is. ]\\ hängt also, wie oben gesagt, nur vom Wachstum des Schalenrandes ab ; wächst er vorn und hinten ungleich, jedoch rechts und links symmetrisch, so rollt sich die Schale in einer Ebene auf, die- senkrecht in der Richtung der Längsaxe des Tieres liegt; ist das Wachstum vorn und hnks größer, so neigt sich die Spitze nach rechts, es entsteht eine rechts geAvundene Schneckenschale; ist das Wachstum jedoch vorn und rechts stärker, so entsteht eine links gewundene Schale. Bei Conchylien versteht man unter Rechts- und Links-Windung dasselbe, wie bei einer Schraube oder einem Pfropfenzieher ; ein Pfropfenzieher, den man im Sinne des Urzeigers in den Pfropfen ein- dreht, ist gerade so gewunden, wie eine rechtsgewundene Schnecke; stellt man eine rechtsgewundene Schnecke grade vor sich hin, die Mündung nach unten und dem Beschauer zugekehrt, so hegt die Mündung rechts, dagegen bei einer linksgewundenen Schnecke links. (Fig. 5 und 5 b stellt dieselbe Schnecke rechts und links gewunden dar; Fig. 4 und 3 zeigen eine um einen Kegel herumgelegte Rechts- und Links-Spirale.) Um die folgenden Betrachtungen vorzubereiten, seien noch zwei Punkte erwähnt, nämlich daß gegen das Ende des Wachstums der Winkel der spiraligen Aufrollung oft plötzlich etwas oder sehr viel stärker wird, sodaß die letzte Windung gegen den Mundrand zu plötzlich herabsteigt; ferner daß die Skulptur, welche annähernd senk- recht zur Wachstumsrichtung steht (die sog. L ä n g s - Skulptur der Konchologen) bei einer kegelförmigen Aufrollung sich natürlich schräg zur Axe des Kegels stellen muß, daß also der Mundsaum, der dieser Skulptur parallel ist, wie man sich ausdrückt, oben (d. h. eigentlich links) vorgezogen erscheint; da nun die Schale mit dem Mundsaume dem Rücken der Schnecke aufliegt, so giebt das Maaß dieser Aus- ziehung des Mundsaumes, d. h. die Schrägheit der Mündung den Winkel an, in dem beim kriechenden Tier die Spitze der Schale nach rechts und oben (bei hnks gewundener Schale nach links und oben) gewendet getragen wird. Die Figur ß a zeigt das Herabsteigen der Windung kurz vor dem Mundsaum, die Figuren Ob und 7 das Sclirägstehen der Mündung. Bei einer völhg regelmäßigen spiraligen Einrollung in der Ebene fallen natürlich die beiden zuletzt be- sprochenen Merkmale völlig fort, da beide auf dem Hinaussteigen der Spirale aus der Ebene in den Raum beruhen; d. h. eine wirklich in der Ebene eingerollte Schale, wie etwa Spirula oder viele Nautiliden. geht auch zu Ende ihres Wachstums nicht aus der Ebene heraus und der Mundsaum ist nicht einseitig vorgezogen, da rechts und links völlig gleich ist. 1 1 2 r)i-. Georg Pfeffer. Betrachten wir darauf hin die Schale von Planorbis. Der all- gemeine Eindruck muü sie als eine in der Ebene eingerollte Schale bezeichnen, nirgends tritt das Gewinde aus der Ebene heraus ; daß der Nucleus nicht in der Halbierungsebene der Schale liegt, sondern einmal der rechten, ein ander mal der linken Fläche näher, verschlägt nichts : denn wenn rechts und links auch noch so ungleich sind, so kommt eine eingerollte Schale bei der Eotation um den Nucleus doch nie aus ihrer Ebene heraus, ebenso wie ein Rad, dessen Kranz sich nicht in zwei symmetrische Hälften zerlegen läßt. Es wäre also von einer Rechts- und Links -Windung der Planorbis-Schale vorläufig nicht zu reden; sie ist eben gar nicht aufgewunden, sondern eingewunden, freilich mit zwei unsymmetrischen Hälften. Nichtsdestoweniger macht dennoch eine Planorbis-Schale bei genauerer Betrachtung durchaus nicht den Eindruck einer echten, in der Ebene eingerollten Schnecke. Häufig tritt die letzte Windung kurz vor dem Mundsaum kräftig aus der Windungs-El)ene heraus, der Mundsaum ist stets an einer Seite kräftig vorgezogen und die Schale wird vom kriechenden Tiere durchaus nicht senkrecht, sondern schräg getragen. Auf den ersten Punkt ziehe ich vor. nicht einzugehen. Keine Gattung von Schnecken neigt derartig dazu, aus ihrer Windungsriclitung herauszutreten, wie Planorbis; es ist demnach häufig nicht zu ent- scheiden, bei welchen in der Litteratur aufgeführten 1^'ällen es sich um ein Merkmal der Art oder des abgebildeten und beschriebenen In- dividuums handelt. Alle Planorben dagegen ohne Ausnahme hal)en einen sehr schräg stehenden Mundrand und tragen infolge dessen ihre Schale schräg und zwar so, daß die rechte Fläche schräg nach oben, die linke schräg nach unten weist. In dieser Hinsicht verhält sich Planorbis also wie alle echten rechts -gewundenen Schnecken. (Fig. Qh giebt die normale Lage einer Fruticicole, Fig. 7 eine Planorbis corneus beim kriechenden Tiere an; beide von vorn gesehen.) Wenn man also die Planorbis-Schale nicht als eine richtige eingerollte Schale ansehen will, so muß man sie als eine rechts- gewundene bezeichnen. Eine Spirale ist ein mathematischer Begriff und dieser wird auf einen als architektonisches Individuum zu behan- delnden Körper angewandt; es dürfen daher bei diesem Teil der Untersuchung keine anderen als mathematische und statische An- schauungen gelten. Es ist nunmehr zu prüfen, wie sich- die Schale von Planorbis zu ihren lebenden und ausgestorbenen Verwandten verhält. 6 Die Windnnosverliältnisse der Schale von Planorbis. ] ] :', Von wesentlichem Werte ist dafür die Untergattung Carinifex, von der es einen nocli lebenden und viele ausgestorbene Vertreter gie])t. Der lel)ende Carinifex Newberryi Lea (Fig. 9 und Oa) schließt sich aufs nächste an gewisse echte Planorbis- Arten an und vom fossilen Carinifex multiformis von Steinheini (Fig. 10 bis 10c) sagt F. Sandberger: ..Die Gestalt der Schale ist im hohem Grade ver- änderhch und zeigt alle Übergänge von Dambrettstein -ähnlichen Individuen, auf deren Oberseite alle Umgänge in einer Ebene liegen, zu schwach-, mäßig- und hoch-kegelförmigen. — Das obere Ende von allen ist eben und in der Mitte mehr oder weniger tief eingesenkt." Bei Cai'inifex New1)erryi Lea haben gleichfalls die jüngsten Umgänge eine el)ene Obertläche, doch kann ich an den mir vorliegenden Stücken eine Eingesunkenheit des Nucleus nicht feststellen. Alle Carinifex -Arten sind, wie ein BHck auf die Figuren zeigt, rechtsgewundene Schnecken. Daß ferner der Aufbau von Carinifex und Planorbis völlig derselbe ist, daß also eine Vergleichung beider Gruppen durchaus mit Recht durchgeführt werden kann, l)eweisen die korres- pondierenden Bilder, welche von Carinifex Newberryi Lea und Planorbis andecola Orb. in Fig. 8 und 9 gebracht sind. Die fossil überlieferten Verwandten der echten Planorben geben für die vorliegende Frage keinen weiteren Aufschluß. Sie sind sämtlich vom Typus der heute lebenden ; es tritt kein einziges Merkmal an einer fossilen Planorbis - Schale auf, welches wir an dem viel formreicheren, jetzt noch lebenden Material nicht wieder finden kiHuiten. Die bei den jetzt lebenden ebenso wie l)ei fossilen ziemlich liäufig — häufiger als bei irgend einer anderen Gattung — auftretenden Skalarierungen sind keinesfalls als Rückschläge in eine ältere Form aufzufassen, sondern als Misbildungen, die sich bei einer so locker gerollten und freistehend getragenen Schale durch jede Wachstumstr)rung bilden können. Der Beweis dafür liegt auch darin, daß die aus der El)ene heraustretenden Windungen skalarierter Formen nach rechts wie nach links gewandt sein können. ') Das Endergebnis dieses ersten Teiles der Untersuchung ist demnach: Die Schale von Planorbis ist in der Ebene eingerollt, die Schrägstellung des Mundsaumes und die davon abhängende Stellung der Schale beim kriechenden Tiere zeigen jedoch, daß die Eini'ollung nicht eine absolute ist, sondern daß sichere Andeutungen einer Rechts- •) Die Behandlung dieses Gegenstandes und die Anj>al)e der Jjitteratur findet sich in: S. Clessin, Über CJeh;luse-Mißl)il(lunaen di'r riinuirlicii. Mahik. I'.l. XX (187.S) pno-. 68-83. 7 8 ] 1 4 1^1'- Georg Pfeffer. Aufrollung vorhanden sind; die Untergattung Carinifex ent\\a ekelt die bei der Stammgattung vorhandenen Anfange zu einer stark ausgebildeten Rechts- Aufrollung. Es ist eine durch v. Jhering zuerst auf breiter Grundlage für eine Abteilung der Vorderkiemer festgestellte, später von Siiengel, Haller und den Schülern Lacaze-Duthiers auf die ganze Ordnung der Prosobranchier ausgedehnte Thatsache, daß der Körper der Schnecken eine besonders im Nervensystem hervortretende, durch Rotation hervor- gerufene Asymmetrie zeigt. Außer dieser inneren, äußerlich nicht be- merkbaren Asymmetrie weisen die meisten Schnecken noch eine äußerlich sehr bemerkbare, in spiraliger Ein- oder Aufrollung des Eingeweide- sackes auftretende Asymmetrie auf. Bütschli, welcher der Darstelhnig dieser Verhältnisse eine Arbeit gewidmet hat,') läßt einen Zusammenhang dieser beiden Asymmetrieen nicht gelten, insofern die asymmetrische Aufrollung des Eingeweidesackes (und dem entsprechend der Schale) nur durch Ungleichheit des Wachstums des Mantelrandes hervorgebracht wird, diese asymmetrische Tendenzen des Mantelrandes aber zu der asymmetrischen Tendenz des ganzen Tieres und vor allem des Nerven- Systemes in keiner Beziehung stehen kann. In dieser scharfen Fassung hat der Gedanke eine überzeugende Klarheit; andrerseits weiß man aber ' seit recht langen Zeiten, daß eine si)iegell)ildhche Umkehrung der Spirale einer Schneckenschale Hand in Hand geht mit der zugleich auftretenden spiegelbildlichen Undvchrung der Lage sämtlicher Ein- geweide. Von diesem Standpunkt aus Ivann man also mit gutem Recht gegen Bütschli behaupten, daß die Thatsachen ehien Zusammenhang der Rotation des gesamten Schneckenkörpers mit der Rotation der Schale zeigen. Die folgende Untersuchung soll versuchen, diese Gegensätze auszugleichen. Die Betrachtung von Schnecken aus der Familie der Acmaeiden, Patelhden, Fissurelliden zeigt sofort, daß die völlige äußere Symmetrie des Eingeweidesackes und der napfförmigen Schale trotz der inneren Asymmetrie des ganzen Tieres vorhanden sein kann. Acroloxus unter den Pulmonaten, und die mit kalkiger und horniger Schulpe versehenen Dintenfische zeigen das gleiche. Viele Heteropoden (die ja nur als pelagische Abänderungen von Prosobranchiern zu betrachten sind) zeigen eine spiralige P^inrollung ihrer Schale, ebenso Spirula, Nautilus und eine große Zahl fossiler Nautiliden und ') Bemerkungen über die wahrscheinliche Herleitung der Asymmetrie (h'r Gastropoden, spec. dei- Asymmetrie im Nervensystem der Prosobranchiaten. Morph. Jahrb. XIT, pp. 202-222, Taf. XI, XII. 8 Die AVindungsverliältuisse der Scliale von Planorbis. ] \ 5 Ammonitiden. Es ist also erwiesen, daß der innerlich asymmetrische Eingeweidesack sich nach außen so ausgeprägt synnnetrisch äußern kann, daß seine Rotation eine symmetrische, in der Ebene bleibende Spirale ergie])t. Betrachtet man nunmehr die Familie der Capuliden. so findet man darunter Gattungen mit fast symmetrischer kappenförmiger Schale, deren Spitze etwas unsymmetrisch abgewandt ist. Diese Spitze rollt sich allmählich ganz schwach spiralig auf, sodaß man innerhall) der Familie alle Formen von dem mützenförmigen Hipponyx bis zu einigen völlig spiral gerollten Pileopsis verfolgen kann. Bei allen tritt die Spirale wenig aus der Ebne heraus, der Mundsaum bleibt so gut wie völlig symmetrisch ; d. h. also : der Eingeweidesack ist nur ganz wenig unsymmetrisch auf der Ihiken Seite verdickt und der symmetrische Mantelrand vergrößert die Schale derartig, daß sie nur ganz unmerklich aus der Ebene heraustritt. Natürlich ist die Asymmetrie des Eingeweide- sackes das frühere, denn der Mantelrand kommt nie in irgend welche Beziehung zur Spitze des Eingeweidesackes. Dieser letztere bildet den Nucleus und da er etwas unsymmetrisch ist, so bildet er den Anfong der Schale unsymmetrisch; die kleinste Asymmetrie führt jedoch zu einer asymmetrischen Rotation des Nucleus beim Weiterbau der Schale und erzeugt eine spiralige Aufrollung des Gehäuses. So wie aber eine asymmetrische Schale da ist, so wirkt der Zug auf die verschiedenen Teile des Mantelrandes verschieden; es entspricht durchaus unserer Anschauung, daß der rechte und hintere Teil des Mantelrandes, auf den der Druck des Eingeweidesackes und der Schale ruht, nicht so stark wächst, wie der linke und vordere, auf welche der Zug wirkt ; denn die Richtung des Zuges entspricht der Wachstumsrichtung, während die Richtung des Druckes die entgegengesetzte ist. — Bei den aufgerollten Schalen der meisten Schnecken legt sich der rechte Mantelrand völlig an den zuletzt gebildeten Umgang der Schale an. derart, daß seine Form ein völhges Negativ des Profils der letzten Windung ist. Ist aber einmal der rechte Mantelrand konkav geworden, so muß er immer an der Innenseite der Windung bleiben, d. h. die Schalensubstanz, die der Mantel bildet, bleibt immer auf der rechten Seite konkav und auf der linken konvex, also kann die Schale nur nach rechts aufgerollt werden. Wir sehen also, daß die geringste Asymmetrie des Eingeweide- sackes beim Wachstum zu einer spiralen Rotation seiner Spitze führt und daß durch die Schwere und die Lage von Eingeweidesack und Scliale der Mantel gezwungen wird, im Sinne der eiinnal vorgezeichneten Spirale weiter zu bauen. Es steht somit die Asymmetrie der auf- gerollten Schale mit einer Asymmetrie des Eingeweidesackes in Ver- 9 s- 1 IC Dr. Georg Pfeffer. bindung; in welchem Zusammenhange diese asymmetrische Anlage mit der allgemeinen Asymmetrie des Körpers steht, ist vorläuhg nicht erwiesen; da^S es etwa ein rein äußerhcher ist, dagegen spricht die Thatsache, daß bei den spiegelbildlichen Umkehrungen in der Eingeweide- lage der Schnecken sich auch die Spirale der Schale umkehrt; es hat sich demnach auch die Stelle des Eingeweidesackes, welche den Anstoß 7Air Asymmetrie, also auch zur Spirale gab, spiegelbildlich umgekehrt. Derartige spiegelbildliche Umkehrungen haben bei den ver- schiedenen Schnecken-Abteilungen einen sehr verschiedenen Sinn und Bedeutung. Die meisten Schnecken- Arten sind rechts gewunden und man findet, selbst wenn man hunderttausende darauf hin prüft, keine einzige linksgewundene Schale; bei anderen Arten tritt ab und zu eine links- gewundene auf, sodaß man von einem gewissen Prozentsatz reden kann; so beispielsweise bei unserer Helix pomatia. Bei gewissen Landschnecken, z. ]>. Nanina amphidromus, bei Arten aus der Gattung Amphidromus und Achatinella konnnen rechts- und links-gewundene völlig untermischt vor, l)ei manchen die rechts-gewundenen etwas häufiger, bei manchen die linksgewundenen, bei anderen wieder beide Formen in gleicher Anzahl. Einige verwandte Naninen, ferner einige Arten Amphidromus und Achatinella treten stets links gewunden auf. Dasselbe sehen wir als Regel bei einer Anzahl von («attungen, z. B. bei der Gattung Clausilia. In allen untersuchten Fällen entspricht dieser spiegelbildlichen Umkehr der Spirale die spiegelbildliche Umkehr des Situs viscerum. Zu den Schneckengattungen, bei welchen die Lage der ICingcAveide eine dem gewöhnlichen Typus gegenüber spiegelbildlich umgekehrte ist, gehört auch Planorbis. Bereits Lister und Swammerdamm haben diese Thatsache festgestellt. Cuvier hat sie in seinen berühmten Memoires pour servir ä l'histoire et ä l'anatomie des Mollusques') ausführlich gewürdigt. Lehmann hat schließlich durch Untersuchung sämtlicher pommerscher Arten der Thatsache eine gewisse allgemeine Sicherung gegeben.-) Außerdem finden sich vielerlei zerstreute Angaben. Da nach allen bisher vorliegenden Thatsachen die Orientierung der Eingeweide und die Richtung der Schalen-Spirale in Zusammen- hang steht, so liegt a priori die Forderung nahe, die Schale von Planorbis als linksgewunden anzusehen. Es liegt nicht im Sinne des ') XIV. Sur Ic Limnee et le Planorbe. -) R. Lehmann. Die lebenden Selineckeii und Muscheln in Pommern, ins- besondere der Umgebung Stettins. Cassel 187ii. 10 Die WiiuluiigtiVt'rliiiltuisse der Schale von l'lanorljis. 117 vorliegenden Aufsatzes, die ganze geschichtliche Entwickelung der Frage vorzuführen, nur die Hauptpunkte sollen berührt werden; Ich beginne mit den Erörterungen des Schöpfers der wissenschaftlichen Mollusken-Kunde, George Cnvier, 1. c. pag. 10. ,^Lister et Swammerdam en ont donne une anatoniie abregee. Ils ont tres-bien remarcpie Tun et l'autre que les orifices qui ont coutunie d'etre ä droite dans les gasteropodes, sont li gauche dans celui-ci." „Comme sa coquille est ä peu de chose pres enroulee dans le meme plan, Ton a liesite si eile est tournee a droite comme le plus grand nombre des coquilles, ou bien a gauche, comme qu'on nomme uniques ou inverses (testae ijerversae ou smistrorsae) . Cependant, quand Fanimal rampe et qu'il porte sa coquille ä peu pres verticalement sur son dos, c'est du cote droit, qu'elle est le plus concave. II etoit naturel de penser que ce cote concave repond a l'ombiUc et l'autre ji la spü'e ; par consequent que la coquille est inverse, car la spire des coquilles ordinaires est toujoiu's dirigee a droite, quand l'animal marche." „Je ne sais, pourquoi les conchyliologistes n'ont pas ete touches de cette consideration, et ont mieux aime regarder le cote creux comme celui qui repond ä la spire. Lin^iaeus, Müller et tout recemment Dra])arnaud, quoique expressement averti par M. Richard, soutiennent cette idee : de la Tepithete de supra iimhüicata qu'ils donnent a la coquille du lüanorhe cornee.''' „La i^osition inverse des orifices dans Tanimal demontre evidemment que la coquille est inverse aussi, et le demontre meme d'autant mieux qu'elle accorde avec la jiosition de tous les visceres." Die zweite höchst bemerkenswerte zusammenfassende Äußerung findet sich bei Moquin-Tandon, ') Tome II pag. 423; „Ce qui distingue surtout les Planorbes, c'est qu'ils ont les orifices anal, resi^iratoire et generateurs du cote gauche, comme les Pliyses, et la coquille dextre, comme les Limnees. La plupart des auteurs ont considere l'enveloppe testacee de ce genre, comme tournant a gauche (Richard, Cuvier, Rang). Linne et Müller avaient bien vu que les Planorbes presen- taient la spire enroulee ä droite, comme le plus graiul nombre des Gasteropodes. II en est de meme de Draparnaud (Tabl. Moll., p. 112). Cette opinion a ete adoptee et appuyee de bonues preuves par Charles Des Moidins.-') Le dessus de la coquille est invariablement annonce ') Histoire naturelle des Mollusques terrestres et fluviatiles de France. Paris 1855. -) 1. c. (s. oben pag. 110). 11 1 IS I>r. Georg- Pfeffer. par Ic l)oi"d le plus avance de l'ouverture (Desliayes), par rincliiiaisoii de soll plan sur ravaiit-dernier toiir, et par la Situation du test sur raiiinial. Cette maniere de voir est du reste coiitirmee par les moii- struosites scalaires (Micliaud)". Über die Höhe der hier mitgeteilten Anschauungen der beiden rranzüsischen Autoren ist nie wieder hinausgegangen worden. Man sieht, die Meinung Cuviers deckt sich mit der von H. v. Jhering vertretenen. Wenn nun Cuvier im Jahre 1817 aus denselben Gründen wie v. Jhering im Jahre 1890, die Planorbis-Schale als linksgewunden anspricht und Moquin-Tandon im Jahre 185;") dies als die Ansicht der meisten Autoren hinstellt, so dürfte v. Jherings Ausspruch hinsichtlich der „bisherigen falschen Orientierung der Schale" nicht dem Stande der Thatsachen entsprechen. Schließlich mag noch die Ansicht der Autoren einiger gebräuchlicher Hand- und Lehrbücher angeführt werden. Es betrachten die Planorbis-Schale als eingerollt: Philippi, Chenu, Tryon, Fischer, v. d. Hoeven, Carus; als links ge- wunden: Nilsson, Johnston, Sowerby, Claus ; als rechts g e w u n d e n : Roßmäßler, Woodward, Binney, Clessin. Es stehen auf Grund der konchologischen und vergleichend- anatomischen Untersuchung sich zwei Anschauungen völlig unvereint gegenüber. Konchologisch betrachtet ist die Schale von Planorbis, wenn man sie überhaupt als aufgerollt ansieht, rechts gewunden; vergleichend zoologisch betrachtet zeigen die Eingeweide von Planorbis eine dem gewöhnlichen Verhalten gegenüber spiegelbildlich umgekehrte Anordnung, sodaß nach dem von keinem andern Mollusk durchbrochenen Gesetz die Aufrollung des Eingeweidesackes und infolge dessen der Schale — falls überhaupt eine Aufrollung stattfindet — als eine linksspiralige anzusprechen ist. Es liegt demnach entweder in der Fragestellung ein Fehler oder aber die Schale von Planorbis weicht in der That von der aller andern Mollusken ab. Die erste Möglichkeit wird sehr nahe gelegt, wenn man — wie es wohl die meisten Autoren der letzteren Zeit thun — die Schale von Planorbis als im Sinne einer echten in der Ebene ein- gerollten Spirale aufgebaut betrachtet; dann ist jede Frage, ob Planorbis rechts oder links gewunden, nicht nur überfiüssig, sondern Avidersinnig. Es dürfte wohl kaum einen Menschen geben, der die symmetrischen Schalen der Heteropoden-Gattungen Carinaria, Oxygyrus und Belle- roplion oder von Patella, Fissurella und so vielen andern, napfförmige Gehäuse tragenden Prosobanchiern als rechts gewunden, oder bei einem zufällig auftretenden Situs inversus viscerum als links gewunden hinstellen würde. Die Schalen sind dann eben so zu orientieren, daß die Mündung oben oder unten und die symmetrischen Seiten rechts 12 Die Wiiidungsverliältnisse der Schale von Planorbis. l\ {) und links liegen, nicht aber, daß die Mündung überhaupt rechts oder hnks liegen kann. Freilich ist oben des längeren nachgewiesen, daß selbst bei den nicht aus der Ebene heraustretenden Planorbis-Schalen die Einrollung keine vollkommene ist, insofern gewisse unsynnnetrisch auftretende Merkmale einen Unterschied gegenüber allen andern eingerollten, stets symmetrisch gebauten Schneckenschalen darstellen und auf diese Weise die Planorbis-Schale als eine nur scheinbar eingerollte, in Wirklichkeit aber rechtsgewundene kennzeichnen. Selbst wenn man sich für die Schale der echten Planorben mit der Zurückweisung jeglicher Berechti- gung, von rechtsseitiger oder linksseitiger Aufrollung zu reden, begnügte, so verlangt die Gruppe Carinifex doch eine andre Erklärung, welche bei der Gleichheit aller übrigen Schalenmerkmale zugleich den Kern der Erklärung für die Planorbis-Schale treffen muß. Die Lage einer rechtsgewundenen Schale auf dem kriechenden Tiere ist die folgende : Die Mündung liegt horizontal, um den Mantel- rand herum; die Unterseite der letzten W^indung ruht auf dem Fuß- rücken, das Gewinde schaut schräg nach oben und rechts. Auf diese Weise befindet sich die Schale nebst dem eingeschlossenen Eingeweide- Sack in der völligen Gleichgewichtslage, wie man sich bei jeder kriechenden Schnecke überzeugen kann ; rechts und links von der unterstützenden Fläche liegen gleiche Massen (s. Fig. 6 b). Bei Planorbis (Fig. 7) wird die Mündung gleichfalls annähernd horizontal getragen ; der Fußrücken wird von keinem Teil der Schale berührt, da diese ganz frei hochstehend getragen wird; dagegen be- dingt der im gleichen Sinne wie bei rechtsgewundenen Schnecken- schalen vorgezogene obere Mundrand, daß die Schale nach links — nicht aber, vne man nach dem umgekehrten Situs viscerum annehmen sollte — nach rechts geneigt getragen wird. Infolge dieser Haltung ist freilich die Schale von Planorbis nach links aus dem Gleichgewicht gerückt, doch ist der lange Stiel des Eingeweidesackes so beweglich, daß die Schale durch Drehung um die Vertikalaxe des Stieles leicht wieder in die Gleichgewichtslage gebracht werden kann ; durch Biegung des Stieles nach der rechten Seite die Gleichgewichtslage hervorzu- bringen, ist aber wegen des starken Vorspringens des rechten, oberen Teiles des Mundrandes völhg unmöglich. Wächst eine Schneke des gewöhnlichen Typus und baut ihr Gehäuse weiter, so bleibt die Schale, indem sie wachsend einfach rotiert, stets in demselben Gleichgewichtsverhältnis. Auch von der Schale von Planorbis ist dasselbe zu behaupten, da das Weiterbauen in derselben Ebene die Haltung der Schale völlig gleichbleiben läßt. 13 10() Dr. Georg Pfcftbr. Nimmt man nun an, daß Planorbis, dem allgeniüinun Gesetze naeli, als links angeordnete Sclniecke eine links aufgerollte ISpirale bauen wollte, so würde das Gewinde während des Wachstums allniählic]i nach links aus der Windungs-Ebene heraus treten und die überhaupt schon nach links etwas aus der Gleichgewichtslage heraus gebrachte iScliale völlig nach links nieder drücken, ein Verhältnis, welches allen andern Schnecken gegenüber als ein unnatürliches zu bezeichnen wäre. Nun kann man gewiß nicht sagen, daß Planorbis, weil ihn das Bauen einer Links-Spirale in statische Ungelegenheiten brächte, nun plötzlich eine eingerollte oder Rechts-Spirale bauen sollte, sondern der Vorgang ist folgendermaßen aufzufassen. Ein auf Grund eines Naturgesetzes vorhandener starker Drang zwingt den Planorbis, linksspiralig zu bauen und zwar in einen ganz bestimmten Winkel, wie es bei allen andern aufgerollten Schneckenhäusern geschieht. Ein anderer ebenso berechtigter Drang zwingt aber den Planorbis, seine Schale immer so zu stellen, daß sie in ihrer Gleichgewichtslage bleibt. Der Winkel, in dem Planorbis bauen will, ist nach links gerichtet, die Bewegung der ganzen Schale zur fortwährenden Einstellung in das Gleichgewicht jedoch nach rechts. Die beiden Kräfte samt dem Winkel der Spirale ergeben nun ein Parallelogramm der Kräfte, dessen Diagonale die endgültige Richtung und damit den Winkel des spiraligen Aufbaues ergiebt; dieser Winkel wird bei den echten Planorben gleich 0, d. h. die Spirale tritt nicht aus der Ebene heraus, bei Carinifex wird er negativ, d. h. die Spirale rollt sich rechts auf; der Grund liegt dann eben darin, daß die Kraft, welche die Schale in die Gleich- gewichtslage zu bringen sucht, stärker ist, als die Kraft, welche den Winkel des spiraligen Baues bestimmt. Der Veranschaulichung dieses Verhältnisses dienen die Figuren 1 2 und 1 1 , welche einen Planorbis und einen Carinifex in natürlicher Lage darstellen. Die Linie A C B in Fig. 1 2 entspricht einem Durch- schnitt der Ebene, in welcher die Planorbis-Schale angelegt ist. In dem Winkel E C D sucht Planorbis zu Gunsten einer Links- Aufrollung aus dieser Ebene heraus zu kommen; E C bezeichnet diese Kraft. C F bezeichnet die Kraft, mit der Planorbis die nach links hängende und durch die Wachstumsrichtung noch weiter nach links gedrängt werden sollende Schale aufzurichten Ijestrebt ist. CD ist die Resultante dieser Kräfte ; sie fällt mit der Richtung der Ebene (A C B) zusammen, in der die Schale eingerolltt ist. Fig. 1 1 stellt dieselben Verhältnisse bei Carinifex dar. Trotzdem die Kraft E C eine Links- Aufrollung anstrebt , so ist die Kraft C F, welche die Schale in der Gleichgewichtslage zu erhalten strebt, so groß, 14 Die Wiuduugsvurbältnisse dur ydialü von riaiiurbis. \o\ daß die Resultante CD nicht, wie es für die Link s- Au frul hing nötig wäre, zwischen CE und CB fällt, sondern über CB hinaus, sodaß also eine Rechts- Aufrollung stattfinden muß. Für diejenigen, denen die mathematische Ausdrucksweise nicht zusagt, sei ein anschauliches Beispiel gewählt, welches sich in den Haui^tzügen völlig mit dem soeben geschilderten Sachverhalte deckt. Man denke sich. Jemand, der eine sehr sichere Hand besitzt, windet mit verbundenen Augen um einen Stal) ein Band in der Links-Sph-ale mit ganz bestinmitem Steigungswinkel. Bleibt der Stab unbewegt, so bildet sich die Spirale den Absichten des Windenden gemäß. Wird jedoch der Stab M^ährend des Windens in der Richtung seiner Längsaxe verschoben (ohne daß der Windende es zu merken braucht), so Avird die Spirale eine ganz andere. Wird der Stab von dem Windenden fortgeschoben, so wird der Winkel der spiraligen Steigung ein größerer, die Aufwindung also steiler ; wird der Stab auf den Windenden zu verschoben, so wird der Winkel kleiner, die Spirale also niedriger; bei einer gewissen Schnelligkeit des Verschiebens wird der Fall eintreten, daß der Winkel gleich 0 ist, daß also die Spirale in der Ebene aufgerollt wird; Avird die Schnelligkeit der Verschiebung noch größer, so wird der Winkel ehi negativer, d. h. die Spirale erhält eine Rechts- Windung. Nimmt man dem Windenden jetzt die Binde von den Augen, so wird er bilhg darüber erstaunt sein, so verschiedene Ergebnisse seiner Thätigkeit zu sehen, trotzdem er doch fest gemeint hat, jedesmal dieselbe Spirale zu drehen. In diesem Beispiel stellt der Windende den bauenden Planorbis dar, die der Richtung des Windens entgegen gesetzte, den Stab bewegende Kraft entspricht der Tendenz des Planorbis, seine Schale in das Gleichgewicht zu setzen. Somit ist die vorhegende Untersuchung an ihrem Endziele an- gelangt, nämhch die Rechtswindung der Planorbis-Schale mit den aus der vergleichenden Anatomie erwachsenden Anforderungen einer Links- windung zu versöhnen. Ein einziger Punkt ist es, der die Planorbis- Schale von der aller andern bekannten Schnecken unterscheidet, das ist die umgekehrt orientierte Büdung des Mundsaumes und damit zu- sammenhängend die Haltung der Schale beim Kriechen. Aus diesem einen Urgründe erklären sich alle scheinbaren L'ngesetzmäßigkeiten im Aufbau seiner Schale. Späteren Untersuchungen vorbehalten bleibt denniach noch die Frage nach dem Grunde oder Zwecke der eigen- tümlichen Mundsaumbildung von Planorbis. 15 122 Tafel-Erklärung. Tafel - Erklärung. P"'ig'. 1. Schematisc'he Darstellung des Wachstums der Schale einer Patella. Fig. 2. Schematisclic Darstellung des Wachstums einer in der Ebene eingerollten Schnecken- Schale. Fig. 8. Schema einer um einen Kegel gewundenen Links -Spirale. Fig. 4. „ „ „ „ „ „ Rechts- „ Fig. 5. Eine rechtsgewundene Melania in der gebräuchlichen Orientierung. Fig. 5 a. Dieselbe Schnecke von hinten gesehen. Fig. 5 b. Das Spiegelbild von Fig. 5. Fig. 6. Eine Fruticieola von vorn gesehen. Fig. 6 a. Dieselbe Schnecke um 90 ^' gedreht. Fig. 6 b. Dieselbe Schnecke in natürlicher Lage aui' dem kriechenden Tier. Fig. 7. Schale von Planorbis corneus in derselben Lage wie Fig. 6 b. Fig. 7 a. gleich Fig. 7 b, um 90 " gedreht. Fig. 7 b. Schale von Planorbis corneus, in derselben Orientierung wie Fig. 6. Fig. 7 c. Schale von Planorbis corneus, von unten gesehen (rechts- gewunden betrachtet). Fig. 7d. Schale von Planorbis corneus, von oben gesehen. P"'ig. 8, 8 a. Planorbis andecola Orb. Fig. 9, 9 a. Carinifex Newberryi Lea. Fig. 10 bis 10 c. Carinifex multiformis. Fig. 11. Carinifex Newbei-ryi Lea in derselben Lage wie Fig. 6 b. Fig. 12. Planorbis corneus in derselben Lage. Die Erklärung zu Fig. 11 und 12 findet sich pag. 14 und 15. 16 GPfeffor, Windiinös-Verhälliiisso von Phinorbis ■) fu/.j" Fl (/..'). Fü/m Hai I'iaJi. E.Sier.deroez.uHtk Jahi-biifli der Haiiil)iiii(|.wi.ss(Miscli. Anstalten VII. 1889. über einen BiirjtiisMS tiei flen f eilcta t Poriiläen. Mit zwei Tafeln. Von Dr. Georfj Pfeffer, in der Gruppe der Schwimmkrebse zeigen die Weihchen einen höchst auffallenden Dimorphismus, der bisher noch nicht riclitig erkannt und gewürdigt zu sein scheint. Ganz allgemein gesprochen l)esteht der Dimorphismus darin, daß das Postabdomen der aberranten Weibchen in seinen morphologischen Merkmalen die Mitte hält zwischen dem Postabdomen der Männchen und der regelrecht ausgebildeten Weibchen. Bei den letzteren (Taf. I Fig. 2) ist der Hinterleib breit mit stark gerundeten, und kräftig behaarten Seitenrändern ; sämtliche sechs Segmente des Hinterleibes sind freibeweglich gelenkig verbunden ; die Postabdominalfüße sind sehr kräftig entwickelt und ungemein stark und dunkel behaart (Taf. I Fig. 2 a). Die freie Beweglichkeit der Hinterleibsgiieder unter sich, die Leichtigkeit, mit der sich der eingeklappte Hinterleib vom Plastron abheben kann, die starke Ent- wickelung der Postabdominalfüße und ihre sie besonders auszeichnende starke Behaarung sind alles Einrichtungen, welche zu gunsten des Tragens der Eier oder allgemein gesprochen der Brut})tiege wegen vorhanden sind. Die Genitalöffnungen der vollkommenen Weibchen sind, selbst wenn das Tier keine Eier trägt, große, tief grubenartig geöffnete Löcher auf der zum B. Beinpaare des Mittelleibes gehörigen Abteilung des Plastrons (Taf. I Fig. zwischen Fig. 5 und Fig. 2 a). Der Hinterleib der unausgebildeten Weibchen (Taf. I Fig. 3) ist gar nicht gerundet; seine Ränder sind meist völlig gradlinig uiul unbehaart. Die Gliederung des Hinterleibes ist bis auf das (Jelenk zwischen dem letzten und vorletzten Gliede völUg verschwunden (wenn auch die Gliederung noch durch eingedrückte Furchen ])ezeichnet wird); deshalb liegt der Hinterleib dem Plastron so fest an wie beim Männchen und kann nur mit Anwendung von größerer Kraft vorsichtig abgehoben werden. Die Postabdominalgliedmaßen haben eine nur mäßige helle Behaarung (Taf. I Fig. 3 a). Die Genitalöffnung ist selbst bei sehr großen Individuen nur ein ganz schwacher kurz strich- f()rmiger Eindru(.'k (o in Fig. 3 b auf Taf. I). 3 12fi Dr. Genro- Pfeffer. Der Hinterleib des Männchens ist noch schmaler, als der des unausgebildeten Weibchens ; meist verlaufen die Ränder etwas konkav, häufig auch gradhnig (Taf. I Fig. 1); auf diese Weise zeigt z. B. der männliche Neptunus validus hierin dieselben Verhältnisse wie dns nnansgebildete Weibchen von N. diacanthus. Von den vier Beinpaaren des weiblichen Hinterleibes ist nur das erste als Rutenpaar ausgebildet. Die Geschlechtsöffnung liegt am Hüftglied des fünften Beinpaares des Mittelleibes. Das vorhegende Material ermöglicht noch nicht ül)or die Aus- dehnung des Vorkommens eines so eigenthümlichen Dimorjdiismns ein Urteil zu gewinnen. Nach den Stücken des Haml)urgcr Museums findet er sicli bei Neptunus diacanthus Latr., pelagicus L.. sangnino- lentus Hbst und cribrarius Lam. Ferner findet sich ein Dimorphismns der Weibchen bei Thalamita crenata. Während aber die unvollkommenen Weibchen der Gattung Neptunus als völlig funktionslos anges])rochen werden müssen, scheint dies bei Th. crenata nicht der Fall zu sein. Immerhin shid die Befunde der beiden unten l)oschriebenen Thalamita-Arten im Stande, die allmähliche Entstehung des Abdomens der funktionslosen Weibchen von Neptunus zu vermitteln. Die M(»glichkeit einer Annahme, daß die unvollkommenen Weibchen von Neptunus sich später zu vollkommen ausgebildeten umluldeten, erscheint nach dem vorliegenden Material ganz aus- geschlossen. Von N. diacanthus und pelagicus liegen eine Anzahl unausgel)ildeter Weibchen vor, welche in ihrer (nviße bis an die Wachs- tumsgrenze der Art gehen, während ganz außerordentlich viel kleinere und schwach gefärbte Stücke echte Weibchen darstellten. Die übrigen Arten der sehr reichen Hamburger Sammlung ließen einen Dimorphismus nicht erkennen; doch muß gesagt werden, daß die Aufbewahrungsart der Krel)s-Sammlnng in zugeschmolzenen Gläsern ein ()ffnen sämtlicher nicht gestattete, daß also verstecktere Dimorphismen immerhin noch vielleicht aufzufinden gewesen wären. In Folgendem seien den Hinterleibs-Verhältnissen der in Frage kommenden Arten einige kurze Bemerkungen gewidmet: Neptunus diacanthus LatreiUe. Das Männchen dieser Art (Taf. I Fig. 4) hat den schmälsten Hinterleib sämtlicher Neptuniden ; er hat, wie es schon in den älteren Beschreibungen heißt, die Form eines umgekehrten T; darum ist auch das Männchen dieser Art mit keiner andern zu verwechseln, und auf 4 über einen Dimorphismus liei den Weihchen der Portuniden. 127 (lies Merkmal hin die Gattung Callinectes gegründet worden. Der Hinterleib besteht aus drei Gliedern, doch ist die Beweglichkeit zwischen dem proximalen und zweiten Gliede eine ganz geringe; bei manchen Stücken scheint sie verschwunden zu sein und die Gelenklinie nur ein oberflächlicher Eindruck zu sein. In der Form und Länge der Penis- Euten findet sich ein mit andern besondern morphologischen P^igen- tümlichkeiten der Tiere verbundene größere Verschiedenheit der ein- zelnen Formen, auf welche Stimpson, Ordway und A. Milne-Edwards eine größere Zahl von Arten l)eziehungsweise Formen gegründet haben. Alle gehören dem wärmeren Amerika an und zwar den atlantischen Küsten ebenso wie den pacifischen. Die atlantische an der Westküste Afrikas vorkommende Form hat A. Milne-Edwards mit dem Namen Neptunus marginatus belegt ; sie soll sich außer durch schärfere Regionen- bildung des Panzers und eine stärkere Kerbung des dritten Gliedes der Maxillarfüße von N, diacanthus unterscheiden durch das „Abdomen du male triangulaire". Die ersten beiden Merkmale sind durchaus nicht allgemein verbreitet, berechtigen auch nicht zu einer artlichen Trennung; das Postabdomen des Männchens ist aber, wie eine große Zahl vorliegender Stücke aus allen Teilen Westafrikas zeigt, ganz ebenso gebaut, wie bei den amerikanischen Artgenossen. Ne])tunus diacanthus gehört eben zu den auf beiden Küsten des tropischen atlantischen Ozeans heimatenden Arten, Sowohl unter den von Westindien wie bei den von Westafrika vorliegenden Stücken finden sich Männchen, aus- gebildete Weibchen und unvollkommene Weil)chen. Die Vergleichung des Postabdomens eines unvollkommenen Weibchens von Westafrika (s. Taf. I Fig. G) mit der Zeichnung, welche A. Milne-Edwards') Taf. XXX Fig. 20 von dem Männchen seines N. marginatus giebt, zeigt sofoi't, daß dieses sogenannte Männchen oben kein Männclien, sondern ein unausgebildetes Weibchen ist. ¥jS ist somit der Name N. marginatus A. Milne-Edwards unter die Synonymik des N. dia- canthus und zwar für die afrikanische Form aufzunelimen. Beim Weibchen (Taf. 1 Fig. 5) bildet die Gesamtheit des 2., 3., 4. und 5. Nachleibs-Scgments ehi regelmäßiges Halboval, dessen Länge zur Breite sich verhält wie 1 : 18,3 bis 15,1, Bei sehr alten Weibchen ist der Nachleib stumjjfer gewölbt und breiter, d. h. seine Ränder nähern sich etwas mein' (Umi seitlichen (irenzen des Plastrons. Das letzte Segment des Nacldeibs ist zungcnförmig, seine Länge gleich ') Etudes 7.()(ilogiques sur h^s (Irustaces reecnts de In fnnn'lle des Pnrtuniens. Arcli. du Museum X. 128 l^^i'- (Teor.Q,- Pfeffer. -73 bis Vs des 5. Segmentes, die Länge wenig mehr als die Breite, die Seitenränder ziemlich grade, die Spitze zugerundet. Bei den un ausgebildeten Weibchen (Taf. I Fig. 0) ist das 1. und 9. Glied des Nachleibes ähnlich wie bei den anderen Weibchen gebaut; die Seitenlappen ragen jedoch etwas mehr vor. Die seitlichen Lappen des 3. Gliedes sind durch Kerben des Randes deutlich aus- gedrückt; die Grenzen des 4. und 5. Segments sind am Rande nur als schwacher Kerbpunkt wahrzunehmen. Die queren Grenzkanten der einzelnen Segmente sind außer zwischen dem 5. und G. Segment nirgends gelenkend ausgebildet. Die Grenzen der übrigen Segmente sind durch oberflächhche Striche oder Gruben dar. ^stellt, gelenken jedoch nicht. Bei den jüngsten Stücken sind die Grenzen des 3., 4. und 5. Segments nur in der Gegend der Mittellinie zu sehen ; bei alten Stücken gehen sie aber (]uer über die ganze Fläche des Nachleibes. Neptunus pelagicus Litme. Das 3. bis f.. Glied des männlichen Nachleibes (Taf. I Fig. 1) bilden ein Dreieck, dessen Höhe gleich 1,2 der Breite ist; die Seiten sind am 3. Glied konvex, am 4. konkav, am f». und (>. wiederum ganz scliwach konvex. Die Grenzen zwischen dem 4. und 5. und zwischen dem f). uiul (1. (ilied sind gelenkende Kanten, die zwischen dem 2.. 3. und 4. dagegen schwache Eindrücke in der Gegend der Mittellinie. Das 2. bis ö. Glied des weiblichen Nachleibes (Taf. I Fig. 2) bildet ein Hall.oval, dessen IRihe etwas mehr als -'/:! der Breite beträgt. Das n. (xlied ist ein Dreieck mit gerundeten Ecken, dessen Höhe gleich 7:{ der Breite ist. Das 2. bis f). (ilied des Nachleibes der unvollkommenen Weibchen (Taf. I Fig. 3) bildet im Cianzen ein fast gleichseitiges Dreieck, dessen Grundlinie die Höhe um ein Weniges übertrifft; das 3. Glied zeigt wohl ausgebildete Seitenlappen, die Seitenränder des 4. und 5. Ghedes fast grade, proximal jedoch konvex. Das 7. Ghed ähnelt dem des ausgebildeten Weibchens. Die Grenzen der einzelnen Nachleibs-Segmente sind wie bei Neptunus diacanthus gebildet. Neptunus sanguinolentus Herbst. Am Nachleib des Männchens (Taf. II Fig. 1) verjüngt sich das 3. und 4. Segment sehr kräftig, sodaß sich dadurch eine zungen- förmige Gestalt des Nachleibes mit sehr stark konkaven Seiten ergiebt. Die Seitenränder des 5. Segmentes sind ganz schwach konvex; das über einen Dimorphismus bei den Weibchen der Portuniden. 129 6. ist sehr klein und bildet ein gleichseitiges Dreieck mit gerundeter Spitze und schwach konvexer Basis. Der Xachleib des Weibchens (Taf. II Fig. 3) ähnelt dem von Neptunus diacanthus, doch ist das 6. Glied kleiner, seine Länge ist gleich der Hälfte der Länge des 5. GHedes; es ist fast doppelt so breit wie lang. Der Nachleib der unausgebildeten Weibchen (Taf. II Fig. 2) bildet als Ganzes ein gleichseitiges Dreieck, im einzelnen verhalten sich die Glieder wie bei Neptunus pelagicus. Neptunus »uribrarius Lamarck. Am Nachleib des Männchens (Taf. II Fig. 7) sind die vier letzten Glieder zusammen so lang wie breit, das 3. und 4. mit kräftig konkaven Seitenrändern, das 5. seitlich ganz schwach konvex. Das 6. Glied ist schlank zungenförmig, die Höhe gleich iV.i — Vi der Breite, die Seitenränder erst schwach konvex, dann konkav, sodaß die Spitze etwas ausgezogen erscheint. Das ausgebildete Weibchen der Art liegt mir nicht vor. Der Nachleib der unausgebildeten Weibchen (Taf. II Fig. 8) ist völlig so gebildet, wie der von Neptunus sanguinolentus, nur ist das Endglied länger. Thalamita crenata LatreiUe. Das 3. bis 6. Glied des männlichen Nachleibes (Taf. II Fig. 4) ist sehr schlank zungenförmig, die Breite gleich -3 der Höhe; die Seitenränder des 4. Ghedes kräftig konkav, die des 5. Gliedes konvex, derart, daß das 5. Glied in seinem proximalen Teile breiter ist, als das vierte Fünftel des 4. Gliedes. Das Endglied ist dreieckig, etwas länger als breit, mit scharfen Seitenecken und gerundeter Spitze. Der Nachleib des ausgebildeten Weibchens (Taf. II Fig. 5) bildet etwa ^/^ eines Ovales, in dem das proximale Achtel fehlt. Vom 1. bis zur Mitte des 4. Gliedes wächst die Breite der Nachleibs- Segmente; von da an nimmt die Breite al); das Ende des Nachleibes ist stumpf zugerundet. Das G. Segment setzt sich nicht, wie bei Neptunus, von dem Ganzen des Nachleibes ab, sondern sein proximaler Rand senkt sich völlig in das 5, Segment ein und der distale Rand bildet den ganz stumpf runden Abschluß des Nachleibes. Der Nachleib der unvollkommenen Weil)chen (Taf. II Fig. 0) hält völHg die Mitte zwischen den lieiden soeben beschriebenen Formen. Das allgemeine Bild ist ein schlankes Dreieck mit ganz schwach kon- i30 Dr- Georg Pfeffer. vexen Seiten; im einzelnen zeigt das 3. Glied die stark konvexen Seitenlappen, das 4. ist zuerst konvex, dann konkav, das 5. konvex; das Endglied ist ein an der Spitze zngerundetes Dreieck, dessen Breite etwas größer ist als die Höhe. Thalamita Stimpsonii Ä/ph. Müne- Edwards, var. ■ Unter den mir vorliegenden Männchen gieht es zwei Formen : a. Der Hinterleib der einen Form schließt sich an den der Gattung Neptunus an; das 4. Glied zeigt stark konkave Seitenränder, das 5. schwach konvexe; das letzte ist schlank dreieckig, höher als breit, mit schwach konvexen Seitenrändern. b. Das 4. Ghed der andern Form (Taf. II Fig. 9) ist in derselben Weise gebildet; das 5. verbreitert sich distalwärts und zieht sich kurz vor seinem Ende stark zusammen; das Endglied ist so lang wie breit, mit ausgesprochen konkaven Seitenrändern und gerundeter Spitze. Von Weibchen liegen ebenfalls zwei Formen vor. Das zum Männchen a gehörige (Taf. II Fig. 10) hat einen sehr breiten Nachleib, der das ganze Plastron samt den Seitenlappen mit Ausnahme des Vorderteiles und der zum 1. Beinpaar gehörigen Seitenlappen völlig überdeckt; die Breite des Endgliedes beträgt weit mehr als das doppelte der Länge. Das zum Männchen b gehörige Weibchen (Taf. II Fig. 11) hat einen verhältnismäßig schmalen Hinterleib , insofern die Länge des 3. bis 6. Gliedes nur ganz wenig mehr beträgt, als die Breite des 3. Gliedes. Ein großer Teil an den Seiten des Plastrons bleibt in der Ruhelage vom Postabdomen unbedeckt; die Länge des Endgliedes ist gleich -'s der Breite. Beide Formen der Weibchen sind wohl ausgebildet, ihre Ge- schlechtsöffnungen sind kräftig entwickelt und die Nachleibs-Glieder völhg beweglich. Es ist darum dieser Dimorphismus völhg anders aufzufassen, als der bisher besprochene. Da auch die Männchen dimorph gebildet sind, so dürfte es sich wohl überhaupt bei den vorliegenden Stücken um scharf ausgeprägte Varietäten der Th. Stimpsonii handeln. G.PfptTpr, Dimorphismus bei Poitiiiiiden . TafJ. R Siender ge-; '■ litK Jahibiioh dei- HanibiirgwissciiscIiAiislalli'ü VII.J8S!). G. Pfeffer, Dimoi'phisiiius bei Poitiiuideii. Taf:ll. /■i(//. M(/.?. /■/!//). Fif/:/. l-'Kf.O. Fig. 10. c^ I'tq.U. E.Sisnder ge>. Jahi^iiirli d(M- !lanii)iiitp\isscns(li. Aiislallcii VU.ISSf). Inhaltsverzeichniss. I. Jahresberichte der Wissenschaftlichen Anstalten für das Jahr 1889. Seite 1. Stadtbibliothek III _ VII 2. Botanischer Garten VIII — IX 3. Sternwarte IX — XIII 4. Museum für Kunst und Gewerbe XIII — XLVII 5. Chemisches Staats-Laboratorium XLVII — LXVIII 6. Physikahsches Staats-Laboratorium LXVIII — LXXl 7. Naturhistorisches Museum LXXII — LXXXI 8. Museum für Völkerkunde LXXXI — LXXXI I 9. Sammlung vorgeschichtlicher Alterthümer LXXXIII — LXXXIV 10. Sammhmg Hamburgischcr Alterthümer LXXIV II. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde LXXXV - LXXXVII Heinrich Gustav Reichenbach. Eine Skizze seines Lebens von Gustar Dilling LXXXTX — CVIII 11. üebersicht der im Jahre 1889 ft'ehaltenen Vor- lesungen CXI — (!XIII IIT. Wissenschaftliehe Abhandlung*en. Seite Dr. W. Michaelsen. Die Lumbriciden Norddeutschlands ]— 19 Dl'. W. Michaelsen. Beschreibung der von Herrn Dr. Fi-anz Stuhlmann im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelten Terricolen. Anhang: 1. Diagnosticierung einiger Terricolen aus Sansibar und dem gegen- überliegenden Festlande. 2. Chylustaschen bei Eudriliden. Mit vier Tafeln 21— 50 Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhistorischen Museums in Hamburg. III 51—62 Dr. Georg Pfeffer. Die Fauna der Insel Jeretik, Port Wladimir, an der Murman-Küste. Nach den Sammlungen des Herrn Kapitän Hörn. I. Teil: Die Keptilien, Ami)hibien, Fische, Mollusken, Brachiopoden, Krebse, Pantopoden und Echinodermen. Nebst einer anhängliehen Bemerkung über die Insekten 63 — 96 Dr. Georg Pfeffer. Die Bezeichnungen für die höheren systematischen Kategorien in der Zoologie 97 — 106 Dr. Georg Pfeffer. Die Windungsverhältnisse der Schale von Planorbis. Mit einer Tafel 107—122 Dr. Georg Pfeffer. Über einen Dimorphismus bei den Weibchen dei- Portuniden. Mit zwei Tafeln 123—130 3 2044 106 260 367