66ZIZ iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiiii,. AbVdSn HNWV 00 1. FORTHE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Bou 1 3. Beiheft zum Jahrbuch der Hamhurgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XVIII. 1900. Mitteilungen aus dem Botanischen Museum in Hamburg. Inhalt: Seite R. Sadebeck, Direktor des botanischen Musenms nnd des Laboratoriums für Waarenkunde: Der Raphiabast. Mit 2 Tafeln nnd 4 Abbildungen im Text.. 1—42 Dr. E. Heinsen, Hamburg: Beobachtungen über den neuen Getreidepilz Rhynchosporium graminicola. Mit 4 Tafeln 4:5 — 55 G. B. King und Dr, L. Beh: Ueber einige europäische und an eingeführten Pflanzen gesammelte Lecanien 57 — 65 Hamburg 1901. Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem. 3. Beiheft zum Jahrbuch der Hamhurgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XVIII. 1900. Mitteilungen aus (lern Botanischen Museum in Hamburg. Inhalt: Seite R. Sadehcck, Direktor des botanischen Musenms und des Laboratoriums für Waarenkunde : Der Rapbiabast. Mit 2 Tafeln und 4 Abbildungen im Text.. 1 — 4-J Dr. E. Heinsen. Hamburg: Beobachtungen über den neuen Getreidepilz Rliynchosporium graminicola. Mit 1 Tafeln 4r> — 5ö G. B. Kinf/ und Dr. L. Reh: lieber einige europäische und an eingeführten Pflanzen gesammelte Lecanien 57 — G5 Hamburg 1901. Commissions-Verlao- von liUcas Gräfe & Sil lern. '/ U^A/^^^^^ Der Raphiabast Von 2?. Sadeheck, Direktor des Botanisclien Museums und Laboratoriums für Warenkunde. Mit 2 Tafeln und 4 Abbildungen im Text. Jjei der Durchmusterung der Drogen und Rohstoffe des Pflanzenreiches, welche in der Kolonial -Abteilung des Botanischen Museums zu Hamburg ausgestellt sind, ergiebt sich, dass über mehrere derselben bis jetzt nur unzulängliche wissenschaftliche Mitteilungen vorliegen. Es ist meine Absicht, in getrennten kleineren Aufsätzen die nötigen Er- gänzungen zu geben und die mir bekannt gewordenen Irr- tümer zu berichtigen. Behufs dessen benutzte ich auch die Sammlungen des Berliner Kgl. Botanischen Museums, welches infolge seiner wissenschaftlichen und zeitgemässen Entwickelung reichliches Untersuchungsmaterial mir zu liefern im Stande war. Ich beginne hier mit dem sog. Raphiabast, der seit einiger Zeit in ausserordentlich grossen Mengen eingeführt wird und jetzt ein sehr verbreiteter Handelsartikel geworden ist. K. Sadebeck Inhalt. Seite : 1) Die Herkunft des Raphiabastes. 2) Der anatomische Bau des Eaphiabastes 22 3) Zusammenfassung der anatomischen Merkmale 36 4) Die Zugfestigkeit des Raphiabastes 38 Der Raphiabast. I. Die Herkunft des Raphiabastes. Der sog. „Raphiabast" wird von der Oberseite der Blätter einiger weniger Arten der Palmengattung Raphia gewonnen. Er besteht aus 1 — 2 m langen, 1 — 3 cm breiten, gelblich-weissen (sandfarbenen) Bändern und hat äusserlich viel Aehnlichkeit mit den schmalen Baststreifen, welche aus dem Bast einiger dicotyler Bäume gewonnen werden. An den letzteren erzeugt der echte Bast unter der Rinde des Stammes einen Hohlcylinder und besteht allein oder wenigstens ganz vorwiegend aus Bastzellen, während bei dem Raphiabast, wie wir unten sehen werden, die Bastzellen nur einen bestimmten Teil des sog, Raphiabastes bilden. Man hat daher den Raphiabast, wahrscheinlich zur Unterscheidung von echtem Bast, auch als „Faser" bezeichnet.^) Dies giebt aber zu Verwechselungen Anlass, da die Raphia-Piassave — obwohl mit Unrecht — mitunter, namentlich in England, auch unter dem Namen „Raphia- faser" in den Handel gelangt. Der Raphiabast ist jetzt ein sehr verbreiteter Handelsartikel und wird namentlich in der Horticultur an Stelle des früher benutzten Linden- bastes verwendet ; er ist billiger und weicher als der Lindenbast, schneidet nicht ein und verletzt daher auch nicht die von ihm umgebenen jungen Pflanzenteile. (Das Nähere vergl. mail unten.) Von den Eingeborenen wird dieser Bast ausserdem für Flechtereien der verschiedensten Art, wie z. B. für die Herstellung von Matten, Vorhängen, Hüten, Taschen u. s. w. benutzt. Es ist aber auffallend, dass sowohl über die Pflanzen, welche den Raphiabast liefern, als auch über den Pflanzenteil, von welchem derselbe ganz allein gewonnen wird, so viele Irrtümer bestanden haben und z. T. noch bestehen. K. Müller sagt z. B.:^) „Der für Handel und Technik ') H a n a u s e k , Ed., Rapliiafasern (Zeitschrift des allgemeinen oesterr. Apotheker- Vereins. 1879, S. 184—187 und S. 217—220). Hanausek, J. T., Die Raphiafaser (Deutsche Botan. Gesellsch. III, 1885, S. 152 ff.) ^) K. Müller, Praktische Pflanzenkunde, S. 157. 6 ß. Sadebeck. wichtigste Bast aber ist der neuerdings so stark begehrte Eaphiabast, welchen man aus den Stämmen und Blattstieleu verschiedener afrikanischer und südamerikanischer Palmen gewinnt. Er ist weisslich-gelb, mehrere Meter lang, 2 — 7 mm breit, dünn, zähe, geschmeidig und etwas elastisch, und findet darum in der Gärtnerei jetzt die allgemeinste Anwendung beim Oculieren etc., weil er die Pflanzen nicht einschneidet und erstickt. Er wird jetzt in grösserer Menge eingeführt und ist billiger und besser für diesen Zweck als der Lindenbast." Obgleich nun inzwischen von Wies n er ^), Hanausek^) u. A. darauf hingewiesen wurde, dass der Eaphiabast von den Blättern (einer Raphia- palme) gewonnen werde, lässt Fr. v. Höhnel^) den Eaphiabast doch wieder von den Blattstielen genommen werden: „Eaphiastroh, die Epidermis der Blattstiele von EapJiia taedigera als Bind- und Flechtmaterial. Besteht aus dünnen Bändern, mit eingerollten Rändern." Auch nach Bottler^) soll der Eaphiabast aus der Epidermis der Blattstiele gewonnen werden. Derselbe sagt: „Raphiabast stammt von Rapliia taedigera, welche auf Madagaskar und in Westafrika vorkommt. Raphia wird aus der Epidermis der Blattstiele oben genannter Pflanze gewonnen. Es erscheint in Form weicher, dünner, gelblicher Bänder, welche an den Rändern eingerollt sind. Man verwendet dieses Material, welches besonders aus Madagaskar (Raphia Ruffia) in Europa importirt wird, zu Bind- und Flechtarbeiten." Das eine Mal (am Anfang) lässt der Verfasser den Raphiabast von Raphia taedigera, das andere Mal (am Ende seiner Mitteilung) von Raphia Ruffia gewonnen werden, obgleich bis jetzt noch Niemand Raphia taedigera auf Madagaskar beobachtet hat. Hierüber hätte sich der Verfasser in der vorhandenen Litteratur wohl informieren können. Dass der Verfasser aber die Gewinnung des Raphiabastes wieder auf die Epidermis der Blattstiele zurückführt, ist ein um so bedauerlicherer Fehler, als schon 1895 von Thiselton Dyer die Gewinnungs weise des Raphiabastes eingehend beschrieben worden ist.^) ') Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. Leipzig, 1873; S. 324. ^) Hanausek, a. a. 0. 1885. ^) Fr. V. Höhnel, Die Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe. 1887; S. 56. *) Max Bottier, Die vegetahilischen Faserstoffe. 1900; S. 80. ^)Dyer, Thiselton, Kew bull. no. |^ (April and May 1895), S. 88—92: Eafiia from WestaMca (enthält Bemerkungen über den Raphiabast von Westafrika und die Gewinnungsweise des Raphiabastes von Madagaskar, sowie eine Aufzählung der westafrikauischen Raphia -knQv). — Derselbe: Kew bull. no. 107 (Novbr. 1895). Enthält drei Gutachten zweier Londoner Firmen über den geringen Wert des west- afrikanischen Raphiabastes gegenüber dem madagassischen. — Man vergl. auch: Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. Jena, 1898. S. 9 ff. Der Raphiabast. 7 Ueber den Raphiabast liegen also mehrere Mitteilungen^) vor, dieselben enthalten aber meistens vielfache Irilümer und erstrecken sich nicht auf die einzelnen Handelssorten desßaphiabastes und ihre Unterschiede, da hierüber bisher nichts Näheres bekannt war. Es ist in der That auch mitunter sehr schwer, über einzelne Handelssorten und ihre Herkunft etwas Sicheres zu erfahren, wenn man nicht die directen Bezugsquellen kennt. Ich habe auch erst in der letzten Zeit Kenntnis davon erhalten, dass im Handel drei Sorten Raphiabast vorkommen (resp. bis vor kurzer Zeit vorkamen), welche verschiedener Herkunft sind und auch verschieden bewertet werden. Ich hatte bisher vielmehr geglaubt, dass der Raphia- bast nur in zwei Sorten in den Handel gelange, von denen die bessere aus Madagaskar, die andere, minderwertige Sorte dagegen aus Westafrika stamme. Es hat sich aber herausgestellt, dass allein aus Madagaskar zwei verschiedene Sorten Raphiabast eingeführt werden, nämlich der sogenannte „helle" und der „dunkle" Raphiabast, deren Farben- verschiedenheit indessen nicht immer so gross ist, wie man nach der genannten Bezeichnungsweise der Handelsware annehmen sollte. Der helle Raphiabast von Madagaskar, die wertvollste aller Sorten des Raphiabastes, stammt von der Westseite der Insel und wird von Majunga und Nosi-Be, also nur von den Häfen der West- küste verschifft; er ist sandfarbig, bandartig (wie auch alle anderen Sorten) und hat eine Länge von ungefähr 1^2 Meter. Dieser Raphiabast wird von den Blättern von Rapliia pedunculata P. B.-) gewonnen. Zur Herstellung desselben dienen die 1^ — 2 Meter langen jungen Blattfiedern, welche in der Mitte 5 — 7 cm breit sind, nach der Spitze und Basis zu aber sich verschmälern. Es wird zunächst die Mittelrippe entfernt, indem die beiden Fieder- hälften durch ein kleines scharfes Messer von derselben abgetrennt werden. Darauf wird auf der Blattunterseite in einer Entfernung von 4 — 6 cm von der Fiederbasis ein Einschnitt quer zur Länge der Fieder gemacht und von da die Oberseite des Blattes bis zum Fiederende abgezogen, die Oberhaut der Blattunterseite nebst dem Mesophyll und den Gefässbündeln aber als unbrauchbar fortgeworfen. An dem unversehrt gebliebenen kurzen Basalstücke einer Fiederhälfte bleibt alsdann nur die Epidermis der Oberseite nebst den von ihr bedeckten subepidermalen ') Ausser den bereits angeführten Mitteilungen sind noch folgende zu nennen: Hanausek, E., Raphia-Gewebe (Der oesterr. Kaufmann. Herausgegeben von Ressel, Al)tbeilung-: Allgemeine Warenkunde; l.S!S5, Nr. 12, S. 268). — H. Grothe, Spinnerei, Weberei, Appretur u. s. w. auf den Ausstellungen seit 1867, S. 56. ^) Palisot de Beauvois; Flore d'Oware et de Benin en Afrique, Paris 1806; S. 78. {RapJiia pedunculata P. B. = Raphia Rufjia Mart.) § R. Sadebeck. Bastrippen als ein etwa 2—3 cm breites und 1—2 m langes Band zurück (man verg'l. Taf. I, Fig. 1, sowie unten bei der Darstellung der Anatomie des Eaphiabastes) ; dieses Band allein bildet den Kaphiabast. Mitunter wird die Blattoberseite nebst den Bastrippen auch von der Spitze der Blattfiedern aus abgezogen; in diesem Falle bleibt natürlich an Stelle des 4 — 6 cm langen Basalstückes ein etwa ebenso langes Ende von der Spitze einer Fiederhälfte zurück. An diesen unversehrt gebliebenen Basalstücken resp. Enden der Fiedern werden die gewonnenen Baststreifen zu kleinen Bündeln zusammen- gebunden und an Stangen, Latten und dergl. sorgfältig getrocknet. Diese unversehrtgebliebenen Stücke werden auch von der Handelsware, welche in den genannten Bündeln versendet wird, nicht entfernt. Findet man daher an einem Eaphiabast die genannten, unversehrt gebliebenen Stücke der Fiedern, so ist dies meist ein Beweis dafür, dass man den hellen Eaphiabast von Madagaskar, also die beste Sorte, vor sich hat. Es ist indessen nicht sicher, ob man nicht neuerdings auch bei der Gewinnung anderer Sorten des Eaphiabastes in gleicher Weise verfährt. Die genannten, unversehrten Basalstücke würden dann allerdings nicht immer als äusserliches Merkmal für hellen Eaphiabast von Madagaskar gelten können. Beim Trocknen der von den Blättern erhaltenen Epidermisstreifen, d. h. des hellen Eaphiabastes, schlägt sich derselbe oft in seiner ganzen Länge, namentlich aber in der Mitte, mit den Eändern unregelmässig, mitunter bis zur halben Breite um und bildet daher keinen scharfen Eand. Infolge der Längsfaltungen und des meist umgeschlagenen Eandes erscheint der Bast meist nur Vs— 1 cm, mitunter auch nur 2—4 mm breit, schneidet aber nichtsdestoweniger beim Binden junger Pflanzenteile, zu welchen Zwecken er in der Horticultur benutzt wird, nicht ein, weil er einen umgebogenen, also keinen scharfen Eand besitzt. Lu Wasser breitet sich der Bast dagegen schon nach ganz kurzer Zeit wieder vollständig aus und wird zu einem etwa 2 — 3 cm breiten Bande. Die Angabe Hanausek's^), dass der Eaphiabast eine Breite von 0,5—1 mm besitzt, ist für keine Sorte des Eaphiabastes zutreffend und überhaupt wohl nur auf einen Druckfehler zurückzuführen. Da dieser Bast leicht Farben annimmt, werden aus schmäleren Streifen desselben (man vergl. unten) von den Eingeborenen gemusterte Gewebe hergestellt und zu Taschen, Matten, Vorhängen, Mützen u. s. w. verarbeitet. Die sog. feinen und meist bunten Eaphia-Gewebe des Handels stammen ausnahmslos von dem hellen Eaphiabast. Die schwarze und schwarz-violette Farbe stellen die Eingeborenen aus einem Deco et von Aloeblättern her. Für die Gewinnung der roten >) a. a. 0. S. 155. Der Raphiabast, 9 Farbe benutzen sie Orlean, Henna, die Wurzeln einer nicht näher bestimmten Eubiacee u. s. \v. Auch für „gelb" sind den Eingeborenen mehrere Farbstoffe, darunter natürlich auch Curcuma bekannt, während sie Indigo oft mit gelben Farbstoffen vermischen und zur Herstellung einer grünen Farbe benutzen. Fig. 1. Früchte von Raphia-Arten. (Nat. Gr.). — A) Eaphia pedunculata P. B. Madagaskar, Westseite. Eine Fruclit des von .1. M. Hildebrandt am 5. Juni 1880 eingesendeten, im Königl. Botanischen Museum zu Berlin befindlichen Fruchstandes. — B) Raphia pediinculata P. B., Brasilien, ausgeprägt birnförmig. — C) Raphia spec, Liberia (leg. Dinklage). In dem Königl. Botanischen Museum zu Berlin befindet sich ein grosser Fruchtstand von Raphia peduncidata P. B. nebst einem dazu gehörigen Blatte. Beides wurde an der Westseite von Madagaskar, in der Nähe von Nosi-Be von J. M. Hildebrandt gesammelt und traf 10 R. Sadebeck. am 5. Juni 1880 in Berlin ein.^) Die einzelnen Früchte (Textfigur 1, A) stimmen mit denen überein, welche Palisot de Beauvois von Rapliia ped^mculata abbildet^), sind aber teilweise mehr oder weniger eiförmig, also nicht so birnförmig, wie Beauvois sie zeichnet. Aber man findet Übergänge von den birnförmigen zu den eiförmigen Früchten auf demselben Fruchtstande. Das eingesendete Blatt hat die bekannten aussergewöhnlichen Dimensionen der Eaphiablätter, ist aber durch die grossen und relativ zahlreichen Stacheln ausgezeichnet, welche die Mittelrippe der Fiedern namentlich nach der Basis zu bedecken. Die kleineren Stacheln am Eande der Fiedern findet man dagegen auch bei mehreren anderen Bcq^hia- Arten. In dem Botanischen Museum zu Hamburg befinden sich dagegen mehrere Früchte aus Brasilien, welche eine bedeutend ausgeprägtere Birnform besitzen (Textfig. 1, B), als die von Hildebrandt in Madagaskar gesammelten. Baphia pedunculata P. B. wurde bis vor kurzer Zeit (ob auch jetzt noch?) in dem Botanischen Garten auf Tenerilfa kultivirt. Von dort erhielt das Hamburgische Botanische Museum grosse Fruchtstände mit zahlreichen reifen Früchten.^) Die letzteren stimmen vollständig mit denen überein, welche von Hildebrandt aus Madagaskar gesendet worden waren. Das Nährgewebe dieser Baphia -kxt ist durch sehr dicke Euminationen ausgezeichnet; dieselben findet man in gleicher Weise bei der auf Madagaskar wild wachsenden, wie bei der auf Teneriffa kultivirten Pflanze. (Textfig. 3, A u. B). Die im Hamburgischen Botanischen Museum befindlichen Früchte von Baphia pedunculata, welche aus Brasilien stammen, sind durch glänzend rotbraune Schuppen ausgezeichnet und im Ganzen erheblich grösser als die aus Madagaskar und Teneriffa stammenden. Die beiden letzteren sind ziemlich gleich gross und durch glänzend-gelbbraune, etwas kleinere Schuppen leicht von den amerikanischen zu unterscheiden. Die Form der Euminationen bleibt sich nichts desto weniger überall gleich, in den amerikanischen Früchten werden sie vielleicht im Allgemeinen etwas mächtiger, in den Samen der wilden Pflanze treten sie zuweilen etwas spärlicher auf (Textfig. 3, A und B). Gallenbildungen. — In dem Botanischen Museum zu Hamburg findet man einen aus Brasilien stammenden, relativ kleinen Fruchtstand von Baphia pedunculata P. B., dessen Früchte durchweg melir oder weniger ') Nach einer gütigen brieflichen Mitteilung des Herrn Rektor R e n s c h in Berlin, der über die Reisen des Herrn J. M. Hildebrandt auf das Genaueste unterrichtet ist. 2) a. a. 0., PI. XL VI. ') Man vergl. Kulturgewächse der deutschen Kolonien, S. 6, Fig. 4. Der Eaphiabast. 11 verkrüppelt sind. Audi an anderen ans Südamerika eingesendeten Frucht- ständen dieser Ba/phia-Art, von denen im Hamburgischen Botanischen Museum kleinere Aeste vorliegen, beobachtet man dieselbe Erscheinung. Fig. 2. Deformierte Früchte von Raphia pedunculata P. B. aus Brasilien, mit Galleu- bildung-en. Zwei Samenanlagen sind zu Gallen entwickelt worden. — Nat. Gr. Oeffnet man derailige Früchte, so findet man, dass an Stelle des Samens Gallen zur Ausbildung gelangt sind, und zwar meist 2 oder 3 Gallen (Textfigur 2, A und B), Während in dem normalen Gange der Entwickelung 2 Samenanlagen des 3-fächrigen Fruchtknotens fehlschlagen, gelangen durch den Reiz, welchen die Inquiline ausübt, in der Regel zwei, seltener alle drei Samenanlagen (mitunter allerdings auch nur eine) zur Weiterentwickelung resp. zur Bildung einer Galle. Dieselbe ist in jedem Falle von einer Samenhaut umgeben, welche derjenigen des normalen, ausgebildeten Samens gleicht. Es scheint, dass die Früchte der aus Amerika stammenden Baphia pedunculata P. B. nicht selten diese B'ildungsabweichungen erfahren; bei den Früchten dieser Baphia -S'^eoie^, welche aus Madagaskar oder Teneriffa stammen und in ausreichender Anzahl zur Vergleichung vor- lagen, fanden sich niemals Gallenbildungen. Von den anderen Baphia-Avten habe ich diese Erscheinung nur noch bei den Flüchten einer Varietät der Baphia HooJceri Mann und Wendl. (resp. einer derselben nahestehenden, aber bis jetzt noch nicht unterschiedenen Art) beobachtet. Dieselben wurden in Usambara (Wilhelmsthal) von Glauning im Februar 1900 gesammelt und dem Königl. Botanischen Museum zu Berlin eingesendet. In diesen Früchten waren, soweit ich dieselben untersuchen konnte, stets sämmtliche 3 Samenanlagen zu Gallen ausgebildet worden, welclie in gleicher Weise, wie die oben 12 ß. Sadebeck. beschriebenen Gallen der Raphia pedunculata, von der hellgelben, glänzenden Samenhaut umgeben werden. Es liegt nicht im Rahmen dieser Abhandlung, auf die genannten Gallenbildungen näher einzugehen. Auch ist das bis jetzt vorliegende Material noch zu unvollständig, um eine eingehende Untersuchung zu ermöglichen. Ich will daher nur kurz erwähnen, dass das Nährgewebe sehr eigenartige Veränderungen erleidet, deren Studium auch ein allgemeineres Interesse beanspruchen würde. Ueber die Natur der Inquiline habe ich an den von mir untersuchten Gallenbildungen nichts Näheres beobachten können. Der dunkle Eaphiabast von Madagaskar wird von der Ostseite der Insel bezogen und gelangt über Tamatave in den europäischen Handel. Die Stammpflanze dieses Bastes ist nicht genau bekannt, es ist dies vielleicht eine Varietät von Raphia pedunculata P. B. (was mir am wahrscheinlichsten ist)^ oder eine neue, noch nicht beschriebene Species. Palisot de Beauvois^) macht nämlich hierauf aufmerksam: „M. Aubert du Petit-Thouars m'a assure l'avoir observee, et reconnu meme deux varietes qui peut-etre, mieux examin ees, donneraient une troisieme espece." Als ich die Anatomie des Raphiabastes (man vergleiche unten) studirte, wurde ich nicht zu derselben Ansicht geführt, obgleich icli in- folge dieses Passus in der Arbeit von Palisot de Beauvois meine besondere Aufmerksamkeit hierauf richtete. Der dunkle Eaphiabast ist etwas dunkler als die helle Sorte und wird weniger geschätzt, als der helle Bast. Ueber die Art und Weise seiner Gewinnung, welche offenbar weniger sorgfältig betrieben wird, besitzen wir keine so genauen Mitteilungen wie für die helle Sorte, aber die für die letztere im Allgemeinen bezeichnenden, unversehrten Basalstücke fehlen dem dunklen Bast. Die Eingeborenen suchen die ursprünglich dunklere Farbe dieses Bastes durch verschiedene Einwirkungen auf denselben, wodurch vielleicht Fermentationsprocesse entstehen, zu beseitigen. Aber die hauptsächlich wohl auf die sorglosere Gewinnungs- weise zurückzuführende geringere Güte dieses Bastes, durch welche der geringere Marktpreis desselben bestimmt wird, lässt sich durch solche künstliche Mittel kaum wieder ausgleichen. Man hat daher u. A. bis jetzt noch nicht erreicht, dass dieser Bast in gleicher Weise Farben annimmt, wie die helle Sorte. Die aus dem dunklen Bast gewebten Matten können also nicht die gefälligen Muster erhalten, wie die aus dem hellen Bast hergestellten Gegenstände. 1) a. a. 0. Der Raphiabast. 13 In Madagaskar wird dieser Bast vielfach zur Herstellung von Matten verwendet; hierzu werden Längsstreifen benutzt, welche der Länge nach gefaltet werden, so dass der Bast in doppelter oder mehrfacher Lage verflochten werden kann. Hierdurch wird ein rel. festes Gewebe erhalten, welches — infolge der Faltungen — etwas dicker ist, als dasjenige des hellen Bastes und als grobe Eaphiamatte im Handel bekannt ist. Bei einer näheren Prüfung dieser Matten sieht man jedoch, dass das Gewebe aus zweierlei, rechtwinklig sich kreuzenden Baststreifen besteht, nämlich entweder dunkleren und schmäleren Streifen oder breiteren und helleren Streifen. Die schmäleren Streifen sowohl als die breiteren verlaufen in dem Gewebe unter einander parallel. Diese beiden Arten von Streifen sind auch anatomisch zu unterscheiden (man vergl. unten). Auch die unverflochtenen Baststreifen der dunklen Sorte kommen in beträchtlicher Menge nach Europa und werden u. A. in ähnlicher Weise in der Horticultur benutzt, wie die helle Sorte. Der westafrikanische Eaphiabast, welcher bis vor einiger Zeit in den europäischen Handel gelangte, ist eine durchaus minderwertige Sorte. Er besitzt allerdings die Länge des madagassischen Bastes und ist teilweise sogar etwas breiter als dieser. Er schlägt sich beim Trocknen ebenfalls um und wäre in der Horticultur verwendbar, wenn er nicht so leicht in Längsstreifen sich spaltete. Der Marktpreis dieser Sorte ist ausserordentlich gering, sie gelangt daher schon seit Jahren nicht mehr in den Handel und findet höchstens noch als Packmaterial Verwendung, lieber die Art und Weise, wie dieser Bast von den Blättern gewonnen wird, wissen wir nichts Sicheres. Auch die Pflanze, von welcher dieser Bast gewonnen wird, kennen wir nicht mit Sicherheit. Wie unsicher überhaupt unsere Kenntnisse über die westafrikanischen RaxjJda- Arten sind, zeigt u. A. folgender Fall, Mann und Wendland ^) schreiben über Raphia Hoökeri: „Segmentis spinosis subtus glaucis." Engler^) theilt dagegen mit, dass die Bambupalme {Rajjhia Hookeri Mann und Wendland) beiderseits grüne, die Piassave-Palme {Raphia vinifera P. B.) dagegen unterseits grau bereifte Blätter besitze. Wer hat nun Recht? Engler, der ausdrücklich hervorhebt, dass er die eingesendeten Früchte nach Mann und Wendland's Abhandlung^) bestimmt hat, ist dieser Widerspruch zwischen seinen und den Angaben Mann's wohl entgangen, da er denselben nicht bespriclit und erklärt. 0 On the Palms of Western Tropical Africa (Trans. Linn. Soc. Vol. XXIV. 1863. p. 438.) ^) Herrn Dinklages Beobachtungen über die Raphia - Palmen Westafrikas (Notizbl. des Königl. Botan. Gartens und Museums zu Berlin. II. Bd. S. 182). 14 E" Sadebeck. Um hierüber in's Klare zu kommen, habe ich Herrn Ulrich Petersen in Old Calabar ersucht, mir Früchte und Blätter von Raphia- Palmen zu senden. Ich erhielt auch ein prächtiges Material; Blätter, d. h. mehrere einzelne Fiedern, einzelne Samen, Samen mit Keimpflanzen, welche bereits mehrere Blätter entwickelt hatten, u. s. w. Bei der näheren Untersuchung- der Samen ergab sich, dass der Embryo und die Euminationen desselben (Textfig. 3, D) genau übereinstimmen mit der Abbildung, welche Paliso t de Beauvois von Raphia vinifera gegeben hat. ^) Die Fiedern der ausgewachsenen Blätter waren aber auf der Unter- seite graugrün und an den Rändern sowohl, als auf der Mittelrippe mit — allerdings ziemlich zarten — fast anliegenden Stacheln versehen, welche nach der Spitze des Blattes gerichtet sind. (Die Stacheln des Blattes \ on Baphia pedimculata, welche die Mittelrippe bedecken, sind unverhält- nismässig stärker.) Auch die Angabe, welche P. d. Beauvois über Baphia vinifera giebt, „folioles pinnees et epineuses", steht der Annahme nicht entgegen, dass die von Old Calabar eingesendeten Blätter in der That von Baphia vinifera abstammen; wir haben ja oben gesehen, dass sie ebenfalls stachelig sind. Dagegen könnte es allerdings auifallen, dass P. de Beauvois nichts darüber sagt, dass die Unterseite der Fiedern grau bereift ist. Es ist aber zu bemerken, dass der graue Reif sehr bald unscheinbar wird, wenn die Blätter in einem Museum, namentlich bei Zutritt des Lichtes und der Luft aufbewahrt werden; vielleicht haben Beauvois nur derartige alte Blattfledern vorgelegen, an denen der graugrüne Reif nicht mehr zu erkennen war. Mann und Wendland sagen über die Blätter von Baphia vinifera überhaupt nichts, sondern besprechen nur die Früchte. Die Abbildungen aber, welche sie von den Früchten und dem Querschnitt des Samens geben ^), stimmen nicht mit den Abbildungen von Baphia vinifera, welche Beauvois veröffentlicht hat^), überein und haben daher nur Verwirrungen gebracht. Auch mit der Baphia Gaertneri, welche diese Autoren als eine neue Art begründet zu haben glauben, ist zunächst nicht viel anzufangen, da auch diese Abbildungen von Mann und Wendland recht viel zu wünschen übrig lassen und gar nicht einmal mit der Abbildung von Sagus Palma Pinus Gaertn."^) genau übereinstimmen, wie diese Autoren angenommen haben. ^) Palisot de Beauvois, Flore d'Oware et de Benin en Afrique, Paris 1806. p. 75 ff. PI. XL VI. 2) a. a. 0., Tab. 42. 3) a. a. 0. PI. XLYI. ^) Gaertner, Fruct. et Sem. i. p. 27, tab. 10. Fig. 1. Der Raphiabast. 15 Will man daher Sicherheit haben, was nnter Baphia vinifera P. B. zu verstehen ist, so bleibt nichts übrig-, als auf die Original -Arbeit von Beauvois zurückzugreifen. Dies wird dadurch erleichtert, dass die besten Abbildungen, welche wir überhaupt von der Frucht und den Samen von Eajjhia vinifera kennen, immer noch diejenigen sind, welche Beauvois in seiner afrikanischen Flora (1800)^) niedergelegt hat. Hiernach kann man Baphia vinifera mit Sicherheit bestimmen. Ä. B. C J). Fig. 3. Querschnitte durch das Endosperm von i?a|;/im- Arten mit den tief ein- dringenden, bei den einzelnen Arten aber sehr verschiedenen Ruminationen. Bei E der Embryo. — A) RapUa pedunculata P. B. (Madagaskar) ; B) R. pcdunculata P. B. (auf Teneriffa cultivirt); C) RapJiia spec. (Liberia); D) Raphia vinifera P. B. (Old Calabar). — Nat. Gr. 0 a. a. 0. PI. XL VI. 16 B. Sadebeck. Hieraus entnehme ich aber andererseits, dass Engler wahrscheinlich sich irrte, als er die von D in klage aus Liberia eingesendeten Früchte als von Baphia vinifera P. B. abstammend erklärte ^), denn die Euminationen der Samen derselben, deren Photographien in der Textfigur 3, C v^iedergegeben sind, weichen so sehr von denen der echten Baphia vinifera (Textfigur 3, D) ab, dass ich die Annahme als ausgeschlossen betrachte, dass Samen mit derartig verschiedenen Euminationen einer und derselben Species zugezählt werden können. Wissen wir doch auch von anderen Baphia- kview, dass gerade die Euminationen der Samen sehr constant bleiben und z. B. die Euminationen der auf Teneriffa kultivirten Baphia peduncidata P. B. von denen der wilden Form fast gar nicht abweichen, insbesondere aber ihre relative Dicke als charakteristische Eigenschaft dieser Species stets behalten, wie oben bereits nachgewiesen wurde (Textfig. 3, A und B). Die von Dinklage aus Liberia eingesendeten Samen sind aber in der That durch äusserst dünne und zahlreiche Euminationen und durch so tiefe Eaphefurchen ausgezeichnet (Textfig. 3, C), wie man sie bei keiner anderen Baphia-Art wiederfindet. Sie gehören offenbar einer bisher unbeschriebenen Species an. Allerdings kenne ich bis jetzt nur die Früchte und kann daher heute noch keine definitive Entscheidung treffen, namentlich auch, weil die Embryonen der mir vorliegenden Früchte so vertrocknet waren, dass ihre Form auch nach den Versuchen, sie aufzuweichen, sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen Hess. Andererseits aber wird meine oben aus- gesprochene Annahme dadurch unterstützt, dass auch die äussere Form der aus Liberia stammenden Früchte nicht genau mit denen der echten Baphia vinifera P. B. übereinstimmt. Die Früchte der aus Liberia stammenden Baphia-Art haben kleinere Schuppen und sind auch im Ganzen kleiner als diejenigen der Bayhia vinifera P. B.; auch besitzen sie die breite Furche, welche die Mitte der Orthostichen durchzieht, nicht in dem Maasse, wie die echte Baphia vinifera (Textfig. 1, C). Allerdings muss man absehen von den z. T. unzutreffenden Abbildungen, welche Mann und Wendland gegeben haben. Was nun die Zahl der Orthostichen der Panzerschuppen anlangt, so habe ich gefunden, dass dieselbe für jede Baphia- Ari innerhalb bestimmter Grenzen stets constant ist, die rel. geringe Zahl von 8 — 10, also durchschnittlich 9 Orthostichen aber nur für Baphia vinifera P. B. und B. Oaertneri Mann und Wendland angegeben wird. Da nun auch die vorliegende, von Dinklage aus Liberia eingesendete Art nur 9 Ortho- stichen enthält, so lag es nahe, dieselbe mit einer der oben genannten 0 a. a. 0. S. 182 und 183. Der Raphiabast. j[7 Arten zu identificiereii. Die Itlentificieruiig mit B. vinijera P. B. ist nicht möglich, wie oben dargethan wurde, es bleibt also die Frage noch be- stehen, ob diese Art aus Liberia vielleicht als Raphia Gaertneri M. u. W. aufzufassen ist. Aber die Euminationen, welche Mann und Wendland für B. Gaertneri abbilden, stimmen eher mit denjenigen von B. vinifera P. B. (Textfigur 4) überein, als mit der Textfigur 3, welche die Rumina- tionen der von Dinklage eingesendeten Art darstellt, dieselben jedoch trotz des photographischen Bildes leider nicht so charakteristisch hervor- treten lässt, wie an dem Untersuchungsmaterial selbst. Auch Drude giebt in der Flora Brasiliensis eine Abbildung des Samens von B. vinifera, aber die schmalen und zahlreichen Euminationen, welche Drude zeichnet, stimmen nicht mit denen der echten B. vinifera P. B. überein, sondern eher mit denen der Früchte, welche Dinklage aus Liberia gesendet hat. Wir haben also hier sehr wahrscheinlich eine bisher übersehene Art vor uns. Dass übrigens unter dem Namen Bapliia vinifera mehrere Arten begriffen werden, ist auch aus den Beschreibungen der Autoren ersichtlich. Beauvois^) sagt, dass Baphia vinifera ein Baum von mittlerer Grösse sei, und die Baphia -SVcimme, welche sich in dem Hamburgischen Botanischen Museum befinden, zeigen dies auch deutlich, zugleich aber auch, dass von ihnen die afrikanische Piassave erhalten wird (Textfigur 4). Dagegen wird von Forschungsreisenden betont, dass die Stammentwickelung fast ganz unterbleibt. G. Schweinfurth^), auf dessen Angaben man doch einen besonderen Wert legen muss, fand die BapJiia-Vahne an den dem Tsad- Bassin tributären Bächen, wo sie die Uferwälder und dichten Dschungel erfüllt, und sagt: „Im Inneren der Uferwälder mit Vorliebe an die Ufer des Baches gedrängt oder auf unter Wasser gesetztem Erdreiche wurzelnd ei'heben sich die buschbildenden Blätter ohne eigentlichen Stamm aus dem Boden und erreichen in sanfter Bogenkrümmung eine Länge von 15 — 20 Fuss, Dasjenige, was man, von aussen betrachtet, Stamm nennen könnte, besitzt höchstens eine Länge von 4 Fuss über dem Boden. Trotz des grossen Consums (an Blättern) seitens der Eingeborenen stiess ich in den Dschungeln nirgends auf Exemplare, denen durch Abschneiden aller unteren Blattstiele ein stamm- bildendes Aussehen gleichsam aufgedrängt worden wäre".^) ') a. a. 0. S. 75. ^J G. Schweinf urth, Bericht über die botanischen Ergebnisse der ersten Niam- Niam-Eeise, Januar— Juli 1870 (Bot. Ztg. 1871 S. 335). ') Die Eaphia-Stäinme, welche aus Westafrika dem Botanischen Museum eingesendet wurden, sind — z. T. durch das Abschneiden der unteren Blätter — deutlich stamm- artig und 10 — 12' hoch. (Man vergl. Textfigur 4). 2 18 E. Sadebeck. Fig. 4. Stämme westafrikanischer Raphia- Palmen, wahrscheinlich von BapJiia vmifera P B abstammend, mit Piassaven resp. abgeschnittenen Piassaven, aus der Kolonial-Abteilung des Hamburg. Botanischen Museums. Links ein sich gabelnder, junger Stamm, rechts zwei ältere, 3—4 m hohe Stämme. Der Raphiabast. 19 Auch Soyaux^) schreibt: „stammlose Burdäopalme (Rapliia viniferay^. Nach Güssefeldt wird dieselbe auch Bambuspalme genannt. Ob nun Baphia vinifera P. B. derart variirt, dass sie das einemal einen ca. 10 Fuss hohen Stamm ausbildet, das anderem al die Stamm- entwickelung- sehr zurückbleibt, ist sehr fraglich. Bemerkenswert ist nur, dass Schweinfurth eine Piassavebildung nicht beschreibt; eine derartige Erscheinung wäre Schweinfurth sicher nicht entgangen. Auch Soyaux und Güssefeldt berichten nichts hierüber, stimmen aber in ihren Berichten über die Verwendung ^qt Rapliia vinifera mit Schweinfurt überein, der sagt (S. 335): „Die grossen Blattstiele haben in der Mitte meist eine Dicke von 7 Centimeter im Durchmesser, doch werden häufig weit stärkere Exemplare angetroffen; sie finden im Lande der Mombuttu eine ebenso vielseitige Verwendung, wie am Gabon und in ganz Guinea, namentlich zum Aufbau der Häuser. Die schönen Bänke der Mombuttu werden aus ihnen angefertigt und die bahnhofartigen Hallen Munsa's sind ganz aus solchen festen Stäben eriichtet, mit einer Kühnheit und Leichtigkeit der Construction, für welche es bei uns ganz an Material fehlen würde, und das höchstens Fischbein zu ersetzen im Stande wäre. Weder Pflöcke noch Nägel kommen dabei in Anwendung, sondern die Häuser sind vollständig von oben bis unten zusammengenäht mit Hülfe des ebenso unentbehrlichen drahtfesten Eotang". Diese Raphiaart, welche Schweinfurth als Baphia vinifera P.B. bezeichnet, hat Drude genauer untersucht^) und gefunden, dass dieselbe von B. vinifej'a verschieden und als eine neue Art zu betrachten ist, welche nicht einmal in den Verwandtschaftskreis der B. vinifera gehört^ sondern eher in denjenigen der B. peduncidata P. B. Drude bezeichnet diese neue Art mit Bezug auf den charakteristischen Standort als Baphia MomliUtoi'um und fasst die hauptsächlichsten diagnostischen Merkmale, wie folgt, zusammen: „Sechs Staubblätter auf dicker Filamentsäule, ein sehr kurzer Kelch und lange schmal -lanzettliche Petala der (^ Blh., andererseits der Mangel jeglichen Andröceal-Rudimentes in der kurz abgestutzten Corolle der ? Blüthen, dagegen Früchte, welche sich noch später als bei B. vinifera zu entwickeln scheinen. „Ueber die Vegetations- organe fügt Drude noch hinzu: „Die zu dem Blüthenexemplar gehörigen Blattstücke tragen über 1 m lange Segmente von 4 cm Breite im unteren Drittel; ihre Unterseite ist schwach grau bereift. Sie sind stacheliger, als irgend welche anderen von mir in Herbarien gesehenen Baphia- ') Soyaux, Vegetations-Skizzen von der Loango-Küste (Zeitschr. der Ges. f. Erdkunde zu Berlin, X, 1875. S. G2 ff.). — Güssefeldt, P., Bericht über die Reise nach den Nhanga (Ebenda, S. 142 ff). ^) 0. Drude, Die Palmenflora des tropischen Afrika (Beiträge zur Flora von Afrika, X, in Engler's Botanischen Jahrb. XXI, S. 108 ff). 20 R- Saclebeck. Segmente, indem der starke Mittelnerv oberseits und die zarten Eandnerven in Abständen von ca. V2 — 2 cm mit steifen, stark nach vorn gekrümmten und mit sehr starker stechender dunlvelbrauner Spitze versehenen Stacheln von ca. 2 mm Länge versehen sind. Aus dem kleineren Blattfragment von Okel im Djurlande ergiebt sich ausserdem, dass die einzelnen Segmente weite und etwas unregelmässige Abstände unter sich haben; die Abstände sind 1 — iVäcm grösser, als die dort etwa 2V2 — 3 cm betragende grösste Breite der Segmente". Ausserdem besitzt Eaphia Mombuttorum Drude 12 Orthostichen von Panzerschuppen, R. vinifera P. B. aber nur 8 — 9 Orthostichen. Hierdurch wäre aber eine Identiflcierung mit B. vinifera von vorneherein schon ausgeschlossen, da die Zahl der Ortliostichen nie- mals bei einer und derselben Äa_p72ia- Art derartigen Schwankungen unterliegt. Eine sehr wertvolle Beobachtung finden wir auch bei Pechuel- Lösche^), der sagt: „Die Eingeborenen unterscheiden 3 Arten der Raphia, die zwar noch der wissenschaftlichen Bestimmung harren, aber gewiss auch von den Botanikern anerkannt werden dürften. Drude (a. a. 0.) fasst die Bezeichnungen und Merkmale Pechuel-Lösche's in folgender Weise zusammen: „1) R. vinifera = Ntömbi li Kongo: Verbreitetste Art. Blattstiele („Schäfte") gelbrot. Erüchte klein, länglich. Faser geringer an Wert, leicht brüchig werdend. 2) R. maxima = Mtömbi li voä: Eiesigste Wedel! Schäfte der- selben gelb oder gelblich grün. Längliche Erüchte gross. . Fasern gut. 3) R. textüis ^^ Ntömbi li nimba: in Hinsicht auf Easernutzung die beste Art. Schäfte schlank, dunkelgrün, oft violett überlaufen: „oft bis zur halben Länge des Wedels walzenrund und blattlos" (d. h. also Blattstiel so lang als die die Fiedern tragende Rippe), von ausgezeichneter Festigkeit. Grosse Erüchte, fast kugelförmig. Fasern (von den Fiedern stammend) am zähesten." Wenn Drude im Anschlüsse hieran sagt, dass es sehr schwer ist, diese 3 Arten mit denjenigen, welche Mann und Wendland (a. a. 0.) besprochen haben, zur Deckung zu bringen, so muss man ihm ohne Weiteres beistimmen; aber ich kann meine Bedenken gegen die Identi- flcierung von R. textiUs Pechuel-Lösche mit R. Wehvitschü Wendl. nicht überwinden, da über die letztere nur die sehr unvollständige Mitteilung von Mann und Wendland vorliegt und die fast kugelförmige Gestalt der Erüchte von R. texHlis mit der Abbildung der Früchte von R. Wel- witschii Wendl. nicht übereinstimmt. Uebrigens ist bereits von Wel witsch (Apont.) eine Raphia texülis als Art aufgestellt worden; die hierauf bezügliche Original- Mitteilung ist aber schwer zugänglich und konnte von mir nicht verglichen werden. ') Loango-Expedition III. S. 164. t)er ilapliiabast. 21 Aus allem Diesem ersieht man, wie unsicher unsere Kenntnisse über die Artenbegrenzung in der Gattung Rapliia sind. Auch über morphologische Fragen herrschen noch Widersprüche: Mann und Wendland^) sagen, dass der Fruchtkolben stets terminal stehe, Martins^) dagegen beschreibt ihn lateral, und auch Schweinfurth^) sagt: „Aus den Achseln der vor- letzten oder vorvorjährigen Blattkreise entspringen die fast sitzenden Blüthenstände einzeln, und an ihrer flachgedrückten, breiten, holzigen Achse sitzen zweizeilig gestellt die gleichfalls zweizeilig angeordneten Aeste derselben. Diese letzteren bilden Aehren, die an der Spitze die vertrockneten, männlichen Blüthen tragen, während die Basis mit den sich entwickelnden Fruchtzapfen dicht besetzt erschien". Wie nötig eine genaue Bearbeitung der Gattung Raphia wäre, braucht nicht weiter erörtert zu werden. Leider wird die Schwierigkeit, das nötige Untersuchungsmaterial zu erhalten, wohl noch lange diesen Wunsch unerfüllt lassen. Ich will im Nachfolgenden nur kurz die Arten der Gattung Rapliia aufzählen, ohne auf die näheren verwandtschaftlichen Beziehungen Rücksicht zu nehmen, da auch hierfür das in den Museen vorhandene Material nicht ausreicht. 1) R. peduncidata P. B, (syn, R. Ruffia Mart. ; R. Jydosa Comm. ex Kunth, Enum. PI III. 217; R. polymita Comm., ebenda). Madagaskar. Liefert den sogenannten hellen Raphiabast, die geschätzteste Handelssorte des Raphiabastes. 2) R. Momhuttorum Drude. Centralafrika: Im Mombuttu- und Niamlande. 3) R. vinifera P. B. (ob R. taedigcra Mart. eine Varietät dieser Art ist, lässt sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit angeben^), dasselbe gilt von R. nicaraguensis Oerst.^). Westafrika; liefert westafrikanische Piassave. {R. Oaertneri Mann & Wendl. Fernando Po. Ist nicht genügend bekannt, fällt vielleicht mit Nr. 3 zusammen). 4) R. longiflora Mann & W^endl. Insel Corisco. 5) R. Hookeri Mann & Wendl., ungefähr 70 englische Fuss hoch, die grösste aller Rap)liia-kYie\\. Insel Corisco, Kamerun, Old Calabar, Liberia. f)) R. Welwitschn Mann & Wendl. Angola, Distrikt von Galungo. 7) R. textiUs Welw. (Apont. 584. n. 2) (ob = R. textiUs Pechuel- Lösche?) ') a. a. 0., S. 423. ■■') Martins, Hist. Nat. Palm. 1823—1850. 2^ a. a. 0. S. 335. •*) Man vergleiche bei 0. Drude: Die Palmen. In der Flora Brasiliensis. '") Oerstedt: Kjoeb. Videusk. Meddel. (1858) b'l. 22 R- Sadebeck. ' NB. Die zweite, unter dem Namen B. vinifera geführte, bis jetzt wahrscheinlich übersehene Species (Textfigur 3, C) und die von Pechuel- L ÖS che beschriebenen Arten sind in der obigen Uebersicht noch nicht berücksichtigt, weil sie wissenschaftlich noch nicht benannt werden konnten. IL Der anatomische Bau des RapMabastes. Die Anatomie des Eaphiabastes ist zuerst von Hanausek, der sich auch sonst um die botanische Warenkunde unbestrittene Verdienste erworben hat, genauer studiert worden.^) Hanausek hat aber offenbar nur ein durchaus unzureichendes Material für seine Untersuchung zur Verfügung gehabt. Derselbe giebt an, dass ihm der Bast von Baphia taedigera bei seinen Untersuchungen vorgelegen habe, aber er sagt über die Herkunft des von ihm untersuchten Bastes nur Folgendes (a. a. 0., S. 154): „Von Professor Hackel in St. Polten wurde mir ein Stück Gewebe ein- gesandt, das als Packmaterial ausgedehnte Anwendung findet, sich aus den gespaltenen Blättern von Bapliia taedigera bestehend erwies und mit dem oben erwähnten Stoffe aus Madagaskar identisch erschien." Hanausek hatte nämlich vorher mitgeteilt, dass auf Madagaskar der Raphiabast zum Weben von Zeugen benutzt wird. Da aber Baphia taedigera auf Madagaskar nicht vorkommt, so liegt hier offenbar eine irrtümliche Bestimmung der Species vor, von welcher der untersuchte Bast abstammt. Auch stimmen nach den Abbildungen Hanausek's die Bastrippen des von ihm untersuchten Bastes mit den subepidermalen Bastrippen der Blatt- oberseite von BapJiia taedigera oder B. vinifera nicht überein, sondern eher mit denen eines madagassischen Eaphiabastes. Die Darstellung, welclie Hanausek von der Anatomie des Eaphia- bastes giebt, ist ebenfalls nur sehr unvollständig. Infolge dessen erschien es im Interesse der Sache, die Anatomie des Eaphiabastes einer erneuten Bearbeitung bezw. einer vergleichenden Untersuchung der sicher bekannten Sorten zu unterwerfen, und die Resultate in zusammenhängender Form mitzuteilen, wie dies im Nachfolgenden geschehen ist. Hierbei soll zunächst von dem hellen Eaphiabast von Madagaskar ausgegangen werden, da sich daran die Erörterung über die Unterschiede der anderen Sorten am leichtesten anschliessen lässt. Der helle Eaphiabast besteht (man vergleiche oben) aus der Epidermis der Oberseite der Blattfiedern resp. Fiederhälften nebst den subepidermalen Bastrippen, welche meist ganz direct mit den Epidermiszellen verwachsen sind (Taf. I, Fig. 1, A), von denselben aber nur verhältnissmässig selten durch parenchymatische Zellen getrennt werden. ') a. a. 0. in den Berichten der deutschen Botan. Gesellsch. III. 1885. Der Raphiabast. 23 Eine subepidermale Bastrippe (Taf. I, Fig. 1, A und ß) besteht aus echten, dicht aneinander liegenden Bastzellen, welche zu einem Bündel vereinigt sind. Das Lumen einer jeden Bastzelle ist mehr oder weniger auf ein Minimum reducirt. Die einzelne Bastzelle erreicht eine Dicke von 12 — 18 Mikroniillimeter, veijüngt sich aber an ihren Enden. Die Länge der Bastzellen ist sehr variabel, dürfte jedoch etwa 3—4 Millimeter erreichen. Die Bastrippen, welche sich an ihren Enden bis auf sehr wenige Bastzellen (meist nur bis auf eine einzige Bastzelle) verjüngen, sind in der unteren Hälfte der Fiedern oft 4—5 Bastzellen dick, und werden durch je eine oder wenige Lagen parenchymatischer Zellen von einander getrennt (Taf. I, Fig. 1, A). Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass die SLibepidermalen Bastrippen für die Festigkeit der aussergewöhnlich langen Blattfiedern von ganz besonderer Bedeutung sind. Während in dem hellen Eaphiabast von Madagaskar die Bastrippen in der unteren Hälfte der Fiedern mehr oder weniger cylindrisch sind, indem sie in der Dicke etwa 2 — 5 und in der Breite 3—6, mitunter auch bis 7 Bastzellen enthalten (Taf. I, Fig. 1, A), erreichen sie in der oberen Hälfte der Fiedern oft nur die Dicke von 3 Bastzellen, meistens sogar nur von 2 Bastzellen; in der Breite enthalten die Bastrippen daselbst aber 7—9 Bastzellen (Taf. I, Fig. 1, B), sie weichen also im Umriss erheblich von der Gestalt eines Cylinders ab. Noch dünner sind die Bastrippen oft an der Spitze der Fiedern, namentlich aber in dem west- afrikanischen Raphiabast, in welchem sie vielfach nur eine Bastzelle dick sind. Hier werden sie bis 12 Bastzellen breit, bleiben aber mitunter auch erheblich schmäler (Taf. I, Fig. 1, C). In dem west- afrikanischen Raphiabast enthalten die Bastzellen nicht selten ein relativ grosses Lumen. Die Ausbildung der Bastrippen ist natürlich Schwankungen unter- worfen, so dass eigentlich Messungen' wertlos sein würden, wenn man nicht die Durchschnittswerte in Betracht ziehen könnte. Nach diesen ergeben sich: 1) für den hellen Bast von dem unteren Teile der Fiedern: Ganze Dicke 5,25 — 6,00 /*, Dicke der Epidermiszellen 2,75 fi, also : Dicke der Bastrippen 2,5 — 3,25 [^. 2) für die Epidermis des von Hildebrandt eingesendeten Blattes von dem unteren Teile der Fiedern der Raphia xjedunculata, also der- jenigen Palme, von welcher der helle Eaphiabast erhalten wird: Dicke der Bastrippen 3,0 /*. 24 ß- Sadebeck. Die Dicke derEpidermiszellen von 2) Hess sich nicht mehr mit Sicherheit bestimmen, da dieselben seit den mehr als 20 Jahren, in welchen das getrocknete Blatt im Königl. Botanischen Museum aufbewahrt wird, sehr zusammengeschrumpft waren und sich nicht mehr vollständig aufweichen Hessen. Wie oben bereits mitgeteilt wurde, bestehen die von der Ostseite der Insel in den Handel gelangenden sog. „gi^oben" Eaphiamatten aus zweierlei Baststreifen, von denen die einen dunkler und schmäler, die anderen breiter und heller sind. Die Anatomie der dunkleren und schmäleren Baststreifen entspricht vollkommen deijenigen des hellen Bastes, welcher dem oberen Teile der Fiedern entnommen und auf Tafel I, Fig. 1, B abgebildet ist. Die schmäleren und helleren Baststreifen entsprechen der Fig. 1, A auf Taf. I und stammen von dem unteren Teile der Blattfiedern. Dies drückt sich in den folgenden Messungen aus: 1) dunkle Streifen der groben Eaphiamatten: Höhe der Epidermiszellen 2,55 ^, Dicke der Bastrippen 2,00 — 2,25 fi. 2) helle Streifen der groben Eaphiamatten: Höhe der EpidermiszeHen 2,50 — 2,75 fj, Dicke der Bastrippen 3,00 ^. Es ist also wohl kein Zweifel, dass die groben Eaphiamatten, welche aus zweierlei Bastsorten zu bestehen scheinen, derart hergestellt werden, dass die hellen Streifen dem unteren Teile, die dunklen dagegen dem oberen Teile der Blattfiedern entnommen werden. Auch der nicht im Gewebe, sondern frei (in Büscheln) in den Handel gelangende dunkle Eaphiabast beweist die Eichtigkeit dieser Angabe und hat daher dieselben Maasse wie die entsprechenden Streifen in den groben Eaphiamatten. Wir finden also nur in dem madagassischen Eaphiabast mächtige, widerstandsfähige Bastrippen, während die Bastrippen des westafrikanischen Eaphiabastes — soweit wir denselben kennen — bedeutend schwächer sind und sehr oft sogar nur eine Zellenlage dick werden. Wir erhalten somit den anatomischen Nachweis, dass unter den genannten Sorten des Eaphiabastes der Eaphiabast von Madagaskar die haltbarste ist und den westafrikanischen Eaphiabast auch weit übertrifft. ImHandel wird der helle Eaphiabast von Madagaskar am höchsten bewertet. Die auf Taf. I, Fig. 1, A — C wiedergegebenen Abbildungen stammen von charakteristischen Präparaten; es kommen aber Uebergänge vor von Fig. 1, A zu Fig. 1, C. Indessen wird man die im Querschnitt mehr oder weniger cylindrischen, mächtigen Bastrippen, wie sie auf Fig. 1, A abgebildet sind, wolil nur in der unteren Hälfte des madagassischen Eaphiabastes wiederfinden und hierdurch diesen Bast fast immer von den anderen Sorten unterscheiden können. Der Rapliiabast. 25 Der Bau der Epidermis des Blattes, welches zu dem von J. M. Hildebrandt in das Kgl. Botan. Museum gesendeten grossen Fruchtkolben von Raphia pedunculata gehört, stimmt mit dem des hellen Raphiabastes überein, ebenso auch die Mächtigkeit der Bastrippen der Blattoberseite (man vergl. oben die Messungen). Die subepidermalen Bastrippen des hellen ßaphiabastes sind in ihrem ganzen Verlaufe nicht durchweg gleich stark, sondern verjüngen sich hier, wie auch in anderen Fällen, an den Enden zu wenigen Bastzellen, meist sogar bis auf eine einzige Bastzelle. Auch spalten sie sich nicht selten in zwei nahe aneinander verlaufende Arme, welche sich jedoch oft wieder vereinigen. Mitunter anastomosieren auch benachbarte Bastrippen ^lit einander und setzen dadurch einem Längsriss einen erheblichen Widerstand entgegen. Auch findet man ausser den genannten starken Bastrippen mitunter schwächere; dieselben erreichen aber kaum eine nennenswerte Länge, etwa 2 Millimeter oder noch weniger. Wenn man aber auf den Querschnitten einzelne oder nur zu zweien oder dreien vereinigte Bast- zellen antrifft, so ist dies in vielen Fällen darauf zurückzuführen, dass man ein Stück einer Bastrippe vor sich hat, welches von dem Ende derselben nicht weit entfernt ist. Hieraus ergiebt sich, dass auf den Querschnitten nicht sämmtliche Bastrippen gleich stark erscheinen können, andererseits aber auch, dass keine, wenn auch nur annähernde Regelmässigkeit in dem Auftreten stärkerer und schwächerer Bastrippen stattfinden kann, etwa in der Weise, wie Hanaus ek angiebt. In dem dunklen Raphiabast von Madagaskar findet man, wie übrigens von vorneherein zu erwarten war, ungefähr die gleichen Verhältnisse wieder. Die Blattfiedern von R. ^pedunculata werden der ganzen Länge nach von zahlreichen, einander parallelen Blattadern durchzogen, aber in jeder Fiederhälfte beobachtet man meist 4 grössere Adern, welche in der Mitte der Blattfiedern in Abständen von 4 — 'b mm, nach den beiden Enden der Fiedern zu aber selbstverständlicli allmählich in immer geringeren Abständen verlaufen. Diese Adern werden von je einem grossen, fast die ganze Dicke des Blattes einnehmenden Gefässbündel gebildet, dessen Hadrom der Oberseite des Blattes zugekehrt ist.^) Dieses Gefässbündel reicht bis ') Das Leptom ist der Unterseite zugekehrt und zerfällt in gleicher Weise wie bei der Raphia-Piassave in zwei oder mehr Gruppen, welche zum Teil durch Fortsätze eines ziemlich mächtigen stereomatischen Belages von einander getrennt werden (man vergl. Kulturgewächse der deutschen Kolonien, S. 314 ff.). Bei den kleineren Gefäss- hündeln, welche in grösserer Anzahl parallel den 4 grösseren das Blatt der Länge nach durchziehen, bleiht das Leptom — wie bei den meisten Monocotylen — ein einheitlicher, nicht in einzelne Gruppen zerlegter Gewebeteil. 26 R. Sadebeck, nahe an die Epidermis der Blattoberseite heran und ist meistens nur durch eine oder höchstens zwei Zellenlagen von den Epidermiszellen getrennt. Es ist also daselbst kein Raum vorhanden für die Ausbildung kräftiger Bastrippen und es unterbleibt daher auch eine solche. Nur selten findet man dort noch einzelne Bastzellen oder 2 oder 3 zu einem kleinen Bündel vereinigte Bastzellen. Es entsteht also über den grösseren Gefäss- bündeln (Adern) eine dem ganzen Verlaufe derselben folgende grössere Lücke in der Entwickelung der Bastrippen. Die Breite dieser Lücke wird meist durch das Ausbleiben je einer Bastrippe bestimmt, selten fehlen zwei oder mehr Bastrippen an diesen Stellen. An dem fertigen Bast selbst, von welchem diese 4 grösseren Gefäss- bündel behufs der Herstellung des Bastes entfernt worden sind (man vergl. oben über die Gewinnung des Bastes), lassen sich diese in der ganzen Länge desselben parallel mit einander verlaufenden Lücken schon makroskopisch leicht als 4 helle Linien, Spaltlinien, erkennen. Dass man entlang dieser Spaltlinien, welche also keine Bastrippen enthalten und nur aus Epidermiszellen bestehen, den Bast leichter der Länge nach spalten kann, als an den übrigen Teilen des Bastes, wo die Bastrippen enger aneinander liegen und anastomosieren, bedarf keiner weiteren Begründung. Auch reisst in der That der trockene Bast namentlich an diesen Stellen, ausgenommen dann, wenn, wie bereits angedeutet wurde, daselbst kleinere Bastbündel zur Entwickelung gelangen, welche durch Anastomosen und Gabelungen einen Längs- riss mehr oder weniger zu verhindern im Stande sind. Daher kann der Bast auch an anderen Stellen, an denen die Bastrippen enger aneinander liegen, der Länge nach zerreissen, besonders dann, wenn benachbarte Bastrippen auf grössere Strecken hin vollständig gerade und parallel, also auch ohne jegliche Anastomosen verlaufen, während Anastomosen oder Gabelungen der Bastrippen einem Längsriss stets Widerstand entgegensetzen. Andererseits eignen sich aber namentlich schmälere, sich nur schwer spaltende Längsstreifen mehr zu Textil- arbeiten verschiedener Art, während der Bast, wenn er in seiner ganzen Breite verwendet wird, für die Herstellung feinerer Gewebe nicht geeignet wäre, ganz abgesehen davon, dass diese breiten Baststreifen sich leicht umschlagen. Auf der Unterseite des Blattes findet man ebenfalls sub epidermale Bastrippen (Taf. I, Fig. 2) ; dieselben werden 3 — 5 Zellen dick und ebenso breit, sind aber mit den Epidermiszellen nicht so eng verwachsen wie auf der Oberseite des Blattes, sondern werden von denselben meist durch eine Lage parenchymatischer Zellen getrennt. Auch liegen diese Bastrippen keineswegs so nahe aneinander wie auf der Oberseite des Blattes, sondern sie werden teils durch dazwischen gelagertes Mesophyll, teils durch zahlreiche Spalt- Der Raphiabast. 27 Öffnungen, welche ähnlich wie bei den Gramineen angeordnet sind, weit von einander getrennt. Diese Bastrippen erscheinen daher auf Querschnitten durch das Blatt nur als isolirte Zellgruppen im Blattgewebe. Auf der Unterseite des Blattes der westafrikanischen -B^i^A/a i7?i//era sind diese subepidermalen Bastrippen sogar nur 2 Zellen breit und oft nur eine Zelllage dick, ausserdem aber stets durch mehrere Zellen des Mesophylls von einander getrennt, so dass sie auf Querschnitten nur ganz vereinzelte Zellgruppen in dem Mesophyll des Blattes darstellen. Es bedarf keiner weiteren Begründung, dass von der Unterseite des Blattes der Bajjhia- Arten ein wertvoller Bast nicht gewonnen werden kann. Auch auf der Oberseite des Blattes kommen Spaltöffnungen vor; ihre Verbreitung ist aber in der Eegel nur auf eine relativ schmale Zone längs der Mittelrippe beschränkt, an anderen Stellen der Blattoberseite habe ich nur ganz ausnahmsweise und auch nur vereinzelt Spaltöffnungen angetroffen . Die Epidermis. Der Bau der Epidermis der ßlattoberseite, welche bei der Erörterung des Bastes allein in Frage kommt, ist z. T. etwas eigenartig, z. T. gleicht er demjenigen, der uns von anderen Palmenblättern bekannt ist. Die Cuticula, eine zarte und dünne Haut, wird — wie bei vielen anderen Palmen — von einer Wachskruste überzogen, welche hier z. T. dicker als die Cuticula ist, der Blattoberseite eine deutliche Glasur verleiht und an dem Bast zahlreiche Risse erkennen lässt, ähnlich denen, welche Volkens') für den Harzüberzug \on Baccharis richardifoUa beschreibt. Man findet daher diese Kruste nicht selten nur stückweise auf der Cuticula (man vergl. auf Taf. I die Abbildungen, welche Querschnitte und Längsschnitte durch den Bast wiedergeben). Es war indessen kaum anzunehmen, dass die Glasur der Blatt- oberseite von Raphia sich auf dieselbe Ursache würde zurückführen lassen, wie bei den sog. lackierten Blättern, da die letzteren fast nur Dicotylen entstammen, deren Heimat in Xerophyten -Gegenden, z. T. sogar direct in Wüstengebieten liegt. Nichtsdestoweniger wurden die hierauf bezüglichen chemischen Eeactionen ausgeführt; aber weder Essig- säure, noch Kalilauge oder Benzin u. s. w., waren im Stande, bei kalter Digestion den Ueberzug vollständig zu lösen; derselbe konnte also nicht aus Harz allein bestehen. Dagegen ist es ja bekannt, dass. die Blätter und Internodien vieler Palmen von mehr oder weniger starken Ueberzügen bedeckt werden, welche zum grössten Teile aus Wachs, ausserdem aber auch aus Harz und aus Siliciumverbindungen bestehen.^) ') lieber Pflanzen mit lackierten Blättern. Ber. der Deutsch. Bot. Ges. 1890. Bd. VITI. 2) Man vergl. u. A. bei Karsten, Vegetationsorgane der Palmen (Schriften dei: Kgl. Akademie d. Wis,s. zii Berlin, 1S47). — A. de Bary, Über Wachsüberzüge der Epidermis; Bot. Ztg. 1S71. — Wiesner , Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. Leipzig 19U0. 28 ^- Sadebeck. Eine genauere Untersuchung des Ueberzuges zeigte nun an Längs- und Querschnitten, dass derselbe als Kruste von ungleicher Dicke auf der Cuticula lagert (Taf. I, Fig. 1 und 3) und wohl die 2- bis 3-fache Mächtigkeit der letzteren erreichen kann. Dies ist jedoch nur sehr selten der Fall und daher auf den beigegebenen Abbildungen nicht zur Darstellung ge- langt; in der Regel ist diese Kruste bedeutend dünner. Aber — und das ist das zunächst Auffallende — sie ist nicht durchweg homogen, sondern wird von einer der Cuticula etwa gleichdicken Schicht, der Aussenschicht, überzogen, welche deutlich von der inneren Masse ab- geschieden ist, in ganz übereinstimmender Weise, wie es De Bar y in seinen Untersuchungen über die Wachsüberzüge der Epidermis für Chamaedorea Schiedeana ^) geschildert und abgebildet hat. Der Wachs- überzug des untersuchten Eaphiabastes ist aber keineswegs so dick wie derjenige der ausgebildeten Internodien von Chamaedorea Schiedeana, welcher allerdings eine recht grosse Mächtigkeit erreichen kann (man vergl. bei A. de Bary, a. a. 0.), an jüngeren Internodien dagegen erheblich dünner ist. Auch an dem Raphiabast ist der Wachsüberzug dünn, der Bast stammt von jüngeren, noch nicht vollständig aus- gebildeten Blättern, die Wachsschicht hat daher möglicherweise noch nicht ihre definitive Dicke erreicht. Meist besteht der ganze Wachsüberzug des Bastes sogar nur aus der, einer Cuticula ähnlichen Schicht, der dünnen Aussenschicht (Taf. I, Fig. 1 und 3), wie dies De Bary auch an jungen Internodien von Chamaedorea Schiedeana beobachtete und in seiner oben genannten Abhandlung auf Taf. II, Fig. 28 dargestellt hat. Diese Figur giebt zugleich auch ein völlig getreues Bild für den zuletzt genannten Fall der Ausbildung des Wachsüberzuges an dem Raphiabaste. Wir haben oben gesehen, dass der glänzende Ueberzug keinesfalls allein aus Harz bestehen kann. Dass derselbe aber Harz enthält, wurde mir — wie jedoch nur nebenbei bemerkt sein mag — bereits durch die Behandlung der Längs- und Querschnitte mit den von Hanstein vorgeschlagenen Reagentien -), nämlich sowohl Alcannatinktur, als auch einem Gemisch von Anilinviolett und Rosanilin wahrscheinlich, obgleich sonst meine Erfahrungen eigentlich nicht zu Gunsten dieser Alcannareaktion sprechen. Bei den weiteren Untersuchungen über die Bestandteile des Ueber- zuges ergab sich in der That, dass ausser dem bereits genannten Wachs und Harz, welches letztere indessen nur in geringen Mengen auftritt, auch Siliciumverbindungen in dem Ueberzug vorhanden seien. Nach dem Kochen in Alkohol bleibt ein Teil des Ueberzuges ungelöst zurück, und zwar in Form eines zarten Häutchens, welches >) Bot. Ztg. 1871. Jahrg. 29. 2) H an st ein: Ueber die Organe der Harz- nnd Schleim absonderung in den Laubknospen. Botan. Zeitung, 1868. Der Raphiabast. 29 in zalilreiclie Fetzen zerrissen ist, deren Ränder meist etwas in die Höhe (nach aussen) gebogen sind. Diese Fetzen, welche also allein ungelöst bleiben, gehören der Aussenschicht des Ueberzuges an; sie werden durch Jod gelb, erscheinen in Schwefelsäure, in welcher sie unlöslich sind, als sehr zarte Hautstücke und bleiben nach dem Glühen in ihrer Form erhalten. Es dürfte sich daher wohl wenig gegen die Annahme geltend machen lassen, dass nach diesen Erscheinungen eine Verkieselung der Aussenschicht des Wachsüberzuges vorhanden ist.^) In den Wänden der Epidermiszellen findet man dagegen keine auch nur einiger- massen sicheren Anzeichen von dem Vorhandensein von Siliciumverbindungen. Ueber diese bei den Palmen verbreitete und lange bekannte Glasur (resp. Wachsschicht) giebt dagegen Hanausek-) eine höchst sonderbare Erklärung: „In der (durch Kalilauge) mächtig aufgequollenen Cuticula lässt sich eine mit dem Einstellen des Mikroskop-Tubus verschiebbare Lichtlinie constatiren, wie sie längst von der Palissadenepidermis der Leguminosen-Samen bekannt ist." Nach der obigen Mitteilung bedarf es keiner näheren Auseinandersetzung, dass die genannte Lichtlinie Hanausek's nichts anderes ist, als die bekannte Wachs Schicht der Palmen, welche allerdings vielfach sehr stark lichtbrechend erscheint. Hau aus ek zeichnet auf seiner Fig. 1 die Wachsschicht auch ganz an der richtigen Stelle, namentlich auch die von dem übrigen Wachsüberzug deutlich zu unterscheidende Aussenschicht desselben. Weniger verständlich aber ist es, wenn Hanausek einerseits angiebt, diese Lichtlinie lasse sich in der aufgequollenen Cuticula constatieren, andererseits aber diese Lichtlinie mit deijenigen der Palissadenepidermis der Leguminosen- Samen vergleicht, welche doch in dem oberen Teile der Epidermiszellen selbst sichtbar ist, während Hanausek die „Lichtlinie" des Raphiabastes ausserhalb der Epidermiszellen darstellt. Dieser Irrtum Hanausek's gab mir zuerst Veranlassung, die Mitteilungen desselben über den Raphiabast näher zu prüfen. Die Epidermiszellen sind im Umriss etwa viereckig und mehr oder weniger länglich (Taf. II, Fig. 7); die längere Seite liegt, wie in anderen ähnlichen Fällen meist (aber nicht an allen Stellen und auch nicht bei allen Bcqjhia-Arten) in der Richtung der Längenausdehnung des Blattes (Taf. II, Fig. 7, A), also auch des Bastes. Bei Rapliia vinifera fällt die längere Seite ebenfalls mit der Längsrichtung des Blattes zusammen (Taf. II, Fig. 7, C); bei dem westafrikanischen Bast dagegen ist dies seltener der Fall, die vier Seiten der Epidermiszellen erscheinen hier im Umriss sehr oft ungefähr gleichlang (Taf. II, Fig. 7, B). 0 Man vergl. auch Botan. Zeitung, 1871, S. 175 und 170, woselbst diese und die anderen wichtigeren Reaktionen eingehend besprochen sind. 2) a. a. 0. S. 155 u. 156. 30 R- Sadebeck. Die Aussen wand (Taf. I, Fig. 3) der Epidermiszellen ist sehr stark verdickt, deutlich geschichtet und, wie in den meisten ähnlichen Fällen, mehr oder weniger cutinhaltig. Nach dem Innern der Epidermis- zelle zu wird die Aussenwand aber von einem dünnen Cellulosehäutchen, der Innenlamelle, bedeckt, welche sich auch über die anderen Wände der Zelle erstreckt und also das Lumen der Epidermiszelle allseitig umgiebt; es ist diese Innenlamelle, wie wir unten bei der Erörterung der Seiten- wände sehen werden, deutlich gestreift (Taf. I, Fig. 3, A, b). Die Verdickung der Aussenwand beträgt mehr als Vs der ganzen Höhe der Epidermiszellen (Taf. I, Fig. 1 , 3, 4). Dagegen ist die der Aussenwand gegen- überliegende Zellwand, die Innenwand, kaum verdickt (man vergleiche unten), sie grenzt unmittelbar an die Bastzellen. Die Seitenwände, deren Structur ebenfalls erst unten erörtert werden kann, sind kaum „verdickt" zu nennen, obwohl sie mitunter nicht unerheblich anschwellen; sie sind aber z. B. in ähnlicher Weise wie bei vielen anderen Pflanzenfamilien (z. ß. Gramineen u. s. w.) unduliert, wovon man sich namentlich auf Flächenansichten der Blattoberseite, welche den Umriss der Epidermiszellen erkennen lassen, leicht überzeugen kann (Taf. II, Fig. 7). Aber nur die Seitenwände, welche in der Längs- richtung des Blattes verlaufen, sind deutlich unduliert (Taf. II, Fig. 7). An dieselben werden behufs der Zugfestigkeit die grössten Ansprüche gestellt. Daher sind ihre Undulationen — wie allgemein bekannt — von ganz besonderem Werte für die Festigkeit des Blattes (sie wirken wie Verzahnungen), während die Seitenwände der Epidermiszellen, welche senkrecht zur Längsrichtung des Blattes verlaufen, mehr für die Druck- festigkeit in Betracht kommen, für welche eine undulierte Form der Zellwand unvorteilhaft wäre. Aber die genannten Wellungen treten nicht immer an der ganzen Seitenwand gleichmässig stark auf, sie flachen sich nicht selten von der Aussenwand nach der Innenwand zu allmählich mehr oder weniger ab. In einigen Fällen verschwinden die Undulationen der Seitenwände unten, an deren Basis, vollständig, und die Umrisse der Seiten wände erscheinen auf Flächenansichten in der tiefen Einstellung des Tubus fast oder völlig gerade. Dies ist, wieAmbronn^) an anderen Pflanzen zuerst beobachtet hat, auch hier dadurch zu erklären, dass die äussersten Teile der Epidermis ein stärkeres Flächenwachstum besitzen, als die innersten. Das Nähere vergleiche man bei Ambro nn. Die Seitenwände werden von einer mehr oder weniger dicken, in gleicher Weise wie die Seitenwand wellig gebogenen, centralen Platte resp. Lamelle (Taf. I, Fig. 1, 3, 4, 5; in Fig. 3, 4, 5 bei z) durch- ^) Ueber Poren in den Aussenwänden der Epidermiszellen. (Jahrbücher f. wiss. Bot. Bd. XIV.) Der Raphiabast. 31 zogen, welche durch eine stärkere Lichtbrechung ausgezeichnet ist, durch Chlorzinkjod intensiv gelb gefärbt wird und der sog. Grenzlamelle ^) entspricht. Die Innenlamellen der Seitenwand bleiben dagegen relativ dünn und erscheinen zu beiden Seiten der Grenzlamelle als ein mehr oder weniger feines Häutchen (man vergl. oben). Diese Grenzlamelle wird bei Behandlung mit heisser Schultze'scher Macerationsflüssigkeit gelöst, etwas leichter vielleicht in kochender Kali- lauge. Man kann daher die einzelnen Epidermiszellen isoliren (^Taf. II, Fig. 8). Dagegen bewirken bei kalter Digestion Chlorzinkjod, Schwefelsäure, Laugen u. s. w. ein Aufquellen der Grenzlamelle, welche in Folge dessen deutlicher hervortritt. Die Grenzlamellen setzen sich nun — entsprechend ihrer Anlage — unter Beibehaltung der in den Seitenwänden verfolgten Richtung durch die Yerdickungsschichten der Aussenwand hindurch bis zur Cuticula fort, mit welcher sie eng verbunden bleiben (Taf. I, Fig. 1, 3 — 5), sie sind aber in ihrem Verlaufe durch die Aussenwand nicht dicker als die Cuticula, also daselbst dünner als bei ihrem Verlauf in den Seiten wänden, wo sie nicht selten erheblich anschwellen (Taf. I, Fig. 3 — 5). Es erscheinen daher auch auf den Flächenansichten abgezogener Epidermisstückchen die Grenzlamellen der Seitenwände, welche in einer tieferen Einstellung des Tubus leicht zur Beobachtung gelangen, erheblich dicker (Taf. II, Fig. 7, A — C), als die die Aussen wände durchquerenden Fortsetzungen derselben (Taf. II, Fig. 6, A — D). Diese Verschiedenheit der Dicke ist namentlich bei dem westafrikanischen Raphiabast sehr auffallend (man vergl. Taf. II, Fig. G, C und Fig. 7, B) und tritt auch in beinahe ebenso scharfer Weise in der Epidermis der Blattoberseiten von Raphia vinifm^a hervor (man vergl. Taf. II, Fig. 6, D und Fig. 7, C), was man auch auf guten Längs- und Querschnitten ganz direkt beobachten kann (Taf. I, Fig. 3, 4, 5). In den Seiten wänden verläuft die Grenzlamelle bis an die Basis der Epidermiszelle, endigt aber dann, wenn sie auf die Innenwand trifft, nicht blind, sondern setzt sich unter rechtem Winkel in die letztere fort (Taf. I, Fig. 3 und 4). Daselbst nimmt sie dieselbe Lage zwischen zwei Cellulose- häutchen ein wie in den Seiten wänden, ist aber sehr dünn. Die Innenwand besteht also nicht allein aus einer zarten Cellulose- wand, wie in zahlreichen anderen Fällen; ihre Festigkeit wird daher durch den oben beschriebenen Bau erhöht. Sie grenzt ausserdem unmittelbar an die oberen Bastzellen und schmiegt sich eng an dieselben an (Taf. I, Fig. 3 und 4). Die Innenwand ist daher sehr fest mit den Bastrippen verwachsen, und die letzteren bleiben demnach auch bei gewaltsamem Ablösen der Oberhaut ') Man vergl. Botan. Zeitung 1871, S. 578. 32 R- Sadebeck. von dem übrigen Gewebe des Blattes (man vergl. bei der Gewinnung des Eaphiabastes) mit der Innenwand und damit auch mit den Epidermis- zellen verbunden. In der Aussenwand der Epidermiszellen sind die daselbst relativ dünnen Grenzlamellen nur selten gewellt wie in den undulierten Seiten- wänden. Die Wellungen gehen in der Aussenwand vielmehr meist in zickzackähnliche Umrisse über, was man auf den Flächenansichten der Epidermiszellen in der oberen Einstellung des Mikroskopes leicht beobachten kann (Taf. II, Fig. 6). Auch bleiben die Zickzacklinien nicht immer in ununterbrochenem Zusammenhange. Auf den Längs- und Querschnitten erkennt man die Grenzlamellen am besten daran, dass dieselben von der Cuticula durch die ganze Höhe der Epidermiszelle in den Seitenwänden derselben verlaufen, bis zur Innen- wand sich erstrecken und die letztere noch durchziehen (Taf. I, Fig. 1, 3, 4). Dies beobachtet man an Längs- und Querschnitten aber constant nur in den- jenigen Seitenwänden, welche vom Schnitt getroffen wurden (Taf, I, Fig. 1, 3, 4, bei z), während die Grenzlamellen in den Seitenwänden, welche in der Eichtung des Schnittes verlaufen, nur an einzelnen stärker undulierten Stellen zur Beobachtung gelangen (Taf. I, Fig. 3, h). Da- gegen treten die Grenzlamellen in der Aussenwand infolge der zickzack- ähnlichen Umrisse und der dünnen Lamellenform auch auf den Längs- und Querschnitten meist scharf hervor, erscheinen aber dann, wenn die zugehörigen breiteren Grenzlamellen der rel. schwach gewellten Seiten- wände aus den genannten Gründen natürlich nicht sichtbar sind (Taf. I, Fig. 4 und 5), nur als Zapfen, welche von oben her mehr oder weniger tief in die Verdickungsschichten der Aussenwand eindringen. Hanau Sek hat sich auch wirklich irre leiten lassen und sagt, „dass die Cuticularschichten zapfenartig in die Cellulosemembrane eindringen, aber nicht in der einfachen Weise, wie sie an der Blatt- epidermis von Aloe vorkommen, nämlich nur an den Berührungskanten mehrerer Zellen, sondern zwischen den Berührungskanten der Oberhaut- zellen." Dieser Vergleich ist also auch nicht richtig, da die vermeintlichen Zapfen nichts anderes sind als Teile der die Aussenwand durchziehenden Grenzlamellen. Auf feinen Längsschnitten kann man aber in den in der Eichtung des Schnittes liegenden Seitenwänden den Verlauf der Grenzlamellen in der oben angegebenen Weise leicht verfolgen und sich davon überzeugen, dass die vermeintlichen „Zapfen" nur Teile der die Aussenwand durch- ziehenden Grenzlamellen sind. Nicht selten werden — namentlich auf Längsschnitten — die in der Längsrichtung verlaufenden, gewellten Seitenwände derart vom Schnitt getroffen, dass die im Präparat zurück- gebliebenen Teile der Seitenwand den rechts und links die Epidermiszelle Der Eapliiabast. 33 beg-renzenden Seitenwänden gleichen (Taf. I, Fig. 3, li, li), was ja leicht erklärlich ist, da alle Seitenwände einer Epidermiszelle denselben Bau besitzen. Auch werden auf Längsschnitten die (gewellten) Seitenwände, welche, in gleichem Sinne orientirt sind wie die Längsschnitte selbst, oft zum Teil durch den Schnitt zerstört, indem ein Teil der Wellungen durch den Schnitt getroffen wird, so dass die Seitenwand durchlöchert erscheint (Taf. I, Fig. 3, Taf. II, Fig. 7). Es bleiben also nur Teile dieser Seiten- wand erhalten (Taf. II, Fig. 5). Dasselbe kann man übrigens auch bei den Längsschnitten durch die Blätter der Gramineen beobachten, deren Epidermis- zellen gewellte Seitenwände besitzen. Die die Grenzlamelle bedeckende Innenlamelle ist nicht glatt, sondern deutlich gestreift. Man vergl. Taf. I, Fig. 3, A (rechts), wo die hintere Seitenwand einer (nicht vollständig gezeichneten) Epidermiszelle nicht durch den Schnitt getroffen wurde, sondern unverletzt geblieben ist. An den in das Innere der Zelle hervortretenden Wellungen dieser Seitenwand ist die genannte Streifung, welche in der Eichtung von der Aussenwand nach der Innenwand verläuft, deutlich erkennbar. In der Aussenwand findet man noch Querstreifungen, welche auf der Flächenansicht ebenso breit erscheinen, wie die Grenzlamellen (Taf. II, Fig. 6, A — C), und die gegenüberliegenden Grenzlamellen einer jeden Zelle miteinander verbinden, nämlich entweder gegenüberliegende Maxima der Convexitäten von Wellungen der Grenzlamellen oder die gegenüberliegenden Scheitelpunkte der Winkel des zickzackförmigen Umrisses. Bei dem Verlauf der Querstreifen beobachet man selbstverständlich einige Modi- flcationen. Es ist nicht selten, dass eine Querstreifung in ihrem Verlaufe sich in zwei Streifen spaltet, welche an dem Scheitelpunkte eines gegenüber- liegenden Winkels des zickzackförmigen Umrisses sich wieder vereinigen ; oder, es teilt sich ein Querstreifen in zwei oder drei Aeste u. s. w. Auch können Verbindungen der Querstreifen untereinander stattfinden, dieselben schreiten jedoch nach meineii Befunden nie zur Bildung eines Netzes vor, wie dies in anderen ähnlichen Fällen beobachtet worden ist.^) Ist es schon an und für sich nicht immer leicht, über die Natur von Querstreifungen ein richtiges Urteil zu gewinnen, so wird dies in dem vorliegenden Falle noch dadurch erschwert, dass keine frischen Pflanzen- teile behufs der Untersuchung vorliegen, sondern nur der getrocknete Bast, also nicht nur getrocknete, sondern auch in bestimmter Weise präparierte Blattteile. An dem getrockneten Bast sind keine Querstreifen zu erkennen; auch dann, wenn der Bast längere Zeit in Alkohol, Aether oder Benzol gelegen hat, lassen sich die Querstreifen kaum oder nicht mit Sicherheit ') Gr. Mettenius, Über die Hymenophyllaceae (Abhandlungeu der math. physik. Classe der Künigl. Gesellsch. d. Wissensch. Bd. VII Nr. IL 18G4). — H. Ambro iin, a. a. 0. 34 E" Sadebeck. erkennen. Sowie man aber Wasser hinzusetzt, treten die Querstreifen hervor, verschwinden jedoch wieder in heisser Kalihiuge. Dagegen werden bei kalter Digestion die Streifungen an den mit Wasser imbibierten Präparaten nach Zusatz weiterer Quellungsmittel, wie z. B. Laugen oder Schwefelsäure, deutlicher. Nach Behandlung mit Chlorzinkjod bleiben die Streifungen deutlicli sichtbar, werden aber nur wenig intensiver gefärbt, als der nicht gestreifte Teil der x4.ussenwand, während die Grenzlamellen eine dunkelgelbe Färbung erhalten. Solche Querstreifungen scheinen bei den Monocotylen an grösseren Blättern nicht selten zu sein, und sind z. B. von den Blättern der Hyacintkus-Arten und Verwandten schon lange bekannt. In der neueren Zeit hat sich auch Correns^) in seinen noch lange nicht genug beachteten Arbeiten über die vegetabilische Zellmembran mit dieser Frage be- schäftigt und auf Längsschnitten durch die Epidermis des Blattes von Hyacintlms orientalis dunkle Streifen beobachtet, welche die verdickte Aussen wand der Epidermiszelle senkrecht zur Oberfläche der Epidermis durchziehen. Diese dunklen Streifen entsprechen, wie Correns gezeigt hat, den Querstreifungen auf der Flächenansicht. Man kann wohl von vorneherein annehmen, dass auch beim Raphia- bast diese Querstreifungen in der Aussenwand der Epidermiszellen auf gleiche Ursachen zurückzuführen sind, aber es ist ausserordentlich schwer, sich thatsächlich hiervon zu überzeugen, da die Querstreifungen auf den Längs- und Querschnitten des Bastes von den Grenzlamellen verdeckt werden und neben denselben nur in äusserst seltenen Fällen als dunkle Streifen zu beobachten sind, welche zwischen den Grenzlamellen und parallel zu denselben verlaufen. Sie sind dann nur undeutlich contouriert und erscheinen oft dicker als die Grenzlamellen, da sie meistens nicht genau senkrecht zum Schnitt verlaufen. Wie Correns für Hyacinthus orientalis nachgewiesen hat, würden also auch bei Raphia die Querstreifen auf Differenzierungen in der Aussen- wand zurückzuführen sein, derart, dass die dunkleren Streifen Wasser oder andere Quellungsmittel in geringeren Mengen aufzunehmen ver- mögen, als die zwischen ihnen liegenden helleren Teile der Aussen- wand. Die letzteren werden daher weichere, die dunkleren Querstreifen dagegen härtere Teile der Aussenwand bilden. Die Querstreifen werden demnach wohl auch als Aussteifungsvorrichtungen zu betrachten sein, welche dazu beitragen, dem seitlichen Druck einen Widerstand entgegenzusetzen und also auch die Verlängerung der Zelle auf Kosten der Breite der- selben resp. das Collabieren der Aussenwand e zu verhindern. ^) C. Correns, Zur Kenntnis der inneren Struktur der vegetabilischen Zell- membran. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. XXHI, S. 255 ff. Man vergl. auch Taf. XIV, Fig. 2 und 3. Der Raphiabast. 35 Da diese Querstreifiiiigen annähernd dieselbe Dicke besitzen, wie die mit ihnen zusammenhängenden Grenzlamellen, soweit die letzteren die Aussenwand der Epidermiszelle durchziehen, sind sie nur bei den zwei Sorten des madagassischen Raphiabastes kräftig ausgebildet (Taf. II, Fig. (5, A und B). Bei dem westafrikanischen Raphiabast (Taf. II, Fig. G, C) sind sie dagegen sehr dünn und bei Bapliia vinifera fehlen sie ganz. Von der letzteren Art erhält man keinen Bast, der westafrikanische Bast ist nur ein minderwertiger. Bei tieferer Einstellung des Mikroskopes beobachtet man an der Aussenwand der Epidermis von Monocotylenblättern, insbesondere z. B. bei Hyacinilms noch ein zweites Querstreifensystem. Dasselbe ist auf die stärkere oder schwächere Wellung der Innenlamellen der Aussenwand zurückzuführen und von Naegeli^) zuerst beobachtet worden. Beim allmählichen Heben des Tubus verschwindet dieses Streifungssystem vor der wahren auf Differenzierung beruhenden Streifung. -) Auch bei Raphia findet man ein ähnliches, zweites, hier aber nicht immer deutliches Querstreifensystem (Taf. II, Fig. 9), welches ebenfalls auf die innere, mehr oder weniger wellige Contour der Aussenwand zurück- zuführen ist; man vergl. Taf. I, Fig. 4, da bei dem westafrikanischen Bast die Innenseite der Aussenwand in übereinstimmender Weise wie bei den madagassischen Sorten des Raphiabastes wellig contourirt ist. Da aber diese Undulationen bei den -Br/jjAm-Arten nie so regelmässig verlaufen, wie bei Htjacinthus (man vergl. Taf. I, Fig. 4), sondern mitunter z. T. ausbleiben, so erscheinen an Stelle mehr oder weniger dünner Streifen nicht selten eine oder mehrere Platten (Taf. II, Fig. 9, b). Das letztere würde z. B. auch in Fig. 4 (Taf. I) der Fall sein, während dann, wenn die Undulationen zu einem einzigen Wellenberge verschmelzen, Bilder entstehen, wie in Taf. II, Fig. 9, a. Andererseits müssen natürlich diese Undulationen, wenn sie schmal sind, auf der Flächenansicht auch als' schmale Streifen erscheinen. Man sieht also, dass dieses zweite Streifungssystem bei Raphia und Hyaänthus in einer ziemlich übereinstimmenden oder doch wenigstens sehr ähnliclien Weise auftritt. In der tieferen Einstellung des Tubus, d. h. also da, wo das zuletzt genannte Streifungssystem erkennbar ist, erscheinen die Grenzlamellen zum grössten Teile aus ihrem Verbände gelöst (Taf. 11, Fig. 9). Dies ist in Wirklichkeit natürlich nicht der Fall, sondern darauf zurückzuführen, dass da, wo die Seitenwände die Aussenwand beiühren, eine besonders starke Einbuchtung der inneren Seite der Aussenwand stattfindet (man 1) Naegeli, Bot. Mittheilungen, II, Taf. II, Fig. 17, und Naegeli und Seh wen den er, Mikroskop; IL Aufl. Fig. 236 b. ^) Correns, a. a. 0. p. 28G. 36 ^- Sadebeck. vergl. auch Taf. I, Fig. 4). Infolge dessen ist natürlicli der zickzack- förmige Verlauf der Grenzlanielle nicht bis zum Rande der Zelle erkennbar, wenn der Tubus derart eingestellt ist, dass das zweite Streifungssystem scharf beobachtet werden kann. III. Zusammenfassung der anatomischen Merkmale. Die im Handel gangbaren Sorten des Raphiabastes stammen von EajjJda pedimculata P. B. und — wahrscheinlich — einer Varietät dieser Species ab. Diese Art ist auf Madagaskar einheimisch und liefert zwei Sorten Raphiabast, den hellen und den dunklen Bast, von denen jedoch der erstere im Handel stets am meisten geschätzt wird. Der helle Raphia- bast stammt von der Westseite der Insel, der dunkle von der Ostseite. Die Abstammung des westafrikanischen Raphiabastes ist unsicher; diese Sorte ist durchaus minderwertig und wird höchstens noch als Packmaterial benutzt. Der helle Raphiabast wird von der Oberseite junger Blatt- fiedern gewonnen, ist sandfarbig, bandartig, etwa 2 — 3 cm breit und 1 — 2 m lang; er bestellt aus der Epidermis der Blattoberseite und den damit verwachsenen subepidermalen ßastrippen. Der dunkle Raphiabast wird ebenfalls von der Oberseite der Blattfledern erhalten, ist etwas dunkler als der -helle Raphiabast, stimmt sonst aber mit demselben in der anatomischen Beschaffenheit überein. Die Bastrippen bestehen aus echten, dicht aneinander liegenden Bastzellen, welche zu je einem Bündel vereinigt sind. Die Bastrippen der unteren Hälfte der Blattfledern sind vielfach cylindrisch, im Quer- schnitt also mehr oder weniger kreisrund, bei einer Dicke von 2 — 5 Bast- zellen 3—6 Bastzellen breit und enthalten durchschnittlich etwa 10 Bast- zellen; sie verjüngen sich aber an den Enden bis auf eine oder einige wenige ßastzellen. Eine Abwechselung mehr- und wenigzelliger Bast- rippen, wie Hanausek angiebt, flndet nicht statt. In der oberen Hälfte der Blattfledern sind die Bastrippen 2 — 3 (meist nur 2) Bastzellen dick und 7 — 9 Bastzellen breit und werden nach der Spitze der Fiedern zu oft noch schmäler. Diejenigen des westafrikanischen Bastes sind bis 12 Bastzellen breit, aber nur 1 — 2 (vielfach nur eine) Bast- zellen dick. Uebergänge kommen mitunter vor, derart, dass die Bast- rippen des hellen Bastes denen des westafrikanischen Bastes teilweise gleich werden; aber die im Querschnitt ungefähr kreisrunden Bastrippen, welche annähernd ebenso dick wie breit sind und durchschnittlich etwa 10 Bastzellen enthalten, flndet m.an nur bei dem madagassischen Bast. — Die Bastrippen verlaufen in der Längsrichtung des Blattes und im Allgemeinen einander parallel in einem Abstände von 1 — 2 Zellen des Der Raphiabast. 37 parenchyraatischen Blattgewebes; sie gabeln sich aber und anastomosieren mit einzelnen oder mehreren Bastrippen, wodurch sie der Längsspaltung des Bastes einen Widerstand entgegensetzen. Jede Blattfieder enthält 4 grössere, in Abständen von 4— 5 mm einander parallel verlaufende grosse Adern, welche fast die ganze Dicke des Blattes einnehmen, so dass daselbst kein Eaum übrig bleibt zur Ausbildung einer Bastrippe. Es unterbleibt daher auch eine solche und es entstehen da- durch in dem Bast 4 hellere, den genannten Adern entsprechende, parallele Linien, in welchen der trockene Bast sich oft der Länge nach spaltet. Die hierdurch entstehenden Längsstreifen werden vorzugsweise für die Herstellung von Geweben verwendet. Die Cuticula der Epidermiszellen wird von einer Wachskruste überzogen, welche — wie bei anderen Palmen — von einer der Cuticula annähernd gleich dicken Aussenschicht bedeckt wird. Diese Wachskruste betrachtet Hanausek irrtümlicherweise als „eine in der (durch Kalilauge) aufgequollenen Cuticula hervortretende Licht ii nie, wie sie längst von der Palissadenepidermis der Leguminosensamen bekannt ist". Die Epidermiszellen sind im Umriss viereckig und haben eine stark verdickte und deutlich geschichtete Aussenwand ; die in der Längsrichtung des Blattes verlaufenden Seitenwände sind unduliert, was für die Festigkeit des Blattes von grossem Werte ist; die Stärke dieser Undulationen ist bei den einzelnen Raj)Jiia-Avteii verschieden. Die anderen, senkrecht zur Längsrichtung des Blattes verlaufenden Seitenwände sind dagegen entweder gar niclit oder nur sehr wenig gewellt. Alle Seitenwände werden von je einer mehr oder weniger dicken Grenzlamelle durchzogen, welche von der Innenlamelle bedeckt wird. Die Innenlamelle ist deutlich gestreift. Die Grenzlamellen stehen mit der Cuticula im direkten Zusammen- hange und sind in der Aussenwand etwa ebenso dick wie diese, schwellen aber in den Seitenwänden — je nach den einzelnen Arten — mehr oder weniger an. Auf Flächenansichten beobachtet man, dass die Grenzlamellen da, wo sie die Aussenwand durchziehen, anstatt der Wellungen meist mit einem mehr oder weniger deutlich zickzackförmigen Umriss die Zelle begrenzen. Infolge dessen, sowie auch infolge der dünnen Lamellenform treten in der Aussenwand die Grenzlamellen auf den Längs- und Quer- schnitten auch dann hervor, wenn sie zu Seitenwänden gehören, welche in der Kichtung des Schnittes verlaufen, erscheinen aber in diesem Falle da, wo die zugehörigen breiteren Grenzlamellen der nur sehr schwach ge- wellten Seitenwände natürlich nicht sichtbar sein können, nur als Zapfen, welche von der Cuticula aus in die Verdickungsschichten der Aussenwand eindringen. Hanausek hat sich auch wirklich irre leiten lassen, und sagt, „dass die Cuticularschichten zapfenartig in die Cellulosemembrane eindringen". 38 R- Sadebeck. Auf den Flächenansichten findet man in der Aussenwand der Epidermis- zellen noch Querstreifiingen, welche die gegenüberliegenden einspringenden Winkelscheitel der Grenzlamellen verbinden und Diiferenzierungen der Aussenwand darstellen. Diese Streifen vermögen Wasser und andere Quellungsmittel in geringerer Menge aufzunehmen als die zwischen ihnen liegenden helleren Teile der Aussenwand; sie sind daher als Aussteifungs- vorrichtungen zu betrachten, welche das Collabieren der Aussenwände verhindern. Diese Querstreifen sind annähernd ebenso dick wie die Grenz- lamellen und daher nur bei den zwei Sorten des madagassischen Bastes kräftig ausgebildet. Bei dem westafrikanischen Bast sind sie ebenfalls so dick, wie die Grenzlamellen, also im Ganzen nur relativ dünn; bei Raphia vinifera fehlen sie ganz, obgleich daselbst die Grenzlamellen fast ebenso ausgebildet sind wie bei dem sogenannten westafrikanischen Raphiabast des Handels. Ausser diesen Querstreifen beobachtet man bei tieferer Einstellung des Mikroskopes noch ein zweites, aber nicht immer deutliches Quer- streifungssystem, welches auf die mehr oder weniger wellige Contour der Innenseite der Aussenwand zurückzuführen ist. In denjenigen, nicht seltenen Fällen, wo die genannten Undulationen zu einem einzigen Wellenberge verschmolzen sind, beobachtet man Bilder wie in Fig. 9, a. Dieses zweite Querstreifungssystem findet man in gleicher Weise bei allen bis jetzt daraufhin beobachteten EapJda-Arteu, sowie überhaupt in den Blättern mehrerer Monocotylen. IV. Die Zugfestigkeit des Raphiabastes. Die Haltbarkeit des Raphiabastes wurde durch Belastungsversuche^) in folgender Weise geprüft. An einem Doppelhaken, der an einer hölzernen Latte durch starke Schrauben befestigt war, wurde der obere Teil des Bastes mehrfach umwunden, sodass bei einer Belastung ein Nachgeben der Windungen ausgeschlossen war. Das andere Ende des Bastes wurde in ähnlicher Weise an einer Wagschale befestigt, welche bei dem Versuch mit Gewichten belastet wurde. Der Bast hing nach der angegebenen Befestigung seiner beiden Enden bei allen Versuchen senk- recht herab. Da nun die anatomische Untersuchung zu dem Ergebnis geführt hatte, dass die Bastrippen nach der Spitze des Blattes zu schwächer werden, wurden bei jedem Versuche die beiden Enden des Bastes derart eingerollt, dass von dem oberen, schwächeren Ende etwa 20 cm, von dem unteren, stärkeren Ende dagegen ungefähr 10 cm für die Um Wickelungen •) Bei den Belastungsversuchen wurde ich in anerkennenswerter Weise von Herrn Dr. A. Voigt, Assistent am Botanisclien Museum, unterstützt. Der Raphiabast. 39 um den Haken verwendet wurden, d. h. stets so viel, dass das frei bleibende, zu messende mittlere Stück genau 1 Meter lang- war. Wurden nun Gewichte auf die Wagscliale gebracht, so stellte sich — nach 10 Belastungsversuchen — heraus, dass der helle Raphiabast von Madagaskar stets 10 Kilogr. zu tragen vermochte. In zwei Fällen beobachtete ich sogar 11,5 resp. 11,9 Kilogr. als Maximum der Trag- fähigkeit. (Das Gewicht der Wagschale, welches 220 gr. betrug, ist hierbei, wie bei allen anderen Belastungsversuchen, eingerechnet). Bei diesen Versuchen zeigte sich ausserdem, dass dieser Bast — bei einer Länge von 1 Meter — eine Dehnung von 2—3 cm erfuhr, aber das Maximum dieser Dehnung bereits bei einer Belastung von etwa 9 Kilogr. erreicht wurde. Diese Dehnung (auf den Durchschnittswert von 2,5 cm berechnet) betrug also Vio der ursprünglichen Länge des Bastes. Für den dunklen Raphiabast von Madagaskar ergab sich, dass derselbe bei den in der gleichen Weise ausgeführten Belastungs- versuchen ein — im Vergleich zu dem hellen Raphiabast — etwas geringeres Gewicht zu tragen vermochte, wohl infolge der sorgloseren Gewiunungsweise dieser Sorte. Indessen hielt dieser Bast immer noch eine Belastung von 9,5 Kilogr. aus, ehe er riss. Das Minimum der Tragfähigkeit betrug — in zwei Fällen — 9,6 bezw. 9,5 Kilogr., das Maximum in 3 Fällen mehr als 10,5 Kilogr. (10,G Kilogr. zweimal, 10,7 Kilogr. einmal). Kurz vor oder fast gleichzeitig mit dem durch Belastungen hervor- gerufenen Zerreissen des Bastes spaltete sich derselbe durch 4 Längsrisse in 5 schmälere, aber ziemlich gleich breite Längsstreifen. Die Erklärung dieser Streifen ist bei der obigen Darstellung über die Anatomie des Bastes eingehender besprochen worden, da dies dieselben Längsstreifen sind, in welche sich der Bast überhaupt sehr leicht spalten lässt und welche daher von den Eingeborenen statt der ganzen Breite des Bastes für ihre Flechtarbeiten verwendet werden. Die Längsrisse erfolgen selten ausserhalb der Spaltlinien, in der Regel also in denselben und verlaufen daher gemäss ihrer Entstehung in der ganzen Länge des Bastes. Der Vergleich mit dem gewöhnlichen, zu Bindfaden und dünnerer Schnur benutzten Hanf, welcher in gleicher Weise geprüft wurde, ergab, dass eine Hanfschnur von etwa IV2 mm Durchmesser (also von mittlerer Dicke) etwa dieselbe Festigkeit besitzt, wie der Raphiabast. Bei dem trockenen Bast, welcher als Binde- und Flechtmaterial allein in Frage kommt, schrumpfen die Seitenwände der Epidermiszellen derart zusammen, dass die stark verdickte Aussenwand derselben der die Bastrippen bedeckenden Innenwand der Epidermiszellen fast ganz und gar sich anlegt, wodurch natürlich die Festigkeit des trockenen Bastes eine nicht unwesentliche Steigerung erfährt. 40 E- Sadebeck. Der westafrikanische Raphiabast wurde des Vei'gleiches weg-en in derselben Weise auf seine Tragfähigkeit geprüft; leider aber waren die für die Untersucliiing zur Verfügung stehenden Bastteile bedeutend kürzer als diejenigen des madagassischen Bastes und es konnten nur Stücke von V^ Meter Länge für den Belastungsversuch abgemessen werden. Es ergab sich, dass dieser — V^ Meter lange — Bast bereits bei einer Belastung von G,35 Kilogr. riss. Die Minderwertigkeit dieses Bastes trat also auch bei diesen Versuchen hervor. Ob der von Raphia textiUs Pechuel- Lösche abstammende Bast haltbarer ist, oder ob überhaupt aus Westafrika noch ein brauchbarer Raphiabast gewonnen werden kann, würde wohl nur dann in Frage kommen, wenn in West- afrika ein Raphiabast gefunden würde, dessen anatomische Beschaffenheit derjenigen des madagassischen Bastes mehr gliche, als es bei den bis jetzt aus Westafrika eingesendeten Proben der Fall war. Der Raphiabast. ^\ Figuren - Erklärung, Tafel I. Fig-. ]. Querschnitt durch deu Eaphiabast. (350). — A heller Raphiabast von Madasfaskar, von der unteren Hälfte einer Blattfieder. B heller Raphiabast von Madagaskar, von der oberen Hälfte einer Blattfieder. C westafrikanischer Raphiabast. — b die subepidermalen Bastrippen (zu Bündeln vereinigte Bastzellen), e Epidenniszellen mit der verdickten und geschichteten Aussenwand. to die Wachskruste. cu die Cuticula. ql die mit derselben zusammenhängenden Grenzlamellen. In der Aussenwand der Epidenniszellen sind nicht sänimtliche Grenzlamellen bei dieser Vergrösserung genau erkennbar und daher überhaupt nicht mitgezeichnet worden. Dasselbe gilt auch von den Fortsetzungen der Grenzlamellen, welche sich in die Innenwand der Epidenniszellen erstrecken. (Man vergl. für diese beiden Fälle vielmehr Fig. 3 und Fig. 4). Fig. 2. Querschnitt des Blattes von Bnphia pedunculaia P. B. (350). — Nur der nach der Unterseite zu gelegene Teil ist gezeichnet, sp eine Spaltöffnung. Die übrigen Bezeichnungen wie in Fig. 1. Fig. 3, A und B. Längsschnitt durch den hellen Raphiabast von Madagaskar (mit dem des dunklen Rai)hiabastes übereinstimmend). (S50). (Auf Tafel I ist durch ein Versehen des Lithographen die Vergrösserung der Fig. 3, A als [350] statt [1S50] angegeben). — B ein Teil einer Bastzelle in der Längsrichtung, mit dem sehr reducierten Lumen L. w die Wachskruste, cu die Cuticula. A die stark verdickte, geschichtete Aussenwand. gl die mit der Cuticula zusammenhängenden Grenzlamellen, welche sich bis in die Innenwand fortsetzen und in der letzteren, sowie auch in den Seitenwänden als je eine centrale Lamelle verlaufen, i die aus Cellulose bestehende lunenlamelle, welche die innere Seite der verdickten Aussenwand bedeckt und sich an die Seitenwände und die Innenwand fortsetzt, also das Lumen der Epidermiszelle allseitig umgiebt. z, z die senkrecht zu der Richtung des Schnittes verlaufenden Seitenwände der auf Fig. B. und (links) auf der Fig. A vollständig wiedergegebenen Epidermiszelle, dieselbe nach rechts und links begrenzend, h, h zwei von dem Schnitt getroffene Teile der undulierten (hinteren), in der Richtung des Schnittes verlaufenden Seitenwand derselben Zelle, mit den von der Cuticula bis in die Innenwand sich fortsetzenden Grenzlamellen. (Diese in der Richtung des Schnittes verlaufenden, etwas angeschnittenen Seitenwände (h, h) erscheinen den die Epidermiszelle nach rechts und links begrenzenden Seitenwänden (z, z) selbstverständlich fast gleich. Auf Fig. A, in der nicht vollständig gezeichneten Zelle (rechts) (b) ist die undulierte hintere Seitenwand vom Schnitt nicht getroffen ; man sieht drei (nach innen hervorragende) Wellungen derselben daher mit den Streifungen der Innenlamelle, während die Grenzlamellen hier von den Innenlamellen bedeckt bleiben. Fig. 4. Längsschnitt durch den westafrikanischen Bast (800), — z, z, ^ die die einzelnen Epidenniszellen nach rechts und links begrenzenden Seitenwände mit den Grenzlamellen, welche während ihres Verlaufes in der Aussenwand der Epidermis sehr dünn l)leiben, in den Seitenwänden erheblich dicker werden und dann wieder als dünne Lamelle die Innenwand durchziehen. W die Wachskruste, von welcher nur die etwas geborstene Aussenschicht deutlich ausgebildet ist. cu die Cuticula. A die Aussenwand. i die das Lumen der Zelle allseitig begrenzende Innenlamelle. B ein Teil einer Bast- zelle in der Längsrichtung. — Zwischen z—z die Grenzlamellen der in der Richtung 4 42 R- Sadebeck. des Schnittes verlaufenden Seitenwände. Die genannten Grenzlamellen sind bei dieser Einstellung des Tubus nur in der Aussenwand (als Zapfen) sichtbar. Nach dem Senken des Tubus überzeugt man sich leicht, dass diese Grenzlamelleu durch die ganze Zelle hindurch bis zur Innenwand der Epidei'raiszellen sich fortsetzen. Fig. 5. Längsschnitt durch die Epidermis der Blattoberseite von BapMa vinifera P. B. (800). — Man sieht zwischen den Zellwänden z, z nur Teile der stark undulierten, hinteren Seitenwand, ähnlich wie in Fig. 3 (links), li, k Zellkerne. Die übrigen Be- zeichnungen wie in Fig. 4. Tafel II. Fig. G. Flächenansicht der Epiderniiszellen in der oberen Einstellung des Mikroskopes. — gl Die Grenzlamellen in der Aussenwand (etwas dunkel gehalten). Q Die Querstreifung. — A heller Raphiabast von Madagaskar (die obere Flächenansicht des dunklen Raphiabastes stimmt hiermit vollständig überein) (800). — B ebenfalls heller Raphiabast, einzelne Zelle (900) wegen des Vergleiches mit C stärker vergrössert. — C westafrikanischer Raphiabast. (900). — D Raphia vinifera P. B. Bei der letzteren Art fehlen die Querstreifuugen (800). Fig. 7. Flächenansicht der Epiderniiszellen in der unteren Einstellung, die Orientierung der Seitenwände darstellend, gl die Grenzlamellen, i die Innenlamelle (800). A heller Raphiabast (der dunkle Raphiabast hiermit übereinstimmend). B westafrikanischer Raphiabast. C Raphia vinifera P. B. Fig. 8. Isolirte Epidermiszellen des hellen Raphiabastes, nach Behandlung mit kochender Kalilauge (500). Fig. 9. Zwei Epidermiszellen in der tieferen Einstellung des Mikroskopes mit dem durch die welligen Contouren der inneren Seite der Aussenwand hervortretenden zweiten Querstreifungssystem. Die hervorragenden Zacken sind die Grenzlaraellen (in dieser Einstellung nicht vollständig sichtbar). In Zelle h (etwa der Fig. 4 entsprechend) sind 5 breite Streifen sichtbar, in Zelle a sind keine Streifungen zu erkennen, da die Undulationen ausgeblieben sind (800). Sadebeck: Raphia Tat; r. Fii,.J.A Fig.!,B. I350J Fi^.l.C. Fig. 2. (350) Figo, (soo) fMWiWF^WW mn =\. Fig.3,B.(a5o> K Fig. 4. (600/ Bin •deieÄ dil. ELdu£j,idiJnst, Berä/i Sadebeck: Raphia. Taf.II. JPig. 6^. (eoo) gl Fig. 6,B.(9oo) ''3^y^[j/'4^i^l^. ffl \i'- E- Heinsen, Bhynchosjioriiim ist ein spezifischer Blattpilz; ich fand ihn nie am Halm, selbst an dem noch jungen, grünen nicht, sondern nur an der Spreite und ganz selten an der Blattscheide. Von besonderer Wichtigkeit schien mir die Frage nach der Über- tragungsfähigkeit der Krankheit durch die Konidien auf gesunde Pflanzen. Folgende Versuche sollten darüber Aufschluß geben. Teils im Freilande, teils in Töpfen wurden verschiedene in verdünnter Sublimatlösung gewaschene Getreidekörner in die Erde gebracht. Im Versuchsgarten wurde auf einem Beet hintereinander Roggen, Hafer, Weizen und Gerste ausgesäet. Ein zweiter Strich Landes, in einiger Entfernung gelegen, wurde in derselben Reihenfolge, zu derselben Zeit bestellt. Kurz nach dem Auflaufen der Saat besprengte ich sie mit einem Zerstäuber, dessen Wasser mit Konidien von Bhynchosporium vermengt war. Während ich bei dem einen Beet alle Saaten impfte, geschah dies bei dem zweiten Gartenstück nur am Roggen. Bereits nach 14 Tagen konnte ich an beiden Beeten den Pilz nachweisen. Die Gerste erkrankte etwas später, Weizen und Hafer aber blieben gesund. Diese wurden nun nochmals mit den Konidien von Rhynclwsporium bestäubt, nicht jedoch die schon erkrankte Gerste und der Roggen, da ich hier das Übergreifen des Pilzes auf die nicht bespritzten Blätter beobachten wollte. Die zweite Besprengung des Weizens war wieder erfolglos, indessen kam ich bei einer dritten zum gewünschten Resultat. Es stellten sich nach dieser die bekannten Flecke, wenn auch in geringer Anzahl, so doch untrüglich ein. Der Hafer blieb indessen auch bei noch weiteren Infektions versuchen gesuud und dürfte daher wohl immun sein. Die Versuche von Weizen scheinen mir eine erhebliche Widerstandsfähigkeit desselben nachzuweisen, denn auch später, bei den sich weiterentwickelnden Pflanzen griff der Pilz kaum um sicli. Die unteren, anfangs besprengten Blätter wie auch die später entwickelten blieben völlig pilzfrei; anders an Roggen und Gerste, wo der Parasit von den geimpften Blättern auch auf die un- geimpften übersprang. Die Gerste erkrankte am intensivsten. Auf dem anderen Beet, auf dem nach der Impfung der Roggen heftig befallen worden war, erkrankte auch bald die nicht infizierte und durch Weizen und Hafer vom Roggen getrennt stehende Gerste ebenso stark. Ich darf wohl mit Sicherheit schließen, daß der Wind von dem erkrankten Roggen aus Sporen hierher übertrug. Durch dieses Überspringen gewann aber auch gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit einer Immunität des Hafers und die einer bedeutenden Widerstandskraft des Weizens an Boden, Als sehr leicht empfänglich muß jedoch die Gerste gelten. Die mittelst der Topfversuche erzielten Resultate decken sich, abgesehen von einigen unwesentlichen Abweichungen, völlig mit den- jenigen des Gartens. Zur Aussaat gelangten ebenfalls die vier genannten Beobacbtuiigeii üljer den neuen Getreidepilz ßhynchosporium graminicola. 53 Getreidearteu, doch wurden sie sterilisierter Erde übergeben. Nach der Keimung blieben die Pflanzen in einem Fall an der freien Luft, wurden dagegen im zweiten von Glasglocken bedeckt. Die Impfung wurde durch Bestreichen der beiden ersten Blätter mit einem angefeuchteten, mit Konidien behafteten Pinsel vorgenommen. Unter den Glasglocken erkrankten Roggen, Gerste und Weizen, wie zu erwarten, sehr schnell; bei ihnen wurden schon nach acht Tagen einige kleine Flecke sichtbar, während die Blätter des Hafers jetzt und später auf ihrer ganzen Spreite ein völlig frisches Grün zeigten. Nach drei Wochen waren von den drei erstgenannten alle Blätter derartig erkrankt, daß nun die ganzen Pflanzen zu welken begannen und sehr schnell abstarben. Wie weit bei dem Weizen dazu Rltynchosporium mitwirkte, ließ sich nicht entscheiden, da sich neben ihm später unter der Glasglocke reichliche Schimmelpilze angesammelt hatten. Merkwürdigei'weise blieb der im unbedeckten Topf gezogene Weizen trotz häufiger Uebertragung von Konidien gesund, obwohl doch im Freilande die Infektion gelungen war. Trotz dieses Mißerfolges muß man aber, den anderen Versuchen und dem erwiesenen Vorkommen des Schädlings auf den Äckern nach zu urteilen, immerhin die Möglichkeit einer Ansteckung des Weizens zugestehen. Roggen und Gerste erkrankten langsamer als die gleiche Saat bei den Parallelversuchen unter der Glocke. Die Blattfleckenkrankheit trat aber bald so heftig auf, daß auch hier die Pflanzen ihr Wachstum einstellten. Kurz zusammengefaßt würden also meine drei Versuche eine leichte Empfänglichkeit für Gerste und Roggen, eine schwere für Weizen und eine Immunität des Hafers ergeben. Es wurde nicht versäumt, auch mit den an anderer Stelle ge- schilderten Kugelspoi'en Impfungen vorzunehmen, doch verliefen diese an Hafer und Weizen wie auch an Roggen und Gerste völlig wirkungslos. Ob jedoch diese hefeartigen Zellen die Saaten nicht indirekt anzugreifen vermögen, werden erst weitere Beobachtungen klarstellen können. Eine besondere Erscheinung zeigte sich bei mehreren Töpfen, deren Pflanzen sehr reichlich mit Konidien enthaltendem Wasser Übergossen waren. Die Erde derselben wurde von feinen Pilzfäden übersponnen, welche nicht fruktifizierten. Die in Gerstendekokt überführten und kultivierten Hyphen stellten sich hier als sterile Fäden von Rliynchosporimn heraus, die nun, in dem ihnen zusagenden Nälu'boden, wieder fertile Verzweigungen mit reichlichen Konidien bildeten. Hiernach müßte sich also jedenfalls der Schädling für kurze Zeit auch in dem Erdboden lebensfähig halten können. Gewisse Bestätigung meines Verdachtes erhielt ich zunächst dadurch, daß Gerstenpflanzen, deren Saat mit Konidien von Rhyncliosporium gemischt worden war, einige Zeit nach ihrer Keimung erkrankten. Die bei diesen Versuch zur Aussaat gelangten Körner waren 54 Pi'- E. Heinsen. mit wenig, aber reichlich Schnabelsporen enthaltendem Wasser befeuchtet und sogleich in den Boden gebracht worden. Ich erhielt später noch günstigere Beweise für die Haltbarkeit des Pilzes in der Erde, möchte aber zuvor noch in wenigen Worten das Notwendigste über die Dauer der Keimfähigkeit der Konidien sagen. Die erst entwickelten, etwas länger und scharfkantiger als die von Frank gezeichneten, verlieren ihre Keimkraft sehr schnell, infizieren aber, von einem Blatt aufs andere übertragen, sofort. Die Keimung der späteren, bei Massenproduktion entstandenen Sporen, die sich an den absterbenden Blättern vorfinden, dauert länger. Doch fand ich unter ihnen solche, die trocken aufbewahrt, noch nach halbjähriger Ruhe Keimschläuche bildeten, nach mehr als neun Monaten indessen versagten. In sterilisierten, mit Fließpapier ausgelegten Doppelschalen entwickelt das Mycel bei zeitweiligem Begießen mit Gerstendekokt auf Stroh beständig aus den älteren Konidien neues Mycel und neue Konidien. Ich greife nun auf das schon angegebene Vegetieren des Pilzes in der Erde zurück, schicke aber gleich voraus, daß meine Beobachtungen noch nicht abgeschlossen wurden, und ich jetzt nur einen Fall erwähnen will, der es nicht unwahrscheinlich macht, daß es eine Eigenart von WiyncJiosporium ist, hier recht lange seine Lebensfähigkeit bewahren zu können. Eine Anzahl der Töpfe, in denen ich die an dem Parasiten erkrankten Pflanzen gezogen hatte, wurde nach dem Absterben und dem Entfernen der letzteren, aufgehoben. Nach dreiviertel Jahren gelangte in diesen Töpfen unter Benutzung derselben Erde in verdünnter Sublimatlösung gewaschene Roggen- und Gersten-Körner zur Aussaat. Bis auf einen Fall, an Gerste, blieben die Pflanzen Ehi/ncliosporium- frei. Nach Aus- scheidung dieses mit Gerste bestellten Topfes wurden die übrigen nach weiteren sechs Monaten nochmals in derselben Weise bestellt. Nun, also nach Ablauf von fünfzehn Monaten, zeigte sich die etwa drei Wochen alte Saat fleckig, und es wurden die charakteristischen Konidien zahlreich abgeschnürt. Es muß betont werden, daß die Töpfe jedesmal in einen weit abgelegenen, pflanzenfreien Raum gebracht wurden, in dem der Pilz zuvor niemals gezogen oder aufbewahrt worden war. Die Töpfe selbst waren neu sterilisiert, es wird somit, größter Wahrscheinlichkeit nach, Bhynchospormm von der Erde aus auf das Getreide gelangt sein. Dieses Ergebnis bildet den Schluß meiner bisherigen Beobachtungen, bei denen sich jedenfalls mit Sicherheit die streng parasitäre Natur des Pilzes herausgestellt hat. Wenn auch ein Allgemeinbefall bei großer Ausdehnung, wie er z. B. in Oberschlesien und Tirol vorkam,^) noch zu ') Frank: Ueber Zerstörungen der Gerste durch einen neuen Getreidepilz. Wochenschrift für Brauerei, 1897, Nr. 42. Beobachtungen über deu neuen Getreidepilz Rhynchosporium graminicola. 55 den Seltenheiten gezählt werden muß, so dürfen trotzdem die Schädigungen von Rliynchosporium graminicola nicht unterschätzt werden. Durch sein frühzeitiges Auftreten leiden die Keimpflanzen immerhin beträchtlich und werden, selbst wenn sich der Parasit später nicht mehr weiter ausdehnen sollte, doch den Angriffen anderer Pilze, wie Sporidesmium, Cladosporium^ Septoria, Ascocliyta, Sphaerella u. s. w. zugänglich gemacht. Frank weist aus durchgesehenem, älteren Material mit Sicherheit nach, daß der Schädling schon in früheren Jahren in Deutschland an Gerste vorkam, er also nur übersehen wurde. KJiynchosporium ist kein seltener Pilz, und ich mutmaße daher, daß seine Existenz gerade seines frühzeitigen Auftretens wegen bisher verborgen blieb. Man schob seine Beschädigungen vielleicht den Nachtfrösten zu. Außerdem konnte er aber auch leicht daher versteckt bleiben, weil ihn andere, ihm nachfolgende Getreidepilze meist zu verdecken pflegen. Selten befällt der Schädling die zuletzt entwickelten Blattspreiten, und so sucht man ihn daher am sichersten an den Basalblättern und kann ihn hier, selbst wenn diese ziemlich verwittert sind und der Halm reif ist, oft unschwierig nachweisen. Es wäre künftig noch zu ermitteln, wie weit Frost oder Düngung — zumal Perchlorat haltiger Salpeter — eine Infektion des Getreides be- günstigen. Interessant wäre es auch, über das Leben des Pilzes in der Erde weitere Aufschlüsse zu erhalten, zu erforsclien, ob er hier etwa an dem unteigepflügten Dung oder Stoppeln noch andere Fruchtformen, Perithecien etc., oder Sklerotien entwickelt, und auch noch in dieser Gestalt den jungen Saaten verderblich Averden kann, um dann auf ihnen wieder eine Konidien tragende Generation folgen zu lassen, oder ob er in der Erde nur als steriles Mycel oder in hefeartiger Form weiter zu vegetieren vermag. Jahrbuch der Hamb.Wissensch. Anstalten. XVIII. Beiheft 3. Tafel I. Bei a, h, c und d durch Rhynchosporium erkrankte Stellen. Bei /, g, h und i späteres Stadium der Erkrankung. E. Heinsen: Beobachtungen über den neuen Getreidepilz, Rhynchosporium graminicola. Jahrbuch der Hamh. Wissensch. Anstalten. XVIII. Beiheft 3. Tafel IL ^ '^ ^« ^;) Fig. I. Konidien. a Formen bei beg-innender Abschnürung. b spätere Formen bei reichlicher Abschnürung. 500 fach vergrößert. Fig. 2. Konidien in Keimung nach 18 und 24 Stunden. 500 fach vergrößert. Fig. 3. a fruchtträgerartige Hyphen. 1, 2 u. 3 Konidien, die bei der Aussackung b entstanden ; bei d u. c Aussackungen, die in der Eeihenfolge 4, ;j, G entstanden. Dr. E. HeiLsen, Beobachtungen über den neuen Getreidepilz Rbynchosporiiim graminicola. Jahrbuch der Hamb. Wissensch. Anstalten. XVIII. Beiheft 3. Tafel III. ^^ Kg. I. Konidien im Zerfall. öXI fach vergrößert. Fig. 2. Fruktiflkation bald nach der Keimung. .5( Hl fach vergrößert. Dr. E. Heinsen, Beobachtungen über den neuen Getreidepilz Rhyncbosporium graminicola. Jahrbuch der Samb. Wissensch. Anstalten. XVIII. Beiheft 3. Tafel IV. Fig. 1. Bei M u. N steriles, bei 0 fertiles Mycel; bei a, b u. c fruchtträgerartige Hypheii. 5(>Jfach vera-rößert. Fig. 2. Rliynchosporinm- Mycel mit blasigen Auftreibungen ; bei a u. b fruchtträgerartige Hyplieu. 50tJfacli vergrößert. Dr. E. Heins en, Beobachtungen über den neuen Getreidepilz Rhynchosporium graminicola. Ueber filme ßiroDälsclifi ifl an eiiBfiHirtei Pllaizfii psammfiltfi Lecanien. Von G, B. Kitig und Dr. L. Hell. Ueber einige europäische und an eingeführten Pflanzen gesammelte Lecanien. Von G. B. King und Dr. L. Eeli.^) üie Systematik der deutschen Schildläuse im Allgemeinen und die der (lattung Lecanium im Besonderen ist derart verfahren, dass ihre Reinigung eine wahre Herkules- Arheit darstellen würde. Zu ihr waren hier in Hamhurg weder Zeit noch Mittel verfüghar. Es stellte sich daher die Nothwendigkeit heraus, die Bestimmung der deutschen Lecanien einem geübten Spezialisten, als welcher HeiT G. B. King rühmlichst bekannt ist, zu überlassen. Wenn hierdurch auch noch keine endgültige Regelung erzielt ist, so ist doch ein erster Schritt gethan, auf dem sich weiter bauen lässt. Auch die Bestimmung der auf eingeführten Pflanzen gefundenen Lecanien wurde Herrn G. B. King überlassen. Wenn auch häufig die Art-Zugehörigkeit zweifellos erschien, so waren doch öfters die Nährpflanzen und die Fundorte für die betr. Arten unbekannt, so dass auch hier eine Nach-Bestimraung durch einen geübten Spezialisten rathsam war. Die in Nachstehendem beschriebenen oder augeführten Schildläuse sind grössten- theils von dem zweitgenannten der Verfasser oder den übrigen Angestellten der Station in und bei Hamburg, auf verschiedenen Reisen und bei der Untersuchung der ein- geführten Pflanzen gesammelt. Eine Anzahl von ihnen war dem zweitgenannten der Verfasser auf seine Bitten von verschiedenen Seiten freundlichst übersandt worden. Bei diesen letzteren ist immer der Schenker genannt. Ohne weiteren Kommentar zu geben, sei nur noch auf die Verschiedenheit der hier gegebenen Benennung der von unseren wichtigsten Obstpflanzen gesammelten Arten mit den in phytopathologischen Berichten üblichen Namen hingewiesen. I. Europäische Lecanien. Lecanium assimile Newst. Newstead, 1892, Ent. monthly Mag. Vol. 28 (2. Ser. Vol. 3) p. 141— U2 PI. 2 Fig. 2, 2 a. Beschreibung (nach Newstead): $ ad. lang-oval, vorn etwas verengt und ausgezogen; dunkel rothbraun oder pechfarben, glänzend; leicht gewölbt in der Mitte, tief und unregelmässig gefurcht an den Seiten, so dass unregelmässige Kiele entstehen, die am Rande stärker hervortreten. Antennen 7 gliedrig; Glieder III und IV am längsten ') Die in nachstehender Arbeit enthaltenen Bestimmungen, Neu-Beschreibungen u. s. w. rühren von Herrn G. B. King, LaAvrence, Mass., her. Der Unterzeichnete hat nur das englisch geschriebene Manuskript übersetzt, einige Bemerkungen hinzugefügt und die Litteraturangabeu erweitert. Das von ihm Herrührende ist klein gedruckt. Reh. 6 60 G. B. King und Dr. L. Eeh. und fast gleich lang; Glieder I, TI, VII kürzer, V und VI am kürzesten. Beine lang und schlank; Tarsus halb so lang alsTibia; Haftborsten schlank. — 4 — .^,25 mm 1., 2— 3,5 br. Gefunden an Grindelia hirsuta in Nord- Wales; die Pflanze war dort aus Samen gezogen. Verwandt mit Lee. mori Sign, und L. persicae L.; von ersterem unterscheidet es sich durch die Struktur der Beine, von letzterem durch die Tgliedrigen Antennen (L. persicae hat Sgliedrigej. Erkalten von Prunus armeniaca, Smäland i. Sclnveden (Sv. Lanipal.). Lecanium capreae L. Douglas, 1892, Ent. monthly Mag. Vol. 28 (N. S. Vol. 3) p. 278—280, 2 fig. [enthält ausführliche Synonymie]. Beschreibung (nach Signoretj: $ zimnietbraun, glänzend, fein pimktiert, fast glatt, Körper stark gewölbt, höckerig, hinten etwas verengt. 8 mm 1., (! br., fast 7 hoch. Haut, in Aetzkali gekocht, gewürfelt, mit Spinndrüsen und vollen Zellen. Antennen Ggliedrig, Glied III länger als IV + V + VI, die kurz und einander fast gleich sind; III ist sehr dick und breit, verdünnt sich aber plötzlich am Ende und hat hier 3 Haare; die Glieder IV u. V mit je 2, VI mit 8 — 9 Haaren. — Auf Sahlweide. Nährpflanzen und Fundorte: Almis gluHnosa, Hamburg; Aesculus hqj'pocastannm, AVädensweil b. Zürich (Dr. J. Hofer L); TtUa sp., Vier- lande b. Hamburg-, Itzehoe in Holstein; Plrus communis, Vierlande b. Hamburg, Itzehoe in Holstein; Pirus mahis, Vierlande b. Hamburg, Wädensweil b. Zürich (Dr. J. Hofer 1.); Crataegus coccinea, Albano in Schweden (Sv. Lampa 1.); Primus domestica, Hundsfeld in Schles. (Prof. Eidam 1.); Prunus armeniaca, Vierlande b. Hamburg. Lecanium coryli L. Coccus coryli, Linne, 1758, Syst. Nat. Ed. X p. 456 No. 8. Lecanium coryli, Signoret, Essai p. 24:8 PI. 11 Fig. 15. Beschreibung: ? rothbraun, verhältnissmässig glatt, glänzend, namentlich auf dem Rücken, wo es nicht punktiert und am glattesten ist. Punkte nicht zahlreich ; Schale nicht sehr gefurclit, dünn. 5 mm 1., 4 br., 2^2 hoch; einige Exemplare kleiner. Grösse der Antennen-Glieder in /* (die Schwankungen wahr- scheinlich abhängig von den Grösse-Verschiedenheiten der Thiere): I II III IV V VI VII 48 40 56 52 24 28 44 32 40 52 48 20 20 40 32 40 60 48 24 20 40 Antennen-Formel: 3 4 1 7 2 (5 6). Nähr pflanzen und Fundorte: Corylus avellana, Trier a. Rh. (Lehrer Weber 1.); Smäland i. Schweden (Sv, Lampa 1.). Diese Art ist verwandt mit Lee. vini, aber sehr deutlich verschieden von Lee. corylifex Fitch von Corylus americana in Nord-Amerika, Da sie eine der am ersten beschriebenen und seither der Wissenscliaft fast verloren gegangenen Arten ist, ist ihre Neu - Auffindung von hohem Interesse, Ueber einige europäische und an eingetulirten Trianzen gcsaninielte Lecanien. Q{ Lecanium juglandis Bche. Lecaniuni juglandis, Eouche, 1S44, Stettin, ent. Zeitg. P>d. 5, p. '299. „ „ Siguoret, Essai p. 2o(j. „ „ Goethe, 1884, JahrLb. nassau. Ver. Nat. Bd. :_'.4 p. \-22 Taf. 2 Fig. 30—3-2. Beschreibung (nach Bouche): $ länglich, gewölbt, graubraun mit gelben Quer- bänderu und gelberem Rückenstreif; 2 Linien lang, im Alter sehr unförmlich dick, mit vielen Erhöhungen von 2 — 3 Linien Durchmesser; ähnelt sehr Lee. persicae, ist alter grösser. Nälirpflanzen und Fundorte: Prunus domestica („MirabelW), Darmstadt, („Reineclaude^'), Trier a. Rh. (Lehrer Weber 1.); Prunus armeniaca, Vierlande b. Hamburg, Trier a. Rh. (Lehrer Weber 1.); Prunus persica, Vierlande b. Hamburg-, Volksdorf b. Hamburg-, Tiier a. Rh. (Lehrer Weber 1.); Prunus liersica, (eine rothblätterige Varietät, die der Besitzer „amerikanischen Pfirsich" nannte), Vierlande b. Hamburg. Lecanium Rehi King, n. sp. Beschreibung: $ o— oV^ mm 1., 2 — 2^/2 br., 17-' hoch; Grösse u. Gestalt wechselnd; oft halbkugelig; Farbe hell bis dunkel-rothbraun; leicht gefurcht, nicht glänzend. Haut mit Drüsenflecken von 2 Grössen. Grösse der Antennen-Glieder in p: I 11 ni IV V VI vn 40 3G 44 48 24 24 40 40 36 48 48 24 24 44 44 3G 52 52 20 20 48 40 40 48 48 24 24 40 Formel der Antennen-Glieder: (3 4) 7 1 2 (5 (S). Mittelbein: Coxa 100 fi, 1., Femur und Trochanter 1()0 //- 1., Tibia 120 fji, Tarsus 80 fi. Nährpflanzen und Fundorte: Rihes grossidaria, Hamburg-Veddel, Vierlande b. Hamburg, Eberswalde b. Berlin (Prof. Eckstein 1.), Trier a. Kh. (Lehrer Weber 1.); Rihes rnhrum, Vierlande b. Hamburg, Darmstadt; Rihes nigrum, Hamburg -Bot. Garten,' Vierlande b. Hamburg; Rihes sp. (unbestimmte Johannisbeeren), Vierlande b. Hamburg. Im Jahre 185() beschrieb Dr. Fitch eine Scliildlaus von Ribes in Nord- Amerika als Lee. ribis und sandte später einige Exemplare an Signoret, der, wie es scheint, nur muthmasste, dass es dieselbe Art sei, die in Europa an Ribes gefunden wird. Er muss in der That eine nur ober- flächliche Untersuchung der Schildläuse vorgenommen haben, da diese Arten dnrchaus verschieden sind. Die Typen von Fitch sind zerstört, aber der betreifende Zweig ist noch in der Sammlung der entomologischen Abtheilung des Ackerbau-Ministeriums zu Washington; er zeigt noch die sehr beträchtliche Grösse der Schildläuse, durch den von ihnen zurück- gelassenen weissen Pleck. Die in den letzten Jahren an Ribes in Nord- Amerika gefundene Art ist ganz klein, ähnlich dem Lee. Rehi, hat aber VI VII VIII 24 20 36 20 44. 62 G- B- King- und Dr. L. Reh. eine ßgiiederige Antenne, mit einem sehr langen 3. Gliede. Sie ist im Canad. Ent. Vol. 33, 1901, p. lOG als Lee. Websteri Ckll. & King beschrieben. Es scheint nun, als ob die von Fitcli benannte Art auf- gegeben werden muss, da Prof. Cockerell in litt, sagt : „Ich sehe keine Hoffnung auf sichere Identifikation der Art". Ich gestatte mir daher, die oben beschriebene Art nach Dr. Eeh zu nennen. Lecanium (Eulecanium) rosarum Snell. Snellen van Vollenlioven, Tijdscbr. Ent. V. 94. Signoret, Essai p. 1^57 PI. 12 Fig. 3. Beschreibung: $ rothbraun, 4V2 mm 1., 3Va br., 2Vä h. In Kalilauge gekocht wird die Haut ganz klar und zeigt zweierlei Grössen von Drüsen- flecken; die grösseren oft in Gruppen von 2 bis 4. Antennen 7 — 8 gliederig. Grösse der Antennenglieder in (a: 1 II III IV V 36 40 48 32 24 36 40 48 32 24 Antennenformel: 3 2 (1 8) 4 (5 6 7). Mittelbein: Coxa 100 fj, 1., Femur und Trochanter 160, Tibia 120, Tarsus 80. Es ist fraglich, ob dieses das wahre Lee. rosarum ist, da Signoret die Farbe als gelblich-braun und die Grösse der Art bedeutender angiebt: 6 — 7 mm 1., 2V2 — 3 br., 2 h. In den Antennen ähnelt die vorliegende der Signoret'schen Art sehr und es mag sein, dass zur Untersuchung kleine Individuen vorgelegen haben. Nährpflanze und Fundort: Kultivierte Böse in den Vierlanden bei Hamburg. Lecanium rubi Schrk. Douglas, 1«'J2, Ent. inouthl. Mag. Vol. 2S (2. Ser. Vol. 3) p. 105 2 fig. Beschreibung: $ breit rund-oval, sehr konvex; halbkugelig, glatt, glänzend. 5 mm 1., 4 br. Farbe beim lebenden Weibchen rothbraun mit dunkleren Seiten und hellerem Hintereude ; auf dem Eücken mit weisser Zeichnung in Flecken, die Querbänder bilden oder zusammenhängen; beim todten Weibchen: einfarbig nussbraun. Antennen kurz und kräftig, mit 7 immer schmaler werdenden Grliederu. Glied I sehr kurz, mit 1 Haare; II fast doppelt so lang, mit 2 Haaren, von denen eins sehr lang und stark ist; III dreimal so lang, unbehaart; IV 2\'2mal so lang, mit 3 Haaren; V und VI so lang als II, mit je 1 Haare; VII etwa gerade so lang, mit mehreren Haaren. — Beine sehr lang und stark. Tibia P/jnial so lang als Tarsus. Nährpflanze und Fundort: Bihes sp. (Johannisbeere), Trier a. Eh. (Lehrer AVeber 1.). Lecanium (Eulecanium) vini Bebe. Bouche, 1851, Stettin, ent. Zeitg. Jahrg. 12 p. 112. Die Original-Beschreibung von Bouche lautet: „9 kahnförmig, im Alter über halbkugelig, uneben, dunkelbraun. Die Eier ohne wollige Einhüllung. — Länge 3 Linien. Am Weinstock." Ueber einige europäische und an eingeführten Pflanzen gesammelte Lecanien. 63 Boiiche's Beschreibung- ist kurz; die Grössen- Angabe ist wohl mehr eine Schätzung-, als eine genaue Messung; da aber keine anderen Lecanien vom Weinstocke aus Deutschland beschrieben sind, ist ein Irrthum in der Bestimmung kaum möglich. Eine kurze Beschreibung sei daher gegeben: $ rothbraun, 4 — 5 mm 1., 372 br., 2— 2V2 h., glänzend, nicht sehr gerunzelt. In Aetzkali gekocht, wird die Haut völlig klar, mit einigen Drüsenflecken. Eanddornen 16 — 20 fj, \., Stigmendornen zu dreien, 40—60 fx 1. Beine dünn; Mittelbein: Coxa 120 p, 1., Femur und Trochanter 172 ^, Tibia 120, Tarsus 80. Länge der A n t e n n e n - G 1 i e d e r in ^ : I II III IV V VI YII 82 40 60 48 20 24 48 32 48 60 52 24 24 52 36 40 52 52 24 24 52 ungefähre Antennenfonnel also : 3 (4 7) 2 1 (5 6). Diese Art ist sehr auffällig („perplexing"), sehr nahe verwandt mit Lee. quercitronis Fitch, im Baue sogar fast identisch; die Antennenformel ist in der Hauptsache die gleiche. Nur in der Schale besteht eine Verschiedenheit. Wie folgendes zeigt, ist die Art nicht auf Rebe beschränkt. Nährpflanzen und Fundorte: Lonicera sp., Smäland in Schweden (Sv. Lampa 1.); Vitis vinifera, Vierlande bei Hamburg, Schwartau bei Lübeck; Pirus malus, Vierlande bei Hamburg; Pirus communis, Moor- burg bei Hamburg; Spiraea sp., Smäland in Schweden (Sv. Lampa 1.); Prunus persica, Vierlande und Volksdorf bei Hamburg, Darmstadt (partim Dr. Noack 1.); Prunus armeniaca, Darmstadt; Bohinia psendacacia^), Gödöllö in Ungarn (E, v. Pirchner 1.) II. Verzeicliiiiss der europäischen Lecanien nach ihren Nährpilaiizen. Alnus ghiiinosa: Lee. capreae Corylus aveUana: „ coryli Lonicera sp..- „ vini Vitis vinifera: „ „ Aesculus hippocastanum: „ capreae Tilia sp..- „ „ Rihcs spp..- „ Eehi, rubi. Pirus communis u. malus: „ capreae, vini. Crataegus coccinea: „ „ . . ^^ ') Diese Bestimmung scheint mir cleshall) von Interesse, weil in den letzton Jahren mehrmals von deutschen Phytopathologen l)erichtct wurde, dass Lecanien von Eeben auf Akazien und umgekehrt übergingen. Diese früher von mir bekämpfte Behauptung, scheint also doch richtig zu sein. 04 <'^- B- Ki"g uiifl Dr. L. Reh. Rosa sp..- Lee. rosarum. Spiraea sp.; 55 villi. Prnmis armeniaca: >1 assimile, capreae, juglaiulis, villi „ persica: » juglandis, villi. „ domestica: 5? capreae. „ domestica (Mirabelle and Reineclaude): V juglaiidis. Rohinia pseudacacia : »5 villi. III. Verzeichiiiss der in Oewächshäiiserii und an Zimmerpflanzen gesammelten Arten. Lecanium hemisphaerium Targ.-Tozz. Ardisia cremdata, Hamburg, Gärtnerei; Aristolochia hrasiliensis, Hamburg, Bot. Garten; Brexia serratifolia, Wädensweil, Bot. Garten (Dr. J. Hofer 1.); Chlor opliytum sternbergianum, Hamburg, Bot. Garten; Cijcas revoluta, Hamburg, Bot. Garten ; Nephrolepis exaltata, Wädensweil bei Zürich, Bot. Garten (Dr. J. Hofer 1.) ; Pteris argyracea und serridata, Wädensweil bei Zürich, Bot. Garten (Dr. J. Hofer 1.). Lecanium hesperidum L. : AJpinia nutans, Hamburg, Bot. Garten; Arduine grandiflora, Hamburg, Bot. Garten; Chamaerops humilis, Hamburg, Bot. Garten; Citrus aurantiacum, Darmstadt, Bot. Garten (Dr. F. Noack 1.) ; Citrus sp., Hamburg, Bot. Garten; Hedera lielix, Gernsheim a. Rh., Zimmerpflanze (Dr. F. Noack 1.); Hamburg, Zimmerpflanze; Myrtus communis, Hamburg, Zimmerpflanze; Nerium oleander, Wädensweil bei Zürich, Bot. Garten (Dr. J. Hofer 1.). Lecanium iongulum DougL: Ficus infedoria, Hamburg, Bot. Garten; Latania horhonica, Hamburg, Zimmerpflanze; Rosa sp., Hamburg. Lecanium oleae Bern.: Leucadendron sp., Hamburg, Bot. Garten. Lecanium Rehi King: Symphoricarpus racemosus, Wädensweil bei Zürich (Dr. J. Hofer 1.). IV. Verzeicliniss der anf eingeführten Pflanzen gefundenen Lecanien. Lecanium aceris Schrk.?: Acer disscctum, Japan. Lecanium hemisphaericum Targ.-Tozz.: Citrus sp., Süd- Amerika; Cycas circinalis, Trinidad (West-Indien); Orchideen, Manaos, Rrasilien. Ueber einige europäische und an eingeführten Pflanzen gesammelte Lecanien. 05 Lecanium hesperidum L : Noid-Amerika: Croton sp.; Galax aphylhi (N. Carolina). Mittel- Amerika: Eugenia moluccensis (Jamaika). Brasilien: BriiopliyUum sp.; Coccoloba sp.; Raphla sp. Japan: Bambiisa aurea\ Citrus trifoliata\ Cijcas sp.; Nandina (lümestica\ Prunus mume. Lecanium iongulum Dougl.: Agave sp., Mittel-Amerika. Lecanium minimum Newst. : Orchideen, Singapore. Lecanium oleae Bern.: Cycas sp., Argentinien ; Fouquiera cohimnaris, Mexiko ; Oardenia sp., Argentinien; Hevea sp., Manaos (Brasilien). Lecanium oleae var. testudo Curt: Cgcas revuluta, Süd-Amerika. Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. >■ c: CD C-, o :0 CO d- CR Ol O 3