or REN N a Te ne Er De RD ee Be > > TS IEEEIEESLEREREAEELEEIBRERTER nee RE En: Be RER IELENRETERELSETSERETSE ur BT a ES EEE ee a BEE En Ey N nn. EEE Ten N nn y tanz NN) in EU e; J Ay } A A {' RR N w A Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XIV. Jahrgang. 1896. I’memarkt:: I. Die wissenschaftlichen Vorlesungen. Ostern 1896 bis Ostern 1897. II. Jahresberichte der wissenschaftlichen Anstalten. III. Wissenschaftliche Abhandlungen : A. Mittheilung aus der Stadtbibliothek, Prof. Dr. F. Eyssenhardt. Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek. B. Mittheilung aus dem Museum für Kunst und Gewerbe. Prof. Dr. Justus Brinckmann, Kenzan, Beiträge zur Geschichte der japanischen Töpferkunst. Hamburg 1897. Commissions-Verlag von Lucas Gräfe & Sillem. Die bisher erschienenen Hefte des Jahrbuches der Hambargischen Wissenschaftlichen Anstalten enthalten ausser den Jahresberichten derselben folgende Arbeiten: I. Jahrgang. . Dr. J. G. Fischer. Ueber Reptilien, Amphibien und Fische des Natur- historischen Museums. 40 S. und 3 Tafeln, Prof. Dr. A. Gerstäcker (Greifswald). Bestimmung der von Dr. G. A. Fischer während seiner Reise nach d. Massai-Land gesammelten Coleopteren. 23S. Dr. 0. Mügge. Ueber die Zwillingsbildung des Kryolith. 12 S. und .6 Holzschn. einige afrikanische II. Jahrgang. Prof. Dr. Pagenstecher. Die Vögel Süd-Georgiens, nach der Ausbeute der Deutschen Polarstation in 18532 und 1883. 27 S. und 1 Tafel, Prof. Dr. Pagenstecher. Die von Dr. G. A, Fischer auf der im Auftrage der Geographischen Gesellschaft in Hamburg unternommenen Reise in das Massai-Land gesammelten Säugethiere. 18 S. und ı Tafel. Prof. Dr. Pagenstecher. Megaloglossus Woermanni. eıneneueFormmakroglosserFledermäuse, 7S.u.1Taf. Dr. J. G. Fischer. Ichthyologische und herpeto- logische Bemerkungen. 758. und 4 Tafeln. III. Jahrgang. Dr. J. G. Fischer. Naturhistorischen Museums zu Hamburg. und 1 Tafel. Dr. Kurt Lampert (Stuttgart). Die Holothurien von Süd-Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen Polarstation in 1882 und 1883, 14 S. und 1 Tafel, Prof. Dr. Eduard von Martens (Berlin) und Dr. Georg Pfeffer. Die Mollusken von Süd-Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen Station 1832 und 1883, 73 8, und 4 Tafeln. Ueber zwei neue Eidechsen der 35 IV. Jahrgang. Dr. L. Prochownik. Messungen an Südseeskeleten mit besonderer Berücksichtigung des Beckens, 40 S. und 4 Tafeln. Dr. Georg Pfeffer. Die Krebse von Süd-Georgien, V. Jahrgang. Dr. J. G. Fischer. 52 S. und 4 Tafeln. Dr. W. Michaelsen. Die Oligochaeten von Süd- Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen Station von 1882—83. 218. und 2 Tafeln. Herpetologische Mitteilungen, VI. Jahrgang. 1883. Dr. E. Rautenberg. Bericht über ein Hügelgrab bei Wandsbeck-Tonndorf, 13 S. und 2 Tafeln. Prof. Dr. R. Sadebeck. Untersuchungen über die Pilzgattung Exoascus und die durch dieselbe um Hamburg hervorgerufenen Baumkrankheiten. 34 S. und 4 Tafeln, 1884. Dr. F. Karsch. Verzeichniss der von Dr. G. A, Fischer auf der im Auftrage der Geographischen Gesellschaft in Hamburg’ unternommenen Reise in das Massai-Land gesammelten Myriopoden und Arachnoiden, 98. und 1 Tafel, Prof. Dr. Th. Studer (Bern). Die Seesterne Süd- Georgiens, nach der Ausbeute der Deutschen Polarstation in 1832 und 1833. 26S. und 2 Tafeln. Dr. E. Rautenberg. Ein Urnenfriedhof in Alten- walde, 25. mit 16 Abb, und ı Tafel, 1885. Dr. Georg Pfeffer. Mollusken, Krebse und Echino- dermen von Cumberland-Sund, nach d. Ausbeute d. Deutsch. Nordpol-Expedition 1882 u. 1883.28 8. u.1 Taf. Dr. Georg Pfeifer. Neue Pennatuliden des Ham- burger Naturhistorischen Museums. 118. Dr. E. Rautenberg. Neue Funde von Altenwalde, 8S. und ı Tafel. r Dr. E. Rantenberg. Ueber Urnenhügel mit La Tene- Geräten an der Elbmündung, 30 8. mit 5 Abb und 3 Tafeln, a 1886. nach der Ausbeute der Deutschen Station 1332/83, 110 S, und 7 Tafeln, Dr. E. Rautenberg. Römische und germanisthe Altertümer aus dem Amte Ritzebüttel und aus Altenwalde. 14 S. und 2 Tafeln, 1887. Dr. Georg Pfeffer. Die Krebse von Süd-Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen Station 1882— 18383. 2. Teil. Die Amphipoden. 68 8. und 3 Tafeln, 1888. Erste Hälfte. Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto- rischen Museums in Hamburg, I. 17S. und ı Tafel, C. W. Lüders. Der grosse Goldfund in Chiriqui im Jahre 1859, 7S. und 6 Tafeln. Zweite Hälfte, Dr. Georg Pfeffer. Übersicht der von Herım Dr, Franz Stuhlmann in Ägypten, auf Sansibar und dem gegenüberliegenden Festlande gesammelten Reptilien, Amphibien, Fische, Mollusken und Krebse. 36 S. Dr. Georg Pfeffer. Zur Fauna von Süd-Georgien. 198. Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto- rischen Museums in Hamburg. II. 13 S. u. 1 Taf. Dr. W. Michaelsen. Die Gephyreen von Süd-Georgien, nach der Ausbeute der Deutschen Station von 1852—83. 13 S. und 1 Farbentafel. _ Dr. A, Voigt. Localisirung des ätherischen Oeles in den Geweben der Allium-Arten. 18 S. Dr. €, Brick. Beitrag zur Kenntnis und Unter- scheidung einiger Rothölzer, insbesondere der- jenigen von Bahia nitida Afz., Pterocarpus santa- linoides L’Her. und Pt, santalinus L. f. 9 S. Dr. Johannes Classen, Beobachtungen über die spezifische Wärme des flüssigen Schwefels. 28 S. und 2 Tafeln. Dr.C. Gottsche. Kreide und Tertiär bei Hemmoor in Nord-Hannover. 125, n G- Gercke. YoRnEBER Nachricht über die Fliegen Süd-Georgiens, nach der Ausbeute der Deutschen Station 1832—83, 2 S, A Jahrbuch Hamburgischen Wissenschaftliehen Anstalten. XIV. Jahrgang. 1896. Hamburg 1897. Commissions-Verlae von Lucas Gräfe & Sillem. Die organische Einheit der Meisterwerke Richard Wagner’s. Bericht über die Vorlesungen. IX IX. Bildende Künste. Prof. Dr. Brinokmann: Ausgewählte Gegenstände aus der Geschichte des Kunstgewerbes, zunächst die innere und äussere Ausstattung des Buches. 102 Hörer. Montags von 2a» —31» Uhr Nachmittags. Prof. Dr. Eyssenhardt: Die Entwickelung der antiken Architectur. Etwa SO Hörer. Montag, den 19. und %6. October und 2. November von 8—9 Uhr Abends. Assistent Dr. Deneken: Gräber und Grabdenkmäler der Hellenen. 57 Hörer. Montag, den 26. October, 2., 9., 16, 23. und 30. November von 21»a— 31a Uhr Nachmittags. X. Bau- und Ingenieurwissenschaft. Bauinspecetor Merkel: Geschichte der Ingenieurtechnik und des Verkehrs im Alterthum und Mittelalter. 29 Hörer. Donnerstags von 8—9 Uhr Abends. XI. Gartenban. Prof. Dr. Haupt (Hannover): Die Gartenbaukunst in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 41 Hörer. Mittwoch, den 3, 10., 17., 24., 31. März und 7. April von 8—9 Uhr Abends. XI. Mathematik. Prof. Dr. Schubert: Analytische Geometrie der Kegel- schnitte und anderer Kurven. 40 Hörer. Montags von 7'a—91/a Uhr Abends. XII. Astronomie. Observator Dr. Schott: 1) Allgemeine Astronomie, 3. Theil (Cometen, Fixsterne). 73 Hörer. Donnerstags (mit Ausnahme des ersten Donnerstags in jedem Monat) von 71/a—9 Uhr Abends. 2) Theorie der Bahnbestimmung von Cometen und Planeten. Mathematische Vorkenntnisse erforderlich. 4 Hörer. Montags von 61»—7!/y Uhr Abends. Navigationsschul-Lehrer Dr. Bolte: Die neueren Methoden der nautischen Astronomie im Lichte des modernen See- verkehrs. 65 Hörer. Dienstags von 7—8 Uhr Abends. RR Bericht über die Vorlesungen. XIV. Physik. Prof. Dr. Voller: Elektrieität und Magnetismus, auf Grund- lage neuerer Erfahrungen und Anschauungen. 90 Hörer. Freitags von 7'/g— 9 Uhr Abends. Assistent Dr. Glassen: Allgemeine Physik und Mechanik. 68 Hörer. Dienstags von 8—9 Uhr Abends. XV. Chemie. Prof. Dr. Dennstedt: 1) Experimental-Chemie (Anorganischer Theil, Nicht- metalle). SO Hörer. Donnerstags von 7a—9 Uhr Abends. 2) Praetische Uebungen im Laboratorium für Anfänger und Geübtere. Täglich von 9—4 Uhr. Assistent Dr. Engelbrecht: 1) Darstellung und Analyse chemisch-technischer Präparate (Fortsetzung). S Hörer. Dienstags von 10—11 Uhr Vormittags. 2) Praetische Uebungen in der technischen Analyse. Täglich von 9—4 Uhr. Assistent Dr. Schöpff: 1) Photographische Chemie. 44 Hörer. Montags von S—9 Uhr Abends. 2) Photographische Uebungen. Wöchentlich 3 Stunden. Assistent Dr. Voigtländer: Kurzer Ueberblick der Er- nährungslehre. Fleisch und Conserven, Cerealien und Backwaaren. 23 Hörer. Donnerstags von 3—4 Uhr Nachmittags. Hülfsarbeiter von Boltenstern: Analytische Chemie, 1. Theil (Qualitative Analyse). 11 Hörer. Sonnabends von 10—11 Uhr Vormittags. XVI. Mineralogie. Custos Dr. Gottsche: Einführung in die Palaeontologie. 56 Hörer. Dienstags von 7—8 Uhr Abends. XVII. Zoologie. Professor Dr. Kraepelin: Allgemeine Systematik, ein Ueber- blick über die Verwandtschaftsverhältnisse der heutigen Thierwelt. 115 Hörer. Sonnabends von 7—8 Uhr Abends. 3ericht über die Vorlesungen. RT Custos Dr. Pfeffer: Allgemeine Physiologie, die Lehre von den Grundeigenschaften des Lebens. 177 Hörer. Montags von 8-9 Uhr Abends. Assistent Dr. von Brunn: Kurze Darstellung der Deutschen Hochseefischerei, ihrer wirthschaftlichen Bedeutung und ıhres Betriebes. 41 Hörer. Freitags von 7—8 Uhr Abends alle 14 Tage. XVII. Botanik. Professor Dr. Sadebeck: 1) Tropische Nutzpflanzen, ihre Erzeugnisse und ihr Plantagenbetrieb (Fortsetzung). l. Kautschuk- und Gummipflanzen. 2. Gewürzpflanzen. 5. Medieimalpflanzen. 4. Hölzer und Rinden. 30 Hörer. Dienstags von 7—8 Uhr Abends. 2) Mikroskopische Uebungen, insbesondere Anleitung zu mikroskopischen Untersuchungen. S Theilnehmer. Täglich von 11—3 Uhr. Professor Dr. Zacharias: 1) Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Pflanzen. Donnerstags von 6—7 Uhr Abends. 2) Pracetische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von Kryptogamen. In 2 Kursen, zusammen 20 Theilnehmer. Miitwochs von 3—5 Uhr Nachmittags. Im Wintersemester des Berichtsjahres ist der Versuch gemacht worden, für eime grössere Anzahl von Cursen durch Auflegen von Einschreibelisten einen Ueberblick über die Berufskreise, denen die Hörer entstammen, so- wie über die Betheiligung des männlichen nnd des weiblichen Geschlechtes zu gewinnen. In vielen Fällen sind jedoch die Listen unvollständig geblieben, da manche Hörer das Einschreiben unterliessen; von einzelnen Vortragenden ist mitgetheilt worden, dass die Zahl der 'Theilnehmer erheblich grösser gewesen sei, als die Listen ergeben. In vorstehendem Verzeichniss, sowie in der nachstehenden tabellarischen Zusammenstellung No.I, sind nur die den Listen entnommenen Zahlen angeführt worden. In einigen Fällen, wo es sich um Curse von kürzerer Dauer handelte, war eine solche Statistik deshalb nicht zu erlangen, weil die Zahl der Hörer zu gross war; an einzelnen Abenden war der Andrang so stark, dass z. B. in der Aula der Gelehrtenschule 500—600 Personen anwesend waren und ausserdem Viele keinen Platz mehr fanden. Die durchschnittliche Zahl der Hörer in diesen besonders stark besuchten, sowie einigen anderen Cursen ist mn der I. Tabelle am Schlusse dieses Berichtes mitgetheilt. I. Zahl und Beruf der eingeschriebenen Hörer in welche regelmäßig wöchentlich im Winter 1896/97 gehalten worden sind. 10. . Dr. Gottsche Xu Vortragender Gegenstand Senior D. Behrmann Christliche Glaubenslehre Dr. Hagen Die deutschen Kolonien in geo- eraphischer, ethnographischer und wirthschaftlicher Hinsicht Dr. Schott Geographie der Oceane mit besonderer Berücksichtigung der Verkehrsverhältnisse zur See Deutsche Geschichte Prof. Dr. Wohlwill Derselbe Hamburgische Geschichte Derselbe Deutsche Litteraturgeschichte Prof. Dr. Wendt Dr. Brauneck Thackeray’s Werke Vietor Hugo Prof. Dr. BrinekmannlAusgewählte Gegenstände aus der Geschichte des Kunst- gewerbes, zunächst die innere und äussere Ausstattung des 3uches Bauinspeetor Merkel Geschichte der Ingenieur- technik und des Verkehrs im Alterthum und Mittelalter Analytische Geometrie der Keeelschnitte Prof. Dr. Schubert Dr. Schorr Dr. Bolte Alleemeine Astronomie Die neueren Methoden der nautischen Astronomie Elektrieität und Magnetismus Alloemeine Physik und Mechanik Experimental-Chemie Prof. Dr. Voller Dr. Classen Prof. Dr. Dennstedt Dr. Schöpff Photographische Chemie Einführung in die Palaeon- tologie Prof. Dr. Kraepelin Allgemeine Systematik, ein Ueberblick über die Verwandt- schaftsverhältnisse der heutigen T’hierwelt Dr. Pfeffer Allgemeine Physiologie, die Lehre von den Grundeigen- schaften des Lebens Prof. Dr. Sadebeck |Tropische Nutzpflanzen, ihre Erzeugnisse und ihr Plantagen- betrieb Anatomie -und Entwickelungs- geschichte der Pflanzen Prof. Dr. Zacharias Gesam mt- Davon waren Bericht über die Vorlesungen. 22 ver schiedenen Vorlesungscursen, zahl der einge- schrieben. Hörer 106 männl. 24 137 weibl. 34 22 40 a Lehrer und Lehrer- innen 41 27 Davon waren Kauf- |Sonsti leute Beru 21 26 31 52 21 52 22 128 28 76 9 86 9 83 8 62 angegeben _ 28 1 26 15 54 1 59 6 60 12 50 29 27 14 25 11 8 59 An; 124 6 19 2 24 Bericht über die Vorlesungen. XIII U. Durchschnittliche Zahl der Hörer in 15 verschiedenen Vorlesungscursen, welche an einer beschränkten Zahl von Abenden im gehalten worden sind. Winter 1896/97 Vortragender Oberlandesgerichtsrath Dr. Martin Dr. Ehrenberg (Altona) Prof. Dr. Lotz (München) Dr. Hampke Dr. Koch Oberarzt Dr. Rumpel Hafenarzt Dr. Nocht Oberarzt Dr. Schütz Prof. Dr. Wohiwill Dr. Deneken Prof. Dr. Eyssenhardt Prof. Dr. Haupt (Hannover) Prof. Dr. Litzmann (Bonn) Dr. H. Behn Dr. von Brunn Gegenstand Durchschnittliche Zahl der Hörer Das neue bürgerliche Gesetzbuch Die volkswirthschaftliche Bedeutung des Handels Die Börse Die neuere deutsche Gewerbepolitik Grundzüge der Bevölkerungsstatistik Tubereulose und Tuberculose- Heilstätten Tropenhygiene Kinderhygiene Hamburgs Beziehungen zu Preussen Gräber und Grabdenkmäler der Hellenen Die Entwickelung der antiken Architektur Die Gartenbaukunst in der Vergangen- heit, Gegenwart und Zukunft Richtungen und Persönlichkeiten in der deutschen Litteratur von Göthes Tode bis zum Jahre 1870 Musikwissenschaftliche Vorlesungen Kurze Darstellung der Deutschen Hochseefischerei, ihrer wirthschaftlichen Bedeutung und ihres Betriebes 107 284 Etwa 300 57 Etwa 80 41 Etwa 400 114 . a, “ € u u u zer nn n 22 ni 2 IR Jahresberichte der | Hamburgischen 2 Wissenschaftlichen Anstalten für das Jahr 1896. Stadtbibliothek. XVII 1. Stadtbibliothek Bericht des Direetors Professors Dr. Eyssenhardt In dem Personale der Stadtbibliothek ist im Jahre 1896 keine Ver- änderung eingetreten. Der Bücherbestand wurde, abgesehen von den Zeitschriften, aus den budgetmässigen Mitteln, sowie durch zahlreiche und werthvolle Geschenke von Behörden, Vereinen, Instituten und Privatpersonen, um 5117 Nummern vermehrt. Im Lesesaale wurden 23 890 Bände von 4840 Personen benutzt, wobei die Benutzung der Handbibliothek ausser Ansatz gelassen ist. Von aus- wärtigen Bibliotheken und Archiven wurden 111 Bände zur Benutzung im Lesesaale übersandt. Im Journalsaale sahen 2123 Personen 13 705 Hefte der ausliegenden Zeitschriften ein. Ausgeliehen wurden 10675 Bände an 3956 Personen, darunter 32 Handschriften; von diesen gingen 7 nach Berlin, 5 nach Erlangen, 4 nach München, je 3 nach Breslau und Kiel, je 2 nach Braunschweig und Wiesbaden, je I nach Budapest, Leipzig, Mainz, Posen, Schildberg und Wien. Ausserdem wurden nach 38 auswärtigen Orten 230 Bände versandt. Das Neubinden des alten Bücherbestandes wurde für die Abtheilungen PD-PK, DF, DG und DH erledigt. Die neben den laufenden Katalogisirungsarbeiten hergehende Eintragung der Standortsbezeichnungen nach dem Realkataloge ia den Nommalkatalog wurde in der Weise gefördert, dass ein weiterer Theil der im Karten- schranke aufbewahrten geographischen Karten, der letzte Theil von DFd sowie der Anfang von DFe, MC, der Schluss von PBI und der Anfang von PB II übertragen wurden. Ausserdem wurde die Neukatalogisirung der Hamburger Zeitungen und Zeitschriften soweit gefördert, dass die Zettelaufnahme im wesentlichen vollendet ist. Die Verwaltung. XVII Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). 2. Museum für Völkerkunde (einschliesslich Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer). Bericht von Dr. K. Hagen. Das Jahr 1896 war für die Anstalt in mehrfacher Weise ein besonders bedeutungsvolles. Zunächst hatte die Anstalt den Tod des ersten Vorstehers und ihres eigentlichen Gründers, des Herrn © W. Liders, zu beklagen. Nachdem Herr Lüders krankheitshalber am 1. Oktober einen längeren Urlaub nachgesucht und bewilligt erhalten hatte, verließen ihn trotz sorgsamster Pflege die Kräfte zusehends, bis ihn am 7. November, Abends 9 Uhr, der Tod von seinen Leiden erlöte. Am 11. fand die Bestattung im Krematorrum zu Ohlsdorf statt unter der Teilnahme zahlreicher wissen- schaftlicher Vereine, denen Herr Züders lange Jahre hindurch als thätiges Mitglied angehört hatte. Herr Direktor Rautenberg hielt eine zu Herzen gchende Grabrede, in der er die Verdienste des Entschlafenen in gebührender Weise hervorhob. Am Abend desselben Tages widmete Referent im Naturwissenschaftlichen Verein seinem langjährigen Chef und väterlichen Freunde emen Nachruf. Ueber den Lebenslauf des Verstorbenen möge das Folgende hier Platz finden. Carl Wilhelm Lüders ist am 23. Mai 1523 im der Vorstadt St. Pauli geboren. Die Eltern verlor er früh durch den Tod, und so war er schon in jungen Jahren auf sich selbst angewiesen. Er widmete sich dem Kaufmanns- stande, ohne m ihm die rechte Befriedigung zu finden; mehr Interesse fand er seit jeher am Sammeln. 1853 ging er nach Amerika und zwar nach Valparaiso, wo er bis 1865 kaufmännisch thätig war; groß sind seine Verdienste um die Entwickelung der dortigen deutschen Kolonie. 1865 begab er sich auf Reisen, lernte die ganze Westküste von Südamerika, sowie Teile von Nordamerika kennen und legte umfassende Sammlungen an. Ende 1866 kehrte er nach Hamburg zurück. Von 1870—73 hatte er die kaufmännische Leitung des „Freischütz“ inne. Im Jahre 1874 gelang es ws Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XIX ihm endlich, eine seinen Neigungen entsprechende Thätigkeit zu finden und zwar als Kommissionsmitglied des Kulturhistorischen Museums, das damals kaum mehr als eine Raritätenkammer vorstellte, aber zum Senfkorne wurde, aus dem sich unter Züders’ liebevoller Ptlege das „Museum für Völkerkunde“ entwickelte. 1579 wurde der Verewigte unter gleichzeitiger Einverleibung seiner eigenen wertvollen Sammlung in den alten Bestand zum Vorsteher des Museums ernannt. Mit außerordentlichem Geschick und in erstaunlich kurzer Zeit hat er als solcher in den Jahren 1890 und 91 die schwierige Neuaufstellung der umfangreichen Sammlungen im Galleriegeschoss des Naturhistorischen Museums besorgt und damit die von ihm so lange sehnlichst erwünschte systematische Aufstellung durchführen können. Rastlos hat er bis zum letzten Augenblick für das Gedeihen des Museums gestrebt. Die umfangreiche Privatsammlung des Herrn Züders, welehe durch- gehends aus ausgezeichneten, namentlich wegen ihres Alters kostbaren, ethnographischen Gegenständen besteht, sowie seine auf Völkerkunde bezügliche Bibliothek war bereits mit Schluß des Jahres 1888 laut Ver- einbarung in den Besitz des Staates übergegangen. Ein Legat im Betrage von «4 10000 wird das Museum in den Stand setzen, „aus den Zinsen nach Verlauf eines oder mehrerer Jahre je nach Umständen“ ein besonders hervorragendes Stück zu erwerben. So hat Herr Züders noch über den Tod hinaus für das ihm ans Herz gewachsene Institut gesorgt. Ehre seinem Andenken! Mit Anfang des Jahres wurde die bis zu dieser Zeit von einer besonderen Kommission verwaltete Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer dem Museum für Völkerkunde fest angegliedert, da die bisherige Trennung der ihrem ganzen Wesen nach zusammengehörigen ethnographischen und vorgeschichtlichen Sammlungen eine unnötige Erschwerung des Geschäfts- ganges mit sich brachte. Den Vorsitz in der Kommission führte Herr Syndicus Dr. W. von Melle. Die übrigen Mitglieder waren die Herren €. W. Lüders, Vorsteher des Museums für Völkerkunde, Direktor Prof. Dr. J. Brönekmann, Landgerichts- Direktor Dr. H.-Föhring, Direktor Prof. Dr. E. Rautenberg, J. H. Brey und F. Wiengreen. Der während fünf Jahre als wissenschaftlicher Hülfsarbeiter beschäftigt gewesene Dr. Karl Hagen wurde auf den 1. Januar 1896 als Assistent 2. Gehaltsklasse angestellt. Der Besuch des Museums ist trotz der recht unbequemen Lage desselben als ein fortgesetzt reger zu bezeichnen. Die Benutzung der Sammlungs- gegenstände ist infolge der Vorlesungen eime sehr gesteigerte gewesen. Außerdem wurden die bedeutenderen neuen Eingänge vom Berichterstatter br Die Benutzung der Sammlungen. Reisen. Die Vorträge. XX Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). in den Sitzungen der Anthropologischen Gruppe vorgeführt, auch mehrfach anderen Herren Objekte des Museums zu Vorträgen zur Verfügung gestellt. Einem Gesuche der Direktion der Fischereiausstellung in Kiel entsprechend wurde eine grössere Anzahl solcher Bootmodelle, die weniger kostbar und zum Transport geeignet erschienen, der Ausstellung leihweise überlassen. Der Berichterstatter benutzte im Auftrage der Kommission 2 Tage des Juni, um das neue Museum in Bremen zu besichtigen und verband damit einen Besuch des besonders an Funden aus der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit reichen Museums in Oldenburg. Einen weiteren Urlaub von 4 Tagen im September verwandte der Berichterstatter zum Studium der Kolonialausstellung der Berliner Gewerbeausstellung mit Rücksicht auf die für das Winterhalbjahr angekündigten Vorlesungen. Über beide Reisen wurden der Kommission eingehende Berichte vorgelegt. Drittens wurde auch die Sammlung des Herrn Dr. Hartmann in Marne und daran anschliessend das neue Museum in Meldorf in Augenschem genommen. Fine zum Besuch der Millenniumsausstellung in Budapest geplante Urlaubsreise musste wegen der Krankheit des Vorstehers leider unausgeführt bleiben. Von Anfang Januar bis Ende März 1896 hielt der Berichterstatter im Auftrage der Oberschulbehörde vor etwa 60 Zuhörern eine Reihe von 11 Vorträgen über „Völkerkunde in Einzelbildern“. Hiermit erschien über- haupt die Völkerkunde zum ersten Male unter den übrigen üblichen Vor- lesungen. Folgende Themata wurden behandelt: Aufgaben und Bedeutung der Völkerkunde. Abstammung und Urheimat des Menschen. Rassenlehre. Australien und seine Bewohner. Neu Guinea; Kaiser Wilhelmsland. Melanesien; Bismarck Archipel. Polynesien und Mikronesien. Malayischer Archipel. Afrikanische Naturvölker. Amerikanische Indianer. Hyperboreische Völker. Von Anfang November 1596 bis Ende März 1897 hielt der Berichterstatter einen zweiten Cyklus von 17 Vorlesungen über „die deutschen Kolonien in geographischer, ethnographischer und wirtschaftlicher Hinsicht“, an dem 60 — SO Zuhörer teilnahmen. Im drei einleitenden Vorlesungen wurden behandelt: Kolonien im Allgemeinen. Die deutsche Auswanderung und die Versuche, dieselbe zu organisieren und zu koncentrieren. Hamburger Kolonisationspläne 1540—42; Versuch der Gründung eines Kolonialbesitzes unter dem grossen Kurfürsten. Die beiden folgenden Vorlesungen behandelten die Geschichte der Erwerbung der deutschen Kolonien, die übrigen galten der eingehenden Betrachtung derselben. Als Anschauungsstoff dienten die Sammlungen des Museums für Völkerkunde, sowie die des Naturhistorischen und des Botanischen Museums. Da unser Museum leider noch sehr arın an Photographien ist, so ist es um so mehr mit Dank zu begrüssen, dass mehrere Hamburger Firmen, die mit den Kolonien arbeiten, in liebens- würdiester Weise Photographien zur Verfügung stellten. Insbesondere sei ie Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXI u MS den Herren Angelo Crovo (Kaoko Land- und Minen -Gesellschaft), J. F. Ed. Bohlen, ©. und Ad. Woermann, Wölber & Zimmermann, L. Hansing, Justus Strandes und Konsul F. Hernsheim auch an dieser Stelle herzlichster Dank gesagt. Das nötige Kartenmaterial, Rassenbilder und einige neuere Werke über die Kolonien konnten aus der für das Vorlesungswesen bewilligten Summe angeschafft worden, wodurch einem lebhaft empfundenen Bedürfnis abgeholfen wurde. Dr. K. Hagen: Chinesische Prunkwaffen. (Internationales Archiv für Publikationen. Ethnographie, Leiden. Bd. IX. p. 161 — 175 mit drei farbigen Tafeln.) Das Material besteht in einer mit Hülfe der Bürgermeister Kellinshusen-Stiftung angeschaftten Sammlung chinesischer und korea- nischer Waffen. (S. d. Jahrb. VIII, p. XC.) Die Vermehrung der Sammlungen. A. Ethnographische Sammlung. Die Zahl der Eingänge erreichte im Jahre 1896 mit 708 Nummern die bei weitem höchste von allen früheren Jahren. Im Einzelnen verteilt sich der Zuwachs folgendermaßen : Eingegangen sind an Geschenken: von Asien 159 Nummern „ Amerika 50 & „ Afrika 230 „ Europa 6 3 „ Oceanien 83 R 318 Nummern Angekauft sind aus den budgetmäßigen Mitteln: von Asien 55 Nummern im Werte von „4 703,11 „ Amerika 102 N h R a „ Afrike 20 ei 5 ns nn Aa „ Oceanien 63 N B ® u 240 Nummern im Werte von #4 2247,61 Durch eine seitens E. H. Senats und des Bürgerausschusses genehmigte außerordentliche Bewillieung konnten von Oceanien noch 150 Nummern im Werte von 4 2500. angeschafft werden. Demnach stellte sich der Bestand am Ende des Jahres laut den 3 Katalogen wie folgt: XXIIL Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). Asien 3 600 Nummern Amerika 3126 er Afrıka 2161 ä Europa 232 n [807 Rn 2) Er Oceanien 11 946 Nummern I. Geschenke. Von den zahlreichen, durch Schenkung dem Museum überwiesenen Gegenständen seien folgende besonders hervorgehoben: Von Herrn Architekten Paul @. Ehlers aus dem Nachlaß seines auf Neu Gumea verunglückten Bruders Otto E. Ehlers, des bekannten Reisenden: 1 grosse Harfe (soung) von Birma; 1 Schädeltrommel (damaru) von Tibet (kosthares altes Stück); 2 silberne Zehenringe in Fischform, von den Maräthen; 2 alte Lederfutterale mit Porzellanschüssel (auf Kameelreisen gebraucht) von Yarkand in Ost-Turkestan; eine Anzahl seidengestickter, alter Atlasgewänder aus Bokhara und indischer Bekleidungsgegenstände. Von Herrn Zduard Freiherrn von Oklendorff die Doubletten emer eroßen, in seinem Auftrage für das Königl. Museum für Völkerkunde in Berlin zusammengebrachten Sammlung der Hügelstämme von Assam. Dieses Geschenk ist deswegen doppelt willkommen und wertvoll, weil wir von Assam bisher außer einer Streitaxt und einer Lanze nichts besaßen. Wir erhielten von den Dophla: 2 Helme aus Rotang geflochten, zwei breite, geflochtene Leibeurte, einen Tragkorb aus Flechtwerk, ein geflochtenes Körbchen, eine flache Schale aus Rinde, eine Umhängetasche, einen Schaber, einen Bogen und einen primitiven Pflug aus Bambus, und einige Schmuckstücke; von den Mischmi: einen Schild aus Rotanggeflecht mit hölzernem Buckel, einen Bogen, eine Lanze, eine metallene Tabakspfeife nebst dem dazugehörigen Tabak und 2 Schwerter in Scheide; von den Ao Naga: einen geflochtenen Beutel, ein eisernes Messer, eme Ahle mit hölzernem Stiel, ein Hackmesser (dao), einen Schaber aus Eisen, — (dieser ist dem aus Bambus gefertigten der Dophla, bei dem sich die Form aus dem Wesen des Materiales erklärt, einfach nachgebildet und schon insofern von hohem Interesse), — eine Scheide von eigenartiger Form für das Wald- messer, einen Holzkamm, ein breites Armband aus dicht aufgereihten Mund- rändern von Kaurischnecken, ein zierlich geflochtenes, an die anmutigen Japanischen Erzeugnisse erinnerndes Körbchen, mit rotgefärbten Ziegen- haaren besetzt, emen breiten hölzernen Armring und Lanzen, mit rotgefärbten Ziegenhaaren besetzt; von den Abor, Angami-, Lhota-, Namsik-, Nangta-, >orduria-Naga einzelne sehr interessante Gegenstände, die nur durch eine derartige Gelegenheit erreichbar sind; von den angeführten Stämmen sind auch eine Anzahl der einheimischen, farbig gestreiften Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertüumer). XII Zeuge vertreten, sowie ein Leptschakleid; von Bhutan: aus farbiger Wolle gewebte Strumpfbänder, ein paar Stiefel, ein Dolchmesser mit Messing- knauf, eine rot- und weiß sestreifte, wollene Umhängetasche, eine aus einer Ahornknolle gedrechselte Theeschale. (Die Ahornknollen entstehen durch die Schmarotzerpflanze Balanophora; die aus ihnen hergestellten Schalen gelten bei den Leptscha als Mittel gegen Vergiftung.) 14 ausgezeichnete Platinotypien veranschaulichen die Anlage der Dörfer der Hügelstämme Assams, das Aussehen der als Pfahlbauten konstruierten Häuser, der Gemeimdehäuser (morang) mit der riesigen, aus einem Baum- stamm angefertisten Signaltrommel, endlich der Bewohner selbst in Kriegs- schmuck und häuslicher Tracht. Ganz besonders wertvoll ist die Sammlung Ehlers durch die genaue Etikettierung mit Angabe der einheimischen Namen, die leider gewöhnlich bei fast allen sonstigen Emeängen fehlen. Von Herrn B. J. Wassermann zahlreiche Mumienbeigaben von Peru, darunter ein Korb mit Webegerät, kleinen Töpfen, Farbe, Ohrschmuck ete., ein Webstuhl mit angefangener Weberei (schmales, buntgemustertes Band), mehrere aus bunter Wolle gewebte Bänder, 2 Kleidungsstücke mit bunten Rändern für Erwachsene, 1 weisser Kinderponcho mit Saum aus braunen, eingewebten Vogelfiguren ete. Von Herrn Lieutenant z. See Haber in Cuxhaven ein Bastkorb mit Webegerät, roter Farbe und Maiskolben, ausgegraben in Ancon, Peru. Von Herrn Amtsanwalt Dr. Zadgar Illies eine große Anzahl verschieden - artiger Pfeile aus dem Malayischen Archipel, (von Flores, Aru-, Kei-, Tenimber-Inseln) mit Holz-, Knochen- und Eisen-Spitzen, 2 Bögen von Flores, Bogen und Pfeile von Neu-Guinea (Humboldtbai und Geelvinkbai). Von Herrn Dr. Walther von Ohlendorff ein sehr interessantes Modell eines Flosses mit Segel aus Peru. Von Herrn Andreas Spiering in Bergedorf 1 Grünsteinaxt und 2 kleine Steinbeile, 1 Denkmünze mit Maorikopf und 46 alte Photographien von Landschaften aus Neu Seeland. Von Herrn W. Ahlfeld eine Nephritaxt vom Lake Wanaka auf der Südinsel von Neu Seeland und eine Anzahl von Messern und Pfeilspitzen aus Obsidian vom Wanganui River, Neu Seeland. Von Fräulein F. Gundlach aus dem Nachlaß‘ des verstorbenen Herrn ©. W. Lüders ein aus Kauriharz gefertigtes Portrait eines die typische Kinntätowierung zeigenden Maoriweibes und eine Kupfermünze mit der Darstellung eines tätowierten Maorikriegerkopfes von Neu Seeland. Von Herrn Paul Stohlmann diverse Gegenstände von Madagaskar. Von Herrn Dr. ‚Josephson ein schwarzer Sammetgürtel mit Silber- stickerei und Schließen aus Silberfiligran, ein großer Zierknopf aus Silber- XXIV Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). filigran, eine eigentümliche Kopftracht für Frauen, bestehend aus einer trichterförmigen, schwarzen Wollkappe mit langer, m eimer silbernen Röhre steckender, schwarzer Seidenquaste und eine einfache Männerkappe von Island. Von Herrn Philipp Japhet ein alter, geschnitzter Stock eines Kaffern- häuptlings. Von Herrn Obergeometer H. Stück eine Friedenspfeife mit hübsch eeschnitztem Rohr von den Sioux-Indianern. Herr Direktor A. Thaer überwies eine alte, mit geschnitzten und bemalten Menschenfiguren verzierte Tanzkeule, Bogen und Pfeile von den Salomons Inseln und einen Speer aus Bambus mit langer Palmenholzspitze von Neu Hannover. II. Ankäufe. Unter den Ankäufen aus den budgetmäßigen Mitteln (nach vorstehender Übersicht # 2247.61) sind folgende besonders bemerkenswert: A. Asien. Eine Sammlung lamaistischer Kultgeräte aus Tibet: Gebetglocke (dril-bu) und Donnerkeil (rdorje), Gebetmühlen, Gebettrommeln, Opferlampen, heilige Wassergefässe, eine große Tempeltrompete aus Kupfer (stag-dun, 1,55 m lang), eine Tempelschalmei aus Kupfer, eine Flöte aus einem menschlichen Schenkelknochen (rag-dun), 4 hölzerne Druckmatrizen für Gebetrollen. Ausserdem ein vergoldeter, mit rohen Türkisen besetzter rustschmuck (zugleich Amuletdose) sowie ein Paar del. Ohrringe, ein Schwert mit silberfiligranbesetzter, die eine Klingenseite unbedeckt lassender Scheide aus Sikhim und ein altes Schwert aus Bhutan mit schönem, durch- brochen gearbeiteten Messinggriff und mit grünem Leder umkleideter Scheide. 10 Modelle von Häusern und Böten von S. O. Borneo und Pfeileift in Basthülle von den Dayaks. 2 alte, schön geschnitzte Bootmodelle von Siam. 1 Lanze zum Erlegen von Vögeln, mit Elfenbeinspitze und drei weiteren in der Mitte des Schaftes befestigten, von den Tschuktschen (N. O. Sibirien). Ein reich mit aufgenähtem Gold- und Silberdraht verzierter Rock aus rotem Baumwollenstoff, von Kaschmir. B. Amerika. Es bot sich die günstige Gelegenheit, die Sammlung der peruanischen Grabgefäße (Huacos) um 32 weitere, ausgesucht schöne Exemplare zu vermehren. Eine staunenswerte Formenmannigfaltigkeit spricht sich in diesen herrlichen Erzeugnissen der alten Peruaner aus, die die Motive der sie umgebenden Pflanzen- und Tierwelt mit großem Geschick entnahmen. Auch mythologische Darstellungen begegnen uns in großer Anzahl. Unter Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). YORE den neu erworbenen Gefäßen befinden sich auch eine Reihe der sehr geschätzten, mit mythologischen Scenen bemalten Exemplare. Folgende verdienen besonders hervorgehoben zu werden: 1. Gefäß in Form eines Hauses von reehteckigem Unterbau mit Giebeldach. 2. Gefäß mit einem anthropomorphisirten Decapoden en relief, zweifellos von mythologischer Bedeutung. 3. Gefäß in Form eines Schneckenhauses mit anthropomorphisirter Schnecke mit Schließdeckel und Fühlern, d& 4. Rötlichbraunes Gefäß mit der Darstellung eines Anglers, der einen Fisch emporzieht und schwimmenden Quallen, in dünn aufgetragenem, weiß brennenden Thon aufgemalt. 5. Mehrere Gefäße mit in anders brennendem Thon aufgemalten Götter- figuren, den Emblemen des Donnergottes, Kampfscenen, einem Adler, der dem Anscheine nach aus einer vor ihm stehenden Schüssel frißt etc. 6. Gewundenes Blashorn mit Schallöffnung in Form eines Pumakopfes. 7. Gesichtsurnen und Gefäße in Form sitzender Männergestalten. 8. Gefäße in Tierform: kleine Eule, aufgezäumter Lamakopf, Ochsenfrösche, diekbäuchiger Fisch ete. Eine Anzahl guter alter Bronzen aus peruanischen Mumiengräbern, und zwar Meissel, Grabscheite, Messer, Zierscheiben, Perlen, Nadeln, Schmuckketten und eine grosse Schelle; ferner kleinere Schmuckstücke aus Schneckenschale. Drei Thongefäße, 1 Schädel und 1 Thonflöte, altmexikanisch; 1 großes Steinbeil und 23 verschiedene steinerne Pfeilspitzen der nordamerikanischen Indianer aus früherer Zeit. C. Afrika. Ein großer Halsschmuck aus spiralig gewundenem Eisendraht, der Massaifrauen; eine Holzmaske von Dahomey. 13 kleine Goldarbeiten der Ashanti. Als Motive sind verwandt: das Nest eines Webervogels mit daraufsitzendem Vogel, ein Krokodil, mehrere verschiedene Conchylien, Zähne, kleine kugelförmige Schellen mit Längsschlitz und ein Körbchen. Eine typische Lederhaube der Hererofrauen, Deutsch-Südwest-Afrika. D. Europa. Zu Ankäufen bot sich im Berichtsjahre keine Gelegenheit. E. Oceanien. Eine große Holzmaske mit Federkleid von Neu Caledonien. Eine hölzerne, mit 2 geschnitzten Götterfiguren „atua“ verzierte Planke von einem alten Vorratshäuschen „pataka“ der Maori, aus Makelu, Bay of Plenty, Neu Seeland. Eine alte Sammlung von etwa 60 Nummern, worunter eine Schädelmaske von Neu Britannien; 2 Tanzmasken von Neu Irland; 2 Speerspitzen aus Rochenschwanz, Speere mit Obsidianspitzen, Holz- XXVI Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). trommel, Armringe, Gürtel, Holzschüsseln ete. von den Admiralitäts-Inseln ; 3 geschnitzte Kalkspatel, 1 Flasche aus Kokosnuß (ornamentiert) von Neu Guinea: Axt mit Tridacnaklinse, Armbänder, mit Brandmalerei verzierte Calebasse für Kalk zum Betelkauen, 4 fein geschnitzte Kalkspatel, 4 Holzkämme von den Anachoreten; 1 interessanter Bambusdolch von der Insel Yap (Carolinen) und diverse andere Gegenstände. III. Ankäufe mit Hülfe einer ausserordentlichen Bewilligung. Durch die Bewilligung emer Summe von 2500 # seitens E. H. Senates und des Bürgerausschusses wurde die Möglichkeit geboten, eine umfang- reiche Sammlung des Herrn M. Thiel durch die freundliche Vermittelung des Herın F. Hernsheim, Direktors der Jaluit-Gesellschaft in Hamburg, anzukaufen. Diese Sammlung besteht in der Hauptsache aus Gegenständen aller Art von den Inseln Maty, Durour und Ninigo, kleinen Eilanden im Norden von Deutsch-Neu-Guinea, der deutschen Interessenphäre angehörie. Als die hervorragendsten Stücke sind zu bezeichnen: 2 Originalböte von Maty und Durour, von denen das größere 9,5 m, das kleinere 5,65 m lang ist. Beide sind aus einem Stück gearbeitet, am Bug und Stern mit einem aufgesetzten Zierstück und mit einem seitlichen Ausleger versehen. Ferner sind von Waften verschiedenartige Speere, mit Brandmalerei ver- zierte Keulen, große Hellebarden aus Holz, die in ihrer Form an chinesische oder japanische Vorbilder erimnern und solche mit Haifischzähnen und Schildkrötenknochen bewehrt, vertreten; von Werkzeugen kleine Äxte mit breiter Klinge aus Schildkrötenknochen zum Bootbau, ein Korb, Angel- haken, Holzschlägel zum Fischfang, Eßgefäße, Schöpfkellen, eigenartige Kokosnußschraper ete.; von Schmuck- und Kleidungsstücken Hüte aus Pandanusblättern und Ohrgehänge aus Schildpatt. Ausserdem von den Hermits-Inseln 4 lange Speere mit zierlich geschnitzten Spitzen und ein mit roten, stark stilisierten Menschenfiguren bemaltes Bootmodell; von den Admiralitäts-Inseln 12 prachtvolle Speere mit Obsidianspitzen und zum Teil mit darunter angebrachten plastisch geschnitzten, mehr oder weniger stilisierten Menschenfiguren und eine große Holzschüssel mit durchbrochen gearbeiteten, ohrenförmigen Henkeln; von den Salomons-Inseln riesige, mit zahlreichen Widerhaken aus Knochen bewehrte und mit farbigem Stroh- geflecht verzierte Speere, sowie Bogen und Pfeile; von den Anachoreten ein dem Ahnenkultus dienender Menschenschädel, ein Stück Baumstamm, durch das die Methode der Tapabereitung trefflich illustriert wird, und eine geflochtene Tasche mit in gelber Farbe aufgemalten Menschenfiguren; von Neu Guinea geschnitzte Ruder, Pfeile mit mannigfachen Rohr- und ge- schnitzten und bemalten Holzspitzen, Bogen mit eingeschnitzten Ornamenten, Fischharpunen und Calebassen für Kalk zum Betelkauen; von Mioko ein Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXVI Feuerbohrer; von Neu Hannover und French Island Steinäxte. Ueber die Bedeutung der Sammlung wird eine in Vorbereitung befindliche, mit Abbildungen versehene Abhandlung den nötigen Aufschluß geben. B. Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer. Die Sammlung hat sich im Laufe des Jahres 1596 um 240 Katalog- nummern vermehrt, darunter 56 Geschenke. Der Direktor der Stiftungsschule von 1515, Herr Dr. ©. Dränert, überwies der Sammlung 46 Steingeräte aus Holstein, eine schuhleisten- förmige, facettierte Hacke aus Kieselschiefer von leider unbekanntem Fundort. wahrscheinlich aus Mitteldeutschland, und eine Urne mit 3 mondsichel- förmigen Reliefhenkeln und schräglaufenden, flachen Furchen am Bauchteil aus der römischen Kaiserzeit, von dem Urnenfriedhof m Fuhlsbüttel her- stammend. Von Herrn M. Th. Banter erhielten wir einen Kragencelt aus Bronze, von Güttingen am Bodensee; von Herm Geo. W. Fischer einen kleinen geschliffenen Hammer mit rund gewölbter Ober- und ebener Unterseite von Ringstedt in Dänemark, sowie einen 7 em langen Meissel aus gelb- grauem, durchscheinenden Flintstein, Schweizer Pfahlbauten; von Herrn Dr. Hartmann jr. in Marne die Nachbildung emes merkwürdigen, bei Tarbeck in Holstein gefundenen Hohleeltes mit senkrecht zur Schneide stehendem, durch Anschweißung angebrachten Oehre, dessen Origimal (Unikum) sich in der Sammlung des verstorbenen Herrn Dr. Hartmann in Marne befindet; von Herrn Victor Bengtson ein kalemirtes Feuerstein- messer von Helsineborg. Herr Direktor Dr. Brinckmann überwies 2 kleine becherförmige Thongefäße mit je 2 Zwerghenkeln und Strichornamenten, die wohl in Erinnerung an mit Bändern umgebene Holzeimer angebracht sind, und eine kleine topfförmige, einhenkelige, unverzierte Urne der Bronzezeit, von Balkow bei Ziebingen. Das mit diesen Gefäßen zusammen gefundene, prachtvolle Bronzemesser ist in den Besitz des Museums für Kunst und Gewerbe gelangt und im Berichte dieser Anstalt beschrieben und abgebildet. Für Ankäufe und Reisen wurden .4# 1279.15, für Ausgrabungen 4 252 aus den’ budgetmäßigen Mitteln verbraucht. Ueber die Reisen ist schon oben das Nähere mitgeteilt. Auch in diesem Jahre konnten eine Anzahl Altsachen ersten Ranges angeschafft werden. Insbesondere waren wir in der Lage, eine alte Privatsammlung, bestehend aus Steingeräten der ver- schiedensten Typen und Bronzesachen der Provinz Schleswig-Holstein zu erwerben. Es befinden sich darunter mehrere geschliffene Steinmeissel mit prachtvoll erhaltener, haarscharfer Schneide, unfertige, nur roh behauene, solche, die nur an der einen Seite erst geschliffen sind, zerschlagene und aufs Neue zugeschliffene Steinmeissel ete. Ferner Dolche, Lanzenspitzen und Messer aus Feuerstein, namentlich hervorzuheben eine Lanzenspitze Sammlung vorgesch. Altertümer, Geschenke, Ankäufe, XXVIIT Museum für Völherkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertüumer). mit seitlichen Einkerbungen, (wie Mestorf, Atlas No. 72, aber mit bogen- förmigem Abschnitt wie No. 78, außerdem am Rande gezähnelt), gefunden in einem Moor bei Rabenkirchen bei Kappeln. Unter den Gesamtfunden interessiert besonders ein solcher aus einem Grabhügel auf der Insel Föhr, bestehend aus einem kleinen, kurzen, hohen Stemhammer mit großem Loch, einem Steinhammer mit beiderseits besonnener Kegelbohrung, einem runden durchlochten Quarzit (Behaustem) und einem Dolchgriff mit Nahtverzierung, aus Feuerstein. Weiter mögen erwähnt werden: ein scheibenförmiger Keulenknauf, später als Behaustem benutzt (wie Mestorf, Atlas No. 111), gefunden bei Neu-Berend in Schleswig; mehrere schön polirte Stein- hämmer; ein Kragencelt (wie M. A. 220) mit niedrigen Rändern, halb- mondförmig hervortretendem Schneidenteil und einem flach angedeuteten Grat am Beginne der Verbreiterung zur Schneide (M. A. 219), gefunden bei Lopstedt, Schleswig; ein kleiner Hohlcelt mit Leisten im Innern, ge- funden bei Gr. Bockwald, Holstein (wie M. A. 209, jedoch mit dem An- scheine nach erst nach dem Gusse eradlinig abgestutzten Schneidenenden). Aus einer zweiten von uns angekauften Privatsammlung heben wir folgende Nummern hervor: eine große Axt aus Kieselschiefer mit angeschliffenen Facetten, von Sylt; eine Reihe verschiedener Celttypen von Stade, Lüneburg, Ludwigslust, Havelbere, Hadersleben; einen 13 em langen Bronzedolch mit 7 Nieten, die den am Ende 4,5 em breiten, nicht erhaltenen Holzgriff hielten, der nebst einem klemen, verzierten Knochenstück (s. d. Jahrbuch Bd. XI p. CXV) bei Glinde ausgegraben wurde. An hervorragenden Funden aus der Steinzeit erwarb das Museum weiter: eine 20 cm lange Axt mit zapfenförmigem Ansatz (M. A. 4, die- selbe Form und Größe), von Rehhorst bei Segeberg; eine Amazonenaxt (M. A. 102) von Gr. Wesenberg bei Reinfeld; das hintere Ende eines reich reliefierten Porphyrhammers (Form ähnlich wie Madsen, Steenalderen Taf. 32, 18), von Heilshop bei Lübeck ; eine Axt aus Diorit, mit herumlaufender Furche, in der Form an solche aus Nordamerika erinnernd, von Hanerau bei Hademarschen ; eine Amazonenaxt aus Diabasporphyr mit ovalem Stielloch von Pansdorf bei Lübeck (Form wie M. A. SS), in einem Steingrabe unweit Oldenburg gefunden. Unsere Sammlung besitzt schon ein ebensolches Holsteiner Exemplar aus Hornblendegesten. Vier schöne Steinhämmer von Seeland. An Gräberfunden der Steinzeit erwarben wir die Ausbeute aus einem Grabe von Wohltorf bei Bergedorf, bestehend in zahlreichen Scherben mit Tiefsticehornament, einem kleinen Meissel aus Diabas und Feuersteinmessern. Von Bronzen wurden außer den bisher angeführten noch erworben: ein Bronzeschwert (wie bei Bastian und Voss Taf. VI, 1), Heilshop bei Lübeck ; zwei sogenannte Rasiermesser, eine Pincette uud eine Nadel mit spiralig aufgerolltem Kopf, aus Urnen von Armstorf, Provinz Hannover; ein Leisten- Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXIX celt (16 cm lang, M. A. 216, aber ohne Ornamente) und ein 20 cm langer, fein profilierter Lappencelt mit emailartiger, chocoladebrauner Patina, der wohl schon in den Beginn der Eisenzeit zu setzen ist, übrigens auch ganz den Eindruck der Imitation eines aus Eisen geschmiedeten Beiles macht, beide angeblich aus Schleswig. Von Bronzen außerdeutschen Ursprungs wurden angekauft 1) 3 ungarische Formen und zwar: 1 Hohlcelt mit linearen Verzierungen und ornamentaler Andeutung der Schaftlappen an der Tülle und weit aus- ladender Schneide (fast gleich Hampel, Bronzezeit in Ungarn, Taf. XIII, 1); 1 Lanzenspitze, von Komorn, mit scharfem Grat und jederseits von demselben eimer dem Rand parallelen, leistenförmigen Verdickung (etwa gleich Hampel a. a. ©. Taf. XXVI, 6, jedoch ohne Ornamente, 19 cm lang); I Streithammer aus Kupfer, mit 2 zu einander senkrechten Schneiden (15,5 em lang) und kurzer Tülle um das Schaftloch, gefunden bei Uj Szöny (etwa gleich Pulszky, Kupferzeit in Ungarn p. 67,3 mit Schneiden- forn von 2). 2) 5 Bronzen der Hallstattperiode, von Theben in Griechen- land, und zwar: 1 Spiralarmring aus einem breiten Bronzestreifen mit in Tremolirstich hergestellten, fortlaufenden Rauten ornamentirt; 1 kleiner spivaliger Fingerring; Bügel und Fußplatte einer großen, halbkreisförmigen Fibula (die quadratische, große Fußplatte mit einer eingeritzten Vogelfigur (Ente oder Gans) im sogenannten Dipylonstil verziert); 1 große einschleifige Bogenfibula mit langem, dünnen Fuß und mit aufgereihten Knochen- scheiben am Bügel, die ursprünglich wohl dureh irgend eine Füllmasse aus- einander gehalten wurden; 1 rechteckige Dreipaukenfibula mit viereckiger Fußplatte, deren eine Seite mit einer eingeritzten vierblättrigen Blüthe verziert ist; die Pauken zeigen Linien in Tremohirstich. Alle Bronzen unter 2 gehören der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. an. Die wertvollste Erwerbung des Jahres bilden 4 Schmuckstücke in Filigranarbeit aus Gold, die m Haddien bei Hooksiel am Jadebusen ge- {unden wurden und aus absolut zuverlässiger Quelle stammen. Es sind 3 Ohrringe und ein halbmondförmiger Schmuck aus Goldblech mit am Rande angelöteten Halbkugeln aus Goldblech (4 gr schwer). Von den 3 Ohrringen bilden 2 ein zusammengehöriges Paar von folgendem Aussehen: Auf einem dieken Golddraht mit Schliesshaken an beiden Enden befinden sich aufgereiht 5 glatte, aus 2 Halbkugeln zusammengelötete Hohlkugeln und dazwischen 4 größere in derselben Weise hergestellte Hohlkugeln, deren Oberfläche mit aufgelötetem, gewundenen Golddraht verziert ist, in der Form von S lindenblattähnlichen Figuren mit je 3 kleinen Goldkügelchen in der Mitte, je 4 auf jeder Halbkugel, getrennt durch einen am Äquator verlaufenden Draht (eine der zuletzt beschriebenen Kugeln fehlt bei dem einen Ohrringe, deren Gewicht bezw. 5 und 7 gr, deren Druchmesser ca. 3 cm beträgt); sämtliche Kugeln waren, die intakten sind auch noch mit Thon Außer- deutsche Bronzen. Goldfunde. Ausgrabungen. REN Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). gefüllt, um Festigkeit zu erzielen. Der dritte Ohrring (2 gr schwer) gleicht im Typus den beiden vorigen. Er trägt 5 glatte Hohlkugen und 3 größere durchbrochene Kugeln, die sich als aus je $ Kreisen und einem Äquator- kreis zusammengelötet darstellen. Zeitlich gehören diese Goldschmuck- sachen in das 8.—10. Jahrhundert n. Chr. und sind orientalische Import- artikel. Sie entsprechen in Stil und Form völlig solchen aus Silber, die gewöhnlich in kleine Stücke zerhackt, als Hacksilber, nebst arabischen, mit kutischer Schrift bedeckten Münzen aus den Jahren 750 — 1000 n. Chr. östlich der Elbe gefunden werden. Der westelbische Fundort unserer Schmuckstücke verleiht denselben noch ein erhöhtes Interesse. Nicht aus- geschlossen wäre, daß, in unserem Falle schwer nachweisbar, die Schmuck- sachen von einem deutschen Künstler jener Zeit angefertigte Nachahmungen orientalischer wären, wie der von Dr. Henkel beschriebene Lorscher Ring (Westdeutsche Zeitschrift 1896 p. 172). Die im vorigen Jahre vom Berichterstatter begonnenen Ausgrabungen bei Bergedorf wurden mit gleichem Erfolge fortgesetzt und beendet unter Mit- wirkung des Herrn W. Andresen. Den Schauplatz bildete das Grundstück des Herrn Danger Behn in Heekkathen bei Bergedorf, der in liebenswürdigster Weise die Ausgrabungen gestattete, wofür ihm auch hier herzlichster Dank gesagt sei. Durch die Nachforschungen hat sich ein am Ende der Geest gelegener, unter Dünensand besrabener Urnenfriedhof der neolithischen Zeit ergeben. Es wurden in größerem Abstande von einander, circa ‘a m tief, ohne Steinsetzungen, etwa ein Dutzend Urnen gefunden, darunter 6 mit den für die neolithische Zeit charakteristischen Ornamenten ver- zierte. Von den gut erhaltenen Gefäßen heben wir folgende hervor: 1) Weitmündige, im Halsteil nur wenig eimgezogene, nach unten fast spitz zulaufende Urne mit Schnurornament, und zwar in 3 Zonen an- geordnetem Fischgrätenmuster (Höhe 22,5 em, Durchmesser der Mündung 16 cm, des Bodens 5,2 em). 2) Becherförmige, gelblichrote Urne mit langem Halsteil, der von 21 parallelen Schnurfurchen umgeben ist (Form ähnlich wie Götze, Gefäß- formen der neolithischen Keramik, No. 11. Höhe 15 cm, Durchmesser der Mündung 10 em, des Bodens 6 cm). 3) Weitmündige Urne mit schärfer eingezogenem Halsteil als 1 (Uebergang zwischen Amphoren- und Becherform), etwas verbreitertem Boden und am Halsteil eingeschnittenem Sparrenmuster in 2 durch je 2 Linien getrennten Zonen, an die sich, ebenfalls durch 2 Linien getrennt, oben und unten noch eine Zone schräg liegender Striche anschließt, wiederum begrenzt von einem herumlaufenden Striche. (Höhe 23,5 cm, Durchmseser der Mündung 18 em, des Bodens 7 em.) Museunı für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). XXXI 4) Kleine, diekwandige, gelbbraune Urne mit 3 durch einen herum- laufenden Strich getrennten Zonen von je 6 Ziekzacklinien (Götze, Taf. 2, 28), die durch kleine, nebeneinander eingestochene, quadratische oder oblonge Grübchen hergestellt sind. (Form wie Götze, Taf. 1, 29, aber schlanker und mit horizontalem Boden. Höhe 14 em, Durchmesser der Mündung 10 bezw. 11 cm). Dieses Gefäß stand westlich dicht neben No. 3 in der Weise, daß die Ränder in gleicher Höhe waren. 5) Große, weitbauchige, unverzierte Urne (nicht vollständig, Durch- messer etwa 32 cm, Höhe etwa 28 em, Durchmesser des Bodens 8 cm) mit folgenden Beigaben: a. Kleines, diekwandiges Gefäß, Form wie 3, mit 3 Zonen von Dreiecken (Spitze unten) mit vertikalen, in Kanalstich aus- geführten Linien gefüllt. (Götze, Taf. 2, 34. Höhe rekonstruiert etwa l4 cm, Durchmesser der Mündung 12 em, des Bodens 4 cm.) b. Hammer aus Diorit, in Diminutivform. (Länge 8 cm, Breite 3 em, Höhe 2,2 cm, Weite des Loches 1 cm.) 6) Große, roh und unregelmäßig, fast kegelförmig gebildete, gelbe Urne mit weiter Mündung, langem, wenig eingezogenen Hals, kleiner Bodenfläche, mit Tupfenverzierung oben auf dem Rande. (Höhe 28cm, Durch- messer der Mündung 27 < 25 em, des Bodens 6,5 cm.) 7) Urne mit fast gradem Halsteil, verdicktem, ebenso wie 6 ver- zierten Rande ‘und von gedrungenerer Gestalt als 6. (Höhe 23 cm, Durchmesser der Mündung 22 cm, des Bodens 11—12 cm.) Sämtliche Gefäße haben weder Henkel noch irgendwelche Ansätze. Sie enthalten alle gebrannte Gebeine, auf denen sich in einigen Fällen wenige Spuren von Bronze nachweisen lassen. Frei im Boden fand sich zwischen den verzierten Gefäßen ein aufgerolltes, dünnes, 2 em breites Bronzeband, das mit 3 aus eingeschlagenen Punkten hergestellten Linien (2 nahe dem Rande, eine in der Mitte) verziert ist. Wir glauben hiernach zu der Annahme berechtigt zu sein, daß sich die neolithische Keramik, wenigstens in diesem Falle, in unserer Gegend bis in den Anfang der Bronzezeit erhalten hat. An Steinwerkzeugen fanden sich frei im Boden ferner 2 im Feuer seglühte und verletzte Pfeilspitzen aus Feuerstein. Ihre Formen ent- sprechen Mestorf, Atlas IX, 54 und 52. Bei Boberg wurde eine Ansiedelungsstelle und Werkstatt der neolithischen Zeit entdeckt, die eine Unmenge mit den verschiedenartigsten Mustern ver- zierter Scherben, sowie eine große Zahl halbfertiger und fertiger kreisrunder Schaber aus Feuerstein und Pfeilspitzen in allen Stadien der Herstellung lieferte. Dem Naturhistorischen Museum, Abteilung für Mineralogie und Geo- logie, wurde, einem Antrage des Herrn Kustos Dr. C. Gottsche entsprechend, eine Anzahl von diluvialen, nicht von Menschenhand bearbeiteten, in hiesiger Gegend gefundenen Thierknochen zu eigen überlassen. Überweisung. Bibliothek. XXXII Museum für Völkerkunde (einschl. Sammlung vorgeschichtl. Altertümer). Die Bibliothek wurde um 67 Nummern vermehrt, von denen 37 durch Geschenk und 30 durch Kauf erworben wurden. Somit weist der Katalog 790 Nummern am Ende des Jahres 1896 auf. Für Anschaffungen wurden 4 314.05, für Buchbinderarbeiten 4 52, im Ganzen also #4 366.05 für die Bibliothek verausgabt. Der Wert der Geschenke beziffert sich auf rund etwa #4 135, der Zuwachs der Bibliothek im Ganzen also auf rund etwa „4 500. Die Gruppe Hamburg-Altona der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft überwies der Sammlung wie bisher die ihr zugehenden Werke, ebenso der Naturwissenschaftliche Verein eine Anzahl von Doubletten. Von der Smithsonian Institution in Washington erhielten wir den 13. An- nual Report. Unter den Ankäufen verdienen hervorgehoben zu werden: W. Radımsky, die Neolithische Station von Butmir in Bosnien, und A. P. Madsen, Afbildninger af danske oldsager og mindesmaerker. Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XXXII 9. Sammlung: Hamburgischer Alterthümer. Berieht von Dr. Th. Schrader. Die Commission für die Sammlung Hamburgischer Alterthümer hat im abgelaufenen Jahr zwei ihrer Mitglieder durch den Tod verloren. Völlig unerwartet wurde am 16. März 1896 der bisherige Vorsitzende der Commission, Dr. Wilhelm Hildemar Mielck, durch eimen plötz- lichen Tod dem Wirkungskreis, welchen er sich in unserer Sammlung ge- schaffen hatte, entrissen. Mielck war, nach dem Tode des Candidaten Stöter, am 4. Februar 1892 von der Oberschulbehörde zum Mitglied der Commission erwählt und am 3. October 1592 von der Letzteren zu ihrem Vorsitzenden ernannt worden. Schon lange vor seinem Eintritt in die Commission hatte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit seiner Theil- nahme an den Geschicken der Sammlung Ausdruck gegeben und es war für ihn eine grosse Genugthuung, für die Entwicklung der Sammlung aber von ausschlaggebender Wichtigkeit, dass er grade in der Zeit, in welcher die völlige Umgestaltung derselben sich vollziehen sollte, in die Verwaltung berufen wurde. Mielck nahm sofort die Leitung dieser, durch den Umbau der Sammlungsräume veranlassten Umgestaltung m die Hand, leste den Grundplan für die Neuaufstellung der Sammlung fest und hatte noch, einige Monate vor seinem Tode, die Freude, die ersten Früchte seiner hingebenden Arbeit öffentlich zur Schau stellen zu können. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für die Sammlung, als deren Neubegründer Mielck gelten kann uud in deren Geschichte sein Name allezeit einen ehrenvollen Platz einnehmen wird. Am 7. November 1596 starb in vorgerücktem Alter Carl Wilhelm Lüders, im Jahre 1882 an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Dr. Otto Rüdiger vom Verein für Hamburgische Geschichte zum Mitglied der Commission ernannt. Lüders hat sofort nach seiner Ernennung sich der damals ungenügend untergebrachten und infolgedessen ziemlich vernach- lässigten Sammlung mit Eifer angenommen und bis zum Beginn des jetzt C XXXIV Sammlung Hamburgischer Alterthümer. durchgeführten Umbaus als eigentlicher Leiter derselben fungirt. Soweit die örtlichen Verhältnisse es erlaubten, hat er für die Erhaltung und Vermehrung der Sammlungsgegenstände gesorgt, und die Anregung dazu gegeben, dass die Sammlung nicht nur, wie bisher blos Sonntags, sondern auch Mittwochs zur Besichtigung geöffnet wurde. Ein von ihm angefer- tigter Katalog giebt, wenn auch lückenhaft, doch manche werthvolle Auskunft über Herstammung und Bedeutung emzelner Gegenstände der Sammlung. Die ungünstigen Verhältnisse hinderten ihn Erspriessliches zu leisten, aber an Liebe zu den Hamburgischen Alterthümern hat es Lüders nicht gefehlt, und er hat dieser Liebe auch noch über das Grab hinaus Ausdruck gegeben, indem er seine überaus werthvolle Sammlung „Ham- burgischer Zeichen“, von welcher unten noch die Rede sein wird, testa- mentarisch unserem Museum überwies. Ein ehrenvolles Andenken ist auch ihm durch seine Thätigkeit für die Sammlung Hamburgischer Alter- thümer gesichert. Zu erwähnen ist hier noch der im Januar des Berichtsjahres erfolgte Tod des hochbejahrten Aufsehers im ehemaligen Bürgermilitär-Arsenal, J. H. Schossig. Neben seiner Gewerbsthätigkeit als Büchsenmacher hatte Schossig seit 1835 gegen eine geringe Vergütung die Instandhaltung der im Arsenal bewahrten Waffen übernommen und setzte diese Thätigkeit fort, nachdem das Bürgermilitär-Arsenal, dem der werthvollste Theil unserer jetzigen Abtheilung „Kriegswesen“ angehörte, im Jahre 1875 mit dem bisherigen Bestande der Sammlung veremigt war. Wenn auch manche der von Schossig vorgenommenen Reparaturen vom archäologischen Stand- punkt aus bedenklich erscheinen mögen, so ist es doch semer liebevollen Fürsorge zu verdanken, dass unsere alten’Rüstungen und Geschütze in der Zeit der Vernachlässigung der Sammlung nicht völlig vom Rost zerfressen wurden. An Stelle des verstorbenen Dr. W. H. Mielck ernannte die Ober- schulbehörde am 23. April 1596 Herrn J. F. Goldschmidt zum Mit- glied der Commission, und für den verstorbenen C. W. Lüders wurde am 28. November 1896, in Gemässheit der Vereinbarung vom 10. März bezw. 3. Mai 1849, vom Verein für Hamburgische Geschichte Herr Landrichter Dr. C. Amsinck in die Commission delegirt. Den Vorsitz in der Letzteren übernahm nach Dr. Mielck’s Tode der Berichterstatter. Die Neuaufstellung der Sammlung hat durch den Tod des bis- herigen Leiters derselben keine Unterbrechung erlitten. Dr. Mielck hat in den ersten Monaten des Berichtsjahres mit gewohntem Eifer die Auf- stellung gefördert und noch zwei Tage vor seinem Tode in der Sammlung gearbeitet, als er aber dieser emsigen Thätigkeit plötzlich entrissen wurde, liess die Ausführung der von ihm bereits getroffenen Anordnungen der neuen Leitung genügend Zeit, um sich einzuarbeiten. Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XXXV Die militärische Abtheilung der Sammlung war allerdings im Herbst 1895 so weit gefördert, dass sie vorübergehend zur Schau gestellt werden konnte. Endsültig vollendet war damals aber nur die Reinigung und Aufstellung der mittelalterlichen Waffen, der Erinnerungen an die Stadtsoldaten und an die Bürgerwache, und die dem Freiheitskriege ge- widmete Abtheilung. Die umfangreiche Sammlung von Ausrüstungs- gegenständen des Bürgermilitärs und des Bundescontingents konnte damals nur in einer provisorischen, durch mancherlei Leihgaben ergänzten Anordnung zur Anschauung gebracht werden. Die erste Aufgabe musste es sein, diese Sachen zu reinigen und in den schon im vorigen Jahre bestellten, jetzt nach und nach zur Ablieferung selangenden Schauschränken zweck- entsprechend zu ordnen. Erst gegen Ende des Sommers konnten die hierdurch erforderlichen, viel Zeit und Sorgfalt erfordernden Arbeiten als abgeschlossen gelten. Hervorzulieben ist hier, dass es im Laufe des Jahres gelungen ist, die Ueberweisung der sämmtlichen im den Kirchen auf- bewahrten Fahnen des Bürgermilitärs, mit einer Ausnahme, an die Samm- lung zu erlangen, dagegen sind die historisch besonders werthvollen Fahnen der hanseatischen Legion und des Bundescontingents, sowie die Fahne des 5. Bataillons des Bürgermilitärs in der St. Michaeliskirche verblieben. Von den beiden in der Sammlung aufbewahrten sogenannten goldenen Kanonen, welche 1643 angefertigt sind und nachweislich seit 1675 zum Bestande des ehemaligen Zeughauses gehört haben, war die eine schon im Jahre 1895 nach den Anweisungen von Dr. Mielek gereinigt und restaurirt worden (vergl. den vorigjährigen Bericht). Dieselbe erregte bei ihrer Ausstellung im Herbst 1895 allgemeines Aufsehen und gab schliesslieh Anlass zu einer Anfrage der Verwaltung des Königlichen Zeughauses in Berlin, ob man geneigt sein würde, eine der beiden Kanonen gegen Ge- währung einer entsprechenden Gegengabe dorthin abzugeben. Für die Stellung der Commission zu dieser Frage kam in Betracht, dass über die Herkunft der beiden Geschütze nichts zu ermitteln war und es mindestens zweifelhaft erscheinen musste, ob sie in Hamburg angefertigt seien oder zu der Geschichte Hamburgs in irgendwelcher Beziehung ständen, ferner dass der Besitz von zwei ganz gleichen Stücken einen praktischen Werth nicht hatte. Andererseits war zu erwägen, dass das Berliner Zeughaus im Besitz von zwei hervorragend schönen, in Hamburg gegossenen und mit den Wappen von Hamburger Rathsherren verzierten bronzenen Geschütz- rohren war, welche die Verwaltung zu der vorigjährigen Ausstellung bereitwillig hergeliehen hatte, dass ferner daselbst zahlreiche, s. Z. von den Franzosen weggeführte und nachher denselben wieder abgenommene Fahnen der ehemaligen Hamburger Bürgercompagnien aufbewahrt wurden, und endlich, dass es wünschenswerth erschien, die in unserer Sammlung c* XXXVI Sammlung Hamburgischer Alterthümer. sehr spärlich vertretenen Erinnerungen an den Kriegs von 1870/71, namentlich an die Theilnahme des 76. Regiments an demselben, bei dieser Gelegenheit mit Hülfe der massgebenden Behörden zu vervollständigen. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend trat die Commission in Verhand- lungen über den angeregten Tausch em und im Januar 1896 kam unter Genehmigung der Oberschulbehörde und nach Kenntnissnahme seitens E. H. Senats ein Abkommen dahin zu Stande, dass das eine der beiden in der Sammlung befindlichen Prunkgeschütze gegen das grössere und schönere der dem Berliner Zeughaus gehörenden, in Hamburg gegossenen Geschützrohre umgetauscht werden und die Zeughausverwaltung zum Werthausgleich verschiedene für unsere Sammlung werthvolle Gegenstände hierher überweisen solle. Die Verhandlungen über letzteren Punkt sind erst im Sommer 1896 zum Abschluss gekommen und führten zu dem rgebniss, dass unserer Sammlung die vollständigen feldmarschmässigen Ausrüstungen eimes Gememen und eines Unteroffiziers des 76. Regiments aus den Jahren 1870/71 (72 Nummern), ferner eine Sammlung von preussischen und französischen Waffen (32 Nummern), endlich 10 Fahnen der Hamburgischen Bürgerwache aus dem 17. und 18. Jahrhundert über- wiesen wurden. Als Zeichen freundlicher Gesinnung fügte die Kgl. Zeug- hausverwaltung noch ein sehr hübsches 1870 erbeutetes französisches Gebirgsgeschütz hinzu. Letzteres, ein gezogener Vorderlader von Bronze mit eiserner Lafette und eisernen Rädern, ist nach der Inschrift auf dem Rohr im Jahre 1562 in Strassburg gegossen und besonders werthvoll des- halb, weil ein gleiches Exemplar sich nur noch im Zeughaus zu Berlin befindet. Auf die beiden 76er Ausrüstungen wurde diesseits besonderer Werth gelegt, weil es sich als unmöglich erwiesen hatte, die zur Veran- schaulichung der Theilnahme der Hamburger an dem letzten Kriege er- forderlichen Uniformstücke und Waffen auf anderem Wege zu erlangen. Nur dem durch die Zeughaus-Verwaltung in Anspruch genommenen Ent- gesenkommen des Kgl. Kriegsministeriums ist die Beschaffung dieser beiden Ausrüstungen zu verdanken. Nicht weniger erfreulich ist der Erwerb der erwähnten Waffensammlung, welche, ausser einem preussischen Kürass, lediglich aus Beutestücken von 1870/71 besteht. Sie enthält acht französische Gewehre, nämlich ein Marine-Gewehr, ein Tabatier-Gewehr, zwei Chassepots, zwei Hinterlader-Wallbüchsen und zwei Steinschloss-Gewehre von 1813/15, ferner einen französischen Kürass, zwei Kürassier-Pallasche, zwei Chasseur- Säbel, zwei 4pfündige Wischer, zwei 12pfündige Wischer, zwei 12 pfündige Granaten, zwei 4pfündige Granaten und zwei 4pfündige Schrapnels. Die überlieferten zehn Fahnen können vor der nöthigen gründlichen Aus- besserung nicht genauer bestimmt werden. Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass einige davon nicht der Bürgerwache, sondern der Garnison gehört haben, was ihren Werth bedeutend erhöhen würde. Schliesslich wurde a. Sammlüng Hamburgischer Alterthümer. NXXXVI noch gestattet, von dem zurückzugebenden kleineren hamburgischen Geschützrohr aus dem Jahre 1721 einen Abeuss zu nehmen. Derselbe ist vorzüglich gelungen und so täuschend bemalt, dass er den Besitz des Orismals kaum vermissen lässt. Das nunmehr endgültig in unsere Sammlung übergegangene bronzene Geschützrohr ist em Zwölfpfünder mit hübschen Renaissance-Ornamenten. Eime im einer Ausdrehung am Bodenstück befimdliche Inschrift lautet: Hermann Benningk me fecit. anno 1662. Weiter nach vorn folet die In- schrift: temporibus dommorum Garlefi Langebeck et Johannis a Spreckelsen, darunter die Wappen dieser beiden Rathsherren, welche damals Artillerie- Herren waren. Noch weiter oben ist das Stadtwappen, uurgeben von dem Wappen der damaligen Artillerie-Bürger Moller (vom Baum), Jarre, Lütckens und Meurer, angebracht. Der Verfertiger des Rohres, Hermann Benninsk, war in den Jahren 1655 bis 1668 m Hamburg als Stückgiesser thätig; er gehörte zu einer berühmten Stückgiesser-Familie, deren Mitelieder, ausser in Hamburg, u. a. auch in Lübeck und Danzig ansässig waren. Das nach Berlin zurückgelieferte Geschützrohr, em Dreipfünder aus Bronze, von dem wir nur einen Abeuss behalten haben, trägt unten, über dem Zündloch die Inschrift: me feeit johan moller. Darüber sieht man das Stadtwappen mit der Jahreszahl 1721 an beiden Seiten. Dann folgen die Namen der Artillerie-Herren: H. Rutger Rulandt D., und: H. Johann Ulrich Pauli D., mit den Wappen beider Herren, und noch weiter oben die Namen und Wappen der Artillerie-Bürger: Johan Hermann Luis, Johan Sohn und Lucas Beckman. Die hier verbliebene „goldene Kanone“ ist in den ersten Monaten des Berichtsjahres ebenfalls restaurirt worden und bildet jetzt eine Zierde unserer Sammlung. Die zuerst restaurirte wurde schon im Januar 1896 nach Berlin geschickt und bei der Parole-Ausgabe am 27. Januar von Sr. Majestät dem Kaiser in Augenschein genommen, dessen höchstes Interesse sie erregte. Die hierüber in deutschen und ausserseutschen Zeitungen erstatteten, z. Th. mit Abbildungen versehenen Berichte haben die erfreuliche Folge gehabt, dass unsere bisher wenig beachtete Sammlung in weiten Kreisen bekannt und wiederholt auch von auswärtigen Künstlern und Alterthumsforschern aufgesucht und zwecks Anfertigung von Zeichnungen benutzt wurde. Das bei den schwierigen Verhandlungen über den Umtausch der „goldenen Kanone“ von der Königlichen Zeughaus-Verwaltung in Berlin, insbesondere von Herrn Director Dr. v. Ubisch bewiesene Entgegenkommen ist mit grösstem Dank anzuerkennen. Die eingetauschten Gegenstände wurden, vor ihrer Einreihung in die betreffenden Abtheilungen der Sammlung, rechts vom Eingang gesondert zur Schau gestellt und erresten die besondere Theilnahme der Kämpfer von 1870-71. XXXVII Sammlung Hamburgischer Alterthümer. Zu erwähnen ist hier noch die von Dr. Mielek nach langwierigen Ver- handlungen am Anfang des Berichtsjahres erlangte Ueberweisung eines anscheinend aus Hamburg stammenden, gusseisernen Geschützrohrs, welches bisher auf dem Bahnhof Porta in Westphalen aufgestellt war. Die Kenntniss von dem Vorhandensein dieses Rohres dankt die Commission einer Mittheilung des Herrn Hauptmann C. F. Gaedechens, welcher dasselbe vor langen Jahren zufällig anf einem der beiden, die Weserscharte bildenden Berge entdeckt hatte und dem es durch das darauf befindliche Wappen aufgefallen war. Dr. Mielck fand dies Geschütz in einer Art Bastion mit Schiessscharten, die man bei dem Bahnhof Porta errichtet hatte und erlangte durch auf seinen Antrag . von der Oberschulbehörde in Anspruch genommene diplomatische Ver- mittlung die Erlaubnis, dasselbe gegen Lieferung eines Abgusses für die Sammlung zu erwerben. Das ziemlich schmucklose Geschütz zeigt ein Wappen mit emer dreithürmigen Burg im Stil des 17. oder 18. Jahr- hunderts. Schildhalter sind zwei gekrönte Löwen; eine Inschrift fehlt. Nächst der militärischen Abtheilung der Sammlung war die Abtheilung Staats- und Rechtsleben in Angriff zu nehmen. Dr. Mielck hatte hierzu bereits den ersten Schritt gethan, indem er den Erinnerungen an die ehemalige Strafjustiz ihren Platz anwies und sie zweckentsprechend ordnete. Die Herstellung dieser, durchgängig aus Stücken des alten Bestandes der Sammlung bestehenden Gruppe war kurz vor Mielek’s Tode beendigt, so dass er sie mit berechtigtem Stolze noch einigen Freunden unserer Alterthümer zeigen konnte. Die nächste Gruppe ist der Geschichte des Feuerlöschwesens gewidmet. Im alten Bestande der Sammlung war nur wenig hierher (rehörendes vorhanden. Eimigen Zuwachs brachte derErwerb der Werner’schen Sammlung von Uniformstücken; eine hervorragende Bereicherung aber wurde dieser Gruppe dadurch zu Theil, dass auf Antrag von Dr. Mielck Herr Branddireetor Westphalen bereitwilligst die bei der Feuerwehr gesammelten Erinnerungsstücke der Sammlung überwies. Sie wurden wenige Tage vor Mielck’s Tode abgeliefert und ihre Katalogisirung war die letzte Arbeit, welche Mielck für die Sammlung ausführte. Nachträglich konnte, ebenfalls durch das Entgegenkommen des Herrn Branddirectors, dieser Gruppe noch die letzte der in der Stadt aufbewahrten Feuerspritzen alter Construction, mit sämtlichen Zubehör, einverleibt werden. Die Gruppe „Feuerlöschwesen“ umfasst nunmehr 139 Nummern und darf wohl als hervorragende Sehens- würdigkeit der Sammlung, vielleicht als einzig in ihrer Art, bezeichnet werden. Der Platz für die Aufstellung dieser Gruppe ist durch Vermaurung eines der nach dem westlichen Lichthof führenden Fenster gewonnen worden. Hieran schloss sich die Aufstellung der Gruppe „Nachtwache und Polizei“, welche, ebenso wie die Strafjustiz und das Feuerlöschwesen, an der westlichen Nordwand des Hauptsaals aufgestellt ist. Den Mittelpunkt Sammlung Hamburgischer Alterthümer. RANK bildet das dem alten Bestande der Sammlung angehörende Modell der Hauptwache des Corps der Nachtwache auf dem Pferdemarkt mit den dazu gehörenden Zinnfiguren. Darüber hängt die sehr gut erhaltene blau- seidene Fahne des Corps vom Jahre 1766, mit der Inschrift: vigilantia et fide. In emem Schauschrank sind Erinnerungen an den letzten Haupt- mann des Corps, Grapengiesser, und an den ehemaligen Oberpolizeivogt Tittel vereinigt, und an den benachbarten Wänden haben Waffen und Uniformstücke der Nachtwache und Polizei, sowie der die erstere 1852 ersetzenden Constabler (jetzt Schutzleute) ihren Platz gefunden. Weiter links, an derselben Wand, sind die Erinnerungen an die frühere Thorsperre aufgestellt. Die schon früher vorhandene Sammlung von Thorsperr- und Baumsperrmarken wird, nach Einreihung des durch das Vermächtniss des Herrn Lüders und mehrere kleinere Zuwendungen ihr gewordenen Zuwachses, als vollständig angesehen werden können. Eine interessante Bereicherung erfuhr diese Abtheilung durch die Ueber- weisung einer bisher von der Baudeputation aufbewahrten Glocke, die zum Einläuten der Thorsperre gedient haben soll. Die meisten dieser Glocken sind, nach einer Ueberlieferung, bei Aufhebung der Thorsperre als Kirchen- glocken afrikanischen Missionsstationen überlassen worden; die jetzt in der Sammlung befindliche aber muss, nach den auf ihr befindlichen Relief- darstellungen, ursprünglich für kirchliche Zwecke bestimmt gewesen sein. Näheres hierüber und über den Anlass ihrer späteren Profanirung hat sich bisher nicht feststellen lassen. Die nächste Aufgabe war die Aufstellung der schon im Jahre 1894 von der Commerz-Bibliothek der Sammlung überwiesenen sehr werthvollen Normalmaasse und -Gewichte, welche früher beim Commercium auf- bewahrt wurden und jedem zur Verfügung standen, der danach die Richtigkeit seiner Maasse und Gewichte prüfen lassen wollte. Ausser dem hamburgischen ist preussisches, lübisches, englisches, französisches , russisches, skandinavisches und holländisches Maass und Gewicht in dieser Sammlung vertreten. Unter den Gewichten zeichnen sich namentlich die im Jahre 1794 gesossenen englischen durch ihre gefälligse Form aus; die Hohlmaasse haben sämmtlich eylindrische Form und sind, ihrem praktischen Zweck entsprechend, fast ganz schmucklos. Eine Ausnahme macht das Vorbild des alten Hamburger Getreidefasses, ein in schönem Bronzeguss hergestellter niedriger Cylinder mit Handgriffen und erhabenen Inschriften. Im oberen Rande steht: H. Erich v. der Vecht. H. Jochim Beckendorf. H. Vincent Moller. H. Hieronimus Vogeler. Borgermeisters. Im unteren Rande: Soli Deo Gloria. Hans Siop me feeit. Hamburgi. Anno Domimi 1611, 28. Februarii. Hans Siop ist seit dem Jahre 1595 in Hamburg als Geschützgiesser nachzuweisen. Die jüngeren Hamburgischen Hohlmaasse sind nach ihren Inschriften zum Theil im Jahre 1810 von RE Sammlung Hamburgischer Alterthümer, Joh. Diedr. Bieber, zum Theil um 1844 gegossen worden. Als Material ist, ausser Bronze, für die Hohlmaasse Messing und Zinn, für die Gewichte auch Eisen verwendet. Eine Ergänzung erhielt diese Sammlung durch die früher im Pulvermagazın in der Bastion Ulrieus benutzten Gewichte, welche von der Polizei-Behörde überwiesen wurden. Von den Maassen und Gewichten, welche verkehrs-pohzeilichen Zwecken dienten, diejenigen zu sondern, welche sich im Privatbesitz befunden haben, erschien unzweckmässig. Auch andere Erinnerungsstücke des Handels- verkehrs früherer Zeiten konnten nicht wohl in verschiedenen Abtheilungen der Sammlung untergebracht werden, je nachdem sie: vorwiegend staat- lichen oder privaten Zwecken gedient haben. Diese Gesichtspunkte führten zu dem Entschluss, eine besondere, sowohl die staatlichen als die privaten Erinnerungsstücke veremigende Abtheilungs für Handel und Verkehr, einschliesslich Schifffahrt, emzurichten. Bei der Wichtigkeit, welche grade diese Abtheilung für die Darstellung der äusseren Entwicklung Hamburgs erlangen kann, ist auf die weitere Ausbildung derselben be- sonderer Werth gelegt worden und es ist erfreulich, festzustellen, dass ein in den Tagesblättern ergangener Hmweis auf die Absichten der Sammlungsleitung die Zuwendung zahlreicher und werthvoller Gaben für die genannte Abtheilung zur Folge gehabt hat. Insbesondere ist zu erwähnen, dass Herr J. Garve, in richtigem Verständniss der Ziele unserer Sammlung, derselben eine aus 50 Stücken bestehende Sammlung Hambureischer Münzen schenkte, welche vollkommen ausreicht, um dem heranwachsenden Geschlecht die Münzverhältnisse früherer Zeiten vor Augen zu führen. Demselhen Freund unserer Sammlung verdanken wir eine Oolleetion von Hamburgischen Postmarken, Briefumschlägen und Postaufgabescheinen, welche in Ver- bindung mit andereren ähnlichen Zuwendungen uns in den Stand gesetzt haben, die Anfänge eines hambureischen Postmuseums zur Schau zu stellen. Erinnerungsstücke an den Personen- und Güterverkehr im alten Hamburg sind uns im grosser Menge, namentlich auch durch das Ver- mächtniss des Herrn Lüders, zugeflossen, ebenso Wechselformulare, Connossemente, Frachtbriefe und Anderes, was geeignet ist, die äusseren Formen des Handels und Verkehrs unserer Vorfahren zu veranschaulichen. Die in dieselbe Abtheilung gehörenden Schiffsmodelle waren bisher nur durch das bekannte sehr werthvolle Modell eines Hamburger Kriegs- schiffes vertreten, das nebst den Schiffsgeschützen und Seemannswaffen bisher der Abtheilung „Kriegswesen“ eimverleibt war, aber sehr wohl als Überleitung zu der Abtheilung für Handel und Verkehr dienen kann, da die Hamburgeischen Kriegsschiffe seit Mitte des 17. Jahrhunderts lediglich zur Begleitung und Vertheidisung der Handelsflotten benutzt, auch, soweit ihr Zweck es gestattete, mit Waaren befrachtet wurden. Einige Modelle von Handelsschiffen wurden schon in den Jahren 1894 und 1895 durch Sammlung Hamburgischer Alterthümer. ABI Kauf und Schenkung erworben, unter denen durch sorgfältige Ausführung besonders das grosse Modell eines Godefroy’schen Klippers hervorragt. Interessant ist auch durch Bauart und Einrichtung das Modell eines Grön- landfahrers, der allerdings unter Bremer Flagge fährt, sich aber im Übrigen von den Hamburger Schiften, welche dem gleichen Zweck dienten, wohl nicht unterscheiden wird. Im Berichtsjahr wurden noch zwei kleinere Modelle erworben; ausserdem aber überwies das Präsidium des Landgerichts auf Antrag der Commission das grosse Modell eimes Hamburger Vollschiffes im Typus der 20ger Jahren dieses Jahrhunderts, welches im ehemaligen Handelsgericht zur Demonstration von Schiffscollisionen gedient hat. Die Sammlung von Schifismodellen umfasst nunmehr S Nummern und kann, nach der gegen Ende des Berichtsjahres vorgenommenen Reinigung und Reparatur sämmtlicher Modelle, bereits als schr sehenswerth und lehrreich bezeichnet werden. Aus der uns schon früher von der Baudeputation überwiesenen aber noch nicht aufgestellten, umfangreichen Modellsammlung wurde ein Modell des 1842 ahgebrannten grossen Krahns der Abtheilung für Handel und Verkehr eimverleibt. Einige in diese Abtheilung gehörende Oelgemälde und Aquarelle, sowie eine Portraitbüste von Johann Georg Büsch konnten aus dem alten Bestande der Sammlung hinzugefügt werden, so dass jetzt die neu gebildete Handelsabtheilung, wenn auch ergänzungsbedürftig, doch als vollberechtiet neben den schon aufgestellten Abtheilungen der Sammlung erscheint. In die Abtheilung für Handel und Verkehr gehört auch das schon früher von den Herren Schröder, Michaelsen & Co. geschenkte Modell der Guanoschuppen dieser Firma. Es konnte erst im Berichtsjahr zur Schau gestellt, aber wegen seiner Grösse nicht mit den übrigen Gegenständen der Verkehrsabtheilung vereinigt werden. Dasselbe stellt überaus anschaulich den Betrieb eines derartigen Geschäftes dar und giebt ausserdem eine Übersicht über die Typen fast sämmtlicher jetzt im Hamburger Hafen vertretenen Fahrzeuge, von der Jolle und Schute bis zum Dreimaster, Alles in sorefältigster Ausführung. Vorläufig musste dieses Modell im westlichen Lichthof untergebracht werden, wodurch es übrigens m eine nicht unpassende Beziehung zu der dort im Entstehen begriffenen topographischen Abtheilung gebracht ist. Die topographische Abtheilung wird — abgesehen von dahin sehörenden Abbildungen — namentlich die Modelle von verschwundenen Stadttheilen und Gebäuden enthalten, auch wird man den grössten Theil der bereits in den beiden Liehthöfen aufgestellten Überreste von öffentlichen und Privatgebäuden dieser Abtheilung zuzählen müssen. Letztere sind im Berichtsjahr nicht vermehrt worden; dagegen ist das für die „ 3rand- ausstellung“ von 1892 hergestellte Modell des 1842 abgebrannten Stadttheils XL Sammlung Hamburgischer Alterthümer, vom Museumsverein der Sammlung geschenkt und im westlichen Lichthof aufgestellt worden, wo es, bei dem dort vorhandenen Oberlicht, ungleich besser als früher zur Geltung kommt. Der zu dem Modell gehörende Situationsplan konnte an einer benachbarten Wand einen passenden Platz erhalten. Von der Baudeputation wurde der Sammlung das Baumodell der ım Sommer 1895 auf der Binnenalster errichteten sogenannten Kaiserinsel überwiesen. Auch dieses ist im westlichen Lichthof aufgestellt, ebenso ein schon früher erworbenes Uhrwerk mit beweglichen Figuren, welches, aus den 20ger Jahren dieses Jahrhunderts stammend, die Aussicht vom „alten Raben“ über die Aussen- und Binnenalster darstellt. Von hervorragendem Werth war für die topographische Abtheilung eine Stiftung der Familie Suhr, durch welche 15 von Peter und Cornelius Suhr gemalte Dioramen-Bilder, sämmtlich Ansichten von Hamburg und Umgegend aus der Zeit von ce. 1820—1842, der Sammlung emverleibt wurden. Diese Bilder, die neben dem topographischen auch künstlerischen Werth besitzen, sind die Überreste einer grossen Sammlung von Ansichten, namentlich der europäischen Hauptstädte, welche die Gebrüder Suhr auf zu diesem Zweck unternommenen Reisen aufgenommen hatten und bis in die 50ger Jahre hier gegen ein mässiges Eintrittsgeld zeigten. Die einzelnen Bilder waren im Halbrund unter scharfer Beleuchtung aufgestellt und wurden durch Vergrösserungsgläser betrachte. Nach dem Tode der Künstler sind sie meistens veräussert worden; nur die Hamburger Ansichten verblieben im Besitz der Familie Suhr, aus dem sie jetzt an die Sammlung gelangt sind. Der Wunsch der Commission, diesen Neuerwerb, vor der durch die räumlichen Verhältnisse unserer Sammlung sehr erschwerten endgültigen Einreihung der Bilder in die einzelnen Abtheilnngen, in semer Gesammtheit zur Schau zu stellen, gab die Veranlassung zu der ersten der im Berichtsjahr veranstalteten Sonderausstellungen. In dem für solche Schaustellungen reservirten östlichen Lichthof wurden die Suhr’schen Dioramen für einige Wochen ausgestellt und fanden die gebührende Beachtung der Besucher. Um ein Bild von der Vielseitiskeit des Schaffens der Gebrüder Suhr zu geben, wurde gleichzeitig im Hauptsaal eine Ausstellung Suhr’scher Lithographien, mit Ausschluss der bereits durch die Dioramen vertretenen Stadtansichten, die einen zu grossen Raum beansprucht haben würden, veranstaltet. Aus Leihgaben des Vereins für Hamburgische Geschichte der Frau Senator Rapp und anderer Freunde der Sammlung war in tadellos erhaltenen, durchweg kolorirten Exemplaren eine vollständige Sammlung der von den Gebrüdern Suhr veröffentlichten, kulturhistorisch sehr wichtigen Abbildungen von Hamburger Trachten zusammengestellt. Einige Genre- Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XLIH bilder, Portraits und Gelegenheitsblätter, z. Th. Handzeiehnungen, waren hinzugefügt, um möglichst Alles zu zeigen, was von den Brüdern Suhr auf anderen Gebieten als dem der Stadtansichten geleistet worden ist. Eine Ergänzung der topographischen Abtheilung bildete auch die zweite Sonderausstellung, welche, nach anderweitiger Unterbringung der Suhr’schen Dioramen, vom Verem für Hambureische Geschichte im östlichen Liehthof veranstaltet wurde. Durch diese Ausstellung wurden die Origmalzeichnungen des Architekten Herrn Julius Faulwasser zu dem von ihm im Auftrage des genannten Vereins herausgegebenen und gegen Schluss des Berichts- jahrs erschienenen Werk über die St. Katharinenkirche für emige Wochen jedermann zugänglich gemacht. Schliesslich sind zwei Zuwendungen zu erwähnen, deren jede mehreren Abtheilungen der Sammlung zu Gute kam. Der Museumsverein gewährte die Mittel zur Herstellung von sechs Kostümfiguren, von denen fünf aus den Beständen der Sammlung bekleidet wurden, die sechste aber mit einem ebenfalls vom Museumsverein geschenkten Kostüm ausgestattet werden konnte. Veranlassung zu dieser Schenkung gab der vom Museumsverein getheilte Wunsch der Commission, die wenigen vollständig in der Sammlung vorhandenen Trachten und Uniformen, besser als es durch ihre Aufhängung in Schränken möglich ist, zur Anschauung zu bringen. Die Herstellung nachgemachter Kostüme wurde dabei von vornherein ausgeschlossen und lediglich die in allen wesentlichen Theilen echte Bekleidung und Bewafinung der Figuren als massgebend für die Ausführung des gefassten Planes erachtet. Die vorhandenen Bestände haben die Möglichkeit gewährt folgende Figuren herzustellen: einen Trompeter der Reitendiener in Galauniform, einen Infanteristen des Bürger- militärs in der 1814 eingeführten Uniform, einen Sappeur der Artillerie des Bürgermilitärs in der zur Zeit der Auflösung des Letzteren vor- geschriebenen Uniform, einen Trompeter der Dragoner des Hamburgischen Bundeseontingents in der Uniform, in der es 1866 in’s Feld zog, und einen Rohrleiter der ehemaligen Spritzenmannschaft. Dazu kommt das vom Museumsverein geschenkte vollständige Habit eines früheren Oberalten. Die Bemalung der aus Holz geschnitzten Köpfe der Figuren hat Herr Professor Paul Duyffeke in uneigennützigster Weise und vollständig dem Character der Figuren entsprechend ausgeführt. Als eine, alle Abtheilungen der Sammlung bereichernde Zuwendung ist ebenfalls das Vermächtniss von €. W. Lüders zu bezeichnen. Dasselbe umfasst ce. 800 Abzeichen von Metall, Papier und anderen Stoffen zu den verschiedensten Zwecken, welche — an sich meistens werthlos — doch in ihrer Zusammenstellung von hohem kulturhistorischem Interesse sind. Etwa die Hälfte der Zeichen wird später den bereits aufgestellten Abtheilungen „Staats- und Rechtsleben“ und „Handel und RIEIV. Sammlung Hambureischer Alterthümer. Verkehr“ einzureihen sein, während die andere Hälfte einen Zuwachs zu den noch nicht aufgestellten Abtheilungen der Sammlung bilden wird. Als besonders werthvoll oder interessant sind zu erwähnen : die Legitimations- zeichen. welche die zum Erscheinen bei einer Feuersbrunst verpflichteten Personen bei sich führen mussten (ce. 30 Stück), die Lootsenzeichen (11 Stück), die Zeichen der verschiedenen Handwerksämter, welche Meistern und Gesellen als Ausweis über ihre Persönlichkeit oder über erfüllte Verpflichtungen („auf der Herberge nichts schuldig“, „beim Altgesellen abgemacht“) dienten (e. 50 Stück), endlich die Vereinszeichen (ce. 170 Stück). Es erschien zweckmässig die ganze Sammlung zunächst ungetrennt zur Schau zu stellen. Den Platz dazu bot wiederum der östliche Lichthof, in welchem, nach Beendigung der Ausstellung der Faulwasser’schen Pläne, die Zeichen auf zwei grossen Tischen übersichtlich geordnet und ausgestellt wurden. In den letzten Monaten des Berichtsjahres wurden die Vorarbeiten für die Abtheilung „Kirche und Schule“ in Angriff genommen und so weit gefördert, dass mit der Aufstellung der hierher gehörenden Gegen- stände demnächst begonnen werden kann. Eim im Laufe des Jahres von Herrn Henry Wendt geschenktes Modell der abgebrannten St. Petrikirche wurde sofort ausgestellt; bis zur Einordnung in die Kirchenabtheilung hat es seinen Platz im östlichen Liehthof unter dem dort eingemauerten Portal der St. Petrikirche erhalten. Schliesslich ist auch mit der Zusammenstellung und Ordnung der sehr umfangreichen Abtheilung „Gewerbe“ der Anfang gemacht worden. Die Fortschritte, welche die Neuaufstellung der Sammlung bereits in der ersten Hälfte des Berichtsjahres gemacht hatte, lesten den Wunsch nahe, dieselbe, wie im vorhergehenden Jahre, wieder für einige Zeit täglich dem Publikum zu öffnen. Zugleich wurde erwogen, ob es nicht angängie sei, ohne die Aufstellungsarbeiten allzusehr zu behindern, die Sammlung auch nachher, wenigstens an zwei Wochentagen, bereits dauernd zugänglich zu machen. Nachdem die bezüglichen Vorschläge der Commission die Billigung der Oberschulbehörde gefunden hatten, wurde die Sammlung vom 16. September bis 18. October täglich, von da an jeden Sonntag und Mittwoch geöffnet. Die Besuchszeit war bis zum 18. October auf die Stunden von 12—4 Uhr an den Wochentagen, von 11—3 Uhr an den Sonntagen festgesetzt. Später wurde, wegen der früh eintretenden Dunkel- heit, auch Mittwochs die Besuchszeit auf die Stunden von 11—3 Uhr verlest. Von den in dieser Zeit veranstalteten Sonderausstellungen ist bereits oben die Rede gewesen. Zu erwähnen ist nur noch, dass die Suhr-Ausstellung vom 16. September bis 4. November dauerte. Vom 8. November bis 20. December waren die Faulwasser’schen Pläne und Zeichnungen der St. Katharinenkirche ausgestellt, und gleichzeitig fand ım Sammlung Hamburgischer Alterthümer. XLV Hauptsaal eine Ausstellung der Suhr’schen Abbildungen Hamburgischer Kirchen statt. Vom 25. December an waren die von ©. W. Lüders der Sammlung vermachten Zeichen ausgestellt. Der Besuch der Sammlung war ein sehr lebhafter. Gezählt wurden am Eingang vom 16. September bis 30. December: 22457 Personen. Davon entfielen auf die Zeit vom 16. September bis 18. October (tägliche Oeffnung) 13415, auf die Zeit von da bis Schluss des Jahres (Oeflnung Sonntags und Mittwochs) 9042 Personen. An den in die Zeit seit der Wiedereröffnung fallenden 15 Sonn- und Festtagen besuchten 15 344 Personen, an den Wochentagen 7113 Personen die Sammlung, also durchschnittlich Sonntags 852, Wochentags 192 Personen. Am stärksten war der Besuch am Sonntag den 4. October (c. 1800 Personen), am schwächsten am Mittwoch den 16. December (54 Personen). Der von Mielck besonnene Zettelkatalog wurde fortgesetzt, konnte aber nur mühsam dem Gang der Aufstellungsarbeiten folgen. Die Abtheilung „Steinsachen“ hat im Jahre 1596 keime Vermehrung erfahren ; sie zählt, wie am Schluss des Jahres 1895, 126 Nummern. Die Abtheilung „Kriegswesen“ ist von 1104 auf 1290 Nummern gewachsen. Die erst im Berichtsjahr zur Aufstellung gelangte Abtheilung „Staats- und Rechtsleben“ weist 167 Nummern auf, und von der neu eingerichteten Abtheilung „Handel und Verkehr“ sind bis jetzt 70 Nummern (z. Th. grössere Collectionen umfassend) katalogisirt. Der Mangel eines gedruckten Katalogs der Sammlung wird häufig beklagt, doch kann die Herstellung eines solchen nicht wohl vor vollständiger Aufstellung aller Abtheilungen der Sammlung in Angriff genommen werden. Um inzwischen das Verständniss der Sammlung zu erleichtern, ist die Commission bemüht gewesen alle irgendwie dessen bedürftigen Gegenstände der Sammlung durch beigefügte Zettel zu erklären. Auch die in den Tagesblättern veröffentlichten Hinweisungen auf hervorragende Gegenstände der Sammlung sind denselben beigefügt. Die der Sammlung zugeflossenen Geschenke und die gemachten Ankäufe belaufen sich auf etwa 300, wobei die aus einer Mehrheit von Stücken bestehenden Collectionen nur emfach gezählt sind. Davon ent- fielen auf die bereits aufgestellten Abtheilungen Kriegswesen 82, Staats- und Rechtsleben 52, Topographie 48, Handel und Verkehr 27, und auf die noch nicht aufgestellten Abtheilungen Kirche und Schule 7, Gewerbe 41, häusliches Leben 34 Zuwendungen. Folgende Behörden und Vereine haben die Sammlung durch Ueber- weisung von geeigneten Gegenständen unterstützt: Deputation für Handel und Schifffahrt, Hamburger Feuerwehr, Friedbofs-Deputation, Kirchen- vorstand zu St. Catharinen, Ingenieur- Abtheilung der Bau-Deputation, Verwaltung des Gast- und Krankenhauses, Kirchenvortand zu St. Jacobi, XLVI Sammlung Hamburgischer Alterthümer. Museum für Kunst und Gewerbe, Kirchenvorstand zu St. Pauli, Präsidium des Landgerichts, Museumsverem, Märzverem von 1865. Ferner sind Geschenke eingegangen von den Herren F. Abel, A. H. Albers- Schönberg, J. E. Benjamin, Frau Albert Blanckenburg, J. W. Boutin, H. Brambeer (Braunschweig), Rob. L. David, Ed. Dedieke, Siegmund Dettelbach, Dr. Ferber, Frau W. Fölsch, C. Frasch, J. Garve, E. H. Garvens, J. F. Goldschmidt, J. Goverts, Th. Günther (Altona), A. Häger, Johs. Helm, Oscar Heyn, P. E. L. Hinsch, Th. Holtzmann, P. G. Hübbe, C. Hupe, F. Keil, J. L. Chr. Klapproth, Aug. Köster, Th. Kröger, J. C. C. Krohn, H. Martens, J. H. Martens, M. Mayer, H. Menke, F. Max Meyer, Emil Mühlenpfordt, Th. Mussfeldt, J. Niemeier, Paul Nirrnhem, J. W. H. Preil, J. D. J. Pingel, Ed. Pusch, Julius Richter, ©. Röthler, J. H. L. Ruckenbrod, Alb. Sandvoss, Ad. Schieck, ©. Rud. Schnittger, L. Schmidt, Ad. Schrader, J. H. H. Schröder, Wilhelm Schröder, ©. Schwindrazheim, G. ©. Tornwaldt, L. Warncke, Fräulein Mary Watson, Frau Oberinspector Weber, W. Wehrenberg, Henry Wendt, C. W. L. Westphal, Carl Wiebe, H. Windfuhr, €. Witt jr.; Fräulein C. M. Wizel. = Museum für Kunst und Gewerbe. XLVI 4. Museum für Kunst und Gewerbe. Bericht des Directors Professor Dr. Justus Brinekmann. Die Verwaltung. Den Vorsitz in der Commission des Museums für Kunst und Gewerbe führte im Jahre 1596 Herr Syndieus Dr. von Melle. Wie im Vorjahre waren Mitglieder der Commission Herr @. R. Richter, 'Tischlermeister, als Mitglied der Oberschulbehörde, die Herren Carl Eggert, Kaufmann, Heinrich Föhring Dr., Landgerichts-Direetor, Wilhelm Hauers, Architekt, Carl Popert, Kaufmann, H. J. Eduard Schmidt, Schlossermeister, &. J. 4. Stuhlmann Dr., Director der Allgemeinen Gewerbeschule, 2. @. Vivie, Bildhauer. Neben dem Director und den beiden Assistenten, Herren Dr. Friedrich Dencken und Wilhelm Weimar, war während der ersten Hälfte des Jahres Herr Dr. Albrecht Wormstall aus Münster i. W. als freiwilliger Hülfs- arbeiter am Museum thätig und arbeitete Herr Shunkicht Hara aus Japan mit an der wissenschaftlichen Bearbeitung unserer japanischen Sammlungen. Die von Senat und Bürgerschaft für die Verwaltung bewilligten budgetmässigen Geldmittel beliefen sich im Jahre 1896 auf 4 51710 für Gehalte und #4 15050 für die allgememe Verwaltung. Die Aus- gaben aus diesen #4 15 050 vertheilten sich folgendermaassen: VE BEINEN ANETN 55e enrenee D u 5 Br FREI or 4 3115,— Hülfsaufsicht KU N. EEE n 885, — Restaurirung und Ausstellungs-Arbeiten.... ...... „2 928,57 Reisen, Fracht und Verpackung ........ Re rar Drucksachen, Buchbinderarbeit u. Schreibmaterialien ... „ 2780,07 jureaukosten, kleine Ausgaben, Dienstkleidung 7123 Remieuns....... en ae ee 192935 Zusammen ... 4 15 050, — Die Vermehrung der Sammlungen. Ankäufe aus budgetmässigen Mitteln. Wie die Ankäufe aus den budgetmässigen Mitteln sich in technischer und geschichtlicher Hinsicht vertheilten, erhellt aus der nachstehenden Uebersicht. XLVIN Museum für Kunst und Gewerbe. 1, Stickereien sense ren ee 3 185, — Gewebe”: „0. 2 Rs ee Rieeateeekele ES ...80 457,82 TDextıl- Arbeiten Im? Ganzeng se ee: 42 2 Korbilechtarbeitens nen N Be rer 1 Bi Kliederarbeiten it scene ee ee BEER ERNE TIERE al I Gmechische Allhonanbeiten ee ee 4 2441,18 BayEnCan ee ee 17 1226,— Borzellangefasser re le ee 4 450, — DIEINZEUDT Ent ee ern LE EEETER -.. 10 1472,14 DICH OT ee Se re ne 5 12350, — Keramische Arbeiten im Ganzen Der RE 40 5. Gefässerause@lasrund@Bersikistallavee er er 8 6. „Monelse.3.0. 0 ee re ER 7 1705,— Holzgerathe tree Re N me a BA ER 3 62,50 Holzschnitzeneienten se 6 1494,90 Holzarbeiten Am. Ganzen. 2 un a ae 16 7. Schmuck Silberne N Edelmetallarbeiten im Ganzen 6 8. Japanische Schwertornamente u. dgl. Metallarbeiten ............. 12 9:."Watfen und Zubehone N Nee IE RE 1 10. Kleines Geräth aus Metall und anderen Stoflen ...........2...... % 11: Bmäilarbeiten: 42.2 casa ee ee ee 2 12. Grosse Werke dersplastischen Kunstuz ern rer 1 im Ganzen... 132 Il. Nach geschichtlichen Gruppen. Sr Abendland: 1. SVorseschichtlicherZzeite \ a. ee 2 2. Classisches Alterthum........ N NH ae 5 3: N.—IX; Jahrhunderte. se cp 3 ART ahrhundenteye re en er ee 1 9. Va Jahrhundert: ne nee N 3 6:+ XVI: Jahrhundert... er Ar Eee 3 7. XVII. Jahrhundert... 22 Re 7 8. RW. Jahrhundert N Are SE 42 9. IX »Jahrhundert..#1. cc 41 Morgenland: 210. (Chmar re Se EEE ah! 114 Japan +1... 20.2 08 1 ER 21 im Ganzen ..... 132 Uebersicht der Ankäufe für das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe aus dem Budget des Jahres 1896. I. Nach technischen Gruppen. Stück Preis % Stück Preis % 642,82 120, — A 3 262,40 1 206, — 2334,59 275, — 474, — 900, — 1200,— 20 000, — Preis «% 20 000,— Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. KIEIK Im Vordergrunde standen wie im Vorjahre die Möbel und Holz- schnitzereien, auf die # 3202,40 verwendet wurden. Die Edelmetall- arbeiten, für die im Vorjahre ebenfalls ein grösser Betrag angelegt werden konnte, traten dieses Jahr zurück; sie erscheinen nur mit 4 1206; dagegen konnten für die Vervollständigung der Sammlung japanischer Schwertzieraten, der in den voraufgegangenen drei Jahren nur geringe Beträge zu Gute kamen, dieses Mal # 2334,59 verausgabt werden. Ein noch höherer Betrag, .4 2715,57 wurde für den Ankauf von Glas- und Berskristall-Gefässen verwendet, wodurch diese zum ersten Mal unter den Ankäufen auftreten. Demnächst erfuhren die griechischen Thonarbeiten, eine im Vergleich mit den übrigen Gruppen der keramischen Sammlung bisher zurückgebliebene Abtheilung, grössere Zuwendungen, im Ganzen 4 2441,18. Hieraus folgt auch das Hervortreten des klassischen Alterthums in der historischen Uebersicht mit .# 2847,18. Zum Ankauf von Arbeiten des Mittelalters boten sich nicht die gewünschten Gelegenheiten. Der nur 4 1327,40 betragende Aufwand für Erzeugnisse der Renaissance des 16. Jahrhunderts hat durch Ankäufe aus anderen als budgetmässigen Mitteln wesentlich erhöht werden können. Das 18. Jahrhundert tritt, obwohl die Ankäufe von Arbeiten aus demselben sich auf .# 4962,50 beliefen, zurück im Vergleich mit den in den Vorjahren für den gleichen Zweck verwendeten Mitteln. Den Arbeiten des 19. Jahrhunderts konnten 4 2365,27 zu Gute kommen; vorwiegend für allerneueste Erzeugnisse. Je mehr unsere Zeit einen von dem Zwang der alten Vorbilder befreiten eigenen Geschmack ausprägt und ihre technischen Errungenschaften dem Kunstgewerbe nutzbar macht. desto öfter wird auch die Gelegenheit ergriffen werden müssen, ihre Erzeugnisse denjenigen der voraufgegangenen Stilperioden anzureihen. Von den Kulturländern des Orients konnten dieses Mal nur China und Japan berücksichtigt werden, jenes nur mit #4 450, dieses, nachdem ihm in den drei voraufgegangenen Jahren zusammen nur 4 3173,54 zu Gute gekommen waren, endlich wieder, seiner Bedeutung entsprechend, mit einer grösseren Summe, .# 4473,15, wofür ausser den schon erwähnten Metallarbeiten vorwiegend keramische Arbeiten angekauft wurden. Der Durchschnittspreis des einzelnen Gegenstandes stellte sich auf rund 4 151 gegen rund 4 87 in 1895, rund .# 285 in 1894 und rund .# 101 in 1893. Er würde ein weit höherer sein, wenn er nicht durch den niedrigen Preis von noch nicht 4 300 für 32 neue englische Stoffmuster herabgedrückt würde. Im Jahre 1892 hatte er rund .# 141 betragen. Ausser diesen budgetmässigen Mitteln standen dem Museum für das Jahr 1896 noch # 10511 aus privaten Beiträgen zur Verfügung und konnten aus dem Erlös von Doubletten und ausgesonderten Gegenständen da ir Museum für Kunst und Gewerbe. des alten Bestandes #4 4500 für Ankäufe verwendet werden. Da die Ankäufe aus diesen ausserordentlichen Mitteln dieses Mal zumeist denselben Abtheilungen zu Gute kamen, auf deren Ausbau das Museum bei Ver- wendung der budgetmässigen Mittel bedacht war, werden in der folgenden Beschreibung der wichtigsten Ankäufe nicht wie in früheren Berichten die Ankäufe aus Staatsmitteln und die Geschenke gesondert, sondern nach ihrer sachlichen Zusammengehörigkeit geordnet aufgeführt. Nordalbingische Möbel und Holzschnitzereien. Die Sammel-Arbeit des Museums pflegt sich seit jeher zeitweilig auf bestimmte Gebiete zusammenzufassen, sowohl um unabhängig von den Zufälliekeiten der Angebote planmässig die Sammlungen auszubauen, wie um bei den Ankäufen der Vortheile theilhaftig zu werden, die das Ver- tiefen in umgrenzte Gebiete des kunst- und kulturgeschichtlichen Wissens, das Studium der Fachsammlungen und der Verkehr mit den Fachgelehrten und Fachsammlern darbietet. Im verflossenen Jahr stand so im Vorder- grund die Vervollständigung derjenigen Abtheilungen, in denen die kunst- gewerblichen Alterthümer Nordalbingiens vertreten sind. Drei Gruppen : die Schnitzmöbel, die Edelmetall-Arbeiten und die Fayencen kommen hierbei vorzugsweise in Betracht. Ist auch das Sammeln der heimathlichen Altsachen zu allen Zeiten als eine der Hauptaufgaben unserer Anstalt anerkannt worden, so musste diese Seite unserer Thätigkeit doch oft zurücktreten vor der Arbeit auf anderen Gebieten. In den ersten Jahren nach der Gründung des Museums war es uns gelungen, manches gute Denkmal heimathlicher Kunstübung, vorzugsweise der an erster Stelle beachtenswerthen Holzschnitzkunst uns zu sichern, dann aber traten andere Aufgaben in den Vordergrund und nur noch vereinzelt wurden alte Möbel und Schnitzwerke angekauft. Von Jahr zu Jahr wurden auch dergleichen Ankäufe schwieriger, nicht nur wegen zunehmender Seltenheit solcher Altsachen, sondern weil sich zeigte, dass die alten Möbel des Landes, wenn sie erst einmal durch das Lager des Antiquitätenhändlers oder das Haus eines Sammlers hindurch gegangen waren, durch die an ihnen vorgenommenen Ausbesserungen und Ergänzungen einen grossen Theil ihres ursprünglichen Werthes eingebüsst hatten. Während die öffentlichen Sammlungen, die in den beiden letzten Jahrzehnten in fast allen Städten Schleswig-Holsteins angelegt wurden, einerseits lehrten, wie viel uns noch zu einer auch nur die Typen darbietenden Vertretung der Schnitzmöbel unseres Landes fehle, erwies sich anderseits, dass die Kauf- und Arbeitskraft dieser Anstalten denn doch nicht an- nähernd ausreiche, um die in privatem Besitz noch verbliebenen Reste des kunstvollen Hausrathes aus dem 16. bis 18. Jahrhundert im Vaterlande festzuhalten. Die Entführung wichtiger und bekannter Gegenstände, ja selbst Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. 11 ganzer Sammlungen in’s Ausland, wie noch jüngst des nach unseren Käufen i. J. 1888 verbliebenen werthvollen Restes der Magnussen’schen Sammlung zu Schleswig in das Kunstindustrie-Museum zu Kopenhagen, bezeugten das in steigender Bewegung. Es ist ein Verdienst des Professors der Kunstgeschichte an der Kieler Universität Herrn Adelbert Matthaei, auf diese wachsenden Gefahren in Schrift und Rede nachdrücklich hingewiesen zu haben. In der Ueberzeugung, dass seine Forderung, „unbedingt muss verhindert werden, dass wie bisher Kunstschätze aus dem Lande herausgezogen werden“, so berechtigt wie dringlich sei, hat auch das hamburgische Museum nach Kräften mitgewirkt zu ihrer Erfüllung. Was Hamburg dieser Anregung Matthaei’s zunächst verdankt, stellen wir an die Spitze unseres diesjährigen Berichtes. In diesem Zusammenhang erwähnen wir neben den im Lande er- worbenen Gegenständen auch einzelne Stücke, die schon z. Th. vorlangen Jahren in das Ausland entführt waren, durch uns aber im verflossenen Jahr der alten Heimath wieder zugeführt sind. Besonders erfreulich ist das Verständniss, das wir bei den Freunden des Museums für diese Arbeit fanden. Wie sich aus dem folgenden ergiebt, kamen gerade diesem Gebiete werthvolle Geschenke zu Gute. Sehr wichtig ist, dass sich unter den neuen Erwerbungen nicht nur ihrer ursprünglichen Bestimmung entfremdete Holzschnitzereien, sondern auch vollständige Möbel befinden. Zunächst hervorzuheben sind vier Truhen, davon drei aus der Blüthezeit der deutschen Spätrenaissance. Eine dieser Truhen, deren Ankauf uns noch durch das Vermächtniss des im Jahre 1889 verstorbenen Architekten Herrn Ziluard Hallier möglich wurde, war im vorigen Jahrhundert zu einem doppelthürigen Kleiderschrank umgebaut worden. Weniger. der Pietät als der Sparsamkeit des Schreiners ist zu verdanken, dass sich aus den Bestandtheilen des Schrankes die ursprüngliche Truhe so vollständig wieder zusammen setzen liess, wie wir kaum eine andere besitzen; sogar der fast immer fehlende kastenförmige Sockel hatte sich erhalten, da er durch die untergesetzten hohen Füsse des Schrankes vor der Zerstörung bewahrt worden war. In ihrer jetzigen Gestalt zeigt diese Truhe im Rahmenwerk ihrer Vorderseite vier grosse Füllplatten mit figürlichem Schnitzwerk, denen im Sockel vier Felder mit symmetrisch aus niedrigen Vasen entwachsenden Blättern und oben am Gesims vier schmale Felder entsprechen, auf denen kleine Masken inmitten symmetrischer Ranken angebracht sind. Auf den senkrechten Rahmen- stücken sind am Sockel breite flache kannelirte Consolen mit nachgebildeten Ringen, am Kasten weibliche und männliche Hermen, deren Schäfte mit Fruchtbüscheln behängt sind, und am Fries kannelirte Consölchen ange- bracht. Die vier vortrefflich geschnitzten Bildtafeln stellen in ovalen Roll- werkrahmen Scenen aus der Geschichte Davids dar, die nur selten den Schnitzern unserer Gegend Vorwürfe geliefert hat. Wir sehen, wie Samuel d’ LI Museum für Kunst und Gewerbe. den jugendlichen David 'zum Könige salbt, wie Saul nach ihm mitdem Speere wirft (mit der Nebenscene, wie Michael den David zumFenster hinablässt), wie David den Goliath besiegt, wie er endlich Bathseba im Bade erblickt, eine Scene, die in der decenten Auffassung eines Fussbades darge- stellt ist. Auf- gefunden wurde der Schrank, dem diese Truhe ent- stammt, im Dorfe Schwesing unweit von Husum ;er soll sich aber früher in Friedrichstadt an Fülltafel von der Vorderwand einer Truhe aus Eichenholz F mit der Geschichte Davids. Schleswig-Holstein, Ende des der Eider be- 16. Jahrhunderts. !/, nat. Gr. funden haben. Weitaus prächtiger als diese Truhe mit der Geschichte Davids ist die Truhe mit der Geschichte der ersten Menschen. Herr Gustav Mellin in London, selber ein Sammler geschnitzter alter Möbel, hat uns diese in einem alten Bauernhause zu Böddinghusen bei Neuenkirchen in Norderdithmarschen aufgefundene kostbare Truhe als Geschenk überwiesen. In Anbetracht der feinen, vielfach unterhöhlten Schnitzarbeit war die Erhaltung eine vorzügliche. Die wenigen Ergänzungen abgebrochener Gliedmaassen wurden in der Schnitzschule des Herrn Director H. Sauermann in Flensburg gewissenhaft ausgeführt, nachdem sie vorher an Gipsabgüssen der Platten in Thon modellirt worden waren. Ebendort haben wir auch den fehlenden Sockel dem Sockel einer im Flensburger Museum bewahrten Truhe nachbilden lassen, die ersichtlich derselben Werkstatt entstammt, wie unsere Truhe. Sie ist ebenso wichtig durch den ausserordentlichen Reichthum ihrer Ornamente, von denen die S. LI u. LIV abgebildeten Rahmenstücke Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896, LII eine Vorstellung vermitteln, wie dadurch, dass sie auf einen ganz bestimmten Meister hinweist, von dessen Hand das hamburgische Museum schon eine kleine Truhe mit der Geschichte von der schönen Esther (S. Führer S. 641 unten) besitzt, mehrere grosse Truhen sich im Flensburger Museum und einige Hauptstücke, grosse Truhen, dabei eine der unserigen sehr ähnliche, sich in der Sammlung des Architekten Frohne in Kopenhagen befinden. Da wir diesen bedeutenden Bildschnitzer, der sich eben- sowenig an einem der Möbel seiner Werkstatt genannt hat, wie einer seiner Zeitgenossen, nicht mit dem Namen be- zeichnen können, führen wir ihn als den „Meister mit dem flöteblasenden Hasen“ ein, nach einem von ihm öfter angewendeten, auch aus unserer Abbildung ersichtlichen Motiv, ohne damit sagen zu wollen, dass ihm dies Motiv ausschliesslich angehört habe. Die aus dieser Werkstatt hervor- gegangenen Schnitzmöbel stehen noch ganz unter der Herrschaft des Rollwerk- Ornaments der Spätrenaissance. Noch zeigen sich keine Spuren jener sonst schon um das Jahr 1600 in Einzel- heiten auftretenden Verschiebung und Quetschung des Rollwerks, die wenige Jahrzehnte später zu den knorpelhaften Bildungen des Ohrmuschelstils ausartete. Im Figürlichen wird der Meister von anderen seiner Zeit und Gegend über- troffen. Er liebt es, ohne Rücksicht auf das Relief, die Figuren zu häufen, die Hintergründe zu vertiefen und mit winzigen Nebenscenen zu füllen; das führt ihn dazu, die äussersten Zu- muthungen an das Eichenholz zu stellen, indem er die Gestalten fast vollrund Mittel-Lisene von der Vorderwand mit unterschnittenen, oft ganz frei vor- der Truhe mit der Geschichte des a . . a: ersten Menschen-Paares. Arbeit des tretenden Gliedmaassen wiedergiebt. Sein Meistersenitrdemenstenlasenden H ee Ornamentirune bri Hasen. Schleswig-Holstein, ca. 1600. ang zu üppiger Ornamentirung bringt y, nat. Gr. LIV Museum für Kunst und Gewerbe. es auch mit sich, den Rahmen- hölzern grössere Breite zu geben und durch Bogen- stellungen die Bildfelder mehr zu beschränken als üblich, was wieder zu liliputa- nischer Kleinheit der Figuren führt. Seine Meister- schaft zeigt er in dem äusserstreich entwickelten Or- nament. Sein Roll- werk belebt er durch Frucht- büschel und Ge- hänge oder mit Früchten gefüllte Vasen; durch allerlei kleines Gethier, das bald, wie jener die Flöte blasende Hase, auf den _ Fruchtge- Lisenen von der Truhe mit der Geschichte des ersten Menschenpaares. Be alt nal , nat. Gr. in kleinen im Sockel oder Fries angeordneten Feldern erscheint; vor allem aber durch vielerlei Figürchen in der Zeittracht. Solche bekleidete Gestalten vertreten auf den Lisenen die herkömmlichen nackten Hermen und erscheinen in den Friesfeldern, bald in ganzer Figur, bald in Brustbildern, häufig mit Musikmstrumenten, bisweilen einem Pokal in der Hand. Die reiche Tracht der Zeit ist ge- treulich wiedergegeben, bis zu den Radkrausen und Spitzenhauben. Von Pflanzenformen finden wir nur hier und da ein Blatt; Blumen und Ranken fehlen, aber auch nahezu gänzlich die grottesken Motive, insbesondere jene seltsamen Maskenbildungen, die im Rollwerk-Ornament der Nieder- länder so verschwenderisch auftreten. Nur dann und wann wird ein ge- flügelter Engelskopf dem Ornament eingefügt. Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LV Dieser schleswig-holsteinische Meister vom Ende des 16. Jahrhunderts, den wir bis auf Weiteres als den „Meister mit dem flöteblasenden Hasen“ bezeichnen, hat eine so unverkennbare Eigenart, dass wir ihm mit Sicherheit zwei geschnitzte Reliefs der Sammlung Jubinal zuschreiben können, die Emil Reiber vor 30 Jahren in „l’Art pour tous“ (No. 184 und 193 des 7. Jahrganges dieser Zeitschrift) veröffentlicht hat, und zwar als französische Sculpturen der Zeit Heinrichs III. (1574—89). Dabei passiert dem Herausgeber noch das Missgeschick, dass er den Umzug des Mar- dochai auf dem Ross des Königs Ahasverus als den Einzug König Heinrichs III. von Frankreich in sein Königreich Polen deutet und in der Scene der vor Ahasverus knieenden Esther die Krönung des französischen Prinzen mit der Krone Polens findet. Theil der Vorderwand einer Truhe mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Aus dem Eiderstedtischen, um 1600. '/, nat. Gr. Einen von den bisher beschriebenen völlig abweichenden, unseres Wissens sonst im Lande noch nicht beobachteten Typus vertritt die dritte Truhe, die wir der Güte des Herrn I. E. Amsinck verdanken. Sie wurde in der Warmhörner Mühle im Eiderstedtischen aufgefunden und zeichnet LVI Museum für Kunst und Gewerbe. sich dadurch aus, dass ihre Wände nicht in Rahmen und Füllungen gearbeitet, sondern aus schlichten Brettern zusammengespundet sind. Auf der Vorderwand sind in versenktem Relief drei Felder geschnitzt, von denen eines unsere Abbildung wiedergiebt. Die architektonische Umrahmung, welche sonst derartige Bildfelder einfasst, erscheint hier der Hauptsache nach nicht plastisch, sondern nur in den Umrissen mit Einzelheiten in ebenfalls versenktem Relief. Unter den drei Bogenstellungen ist je eine Scene aus der Geschichte vom barmherzigen Samariter wiedergegeben: der Ueberfall, die Pflege des Verwundeten, seine Ueberführung in die Herberge. Um ein halbes Jahrhundert jünger als die vorerwähnten drei Truhen ist die vierte, die wir dem Museum dithmarsischer Alterthümer zu Meldorf verdanken. Sie vertritt den Ohrmuschelstil der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Rollwerk der Spätrenaissance zeigt sich knorpelhaft entartet. Die Figuren sind in verdrehter Haltung mit vorgedrängten Leibern dargestellt, die Grundformen sind aber noch die des voraufgegangenen Stiles.. Hermen auf den Lisenen gliedern die Vorderwand, und auf den vier Fülltafeln sind unter Bogenstellungen der Glaube, die Weisheit, die Mässigkeit und die Stärke als Frauengestalten mit den üblichen Attributen dargestellt. Derartige Truhen müssen ihrer Zeit in grosser Zahl angefertigt sein, auf Vorrath für die minderbegüterten Abnehmer. Sie waren und sind. noch sehr häufig in den Bauernhäusern des Landes. Was aber unsere "Truhe über viele ihres Gleichen erhebt, ist die wohlerhaltene alte Bemalung, ın der zweierlei Roth, ein grünliches Blau, Weiss, Braun und Schwarz zu sehr wirksamer Hervorhebung des geschnitzten Ornamentes angewandt sind. Die deutschen Schränke, welche wir als Erwerbungen im Jahre 1896 zu verzeichnen haben, stehen an Kunstwerth hinter den beschriebenen Truhen zurück, sind aber wichtig, weil sie uns bisher fehlende Typen unseres Landes vertreten. Drei dieser Schränke sind Eckschränke, von jener im Lande Hörnschap — von dem dänischen „Hjorneskab“ — genannten Art. Sie hatten ihren Platz in der Aussenecke des Pesels zwischen den beiden Fensterwänden. Der älteste unserer Hörnschränke wurde in einem Bauernhause zu Witzworth in der Eiderstedter Marsch erworben und ist ein Geschenk des Hamburger Gewerbevereins. Er vertritt den einfachsten Typus dieser Möbelart. Auf quadratischer Grundlage erhebt er sich in drei Geschossen, von denen das untere und obere mit einer Thür, das mittlere, schmale mit einer Klappe versehen ist. Da zwei Seiten sich an die Mauer legten, sind nur die zwei freien Seiten durchgebildet und mit flachem Beschlag- ornament in vertieftem, gepunztem Grunde auf den Lisenen, in den Füllungen des Unter- und Oberschrankes mit ähnlich verzierten Bogen- stellungen ausgestattet. Am Gesims steht die Jahreszahl 1627. Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LVIL Von gleichem Aufbau, doch reich mit derbem Schnitzwerk geziert ist der zweite aus Nordhastedt in Norderdithmarschen stammende Schrank. Die barocke Haltung der allegorischen Gestalten des Glaubens und der Hoffnung, der Stärke und der Mässigkeit auf den Hauptfüllungen und die plumpen Ohrmuschelformen in den Einfassungen weisen auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Wie trotz des Verfalles der anderthalb Jahrhunderte unter wechselnden Stilformen in hoher Blüthe gestandenen Schnitzkunst noch gesunde Leistungen gefördert wurden, wenn nur die Schnitzer sich nicht an figürliche Vorwürfe wagten, zeigt der dritte Hörnschap aus Wennbüttel unweit von Albersdorf in Süderdithmarschen. Er trägt die Jahreszahl 1722 und ist dem um ein Jahrhundert älteren Eiderstedter Hörnschap ähnlich verziert; der Aufbau weicht aber insofern ab, als das Mittelgeschoss eingerückt ist, um für zwei zwischen den freien Ecken des Ober- und Unterschrankes eingeschaltete nackte Kinderfiguren Raum zu gewinnen. Diese Gliederung des Hörnschaps kommt schon in früherer Zeit vor, nur haben sich die stützenden Figuren selten erhalten. Ein wichtiger Ankauf aus den Budgetmitteln des Vorjahres ist ein in einem Bauernhause zu Curslack in den Vierlanden angekaufter vierthüriger Schrank des 18. Jahrhunderts. Abgesehen von den mageren jonischen Kapitälen der Lisenenpfeiler des Obergeschosses entbehrt dieser mit Nussholz auf Eichenblindholz fournirte Schrank jeglicher geschnitzten Verzierung; gute architektonische Gliederung und vortreftliche, fein profilirte Kröpfarbeit bilden seinen einzigen Schmuck. Sehr wirksam sind die kassettenartig vertieften Thüren mit rundlichen Füllungen und konkav verkröpftem Rahmen. Die Schränke dieser Art stammen offenbar aus den Werkstätten Hamburgs, da sie in den hamburgischen Vierlanden früher häufig waren, aber in weiterer Entfernung von der Stadt nicht vorkommen.” Von den Schnitzereien, die aus ihrem Zusammenhang mit den Truhen gelöst vorgefunden wurden, vertreten vier vordere und zwei seitliche Füll- tafeln die Anfänge der Renaissance in Dithmarschen; früher befanden sich diese Platten m der Sammlung des Dr. med. Hartmann zu Marne; die Truhe, denen sie entnommen sind, wurde von diesem vor langen Jahren im Dorfe Krummwehl unweit Marnes aufgefunden. Schwerfällig in symmetrischer Bildung aufwachsendes Pflanzenwerk füllt die vier Platten der Vorderseite; es entspringt entweder aus einem grossen dreiseitigen Deckblatt oder aus einem kelchförmigen Gefäss von pflanzenhafter Bildung. Die schweren Akanthusblattscheiden und die frei wachsenden Blätter entsprechen dem für die Frührenaissance an der Nieder-Elbe bezeichnenden Typus, wie er in viel feinerer Durchbildung an unserem Buxtehuder Schrank von 1544 auftritt. Die Ranken endigen in grosse Blumen, in hängende Blätterbüsche oder in grotteske Köpfe von unbeholfener Bildung. LVII Museum für Kunst und Gewerbe. Aufdithmarsische Herkunft deuten auch die beiden Wappen. Leider fehlt es noch an einer quellen- mässigen Darstel- lung der Wappen des schleswig-hol- steinischen Adels und der wappen- führenden Bürger- und Bauern- geschlechter des Landes. Wappen- bücher, wie sie in dem „grossen Sieb- macher* und ver- wandten Werken vorliegen, genügen nicht für die Beant- wortung derFragen, welche die Kunst- geschichte zu Fülltafel von einer Truhenplatte mit dithmarsischen Bauernwappen. ale kat Eller Dithmarschen, ca. 1550. für wäre eine aus den historischen (Wuellen an Bauten, Grabsteinen, Schnitzwerken, an Geräthen aller Art, in Glasbildern, Gemälden und Urkunden schöpfende Darstellung der Wappen nöthig. In Ermangelung solcher Hilfsmittel ist es uns nur möglich, das eine der Wappen auf der Krummwehler Truhe mit Sicherheit zu bestimmen. Das Frauenwappen, dessen Schild einen Pfeil (Pil) zeigt, ist nämlich das- jenige der Pilsen. Welcher Familie aber das oben abgebildete Mannes- wappen angehört, lässt sich vorläufig noch nicht entscheiden; nur soviel steht fest, dass es in Süderdithmarschen auch sonst vorkommt. Das halbe Mühlrad und ein kleiner Vogel, der auf dem Pfeil des Frauenwappens sitzt, sind Beizeichen, wie sie den Bauernwappen mehrfach hinzugefügt werden. Auch dem im ÖOrnament angebrachten, von einer Hand gehaltenen Besen dürfte eine besondere Beziehung zu Grunde liegen, jedenfalls aber nicht diejenige des Donnerbesens heidnischen Angedenkens. Die Entstehung dieser Schnitzwerke mag um das Jahr 1550 angesetzt werden. Erst so spät verdrängte hier die Renaissance die Gothik. Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LIX Wenig jünger ist ein schönes Schnitzwerk desselben Stiles, das zu jenen ausgezeichneten Wangenbekrönungen gehört, die bis zum Jahre 1847 das Gestühl im Dom zu Schleswig schmückten, damals aber einer „stil- vollen“ gothischen Restauration barbarisch geopfert wurden, um lange Zeit ver- wahrlost in einem Verliess des Thurmes zu lagern. Aus diesem vertheilte man sie im Jahre 1885 in die Museen zu Berlin, Kiel und Flensburg, anstatt, wie es richtig gewesen wäre, sie bei einer neuen Restauration auf ihre alten Plätze in der Kirche zurück zu bringen. Eine dieser Bekrönungen Bekrönung einer Gestühlwange aus dem Dom zu Schleswig; ca. 1556. !/, nat. Gr. war schon früher in’s Ausland, nach Dänemark, gebracht worden, von wo sie nunmehr, Dank einer Gabe der Averhoff’schen Stiftung, in unser Museum gelangt ist. Sie gehört zu den schönsten und ältesten jener Bekrönungen, als deren Schnitzer wir jenen Hans von Münster ansehen dürfen, der, wie Herr Pastor Biernatzki nachgewiesen hat, um das Jahr 1554 als Schnitzer in der Stadt Schleswig ansässig war und durch die Stadtgemeinde mit Schnitzarbeiten aller Art betraut wurde. Hiermit stimmt die Bezeichnung mehrerer in den genannten Museen bewahrten Bekrönungen mit den Jahr- zahlen 1556 und 1557. LX Museum für Kunst und Gewerbe. Vier - Fülltafeln einer Truhe mit der Jugendgeschichte Jesu vertreten die um etliche Jahrzehnte jüngere Geschmacks- richtung, in welcher das Pflanzen - Orna- ment und die Grot- teske durch das figür- liche Relief aus den Hauptfüllungen der Möbel verdrängt worden sind. Es sind jene Tafeln, die vor einigen Jahren in der Ausstellung nordfrie- sischer Alterthümer zu Husum zu sehen waren und in der von Otto Koch unter dem Titel „Husum “heraus- gegebenen Sammlung von Heliogravüren abgebildet sind. Herr Pastor Ernst Michelsen in Klanxbüll an der schleswigschen West- Fülltafel einer Truhe mit der Jugendgeschichte Jesu. ” R ar Schleswig-Holstein, ca. 1600, Y, nat. Gr. küste hat die Güte gehabt, uns diese aus dem Hallier’schen Vermächtniss angekauften trefflichen Schnitzwerke zu überlassen. Sie kommen allerdings nicht aus seinem Pfarrbezirk; ähnliche, ja fast gleiche Schnitzwerke haben sich aber wiederholt in Orten der West- küste nachweisen lassen, jüngst noch an einem aus den Theilen einer Truhe zusammengesetzten Schrank in einem Eiderstedtischen Bauernhause. Diese vier Scenen aus der Jugendgeschichte Jesu — die Verkündigung Mariä, die Anbetung der Hirten, die heiligen drei Könige, die Beschneidung — sind häufiger als irgend welche anderen biblischen Geschichten an den Möbeln der schleswig-holsteinischen Spätrenaissance dargestellt worden; sie tragen in dieser Ausführung noch ganz das ernstere Gepräge der Blüthezeit der schleswig-holsteinischen Schnitzkunst und plattdeutsche Unterschriften: De Bodeschob, De Gebordt, De Offerong, De Beschniding. Wer der Meister Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1896. DT war, aus dessen Werkstatt sie und viele Arbeiten ihres Gleichen hervor- gegangen, ist einstweilen nicht zu bestimmen. Er ist jedenfalls deutlich zu unterscheiden von dem obenerwähnten Meister mit dem flöteblasenden Hasen, und ebenso bestimmt von dem ungenannten Meister, der die im Führer S. 640 beschriebene Truhe mit der Geschichte des verlorenen Sohnes geschnitzt hat, und auf den auch der schöne, aus dem Marcus Swyn’schen Pesel zu Lehe bei Lunden stammende Hörnschap im Flensburger Museum zurückzuführen ist. Der Meister dieser Platten mit der Jugendgeschichte Jesu hat aller Wahrscheinlichkeit nach auch manche der Kanzeln geschnitzt, die in den Kirchen des Landes noch erhalten sind. Diese Kanzeln und die aus der- selben Zeit stammenden Altar-Schnitzwerke und Epitaphien bergen den Schlüssel zur Bestimmung der meisten an Möbeln überlieferten Schnitz- werke der Renaissance. An manchen Kanzeln haben sich die Künstler genannt; von anderen haben die archivalischen Forschungen des Pastors Biernatzki und die Untersuchungen des Professors R. Haupt die Verfertiger festgestellt. Zu wünschen ist, dass die mit der Erhaltung und Erforschung der Landes-Alterthümer betrauten staatlichen Organe dem Vorbilde folgen, das die dänische Regierung mit dem grossen Werke über die Altäre in Dänemark ihnen gegeben hat. Erst auf Grund eines gleich zuverlässigen und mit ebenso guten Abbildungen grossen Maassstabes ausgestatteten Bilder-Inventars der kirchlichen Alterthümer dürfen wir hoffen, die vielen braven Meister namentlich kennen zu lernen, denen Nordalbingien seinen Ruhm als eine von keinem Lande übertroffene Heimstätte künstlerischer Schnitzarbeit für das Bürger- und Bauernhaus verdankt. Dann werden wir wohl auch Näheres erfahren über einen hervor- ragenden Bildhauer, der zu den drei vorerwähnten, durch ihre Werke deutlich von demselben unterschiedenen Bildschnitzern als vierter hinzutritt, und wohl als der bedeutendste, wenngleich seine Zeit schon der des Nieder- ganges nahe liest. Dank einer Gabe der Averhoff’schen Stiftung konnten wir die Hauptbestandtheile eines Schrankes, vier Thüren mit den üblichen Scenen aus der Jugendgeschichte Jesu und drei Hermen, ankaufen, die sich seit langen Jahren in dänischem Privatbesitz befanden, im Jahre 1879 in einer Kopenhagener Ausstellung Aufsehen erregsten und in der damals er- scheinenden Zeitschrift „Ude og Hjemme“ („Draussen und Daheim“) beschrieben und zum Theil abgebildet worden sind. Bei diesen fast malerisch wirkenden Reliefs heben sich die stark hervortretenden, zum Theil vollrund herausgearbeiteten Figuren in freier Gruppirung und in natürlicher lebhafter Bewegung von einem landschaftlichen oder architektonischen Hintergrund ab. Um sein Bildfeld zu füllen, hat der Künstler in der Verkündigung über einem Wolkenkranz Gott Vater, in der Anbetung den Stern, der die heiligen drei Könige leitete, in den beiden anderen Scenen Engelsköpfe über LXI Museum für-Kunst und Gewerbe. Wolken dargestellt. Ueber den Bildscenen wölben sich feingegliederte Bögen, in deren Zwickeln Engel in ganzer Figur oder als geflügelte Köpfe angebracht HA - E ! > f VER, } EN ED Thür eines Schrankes mit der Jugendgeschichte Jesu. Nordschleswig, um 1600. }/;, nat. Gr. sind. Annähernd lässt sich die Gegend der Anfertigung dieser kunstvollen Reliefs bestimmen, denn zwei von ihnen tragen Unterschriften in dänischer Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXIIL Sprache; unter den heiligen drei Königen steht: „De hilge 3 Konger“, unter der Beschneidung: „Christi Omskierels[e]“. Sie sind also, da sie im Uebrigen deutsche Kunstübung zeigen, wahrscheinlich im nördlichen Schleswig in einer Stadt entstanden, wo um das Jahr 1600 die dänische Sprache überwog. Von ihrer künstlerischen Bedeutung giebt unsere Abbildung eine Vorstellung. Andere Schnitzmöbel von gleichem Werth sind, abgesehen von dem eine Ausnahmestellung einnehmenden Susannen- schrank des Thaulow-Museums in Kiel, bisher in den dänischen und schleswig - holsteinischen Sammlungen nicht nachgewiesen. Auch die Bildquelle, aus welcher der Schnitzer schöpfte, hat sich noch nicht ermitteln lassen. Eine Durchsicht der damals im Lande verbreiteten Bilder- bibeln hat weder für diese Reliefs, noch für die anderen hier erwähnten sichere Anhaltspunkte ergeben. Dass der Mehrzahl der biblischen Dar- stellungen an den Truhen und Schränken jener Zeit Holzschnitte oder Kupferstiche zu Grunde liegen, darfman schon aus der vorwiegend malerischen Behandlung des Reliefs schliessen. Wahrscheinlich haben niederländische Stiche oft als Vorlagen gedient. Die Feststellung im einzelnen Falle wird dadurch erschwert, dass die Schnitzer keine Kopisten waren, sondern den Vorwurf weiter gestalteten und je nach der Höhe und Breite ihrer Bild- felder veränderten, bei öfterer Wiederholung vollends vom ihm abwichen. Die Fortsetzung dieser Untersuchungen und das Sammeln der hierfür erforderlichen Bildquellen ist eine der weiteren Aufgaben der nordalbingischen Kunstforschung. Erst nach diesen und anderen Vorarbeiten wird eine gerechte Abgrenzung der eigenen Arbeit der schleswig-holsteinischen Künstler und des mittelbaren oder unmittelbaren Einflusses der Niederländer vor- genommen werden können. Von Schnitzwerken des 18. Jahrhunderts sind zwei hervorzuheben. Das eine ist ein aus Buchenholz geschnitztes Mangelbrett aus der Wilster- marsch, ein Geschenk des Herrn H. D. Böhme. Es ist dem im Führer S. 683 abgebildeten, offenbar von derselben Hand geschnitzten Mangelbrett ähnlich; der Figur der Hebe mit dem Knaben liegt dasselbe Vorbild zu Grunde, die Ornamente sind aber unabhängig behandelt. Auch die Meister der Spätzeit der holsteinischen Schnitzkunst wiederholten ihre Vorwürfe nicht mechanisch, sondern wurden jeder neuen Aufgabe auf neue Weise gerecht. Ebenfalls aus der Wilstermarsch stammt ein geschnitztes und bunt bemaltes Bildwerk, das einen streng stilisirten Vogel mit ausgebreiteten Flügeln von 60 cm Spannweite darstellt und auf den ersten Blick an einen jener Schützenvögel erinnert, die noch hie und da bei den Vogelschiessen ländlicher Gilden eine Rolle spielen. Drei junge, sich an seine Brust klammernde Vögel, deren emporgereckten Hälsen drei Blutstropfen auf dem Gefieder des alten Vogels entsprechen, zeigen jedoch, dass hier ein Pelikan dargestellt ist, der nach mittelalterlicher Auffassung seine Brust LXIV Museum für Kunst und Gewerbe. öffnet, um seine Jungen mit seinem Blute zu tränken und deswegen häufig als Sinnbild des Opfertodes Christi und in einem weiteren Sinne als Sinn- bild der sich selbst aufopfernden Mutterliebe gedeutet wird. Aufgefunden wurde dieser Pelikan in einem Bauernhause unweit von St. Margarethen, wo er in der Wohnstube unter einem Deckenbalken schwebend hing über einer Stelle, wo die Wiege zu stehen pflegt. Dass es nicht ein zufällig aus einer Kirche dahin verlorenes Bildwerk war, durfte schon daraus ver- muthet werden, dass die Füsse des Vogels nicht geschnitzt, sondern aus wirklichen langspornigen Hahnenfüssen angesetzt sind. Weitere Nach- suchungen haben alsbald noch drei ähnliche Pelikane aus Bauernhäusern derselben Gegend zu Tage gefördert und bestätigt, dass hier eine alte Ueberlieferung vorliegt, wonach es Brauch gewesen, den Pelikan über der Wiege schwebend in den Bauernstuben aufzuhängen. Diesem Brauch gemäss hat unser Pelikan seinen Platz erhalten in dem Jochim Krey’schen Pesel aus Klein-Wisch in der Wilstermarsch. Dieser Pesel, dessen Bestandtheile, Wandgetäfel, Ofen und Möbel, wir im Führer S. 662 u. 663 eingehend beschrieben haben, ist im ver- flossenen Jahr ‘in einem der neuen Zimmer an der Nordwestecke der Museumsräume seiner ursprünglichen Anordnung entsprechend vollständig aufgestellt worden. Mit einem kugelfüssigen Tisch und geschnitzten Stühlen hat dies Zimmer passende Ausstattung erhalten. Hinter den Glasscheiben der Wandschränkchen über den Thüren erblickt man Thüringer Porzellan- geschirr, das in keinem Haus dieser Gegend fehlte, chinesische Porzellan- Teller und Tassen, silberne Leuchter und Messing-Wachsstockhalter und anderes kleines Geräth, wie es im Lande üblich war. Zur vollständigen Ausstattung fehlt nur noch die Wiege unter dem Pelikan, der an einem der nach der alten Bemalung im Krey’schen Pesel polychromirten Decken- balken schwebt. Möbel und Schnitzwerke anderer als nordalbingischer Herkunft. Unter den i. J. 1896 angekauften Holzschnitzwerken fremdländischer Herkunft steht das Mittelstück jener Truhenplatte aus Nussholz obenan, die schon im 13. Jahrgang (1874) von „L’Art pour tous“ unter No. 340 als eine italienische Arbeit abgebildet ist. Die schwungvolle Behandlung der einem mächtigen palmettenförmigen Mittelkelch symmetrisch entwachsenden, in viel- fachen feinen Spiralen sich windenden Akanthusranken und die meisterliche Technik des Reliefs, das in den Blattscheiden und Endblüthen fast voll- rund hervorquillt, in zarten Nebenblättchen und S-förmigen Ranken flach verläuft, weisen diesem Stücke eine Sonderstellung unter unseren Schnitz- werken an. Zweifeln, ob es in der That italienische Arbeit oder nach der Ansicht des Vorbesitzers südfranzösischer Herkunft sei, war nicht auszuweichen. Neuerdings hat Herr Prof. A. Haupt in Hannover, der Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. Kenner portugiesischer Bau- und Decorationskunst, in dieser Platte eine Arbeit der portugiesischen Spät- renaissance des 17. Jahrhunderts erkannt. Gleichfalls Arbeiten der pyre- näischen Halbinsel sind vier kleine Schrankthüren mit Medaillonköpfen in weichem Flachrelief, dessen künst- lerische Ausführung mit jener un- beholfenen Schreiner- Arbeit in Wider- spruch steht, die ein auftallendes Merkmal vieler spanischen Möbel des 16. Jahrhunderts. Ein treffliches Beispiel der gegen Ende des Mittelalters überall in Deutschland geübten, aber nirgend zu grösserer Meisterschaft als ın Tyrol gediehenen Flachschnitzerei ist die hier abgebildete Tyroler Platte aus Fichtenholz vom Jahre 1517. Die schwungvolle Zeichnung des von einem Schriftbande umschlungenen Rebstockes hebt sich ohne Relief nur dadurch vom Grunde ab, dass dieser flach herausgestochen ist; farbige Bemalung, von der nur Spuren erhalten sind, verdeutlichte die Windungen des Bandes, in das eine Inschrift eingeschnitten ist. Diese lautet: „Der Kaftden gehort fant Urbens prurderfchaffdt 1517, d. h. „Der Kasten gehört Sanct Urbans Bruder- schaft 1517“. Welcher Art der Kasten war, hat sich nicht ermitteln lassen; vermuthen lässt sich einer jener schlanken Waschschränke, an deren Seitenwänden Platten solcher Gestalt vorkommen. Italienische Arbeit vom Ende des 18. Jahrhunderts ist eine Kommode mit grossem Akanthus-Ornament und Wandung eines Schrankes aus Fichtenholz mit Flachschuitzerei, I/; nat. Gr, Tyrol; 1517. Trophäen in schöner Holz-Intarsia, e LXVI Museum für Kunst und Gewerbe. Europäische Fayencen. Die Sammlung der Fayencen ist, von den ungenügend vertretenen Majoliken abgesehen, eine der am besten entwickelten Abtheilungen des Museums. In unserem illustrirten Führer v. J. 1894 konnten wir Er- zeugnisse von nicht weniger als zwölf, zum Theil sehr bedeutenden deutschen Fayence-Manufacturen beschreiben, die in Fr. Jaennicke’s umfangreichem Grundriss der Keramik, der i. J. 1879 das damalige keramische Wissen zusammen gefasst hat, nicht einmal dem Namen nach erwähnt sind. Es waren Frankfurt a. M., Fulda, Braunschweig, Hannoverisch- Münden, Vegesack-Lesum, Hamburg, Schleswig, Criseby - Eckernförde, Stockelsdorff, Rendsburg, Kellinghusen, Proskau. Seither sind hinzu- gekommen von ebenfalls Jaennicke unbekannt gebliebenen deutschen Fayence-Manufacturen i. J. 1895 Durlach in Baden und Königsberg in Pr., über deren Erzeugnisse wir im vorjährigen Bericht Näheres mitgetheilt haben, und neuerdings i. J. 1896 Berlin, Potsdam, Magdeburg, Schrattenhofen. Von der zu Berlin und Potsdam in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts betriebenen Fayence-Fabrication wissen wir sehr wenig, eigentlich nur aus der Vorgeschichte der Erfindung des Porzellans, dass Böttger i. J. 1708 einen Arbeiter des in Berlin ansässigen Delfter Fayenciers Funke nach Dresden berief. Nachforschungen im Kgl. Preuss. Staatsarchiv zu Berlin haben ergeben, dass Cornelius Funke schon am 11. April 1699 supplieirte: „Sr. Churfürstliche Durchlaucht geruhe, ihm gnädigst zu concediren, dass er das Bürger- und Meisterrecht gewinne, auch eines Porzelain-Ofens sich gebrauchen könne und solle“. Wenn Funke sich darauf stützt, dass er schon über 6 Jahr als Porzelain- (d. h. Fayence-) Dreher in Berlin gearbeitet und „ohne Ruhm zu melden, solche Arbeit verfertiget habe, die hier niemalen sei gemachet worden“, so dürfen wir daraus schliessen, dass vor ihm, schon i. J. 1693 ein anderer Meister Fayence in Berlin herstellte.e Am 28. April 1699 bewilligt der Kurfürst das Gesuch, jedoch solle der Porzelain-Ofen an solchem Ort errichtet werden „da wegen des Feuers dero Residentien keine Gefahr zu besorgen“. Noch i. J. 1712 begegnen wir Funke, der in den Akten als Holländer, Bürger und Porzelain-Brenner in Berlin aufgeführt wird, anlässlich eines Streites mit seinem Gesellen Otto Müller, der gleich dem Meister ein Privileg für die Herstellung von Tabakspfeifen nachsuchte. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, dass Funke Gefässe aus der gleichen rothen Erde fabricirte, wie in Dresden geschah, und dass er einen von ihm daraus angefertigten Aufsatz aus 6 oder 7 Stücken dem König habe überreichen lassen. Mit Sicherheit sind die Arbeiten der Funke’schen Werkstatt bisher nicht nachgewiesen worden. Man darf sie vermuthen unter den hie und da, z. B. in den Geschirrvorräthen des Schlosses zu Charlottenburg bewahrten Fayencen mit Blaumalerei, die den Delfter Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXVI Typus zeigen, aber sicher nicht Delfter Ursprunges sind. Wahrscheinlich aus der Werkstatt Funkes stammen auch viele jener nicht seltenen Maasskrüge, die blaues Laub- und Bandelwerk mit manganviolett-betupften Flächen verbinden und häufig den Namenszug eines der ersten preussischen Könige zeigen. Ein solcher Krug unserer Sammlung zeigt als Marke ein f, das auf Funke hinweist. Ein ebenso bemalter, besonders stattlicher, un- bezeichneter, aber offenbar derselben Werkstatt entsprungener Maasskrug unter den Ankäufen des letzten Jahres trägt das F. W. R. Friedrich Wilhelms des Ersten und im Stempel des Zinndeckels die Jahrzahl 1711 mit dem Wappen der Stadt Charlottenburg. Ueber die zu Potsdam um dieselbe Zeit oder wenig später betriebene Fayence-Fabrikation fehlen uns noch die urkundlichen Nachweise. Eine mit voller ÖOrtsbezeichnung versehene blaubemalte Vase des Köngl. Kunstgewerbe-Museums zu Berlin weist auf den Einfluss des durch ost- asiatische Vorbilder beeimflussten Delfter Geschmackes; und aus derselben Potsdamer Werkstatt muss eine im vorigen Jahre für die Hamburger Sammlung erworbene geriefelte Deckelvase stammen. Schwere Masse, Dickwandigkeit, technische Unbeholfenheit der Mache, ein hoher hohler Fuss kennzeichnen diese Art ebenso, wie es die Bemalung in den zu Delft üblichen Scharffeuerfarben thut, wobei sogar das schwierige Ziegelroth nicht ungeschickte Verwendung findet und zwischen den blühenden Stauden steil aufgerichtete Pfauen besonders auffallen. Von der Magdeburger Fabrik wissen wir, dass durch Königliche Kabinets-Ordre vom 13. März 1764 der Syndikus der Pfälzer Kolonie zu Magdeburg Guischard auf 15 Jahre ein ausschliessliches Privilegium im Herzogthum Magdeburg für seine Fayence-Fabrik erhielt. Auch ist durch eine aus Berlin an den Minister für Schlesien Grafen Hoym am 16. Oktober 1771 gerichtete Mittheilung überliefert, dass damals die Magdeburger Fabrik die Marke 772 führte. Obwohl Prof. Dr. A. Schultz hierauf schon im Jahre 1880 im 43. Bericht des Vereines für das Museum schlesischer Alterthümer in Breslau aufmerksam machte, scheint man Fayencen als Erzeugnisse Magdeburgs bisher nicht nachgewiesen zu haben. Nur die jüngere Steingutwaare Magdeburgs ist allgemeiner bekannt ge- worden. Auf der Rückseite eines ovalen Plättchens aus weissem Steingut im Köngl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin wird J. P. Guischard, den das Reliefbildniss auf der Vorderseite darstellt, als „Erster Unternehmer einer englischen Steinguts-Fabrique in Magdeburg 1786“ bezeichnet. Auch sind Steingutgefässe nicht selten, die im Trockenstempel bald ein M mit einer Modellnummer, bald den Namen Guichard voll ausgeschrieben tragen. Das Hamburgische Museum hat im vorigen Jahr zwei Teller letzterer Art mit der Modellnummer 20 und mehrfarbiger Malerei erworben, die auf dem einen dieser Teller am Rande Vergissmeinnichtranken, im Spiegel einen e* LXVII Museum für Kunst und Gewerbe. flammenden Altar darstellt. Diese Steingutwaare und ihre Marken sind aber unabhängig von der älteren Fayence. Welcher Art diese gewesen, erhellt nunmehr aus einer ovalen kleinen Schüssel, die unser Museum dem Haustedt’schen Legat verdankt. Jeder mit den Merkmalen der Fayencen von Hannöverisch-Münden Vertraute wird diese Schüssel unbedenklich als Mündener Waare ansprechen; sie zeigt denselben netz- förmig durchbrochenen Rand mit den Blümchen auf den Kreuzungen, dieselben flauen manganvioletten und blassgrünen Blumenmalereien, wie sieunsan der Mündener Waare begegnen aber die hier wieder- gegebene Bezeichnung auf der Unterseite beweist den Magdeburgischen Ursprung. Wappen derStadt Magdeburgals Marke einer dortigen Fayence- Man wird danach einen Theil der bisher für e Fabrik. Nat. Gr. = Die punktirte Zeichnung deutet Mündener Waare erklärten Netzvasen und auf das Pausen einer mit der Nadel nachgestochenen Vor- diesen verwandten Gefässe Magdeburg zu- theilen müssen. Zunächst werden die mit dem 772 bezeichneten Stücke hiervon betroffen; in wie weit das M auf Magdeburg oder Münden zu deuten, wird noch zu untersuchen sein; nur die mit den drei Mondsicheln aus dem Hanstein’schen Wappen gemarkten Stücke verbleiben zweifellos bei Münden. *) In Schrattenhofen, einem Dorfe im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, soll noch jetzt die Fayence-Fabrikation betrieben werden. Die keramischen Handbücher erwähnen den Ort aber gar nicht, obwohl er schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine Fayence-Fabrik besessen haben muss. Dies wird durch einen mit dem vollen Ortsnamen bezeichneten Maasskrug bewiesen, der ebenfalls im verflossenen Jahr in unsere Sammlung gelangt ist. In blassen Scharffeuerfarben, Blau, schmutzigem Grün, hellem Gelb und weisskörnigem Manganviolett ist er mit einem Rebstock im Felde einer mit Blumen durchwachsenen Kartusche bemalt. Dem Haustedt’schen Legat verdanken wir auch noch ein für die Geschichte der Fayence-Fabrication in Nürnberg bedeutsames Stück, das wie die Kieler Bischofsbowle sich ehemals in der Reynolds’schen Sammlung zu London befand. Es ist die dritte der drei Platten, von denen zwei als keramische Urkunden schon länger bekannt sind, da sie sich früher m der Kgl. Kunstkammer in Berlin befanden und jetzt im Kunst- gewerbemuseum zu Berlin bewahrt werden. Letztere beiden Platten haben *) In den Beiträgen zur Geschichte der Töpferkunst, Jahrbuch XIII, sind anlässlich der Königsberger Fayencen schon Zweifel erhoben, ob alle M-Fayencen Mündener Fabrikate und nicht etwa Magdeburger seien. Diese damals von ganz anderen Er- wägungen ausgegangenen Zweifel werden durch das oben Mitgetheilte bestätigt. Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXIX vor Jahren einmal in der keramischen Litteratur eine Rolle gespielt, weil man aus ihren Inschriften, in denen von eimer Porzellan-Fabrik die Rede ist, irriger Weise folgerte, in Nürnberg sei schon i. J. 1720 Weich- Porzellan hergestellt worden. Die einfachste Untersuchung hätte ergeben, dass nur Fayence vorliegt, die in so vielen Urkunden jener Zeit als „Porzellan“ bezeichnet wird und noch manchen anderen Orten zu dem unverdienten Ruhm verholfen hat, Porzellan, oft sogar schon vor seiner Erfindung in Europa, fabrieirt zu haben. Die beiden Berliner Platten, abgebildet im dritten Jahrgang des Papst’schen Kunstgewerbeblattes S. 172, sind von ovaler Form, 0,56 m hoch und 0,45 m breit und zeigen in Blau- malerei die Bildnisse „der Anfänger dieser alhiesigen Nürnbergischen Porcelaine Faberique“*, des Christoph Marx in seinem 60. Lebensjahr und des jungen Johann Conrad Romedi, der durch seine Vormünder in der Societät vertreten, jedoch, als ihn Georg Michael Tauber i. J. 1720 auf jene Platte malte, kurz vorher in seinem 17. Lebensjahr gestorben war. Die dritte, jetzt dem hamburgischen Museum gehörige Platte ist ein voll- kommenes Seitenstück zu den beiden in Berlin bewahrten Platten. Sie zeigt einen Mann von mittleren Jahren im Allonge-Perrücke von vorn gesehen; wen er vorstellt, sagt die Inschrift auf der Rückseite: Herr Sohann Sacob Mayer: Erfauffer des Nomedifchen halben Antheilg an dieser Porcelaine Faberique Ano 1720. Aetatis suae 30. Georg Michael Tauber Pinsit. Ano 1720 ? d. 22. November. Johann Jacob Mayer hatte, wie das aus anderen Quellen schon bekannt ist, den Antheil des jungen Romedi noch im Todesjahr des- selben erworben. Damit beantwortet sich die von Pabst 1. c. S. 174 aufgeworfene Frage, wie die Namen Ohristoph Marx und Johann Jacob Mayer auf der v. J. 1724 datirten Fayenceglocke im Museum zu Sevres zu erklären seien. Das auf allen drei Platten verzeichnete Datum des 22. November 1720 kann nicht wie Carl Friedrich in seinen i. J. 1887 erschienenen Beiträgen zur Geschichte der Nürnberger Fabrik annimmt, der Todestag Romedi’s sein. Es bezeichnet wohl nur den Tag, an dem der Maler Tauber die Inschriften auf die Platten setzte. Eine Specialität der Nürnberger Fayence-Fabrik waren die Krüge und Schüsseln mit dem Heirathswappen Nürnbergischer Patrizier in Blaumalerei. Durch solche Stücke sind schon seit längerer Zeit die IEROX Museum für Kunst und Gewerbe. alten Geschlechter der Pömer und Oelhafen (an einem von Marx gemalten Kruge), der Imhof von Gundelfingen und der Tucher (an einem Kruge von derselben Hand), der Behaim von Schwarzbach und der älteren Linie der Fürer von Haimendorff (auf einer Schüssel) in der Sammlung vertreten. Hinzugekommen ist im Jahre 1896 ein Teller, auf dem zwei fliegende Engel die Wappen eines Behaim von Schwarzbach und einer Haller von Hallerstein an einem Bande schwebend tragen. Auf die eheliche Ver- bindung weist auch das „Dissolvi nequeunt“ (Unlösbar verbunden) auf dem über den Schilden flatternden Spruchband. Auch dieses Stück trägt das aus einem M und F zusammengesetzte Monogramm des Malers und Mit- eigenthümers der Fabrik Johann Andreas Marx. Unter den schleswig-holsteinischen Fayencen, die unserer schon so reichen Sammlung solcher hinzugefügt wurden, ist Dank den Mitteln aus dem Haustedt!'schen Legat ein Hauptstück hervorzuheben, das für die Geschichte der Kieler Manufactur von besonderer Bedeutung ist. In allen keramischen Handbüchern, auch denen des Auslandes, wird dieses Stück seit Jahrzehnten aufgeführt; ihm ist das Ansehen zu verdanken, dessen sich gerade Kiel in der keramischen Literatur zu erfreuen gehabt hat. Schon im Jahre 1870 finden wir es als dem Mr. C. W. Reynolds gehörig erwähnt in „Marks and monograms on pottery and porcelain“ von C. W. Chaffers, und 1872 abgebildet im Vol II, plate S5 der Keramic Gallery von William Chafters. Jacquemart beschreibt es im Jahre 1871 in seinen „Merveilles de la ceramique“ als „une grande jatte couverte en forme de mitre, avec le globe crucigere pour bouton, l’un des plus eurieux specimens de la collection Reynolds. Sur l’une des faces, dans un encadrement de chicorees jaunes relevees de brun, on voit un combat de cavalerie execute avec un rare talent de dessin et d’harmonie; de l’autre, des personnages & table puisent dans une mitre semblable la ligueur aimee des gens du nord; des raisins et un citron coupe peints sur le couverele disent assez quelle est cette liqueur. Et pour que rien ne manque A l’nteret de cette oeuyre, on lit en dessous: Kiel. Buchwald, directeur, — Abr. Leihamer fecit.“ Von Jacquemart hat dann Jaennicke die Beschreibung in seinen „Grundriss der Keramik“ übernommen und aus dem „encadrement de chicorees* — was einfach Einfassung von Rococo- schnörkeln bedeutete — „eine von gelben mit braun schattirten Cichorien- blüthen gebildete Guirlande“ gemacht, was hier nur deswegen bemerkt wird, weil ohne dies Zweifel bestehen könnten, ob unser Stück wirklich das vielgenannte der Sammlung Reynolds ist. Die auffällige Form der Bischofsmütze erklärt sich durch die Bestimmung des Gefässes zur Bereitung jenes „Bischof“ genannten, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Norddeutschland sehr beliebten und ja auch heute nicht vergessenen Würzweines. Auf einem der hohen Zipfel der Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1896. LAXT Mitra sehen wir eine fröhliche Gesellschaft um eine Bowle gleicher Gestalt vereinigt. Bowlen dieser Art sind aus mehreren schleswig -holsteinischen Fayence-Manufacturen und aus der Kopenhagener überliefert. Die hamburgische Sammlung besitzt sogar eine Kellinghusener Fayence in Gestalt eines thronenden Bischofs, der auf den Knien ein Buch hält, Bischofsbowle von Fayence mit vielfarbiger Muffelfarben-Malerei. Kiel, ca. 1769. '/; nat. Gr, mit der den Zweck des Gefässes verkündenden Inschrift: „Die ganze Clerisey mag unserthalben leben, wenn sie uns nur recht oft einen neuen Bischof geben“. In der Literatur jener Zeit hat der Bischofstrank nicht mindere Zeugnisse seiner Beliebtheit hinterlassen. So ist in dem von TIEXXIU Museum für Kunst und Gewerbe. J. H. Voss i. J. 1797 in Hamburg herausgegebenen Musenalmanach unter der Ueberschrift „Der ächte Bischof“ ein langer von J. A. P. Schulz in Musik gesetzter Rundgesang abgedruckt, den ein harmloser Leser, dem der Doppelsinn des Wortes Bischof unbekannt wäre, gar nicht seiner wahren Bedeutung nach verstehen könnte. Da singt z. B., nachdem der Chor die Worte „Nein! sonder alle Religion Steht keine Constitution“ wiederholt hat, der Vorsänger: „Doch unsere, Brüder, wird bestehn! Wir fanden hier den ächten! Wir lassen ohne Reue gehn Die schlechten. In Deinem Bisthum, Bischof! hier, Was Frankreich sucht, das fanden wir.“ und der Chor fällt ein: „Ja, Bischof! im dem Bisthum hier, Was Frankreich sucht, das fanden wir.“ Der dänische Dichter Baggesen hatte dieses Bischofslied i. J. 1792 für eine freundschaftliche Gesellschaft in Kopenhagen dänisch gedichtet und die deutsche Uebertragung seinen hamburgischen Freunden als ein Gastgeschenk hinterlassen. Das Bisthum in der Bischofsbowle wird danach auch unter den Musenjüngern unserer Stadt seine Gemeinde gehabt haben, wie sie, nach den zahlreichen Mitra-Bowlen der Fayence-Fabriken zu schliessen, vieler Orten nördlich der Elbe bestanden. Den bisher nur durch Speisegeschirre vertretenen Erzeugnissen der Strassburger Fayence-Manufactur aus der Zeit Joseph Hannong’s kamen zwei Potpourri-Vasen von zierlich gewundener Form mit bunten Blumenmalereien hinzu. Sie befanden sich früher in der Sammlung Vincent zu Konstanz und tragen die Modellnummer 770, deren Höhe den ausser- ordentlichen Umfang der Hannong’schen Fabrikation bezeugt. Der Abtheilung der Delfter Fayencen wurden einige werthvolle Stücke hinzugefügt. Als Geschenk der Frau Julius Ree Wwe. eine pracht- volle, 60 em hohe Stangenvase, auf deren geriefelten Flächen die höchste Pracht jenes als „decor-cachemire“ bezeichneten, aber nicht mit indischen, sondern mit chinesischen Landschafts- und Blumenmotiven componirten Decors entfaltet ist, der auf dem Dreiklang von blau, olivgrün und ziegel- roth in Scharffeuerfarben beruht. Ferner zwei Teller mit von Wanderern in niederländischer Tracht belebten Landschaften in Blaumalerei, einem Wappen mit der von Josua und Kaleb getragenen Riesentraube und den Buchstaben S B, die hier auf den Besteller, nicht den Verfertiger zu deuten sind. Endlich ist eine Suppenterrine mit Blaumalerei zu erwähnen, die als Erzeugniss der in der keramischen Literatur noch nicht erwähnten Fayence- Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896, LXXII Manufactur zu Herrebs in Norwegen angesprochen werden darf, auch wenn sie keine Marke trägt. Durch die Leihausstellung, mit der vor einigen Jahren das Kopenhagener Kundindustrie-Museum eröffnet wurde, ist die Aufmerksamkeit der Sammler auf jene einzige Fabrik Norwegens gelenkt worden. Im Dansk Folkemuseum hat dann Bernhard Olsen eine Anzahl Herreboer Fayencen nachweisen können und deren mehrere sind aufgetaucht, nachdem einmal ihre Eigenart erkannt war. Mannigfache plastische Durchbildung der Gefässe und eine sehr flotte, in breiten Pinsel- zügen mit hellerem und abgesetztem dunklerem Blau hingestrichene Bemalung mit Rococo-Ornamenten, Blumenmotiven und selbst Figuren kennzeichen ihre Weise. Unsere mit nackten Kindern bemalte Terrine wurde inSchwabstedt im Schleswigschen erworben. Europäische Porzellane des 18. Jahrhunderts. Europäische Porzellane wurden im Jahre 1896 aus Mitteln des Budgets nicht angeschafft. Den reichen Zuwachs an solchen verdanken wir aus- schliesslich privaten Beiträgen, vorwiegend dem Vermächtniss des Herrn H. D. Haustedt, aus dem wir schon im Vorjahre die sechs von Isabey bemalten Seyres-Teller zu verzeichnen gehabt haben. Nicht weniger als acht deutsche Porzellan-Manufacturen des 18. Jahrhunderts sind auf diesem Wege zu besserer Vertretung gelangt. Meissen durch sieben Stücke, Höchst durch drei, Frankenthal durch vier, Fürstenberg durch drei, Berlin durch fünf, Ludwigsburg, Fulda, Kelsterbach durch je ein Stück. Ausser den Porzellanen der Meissener-Manufactur ist auch ein Messer- und Gabel-Paar mit Griffen aus polirtem rothem Steinzeug aus der ersten Zeit Böttger’s hinzugekommen, in dessen Waarenverzeichniss v. J. 1711 bereits dergleichen Griffe erwähnt werden. Neben den beiden, schon im Führer beschriebenen kleinen Porzellan-Monumenten für C. F. Gellert, steht nunmehr ein drittes. Auf einem Säulenstumpf sehen wir eine Urne, auf deren Deckel zwei trauernde Kinder lagern, während ein drittes Kind das an der Säule hangende Bildniss des Dichters mit goldenem Lorbeerkranz behängt. Auf der anderen Seite steht auf ovaler Tafel die Widmung: „Memoriae C. F. Gellert Sacrum.“ Dass die Meissener Manufactur dem Dichter nicht weniger als drei verschiedene kleine Denkmäler widmen konnte, zeugt von dem hohen, weitverbreiteten Ansehen, in dem der Gefeierte noch eine gute Weile nach seinem Ableben stand. Keinem anderen deutschen Dichter ist je solche Ehrung von der Porzellankunst erwiesen. Die Porzellane aus der kurmainzischen Porzellan-Manufactur zu Höchst sind um ein prächtiges Mittelstück bereichert worden, in dem wir eine jener kostbaren Potpourri-Vasen finden, die im Preisverzeichniss von 1770 mit 55 Gulden, dem höchsten Ansatz für ein einzelnes Gefäss, LXXIV Museum für Kunst und Gewerbe. bewerthet sind. Um den mit roth und golden staffirten Rococo-Ornamenten besetzten Bauch hängen Zweige mit grossen, vielfarbigen, von Schmetter- lingen belebten Blüthen in vollrunder Arbeit. Auf den Griffen des Gefässes sitzende nackte Kinder halten diese Gewinde, und ein drittes Kind auf dem Deckel zwischen Baumzweigen ein Gehänge kleiner Blüthen. Hals und Deckel sind durchbrochen, um den Duft der in solcher Vase bewahrten Blumen- und Würzmischung ausströmen zu lassen. Auf den Flächen des Bauches zwischen den Schnörkeln sind vielfarbige Sträusse fein gemalt. Auch eine Höchster Gruppe ist hervorzuheben, die zwei chinesische Kinder darstellt und in den für die beste Zeit der Manufactnr bezeichnenden zarten Farben bemalt ist. Unter den Erzeugnissen der kurpfälzischen Porzellan-Manufactur zu Frankenthal sind hervorzuheben die seltenen kleinen Büsten des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz, der in antikem Panzerhemd und hermelinbesetztem Mantel, jedoch in der Puderfrisur seiner Zeit dargestellt ist, und seiner Gemahlin Elisabeth Auguste, die in ebensolchem Mantel über mit Spitzen eingefasstem tunikaartigem Hemde und mit Blumen in dem hinten lockig herabfliessenden Haar erscheint. Auch unter den Erzeugnissen der fürstlich braunschweigischen Porzellan- fabrik zu Fürstenberg befindet sich eine Figur, die zu den werthvollsten daselbst von Hendler und Schubert ausgeführten gehört: die Reiter- statuette Friedrichs des Grossen. Dieser Statuette liegt vermuthlich ein Modell des französischen Bildhauers E. Bardou zu Grunde, der im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts in Berlin, u. A. auch für die kgl. Porzellan- Manufactur arbeitete. Die Figur besteht aus Biscuit, das zu Fürstenberg besonders gepflegt wurde; der mit Attributen des Krieges und der Künste und dem F. R. des grossen Königs unter der Krone gezierte Sockel ist in glasirtem Porzellan ausgeführt. Der Preis-Courant der Fabrik vom Jahre 1785 verzeichnet diese Statuette zum Preise von 45 Reichsthalern, dem höchsten der für dergleichen plastische Arbeiten angesetzten, und als Seitenstück dazu die Reiterstatuette Josephs II. als römischen Kaisers. Von den Porzellanen der Berliner Manufactur sind mehrere Stücke eines mit naturfarbenen Blumen schön bemalten Thee-Services hervorzu- heben, welche die Leistungsfähigkeit der Manufactur aus ihrer Wegeli- Periode besser bezeugen, als unser bisheriger Besitz an Porzellanen aus der Zeit, bevor die Manufactur zur königlichen wurde. Als ein für die Geschichte der Manufactur wichtiges Stück ist auch zu erwähnen das von C. F. Riese modellirte Biscuit-Medaillon von „J. G. Grieninger, Koen. Preus. Geh. Commiss. Rath und Porcel. Manuf. Direct. 1716—91.* Die kleine und nur kurze Zeit, von 1758—1772, in Betrieb gewesene Porzellan-Manufactur zu Kelsterbach am Main im Gebiet des Land- grafen von Hessen-Darmstadt war bisher in unserer Sammlung nicht ver- Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXXV treten. Dem Haustedt’schen Legat verdanken wir die unbemalte Figur eines Harlekins; auf einem Baumstumpf sitzend, hat er sich vergeblich bemüht, in seinem vorgehaltenen Hut einen Ball zu fangen, der ihm schon in den Schooss geflogen ist. Bezeichnet ist diese Figur mit dem ver- bundenen H. D. (Hessen-Darmstadt) unter einer Krone in Blau. Endlich verdanken wir dem Haustedt’schen Legat eine Blumenvase, die für die Blüthezeit der Kopenhagener Manufactur typisch ist, eben so sehr durch ihre Fächerform mit der durchlöcherten Deckplatte und den seitlich vorragenden weiblichen Figürchen, wie durch die Bemalung mit feinen Landschaftsbildern; auf der einen Breitseite, vom Lande gesehen, Helsingör und Kronenborg, auf dessen Terrasse der Danebrog weht; auf der andern die Einfahrt in den Hafen von Helsingör mit dem alten Schloss im Hintergrunde. Terrine aus Porzellan von Kloster Veilsdorf. / Nat. Gr. Einige ausgezeichnete Porzellane verdanken wir einer Stiftung des Herrn Hermann Emden anlässlich der Feier seiner silbernen Hochzeit am 24. October 1896. Unter ihnen befindet sich die hier abgebildete Suppenterrine, jetzt das Hauptstück unserer Gruppe von Porzellanen aus der i. J. 1762 zu Kloster Veilsdorf im Herzogthum Hildburghausen begründeten Manufactur, der bedeutendsten der vielen kleinen thüringischen Porzellanfabriken. Die grossen zerflatternden Blüthen an den fadendünnen Stilen sind bezeichnend für die Eigenart ihrer Malereien. Neben dem bläulichen Roth der Rosen, das an das Meissener Rosen-Lila der Rococo- ROY Museum für Kunst und Gewerbe Zeit erinnert, fällt ein lebhaftes Eisenroth auf, das bald allein, bald auf eitrongelber Untermalung geschickt verwendet ist. Die als Deckelknauf angebrachte Tulpe ist grün und blauroth staffirt. Ferner zwei Bechertassen aus der Nymphenburger Manufactur mit fein gemalten Bildnissen, auf der einen des ersten Königs von Bayern, Maximilian Joseph’s I., auf der anderen seiner Gemahlin Caroline Friederike Wilhelmine. Auf beiden Unter- schalen hat sich der Maler genannt, auf derjenigen mit dem verschlungenen CF der Königin steht „Auer pin. 1808°“. Anton Auer war seit 1794 von seinem 17. Jahre an Maler der Nymphenburger Manufactur. Nachdem er i. J. 1800 in der Kunstakademie zu Wien ausgebildet worden, wurde er Obermaler der Manufactur. Auf seine erosse Geschicklichkeit bezog sich i. J. 1810 der Auftrag des damaligen Kronprinzen, späteren Königs Ludwig I., die berühmtesten Gemälde der Münchener Pmakothek an einem Porzellanservice zu verewigen, ein Auftrag, der durch den Tod Auer’s i. J. 1814 von diesem nicht mehr zu Ende geführt werden konnte, aber bestimmend geworden ist für die fortan von der Manufactur vorzugsweise gepfleste Richtung, die noch heute in einigen aus ihr hervorgegangenen Porzellanmaler-Ateliers Münchens fortwirkt. Gefässe aus Bergkristall und Glas. In diesem Jahr zuerst erscheint unter den Ankäufen ein Gefäss aus geschnittenem Bergkristall, der hier abgebildete Becher, eine bezeichnete Arbeit des berühmten Nürnberger Kristall- und Glasschneiders Georg Schwanhard, von dem wir früher schon das ebenso mit G. S. bezeichnete und gleichfalls v. J. 1660 datirte römerförmige Glas erworben haben, das -E. v. Czihak in seiner Studie über Schlesische Gläser und die Gläser- Sammlung des Museums zu Breslau auf Tafel V abgebildet hat. Wie dieser Glas-Römer zeigt auch der Kristallbecher die geschnittene, mit Hülfe des Rades hergestellte Arbeit in Verbindung mit der gerissenen, für die der Meister sich der Diamantspitze bediente. Dargestellt ist in bergiger, baumbewachsener Landschaft die Nymphe Echo, die hinter einem Felsen vortretend den geliebten Narkissos ruft, der sich in einem Quell- becken bespiegelt. Der Tiefschnitt ist durchweg matt belassen, nur die nackte Gestalt der Echo in den Tiefen polir. Aus dem Munde der Nymphe geht ein fein punktirter Hauch hervor, in dem kaum sichtbar ihr Name erscheint. Die Bezeichnung G. 8. 1660 ist am Brunnenbecken sehr zart eingerissen. Die Fassung aus vergoldetem Silber, welche den Deckel- und Fussrand schützt und die beiden Kristallstücke, aus denen das Gefäss zusammengesetzt ist, am Knaufe verbindet, gleicht derjenigen unseres Römers. In beiden Gefässen liegen Arbeiten des älteren und berühmteren Georg Schwanhard vor, des 1601 zu Nürnberg geborenen und daselbst 1667 gestorbenen Meisters dieses Namens, der ein Schüler Kaspar Lehmann’s, a u u 2 ! des Prager Kristallschneiders Kaiser Rudolfs II. war und sich 1 de laser erle Wunsch Kaiser Ferdinands Ill. nach Regensburg begab, um den Kaiser ım Diamantreissen zu unterrichten. _ Dieses Auftrages entledigte er sich zum besonderen Wohlgefallen des Kaisers, der ihn zu seinem „Kunst- factor“ ernannte. Das mühsame Reissen desGlases mit dem Diaman- ten blieb fortan eine von Dilettan- ten gern gepflegte Kunst. Zu den Arbeiten dieser Art gehören in un- serer Sammlung einige schon im Führer beschrie- bene Stücke, u. a. eme von dem Kanonikus Busch in Hildesheim mit Viehstücken ver- Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LXXVI Becher aus Bergkristall in vergoldeter Silberfassung. Arbeit des Georg Sechwanhard v. J. 1660, 3, nat. Gr. zierte Porzellankanne v. J. 1752 und ein Kelchglas des Dordrechters Franz Greenwood v. J. 1746. Vier i. J. 1896 erworbene Gläser mit gerissener Arbeit weisen gleich- falls auf Holland, wo im 18. Jahrhundert diese Technik sich weit ver- breiteter Pflege und Anerkennung erfreute. Von ein und derselben Hand verziert erscheinen drei dieser hochfüssigen Trinkgläser aus sehr klarem, LXXVIII Museum für Kunst und Gewerbe. hell klingendem Glase. Wie ein Nebelhauch liegt auf ihnen die äusserst zart punktirte Zeichnung, die aber silberweiss zu Tage tritt, sobald man einen dunklen Wein in das Glas füllt. Auf dem Kelch des einen erblicken wir zwei rauchende und zechende Bauern an einer ihnen als Tisch dienenden Tonne; darüber in fliegendem Band „Vriendschap“, d. h. Freundschaft. Auf dem Kelche des zweiten sehen wir eine junge Dame und einen Kavalier in der Zeittracht mit zierlich an den Fussrändern gehaltenen Kelchgläsern mit einander anstossen, worauf, sagt die Beischrift: „Het goedt sucses van het aanstaande huwelyk“, d. h. „Auf den guten Erfolg der bevor- stehenden Heirath“. Auf dem dritten ist das Wappen der Stadt Haag, der Storch mit der Schlange im Schnabel, in einer Rococo-Kartusche zwischen zwei Löwen dargestellt. Die meisterliche und geschmackvolle Reiss- arbeit an diesen Gläsern erinnnert an die Arbeiten Wolff’s, des berühmtesten der holländischen Diamantzeichner der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Von anderer Hand gerissen ist das vierte, grössere Kelchglas. Dargestellt sind in gestrichelter, nicht punktirter Zeichnung zwei Gestalten in antiker Gewandung, die vor einem landschaftlichen Hintergrund flammende Herzen austauschen. Von Gläsern sind sonst noch erwähnenswerth ein kleiner deutscher Becher aus blassblaugrünem Glase, der mit grossen kuchenförmigen Warzen besetzt ist und wie der noch vorhandene Wachsdeckel zeigt, einst in einer Kirche der Trientiner Diöcese zur Bewahrung einer Reliquie gedient hat. Die Mehrzahl der uns überlieferten deutschen Glasgefässe des Mittelalters verdanken ihre Erhaltung einer derartigen Weihung. Ferner ein Flügel- glas deutscher Arbeit von der Art jener zu Cöln, Cassel und an anderen Orten im 17. Jahrhundert nach venetianischen Vorbildern angefertigten. Endlich ein Teller, der zu jener Art dunkelblauer, mit Schmelzfarben bemalten Gläser gehört, von denen wir einen auf dem Rande mit rothen Krebsen und weissen, an unreife Maiskolben erinnernden Motiven bemalten Teller schon länger besitzen. Eine gewisse Verwandtschaft mit den emaillirten Gläsern der Venetianer hat dazu geführt, den Gläsern dieser Art ihren deutschen Ursprung bisweilen zu bestreiten. In dem prachtvoll ausgestatteten Katalog der im British Museum bewahrten „Slade Collection“, einem Geschenk des Mr. Aug. W. Franks an das Hamburgische Museum, ist ein blauer, weiss emaillirter Teller dieser Art noch den venetianischen Gläsern eingereiht, obwohl der österreichische Doppeladler auf deutschen Ursprung hinweist. In anderen Katalogen sind derartige Stücke schon richtig als deutsche Arbeiten vom Ende des 16. Jahrhunderts anerkannt. Könnten noch Zweifel bestehen, so würden sie entschieden durch einen Teller, den im vorigen Jahre Graf Hans Wilezek dem Museum liebens- würdig überwiesen hat, als eine Erinnerung an einen Besuch des Direktors in dem von dem Grafen als mittelalterliche Burg wieder aufgebauten und Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. ERRIR mit Kunstwerken, Möbeln, Geräthen und Waffen des Mittelalters aus- gestatteten herrlichen Schlosse Kreuzenstem an der Donau gegenüber Klosterneuburg. Dieser Teller, der nach den Einzelheiten seiner weissen Schmelzbemalung derselben Werkstatt entstammt, wie der Teller mit den Krebsen, zeigt in der vertieften Mitte das Monogramm Christi zwischen dem Kreuz und den drei Kreuzesnägeln und auf dem breiten Rande in grossen Buchstaben die Worte „Christi Blvdt mein Erbgvt“. — Die Eigenart dieser Teller und der ihnen verwandten kleinen blauen, bunt emaillirten Krüge scheint auf eine einzige und zwar süddeutsche Werkstatt hinzuweisen, während die Kurfürstenhumpen, die Hofkellereigläser und die zahlreichen anderen weissen und grünlichen Gläser mit Emailschmuck in verschiedenen Gegenden angefertigt sind. Griechische Alterthümer. Unsere Sammlung altgriechischer Kunstgegenstände steht zwar noch in den Anfangsstadien, schreitet aber doch langsam von Jahr zu Jahr fort. Wir können auch diesmal einige bemerkens- werthe Ankäufe verzeichnen, die der keramischen Abtheilung und der Schmucksammlung zu gute gekommen sind. Zu den vorhandenen rothfigurigen Vasen ist ein grosser „Stamnos“ hinzugekommen, ein urnenartiges Vorrathsgefäss mit weiter Mündung und zwei Horizontalhenkeln. Die Malerei zeigt fisürliche Scenen und Palmettenranken, die sich über und unter den Henkeln ausbreiten. In der Hauptscene kommen zwei Musikantinnen geschritten, die von zwei anderen Frauen empfangen und mit Wein bewirthet werden. Es sind edel gebildete Gestalten, die mit vornehmer Ruhe auftreten; sie bekunden die Weise der attischen Vasenmalerei; die für die Mitte des 5. Jahrhunderts bezeichnend ist. Beispiele der polychromen Malerei auf weissem Grunde bieten zwei Lekythen, hohe flaschen- ähnliche, einhenkelige Vasen jener Art, die mit Salben gefüllt, den Todten mit in’s Grab oder als Gaben der Liebe auf ihre Grabstätte gesetzt wurden. Die auf diesen Vasen dargestellten Motive sind denn auch meist mit sinnvollem Bezug auf Tod, Bestattung und Totenopfer gewählt. Auch auf der hier abgebildeten Lekythos findet man eine Friedhofs- n . . Griechische Lekythos mit Scene gemalt. Auf mehrstufiger Basis erhebt sich mehrtarbiger Walereit aut 2 : 2 55 wei Grunde, die Grabstele; rechts und links stehen im Gespräch De gr RER Museum für Kunst und Gewerbe. die Angehörigen des im Grabe Ruhenden, die gekommen sind, seinen Denk- stein mit Binden und Kränzen zu schmücken. — Ein reizendes Werk der plastischen Keramik haben wir in einer tanagräischen Terracottafigur gewonnen, die eine stehende matronale Frau darstellt; sie zieht den um den Kopf gelegten Mantel mit der Rechten vom Gesicht hinweg und hält auf der linken Hand eine Taube, — man schwankt, ob der Künstler eine schöne Frau oder die Göttin der Schönheit hat darstellen wollen. In ihrem ursprünglichen Zustande war die Figur bemalt; die Farben waren auf einen weissen Kreidegrund aufgetragen; es ist noch zu erkennen, dass die nackten Teile fleischfarben, die Augen blau, das Untergewand blau und der Mantel hellroth waren. Von den Stücken der bisher vorhandenen Sammlung griechischen Goldschmucks sind die meisten augenscheinlich als Totenschmuck gearbeitet. Ein im Leben getragenes kostbares Geschmeide besitzen wir aber nunmehr in einer goldenen Halskette. Sie besteht aus neunzehn Hängegliedern in Form von halbkugeligen, mit Goldkörnern besetzten Perlen, an denen schlanke, ebenso verzierte Bommeln hängen, eine überaus sorgfältige und geschmackvolle Arbeit eines griechischen Goldschmieds des 4. oder 3. Jahr- hunderts v. Chr. Vorgeschichtliche Alterthümer. Die Entwiekelung der Kunstgewerbe-Museen als eines der jüngsten, nur von den noch jüngeren Volkstrachten-Museen überholten Glieder in der Reihe der öffentlichen Sammlungen hat dahin geführt, dass im Allge- meinen ebenso wie die Denkmäler des klassischen Alterthums auch die Denkmäler der vorgeschichtlichen Zeit von ihnen ausgeschlossen blieben, weil schon ältere, diesen Altsachen gewidmete Sammlungen bestanden. Ein innerer Grund für diese Sonderung lässt sich nicht festhalten, daher hat das Hamburgische Museum von Anbeginn an gelegentlich auch vor- geschichtliche Alterthümer erworben, wenn sie durch ihre Technik oder ihren Stil den Aufgaben der Anstalt, wie solche in dem bei ihrer Begründung aufgestellten Programm dargelegt waren, entsprachen. In diesem Sinne ist schon vor Jahren der Hohenwestedter Depötfund mit den drei bronzenen Hängegefässen, die noch die schwarzen Kittausfüllungen der vertieften Verzierungen bewahrt haben, so sind früher schon zwei in, Mecklenburg gefundene bronzene Armspangen mit mächtigen Spiralen zu Schmuck und Schutz, so ist im Laufe der Zeit eine Anzahl Gewand- nadeln, welche die Typen dieses wichtigsten Schmuckstückes bei ver- schiedenen Völkern von der vorgeschichtlichen bis zur römischen Zeit veranschaulichen, so sind endlich die goldenen Armringe des Erpeler Depöt-Fundes eingereiht worden, über den wir im vorigen Jahr zu berichten hatten. { j ’& 1% L + Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1896. RR XU Vorgeschichtliches Bronzemesser. \, nat. Gr, Im vertlossenen Jahr sind einige wichtige Stücke hinzugekommen, die wie die vor- erwähnten in hohem Grade geeignet sind, von dem Geschmack jener Völkerschaften eine Vorstellung zu vermitteln, denen wir die Kultur der Bronze-Zeit im nördlichen Europa verdanken. Die Bedeutung von der- gleichen Altsachen für die Entwickelungs- geschichte unseres Volkes wird mehr und mehr hervortreten, je sicherer durch weitere Forschungen die Kluft ausgefüllt wird, die sie noch von der Kultur des historischen Mittelalters trennt. Unter den neuen Erwerbungen her- vorzuheben ist das hier abgebildete Bronzemesser, das gleich ausgezeichnet ist durch seme ungewöhnliche Grösse, den gefälligen Schwung der Klinge, die feinen Gravirungen des Rückens und die noch erhaltenen Reste der mit Bronzenieten auf dem durchbrochenen Griff befestigten Schalen aus Hirschhorn. Gefunden ist es bei Balkow im Rebz. Frankfurt a. d. Oder in einer Begräbnissstätte, die mit Steinen umsetzte Aschenurnen enthielt. Die Urne, unter der das Messer lag, ist beim Auf- finden zertrümmert worden; emige thönerne Beigefässe von guten Formen haben sich erhalten und sind als typische Stücke unserer keramischen Sammlung einverleibt worden. Nicht minder wichtig ist ein 161 Gramm schwerer goldener Armring, der beim Pflügen unweit des Dorfes Klein-Bunstorf bei Bewensen in Hannover zu Tage ge- fördert ist. Er hat die öfter vorkommende Gestalt von nierenförmigem Contour mit hohlen, sich mit der Hohlfläche fast be- rührenden Halbkugeln an den Enden. Die Kanten des Ringes sind verziert durch Einschlagen kleiner Dreieckspunzen in zwei Reihen zwischen gravirten Rillen; vor den TEKRKUN Museum für Kunst und Gewerbe, Halbkugeln ahmen Ringverzierungen eine Drahtumwickelung nach; Schlangen- linien zieren die Halbkugeln. Alle diese Ornamente erscheinen an der inneren wie der äusseren Fläche durch Tragen des Armbandes abgenutzt, während sie an den Seitenflächen scharf erhalten sind. Einer jüngeren, schon nahezu geschichtlichen Zeit entstammen zwei, aus der aus ’m Weerth’schen Sammlung in Kessenich bei Bonn erstandene, in fränkischen Gräbern jener Gegend gefundene Schmuckstücke: eine Fibula aus Bronze in Gestalt eines liegenden S, dessen Enden in Vogel- köpfe mit Almadin-Augen auslaufen und dessen Fläche geometrisches Örnament in Dreiecksformen kerbschnittartig eingeschnitten zeigt, und die Deckplatte einer bronzenen Fibula mit eingeschnittenem Kreuz, dessen gleichlange Arme fischschwanzähnlich verbreitert sind. Mittelalterliche Alterthümer. Zur Erwerbung von Arbeiten aus der Zeit des romanischen und des gothischen Stiles boten sich im verflossenen Jahr leider nur wenige Gelegen- heiten. Angekauft wurde eine mit mehrfarbigem Grubenschmelz geschmückte, vergoldete Kupferplatte, die einst als Heiligenschein hinter dem Haupte einer der Bischofs- oder Märtyrer-Figuren am Reliquienschrem des heiligen Anno zu Siegburg angebracht war. Am 29. April 1183 sind die Gebeine des Heiligen, Gründers der Abtei Sieeburg, in diesem Schrein niedergelegt worden, der eines der schönsten Werke rhemischer Goldschmiedekunst des romanischen Stiles war, aber nach vielfachen Beraubungen nur als Ruine uns überliefert ist. öinem ungenannten Freunde des Museums, demselben, der uns die an anderer Stelle erwähnten Ohmacht’schen Sculpturen geschenkt hat, ver- danken wir ein plastisches Werk vom Ausgange des gothischen Stiles, ein Thonrelief, das, wenn auch nicht bezeichnet, so doch wegen seiner augen- fälligen Verwandtschaft mit namentlich. bezeichneten Thonreliefs des Judocus Vredis als ein Werk dieses m der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Kartäuserkloster zu Wedderen bei Dülmen in Westfalen thätigen mönchischen Künstlers anzusprechen und als solches auch von Dr. Albert Wormstall in seinem diesen Künstler und die Kunst- thätigkeit im Wedderen Kloster behandelnden Werke (Münster i. W., Verlag von H. Schöningh) beschrieben und abgebildet worden ist. Herr Dr. Wormstall, unser Hülfsarbeiter im verflossenen Jahre, erinnert in diesem Buche daran, dass die im Jahre 1879 zu Münster in Westfalen veranstaltete Ausstellung westfälischer Alterthümer zwei so gut wie verschollene west- fälische Künstler wieder zu Ehren gebracht habe, den Goldschmied Antonius Eisenhoit und den Thonbildner Judocus Vredis. Damals waren drei Thonreliefs dieses Künstlers ausgestellt; weitere wurden allmählich entdeckt, und den Forschungen Dr. Wormstalls ist die Auffindung etlicher, Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1806. SON bis dahin unbekannter Arbeiten des Judocus und die Bekanntgabe wichtiger urkundlicher Nachweise über sein Leben und Wirken zu danken. Danach stammt Judocus Pelsers genannt Judocus Vredis, zu Deutsch Jost van Vreden aus der Stadt Vreden im Regierungsbezirk Münster i. W. Geboren zwischen 1470 und 1480, leste er um das Jahr 1500 im Kloster zu Wedderen, dem eimzigen Kloster der Kartäuser-Regel in Westfalen, die Ordensgelübde ab, wurde Prokurator, Vikarius, schliesslich im Jahre 1531 Prior, welches Amt er bis zu seinem Tode im Jahre 1540 versah. Die Hauptthätiekeit der Kartäusermönche ausserhalb der dem Gebet und der Ascese gewidmeten Stunden bestand in der Zubereitung von Pergament, dem Abschreiben, Illummiren und Einbinden von Büchern. Nicht ausgeschlossen war aber die Uebung anderer Künste, die um so mehr in den Vordergrund treten mussten, je mehr das Bücherschreiben durch die Ausbreitung der Druckerkunst verdrängt wurde. Die Anfertigung von Andachtsbildern aus Thon, Gips oder Wachs wird geradezu als Kartäuser Brauch erwähnt. Dass auch in Wedderen solcher Brauch geübt wurde, ist urkundlich nicht nachgewiesen; die überlieferten Werke zeugen aber dafür. Von solchen, mit dem in den noch weichen Thon gestempelten Namen des Judocus Vredis versehenen Werken weist Wormstall vier Reliefs nach, die Gruppen darstellen: Maria mit dem Jesuskinde, Anna selbdritt, die Dreifaltigkeit; weiter sieben Reliefs mit Einzelfiguren, sämmtlich weiblichen Heiligen. Von unbezeichneten Werken gleicher Art sechs Reliefs, darunter das inzwischen von dem Hamburgischen Museum erworbene. Es stellt Maria dar, die unter einem flachen Baldachin auf einer Console steht und auf dem rechten Arm das Jesukind trägt, dem sie mit der Linken einen Apfel reicht. Die Figur ist in anmuthiger Haltung vorzüglich ausgeführt und gleicht im Faltenwurf der Gewänder schlagend der hl. Margarethe auf einem der bezeichneten Reliefs. Vor nicht langer Zeit befand sich unser Relief noch als Heiligenbild, dick mit Theer überstrichen, an einer Barke im adriatischen Meer bei Ancona. Wie bei den anderen Reliefs des Judocus ist die Hohlform zu dem unserigen über einem Thonmodell genommen. Der Thon unterscheidet sich durch eine etwas röthliche Färbung von der Masse der anderen Reliefs. Spuren der ursprünglichen Bemalung, in der wir uns alle diese Reliefs zu denken haben, sind nicht mehr vorhanden. Alterthümer des 16. und 17. Jahrhunderts. Was unseren Sammlungen im verflossenen Jahr von Erzeugnissen der Renaissance des 16. — 17. Jahrhunderts hinzugekommen, gehört haupt- sächlich den Abtheilungen der Möbel- und Holzschnitzarbeiten, sowie der Glas- und Kristallgefässe an, deren schon in besonderen Abschnitten gedacht ist. [x TIXKKUV Museum für Kunst und Gewerbe. Alterthümer des 18. Jahrhunderts. Das 18. Jahrhundert ist unter den Erwerbungen des Vorjahres, abgesehen von den schon an anderer Stelle besprochenen Fayencen und Porzellanen, vorwiegend durch Metallarbeiten vertreten. Wandleuchter aus vergoldeter Bronze, Französische Arbeit der Mitte des 18, Jahrhundeıts. Ist der Rococo-Stil seinem eigensten Wesen nach ein aus der plastischen Kunst geborener Stil, so sind auch seine reizvollsten Werke auf diesem Al . ry. . . . . .. = Gebiet zu suchen. Nirgend erscheinen die ihm eigenen Vorzüge lebendiger Ankäufe und Schenkungen 1. J. 1896. EXXXV verwirklicht als in den metallenen Geräthen und Gefässen und im dem Metallbeschlag der Möbel. Die schwungvolle Ausgestaltung des Rococo- ÖOrnaments vereinigt sich in den Goldbronzen mit emer Vollendung der technischen Durchführung, welche die besten, unter den französischen Arbeiten zu suchenden Erzeugnisse dieses Stiles zu grossen Kostbarkeiten des Antiquitätenhandels erhebt. Diese zu erwerben fällt den Museen um so schwerer, als es sich meistens um Gegenstände handelt, die nicht nur für den Sammler Werth haben, sondern auch in der Ausstattung eines reichen Hauses ihren Platz behaupten. Das Museum hat daher bis jetzt nur wenige Bronzen dieser Art erwerben können. Um so wichtiger ist die Schenkung eines Paares solcher Wandleuchter durch Herrn Generalconsul Zduard Behrens. Unverkennbar französische Arbeiten der besten Zeit des Stiles Louis XV., sind diese Leuchter, wie die Abbildung zeigt, frei von jenen Wucherungen des Muschelwerkes, die das deutsche Rococo so oft ungeniessbar machen und auch dem französischen nicht fremd sind. Die Arme sind von vegetabiler Bildung, ohne dass Anklänge an bestimmte Pflanzen hervortreten; mit weich geschlängeltem, doch elastischem Schwung heben sie die Kelche empor, denen die Düllen für die Kerzen entwachsen. Technisch meisterhaft durchgeführt ist der Wechsel der polirten Kehlungen mit den durch Punzung und Ciselirung mattirten Theilen. Metallische Schärfe im Eimzelnen verbindet sich mit weicher Formengebung im Ganzen. Die Sammlung der wissenschaftlichen Instrumente, deren Begründung wir der Frau @. L. Gaiser Wwe. verdanken, ist i. J. 1896 um ein werthvolles Instrument, wieder ein Geschenk dieser Dame, bereichert worden. Es ist, wie die eingravirte Inschrift „Solare Horologium aequi- noctiale. Ad quamlib. elev. nem poli. Melch. Weltin fecit. Viennae 1744“ besagt, eine für jede beliebige geographische Breite einstellbare äquatoreale Sonnenuhr und ein Werk des Wieners Melchior Weltin. Auf profiliertem Sockel sind zwei Träger befestigt, an denen in Scharnieren beweglich eine quadratische Platte angebracht ist, die das silberne, fein gravirte Ziffer- blatt trägt. Dazu gehört ein Diopter- Aufsatz, der zur bequemen Ver- packung abnehmbar ist, und eine Bussole in einer Schublade des Sockels. Auch das ursprüngliche Ledergehäuse ist erhalten. Wie die meisten wissen- schaftlichen Instrumente aus alter Zeit, ist auch dieses durch Gravirungen reich verziert. Die Ornamente stehen, obwohl das Rococo deutlich hervor- tritt, noch unter dem: Einfluss des diesem voraufgehenden Laub- und Bandelwerkstiles, dessen symmetrische Bandverschlingungen noch nicht von der Unsymmetrie des Muschelwerkes verdrängt sind. Die im Jahre 1594 begründete und in unserem Führer S. 200 ff. beschriebene Sammlung jüdischer Kultgeräthe ist im Jahre 1896 durch zwei werthvolle Geschenke vermehrt worden, Herrn Moritz LXRXVI Museum für Kunst und Gewerbe. Warburg verdanken wir eine jener zinnernen Seder-Schüsseln, die an den ersten beiden Abenden des Passahfestes zur Aufnahme von Kuchen, Kräutern u. a. gebraucht werden. Die im Jahre 1776 gefertigte Arbeit ist, wie die Abbildung zeigt, ausgezeichnet durch reiches fein gravirtes ÖOrnament und Borden mit beziehungsvollen hebräischen Inschriften. Von Gravirte Zinnschüssel zum Gebrauch als Sederschüssel beim jüdischen Passahfeste. Deutsche Arbeit v. 1776. 4, nat. Gr. den letzteren besagt die in der Mitte der Schüssel angebrachte: „Je mehr einer erzählt von dem Auszuge aus Aegypten, desto lobens- werther (ist er).“ Die Inschrift am Rande bezieht sich auf die Ceremonien am Sederabend; sie lautet: Kadesch (Einschenken des Bechers), Urchaz (Händewaschen des Hausherrn), Karpasz (Genuss der Petersilie), Jachaz s Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896, LUXXXVO (Zertheilen der mittelsten Mazoh, ungesäuerten Brotes), Magid (Erzählung vom Auszuge aus Aegypten), Rochzoh (Händewaschen der Theilnehmer), Hallel (Absingen des Lobliedes), Mazi Mazoh (Gebet über den ungesäuerten Broten), Morahr (Genuss des Meerrettichs), Kaurech (Zusammenthun von Mazoh und Morahr), Schulchan Aurech (Abendbrot), Zofan (Genuss der aufbewahrten Mazoh), Borech (Gebet nach dem Abendbrot), Nirzoh (Schluss). Das zweite Stück, eine Gabe des Herm Gustav Plaut, ist eine aus Silberfiligran gearbeitete Bessomin-Lade, das ist eine Riechbüchse, die beim Segensspruch am Ausgange des Sabbats gebraucht wird. Auf einem Fuss erhebt sich ein sechseckiger, dreigeschossiger Turm, der im Innern mit kleinen vergoldeten Glocken und oben mit einem Zwiebeldach versehen ist. Auf einer Balustrade, die das Untergeschoss umgiebt, stehen kleme vergoldete Musikantenfiguren, am zweiten Geschoss sind vergoldete Fähnchen angebracht. Die Bekrönung besteht aus eimer Filigrankugel, die eine vergoldete Wetterfahne in Form eines Hirsches trägt und auf deren oberstem Knopf eine kleine wappenhaltende Figur steht. Eine hebräische Inschrift auf dem Wappenschild bedeutet: „Und es sollin diesem Hause gehört werden die Stimme der Wonne und der Freude“. An der Wetterfahne bemerkt man das Münzzeichen der Stadt Prag (ein B) und daneben den österreichischen Freistempel (Repunze) v. J. 1809, woraus sich ergiebt, dass dieses Werthstück zu jener Zeit von der Einlieferung an den Fiscus befreit worden ist, weil seine Besitzer durch Leistung der gesetzlichen Abgabe das geschätzte Cultgeräth vor der Einschmelzung bewahrten. Endlich sind noch zwei kleime plastische Werke hervorzuheben, Alabaster- seulpturen von Landolin Ohmacht, der, ein Württemberger von Geburt und Schüler des Bildhauers Melchior in Frankenthal, um die Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Hamburg arbeitete. Als einer der letzten Vertreter der Kleinseulptur in Stem hat er hier eine grosse Anzahl von Bildnissen hamburgischer Damen und angesehener Männer geschaffen. Wen unsere beiden, aus altem hamburgischem Privatbesitz stammenden Bildnisse vorstellen, wissen wir nicht. Für das fast vollrund in einem konkaven Oval ausgeführte Brustbild eines älteren bartlosen Mannes im drei Viertel Profil, mit leicht gelocktem, unfrisiertem Haar, offener Hemd- krause und faltigem, über die Weste geworfenem Mantel, hat sich kein Anhalt ergeben. Für das in flachem Relief ausgeführte Profilbildniss eines Mannes mittleren Alters mit Zopffrisur, im Ueberrock mit hohem Kragen, wird vermuthet, dass der 1751 geborene, 1789 zum Senator erwählte, 1817 gestorbene Dr. Joh. Schulte dargestellt sei. Schon länger besitzt das Museum ein Biseuit-Medaillon der Meissener Porzellan-Manufactur, das offenbar nach diesem Original Ohmachts geformt ist. Wir verdanken diese wichtigen Sculpturen einem ungenannten Gönner, Herm L., der sich vorzugsweise für die .Förderung unserer Sammlung von Kleinsculpturen interessirt. LXXXVIUI Museum für Kunst und Gewerbe. Europäisches aus unserer Zeit. Obenan unter den Ankäufen von Arbeiten unserer Zeit steht ein plastisches Werk jenes Jean Carries, der nach meteorgleichem Auf- leuchten in der französischen Kunst durch einen frühen Tod i. J. 1894 hingerafft worden ist. Von seinem Leben und seinen Werken hat ein von Arsene Alexandre unter dem Titel „Jean Carries — imagier et potier — etude d’une oeuvre et d’une vie“ bald nach des Künstlers Ableben herausgegebenes Werk Kunde gegeben. Die Museen Frankreichs enthalten nur wenige seiner Arbeiten; eine grosse Zahl plastischer Werke und Gefässe aus emaillirtem Steinzeug befindet sich im Besitz seines Freundes Georges Hoentschel, der dem Künstler und Freunde das schönste Denkmal zu errichten beabsichtigt, indem er seine vornehmsten Werke in einem der Pariser Museen vereinigen will. Herrn Hoentschel, dem bekannt war, dass das Hamburgische Museum schon ein Werk von Carries, sein Eigen- bildniss, zu des Künstlers Lebzeiten von diesem selbst erworben hatte, verdanken wir das zweite, nach seinem Tode erworbene Werk, den schlafenden Säugling, von dem sich zwei Ausformungen in der Sammlung Hoentschels befanden; dazu noch einige Gefässe mit matten, sammet- weichen Schmelzglasuren, in gebrochenen grauen und braunen Tönen, bei dem Hauptstück belebt durch weissen, von Goldadern durchzogenem Schmelzüberguss. Was Carries wollte und konnte, war bis zu wenigen Jahren vor seinem Tode nur einem engen Kreise Eingeweihter offenbar geworden. Als Sohn eines kleinen Schusters in Lyon am 15. Februar 1855 geboren und früh verwaist, wurde er durch die Fürsorge einer barmherzigen Schwester einem Waisenhaus übergeben, aus dem er in seinem 13. Jahre bei einem Bildhauer und Verfertiger von Andachtsbildern in die Lehre trat. Dem unabhängigen Schaffensdrang des Knaben sagte diese geistlose Arbeit nicht zu; er hielt jedoch drei bis vier Jahre aus, um dann, unterstützt durch die barmherzige Schwester, in einem armseligen Stadtviertel eine ärmliche Stube zu beziehen, in der er frei war, zu träumen und der Ausführung von Bildnissen sich hinzugeben, die bei ihm durch seine Fürsprecherin bestellt wurden. Mit wenigen Franken in der Tasche wanderte er neun- zehn Jahre alt nach Paris, ward als Schüler in ein Bildhauer-Atelier der Kunstschule aufgenommen — bestand aber nicht im den eigentlichen Auf- nahmeprüfungen. Unter den grössten Entbehrungen arbeitete er nun in einem Atelier zu 14 frs. monatlicher Miethe ganz allen an seiner Aus- bildung. Bettler und Ausgestossene, wie sie in der Nähe seiner Behausung sich umhertrieben und um ein Geringes zu haben waren, dienten ihm als Modelle zu Studien, aus denen später seine Büsten der Enterbten und Trostlosen erwuchsen, ® Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. LAXXIX Diesem Leben wurde er entrissen, als seine Beschützerin ihn an das Todtenbett seiner Schwester rief, damit er deren Züge im Bilde festhalte. Mit diesem ergreifenden Werke trat Carries in einer Ausstellung der Lyoner Kunstfreunde zuerst an die Oeffentlichkeit. Eben konnte er noch den Auftrag der Büste des in Rom ermordeten Malers Allard ausführen, dann musste er i. J. 1876 semer Heerespflicht genügen. Nach zweijährigem Dienst auf die Fürsprache seiner Gönner beurlaubt, nahm er seine Studien in Paris wieder auf. Da es ihm an Mitteln fehlte, seine Modelle in Marmor oder Erz aus- zuführen, suchte er seine Gipsbüsten farbig zu bemalen und beschritt damit „Schlafender Säugling“ von Jean ‚Carries, M aus matt emaillirtem hartem Thon. Das Original in Lebensgvösse. einen Weg, auf dem er später zu den wundervollen Patinen seiner Bronzen und endlich gegen Ende seines Lebens zu den matten Schmelzglasuren auf hart gebranntem Thon gelangte. Nur ausnahmsweise erhob er sich zu grösseren Werken; seine Büsten und Masken wusste er aber ın einer Weise zu beleben, die ihm einen Ehrenplatz unter seinen Zeitgenossen sichert. Eindrücke seiner Jugend durchzittern sie, mag er jene Ausgestossenen der Gesellschaft zu Typen ausgestalten oder die wehmuthvollen Erinnerungen an seine Schwester in anmuthigen, doch ernst beseelten Mädchenbildern wiedererwecken. Büsten von Zeitgenossen, die er nach dem Leben entwarf, >UE Museum für Kunst und Gewerbe. aber stets aus der Erinnerung zu Kunstwerken durchbildete, geträumte Bildnisse benannter und unbenannter Persönlichkeiten, denen seine Phantasie seelenvolles Leben lieh; Kinderbildnisse und ideale Kinderfiguren, u. a. das hier und auch 8.81 im Buche Alexandres abgebildete „Bebe endormi“ ; erotteske Masken, in denen Erinnerungen bald an Fratzengebilde aus eothischen Kirchen der Stätten, wo er seine Jugend verlebte, bald an jene ausdrucksvollen Masken des alten japanischen Theaters, die er in Pariser Sammlungen sah, in neuer Belebung auftauchen, vervollständigen sein Werk. Wenn er auch dann und wann in den Ausstellungen der Pariser Salons erschien, blieb er im Ganzen ziemlich unbemerkt. Erst das Jahr 1892 brachte ihm durchschlagenden Erfolg im Champ de Mars, dem Neuling sofort die Ehrenlegion und die Bewunderung der Bildhauer und Kunsttöpfer, denn ausser mit eimigen seiner schönsten, von Bingen schon früher gegossenen Bronzen trat er als ein keramischer Künstler auf, wie ihn Frankreich damals nicht besass. Nur vier Jahre vor: diesem Triumph hatte Carries mit der Feuer- arbeit begonnen. Sein Biograph nennt diesen Abschnitt seines Schaffens „un long et admirable suieide“. Mit fieberhaftem Eifer widmete der Künstler sich den Versuchen in einer ihm bis dahin fremden Tecknik. Angerest durch japanische Töpferarbeiten, die er 1878 in der Welt- ausstellung gesehen und später in einigen Sammlungen, S. Bing’s vor Anderen, wiedergefunden hatte, fand er keine Ruhe, bis ihm gelungen war, ähnliche Glasuren auf hartgebranntem Scherben hervorzurufen. Ohne chemische Analysen, nur durch unermüdliche Versuche und geleitet von seinem künstlerischen Instinet erreichte er das Ziel. Soweit gelangt, strebte er, an einem monumentalen Werk zu zeigen, wozu seine Kunst im Bunde mit der neuen Technik berufen sei. Ein Auftrag der Prinzessin von Scey-Montbeliard, geborenen Winaretta Singer sollte ihm dazu Gelegenheit geben. Es handelte sich um ein Schlossthor, zu dem sein Freund Grasset, der bekannte Plakatkünstler und Illustrator, einen phantastischen Entwurf gezeichnet hatte. Aus dem erhaltenen Modell und einzemen ausgeführten Stücken können wir uns em Bild machen von diesem Gewimmel von Köpfen, in denen Erinnerungen gothischer Miseri- cordien und japanischer No-Tanzmasken als Füllungen mittelalterlicher Bauformen uns anlachen, grinsen, glotzen und fauchen, während über allem Ungeheuerlichen unter dem Baldachin inmitten des Kielbogens ein graciöses Ritterfräulein uns empfängt. Carries sollte dies Werk nicht vollenden; im Kampf mit den technischen Schwierigkeiten wurde er von dem Brustleiden gepackt, das schon seine Eltern und Schwester hingerafft hatte. Ein Jahr vorher war der Direktor des Hamburgischen Museums mit dem Künstler in dem gastlichen Hause des Japan-Sammlers Herrn Bing in Paris zusammengetrofien. Eine wiederholte Begegnung im Hause des Ankäufe und Schenkungen i. J, 1896, Xel Herrn Hoentschel, dessen Mitbewohner Carries war, führte zur Erwerbung der ım Jahresbericht für 1893 schon erwähnten Gegenstände. Die Uebersendung derselben be- gleitete der Künstler mit einem Schreiben, das wir hier nachträglich abdrucken, weil es für seine Art, nicht nur Formen und Farben der Dinge zu sehen, sondern diese gleichsam mit den Augen zu betasten, bezeichnend ist. Auch hierin war er, vielleicht ohne es zu ahnen, ein Geistes- verwandter der Japaner, bei denen der Tastsinn anders als bei uns Kunstgenüsse ver- mitteln hilft. Carries gab in der ihm eigenen lapidaren Schrift damals folgende Er- läuterungen zu den Gegen- ständen: Maske von Jean Carriös — Eigenbildniss des Künstlers _ „vu en d&cor‘ aus matt emaillirtem hartem Thon. Original in Lebensgrösse. „ -. Un masque de gres emaille representant le portrait de l’auteur ‚Jean Carries‘ vu en decor; ce masque est unique et precieux, precieux en ceci quil est la piece la plus ancienne de mes emaux mats.“ „... Un bol ayant l’aspect d’une petite marmite sans anses, ayant aussi l’aspeet d’un bois sombre et caressant au toucher:* 3. » » Une gourde de ton verdätre, d’aspect pulpeux aux contours fruites.“ Er schloss seinen Brief mit den Worten: „Je veux vous dire en terminant — monsieur le Directeur — combien je suis heureux que grace ä vous ces objets aillent echouer dans un des musees de la patrie d’Holbein et de l’inoubliable Albert Durer. Jean Carries Potier et statuaire.“ Eine Einladung, ihn inmitten seiner Bauern in der Werkstatt zu Montriveau im Departement de la Nievre, wo er sich der Rohstoffe wegen angesiedelt hatte, zu besuchen, schloss sich an. Ehe ihr Folge gegeben werden konnte, war Carries tödtlich erkrankt; er liess sich nach Paris zu seinem Freunde Hoentschel bringen; bei ihm starb er am 1. Juli 1894. XCH Museum für Kunst und Gewerbe. Carries ist der bedeutendste Künstler gewesen auf dem Arbeitsfelde, dem er seine letzten Lebensjahre widmete. Er war aber nicht der erste und ist nicht der letzte geblieben unter den französischen Keramikern, die der von den Japanern empfangenen Anregung gefolet sind. Schon früher hat unser Museum Arbeiten dieser Richtung von Delaherche erworben. Hinzugekommen ist im vergangenen Jahr eine Urne von Dalpeyrat, deren matte, abfliessendeGlasur in blaugrünem, olivgrün geädertem Grunde dunkel- rothe Streifen zeigt; wie bei den meisten Werken Dalpeyrat’s ist aber der feine matte Glanz nicht unmittelbar durch die Wirkung des Feuers, sondern erst durch nachträgliches Schmirgem erreicht worden. Sehr fein in der Wirkung ist ein zweites Stück desselben Meisters, ein Geschenk des Herrn Bernh. Herschsprung in Kopenhagen. Es ist ein kugeliges Fläschchen, über dessen in zweierlei Grün gescheckte, mit blutrothen Tropfen besprengte glatte Unterglasur ein dicker Mantel graubrauner, lederartig genarbter Ueberglasur bis zur Schulter herabfliesst. — Von A. Bigot, ein Gefäss von gedrückter Kürbisform, dessen grünlichgraue, durch das Auskristallisiren gewisser Bestand- theile eigenartig gemusterte und genarbte Glasur von Bächen hellblauen glasigen Schmelzes durchflossen ist. — Von Clement Massier, der durch den Purpurlüster seiner als „Poterie du Golfe Juan“ in den Handel gebrachten Gefässe schon seit Jahren bekannt ist, ein Kümmchen, aus dessen blaugrau gewölkter Glasur Weinblätter und Trauben in rothem und violettem Lüster hervorleuchten. — Keiner dieser Keramiker tritt als Nachahmer eines Anderen auf. Unschwer lassen sich die Arbeiten jedes Einzelnen von ihnen auf ihren Urheber ansprechen, gewiss en Beweis für die Fruchtbarkeit dieses den Ueberlieferungen der Töpferkunst Europas fremd gebliebenen Gebietes. Diesen Franzosen schliessen sich zwei dänische Keramiker an. Berufs- mässig. seit Jahren auf diesem Gebiete beschäftigt hat sich der in dem Städtchen Nestved auf Seeland ansässige Hermann A. Kähler. In den Glasuren seiner Gefässe und Thierfiguren herrschen rothe und graue Töne vor. Die Ueberglasuren spielen von hellem Rosenroth zu tiefem Purpurroth oder lichtem Ziegelroth und wirken zum Theil noch als Lüster- farben mit metallischem Glanz. Die grauen, gross gekrackten Glasuren spielen vom Weiss des die Unterglasur bildenden Zinnschmelzes ins Dunkel- graue und Braune. Angekauft hat das Museum eine hohe, eiförmige Vase mit Doppelhenkeln in Gestalt markig stilisirter Geierköpfe, und eine niedrige weitmündige Vase, aus deren Nacken vier Schwanenhälse hervorwachsen, die mit den Schnäbeln ihre in Buckeln des Gefässes vorspringenden Brüste berühren. Mit Versuchen auf dem von Carries eingeschlagenen Wege ist der dänische, jetzt in Paris lebende Bildhauer N. Hansen-Jacobsen hervor- getreten. Als Geschenk dieses Künstlers besitzen wir eines seiner ersten Versuchsstücke, ein kürbisförmiges Gefäss mit mattglänzender, graubrauner, ‚auhgestreifter Glasur, Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. XCHI Einige hervorragende Erzeugnisse der Porzellankunst unserer Zeit sind zu verzeichnen als Geschenke der Leiter der Fabriken, aus denen sie hervorgegangen sind. Herrn Harald Bing in Kopenhagen verdanken wir zwei Schmuckvasen, beredte Zeugnisse für den hohen künstlerischen Standpunkt, zu dem Bing & Grondahl’s Porzelain-Fabrik sich im Wettbewerb mit der unter Philipp Schou’s Direktion und Arnold Krogh’s künstlerischer Leitung so ruhmreich emporgediehenen Königlichen Porzellan-Manufactur zu Kopenhagen aufgeschwungen hat. Wie diese, hat auch die Bing & Grondahl’sche Manufactur nicht gleich beim Beginn ihrer Thätigkeit die neue Bahn einschlagen können, auf der sie jetzt als eine der wenigen europäischen Manufacturen dasteht, die in Fühlung mit der fortschrittlichen Strömung in den Künsten wahrhaft Neues und Schönes zu schaffen sich bestreben. Auch die Bing & Grondahl’sche Fabrik hat schon ihre Geschichte und ist durch wechselnde Stilwandlungen hindurchgegangen. Als sie vor 44 Jahren ihre Arbeit begann, stand der Geschmack in der dänischen Hauptstadt noch ganz im Zeichen des ein Jahrzehnt vorher gestorbenen Thorwaldsen. Die Anregung zur Gründung der Manufactur gab ein hoch- begabter und energischer Arbeiter der Staatsfabrik, Frederik Grondahl, der i. J. 1853 zwei angesehene Kaufleute, die Gebrüder M. H. Bing (geb. 1807, gest. 1884) und J. H. Bing (geb. 1811, gest. 1896), Inhaber der Firma H. J. Bing & Sohn für seinen Plan zu gewinnen wusste, Schon wenige Jahre nachdem Grondahl den Betrieb eingerichtet hatte, wurde er dem Unternehmen durch den Tod entrissen. Seine kaufmännischen Theil- haber führten es weiter unter der künstlerischen Leitung des Landschafts- malers A. Juuel, eines Schülers des Professors G. F. Hetsch. Dieser hatte vom Anfang der dreissiger bis zum Ende der fünfziger Jahre das Kunstgewerbe in Dänemark beherrscht. Unter seinem Einfluss hatte der Empire-Stil dort einen Spätherbst durchlebt zu einer Zeit, wo überall sonst in Europa schon neue, aus dem Mittelalter und der Renaissance schöpfende Strömungen auftraten. Thorwaldsen war die Losung, seine in dem ihm allein gewidmeten Museum bewahrten Seulpturen, Statuen und Reliefs, wurden in geschickt verkleinerten Nachbildungen aus Porzellan-Biscuit vervielfältigt oder in gemmenartiger Darstellung auf Zier- und Gebrauchs- gefässe gemalt. Die Londoner Weltausstellung von 1862 eröffnete den Bing & Grondahl- schen Arbeiten dieser Richtung den Weltmarkt. Als i. J. 1868 nach Juuel’s Tod der Architekturmaler Heinrich Hansen als künstlerische Kraft eintrat, wurde im Anschluss an die in anderen Ländern zur Herrschaft drängende Renaissance eine neue Richtung eingeschlagen. In dieser errang die Manufactur auf der Wiener Weltausstellung von 1873 neue Erfolge. Im Jahre 1880 traten zwei Söhne des einen Inhabers, J. H. Bing’s, Ludwig XcV Museum für Kunst und Gewerbe. Bing (geb. 1847, gest. 1885) und Harald Bing (geb. 1848), nachdem sie schon längere Zeit Mitarbeiter des Vaters gewesen waren, als Theilhaber in die Firma ein. Diesen jungen Kräften folgte auch eine frische künstlerische Kraft in Pietro Krohn, dem jetzigen Director des Dänischen Kunst- industrie-Museums zu Kopenhagen. Ein begeisterter und feinfühliger Bewunderer der Kunst Japans, die damals den Europäern allmählich sich zu erschliessen begann, verliess Krohn die ausgetretenen Geleise, um auf Grund des Naturstudiums nicht den Japanern nachzuahmen, sondern selbständig Neues zu schaffen. In der Kopenhagener Industrie-Ausstellung d. J. 1888 trat die Firma mit dem Reiher-Service nach Krohn’s Entwürfen an die Oeffentlichkeit. Das Reiher-Motiv war hier sowohl in den plastischen Formen der Gefässe und Tafelaufsätze wie in der Decoration mit Blau- malerei folgerichtig mit Geschmack durchgeführt. Für die Pariser Welt- ausstellung von 1859 schuf Krohn in gleichem Geiste eine Anzahl zierlicher Gefässformen, zu denen Blumen, u. a. die Nareisse und die Seerose ihm die Motive dargeboten hatten. Unter seinem Beirath hat sich die Fabrik weiter entwickelt und in jüngster Zeit auch die Richtung ein- geschlagen, auf der ihr die königliche Manufactur in der Behandlung der Blau- und Scharffeuermalerei mit dem glänzendsten, sogar in Paris bewunderten Erfolg vorausgegangen war. Unabhängig von einander streben beide Fabriken, mit eigenen künstlerischen Kräften originale künstlerische Entwürfe in technischer Vollendung auszuführen. Beiden gemeinsam ist, nachdem die anfänglichen Schwankungen überwunden sind, der glückliche Grundzug, dass ihre Maler von den Japanern viel gelernt haben und doch ihrem ganzen Wesen nach dänische Künstler geblieben sind. Nicht fremdländische Gewächse und Thiere oder exotische Landschaften drängen sich uns auf; zu uns spricht die Natur des dänischen Landes mit seinen buchenbeschatteten Strandhügeln, den birkenbestandenen Mooren und Haiden, den stillen Waldseen, der gewaltigen Brandung an den Nordmeerküsten und den sanfteren Fluthen der Ostseebuchten. Alles das wird nicht veduten-artig kleinlich wiedergegeben, sondern in einem kräftigen Decorationsstil, der das Wesen der Landschaft und der Natur- erscheinungen und -die Stimmungen in ihnen packend ausdrückt. Die Nordlands-Natur spricht zu uns mit den Reizen der Schneelandschaft, das nordische Meer mit seinem Wogengebraus und Wolkengewoge. Dazu dann die Thiere, die Land und Wasser dort beleben, von den Dammhirschen der Buchenwälder und den Schafheerden der Haiden zu den weissen Möven über den Wellen, den geisterhaft unter ihnen durch die Fluth schwebenden Quallen. Und ebenso die Pflanzenwelt, wie das dänische Land sie uns bietet, von den grossblüthigen Stauden des gepflegten Blumen-Gartens zu den Schwertlilien und Seerosen der stehenden Gewässer, den Alpenpflänzlein der Moore, den Tangen und Algen des Ankäufe und Schenkungen ı. J. 1806. XCV Salzwassers. Auch hier hat neue Kunst die Porzellan- malerei befreit von jener zu Unrecht vielbewunderten Art des Flora danica-Services aus der Blüthezeit der Kopen- hagener Porzellan-Manu- factur im 18. Jahrhundert. Nicht mehr botanische Ab- bildungen bietetunsder Maler, ebensowenig schematisch sti- lisirte, in ein mathematisches Liniensystem gezwängte Zier- formen. Er strebt vor Allem, den natürlichen Wuchs der Pflanzen, den Habitus, auf denen ihr Charakter beruht, zu decorativem Ausdruck zu erheben und den Flächen und Formen der zu schmück- enden (refässe anzuschmiesen. Die Darstellung der Menschen- gestalt tritt noch zurück; wenn sie erscheint, ist es öfter in einer märchenhaften oder symbolistischen Auffassung, als der Wiedergabe des realen Alltagslebens zu Lieb. Auf dem Boden solcher Kunstanschauungen wett- eifern heute beide dänischen Porzellan-Manufacturen um den Vorrang und die Aner- kennung auf dem Weltmarkt. Unter den künstlerischen Vase von Porzellan; in blauem, abgetöntem = 2 2 Grund Mohnstauden mit graugrünen Blättern Mitarbeitern der ° Firma und weissen Blumen. Kopenhagen. Fabrik von Bing & Grondahl. Höhe 36 cm, Bing & Grondahl sind vor Anderen F. A. Hallin und die Damen Fräulein Garde und Effie Hegermann-Lindenerone zu nennen. Nach den Entwürfen der letzt- genannten Dame von ihr selber bemalt sind die beiden Gefässe, von denen das grössere hier abgebildet ist. Das kleinere, ein Deckelväschen in Birnform, zeigt auf zart fleischfarbenem Grunde wachsende weisse Federnelken. NevI Museum für Kunst und Gewerbe. Als ein sehr erfreulicher Zuwachs ist weiter eine Anzahl erlesener Erzeugnisse der Königlich Sächsischen Porzellan-Manufactur zu Meissen zu verzeichnen, ein Geschenk der Admmistration dieser Anstalt durch ihren Director, den Oberbergrath Herrn Brunnemann. Hervorzuheben sind drei ausgezeichnete Beispiele der Pasten-Malerei (päte sur päte). Auf der Wiener Weltausstellung von 1873 erregten die von M. Solon für Minton’s in Stoke upon Trent ausgeführten Pinselreliefs auf englischem Weichporzellan berechtigtes Aufsehen; ein schöner, von Solon decorirter Teller wurde schon damals für das künftige Gewerbe- museum Hamburgs erworben. Später haben sich andere Manufacturen der neuen Kunsttechnik zugewandt und so auch Meissen, das vorher ähnliche decorative Wirkungen durch eine an die Limousiner Schmelz- malereien des 16. Jahrhunderts erimnernde Malerei in aufgesetztem Weiss auf dunkelfarbig glasirtem Grund erzielt hatte. Inzwischen sind die in Meissen beschäftigten Künstler zu vollkommener Beherrschung der Pasten- Malerei auf Hartporzellan vorgeschritten. Vertreten ist diese Technik nunmehr bei uns durch eine lilagrau glasirte Vase mit dem weissen Relief eines jungen Mädchens, das dem Liebesgott seinen Köcher und Bogen entwendet hat; durch ein gelbglasirtes Döschen, auf dessen Deckel ein behelmtes Frauenhaupt in zart grauem Grunde dargestellt ist; durch ein Riechfläschehen, das auf blaugrünem Grunde mehrfarbige erhabene, mit Gold umrissene Ornamente und in ausgesparten, mit Reliefgold eingefassten Feldern Frauenköpfe in Relief auf lilagrauem Grunde zeigt. Ferner eine Kuchenschale, im Spiegel fein bemalt nach einem Gemälde Boucher’s mit den Grazien, die, auf Wolkenbetten gelagert, Amor bekränzen, und auf dem Rande mit Blumen- gruppen in Rococo-Einfassungen mit Reliefvergoldung. Eine Theebüchse mit Watteau-Figuren und Blumen in jenem femen irisirenden Grün, dessen Herstellung aus Kupferoxyd lange Zeit für verloren gegolten hat, aber neuerdings wieder in alter Vollendung gelungen ist. — Von plastischen Arbeiten eine lebensvolle Büste des Fürsten Bismarck im Bisquit-Porzellan, und einige bemalte Figuren, dabei eine Gruppe „Die ideale Liebe“ nach dem Modell des Pariser Bildhauers Deloye. Hier ist auch einiger Glasgefässe zu gedenken, in denen das Streben nach Befreiung von dem Zwang der historisch festgelegten Zierformen an- muthenden Ausdruck gefunden hat. Karl Köpping, der Meister der Radirnadel, hat seinen vor der Lampe gearbeiteten Gläsern Naturformen, Blüthenkelche an beblätterten schlanken Stengeln zu Grunde gelegt. Ohne bestimmte Pflanzen wiederzugeben, entfalten diese Schmuckgläser ein reizvoll freies vegetabiles Leben, das keiner der Nachahmer Köpping’s seinen Arbeiten zu verleihen gewusst hat. Ein besonders schönes Glas des Meisters ist als Geschenk der Frau Adele Baumann zu verzeichnen. Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. xXCVvil Kozuka. Heft eines japanischen Messers, aus schwarzem Shakudo mit dem Fujiyama in farbigem Zellenschmelz-Relief. Bez. Hirata Donin. Nat. Gr. Japanische Metall- und Töpferarbeiten. Die Sammlung der japanischen Schwertzierathen wurde im verflossenen Jahr von Grund aus neu geordnet. Während des Jahrzehnts, seitdem sie als ein Orbis pietus japanischer Natur und Kunst zusammen gestellt worden, waren viele Stücke hinzugekommen, die zur Ausfüllung der in jenem Plan noch verbliebenen Lücken bestimmt waren. Diese sind nunmehr an gehörigem Orte eingeschaltet. Zugleich ist unter der Beihülfe des Herrn Hara das über 1500 Nummern umfassende Inventar dieser Abtheilung neu bearbeitet worden. Unter den i. J. 1596 erworbenen Tsuba, Stichblättern japanischer Schwerter, befinden sich mehrere von hervorragender Schönheit. Ein Hauptstück ist ein früher in einer der ersten Pariser Sammlungen bewahrtes altes Stichblatt von der Hand des Semposai, das auf der einen Seite in einem Grunde von gelber Bronze eine Riesenkröte zeigt. Aus dem dunklen, in rostigem Eisen mit stellenweis abgeblättertem Silberbelag ausgeführten Körper des T'hieres glimmern seme grossen goldenen Glotzaugen mit schwarzer Pupille unheimlich hervor. Auf der anderen Seite ist mit dem Spiegel der Mondsichel in silbernen Wasserlinien die Oertlichkeit in jener künstlerisch suggestivenWeise angedeutet, in der die Japaner Meister sind. Ein zweites Stichblatt, das früher zu den Zierden der Sammlung Burty gehörte und in Gonse’s „l’Art japonais“, II., S. 158, abgebildet ist, zeichnet sich ebenso sehr durch die unübertreffliche Handhabung des Eisenschnittes, wie durch die lebensvolle Darstellung eines Adlers aus, der einen Affen vor seiner Felshöhle gepackt hat; es ist ein Werk des Kawaji Tomomich; zu Hagi, der Hauptstadt der Provinz Nagato. In demselben Werke auf S. 159 befindet sich die Abbildung eines prächtigen Stichblattes von der Hand des Toshiyoshi, um das Herr Simon Löwenstein, dem unsere Sammlung schon bei ihrer Begründung werthvolle Gaben verdankte, sie neuerdings bereichert hat. Es zeigt auf einem Grunde von fein gekörntem schwarzen Shakudo in hohem Relief aus Gold, Silber, Shibuichi und Kupfer einerseits vier, anderseits drei Masken, wie sie bei den Pantomimen der feierlichen No-Tänze getragen werden. Ein viertes Stichblatt, das wir Herın A. H. Wappäus verdanken, der ebenfalls zu den Begründern dieser Sammlung gehört, zeigt in kräftigem [3 XCVII Museum für Kunst und Gewerbe. Relief aus Gold und grauem Shibuichi auf Eisengrund eine über zerzausten Schilfhalmen fliegende grosse Libelle. Bezeichnet ist dieses schöne Stück als Werk des Hoyen Kazutomo. Es stammt, wie die Mehrzahl der in diesem Zusammenhang erwähnten Schwertzierathen aus einer der alten Pariser Sammlungen. Ein fünftes Stichblatt, em Werk des Yoshitoshi, ist ganz aus Silber gearbeitet; beiderseits ist es im flachem Relief mit wogenden Wellen bedeckt, aus denen goldene Tropfen aufspritzen. Unter den Kozuka, Schwertmessern, befindet sich eines, dessen Griff die erstaunlichste Tauschir- Arbeit zeigt, die jemals aus eines japanischen Künstlers Hand hervorgegangen. Auf den beiden, nur 100 mm langen und 14 mm hohen Flächen des Griffes sind auf der einen Seite in schwarzes Shakudo, auf der anderen in rothes Kupfer chinesische Schriftzeichen aus Gold flach eingelegt, wohlgezählte tausend Schriftzeichen, von denen kein einziges sich wiederholt. Es sind die 1000 Schriftzeichen des Senjimon, des zweiten Lesebuches, das in den chinesischen Schulen den Kindern in die Hände gegeben wird und auch in dem klassischen Schulunterricht der Japaner seine Bedeutung hat. Dabei hat der Künstler noch Raum ge- funden, den chinesischen Dichter Shukoshi darzustellen, wie er, am Schreibtisch sitzend, die 1000 Schriftzeichen niederschreibt; dazu die Erklärung: „Shukoshi hat auf Befehl des Kaisers diese Verse der 1000 Schriftzeichen in einer Nacht gedichtet.“ Nur wie ein goldiger Schimmer wirken die Schriftzüge auf dem dunklen Grunde und doch ist jedes Zeichen klar und lesbar wiedergegeben. Sie alle zu übertragen, würde den Raum dieses Berichtes überschreiten. Daher hier nur wenige Proben ausser der Reihenfolge. — Ehrfürchtig bewahre, was Deine Elteın hegten. — Beobachte und befolge das Beispiel der Tugendhaften. — Die Pflicht der Kindesliebe fordert Deine ganze Willenskraft. — Elend ist der Lohn lasterhaften Lebens, Glückseligkeit die Belohnung erleuchteter Tugend. — Sei wachsam, als ständest Du an einem Abgrund oder wandeltest auf Rıs. — Zeichne Dich aus im Lernen und Du wirst aufsteigen zu hohen Aemtern, Würden erhalten und betraut werden mit den Regierungsgeschäften ; Dein Andenken wird geliebt werden gleich dem süssen Pfirsichbaum, Und wenn Du gestorben, wird es gepriesen werden im Sange. — Prüfe der Menschen Thaten, damit Du ihren Charakter ergründest. — Sei vorsichtig in der Rede; sprich nicht übereilt, Denn selbst die Wände Deines Gemaches können Ohren haben. — Jahre fliegen dahin gleich Pfeilen, eines drängt das andere. Die Sonne scheint hell in ihrem ganzen Lauf, Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. XCIX Der Sternenhimmel, an dem sie hängt, dreht sich beständig, Und auch der helle Mond wiederholt seine Umdrehungen. — Halte Gleichmass im Gang, trage aufrecht dein Haupt. Von der Schwierigkeit der Arbeit kann die Thatsache eine Vorstellung geben, dass wir hier nur 18 von den 127 Sentenzen wiedergegeben haben, die auf dem kleinen Messergriff zu lesen sind, allerdings in der lapidaren Schrift und Sprache Chinas. Eine weitere Inschrift am Rücken des Griffes besagt noch, dass Jugakken Tani Motosada, gebürtig aus der Provinz Izumo, dieses während seines Aufenthaltes in der Stadt Osaka im 14. Jahr der Periode Tempo, d. i. i. J. 1843 unserer Zeitrechnung gemacht hat. Nicht minderes Interesse durch seine Inschriften bietet ein anderer Messergriff aus grauem Shibuichi mit einer Tänzerin und einer den Samisen spielenden Sängerin m Gravirung und flacher Tauschirung. Der Inhalt der wegen des Doppelsinnes einiger japanischen Wörter nicht übersetzbaren Verse geht annähernd dahin, dass der Dichter — als welcher Tokai Takuan genannt wird — eine der Künstlerinnen anredet: „Buddha stiftete eine Religion; die Priester stifteten verschiedene Sekten und die Priester aller Sekten verbreiten heutzutage emsig ihre Lehren, um das ganze Menschen- geschlecht vor den Leidenschaften dieser sündhaften Welt zu erretten; aber nicht so gross ist ihr Verdienst, wie Deines, Du Kleine, die Du aller Männer Leidenschaften besänftigst“. Als Künstler dieser zierlichen Gravir- arbeit nennt sich Goto Hokio Ichijo, der bedeutendste Meister, der aus dem altberühmten Stamm der Goto in der ersten Hälfte unseres Jahr- hunderts noch thätig war. Den Vorwurf zu seiner Darstellung hat er aber, wie er selber bemerkt, einer Malerei des Hanabusa Icecho entnommen, eines hundert Jahre vor ihm lebenden Künstlers, dessen Werke gleich denen des noch älteren Tanyu häufig als Vorlagen für Gravirarbeiten auf Schwertzierathen gedient haben. — Ein anderes Kozuka zeigt, ebenfalls in jener freien malerischen Behandlung, die von der gezeichneten und gestrichelten Gravirung der Europäer so auffallend abweicht, einen älteren Mann und einen Jüngling beim Weben von Vorhängen, neben ihnen ein Terrarium und ein Gefäss mit Goldfischen. Als Künstler nennt sich auf ihm jener Temmin, der als einer der tüchtigsten Ciseleure von Kaga- mibuto-Platten gilt. Er fügt hinzu, in seinem 66. Jahre habe er dies gemacht. Wie dieses Stück ein gutes Beispiel für geschiekte Anordnung der Darstellung in dem schmalen Querfeld des Messerheftes, so ist ein folgendes ein nicht minder gutes Beispiel für die Anordnung im schmalen Hochfelde. Dargestellt ist ein in einer Badewanne hockendes Kind, über das die daneben stehende Mutter aus einer Flasche Wasser ausgiesst. Als Künstler nennt sich Somin, wohl der älteste und berühmteste Meister dieses Namens, der um das Jahr 1700 thätige Begründer des als Yokoya- Schule bezeichneten Künstlerstammes. C Museum für Kunst und Gewerbe. Reizende Arbeiten in vielfarbigem Metallrelief sind auch zwei Messer- griffe, die Gonse in seinem grossen Werke in Heliogravuren abgebildet hat. Der eine, ein Werk des Yasuchika, zeigt in gelber Bronze einen durch ein umgelegtes Strohseil als geweiht bezeichneten Baumstamm, in dessen Höhlung eine schwarze und eine silberweisse Taube traulich sitzen. Der andere, ein Werk des noch heute hochbetagt lebenden Natsuo, des letzten grossen Tsuba-Künstlers aus altem Stamm, zeigt auf schwarzem Shakudo in Silber- und Goldrelief eine Päonienstaude, die ihre grosse Blüthe unter dem winterlichen Strohdach entfaltet hat. Als besonders wichtige Stücke sind ein Schwertmesser und zwei Stich- blätter hervorzuheben, die Fräulein Olara Lachmann der Sammlung geschenkt hat. Alle drei sind Arbeiten von Meistern aus jenem Stamm der Hirata, dessen Ruf Jahrhunderte hindurch auf der Anwendung von Goldzellenschmelz zur Schmückung von Schwertzierathen beruht und dem der Engländer James L. Bowes kürzlich in semen „Notes on Shippo“ eine Monographie gewidmet hat. Das am Kopfe dieses Abschnittes abgebildete Messer trägt die Bezeichnung Hirata Donin, und die ebenso künstlerische wie technisch vollendete Darstellung des schneebedeckten Fujiyama-Gipfels über blauen und rothen Wolken in Goldzellenschmelzrelief auf schwarzem Shakudo gestattet die Annahme, dass wir in diesem Stücke ım der That eine der seltenen Arbeiten des um das Jahr 1600 in Diensten des Tokugawa-Shoguns thätigen Meisters jenes Namens besitzen, des Stamm- vaters des Künstler-Geschlechtes der Hirata, dessen Nachkommen und Schüler noch heute die von ihren Vorvätern ererbte Email-Technik ver- treten. Arbeit eines ungenannten Künstlers desselben Geschlechtes ist das ältere der beiden Stichblätter, das, früher im der Sammlung Burty bewahrt, ein lehrreiches Beispiel für den unserem Empfinden fremden Brauch der Japaner ist, ein durch Alter und Schönheit ausgezeichnetes Stichblatt durch eine Ueberdecoration nicht zu verfälschen, sondern zu ehren. In unserem Falle lag ein im 15. oder 16. Jahrhundert aus Eisen einfach geschmiedetes, nur mit ausgeschnittenen Schattenrissen von Kirschblüthen verziertes Stichblatt vor, das ein alter Hirata-Künstler überdecorirt hat, indem er einzelne der Durchbrechungen mit vielfarbigen Zellenschmelzmustern aus- füllte, die den Ernst der älteren Eisenarbeit weniger auf- als hervorheben. Man spürt angesichts der das Ursprüngliche nicht vernichtenden Zuthat die Absicht des Künstlers, dem alten Werke eine Auszeichnung zu erweisen. Das andere Stichblatt trägt ebenfalls keine Bezeichnung, vertritt aber ganz die Weise des zu Anfang des 19. Jahrhunderts arbeitenden achten Meisters des Geschlechtes, des Hirata Harunari. Die Platte ist von Eisen mit vier fächerförmigen Durchbrüchen. Auf beiden Flächen und dem Rande sind viele kleine Ornamente, welche die als Takaramono bezeichneten symbolischen Kostbarkeiten andeuten, theils in vielfarbigem Goldzellenschmelz, Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. (Ol theils in aufgerollten Goldspiralen dargestellt. Unter den Glasflüssen, die auf in das Eisen eingebettete Metallfolien geschmolzen sind, fällt ein helles Smaragd-Grün auf, als dessen Folie man Silber vermuthen darf. Endlich ist hier noch einer uns von Herrn W. v. Essen geschenkten Schwertklinge zu gedenken, mit der wir in den Besitz eines ersten Beispieles der hochgerühmten Schwertfegerkunst der Japaner gelangt sind. Die dem Eisenblatt angeschweisste Stahlschneide hebt sich durch zarte hellgraue Wölkung gegen das blanke Eisen ab, in das am Rücken ein sich um ein Schwert windender Drache, „Kurikarario* in versenktem Relief gemeisselt ist. Auf der Griffzunge nennt sich der Schwertfeger Mayeda Masanojo Sukekane mit dem Hinzufügen, er habe dies an einem Tage des achten Monats im achten Jahr der Periode Kuansei, d. i. 1. J. 1796, geschmiedet. Den Schwertzierathen reihen sich einige Kagamibuto an, runde, knopfförmige Netzuke aus Holz oder Elfenbein mit einer eingelegten Metall- platte. Eines dieser Kagamibuto ist ein unübertreffliches Beispiel dafür, wie intim die japanischen Künstler die Natur zu schauen und wiederzugeben wissen. Auf der Platte aus Shibuichi ist ein in schilfbewachsenem Gewässer stehender Reiher dargestellt: Wir sehen aber zunächst nur das eine Bein, soweit es aus dem Wasser ragt, und von dem anderen den empor- gezogenen Fuss; das Uebrige sagt uns das in der zartesten Punzung wieder- gegebene Spiegelbild des Vogels, dessen Gestalt wie ein körperloser Hauch auf der Wasserfläche liegt. Als Künstler des kleinen Meisterwerkes nennt sich Shuraku, von dem wir schon mehrere Kagamibuto besitzen. Ein zweites ist ein Werk des Shumin; auf seiner Shibuichi-Platte ist in gravirter und mit Gold ausgelegter Zeichnung ein Krieger zu Pferde in Reithosen aus Tigerfell dargestellt, der auf drei fliegende Wildgänse seinen Pfeil anlegt. Unsere Erwerbungen japanischer Töpferarbeiteni. J. 1896 erstrecken sich vorzugsweise auf solche Stücke, bei denen die von den Japanern gepflegte Technik der geflossenen Glasuren oder die ihnen eigene impressionistische Bemalung angewandt sind. Welch fruchtbare Anregung die Gefässe der ersterwähnten Art dem europäischen Kunstgewerbe geboten haben, erhellt schon aus der Uebersicht unserer Ankäufe französischer und dänischer Töpferarbeiten dieser Richtung. Noch immer unerreicht sind aber die japanischen Vorbilder, sowohl hinsichtlich des auserlesenen Geschmackes in den Farben, wie darin, dass es sich bei ihnen nicht, wie bei der Mehr- zahl der europäischen Gefässe um reine Schaustücke, sondern um wirkliche Gebrauchsgegenstände handelt. Der japanische Töpfer hat schon vor Jahr- hunderten gelernt, die in der Gluth des Ofens schmelzenden, abfliessenden und abtropfenden Glasuren in den für die farbige Wirkung günstigsten Augenblicken erstarren zu machen und so festzuhalten, was das Feuer CH Museum für Kunst und Gewerbe. mit allen Zufälligkeiten der Oxydationsprocesse, die sich in der Schmelzhaut vollziehen, im Verborgenen bereitete. Kein Gefäss gleicht dem anderen, alle aber geben sich als feuergeborene Werke, in denen sich ein eigener keramischer Stil ausspricht, der unserer Töpferkunst mit ihrem Streben nach gleichmässig getönten, glatten Glasuren fremd geblieben ist. Von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzte Ueberlieferungen haben im Verein mit dem die japanische Kunstübung auszeichnenden Streben nach individuellem Ausdruck zu einer erstaunlichen Mannisfaltigkeit geführt. Unter den angekauften Beispielen dieser Richtung ist besonders hervorzu- heben die hier abgebildete Tokkuri, Flasche für Reis- wein, ein Erzeugniss der unweit des Hafens von Karatsu in der Provinz Hizen seit vielen Jahr- hunderten betriebenen Töpferei. Dort sollen, ja- panischen Quellen zufolge, glasirte Gefässe schon zu Ende des siebenten Jahr- hunderts angefertigt sein. Aus dem 16. Jahrhundert stammt unsere Flasche, die durch den Gegen- satz des matten Schwarz zu dem in’s Grüne ab- laufenden Weiss der dicken glänzenden Ueberglasur auffällt. Wie die Anfänge der Töpferei zu Karatsu auf koreanische Lehrmeister zurückgeführt werden, so auch diejenigen jener als Raku-Waarebekannten, hauptsächlich zu -Kioto erzeugten Theekümmchen (Chawan) und anderen Sake-Flasche aus Steinzeug, mit matter, eisenschwarzer klei Refäss di Bleu: au Eokrapkten, weisser in grüngeäderte Tropfen kleinen Gefässe, die aus abfliessender Ueberglasur. Karatsu-Waare. 16. Jahrhdt. : . “ EN Zaren einem die Wärme schlecht Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. CHI leitenden und daher den Theeaufguss lange heiss erhaltenden Thon mit der Hand geformt und mit farbigen Bleiglasuren überschmolzen sind. Von Geschlecht zu Geschlecht ist seit dem ersten Verfertiger dieser Waare, dem Koreaner Ameya, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebte, durch zwölf Generationen die Anfertigung der Rakuwaare fortgeptlanzt worden dis in unsere Tage. Auch wenn die Stempel fehlen, deren sich jeder Raku-Meister für sich zu bedienen pflegte, vermeinen japanische Kenner, den Verfertiger eines Chawan an besonderen Merkmalen der Glasuren zu erkennen. So wird dem vierten, Ichiniu genannten Meister, ein im Vor- jahre angekauftes Kümmchen zugewiesen, dessen tief- schwarze Glasur von Wolken dunkelen, in zarte Aederchen aufgelösten Ziegelroths durch- zogen ist. Ein Chawan mit hell ziegelrother Glasur und weiss ausgespartem Kiefernast haben wir als Werk des 10. Raku-Meisters, des Tan - niu, schon im Führer S. 527 abgebildet. Von besonderer Art ist die zu Shigarakı in der Provinz Omi erzeugte Töpfer- waare. Eine ihrer Eigen- thümlichkeiten ist das Auf- treten weisser erhabener Pünktchen, als wären Quarz- stückchen eingesprenst, in der meist rothbraunen Unter- glasur, über die eine oliv- grüne Ueberglasur geflossen ist. Das hier abgebildete Blumengefäss ist ein aus- gezeichnetes Beispiel der Shigaraki-Waare des 18. Jahr- hunderts; in seiner durch die breite Basis ausgedrückten, durch die dicke Masse des unteren Theils gewährleisteten Standfestigkeit, mit dem Blumenvase aus Steinzeug. mit rotlıbrauner, weiss . R 1 der gekörnter Glasur und graugrünem Ueberlauf. energischen Profil und der Shigaraki-Waare des 18. Jahrhunderts. Y, nat. Gr. CIV Museum für Kunst und Gewerbe. feinen Stimmung seiner Glasuren fehlt ihm keine Eigenschaft, die ein guter Geschmack an einem der Aufnahme blühender Zweige dienenden Gefäss finden möchte. Auch die in der Provinz Satsuma betriebenen Töpfereien sind auf koreanische Arbeiter, die zu Ende des 16. Jahrhunderts nach Japan über- siedelten, zurückzuführen. Unter den mannigfachen Typen der alten Satsuma-Waare ist die als Sunkoroko bezeichnete von feiner, harter, hell- sandsteinfarbener Masse; auf die durchscheinende Glasur, welche der Waare einen gelblichgrauen Ton verleiht, sind mit breitem Pinsel oliv- oder dunkel- braune Ornamente, am häufigsten Linienmuster gemalt. Ein gutes Beispiel solcher Sunkoroku-Waare wurde in einem sechsseitigen Hiire — Kohlen- gefäss — erworben, auf dessen Seiten drei verschiedene, geometrische Grundmuster, je zwei gleiche auf sich gegenüberstehenden Flächen dunkel- braun gemalt sind. Ein ausgezeichnetes Beispiel einer bisher nicht vertretenen Werkstatt der Hauptstadt Kioto verdanken wir Herrn Senator Schenmann. Es ist ein rundlich vierseitiges Napf mit hellgelblichgrauer gekrackter Glasur, bemalt mit einem dunkelbraunen, von der Aussenwand die Innenfläche überwachsenden Mumebaum, in dessen rothblühendem Gezweig ein braunes, weissköpfiges Vögelchen sitzt. Der Stempel besagt, dass es ein Werk des Kitei, der zu Anfang unseres Jahrhunderts als einer der besten Meister unter jener Gruppe von Töpfern thätig war, deren Erzeugnisse als Kiomidzu-yaki zusammengefasst werden. Endlich ist einer Anzahl auserlesener Werke eines der berühmtesten keramischen Künstler Japans zu gedenken, des Kenzan, der, ein Bruder des Lackkünstlers Korn, um das Jahr 1700 in Kioto thätig war und, wie kein anderer Meister vor oder nach ihm, die impressionistische Malweise in technischer Vollendung auf die Töpferkunst angewandt hat. Aus Mitteln des Budgets wurde angekauft ein Kogo (Döschen für Räucherwerk), dessen Deckel mit einem Flug wilder Gänse, die sich auf eine schilfbewachsene grüne Insel herablassen, bemalt ist. Die übrigen Stücke, ein sehr schönes Kogo mit nebeldurchzogenen Ahornbäumen am Bache, noch zwei Kogo, zwei Chawan (Theekümmchen), ein Hire (Feuertopf), ein Midzusashi (Wassertopf), ein Chakin-zutsu (Behälter für die Serviette beim Chanoyu), ein Cha-dai (Untersatz für ein Trinkschälchen), ein Futa-oki (Untersatz zum Ablegen des Deckels eines Theepulverväschens), dreizehn Kuashi- zara (rechteckige Kuchenteller) und ein Netzuke, zusammen 24 Werke des Meisters konnten aus Mitteln des 4. D. Haustedt’schen Legates erworben werden. Eine nähere Beschreibung unterlassen wir in diesem Zusammenhang, da wir angesichts der ausserordentlichen Bedeutung Kenzan’s diesem Meister eine besondere Abhandlung im Jahrbuch der wissenschaft- lichen Anstalten widmen. Ankäufe und Schenkungen i. J. 1896. CV Chinesisches Porzellan und Glas. Im Vergleich mit unserer Sammlung japanischer Töpferarbeiten ist diejenige der chinesischen bisher sehr zurückgeblieben. Um so erfreulicher ist, dass wir für das Jahr 1896 einige gute Erwerbungen zu verzeichnen haben, darunter ein Hauptstück, das wir wieder dem Legat des Herrn H. D. Haustedt verdanken. Es ist ein Beispiel erster Güte jener eiförmigen, in Gestalt den Ingwertöpfen gleichenden Gefässe, die mit weiss ausgesparten Mumezweigen in einem von gemalten Kracklinien durchzogenen, blau- gewölkten Grunde geschmückt sind. Seinen englischen Namen, „haw-thorn“ oder „mayflower“, trägt dieser Decor ebenso zu unrecht wie den französischen „decor ä fleurs de pöcher“ oder „tleur d’aubepine“, denn die Blüthenzweige stellen einfach den Prunus Mume dar, den die chinesische Zierkunst nicht minder ausgiebig benutzt hat, wie es die Dichtkunst und Malerei der Japaner gethan haben. Die Blüthenzweige unseres Gefässes sind nicht lose verstreut, sondern abwechselnd vom unteren zum oberen und vom oberen zum unteren Gefässrande wachsend dargestellt; das wolkige Blau ist von vollendeter Schönheit; hie und da deuten leichte Spuren von Gold darauf, dass ebenso, wie bei den ähnlichen Stücken der Kgl. Gefässsammlung in Dresden, europäischer Ungeschmack vor zweihundert Jahren den Decor durch das Aufmalen von Blättern in kalter Vergoldung zu verschönern sich vermessen hat. Wie bedeutsam dieser Kauf für unsere Sammlung, erhellt am besten aus den Worten, die Herr Ernest Grandidier in dem grossen Werke „La ceramique chinoise* (Paris 1894) diesem Typus gewidmet hat, gewissermassen zur Entschuldigung dafür, dass er in der herrlichen, von ihm dem Louvre geschenkten Sammlung, einer der ersten ihrer Art in der Welt, ein Beispiel erster Güte nicht besass. Er schreibt darüber: „Dieser Typus ist bei erster Güte von verführerischer Schönheit. Unglücklicherweise sind die schönsten, gut agatisirten, mit jenem königlichen Gewande bekleideten Stücke selten ; sie werden besonders in London und Paris so hoch bezahlt, dass nur gekrönte Fürsten und Millionäre über genügende Mittel zu ihrem Ankauf verfügen. Die „feurs de pecher* in zweiter und dritter Güte“ — (solche besitzt das Museum schon seit längerer Zeit; ein dahin gehöriger Topf ist abgebildet im Führer 8. 513) — „sind allen Börsen erreichbar, die Feinschmecker jedoch betrachten sie mit Verachtung oder Gleich- gültigkeit, weil sie jenes Aroma vermissen lassen, das dem Beschauer zu Kopf steigt, ihn trunken macht und ein unwiderstehliches Begehren ihres Besitzes weckt. Für den Kenner trennt ein Abgrund die Stücke erster Güte von den übrigen.“ Wie sehr Grandidier hierin Recht hat, zeigt unsere Erfahrung, dass die verwandten Stücke minderer Güte die Vorzüge, welche sie an und für sich hatten, in Gegenwart des Gefässes erster Güte einzubüssen schienen und dieses nur an anderem CVI Museum für Kunst und Gewerbe. , Orte als zwischen den blaubemalten Porzellanen aufgestellt werden konnte. Wie die Schönheit dieses Typus in der That Kennern zu Kopf steigen kann, zeigt das Prachtwerk, dass die Engländer G. A. Audsley und James Lord Bowes 1875 der „Keramie Art of Japan“ gewidmet haben. Sie konnten es offenbar nicht über’s Herz bringen, einen so schönen Decor den Chinesen zu lassen, haben ihn schlechthin für Japan annektirt und solche Gefässe als altes Hizen-Porzellan abgebildet. O. du Sartel hat 1581 in seinem Werke „La Porcelaine de la Chine“ diesen Irrthum berichtigt, und heute zweifelt Niemand mehr daran, dass die „Mayflower“-Gefässe chinesischen Ursprungs sind. Einen sehr wichtigen Zuwachs erhielt die Glas-Sammlung wie- derum durch eine Schenkung des Herrn Geh. Kommerzienrath Th. Heye, der ihr eine Anzahl geschnittener Gläser chinesischen Ursprungs, zumeist Arbeiten des 18. Jahrhunderts aus der Zeit des Kaisers Kienlung, überwies. Darunter das hier abgebildete Tabaksfläschehen mit doppeltem Ueberfang, einer äusseren pfir- sichblüthrothen und einer inneren dunkelgrünen Schicht auf dem milchweissem Körper; aus der rothen Schicht sind im Garten unter knorrigen Kieferbäumen und in einem Pavillon alte Chinesisches Tabacksfläschehen, aus geschnittenem REN N NR Rt x Ueberfangglas; der Körper weiss, die innere Schicht chinesische Herren in ver gnügter grün, die äussere DT ESETOEn, 18. Jahrhundert. Unterhaltung gewonnen, aus der grünen Schicht ein Gezweig von Bambus und das Gehege des Gartens. Bei anderen Fläschchen sind die Farbschichten nicht über, sondern nebeneinander aufgesetzt und wir sehen auf reisfarbenem Grund rothe und grüne Goldfische von der monströsen Schleierschwanzform über bernsteinfarbenen Wellen, oder auf einem anderen Fläschehen blaue, rothblühende Lotos, über denen eine rothe Libelle fliegt und ein rother Fisch einen Luftsprung ausführt. Durch feine Modellirung aus- gezeichnet ist ein weisses Fläschchen, auf dessen weissem Grunde gelb- rothe Taschenkrebse sich zwischen Tangen bewegen, (S. d. Abb. S.CXX), und ein anderes mit Lotosstauden in durchsichtigem blauem Ueberfang auf farblosem Körper. Ein 15 cm hohes Väschen ist aus bläulich weissem, bräunlich opalisirendem Glas geschnitten. Wechselnde Ausstellungen i. J. 1896 GVIL Wechselnde Ausstellungen. Im Jahre 1896 nahmen wechselnde Ausstellungen die Thätigkeit der Anstalt häufiger in Anspruch als in irgend einem der vorhergehenden Jahre. Im Januar wurde eine Auswahl der besten Wandkalender aus- gestellt, deren die Sammlung der Gelegenheitsblätter eine ansehnliche Zahl besitzt. Da kein anderes Gelegenheitsblatt so weit zurückreicht und in so stetigem Gebrauch geblieben ist, wie der Wandkalender, eignet sich auch keines in gleichem Maasse, die Wandelungen des Geschmackes in den letzten vierhundert Jahren an einem bestimmten Beispiele vorzuführen. Besonders in unserem Jahrhundert erweist sich der Wandkalender, seiner aktuellen Bestimmung halber, als sehr empfindlich für neue Eindrücke auf den Gebieten der Kunst und der Technik, obwohl doch nur ausnahms- weise bedeutende Künstler mit dergleichen Aufgaben befasst erscheinen. Hieran schloss sich eine Ausstellung von Zeichnungen Theobald Riefesell’s, die am 19. Januar, dem Todestag des Künstlers eröffnet wurde. Alle dem Museum gehörigen Blätter vorzuführen, hätten die Wände nicht gereicht; wir beschränkten uns daher auf eine Auswahl solcher Blätter, die inzwischen verschwundene oder wesentlich veränderte Stadttheile vorführten. Für alle künftigen Ausstellungen zur Baugeschichte Hamburgs und seines Stadtbildes bieten diese Aufnahmen Riefesell’s werthvolle Ergänzungen zu den Aufnahmen Fräulen Ebba& Tesdorpf’s. Sie werden daher neben letzteren noch oft in unseren wechselnden Aus- stellungen erscheinen, stehen aber auch ohne dies fortan den Besuchern des Lesezimmers zur Verfügung, da sie nunmehr der Hamburgensien- Sammlung je nach dem Ort und der Zeit der einzelnen Aufnahmen ein- geordnet sind. Ein dritte Ausstellung knüpfte an einen von Herrn Landgerichts- Director Dr. Föhring in der Aula des Museums für den Kunstgewerbe- Verein gehaltenen Vortrag über das Mosaik von der römischen bis auf die heutige Zeit, und führte eine reichhaltige Sammlung von Photographien und farbigen Abbildungen alter Mosaiken aus dem Besitz des Genannten den Besuchern des Museums in geographisch-historischer Anordnung vor. Eine vierte Ausstellung im April und Mai bot in auserlesenen Blättern eine Uebersicht der Entwickelung des japanischen Farbenholz- schnittes vom Anfang des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Da die eigene Sammlung der Anstalt nicht ausgereicht hätte, wurde das Anerbieten der Arnold’schen Kunsthandlung in Dresden, uns werthvolle Drucke für die Ausstellung zu leihen, mit Dank angenommen. Zugleich mit den Farbendrucken wurden die der Bibliothek des Museums gehörigen japanischen Bücher mit Holzschnitt-Illustrationen ausgestellt. CVIII Museum für Kunst und Gewerbe. Eine fünfte Ausstellung enthielt die Diplome und Glückwunsch- Adressen, welche i. J. 1881 dem Director des Thalia-Theaters zu Hamburg, Herrn Cheri Maurice, bei seinem 50 jährigen Directions- Jubiläum gewidmet worden waren. Diese Ehrengaben und dazu noch andere Geschenke, die dem verehrten Manne bei anderen Gelegenheiten gespendet waren, hatte Herr W. Wennhacke Namens der Familie des am 27. Januar 1896 verstorbenen Herrn Cheri Maurice dem Museum als Eigenthum überwiesen. Vor ihrer Einreihung in die Hamburgensien- Sammlung wurden die für die Geschichte des hamburgischen Theaters wichtigen Blätter, darunter mehrere in künstlerischer Ausführung durch Hans Speckter, Paul Duyffcke und den Frankfurter Klimsch, in ihrer Gesammtheit ausgestellt. Dabei befand sich auch der silberne Ehrenschild, der dem Gefeierten am 1. October 1881 von den Mitgliedern seiner eigenen Bühne überreicht worden ist. Die sechste Ausstellung knüpfte an die Jahrhundertfeier der Erfindung der Lithographie und umfasste in einer ersten, in den Sammlungsräumen des Museums untergebrachten Abtheilung die Entwickelung der Lithographie in Hamburg von ihren ersten Anfängen im Jahre 1818 bis zur Gegenwart, dazu als Einleitung die Münchener Incunabeln des Steindruckes aus der Zeit vor dessen Einführung m Hamburg; in einer zweiten Abtheilung, die in der Aula Platz gefunden hatte, eine Collectiv- Ausstellung der hiesigen lithographischen Anstalten; in einer dritten Abtheilung, die noch in den Sammlungsräumen untergebracht werden konnte, die Vorführung der verschiedenen technischen Verfahren der Lithographie und der ihr verwandten Vervielfältigungs-Arten. Diese Ausstellung war angeregt worden von einem zur Säcularfeier der Erfindung der Lithographie unter dem Vorsitz des Herrn Gustav W. Seitz zusammengetretenen Comite. Ein engerer Kreis von Fach- genossen, als dessen Obmann Herr Carl Griese thätig war, widmete sich der Ausstellung im Besonderen, und im Einverständniss mit dem Comite wurde Herr Dr. Ernst Zimmermann mit der Ausstellung, der Auswahl der Blätter, ihrer Anordnung und der Abfassung einer „Geschichte der Lithographie in Hamburg“, die als Festschrift erscheinen sollte, beauftragt. An keiner Stelle waren bisher hamburgische Lithographien als solche gesammelt worden; es galt daher, aus der Hamburgensien-Sammlung des Museums, das Dank der Schenkung des Fräulein Ebba Tesdorpf viele wichtige Blätter, vorzugsweise landschaftlichen Inhalts besass, aus den Sammlungen der Kunsthalle, des Staatsarchivs und des Vereins für Hamburgische Geschichte und soweit diese nicht ausreichten, aus privaten Sammlungen das nöthige Material auszuwählen. Hiebei kam besonders in Betracht, was sich noch im Besitz von Angehörigen oder Nachkommen jener Männer, der Speckter, Suhr u. A., befand, die sich um die Wechselnde Ausstellungen i. J. 1896. CIX Einführung der Lithographie in Hamburg und ihre Blüthe verdient gemacht haben. Obwohl nur eine Arbeitszeit von sieben Wochen den Tag, an dem das Comite seinen Aufruf erlassen hatte, von dem Tage der Eröffnung, dem 25. Juli, trennte, gelang es Herrn Dr. Zimmermann, nicht nur eine Ausstellung, der kaum ein wichtiges Blatt fehlte, in guter, die geschicht- liche Entwiekelung der Lithographie vorführender Gruppirung zu vereinigen, sondern auch die Festschrift auszugeben. Für diese Arbeit hatten keine einheit- lichen Vorarbeiten vorgelegen, nur zerstreute Notizen in dem Hamburgischen Künstlerlexikon und in Zeitschriften. Als eine wichtige Fundgrube erwies sich das im Staatsarchiv bewahrte urkundliche Material betreffs der Privilegien der ersten Drucker; vieles aber musste durch die Aufzeichnung mündlicher Ueberlieferungen ergänzt werden. Konnten und sollten auch die von Herrn Dr. Zimmermann der Geschichtserzählung eingeflochtenen Verzeichnisse namentlich der älteren Lithographien auf Lückenlosigkeit keinen Anspruch machen, so bieten sie doch eine Grundlage für das planmässige Sammeln der Erzeugnisse dieses n Hamburg zu hoher Blüthe gediehenen Zweiges der vervielfältigenden Kunst. Erschienen ist dies wichtige, mit Lichtdrucken nach Lithographien der bedeutendsten in diesem Fache thätig gewesenen Künstler ausgestattete Werk im Selbstverlage des Comites in emer Auflage von 400 nummerirten Exemplaren. Welche Theilnahme die Besucher des Museums der Ausstellung erwiesen, erhellt aus der Besuchsziffer für den August im Vergleich mit den übrigen Monaten des Jahres. Wie alle Ausstellungen solcher Art bot auch diese dem Museum Gelegenheit, seine Hamburgensien-Sammlung ansehnlich zu vermehren. Viele in der neuzeitigen Abtheilung von den Druckereien ausgestellte Blätter verblieben in unserem Besitz. Die siebente, am 11. November eröffnete Ausstellung endlich führte den Besuchern des Museums die wichtigsten der im Laufe der Jahre gesammelten Plakate vor. Schon vier Jahre vorher hatte das Museum eine Plakat- Ausstellung veranstaltet, die wohl die erste ihrer Art im Deutschland gewesen ist. Inzwischen war die Sammlung, die sich damals auf französische und deutsche Plakate beschränkt hatte, durch Geschenke und Ankäufe wesentlich erweitert worden. Amerikanische Plakatdrucke der alten Richtung, darunter Riesenplakate für grosse Schauspiele und Sensationsstücke im amerikanischen Geschmack hatte uns Herr Carl Griese schon von seinem Besuch der Chicago - Weltausstellung mitgebracht. Plakate der neuen, durch Louis J. Rhead und Carqueville vertretenen künstlerischen Richtung hatte uns Frau Dr. Wilhelm Kubasek aus New- York übersandt. Werthvolle französische und englische Plakate verdankten wir Frau Adele Baumann, die sie am Orte ihrer Entstehung auszuwählen die Güte gehabt hatte. Spanische Plakate hatte uns Herr Dir. Dr. H. Föhring aus Spanien mitgebracht und Herr Gustavo Jenequel aus Madrid übersandt. (EX Museum für Kunst und Gewerbe. Eine Auswahl der schönsten, in den letzten Jahren in Oesterreich entstandenen Plakate verdankten wir Herrn Baumeister Jos. Sturany in Wien, böhmische dem Director des kunstgewerblichen Museums der Handels- und Gewerbekammer im Prag, Herrn Dr. Ohytil, die wichtigeren dänischen der letzten Jahre dem Director des Kunstindustrie-Museums in Kopenhagen, Herrn Pietro Krohn. Auf unsere Bitte stellten uns mehrere deutsche Druckereien, insbesondere die Firma Wilhelm Hoffmann in Dresden, ihre neuesten Erzeugnisse zur Verfügung. Von hamburgischen Druckereien hatten uns schon seit Jahren die Herren Adolph Friedländer, Carl Griese, F. W. Kühler, Mihlmeister & Johler Abdrücke der wichtigsten von ihnen hergestellten Plakate zu überweisen die Güte gehabt und ebenso die Anschlagsäulen-Gesellschaft und Herr Paul Conström manches interessante Blatt aus ihren Geschäftsbetrieben. Werthvolle ältere Blätter aus Frankreich und England und solche, welche dem neuesten Aufschwung der Plakatkunst in diesen Ländern, in Belgien, Schweden und Nord-Amerika entsprungen waren, hatten wir ın Paris, London und Brüssel, wo der Handel mit Plakaten zu einer Specialität einzelner Kunsthandlungen sich entwickelt hat, käuflich erwerben können. Von diesem reichen Material wurden vierhundert der besten und lehrreichsten Blätter ausgewählt und nach den Ländern ihrer Entstehung und ihren künstlerischen Urhebern so übersichtlich zur Schau gestellt, wie es bei den für dergleichen Unternehmungen verfügbaren Räumlichkeiten des Museums möglich war. Daneben wurden in einem besonderen Raum sämmtliche Ausstellungs-Plakate, welche das Jahr 1896 hat entstehen sehen, vereinigt vorgeführt. In dieser Ausstellung waren zur Zeit ihrer Eröffnung von allen Ländern am reichsten vertreten Frankreich, das Ursprungsland des künstlerischen Bildplakates, mit 155 Blättern, als deren Verfasser 52 Künstler genannt werden konnten, und daneben mit nur 2 anonymen Blättern. Aus Deutschland dagegen, in dem die von der Plakatkunst gestellten Aufgaben erst in jüngster Zeit die Theilnahme der Maler geweckt haben, waren neben 52 Blättern von 42 namhaft gemachten Künstlern 33 Blätter zu sehen, von denen nur die Verleger oder Drucker bekannt waren. Die Plakatkunst in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika war durch 8 Künstler mit 42 Blättern, diejenige Englands und Schottlands durch 25 Künstler mit 39 Blättern, endlich Belgien mit 35 Blättern von 18 Künstlern vertreten; mit einer geringeren Zahl von Plakaten waren Oesterreich-Ungarn, Dänemark, Italien, Schweden und Spanien vertreten. Durch manche Eingänge während der Dauer der sich bis in das Jahr 1897 erstreckenden Ausstellung gelangten jedoch auch einige dieser Länder, insbesondere die beiden erstgenannten, nachträglich zu umfangreicherer Vertretung. Um das Verständniss des Inhaltes der einzelnen Blätter zu erleichtern und die Besucher in die ethischen Aufgaben dieses Zweiges der Strassen- Wechselnde Ausstellungen i. J. 1896. (Cl kunst einzuführen, wurde ein von Fräulein Maria Brincekmann verfasster Katalog herausgegeben; dieser enthielt kurze Einleitungen in die Plakat- kunst der vertretenen Länder und die Werke ihrer Hauptmeister, sowie knappe Beschreibungen der einzelnen Blätter nebst Angaben über ihre technische Herstellung. In einem kritischen Nachwort erörterte die Verfasserin die Aufgaben und Aussichten der Plakatkunst. Sie schloss ihre Ausführungen mit dem Hinweis darauf, dass em erfolgreicher Anbau dieses Arbeitsfeldes volks- thümlicher Kunst anderen, den Plakaten verwandten Gebieten der Drucker- künste Nutzen bringen werde; insbesondere seien die Geschäftsempfehlungen. die Waarenumhüllungen und Etiketten und sonstige zur Ausstattung von Waaren dienende Drucksachen sehr wichtig für eine Welthandelsstadt; auch bei ihnen könne und solle, ebenso wie bei den Plakaten, den Künstlern mehr als bisher ein Wort gegönnt werden. Diese Anregungen haben insofern weitgehende Zustimmung gefunden, als jenes Nachwort seither von auswärtigen Fachblättern mehrfach nachgedruckt worden ist. In wie weit der Handel und die Druckereien der Anregung folgen mögen, lässt sich noch nicht übersehen, Die Sammlungen des Museums erstrecken sich auch auf Drucksachen der erwähnten Art und bieten daher für dieses Arbeitsfeld sowohl mancherlei Anregung wie Stoff zur Kritik des Erreichten. Die Bibliothek. Mit der Vervollständigung der Bibliothek wurde i. J. 1896 nach den bisher befolgten Grundsätzen fortgefahren. Einerseits gilt es, die Bibliothek mit den für die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlungen erforderlichen Handbüchern und Nachschlagewerken auszustatten, anderseits, den Besuchern des Lesezimmers die von ihnen gewünschten Vorbilderwerke, soweit solche von dauerndem Werth für eine öffentliche Bibliothek, darzubieten. Bei den Anschaffungen musste vorwiegend auf die neuen Veröffentlichungen Rücksicht genommen werden. Ein planmässiger Ausbau wird später auch die ältere Literatur zu berücksichtigen haben. Von den im Lesezimmer bisher aufliegenden 51 Zeitschriften, deren Verzeichniss wir i. J. 1894 mitgetheilt haben, sind inzwischen das früher von Paul Schumann herausgegebene „Kunstgewerbe“, das deutsche Malerjournal, das Buchgewerbeblatt, das Bulletin des Musces und das Patentblatt des Kaiserlichen Patentamts eingegangen. Neu hinzukommen sind dafür: der von der Genossenschaft Pan in Berlin herausgegebene Pan, die Münchener Jugend, das in Seemann’s Verlag erscheinende Kunst- gewerbeblatt für das Gold-, Silber- und Feinmetall-Gewerbe und „Les Maitres de l’Affiche“, unter welchem Titel allmonatlich vier verkleinerte Farbendruck - Nachbildungen wichtiger Plakate aus- gegeben werden. CXI Museum für Kunst und Gewerbe. Auch für die Bibliothek gingen in diesem Jahre werthvolle Geschenke ein. Das Königlich Dänische Ministerium für Kirchen- und Unterrichtswesen überwies uns ein unter dem Titel: „Altertavler i Danmark fra den senere Middelalder‘ erschienenes grosses Werk mit 71 Lichtdrucktafeln in Doppelfolio und erläuterndem Text von Francis Beckett über die geschnitzten und gemalten Altäre des späteren Mittel- alters, ein für Geschichte der älteren Plastik und Malerei im Norden grundlegendes Werk. Dem als energischer Förderer der Kunstpflege in Dänemark und ebenso glücklicher wie verständnissvoller Sammler plastischer Kunstwerke des Alterthums rühmlich bekannten Brauer Herrn Carl Jacobsen verdanken wir die mit Zeichnungen von Hans Tegner und anderen Künstlern schön ausgestattete, von Carl Jacobsen und Prof. C. Nyrop verfasste Fest- schrift zum fünfzig- und fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der Jacobsen’schen Bierbrauereien zu Carlsberg und Ny-Carlsberg. Von hervorragender Bedeutung ist eine Schenkung des Herrn Bauraths Manfred Semper, welcher dem Museum eime Anzahl älterer Werke aus der Handbibliothek seines Vaters, Gottfried Semper’s, überwies. Zumeist sind es Bücher, die dieser als Künstler und gedankenvoller, bahnbrechender Gelehrter gleich berufene Architekt bei der Abfassung des zweiten Bandes seines klassischen Werkes vom Stil m den technischen und tektonischen Künsten zur Hand hatte. Dabei befindet sich auch eine Sammlung von Photographien jener kostbaren Möbel aller Zeiten, die zwei Jahre nach der ersten Weltausstellung aus königlichem und fürstlichem Besitz im Gore-House zu London vereinigt zu sehen waren und dem damals in London lebenden Meister den Stoff darboten für den die Möbel behandelnden Abschnitt seiner Praktischen Aestethik. Die Illustrationen zu diesem Abschnitt beruhen sämmtlich auf Photographien von Möbeln in jener Gore-House-Exhibition. Die Sammlungen der Hamburgensien, der Gelegenheitsblätter und der Ornamentstiche. Wie die Sammlung der Hamburgensien der Hauptsache nach aus Geschenken entstanden ist, so sind wir auch für ihre Vermehrung vor- wiegend auf das Wohlwollen unserer Mitbürger angewiesen. Bilden ältere Blätter auch schon einen Gegenstand des Handels, so lassen sich neue, nicht für den Verkauf geschaffene Blätter nur durch die Güte ihrer Besteller oder Verfertiger erlangen. Je wichtiger es für diese Sammlung ist, auf dem Laufenden zu bleiben und möglichst jedes neu erschienene Blatt ihr alsbald einreihen zu können, um so dankbarer sind wir den Spendern solcher käuflich nicht erhaltbaren Blätter. Herr Direktor A. Ballin hat stets Sorge getragen, dass uns die von der Hamburg- Amerika - Linie Die Sammlungen der Hamburgensien etc. COXII neu ausgegebenen Gelegenheitsblätter, insbesondere die künstlerisch aus- geführten Vordrucke für die Menus bei den Orient- und Nordlandfahrten zugingen. Herr Dr. Heinrich Traun hat uns den von H. de Bruycker entworfenen, in Kupferdruck ausgeführten Vordruck des Ehren-Diploms übersandt, das er als Inhaber der Firmen Harburger Gummi-Kamm-Co., Excelsior Rubber Works und B. Soller Successor seinen langjährigen Beamten und Arbeitern gewidmet hat. Herrn Eduard Lorenz Meyer verdanken wir zahlreiche, von ihm entworfene Bücherzeichen. Herrn Balletmeister Rudolph Knoll die auf den im Juli 1896 in Hamburg abgehaltenen 5. deutschen Tanzlehrertag bezüglichen Blätter. Herr Dr. H. v. Reiche hat wiederholt freundlich vermittelt, wenn er wusste, dass für uns wichtige Blätter erschienen waren. Hoffentlich verbreitet sich mehr ‘und mehr die Auffassung, dass es für die Allgemeinheit, für alle Vereine, für die Familien und für den Einzelnen wichtig ist, sämmtliche Gelegenheitsblätter, die für irgend welche Ereignisse im Leben unserer Stadt und ihrer Bewohner ausgegeben sind, an eimer Stelle vereinigt zu finden, wo sie wohlgeordnet bewahrt und zu jeder Zeit Jedermann leicht zugänglich bleiben. Nur wenn das Verständniss hierfür allgemein durchgedrungen ist, kann unser Ziel, den Hamburgern in dieser Sammlung nicht nur eine abgeschlossene Vergangenheit darzubieten, sondern fortlaufend mit der Entwickelung des staatlichen und bürgerlichen Lebens Schritt zu halten, erreicht werden. Von Ankäufen für die Hamburgensien-Sammlung ist nur einer von erheblicher Bedeutung zu verzeichnen. Aus dem Nachlass des hamburgischen Malers Theobald Riefesell konnten Dank dem Entgegenkommen der Angehörigen des Künstlers alle für uns wichtigen hamburgischen Ansichten angekauft werden, zunächst i. J. 1896 vierhundert Blätter, die zusammen mit den ebenso zahlreichen Aufnahmen, die wir Fräulem Ebba Tesdorpf verdanken, das Bild des alten Hamburgs, wie dies vor den Freihafenbauten und den Umwälzungen der Jahre bestand, auf das vollkommenste der Nachwelt überliefern. Theobald Riefesell ist i. J. 1836 in Hamburg geboren. Seine Schulbildung erhielt er in der St. Nieolai-Kirchenschule, wo schon früh sein Zeichentalent beachtet wurde. Trotzdem schlug er zunächst nicht die Künstlerlaufbahn ein, sondern trat bei einem Gärtner in die Lehre. Nach beendeter Lehrzeit trieb es ihn jedoch wieder zur Kunst, er trat in die damals blühende lithographische Anstalt von Charles Fuchs als Lehrling ein. Dort lernte Wilh. Heuer, der bekannte Zeichner hamburgischer Ansichten für den Steindruck, ihn kennen und nahm sich semer Ausbildung an, Ausserdem genoss Riefesell den von Martin Gensler geleiteten Zeichen- unterricht im Patriotischen Hause. Sein Fleiss und seine Leistungen trugen ihm dort die silberne Medaille und ein Reisestipendum ein, das er 1856 h CXIV Museum für Kunst und Gewerbe. zu mehrjährigem Besuch der Akademien in Düsseldorf und Wien benutzte. Im Jahre 1860 in seine Vaterstadt zurückgekehrt, machte er in Gemeinschaft mit seinen Freunden Mosengel und Schliecker Naturstudien in der ham- burgischen Umgegend. Damals führte er mehrere Gemälde in Oel und Aquarell aus, später beschränkte er sich mehr auf die Bleistiftzeichnung. Mit der künstlerischen Begabung Riefesell’s verband sich ein ausgezeichnetes Lehrtalent und bald fand er als Lehrer in die ersten hamburgischen Familien Eingang. Da er nur solche Schüler und Schülerinnen länger zu unterrichten sich verstand, die durch Fleiss und Begabung sich aus- zeichneten, hatte er die Genugthuung, dass die Erfolge seines Unterrichts sichtlich hervortraten. Fräulein Ebba Tesdorpf und Frau Maria Zacharias, beide durch ihre Aufnahmen des alten Hamburgs bekannt, und Fräulein M. und H. Cramer, die trefflichen Blumenmalerinnen, waren seine Schülerinnen. NRiefesell blieb unverheirathet. Nach dem Tode seines Vaters 1867 lebte er mit seiner von ihm innig geliebten Mutter zusammen, bis auch diese ihm 1880 durch den Tod entrissen wurde. Um ausschliesslich der Ausübung seiner Kunst zu leben, gab er 1890 seine Unterrichtsthätigkeit auf. Bis zu der Krankheit, die ihn am 19. Januar 1895 hinraffte, war er mit unermüdlicher Hingebung beflissen, seine Mappen mit immer neuen Aufnahmen der malerischen Ecken und Winkel Alt-Hamburgs zu füllen. Keine liebere Beschäftigung kannte er, als mit der Zeichenmappe unter dem Arm die Stadt und ihre nächsten Umgebungen zu durchwandern, um An- und Aussichten, die ihn entzückten, mit dem Zeichenstift festzuhalten. Einen besonderen Werth erhalten seine Stadtbilder noch dadurch, dass er verstanden hat, die Strassen- und Häuser-Ansichten in mannigfachster Weise mit hamburgischen Volkstypen zu beleben. Viele seiner Zeichnungen sind erzählende Darstellungen. Wie sehr er sich für die erst wenige Jahre vor seinem Ableben begründete Hamburgensien-Sammlung des Museums interessirte, hat er noch letztwillig dadurch bekundet, dass er dem Direktor die Originale jener 60 auserlesenen Aufnahmen vermachte, zu deren Veröffentlichung er einige Jahre vorher Herrn Ferd. Schlotke ermächtigt hatte. Auch diese Blätter sind mit den später käuflich erworbenen der Sammlung des Museums eingereiht worden. Noch über eine andere letztwillige Zuwendung für die Hamburgensien- Sammlung haben wir dieses Jahr zu berichten. Als wir zu Ostern 1892 den Aufruf erlassen hatten, in dem wir um Förderung unseres Vorhabens, eine derartige Sammlung dem Museum anzugliedern, baten, fragte Herr August Laute an, ob eine Sammlung hamburgischer Ansichten ange- nommen werde, wenn er sie dem Museum vermache. Nach dem inzwischen erfolgten Ableben ihres Mannes hat uns Frau Laute Wittwe jene Sammlung, in der sich mehrere werthvolle ältere Blätter, u. A. eine seltene Ansicht Die Sammlungen der Hamburgensien ete, UXV der Binnen-Alster befanden, überwiesen und ihr noch eine Anzahl auf die hamburgische Geschichte bezüglicher Bücher hinzuzufügen die Güte gehabt. Bei der Vermehrung der Sammlung von ÖOrnamentstichen waren wir hauptsächlich bedacht, solche Blätter zu erwerben, welche dem Museum fehlende und nicht leicht zu beschaftende Gegenstände darstellen, so Goldschmiedearbeiten im Allgemeinen und Möbel des 18. Jahrhunderts. Im Hinblick auf die für 1897 angekündigte Allgemeine Gartenbauausstellung wurden auch Stiche mit Garten-Ornamenten und Grundrissen, sowie An- sichten der wichtigsten historischen Gärten angekauft zur Vervollständigung der schon im Besitz des Museums befindlichen Blätter, die zu einer „Ausstellung zur Geschichte der Gartenkunst“ während der Dauer der Gartenbauausstellung bestimmt sind. Auch die Sammlung der Gelegenheitsblätter konnte ansehnlich vermehrt werden. Der hieher gehörigen Plakate ist schon bei der Plakat- Ausstellung gedacht worden. Hervorzuheben sind noch eine Anzahl von Gelegenheitsblättern der Münchener Künstlergesellschaften und Künstlerfeste, zu deren Ankauf uns die Historische Orernssihin der Münchener Künstler- genossenschaft willkommene Gelegenheit bot. Damit ist, wie früher schon das Künstlerleben in Berlin und in Düsseldorf, jetzt auch das Künstlerleben in München zu vielseitiger Darstellung gelangt. Andere Ankäufe betrafen die von französischen Künstlern unserer Tage, von J. Cheret, A. Willette, E. Grasset, H. de Toulouse Lautree, Th. Steinlen, F. Rops, Degas u. A. als Gelegenheitsblätter, als Buchtitel oder Umschläge geschaffenen Blätter; ferner die für das Diner du Bon Bock, eine gesellige Vereinigung von Künstlern und Schriftstellern in Paris gezeichneten Einladungen und Mittheilungen, in denen das französische Künstlerleben sich widerspiegelt. Endlich ist hier noch des Ankaufes einer ungefähr tausend Blätter zählenden Sammlung von farbigen Aufnahmen von Blumen und Früchten aus dem Nachlass des Wiener Malers Johann Knapp zu gedenken. Dieser, 1778 in Wien geboren, genoss als gewissenhafter Blumen- und Frucht-Maler einen über seine künstlerische Begabung hinausgehenden Ruf und war lange Jahre bis zu seinem 1833 erfolgten Ableben am Garten des k. k. Schlosses zu Schönbrunn in Thätigkeit. Dort fand er die Vorbilder für seine Folgen der in Oesterreich kultivirten Rosen, für Oesterreichs Wein- trauben, Kern- und Steinobstsorten und für seine Abbildungen der damals beliebten oder neu eingeführten Gartenstauden und vieler exotischen Ge- wächse. So naturgetreu seine farbigen Darstellungen, können sie für den Blumenmaler von Nutzen nicht sein, für viele Aufgaben der Zierkunst bieten sie aber eine Fundgrube von Motiven, an deren Reichthum kein gedrucktes Werk hinanreicht. OXVI Museum für Kunst und Gewerbe. Der Besuch der Sammlungen im Jahre 1896. Januar... ee EEE IRRE 3681 BEbruar..... u... un. ee ee Een 3447 Marz 2er Bere ET ER 4129 AP... 42: ee ee s2a7ı Ma ee EEE RE 3715 UT... SAN NE EEE 1 875 ul et.a.3... er ee ARE TIER 4 241 AMFUSE. ans ee ee ee re ER 9 830 September... 2. ner Be 4 555 Vetober tr. re ae ee a eh Novenber! ine rer A RA 5 822 December LERNEN RE 6 107 zusammen ....62 814 Personen, von welchen 22 814 auf die Sonntage kamen. Die Benutzung der Bibliothek und des Lesezimmers. Der Besuch des Lesezimmers im Jahre 1896 ergiebt sich aus der folgenden Uebersicht: JANVany EN ee Pebruar.. 1. N 228 ET A Be 2 a 118 Adrl E 116 a ER 54 he As. ee ee A ES a a a RT IH 66 Au USE. ur ce ne 86 September. u... Na. ne ee ee 136 October Fran RE re ER 247 INDyemberze a N RR 137. December... Asa re 145 zusammen. .....1761 Personen, gegen 1522 im Jahre 1895. Diese 1761 Personen benutzten 2085 Bände, deren Vertheilung über die verschiedenen Fächer sich aus der folgenden Uebersicht ergiebt: Geschichtea. Ar Er A re ne Ss6 Kulturgeschichte nee ee re #88 Eleraldik; 1, wer... #02 2 Pr RT 96 Gostümgeschichter „er. re 61 Aestheuk, tn ee. EEE. 10 Kunstgeschichten ee er 183 Baukunst... ee DES: 29 Bildhauerkunste..a er re Re 18 Mälerer use ENGE 130 Transport... . 651 Bände Die Bibliothek und das Lesezimmer. OXVIl Transport.... 651 Bände Kunstgewerbe im Allgemeimen................. 199 Deeoration und Ornamenuk...2.....0... 133 Schrittsunde Monosrammer en: 22 GeweheaundSStickerel ser. et 21 Möbel- und Holzschnitzerei... .......... N IMetallarbeitene. ser: ee 42 Real ee ee 5 IBurchausstattune Ra 36 Anatomie und Zoologie..........uee.0o oa. 40 Pflanzenbilder, naturalistische u. stilisirte ....... 2301 NuseartenWerkerallerr Artm.2.....22.0.0, 2 Wierkegüberk Japan we es ae 21 Hapamschewbilderbücher ver... ner. 132 Verschiedenes... 2... er 38 zusammeneree 2085 Bände, gegen 1890 Bände im Jahre 1895. Von den graphischen Sammlungen wurden die Hamburgensien in 122, die Gelegenheitsblätter in 40 Fällen benutzt. Die Oo ’ o Benutzung der im Lesezimmer aufliegenden Zeitschriften sowie der Oo [o) * Vorbilder-Sammlung steht jedem Besucher des Lesezimmers ohne Aus- füllung eines Verlangzettels frei. Im Lesezimmer gezeichnet wurden: 20 Fayencen und Porzellane, 11 Gewebe und Stickereien, 3 Lederarbeiten, 6 Holzschnitzereien, 9 Bronzen, zusammen 49 Gegenstände. Ueber diejenigen Gegenstände, welche ohne Entfernung von ihrem Aufstellungsort in der Sammlung gezeichnet werden, findet keine Kontrolle statt. Ausgeliehen wurden im Jahre 1596 474 Bände gegen 418 ım Jahre 1895. Ihrem Inhalte nach vertheilen sich dieselben folgendermaassen: Meschichten pp en erde ade ae 8 Bände Kultursesehichteage 2.2.2... Me ae ei) Heraldik ....... ER ENET N RE a RER, 10 Wostinmeeschichteuen en ae ee ehe 26 INESCH EHE aus) see SUN MEN NE S) Kumstzeschichteggen en es ep och 62 Banks. a Ka re RE REN 18 Bildhauerkunsteg ee ten ee 5 Nee ee 18 Kunstgewerbe im Allgemeinen. .............2.. 69 Decoration und Ornamentk.. ....2.. cu... 18 Schrift und Monogramme................. 30 (gewebe, und Stickereien. .. 22... 22 21 neh lee. 4 Möbel@und Hiolzschmitzereien. 2........2.2u..ce 23 IMetallarbeitena 2.2.20... 2 Kerala TEE: ER RTS Transport. ...259 Bände CXVIH Museum für Kunst und Gewerbe. Transport....289 Bände Buchausstattung: .....202. er sr RE Pre 6 Pflanzenbilder, naturalistische und stilisirte........ 9 Miüstrirte Werke aller Art. meer 76 ‚Werkerüber Japan... 2 euere ee 14 Japanische, Bilderbücher sr ser rue seeeeeegr 66 Verschiedenes... uns er 14 zusammen......474 Bände. Ausserdem 30 Blätter der Vorbilder-Sammlung, 77 Photographieen, 125 Blätter aus der Hamburgensien-Sammlung, 415 Gelegenheitsblätter, zusammen 647 Einzelblätter gegen 85 im Vorjahre. Entleiher dieser Bücher und Blätter waren 110 verschiedene Personen, welche sich ihren Berufen nach folgendermaassen vertheilten : Zeichner für das Kunstgewerbe ................. 5 Personen ‚ÄAzchrtekten bo EIER Bildhauerzas rer RO RER het. Mens 7 Maler.er er ee N Re 5 Malerninneneee EN 6 Decorationsmaler Ar re 5 (Gelehrte A ER a 25 Lehrer... Re N EN 4 Möbelfabrikanten und Tapeziere ............... 4 Ledertechniker und Buchbinder .......... ..... 9) Lithographen und Buchdrucker .... ........... 2 Kunststicker und Kunststickerinnen...... ....... 3 Verschiedene? Berufes ER 15 Damenxohne Beruf. wa Mr BEER 19 Zusammen ee 110 Personen. Ferner wurden zur Benutzung ausserhalb der Anstalt entliehen 242 Gegenstände der Sammlung, welche sich folgendermaassen vertheilten: 46 Stickereien, 40 Gewebe, 29 keramische Arbeiten, 3 Gläser, 20 Möbel und Holzschnitzereien, 22 Arbeiten aus unedlen Metallen, 8 Edel- metallarbeiten, 24 Bucheinbände, 5 japanische Körbe, 50 japanische Holz- drucke und -Platten, 56 japanische Färberschablonen, 11 mathematische Instrumente. Nicht inbegriffen hierin sind die für den Zeichenunterricht in den gewerblichen Lehranstalten entliehenen Gegenstände. j Die Allgemeine Gewerbeschule entlieh: 41 Möbel und Holz- schnitzereien, 34 Metallarbeiten, 12 Gewebe, zusammen 87 Gegenstände. DieGewerbeschule fürMädchen entlieh: 11 Gewebe, 13 Stickereien, 17 Stücke Porzellan und Fayencen, 2 Holzarbeiten, 11 Metallarbeiten, zusammen 54 Gegenstände. Die Vorträge i. J. 1896. OXIX Die Vorträge. Von den Vorträgen, die der Direktor im Winterhalbjahr 1895—96 an den Montags-Nachmittagen von 2"2 bis 3Y2 Uhr über die Geschichte des Deutschen Kunstgewerbes hielt, entfielen diejenigen, welche das erste Auftreten des Menschen in Mittel-Europa, die Stein- und Bronzezeit und die vorrömische Eisenzeit betrafen, noch in das Jahr 1895. Im Berichtsjahr wurden behandelt: 1) Der Emfluss der Berührung mit den Römern auf die Germanen und die deutsch-römische Provinzialkunst. 2) Die Zeit der Völkerwanderung. 3) Das jüngere Eisenalter der nordischen Völker in der Wikingerzeit. 4) Das Kunstgewerbe der karolingischen Zeit. 5) Das deutsche Kunstgewerbe, insbesondere die Goldschmiedekunst im 10. bis 13. Jahrhundert. 6) Das Kunstgewerbe unter der Herrschaft des gothischen Stiles im 14. Jahrhundert. 7) Das deutsche Kunstgewerbe im 15. Jahrhundert und die Bewegung, welche der Wiedergeburt der Künste aus der Antike voraufging. 8) Die deutsche Frührenaissance. 9) Die deutsche Spätrenaissance. 10) Das deutsche Kunstgewerbe am Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts. 11) Das deutsche Kunstgewerbe des 18. Jahrhunderts. Im Anschluss an die am 2. April eröffnete Ausstellung japanischer Holzfarbendrucke und illustrirter Bücher hielt der Director noch vier Vorträge an den Sonntagsvormittagen von 11—1?2 Uhr. Im ersten Vortrag besprach er das Figuren- und Sittenbild in der Malerei und dem Holzfarbendruck der Japaner; im zweiten Vortrag die Landschaft in der Kunst der Japaner, insbesondere in den Holzfarbendrucken des Hokusai und Hiroshige. Anlässlich dieses Vortrages überwies Frau Adele Baumann dem Museum einen ausgezeichneten Holzfarbendruck des letztgenannten Künstlers, die auf zwei mit den Schmalseiten anein- ander gefügten Blättern gedruckte Darstellung einer Gebirgsschlucht im Winter. In seinem dritten Vortrag behandelte der Direktor die Pflanzen- und Vogelbilder und das Stillleben im japanischen Farbendruck. Im vierten die Technik des japanischen Holzfarbendruckes an der Hand der im Besitz des Museums befindlichen japanischen Original- Holzstöcke mit ihren Probeabdrücken und der bei ihrer Herstellung benutzten Werkzeuge. Eine Besprechung der Farbenholzdrucke, welche der aus Hamburg gebürtige, in München lebende Maler Otto Eekmann auf Grund seines Studiums der japanischen Technik geschaffen hatte, schloss sich an. Dabei konnten die Original-Platten, die er für das bekannte grosse Blatt mit den Schwänen in dunklem Wasser geschnitten hatte, zu weiterer Erläuterung dienen, da sie von dem Künstler in dank- barer Erinnerung an das, was er von den japanischen Holzstöcken und Drucken unserer Sammlung für sein eigenes Verfahren gelernt hatte, dem (OL Museum für Kunst und Gewerbe. Museum überwiesen worden waren. Mit dem Rathe, auch andere unserer jungen Künstler möchten das im Holzfarbendruck nach japanischer Weise ihnen gebotene Ausdrucksmittel für die Vervielfältigung ihrer Werke studiren und anwenden, stellte der Vortragende den Künstlern die im Besitze des Museums befindlichen Werkzeuge und Geräthe zur Benutzung oder Nach- bildung zur Verfügung. In den Vorträgen während des Winters 1896—1897 wurde die Geschichte der inneren und äusseren Buchausstattung behandelt. Vier noch in das Berichtsjahr fallende Vorträge betrafen die Erfindung der Buchdruckerkunst, den Holzschnitt im 15. und 16. Jahrhundert, die mit Kupferstichen illustrirten Bücher des 17. und 18. Jahrhunderts. In sechs Vorträgen sprach Herr Dr. Fr. Deneken über die Gräber und Grabdenkmäler der Hellenen. Im ersten Vortrag wurde in Anknüpfung an Lessings bekannte Abhandlung die Darstellung des Todes- gottes in der antiken Kunst besprochen; danach die Grabessitte in der vorgeschichtlichen Zeit. Der zweite Vortrag behandelte die Ergebnisse der Ausgrabungen in Mykene; der dritte die Bestattungsgebräuche und den Seelenglauben in der homerischen und geschichtlichen Zeit; der vierte die attischen Grabdenkmäler; der fünfte die griechischen Sarkophage und die kleinasiatischen Grabbauten; der letzte die Heroisirung verstorbener Menschen. Chinesisches Tabaksfläschehen, aus milchweissem Glas, mit rothem, geschnittenem Ueberfang. 18. Jahrhundert. Nat. Gr, Kr Sternwarte, OXXI 5. Sternwarte. Bericht von Dr. R. Schorr. *) Im Personal der Sternwarte trat am Ende des Jahres 1896 eme Veränderung ein, indem der wissenschaftliche Hülfsarbeiter, Herr Dr. €. Hänig, ausschied, um eine Stellung am Kgl. Astronomischen Recheninstitut in Berlin anzutreten. An seine Stelle trat Herr Dr. H. Ludendorff aus Berlin. Ausser emigen kleineren Ergänzungen hat der Instrumentenbestand der Sternwarte im vergangenen Jahre eine wesentliche Vermehrung durch das bereits im vorjährigen Bericht erwähnte, von den Herren A. Repsold & Söhne hier erbaute transportabele Durehgangs-Instrument erfahren. Das Instrument, welches ein Fernrohr von 68 mm Ocfluung hat und mit Repsold’schem Ocular-Mikrometer zur selbstthätigen Registrirung der Durchgänge und mit Horrebow-Niveaux versehen ist, ist auf dem im Garten der Sternwarte unter einer fahrbaren Hütte errichteten Pfeiler aufgestellt worden. Ferner ist zum Ersatz der bisher zur Regulirung der öffentlichen sympathetischen Uhren benutzten älteren Repsold’schen Pendeluhr bei der Firma Strasser und Rohde in Glashütte eine Pendeluhr mit Riefler’schem Pendel, Schalt- pendeln und electrischen Contacten bestellt worden, die Anfang 1897 zur Ablieferung gelangen wird. Die Bibliothek hat im vergangenen Jahre wieder die erhebliche Zu- nahme von 284 Bänden erfahren, hauptsächlich infolge zahlreicher Geschenke von wissenschaftlichen Instituten und Gesellschaften. Es gingen der Sternwarte Geschenke zu von den Sternwarten, bezw. meteorologischen und geodätischen Instituten in Adelaide, Arcetri, Berlin, Besancon, Cambridge (Mass.), Cambridge (England), Cap der guten Hoffnung, Chicago, Cordoba, Dorpat, Dresden, Dublin, Genf, Gotha, Greenwich, Hamburg (Seewarte), Hongkong, Kaloesa, Karlsruhe, Kasan, Leipzig, Lund, Mailand, Moskau, Mount Hamilton, Neuchätel, New Haven, New York, Oxford (Radeliffe und University Observatory), Padua, Paris (Observatoire und Bureau des Longitudes), Potsdam, Prag, Pulkowa, Strassburg, Tacubaya, Tokyo, Turin, Virginia, Washington, (Naval Observatory und Coast and Geodetie Survey), Wien (Sternwarte Ottakring und Militär-geographische Institut) Windsor und *) Erstattet in Vertretung des zur Zeit erkrankten Direktors Prof. Rümcker. I. Personal, II.Instrumente., III. Bibliothek. IV. Publi- kationen. V. Beob- achtungen am Meridiankreise. VI. Beob- achtungen am Aequatorial. OXXI Sternwarte, Zürich; ferner von dem Centralbureau der Internationalen Erdmessung, den Gradmessungs-Commissionen von Bayern, Oesterreich und der Schweiz, der Preussischen Landestriangulation, der Royal Astronomical Society in London, den Astronomischen Gesellschaften in Brüssel und St. Petersburg, der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg, der Deutschen Reichspost, dem Statistischen Bureau m Hamburg und von vielen Privaten. Allen Gebern sei an dieser Stelle der verbindlichste Dank abgestattet. Von den durch Kauf erworbenen Büchern sei namentlich die vorzügliche vollständige Ausgabe der Werke von Ptolemaeus, Theon und Aratus durch Halma erwähnt. Am Ende des Berichtsjahres umfasste die Bibliothek S010 Bände. Die am Aequatorial erhaltenen ersten Kometenbeobachtungen wurden, um für die ersten Bahnbestimmungen verwandt werden zu können, alsbald in den „Astronomischen Nachrichten“ veröffentlicht. In derselben Zeit- schrift wurde ferner veröffentlicht eine Zusammenstellung der von ver- schiedenen Beobachtern auf der hiesigen Sternwarte in den Jahren 1892 bis 1596 erhaltenen Beobachtungen von Sterubedeckungen und Finster- nissen, sowie die „Resultate aus Beobachtungen von 55 Sternen im Parallel des Mondes“, welche von dem früheren Observator der Sternwarte Herrn Dr. Zuther in den Jahren 1855—91 am hiesigen Meridiankreise angestellt waren. Die im vorjährigen Bericht bereits erwähnte Zusammenstellung des Berichterstatters „Bemerkungen und Berichtigungen zu Carl Rümker’s Sterncatalogen 1856.0 und 1550.0% wurde noch weiter vervollständigt und wird in dem vorliegenden Jahrbuch zur Veröffentlichung gelangen und separat als „Mittheilung 5 der Hamburger Sternwarte“ versandt werden. Am Meridiankreise wurden die für den Zeitdienst der Sternwarte erforderlichen Zeitbestimmungen vou dem Berichterstatter oder vertretungs- weise von Herrn Dr. Hänig ausgeführt, die für die Zwecke des Chronometer- Prüfungs-Institutes erforderlichen von Herrn Dr. Stechert. Ausserdem wurden von dem Berichterstatter die Ergänzungsbeobachtungen zur Zone SO—81" fortgeführt. Im Ganzen wurde am Meridiankreis in 94 Nächten beobachtet. Am Aequatorial wurden hauptsächlich die erschienen Kometen und einige kleine Planeten vom Berichterstatter beobachtet und konnten folgende Beobachtungen erhalten werden: Komet 189571V (Perrine Noy. 16.) 22 .... 3 Beobachtungen „ 1896 I (Perrine-Lamp Febr. 14.)...... 12 5 e 1896109 (Sw.itb Apıalallsn) ee re Be nr * 1896 IV (Sperra Aus. 31.)...... .... 1 Beobachtung 4 11896 V (Giacobinı Sept A) zer A SITE Berrnes Nora ....10 Beobachtungen: Planet (35) beukotheaeereerrrererer 2 a u (71) Niobe sek a 2 ” Sternwarte. OXXIH Blaues (SO)ESapphorae u ee . 1 Beobachtung ” (SO)EAlkmenen ee sonBeobachtungen 3 (324) Bamberga ee ER 2 m R BIO) ELSIHL OS ee: eraje Beobachtung Nach dem Faye’schen Kometen 1896 II und dem periodischen Kometen Brooks 1896 VI wurde öfters gesucht, jedoch waren beide Kometen für das hiesige Fernrohr zu schwach. Der Komet 1896 VII (Perrine Dee. 8) konnte wegen des ausserordentlich ungünstigen Wetters im December nicht aufeesucht werden. Ausser «den obigen Beobachtungen wurde auch die Jupiterbedeekung 1896 Juni 14 und die Plejadenbedecekung 1896 Sept. 26 vom Berichterstatter am Aequatorial beobachtet. Im Ganzen wurde am Aequatorial in 55 Nächten beobachtet. Am Kometensucher und den kleineren Fernröhren wurde von Herrm Dr. Stechert und Herrn Dr. Tetens eine Reihe von Sternbedeckungen und die Jupiterbedeckung 1896 Juni 14 beobachtet. Im Ganzen ist im vergangenen Jahre in 121 Nächten beobachtet worden und vertheilen sich diese Nächte auf die einzelnen Monate wie folgt: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. Dee. r 5 12 ) $) 115) 12 5) 5) 15 $) Il S Die tägliche telegraphische Vergleichung der auf den beiden Reichs- Zeitball-Stationen bei dem Telegraphenamt in Cuxhaven und dem Postamt in Bremerhaven aufgestellten Pendeluhren, sowie die Abgabe eines täglichen Zeitsienals an die Centralstation der hiesigen Polizei- und Feuerwachen und die tägliche Auslösung des auf dem Quaispeicher A im hiesigen Hafen aufgestellten Zeitballs wurde in der bisherigen Weise vom Berichterstatter und vertretungsweise von Herrn Dr. Hänig ausgeführt. Von den 366 Signalen des hiesigen Zeithalls erfoleten 352 richtig, 5 konnten wegen Leitungs- störung, Versagens der mechanischen Auslösevorrichtung und wegen Eisbildung an der Scheere nicht ertheilt werden, und an 9 Tagen in der zweiten Hälfte des October konnte der Ball wegen einer vollständigen ürneuerung desselben nicht fallen. Die mittlere Abweichnung der ertheilten Sienale von der richtigen Greenwich Zeit betrug 0,30 Secunde. Von den 732 Zeitballsienalen in Cuxhaven konnten 3 wegen mechanischer Störungen und Eisbildung an der Scheere nicht erfolgen; ausserdem sind 3 Fehl- signale vorgekommen. Das Mittel der Abweichungen der ertheilten Signale, wobei zu bemerken ist, dass dieselben bei allen Reichs-Zeitball-Stationen auf die halbe Seceunde abgerundet werden, betrug 0,38 Secunde. In Bremerhaven fiel der Ball nur an 2 Tagen nicht, in Folge von keparaturen ; die übrigen 728 Signale erfolgten ordnungsmässig. Das Mittel der Ab- weichungen betrug 0,53 Secunde. VII. Beobach- tungen an den kleineren Instrumenten. VIII. Zeit- dienst. IX. Chrono- meter-Prü- fungs - Institut. CXXIV Sternwarte. Die beiden zur genauen öffentlichen Zeitangabe dienenden elektrisch- sympathetischen Uhren an der Fassade des Börsengebäudes und am Eingang zum Östflügel der Sternwarte sind während des ganzen Jahres in Ueber- einstimmung mit der ihren Gang regulierenden Uhr auf der Sternwarte gewesen. Das Mittel der Abweichungen derselben von der genauen Mittel- Europäischen Zeit hat 0,45 Secunde, die grösste Abweichung 1,9 Secunden betragen. Eine Zusammenstellung der Abweichungen ist im „Oeffentlichen Anzeiger“ veröffentlicht worden. Die für den Zeitdienst der Sternwarte benutzten beiden Normaluhren Kittel 25 und Tiede 375 haben auch im vergangenen Jahre einen recht gleichmässigen Gang gezeigt. Die bereits im vorjährigen Bericht erwähnte, erhebliche Acceleration im Gange der letzteren, unter luftdichtem Verschluss befindlichen Uhr hat auch im Berichts- jahre angehalten, wie aus den folgenden Zahlen hervorgeht: Anfang Mai TS9E2 I. en2 ...Täglicher Gang = —0,3 Sec. . Januan 1S9DE re n Zen) Rn R a Eee r An R NT ar AR RN ERR 2 2 ee Eine Erklärung dieser sehr merkwürdigen Acceleration ist direet nicht ersichtlich und ist man auf Hypothesen angewiesen, da sowohl der Schwimeungsbogen (66’) als auch der Druck im luftdieht abgeschlossenem Gehäuse (520 mm) in der ganzen Zeit konstant gewesen ist oder nur periodische Aenderungen infolge der wechselnden Temperatur gezeigt hat. Die von der Firma J. Neher Söhne in München der Sternwarte zur Untersuchung zugestellte Pendeluhr mit Riefler’schem Pendel und Echappement verblieb hierselbst bis Anfang September und hat während der ganzen Prüfungszeit zwichen den Temperaturen 1,5" und 22,2° C. einen sehr befriedigenden Gang und sehr gute Temperatur-Compensation gezeigt. Die Thätiekeit des der Direktion der Sternwarte unterstellten Chronometer - Prüfungs -Institutes, Abtheilung IV der Deutschen Seewarte, war auch im vergangenen Jahre eine sehr ausgedehnte und hat namentlich durch die Inanspruchnahme seitens mehrerer grossen Schiffahrtsgesellschaften eine erhebliche Erweiterung erfahren. Ferner wurden dem Institute von wissenschaftlichen Anstalten und geographischen Forschungsexpeditionen eine Anzahl Chronometer zur Untersuchung überwiesen. In der Zeit vom 19. November 1895 bis 23. April 1596 wurde auf dem Institute die 19. Konkurrenz-Prüfung von Marme-Chronometern abgehalten, über deren Ergebnisse im Augusthefte des Jahrgangs 1896 der „Annalen der Hydrosraphie und maritimen Meteorologie“ ein eingehender Bericht veröffentlicht worden ist. Von den 32 geprüften Chronometern wurden 6 seitens des Reichs-Marine-Amts prämürt und ausserdem 10 von diesem und 2 von den Sternwarten in Krakau und Chicago angekauft. a Sternwarte. CXXV Die Ablesungen der meteorologischen Instrumente wurden in der bisherigen Weise um 9 Uhr Morgens und 6 Uhr Abends fortgeführt und täglich in den „Hamburger Nachrichten“ veröffentlicht. An Vorlesungen wurden im Auftrag der Oberschulbehörde folgende gehalten: Im Sommer-Semester 1896: Prof. Rümker: Theorie der geographischen Ortsbestimmung; 2 Zuhörer. Dr. Schorr: Allgemeine Astronomie, Theil II (Sonnensystem); ca. 40 Zuhörer. Im Winter-Semester 1896-97: Dr. Schorr: 1) Allgemeine Astronomie, Theil III (Kometen und Meteore); 73 Zuhörer. 2) Bahnbestimmung von Planeten und Kometen: 3 Zuhörer. Die Vorlesungen über „Allgemeine Astronomie“ wurden durch die Vorführung einer Reihe, zum grossen Theil selbst hergestellter Diapositive unterstützt. Die Reduction der Meridiankreisbeobachtungen der Zone SO—S1" wurde weiter fortgeführt. Seitens des Berichterstatters wurde die Elementen- Berechnung des neu erschienenen Kometen 1896 III (Swift April 15) ausgeführt und in den „Astronomischen Nachrichten“ veröffentlicht. Auch wurde, wie bereits in den vorhergehenden Jahren, die Mitwirkung des Berichterstatters als Sachverständiger für die Beschaffung der Thurmuhren und zugehörigen Normaluhren für das neue Rathhaus und die Michaelis- kirche mehrfach in Anspruch genommen. X. Meteorolo- gischer Dienst. XI. Vor- lesungen. XII. Andere Arbeiten. Museums- Commission, Personal. Bibliothek. Instrumente und Modelle. OO Naturhistorisches Museum. 6. Naturhistorisches Museum. Bericht des Direktors Professor Dr. Kraepelin. Den Vorsitz in der Commission für das Naturhistorische Museum führte, wie im Vorjahre, Herr Syndieus Dr. von Melle. Im Übrigen bestand die Commission aus den Herren Direktor Dr. H. Bolau, Dr. jur. ©. Dehn, ©. @. Eggert, G. H. Martens, Dr. med. W. Oehrens und dem Direktor. Dem Personal des Museums trat Herr €. Fresen als Hülfsarbeiter bei. Durch den Tod verlor das Museum den Aufseher Joh. Fischer, in dessen Stelle der bisherige Hausdiener BD. Schumacher einrückte. Wie im Vorjahre war Herr Dr. ©. Schmöcdeknmecht — Blankenburg — mit der Bestimmung einzelner Abteilungen unserer Hymenopterensammlung beauftragt, zu welchem Zwecke er auch eine Reihe von Wochen im Museum selbst thätig war. Des Weiteren wurden zur wissenschaftlichen Hülfsarbeit zeitweilig herangezogen die Herren @. Schacko-Berlin und ZL. Sorhagen - Hambure. Durch freiwillige Hülfsarbeit während einiger Wochen des Sommers erfreuten uns die Herren @. H. Martens nnd Lehrer Th. Meyer. Die Bibliothek des Museums hat im Laufe des Jahres um 1254 Nummern zugenommen, von denen 442 durch Kauf, 792 durch Tausch: oder Geschenk erworben wurden. Der Wert der gekauften Bücher beziffert sich auf rund 4 3130.—, wovon ein großer Teil für laufende Zeitschriften und Lieferungs- werke verausgabt werden mußte. Der Wert der durch Tausch oder Geschenk erhaltenen Bücher beträgt 4 3894.—, abgesehen von 36 Bänden des Challenger-Report, welche die englische Regierung dem Museum als Geschenk überwiesen hat. Ein Schriftenaustausch ist neu vereinbart mit der Bibliothek der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft mn Bern, der Societe sceientifique et station zoologique in Arcachon, der Californian Academy of science in San Francisco, der Faculte des sciences in Marseille, der Acadämie des sciences m Montpellier, dem American Museum in New-York, dem Museo paulista in Sa6 Paulo, den Feuilles des jeunes naturalistes in Paris, dem Mus&e zoologique in St. Petersburg. Außer den üblichen Ereänzungen an anatomischen Instrumenten, Werkzeugen ete. wurden nur einige kleinere Apparate, wie Spritzen, Luft- pumpe ete. angeschafft; außerdem, zum Gebrauche bei den Vorlesungen, eine größere Reihe von Modellen zur Erläuterung der menschlichen Anatomie und der Entwieklunesgeschichte, für deren Ankauf besondere Mittel nach- träglich in das Budget des Jahres eingestellt waren. Naturhistorisches Museum. OCXXVU In der Zoologischen Abteilung ist ein Gesamtzuwachs von 7681 Nummern in etwa 353 400 Exemplaren zu verzeichnen. Der weitaus größere Teil — 5164 Nummern in rund 20500 Exemplaren und im Werte von #4 5050 — ist dem Museum als Geschenk zugegangen. Der Gesamtwert der zoologischen Eingänge beziffert sich auf etwa «#4 15 000.— Auf die einzelnen Abteilungen verteilt sich der Zuwachs in folgender Weise: 1. Sausetiere....... . 210 Nummern, 210 Exemplare 2. Vögel, Nester etc..... 233 5 237 H, 3. Reptilien, Amphibien 216 5 600 4 Amslischersr.. 2: en Rs 2037 ; 5. Mollusken .... a 594 a 4010 EN Delnsektenteren nn. dh N 19 167 = 7. Spinnen .. Er r 518 e 1504 8. Myriopoden.... I: 59 ne 300 e 9. Crustaceen .... 95 5 544 „ 10. Würmer, Molluscoiden 424 e 3792 “ NeaRchnodermen er 101 " 150 12. Coelenteraten, Protozoen 54 4 249 . 7681 Nummern, 33400 Exemplare. Von größeren Ankäufen seien erwähnt die Doubletten der Myriopoden und Arachniden der Fea’schen Sammlungen aus Birma, Tiefseefische des Mittelmeers von Professor Giglioli, Teile der Gustav Freiltag’schen Conchylien- sammlung, sowie verschiedene größere Collektionen von Säugetier- und Vogelbälgen, von Tintenfischen, Orthopteren und Schmetterlingen. Aus der Reihe der Geschenke, für welche der gebührende Dank in den Tagesblättern bereits abgestattet wurde, mögen folgende hier kurz erwähnt werden: Von Herrm @. H. €. Ackermann ein Fell des seltenen Tragelaphus angası; von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Bismarck Eber, Bache und Frischlinge vom Wildschwem aus dem Sachsenwalde; von dem Botanischen Garten eingeschleppte Regenwürmer und Tausendfüße; von Herrn Dr. Brandes-Halle 24 deutsche Trematoden; von Herrn Dr. Drauer-Gießen Skorpione, Spinnen und Würmer von den Seychellen; von Herrn Dr. von Brunn 30 Eingeweidewürmer aus Aalen; von Herrn W. Buwrchard-Sumatra 174 Insekten, Tigerembryo von Ostsumatra; von Herrn ©. Calwood-St. Thomas wertvolle Sammelausbeute aus St. Thomas; von Herrn P. O0. Carpenter- Dublin 25 Phalangiden von Irland; von Herrn Dr. Delfin- Valparaiso eine eroße Anzahl Insekten, Würmer und Meerestiere von Chile; von Herrn Fr. Dörries 50 seltene Schmetterlinge aus Ostsibirien; von Herrn Quarantaine- Inspektor €. Eggert - St. Thomas Insekten, Spinnen und Würmer von Vermehrung der Sammlungen. CXXVIN Naturhistorisches Museum. St. Thomas; von Herrn Geo. W. Fischer 2 Schädel von Aymara-Indianern aus Bolivien; von Herrn J. H. Fixsen Fell und Skelett der Vierhorn- antilope, Tetraceros quadricornis, Fell von Canis jubatus; von Herrn Schiffsarzt Dr. Gassmann eine große Zahl Land- und Seetiere von der Südwestküste Südamerikas; von Herrn Schiffsoffizier Gölldner Schlangen von Santos; von Hermn X. Gosse Schlangen, Insekten und Spinnen von Westafrika; von Herrn Z. Graeser zahlreiche Insekten, besonders forst- schädliche, der heimischen Fauna; von Herrn €. @. de Haseth- Curacao wertvolle Sammelausbeute, namentlich an Landtieren, von Curacao; von Frau W. Hintze Meerestiere, Spinnen und Insekten von Amrum; von Herrn ©. 4A. Höft niedere Tiere der heimischen Fauna; von Herrn €. Hoege »00 seltene Käfer aus Mexico ; von den Herren Janftzen & T’hormählen Skelett einer Sirene, Manatus senegalensis; von Herrn H. Jebens % Rohr- dommeln ; von Herrn Dr. von Ihering - Saö Paulo Wespennester aus Brasilien; von Herrn H. Jourdan exotische Fische und Libellen, von Herrn H. Kalbe 74 einheimische Schlupfwespen und Raupenfliegen; von Herrn Professor Keller-Zürich Regenwürmer von Madagaskar; von den Herren Professoren FE und RK. Kraepelin Sammelausbeute einer Reise nach Nordafrika, Spanien und den Balearen; von Herın F. Krause 30 Regenwürmer von Saö Paulo ; von Singapore ; von Herrn 7. Lenz-Kobe 450 Fische, zahlreiche Reptilien, von Herın Dr. //. Lenz-Lübeck 11 wertvolle Gorgonidentypen Amphibien und Insekten von Japan; von Herrn # Th. Lind Vampyr, Insekten und Schnecken aus Venezuela; von den Herren Zöndström, Roehl & Co. ein Faultier; von Fräulein Zippert Vogelbälge, Skorpione, Spimmen, Tausendfüße, Insekten und Mollusken aus Transvaal; von Herrn Ingenieur ‚Jean Melz 300 Insekten von Sa6 Paulo; von Herrn Dr. W. Michaelsen Sammelausbeute semer Reise nach Aegypten bis zum ersten Katarakt; von der Zoologischen Station in Neapel 35 Anmneliden; von Herrn Dr. W. von Ohlendorff Vogeleier und Meerestiere von Huanıillos und Lobos de Afuera; von Herrn H. O’Swald 11 Vogelbälge von Madagaskar; von Herrn Schiffsoftizier M. Oswald reiche Sammelausbeuten semer Reisen nach Nossib@; von Herrn Schiftsoffizier Ze. Paessler Sammel- ausbeuten seiner Reisen nach Chile und der Magalhaensstraße; von Herrn Kapitän Petersen Insekten, Spinnen und Tausendfüße von Westindien ; von Herrn Professor Dr. Plate-Berlin Regenwürmer aus Chile; von Herrn H. Saenger 26 Vogelbälge von Japan; von Herrn 4. Sauber zahlreiche Insekten, besonders forstschädliche, der hiesigen Fauna; von Herrn Dr. €. Schäffer Sammelausbeute einer Reise in die schwäbische Alp; von Herrn Schiffs- offizier Schömmelpfennig Schlangen von Hayti; von Fräulein Schmilinsky Schuppentier von Westafrika; von Herrn Professor Dr. ©. Schneider-Blasewitz Skorpione und Tausendfüße von Alexandrien und Palästina, 400 Schlupf- wespen von Borkum; von Herrn W. Scholz-Maxaos Mäuse, Skorpione a A ne eK A ce Me Naturhistorisches Museum. OCXXIK Insekten und Tausendfüße vom Amazonenstrom ; aus dem Nachlasse des Herrn L. Schrader durch Frau Place 3600 Insekten, meist aus Australien; von Herrn Dr. Schütt Regenwürmer aus Griechenland und Italien; von den Herren Gebrüder Siemssen-Indrapura Estate eine große Zahl wertvoller Reptilien, Fische, Krebse, Würmer und Insekten von Sumatra ; von Herrn Dr. 0. Sonder-Öldesloe Spinnen, Phalangiden, Afterskorpione und Milben der heimischen Fauna; von Herrn Joh. H, Soost 3 Lemuriden, 1 Viverre, 3 Vögel von Madagaskar’; von Herrn Schiffsoffizier Staben Eidechsen, Fische Mollusken, Krebse und Insekten von der Westküste Südamerikas; von Herrn Dr. F. Stuhlmann 255 Arachniden von Ostafrika; von Herrn Dr. von Sydow verschiedene Vögel aus seiner Vogelstube; von Herrn R. Tancere-Anklam 4 Säuger, 6 Vögel und 565 Insekten aus Üentralasien ; von Herrn M. Thiel-Matupi sehr wertvolle Sammlung von Meeres- und Landtieren, darunter 1700 Insekten und 12 Nautilus, von Neubritannien ; von Herrn Dr. H. Traun Eidechsen, Schlangen, Fische, Mollusken, Krebse und Insekten von Bissao, Nieder-Gumea; von Herrn Dr. H. Ude-Hannover 20 Würmer; von Herrn Dr. Vanhoeffen-Kiel 122 grönländische Polychaeten ; von Herrn Dr. Voeltzkow-Berlin Regenwürmer von Madagaskar ; von Herrn Apotheker R. Volk-Ratzeburg 2 Rohrdommeln, 1 Drossel; von Herrn Wahnkau durch Vermittelung des Herrn- 0. Louwvier Regenwürmer von Venezuela; von Hermm €. Weydiy jun. Eidechsen, Schlangen und gegen 500 Käfer von Neugumea; von Herrn F\ Wiengreen 13 Vogelhälge aus Californien und Paraguay ; von Herrn A. Woermann 1 Gorilla; von Herrn F. Worlee japanische Spinnen ; von der Zoologischen Gesellschaft durch Herrn Direktor Dr. H. bolau 59 Säugetiere, 37 Vögel, 7 Reptilien und Fische, diverse Würmer, Krebse, Spinnen und Schnecken. Die mmeralosische Abteilung weist einen Gesamtzuwachs von 1957 Nummern auf, von denen 559 gekauft, 129 gesammelt, 1249 geschenkt wurden. Der Wert dieser Zugänge beziftert sich auf ‚4 3970.—, von denen 4 2921. Von wichtigeren Geschenken seien hervorgehoben: Von Herrn Ch. Buhbe auf die Geschenke entfallen. 45 hiesige Geschiebe; von Herrm Geheimrat Professor Dr. Oredner-Leipzig Branchiosaurus-Suite von Niederhäßlich; vom Club Zlektra Sammlung wertvoller Kreideverstemerungen von Lüneburg; von Herrn Regierungs- bauführer Zreystedt-Ratzeburg 11 hiesige Geschiebe; von Herrn Dr. Hanssen- Lägerdorf 14 seltene Versteinerungen aus der Kreide von Lägerdorf; von Frau W. Hintze 20 hiesige Geschiebe; von Herrn Z. Hundeshagen-London 2 Goldstufen und 4 Waschgoldproben aus Siebenbürgen und Spanien; von Herrn €. Jllies kostbare Suite von Topas und Feldspath aus Japan; vom Alineralogischen Museum in Königsberg 59 Geschiebe und Verstemerungen aus Ostpreussen; von Herrn J. #. Kummerfeld-Wankendorf zahlreiche lose Tertiärversteinerungen von Stolpe; von Herrn Dr. W. von Ohlendorff ı Inventar. Benutzung des Museums. Naturhistorisches Museum. CXXX diverse Mineralien und Verstemerungen aus Chile, Peru, Carolina und Algier; von Herrn Dr. J. Petersen marine Diluvialfauna von Kirchsteinbeck ; von Herrn Seminarlehrer Pieper ca. 100 selbstgesammelte Versteinerungen aus dem Jura und der Kreide Pommerns: von Frau Commerzienrat Riedemann 283 auserlesene Mimeralien, Versteinerungen und Geschiebe; von Herrn Dr. Rüst-Hannover 20 Radiolariengesteine nebst Dünnschliften; von der Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer 9 hier ausgegrabene Knochenreste; von Herrn Dr. Schmeleck-Christiania 6 Grundproben der Norske Nordhavs- Expedition; von Herrn Pastor Schroeder-Itzehoe große Anzahl seltener Ver- steinerungen von Itzehoe und Lägerdorf, sowie einige Geschiebe von Zarrentin; von Herrn Dr. Sonder-Oldesloe 15 hiesige Geschiebe; von Herrn J. H. Soost eine große Suite von Bergerystallen von Madagaskar; von Herrn P. Trummer 72 hiesige Geschiebe; von Herrn Professor V. Ussing-Kopenhagen 7 Kıyolith- Stufen von Grönland; von Herrn Mimisterialrat Wada-Tokio diverse Feld- spathkrystalle von Japan; von Herrm Stud. Wiegers-Halle Geschiebe und einige Mineralien von Halle; von Herrn Ferd. Worlde 10 diverse Mineralien; von Frau Dr. A. Zacharias eine große Iguano- donfährte von Oberkirchen. Die Vermehrung der Sammlungen vom 1. Mai 1595 bis 1. Mai 1596 13 hiesige ist zum Zwecke der Feuerversicherung wie folgt geschätzt: 1. Zoologische Sammlung ............. Wert .# 13 182, — 2. Mineralogische Sammlung ..... en hl, BADER 3. Bibliotheks pre SE » 8008, — A Instrumentenere ar 345,— 5.0 Mohilars ne 2 809, — Summe „#4 28 931,— Die Zahl der Besucher während der einzelnen Monate des Berichter- stattungsjahres ergiebt sich aus folgender Übersicht: Januar 7540 Personen Juli 9 670 Personen Februar 10 019 R August 11 190 N März 12 672 E; September 8800 R April 20 000 3 Oktober 8 809 6; Mai 15 330 5 November S8S15 a Juni 5445 > Dezember 9 505 e Summe 127 795 Personen Von 65 Gelehrten, welche im Laufe des Jahres das Museum besuchten, benutzten 4 andere vorwiegend die Einrichtungen des Museums studierten. 15 die Sammlungen zu besonderen Studienzwecken, während Der hiesigen Gewerbeschule wurde, wie früher, an Sonntagen die Benutzung des kleinen Hörsaals und der Museumsobjekte für den Zeichen- gestattet. Erlaubnis, geeignete Objekte des Museums zu ihren Studien zu verwerten. unterricht Verschiedene Maler und Zeichner erhielten die Naturhistorisches Museum. (HOSU Von zahlreichen einheimischen Gelehrten wurde die Bibliothek zu Rathe gezogen, von einigen Material des Museums für Vorträge entliehen. Zwei hiesige Herren benutzten Arbeitsplätze des Museums für längere Zeit zu zoologischen Studien. Außerdem sind die Hörsäle abgesehen von den gesetzlichen Vorlesungen der Beamten des naturhistorischen Museums und des Museums für Völkerkunde — dem Naturwissenschaftlichen Verein für seine allgemeinen und Gruppensitzungen, sowie dem Hamburger Bezirksverein der deutschen Gesellschaft für angewandte Chemie für seine wissenschaftlichen Sitzungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Während des Wintersemesters wurde endlich das kleine Auditorium noch für weitere Vorlesungen im Auftrage der Oberschulbehörde in Anspruch genommen. Sammlungsteile des Museums wurden zur Bestimmung oder zum Vergleich übersandt an die Herren: Dr. Babor-Prag, Oberlehrer Breddin- Halle, Budde - Lund - Kopenhagen, Rev. ©. P. Cambridge - Bloxworth, Dr. Carpenter-Dublin, Dr. Fauvel-Caen, M. Gourdon-Bagueres, Dr. Hagen- Homburg, Dr. Z. Koch-Nürnberg, Professor Lampert-Stuttgart, Dr. Lacas- serlin, Dr. de Man-Jerseke, Dr. von Marenzeller-Wien, Montandon-Bukarest, Professor Neumann-Toulon, Direktor Dr. Rrs-Mendrisis, Dr, Schmiedeknecht- Blankenburg, Oberst von Schönfeld - Eisenach, Dr. ‚Seydel - Amsterdam, Dr. Staudinger-Blasewitz, Professor Tullberg-Upsala. Zur Bestimmung oder zum Vergleich ging bei dem hiesigen Museum Material ein von den Museen zu Amsterdam, Berlin, Bonn, Caleutta, Dresden, Frankfurt a. M., Genf, Göttingen, Halle, Heidelberg, Helgoland, Jena, Leipzig, Sa6 Paulo, St. Petersburg, Strassburg, Stuttgart, Upsala, Würzburg, sowie von den Herren Dr. Brauer- Gießen, Dr. Hansen-Kopenhagen, Professor Kelter-Zürich, Dr. König-Bonn, Professor Plate-berlin, Professor Schmeider-blasewitz, Dr. Soerensen-Kopen- hagen, Dr. Vanhoeffen-Kiel, Dr. Voeltzkow-Berlin. Doubletten wurden abgegeben an verschiedene hiesige Schulen, wissenschaftliches Untersuchungsmaterial an Herrn Dr. Seydel-Amsterdam. Sammelkisten sind neu ausgegeben an die Herren: (€. @. de Haseth- Curacao, C. Calwood-St. Thomas, Zygert-St. Thomas, Zug. Gutmann-Rl.Popo, Wald. Scholz-Manaos, W. Burchard-Sumatra, Dr. Brauns-Port Elizabeth, F. Wiengreen-Argentinien, Dr. Stierling-Tanga, P. Frey-Nossibe, von Wülfing- Batavia, wie an die Herren Schiftsoftiziere resp. Schiftsärzte MR. Paessler, Max Oswald und Dr. J. Dfeffer. Von dem großen Vorratssaal des Kellergeschosses wurde durch Aufführung einer Zwischenwand ein Raum für Rohskelette und solches Material abgescheert, welches seiner Grösse wegen nicht sofort in Gläsern untergebracht werden kann. Zu diesem Behufe wurden in dem neu gewonnenen Raum eine Anzahl größerer Cementtröge und ein großer Skelettschrank aufgestellt. Das bisherige Amtszimmer des Custos für i* Verkehr mit fremden Instituten und Gelehrten, Bau und Mobiliar. Arbeiten im Museum. OD Naturhistorisches Museum. Zoologie ist in einen allgemeinen Arbeitsraum für wissenschaftliche Hülfs- arbeiter umgewandelt und dem Custos ein neues Arbeitszimmer hergerichtet. Für Mollusken und Insekten waren neue Sammlungsschränke notwendig. In der Schausammlung gelangte zunächst eine grössere Gruppe von Wildscehweinen mit ihren Frischlngen — ein Geschenk Sr. Durchlaucht des Fürsten von Bismarck —, in einem besonderen Glas-Pavillon und m natürlicher Umgebung dargestellt, zur Aufstellung. Die Waltiersammlung wurde durch den Kopf eines australischen Zwergwales (Gypsabguß) und den Schädel eines männlichen Hyperoodon vermehrt. Außerdem sind 50 Säuge- tiere neu gestopft, etwa 100 auf neue Postamente gesetzt, die anthropologische Sammlung und die Sammlungen der Affen und Halbaffen mit gedruckten Etiketten versehen. An Spirituspräparaten wurden etwa 50 neu montiert, 90 weitere hinzugefügt, darunter die Nachbildung einer holsteinischen Austernbank, die Entwickelungsstufen und Varietäten des Flußaales etc. In der einheimischen Fauna ist die etwa 2000 Spezies umfassende Sammlung von Hauttlüglern in 25 Kästen auf der Galleriebrüstung des Hauptgeschosses zur Aufstellung gebracht, während die durch Lichteimwirkung unansehnlich gewordene Collektion biologischer Insektenpräparate durch künstliche Färbung der dazu gehörigen Zweige, Blätter uud Blüten wieder ausstellungs- fähig gemacht wurde. Auch die Schaukästen der Molluskensammlung mußten sämtlich wegen Ausbleichens der Farbe erneuert werden. Für die Fischereiabteilung der Allgemeinen Gewerbe-Ausstellung in Berlin wurde eine Reihe von Präparaten durch Herrn Dr. von Brumn zur Aufstellung gebracht, wofür demselben eine silberne Verdienstmünze seitens des Deutschen Fischerei-Vereins und ein Ehrenzeuenis seitens der Gewerbe-Ausstellune zu teil wurde. Auch das Museum selbst ist mit emem solchen Ehrenzeuenis bedacht worden. In der wissenschaftlichen Hauptsammlune ist «die Revision und Katalogisierung der Säugetiere weiter gefördert und auf die Halb- affen, Raubtiere, Huftiere, Zahnarme und Beuteltiere — insgesamt 773 Exemplare — ausgedehnt worden. Ingleichen wurde eine Neuaufnahme der gesamten Skelettbestände der Säuger durchgeführt und mit der Katalogisierung derselben begonnen. In der Vogelsammlung wurde die Hauptmasse der Schwimmvögel — S64 Iixemplare — nach den Bänden 25 und 2S des Britischen Kataloges neu durchbestimmt und katalogisiert; ebenso 221 Nummern Neueingänge. Die Eiersammlung wurde geordnet, neu montiert und durchweg mit neuen Etiketten versehen. Von niederen Wirbeltieren — Reptilien, Amphibien, Fischen — sind 830 Nummern neu bestimmt, zum größeren Teile auch katalogisiert und in die Sammlung eingeordnet. Für die Familie der Scineoiden wurde ein neuer Katalog angefertigt. u an A Naturhistorisches Museum. OXXNTII In der Molluskensammlung ist der Inhalt von S Schränken mit Neueinsängen der letzten Jahre vorläufig gesichtet, gereinigt, mit neuen Fundortsetiketten versehen ete., sodaß nunmehr mit der wissenschaftlichen Bestimmung und Einordnung «des Materiales in die Hauptsammlung, welche selbst einer «durchgreifenden Neubearbeitung bedarf, begonnen werden kann. In der Entomologischen Abteilung sind 6260 Insekten gespießt und gespannt worden. Die Neueingänge der Schmetterlinge wurden be- stimmt und im die in den Vorjahren endeültig aufgestellte Sammlung eingereiht. Von Orthopteren wurde die Gruppe der Phasmiden unter Revision der estimmungen in einen neuen Schrank übergeführt. Die große, bis dahin völlie ungeordnete und unbestimmte Sammlung der Hautflügler konnte in ihrer Gesamtheit — etwa 40 000 Exemplare — mit Individuen- etiketten versehen und nach Gattungen zusammengesteckt werden, um so die Normalaufstellung vorzubereiten. In diese Normalaufstellung sind dann bis Schluß des Jahres 27 Kästen, das sind die Apiden bis zur Gattung Xylocopa, gebracht worden. In ähnlicher Weise wurde mit der Ordnung der weit über doppelt so umfangreichen Käfersammlung der erste Anfang gemacht, in dem zunächst die Ciemdelen und Carabiden zusammengesteckt, auch das Material zu emer Fauna des Niederelbgebietes aus ihnen heraus- gezoeen wurde. Von Schnabelkerfen sind die Familien der Belostomiden, Mononyeiden, Galguliden sowie die europäischen Capsiden bestimmt, einige tausend Exemplare der bisher fast nur aus regellosen „Eingängen“ bestehenden Hauptsammlung mit Individuenetiketten versehen. Für die geplante Ausstellung von Schädlingen des Pflanzenbaues in der Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg 1897 sind eine Reihe von Vorarbeiten — Listen der in Betracht kommenden Tierformen, Aussuchen des Materials aus den systematischen Sammlungen, Anfertigung von Desideratenlisten — zum Abschluß gebracht. Die Eingänge an Skorpionen (41 Nummern) wurden bestimmt und kataloeisiert, ebenso die einheimischen Phalangiden (50 Nummern) und etwa 100 Nummern Tausendfüße. Von Krebsen sind eine Anzahl Decapoden und die einheimischen Asseln bestimmt und in die Sammlung gestellt. Von Würmern sind die Neueingänge (424 Nummern) erledigt, während aus der Hauptsammlung 484 Nummern Oligochaeten , sowie aus der Gruppe der Coelenteraten 1130 Nummern Korallen bis zur Gattung bestimmt und katalogisiert wurden. Die Stuhlmann’sche Ausbeute an Echinodermen erfuhr eine wissenschaftliche Bearbeitung und gelangte alsdann zur Aufstellung in der Hauptsammlung. ORRXIN Naturhistorisches Museum. Publikationen. An wissenschaftlichen Publikationen seitens der Beamten sind erschienen : Kraepelin, K.: Neue und wenig bekannte Skorpione. Mit 1 Tafel, im Jahrbuch der Hambg. wiss. Anstalten XIII, 1896, Beiheft. Derselbe: Phalangiden aus der Umgegend Hambures, ebenda. Pfeffer, @.: Ostafrikanische Echiniden, Asteriden und Ophiuriden, ges. von Herrn Dr. F. Stuhlmann, ebenda. Derselbe: Die Fische Ostafrika’s in „Deutsch-Ostafrika“, Berlin 1896. Michaelsen, W.: Oligochaeten in „Kükenthal, zool. Forschunesreise in den Molukken und in Borneo“. Frankfurt a. M. 1896. Derselbe: Polychaetenfauna der deutschen Meere in „Wissensch. Meeresuntersuchungen ete., Riel und Helgoland“. Neue Folse II, 1. Derselbe: Reisebericht in „Ergebnisse der Hambg. Magalhaensischen Sammelreise“. I. Hamburg 1896. Schäffer, ©.: Die Collembolen der Umgebung Hambures und benachbarter Gebiete; mit 4 Tafeln im Jahrbuch der Hamb. wissensch. Anstalten XIII, 1896. Außerdem sind über das Material des Museums folgende Arbeiten fertig gestellt, welche sämtlich teils im XII. Bande der „Mitteilungen“, teils im I. Hefte der seitens des Museums herausgegebenen „Ergebnisse der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise“ erschienen sind: Altems, ©. Graf: Beschreibung der von Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Myriapoden im Jahrbuch der Hamb. wissensch. Anstalten XIII, 1596. 1 Tafel. Chun, C.: Beiträge zur Kenntnis ostafrikanischer Medusen und Siphonophoren nach den Sammlungen Dr. Stuhlmanns, ebenda. 1 Tafel. Lampert, K.: Die von Dr. Stuhlmann an der Ostküste Afrikas ge- sammelten Holothurien, ebenda. de Man, J. @.: Über neue und wenig bekannte Brachyuren des Hamburger und Pariser Museums, ebenda, 3 Tfln. Beddard, Frank, E.: Naiden, Tubificiden und Terricolen in „Ergebnisse der Hamburger Magalhaens. Sammelreise“. I. Hamburg 1896. 1 Tafel. Braun, M.,: Trematoden, ebenda, 1 Tafel. Fischer, W.: Gephyreen, v. Linstow: Nemathelminthen R 1 . Lönnberg, E.: Cestoden, F mes Ude, H.: Enchytraeiden, A 1 r Vorlesungen, Die öffentlichen Vorlesungen des Direktors im Wintersemester 1896/97 Exkursionen. Bohandelten die allgemeine Systematik als Überblick über die Verwandtschafts- verhältnisse der heutigen Tierwelt, während Herr Custos Dr. Deffer über Naturhistorisches Museum. IXXXV allgemeine Physiologie als Lehre von den Grundeigenschaften des Lebens las. Herr Dr. von Brunn gab in der zweiten Hälfte des Semesters eine kurze Darstellung der Deutschen Hochseefischerei, ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihres Betriebes. Während der Sommermonate wurden nur seitens des Direktors einige Exkursionen in die Umgegend mit hiesigen Lehrern unternommen. In der mineralogischen Abteilung blieb die Schausammlung der Hauptsache nach unverändert. In der wissenschaftlichen Hauptsammlung wurden 25 Schiebladen silurischer, devonischer und jurassischer Geschiebe, sowie 17 Schiebladen hiesiger Lokalsuiten revidiert und neu geordnet, auch die Eingänge sämtlich bestimmt und eingereiht. Die Aufstellung neuer Schränke machte umfangreiche Einräumungs- und Umstellungsarbeiten nötig. Auf Ersuchen des Herrn Professor Lepsius — Darmstadt wurden die Blätter „Schleswig“ und „Hamburg“ seiner geologischen Karte von Deutsch- land vor der Drucklesung einer Revision unterzogen; ein Zettelkatalog der mineraloeischen Litteratur der öffentlichen Bibliotheken Hamburgs ist fertiggestellt. Außerdem wurden im Laufe des Jahres 20 Gutachten abgegeben, davon 9 über Bohrungen auf Wasser, 3 über Bohrungen auf Salz, 4 über Bohrungen auf Kreide, 2 über Handelswerth von Mineralien, 2 über wissenschaftliche Fragen. Die Zahl der Exkursionen während des Sommerhalbjahres betrug 16; die öffentlichen Vorlesungen des Wintersemesters gaben eine Einführung in die Palaeontolosie. Mineralogische Abteilung. COXXXVI Botanischer Garten. t. Botanischer Garten. Berieht des Prof, Dr. Zacharias. Von grösseren Neuanlagen kamen im Berichtsjahre lediglich die schon im vorigem Jahresberichte erwähnten Anpflanzungen von Mediemalpflanzen zur Ausführung; im übrigen wurden die vorhandenen Arbeitskräfte und Geldmittel für die Verbesserung und Anussestaltung der vorhandenen Anlagen verwendet. Im System wurden gründliche Bodenverbesserungen und Umpflanzungen vorgenommen, das vor dem Victorienhause belegene Warmwasserbassin wurde vergrössert, die Sammlungen einheimischer Pflanzen wurden auf Exeursionen ereänzt. Unter anderm konnte die in Nord- deutschland auf verhältnißmäßig wenige Standorte beschränkte Lobelia Dortmanna aus dem Ihlsee bei Segeberg in unsere Wasseranlage verpflanzt werden. . Da der Stadteraben bisher seiner steil zu größerer Tiefe abfallenden Ufer halber für die Anpflanzung von Wasserpflanzen wenig geeignet war, wurde der bei den Vorarbeiten für das im laufenden Jahre zu erbauende Gewächshaus gewonnene Boden zu einer Einschüttung verwendet. In unmittelbarer Nähe einer dem Publicum zugänglichen Uferstelle ist dadurch eine seichte Parthie für die Anpflanzung von Wasserpflanzen gewonnen worden, welche abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, welches sie gewähren wird, auch das Landschaftsbild am Stadtgraben wesentlich verschönern und beleben wird. Verschönerung des Gartens unter gleich- zeitiger Berücksichtigung der Lehrzwecke ist überhaupt dadurch angestrebt worden, daß außerhalb der nach bestimmten systematischen und biologischen Prineipien regelmäßig angeordneten Anpflanzungen an verschiedenen Stellen je nach Lage, Bodenbeschaffenheit ete. Gewächse verschiedener Art so angepflanzt wurden, dass sie dem Beschauer dort wild vorzukommen scheinen, ein Verfahren, welches als „natural grouping of hardy plants“ in der neueren englischen Landschaftsgärtnerei bedeutende Erfolge erzielt hat. (Vergl. Robinson. The wild garden. London 1894). Botanischer Garten. CXXXVI In Folge der Fertigstellung des neuen Hörsaales und der durch eme ausserordentliche Bewilligung ermöglichten Vervollständigung der Lehrmittel konnte die Lehrthätiskeit in grösserem Umfange als im vorigen Berichtsjahre aufgenommen werden. Im Winter wurde vom Berichterstatter über die Zelle, im Sommer über Systematik der Dicotyledonen gelesen. Ferner wurden praktische Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von Kryptogamen (Winter) und Phanerogamen (Sommer) veranstaltet. Die Anzahl der 'Theil- nehmer an diesen Uebungen führte zur Eimrichtung von zwei gesonderten Kursen im Winter und von drei derartigen Kursen im Sommer des Berichts- Jahres. Die Benutzung der Pflanzen des Gartens zu Unterrichts- und Studien- zwecken sestaltete sich im Uebrigen folgendermaßen: Für den botanischen Unterricht in den hamburgischen Schulen, als Vorlagen für den Unterricht im Zeichnen und Malen sowie an Besitzer von Herbarien wurden 555 287 Pflanzen, respective Pflanzentheile verabfolgst (im Jahre 1595: 319 601). Es mag an dieser Stelle bemerkt werden, daß die Anzahl derjenigen, welche in den Anlagen des Gartens lebende Pflanzen zeichnen und malen, sich beträchtlich vermehrt hat; ein Umstand, der sicherlieh mit dazu beitragen wird die Blumenmalerei zu fördern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die naturwidrigen Formen, welche auf manchen Pflanzenbildern das Auge unangenehm berühren, dadurch veranlaßt worden sind, daß der Künstler, nur über abgesehnittene, auch wohl oftmehr oder weniger angewelkte Pfllanzentheile verfügte, welche er dann in beliebiger, seinem Geschmacke gerade entsprechen- der, dem Charakter der betreffenden Pflanzen aber fremder Weise anordnete. Material für wissenschaftliche Untersuchungen wurde gesendet an die Herren Prof. Dr. van Tieghem m Paris und Prof. Dr. Arthur Meyer in Marburg. Wissenschaftliche Arbeiten wurden im Garten von zwei hiesigen Gelehrten sowie vom Berichterstatter ausgeführt. Die Untersuchungen des letzteren wurden zum Theil veröffentlicht in den Berichten der „Deutschen botanischen Gesellschaft“ (über einige mikrochemische Untersuchungs- methoden) und in dem „Report of the Liverpool Meeting“ der British Association for the advancement of science (on the cells of the Cyanophyceae). Ueber die Vermehrung der Pflanzensammlungen ist folgendes zu berichten: Durch Tausch wurden namentlich von den botanischen Gärten zu Strassburg und Paris, der Flora zu Köln, den Herren Prof. Farmer in London, Henry Dreer in Philadelphia und A. van Imschoot in Gent werth- volle Pflanzen erworben. Besondere Erwähnung verdient der seltene Cycadeen-Bastard Ceratozamia mexicana fuscata aus dem Straßburger Garten sowie eine Sammlung von nordamerikanischen Inseetivoren und Orchideen, welche von Herrn Dreer gegen Wasserpflanzen unserer heimischen Flora eingetauscht worden ist. OXXXVIL Botanischer Garten. Durch Kauf wurden vorzugsweise die Gehölz- und Staudensammlungen des Freilandes vervollständigt. Bei der Auswahl der Stauden kamen nicht lediglich wissenschaftliche Gesichtspunkte in Betracht; es wurde vielmehr auch darauf Bedacht genommen, Pflanzen von decorativer Wirkung zu erwerben. Der Garten erhielt mehrfach den Besuch von Gärtnern, welche sich über die Verwendbarkeit von neu eingeführten Stauden für decorative Zwecke unterrichten wollten. Das gab Veranlassung, den Garten auch für den praktischen Gärtner durch entsprechende Erwerbungen nutzbringender zu gestalten. An Geschenken erhielt der Garten die folgenden: 1) Sämereien, Knollen und Zwiebeln von den Herren A. Arnemann und Co., Dr. Borgert, Frau Baronin Caeeilie von Brockdorf, den Herren Dill, Groenewold, Hernsheim (eine größere Sendung von Orchideen aus dem Bismarckarchipel), A. Kochen (Früchte und Samen von Theobroma eacao. Die Samen erwiesen sich als keim- fähig, so daß die Anzucht eimiger Cacao-Pflanzen möglich wurde.), Prof. Dr. Kraepelin, William A. Ritz (keimender Samen von Lodoicea Sechellarum, emer auf den Sechellen vorkommenden, durch ihre 10—25 Kilo schweren Früchte ausgezeichneten, im botanischen Gärten äußerst seltenen Palme), Capt. Schmidt, J. Winkler (ver- schiedene Zwiebeln und Sämereien aus Japan), Zimpel. — 2) Pflanzen von Frau Berthold, Frau J. M. Bretischneider, den Herren Dr. ©. Burchard, Frau Buskies, den Herren Fritz, W. J. Goverts (Eucephalartos horridus, Dioon edule, Areca Verschaffeltii), Arück, Kuhle, Baron F. von Miiller in Melbourne (ein schönes Exemplar von Todea barbara. Es mag an dieser Stelle hervorgehoben werden, daß der hiesige Garten gleich vielen anderen botanischen Gärten der unermüdlichen Fürsorge des jüngst Verstorbenen Baron F. v. Müller einen großen Teil seiner australischen Pflanzen verdankt.), Capt. Möller (verschiedene Wasserpflanzen aus Haiti), Dr. Naunne, von Pöppinghusen, Bunde, Sander, Capt. Schmidt (eine Anzahl wertvoller tropischer Pflanzen), Stoldt, Zimpel (einige Exemplare von Sturmia Loeselii, einer der Seltenheiten des Eppendorfer Moores). — 3) Sammlungsobjeete von Frau Dr. Bülau, den Herren W. J. Goverts, Apotheker Kirsten und Ed. Lippert. Die Bibliothek erhielt verschiedene Bücher von der Oberschulbehörde, dem Vorstande des Bildungsvereins für Arbeiter, Herrn Dr. Bilau, Apotheker Dr. Mielek, I. Winckler (eine Japanische Flora sowie ein japanisches Werk über Veredelung). Das Herbar wurde durch eine werth- volle Schenkung von Herrn .J. Sieveling wesentlich vermehrt. Botanischer Garten. ERRRIX Für die innere Ausschmückung des Hörsaales schenkten: Herr Prof. Reymolds Green in London die Portraits von Dr. J. Dalton Hooker und Robert Brown, Herr Dr. Sonder eine Ansicht des hiesigen botanischen Gartens, Frau Marie Zacharias die Portraits von Prof. Dr. Lehmann und Physikus Dr. Buek sowie verschiedene Landschaftszeichnungen aus dem hiesigen botanischen Garten. Eine Anzahl schöner Goldorfen überwies Frau M. H. Mangels dem Garten für den Stadtgraben. Einige Nachtigallen-Pärchen wurden von Herrn Völschau in sachkundiger Weise ausgesetzt. (ORIE Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. 8. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. Bericht des Direktors Professor Dr. Sadebeck. Die im Nachfolgsenden sesebene Zusammenstellung über die während des Berichtsjahres 1596 erfolgte Erweiterung der Sammlungen und die wissenschaftliche Thätigkeit des Institutes umfasst: A. die Sammlungen, B. die Instrumente und Apparate, C. die Bibliothek, D. den Bericht über die wissenschaftliche Thätigkeit und die Benutzung des Institutes. A. Sammlungen. I. Geschenke überwiesen: 1) Herr J. D. Flügger: Weissen und röthlichen Sansibar-Copal, indischen und Sansibar-Copal mit Insekten, Angola-, Sierra-Leone-, Congo-, Madagaskar-, Macassar- und Padane-Copal. 2) Die Direktion des Vereins deutscher Oelfabriken m Hamburg und Mannheim: Westafrikanische Erdnüsse (Arachis hypogaea L.), in Schalen und geschält, geschälte ostafrikanische Erdnüsse, 3 Sorten Erdnussöl, Erd- nusskuchen; ostafrikanische Sesamsaat . (Sesamum indicum L.), 3 Sorten Sesamöl, Sesamkuchen; Coprah (Endosperm der Cocosnuss), Cocosöl und Cocoskuchen. 3) Herr F. Gabain: Kamerun- und Togo-Palmöl und Palmkernöl. 4) Die Direktion der Ersten Deutschen Ramiespinnerei Emmendimgen (Baden): Stengel von Ramie (Boehmerza nivea Hk. et Arn.) Rohfaser derselben, gebleichte und gekämmte Faser, weisse und gefärbte Garne und Gewebe. 5) Die Direktion der Jute-Spinnerei und -Weberei in Schiffbek: Eine Collection von Jute und Jute-Fabrikaten. 6) Herr J. Jordan: Aesyptische Baumwolle. 7) Herr L. Levy: Proben von Granbassa-, Monrovia- und Cap Palmas- Piassave von Raphia-Arten, Palmyra-Piassave von Borassus flabellifer L., Para- und Bahia-Piassave von Attalea funifera Mart. sowie Madagaskar- Piassave von Dietyosperma fibrosum Wright. 8) Herr Apotheker C. Meyer- (f) Curacao: Eine Collection von 173 Hölzern. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. EXLI 9) Die Direktion der Hamburg-Amerika-Linie: Landesprodukte aus Texas (Hirse, Roggen, Hafer, Reis, Maisstauden von ca. 3 Meter Höhe, Baumwollstauden mit Fruchtkapseln, Baumwollöl, verschiedene Ooniferen- Hölzer, eonservirte Früchte ete.), welche dem Kapitain des Dampfers „Sicilia“ anlässlich des Anlaufens des Hafens von Galveston seitens einer dortigen Deputation überreicht worden war. 10) Herr Dr. Voigt: 12 z. Th. colorirte Photographien japanischer Culturfelder (Thee, Reis, Lotos, Bambus ete.). 11) Herr C. H. v. Eicken: Muster ostafrikanischen Tabaks von der Lewa-Plantage, 1894er Ernte. 12) Fräulein Dinklage: Samen der Steinnuss-Palme (Phytelephas microcarpa R. et P.) und die Verarbeitungsstadien derselben zu Knöpfen. 135) Herr O. Rafflenbeul: Verarbeitung der Steinnuss (Phytelephas microcarpa R.et P.) und der Elfenbeinnuss (Coelococcus salomonensis Dingl.). 14) Die Herren E. H. Worlee & Co.: Kolanüsse (Samen von Cola acuminata R. Br.) aus Westafrika und sog. Westindische Kolanüsse (Samen von Tounatea guyanensis Aubl.). 15) Herr F. Dencker: Weisse Kolanüsse (Samen von Gareinia Cola Heck.) und Cortex Mangle (von Rhizophora Mangle L.) aus Westafrika, an der Sonne gedörrte Kartoffeln und Lignum Pichi (von Fabiana imbri- cata R. et P.) aus Chile. 16) Herr Dr. Hinneberg: 3 Fruchtstände von Andropogon arundi- naceus Scop. 17) Herr Dr. Brick: 30 Phanerogamen, 5 Farne, 4 Moose, 5 Flechten und 150 Pilze aus der Umgebung von Hamburg, besonders dem Sachsenwalde. 18) Herr Dr. Gaffron-Lima: 29 Phanerogamen und 5 Farne aus dem Innern des nördlichen Peru (leg. D. H. Deuks). 19) Herr O. Jaap: Zwei für die Flora von Hamburg neue Bidens- Arten, B. connatus Mühlenbe. vom Hammerhrook und BD. frondosus L. von der Dove-Elbe; Pilze aus der Umgebung von Hamburg und Triglitz (Prignitz); ein Hexenbesen von Betula verrucosa, hervorgerufen durch Exroascus betulinus Sad. von Triglitz, ein grosser Hexenbesen der Kiefer, ebendaher; Verbänderung einer Weide aus Allermöhe. 20) Herr Dr. Eichelbaum: Pilze aus der Umgebung von Hamburg. 21) Der Direktor: 4 Algen, 1 Chara, 5 Flechten, 108 Pilze und 5 Moose aus Nordamerika. 22) Herr Oberförster Dr. Möller: 32 Originalphotographien süd- brasilianischer Phalloideen. 23) Naturhistorisches Museum: 20 Algen (leg. Dr. v. Ohlendorfi, Dr. Gräffe, Hupfer und Pässler), darunter mehrere Kalkalgen; eine BRETT Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. Eichenwurzel mit einem umwachsenen Steine, von Fuhlsbüttel (ec. P. Rehdanz) ; eime Eschenwurzel, welche durch ein Loch eines Feuersteins hindurch- gewachsen ist; Verwachsungen von je 2 und 3 Haselnüssen, von einem Knick bei Stackenäs bei Warberg, Provinz Halland in Schweden. Ausserdem erhielten wir noch Geschenke einzelner Objekte von den Herren: R. Frank, Th. Baetcke, Jantzen & Thormählen, C’Steffen, Prof. Schenk, Dr. Timm, Richter, Dr. Klatt, Prof. Wortmann, O. Schneider, Groth, Rechtsanwalt Fülscher, Hansen, Dr. Köhler, E. H. Winter, Arens Böcker & Bünemann, Baron F.’v. Müller. Der bereits in den Tageblättern für die genannten freundlichen Zu- wendungen erstattete Dank möge hier nochmals einen Ausdruck finden. II. Durch Ankauf fand folgende Vermehrung der Sammlungen statt: 1) €. G. Pringle: Plantae mexicanae, 350 Nr. distr. 1885 — 89, 25 Nr. distr. 1894 und 210 Nr. distr. 1895. 2) G. Volkens: 364 Nr. Kilimandscharo -Pilanzen. 3) V. Schiffner: 13 Nr. tropische Heil- und Nutzpflanzen. 4) J. Bornmüller: 351 Nr. oriental. Pflanzen, iter persico-tureicum, 1892/93. 5) V. Stribrny: 292 Nr. bulgarische Pflanzen. 6) P. Sydow: Characeae exsiccatae IT. 7) A. Möller: Brasilianische Protobasidiomyceten. S) L. Romell: Fungi scandimaviei Cent. 1. 9) W. Krieger: Fungi saxonici XXIII und XXIV, sowie schädliche Pilze der Kulturgewächse 1. 10) Th. Reinbold: Alsae Muellerianae (e. J. Agardh) und Alsae Üeylonenses et Japonicae. 11) F. Pax: Herbarium cecidiologieum I — 11. 12) A. Schenkel: Diverse Fruchtstände, Zapfen, Früchte und Samen. 15) Steidtmann & Nagel: Raphia-Piassave, -Bast und -Matten, Borassus-Piassave, Cocosgarn und Jute. 14) H. Haas: Gewürze und Stärkemehle. 15) Th. Schuchardt: Früchte von Coelococcus vitiensis Wendl. 16) Gebrüder Conn: Elfenbeinnüsse (Coelococcus salomomensis Dingl.) 17) J. J. Darbeven: Usambara-Kaffee. 15) Reese & Wichmann: Ostafrikanische Vanille. III. Durch Tausch wurden erworben: 1) P. Richter: Phycotheea universalis XIV und XV. 2) Von Herrn F, S. Collins-Malden, Mass.: 114 Nr. meist californische Algen. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. CXLII Im Tausch abgegeben wurden an 1) U. S. Department of Agriculture, Division of Botany: 90 Nr. Phanerogamen aus Queensland, 108 Nr. Pteridophyten aus Queensland und Polynesien, 21 Nr. andere Pteridophyten, 50 Nr. deutsche Gramineen, Juncaceen und Umbelliferen, sowie 95 Nr. Algen. 2) Herrn F. S. Collins: 60 Algen. 3) Kegel. Botanisches Museum - Berlin: Einige Stärkemehle und Fasern. 4) Herrn Prof. Dr. Detmer-Jena: Lackmustlechte und einige Samen. B. Instrumente und Apparate. A) Gekauft wurden von: 1) C. Zeiss-Jena: Ein Objectiv D, ein dreistrahliger Revolver und 2 Con- densor mit Irisblende. 2) E. Leitz - Wetzlar: 1 Mikroskopstativ, 2 Objective 5, 2 Objective 6 und ein dreistrahliger Revolver. 3) W. & H. Seibert: em Irisblende. 4) H. Hartnack - Potsdam: Ein Ocular 2. B) An Geschenken überwies der Direktor: 1) Eine Schröder’sche Präparierlupe. 2) Eine Sammellinse. ©. Bibliothek. Gehalten wurden 19 Zeitschriften und 10 Lieferungswerke. Neu abonnirt wurde auf: 1) P. Ascherson: Synopsis der mitteleuropäischen Flora. 3) Kirchner & Boltshauser: Atlas der Krankheiten und Be- schädigungen landwirthschaftlicher Kulturpflanzen. 3) G. Lindau: Lichenologische Untersuchungen. Ferner wurden angeschaftt: 1) J. G. Agardh: Analeeta algologiea ce. eont. I — HI und Till Algernes Systematik, Nya Bidrag I — Vl. 2) 0. Dammer: Illustrirtes Lexikon der Verfälschungen und Ver- unreinigungen der Nahrungs- und Genussmittel. 3) A. Engler: Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzen- geschichte und Pflanzengeographie I — IX. 4) E. Hanausek: Erdmann-Königs Grundriss der allgemeinen Waarenkunde. 5) H. Schinz: Deutsch - Südwestafrika. 6) A. Sodiro: Uryptogamae vasculares Quitenses. 7) J. B. de Toni: Sylloge Algarum I — II. CXEIV Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. 8) M. Woronin: Sklerotienkrankheit der Vaceinienbeeren, der Trauben- kirsche und der Eberesche. 9) Kiepert: Wandkarte von Afrika. Im Tauschverkehr erhielten wir: 1) Kgl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar XXVI, 2, 1892 und XXVI, 3, 1893, Bihang Afd. IH. Bd. XX, 1895 und XXI, 1896 sowie Öfversigt 1894 No. 2, 8, 9, 10, 16, 19, 31, 32, 36 und 37. 2) U. S. Department of Agriculture: a) Experiment Station Record VII. — b) Yearbook 1895 — c) 5 kleimere Broschüren von Atwater & Woods, Gilbert, Morton, Swingle und Waite. 3) Kolonialmuseum Haarlem: Bulletin Maart und Juli 1896. 4) Hooker: Icones Plantarum IV, 3 und4, 1895, V, 1, 2, 3 und 4, 1896. 5) Redaction des Jahrbuchs der Hamburgischen Wissen- schaftlichen Anstalten: 3 botanische Abhandlungen von Hartwich, Rehberger und Zenetti. Geschenke überwiesen: 1) Gesellschaft für Botanik: a) Abhandlungen des Natur- wissenschaftlichen Vereins in Bremen XII, 3, 1895 und XIV, 1, 1896. — b) Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig XI, 1, 1896. — c) Abhandlungen und Berichte des Vereins für Naturkunde zu Kassel XLI, 1895/96. — d) Anzeiger der Akademie der Wissenschaften zu Krakau 1896. — e) 14. Bericht des Botanischen Vereins m Landshut (Bayern) 1894/95. — f) Jahreshefte des Natur- wissenschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Lüneburg XII, 1893/95. 9) Naturwissenschaftlicher Verein: a) H. Conwentz, Mono- sraphie der baltischen Bernsteinbäume. — b) J. Decaisne, Monographie des genres Ligustrum et Syringa. — ec) Th. M. Fries: Bidrag till en lefnadsteckning öfver Carl von Linne I. — d) J. Buza: Krankheiten der Kulturpflanzen. — e) N. Filarszky: Die Characeen mit besonderer Rücksicht auf die in Ungarn beobachteten Arten. — f) F. Haszlinszky: Flechtenflora Ungarn’s. — g) O. Hoppe: Beobachtungen der Wärme im der Blüthenscheide einer Colocasia odora (Arum cordifolium). — h) Th. Kosutäny: Ghemisch- physiologische Untersuchung der characteristischeren Tabaksorten Ungarns. — ıi) H. Wetterdal: Bakteriengehalt der Wasserzüge ın Stockholm. — k) W. Zopf: Die Conidienfrüchte von Fumago. — I) 25 Botanische Abhandlungen von Arthur, Bergonzini, Bombieci, Capellini, Coceoni, Delpino, Famimtzin, Fernald, Goebel, Korshinsky, Maximowiez, Meinshausen, Morini, Rizza & Boutlerow, 6) ul) Für 1) 2) Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde, CXLV Schwab, Schwendener, Ssüsew, Waghorne und Wilson aus ver- schiedenen Akademie- und Veremsschriften. — m) Einzelne Hefte der Schriften der Naturwissenschaftlichen Vereine zu Nürnberg, Reichenberg, Schleswig-Holstein, Schneeberg und Zwickau. Großherzogl. Badische Landwirthschaftlich-Botanische Versuchsanstalt mn Karlsruhe: L. Klein, 5. Bericht der Land- wirthschaftlich-Botanischen Versuchsanstalt 1858—1895. Herr Dr. Benecke: Soltwedel-Benecke, Formen und Farben von Saccharum offieinarum L. und von verwandten Arten. 21 chromo- lithographische Tafeln mit Text. Herr Dr. Brick: a) Forstliche Botanik 1894 und 1895. — b) Frank & Sorauer, Jahresbericht des Sonderausschusses für Pflanzenschutz für 1895. — c) Frank & Sorauer, Pflanzenschutz, 2. Auflage — d) Warburg, die aus den deutschen Kolonien exportierten Produkte. Herr Gehe & Co.-Dresden: a) Handelsberichte, September 1895, April und September 1896. — b) Verzeichnis neuerer Heilmittel mit kurzen Bemerkungen über Vorkommen, Zusammensetzung und Wirkung. Herr Kommerzienrath G. Hänsel-Pirna: 4 Vierteljahresberichte der Fabrik ätherischer Oele und Essenzen 1896. Herr Dr. Klatt: 4 Sonderabdrücke über Compositen. Herr Dr. Klebahn: 2 Kataloge der Handelsausstellung zu Bremen 1590/91. Der Direktor: a) Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft zu Hamburg, I-VIl, 1; IX,2; XI und XII. — b) Nuovo Giornale Botanico Italiano XXI, 1559. — c) Jahrbuch der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft 1592 und 1895. — d) Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte zu Halle 1891. — e) Lehmann, Revisio Potentillarum. Herr Major a. D. Th. Reinbold-Itzehoe: a) Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstem X, 2; 1895. — b) 40 botanische (meist algologische) Abhandlungen von Barton, Borgesen, Collins, Crato, Davis, v. Fischer-Benzon, Gomont, Hansgirg, Heincke, Hennings, Hieronymus, A. Krause, E. H. L. Krause, v. Lagerheim, Möbius, Prahl, Reinbold, Reinecke, Richter, Setchell, Schröder, Schütt, Weber-van Bosse, de Wildeman und Wille. Demonstrationen wurden in Folge einer nachträglichen Extra-Bewilligung angeschaft: L. Kny: 100 botanische Wandtafeln. A. Peter: 22 Wandtafeln zur Systematik, Morphologie und . Biologie der Pflanzen. GXTIVT 3otanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. 3) E. Brackebusch: Medicinalpflanzen, 25 Aquarelltafeln für Demonstrationen bei Vorlesungen. 4) F. Rosen: 9 anatomische Wandtafeln der vegetabilischen Nahrungs- und Genussmittel. 5) Tschirch & Oesterle: Anatomischer Atlas, Lieferung 1 — 11. 6) V. Dürfeld Nachf.: 119 Modelle von Pilzgruppen. D. Die wissenschaftliche Thätigkeit und die Benutzung des Institutes. Die Sammlungen und Instituts- Einrichtungen wurden in folgenden Publicationen benutzt, welche entweder bereits erschienen oder im Er- scheinen begriffen sind: 1) Barton, E. S., Cape Alsae. (Journ. of Botany XXAIV). 2) Brick, C., Forstliche Botanik, 1895. (Allgemeine Forst- und Jagd- zeitung, Suppl. Heft 1896). 3) — Pteridophyten, 1894 (Just’s Botanischer Jahresbericht, XXI). 4) Gruber, E., Ueber Aufbau und Entwickelung einiger Fucaceen (Bibliotheca botanica. Heft 38). 5) Reinbold, Th., Meeresalgen in Dr. Reinecke’s Flora der Samoa-Inseln (Engler’s Botan. Jahrbuch XXL.) 6) — Algen der Lacepede- und Guichen-Bay ete. (Süd-Australien), gesammelt von Dr. Engelhart (Nuova Notarisia 1897). 7) Reinecke, F., Die Flora derSamoa-lIuseln (Engler’s Botan. Jahrb. XXI). 5) Sadebeck, R., Die wichtigeren Nutzpflanzen und deren Erzeugnisse aus den deutschen Colonien, mit Bezug auf die Colonial-Ausstellung des Botanischen Museums (Dieses Jahrbuch). 9) —, Filices camerunianae Dinklageanae, mit 1 Taf. (Dieses Jahrbuch). 10) Voigt, A., Pharmaceutische und technische Botanik, 1594. (Just’s Botanischer Jahresbericht, XXI). 11) Warburg, O., Ueber Verbreitung, Systematik und Verwerthung der polynesischen Steinnuss-Palmen (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1896). In der Vertheilung der ständigen wissenschaftlichen Arbeiten ist eine Aenderung nicht eingetreten. In den Sitzungen der Gesellschaft für Botanik wurden "Theile der Sammlungen, namentlich die neuen Erwerbungen demonstrirt und die für die Bibliothek des Museums eingegangene neue Litteratur ausgelegt und besprochen. Die Betheiligung an den Vorlesungen, Excursionen und am Practicum war dieselbe wie in früheren Jahren; ausserdem arbeiteten im dem Institut 11 Herren längere oder kürzere Zeit, z. Th. während des ganzen Jahres. Botanisches Museum und Laboratorium für Waarenkunde. GXREVH Aus der Bibliothek wurden 191 Bände entliehen; ausserdem arbeiteten in derselben 10 Herren. Theile der Sammlungen wurden in 7 Fällen an auswärtige Gelehrte ausgeliehen und z. Th. in Publikationen (vergl. oben) benutzt. Für 6 Vorträge, welche ausserhalb des Museumsgebäudes, aber in Hamburg gehalten wurden, lieferten die Sammlungen des Botanischen Museums das nöthige Demonstrationsmaterial. Der Besuch der Schausammlungen war ein sehr reger; auch 20 auswärtige Fachgelehrte beehrten das Institut durch eingehendere Besichtigungen. Im Laufe des Berichtsjahres wurde auf Ansuchen in 245 Fällen Rath und Auskunft ertheilt. Die Samencontrolstation untersuchte 841 Sämereien (344 mehr als 1895). Die Gesammteinnahme des Instituts betrug 4 3770. Aus den Sammlungen des Botanischen Museums wurde eine Colonial- Ausstellung, d. h. eine Sammlung der wichtigeren Nutzpflanzen der deutschen Colonien, zusammengestellt und vom 2.—12. April im Botanischen Museum für das Publikum geöffnet. Dieselbe Sammlung wurde Ende April nach Berlin geschickt und vom 1. Mai—15. Oktober in der deutschen Colonial-Ausstellung in 5 grossen Schränken, 2 Doppel-Schaukästen mit Schrank-Aufsätzen und 5 einzelnen Schaukästen mit Schrank-Aufsätzen aufgestellt. Die nicht unbedeutenden Kosten für Transport, Feuerversicherung, Revision u. s. w. wurden von der deutschen Colonial- Ausstellung getragen. Auch lieh hierfür Herr Kommerzienrath G. Haensel in Pirna eine Sammlung ätherischer Oele, welche von tropischen Nutzpflanzen gewonnen werden. CXLVIII Bericht über die, Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895,96. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Samencontrole (für die Zeit vom 1. Juli 1895 bis 30. Juni 1896) (V. Geschäftsjahr) von Dr. 4A. Voigt. In dem Berichtsjahre kamen 677 Proben zur Untersuchung und zwar von 20 Firmen Hamburgs. .... RER 599 Muster 8 4 ausserhalb Hamburgs ..... BI Zur eigenen Information wurden ..... De untersucht, mithin zusammen ....677 Muster. Auf die einzelnen Monate vertheilen sich dieselben wie folgt 1895 | 1896 Transport..... 181 I En ER N re N aa ee ee 150 TEN RUE area en TI, REDLAALAL. 0 AREE 115 Septembert. a. ee 894) März. a el, Ar 145 Detoberzr ereeree se ee 28 AD Re N ee RE 49 November A... er ee 36 NEN RE FE ei Jar aha 15 December... .rr ER Barke Arathe 62 N RAR FA HR ae a Daher 0 19 181 | 677 Für die eingesandten Proben waren beantragt: Feststellungen der Echtheit ............... N ) n des, Kleeserlegehalts „rec Ber ee 310 ” der Herkunft‘ u... sr er ee 6 Ermittelunsen"derzemheit ne we ri 5 eK eimkräften Dee EL ) . Bestimmungen des Gewichts von 1000 Körnern .......... 16 s » Nolumenvewichtsee Eee er 3 875 Dieselben vertheilen sich auf die einzelnen Samenarten wie neben- stehende Uebersicht ausweist. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96. CONLIX LE Untersucht auf 5 &n ze 8, Sina == 3 Samenart Bi ee Eee ee jes} fee ES 2: > 5 [ NkaezEale 1 | Rothklee (Trifolium pratense L.)...... 279 | — 1184| 3| 61| 89) 16 | — | 353 2% | Weissklee (Trifolium repens L.) .. .... 72 |— | 29) — | %4| 50 — | — | 103 3 | Bastardklee (Trifolium hybridum L.) .. | 101 | — | 60 — | 23) 48) — | — | 131 4 | Incarnatklee (Trifolium Incarnatum L.) 41 —-|—-|1—| —| 4 — |— 4 5 | Wundklee (Anthyllis vulneraria L.) ... 3 =) | ei — | 7 6 | Luzerne (Medicago sativa L.) ......... 19 2| 125 2|— 1— |—-| 2% 7 | Gelbklee (Medicago lupulina L.) ..... 11|—-| 3 —| 2 8 — |—-| 3 8 | Serradella (Ornithopus satiwus L.) ..... 19 |—-—|—|—| 1| 9| — |— | 10 9 | Spörgel (Spergula satiwa BD) ........: All ll, 2, li 5 10 | Sesam- oder Gingellysaat (Sesamım EL DICN de een: 5 NR Ze | ARETNIEr Se Bonsai rer ee 7 \—= ||| 7 —|— l— 7 12 | Lein (Linum usilatissimum L) ......: 2 | —-—|—-|—-| 3 — — |— 2 13 | Canariensaat (Phalaris eanariensis L.) . s |I—|- 8 8 14 | Erbsen (Pisum sativum L.) .........- 1|-|—|\-| - 1-|-— l 15 | Engl. Raygras (Lolium perenne L.).... 8 I —/—' -| 4 8 — |—| 12 16 | Italien. Raygras (Lolium ilalieum A. Br.) 5 ||| | 4 4 — | — S 17 | Franz. Raygras (Arrhenatherum elatius NV BET GED) neet o ee Ss |-—1-ı-| 94 — |—| 3 18 | Knaulgras (Dactylis glomerata L.)..... 2 |—|—-|—| 17) 1) — | 3| 3] 19 | Timothee (Phleum pratense L.)........ 43 |—| 16 1| ı8 36) — | —| 71 20 | Honiggras (Holeus lanatus L.) ........- 3 1-1 |-—| —-| 3) — | — 3 21 | Wiesen - Fuchsschwanz (Alopeewrus TUHEHEOSADN) 5 0.00 ao RO 71—\—-|—- | 4 6| — ,—| 10 22 | Gemeines Rispengras (Poa trivialis L.) 2 |I— 2| 2 23 | Wiesenrispengras (Poa pratensis L.) .. 6 I -|--1- | —) 6 —- |— 6 34 | Platthalm-Rispengras (Poa compressa L.) ll 2 2) —)l— 6 35 | Wiesenschwingel(Hestuca pratensisHuds.) 7 —|—|—| 1 7) —|—| 8 26 | Ruchgras (Anthoxanthum Puelii Lee. el EOS ee er Dura 2 I\-1-|1—-| -)| 9 — |— 2 27 | Kammgras (Uynosrus eristatus) »....:. 3 I—I—-1—| 1 2 — |— 3 RO N VEIZETIS ER Erekeiee ste nl ala: EIN: 12 el | 1 DODIELSTERR TR re ee a ae 2 2 _ 2 BORIEREESerdene er Sense l 1 — 1 Summe...... | 677 | 31310] 6]210,385| 16 | 3] 873 CL Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96. 2. Die Eehtheitsbestimmungen betrafen, einmal die Bestimmung eines Siebsels als Kleeseide und ferner den Nachweis, ob amerikanische Luzerne blaublühend (Medicago sativa) sei. Die letzteren Fälle werden bei den Angaben über die Culturversuche der Abtheilung weitere Erwähnung finden. 0} 3. Die Untersuchungen auf Kleeseide gaben die folgenden Resultate: Es wurden gefunden hei Röthklee/| Weis- | Bastard| 77 »erne Geibklee)] Dune sn: klee klee klee thee von Proben 184 29 60 15 3 3 16 seidehaltig 90 7 29 12 1 = 3 Er a 4 rn ae i oder in % | 49 25 48 s0 33 — 18,8 = 2a EEE MR BE RINE —ı : ERIELE gegen EN +9;| 3 E & ae nl +3 | + | 45 | - + 188 Der höchste Gehalt an Cuseuta betrug beim Rothklee ... 2.2. ..580 Kömer in 100 gr » Weisskleen.eic.. ga la Aar: A FE Schwedinklaezse “SA0RaE a > > tGelbilee nu. an ee N: NM 27 Sn Hlimothee ern re sb nen beigder-Inzerne re ee 19,2); Pre Kine en Für die Rothkleeproben stellte sich der Seidegehalt wie folgt: Es enthielten Früchte der Kleeseide (sog. Kapselseide) ...25 Proben — 14 % wenieerswie IE Korn@ın lOUBERE ee 5 er auf 1 Korn in 100 NE TE a) r —0 Seide mehr wie 1 Korn in 100 gr untersucht. und theilweise Früchte ............... ..50 »„» = 27 „ij Muster. 49 % Der Prozentsatz der mit Kapselseide behafteten Proben ging von 31% im Vorjahre auf 22% zurück. 4. Die Herkunftsbestimmungen erstreckten sich auf Rothklee, Luzerne und Timothee. Ihre Anzahl war gering, da amerikanische Saaten für den Markt in umfangreicher Weise nicht in Betracht kamen. Zwei Rothklee- muster gaben keine Bedenken gegen europäischen Ursprung, die dritte war reiner Amerikaner. Die beiden Luzerneproben boten keinen Anhalt ihre Herkunft (Ungarn) zu bezweifeln, das Muster Timothee ebenfalls. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96. r A il Für die LEI veinheit und Keimfähigkeit ergaben sich in der jerichtszeit die auf nachstehender Tabelle zusammengestellten Minimal-, Maximal- und Mittelwerthe. a: Te an 1894/95 Gegen das Reinheit Keimkraft ') An Voriahe Samenart e E) Ele eE EI 3 3 8 5 Rein- | Keim- Sei I: 3 S2| a i=| EB = 3 heit | kraft BEE Su eSie [ale E) = 3 = an Rn = ı e= | 3 = = [et 4 70 ae % u Re A ee KEN Rothklee........ 61 88,45) 98,7 | 95,6. | S9 | 23+76/99,5+0,5, SI-H10 | 96,7 | 90,5-+7| —1,1| —1,5 Weissklee........ 24 | 84,4 | 97,8 | 93,6 | 50 166+0 | 99-1 |83+14 | 93,2 | 84F11| +0,4| —1 Bastardklee .....| 23| 82,6 | 98,9 | 95,1 | 48 | 65-432) 99+0,5| S9I-HI0 | 96,5 | 85-11] —1,4| +4 Inkarnatklee.... — | — _ — 492-0 | 96-0 940 —_ == er = Wundklee..... l| — — |89591 31944 | 974+3 | 96+3 | 90,6 | 12+2 | —2,3| -+84 Gelbklee ....... 2 | 93,9) 95,4 | 94,6] 8S|46+53| 9644 | 87-H12 | 87,12) Se Fewo Luzerne ....... —|| = = == 1 —_ _ 2-6 —. 195-#1,5.| — — Serradella....... 1 | = ERBE) 19 90 69 93,98 77 1—0,78| —8 Spörgel er Maar | = _ 8,6 4 51 90 75 er — —, aa Denen 2 | 98,7 | 99,8199,35 | — == — — 91,3 2) = +8 Zu BIchSensern —| — —_ = 1 —_ = 70 ae er = = Canariensaat.. 8| 93, | = — — 94,5 — +0, — DESADEr 20 | 94,4 | 985 | 97,2] - 97,1 — oz == Bıcmusmeer anne 7| 9484|. 97 | 9,21 — - — — 94 nl) — Engel. Raygras...| 4| 96,1| 97,8/97,18| 8| 89 97 95 97,96 89 —0,78| +4 Ital. Raygras ....| 4|93,95| 97,9 /95,35| 4| 88 97 92 | 98,4 83 35 | +9 Franz. Raygras . 9 | 52,55| 98,05| 73,9 | 14 21 89 72 85,3 66 |—-11,4| +6 Knaulgras ....... 17 | 57,051 91,14| 83,5 | 11 72 om 35 15,6 74 +7,9| +11 Timothee ....... 18 | 95,2 | 99,51 97,7| 36| 75 100 97 96,6 83 1,11 -F14 Honiegras....... | — _— | 3| 34 89 52 _ 67 — | —15 Fuchsschwanz ...| 4| 652 | 77,3| 7LA| 6| 40 87 gi 60,3 35 |+11,1) +33 Wiesenrispengras | 1] — — |35] 6| 30 64 47 8928) 615 | —5,8 |—14,5 Platthalm -Rispen- eigoneRe oc 2 | 82,9| 86,4 | S4,6!1 4! 85 92 8) 87,4 87 —R2,8| +2 Gemeines Rispen- DAS PR | = — —_ 2 23 34 2) 92,59 | 42,5 — 13,5 Wiesenschwingel 1| — — 96,9 7 82 98 90 96,5 79,3 -+0,4 |+-10,7 Geruchgras...... —| — _ _ Ball ji 93 92 _ 86 — | +46 Kammgras ...... 1| — — | 972| 2| 80 86 3 _ _ _ = erzens ne —| — _ il _ _ 9% _- En _ _ Gerste... —| — _ 2 — ie 96 = eu = Ei Die mit Angabe der einzelnen vorhandenen Grasarten ausgeführten Analysen französischer Knaulgräser und französischer Raygräser stellten sich im Durchschnitt wie die folgende Zusammenstellung zeigt. 1) Bei den Kleearten bedeuten die der Keimkraft addirten Zahlen die harten Körner. 2] Mittel der Vorjahre. ÜCLII Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Samencontrole 1895/96. 1. Französische Knaulgräser: TeINeRDAat 72% Wiesenschwingel ........ 8,7, | gute Gräser französisches Raygras 0,8 822% Goldhater Bone re On ya Trespenu. Laer 0,5 „ Engl. Raygras, Honiggras 6,0 „ Unkräuterf ers ren ee 0,8 SpEeU en. An ran DET SET SR, en 09, 100 2, Französische Raygräser (Fromental) Reine Dan 67,64 Knauleras realer mäsen Wiesenschwingel . ....... 0,9 \ 75.6% Poar Goldhatene rer 0,06 Trespen...... En ee mare ‘nel. Raygras, Honiggras. 3,2 Unkräuter ...... FEN DPLEUNPE IE N: SE ee Me 100,0 Für die Kleesaaten trat im Berichtsjahr der Einfluss der im Norden schon seit mehreren Jahren eingeführten sog. Ritzmaschinen zum ersten Mal hervor. Im Anfange gelangte noch Rothklee zur Untersuchung, der bis 70% harte Körner aufwies, während gegen den Schluss der Saison fast durchweg behandelte Saaten zur Keimprüfung eingesendet wurden. Eine Reihe von Firmen, teils Hamburger, teils auswärtige liessen von der Abtheilung vergleichende Versuche mit geritzten und ungeritzten Saaten anstellen, über die folgende Uebersicht das Nähere veranschaulicht. Durch- } : schnittl. R f ungeritzt!) geritzt) ln Es keimte Erhöhung der Minimum |Maximum| Mittel Minimum |Maximum | Mittel |Keimkraft Rotliklee 74424 | 9445 | 85+14 | 9344 99,5 96 119% Weissklee | 68428 | sstı2 | v0+20 | 9542 | 99 +1 | 98-41 19% Schwedklee | 82+18 | 86414 | 84416 | 9643 | 99405 | 9842 | 14% Gelbklee _ _ 88+10 _ _ 96+4 8% !) Die addirten Zahlen geben die harten Körner an. Bericht über die Thätiekeit der Abtheilung für Sameneontrole 1895/96. ÖLIII Während für Weissklee und Schwedklee em nachtheiliger Einfluß der Präparation bei den verschiedensten Versuchen sich nicht ergab, wurden für Rothklee, Inkarnatklee und Gelbklee bei einer Reihe der Keimprüfungen eine Anzahl Körner beobachtet, die im Keimbett nach der Quellung meist von der Wurzel getrennte Keimblätter aufwiesen, während vorher an dem Korn eine Verletzung nicht wahrzunehmen war. Der Grund für diese Erschemung wird in dem mehr oder minder accuraten Arbeiten der Ritz- maschinen zu suchen sein. Es hat sich nun als sehr wahrschemlich herausgestellt, daß die Behandlung im Keimbett, vor allen Dingen zu große Feuchtigkeit, von Einfluß auf das stärkere Hervortreten dieser Erscheinung ist. Es ist nun die Frage, ob die durch sorgfältigere Behandlung nicht zerfallenden, aber immerhin sich etwas schwächer entwickelnden Körner als gekeimt gezählt werden sollen oder nicht. Die Entscheidung dieser Frage ist, da die Versuche noch nicht abgeschlossen sind, z. Z. noch nicht zu treffen und geht auch über den Rahmen dieses Berichts hinaus. Sie wird nach Abschluß der Versuche eme eingehende Besprechung finden. Von Serradella kam wieder manch jährige und ältere Saat zur Keimprüfung, so daß der Durchschnitt der Resultate noch gegen das Vorjahr zurückging. Frische Muster keimten gut. (90 'o) Die Remheitsbestimmungen der Oelsämereien (Sesamsaat, Ricinus und Lein) haben sämtlich eine erhöhte Durchschnittsziffer ergeben. Die durchschnittliche Keimkraft der Grassaaten hat sich mit Aus- nahme von Honiggras und den Rispengräsern bei allen recht erheblich gesteigert. Über die Reinheitsbestimmungen der Knaulgräser französischer Herkunft geben, ebenso wie über die französischen Raygräser, obige Tabellen Aufschluß. Neuseeländisches Knauleras war im Mittel 88,3 % rein. Die Culturversuche der Abtheilung im freien Lande galten neben der Anzucht der verschiedensten Provenienzen von Rothklee, Weißklee und Schwedklee und dem Anbau der wichtigsten Futterpflanzen, in diesem Jahre vor allem der Luzerne verschiedenster Herkunft und Versuchen mit dem Nitragm der Höchster Farbwerke. Nordamerikanische Luzerne!) ist schon seit mehreren Jahren am Markt und wird gern gekauft, und doch herrschen noch stellenweise Zweifel, ob es sich um die blaublühende Medieago sativa handelt, obeleich aus den Veröffentlichungen des U. S. Department of Agriculture hervorgeht, daß allein diese Pflanze in den Staaten in solehem Umfange gebaut wird, daß an einen Export im Großen zu denken ist. 1) Ausgeschlossen sind selbstverständlich die aus den Wollkämmereien stammenden gänzlich unbrauchbaren Medicasoarten, die wohl manchmal als amerikanische Luzerne bezeichnet werden. CLIV Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung für Samencontrole 1895/96. Auch Argentinien sendet jetzt dann und wann einige Posten Alfalfa (Medicago sativa), und ebenso sind uns Muster russischer, turkestanischer und persischer Saaten zu Händen gekommen. Da nun bei diesen ebenfalls Zweifel vorhanden waren, ob es sich um wirklich echte Luzerne handelt, und ob die Saaten sich in unserm Klima bewähren, sind in dem vergangenen Jahr sämmt- liche Provenienzen zur Aussaat gekommen. Die Versuche sind z. Z. noch nicht abgeschlossen. In der Entwickelung ist em merklicher Unterschied bei siimmtlichen Proben nicht zu beobachten gewesen, wenn auch zugegeben werden muß, daß so wenig umfangreiche Culturen, wie wir sie anzustellen im Stande sind, in dieser Beziehung nichts endgültig beweisen und nur der Versuch im Großen entscheiden kann. Die andere Frage aber, ob es sich um echte Medicago sativa handelt oder um Formen von media, konnte für sämmtliche Proben die uns überwiesen worden waren, in ersterem Sinne entschieden werden. Die Versuche mit Nitragin, einer Remeultur der Erreger der Le- euminosen-Knöllehen und Stiekstoffsammler für diese Gewächse, wurden in der Form angestellt, daß Rothklee, Erbsen, Bohnen, Serradella, Luzerne und Esparsette einmal ohne Nitragin, dann mit ihrem speeifischen Bacterium und schliesslich mit dem einer andern Lesumniose ausgesäet wurden. Es kann über die Resultate aber erst später berichtet werden. Auf Wunsch mehrerer Großhandelshäuser wurden ferner einige An- gestellte derselben während der Sommermonate in die Technik und Methode der Samencontrole eingeführt. Physikalisches Staats-Laboratorium. CLV 9. Physikalisches Staats-Laboratorium. Bericht des Direktors Professor Dr. A. Voller. Ueber die Arbeiten des physikalischen Staats - Laboratoriums im Jahre 1896 kann das Folgende berichtet werden. 1. Die amtliche Lehrthätigkeit wurde gemäss dem im Vorjahre festgestellten erweiterten Vorlesungsplane fortgeführt. Es wurden folgende Curse durchgenommen: Im Sommer 1896 Prof. Voller: Die Lehre von der Wärme. (bis Mitte Juni): (Fortsetzung der Wimter-Vorlesungen.) Dr. Classen: Das Licht und seine Wirkungen. (Fortsetzung der Winter-Vorlesungen). Im Winter 1896/97: Prof. Voller: Rlektrieität und Magnetismus auf Grundlage neuerer Erfahrungen und Anschauungen. Dr. Classen: Allgemeine Physik und Mechanik. Die Vorlesungen fanden regelmässig Dienstags und Freitags Abenils 7'% Uhr statt; sie waren sämmtlich, wie seit Jahren, so stark besucht, dass des beschränkten Raumes wegen viele Meldungen zurückgewiesen werden mussten. Der Besuch hielt in allen 4 Cursen bis zum Schlusse fast unverändert stark an. 9, Die Benutzung der täglichen Sprechstunden des Bericht- erstatters namentlich von Seiten technischer und industrieller Besucher war, wie gewöhnlich, eine lebhafte. Ebenso wurde die Bibliothek unseres Institutes vielfach benutzt; in 60 Fällen wurden Bücher aus- geliehen. 3. In grossem Umfange wurde die Thätigkeit unseres Laboratoriums während des Berichtsjahres durch die umfassende medieimische Anwendung der von Prof. Röntgen in Würzburg entdeckten neuen Durchdringungs- strahlen in Anspruch genommen. Nachdem es uns sehr bald nach Bekanntwerden der Röntgen’schen Entdeckung gelungen war, die von CLVI Physikalisches Staats-Laboratorium. demselben beschriebenen Erscheinungen ebenfalls hervorzurufen, wurde die Benutzung der neuen Strahlen Seitens der Aerzte Hamburgs und der Umgegend bald eine sehr häufige und stetig zunehmende. Da unser Laboratorium längere Zeit hindurch allein über die erforderlichen Ein- richtungen verfügte, so war während dieser Zeit die Zahl der von uns auf ärztlichen Wunsch zu den verschiedensten diagnostischen Zwecken aus- geführten Röntgenstrahlen-Untersuchungen eine sehr beträchtliche. Auch nachdem im Neuen Alleememen Krankenhause sowie im Altonaer Kranken- hause vollständige Eimrichtungen für die neue Untersuchungsmethode hergestellt worden waren, mussten noch zahlreiche derartige Arbeiten bei uns ausgeführt werden. Erst in neuerer Zeit stehen den hiesigen Aerzten gut eingerichtete Privat-Institute zur Verfügung, deren Leiter sich zum Theil während länserer Zeit mit der Praxis der Röntsenstrahlen-Arbeiten in unserem Laboratorium vertraut gemacht haben, so dass wir nunmehr nur noch in besonderen Fällen ärztliche Aufnahmen mit Röntgenstrahlen aus- führen. — Neben diesen praktischen Arbeiten singen fortdauernd auch vielfache rein wissenschaftliche Untersuchungen der mit den neuen Strahlen verknüpften Erscheinungen eimher, über welche an anderer Stelle zu berichten ist. 4. Wie in den Vorjahren, so wurden auch im Berichtsjahre von den hiesigen Behörden mehrfach Gutachten und Berichte über verschiedene Angelegenheiten erbeten. Besonders zahlreich waren die auf Wunsch der Deputation für das Feuerlöschwesen, des Waisenhaus- Collegiums und namentlich der Bau-Deputation ausgeführten Besichtigungen und Begutachtungen der Blitzableiter-Anlagen auf zahl- reichen hiesigen Staatsgebäuden, Kirchen, Speichern, Petroleumlagern ete. Dagegen betrug die Zahl der von der Feuercasse zur Anzeige gebrachten Blitzschlagfälle nur 19 (gegen 46 im Vorjahre), von denen allein 9 das "Landgebiet betrafen. — Ausser diesen Arbeiten wurden Gutachten erstattet: für die Feuercasse über einen im Elektrieitätswerk in der Carolinen- strasse eingetretenen Stromübergang von den Strassenbahnleitungen zu den Lichtleitungen und dadurch verursachte Brandschäden; für die Deputation für das Feuerlöschwesen über die etwaige Gefährlich- keit der Strassenbahnleitungen für die Feuerwehrleute bei Brandfällen ; für die Verwaltungsabtheilung für das Zollwesen über die Zoll- behandlung von Gasglühlichtkörpern; für die Vormundschaftsbehörde über die hiesige elektrotechnische Lehrwerkstätte Elektra; für die Staats- anwaltschaft über die vermuthete Fälschung einer Quittung in einem Verfahren wegen Verdachts der Urkundenfälschung. — In Gemeimschaft mit Beamten der Baudeputation und der Finanzdeputation nahm der Berichterstatter an einer Informationsreise zum Zwecke der Besichtigung neuerer elektrischer Strassenbahnsysteme Theil. ., Plhysikalisches Staats- Laboratorium. CLVII 5) Für Private wurden gemäss dem bestehenden Regulativ in 50 Fällen Prüfungsarbeiten ausgeführt. Dieselben betrafen : in 15 Fällen elektrische Arbeiten verschiedener Art, » % ,„ photometrische und sonstige Untersuchungen von Gas- glühlichtlampen und dergl. „50 „ Prüfungen von zusammen 469 ärztlichen Thermometern. An Prüfungsgebühren gingen #4 726,15 ein. 6. Die tägliche Ermittelung des Grundwasserstandes und der Grund- wassertemperatur auf hamburgischem Gebiete wurde an 27 Beobachtungs- brunnen m gewohnter Weise fortgeführt; die Resultate der Beobachtungen sind in emem Beihefte zu diesem Jahrbuch (Grundwasser V) mitgetheilt. 7. Die Vorbereitungen für die innere Einrichtung unseres neuen Laboratoriumsgebäudes nahmen uns vielfach in Anspruch; auch wurde der Berichterstatter von der vorgesetzten I. Sektion der Oberschulbehörde im Sommer 1896 noch auf eine Studienreise zur Besichtigung der Organisation und Einrichtung einer Anzahl neuerer physikalischer Laboratorien im Deutschland und der Schweiz entsendet. Wir hoffen, das neue Gebäude im Herbste 1897 beziehen zu können. CLVIN Chemisches Staats-Laboratorium, 10. Chemisches Staats - Laboratorium. Bericht des Direktors Professor Dr. M. Dennstedt. Aus dem Vorjahre ist nachzutragen, dass durch Verordnung des Hohen Senats vom 17. Juni 1595 betreffend die Prüfung der Nahrungsmittel- Chemiker das Chemische Staats-Laboratorium als staatliche Anstalt zur technischen Untersuchung von Nahrungs- und Genussmitteln im Sinne des $ 16, Absatz 1 Ziffer 4 vom 22. Februar 1894 zu gelten habe. In den Etat des Instituts ist durch gemeinsamen Beschluss eines Hohen Senats und der Bürgerschaft vom 23. September und 21. October 1896 eine zweite Stelle eines Assistenten 2. Gehaltsklasse aufgenommen worden. Die neu gegründete Stelle ist durch Beschluss der Oberschulbehörde (1. Sektion) vom 22. Dezember 1896 Herrn Dr. Wilhelm Göhlich, bisher Assistent am pharmaceutischen Institut der Universität Marburg, übertragen worden. Herr Dr. Göhlich hat seine Thätigkeit am 1. Januar 1897 begonnen. Der langjährige wissenschaftliche Hilfsarbeiter Herr Dr. ©. Ahrens hat am 1. September seine Thätigkeit aufgegeben; an seiner Stelle ist Herr ©. von Boltenstern vom 1. September bis 31. Dezember als wissen- schaftlicher Hilfsarbeiter beschäftigt gewesen. Die dem Institut zur Verfügung stehenden Geldmittel, erhöht um eine einmalige grössere Zuwendung für Vorlesungszwecke, fanden, die wichtigeren Ausgaben anlangend, folgende Verwendung: Für Apparate, Geräthe u. s. w. 1. zu allgemein chemischen Arbeiten .... ..... 4 404.20 2. zu physikalisch chemischen Arbeiten . ........ „ 165.28 3. für die chemische Analyse im Allgemeinen.....„ 154.97 4-mtürs gerichtlichepAnalysee rer er ; 714.25 5. für Gas-Analysersscen re 6550 6.2tür Blektrolyse rn ee ee „ 364.18 7. für die Untersuchung von Zollsachen ..... N 8.35 8° für. (diesPhotographier 2.2 vor er ee ee = 41.— 9. für, Vorlesuneszwecke —. nr 2 A865 02 10. für Vervollständigung der Bibliothek ..... ee ZH 11. Verschiedenes ...... er ERS E e 19.20 4 7312.25 Chemisches Staats-Laboratorium. CLIX An Geschenken, für die hiemit der verbindlichste Dank des Institutes ausgesprochen wird, gingen ein: 1. Für die Bibliothek: Die bereits in den früheren Jahren aufgeführten periodischen Schriften. 2. Für die Sammlungen: Eine echte Gypsform (Jupiter) von A. Michels, Berlin; Stemsalz- und Karnallitproben aus Leopoldshall von Herrn Dr. €. Ahrens; eine Reihe (12 Stück) russischer Mineralschmieröle von dem Mineralölwerke Albrecht & Co.; 6 Theile eines Römers in verschiedenen Stadien semer Herstellung von der Direktion der Gräjlich Schaffgotischen Josephinenhütte in Schreiberhau. Die Gesammtthätigkeit der Anstalt ergiebt sich aus der umstehenden, nach dem Ausgang-Journal zusammengestellten Uebersicht. Gegen das Vorjahr zeigt sich wiederum eine Zunahme der Thätigkeit, 601 Nummern gesen 5S4 im Vorjahre. o’o Uebersicht. (BIERR Chemisches Staats-Laboratorium, Uebersicht über die vom Chemischen Staats-Laboratorium im Jahre 1896 ausgeführten Untersuchungen, abgestatteten Gutachten, Berichte u. s. w. IL Allgemeine Verwaltung: Motivirte Eingaben, Berichte u. 8. w...............00.0cleo... 183 II. Untersuchungen und Gutachten für Gerichte: a. Mord, Körperverletzung, Sittenverbrechen, verdächtige Todesursachen (Gifte, Flecken u. Ss: w.)......:........ 16 b. Brandstiftung, Explosionen u. Ss. W. -....2.ecoceeeeeerere 10 c. Mediemalpfuscherei, Nahrunesmittelverfälschung, Betrug, Schriftvergleichung, Sachbeschädigung, u. Ss. w.......-. 15 | ——ı 41 Ill. Verhandlungen vor den Gerichten... ......................1..... 23 IV. | damit verbundene Untersuchungen, Ausgrabungen, | Sectionen und Correspondenz un. Ss: W......2.2.....222r0l.2... 48 V. Untersuchungen, Gutachten und Berichte fir Medieinal- | bureau, Polizei- und andere Behörden: a. Verdächtige Todesursache, fragliche Vergiftung u. s. w. 5 b. Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände .............- 116 | e. Fabriken und gewerbliche Anlagen............--..2.... 22 d. Allgemeine sanitäre Untersuchungen. .............nn.ne: 4 e. Verschiedene andere Untersuchungen und Gutachten.....| 44 | t. Untersuchungen, Gutachten u. s. w. in Zoll-Sachen .....- 65 a VI. Besichtigungen von Fabriken, gewerblichen Anlagen u. Ss. w. |..... 16 VI. | Conferenzen und Commissionen mit anderen Behörden ......|..... 97 vi. Untersuchungen aus eigenem Antriebe ....-....rureeenereel..... 6 Zusammen. ...cle.... 601 gegen 584 Nummern im Jahre 1895. ıB Journal. No, ro, „103, es 38%, 150; Ede 195 Chemisches Staats-Laboratorium. CLXI Untersuchungen und Gutachten für Gerichte. (Uebersicht unter Il.) 10, 12, 147. Nahrungs- und Genussmittel Beurtheilung von ’ ’ fo} o Mineralwässern, ob unter die Verordnung vom 27. Januar 1890 betr. den Verkehr mit Arzneimitteln fallend. Begutachtung einer jutter- und verschiedener Schmalzproben. 112, 481, 553. Sittenverbrechen. Untersuchung einer Anzahl von Wäsche — und KRleidungsstücken auf Spermatozo@ön und Blutspuren. 104, 162, 264, 365, 371, 413, 538, 539, 552, 585. Vergiftungen. Untersuchung von Leichentheilen auf Giftstoffe, eines Katfee- Absuds auf Beimengung sgiftiger, der Gesundheit schädlicher Stoffe; Prüfung eines Milchrestes auf giftige Bestandtheile. Unter- suchung des Inhaltes einer Schachtel und eines Fläschehens auf giftige Substanzen, Feststellung des Inhaltes zweier Flaschen, Untersuchung eines braunen Pulvers und einer vermuthlich vergifteten Wurst. Untersuchung von Bingeweidetheilen und Feststellung der Art der ätzenden Säuren, die zur Vergiftung gedient haben. Untersuchung des Inhalts eines Fläschchens, ferner von Kamillenblüthen und eines daraus bereiteten 'Thee- aufgusses und eines Meldizin- und eines Sherry-Restes auf Gifte. 117, 161, 211, 388, 424, 488, 540. Brandstiftung. Unter- suchung von Holztheilen, Tapeten, Pappe, Cigarrenkisten, einer Steinfliese, Theilen einer Bettstelle und eines Kissenbezuges auf Tränkung mit Petroleum oder anderen zur Brandlegung geeigneten Stoffen. Gutachten über Selbstentzündung ıin einem Keller gelagerter Stoffe, sowie darüber, ob-em in einer Fabrik ausge- brochener Brand durch Fahrlässigkeit verschuldet sei. 475. Diebstahl. Feststellung der Gleichheit dreier Seifenproben. Untersuchung eines Taschenmessers auf Spuren von Gespinnstfasern, die beim Zerschneiden einer Leinewand daran haften geblieben waren. 15l. Münzverbrechen. Untersuchung des Inhaltes einer Tüte und Feststellung, ob die in einer beigegebenen Wasserflasche befindlichen Krystalle mit dem in der Tüte enthaltenen Pulver identisch seien. 347. Körperverletzung. Untersuchung emer Reihe von Messern auf Blut, Untersuchung und Begutachtung des Inhaltes zweier Flaschen. CLXL Journal. N0=197, Chemisches Staats-Laboratorium. 253, 259. Vergehen gegen das Patentgesetz. Begutachtung der Aehnlichkeit oder Gleichheit der Verfahren bei der Herstellung von Zündhölzern, ferner, ob bei Herstellung von Presshefe und ebenso bei Bereitung remen Naturlabes Patentverletzung vorliege. 244. Arzneimittel. Untersuchung des Mundwassers „Odol“ auf seme Zusammensetzung. Feststellung des Brucm- und Stryehningehaltes in H. S. von Dittens Pillen. 561, 565. Betrug und Urkundenfälschung. Untersuchung von 45 Quittungsmarken auf Nachweis von etwa nachträglich entfernten Entwerthungszeichen. Begutachtung der Eehtheit von Briefmarken mit Hülfe photographischer Aufnahme; Feststellung, ob auf einer mit Bleistift geschriebenen Quittung eine der Ziffern mit emem andern Bleistift geschrieben sei, als die übrige Schrift. 3. Untersuchungen und Gutachten für andere Behörden Von und Verwaltungen. (Uebersicht unter V.) foleenden Behörden singen Aufträge ein: Oberschulbehörde, > < ? km} ) Medizinal - Kollegium, Polizei - Behörde, Baupolizei, Finanz - Deputation, g l l Berathungsbehörde für das Zollwesen, Bau-Deputation, Deputation für das Feuerlöschwesen, Handelskammer und Direktion der Gaswerke. Journal. Now el 57, 69,03, 74.250, 2547396, A17e A3n6, 369 Bin hlenteime fragliche Brandstiftung, Selbstentzündung u. 8. w. Gutachten über die Verladung von Keuerwerkskörpern im Hafen, über die Beförderung der Gemische von Schwefelsäure und Salpetersäure im Binnenverkehr auf“ der Elbe; über die freie Lagerung von Phosphor; über den Entwurf einer Verorduung betr. feuerpolizeiliche Vorschriften für die Lagerung feuergelährlicher Stoffe, sowie für sonstige gewerbliche Anlagen und Betriebe ; über die Lagerung von Ualeiumearbid und Acetylen. Beurtheilung von Feuerwerkskörpern im Sinne der Verordnung vom 28. März 1594. Untersuchung des Inhaltes eimes zwischen Kohlen gefundenen Pulvers auf seime Zusammensetzung; verschiedener bei einem Brande aufgefundener Gegenstände auf ihre Fähigkeit starke Detonationen verursacht zu haben; Prüfung einer Feuerlöschmasse auf ihre Bestandtheile und Feststellung der Ursachen der Selbst- entzündung eines (Gewebes. 26. Untersuchung verschiedener Gegenstände auf ihre Verwendbarkeit zur Herstellung von Sprengstoffen. Chemisches Staats-Laboratorium. CRXTIMN Journal. No. 28, 58, 96, 123, 145, 187, 246, 312, 342, 393, 407, 440, 494, 522, 551, 583. Analysen der in der Abdeckerei gewonnenen Dünger- pulver, Fisch-, Fischroggen- und Blut-Mehle. Mt2 16. 89,90, 133, 134, 170, 173, 293,239, 230, 273,314, 822, 323, 367, 368, 429, 430, 476, 477, 525, 526, 577, 578. Monatlich ausgeführte Bestimmungen des Gehaltes des hiesigen Leuchtgases an Gesammt-Schwefel und Kohlensäure. 62, 85, 124. Untersuchung von pulverförmigen Ausscheidungen in Gasheizungsöfen und Gutachten über die Verwendbarkeit des in der Barmbecker Anstalt aus deutschen Kohlen gewonnenen Leuchtgases zur Heizung. „ 70, 344, 439. Vergiftungen. Prüfung von Pottasche auf giftige Beimengungen. Untersuchung vermuthlich vergifteter Fadennudeln. Untersuchung des Inhalts eines Fläschehens auf giftige Bestand- theile. „ 113, 300. Arzneimittel. Analyse der Julius Spiegel’schen Haar- tinktur. Eingehende Versuche und Gutachten über die Gewinnung von Medizinal-Leberthran. „ 165. Gutachten über Deformation von Flammrohren bei Fluss- und Seeschiffdampfkesseln. b „ 258. Untersuchung eimes Zuckerrohres. „ 292, 337. Untersuchung von Brandresten aus den Versuchen mit Speicherstützen, nämlich Analyse und Begutachtung von 42 Proben hauptsächlich darauf, ob darin etwa fremde, die Feuerbeständigkeit beeinträchtigende Stoffe vorhanden seien. „ 338. Prüfung der Ursachen der Korrosion des Dampfkessels einer Feuerspritze. „ 348. Gutachten über die Verwendung. norwegischer Dachziegeln aus Holzstoff als Dachdeckungsmaterial. 55. Untersuchung der Ablagerungsprodukte der Warmwasserreservoire des Centralschlachthofes. Vergleichende Untersuchung verschiedener Flaschenbiere. „ 438. Gutachten über die Verwendbarkeit einer Davy’schen Sicherheits- lampe im Petroleumhafen. „ 450, 474. Gutachten über die Beschädigung von Wellblechdächern durch darauf gefallenen glühenden angeblichen Salpeter. „ 584. Untersuchung und Begutachtung des Waschpulvers „Lessive Phenix“. Die in Zollsachen ausgeführten Untersuchungen und abgegebenen Gutachten bezogen sich auf folgende Gegenstände und Fragen : CLXIV Journal. No. 36, 495. 510, 546. 556. Chemisches Staats-Laboratorium. 66, 81, 95, 121, 142, 152, 171, 188, 232, 241, 261, 286, 299, 306, 350, 351, 359, 361, 378, 398, 418, 441, 442, 461, 475, 512, 528, 548, 582. Branntwein-Denaturirungsmittel : Holzgeist, Pyridinbasen, Rosmarinöl. Prüfung einer als „Normal-Säure-Entwickler“ bezeichneten Waare. Gutachten über Denaturirung von Branntwem durch Salzlauge. Gutachten über die Rückversütung des Zolls für ausländische Rohmaterialien — Talg und Palmöl — bei der Ausfuhr von Stearin und Stearinlichten. Tarifirung einer als Ölfirniss deklarirten Waare. Tarifirung einer als Abfallfett deklarirten, durch Destillation aus Wollschweissfett dargestellten Waare. 238. Tarifirung zweier unter der Handelsbezeichnung „Anti- korrosivum“ eingeführter Waarenproben. 284, 326, 392, 515. Untersuchung und Begutachtung emer als entwässertes Säureharz bezeichneten Waare. Gutachtliche Aeusserung über die Verfügung vom 16. Mai 1896 betr. die Unterscheidung reinen HErdnussöls von anderen vegetabilischen Ölen, sowie die reinen Olivenöls von Gemischen dieses Öls mit anderen vegetabilischen Ölen. Tarifirung einer als Schiffsbodenanstrichmasse bezeichneten Waare. Tarifirung einer als Creolin - Desinfektionpulver bezeichneten Waare. Gutachten über die Bestimmung des zolltechnischen Begriffs von Presstale. Tarifirung einer unter der Deklaration „Rüböl“ eingeführten Waare. 416. Untersuchung und Begutachtung von flüssigem Walkfett (Blacköl). 457. Prüfung verschiedener Fleischfuttermehl- und Fleischguano- Proben darauf, ob die Waaren nach ihrer Beschaffenheit als Fleischeuano zollfrei abzulassen oder als ein sonstiges Fleisch- derivat nach denr Zollsatz für Fleisch zu behandeln seien. Untersuchung emer als Wasserschwärze bezeichneten Waaren- probe. } 516. Tarifirung zweier als Black-Varnish bezeichneter Waaren- proben. Gutachtliche Aeusserung über die Vorschläge des Herrn Reichs- kanzlers betreffend Aenderung der Instruktion für die zolltechnische Unterscheidung des Talgs vom 30. Januar 1896. Tarifirung einer als Hufsalbe Eorard & la Lano Cholesterin be- zeichneten Waare. Chemisches Staats-Laboratorium. CLXV Die amtliche Petroleum-Controlle im Jahre 1896. Die amtliche Petroleum-Controlle Ergebniss: im Jahre 1. Getestet wurden im Laboratorıum 1885 1886 1887 1888 1889 1590 1891 1892 1893 1894 1895 1596 S61 Proben 1982 23071 190 1025 717 458 509 307 247 416 361 ”„ in 2. Aus Tanks waren entnommen 111 Proben — 132 126 121 161 225 301 345 3. Unter den Proben befanden sich 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1855 1886 1887 1888 1889 1590 1591 1892 1893 1894 1895 1896 1715 3936 4050 3866 1972 1408 347 966 580 Air 794 656 1896 lieferte Bestimmungen e} X er] „ „ " „ ” 10,9 % 15,0 E 27,5 ” 23,8 ” DOndee 91,1, 123,5 ID.)0, I0Emalr—=1 2 bee 2 ,„—=06, 9% 2a ie 15 Ei zn 2,5 ” 6, =1l3,„ 6„ =12, I. = Al) ” Ve ” 9 N a a Bin; Russisches Petroleum folgendes CLXVI 4. Bei den Testungen zeigte achtungen: Chemisches Staats-Laboratorium. von %°C, von 1°C. und mehr rn 1885 bei 1586 1557 1855 1889 1590 18 91 1892 15 95 1894 15 15 95 96 5. Von den 561 Proben des ” „ der Einzelbeob- sich eine Differenz 116 Proben — 13,5 % Sa 19 0 ro nn uns a 19 ” zer: 4,1 ” 29 ” —= 5,7 ” SEE a nen 37 9 = 15,0 a eo 35 er — 9,7 1885 —1896 keimmal. Jahres 1896 hatten Reduc. Entflammungspunkt Specif. Gewicht bei 15 °C. unter 21°C. —— — ’%| bis 0,799 Se ee OR er De 9 Bag a ae ee ee ee 2393,90 „ N ER ee EN 24—24,9° „ ER ES N, 2599,90. 0. Wr Ale e DEnd EN Son darubersA0E ne 0: SüDrrr _-—- —,„ 361 = 100,0 % | 0,806. ee DE ee get t 0,8082, mehrzee sy Unbestimmt -—— —,„ 361 = 100,0 % 6. Mithm wurden mindertestige, d. h. unter 21° C. entflammbare Proben eefunden: 18852— 9 mal=— ON 21836, Emal 03 ee en kl) =, = 0,5 „ IS 0) 5 1891 = a 709 Vega are 1898,— 0.000 eo an 85-0, =—, 16 = 0, = — , Die gemäss dem Chemischen dem Gebühren-Tarif (8 9) des neuen Petroleum-Regulativs Staats-Laboratorium zufallenden und ihm von der Haupt- staatscasse gutzuschreibenden Gebühren betrugen im Jahre 1896 3482 4. Chemisches Staats-Laboratorium. Redueirte Entflammungspunkte. I. Fassproben. CLXVH 300 Gesammt- | unter 21 = 23 25 bis bis bis bis bis und Jahr| proben | 210 21,99 92,90 23,90 94,90 29,90 | darüber Zahl | % |zanı| % Zahl | 0% Zahl | 0% Zahl %, IZanı) 90 Zahl | Zahl) bu | | | 1885| 850) 100) 9 |1,0|218 | 25,6 | 280 | 33,0 1179 21,1| 68) 8,0| 90j10,6| 6)j 0,7 1586 | 1976 | 100 | 11 0,5 | 244 | 12,4 | 907 | 46,0 | 360 18,2 196 2 209 110,6 | 49 | 2,5 1887 | 2055 | 99,7 | 7 0,3 [220 | 10,7 | 761 | 37,1 349 117,0 | 243 |11,8 | 338 16,5 135 | 6,6 1888| 1898 | 97,6] 4 0,2 292 | 15,4] 580 | 30,5 | 430 22,6 160 8,6 348 |18,4| 83 | 4,3 1889 | 912 91,0) s 0,9| 139 | 15,2 | 180 | 19,7 | 185 20,3 | 128 114,0 | 196 121,5 | 76 | 8,3 1890| 570 [81,5 | 9 1,6] srlız,ılısı ass|1sRo,1| 40| 7,0| #1| 7,2] 127 | 22,2 1891| 332|73,5| 4 12] 21| 6,3| 44|13,2| 62118,7| 67|20,2| 66 19,9] 68 | 20,5 1892 | 388 | 77,3 3 0,8| 38| 9,7| 80|20,7| 60 15,4] 44|11,6| 109 27,9| 5 15,9 1893 | 151 | 49,7 | — = 19|12,6| 30|19,9| 15 9,9 9| 6,0| 47\31,1| 31| 20,5 1891| 22) 891 — |—| — | — — — | 2310) 18951 11512831 — | — | — —-| —| — 4| 35| 39134,0| 42 136,7 | 30| 26,8 1896| 16| 4,4 Ze a a 2 7|43,8 II. Tankproben. | | 1885 | 2 Ar ee = | N N re ee einer 188% 6| 03| — | = — 6| 100 1888| 48| 241 — |-| —| = | 27,563] 9187| 6125| 6125| —| — 1839| 90) 9,01 — || 2325,6| 49|54,4| 181200) | = | —| — == Zi 1890| 120 [26,5 | — |—| 38/31,7| 48|40,0| 19 [15,8 | 15 [125] — | = | — | — 1891 | 129 185 | — |—| 29|225| s2|63,6| 15 11,7 | — allaaı u 1892| 115 227 - || 2sleuecl asjaı,z| ısl1aı| 2olızal 3| 26] — | — 1893 | 153 | 50,3 | — | — 14| 9,1] 24|15,7| 76 49,7 | 33 121,6 6| 3,91 — | — 1894 | 225 | 91,1 3 \1,51 5624,81 92|40,9] 55 24,8] 14| 6,2 a | 1895 | 292 |v1,7| — |— [116 |39,9| ss |29,1| 45 115,4| 18| 6,1| 22|75| 6| 30 1896 | 345 95,6 = [8 12,5] 143 41,.4| S4 24 aM 7,8] 15| 4,31 33, 9,6 CLXVII Chemisches Staats-Laboratorium, Speeifische Gewichte bei 15° C. I. Fassproben. Jahr 1855 1856 1887 1885 1889 1890 1891 1892 1895 1894 1895 25 1885 1886 1887 1888 1859 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 0,781 0,785 0,790 0,795 0,800 | 0,805 bis . B > » h - über zucht R bis bis bis bis bis bis be- 0,780 | ors4 | 0,89 | 0,794 | 0,789 | 0,804 | 0,806 .| 9806 | stimmt zanı|Volzanı| %o [zanı| % [zanı| %o Zabl| % Zahl | % |zanı| %/o Zahl] % Zahl, 00 | ee | 0,11 3| 0,3| 80,85 31) 3,6| 316,37,25| 374144,0] 109,12,8| 8| 0,9 —'-1[24| 1,2] 25 | 1,2| 62) 3,3| 723,65] 1138|57,6 |518]26,3| 98) 5,0| 35 | 1,7 11 0,6| 19 | 1,0] 63 | 3,1| 3911,85[ 72) 3,4] 1560 76,05[259 12,6] 25| 1,2] 5| 02 90,5 32| 1,6| 68 | 3,5| 127| 6,7 163 8,7| 111758,8 |358118,9| 21] 1,1] 4| 0% — | —| 42| 4,6| 71 | 7,8| 32| 3,5| 24] 2,6] 365/40,0 [3751412] 3] 0,31 —| — — | —| 96 116,9] 26 | 45| 14] 2,5 296151,9 | 20,35] —| —| 210,35 —|—[45J13,6| 3) 0,9] 28] 8,4 SB 0 10,3] 15 | 3,8] 30) 7,8] 102]26,2| 21655,5| 2257| — —|I -| —| 2| 05 — |] 2415,90] —| —| aslızal Beinsel al sol I a — /—| 19 86,4] 2| 91 | | u 11 45] — | — 1/0,9| 8| 7,0] 22 119,2] 9] 7,9] 75|65,1 = =) — —\-| 31187] 2850] 1) 63] -| 7 1 83] =) | er] -| - Il. Tankproben. | | | | | 2 x rn 2 = ir 26100 2 - = el ee entellr aaa ll | =) = = | 61 67] 60) 66,6| Baer —| —1—| — Zeh le Leer 3a oe ae —|-1 -—-| —-|1—-| — 7| 5,51 9680,01 17| 14,2] — | —| —| — | — | — 8 6,9 104,90,5 3 26 —| —| —| —| — | — = —| 71465| 70857] 12) z8| —| -| -| —| -| — -1 — u 66 29,4] 159 70,6| — = el, | = [1 | | 6| 2,0) 54118,5|20770,9| 25) 8,6 =. = —|-[| 9236| 12] 32] 30 8,7 274 79,4] 1 26 —| —| 12] 35] -| — Chemisches Staats-Laboratorium. CHXIR 3. Die Unterrichtsthätigkeit. An Vorträgen wurden gehalten: im Sommersemester: 1) Experimental-Chemie (Chemie der Metalle). 2 Stunden wöchentlich, Prof. Dr. Dennstedt. 2) Kurzer Abriss der Organischen Chemie. 1 Stunde wöchentlich, Prof. Dr. Dennstedt. 3) Ausgewählte Kapitel über Darstellung und Analyse chemisch-technischer Präparate. 1 Stunde wöchentlich, Dr. Eingelbrecht. 4) Ausgewählte Kapitel der Photographie. 1 Stunde wöchentlich, Dr. Schöpff. 5) Ueber Nahrungsmittel und ihre Verfälschungen. 1'2 Stunden wöchentlich, Dr. Voigtländer. 6) Ueberblick über die quantitative Analyse. 1 Stunde wöchentlich, Dr. Ahrens. im Wintersemester: 1) Experimental-Chemie (Anorganischer Theil, Nichtmetalle) 1"2 Stunden wöchentlich, Prof. Dr. Dennstedt. 2) Darstellung und Analyse chemisch-technischer Präparate (Fortsetzung) 1 Stunde wöchentlich, Dr. Eingelbrecht. 3) Photographische Chemie. 1 Stunde wöchentlich, Dr. Schöpff. 4) Kurzer Ueberblick der Ernährungslehre, Fleisch und Konserven, Cerealien und Backwaaren, 1 Stunde wöchentlich, Dr. Voigtländer. 5) Analytische Chemie, 1. Theil (Qualitative Analyse. 1 Stunde wöchentlich, ©. von Boltenstern. Ausserdem fanden die praktischen Uebungen im Laboratorium (12-40 Stunden wöchentlich) statt. Die Zahl der Theilnehmer an den Vorträgen betrug 225, an den photographischen Uebungen 8. Im Laboratorium arbeiteten : Januar-Ostern Sommer 2 Mar E 1898 bis ult. Dez. überhaupt al 25 13 32 Chemikernen en ee: ee) Mediziner et: 6 GEOLDEE a een 1 lehrer... 22 mn ne el Gewerbe-Inspektor.............. 1 Ingenieure... ee ae 2 Kaufleute 2. Page ee S Bolızeiheamier aan a Per pe 3 32 m OLXX Chemisches Staats-Laboratorium, Die Gesammtzahl der bisherigen Praktikanten beträgt 243. An Honorar, Gebühren u. s. w. wurden im Jahre 1896 vereinnahmt 1865,46 #4 gegen 1510,57 # im Vorjahre. 2 Praktikanten waren auf Grund des $ 14 der Statuten von der Honorarzahlung befreit. 4. Die Ausführung von Untersuchungen aus eigenem Antriebe. (Uebersicht unter VIII.) 1) Ueber die Proteinsubstanzen des Weizens. 2) Eine einfache Methode zur Darstellung der Stickstoffwasserstoffsäure. 3) Ueber Schwefelbestimmungen im Petroleum. 4) Ueber Zusammensetzung des amerikanischen Petroleums. 5) Ueber den Nachweis von Verfälschung des Schweineschmalzes mit Pflanzenölen. 6) Ueber die Einwirkung von Sauerstoff und Ozon auf Pflanzenöle bei höherer Temperatur. 111, Wissenschaftliche Abhandlungen. Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek von FF, Eyssenhardt Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek werden im Folgenden so beschrieben, dass auf die Angabe der Herkunft einer Handschrift, wo dieselbe zu ermitteln war, diejenigen Bezeichnungen, resp. Numerirungen folgen, welche ihr früher gegeben waren. Sämmtliche Handschriften sind auf Papier geschrieben. Hispan. 1 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1839 Höhe 30 cm. Breite 20'/s cm. 33 beschriebene Blätter 16 Jahrhundert Drei Documente betreffend Don Gil Goncalez de Avila, veröffentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg VI (1889) p. 9—120 Hispan. 2 ex Bibliotheca Hamburgensi Wolfiana. No. 10 Höhe 33°/; cm. Breite 23 cm. 146 beschriebene Seiten 17 Jahrhundert Auf dem inneren Vorderdeckel von J. Christian Wolf’s Hand Locorum uariorum Imdiae Orient. deseriptio geographica et historica hispanice pp. 146 Anfang Cauo de san sebastian pasado, El cauo de buena esperanza — pasado el cauo de buena speranza (sie) para mordeste en el cauo de san sebastian son tierras muy hermosas de montanas y campos y wvalles en que ay muchas vacas y carneros y ofras alimanas montesas es Herra habitada de gentes negras y desnudas Ende ay en esta Jaua vnos que wenden a sus padres quando lo vehen (lies los veen) viejos & descaydos E otra nazion que se Uama canibales o antröpophagos que son paganoıs — E a si mismo los hermanos 1* 4 F. Eyssenhardt venden a los hermamos enfermos quando som desauziados (lies de- sauxiliados) sacandolos a la placa e mercanmlos aquellos caribes diziendo que la came de hombre criada (lies eriado) con tanto vegalo e vizio mo es razon que la tierra La coma Laus deo atque (hier fehlt wohl ‚filio) semper virginis semper quae sacra- tissima mater eius per infinita seculorum secula amen hie est finüs Hispan. 3 ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana (früher im Besitze Uffenbachs, von J. Christian Wolf als No. 469 bezeichnet) No. 113 Höhe 24°/s cm. Breite 21 em. 157 Seiten 17 Jahrhundert p. 1—103 Notte (sic) De Pringipes, Virreyes, Presidentes, Conseieros, Gouernadores y aduertimentos politicos sobre lo publico, y particular de uma monarquia, inportantissimos a los tales, fundados en materia y racon de estado y Gowierno. p. 105 von anderer Hand: deutsch geschriebene Notizen p. 107—121 eine unvollendete Abschrift des dahinter eingehefteten Druckes A true relation of the reasons which necessitated His Majesty of Sweden to con- tinue the war with Denmark cett. London, printed for T. Pierrepont at the Sum in Pauls Chwrch-yard. 1658. klein 4° 39 Seiten. Darauf folgt von S. 179 an der Anfang einer deutschen Uebersetzung der Relation mit Notizen anderen Inhalts. Auf der letzten Seite eine Inhaltsangabe der Handschrift von Uffenbachs Hand. Hispan. 4 Ex libris bibliothecae D. Zach. Conr. ab Uffenbach. M. F. ZIT 9. 13. n. 10 No. 1155 Auf dem Schmutzblatt von Uffenbach’s Hand Ad Historiam Eeclesiasticam spectantia maximam partem hispanica. Höhe 31 cm. Breite 21 cm. 248 beschriebene, resp. bedruckte Seiten 17 Jahrhundert I) p. 1—19 Carta de fray Pedro de Soto al Papa Pio IV Sobre que su Santidad procurasse que en el COoncilio Tridentino se’ determine de que derecho es la residencia de los Obispos y su autoridad. Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 5 2) p. 21-56 KRelacion del Caso de san Plarido ante los Senores Inquisi- dores de Toledo gedruckt in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg III (1556) p. 49—136 3) p- 57—59 Consilium Theologorum Hispanorum (Hispanorum verbessert in Tridenti) super ijs quae Carolo (Quinto Caesari facere licet et expedit, darauf durchstrichen in bello quod cum Paulo quarto Pontifice flagerebat (flagerebat unsicher) gerzt. 4) p. 61-83 Joannis Baptistae Pozae e Societate Jesu Theologi de non temere prohibendis Catholicorum Authorum libris et pro reuocanda Magistri sacri palatı) censura qui eius Elueidari) primam partem in totum prohi- buerat. Anno 1629. 5) p. 85—89 Memorial que se dio al Rey sobre la prolibicion y censuras que los Diputados del Indice Expurgatorio de Roma hazen de lbros de 4utores Espanoles procediendo con poca Justificaeion, y sobre su remedio. Ano de 1628. 6) p. 91—93 gedrucktes Stück. Anfang: M. P. $. EL Licenciado Murcia de la Llana, Corretor general de libros de V. A. representa los incomne- nientes que ay de mo moderar el estilo que ham empecado a guardar los Diputados de Roma, para prohibicion de kbros de Espana, los quales sumariamente propone para que V. A. supkique a su Santidad prouea de remedio ohne Ort und Jahr. 7) p. 95—96 Erlass des Generalinquisitors Bischofs Don Andres Pacheco zu Gunsten Don Gaspar’s de Gusman Grafen von Olivares abgedruckt in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg II (1885) p- 21-23 Ss) p. 97—103 Los cabos que da Fray Thomas Campanela de la Orden de Predicadores en serwicio de Dios y de sw Magestad conforme al memorial que ha dado al Conde de Lemos Virrey de Napoles abgedruckt in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg II (1885) p. 9—20 9) p. 105—106 Carta de Benito Arias Montano al Rey Don Philippe 11 Sobre que conuenia detener el adelantamiento y progressos de la.Compania en los Estados de Flandes. su fecha 15 de febrero 1571 abgedruckt in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg II (1855) p. 5—8. 10) p. 107—109 Propositiones desceriptae ex his quae in scriptis dictawit super vota Societatis Jesu fr. Tomas a Pereda Professor Theologiae in Dominicano Conuentu Abulensi Anmo 1584. 11) p. 111—134 Söngulares y secretas Admoniciones para particulares personas de Nuestra Compania, Traduzidas de Latin en Romance ver- öffentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg III (1887) p. 60-100 12) p. 135—136 Carta de la Vniuersidad de Salamanca a la de Sewilla pidiendole se Jumte con ella y con las demas Vniuersidades de Espuna contra 6 F. Eyssenhardt los Jesuitas veröftentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg IIIT (1887) p. 102—104 13) p. 137— 140 gedruckte Apuntamientos acerca de la prowision de las placas de Mathematico Regio y Cosmographo Mayor de Castilla, en razon de los inconuenientes que se siquen al serwicio de su Magestad, y bien publico, de aplicarse a religion particular estos oficios, y admitir a ellos estrangeros de satisfacion no conocida, exchwyendo los hombres doctos, y aprouados, naturales de estos Reynos, que pueden regentar estos ministerios con ventajas ohne Ort und Jahr 14) p. 141—142 Descripeion de la Cartuxa del Paular que esta (sie) a 12 leguas de Madrid 15) p. 143—147 Pareger de Theologos sobre que el Rey Don Philippe Il no pudo remouer sin cargo de su consciencia al Presidente del Consejo Real de Castilla Don Rodrigo Vasquez de Arce de su Officio antes de auerle oydo y hecho cargo de culpa y causas que contra el (sie) resultauan. 16) p. 149—161 Dubdas Sobre el Voto de la Pobreza que hazen las Monjas y los comendadores 17) p. 163—177 Antoni; Augustini aliquot dissertationes vel Tractatus ad Jus Canonicum spectantes. Lucas Torrius ex schedis Authoris tran- sumpsit Madriti mense Octobri. 1627. 18) p. 179—185 ordo serbandus in celebracione Concilij; Prouincialis 19) p. 187—190 El modo que se hadener (lies ha de tener) en hazer la Procesion el Domingo 20) p. 191—204 (Causas porque dewe ser recogido el memorial impreso contra la fundacion de los estudios reales de Madrid, y corregido su autor por el Santo Tribunal de la suprema Inquisicion veröffentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg V (1888) p. 60—84 21) p. 205—218 Capituli Eeclesiae Toletanae ad Gregorium XV Pontificem Maximum Epistola pro non admittendo Brewiario reformato iussu Pij V. Accedit Tractatus eorum quae maiori comsideratione digna sunt in eo Breuiario praesertim in lectionibus Sanctorum. 1573 22) p. 219— 226 Aduertencias a la nueua impression y enmendagion de los Hymmos del Breuiario Romano que el Papa Vrbano VIII mando (sie) imprimir en Roma el ano de 1629. 23) p. 227—232 An Pensionarius ad Officium paruum D. Virginis dicen- dum teneatur ex praecepto? 24) p. 233—234 Vrbani VIII. ad franciscum de Queuedo Breue quo in- dulget vt possit frui pensione annua DOL ducatorum etiam post profes- sionem militiae S. Jacobi et initum matrimonium veröffentlicht in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg I (1884) p. 44—47. 25) p. 235—236 Breue Vrbani VIII. ad Didacum Velasquez Clericum contugatum quo alli indulget pensionem annuam CCC. ducatorum super quwibusuis fructibus Ecclesiasticis. Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 7 26) p. 237—248 Discurso de Francisco de Rioja en defensa de las barbas de los Sacerdotes. Respondese en el (sic) a vn Edicto del Senor Don Pedro de Castro Arcobispo de Sewilla que em el Ano de 1611. mando quitar las barbas a los Sacerdotes. Von derselben Hand geschrieben sind die ersten beiden Seiten von Stück 1 und die Stücke 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 20, 21, 22, 23, 24, 28,26. Beschrieben im Bibliothecae Vffenbachianae wuniversalis Tomus III (Franeofurti 1730 8°) p. 291 unter N. LI, wo 28 Stücke gezählt wurden. Die Handschrift war früher mit No 1135 der theologischen Handschriften (©. S. Schurzfleischüi historia universalis) zusammengebunden. Hispan. 5 Qb 14, aus J. Christoph Wolfs Bibliothek No. 1242 Höhe 31'/s cm. Breite 21 cm. 42 beschriebene Blätter 17 Jahrhundert Fortificacion de la Fee, Dos Dialogos Compuestos en Maruecos Son Ynter- Iucotores (sie) del Primer dialogo Andres, Anttonio, Obadya Israel Y Simha Su Muguer Hispan. 6 ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana N. 22 * No. 1564 Höhe 19%/5 cm. Breite 14 cm. 106 beschriebene Blätter 17 Jahrhundert fol. 1—104r. 33 Capitel. Capitulo primero. De la ciencia del confesor, y de sus requisitos necesarios. Oupitulo trigessimo tertio. De la Simonia. fol. 104v—105v Tratado Vnico. De el ewxamen de el Predicador. fol. 106 Zndice de los Capitulos, que contiene este Breue Besumen. Hispan. 7 ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana. al: No. 1732 Höhe 23°/ı cm. Breite 16°/s cm. 276 beschriebene Seiten 17 Jahrhundert bo) F. Eyssenhardt p. 11— 272 Auemaria bendita Catalina del spiritu sancto Sumaria Relacion y breue compendio, de la vida y wirtudes de la vene- rable y deuota Senora Dona Catalina Polo de Trejo, por otro mombre Catalina del spiritu sancto, Religiosa que fue en el Real monasterio de sancta maria de la orden del glorioso padre san Bernardo, en la villa de Arebalo, obispado de Abıla E serita ıy Recopilada, por el padre frai christobal mendez, predicador de la orden de la santissıma trinidad su confessor, natural de la villa de veles, obispado de Ouenca Dirigida a la senora Abbadessa monxas y conbento, de sancta maria la Real de la dicha villa de Arebalo. Von anderer Hand p. 275—286 p. 275—278 Himno de San Buenauentura en alabanza de la Santisima Virgen A ti Madre de Dios Santisima alabamos: a ti Maria que eres Virgen y madre confessamos cett. Hinter dem Schlusse: Carlos de castro. p. 279—285 Primera petizion para el Lunes Padre nuestro que estas (sie) en los Zielos santificado sea tu mombre Canzion Padrenuestro que estas con tres coronas En los Cielos gozando su Gowierno cett. p. 285— 256 Redondillas, gedruckt in den Mittheilungen aus der Stadt- bibliothek zu Hamburg I (1854) p. 35 —40 Hispan. 8 Aus der Wolfschen Bibliothek No. 115«a Höhe 26!/e cm. Breite 19/2 cm. 57 beschriebene Seiten 17 Jahrhundert Relacion de la embaxada de Roma y ynstrucion al embaxador Hispan. 9 ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana Ex libris Bibliothecae D. Zach. Conr. ab Uffenbach M. F. No. 393, bei Wolf 470. Höhe 20%/s cm. Breite 15 cm. 69 beschriebene Seiten 17 Jahrhundert Breve Discurso en que se apuntan algunas causas que ayudan a desmimur los poderes y fuercas de Espana y los medios para la restauracion Y mejoria dellos. Tanbien se trata de otros arbitrios del seruicio de Dios e- Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek (9) y de la Corona, y de las causas con que otras Prowincias de Europa enriquecen y enflaquecen estos Reynos con los medios con que se seguiran los effetos comtrarios. Die am Rande stehenden Inhaltsangaben der Capitel sind abgedruckt in der Bibliotheca Vffenbachiana mssta, Halae Hermun- durorum 1720 fol. col. 1221 seq. unter vol. LXXXI 4°, Hispan. 10 ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana L. 39* No. 576. Höhe 21 cm. Breite 17 cm. 81 beschriebene Seiten, darauf 10 Blätter mit Abbildungen und 1 Seite Erklärungen derselben. Tratado de la Moneda Jaquesa y de otras de oro y plata del Reyno de Aragon. Por Don Vincenzio Juan de Lastanosa, Gentilhombre de la Casa de Su Magestad. y lo dedica a los ILmos Senores Diputados. En Zara- goza, Ano 1651; nach dem Druck abgeschrieben von J. Christoph Wolf. Hispan. 11 Auf dem Schmutzblatt von der Hand Petersens Geschenk des Herrn Dr. W. Bernhardy, vectius Bernhardi (im Jahre 1860); Wilhelm Bernhardi, der ältere Bruder des Historikers 'I'heodor von Bernhardi, lebte damals als Theaterkritiker in Hamburg. Höhe 21'/2 cm. Breite 15 cm. 409 beschriebene oder bedruckte Blätter 17 Jahrhundert Rückentitel Obras varias MSS. 1) fol. 1—60 Relacion de la vida del Capitan Domingo de Toral y Valdes. 2) fol. 61—62 Proposiciones, que se le an oido al Marques de Valparaiso Virrey de Pamplona 3) fol. 65—70 Sumario De los sucessos de la Duquesa de Chevruse (sie), y causas de la salida de Francia 4) fol. 71—80 Encuentro Del Marques de Valparayso Virey de Navarra y el (sic) Obispo de Pamplona 5) fol. 83I—96 Anfang A las doce de la noche batia las puertas del pa- lacio de Apolo vn gentilhombre a cauallo con tanta furia, que ingquieto (sic) toda la familia. Ende Y que en quanto al credido de la relagion, que le diesse el que qui- siesse, que bien podia sin peligro de descortesia, ni de infidelidad creer lo 10 F. Eyssenhardt vno, 0 lo otro, y que tambien se le eseriniesse al conde Duque, procurase no dexzar en rincones a quwen puede saber sus secretos. En esta confermidad se hicieron los pliegos. Y para otro correo se auisara de la resulta. 6) fol. 97”—101 Anfang Domingo 29 de Junio dia de S. PP entro Su Magestad de Filipo 4° en Molina Ende martes 22 salio el Rey 7) fol. 102—103 Exmo Senor Bartolome Sanchos Portocarrero y Don Diego Sanchos Portocarrero Regidores de Molina Ende todo el tiempo que hasta oy a durado de algumos anos a esta parte s) fol. 104 Ano 1637 Em Portugal en el mes de Agosto en las ciudades de lisboa Coinbra cett. 9) fol. 105 Sometto a Casa d Austria alludendo all’ impresa Agquilon com doi rostri e mille artigl; cett. 10) fol. 106—107 Lo que D. Pedro de Aragon dixo al Rey quando le entro a besar la mano 11) fol. 108—110 Orden del Rey sobre la comuocacion de los wvltimos bandos que quiere el Rey se haga este presente Augo (Augo unsicher) 1639 12) fol. 111 Aguz van las dos respuestas a las proposiciones de las cortes que me pidio vm. 13) fol. 112—114 Ueberschrieben #1 Rey, Unterschrift Fecha en Madrid. a onge de agosto de müll y seis y quarenta y mueue anos yo El Rey Por mandado del Rey nuestro senor Juan Baptista Sanez Nauarrete Senalada de los de la camera del consejo Real de las Indias. Darauf 6 Zeilen aus- gestrichen 14) fol. 115 Ultilogo. 12 Zeilen ausgestrichen. Dann Algunos nombres proprios, Amigo letor, allaras em este papel, que por lo strano te causara novedad. 15) fol. 116 Marco (gemeint Marco?) 1646. Anfang Mos. de Ancurt todo el tiempo que estubo sobre Valaguer 16) fol. 117 Quer eingeheftetes Folioblatt. Ende ya vino aviso de que se rindio Tarragona sin resistencia con lo qual se espera El buen suzeso y resolucion de todo 17) fol 115 Anfang Su Magestad viene a la villa de Caranenu 18) fol. 119 Anfang Las lebas que dicen se hazen son los sigwientes Que El marques de la fuente 19) fol. 120 7 Zeilen Notizen. Anfang A se de Pedir A todos los tercios 20) fol. 121 Anfang Don Martin Suarez de Alarcon Primogenito del Marques Conde de Torresuedras, partio a la Campana luego que se puso el sitio a Barcelona. 21) fol. 122—123 Notizen, Anfang Lo que se a traydo de la nueba espana este ano de 1619 22) fol. 124 auisos de las fronteras de francia y navarra Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek Il 23) fol. 125 Anfang Marques. todos debemos conformarmos con la volum- tad de dios. Unterschrift yo el Rey. Undatirt 24) fol. 126 Anfang El Ano. 1657 Comengo en Jueues muy nubloso en Madrid. 25) fol. 127 6 Zeilen. Anfang Altera causa est, quım longum vsum, nm hoc abusu, et sic maiores docwise (sic) praetexunt. 26) fol. 128 Anfang En ocho de Ayosto, salio su Magestad de Traga ü las quatro de la manana 27) fol. 129 Copie einer roemischen Inschrift mit Notizen und Feder- proben auf der Rückseite 28) fol. 130—145 PRineipia et Rudimenta ex Vniversa Theologia Morali Vreuiter Recoleta (per fehlt) Doctissimum P. f Hieronimum De Gamarra Dr A meque Joanne de soto seripta Anmo Domini 1644 29) fol. 146—178 Capitulaciones de la Paz hecha entre el Rey nuestro senor y el serenissimo Rey de la gran Bretana, las quales se conchiyeron por los Diputados que en ellas se dice en Madrid. 15. de Nobiembre de 1650. Tradueidas de latin en Castellano Ano de 1651 30) fol. 179—193 De La Corte del Gran Mogor, y sus Grandezas. Anfang El Rey Jamguir gran Mogor, tiene su corte, y asistengia, en la famosa Ciudad de Agra tan celebre, y conogida por Todo el Mundo, por ser una de las mas ricas de todo el Oriente, 31) fol. 194—195 v. Testamentum Christianum Armandi Richelüi Cardinalis fol. 195 v.—197 Testamentum Politicum Armandii (sie) Richelii Cardinalis. 32) fol. 198—201 Druck. Anfang Senor (sie) Juan de Simon Palomera y Velasco, por lo mucho que dessea, como leal vasallo, los aumentos de V. M. y de su Real Corona y el bien comun de sus vasallos Ende Seuilla, y Iumio 21. de 1644. anos. Beso vuestro Real pie. 33) fol. 202—228 Veramen. Anfang El Doctor Don Miguel Geronimo Martel, Chantre de la santa iglesia Metropolitana de Qaragoca Dicen que no se tienen los Poetas mas caridad cett. Ende Y Podıa ser, que se vea porque cada ımo querra defenderse, y la culpa la tendra el que prouwoca que esto mismo viene a ser buscar cinco pies al gato, y en la necesidad le han de sacar las vnas. Darauf ein Epigramm Martial’s. 34) fol. 229—230 Gedicht von 15 Strophen, deren erste lautet Ya que toda Qaragoca abunda de Melarchia por no morirme de Ahogo cantare al son de mi Iyra 35) fol. 231 Druck ohne Ort und Jahr. Sonsonete, a los aprobadores de los Comentarios de Luys Lopez, Pastelero examinado en la Ciudad de Zaragoga. 12 F. Eyssenhardt 36) fol. 232—245 Carlo de lorena duque de mena teniente jeneral del Estado y corona de Francia a todos los presentes y benideros salud (dada en paris a 17 de diciembre de 1592 amnos) 37) fol. 246—282 Anfang Para que conste en el tiempo venidero de los Catalanes que fuweron Bien afectos al serviecio de Su Magestad en la eindad de Barcelona Pincipado de Catalunya en el tiempo de las turbaciones de dicho prinsipado pondre aqui el nombre de los que an venido a mi notieia desterrados de dicha ciudad y principado. o, se an huido del fwror de los ministros. Hierbei beruhen mehrere Worte auf Correcturen, die der Schreiber selbst vorgenommen hat. 38) fol. 283—294 Relagion del publico Juramento que los cabildos ecle- siastico y seglar de la ciudad de Merida hicieron de defender que la Reina del cielo madre de Dios y senora nuestra la wirgen santa maria fue con- cebida sin pecado orijinal 39) fol. 295—304 Oben rechts in der Ecke Dr mit einem unleserlichen Namen. Dann Ano 1655. La orden de Santa clara. Esta religeosa estaua en el conuento de Carrion y en opinion de tam gram sierua de Dios que de toda espana y nueuo mundo la enbiauan limosnas y se enco- mendauan a ella. 40) fol. 305 MM. Michel Nostradamus Centuria. 3. prophecia 86 Anfang Vn Chef d’Ausonne aux Espaignes ira 41) fol. 306—313 Aduertencias para el Embaxador de Espana que estu- wiere en Roma de Anfang Esta corte de Roma esta compwesta de diuersas maciones 42) fol. 314—320 (amtliche Blanquets mit einigen gedruckten Initialen auf jeder Seite) fol. 314 r. Federproben. fol. 314 v. ano de mi y quinientos y beinte y siete De Safia (in dem schriftlichen Inhaltsverzeichniss aus unserer Zeit am Anfang des Bandes: de asia) el rei de franzia AL enperador Estando el enperador don carlos en burgos lo inbio el rei de franzia pu- blicamente «a desafiar. 43) fol. 321—328 Anfang La guerra del piamonte asi por la grandeca della como por la ymportancia de los fines trae desuelados los discursos de todos aquellos a qwien el amor o la obligacion haze curiosos. 44) fol. 329—365 Al serenissimo senor Don Joan de Austria Gran Prior de san. Joan en los reynos de Castilla y Leon. Anfang Aunque es verdad, serenissimo sehor, que es mucho golfo para tan poca pluma el empeno de la mia; y que parece desatencion no emperchar el animo a vista de tanto pielago, escarmentando en el otro poco aduertido mancebo, que de su nombre (segun Owidio) le vsurpo el mar Icaro, antes que fomentamdo otra teme- ridad, como la suya, solicitarme vn precipicio: mo se puede negar, que me apadırina vna grande disculpa Unterschrift der Vorrede Licenciado Joseph Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 13 garcia Puerta nueua. Darauf folgt Prologo al lector Anfang Awiendo de escribir, lector amigo, los aplausos y fiestas, con que la muy leal y antigua Villa de Consuegra Cabeza de los prioratos de san. Joan recibio al Sere- nissimo Senor Don Joan de Austria su Gran Prior Ende Y tenga con tu venida vn dueno que la sazome, vn padre que la consuele, vn Senor que la conforte, Vn brazo que la defienda, vn Prineipe que la honrre, vna sombra que la ampare, y vn Bol que la desahogue. finis 45) fol. 366—373 A Don Garcia de Figueroa de la Camara del Rey nuestro Senor. Darauf die Vorvrede, datirt en Cafra 20 de Tunio 1606 Dann fol. 367 r. Discurso en materia de Guerra y de Estado compuesto de Sentencias y palabras de Demosthenes Juntas y tradugidas de Griego por Pedro de Valencia. 46) fol. 374—403 Dialogo Discurso en Dialogo del Estado de Alemania, y comparacion de Espana con las demas maciones. Dedicalo Al Rey Nuestro Senor Don Juan de Palafox, y Mendoca, de su consejo. y su fiscal eN el Real de las Yndias. INTerlocutores Don Francisco y Don Diego, 47) fol. 404—409 Kespuesta de los catolicos que esta (gemeint estin) cerca del de nabarra fol. 405 r. Ueberschrift Propusiciones de los pringipes perlados (sic) y oficiales de la corona sehnores jentiles honbres y otros catolicos que estan del partido del rrey de nabarra. Hispan. 12 Auf dem inneren Vorderdeckel Biblioteca de Salwa und Bücherzeichen des Ricardo Heredia Höhe 20'/e cm. Breite 15 cm. Quariteh Bibliotheca Hispana London 1895 p. 89 nr 873: Cancionero de composiciones en varios melros. . . . - MS... . 8318 pp. in two hand- writings . . about 1620—30. Chiefly unpublished pieces of the close of the sixteenth century, including several canciones espirituales (which Salvd was inclined to attribute to Ledesma) and a rather large number of Romances. Die Handschrift ist folirt A—K und 1-—175. Es fehlen Foölia 12, 13, 27, 34-36, 40, 41, 55, 56, 70, 85—87, 116, 119—193, 169-171, 172, 174. 14 F. Eyssenhardt Hispan. 13 No. 177 Höhe 26'/s cm. Breite 20°/ı cm. 201 beschriebene Seiten 17 oder 18 Jahrhundert Arte de los metales, en que se ensena el verdadero beneficio de los de oro, yplata por azogue. el modo de fundirlos todos, y como se han de refinar, y apartar wmos de otros. compuesto por el licenciado Alvaro Alonso Barba natural de la Villa de Lepe en la Andalueia, Cura en la Imperial de Potosi, de la Parroqua de San Berardo (Com Licencia imprenta en Madrid &e. &e. De 1640. Annos. Abschrift des Druckes, von dem eine deutsche Uebersetzung in Hamburg 1676 erschienen ist. Hispan. 14 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889 Höhe 20°/ı cm. Breite 14*/; cm. S4 beschriebene Seiten 15 Jahrhundert Parecer sobre los repartimientos que acostumbram hacer en algumas penrtes los subdelegados entre los Yndios abgedruckt in den Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu Hamburg VII (1890) p. 19—69 Hispan. 15 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889 Ex Collectione Americana Domini Brasseur de Bourbourg Alph. Pinart Serie E1 No.4 Höhe 31'/, cm. Breite 20'/s cm. 62 beschriebene Blätter 18 Jahrhundert Von einer Hand des 19 Jahrhunderts: Executoria de las tierras de los pueblos de Chiapa, Acala y Chiapilla, en contra de las pretenciones de los Indios de Iztapa. fecha en 16 del mes de Setiembre de 1706 Hispan. 16 Höhe 21 cm. Breite 14'/2 cm. 317 beschriebene Blätter 15 Jahrhundert ww A Fe TE en A ne DU a 2 2 4 EZ a Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 15 Quaritch, Bibliotheca Hispana London 1895 p. 90 nr 875: Comedias Manuscritas: Cnlderon, Auto sacramental alegorico „Triunfar muriendo“ ... Velez de Guevara (Luis) Comedia famosa de los Fijos de lu Barbuda, preceded by a Loa. Loa: Certamen entre las prendas que adornan al Conde de Trastamara. El Hijo Prodigo y Rico Avariento, en tres jornadas, stated to be by Don Antonio Pablo Fernandez Loa para la Pasqua de 1771 — Los Majos vencidos, saynete — Zarzuela: el Philosopho natural, 2 acts (the second entitled. „Philos. Aldeamo”) etc. . about 1740—50 Hispan. 17 erworben 1893 aus dem Nachlasse des am 6 Februar 1892 gestorbenen Professors Reinstorf Höhe 31'/s cm. Breite 22 cm. 73 beschriebene Blätter 15 Jahrhundert Eine Sammlung enthaltend spanische und lateinische Briefe 62 genannter Briefsteller, ausserdem 4 anonyme Briefe, sowie andere Schriftstücke. Meist sind es Abschriften; vielfach sind Lücken gelassen, wenn der Schreiber Worte des Originals nicht lesen Konnte; manchmal liegt das Original der Abschrift bei. Hispan. 15—20 Höhe 31*/5 em. Breite 21'/ı em. 712 beschriebene Blätter, darunter 12 pergamentene Quaritch Bibliotheca Hispana London 1895 p. 91 no 885: G@enenlogia de la Descendeneia de los Sres Don Thomas Rodriguez de Vargas Machueca, de D. Geronimo de Monterde, D. Martin Alberto de Bertodamo y D. Miguel Martines de Velasco, abuelos de D. Ygnacio Rodriguez de Vargas — Blazon y Despacho de Armas de los ylustres «pellidos de Rodriguez y Vargas que perteneceen «a D.-. Thomas Hodrigquez de Vargas - blazon y Despacho de armas de los ylustres apellidos de los Martines y Velascos que pertenecen a D. Miguel Martynes de Velasco, que corresponden por la hinean materna a Ygnacio Rodriguez de Vargas Machuen — Blazon y Des- pacho de Armas de los Monterde y Antillon, que corresponden por linea paterna a Don Yynacio Rodriguez de Vargas — ....3 wvols.... MS .. . . emblazoned amd decorated with numerous portraits, shields of arms, genealogecal trees, symbolical figures, borders amd ormamental initials . . . - Mexico 1780—1752 16 F. Eyssenhardt Hispan. 21—23 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889 Höhe 20°/ı cm. Breite 14°/s em. Band I: 463 beschriebene Seiten 382 n Blätter „ MS „ Seiten 15 und Anfang des 19 Jahrhunderts Rückentitel Ooleceion de reales sedulas (sic) 1. 2. 3 Das erste Stück des ersten Bandes ist em Bundo sobre Armas cortas de 25 de Diciembre de 1775, das letzte des zweiten eine Ley que preseribe el modo de proveder contra asesinos y ladrones ... ano de 1824, das letzte des dritten Bandes eine Real Cedula de 31 de Mayo de 1801, publicada en Mexico por Bando del Exmo $. Dom Felix Berenguer de Margquina con fecha de 19 de Julio de 1802 sobre Estupros. Hispan. 24—29 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1989 Eine von dem verstorbenen Senator Rapp erworbene Sammlung von Documenten in 6 Mappen in folio Mappe I Personales: 1) @il Gonzalez de Avila 1596—1599 [jetzt gebunden als Hispan. 1] 2) Gregorio de Porras 1615: Real cedula recomendandole al virey de La Nueva Espana con otra Real cedula de 1591 dirigida al padre de Gregorio, Don Hernando de Porras de Sevilla y carta del duque de Medina Sidonia a Gregorio de Porras 1612 3) Fernando Sanchez Garcia Pareja, sus titulos originales 1741—1766 Mappe II Estado ecclesiastico 1) 3 Expedientes de 45, 47 y 25 hojas 1569, 1610, 1689: escritwras de convenios ete. entre la cofradia de la Santisima Trinidad con las monjas de Santa Clara y con la congregacion de Sam Pedro, tocante a sw iglesia y sitios etc. 2) 2 Libros de obra en el Colegio de Bethlen (Belen) en Mexico desde 1699 hasta 1795 3) Expediente de 35 hojas (1312): Provision de la Prebenda de Idioma Mexicano en la Iglesia Colegiatı de Guadalupe. Mappe III Juzgado general de natwrales 1) Eixpediente de 75 hojas (1771): Beneficios de los Indios de las Juris- dicciones del Estado y Marquesado del Valle 2) Expediente de 85 hojas (1796—97): EI comum de Santa Catalina Chiontla con el Cura de Tuntima sobre querer quäitarles el Vecario de pre fijjo, que tienen en su Pwueblo Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek lt Mappe IV Varzos 1) Expediente de 37 hojas (1786): Imforme pedido al Gobernador de Merida por el virey Don Jose de Galvez, conforme a la Real orden de 6 de Octubre de 1785 sobre las providencias tomadas para el establecimiento del Estanco de Aguardiente de canı en la provincia y costa de Campeche 9) Expediente de 40 hojas (1789--90): Real cedula de 19 de Agosto de 1789 declarando, que en las Juntas, en que concurra Verrey, Presidente o Gobernador que tenga el ejercicio de Vice-Patronato Real, ha de presidirlas aumque asistan a ellas como vocales los Prelados Ecelesiasticos 3) Expediente de 128 hojas (1795—1808): Subsidios de 70 mällones de reules de vellon exigidos al Estado Ecclesiastico Secular y Regular de Indios para las urgencias del Real Erario Mappe V Estado ecclesiastico secular 1) Expediente de 75 hojas zum Theil gedruckt, (1781—86. 1803) respecto a si convendria quitur los Cupitwlos Provinceiales de la Orden de la Merced en Indias 3) Expediente de 102 hojas (1794—98): Recurso de fuerza interpuesto por el Fr. Joseph de 8. Ignacio de la Orden de Betlemitas por denegada Justicia de parte de su prelado general 3) Eixpediente de 32 hojas (1306—7) idem por el Fr. Nicolas de Lara contra su superior el Padre Provineial de la Orden de Sam Agustin 4) Eixpediente de 29 hojas en 4° (1818) idem del Doctor Fray Vicente “Uribe, religioso de N. 8. de la Merced contra sw Provincial Mappe VI Estado ecclesiastico secular 1) Eixpediente de 48 hojas (1811) sobre partieipacion del cura de Chica- huastla en la fuga del reo Francisco Pucheco 2) Expediente de 30 hojas (IS11--12) diligeneins de B. Joagquin Sandoval para que se le ponga en posesion de una eamongia que se le confirvö 3) Expediente de 39 hojas (1IS11—15) Real Orden de 1510 para que se suspenda la provision de camongias prebendas etc. que mo seam de oficio (derogada 1S11) 4) Expediente de 34 hojas (19135—14) Beneficios ecclesiasticos, que se ham provisto desde Octubre 1811 hasta Noviembre 1815 5) Einpediente de 74 hojas (1814) Diligencias de Jose Mariano Beristain para que se le de colacion camonica y posesion del Deunato de la 8. Iglesia Metropolitana de Mexico 6) 11 diversas relaciones de servieios, y meritos, que sus autores presentaron con el objeto de obtener alguma gracia de prebenda o canongia (1793 —94) 2 18 F. Eyssenhardt Hispan. 30 Erworben 1860 Höhe 20 cm. Breite 15 cm. 60 beschriebene Blätter 18 Jahrhundert Liuro de entremezes y mais curiozidades em Amsterdam a 19 Julio de 1711 Ao Hispan. 31 Nr9. ex Biblioth. Hamburg. Wolfiana. Höhe 19 cm. Breite 15 cm. 145 beschriebene Seiten. 17 oder 18 Jahrhundert p. 1—42 Discurso primero Lo passear p. 43—106 El viaje de la Frangia Discurso segundo p. 107—145 La posada Discurso. 3. Schluss: fin de los dialogos de (Wolf hat hier hineincorrigirt Zo.) Garnier Traduzidos en lengua Castellana (von M. Fernandez. gedruckt z. B. Am- sterdam 1556) Hispan. 32 Erworben 1860 Höhe 20!/s cm. Breite 16 cm. 45 beschriebene Blätter 17 oder 18 Jahrhundert fol. 1r.—4 v. Entremes Del talego fol. 4 v.—7 v. Entremes fümoso del Remediador fol. Sr. —12r. Entremes de taragona fol. 13r.—16r. Entremes Del Cuero fol. 16 v.—19v. Yo no pido fol. 19 v.—23 v. La Podrida fol. 23 v.—26 v. El tabaco fol. 27r.—29r. El Poeta fol. 29v.—33 r. La Bonda fol. 33 r.—35r. La Capa y Sombrero fol. 33 und 39 spanische und portugiesische Verse fol. 40 r—44r. El tudesco Ausserdem vor fol. 1 ein Blatt und fol. 36 und 37 mit Rechnungen, die dabei stehenden Worte portugiesisch Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 19 Hispan. 353—55 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889 Drei Mappen im quart Mappe I 94 beschriebene Blätter. Officielle Originalcorrespondenzen aus Mexico aus den Jahren 1808—1821 Mappe II 127 beschriebene Blätter verschiedenen Formats, Privateorre- spondenz der Familie Iturbide Mappe III 40 beschriebene Blätter. A. de Iturbide: Aufenthalt in Li- vorno 1823, Correspondenz und Rechnungsbücher Hispan. 36 Aus der Schenkung der Frau Senator Rapp im Jahre 1889 Eine Mappe in folio, voll ungeordneter Documente verschiedenen Formats, auf Mexico bezüglich, aus dem 18 und 19 Jahrhundert, das letzte ein Pergament von 1682: 329 gedruckte oder beschriebene Blätter Hispan. 37 In Serinio 22 Höhe 36!/e cm. Breite 25'/s em. 256 beschriebene Blätter 18 Jahrhundert Providencia de Dios Con Israel, y Verdad de la Ley de Mosseh y nulidad de las demas Leyes Compuesto por el muy Esxselentissimo Senor H. H. M. Arab R. Saul Levy Mortera de felise memoria. Eine andere spanische Handschrift desselben Werkes beschrieben von Steinschneider, Katalog der Hebräischen Handschriften der Stadtbibliothek p. 165 Nr. 339. Ver- gleiche auch die Bemerkung am Schluss dieses Verzeichnisses. Hispan. 33—40 Von Petersen’s Hand Geschenk des Herrn Dr. B. (rectius N.) H. Julius Höhe 31!/s cm. Breite 19!/ em. 19 Jahrhundert Band I 425 beschriebene Seiten Floresta de Rimas antiguas Castellanas ordenada por Don Juan Nicolas böhl de Faber Zusatz von anderer Hand: , de la Real Academia Espanola. Hamburgo: En la libreria de Perthes y Besser. 1821. Schluss der letzten Seite Die Handschrift erfolgt in freien bogen, so wie es der Setzer beim Drucken nöthig hat. Sollte sich kein Verleger finden so trage ich die grösste Sorgfalt in Hinsicht der Handschrift auf. Ich habe nichts dagegen, dass selbe Freunden der spanischen Poesie als Schlegel, 2» 20 F. Eyssenhardt Gries, Keil ete. zum Genuss mitgetheilt werde, wenn sie sich nemlich auf Ehre verpflichten nichts abzuschreiben. Zu diesem Endzwecke müssten die Bogen dann wenigstens geheftet werden. Es sind 101 Bogen. Cadiz, den 5 Februar 1520 böhl v. Faber Band II 415 beschriebene Seiten (die letzten 13 grösstentheils nicht von Böhl’s Hand) Segunda parte de la Floresta de Rimas antiguas castellanas ordenada por Don Juan Neeolas Böhl de Faber de la Real Academia Espanola (Cadız 1821) Band III Tercera parte de la Floresta de FRimas antiguas Castellanas ordenada por Don Juan Nicolas Böhl de Faber de la real Academia Espanola. Zusatz von anderer Hand: Hamburgo en la libreria de Perthes y Besser 1825. 445 beschriebene Seiten Am Schluss ein Brief an Dr. Julius mit einem Druckfehlerverzeichniss. Die erste Seite lautet Puerto den 17 Marti) (oder Martz) 1826 Versprochenermassen erfolgt hiemit, bester Freund, die Anzeige der Druck- fehler der dritten Floresta, die leider in grösserer Anzahl vorhanden sind, als in den vorigen. Finden Sie es schicklich, so mag die Anzeige der ‚fehlenden Kommas wegbleiben. Bei genauer Durchgehung dieser Sammlung habe ich mich aufs Neue von deren Trefflichkeit überzeugt. Der matten Stellen giebt es nur wenige. Die wenigen Kenner in meiner Umgebung loben diesen Band moch mehr als seine Brüder. Einer wünscht in der neuen Ausgabe die Gedichte mit Ueberschriften versehen zu erblicken. Dei den grösseren Stiicken ginge dieses wohl an: bei den kurzen würde ich es störend finden. Dann auch wirde die Oekonomie der Anordnung gestört averden, auf der (sie) ich mehr Fleiss verwandt habe als sichtbar ist. Cap. Beusse ist leider so schnell wieder nach dorten zwrückgesegelt, dass mein kleines Packet für Sie mit den in Cudiz gedruckten Sachen mir wieder von Sevilla zwrückgesandt ist und jetzt eine amdere Gelegenheit abwarten muss. Von Madrid habe ich noch keine Antwort in Hinsicht der Defekte erhalten, obwohl ich meine Anforderung erneuert habe. Hiebei ein am Perthes und Besser endossirter Wechsel von B} 269 mit Bitte, ihn einzukassiren und mir in Rechnung zu vergüten. Ich bin jetzt aufs Neue für die alte spamische Poesie belebt geworden, und wenn (wie es scheint) diesen Sommer unsere Verschiffungen nach England minder lebhaft sein werden, so findet sich wohl Zeit zu einer Ausarbeitung des altspamischen Theaters. Die spanischen Handschriften der Stadtbibliothek 2] Meine Familie ist wohl. Die ältesten (Töchter fehlt) mit ihren Männern in Sevilla und Cadiz; die jüngste mit ihrem Manne noch immer bei uns. Nächsten Monath jedoch wird das Regiment nach Chiclana verlegt. Treu ergebenst der Ihrige Bböhl von Faber Mit N. 809 (welche ich auswendig weiss) beschwichtige ich manche schlaflose halbe Stunde. Hispan. 41 Von Petersen’s Hand: Geschenk des Herrn Dr. B. (rectius N.) H. Julius Höhe 25 cm. Breite 20 em. 221 beschriebene Blätter 19 Jahrhundert Teatro Espanol anterior a Lope de Vega por el editor de la Floresta de Rimas antiguas Castellanas (von J. N. Böhl von Faber Hamburg 1832) Böhl’s Autograph Hispan. 42 Höhe 30°/5 em. Breite 20 em. 548 beschriebene Seiten 19 Jahrhundert Auf dem innern Deckel From the Sunderland Library, Blenheim Palace, Purchased, December, 1581, By Bernhard Quaritch, 15 Piecadilly, London, und das Bücherzeichen des Ricardo Heredia. Quaritch Bibliotheca Hispana London 1895 p. 89 Nr. 869: Aponte ( Pedro Geronimo) Sumario de algunas Casas de Espana de linages amtiquos (sie) de donde proceden muchos Senores Duques, Condes y Marqueses ete.... unmpublished Ms. 517 pp. Aponte (Vasco de) Libro de algunos Linages de Galicia, unpublished Ms. 60 pp. Gareia de Salazar (Lope) Libro de Linages y @uerras de Biscaya y sus montanas y de otras cosas cuwriosas, los einco libros posteriores de su grande . obra intitulada las Bienandanzas, unpublished Ms. 164 pp..... Eine ähnliche handschriftliche Notiz auf dem vorderen Schutzblatte Mehrere andere spanische Handschriften werden von Steinschneider beschrieben. Vergleiche unter No. 37 Das aus den unter No. 1—11, 13—15, 30—32 mitgetheilte ist buch- stabengetreu abgedruckt, Fehler sind im allgemeinen nicht verbessert; manchmal ist durch em sie ausdrücklich auf sie hingewiesen worden. ji HE a Zu a 4% FB Betr, Er ER a te 1... A SEE WE DANN 3 er u Er ER rer . re r a EAN AT u SR He "iR a ‚ Dr A ar a . N il Br 2: Mae RL ur a des Rn j F j Kenzan Beiträge zur Geschichte der japanischen Töpferkunst von Dr. Justus Brinckmann. BEN AUN0R% BE Er v ’ j Holzschnitt nach einem Bilde des Shisui Shinsei (Kenzan) in Hoitsu’s Kenzan-Iboku, Europäische Stimmen über Kenzan. Kaum fünfundzwanzig Jahre sind verflossen, seitdem in der keramischen Literatur des Abendlandes die Einsicht zu dämmern begonnen hat, dass jene durch Jahrhunderte geschätzten und bewunderten Hizen - Porzellane, deren prunkende Reihen den Weltruhm des japanischen Palais zu Dresden begründet hatten, nicht der eigenste und feinste Ausdruck japanischer Kunst in der Töpferei seien. Dann meinte man tiefer einzudringen in die Erkenntniss der japanischen Töpferkunst, indem man daneben und höher noch jenes in Gold und zarten Schmelzfarben schimmernde Satsuma- Steingut pries, das die technischen Ueberlieferungen einer feinfühligen und intimen Kunstübung nicht ganz eingebüsst hatte unter dem Weltmarkteifer keramischer Unternehmer. Von der japanischen Regierung beschiekte Welt-Ausstellungen, wie die Wiener des Jahres 1573, liessen uns wohl die ausserordentliche Viel- seitigkeit der japanischen Töpferkunst ahnen; aber die Masse der Arbeiten, in denen die ersten unerquicklichen Früchte der neuen Aera geerntet wurden, legte sich wie eine dunkle Wolke vor das, was sich uns dargeboten hätte, wenn unsere Augen damals zu sehen verstanden hätten. Finzelne alte Töpferarbeiten, grosse Kostbarkeiten für den ästhetisch gebildeten Japaner alten Schlages, verloren sich fast unbeachtet unter der Menge auffälliger Neuheiten und sind damals in ihr Ursprunesland heimgekehrt. bedeutsamer für unser Wissen wurde die folgende Weltausstellung. Die Leiter des South Kensington-Museum in London hatten vorausblickend die mit der Einrichtung der japanischen Abtheilung zu Philadelphia 1876 %6 Dr. J. Brinekmanti. betrauten Behörden angeregt, eine möglichst vollständige Sammlung typischer Beispiele alter und neuer Töpferarbeiten zu vereinigen und auszustellen, die danach vom South Kensington-Museum angekauft werden sollte. Dies geschah und der bei diesem Anlass von M. Shioda verfasste, von T. Asami in’s Englische übersetzte Bericht über die Geschichte der japanischen Töpferkunst wurde i. J. 1880 von Mr. Augustus W. Franks, einem der Direktoren des British Museum, zugleich mit dem 216 Nummern zählenden Katalog der ganz nach den Regeln japanischer Kennerschaft angelegten Sammlung veröffentlicht. Aus diesem Bericht erfahren wir, dass eine der Töpferwerkstätten bei der Hauptstadt Kioto, diejenige zu Narutaki, von einem Bruder des berühmten Malers Ogata Korin, Namens Shinsho begründet worden ist, der sich in seinen Mussestunden damit unterhielt, für die Theetrinker — die Chajın — Gefässe in Nachahmung derer des um die Mitte 17. Jahrhunderts in Kioto thätig gewesenen Ninsei anzufertigen. Das Dorf Narutaki, heisst es weiter, wo der Künstler seinen Wohnsitz hatte, lag am Fusse des Hügels von Atago, im Nordwesten des Kaiserpalastes. Da nun diese Himmelsrichtung auf Chinesisch „Ken“ genannt wurde, führte der Künstler den Namen Shisui Kenzan, was besagen wolle, „schöner blauer Hügel im Nord- westen“. Kenzan, dessen Werke hohes Ansehen bei den Chajin genössen, sei, 82 Jahre alt, im Jahre 1742 gestorben. Zu einer Würdigung der Kunst Kenzan’s erhebt der Katalog sich nicht; er beschreibt nur kurz die drei bezeichneten Werke, einen kleinen tragbaren Heerd — Furo —, einen kleinen walzenförmigen Feuertopf für Raucher — Hiire — und eine Kumme — Hachi —. Auch der etliche Jahre früher — 1878 — veröffentlichte Katalog der eigenen Sammlung japanischer Töpferarbeiten, die Mr. A. W. Franks damals im Bethnal Green Branch Museum leihweise ausgestellt hatte und später dem British Museum geschenkt hat, beschäftigt sich nicht anders mit dem Meister, als dass er fünf seiner Werke kurz beschreibt. Davon trägt eines neben der Bezeichnung Kenzan noch die Worte San dai, d.h. die dritte Generation, und die Angabe der Periode Bunsei, die den Jahren 1818 bis 30 unserer Zeitrechnung entspricht. Wie sich der Kenzan des 19. Jahrhunderts zu dem Kenzan aus dem 18. Jahrhundert verhält, wird nicht erörtert. Auch das prachtvoll mit Farbendrucken ausgestattete Werk des Architekten George Ashdown Ausdsley und des Präsidenten des Liverpool Art Club, James Lord Bowes, das in den Jahren 1875 bis 77 unter dem Titel „Keramic art of Japan“ erschienen ist, weiss von Shisui Kenzan nur zu sagen, dass er in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Narutaki gute Nachahmungen der Ninsei-Waare gemacht habe, die von den Chajin hochgeschätzt wurden. Auf die künstlerische Bedeutung des Meisters gehen die Verfasser mit keinem Worte ein. Kenzan. 97 ” Auch Edmond de Goncourt, der sich durch die farbenreiche und anschauliche, wenngleich etwas schwerfällige Schilderung seiner japanischen Sammlungen in seinem 1881 erschienenen Buche „La Maison d’un Artiste“ als einer der Ersten verdient gemacht hat um die Eimführung der Abend- länder in den Zaubergarten japanischer Kunst, schweigt über Kenzan. Ihm, dem Propheten der raffinirten Kunst des Zeitalters eines Louis XV. und Louis XVI., ist das volle Verständniss für den impressionistischen Flug des Pinsels eines Kenzan damals noch nicht aufgegangen gewesen und wohl auch später nicht erschlossen worden. Wie er in seinem Buche die Satsuma-Fayencen neuerer Zeit, die allerdings dem keramischen Geschmack des Jahrhunderts des Porzellans nahe standen, über Alles preist, so prägte sich diese Neigung in dem Inhalt seiner Sammlung auch dann noch aus, als andere Pariser Sammler schon längst zu den ästhetischen Bekenntnissen der Chajin vorgedrungen waren. Die Versteigerung der von dem Dichter- hinterlassenen Kunstschätze im März des Jahres 1897 hat dafür den Beweis erbracht. Ein Chajin und wer auf den Spuren der Chajin wandelt, fand dabei nicht sein Genügen. Das Verdienst, den Meister Kenzan als Künstler gewürdigt und uns vorgestellt zu haben, hat sich zuerst S. Bing erworben als Verfasser des die Töpferkunst behandelnden Abschnittes in Louis Gonse’s grossem und schönem Buch „L’Art japonais“, das im Jahre 1883 denen, die sehen wollten, endlich die Augen öffnete über die Kunst des Landes der auf- gehenden Sonne. Bing giebt kurze Angaben über das Leben des Meisters, die er dem 1876 in Tokio mit schlechter französischer Uebersetzung erschienenen Buche des japanischen Archäologen und Sammlers Ninagawa Noritane entnimmt und fährt dann fort: „Obwohl Kenzan dieselben Stoffe verarbeitete, wie seine Vorgänger, schuf er eine ihm ausschliesslich eigene Gattung. Die Malereien aus seinen Werken haben eine absonderliche Eigenart. Man erkennt sie auf den ersten Blick an der Breite der Zeichnung und einer Maestria in der Ausführung, die zu der kleinlicheren Mache der voraufgehenden Künstler in Widerspruch tritt. Er schlägt eine neue Richtung ein, deren Einfluss sich seither nicht wieder verleugnet, die aber unglücklicher Weise zahlreichen Nachahmern Thür und Thor geöffnet und zu häufigen Missbräuchen seines Namens verführt hat.“ In der einige Jahre später als ein Band der „Bibliotheque de l’en- seignement des beaux-arts“ erschienenen kleinen Ausgabe von „L’Art japonais* hat Louis Gonse den Abschnitt über die Keramik selbst bearbeitet und die Charakteristik Kenzan’s weiter ausgeführt. Er setzt seine Lebenszeit in die Jahre 1663 bis 1743 und nennt ihn einen Schüler seines älteren Bruders Korin. Von diesem, dem berühmten Lackmaler, sagt er, dass er die alte Form gesprengt habe, in die eingezwängt die Werkstätten von Kioto unter dem fast ausschliesslich herrschenden Einfluss [9 - Dr. J. Brinckmann. n der Maler der Tosa-Schule vegetirten. Sein Eingreifen in die dekorativen Künste war von allmächtiger Wirkung. Durch seine Lackarbeiten, in denen er sich als ein Techniker ersten Ranges bewährte, erzwang er sich die Bewunderung auch derjenigen seiner Landsleute, die den Seltsamkeiten seiner Malereien abhold waren. Seine Goldlacke haben einen ganz eigenen Ton, einen gedämpften, gewaltigen Ton von verhaltener Gluth und vibrirender Leuchtkraft. Sie schemen wie aus einem Stück massiven Goldes geschnitten. Seinem Pinsel entfliesst der Lack wie eine flüssige Fettmasse. Sem Decor beruht auf der Wirkung grosser Massen und der ausserordentlichen Kühnheit summarischer Widergaben. Dazu packende Wirkungen von Einlagen aus Perlmutter, aus Silber, aus grauem Blei oder Zinn. Durch seinen Bruder Kenzan, der Korin’s überzeugter Anhänger war, befreite er die keramischen Schulen Kioto’s von der Knechtschaft chinesischen Formel- wesens und vollendete er das von Ninsei begonnene Befreiungswerk. Wie die Werke Korin’s zeichnen sich diejenigen Kenzan’s durch die ausser- ordentliche Freiheit ihrer Verzierung aus, die auf grossen Massen von kräftigem Ton beruht, im dem fast immer smaragdgrüne Flächen auffallen. Man lernt daraus, welche Vortheile der Vereinfachung des Decors abzu- gewinnen sind. Was als Naivität erscheint, beruht bei Kenzan auf gründ- licher Geschicklichkeit. Die schöneren seiner Werke können in den Augen der Kenner mit denen Ninsei’s wetteifern. Die Urwüchsigkeit der Formen, der Verfahren und der Zeichnung ist keine geringere; der Farbensinn ist bei Kenzan sogar höher entwickelt. Der vibrirende harmonische Reichthum seiner Schmelzfarben hat seines Gleichen nicht. Der Scherben seiner Töpferarbeiten ist meist ziemlich grob oder mindestens leicht und zerreiblich, steht also tiefer als derjenige Ninsei’s. Ihr Werth beruht in dem pracht- vollen Gewande, mit dem der Künstler sie bekleidet hat. Diesen Bewunderern der Kunst Kenzan’s folgt der Herausgeber des „Art Journal“, Marcus B. Huish, in seinem in erster Auflage 1889, in zweiter 1892 erschienenen Buche „Japan and its Art“. Nach ihm lassen die breite Behandlungsweise und die lebhaften Farben, die Kenzan bisweilen anwendet, seine decorirten Werke auf den ersten Anblick oft etwas roh erscheinen, aber eindringendere Bekanntschaft mit ihnen werden bald zu der Ueberzeugung führen, dass jegliche Einzelheit von einer Meisterhand herrührt. Wie Korin, war Kenzan ein echter Im- pressionist. Er strebte in seinem Decor nach Wirkungen, die jenseits derer der Wiedergabe mechanischer Einzelheiten liegen, nach Wirkungen, die aus dem Kontrast oder der Harmonie der Farben oder des Stoffes, aus wohl abgewogener Komposition und Anordnung der Theile sich ergeben, oder Kraft und Freiheit der Hand bekunden, und in denen vor Allem die hohe poetische Empfindung zum Ausdruck gelangt, die ein Merkmal der Meisterwerke japanischer Kunst. Seine Werke gehören nicht zu denen, Kenzan. 29 die dem Geschmack der Menge schmeicheln. Sie sind das gerade Gegen- theil vom Niedlichen. Man mag sie sich vorstellen als Werke eines Mannes, der nicht sorgte, irgend wem zu Gefallen zu schaffen, ausser ihm selber; eines Mannes mit kühnem Flug der Ideen und dem Muth, diese durchzuführen. Seine Werke sind in hohem Grade suggestiv; jedes neue Beispiel scheint eine neue Idee auszudrücken. Huish reiht an diese Würdigung der künstlerischen Bedeutung des Meisters einige kurze Hinweise auf seine Töpferarbeiten. Die Mehrzahl seiner in Kioto entstandenen Werke bestünde danach aus dem feinen Awata-Scherben; aber auch den gröberen Thon von Shigaraki und anderen Orten habe er verarbeitet. Zuweilen formte er die Gefässe mittelst des Rades, bisweilen ganz aus freier Hand. Die Beschaffenheit seiner Glasur und die Art ihrer Anwendung wechselten ebenso sehr, wie der Decor. In jüngeren Jahren war er erfolgreich in der Nachahmung der Raku- Waare der Chojiros. Den genannten Schriftstellern tritt mit kühleren Worten entgegen der schon erwähnte James Lord Bowes in seinem 1890 erschienenen Buche „Japanese Pottery“, das zu der Beschreibung der Sammlung des Verfassers eine Einleitung giebt, in der, so oft sich die Gelegenheit bietet, dem ästhetischen Geschmack des japanischen „Chajin“ und seiner europäischen Gefolgschaft allerlei kleine Bosheiten verabreicht werden. James Lord Bowes hatte in seinem ersten, in Gemeinschaft mit Audsley verfassten Werke gründlich fehlgegriften, indem er zahlreiche prunkende und über- ladene Erzeugnisse der schon von europäischen Einflüssen und jedenfalls vom Drängen der Ausfuhrhändler nach reicherem Decor angekränkelten Töpferkunst jüngster Zeit als Meisterwerke beschrieb und in kost- spieligen Farbendrucken abbildete. Seine Kennerschaft und sein Ver- ständniss für japanische Kunst waren aus anderen Quellen geflossen und beruhten auf anderen Anschauungen, als die der feinsinnigeren und mit der urwüchsigen Eigenart der Kunst Japans vertrauteren Männer, die nach dem Jahre 1877 über denselben Gegenstand geschrieben hatten. Ganz hatte sich Lord Bowes später der besseren Erkenntniss nicht verschliessen können, aber er konnte es sich doch nicht versagen, auf seinem Rückzuge den Gegnern allerlei Hiebe auszutheilen. Seinen entschiedensten Gegner, den Amerikaner Edward Sylvester Morse hat er im Jahre 1891 in einer mit Farbendrucken illustrirten Streitschrift unter dem Titel „A vin- dication of the decorated pottery of Japan“ zu bekämpfen versucht. So richtig es ist, dass das ästhetische Glaubensbekenntniss der Chajın nicht den gesammten Schatz japanischer Kunst ausgeschöpft hat, so unrichtig wäre es, an dasjenige, was die Chajin bewunderten und bewundern, den Maassstab eines von europäischer Ueberladung und europäischer Prunksucht genährten und befriedigten Geschmackes anzulegen. 30 Dr. J. Brinekmann. Lord Bowes giebt zu, dass wenn wir uns begnügten, dem Urtheil der Chajin zu folgen, wie es deren abendländische Schüler sich zu eigen gemacht haben, Kenzan der grösste aller in Kioto thätigen Töpfer gewesen sei. Er erwähnt, Kenzan habe denselben Thon, wie Ninsei, Kinkozan und andere Awata-Töpfer verarbeitet, seine Werke aber entbehrten der eleganten Vollendung und der zarten Glasuren, welche die Werke jener aus- zeichnen. Im Decor Kenzan’s erkennt auch er packende Urwüchsigkeit; seine Farben erscheinen ihm aber dunkler gestimmt, als diejenigen der Ninsei-Schule, die damals grossen Erfolg beim Volke hatte. Eben des- wegen meint er, weil Kenzan auf die Ueberlieferungen der älteren Kunst zurückgriff, sicherte der Künstler sich die Gunst der exclusiven Chajin. In den Vorwürfen seiner Malereien folgte er den impressionistischen Zeichnungen eines Tanyu und Yeishin und vermied so die sorgfältige und genaue Wiedergabe des Vorwurfes, welche die Ninsei-Schule bei ihren keramischen Malereien pflegte. Bowes findet Kenzan’s Töpferwaaren im Allgemeinen etwas grob getöpfert; ihre Oberflächen oftmals rauh, selbst in gekünstelter Weise. Als Lieblingsvorwürfe des Meisters begegnen ihm Zweige des Chrysanthemum, des Mume-Baumes, des Bambus, der Kiefer, des Lotos und andere Natur-Motive, die unter einer glänzenden, gekrackten Glasur in ruhigen Farben, in kaltem Blau, Olivbraun und Schwarz ausgeführt sind. Oft fügte der Maler einige poetische Worte hinzu, die sich auf den Vorwurf bezogen und fast immer brachte er seine Signatur in kühnen Schriftzügen an, sei es unter dem Gefäss, sei es als einen Theil des Dekors. Alles in Allem, findet auch Lord Bowes in den Töpferarbeiten Kenzan’s eine Urwüchsigkeit der Zeichnung, eine Geschmeidigkeit des Stiles und eine Wunderlichkeit der Behandlung, die es ihm leicht machen, die Gunst zu begreifen, in der sie bei den Chajın stehen mochten; ver- einigten sie doch etwas von der affektirten Kunstlosigkeit der frühen Töpferwaare mit einer wohlerwogenen Annäherung an die höhere technische Vollendung und die Schönheit der Verzierungsweise, welche von der damals in Gunst stehenden jungen Töpferschule gepflegt wurden. Kapitän Brinkley, der in Basil Hall Chamberlains „Things japanese“ (1890) den Abschnitt „Porcelain and Pottery“ bearbeitet hat, gedenkt des Kenzan nur mit kurzen Worten. Er bemerkt, dieser Name sei nicht auf einen Künstler beschränkt, sondern ein Familien-Name. Der Kenzan, der in den Jahren 1688—1740 lebte, sei nur der bekannteste seines Geschlechtes gewesen; aus dem Vorkommen des Namens an einem Gegenstande dürfe man noch nicht auf die bestimmte Persönlichkeit des Urhebers schliessen. Was andere Schriftsteller über den Meister berichtet haben, beschränkt sich auf Wiederholungen aus den angeführten Quellen, oder ist bedeutunglos, wie Ph. Burty’s Meinung, Kenzan, den er als einen kraftvollen, originalen Meister anerkennt, habe unter dem Einfluss des indischen Stiles gestanden. Kenzan. ; 31 Japanische Stimmen über den Meister. Halten wir nun Umschau über unseren Meister in der japanischen Literatur, so liest es nahe, zunächst anzufragen bei Ninagawa Noritane, dem Verfasser des in den Jahren 1876 bis 1880 in Tokio unter dem Titel „Kuanko-Zusetsu“ erschienenen, in Europa ziemlich verbreiteten Werkes. Ninagawa, ein in seinem Vaterlande wohlangesehener Archäolog und Sammler, doch auch Händler zugleich, hat in diesem Buche seine eigene Sammlung japanischer Töpferarbeiten beschrieben und in kolorierten Lithographien vorzüglich abgebildet. Später ist diese Sammlung in den Besitz des Herrn S. Bing in Paris gelangt, von diesem an Herrn Edward S. Morse in Salem, Massachusetts, und jüngst ist sie mit der von diesem Gelehrten selbst früher in Japan angelegten Sammlung in öffentlichen Besitz übergegangen. Das letzte Wort der Kennerschaft ist in Ninagawa’s Buch gewiss nicht gesprochen, aber wir werden seine Feststellungen so lange anerkennen dürfen, als nicht weitere Forschungen und das vergleichende Studium der Altsachen selber uns sie zu berichtigen gestatten. Wir dürfen aber bei der Berufung auf Ninagawa nicht die nm Yokohama erschienene, von Fehlern aller Art wimmelnde französische Uebersetzung seines Buches anziehen, sondern nur aus der Urschrift schöpfen. Ninagawa’s Angaben über Kenzan’s Lebensverhältnisse enthalten im Wesentlichen dasselbe, was uns schon die europäischen Quellen gesagt haben, die theils aus ihm, theils aus dem kurz nachher in London heraus- gegebenen Buche Shioda’s entnommen sind. Ninagawa berichtet: „Die Kenzan-yaki genannten Töpferarbeiten sind von einem Manne Namens Kenzan angefertigt worden. Im Buche „Chado Sentei“ lesen wir: „„Kenzan, ein jüngerer Bruder des Korin, hiess eigentlich Ogata Shinsei, wurde aber Kenzan benannt, weil er zu Narutaki-mura im Nordwesten von Kioto wohnte.““ Das Buch „Shogua Benran“ spricht also von ihm: „„Kenzan, Sohn des Ogata Soken, trug den Namen Shinsei; sem Rufname war Shinzaburo. Er bewohnte anfänglich Kioto und liess sich dann in Narabi-oka nieder. Man gab ihm zu verschiedenen Zeiten verschiedene Namen, als Shoko, Shuseido, Shisui, Reikai, Toin und noch deren mehr. Später zog er nach Yedo, wo er im Alter von 83 Jahren starb. Er hatte die Dichtkunst bei Hirosawa Choko, die Kunst der Theebereitung bei Zuiriu Sosa gelernt. Er war auch ein geschickter Maler und verfertigte mit Vorliebe Töpferarbeiten, die er mit Blumenzeichnungen gar kunstvoll bemalte und oft mit schönen Versen beschrieb.“ “ Die weiteren Angaben Ninagawa’s geben eine kurze Kennzeichnung der Töpferarbeiten Kenzan’s, wobei nach der Weise japanischer Kenner das Hauptgewicht auf die Beschreibung des Scherbens und die Herkunft des verarbeiteten Thones gelegt wird. 39 Dr. J. Brinekmann. Annähernd die gleichen Angaben über das Leben Kenzan’s finden wir in der seit wenigen Jahren unter dem Titel Kökkua d. h. „Blume des Landes“ in Tokio veröffentlichten Zeitschrift für bildende Kunst. Die Farben- druckwiedergaben alter Gemälde in der Kökkua stehen weit über den verwandten periodischen Schriften Europas. Ob ihre historische Methode den Anforderungen europäischer Wissenschaft entspricht, vermögen wir nicht zu beurtheilen. Im 17. Hefte der Kokkua widmet der Direktor der Kunst- gewerbeschule zu Kioto, Imaizümi Yusaku, unserem Meister einen kurzen Aufsatz, aus dem wir ausser uns schon Bekanntem erfahren, dass Kenzan nach der Weise des Honami Köyetsu arbeitete, eines der Lehrer des Korin. Dabei wird die auffallende Angabe gemacht, dass auf Kenzan holländische Fayence nicht ohne Einfluss gewesen sei. Wie diese Einwirkung sich äusserte, wird aber nicht gesagt. Erwähnt wird noch, er sei im Dorfe Iriya gestorben und bestattet auf dem Friedhof des Zenyoji-Tempels. In Folge einer Eisenbahn-Anlage sei das Grab jüngst an einen anderen Ort übertragen worden, aber sein Grabstein sei auf dem alten Friedhof verblieben. Ueber diesen Grabstein liegen uns schon ältere Nachrichten vor. Hoitsu, ein zu Anfang unseres Jahrhunderts in Yedo lebender Künstler und begeisterter Anhänger der von dem Brüderpaar aus dem Ogata-Stamme hundertfünfzig Jahre vorher eingeschlagenen neuen Richtung, hat uns m der Nachrede zu einer von ihm herausgegebenen Sammlung von Skizzen nach Werken des jüngeren der Brüder eine anmuthende Schilderung von seiner Auffindung des Grabsteines hinterlassen. Er schreibt: „Obwohl ich schon lange mich dem Studium der Malerkunst der beiden Ogata widme, bin ich zu ihrem gründlichen Verständniss noch nicht gelangt. Ueberull bekannt ist, dass Korin und Kenzan ein Paar berühmter Maler waren. Als ich einst vernahm, das Grab Korin’s liege im Friedhof des Hon- gioin in Miogenji zu Kioto, suchte ich es auf. Da ich sein Grabmal umgestürzt und zertrümmert fand, stiftete ich ihm einen kleinen Grabstein und setzte eine Inschrift darauf. Damals wünschte ich auch den Grabstein Kenzan’s zu sehen, aber Niemand wusste ihn mir zu zeigen. Wieder fragte ich nach ihm im nächsten Jahre bei Bewohnern von Kioto, jedoch wieder vergeblich. Im October dieses Jahres wurde ich von Riohan zu einer Theegesellschaft geladen und bei dieser Gelegenheit erzählte er mir, das Grab Shinser’s befinde sich im Friedhof des Zenyoji-Tempels am Fusse des Uyeno-Parkes unweit meiner eigenen Hütte. Noch am selben Tage suchte ich den Friedhof auf und dort fand ich, wie Riohan mir gesagt hatte, das Grab Shinsei’s. Ich wischte den Staub von dem Grabsteine, besprengte ihn mit Wasser, opferte Weihrauch und Blumen und ehrte den Kenzan im Gebet. Kenzan. 33 Heimgekehrt habe ich alsbald die Kopien seiner nachgelassenen Bilder und Schriften gesammelt, die ich schon lange in meinem Bücherschrein bewahrt hielt. Damit die Malerkunst Ogata’s in hellerem Glanze strahle, habe ich nunmehr dieses kleine Werk verfasst, das ich dem Kenzan als ein Todtenopfer darbringe. Wunderbarer Weise ist dieses Jahr gerade das einundachtzigste seit dem Sterbejahre des Kenzan, der in seinem einundachtzigsten Lebensjahre verschieden ist. Im 10. Monat des 6. Jahres Bunsei. (Nov. 1823.) Hoitsu.“ Des Weiteren theilt uns Hoitsu die Inschriften auf dem von ihm aufgefundenen Grabsteme Kenzan’s mit. Diejenige der Rückseite lautete: „Koji war ein Kioto-Mann und wohnte im Dorfe Narutaki-mura. Da dieses Dorf im Nordwesten von Kioto liegt, nannte er sich Kenzan. Er gehörte zum Geschlecht der Ogata und war berühmt als ein Meister in Irdenwaare. Gestorben ist er am zweiten Tag des sechsten Monats des zweiten Jahres Kuampo in seinem einundachtzigsten Lebensjahre.“ Da nach der Angabe des Hoitsu Kenzan auf einem Friedhof der Tendai-shu, einer der acht grossen Sekten des japanischen Buddhismus, bestattet ward, dürfen wir vermuthen, dass er auch im Leben derselben Sekte angehörte. Diese gegen Ende des S. Jahrhunderts von China nach Japan verpflanzte Lehre gipfelt in dem Glauben, das endliche Ergebniss des Daseins sei im Nirwana zu suchen, jenem Zustande, in dem die Seele ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben, durch nichts Aeusserliches mehr beeinflusst wird, daher des Fühlens, Denkens und aller Leidenschaften enthoben ist. Diesem Zustand giebt die Sekte den Namen Mui, was besagt absolutes, bedingungsloses Dasein. Dem Geiste dieser Lehre entflossen sind auch ein, nach chinesischer Verskunst abgefasster Spruch und ein japanischer Vers, den der alte Kenzan vielleicht selber für seinen Grabstein verfasst hat. Die schwer übersetzbaren Verse besagen etwa: „Einundachtzig Jahre lang habe ich sündhaftem Leben schamlos gefröhnt; nun ich einsehe, wie wandelbar diese Welt, geh’ ich ruhig ein zum Nirwana.“ „Der Schwermuth Tage sind vorüber gezogen, vorüber der Frohsinn; geblieben sind nur die Träume am Morgen und Abend.“ Unterzeichnet smd diese Verse mit dem Kaimio des Kenzan, d. h. dem Namen, der nach buddhistischem Brauch ihm als Verstorbenem beigelegt wurde und lautet: Rekai Shinsei Kojı. Wie in Japan üblich, führte der Künstler ausser semem Geschlechts- namen Ogata einen Vornamen Koremitsu und einen Rufnamen Gombei, 3 34 Dr. J. Brinckmann. Mi ausserdem aber noch eine ganze Reihe anderer Namen. Als solche Namen finden wir in japanischen Quellen (u. A. im 57. Heft der Kökkua) die folgenden: Shoko, d. h. der Verehrer des Alten; Shuseido, d.h. der ruhig Uebende; Rekai, d.h. heiliges Meer; Toin, d.h. der Töpfer- Einsiedler; Shinsei, d. h. der tief in sich selbst Blickende; Shisui, d. h. wörtlich „Grün-Violett* oder übertragen „Landschaft um Kioto“, deren schöne Farbtöne man poetisch mit jener Bezeichnung andeutete. In welchen Lebensjahren und für welche Zwecke der Künstler sich aller dieser Namen bediente, ist uns nicht überliefert. Als seine Pinselnamen begegnen uns neben dem häufigsten Kenzan, der an die Himmelsgegend seiner Wohnung in der Kaiserstadt erinnert, die Namen Shinsei oder Shisui allein oder in Verbindung mit einander oder dem Worte Kenzan. In seinen letzten Lebensjahren fügte er oft noch andere Bezeichnungen hinzu, wie Rojin, Rokan, Rofu, die aber nur bedeuten, „alter Mann“, „alter Kerl“, „Greis“. Nicht selten verbindet er damit auch die Angabe seines Alters. Auf seinen von Hoitsu abgebildeten Werken finden sich solche Altersangaben vom 76. bis 80. Lebensjahr des Meisters. Einem so berühmten Bruderpaar, wie den Korin und Kenzan, durfte auch ein stattlicher Stammbaum nicht fehlen. Auf Grund welcher Ueber- lieferungen und Urkunden die japanischen Kunstforscher ihn aufgebaut haben, verschweigt Kawasaki Chitora, ein bekannter Archäologe, der im 57. Heft der Kökkua uns mittheilt, was „ein altes Buch“ darüber meldet. Ueber achtzehn Generationen rückwärts und vier Generationen abwärts erstreckt sich dieses Geschlechtsregister, in dem wir Männern aller Lebens- berufe vom ruhmreichen Krieger bis zum ehrsamen Hofschneidermeister begegnen. Legen wir den Maassstab der vier, nahezu zwei Jahrhunderte von der Lebenszeit des Bruderpaares bis zum Jahre Meiji 11 ausfüllenden Generationen an, so führen uns die Wurzeln des Stammbaumes zurück in das neunte oder zehnte Jahrhundert unserer Zeitrechnung, in jene Zeit, da die Fujiwara noch die Zügel der Regierung fest in Händen hielten und die Feldherren aus den Geschlechtern der Taira und Minamoto noch nicht in jene Feindschaft wider einander entbrannt waren, die später in furcht- baren Bürgerkriegen aufloderte. Mit einer Erzählung, die sich liest wie ein altes deutsches Volksmärchen, hebt die Familiengeschichte der Ogata an. „Es war einmal“ — so erzählt Kawasakı — „im Dorfe Shiota in der Provinz Hiuga ein Mann Namens Daitayu, der hatte eine schöne Tochter Namens Hana-no-Onmoto. Weil er einen Schwiegersohn vornehmen Ranges zu gewinnen wünschte, wies er alle Heirathsanträge von Männern seines Standes ab und erbaute im Garten hinter seinem Hause ein Häuschen, in dem er die Tochter vor den Augen der Männer verborgen hielt. Eines Abends fand sich aber, ohne dass die Eltern dessen gewahr wurden, ein Kenzan. 35 schöner Herr in höfischer Kleidung bei dem Mädchen ein. Er unterhielt sich mit ihr und erschien fortan an jeglichem Abend. Vergebens erklärte er ihr seine Liebe. Lange widerstand die Jungfrau seinem Werben, aber heisser und heisser wurde sein Flehen, bis er endlich ihr Herz erweichte und Erhörung fand. Eine Dienerin jedoch verrieth das heimliche Glück der Liebenden den Eltern. Als diese Hana-no-Onmoto in’s Gebet nahmen, schwieg das Mädchen schamhaft erröthend. Dann aber gestand sie der Mutter allein, was sich zugetragen hatte. Diese vermochte sich nicht zu erklären, woher ein vornehmer Herr in diese ländliche Abgeschiedenheit komme und drang in ihre Tochter, den Geliebten um seine Wohnung zu befragen. Da sie wohl ahnen mochte, auf diesem Wege werde das Geheimniss nicht enthüllt werden, gab sie der Tochter eine Nähnadel und ein Knäuel mit dem Rath, den Faden an der Nadel zu befestigen und diese in das Gewand des Herrn zu stecken. Als nun am selbigen Abend der fremde Herr wieder erschienen war, steckte Hana-no-Onmoto ihm beim Abschiede die Nadel heimlich in sein Kleid, wie ihr von der Mutter gerathen worden. Danach berichtete sie dieser, was sie gethan hatte. Als es Tag geworden, zogen die Eltern mit der Tochter und vieler Dienerschaft auf die Suche nach dem Fremden, immer dem Wege nach, den der abgewickelte Faden sie wies. Endlich führte dieser sie an der Grenze der Provinzen Hiuga und Bungo zum Berge Uba-ga-dake vor ein Felsloch, aus dem ein lautes Wehgeschrei ertönte. Als nun die Tochter fragte „Wer sitzt dort im Loche und erhebt solches Klagen?“ erscholl die Antwort: „Ich bin’s, ich, liebe Hana-no-Onmoto, Dem Geliebter; heute morgen bin ich am Unterkiefer mit einer Nadel verwundet worden; das schmerzt so sehr, dass ich heut noch sterben muss. Ich bin eine grosse Schlange; vermöchte ich, wie früher, Menschengestalt anzunehmen, so könnte ich Dich sehen und vor Dir erscheinen. Nun aber ist meine Kraft, mich zu verwandeln, gebrochen. In meiner wahren Gestalt würde ich Dich nur erschrecken.“ Darauf erwiderte das Mädchen: „Mag Deine Gestalt jetzt noch so fürchterlich sein, so bist Du, mein Geliebter, doch mir unvergesslich; mir bangt nicht vor Dir.“ Da streckte die Riesenschlange ihr bemähntes und gehörntes Haupt aus dem Loche hervor; Hana-no-Onmoto aber bedeckte es mit ihrem Gewand und zog ihm die Nadel aus dem Munde. Darob erfreut hob die Riesenschlange an zu weissagen: „Du wirst einem Sohne das Leben schenken. Würde er erst im zehnten Monde das Licht erblicken, so würde er ein grosser Feldherr über ganz Japan werden. Er wird aber schon im fünften Mond zur Welt kommen und der tapferste Krieger hier im Lande Kiushu werden. Ich bitte Dich, verlass nicht den Buben, weil er der Sohn einer Schlange ist.“ Mit den Worten: „Alle meine Nachkommen werde ich behüten“, zog sich die Schlange, die, wie man glaubt, die im Tempel von Uba-ga-dake verehrte Gottheit war, in ihr Loch zurück und 3* 36 Dr. S. Brinekmänn. ward nicht mehr gesehen. Hana-no-Onmoto genas bald nachher eines kräftigen Knaben. Diese Riesenschlange und die Tochter des Daitayu sind die Vorfahren des berühmten Künstlerpaares, der Brüder Korin und Kenzan.“ Der Sohn der Schlange und der schönen Hana-no-Onmoto erfüllte aber nicht die Weissagung seines Vaters. Wenigstens wird von ihm nur berichtet, dass er ein wilder Knabe gewesen, der nichts lieber that, als sich in Wind und Wetter auf den Bergen umherzutreiben. Da von der scharfen Luft dort oben und der winterlichen Kälte seine Haut aufsprang, rissig und schuppig wurde, gab man ihm den Spottnamen Akagiri-Daiyata, d. h. der frostrissige Daiyata. Wahrschemlich giebt dieser Name schon den Schlüssel zur Entstehung der Geschlechtssage der Ogata; zur Erklärung einer erworbenen oder ererbten absonderlichen Beschaffenheit der Haut wurde die Mähr von dem Schlangen-Stammvater ersonnen. Von den Nach- kommen des Daiyata, den Daiyaji, Dairoku und Daishichi wissen wir nichts als die Namen. Erst an des letzteren Sohn ging die Prophezeiung der Schlange in Erfüllung. Er hiess Koreyoshi und erhielt den von seinen Nachkommen als Geschlechtsnamen weitergeführten Beinamen Ogata, d.h. Bild eines Schlangenschwanzes, weil er auf dem Rücken ein Mal hatte, das wie ein schuppiger Schlangenschwanz aussah. Auch hier stossen wir auf die Beziehung der Geschlechtssage zu einem in der Familie offenbar erblichen Merkmal. Vermuthlich führte sie den Namen Ogata, weil in ihr die Ichthyosis serpentina, Schlangenschuppen-Krankheit, erblich war, die Merkmale bietet, wie sie bei dem Stammvater Akagiri und dem Koreyoshi erwähnt wird. Ogata Koreyoshi war ein tapferer Krieger und noch Jahrhunderte hindurch lebten die Abkömmlinge der Riesenschlange der Weissagung ihres Ahnherrn zu Ehren. Nach sieben Generationen aber erlosch das kriegerische Feuer in ihren Adern. Zuletzt erwies es sich lebendig in dem heldenmüthigen Koreharu, dessen treue Dienste vom Shogun Ashikaga Yoshiaki mit einer Dotation von 5000 Koku Reis gelohnt wurden. Des Koreharu Sohn Dohaku lebte als Shinto-Priester, und dessen Sohn Sohaku ergriff das Schneiderhandwerk, das damals in Japan kein der Kunst fremder Beruf war. Zur Würde eines Hofschneidermeisters aufgestiegen, mochte Sohaku gute Gelegenheit haben, seinen Geschmack in Entwürfen für die Muster der köstlichen Brokatstoffe zu bilden, wie sie zur Bekleidung der Schön- heiten an dem prachtliebenden Kaiserhofe dienten. Für Schneiderei in unserem Sinne hätte die im Schnitt so einfache Tracht auch der Vornehmen ohnehin keine grossen Aufgaben geboten. Des Sohaku Sohn Soken setzte das Gewerbe seines Vaters fort; neben der Schneiderei übte er sich fleissig in der Schönschreibekunst, in der Honami Koyetsu sein Lehrer war, derselbe, den wir schon als Lehrer seiner Söhne genannt haben. Soken soll es Kenzan. 37 als Dilettant zu braven Leistungen im Schönschreiben gebracht haben, das von alten Zeiten her bekanntlich in Japan als eine wahre Kunst gepflest und der Malerkunst ebenbürtig geschätzt wird. Soken’s künstlerische Neigungen wuchsen bei seinen Söhnen Korin und Kenzan zu bahnbrechender Schaffenskraft aus. Dass ihnen wieder Söhne gefolgt wären, die dem Ruhm der Väter, wie es in Japan sonst so merk- würdig oft sich in den Künstlerberufen ereignet, neuen Ruhm hinzugefügt hätten, ist nicht überliefert. Vielmehr erfolgte ein Rückschlag im das Schneiderhandwerk, dem die Ogata fortan treu blieben. Drei Generationen nach Korin und Kenzan lebte im elften Jahr Meiji (1878) zu Kioto noch ein einundsiebzigjähriger Schneidermeister Namens Konishi, ein Urur-Enkel des Korin. Schon der Sohn Korin’s hatte den Familiennamen der Ogata aufgegeben, um als Adoptivsohn einer Familie Namens Konishi sich fortan nach dieser zu nennen. Kenzan und die Chajin. Nach dem von Ninagawa angeführten „Shogua Benran“ ward Kenzan von Zuiriu Sosa m den Regeln der Chanoyu unterwiesen, die zu kennen und mit Würde und ceremoniösem Anstand auszuüben, damals noch Jeder sich beeiferte, der auf gesellschaftliche Bildung Anspruch machte. Wohl war im Laufe der Jahrhunderte dem alten Brauch der tiefere Grundgedanke entschwunden, der dem ersten Gründer und Lehrer der Wissenschaft des Theetrinkens, Shuko, zur Zeit des Shogun Yoshimasa (1443—1473) vor- geschwebt haben mochte und diesen Shogun zu einem Förderer der neuen Form der Geselligkeit werden liess. Dr. Funk, dem wir die ersten ein- gehenderen, in den Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Tokio veröffentlichten Mittheilungen über die Chanoyu verdanken, hat die Vermuthung ausgesprochen, Yoshimasa habe in diesen Bräuchen ein Mittel gesehen, die im langen Kriegen verwilderten Männer zu Sitten des Friedens und zur Lust an geistiger Beschäftigung zurück- zuführen. Vielleicht habe er in jenen in Stille und Abgeschlossenheit vor sich gehenden Theegesellschaften auch ein Mittel gesucht, im Geheimen einen regeren politischen Verkehr unter seinen Anhängern anzuregen und zu erhalten. Dieser doppelte Zweck soll auch dem Toyotomi Hideyoshi (Taiko sama) vorgeschwebt haben, als er, nachdem er Ruhe im Lande gestiftet hatte und vom Kaiser mit der Würde eines Regenten bekleidet worden war, dem Rikiu, einem seiner Günstlinge, den Auftrag ertheilte, die alten Satzungen der Chanoyu zu verbessern und zu ergänzen. Die damals — im Jahre 1554 — von Rikiu festgestellten Regeln sind im Wesentlichen bis auf die Jahre beobachtet worden, in denen mit überstürzter Aneignung abendländischer Tracht und Sitte die herkömmlichen Lebens- formen als veraltet und lächerlich verschrieen wurden. Als Dr. Funk im 38 Dr. J. Brinekmann. Jahre 1874 seine Abhandlung über die Chanoyu schrieb, waren die Theegesellschaften schon fast ganz verschwunden. Er spricht die Meinung aus, das alte Ceremoniell gehe schnell und unabwendbar der Vergessenheit entgegen. Seither scheint es freilich wieder in Aufnahme gekommen zu sein und wieder mögen politische Parteigänger, dieses Mal diejenigen, deren Losung „Japan für die Japaner“ ist, sich der alten Formen der Geselligkeit bedienen, um in Ruhe unter sich zu sein. Die Grundsätze, welche Rikiu für die Theegesellschaften festgestellt hat, lassen sich im Wesentlichen in Folgendem zusammenfassen. Sobald die Geladenen sämmtlich vor der Thür des zur Abhaltung der Gesellschaft bestimmten Gemaches erschienen sind, kündigen sie sich durch Schläge mit einem Klopfer auf ein Brett an. Wichtig ist, dass die Gäste den Weg dorthin nicht nur mit reinem Antlitz und mit reinen Händen, sondern auch reinen Herzens beschreiten. Der Wirth geht seinen Gästen entgegen und führt sie ein. Untersagt ist, in oder vor dem Hause über weltliche Dinge zu reden. Auch dürfen bei einer wahren und reinen Versammlung weder Gast noch Wirth einander schmeicheln. _ Eine Versammlung soll nicht länger als vier Stunden dauern. Auch für alle Einzelheiten der Bewirthung gab er Regeln, die im Lauf der Zeiten zu einem äusserst umständlichen Öeremoniell auswuchsen, verschiedene Regeln für die zur Sommer- oder Winterzeit abgehaltenen Chanoyu. Besondere Lehrmeister widmeten sich der Wissenschaft dieses Ceremoniells, unterrichteten in ihm die vornehme Jugend und gaben den Alten Vorstellungen in seiner vollkommenen Ausbildung. Schulmeinungen bildeten sich und fanden Vertretung in der Literatur. Allmählich in der langen Friedenszeit unter den Tokugawa Shogunen schwand der ursprüng- liche Geist und nur die Form blieb zurück. Aber auch in diesem Verfall blieb in den Chanoyu etwas lebendig, was von tiefgreifender. Wirkung auf das Kunstleben der Gebildeten war. Mit den alten Formen der Geselligkeit wurden die Geräthe und Gefässe, deren man sich in alten Zeiten bedient hatte, überliefert. Indem man sie mit antiquarischem Interesse bewunderte und besprach, wurde in Zeiten, wo die Verweichlichung des Lebens auch die Künste mit hinabzog, das Gefühl für den Ernst und die Schlichtheit der alten Kunst wach erhalten; mochte das auch hie und da zu Alterthümelei ausarten, war damit doch ein äusserst wirksamer Anstoss gegeben, die Werke der Väter in Ehren zu halten, nicht nur als Objekte des Sammel- eifers, sondern als Gegenstände eines weihevollen Gebrauches. Diese Verehrung führte aber wieder die Künstler dahin, sich Inspirationen zu suchen bei den Alten und so zu schaffen, dass ihre Werke der Kritik der Chajin in den Chanoyu Stand halten konnten. Das erstreckte sich nicht nur auf die Thongefässe, deren man für die Ceremonien bedurfte, und auf die mancherlei andern dabei benutzten Gegenstände, sondern auch Kenzan, 39 auf die schön geschriebenen, zur Erbauung der Gäste aufgehänsten Sentenzen, auf die ihnen vorgeführten Bilder, auf die nach bestimmten Schulregeln geordnete einfache Aufzierung der Blumen, ja auf die Anlage und Haltung des Gartens, in dem das Gastzimmer lag. Alles in Allem drang von dem „Roji“ — schmaler Weg — genannten Garten und dem Gemache für die Theegesellschaft ein eigenartiger Duft in die Kunst der Japaner, ein Geist, der lehrte, die ernsten und schlichten Werke urzeitlichen Alterthums mit dem Raffınement eines ästhetischen Feinschmeckers zu geniessen, der aber zugleich anregte, in diesem Sinne Neues zu schaffen. In diesem Geist haben wir die eigentliche Seele der Chanoyu zu suchen, nicht in den gehäuften Einzelheiten ihrer Vorschriften. Immerhin müssen uns auch diese beschäftigen, weil sie uns den Schlüssel geben zur Deutung vieler uns sonst unverständlichen Erzeugnisse des japanischen Kunsthandwerks und vor Allem auch solcher unseres Kenzan, der selber ein eifriger Chajin war und mit Vorliebe seine Kunst für die Chajin schaffen liess. Zwei hauptsächliche Arten der Chanoyu werden unterschieden, die eine für die Sommers-, die andere für die Winterszeit; seltsam aber ist, dass je nach der Bestimmung des Gastgebers die Sommerform auch im Winter, die Winterform auch im Sommer beobachtet werden kann. Wenn der Garten, den die Geladenen durchschreiten, im Sommer mit trockenen Kiefernadeln bestreut ist, wissen sie schon, dass das Üeremoniell des Winters zu beobachten ist, sie also ihre Fussbekleidung anbehalten dürfen, während sie im Sommer barfüssig das Gemach betreten. Im Winter besteht der Herd, auf dem das Feuergefäss steht, aus einem in den Fussboden eingelassenen hölzernen Kasten mit thönernem Emsatz, dem Ro, wovon die Winter-Ceremonie ihre Bezeichnung Ro-Chanoyu führt. Im Sommer wird ein kleiner tragbarer thönerner Herd, Furo, auf den Fussboden des Zimmers gestellt, wovon die Sommer-Ceremonie Furo-Chanoyu heisst. Vier Tages-Zeiten gelten als schicklich für die Gesellschaft; beim Akatsuki no Chanoyu versammelt man sich schon in der Morgendämmerung ; beimi Asa no Chanoyu zu einer späteren Stunde um halb sieben Uhr, beim Hiru no Chanoyu um die Mittagsstunde (12 Uhr), beim Yobanashi no Chanoyu zur Abendunterhaltung um 6 Uhr. Ausserdem ist es noch statthaft, zum Hango no Chanoyu d. h. nach der Stunde des Morgen- oder des Abendessens zu laden. Ist das Zeichen gegeben, dass alle Gäste versammelt sind, so erscheint der Wirth zu ihrer Einführung. Er kniet am Eingang nieder und erhebt sich erst zum Eimtritt, nachdem alle Gäste an ihm vorüber hineingegangen sind. Haben die Gäste sich im Halbkreis auf den Matten niedergelassen, so begrüsst sie der Wirth und entfernt sich, um die für den ersten Theil, die Ceremonie der Kohle, erforderlichen Gegenstände aus dem Nebengemach, in dem sie bereit stehen, herbeizuholen. 40 Dr. J. Brinekmann. Er trägt herein, wenn es Winterszeit und der Herd also im Fussboden sitzt, einen dreifüssigen Kesseluntersatz, Gotoku, der aus Eisen oder gebranntem Thon besteht; Kama, den Kessel; Kuan, ein Paar offene Ringe, um mit ihnen den Kessel zu heben; den aus einem hohlen Kürbis ver- fertigten (Fukube Sumitori) oder geflochtenen (Sumi-Kago) Korb mit Holz- kohlen ; die Feuerzange, Hibashi, in Gestalt zweier, mit Holzgriffen versehenen Metall-Stäbe; ein thönernes Gefäss mit Asche, Haiböroku; ein Döschen, Kogo, mit Räucherwerk; einen Wasserkrugs, Mizusashi ; ein anderes Gefäss, Mizukoboshi, zur Aufnahme überflüssigen Wassers; den Schöpflöftel, Robishaku; ein kleines, Futaöki genanntes Gestell zum Ablegen des Kessel- deckels; einen aus drei Federn bestehenden, daher Mitsubane genannten Besen zum Abfesen des Staubes; einen besonderen Löffel, Sokotori, für die Asche. Sind alle diese Gegenstände in der regelrechten Reihenfolge herbei- geschafft und in ebensolcher Ordnung in der Nähe des Herdes aufgestellt — wofür die Lehrbücher Grundrisse enthalten — so setzt der Wirth den Dreifuss auf die Asche des Herdes, ordnet die mit den Hibashi gefassten Kohlen und beschüttet diese, nach- dem das Feuer angefacht worden, mit Asche, um ein helles Lodern zu r 5 = r . £ 67 Kogo, ziegelrothe Masse, oben durehscheinend vermeiden. Zur Verscheuchung des glasirt, der Mumezweig schwarz, die Blüthen r A aA See - weiss mit gelben Tupfen und schwarzer Zeich- Kohlendunstes streut er von dem in ann a 0 ® dem Kogo enthaltenen Räucherwerk in die Gluth. Endlich setzt er den aus dem Kruge gefüllten Kessel auf den Dreifuss und deckt den Deckel wieder darauf, den er solange auf den Futaoki abgelegt hatte. Während dieser Beschäftigung bitten die Gäste, das Kogo betrachten zu dürfen; bewundert geht es von Hand zu Hand, bis der im Range niedrigste es dem Wirthe wieder behändigt oder es nochmals die Reihe durchwandert und vom vornehmsten Gast zurückgegeben wird. Für die sommerliche Theegesellschaft bedient man sich eines gelackten Döschens, Kobako genannt; für die winterliche eines thönernen, des eigentlichen Kogo. Das Alter, die Herkunft, Schönheit und Seltenheit bietet in beiden Fällen ausgiebigen Gesprächsstoff für die Unterhaltung der Theilnehmer. Damit schliesst der erste Akt der Ceremonie. Von den bei ihm benutzten Gegenständen interessiren uns Mizusashi, Kogo und Futaoöki deswegen, weil an ihnen, vornehmlich an dem Döschen für das Räucherwerk, viele angesehene Töpfer ihre Kunst Kenzan. 41 geübt haben. Unter Kenzan’s Werken werden wir die Kogos an erster Stelle zu erwähnen haben. Auch ein Futoaki von jener bei den Chajın beliebten Art, die das Bambus- motiv verwendet und daher als Chikuwa Futaoki, d. h. Bambusring, in den alten Lehrbüchern der Chajın vorkommt, zeigt seine Künstlerhand. Nach Beobachtung einer vorschrifts- mässigen Pause, während welcher geraucht wird, bringt der Hausherr die Speisen auf Chikuwa Futaoki, Untersatz RE £ zum Ablegen des Deckels niedrigen Tischehen aus gelacktem Holze des Kessels bei den Chanoyu E r = 0 Z ” in Gestalt eines hohlen herbei. Die Gäste werden mit Suppe, Fisch Bambusabschnittes; hell- R J 3 ö g und dunkelbraun glasirt, und dem bei keiner Mahlzeit fehlenden Reis mit weissen und braunen E P = S Blättern. Weiche Masse in bedient. Dazwischen wird wohl auch em der Art von Iriya-Kenzan. N B B i = Unbez. Nat. Gr. Schälchen Reiswein, Sake, geleert. Nachdem noch ein Pfeifehen geraucht worden, ziehen sich die Gäste in den Garten zurück, um dem Wirthe Zeit zu lassen, die Vorbereitungen für den zweiten Akt zu treffen. Für die zwischen die beiden Akte der Thee-Öeremonie eingeschaltete Mahlzeit scheinen keine so festen Regeln zu bestehen wie für das Chanoyu selbst, wenigstens übergehen die vorliegenden Berichte den Zwischenakt, als wäre er eine Nebensache. Inzwischen hat der Wirth frische Blumen aufgestellt, die Wandbilder gewechselt, sein Staatskleid angelegt und das Theegeräthe für die Ceremonie gerüstet, soweit es nicht schon im ersten Akt zur Stelle geschafft war. Die wichtigsten dieser Geräthe sind zwei Chaire, kleine thönerne Urnen, die mit elfenbeinernen Deckeln verschlossen und in Säckchen von Seiden- brokat verwahrt sind. Das eine enthält Koicha, eine Sorte feingepulverten, sehr starken Thees, der mit einem Aufguss lauwarmen Wassers genossen wird; das andere Usucha, eine schwächere Theesorte, die mit kochendem Wasser übergossen wird. In dem Alter, der Seltenheit und Kostbarkeit dieser Chaire zeigt sich der Geschmack ihres Besitzers; der Bestimmung gemäss wird der werthvollere Koicha auch in dem bevorzugten Behälter bewahrt. Das brokatene Säckchen, mit Geschmack zu der Farbe des Thongefässes gestimmt, erhält bisweilen noch höheren Reiz in den Augen eines Chajin dadurch, dass der Stoff dazu vom Gewande einer historischen Persönlichkeit entnommen ist. Zu den Chaire gehört der Chashaku, ein einfacher Bambuslöffel mit leicht gebogener schmaler Laffe; obwohl ohne jegliche Verzierung, ist auch er durch den gefälligen Schwung seiner Form ein Gegenstand lebhaften Interesses für den Chajin. Man nennt Künstler und berühmte Chajin, die ihren Chashaku selber geschnitzt haben. Getrunken wird der Theeaufguss aus dem Chawan, einem meist tiefen, selten flachen 49 Dr. J. Brinekmann. Kümmcehen von glasirtem Thon. Dies Chawan bildet den keramischen Glanzpunkt der Ceremonie. Nicht eine augenfällige Pracht giebt ihm seinen Werth; für seine Schönheit hat der Chajın seinen eigenen Kanon; sie wird dem an prunkende Dekoration gewöhnten Auge des Europäers nicht immer beim ersten Anblick verständlich, gewinnt aber unvergleichlich bei längerer Betrachtung und erschliesst sich dann auch demjenigen, der über das Alter eines Chawans im Dunkelen ist und die historischen Erinnerungen nicht theilt, die an den gepriesensten Theekümmchen haften. Solche Erinnerungen knüpfen nicht nur an berühmte Chajın, die einst aus dem Kümmchen tranken, oder an hochgestellte Liebhabertöpfer, die selber ihre Chawan formten und brannten; stammt ein Chawan aus jenen Tagen, da die Japaner das koreanische Reich zertrümmerten, und von dorther ganze Töpferfamilien auf ihre Insel verpflanzten, so mögen noch weitere Ausblicke sich in die Betrachtung des von Hand zu Hand wandernden Trinkgefässes mischen. Selbstverständlich dient nicht dasselbe Chawan für beide Thee- sorten; der kostbareren entspricht auch das edlere Gefäss. Zum Chawan gehört und in ihm liegend wird herbeigetragen ein Bambusquirl — Chasen —, dazu ein oft in einer thönernen Röhre — Chakin-zutsu — bewahrtes seidenes Läppchen, jener zum Anrühren des Theeaufgusses, dieses zum Anfassen des Deckels des Kessels. Ein grösseres Stück violetten Seiden- zeuges, Murasaki-Fukusa, zum Abwischen der Trinkgefässe und noch eine ganze Reihe kleiner nebensächlicher Dinge vervollständigen den Zubehör. Findet die Ceremonie des Abends oder in dunkler Morgenstunde statt, so sind auch Lampenständer, Tankei, und die darauf zu stellenden kleinen Oellampen mit ihren Unterschalen, sowie für den Garten besondere Papier- laternen, Roji-ando, erforderlich. Mit besonderer Feierlichkeit vollzieht der Gastgeber die Bereitung des Theeaufgusses. Mit dem Chashaku entnimmt er dem Chaire die gehörige Menge des hellerünen Theepulvers, schüttet sie in das Chawan, giesst lau- warmes Wasser mit dem Robishaku darüber und rührt nun mit dem Chasen, erst langsam herüber hinüber, dann rascher quirlend den Aufguss zu einem dünnen Brei. Mit der violetten Fukusa das Kümmchen haltend, reicht er es dem Gaste. Schon diese Farbenzusammenstellung, das feine Grün des Getränkes in der braunen, grauen, ziegelrothen oder schwarzen Schale, dazu das milde Violett des Seidentuches sind eine Augenweide für den ästhetischen Theetrinker. Mit vorschriftsmässiger Würde führt der Erste das Chawan mit beiden Händen zum Munde; er trinkt, indem er Acht giebt, bei dem letzten Schluck schlürfend anzudeuten, wie gut ihm der Trank gemundet habe. Frage und Antwort, gewechselt zwischen dem Wirth und dem Gast, beziehen sich auf die Güte des Thees; wie bei dem Kogo giebt auch die Schönheit und Kostbarkeit des Chawan zu Wechselreden Anlass. Der Erste reicht die Schale dem Zweiten, dieser sie dem Dritten Kenzan. 43 und so fort. Jeder fasst, nachdem er getrunken hat, den Rand der Schale zwischen den Zeigefinger und Daumen der rechten Hand und giebt ihr mit der Linken eine Umdrehung. Für die Beurtheilung der Güte eines Chawan soll eine jener drehenden Bewegung entgegenkommende Gestalt des Randes ein Merkmal sein. Die leere Schale nimmt nochmals ihren Weg der Reihe nach durch die Hände aller Gäste, um Jedem Gelegenheit zu geben, sie gebührend zu bewundern. Wird der leichtere Thee, Usucha getrunken, so ist das Ceremoniell im Allgemeinen das- selbe, jedoch weniger feierlich und jedem einzelnen Gaste wird das Chawan gefüllt, das er geleert dem Wirth zurückgiebt. Auch der Usucha ist ein Pulverthee wie derkostbarere Koicha. Beide Thee- sorten werden in den berühmtesten Theepflanzungen Japans zu Uji Chawan mit gekrackter hellgrauer Glasur, zum Trci al h a “wo. Theil mit durchscheinender grüner Ueberglasur; zwischen Osaka und dem Biwa bemalt auf der hellen Fläche in Grau, Schwarz See aus den zartesten Blättcehen wand wenig Grün mit jungen Farren und Gräsern, Innen mit grüner und am Rande schwarzer Ueber- älterer und besonders gepflegter glasur, in dem ein hellgraues Muster ausgespart. Hellgraue harte Masse. Bez. Kenzan. !, nat. Gr. Sträucher gewonnen, sorgfältig aufbewahrt und vor dem Gebrauch auf einer Handmühle gemahlen. Von den Theesträuchern zu Uji hat schon Kämpfer berichtet, dass „ejus elima mira benignitate favet culturae frutieis“, aber erst Rein hat aus eigener Anschauung die eigenartige Kultur des Theestrauches zu Uji beschrieben. Der ausserordentlich anregende Aufguss des Pulverthees schmeckt auf der Zunge fein aromatisch bitter, hinterlässt aber im Munde einen sehr ange- nehmen, anhaltenden Nachgeschmack wie von frischen Kräutern. Bei den Chanoyu wurde es später Aufgabe des Wirthes, seinen Gästen ästhetische Ueberraschungen zu bereiten, mochte das sein, indem er ihnen Blumen vorführte von unerhörter Seltenheit oder ein noch von Keinem gesehenes Bild von der Hand eines berühmten klassischen Malers, oder ein Chawan ganz unbekannter Herkunft. Dieses Bestreben, den Gästen nicht nur allbekannte Dinge zu zeigen, führte dazu, dass mit den Chanoyu-Geräthen ungeheurer Luxus getrieben wurde, ohne dass man dabei die alterthümliche Einfachheit opferte. Durch den Gedanken, sich nicht überraschen lassen zu wollen, den Wirth zu überholen, indem man gut vorbereitet seine angeblichen Neuheiten kühl als alte Bekannte ansprach, schlich sich bisweilen ein Geist des Aergernisses in den Frieden des Theegemaches, von dem es dann zu leiden- schaftlichem Zwiespalt ausserhalb des würdevollen Ceremoniells nicht weit war. 44 Dr. J. Brinckmann. Bei den ceremoniellen Theegesellschaften der Chanoyu war jede Bewegung, jede Rede und Antwort durch die Etikette geregelt. Daneben gab es jedoch Theegesellschaften mit freierer Bewegung des Wirthes und seiner Gäste. Bei diesen Chaseki genannten Gesellschaften waltet nach der Schilderung F. A. Junker’s von Langegg in seinen Japanischen Thee- Geschichten eine ungezwungene, nur durch feine Sitte beschränkte Unter- haltung. Der Gastgeber miethet zu diesem Zwecke gewöhnlich in einem an einem schönen Aussichtspunkte belegenen Thee-Hause eine der Anzahl seiner Gäste entsprechende Räumlichkeit, die durch Ausheben der äusseren Papierfensterwände in eine nach der Landschaft offene Loge verwandelt wird. In dieser lässt er Kunstschätze seines Hauses aufstellen, Wandschirme, Hängebilder, Bronzen, Lackgegenstände und Töpferarbeiten, jedoch ohne Ueberladung, nur in einer Auswahl, entsprechend der geschmackvollen Beschränkung, die sich der gebildete Japaner bei der Ausstattung seiner Wohnräume mit beweglichem Hausrath und Kunstwerken auferlegt. Die Betrachtung und Besprechung der zur Schau gestellten Kunstwerke bildet auch bei den Chaseki den Mittelpunkt der Unterhaltung. Dass Kenzan dem in den Bräuchen des Chanoyu herrschenden Geist und ästhetischen Geschmack ergeben war, sagen uns seine Werke, die Töpferarbeiten vor Allem. Ein Chanosojo, d.h. ein Meister und Lehrer im Ceremoniell der Theebereitung war er nicht, wohl aber wird er es zur Würde eines Chajin gebracht haben, d. h. eines Mannes, der befähigt ist, das Ceremoniell nach der alten Ueberlieferung zu leiten. So finden wir denn auch in einem den Unterschriften und Handzeichen der berühmtesten „Theefreunde“ gewidmeten Buche, Chaka-suikoshu, den Meister in erlauchter Theetrinkergesellschaft genannt und das Handzeichen des Shinsei neben denen des Shogun Yoshimasa und des Taikosama, des Rikiu, der das Ceremoniell der Chanoyu codifieirte, des Enshiu, der neue Regeln für die Aufzierung der Blumen aufstellte, des berühmten Malers Kano Tanyu, der beiden Lehrmeister des Kenzan in der Kunst, Koyetsu und Korin, seines Lehrmeisters in der Theebereitung, Zuiriu Sosa, und anderer Chajin. Ein solches Handzeichen diente neben dem vollen Namen oder dem Künstler- namen zur Bezeichnung der Persönlichkeit. Männer gleichen Namens konnten durch ein dem Namen beigefügtes besonderes Handzeichen unter- schieden werden. Künstler, z. B. Metallarbeiter, bedienten sich seiner bisweilen ohne den Namen, wenn die Kleinheit des Gegenstandes diesem keinen Raum bot, und die Chajin malten, ebenfalls ohne Namensnennung, ihr Handzeichen in rother Farbe auf irgend ein Geräth, dessen sie sich bei den Chanoyu bedienten, um sich damit als Eigenthümer zu bezeichnen, etwa wie wir unsere Initialen anwenden. An alten Kogos finden sich nicht selten derartige unlesbare Chajin-Zeichen in rother Schrift. Kann man daraus auf irgend einen berühmten Theegelehrten als früheren Benutzer Kenzan. 45 schliessen, so erhöht das natürlich den Werth des Gegenstandes in den Augen aller Chajın. Im Handzeichen des Shinsei, einem kräftigen Pinselzug von Eigestalt mit wogigen Vorsprüngen an der oberen Breitseite, meint man etwas von dem Charakter der Malweise des Meisters zu spüren. In seinen keramischen Malereien hat er dies Handzeichen bisweilen angebracht, jedoch niemals anders, als dass er es dem Namen beifügte. Kenzan als Maler. Die Lebenszeit Kenzan’s, der nach der Inschrift auf seinem Grabstein im zweiten Jahre Kuampo, d. i. im Jahre 1742 unserer Zeitrechnung als Einundachtzigjähriger gestorben, also im Jahre 1661 geboren ist, fällt in eine Zeit lebhaftester Bethätigung der Künste. Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begründete Kano- Schule hatte — eine andere Renaissance — die grossen Ueberlieferungen der alten Malerkunst Chinas wiederbelebt. Drei Urenkel ihres Begründers, des Kano Motonobu, pflegten um die Mitte des 17. Jahrhunderts die von ihren Vorfahren ererbte Kunstrichtung. Der älteste von ihnen, Kano Morinobu, wurde unter seinem Pinselnamen Tanyu einer der berühmtesten Kano-Maler. Selbst Fenollosa, dessen kritische Uebersicht der Malerkunst Japans für unsere Beurtheilung der Entwickelungsgeschichte dieser Kunst von höchster Bedeutung ist und im Allgemeinen das 17. Jahrhundert nur als eine Zeit des Kunstverfalles gelten lässt, gesteht dem Tanyu zu, dass er die nur noch glimmenden Kohlen einer grossen klassischen Zeit zu einer letzten Flamme angefacht habe. Nur selten wendete Tanyu in seinen Bildern Farben an; wie die chinesischen Vorbilder der Schule wirkte er durch den kühnen Schwung seiner Schwarz-Weiss-Malerei. Ohne die urwüchsige Kraft der alten Meister zu erreichen, gestaltete er doch neue Motive, die lange Zeit, bis in unser Jahrhundert, fortwirkten und den Metallkünstlern häufig als Vorbilder für Gravirarbeiten gedient haben. Als Tanyu starb, stand Kenzan erst in seinem 15. Lebensjahre. Einfluss auf ihn gewann aber die Kano-Schule durch Sotatsu, der Schüler des Kano Yasunobu, genannt Yeishin, eines jüngeren Bruders des Tanyu, und Lehrer von Kenzan’s älterem Bruder Korin war. Sotatsu steht im Rufe, einer der grössten Blumenmaler und Koloristen Japans gewesen zu sein. Korin, der grösste der japanischen Impressionisten, schuf sich einen eigenen grossen Stil. Die Kraft seiner Erfindungen erinnert an die Werke der alten klassischen Kunst, ohne sie jedoch nach- zuahmen. Er beschränkt sich nicht auf die Schwarz-Weiss-Malerei, sondern beherrscht auch die dekorative Farbenpracht, die in den Werken des Sotatsu bewundert wir. Da auch die national-japanische Malerschule der Tosa mit reichen, leuchtenden Farben, mit Goldhintergründen und 46 Dr. J. Brinckmann. Goldhöhung arbeitete, erklärt es sich, dass japanische Quellen von der Kunst des Ogata-Bruderpaares sagen, sie sei ähnlich der Kunst der Tosa- Schule, aber doch nicht aus ihr hervorgegangen; sie sei ähnlich der Kunst der Kano-Schule, aber doch keine Kano-Kunst; vielmehr seien in ihr beide Richtungen verschmolzen. Wie sich neben dem Einflusse Korin’s auf Kenzan derjenige des Koyetsu verhält, der auch als ein Lehrer der Brüder genannt wird, ist schwierig zu beurtheilen. Koyetsu wird von Fenollosa als ein Künstler von feinem Geschmack geschätzt, aber nicht den grossen Malern Japans zugezählt, „da er nur ein Dilettant gewesen sei.“ Als Lackmaler hat Koyetsu bedeutende Werke geschaffen, ganz in dem breiten, kräftigen Stil, den Korin für diese Technik befolgt. Dass auch Kenzan in Lack gemalt habe, wird in der Kokkua erwähnt, ohne dass Arbeiten dieser Art von seiner Hand nachgewiesen werden. Wahrscheinlich näherten sie sich ebenfalls dem Stil des Bruders. Nach dem japanischen Kunstgelehrten, der in der Kokkua über Kenzan geschrieben hat, soll Kenzan nur selten Farben in seinen Bildern angewendet haben. Dies schemt aber in Widerspruch zu stehen mit der Malweise Korin’s. Auch befinden sich in Pariser Sammlungen Hängebilder — Kakemiono — von der Hand Kenzan’s, in denen dieser sich als Meister der Farbe bewährt. Louis Gonse besitzt ein köstliches Bild des Meisters, eine der unzähligen Variationen über das unerschöpfliche Thema des Mumebaums, der seine Blüthen auf beschneiten Aesten entfaltet. Es ist das in den Winterliedern der klassischen Dichtung oft besungene Motiv, das uns schon der Dichter Ki no Tsurayuki achthundert Jahre vor Kenzan gezeigt hat mit den Worten: Wenn duftlos wären Wie frisch gefallener Schnee Mumebaums Blüthen, — Vom Schnee sie unterscheiden Nicht könnt ich, micht sie brechen. Oder in einer ebenfalls in die klassische Gedichtsammlung Kokinwakashu aufgenommenen Uta, die Ono no Takamura gedichtet hat, als Schnee auf Mumeblüthen fiel: Blüthe des Mrume, Vom Schnee zu unterscheiden Vermag ich dich nicht; — Aber sobald nur du duftest, Dich erkennen die Menschen. Da der Maler seinen Blüthen den Duft nicht einflössen konnte, hat er sie mit rosigem Schimmer überhaucht. Wie so viele, wohl die meisten Natur-Motive in den Bildern Kenzan’s und nicht nur dieses Malers auf alte Dichtungen zurückgreifen, so erinnert Kenzan. 47 auch ein anderes schönes Hängebild von seiner Hand in der Sammlung S. Bing’s mit der Darstellung einer mit Schnee bepolsterten alten Kiefer an eine Uta, die in der Periode Kuampei bei Gelegenheit eines Preis- dichtens vor der Kaiserin verfasst worden ist und besagt: beim Schluss des Jahres, Als schon der Schnee gefallen, Sehen konnte man, Wie immer noch die Kiefer Prangend stand in frischem Grün. Ein anderes Bild in derselben Pariser Sammlung erinnert uns an des Meisters Vorliebe für die Chanoyu; ein schlichtes Stillleben zeigt uns eine blaue Blume in einem jener bei den Chajin beliebten alterthümlichen Raku-Kümmchen. Von grosser Schönheit und einzig in ihrer Art ist eine Reihe von Blumenmalereien in der Sammlung Gillot zu Paris. Die Blumen sind wachsend dargestellt in treuester Beobachtung des Habitus jeder Pflanze bei breitester Pinselführung und von einer Lebenswahrheit, die vermuthen lässt, Kenzan biete hier wirkliche Naturstudien, zumal viele dieser Stauden Pflanzenarten darstellen, die ausserhalb des geschlossenen Kreises der klassischen Dichtung und der feststehenden Motive der klassischen Malerkunst ihre Blüthen entfalten. Diese farbigen Malereien, auf überhöht rechteckige Blätter gleicher Grösse gemalt, könnten als eine Art Skizzenbuch des Künstlers angesehen werden, wenn nicht die Vermuthung näher läge, sie seien zur Schmückung eines Wandschirmes bestimmt gewesen. Ebenfalls farbige Behandlung zeigen zwei im 57. Heft der Kokkua abgebildete Fächerblätter, die einem Wandschirm entnommen sind; auf dem einen sehen wir einen alten krummgewachsenen Mumebaum, auf dem andern emen lose geflochtenen Blumenkorb, in dessen Bambus-Einsatz blühende Zweige des Mumebaumes und der Camellia so einfach angeordnet sind, wie es für die Blumen-Aufzierungen der Chajın beliebt war. Der Verfasser der Beschreibung zu diesen Abbildungen meint, bei nur flüchtigem Sehen finde man keinen Geschmack an ihnen, wenn man sie aber vom Morgen bis zum Abend betrachte, erkenne man ihre Schönheit und niemals werde man ihrer überdrüssig. Was er nicht bemerkt, ist, dass nahezu identische Darstellungen als bezeichnete Bilder von Korin’s Hand in dem Buche Korin-Hiakuzu von Hoitsu schon i. J. 1815 abgebildet worden sind. Eine grössere Anzahl von Werken Kenzan’s finden wir in dem Buche, das Hoitsu, wie er uns anlässlich seiner Auffindung des Grabsteines des Meisters erzählt, diesem als ein Todtenopfer gewidmet und noch im selben Jahr, dem 6. der Periode Bunsei, d. i. 1823, unter dem Titel Kenzan- Iboku, d. h. Kenzan’s nachgelassene Tusche, mit dem Nebentitel Toki, d. h. Töpferarbeiten, in Yedo herausgegeben hat. Die Holzschnitte in 48 Dr. J. Brineckmann. diesem Buche geben wohl die von dem Meister bevorzugten Motive und seinen Stil wieder, das Colorit ist aber in vielen Fällen nur andeutungs- weise zu verstehen, zumal nicht immer gesagt ist, ob die Darstellung einem Hängebilde oder einer anderen Bildfläche, etwa einem Erzeugniss der Töpferkunst entnommen ist. Die Erinnerung an ausgeführte Werke von der Hand des Meisters muss hier zur Erklärung aushelfen, die aber nicht immer mit genügender Deutlichkeit gelingt. Wir sehen, dass Kenzan für die Wahl seiner Vorwürfe im Banne der klassischen Ueberlieferung steht, welche die wenigen von der alten Dicht- kunst besungenen Pflanzen und Naturerscheinungen in endlosen Abwande- lungen vorführt, es aber in der Regel verschmäht, den ererbten Motiven- schatz durch frisches Hineingreifen in die Natur zu bereichern. Als feststehendes Motiv kehrt immer wieder der Mumebaum, Prunus Mume, dessen weisse oder rothe, duftende Blüthen als erste Frühlings- boten noch vor der Blattentwickelung erscheinen. Der Gegensatz der Blüthenschüsse zu dem alten knorrigen verwitterten Stamm, dem sie ent- spriessen, wird energisch betont. Die Blüthe selbst wird oft unter Verzicht auf ihren natürlichen Umriss, wie ihn die japanische Kunst sonst mit deutlicher Angabe der fünf gerundeten Blumenblätter schematisch wieder- giebt, noch weiter vereinfacht und nur als wogiger Kreis mit sternförmiger Mitte oder gar nur einem röthlichen oder gelben Augenfleck skizzirt. Häufig begegnen wir auch den anderen beiden Pflanzen, der Kiefer und dem Bambus, die vereint mit dem Mumebaum die mit chinesischer Bezeichnung als Sho-chiku-bai bekannte glückbedeutende Dreiheit bilden. Gern zeigt uns Kenzan Schneedecken auf den ganz summarisch angedeuteten breitfächerförmigen Nadelpolstern der Kiefern. So auf Hängebildern und einem, von Huish abgebildeten Chawan des South Kensington-Museums. Von klassischen Bäumen finden wir den Ahorn im Herbstkleide, daneben den ihm von den Dichtern gesellten Shika-Hirsch, diesen allein auch als helle Silhouette in schwarzem Grunde auf dem Deckel eines von Hoitsu abgebildeten Kogo. Der blühende Kirschbaum, der kaiserliche Kiri-Baum, (Paulownia), die Hängeweide, die Päonie, die Kamellie, Chrysanthemum- stauden, Kürbisgeranke und der Hagi-Busch, eine der sieben Blüthen- pflanzen des Herbstes, treten hinzu. Der Kreis dieser klassischen Motive ist eben ein eng begrenzter. Wie Korin in seinen wundervollen farben- prangenden Wandschirmen darüber hinaus aus der vielgestaltigen Blüthen- pracht des Blumenlandes Japan voll geschöpft hat, sucht auch Kenzan, doch weniger phantasievoll, einige neue Motive zu gewinnen. Wiederholt, bei Hoitsu auf einem Hängebild und einem sechstheiligen Wandschirm, lässt er Stockrosen mit den grossen Blüthenrosetten an den senkrecht auf- schiessenden Stämmen in parallelen Steckenreihen aufziehen, ganz wie er bei dem Mumebaum in den bizarren, hald wogigen, bald eckigen Ast- Kenzan, 49 bildungen den Habitus des Gewächses mit einer gewissen Uebertreibung betont. Besondere Vorliebe zeigt er für die Kräuter des ersten Frühlings, für den seine kolbenförmigen Fruchtstände eben vorstreckenden Schachtel- halm, für Farren, die ihre Wedel noch schneckenförmig eingerollt haben. Solche Motive eben erwachenden Pflanzenlebens verstreut er am Fusse der Baum- stämme oder er nimmt sie als alleinigen Vor- wurf; so an zwei Theekümmchen der hamburgi- schen Sammlung. Landschafts- motive finden wir in jener Weise der chinesischen Kunst, die esliebt, von hohem Stand- punkt aus an be- bauten und be- Sara, Kuchenteller, bemalt mit beschneiter Hängeweide, an deren wachsenen steilen Zweigen rothblättrige Ranken wilden Weines hängen, Iriya-Kenzan. Bezeichnet Kenzan. !/, nat. Gr. Felsklippen vor- über unseren Blick auf die Meeresweite oder zu fern aufragendem Gebirg zu lenken; oder der Maler zieht ein enger begrenztes Gesichtsfeld vor und zeigt uns einen Gebirgsfluss wogend zwischen Hügeln, auf denen die rosigen Schneewolken blühender Kirschbäume mit den festen dunkelen Massen der Strandkiefern wechseln, oder die in Herbstfarben glühenden Ahornbäume am Bergbache. Auch für die Landschaftsmotive erweist sich die klassische Ueber- lieferung als ein sicherer Leitfaden. Die Verse, welche Kenzan sowohl vielen seiner Hängebilder, wie keramischen Arbeiten beigefügt hat, geben über die Entstehung und die Bedeutung seiner Landschaften anziehenden Aufschluss. Im Ganzen erscheint Kenzan auch aut diesem Gebiet der weitaus ärmere im Vergleich mit seinem reicher begabten und als Maler voller entwickelten Bruder Korin. Vollends zurück treten bei ihm die Thierbilder und figürlichen Vorwürfe. Die keramische Kunst, in der seine Stärke lag, bot ihm dafür nur ein enges Arbeitsfeld. 50 Dr. J. Brinekmann. Kenzan und die Dichtkunst. Kenzan hat, wie die Kunst der Theebereitung, auch die Dichtkunst erlernt. Ob er es dabei weiter gebracht hat, als zur Beherrschung der Versformen und zur Anwendung des in der poetischen Sprache gebräuch- lichen Wortschatzes, wissen wir nicht. Aber kein japanischer Töpfer, ja, kein japanischer Künstler hat so oft und so reichlich wie Kenzan Verse auf seinen Werken angebracht, sei es als emen Bestandtheil der dekorativen Ausstattung, sei es als erläuternde Zugabe. War er kein schöpferischer Dichter, war er doch ein gründlicher Kenner der klassischen Dichtkunst, der er nicht nur Verse, sondern auch malerische Motive entlehnte. Ja, die meisten Landschaftsmotive, denen wir in seinen keramischen Malereien begegnen, lassen sich auf Motive der klassischen Dichtkunst zurückführen. Hierin freilich steht er nicht als ein Einziger da, denn von Alters her verknüpften enge Bande den Dichter und den Maler. Stimmungen, die jener mit der Seele schaute und in der knappen epigrammatischen Form der Uta-Dichtung ausprägte, gestaltete dieser mit dem Pinsel zu malerischer Anschaulichkeit. Das war so herkömmlich, dass es oft gar nicht des geschriebenen Hinweises bedurfte, um den nur einigermaassen in seinen Klassikern bewanderten Japaner beim Anblick gewisser Landschaftsbilder sofort in dieselbe Stimmung zu versetzen, die ein Dichter in alter Zeit vor emer gleichen Landschaft empfunden hatte. Dank dieser innigen Wechselbeziehung der dichtenden und der bildenden Kunst sind die Japaner zu einer grossen Reihe feststehender Landschaftsmotive gelangt, die auch nur andeutungsweise, in abgekürzter Form wiederzugeben, dem Maler genügt, um von seinen Landsleuten verstanden zu werden. Die klassischen Quellen, aus denen Kenzan geschöpft hat, umfassen die ganze Uta-Poesie und nicht minder die altchinesische Dichtung. Von den Dichtungen seines Heimathlandes hat er am häufigsten benutzt die Hiakuninisshu, d. s. die Utas von hundert Dichtern, eine im 13. Jahrhundert zusammengestellte Blüthenlese von Utas zeit- genössischer oder älterer Dichter. Keine der alten Anthologien ist ver- breiteter als diese, die in keinem japanischen Haushalt unbekannt ist und von der Jedermann, wenn nicht alle, so doch em gut Theil Verse aus- wendig weiss, obwohl die alte Yamato-Sprache, in der diese abgefasst sind, nicht leicht in ihrem vollen Sinne ohne Umschreibungen und Er- läuterungen verstanden wird. Als ein Beispiel dafür, wie Kenzan Motive aus dieser Quelle schöpfte, sind zehn paarweise zusammengehörige kleine rechteckige Kuchenteller — Sara — unserer Sammlung zu beachten. Auf jedem Stück eines Paares ist ein Landschaftsmotiv gegeben, das sich auf dem zugehörigen Stück fortsetzt, und dem entsprechend ist auf der einen Sara das Kami- Kenzan. 81 no-ku, die erste Hälfte der Uta mit ihren drei Versen von 5, 7, 5 Silben, auf der anderen Sara das Shimo-no-ku, die zweite Hälfte mit ihren zwei siebensilbigen Versen hinzugefügt. Verse und Bilder ergänzen sich wechselseitig. Auf dem ersten Paar sehen wir rechts den Nachtkukuk — Hototogisu — fliegen, links in schwarzem Gewölk die Mondscheibe. Dazu die Verse der 81. Uta der Hiakuninisshu; auf der einen Sara: Nachts der Kukuk schrie; Dorthin, woher sein Rufen Tönt, ich starrte lang; — auf der anderen: Doch nur im Morgenzwielicht Den bleichen Mond sah scheinen. Ein Paar Kuchenteller, Sara, bemalt mit grünen Maki-Bäumen in grauen Wolken und der 37. Uta aus den Hiakuninisshu. lriya-Kenzan. Bez. Kenzan. !/, nat. Gr. Auf dem zweiten Paar: Maki-Bäume, eine Eiben-Art (Taxus macro- phylla Thunb.) in geballtem Gewölk, dazu die Verse der 87. Uta; auf der einen Sara: Aus Wolkenschauern Tropfender Thau netzt hier Der Eiben Blätter; — auf der anderen: Nebel ziehen und steigen In herbstlicher Dämmerung. 4r 59 Dr. 5. Brinekmann. Auf dem dritten Paar zur Rechten ein Rudel Hirsche auf emer Hügelkuppe, zur Linken den unter einem Ahorn nach den Hindinnen schreienden Hirsch, dazu die 83. Uta: Weil Missachtung nur Der Redlichkeit ich schaute, Floh ich in’s Gebirg; — Doch dort auch mir ertönte Der Hürsche klagender Ruf. Auf dem vierten Paar: zerzaustes Schilf am Ufer vor wogendem Wasser, dazu die 88. Uta, die kaum übersetzbar, wegen des doppelsinnigen Wort- spieles, das auf die Kürze einer Liebesnacht und auf den nur kurzen Stammtheil, der am Wurzelende des Schilfes zwei Knoten trennt, gedeutet werden kann. Der Maler entschied sich für die zweite Deutung und überlässt uns, dem Dichter die erste unterzulegen, danach ist der Sinn der Verse etwa dieser: Kurz war die Nacht nur Wie von Naniwa’s Strandschrlf Ein Wurzelknoten; — Dich Liebe festzuhalten Alles will ich wagen jetzt. Endlich auf dem fünften Paar die 90. Uta: Schau, wie nicht entfärbt Der Fischerinnen Aermel Ojima’s Salzfluth; — Doch meiner Aermel Farben Von Thränen nass verbleichen. Dazu hat der Maler nur eine landschaftliche Andeutung gegeben, die uns erinnert, dass am Strand von Ojima durch Seesalzgewinnung und Tangfischerei die Fischerinnen zu dem Wortspiel Anlass gegeben haben, das auf dem Doppelsinn des Farbe und Liebe bedeutenden Wortes Iro beruht. Ein ander Mal schöpft Kenzan aus einem ungenannten chinesischen Dichter, der die acht als Shosho-Hakkei bekannten Motive der klassischen Landschaftsmalerei Chinas geschildert hat. Diese vom Dichter lokalisirtten Motive sind von den Malern zu frei erfundenen Stimmungs- landschaften ausgestaltet worden und gehören als solche zu ihrem eisernen Bestand. Viele Maler von Ruf haben Shosho-Hakkei geschaffen, bisweilen als eine Folge von Hochbildern, wie sie zur Schmückung der acht Hoch- felder eines Wandschirmes geeignet waren, bisweilen in friesförmiger An- ordnung, so dass ein Stimmungsbild sich ohne sichtbare Unterbrechung aus dem anderen entwickelt, wie das bei der jeglicher Farbe entsagenden Tuschmalerei ausführbar war. Da die Shosho-Hakkei ursprünglich in China lokalisirt waren, begegnen sie uns am häufigsten bei den in chinesischen Kenzan. 53 Ueberlieferungen wurzelnden Meistern der Kano-Schule. Unter Festhaltung der Stimmungs-Motive hat man acht entsprechende Landschaften später auch als Omi-Hakkei an den Ufern des Biwa-Sees in Japan lokalisirt. Dem Abendregen in Shosho entspricht der nächtliche Regen in dem durch seine uralte, vielgestützte Kiefer berühmten Karasaki. Die abendliche Brise, die in dem chinesischen Bergstädtehen weht, erfrischt uns auch in Awazu, und den Abendschnee am Ufer bewundern wir auch am Hira-Berge. Wie der Herbstmond sich bei dem chinesischen Dotei m den Wellen spiegelte, so schaute ihn auch die japanische Dichterin Murasaki Shikibu, als sie am Ishi-zyama mit dem Blick auf die mondbeglänzte Fläche des Omi-Sees die Genji-Monogatari, das japanische Dekamerone, niederschrieb. Auch bei Katada fallen Wildgänse auf schilfumwachsenes Gelände ein, und aus weiter Ferne hört man das Abendgeläut der sagenumwobenen Tempelglocke von Miidera. Heimfahrende Segelböte sieht man des Abends bei der Fähre von Yabase auf dem Omi-See, und Sonnenuntergang und Abendkühle kann man wie im namenlosen chinesischen Fischerdorf auch angesichts der viel- begangenen Brücke von Seta am Austluss jenes Sees geniessen. Noch auf eine zweite Lokalisirung der Shosho-Hakkei stossen wir bei den japanischen Landschaftsmalern. Als Nanto-Hakkei d. h. die acht Schönheiten der südlichen Hauptstadt, Nara’s, bieten sie Stimmungs-Motive dar, von denen die Mehrzahl denen der acht Omi-Landschaften und der Shosho-Hakkei entsprechen. Kenzan hat von den feststehenden Landschafts- Motiven ausgiebigen Gebrauch gemacht, bald in Reihen, bald indem er einzelne Motive heraussrift. Vollständig begegnen uns die Shosho-Hakkei an einem Wassertopf — Mizusashi — an dem neben dem Namen des Meisters Kenzan Shinsei die Jahrzahl der Anfertigung, das fünfte Jahr der Periode Shotoku d.i. 1715 verzeichnet ist. Dieser Topf von bauchiger achtseitiger Form besteht aus hellbräunlich grauem Steingut, auf das unter durchsichtiger, leicht bläulich irisirender Glasur Landschaftsbilder in schwarzer, mit spitzem Pinsel auf- getragener Zeichnung zu sehen sind, je em Hochbild in jedem der acht schmalen Felder des Topfes. Jedem Bilde ist em auf die Darstellung bezüglicher Vers eingeschrieben, der nicht die Uta-Form hat, sondern wie das Motiv selber in der chmesischen Form der Shichigon-zekku gekleidet ist, bei welcher jeder der vier Versabschnitte aus sieben Schriftzeichen besteht. Das erste Bild zeigt uns den „Abendregen in Shosho“*. Die Verse dazu besagen: Diese einsame Gegend erfüllt mich mit Wehmuth, Wolken und Regen erhöhen noch das Gefühl der Einsamkeit. Hier im kleinen Boote sitze ich ganz allein, die kleine Leuchte als einzigen Freund zur Seite, Von fern her tönt Musik, die einsamer noch und trauriger mich stimmt. 54 Dr. 3. Brinekmann. Dann folgt der „Angenehme Wind im Bergstädtehen“: Im Abendlicht flattert die Flagge eines Gasthauses. Viele Häuser liegen zerstreut im mebligen Gebirge. Immer trinken und trinken! Spät erst kehren wir heim und täglich weht so angenehmer Frühlingswind. Drittens: der „Abendschnee am Ufer“: Tiefhängende Schneewolken lassen den Himmel niedriger erscheinen. Einem kleinen Boot vertraut sich der Dichter. Von fern her tönt Ruderschlag. Es scheint, dass Leute herbeifahren, die schöne Schnee- landschaft zu geniessen. Viertens: „Der Herbstmond bei Dotei“: Westwind verscheucht den Abendnebel und in weiten Wellen badet die Mondscheibe. Der Fischer-Knabe weiss möcht, wie untröstlich wir sind auf dieser Reise; die Flöte spielend, führt er vorüber am blühenden Schilf. Fünftens: „Die Wildgänse‘. Einfallende Wildgänse in vielen Reihen gleichen alten Schriftzeichen am Himmel. Viele dichtstehende Schilfblumen bieten die Schneeamsicht von Koyo dar. Gegen Abend putzen die Gänse ihre scheinbar bereiften Flügel, indem sie irrend Schilfblumen für Schnee halten. Um dieses Bild zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass der Dichter unter Schilfblumen hier und ebenso in den anderen Worten zu diesen Bildern nicht die Blumen, sondern die abgeblühten bleichen Rispen des Schilfes dem Schnee vergleicht. Sechstens: „Abendgeläute von fernem Tempel“. Wolken verhüllen die Aussicht auf den Tempel; nur das Geläut der Glocken wird vom Abendwind herübergetragen. Nun eilen alle Leute, die nah oder fern von hier wohnen, ihrer Heimstätte zu. Siebentens: „Heimfahrende Segel“. Himmel und Berg zeigen jetzt gleiche Färbung. Den Himmel berührend fliessen silberne Wellen. Die Segel sind schon inmitten der Schilfblumen. Dort, wo die Sonne unterzugehen scheint, liegen die Wohnungen der Schiffer. Achtens: „Abend im Fischerdorf“. Gegen Abend fliegen viele Krähen in aufgelösten Reihen. Im Süden und im Norden ist man emsig mit Fischen beschäftigt. Der Knabe hat mir Wein geholt; ruhig trinke ich, die Riedblumen betrachtend, die im Westwind tanzen, Dieselben Landschaftsbilder hat Kenzan in abgekürzter Darstellung auf den Feldern eines kleinen Chakinzutsu von achtseitiger prismatischer Form wiederholt und hier jedem Bilde nur die erste Hälfte der zugehörigen Verse beigeschrieben. Z. B.: Kenzan. 55 Westwind verscheucht den Abendnebel und in weiten Wellen badet die Mondscheibe. Oder Einfallende Willgänse in vielen Reihen gleichen alten Schrift- zeichen am Himmel, Kuchenteller — Sara —, bemalt in Farben mit der Landschaft der Wildgänse aus den Shosho-Hakkei. Auf der Unterseite die zugehörigen chinesischen und japanischen Verse. Iriya-Kenzan. Bezeichnet Kenzan Sei. !% nat. Gr. Und wieder finden wir die auf die Wildgänse bezüglichen Verse aus- führlich auf der unteren Fläche eines Kuchentellers unserer Sammlung, auf dessen oberer Fläche das entsprechende Landschaftsbild in Farben stimmungsvoll gemalt erscheint. Dem chinesichen Gedicht hat der Maler hier noch eine japanische Uta hinzugefügt, die besagt: Ihr Futter suchen Herabjliegend vom Himmel Dort die Wildgänse; — Gelockt von ihren Freunden Auf schilfbewachs'nem Gefild. Dass Kenzan jedoch nicht selber die Uta verfasste, dürfen wir annehmen, weil diese in den volksthümlichen Nachschlagebüchern des für Jedermann 56 Dr. J. Brinekmann, Wissenswerthen, z. B.. in dem unter dem Titel Daifuku - Setsuyo-Mujinzo (d. i. Grosses Glück — Unerschöpfliches Nachschlagebuch für Alles) weit- verbreiteten Buche, zugleich mit den chinesischen Versen neben einem entsprechenden Bildchen steht und dort ebenso jedem anderen Bilde der Shosho Hakkei eine doppelte Erklärung im chinesischen und japanischen Versen beigeschrieben ist. Dass Kenzan wohl bewandert war in den chinesischen Rlassikern, die für den gebildeten Japaner dieselbe Bedeutung haben, wie für uns die Klassiker des griechischen und römischen Alterthums, zeigt auch unser flaches Chawan aus tief braunschwarz glasirter Kenzan-Kuro-Waare mit weiss aus- gesparter Zeichnung: der Mondsichel über Grashalmen und zwei chinesischen Schriftzeichen: „Seng k’ou“. Diese besagen in wörtlicher Uebersetzung nur: „Der (buddhistische) Priester klopft an“, was von Herrn Hara dahin ergänzt wurde: „Der Priester klopft an die vom Monde beschienene Thür“. Auf welche Ideenverbindungen ein Chajın mit diesen Worten geführt wurde, hat uns der Kenner alter chinesischer Literatur, Herr Prof. ©. Arendt m Berlin, gründlich nachzuweisen die Güte gehabt. Danach hat es mit jenen Worten folgende Bewandniss. Der chinesische Dichter Kia Täo, der zugleich Bonze war, machte sich einst, auf einem Esel reitend, auf den Weg, um seinen Freund Li Yı aufzusuchen, der irgendwo auf dem Lande wohnte. Während Kia Tao in der mondhellen Nacht seines Weges ritt, kam ihm in den Sinn, ein Gedicht abzufassen, mit dem er seinen Freund begrüssen wollte. Dies Gedicht begann: „Die Vögel schlafen auf den Bäumen am Ufer des Teiches, der Priester stösst gegen die vom Mond beschienene Thür“. Beim weiteren Nachsinnen aber fiel ihm ein, ob es wohl gefälliser sein würde, im zweiten Verse ein Wort zu brauchen, das ein Anpochen anstatt des Stossens ausdrücke. Er konnte sich nicht gleich darüber schlüssig machen, welches Wort das bessere sei, und im Nachdenken darüber hub er an, auf dem Esel abwechselnd die Gebärden des Stossens an eine Thür und des Pochens an dieselbe mit den Händen zu wiederholen. Während dessen kam Han-Yü, auch Han-Wen-Kung genannt, (768—824) emer der aller- berühmtesten Dichter und Prosaisten Chinas und zugleich Premier-Minister des Kaisers Hsien-Tsung (805—820) von der Tang-Dynastie (618—917), mit grossem Gefolge von Wagen und Reitern desselbigen Weges gezogen. In Sinnen versunken, merkte Kia Tao davon nichts, als bis er sich mitten im Gedränge des Zuges befand. Das Gefolge brachte den Träumer, der so arg gegen alle Ordnung verstossen hatte, vor Han-Yü. Kia Tao entschuldigte sich und erzählte, was die Ursache seiner Voreingenommenheit gewesen. „„Pocht“ ist besser“, erwiderte Han-Yü. Daran schloss sich auf offener Landstrasse ein längeres Gespräch über Dichtkunst und von Stund an schloss der damals schon sehr berühmte Han-Yü mit dem derzeit noch unbekannten Kenzan. 57 Kia Tao innige Freundschaft. — Aus dieser Geschichte nun erklärt es sich, dass im Chinesischen die Wortverbindung „Pochen und Stossen“ die Bedeutung „mit der Abfassung eines Gedichtes beschäftigt sein“ angenommen hat. Chawan, schwarz glasirt; Schriftzeichen, Grashalme und Mondsichel (im Inneren) weiss; Masse ähnlich der Rakuwaare. Kenzan-Kuro. Bez. Kenzan. 3, nat. Gr. Der Vers „der Priester pocht an die vom Mond beschienene Thür“ mit der Variante Seng k’ou d. h. „der Priester klopft an die vom Mond beschienene Thür“, in welcher Form ihn Kenzan an dem Theekümmchen angebracht hat, hat aber noch in einer späteren Geschichte, die im Freundeskreise des berühmten Dichters der Sung-Dynastie, Su Tung-po, (1036—1101) sich zutrug, eine Rolle gespielt. Dieser, ein Priester Namens Fa Tsing und ein Mann Namens Tsin Shao-yü, der später Su Tung-po’s jüngere Schwester, die geistreiche und witzige Su Siao-me als Gemahlin heimführte, pflesten sich an bestimmten Tagen zu einem poetischen Kränzchen zu vereinigen. Einstmals blieb Fä Tsing so lange aus, dass die beiden anderen auf sein Erschemen nicht mehr rechneten. Plötzlich aber, tief in der Nacht, wird zu wiederholten Malen laut an die Thüre geklopft, und als nicht gleich geöffnet wird, ertönt draussen FA Tsing’s wohlbekannte Stimme. Mit Kia Täo’s Worten, in denen er an die Stelle des Zeitwortes der älteren Fassung das von Kenzan angebrachte setzt, ruft er: „der Priester ist’s, der bei des Mondes Licht an Eure Thüre klopft!“ Wie in dem vorerwähnten Beispiel, so lässt auch die chinesische Inschrift auf einem schönen Chawan von Kenzan-yaki m der Sammlung des Herrn Raymond Koechlin zu Paris der Phantasie des Beschauers weiten Spielraum. Sie bietet zehn Schriftzeichen, die zwei Versen, wohl dem Bruchstück eines grösseren Gedichtes, entsprechen. Unter Berücksichtigung des Parallelismus der Wörter, wie er in dieser lapidaren Versform auftritt, ergiebt sich wörtlich folgende Uebersetzung: Bäume schweben, grüne Höhen ragen ; Wasser strömen, weisse Wolken fliessen. Di Dr. J. Brinekmant. Der Dichter hat damit schildern wollen, wie am Ufer wachsende weissblühende Bäume in dem vorbeifliessenden Gewässer, dessen Strömung die Einzelheiten verwischt, das Spiegelbild grüner, von weissen Wolken umzogener Hügel darbieten. Dazu hat Kenzan auf dem dunkelrahmfarbenen Grunde nur die Skizze eines an den Mumebaum erinnernden kräftigen braunen Stammes mit mild blauen Blüthen gegeben, die ohne Ausführung im Einzelnen wie fliessende Farbmassen erscheinen. Kenzan als Töpfer. Erstaunlich ist die Menge der Töpferarbeiten, die in privaten und öffentlichen Samm- lungen als Werke Kenzan’s vorgeführt werden; erstaun- licher noch ist die Mannichfaltigkeit dieser dem einen Künstler zugeschrie- benen Leistungen. (Gemeinsam ist ihnen, dass sie fast alle bestimmt gewesen, den Theetrinkern zu dienen, sei es zu unmittelbarem Ge- brauch bei den Chanoyu, sei es für die weniger feier- Feuertopf — Hiire — bemalt mit chinesischer Schneelandschaft lichen Theegesell- in Dunkelbraun, graulichem Blau, grünlichem Schwarz und Mi “ dickaufliegendem Weiss. Bez. Fuso Kenzan. Höhe 10!, cm. schaften, sel es für Vgl. die andere Ansicht desselben Gefässes auf S. 59. r x E r die Mahlzeiten, die sich an dergleichen gesellige Vereinigungen knüpften. Wir finden die Kümmchen, Chawan, zum Quirlen und Trinken des Pulverthees bei den eigentlichen Chanoyu; die walzenförmigen, Yunomi oder Choko genannten Becher, aus denen Sencha, der Aufguss des Blätterthees, getrunken wird; Kogos, vielgestaltige Döschen für das Räucherwerk; das röhrenförmige Chakinzutsu, in dem das Läppchen zum Anfassen des Deckels des Kessels bewahrt wird, und das Futaoki, auf dem dieser Deckel während des Wasserschöpfens abgelegt wird; den Wassertopf, Mizusashi, wie den Feuertopf, Hiire, in dem auf einem Bette weisser Asche die glimmenden Kohlen zum Anzünden der Pfeife liegen; den kleinen, bei dem Furo- Kenzan, 59 Chanoyu benutzten tragbaren Herd; die viereckigen Teller, Sara, von ihrer Bestimmung für die marmeladenartigen Süssigkeiten (Yokan) auch Kuashi-Zara genannt; Hachi, Schalen und Kummen für die Speisen; Chadai, kleine Unter- sätze für die Schälchen, m denen der Sencha bisweilen gereicht wird. Auffällig ist auf den ersten Blick, dass unter den Töpferarbeiten Kenzan’s nirgend ein Chaire, eines jener kleinen urnen- oder vasenförmigen Gefässe erwähnt wird, denen als Behältern des Pulverthees eine so wichtige Rolle in den Chanoyu zufällt. Dieses Fehlen des Chaire erklärt sich aber leicht, wenn man sich erinnert, dass in Kenzan der Maler mit dem Töpfer innig verbunden war. Die Rundflächen der kleinen Theeurnen boten ihm keinen Spielraum für den freien Flug seines Pinsels. Auch zog der in den Chaire von Alters her vorherrschende Geschmack es vor, sie mit den Reizen farbiger Glasuren zu schmücken, die keine Pinselarbeit sind, sondern auf tech- nischen Erfahrungen undUeberlieferungen beruhen. Bei diesen Glasuren gilt es, die richtig zusammen- gesetzten, in der Gluth des Ofens sich erweichenden, abfliessenden, ab- tropfenden Schmelze in dem für diefarbise Feuertopf — Hiire — bemalt mit chinesischer Schneelandschaft wi L y Q in Dunkelbraun, graulichem Blau, günlichem Schwarz und ırkuns eünstiesten dickaufliegendem Weiss. Bez. Fuso Kenzan. Höhe 10!/; em. ® = Vgl. die andere Ansicht desselben Gefässes auf S. 58. Augenblick zum Er- starren zu bringen; festzuhalten, was das Feuer in der Verborgenheit bereitete, mit allen Zufälligkeiten der Oxidationsprocesse, die sich in den schmelzenden Glasuren vollziehen. Kein Gefäss gleicht dem anderen, alle aber geben sich als feuergeborene Werke, in denen sich ein keramischer Stil ausspricht, der den ebenmässig glatten, gleichmässig gefärbten Glasuren der europäischen Töpferkunst abgeht. Da auch in dergleichen Arbeiten nicht die technische Chemie allein zum Ziele führt, sondern der Geschmack und der Farbensinn mitschalten müssen, bieten auch sie dem Künstler ein Arbeitsfeld. Auf diesem sich zu versuchen, lag aber dem Maler Kenzan fern. 60 Dr. J. Brinckmann. Obwohl ein einheitlicher Zug durch die Mehrzahl der dem Kenzan zugeschriebenen Gefässe geht, so liegen doch Zweifel nahe, ob sie wirklich alle zu dem Lebenswerk des einen Ogata Shinsei, des unter dem Pinselnamen Kenzan schaffenden Bruders des Korin gehören. Hier zu sichten, ist keine lerchte Aufgabe. Sammler- und Händler-Interessen stehen, wie oft, im Wege, wo es gilt, den Weg zur Wahrheit zu finden. Wenigstens einige leitende Betrachtungen sollen hier versucht werden, zu weiterer Prüfung und Vergleichung anzuregen. Vorausschicken müssen wir, dass die hochentwickelte keramische Kennerschaft der Japaner, die dort Hand in Hand geht mit der Kenner- schaft der alten Gemälde, auf einer anderen Methode beruht, als die keramische Kennerschaft der Europäer. Abgesehen von der laienhaften Meinung, die Grundlage der Kennerschaft sei in dem Studium der Marken zu finden, geht unser Studium im Wesentlichen aus von der äusseren Er- scheinung der Gefässe, von ihren plastischen oder gemalten Verzierungen, vernachlässigt aber fast ganz den Körper der Gefässe, die Masse, aus der er bereitet, und die technischen Handgriffe, die bei seiner Formgebung mitgewirkt haben. Anders in Japan, wo der Scherben des Gefässes, die Farbe, die Härte, das Gefüge des gebrannten Thones Gegenstand der peinlichsten Beobachtung sind, ja durch Angabe des Gewichtes des Gefässes ein Anhalt gegeben wird, das spezifische Gewicht des Thones vergleichend in Betracht zu ziehen. Auch die Art, wie der Töpfer den Thon durch Kneten, Drehen, Schneiden formt, wird beachtet. Besonders auch, wie er schliesslich den Fuss gestaltet; wie er das Gefäss von dem Thonklumpen, aus dem er es auf der Scheibe emporgedreht hat, mit einem Faden oder der Spatel abschneidet; in welcher Richtung, ob zu sich gekehrt oder von sich abgewendet er diesen Schnitt vollführt; ob er die in konzentrischen Bogen- linien erkennbaren Spuren des Fadenschnittes bestehen lässt, oder den Fuss mit der Spatel oder den Fingern weiter formt oder glättet — und was immer sonst von technischen Handgriffen dabei in Frage kommen kann. Weiter, wie das Gefäss beim Brennen eingesetzt wird, ob es auf dem Fuss oder umgekehrt auf dem Rande oder auf Stützen stehend gebrannt wird. Klar ist, dass es sich hier nicht um kleinliche Spitzfindigkeiten handelt, sondern dass der japanische Kenner von der zutreffenden Ansicht ausgeht, die natürliche Mischung eines Thones an seiner Fundstelle sei etwas, was sich der Nachahmung in späteren Zeiten ebenso entziehe, wie die verschiedenen Thonsorten, aus denen vor Jahren einmal ein Töpfer die Masse für seinen Scherben gemengt habe. Gelinge es, aus dem Augen- schein des gebrannten Thones auf die Herkunft des ungebrannten zu schliessen, so sei damit ein erstes wirkliches Merkmal für das Alter und die Aechtheit eines Thongefässes gewonnen. Was die technischen Handgriffe betrifft, so beruhen sie entweder auf Ueberlieferungen oder auf persönlichen Kenzan. 61 Angewöhnungen des Künstlers oder der Werkstatt, in der er arbeitet. Da der Nachahmer nur die Wirkungen der Handgriffe, nicht aber diese selbst beobachten kann, wird er nur äusserst schwer die Wirkungen ganz genau denjenigen der ursprünglichen Handgriffe gemäss erreichen können. Von dieser Grundlage geht die japanische Kennerschaft zunächst aus; danach erst zieht sie alles das in Betracht, was bei uns dem vergleichenden Studium unterzogen zu werden pflegt. Ohne in Japan gelebt und die Unterweisung dortiger Kunstkenner genossen zu haben, ist es einem Europäer nicht gegönnt, in die Geheimnisse japanischer Kennerschaft einzudringen. Wir können daher nur versuchs- weise in Anlehnung an den japanischen Text des Ninagawa den Spuren japanischer Kennerschaft bei der Sichtung des Werkes Kenzan’s folgen. Dass die japanische Methode auch für die Beurtheilung europäischer Töpferarbeiten mit Nutzen angewendet werden könnte, unterliest für uns keinem Zweifel. Nachahmungen der Werke berühmter Töpfer, auch solche mit nach- geahmten Stempeln und Marken sind keineswegs erst durch die Nachfrage des abendländischen Marktes nach den seltenen Originalen hervorgerufen worden. Es hat ihrer zu allen Zeiten gegeben. Aber nicht alle falschen Stücke sind betrügliche Fälschungen in unserem Sinne, sondern viele entstanden aus der Absicht dieses oder jenes Meisters einer jüngeren Zeit, im Stil eines klassischen Meisters zu schaffen. Ganz harmlos haben daher manche neuere Töpfer zunächst ein Gefäss möglichst getreu irgend eimem alten Stücke nachgeahmt oder in dessen Geschmack neuerfunden, und getrost den Namenszug des alten Meisters mit den ihm eigenen Schriftzügen darauf gemalt oder einen nachgeschnittenen Stempel in den noch weichen Thon gedrückt, — dann aber ihren eigenen Namen ganz offen hinzugefügt. so dass von der Absicht zu täuschen nicht die Rede sein kann. Selbst wenn der eigene Name nicht hinzugefügt wurde, darf ein solches Stück nicht immer als in betrügerischer Absicht entstanden angesehen. werden. Erst in der Hand des Zwischenhändlers und gegenüber dem in die Feinheiten japanischer Kennerschaft nicht eingeweihten Europäer wird es zur Fälschung. In diesem Sinne ist zunächst einiger Gruppen unechter Kenzan-Waare zu gedenken, die in unserem Jahrhundert aus der Verehrung hervor- gegangen sind, die der Meister bei seinen Landsleuten genoss. Eine erste Gruppe sogenannter Kenzan’s ist auf die Werkstatt der Dohachi zurückzuführen, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zu den tüchtigsten Kunsttöpfern der Kaiserstadt Kioto gehören. Der zweite Meister dieses Namens, der vom Anfang unseres Jahrhunderts bis gegen dessen Mitte thätig war, hat sich durch seine Nachahmungen alter japanischer und chinesischer Töpferwaaren hervorgethan. Ihm dürfen wir auch gewisse mit Kenzan bezeichnete Stücke zuschreiben, die wohl im Stil dieses 62 Dr. J. Brinckmann. Meisters, aber doch in abweichender Technik hergestellt sind. Diese Stücke, zumeist grössere Kummen für Speisen von der Hachi genannten Art, sind von weisser, steingutartiger, nicht sehr harter Masse und mit ziemlich dicker hellgrauer Glasur überzogen. Die Malereien sind in der breiten, suggestiven Weise Kenzan’s in Schwarz, schwärzlichem Blau und dunkelem Braun ausgeführt. Das Braun ist ähnlich wie bei den echten Stücken oft etwas eingesunken oder blasig rauh und unregelmässig röthlich oder schwarz gefleckt. Aus dem Blau sind Einzelheiten, wie die Adern der Blätter mit trockenem Stift so herausgehoben, dass die Grundfarbe frei liest. Bisweilen sind auch lebhaftere Farben, Roth und Blau in grösseren Flächen von kräftig dekorativer Wirkung angewendet, so z. B. zur Füllung der Umrisse von Blumen ohne weitere Einzelzeichnung. Bei einigen Stücken hat Dohachi der Wahrheit die Ehre gegeben. So bei einer länglichen Schale in der Sammlung des Herrn Dr. Ulex in Hamburg. Diese Schale ist innen und aussen mit grossen Rettigen, an denen kurze Blätterschöpfe sitzen, in Blau und Braun sehr kräftig bemalt; unter dem Boden steht mit grossen Schriftzügen Kenzan no mo Dohachi tsukuru, d. h. gearbeitet von Dohachi nach Kenzan. In anderen Fällen hat der Meister nur sein Vorbild genannt, sei es, dass er weniger ehrlich war, sei es, dass er der Kennerschaft seiner Landsleute vertraute und sich obendrein zu nennen für überflüssig. hielt. Für eine zweite Gruppe unechter Kenzan’s ist der Ursprung in der Makuzu-Werkstatt zu suchen, die auf europäischen Ausstellungen der letzten Jahrzehnte wiederholt mit seltsamen, der alten Ueberlieferung Japans hohnsprechenden grossen Arbeiten Aufsehen errest hat, und auf die viele der dem Abendlande als Meisterwerke alter Satsuma-Kunst bescheerten grossen, in Gold und bunten Schmelzfarben glitzernden Schauvasen zurück- zuführen sind. In Paris hatte diese Werkstatt 1578, was Rein mit Recht als eine Geschmacksverirrung hervorhebt, grosse Vasen ausgestellt, um die sich in hohem Relief grosse verrostete Anker schlangen, auf denen kleine Teufelchen sassen, und andere Vasen, deren höckerige Oberfläche an eine mit breiigem und mit Kieselsteinen vermischtem Cement beworfene Wand erinnerte. Die Werkstatt befand sich früher in der Makuzu-ga-hara genannten Stadtgegend von Kioto. Der dort ansässig gewesene Töpfer Kozan, den Rein nach japanischer Aussprache nicht zutreffend Kayama nennt, siedelte zu Anfang der siebziger Jahre nach Ota bei Yokohama über und leitet dort seither eine grosse Werkstatt, für die er von seinem früheren Wohnsitz die Benennung Makuzu beibehielt. Dort hat er neuer- dings auch chimesische Porzellane mit Blau- und Rothmalerei unter Glasur erfolgreich nachgeahmt — zum Schaden mancher europäischen Sammler. Ehe er auf den Gedanken kam, Schaustücke für den europäischen Markt auszuführen, hat er seine Fähigkeiten in der Nach- Kenzan. h 63 ahmung alter japanischer Waare, darunter auch derjenigen Kenzan’s, bethätigt. Bisweilen nennt er sich auf solchen Stücken neben dem alten Künstler. Ein Chawan der hamburgischen Sammlung ist auf graubrauner, etwas sandiger Glasur bemalt mit einem schwarzbraunen, dick mit Schnee bepolsterten Mumestamm, dessen hie und da grünbetupfte Zweige dunkel- rothe, golden geftleckte Blüthen tragen. Unter dem Boden stehen gross in trocknem, weissem Rechteck die Schriftzeichen für Kenzan, am Gefässe in rother Schrift klein die Bezeichnung Makuzu Kozan. Dem offenen Be- kenntniss, dass die Waare eine Nachahmung sei, ist Kozan aber nicht immer treu geblieben. Eine dritte Gruppe von Töpferarbeiten, die aus dem Werke des alten Kenzan auszuscheiden sind, ist auf jenen von Franks erwähnten Kenzan Sandai zurückzuführen, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kioto thätig war. In welchen Beziehungen dieser Kenzan ‚‚dritter Generation‘ zu dem Ogata Shinsei steht, bleibt noch aufzuklären; nirgend wird eines Sohnes oder Enkels dieses Meisters gedacht; nirgend erwähnt, dass sich der Künstlerstamm in Ermangelung leiblicher Nachkommen durch Adoption fortgepflanzt habe. Das mit Kenzan Sandai bezeichnete Stück der Sammlung Franks ist ein Wassergefäss von weissglasirter, mit mehrfarbigen Ranken grob bemalter Töpferwaare; seine bauchige Form wird auf ostindische Gefässe zurückgeführt, die in Japan vorkommen sollen. Auch Wm. Anderson erwähnt in seinem grossen Werke ‚The pietorial arts of Japan‘ „Kenzan den Dritten“, dem er merkwürdige Nachahmungen alter Delfter Fayencen, Oranda no utsushi genannt, zuschreibt. Bei dieser Waare, die in Japan keineswegs geschätzt werde, sollen europäische Zeichnungen mit Blaumalerei auf weisser Glasur kopirt sein. Wahr- scheinlich sind unter diesen Oranda no utsushi jene europäisch beeinflussten Gefässe zu verstehen, deren Blaumalerei weniger die freie Pinselführung der alten Delfter Fayencen, als die Blaudruckmuster des englischen Steingutes durch punktirte und gestrichelte Blaumalerei wiederzugeben versuchen, eine ärmliche Tüpfelei, die mit der Kunst des alten Kenzan nichts gemein hat. Als ein entschiedener Nachahmer des alten Kenzan begegnet uns aber gegen die Mitte unseres Jahrhunderts ein erst vor wenigen Jahren gestorbener Töpfer zu Tokio, der dem Namen seines berühmten Vorbildes nur das erste Schriftzeichen für Ken — Nordwesten — entlehnt, und statt des Zeichens für zan — Berg — dasjenige für ya angenommen hat, das bei flüchtiger Betrachtung mit jenem verwechselt werden kann. Mit semem vollen Namen hiess er Miura Kenya; ausgezeichnet hat er sich durch Lack- arbeiten mit eingelegten kleinen Reliefiguren von Thieren, Muscheln, Blumen aus Fayence in der Weise des älteren Ritsuo. Die Bezeichnung Ken nari soll sich an einer Kumme im Kensinston-Museum finden, 64 Dr. J. Brinckmann. die von gelblicher Masse, dick, grün glasirt und mit grossen weissen, gelbgeäugten Blumen bestreut ist. Franks bemerkt dazu, diese Kumme gleiche in der Ausführung durchaus den Arbeiten Kenzan’s; auch die Marke gleiche derjenigen dieses Meisters. Er zweifelt daher, ob nicht ein Irrthum der japanischen Gewährsmänner vorliege, die dieses Stück dem Kenya zuschrieben. Ein Irrthum liegt allerdings vor, aber nur insofern, als die von Franks mitgetheilte Marke gar nicht Ken nari, sondern einfach Kenya gelesen werden muss. Wie so oft bei der Lesung von Künstler- namen ist hier nicht die japanische, sondern die chinesische Ausprache des zweiten Schriftzeichens richtig, die nicht „nari“, sondern „ya“ lautet. Ein länglicher rechteckiger Kuchenteller — Sara — der hamburgischen Sammlung aus gelblicher, dem Iriya-Kenzan ähnlicher Masse ist mit schwarzen Glyeine-Ranken über bläulichen Wasserlinien in der Weise Kenzan’s bemalt und Kenya bezeichnet. Das von Oueda Tokounosuke verfasste, von E. Deshayes, einem Konservator des Musee Guimet in Paris, unter dem Titel „La Ceramique japonaise“ herausgegebene, unbedeutende Büchlein erwähnt als Zeitgenossen des Kenya noch zwei Töpfer, die sich Kenzan nannten, der eine Kenzan Yahei, der andere Kenzan Gorobei. Ueber die Werke beider erfahren wir aber nicht mehr, als dass sie zu den Uchi-yaki genannten Liebhaber-Erzeugnissen gehören, die man bei sich zu Hause anfertigen könne, ohne dass man dazu der Werkstatt eines Töpfers von Beruf bedürfe. Immerhin wird man auch dieser Töpfer sich erinnern müssen, wenn man ernstlich aufräumen will unter den Mengen verschiedener Waaren, die als Kenzan-yaki umlaufen. Von älterer Waare greifen in das Werk Kenzan’s hinüber eigenthüm- liche Töpferarbeiten, welche oft die Bezeichnung Inuyama tragen. Bei diesem Worte ist das zweite Schriftzeichen gleich dem zweiten Zeichen im Worte Kenzan, nur dass es hier nach chinesischer Aussprache zan, dort nach japanischer yama, was beides Berg bedeutet, gelesen werden muss. Das erste Schriftzeichen /nu, zu Deutsch Hund, kann mit dem ersten im Namen Kenzan nicht verwechselt werden, es wäre denn, dass Jemand dieses Zeichen statt mit der richtigen japanischen Aussprache Inu, irriger Weise mit der chinesischen Aussprache lesen würde. Nach dieser würde es ebenfalls ‚Hund‘ bedeuten, aber Ken lauten. Inuyama könnte also Kenzan gelesen werden. Dieser Umstand hat umsomehr zu Irrthümern geführt, als in der That alte Stücke vorkommen, die nach richtiger Lesung mit Kenzan bezeichnet und, wenn wir Ninagawa folgen, als echte Werke Kenzan’s anzusprechen sind, aber völlig in einer Weise dekorirt sind, die für die Inuyama-Waare landläufig geworden ist. Dies zu erklären bieten sich zwei Wege. Entweder haben die in der Provinz Owari im Dorfe Inakimura unweit des Schlosses von Inuyama betriebenen, und von diesem Kenzan. 65 ihre Bezeichnung führenden Töpfereien in älterer oder neuerer Zeit ein von Kenzan geschaffenes Vorbild aufgenommen und als es sich gangbar erwies, fortgesetzt nachgeahmt. Oder dieselben Töpfereien haben gelegent- lich derartige, ohne ein Vorbild Kenzan’s geschaffene Stücke mit dem Namen des alten Meisters bezeichnet. Folgen wir dem zweiten Wege, so muss Ninagawa sich geirt und em Stück Inuyama-yaki als Kenzan- yaki beschrieben und abgebildet haben. Ninagawa selbst giebt uns einen Fingerzeis für die Entscheidung, indem. er Owari-Erde in der „hellerden-farbigen“, etwas „mäusefarbigen“, d. h. grauen Masse des von ihm als Figur 30 abgebildeten Chawan ver- muthet. Er schreibt, dessen nicht sehr glänzende, nicht durchschemende und ziemlich dicke Glasur sei „birnfarbig“, weisslich angehaucht und weiss gesprenkelt. In der Abbildung erscheint die Farbe als ein lichtes Grau- braun mit hellerem Anflug; die Bezeichnung „birnfarbig“ — nashiji — bezieht sich nicht so sehr auf die Farbe, als auf den Vergleich mit der gesprenkelten Haut der japanischen Birne, von der auch der Aventurinlack seine japanische Benennung trägt. Die Malerei, heisst es weiter, sei kastanienfarben, roth und hellerün. Aus der Abbildung ersehen wir, dass ein blühender Kirschbaum und Ahornzweige in grüner und rother Frühlings- belaubung dargestellt sind. Es sind genau die Motive, welche uns auf unzähligen Gefässen mit der deutlichen Bezeichnung /nuyama_begeenen, und zwar in ebensolcher Ausführung: die Kirschblüthen locker getupft, weiss, roth und grün; das bläuliche Hellerün der Ahornblätter in undurch- scheinender Schmelzfarbe dick aufliegend; ihr glänzendes Ziegelroth dünn aufgetragen; bei beiden Farben die Blattadern mit dem Stift vor dem Brande ausgekratzt; das Braun der Aeste fleckig, schwarzstrichlig, leicht eingesunken. Ausnahmsweise, bei sorgfältiger ausgeführten Stücken tritt noch Gold oder Silber hinzu, etwa in goldenen Ahornblättern oder silbernen Kirschblüthen, so bei zwei Chawans der Sammlung Gonse. In technischer Hinsicht unterscheidet sich die Inuyama-Waare dieser Art von allen Arbeiten Kenzan’s auf den ersten Blick durch die ausgiebige Verwendung des opaken blass blaugrünen Schmelzes. Die handwerksmässige Wieder- 'holung eines und desselben Motivs, wie sie uns hier begegnet, lag der auf Bethätigung seiner künstlerischen Eigenart gerichteten Weise Kenzan’s durchaus fern. Wahrscheinlich werden sämmtliche als Inuyama-Kenzan von den europäischen Sammlern angesprochenen Stücke aus dem Werke unseres Meisters ausgeschieden werden müssen, zugleich mit ihnen das von Ninagawa abgebildete Chawan. Nachdem wir diese zweifelhaften Kenzan’s verschiedener Herkunft von dem Werke des Ogata Shinsei ausgesondert haben, verbleibt diesem noch eine Fülle manichfaltiger Erzeugnisse; diese lassen sich nach den von Ninagawa angegebenen Merkmalen des Thonscherbens in Gruppen zusammen- 5 66 Dr. J. Brinekmann. fassen, die zugleich der Thätigkeit des Künstlers zu verschiedenen Zeiten seines Lebens und an verschiedenen Orten gerecht werden. Unter den älteren, von Kenzan in der Kaiserstadt Kioto oder deren Nähe angefertigten, als Kenzan-yaki, (d. h. von Kenzan gebrannte Erde), im engeren Sinne bezeichneten Töpferarbeiten sind je nach dem verarbeiteten Thon verschiedene Gruppen zu unterscheiden. Für die eine dieser Gruppen hat Kenzan Erde von Shigaraki ver- wendet, einer in der Provinz Omi belegenen Ortschaft, im der schon seit dem 14. Jahrhundert Töpferei betrieben sein soll. Im 16. und 17. Jahr- hundert nahm diese grossen Aufschwung durch die Herstellung von Gefässen für die Theetrinker. Der damals verarbeitete Thon ergab einen sehr harten und schweren, sandigen, im Bruche rauhen und weissen Scherben. Solchen Scherben zeigt das von Ninagawa als Figur 29 abgebildete Chawan. Auf seine „mäusefarbene“, nicht gekrackte Glasur sind grosse, unterbrochene Flächen dicker weisser Glasur mit dem Pinsel aufgetragen, darüber in dunkelem Graubraun und schwärzlichem Blau Zweige der Kikio-Pflanze, einer der sieben typischen Blüthenpflanzen des Herbstes, mit ihren grossen sternförmigen Glockenblumen flott hingestrichen. Sowohl hinsichtlich des Scherbens, wie der Bemalung gehört hieher das hier abgebildete Chawan. Ueber die durchscheinend graubraune, den unteren Theil der Aussenfläche freilassende Glasur ist aussen und innen am oberen Rand eine unregelmässig vertheilte schmutzig- weisse Ueberglasur aufgetragen und auf diese in bläulichem und braunem Schwarz Chawan, graubraun, bemalt auf weisser eine Vordergrund-Studie gemalt: junge, Überglasur mit wachsenden Kräutern h Le ä Lena Da nn ne eben ihre Schnecken aufrollende oderschon ihre Fiederblätter entfaltende Farren- wedel, Schachtelhalme und blühende Veilchen, alle so angeordnet, als entsprössen sie dem Rande der erdfarbenen, den Erdboden darstellenden Unterglasur. In diese Gruppe gehört auch unser schönes Hiire mit der chinesischen Winterlandschaft, das wir auf Seite 58 und 59 abgebildet haben. Sein Scherben und seine Bemalung entsprechen den von Ninagawa angegebenen Merkmalen. Für eine zweite Gruppe der von Kenzan in Kioto angefertigten Töpfer- arbeiten hat der Meister Erde von Zeze verwendet, einer unweit des Omi-Sees belegenen Ortschaft, wo seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die Töpferei im Dienste der Theetrinker schwunghaft betrieben wurde. Der aus Zeze-Erde gebrannte Scherben ist von feiner Masse und nicht sehr hart. Seine Farbe beschreibt Ninagawa bald als weisslich grau, bald als etwas grünlich. Kenzän, Y Ausser der Erde von Zeze hat Kenzan aber auch Erde von Awata verarbeitet, einem durch seine Töpferarbeiten berühmten Distriet der Kaiser- stadt Kioto. Der gute Ruf, dessen die Awata-Waare sich bis in die jüngste Zeit bewahrt bat, wird auf den berühmtesten der japanischen Kunsttöpfer zurückgeführt, jenen Ninsei, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts zu Awata Brennöfen anlegte und zuerst die gelbliche Glasur des dort gebrannten Steingutes mit Schmelzmalereien schmückte, in denen Smaragdgrün, opakes Blau und Vergoldung den Ton angeben. Ohne in die Geheimnisse japanischer Kennerschaft eingeweiht zu sein, können wir die Awata-Erde und die Zeze- Erde nicht mit Sicherheit unterscheiden. Wir müssen uns daher begnügen, zusammenzustellen, was von Kenzan’s Arbeiten mit annähernder Sicherheit als in Kioto entstanden anzusprechen ist und im Japan als Kenzan-yakı im engeren Sinne betrachtet wird. Von Ninagawa werden den in Kioto entstandenen Werken Kenzan’s auch gewisse Döschen für Räucherwerk zugewiesen, die zu dem Schönsten gehören, was aus des Meisters Hand hervorgegangen ist. Ein solches Kogo bildet Ninagawa unter No. 23 ab. Es ist flach und von unregelmässig gebuchtetem Grundriss. Die senkrechten Wände zeigen ein blaues Gitter- muster in weissem Grunde. Auf der Deckelfläche ist das Meeresgestade von Akashi dargestellt, nach einem in alten Utas gepriesenen Motiv, das als Akashi-no-ura zum eisernen Bestande des Motivenvorrathes der Maler gehört. Strohbedeckte Häuser erheben sich hart am Ufer, an dem einige Barken vor Anker liegen; in der Ferne Schiffe unter Segel. Die Farben der Abbildung stimmen nicht ganz zu der Beschreibung. Diese besagt, soweit sie klar ist, die Malerei sei in Dunkelblau und hellgrünlichem Grau ausgeführt. Die Innenflächen seien mit Nebeln in Blau bemalt. Die Masse sei „hell-eierfarben“ und „hell-mäusefarben“, fein, hart und schwer. Die Glasur, welche nur die Ränder frei lasse, sei ziemlich dick, glänzend, nicht durchscheinend. Die unregelmässige Grundform des Kogo solle auf die Gestalt einer Insel anspielen. Hierher gehören auch zwei Kogos der hamburgischen Sammlung, von denen das kleinere auf der dieser Studie beigegebenen Farbendrucktafel abgebildet ist. Auch dieses Kogo zeigt einen unregelmässigen Umriss, der hier offenbar an einen Berg erinnern soll. Die Innenflächen sind mit goldenen und blauen Nebelstreifen bemalt, die senkrechten Wände mit blauem Grundmuster aus Shippo-Motiven. Auf der Aussenseite des Deckels sind rothbeblätterte Ahornbäume am Ufer eines weissschäumenden Gebirgsbaches dargestellt; goldene Nebelstreifen ziehen durch die Landschaft. Die äussere Bodenfläche ist weiss glasirt und zeigt ausser dem blauen Namenszug des Künstlers drei kleine Trockenstellen, Spuren der Stützen, auf denen das Gefäss beim Brande stand. Dieses technische Merkmal findet sich auch an dem im Folgenden beschriebenen Kogo. 68 Dr. J. Brinekmann. Auch dies, vom Meister so reizvoll wiedergegebene Motiv ruft dem Japaner die Erinnerung an alte Dichtungen wach, in denen die herbstliche Farbenpracht der Ahornbäume — Momiji — geschildert wird. Schon vor einem Jahrtausend hat der Dichter Narihira die Ahornbäume gepriesen, die, an den Ufern des Tatsuta-gawa wachsend, die Wirbel dieses Flusses mit Blutstropfen besprengen. Und heute noch wallfahrtet man, wenn gegen Ende des Octobers die Ahornbäume in ihren herbstlichen Tinten erglühen, nach der zwischen Nara und Osaka belegenen Ortschaft Tatta, dem alten Tätsuta, das immer noch berühmt ist wegen seiner Ahornbäume. Ein anderer Dichter, dessen Verse ebenfalls m die im 13. Jahrhundert compiirte Sammlung der Utas von hundert Dichtern aufgenommen sind, spielt mit dem Doppelsinn des Wortes Nishiki, das ihm sowohl Herbst- farbenpracht bedeutet, wie das Stück bunten Seidenbrokates, das an dem bei gewissen Gebetsverrichtungen benutzten, Nusa genannten Stabe befestigt wird. Er meint, da er in der Eile vergessen habe, die Nusa mitzunehmen, würden die Momiji-Bäume am Tamuke-yama den Göttern ebenso wohl- gefällig sein, wie der Seidenbrokat der Nusa. Das grössere unserer Kogos soll wohl durch seinen unregelmässigen Umriss ebenso wie jene Akashino-ura-Dose an die Gestalt einer Insel erinnern. Die Unterseite, die Bemalung der Seitenwände und der Innen- flächen entspricht ganz der Ahorn-Dose. Oben auf dem Deckel wachsen über smaragdgrünem Vordergrund zwei der sieben Herbstpflanzen, Hagi- 3üsche und Susuki-Gras; in den natürlichen Farben gemalte Wildgänse fliegen von goldenem (Grewölk herab. Auch hier liest wieder ein dem Maler vom Dichter dargebotenes Motiv zu Grunde. Jeder gebildete Japaner weiss das und erinnert sich beim Anblick des Gemäldes der alten Verse, die Kenzan dieses Mal nicht dabei geschrieben hat, wie auf dem Kuchenteller, den, wir auf S. 55 abgebildet haben, und wie auf dem Wassertopf mit den acht chinesischen Landschaften. Ein Vergleich der Bilder auf diesen Stücken zeigt, wie frei sich der Künstler zu dem ihm vom Dichter gegebenen Motiv verhielt, und wie er bei jeder neuen Gestaltung desselben aus der Natur- beobachtung neue Kraft schöpfte. Aber doch gab die Thatsache, dass der Dichter aus dem Alltagsleben ein Stück Natur emporgehoben hatte, diesem erst die wahre Weihe, die auch dem Maler zu Gute kam. Zwei, der letzterwähnten Dose sowohl durch die reiche farbige Aus- führung, die Anwendung des durchscheinenden, smaragdgrünen Schmelzes und des matten Goldes für die Wolkengründe verwandte Kogos gehören zu den Zierden der Sammlung des Herrn Louis Gonse in Paris. Auf dem Deckel der einen dieser Dosen wiegt sich neben dem Strohdache eines Bauernhauses ein Vögelchen auf schwankem Zweige; auf dem Deckel der anderen watet ein grosser schnepfenartiger Stelzvogel durch ein Wässerlein. Man möchte hier frei aus der Natur geschöpfte Motive finden; nach Allem Kenzan. 69 aber, was wir sonst über die Kunstrichtung wissen, der Kenzan angehörte, dürfen wir vermuthen, dass weitere Forschung auch zu diesen Bildern die dichterischen Quellen nachweisen wird. Aus der i. J. 1891 in Paris versteigerten Sammlung Ph. Burty’s ist das S. 40 abgebildete Kogo in die hamburgische Sammlung gelangt. Die ziegelrothe Masse scheint durch die dünne, farblose Glasur, die alle nicht mit Farbe gedeckten Flächen überzieht. Auf dem Deckel ist ein schwarz- brauner Mumezweig mit wenigen grossen weissen Blüthen in der Weise Korin’s sehr flott gemalt. Die senkrechten Wände sind auf weisser Glasur mit einem Netzmuster in blauer, stellenweise blasig aufgetriebener Schmelz- farbe verziert. Wieder von anderer, weisslich grauer Masse, die dem Awata- Scherben ähnlich, ist das hier abgebildete Kogo. Die Malereien der Aussentlächen scheinen etwas eingesunken in die stark glänzende, gelblichgraue Glasur. Auf dem Deckel sind in warmem, an den Rändern etwas ausgeflossenem Schwarzbraun und bläulichem Grau grossblüthige Stauden so flott gemalt, dass die Grenze fast erreicht ist, wo die Darstellung aufhört, verständlich zu sein. Man schwankt zwischen Chrysan- themum und Stockrosen, möchte aber in Erinnerung an andere Malereien des Meisters sich für letztere entscheiden. Im Gegen- satz zu dieser Aussenseite zeigt die Innenseite goldene Nebel- streifen vor wogenden Grashalmen, Kogo, hellgraue Masse, gelblichgrau glasirt, aussen bemalt in Graublau und Schwarzbraun, innen mit in rother, hellblauer und blass- bunten Schmelzfarben una Gold. Kenzan-yaki. 3, nat. Gr, grüner Schmelzfarbe auf das zarteste ausgeführt. Dergleichen Gegensatzwirkungen sind in der Zier- kunst der Japaner beliebt. Zu dem in. Kioto entstandenen Kenzan-yaki gehört von Stücken unserer Sammlung noch das auf S. 43 abgebildete Chawan. Der Künstler hat hier den in der Decorationskunst der Japaner häufig vorkommenden Mi-parti-Decor angewendet, indem er die Aussenfläche des Kümmchens durch einen gezackten Schrägschnitt in zwei Hälften zerleste, von denen nur die "0 Dr. J. Brinekmäann, eine mit jungen, zum Theil noch eingerollten Farrenwedeln in Grau und Schwarz auf hellgrauem Grunde bemalt, die andere mit smaragdsgrüner, durchscheinender Ueberglasur überschmolzen ist. Diese grüne Ueberglasur zeigt auch ein Chadai-Untersatz für ein Theetässchen; der breite, schalen- förmige Rand ist durchbrochen in Gesalt eines Mumebaumes, dessen grüne Zweige golden gehöht und dessen weisse, stellenweis röthlich betupfte Blüthen eine goldene sternförmige Andeutung der Staubfäden auf Flecken gelber Schmelzfarbe zeigen. Die Masse ist hart und weisslich grau, die nur unter dem Boden sichtbare Unterglasur hellgrau. Endlich ist hier noch der klemsten aller aus Kenzan’s Hand hervor- gegangenen Töpferarbeiten zu gedenken, eines Netsuke in ‚Gestalt eines quadratischen Döschens von nur 17 mm Seitenlänge. Auf der Innenseite des Deckels hält die dicke harte schwarze Glasur eine kupferne Oese für die durch das Loch des Untertheiles zu ziehende Schnur, an der ein Jnro oder ein Tabacksbesteck hing. Auf der Aussenfläche des Deckels sind in hellerauem Grunde in Braun und Blau Hängeweidenzweige und in Gold verstreute Kirschblüthen gemalt; auf den Rändern ein schwärzliches Linien- Muster, wie es auch an den Rändern der Kogos vorkommt. In Kioto müssen ferner die von Nnagawa Kenzan-Kuro, d. h. Schwarzer Kenzan, benannten Stücke entstanden sein, da diese dem dort seit der Periode Yeiroku (1555—69) angefertigten Raku-yaki verwandt sind. Die Masse der bei den Theetrinkern sehr beliebten Raku-Gefässe ist schwer und bröckelig. Sie werden nur mit der Hand ohne die Töpferscheibe geformt und einzeln gebrannt. In ihren Glasuren ist häufig ein tiefes glänzendes Schwarz oder ein leuchtendes Ziegelroth, jenes auch mit dunkelrothen Adern und Flammen, dieses mit gelben, grauen oder grünen Wolken. Weiss ausgesparte oder eingelegte skizzenhafte Zeichnungen treten bisweilen hinzu. Ein Chawan von Kenzan-Kuro ist unter No. 27 bei Ninagawa abgebildet, der den Scherben als hell mäusefarbig, die Glasur als ganz schwarz und nicht sehr glänzend beschreibt und sie dem Schwarz des schwarzen Seto-yaki vergleicht, wohl wegen der vertieften Pünktchen, die sich so deutlich wie hier, an dem schwarzen Raku nicht finden. Auf dem Fussrande dieses Chawan sind drei Trockenstellen in der die ganze untere Fläche und auch den Rand deckenden Glasur erkennbar, wie sie ähnlich sich bei der Raku- Waare finden und den kleinen Stützen aus gebranntem Thon entsprechen, auf denen diese Gefässe in den Ofen gestellt wurden, um das Anschmelzen zu verhindern. Verziert ist das Kümmchen mit wenigen grossen Mume- blüthen in grünlicher, etwas eingesunkener „Mäusefarbe“. Wenn wir em von Huish, S. 231, abgebildetes Chawan als einen echten Kenzan hinnehmen dürfen, hätte dieser auch rothe Raku- Waare angefertist. Eine weisse Inschrift auf der irisirenden rothen Glasur soll besagen „Ein Schluck von diesem Thee, eine Berührung dieses Gefässes mit der Hand wird neues Leben bringen“, Kenzan. v1 Zum Kenzan-Kuro gehört auch das auf Seite 57 abgebildete flache Chawan mit der Mondsichel über Grashalmen, und schwarze Glasur trägt auch das eigenartige Dös- chen für Räucherwerk, das die nebenstehenden Abbildungen zeigen. Die sonderbare Gestalt findet ihre Erklärung in jener von den japanischen Künstlern auf das mannichfachste verwertheten Dreiheit des Mondes, des Schnees und der Kirschblüthe. Bisweilen tritt an die Stelle einer dieser Vorstellungen eine andere, die mit ihr in der alten Dichtkunst oder den volksthümlichen Mythen verknüpft ist. So sehen wir anstatt des Mondes den Hasen, der nach japanischer Vorstellung in den Flecken des Mondes erkennbar ist und diesem . . w_ Kogo, Kenzan-Kuro, nach dem Motiv Mond-Schnee-Blume. Gestirn in My then gesellt Die dem Schnee entsprechende Hälfte der Dose grau, un- . . glasirt; die Kohlenhältte schwarz glasirt mit goldenen wird. An die Stelle des Streublumen. Im Innern der Mond silbern, das Susuki-Gras : Ar -ün, blau, weiss, graugelb und rothbraun. Bez. Kenzan. Sehneesitmitoft.dieKiefer, - 2-0, DEU weiss eranzelniend rotkbrann. "Bez. Konzan deren Schneepolster von den Dichtern besungen, von den Malern abgebildet werden; so häufig auch von Kenzan, u. A. auf der von Huish S. 233 abgebildeten Kumme im Kensinston- Museum. Der Mond wird bisweilen als Vollmond, gewöhnlich als Sichel abgebildet. Der Schnee erscheint nicht selten in den kristallinischen Formen, die in den bei uns fallenden Schneeflocken nur ausnahmsweise mit blossem Auge erkennbar sind, in Japan aber in den bei ruhiger Luft und gleich- mässig gelindem Frost niederschwebenden Flocken ihre geometrischen Blüthen freigebiger entfalten. Häufig wird der Schnee durch ein Blumen- gebilde mit einem aus dem Sechseck construirten, wogigen Umriss angedeutet. Als Blume tritt regelmässig hinzu die Kirschblüthe, Sakura, die in Japan als die Blume schlechthin, Hana, geschätzt wird. Aus dieser T'sukı- Yukı- Hana, d.h. Mond, Schnee, Blume, oder nach chinesischer Lesung aus Gründen des Wohlklanges Setsu-Gefsu-Kua, d. h. Schnee, Mond, Blume genannten Dreiheit hat Kenzan das Motiv für dieses Kogo entnommen. 72 Dr. J. Brinekmann. Zur Linken sieht man die Schneeblume aus hellgrauem unglasirtem Thon! auf der oberen Fläche folgen zwei Silberlinien ihrem Umriss. Zur Rechten, in die Schneeblume hineingeschoben, ist ein Stück schwarzer Holzkohle nachgeahmt, die hier, weil sie Sakurazumi genannt und aus Kirschbaumholz gewonnen wird, die Hana vertritt. Diese Deutung wird durch goldene, auf der Deckelfläche verstreute Kirschblüthen bestätigt. Der dritte im Bunde, der Mond, erscheint uns im Innern auf der schwarzen Fläche der Höhlung des Kohlenstückes als silberner Vollmond hinter Halmen des Susuki-Grases, die in blauer, grüner, weisser, graugelber Schmelzfarbe und trocknem Braun- roth sich über alle Innenflächen verbreiten. Diese Verbindung des vollen Mondes mit dem Susukigras (Eularia japonica), das, wie der Hagi-Strauch, zu den sieben klassischen Herbstpflanzen gehört, ist wieder ein der alten Dichtung entlehntes Motiv, das in folgender Uta niedergelegt ist: Kein Berg ragt empor Für des Mondes Untergang Im Musashi-Feld; — Ueber Susuki-Halmen Schwebt hier weisses Mondgewölk. Der Dichter, der sich des Verschwindens des Mondes hinter Berggipfeln erinnert, vermisst diese in der Ebene von Musashi; er findet Ersatz in der Betrachtung des hinter den wogenden Susuki-Rispen am Horizont ver- schwindenden Gestirns. Zum Kio-yaki des Meisters gehören endlich gewisse Stücke, deren schwarzer Decor auf weissem Grunde auf den ersten Blick seinen Ursprung ausserhalb Japans verräth. Ninagawa bildet ein derartiges Chakinzutsu unter Nr. 26 ab und bemerkt dazu, der Decor sei chinesischen Ursprungs. Bing vermuthet für das in Gonse’s grossem Werk S. 329 des zweiten Bandes abgebildete linsenförmige Kogo koreanischen Ursprung des Musters. Die schwarzen Malereien auf diesen und ähnlichen Stücken, u. a. einem viereckigen Hire aus der ehemals Rudorff’schen Sammlung im Kestner- Museum zu Hannover, bestehen aus Pflanzen-Motiven, kurzen Stämmen, verstreuten Blumen und dicken Ranken, die, wie das in der chinesischen Zierkunst häufig vorkommt, den erkennbaren Zusammenhang mit der Natur eingebüsst haben und daher auch nicht zu poetischen Ideenverbindungen anregen. Das chinesisch Alterthümliche mochte dem Chajın dafür Ersatz bieten. Von eigenem Reiz ist bei den besseren Stücken die Farbe: der Grund dunkel elfenbeinfarben, gekrackt, glänzend; das Ornament in warmem Braunschwarz, das an den Rändern hie und da leicht ausgetlossen und eine innere Zeichnung trägt, die mit dem Trockenstift ausgehoben ist. Dieser alterthümliche Decor muss sich besonderer Beliebtheit erfreut haben, da sich seiner auch die Fälscher angenommen haben, selbst auf Porzellangefässen mit der nach- geahmten Signatur des Meisters. Kenzan, 73 Eine leicht erkennbare Gruppe der dem Kenzan zugeschriebenen Töpferarbeiten umfasst die in seiner späteren Lebenszeit nach seiner Ueber- siedelung nach Yedo angefertigten Stücke. Japanische Kenner bezeichnen diese als /röya-Kenzan, von dem Dorfe Iriya, in dem der Künstler die letzten Jahrzehnte semes langen Lebens zugebracht hat. Im europäischen Kunsthandel hat sich für dieselbe Waare die Benennung /mado-Kenzan eingebürgert, von der Ortschaft Imado, die unweit von Irıya und wie dieses Dorf in der Nähe des die Ebene von Yedo bewässernden Sumida-gawa lag. Von allen übrigen Töpferabeiten des Meisters unterscheidet sich das Iriya-Kenzan durch die leichte, weissliche Masse von sehr geringer Härte, und die dünne, durchsichtige, etwas gelbliche oder grauliche, gekrackte und meistens leicht bläulich irisirende Glasur, die nirgend den Scherben unbedeckt lässt. In den nach Art von Tuschskizzen einfarbig bräunlich-schwarz oder mit dünn aufgetragenen Farben ausgeführten Unterglasurmalereien des Iriya-Kenzan spricht sich der Stil des Meisters auf das Nachdrücklichste aus. Je älter er wurde, so scheint es, desto kühner wurde der Flug seines Pinsels, desto sicherer wusste er, mit ganz wenigen breiten Pinselstrichen ein ihm vorschwebendes Motiv auf die Fläche zu fegen. Da ihm für diese Art der Malerei die gekrümmten Flächen der kleinen Theekümmcehen, die kleinen Flächen der Kogos zu enge Grenzen setzten, zog er in der späteren Zeit vor, seme Kunst an den flachen Kuchentellern, den Sara, zu üben. Diese haben gewöhnlich die Form einer nahezu quadratischen Platte mit niedrigen, senkrecht aufgerichteten Rändern; oder sie sind von länglich rechteckiger Gestalt, wobei in der Regel zwei von ihnen ein Paar bilden; oder sie gleichen zwei solchen an den Langseiten verwachsenen, jedoch etwas verschobenen Tellern; ihre Bestimmung ist stets, zum Vorsetzen von Kuchen oder Süssigkeiten zu dienen. Der Wunsch, über grosse Flächen mit dem Pinsel hinfahren zu können, führte den Meister in seiner Spätzeit auch wohl dazu, kleine thönerne Setzschirme, Kenbio, herzustellen, wie sie gebraucht werden, um, hinter den Tuschstein gestellt, beim Anreiben der Tusche die Spritzer aufzufangen. Auch vierkantige Feuertöpfe, Hüre, boten seinem Pinsel günstige Flächen. Zu dieser Gruppe der Iriya-Kenzan gehören aus der hamburgischen Sammlung der S. 49 abgebildete Kuchenteller mit der beschneiten, von rothblättrigem Weinlaub umrankten Hängeweide; der S. 55 abgebildete Kuchenteller mit den Wildgänsen in herbstlicher Landschaft und der S. 74 abgebildete mit Zweigen des Hagistrauches (Lespedeza sp.), der mit seinen Fiederblättern und weissen oder violetten Schmetterlingsblumen als eine der „Aki-no-Nanakusa“, der „sieben Blüthenpflanzen“, die im Spätsommer und Herbst die Waldblumenfelder schmücken, in der dekorativen Malerei der Japaner uns so häufig begegnet. 74 Dr. J. Brinekmann. Hierher ge- hört auch der von Ninagawa ım 4. Heft unter Nrsssilssaboe- bildete Doppel- teller, Muko- zuke, mit einer Tuschskizze der Ran-Pflanze, jener grasblätt- rigen Örchisart (Cymbidium sp.), deren konven- tionelle Darstel- lung dem her- kömmlichen Mo- tivenvorrath der chinesischen und Japanischen Kuchenteller — Sara — bereit mit wachsenden Hagi-Zweigen. Die Maler entnom- Blätter braunschwarz und smaragdgrün, die Blüthen lila und blau. . Se Iriya-Kenzan. Bez. Kenzan. /s nat. Gr. men ist. Hier- her ebenfalls der unter Nr. 32 abgebildete Teller mit den in Schwarz, Blau, Grün und Violett oder — wie Ninagawa schreibt: „Glyeinenfarbe* sehr breit gemalten Primeln. Beide Stücke weist Ninagawa ausdrücklich dem Iriya-Kenzan zu, was wir deswegen hervorheben, weil man sich in Pariser Sammlerkreisen gewöhnt hat, die Benennung Imado-Kenzan, die gleichbedeutend mit Iriya-Kenzan, auf die mit weisser, opaker, sehr leicht abblätternder Glasur überzogenen Stücke anzuwenden, während sie, wenn diese überhaupt ächte Kenzan’s sind, nicht nur ihnen, sondern auch den durchsichtig glasirten Stücken aus hellem, weichem Scherben zukommt. Von der charakteristischen breiten Malweise Kenzan’s auf allen diesen und auf zahlreichen verwandten Stücken im Musee Guimet und in den Sammlungen der Pariser Liebhaber unterscheiden sich durch eine abweichende Pinselführung gewisse Stücke, wie das auf S. 51 wiedergegebene Paar eines Satzes von fünf Tellerpaaren und mehr noch der auf 8. 53 beschriebene Wassertopf mit den acht chinesischen Stimmungslandschaften, sowie der zugehörige auf Seite 54 erwähnte kleine Chakinzutsu. Bei den letzt- erwähnten zwei Stücken ist die Zeichnung auffallend spitzig, mager, und trocken, als wäre ihr einer jener Holzschnitte zu Grunde gelest, wie wir sie in den Vorlagebüchern etwa des Morikuni und ihm verwandter Kenzan. 15 Ilustratoren vom Anfang des 18. Jahrhunderts finden. Sonst hat der Holzschnitt, der während der zweiten Lebenshälfte unseres Meisters sich rasch entwickelte, eine irgendwie merkliche Einwirkung auf ihn nicht gehabt, ebensowenig wie Kenzan je in dieser Kunst sich versucht oder auf sie zu seinen Lebzeiten Einfluss geübt hat. Ob die Malereien der beiden fraglichen Stücke, die in Masse und Glasur genau dem zweifel- losen Iriya-Kenzan entsprechen und beide aus dem fünften Jahr der Periode Shötoku d. i. 1715 datirt sind, in der That als originale Werke dem Pinsel Kenzan’s entflossen sind, muss fraglich erscheinen, obwohl sie von Pariser Kennern ebenso wie die fünf Teller-Paare unserer Sammlung mit den Utaversen dem alten Meister zugesprochen wurden. Wenn sie seiner Hand entstammen, wäre damit ein Anhalt für die Zeit seiner Uebersiedelung von Kioto nach Yedo gewonnen. Dem Iriya-Kenzan stehen nahe und ihm zuzuweisen wären, wenn sie wirklich Arbeiten von der Hand des Meisters, gewisse grössere Gefässe, zumeist von Kummenform, mit durchbrochenen Wandungen. Ein typisches Stück dieser Art bildet S. Bing im ersten Bande seines in deutscher Ueber- setzung als „Japanischer Formenschatz“ erschienenen Werkes „Le Japon artistique* auf Tafel IA ab. Die Kumme ist ganz aus wachsenden Narzissen gebildet, zwischen deren grünen Blättern die weissen, gelbgeäugten Blüthen vertheilt sind. Die Zwischenräume der Blätter und Blüthen smd aus- geschnitten, so dass die Kumme einen korbartigen Eindruck macht. Man könnte zweifeln, ob Kenzan sich der mühseligen Arbeit des Ausschneidens aus dem noch weichen Thon unterziehen mochte, die eher eines Töpfers als eines Malers Werk wäre. Immerhin ist nicht zu verkennen, dass diese Stücke dem Stil des Meisters verwandt erscheinen. Worin der Einfluss bestanden hat, den nach dem oben angeführten Gewährsmann der Kokkua holländische Fayence auf den Meister geübt haben soll, geht aus den betrachteten Werken des Meisters nicht hervor. Dass der Gewährsmann den Kenzan Sandai mit dem Kenzan Shinsei zusammen- geworfen und dabei die dem ersten zugewiesenen Nachahmungen blau- bedruckten Steingutes im Sinne gehabt habe, dürfen wir ihm nicht zumuthen. Irgend ein Einfluss holländischer Fayencemalereien auf den Stil des Meisters ist ausgeschlossen. So kommen wir zur Vermuthung, jener Hinweis beziehe sich auf die Technik und dann kann er schwerlich anders verstanden werden, als dass Kenzan von den Holländern die weisse Zinnglasur ihrer Fayencen als Malerund entlehnt habe. Die weisse Glasur der schönen Kogos der hamburgischen Sammlung verdankt, wie Herr Dr. Glinzer durch ihre chemische Untersuchung festzustellen die Güte gehabt hat, ihre weisse Farbe nicht dem Zinnoxyd, das die Glasur der Delfter Fayencen weiss färbt, sondern dem Bleioxyd. Danach bleibt nur die Annahme, die weisse Glasur der von den Franzosen Imado-Kenzan genannten Waare sei auf holländische 76 Dr. J. Brinekmann. Anregung zurückzuführen. Sie unterscheidet sich dem Aussehen nach durchaus von der weissen Bleiglasur des älteren, in Kioto entstandenen Kenzan-yaki. Material, um durch chemische Untersuchung zu entscheiden, ob die Imado-Glasur Zinn enthalte, stand uns nicht zu Gebote. An und für sich war es sehr wohl möglich, dass dem Meister, als er in Yedo lebte, Delfter Fayencen vor Augen kamen, ihre der japanischen Töpferkunst unbekannte weisse Glasur ihn reizte und die Anwendung des Zinnoxyds zu dieser ihm offenbar wurde. Wir haben schon hervorgehoben, dass Kenzan seine Kunst weder leiblichen Nachkommen noch einem Adoptivsohn vererbte. Von zwei durch ihre Werke bekannten Meistern wird aber berichtet, dass sie seine Schüler gewesen, von Banko Kichibei und von Ogawa Ritsuo. Dafür, dass Banko, der erste Verfertiger eines als Banko-yaki bekannten Steinzeuges, bei Kenzan gelernt habe, spricht Ninagawa’s Autorität, dagegen die Angabe Shioda’s im Franks’schen Katalog, wonach Kichibei schon in den fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts getöpfert hätte. Keinenfalls hat der künstlerische Geist Kenzan’s in Banko einen Nachfolger gefunden. Für die Beziehungen Ritsuo’s zu Kenzan tritt ein Gewährsmann der Zeitschrift Kokkua ein. Ritsuo war nur zwei Jahre jünger als Kenzan und hat diesen um vier Jahre überlebt. Hat er von ihm gelernt, so ist er in der Kunst doch seine eigenen Wege gegangen. Nur in dem technischen Verfahren der Töpferkunst mag Ritsuo von Kenzan gelernt haben, aber dies auch nur zu einer ihm ganz eigenen neuen Anwendung. Indem er allerlei kleine Gegenstände, Blumen, Geräthe, Thiere, bisweilen auch menschliche Figuren in flachem Relief aus Thon bildete, mit Schmelzfarben bemalte und brannte, um sie den spiegelnden Flächen seiner Schwarzlacke einzufügen und mit Goldlack- malereien das Kunstwerk zu vollenden, schlug Ritsuo ein neues Verfahren ein, in dem ihm seither mancher jüngere Meister gefolgt ist, bis zu Kenya in unseren Tagen. Mit der impressionistischen Weise des Ogata Shinsei hat aber die sorgfältig durchgeführte des Ogawa Ritsuo nichts gemein. Ein hervorragendes Werk des letzteren ist aus der Sammlung Goncourt in das hamburgische Museum gelangt, jener Schreibkasten, in dessen schwarze Lackfläche ein grüner, an den Rändern gelbrother Taschenkrebs aus gebranntem Thon eingelegt ist. Ritsuo ist wie Kenzan zu allen Zeiten ein Vorbild für Nachahmer gewesen. Alle japanischen Künstler, die es zu hohen Ansehen unter ihren Landsleuten gebracht haben, theilen dieses Schicksal. Dem Europäer, der sich nicht nur am schönen Schein der Dinge erfreuen, sondern die geschichtliche Wahrheit ergründen will, stellen sich aus diesem Grunde schwer überwindbare Hindernisse in den Weg. Nur mühsam wird uns gelingen, überall die Spreu vom Weizen zu sondern. Mit manchen Enttäuschungen über den Werth unseres Besitzes werden wir die Erkenntniss der Wahrheit erkaufen müssen. Kenzan. 17 Bezeichnungen der Werke Kenzan’s. Mamnigfach wie die Töpfer-Arbeiten des Meisters sind auch die Bezeichnungen derselben. Die auf den Stücken unserer Sammlung vor- kommenden geben wir im Folgenden wieder. Der einfache Namenszug aus den Schriftzeichen für Ken, d. ı. Nordwest, und San, d. i. Berg, im Zu- sammenhang Kenzan gelesen, findet sich am häufigsten. Kenzan. Kenzan. > 7. . Kenzan. Kenzan. nn mn Kenzan. So in Blau auf dem S. 68 beschriebenen Kogo mit den fliegenden Wildgänsen. So in Schwarz auf einem blau eingefassten Felde der weiss glasirten Unterseite des S. 40 abgebildeten Kogo von ziegelrother Masse. So in Schwarz unter der smaragdgrünen Glasur der Unterseite des S. 43 abgebildeten Chawan mit wachsenden Farrenkräutern und smaragdgrüner Ueberglasur. So in Schwarz auf der unteren Wölbungs- fläche des S. 66 abgebildeten Chawan; hier dazu noch das Zeichen für Sei d. h. Shimsei. So in Schwarz auf der grau glasirten Unterfläche eines Chadai, dessen breiter Rand aus durchbrochenen Mumezweigen gebildet ist. Soin eingesunkenem, mattem, anden Rändern gelbbraun ausgelaufenem Schwarz in einem ein- geritzten, braunen Rechteck auf der grauglasirten Unterseite des S.69 abgebildeten Kogo mit Stockrosen und Gräsern. So klein auf der Unterseite des S. 70 be- schriebenen kogo-förmigen Netsuke. Dr. J. Brinekmann. Es [e) So ausgespart (gekratzt) aus der schwarz glasirten Unterfläche des Holzkohlenstückes des S. 71 abgebildeten Kogos mit Mond, Schnee und Blume. Kenzan. Ebenfalls nur der Namenszug Kenzan findet sich in grossen, zusammen bis zu 14 cm hohen Schriftzeichen mit breitem Pinsel schwarz hingestrichen unter der durchscheinenden Glasur der unteren Bodenflächen der Kuchen- teller mit der beschneiten Hängeweide und den blühenden Hagistauden, die S. 49 und S. 74 abgebildet sind. Bisweilen fügt der Meister den Schriftzeichen seines Namens das Kakihan, d. h. „geschriebener Stempel“ genannte Handzeichen hinzu: A So in folgender Gestalt, jedoch mit allerlei & R Abweichungen, auch grösser und fetter, auf den zehn Kuchentellern von Iriya-Kenzan, von denen > ein Paar auf S. 51 abgebildet ist. Kenzan. In anderen Fällen fügt er dem Namen das Schriftzeichen für yegaku, d. h. „malen“ hinzu : So in hellem Grau ausgespart auf der unteren Wölbungsfläche des S. 57 abgebildeten Chawan von Kenzan-Kuro mit Mondsichel, Gras- halmen und chinesischen Schriftzeichen. Kenzan yegaku, Kenzan. 79 Ein ander Mal setzt der Meister dem Namenszug für Kenzan noch denjenigen für Sei, die Abkürzung seines zweiten Namens Shinse: hinzu, und dazu noch das Wort sho, womit er ausdrückt, dass er die Verse selber geschrieben hat, an deren Schluss seine Signatur steht. So auf dem S. 55 abgebildeten Kuchenteller mit den Wildgänsen in der Herbstlandschaft. Diese Bezeichnung ist in Zusammenhang zu lesen Kenzan Sei sho-su d.h. geschrieben von Kenzan Shinset. Kenzan Sei sho-su. Die Bezeichnung Kenzan Sei findet sich auch in Schwarz unter der gelbgrauen, durchscheinenden Glasur der unteren Wölbungsfläche des S. 66 abgebildeten Chawan mit Farrenkräutern. Ein ander Mal lesen wir vor dem Namen Kenzan das Wort Fuso, das ein poetischer Ausdruck der chinesischen Sprache für Japan, und hinter ihm das Wort /sukuru, d. h. arbeiten. So in trockenem Schwarz auf schwarz um- randetem, trockem weissem Felde der matten gelblichen Bodenfläche des S. 58 und 59 abge- bildeten Feuertopfes aus harter Shigaraki-Erde mit chinesischer Schneelandschatt. Fuso Kenzan tsukuru., Bezeichnungen der Entstehungszeit finden sich an zwei Stücken der Sammlung, auf dem $. 53 fi. beschriebenen achtseitigen Wassertopf mit den acht chinesischen Landschaften und dem zugehörigen kleinen Chakinzutsu. s0 Dr. J. Brinekmann. >E AR ae vw» « ‘ An dem Topf findet sich auf der glasirten "E B\ - Unterseite des Bodens die nebenstehende Inschrift, u . AK, die besagt: Kenzan Shinsei im fünften Jahre Shotoku d. i. 1715. Shotoku otsubi no toshi Kenzan Shinsei. Dieser Inschrift ist ein hier nicht wiedergegebener quadratischer rother Stempel, wie ihn Maler unter ihre Signaturen zu drücken pflegen, hinzu- gefügt. Die Schriftzeichen auf ihm besagen: Shoko, d. h. Verehrer des Alten, einer der S. 34 erwähnten Pinselnamen des Meisters. Die Inschrift auf dem Chakinzutsu weicht etwas hiervon ab; in des Meisters Namen steht Ser für Shinsei, und hinzugefügt ist das Zeichen für go d. h. pinseln. Wiedergabe der Abbildung eines Kogos von Kenzan in Hoitsu’s Kenzan-Iboku. (Schneelandschaft am Meeresufer.) Kenzan. sı Schlussbetrachtungen. Der Verfasser wünscht mit der vorstehenden Studie nicht nur kunst- geschichtliches Material zu bieten, sondern zugleich die Freunde, welche die Kunst Japans in Europa gewonnen hat, in das innere Leben dieser Kunstübung einzuführen, soweit dies durch die Betrachtung der Werke eines einzelnen Meisters und bei unserem noch unvollkommenen Wissen auf diesem Gebiete erreichbar ist. Je mehr unser Verständniss sich vertiefen wird für die in der bildenden Kunst Japans lebendigen Ueberlieferungen, für ihren innigen Zusammenhang mit der dichtenden Kunst, für den engen Anschluss ihrer Werke an die Anforderungen des Lebens, für den der Ueberladung abholden Geist der alten Meister, die den ästhetischen Genuss in der künstlerischen Ausgestaltung eines einfachen Motivs zu gewähren strebten, desto sicherer werden die gedankenleeren und geschmacklosen Nach- ahmungen japanischer Vorwürfe aus unserem Kunsthandwerk verschwinden, desto fruchtbringender aber wird auch das Studium japanischen Kunstschaffens sich unserem eigenen Kunstschaffen erweisen. Schon die Beobachtung, wie sie sich aus dem Werke Kenzan’s ergiebt, dass ein japanischer Künstler von der Bedeutung und der Bewegungsfreiheit dieses alten Meisters auf allen Wegen seine Arbeit anknüpft nicht an überflüssiges Zierwerk, sondern an Gegenstände thatsächlichen Gebrauches, wird zum Nachdenken anregen. Unsere immer noch vorwiegend von dem wohlverdienten Ruhm des 18. Jahrhunderts zehrende offizielle keramische Kunst wird gut thun, an ihre Leistungen einen anderen Maassstab anzulegen, als sie bisher zu thun gewöhnt war, wenn ihr Ansehen von heute nicht dauernd verdunkelt werden soll von dem Lichte, das aus- strahlt von den keramischen Leistungen anderer Länder, die früher als Deutschland ihre Augen für das geöffnet haben, was Japans keramische Kunst uns lehren kann. Nicht minder aber werden die wenigen deutschen Künstler, die in den letzten Jahren neue Töpferkunst haben bieten wollen, allen Grund haben, in sich zu gehen und sich zu sagen, dass künstlerisches Schaffen nur festen Boden finden kann in beherrschter Kunsttechnik. Unseren jungen Malern vor Allem, die mit so grossem Eifer einer führenden Rolle im deutschen Kunstgewerbe zustreben, möge das gesagt und an’s Herz gelegt sein, was auch in dieser Hinsicht die japanische Töpferkunst sie lehren kann, als deren einen Vertreter unter Vielen wir den alten Ogata Shinsei ihnen vorgeführt haben. 82 Dr. J. Brinekmann. Nachwort. Die in dieser Studie angeführten europäischen und japanischen Bücher befinden sich sämmtlich in der Bibliothek des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe. Die Benutzung der japanischen (Quellenwerke, insbesondere des „Kenzan-Iboku“ von Hoitsu, des „Kuanko-Zusetsu*“ von Ninagawa und der Zeitschrift „Kokkua“ ist mir durch die eifrige und verständnissvolle Mitarbeiterschaft des Herrn Shinkichi Hara, z. Zt. wissenschaftlichen Hülfsarbeiters am Museum, möglich geworden. Herrn Hara verdanke ich auch die Lesung der japanischen und chinesischen Inschriften, deren Uebertragungen ich in einer der ursprünglichen Versform möglichst genäherten Fassung versucht habe. J Sämmtliche abgebildeten Töpferarbeiten Kenzan’s gehören der Sammlung des Museums, das die werthvollsten derselben aus Mitteln des der Anstalt von Herrn H. D. Haustedt hinterlassenen Vermächtnisses hat anschaffen können. Die dem Texte eingedruckten Abbildungen von Werken des Meisters beruhen auf Zeichnungen des Assistenten des Museums, Herrn Wilhelm Weimar. Die eingefügte Farbendrucktafel mit der Ahorndose ist von Fräulein Henriette Hahn nach japanischem Verfahren von Holzplatten, die Fräulein Hahn selbst geschnitten hat, mit dem Reiber gedruckt. Für die Ansicht der Dose ist eine Darstellungsweise befolgt, wie sie bei der Wiedergabe ähnlicher Gegenstände, u. A. der auf S. 80 nach Hoitsu wiedergegebenen Dose früher in Japan üblich gewesen ist. Kenzan. 83 Inhalt. Seite Europäische Stimmen über Kenzan ........... OR SA ARE 25 Japanische Stimmen über den Meister ...............22c..cceeeeeneo et IKenzankunrdadien Cha) in..er „en nd ee ee leeres euere Telserenele 37 IKenzangals Maleruye.. 2. areas ee en een en ehet.e Srares ee a nen ED) IKenzenfundadie, Dichtkunste.r. a ver era ereesn le dlersfefeler teens reed 50 IKtenzangalse Töpfern. ee entre eatete en ele ren Te 58 Artenndern@efässen.. wassesı Ssse ech seele ee ee ee in elereke ent 58 Keramısches'Krennerschalt........ "7-1: are ae ern e rkeent ste efel 60 Nachahnungenwders\Verkes Kenzanisı zer re en 61 DOHaCHIn re etareensere ee ee 1 oo 61 VERS Re AT N 62 IKENZan ES AIG ET EN 63 IMinnagKenyarı Sn er ee OR ee BE DI DEE RR 68 TE ya a ya Nele orte Sekret ekeleiet geregelte 64 IKlenzan-yakıa ee ee her yore re ereteie 66 KEN Zan KUT OR ER Eee ee 10 Irıya Kenzan, Imado-Kenzan.. cu... nenonneceecane re atele 73 SchulergdesW MeIStorS ee ee eier 76 Bezeichnungen der Werke Kenzan’s .............222222eeeeecennn DES HODELe 77 Schlussbetrachtumgent. re seee eee een neec ern ein erolelefaletele,aunialıle rin eleeie SR apa 81 Nachwort n...c...ue.. enter efetete er ereeletefefetetetelstereteloteletele 82 ea ee teeretelsberstebortetnlefarekarniegntaiszsinlersrereiete eretntelnfeteistete ietaieleie 83 EN R LER et: ber N ade: j f u " EI y RE . Dr. Georg Pfeffer. VII, Jahrgang. Dr. W. Michaelsen, Die Lumbriciden Norddeutsch- lands. 19 S. Dr. W. Michaelsen, Beschreibung der von Herrn Dr. Franz Stuhlmann im Mündungsgebiet des Sambesi gesammelten Terricolen. Anhang: 1. Diagnosticierung einiger Terricolen aus San- sibar und dem gegenüberliegenden Festlande, 2. Chylustaschen bei Eudriliden. 308, u. 4 Tafeln, Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto- rischen Museums in Hamburg. IIL 12 S, Die Fauna der Insel Jeretik, Port Wladimir, an der Murman-Küste. Nach den VIII. Jahrgang. Dr. Johannes Petersen. Beiträge zur Petrographie von Sulphur Island, Peel Island, Hachijo und Mija- keshima. 58 S. mit 4 Abbildg. im Text u. 2 Tat. Prof. Dr. R. Sadebeck. Kritische Untersuchungen über die durch Taphrina-Arten hervorgebrachten Baumkrankheiten. 37 S. mit 5 Tafeln Abbildungen. Dr. O0. Burchard. Beiträge und Berichtigungen zur Laubmoosflora der Umgegend von Hamburg. 25 S. Dr. €. Apstein, Kiel, Zool. Institut. Die Alciopiden des Naturhistorischen Museums in Hamburg. 198, mit ı Tafel, Prof. Dr. K. Kraepelin. Revision der Skorpione, 1. Die Familie der Androctonidae, 144 S. mit 2 Taf. Dr. F. W. Klatt. Die von Dr. Fr. Stuhlmann und Dr. Fischer in Ostafrika gesammelten Compositen und Irideen, 4 S, IX, Jahrgang. 1889, Samnilungen des Herrn Kapitän Horn. 1. Teil: Die Reptilien, Amplıibien, Fische, Mollusken, Brachiopoden, Krebse, Pantopoden und Echino- dermen. Nebst einer anhänglichen Bemerkung über die Insekten. 34 S. Dr. Georg Pfeffer. Die Bezeichnungen für die höheren systematischen Kategorien in der Zoologie. 105. Dr. Georg Pfeffer. Die Windungsverhältnisse der Schale von Planorbis. 168. und 1 Tafel. Dr. Georg Pfeffer. Über einen Dimorphismus bei den Weibchen der Portuniden. 8 S. und 2 Tafeln, 1890. B. Walter. Eine charakteristische Absorptions- erscheinung des Diamanten. 5 S. mit ı Tafel, B. Walter. Ueber das «-Monobromnaphtalin. 28. Dr. W. Michaelsen. Oligochaeten des Naturhisto- rischen Museums in Hamburg. IV. 42 S, und 1 Tafel. Dr. Johannes Petersen. Der Boninit von Peel Island, Nachtrag zu den Beiträgen zur Petrographie von Sulphur Island u,s.w. 98. Dr. F, Wibel, Beiträge zur Geschichte, Etymologie und Technik des Wismuths und der Wismuth- Malerei, 258, 1891. Erste Hälfte. Dr. W. Michaelsen. Beschreibung der von Herrn Dr. Fr, Stuhlmann aufSansibar und dem gegen- überliegenden Festlande gesammelten Terricolen, Anhang: J. Uebersicht über die Teleudrilinen, II. Die Terricolen-Fauna Afrikas. 72 S. mit 4 Tafeln Abbildungen. Prof. Dr. Th. Noack in Braunschweig. Beiträge zur Kenntniss der Säugethier-Fauna von Ostafrika, 88S. mit 2 Tafeln Abbildungen. Dr. Heinr. Lenz in Lübeck. Spinnen von Madagascar und Nossibe. 22 S. mit 2 Tafeln Abbildungen, Prof. Dr. A. Gerstäcker. Die von Herrn Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Termiten, Odonaten und Neuropteren. 9 8. IX. Jahrgang. Dr. Cäsar Schäffer. Die Collembolen von Süd-Geor- gien nach der Ausbeute der deutschen Station von 1832/83. 9 S. mit ı Tafel Abbildungen. Prof. Dr. R. Sadebeck. Die tropischen Nutzpflanzen Ostafrikas, ihre Anzucht und ihr ev. Plantagen- betrieb, Eine orientirende Mittheilung über einige Aufgaben und Arbeiten des Hamburgischen Bo- tanischen Museums und Laboratoriums für Waaren- kunde, 26 S, €c. W. Lüders, Abbildungen, Dr. B. Walter. I. Ueber die lichtverzögernde Kraft gelöster Salzmoleküle. II. Ein Verfahren zur ge- nauerenBestimmung von Brechungsexponenten. 35 S. Ueber Wurfwaften. 15 S, mit 15 Taf, 1891. Zweite Hälfte. Dr. G. Mielke. Anatomische und physiologische Beobachtungen an den Blättern einiger Eucalyptus- Arten. 275. mit ı Tafel Abbildungen. Dr. W. Michaelsen. Beschreibung der von Herrn Dr. Fr. Stuhlmann am Victoria Nyanza ge- sammelten Terricolen. 14 S. mit ı Tafel Ab- bildungen, Dr. A. Gerstaecker. Bestimmung der von Herrn Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Hemiptera. 168. Dr. v. Linstow in Göttingen. Helminthen von Süd- Georgien. Nach der Ausbeute der Deutschen Station von 1832 — 1833, 1958. mit 3 Tafeln Abbildungen. X. Jahrgang. Dr. W. Fischer in Bergedorf, Uebersicht der von Herrn Dr. Fr. Stuhlmann auf Sansibar und an der gegenüberliegenden Festlandsküste ge- sammelten Gephyreen. 115. mit ı Tafel. Dr. W. Michaelsen am Naturhistorischen Museum zu Hamburg. Polychaeten von Ceylon. 23 S. mit ı Tafel Abbildungen. Dr. F. W. Klatt. Die von Frau Amalia Dietrich für das frühere Museum Godefiroy in West- Australien gesammelten Compositen, 3 S. Dr. F. W. Klatt. Die von Herrn Dr. Fischer 1884 und Herrn Dr. Fr, Stuhlmann 1833/89 in Ostafrika gesammelten Gräser. 4S. Dr. F. W. Klatt. Die von Herrn E. Uhle in Estado de Sta. Catharina (Brasilien) gesammelten Com- positen, 58. 1892. Erste Hälfte. I. Mittheilungen aus dem botanischen Museum. 1. Dr. W. Fischer in Bergedorf. Weitere Beiträge zur Anatomie und Histologie des Sipuneulus indieus Peters. 125. mit 1 Tafel. x 2. F. Koenike in Bremen. Die von Herrn Dr. F.Stuhl- mann in Ostafrika gesammelten Hydrachniden des Hamburger Naturhistorischen Museums. 55 S. mit 3 Tafeln. il. Beiheft in 4° mit einer Karte, 2 Textfiguren und 7 Tafeln: A. Voller, 3. Dr. Georg Pfeffer, Ostafrikanische Reptilien und Amphibien, gesammelt von Herrn Dr. Fr. Stuhl- mann im Jahre 1888 und 1889. 37 S. mit 2 Tafeln Abbildungen. 4. Dr. Anton Reichenow. Die von Heırn Dr. Fr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Vögel. 27 S. Das Grundwasser in Hamburg. I. Heft, X. Jahrgang. 1892. Zweite Hälfte. A. Mittheilungen aus dem botanischen Museum. 72. Er GR Kohl in Wien. Hymenopteren von 1. Prof. Dr. R. Sadebeck. Die parasitischen Exoaseeen. | 13 Su ee AL ' 3. Dr. Gustav Mayr. Formiciden von Herrn Dr. Fr, Stuhlmann in Öst-Afrika gesammelt. 9-8. Eine Monographie. 110 S. mit drei Doppel-Tafeln. 5 4. V. v. Röder, Hoym in Anhalt. Dipteren von Herm 5 Dr. €. Brick. Über Nectria einnabarina(Tode)Fr. 148. 3. Dr. F. W. Klatt. Berichtigungen zu einigen von €. G. Pringle in Mexiko gesammelten Com- positen. 4 S. Do Dr. Fr. Stuhlmann in Ost-Afrika gesammelt. 48, . Dr. Arnold Pagenstecher in Wiesbaden. Lepidop- teren, gesammelt in Ost-Afrika 1888/39 von Dr. Franz Stuhlmann. 56 8, BSH ellUn genFaus" dei, natimliletunlkonenBUBEIm: 6. Dr. Alexander Tornquist in Strassburg. Fragmente 1. Dr. Georg Pfefler. Ostafrikanische Fische, ge- | einer Oxfordfauna von Mtaru in Deutsch-Ostafrika, sammelt von Herm Dr. F. Stnhlmann im Jahre nach dem von Dr. Stuhlmann gesammeltenMaterial, 1888 und 1889. 49 S. mit 3 Tafeln. 26 S. mit 3 Tafeln. ©. Prof. Dr. Adolf Wohlwill. Hamburg während der Pestjahre 1712—1714. 118 S. XI. Jahrgang. 1893. A. Dr. ‚7. 7. Reincke,. Die Cholera in Hamburg und Lucia Cozumalualpa (Guatemala) im Museum für ihre Beziehungen zum Wasser. 102 Seiten mit Völkerkunde. 15 Seiten mit 4 Tafeln. 5 Abbildungen im Text und 7 Tafeln. y er ee | ©. Mittheilung aus dem Chemischen Staats-Laboratorium, B. Mittheilung aus dem Museum für Völkerkunde. | M. Dennstedt und €. Ahrens. Ueber das Hamburger Hermann, Strebel. Die Stein-Sculpturen von Santa | Leuchtgas. 33 Seiten. Hierzu 1) ein Beiheft in S° mit 3 Tafeln: K. Kraepelin. Revision der Seorpione, II. Scorpionidae und Bothriuridae; 2) ein Beiheft in 4° mit 3 Tafeln: A. Voller. Das Grundwasser in Hamburg. 2. Heft. XI. Jahrgang. 1894. A. Mittheilungen der Sternwarte. | den Eintritt hochgespannter Ströme in Schwach- 1. Prof. @. Rümker. Positionsbestimmungen von Nebel- strom-Leitungen, bei Berührung mit elektrischen flecken und Sternhaufen. Ausgeführt auf der Ham- Strassenbahn-Leitungen. 12 Seiten. burger Sternwarte in den Jahren 18711880. 62 8. | ©, Mittheilung aus dem Chemischen Staats-Laboratorium. 2. Dr. Carl Stechert. Bahnbestimmung des Planeten | a, Dennstedt & C. Ahrens. Wie ist das Verhält- (258) Tyche. 41 Seiten. ' nis der Schwefligen zur Schwefelsäure in den B. Mittheilungen aus dem Physikalischen | Verbrennungsprodueten des Leuchtgases? 11 Seiten | Staats-Laboratorium. DIR FaEE Sl: m er a ER NE OR , D. Dr. Eimil Wohlwilt: Galilei betreffende Handschriften instrumente durch elektrische Strassenbahnströme, | _ der Hamburger Stadtbibliothek. 77 Seiten. und deren Verhütung. Mit einer Planskizze und | E.Dr. Karl Hagen. Holsteinische Hängegefässfunde zwei Curventafeln. 13 Seiten. | der Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer zu Ham- A. Voller. Versuche über die Schutzwirkung | burg. 15 Seiten nit 6 Abbildungen im Text und von Holzleisten und Stanniol-Sicherungen gegen | 4 Tafeln. Hierzu 1) ein Beiheft in 8°, enthaltend: 1. Dr. V. Vevra: Die von Herrn Dr. F. Stuhlmann gesammelten Süsswasser-Ostracoden Zanzibar's. Mit 52 Abbildungen im Texte. 2. W. Bösenberg und Dr. H. Lenz: Ost- afrikanische Spinnen, gesammelt von Heryn Dr. F. Stuhlmann in den Jahren 1888 und 1889. Mit 2 Tafeln. 3. Prof. Dr. P. Kramer: Ueber zwei von Herrn Dr. F. Stuhlmann in Ostafrika gesammelte Gamasiden. Mit 1 Tafel. 4. A. D. Michael: Ueber die auf Süd- Georgien von der deutschen Station 15%2—1883 gesammelten Oribatiden. Mit 1 Abbildung im Texte. 5. Prof. Dr. K. Kraepelin: Nachtrag zu Theil I der Revision der Scorpione. 6. Prof. Dr. R. Latzel: Myriopoden aus der Umgebung Hamburgs. Mit 2 Abbildungen im Texte. 7. Prof. Dr. R. Latzel: Beiträge zur Kenntnis der Myriopodenfauna von Madeira, den Selvages und den Canarischen Inseln. Mit 5 Abbildungen im Texte. 8. S. A. Poppe und A. Mraäzek.: Entomostraken des Naturhistorischen Museums in Hamburg: 1. Die von Herrn Dr. F. Stuhlmann auf Zanzibar und dem gegenüberliegenden Festlande gesammelten Süss- wasser-Copepoden. Mit 2 Tafeln. 2. Entomostraken von Süd-Georgien. Mit 1 Tafel. ER en Herrn Dr. H. Driesch auf Ceylon gesammelten Süsswasser- Entomostraken. Mit afel. 2) ein Beiheft in 4° mit 9 Tafeln: A. Voller. Das Grundwasser in Hamburg. 3. Heft. XIII. Jahrgang. 1895. A. Prof. Dr. Adolf Wohlwill: Zur Geschichte des | C. Mittheilung aus dem Physikalischen Staats- Gottorper Vergleichs vom 27. Mai 1768. 42 Seiten. | Laboratorium. B. Mittheilung aus dem Museum für Kunst und Gewerbe. A. Voller. Mittheilungen über einige im Physikal. Dr. Justus Brinekmann. Beiträge zur Geschichte Staats-Laboratorium ausgeführte Versuche mit der Töpferkunst in Deutschland (1. Königsberg in | Röntgenstrahlen. 17 Seiten mit 7 Tafeln. Preussen, 2. Durlach in Baden). 35 Seiten. | Hierzu 1) ein Beiheft in 8°, enthaltend: 1. Prof. Dr. €, Chun: Beiträge zur Kenntniss ostafrikanischer Medusen und Siphonophoren nach den Sammlungen Dr. Stuhlmanns. Mit 3 Abbildungen im Texte und 1 Tafel. 2. Dr. Graf Altems: Beschreibung der von Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten Myriopoden. Mit 1 Tafel. Dr. @. Pfeffer: Ostafrikanische Echiniden, Asteriden und Ophiuriden, gesammelt von Herrn Dr. F. Stuhlmann im Jahre 1888 und 1859. Prof. Dr. K. Lampert: Die von Dr. Stuhlmann in den Jahren 1883 und 1889 an der Ostküste Afrikas gesammelten Holothurien. Mit 4 Abbildungen im Texte, Dr. de Man: Ueber neue und wenig bekannte Brachyuren des Hamburger und Pariser Museums. Mit 3 Tafeln. Prof. Dr. K. Kraepelin: Neue und wenig bekannte Seorpione. Mit 1 Tafel. Dr. €. Schäffer: Die Gollembola der Umgebung von Hamburg und benachbarter Gebiete. Mit 4 Tafeln. Prof. Dr, K. Kraepelin: Phalangiden aus der Umgebung Hamburgs. B 2) ein Beiheft in 4% mit 6 Tafeln: A. Voller. Das Grundwasser in Hamburg: 4. Heft. ww Gedruckt bei Lütckg & ‚Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 0 932.0 L- I Iy u. ; { \ * | i \ 7 PH [4 4 n Y bs 2 h- ne 5 E = = 3 Fr, U ININMUINNNUINNN 3 9088 01540 117