H47x NH : 6. Beiheft zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XXXV. 1917. Mitteilungen und Abhandlungen aus dem Gebiet der romanischen Philologie veröffentlicht vom Seminar für romanische Sprachen und Kultur (HAMBURG). Band IV. —— Inhalt: L. Spitzer, Katalanische Etymologien. In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1918. Sure 608 Eu iu x . ERS N 6. Beihelt zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. XXXV. 1917. Mitteilungen und Abhandlungen aus dem Gebiet der romanischen Philologie veröffentlicht vom Seminar für romanische Sprachen und Kultur (HAMBURG). Band IV. —— Inhalt: L. Spitzer, Katalanische Etymologien. In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1918. S Is NE: Kat.! aballiment „Begierde, Lust“, von Vogel nach Labernia verzeichnet, gehört zu einem Verb aballir „begehren“, das ich Canconer satirich valenera VI V.515 finde (al cor % fassa mala bua sim aballeix; ! Dieser Anfsatz ist als Fortsetzung zu meinem Artikel „Etymologisches aus dem Katalanischen“ (Neuphrl. Mitt. 1913 8.157 ff.) gedacht. Ich möchte zu den dortigen Ausführungen noch hinzufügen: Zu be-a-ba vgl. noch de pe-a-pa „ganz genau“ Catala, Ombricoles S.S2 und die gleiche ptg. Redensart p-a-pd Ribeiro, Frazes feitas I, 15. — Zu den Fällen mit einem bedentungsleeren ex- füge man noch sopeira. wordigar „cortiga“ (Primer Congres internacional de la Liengua Catalana S. 430). — Zu cuyt „welk“ füge man die Angabe (desselben Buches (S. 424) für Sopeira: coures „gelarse les fruyte®ser&marse ab les gelades“: auch wir sprechen davon, dass die Bäume nach ‚dem Frost wie „verbrannt“ aussehen, vgl. lat. frigus writ und Trombetti, Come 3 "fa la efitica di un dibro 8. VIL. — Zu cat. allau „Lawine“ füge man Ribagorca llavey (Congres S. 230) und esllewissada id. aus Sopeira (S. 426). — Zum Einfluss des Mondes auf das menschliche Geschick, vgl. die Bemerkung Chabas’ zu V. 1583 des Spell (car per ser tallats de molt mala Iluına). — Neben cat. apaybagar — pacificare (wovon Rückbildung apaubar Aguilö) findet sich im Mallorquin. eine Form apaeivar (Rond. VI, 192, 306 ete.), die nicht von einem paeli]fieare, sondern von einem pacif[i]eare ausgehen wird. — Als Beleg für parterir „leiden“ diene noch Pous Pages, Per la vida 42: Proun el feien preterir devegades. En totes les colles, tant de besties com de persones, sempre n hi ha d’entremaliats que no mes pensen quina n faran. Die Bedeutungsentwicklung „gebären“ —> „leiden“ ist dieselbe wie die von Thomas, Rom. 1914, 8.70 ff. anlässlich poit. yet! „etre ennuye, causer de V’ennui“ (= It. gestire) angenommene. — pubil findet sich in Roigs Spzll noch ganz in der ursprünglichen Bedeutung „unmündig“: V. 18+ mas ansios | d’aquests pubils jovens gentils e dalguns vells, qui com ocells passen chillant V. 5628 ff. na merlina | un jorn parlant | ab un galant | jove pubil, prest sedwl: am deutlichsten V. 6842 #f.. wo einem Greise vom Kinderzeugen abgeraten wird: e sin |von einer Frau] hauras filles o fills, orfens pubils te naxerien, e may haurien edat complida durant ta vida, V.6849 los lurs tudös e curadös los pubüls tendres pendran per yendres, V. 12880 desamable dels pobrellets, pobils, chiquets. Der Schritt von „unmündiges Kind“ zu „Kind, das eine Erbschaft zu 1* 4 L. Spitzer’ Glossar: aballir „apetir“) und das natürlich mit prov. abelir „agreer, plaire“ und cat. abelliv „verschönen, schmücken, zieren“ etymo- logisch identisch ist. Letzteres Verb macht eher den Eindruck eines von bellus einzelsprachlich abgeleiteten, jenes wegen der Bedeutung und der unetymologischen Schreibung einer älteren Bildung. afinar hat in Mallorca, ähnlich wie wırare im Romanischen, die Bedeutungsentwicklung von „auf ein Ziel richten“ (prov. afınar) > „(er)blicken“ durchgemacht: („encontrar, hallar, llegar ä& ver 6 conocer A alguno cuando se le va buscando, echar la vista A alguno“ Amenemal): Kond. VI, 8.92: Un dia m’afina una al'lotellota, S. 93 com me venen aquella minyona tan garrida, ja hi estiqueren contents! i mes afinantli devora 's cap aquella bossa de doblers, S.96 m afına sa caiweta que se 'n venia surant surant, S. 101 per obrirlo (das Kastell) han d’afinar sa clan que pertoca. (Geht man von der Bedeutung „ver- feinern“ aus, die die im heutigen Katal. einzig vorhandene ist, so müsste man an "EXCORRIGERE > ital. scorgere erinnern. Aber für dieses nimmt REW 2986 eine Bedeutungsentwicklung „regieren“ > „gebieten“ > „achtgeben“ an. Mall. egwinar „wiehern“ V,150 Mahoma tenra un cavall que, sempre que 's sol sortia, aguinarva, 151 es carall sentia s’olor |de s’ego], y ja hun crech que amollara un bon enfilay d’eyuins, 336 ı aquell cavall |vollführte] bots i axees i eyuins. Interessant als Überrest von Eguus — "EQUINARE). Vielleicht ist cat. ahinar! eine Kontamination eines gewärtigen hat“, „Erbe* ist aber auch bei Roig schon vollzogen: V. 2003 una doncella bona e bella, ben endrecada, molt heretada, rica pubila | d’aquesta rila. — Auf cat. solsament ist schon von Subak, Zeitschr. f. rom. Phil. 33, 484 aufmerksam gemacht worden und mit dieser Form ist ein finsament zu fins „bis“ in Alehero zu vergleichen — dass adverbiales -s im Uatal. häufig ist, liesse sich, wenn notwendig, ausser durch de sobres (Per la vida 64), durch das nur in adverbialer Funktion vorkommende de quatres der Rond. (z. B. V. 282 ja es partit de quatres, 215 e-hi devalla per demunt de quatres, y hi estampa ses quatre potes) belegen. Oder: REW s.v. praegnans wird „norm., wallon. pres init s nach prise“ zitiert. Das gesprochene s wird aber wohl ebenso zu erklären sein wie prov. prens (auch im Obliquus: Levy) und cat. prenys, das in volkstümlicher Rede neben prenyada gebraucht wird: es wird ein adverbiales s vorliegen: vgl. noch a-prenys (eine Kuh wird bei Masso Torrents, (roquis pirenenes 1, 30 genannt: manyaga com um ca, trebaiadora per la terra, cada any a-prenys ı sempre forta). ı Prov. endir sollte im REW eher als unter hinnire unter ein hinnitire gestellt werden, das entweder aus *hinnitrire (4137) dissimiliert oder nach *bombitire (wenn > prov. bondir) gebildet sein kaun. Katalanische Etymologien b) alten eguinar + hinnire, da man sonst Metaplasmus wie maldır- maldar (Tallgren, Neuphel. Mitt. 1914, S. 67, Verf. Litbl. 1914. Sp. 396) annehmen müsste. Ausser e-, «- findet man in den Ableitungen von equus noch o- in mall. oguer „Pferdehirt“. Oder soll man -y- in agwinar als Hiatustilger fassen? Dann bleibt aber die Umbildung *adhinnare unklar. Was ist «assahinar „wiehern*? Kat. würecar „heben. erheben“, «wvecarse „sich erheben, auf- stehen“ ist nicht "rx-sıccare, wie Vogel, Neukatal. Studien 187, wollte: ! „alxecar heben, aufheben, herbeilangen == ex sieco (der trockene Boden — solum) levare“ setzte ein sec „Boden“ voraus, das nicht existiert. ferner würde man eher "nesıccarek in diesem Fall erwarten und endlich fällt nach de Montolius überzengender Deutung von assolir „beenden“ — ABSOLVERE Vogels Parallele (“An-sonırE ZU SoLum) weg. Daher geselle ich das catal. Wort (== "Ex-SACCARE) ZU Span. sacar „heraus- nehmen, herausstrecken, wegnehmen. wegschleppen“: der Bedeutungs- übergang von „wegnehmen“ zu „heben“ ist umgekehrt parallel zu LEVARE „heben“ > „wegnehmen“ in dem REW s.v. n£var& bezeichneten Gebiete. Die stammbetonte Form «aü.rce muss ihr e von den unbetonten wie arwecar bezogen haben. Mall. alis (ltond. IV, 302 La dona sien and ben a11sa y mostia, pensa qui pensa quin camı prendria, V,24 com Uhomo va veure que s’acostava 's temps de tancar ses escoles y ell era sa coa de tots, se posd mostiy y Aauis) Scheint etwas wie „verstimmt”, „verlegen“ zu bedeuten (Amengual: „triste, macilento, enfermizo“; Figuera: „malfet. qui no estä massa bo“): von „ungesäuert (Brot)*“ über „schlecht schmeckend“ zu „verstimmt“ ist nicht weit. Übrigens, da wir allisiar „contrahacer una criatura”* V. 9253 des Spell haben (vgl. alesiat, allesiar Diec. Aguilö), ist alis = “allisus vielleicht „verwachsen“ > „mürrisch“. Bezüglich mostiy braucht man bloss an Schuchardts Bemerkungen über *musrosus in Südfrankreich (Rom. Etym. I, S. 59) zu erinnern. d’amatent „eilig“, amatent „schnell, flink, wachsam, auf der Hut“ gehört vielleicht zu «amatarse „sich sputen“ (ein altes Beispiel bei Labernia s. v. amatar); auch das Simplex matarse hat die Bedeutung „sich plagen, schuften, sich härmen“, also „“sich müde machen“ > „sich abarbeiten“ und „sich sputen*“. Die Substituierung der Endung -ent statt -ant rührte dann von corrent, de mantinent, encontinent her, die alle „sofort. schnell“ bedeuten. Für -ent statt -ant vgl. « les ! Das EXCITARE + -ICCARE Subaks (ZRPh XXXIII, 484) hat Meyer-Lübke REW 2970 zurückgewiesen. | 6 L. Spitzer palpentes etc. Neuphil. Mitt. 1913, S. 176, dazu noch « ulls elugquents „mit zugekniffenen Augen“ neben cluquejar, elucada, die auf ein Verb *chcar (vgl. aprov. clucar) weisen.! Viel wahrscheinlicher aber ist mir eine Deutung, die ich Mossen Alcover verdanke, der auf mallorquin. admetent, (atmetent, ammatent) „simpätiec, agradable de tracte, accessible, que s’admet ab la gent“ und auf lat. admittere hinweist. Zur Bedeutung d’amatent „eilig“ vgl. das REW s. v. admittere erwähnte dial.-ital. ummettere „hetzen“. Kat. andromina. Die Stelle in V. Catalas Solitut S.179 westits carregats de butxaques grosses y petites y els corsos entortolligats de corretges Y ENDROMINES enthält offenbar das Wort endroömina in einer anderen Bedeutung als die von den Wörterbüchern für cat. span. ptg. andromina angegebene: „Schmeichelei, Wippchen“* (Vogel), „List, Märchen zum Hintergehen, leere Ausflüchte, Trug, Schwindel“ (Tol- hausen), „Lügen, Verwicklungen“ (Michaelis). Tatsächlich übersetzt Vogel unsere Stelle (Sankt Pons S. 191): „in Kleidern voll grosser und kleiner Taschen und den Leib umwunden mit Riemen und Netzen“. Ob die Übersetzung richtig ist, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls ist von irgend einem Bekleidungsstück auszugehen. Da bietet sich denn It. endromis, Acc. endromidem, -mida und heteroklit. -midam „ein dichter Überwurf aus zottigem \Wollenzeuge“ (Georges), das aus griech. erdoowis „eine Art starker, hoch hinaufreichender Schuhe“ (Pape) entlehnt ist. Über mittellat. Belege vgl. Ducange Ss. v. endroma (z. B. Endromes, Endromedis, tors vestemanz comme est peaulz de mouton in Glossis Lat. Gall. Sangerman.) und andromeda (es wird interpretiert „vestis de pellibus ovium, arietum et dieitur ab andros Graece, quod est «ries Latine* |!| und ein wichtiges Zeugnis aus Joan. de Garlandia beigebracht wird, der um 1040 lebte), andromades, andromatica. Die a-Form ist auch in volkstümlich-neu- griech. drdooutd« „wollene Decke (besonders für Soldaten)“, „kleiner Teppich“ erhalten (Volksetymologie nach “@rdoec „Mann“?). Von „zottigem Wollzeug“ zu „Betrug, Lügen“ zeigt deutsch Mlausen (aus Flaus), romanisch burra „Scherwolle* > „Possen* (REW 1911) den Weg. Kat. anlina. REW 4264 wird, offenbar in Analogie nach CAREX — CARECTUM, FILEX — FILICTUM, ein *ILICTUM „Steineichengehölz“ zu ILEx für valenc. «nlet postuliert und val. anlina „Steineiche“ — „anlet + ansina 4263* (besser wohl alsina, nur span. ist encina) ' Sollte malmirent „embruixador“ (Canc. sat. val., Ramon Lull, Llibre de les besties) statt *malmirant aus -ence (= inquus), mit -k > -t, zu erklären sein? u | Katalanische Etymologien erklärt. Betrachtet man nun aber cat. anlin« „Steineiche“ und anleda „Eichenbusch“ (letzteres deutlich == -wra), so wird man eine Ent- wicklung elieina > *alihina > "alina annehmen, die durch Kontamination mit ausina zu alsina, durch Antizipation des » zu anlina (ef. atmetlla aus ametlla) wurde. Anlet, anleda ist dann aus anlina an -Erum oder -ımrum angebilde. Wir hätten also in «lsina — anlinüa zwei Ent- wieklungen, je nachdem ob das zwischentonige ? schon gefallen war (*eleina, ef. mep(ı)ecına > melzina) oder noch nicht (ehreina). Kat. artec „listig“ (Vogel), ferner ein arter (= *ARTARIUS) „listig“, das durch Spill V. 4786 (la falsa artera) bezeugt wird, und ein Subst. arteria (Spill. S601) sind REW 679 zu afız. arf(elljeus, prov. art(ill)os „listig“ hinzuzufügen. Alghero askur de mi „ich Unglücklicher!* (Arch. glott. IX, 316 ai ascura de mi, auch in der Bdtg. „Unglück bringend. unhold“ 320 achelja ascura de la bruta astrega, ist zu teram. siure me „ich Armer“ (REW s. v. obscurus) hinzuzufügen. Kat. «st „Bratspiess“ ist zu prov. «st zu stellen (REW s. v. HARST). Alghero «astrak „müde“, astraka „ermüden“ (z. B. Arch. glott. IX, 318 Mestra F. no na pudia mes, astrac ı molt de las prstaras, i munit de la suor, pero In duendu Fa astracat de mes) fügt sich ebenso wie prov. estracat „fatigant?“ (Levy) zu alrz. estrac „hager, schmal“ (REW 8285: fränk. sfrak „ausgestreckt“). Mall. Dedui „Beduine“ hat nach Amengual die übertragene Bedeutung: „apodo que se da ä la persona simple y eredula 6 demasiadamente cändida y fäcil de enganar“ ebenso in Alghero: (Arch. glott. IX, 305) ecen che pares akesa bidwin«, wozu Guarnerio bemerkt „moglie di contadino che lo dicon bidwin«“, womit man den Bedeutungsgehalt des-wienerischen du Kaffer!, du Chineser! vergleichen mag. Interessant ist, im REW nachzulesen, welch verschiedene Be- deutungsübertragungen Irabs im Romanischen erfahren hat. Span. belen bedeutet (wie auch z. B. magy. bötlehem) „Darstellung der Krippe in Bethlehem“ (vgl. auch mallorqu. Rond. V, 348 encensaven es “ Betlem”, aont hi haria "| Bon Jesuset nat) und, was wohl aus einer Zeit datieren wird, da die volkstümliche Mysterienbühne in Verruf geraten war, „Lärm, Wirrwarr. Getöse, Durcheinander“. Daran schliesse ich mall. betlen- dina: Rond. IV, 84 pero es primer que trobem en cap betlendina, no sen escapard penjat tot d’una. \V.67 (ein Mann will /lavor de felguera haben) per tenir un parey de dimonis boyets que li aydassen «a fer capbuytades y betlendines. In anderer Richtung hat sich neuprov. betelen „maison 8 L. Spitzer delabree“ (Mistral) entwickelt. Die Erweiterung belen > belendina erinnert an sp. jacarandina „Rotwelsch“ von jacara „Romanze“. Über diese Bildung sowie die parallelen jacarandana, jacarandama vgl. Krenkel, Anm. zu V. 111 von Calderons „Richter von Zalamea“. Die ayna-Bildung, die im Spanischen noch in füritaina „ruido confuso de flautas 6 cosas semejantes; y por extension se dice de cualquier bulla alegre 6 festiva sin örden* (von Zitiriti als Nachahmung der Flöte, vgl. Krenkel) sich findet, ist im Kat. produktiv geworden. Der Ausgangspunkt mag in span. dulzaina, cat. dolsayna „Schalmei* liegen, das selbst nach REW 2792 aus afrz. doussaine entlehnt ist. Span. jofayma „Kübel“, catal. wamfayna „Gericht aus Leber, Blut, Pfefferschoten, Tomaten“ ist arabisch (Eguilaz y Yanguas). Der Ausgangspunkt von catal. moiwayna „Liebkosung, Schmeichelei“, es- cataynes „Gekrähe“, garambayna „Flitter“, mall. galindayna id., Ilepaymes (Rond. IV, 182) „Brocken“, gandayna (andar a la) „herum- schweifen“ (neben yandaya vgl. Ribeiro 1. c. I, 244), (fer la) becayna „ein Schläfchen (halten)“, busaynes „Haarschwund, Räude“, cat. bufayna „Prunk“ (neben busaroles), der spanischen Schlägebezeichnungen wie azotaina, somaina und ptg. comezafi)na „Fressgelage“, sind noch zu suchen (ptg. painel aus frz. panneau legt französischen Ursprung nahe). Das Suffix erinnert in seinem Bedeutungsgehalt an das ebenfalls einer fremden Sprache entlehnte frz. -ade. Mall. berbes. Kond. V1,116 I !’homo sempre mes trempat qu’um orga, mes welest qu’unes castanyetes, sempre anant de BERBES ı füramt potwes'! i floretes, S. 235 ;Vos assegur que no es estat tot berbes sq carta gallega qu’he correguda!, 8.243 s’atupada que 'n va dur des tres garrotets, no foren tot berbes. En va haver de yeure una partida de dies; IV, 8.40 ;Y no anan de berbes ara? — Ara es hora de berbes! S. 49 ;Sabs que hu ets de garrit! No son tot berbes sa planta que fas y sa galania que dus!, S. 189 "s va creure que hi porien fer una berba ambe aquell pages. Alle diese Stellen zeigen die Bedeutung „Scherz, Lustigkeit, Spott“: von It. versa „Worte“ kommt man sehr leicht zur Betonung der Worte als Gegensatz zur Wirklichkeit: „nur Worte“ — „Spass“ oder auch wie bei frz. mot von „Wort“ zu „Witzwort, Scherz“. Afrz. verve „Sprichwort“, nfrz. verve „temperamentvolles Wesen“ zeigen andere Bedentungsschattierungen desselben Etymons: | ! potxwes „Witze“ ist offenbar von potwineli — fz. polichinelle oder ital. puler- nella zurückgebildet. Vgl. noch das Adjektiv putwos VI 108 i deya unes coses tan potxoses que feyen esclatar de riure qualsevol. Vgl. die Rückbildung von mallorqn. pohssa aus polisso. Oder soll man an frz. pochade „Skizze“, „satirisches Lustspiel® denken, das auch ins Ital. gedrungen ist? a TE a u a a a U Katalanische Etymologien 9 Foerster, Zeitschr. f. rom. Phil. IV, 382 hat über das französische Wort geäussert: „Was nun den Übergang der Bedeutung anlangt, so wäre „Sprichwort“, „Gerede“ dann übergegangen in „leichtsinniges Gerede“, „Einfall“ und dann einmal in caprice, das andere Mal in „Begeisterung“, jene Stimmung, in der die ursprüngliche verve leicht fliesst.“ Prov. verba übersetzt Levy mit „mots pleins de sagesse, de sens, bons enseignements“. Mit vervex, auf das man vor Förster frz. verve in Zusammenhang ge- bracht hatte, scheint verbagalia (Betonung?) zu tun zu haben, wenn auch der ernste Bedeutungscharakter mehr auf verBum zu weisen scheint: Catalä, Solttut 214 sentia una nova rondalla, y una altra, y una altra despres — perque la verbagalia majestatica del pastor semblava eterna y incansable com les onades de la mar. Auch im Baskischen haben wir berba, das nach de Azkue viele Ableitungen gebildet hat, berba 9020 heisst „saillie. bon mot“. Mit der Entwicklung von vERBA ist die von span. /abia, mall. llabia (= uasıa „Lippen“) „Redseligkeit“ zu vergleichen: VI, 269 no se 'n porta avenir des coratge i de sa Habia d’aquella revellera. Kat. bonir „summen, surren, schnurren, brausen“, bonior, bonicio „Gesumme, Surren, Brausen“ ist offenbar identisch (so schon nach Chabas V.1591 des Spell) mit afrz. prov. bondir „retentir, bourdonner“, spricht aber gegen das Etymon (REW 1198) *Bomsırıre, da ein *pE- EX-SOMNITIRE < cat. dewwondir ergibt, also nur primäres nd (in estona, ona) zu n wird (vgl. Gr. Gr. I?, 865), es wäre denn dass das catal. Wort aus dem Prov. entlehnt und dabei „nd nach der Gleichung prov. onda — cat. ona mechanisch zu » geworden wäre. Zu bonir gehört auch das in seinem Anlautkonsonanten an den inlautenden Nasal assimilierte muniö(r) f. „Gesumme, (Menschen)- Menge“. b > m wie arab. bätıl > cat. baldement, BER: Der Unter- schied der Schreibung bonior, aber maumio hat phonetisch nichts zu bedeuten; über vortoniges o > u vgl. Gr. Gr. 1? S. 855. Vgl. zu der Bildung una volior de papallones Del Bosch, Guideta 590. Kat. braho. Zu REW 1259 *srapo „Stück Fleisch“ ist, cat, braho „grosse Armmuskeln, Muskelkraft, Wucht, Nachdruck“ hinzu- fügen, von. dem abrahonar „umschlingen, umstricken“, embrahonar id. (Rond. V, 357) abgeleitet sind. Kat. Drell „Kuf des Grünspechts“ wird von Vogel verzeichnet. Bei Roig findet sich das Verb brellar in der Bedeutung „betrügen, betrügerisch reden“ (V. 5974 ff. Massa m costad | Uur consellar | e fals brellar | per ma stimplea | e bestiea / creure les tant), das Substantiv breil in der Bedeutung „Falle“, „Netz“, „Leim“ (vgl. unsere Redensart ;auf 10 L. Spitzer den Leim gehen“ mit V. 6576 f. en Pam y brell | tu t’ hi meties;, 6590 ff. en To filat / Tacos e brell | en lo costell | Texades plomes ... no y tornen mes). Chabäs schreibt: „Falta en Labernia. Es palabra comun en Valencia, aunque falta en Marti. Se llama Öbrell al cantar del verderön v brellar ä su chillido, imitado con instrumento 6 con la boca para cazar otros päjaros, usändose tambien brellar, por chillar como päjaro. Viene ser esto como una alagaza, y de ahi el significado tambien de brell por trampa de red 6 armadijo para cazar, que senala Marti“. Der Bedeutungsübergang vcm Vogellaut zu Nach- ahmung desselben (daher „anlocken, betrügen“) ist hierdurch ganz klargestellt und zeigt den Weg, auf dem It. pipare „piepsen“ zu roman. pöpare „auf der Lockpfeife blasen“ (frz. priper id., pipeam „Schalmei“, „Leimrute*, vgl. cat. breil: pipeur „Betrüger“) gekommen ist: REW 6520 schreibt Meyer -Lübke: „Das Verhältnis |von *pipa „Pfeife*] zu lat. pipare „piepen“ ist nicht klar; hängen die Wörter zusammen, so musste "pipa zunächst „die Pfeife des Vogelstellers bezeichnet haben“. Diese Hypothese stimmt ganz genau zu dem, was bei cat. brellar vor unseren Augen vorgeht. Dbrellar — prov. hraslar „erier; chanter (en parlant des oiseaux)* —= lt. bragulare (REW 1263) mit vortonigem a > e. Der prov. Nebenform braulhar bei Levy ähnelt ein kat. brahol „Gebrüll“. Prov. braidar (— *bra- gitare REW 1262) entspricht ein kat. braydar „ach und weh schreien“. Kat. brevol „spröde, gebrechlich“ wird REW 3362 zweifelnd zu FLEBILIS gestellt. Zweifellos ist die Endung -ol von FLEBILIS (> frevol), maBıLıSs (> avol, + peBınıs : kat. davol „schwach“ REW 3960) bezogen. Vielleicht ist der Anfang des Wortes zu *BREVIDUS „von Kälte zusammengezogen* (REW 1290: gask. breu „Kalt, trocken“) zu stellen. Kat. span. cada — „tal“. Das volksspan. cada —= tal erklärt Holle, Rom. Forsch. XX, 600 ff. aus Sätzen wie hay cada comiquito por esos maundos de Dios: „es gibt alle Arten von Komikern auf der Welt“ > „Was für Komiker gibt es in dieser Welt“ > „es gibt solche K.i.d.W.“ Anderseits scheint er anzunehmen, dass in Sätzen wie y se puso ad echarle « su mala fortuna cada maldicion que abria las carnes (vgl. einen catal. wie V. Catalä, Cayres vous 205: En Pou contava falornies de quan feya de soldat, ab cada mentida que les divertia d’allö mes) eine Umwandlung eines relativen in einen konsekutiv empfundenen Satzes vorgeht. Dass der letztere der richtige Gedanken- gang ist, wird klar, wenn man sich die ursprüngliche Bedeutung des Katalanische Etymologien 11 eben zitierten Satzes vergegenwärtigt: „er sprach über sein Unglück jeden [einzelnen] Fluch, der das Herz zerreissen konnte“. Der Relativ- satz ist also ein determinierender, das cada besagt, dass keine der Spielarten der Flüche, wie sie unter den Begriff „herzzerreissend“ fallen. unversucht blieb.' Dass hier nun cada von „jeder so beschaffene Fluch, dass er“ zu „ein solcher Fluch, der“ ohne weiteres gelangen konnte, ist klar. Die Vernachlässigung der eigentlichen Bedeutung des cada „jeder“ geht aber vielleicht von dem eingangs zitierten Typus hay cada comiquito por esos mundos aus: nur möchte ich nicht die höchst unklaren Übergangsstufen Holles zur Erklärung verwenden, sondern zuerst mit Holle übersetzen „es gibt alle Arten von Komikern auf der Welt“, aber mitverstehen „[und so muss es auch diese Art, von der wir sprechen, geben]“: erst durch das Mitverstehen des auf die vorliegende Situation sich beziehenden Satzes, zu dem der tat- sächlich ausgesprochene nur eine allgemeine, auf den Weltenlauf sich berufende, einleitende Sentenz bildet. wird klar, wieso cada = tal werden konnte: der mitverstandene Satz mit seinem Demonstrativ färbt auf den Vordersatz ab. „Auch solche Käuze muss es geben“ würde also im Span. ausgedrückt durch „Allerlei Käuze muss .es geben“. Altkat. capmeu (Canconer satirich valencia I1 V. 3010), neucat. camafen sind zu REW 1538 *camahaeus „Kamäe“ hinzufügen. Mall. elasta „atrio, patio“ — It. cnaustra (REW 1972, vgl. besonders ital. chiostra „von Mauern umschlossener Platz“). Bei V. Catalä. Ombrivoles 80 finde ich ein Verbum eneclastar. Kat. collerat. Zu Spill V.6950 (hi ha collerat | major traydor | mi robador | en Balaguer | que la muller?) schreibt Chabäs: „collerat, el que comete crim de collera, que define el Fuero 84, de Crim., fol. 201: „Crim de collera o de plagi (de plaja?) es com si algtı o alguns seran dada obra scientment, que sien cativats per portar aquells en terra de sarrahins, per vendre aquells“. Puede venir del frances coller, invadir, apretar el cuello, ö del collar con que se ataba ä los esclavos fugitivos. Falta en todos los diecionarios“. Vgl. noch V. 1342 cullerats ladres. Es bucht nun Vogel, mit Sternchen, also zum ersten Male, collera „Trupp Sträflinge“, eollerat „beim Kragen gefasst“. Ob letztere Übersetzung nicht eine volksetymologisch an coll „Hals“ angelehnte ! Vgl. die negative Ausdrucksweise (Rond. mall. IV 265 Y ja la m’ embotona p' es coll, y amb una estreta l estrengola, y la dexa estesa en terra. Ni cap cossa que no tira „und keinen Schlag den er nicht führte“ — „er führte jeden nur möglichen Schlag“. 12 L. Spitzer ist, kann ich nicht entscheiden, wohl aber behaupten, dass neukatal. collera „Trupp Sträflinge“, altkatal. collera „Menschenraub“ ebenso wie colla „Schar, Trupp“, collar „schrauben, ineinanderfügen, an- schirren“ zu coruna gehören (de Montoliu, Dutlleti d. dialectol. catalana 1, 37 ff.). ! Kat. colze „Ellenbogen“, das REW 2354 als „nicht erklärt“ bezeichnet. würde ich aus der korrekten colde-Form mit Einfluss von polze „Daumen, dicke Zehe“ erklären. Mall. comuüt. Bond. IV, 8.231 un tros de terra des comu d’un. llensol „von der Grösse eines Leintuches“, VI S. 228 una cawweta des comn des cap d’un homo, 8.239 um talabant de porcella rostida des comu de dos punys. Des comu de „von der Grösse eines Gegen- standes“ entspricht in der Bedeutung dem span. famano, altport. c«- manho — TAM, QUAM MAGNUS, mit dem es etymologisch nichts zu tun haben kann. Denken wir an aprov. comumnal „gleich“ und dial.-ital. compagno „gleich“, so wird man wohl einen Übergang „von der gemeinsamen Grösse“ > „von der gleichen Grösse“ annehmen dürfen. Oder man geht von der Bedeutung „Durchschnitt, durchschnittliche Grösse“ aus. (Ist so zu verstehen Spill V. 11418 en um pesebre | de comu era | hac ser partera „von gewöhnlicher Grösse“ ?) Dann hiesse ein Satz wie Rond. V.21 sa serpetassa esclataria en dobles de vint, y es caramull faria tan de com com ella „und der Haufe würde soviel an [Durchschnitts|grösse ausmachen wie die Schlange selbst.“? quo- MODO UNUM „Wie einer“ —= com ua > coma scheint mir weniger wahr: scheinlich. »o fer com scheint zu bedeuten „unvergleichlich sein“, „keinen Rivalen haben“ (ursprünglich „nichts Gewöhnliches leisten“? dann wäre afız. moult fait a lower „er tut viel Iiobenswertes“ > „er ist sehr lobenswert“ zu vergleichen): IV, 97 era tan petengo, que no feya comu, V,26 De magre y petito qwera, cası no feya com. ' Zu meinen Bemerkungen zu diesen Etymologien im ZLtbl. 1914, Sp. 205/6 möchte ich noch etwas über gresca fügen: Ich habe a. a. O0. darauf hingewiesen, dass die Bedeutung „Halloh, Streit“, die de Montolin aus graecisca mit Hinweis auf die griechischen Feldzüge der Catalanen erklären will, auch auf anderem Wege sich entwickelt haben kann: wie afrz. griesche bedeutet nämlich auch cat. gresca „ein Spiel“ (Canconer satirich valencia I, V. 2037, IH, V. 133). Von „Spiel“ zu „Lärm, Streit“ ist nicht weit. Der Ausgang von gresca ist produktiv geworden in kat. joquesca „Wette“. 2 So erklärte sich fer „ausmachen “ statt aver „haben“: allerdings heisst es in der gleichen Situation V 168 ;No feya no tan poch comu ha tres dies! und 163 U’ abat que feya tan d’ embelum (embelum Postverbal zu dem von Vogel als volkstümlich angegebenen embalumar = envolumar mit der Bedentung des It.. volumen). Katalanische Etymologien 13 Mall. confegir. Nallgren, Neuphil. Mitt. 1912, S. 215 hat schon wegen katal. confeger „buchstabieren“ die Aufnahme eines configere „eloner ensemble“ ins REW vorgeschlagen. Die ursprüngliche Be- deutung ist aber noch im Katal. zu finden: Catalä, Cayres vius 143: El minyo_’s lleva la gorra d’una grapada y feu accio de rebötrerla al torrent; despres confegt d’una encanyonada: — Demä se ns enduhen und in Mallorca bewahrt; Zond. V,335 in der bekannten Bibelstelle wird von Christus gesagt: / agafa s’oreya |des Malchus] d’en-terra i la torma confegir a n-En Malchos; 355 MHambroxra be sa pota, e-hi planta sa ferradura, e-hi afica tots ets claus, i les rebat ben rabatuts, treu sa cama des caragol, la torna confegir a-n es cavall. Altkat. cortapisa (Spill V. 11826 1. vist primes teles, | robu daurada, | de vays forrada | la cortapisa) muss „(gesteppter) Kleid- saum“ bedeuten und gehört zu aprov. corlapia (vgl. guia neben guisa?), eortaponcha. Cortapisa — euleita + ? (pisare?, vgl. span. pestana „Kleidersaum“ REW 6536). Mall. concert definiert Amengual „hacienda, bienes de cnal- quiera especie.... comunmente se dice del dinero“, „copia, abundancia de alguna cosa“. In den Fond. Mall. scheint es auch „Esswaren, Speise, Mahlzeit“ zu bedeuten: VI, 212 Enviemlo ab una panera de concert aontsevuya, N. 213 ja son partits a dur concert demunt sa banqueta : umes costelles . . ., ses lleterolas d’' una geneta, ses menudeneies d’ un corp, una mica de Hom d’ase .... 8.217 Ara hi tene de anar a veure si |der Riese| es |so gierig] com dinen; a veure qui qguanyard: 0 jo a posarli concert devant o ell a empassarlo-se, 8.230 i alla U haurien vist fer s’aviona, enforna qui enforna bon concert. Die Be- deutungsentwicklung ist dieselbe wie die des deutschen (rericht oder des friaul. /uinde „Würze“ aus "comptiare (REW 2107). In der Stelle bei Salvador Guinot, Zscenes castelloneses 120 Com haria Sentet de Higar en concert i be aquell balum de carretaa d’ empall scheint concert die Bedeutung „Ordnung“ zu haben wie wir sie aus deutschem das Konzert der Grossmächte u. del. kennen. Kat. condret. labernia gibt an: „Conreu. || adj. naut. Entre constructors de naus, se diu de la pessa ajustada al paratge que deu estar. Acoplado, armado. |yp.yp. conereat. | Bon estat. Buen estado. En condret. m. adv. En segur. En seguro“; Vogel: „Biulbena y Tosell] = contret. V. Cataläa:grad gewachsen, stattlich“. Zweifellos ist Catalä’s Interpretation die richtige: contret = contractus „verkrüppelt“ ist das Gegenteil von condret = condirectus „aufrecht“ (vgl. prov. conderzer „aufrichten“). In der Bedeutung „Ausstattung“ etc, 14 L. Spitzer haben wir von dem mittellateinisch reich belegten condirigere „ver- sorgen“ auszugehen (vgl. Jud und Spitzer’s Artikel „Die Lokalisierung des sog. Capitulare de Villis“, I ver und Sachen 1914, S. 124). Die Bedeutung „aufrecht“ (Figuera: „sense defecto o falta“) kann ich aus Alcover, Rondayes mallorquwines VI, 45 belegen, wo ein König, dessen zwei älteren Töchter eine Geschwulst bekommen haben, während die dritte noch gesund ist, ausruft: ; EU ja ne tenim dues de tudades! ;-Ja mos hi aniria be si fossen mes communes aquestes fiyes nostres! ;I ja no mes mos ne queda una de condreta, 259 5’ estimen mes sa pinya condreta qWesfondrada ab aqneires nesples. Altkat. contiral „gleich, gegnerisch“ (z. B. Muntaner ed. Lanz, S.39 aylal mateiw se fan |se. die Könige aus dem Hause Aragon], s/ negu mor o de negu volen fer aniversarı, que awı hi van, com furien a MHurs contirals „ihresgleichen*) ist mit aprov. conirali neben contrari — contrarius zusammenzustellen (vgl. noch afrz. contralier REW Ss. v. eontrarius). Die -i- Epenthese wie cabiro „Balken, Sparren“* — *capreo (danach saltıro „Hopser“?), cabirol „Steinbock“ = capreolus, Baldiret zu frz. baudry, sobir« aus "superanus: eine entsprechende -#-, -o-Epenthese zwischen Muta und Liquida findet sich in forona neben frona aus frondem (Gr. Gr. 12, 850) und entegures bei Muntaner S. 23 (moltones entegures), emburullar, mugoron, wenn mit Schuchardt ZU muero. Kat. conxorxa „(volkstüml.) Klüngel“, fer.con.rorra „unter einer Decke spielen“, „participation, communaute, association, soeiete* ver- langen ein im REW nicht vertretenes eonsortia als Etymon. Mall. denou. Im den Rondayes schwankt die Schreibung in Ausdrücken wie IV, 110 „Qu hen tengut res de nou? und IV, 109 ‚Saps qwWhavia d’haver tengult cap denon!: aus dem Ausdruck mit von cap oder res abhängigem n»ow („nichts an Neuem“) ist ein Substantiv denou „Neues“ mit attributivem cap „nichts“ geworden, wobei das „Neue“ eine euphemistische Umschreibung des „Unangenehmen“ ist: in einem Satz wie 117 Velasst aquex frare qu'hem trobat estes a 's mitg des carrer, que den haver tengut qualque denon bedeutet denou geradezu „Unfall“.! Auch bei »oves Neuigkeiten findet sich Zusammenschreibung mit de, also neben 120 wingn li poria demanar de noves auch 110 sense que Jo 4 hayues demanades denoves. Venir de nou heisst „überraschend kommen“ (Vogel), z.B. 178 ;Y ara gu es estat? diu " Eine andere Spielart der Bedeutung zeigt (anconer salörich valeneia I, 572 que may son lornats a noves „esa dir, que may no hi ha hagut desacort entre ells’ (Miquel y Planas). Vgl. den revolutionären Beigeschmack des lat. Romo norus. Katalanische Etymologien - 15 ell, venintli de non aqnella esclamaecio. De verwächst auch mit adverbialen Ausdrücken wie demal/ (vielleicht nach Muster des gemein- romanischen demane == cat. dema), wovon nun die Ableitung dematınada (z.B. IV 65 sa dematinada de Sent Juan), und decapvespre (IV, 124), wobei cap respre schon an sich ein substantivierter Ausdruck („gegen Abend“) ist. Doppeltes de finden wir in de debo (vgl. frz. pour de bon) „in allem Ernst“, de dalla „weg“ (wie ital. »ö«@’ auch im Sinne von „er ging fort“), de demunt, de derall ete. - descuyt. 7u 7 weisen Meister 794-5 (a Farbre vence tot en desenut e atroba aqnell bel fruyt) schreibt Mussafia (Glossar SV. descuyt): „Die Lesung des Wortes ist nicht ganz sicher; in Försters Abschrift liesse sich auch destuyt erblicken; Paris teilte mir despuyt mit. Ich zog descuyt vor und erkläre „unversehens, unüberlegt”; von dis-cogit-*. Die Deutung Mussaflas wird zur Gewissheit erhoben durch die Existenz der wmallorquinischen Redensart de cop desenyt derselben Bedeutung: Amengual: copdescurt „sopeton, repenton* (cop wie im fz. font d’un coup, mall. cop en see)! : VI, 177 un dia sa comare de eop desceuyt li deiwa una ninona com un werafinet, IV, 210 De eop-desenyt amolla un anellet d’ or dins es poal, V,54 de cop deseuyt y mes falaguer qwW una centella, zas zas, se posa a tirarlos eseudellades. In welchem Verhältnis cop und deseuyt zueinander stehen, ist unklar: es muss wohl de cop desenyt aus de cop + de descuyt entstanden sein. Vielleicht lässt sich eine Zusammensetzung von Synonymen (vgl. cap- enenyo „Spitze, Gipfel“) annehmen. Bei Vogel findet sich descuyt nur in der Bedeutung „Unachtsamkeit, Vergesslichkeit, Unziemlichkeit“. Mall. desiara (auch des-i-ara geschrieben) „bisweilen“ zeigt in seinem ersten Glied ein Überbleibsel des altcatal. «des „jetzt“ : „jetzt und nun“ kann leicht zu „bisweilen“ führen. Vel. jetzt ades-y-ara, ara-y-ades Diec. Aguilö. Alghero « desora „zur Unzeit“ (Arch. glott. IN, 326 a desora de nit „nächtlicher Weile“) ist als *dis-hora zu den REW s. v. hora angeführten aital. straora, alz. estre heure, prov. estrora (= extra ı Vel. VI, 121 Cop en see es gallet vert ;zas! ja ha tirada sa pinteta, 89 Escolta, din s’ homo aturantse cop en sec de picar, 170 com me veu aquell host plantat allı eop en sec, roman ab sos cabeys drets. Vgl. Amengual cop sec „ürmus impulsus“. Wir müssen hier an en sec „unvermutet“ erinnern, das ich Neuphil. Mitt. 1913, 8. 176 besprochen habe. — Die Bedeutung „gebührend“ finde ich für sec in den Rond. VI, 4 Si no m’ho gordan, en tornar, en fere una d’ase, ı seca! „einen Eselsstreich, und zwar einen gebührenden“. Wie ist zu fassen Blasco, Cuentos arag. I, 25: Si da uste un paso la dejo seco? Borao übersetzt: „dejar muerto en el acto“, also wohl — der Lebenssäfte berauben ? A 16 L. Spitzer horam) hinzuzufügen. Das dis- tritt gewissermassen vor den ganzeil Ausdruck ora de nit. Kat. desori „Wirrwarr“ (Vogel) erhält seine etymologische Aufklärung durch die alte Form desodi (d > r wie in lragertes, Tall- gren, Neuphil. Mitt. 1912, S.176 und Gr. Gr. I?, 863 Anm.), die ich Canconer satirich valencit IV, 19 finde; die Stelle lautet (V. 12-20): Y viun pel: barranch, — anall deuallauen | D’armats tals | esquadres — que cert me semblauen ; Alyun gran roydo, o gran vebombort; | Liancant les paraules — a lliures y arroues, | Quem sembla tenien — entrells molt gran cisma, | Quels uns ab los altres — fent contres y proues, | Ab molt gran desodı — venien a noues, ; Wuem par quen lalfondech — ohis la morisma. Die Stelle zeigt auch, wie leicht desodi, das Kompositum von odi „Hass“ (mit des- von desamor u. dgl.), die Bedeutung „Lärm“ entwickeln konnte: vgl. rebombort, eisma im unmittelbarer Nähe. Kat. dir „sagen“. FErwähnt sei die unpersönliche Bedeutung „gut (schlecht) tun, ausgehen“ des Verbums im Mallorquinischen: Rond. IV no sol dir be cast may es bravetjar, 86 ; Homo, a veure st 'm paques es consey que 't vaig donar y que s’ ha dit tun be, 94 ja roras que 't dird de be, V,89 st malament k havia dit ses altres vegades, pitjor ii digue aquestu, 242 st ara teniem vi a voler . . ., Ja mos hi diria en popa, V1,305 Fa es segon viatge, ı torna dir tan malament que ni per paga la gent va treure. Man kann an deutsches zusagen erinnern, wie denn ein Satz wie V, 104 ;Veam que serd ax0? No ves, per ara m diu be Ja ho veurem que serd mit „für jetzt sagt es mir zu“ übersetzbar ist.- Von „zusagen“ (gut oder schlecht) zu „passen“ (gut oder schlecht), „ausgehen“ (gut oder schlecht) ist nicht weit. Of. südfrz. se lou temps n’en vou dire „si la saison est favorable“, /ou temps hou dis pas „le temps ne le permet pas“ ben. ie dis d’are „il est heureux d’avoir”, aco n’a pas di „cela n’a pas reussi“, a di de blad aquest an „le bl&e a prospere cette annde“. Altkat. dolces „guardes de l’espada*, (z. B. (anconer satirich valeneid 8.267) muss zu dolsa „Schote* (REW 2726) gehören: die Schote wie la garde d’une epee („partie qui sert A couvrir la main“, sagt der Diet. g&n.) „beschützen“ beide. So bedeutet frz. gousset (zu gousse „Schote*) u.a. „piece triangulaire d’une armure qui protege le dessous du bras“, „boule de fer qui garnit Ja barre du gouvernail“. Kat. eixere „Pfropfreis“, bei Roig, Spill 4509 exert, ist zu REW 4459 (insertare) hinzuzufügen. Synonym ist im Katal. empeltar. Der Wechsel -t > -% (vgl. trocher, als) mit k, — „troter*, Cang. sat. val. ILL, Katalanische Etymologien 27 V. 477, offenbar nach irot > troc) ist ebenso bekannt wie der -p > -% (:superbus > sobere, fem. soberga und nun umgekehrt arispea, Spill V. 2883, Substantiv zu arisc „herb, spröde“). Kat. eöixorc. Aprov. eisore „unfruchtbar“, limons. sourgo, chourgo „vache, vache sterile, dans l’Ariege“ (Mistral), catal. zorc „unfruchtbar*., eixorquia „dret de las viudas sense fills sobre 'ls bens del marit difunt“, „dret del senyor de succehir en los bens dels vassalls que morian sense succesiö llegitima* (Labernia), mittellat. exorgnia, exorchus „haud scio an Exorchus idem sit qui sine haerede, Gall. sans hoir, Eechorchia vero bona defuncti, cujus nullus est haeres legitimus, proximus et direetus, nullus filius, nulla progenies direeta* (Ducange). Während Levy ersorc angibt (was allerdings aus seinem einzigen nicht im Reim überlieferten Beispiel nicht hervorgeht),! finde ich im Spill V.6007 exorch im Reim mit porch, also 0. Da wir nun auch ebda. V. 4528 urgqueses „del latin orcus, el orco 6 infierno. Urgandas ö viejas del infierno, malvadas celestinas“ und dieses Wort auch Cane. sat. val. S. 257 finden, so würde ich an It. orcus denken, das auch in anderen Gebieten (REW 6088) zur Bedeutung „Zauberer“ gelangt ist. Von *eiworcar „verzaubern“ zu „kinderlos machen“ ist nicht weit, davon ein Postverbal eiworc. Von gr. Z£ooxtloueı (> lat. exorcisare) „beschwören“ auszugehen ist vielleicht noch empfehlenswerter, wobei zu einem *exoreidiare > "eixorgquear ein *eixorcar gebildet worden wäre. Die Formen «awortar, axort könnten wieder auf ein *ex-sort-are weisen (vgl.frz. sorcier), aber -t und -/ wechseln bekanntlich. An *exorchis (zu griech. öoxı= „Hode“) hatte ich schon gedacht, bevor ich dens=Iben Vor- schlag im Primer congres gelesen hatte, ihn aber angesichts der Kühnheit, ein im Griechischen gänzlich unbelegtes Wort zu bilden, fallen gelassen. Kat. eöxormar „eine Krankheit besprechen, gesund beten“ ist zu dem Zeitschr. f. rom. Phil. 28, 178 angeführten ital. ciurmare „zaubern, betrügen“ zu stellen und wie dieses aus frz. charmer entlehnt. Die einheimischen Wörter für diesen Begriff sind das auch im Span. vorhandene ensalmar (zu psalmus, cf. ital. incantare) und apellar (ef. deutsch besprechen). Ein *erarmar wird vorausgesetzt durch (Spill, V. 12255) exarmadores, neben encortadores stehend, das zu encortar „behexen“ gehört, und erarm „fatilleria*? (Canc. sat. val. I, V. 279). ! Herr Prof. Levy schreibt mir: „eisorce habe ich wohl wegen npr. sourgo an- gesetzt, denn ich kenne nur den einen im Spl. Wb. angegebenen Beleg, wo das Wort nicht im Reim steht. Vielleicht habe ich, im Hinblick auf lim. chorgo und kat. eiworch Unrecht gehabt, nicht o anzusetzen“. ® Dieses Wort, das z. B. Spell V. 1641 steht, wird nichts mit gvAaxrngıov zu tun haben, wie Chabäs will, sondern aus frz. faitis—faetieiusmit Suffixwechsel entlehnt sein. 2 18 L. Spitzer Mall. eneivellar. Mussafia, Die catal. Version der 7 wegsen Meister, bemerkt im Glossar s. v. siblar: „Die Schlange greift den Windhund an, "ach fort siblat e lo lebrer . ... congoxava per lo varı qui al cor li entrava 631; dann, vom Windhunde gebissen, la serp lo sibla azament 639. Der Windhund entfernt sich per so com era yreu siblat 641. Das Verbum kann nur „durch Biss oder Stich verwundet“ bedeuten. Kann man da siblar als aktiv gebraucht ansehen, ursprünglich bloss „anzischen“, dann „zischend angreifen, verwunden“? Schwerlich. Im Katal. hat man fiblar, mit der fibla durchstechen „aculeo ferire“ und dies würde genau passen. Deshalb aber s’ zu fi zu emendieren wäre nicht ratsam; lebt doch noch im catal. sivella —= span. hebilla, lat. fib-ella*. Encivellar übersetzt Chabas in seiner Ausgabe des Spill (V. 580) „abrochar los zapatos o, mejor, unir sus hebillas“. Während Gr. Gr. I?, 861 Anm. 1 in cat. sivella, cinigrech ebenfalls Lautsubstitution von f durch s angenommen wird!, erklärt REW s. v. fibella die catal. s-Form durch Einfluss von subula, s. v. fenum sinigrech durch Einfluss von arab. sena. Worauf es mir hier ankommt, ist, nachzuweisen, dass das heutige Mallorquinische in encivellar ein an altcat. siblar erinnerndes Verb (Ableitung von dem von Mussafia herangezogenes civella mit der gleichen Bedeutung wie siblar) besitzt: Rond IV, 171 Els eneivella estocada per hom, y' Is-e dexa estesos all« en terra, colant la vida, VI,2 Pega grapada a wn venable qu’havia enllestit aposta i de punles de puntes i jcap an es cavall! ı ja li ha encivellada mansiula i altra. Hierher gehört auch sebeyol in der parallelen Situation 3 Pega grapada an es venable que tenva su-lla, amb um llongo se tira alla ont era "s cavallet negre, i ja li ha entafarrat sebeyol i altre, pero ben a ferir, ebenso 252 Ja cada un que s’ hi arrambava an En Pau, es tres garrotets ;plam! un bon cebayol an es nas, i tot d’ una ja veyen es voy de sanc que’ n brollava. Kat. enelusa „Amboss“. Über das Auffällige an neuprov. enklizo, cat. enclusa hat sich Meyer-Lübke REW s. v. incus ausgesprochen. Vielleicht erklären sich die beiden Formen aus einem zu *"ineuda umgebildeten incudis, wobei d > z wurde und das in fz. enclume, prov. enchutge ebenfalls vorhandene / (das vielleicht von inculcare stammt?) eingefügt wurde. ‚Jedenfalls zeigt denselben Metaplasmus mall. eneruya, das auf ein *inceluginem ebenso zurück weist wie prov. enclutge (Rond. IV, 126 Tot d’una quwes jay tengue En Tibo dins es servö, din: Ja Uhr tench, — y toca soletes cap a ca un ferrer molt ! Dieselbe Lautsubstitution von e für f haben wir im Aragonesischen: bei Blasco oft Celipe für Felipe. u Zu rn Aue Katalanische Etymologien 19 amich seu. — Donau me una calda a n’aquest serro, din a n-es mestre, y jo tendre. — El posen demunt s’encruya; quatre o einch mossos agafen un may perhom, y toch ve y toch va. Kine andre Bedeutung muss eneruya IV,272 (Es Ium era ple d’oli y no d’aquell mes fi, y no’ n quedd gens cap encruya: tot sen and per aquell vestit) haben: —= cruya V,155 (si! ses atlotes fonen plom dins una eruya de Ihum) — „Leuchterdille“, „Ölbehälter“ (wohl == span. erisuelo, prov. eru(z)ol, frz. ereuset REW 2011 mit Schwund des -s-). endemessa. Bei Alcover, Rondayes mallorgu. VI, 95 finde ich dies Wort: (die Mutter des Königs hat dessen zwei Kinder ausgesetzt) i com ven que sa mare li havia feta sa meteixa endemesa de s’ altre pie, de tirarli lo que Na Catalineta havia donat a Ilum, se posa fet un Nero, S. 97 com veu s’ endemesa que sa mare Üi havia tornada fer; S.112 ;Per amor de Deu, Dernadet, diu sa mare, no hi torns a fer tal endemessa! que si Ü hr troben, no 'n faras altra! S.114 quant anava a treure ets aquiats per dinar el Rey, se tem de que hi falta un capo. ‚Qui li havia feta tal endemesa? Wir haben ein prov. endemessa (vom Verb endemetre), das Levy mit „Anlauf, Ansatz, Sprung“, zweifelnd mit „Bewegung“, übersetzt. Das kat. Wort hat die Bedeutung „Streich“, - meistens in malam partem. Figuera: „«aceio ordinariament dolenta“. Amenguwal: „Accio. Se usa comummente en mala parte“. Mall. en derch „in Ordnung“, z.B. Rond. IV, 111 jo tench .. s’ esquena sana y ses costelles condretes y's clotell en derch y s’ espinada que „marxa“ 8.162, |sa mare] ha d’esser tota cames per servirvos y fer anar les coses enderch, bietet eine genaue Parallele zu prov. (tornar) en dere „aufrichten, in Ordnung bringen, herstellen“, das wohl als frühes Postverbal (“derigum) zu derigere (prov. derzer, derdre „aufrichten*“) gehört. Ob prov. enderce „embarras. trouble“ (Levy, Supp.-Wv.) und kat. endergues „Plunder, Kram“ (> span. endergue „Schlendrian“) hierher gehören, ist mir deshalb zweifelhaft, weil in dem einzigen Beleg des prov. Wortes endere mit albere, also nicht mit e reimt, ferner ein tornar en derc „[etwas Ungeordnetes] in Ordnung bringen“ als fornar enderc „Ungeordnetes zurechtbringen “ gefasst worden sein müsste, was wenig wahrscheinlich ist. Kat. endoyna, en doyna „drunter und drüber, in Bausch und Bogen“. Dazu stimmt ganz genau in der Bedeutung ptg. a dunia „universalmente, de todas as partes, para todos os lados ou abundantemente“, wie ‚Joäo Ribeiro, Frazes feitas 1, 62 fi. übersetzt. Sein ptg. Beispiel aus dem Auto do Dezembaryador von Antonio Prestes lautet: D’uma, me cerca pecumia, D’outra, tentacäo de Ir 20 L. Spitzer amor: | Se eu d’esa näo saio Heitor | Vejo tormentos a dunia. Auch im Span. scheint das Wort vorzukommen (Don Quixote II, 50): Cortan tozino adunia „com fartura“. Im der Ausgabe von Clemencin (VII. S. 249) sind zu der Don Quijote-Stelle noch folgende Parallel- stellen zitiert: aus Cervantes’ Rufian viudo: IImevan | o han de llover hoy pesames adumia, aus Jünconete y Cortadillo: los viejas (sie! corr. las viejas oder los viejos?) bebieron sine fine, los mozos adunia;, las senoras los quiries. Natürlich Kann die Etymologie des Wortes nicht ad ommia sein, wie Ölemencin meint. Nach Ribeiro (übrigens schon Eguilaz y Yanguas und Dozy-Engelmann) ist das Etymon des ptg.-span. Wortes arab. ad-donyd „die Welt“, das im selben Sinn adverbial gebraucht werde wie die romanischen Wörter, zu denen nun auch das Katalanische kommt. Dass ptg. «a casa encheu-se d unha und gar « cunha mit dunia zu tun haben, wie Ribeiro will, möchte ich dagegen bezweifeln: „das Haus füllte sich bis auf Nagelbreite“ (cf. « umha „handgemein“ Mich.) ist doch ein ganz natürlicher Ausdruck und « cunha heisst urspr. „mit dem Keile*“ > „mit Gewalt, durch und durch“ (Mich.). Mall. enfonar „meter häcia dentro“, „encajar, meter una Cosa dentro de otra“, „introducir alguna cosa por el hueco de otra“, enfony „desvan, rincon Ö escondrijo bajo y estrecho“, „pieza 6 cuarto muy pequeno“, „cosa occulta, interior, escondida“, „la pequeia caridad que se forma en la llaga ö apostema“ repräsentieren ein *infundiare, *infundium (cf. REW 3582 fundiare), das sich neben cat. enfonsar, franz. enfoncer (— "in-fundus-are) stellt. Mall. entlimonar, encitronar „herrichten“ (nur letzteres von Amengual in der Bedeutung „levantar alguna cosa poniendola sobre otra“, „subirse ä lo alto“ belegt; wegen des hohen Wuchses des Zitronenbaumes??) Rond. IV, 116 li eneitronen un vestit de frars, 194 com la |sc. die Ratte] veu tan encitronada, VI, 155 el diantre [= äusserst tüchtig] per menar ses coses lan netes i ben encitro- nada, 289 (zwei Mädchen) ben enllimonades i endiumenjades. Der Bedeutungsübergang von „mit Zitronen versehen“ > „würzen“ > „herrichten“ ähnelt dem von franz. assaisonner. ensent-demd „tags darauf“, in der Literatur auch ensendema geschrieben, deckt sich genau mit frz. lendemain, nur ist der agglu- tinierte Artikel nicht ille, sondern ipse: zu dem bestehenden endemd muss die artikulierte Form es endemd lauten, die »-Infixion ist im Catal. ganz gewöhnlich, besonders bei folgendem Nasal (cl. enguan „heuer“ — hoc anno), so dass man nicht an rum. önsu« zu erinnern ‚braucht. Wir kennen damit drei Typen des versteinerten ipse-Artikels: Katalanische Etymologien 21 x wie in zay = ipse agnus (de Montoliu, Duflleti d. dial. cat. S. 47), s wie in sargantana „Fidechse* (sargantana ist auch aragonesisch, bei Blasco, Cuentos aragoneses wiederholt zu finden), und ens. Danach müsste natürlich statt ensent-dema wenigstens ens-entdema oder besser in einem Wort ensen(f)dema geschrieben werden. Oder ist en siendema „am nächsten Tag“ abzuteilen? Znsent-demd kann nochmals den Artikel bekommen: l’ensent-demd cf. le lendemain oder der L’amour im Munde eines das Deutsche radebrechenden Franzosen: el sen- demä (Rond. mall. IV, 121) steht neben /endema (IV, 8.152) —= lo endemd, S. 140 wird gar elsendemd geschrieben. In Alghero finden wir ebenso lu san(de)demd „Vindomani“ (Arch. glott. IX, 356). Das el sendema der Rond. hat schon Schädel, Mundartliches aus Mallorca S.38 als „eigentümliche Vereinigung der populären |ipse!| und der gelehrten Form“ [ille!] des Artikels erwähnt. Eine Verwachsung von Artikel und Substantiv haben wir auch in sempenta „empellon, empujon“, davon ein Verb sempentetjar (Amengual): vgl. li enverguen sempenta „sie geben ihm einen Stoss“ Rond. V, 141, a sempentes i cops de puny y cosses V, 335, pega sempenta VI, 242 (vgl. aprov. empencha, espenta „Stoss“). ensinestrar „ensenar, adestrar“ ist offenbar nicht Ableitung von sinister, da die Bedeutung „anlernen, anweisen, einüben, führen“ sich wohl nicht mit einem *insinistrare vereinigen lässt, das „in ein Unglück einführen“, „links führen“ u. dgl. bedeuten könnte, sondern Kon- tamination aus den beiden Verben, mit denen Labernia das Wort erklärt: *insignare + addextrare. Mall. anostrar id. = mostrar + nostre? Altkat. (en)sodegar. Zu ensodegar in V.223 des (anc. satirich valeneid (... la portale\nsodega) weiss der Herausgeber nur ein Frage- zeichen zu setzen. Vogel bringt mit Sternchen versehen, also zum erstenmal, ein Verbum sodegar „(alt) mit der Türe schlagen“. Dasselbe repräsentiert ein *sol(i)dicare, das zu REW 8069 hinzuzufügen ist (vgl. zur Bedeutung frz. fermer la porte). Sonst existiert im Kat. noch sou = solidus (mit Fehlen von -t und Vokalisierung des -/ wie in Arnau, Gr. Gr. I2, 860) und soldar = solidare. Das kat. Suffix -era, soweit von Verben abgeleitet, hat eine bestimmte, im übrigen Romanischen nicht so scharf ausgebildete Be- deutung: „Lust zu etwas“. Fabra, Gramdtica de la lengua Catalanı S. 250 führt an: badaylera, balera, cantera, caserı „ganas de bostezar (badaylar), bailar (balar), cantar, casarse“. Für letzteres sei ein Beleg aus Rond. mall. IV, 263 angeführt: tres fies, umb una casera rabiosa, y que, per aglapir un bon partit, se serien tirades de cap dins un pou, ferner noch einige andere Beispiele beigebracht: IV, 271: 22 L. Spitzer ;Es que fas mirera! diu aquell ;sabs que'n fas de planta! y ;que hu ets de garrida! (fer mirera wie sonst fer ull „Aufsehen machen“), VI, 291 Na Francineta, que vos asegur que'n feya de mirera!, VI, 222 molls i serraus que feyen menjera, V,63 a’n’es ronyos y a n-es Poyos els entrad una picor, una gratera rabiosa, 165 tot dos ambe sa gran conversera, que com que ses barres no les haguessen de dar rao, V,1 cauen a passar per devora un safreig ben gran: era quası mit y ab una aygo lo mes estil’lada; feya nadera, auch fer besera habe ich gelesen. Bravetjera (V, 354 Axo es un poch massa de bravetjera) ist „Lust zu prahlen* > „Prahlsucht“. Mereixera (VI, 314): I qui sow vos? li demanaren es crıats, per haver de tenir sa mereixera de parlar ab el Rey? (V,9) |sa mula| havia tenyuda tanta merexera, que’! bon Jesus U’havia triada « ella scheint anders geartet: „Verdienst“, also nicht „Lust zu verdienen“.!i Da in allen anderen Fällen das Verbum fer dem -era-Substantiv vorangeht, so wird man wohl nicht fehlgehen, als ursprüngliche Wendung fer yana besera „Kusslust be- wirken“ anzunehmen, von der das Substantiv elliptisch wegblieb wie dies Atom. @ramm. Il, $ 469 von allen romanischen -aria-Substantiven angenommen wird. Wir haben hier einen Fall, wo ein Suffix an ein bestimmtes Verb, welches das mit dem Suffix gebildete Substantiv regiert, gebunden ist, eine Erscheinung, die durch das Romanische zu verfolgen sich lohnen würde. Ein zweiter derartiger Fall ist der von -ı in it. far lo gnorri, nesci, wo aus dem „Milieu“ der Bildung (dem Theater) sich sowohl fare „spielen“ als - erklärt (Schuchardt, Rom. Etym. I, S. 10 ff.). Span. Kat. escaldufar „anwärmen“ — escaldar + estufar. Kat. « escar (ada) „auf Akkord, eilig“ vgl. Rond. V, 264 una vegada En Tia pren am dos companyons seus un’ escarada de segar « 50’ n Vaquer, die Accordanten werden dann escaraders genannt) gehört zu altprov. escarir „zuteilen, bestimmen“ (REW 7981), das nach Levy von escar(z)ir „verlassen“ (cat. escarit „allein*) zu trennen ist: letzteres erkläre ich mir aus carere: "excarire und *excaricire. — Vat. escara „Wundkruste“ ist zu REW 2915a: eschara „Grind“ hinzufügen. Kat. esco „Bank mit Rücklehne, Ofen-, Herdbank“, das Labernia fälschlich mit scamnum (> cat. escan) zusammenbringt, gehört zusammen mit prov. escon „huche* (Levy). Etymon? ! Mall. esponera „abundancia de 0jos y ramos“, „en los hombres y animales la viveza y gallardia nacida de su viveza y robustez‘ „cosa inutil y de poca sustancia, especialmente en las palabras y promesas“, „el exceso 6 demasia eu algunas cosas“, davon cat. esponeros „üppig belaubt“ (Vogel), gehört wohl zu expandere. Katalanische Etymologien 23 Kat. esmalucarse „sich verrenken“, das von Vogel zuerst gebracht wird, gehört zu dem abermals zuerst von Vogel bezeugten amaluc „Hüfte“ und dieses stellt sich zu dem REW 849 angeführten prov. amalue —= arab. azum al huqg. Für Mallorca bucht Amengual maluc, malucar, malucada, esmalucad (Tond. IV, 176 finde ich esmo- ucat geschrieben). Präfixverkennung amalucar —- esmalucar wie in esmaginar statt imaginar. Altkat. (d)espaexar. Die Formen aspaexament, spaetxaven, espaexassen, despaexar bei Muntaner (ed. Lanz. S.84) weisen deutlich auf Entlehnung aus dem afrz. empeechier hin, da z. B. recipere bei Muntaner reebre, vidisset vaes lauten. Dadurch ist eine zweisilbige Form als „sous-sol“ des heutigen einsilbigen Stamms von empatxar, ! despatxar erwiesen. Die Entlehnung von espaexar muss früher statt- gefunden haben als die von prov. empachar (REW s. v. impedicare). Span. empa.xar könnte Katalanismus sein. Die Tatsache, dass ent- sprechend prov. empaitar im Catal. kein empatar (factus > fet) vorhanden ist, spricht für M.-L’s Auffassung des prov. empaitar als einer Umsetzung aus empachar im fart-Gebiet. Kat. estabanar „toll machen, einem etwas weismachen, den Kopf verdrehen, (volkst.) herumkriegen“, mall. entabanar „llenar la cabeza de algun vapor 6 älito que la turba*, cat. fabanada „Ruck, Stoss“ zu tabanus „Bremse“ (vgl. jetzt REW 8507 bologn. atava- ndärse „unruhig werden“) bietet eine interessante Bedeutungsparallele zu der Entwicklung von griech. oöoroos „Bremse — Stachel — Leiden- schaft — Betörung“, über dessen Fortleben im Romanischen (nur ın der übertragenen Bedeutung!) REW 6041 orientiert. Die Form faban- erscheint im Katal. in fabanera „Bremsennest“, während in tabach „Bremse“ -icus statt -Anus eingetreten ist (cf. anech aus anatem). Mit der tabanus-Sippe? vermischt sich die Sippe von ta(m)bor „Tambur“: entabornir, entabwixwar „betäuben, von Sinnen bringen“,3 Zaboll „Tölpel, Rüpel“, /abuiwar „verdummen“, während ! Diese Form findet sich schon bei Ramon Lull, Liibre de les besties ed. Hofman 8.9. 2 Prov. tavec „insipide, niais“ (Levy, Petit dietionn.), wenn nicht verschrieben für cavec, gehört ebenfalls zu dieser Sippe. — Mall. entabacat „in der Klemme, verdutzt“, (Rond. IV, 66 pero Uavo hi va romandre ben atabacat, 8.86 Jo meteix nm ’he fet es dogal. ;S? que m 'ha tabacat fort! „hineingelegt“) hängt wohl weniger mit tabach als mit dem aital. intabaccarsı ‘assopirsi’ usw., das Volpi Arch. stor. it. 71,142 bespricht, zusammen. Entabeig „Lärm“ (Rond.IV,191) muss hier auch angereiht werden. 3 Die Form timborinada (Rond. mall. V, 68) neben tambor- vergleicht sich mit estintolar neben estantolar (Tallgren, Neuphil. Mitt. 1914, 79), ferner mit soflimar „leicht anbrennen“ (Canc. sat. val. IV, 231) lamp te fira y soflime) zu flamma (vgl. Ltbl. 1914, Sp. 398). 24 L. Spitzer die entsprechenden afz. tabor(n)er, tabouller, tamboissier und altprov. tabornar, tabuss(t)ar nur die Bedeutungen „battre le tambour, frapper, fracasser, faire du bruit“ aufweisen. Die Bedeutung „Lärm, Halloh“ hat im Cat. tabustoll und fabola, ferner in Mallorca estabo (— *estabor), das ich Rond. mall. VI, 8 una micoya d’estabo de no res ja ’l deixondka, 167 sense fer yens de renou ni mica d’estaböo finde. Mall. estormeyar „niederschlagen“ (Amengual: estormayar „amortecer Ö dejar como muerto“): Rond. mall. VI, 8.281 deixare estormeyat aquell que tocard an es front, 8. 282 tot d’una qu’aquella barra toca 's front des gigant, es gigant can en-terra, tant llarc com era, ben estormeyat, sense moure pus peu ni cama, IV, 172 ;EU no deus tenır forsa per estormeyar un mosquit .. .! weist auf ein Verb im Catal., das prov. estormir „assaillir, attaquer“ entspricht. Kat. estrallar „verheeren, verwüsten“, estrall „Verwüstung“, von Vogel als „alt“ gebucht, sacostrall „Gemetzel“, dessen ursprüng- liche Zusammensetzung aus Spill V. 8326 ft. per lur persona | ne va la casa | a tall de spasa, / a saco strall erhellt (Chabäs erinnert an saco „saqueo de una cindad“ und estrall „antic. estrago“, aber auch an estralla „destral hacha“, das offenbar nicht hierher, sondern zu est(r)ellar |REW s. v. astella| gehört), weisen wie die REW 8282 angeführten nordital. Wörter (amail. stragiar, gen. stragjd „verwüsten, verheeren“) auf einen Typus *stragulare, den Meyer-Lübke nur zögernd ansetzt. Cat. esvahir „eindringen (in ein Land), überwältigen“, für das Belege von Fabra, Gramatica de la Lengua Catal. S. 395 gegeben werden, ist zu invadere (REW 4525) hinzuzufügen, dabei ist wieder Präfixwechsel (ex- statt in-) eingetreten. Ksvahirse „ausser sich geraten“ gehört natürlich wie frz. dbahir zu REW 851. Kat. ets „du bist“. Die Erklärung der Rom. Gramm. II, 254 („Für sich steht nkat. eis, das wohl nicht aus akat. est entstanden, sondern die 2. Plur. an der Stelle der 2. Sing. ist“) setzt voraus, dass mit der Ansprache vos ähnlich eine singularische Vorstellung verbunden worden ist, wie sie in frz. vous ötes bon (nicht bons!), nur diesmal im Prädikatsnomen, sprachlichen Ausdruck gefunden hat. Aber wir müssten eine mit sou konkurrierende 2. Pers. Plur. ets — estis annehmen, die m. W. nicht belegt ist. Um den Anschluss an span. eres zu finden, möchte ich, wie Salvioni fürs Spanische, auf ein *eses zurückgehen, das geschaffen wurde, um die 2. und 3. Person Sing. zu scheiden. Während dies *eses im Span. zu eres dissimiliert wurde, kam im Kat. im Augenblick Katalanische Etymologien 25 des Falls der Auslautvokale ein Doppel-s zustande, das zu fs dis- similiert wurde: vgl. jatsia neben ja sta, ja s’ sia, ferner ts > ss auf Mallorca nach Schädel, Mundartliches aus Mallorca 8. 33 und meine Erklärung von mallorqu. assetsuais’ aus assussuairt Ltbl. 1914 Schwierigkeit macht höchstens das späte Auftreten der Form. Mall. fer sa gremola (z. B. Kond. IV, 154 ;Ay mu mareta meva! ;tu pegas anima! deya ella, y plora que plora, y erits y es- pants. — ;Que tant de fer sa gremola? digud U Amo, VI, 310 Tant Varriba a pregar i tant li va fer sa gremola, que sa patrona Magda- lena . .. consent d’anar a veure sa barca des patrö Rafel) übersetzt Amengual mit „la desazon 0 queja que proviene de causa ligera“, „ruego importuno y repetido*“, das zugehörige Verbum gremolecjar mit „rogar con instancias y quejas ä voces lastimeras para conseguir alguna cosa“, „llorar, lamentarse“. Geht man vom Verbum gremoletjar aus, von dem aus gremola rückgebildet ist, so ergibt sich zwanglos Anknüpfung an germ. Gram (REW 3834: it. yrama, afrz. gran, ProV. gram), da das vortonige a zu e werden konnte. Die -ulare-Ab- teilung findet sich sonst noch in dem — nach meiner Annahme (ZfrPh 1914, 369) zur Sippe von germ. Gram, allerdings in der urspr. Be- deutung der ide. Wurzel *ghrem „zerreiben“, gehörigen — ital. yramo- lare „Hanf brechen“. Das Mallorquinische hat hier an dem Vokabel- schatz der Provence Anteil, während das Festland - Katalanische keinen Vertreter der Sippe kennt. fer s’aviona (Rond. V1,134 Na (atalineta tambe posa fil «a "aguya, i alla la haurieu vista treulhar i desteiwinarse i fer s’avıona, 230 I En Juan ja hi estd afuat; i all« Phaurieu vist fer s’aviona, enforna qui enforna bon concert, 236 I ja hu crec que a lacte com- paregue tot aquell bon concert demunt sa taula. I alla haurieu vista fer s’aviona a tota aquella gent; V,87 Dit y fet, ja es partit a trico- netjar, y hala qui hala. Y vos assegur que la feya a s’aviona Y que no hi robava res a n’es jornal), bei Amengual nicht verzeichnet, muss offenbar zu aviar „despachar, apresurar y activar la ejecucion de lo que se estä haciendo“! „ehören und etwas wie „beenden, aus- führen, fertig werden“ bedeuten. Über das Suffix bin ich mir aller- dings nicht im Klaren: es könnte, nach dem letzten Beispiel zu urteilen, eine zum Femininum (nach guisa, manera ete.) übergeführte ! Ist vielleicht an (in) ipsa via „sofort“ zu denken, das nach REW 9295 in ital. Mundarten erhalten ist und an das ein Augmentativsuffix trat (vgl. ital. appuntino u. dgl.)? 26 L. Spitzer Adverbialendung auf -one (vgl. über de boca-terrosa Neuphil. Mitt. 1913, S. 161) vorliegen. Oder man könnte an span. hacer uno la temblona „fingir 0 afeetar temor 6 miedo, para enganar ö conmover“ erinnern, wobei allerdings sowohl hacer wie temblona in anderer Be- deutung steht als in unserer Redensart: hacer la temblona heisst often- bar (auch von einem Manne) „sich als furchtsames Weib stellen“, wobei hacer — fingir und temblona ein berechtigtes Femininum ist. An frz. n’avoir la pareille wird man ebenfalls nicht denken Können. fer s’uyastre (z.B. V,140 una vegada posd messions que „faria s’uyastre“ una hora just a nes cantell des „penyal de s’orengar“) „einen Purzelbaum machen“; der „wilde Ölbaum“ ist hier eine Spezialisierung der Vorstellung, die in deutsch Purzelbaum, Sturz- baum, Gagelbaum (E.Sachs, W. u. S. 1914) vorliegt: vgl. Kat. abriforch (Dice. Aguilö), frz. chesne fourchu (comme si un homme faisoit le chesne fourchu, Rabelais V,22; V, 9) neben arbre forchu (IV, 19), vgl. Ausgabe Lefrane S. 206 Anm. Frz. culbute, it. capitombola, engl. somerset, somersault (< frz. soubresaut) sind nicht so pittoresk. Kat. lastomar „Gott lästern, fluchen“, das REW s. v. blas- phemare neben kat. blastemar! angeführt wird, verdankt sein f dem Verbum fotre und dessen Kuphemismen flicar (= ficar, frz. ficher), flüvar (aus frz. ficher, vgl. Wörter und Sachen 1915, 5.214), sowie um- gekehrt das /! von flüxar, flicar von blasphemare stammt. Kat. llota. Die Bedeutung „Schar“, die nach REW 3385 dem frz. flotte, prov. flota, aital. fiotta als älteste Bedeutung zukommt, ist auch im Katal. zu finden: Spill V. 10778 ff. ist die Rede von zwei Parteien unter den Theologen, die verschiedene Auffassungen über die Jungfrau Maria vertreten: /a part que t moch | del non concepta |]. del „non concepta“] | es molt accepta | a la mes flota |„der übrigen Schar“ — „den meisten Menschen“]|, / par pus devota / e prou segura | qui 1 din pura. Und später (V. 10886 ff.) heisst es nochmals ferma y accepta, | santa y devota | es la gran flota , qw h din pura. Ebenso Cane. sat. val. VI V,455 y fare plorar ab mi | Huna gran flota „eine grosse Menge“. Altkat. foya „amagatall“ (z. B. Roig, Spell V. 15957, Canconer satirich valencid VI, 124; VII, 89) ist zu REW s. v. “fodia „Graben“ hinzuzufügen und schliesst sich geographisch an sp. hoya an. ı Wohl Druckfehler für blasfemar. Ein katal. blastemar gibt es m. W. nicht, nur noch ein blasmar. Blästema heisst „Plasma“. Deshalb wäre es mir weniger wahrscheinlich, wenn flastomar — blasfemare + blastemare mit Metathese des f erklärt würde. Katalanische Etymologien 27 Kat. fretura. Zu 3468 fractum wäre cat. fretura „Mangel, Not, Bedürfnis“, freturejar „bedürfen, ermangeln“, freturos „bedürftig*“ zu fügen, die den Sinn des im Prov. und Altprov. erhaltenen suffractum haben (vgl. prov. fracha „Schaden“). Kat. gaixives „Stachelbeeren“, das Vogel zum erstenmal ver- zeichnet, ist deshalb interessant, weil auf katalan. Gebiet ein prov. gaisar „Sprösslinge treiben, sich ausbreiten“ (Levy), neuprov. gueissa „taller, drageonner, germer, sS’elargir“ verwandtes Wort nachgewiesen wird. Prof. Thomas leitete einmal in einer seiner Vorlesungen an der Keole des Htes. Etudes in Paris das prov. Wort vom germ. Stamm *wahs- (got. wahsjan, ahd. wahsan) ab. Vgl. noch vaischa „arbores minutioris species“, „dumus“ bei Ducange. Kat. galivansa „Schimmer, Schein“, galivar „ahnen, schwanen“ gehört zu calius (REW 1518): zur Bedeutung „Schimmer“ > „Ahnung“ vgl. deutsch er hat davon keinen Schimmer, es schimmert mir. Von „schimmern“ ist nur ein Schritt zu „halb, undeutlich sehen“, „sehen“ und damit sind wir bei den von Tallgren, Neuphil. Mitteil. 1914, S. 91 angeführten Wörtern. (Zu calius kommt noch siz. calia „ceci abbro- stoliti“, das ich bei Capuana, Paese delle zagare 17 als einheimisches Wort im italienischen Text hervorgehoben lese.) Kat. escalivar „stochern, schüren“* (Vogel) geht von der „Asche“ aus. Was ist s’escalivar „sich bessern“ urspr. Bedeutung „brennen“? (vgl. ein gebranntes Kind .. .?): letzteres finde ich Rond. V, 58 allo se va sonar entre 's moros, y ab aquests passos des pastor y de s’oquer, sescalivaren per molts d’ anys, y se 'n guardavan com de caure d’ acostarshi gens, 88 y encara ab aquesta no s’ escaliva, Amengual gibt für escalivad „enselado por la experiencia*, escalivada „castigo, multa, pena“, escalivar „eorregir con rigor de obra, de palabra al que ha errado para que se enmiende“, „tomar ensenanza de lo que alguno ha visto ö experimentado en si ü otros para guardarse y evitar al caer en adelante en peligros“. Man könnte im Hinblick auf mall. apaceivar — pacificare an qualificare denken (zu qu > ec vgl. catorze). Mall. gaufo „Türangel“ ist hinzuzufügen zu REW 3819: gomphus „Pflock* (frz. gond, prov. gofon). Wieder besteht lexiko- logische Kontinuität zwischen Provence und Mallorca, während das Festland-Katal. sich ausschliesst. Kat. groller „gvob, roh“. Die Bedeutungen des Wortes, die Amengual für Mallorca verzeichnet („ineptus sarcinator“ — „rude, impolitieum opus“ —- „rudus (!), impollitus (!)*) geben den Weg an’ den die Bedeutungsentwicklung genommen hat. Damit können wir das 28 L. Spitzer kat. Wort zu aprov. grolier „savetier“ grola „savate, vieux soulier“ stellen, die zu REW 3850 hinzuzufügen sind: dass allerdings aprov. grola (Levy), neuprov. yroulo (Mistral) „savate* zu graulus „Krähe“ (neuprov. yraulo) zu stellen sind, bezweifle ich sehr, und daher möchte ich auch das norm., franche-comt., Iyonn. yrole, grola „savate“ von graulus etymologisch trennen, da ja der Bedeutungsübergang nichts weniger als klar ist. Hinzuzufügen ist dagegen afırz. und neupoitevin. (no«x) grolliere „grosse NnoIXx“, urspr. „noix Si grosse et si dure que seul le bec des grolles ou corbeaux peut les entamer“ (vgl. die Nachweise in Lefrane’s Rabelais-Ausgabe II, 326, Anm. 21): auf einem anderen Wege als das Katalanische ist grollier hier zur Bedeutung „grob, hart“ gelangt. Kat. guaspa wird von Vogel mit „Stockzwinge“, von Labernia ausführlicher als „la virolla que ’s posa al extrem inferior del bastö, llansa, veyna de la espada. Contera“ erklärt. Ieh stelle dazu das mallorquinische Verb engospar, das etwas wie „aufspiessen, auffangen“ zu bedeuten scheint (Amengual: angospar „agarrar, coger 6 prender a alguno“): Rond. VI, 289 la [sc. die Orange) hi tira, Na Francineta Vangospa, 297 El no la feri an es front aqueiwa vegada, sino que la Reina veya engospa tambe ab ses dues mans aquella mitja taronjeta que li tira Na Francineta, IV, 11 Es moiw ... ja no ’l dexad arribar en terra: U engospa a | ayre, 47 Pero ;de que Ü’ atepeys? — Des quatre mosquits descuydats que porem engospar, 314 Topen un lleonot com un bou, que com que "ls esperds per engosparlos. Sowie venez. cospello „eiseınes Band an der Spitze der Schwertscheide“ zu lat. cuspis „Spitze“ (REW 2425), muss auch ein kat. *yospa zu diesem Etymon gehören: zu yospar, der Ableitung von dem zu supponierenden Substantiv *gyospa, werden wohl stammbetonte Fermen *yuaspa (3. pers. sing.) nach dem Muster von guarda-gordar ebenso gebildet wie encuantra zu encontrar! (Niepage, RDR II, 36; vgl. sa cuantra- part Rond. Mall. V, 300), und wie nun auch die Präposition contra zu cuantra, so wurde auch das Postverbale *yospa zu guaspa UM- gestaltet. Altkat. Aujar (neben Vogel), enujar (z. B. Roig, Spill V. 15428 bei Lull, Zlibre de les besties 42: esdevench se un vespre que lo bou fo huiat |B. enujat) e lo ase li concella que lo vespre no mengas la swada per co que lendema no | meses hom a tirar la senja e que posas, 48 e com lo senglar sera mort, lo rey sera huiat en la batalla que aura hauda ab lo senglar, deutlich mit der Bedeutung „ermüden“), ' Vgl. die Form 3. pers. sing. cwalca zu colear (Rond, 1V, 306). Katalanische Etymologien 29 ist wohl eher ein aus enujar zurückgebildetes als ein auf sonst nirgends erhaltenes odiare zurückgehendes Wort. Mall. jutiperi. Kond. V,31 ja sabeu que Sent Jusep era fuster. Ido conteu que’! dimoni sempre hi anava a ferli es mil jutipiris per donarli mala vida y per veure si li acabaria sa pacieneia. Un cop Üi amagava una eyna un cop saltra, o les hi omplia d’osques, o les hi tirava en terra y les feya botir s’acero. Das Wort bedeutet zweifellos „böser Streich“, 206 (die Hexen) ballaven y feyen mil jutipiris „Evo- lutionen, Bewegungen“, 250 carotes que feyan visatges, gestos y juti- piris, und ist aus jupeteri entstellt, das wieder zu supriter (REW 4628) gehört. Formell und geographisch passt das mallorquin. Wort zu bearn. Zupiter: „Hilfe, Zuflucht“, wenn auch des letzteren Wortes be- griffliche Seite nicht geklärt ist,! in dieser Hinsicht stimmt es zu dem dialekt.-franz. jupitrer „herumtollen“. Das Suffix ist wohl ein gelehrtes, aus master: und del. (vgl. ital. putiferio — vituperium REW 9407, mail. diavoleri) abstrahiertes (vgl. miqueria, enderia; temperi „Radau“, Vogel, z. B. Catalä, Ombrivoles 21, tiberi „Halloh“ neben tibada Rond. V,303). Amengual bucht noch ein jutipengui „infamia, accion vil“. llavonses findet sich statt /lavö(rs) Rond. IV, 143, das nach cat. donses (z. B. Vilanova, Wuadros populares 29) sich gerichtet hat (oder von span. entonces = intunce + -s beeinflusst ist?). Ebenso haben wir daxonses und allonses (Labernia Ss. v. dawonses: „veu in- determinada que sol significar axo, fulano etc., y regularment s’usa quan no’s recorda ’] nom de la cosa Ö no vol dirse*) von d’axö, dallo „daran |kann ich mich nicht erinnern]|*, vgl. den deutschen Genitiv Dings? und meinen Artikel W. x. S. 1914. Nachdem einmal das Paar llavo-"llavons bestand, konnte zu dons ein *do gebildet werden, das wir in dem häufigen öido (= y dons „et alors“) der Rond. besitzen. ribagorza Ueute „Hefe“ (Primer Congres Internacional de la llengua Catalana S. 220) neben sonstigen katal. /levat gehört zu REW s. v. levitum. Katal. Westa (alt) „Wahl“ (z. B. Canconer satirich valencia VI V. 740 Entrels homens es la lesta e ia cima) ist wohl auf eine Stufe ! Da südfr. un grand Jupiter „un homme de grande taille‘“‘ bedeutet, so wird triste jupitiri „triste ressource“ eben die Negation dieses Begriffes, also urspr. „ein trauriger Helfer‘ sein. „Jutipiri heisst nicht an und für sich „Rettung“. ® Oder von Ausdrücken wie Rond. IV, 203 y venguen unes noces d’ allo d’ allo „eine Hochzeit so so [wie ich nicht ausdrücken kann|“ aus zu verstehen ? 30 L. Spitzer zu stellen mit lomb. leca, afırz. lite, prov. lecha „Wahl“, d.h. wir haben ein vom Feminin des to-Partizips gebildetes Substantiv vor uns: aller- dings nicht ein *lecta, sondern ein *lestus nach vistus pos(i)tus. Nicht nur als Substantiv, sondern als wirkliches Partizip kann ich bei Roig, Spill V.6522 ein lest „gelesen“ (im Reim mit sest „Ordnung“ = sextus, also mit e): ;no has tu lest, | hom de parens | pot haver bens, | bona muller | no s pot haver | sino de Deu? belegen. Fraglich ist nach Miguel y Planas ein lest — llegit, Canc. sat. val. VI, V. 706. Mall. malevetjar hat u. a. die Bedeutung „sich bemühen, sich anstrengen“ (Amengual: „solieitar con ahinco, procurar con eficacia“, „batallar, contender, pelear“, „porfiar con teson, instar por el logro de alguna cosa*): Fond. IV, S. 26: ;Que Deu les ho pach awi com jo melevetjared agrairlosho!, S.85 es jutge no li poque treure cap paraula, per mes que hi malevetja, 8.283 alla estava malavetjant com una rabiosa per no riure, V, 358 malevetjan fer sa feyna des vostro oficı tant be com sapiguen, VI 8.139 Aixo, encara que malevetjas desfres- sarho, la tenia acongoiwada, 8.185 I alla s capita, pilot i marineria malevetja qui malevetja per fer prendre sa fua an es vaıwell. Von „krank sein“ zu „sich anstrengen“ ist nicht weiter als von „Mühe“ zu „Arbeit“ (cf. deutsch an einem Leiden laborieren entsprechend lat. /abor 1. Mühe, Qual, Anstrengung > 2. Arbeit, und deutsch Arbest 1. Mühsal > 2. Arbeit, frz. travail 1. Folter > 2. Arbeit). Eine ähnliche Bedeutungsentwickelung macht basquejar durch, das ur- sprünglich „Üblichkeiten haben“, dann im Catal. „voller Ungeduld sein, etwas zu vollenden“ (Vogel) bedeutet, in Mallorca aber zur Be- deutung „erwerben, erarbeiten“ zu gelangen scheint: VI, 205 ab lo que jo tenc i lo que tu besquetjaras, ja mos ne desfarem. Amengual gibt für basquejar an: „buscar alguna cosa con suma diligencia“, was allerdings eher Zusammenhang mit buscar anzudeuten scheint. Kat. matras „Brennkolben, Kolben der Armbrust“ ist zu REW 5402 (2. mattaris „Wurfspiess“) hinzuzufügen. Das Wort findet sich V. 6752 des Spill, wo Chabäs es fälschlich als „Matratze“ deutet, ferner Canconer satirich valencia II, 1034, an welcher Stelle Miquel y Planas die richtige Deutung gibt. Cat. matrds schliesst sich an nfrz. matras „Destillierkolben“, prov. matratz „Lanze, Speer“ geographisch an. monipodi „Klüngel“ kommt im Spill zweimal (V. 7910 und 15581) in der Form malenpoli vor und scheint dort „Lärm“ zu bedeuten (es wird einmal mit avalot, einmal mit dem Verb oör verbunden). Zur zweiten Stelle bemerkt Chabäs: „Palabra formada, como la Monipodio por ÜÖervantes en Jtinconete y Costadillo.“ Span. monipodio Katalanische Etymologien Sl bedeutet aber, zum Unterschied von den altkatal. Stellen, „Verabredung zu unerlaubten Zwecken, Aufkauf von Lebensmitteln“ und letztere Angabe führt uns zwanglos zum Etymon monopolium, über dessen genau mit den romanischen sich deckenden Bedeutungen „Monopol“, „Verschwörung“, „Versammlung“ (auch in altfrz. Urkunden wird monopole bald mit asemblee bald mit conspiration verbunden) Du Gange Ss. v. manipolium und S. v. monopolium handelt. Kat. natjar „verhauen“, natjada „Tracht Prügel“ ist zu REW 5848 "natica (> cat. natja) hinzuzufügen. nous cubies „hohle Nüsse“. Die zuerst von Vogel gebuchte Wendung enthält offenbar eine Ableitung von cupa, die zu ital. «po „hohl, tief“ eine semasiologische Parallele bietet. Alteat. »euuıe „Wolke“ (R. Lull, Llibre de les besties S. 10 zwei- mal les nuus, ein Beleg bei Labernia la nu aus D. Jaume’s Cronica) stellt ein lat. nubes dar. Zu dem -wu vgl. die 3. Pers. u sowie das Deverbal /luu von Iluhir = lucere und dım — dueit. In unmittel- barer Nachbarschaft steht bei Lull /a nuvol, das zu dem REW s. v. nubilus angeführten span. Typus (nublo) besser passt als zum prov. (nivol —= nibulus). Durch die Existenz von nuu im Katal. wird Meyer-Lübke’s Vermutung, dass das weibliche Geschlecht des Typus nubilus durch nubes beeinflusst sei, durch ein weiteres Beispiel bestätigt. Heute scheint kat. »wuwol nur mask. Geschlecht zu haben. Kat. ormeig. Im REW fehlt ein hormidiare, das aus griech. oguilen „auf einen sicheren Ankerplatz ın die Bucht bringen, vor Anker legen, einlotsen“ erwachsen ist und in prov. ormejar „amarrer, mouiller (un navire)“ (Levy, Petit Dict.), neuprov. ourmejad „fixer un navire avec des ancres“ (Mistral), cat. ormejar „ausrüsten, ausstatten, auftakeln, vor Anker gehen“, ormeig „Gerät, Zeug, Takelung, Fischerei- gerät, Ackergerät, Zündzeug, Werkzeug“, span. ormejar „die Schaluppe vertäuen, festlegen“, horma in der Bedeutung „Pilzanker, Schildanker“ (während es als „[Hut-, Schuh-]Form, Leisten“ natürlich — forma ist: pte. forma fehlt folgerichtig jene maritime Bedeutung), it. or- meggiare „ankern, vertäuen* fortlebt, wie schon Ducange (Ss. v. ormer- altus) erkannt hat. Das Katal. ist in der Bedeutungsentwicklung am weitesten gegangen („Gerät“ im allgemeinen), was zu der maritimen Lage des Landes passt. Aus it. ormeggiare ist ins Neugriechische deustldonm „amarrer“ entlehnt worden (Hesseling, Les mots maritimes - empruntes par le Grec aux langues romanes 29). oo ID L. Spitzer Kat. or6 „graner de canyas, estoras 6 cosas semblants“.!' Zu V. 14764 des Spill bemerkt Chabäs: „orö en Pou, 070 d’espart, traduce por orön 6 canasto de esparto 6 panera. Oro Ö erer es criba para separar en la era el grano de la paja despues de aventada, sostenien- dole con dos palos. Tambien se llama oro en Valencia una espuerta grandisima para contener granos en cantidad de un cahiz ö "mäs. Suele ser circular y de pleita de esparto crudo“. Eine andere Be- schreibung gibt Alcover, Fond. V,20 in der Anmerkung zu uro: „Es una especie de tonell, compost de rest de fenoll; serveix per encistar figues seques. Els urons solen tenir set o vuyt paums d’alt y altre tan de diametre“. Ich denke, wir haben bei erer wie bei orö Ab- leitungen von area: „NTennenkorb“, das war die ursprüngliche Be- deutung von 0r0; „Feigenkorb“ ist daraus übertragen. el > 0o/ vor r wie in oruga „Raupe“, oronell „Schwalbe“. Dass el vor o zu 0 assimiliert wurde, e/ vor e blieb, erklärt sich nach Gr. @r. T2, 851. Eine Form arer finde ich im Spell. wro „Ahorn“ — "acerone (REW s. v. acer) ist bloss homonym. Für span. oron kenne ich nur (aus Booch-Arkossy, nicht Tolhausen!) die Bedeutung „Erddamm“, die mit area „lenne“ den Begriff des „Stampfens“ gemeinsam hat. Mall. perameny finde ich KRond. IV, 218: zu REW 6247 par- manus „aus Parma stammend“: afrz. parmain „Art Apfel“. Kat. pernoliar „die letzte Ölung geben“, prenoliar (Muntaner ed. Lanz 50) geht mit aprov. peroliar und enoliar „die letzte Ölung geben“, aus denen es gewissermassen eine Kombination ist: *per-in- oleare (vgl. aprov. peronction „letzte Ölung“). Ein lat. *peroleare gibt es nicht, es muss also romanische Neubildung vorliegen mit einem per, das dem extremus in frz. extröme-onction, cat. extremunecio entspricht. Vgl. übrigens auch persignarse „sich bekreuzen“. Kat. pibet „Tanne“. Meyer-Lübke, REW s. v. pix be- merkt: „auf katal. *peu weist vielleicht pibet „Tanne“, indem er offenbar dem Paare prov. petz—pega „Pech“ —= lat. pie—*pica ein katalanisches "peu — pega an die Seite setzen will. Die Entwicklung *nevet > pebet wäre vollkommen in Ordnung (vgl. zuletzt Barnils, Mundart von Alacant S. 30), immerhin erstaunt e > i, auch der Bedeutungsübergang „*Pechlein“ > „Tanne“ macht Schwierigkeit. Besser wohl pibet — pi abet — pinum abietem, das Vogel s. v. pi ‘ Ein Wort derselben Sphäre, desca „Korb“ von den mir zugänglichen Wörter- büchern nicht verzeichnet, aber bei Massö Torrents, Croqwis pirenenes I, 28 (un bon feıx de desques i umapesanta restellera d’esclops) belegt, schliesst sich an prov. desca (REW =. v. diseus, Atl. ling. K. corbeille und ZfrPh XXV, 740) an. Katalanische Etymologien 33 anführt: über die apokopierte Form bet vgl. Gr. Gr. 12, 850, Anm. 1. Vgl. REW 7592: sappinus — sappu pinus. pic hat im Kat. die Bedeutung „Stich, Schlag“ und von da (vgl. frz. coup in du coup, tout d’un coup) aus erklärt sich die mallorquin. Bedeutung „Mal“ (Amengual: „vez“). Rond. VI, S.181 E1 hey torna romandre tan confüs com s’ altre pie, 8.318 les hi pagare totes ab un pie, IV,S. 37 ja In tornaras un altre pie, 8.12 ;a parar altre pich aquesta bateria! Auch bei Pous Pages, Kevolta 8.122 um pich ella m’ hagi donat los despatxos, segons y conforme — ünsia, payet, fins les paysanes se faran pelades en les genolleres per venirme a demanar llicencia perque les vulga. Kat. plänyer heisst nicht nur „klagen, jammern“, sondern auch „kargen, schonen, vorenthalten, ersparen“: vgl. z. B. Rondayes VI, 227 ‚Treu an es gigant set cossis d’ensiam, tayat, trempat! i ;no hi plangues s’ oli, es vinagre ni sa sal! „beklage nicht das Öl [= den Verlust des Ols]|“ > „spare nicht das Ol“. Die Zwischenstufe „den Verlust beklagen“ liegt schon im Lat. vor, ein mortuos plango bedeutet ja auch „den Verlust der Toten beklagen“. Cf. neuprov. fau pas plagne la peno „il ne faut pas se menager“ (Mistral). Eine weitere Entwicklung ist die zu „vorenthalten“: V,51 ;Anau voltros a planyer ses coses a mn’ es pobres y a esser superbiosos! ple de gom a 96m „zum Brechen voll“.' Denkt man an frz. etre au comble „bis zum Rande voll sein“, de fond en comble „ganz und gar, gänzlich, von Grund aus“, so wird man annehmen dürfen, dass wie im Prov. auch im Kat. ein *comol neben comble (= cumulus) bestand: ein solches hat tatsächlich in comoltar „an- häufen“ (Einfluss von mo/t in dem 7?) sowie in gombolar „häufen“ (y statt ce wie in de yom a gom, das b von einer "comble-Form, das zweite o von einer *comol-Form aus erklärbar) Spuren gelassen. Von einem *yomol wurde yom rückgebildet (cf. Rom. Gramm. II, 400-401). In die ursprüngliche Wendung, wie sie frz. de fond en comble darstellt, wurde die Wortdoppelung erst sekundär eingeführt: „von Giebel zu Giebel“ gäbe ja keinen Sinn. Über ähnliche Erscheinungen im Cat. vgl. meine Bemerkungen in Mitteil. d. Rum. Inst. Wien 1914, 394. (Vgl. noch de calt en calt, Spill V.3936: „tan pronto pensado como hecho“ ‘ Eine synonyme Wendung ist ras: in Mallorca wird al raset — ple (V, 143 una calderassa disforja, plena al raset de such de cervel) und daher mit ab- hängigem Genitiv gebraucht: IV, 33 se plant demumnt un covo d’aquells al raset de peix, V,58 trobau un cocö al raset d’aygo. Vgl. frz. verser du vin a ras de bord „emplir le verre jusqu’au bord“ (Littre) und boire rasade „ganz austrinken“. 3 4 L. Spitzer Chabäs). In Mallorca wird d’en gom en yom gesagt (Kond. VI, 288). Vielleicht ist ein *cumulitare auch in der ersten Hälfte von gom- boldar „cuydar, tenir compte, gordar“ zu suchen (mall. agombolar), das ich Neuphil. Mitt. 1913, S. 174 mit mundwald zusammenbrachte. Kat. poll — „Pappel“. REW 6655 führt von katal. Formen nur katal. c/op an, das jedoch wie die kalabr. Form „Schwarzpappel“ bedeutet. Ich würde jedoch ce/op nicht als Entlehnung aus span. chopo, das „Erle“ bedeutet, annehmen, um so mehr als eine direkte Entlehnung aus dem Span. durch das cat. op „Pappel“ (bei Roig Spill V.6167 chop neben popul und alber)! dargestellt wird. Clop wäre vielmehr zu Nr.5 (wie perigord tible) zu stellen: Dissimilation p-—-» > k—p (vgl. deutsch kapir statt papier, von Grimm, Dtsch. Wb. s.v. Kartoffel angeführt). Hinzuzufügen ist noch die gelehrte, eben bei Roig angetroffene Form popul, ferner nach de Montoliu (Buttleti de dialectologia catalana 1913, 8.38) poll, das auch auf Mallorca lebt (besonders oft in den Rond. in dem Bild com um fuy de poll). Kat. poll „Laus“ müsste zuREW s. v. pullus 1. „junges Tier“ hinzugefügt werden (vgl. span. polilla „Motte“, gallur. puddu „Bienen- larve“). Eine Analogie zu friaul. pole« „reif werden“ (von Früchten), eigentlich wohl „weich werden, wie die Schale des Eis, bevor das Küchlein auskricht“, bietet kat. pollarse „ausgebrütet werden“, „wurm- stichig, brandig werden“. Mit friaul. polets „junger Hahn“, Frostbeule“ vergleicht sich dl de poll „Hühnerauge“ (schon bei Roig V. 7773), das zu deutsch Hiühnerauge eine interessante Parallele und einen Fortsetzer des nach Kluge seit dem 7. Jahrhundert belegten oculus pullinus darstellt.” Vgl. noch mail. oecepolin „lupinello“ etc. Kat. porc-espi „Stachelschwein“. Im Spell finde ich V. 2350 ff. aricons, carts, | porca crespina no tenen spina | pus fort punyent) die Form porca crespina, die offenbar aus einem nach espina umgebildeten pore-espina (nun por-kespina, nun Einmischung von cresp = crispus, nun Angleichung von porc an espina) entstanden ist. Astur. perru- cuspin (REW 6665) klingt etwas an. ı Alber, das bei Roig im ungenauen Reim zu salzer steht, wird von REW 318 s.v. albarus nicht angeführt, wohl aber das offenbar nach Verstummen des -r um- gebildete feminine alba. Vgl. aloja (bei Roig 6069 aloses im Reim mit coses) aus aloxınum. 2 Marty, Untersuchungen zur Grundlegung der allgemeinen Grammatik und Sprachphilosophie. 8.141 erinnert an holländ., schweiz. Elsterauge und sogar mand- schu. Fischauge in derselben Bedeutung. DESIEB, Katalanische Etymologien 39 quedarse en asperges (= quedarse in albis) heisst „fru- strarse (l’esperansa)“, was sich leicht daraus erklärt, dass asperges das erste Wort des bekannten Gesanges ist. Wir haben es hier mit jener weitgehenden Verwendung lateinischer Sakralausdrücke zu tun, die wir schon Mitt. d. rum. Inst. |, S.392 bei perdre Foremus „den Verstand verlieren“ (gleichbedeutend ist wohl perdre "s Kyrie eleison Rond. V, 300 A Salome ses dones li feren perdre '"s Kyrie eleison), en un amen! etc. beobachten konnten. Et cum spiritw tuo scheint zur Bedeutung „Gnade“ gekommen zu sein: Kond. IV, 152 Si no es per aquell bo de jayet, me tayaven ses poques plomes que'm queden. No hi havia „sperito-tuo“. Kat. sanar: die Bdteg. „kastrieren“, die REW in den romanischen Mundarten belegt, eignet auch dem katal. Wort. Kat. soleir „abrutschen“, soleida, soleiada „Erdrutschung“ wird REW 8393 nur mit altfrz. somsir „untergehen“, somsis „Abgrund“ verbunden, aber nicht etymologisiert. Ich erkläre es als *solvere mit inkohativer Neubildung (vgl. carere > aprov. escarzir), wobei iv > I durch die Gleichsetzung de Montoliu’s von kat. assolör und It. absolvere erwiesen ist. Ist das kat. Wort richtig gedeutet, so ist das altfrz. Wort mit subsidere erklärt, das m braucht nicht von submergere bezogen sein (vgl. aprov. somrire „sourire“, altfrz. sombresaut, engl. somerset). Solciada erinnert an maldiar statt maldir. Solcir „anbrennen lassen“, soleirse „anbrennen, verfaulen“, kann auch nicht zu so/ „Sonne“ gehören (Kom. 17, 72), was formell wie semantisch auffallen würde, sondern wird ursp. „weichwerden“ (bezw. kochen) oder dergl. bedeutet haben, daher auch zu solvere gehören. Kat. sotjar „ausspähen“, dessen Herleitung von segutiare oder segusius durch Tallgren REW 7789 aus phonetischen Gründen abweist, könnte ein *sudicare (von sudis „Pfahl“) sein, das urspr. „sondieren“ bedeutet hätte. ı Vgl. noch amen „ein Bisschen“ (Rond. IV, 216 una cambra grandiosa, aont no hi mancava un amen de mobles y coses fines), womit die romanische Quelle des von Schuchardt, Bask. u. Rom. 8.27 erwähnten bask. amen derselben Bedeutung gefunden ist. — Oremus findet sich auch im Frz., aber in anderer Bedeutung als im Katal.: Plattner V, 501 zitiert: avec cet appareil, on vous coupe une jambe le temps de dire oremus. 53* 36 L. Spitzer, Katalanische Etymologien Nachträge. Die vorstehenden Etymologien wurden Herrn Professor Schädel 1914 für seine Revue de Dialectologie romane eingereicht und nun durch dessen Güte als eigenes Heftchen herausgebracht. Über die von mir behandelten Wörter haben seitdem verschiedene Autoren gehandelt: ich selbst über albanesische und kymrische dissimilierte Formen vom Typus *contralius statt contrarius in Ind. Forsch. 1918, über desori de Montoliu, Butll. 1915 S. 63 (dessen Erklärung aus desorde > *desordre > *desodri ich nicht annehmen Kann), derselbe S. 70 über estebornir (= sturnus + timor ?), 1914 S. 12 über d’allo mes (nicht über d’allo d’allo), über fer s’aviona Tallgren, Neuph. Mitt. 1917 S. 137 (zu aviat=*advivatus „avec un aviona fige au feminin“ — ja warum? und warum nicht *aviadona? wahrscheinlicher ist mir noch immer savia=ipsa via + -one, das von selbst feminin moviert wurde wie ptg. depressa — depressinha), derselbe S. 154 über mallorquin. cnantre (= „eastellanismo“), über aital. tabacco, intabaccare Bertoni, Arch. rom. 1918, 270, über das katal. Suffix -era Brüch ZffrSpr. 1917, 146/7. Druck von Ehrhardt Karras G,m.b.H. in Halle (Saale). MITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES InllINANNIN 39 1540 1