FURCHASED 1923 Rosily/a fi RR GENEVA BOTANICA .F—a, SI 8 Sibson- OEL N _R UTER IEUR ;RANGESS Jahrbuch des Königlichen botanischen Gartens und des botanischen Museums zu Berlin. Herausgegeben von Dr. A. W. Eichler, Director des Königl. botanischen Gartens etc. Dr. A. Garcke, und Dr. IL. Urban, Custos am Königl. botanischen Museum. Custos des Königl. botanischen Gartens, LIBRAET MEW YORK RBROTAN!GAL Band I. Mit 8 Tafeln und 1 in den Text gedruckten Holzschnitt. ' BERLIN 1884. GEBRÜDER BORNTRAEGER. 2 (Ep. EGGERS.) Vorbemerkung. Wie bei den zwei ersten Bänden dieses Jahrbuchs, so hat auch für Herausgabe des vorliegenden der Herr Minister der geistlichen, Unter- richts- und Medicinal- Angelegenheiten einen Beitrag aus Staatsmitteln zu bewilligen die Güte gehabt, wofür wir hiermit unsern verbindlichsten Dank aussprechen. Berlin, im December 1884. Die Herausgeber. a ‚ar AUG 7- Bea wine Inhalts-Verzeichniss. Seite A, W. Eichler, Bericht über die Arbeiten und Veränderungen im Königl. botanischen Garten und botanischen Museum während der Zeit vom 1. April 1881 bis zum 30. September 1884 . VII G. Volkens, Zur Kenntniss der Beziehungen zwischen Standort und anatomischem Bau der Vegetationsorgane, Seite 1— 46, Tafel 1. 1. Polygonum amphibium . . . Br RT 6 2. Vergleich zwischen Individuen leer ee NEE LP ©: 3. Vergleich zwischen Arten einheimischer a N Fe re 1 4, Wüstenpflanzen . . 25 Fr, Johow, Zur Biolögie Fe oralen ee. en Schan- Apparate, Seite 47—68. E, Loew, Beobachtungen über den Blumenbesuch von Insekten an Freilandpflanzen des Botanischen Gartens zu Berlin, I. Theil, Ss. 69—118. Plan und Umfang der Beobachtimgen 2. . » 2 2 a ne ke... 69 Ener Blamenhesuche ‚der Anidn“'. =’. 00 nee 73 Her PR a Er EN I ee Liste der Binnen: N BEE ee. er ee A ee a A EI A Se en ae en a A TE A DA nn 96 Er le N ee A : 3 a ee RB I N 2 Pe BE a a De a 2 SEE | 7 LETTER ES er RR PR aD Ss Han dBee ZE Srtsr Rab BU ERNST DE FREE 117 - ee ee ee nern 1OR ITS EEE LT A ae a RE Re ER 3 A RE GENE HIRERREER €: N ee 108 a N en ae re DON EEE EEE Tr ee at I a a N BE nie Frl Fe ee a a te RB Blumenbesuche . 116 K. Schumann, Beiträge zur "Kenntnis der Etymologie und Geschichte der Gewürznelke, S. 120—140. I. Materialien zu einer Geschichte der Nelke . . . 2 2 2 2.2... 121 U. Etymologischer Theil . . . 132 K. Schumann, Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis (Pers.) Schult., Seite 141-154, Taf. II. VI Inhalts - Verzeichniss. VI. M. Fünfstück, Beiträge zur Entwiekelungsgeschichte der Lichenen, S. 155—174, Taf. III, IV, V. Peltigera Ach. . . Peltidea (Ach.) Nyl. Nephroma Ach.. VI. Th. Wenzig, Die Eichenarten Amerikas neu bearbeitet, Seite 175—219. VII. Wilh. Schwacke, Bereitung des Ourare - Pfilgiftes bei den | Teceuna-Indianern, Seite 220—223. IX. Wilh. Schwacke, Skizze der Flora von Manäos in Brasilien, Seite 224—233. X. Ign. Urban, Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Ber- liner bot. Gartens und Museums, I., Seite 234—252, nebst einem Holzschnitt und Taf. VI. Ueber zwei Geranium - Arten Ueber einige Oxalis- Arten . Ueber die Gattung Trematosperma Urb. S Ueber die Leguminosen -Gattung Cyclocarpa Afz. Eine neue Loasacee aus Argentina ; Coreopsis coronata Hook. X C. Drummondii Tom. et er . Loew, Beobachtungen über den Blumenbesuch von Insekten Freilandpflanzen des Botanischen Gartens zu Berlin, Forts. (s. oben n. III.), Seite 253—296. 9. Anthidium Latr. ; Blumenbesuche Br at a 10. Heriades Spin. und ER Ta N Blumenbesuche 11. Stelis Latr. Blumenbesuche 12. Coelioxys Latr. Blurmerlbesgehe: . ; n..42: ars, 2.10, 7% 13. Panurgus Latr. und Dasypoda Latr. Biumenbesuche * , zu.48. 0 um fr 14. Cilissa Leach. . Blumenbesuche 15. Andrena F. und Halictus Le Blumenbesuche 16. Sphecodes Latr. und Prosopis F. Blumenbesuche = Rückblick . XI. K. Prantl, Beiträpd zur - Systematik der PETER Seite 297—350, Taf. VII, VII. I. Ophioglosseen . U. Botrychium . III. Die ER T Verbreitung dei Are RE Gattungen. Anhang 1 “ le Bu 7 5 a a Anhang 2 1 a xl. B Seite 156 167 169 234 241 244 246 249 250 253 257 258 261 261 263 263 264 265 266 267 268 268 274 279 282 283 298 334 343 346 348 Bericht über die Arbeiten und Veränderungen im Königl. botanischen Garten und botanischen Museum zu Berlin während der Zeit vom 1. April 1881 bis 30. September 1884. Erstattet vom Director Dr. A, W, Eichler. (Vergl. Jahrbuch des botan. Gartens etc. Bd. I p. VII ff.) A. Botanischer Garten. I. Personalien. Custos. Mit dem Etatsjahre 1883/4 wurde am botanischen ‚Garten die Stelle eines Custos errichtet und dieselbe dem seitherigen I. Assi- stenten Dr. Ignaz Urban verliehen. Assistent. Infolge vorstehender Veränderung erhielt der seitherige lI. Assistent des botanischen Gartens den Charakter als einziger Assistent, .Bis zu Ende September 1883 wurde dieser Posten von H. Potonig, späterhin von dem Hülfsarbeiter am botanischen Museum P, Hennings bekleidet. | Inspector. Am 27. September 1881 wurde C©. D. Bouche&, seit dem Jahre 1843 Inspector des botanischen Gartens, demselben durch den Tod entrissen, nachdem er noch kurz vorher sein 50-jähriges Gärtnerjubiläum gefeiert hatte. Die Verdienste, welche sich Bouche um den botanischen Garten durch seine Rührigkeit und Energie, sowie durch seine ausgebreiteten gärtnerischen und botanischen Kenntnisse er- worben hat, sind in der Geschichte ‘des Instituts (s. Bd. I dieses Jahr- buchs, p. 42 ff.) bereits rühmend hervorgehoben worden; was er für den Gartenbau im Ganzen geleistet, ist allbekannt. — An Bouche’s Stelle wurde durch Ministerial-Erlass vom 20. December 1881 der seitherige Universitätsgärtner Wilhelm Perring zum Inspector des botanischen Gartens ernannt. II, Sachliches. a. Bauliche Veränderungen. 1. Neukau eines Wasserpflanzen - (Vietoria-)Hauses, unter Beseiti- gung des unbrauchbar gewordenen alten. Begonnen im Juli 1882, beendet im Frühjahr 1883. Aus Gartenmitteln. VII Bericht. 2. Einrichtung einer Wasserleitung für Freiland und Gewächs- häuser, im Sommer 1883. Aus Staatsmitteln. 3. Neubau zweier Bassins mit Springbrunnen (in Verbindung mit der Wasserleitung). 4. Neubau der Umfassungsmauer des Gartens gegen die Potsdamer Strasse hin, angefangen im Herbst 1881, beendet im Sommer 1884. Damit zugleich Regulirung des Gartenterrains nach der Potsdamer Strasse hin, aus welchem Anlass an der Nordostecke des Gartens ein Streifen von cc. 330 qm. abgenommen, dafür aber an der Südostecke ein Streifen von rot. 2000 qm. dem Garten zugefügt wurde. — Aus Staatsmitteln. 5. Grössere Umbauten und Reparaturen fanden Statt in der Director- und Inspectorwohnung, im Palmenhaus, Orchideenhaus und in verschie- denen andern Gewächshäusern. Alles aus Gartenmitteln. b. Veränderungen im Freiland. 1. Unter Verlegung des Stauden - Reserve-Quartiers und einer An- zahl von Treibkästen zwischen den Gewächshäusern und dem Arboretum, wurde ein grösserer Platz gewonnen für Aufstellung der Gewächshaus- pflanzen im Sommer, welche nunmehr in neun grossen, theils pflanzen- geographischen, theils systematischen Gruppen erfolgt. 2. Terrainregulirungen und Neuanlagen fanden Statt beim neuen Vietoriahaus, in der Nähe des Annuellen- Quartiers, wo ein Teich zuge- schüttet und dadurch ein reichlich 500 qm. grosses Stück für Stauden- Kultur gewonnen wurde, auf dem Platz hinter den Gewächshäusern, sowie auf dem unter a, 4 erwähnten, von der Potsdamer Strasse zum Garten hinzugefügten Terrainstreifen. — Mit dem Chaussiren der Garten- wege wurde eifrig fortgefahren. — Veränderungen in den Anpflanzungen fanden namentlich beim Arboretum Statt; auch wurden die Culturen in den Gewächshäusern vielfach umgelegt. ec. Pflanzen- und Samen-Verkehr. 1. Im Jahre 1831. Zugegangen: Lebende Pflanzen (97 Arten) von den bot. Gärten zu Göttingen, Hamburg, Königsberg, Paris, Saharampure (Ost-Indien) und von den Herren: Ascherson-Berlin, Binot-Brasilien, Bolle- Berlin, Haage &Schmidt-Erfurt, Roezl-Gent, Soyaux-W.-Afrika, Teusz- West-Afrika. Samen-Eingang (2516 Prisen), ausser durch den üblichen Tausch- verkehr von den Herren: Dr. Bretschneider-Peking, Engelmann- St. Louis, Haage & Schmidt-Erfurt, Hieronymus-Cordoba (S. Am.), Kreuter-Japan, Dr. Landau-Ost-Indien, Moore-Chelsea, F. von Müller-Melbourne, Rohlfs und Stecker-Abyssinien, Schönfeldt- Bericht. IX Goldküste (West-Afrika), Teusz- West- Afrika, Wagner - Königshütte i. Schles., Wittmack - Berlin. Abgegeben: Lebende Pflanzen (451 Arten) an die bot. Gärten zu Breslau, Herrenhausen, Utrecht, sowie an Herrn Prof. Kny- Berlin. Samen-Abgang: 6464 Prisen. 2. Im Jahre 1882. Zugegangen: Lebende Pflanzen (cc. 1300 Arten) von den bot. Gärten zu Herrenhausen, Graz, Jena, Kew, Kiel, München, der Schloss- gärtnerei zu Reuthen, der Gräfl. Thun’schen Gartenverwaltung zu Tetschen, der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam, der Compagnie . centrale d’Horticulture zu Gent, sowie von den Herren: Borsig-Moabit, \ Brandt-Charlottenburg, Bull-London, Christy & Co.-London, Dehmlow-Stralsund, Geisenheyner-Kreuznach, Gerntz- Potsdam, Haage & Schmidt-Erfurt, Halbenz & Engelmann-Zerbst, Heitz- Basel, Hauschild-Kopenhagen (Suceulenten), van Houtte-Gent, Knapper- Maximiliansen, Krause-Tripolis, Krause-Tschuktschenland, Leichtlin-Baden-Baden, Lorberg-Berlin (Gehölze), Metz & Co.- Steglitz b. Berlin, Meyerholz-Genthin, Neubert-Hamburg, Pase- waldt-Teltow, Ranniger- Altenburg, Reimers-Hamburg, Ruhmer- Bengasi (N.-Afrika), ©. Schultze-Charlottenburg, de Smeet-Ledeberg b. Gent, Späth-Berlin (Gehölze), Timm -Potsdam, Wetzel- Gera. Samen-Eingang (2580 Prisen), ausser durch den üblichen Tausch- verkehr von den Herren: Booth-Flottbeck b. Hamburg, Dr. Bret- schneider-Peking, Engelmann-St. Louis, Henze-Buenos-Ayres, Hildebrandt-Madagascar, Hulke-Neu-Seeland, Ilsemann- Ungar. Altenburg, Jülss-Elsfleth, Krause-Tripolis, Kuhn-Berlin, Lange- Berlin, Leichtlin-Baden-Baden, Maw-Broseley, F. von Müller- Melbourne, Fritz Müller-Blumenau (S.- Brasil), Rensch- Berlin, Riese-Berlin, Soyaux-W.-Afrika, St. Paul Illaire- Berlin. Abgegeben: Lebende Pflanzen (1280 Arten) an die bot. Gärten zu Bonn, Genf, Glasnevin (Dublin), Heidelberg, Herrenhausen, Jena, Kew, Kiel, München, St. Petersburg, Rostock, Würzburg. sowie an die Herren: Borsig-Moabit, Brandt-Charlottenburg, Credner & Co.- Weissen- fels a. S., Dehmlow-Stralsund, Eitner-Templin, Fintelmann- Potsdam, Fricke-Wildpark, Gruson-Buckau b. Magdeburg, Groen- land-Dahme, Geisenheyner-Kreuznach, Haage & Schmidt- Erfurt, Hauschild-Kopenhagen, Hülsen-Boehne b. Rathenow, Killisch von Horn-Pankow, Leichtlin-Baden-Baden, Lindberg-Stockholm, Loesche - Berlin, Ranniger - Altenburg, Reimers- Neumühlen b. Altona, Rosenheim-Darmstadt, Schoch-Zerbst, Timm - Potsdam, Ware-Tottenham b. London, sowie an folgende Institute: Realschule- x Bericht. Eschwege, Gärtner - Lehranstalt - Potsdam, Humboldthain-Berlin, Landw. Hochschule-Berlin, Königl. Porzellan-Manufactur-Charlottenburg, ferner an die Compagnie Continentale d’Horticulture- Gent und die Schloss- gärtnerei Reuthen. Mi: Samen-Abgabe: 9368 Prisen, ausser an botanische Gärten an die Herren: Artzt-Plauen, Ebeling-Magdeburg, Haage & Schmidt- Erfurt, Hauche-Suhl, Haupt-Bamberg, Hülsen-Böhne b. Rathenow, Jülss-Elsfleth (Oldenburg), Kienitz-Gerloff- Weilburg, Kühn- Halle, Langner-Breslau, Lauche-Potsdam, Ludwig-Greitz, Herm. Müller-Lippstadt, Pasewaldt- Teltow, Philippi-Santiago (Chile), Reinicke-Gernrode, Schestakoff-Tomsk (Sibirien), Ware- EOmayE ham b. London. 3. Im Jahre 1883. Zugegangen: Lebende Pflanzen (2050 Arten) von den bot. Gärten zu Dresden, Göttingen, Greifswald, Herrenhausen, Karlsruhe, Kew, München, St. Petersburg, Rom, Universitätsgarten Berlin, Gartenbau- Verein-Berlin, Deutscher Handlungs- Verein- Berlin, Gräfl. Stolberg- Wernigerodesche Garten - Verwaltung in Wernigerode, sowie von den Herren: Buckardt-Schöneberg b. Berlin, Th. Christy & Co.-London, Froebel & Co.-Neumünster b. Zürich, Grun-Königsberg, Gruson- Buckau b. Magdeburg, van Houtte-Gent, Haage & Schmidt-Erfurt, Hennings-Berlin, Hülsen-Böhne b. Rathenow, Jarissen & Sohn- Naarden - Bussum, Kirchhoff-Donaueschingen, Kramer-Flottbeck b. Altona, Krause-Tripolis, Leichtlin-Baden-Baden, Maecker-Berlin, Maw-DBroseley (England), Merensky-Transvaal (S.-Afrika), Müller- Melbourne, Ranniger-Altenburg, Reimers-Neumühlen b. Altona, Ross-Berlin, Runtzler-Hardenberg, Sander & Co.-St. Albans bh. London (Orchideen), Schwarzburg- Schöneberg b. Berlin, P. Sintenis- Troas, L. de Smeet-Gent, Strauss-Ehrenfeld b. Köln, Th. Ware- Tottenham b. London, ferner von der Compagnie Continentale d’Horti- culture in Gent, der Hofgärtnerei - Wilhelmshöhe b. Cassel und der Königl. Revierförsterei in Rastigswalde. Samen: 4460 Prisen, ausser durch den üblichen Tauschverkehr von den Herren: Ascherson-Schweiz, L. Boehmer- Yokohama, Dr. Bretschneider-Peking, Calvert-Dardanellen, v. Eggers- Dominica, Gireoud- W.-Africa, Glaziou-Rio de Janeiro, Haage & Schmidt-Erfurt, Harms-Valparaiso, v. Heldreich-Athen, Henze- Buenos-Ayres, Hennings-Berlin, Hieronymus-Cordoba. (Argentina), Hildebrandt-Madagascar, Jannasch-Berlin, E. Kerber-Mexico, Krause-Tripolis, Arthur und Aurel Krause-Tschuktschenland, Alaska, Californien, Vereinigte Staaten, Panama; Krohn-Futschau (China), Lefevre-Schweiz, Leichtlin -Baden-Baden, Lemke-Carthago We Er ER VOR EN Bericht. XI (Tunis), C. Mohr-Florida, Ferd. von Müller-Melbourne, Philippi- Santiago (Chile), Reverchon-Sardinien, Rosenberger- Australien, G. Ruhmer-Bengasi (N.-Afriea), Rich. Schomburgk-Adelaide, Schweinfurth-Socotra und Süd-Arabien, Teusz- West-Africa, Graf Waldburg-Zeil-Sibirien, Wildpret & Schenkel-Orotava, endlich vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuss. Staaten - Berlin. Abgegangen: Lebende Pflanzen (1538 Arten) an die bot. Gärten zu Amsterdam, Breslau, Dresden, Freiburg i. Br., Greifswald, Herren- hausen, Karlsruhe, Kiel, München, St. Petersburg, sowie an die Herren: Bornemann-Benghausen, Borsig-Berlin, Bluth-Berlin, Buckardt- ‘Schöneberg b. Berlin, Chone&-Berlin, Christy & Co.-London, Froe- bel & Co.-Neumühlen b. Zürich, Grun-Königsberg, Gruson-Buckau b. Magdeburg, Haage & Schmidt-Erfurt, Hildm ann-Berlin, Klar- Berlin, Lange- Wüstewaltersdorf, Leichtlin- Baden-Baden, Maecker- Berlin, Metsch-Baden-Baden, Ranniger-Altenburg, Reimers- -Neumühlen b. Altona, Reuter-Potsdam, Schwarzburg-Schöneberg b. Berlin, Strauss-Ehrenfeld b. Köln; ferner an die Königl. Hof- gärtnerei Wilhelmshöhe b. Cassel, die Gräfl. Stolberg’sche Garten- Verwaltung zu Wernigerode a. Harz, die Realschule zu Bremen, das Comite der Schles. Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz, das Landwirthsch. Ministerium in Berlin. | Samen: 9170 Prisen, ausser an die bot. Gärten an die Herren: Dressler-Dalldorf, Ebeling- Magdeburg, Ellacombe- Bristol, Frank- Berlin, Froebel & Co.-Zürich, Haage & Schmidt-Erfurt, Hassel- bach-Berlin, Huber & Co.-Hyeres, Dr. Jagor-Berlin, Kühn-Halle, Lauche-Potsdam, Leichtlin-Baden-Baden, Ludwig-Greiz, Mac Owan-Capstadt, Maecker-Berlin, Fritz Müller-Blumenau (Bra- silien), H. Müller-Lippstadt, Philippi-Santiago (Chile), Rathke & Sohn-Praust, Schestakoff-Tomsk (Sibirien), Th. Ware- Tottenham b. London, sowie an die Königl. Weinbauschule zu Geisenheim a. Rh. d. Besuch des Gartens. Infolge des starken Wachsthums der Westvorstadt Berlins einerseits ‚und bei dem hier bestehenden Mangel an grösseren Garten- oder Park- anlagen andererseits, hat der Besuch des botanischen Gartens in ausser- ordentlichem Maasse zugenommen. Unter den Besuchern aber nehmen blosse Spaziergänger und namentlich Frauen und Kinder in einer Weise überhand, dass daraus eine förmliche Calamität für den Garten entsteht und derselbe seinen Charakter als wissenschaftliche Staatsanstalt völlig zu verlieren droht. Es ist daher für die nächste Zeit eine dieser Ueber- fluthung entgegenwirkende Abänderung des Besuchsreglements beabsichtigt. Xu Bericht. B. Botanisches Museum. I. Personalien. Custoden. Mit dem letzten Juni 1884 trat der seitherige II. Cu- stos am botanischen Museum, Professor Dr. P. Ascherson, von dieser Stelle zurück, welche hierauf dem Dr. Karl Schumann, vordem Lehrer am Realgymnasium zum heil. Geist in Breslau, verliehen wurde. Wissenschaftliche Hülfsarbeiter. Im September 1883 wurde der wissenschaftliche Hülfsarbeiter G. Ruhmer, nachdem er während des vorangegangenen Winters in der Cyrenaika Heilung von einem Lungenleiden gesucht und scheinbar auch gefunden hatte, durch den Tod abberufen. G. Ruhmer war seit dem Jahre 1877 am botanischen Museum beschäftigt gewesen, hauptsächlich mit Herstellung und Instand- haltung eines europäischen Specialherbar’s; seine Kenntnisse, Pflichttreue | und angenehme Persönlichkeit hatten ihm allgemeine Achtung und Zuneigung gewonnen. An seine Stelle trat am 1. Oct. 1883 Dr. E. Roth aus Berlin. II. Sachliches. a. Im Allgemeinen. Die Umordnung der Gattungen im Herbarium nach Bentham-Hooker’s Genera plantarum wurde nach Kräften fortgesetzt. — Die Aufstellung der Sammlungen des eigentlichen Museums war im Frühjahr 1882 so weit vollendet, dass dieselben dem öffentlichen Besuch übergeben werden konnten, zu welchem Behufe zugleich von der Direction ein gedruckter „Führer“ ausgegeben wurde. Die Sammlung wurde in Anbetracht der lokalen Verhältnisse und der Kosten des Aufsichtspersonals zunächst nur während der Zeit von Anfang April bis Ende September und nur an zwei Nachmittagen in der Woche (Montag und Donnerstag) dem Publikum geöffnet. Der Besuch stellte sich folgendermaassen: 1832 — 45 Besuchstage, 5306 Besucher. 1883 — 47 > 4395 z 1884 — 44 s 4027 s Für Instandhaltung und Vermehrung der Museums - Sammlungen wurde, wie bereits im Jahre 1880, so auch im Jahre 1882 vom vor- geordneten Ministerium ein ausserordentlicher Zuschuss von 1500 Mark bewilligt. b. Vermehrung der Sammlungen. 1. Das Herbarium. 1. Durch Geschenk. Arnold-München, eine Anzahl Flechten. — Balfour-Glasgow, eine Sammlung Pflanzen aus Socotra (210 N.). — Bericht. XII Böhm, eine Collection Pflanzen aus West-Afrika. — Borbäs- Budapest, 108 Arten aus Ungarn, Siebenbürgen und Mähren. — Burnat- Nant-sur-Vevey, 27 spanische Pflanzen. — Egeling- Nordamerika, 25 Flechten der Mark Brandenburg. — Engler-Kiel, eine Anzahl Pflanzen aus Japan, Russland und Norwegen, sowie 27 Araceen und seine Araceen -Centurien. — Güssfeld-Berlin, Pflanzen aus den chile- nischen Anden. — Heldreich-Athen, 374 Arten aus Thessalien, 309 aus der griechischen Flora und 12 vom Gargarus. — Hildebrandt- Madagascar, 970 Arten aus Madagascar. — Kew-Herbarium, 261 Kappflanzen, 220 Nummern Laubmoose aus Schottland, 631 Nummern australischer Pflanzen, 22 Arten aus Port-Natal, 19 Cyrtandraceen und 151 Spee. von Dr. Aitchison in Afghanistan gesammelt. — Müller- Arg.-Genf, 156 Arten exotischer Flechten. — Nordstedt-Lund, 10 Characeen aus Neu-Seeland.. — Norrlin-Helsingfors, Herbarium Pilosellarum Fenniae, Fasc. 1. — Pariser botan. Museum, 196 Nummern chinesischer Pflanzen. — Petersburger botan. Garten, 63 Arten des nördlichen Sibiriens, 411 Arten von Bretschneider und v. Möllendorff bei Peking gesammelt, 160 Arten aus Turkestan, 330 Arten aus Brasilien, 44 Arten aus Kleinasien und den Kaukasusländern. — Petrovich-Bengasi, 234 Arten aus Cyrenaica. — Pogge, verstorben in Afrika, 39 Arten von den Cap-Verden und aus Senegambien, sowie eine grössere Pflanzencollection von seiner letzten afrikanischen Reise. — Rohlfs & Stecker, 324 Nummern abyssinischer Pflanzen, Geschenk der afrikanischen Gesellschaft. — Roth-Berlin, 25 Kryptogamen aus Frankreich. — Schweinfurth-Kairo, 129 Pflanzen aus Südarabien, 295 von der Insel Socotra, 196 Nummern von Pflanzen aus Marmarika und 23 von Stecker in Tripolis gesammelte Arten. — Sinogowitz- Berlin, eine Anzahl Pflanzen aus der Flora von Island. — Soyaux- Gabon, 189 Nummern in Gabon gesammelter Pflanzen. — Stockholmer Museum, 1100 Nummern von Regnell in Brasilien gesammelter Arten. — Virechow-Berlin, 160 Nummern kaukasischer Pflanzen. Diesen Gebern im Namen des Instituts verbindlichsten Dank. 2. Durch Tauschh Cosson-Paris, 551 Arten aus Marocco und Algier, 125 Arten aus Aegypten, 50 Arten aus dem Orient und 75 Gefässkryptogamen von Leprieur in Guyana gallica gesammelt. — In- stituto politeenico zu Lissabon, eine Anzahl von Welwitsch in Angola gesammelter Arten. — Kerner-Wien, Flora exsiecata austrica, Cent. 1—8. Dagegen wurden abgegeben an: Die Herren Dr. Cosson-Paris, 1091 Arten afrikanischer Pflanzen; Prof. Engler-Kiel, 144 südamerikanische Pflanzenarten; Prof. Kerner- Wien, 476 Arten aus dem tropischen Afrika; Ferd. v. Müller-Mel- XIV Bericht. bourne, 1156 Nummern afrikanischer und brasilianischer Pflanzen. — An das Kew-Herbarium 18 Arten der Gattung Hebenstreitia und an die K. Vetenskaps-Akademie in Stockholm 991 Arten afrika- nischer und südamerikanischer Pflanzen. Ferner Doubletten-Sammlungen der A. Braun’schen Characeen an die botanischen Gärten resp. Herbarien zu Breslau, Brüssel, Kew, Kopenhagen, Leiden, Leipzig, Lund, Marburg, München, Paris, St. Petersburg, Stock- holm und Wien. 3. Durch Kauf. Baenitz, 23 europäische Pflanzen. — G. Braun, die 10. Lieferung seines Herbarium Ruborum germanicorum. — Bro- therus, 511 Nummern kaukasischer Pflanzen. — Coemans, Cladoniae belgieae. — Crombie, 2 Cent. der Lichenes britanniei exsiecati. — Curtiss, 3—6. Cent. nordamerikanischer Pflanzen. — Debeaux, 382 Pflanzenarten aus Oran. — Eggers, 10 Centurien der Flora exsiccata Indiae oceidentalis. — Forbes, 2200 Pflanzen aus dem malayischen Archipel. — Grabowski, 140 Arten aus Borneo. — Herpell, Hut- pilze (Fortsetzung). — Höpfner, 142 Exemplare aus Damara und Ovambo.. — Van Heurck, 1.—6. Serie Belgischer Diatomeen. — Howell, 7 Centurien in Oregon gesammelter Pflanzen. — M. und E. Jones, 817 Arten aus der Flora von Utah, 1172 Arten aus Cali- fornien, 23 Arten aus Nevada. — Kerber, 5 Centurien mexicanischer Pflanzen. — Lojacono, Pflanzen aus Sieilien. — Lojka, Flechten aus Ungarn... — Lorentz, seine Privat-Sammlung argentinischer Pflan- zen, sowie sein Moosherbarium. — v. Mechow, 385 Exemplare west- afrikanischer Pflanzen. — Parish, 495 Arten aus Californien. — Rehm, eine Sammlung Cladonien. — Reverchon, 470 Arten sardinischer Pflanzen und 250 Arten aus Creta. — Ruhmer, 457 Arten aus, Cyrenaica und Tripolis und 50 Arten aus Malta. — Schneider, Herbarium schlesischer Pilze, Fase. 12—16. — F. Schultz, Herbarium normale, Cent. 8—17. — Sintenis, 13 Centurien Troaspflanzen. — Sydow, Mycotheca marchica, Cent. 2—7. — v. Thümen, Mycotheca universalis, Cent. 19—23 und Fungorum exoticorum decades I und II. — Weber, ca. 400 Pflanzen von den Samoa- und Fidschi-Inseln. 2. Das eigentliche Museum. 1. Durch Geschenk. Grössere Beiträge gingen ein: Vom ägyptischen Museum zu Kairo durch Herrn G. Schweinfurth: Pflanzenreste aus altägyptischen Gräbern. — Von Dr. Treub in Buitenzorg: javanische Früchte in Spiritus u. s. w. — Vom Kew-Museum: Pflanzen-Abbil- dungen sowie verschiedene Früchte, Hölzer u. s. w. — Von Th. v. Held- reich in Athen: Früchte, Sämereien, Flechtarbeiten, Holzschnitzereien aus Griechenland. — Von Baron F.v. Müller in Melbourne: Collection Bericht. XV ‚australischer Hölzer. — Von Rich. Schomburgk in Adelaide: Sämereien, Früchte. — Von Dom. Parodi in Buenos-Ayres: Süd- amerikanische Drogen. — Von Graf Solms-Laubach in Göttingen: Pandaneen-, Ficusfrüchte u. s. w. — Von Dr. Johow in Bonn: ver- schiedene grössere Früchte sowie Hymenolichenen aus Trinidad. — Von Prof. Schweinfurth in Kairo: Früchte, Hölzer, Pilze von Socotra. — Von Dr. Th. Peekolt in Rio de Janeiro: Früchte aus Brasilien. — Von Dr. Löw in Berlin: Collection der im botan. Garten blüthen- bestäubenden Insekten. Verschiedenartige kleinere Beiträge wurden .gespendet von den Herren: Graf von Arnim, P. Ascherson, Birnbaum, Bolle, v. Bunsen in Berlin, Thom. Christy-London, Cas. de Candolle- Genf, F. Dietrich-Berlin, Engelmann-St. Louis, Ernst-Caracas, Finsch-Bremen, Friedel, Freytag, Garcke, Gärtner in Berlin, Glaziou-Rio de Janeiro, Göppert-Breslau, Günther-Berlin, Hartmann-Toowoomba (Australien), Hieronymus-Breslau, Henze- Buenos-Ayres, Jäggi-Zürich, Jannasch-Berlin, Jühlke- Potsdam, Kanitz-Klausenburg, Kersten, Köhne, Kny, Krause in Berlin, O0. Kuntze-Leipzig, Lauche-Potsdam, Landau, Lepsius, Magnus, von Martens in Berlin, Matsubara-Tokio (Japan), Müllenhoff- Berlin, Fritz Müller-Blumenau (Brasilien), Pechuel-Lösche- Berlin,-Philippi-Santiago (Chile), Pogge-Afriea, Potonie, Rensch, Riese in Berlin, Römer-Hildesheim, Roth, Ruhmer in Berlin, v. St. Paul Illaire-Berlin, Schadenberg-Glogau, Schenk- Leipzig, Scheppig, Siehe, Sintenis, Schmidt in Berlin, Schinz- Zürich, Schönfeld-Hamburg, Sonder-Hamburg, Teusz- Berlin, Töpfer- Brandenburg, Schumann, Tschirch, Urban, Vogel, Virchow, Wenzig in Berlin, Wigand-Marburg, Wittmack-Berlin. Auch diesen Gebern allen sei hiermit im Namen des botanischen Museums der verbindlichste Dank dargebracht. 2. Durch Kauf. Wachsmodelle der Rafflesia Arnoldi, Victoria regia, Cereus nycticalus u. s. w. von Frau Nennemann in Berlin; eine Anzahl brasilianischer Früchte u. s. w. von Frl. Wallis in Detmold; Weber-Chemnitz verschiedene Früchte und Pilze von den Fidschi- Inseln; Schuchardt-Görlitz, verschiedene Drogen; Wildpret und Schenkel-ÖOrotava, diverse Früchte; Umlauff-Hamburg, Fruchtstand von Phytelephas macrocarpa; Burckart’s Sammlung europäischer Nutzhölzer; Balke-Berlin, 2 Tableaux von europäischen Getreidearten; Zopf- Berlin, 5 Tafeln Pilzabbildungen; Lindemuth- Berlin, 50 Blatt- skelette; Roempler- Stuttgart, Stamm von Cycas revoluta; A. Krause- Berlin, Coniferenzapfen aus Nordamerika; ' J. Petersen -Porto-Alegre (Brasilien), Sammlung brasilianischer Hölzer. Eine hervorragende Be- r XVI | Bericht. reicherung der Sammlungen fand dann noch durch die vom Herrn Edm. Kerber im Auftrage des Museums in Mexico gesammelten botanischen Objekte statt. c. Wissenschaftliche Benutzung der Sammlungen. An Ort und Stelle wurden dieselben benutzt, ausser von zahl- reichen hiesigen Gelehrten und von den Beamten und Hülfsarbeitern des Museums und des botanischen Gartens, hauptsächlich von den Herren: Bachmann-Münster, C. de Candolle-Genf, Engelmann-St. Louis, Engler-Kiel, Haussknecht- Weimar, Heinricher-Graz, Huth- Frankfurt a. Ö., Körnicke-Bonn, O0. Kuntze-Leipzig, Luerssen- Leipzig, Nathorst-Stockholm, Nordstedt-Lund, Rättig- Müllrose, Schinz-Zürich, Schlyter-Gefle (Schweden), Schmalhausen- Kiew, Schröter-Zürich, Schweinfurth-Kairo, Staub-Budapest, Wainio- Helsingfors, Warnstorf-Neu-Ruppin, Wille-Christiania, Winslow- Gothenburg, Wilms-Münster, Zabel-Münden. 2. Verleihungen nach auswärts: Boeckeler- Varel, Cyperacen; Boissier-Genf, Gramineen; Bom- mer-Brüssel, Filicees; Borbäs-Buda-Pest, Aquilegia; Buchenau- Bremen, Juncaceen; Burnat-Nant-sur-Vevey, Hieracium; CGelakowsky- Prag, Polygala, Cleome, Thymus; Clar ke-Kew, Cyrtandraceen; Dingler- München, Umbelliferen; Drude-Dresden, Palmen, Pandaneen; Th. Dyer-Kew, Willughbeia; Engler-Kiel, Araceen, Anacardiaceen, Acer- aceen, Tiliaceen, Clusiaceen, Bixaceen, Valerianeen; Fournier-Paris, Asclepiadeen; Göbel-Würzburg, Filices; Asa Gray-Cambridge, Com- positen; Hackel-St. Pölten, Andropogoneen; Hegelmaier-Tübingen, Lemnaceen; Heimerl-Wien, Achillea; Hieronymus-Breslau, Legu- minosen; Kanitz-Klausenburg, Lobeliaceen; Kerner- Wien, Alyssum, Gentiana; Klatt-Eimsbüttel, Compositen; Körnicke-Bonn, Gramineen; Luerssen-Leipzig, Filics; Müller Arg.-Genf, Lichenes, Selaginella; Nordstedt-Lund, Characeen; Prantl-Aschaffenburg, Filices; Pur- kyne- Weisswasser, Coniferen; BRadlkofer-München, Capparis; Richter-Leipzig, Algen; Rolfe-Kew, Selagineen; Sanio-Lyck, Aspi- dium; Solms-Laubach-Göttingen, Filices; Staub-Buda-Pest, Acer; Stephani-Leipzig, Hepaticae; Warnstorf-Neu-Ruppin, Sphagnum; Wawra- Wien, Ternströmiaceen; Wille-Stockholm, Myr- taceen; Willkomm-Prag, Sileneen, E Zur Kenntniss der Beziehungen zwischen Standort und anatomischem Bau der V egetationsorgane. Von Dr. G. Volkens. (Hierzu Tafel I.) Wenngleich in letzterer Zeit mehrfach Arbeiten erschienen sind, in welchen den Beziehungen zwischen anatomischem Bau und Klima und Standort nachgegangen wird, scheint es mir dennoch nicht überflüssig, durch die folgenden Ausführungen den bekannten Beobachtungen einige neue hinzuzufügen. Massgebend für den Werth des Mitzutheilenden war mir einmal die Thatsache, dass obige Beziehungen von einigen Bo- tanikern!) noch immer geleugnet werden, dann auch die Erkenntniss, dass in vielen Fällen, wo es ganz im Allgemeinen darauf ankommt, einen Zusammenhang zwischen Bau und Funktion pflanzlicher Gewebe oder Elementarorgane aufzudecken, der von mir eingeschlagene Weg einer Vergleichung zwischen Structur und äusseren Vegetationsbedingungen wegen der Schwierigkeit des experimentellen Verfahrens der einzige ist, der zum Ziele führt. Gegenstand nachstehender Untersuchungen sind in erster Linie die Einflüsse, welche die Trockenheit des Standortes und Klimas auf den Bau der Vegetationsorgane ausübt. Um hier zu einem Resultat zu gelangen, kann man drei Wege einschlagen. Entweder man vergleicht Exemplare ein und derselben Species, welche in trockner Luft und Erde, sei es nun im Freien erwachsen, sei es im Laboratorium eultivirt waren, mit solchen, die sich bei sonst gleichen Bedingungen günstigerer Feuchtig- keitsverhältnisse erfreuten, oder man vergleicht alle die Arten einer Gattung resp. die Gattungen einer Familie mit einander, die sich neben 1) Vergl. z. B. A. de Candolle: Constitution dans le regne vegetal ete. Ar- chives des sc. phys. et nat. nouv. per. t. L. Geneve 1874. Jahrbuch des botanfSchen Gartens. II. 1 > Volkens: anderem auch durch die Differenz im Wasserreichthum ihrer specifischen Standörter unterscheiden, oder endlich man unterwirft ohne Auswahl die sämmtlichen Charakterpflanzen bestimmter, sich durch Trockenheit aus- zeichnender Erdstriche einer prüfenden Untersuchung. Die drei Metho- den, die nach der Reihe von mir angewendet worden sind, haben nicht gleichen Werth; die erste wird die sichersten, die letzte immer nur bedin- gungsweise richtige Resultate ergeben. Theoretisch betrachtet, vermag die Pflanze auf mancherlei Weise gegen die Dürre zu reagiren. Ist der Standort ein derartiger, dass der Pflanze unterirdische Wasserquellen zu Gebote stehen und nur die der Luft exponirten Theile starker Trockenkeit ausgesetzt sind, so kann sie durch eine Vermehrung des Absorptions- und Leitungssystems dem ge- steigerten Wasserbedürfniss entgegenkommen. Ist Boden und Luft gleich trocken, die Pflanze also nicht in der Lage, grosse Transpirationsverluste der oberirdischen Organe durch steten Wassernachschub von unten her zu ersetzen, so ist es naheliegend, dass die Natur darauf Bedacht nimmt, möglichst sparsam mit dem vorhandenen Wasservorrath umzugehen. Sie wird Schutzmittel schaffen müssen, die eine allzu lebhafte Tran- spiration ‚entweder überhaupt verhüten oder doch deren schädliche Folgen in den Zeiten der Noth vorübergehend abzuschwächen im Stande sind. — Vorausgesetzt bei dieser Annahme ist, dass die Transpiration ein Vor- gang sei, dem gegenüber das Pflanzenindividuum eine passive Rolle spielt. Wäre dies nicht der Fall, die Transpiration ein physiologischer Prozess, der von äusseren Agentien wie Wärme und Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre nicht direct abhängig ist, so hätten mechanisch die Verdun- stung hemmende Schutzmittel gar keinen Sinn. Dies ist nothwendig zu betonen und verlangt hier darum ein näheres Eingehen, weil in neuerer Zeit inder That Ansichten über die Transpiration laut geworden sind, die sich mit jener hypothetisch von mir ausgesprochenen ungefähr decken. Sorauer'!) behauptet wörtlich: „Die Verdunstung ist ein physiologischer und kein mechanischer d. h. dem am todten Körper gleicher Structur stattfindenden Vorgange vergleichbarer Prozess.“ Ganz in Ueberein- stimmung damit stellt er das Gefüge des verdunstenden Apparates als bedeutungslos für die Grösse der Transpiration hin, obgleich es schwer zu verstehen ist, wie er andrerseits zugeben kann, dass eine dichtere, stärker euticularisirte Membran dem Durchgang von Wasser grössere Schwierigkeiten bieten muss. Während Sorauer die physiologischen Vorgänge selbst, welche die Tyanspiration veranlassen sollen, nur vermuthungsweise auf Oxydationsvorgänge zurückzuführen weiss, prä- 1) Sorauer: Studien über die Verdunstung. Forschungen auf dem Gebiet der Agriculturphysik, herausgegeb. v. Wollny II. 4. 5. . Standort u. anatom. Bau. 3 cisirt Wiesner!) dieselben näher, indem er das Licht als ausschlaggebend für dieselben hinstellt. Nach ihm sollen die Lichtstrahlen beim Passiren des Chlorophylifarbstoffs sich in Wärmestrahlen umsetzen und so eine Transpiration erzeugende Temperatursteigerung innerhalb der Gewebe hervorrufen. Die Möglichkeit dieses Vorganges muss ohne weiteres zu- gegeben werden, nur liegen bisher in der Literatur nirgend directe Be- obachtungen darüber vor, und alle Angaben, die über die Eigenwärme assimilirender Gewebe gemacht worden, entbehren einer sicheren Be- gründung. Wiesner’s Schlüsse selbst sind indirecte. Er zieht sie aus Versuchen, die für ihn als positives Resultat ergeben, dass Pflanzen im Licht stärker transpiriren als im Dunkeln und chlorophyliführende stärker als etiolirtee Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, die Wiesner’schen wie die Sorauer’schen Experimente in Bezug auf ihre Exactheit?) einer Kritik zu unterziehen und muss ich mich darauf be- schränken, meine eigne Auffassung der Transpiration und die sich daraus ergebenden Schutzmittel der Pflanzen in Kurzem darzulegen. Die Transpiration der Pflanzen ist ein rein physikalischer Prozess und in Bezug auf ihre ursächlichen Momente vollkommen der Verdun- stung einer freien Wasseroberfläche an die Seite zu stellen. Ihre Inten- sität hängt im Wesentlichen ab von zweierlei Factoren: der Dampf- spannung der umgebenden Luft und der Natur der verdunstenden Mem- bran resp. Flüssigkeit. Denken wir uns eine im Freien vegetirende Pflanze. Wasserdampf wird abgegeben einmal direct in die Luft von der Gesammtoberfläche der Epidermis, dann durch die Spaltöffnungen hindurch von sämmtlichen Zellmenbranen, die im Innern die Intercellularräume begrenzen. Von vornherein haben wir also eine geringe Transpiration da zu erwarten, wo die verdunstende Fläche eine geringe ist, mit andern Worten, wo eine verminderte Ausbildung der oberirdischen vegetativen Organe, insbesondere also der Blätter, mit einem räumlich möglichst beschränkten Bau des Intercellularsystems Hand in Hand geht. Die Verdunstung durch die äussere Epidermismembran richtet sich in ihrer Ausgiebigkeit zunächst nach der Temperatur und dem Feuchtig- keitsgehalt der Atmosphäre, die der Wände, welche die Intercellular- räume bekleiden nach den dort herrschenden Dampfspannungsverhältnissen. Beide werden nicht gleich und, wenn man von weiteren Complicationen 1) Akad. der Wiss. zu Wien 1876. t. LXXXIV. 2) Die umfangreiche Literatur über Transpiration, die in v. Bretfeld: Das Ver- suchswesen auf dem Gebiete der Pflanzenphysiologie, Berlin 1884, ausführlich zusammen- gestellt ist, wimmelt von Widersprüchen aller Art, nicht bloss in Bezug auf die Deu- tung, sondern auch in den thatsächlichen Ergebnissen des Experiments. , 1* 4 Volkens: vorläufig absieht, wird die Differenz um so grösser sein, je weniger leicht die Intercellularluft mit der äusseren zu communiciren vermag. Es kann dies entweder dadurch geschehen, dass das System der luft- erfüllten Zwischenräume eine Ausbildung erfährt, der zufolge die Wasser- dampftheilchen einen möglichst langen Weg zu beschreiben haben, bevor sie die Spaltöffnungen passiren, oder aber dadurch, dass das Eindringen trockner Luft in das Innere durch Lage und Bau der Spaltöffnungen selbst erschwert wird. Auch ohne solche Schutzmaassregeln indessen kann man im allgemeinen wohl annehmen, dass bei trockner und mittel- feuchter Atmosphäre, namentlich wenn einige Bewegung innerhalb der- selben herrscht, die Binnenluft einer Pflanze wasserdampfreicher und da- mit die Verdunstung innerhalb der Interstitien geringer ist als an der freien Oberfläche der Epidermiszellen. Letztere bedürfen demnach unter Umständen eines besonderen Schutzes zur Herabminderung ihrer Verdunstungsgrösse, und da solche ausser von den hygrometrischen Eigenschaften des umgebenden Raums auch von der Natur des wasserabgebenden Körpers abhängt, so werden sie ihn in einer physikalischen und chemischen Differenzirung der Aussen- membran finden. Wie schon eine blosse Verdickung derselben in dem geforderten Sinne günstig zu wirken vermag, lehrt eine einfache Betrach- tung. Man denke sich eine transpirirende Epidermiszelle. Der Dampf, welchen sie abgiebt, rührt allein von dem Imbibitionswasser der Membran her. So lange die Verdunstung nur schwach und langsam ist, wird der Verlust, welchen jene erleidet, constant durch neue sich vom Zelllumen her einschiebende Wassermoleküle ersetzt werden; wird sie schneller und intensiver, so können diese, die ja einen mit der Verdickung der Membran steigenden Widerstand zu überwinden haben, nicht so schnell folgen, als peripherisch die Umwandlung in Gas erfolgt, und es entsteht eine äusserste Zellstofflamelle, die wasserärmer, somit dichter und wegen der Behinderung, die die Dampftheilchen durch die zusammen- rückenden Micellen erleiden, schwerer durchlässig als die darunter liegen- den Schichten sein muss. Es kommt auf diesem Wege auf der Ober- fläche der Epidermiszelle ein differenzirtes Häutchen zu Stande, dessen Dicke und weiteren Wasserverlust hindernde Wirksamkeit in dem Maasse zunimmt, als die Ursachen sich steigern, die eine Beschleunigung der Transpiration hervorrufen. Der ganze Vorgang gleicht etwa dem Aus- trocknen eines schlammigen Moores. Brennen die Sonnenstrahlen mit aller Macht darauf, so bildet sich an der Oberfläche sehr bald eine trockene Decke, die einer weiteren, Verdunstung hemmend entgegen- steht. Die Pflanze bleibt nun bei der Bildung eines Häutchens, das nur wasserärmer wäre als die darunter liegenden Zellstoffschichten, nicht Standort u. anatom. Bau. 5 stehen, sie lässt in demselben weitere auch chemische Veränderungen vor sich gehen und gelangt zu dem, was wir Cuticula nennen. Die bisher betrachteten Beschränkungen, welche die Verdunstung erleidet, waren mehr physikalischer Natur, zum mindesten waren sie solche, die sich dem bewaffneten Auge schon im Aufbau des Zell- stoffgerüstes direct sichtbar machen lassen. Die Stärke der Verdunstung hängt aber auch ab von der chemischen Natur, speciell von der Visco- sität der verdunstenden Flüssigkeit selbst. So verdunstet Alkohol schneller als Wasser, letzteres schneller als Oel. Die Pflanze macht von dieser Thatsache in besonderen Fällen Gebrauch, indem sie den Zellsaft schleimig werden lässt. Welche enorme Hitze gerade Fett- pflanzen ertragen können, ohne durch Wasserverlust zu Grunde zu gehen, ergiebt sich aus Beobachtungen Askenasy’s') und Kerber’s?). Jener constatirt an Crassulaceen des botanischen Gartens zu Heidelberg Tem- peraturen im Blattinnern bis zu 48° C., dieser versichert sogar in Cacteen des mexikanischen Hochlandes, die auf nacktem Fels wachsend während der trocknen Jahreszeit keinerlei Feuchtigkeit dem Boden entziehen können, infolge der Insolation bis zu 50 und 60° C. steigende Temperaturen ge- messen zu haben. In der That haben wir die succulenten Pflanzen als xerophile par excellence anzusehen und bei der enormen Zähigkeit, mit welcher ihre Säfte das aufgespeicherte Wasser festzuhalten vermögen, dürfen wir uns nicht wundern, einige unter ihnen anzutreffen, die sonst keinerlei Schutzmittel gegen vermehrte Transpiration aufzuweisen haben. In der Literatur werden den Fettpflanzen vielfach die Salzpflanzen an die Seite gestellt. Ich werde auf dieselben bei der Besprechung der Halophyten der Wüste näher eingehen. Die vorhergehenden Ausführungen deuten im Anschluss an meine Auffassung der Transpiration die Mittel an, welche Pflanzen heisser Klimate und trockner Standörter besitzen, um die Abgabe von Wasser- dampf seitens der gebotenen Oberfläche auf ein geringeres Maass herab- zusetzen. Sie waren nothwendig, da sie die Kriterien bieten, ohne welche es bei den folgenden anatomischen Darstellungen nicht möglich wäre zu entscheiden, ob irgend welcher Befund eine Anpassung an den Standort repräsentirt oder nicht. — Es kann füglich unterlassen werden, auch diejenigen Schutzmittel hier im voraus zu skizziren, welche nur den Zweck haben, vorübergehend schädliche Transpirationsverluste aus- zugleichen. Sie werden im Wesentlichen als Wasserreservoire zu charak- terisiren sein und später im Einzelnen erwähnt werden. Bei einer Umschau nach Pflanzen, die die Anpassung an den Stand- 1) Bot. Ztg. 1875 p. 441. ?) Verhandl. des bot. Vereins der Prov. Brandenbg. 1883 p. 40. 6 Volkens: ort möglichst rein und unvermischt mit solchen, meist unerklärlichen Anpassungen gewahren lassen, wie sie die phylogenetische Entwicklung bedingt, bot sich mir dar: l. Polygonum amphibium . Von dieser Pflanze werden in den Floren gewöhnlich zwei Varietäten aufgeführt und die eine als terrestre, die andere als natans unterschieden. Beide gehören nach Schmidt’s') und meinen Beobachtungen zusammen und sind nichts weiter als Standortsformen ein und derselben Art. Wiederholt habe ich im ‚Herbst im seichten Wasser sich aus einem Rhizom, das an der Spitze normale Schwimmblätter trug, Seitentriebe er- heben sehen, deren über die Wasserfläche ragende Blätter durch nichts von denen einer typischen Landform zu unterscheiden waren. Nirgends habe ich ferner am Ufer kleiner Teiche, in denen die Wasserform flottirte, nach dem Sinken des Wasserspiegels auf trocknem Lande das Auf- treten der Form ierrestre vermisst und mehr als einmal oft ausser- ordentlich lange Rhizome ausgegraben, die Land und Wassersprossen gleichzeitig aufwiesen. Hildebrand?) gelang es, allerdings im Gegen- satz zu Hoffmann’), aus der Landform, die in der Nähe eines seit Jahren ausgetrockneten Grabens üppig gedieh, schon nach wenigen Wochen durch Einsenken der Stöcke in Wasser Triebe mit Schwimm- blättern zu erzeugen. Wir haben es nach alledem mit einer Pflanze zu thun, die sich auf das Leichteste verschiedenen Medien anpasst, die, ohne mehrerer Generationen zu bedürfen, gleichsam sprungweise zwei habituell sehr verschiedene Formen anzunehmen vermag und mehr als irgend wo sonst, sind wir in diesem Falle berechtigt, die anatomi- schen Differenzen, welche sich bei dem Vergleich beider Formen er- geben, allein auf die klar zu Tage liegenden Unterschiede in den äusseren Lebensbedingungen zurückzuführen. Ich untersuchte zunächst den Bau des Stammes und benutzte ungefähr gleichaltrige, vollkommen ausgebildete Internodien von Exem- plaren, von denen die einen im Wasser flutheten, die andern an einer sehr trocknen Stelle zusammen mit typischen Sand- und Haidepflanzen wie Weingaertneria canescens, Calluna vulgaris, Carex arenaria etc. er- wachsen waren. a. Wasserform. (Fig. 2 und 3.) Gesammtdurchmesser des 1) Einige Beobachtungen zur Anatom. der veget. Organe von Polygonum u. Fago- pyrum, Inaug. Diss. Bonn 1879. 2) Bot. Ztg. 1870 p. 20. 3) Bot. Ztg. 1877 p. 299. Standort u. anatom. Bau. 7 Internodiums 4 mm. Davon entfallen 3 mm auf einen centralen Luft- kanal. Die Dicke des eigentlichen Stammgewebes daher nur 0,5 mm. Von aussen nach innen folgen aufeinander eine einfache, spaltöffnungsfreie Epidermis, ein zweischichtiges, dünnwandiges Hypoderm, eine 0,17 mm. dieke Rinde, eine Bündelscheide, ein Ring gebildet von 10 —12 iso- lirten Gefässbündeln, ein schwacher Rest des ursprünglichen Markes. Die Rinde besteht aus kugelförmigen, besonders in den äusseren Lagen collenchymatisch verdickten Zellen, welche nach dem Mark zu grosse, isodiametrische Intercellularen zwischen sich lassen. Die Bündel- scheide ist schwach und setzt sich aus einer, seltner zwei Lagen wenig verdickter und verholzter Zellen zusammen. Die Gefässbündel zeigen keine ’besonderen Eigenthümlichkeiten, Phloöm und Xylem sind quan- titativ ungefähr gleich entwickelt; im Xylem fallen 3—4, selten mehr Gefässe, durch ihre Grösse auf. Eine seitliche Verbindung der Bündel findet im Anschluss an die Bündelscheide durch einige Reihen kleiner interstitienloser Zellen, weiter nach innen durch gewöhnliche Markzellen statt, von denen nur in seltenen Fällen ein oder zwei Schichten durch cambiale Theilung eine derartige Veränderung ihrer Form erfahren, dass das Bild eines schwachen Holzringes zu Stande kommt. Weitere Details, wie das Auftreten von Gerbstoffschläuchen, besonderen Phloömbündeln u. s. w. führe ich hier nicht an, da sie sich bei der Landform ebenfalls finden und somit generische Eigenthümlichkeiten dar- stellen. Sie erfahren in der eitirten Arbeit Schmidt’s eine ausführliche Behandlung. b. Landform. (Fig. 1 u. 4.) Gesammtdurchmesser des In- ternodiums 2,5 mm. Davon entfallen auf den centralen Luftkanal nur 0,5 mm. Die Dicke des eigentlichen Stammgewebes daher 1 mm. Epi- dermis und hypodermale Schichten wie vorher, denn die wenigen Spalt- öffnungen — auf den Quadratmillimeter selten mehr als eine — be- dingen wohl kaum einen Unterschied. Die Rinde ist 0,07 mm dick, die einzelnen Zellen derselben, besonders in den äusseren Lagen, lücken- los verbunden und viel stärker collenchymatisirt als bei der Schwimm- form. Die Lufträume sind tangential gedehnt und bei weitem weni- ger entwickelt. Die Bündelscheide erscheint als 4—5 Zellschichten breiter mechanischer Ring, dessen Elemente oft bis auf ein verschwin- dendes Lumen verdickt sind. Durch ein nachträgliches Diekenwachs- thum wird der Ring an verschiedenen Stellen des Umfangs durch ein- geschobene Parenchymmassen gesprengt, wodurch ein sonst behinderter Säfteverkehr zwischen Holz und Rinde erleichtert wird. Die Zahl der Gefässbündel, von denen grössere mit kleineren abwechseln, schwankt nach den Exemplaren, ist aber für gewöhnlich immer grösser, als bei der Wasserform. Während bei dieser 14 als höchste Ziffer gezählt wurden, 8 Volkens: fanden sich hier bis zu 23. Aber nicht nur quantitativ, auch qualitativ weichen die Bündel der Landform und zwar dadurch ab, dass der Holz- theil und im besonderen die Gefässe desselben eine bei weitem grössere Entwicklung aufweisen. 10—12 grosse, zumeist spiralig verdickte Ge- fässe in einem Xylemstrang stehen hier den 3—4 in einem schwimmen- den Spross gegenüber. Nächst den Bündeln selbst springt bei einer Betrachtung des Sten- gelquerschnitts der Landform am meisten auch die seitliche Verbindung derselben in die Augen. Dieselbe wird durch Schichten diekwandiger Holzzellen bewirkt, von denen bis zu 20 in einer radialen Reihe gezählt wurden. Innerhalb des mechanischen Ringes haben wir demnach einen unterbrochenen Kreis einzelner Phloömbündel und darauf folgend einen. geschlossenen ziemlich starken Holzcylinder, der Gefässe und Holzparen- chym nur in den primären Bündeln selbst aufweist. Das Mark ist stärker ausgebildet, die einzelnen Zellen aber lassen nur verschwindend kleine Lücken zwischen sich. Wenn wir die besprochenen Differenzen im Aufbau des Stammes uns nunmehr bemühen auf die Unterschiede in den äusseren Lebens- bedingungen, wie sie der Standort veranlasst, zurückzuführen, so erregen als durchgreifendste Momente zunächst die Einrichtungen unsere Aufmerksamkeit, welche die Ermöglichung des Schwimmens einer- seits, die Aufrechterhaltung in freier Luft andrerseits zum Ziele haben. Der Landspross hat das Gewicht zahlreicher Blätter zu tragen, er ist der Einwirkung der Winde ausgesetzt, und braucht des- halb, wenn er diesen Anforderungen genügen soll, ein mechanisches System, welches ihm Biegungsfestigkeit verleiht. Er findet es, indem er seinen Umfang auf Kosten des centralen Luftkanals vermindert, die Rindenzellen stärker collenchymatisch verdickt, zwischen Rinde und Phloöm einen ziemlich breiten Ring ungemein verdickter, mechanischer Zellen einschiebt und endlich durch interfasciculare Theilungen einen geschlossenen Holzeylinder ausbildet. Der flutende Wasserspross muss leicht sein, es ist für ihn von ‘ Vortheil, wenn er biegsam jeder Strömung und dem Wellenschlage nach- giebt. Diese Erfordernisse sehen wir denn auch in seinem Bau in voll- endeter Weise zum Ausdruck gelangen. Weitaus den beträchtlichsten Theil seines Volumens nehmen lufterfüllte Zwischenräume ein, von denen der grosse centrale allein schon den Durchmesser besitzt, wie der Gesammt- querschnitt eines Luftsprosses. Feste Elemente fehlen fast ganz. Wenn auch die Zellen der Bündelscheide ein wenig verdickt sind, so sind sie doch sicher mechanisch bedeutungslos, wie dies bei dem Mangel cha- rakteristischer Durchlassstellen schon dadurch wahrscheinlich wird, dass sie dem Saftstrom vom Holz zur Rinde ungehinderten Verkehr gestatten. Standort u. anatom. Bau. ) Die weiteren Unterschiede im anatomischen Bau der Internodien lassen sich mit vollkommener Sicherheit auf die Unterschiede in der Transpirationsgrösse zurückführen. Der Luftspross produeirt eine bei weitem grössere Anzahl von Blättern, er bietet also der Verdunstung eine grössere Oberfläche dar, er befindet sich ferner für gewöhnlich in relativ viel trocknerer Athmosphäre als der Wasserspross, der nur die Oberseite seiner Schwimmblätter der immerhin doch fast gesättigten Luft über der Wasserfläche aussetzt. Das Wasserleitungssystem muss deshalb für ersteren, um dem gesteigerten Bedarf zu genügen, ein viel - ausgedehnteres als für letzteren sein, und wir finden demgemäss eine doppelt und dreifach so starke Ausbildung der Gefässe. Es stimmt dieser Befund trefllich mit den Ergebnissen überein, welche Vesque und Viet') erhielten, als sie sich bemühten, experimentell den Einfluss des Mediums auf die Structur der Gewächse festzustellen. Es ergab sich, dass bei der Cultur von Erbsen unter Glasglocken diejenigen, welche in trockner Luft erwachsen waren 20, die in feuchter Luft nur 16 Gefässe im Bündel enthielten, ausserdem war der mittlere Durchmesser der ersteren 0,028, der der letzteren 0,019 mm. Hier wie da sehen wir also eine Adap- tation an die Bedürfnisse einer gesteigerten Wasserleitung durch eine Vermehrung des Gefässsystems zum Ausdruck gelangen. Bei Polygo- num sind nun allerdings im Luftspross, was Zahl und Verstärkung der Wände anbetrifft, auch die Holzzellen gegenüber denen im Wasserspross eminent entwickelt, und der Anhänger der Imbibitionstheorie würde diesen, nicht den Gefässen, den Antheil an der verstärkten Wasserleitung zuschreiben können. Indessen glaube ich doch, dass die Tage der Imbi- bitionstheorie gezählt sind. Die Resultate der neusten Untersuchungen haben wohl bereits der Mehrzahl der Botaniker die Ueberzeugung bei- gebracht, dass die Leitungsfrage nur mit Berücksichtigung des Wassers innerhalb der Lumina gelöst werden wird. Neben den Vorrichtungen, welche im Luftspross der stärkeren Ver- dunstung entgegen kommen, finden wir auch solche, welche das Maass derselben herabzusetzen geeignet sind. Die Rinde, welche in erster Linie Wasserdampf abgiebt, theils wegen der peripherischen Lage, theils weil Phloöm und Holz durch den starken Bastmantel geschützt sind, ist in ihrer Ausbildung zurückgeblieben, und vor allem sind in ihr die luft- erfüllten Zwischenräume, welche in dem schwimmenden Spross die Rindenzellen ein weitmaschiges Netz bilden lassen, in extremen Fällen auf ein wohl zehnfach geringeres Maass beschränkt worden. Bau der Blätter. a. Wasserform. (Fig. 6) Blattstiel 40 mm, Länge des Blattes 1) Ann. des sc. nat. ser. VI. t. XII. 10 Volkens: 90 mm, Breite 25 mm. Die Radialwände der Epidermiszellen auf der Oberseite unregelmässig und schwach wellig gebogen, auf der Unterseite fast grade, so dass die Zellen von der Fläche gesehen wenig von der polygonalen Form abweichen. Oben und unten dieselbe schwache und glatte Cuticula. Auf dem Quadratmillimeter zählte ich oben 130 Spalt- öffnungen, unten fehlen sie ganz. Das Mesophyll setzt sich zusammen aus zwei Schichten typischen Pallisadenparenchyms, das ungefähr 3 der Gesammtdicke einnimmt, im übrigen aus lockerem, von rundlichen Zellen gebildetem Schwammparenchym. b. Landform. (Fig. 5.) Blattstiel 5—10 mm, Länge des Blattes bis 100 mm, Breite 20 mm. Die Epidermiszellen der Oberseite bilden regelmässige, meist sechsseitige Polygone, sie sind nach aussen linsen- artig vorgewölbt, die Cuticula über ihnen stark längsstreifig gefaltet. Die der Unterseite haben wellig gebogene Seitenwände, die Cuticula hier fast völlig glatt. Auf der Oberseite 10, auf der Unterseite 125 Spalt- öffnungen pro [_]mm. 3 Das Charakteristischste an den Blättern der Landpflanze sind zweier- lei Bildungen: 1) Borstenhaare.!) (Fig. 7, 8.) Dieselben, ziemlich lang und spitz zulaufend, bedecken beide Blattseiten in der Weise, dass sie ihrem ganzen Verlaufe nach der Fläche dicht angedrückt sind und ihre Spitze sämmtlich der Blattspitze zukehren. Sie setzen sich, wie es die Figuren 7 und 8 ergeben, aus mehreren mit Luft erfüllten in ihren Wänden stark verdickten Zellen zusammen und sind mit der Basis entweder über oder dicht neben einem Gefässzuge tief in das Blattgewebe eingesenkt. Während der in die Luft ragende Theil, wie sich aus dem Verhalten gegen Schwefelsäure ergiebt, eine starke Cutieularisirung erfahren hat, weisen die basalen eingesenkten Theile der Borste eine Verholzung der Wände auf. Sie quellen in concentrirter Schwefelsäure bis zur völligen Lösung und nehmen bei Phloroglucin und Salzsäure -Zusatz eine schön rothe Färbung an. 2) Verschleimte Zellen. (Fig. 9) Wenn man einen Blatt- flächenschnitt der Oberseite trocken oder in Wasser von oben her be- trachtet, so fallen einem neben den gewöhnlichen zahlreiche vereinzelte, sel- ten zu zweien und dreien neben einander befindliche Epidermiszellen auf, die sich weniger durch ihre Grösse als dadurch auszeichnen, dass sie das Grün der unterliegenden Pallisadenzellen nicht hindurchschimmern lassen. Kocht man Blätter in Alkohol und Kali, wäscht sie mit Wasser aus und 1) Ihre Entwickelungsgeschichte siehe bei Theorin: Entwickel. u. Bau einiger Stacheln und Borsten. Oefersigt af kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1880. I]. Stockholm. Standort u. anatom. Bau. | 11 macht sie mit Hülfe von verdünnter Schwefelsäure durchsichtig, so heben sieh die betreffenden Zellen durch ihre gelbbräunliche Färbung scharf von den übrigen Epidermiselementen ab, deren Protoplasmainhalt in der Mitte zu einem unregelmässigen Klumpen zusammengeballt erscheint. Klar wird ihr Bau erst auf Längsschnitten, die man in absoluten Alkohol ge- legt hat. Das, was man auf den ersten Blick als Inhalt der grossen, sich kugelförmig zwischen die Pallisadenzellen einschiebenden Blase zu deuten geneigt wäre, zeigt eine undurchsichtige, körnige, schwach aber deutlich längstreifige’Structur, die bei dem geringsten Wasserzusatz unter Quellungs- erscheinungen verschwindet. Wir haben es demnach hier mit Zellen zu thun, deren Membran und zwar vorzugsweise deren Innenmembran sich in stark verschleimtem Zustande befindet. In seltenen Fällen zeigen solche Zellen eine Quertheilung derart, dass eine obere, sehr niedrige Zelle ab- gespalten wird, deren Wände und Inhalt durchaus normal bleiben. Das Parenchym eines Luftblatts unterscheidet sich von dem des Schwimmblatts insofern, als nur, eine Pallisadenschicht ausgebildet ist, die etwas weniger als die Hälfte der Blattdicke in Anspruch nimmt. Im Schwammparenchym sind mir bemerkenswerthe Abweichungen nicht aufgefallen. Wie haben wir nun die Differenzen im Blattbau mit denen, die der veränderte Standort bedingt, in Beziehung zu setzen? Das Schwimm- blatt muss, wenn es nicht zeitweise überfluthet werden soll, sich in noch höherem Grade wie der Stengel den Bewegungen des Wassers anbe- quemen. Es erreicht dieses durch den ungemein langen, dabei sehr dünn und biegsam bleibenden Stiel. Der des Luftblattes, welcher die Last der Spreite zu tragen hat, ist wohl sechsmal kürzer, im Querschnitt aber beinahe doppelt so dick. — Eine mechanische Verstärkung erleidet beim Luftblatt auch die Oberseite der Mittelrippe, indem in deren Me- diane ungemein stark collenchymatisirte Zellen einen kielartig nach aussen vorspringenden Gewebestrang herstellen, an dem sich wie an einem Rückgrat, die seitlichen Hälften des Blattes anlehnen. Das Schwimmblatt, das ja vom Wasser getragen wird, bedarf einer solchen Einrichtung nicht und wir sehen sie hier deshalb an der betreffenden Stelle nur durch eine geringe Verdickung der Membranen schwach angedeutet. Die Unterschiede, welche in der Ausbildung des Blattparenchyms die Aufmerksamkeit erregen, führe ich auf den Einfluss der Beleuchtung zurück. Die Schwimmblätter beschatten sich weder selbst, noch werden sie durch andere Pflanzen beschattet, ihre wagerechte Lage setzt sie ausser- dem der vollen Einwirkung des Sonnenlichtes aus. Wir finden demnach ganz in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen, welche Stahl") seiner- 1) Bot, Ztg. 1880 No. 51. und Zeitschrift für Naturw. XVI. N. F. 1. 2. Jena 1883. |— 12 Volkens: zeit veröffentlichte, die Pallisadenzellen bei weitem stärker entwickelt, als bei der Landpflanze, wo die Blätter sich beschatten und eine nach unten geneigte Lage zum Horizont einnehmen. Areschoug!') ist geneigt, in der gesteigerten Ausbildung der Pallisaden eine Anpassung an die Trockenheit des Standorts zu sehen, indessen weiss ich einmal nicht, wie er diese bei ihrer notorisch auf Assimilation gerichteten Function zu begründen vermag, und dann springt auch grade bei Polygonum das Falsche seiner Annahme klar in die Augen. Der Landspross erzeugt weniger Pallisaden als der dauernd im feuchten Element befindliche. Schutzmittel gegen allzulebhafte Transpiration kann ich bei den Blättern des ersteren dagegen im Bau der Epidermis erkennen. Wenn auch die äusseren Wände keine wesentliche Verdickung oder Cuti- kularisirung erfahren, so stellen die dichtangedrückten, lufterfüllten Borsten, welche bei ihrer grossen Zahl einen bedeutenden Procentsatz der ge- sammten Blattfläche bedecken, doch sicher eine lokale Verstärkung der- selben dar. — Die Cuticula, deren schwache Durchlässigkeit für Wasser- dampf von Boussingault,’) Eder,’) Merget,*) Just’) und an- deren experimentell festgestellt wurde, ist bei der Landpflanze nur um ein weniges stärker entwickelt als beim schwimmenden Spross.. Eine ebenso geringe Bedeutung für die Transpirationsgrösse ist in der Zahl und Vertheilung der Spaltöffnungen, mit der die Form der Epidermis- zellen eine gewisse Beziehung zu verrathen scheint, bei den beiden Formen zu erkennen. Nach meinen Berechnungen, die mit denen Schmidt’s nicht übereinstimmen, ist die Zahl der Spaltöffnungen auf gleichen Flächenstücken beim Luft- und Schwimmblatt ungefähr gleich. Ihre Vertheilung ist allerdings gemäss den Erfahrungen, die man an andern Pflanzen, wie Potamogeton, Nuphar, Hydrocharis,°) Ranun- culus’) und Marsilea®) gemacht hat, eine umgekehrte, beim Luftblatt stehen sie vorzugsweise unten, beim Schwimmblatt nur oben. Eine Ver- mehrung oder Verminderung der Transpirationsgrösse aber geht aus dieser Orientirung nicht hervor; denn wenn sie beim Luftblatt auch die vorzugsweise von den Sonnenstrahlen erwärmte Blattfläche fliehen, so 1) Bot. Jahrb. für System. ete. von Engler 1882. II. Bd. 2) Ann. de Chimie et Phys. V. ser. XIII. p. 289. 3) Sitzungsber. der Wiener Akad. Bd. LXXII. 1875. *) Compt. rend. t. 87. p. 293. 5) Mitth. a. d. agr. Lab. d. P. K. 1874 u. Beitr. zur Biologie von Cohn 1875. I. Bd. 6) Mer. Compt. rend. t. 94 p. 175. 7) Ascherson. Sitzungsber. der Ges. naturf. Frd. 1873. Askenasy. Bot. Ztg. 1870. 8) Hildebrand. Bot. Ztg. 1870. Standort u. anatom. Bau. 13 kommen sie doch dafür an jene Blattseite zu stehen, welche durch ver- mehrte Ausbildung der Intercellularräume der Verdunstung eine bei weitem grössere Fläche darbietet. Die ungleiche Vertheilung der Spalt- öffnungen ist somit nur insofern bemerkenswerth, als sie deren Function, den Gasaustausch zu vermitteln, überhaupt ermöglicht, ein Mehr oder Minder kommt dadurch nicht zum Ausdruck. Als eine besondere Anpassung an die Trockenheit des Standorts fasse ich dagegen die verschleimten Epidermiszellen auf. Schmidt hat dieselben ebenfalls gesehen, denn er führt an: „dass auf der Oberseite der Luftblätter einzelne Epidermiszellen sich auszeichnen durch ihren sehr reichen, feinkörnigen Inhalt und ihre, die Nachbarinnen um das Doppelte übertreffende Grösse. Sie werden von letzteren stets mehr oder minder überdeckt. Ihre ganze Inhaltsbeschaffenheit weist auf Secretion hin, die ich freilich nicht direct beobachtet habe.“ Er vindieirt den- selben im weiteren trotz ihrer Persistenz während der ganzen Vegetations- periode nur eine vorübergehende Bedeutung, indem er behauptet, sie er- leichterten durch Wasserabscheidung das Durchgleiten des jungen Blattes zwischen die umhüllenden Scheiden und Tuten der älteren Blätter. Darauf habe ich zunächst zu erwidern, dass secernirende Organe, die als solche ohne weiteres erkennbar sind, aber von Schmidt scheinbar übersehen wurden, weder den Luft- noch den Schwimmblättern fehlen. Es sind dies scheibenartige, mehrzellige Drüsenhaare, die mit einem kurzen Fuss in seichten Concavitäten der Epidermis stehen. Ferner ist der Inhalt jener Zellen kein eigentlich flüssiger, sondern er ist Cellulose- schleim, wie aus der streifigen Structur beim Behandeln mit absolutem Alkohol hervorgeht. Die Zellen ziehen Wasser mit Heftigkeit an und halten es mit verhältnissmässiger Zähigkeit fest. Nach alledem können sie wohl nicht als secernirende Organe angesehen werden, sondern viel- mehr als Reservoire, welche bestimmt sind, in den Zeiten der Noth durch Abgabe eines Theils ihres festgehaltenen Wassers ein schädliches Austrocknen der benachbarten Epidermis- und Parenchymwände zu ver- hindern. Ich nehme keinen Anstand, den ähnlichen Fällen verschleimter Epidermiszellen, die von Radlkofer') eine ausgedehnte Beachtung gefunden haben, eine gleiche physiologische Bedeutung zuzuschreiben. Jedenfalls ist es auffallend, dass nach diesem Forscher die Erscheinung in vollendetster Weise bei Diosmeen, nach meinen Untersuchungen, die durch Ljungström?) ihre Bestätigung gefunden haben, bei Pricaceen vorkommt, also bei Pflanzen, die man in erster Linie zu den Xero- philen zählen muss. 1) Monogr. der Gattung Serjania 1875. p. 100. : 2) Bladets Bygnad inom Familjen Ericineae. Lunds Universitets Arsskrift t. XIX. 14 Volkens: Eine Differenz im Blattbau der Land- und Wasserform von Poly- gonum, in der ich keine greifbare und nützliche Bedeutung erkennen kann, ist durch die Cutieularfalten gegeben. Diese finden sich an den Blättern der Landpflanze, mit Ausnahme über den verschleimten Zellen, auf sämmtlichen äusseren Epidermiswänden der Oberseite, auf der Unter- seite nur in der Umgebung der Borsten. Den Schwimmblättern fehlen sie. Man sieht zwar auch hier bestätigt, worauf Vesque!) schon hinge- wiesen hat, dass Cuticularfalten besonders auf linsenartig nach aussen gewölbten Epidermiszellen auftreten; ob aber der Schluss dieses Forschers, sie sollten die lichtsammelnde Wirkung der Linse wieder aufheben, Be- rechtigung verdient, scheint mir schon wegen des inneren Widerspruchs, der darin liegt, mehr als zweifelhaft. Bei vielen Pflanzen ausserdem — besonders schön an den Blättern einheimischer Orchideen — treten die Falten nur als kurze Striche senkrecht über den Radialwänden ver- laufend auf. Grade der auswärts gewölbte Theil der Epidermiszelle, der eine Convergenz der Lichtstrahlen hervorbringen könnte, bleibt von ihnen unberührt. Mir scheint die Bildung von Falten in der Cuticula, und mit solchen, nicht etwa mit soliden aufgelagerten Cutinrippen haben wir es wenigstens bei Folygonum zu thun, eine Erscheinung secundärer Natur zu sein, eine Folge von Spannungsänderungen innerhalb der Epi- dermis im Verlaufe ihrer Bildung. Die junge, wenn auch schon bis zur schliesslichen Grösse herangewachsene Epidermiszelle hat naturgemäss einen grösseren Turgor und damit auch eine gespanntere Aussenwand als später, wo sie zur Verdickung derselben übergeht. Bei Nachlass des Turgors zieht sich die Celluloselamelle der Aussenwand infolge ihrer Elastizität einfach zusammen, die darüber liegende Cuticula und cuti- eularisirten Schichten, die wegen des geringeren Wassergehalts und der Wachseinlagerung sicher wenig elastisch sind, müssen sich jetzt in Falten werfen. Einen Beweis für die Richtigkeit meiner Auffassung erblicke ich in dem vorzugsweisen Auftreten und dem stets radiären Verlauf der Falten ringsum Haarbasen, Spaltöffnungen, Drüsen, kurz aller besonderen Bildungen der Epidermis. Diese wirken wie feste Punkte und beim Nachlass der Turgorspannung rufen sie nothwendig ein besonderes Ar- rangement der Falten hervor. Die voraufgehenden Ausführungen haben gezeigt, wie den weit- gehenden äusserlichen Unterschieden eines Land- und Wassersprosses von Polygonum innerliche anatomische entsprechen, die sich als zweckmässige Anpassungen an veränderte, durch den Standort gegebene Lebensbe- dingungen charakterisiren lassen. Es fragt sich, ob bei anderen Pflanzen, von den amphibischen abgesehen, sich eine ähnliche weitgehende Plasti- 1) Ann. d. sc. nat. ser. VI. t. XII. Standort u. anatom. Bau. 15 zität erkennen lässt. Ich untersuchte zu diesem Zweck verschiedene einheimige Species, die nachfolgend besprochen werden sollen. 2. Vergleich zwischen Individuen einheimischer Arten. Ranunculus acer. L. Pflanzen, die einer trocknen sonnigen Anhöhe entnommen waren, wichen von denen einer nassen Wiese im Bau des Stengels nur durch die Ausbildung der Rinde ab. Sie ist bei letzteren bei weitem lockerer und weitmaschiger. Gefässbündel und Mark bleiben sich gleich. Blätter vom feuchten Standort haben, zum wenigsten auf der Oberseite, eine entschieden grössere Zahl von Spaltöffnungen als solche eines trockenen. Rumex Acetosella L. Exemplare von einer dürren Fläche weissen Flugsandes, wie deren um Berlin überall vorkommen, wo der Boden nicht in Cultur genommen, haben einen bedeutend dünneren, aber viel weniger biegsamen Stengel als solche auf feuchten Wiesen erwachsene. Ihre Blätter sind am Rande derartig nach unten umgerollt, dass von der Unterseite nur ein ganz schmaler Streifen seitlich von der Mittelrippe der austrocknenden Luft direct ausgesetzt ist. Die Pflanzen wasserreicher oder schattiger Standorte sind bei weitem üppiger entwickelt, der Stamm wohl doppelt so stark, .die Blätter grösser und flach ausgebreitet. Mit diesen mehr morphologischen Unterschieden gehen anatomische Hand in Hand. Die Blattepidermiszellen der Pflanzen der dürren, sonnigen Standorte sind ebenso wie die Schliesszellen der Spaltöffnungen zwei bis dreimal kleiner als die der Wiesenexemplare; ihre Radialwände grade, bei diesen besonders auf der Unterseite gewellt; ihre Aussenwände papillenartig nach aussen gewölbt, so dass die Spaltöffnungen auf Längsschnitten zwischen den umgebenden Zellen eingesenkt erscheinen, bei diesen nur schwach convex und viel weniger cuticularisirt. Im Bau des Stammes stehen sich gegenüber Collenchymrippen in den Stengelkanten, deren Zellen so verdickt sind, dass die Lumina nur wie Löcher in einer festen Grund- substanz erscheinen und solche, deren Zellen nur an den äussersten Ecken eine unmerkliche Membranverstärkung aufweisen; ferner ein die Bündel umgebendes und seitlich verbindendes Stereom, das einmal aus im Quer- schnitt fast polygonalen, interstitienarmen, das andere Mal aus runden interstienreichen Elementen besteht, deren Wände höchstens halb so dick sind als im ersten Fall. Wie die geschilderten untersuchte ich noch eine Anzahl anderer Pflanzen als: Campanula rotundifolia, Viola trieolor, Achillea millefolium, indem ich in gleicher Weise Exemplare verschiedener besonders durch ihren grösseren oder geringeren Wasserreichthum charakterisirter Stand- örter vergleichend prüfte. Das Resultat war, dass einzelne im anato- 16 Volkens: mischen Aufbau gar keine bemerkenswerthen Unterschiede aufwiesen, - während andere ähnlich wie die beschriebenen Arten von Ranunculus u. Fumex Abweichungen zeigten. Mit der Trockenheit des Standorts nahm im letzteren Falle zu: bei den Blättern die Dicke und die oft durch das Hervortreten gewisser Structuren gekennzeichnete Cuticularisirung der äusseren Epidermiswände, bei den Stammorganen die quali- und quanti- tative Ausbildung aller gewöhnlich als mechanisch wirksam bezeichneten Elemente, es nahm ab die Zahl der Spaltöffnungen und die Grösse der Intercellularräume in Blatt und Rinde. In allen Fällen handelt es sich also stets nur um ein Mehr oder Minder, besondere Bildungen wie sie in Gestalt der beschriebenen Borsten und verschleimten Epidermiszellen für den Landspross von Polygonum amphibium zu constatiren waren, kamen mir sonst nicht vor. Wahrscheinlich ist dies dadurch begründet, dass die Standorte eines engbegrenzten Florenbezirkes trotz ihrer schein- baren grossen Verschiedenheit doch zu geringe Extreme darbieten und ich zweifle nicht, dass bei Vergleich derselben Pflanzen aus räumlich weit entfernten Gebieten unter Umständen auffälligere Anpassungen hervortreten werden. Beobachtungen ähnlicher Art wie die vorstehenden mögen in der Literatur hier und da zerstreut sein, bekannt sind mir nur die von Duval-Jouve,') der in seiner „Histotaxie des feuilles de Gramindes*® anführt, dass gewisse Gräser, je nachdem sie auf trocknen, sonnigen oder feuchten, schattigen Plätzen erwachsen waren, constanten und starken Schwankungen in der Ausbildung des hypodermalen Bastgewebes unter- worfen sind. In allen Fällen auffälliger als die anatomischen, durch den Standort bedingten Differenzen treten gewisse habituelle hervor. Bei jedem Gang ins Freie kann man sich davon überzeugen, wie der sonnige und trockene Standort auf die Zahl und Grösse, häufig auch auf die Form der Blätter und Sprosse vieler Pflanzen in dem Sinne einwirkt, dass eine auf Herab- drückung der Transpirationsgrösse gerichtete Reducirung der exponirten Flächen resultirt. Eine weitere hierher gehörige Erscheinung, die seit langem bekannt, durch Culturversuche von Vesque und Viet?) be- stätigt worden ist, besteht bei behaarten Pflanzen in einer mit der Trockenheit des äusseren Mediums sich steigernden Haarbedeckung. Eine allen Ansprüchen genügende Erklärung dieser Thatsache auch nur in Bezug auf ihre Zweckmässigkeit ist bisher indessen noch nicht gegeben worden. Ich komme darauf wie auf den festeren Bau der Pflanzen des dürren Bodens im späteren noch einmal zurück. 1) Ann. des sc. nat. ser. VI. t. I. 2) Ann. des sc. nat. ser. VI. t. XI. Standort u. anatom. Bau. 17 In dem Bisherigen wurde der Beweis geliefert, dass viele Pflanzen sich gegenüber den Einflüssen des Wassergehalts von Luft und Boden in ähnlicher Weise plastisch verhalten, wie sie dies nach den Beobach- tungen Stahl’s dem Lichte gegenüber thun. Dieses Ergebniss ist dazu angethan, die vielfach übertriebenen Vorstellungen von der Bedeutung der Anatomie der Vegetationsorgane für die Systematik in etwas herab- zumindern. Die Reproductionsorgane werden, da sie wegen ihrer kurzen Dauer viel weniger äusseren Einflüssen unterworfen und darum anatomisch und morphologisch constanter sind als Stengel und Blatt, wohl für alle Zukunft am besten geeignet bleiben, die Basis jedes Eintheilungsprincipes abzugeben. 3. Vergleich zwischen Arten einheimischer Gattungen, Da die Schwankungen, welche die Verschiedenheit der äusseren Medien in der Ausbildung der einzelnen Individuen einer Art hervorruft, naturgemäss in vielen Fällen durch Vererbung und Befestigung der ge- wonnenen Eigenthümlichkeiten zum Entstehen neuer Species geführt haben, wird man auch bei einem Vergleich der einzelnen Arten einer Gattung auf Charaktere stossen, die sich zwanglos als Anpassungen an einen ver- änderten Standort auffassen lassen und diese von solchen unterscheiden müssen, die nur der Ausdruck der Affinität sind. Vesque!) hat die ersteren euharmonische genannt und es mit vielem Erfolge versucht, die Arten der Capparideen danach zu gliedern. Ich selbst habe eine Anzahl Vertreter einheimischer Gattungen, die ich natürlich möglichst typischen Standorten entnahm, mikroskopisch geprüft und theile die Resultate hier mit: 1) Asperula. Es handelt sich um A. odorata, arvensis, tinctoria, cymanchica u. galioides. a. Bau des Stengels. Bei A. odorata u. cynanchica ein Mark, der Stengel der übrigen hohl. Die Stengelkanten bei A. odorata am meisten flügelartig ausgebildet, aber am wenigsten fest gebaut, da nur die äussersten Zelllagen schwach collenchymatisch; bei den übrigen die Kanten nur aus Collenchym, das sich aus viel stärker verdickten Zellen zusammensetzt. Bei A. odorata die Rinde im Querschnitt doppelt so breit als der Bündelring, aus 1—2 Schichten grünen und 5—6 Schichten farblosen, besonders in den äusseren Lagen grosszelligen, interstitienreichen Gewebes gebildet, bei den übrigen nur 1—2 Schichten stark, kleinzellig, interstitienarm, nur chlorophyllreiche Zellen enthaltend. Der Bündelring bei A. odorata vom geringsten Durchmesser, ziemlich central gelagert, 1) Ann. des sc. nat. ser. VI. t. XII. Jahrbuch des botanischen Gartens. IH. 2 18 Volkens: nur dünnwandige Elemente führend, bei den übrigen derselbe stark peri- pherisch, aus dickwandigem Libriform zusammengesetzt. b. Bau der Blätter. Die Breite der Blätter nimmt in der oben gegebenen Reihenfolge von A. odorata nach A. galioides hin ab, bei der letzteren Art sind sie nach unten umgerollt. I. Epidermis: Bei allen Arten sind die Radialwände der Epi- dermiszellen ziekzackartig oder wellenförmig hin und hergebogen, am stärksten, wo auch die Zellen am grössten, bei A. odorata, am schwäch- sten bei A. arvensis und auf der Unterseite von A. cynanchica. Die Zellen sind oben höher als unten bei A. odorata u. galioides, bei den anderen gleich hoch. Die Dicke der Aussenmembran, womit die Stärke der Cutikularisirung verbunden ist, nimmt in der Weise zu, dass sie bei A. odorata nur ein dünnes schwaches Häutchen darstellt, bei A. arvensis, tinctoria U. cynanchica steigend wächst und bei A. galioides auf der Oberseite eine derartige Ausbildung erfährt, dass vom Zellumen nur noch wenig übrig bleibt. Spaltöffnungen fehlen der Oberseite aller Arten, mit Ausnahme von A. arvensis. A. galioides schützt dieselben in besonderer Weise, indem sie die Blätter am Rande spiralig einrollt, so dass von der wirklichen Blattunterseite nur die Mittelrippe zu sehen ist. Die Spaltöffnungen kommen dadurch in einen Hohlraum zu liegen, der, weil mit der äusseren Luft nur durch einen schmalen Spalt communieirend, , für gewöhnlich um so mehr mit Feuchtigkeit gesättigt sein wird, als die Epidermisaussenwand hier durch ihre Dünne in einem merkwürdigen Gegensatz zu ihrer bei einheimischen Pflanzen enormen Dicke auf der oberen, der Luft ausgesetzten Seite steht. Eine besondere Vergleichung in Bezug auf die Zahlenverkäftuinde der Stomata habe ich nicht angestellt, da mir eine solche bei ihrer ver- schiedenen Grösse und den schwer schätzbaren Abweichungen in der Weite der Centralspalte für Schlussfolgerungen, die auf die Transpirations- srösse daraus zu ziehen wären, doch nur unsichere Resultate zu ver- sprechen schien. II. Parenchym. In demselben existiren nur Gegensätze in der Ausbildung der Intercellularräume und des Schwammparenchyms. Beide sind bei A. odorata am stärksten, bei cynanchica u. galioides am schwäch- sten entwickelt. Interessant aber unerklärlich ist mir die Thatsache, dass bei A. arvensis, wo abweichend von den andern Arten in der Epidermis der Unterseite lange, schlauchförmige, mit öligen Tropfen angefüllte Idioblasten auftreten, dafür im Parenchym die Raphidenzellen fehlen, die allen übrigen zukommen. Feste mechanische Elemente finden sich in den Blättern von A. odo- rata U. arvensis gar nicht vor, dagegen begegnen wir solchen besonders Standort u. anatom. Bau. 19 bei A. eynanchica u. galioides in abwärts gekehrten, in der Mittelrippe bis zur Epidermis reichenden Belegen des Phloömtheils der Bündel. Vergleichen wir mit den anatomischen Befunden die Standorte der einzelnen Species, so treten die Beziehungen, welche zwischen beiden obwalten, klar zu Tage. Der gewöhnliche Waldmeister, der den feuchten, schattigen Wald bewohnt, weist keinerlei Schutzmittel gegen die Tran- spiration auf, die übrigen Species, die alle mehr oder weniger sonnige Haiden, Abhänge und Felsen aufsuchen, finden solche, ungefähr so sich steigernd wie die Trockenheit des Standorts zunimmt, in der Form ihrer Blätter, im Bau der Epidermis, des Mesophylis und der Rinde. Die einjährige auf Feldern und grasigen Höhen wachsende A. arvensis hat bereits im Mai oder Juni, bevor also die grösste Hitze eintritt, ihre Entwicklung vollendet, sie steht darum im Bau der A. odorata am nächsten; A. galioides, die besonders auf Kalk, vulkanischem und plutoni- schem Boden vorkommt, weicht am meisten davon ab. 1) Veroniea. Untersucht wurden V. seutellata, _ Beccabunga, Anagallis, serpyllifolia, hederifolia, triphyllos , prostrata, offieinalis, Cha- maedrys u. spicata. Deutliche Beziehungen zum Standort verräth im Wesentlichen nur die grössere oder geringere Ausbildung des Systems der Intercellularen in Blatt und Rinde. Letztere gleicht bei den Graben- und Teichränder bewohnenden Arten scutellata, Beccabunga u. Anagallis in der Weitmaschigkeit des Zellnetzwerkes vollkommen der unterge- tauchter Wasserpflänzen. Bei V. triphyllos, prostrata, offieinalis, Cha- maedrys u. spicata tritt sie in ihrer Mächtigkeit hinter dem Holzeylinder vollständig zurück und beschränkt sich auf wenige Schichten grünen Gewebes mit schwachen Intercellularlücken. V. serpyllifolia nimmt ganz in Uebereinstimmung mit ihrem Standort eine mittlere Stellung ein. Im Bau des Blattes geben sich bei den einzelnen Arten wohl Differenzen zu erkennen, dieselben sind aber, wenn man von der mit der Feuchtigkeit des Standorts zunehmenden Lockerheit in der Zellverbindung absieht, nicht in ausgesprochener Weise als Anpassungen an äussere Medien zu charakterisiren. . Die Aussenwände der Epidermiszellen sind, obgleich bei V. Beccabunga u. Anagallis am dünnsten, doch auch bei den übrigen von keiner belangreichen Dicke. Die Zahl der Spaltöffnungen, die ohne Ausnahme in gleicher Höhe mit den umgebenden Epidermiszellen inserirt sind, schwankt nach der Species; sie ist, was man am wenigsten erwarten sollte, bei den Trocken- heit liebenden, die sich doch gegen grosse Transpirationsverluste schützen sollten, eher etwas grösser als bei den Bewohnern der Teich- und Graben- ränder. Frei von Spaltöffnungen ist die Oberseite von V. seutellata u. Chamaedrys. Besser mit den Erfahrungen an andern Gattungen stimmt die Be- + 20 Volkens: haarung überein, denn wir finden bei V. scutellata, Beccabunga u. Ana- gallis garkeine, bei V. serpyllifolia nur auf der Oberseite sehr wenige, einzellige, bei triphyllos, prostrata, offieinalis u. Chamaedrys viele und mehrzellige Haare vor. — Im Blattparenchym geben sich die Einflüsse einer grösseren oder geringeren Beleuchtung zu erkennen, indem bei V. triphyllos das Pallisadengewebe am stärksten, bei den Schatten- pflanzen wie V. Anagallis u. Beccabunga am schwächsten entwickelt ist. 3) Convolvulus. (Fig. 10—14.) Convolvulus Sepium u. arvensis, von denen die eine schattige Hecken an Grabenrändern aufsucht, die andre an trocknen, sonnigen Stellen am Boden kriecht oder um Halme windet, weichen am erheblichsten im Bau des Blattparenchyms von einander ab. Hier, wo die Unterschiede in der Nässe des Standorts sich mit denen in der Intensität der Beleuchtung combiniren, sehen wir demgemäss auch, wie es die Figuren 10 u. 11 lehren, bei der einen, C. arvensis eine ungemeine Ausbildung des Pallisadengewebes mit einem räumlich sehr beschränkten Intercellularsystem verbunden, bei der anderen, C. Sepium, gerade das umgekehrte Verhältnis. Was die Zahl der Spaltöffnungen anbetrifft, so finden sich auf der gleichen Blattfläche bei C. arvensis oben und unten je 20—30, bei ©. Sepium oben keine, unten 14—18. Es tritt also auch hier, wie bei den Veronica-Arten deutlich zu Tage, dass bei der blossen Rücksichtnahme auf die Zahlenverhältnisse sich Beziehungen zum Standort, die als zweckmässige Anpassungen an die wechselnde Ver- dunstungsgrösse zu deuten wären, nicht erkennen lassen. — Vergleicht man die Stengelquerschnitte bei den Convolvulus-Arten, so fällt an C. ar- vensis die grössere Zahl und Weite der Gefässe, die Dicke der Membranen sämmtlicher Elemente des Holzringes und zwischen Phloöm und Rinde, wo sich bei ©. Sepium nur einzelne zerstreute Bastzellen vorfinden, ein fast geschlossener Stereomring besonders in die Augen. 4) Ranunculus. Die untersuchten AR. Lingua, Flammula, auricomus, Ficaria, acer, bulbosus u. repens gleichen sich im anatomischen Bau ausserordentlich. Selbst die Behaarung erscheint hier nicht als Begleiter des trockneren Standorts; denn sie findet sich auf Stengel und Blatt der Wiesenpflanze R. Lingua zum mindesten ebenso stark ent- wickelt als bei R. dulbosus, der häufig dürre und sandige Plätze aufsucht. Von anderen Dieotylen prüfte ich noch Dianthus-(superbus, del- toides, Carthusianorum, Armeria), Myosotis-(Aispida, stricta, palustris), Viola-(odorata, canina, silvestris, hirta, trieolor) u. Thalictrum- (flavum, minus)- Arten, ohne indessen wesentlich Neues zu finden. Bei den einen werden bestimmte Einflüsse des Standorts auf den Bau gar nicht deutlich, bei den andern bestehen sie in schon geschilderten Dingen wie grössere oder geringere Gefässzahl, ungleiche Ausbildung der In- tercellularräume u. s. w. Standort u. anatom. Bau. 21 Von den Monocotylen haben bereits, wenn auch nicht einzelne Arten einheimischer Gattungen, so doch die Angehörigen bestimmter Familien, also immerhin noch durch gemeinsame Abstammung nahestehende Pflanzen eine auf den Standort bezugnehmende anatomische Bearbeitung erfahren. So die @ramineen, Restionaceen!) u. Orchideen.”) Ich selbst untersuchte einheimische Gagea- u. Carex-Arten. Von den ersteren ist wenig zu sagen. @. sawatilis, arvensis u. pratensis, die sämmtlich trockne, lichte und sandige Plätze bevorzugen, passen sich ihrem Standort durch Ver- stärkung, die beiden letzten auch durch schwache Wachsausscheidung der Epidermisaussenwand an. Sie ist 4 bis 5 mal dicker als bei der den schattigen Wald bewohnenden @. silvatica. Bei dieser ist ausserdem das Intercellularsystem ausserordentlich entwickelt, indem alle Zellen des Blattparenchyms mit Ausnahme der direct der Epidermis anliegenden so regelmässig sternartig ausgebildet sind, wie man sie sonst gewöhnlich nur bei Wasserpflanzen antrifft. Von Carex-Arten prüfte ich ©. arenaria L. (Flugsandfelder, sandige Wälder), supina Wahlenb., Aumilis Leyss., praecox Schreb. (sonnige Hügel), verna Vill., pilulifera L. (trockene Wälder, Grasplätze) montana L., digitata L. (Schattige Laubwälder), Airta (Wiesen, feuchte Sandstellen), limosa L., panicea L., canescens L., flava L., (Torfmoore, feuchte Wiesen), elongata L., gracilis Curt. (Grabenränder, Bachufer), ohne indessen her- vorstechende Beziehungen zwischen dem Bau der Vegetationsorgane und dem Standort aufzufinden. Allerdings wird von Zingler?) angeführt: „Die Carices, die an feuchten Plätzen ihren Standort haben, besitzen eine grössere Menge von Spaltöffnungen, als die Carices, die än trockenen Plätzen stehen ..... Die Carices nun, die an feuchten Plätzen stehen, durch ihre lokale Lage also mehr Feuchtigkeit aufnehmen, können, ohne sich zu schaden, auch mehr abgeben, daher dürfen sie eine grössere Zahl von Spaltöffnungen haben. Dagegen die anderen Carices, die an trocknen Orten wachsen, würden zuviel Feuchtigkeit auf Kosten ihres Wachsthums abgeben und deshalb haben sie eben eine bedeutend geringere Anzahl von Stomata.* Vergleicht man nun aber mit diesen Behauptungen die Tabelle, auf welche sie sich stützen und auf der sich die Zahl der Spalt- öffnungen auf 1 qmm Fläche berechnet findet, so ergeben sich doch ganz wesentliche Abweichungen von der aufgestellten Regel. C. paludosa Scop. (an Weihern) hat danach nur 102 Spaltöffnungen auf demselben Raum, wo die Trockenheit liebende C. praecox Jacg. 132 aufweist; C. teretiuscula (auf Mooren) 87, wo bei ©. sempervirens (auf nicht feuchten 1) Pfitzer in Pringsh. Jahrb. VII. u. Tschirch in Pringsh. Jahrb. XII. 2) Krüger in Flora 1883. 3) Zingler: Die Spaltöffnungen der Carices. Pringsh. Jahrb. IX. 22 Volkens: Wiesen) 132 u. bei €. glauca (auf Sandsteinformationen) 105 verzeichnet sind. Ich habe auf die Zahlenverhältnisse der Stomata ebenfalls geachtet, die Zingler’sche Behauptung indessen nur in sehr beschränktem Maass- stabe bestätigt” gefunden. C. canescens z. B. hat, obwohl auf beiden Blattseiten mit Spaltöffinungen versehen, auf gleichem Flächenstück oben und unten zusammengezählt, doch höchstens halb so viele, als ©, humilis auf der Unterseite allein aufweist. Die Zahl der Spaltöffnungen allein also giebt, worauf Weiss!) u. Tsehirch”?) schon hingewiesen haben, durchaus keinen sicheren Maassstab dafür ab, ob eine Pflanze einem trocknen oder einem feuchten Standort angepasst ist. Wenngleich es schon richtig ist, dass eine Pflanze, deren Intercellularräume durch zahl- reiche Oefinungen mit der Luft communieiren, stärker transpiriren muss, als eine solche, welche nur wenig Auslassstellen für den gebildeten Wasserdampf aufweist, so kommt es doch für das Maass der Wasserab- gabe ganz wesentlich darauf an, einmal wie gross die Oefinungen sind, dann wie sie sich den Einwirkungen des Lichts gegenüber verhalten. Von den Spaltöffnungen einiger Wasserpflanzen wissen wir, dass sie sich überhaupt nicht schliessen und es ist nach den Untersuchungen, welche Schwendener°) über den Mechanismus des Spaltöffnungsapparates gemacht hat, die Vermuthung wohl gerechtfertigt, dass der Grund hierfür in der Constanz einer bedeutenden, durch reichen Wasserzufluss hervor- serufenen Turgorspannung in den Schliesszellen zu suchen ist. Mehr oder weniger wird es aus gleichem Grunde zutreffen, wenn wir für die Stomata aller Pflanzen feuchter Standorte behaupten, sie ständen häufiger und länger offen als diejenigen solcher, die an trocknen Plätzen mit Wassermangel zu kämpfen und periodisch an geminderter Turgescenz zu leiden haben. Durch die Erwägung dieser Umstände aber scheint mir die Thatsache vollkommen erklärt, dass hygrophile Pflanzen, in un- serm Falle gewisse Carices, häufig ebenso viele oder wohl gar weniger Stomata zeigen als ihre xerophilen Verwandten. - Ganz unerklärt bleibt mir an den Blättern mancher Carices eine andre Erscheinung. Es kommen nämlich bei C, lkimosa, panicea u. gra- eilis nach meinen Beobachtungen, bei €. paniculata, glauca u. mazima nach denen Zingler’s, Einrichtungen vor, die wir nach allen Analogien, die sich sonst im Pflanzenreiche vorfinden, nur als Vorkehrungen gegen übermässige Transpiration deuten können, und doch sind es grade diese Arten, die ausnahmslos nur in einem feuchten Boden gedeihen. Bei den Trockenheit liebenden Species dagegen, wo ihre Existenz nach den ge- 1) Pringsheim’s Jahrb. IV. 2) Linnaeca. Neue Folge. Bd. IX. Heft 3 u. 4. 3) Monatsb. der kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Juli 1881. Standort u. anatom. Bau. 23 wöhnlichen Anschauungen berechtigt wäre, fehlen solche Schutzmittel. Sie bestehen im Allgemeinen aus papillenartigen Vorwölbungen, die sich von seiten der benachbarten Epidermiszellen derartig über die Spalt- öffnungen hinüberneigen, dass letztere, in einem vor dem Eindringen der trocknen Luft geschützten Raum zu stehen kommen. Bei C. limosa sind mit Ausnahme der Schliesszellen und deren schmale Nebenzellen sämmt- liche, in der Flächenansicht langgestreckte, rechteckige Epidermis- zellen des Blattes in der Nähe der oberen schmäleren Querwand mit Ausstülpungen versehen. Auf der unteren Blattfläche, wo allein sich Spaltöffnungen vorfinden, sind dieselben bedeutend länger und in eigen- thümlicher Weise orientirt. Während sie nämlich für gewöhnlich schräg aufwärts mit ihrem oberen Ende der Blattspitze zugekehrt sind, wendet sich immer die, welche von einer unmittelbar oberwärts einer Spalt- öffnung gelegenen Epidermiszelle entspringt, soweit rückwärts, bis sie sich mit der ihr entgegenstrebenden Ausstülpung der Epidermiszelle unterhalb derselben Spaltöffnung berührt. Die Wirkung beider Aus- stülpungen ist etwa dieselbe, wie sie ein ganz schwach gekrümmter Finger hervorbringt, wenn er sich der Länge nach über eine schmale spalten- förmige Oefinung legt, aus der Wasserdampf entweicht. Bei ©. panicea wird diese Wirkung noch dadurch gesteigert, dass auch die Papillen, welche von jeder Epidermiszelle zur Rechten und Linken der Spalt- öffnung ausgehen, mit den von oben und unten her sich vorwölbenden zum Contakt gelangen. In diesem Fall sind die Spaltöffnungen von der Fläche her gar nicht zu sehen, sie werden durch die ein Kreuz bildenden Papillen vollständig verdeckt. C. graeilis und nach den Zeichnungen, welche Zingler giebt, auch C. paniculata, mazima u. glauca haben ähnliche Bildungen wie die geschilderten, nur sind jene Ausstülpungen bei weitem nicht so hoch und bieten in ihrer Gesammtheit auch insofern ein unregel- mässigeres Bild dar, als jede der Nachbarzellen eines Spaltöffnungs- apparates bald eine, bald mehrere, bald grössere, bald kleinere vorwölbt. Ueber ihren Zweck kann bei allen kaum ein Zweifel bestehen, fraglich und räthselhaft bleibt nur, warum sie sich grade bei den Carices des feuchten Standorts vorfinden. Hygrophile und Schattenpflanzen haben doch sonst das Bestreben, die Transpirationsgrösse möglichst zu steigern, indem sie ihre oftmals constant geöffneten Spaltöffnungen über die Epi- dermis emporheben, die verdunstende Oberfläche durch Erweiterung der Intercellularräume in Blatt und Rinde vermehren u. s. w. Dieses Be- streben ist auch ganz natürlich, denn die Transpiration ist nothwendig für die Existenz jeder höheren, in die Luft ragenden Pflanze, schon darum, weil sie allein es ermöglicht, dass ein fortdauernder, die Nährsalze mit sich führender Wasserstrom in Stengel und Blatt emporsteigt, und es wäre gewiss für die meisten Pflanzen ebenso schädlich, wenn ihre Tran- 24 Volkens: spiration dauernd gehemmt oder auf ein anomales Maass herabgedrückt würde, als wenn sie eine übermässige Steigerung erführe. Warum nun bei den angeführten Cariees eine Ausnahme von der allgemeinen Regel stattfindet, warum grade viele im nassen Boden wachsende durch Ver- deckung der Spaltöffnungen, C. panicea auch durch Wachsüberzug der Epidermis, die Verdunstung einschränken, dafür vermag ich hier nur eine Vermuthung auszusprechen. Die Standorte, die in den Floren gewöhnlich als Torfmoore, feuchte Wiesen, Sumpf- und Grabenränder bezeichnet werden, lassen sich in zwei Kategorieen bringen, in solche, wo wirklich dauernd das ganze Jahr über reichlich Feuchtigkeit im Boden vorwaltet, und in solche, wo das Grundwasser im Hochsommer zurücksinkt und in den oberen Erdschichten vorübergehend eine gewisse Dürre eintreten kann. Sämmtliche oben .besprochene Carices gehören Standörtern der zweiten Kategorie an, und ihre Schutzeinrichtungen gegen Transpiration wären so- mit vielleicht eine Art Präventivmaassregel, deren Bedeutung nur in den Zeiten des Wassermangels hervortritt und deren Nothwendigkeit besonders darum einleuchtet, weil fast alle Carices des nassen Bodens im Gegensatz zu denen des trocknen nur kurze, sich oberflächlich verbreitende Wurzeln resp. Rhizome aufweisen. Werfen wir einen Rückblick auf die Resultate, welehe sich an ein- heimischen Pflanzen in Bezug auf unsere Frage nach den Beziehungen zwischen Standort und Bau der Vegetationsorgane ergeben haben, so werden wir finden, dass in vielen Fällen solche Beziehungen klar und deutlich hervortreten, in andern wenig oder gar nicht. Der Grund für dieses schwankende Ergebniss liegt sicherlich in der Verschiedenheit der Plastizität, welche die einzelnen Organe und Gewebselemente eines Pflanzenindividuums den Einwirkungen äusserer Medien gegenüber besitzen. Während auf trocknem Standort die einen eine zu hohe Transpiration durch Verstärkung und erhöhte Cuticularisirung der Epidermisaussenwände, durch Reducirung der Spaltöffnungen, was Zahl und Grösse anbetrifit, zu ver- mindern trachten, verzichten andere auf diese Schutzmittel und beschränken nur die verdunstende Fläche, indem sie die Intercellularräume oder die Blätter selbst in ihrer Grösse herabsetzen. Bei einer dritten Gruppe ist das Blatt in keinerlei Weise plastisch, und die Differenzen des Standorts kommen dann entweder im Bau des Stammes durch Ausbildung der als Wasserreservoire dienenden Elemente, oder, worauf bisher noch wenig ge- achtet ist, in der Entwicklung des Wurzelsystems oder endlich, wenn nichts von alledem sich dem bewaffneten oder unbewaffneten Auge darbietet, in einer chemischen Veränderung des Zellsaftes zum Ausdruck. Alle die einzelnen Erscheinungen aber, in denen die Plasticität des Individuums Standorts- einflüssen gegenüber sich offenbart, können, indem sie sich in der mannig- fachsten Weise combiniren und die verschiedensten, meist unerklärten Correlationen im Gefolge haben, allein schon durch Vererbung zur Bil- dung neuer Arten führen. So kann es nicht Wunder nehmen, dass man auch bei einem Vergleich dieser unter sich häufig auf Differenzen stösst, deren Bedeutung einem durch die Rücksichtnahme auf den Standort ohne weiteres klar wird. Dass auch hier in vielen Fällen solche Unter- schiede zu fehlen scheinen, trotzdem die Standorte speciell in Bezug auf Beleuchtung und grössere oder geringere Feuchtigkeit der umgebenden Luft und des Bodens Abweichungen zeigen, das erklärt sich einmal wie vorher, weil der Zellsaft je nach seiner chemischen Beschaffenheit und Concentration eine mit der Art verschiedene, uns unbekannte Ver- dunstungsgrösse haben wird, dann auch, weil „die Sprache der Natur nur dann eine entschiedene ist, wenn wir uns an die extremen Vor- kommnisse halten,“ unser Klima aber solche nicht bietet. Wir werden mit der letzteren Andeutung naturgemäss darauf ver- wiesen, die gewünschten Extreme in andern Erdstrichen zu suchen. Da- mit erwachsen aber zweierlei Schwierigkeiten. Wir können erstens nur getrocknete, an Ort und Stelle gesammelte Specimina zur Untersuchung verwerthen, da das ohnehin spärliche Material der Gärten durch die Cultur in dem anatomischen und morphologischen Aufbau der Blätter und Stengel wesentlich verändert wird, zweitens fehlt uns bei exotischen Pflanzen in den meisten Fällen der genaue Einblick in die Standorts- verhältnisse. Dem ersteren Uebelstand habe ich abzuhelfen versucht, indem ich die zu untersuchenden Pflanzen, nachdem ich sie zuvor trocken oder in Wasser geprüft, durch Kochen in Säure oder Kali möglichst regenerirte, dem letzteren dadurch, dass ich eine bestimmte Kategorie von Pflanzen wählte, Pflanzen der Wüste, speciell der Sahara, aus einer Gegend also, wo Unterschiede in der Beleuchtung, den Bodenverhältnissen und Niederschlägen auf weite Strecken hin jedenfalls weniger hervortreten als irgend sonst wo auf der Erde. Ein Factor, die Trockenheit, wirkt hier auf die Gestaltung des Pflanzenlebens in so überwiegender Weise ein, dass alle übrigen Einflüsse, wie sie der Standort sonst noch etwa nach sich ziehen kann, vollkommen dahinter zurücktreten müssen und darum sind wir hier mehr als bei den Pflanzen anderer Klimate be- rechtigt, bestimmte, uns entgegentretende Besonderheiten allein als eine Anpassung an diesen Factor aufzufassen. Standort u. anatom. Bau. 25 4, Wüstenpflanzen. Eine der verbreitetsten und artenreichsten Pflanzengruppe bilden in der Sahara die Leguminosen und von diesen treten wiederum in auffälliger Weise 26 Volkens: die Gattungen Genista, Spartium, Retama hervor. Was dieselben in erster Linie befähigt die Dürre des Klimas zu ertragen, ist ihre Blatt- losigkeit. Nackt und kahl, einem Besen vergleichbar, ragen sie empor und bieten so der heissen Luft mit den dünnen, ruthenähnlichen Zweigen ein Minimum von Fläche dar. Aber selbst diese ist in vorzüglicher Weise gegen Wasserverluste geschützt. Durchschneidet man einen Zweig, beispielsweise von Retama dasycarpa Coss., die in der östlichen Sahara gedeiht, und betrachtet den Querschnitt mikroskopisch, so fällt einem zunächst die collossal entwickelte, durchweg cuticularisirte Aussen- membran der Epidermis in die Augen, die gleich einem Panzer die inneren (Gewebselemente bedeckt und von der Aussenluft abschliesst. Nach diesem erregt am meisten der gesammte Umriss des Querschnitts die Aufmerksamkeit. Derselbe ist nicht gleichmässig kreisförmig, son- dern, wie es Fig. 15 deutlich macht, an der Peripherie mit einer wechselnden Zahl von Einfaltungen versehen, die der Ausdruck einer am Zweige längsverlaufenden Rillenbildung sind. Der Zweck der Rillen wird klar, wenn man beobachtet, dass an ihren Böschungen die Spalt- öffnungen inserirt sind. Sie zielen darauf hin, einen windstillen Hohl- raum zu schaffen, in dem die wasserdampfreichen, aus den Stomaten entweichenden Gase festgehalten werden. Ihre Wirksamkeit wird dabei noch dadurch erhöht, dass einmal kurze einzellige aber dicke Haare, die meist in der Basis der Rille entspringen, mit ihrer Spitze den oberen Eingang verstopfen, dann, dass die Spaltöffnungen, deren Schliesszellen mit langen, spitzen Öuticularleisten versehen sind, unter das Niveau der benachbarten, sich überwölbenden Epidermiszellen eingesenkt erscheinen. Der Wasserdampf, der aus einer Centralspalte hervordringt, erleidet da- her, wenn man so will, wie in retortenartigen Vorlagen eine dreifache Ansammlung, bevor er in die Luft zu entweichen vermag, erstens inner- halb des Walles, den die Cuticularleisten der Schliesszellen bilden, zweitens im Vorhof, drittens in der Rille selbst. In ‘den geschilderten Dingen der Aetama dasycarpa ganz amalog gebaut ist Retama Raetam Webb, Retama Duriaee Webb (Fig. 15), Genista spartioides Spach, umbellata Poir., microcephala, aspalathoides Lam., guadriflora Munby, die sämmtlich in Exemplaren nordafrikanischer Standorte von mir untersucht wurden. Kleine Besonderheiten zeigt (Gr. spartioides, wo die Rillen mit einer harzartigen, wahrscheinlich von den Haaren secernirten, ursprünglich halbflüssigen Masse angefüllt sind und @. mierocephala, deren Spaltöffnungen nicht eingesenkt sind, deren ungemein kurze, mehr papillenartige Haare dafür aber nicht von der Basis der Rille entspringen, sondern seitlich an den Böschungen, in der Art, dass sich die gegenüberstehenden mit einander verschränken und fast völligen Abschluss der Rille gegen die äussere Luft erzielen. Standort u. anatom. Bau. 37 @. Jauberti Spach (Armenien), acanthoclada DC. (Orient), radiata Scop. (Sicilien), sphacelata Boiss. (Palästina), ephedroides DC. (Sardinien), ‚Kri- nacea pungens Boiss. (Spanien), also sämmtlich Arten aus Gegenden, die sich wenigstens während eines grossen Theils des Jahres durch ihre Trockenheit auszeichnen, schliessen sich den obigen aus Afrika entnom- menen Species mehr oder weniger an. Bei der @. sphacelata ist die Rillenbildung an den Zweigen äusserlich garnicht sichtbar. Wie man sich am Querschnitt überzeugt, kommt dies daher, dass die äusseren, sich seitlich gegen einander vorwölbenden Ränder der Rille nur einen haarfeinen Spalt zwischen sich lassen. Das Vortheilhafte dieser Ein- richtung leuchtet ohne weiteres ein. Bei Zrinacea pungens fehlt die Haarbildung in der Rille. Ein gewiss ebenso wirksamer Ersatz dafür wird aber geschaffen, indem die Nachbarzellen der Spaltöfinungen ziemlich lange Ausstülpungen erhalten, die sich schräg zusammen- und aneinanderlegend einen kegelartigen Wall über der Spalte selbst her- stellen. Einen Uebergang zu einer andern Bauart bilden die Arten Genista aetnensis DU. und monosperma Lam. (Fig. 16) — beide aus Italien —, bei denen die Rillenbildung nur noch schwach angedeutet ist, und Spartium album Desf. (Atlas), wo die Rille zwar noch vorhanden und mit Haaren bedeckt, aber so breit und nach aussen so weit geöffnet ist, dass von einer Behinderung des Luftzutritts eigentlich nicht mehr die Rede sein kann. Am charakteristischsten tritt die andre Bauart uns in (Grenista cephalantha Spach (Oran) (Fig. 17) entgegen. Die Rillen fehlen, der Stengel ist 5—7-kantig, die Spaltöffnungen sind auf den wenig concaven »Seitenflächen zwischen den Kanten zerstreut. Schutz gegen Verdunstung wird, abgesehen von der Blattlosigkeit, durch die enorm verdickte und durchweg euticeularisirte Epidermisaussenwand und für die Stomata durch die Ausbildung einer wallartig nach aussen vorsprin- genden, über der Centralspalte einen windstillen, trichterförmigen Raum herstellenden Cuticularleiste gewonnen. (Genista sphaerocarpa Lam. und Ferox (Nord-Afrika) schliessen sich darin an. Unsere einheimischen Genista- und Spartium-Arten weisen, obgleich sie ohne Ausnahme ebenfalls nur an trocknen Standorten vorkommen, schon durch die Ausbildung von Blättern darauf hin, dass sie sich denn doch günstigerer Feuchtigkeitsverhältnisse zu erfreuen haben als ihre Verwandten aus der Wüstenflora. Bemerkenswerth ist es, worauf Winkler!) hingewiesen hat, dass bei Spartium Seoparium L. die Blätter, die an den Frühlingstrieben ausschliesslich dreizählig sind, an den 1!) Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfal. XXXVII. Bonn 1880 p. 157 ft. 28 Volkens: Sommertrieben allmählig kleiner werden und endlich unter Verlust zuerst des einen, dann auch des anderen Seitenblättchens in einfache, sitzende, fast schuppenartige Blätter übergehen. Die Pflanze accomodirt sich hiernach der steigenden Hitze, indem sie die Oberfläche der hauptsäch- lich transpirirenden Organe im gleichen Maasse kleiner werden lässt. — Im anatomischen Bau der Blätter habe ich an den einheimischen Genisten und Spartium Scoparium keinerlei auffällige Schutzmittel gegen Tran- spirationsverluste wahrgenommen. Im Bau des Stammes erinnert Genista pilosa am meisten an aussereuropäische Formen, da die Stomata in allerdings ganz seichten aber behaarten Rillen gelagert sind. — Die südeuropäischen Genista anwantica Tenor., Spartium junceum L., Cytisus glabratus Link und Calycotome spinosa Link nehmen, was Beblätterung, Dicke der Epidermis und Configuration des Spaltöffnungsapparates anbe- trifft, zwischen unsern und den hierhergehörigen Arten Nord - Afrika’s eine mittlere Stellung ein. Ein gemeinsames Merkmal aller Genisten und verwandten Gattungen sind Gruppen mechanischer Zellen, die zu Strängen vereinigt, von der Epidermis durch ein oder zwei Schichten Wasserzellen') getrennt, in der Rinde verlaufen. Bei denen mit einfach kantigem Stengel sind sie meist iso- lirt, bei denen mit Rillenbildung, wo sie im Querschnitt T- oder I-Trägern gleichen, lehnen sie sich in radialer Richtung gewöhnlich mehr oder weniger den lokalen oder zu Ringen vereinigten Bastbelegen des Phloöms an. Eine mit der Trockenheit des Standorts steigende Zunahme in der quantitativen Ausbildung dieser mechanisch wirksamen Elemente ist unverkennbar, obgleich mir die Nothwendigkeit solcher Verstärkung, wenn sie nur Erhöhung der Biegungsfestigkeit im Auge hat, nicht recht einleuchten will. Sie scheint mir nur ein Ausdruck des Bestrebens aller Pfianzen heisser und trockner Klimate zu sein, ganz im Allgemeinen eine möglichst grosse Zahl ihrer Elementarorgane durch Verdickung der Wände auf Kosten des Lumens in feste, wenig oder gar nicht tur- gescenzfähige Zellen umzuwandeln. Bei den Genisten und Verwandten springt dieses Bestreben am meisten in der Entwicklung der Holz- und Markzellen in die Augen und als ein Beispiel, wie weit die Verdickung der Membranen für Pflanzen unseres Klimas ausnahmslos dünnwandig bleibender Zellen gehen kann, gebe ich in Fig. 21 einen Zellkomplex aus dem Mark der Saharapflanze Genista umbellata Poir. Während die voraufgehenden Leguminosen sämmtlich der Spartium- form Grisebach’s angehören, sind die für die Wüste ebenfalls charakte- ristischen Alhagi- und Taverniera-Arten den Dornsträuchern zuzuzählen. Alhagi Maurorum De. und Taverniera aegyptiaca Boiss. (Fig. 18) zeigen 1) Westermaier: Pringsheim’s Jahrb. Bd. XIV. Standort u. anatom. Bau. 29 auf trocknem Wüstenboden, von rudimentären Schuppen abgesehen, voll- kommen kahle, holzige Zweige und treiben nur, wenn sie auf Cultur- land gelangen, grüne Blätter. Die Epidermis der Zweige ist nicht so dickwandig, als man es erwarten sollte, und auch die Spaltöffnungen zeigen, da sie nur schwach eingesenkt erscheinen, keine bemerkens- werthen Schutzmittel gegen Transpiration. Dagegen fällt es auf, dass zwischen den Pallisaden und der Epidermis eine Schicht von Zellen ein- geschoben ist, deren Inhalt bei getrockneten Pflanzen aus einer braunen harzartigen Masse besteht. Ohne Zweifel wird in diesen das Wasser mit grosser Kraft festgehalten, und sie wirken demnach wie ein schützen- der Mantel, der das assimilirende Gewebe vor dem Austrocknen bewahrt. Im Habitus und Bau erinnern an Taverniera einige zu den Umbell- Feren gehörige Deverra-Species, von denen ich D. triradiata Hochst. und D. tortuosa De., beide von ägyptischen Standörtern, prüfte. Auch hier ist die Epidermis der Aeste doppelt, indessen der Inhalt der zweiten, innern Schicht farblos. Die Spaltöffnungen finden sich in schalenförmigen Vertiefungen, die ähnlich wie es Wilhelm?) bei Coniferen beschrieben hat, mit einer harz- oder wachsartigen Masse ausgefüllt erscheinen. Als vortheilhaft für die Herabdrückung der Verdunstungsgrösse sind sicher auch mehr oder weniger vorspringende Ausstülpungen anzusehen, die sich von seiten hypodermaler Zellen in die Athemhöhle erstrecken und diese theilweise ausfüllen. Tschirch?) macht auf eine gleiche Erscheinung bei der xerophilen australischen Xanthorrhoea hastile aufmerksam. Crueiferae. Die Cruciferen der Sahara sind in der Mehrzahl ent- weder einjährige, in allen ihren Theilen mit einem dichten Haarfılz bekleidete Kräuter (Mathiola livida De., Malcolmia aegyptiaca Spr., Anastatica hierochuntica L.) oder mehrjährige, in älteren Stadien dornige und gewöhnlich fast blattlose Halbsträucher. Von den letzteren unter- suchte ich 1) Oudneya africana R. Br. Blätter waren an dem mir zu Gebote stehenden Exemplar nicht vorhanden. Auf dem Querschnitt eines Zweiges gewahrt man unter der ziemlich zarten Epidermis 5 bis 6 Schichten runder, mässig starkwandiger und unverholzter Zellen, die sich von der Fläche gesehen als langgestreckte, wie die Glieder eines Gefässes an einander gereihte, spiralig oder netzartig verdickte Schläuche erkennen lassen. Ich weiss denselben keine andere Bedeutung zuzu- schreiben, als dass sie als Reservoire dienen, die sich während der Thaubildnng oder bei gelegentlichen Regenschauern mit Wasser erfüllen, um es in den Zeiten der Noth an die lebenden Zellen abzugeben. Im 1) Berichte der deutsch. bot. Ges. I. Jahrg. Heft 7. 2) Linnaea. N. F. Bd. IX Heft 3 u. 4. 30 Volkens: übrigen bietet der Stengelbau, wenn man die ungemeine Ausbildung der lokalen Bastbelege des Phloöms und die bis zum Verschwinden des Lumens verdickten Holzzellen nicht rechnet, keine besonderen Eigen- thümlichkeiten dar. 2) Zilla myagroides Forsk. Klunzinger') sagt in den Vege- tationsbildern, die er von der ägyptisch -arabischen Wüste entwirft: „Das Hauptgewächs, das alle Thäler erfüllt und sie wie grüne Wiesen erscheinen lässt, ist die Sille (Zilla myagroides Forsk. var. mierocarpa), ein sehr dorniger Busch aus der Familie der Kreuzblüther.* Die Blätter sind nur von kurzer Dauer und nach Schweinfurth?) erreichen nur wenige der Stauden das zweite Jahr; die meisten von ihnen, weil nicht tief genug wurzelnd, verdorren während der langen Sommerdürre und nur den kräftigsten ist es vergönnt, ihren zweiten Frühling zu feiern. Die holzig gewordenen, völlig hlattlosen Zweige starren alsdann nach allen Seiten und bilden 4° hohe, dicht verflochtene Knäuel. Dieses Zusammendrängen der Vegetationsorgane zu einem kugelförmigen Hauf- werk ist, wie schon Ascherson”) bemerkt, ein Charakteristikum vieler Wüstengewächse und ohne Zweifel dazu bestimmt, ein wirksames Schutz- mittel gegen die lebensfeindliche Dürre abzugeben. Wenn die Zweige und Blätter sich gegenseitig verdecken und beschatten, muss naturgemäss die Erwärmung, deren höchstes Maass ja nicht durch die Luftwärme, sondern durch Insolation hervorgerufen wird, niedriger ausfallen, als wenn die Organe flach ausgebreitet den senkrechten Strahlen der glühenden Sonne ausgesetzt wären. 3) Anastatica hierochuntica L. Gewöhnlich wird angenommen, dass die bekannten hygroskopischen Eigenschaften der Jerichorose erst mit dem Tode hervortreten und dass sie nur den Zweck hätten, zur Ver- breitung der Pflanze und deren Samen beizutragen. Obgleich ich in der Literatur darüber Andeutungen nicht vorgefunden, glaube ich aus dem Bau schliessen zu können, dass die Anastatica auch schon bei ihren Lebzeiten, je nachdem Boden und Luft und die Pflanze selbst durch Regen und Thau mit Feuchtigkeit gesättigt, oder durch die dörrenden Strahlen der Sonne ausgeglüht sind, ihre Aeste in derselben Weise periodisch aus- und einwärts krümmt, wie es am todten Material durch abwechselndes Eintauchen in Wasser und nachheriges Wiederaustrocknen geschieht. Die Vortheile, die die Pflanze dadurch erringt, leuchten ein. Indem sie einerseits, wenn die Hitze am grössten, die strahlenförmig in gleicher Höhe über dem Wurzelhalse entspringenden Aeste nach ‘innen 1) Zeitschr. der Ges. für Erdk. Bd. XIII 1878. 2) Zeitschr. für allg. Erdk. Bd. XIX 1865. 3) Bot. Ztg. 1874 p. 612. krümmt, schieben sich die Blätter zu einem Ballen durch- und über- einander und werden dadurch in ihrer Transpiration erheblich einge- schränkt; indem sie andrerseits, wenn am Abend oder bei Regen die Feuchtigkeit der Luft zunimmt, die Aeste flach ausbreitet, gerathen die Blätter, die mit vielverzweigten Haaren dicht besetzt sind, in diejenige . Lage, welche zur Aufnahme der Niederschläge die geeignetste ist. — Ich bin den Ursachen der Krümmung, die beispielsweise von Grisebach') ganz falsch dargestellt werden, etwas näher nachgegangen, als es bisher geschehen ist. Durchschneidet man einen Zweig an der Basis, etwa 5—6 Millimeter von der Ansatzstelle, wo die Concavität nach dem Aus- trocknen am grössten zu sein pflegt, so gewahrt man, dass der Holz- cylinder auf dem Querschnitt keine centrale Lage einnimmt. Die Rinde, die ebenso wie das Mark bedeutungslos für die Krümmung der Aeste ist, da die Bewegung auch nach ihrer Entfernung gleich gut von statten geht, ist an der unteren, convex werdenden Zweigseite stärker entwickelt als an der oberen, concav werdenden. Dieselbe Bilateralität in der Ausbildung erfährt der Holzeylinder. Derselbe, frei von Markstrahlen und fast nur aus ungemein stark verdickten Libriformzellen bestehend, neben denen quantitativ die wenigen Gefässe und die sie begleitenden Parenchymstränge ganz zurücktreten, ist auf der oberen Zweigseite doppelt so breit als auf der unteren, er ist also im umgekehrten Sinne excentrisch wie die Rinde. — Aus diesem Bau allein geht die Krüm- mung beim Austrocknen indessen noch nicht hervor, denn ein beliebiger excentrischer Hohleylinder wird durch blosse Wasserentziehung niemals zur Krümmung gebracht werden können, wenn alle ihn zusammensetzenden Elemente sich im gleichen Maasse zusammenziehen. Eine Verschieden- heit in der Quellungsfähigkeit der letzteren muss hinzukommen. Bei Anastatica zeigt sich dieselbe, wenn man ein durch reichliche Wasser- aufnahme völlig gerade gestrecktes und entrindetes Zweigstück durch einen Horizontalschnitt halbirt, durch Vertikalschnitte in der Mediane beider Hälften bandartige Streifen herauspräparirt und das Verhalten dieser beim Austrocknen prüft. Man sieht dann, dass der Streifen von der Oberseite des Zweiges ausserordentlich concav wird, der von der Unterseite fast gerade bleibt. Trotz anatomischer Uebereinstimmung be- steht demnach zwischen den räumlich verschieden gelagerten Libriform- zellen eine physikalische, durch ungleiche Quellung zum Ausdruck kommende Differenz, die das Verhalten der Zweige in trocknem und feuchtem Zustande genügend erklärt. — Diese innere Verschiedenheit der Holzzellen kann man auch durch ein chemisches Reagens zur An- schauung bringen. Setzt man zu einem Querschnitt Phlorogluein und Standort u. anatom. Bau. 31 1) Vegetation der Erde. Bd. II p. 91. 323 Volkens: Salzsäure, so nimmt die untere!) Partie des Holzeylinders eine dunkel- purpurne Färbung an, während sie nach oben hin, allmählich immer heller -werdend, in ein blasses Rosa übergeht. Die Mittellamelle ist durchweg dunkler gefärbt. Von Bedeutung für die Aus- und Einwärts- krümmung der Aeste einer lebenden Pflanze ist sicher auch die Orien- tirung der Gefässe. Dieselben, kurze, dicht neben einander stehende, radiale Reihen bildend, finden sich fast nur an der Markseite der unteren Zweighälfte, da wo der Holzring am schmalsten ist. 4) Schouwia Schimperi Jaubert et Spach. Die Pflanze wird von Ascherson”?) unter solchen aufgezählt, die in der eigentlichen Wüste, d. h. mehr als eine Stunde weit von den Oasen und Brunnen, vorkommen. Mit diesem Standort steht ihr Habitus sowohl wie ihr anatomischer Aufbau in einem bemerkenswerthen Widerspruch. Sie hat grosse, frisch grüne, unbehaarte Blätter, deren Transpiration weder durch eine sonderliche Verstärkung der Epidermisaussenwand, noch durch Ein- senkung der Spaltöffnungen oder dergleichen irgendwie eingeschränkt er- scheint. Ich weiss der Schouwia nur eine Pflanze an die Seite zu stellen, die Scopolia mutica Dun., aus der Familie der Solanaceen, bei der ganz ähnliche Verhältnisse obwalten, und ich muss gestehen, dass es mir vollkommen räthselhaft ist, wie die beiden Arten, denen auch jede Andeutung von Organen fehlt, die sich in auffälliger Weise als Wasser- reservoire qualificirten, in dem trockenen Wüstenklima zu vegetiren vermögen. Capparideae. Die Capparideen der Sahara sind theils beblätterte und dann gewöhnlich einjährige, krautartige Pflanzen, theils ausserordent- lich kleinblättrige oder völlig blattlose Sträucher und Bäume. 1) Cleome droserifolia Delil. Sie bildet eigenthümliche, wie geschorene, fast kugelförmige Büsche von '/;—1 Fuss Höhe und 2—4 Fuss im Durchmesser, aus einem Hauptstamm entspringend. Alle Theile, be- sonders aber die fast kreisrunden Blättchen haben gestielte, klebrige Drüsen, die äusserlich an jene unseres Sonnenthau erinnern, aber keinen centralen Tracheidenstrang aufweisen. Welche Bedeutung sie für das Leben der Pflanze haben, ist nach dem trocknen Material nicht zu be- stimmen. Nur vermuthen lässt sich, dass der reichlich ausgeschiedene klebrige Saft der Drüsen hygroskopisch ist und so vielleicht aus der Luft den Blättern Wasser zuführt. Die Blätter sind centrisch gebaut, besitzen eine mässig verdickte Epidermis, Spaltöffnungen ohne Schutz gegen Transpirationsverluste, dafür aber in einer mittleren farblosen 1) Oben und unten wende ich hier immer im Sinne des horizontal vom Stamme abstehenden Zweiges an. 2) Bot. Ztg. 1874. p. 611. ‚ dia Standort u. anatom. Bau. 33 Zellschicht eine Anzahl in charakteristischer Weise verdickter, mit Poren versehener Wasserzellen. 2) Capparis galeata Fres. Klunzinger sagt. von diesem ausgebreitete, dornige, meist gerundete Büsche bildenden Kappernstrauch: „Er fällt schon von weitem auf durch die gesättigt grüne Farbe seiner eirunden dicken Blätter, wo oft weit und breit alles grau und trocken ist.*e Diese Zähigkeit der enormen Dürre gegenüber wird erklärlich, wenn man die Anatomie der Blätter in’s Auge fasst. Dieselben sind von einer Epidermis bedeckt, deren Dicke und Cuticularisirung eine so ausserordentliche ist, wie ich sie ähnlich nur bei den Genisten der Sahara angetroffen habe. Ihre Wirksamkeit wird noch erhöht durch eine Wachsschicht, die sich in ziemlicher Stärke gleichmässig über der sanzen Oberfläche ausbreitet und eine minime Unterbrechung allein über den Spaltöffnungen erfährt. Letztere erscheinen tief unter das Niveau der umgebenden Epidermiszellen eingesenkt und communieiren, da auch die Wände der umgekehrt trichterförmigen Einsenkung mit einer Wachs- schicht ausgekleidet sind, nur durch eine haarfeine, erst bei starker Ver- grösserung sichtbare Capillare mit der Aussenluf. Zu diesen die Transpiration herabdrückenden Eigenthümlichkeiten kommen andere, welche als Wasserreservoire zu deuten sind. Die ganze Mitte des Blattes, fast °s der gesammten Blattdicke, ist mit einem chlorophyl- losen Gewebe erfüllt, das sich theils aus zarten kleineren, theils aus grossen, diekwandigen und mit zahlreichen Tüpfeln versehenen Zellen zusammensetzt. Wie man sich auf Flächenschnitten überzeugt, sind letztere die enorm aufgetriebenen Endigungen der Tracheiden, welche sich in dem medianen farblosen Gewebe verbreiten. Ueber ihren Zweck kann kein Zweifel herrschen; sie reihen sich den Organen an, welche Scheit als Tracheidenhauben beschrieben!) und als Endreservoire ge- deutet?) hat, aus denen die Chlorophylizellen vermittels des farblosen Querparenchyms ihren Bedarf schöpfen. Sie erfahren hier, wo die Wasserzufuhr nur selten eintritt, der Wasserverbrauch aber trotz aller Schutzmassregeln ein stetiger und grosser ist, eine ganz aussergewöhn- liche Entwicklung. — Capparis aegyptiaca schliesst sich der CO. galeata in vielen Punkten an. 3) Sodada decidua Forsk. Ein etwa 10—15° hoher Strauch mit sehr kurzem dicken Stamm, aber mit sehr sparrigen, stachligen, grünen, meist blätterlosen Zweigen. Die sehr kleinen, runden Blättchen sind leicht abfällig und nur an den jüngsten Zweigen zu sehen. Die 1) Die Tracheidensäume der Blattbündel der Coniferen. Inaug. Diss. Jena 1883. 2) Bot. Ztg. 1884 p. 187. Jahrbuch des botanischen Gartens. IH. 3 34 Volkens: Epidermisaussenwände der grünen Zweige sind dickwandig, die Spalt- öffnungen stehen am Grunde cylindrischer Vertiefungen. Der Sodada sind eine gewisse Zahl von xerophilen Arten, die ver- schiedenen Familien angehören, habituell sehr ähnlich. Ich untersuchte Leptadenia pyrotechniea Dene. (Aegypten) und Orthanthera viminea Wight (Indien), beides Aselepiadeen, und Moringa arabica Pers. (Aegypten) aus der Familie der Moringeen, die den Caesalpiniaceen nahe steht. Die ZLep- tadenia (Fig. 19, 20), die zu den häufigsten grösseren Wüstengewächsen zählt, ist ein 10—15‘ hoher Strauch mit sehr kurzem Stamm und auf- rechten, blätterlosen, von Milchsaft strotzenden Ruthenzweigen. Ob und in welcher Weise der Milchsaft für die Herabdrückung der Transpiration eine Rolle spielt, weiss ich nicht zu sagen. Auffällig ist es jedenfalls, dass die Zahl der Milchsaft führenden Arten in den heissen und trocke- nen Klimaten eine unleugbare Zunahme erfährt. — Die Moringa ist ein Baum mit weisser Rinde von ca. 10—15‘ Höhe, mit binsenartigen, nur mit wenigen kleinen Blättehen besetzten Zweigen. Sie sowohl wie die Leptadenia gleichen im Bau der Epidermis und des Spaltöffnungs- apparates auch anatomisch der Sodada und theilen mit fast allen blätterlosen Pflanzen die Eigenthümlichkeit, dass das Chlorophyliparen- chym der Rinde in Uebereinstimmung mit der assimilatorischen Function, die ihm bei dem Mangel der Blätter allein zufällt, ganz oder zum Theil als ein deutliches Pallisadengewebe') ausgebildet ist. Polygonaceae. Die xerophilen Vertreter dieser Familie sind Poly- gonum- und Calligonum - Arten. 1) Polygonum equisetiforme Sibth. (Aegypten). Die Pflanze gleicht, wie schon aus dem Namen hervorgeht, einem Schachtelhalm und findet also ihren wesentlichsten Schutz gegen Verdunstung in der Blatt- losigkeit. Das parenchymatische Gewebe der Zweige schützt sie durch die Dieke der Epidermisaussenwand und wahrscheinlich auch durch den Inhalt der Epidermiszellen selbst. Derselbe scheint aus einem im trock- nen Zustande harzartigen Stoff zu bestehen. Die Spaltöffnungen finden sich, da tangential gedehnte und weit nach innen vorspringende Bast- bündel vorhanden sind, die das Chlorophyligewebe in peripherische Längsstreifen gliedern, ebenfalls innerhalb solcher Streifen angeordnet. Sie sind nur wenig unter das Niveau der umgebenden Zellen eingesenkt und stehen, was verhältnissmässig selten vorkommt, quer zur Längs- richtung der Zweige. 2) Calligonum comosum L’Herit. (Aegypten) ist eine der typischsten Wüstenpflanzen. Die Blätter sind äusserst klein und auf 1) Vergl. H. Pick: Beiträge zur Kenntniss des assimil. Gewebes armlaubiger Pflanzen. Inaug. Diss. Bonn 1881. pr Standort u. anatom. Bau. 35 trocknem Boden nur am Anfang der Vegetationsperiode vorhanden. Im Gewebe der Zweige zeigt sich die Anpassung an Klima und Standort hauptsächlich durch Ausbildung zahlreicher und grosser Speicherzellen für Wasser. Es sind dies getüpfelte, runde, nicht allzu diekwandige Zellen, die, von wenigen eingesprengten Baststrängen abgesehen, den ganzen breiten Gürtel zwischen Phloöm und Pallisadengewebe ausfüllen. Sie sind nicht‘ wie die Tracheidenreservoire der Capparis-Blätter todte Elemente, sondern enthalten einen hellbraun gefärbten Inhalt, der den Eindruck eines erstarrten Pflanzenschleims macht. Plumbaginaceae. Auch unter diesen finden sich in der Wüste blattlose Formen, so die Statice aphylla Forsk. (Cyrenaica). Die gesammte Oberfläche aller oberirdischen Theile dieser Pflanze, deren fester Bau, alle Verhält- nisse in Betracht gezogen, kaum seines Gleichen findet, sind mit zahl- reichen warzigen Erhebungen bedeckt. Prüft man dieselben mikroskopisch, so findet man, dass jede von ihnen aus je 6—8 rosettenförmig im Kreis gestellten, schräg aufwärts gerichteten und schwach nach innen gekrümmten, hornartigen Ausstülpungen von Epidermiszellen besteht, die eine der von Mettenius') beschriebenen Kalkdrüsen umlagern. Die Ausstülpungen bilden eine Art Becher, in dem das scheinbare Sekret der ‚ Drüse — kohlensaurer Kalk, der in eine Gallertmasse eingebettet ist — festgehalten wird. Welche Bedeutung sollen wir diesem Apparat zu- schreiben? Möglichenfalls giebt darüber eine Bemerkung Aufschluss, die ich von Rohlfs angeführt finde. In seinem Buch „Quer durch Afrika“ macht derselbe bei Gelegenheit floristischer Mittheilungen über die Wüste bei Misda in Tripolitanien folgende Bemerkung: „Es wächst an der Stelle viel Gelgelan (d. i. nach Ascherson?) Statice aphylla),. die das Eigenthümliche hat, dass sie sehr energisch Wasser aus der Luft an- zieht; selbst wenn gar kein Thau fiel und andre Pflanzen völlig trocken sind, hängen morgens die Zweige des Gelgelan voll grosser Wasser- tropfen. Vielleicht ist es der starke Salzgehalt dieser Pflanze, der das Wasser anzieht, oder sie besitzt vielleicht eigens construirte Sauggefässe, mit denen sie die Feuchtigkeit aus der Luft zu concentriren vermag.* Danach lässt sich vermuthen, dass die Pflanze bei etwa eintretenden, ausgiebigeren Regenfällen, durch welche nicht nur die Keimung, sondern auch jegliche Neubildung von Trieben allein veranlasst wird, einen Theil des aufgesogenen Wassers in Form eines mit Schleim’ versetzten Tropfens aus der zarten Aussenmembran der secernirenden epidermalen Drüsen- zellen herauspresst. Bei eintretendem Wassermangel wird die aussen 1) Filices horti Lipsiensis p. 8, 9. 2) G. Rohlfs, Kufra. 3% 36 Volkens: anhaftende Flüssigkeit theils aufgesogen, theils verdunstet sie und es bleibt in dem Becher über der Drüse der secernirte Schleim als Gallert und mit dem kalkhaltigen Residuum des verdampften Wassers vereinigt zurück. Hauptsächlich während der Nacht, wo Boden und Luft sich infolge der Ausstrahlung stark abkühlen, bringen jetzt die auf der Ober- fläche der Zweige abgelagerten körnigen Massen ihre Hygroskopieität zur Geltung und werden so für die Pflanze eine fortdauernde Quelle der Wasserversorgung. Gegen diese Darlegung liesse sich anführen, dass die Kalkdrüsen einen Gattungscharakter vieler Plumbagineen ausmachen und ihr Vorhandensein nicht an xerophile Arten allein geknüpft ist; auch unsere einheimische Statice Armeria besitzt sie ja. Darauf lässt sich jedoch erwidern, dass, wie schon Mettenius constatirt, nur die derb- häutigen Plumbagineen, die nach allen Analogien wohl mit den xero- philen zusammenfallen, Einrichtungen besitzen, die ein dauerndes Fest- haften des Drüsensekrets auf der Oberfläche der Blätter oder Zweige ermöglichen. Zygophylleae, Chenopodeae. Ich fasse diese beiden Familien, von denen sich Vertreter in allen Wüsten der Erde, oft in ganz un- gewöhnlicher Artenzahl vorfinden, hier darum zusammen, weil viele von ihnen Halophyten sind und durch ein gemeinsames Prineip zu dem erfolgreichen Widerstand gegen die Dürre des Bodens befähigt werden. Zygophyllum simplex L. Dieses in trocknen Erdstrichen von allen das gemeinste Kraut ist ein kleines schwaches Pflänzchen mit auf dem Boden ausgebreiteten Zweigen, wenig entwickelten Wurzeln und kurzen, fast keulenförmigen, schön grünen, von Succulenz strotzenden, beim Zerdrücken fast spritzenden Blättchen. „Für den Garmel,* sagt Schweinfurth,') „ist kein Sand zu dürr, kein Felsen zu glühend; überall, selbst da, wo kaum noch das saftlose Aristidagras gedeiht, tritt es uns entgegen und überdauert, fast das ganze Jahr hindurch vegetirend, die meisten übrigen Gewächse und verlockt den immerdurstenden Wan- derer zum Genuss seines saftreichen Krautes; indessen in dieser trost- losen Natur scheint unerbittlich an alles Nass Salz und Bitterkeit geknüpft zu sein.“ — In Betreff der Anatomie des Blattes geht nach dem trocknen Material, das mir allein zu Gebote stand, soviel hervor, dass der bittere Saft vorzugsweise in einem mächtigen, centralen, aus srossen, dünnwandigen Zellen gebildeten Wassergewebe aufgespeichert ist. Schutzmittel gegen allzu lebhafte Transpiration sind, wenn man von dem Salzgehalt der Gewebe absieht, der ja in ähnlicher Weise wie Schleim auf die Verdunstung eine retardirende Wirkung ausübt, nicht vorhanden; die Epidermis ist zart, die Spaltöffnungen stehen in der Höhe der RE Ra I 1: Standort u. anatom. Bau. 37 Nachbarzellen. — Ganz dasselbe gilt von Zygophyllum coceineum L., album L., Fagonia arabica L., mollis DC. und anderen. Die xerophilen Chenopodeen sind theils blattlos oder doch nur mit schuppenartigen Anhängen an den Zweigen versehen, theils reichlich beblättert. Von den ersteren untersuchte ich Anabasis Ehrenbergii Schw. (Nubien), aphylla L. (Casp. Meer), articulata Forsk. (Aegypten), Arthro- cnemum macrostachyum Schw. (Aegypten), glaucum Ung. St. (Sardinien), Caroaylon foetidum Moq. T. (Aegypten), Salsola reetangularis (Arabien), Salicornia fruticosa L. (Aegypten), corticosa (Chile), Halowylon Ammoden- dron Bge. (Songarei) und Spirostachys occidentalis Watson (Mohavewüste). Allen gemeinsam ist in der Rinde ein mächtiges interstitienfreies Wassergewebe, zu dessen Gunsten das Chlorophyllparenchym und gewöhn- lich auch der Holzeylinder vollkommen zurücktritt. Es besteht aus un- gemein grossen, dünnwandigen Zellen, deren Membranen, wenn man den trocknen Querschnitt eines todten Zweiges betrachtet, nach allen Rich- tungen hin gefaltet und ganz in einander geschoben erscheinen. Setzt man zu einem solchen Präparat einen Tropfen Wasser, so nimmt der Querschnitt augenblicklich wohl um das Doppelte an Umfang zu, indem die Wasserzellen unter Verdrängung der etwa in ihnen enthaltenen Luft ihre Wände wieder spannen. — Dasselbe geschieht auch in feuchter Luft. Bringt man einen trocknen Zweig, beispielsweise von Arthrocnemum macrostachyum, auch nur für eine Stunde unter eine mit Wasser ab- gesperrte Glasglocke, so nimmt sein Gewicht um 50 °/% zu, selbst wenn ein Beschlagen der Glockenwände sorgfältig verhütet worden ist. Der Zweig vermag also Wasser in Gasform zu binden. Lässt man ihn länger unter der Glocke, so bedeckt er sich sehr bald unter sichtlicher Ver- grösserung seiner Querschnittsfläche mit Wassertropfen, die bis zum Ab- fallen anwachsen. Von Wichtigkeit für das Wassergewebe mancher Chenopodeen, vor allem der Arthroenemum-Arten, sind sicher zahlreiche, sich zwischen seine Elemente einschiebende, langgestreckte Sclerenchymfasern. Dieselben sind mit ihrer Längsachse senkrecht zur äusseren Begrenzung des Zweiges gestellt und lehnen sich mit ihrem einen Ende der Epidermis, mit dem andern gewöhnlich schwachen Gefässbündeln an, die innerhalb der Rinde verlaufen. Sie stellen somit Streben dar, welche ein völliges Zusammen- sinken des Wassergewebes nach Verbrauch seines lebenspendenden Inhalts in wirksamster Weise verhindern. Gewisse Salcornia-Arten, z. B. S. fruticosa und herbacea, weichen ° in ihrem Bau von den übrigen Chenopodeen dadurch ab, dass in dem äusseren chlorophyliführenden Theil der Rinde eigenthümliche, voll- kommen isolirte, weitlumige und spiralig verdickte Tracheiden zur Aus- bildung gelangen. Sie sind in gleicher Weise wie die Stereiden der 38 Volkens: Arthrocenemum-Arten orientirt, enden aber nach aussen stets in der Nähe einer der zahlreichen Spaltöffnungs - Lufthöhlen. Die Art ihres Vor- kommens sowohl wie ihr ganzer Bau, auf den von Duval-Jouve') näher eingegangen wird, erinnern lebhaft an die Tracheidenhüllen der Örchideen-Luftwurzeln und es ist nicht unwahrscheinlich, dass ihnen dieselbe physiologische Bedeutung wie diesen zuzusprechen ist. Grossblättrige Chenopodeen untersuchte ich nur in zwei Vertretern, Atriplex farinosa Forsk. und leucoclados Boiss., beide von Schweinfurth bei Kosseir gesammelt. Namentlich die erstere giebt sich schon im Herbar als Pflanze mit stark hygroskopischen Eigenschaften zu erkennen, denn ihre Blätter werden eigentlich niemals trocken. Dieselben sind auf beiden Seiten mit einem dicken grauen Filz bekleidet, über dessen Natur ich mir erst nach geraumer Zeit klar geworden bin. Betrachtet man einen Längsschnitt mikroskopisch, so scheint es, als ob über der oberen und unteren Epidermis, die durch Spaltöffnungen deutlich als solche charakterisirt ist, ein mächtiges, die eigentliche Blattdicke in der Aus- dehnung 3—4mal übertrefiendes Gewebe aus grossen dünnwandigen, hyalinen Zellen gebildet aufsitze. In der That hat man es hier, wie eingehendere Untersuchungen lehren, nur mit einem Scheingewebe zu thun. Dasselbe kommt durch abnorm entwickelte Haare zu Stande, deren zarte, nach allen Seiten hin blasenförmig ausgebuchtete Wandungen mit einander verkleben. Mit der ‘Epidermis, die keine Schutzmittel gegen Transpirationsverluste zeigt, sind die Haare durch ein schmales ceylindrisches Fussstück verbunden, welches reichlich mit Chlorophyll versehen ist. — Etwas einfacher liegen die Verhältnisse bei A. leuco- clados, da die Haare bei derselben eine mittlere Stellung zwischen jenen abnormen und den gewöhnlichen, in ihrer Gesammtheit ein leicht ab- wischbares „Mehl“ bildenden Kopfhaaren der Chenopodeen einnehmen. — Ueber die Function des Scheingewebes kann ein Zweifel kaum auf- kommen. Es ist ein Absorptions- und Speichergewebe für Wasser, welches nur nicht wie gewöhnlich subepidermal oder central im Blatt gelagert ist, sondern "hier einmal über der Epidermis auftritt und aus dem das Blattparenchym seinen Bedarf mit Hülfe der geschilderten Fussstücke entnimmt. Eine andere Frage ist es, wie wir uns die Füllung und Leerung des Gewebes oder besser der zu einem Gewebe verbundenen Haare zu denken haben, ob die Füllung vorzugsweise mit dem Wasser geschieht, welches von den Wurzeln der Pflanze aus dem Boden aufgenommen wird, oder ob die in der Luft enthaltene Feuchtig- keit, sei es nun hygroskopisch gebunden, sei es als Regen und Thau, direct zu diesem Zwecke verwerthet wird. 1) Des Salicornia de l’Herault. Bull. de la Soc. bot. de France. Tom. XV. Standort u. anatom. Bau. 39 Wir kommen mit dieser Frage, deren Beantwortung nicht nur für die mit einem Wassergewebe versehenen Halophyten, sondern für alle Wüstenpflanzen ohne hervorragende Einrichtungen für Herabdrückung der Transpiration von Wichtigkeit ist, auf einen Abschnitt der Pflanzen- physiologie zu sprechen, der in neuerer Zeit mehrfach Gegenstand der Untersuchung gewesen ist. Sind die oberirdischen Theile der Pflanzen, vor allem also die Blätter, befähigt Wasser aufzunehmen und ist dieses Wasser von Vortheil, unter Umständen eine Nothwendigkeit für das Pflanzenleben? Das erstere kann nach den Untersuchungen von Cailletet,') Heiden,’) Detmer,’) Mer,*) Boussaingault,°) Böhm‘) und Henslow’) nicht mehr bestritten werden, über den Nutzen aber, welchen die Pflanzen eventuell aus diesem Vermögen ziehen könnten, liegen bisher nur mehr im negativen Sinne sich aussprechende Meinungen vor. Dieselben finden ihre Hauptstütze in den Beobachtungen, welche Haberlandt®) über das Austrocknen abgeschnittner und be- netzter, sowie abgeschnittener und nicht benetzter grüner Pflanzentheile gemacht hat. Aus diesen ergiebt sich die überraschende Thatsache, dass abgeschnittene Sprosse, die vorher unter Wasser getaucht oder befeuchtet worden waren, schneller welken als solche, bei denen eine Benetzung unterblieb. Wiesner,?) der Haberlandt’s Versuche bestätigt, über- trägt das gewonnene Resultat auf das biologische Verhalten der Pflanzen im Allgemeinen, indem er behauptet: das Wasser, welches den Blättern durch Regen und Thau direct zugeführt wird, kann denselben von keinem Nutzen sein, da die nach der Absorption stattfindende Beschleunigung der Transpiration den erlangten Vortheil wieder aufhebt oder gar, wenn der Boden undurchnässt geblieben ist, in einen Nachtheil umschlagen lässt. — Auf die Ursache, welche Haberlandt und Wiesner der constatirten Transpirationsbeschleunigung zuschreiben, will ich hier nicht näher eingehen. Bestreiten muss ich indess, dass die Art ihrer Ver- 1) Compt. rend. T. 73. 1871. p. 681 ff. 2) Düngerlehre Bd. I. $. 170. | 3) Beiträge zur Theorie des Wurzeldrucks. Samml. phys. Abhandl. herausgeg. von Preyer. I. Reihe 8. Heft. Jena 1877. | *) De l’absorption de Peau par le limbe des feuilles, Bull. d. 1. soc. bot. de France 1878 t. 25. p. 105. 5) Etude sur les fonctions physiques des feuilles. Ann. d. Chim. et Phys. 5 ser. t. XII. 1878. 6) Ueber die Aufnahme von Wasser und Kalksalzen etc. Tagbl. d. 49. Vers. d. Naturf. u. Aerzte p. 114. 7) On the absorption of rain and dew ete. Linn. Soe. Bot. 1880. p. 313. 3) Wiss. pract. Unters. auf. d. Geb. des Pflanzenbaus. 1877. p. 130—137. 9) Studien über Welken von Blüthen und Laubsprossen. Sitzungsber. d. Wiener Akad. der Wiss. LXXXVI 1. Abth. Nov.-Heft 1882. 40 Volkens: suchsanstellung irgend welchen Schluss darüber erlaubt, ob die directe Aufnahme von Wasser seitens der oberirdischen Theile für das Pflanzen- leben von Bedeutung ist oder nicht. Beide Forscher haben fast nur mit abgeschnittenen Sprossen experimentirt und, was mir am bedeutsamsten erscheint, auf die Anatomie ihrer Versuchspflanzen gar keine Rücksicht genommen. In ihren Aufzählungen spielen nur Pflanzen mit zarter Epidermis und ohne besondere Schutzmassregeln für Transpirationsverluste eine Rolle. Nun ist es klar, dass nicht alle Pflanzen auf Wasseraufnahme seitens der Blätter angewiesen sein können; solche, die gemäss ihres Standorts stets genügend Feuchtigkeit im Boden vorfinden, werden selbst- verständlich an ihren äusseren Vegetationsorganen keine Anpassungsmittel an Regen und Thau zur Schau tragen, und es kann nicht auffallen, wenn unter Umständen auf sie eine Benetzung schädlich einwirkt. Einen Schluss aber von ihnen auf ihre etwaigen xerophilen Verwandten zu machen, ist ungerechtfertigt. Zwei Pflanzen können sich je nach ihrem anatomischen Aufbau der Verdunstung gegenüber so verschieden ver- halten wie zwei völlig imbibirte Würfel, von denen der eine aus porösem Thon, der andre aus Gyps besteht. Das Welken in dem einen, das Austrocknen in dem andern Falle hängt in der grösseren oder geringeren Beschleunigung ganz von den Widerständen ab, die der Verdunstung des aufgenommenen Wassers entgegenstehen. Wenn das auf Blättern und Stengeln niedergeschlagene Wasser den Pflanzen von Nutzen sein soll, so müssen durch den anatomischen Bau zweierlei Bedingungen erfüllt werden, es muss einmal ein Eindringen der feuchten Niederschläge in das Pflanzeninnere ermöglicht, und es muss zweitens ein Gewebe vorhanden sein, welches das gewonnene Nass auf- speichert und mit einer gewissen Kraft festhält. Beide Bedingungen sind nun bei einer grossen Zahl von Wüstengewächsen und im geringeren Grade auch bei einheimischen, Trockenheit liebenden Species erfüllt und geben uns gewissermassen eine Garantie dafür, dass in der That nicht nur, wie man bisher fast allgemein annahm, die Wurzeln, sondern auch Stengel und Blätter gelegentlich die Wasserversorgung der Pflanze übernehmen. Die erste Bedingung ist von vornherein sichergestellt bei all den Gewächsen, deren Epidermisaussenwände zart und von einer schwachen, benetzbaren Cuticula bedeckt sind. Dazu gehören von den Wüsten- pflanzen vor allem die grosse Masse der Zygophylleen und Chenopodeen, also gerade die Familien, welche in allen dürren Erdstrichen zu den artenreichsten zählen. Bei stärkerer Epidermisaussenwand und vor allem bei dicker und unbenetzbarer Cuticula ist an eine Wasseraufnahme durch die oberirdischen Organe nicht zu denken, sobald beide anatomischen Standort u. anatom. Bau. 41 Eigenthümlichkeiten über der ganzen Oberfläche gleichmässig vorhanden sind; sie ist aber sehr wohl construirbar, wenn lokale Unterbrechungen darin auftreten, wenn die Epidermis wenigstens stellenweise permeabel und benetzbar ist. Wir haben eine auf Durchlässigkeit zielende Ein- richtung schon bei Statice aphylla kennen gelernt, wo die Aussenwände der epidermalen Kalkdrüsen im Gegensatz zu denen der Nachbarzellen ausserordentlich dünnwandig bleiben. In noch viel umfangreicherem Maassstabe aber scheinen nach den neusten, höchst interessanten Unter- suchungen Ljundströms,') auf die ich hier ausdrücklich verweise, die Basaltheile der meisten Pflanzenhaare dazu angepasst zu sein, dem niedergeschlagenen Wasser Eingang in das Blatt- und Stengelinnere zu gestatten. Nachdem schon vorher A. F. W. Schimper?) die wasser- aufsaugende Kraft gewisser Trichome tropischer wurzelloser Epiphyten festgestellt und Detmer auf eine Beziehung zwischen der Intensität der Wassersaugung und der Haarbekleidung der Blätter aufmerksam gemacht hatte, zeigte Ljundström in specieller und umfassender Weise, wie ganz im allgemeinen die Fussstücke zahlreicher, Blätter und Internodien be- deckender Haare sehr leicht Wasser durch ihre Membran hindurch diffundiren lassen. „Sie sind sehr weich und biegen sich besonders leicht, nehmen aber auch schnell ihre frühere Gestalt wieder an, wenn Wasser zugesetzt wird. Sie enthalten einen Stoff, der mehr schwellend ist als der andrer Zellen und werden oft durch Jod und Schwefelsäure violett gefärbt.“ Dass den Fussstücken der Haare eine besondere Be- deutung zukommen müsse, ist auch mir im Laufe meiner Untersuchung besonders dadurch wahrscheinlich geworden, dass ihre Membran bei vielen Wüstenpflanzen eine Beschaffenheit zeigt, welche im allgemeinen als Verholzung bezeichnet wird;.sie färbt sich mit Phlorogluein und Salz- säure roth. Der in die Luft ragende Theil der Haare scheint, obwohl er eben- falls benetzbar ist, weniger die Wasseraufnahme als vielmehr seine Leitung zu den vorzugsweise permeablen Stellen hin bezwecken zu sollen. Wie steht es nun mit dem Vorkommen der Haare bei solchen Pflanzen, von. denen man gemäss ihres Standorts in erster Linie die möglichste Verwerthung von Thau und Regen erwarten sollte? Schon bei der Betrachtung der einheimischen Pflanzen wurde darauf hin- gewiesen, dass eine mit der Trockenheit des Standorts zunehmende Haarbedeckung als längst bekannte Thatsache gelte. Nicht weniger ist es feststehend, dass die Flora aller sich durch Trockenheit auszeichnenden Steppen und Wüsten eine ganz unverhältnissmässig grosse Zahl von 1) Pflanzenbiolog. Studien. Upsala 1884. 2) Bot. Centralblatt. 1884. 42 Volkens: Arten birgt, die einen dichten Haarfilz auf allen oberirdischen Organen als Charakteristikum aufweisen. Erst jetzt nach den Untersuchungen Ljundströms werden diese Facta verständlicher. Wenn auch nicht angenommen werden kann, dass die Ermöglichung der Wasserabsorption der alleinige Zweck der Haarbedeckung sei, so kann doch nicht geleugnet werden, dass sie mit zu den Hauptfunctionen zählt. Grade das vorzugs- weise Vorkommen an solchen xerophilen Pflanzen, die keine besonderen ‚anatomischen Schutzmittel gegen Verdunstung besitzen, scheint mir dafür zu sprechen. ‘Allen derbhäutigen Wüstengewächsen mit mächtiger Cutieula fehlen die Haare. Bei ihnen herrscht eben, um die Trockenheit zu er- tragen, ein anderes Prineip vor. Sie verzichten auf die allnächtlich durch den Thau und periodisch durch Regen auf Stengel und Blatt niedergeschlagene Feuchtigkeit, sind dafür aber bemüht, das spärliche Nass, welches ihnen mit Hülfe der Wurzeln aus dem Boden zufliesst, durch eine möglichst continuirliche, undurchlässige, peripherische Haut vor der Verdunstung, so weit es angeht, zu schützen. Als zweite Bedingung dafür, dass den Pflanzen das auf den ober- irdischen Theilen haftende Wasser zum wirklichen Vortheil gereiche, wurde in obigem für den anatomischen ‘Aufbau ein Gewebe gefordert, welches Wasser aufspeichert und mit einer gewissen Kraft festhält. Findet sich ein solches bei den Saharapflanzen? Einem, das aus lebenden, plasmahaltigen Elementen besteht, begegneten wir bereits bei den Zygo- phylleen und Chenopodeen. Es setzt sich aus farblosen grossen Zellen zusammen, deren Inhalt auf Wasser eine grosse anziehende Wirkung ausübt und deren dünne Membranen auch nach dem Austrocknen noch ihre Elastieität und Permeabilität bewahren. Dass in ihnen das aufge- nommene Wasser mit einer entsprechenden Zähigkeit gebunden bleibt und aus ihnen den stets sich unmittelbar anlehnenden assimilatorischen Elementen nur langsam zufliesst, ergiebt sich wohl aus der hygroskopischen Natur ihres dauernden Inhalts. Erst wenn der Saft der Parenchymzellen, die vor dem Austrocknen in erster Linie geschützt werden müssen, da mit ihrem Tode das Leben der Pflanze überhaupt erlischt, sich infolge der Verdunstung soweit concentrirt hat, dass jetzt seine osmotische Kraft grösser ist als die der Speicherzellen, tritt Wasser aus diesen über. Ein zweites „Wassergewebe“ erkenne ich im Holzkörper. Schon in den voraufgehenden Schilderungen einzelner Saharapflanzen habe ich bestimmte im Blattparenchym und der Rinde auftretende verholzte Zellen als Wasserreservoire gedeutet. Solche Zellen haben das Gemeinsame, dass ihre mehr oder weniger verdickten Wände deutliche Poren haben und eines geformten Inhalts ermangeln. Speciell bei den xerophilen Capparideen, wo sie am auffälligsten hervortreten, erkannten wir sie als die aufgetriebenen Endigungen der Tracheidenstränge, die sich im Blatt Standort u. anatom. Bau. 43 verbreiten. Diese Thatsache nun sowie anderweitige Erwägungen lassen mir die Behauptung gerechtfertigt erscheinen, dass wir es bei jenen Zellen nur mit einer Einzelerscheinung zu thun haben, dass wir direet sagen können: alle todten und diekwandigen Elemente inner- halb des Pflanzenleibes bilden in ihrer Gesammtheit ein Wasserreservoir. Ich stehe mit dieser Meinung nicht allein da. Scheit!) schreibt wörtlich: „Die Massenentfaltung des Holzes in den Bäumen, oder wie sie z. B. bei Welwitschia auftritt, würde unter Berücksichtigung der mechanischen Principien allein als eine Verschwendung erscheinen, sie wird aber erklärlich, wenn man im Holzkörper ein Wasserreservoir sieht.* Er weist zur Bestätigung seiner Ansicht auf einen Versuch Pfeffer’s?) hin, welcher lehrt, „dass der Transpirationsverlust bei Steigerung der Verdampfung überwiegt, während nach einem darauf fol- genden Ueberdecken mit einer Glasglocke die Wasseraufnahme ansehn- licher ist als der Verlust durch Transpiration.* Ich selbst kann ein vollwichtiges Argument in dem Pfeffer’schen Versuch nicht entdecken, finde aber eine Hauptstütze für meine oben ausgesprochene Behauptung darin, dass bei den xerophilen Pflanzen, an welche doch dieselben mechanischen Ansprüche gestellt werden wie an die hygrophilen, die verholzten Elemente, mögen dieselben nun als Sklerenchym, Bast, Libri- form oder Tracheiden ausgebildet sein, in so hervorragender Weise zur Entwicklung gelangen. Bei allen anatomischen Darstellungen von Steppen- und Wüstenpflanzen ist deren fester. Bau ein stehender Refrain.) Ich lasse es unentschieden, wie wir uns die Aufspeicherung des Wassers im Holz zu denken haben. Wo, wie bei vielen Wüstenpflanzen, alle Elemente desselben, von denen mit geformtem Inhalt und den Ge- fässen abgesehen, bis zum Verschwinden des Lumens verdickte Wände haben, da kann an eine Function als Reservoir nur gedacht werden, wenn die lebenden Zellen im Stande sind, den Membranen der festen Elemente einen Theil ihres Imbibitionswassers zu entziehen. An dieser 1) Bot. Ztg. 1884 p. 186. 2) Physiologie, Bd. I, p. 135. 3) In Zusammenhang mit dieser Erscheinung scheint die starke Concentration des Saftes zu stehen, die sich bei allen an Wassermangel leidenden Pflanzen trockner und heisser Klimate einstellen muss. Dieselbe spricht sich auch bei den xerophilen Gewächsen in der Zunahme aller möglichen Sekrete und Ablagerungen aus. Ein charakteristisches Beispiel dafür trat mir in der Forskaha tenacissima entgegen. Die Cystolithen zeigen sich ‘ bei dieser Pflanze in so enormer Menge und Grösse, dass die Blätter spröde und brüchig wie Glas werden. Dieses und das Auftreten von Trichomen in der Form von Widerhaken erklärt die Beobachtung der Reisenden, dass die Blätter der Forskalia überall festhaften und bei dem Versuch, sie loszumachen, in Stücke zerspringen. 44 Volkens: Fähigkeit aber ist kaum zu zweifeln. Die Versuche Wiesners') lehren, dass viele Pflanzenfasern 20 und 30 % ihres Wassergehalts mit Leichtig- keit abgeben. Eine fernere Bestätigung meiner Ansicht: Eine der Functionen des Holzgewebes falle mit der eines typischen Wassergewebes aus lebenden Schwellzellen zusammen, sehe ich darin, dass beide Gewebsysteme sich wenigstens theilweise ausschliessen. Bei denjenigen blattlosen Zygo- phylleen und Chenopodeen, welche ein umfangreiches Schwellgewebe in ihrer Rinde aufweisen, tritt der Holzeylinder völlig zurück, er ist bei vielen krautartigen, deren Zweige die Stärke eines Bleistifts haben, kaum von der Dicke eines Zwirnsfadens. In den vorstehenden Erörterungen ging ich von dem Gesichtspunkt aus, dass das Wasser, welches als Regen und Thau auf die Blätter und Zweige der Wüstenpflanzen gelangt, diesen, wenn sie eben dafür ange- passt sind, auch von Nutzen sein und ihr Fortvegetiren ermöglichen müsse. Selbstverständlich will ich damit nicht behaupten, dass die wasserabsorbirende Thätigkeit der Wurzeln bei diesen Pflanzen gar keine Rolle spiele. Ich meine und finde mich da in Uebereinstimmung mit Reisenden, die das Leben der Wüstengewächse aus eigner Anschauung kennen, dass die Wurzelthätigkeit auf die Perioden beschränkt ist, wo eine wirkliche Durchnässung des Bodens durch andauernde Regenfälle oder ein Steigen des Grundwassers eintritt. Diese Perioden aber, in denen alle Wüstenpflanzen allein zur Bildung neuer Triebe, neuen Laubes schreiten, manche ihren ganzen Entwicklungseyclus vollenden, sind ver- hältnissmässig von kurzer Dauer. Sie machen langen Zeiten der Dürre Platz, für die alle Pflanzen, welche dieselben überstehen sollen, an- gemessene Einrichtungen besitzen müssen. Die Dattelpalme, vielleicht auch manche Akazien, besitzen solche in den ungemein tiefgehenden Wurzeln, die die unterirdischen Wasserzüge zu erreichen vermögen, andere wappnen sich, indem sie, das assimilirende und transpirirende Gewebe auf ein Minimum beschränkend, die Blätter abwerfen und die jungen Sprosse in holzige Dornen verwandeln, noch andere endlich, welche sich in einem gewissen Grade von der Thätigkeit der Wurzeln und dem Wassergehalt des Bodens unabhängig gemacht haben, bringen jetzt alle Vortheile zur Geltung, die ihnen ihre Organisation gestattet. Sie, die letzteren, werden zu Eintagspflanzen, wenn man so will. Den Thau, der sich allnächtlich auf ihren Blättern und Stengeln nieder- schlägt, der aber nicht tief genug in den Boden dringt, um die Ab- sorptionsthätigkeit der Wurzeln zu ermöglichen, nehmen sie auf, ersetzen damit den verloren gegangenen Turgor der lebenden Zellen und sammeln 1) Rohstoffe p. 293. Standort u. anatom. Bau. 45 noch soviel im Holz oder in besonderen Speichergeweben an, als zur Erhaltung einer „vita minima* während der heissen Tagesstunden nöthig ist. Es dürfte fraglich erscheinen, ob der Thau gerade in den Erd- strichen, welche sich durch die ausserordentliche Trockenheit ihrer Luft auszeichnen, eine so häufige Erscheinung ist, wie es nach obigem für die Existenz mancher Pflanzen nothwendig wäre. Erfahrene Reisende und Beobachter wie Ascherson') und Figari”) sprechen sich dafür aus, und die enormen Differenzen, welche speziell in der Sahara zwischen der Tages- und Nachttemperatur herrschen, dienen nur dazu, ihre Angaben zu bestätigen. Dass der Thau sich vorzugsweise auf Pflanzenorgane niederschlagen wird, ist wohl aus deren grossem Ausstrahlungsvermögen zu schliessen. Nach den Untersuchungen Maquenne’s®) ist dasselbe gleich der des Russes. Beschleunigt und vermehrt wird seine Ansammlung sicher noch bei solchen Pflanzen, welche hygroskopische Excrete bilden. Dazu ge- hören .einmal alle die, welche aus drüsigen Organen der Oberfläche schleimige und zuckerreiche Substanzen absondern (zZ. B. Cleome droseri- folia), ferner höchst wahrscheinlich viele Halophyten. Tehihatchef) erwähnt, dass die in der algerischen Sahara verbreiteten Zraganıum- Arten immer mit einer dicken Salzkruste bedeckt seien. Rohlfs°) behauptet dasselbe von einem Charakterbaum Tripolitaniens und Fezzans, der Tamarix articulata. Er führt an, dass er Z’amarix-Bäume gefunden, „welche voll und kräftig wuchsen, die aber vielleicht seit Jahren ohne Regen zubrachten. Aber zugegeben auch, dass sie alle Jahre ein und zwei Schauer bekämen, so ist doch die Luft so trocken, dass der Boden gleich noch an demselben Tage wahrnehmbar keine Feuchtigkeit mehr besitzt; die meisten müssen doch also die Fähigkeit besitzen, aus der so trocknen Luft noch Feuchtigkeit einzusaugen.* Vorstehende Arbeit vollendete ich unter Leitung des Herrn Prof. Dr. Schwendener, dem ich mich zu tiefem Danke verpflichtet fühle, im botanischen Institut der Universität. Herr Prof. Dr. Eichler und Herr Prof. Dr. Kurtz erfreuten mich durch die Bereitwilligkeit, mit welcher sie mir ein reichliches Herbarmaterial zur Untersuchung überliessen. 1) Bot. Ztg. 1874 p. 613. ?) Studii seientifici sull’ Egitto ete. I. p. 83. 3) Compt. rend. 1875. t. 80. p. 1357 ff. *) Espagne, Tunisie et Algerie, Paris 1880. 5) Kufra, Leipzig. 46 Figuren -Erklärung,. Fig. 1—9. Land- und Wasserform von Polygonum amphibium. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. i. Gefässbündel der Landform. a. Gerbstoffschläuche. Gefässbündel der Wasserform. Rinde und daranstossendes Gewebe der Wasserform. Dasselbe der Landform. b. Isolirte Phlo&mbündel. Blattquerschnitt der Landform. E „ Wasserform. Obere Blattepidermis der Landform. a. Eine verschleimte Zelle. b. Borste. Borste im Querschnitt. Obere Blattepidermis der Landform im Querschnitt. a. Eine der grossen Zellen, deren Innenwand stark verschleimt ist. Fig. 10—14. Convolvulus arvensis und C. Sepium. 10. 14, 12. 13. 14. 15. 16. 17: 18. 19. 20. 21. Blattquerschnitt von ©. ‚Sepium. 3 ü z „ ©. arvensis. Blattoberseite von ©. Sepium. Die punktirten Linien sind Blattunter- und Oberseite von €. ai die Umrisse der Epidermis- Blattunterseite von CO. Sepium. zellen. Querschnitt durch den Stengel von Zetama Duriae:. Retama monosperma. n n n n n 3 . 5 5 „ Genista cephalantha. = B a > » TJaverniera aegyptiaca. Br n a > „ Zeptadenia pyrotechnica. Epidermis mit Spaltöffnung „ 4 r Theil des Markes von Genista umbellata. Jahrbuch des bot. Gartens I. The & » & m ri U > us e NARBE \ Zoos! Audu® Kr SL, 0, ou je oo ee fe Lichtdruck v.A. Frisch, Berlin W. I. Zur Biologie der floralen und extrafloralen Schau-A pparate. Von Dr. Friedrich Johow, Assistenten am botan. Institut zu Bonn a. Rh. —— ir Die unendliche Mannigfaltigkeit von Einrichtungen, welche wir im Reiche der blühenden Pflanzen im Dienste der Bestäubung entwickelt finden, kommt, wie allgemein bekannt, vorzüglich durch verschieden- artige Ausbildung der Blüthenphyllome zu Stande. Sowohl die allerhand künstlichen Mechanismen zur Sicherung der Fremdbestäubung, welche in neuerer Zeit schon so oft zum Gegenstand eingehendster Beobach- tungen gemacht worden sind, als auch die Apparate zur Anlockung der Insekten vermittelst Farbe und Duft sind bei der überwiegenden Mehr- zahl der Gewächse an die Region der Blüthe gebunden. Innerhalb dieses Systems von Blattwirteln ist bekanntlich wiederum der zweite Kreis der typische Schau-Apparat der Pflanze; doch fehlt es nicht an zahlreichen Beispielen für den Fall, dass auch andere Kreise in die Bildung des Schau-Apparates mit hineingezogen oder zu alleinigen Trägern der Lock- farben ausgebildet sind. | Die Erscheinung, dass der Kelch, wie man sagt, corollinisch ent- wickelt ist, zeigen mannigfache Vertreter unserer heimischen Flora. Als besonders geläufige Beispiele hierfür seien die Ranuneulaceen- Gattungen Eranthis, Helleborus, Anemone, Caltha, Aquilegia und Delphinium, deren Kelche fast den alleinigen Schau-Apparat darstellen, sowie die grosse Gruppe der Zzkiifloren, bei denen beide Perianthkreise eine gleichmässige, corollinische Ausbildung erfahren, angeführt. Bei den Blüthen exotischer Floren kommen corollinische Kelche in noch prächtigerer Ausbildung vor. Allbekannt sind die mannigfaltigen Blumen der Fuchsia- Arten, weniger bekannt diejenigen mancher Gesneraceen, von denen Alloplectus eristatus in West-Indien mit feuerrothem Kelch und dottergelber Corolla 48 Johow: genannt sei. Beispiele für weitgehende Farben- und Formdifferenzirung des Kelches bei gleichzeitiger Reduction der Corolla bieten manche Fassiflorinen sowie die Balsamineen dar. Einen ganz erstaunlichen und in der Morphologie einzig dastehenden Fall finden wir aber bei einigen tropischen Aubiaceen (den Gattungen Mussaenda, Pogonopus, Pinckneya, Warszewiezia), bei welchen einer von den fünf Kelchzipfeln zu der Grösse und Form eines Laubblattes entwickelt ist und dabei mit den leuch- tendsten Farben prangt, während die übrigen vier Kelchblätter ganz unscheinbare, pfriemliche Gebilde darstellen und auch die Petala als Schau-Apparate gänzlich in den Hintergrund treten.) Beachtenswerth ist hierbei der Umstand, dass nur wenige, durch ihre morphologische Stellung keineswegs ausgezeichnete Blüthen der Inflorescenz ?) jene Er- scheinung zeigen, dass also die zu enormer Grösse entwickelten Kelch- blätter einzelner Blüthen für die gesammte Inflorescenz den Schau-Apparat zu liefern haben. Die Blüthentrauben der Warszewiezia coceinea, eines auf Trinidad ungemein häufigen Strauches, besitzen in den grossen, scharlachrothen Pseudobracteen, welche in der nassen Jahreszeit allent- halben zwischen dem Grün der Gebüsche hervorleuchten, einen der wirk- samsten und prachtvollsten Schau-Apparate, welche die Pflanzenwelt West-Indiens aufweist. Wie die Kelchblätter, so treten auch die Stamina häufig als die eigentlichen Schauphyllome der Blüthe auf, entweder indem sie bei gleichbleibender, typischer Gestalt durch grössere Anzahl und bunte Färbung augenfällige Complexe bilden, während die Blumenkrone zurück- tritt, oder indem sie eine weitgehende Vergrösserung und Gestaltumände- rung erfahren. Von der ersteren Art sind die staminalen Schau-Apparate der neuholländischen Myrtaceen und der meisten Mimoseen, deren bürsten- förmige Inflorescenzen bekannt sind, ferner diejenigen mancher baum- artiger Capparideen, welche grosse, büschelförmige Einzelblüthen besitzen. Vielleicht ist in biologischer Beziehung der Umstand beachtenswerth, dass die drei genannten Familien, zu denen sich die Gruppe der Cuno- 1) Etwas ähnliches findet bekanntlich bei den Dipterocarpeen statt, nur dass hier die umgewandelten Kelchblätter nicht als Schau-Apparate, sondern als Flugapparate für die Früchte dienen. 2) Auch innerhalb des einzelnen Kelches hat der metamorphosirte Zipfel anschei- nend keine morphologische Ausnahmestellung. Die Entwicklungsgeschichte des Gebildes ist bei Wurszewiezia coccinea leicht zu verfolgen, da hier an einer einzigen Blüthentraube von der Spitze nach der Basis zu alle Altersstadien vorhanden sind. Aus der noch ge- schlossenen Blüthenknospe ragt von Anfang an in entfaltetem Zustande das Kelchblatt hervor. Es ist zuerst ein kleines blattartiges Anhängsel an der Knospe und wächst all- mählich zu der definitiven Grösse heran. Die Nervatur und äussere Form des Kelch- blattes ist bei dieser Gattung weniger von denen der Laubblätter abweichend als bei anderen Gattungen, wo weitgehende Abweichungen vorkommen. Biologie der Schau - Apparate. 49 nieen nebst anderen Beispielen gesellen liesse, aus typischen Strand- und Steppengewächsen, also Bewohnern dürrer Standorte sich zusammen- setzen. Für solche Pflanzen muss nämlich ein Blüthenbau aus dicht gereihten, cylindrischen Fäden angezeigter erscheinen als der Besitz einer aus zarten membranösen Blättehen bestehenden Blumenkrone, welche dem Verwelken in hohem Grade ausgesetzt wäre. In der That bestätigten Versuche, die Verf. in West-Indien mit abgeschnittenen Blüthenköpfchen von Acacia- und Mimosa-Arten sowie mit den sonderbaren Einzelblüthen der Capparis cynophallophora anstellte, dass alle diese Gebilde selbst bei directer Insolation in trockener Luft dem Verwelken einen ausnehmend langen Widerstand entgegensetzen. Beispiele hoch differenzirter staminaler Schau-Apparate bietet eine Anzahl tropischer Monocotylen dar. Bekannt sind die lebhaft gefärbten Staminodien vieler Zingiberaceen (besonders der Gattung Canna), welche theilweise so täuschend corollinisch entwickelt sind, dass die richtige Construction der Blüthendiagramme erst in neuerer Zeit gelungen ist.') Erwähnenswerth sind ferner die Staubblätter der Pandaneen und COyelan- theen, unter denen die Gattung Carludovica durch die ungeheure Aus- bildung der Staminodien der weiblichen Blüthe sich auszeichnet. Die sonderbaren, schweifartigen Blüthenkolben dieses Gewächses, welches zwischen den Aroideen und Palmen in der Mitte zu stehen scheint, be- stehen aus einer zapfenförmigen Axe und daran aufgereihten männlichen und weiblichen Blüthen. Auffallend sind nur die letzteren gestaltet, indem die mit den Narbenstrahlen alternirenden vier Staminodien zu oft decimeter- langen, dünn-cylindrischen Fäden entwickelt sind, deren cr&me-farbiger Complex zusammen mit den gelben Spathen des Blüthenkolbens den Schau-Apparat der Pflanze bildet. Carludovica Plumieri ist, wie Verf. auf Dominica beobachten konnte,?) proterandrisch; nach erfolgter Ver- stäubung des Pollens fallen die mit einem dünnen Stielchen (wohl dem Homologon des Filaments) versehenen Staminodien ab und die nunmehr empfängnissfähigen weiblichen Blüthen zeigen einen besonderen Schau- Apparat in Gestalt der vier burgunderroth gefärbten Narbenstrahlen. Die letzterwähnte Erscheinung beweist, dass auch die Fruchtblätter zur Bildung des Schau-Apparates beizutragen vermögen. In noch auf- fälligerer Weise treten uns corollinisch ausgebildete Theile von Carpellen in der Familie der Irideen entgegen, deren grosse, bunte Narbenlappen der Laie ohne Weiteres für Blumenblätter erklären würde. Auch ander- wärts sind schön gefärbte Narben häufig genug anzutreffen. 1) Siehe Eichler, Botan. Ztg. 1873, S. 177 u. Taf. II, und Diagramme, I, $. 172. 2) Die herrliche Pflanze ist daselbst ausserordentlich verbreitet; in manchen Ur- wäldern fehlt sie an keinem Baume. Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 4 50 Johow: Vermögen somit die Theile der Blüthe allesammt in dem Geschäft der Insektenanlockung thätig zu sein, so vergrössert sich fernerhin die Mannigfaltigkeit der Schau-Apparate durch die Bildung von Blüthen- _ ständen, d.h. von Collectiv-Schau-Apparaten, welche durch ihre Grösse einen Vortheil im Kampf um’s Dasein errungen haben. Durch eine Reihe von Formen und Combinationen dieser Gebilde, die wir hier nicht näher zu behandeln haben und die sich, wie bekannt, zwei morpho- logischen Typen unterordnen lassen, gelangen wir zu den hochdifferen- zirten Anthodien, wie man passend die Inflorescenzen der Korbblüthler und anderer Pflanzen genannt hat. Aber mit den Inflorescenzen hat die Leistungsfähigkeit in der Aus- bildung der Schau-Apparate mittelst Blüthenmaterials keineswegs ihren Abschluss erreicht. Ein weiterer Fortschritt ist dadurch gegeben, dass die Pflanze die Bildung des Laubes und der Blüthen auf zwei ver- schiedene Vegetationsperioden vertheilt, so dass die Schau- Apparate ohne Verhüllung durch das Laub frei zu Tage treten können und die ganze Pflanze biologisch betrachtet einen einzigen grossen Blüthenstand darstellt. Unsere im Frühjahr blühenden Obstbäume, sowie die Salix- und manche Cornus-Arten bieten für diese Erscheinung bekannte Beispiele dar. In den Tropen, wo der Wechsel der nassen und trockenen Jahres- zeit wenigstens in der Ebene eine Periodieität in der Vegetation der Bäume nach sich zieht, finden wir ebenfalls in zahlreichen Fällen die Entwicklung der Blüthen in die laublose oder laubarme Periode verlegt. Das Abwerfen der Blätter bei Beginn der trockenen Jahreszeit findet zwar seine handgreiflichste Erklärung in dem Bedürfniss der Bäume nach Re- duction der transpirirenden Oberfläche — sehen wir doch gerade bei den- jenigen Bäumen, welche die zartesten und oberflächenreichsten Laubblätter besitzen, nämlich den ‚Leguminosen, jene Erscheinung besonders scharf ausgeprägt und beobachten andererseits, dass nur in den trockenen Ebenen und Steppengebieten, nicht aber in den feuchten Bergwäldern und Mangrove-Sümpfen der Laubfall eintritt — dass nun aber die Entwick- lung der Blüthen an die kahle Vegetationsperiode gebunden erscheint, kann man nach dem oben Gesagten leicht als eine Anpassung zu Gunsten der Schau-Apparate deuten. Wenn man im März oder April durch die dürren Steppengebiete Venezuelas reitet, so hat man streckenweise das eigenartige Schauspiel unbelaubter, aber mit grossen leuchtenden Blüthen prangender Wälder, und das gesammte Grün der Vegetation erscheint auf die hohen säulen- förmigen Cacteen, auf die succulenten Agaven und epiphytischen Bro- meliaceen beschränkt. Wenn man in derselben Jahreszeit an der Küste einer westindischen Insel entlang fährt, so gewahrt man aus beträcht- licher Entfernung vom Lande die der Blätter beraubten, aber mit den Biologie der Schau - Apparate. 51 farbenprächtigsten Blüthen beladenen Schmetterlingsblüthler und Caesal- pinien; an der Küste leuchten vor Allem die mit scharlachrothen Blüthenbüscheln besetzten Zweige des „Corallenbaumes® (Frythrina Corallodendron und velutina) und in den Thälern die carminfarbenen Kronen des „Bois immortel* (Erythrina umbrosa) hervor. Betrachtet man in früher Morgenstunde einen dieser riesigen Blumensträusse von der Nähe, so findet man. ihn nicht selten von einem Heer inseeten- suchender Colibris, welche aus weiter Entfernung durch die Pracht der Blüthen herbeigelockt worden sind, wie von einem Bienenschwarm um- summt. Was bei vielen ZDeguminosen durch den Abfall des gesammten Laubes erzielt wird, wird bei andern Pflanzen durch ein weniger radi- cales Mittel, nämlich durch blosse Verminderung der Transpirations- flächen erreicht. Unter den Leguminosen selbst sind die strandbewohnen- den Acacia-Arten sowie zahlreiche Caesalpiniaceen, aus andern Familien mehrere Culturbäume, wie Brodbaum, Calebassenbaum u. v. a. durch solchen theilweisen Laubfall ausgezeichnet. Ein überraschendes Bild bietet dem Fremden im Mai die sogenannte Savanne in Port of Spain, ein aus grossen Wiesenflächen, welche mit Bäumen und Häusern besetzt sind, bestehender Stadttheill dar: Die auf den Wiesen zerstreuten Leguminosen-Bäume fallen durch ihren sonderbaren schirmartigen Wuchs und durch die Menge von prachtvollen Blüthen bei gleichzeitig spärlicher Belaubung auf das lebhafteste in die Augen. Von der Ausbildung besonderer vegetativer und reproductiver Pe- rioden bei den Bäumen ist nur ein Schritt zu einer noch weiter gehenden Differenzirung, die sich bei einigen tropischen Bäumen findet und die, obwohl im hohen Grade beachtenswerth, den meisten Botanikern, welche nicht die Tropen bereist haben, noch völlig unbekannt sein dürfte. Bei dem Silk-Cotton-Tree Süd-Amerikas und West-Indiens (‚Briodendron anfractuosum)') und dem ursprünglich ostindischen, jetzt auch im tro- pischen Amerika häufig eultivirten Mango-Baum (Mangifera indica)”) ist nämlich eine bestimmte Region des Baumes mit Blüthen be- deckt, während gleichzeitig ein anderer Theil des Astsystems Laubblätter und Früchte trägt. Blüthen und Belaubung wechseln nun an den beiden Regionen (einer, wie es scheint, südlichen und einer nördlichen Region) in regelmässiger Folge mit einander ab, so dass, wenn die Blüthen des einen Theiles abgefallen. sind, die Laubblätter und Früchte zur Ent- wicklung kommen, während an der entgegengesetzten Seite des Baumes sich der umgekehrte Wechsel vollzieht. Es leuchtet ohne Weiteres ein, 1) Familie der Bombaceen. 2) Familie der Terebinthaceen. 4* 52 Johow: dass diese Erscheinung eine Einrichtung zur Sichtbarmachung der Schau- Apparate darstellt, welche aus demselben Prinzip verständlich ist wie die Differenzirung besonderer Sprosssysteme zu Inflorescenzen bei anderen Gewächsen. Ein Phänomen, welches wahrscheinlich zum Theil in dieselbe Kate- gorie von biologischen Einrichtungen gehört, ist die Bildung der schein- bar adventiven Blüthen, welche aus mehrjährigen Aesten sowie aus dem Hauptstamm mancher Bäume hervorsprossen. Das bekannteste Beispiel dieser Art stellt der Cacao-Baum (T’heobroma Cacao)!) dar, dessen kleine, violette Blüthenbüschel und grosse, gurkenähnliche Früchte die älteren Theile der Aeste sowie den Hauptstamm bekränzen. Die Blüthen entspringen zum weitaus grössten Theil, wie man sich leicht überzeugen kann, aus „schlafenden Augen“, welche die Rinde älterer Aeste aus bedeutender Tiefe durchbrechen und an die Oberfläche treten; zum geringeren Theil hingegen werden sie als gewöhnliche Achselsprosse an beblätterten jungen Zweigen angelegt. Denselben Fall illustrirt in noch auffallenderer Weise der merk- würdige Calebassen-Baum (Crescentia Cujete)”), dessen wuchtige, über kopfgrosse Früchte an einem niedrigen Hauptstamm und dünnen, elasti- schen Aesten hängen, welche in horizontaler Richtung ausgebreitet mit ihrer grünen Umhüllung von Blätterbüscheln an den Habitus der Arau- carien erinnern. An den Calebassen-Baum schliesst sich die epiphytische Bignoniaceen-Gattung Schlaegela an. Auch kommt bei der ostindischen Oxalidee Averrhoa Bilimbi und bei Anonaceen (z. B. Polyalthia) der- selbe Fall vor. Besonders erwähnenswerth ist ferner die Caesalpiniaceen - Gattung Brownea mit ihren an dem Hauptstamme hängenden grossen Büscheln purpurrother Blüthen, aus denen sich ein mächtiger Complex langer Hülsenfrüchte entwickelt. Die schönen Blüthen der Brownea Rosa und speciosa, welche Einem in der trockenen Jahreszeit allenthalben in den Wäldern Trinidads und Venezuelas begegnen, führen im Lande den Namen „Bergrose“* (Rosa-del-monte, Rose de montagne). Ein weniger auffälliges Verhalten zeigen die Blüthen der Sapoteen, welche zum grössten Theil aus den zweijährigen Zweigen als austreibende schlafende Augen hervorsprossen (z. B. bei Lucuma mammosa, Chryso- phyllum Cainito und andern in West-Indien verbreiteten Culturbäumen)°), ferner die unscheinbaren Blüthenbüschel, welche bei der Melastomaceen- 1) Fam. der Büttneriaceen. 2) Fam. der Bignoniaceen (oder Gesneraceen?). 3) welche zum Theil ein sehr schmackhaftes Obst liefern, welches als Mammee- Sapote, Star-apple, Sapodilla bezeichnet wird. Biologie der Schau- Apparate. 53 Gattung Clidemi« (wie man an zwei strauchigen Arten auf Dominica, Cl. latifolia und guadelupensis, beobachten kann) an den tiefsten Theilen des Stammes aus den Achseln längst abgefallener Laubblätter entstehen. Wenn wir von dem letzterwähnten Fall absehen, so ist die biolo- gische Bedeutung dieser Blüthenentstehung aus altem Holz wohl auch auf die mechanische Aufgabe des Tragens der schweren Früchte zurückführ- bar; doch schliesst diese Bedeutung keineswegs die andere aus, dass die unscheinbaren Blüthen an einem von Blättern entblössten Ort augenfälliger hervortreten können als in den Blattbüscheln der jungen Zweige. Diese letztere Erklärung erhält eine grössere Wahrscheinlichkeit noch dadurch, dass, wie zuerst Wallace!) betonte, die Bestäubung solcher an den Stämmen sitzender Blüthen auf das leichteste durch Schmetterlinge be- wirkt werden kann. Zahlreiche Arten dieser Insecten halten sich näm- lich abweichend von den Bienen, welche die offenen, blüthenbedeckten Wipfel der hohen Waldbäume aufsuchen, mit Vorliebe im Waldesschatten auf, wo sie zwischen den Stämmen nahe dem Boden umherschwärmen. An Cacao- und Calebassen-Baum schliesst sich endlich einer der sonderbarsten Bäume, der Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis)?) an. Verfasser hatte Gelegenheit, diesen Baum auf Trinidad, wo er wild und ceultivirt zu finden ist, zu beobachten, und muss gestehen, dass er das Erstaunen aller Reisenden, welche den Baum gesehen haben, in vollstem Maasse theilt. Der hohe, mächtige Stamm der Couroupita ist scheinbar von einem dichten Lianengeflecht umsponnen, welches mit grossen Blüthen und sehr zahlreichen kopfgrossen Früchten von beträcht- lichem Gewicht behangen ist. Bei genauerer Betrachtung nimmt man aber wahr, dass die lianenartige Umstrickung dem Baume selbst angehört, dass aus verschiedenen Stellen des Hauptstammes Zweige hervorgesprosst sind, welche den Mutterstamm wie eine Kletterpflanze ihre Stütze um- wachsen und umstrickt haben, und dass die Blüthen und Früchte der vermeintlichen Liane die Blüthen und Früchte der Couroupita sind. In der beständig dichtbelaubten Krone des Baumes gelang es niemals Blüthen oder Früchte zu entdecken; es scheinen daher ausschliesslich jene lianenartigen Aeste für das Blühen und Fruchttragen differenzirt zu sein. Für das Verständniss der biologischen Bedeutung dieser Einrich- tung ist die Thatsache von Wichtigkeit, dass vor der Blüthen- und Fruchtentwicklung die den Stamm umwachsenden Zweige ihre Blätter ver- lieren und dadurch den Schmetterlingen und Kolibris die Aussicht auf die Blüthen freigeben. Wir haben hier also wiederum eine Einrichtung zur Sichtbarmachung der Schau-Apparate vor uns, wenn auch anderseits die 1) A. R. Wallace, Die Tropenwelt, übersetzt von D. Brauns, Braunschweig 1879, p. 36 ff. 2) Fam. der Myrtaceen. 54 Johow: mechanische Bedeutung der Einrichtung hier so augenscheinlich ist, dass kaum ein Zweifel daran bestehen kann. Eine ähnliche Eigenthümlichkeit wie der Kanonenkugelbaum zeigt eine jüngst von Eichler') beschriebene Anonacee, die brasilianische Anona rhizantha Eichl. Die auffallendste Eigenschaft dieses Baumes, worin er sich von allen bekannten Anonaceen unterscheidet, besteht nach Eichler darin, „dass die Blüthen nicht an den gewöhnlichen Laubzweigen entspringen, sondern aus besonderen Sprossen, welche am Erdboden oder auch höher am Stamm, selbst aus den untersten dieken Aesten hervor- brechen, im Allgemeinen des Laubes entbehren, sich in den Boden senken, unter demselben hinlaufen und nun die Blüthen auf kurzen Seitentrieben, oft 3—5 Fuss vom Stamme entfernt, aus dem Erdboden heraus zum Vorschein bringen.* Der Unterschied dieses Verhaltens von dem der Couroupita liegt eigentlich nur in der Wachsthumsrichtung der von dem Hauptstamm entspringenden Zweige. Wüchsen diese bei Anona rhizantha nicht zum Boden herab, sondern legten sich wie eine Kletter- pflanze dem Hauptstamme an, so hätten wir den Fall des Kanonenkugel- baumes. Dass auch in biologischer Beziehung eine Analogie zwischen den beiden Erscheinungen anzunehmen ist, kann nach der oben gegebenen Erklärung kaum noch zweifelhaft erscheinen. TE: Die sämmtlichen bisher besprochenen Sechau-Apparate werden so- zusagen lediglich mit Blüthenmaterial hergestellt. Ein anderes biolo- gisches Prineip, auf welches ich die Aufmerksamkeit des Lesers besonders lenken möchte, kommt durch die Heranziehung der extrafloralen Pflanzenglieder zu Schau-Einrichtungen zur Anwendung. Schau-Apparate, welche ausserhalb der Blattkreise der Blüthe liegen, sind in unserer gemässigten Zone relativ seltene und vereinzelte Erschei- nungen. Dass sie der deutschen Flora nicht gänzlich fremd sind, zeigen die Beispiele von Melampyrum nemorosum mit violett oder weisslich ge- färbtem Hochblattschopf am Gipfel der Inflorescenz, von Cirsium olera- ceum mit grossen, weisslich-grünen Hüllbracteen, von Astrantia major und minor sowie Cornus florida mit sternförmigen Involueren, von Ta mit der bekannten, hellgelben, am Inflorescenzstiel angewachsenen Bractee, endlich die Beispiele von Arum mit gefärbtem Blüthenkolben und Calla mit weisser Spatha. Gegenüber diesen vereinzelten Vorkommnissen ist die Flora der Tropen so überaus reich an extrafloralen Schau-Apparaten, dass ihr durch diese Bildungen geradezu ein eigenartiger, physiognomischer 1) Jahrbuch des Königl. Botan. Gartens zu Berlin, Bd. II, pag. 320, Tafel XI. Biologie der Schau- Apparate. 55 Charakter verliehen wird. Nirgends fehlen in den Wäldern West-Indiens und des tropischen Südamerika die Musaceen und Zingiberaceen mit ihren grossen, kahn- oder schuppenförmigen Schau-Bracteen, nirgends die strauchigen Rubiaceen aus der Verwandtschaft von Psychotria mit ihren schönen, corallenartigen Inflorescenzaxen und nirgends die .Brome- liaceen und Aroideen, von denen viele mit prächtig gefärbten Hochblättern begabt sind. Wie ausserordentlich verbreitet die extrafloralen Schau-Apparate in der westindischen Flora sind, mag man daraus entnehmen, dass Verf. das Vorkommen derselben in den Familien der Bromeliaceen, Orchideen, Burmanniaceen, COyperaceen, Aroideen, Cyelantheen, Pandaneen, Musaceen, Zingiberaceen, Piperaceen, Fuphorbiaceen, Amaraniaceen, Nyctagineen, Begoniaceen, Ampelideen, Gentianeen, Rubiaceen, Verbenaceen, Marc- graviaceen und Melastomaceen beobachten konnte. Mit Rücksicht auf die phylogenetische Entstehung dieser Schau- Apparate ergeben sich von vornherein zwei natürliche Gruppen, von denen die eine alle diejenigen Fälle enthält, bei denen die extrafloralen als die ursprünglichen, primären Schau-Apparate der Pflanzenart auf- gefasst werden können, die andere hingegen alle secundären, behufs Ver- stärkung der floralen nachträglich hinzugekommenen extrafloralen Schau- Apparate begreift. Zu welcher von beiden Kategorien ein Schau-Apparat gehört, kann nur aus dem Bau der Blüthe und aus Analogien mit ver- wandten Pflanzen erschlossen werden. Besitzt die Blüthe ausser dem extrafloralen noch einen floralen Schau-Apparat oder geht aus dem Ver- gleich mit verwandten Arten eine stattgehabte Reduction von Blüthen- schaublättern mit Evidenz hervor, so können wir annehmen, das Extra- florale sei eine secundäre Bildung; wenn nicht, so besteht die Möglichkeit (freilich nicht die Gewissheit) eines primären extrafloralen Schau- Apparates.. Um den hypothetischen Charakter des letzteren zu umgehen, können wir ihn auch vom lediglich morphologischen Standpunkt aus als reinen extrafloralen Schau-Apparat bezeichnen. Je nachdem die Organe, welche einen extrafloralen Schau-Apparat darstellen, Axen- oder Blatt- gebilde sind, können wir ferner zwischen caulinischen und phyllinischen Schau-Apparaten unterscheiden. Zu den reinen extrafloralen Schau-Apparaten müssen wir diejenigen der Apetalen, und zwar der Piperaceen, Amarantaceen, Cypera- ceen, Aroideen, Cyclantheen und Pandaneen rechnen. Auch die Euphor- biaceen gehören zum Theil hierher, wenn auch betrefis der primären Natur ihrer farbigen „Blüthenhüllen* je nach dem Standpunkt, den man in der Deutung derselben einnimmt, Meinungsverschiedenheiten bestehen werden. Unter den Piperaceen sind besonders die strauch- und baumartigen Formen, nämlich die Gattungen Zinckea, Schilleria und Artanthe, welche 56 Johow: man in zahlreichen Arten auf den westindischen Inseln antrifit, durch lebhaft weiss gefärbte Blüthenkolben ausgezeichnet. "Die weisse Farbe ist nun hier nicht, wie gewöhnlich, an die Blüthenphyllome gebunden — dieselben sind bei den Piperaceen bekanntlich auf die Sexualorgane be- schränkt —, sondern rührt von kleinen lufthaltigen Bracteen her, welche zwischen jenen Organen zerstreut stehen. Die sämmtlichen Blüthen- kolben sind in vertikaler Stellung auf den dünnen, wagerecht abstehenden Zweigen der Pflanze aufgereiht und verleihen der letzteren das sonder- bare Aussehen eines mit weissen Kerzen besetzten Baumes. Auch die Amarantaceen verdanken, soweit sie Schau-Apparate be- sitzen, dieselben nicht ihren apetalen Blüthen, sondern gefärbten Brac- teen, welche zwischen den Einzelblüthen der Inflorescenz inserirt sind. Die kugeligen, schneeweissen Blüthenköpfehen von Mogiphanes Jacquini, einem der gemeinsten Unkräuter auf Dominica, enthalten unter den unscheinbaren Kelchblüthen je drei kleine spelzenartige Bracteen, welche aus lufthaltigem Zellgewebe bestehend und auf dem Rücken mit einem ebenfalls Iufthaltigen Haarkamme bekleidet die weisse Färbung des Köpfchens bedingen. Unter den im Allgemeinen windblüthigen Cyperaceen sind Schau- Apparate eine seltene, aber eben darum beachtenswerthe Erscheinung. Sie kommen bei mehreren westindischen Arten der Gattung Rhynchospora in sehr augenfälliger Ausbildung vor. Der nach Papyrus-Art beblätterte Stengel der kleinen Ahynchospora Vahliana trägt oben ein Köpfchen brauner Aehrchen, eingehüllt von einem Involucrum grasähnlicher Blätter, die mit der Höhe ihrer Insertion stufenweise an Länge ab- nehmen, so dass die obersten auf kurze Bracteen reducirt erscheinen. Alle Involueralblätter sind an ihrer Basis auf der Oberseite schneeweiss gefärbt, die weissen Theile von etwa 2 cm. Länge. Bei der akropetal fortschreiten- den Verkürzung der Involucralblätter werden anscheinend nur die Spitzen- theile redueirt, die weiss gefärbten Basen aber beibehalten, so dass die obersten Blätter als weiss gefärbte Bracteen mit einer kleinen, grünen Spitze sich darstellen. Sehr instructiv sind bei diesem Fall die ana- tomischen Mittel, wodurch die weisse Farbe hervorgebracht wird. Die grünen und die weissen Theile der Involucralblätter sind aus denselben Zellformen, nämlich, was das Parenchym betrifft, aus Palissaden- und Schwammparenchym aufgebaut. Der Unterschied der beiden Blatttheile besteht nur darin, dass die Palissadenzone des Spitzentheils lebhaft grünes Assimilationsgewebe aufweist, während die Palissadenzellen der weissen Blattbasis (welche in der Gestalt genau den grünen Palissaden- zellen gleichen) abgestorben und mit Luft erfüllt sind. Das Schwammparenehym der Blattunterseite hat in beiden Blatttheilen eine frische, grüne Farbe. Biologie der Schau - Apparate. 57 Die gefärbten Spathen der Aroideen, welche als umgewandelte Scheidentheile von Laubblättern aufgefasst werden müssen, sind all- bekannte extraflorale Schau-Apparate. In vielen Fällen freilich, wie bei unserem einheimischen Arum maeulatum und zahlreichen exotischen Aroideen, ist die Spatha nichts weniger als farbenprächtig und dürfte vorwiegend als Hüllorgan für den jungen Spadix in Betracht kommen; in ebenso zahlreichen Fällen indessen ist ihre innere Fläche durch eine schöne Farbe ausgezeichnet, welche erwiesenermaassen für die Anlockung der Insecten von Bedeutung ist. Nächst dem weissen Scheidenblatt unserer Calla palustris und der ziegelrothen Spatha des in den Gewächs- häusern verbreiteten Anthurium Scherzerianum sei hier nur die prächtige, schön er&me-gelb gefärbte Spatha der kletternden Monstera pertusa (auf Dominica) und das auf der Innenseite schweeweiss gefärbte Hochblatt von Spathiphyllum cannifolium, einer schilfartig an den Flussufern Tri- nidads und Venezuelas wachsenden Aroidee, angeführt. Was die letztgenannte Pflanze betrifft, so ist in biologischer Be- ziehung beachtenswerth, dass die Oberseite der Spatha nach erfolgter Bestäubung der weiblichen Blüthen ihre weisse Farbe verliert und er- grünt (während die Unterseite von Anbeginn grün gefärbt ist). Man findet deshalb in den Trupps der gesellig wachsenden Pflanze stets In- dividuen mit grünen und mit weissen Spathen mit einander vermischt vor. Anatomisch vollzieht sich diese Farbenänderung so, dass die kleinen, farblosen Chromatophoren, welche in der oberen Region des von grossen Lufträumen durchsetzten Parenchyms liegen, nach Ablauf der Anthese sich durch Vergrösserung und Ergrünung unter gleichzeitiger Vermehrung in ächte Chlorophylikörper (wie sie bereits in den unteren Parthien des Gewebes vorhanden waren) umwandeln. Die mit den Aroideen wahrscheinlich nahe verwandten Cyelantheen und Pandaneen besitzen, wie bereits oben dargethan, staminale Schau- Apparate. Dieselben erhalten nun noch eine extraflorale Verstärkung durch eine grössere Anzahl gefärbter Spathen, welche zwar bei Carludovica den schönen, fadenförmigen Staminodien an Wirksamkeit erheblich nachstehen, dagegen bei den Pandanus-Arten gegenüber den . Staubgefässen am meisten in Betracht kommen. Die männlichen, über fusslangen Inflorescenzen von Pandanus odoratissimus'!) bestehen aus dreizeilig angeordneten, doppelt traubig verzweigten Staminalständen, welche aus den Achseln zahlreicher cr&me-gelb gefärbter „Spathen“ ent- springen. Diese Spathen nehmen von unten nach oben allmählich an Länge ab; die untersten haben eine mehr laubblattartige Beschaffenheit (grüne Spitzentheile und gefärbte Basen), während die obersten in ihrer 1) Beobachtet im botan. Garten zu Port of Spain (Trinidad). 58 Johow: ganzen Fläche zu Schau-Blättern ausgebildet sind. Ein nachträgliches Ergrünen der Spathen erfolgt weder bei Carludoviea noch bei Pandanus; die Spathen fallen vielmehr nach erfolgter Verstäubung des Pollens von der Pflanze ab. Primäre extraflorale Schau-Apparate, welche durch Axentheile gebildet werden, sind relativ seltene Erscheinungen. Als einziges Beispiel dieser Art vermögen wir den gefärbten Gipfeltheil des Spadix mancher Aroideen anzuführen. Bei zahlreichen Arum-Arten ist bekanntlich der Gipfel des Spadix von Blüthen entblösst und mit einer schönen, gewöhn- lich violetten Farbe ausgestattet. Unter den secundären extrafloralen Schau-Apparaten unter- scheiden wir solche, welche durch Blattgebilde, und solche, welche durch Axen hergestellt sind. Diejenigen der ersten Kategorie bilden die weit- aus grösste Menge aller extrafloralen Schau-Apparate überhaupt. Die häufigste Form der extrafloralen Schaublätter ist die der ein- fach gestalteten, corollinisch gefärbten Bractee. In präch- tigster Ausbildung finden wir dieselbe bei zahlreichen Bromeliaceen vertreten, deren traubige Inflorescenzen meist mit unscheinbaren Blüthen, dagegen mit prachtvollen, scharlachrothen Hochblättern besetzt sind. Viele dieser Pflanzen sind allbekannte Bürger unserer Gewächshäuser; von westindischen Formen nennen wir die Gattung Aechmea, von welcher mehrere epiphytische Arten auf Trinidad und Dominica noch der syste- matischen Beschreibung und Benennung harren, obwohl sie zu den schönsten und elegantesten Bewohnern der Bäume zählen, nennen wir ferner Guzmannia tricolor, deren Braeteen sich durch eine besondere Farbendifferenzirung auszeichnen, indem die untersten dreifarbig gestreift, die obersten hingegen gleichmässig scharlachroth gefärbt sind. Eine andere Differenzirung kommt bei manchen Bromeliaceen, 2. B. Aechmea bracteata, dadurch zu Stande, dass die Bracteen, deren Oberseite meist eine intensivere Farbe trägt, zur besseren Sichtbarmachung nach unten zurückgeschlagen sind. f ‚ Es gehören ferner hierher vereinzelte Vertreter der Orchideen (Orchis-, Serapias- Arten, Phajus albus u. a.), einer Familie, welche sonst mit typisch floralen Schau-Apparaten begabt sind, der Labiaten (Salvia-Arten, besonders Salvia Selares mit breiten, schön rosenroth gefärbten Hoch- blättern, Ajuga pyramidalis mit dunkel-violetten Bracteen), der Scrophu- lariaceen (Melampyrum nemorosum im östlichen Deutschland mit theils violetten, theils weisslich gefärbten Hochblättern), der Verbenaceen (unter denen Amasonia erecta auf Trinidad wegen seines blutrothen Hochblatt- schopfes als ein sehr prägnantes Beispiel namhaft zu machen ist'), der 1) Die Pflanze gehört zu den typischen Bewohnern der Savanne von Aripo auf Biologie der Schau- Apparate. 59 Tiliaceen (unsere Linde mit hellgelben, an die Inflorescenzstiele ange- wachsenen Bracteen, welche die unansehnlichen Blüthen sehr wirksam unterstützen), der Compositen (Cirsium oleraceum mit weisslich grünen Hüllblättern) und vermuthlich noch anderer Familien. Bei Melampyrum und Amasonia, sowie bei einigen Bromeliaceen (Aechmea bracteata, Guzmannia tricolor) sind die am intensivsten ge- färbten Bracteen am Gipfel der Inflorescenz schopfartig zusammen- gedrängt und erregen zuweilen durch ihren regelmässig-rosettenförmigen Complex den Schein einer Einzelblüthe. Ä Nach der Basis der Inflorescenzaxe zu gehen die meisten gefärbten Bracteen in die Laubblätter über, und zwar vollzieht sich dieser Uebergang so, dass zuerst die Spitzentheile, dann die mittleren Blattportionen und zuletzt die ganzen Blätter grün gefärbt erscheinen. Dieser vom phylogenetischen Standpunkt aus umgekehrt zu denkende Uebergang zeigt, dass die Hochblätter als metamorphosirte Basaltheile von Laubblättern aufzufassen sind, eine Anschauung, welche durch die oben angeführten Befunde bei Pandanus gestützt wird, und für welche wir alsbald noch gewichtigere Belege anführen können. In einigen Fällen bleibt nämlich die Umgestaltung der Laubblätter zu Bracteen bei der Ausbildung einer gefärbten Basalparthie stehen, und nur am Gipfel des Stammes sind einige vollkommen ausgebildete Brac- teen zu finden, welche wiederum durch eine kleine, grün gefärbte Spitze auf die Art ihrer Entstehung hinweisen. Ein sehr frappantes Beispiel dieser Art haben wir schon oben in den schneeweiss gefärbten Basal- theilen der Involueralblätter von Rhynchospora Vahliana kennen gelernt. . Ebenso instructiv ist nun Kuphorbia heterophylia, ein vom Verfasser in West-Indien) mehrfach beobachtetes Standgewächs, dessen dem Gipfel genäherte Laubblätter oben einen blutrothen Fleck an der Basis der Spreite tragen. Unter den Bromeliaceen sind Caraguata lingulata, Nidularium Caratas und Ananassa sativa mit solchen gefärbten Blattbasen begabt. Besonders beachtenswerth sind die beiden ersteren Pflanzen, welche zu den häufigsten Erscheinungen der Wälder auf Trinidad gehören. Der niedrige, sitzende Blüthenstand dieser Gewächse hat mit seiner Rosette von Bracteen und Laubblättern ganz das Aussehen eines Vogelnestes. Während nun die äussersten Blätter der Rosette ihrer ganzen Fläche nach grün sind, tritt bei den mittleren allmählich eine Rothfärbung der Basen ein, die sich endlich bei den innersten und kürzesten über die ganze Fläche der zu Trinidad, einer in pflanzengeographischer Beziehung höchst sonderbaren Oertlichkeit in- mitten der Insel, woselbst eine ganz eigenartige, endemische Vegetation herrscht. 1) Nämlich auf Barbados, Trinidad und Dominica. 60 Johow: Braeteen zusammengeschrumpften Blätter verbreitet. Uebrigens haben diese rothen Bracteen bei Nidularium ae oft die beträchtliche Länge von einem Fuss und darüber. Eine eigenthümliche Ausnahme von der Regel, dass die Basal- theile der Laubblätter zu Schau-Apparaten umgestaltet werden, finden wir bei Nidularium spectabile. Bei dieser in den Gewächshäusern häu- figen Bromeliacee tragen nämlich die Spitzen der rosettenförmig an- geordneten Laubblätter je einen rothen Fleck, während die Basen und die mittleren Theile gleichmässig grün gefärbt sind. In fast allen genannten Fällen von extrafloralen Schau -Phyllomen konnte festgestellt werden, dass der rothe Farbstoff nach dem Ver- blühen der Inflorescenz verschwindet und einer gleichmässigen Grünfärbung Platz macht. Besonders auffällig vollzieht sich diese Ergrünung bei Caraguata und Nidularium, bei Euphorbia heterophylia und anderswo. Auch bei Melampyrum nemorosum findet übrigens eine grünliche Ver- färbung des anfänglich violetten Hochblattschopfes statt. Diese Um- wandlung von Gliedern, die zuerst als Schau-Apparate fungiren, zu Assimilationsorganen, welche vermuthlich bei dem Prozess des Reifens der Früchte und der Ausstattung der Samen mit Reserve-Material thätig sind, scheint auf die extrafloralen Schau-Apparate beschränkt zu sein und im Gebiete der eigentlichen Blüthenschaublätter nur als Ausnahme vorzukommen. Vielleicht gehört hierher die Erscheinung der nachträg- lichen Ergrünung der Corolla bei dem Bastard von Medicago falcata und sativa. Anstatt der einfachen, blattartigen Bracteen haben die Marcgra- viaceen bekanntlich sehr merkwürdige Hochblätter, welche zu Nectarien umgestaltet sind. Diese Umgestaltung vollzieht sich bei den westindischen Gattungen Norantes und Marcgravia dergestalt, dass die Bractee sich von unten her schlauchförmig einstülpt und so die morphologische Unterseite zur Innenseite des becherförmigen Nectariums wird. Bei Norantea guianensis, einem epiphytischen Strauch in den Wäldern Trinidads, sind die an den traubigen Inflorescenzen aufgereihten Nec- tarien durch eine prachtvolle, scharlachrothe Farbe ausgezeichnet und fungiren so als sehr wirksame Schau-Apparate, gegen welche die kleinen, violetten Blüthen gänzlich zurücktreten. (Die Nectarien der Maregravia umbellata') und spieiflora?) sind grün und verrichten ausschliesslich die Funetion des Nectarabsonderns.) Die schopfig angeordneten Schau-Bracteen mancher Gewächse, von denen eine Anzahl oben namhaft gemacht ist, bilden nun den Uebergang 1) Auf Trinidad und Dominica beobachtet. 2) Auf Dominica beobachtet. Biologie der Schau- Apparate. 61 zu den regelmässigen, corollinischen Hochblattinvolucren, welche die biologische Rolle einer Blumenkrone übernommen haben. In ausgezeich- neter Ausbildung treten uns solche Gebilde bei den Euphorbiaceen und den Nyctagineen entgegen. Von den ersteren gehören hierher unsere einheimischen 7’thymalus-Arten mit ihren bescheidenen „Oyathien“ sowie zahlreiche tropische Gattungen, bei denen eine ungemeine Mannigfaltig- keit von prächtig gefärbten Involucren zu finden ist. Die Nyctagineen weisen in der Gattung Bougainvillea ein besonderes prägnantes Beispiel auf. Auch in der Familie der Umbelliferen, welche fast ausschliesslich unserer gemässigten Zone eigenthümlich ist, sind einige Vertreter, wie die Astrantien und gewisse Bupleurum-Arten, mit gefärbten Hochblatt- involucren anstatt mit floralen Schau-Apparaten versehen; doch finden wir die corollinische Färbung der Hochblätter in dieser Familie nirgends prunkhaft entwickelt. Als eine besondere Kategorie von Hochblättern, in der sich vielleicht die grösste Leistungsfähigkeit und Wirksamkeit der extrafloralen Schau- Einrichtungen kundgiebt, haben wir die gefärbten „Spathen“ der Seitamineen anzuführen, einer in den Wäldern der Tropen nirgends zu vermissenden Pflanzengruppe, zu welcher die stattlichsten und wunder- vollsten Kräuter der Erde gehören. Der ungeheure, hängende Blüthen- stand der Banane, die sonderbare, ziekzackförmige Inflorescenz der Heliconien und der massige Blüthenkolben mancher Costus - Arten ver- danken ihre Färbung nicht den Blüthentheilen — denn diese sind relativ unscheinbar und verborgen — sondern den grossen, kahn- oder schuppen- förmigen Scheidenblättern, welche an der Hauptachse aufgereiht die Partialinflorescenzen!) oder (bei Costus) die Einzelblüthen umhüllen. Die 1!) Die in den Spathen der Heliconia Bihai und verwandter Arten eingeschlossenen, geknäuelt-wickeligen Inflorescenzen sind selbst wieder mit grossen, häutigen Hüllbracteen besetzt, welche die Einzelblüthen umschliessen. Diese zweite Umhüllung ist aus biolo- gischen Rücksichten besonders nothwendig, weil nämlich in den kahnförmigen Spathen I. Ordnung, die mit ihren Basen die Axe gleichsam hermetisch umfassen und mit der Concavität nach oben sehen, sich bei jedem Regen und jedem Thaufall grosse Mengen stagnirenden Wassers ansammeln, in welchem die Blüthentheile ohne einen besonderen Schutz dem Verderben ausgesetzt sein würden. Bei der akropetal fortschreitenden An- these der einzelnen Blüthen richten sich dieselben durch negativen Geotropismus successive aus ihrer horizontalen Lage auf und erheben die Sexualorgane über das Wasser. Trotz dieser Einrichtung findet man gewöhnlich die meisten Blüthen durch die Einwirkung des Wassers verfault oder durch Ameisenfrass zerstört vor. Die mit viel flacheren Bracteen versehene Heliconia psitacorum reift ihre Früchte weit öfter und besser. Es muss dahin- gestellt bleiben, ob nicht bei Hleliconia Bihai dennoch dem beständig sich ansammelnden Wasser eine biologische Bedeutung zukommt. Denn es ist auffallend, dass die Pflanze ihre Inflorescenz sogar mit Gewalt in scharfem Winkel aufrichtet, falls der Stamm durch irgend welchen Zufall in eine geneigte Lage gekommen ist. — An den hängenden In- florescenzen von Musa sind die Blüthen durch die muldenförmigen, nach oben convexen 62 Johow . Farbe dieser Spathen ist bei Musa ein dunkles Violett, bei Aeliconia und Costus hingegen ein intensives Ziegel- oder Burgunderroth, welches in dem farbenarmen Unterholz der Wälder sehr auffällig gegen das Grün der Vegetation absticht. Bei der grossen Zeliconia Bihai auf Trinidad sind die rothen Spathen noch durch einen grünen oder gelben Rand geziert und stellen so eines der seltenen Beispiele mehrfarbiger Differenzirung von Schaubracteen dar. Bei einer anderen Art auf Dominiea!) ist die Farbe der Spathen einer weitgehenden Variation unterworfen. Neben Exemplaren mit tief burgunderrothen Spathen findet man nämlich häufig solche mit citronengelben oder hellgrünen In- florescenzen. Anatomisch kommen diese verschiedenen Färbungen ent- weder durch rothen Epidermissaft bei verdecktem chlorophyligrünem Binnengewebe oder durch grünes Parenchym bei farbloser Epidermis oder aber durch gelb gefärbte Chromatophoren zu Stande. Nachträg- liche Grünfärbungen anfänglich roth oder gelb gefärbter Hochblätter konnte ich bei den Seitamineen nicht constatiren. Bei der zuletzt erwähnten Heliconia-Art sowie bei Costus glabratus? ) (Trinidad) begegnen wir ferner häufig einer Bildung, welche auf die morphologische Deutung der Spathen als Scheidentheile von Laubblättern mit Deutlichkeit hinweist. Bei der ersteren Pflanze trägt nämlich die unterste Spatha der Inflorescenz constant eine kleine Laubblattspreite, welche durch eine stielartige Verschmälerung in die Spatha übergeht, während bei der genannten Costus-Art sogar ein successiver Uebergang der Laubblätter in die Blüthenregion zu beobachten ist. Dieser Ueber- gang vollzieht sich dergestalt, dass gegen den Gipfel des Stammes hin die Blätter dichter zusammenrücken, die Spreiten allmählich kleiner Spathen wie durch ein -Dach geschützt. Demgemäss fehlen hier auch die grossen häu- tigen Hüllbraeteen und die Reihenfolge des Aufblühens ist eine solche, dass die ur- sprünglich der Axe anliegenden und kopfig zusammenliegenden Spathen sich in akro- petaler Folge öffnen und die Blüthenbüschel hervortreten lassen. 1) Eine grosse, von Grisebach nicht genannte Heliconia -Species, welche in den Wäldern auf Dominica häufig ist, zeichnet sich von der Heliconia Bihai auf Trinidad durch constant einfarbige Spathen aus. Diese Spathen haben ferner eine viel höhere, gedrungenere Gestalt und ihre grünlichen Spitzen sind stets zurückgerollt (bei Heliconia Bihai sind die Spitzen ganz roth und gerade gestreckt). Die unterste Bractee endlich trägt immer eine kleine, in einen Stiel verschmälerte Spreite und läuft niemals spitz aus wie bei der Trinidader Pflanze. Habitus und Gestalt der Laubblätter stimmen bei beiden überein. Von Heliconia caribaea ist die Art aus Dominica schon durch die Gestalt der Blattspreite unterschieden. 2) Diese weissblüthige Art hat zum Unterschied von Costus spiralis, eylindricus u. a. grüne, nur als Schutzorgane fungirende Spathen und dementsprechend aussergewöhnlich grosse Blüthen, welche einer Verstärkung durch extraflorale Schau -Apparate nicht be- dürftig sind. Biologie der Schau - Apparate. 63 werden und etwa in der Mitte der Inflorescenz nur noch die Scheiden- theile als dachziegelartig über einander liegende Schuppen übrig bleiben.') Wie bei den Euphorbiaceen, Nyctagineen und Umbelliferen Hoch- blattinvolueren durch wirtelförmig gestellte Blättchen von einfacher Gestalt gebildet werden, so kommen ähnliche Scheinblüthen bei einigen strauchigen Rubiaceen durch Combination von spathaartigen Hochblättern zu Stande. Als Beispiel für solche „Scheidenblattinvolueren“ mag uns die Gattung Cephaölis im tropischen Amerika dienen. Die drei beobach- teten Species: C. tomentosa auf Trinidad und ©. Swartzii und awillaris auf Dominica stimmen in Gestalt und Zusammensetzung des Blüthen- köpfehens mit der aus Abbildungen bekannten Ipecacuanha - Pflanze (Cephaölis Ipecaeuanha) überein, nur dass das Involucrum nicht, wie bei der letztgenannten Art, grün gefärbt, sondern zu einem farbenprächtigen Schau-Apparat ausgebildet ist. Die Blattgebilde, welche das Involucrum zusammensetzen, erweisen sich bei näherer Betrachtung als gekreuzte Paare von Bracteen, welche mit breiter Basis das Receptaculum des Blüthenköpfehens scheidenförmig umfassen. Mit Theilen der Laubblätter verglichen können jene Phyllome nur als umgewandelte Scheidentheile gelten und müssen daher als Spathen bezeichnet werden. Zum Unter- schied von den Scitamineen hat aber bei Cephaölis keine Verkleinerung, sondern im Gegentheil eine erhebliche Vergrösserung der Scheiden in der Blüthenregion stattgefunden. — Bei Cephaelis tomentosa wird der vorwiegend wirksame Schau-Apparat aus dem äusseren Bracteenpaar ge- bildet, welches leuchtend roth gefärbt ist und aus zwei sehr breiten und auch an Länge die Blüthen weit übertreffenden Spathen besteht, die am Grunde mit einander zu einem Becher verwachsen sind. Das zweite, mit dem ersten gekreuzte Blattpaar ist erheblich kleiner und hat wie die Blüthen und deren Deckblättchen („die Paleae*) eine citronengelbe Farbe. Bei Cephaölis Swartzü besteht das Involucrum aus zwei mit einander gekreuzten Blattpaaren von gleicher Grösse (nebst einigen weiteren Paaren, die wegen ihrer Kleinheit nicht in Betracht kommen), so dass der Schein einer aktinomorphen Einzelblüthe hervorgerufen wird. Das Involucrum trägt nebst den „Paleae“ eine schöne, blaue Farbe, an welcher — um die angeführte Täuschung durch den Schein einer Blumenröhre noch zu vermehren — auch das ganze obere Internodium, 1) In den Achseln der unteren Bracteen sind oft vegetative Sprossungen mit Luft- wurzeln an der Basis zu finden. Das Gleiche beobachtete ich an den Involueren der Rhynchospora Vahliana. Es ist als ob durch die Unterdrückung der Laubblattspreiten in der Blüthenregion die disponiblen Baustoffe angehäuft und dadurch jene achselbürtigen Bildungen veranlasst würden. — Siehe im Uebrigen über solche vegetativen Sprossungen in der Blüthenregion den Aufsatz von Eichler „Ueber Inflorescenzbulbillen“ im Jahrbuch des Königl. Botan. Gartens zu Berlin, Bd. I, pag. 171 ff. 64 Johow: also der Stiel des Köpfehens, Antheil erhält. Die kleine Cephailis awillaris besitzt nicht gestielte Inflorescenzen wie die beiden vorher- gehenden Arten, sondern axilläre Köpfchen, welche in Scheinquirlen an dem Stengel angeordnet sind. Dementsprechend ist auch das Involucrum, welches hier nicht in die Augen fallen würde, in Farbe und Grösse zurückgebildet und dafür die „Paleae* zu stahlblauen Schau -Phyllomen entwickelt. Nachträgliche Verfärbungen und Vergrünungen der Involucral- blätter sind bei Cephaölis tomentosa und Swartzü häufig zu beobachten. Der Fall von Cephaölis Swartziü, wo wir neben dem Involucrum auch den Pedunculus des Blüthenköpfehens gefärbt fanden, leitet nun schliesslich zu der letzten Kategorie der hier zu besprechenden Ein- richtungen hinüber, zu den als Schau-Apparate fungirenden In- florescenzaxen. Gefärbte Blüthenstiele sind bekanntlich eine bei den verschiedensten Pflanzen ausserordentlich verbreitete Erscheinung (wir er- innern an die Saxifrageen, an Sambucus, Polygonum Fagopyrum u. S. W.); es lässt sich aber keineswegs behaupten, dass alle diese Vorkommnisse ge- züchtete Einrichtungen für die Anlockung der Insekten darstellen, vielmehr dürfte, wie in neuester Zeit H. Pick!) betont hat, in vielen jener Fälle die Bedeutung des rothen Farbstoffes auf ernährungsphysiologischem Ge- biete zu suchen sein. Nichtsdestoweniger glauben wir in einer Anzahl von prägnanten Fällen die gefärbten Axentheile als die eigentlichen Schau- Apparate ansprechen zu können, da sie factisch auf das Auge eine grosse Anziehungskraft ausüben und die Blüthen an Farbenschönheit übertreffen. Wir erwähnen vor Allem einige westindische Sträucher aus der Familie der Rubiaceen, nämlich die Gattungen Psychotria und Rudgea, welche auf den kleinen Antillen zu den nie fehlenden Vertretern der Strauchvegetation gehören. Die Pedicelle der schraubelförmigen In- florescenzen von Psychotria parasitica und crassa, zwei epiphytischen Sträuchern, welche in den Bergwäldern von Dominica allenthalben von ‘ den Bäumen in schönen Festons herabhängen, prangen mit einer intensiv blutrothen Farbe, gegenüber welcher die kleinen, weissen Blüthen nur wenig in Betracht kommen. Eine andere terrestrische Art auf Trinidad?) führt wegen ihrer auffallend rothen Inflorescenzstiele im Lande den Namen „Corallenstrauch.“ Noch andere Species von Psychotria und Rudgea?') sind durch orangefarbene oder selbst weisse Pedicelli bei relativ un- scheinbaren Corollen ausgezeichnet. 1) Ueber die Bedeutung des rothen Farbstoffes bei den Phanerogamen u. s. w., Botan. Cengralblatt, 1883, Bd. XVI, Nr. 9 ff. 2) welche zu bestimmen wegen der unvollkommenen Diagnosen in Grisebach’s „Flora of the British West Indian Islands“ nicht möglich war. Biologie der Schau - Apparate. 65 Von andern charakteristischen Beispielen sei hier die Euphorbiacee Jatropha multifida mit scharlachrothen Trugdoldenstielen, ferner die ganz analog sich verhaltende Ampelidee Cissus trifoliatus (Dominica) und unter den Begoniaceen die Begonia domingensis (Dominica), deren cymöse Infloreseenzen aus langen leuchtend roth gefärbten Pedicellen sich auf- baut, besonders hervorgehoben. Auch bei den Dromeliaceen (Aechmea- Arten) und Melastomaceen (Charianthus ete.) sind rothe Schau-Axen verbreitet. Dass die durch Bracteen und durch Inflorescenzaxen hergestellten Schau-Apparate sich combiniren und so einen Schau-Complex von ge- steigerter Wirksamkeit zusammensetzen, ist zwar ein häufiges Vorkomm- niss, doch tritt in der Mehrzahl dieser Fälle der eine Factor so über- wiegend in den Vordergrund, dass wir kaum eine besondere Kategorie von Schau-Einrichtungen darin erblicken können. Hingegen bedarf es noch der Erwähnung des Falles, dass der gesammte Pflanzen- körper mit einer gezüchteten Schau-Farbe zur Anlockung der Insecten ausgestattet ist. Bei dem Gros der assimilirenden Gewächse ist ein solches Mittel wegen der Nothwendigkeit der grünen Farbe der Assimilationsorgane nicht wohl anwendbar. Zwar ist ein rother oder violetter Saft in der Epidermis von Blättern und Stengeln eine sehr häufige Erscheinung, doch kann dieselbe in den meisten Fällen schon deshalb nicht als eine für Schau-Zwecke gezüchtete Einrichtung angesehen werden, weil sie in der Regel nur Varietäten zukommt, nicht aber ein speeifisches Merk- mal der Pflanze darstellt. Auch dürfte die gedachte Färbung wegen ihrer meist dunklen Nüance schwerlich ein wirksames Anlockungsmittel für die Insecten abgeben. In einigen Ausnahmefällen, in denen „folia variegata, glauca, purpurea* u. s. w. zu fixirten Eigenthümlichkeiten . der Pflanzen geworden sind, kommen aber diese gefärbten Organe, besonders wenn sie den Individuen in der That eine bedeutendere Augen- fälligkeit verleihen, als Schau-Apparate in Betracht. Einige Euphorbia- ceen (besonders Oroton-Arten) und Malvaceen (Abutilon-, Malvastrum- Arten) mit farbig gefleckten oder gestreiften Blättern, sowie die Papaveraceen- Gattung Argemone und unter den Umbelliferen einige Eryngium-Arten mit amethystfarbenem Laube sind hier in erster Linie zu erwähnen. Die Abwesenheit des Chlorophylis in den Vegetationsorganen vieler Schmarotzer und Fäulnissbewohner ermöglicht diesen Gewächsen in her- vorragendem Grade die Entwicklung einer augenfälligen Farbe in allen Theilen ihres Körpers. Wem wären nicht die mannigfach gefärbten Sprosse der Orobanchen (besonders die violette O. Hederae, die blaue O. amethystea, die röthliche O. Carduw und die gelbe ©. Ei) die Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 66 Johow: rosenrothen Schuppenblätter der Zathraea Squamaria, das schön violett gefärbte Limodorum abortivum und die mit prächtigen, safranfarbigen Blättern besetzten Sprosse von Cytinus Hlypoeistis wenigstens aus Ab- bildungen bekannt? Von tropischen, hierher gehörigen Gewächsen seien die saprophytischen Vertreter der Burmanniaceen (Burmannia-, Apteria-, Dietyostegia-Arten), sowie die sonderbare Gentianeen-Gattung Voyria mit ihren ebenfalls saprophytischen Arten angeführt. In den feuchten Ur- wäldern West-Indiens bilden die letztgenannten Gewächse eine eigen- artige, an die Schwämme erinnernde Vegetation. Nicht selten findet man modernde Baumstämme oder kleine auf dem Boden liegende Frag- mente herabgefallener- Zweige von einem bunten Garten jener kleinen, zierlichen Saprophyten bewachsen. Wie die Vervollkommnung der floralen Schau-Apparate bei unseren Obstbäumen und manchen tropischen Leguminosen durch die Ausbildung besonderer, laubloser Blütheperioden ihren Höhepunkt erreicht, so ist durch die „totalen* Schau-Apparate der Saprophyten und Parasiten der Abschluss der Leistungsfähigkeit im extrafloralen Gebiet gegeben. Beiderlei Erscheinungen ähneln sich biologisch auf das vollkommenste, und wir haben hier wieder einen Beleg für den oft bewährten Satz vor uns, dass der gleiche physiologische Effect häufig durch die verschiedensten mor- phologischen Einrichtungen erzielt wird. Legen wir uns nun die Frage vor, welche phylogenetisch- biologische Bedeutung den extrafloralen Schau-Apparaten im Allge- meinen zukommt, oder bildlich gesprochen: welche Nützlichkeitsrücksicht die Pflanzen bewogen haben kann, sich extraflorale Schau-Apparate an- statt der floralen anzuschaffen? Diese Frage ist, was die primären Schau- Apparate anbetrifft, natürlich gegenstandslos, da nicht einzusehen ist, warum nicht extraflorale Pflanzenglieder von vorn herein ebenso so gut wie Blüthentheile sollten zu Schau-Apparaten differenzirt werden können. Für das Zustandekommen der secundären extrafloralen Schau-Einrichtungen wird unzweifelhaft in vielen Fällen einfach das Bedürfniss nach Verstär- kung der Blüthen massgebend gewesen sein. Doch glauben wir für zahl- reiche Beispiele noch einen anderen biologischen Gesichtspunkt geltend machen zu können. Es scheint nämlich beachtenswerth, dass die extra- floralen Schau-Apparate nur bei Inflorescenzen und unter diesen wiederum vorwiegend bei solchen vorkommen, deren Blüthen nicht gleichzeitig auf- blühen, sondern eine auf einen längeren Zeitraum vertheilte Anthese haben. Diese Verlängerung der Blüthezeit der Inflorescenz hat selbst- verständlich für die Pflanze grosse biologische Vortheile, andererseits schliesst sie aber den grossen Nachtheil ein, dass die Wirksamkeit des Schau-Apparates dadurch erheblich vermindert wird. Besitzt die Pflanze nun in den Bracteen, Inflorescenzaxen u. s. w. Organe, welche für die Biologie der Schau- Apparate. 67 Dauer des Blühens der gesammten Inflorescenz als Schau-Apparate wirk- sam sind, so ist jener Nachtheil wieder ausgeglichen. Dieser Gesichts- punkt ist besonders für die Inflorescenzen der besprochenen Rubiaceen und Seitamineen (Psychotria, Cephaelis, Heliconia) geltend zu machen, deren Blüthezeit, verglichen mit verwandten Arten, eine ausnehmend lange ist. Zum Schluss sei es gestattet, einen Rückblick auf die Mannigfaltigkeit der besprochenen biologisch- morphologischen Einrichtungen zu werfen und die Formen der Schau-Apparate einmal vom Standpunkt der Physiognomik der Gewächse aus zu betrachten. Wie man nach dem Vorgang von Humboldt die Formen der Pflanzenwelt nach dem Habitus der Vegetationsorgane in gewisse Gruppen ordnen kann, welche die Physiognomie der Landschaft bestimmen helfen, einen hervorstechenden Zug in dem geographischen Charakter derselben bilden, so kann man vielleicht in ähnlicher Weise die Schau-Apparate der Gewächse, deren biologisches Geschäft in der Natur ja recht eigentlich das Gesehenwerden ist, nach dem physiognomischen Eindruck, den sie auf den Beschauer machen, in einige grosse Kategorien bringen. Vielleicht wird man fol- gende „Formen“ von Schau-Apparaten gelten lassen: 1. Die Sternform. Hierher gehören die aktinomorphen Einzel- blüthen, die strahlenden Inflorescenzen der Compositen, Umbelliferen, von Viburnum Opulus u. s. w., ferner die gefärbten Hochblattinvolucren mancher Zuphorbiaceen, Nyetagineen, Umbelliferen, die Scheidenblatt- involueren der Cephaölis-Arten etc. 2. Die Schopfform. Am Gipfel einer Inflorescenz gehäufte Hoch- blätter bei Melampyrum, Amasonia, Ananassa U. a. 3. Die Spathenform. Einzelne, grosse Scheidenblätter um einen Spadix bei den Aroideen. 4. Die Bracteenform. Gefärbte Hochblätter von einfacher Form und ohne Zusammenstellung zu Scheinblüthen bei Bromeliaceen u. Ss. W. Hierher sind auch die Pseudobraeteen (umgewandelten Kelchzipfel) mancher tropischer Rubiaceen zu rechnen. 5. Die Form der Seitamineen. Kolben von Musa und Costus, zickzackförmige Inflorescenz von Heliconia. 6. Die Kätzchenform. Cylindrische oder kugelige Complexe fädiger Gebilde (Stamina) bei den Amentaceen, Proteaceen, Mimoseen, neuholländischen Myrtaceen, baumartigen Capparis- Arten, Cunonieen, Bruniaceen ete. Auch die Inflorescenzen der COyclantheen und Pandaneen gehören hierher. 7. Die Traubenform. Blüthenstände von traubenförmiger Gestalt ohne Rücksicht auf ihren morphologischen Charakter. (In den meisten Fällen zygomorphe Blüthen.) | H* 68 Johow: Biologie der Schau- Apparate. 8. Die Strauss- oder Schirmform. Flache oder kugelig ge- wölbte Blüthenstände. Hierher gehören auch die unbelaubt blühenden Bäume mit Ausschluss der Amentaceen und ähnlich blühender Familien. 9. Die Corallenform. Gefärbte Inflorescenzaxen mancher Ru- biaceen (Psychotrieen), Euphorbiaceen ete. 10. Die Form der totalen Schau-Apparate. Buntfarbiges Laub (folia variegata, glauca etc.) und gefärbte Sprosse der Parasiten und Saprophyten. Die vorstehend aufgezählten Formen von Schau-Apparaten dürften bei dem Zustandekommen der Physiognomie der meisten Floren die Hauptrolle spielen. Die 5. und 10. Form enthalten vielleicht noch allzu Verschiedenartiges und könnten in mehrere Formen aufgelöst werden. Diejenigen Schau-Apparate, welche in der Natur individuell vereinzelt sind oder wegen ihrer unbedeutenden Grösse und Farbe nicht in Betracht kommen, haben in der obigen Aufzählung keine Berücksichtigung ge- funden. Auf Vollständigkeit macht übrigens jener Versuch vor der Hand noch keinerlei Anspruch, wie auch die aufgestellten Formen wahr- scheinlich noch mancher Revision bedürftig sind. Bonn, im December 1883. D m III. Beobachtungen über den Blumenbesuch von Insekten an F'reilandpflanzen des Botanischen Gartens zu Berlin. Von Dr. E, Loew, Oberlehrer an der Kgl. Realschule zu Berlin. Zwei den Insektenbesuch an Blumen betreffende Fragen sind es, welche im Anschluss an die Forschungen des leider zu früh der Wissen- schaft entrissenen Hermann Müller in vorliegender Arbeit Beant- wortung finden sollen. Die erste derselben beschäftigt sich mit dem Verhältniss, welches zwischen Besucherkreis und Blumenauslese auf einem Beobachtungsareal stattfindet, dessen einzelne Blumenformen aus floristisch ungleichen Bestandtheilen, also aus Pflanzen verschiedener Heimath, in zufälliger Weise gemischt erscheinen; die zweite betrifft die unter gleichen Umständen von den Blumenbesuchern beliebte Farbenauswahl. Diese Fragestellung bezweckt die von H. Müller in seinen Werken: „Die Befruchtung der Blumen durch Insekten ete.* (Leipzig 1873) und: „Alpenblumen etc.“ (Leipzig 1881) mitgetheilten statistischen Erhebungen über den Insektenbesuch an den verschiedenen Blumenkategorieen') von einer neuen Seite aus zu beleuchten. Hierfür ergab sich als geeignetes Beobachtungsfeld der hiesige botanische Garten, in welchem eine grosse Zahl von Gewächsen verschiedenster Herkunft nebeneinander in freiem Lande ceultivirt und während der Blüthezeit von einheimischen Insekten besucht sowie erfolgreich bestäubt wird. Plan und Umfang der Beobachtungen. Nach Beendigung der nothwendigen entomologischen Vorstudien, welche ich seit dem Jahre 1877 mit der Beobachtung blumen- 1) Man vergleiche besonders den dritten Abschnitt in dem Werke über Alpen- blumen pag. 474—522, sowie auch die Parallelisirung des Insektenbesuchs im Tieflande mit dem alpinen pag. 553 u. ff. 70 Loew: besuchender Insekten auf Excursionen in der Umgebung Berlins, sowie auf Reisen in Schlesien, der Schweiz, Rügen und Mecklenburg verband, begann ich die Materialsammlung für vorliegende Arbeit im Frühjahr 1882 und setzte dieselbe während der Sommersemester auch der fol- genden beiden Jahre fort; eine längere Unterbrechung trat nur während der Reisezeit ein. Leider gestattete mir meine Amtsthätigkeit das An- stellen täglicher Beobachtungen nicht; jedoch war es mir möglich, an zwei Tagen jeder Woche die günstigen Mittagsstunden und in jeder Woche auch einen Vormittag auf den Fang der in ihrem Bestäubungs- geschäft begriffenen Insekten zu verwenden. Ich hielt mich dabei an das auch von H. Müller eingeschlagene Verfahren und fing seltenere sowie kleine Arten der grösseren Sicherheit der Bestimmung wegen stets ein, grössere und sehr häufige Arten wie etwa Apis mellifica, Bombus terrestris, Eristalis tenax, Syritta pipiens etc. nur dann nicht, wenn ich sie im Augenblicke des Blumenbesuchs mit Sicherheit zu erkennen im Stande war. Beim Fang mir entschlüpfende Insekten wurden nur im Falle vorheriger sicherer Rekognition berücksichtigt. Der Fang jedes an einer Blume thätigen Insekts wurde mit Bezeichnung der betreffenden Pflanzenspecies und nebst Bemerkungen über die Art des Saugens, Pollensammelns u. s. w. an Ort und Stelle notirt; die gesammelten Exemplare bestimmte ich dann in noch frischem Zustande, der in vielen Fällen die Untersuchung wesentlich erleichtert, mit Hilfe meiner Samm- lung und der mir zugänglichen Litteratur und trug das Ergebniss nebst allen weiteren zugehörigen Notizen in ein Beobachtungsjournal ein, dessen fortlaufende Ziffern mit ebensolchen an der Nadel der einge- fangenen Exemplare correspondirten. Hierdurch war jeder späteren Ver- wechselung vorgebeugt und. ausserdem eine nachträgliche Controlle der Bestimmung ermöglicht. In Bezug auf letztere konnte ich freilich absolute Sicherheit nicht immer erreichen; in den Beobachtungslisten sind die mir zweifelhaft gebliebenen Arten überall als solche kenntlich gemacht. Bei einigen Gattungen von Bienen, Fliegen und Käfern wie Prosopis,, Anthomyia, Meligethes u. s. w. musste ich, wie es auch H. Müller gethan hat, auf Artbestimmungen überhaupt verzichten, weil solche nur dem Specialmonographen möglich sind. Da jedoch die statistischen Resultate dieser Arbeit durch die unvollständige oder un- sichere Bestimmung einzelner Arten nicht alterirt werden, so konnte ich mich über genannten Mangel hinwegsetzen; das Gros der überall ver- breiteten und leicht bestimmbaren Insektenformen überwiegt im Bota- nischen Garten natürlich ebenso sehr wie an jeder anderen Lokalität eines in entomologischer Hinsicht vollständig durchforschten Gebietes. Bis jetzt habe ich im Ganzen ca. 200 Insektenarten als Blumenbesucher notirt und zwar von Hymenopteren: Apiden 77 Arten, Sphegiden 13, Blumenbesuch von Insekten. A Vespiden 8, Ichneumoniden 2 Arten, Formiciden und Tenthrediniden je 1 Art. Die übrigen Insektenordnungen, unter denen die Neuropteren und Orthopteren nicht in Betracht kommen, waren durch folgende Specieszahlen vertreten: Dipteren 66 Arten, Coleopteren 22, Lepidopteren 13, Hemipteren 2 Arten. Sämmtliche Insekten wurden auf einem Areal gesammelt, dessen Flächenraum ungefähr 0,5 Hectar betrug. Auf dieser Fläche wurden über 2000 verschiedene Blumenbesuche an 578 im Freien cultivirten Pflanzenarten constatirt. Da H. Müller Beobachtungen über die an einer Pflanze eintretenden Insektenbesuche von sehr weit ent- fernten Lokalitäten wie Westfalen, Thüringen, Nassau, Pfalz ete. ent- nommen und statistisch verwerthet hat, so war es von Bedeutung, möglichst zahlreiche Parallelbeobachtungen von einer ganz beschränkten‘ Stelle zu erhalten, um beurtheilen zu können, welchen Einfluss Reich- thum von Insektenarten oder Armuth an denselben auf die Verhältniss- zahlen der Blumenbesuche hat. Es ist klar, dass der botanische Garten hinter dem von Müller in Betracht gezogenen Areal an Zahl der vor- kommenden Insektenspecies umsomehr zurückstehen muss, als in ihnen für eine gewisse Anzahl von Insekten die entsprechenden Lebens- bedingungen nicht vollkommen realisirt sind. So fehlen im botanischen Garten von Lepidopteren z. B. die Zygaena-, Liycaena- und Hesperia- Arten, von Apiden die Nomada-Arten, von Fliegen die Bombylius- Arten u. s. w. ganz oder treten nur in ganz vereinzelten Exemplaren auf, während dieselben an ihren natürlichen Quartieren meist in reich- licher Individuenzahl vorzukommen pflegen. Dazu kommt, dass der hiesige Garten von mehreren Seiten her nicht an offenes Terrain, son- dern an gepflasterte und mit Häusern besetzte Strassen grenzt, welche den Insekten nur spärliche Gelegenheit zu Brut- und Wohnplätzen dar- bieten. Trotz dieser Ungunst der lokalen Verhältnisse macht die auf dem Terrain des Gartens bisher aufgefundene Zahl von Insektenarten etwa ein Viertel der Arten aus, welche H. Müller in seinem Werke über Blumenbefruchtung als Blumenbesucher aufführte. Der Blumen- reichthum des Gartens lockt offenbar von allen Seiten her besonders die flugtüchtigeren Insekten in solchem Grade an, dass dadurch der Mangel an gewissen lokal gebundenen Formen hinreichend ausgeglichen wird. Eine Vergleichung dieses künstlich geschaffenen Beobachtungsfeldes mit natürlichem Terrain erscheint endlich auch aus dem Grunde zweck- mässig, weil eine andere gleich eng begrenzte Lokalität in Berlins Umgebung kaum aufzufinden sein dürfte, welche einen ähnlichen Reich- thum an verschiedenen Pflanzenspezies nebeneinander darbietet, wie eben der botanische Garten. Ausser fremdländischen Arten wurde auch eine grössere Anzahl von solchen Pflanzen ins Auge gefasst, welche im nord- deutschen Tiefland resp. im europäisch-asiatischen Waldgebiet einheimisch 72 Loew: sind, um die unter gleichen Umständen eintretenden Insektenbesuche beider Kategorieen mit einander vergleichen zu können. Das vollständige Verzeichniss des pflanzlichen Beobachtungsmaterials wird am Schluss dieser Abhandlung mitgetheilt werden. Behufs Erörterung der oben angedeuteten Fragen war es nothwendig, die in Betracht gezogenen Pflanzen in Gruppen zu theilen und letztere dann hinsichtlich ihres Insektenbesuches zu vergleichen. Zunächst ge- schah dies nach der geographischen Verbreitung und zwar wurden drei Hauptgruppen unterschieden. Die erste derselben (Pflanzen der Zone I) umfasst solche Gewächse, die im europäisch-asiatischen Waldgebiet mehr oder weniger weit verbreitet sind und für deren Areal auch eine an- nähernde Verwandtschaft der Insektenfaunen angenommen werden darf. In die zweite Gruppe (Pflanzen der Zone II) wurden alle Pflanzen der mediterranen Länder und des Orients gebracht, deren Insektenfauna von der des Waldgebiets in bedeutenderem Grade abweicht als die der ein- zelnen mitteleuropäischen oder nordasiatischen Länder unter sich. Die dritte Gruppe (Pflanzen der Zone III) endlich begreift alle in Amerika oder in Ostasien (Japan, China) einheimischen Gewächse, deren Heimath die von der mitteleuropäischen am meisten abweichende Insektenfauna beherbergt. Pflanzen irgendwelcher anderen Herkunft wurden nicht auf- genommen. Noch wesentlicher als die Rücksicht auf geographische Ab- stammung erschien die Unterscheidung bestimmter Pfanzenkategorieen nach den biologischen, dem Zweck der Bestäubung dienenden Ein- richtungen der Blüten. Um einen sicheren Vergleich mit den Unter- suchungsergebnissen Müllers zu ermöglichen, habe ich die von diesem Forscher in seinem Werke über Alpenblumen (p. 479—510) unter- schiedenen Gruppen der Windblüten, Pollenblumen, Blumen mit offenem, theilweise verstecktem und völlig geborgenem Honig, der Blumengesellschaften, der Fliegen-, Bienen- und Falterblumen in gleichem Sinne adoptirt. Für eine grosse Zahl der von mir in ihrem Insektenbesuch überwachten Pflanzen sind die Be- stäubungseinrichtungen durch die Untersuchungen von Sprengel, Darwin, Delpino, Müller, Hildebrand und anderer Beobachter bereits bekannt; für die übrigen Pflanzen musste ich auch nach dieser Richtung neue Untersuchungen anstellen, deren ausführliche Publikation ich mir für spätere Zeit vorbehalte. Die für den Zweck vorliegender Arbeit nothwendigen litterarischen Nachweise nebst Andeutungen der Bestäubungseinrichtungen bringt das schon erwähnte, weiter unten fol- gende Pflanzenverzeichniss. Für jede einzelne im botanischen Garten als Blumenbesucher auf- tretende Insektenart wurde nun auf Grund der Müller’schen Besucher- listen festgestellt, in welchem Verhältniss sie die verschiedenen Blumenbesuch von Insekten. 73 Blumenkategorieen besucht und hiermit der von mir im Garten con- statirte Besuch verglichen. Da bei manchen Species die Besuche zu wenig zahlreich waren, um sichere Schlüsse zuzulassen, so wurden die Einzelbeobachtungen auch nach Gattungen, Familien und Ordnungen der Insekten zusammengezogen, wie dies bereits von Müller in seinem Werke über Alpenblumen geschehen is. Um das Vergleichsmaterial möglichst zu vergrössern, habe ich ausser den beiden Hauptwerken Müllers auch die von ihm in den Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens im 35., 36. und 39. Jahrgang gegebenen Nachträge statistisch verwerthet. Während endlich Müller durch seine Zählungen der Blumenbesucher in erster Linie die Frage zu erledigen suchte, welche Insektenkategorie an einer bestimmten Blumenspecies vorzugsweise als Bestäuber thätig ist, habe ich in Er- gänzung dazu die Ermittelung vorzugsweise darauf gerichtet, welche Auswahl unter den ihr dargebotenen Blumenformen und Blumenfarben jede einzelne Insektenart (resp. Insekten- sruppe) trifft. Aus diesem Grunde wurde das Material in Folgendem nicht nach Pflanzenspecies, sondern nach Insektenarten geordnet vor- geführt. Wir beginnen mit den Besuchen der Ziymenopteren und zwar mit der Familie der Apiden, als den stetigsten und die Vermittlerrolle bei dem Bestäubungsgeschäft am sichersten vollziehenden Blumenbesuchern. Um den Leser nicht durch blosses statistisches Zahlenmaterial zu er- müden, wurde versucht, auch von der specielleren Thätigkeit der Insekten an bestimmten Blumenformen ein einigermassen abgerundetes Bild zu geben, soweit dies nach den bisherigen Beobachtungen möglich erscheint. Dass hierbei die Entdeckungen eines so scharfsichtigen Beobachters wie Hermann Müller es war, das wesentliche Fundament des Ganzen bilden müssen, bedarf wohl keiner Begründung. Dem An- denken dieses unvergesslichen Mannes sei daher auch das Folgende gewidmet! lu Die Blumenbesuche der Apiden. (Anthophila Latr.) 1. Apis. L. Beobachtete Art: A. mellifica L. % nebst der Varietät: A. ligustica Spin. Ihren bekannten morphologischen und biologischen Eigenthümlich- keiten entsprechend gebührt der Honigbiene unter den Blumenbesuchern der hervorragendste Platz; von den durch H. Müller in ihren Be- stäubungsverhältnissen näher untersuchten 571 in Deutschland wachsenden 74 Loew: Pflanzen beutet sie die Blumen fast der Hälfte aus; kein anderes Insekt besitzt einen derartig vielseitigen Wirkungskreis. Zwei Ursachen wirken dabei zusammen. In biologischer Hinsicht ist die continuirlich sich er- gänzende Gesellschaft des Bienenstaates insofern den periodischen Social- verbänden der Hummeln oder den einsam lebenden übrigen Apiden überlegen, . als sie im Stande ist von den ersten Tagen des Frühjahrs bis zum Spätherbst eine grosse Zahl jederzeit blumentüchtiger Individuen auszusenden, wie sie von keiner anderen Blumenwespe mit gleicher Con- tinuität ins Feld gestellt werden kann. Das numerische Uebergewicht allein würde jedoch die Honigbiene nicht ausreichend befähigen, ihren Concurrenten in der Ausnutzung des Blumensaftes und Pollens den Rang abzulaufen, wenn nicht körperliche Vorzüge als zweite Ursache hinzu- kämen. Diese liegen, abgesehen von der speciellen Ausrüstung ihres Sammel- und Saugapparats, vor Allen in der ihr zukommenden, mitt- leren Rüssellänge von 6 mm, welche von der Zunge der kurzrüssligen Bienen wie Colletes, Prosopis, Sphecodes, Halietus, Andrena, Cilissa und Dasypoda (zusammen die alte Kirby’sche Gattung Melitta bildend) kaum erreicht, aber von der vieler langrüssliger Arten aus den Gattungen Bombus, Psithyrus, Anthophora, Anthidium, Megachile, Osmia zum Theil um das Doppelte oder Dreifache übertroffen wird. Wie nun H. Müller an zahlreichen Beispielen erwiesen, steht die Rüssellänge eines Blumen- besuchers in direkter Beziehung zu der Tiefe, in welcher die ihm an- gepasste Blumenkategorie ihren Honig birgt. Je offener der Honig in einer Blume liegt, ein desto kürzerer Rüssel genügt zu dessen Aus- beutung und desto zahlreichere kurzrüsslige Besucher aus allen Insekten- klassen finden sich auf der betreffenden Blume ein; je tiefer und versteckter z. B. durch Verlängerung der Blumenröhre oder durch Ver- engung der Saftzugänge die Nectarien gestellt werden, desto mehr Besucherklassen werden ausgeschlossen, bis der Besuch schliesslich auf einen ganz engen Kreis z. B. auf langrüsslige Apiden oder auf die noch langrüssligeren Sphöngiden beschränkt wird. Wenn diese tiefe Honig- bergung als ein Vortheil für die Pflanze erscheint, so ist umgekehrt für das Insekt der Besitz eines unverhältnissmässig langen Rüssels ein Nachtheil. Denn je länger das Saugrohr, desto mehr verringert sich der Kreis der Nahrungsquellen, desto mehr Abhängigkeit von geeignet construirten Blumen macht sich geltend. Freilich muss gleich- zeitig auch die Zahl der Concurrenten der Artensumme nach abnehmen und damit die Sicherheit, oft auch die Reichlichkeit des Honiggenusses zunehmen. Aber bei dieser Concurrenz kommt es nicht nur auf die Zahl der in einer bestimmten Gegend vorhandenen gleich ausgerüsteten Arten, sondern auch auf die Individuenzahl der Mitbewerber an. Keines- falls lässt es sich a priori entscheiden, wie die der Rüsselverlängerung Blumenbesuch von Insekten. 75 günstigen oder ungünstigen Momente auf die Stammformen der momentan ausgeprägten Apidenarten gewirkt haben. Thatsächlich steht nur für das deutsche Beobachtungsgebiet fest, dass die langrüssligen For- men unter letzteren die Minderzahl bilden; denn unter den 205 Apidenarten, die Müller in seinem Werke über Befruchtung etc. als Blumenbesucher aufzählt, besitzen nur 43 eine Rüssellänge von mehr als 6 mm. Ziehen wir ferner die relative Häufigkeit in Betracht, mit welcher die verschiedenen, von Müller unterschiedenen Blumenkatego- rieen: die Windblüten und Pollenblumen, die Blumen mit freiliegendem, theilweise bedecktem und völlig geborgenem Honig, die Blumengesell- schaften, die Bienen-') und Falterblumen — von der Honigbiene be- sucht werden, so ergiebt sich nach den vorhandenen Daten?) Folgendes. Unter 100 Blumenbesuchen der Honigbiene an deutschen Beobachtungs- orten fanden statt: aa Bienenblamen 4 .n..02 27... 20. 135,3 Besuche - Blumen mit völlig geborgenem Honig 20,8 z - Blumen mit theilweiser Honigbergung 13,6 - = “Blumengesellschaften . . . . . . 133 - - Blumen mit offenem Hong . . . 87 - - Windblüten und Pollenblumen . . 72 > BE N een tur £ Hiernach sucht Apzs mellifica diejenige Blumenform, welche den Honig in einer ihrer Rüssellänge entsprechenden Tiefe birgt — nämlich die Bienenblumen — in der That am häufigsten auf und zieht sie den übrigen Formen vor, wenn auch nicht in dem Grade, wie es Bienen mit excessiv langem Rüssel (vgl. weiter unten z. B. Bombus hortorum, Anthophora pilipes) thun. Eine starke Verlängerung der Zunge würde zwar der Honigbiene eine gewisse Anzahl von Hummelblumen zugäng- lich machen, deren Honig sie gegenwärtig. höchstens durch Einbruch auszunutzen vermag, sie würde dann aber auf den Besuch zahlreicher Blumen mit offenem oder flach geborgenem Honig verzichten müssen, da deren Ausbeutung thatsächlich einem langrüssligen Besucher zu unbequem ist. Die mittlere Rüssellänge erscheint daher bei dem beson- ders gesteigerten Larvenfutterbedürfniss der Honigbiene als die denkbar günstigste Ausrüstung, mit welcher sie ihren sämmtlichen Mitbewerbern in Bezug auf Zahl der auszubeutenden Blumen den Rang abläuft. 1) Unter Bienenblumen sind auch die Hummelblumen, sowie die wenigen Wespen- blumen miteinbegriffen. 2) Derartige im Folgenden vorkommende statistische Zusammenstellungen sind der grossen Mehrzahl nach nicht aus den Müller’schen Werken direkt entlehnt, sondern wurden unter Benutzung der obengenannten Nachträge für die Zwecke dieser Arbeit an- gefertigt. Bei direkter Entlehnung von statistischen Angaben wurde überall die Stelle eitirt, der sie entnommen wurden. 76 Loew: | Zu diesen körperlichen Vorzügen der Honigbiene gesellen sich nun auch intellektuelle. Dieselben treten vorzugsweise in der überraschenden Freiheit und Willkür hervor, mit welcher dieser geschickteste aller Blumenbesucher die höchst mannichfachen Blumeneinrichtungen nicht bloss zu unterscheiden, sondern auch in abändernder Weise stets auf das Vortheilhafteste zu verwerthen weiss. Bei ihren ersten Aus- flügen (meist in der zweiten Hälfte des März) zeigt die Honigbiene noch nicht die Stetigkeit in ihren Blumenbesuchen wie später; Müller (Nachtr. II. p. 203)') sah sie z. B. in einem solchen Falle an Veronica hederacea, Lithospermum arvense, Sisymbrium Thalianum und Viola tri- color abwechselnd saugen, bis sie sich zuletzt für die Blumen des Stief- mütterchens — also die honigreichsten von allen — entschied; in einem anderen Falle (Nachtr. I. p. 327) fand er sie zwischen 7’hlaspi arvense, Veronica agrestis und Draba verna unentschieden schwanken. Oft begnügt sie sich bei ihren ersten Excursionen mit der Ausbeutung von Windblüthen und Pollenblumen; so wurde sie z. B. auf den männ- lichen Blüthenkätzchen von Corylus Avellana (nach H. M. Befr. p. 90) und von Populus pyramidalis (Nachtr. II. p. 211), sowie an den männlichen Aehrchen von Carex montana (Nachtr. I. p. 293) beobachtet. Besonders interessant erscheint ihr Verhalten an den proterogynischen Windblüthen von Plantago lanceolata (s. Befr. p. 344), an denen sie ausnahmsweise Bestäubung bewirkt; sie bürstet hier nämlich freischwebend an den weit hervorragenden Staubgefässen mit den Vorderbeinen Pollen ab und schüttelt dadurch ein Wölkchen von Blüthenstaub auf die Narben anderer Blüthen. Jedoch thut sie dies nur bei ruhigem Wetter; bei Wind (Nachtr. III. p. 63) setzt sie sich an die Blüthenähre und fegt mit den Beinen über die Antheren weg, um den spärlichen vom Winde noch nicht fortgetragenen Pollen zu gewinnen. Die pulverförmige lockere Beschaffenheit des Pollens der Windblüthen, welche ein Uebertragen des- selben von den Vorderbeinen auf das Sammelkörbehen der Hinterschienen unmöglich macht, veranlasst die Honigbiene, denselben vor dem Abbürsten durch Bespeien mit etwas Honig anzufeuchten, eine Gewohnheit, die sie beim Pollensammeln überhaupt einhält. Hieraus erklärt sich wohl auch ihr Verhalten an den honiglosen Blumen von Anemone nemorosa, A. sil- vestris und ranunculoides, an denen sie mit der Spitze der Kieferladen zwischen den Kelchblättern und der Basis des Gynäceums Zellsaft er- bohrt, um ihn bei der Anfeuchtung des Pollens zu verwenden. An 1) Ich eitire hier und im Folgenden überall die im 35., 36. und 39. Jahrgange der Verhandl. des Naturh. Vereins der Preuss. Rheinlande und Westfalens von Müller unter dem Titel: „Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch Insekten“ gegebenen Nachträge als Nachtr. I, II u. IN. Die beiden Hauptwerke werden mit der Abkürzung H. M. Befr. (Befruchtung d. Blumen) u. Alp. (Alpenblumen) eitirt. Blumenbesuch von Insekten. 77 manchen Pollenblumen wie Clematis recta, T’halietrum flavum, Hepatica triloba, Adonis vernalis, Chelidonium majus, Helianthemum vulgare, Hy- pericum tetrapterum, Spiraea Ulmaria, Verbascum phoeniceum und Z’hapsus wurde dies Saftbohren noch nicht beobachtet, wohl aber an solchen saft- reichen Blumen, deren Verwandte ächte Honigblumen sind wie Orchis maseula und O. latifolia, Cytisus Laburnum (Befr. p. 235), Muscari botryoides und racemosum (Nachtr. I. p. 277). Auf offenen Honigblumen, wie denen der Umbelliferen, sowie auch an solchen mit theilweise ge- borgenem Honig (Orueiferen ete.) und auf Blumengesellschaften mit ver- stecktem Honig (Compositen, Dipsaceen) vereinigt die Biene in der Regel das Geschäft des Saugens und Pollensammelns. Einzelne Ausnahmen kommen auch hier vor; so beobachtete Müller z. B. an der Linde unter Tausenden von Honigbienen, welche saugten, kein einziges pollen- sammelndes Exemplar (Befr. p. 170). Aehnliches scheint bei Calluna vulgaris und Vaceinium Myrtillus stattzufinden, deren Antherenmechanis- mus jedoch die saugende Biene von oben her mit Pollen bestreut. (Befr. p. 354.) An Blumen mit völliger Honigbergung handelt Apis bisweilen dem Zwecke des Bestäubungsgeschäftes zuwider, indem sie sich aus Bequemlichkeitsgründen von aussen an die Blume setzt und den Rüssel zwischen zwei Kelchblättern seitlich in die Nectarien einführt; derartig verfährt sie z. B. an Linum usitatissimum, obgleich sie den Honig des- selben auf normalem Wege bequem erreichen kann und auch in andern Fällen so gewinnt (Nachtr. II. p. 219). Aehnliches findet bei G@eum riale statt (Befr. p. 211). An senkrecht herabhängenden Blumen- glocken (Muscari, Asparagus, Galanthus, Seilla, Ribes nigrum und Grossularia ete.) saugt sie von unten her, indem sie den Kopf in den . Blütheneingang einführt oder — bei grösserem Durchmesser der Blume (Fritillaria) — völlig in dieselbe hineinkriecht. Mit vollendeter Vir- tuosität weiss die Honigbiene endlich die von ihr am liebsten auf- gesuchten Bienenblumen auszubeuten, die durch Mannigfaltigkeit der Konstruktion, der Honigbergung und der Pollenstreumechanismen alle übrigen Blumenkategorieen weit übertreffen. Das Hebelwerk der Salvia- Arten, die Nudelpresse von Lotus, Ononis, Lupinus ete., den Schleuder- mechanismus von Sarothamnus und Genista, die Pollenbürste von Lathyrus und Vicia, die Streuvorrichtung von Cerinthe minor, Erica Tetraliz, Calluna vulgaris und Vaceinium Myrtillus setzt sie mit derselben Sicher- heit in Bewegung, mit welcher sie den unter Schlundklappen (Bora- gineen), in engen Blumenröhren (Labiaten, Lyeium) oder in Hohlspornen (Viola, Linaria) verborgenen Honig nach kurzer Orientirung aufzuspüren versteht. Keineswegs verfährt sie dabei mit automatenartiger Gleich- mässigkeit, sondern mit völliger Freiheit des Handelns. An derselben Blumenart, an welcher sie in der Regel normal saugt und Pollen ge- 78 Loew: winnt, wie an Zathyrus tuberosus (Befr. p. 246), vermeidet sie bei der Absicht des blossen Honiggenusses die Berührung des Bürstenapparates und lässt sich anstatt auf beiden Flügeln der Blüthe nur auf einem nieder, indem sie den Rüssel seitlich zwischen Fahne und Schiffchen einführt. Der Schleudermechanismus von Medicago sativa scheint ihr sogar derartig unbequem zu sein, dass sie denselben nach H. Müllers Beobachtungen (Befr. p. 228) niemals auslöst.') Dass in den letztgenannten Fällen ihr Besuch für die Befruchtung der Blume nutzlos ist, bleibt ihr vollkommen gleichgültig. Noch schlagender erscheinen in dieser Beziehung die sogenannten „Einbrüche,“ welche dadurch bedingt werden, dass der Honigbiene in ihrer Rüssellänge von 6 mm. für .die Ausbeutung des Blumenhonigs eine Grenze gesetzt ist und sie im Allgemeinen tiefer als 6 mm. geborgenen Zuckersaft nicht zu erlangen vermag. Ausnahmefälle sind zwar auch hier bekannt; so liegt bei Vinca minor der Honig 8 mm. tief, aber indem sie sich mit Gewalt in die Blüthe einzwängt, gelingt ihr wenigstens eine theilweise Ausnutzung derselben (Nachtr. III. p. 62). Aehnliches findet bei Zinaria vulgaris, deren Honigsporne sie nur theil- weise entleert (Befr. p. 280) und bei Zychnis flos cueuli statt, bei der sie den über der Kelchröhre liegenden Theil der Blumenkrone aus- einanderzwängt (Befr. p. 189). Die Regel ist jedoch die, dass sie zu sonst unzugänglichem Honig entweder durch Beissen mit den Ober- kiefern gelangt, oder dass sie ihn durch Löcher stiehlt, welche vorher von Hummeln (vorzugsweise Bombus terrestris) zu gleichem Zweck ge- bissen worden sind. Es geschieht dies regelmässig an den Blumen von Aquilegia vulgaris, Dielytra spectabilis, Corydalis cava und solida, Orobus vernus, T’rifolium pratense, Symphytum ofjieinale, Melampyrum pratense, M. nemorosum (Nachtr. II. p. 38) und Lamium album, nur bisweilen neben normalem Saugen bei Vieia Faba, Linaria vulgaris, Galeobdolon luteum, Nepeta Glechoma (an der grossblumigen zweigeschlechtigen Form, Befr. p. 320) und Erica Tretralix. Dass die Honigbiene in dem einen Fall selbst die Blumentheile zerstört, in einem andern constant (so bei Symphytum oficinale nach Müller, Nachtr. III. p. 14) die Hummel- löcher benutzt, erklärt sich wohl aus Verschiedenheiten in der Textur der betreffenden Gewebetheile.. An Falterblumen wie Lonicera Capri- Jolium und Hummelblumen mit sehr tief liegendem Honig wie Jamium maculatum beschränkt sie sich in der Regel auf das Pollensammeln. In der Blumenwelt der Alpen spielt Apis mellifica freilich eine mehr zurücktretende Rolle als im Tieflande, wie denn daselbst die Ihymenopteren überhaupt an Häufigkeit ab- und die Falter zunehmen 1) Nach einer Mittheilung von Hm. Dr. Urban hat derselbe an Medicago die Honig- biene oft in normaler Weise Honig gewinnen, aber auch ebenso häufig einbrechen sehen. Blumenbesuch von Insekten. 79 (Müller, Alp. p. 552). Trotzdem ist die Honigbiene auch in den Alpen diejenige Insektenspecies, welche durchschnittlich die meisten Blumenarten besucht. (Alp. Tabelle auf p. 553.) Auch die Art der von ihr auf den alpinen Standorten getroffenen Blumenauswahl ist nicht so sehr von der im Tieflande verschieden, als erwartet werden könnte. Es fanden nämlich nach H. Müller (Alp. p. 519) unter 100 Blumen- besuchen der Honigbiene statt: * An Wespen- oder Bienenblumen . . . 37,5 Besuche = Blumengesellschaften . . . ... .. 23.2 E - Blumen mit völlig geborgenem Honig 19,6 z - Windblüthen und Pollenblumen . . 8,9 z - Blumen mit theilweiser Honigbergung 7,1 E - Blumen mit offenem Honig . . . 36 z - Falterblumen . . nie - Die Bevorzugung der Ekınan En een Honig tritt klar hervor; nur der Besuch der Blumengesellschaften, sowie der Windblüthen und nkmen erscheint etwas reichlicher als im Tieflande. Ein besonderes Gewicht auf diese Unterschiede zu legen scheint mir jedoch zu gewagt, da die absoluten Zahlen der Besuche ziemlich gering sind. Dagegen ist hervorzuheben, dass die Honigbiene in 12 Fällen von Müller über der Baumgrenze bei c. 2000 m. Höhe als Blumenbesucher angetroffen wurde und dass sie also durch den Honigreichthum der alpinen Pflanzen zu Höhen gelockt wird, auf welchen sie dauernde Wohnsitze nicht mehr inne hat. Das Verhalten von Apis mellifica im Berliner Botanischen Garten während der Beobachtungsjahre 1882—83 entsprach durchaus den oben näher dargelegten Beobachtungen Müllers. Nur trat ihr Uebergewicht über andere Blumenbesucher bei der geringen Grösse des Beobachtungsareals noch stärker hervor. Von 1000 verschiedenen Blumenbesuchen überhaupt wurden nämlich nach den Beobachtungen des Genannten in Nord- und Mitteldeutschland (s. Alp. p. 553) durch- schnittlich 36,3 Besuche von der Honigbiene ausgeführt, im Botanischen Garten aber 115,4, also mehr als das Dreifache. In Bezug auf die Blumenauswahl trat trotzdem kaum ein Unterschied hervor; denn unter 100 Besuchen der Honigbiene im Botanischen Garten fanden statt: An Wespen- oder Bienenblumen . . . 33,3 Besuche - Blumengesellschaften . . . . 23,5 E - Blumen mit völlig geborgenem En 15,9 - - Blumen mit theilweiser Honigbergung 13,6 z - Blumen mit offenem Honig . . . 790 - - Windblüthen und Pollenblumen . . 3,7 = ee. - 30 | Loew: Abgesehen von den selten besuchten Falterblumen, an denen die Honigbiene entweder vergebliche Saugversuche macht oder nur Pollen sammelt, zeigt die obige Aufeinanderfolge der Blumenbesuche deutlich, dass sie eine Blumenkategorie um so seltener besucht, je offener der Honig derselben liegt und dass sie honiglose Blüthen am meisten verschmäht. Ueber das Verhalten der Honigbiene auf den speciellen Blumenformen giebt die weiter unten folgende Besuchsliste Auskunft. Hier mag nur erwähnt sein, dass sie an folgenden Blumen vergebliche Saugversuche machte: Lamium maculatum, L. flexuosum, L. album, L. Orvala, Pulmonaria augustifolia, Betonica grandiflora und Blephilia hirsuta, also nur an Pflanzen, welche den Honig in einer dem Saugrohr der Honigbiene unzugänglichen Tiefe bergen; der von Hummeln gebissenen Löcher bediente sie sich bei Symphytum ofjicinale, S. asperri- mum, Lathyrus latifolius und der falterblüthigen Monarda didyma. Bei der Farbenauswahl bevorzugt die Honigbiene im Botanischen Garten die dunkeln Blumenfarben (roth, blau, violett) vor den hell- farbigen (weiss oder gelb), wie es die Blumenfarbentheorie Müllers (Alp. p. 500—502) verlangt, nach welcher die Züchtung der dunkel- farbigen Blumen aus hellfarbigen mit der Ausprägung langrüssliger, blumentüchtiger Besucher Hand in Hand gegangen ist. Da wir vor- läufig nicht auf eine Kritik dieser Theorie eingehen wollen, welche erst nach Vorführung des gesammten Beobachtungsmaterials am Platze sein wird, und es sich hier nur um die thatsächlichen Grundlagen der- selben handeln kann, stellen wir des bessern Vergleichs wegen die statistischen Erhebungen Müllers über die Farbenauswahl der Honig- biene in Nord- und Mitteldeutschland und in den Alpen neben die Beobachtungen aus dem Botanischen Garten. Unter 100 Besuchen fanden statt: An gelben An rothen, Angelben An rothen, oder blauen oder oder blauen oder weissen violetten weissen violetten Blumen Blumen Bienenblu- Bienenblu- überhaupt. überhaupt. men. men. In Nord- und Mitteldeutsch- land (nach Müller) 52,7 Bes. 47,3 Bes. 37,5 Bes. 62,5 Bes. In den Alpen (nach dem- Ballen) )... „ats 39,3- =..,60,7 = 342 Ber Im Botanischen Garten AH ei 95 =. (Ada WE Es ergiebt sich hieraus das überraschende Resultat, dass im Allge- meinen die Honigbiene nach den Besucherlisten Müllers (inel. der Nachträge) die dunkeln Blumenfarben nicht bevorzugt. 1) S. Alp. p. 519 unter Honigbiene., Dagegen zieht ‘sie dieselben den hellfarbigen sowohl in den Alpen als auch in noch höherem Grade im botanischen Garten entschieden vor. Unter den Farben der Bienenblumen bevorzugt sie dagegen in allen drei Beobachtungsgebieten die dunkelfarbigen, und zwar in um so stär- kerem Grade, je kleiner das betreffende Beobachtungsgebiet ist. Die auffallend erscheinende Thatsache, dass die Honigbiene an den zahlreichen Pflanzen des gesammten deutschen Beobachtungsgebiets die hellen Blumenfarben etwas mehr als die dunkeln aufsucht,') erklärt sich daraus, dass unter den von ihr besuchten Pollenblumen, sowie den Blumen mit offenem oder theilweise geborgenem Honig die hellen Farben entsprechend der Theorie Müllers stark überwiegen.?) Da sie nun gemäss ihrer mittleren Rüssellänge (s. oben) die genannten Blumenkategorieen nicht in dem Grade wie langrüsslige Besucher zu entbehren vermag, so beeinflusst die ziemlich bedeutende Zahl der von ihr an hellfarbigen Pollenblumen und Blumen mit flachliegendem Honig ausgeführten Besuche das Gesammtresultat auf einem weiten Beobachtungs- areale naturgemäss mehr als auf einem sehr engen, wie es der botanische Garten darstellt. In letzter Linie ist es demnach überall die mittlere Rüssellänge, welche mit der von der Honigbiene geübten Blumenauswahl auch die Farbenauslese derselben regulirt. In Uebereinstimmung damit werden wir bei den besonders langrüssligen Apiden (Anthophora ete.) eine ganz enorme Bevorzugung der dunkeln Blumenfarben und eine da- von unzertrennliche Beschränkung auf einen engen Kreis von Bienen- blumen, sowie bei den kurzrüssligen Bienen das Gegentheil constatiren können. | Blumenbesuch von Insekten. 81 Liste der Blumenbesuche.°) Nr. 1. Apis mellifica. L. $ (inel. A. ligustica Spin). An Pollenblumen: 1) Hepatica angulosa. DC. I. Blau. — Psd. 28. 4.83. — 2) Hypericum commutatum. Nolte. I. Gelb. — Psd. 25. 6. 82. — 3) Papaver bracteatum. Lindl. I. Hochroth. — Psd., dabei die Narbe überschreitend. 12. 6. 83. — 4) San- 1) Nach direkten Versuchen H. Müllers („Versuche über die‘ Farbenliebhaberei der Honigbiene* in: Kosmos Bd. XII. p. 273—299), bei denen er mit Honigtröpfchen benetzte verschiedenfarbige Plättchen der Auswahl anfliegender Bienen aussetzte, werden (a. a. O. p. 291) „Gelblichweiss und Weiss von der Honigbiene mindestens ebensogern oder sogar noch lieber besucht, als manche Kategorieen von Purpur, aber weniger gern als Blau und Violett.“ 2) Unter den 70 derartigen von ihr besuchten Blumen befinden sich nämlich 64 weisse oder gelbe, aber nur 6 blaue, rothe oder violette. 3) In dieser Liste, sowie auch in allen folgenden Verzeichnissen sind die für jede Insektenart im Botanischen Garten beobachteten Blumenbesuche gruppenweise zusammen- gestellt. Bei jeder Pflanze wurde durch die Zeichen I, II und Ill die geographische Verbreitung angedeutet (l bedeutet eine im europäisch-asiatischen Waldgebiet vorkommende Pflanze, II eine Pflanze der Mittelmeerländer oder des Orients bis zum Himalaya, III eine Jahrbuch des botanischen Gartens, II. 6 82 Loew: guinaria canadensis. L. Ill. Weiss. — Psd. 28. 4. 83. — 5) Spiraea digitata. W. 1. Weiss. — Psd. 18. 6. 82. — 6) Sp. Filipendula. L. I. Weiss. — Psd. 18. 6. 82. — 7) Thalietrum aquilegifolium. L. I. Staubbl. lila. — Psd. 8. 6. 83. An Blumen mit offen liegendem Honig: 8) Acer Pseudoplatanus. L. I. Grüngelb. — Sgd. 23. 5. 82. — 9) Chaerophyllum hirsutum. L. 1. Weiss. — Sgd. u. psd. 18. 5. 82. — 10) Cornus mas. L. I. Gelb. — 28. 4. 83. — 11) Euphorbia Esula. L. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 23. 6. 82. — 12) E. palustris. L. I. Gelb. — Eifrig sgd., dabei über mehrere Cyathien hinwegkriechend und Pollen abstreifend. 15. 5. 82. — 13) Evonymus americanus. L. Ill. Grünlich. — Sgd. 21. 5. 82. — 14) Heracleum pubescens M. B. II. Weiss. — Sgd. u. psd. 18. 6. 82. — 15) H. sibiricum. L. I. Weiss. — Sgd. u. psd. 22. 6. 83. — 16) Levisticum offieinale K. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 23. 6. 82. — 17) Molopospermum Peloponnesiacum. K. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 23. 5. 82. — 18) Ruta graveolens. L. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 18. 6. 82. — 19) Siler trilobum. Scop. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 2. 6. 82. — 20) Sorbus scandica. Fr. I. Weiss. — Sgd. 21. 5. 82. — 21) Tommasinia vertieillaris. Bert. I. Grüngelb. — Sgd. u. psd. 23. 6. 82. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 22) Arabis albida. Stev. 11. Weiss. — Sgd. 28. 4. 83. — 23) A. alpina. L. I. Weiss. — Sgd. 8. 5. 83. — 24) Arenaria graminifolia. Schrad. I. Weiss. — Sgd. 21. 5. 82. — 25) Aubrietia Co- lumnae. Guss. II. Violett. — Sgd. 8. 5. 83. — 26) A. spathulata DC. II. Violett. — Sgd. 18. 5. 82. — 27) Barbarea vulgaris. Br. I. Gelb. — Sgd. 7. 5. 82. — 28) Ber- genia subeiliata. A. Br. Il. Rosa. — Sgd. 28. 4. 83. — 29) Cochlearia officinalis. L. I. Weiss. — Sgd. 6. 5. 83. — 30) Crambe pinnatifida. Br. Il. Weiss. — Sgd. 10. 6. 83. — 31) Lunaria rediviva. L. I. Violett. — Sgd. 21. 5. 82. — 32) Potentilla chry- santha. Trev. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 23. 5. 82. — 33) P. Kurdica. Boiss. et Hohen. II. Gelb. — Psd. 22. 6. 83. — 34) P. Delphinensis. G. G. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 20. 6. 82. — 35) P. rupestris. L. I. Weiss. — Sgd. 23. 5. 82. — 36) Salix aurita (9). L. I. Ohne Blum. — Sgd. 6. 5. 83. — 37) S. Caprea (J'). L. I. Ohne Blum. — Psd. 28. 4. 83. — 38) S. Caprea X silesiaca (5'). I. Ohne Blum. — Psd. 28. 4. 83. — 39) S. einerea (9). L. I. Ohne Blum. — Sgd. 28. 4. 83. — 40) $. cinerea X nigri- cans (2). I. Ohne Blum. — Sgd. 28. 4. 83. — 41) $. cinerea X purpurea (9). I. Ohne Blum. — Sgd. 28. 4. 83. — 42) S. nigricans (9). Sm. I. Ohne Blum. — Sgd. 6. 5. 83. — 43) Sedum maximum Sut. I. Gelblich. — Sgd. 11. 9. 83. — 44) Schievereckia podolica. Andrz. I. Weiss. — Sgd. 6. 5. 83. — 45) Sisymbrium austriacum. Jacg. 1. Gelb. — Sgd. 18. 5. 82..— 46) S. strietissimum. L. I. Gelb. — Sgd. 18. 6. 82. An Blumen mit versteektem Honig: 47) Allium ursinum. L. I. Weiss. — Sgd. 21. 5. 82. — 48) A. Victorialis. L. I. Weiss. — Sgd. 31. 5. 82. — 49) Althaea cannabina. L. Il. Rosa. — Psd. 14. 8. 82. — 50) Alcea rosea. L. Il. Rosa. — Psd. 14. 8. 82. — 51) Asperula stylosa. Boiss. II. Röthlich. — Sgd. 20. 6. 82. — 52) Astrantia major. L. I. Weiss. — Sgd. 18. 6. 82. — 53) Camassia Fraseri. Torr. III. Blau. — Psd. und am Grunde des Fruchtknotens Saft bohrend. 18. 5. 82. — 54) Epilobium angustifolium. L. I. Purp. — Sgd. 2. 7. 82. — 55) E. Dodonaei. Vill. I. Purp. — Sgd. 14. 9. 83. — 56) Eryngium planum. L. I. Blau. — Sgd. 14. 8. 82. — 57) Gaura biennis. L. III. Weiss, Kelch röthlich. — Psd. 3. 9. 82. — 58) Geranium Pflanze Nordamerikas, Japans oder Chinas). Ausserdem wurde die Farbe der besuchten Blume, die Art der Thätigkeit des blumenbesuchenden Insekts (Sgd. = saugend, Psd. = Pollen sammelnd) und das abgekürzte Datum der Beobachtung (28. 4. 83. —= 28. April 1883) aufgeführt. Für die statistischen Zusammenstellungen sind bei den Bienengattungen 1 bis 8 nur die Beobachtungen von 1882 und 1883 verwerthet worden. r Blumenbesuch von Insekten. 83 Arnottianum. Steud. II. Blauviolett. — Sgd. 18. 6. 82. — 59) G. ibericum. Cav. Il. Blau. — Sgd. 31. 5. 82. — 60) G. ibericum Cav. var. platypetalum. Il. Blau — Sgd. 8. 6. 83. — 61) G. palustre. L. I. Hellpurpurn. — Sgd. 14. 8. 82. — 62) G. phaeum. L. I. Violett. — Sehr zahlreiche Exemplare sgd. 21. 5. 82. — 63) G. phaeum. L. var. lividum. I. Trübviolett. Schwächer besucht als die Stammform. — Sgd. 21. 5. 82. — 64) G. phaeum. L. var. roseum. 1. Hellviolett. Ebenfalls schwächer besucht als die Stammform. — Sgd. 21. 5. 82. — 65) G. pratense. L. I. Blau. — Sgd. 23. 6. 82. — 66) G. pratense. L. flor. alb. I. Weiss. — Schwächer besucht als die Stamm- form. Sgd. 23. 6. 82. — 67) G. pseudosibiricum. J. Mey. I. Blau. — Sgd. 23. 6. 82. — 68) G. pyrenaicum. L. I. Violett. — Sgd. 18. 6. 82. — 69) G. reflexum. L. II. Purp. — Sgd. 21. 5. 82. — 70) G. silvaticum. L. 1. Purp. — Sgd. 18. 5. 82. — 71) G. striatum. L. Il. Weiss mit dunkeln Adern. — Sgd. 3. 9. 82. — 72) Helleborus atro- rubens.. W. K. I. Schmutzigpurp. — Psd. 28. 4. 83. — 73) H. cyclophyllus. Boiss. II. Gelbgrün. — Psd. 28. 4. 83. — 74) H. lividescens. A. Br. et Sauer. ? Vaterland. Röthlichgrün. — Psd. 28. 4. 83. — 75) Heuchera cylindracea. Lindl. III. Grünlich. — Sgd. 23. 5. 82. — 76) Lavatera thuringiaca. L. I. Rosa. 14. 8. 82. — 77) Ligustrum vulgare. L. I. Weiss. — Sgd. 25. 6. 82. — 78) Lythrum Salicaria. L. I. Purpurn. — Sgd. 3. 9. 82. — 79) L. Salicaria L. var. angustifol. I. Purpurn. — Sgd. 14. 8. 83. — 80) Malva Alcea. L. I. — Rosa. — Psd. 1. 9. 83. — 81) M. silvestris. L. I. Rosa. — Psd. 1. 9. 83. — 82) Myosotis alpestris. Schm. I. Blau. — Sgd. 21. 5. 82. — 83) Ornithogalum affıne H. Ber. (Form von O. Boucheanum. Aschs.) I. Weissgrün. — Sgd., den Rüssel zwischen dem Grunde der verbreiterten Staubfäden einführend. 20. 5. 84. — 84) Plectranthus glaucocalyx. Max. III (Ostasien). Helllila. — Sgd. 31. 8. 83. — 85) Rubus serpens. Wh. I. Weiss. — Sgd. u. psd. 23. 6. 82. — 86) Scilla amoena. L. II. Blau. — Saft mit den Kieferladen am Grunde der Fruchtknoten bohrend. 8. 5. 83. — 87) S. campanulata Ait. II. Blau. — Wie vor. 7. 5. 83. — 88) $. cernua. Hffgg. 1. Blau. — Wie vor. 7. 5. 83. — 89) S. italica. L. I. Blau. — Wie vor. 6. 5. 83. — 90) S. sibirica. Andr. I. Blau. — Wie vor. 28. 4. 83. — 91) S. tricolor. Hort. Belvedere. ? Vaterland. Blau. — Wie vor. 7. 5. 82. — 92) Tellima grandiflora. Dougl. II. Grünlich. — Sgd. 21. 5. 82. — 93) Veronica latifolia X Teucrium. 1. Blau. — Sgd. u. psd. 20. 6. 82. An Blumengesellschaften mit geborgenem Honig: 94) Aster abbre- viatus. N. E. lIl. Lila (Strahl) und gelb (Scheibe). — Sgd. u. psd. 11. 9. 83. — 95) A. coneinnus. W. Ill. Lila und gelb. — Sgd. u. psd. 11. 9. 83. — 96) A. pani- culatus. Ait. var. pubescens. Ill. Blasslila und röthlich. — Sgd. u. psd. 2. 9. 83. — 97) A. sagittifolius. W. IH. Lila und gelb. — 98) A. sparsiflorus. Mch. Ill. Lila und gelb. — Sgd. u. psd. 11. 9. 83. — 99) Boltonia glastifolia. L’Her. I. Weiss und gelb. — Sgd. 11. 9. 83. — 100) Carduus Personata. Jacq. I. Purpurn. — Sgd. 31. 5. 82. — 101) Centaurea axillaris. W. 1. Blau. — Sgd. 31. 5. 82. — 102) C. dealbata. M. B. Il. Rosa. — Sgd. u. psd. 20. 6. 82. — 103) C. Fischeri. W. (= C. montana L. var.) 1. Purpur. — Sgd. 2. 7. 82. — 104) C. montana. L. I. Purpurn. — Sgd. 14. 8. 83. — 105) C. orientalis. L. Il. Purpurn. — Sgd. 21. 8. 83. — 106) C. Scabiosa. L. I. Purpurn. — Sgd. 14. 8. 83. — 107) Cephalaria radiata. Grsb. I. Gelb. — S$gd. u. psd. 14. 8. 82. — 108) Cirsium heterophyllum. All. I. Purpurn. — Sgd. 18. 6. 82. — 109) Diplopappus amygdalinus. Torr. et Gr. Ill. Weiss und gelb. — Sgd. u. psd. 1. 9. 83. — 110) Doronicum caucasicum. M. B. Il. Gelb. — Sgd. u. psd. 5. 4. 84. — 111) Echinops banaticus. Roch. I. Weiss. — Sgd. u. psd. 7. 8. 82. — 112) E. exaltatus. Schrad. I. Weiss. — Sgd. u. psd. 7. 8. 82. — 113) Eupatorium purpureum. L. Ill. Purpum. — Sgd. 2. 9. 83. — 114) Galatella hyssopifolia. (L.) Il. Lila und gelb. — Sgd. 11. 9. 83. — 115) Helenium autumnale. L. Ill. Gelb. — 6* 84 Loew: Sgd. u. psd. 3. 9. 83. — 116) H. decurrens. Vatke. III. Gelb. — Sgd. u. psd. 24. 8, 84. — 117) H. californieum. Dougl. III. Gelb. — Sgd. u. psd. 3. 9. 83. — 118) He- lianthus atrorubens. L. III. Gelb. — Sgd. u. psd. 2. 9. 83. — 119) H. decapetalus. L. III. Gelb. — Sgd. u. psd. 16. 9. 83. — 120) H. divaricatus. L. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 14. 9. 83. — 121) H. Maximiliani. Schrad. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 16. 9. 83. — 122) Hieracium australe. Fr. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 4. 9. 83. — 123) H. bupleu- roides. Gmel. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 15. 8. 84. — 124) H. brevifolium. Tausch. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 4. 9. 83. — 125) H. crinitum. Sibth. et Sm. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 24. 8. 84. — 126) H. pulmonarioides. Vill. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 14. 8. 83. — 127) H. umbellatum. L. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 24. 8. 83. — 128) H. virosum. Pall. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 24. 8. 83. — 129) Knautia arvensis. Coult. I. Lila. — Sgd. 18. 6. 82. — 130) Phyteuma canescens. W. K. I. Blau. — Sgd. 8. 8. 84. — 131) Prenanthes purpurea. L. I. Purpurn. — Sgd. 14. 8. 83. — 132) Pyrethrum macrophyllum. W. I. Weiss. — Sgd. u. psd. 20. 6. 82. — 133) Rudbeckia laciniata. L. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 14. 8. 82. — 134) R. speciosa. Wend. II. Gelb und braun. — Psd. 16. 9. 83. — 135) Saussurea albescens. Hook. fil. et Th. II (Himalaya). Purpurn. — Sgd. 7. 8. 82. — 136) Scabiosa Dallaportae. Heldr. II. Lila. — Sgd. 21. 8. 83. — 137) S. daucoides. Desf. II (Nordafrika). Lila. — Sgd. 7. 8. 82. — 138) S. ochroleuca. L. I. Gelblich. — Sgd. 7. 8. 82. — 139) Senecio macrophyllus. M. B. 1. Gelb. — Sgd. u. psd. 14. 8. 83. — 140) S. nemorensis. L. var. I. Gelb. — Sgd.w psd. 15. 8. 84. — 141) Silphium Asteriscus. L. III. Gelb. — Sgd. u. psd. 14. 8. 83. — 142) S. erythrocaulon. Bernh. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 11. 9. 83. — 143) S. tri- foliatum. L. II. Gelb. — Sgd. u. psd. 1. 9. 83. — 144) Solidago fragrans. W. II, Gelb. — Sgd. u. psd. 1. 9. 83. — 145) Valeriana offieinalis. L. I. Weiss. — Sgd. 31. 5. 82. — 146) V. officinalis. L. var. altissima. I. Weissros.. — Sgd. 18. 6. 82. — 147) Vernonia fasciculata. Mchx. III, Purpurn. — Sgd. 2. 9. 83. — 148) V. praealta. Ell. IN. Purpurn. — Sgd. 2. 9. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 149) Aesculus lutea. Wang. III. Gelb. — Psd. u. sgd. 23. 5. 82. — 150) Anchusa ochroleuca. M. B. Il. Gelblich. — Sgd. 31. 5. 82. — 151) Calamintha offieinalis. Mnch. I. Hellpurpurn. — Sgd. 1. 9. 83. — 152) C. Nepeta. Lk. et Hfigg. I. Weissbläulich. — Sgd. 7. 8. 82. — 153) Campanula carpathica. W. K. I. Blau. — Sgd. u. psd. 8. 8. 84. — 154) C. latifolia. L. I. Blau. — Sgd. u. psd. 2. 7. 82. — 155) C. Scheuchzeri. Vill. I. Blau. — Sgd. u. psd. 24. 6. 83. — 156) Caryolopha sempervirens. Fisch. et M. II. Blau. — Stetig sgd. 7. 5. 82. — 157) Cercis Siliquastrum. L. II. Rosa. — Sgd. 21. 5. 82. — 158) Cerinthe minor. L. I. Gelb. — Sgd. u. psd. 7. 5. 82. — 159) Corydalis capnoides. Whlnb. I. Weiss u. gelb. — 160) C. solida. Sm. I. Hellpurpurn. — Sgd. 28. 4. 83. — 161) Cy- noglossum Columnae. Ten. II. Braunroth. — Stetig sgd. 21. 5. 82. — 162) Dietamnus albus. L. I. Rosa. — Sgd. u. psd. 18. 6. 82. — 163) Erythronium Dens canis. L. 1. Hellpurpurm. — Vergeblich saugend. 28. 4. 83. — 164) Fritillaria imperialis. L. II (Persien). Roth. — Nur Psd. 6. 5. 83. — 165) Geum inclinatum. Schleich. 1. Gelb. — Im Umkreis der Staubblätter Honig suchend. 18. 5. 82, — 166) G. rivale. L. 1. Fleischröthlich. — Von aussen sgd. 21. 5. 82. — 167) Gladiolus triphyllos. Sibth. I. Purpurn. — Vergeblich sgd. 25. 6. 82. — 168) Glyceyrrhiza grandiflora. Tausch. Sibirien. Violett u. weiss. Sgd. 29. 6. 83. — 169) Hedysarum obscurum. L. 1. Purpurn. — Sgd. 23. 5. 82. — 170) Hippocrepis comosa. L. 1. Gelb. — Sgd. 31. 5. 82. — 171) Hyacinthus orientalis. L. Il. Blau. — Sgd. oder Saft bohrend? 28. 4. 83. — 172) Hydrophylium virginicum. L. Ill. Blau. — 23. 5. 82. — 173) Iris xiphioides. Ehrh. Il. Blau. — Vergeblich sgd. 25. 6. 82. — 174) Lamium album. L. I. Weiss. — Ohne Erfolg sgd., Kopf und Thorax mit Pollen bestäubt. 21. 5. 82. — 175) L. flexuosum Blumenbesuch von Insekten. 85 Ten. II. Wie vor. 7. 5. 82. — 176) L. garganicum. L. II. Hellpurpurn. — Wie vor. 6. 4. 84. — 177) L. Galeobdolon. Cr. I. Gelb. — Wie vor. 7. 5. 82. — 178) L. maculatum. L. I. Purpurn. — Psd., ohne Erfolg sgd. 7. 5. 82. — 179) L. Orvala. L. I. Braunpurpurn. — Vergeblich sgd. 7. 5. 82. — 180) Lathyrus latifolius. L. I. Hellpurpurn. — Durch Hummellöcher sgd. 14. 8. 82. — 181) L. silvestris. L: I. Rosa. — Sgd. 14. 8. 82. — 182) Leonurus lanatus. P. I. Hellpurpurn. — Sgd. 2. 7. 82. — 183) Linaria genistaefolia. Mill. I. Gelb. — Stetig sgd. 11. 9. 83. — 184) L. purpurea. Mill. II. Violett. — Sgd. 27. 6. 84. — 185) L. striata. DC. I. Blau und weiss. — Sgd. 1. 9. 82. — 186) Lophanthus rugosus. Fisch. et Mey. III (China). Blau. — Sgd. 7. 8. 82. — 187) Lupinus polyphyllus. Lindl. III. Blau. — Mittels der Nudelpresse Pollen sammelnd, vergeblich sgd. 21. 5. 82. — 188) Mandragora vernalis. Bert. 1I. Gelbweiss, innen bläulich. — Nur psd. 5. 4. 84. — 189) Marrubium peregrinum. L. I. Weiss, — Sgd. 14. 8. 82. — 190) Melissa offieinalis. L. 11. Weiss. — Sgd. 14. 8. 82. — 191) Muscari botryoides. DC. I. Blau. — Saft bohrend. 28. 4. 83. — 192) M. pallens. Bess. I. Blau. — Saft bohrend. 6. 5. 83. — 193) M. racemosum. DC. I. Blau — Saft bohrend. 6. 5. 83. — 194) Nepeta Mussini. Henk. Il. Blau. — Stetig sgd. 7. 5. 82. — 195) Pentstemon glandulosus. Dougl. Ill. Weiss mit Blau und Gelb. — Mit dem Kopfe und dem Thorax in den Schlund eindringend und sgd. 27. 6. 84. — 196) M. procerus. Dougl. Ill. Blau. — Sgd. 2. 6. 82. — 197) Physochlaena orientalis. G. Don. II. Hellviolett. — Nur psd. 28. 4. 83. — 198) Pulmonaria angustifolia. L. I. Blau — Ohne Erfolg sgd. 7. 5. 82. — 199) P. angustifolia X offieinalis. I. Blau. — Wie vorige. 5. 4. 84. — 200) P. mollis. Wolff. I. Blau. — Wie vor. 5. 4. 84. — 201) Salvia offieinalis. L. II. Blau. — Stetig sgd. 25. 6. 82. — 202) S. pratensis. L. fl. variegato. I. Blau und weiss. — Erfolglos sgd. (?) 18. 6. 82. — 203) S. silvestris. L. I. Blau. — Sgd., Thorax dicht bestäubt. 24. 6. 83. — 204) S. silvestris. L. var. nemorosa. 1. Blau. — Wie vor. 24. 6. 83. — 205) S. verbenacea. L. II. Blau. — Stetig sgd. 31. 5. 82. — 206) S. virgata. Ait. Il. Roth. — Sgd. 2. 7. 82. — 207) Scrophularia alata. Gil. I. Braun. — Sgd. 10. 8. 84. — 208) S. nodosa. L. I. Braun. — Stetig sgd. u. psd. 2. 6. 82. — 209) S. vernalis. L. I. Gelb. — Wie vor. 7. 5. 82. — 210) Side- ritis hyossopifolia. L. Il. Grüngelb. — Sgd. 14. 8. 82. — 211) Stachys alpina. L. 1. Purpurn. — Sgd. 2. 7. 82. — 212) $. germanica. L. I. Purpurn. — Sgd. 21. 8. 83, — 213) Symphytum asperrimum. Sims. Il. Roth, dann blau. — Durch Hummellöcher sgd. 20. 6. 82. — 214) S. grandiflorum. DC. II. Gelb. — Nur psd. 5. 4. 84. — 215) S. offieinale. L. I. Violett. — Durch Hummellöcher sgd. 21. 5. 82. — 216) Tri- folium repens. L. var. atropurpureum. I. Weiss. — Sgd. 25. 6. 82. — 217) Verbena hastata X offieinalis. III + I. Blauviolett. — Sgd. 1. 9. 82. — 218) V. officinalis. L. fl. alb. I. Weiss. — Sgd. 21. 8. 83. — 219) Wistaria chinensis. DC. III, Lila. — Sgd. 23. 5. 82. An Falterblumen: 220) Betonica grandiflora. Steph. II. Purpurn. — Vergebl. sgd. 18. 6. 82. — 221) Blephilia hirsuta. Benth. Ill. Weisslila. — Sgd. 16. 9. 83. — 222) Monarda didyma. L. Ill. Hochroth. — Durch Hummellöcher sgd. 14. 8. 82. — 223) M. fistulosa. L. var. mollis. III. Lila. — Zu saugen versuchend. 10. 8. 84, . — 224) Oenothera biennis. L. Ill. Gelb. — Nur psd. 3. 9. 82. — 225) O. grandiflora. Ait. III. Gelb. — Nur psd., belastet sich mit langen, von den Beinen herunter hän- genden Pollenfäden, welche das Fliegen erschweren. 8. 8. 84. — 226) Phlox reptans. Mchx. III. Hellpurpurm. — Flüchtiger Besuch. 18. 5. 82. — 227) Ph. subulata. L. III. Hellpurpum. — Flüchtiger Besuch. 18. 5. 82. 86 Loew: 2. Bombus. Latr. Beobachtete Arten!): B. hortorum L. — B. senilis Sm. (= B. musco- rum Fabr.) — B. agrorum Fabr. (= B. muscorum L.) — B. Rajellus Kirb. — B. silvarum L. — B. pratorum L. — B. lapidarius L. — B. hypnorum L. — B. terrestris L. In ihrem Pollensammelapparat stehen die Hummel-Arten im Ver- gleich zu Apis insofern auf einer etwas niedrigeren Anpassungsstufe, als das Sammelkörbcehen bei jenen von unregelmässig angeordneten, hier und da federförmig verzweigten Haaren umgeben wird und ihre Fersen- bürsten eine ungleichmässige Behaarung besitzen, während das Körbchen der Honigbiene von einfachen, regelmässig gestellten Borsten begrenzt wird und die Haare der Fersenbürsten regelmässige Reihen bilden. Durch letztere Einrichtung wird die Uebertragung des mit Honig be- netzten Blüthenstaubes von den Fersenbürsten auf die spiegelglatte Aussenfläche der Hinterschienen am besten ermöglicht, wie dies bereits von Müller?) auseinandergesetzt ist. Dagegen ist die Verlängerung der Zunge über die Lippentaster bei Bombus im Allgemeinen eine stärkere als bei Apis; die Rüssel obiger Hummelarten haben bei Weib- chen und Arbeitern nach Müller folgende Länge: 2 3 Bombus hortorum L. 19—21 mm. 14-16 mm. - senilis Sm. 14—15 - 10—12 = - agrorum F. 13—15 > 12—13 = = Rajellus K. 13—14 = 12—13 = - silvarım L. 12—14 = 10—12 = - pratorum L. 12—14,5 - s—12 - - lapidarius L. 12—14 - 10—12 = - hypnorum L. 11—12 - 8-10 = - terrestris L. 9—11 - 8-9 = Entsprechend dieser Steigerung der Rüssellänge von Bombus terrestris bis zu B. hortorum zeigt sich auch bei den Blumenbesuchen der Hum- meln eine grössere Bevorzugung der Bienenblumen durch die langrüssligen Arten, während die kurzrüssligen die Blumen mit weniger tief geborgenem Honig in stärkerem Grade besuchen. Es erhellt dies aus folgender Ueber- sicht der Hummelbesuche, die ich unter Benutzung sämmtlicher von Müller veröffentlichter Besucherlisten zusammengestellt habe. 1) Hier und im Folgenden sind stets nur diejenigen Arten aufgezählt, welche als Blumenbesucher im Botanischen Garten beobachtet wurden. 2) Vgl. H. Müller, Anwendung der Darwin’schen Lehre auf Bienen. Verhandl. des Naturh. Ver. d. Preuss. Rheinlande u. Westfalens.. 29. Jahrg. p. 23. ur _:“ Blumenbesuch von Insekten. 87 Unter 100 Blumenbesuchen in Nord- und Mitteldeutschland fanden statt: An Blumen mit offenem, theil- An Pollen- weise oder völ- An Bienen- An Falter- lig geborgenem blumen. me ie er blumen. blumen. schaften. Bombus hortorum L. . . 1,7 Bes. 32,1Bes. 64,4Bes. 1,7 Bes. zerarorım h. ..» 21 - 31,6. = 1 = Hi - siwarum L.. .. — : 40,7 = 87,6 = R7"2 = pratorum L. . . 2,7 = 44,4 = 52,8 = Se : - Jlapidarius L.... — : 47 = 0,7 = 2,9: 2 terrestris L. . . 6,1 - 41,8 : 46,4 = un) Hiernach besucht die kurzrüssligste Art: B. terrestris die Blumen mit tief geborgenem Honig am seltensten, dagegen die Blumen mit flachliegendem Honig am meisten, während die langrüssligste Art: B. hortorum die Bienenblumen stärker als irgend eine andere Hummel be- vorzugt; die Besuche der übrigen Arten an Bienenblumen nehmen pro- portional der Rüssellänge zu, die an Blumen mit wenig tief geborgenem Honig ab. Für die Arten: B. senilis Sm., B. Rajellus K. und B. hypnorum L. war die Zahl der überhaupt vorhandenen Beobachtungen zu gering, um sichere Schlüsse zuzulassen. Da die Bombus-Männchen kurzrüssliger als die Arbeiter (um ce. 1 bis 2 mm.) sind, so gilt das für die Weibehen und Arbeiter bestehende Verhältniss für sie nicht. Sie bevorzugen vielmehr die ihnen den Honig bequemer darbietenden Blumengesellschaften (Dipsaceen , Compositen) in stärkerem Grade als jede andere Blumenkategorie. Sondert man die durch Männchen der obigen Arten ausgeführten Besuche als besondere Gruppe ab, so ergiebt sich nämlich folgende Reihe der Verhältnisszahlen; es kommen für die Männchen: Auf Blumengesellschaften . . . . . . 62 5 der Besuche =rBiönenblamen . . '.". 22,5 = - Blumen mit völlig geborgenem Honig 14 = - - - Blumen mit theilweiser Honigbergung 1,4- - e Ein weiterer Zusammenhang tritt zwischen Verkürzung des Saug- rohrs und Neigung zu Blumeneinbrüchen hervor. Während nämlich die langrüssligsten Arten (B. hortorum L., B. senilis Sm.) nach den bis- herigen Beobachtungen keine Honigdiebstähle verüben, finden sich die übrigen Arten um so häufiger dazu veranlasst, je kürzer ihr Rüssel ist und je mehr sie von der Ausbeutung von Blumen mit tief geborgenem Honig ausgeschlossen sind. Daher weisen die Besucherlisten Müllers für die noch ziemlich langrüssligen B. muscorum L. und B. Rajellus K. 88 Loew: nur je einen Einbruchsfall (an Melampyrum nemorosum, Nachtr. III. p. 39 und an Dichjtra spectabilis), für B. lapidarius L. 3 Fälle (an Sym- phytum ofjieinale, Melampyrum pratense und M. nemorosum) für B. pra- torum L. 6 Fälle (Dielytra spectabilis, Trifolium pratense, Symphytum ofieinale, Rhinanthus Crista galli, Melampyrum pratense und nemorosum), für B.terrestris L. aber sogar 19 Fälle nach (Agwilegia vulgaris, Dichy- tra spectabilis, Orobus vernus, Symphytum oficinale, Rhinanthus Orista galli, Melampyrum pratense und nemorosum, Pedicularis silvatica, Lamium album und maculatum, Galeobdolon luteum, Galeopsis Tetrahit und Nepeta Glechome). Bei Rhinanthus Crista galli, welcher in einer gross- und kleinblumigen Form auftritt, wird die letztere von B. ierrestris und B. pratorum in normaler Weise besucht, die grossen Blumen werden dagegen von aussen geöffnet. In der Regel beissen die Hummeln mit ihren kräftigen Oberkiefern dicht über der honighaltenden Stelle ein Loch in die Blumenkrone, selten bohren sie dieselben mit der Spitze ihrer Kieferladen an. Die Löcher geben dann auch andern Apiden Gelegen- heit zu Honigdiebstählen. Gewiss ist es ferner nicht ohne Bedeutung, dass Bombus terrestris, der übrigens nicht bloss im Tieflande, sondern auch in den Alpen’) als eifriger Honigräuber auftritt, die grösste Frucht- barkeit unter allen einheimischen Arten besitzt; es ist also wohl die Sorge für ihre zahlreiche Brut, welche die kurzrüsslige Erdhummel zur gewaltsamen Ausbeutung der Blumen drängt. Uebertroffen wird sie darin nur von dem alpinen, aber auch in Thüringen und Nassau?) vorkommen- den B. mastrucatus Gerst., welchen Müller an 34 verschiedenen Blumen- arten (unter 76 von ihm überhaupt in den Alpen besuchten) einbrechend fand. Er ist kurzrüssliger als der ihm im Habitus ähnliche B. lapi- darius L., unterscheidet sich aber von demselben u. a. durch eine eigenthümliche Zähnelung seiner Oberkiefer. (Vgl. Schmiede- knecht, Apidae Europ. Taf. 12. Fig. 2.) Es liegt bei dieser Art so- mit eine Anpassung an anomale durch die Kiefernzähne er- leichterte Honiggewinnung vor, welche bei B. terrestris bereits durch die Neigung zum Honigdiebstahl angedeutet erscheint. Wichtig ist in dieser Beziehung auch die Beobachtung Müllers, dass eine Hummelart je nach Umständen an ein und derselben -Pflanzenart normal zu saugen oder die Blume zu erbrechen vermag; ein solcher Fall wird von ihm z. B. für Lamium purpureum und Bombus terrestris (Nachtr. II. p. 47), sowie für dieselbe Hummel und Prica tetralie (Nachtr. II. p. 67) angegeben. Die Differenzirung der Hummelgesellschaften in drei verschiedene, 1) Müller führt 10 Einbrüche von Bombus terrestris an Alpenblumen auf. 2) Nach Schmiedeknecht Apidae Europaeae. pag. 125. Blumenbesuch von Insekten. 89 sich nacheinander entwickelnde Stände — 2, & 0 — beschränkt jeden derselben auf einen engeren durch die Blüthezeit bestimmten Blumen- kreis; daher sind die meist erst im Juli auftretenden Männchen von den Frühjahrsblumen und einem Theil der Sommerblumen ausgeschlossen. Sehr frühblühende Pflanzen wie Salix, Pulmonaria ete. werden nur von den überwinternden grossen Weibchen besucht, da die ersten Arbeiter einen vollen Monat nach Anlage der Nester sich entwickeln. Nur die grossen Weibchen sind demnach an Blumen aller Jahreszeiten zu finden, freilich werden auch sie gegen den Herbst zu immer spärlicher, da die alten Stammmiütter dann allmählich absterben und die neuentwickelten ent- weder das Nest gar nicht verlassen, oder ohne Pollen zu sammeln sich träge auf Blumen umhertreiben. (S.Schmiedeknechta.a.0.p.8u.9.) Von allen drei Ständen werden in Folge dessen nur verhältnissmässig wenige Blumen besucht; es sind dies nach den Listen Müllers für Bombus hortorum L. nur Echium vulgare, Linaria vulgaris, Antirrhinum majus, Scabiosa arvensis, Astragalus glycyphyllus, für B. muscorum F. Erica Tetralix, für B. agrorum F. Epilobium angustifolium und Lotus corniculatus, für B. silvarum L. Scabiosa succisa, für B. lapidarius L. Echium vulgare und Dipsacus silvestris, für B. pratorum L. Epilobium angustifolium, Scabiosa arvensis und Malva silvestris, für B. terrestris L. endlich Zpilobium angustifolium und Calluna vulgaris. Es überwiegen in dieser Liste, wie nach der durchschnittlichen Rüssellänge der drei Stände zu erwarten war, die Blumen mit verstecktem Honig und die Blumengesellschaften, nicht etwa die Bienenblumen; auch sind es nur späterblühende Pflanzen, an denen sich alle drei Stände einfinden. Bei- läufig sei wegen der Männchen bemerkt, dass sie ohne Pollensammel- apparat trotzdem für die Bestäubung der von ihnen besuchten Blumen nicht völlig nutzlos sind, da an ihrem dichten Haarkleid während des Saugaktes ebenso Pollen hängen bleibt wie an dem der Arbeiter und Weibchen; auch haben sie wie diese die Gewohnheit, an ihrem Körper befindlichen Blüthenstaub mit den Fersen abzubürsten und ermöglichen dadurch fortgesetzt das Anhaften und Uebertragen desselben. Unter den oben aufgeführten Arten ist B. hortorum L. entschieden für die Blumenausbeutung am besten ausgerüstet. Das lange Saugrohr, der stark verlängerte Kopf, die längeren Fühler des Männchens, sowie (bei der gewöhnlichen Form) die gelbe Binde des Schildchens und der Hinterleibsbasis zeichnen ihn vor B. terrestris aus, mit welchem er bei sehr flüchtiger Betrachtung verwechselt werden könnte. Bei seinen Blumenbesuchen entwickelt B. hortorum eine auffallend grössere Ge- schicklichkeit, Schnelligkeit und Stetigkeit als die kurzrüssligen Arten, wie dies besonders an reichblüthigen Inflorescenzen hervortritt, an denen er fast keine Blüthe unbesucht lässt. Der Zeitersparniss wegen zieht er 90. Loew: während des Fluges von einer Blüthe zur andern das Saugrohr meist nur halb ein, um sogleich an einer frischen Blüthe von neuem beginnen zu können. Blumen, welche vielen andern Hummelarten unzugänglich sind, wie die von Aquilegia vulgaris, Dielytra spectabilis, die Melampyrum- Arten machen ihm keine Schwierigkeit. Selbst an Falterblumen versucht er sich, obgleich er sehr langröhrige wie die von Lonicera Perielymenum in der Regel nach einigen Saugversuchen wieder verlässt. Nach den Beobachtungen Müllers an verschiedenen Orten Deutschlands ergiebt sich für B. hortorum folgende Auswahl der verschiedenen Blumen- kategorieen: 1) Bienenblumen 64,4, 2) Blumen mit völlig geborgenem Honig 175, 3) Blumengesellschaften 6,72, 4) Blumen mit theilweiser Honigbergung 5%, 5) Blumen mit offenem Honig 3,4, 6) Windblüthen und Pollenblumen 1,72, 7) Falterblumen 1,7% seines Gesammtbesuchs. Diese Auslese entspricht genau der Rüssellänge der Art; zwar fällt im Vergleich mit andern langrüssligen Arten wie B. muscorum F. und agrorum F. die Bevorzugung der Blumen mit völlig geborgenem Honig vor den Blumengesellschaften auf; allein letztere werden, wie u. a. die Vorliebe der Männchen für sie zeigt, überhaupt bei abnehmender Rüssel- länge vorgezogen und man darf daher in der Vernachlässigung der Blumengesellschaften durch die allerlangrüssligste Art nur eine Bestäti- gung dafür erblicken, wie genau die von den Insekten getroffene Blumen- auslese mit ihrer speciellen Körperstruktur — hier vor allem der Rüsselläinge — in Harmonie steht. Der der Rüssellänge nach folgende B. agrorum F. (= muscorum L.) — eine durch struppige, am Thorax und der Hinterleibsspitze rost- farbene, an den mittleren Segmenten schwarz gebänderte, sonst vorwiegend blassgelbliche Behaarung und durch knotige Fühlerglieder des Männchens leicht kenntliche Art — schliesst sich in seiner Blumenauswahl am meisten an B. hortorum an, wie aus den Verhältnisszahlen seiner Be- suche hervorgeht: 1) Bienenblumen 57%, 2) Blumen mit tief geborgenem Honig 155%, 3) Blumengesellschaften 14%, 4) Blumen mit theilweiser 0): Honigbergung 5,4%, 5) Blumen mit offenem Honig 3,2%, 6) Wind- blüthen und Pollenblumen 2,1%, 7) Falterblumen 2,13. Die Reihen- folge ist genau dieselbe wie bei der vorigen Art, nur zeigt sich eine Zunahme im Besuch der Blumengesellschaften, was sich aus dem oben Gesagten erklärt. Aehnliches gilt von den Besuchen der B. silvarum L., der durch eine schwarze, unbestimmt begrenzte Thoraxbinde zwischen den Flügeln, ein schwarz behaartes drittes Hinterleibssegment und rostrothes End- segment bei sonstiger blassgelbgrauer Färbung charakterisirt wird. Er wählt in folgender Reihe aus: 1) Bienenblumen 57,6%, 2) Blumen- gesellschaften 22%, 3) Blumen mit tief geborgenem Honig 175, Blumenbesuch von Insekten. 9] 4) Blumen mit theilweiser Honigbergung 1,75, 5) Falterblumen 1,75 seiner Gesammtbesuche. Hier überwiegen die Besuche an Blumen- gesellschaften der Rüssellänge entsprechend die an einzeln stehenden Blumen mit völlig geborgenem Honig. Beobachtungen über Besuche an offenen Honigblumen oder Pollenblumen liegen für ihn — wahrscheinlich zufälliger Weise — nicht vor. Abweichender verhält sich B. pratorum L., dessen Weibchen ein wenig langrüssliger als die von B. silvarum, dessen Arbeiter aber kurz- rüssliger als die genannter Art sind. Die stark veränderliche Speeies trifft folgende Auswahl (in Procenten des Gesammtbesuchs): 1) Bienen- blumen 52,8%, 2) Blumen mit völlig geborgenem Honig 22,2 $, 3) Blumengesellschaften 15,32, 4) Blumen mit theilweiser Honig- bergung 4,2%, 5) Blumen mit offnem Honig 2,72%, 6) Wind- oder Pollenblumen 2,7 3. Bei dieser Art macht sich also wieder eine Bevor- zugung der einzeln stehenden Blumen mit geborgenem Honig vor den Blumengesellschaften geltend, während bei der noch folgenden Art, B. lapidarius L., dessen Weibchen etwas kurzrüssliger als die von BD. pra- torum, dessen Arbeiter aber die letztere Species an Rüssellänge übertreffen, sich das normale Verhältniss herstellt. B. lapidarius L., eine der häufigsten Arten mit tief sammtschwarzer Färbung und tiefrothem After, besucht die verschiedenen Blumen- kategorieen in folgendem Verhältniss (in Procenten des Gesammtbesuchs): 1) Bienenblumen 50,7%, 2) Blumengesellschaften 27 $, 3) Blumen mit völlig geborgenem Honig 13%, 4) Blumen mit theilweise geborgenem Honig 3,52, 5) Blumen mit offenem Honig 3,5%, 6) Falterblumen 2,2%. Beobachtungen über Besuche an Windblüthen und Pollenblumen lagen nicht vor. Die Abnahme im Besuch der Bienenblumen wie die Zunahme der an Blumen mit weniger tief verstecktem Honig tritt im Gegensatz zu den Besuchen der langrüssligen Arten deutlich, aber noch nicht in dem Grade hervor, wie bei der kurzrüssligsten Art, dem B. terrestris L. Diese bekannteste, durch gedrungene Gestalt, kurzen Kopf und Rüssel, durch die schwarze, am Thorax und zweiten Hinterleibs- segment gelbe, an den Endsegmenten weisse Behaarung leicht kenntliche Art wählt die Blumentypen in folgendem Verhältniss aus: 1) Bienen- blumen 46,42, 2) Blumen mit völlig geborgenem Honig 16,2%, 3) Blumengesellschaften 14,1%, 4) Blumen mit theilweiser Honigbergung 11,12, 5) Blumen mit offenem Honig 6,1%, 6) Windblüthen und Pollen- blumen 6,12. B. terrestris besucht demnach Blumen mit offenem oder wenig geborgenem Honig, sowie auch Windblüthen und Pollenblumen in stärkerem Grade als jede andere hier in Betracht kommende Hummel- art. Jedoch bevorzugt sie Bienenblumen nach Massgabe ihrer Rüssel- länge immer noch mehr als die Honigbiene (s. o.), von welcher unter 92 Loew: 100 Blumenbesuchen nur 35,2 Besuche an Bienenblumen ausgeführt werden. Der hiermit beendete, bis auf die einzelnen Arten durchgeführte Vergleich der von den Hummeln getroffenen Blumenauswahl beweist in seinen Resultaten auf das Schlagendste, dass jeder Zweifel gegen die Zulässigkeit der Müller’schen statistischen Methode unberechtigt ist, da eine zufällige derartige Uebereinstimmung der Beobachtungsreihen unter sich bei einem Material von über 550 Einzel- fällen vollkommen ausgeschlossen erscheint. Vergleichen wir nun die sämmtlichen auf obige 9 Arten bezüg- lichen, in Deutschland gesammelten Beobachtungen Müllers mit denen aus den Alpen, so stellt sich eine bemerkenswerthe Verschiedenheit heraus. Unter 100 Blumenbesuchern der 9 Bombus-Arten fanden nämlich statt: In Nord- und Mitteldeutsch- In den Alpen. land. An, ‚Bienenblumen . 1... 12.0 siinbb,b Bei: 5a = Blumengesellschaften . . . . . . 163 = 24,4 = = Blumen mit völlig verstecktem Honig 15,6 -> 135 - - Blumen mit theilweiser Honigbergung 5,1 - 3,4 = - Blumen mit offenem Honig. . . . 35 = a - Windblüten und Pollenblumen . . . 237 = 1,8te » Ralterfhlumen - ‚urinsn dt den al ONE Te 8,0 = In den Alpen, auf denen B. hortorum L., Rajellus K., silvarum L. und Aypnorum L. nur selten, jedoch B. agrorum F., senilis Sm., lapi- darius L., pratorum L. und terrestris L. häufiger — auch oberhalb der Baumgrenze — auftreten, treffen die Hummeln unter den verschiedenen Blumenformen im Allgemeinen zwar dieselbe Auslese wie im Tieflande, allein die für das alpine Gebiet durch Müller constatirte grössere Zahl der Falterblumen veranlasst die langrüssligen Arten zu häufigeren Be- suchen, — ein Ergebniss, das mit der Blumentheorie Müllers durchaus in Uebereinstimmung steht. Es ist nun von Interesse, hiermit sogleich die von mir im Berliner Botanischen Garten gefundenen statistischen Werthe zu vergleichen. Auf dem sehr kleinen, von mir überwachten Areal, auf welchem zufälliger- weise die Blumengesellschaften an Zahl bedeutend überwogen (s. d. Pflanzenverzeichniss) führten die oben genannten 9 Hummelarten im Ganzen 269 Blumenbesuche aus (gegen 324 in den Alpen und 551 in Gesammtdeutschland); die Arten B. senilis Sm., Rajellus K., silvarum L. und Aypnorum L. wurden nur wenige Male, die übrigen häufiger beobachtet. Unter 100 Besuchen fanden statt: Blymenbesuch von Insekten. 03 An Bienenblumen . . . 2 2.2.2... 62,9 Besuche - DBlumengesellschaften. . . . . 24,5 - - Blumen mit völlig geborgenem niet 5,9 - - Blumen mit theilweiser Honigbergung 3,7 - - Windblüthen und Pollenblumen . . 1,5 E - Blumen mit offenem Honig . . . 0,7 2 - Falterblumen . . . FRIRTTER> 02 . Die ziemlich geringfügigen Abweistl gegen die anderweitig vorliegenden und oben mitgetheilten Beobachtungen bestehen erstens darin, dass die Bienenblumen im Botanischen Garten durch Hummeln in stärkerem Verhältniss besucht werden als im deutschen oder alpinen Gebiet, und dass die Besuche an Pollenblumen diejenigen an offenen Honigblumen etwas übertrefien; es findet dies aber in so geringem Grade statt, dass es auch durch Zufälligkeiten bedingt sein kann. Da- gegen ist der Unterschied im Besuch der Bienenblumen und Blumen- gesellschaften (besonders Compositen) umsomehr überraschend, als gerade letztere der Zahl nach unter den Beobachtungspflanzen des Botanischen Gartens überwogen. Die Art der Blumenauslese durch die Hummeln wird hier demnach nicht durch die zufällige Ueberzahl der Compositen bestimmt, die Hummeln halten sich vielmehr nachdrücklich an die Bienenblumen, deren vorwiegende Ausbeutung eine bereits erblich ge- wordene Gewohnheit der langrüssligen Bombus-Arten bildet. Dass letztere noch nicht von allen Arten vollständig angenommen worden ist, zeigt ein Vergleich zwischen den Besuchen der langrüssligsten (B. hortorum L.) und der kurzrüssligsten (B. terrestris L.) Hummelform. Unter 100 Be- suchen im Botanischen Garten führte aus: Bombus hortorum L. Bombus terrestris L. An Bienenblumen . . . 86,2 Bes. An Blumengesellschaften 49,5 Bes. - Blumen mit völlig ge- - Bienenblumen . . . 33,3 =» borgenem Honig. . 5,8 - = Blumen mit völlig ge- = DBlumengesellschaften 3,9 - borgenem Honig. . 6,4 - - Blumen mit theilwei- - Pollenblumen ... 43 = ser Honigbergung . 1,9 = = Blumen mit theilwei- = .Ralterblumen . . . 1,9 - ser Honigbergung . 3,2 = - Blumen mit offenem - Blumen mit offenem 0 —_ 121 pa Wei - Windblüthen und Pol- » Walterbiumen ©)... E v= lenblumen . . 2... — : Während B. hortorum L. sich im Botanischen Garten fast ganz auf den Besuch von Bienenblumen beschränkte, wurden diese von B. terrestris L. nicht einmal bevorzugt; die im Garten so zahlreich vor- 94 Loew: handenen Blumengesellschaften der Compositen lockten diese kurzrüssligste Art vielmehr in stärkerem Grade an, als die der Ausbeutung vielfache Hindernisse in den Weg stellenden Bienenblumen. Die Besuche der übrigen Arten stellen zwischen den durch B. hortorum und B. terrestris bezeichneten Extremen Abstufungen her, so dass die schon vorhin im Allgemeinen constatirte, mit der Rüssellänge zu- und ab- nehmende Ausnutzung der Bienenblumen auch unter beson- deren Umständen hervortritt, bei welchen unsere einhei- mischen Hummeln sich fremdländischen, ihren besonderen Eigenthümlichkeiten nicht specifisch angepassten Blumen- formen gegenüber befinden. Ob und wie sich diese Thatsache in den Rahmen der Müller’schen Blumentheorie einfügt, soll in einem weiter unten folgenden Gesammtrückblick erörtert werden. Ein gleiches Ergebniss liefert auch ein Vergleich der Farbenauswahl, welche die ver- schiedenen Hummelarten an den Müller’schen Beobachtungsorten Deutschlands und der Schweiz, sowie im Berliner Botanischen Garten unter den von ihnen besuchten Blumen vornehmen. Die 9 Bombus- Arten suchten unter 100 Blumenarten auf: Weisse oder gelbe Blaue, rothe oder Blumen: violette Blumen: In Nord- und Mitteldeutschland 38,5 61,5 In ea uÄlnen ; .... RR, © 35,3 64,7 Im Berliner Botan. Garten . . 36,3 63,7. Die Farbenauswahl stimmt demnach für alle drei Beobachtungs- gebiete so sehr überein, dass man sicher sein kann, die Ursache davon nicht in dem thatsächlichen Zahlenverhältniss der hellen zu den dunkel- farbigen Blumen, sondern in der von den Hummeln selbst ausgeübten Auslese zu finden. Das thatsächliche Verhältniss der beiden Farben- kategorieen ist ja im Botanischen Garten nicht von der Natur gegeben, sondern ein rein zufälliges.. Da wir trotzdem finden, dass auf diesem künstlichen Versuchsfelde die Hummeln die beiden Hauptfarbenklassen in demselben Grade besuchen wie an unsern heimathlichen Pflanzen, so beweist dies, dass die Bevorzugung der dunkeln Blumenfarben eine be- reits erblich gewordene Gewohnheit der Hummeln darstellt, welche jedoch von den langrüssligen Arten in stärkerem Masse als von den kurzrüssligen ausgeübt wird. Es besuchte z. B. nach Müllers Beobachtungen unter 100 Blumenarten: Bombus hortorum L. Bombus terrestris L. Weisse oder gelbe Blumen . 34,4 Weisse oder gelbe Blumen . 47,4 Blaue, rothe oder violette Blaue, rothe oder violette Blumen; .. 3.42, m. ab: 2 „Blumen. 2200 SEE EEE Blumenbesuch von Insekten. 095 Im Botanischen Garten trat diese Bevorzugung der dunkeln Blumen durch B. hortorum und der hellfarbigen durch B. terrestris noch ener- gischer hervor; denn es besuchte unter 100 Blumenarten: Bombus hortorum L. Bombus terrestris L. Weisse oder gelbe Blumen . 25,5 Weisse oder gelbe Blumen . 52,7 Blaue, rothe oder violette Blaue, rothe oder violette Beine TS, N Blumen. asien Die kurzrüssligste Art zieht also die hellfarbigen Blumen unter Umständen sogar den dunkeln vor, wie dies auch bei der Honigbiene (s. 0.) constatirt wurde. Der Grund dieser Anomalie liegt offenbar in diesem Falle in den vorwiegenden Besuchen der Erdhummel auf weiss- oder gelbblühenden Blumengesellschaften, an denen der Garten überaus reich ist. Vergleichen wir schliesslich die von den Hummeln auf den ver- schiedenen Beobachtungsgebieten getroffene Farbenauswahl der Bienen- blumen, so ergiebt sich eine noch grössere Bevorzugung der dunkeln Farben. Denn die 9 in Betracht kommenden Arten besuchten unter 100 Blumenarten: Blaue, rothe oder Weisse oder gelbe olotes "Beanene Bienenblumen: blumen: An Lokalitäten Nord- und Mittel- a ea ie 33,4 66,6 Im Botanischen Garten . . . . 27,2 72,8. Diese Zunahme der Besuche an dunkelfarbigen Bienenblumen im Vergleich zu den Besuchen an dunkelfarbigen Blumen überhaupt er- klärt Müller für das deutsche Beobachtungsgebiet aus dem Vorherrschen der dunkeln Farben unter den bienenblumigen Pflanzen (s. Alp. p. 501 und 502). Die Wiederkehr der gleichen Zunahme auf einem Terrain mit regellos gemischten Pflanzen scheint jedoch darauf hinzudeuten, dass die Ursache dieser Bevorzugung der dunkeln Bienenblumen, wie die der dunkelfarbigen Blumen überhaupt, nicht in dem thatsächlichen Zahlenverhältniss der beiden Hauptfarbenkategorieen, sondern in der Natur unserer einheimischen Blumenbesucher zu suchen sein möchte. Nimmt man dagegen an, dass auch die ausländischen Bienenblumen demselben Anpassungsgesetze an langrüsslige Apiden folgen, wie unsere einheimischen, d. h. dass ihre Stammformen nach der Anschauung Müllers durch natürliche Züchtung allmählich vorwiegend dunkle Blumenfarben angenommen haben, so lässt sich die Erklärung Müllers auf die Blumen der gesammten Erde und somit auch auf die im Bota- nischen Garten zufälligerweise zusammengewürfelten Pflanzen übertragen. 96 Loew: Die weitere Diskussion hierüber behalten wir uns für einen späteren Abschnitt dieser Abhandlung vor. Blumenbesuche. Nr. 2. Bombus hortorum. L. 2, 3 und d.. An Pollenblumen und Blumen mit offenem Honig: Nicht beobachtet. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Arabis albida. Stev. I. Weiss. — Q Sgd. 6. 5. 83. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 2) Geranium phaeum. L. 1. Violett. — 2 Sgd. 18. 5. 82. — 3) G. silvaticum. L. I. Violett. — Q Sgd. 18. 5. 82. — 4) Seilla patula. DC. I. Blau. — 9 Anscheinend sgd. 7. 5. 82. — 5) Syringa persica. L. D. Lila. — Q Sgd. 23. 5. 82. An Blumengesellschaften: 6) Cephalaria alpina. Schrad. I. Gelblich. — Q Sgd. 27. 6. 84. — 7) Cirsium heterophyllum. All. I. Purpurn. — 8 Stetig sgd. 20. 6. 82. — Saussurea albescens. Hook. fil. et Thoms. UI (Himalaya). Purpurn. — d' Sgd. 7. 8. 82. An Bienen- und Hummelblumen: 9) Aconitum Lycoctonum. L. I. Gelb. — d“ Sgd. 1. 9. 83. — 10) Anchusa ochroleuca. M. B. I. Gelbweiss. — 9 Sgd. 22. 6. 83. — 11) Arnebia echioides. DC. I. Gelb mit schwarzen Saftmalpunkten. — Q Sgd., dann auf Symphytum grandiflorum übergehend. 22. 5. 83. — 12) Astragalus alopecu- roides. L. II. Gelb. — Q u. 3. Stetig sgd. 22. 6. 83. — 13) A. narbonensis. Gouan. II. Gelb. — % Sgd. 18. 6. 82. — 14) Betonica orientalis. L. I. Purpurn. — 9 Sgd. 2. 7. 82. — 15) Calamintha officinalis. Mnch. I. Hellpurpurn. — 16) Caccinia strigosa. Boiss. U. Blau. — Q u. 3. Stetig sgd. 31. 5. 84., 2. 6. 82. — 17) Chelone glabra. L. IH. Weiss. — dg‘ Stetig sgd. 17. 9. 82. — 18) Coronilla varia. L. I. Rosa. — Psd. 22. 6. 83. — 19) Digitalis lutea.. L. I. Gelb. — 3 Völlig in die Blüthe hinein- kriechend und sgd. 20. 6. 82. — 20) Fritillaria imperialis. L. H. Roth. — Q Zuerst psd. und dann tief in die Blüthe hineinkriechend und sgd. 6. 5. 83. — 21) Hedysarum obseurum. L. I. Purpurn. — Q Sgd. 2.6. 82. — 22) Iris germanica. L. I. Violett und gelbweiss. — Q Sgd. 31. 5. 82. — 23) I. sibirica. L. I. Blau. — 9 Sgd., dann auf I. germanica übergehend. 31. 5. 82. — 24) Lamium flexuosum. Ten. I. — 9 Sgd. 16. 5. 82. — 25) L. garganicum. L. I. Hellpurpurn. — @ Sgd., dann auf L. Orvala übergehend. 7. 5. 82. — 26) L. maculatum. L. I. Purpurn. — 9 Sgd., dann auf L. Orvala übergehend. 16. 5. 82. — 27) L. maculatum L. var. hirsutum. I. Purpurn. — S Sgd. 22. 6. 83. — 28) L. Orvala. L. I. Braunpurpurn. — Q Sgd., dann auf L. flexuosum übergehend. 16. 5. 82. — 29) Lathyrus cirrhosus. Ser. II. Purpum. — % Sgd. u. psd. 24. 6. 83. — 30) L. maritimus Big. I. Blauviolett. — 9 Sgd. 12. 6. 83. — 31) Nepeta granatensis. Boiss. U. Hellblau. — 9 Sgd. 29. 6. 83. — 32) N. melissae- folia Lam. I. Blau. — 9 Sgd. 14. 9. 83. — 33) Orobus Jordani. Ten. I. Rosa. — 5 Sgd. u. psd. 2. 6. 82. — 34) O. variegatus. Ten. II. Purpurn. — 3 Sgd. 26. 6. 83. — 35) O. vernus. L. I. Purpurn. — 9 Sgd. 8. 5. 83. — 36) Phlomis armeniaca. W. II. Hellviolett. — 2 Stetig sgd. 8. 6. 83. — 37) P. Russeliana. Lag. II. Gelb. — % Die den Blütheneingang verschliessende Oberlippe aufklappend und sgd. 20. 6. 82. — 38) P. tuberosa. L. I. Hellviolett. — 3 Sgd. 20. 6. 82. — 39) Pulmonaria angustifolia. L. I. Blau. — Q Sgd. 7. 5. 82. — 40) P. offieinalis. L. var. I. Blauu — 9 Sgd., dann auf P. angustifolia übergehend. 7. 5. 82. — 41) Salvia Baumgarteni. Grsb. I. Blau. — 9 Sgd. und sich den Rücken stark bestäubend. 18. 6. 82. — 42) S. Bertolonii. Vis. I. Blau. — 2 und 3. Stetig sgd. 31. 5. 82.; 18. 6. 82. — 43) S. controversa. Ten. I. Blau. — Q Sgd. 18. 6. 82. — 44) S. glutinosa. L. I. Gelb. — Yu g‘. Sgd. 7.8 82.; Blumenbesuch von Insekten. 97 14. 8. 82 — 45) S. pratensis. L. I. Blau. — % Am Kelch sich ansetzend, dann aber normal sgd. 18. 6. 82. — 46) S. sclareoides. Brot. OD. Blau. — g' Sgd. 20. 8. 82. — 47) Scutellaria peregrina. L. I. Blau. — % Sgd., mit stark bestäubtem Kopf. 18. 6. 82. — 48) Symphytum grandiflorum. DC. I. Gelb. — Q Sgd. 22. 5. 83. — 49) S, offi- einale. L. I. Violett. — Q Normal sgd. 3. 6. 83. — 50) $. peregrinum. Ledeb. I. Blau. — Q u. 3. Sgd., dann auf S. officinale übergehend. 23. 5. 82.; 23. 6. 82. — 51) Thermopsis fabacea. DC. II. Gelb. — Sgd. 16. 5. 82. — 52) Trifolium pannoni- cum. L. I. Gelbweiss. — Sgd. 22. 6. 83. — 53) Viecia unijuga. A. Br. I. Blau — S Sgd. 24. 6. 83. An Falterblumen: 54) Nepeta macrantha. Fisch. I. Blau — 3 und d". Normal sgd. 7. 8. 82.; 14. 8. 82. Nr. 2a. Bombus hortorum L. var. nigricans. Schmied. An Bienenblumen: 1) Calamintha officinalis. Mnch. I. Hellpurpum. — Jg" Sed. 7. 8. 82. Nr. 3. Bombus senilis. Sm. 2. (= B. cognatus Steph.) An Bienenblumen: 1) Scutellaria albida. L. II. Weiss. — 9 Sgd. 1. 9. 83. — 2) Teucrium canum. Fisch. et Mey. II. Purpum. — 9 Sgd. 2. 9. 83. Nr. 4. Bombus agrorum. Fabr. 2, $ und f. (= B. muscorum. L.) An Pollenblumen: Nicht beobachtet. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Brassica oleracea. L. I. Gelb. — 9 Sgd. und psd. 18. 5. 82. An Blumen mit völliger Honigbergung: 2) Lythrum Salicaria. L. I. Purpurn. — d' Sgd. 3. 9. 82. | An Blumengesellschaften: 3) Cephalaria uralensis. R. $S. I. Gelb. — d’ Sgd. 17. 9. 82. — 4) Hieracium australe. Fr. I. Gelb. — g* Sgd. 11. 9. 83. — 5) Scabiosa columbaria. L. I. Lila. — Jg‘ Sgd. 16. 9. 83. — 6) $. lucida. Vill. I. Weiss. — J' Sgd. 17. 9. 82. — 7) Serratula quinquefolia. M. B. I. Purpurm. — g' 1. 9. 82. An Bienen- und Hummelblumen: 8) Ajuga pyramidalis X reptans. I. Blau. — QD Stetig sgd. 23. 5. 82. — 9) Anchusa ochroleuca. M. B. I. Gelbweiss. — 3 Sgd. 20. 6. 82. — 10) Anthyllis Vulneraria. L. I Gelb. — 3 Sgd. 20. 6. 82. — 11) Antirrhinum majus. L. II. — Purpurn mit gelbem Schlund. — % In die Blüthe hineinkriechend und sgd. 21. 8. 83. — 12) Astragalus Cicer. L. I. Gelb. — 3 Segd. 2.7.82. — 13) A. glycyphylloides. DC. I. Grüngelb. — Q Sgd. 25. 5. 84. — 14) A. glycyphyllus. L. I. Gelb. — 9 Sgd. 31. 5. 82. — 15) A. monspessulanus. L. I. Pur- pur. — Q Sgd. 25. 5. 84. — 16) Ballota nigra. L. I. Hellpurpurn. — d" Sgd. 1.9. 82. — 17) Calamintha Clinopodium. Bth. I. Purpum. — J' Sgd. 3. 9. 82. — 18) C. Nepeta. Lk. et Hffgg. I. Weissbläulich. — dJ' Sgd. 1. 9. 82. — 19) C. officinalis. Mnch. I. Hellpurpurn. — 3 u. d‘. Sgd. 14. 8. 82.; 3. 9. 82. — 20) C. umbrosa. Bth. I. Purpurn. — 3 Sgd. u. psd. 20. 8. 82. — 21) Cerinthe minor. L. I. Gelb. — 8 Sgd. u. psd. 14. 9. 83. — 22) Coronilla varia. L. I. Rosa. — 3% Vergeblich sgd. 20. 6. 82. — 23) Cytisus austriacus. L. I. Gelb. — Psd. 22. 5. 83. — 24) Dictamnus albus. L. I. Rosa. — Q u. 3. Sgd. u. psd. 31. 5. 82. — 25) Echium rosulatum. Lge. II. Blau. — 3 Sgd. 21. 8. 83. — 26) Epimedium rubrum. Morr. IH (Japan). Roth und gelb. — Q Sgd. 8. 5. 83. — 27) Hedysarum sibiricum. Poir. I. Purpum. — % Sgd. 29. 6. 83. — 28) Lathyrus brachypterus Alef. ? Vaterl. Rosa. — 3 Sgd. 29. 6. 83. — 29) L. ceirrhosus. Ser. I. Purpurn. — 9 Sgd. 25. 6. 82. — 30) L. incurvus. Roth. U. Weiss Jahrbuch des botanischen Gartens. IH. 1. 98 Loew: und lila. — % Normal die Flügel herabdrückend; sgd. u. psd. 14. 8. 82. — 31) L. maritimus. Big. I. Blauviolett. — Q@ Sgd. 12. 6. 83. — 32) L. rotundifolius. W. I. Rosa. — 9 Seitlich den Rüssel unter die Fahne einführend. 20. 6. 82. — 33) Leonurus Cardiaca. L. var. villosa. I. Rosa. — d‘ 1.9. 82. — 34) L. lanatus. P. I. Hellrosa. — Su. (" Sgd. 23. 6. 82.; 1. 9. 82. — 35) Linaria purpurea. Mill. II. Violett. — d“ Sgd. 14. 9. 83. — 36) L. striata. DC. I. Weiss und blau. — d' Sgd. 14. 9. 83. — 37) Lophanthus anisatus. Bth. II. Blau. — J' Sgd. 3. 9. 82. — 38) L. rugosus. Fisch. et Mey. III. Blau. — % Sgd. 20. 8. 82. — 39) L. scrophulariaefolius. Bth. IH. Gelb. — Q Stetig sgd. 1. 9. 82. — 40) Melissa officinalis. L. II, Weiss. — J' Sgd. 3. 9. 82. — 41) Nepeta lophantha. Fisch. I. Blau. — J' Sgd. 1. 9. 82. — 42) Ono- brychis sativa. Lam. I. Rosa. — Q Sgd. 2. 6. 82. — 43) Orobus aureus. Stev. I. Röthlichgelb. — 9 Sgd. 25. 5. 84. — 44) O. hirsutus. L. II. Purpurn. — Q Sgd. 2. 6. 82. — 45) O. niger. L. I. Purpurn. — Q9 Sgd. 2. 6. 82. — 46) O. tuberosus. L. I. Purpurn. — Q Sgd. 23. 5. 82. — 47) Phlomis Cashmeriana. Royle. I. Rosa. — Q Sgd. 10. 8. 84. — 48) P. tuberosa. L. I. Hellviolett. — 3 Sgd. 20. 6. 82. — 49) Physostegia virginiana. Bth. III. Rosa. — J' Zu saugen versuchend. 1. 9. 82. — 50) Pulmonaria offieinalis. L. var. IL Blau — 9 8. 5. 83. — 51) Salvia Bertolonii. Vis. D. Blau. — 3 Psd. 31. 5. 82. — 52) S. lanata. Mch. I. Weiss und blau — 3 Stetig sgd. 20. 6. 82. — 53) Stachys germanica. L. I. Purpurn. — % Sgd. 31. 8. 83. — 54) St. longispicata. Boiss. II. Hellrosa. — g' Sgd. 1. 9. 82. — 55) St. recta. L. I. Gelb. — 2 Sgd. 21. 8. 83. — 56) Symphytum peregrinum. Ledeb. II. Violett. — % Sgd. u. psd. 23. 5. 82, — 57) Teucrium canum. Fisch. et Mey. II. Purpurn. — du. 2. Sgd. 14. 8. 82.; 2. 9. 83. — 58) T. Chamaedrys. L. I. Purpurn. — 2 Sgüd. 21. 8. 83. — 59) Vicia dumetorum. L. I. Purpurm. — 3 Sgd. 29. 6. 83. — 60) V. onobrychioides. L. I. Blau. — % Stetig sgd. 8. 6. 83. — 61) V. sepium. L. I. Hell- violett. — 9 Sgd. 8. 6. 83, An Falterblumen: 62) Monarda fistulosa. L. var. purpurea. II. Purpurn. — ‘‘ Normal sgd. 3. 9. 82. Nr. 5. Bombus Rajellus.. K. 2, & und d“. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Epilobium angustifolium. L. I. Purpum. — Jg‘ Sgd. 26. 6. 83. — 2) Geranium phaeum. L. I. Violett. — 2 Sed. 25. 5. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 3) Astragalus arenarius. L. I. Blau — 8 Sgd. 29. 6. 83. — 4) Coronilla montana. Schr. I. Gelb. — 3 Psd. 22. 6. 83. — 5) C. varia. L. I. Rosa. — 3 Psd. 24. 6. 83. — 6) Hedysarum sibiricum Poir. I. Purpurn. — % Sgd. 22. 6. 83. — 7) Medicago carstiensis. Jacq. I. Gelb. — 3 Sgd. 22. 6. 83. — 8) Onobrychis arenaria. DC. I. Rosa. — 3% Sgd. 26. 6. 83. Nr. 6. Bombus silvarum. L. 2. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Sedum maximum. Sut. I. Gelblich. — Q@ Sgd. 11. 9. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 2) Lathyrus latifolius L. var. inter- medius. I. Rosa. — © Normal sgd. und psd. 24. 8. 84. — 3) Stachys recta. L. 1. Gelb. — Q@ Sgd. 14. 8. 83. Nr. 7. Bombus pratorum. L. 2, 8 und d. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: Rubus odoratus. L. II. Pur- purn. — 3 Psd. und sgd. 23. 6. 82. An Blumengesellschaften: 2) Centaurea atropurpurea. W. K. I, Purpurn. — ur N Blumenbesuch von Insekten. 99 d‘ Sgd. 16. 9. 83. — 3) C. leucolepis. DC. I. Purpurm. — g‘ Sgd. 14. 8. 82. — 4) Cirsium oleraceum. Scp. var. amarantinum. I. Purpurn. — g' Sgd. 14. 8. 82. — 5) Helianthus decapetalus. L. IH. Gelb. — d‘ Sgd. 16. 9. 83. — 6) H. mollis. Lam. III. Gelb. — J' Sgd. 11. 9. 83. — 7) Heliopsis laevis. P. III. Gelb. — J' Sgd. 31. 8. 83. — 8) Scabiosa columbaria. L. I. Lila. — 9 Sgd. 21. 8. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 9) Anchusa ochroleuca. M. B. D. Gelb- weiss. — 9 Sgd. 12. 6. 83. — 10) Campanula latifolia. L. IL. Blau. — % Völlig in die Blüthe hineinkriechend und sgd. 2. 7. 82. — 11) Cynoglossum Columnae. Ten. I, Braunroth. — 3 Sgd. 23. 6. 82. — 12) Lamium album. L. I, Weiss. — 3 Pd. 22. 6. 83. — 13) L. garganicum. L. U. Hellpurpum. — 3 Psd. 21. 5. 82. — 14) Lathyrus maritimus. Big. I. Blauviolett. — 9 Sgd. 22. 6. 83. — 15) Lophanthus rugosus. Fisch. et Mey. II (China). Blau. — Q Sgd. 31. 8. 83. — 16) Symphytum offieinale L. var. coccineum. Hort. I. Roth, dann blau. — % Vergebl. sgd. 10. 6. 83. — 17) S. peregrinum. Ledeb. DI. Violett. — 3 Einbrechend. 18. 5. 82. — 18) Vicia unijjuga A. Br. I. Blau. — % Sgd. 22. 6. 83. Nr. 8. Bombus lapidarius. L. 2, 3 und d. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Arabis albida. Stev. II. Weiss. — @ Sgd. 28. 4. 83. — 2) Barbarea vulgaris. Br. I. Gelb. — 9 Sgd. 21. 5. 82. — 3) Brassica oleracea. L. I. Gelb. — Q Sgd. 18. 5. 82. — 4) Sedum Aizoon L. I. Gelb. — 3 Sgd. 2. 7. 82. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 5) Geranium ibericum. Cav. II. Blau. — % Sgd. 18. 6. 82. — 6) G. phaeum. L. I. Violett. — 3 Sgd. 18. 6. 82. — 7) G. pyrenaicum. L. I. Violett. — 3 Sgd. 22. 5. 83. An Blumengesellschaften: 8) Actinomeris helianthoides. Nutt. III. Gelb. — c' Sgd. 15. 8. 84. — 9) Mulgedium alpinum. Less. I. Blau — Q u. 3 Sgd. 31. 5. 82.; 18. 6. 82. — 10) Scabiosa daucoides. Dsf. I. Lila. — J' Sgd. 11. 9. 83. — 11) S. Iueida. Vill. I. Weiss. — J‘ Sgd. 21. 8. 83. — 12) Vernonia fasci- eulata. Mchx. II. Purpum. — cd‘ Sgd. 2. 9. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 13) Anchusa ochroleuca. M. B. I. Gelb- weiss. — 9 Sgd. 24. 6. 83. — 14) Atropa Belladonna. L. I. Braun. — % In die Blüthe hineinkriechend und sgd. 25. 6. 82. — 15) Cerinthe minor. L. I. Gelb. — 9 Sgd. u. psd. 23. 5. 82. — 16) Coronilla varia, L. I. Rosa. — % Psd. u. vergeblich sgd. 24. 6. 83. — 17) Geum rivale. L. I. Fleischroth. — © Sgd. 21. 5. 82. — 18) Hedysarum obscurum. L. I. Purpurn. — 9 Sgd. 2. 6. 82. — 19) Hippocrepis comosa. L. I. Gelb. — 9 Sgd. 2. 6. 82. — 20) Lamium album. L. var. vertieillatum. I. Weiss. — Q Psd. 16. 5. 82. — 21) Lathyrus brachypterus. Alef. ? Vaterl. Rosa. — 3 Sgd. u. psd. 24. 6. 83. — 22) L. cirrhosus. Ser. I. Purpurn. — 9 Sgd. u. psd. 24. 6. 83. — 23) L. maritimus Big. I. Blauviolett. — % Sgd. u. psd. 24. 6. 83. — 24) Onobrychis sativa. Lam. I. Rosa. — % Sgd. 2. 6. 82. — 25) Orobus aureus. Stev. I. Röthlichgelb. — @ Sgd. 31. 5. 84. — 26) Orobus niger. L. I. Purpurn. — 3 Sgd. 31. 5. 82. — 27) O. tuberosus. L. I. Purpurn. — 8 Sgd. 23. 5. 82. — 28) Polygonatum officinale. All. I. Weiss. — 3 Sgd. 31. 5. 82. — 29) Stachys cretica. Sibth. II. Purpum. — % Sgd. 2. 7. 82. — 30) St. germanica. L. var. dasyantha. I. Purpurn. — 3% 2. 7. 82. — 31) Symphytum grandi- fliorum. DC. II. Gelb. — 3 Sgd. (ob mit Erfolg?) 7. 5. 82. — 32) S. officinale. L. I. Violett. — 3 Sgd. (ob mit Erfolg?) 21. 5. 82. — 33) Tetragonolobus siliquosus. Rth. I. Gelb. — % Sgd. 24. 6. 83. — 34) Vieia unijjuga. A. Br. I. Blau — 3 Sgd. 3l. 5. 82. 7*+ 100 Loew: Nr. 9. Bombus hypnorum. L. 3. An Blumengesellschaften: 1) Cephalaria radiata. Grsb, I. Gelb. — 8 Sgd. 20. 8. 82. — 2) Echinops exaltatus. Schrad. I. Weiss. — 3 Sgd. 14. 8. 82. An Hummelblumen: 3) Symphytum peregrinum. Ledeb. I. Violett. — % Normal sgd. 18. 6. 82, Nr. 10. Bombus terrestris. L. 9, 3 und d.. An Pollenblumen: 1) Clematis angustifolia. Jacq. I. Weiss. — 9 Psd. 24. 6. 83. — 2) Hypericum commutatum. Nolte. I. Gelb. — 9 Psd. 26. 6. 83. — 3) H. qua- drangulum. L. II. Gelb. — $ Psd. 26. 6. 83. — 4) Sanguinaria canadensis. L. IH. Weiss. — @ Psd. 28. 4. 83. An Blumen mit offenem Honig: 5) Ligusticum commutatum. Rgl. ? Vaterl. Weiss. — 3 Sgd. 26. 6. 83. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 6) Bergenia crassifolia. A. Br. I. Rosa. — 9 Sgd. 18. 5. 83. — 7) Brassica oleracea. L. I. Gelb. — Qu. 3. Sgd. u. psd. 7. 5. 82.; 18. 5. 82. — 8) Sedum maximum. Sut. I. Gelblich. — f' Sgd. 11. 9. 83. An Blumen mit völliger Honigbergung: 9) Alcea fieifolia. L. II. Rosa. — ‘ Sgd., sich dabei dicht mit Pollen bestreuend. 16. 9. 83. — 10) A. rosea. L. I. Rosa. — g' Wie vor. 14. 8. 82. — 11) Eryngium giganteum. M. B. II. Blau. — d‘ Sgd. 7. 8.82. — 12) Malva silvestris. L. I. Rosa. — Q Psd. 1. 9. 83. — 13) Ori- ganum vulgare. L. I. Purpurn. — Q Sgd. 7. 8. 82. — 14) Salix aurita X purpurea. I. Ohne Blum. — 9 Sgd. 6. 5. 83. — 15) S. nigricans. Sm. I. Wie vor. — 9 Sgd. 6. 5. 83. An Blumengesellschaften mit geborgenem Honig: 16) Alfredia cernua. Cass. I. Gelb. — ® Psd. 14. 8. 83. — 17) Aster Amellus. L. var. Bessarabicus. DC. U. Biau (Strahl) und gelb (Scheibe). — 9 Sgd. 16. 9. 83. — 18) A. paniculatus Ait. var. pubescens. II. Lila und röthlich. — J‘ Sgd. 2. 9. 83. — 19) A. sagittifolius. W. III. Lila u. gelb. — % Sgd. 11. 9. 83. — 20) A. sparsiflorus. Mch. III. Lila und gelb. — 5 Sgd. 11. 9. 83. — 21) Carduus defloratus. L. I. Purpurn. — J' Sgd. 7. 8. 82. — 22) Centaurea astrachanica Spr. II.. Purpurn. — g' Sgd. 14. 8, 83. — 23) C. atropurpurea. W. K. I. Purpum. — g‘ Sgd. 14. 9. 83. — 24) C. atropurpurea. W.K. var. ochroleuca. I. Gelb. — Jg‘ Sgd. 11. 9. 83. — 25) C. conglomerata. C. A. Mey. I. Violett. — g' Sgd. 14. 8. 83. — 26) C. rupestris. L. II. Purpum. — g' Sgd. 14. 8. 83. — 27) C. ruthenica. Lam. I. Weiss. — g' Sgd. 21. 8. 83. — 28) C. salicifolia. M.B I. Purpurn. — 3 Sgd. 14. 8. 83. — 29) C. Scabiosa. L. I. Purpurn. — d" Sgd. 7. 8. 82. — 30) Cephalaria alpina. Schrad. I. Gelb. — % Psd. u. sgd. 18. 6. 82. — 31) C. uralensis. R. 8. I. Gelblich. — Q Sgd. 3. 9. 82. — 32) C. uralensis. R. 8. var. cretacea. I. Gelblich. — 9‘ Sgd. 24. 8. 84. — 33) Cirsium acaule X oleraceum. I. Weiss. — JS‘ Sgd. 7. 8. 82. — 34) Dahlia Cervantesii. Lgsc. II. Roth und gelb. — dd" Sgd. 4. 9. 83. — 35) Diplopappus amygdalinus. Torr. et Gr. IH. Weiss und gelb. — @ Sgd. 1. 9. 83. — 36) Echinacea purpurea. Mnch. IH. Purpurn und gelb- braun. — Sgd. 21. 8. 83. — 37) Echinops banaticus. Roch. I. Weiss. — J' Sgd. 7. 8. 82. — 38) E. exaltatus. Schrad. I. Weissbläulich. — J' u. 3 Sgd. 7. 8. 82. — 39) E. sphaerocephalus. L. I. Weiss. — Jj' Sgd. 10. 8 84. — 40) Eupatorium pur- pureum. L. IH. Purpurn. — Q u. /‘ Sgd. 2. 9. 83. — 41) Helianthus atrorubens. L. II. Gelb. — cd‘ Sgd. 2. 9. 83. — 42) H. decapetalus. L. II. Gelb. — 3 Sgd. 16. 9. 83. — 43) H. Maximiliani. Schrad. IN. Gelb. — 3 Sgd. 16. 9. 83. — 44) H. mollis. Lam. Ul. Gelb. — Q u. d‘ Sgd. 11. 9. 83.; 16. 9. 83. — 45) Heliopsis laevis. P. IH. Gelb. — J* Sgd. 31. 8. 83. — 46) H. scabra. Dun. II. Gelb. — % Segd. 14. 9. 83. — 47) Hieracium brevifolium. Tausch. I. Gelb. — 9 Sgd. 1. 9. 82. — 48) Rud- beckia laciniata. L. II. Gelb — J' Sgd. 31. 8. 83. — 49) Scabiosa daucoides. Dsf. Blumenbesuch von Insekten. 101 II. Lila. — dj‘ Sgd. 7. 8. 82. — 50) Senecio nemorensis. L. var. I. Gelb. — J' Sgd. 15. 8. 84. — 51) Serratula quinquefolia. M. B. I. Purp. — 9 Sgd. 1. 9. 82. — 52) Silphium Asteriscus. L. IH. Gelb. — J‘ Sgd. 14. 8. 83. — 53) $. connatum. L. II. Gelb. — d' Sgd. 14. 8. 82. — 54) S. erythrocaulon. Bernh. II. Gelb. — Sgd. 31. 8. 83. — 55) S. gummiferum. El. II. Gelb. — J' Sgd. 11. 9. 83. — 56) S. trifoliatum. L. III. Gelb. — Jg Sgd. 11. 9. 83. — 57) Solidago ambigua. Ait. II. Gelb. — 9 Sgd. 1. 9. 83. — 58) S. fragrans. W. II. Gelb. — % Sgd. 1. 9. 83. — 59) S. lateriflora. Ait. III. Gelb. — g' Sgd. 14. 9. 83. — 60) Valeriana alliariae- folia. Vahl. I. Weiss. — 9 Sgd. 18. 6. 82. — 61) Vernonia fasciculata. Mchx. III. Purpurn. — " Sgd. 2. 9. 83. — 62) V. praealta. Ell. II. Purpurn. — J' Sgd. 2.9. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 63) Atropa Belladonna. L. I, Braun. — 3 Sgd. 25. 6. 82. — 64) Betonica rubicunda Wender. ? Vaterland. Purpurn. — d' Sgd. 7. 8. 82. — 65) Calamintha Clinopodium. Bth. I. Purpurn. — J' Sgd. 14. 8. 83. — 66) C. Nepeta. Lk. et Hffgg. I. Weissbläulich. — 9" Sgd. 7. 8. 82. — 67) C. offieinalis. Mnch. I. Hellpurpurn. — % Sgd. 1. 9. 83. — 68) Fritillaria lIutea. M. B. IH. Gelb mit braunen Flecken. — Q In die Blüthe hineinkriechend und psd. 8. 5. 83. — 69) Hydrophyllum virginicum. L. II. Blau — 9 Sgd. 23. 5. 82. — 70) Lamium album. L. I. Weiss. — 3 Ohne Erfolg sgd. 18. 6. 82. — 71) Lathyrus brachypterus. Alef. ? Vaterland. Rosa. — 9" Von aussen dicht über dem Kelch einzudringen versuchend. 10. 8. 84. — 72) L. latifolius. L. I. Purpurn. — 9 Von aussen ohne Erfolg zu saugen versuchend. 7. 8. 82. — Ein anderes Q beisst mit den Öberkiefern dicht über dem Kelch Löcher. 14. 8. 82. — 73) Leonurus lanatus. P. I. Hellrosa. — 9 Sgd. 1. 9. 82. — 74) Marrubium anisodon. C. Koch. II. Weiss. — cd‘ Sgd. 14. 9. 83. — 75) Melissa offieinalis. L. II. Weiss. — % Sgd. 14. 8. 83. — 76) Orobus vernus. L. I. Purpurn. — QO Von aussen einbrechend. 6. 4. 84. — 77) Phlomis Russelliana. Lag. I. Gelb. — Q Vergeblich die Oberlippe zu heben versuchend. 20. 6. 82. — 78) Pulmonaria angusti- folia X officinalis. I. Blau. — 9 Sgd. 6. 5. 83. — 79) Scutellaria albida. L. I. Weiss. — Q Sgd. 1. 9. 83. — 80) Se. galericulata. L. I. Blau. — Jf' Sgd. 14. 8. 82. — 81) Sideritis hyssopifolia. L. II. Grüngelb. — Jj' Sgd. 14. 8. 82. — 82) S. scordioides. L. II. Grüngelb. — g' Sgd. 14. 8. 82. — 83) Sophora flavescens. Ait. III. (Ostsibirien.) Gelb. — J' Sgd. 7. 8. 82. — 84) Stachys germanica. L. I. Hellpurpurn. — Jg" Sgd. 14. 8. 83. — 85) St. lanata. Jacg. II. Purpurn. — 3 Sgd. 21. 8. 83. — 86) Sym- phytum asperrimum. Sims. II. Erst roth, dann blau. — Q Vergebl. (?) sgd. 8. 6. 83. — 87) S. grandiflorum. DC. II. Gelb. — 2 Vergeblich sgd. 6. 4. 84. — 88) S. officinale. L. I. Violett. — % Von aussen einbrechend. 18. 6. 82. — 89) S. peregrinum. Led. II. Blauviolett. — 3 Zuerst normal zu saugen versuchend, dann durch Hummellöcher den Rüssel einführend. 31. 5. 84. — 90) Teuerium canum. Fisch. et Mey. I. Purpurn. — Su. J\ Sgd. 7. 8. 82.; 14. 8. 82. — 91) T. Chamaedrys. L. I. Purpum. — g' Sgd. 7. 8.82. — 92) T. Scorodonia. L. I. Gelblich. — d' Sgd. 7. 8. 82. — 93) Ver- bena urticifolia. L. II. Weiss. — 3 Sgd. 1. 9. 83. An Falterblumen: 94) Monarda didyma. L. III. Hochroth. — 3 Am Grunde der Blumenröhre einbrechend. 7. 8. 82. — 95) M. fistulosa. L. II. Lil. — 3 An- scheinend normal sgd. 7. 8.82. — 96) M. fistulosa. L. var. mollis. III. Lila. — J' Sgd. 10. 8. 84. — 97) M. fistulosa. L. var. albicans. III. Weiss. — dJ' Sgd. 14. 8. 82. — 98) M. fistulosa. L. var. purpurea. III. Purpurn. — J' Normal sgd. 3. 9. 82. 3. Psithyrus. Lepel. Beobachtete Arten: P. vestalis Fourer. — P. rupestris F.— P.campestris P2. Als schmarotzende Insassen der Hummelnester entbehren die Psithyrus-Weibchen den Pollensammelapparat an den Hinterschienen, 102 Loew: die bei ihnen gewölbt und weitläufig behaart sind. Die Männchen ähneln in hohem Grade denen von Bombus, sind aber durch häutige, nicht hornige Endglieder der Geschlechtszangen leicht zu unterscheiden. Im Uebrigen gleichen die Psithyrus-Arten — zumal im Habitus, in der Behaarung und in den Mundtheilen — ächten Hummeln derart, dass man sie als einen durch parasitäre Lebensweise schwach reducirten Seitenzweig der Bombus-Stammform zu betrachten hat; die Reduktion giebt sich vorzugsweise in der Erlöschung des Arbeiterstandes zu er- kennen, welcher bei der Larvenernährung mittels des Futterbreies der Wirthshummeln entbehrlich wurde. Trotz sonst abweichender Lebens- weise haben die Schmarotzerhummeln bei ihren Blumen- besuchen im Wesentlichen die Gewohnheiten der Stamm- form beibehalten; nur erscheinen sie im Fluge und bei dem Geschäft des Blumensaugens bedeutend schwerfälliger und ungeschickter als die unermüdlichen ächten Bombus-Arten. Obgleich die Psiühyrus - Species niemals Pollen sammeln, so ist doch die Gesammtbehaarung ihres Körpers noch reichlich genug, um ein regelmässiges Anhaften von Pollenkörnern und dadurch bei stetigem Besuch der gleichen Blumen- art auch Fremdbestäubung letzterer bewirken zu können. Die Rüssel- länge der obigen Arten ist eine bedeutende; sie beträgt (nach Müller) für Psihyrus rupestris F., der bei Bombus lapidarius') L. schmarotzt, | 11—14 mm, für Psithyrus campestris Pz, dem Parasiten von B. agro- rum?) F., 10—12 mm. und für Psöühyrus vestalis Fourer., dem Nest- insassen von Bombus terrestris®) L., 12 mm. Nach der Rüssellänge sollte man eine Bevorzugung der Bienenblumen erwarten, dieselbe lässt sich jedoch nach dem vorhandenen Materiale nicht constatiren. Unter 100 Blumenbesuchen der obigen drei Psithyrus-Arten fanden näm- lich statt: Nach Beobachtungen im Berliner Nach den Beobachtungen Müllers. Botanischen Garten. Besuche Besuche An Blumengesellschaften 43,1 AnBlumengesellschaften 69,7 - Bienenblumen . . .. . 31,5 =. Biensiblusmen a See 28,6 - Blumen mit völlig gebor- - Blumen mit völlig gebor- genem ‚Hönig . „1... 10.3 genem: Honig... neu - Blumen mit theilweiser - Blumen mit theilweiser Honigbergung .... 19 Honigbagung .... — =. Talterblumen A Ware 1,9: '2 Falterbumen We 2 2,8. 1) S. Schmiedeknecht, Ap. Europ. p. 398. 2) S. Schmiedeknecht, a. a. O. p. 401. 3) S. Schmiedeknecht, a. a. O. p. 406. Blumenbesuch von Insekten. 103 Die Bevorzugung der Blumengesellschaften erklärt sich wie bei den Bombus-Arten (s. 0.) aus der geringern Rüssellänge der Männchen, denen die Ausbeutung von .Dipsaceen- und Compositen-Blüthen am be- quemsten ist. Trennt man nämlich die von 2 und co ausgeführten Besuche, so ergiebt sich für beide eine sehr verschiedene Blumenauswahl., Dieselbe erfolgte in folgendem Verhältniss (in Procenten des Gesammt- besuchs): 2 64 Besuche an Besuche an Bienenblumen. . . . 56,25 Blumengesellschaften . 78,9 2 Blumengesellschaften. . . 21,9=- Bienenblumen . ....105- Blumen mit völlig geborge- Blumen mit völlig geborge- BEDLSEIORIG Wien. ia en. al 0. 2.300 , Honig... 1a) 164. 9,9 = Blumen mit theilweiser Homesbersuns. . . . „’ D89> Die Gewohnheit der Hummelweibchen, vorzugsweise Bienenblumen aufzusuchen, sowie die der Hummelmännchen, Blumengesellschaften vor- zuziehen, hat sich also bei dem parasitischen Seitenzweige Psithyrus noch gesteigert. Dementsprechend bevorzugen die Arten der letzteren Gattung auch die dunkelfarbigen Blumen in stärkerem Grade, als dies die kurzrüssligen Bombus-Arten thun. Die drei Psihyrus-Arten be- suchten nämlich unter 100 Blumenarten: Nach Beobachtungen im Berliner Nach Beobachtungen Müllers. Botanischen Garten. Weisse oder gelbe Blumen . 26 Weisse oder gelbe Blumen . 28,5 Blaue, rothe oder violette Blaue, rothe oder violette BEE ae 74. Blumen: ya 71,5. Es scheint demnach wahrscheinlich, dass die Psihyrus- Arten aus einer langrüssligen Bombus-Stammform hervorgegangen sind, welche die Vorliebe für dunkle Blumenfarben bereits in hohem Grade besass, da bei Annahme einer Abstammung von kurzrüssligen Formen weder die nachträgliche Verlängerung des Saugrohrs, noch die grössere Be- schränkung auf dunkle Blumenfarben erklärlich sein würde. Blumenbesuche ‘Nr. 11. Psithyrus vestalis. Fourer. 2 und d. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Alcea ficifolia L. I. Rosa. — g‘ Sgd. und sich dabei dicht in Pollen einhüllend. 20. 8. 82. An Blumengesellschaften: 2) Centaurea orientalis. L. II. Purpurn. — g' Sgd. 21. 8. 83. — 3) C. phrygia. L. I. Purpum. — JS Sgd. 3. 9. 82. — 4) C. stereophylla. Bess. II. Purpurn. — 9‘ Sgd. 14. 8. 82. — 5) Cirsium oleraceum. Scp. var. amarantinum. I. Purpurn. — cd‘ 14. 8. 82. — 6) C. oleraceum X acaule. I. 104 Loew: Weisslich. — cd‘ Sgd. 7. 8. 82. — 7) C. serrulatum. M. B. var. ucranicum. I. Weiss- gelb. — g' 14. 8. 82. — 8) Eupatorium purpureum. L. III. Purpurn. — JS 2.9. 83. — 9) Helianthus atrorubens. L. III. Gelb. — Jg‘ Sgd. 1. 9. 82. — 10) Hieracium hir- sutum. Bernh. III. Gelb. — f' Sgd. 14. 8. 83. — 11) Seneeio macrophyllus. M. B. I. Gelb. — J' Sgd. 14. 8. 83. — 12) Serratula quinquefolia. M. B. II. Purpurn. — d" Sgd. 1. 9. 82. — 13) Silphium trifoliatum. L. III. Gelb. — J' Sgd. 14. 8. 83. — 14) Vernonia fascieulata. Mchx. III. Purpurn. — J Sgd. 2. 9. 83. — 15) V. praealta. Ell. IH. Purpurn. — 9‘ Sgd. 2. 9. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 16) Calamintha Nepeta. Lk. et Hffgg. I. Weissbläulich. — Q u. . Sgd. 7. 8. 82.; 1. 9. 82. — 17) Lophanthus rugosus. Fisch. et Mey. II. Blau. — J' Sgd. 20. 8. 82. — 18) Nepeta lophantha. Fisch. 1. Blau. — g' Sgd. 1. 9. 82. — 19) Stachys germanica. L. I. Purpum. — 9 Sgd. 31. 8. 83. — 20) Teucrium canum. Fisch. et Mey. I. Purpurn. — J' Sgd. 20. 8. 82. An Falterblumen: 21) Monarda fistulosa. L. II. Lila. — cd‘ Normal sgd. 20. 8. 82. — 22) M. fistulosa. L. var. mollis. II. Lila. — 9‘ Normal sgd. 20. 8. 82. — 23) M. fistulosa. L. var. purpurea. III. Purpurn. — ‘ Normal sgd. 20. 8. 82. — 24) Nepeta macrantha. Fisch. I. Blau. — „g‘ Sgd. (ob mit Erfolg?) 21. 8. 83. Nr. 12. Psithyrus rupestris. F. 2 und d. An Blumengesellschaften: 1) Centaurea orientalis. L. II. Purpurm. — J' Sgd. 31. 8. 83. — 2) C. rigidifolia. Bess. UI. Purpurn. — J* Sgd. 14. 8. 82. — 3) S. Scabiosa. L. var. spinulosa. I. Purpurn. — J‘ Sgd. 31. 8. 83. — 4) Cephalaria tatarica. Schrad. I. Gelblich. — Q Sgd. 2. 7. 82. — 5) C. uralensis. R. S. var. cre- tacea. I. Gelbweiss. — g" Sgd. 24. 8. 84. — 6) Cirsium serrulatum. M. B. I. Purpurn. — d‘ Sgd. 21. 8. 82. — 7) Eupatorium purpureum. L. III. Purpurn. — 9‘ Sgd. 4. 9. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 8) Leonurus lanatus. P. I. Rosa. — dj‘ Sgd. 14. 9. 83. — 9) Teucrium canum. Fisch. et Mey. II. Purpum. — d‘ 14. 8. 83. — 10) T. Chamaedrys. L. I. Purpurn. — JS‘ Sgd. 7. 8. 82. Nr. 13. Psithyrus campestris. Pz. d.. An Blumengesellschaften: 1) Cirsium oleraceum X acaule. I. Gelblich. — d' Sgd. 15. 8. 84. — 2) C. serrulatum var. ucranicum. Bess. I. Weissgelb. — d“ Sgd. 14. 9. 83. — 3) Leontodon crispus. Vill. I. Gelb. — Jj‘ Sgd. 14. 9. 83. Nr. 13a. Psithyrus campestris var. Rossiella K. d. An Blumengesellschaften: 1) Cephalaria uralensis. R. S. I. Gelblich. — d‘ Sgd. 24. 8. 84. 4. Anthophora. Latr. Beobachtete Arten: A. pilipes F. — A. parietina F.') — A. furcata Pz. — A. quadrimaculata F. Der Pollensammelapparat dieser Gattung unterscheidet sich von dem der Bombus- und Apis-Arten vor allem durch das Fehlen des Körbchens, dessen Funktion es bekanntermassen ist, den mit Honig benetzten Blüthen- staub als zusammenhängende Masse aufzunehmen. Bei Anthophora, deren 1) Obige Art wird von Müller in seinem Werke über Befruchtung der Blumen nicht aufgezählt. Blumenbesuch von Insekten. 105 Arten den Pollen in lockerem Zustande ohne vorhergehende Benetzung mit Honig einsammeln, zeigen Hinterschienen und Hinterfersen eine dichte Bürstenbehaarung, die an der Ferse sich in einen das zweite Tarsenglied fast bedeckenden Borstenbüschel verlängert. Auch in der Bildung des Saugrohrs weicht die Gattung von Bombus und Apis ab, da sie 6gliedrige Kiefertaster, längere und spitzere Nebenzungen, sowie etwas abweichend gestaltete Oberkiefer besitzt. Dagegen stimmt ihr Saugapparat mit dem der vorhergehenden Bienen im allgemeinen Bau- plan — so vor allem in der bedeutenden Längenentwicklung der Zunge und ihrer Scheiden — überein. Die häufigste, durch die stark ver- längerten, hinten eigenthümlich behaarten Mittelbeine des Männchens ausgezeichnete Art — A. pilipes F. — hat die enorme Rüssellänge von 19—21 mm., während letztere bei den andern Arten nur c. 12 mm. be- trägt. In der allgemeinen Körperbehaarung nähern sich die Anthophora- Arten am meisten den Hummeln, jedoch ist diese bei letzteren länger und dichter. Die bedeutende Rüssellänge von A. pzlipes F. bedingt eine derartige Beschränkung auf Blumen mit sehr tief geborgenem Honig, wie sie sonst nur bei den langrüssligsten Bombus-Arten (vgl. oben B. hortorum L.) wieder vorkommt. Unter 100 Blumenbesuchen fanden nämlich statt: Nach Beobachtungen im Berliner Nach Beobachtungen Müllers. Botanischen Garten. An Bienenblumen . . 86,2Bes. An Bienenblumen . . 92,8 Bes. - Blumengesellschafen — - - Blumengesellschafen — - - Blumen mit völlig ge- - Blumen mit völlig ge- borgenem Honig... 6,9 - borgenem Honig . . — = - Blumen mit theilwei- - Blumen mit theilwei- ser Honigbergung . 3,4 - ser Honigbergung . 72 - - Blumen mit offenem - Blumen mit offenem Be han u - 4 Homiee 2 m al en = Es verdient hervorgehoben zu werden, dass Anthophora pilipes im Botanischen Garten, in welchem sie schon im Anfang des April auftrat,') fast nur diejenigen Blumengenera, wenn auch in ausländischen Arten, aufsucht, die sie auch in ihren heimathlichen Quartieren zu besuchen gewohnt ist, wie besonders Pulmonaria, Lamium, Corydalis und Primula. Diese Auswahl wird augenscheinlich durch die frühe Blüthezeit dieser ‘ Pflanzen in Zusammenhang mit der Flugzeit der Biene?) bedingt. Andere 1) Die Männchen erscheinen mehrere Tage vor den Weibchen. 2) Die Ueberwinterung geschieht nach Smith Catal. of British Bees. I. Ed. (1876) | p- 189 theils in der Larven-, theils in der Imagoform. 106 Loew: Blumenkategorieen wie Blumengesellschaften oder Blumen mit offen liegendem Honig besucht sie nur spärlich. Mit der starken Bevorzugung der Bienenblumen geht eine ausserordentliche Vorliebe für dunkle Blumen- farben Hand in Hand, wie sie sich in folgenden Zahlen (in Procenten des Gesammtbesuchs) ausspricht: Besuche nach Müller. Besuche im Botanischen Garten. An weissen oder gelben An weissen oder gelben Binmen“ .... 2"... 0. kd5, = Blumen 2 172 u An blauen, rothen oder An blauen, rothen oder violetten Blumen . . . 82,7 - violetten Blumen . .. 7- Es ist dies dieselbe hochgradige Bevorzung der dunkeln Blumen- farben, wie sie bereits für Bombus hortorum L. constatirt worden ist. Zunahme der Rüssellänge, grössere Beschränkung auf Bienenblumen mit erschwertem Honigzugang und Steigerung der Vorliebe für dunkle Blüthenfarben treten auch bei Anthopkora in deutlichster Weise zu einander in Parallele. Blumenbesuche. Nr. 14. Anthophora pilipes. F. 2 und d. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Bergenia subeciliata A. Br. II. Rosa. — g* Sgd. 28. 4. 83. — 2) Brassica oleracea. L. I. Gelb. — d' Sgd. 1. 5. 82, An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 3) Ornithogalum affıne. Hort. Ber. I. Grünlichweiss. — 5‘ Den Rüssel zwischen den Staubbeuteln einführend. 20. 5. 84. An Bienen- oder Hummelblumen: 4) Corydalis bracteata. P. I. Gelb. — Q Sgd. 8. 5. 83. — 5) C. Kolpakowskiana. Rgl. II. Hellrosa. — Q Sgd. 6. 4. 84. — 6) C. solida. Sm. I. Hellpurpum. — J' Sgd. 28. 4. 83. — 7) Fritillaria imperialis. L. I. Roth. — 9 Psd. und den Rüssel an den Staubgefässen vorbei in das Nectarium schiebend. 6. 5. 83. — 8) Lamium garganicum. L. I. Purpurn. — J' u. 9. Sgd., die Stirn mit Pollen bestäubt. 7. 5. 82.; 23. 5. 82. — 9) L. maculatum. L. I. Purpum. — ‘ Sgd., die Stirn mit Pollen bestäubt. 7. 5. 82. — 10) Leucojum aestivum. L. I. Weiss. — Q@ Psd. 16. 5. 83. — 11) Lithospermum purpureocoeruleum. L. I. Blau. — g" Sgd. 7. 5. 82. — 12) Mertensia virginica. DC. III. Blau. — J Sgd. 6. 5. 83. — 13) Nepeta Mussini. Henk. II. Blau. — 9 Sgd. u. psd. 23. 5. 82. — 14) Orobus tuberosus. L. I. Purpurn. — Q Sgd. 18. 5. 83. — 15) Primula acaulis. Jacg. I. Gelb. — Stetig sgd. und psd., wiederholt absetzend. 6. 4. 84. — 16) P. officinalis. Scop. var. macrocalyx. I. Gelb. — Q Sgd. 8.5. 83. — 17) P. offieinalis. Scop. var. colorata. Hort. I. Gelb. — Q Sgd. 8. 5. 83. — 18) Pulmonaria angustifolia. L. I. Blau. — g' Sgd. 7. 5. 82. — 19) P. angustifolia X offieinalis. I. Blau. — Q Sgd. u. psd. 6. 5. 83. — 20) P. mollis. Wolff. I. Blau. — Q Sgd. u. psd. 5. 4. 84. — 21) P. officinalis. L. var. I. Blau. — J Sgd. 28. 4. 83. — 22) P. saccharata. Mill. II. Blau. — Sgd. 7. 5. 82. — 23) Symphytum caucasicum. M. B. II. Gelb. — Q Sgd. 22. 5. 83. — 24) S. cordatum. W. K. I. Gelb. — 2 Stetig sgd. 16. 5. 83. — 25) S. grandiflorum. DC. II. Gelb. — Q Sed. u. psd. 6. 4. 84. — 26) S. offieinale. L. I. Violett. — 2 Sgd. 23. 5. 82. — 27) S. peregrinum. Ledeb. II. Roth, dann blau. — J" Sgd. 25. 5. 84. Blumenbesuch von Insekten. 107 Nr. 15. Anthophora parietina.. F. 2 und d.. An Bienenblumen: 1) Nepeta melissaefolia. Lam. II. Blau. — 9 22. 6. 83. — 2) N. Mussini. Henk. I. Blau. — Jg‘ und 9. Sgd. 22. 6. 83. — 3) Trifolium pannonicum. L. I. Gelb. — JS‘ Sgd. 22. 6. 83.; Q sgd. u. psd. 22. 6. 83. Nr. 16. Anthophora furcata. Pz. 2. An Bienenblumen: 1) Nepeta melissaefolia. Lam. II. Blau — 92 Sgd. u. psd. 20. 6. 82. Nr. 17. Anthophora quadrimaculata. F. 2. An Bienenblumen: 1) Nepeta granatensis. Boiss. I. Blau — 9 Sgd. u. psd. 29. 6. 83. — 2) N. melissaefolia. Lam. I. Blau. — 9 Sgd. u. psd. 29. 6. 83. — 3) N. Mussini. Henk. I. Blau. — 9 Sgd. u. psd. 22. 6. 83. — 4) Teucrium canum. Fisch. et Mey. HI. Purpurm. — 9 Sgd. u. psd. 31. 8. 83. An Falterblumen: 5) Nepeta macrantha. Fisch. I. Blau — 9 Sgd., dann auf N. melissaefolia übergehend. 29. 6. 84. 5. Eucera. Scop. Beobachtete Art: EZ. longicornis L. Die mit Anthophora im Pollensammelapparat fast übereinstimmende Gattung Zucera unterscheidet sich von derselben (abgesehen von Merk- malen des Flügelgeäders) durch die sehr langen und schmalen Neben- zungen, sowie durch die Bildung der Oberkiefer und der Oberlippe; die wesentlichen Eigenschaften der beim Blüthenbesuch in Aktion tretenden Saugrohrtheile sind beiden Gattungen jedoch gemeinsam. Die durch ihre fast körperlangen Fühler leicht kenntlichen Männchen von Zucera longicornis weichen auch im Habitus und in der Behaarung von den Weibchen in ungewöhnlicher Weise ab. Bei ihren Blumenbesuchen hält sich die Art entsprechend ihrem 10—12 mm. langen Rüssel vorwiegend an Bienenblumen, jedoch nicht ganz in dem Grade, wie die lang- rüssligeren Anthophora-Arten; auf Blumengesellschaften wurde sie bis- her nicht angetroffen. Sie trifft (nach Müller) folgende Auswahl der verschiedenen Blumenkategorieen: 1) Bienenblumen 7553, 2) Blumen mit geborgenem Honig 17,8 3, 3) offene Honigblumen 3,6 5, 4) Wind- blüthen und Pollenblumen 3,6 3 des Gesammtbesuchs. Auffallend tritt die Vorliebe von Eucera für Papilionaceen - Blüthen (Lathyrus, Vieia, Trifolium, Lotus, Onobrychis) hervor, welche c. 503 der von ihr über- haupt besuchten Bienenblumen ausmachen und die sie wohl wegen ihrer exakt wirkenden Pollenstreuapparate vorzieht; nächstdem sucht sie Za- biaten (Lamium, Ajuga) am liebsten auf. Hiermit in Uebereinstimmung steht der Vorzug, den auch sie den dunkelfarbigen Blumen (74% der Besuche) vor den hellfarbigen (mit 26 %) giebt. Im Botanischen Garten wurde sie nur in einem Falle — und zwar auch an einer Papilionacee — beobachtet. 108 Loew: Blumenbesuche. Nr. 18. Eucera longicomis. L. 2. An Bienenblumen: 1) Lathyrus ceirrhosus. Ser. II. Purpurn. — 9 Sgd. u. psd. 29. 6. 83. 6. Melecta. Latr. Beobachtete Art: M. armata Pz. (= punctata K.) Als Schmarotzer von Anthophora entbehrt Melecta einen Pollen- sammelapparat, besitzt jedoch ein ähnlich construirtes Saugrohr und verhält sich zu genannter Gattung etwa wie Psithyrus zu Bombus. Die mit der parasitischen Lebensweise zusammenhängende Reduction trifft vorzugsweise die allgemeine Körperbehaarung, welche besonders auf dem Hinterleibe zurücktritt und hier auf zierliche, scharf begrenzte, weiss oder gelblich gefärbte Haarflecke beschränkt wird. Entsprechend der Rüssellänge von c. 12 mm. besuchen die beiden einheimischen, wie es scheint nur local auftretenden Arten M. armata Pz. und luctuosa Sm. vorwiegend Bienenblumen,') und zwar nach Müller ZLamium album, L. purpureum, L. amplexicaule, Echium vulgare, Anchusa ofieinalis und Seilla sibirica. Ich selbst sah M. luetuosa Sm. auf Ajuga reptans (15. 5. 78. Buckow i. d. Mark) und Glechoma hederacea (12. 5. 83. Oderberg i. d. M.) eifrig saugen, auf den Blumen letzterer auch Melecta armata Pz. (ebenda). Von andern Blumenformen werden nur Veronica Chamaedrys und Acer platanoides von Müller genannt. Im Ganzen liegen somit nur 13 Beobachtungen über Blumenbesuche von Melecta- Arten vor, unter denen die an dunkelfarbigen Bienenblumen bedeutend überwiegen. Die Besuchsfälle reichen jedoch zur Aufstellung von Ver- hältnisszahlen nicht aus. Auch im Botanischen Garten wurde M. armata Pz. nur wenige Male beobachtet. ”) Blumenbesuche. Nr. 19. Melecta armata. Pz. 2. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Sisymbrium austriacum. Jacq. I. Gelb. — 9 Sgd. 31. 5. 84. An Bienenblumen: 2) Nepeta Mussini. Henk. I. Blau. — 9 Sgd. 31. 5. 82. — 3) Pulmonaria saccharata. Mill. II. Blau. — 9 Sgd. 20. 5. 84. Nr. 20. Nomada lineola. Pz. 2. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Sisymbrium austriacum. Jaeg. I. Gelb. — 9 Sgd. 31. 5. 84. 1) Auffallenderweise giebt Smith (Cat. of the Brit. Bees II. Ed. p. 138) an, dass er Melecta niemals an einer Blume gefunden habe. 2) An Melecta Latr. schliesst sich in systematischer Beziehung die ebenfalls schmarotzende Gattung Nomada Scop., welche jedoch vorläufig unberücksichtigt bleiben muss, da ich im Botanischen Garten bisher nur N. lineola Pz. @ in einem einzigen Exemplare fing. Blumenbesuch von Insekten. 109 7. Megachile. Latr. Beobachtete Arten: M. centuneularis L. — M. argentata F. — M. eir- cumeincta K. — M.lagopoda L. (einschliesslich M. atriventris 2 Schenck).— M. fasciata Sm. — M. Willughbiella K. Mit dieser Gattung beginnt die im Gegensatz zu den mit Schiene und Ferse sammelnden Bienen stehende Reihe der Bauchsamnmler, bei denen die Unterseite des Hinterleibes eine dichte Bürste starrer, schräg nach hinten gerichteter Borstenhaare trägt, während die Mund- theile mit denen der schienensammelnden Apiden (Apis, Bombus, Antho- phora ete.) insofern Verwandtschaft zeigen, als auch bei ihnen eine stark verlängerte Zunge auftritt, deren Scheiden durch die stark gestreckten Kieferladen gebildet werden; die Lippentaster vervollständigen in gewöhn- licher Weise mit ihren unteren abgeplatteten Gliedern den Schluss des Saugrohrs, und nur die beiden oberen Glieder derselben (oder nur das letzte) behalten die ursprüngliche Funktion als Tastapparat bei. Den Bauchsammlern und den mit ihnen zunächst verwandten Kuckucksbienen Stelis und Cochoxys eigenthümlich ist eine starke Verlängerung der Oberlippe, welche als Schutzdecke für den zusammengeklappten Saug- apparat dient. Speciell zeichnet sich die Gattung Megachile unter den übrigen Bauchsammlern (abgesehen von Merkmalen des Flügelgeäders) durch ihre sehr starken, am Ende erweiterten, mehrzähnigen Oberkiefer, zweigliedrige Kiefertaster, die wenig verschiedene Länge der beiden ver- breiterten Lippentasterglieder und durch die Eigenthümlichkeit der Weibehen aus, beim Pollensammeln und Stechen den Hinterleib nach oben zu richten. Der stark verlängerte Saugapparat, der bei den obigen Arten zwischen 6 mm. (bei M. centuneularis L. und M. argentata F.) bis 11 mm. (bei M. cireumeineta K.) schwankt, weist die Blattschneider- bienen (Megachile) auf den Besuch von Blumen mit tief geborgenem Honig an, wie ihn die Bienen- und Hummelblumen mit ihren eigen- thümlichen Schutzvorrichtungen gegen Honigraub am reichlichsten dar- bieten. Der an der Leibesunterseite befindliche Pollensammelapparat bedingt ferner für die meisten, „Bauchsammler eine Bevorzugung der- jenigen Blumenformen, deren Pollenstreumechanismus eine Bestäubung des Bienenleibes von unten her bewerkstelligt. Da dies besonders bei den Papilionaceen und den Blumengesellschaften (Compositen, Dipsaceen) der Fall ist, so werden die Blumen derselben dementsprechend am reichlichsten von Bauchsammlern besucht. Man muss über die Leichtig- keit erstaunen, mit welcher Arten von Megachile und Osmia z. B. auf einem Compositenköpfchen durch eine einmalige Umdrehung des Körpers reichliche Pollenmassen auf ihrer Bauchbürste anzuhäufen 110 | Loew: verstehen.) Auch einige andere Blumenformen, wie Echium, deren An- theren so gestellt sind, dass einer anfliegenden Biene der Pollen von unten angeheftet werden muss, gehören zu den Lieblingsblumen der Bauchsammler. Jedoch sind letztere keineswegs ausser Stande, auf gewöhnliche Weise durch Abfegen mittels der vorderen Fersenbürsten Blüthenstaub zu gewinnen und ihn dann an die Bauchbürste zu bringen; sie verfahren offenbar nur deshalb seltener in dieser Weise, weil mehr Zeit dabei verloren geht. Die für die obigen Megachile- Arten bisher constatirten Besuche vertheilen sich folgendermassen auf die einzelnen Blumenkategorieen: Nach den Beobachtungen Nach Beobachtungen im Berliner Müllers. Botanischen Garten. An Bienenblumen . . . . 52,25 An Bienenblumen .... . 74 % - Blumengesellschaften . 27,7=- = Blumengesellschaften . 21,7 - - Blumen mit völliger - Blumen mit völliger Honigbergung . . . 10 = Honigbergung .. . 43- - Blumen sonstiger Art. 88- = Blumen sonstiger At. — >» Die an FPapilionaceen und an Blumengesellschaften allein ausge- führten Besuche machen in den Beobachtungsreihen Müllers 61,13, bei meinen Beobachtungen im Botanischen Garten sogar 70 2 der Ge- sammtzahl aus. An den natürlichen Standorten werden unter den Papilionaceen Arten von Onobrychis, Lotus, Genista, Ononis, von Com- positen Centaurea, Carduus, Cirsium, Onopordon besonders häufig besucht; im Botanischen Garten geschah Gleiches mit Arten von Lathyrus, Astragalus, Vieia und Coronila. Auch an Dictamnus albus wurde Megachile centuncularis @ beobachtet, wie sie im Schweben über den weit vorragenden Staubgefässen Pollen mit der Bauchbürste einsammelte. Die Farbenauswahl der Megachsle-Arten stimmt mit der anderer langrüssliger Bienen vollkommen überein, da folgende Verhältnisszahlen (in Procenten des Gesammtbesuchs) gefunden wurden: Nach Beobachtungen im Botanischen Nach Müllers Beobachtungen. Garten. An weissen oder gelben Blu- An weissen oder gelben Blu- De a en ER 5 Br Palin 1113 N 26 3. An blauen, rothen oder vio- An blauen, rothen oder vio- leiten, ‘Blumen: ... 1... '; 67 - letten Blumen ..... 74 = Eine Verschiedenheit unter den verschiedenen Megachile-Arten macht sich insofern geltend, als die kurzrüssligen, wie M. centuneularis L., die 1) $S. H. Müller, Anwend. d. Darwin’schen Lehre auf Bienen. p. 69. Blumenbesuch von Insekten. 111 Blumen mit weniger tiefer Honigbergung und die Blumengesellschaften in stärkerem Grade bevorzugen als die Bienen- und Hummelblumen, während die langrüssligeren Species, wie M,. circumeincta K., sich um- gekehrt verhalten. — Besondere Beachtung verdient es, dass die Megachile-Weibehen auch in dem Falle, wenn sie an einer honig- losen Papilionacee, 2. B. Lupinus luteus, Ononis spinosa, Genista tine- toria, Pollen sammeln, ihren Rüssel unter der Fahne in derselben Weise einführen, wie sie es an honighaltigen Schmetterlingsblumen gewohnt sind. Dasselbe thun in manchen Fällen die Männchen (z. B. von Müller bei M. centuncularis und M. Willughbiella an Genista tinctoria beobachtet), obgleich für dieselben der Besuch derartiger Blumen durch- aus nutzlos erscheint. Für die Weibchen erklärt sich dies nutzlose Saugen aus der Gewohnheit, den Akt des Pollensammelns mit einem Saugakt zu vereinigen, für die Männchen dagegen aus ihrer Bevorzugung derjenigen Blumen, an denen sie Weibchen zu treffen gewohnt sind. Nicht selten sieht man nämlich die den Weibchen sehr eifrig nach- spürenden Megachile- Männchen über ein gerade saugendes 2 herfallen und mit ihm entweder auf der Blume selbst oder nach dem Herabfallen beider am Boden die bei andern Bienengattungen im Nest erfolgende Copula vollziehen. In Folge dieser Gewohnheit, die auch bei Anthidium manicatum wiederkehrt, liegt in dem Verlust der Nektarien bei gewissen honiglos gewordenen Papilionaceen keine Gefahr für dieselben, etwa in ihrem Besucherkreise Einbusse zu erleiden, da durch den günstigen Pollenstreuapparat eine hinlängliche Zahl von bauchsammelnden Bienen- weibchen und mit diesen auch Männchen zum normalen Besuch der Blüthen angelockt werden wird. — Die starke Verbreiterung der vor- deren Fussglieder und die eigenthümliche Behaarung an dem Hinterrande derselben, welche die Männchen einiger Megachile- Arten (M. lagopoda L. und M. circumeincta K.) auszeichnet, sind nicht etwa als besondere Ausrüstungen für Blumenbesuch, sondern als secundär erworbene Ge- schlechtsunterschiede anzusehen, welche das festere Umfassen des 2 durch das 0’ bei der gewaltsamen Copula ermöglichen.?) Blumenbesuche., Nr. 21. Megachile centuncularis L. 2 und d.. An Blumengesellschaften: 1) Arctium tomentosum. Schk. I. Purpurn. — Q Psd. 14. 8. 83. — 2) Arnica Chamissonis. Less. III. Gelb. — Q Psd. 29. 6. 83. — 3) Centaurea dealbata. M. B. I. Rosa. — Q Psd. 18. 6. 82. — 4) Crepis rigida. W. K. I. Gelb. — 9 Psd. 10. 8. 84. — 5) Doronicum austriacum. Jacg. I. Gelb. — g' Sgd. 3. 6. 83. — 6) Hieracium vulgatum. Fr. I. Gelb. — 2 Pod. 2. 7. 82. — 1) Vgl. Müller, Anwendung etc. p. 73 u. 74, 112 Loew: 7) Lactuca viminea. Pr. I. Gelb. — j Sgd. 26. 6. 83. — 8) Ligularia macrophylla. DC. I. Gelb. — Q Psd. 23. 6. 82. — 9) Rudbeckia laciniata. L. II. Gelb. — 9 Psd. 31. 8. 83. An Bienen- und Hummelblumen: 10) Coronilla varia. L. I. Rosa. — Psd., vergeblich sgd. 29. 6. 83. — 11) Desmodium canadense. DC. IH. Purpurn. — 9 Psd. 18. 8. 84. — 12) Dictamnus albus. L. var. roseus. I. Hellpurpurn. — Q Psd., dabei über den Staubgef. schwebend und den Pollen mit der Bauchbürste abstreifend. 10. 6. 83. — 13) Lathyrus brachypterus. Alef. ? Vaterl. Rosa. — Q Sgd. u. psd. 22. 6. 83. — 14) Lupinus polyphyllus. Lindl. II. Blau. — 2 Psd., vergeblich sgd. 22.6. 83. — 15) Medicago carstiensis. Jacg. L Gelb. — J' Sgd. 22. 6. 83. — 16) Nepeta nuda. L. I. Lila. — 9 Sgd. 24. 6. 83. — 17) Salvia Bertolonii. Vis. I. Blau. — 9 Sed. 23. 6. 82. — 18) Trifolium pannonicum. L. I. Gelb. — 2 Sgd. u. psd. 24. 6. 83. Nr. 22. Megachile argentata. F. d. An Blumen mit völlig verstecktem Honig: 1) Geranium pratense. L. I. Blau. — dj! Sgd. 26. 6. 83. Nr. 23. Megachile circumeincta. K. 2 und d. An Bienen- und Hummelblumen: 1) Dietamnus albus. L. var. roseus. I. Hellpurpum. — g‘ Sgd. 31. 5. 82. — 2) Lathyrus tuberosus. L. I. Purpurn. — 9 Psd. u. sgd. 23. 6. 82. — 3) Lupinus polyphyllus. Lindl. II. Blau. — ® Psd. und ohne Erfolg sgd. 2. 6. 83. — 4) Medicago carstiensis. Jacq. I. Gelb. — @ Psd. 27. 6. 84. — 5) Vieia unijuga. A. Br. I. Blau. — 9 Psd. u. sgd. 22. 6. 83. Nr. 24. Megachile lagopoda. L. 2 und 0° (einschliesslich M. atri- ventris 2 Schenck.). An Blumengesellschaften: 1) Centaurea Fischer. W. I. Purpur. — dg' Sgd. 22. 6. 83. — 2) C. ruthenica. Lam. I. Gelbweiss. — Q Psd. 10. 8. 84. An -Bienenblumen: 3) Campanula carpathica. Jacqg. I. Blau — 9 In die Blüthe hineinkriechend, sgd. u. psd. 8. 8. 84. — 4) Coronilla varia. L. I. Rosa. — 9 Psd. 22. 6. 83. — 5) Medicago carstiensis. Jaeg. I. Gelb. — Q Psd. 29. 6. 84. Nr. 25. Megachile fasciata. Sm. 2 und d. An Blumen mit völlig verstecktem Honig: |) Geranium pratense. L. I. Blau. — Jg‘ Sgd. 18. 6. 82. An Bienen- und Hummelblumen: 2) Astragalus narbonensis. Gouan. II. Gelb. — g' Sgd. 23. 6. 82. — 3) A. Onobrychis. L. I. Purpum. — J' Sgd. 2. 7. 82. — 4) Coronilla varia. L. I. Rosa. — 9 Psd., und ohne Erfolg sgd. 24. 6. 83. — 5) Desmodium canadense. DC. IH. Purpurn. — Q@ Psd. 8. 8. 84. — 6) Lathyrus brachypterus. Alef. ? Vaterl. Rosa. — J' u. 2 in Copula auf der Blüthe, das @ vorher sgd. u. psd. 22. 6. 83. — 7) L. grandiflorus. Sibth. IL. Purpurn. — Q® Psd. u. sgd. 25. 6. 82. — 8) L. latifolius. L. I. Purpurn. — J' u. 9. Sgd. 29. 6. 83. — 9) L. latifolius. L. var. intermedius. II. Purpurn. — Q Sgd. u. psd. 29. 6. 83. — 10) L. latifolius. L. var. ensifolius. II. Purpurn. — Q Sgd. u. psd. 8. 8. 84. — 11) L. rotundi- folius. W. II. Rosa. — JS Sgd. 4. 6. 84. — 12) L. tuberosus. L. I. Purpurn. — d’ u. ©. Sgd. 22. 6. 83. — 13) Lupinus polyphylius. Lindl. II. Blau. — Q Psd. u. dabei sgd. (ohne Erfolg); auch das J' sgd., aber der Honiglosigkeit der Blüthe wegen ohne Erfolg. 23. 5. 84. — 14) Onobrychis montana. DC. I. Rosa. — J Sgd. 2. 6. 82. — 15) O. sativa.. Lam. I. Rosa. — J Sgd. 2. 6. 82. — 16) Orobus hirsutus. L. II. Blumenbesuch von Insekten. 113 Purpurn. — Jf' Sgd. 25. 6. 82. — 17) Salvia argentea. L. IL. Weiss. — g' Sgd. 27. 6. 84. — 18) S. Baumgarteni. Grsb. I. Blau. — 0” Sgd. 25. 6. 82. — 19) S. Bertolonii. Vis. I. Blau. — Q Sgd. 3. 6. 83. — 20) Stachys cretica. Sibth. II. Pur- purn. — cd‘ Sgd. 2.7. 82. — 21) St. germanica. L. I. Purpurn. — 9‘ Sgd. 23. 6. 82. — 22) St. germanica. L. var. villosa. I. Purpurn. — d' Sgd. 2. 7. 82. — 23) St. lanata. Jacg. O. Hellpurpurn. — J Sgd. 2. 7. 82. Nr. 26. Megachile Willughbiella. K. 2 und J. An Bienen- und Hummelblumen: 1) Astragalus glyeyphyllus. L. I. Gelb. — d‘ Sgd. 31. 5. 82. — 2) Lithospermum offieinale» L. I. Weissgelb. — @ Sgd. 22. 6. 83. — 53) Stachys lanata. Jacg. I. Hellparpurm. — d" Sgd. 27. 6. 84. — 4) Vieia onobrychioides. L. I. Blau. — g‘ Sgd. 8. 6. 83. — 5) V. unijuga. A. Br. I. Blau. — J‘ Sgd. 22. 6. 83. 8. Osmia. Latr. Beobachtete Arten: O. rufa L. (= O. bicornis L.) — 0. adunca Latr. O. aenea L. — ©. fulviventris Pz. — O0. Papaveris Latr. Die zu den Bauchsammlern gehörige Gattung Osmia unterscheidet sich von Megachile im weiblichen Geschlecht durch den stark gewölbten, niemals nach oben gerichteten Hinterleib, im männlichen Geschlecht durch das siebente Rückensegment, das nicht wie bei Megachile auf die Bauchseite übergeschoben ist, sondern auf der Rückenseite deutlich über das sechste hervorragt. Beide Geschlechter haben einen hochentwickelten Saugapparat, der durch die ungleiche Länge der verbreiterten Lippen- tasterglieder, die viergliedrigen Kiefertaster und die sehr schmalen, fast linealen Unterkieferladen von dem der vorausgehenden Gattung ver- schieden ist. Die Rüssellänge beträgt bei O. rufa L. 7—9 mm., bei den übrigen oben genannten Arten 9—10 mm.; im Pollensammelapparat, der bei O. rufa L. und ©. fulviventris Pz. aus braunrothen, bei O. aenea L. aus schwarzen und bei ©. adunca Latr. aus weissen Borsten gebildet wird, unterscheiden sich die verschiedenen Species kaum, nur bei der letztgenannten Art erscheint er auffallend spärlicher als bei den übrigen. Als secundäre Geschlechtsunterschiede treten einerseits bei den Weibchen mancher Arten (z. B. der ©. rufa L.) zwei Kopfhörner auf, welche nach Müller!) zum Festhalten der Männchen bei der Begattung dienen, andrerseits finden sich bei den Männchen anderer Arten an den letzten Hinterleibssegmenten seitliche Zähne (so bei ©. fulviventris und aenea am siebenten Segment, bei ©. adunca am sechsten Segment), die das Hinterleibsende des Männchens zum Umfassen des weiblichen Abdomens geeigneter machen. Die Blumenbesuche der Osmi« -Arten 1) Müller, Anwendung etc. p. 79. Jahrbuch des botanischen Gartens. II, 8 114 Loew: vertheilen sich in folgender Weise auf die verschiedenen Blumen- kategorieen: Nach Beobachtungen im Berliner Nach Beobachtungen Müllers. Botanischen Garten. An Bienenblumen . . 50,45 der Bes. An Bienenblumen . . 48,3 der Bes. - Blumen mit völlig - Blumen - Gesell- z schäften .. ... Alzen Blumen mit theil- \ geborg. Honig . 20,0 - - Blumen - Gesell- \ Behalten. +... 19,02 zen weiser Honig- - Blumen mit theil- bergung .. „ .n.B, Ze weiser Honig- - Blumen mit völli- bergung’".. .,...0, 4,02 eu > ger Honigber- - Blumen mit offe- BUNG ee 33= = = nem.Honig . .„..6,1= =, - Blumen mit offe- - Pollenblumen .. 2,6- > - nem Honig .. — = = - Falterblumen .. 0,8= = = Pollenblumen..! Pre I a 5z A\y AN Die Uebereinstimmung zwischen den beiden Beobachtungsreihen ist geringer als in sonstigen Fällen und zwar aus dem Grunde, weil eine die Blumengesellschaften besonders bevorzugende Art (O. fulviventris Pz.) im Botanischen Garten relativ häufiger auftrat, als es nach den Müller’schen Besucherlisten im Allgemeinen der Fall ist, und dadurch die Verhältnisszahlen für die Besuche an Blumengesellschaften sehr ver- schieden ausfallen. Die häufigste Art ist, wie überhaupt so auch im Botanischen Garten, O. rufa L., welche sowohl nach den Beobachtungen Müllers als nach den meinigen, Blumengesellschaften nur in schwachem Grade besucht; sie ist entsprechend ihrer geringen Rüssellänge zugleich diejenige Art, welche Pollenblumen und Blumen mit offenem, theilweise oder völlig geborgenem Honig relativ am meisten unter allen Arten ausbeutet. Die frühe, bisweilen schon im März beginnende Flugzeit dieser Biene beschränkt zumal ihre zuerst erscheinenden Männchen auf einen kleinen Kreis von Frühjahrspflanzen, wie PPulmonaria, Hepatica,') Hlyacinthus, Seilla, Salix, Cardamine, Viola, Prunus, welche auch dann ausgenutzt werden müssen, wenn sie den Honig in flachen Blumenbehältern darbieten. Dagegen steht den nach dem Tode der Männchen noch längere Zeit fortschwärmenden Weibchen bei vor- gerückterer Jahreszeit eine reichlichere Anzahl von Bienenblumen mit tiefer Honigbergung zur Disposition. Es geht dies deutlich aus folgender 1) Diese Besuche der Männchen an Pollenblumen wie Hepatica triloba sind selbstverständlich vergeblich und erklären sich entweder aus Nahrungsmangel oder wahr- scheinlicher aus dem eifrigen Aufspüren der Weibchen. Blumenbesuch, von Insekten. 115 Gegenüberstellung der von 2 und J’ ausgeführten Blumenbesuche von O. rufa L. hervor; es führten (nach Müllers Beobachtungen) aus: 01 2 An Blumen mit. An Bienenblumen . . 54,3 2 der Bes. offenem oder - Blumen mitvöllig theilweise ö geborgenem Ho- geborgenem nig und Blumen- Honig .... 48,3% der Bes. gesellschaften . 34,3=- = = - Bienenblumen . . 41,4=- = = - Blumen mit - Blumen mit völlig offenem oder geborgenem Ho- theilweise nig und Blumen- geborgenem gesellschaftien . 6,9- - - Homann erh s » Pollenblumen!). 3,4- -» =, = Pollenblumen .. 5,7- = - Aus diesen Zahlen geht ein ziemlich starker Gegensatz zwischen den Blumenbesuchen von Männchen und Weibchen hervor; denn während erstere überwiegend an Blumen mit leicht zugänglichem Honig saugen, besuchen letztere die gleiche Blumenkategorie nur sehr spärlich. Ausser der früheren Flugzeit der Männchen kommt dabei sicherlich auch ihre im Vergleich zu den 2 etwas geringere Rüssellänge (bei den d' 7”—8 mm., bei den 2 9 mm.) in Betracht. Wir finden somit bei Osmia rufa L. ein ähnliches Verhältniss, wie es oben für die verschiedenen Geschlechter von Bombus nachgewiesen worden ist. In der Farbenauswahl verhalten sich die Osmia-Arten den übrigen langrüssligen Bienen durchaus analog, indem sie dunkle Farben in bedeutendem Grade bevorzugen. Es fanden nämlich unter 100 Be- suchen statt: Nach Beobachtungen im Berliner Nach Beobachtungen Müllers. Botanischen Garten: An weissen oder gelben An weissen oder gelben Be N 328 Bes; '' Blumen‘! „=... % 35 Bes. An blauen, rothen oder An blauen, rothen oder violetten Blumen . . 772 - violetten Blumen . . . 65 - Dagegen tritt die Bevorzugung, welche andere Bauchsammler wie die Megachile-Arten den Compositen und Papilionaceen zu Theil werden lassen, in den Besucherlisten Müllers für Osmia nicht hervor; sie war jedoch bei den Besuchen der Osmia-Arten im Botanischen Garten, 1) S. die obige Anmerkung bei Hepatica. 8*+ 116 Loew: bei welchen die zahlreichen Besuche von O. fulviventris Pz. den Aus- schlag gaben, deutlich constatirbar; es fanden nämlich statt: Nach den Beobachtungen Nach Beobachtungen im Berliner Müllers. Botanischen Garten. An Blumen von Com- An Blumen von Com- positen und Papi- positen und Papi- lionaceen . . . . 27,85 derBes. dionaceen . . . . 60% der Bes. An den übrigen Blu- An den übrigen Blu- IEHN. 42... WR RN z men . 4.1». VPRaDESKENE Es zeigt sich somit, dass auf einem kleinen Areal das lokale Ueber- wiegen einer Species wie hier ©. fulviventris Pz. sehr merkbaren Einfluss auf die Art der Blumenauslese gewinnen kann. Blumenbesuche. Nr. 27. Osmia rufe. L. 2 und d‘. | An Pollenblumen: 1) Papaver Burser. Cr. I. Gelb. — ® Nur Psd. 4. 6. 84. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 2) Arabis albida. Stev. II. Weiss. — g‘ Sgd. 28. 4. 83. — 3) A. deltoidea. DC. I. Violett. — 9 Sgd. u. psd. 18. 5. 82. — 4) Bergenia subeiliata. A. Br. II. Rosa. — d‘ Sgd. 28. 4. 83. — 5) Brassica oleracea. L. I. Gelb. — Jj' Sgd. 7. 5. 82. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 6) Myosotis alpestris. Schm. I. Blau. — 9 Stetig sgd. 7. 5. 82. An Blumengesellschaften: 7) Mulgedium alpinum. Less. 1. Blau — 9 Psd. 31. 5. 82. — 8) Valeriana Phu. L. II. Weiss. — Q Psd. 18. 6. 82. An Bienen- und Hummelblumen: 9) Anchusa ochroleuca. M. B. I. Gelbweiss. — g‘ Sgd. 2. 6. 82. — 10) Astragalus glyeyphyllus. L. I. Gelb. — 9 Psd. 31. 5. 82. — 11) Ballota nigra. I. Hellpurpurn. — 9 Sgd. 15. 8. 84. — 12) Caryolopha sempervirens. Fisch. et M. II. Blau. — g" Sgd. 2. 6. 82. — 13) Ce- rinthe minor. L. I. Gelb. — 2 Sgd. u. psd. 7. 5. 82. — 14) Epimedium pinnatum. Fisch. II. Gelb. — Q@ Sgd. 8. 5. 83. — 15) Hedysarum obscurum. L. I. Purpurn. — Q Pod. u. sgd. 2. 6. 82. — 16) Hyaecinthus orientalis. L. U. Blau. — 9“ Saft bohrend oder sgd. (?) 28. 4. 83. — 17) Lamium flexuosum. Ten. II. — Jg‘ Sgd. 25. 5. 84. — 18) L. maculatum. L. var. hirsutum. I. Purpurn. — Q Sgd. 7. 5. 82. — 19) Muscari neglectum. Guss. I. Blau. — cd‘ Saft bohrend. 6. 5. 83. — 20) M. racemosum. DC. I. Blau. — J' Saft bohrend. 6. 5. 83. — 21) Nepeta melissaefolia. Lam. I. Blau. — 9 Sgd. 18. 6. 82. — 22) N. Mussini. Henk. II. Blau. — 9 Sgd. 20. 6. 82. — 23) Orobus niger. L. I. Purpurn. — Q@ Psd. u. sgd. 31. 5. 82. — 24) O. variegatus Ten. II. Purpurn. — Q@ Pd. u. sgd. 2. 6. 82. — 25) O. vernus var. flaceidus. Kit. I. Purpum. — ® Psd. u. sgd. 8. 5. 83. — 26) Pentstemon pro- cerus. Dougl. II. Blau. — 9 Psd. 2. 6. 82. — 27) Pulmonaria angustifolia. L. 1. Blau — Ju. 2 Sgd. 7. 5. 82. — 28) P. angustifolia X officinalis. L Blau — dd‘ Sgd. 5. 4. 84. — 29) P. offieinalis. L. var. I. Blau — 9 Sgd. 5. 4. 84. — 30) P. saccharata. Mill. II. Blau. — J' Sgd. 7. 5. 82. — 31) Vicia unijuga. A. Br. I. Blau — © Psd. 31. 5. 82. Blumenbesuch von Insekten. 117 Nr. 28. Osmia adunca. Lätr. 2. An Bienenblumen: 1) Nepeta Mussini. Henk. II. Blau — ® Psd. u. sgd. 5. 6. 83. Nr. 29. Osmia aenea. L. (= 0. cyanescens L.) 2. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Sisymbrium austriacum. Jacg. I. Gelb. — 9 Sgd. u. psd. 20. 5. 84. An Blumen mit völliger Honigbergung: 2) Geranium rubellum. Mnch. ? Vaterl. Blasslila. — Q Sgd. 23. 6. 82, An Bienen- und Hummelblumen: 3) Coronilla varia. L. I. Rosa. — 9 Psd. 23. 6. 82. — 4) Lamium flexuosum Ten. I. — 9 Psd. 20. 5. 84. — 5) L. garganicum. L. II. Purpurn. — 2 Tief in die Blüthe hineinkriechend und sgd. 20..5. 84. — 6) Lithospermum purpureocoeruleum. L. I. Blau — Q Sgd. 25. 5. 84. — 7) Lupinus polyphylius. Lindl. III. Blau. — ® Psd. und vergeblich sgd. 23. 5. 82. — 8) Nepeta Cataria. L. I. Gelbweiss. — 9 Sgd. 1. 9. 83. — 9) N. Mussini. Henk. II. Blau. — 9 Sgd. u. psd. 3. 6. 83. — 10) Onobrychis sativa. Lam. I. Rosa. — 9 Psd. 2. 6. 82. — 11) O. aureus. Stev. II. Röthlichgelb. — Q@ Psd. u. sgd. 23. 5. 84. — 12) Phlomis armeniaca. W. II. Hellviolett. — Q Sgd. 23. 6. 82. — 13) Scutellaria, albida. L. II. Weiss. — Q Sgd. 24. 8. 84. — 14) Vicia onobrychioides. L. I. Blau. — D Psd. 8. 6. 83. Nr. 30. Osmia fulviventris. Pz.') 2 und d.. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Sisymbrium austriacum. Jaeg. I. Gelb. — Ju. 9. Sgd. 31. 5. 84. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 2) Camassia Fraseri. Torr. II. Blau. — J‘ Saft bohrend. 23. 5. 82. An Blumengesellschaften: 3) Carduus Personata. Jacq. I. Purpum. — O Psd. 10. 6. 83. — 4) Centaurea dealbata. M. B. II. Rosa. — 9 Psd. 18. 6. 82. — 5) C. Fischeri. Willd. I. Purpurn. — J' Sgd. 31. 5. 82. — 6) C. montana. L. I. Blau. — cf‘ Sgd. 3. 6. 83. — 7) C. ochroleuca. W. I. Gelb. — Jg‘ Sgd. 31. 5. 82. — 8) C. Salonitana. Vis. II. Purpurn. — © Psd. 2. 7. 82. — 9) Cirsium hetero- phyllum. All. I. Purpurm. — 9 Psd. 20. 6. 82. — 10) Crepis biennis. L. I. Gelb. — Q Psd. 22. 6. 83. — 11) Crepis montana. Tsch. I. Gelb. — 9 Psd. 2. 7. 82. — 12) C. suceisaefolia. Tsch. I. Gelb. — Q Psd. 2. 7. 82. — 13) Doronieum austriacum. Jaeg. L Gelb. — 9 Psd. 2. 7. 82. — 14) D. Pardalianches. L. I. Gelb. — 9 Pd. 10. 6. 83. — 15) Hieracium echioides. Lumn. I. Gelb. — 9 Psd. 29. 6. 84. — 16) H. murorum. Fr. I. Gelb. — © Psd. 2. 6. 82. — 17) H. Retzii. Grsb. I. Gelb. — Q Psd. 22. 6. 83. — 18) H. vulgatum. Fr. I. Gelb. — 9 Psd. 2. 7. 82. — 19) Hypochoeris maculata. L. I. Gelb. — Q@ Psd. 25. 6. 82. — 20) Jurinaea alata. Cass. I. Hellpurpum. — 9 Psd. 2. 7. 82. — 21) Mulgedium alpinum. Less. I. Blau — gu. 9. Sgd. 31. 5. 82. — 22) Rhaponticum pulchrum. Fisch. et Mey. IL. Rosa. — Q@ Psd. 23, 6. 82. — 23) Scorzonera hispanica. L. var. glastifolia. 1) Möglicherweise ist die unter obigem Namen aufgeführte, im Botanischen Garten sehr häufige Osmia richtiger als O. Panzeri Moraw. zu bezeichnen, deren Beschreibung mir nicht zugänglich ist. Gerstäcker (Beitr. zur näheren Kenntniss einiger Bienen-Gattungen. Stett. Entomol. Zeitsch. 30. Jahrg. 1869. p. 352) führt letztere Art als eine der bei Berlin häufigsten Arten auf. 118 Loew: Blumenbesuch von Insekten. I. Gelb. — 9 Psd. 24. 6. 83. — 24) S. parviflora. Jacg. I. Gelb. — 9 Psd. 24. 6. 83. — 25) Senecio Doronieum. L. I. Gelb. — 9 Psd. 20. 6. 82. — 26) Trago- pogon floccosum. W. K. I. Gelb. — 9 Ped. 24. 6. 83. — 27) Valeriana asari- folia. Dufr. I. Weiss. — dj‘ Sgd. 31. 5. 82. An Bienenblumen: 28) Coronilla varia. L. I Rosa. — 9 Psd. und vergeblich sgd. 24. 6. 83. Nr. 31. Osmia Papaveris. Latr. d. An Blumengesellschaften: 1) Centaurea Fischer. W. I. Purpurn. — dd‘ Sgd. 31. 5. 84. (Fortsetzung folgt.) IV. Beiträge zur Kenntniss der Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. Von Dr. K. Schumann, II. Custos am K. botanischen Museum. Einleitung. Wenn wir die Gewürze und Arome ÖOstasiens nach der chrono- logischen Folge aufzählen, in der sie im Abendlande bekannt wurden, so erhalten wir eine Reihe, die manches überraschende und unerwartete Moment bietet. Unter dem Öceident müssen wir aber hier einen etwas modifieirten Begriff verstehen, der vom gewöhnlichen Sprachgebrauch abweicht: er umfasst die gesammten Mediterranländer (Kleinasien und Aegypten neben Griechenland und Italien) und die übrige Westwelt. A priori sollte man meinen, dass eine solche Zusammenstellung mit der von Westen nach Osten vorschreitenden Längenposition der Orte coinci- diren müsste, an welchen die aufzuzählenden Produkte gedeihen. Je weiter der Kaufmann nach Osten vordrang, oder je weiter sein Einfluss sich geltend machte, um so umfangreichere Gebiete mit ihren Produkten mussten sich ihm erschliessen, bis er an der Grenze des bekannten Erd- kreises angelangt, nur noch durch intensivere Forschung eine spärliche Nachlese in den einzelnen Distrikten halten konnte. Demnach müsste man denken, dass uns in der ältesten Geschichte von jenen Substanzen Östasiens zuerst die Arome Vorderindiens begegneten, dann die Hinter- indiens,. endlich China’s und der malaiasischen Inselflur. Wir beobachten aber im Anfang gerade das Gegentheil, und auch in späterer Zeit begegnen uns noch vielfache Abweichungen. Der erste von den in Rede stehenden Stoffen, war, wie ich nachgewiesen zu haben glaube, der Zimmt aus China.') Er wird in der frühesten geschriebenen 1) Schumann, der Zimmt und die Zimmtländer. Geogr. Mittheilungen aus J. Perthes Verlag, Ergänzungsheft 73. Gotha 1883. u i 120 Schumann: Geschichte auf den Mauern ägyptischer Tempel des XVII. Jahrhunderts v. Chr. erwähnt. Aus dem Lande Punt, der Ostecke Afrika’s entnommen, kann er nur auf dem Handelswege dorthin gelangt sein, so dass dieser Region die Bedeutung eines Transitplatzes zukommt. Ein anderes Volk aber als die Chinesen dürfte, da der Zimmt ein Produkt ihrer Heimath war, kaum als Vermittler der Waare anzunehmen sein. Und hierin liegt die Lösung für die scheinbare Anomalie der aufzustellenden Reihe: Die Initiative für die Handels-Verknüpfung zwischen Orient und Oceident wurde nicht von den Völkern des Westens, sondern von den Chinesen ergriffen, die bereits längst vor den phönizischen Fahrten den indischen Ocean durchkreuzten. Ob wir unter den übrigen, in den ägyptischen Annalen aufgezählten Produkten noch weitere indische oder andere ost- asiatische Stoffe vermuthen dürfen, bleibt ungewiss, so lange bis wir genauere Mittheilungen aus den Hieroglyphen schöpfen können: möglicher Weise kann z. B. das ahem die Ambra sein. Die dem Alter nach folgende Quelle, in der wir Gewürze und Arome erwähnt finden, ist die Bibel; hier werden bereits drei verschiedene Sorten Zimmt, dann Nerd, Koscht und Chelbenah aufgezählt. Zwei von diesen Körpern sind genügend bekannt: Nerd ist die indische Narde (von Nardostachys Jatamansi und wahrscheinlich noch einigen anderen südlicher als im Himalaya wachsenden Valerianaceen); Chelbenah ist sicher das offcinelle Galbanum (Ferula galbaniflora Boiss. et Buhse und Ferula rubricaulis Boiss.); Koscht ist der celassische Costus, den man neuerdings!) in Aplotawis aurieulata DC. erkennen will. Alle diese Droguen gehören dem Norden Indiens an, die Chelbenah erreicht diese Gegend wenigstens auf den Grenzdistrikten gegen Persien. Herodot, unsere nächste Quelle der chronologischen Folge nach, kennt die letzt- genannten Droguen nicht; ihm ist nur der Zimmt bekannt, dessen Hei- math er nach Arabien und Afrika verlegt — ein deutlicher Fingerzeig dafür, auf welchem Wege er den Culturvölkern des Westens zufloss. Theophrast zeigt uns eine sehr wesentliche Bereicherung in der Erkenntniss der indischen Produkte und ihrer Wirkungen. Neben dem von uns soeben erwähnten begegnen uns Amomum, Cardamomum, Kostus und P/efer. Ueber das Amomum sind wir noch sehr im Ungewissen, man glaubt heut, dass es die Frucht von Amomum Cardamomum sei; warum man zweifelt, dass das alte Cardamomum identisch mit unserem gleich- namigen Produkt sei, kann ich nicht angeben; bei der mangelhaften Be- schreibung der Medicinalpflanzen bleibt uns der Name immer noch der sicherste Führer. Interessant ist die Erwähnung des P/efers. Es scheint 1) Flückiger, Pharmacognostische Notizen über Alexander Trallianus. Archiv der Pharmacie. III. Reihe XVI. Band pag. 86 u. 85. Sr er. ee e% 2 - Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 121 die Bekanntschaft mit ihm gerade um diese Zeit eine unmittelbare Folge der Alexandrinischen Eröffnung Indiens für die griechische Welt gewesen zu sein, wenn auch vielleicht die Invasion des Darius in das Industhal vorbereitend die Wege für seinen Uebergang nach Westen geebnet hat. Dass das Gewürz über Persien eindrang, wird aus der etymologischen Ableitung sicher. Aus dem indischen pippali wurde, da die altpersische Sprache ein 1 nicht besitzt, perper und aus diesem das pepperi der Griechen. In der Zeit nach Theophrast wurden noch folgende wich- tigere Substanzen zugänglich: Ingwer, Malabathron und Zucker. Der letztere wird bereits von Strabon erwähnt und zwar in solcher Verbin- dung, dass wir erkennen, er ist den Begleitern Alexanders aufgefallen’), denn Megasthenes ist ihm der Bürge für die Angabe. Nach ihm nennt ihn zuerst Plinius, später Dioscorides, Galen u. s. w. Den Ingwer führt Plinius zuerst auf. Er muss gleich dem Zimmt, dem Amomum und Cardamomum seinen Weg nach Rom über die Arabia felix genommen haben; denn bei ihm wie bei dem Cardamomum taucht wieder die alte irrige Vorstellung auf, dass die Südspitze der Halbinsel seine Heimath wäre?). Malabathron aus dem Sanskritwort tamalapatra entstanden, heisst eigentlich Zimmtblatt; es sind die später noch vielfach verwendeten, lange Zeit irrthümlich gedeuteten folia indica, welche heute aus dem Handel ganz und gar verschwunden sind. Jedenfalls waren es die aromatischen Blätter einer, vielleicht auch mehrerer Cinnamomum-Arten. Damit sind die Substanzen, von denen wir genau wissen, dass das frühere Alter- thum bis zu Anfang der römischen Cäsaren sie kannte, erschöpft. Später treten noch die Nelke und Muskatnuss, der Moschus und der Campher hinzu. Der Moschus scheint zuerst von Hieronymus im IV. Jahr- hundert schriftlich erwähnt worden zu sein; die Muskatnuss findet sich kaum vor Aötius im VI. Jahrhundert angeführt; vom Campher kennen wir erst im VO. Jahrhundert sichere Mittheilungen und über die Gewürz- nelke bleibt die Zeit der Einführung und der ersten Beobachtung noch gegenwärtig strittig. Eine Untersuchung über diesen Zeitpunkt wird uns im Folgenden beschäftigen. I. Materialien zu einer Geschichte der Nelke, Die früheste Erwähnung, welche wir von der Nelke haben, findet sich, wenigstens der Namensnennung nach, bei Plinius. Sämmtliche Texte stimmen so genau überein, dass ein Fehler nicht vorliegen kann. 1) Strabo, Geographia ed. Casaubonus pag. 694. lib. XV. cap. 1. 2) Plinius ed. Sillig XII. cap. 13 $ 29, cap. 7 $. 14, ebenso Dioscorides II. 190. 122 Schumann: Die bekannte Stelle heisst'): „Est etiamnum in India piperis grani simile, quod vocatur garyophyllon, grandius, fragiliusque. Tradunt in Indico luco id gigni. Advehitur odoris gratia.* Scaliger hat zuerst den Zweifel angeregt, dass unter dem vorliegenden Wort die Nelke zu ver- stehen sei”); in der neueren Zeit hat man seinem Urtheil im Allgemeinen beigestimmt und ganz besonders Cubeben und ähnliche Dinge darunter vermuthet. Ich finde, dass dieser Zweifel unberechtigt ist. Wenn Plinius in den darauf folgenden Zeilen die Beeren einer indischen Berberis mit dem P/efer vergleicht, warum soll man nicht denken, dass er auch die Nelke ihm ähnlich erklärt? Dass sie grösser als Pfeffer ist, spricht ebenso wenig dagegen, und wenn er besonders hervorhebt, es wäre des Geruchs wegen eingeführt worden, so ist das erst recht ein Moment, welches für meine Ansicht spricht. Eine noch entschiedenere Bestätigung wird uns aus der etymologischen Untersuchung erwachsen. Nicht unwesentlich erscheint mir der Name der Drogue. Er tritt uns hier zum ersten Male ganz unmittelbar und klar entgegen, so dass man nicht einmal den Versuch gemacht hat, ihn durch eine Conjectur zu beseitigen. Wenn es gestattet ist, ein wenig vorzugreifen, so bemerke ich, dass wir allen Grund haben, in ihm ein verdorbenes, durch Volks- etymologie graecisirtes Fremdwort zu erblicken. Ich kenne kein Bei- spiel aus der alten Heilkunde, dass ein solches Wort, das später ganz dem uns geläufigen Begriff entspricht, zuerst als Verhüllung für eine anderweitige Substanz gedient hat. Eine andere Frage ist freilich die, ob Plinius die Nelke wirklich in Substanz gekannt hat. Das erscheint mir selbst wenig wahrscheinlich. Wir wissen ja, dass er nach eigener Angabe zu dem XII. Buch sehr fleissig eine Schrift des Juba benutzt hat, welche Arabien behandelte und die für Cajus, den Stiefsohn des Augustus, verfasst worden war. In diesem Buche kann recht wohl die Nelke angeführt gewesen sein. Dass sie aber bereits aus ihrer Heimath exportirt wurde, beweisen uns die chinesischen Schriftsteller, welche be- richten, dass die Nelke unter dem Namen Vogelzungengewürz bereits während der Han-Dynastie um die Mitte des II. Jahrhunderts v. Chr. als Parfüm zur Anwendung kam.°) Es wäre selbst der Fall nicht un- denkbar, dass sie als ungewöhnliche Seltenheit gelegentlich nach Rom gekommen ist. Regelmässig kann sie aber bestimmt nicht im Handel gewesen sein, denn Dioscorides und Galen nennen sie in ihrem 1) Plinius hist. nat. lib. XI. cap. 15. 2) Julii Caesaris Scaligeri exotericarum exereitationum liber XV. de subtilitate ad Hieropyymum Cardanum Hanoviae 1620. exereit. 140. pag. 472. Scaliger polemisirt in der heftigsten Weise gegen Cardanus und benutzt jede Gelegenheit zu oft nichtigen Einwürfen. ®) Flückiger and Hanbury Pharmacographia London 1874 pag. 250. Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 123 Arzneischatze nicht. Diejenigen Bücher des Galen, welche sie ent- halten,‘) das II. und III. de remediis parabilibus, sind gewiss gefälscht und kaum etwas anderes, als griechische Uebersetzung eines spät ara- bischen Arztes. Doch nur kurze Zeit nach Galenus begegnet uns die Nelke wieder. Es existirt ein für die Geschichte der Pharmakognosie höchst interessantes Dokument aus der Zeit des Marcus Aurelius, in dem sie genannt wird. Nach Dirksen?), dem sorgfältigen Bearbeiter desselben, fällt es in die gemeinsame Regierung des Aurelius mit seinem Sohne Commodus, also zwischen 176 und 180. Ein gewisser Marcianus, der etwa 50 Jahre nach Veröffentlichung dieser Reseripte lebte, giebt die Aufzählung der Produkte, die an der Zollgrenze angemeldet werden mussten, in seiner Monographie über die Rechte und Pflichten der Öffentlichen Angeber. Diese Arbeit kam in Justinians Pandektensammlung und blieb so er- halten. Man hat gemeint, dass das Verzeichniss ausschliesslich für Alexandrien Geltung gehabt hätte. Dies ist aber desswegen wenig wahr- scheinlich, weil der Text nichts darüber aussagt, und dann weil viele Produkte, wie die Babylonischen und Parthischen, näher und bequemer gelegene Eingangspforten hatten, als das ägyptische Emporium. In der zweiten Reihe der Produkte, einer Variante der ersten, finde ich unter anderen indischen Waaren auch das Gariofilum aufgezeichnet. _ Flückiger giebt als die erste für ihn unbedingt geltende Quelle der Bekanntschaft mit der Nelke die Schenkung des Kaisers Constantin an den Bischof Silvester an, der von 314—335 in Rom residirte. Die überaus grosse Menge von 150 Pfund erweckte mir bald Bedenken. Mir erscheinen dieselben um so gerechtfertigter, als die Schriften, welche die Beziehungen zwischen dem geistlichen und weltlichen Oberhaupte be- handeln, — die Constantinischen Donationen — ohne Zweifel apo- kryph sind. Nun lesen wir aber im Liber pontificalis?) unter dem Titel der Bio- graphie des Sylvester zwar von Gewürzen (aromata) überhaupt, auch von 200 medimnen Zfefer wird gesprochen, von oleum nardium und balsa- mum; aber die Gewürznelke ist nirgend wörtlich angeführt. Ebenso wenig enthält die Legenda aurea, welche aus diesem Buche geschöpft ist, eine Andeutung davon. Ist nun der Liber pontificalis, wie bereits Lorenzo Valla im XV. Jahrhundert nachwies, vor dem X. Jahrhundert 1) Galeni opera ed. Kühn, Lipsiae t. XIV. pag. 462, 507, 512, 529. 2) Dirksen über ein in Justinians Pandekten enthaltenes Verzeichniss ausländischer Waaren, von denen eine Eingangssteuer an den Zollstätten des römischen Reiches erhoben wurde (gel. den 2. Novbr. 1843). Abhandl. der Königl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin Jahrgang 1843 phil.-hist. Abth. pag. 60 Berlin 1845. 3) Liber pontificalis ed. Muratori I. pag. 107—110. 124 Schumann: nicht entstanden (die Legenda aurea muss, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, noch später fallen), so sind die Quellen, aus denen O0. Vignoli geschöpft hat, ein Werk, welches nach der freien Phantasie den Collectivbegriff aromata mit den Namen der verschiedenen Gewürze ausgefüllt hat. Kritischen Werth hat also die Mittheilung nicht. Ist bei Plinius die Annahme gerechtfertigt, dass sein garyophyllon unsere Gewürznelke nicht sei, so bleibt dieselbe ebenso unsicher bis zu dem Manne, dessen ruhigem und verständigem Urtheil die Wissenschaft überhaupt manche frühe, gut verbürgte Nachricht verdankt, dem Arrianer Philostorgios.!) Er erwähnt sie bei der Beschreibung der Insel Taprobane. Wie es sich geziemte, musste er auch an diesem Orte das Paradies berühren; denn kein Reisender geistlichen Standes konnte bei der Behandlung dieses Landes unterlassen, wenigstens eingehende Erkundigungen nach dem Stammsitz des Menschengeschlechts einzu- ziehen, wenn er nicht gar Anstrengungen machte, es aufzusuchen. Der letzte, welcher sich in diesem Sinne angeblich bemühte, war Johann von Marignolli im XIV. Jahrhunderte, der das Rauschen der Wässer und Bäume daselbst vernahm. Philostorgius erzählt vom Hyphasis, welcher bekanntlich als einer der Paradiesesflüsse galt, „an seinem Ufer wird das gefunden, was Karyophyllon genannt wird, sei es, dass es eine Frucht, oder dass es eine Blüthe ist. Die Eingeborenen glauben, es wäre ein Baum des Paradieses“. Die Angabe, so kurz sie auch ist, verdient unsere Beachtung, denn aus dem ausgesprochenen Zweifel ent- steht uns die Gewissheit, dass er unter Karyophyllon kaum etwas anderes versteht, als unsere Nelke. Gerade diese Unsicherheit über den bota- nischen Werth des Körpers begegnet uns später immer wieder; dieses Schwanken wird aber bei der mangelhaften Klarheit der wissenschaft- lichen Definitionen bis in die neuere Zeit leicht erklärt. Cosmas Indicopleustes ist der nächste Schriftsteller des Oceidents, bei welchem wir eine Angabe über dieses Gewürz verzeichnet finden. In seiner Beschreibung der Insel Taprobane lesen wir; „Von den inneren Theilen (Asiens nämlich) und zwar aus Tzinista und anderen Emporien entnimmt die Insel Seide, Aloeholz, Nelken und tzandana (Sandelholz).*e Weiter unten begegnen wir folgender Stelle: „Ueber Taprobane oder Sielediba hinaus auf dem Continente liest Marallo, welches Muscheln, Kaber, welches Alabandenon verschiekt; hier ist die Gegend, von wo die Nelke ausgeht.“”) Wir sehen bei ihm schon die 1) Philostorgii Cappadocis historiae ecclesiasticae libri XII. Genevae 1643. lib. III. cap. 10. pag. 37. 2) Veterum patrum analecta nova Venetiis 1781. Cosmae Indicopleustae topo- graphia christiana pag. 169. . wWaAPN“ A 4.) N { #) Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 125 Ansicht praegnant ausgedrückt, dass die Nelke ein Produkt Chinas, über- haupt eines östlichen Landes von Asien ist. Die erste deutlichere Beschreibung, welche bisher als die erste überhaupt angesehen wurde, giebt Paulus Aegineta.!) Sie heisst: „das Karyophyllon ist nicht das, was der Name enthält, sondern gewisser- massen die Blüthe eines Baumes, welche aus Indien gebracht wird, schwarz, wie eines Fingers Breite lang, aromatisch, scharf, bitterlich, heiss, trocken im dritten Grade. Sie dienen zu vielen nützlichen Zwecken, als Gewürz und Mediein.* Auf die spätere lateinische und griechische mittelalterliche Litteratur einzugehen, halte ich hier nicht für noth- wendig. Ebenso wenig ist es wünschenswerth, die Stellung zu würdigen, welche die Nelke in der Culturgeschichte der Westvölker beanspruchen darf. Dies alles ist von berufenster Seite mit dem besten Erfolge bereits gethan worden.”) Dagegen glaube ich, ist es nicht ganz unwesentlich, die arabische Litteratur noch ein wenig nach dieser Hinsicht zu prüfen. Die muhammedanischen Nationen kennen die Gewürznelken sehr wohl. Sie spielt in ihren Gedichten besonders der älteren Zeit eine wichtige Rolle, und fehlt weder in ihren geographischen Compendien, noch in ihren naturwissenschaftlichen und pharmakognostischen Handbüchern; sie nennen dieselbe Karanful.”) Die älteste Nachricht, die mir bekannt ist, findet sich in der Muällakä des Amro’l-kais Vers 6; sie heisst: „Wenn sie beide aufstehen, so verbreitet sich der Moschusgeruch von ihnen, so wie der Wind weht, der den Geruch der Nelke bringt.* Man hat an dieser Stelle unsere Nelkenblume verstehen wollen *); ich kann aber dieser Meinung aus mehreren Gründen nicht beipflichten. Einmal wird es während der besseren arabischen Zeit, also bis in das XU. und XIII. Jahrhundert, an keinem Orte zwingend sein, unter Karanful den Dianthus zu verstehen. Dagegen ist es in einer überaus grossen Zahl von Fällen unbedingt sicher, dass dieses Wort unsere Gewürznelke bedeutet. Es wird unter den tib, den Parfümen, aufgeführt und in einer leidener Handschrift mit Zangabil (Zingiber) geradezu als 1) Mir stand nur die alte Ausgabe Pauli Aeginetae libri VII Basileae 1538 zur Verfügung; ich wählte deshalb die neueste englische Uebersetzung als Grundlage: The seven books of Paulus Aegineta translated by Francis Adams 1844—47 t. III pag. 160. 2) Flückiger and Hanbury 1. c. 3) Nicht unwesentliche Mittheilungen, besonders über die Poösie der Araber, verdanke ich Herrn Dr. Siegm. Fraenkel in Breslau Es ist mir ein Bedürfniss, ihm für die liebenswürdige Unterstützung, die er mir auch bei dieser Untersuchung zu Theil werden liess, meinen Dank auszudrücken. *) Dozy Supplöment aux dietionnaires arabes schreibt: nom d’une fleur odoriferante, ordinairement rouge ou blanche, qui se trouve en abondance en Syrie, tel est le sens dans la Mo’allaca d’Amro’l-Kais, oeillet etc. 126 Schumann: Gewürz der Beduinen bezeichnet; beide wurden in Ketten (Sihäb) am Halse getragen. Auch Freitag giebt nach dem Kamus und Dschauhär an: „sihäb = ornamenta colli sphaerulis odoratarum rerum [nempe rei sakk caryophylli et granorum mahlab (wilde Kirsche) appellatarum] constans gemmis, margaritisque non adhibens“ und „torques ex caryophyllo parata qua pueri ornantur. Daraus sieht man deutlich, dass von der Blume keine Rede sein kann. Die Beschreibung, welche die Pharmakognosten und die Eneyklopaedisten wie Kazwini u. s. w. geben, lassen ebenso keinesfalls, wie man unten sehen wird, zu, dass man unter Karanful die Nelkenblume vermuthen darf. Es scheint überhaupt die Cultur der letzten erst in verhältnissmässig später Zeit zur Liebhaberei geworden zu sein; ich glaube, dass dieselbe in Italien ihren Ursprung genommen hat, aus welchem Lande sie nach dem Urtheile vieler stammen soll. Un- bedingt ist aber die Zucht der Nelke keine ursprünglich arabische Ein- führung gewesen; es dürfte im Ganzen die Vorliebe für Blumen in der Zeit vor dem Chalifenreiche keine nennenswerthe gewesen sein. Alle die wohlriechenden Blumen haben fremde Namen und deuten somit auf ausländische Uebernahme. Eine sichere Angabe, dass auch arabisch nach romanischem Vorbilde die Nelkenblume durch Karanful bezeichnet wurde, finde ich in einem alten spanisch-arabischen Wörterbuche'); dort lese ich „elavellina flor Caronfalia, caronfal.* Ein anderer Beweis, dass man unter dem Karanful die Nelkenblume nicht verstand, scheint mir in Folgendem zu liegen. Eine arabische Anthologie (das Kitäb ol-maschmüm) zu Leyden enthält Verse aller möglichen Dichter auf Blumen u. dergl., unter diesen ist Karanful nicht aufgezählt, wohl aber findet es sich später unter den Parfümen. Aeltere Beispiele, als bei Amro’l-Kais, können der Natur der Sache gemäss, da er einer der ältesten Dichter ist, nicht wohl erwartet werden. Wie mir aber Herr Dr. Fraenkel mittheilt, findet es sich noch in einigen vormuhamedanischen Gedichten (Ala’schä, Hamasa 274/16), auch im Kitäbo’-1-Agäni VI. 20 aus der Omajjadenzeit). Später scheint sie in der Poesie überhaupt nicht mehr beliebt zu sein, da andere, mehr geschätzte Parfüme an ihre Stelle traten. Gehen wir nun zu den späteren Prosaikern über, so ist unter diesen die älteste Nachricht in der Kette der Erzählungen zu finden, die Abü Zaido l-Hassan aus Siräf im Jahre 851 nach den Berichten eines gewissen Solaimän und des Koreischiten Ihn Wahab zusammenstellte.”) Von den Meeren Indiens und Chinas lesen wir, dass in ihrem Schosse 1) Pedro de Alcala Vocabulista araviga en lettra castellana, Granatae 1505. 2) Reinaud, Relation des voyages faits par les Arabes et les Persans dans l’Inde et & la Chine dans le IX. siecle de l’ere chretienne. Paris 1845. 2 vol. pag. 137 arab. Text. (Uebers. 143). E | " Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 197 Perlen und Ambra gefunden werden, in den Bergen der Länder Edel- steine und Gold. Unter die Kostbarkeiten, die von Thieren herstammen, gehört das Elfenbein und in ihren Wäldern befindet sich das Ebenholz, das Brasilholz, der Bambus, das Aloeholz, der Kampher, die Muskat- nuss, die Nelke, das Sandelholz und die übrigen aromatischen Substanzen. Dasselbe erzählt uns Ibn Hordädbah') aus Indien. „Sie wachsen auf der Insel Gäbä und werden von Indien nach China ausgeführt: Kampher, Muskatnuss, Gewürznelken, Kubeben etc. etc.* Mas’üdi be- richtet ihre Ausfuhr aus dem Reiche des Maharadscha in der malaiasischen Inselwelt, jenem Phantasiestaat von enormer Ausdehnung, dessen Gebiet das schnellstsegelnde Schiff in 2 Jahren nicht umfahren kann?). Dieser König, spricht hier der Autor, besitzt die verschiedenen Sorten von Aromen und Parfümen und kein anderer König hat das, was er be- sitzt .....; aus seinem Lande führt man Kampher, Aloeholz, Ge- würznelken, Sandel, Muskatnuss und Macis?), Cardamom, Kubeben und manches andere aus, von dem wir hier nicht sprechen wollen. Von den compilirenden Autoren will ich Idrisi und Abü’lfida übergehen. Sie basiren wesentlich nur auf den genannten Quellen; da- gegen soll dem Kazwini eine eingehendere Berücksichtigung zu Theil werden. Er beschreibt den Gewürznelkenbaum im naturwissenschaftlichen Theil seiner Cosmographie*) wie folgt: „Er wächst auf einigen Inseln Indiens. Seine Frucht gleicht der des Jasmins, ausser dass sie schwärzer ist. Man sagt, die Völker jener Insel führen sie nur aus, nachdem sie dieselbe gekocht haben, damit sie nicht in einem anderen Lande gezogen wird. Der Schaich Räis (Avicenna) sagt: seine Früchte machen den Athem wohlriechend und schärfen das Gesicht; sie nützen gegen die Trübung der Augen. Ein anderer sagt: die Nelke hebt die Uebelkeit auf und ihr Geruch kräftigt das kalte Gehirn, welches die Melancholie beherrscht; sie stärkt das Herz und macht es froh.“ Genaueres über die Heimath der Gewürznelke berichtet er an meh- reren Stellen. Sie ist ein Produkt der Inseln Sajalän, Bartäbil und Gavä, sowie des chinesischen Landes’). Die beiden ersteren vermuthe it) Ibn Hordädbah, le livre des routes et des provinces publie, traduit et annote par Barbier de Meynard, Journal asiatique VI ser. t IV. Paris 1865 arab. T. pag. 65 und folg. Uebers. pag. 288 und 294. 2) Masüdi, les prairies d’or. Texte et traduction par Barbier de Meynard et Cour- telle 4 vol. Paris 1861—1865. I. 341. sonst noch I. 61. 3) Barbier de Meynard übersetzt hier, ich weiss nicht warum, l’arec et noix de muscade. Die Arecanuss heisst gewöhnlich faufel; gauz bouah ist Muskatnuss. #) El-Cazwini’s Kosmographie; I. Theil: Die Wunder der Schöpfung, II. Theil: Die Denkmäler der Länder ete. Wüstenfeld, Göttingen 1848—49. I. 292. 5) El-Cazwini I. 112, 111; II. 55, 53 und 15, 35. 128 Schumann: ich in Sumatra; auch die letzte Insel kann durchaus nur für Sumatra gehalten werden; man hat hier offenbar die Handelsländer mit den Pro- duktionsgebieten verwechselt. Sehr eigenthümlich ist die Beschreibung des stummen Handels, welcher von der zweiten Insel erzählt wird. Der Text lautet: „Dort kommt die Gewürznelke vor und wird von hier ausgeführt. Dies ge- schieht folgendermassen. Die Kaufleute steigen am Gestade ab und legen ihre Waaren und Tauschmittel (wörtlich Utensilien) am Strande nieder. Dann kehren sie nach ihren Schiffen zurück und bleiben dort. Wenn aber der Morgen tagt, gehen sie zu ihren Tauschmitteln und finden an der Seite jeder einzelnen Waare eine gewisse Menge Nelken. Wenn der Kaufmann zufrieden ist, so nimmt er sie und lässt die Waare zurück. Nehmen sie (die Kaufleute nämlich) aber die Waare und die Nelken, dann vermögen die Schiffe nicht eher wegzufahren, als bis sie eins von beiden auf seinen Ort zurückgelegt haben. Wenn einer von ihnen mehr fordert, so lässt er die Waare und die Nelken an ihrer Stelle und dann wird ihm zugelegt.“ Auf die weitere Beschreibung, wie ein neugieriger Reisender die Eingeborenen belauschte und für viele Jahre verscheucht hat, will ich hier nicht weiter eingehen. Der ganze Bericht giebt eine sehr anschauliche Darstellung von dem Tauschhandel, wie er mit einem wenig cultivirten Volke recht wohl ge- pflegt werden konnte. Bis auf die Stelle, an der von der Schwierigkeit der Abreise nach versuchtem Betruge die Rede ist, kann er genau der Erfahrung entsprechen, welche die Javanen und Sumatraner bei ihren Expeditionen nach den Molukken machten, die den Zweck hatten, die Nelke zu holen. Der Autor verlegt den Schauplatz der Handlung nach Bartäbil, das ich an einem anderen Orte mit Sumatra vergleichen werde. Was er aber von dieser Insel erzählt, konnte er mit demselben Rechte auch von Sajalän und Javä berichten, welche in gleicher Weise mit der vorhergenannten Insel eins zu sein scheinen. Diese Anschauung ist ge- wiss irrthümlich, gerade so wie sie uns noch später bei Marco Polo u. A. als unrichtige Mittheilung begegnet. Die Küstensäume von Sumatra müssen unter dem Einfluss der ostasiatischen Handelsvölker längst dem Zustande dieser Barbarei entzogen worden sein. Von den Bewohnern des Binnenlandes wäre eine solche Erzählung eher glaubhaft; im Uebrigen wachsen die Gewürznelken aber bestimmt nicht auf den westmalayischen Inseln, sondern nur auf den Molukken.') 1) Interessant ist eine alte malayische Angabe, die ich Marsden’s Dietionary of the Malayan language London 1812 pag. 114 entnehme: man hat niemals gehört, dass Pflanzen der Gewürznelke und der Muskatnuss in diesen Malayischen Ländern gefunden wurden. Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 129 Unter der Ueberschrift „China“ begegnet uns die Gewürznelke noch- mals. Kazwini spricht dort: „auf seinen Inseln wachsen die Bäume der Arome, wie die Nelke, der Zimmi und ähnliches. Man sagt, die Nelken bringen die Ströme von hohen Bergen, zu denen man nicht ge- langen kann. Dort giebt es von Ungeziefer und Gewürm, von Schlangen und Skorpionen eine grosse Menge; im Sommer aber erscheinen sie nicht, weil sie an den Stämmen angeheftet bleiben, von deren Früchten und Blättern jene fressen; im Winter aber treiben sie herab.“ Zuletzt führt er die Gewürznelke von der Stadt Sandäbil, der Hauptstadt China’s an. Diese Stelle hat aber wenig Werth, weil sie einem seiner Zuverlässigkeit nach heute noch nicht sicher geschätzten Autoren, dem Ibn Mohalhal entnommen ist; seine Reisebeschreibung ist, wie sie nach Yäküt vorliegt, ein Chaos z. Th. phantastischer Dar- stellungen, z. Th. blosser Namensangaben, mit denen vorläufig nicht viel anzufangen ist. Was nun die Angabe über die Heimath der Gewürznelke in China angeht, so muss man dieselbe nicht mit unseren geographischen Vor- stellungen betrachten. Die Molukken lagen nach arabischen Begriffen im chinesischen Meer (bahro’s-sin oder bahr zangi), dem östlichsten der sieben süd- und ostasiatischen, welche canonisch in den Compendien wiederkehren. In dieser Gegend herrschte der Kaiser von China, einer der fünf bis sieben Kaiser, unter welche die ganze Welt vertheilt war und so war es ganz selbstverständlich, dass diese Inseln zu dem Lande China gehören mussten. Daraus geht hervor, dass unter der Heimath der Gewürznelke nicht etwa das chinesische Reich in seiner heutigen Ausdehnung und eine unmittelbar an das Festland anstossende Insel ge- meint sind, sondern dass wir allen Grund haben, wirklich die Molukken darunter zu verstehen. Auch ein anderer Cosmograph Dimischki nennt die Gewürznelke von Sumatra, das er als Rami kennt, von Zangi bei China und von Serendib.') Der letzte der bekannteren und wichtigeren Geographen muhammedanischen Bekenntnisses ist Ibn Batütä, welcher schon in die Zeit hinein reicht, in der uns durch christliche Reisende Indien erschlossen wurde. Er giebt uns bei der Schilderung von Sumatra eine Beschreibung der @e- würznelke, welche hier in der Uebersetzung folgt?): „Was die Gewürz- nelkenbäume anbetrifft, so sind sie sehr alt und gross. Im Lande der 1) Dimischki Manuel de la geographie du moyen äge, traduit par Mehren, Copenhague 1874 pag. 205, 206 u. 214. 2) Voyages d’Ibn Batoutah texte arabe, accompagnd d’une traduction par Defremery et Sangninetti 4 vol. Paris 1853—58. IV. 243. Sonst erwähnt er sie nochmals unter den Produkten von Gäwä (unser heutiges Sumatra) IV. 228 u. unter den Geschenken, die ihm der Räga Az-Zähir machte IV. 309. Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 9 130 Schumann: Ungläubigen wachsen ihrer mehr, als in den Gebieten des Isläms. Es ist aber nichts besonders aufhebenswerthes mit ihnen, wegen ihrer grossen Menge. In unsere Gegenden werden von ihnen die Hölzer ausgeführt und das, was unsere Landsleute Nelkenblüthe nennen. Man versteht darunter die abgefallenen Blüthen, die wie Orangenblüthen aussehen. Die Frucht der Gewürznelke ist die Muskatnuss, welche bei uns als wohlriechende Nuss bekannt ist. Die an dem Baume befindliche Blüthe ist die Macis. Das alles habe ich mit eignen Augen gesehen. ® | Man könnte durch die Entschiedenheit, mit welcher die Angabe uns entgegentritt, und die immer von neuem wiederholten Mittheilungen wirk- lich zu der Annahme verleitet werden, dass die arabischen Autoren doch Recht haben, wenn sie für die Gewürznelke das Heimathsrecht auf Sumatra beanspruchen. Dazu kommt noch, dass auch Marco Polo von den Bewohnern seiner Insel Iavva sagt: „Ilz sont poivre noir, noix musguettes, garingal, cubebes, girofle et toutes autres espices* und ebenso von denen Necourans „ilz sont de cendel et de nois d’Inde et de garofles et de bresil*‘). Nun bekräftigt jener sogar seinen Bericht damit, dass er nach eigner Beobachtung erzählte. Aber ein Blick auf seine Beschrei- bung genügt völlig, um die ganze Darstellung in seiner Unwahrheit zu erkennen. Einmal ist das Holz der Gewürznelke nicht ausgeführt worden, wenigstens giebt es ausser dieser Stelle keinen anderen Beleg für diese Thatsache. Ibn Batütä hat hier Holz und Rinde verwechselt. Der Nelkenzimmt (kirfato'l-karanful) genoss allerdings eine gewisse Beach- tung. Es war aber auch nicht die Rinde von Caryophyllus aromaticus, sondern von einer Species der Gattung Cinnamomum. Dass die Gewürz- nelken Blüthen sind, ist das einzige halbwegs richtige an der Beschrei- bung, da von den Knospen nichts gesagt wird. Denn die Ansicht, dass die Frucht die Muskatnuss wäre, ist ebenso grundfalsch, wie . die, dass die am Baume sitzen bleibenden Blüthen zur Muskatblüthe würden. Gerade also diejenige Bemerkung, welche für die Richtig- keit der Sache von ausschlaggebender Bedeutung sein könnte, gewährt uns durch ihre Verbindung mit der offenbaren Unrichtigkeit die Mög- lichkeit, die so beharrlich wiederkehrende Angabe doch als irrthümlich zu erklären. 2 Die christlichen Missionäre und Reisenden aus dem Laienstande, welche im XI. bis XIV. Jahrhunderte Indien besuchten, sprechen zwar von der Gewürznelke fast alle; die Pflanze kennen sie aber nicht, weil sie nie bis zur Heimath, nach den Molukken, vordrangen. Die erste Beschreibung verdanken wir Pigafetta, dem Reise- !) Le livre de Marco Polo par Pauthier. 2 vol. Paris 1865. II. pag. 561 u. 580. Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 131 begleiter des ersten Erdumseglers, die frühste Nachricht von dem Vor- kommen auf den Molukken überhaupt dem Nicolo Conti. Wir wollen der chronologischen Anordnung gemäss diese zuerst berücksichtigen !). Der Text ist folgender: „Della sorte di uccelli che si trovano nella Giaua maggiore e dell’ isole di Sandai e Bandan e delle noci moscate e garofani che nascono in quelle. Nella Giaua maggiore trovansi uccelli molte volte che sono senza piedi, grandi come colombi ...... Piu avanti per quindici giornate di navigatione verso leuäte sono due isole una della Sandai, nella quale nascono noci mescate, e macis, ch’& suo fiore l’altra ısola Bädan, nella qua le nasce solamente il garofano e di li si porta all’ isola della Giaua.* Man hat gemeint, unter der Insel Bädan unsere heutige Banda-Inseln zu erkennen; ich glaube, dass es richtiger ist, Batjan darunter zu verstehen, weil dies der Thatsächlichkeit mehr entspricht. Die Beschreibung der Gewürznelke, welche wir Pigafetta ver- danken, ist interessant genug, dass sie hier einen Platz finden kann.?) „Il medesimo giorno Antonio Pigafetta ando in terra per veder come nasceuan li garofani gli arbori de quali sono alti, e grossi come & un huomo al traverso, e poi si väno assottigliando, li lor rami si spandono alquanto larghi nel mezzo, ma nella fine sono appuntati, le foglie sono come quelle del lauro, la scorza & del color dell’ oliua. Li garofani nas- cono nella sommi de rami dieci e venti insieme. Quando li garofani nascono sono di color bianchi, maturi rossi, e secchi negri. Colgonsi due volte l’anno, cioe di Dicembre, e di Giugno, percoche in questi duoi tempi l’aere & piu temperato, ma & piu temperato nel Dicembre, al tempo di Natale, quando l’aere & piu caldo, e manco pioue, si cogli 300.—400. Bahares in ciascuna di queste isole e nascono solamente sopra montagne, e se alcun di questi tali arbori e trasportato in altro luogo, non viue punto. La foglia, lo scorzo, e il legno quando & verde, & cosi forte come & il garofano, se non sono colti quando sono maturi, diuen- tano tanto grandi e tanto duri che altra cosa di lo ro non e buona, se non la scorza. Nascono garofani in altro luogo al mödo p. quel che si sappia, se non in 5. montagne delle 5. isole disopra nominate; se ne truouan ben aleuni nell’ isola di Gilolo, e in un’ isola piccola oltra Tidore et anchora in Mutir, ma no sono buoni come qsti delle sopra nominate. Li nostri vedeuan quasi ogni giorno, come si leuana vna nebbia, laqual circodaua queste montagne di garofani, che & cagion di farli piu perfetti. Ciascuno de gli huomini di queste isole ha li suoi arbori di garofani, 1) Viaggio di Nicolo di Conti Venetiano scritto per Messer Poggio Fiorentino in Ramusio Delle Navigationi et viaggi I. fol. 341 C. ?) Viaggio atorno il monde fatto per M. Antonio Pigafetta Ramusio 1. fol. 366 E. 9% 132 Schumann: e eiascun diventor cognosce li suoi, e nogli fanno diligstia aleuna di cultura.* ‘ Dieser Bericht verdient eine grosse Berücksichtigung. Er unter- scheidet sich zunächst sehr vortheilhaft von früheren dadurch, dass er nach Tagebuchform die Beschreibungen unter dem Eindruck des eben Gesehenen wiedergiebt, während die anderen Reisenden nach längerer oder kürzerer Zeit erst die von ihnen gemachten Beobachtungen nieder- schrieben oder diktirten. Er ist aber auch desswegen bemerkenswerth, weil er meine früher entwickelte Meinung bestätigt, derzufolge die Gewürznelke an keiner Stelle wild wachsend gefunden wurde, als auf jenen kleinen Inseln, welche das östliche Gestade von Halmahera um- säumen. Wäre ihre Cultur damals auf anderen Inseln gepflegt worden, so würde Pigafetta nicht so unbedingt das ausschliessliche Vorkommen auf den Molukken hervorgehoben haben. Mit dieser ersten Beschreibung wollen wir den geschichtlichen Theil verlassen. II. Etymologischer Theil Die ursprünglichen Namen der Gewürznelke, also diejenigen, welche die Bewohner der fünf eigentlichen Molukken Ternate, Tidore, Motir, Makian und Batjan der Drogue gegeben haben, scheinen fast alle verloren gegangen zu sein. Dieser Defect ist auch nicht wunderbar: es ist ge- nügend sicher gestellt durch Rumphius, Valentijn u. A., dass diese Barbaren von dem Gewürz keinen Gebrauch gemacht haben. Für sie gewann nur der Handel mit demselben Interesse und so nahmen sie die Bezeichnungen an, welche die Fremdvölker der Drogue beilegten. Gewiss haben die Namen wenigstens auf die gegenwärtige Etymologie keinen Einfluss ausgeübt. Nur einen, welcher ganz zufällig erhalten geblieben ist, vermögen wir hier anzuführen. Rumphius berichtet und schon vor ihm Garcia da Orta, dass die Tidoresen für das Produkt die Bezeich- nung Gomode haben'). Die übrigen Namen lassen sich in drei Gruppen ordnen: der ersten liegt die chinesische Bezeichnung zu Grunde, der zweiten die malaiische, der dritten die griechische. Der gegenwärtig allgemein gebräuchliche chinesische Name für die Gewürznelke ist im Kuan-hoa, dem Schrift- dialekt von Kuang-tscheu (Kanton) ting-hiang, d. h. wörtlich übersetzt Nagelaroma. Bei der dialektisch so ausserordentlich variablen Aussprache 4 hat die Wortverbindung mannigfache Veränderungen erlitten: ting der 1) Rumphius, Georg Everhard. Herbarıum amboinense pars II Amstelodami 1741. pag. 1 und 2. Crawfurd erwähnt diesen Ausdruck ebenfalls, er schreibt gaumedi. Valentijn Beschrijyving van ouden en nieuwven Oost-Indien III deel pag. 232. Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 133 Nagel wird auch tscheng gesprochen'), und auch hiang muss mehrfache Umgestaltungen erfahren haben, denn es wechselt?) das Wort kiang mit hiang und hung, und dieses muss in hio oder ko übergehen; sonst wäre der malaiische Name nicht zu erklären. An kuo die Frucht, das auch ko gesprochen wird und dessen Zeichen dem für Aroma nicht un- ähnlich ist, dürfte wohl nicht gedacht werden. Nach einer mir nicht zugänglichen Quelle Flückigers ist diese Benennung erst seit dem V. oder VI. Jahrhundert im Gebrauch, vorher hiess das Gewürz kö-sche- hiang (ki Vogel, sche Zunge, hiang Aroma). Rumphius nennt die Gewürznelke Thenghio, in dem wir das unverdorbene chinesische Wort wiedererkennen. Ebenso heisst sie noch jetzt im Malayischen und wird holländisch Z’sjancke transeribirt. Valentijn schreibt dafür Tsengke. In gleicher Weise ist das Wort von den Japanern übernommen worden. Die Gewürznelke wird dort als Gewürz nicht benutzt, sie dient als Räuchermittel in Zimmern bei wohlhabenden Leuten und ist ein Be- standtheil der Gewürzbeutelchen, welche die Japaner in den Zipfeln ihrer Aermel zu tragen pflegen. Ihr Name ist tschoö-ko oder tschoö-si. 80 fremdartig ischoö zuerst anmuthet, so bewegt sich die Modifikation doch nur in den gemeinen Bahnen, welche die chinesischen Worte bei ihrer Emigration nach Japan erfahren haben und auch ko ist, wie ich aus dem Monogramm .ersehe, nur eine andere Aussprache für hiang. Das si ist das chinesiche tsi”) und heisst Kind, das Wort würde also mit Nagelfrucht zu übersetzen sein. Auf die abendländischen Sprachen hat dieser chinesische Name keinen Einfluss gehabt; höchstens findet man gelegentlich einmal die portu- giesische Transcription chamka oder changue, wobei nach der Natur dieses Idioms der Mittelconsonant nasalirt wird. Die malaiische Bezeichnung für die Nelke ist Dbunga lavang, beide ng müssen gleich dem französischen Nasenlaut ausgesprochen werden. Gewöhnlich wird dies übersetzt Blume des Lavangbaumes. Herr Prof. Dr. Veth*) in Leyden theilt mir aber mit, dass lavang (im Batak-Dialecte labang) wohl Nagel bedeuten dürfte; so hiesse also bunga lavang Nagelblüthe. Was nun die Verstümmelungen des Wortes an- betrifft, so sind sie in den verschiedenen Dialekten verschieden. Zu- 1) v. d. Gabelentz, chinesische Grammatik. Leipzig 1881, pag. 98. 2) L «. pag. 97. 3) Das i ist noch ein vocalisirendes Forthallen des vorhergehenden Consonanten (v. d. Gabelentz 1. c. pag. 26). 4) Ich erlaube mir an dieser Stelle für die ausserordentliche Liebenswürdigkeit, mit der mir Herr Prof. Dr. Veth aus seinen umfangreichen Kenntnissen des Malaiischen über einige Fragen Auskunft ertheilte, meinen besten Dank abzustatten. 134 Schumann: nächst haben die Völker, deren Idiome jenen Nasenlaut nicht benutzen, ihn entweder herausgeworfen oder in g oder h verwandelt, am Ende des Wortes aber wird er stets zu n. So nennen die Amboinesen die Nelke nach Rumphius dugulawan, nach Valentijn dua lawan oder bua halawan; die Bewohner von Saparua nennen sie perawanno, die von Nusa-laut pualawango, die von Haruku poulawano, von Kela pualdwane, von Asilulu pukalawane. Herr Veth neigt zu der Ansicht, dass auch das Wort paku, der Nagel, mitbestimmend gewirkt hätte; andererseits kann aber auch buah, die Frucht, nicht ganz ausser Acht gelassen werden!). Bunga lavang wird, wie erwähnt, übersetzt mit Blume des lavanga- Baumes.”) Diese Benennung ist deswegen wichtig, weil sie die Grund- lage des am meisten im Sanskrit gebräuchlichen Wortes für die Gewürz- nelke geworden ist. Herrn Prof. Dr. Hildebrand verdanke ich ein umfangreiches Verzeichniss der Sanskritnamen: lavafiga, tixna puspa, mädana, devakusuma, divyagandha, vähpuspa, cri (welches auf kri zu- rückgeht) erisanyna, supuspa, bhriigära, vacya, eriüigara, candakapuspa etc. Alle diese Bezeichnungen scheinen vorderindischen Ursprungs zu sein, bis auf die erste und diejenigen, welche das von kri abgeleitete cri enthalten; wir werden unten noch Gelegenheit haben, uns dieser Reihe abermals zu erinnern. Was nun die abendländischen Bezeichnungen angeht, so sind hier zwei Parallelreihen anzuführen. Die eine wählt den Namen, indem sie sich, gleich der modernen chinesischen Sprache, an die Form des Dinges hält. Dies ist im Deutschen der Fall: Gewürznelke ist entstanden durch volksetymologische Umänderung aus Gewürznagel. Das Mittelhochdeutsche kennt nur dafür negelkin und neilikin mit zahlreichen Varianten, aus denen man durch neilkin, nilchin, nilgin leicht den Weg zu dem neu- hochdeutschen Nelken, Nelke findet.°) Denselben Sprachgebrauch beob- achten wir in den verwandten germanischen Dialekten, z. B. heisst sie im Holländischen Ärwd- oder Specerey- Nagel, im Dänischen Kryder- nellike, im Schwedischen Krydneglika etc. Wahrscheinlich durch die Vermittlung des Deutschen haben auch die slavischen Idiome ganz ähn- liche Benennungen. Die Nelke heisst polnisch gwozdzik, d. h. kleiner Nagel; dies wurde in’s Russische übernommen; hier heisst sie heut gwozdika, dem aber kein russisches Diminutiv zur Seite steht. Die gleiche 1) Dieses buah begegnet uns auch im Arabischen: gauz buah, heisst die Muskat- nuss; ob nun buah nicht auch aus bunga entstanden ist, wobei das ng, ein Buchstabe, der im Arabischen fehlt, mit h vertauscht wurde, lasse ich dahingestellt sein, mache aber darauf aufmerksam, weil ich Analogieen dazu kenne. 2) s. Lassen Indische Alterthumskunde. 3) Die Belege dazu vergleiche man in Sanders Wörterbuche. Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 135 Gewohnheit hat sich auch in einzelnen romanischen Sprachen Geltung verschafft, wobei das Lateinische des Mittelalters den Anfang machte'); so begegnet uns im Portugiesischen der Name cravo, im Spanischen giebt es clavo und clavellina (s. oben Pedro de Alcala) und im Englischen ist das romanische clove allein gebräuchlich; auch an celou de girofle ist zu erinnern. Aehnlich ist der Name im Ungarischen szegfübors: szeg heisst der Nagel, fü die Blume und bors der Pfeffer, also Nelkenpfeffer. Der zweite Stamm, welcher der Bezeichnung in den europäischen Sprachen zu Grunde liegt, ist das gemeinlich unter indigen griechischer Signatur auftretende Karyophyllon. Es hat den Ausgang gebildet für die Termino- logie fast aller romanischen Sprachen. Im Provenzalischen finden wir: Gariophili o gerofle so frugz d’un aybre que naysh en India;?) auch girofle kommt vor im Dendes de Prades; selbst ein Verbum giroflar ist gebildet worden: vis blanes e vermelhes e giroflats e ros. Das Altfranzösische kennt neben girofle auch girofre.. An dieses lehnen sich das neufran- zösische girofle, das italienische garofano, das spanische gariofilio und girofle an. Die Frage über die Abstammung des Wortes Karyophyllon ist noch gegenwärtig trotz der vielfachen Versuche, sie zu lösen, controvers. Die Ansichten über seine Analyse lassen sich leicht in zwei Gruppen bringen. Die einen halten das Wort für ursprünglich griechischen Stammes, die anderen erkennen einen ausländischen Stamm darin, der dann für die Sprache zurechtgemacht, ein heimathlich griechisches Gepräge erhielt. An der ersten Auffassung halten noch manche Lexika fest, wie Pape, auch das grosse französische Wörterbuch von LittrE u. s. w. Andere geben diese Erklärung mit gewissen Bedenken ab, wie der Thesaurus graecae linguae?). Die Uebersetzung wird bekanntlich durch Nussblatt wiedergegeben. Schon dieses Wort erweckt Befremden; denn eine weniger passende Benennung für die Gewürznelke konnte nicht leicht gewählt werden. Liesse man noch zu, dass die Knospe mit einer Nuss verglichen würde, so kann man beim besten Willen etwas blattartiges an der Nelke nicht finden. Fremden eingeführten Produkten gegenüber verhalten sich die Völker, wenn sie dieselben umfangreicher verwenden, entweder so, dass sie den an dem Heimathsorte geltenden Namen, meist freilich einigermassen ver- 1) Es findet sich Gariofili clavus in Ducange Glossarium mediae et infimae latinitatis. 2) Reynaud lexique roman III Paris 1844. ?) Stephanus Thesaurus ed. Hase etc. IV. Paris 1841 nucis folium, sed longe abest ab eo quod significare videtur .... sunt pars qui et Graecam appellationem depra- vatam esse suspicentur. 136 Schumann: dorben und verändert annehmen, oder dass sie einen eignen Namen bilden, der dann aber stets ein characteristischer, zweckmässiger ist. Zu den ersten zählen Pfeffer, Safran, Ingwer, Kampher, Reis u. Ss. w., zu den letzteren die Nelke, Rothholz und die anderen Farbehölzer, Stern- anis u. 8. w. Es ist nun auch noch der Fall möglich, dass bei der Uebernahme des Produktes von Zwischenhändlern deren Bezeichnung bei- behalten wird: so ist die Vanille von dem spanischen /a vaina die Schote abzuleiten, Kartofel von tartuffo, Zimmt von Kinnemon. Bei einem solchen Vorgange wird es oft sehr schwer, die Etymologie zu entschleiern; übt sich dann noch der Volksmund daran, so können äusserst compli- cirte, sinnentstellende Wortgebilde daraus werden; man vergleiche die volksthümlich gewordenen lateinischen Namen pharmaceutischer Simplicia und Composita. Eine solche Metamorphose scheint nach mehreren Meinungen das Wort Karyophylion getroffen zu haben. Es ist schon ganz ungewöhnlich und verdächtig, dass dasselbe eine schwankende Orthographie hat. Bei Plinius finden wir es garyophyllon geschrieben, während es doch nach dem griechischen Vorbilde caryophyllon heissen müsste; von den späteren zahllosen Varianten der byzantinischen Zeit will ich ganz absehen. Man scheint sich heut aber mehr der Ansicht zuzuwenden, dass es fremden asiatischen Ursprungs sei. » Den mehr oder weniger scharf ausgesprochenen Ansichten zufolge müssen wir die Ableitung wieder nach zwei Gesichtspunkten betrachten. Manche halten dafür, dass das Sanskrit zu Grunde liegt, andere wollen im Arabischen den Ursprung erblicken. Betrachten wir zuerst die Sanskritisten näher. Ich finde bei Lassen!) zwei Angaben. Er selbst erklärt den griechischen Namen aus Karaka- phalla, eigentlich die Blüthe des Granatapfelbaumes, indem er meint, dass die Inder den Namen auf den ihnen wenig bekannten Baum über- tragen haben mögen. A. Weber dagegen hat eine andere Erklärung, nämlich aus Katakaphala vorgeschlagen; dieses Wort bedeutet nach O0. Boethlingks und R. Roths Sanskritwörterbuche das saccharum sacra Roxb. und eine einjährige Pflanze. Lassen fügt noch hinzu, dass er keinen Grund einsieht, dieser Erklärung den Vorzug zu geben. Die arabische Ableitung wurde neben einigen älteren Autoren auch neuerdings wieder durch Crawfurd wahrscheinlich gemacht.) Das Wort, welches dann als Ausgangspunkt gedient hat, kann nur das Ka- 1) Lassen, indische Alterthumskunde, 2. Aufl., Leipzig 1867—74, 2. Bd. L, pag. 410. 2) Crawfurd, a descriptive dietionary of the Indian Islands and adjacent countries. London 1856, pag. 101—105. . Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 137 ranful, welches ausschliesslich in der besseren Zeit gebräuchlich war, gewesen sein. Daneben zeigt sich mit grosser Beharrlichkeit, namentlich in der abendländischen Litteratur vom XVIH. Jahrhundert an, Kalafür, auch Karaful begegnet uns. Schriftliche Belege aus der arabischen Litteratur sind mir dafür nicht vorgekommen; ich vermuthe unter allen diesen Abweichungen nur mündliche Dialektvarianten, die bei einem Worte, das heut in so vielen orientalischen Sprachen, wenigstens im medicinischen Terminus gebräuchlich ist, nicht überraschen können. Das Consonantengerüst heisst Krnfl, welches &ewöhnlich Karanful vocalisirt wird, doch auch Karonfil ist vorhanden. Aeltere lateinische, holländische ‘ und spanische Texte haben Karonfal oder Karumpfel!). Auch der Mei- nung begegnet man, dass das’ mittelste n ein i sein soll (Krifl), die sich nur durch die Punkte unterscheiden, n hat einen Punkt über dem Grund- strich, i zwei unter demselben. Da die Handschriften meist unpunktirt geschrieben sind, so lässt sich diese Ansicht wohl vertheidigen. Man hat dann vermuthet, dass das Wort Kariful aus dem Griechischen in das Arabische übernommen worden ist. Die von mir oben gegebenen Bemerkungen über Karyophyllon werden genügen, um diese Hypothese nicht zuzulassen. Ich glaube vielmehr, dass das arabische Wort in der That als Basis für das Griechische gedient hat, zumal da die Drogue wahrscheinlich über Arabien aus Indien eingeführt wurde, wenigstens schliesst die Reihen- folge, in welcher das Produkt bei Plinius und Philostorgios mit anderen Substanzen genannt wird, diese Vermuthung nicht aus. Das Wort Karanful trägt aber deutlich die Spuren an der Stirn, dass es arabisches Bürgerrecht nicht beanspruchen kann; es ist ein offenbar von aussen her aufgenommenes. Es lässt sich von keinem semitischen Stamm ableiten, in keine der normalen Formeln einreihen. Man wird den Ursprung dieses Namens nur dann richtig ermitteln können, wenn man der Strasse nachgeht, auf welcher das Produkt seinen Eingang in die Westwelt gefunden hat. Gesichert wird die Deutung dann sein, wenn wir an Ort und Stelle, woher die Drogue exportirt wurde und noch wird, das Wort selbst oder wenigstens bestimmt ge- formte, erkennbare Theile oder auch nur Trümmer desselben entdecken können. Wir werden später Gelegenheit haben, solche zu constatiren. Da die Gewürznelke zweifellos Indien auf ihrem Transporte berührt hat, so müssen wir auch versuchen, im-Sanskrit Andeutungen von dem Worte zu finden. In dem arabischen Worte vermuthete ich schon längst zwei Wurzeln, die allerdings ganz gegen semitischen Gebrauch verbunden 1) S. Piedro de Alcala vocabulista araviga, Rumphius Herbarium amboinense, Sprengel Historia rei herbaricae, Salmasius Homonyma etc. — 138 Schumann: sind und die bereits vereinigt aus fremdländischer Zunge stammen müssen. Es zerlegt sich sehr zwanglos in krn oder kri und ful. Ich denke diese Zerspaltung ist deswegen richtig, weil wir oben das Wort kri oder gri als Sanskritform für die Nelke kennen gelernt haben. Dass das arabische ful aber nur ein Rest ist, der eigentlich reduplieirt fulful Pfeffer dargestellt hat, geht aus der Reihe barbaro-griechischer Namen hervor, welche uns Ducange in seinem Glossarium!) mittheilt. Neben einer grossen Zahl von Wörtern, die an das Karanful anklingen, treffen wir auch Kerfulful und Karfulful. Eine ganz analoge Composition ist auch im Sanskrit vorhanden; freilich dient sie nach gegenwärtigem Wissen und, wie es scheint, nach heutigem Sprachgebrauch der gelehrten Inder, und darin liegt die Schwäche meiner Beweisführung, nicht für die Nelke, sondern für eine andere Pflanze. Karipippali ist nämlich wohl nach Roxburgh?) von Hessler im Susrutas Ayurveda?) als die Bezeichnung für Pothos ofiei- nalis bestimmt worden. Lassen übersetzt Karipippali mit Elephanten- pfefer.*) Nun zwingt aber nichts zu der Ansicht, dass dieses Wort immer für Pothos ofieinalis Koxb. gegolten hat, oder dass dieses für alle Theile von Indien etwa noch gebraucht wird. Selbst zugestanden, dass die Deutung im Susrutas richtig ist, so ist diese Angabe bei weitem nicht dafür entscheidend, dass die Nomenclatur ein hohes Alter bean- spruchen darf. Seit den kritischen Untersuchungen, welche competente Autoren über die Abfassung des lange Zeit überschätzten Buches an- gestellt haben, hat dieses viel von seinem Nimbus verloren. Weit davon entfernt, dass man dasselbe bis um das Jahr 1000 v. Chr. (wie Hessler will) zurückverlegen sollte, ja dass selbst Lassen’s®) Meinung zu Recht bestehen dürfte, nach der Susrutas mehrere Jahrhunderte vor Muhammed gelebt: hat Haas neuerdings, wie ich meine, mit voller Bestimmtheit nachgewiesen, dass der Ursprung der indischen Medicin®) und in Sonder- heit der besonders geschätzte Vertreter derselben in ein viel jüngeres Zeitalter fällt. Die Resultate seiner Untersuchungen giebt er dahin wieder, dass die Abfassung zwischen das XII. und XV. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zu setzen ist. Aus dem Vergleiche der Recepte mit ähnlichen Vorschriften derselben Zeit ist vorläufig auch nichts zu ersehen; jedenfalls ist aber der Umstand sehr in Erwägung zu ziehen, 1) Ducange l. c. pag. 90. 2) Roxburghs Werk konnte ich mir nicht verschaffen. 3) Susrutas ’Ayurvedas, übers. von Hessler Erlangen 1844—50. 3 Bde. II. 175. 4) Lassen, indische Alterthumskunde. 2. Aufl. I. pag. 326, Anm. 2. 5) Lassen, indische Alterthumskunde II. pag. 519. 6) Haas, über die Ursprünge der indischen Mediein. Zeitschrift der deutschen Morgenländischen Gesellschaft XXX. Leipzig 1876, pag. 667. Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. 139 dass in der ganzen Reihe von Pflanzennamen im Susrutas die Gewürz- nelke, welche unzweifelhaft in Indien zum Arzneischatze gehört haben muss — dafür zeugen die zahllosen Sanskritbezeichnungen —, fehlt. Auch kennt Ainslie!) diesen Namen für Pothos ofieinalis nicht; und so beruht die Angabe dafür eigentlich nur auf der einen Autorität Roxburgh’s, der aus localen Beobachtungen sein Urtheil leicht zu sehr verallgemeinert haben kann, Hessler hat dann auf dieses hin seine Uebersetzung von jenem entlehnt. Wir sind aber in der Lage, noch einen Schritt weiter gehen zu können; wir vermögen auch das Karipippali zu zerlegen. Lassen hat das nach dem Sinne Zlephantenpfeffer gethan; ich möchte auf eine andere Erklärung "aufmerksam machen. Wiederholt wies ich bereits auf das krz resp. er, ein Sanskritwort für die Nelke, hin. Ich glaube nun die Wurzel dafür gefunden zu haben. In Rumphius Herbarium amboinense?) lesen wir Folgendes: Daar is weinig onderscheid tusschen de Nagelen hier in Amboina wassende, want zy hebben schier alle -enderlei gedannte, en werden meest alle rood als se ryp worden, dog die ’er nauw opletten, kunnen drie zoorten uitvinden, eerst de semeene, die werden weinig rood in’t rypen, de tweede is wat kleinder, maar werd bloed-rood en heeten darom by de Amboneesen Bugulawan Kiri, na de roode verwe van den vogel Loeri, op Ambons Kiri genannt. Hier meine ich nun, haben wir das Wort gefunden, welches uns als Ausgangspunkt dienen muss. Es ist ebenso wie lawang in das Sanskrit wahrscheinlich mit dem Produkte zugleich aufgenommen worden. Die Aehnlichkeit des Pfefers mit dem Köpfchen der Nelke mag zuerst den Namen Kiripippali hervorgerufen haben, aus dem durch Volks- etymologie der besser zu erklärende Karipippali geworden ist. Als Karipippali ist es in die arabische Sprache eingedrungen, welche zu- nächst Karifulful durch die Uebersetzung des Endstammes machte. Eine solche Form hat in der That existirt, denn sie begegnet uns in zwei Varianten in den byzantinischen Handschriften: Kerfulful, Karful- ful (s. Ducange Glossarium). Das für sprachliche Abnormitäten äusserst empfindliche Gehör der Araber bewirkte das Abwerfen der letzten Silbe 1) Ainslie, materia indica 2 vol. London 1826. II. 113. Er nennt den Pothos Guyj-pippal. 2) 1. c. I. pag. 2. auch Valentijn hat dafür die Bestätigung Oud en Nieuw Oost- Indien II. 315. Wie mir Herr Prof. Veth mittheilt, ist Kiri nicht blos der Name für eine bestimmte Art „Loeri“, d. h. Papageien, sondern ist ein Gattungsbegriff. Valentijn scheint darunter Trichoglossus haematotus gemeint zu haben. Im Norden von Ternate liegt eine Insel, die danach Kiri genannt worden sein mag, wie Herr van Musschenbrock, der hier sehr bekannt ist, meint. 140 Schumann: Etymologie und Geschichte der Gewürznelke. ful, so dass Kariful wohl die Form sein möchte, aus der Karyophyllon entstand. Mir ist dabei auch aufgefallen, dass bei Plinius garyo- phyllon geschrieben wird; könnte man dabei nicht an die Verschieden- heiten denken, mit welchen das arabische k gelesen wird? es ist bald emphatisches k, bald g. Das Kariful hat sich im Laufe der Zeit in Karanful umgestaltet, wobei das sehr häufig vorkommende Wort Karn das Horn mitwirkend gewesen sein mag. Die Einschiebung des a zwischen r und n musste in der arabischen Sprache erfolgen, weil das Wort Karnful eine sprachliche Unmöglichkeit ist. ar V. Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis (Pers.) Schult. Von Dr. K, Schumann, II. Custos am K. botanischen Museum. (Hierzu Tafel I.) In der Gattung Gagea sind Bildungsabweichungen im allgemeinen häufige Erscheinungen. Was die betreffende Litteratur anbetrifft, so will ich nur bemerken, dass Wirtgen') im Jahre 1846 die nähere und fernere Umgebung von Coblenz darauf hin untersuchte. Er fand inner- halb eines Zeitraumes von 14 Tagen unter 800 Exemplaren der Gagea arvensis 415 missgebildete Pflanzen, demnach 52%; bei @. pratensis ergaben sich unter 500 Exemplaren 6%. Auch @. sawatilis wich viel- fach von der Norm ab; dagegen zeigte @. lutes nur geringe Ver- änderungen. In einer übersichtlichen Zusammenstellung hat er dann alle die verschiedenen Variationen ‚geordnet. Er hat dabei aber blos auf die summarischen Zahlenverhältnisse Rücksicht genommen: „die Deutung der merkwürdigen Erscheinungen sollten die Physiologen vor- nehmen.“ Statistisches Material ohne Deutung hat nur einen sehr relativen Werth — da eine solche weder nach der Seite des ursäch- lichen Zusammenhanges, noch nach der Rücksicht der morphologischen Klarlegung jemals erfolgt ist, so können wir diese Arbeit nach der Erwähnung billig übergehen. Auch andere wichtigere Untersuchungen über solche Bildungsabweichungen an Gagea . sind mir nicht bekannt. Nur eine interessante Notiz finde hier noch Erwähnung: Caruel?) hat neuerdings nachgewiesen, dass eine unter dem Namen Ornithogalum 1) Wirtgen, Ueber die abnormen Bildungen der Gageen, namentlich der Gagea arvensis Schult. Flora 1846 pag. 353. 2) Caruel, Una mezza centuria di specie e di generi fondati in botanica sopra casi teratologiei o patologiei. Nuovo Giorn. Bot. Ital. XI. pag. 1—19 Pisa 1880. Die Deutung ist, wie ich nachträglich fand, schon in Steudels Nomenclator gegeben. 142 Schumann: octandrum Fingerh. vorkommende Pflanze Gagea arvensis (Pers.) Schult. mit 8 Staubgefässen ist. Schon vor mehreren Jahren war mir die Thatsache aufgefallen, dass Gagea pratensis (Pers.) Schult. Bildungsabweichungen zeigt. Auf dem Monocotyledonenfelde des Breslauer botanischen Gartens wächst die- selbe als Ackerunkraut und hier hatte ich monströse Exemplare auf- genommen. Anderweitige Interessen hinderten mich damals, die Sache zu verfolgen und so hatte ich sie aus den Augen verloren, bis ich in diesem Frühlinge wieder darauf aufmerksam wurde, als ich an demselben Orte die gleiche Beobachtung machte. Unter ungefähr 30 einzelnen Pflanzen fand ich nur 2 normal entwickelte Exemplare. Schon bei oberflächlicher Prüfung fand ich, dass die mannigfachsten Formen abnormgebildeter Blüthen vorlagen. Ich erkannte, dass dieselben auch keineswegs gesetz- und regellos waren. Da es mir gelang, fast lückenlose Uebergänge von den einfachsten Abweichungen zu den com- plieirtesten Abwandlungen zu finden; so glaubte ich, dass eine ein- gehendere Darstellung einiges Interesse gewähren könnte. Ich werde zunächst die einzelnen Beobachtungen, die ich gemacht habe, be- schreiben: von den einfachsten werde ich schrittweise zu den verwickel- teren übergehend nur referiren, um zuletzt die Deutung derselben auf Grund der vergleichenden Morphologie zu versuchen. | Bis auf zwei Fälle, in denen die Blüthen anstatt nach der Dreizahl | in vierzähligen Wirteln entwickelt waren, zeigten die zwei Perigon- und die zwei Staubblattkreise gar keine Abweichungen. Es beschränkten sich also die Veränderungen nur auf das Gynaeceum. Bei der normal ent- | wickelten Pflanze des Wiesengoldsterns zeigt der dünne schwach drei- | kantige Griffel eine etwas kopfförmige, undeutlich dreilappige Narbe. | Bei meinen Pflanzen hatten auch die der normalen Ausbildung am | nächsten kommenden Individuen einen viel breiteren röhrenförmigen, hohlen Griffel, dessen Ende, das pollenaufnehmende Organ, entweder gar | nicht oder nur sehr wenig nach aussen umgebogen war. Der etwas | wulstige Rand war auf seiner ganzen Fläche mit grossen Narbenpapillen | besetzt, die schon mit blossen Augen zu sehen waren und unter der Loupe das Griffelende wie mit einem Stachelkranze umzogen. Von oben betrachtet zeigte die Endigung ohne Anwendung einer Vergrösserung drei stichförmige, kreisrunde Oefinungen (Fig. 1), welche durch die Fortsetzungen der Placentarwülste des Fruchtknotens nach innen zu be- grenzt wurden. Sie sprangen leistenförmig in das Lumen des Griffels vor, zwischen ihnen liefen ebenso viele Cannelluren herab. Die Breite des Griffels betrug im ganzen Verlauf durchschnittlich 1 mm, erst in der Nähe des Fruchtknotens schnürte er sich plötzlich ein. Bei genügender Vergrösserung (Zeiss D. 1.) erwiesen sich die Pa- Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis. 143 pillen (Fig. 16) als ziemlich verlängerte Haare, welche in der Länge den zwiebelförmigen Basaltheil um das 2—3fache übertrafen. Trotz dieser Ausdehnung waren sie stets einzellig, niemals gegliedert. Die grössere Menge und die bedeutende Ausdehnung der Papillen scheint in Correlation zu stehen mit der Erweiterung des Griffeleanals.. Die Pollenkörner würden jedenfalls durch die offenen Röhren in den Fruchtknoten herab- gleiten, wenn sie nicht durch die zahlreichen Trichome nach Art einer Reuse aufgehalten würden. Eine Unterstützung findet diese Ansicht da- durch, dass der Griffelkanal in den Riefen noch bis auf die Hälfte seiner Länge mit den gleichen Papillen ausgekleidet war. An diesen Stellen konnte man nun in der That schlauchtreibende Pollenkörner beobachten, welche den Eingang der Röhre passirt und bis in den Kanal gelangt waren. Die Spitze des inneren Fruchtknotens war stets durch die Trennung ‘ der normal aneinander stossenden Carpellsuturen geöffnet, und so standen die 3 Fruchtknotenfächer durch mehr oder weniger ausgedehnte schlitz- förmige Zugänge mit dem Griffelkanal in Verbindung. Diese Isolirung der Carpelle konnte stufenweise in immer grösserer Ausdehnung verfolgt werden, bis schliesslich auch am Grunde kein Zusammenhang mehr statt hatte und aus dem 3fächrigen Fruchtknoten ein einfacher Hohlraum wurde, dessen Placenten drei unvollständige Fächer erzeugten. In dieser Höhlung entstanden nun Neubildungen. Ich bemerkte zunächst in einer Blüthe an der einen Placentarleiste eine linksseitige Emergenz, welche parallel der Fruchtknotenwand sich flächenförmig entwickelte. Sie war an der Placenta und zwar oberhalb der Anwachsstelle der Eichen auf eine beträchtliche Strecke nach der Fruchtknotenspitze hin zu verfolgen, nahm aber nach und nach an Umfang ab und war vor Endigung des Fruchtknotens bereits verschwunden. In anderen Fällen hatten zwei oder auch alle drei Placenten (Fig. 3) solche flügelartige Excrescenzen. Die Seiten, an welchen sie deutlich hervortraten, waren entweder gleich- sinnig oder auch gegensinnig. Die Ausdehnung derselben war ebenso verschieden. Zuweilen entsprangen sie in der Mitte der Carpellsuturen, zuweilen reichten sie bis auf den Grund des Fruchtknotens; an einigen _ Individuen endeten sie nicht an der Spitze derselben, sondern (Fig. 3) wuchsen mit dünnen fadenförmigen Enden in den Griffelkanal hinein. Hier legten sie sich ohne zu verschmelzen an einander und bildeten die Andeutung einer inneren Röhre. Der Griffel war einseitig auf der Aus- dehnung des oberen Drittels eingerissen (Fig. 2). Die nächste Modifikation, die ich beobachtete, war dergestalt, dass der rechten Seite der einen Leiste eine Excrescenz entsprosste, die sich zu einer breiten Fläche entwickelte; der Form des Fruchtknotens entsprechend hatte sie an der Ecke desselben eine Knickung erhalten nn mn 144 Schumann: (Fig. 4) und war parallel der zweiten Leiste weiter gewachsen. An einem höheren Querschnitt zeigte sich eine Verbindung mit dieser Pla- centa.. Ob hier vor der anderen Placenta eine ähnliche Exerescenz hervorgewachsen, die mit der ersten verschmolzen war, oder ob diese Verbindung einem einheitlichen Körper, der zwischen beiden Placenten entstand, seinen Ursprung verdankte, konnte natürlich nicht eruirt werden. Da ich aber vorläufig nur die Beschreibung gebe, will ich jede theoretische Erwägung bei Seite lassen, diese soll unten ihre Erledigung finden. Auf diese Weise entstand in der einfachen Fruchtknotenhöhle eine vollkommene Zweifächerung. Das eine Fach wurde begrenzt von dem Carpellblatt 1 und der Neubildung, das zweite von dieser und den Fruchtblättern 2 und 3. Das erste wurde angefüllt von Ovulis, die den beiden gegenwendigen Placentarhälften von 1 angehörten. Das zweite Fach war unvollständig 3fächrig, ausser den beiden Abtheilungen von Carpellblatt 2 und 3 entstanden nämlich in dem inneren Winkel der Neubildung ebenfalls Samenanlagen. In dem eben beschriebenen Falle lief die Neubildung, welche die beiden Placentarleisten verband, eine ziemliche Strecke am Fruchtknoten hinauf, dann bog sie sich, als die gewöhnliche Trennung erfolgte, um und legte sich flach an die Griffel- öffnung an, diese verschliessend. Ich beobachtete aber auch solche Ver- hältnisse, bei denen die Excrescenz sich zusammengefaltet hatte und in den Griffelkanal hineingewachsen war (Fig. 5). Auf diese Weise ent- stand ein Doppelgriffel, nur dass die Ränder des inneren zunächst nicht mit einander verschmolzen waren. Er war am Ende schief abgestutzt und trug an beiden Berührungsseiten eine reiche papillöse Bekleidung. Die Trichome nahmen von der Spitze nach unten zu im Ganzen an Grösse ab, sonst waren sie von der Beschaffenheit der Narbenpapillen, vielleicht nur etwas kürzer. Ich bemerkte auch einige, die haken- förmig nach unten gekrümmt waren, eine Beugungserscheinung, die ohne Zweifel durch den Druck gegen die äussere Griffelwand hervor- gerufen wurde, Auch mehrere im Querschnitte fünfseitige Griffel beobachtete ich, die im Inneren eine mehr oder weniger vollständige Fünffächerung zeigten. An dem Beispiel, das Fig. 6 darstellt, sind zwei geschlossene Fächer durch die normalen Placentarleisten gebildet, die durch ein paren- chymatisches Verbindungsgewebe vereint sind; an einer weiter oben ge- legenen Stelle des Fruchtknotens trennen sie sich dann von einander. Die 3 anderen Fächer standen auch im unteren Theile des Fruchtknotens in Communication mit einander. Jedes Fach trug 2 Reihen Ovula. Wenn auch in dem soeben beschriebenen Fruchtknoten bereits Griffel sich entwickelten; so konnte doch, weil die Carpelle sich nicht schlossen, Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis. 145 von der Entstehung eines wirklichen polymeren inneren Fruchtknotens noch nicht die Rede sein. Diese lag erst dann vor, als sich die Neu- bildung ringsum zu einem Hohleylinder oder -Kegel schloss. Diesen Zustand habe ich in Fig. 7, 8 und 9 wiedergegeben. Ich bemerke übrigens, dass mir die gleiche Erscheinung noch zweimal zu Gesichte kam, ich habe aber diese beiden Fälle aus sogleich zu besprechenden Rücksichten besonders bevorzugt. In dem Falle, welchen Fig. 8 und 9 darstellt, befand sich in dem abgerundet vierseitigen, ziemlich regel- mässig gestalteten Fruchtknoten ein neuer Stempel, dessen Fruchtknoten von kurz ellipsoidischem Querschnitt war; er war oben zugespitzt und setzte sich in einen dünnen oben ausgerandeten Griffel fort. Die Röhre des- selben war conform der äusseren gebaut, sie besass aber nur 2 Cannelluren, entsprechend den 2 Placentarleisten, welche im Innenraum dieses Frucht- knotens zu sehen waren; beide trugen Doppelreihen von Eichen, der Lage nach befanden sie sich zwischen den 2 benachbarten Placenten des äusseren Fruchtknotens. Eine Verbindung mit den ursprünglichen Pla- centen war nur an der einen Seite zu beobachten und auch hier hörte die Verwachsung c. 1 mm vor der Spitze auf. Wie erwähnt beobachtete ich dieses Vorkommen an 5 Blüthen. Nur insofern zeigten sich dabei Modifikationen, dass die Verschmelzung des inneren Fruchtknotens mit der äusseren Wand resp. der ersten Placentarleiste sich verschieden weit erstreckte. Wenn schon eine Beziehung zu der zweiten Placentarleiste nicht vorzuliegen scheint, so werde ich doch unten nachweisen, dass eine solche bei einem derart geschlossenen Fruchtknoten nicht von der Hand gewiesen werden kann. Was nun die dritte Leiste anlangt, so war ich bei den schwachen Vergrösserungen, die ich anwandte, in 2 Fällen nicht im Stande, irgend eine Veränderung wahrzunehmen; einmal sah ich aber deutlich eine flügelartige Verbreiterung, wie ich sie am Ein- gange dieser Beschreibungen geschildert, und in 2 Blüthen stand vor derselben je 1 Staubgefäss. Beide Fruchtknoten sind in Fig. 8 und 9 dargestellt, die Verschiedenheit der Bilder beruht nur auf der modifieirten Stelle, an der ich den Fruchtknoten aufgeschnitten habe. Das eine Mal hatte das Staubgefäss einen verkürzten Faden, an welchem der Beutel rechtwinklig in der Form eines Hammers angesetzt war; das freie Ende war abgeplattet, mit dieser Seite hatte er die Fruchtknotenwand berührt. Die Theken enthielten keinen Pollen, der ganze Beutel war bis auf die Gefässbündel aus parenchymatischem Gewebe aufgebaut. In dem zweiten Beispiele war das Staubgefäss vollkommen normal entwickelt. Der Beutel war dem Faden in der Richtung seiner Axe gerade aufgesetzt, er war am Ende zugespitzt und mit 2 Theken versehen, die völlig ausgebildeten Pollen in grosser Menge enthielten. Die Stelle, wo der Beutel im Fruchtknoten die Wand berührte, war auch äusserlich durch einen Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 10 146 Schumann: dunkelgrünen vorspringenden Höcker deutlich sichtbar. (Fig. 9, rechts) Es befand sich das ganze Staubgefäss unter hochgradiger Spannung ein- geschlossen; denn beim Oefinen des Fruchtknotens schnellte es elastisch hervor und streckte sich allmälig gerade. Die Pollenbehälter waren innerhalb des Fruchtknotens wie gewöhnlich in 2 Längsritzen auf- gesprungen und hatten ihren Inhalt auf der Innenfläche des Frucht- knotens abgesetzt. Trotzdem dass ich keine Papillen oder anderes secernirendes Gewebe nachweisen konnte, hatten doch die Pollen- körner von dieser Stelle aus zahllose Schläuche getrieben, welche einen wirren Knäul von ungegliederten Fäden bildeten; so dass, wenn man die Ursprungsorte der Schläuche nicht verfolgt hätte, der Ein- druck hervorgerufen worden wäre, dass man ein Pilzmycel vor sich habe. Das Eintreten der Pollenschläuche in eins der zahlreichen Eichen, die wie gewöhnlich an allen drei Leisten entwickelt waren, habe ich nicht gesehen. Wenn ein grösserer innerer Stempel zur Entwicklung kam, oder wenn eine ungeschlossene Exerescenz ihre Fortsetzung in die äussere Griffelröhre hineinschickte, so zeigte die letztere eine Deviation von der gewöhnlichen Richtung. Sie war dicht an der Verbindungsstelle mit dem Fruchtknoten geknickt. Der innere Krümmungswinkel lag stets auf der Seite, welche von der Neubildung abgewendet war. Die Grösse desselben war verschieden; bald war die Abweichung von der Geraden sehr gering, zuweilen ging sie aber unter einen Rechten hinab, so dass der Stempel einer Retorte glich. Wurde die Röhre aufgeschnitten, so ver- grösserte sich der Krümmungswinkel und der Griffel streckte sich mehr und mehr. Nun fand es sich auch, dass zwei Neubildungen innerhalb des Fruchtknotens zu je einem Fruchtknoten ausgebildet waren. Der eine von beiden konnte geschlossen sein, der andere sich nur dütenförmig gedreht zeigen, nur unten war er etwas verwachsen, zuweilen hatten beide die letztgenannte Form. Ich habe einen solchen Fall in Fig. 10 abgezeichnet. Der eine Fruchtknoten war bedeutend grösser wie der andere und sein Griffel war in den Kanal hineingewachsen. Der andere kleinere war in der Diagrammstellung nach der Innenseite zu geöffnet, er trug an der Placenta 2 Ovula. Dem Griffel desselben war es nicht ge- lungen, in den Hauptkanal hineinzukommen; er wurde vielmehr ge- zwungen, sich doppelt zu krümmen, und stiess nun mit seinem Narben- ende an die äussere Wand. In einzelnen Fällen scheint nun der Umfang der Neubildungen zu bedeutend geworden zu sein, als dass der äussere Fruchtknoten sie um- fassen konnte. Deshalb sehen wir das Hauptpistill nicht mehr geschlossen vor uns. Den Anfang der auf diese Weise eingeleiteten Dialysis der Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis. 147 Carpelle zeigt Fig. 11. Auf der vorderen Seite des Stempels ist dieselbe bereits bis auf den Grund erfolgt, an der gegenüberliegenden ist sie in verschieden vorgeschrittenem Grade wahrzunehmen. Der links gelegene Theil ist schon weiter isolirt, als die beiden rechten, zwischen welchen nur eine seichte Einkerbung den Beginn der Trennung andeutet. Merk- würdig und von dem abweichend, wie man bisher die Dialysis kannte, ist der Umstand, dass sich die Trennung der Carpelle nicht in der Sutur vollzog; sondern dass sie gerade zwischen ihnen in der Mitte der Carpellblätter stattfand. Sie entspricht somit ganz dem Verlaufe, welchen im normalen Gange der Dinge die spätere Dehiscentia loculicida der Früchte einhält. Ich konnte von dieser Beobachtung ats alle weiteren Schritte der Auflösung der Blüthe verfolgen, bis zur Füllung durch das Auftreten neuer Blattkreise. Ich bemerke übrigens, dass ich von einer Vergrünung nie auch nur die geringste Andeutung sah. Drei der prägnantesten Fälle sollen noch Efwähnung finden. Der erste ist eine Fortsetzung des eben besprochenen Verhältnisses. Die Carpellblätter sind jetzt (Fig. 12)') bis auf den Grund getheilt. Zwei von ihnen sind stark nach aussen gekrümmt und von der etwas fleischigen Beschaffenheit und der grünlichen Farbe der normalen Frucht- blätter. Das eine ist löffelförmig (a), das andere, von der Basis an sich verschmälernd, zieht sich plötzlich vor der Spitze zusammen und er- weitert sich dann schnabelförmig (2). Beide tragen in der Mitte die Placentarleiste, die durch eine Furche getheilt ist; sie hat am Grunde vereinzelte Ovula. Das dritte Carpellblatt (ce) ist vollkommen blumenblatt- artig entwickelt, von der Form und Farbe der inneren Perigonblätter, nur etwas schmäler. Die Mitte nimmt ein Stempel ein, der aus einer Neubildung abzuleiten ist, er hat einen hakenförmigen Griffel und eine Reihe Ovula (d.) Bei einer anderen Blüthe waren der äussere und innere Perigon- kreis ebenso wie die Staubgefässe normal entwickelt, nur war, wie ich dies bei meinen aufgelösten Blüthen in der Regel beobachtete, die dia- grammatische Stellung etwas gestört, worauf übrigens als unwesentlich bei der Zeichnung Fig. 13 keine Rücksicht genommen ist. Nun folgte ein Kreis von 3 Blättern, die nicht mit den inneren Staubgefässen, wie dies die Norm sein sollte, abwechselten, sondern vor diesen standen. Der Farbe nach mehr blumenblattartig gestaltet, trug das eine am Grunde eine Doppelreihe von Ovulis, das zweite hatte diese zwar nicht mehr aufzuweisen, aber die gespaltene Placenta war noch deutlich sichtbar”), 1) Die Staubgefässe sind in Fig. 12 der Deutlichkeit halber weggelassen. 2) es ist das nach rechts unten fallende Blatt. 10* 148 Schumann: das dritte war so weit mit einem Perigonblatt identisch, dass auch die Leiste vermisst wurde. Vor dem zweiten Blatt stand nun ein neues Staubgefäss. Der offene Griffel kehrte die Placentarleiste mit zwei Ovulareihen dem zweiten Perigonblatt zu. Der letzte Fall, welchen ich beschreiben will (Fig. 14 und 14a), zeigte folgendes Verhalten. Bis zu den Staubgefässen war wie gewöhn- lich alles normal. Dann erschienen vor den inneren Staubgefässen 3 Blumenblätter. Vor zweien von ihnen entwickelte sich je ein Staub- gefäss. Dem dritten fehlte dasselbe, dafür war ihm aber seitlich bis zur Mitte ein Blättchen angewachsen, das in seiner Gestalt wesentlich von den übrigen neuen Blumenblättern abwich. Es war zuerst lanzettlich, dann lang und fein zugespitzt, kurz von der Form, dass man an dem oberen Ende die Aehnlichkeit mit einem Staubfaden nicht verkennen konnte. Im Innern befand sich ein zweischneidiger Fruchtknoten mit doppeltgerilltem Griffel, dessen Inneres ich leider zu untersuchen ver- absäumte. ® Es erübrigt noch zum Schluss von 2 Blüthen mit abnorm Agliedriger Ausbildung zu sprechen. Solche Abweichungen sind bekanntlich bei den Monocotyledonen keine Seltenheiten. Ich beobachtete an dieser Abnormi- tät zwei verschiedene Formen. Die eine Blüthe war, den Stempel mit einbegriffen, gleichmässig 4zählig. Der Stempel war 4seitig mit ein wenig concav gekrümmten Seitenflächen. Der Griffel war gerundet 4seitig, er hatte 4 Oefinungen, welche durch die 4 inneren Leisten erzeugt wurden. Die andere Blüthe war ganz ähnlich gebaut, nur hatte der Griffel blos 3 Leisten (Fig. 9); offenbar bestand der Carpellarkreis aus 3 Blättern. Im Innern war ein neuer Frucht- knoten entstanden, der 2 Reihen von Samenanlagen trug. Dem zweiten Staminalcyklus fehlte ein Staubgefäss; im Fruchtknoten hatte sich nun vor dem dritten Placentarwulst, wie oben pag. 145 er- wähnt, ein Staubgefäss ausgebildet, welches aber im Gegensatz zu dem in Fig. 8 dargestellten Falle, man könnte sagen als Ersatz für das ausgefallene äussere Stamen, mit normalem Pollen ver- sehen war. Von dem Gesichtspunkte des vergleichend morphologischen Studiums aus soll nun die Erklärung der Bildungsabweichungen an Gagea- Blüthen versucht werden. Ich halte an der Trennung der Stamm- und Blattorgane fest und stehe auf dem Boden der Metamorphosen- lehre im alten Sinne. Man hat neuerdings der Teratologie allein die Aufgabe gestellt, den ursächlichen Zusammenhang der Bildungs- abweichungen nachzuweisen. Ich kann diesen Punkt nicht ganz mit Stillschweigen übergehen. Von vornherein bemerke ich, dass es mir trotz eifrig danach gerichteter Bestrebungen nicht gelungen ist, in dem Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis. 149 vorliegenden Falle eine Ursache der Missbildungen zu finden. Wenn es auch geglückt ist, in einigen Fällen abnorme Entwicklungsphasen durch gewaltsame äussere Eingriffe zu erzielen, so haben wir nach dem vor- läufigen Stande unserer Erfahrungen keine Aussicht, eine grosse Reihe derselben in ihrer Ursache zu erkennen. Es sind diejenigen Formen, welche sich als samenbeständige oder als vegetativ erbliche, die in den aufeinander folgenden Sprossgenerationen die Missbildung wiederholen, erweisen. Wir haben es hier im Gegensatz zu den einfachen Ursachen mit jenen complexen zu thun, deren Auflösung in die einzelnen Com- ponenten nicht im Entferntesten angebahnt ist. Es ist mir, da die- selbe Beobachtung von mir an dem gleichen Orte gemacht wurde, nicht unwahrscheinlich, dass hier die Erblichkeit gerade so ins Spiel kommt, wie bei den grünen Rosen und Georginen. Dass aber in diesen Fällen die teratologischen Beobachtungen Rückschlüsse auf die Dignität der Organe und auf andere morphologische Verhältnisse gestatten, geht schon aus den zahllosen Uebergängen von der normalen Form zur extremen Abweichung hervor: man vermag zuweilen eine Grenze zwischen beiden nicht zu ziehen. Schon Masters drückt diese Ansicht, meiner Meinung nach, sehr glücklich durch folgende Worte aus!): „The study of develop- ment is of the highest importance in the examination of plants as indi- viduals but in regard to comparative anatomy and morphology, and specially in its relation to the study of the vegetable homology ıt has no superiority over teratology. Those who hold the contrary opinion do so, apparently, because they overlook the fact that there is no distinetion save of degree, to be drawn between the laws regulating normal organisation, and those by which so called abnormal formations are regulated.*“ Ganz so nichtig können derartige Beobachtungen selbst für den ausgesprochenen Gegner der Werthschätzung der Teratologie nicht sein, da er selbst von Bildungsabweichungen zur Deutung eines bestimmten Falles Gebrauch macht.?) Beginnen wir nun mit der vergleichenden Besprechung der vor- liegenden Thatsachen. Was den Griffel in seiner eigenthümlichen röhrenartigen Erweiterung anbetrifft, so hängt dieselbe jedenfalls mit der Tendenz zusammen, dass die in der Mitte gewöhnlich zusammen- stossenden Placenten sich zu trennen bestreben. Auf diese Weise ent- steht eine Lücke offenbar bereits in der ersten Anlage, welche die Art 1) Maxwell T. Masters, Vegetable Teratology, London 1868. Intro- duction XXXIII 2) Goebel, Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. Breslau 1884. pag. 239 und 240, 150 Schumann: und Weise der weiteren Entwicklung des Griffels fortdauernd zu beein- flussen scheint. Da ich alle Zustände von der vollkommenen Verwachsung bis zur Trennung der Placentarleisten und dem Zurückweichen an der Frucht- knotenwand in einem Pistill verfolgen konnte, so habe ich durch successive Querschnitte die anatomischen Veränderungen zu ermitteln gesucht, welche diese Isolirung begleiten. Der Querschnitt durch den normalen Fruchtknoten zeigt in dem parenchymatischen Grundgewebe 6 Gefässbündel, von den je 2 benachbarte durch dünne Lamellen von Spiralgefässen und Cambiform verknüpft sind; von ihnen biegen nach den Ansatzstellen der Eichen Spiralgefässe ab. Den centralen Raum zwischen diesen Bündelpaaren nimmt Parenchymgewebe ohne besondere Eigenthümlichkeiten ein. In dem Maasse, als man sich der Trennungs- stelle nähert, zeigen die Querschnitte vergrösserte Intercellularräume, welche endlich so weit werden, dass die ursprünglich isodiametrischen Zellen sich in der einen Axe schlauchförmig strecken. Ob hier gelegent- lich im letzten Stadium auch Zellzerreissungen vorkamen, will ich nicht entschieden behaupten, doch beobachtete ich Bilder, welche mir diese Ansicht wahrscheinlich machten. Wenn das Gewebe weitmaschiger wurde, differenzirte sich um die Gefässbündelpaare eine einzellige Schutzschicht auf der inneren und äusseren Seite etwas stärker ver- dickter Zellen aus, welche, wie Fig. 15!) zeigt, bei noch vollkommen ungestörtem Zusammenhang der Placentarleisten doch schon eine An- deutung zur Individualisirung derselben zeigten. Zwei solcher Leisten, die sich diametral gegenüberstanden, hatten eine unregelmässig zwei- lappige Form, die entsprechend stark entwickelten Lappen auf der gleichen Seite liegend. Die dritte Leiste war mit den anderen cor- respondirend keilförmig gestaltet. Begann die Auflösung des Zwischen- gewebes weitere Fortschritte zu machen, so wurden die Umrisse der Leisten immer mehr einander ähnlich; die dritte keilförmige nämlich erhielt ebenfalls seitliche Ausstülpungen und endlich resultirte jene Form, welche oben sanft gekrümmt mit etwas gebogenen Seiten- rändern versehen war. Plötzlich zogen sich die Seitenflächen zu einer dünneren Lamelle zusammen, die mit breiter Basis der Fruchtknoten- wand ansass; am besten könnte man die Placenta mit einer Eisenbahn- schiene vergleichen. Was nun die Exerescenzen angeht, so sah man, dass dieselben der Placenta oberhalb der Ansatzstelle der Eichen entsprossten. Die Ent- wicklungsgeschichte dürfte hier kaum ein nennenswerthes Resultat zu 1) Fig. 15 ist eine stärkere Vergrösserung eines Schnittes, der demselben Frucht- knoten entnommen ist, wie der in Fig. 6 dargestellte. Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis. 151 Tage fördern. Man wird eben sehen, dass sich hier gewisse Gewebeschichten der Placenta vergrössern; ob dieselben dem Dermatogen oder dem Peri- blem angehören, das kann von keinem wesentlichen Belang sein. Wir dürfen keiner anderen Ansicht Raum geben, als dass diese Neubildungen Blätter sind. Die Blattkreise der Blüthe hören in den vorliegenden Exemplaren mit dem Carpellareyklus noch nicht auf, sondern es wird ein neuer, noch mehr nach dem Centrum zu gelegener in allen seinen Gliedern oder nur in einigen derselben hervorgebracht. Dass wir in diesen Neubildungen Blätter erkennen müssen, geht aus folgenden Gründen hervor: Der Ort der Entstehung an, in vielen Fällen aber auch vor den Placenten ist der normale Platz, an welchem neue Blätter auftreten müssen. Wir werden unten nachweisen, dass die geringen Verschiebungen, wenn die Excrescenzen seitlich auftreten, irrelevant sind. In weiter entwickelten Fällen sind die Organe mit Ovulis versehen. Zuweilen waren dieselben Excrescenzen in Staubgefässe, d. h. umge- wandelte Blätter metamorphosirt; ja an einem solchen Blatt, Fig. 14, war die Neubildung halb petaloid halb staubgefässähnlich ent- wickelt. Diese Reihe ist ohne Lücke vollständig und muss allen Ansprüchen, die man an die allmälige Umbildung stellen kann, ge- nügen: dem Aeussern wie der Funktion nach indifferente Exeres- cenzen zeigen sich später als Carpelle, dann als Stamina, zuletzt nehmen sie theilweise blumenblattähnlichen Charakter an. Ich kenne für eine solehe Erscheinung keinen besseren Ausdruck, welcher das Verhältniss präcis wiedergiebt, als den der rückschreitenden Metamor- phose. Wir wollen der Stellung dieser Blätter noch einige Aufmerksamkeit schenken. In mehreren Fällen sind sie genau an dem Orte entsprungen, wo das Gesetz es fordert. Die beiden inneren monomeren Pistille in Fig. 11 stehen genau an den Carpellsuturen, auch die Staubgefässe in Fig. 7 und 9 sind ohne die geringsten Abweichungen von dem vor- geschriebenen Orte inserirt. An dem dimeren Fruchtknoten Fig. 8a entsprechen beide vereinigte Blätter dem Entstehungsorte vor den Car- pellen, nur ist das eine an die Placenta streckenweise angeheftet, während das andere von der zweiten Sutur nach innen zu verschoben ist. Solche centrale Delocationen habe ich noch mehrere beobachtet. Es können aber auch seitliche Verschiebungen vorkommen. So waren in Fig. 14 die beiden Staubgefässe gleichsinnig nach rechts, wenn auch wenig, doch deutlich von der Mediane des Blattes weggerückt; dasselbe bemerkt man an dem metamorphosirten dritten Staubblatt, das ausserdem offenbar auch noch nach aussen abgewichen ist; denn die Insertion lag, so viel ich sehen konnte, in derselben Ebene mit der des blumenblatt- artig entwickelten Carpells, 152 Schumann: Nachdem wir nun die Verschiebungen in der Horizontalen betrachtet haben, wollen wir zu denen in der Vertikalen übergehen. Die mehr oder weniger breiten flügelartigen Leisten, welche die erste Andeutung zur Entfaltung des inneren Blattkreises waren, entsprangen in sehr ver- schiedener Höhe an den Placenten. Eine vollkommene Trennung habe ich nie gesehen, so, dass der Flügel vor der Sutur stand, immer war die Blattanlage mit der Placenta verschmolzen; sie zweigte sich in differenter Höhe von jener ab. Wie kann man das anders auffassen, als dass man annimmt, Carpell und Exerescenz sind auf einem gemein- samen Podium eine Strecke weit gehoben worden? Ich erkenne hierin einen deutlichen Beweis für die congenitale Verwachsung oder, wenn man den passenden Ausdruck Englers anwenden will, der con- genitalen Consociation. Eine eingehendere Besprechung verdient noch die eigenthümliche Art der Dialyse und die scheinbar von der normalen Ordnung der Dinge abweichende Cyklen-Stellung in den aufgelösten Blüthen. In allen bis jetzt beschriebenen Fällen von Dialyse geschieht die Auf- lösung an den Stellen, an welchen wir die Vereinigung der Carpell- blätter zu dem geschlossenen Fruchtknoten annehmen. Die gleiche Erfahrung hat man an den gamopetalen und gamosepalen Blumen- kronen und Kelchen gemacht. Hier ist das nun anders. Wie Fig. 11 evident zeigt, bereitet sich die Lösung des Fruchtknotens vor, resp. ist zum Theil bereits erfolgt in den Flächen zwischen zwei Suturen, so dass man also nothgedrungen jedes Blatt in Fig. 12, wo die Trennung vollzogen ist, als aus zwei Blatthälften bestehend ansehen muss. Wenn man hier noch in der gespaltenen Spitze von 5 eine Andeutung der Zweitheilung erkennt, so ist das doch in c bestimmt nicht mehr der Fall und bei den drei petaloid metamorphosirten Carpellblättern von Fig. 14 erst recht nicht. Würde uns die Entwick- lungsgeschichte die Entstehung der innersten Blumenblätter von Fig. 14 erkennen lassen? Es ist immer eine schlimme Sache, etwas im Voraus zu sagen. Vielleicht zeigte sie uns dieselbe, wahrscheinlich aber ist es nicht. Hier haben wir wieder ein Beispiel, wie man aus teratologischen Beobachtungen, indem man die verschiedenen Stufen der Missbildungen vergleicht, die klarsten Resultate zur Deutung ver- wickelter Erscheinungen in der Morphologie gewinnen kann. Wir wollen nun prüfen, ob sich mit Hülfe dieser Beobachtung die abnorme Stellung der Blatteyklen erklären lässt. Die Diagramme 13 und 14a lassen uns erkennen, dass die Perigonblattkreise, welche aus den Carpellen ‘entstanden sind, direkt vor den inneren Staub- gefässen stehen und nicht mit ihnen abwechseln, wie es das Gesetz erfordert. In gleicher Weise sind die aus dem innersten Blatteyklus Bildungsabweichungen an Blüthen von Gagea pratensis. 153 metamorphosirten Stamina in Fig. 14a und das eine Staubgefäss in Fig. 13 nicht alternirend mit dem erwähnten Perigonkreise, son- dern zu ihm opponirt gestellt. Wenn wir uns der Entstehung der Perigonblätter wieder entsinnen, so wird uns sogleich klar, dass unter diesen Verhältnissen die Anordnung gar nicht anders sein kann, dass gerade die consecutive doppelte Opposition nothwendig erfolgen muss, wenn das Gesetz der Alternanz Geltung haben soll. Ob diese Erfahrung dazu dienen kann, anderweitige verwickelte normale Stellungs- arten im Pflanzenreiche zu erklären, müssen spätere Untersuchungen lehren. So einfach jetzt die Diagramme zu entziffern sind, so viele Schwierigkeiten machten sie mir zuerst. Ich hatte sie ohne jede theo- retische Ueberlegung, weil sie mir sehr interessante Umbildungen zu sein schienen, aufgezeichnet. Erst ganz zuletzt, nachdem ich be- reits die Hoffnung einer befriedigenden Deutung längst aufgegeben, da von serialer Spaltung oder von Einschaltungen keine Rede sein konnte, fand ich die Blüthe, deren Stempel in Fig. 11 abgebildet ist, die mich mit einem Blicke den Verlauf der Entwickelung ver- stehen liess, Ich halte es für geboten, meine Beobachtungen mit ähnlichen, welche bis jetzt in der Litteratur vorliegen, zu vergleichen und sie in die Rubriken einzurangiren, in welche die Teratologie die Bildungs- abweichungen gliedert. Offenbar lehnen sie sich zunächst an solche Fälle an, wie sie Cramer!) an Primula Auricula L. hortensis ge- sehen hat. Wir haben es mit intrapistillären Neubildungen zu thun; im Grunde gehört also alles in das Capitel der Polyphyllie des Stempel. An diesem vollzieht sich dann schrittweise mit sammt den Neubildungen durch rückschreitende Metamorphose Staminodie und Petalodie. Die Dialyse, welche wir beobachteten, ist von der gewöhnlich vorkommenden Form abweichend. Es giebt demgemäss zwei Arten derselben. Die bis jetzt ausschliesslich beschriebene besteht in der Auflösung des Fruchtknotens in seine Zusammensetzungsstücke, ich will sie foliare Dialyse nennen; die hier beschriebene mag inter- foliare heissen. Selten ist das Auftreten von Staubgefässen innerhalb des geschlossenen Fruchtknotens; bei geöffneten, dialytischen Blüthen ist die Wahrnehmung oft gemacht worden. Maxwell T. Masters kennt nur ein Vorkommen?). Er bespricht dies unter der Gruppe 1) C. Cramer, Bildungsabweichungen bei einigen wichtigen Pflanzenfamilien und die morphologische Bedeutung des Pflanzeneies, Zürich 1864, pag. 23 ff. 2) M. T. Masters, 1. c. pag. 184. 154 Schumann: Bildungsabweichungnn an Blüthen von Gagea pratensis. Alteration of position. Dies Beispiel (Baeckea diosmaefolia) wäre aber vielleicht besser unter der Staminodie der Ovula untergebracht. Als eine wirkliche Stellungsveränderung könnte man das Staubgefäss in Fig. 9 ansprechen, da dasselbe an seinem normalen Platze fehlt und dafür innerhalb des Fruchtknotens ausgebildet ist. Figurenerklärung von Taf, Il. Fig. 1. Stempel mit offener Griffelröhre. Fig. 2. Stempel mit 2 inneren flügelartigen Neubildungen, geschlossen. Fig. 3. Stempel mit 3 inneren flügelartigen Neubildungen, geöffnet. Fig. 4. Querschnitt durch einen Fruchtknoten mit innerem, vergrössertem, geknicktem Auswuchse. Fig. Neuer, innerer Fruchtknoten mit den Papillen. PB] Fig. 6. Fünffächeriger Fruchtknoten. 7. Stempel mit zweitem innerem, Stempel und einem unfruchtbaren Staubgefässe. Fig. 9. Ebenso mit einem pollentragenden Staubgefässe. Fig. 8. Querschnitt durch den Stempel, welchen Fig. 9 darstellt. Fig. 10. Stempel mit 2 inneren Stempeln. Fig. 11. Beginnende Dialyse des Stempels, er umschliesst zwei innere Stempel. Fig. 12. Fortschreitende Dialyse und Umbildung der Theilungsprodukte a, 5, c zu Blumen- blätten; d ein innerer Stempel. Fig. 13. Diagramm einer weiter aufgelösten Blüthe mit umgebildetem Fruchtknoten. Das obere Theilprodukt trägt Ovula, das rechts unten stehende zeigt Andeutungen der Placentarleisten, vor ihm befindet sich ein Staubgefäss, das links unten stehende ohne Andeutung der Leisten, ist vollkommen petaloid gestaltet. Fig. 14. Vor den blumenblattartig umgebildeten Theilprodukten des Fruchtknotens hat sich ein innerer Kreis von Staubgefässen entwickelt; dem einen von ihnen (si) fehlt der Staubbeutel, er ist mit dem hinter ihm stehenden Blatt streckenweise verwachsen. Fig. 14a. Diagramm der Blüthe von Fig. 14. Fig. 15. Querschnitt durch die Verschmelzungsstelle der Placenten von Fig. 6. Fig. 16. Narbengewebe und Papillen eines geöffneten Griffelendes. Lu =. Pi „2 Be | Jahrb.d.K-botan.Oart. IT. v1. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Liichenen. Von der hohen philosophischen Facultät der Friedrich - Wilhelms -Universität zu Berlin sekrönte Preisschrift, Von M. Fünfstück, Dr. phil. (Hierzu Tafel III, IV und V.) Nachdem durch die denkwürdige Arbeit Schwendener’s: „die Algentypen der Flechtengonidien*, die Lichenen als complexe Gebilde erkannt wurden, beschäftigte sich die Forschung zunächst fast ausschliesslich mit der Frage.nach den Beziehungen der Hyphen zu den Gonidien, während andere Fragen, deren Beantwortung ebenfalls durch Schwendener nahe gelegt wurde, zurücktraten. Erst in jüngster Zeit wurde die Lichenen-. forschung durch Stahl!) in ein neues Stadium übergeführt. Indem genannter Forscher die Bedeutung der Spermatien für die Entwickelungs- geschichte der Apothecien einer sorgfältigen Untersuchung unterzog, lenkte er durch seine überraschenden Ergebnisse das allgemeine Interesse jetzt dem Flechtenpilz zu. Nach jenen Untersuchungen kann wohl nicht mehr daran gezweifelt werden, dass die Spermatien, wenigstens für die Colle- maceen, als männliche Befruchtungsorgane zu betrachten sind, dass das Apothecium sonach das Product eines Sexualacts is. Die Ergebnisse der Untersuchungen Stahl’s gewinnen auch noch dadurch eine erhöhte Bedeutung, als durch sie die Uebereinstimmung der Fruchtentwickelung des Flechtenpilzes mit derjenigen von anderen Ascomyceten, bei denen sie bereits bekannt war, constatirt wurde. Allein trotz weiterer sorgfältiger Untersuchungen ist es seither nicht gelungen, die von Stahl für die Collemaceen gewonnenen Resultate auch 1) Stahl, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Flechten, Heft I. Leipzig 1877. 156 Fünfstück: für andere Spermogonien besitzende Flechten zu bestätigen; dagegen ist von Krabbe!) für verschiedene, Spermatien produeirende Gattungen der rein vegetative Aufbau der Apothecien als sehr wahrscheinlich dargethan worden. Bei der ungeheuren Fülle und Mannigfaltigkeit des Materials, das das grosse Flechtenreich bietet, und bei den grossen Schwierigkeiten, die die Erforschung der Structur der ersten Fruchtanlage bietet, kann gegenüber den spärlichen Untersuchungen vorerst die Ent- scheidung der Frage nicht erwartet werden, ob die Collemaceen mit ihrem Entwickelungsgange vereinzelt dastehen, ob andere Gattungen mit ihnen übereinstimmen oder sich ihnen wenigstens anschliessen. Die Thatsache, dass eine ganze Reihe von Flechtengattungen überhaupt keine Spermo- gonien besitzt, legt allein schon die Vermuthung nahe, dass in Bezug auf Anlage und Aufbau des reproductiven Sprosses eine Uebereinstimmung mit den Collemaceen nicht zu erwarten sein wird, und in der That hat bereits Krabbe für die Gattung Sphyridium den Nachweis geliefert, dass dieselbe beim Aufbau ihres Fruchtkörpers einen wesentlich anderen Gang einschlägt, als die Gattung Collema. In den nachstehenden Untersuchungen, die ich während des Sommers und Winters 1883/84 in dem Laboratorium des Herm Prof. Dr. S. Sechwendener zu Berlin ausgeführt habe, wird für weitere spermatien- lose Flechtengattungen der Beweis geführt werden, dass dieselben in Bezug auf Anlage und Differenzirung des reproduetiven Sprosses einer- seits von Collema bedeutend abweichen, andererseits aber auch mit Sphyridium nicht vollkommen übereinstimmen. Ehe ich zur Darstellung meiner Untersuchungen übergehe, entledige ich mich mit Freuden der angenehmen Pflicht, den Herren Prof. Eichler in Berlin, Prof. von Ahles in Stuttgart, Warnstorf in Neu-Ruppin, ganz besonders aber Herrn Arnold in München für die bereitwillige Ueberlassung von Material hiermit meinen wärmsten Dank auszusprechen. Peltigera, Ach. Peltigera malacea, Ach. Abgesehen von technischen Schwierigkeiten, kann wegen der langen Zeitdauer, die die Entwickelung einer Flechtenfrucht beansprucht, eine directe Beobachtung des Entwickelungsganges in ununterbrochener Continuität nicht vorgenommen werden, sondern ein Totalbild der Ent- wickelung kann nur aus zahlreichen Einzelfällen der verschiedenen Entwickelungsstadien construirt werden. Ich hatte Gelegenheit, während elf Monaten einen üppig vegetirenden Thallus von Peltigera canina im Freien bezüglich der Dauer der Fruchtentwickelung zu beobachten und 1) @. Krabbe, Morphologie u. Entwickelungsgeschichte der Cladoniaceen, Berichte d. deutsch. botan. Gesellschaft, erster Jahrgang, Heft II und: Entwickelung, Sprossung und Theilung einiger Flechtenapothecien, Inaug.-Dissert. Berlin 1882, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 157 kann die interessante Thatsache constatiren, dass während dieses Zeit- raumes trotz der günstigsten äusseren Bedingungen die Entwickelung der Frucht einen kaum bemerkbaren Fortschritt gemacht hat. Ende April 1883 war der ganze Thallusrand mit jugendlichen Fruchtanlagen von nahezu gleicher Ausbildung versehen, ungefähr dem in Tafel II Fig. 1 dargestellten Stadium entsprechend. Der Thallus wurde von da ab stetig sorgfältig beobachtet und Anfang April 1884 konnte als einziger Fort- schritt in der Fruchtentwickelung nur festgestellt werden, dass die Fruchtanlagen an Volumen, die einzelnen Ascogone an Dicke um ein Geringes zugenommen hatten. Ein Flechtenapothecium braucht demnach von seiner ersten Anlage bis zur Hervorbringung der ersten reifen Sporen vielleicht einen Zeitraum von mehreren Jahren, was allein schon für Culturversuche sehr erschwerend sein würde, abgesehen davon, dass andere Schwierigkeiten künstliche Culturen zur Zeit unmöglich machen. Die Beobachtungen über die Zeit- dauer der Entwickelung der Flechtenfrucht sind übrigens noch nicht ab- geschlossen, und behalte ich mir weitere Mittheilungen über diesen Gegenstand für spätere Zeit vor. Die Auswahl des Materials ist ganz besonders wichtig, und halte ich einige Bemerkungen darüber für nothwendig. Ich bediente mich für alle meine Untersuchungen frischen oder doch wenigstens nahezu frischen Materials, welchem Umstande ich zum nicht geringen Theil die Ergebnisse meiner Untersuchungen glaube verdanken zu müssen, Wenn auch in dieser Beziehung wohl nicht alle Flechten übereinstimmen, so steht doch soviel fest, dass die jugendlichen Fruchtanlagen fast aller Arten aus den Gattungen Peltigera, Peltidea und Nephroma in Bezug auf ihre Lebensfähigkeit äusserst empfindlich sind. Von der grossen Anzahl der jugendlichen Apothecien scheint deshalb nur ein sehr geringer Procentsatz zur vollständigen Ausbildung zu gelangen; die lange Zeitdauer, während welcher die Früchte in ihrem zarten jugendlichen Entwickelungsstadium verharren, lässt solches begreiflich erscheinen. Wenn auch der Thallus noch vollständig vegetationsfähig erscheint und äusserlich kein Merkmal irgend welcher bereits eingetretenen Desor- ganisation zeigt, so sind doch häufig schon die Thallusränder mit abge- storbenen Apothecienanlagen besetzt und es ist nicht immer leicht zu entscheiden, ob man es mit einer noch entwickelungsfähigen oder schon abgestorbenen Frucht zu thun hat. Die Entscheidung dieser Frage aber ist für das richtige Erkennen des Entwickelungsganges wichtig, denn abgesehen davon, dass nicht mehr lebensfähige Fruchtanlagen ungleich schwerer einen Einblick in die minutiösen Vorgänge ihres Aufbaues ge- statten, kann die Untersuchung in solchen Fällen sehr leicht zu falschen Vorstellungen über die Entwickelungsgeschichte der Flechtenfrucht führen. 158 Fünfstück: Die angeführten Thatsachen scheinen mir demnach beim Studium des Aufbaues der ersten Fruchtanlage nach dieser Richtung hin grosse Vor- sicht zu fordern. Als Ausgangspunkt für meine Untersuchungen diente die allenthalben verbreitete und reichlich fruetifieirende Peltigera malacea. Auf Quer- schnitten durch den Thallusrand, unmittelbar unter der pseudoparenchy- matischen Rindenschicht und etwa in gleicher Höhe mit der Gonidienschicht treffen wir als jüngste Fruchtanlage [Tafel IV, Fig. 1] eine Anzahl zusammenhängender, auffallend grosser, zartwandiger Zellen an. Aeusser- lich sind solche Fruchtanlagen dem blossen Auge als winzige, schwach braun gefärbte Punkte am äussersten Thallusrand kaum noch erkennbar. Das Plasma dieser Zellen ist vollkommen homogen, durch Liegen im Wasser nimmt es aber bald ein körnig-schaumiges Aussehen an. Gegen Jod ist der reiche, stark lichtbrechende Inhalt dieser Zellen ziemlich resistent, er nimmt nur langsam eine schwach bräunliche Färbung an, während die Membran sich gelb färbt. Die einzelnen Zellen haben im Allgemeinen eine mehr oder weniger kugelige Gestalt, sie platten sich polyedrisch an einander ab, wenn die Production derselben eine sehr reichliche wird, in der Grösse. aber sind sie erheblichen Schwankungen unterworfen. In der ersten Anlage sind die Zellen zu perlschnurartigen, unregelmässig hin- und hergewundenen Fäden vereinigt, erst in späteren Stadien [Tafel III, Fig. 1 und 2] tritt meist eine Auflösung jener Fäden in einzelne Theilglieder ein, die einfach dadurch zu Stande kommt, dass die einzelnen Zellen in Folge ihrer Turgescenz an ihren Scheidewänden eine derartige Abrundung gegen einander erfahren, dass schliesslich eine Loslösung eintritt. Tafel III, Fig. 1 stellt von Peltigera canina ein Ent- wickelungsstadium eines jugendlichen, reproductiven Sprosses dar, wo die Abtrennung solcher Zellen bereits in zahlreichen Fällen eingetreten ist. Dieser Erscheinung ist es wohl zuzuschreiben, dass Tulasne') die Apothecien, die sich in dem beschriebenen Entwickelungsstadium befanden, für Sper- mogonien, die losgelösten Zellen für abgeschnürte Spermatien hielt. Lindsay?) und Nylander bezeichnen solche Fruchtanlagen als Pyeniden. Lindsay sagt darüber p. 173 wörtlich: „Spermogones containing sper- matia, — that is, spermatia having the usual characters, — do not occur in Peltigera; but there are sometimes found marginal tubercles, resembling the spermogones of Nephromium, containing sporoid corpuscles. The latter are regarded as spermatia by Tulasne; and as stylospores by Nylander, with whom J concur.* Aus dem angeführten Citate geht 1) Tulasne: M&moire sur les Lichens, Ann. d. sc. nat., Ill ser., T. XVII p. 200 u. 201. 2) Lindsay: On the spermogones and pycenides ete. Transactions of the Royal Society of Edingburgh, Vol. XXI, Part. I, p. 173. ai Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 159 also hervor, dass die genannten Forscher mit den verschiedenen Namen ein und dieselben Gebilde bezeichnen. Ebensowenig wie Tulasne haben Lindsay und Nylander ausser diesen Gebilden wirkliche Sper- matien, wie sie sonst bei Flechten vorkommen, auffinden können, Trotz der sorgfältigsten Untersuchung des besten Materials ist es mir niemals gelungen, das Vorhandensein von echten Spermogonien constatiren zu können, und ich glaube die Behauptung aufstellen zu dürfen. dass die Gattungen Peltigera und Peltidea thatsächlich spermognien- los sind. Sollten aber dennoch Spermogonien vorhanden sein, so sind sie sicherlich so selten, dass ihnen für die Entwickelungs- geschichte der Flechtenfrucht keinerlei Bedeutung beige- messen werden kann. Kehren wir jetzt zur Betrachtung des Aufbaues der jungen Frucht- anlage zurück. An nicht allzu dünnen Querschnitten hält es nach sorgfältiger Entfernung der Luft mit der Luftpumpe nicht schwer, über die erste Anlage der Frucht und deren Weiterentwickelung in's Klare zu kommen. Jene unregelmässig gewundenen, rosenkranzartigen Fäden [Tafel V, Fig. 1—7], die wir übereinstimmend mit der bisher üblichen Bezeichnungsweise Ascogone nennen wollen, sind weiter nichts als Aeste von sonst in keiner Weise ausgezeichneten vegetativen Hyphen. Die Umwandlung einer gewöhnlichen Thallushyphe in ein Ascogon’ ist eine ganz allmälige, die einzelnen Zellen nehmen an Grösse und Veränderung des Inhalts stetig zu, so dass die Zelle nicht genau bezeichnet werden kann, von wo ab eine vegetative Hyphe zum Ascogon geworden ist. Ein auf Tafel V, Fig. 1 abgebildetes Ascogon zeigt diesen allmäligen Ueber- gang ganz besonders deutlich. Mitunter tritt auch eine Rückbildung des Ascogons in der Art ein, dass dasselbe allmälig wieder zu einer vegeta- tiven Hyphe auswächst [Tafel V, Fig. 2 u. 3]. Die Bildung von As- - cogomen scheint gleichzeitig oder doch wenigstens nahezu gleichzeitig von verschiedenen Hyphen unterhalb der die Fruchtschicht bedeckenden Rinde auszugehen; es ist mir wenigstens niemals gelungen, ein Ascogon als das erste bezeichnen zu können, immer waren deren bereits mehrere und zwar an verschiedenen Stellen vorhanden. Es scheint demnach jeder Hyphenzweig der hier in Betracht kommenden reproductiven Sphäre die Fähigkeit zu besitzen, zu einem Ascogon werden zu können, welche An- sicht auch Krabbe!) für Sphyricdium carneum betrefis der Bildung der Schlauchfasern gewonnen hat. Die Ascogone zeigen einstweilen keine Sprossungen und niemals Anastomosen; durch Spitzenwachsthum gewinnen sie an Ausdehnung, während die einzelnen Ascogonzellen durch inter- calares Wachsthum an Volumen beträchtlich zunehmen. Die ganze Le, 9 160 Fünfstück: Fruchtanlage vergrössert sich namentlich durch peripherische Neubildung von Ascogonen sehr erheblich. Gleichen Schritt mit der Vergrösserung der jugendlichen Fruchtan- lage durch fortwährende Neubildung von Ascogonen hält derjenige Theil der Rindenschicht, der den reproductiven Spross bedeckt. Sobald die ersten Ascogone zur Ausbildung gelangt sind, beginnt ein lebhaftes Wachsthumn amentlich jener Partieen der Rindenschicht, die an die As- cogone angrenzen. Das Wachsthum ist zunächst über dem Centrum der Fruchtanlage am intensivsten; je jünger die neugebildeten Rindenfasern sind, desto kleinzelliger sind sie, und weil immer diejenigen Rindenfasern die jüngsten sind, die an die Ascogonzellen angrenzen, so können deshalb das Rindenfaser- und das Ascogon-Gewebe als zwei von Anfang an streng gesonderte Gewebe leicht erkannt werden. Die Bildung dieser Gewebe beansprucht verhältnissmässig lange Zeit, was schon Eingangs hervorgehoben wurde. Nach dem äusseren Thallus- rande zu verflechten sich die vegetativen Hyphen zu einem ungemein dichten Gewebe, so dass man den Eindruck gewinnt, als solle dadurch und durch die Verdickung der Rinde die zarte jugendliche Fruchtanlage während dieser langen Bildungsperiode vor schädlichen äusseren Einflüssen geschützt werden [Tafel III, Fig. 1]. Während der Dauer dieses ganzen Entwickelungsstadiums zeigen ausser den angeführten Veränderungen weder die in Betracht kommende Rindenschicht noch das Ascogongewebe be- merkenswerthe Erscheinungen. Hat die Bildung von Ascogonen ihr Ende und somit die Anlage bereits bedeutende Dimensionen erreicht, so beginnt eine neue Ent- wickelungsperiode. Der Eintritt in diese zweite Periode der Apothecium- bildung geschieht sehr unvermittelt; die jetzt eintretenden Veränderungen und Neubildungen vollziehen sich im Gegensatz zu den bisher beobachteten Erscheinungen sehr rasch, deshalb ist die genaue Verfolgung des Bildungsganges eine sehr schwierige. Zunächst findet in der unteren Region der die Fruchtanlage bedeckenden Rinde, die wir der Kürze halber als „apotheciale Rindenschicht* bezeichnen wollen, die Bildung der ersten Paraphysen statt. Ungefähr im Centrum der inneren Hälfte der apothecialen Rindenschicht zeigt jetzt ein Complex jugend- licher Rindenfasern zarte Sprossungen, eine zur Oberfläche senkrechte Längsstreckung verleiht diesen Sprossungen das typische Gepräge der Paraphysen. Diese Längsstreckung geht sehr rasch vor sich; deswegen ist es schwierig, Bilder, wie das in Fig. 3 Tafel IV dargestellte, zu erhalten. Die Paraphysenbildung ist eine ungemein lebhafte, es betheiligt sich an derselben bald die gesammte, ungefähr im gleichen Niveau mit der ersten Bildungsstätte liegende apotheciale Rindenschicht. Zwischen die schon vorhandenen Paraphysen werden neue eingeschoben, indess tritt Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 161 diese intercalare Bildungsweise gegenüber dem marginalen Wachsthum der Paraphysenschicht ganz und gar zurück. Die Paraphysen sind in der unteren Hälfte meistens reichlich verzweigt und mehrfach gegliedert [Tafel IV, Fig. 4—8], was leicht constatirt werden kann, wenn man durch vorsichtigen Druck nicht allzu jugendliche Paraphysen isolirt. Vollständig ausgebildete, ältere Paraphysen [Tafel IV Fig. 9] auf diese Weise unverletzt der Beobachtung zugänglich zu machen, gelingt sehr selten, denn sie sind sowohl mit den Köpfen als auch in den unteren Partieen fest mit einander verklebt, so dass sie fast immer in der Mitte reissen. Im jugendlichen Zustande führen die Paraphysen einen reich- lichen, homogenen, stark lichtbrechenden Inhalt; erst bei ihrer voll- kommenen Ausbildung nimmt derselbe ein feinkörniges Aussehen an. Wir kommen jetzt zum wichtigsten Punkte unserer Darstellung. — Wenn die Paraphysenbildung ungefähr eine Ausdehnung über die ganze apotheciale Rindenschicht erreicht hat [Tafel III, Fig. 2], so zeigen, wiederum vom Centrum ausgehend und nach der Peripherie hin fort- schreitend, die einzelnen Ascogonzellen Sprossungen; diese Sprossungen bilden in ihrer Gesammtheit das ascogene Hyphengewebe. Ich habe lange vergeblich nach der Anlage der ersten Schlauchfasern gesucht; die Differenzirung der Ascogone und der dabei eintretende Desorganisationsprocess der letzteren nimmt einen so ungemein raschen Verlauf, dass schon allein dadurch der Beobachtung grosse Schwierigkeiten bereitet werden. Ausserdem ist gerade Peltigera malacea weniger geeignet, in die Vorgänge, die sich bei der ersten Anlage des Schlauchfasergewebes abspielen, einen Einblick zu gewähren; wir werden später bei Peltigera canina viel leichter zum Ziele kommen. Aus- stülpungen und kleine Höcker an den einzelnen Ascogonzellen, die sich bald schlauch- und keulenförmig verlängern, bilden die erste Anlage zu ascogenen Fäden; durch Querwände werden sie an der Ursprungsstelle vom Ascogon abgegliedert, sobald sie eine gewisse Länge erreicht haben. In dem gleichen Maasse, in dem diese Sprossungen entstehen und sich weiter entwickeln, tritt ein Desorganisationsprocess der Ascogone ein: das Plasma derselben wird bei der Bildung der Schlauchfasern rasch aufgebraucht, die einzelnen Ascogonzellen schrumpfen ein und in kurzer Zeit sind in der ganzen Fruchtanlage nirgends mehr Ascogone aufzufinden; nur die gelblichen, zusammengefalteten Membranen sind noch als deren Ueberreste zu erkennen, bald aber auch diese nicht mehr, wegen ihrer hohen Quellbarkeit und der Dichtigkeit des Schlauchfasergewebes. Die ascogenen Hyphen zeigen nämlich ein ungemein lebhaftes Wachsthum und bilden sehr bald ein so dichtes Gewebe, dass ihre Weiterentwickelung ohne Zuhilfenahme von chemischen Reagentien nicht mehr verfolgt werden kann. — Nach vorsichtiger Behandlung mit Kali und Jod, wodurch das Jahrbuch des botanischen Gartens. IIL 71 162 Fünfstück : Gewebe nur gelockert wird, ohne dass eine wesentliche Veränderung des- selben eintritt, kann ein Einblick in die genaueren anatomischen Ver- hältnisse des fraglichen Fasergewebes gewonnen werden. Es zeigt sich, dass dasselbe aus Hyphen besteht, die in Bezug auf ihre Gestalt die grössten Verschiedenheiten aufweisen. Ich fand sie, abweichend von früheren Angaben über heteromere Flechten, durch Querwände gegliedert. Breite und Länge der einzelnen Glieder ist sehr verschieden; während eine Zelle sehr langgestreckt und annährend den Character einer vegeta- tiven Hyphe trägt, ist eine andere wieder kurz und blasig angeschwollen und zeigt nach verschiedenen Richtungen hin Ausbuchtungen. Im All- gemeinen sind die einzelnen Fasern reichlich verzweigt, doch trifft man auch häufig auf beträchtliche Strecken hin unverzweigte Schlauchfasern. Ihr Inhalt ist homogen, dem Plasma der ursprünglichen Ascogone gleich; durch Liegen im Wasser wird er sehr bald feinkörnig, Nach Behandlung mit Jod zeigen, selbst nach dem Auftreten der Asci, die Membranen die sonst für die Schlauchfasern charakteristische Blaufärbung nicht, während das Plasma braun gefärbt wird. Beide Gewebe, das schlauchbildende und das paraphysenbildende, halten, nachdem sie eine gleiche Ausdehnung erlangt haben, im Wachsthum mit einander gleichen Schritt; daher können, sobald ein gewisses Stadium der Entwickelung erreicht ist, unterhalb der ganzen Breite der Paraphysenschicht die Schlauchfasern nachgewiesen werden. Einzelne Hyphen beider Gewebe schieben sich zwischen einander, bleiben aber streng ge- schieden. — Zwischen der ersten Entstehung des ascogenen Fasergewebes und der vollständigen Ausbildung desselben scheint wiederum ein grosser Zeitraum zu liegen, was schon aus dem sehr späten Auftreten der ersten Schläuche geschlossen werden muss; doch bin ich nicht in der Lage, darüber positive Angaben machen zu können, weil meine Beobachtungen nach dieser Richtung noch zu lückenhaft sind. — Wenn endlich der Process der Bildung des Schlauchfasergewebes im Centrum der Frucht zu Ende geführt ist, so beginnt das letzte Stadium im Aufbau der Flechtenfrucht: die Bildung der Asci mit den Sporen. In der Mitte der Schlauchfaserschicht entstehen in der bekannten Weise die ersten Asci als Aussackungen der ascogenen Hyphen, von denen sie durch Querwände getrennt werden, sobald sie einen gewissen Grad der Ausbildung erreicht haben [Tafel IV, Fig. 12].") Die Bildung der Aseci erstreckt sich sehr rasch, vom Centrum nach der Peripherie fortschreitend, 1) Fig. 12 stellt zwar die entsprechenden Verhältnisse von Peltigera canina dar, die Figur kann aber im vorliegenden Fall für Peltigera malacea substituirt werden, da alle Arten der Gattungen Peltigera und Peltidea im fraglichen Entwickelungsgange über- einstimmen. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 163 über die ganze Lamina; zwischen die schon vorhandenen Schläuche schieben sich immer neue ein, weswegen die Paraphysen gegenüber den Schläuchen in den Hintergrund treten. Ehe wir zu den Schlussfolgerungen aus den gemachten Beobachtungen übergehen, seien noch kurz einige interessante Wachsthumsvorgänge er- wähnt, die sich während der Ausbildung des Schlauchfasergewebes in der apothecialen Rindenschicht abspielen. An der Bildung der Paraphysen sind nur diejenigen Partieen der apothecialen Rinde direct betheiligt, die dem Ascogongewebe zunächst liegen. Durch das lebhafte Wachsthum der Paraphysenschicht und der paraphysenproducirenden Rindenfasern, gegen welches das der äusseren Hälfte der Rindenschicht zurücksteht, wird eine Spannung hervorgerufen, durch welche allmälig die Paraphysen- schicht convex nach innen gewölbt wird [Tafel III, Fig. 2]. Im weiteren Verlaufe dieser Wachsthumsvorgänge wird die nicht paraphysenproducirende, passiv gespannte apotheciale Rinde von der Paraphysenschicht abgehoben; es entsteht so über den Paraphysen zunächst ein Hohlraum, in welchen hinein noch eine Zeit lang einzelne Fasern der abgehobenen Rinde weiter wachsen. Zwischen den Paraphysen befinden sich einzelne abge- rissene Fasern der abgehobenen Rinde, die sich ebenfalls noch einige Zeit weiter entwickeln. Fig. 11 Tafel IV veranschaulicht diese Ver- hältnisse; aus praktischen Gründen ist nur ein Streifen aus der Mitte eines Querschnittes dargestellt. Mit der weiteren Vergrösserung der Frucht wird die Nahrungszufuhr für die abgehobene Rinde stetig schwieriger; die letztere stirbt deshalb langsam ab, und da sie der immer mehr wachsenden Spannung endlich nicht mehr widerstehen kann, so reisst sie und bildet das Exeipulum thallodes der Lichenologen. Demnach ist hier, wie auch bei allen anderen Arten der Gattungen Peltigera und Peltidea, wo dieselben Vorgänge stattfinden, das Apothecium anfänglich angiocarp, erst durch secundäre Wachsthumserscheinungen wird es gymnocarp. — Nachdem wir den Aufbau der Frucht von Zeltigera malacea von der ersten Anlage an bis zur Hervorbringung der Asei Schritt für Schritt genau verfolgt haben, sei es gestattet, die dabei gewonnenen Ergebnisse zu denen anderer Flechten und Ascomyceten von bekannter Fruchtent- wickelung in Beziehung zu setzen. — Nach Stahl’s Untersuchungen sind bei den Collemaceen wohl entwickelte, physiologisch wirksame Ge- schlechtsorgane vorhanden, und wegen der scharf ausgeprägten Sexualität betrachtet genannter Forscher die am höchsten differenzirten Collemaceen als das erste Glied in der grossen Formenreihe. Andererseits weist Krabbe!) bei Sphyridium, Cladonia ete. den asexuellen Aufbau des 1) G. Krabbe, l. cp. 4 fi. 11* 164 Fünfstück: Fruchtkörpers nach, er stellt diese Flechten mit den sclerotienbildenden Pezizen auf eine Stufe. Demnach stehen diese spermatienlosen Flechten als am wenigsten differenzirt bezüglich ihrer Fruchtentwickelung auf der niedrigsten Stufe; mit den Ascogonen sind bei ihnen die letzten Rudimente der Geschlechtsorgane geschwunden. Zwischen Collema und Sphyridium besteht also eine grosse Kluft, zu deren Ausfüllung die noch spärlichen Forschungen auf diesem grossen Gebiete erst sehr wenig Ma- terial geliefert haben. — Sehen wir nun zu, wo sich Peltigera zwischen die vorhandenen, weit von einander abstehenden Endglieder einreihen lässt. Das Fehlen der Spermatien bei unserer Flechte legte von vorn- herein die Vermuthung nahe, dass eine Uebereinstimmung des Ent- wickelungsganges mit den Collemaceen nicht zu erwarten sein werde. Unsere Beobachtungen zeigen auch in der That, dass dem Aufbau des Apotheciums von Peltigera malacea keinerlei Ge- schlechtsact zu Grunde liegt. Aus gewöhnlichen Thallushyphen entwickeln sich auf rein vegetativem Wege die Ascogone. Einer Be- fruchtung derselben von aussen widerspricht, abgesehen davon, dass wir niemals etwas derartiges beobachtet haben, der anatomische Bau der ganzen Fruchtanlage; von dichtem Hyphengewebe rings umschlossen zeigen die Ascogone nirgends eine Verbindung nach aussen. Es ist also nur die Möglichkeit eines Befruchtungsactes im Innern der Anlage in Betracht zu ziehen. Aber auch hier finden wir im ganzen Verlaufe der Entwickelung nicht die leiseste Andeutung eines Befruchtungsvorganges: ausser den Ascogonen sind in dem jugendlichen Apothecium keine Ge- bilde vorhanden, denen eine männliche Function beigemessen werden könnte, und niemals konnte an einem Ascogon irgend welche Copulation beobachtet werden. Die Differenzirung der Ascogone tritt ohne erkenn- bare äussere Veranlassung ein; die Asci, das Produkt der Weiterent- wickelung der Ascogone, gelangen auf rein vegetativem Wege zur Aus- bildung. Sodann ist jene charakteristische schraubige Einrollung der Collema-Ascogone bei Peltigera nicht vorhanden; hier sind die Ascogone nur unregelmässig hin- und hergebogen. In anderen wesentlichen Punkten dagegen stimmt der Entwickelungsgang beider Gattungen über- ein; so greift z. B. die strenge Sonderung des paraphysenbil- denden vom schlauchbildenden Gewebe in beiden Fällen bis in die erste Anlage zurück; ferner sind von dem Augenblick an, wo das Peltigera-Ascogon zu Neubildungen übergeht, keinerlei wesentliche Abweichungen von der Differenzirung des befruchteten weiblichen Organs von Collema zu constatiren. Nach der Vorstellung de Bary’s stellen die Ascomyceten eine ein- heitliche Reihe dar, die mit sexuell functionirenden Typen beginnt und unter allmäligem Aufgeben der Sexualität mit vollständig apogamen Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 165 Formen endigt. Uebertragen wir diese Auffassung speciell auch auf die Lichenen, so würde vorläufig die Gattung Collema, wie schon erwähnt, mit ihrer deutlich ausgeprägten Sexualität als erstes Glied in einer ein- heitlich gedachten Reihe anzusprechen sein. Verfolgen wir diese Reihe weiter nach abwärts, so gelangen wir zunächst zu Peltigera. Bei Peltigera kommen die männlichen Sexualorgane schon nicht mehr zur Ausbildung; sie haben, weil sie functionslos geworden; nach und nach eine Rückbildung erfahren und sind so vom vegetativen Flechtenkörper nicht mehr zu unterscheiden. Die weiblichen Organe sind dagegen noch vorhanden, aber sie sind schon als rudimentäre Gebilde anzusehen, denn an ihnen gelangt ein Empfängnissorgan, wie die Trichogyne von Collema, bereits nicht mehr zur Ausbildung; sie haben nur noch die jetzt parthenogenetische Sporenerzeugung beibehalten. Sphyridium, Cladonia ete. sind endlich in der Rückbildung ihrer Sexualorgane am weitesten gegangen, sie sind deswegen bis jetzt als die Endglieder der Entwickelungsreihe zu betrachten. Bei ihnen sind sowohl die männlichen wie die weiblichen Geschlechtsor- gane geschwunden; aus einem vollständig homogenen Gewebe wird direct der Fruchtkörper gebildet.') Ungefähr dieselbe Stellung, die Podosphaera in der Ascomyceten- reihe einnimmt, nimmt Peltigera unter den Lichenen ein. Ob diese Flechtengattung aber näher an Collema oder näher an Sphyridium zu stellen ist, kann bei unserer geringen Kenntniss anf dem Gebiete der Forschung noch nicht entschieden werden; denn dass die Lichenen eine continuirliche Reihe bilden oder doch einst gebildet haben, ist gegen- wärtig eben nichts mehr als eine blosse Vorstellung. Durch das Vorhandensein der mehrzelligen Trichogyne als Fortsatz des Ascogons weicht Collema am meisten von allen bis jetzt entwickelungs- geschichtlich näher untersuchten Schlauchpilzen ab. Sollten indess die neuesten Beobachtungen von Fisch?) an Polystigma Bestätigung finden, so wäre damit in einem weiteren Punkte die Uebereinstimmung der Flechten mit den Ascomyceten aufgefunden. Nach neueren Untersuchungen von Brefeld®?) und Van Tieghem *) ist bei manchen Ascomyceten in der ersten Fruchtanlage eine Sonderung des Schlauchfasersystems vom paraphysenprodueirenden nicht vorhanden, sondern die Differenzirung 1) G. Krabbe, I. c. p. 14. 2) C. Fisch: Beiträge zur Entwickelungsgeschichte einiger Ascomyceten. Botan. Ztg. 1882 p. 851 ff. 3) O0. Brefeld: Entwickelungsgeschichte der Basidiomyceten. Botan. Ztg. 1876 p- 57 ff. *) Van Tieghem: Neue Beobachtungen über die Fruchtentwickelung und die vermeintliche Sexualität der Basidiomyceten und Ascomyceten. DBotan. Ztg. 1876 p- 166 ff, 166 Fünfstück: beider Systeme tritt erst im Verlaufe der weiteren Fruchtentwickelung ohne Mitwirkung eines Sexualacts ein. Wie bereits angeführt, hat Krabbe bei Sphyridium etc. für die Lichenen den analogen Typus der Sporenfruchtentwickelung aufgefunden. Angesichts dieser Thatsachen ist nicht daran zu zweifeln, dass die Uebereinstimmung beider Pflanzengruppen im Aufbau des reproductiven Sprosses immer mehr dargethan wird, je genauer und umfangreicher die Untersuchungen sich nach dieser Richtung hin gestalten. Andere Arten der Gattung Peltigera. Soweit meine Beobachtungen reichen, stimmen alle übrigen Arten der Gattung Peltigera in den wesentlichen Punkten ihrer Fruchtent- wickelung mit Peltigera malacea so sehr überein, dass das für letztere Species Gesagte mit ganz nebensächlichen Modificationen auch für die übrigen Arten der Gattung Geltung hat. Wenn ich trotzdem einige Punkte in der Entwickelungsgeschichte anderer, von mir näher unter- suchter Arten bespreche, so geschieht es lediglich zum Zwecke der Ver- vollständigung der an Peltigera malacea gemachten Beobachtungen. — Wie an anderer Stelle bereits gelegentlich erwähnt wurde, lässt sich an Peltigera canina die Differenzirung der Ascogone am leichtesten ver- folgen, weil dieselbe hier einen weniger rapiden Verlauf nimmt und die einzelnen Ascogone und Ascogonzellen an Grösse die gleichen Gebilde anderer Arten beträchtlich übertreffen. Wir sind im Stande, an Peltigera canina und auch an der mit ihr auf das Genaueste übereinstimmenden Feltigera rufescens schon die erste Andeutung von Sprossungen der As- cogonzellen beobachten zu können. Tafel V, Fig. 8—17 stellen Ascogone und Ascogonzellen von Peltigera canina in den verschiedenen Entwickelungs- stadien dar. Eine einzelne höckerartige Ausstülpung einer be- liebigen Ascogonzelle [Fig. 8] bildet die Einleitung zur Bildung des ascogenen Fasersystems. In Fig. 9 und 15 zeigen einzelne Zellen bereits mehrere solche Ausstülpungen, und in Fig. 17 hat eine Sprossung [s] durch Gliederung und Verzweigung bereits einen vor- geschrittenen Grad der Ausbildung erlangt, während die Ascogonzelle [A] durch Ausstülpungen neue Sprossungen andeutet. Erst wenn die Sprossungen eine gewisse Grösse erlangt haben, werden sie von der Mutterzelle durch Querwände abgegrenzt [Fig 13]. Die Grösse der verschiedenen Ascogonzellen ist bei Peltigera canina und P. rufescens im Allgemeinen noch weit grösseren Schwankungen unterworfen, als bei P. malacea, so dass daran bei einiger Uebung an einem geeigneten Präparat. die Species erkannt werden kann. P. polydactyla scheint betrefis der Grösse der Ascogonzellen gegen die übrigen Arten zurückzustehen und mit P. horizontalis eine gleichmässigere Grösse dieser Zellen gemein zu haben, Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 167 Die Paraphysenbildung scheint nicht bei allen Arten genau zur selben Zeit einzutreten; denn während man bei Peltigera canina, rufes- cens und malacea noch das Vorhandensein der Ascogone unter der Paraphysenschicht leicht constatiren kann, gelingt dies bei P. horizontalis sehr selten. Die Paraphysenbildung scheint demnach im ersteren Falle früher, im letzteren später eingeleitet zu werden. Die Anlage des para- physenbildenden sowohl, wie des schlauchbildenden Fasersystems ist bei allen Arten ebenfalls eine streng localisirte; die scharfe Trennung beider Gewebe kann in allen Fällen bis auf die erste Entstehung zurück genau verfolgt werden. Was bei Feltigera malacea über die erste Entstehung und Weiterentwickelung der Paraphysen und über die dabei später eintretenden Wachsthumserscheinungen gesagt wurde, lässt sich ohne jedwede Modification auf die übrigen Arten übertragen. Die gleichen Gründe, die bei Feltigera malacea gegen einen Sexual- act geltend gemacht werden konnten, sind auch bei den übrigen genannten Arten wieder anzuführen; trotz der sorgfältigsten Untersuchung konnten in keinem Falle Spermogonien aufgefunden werden, nirgends ist sonst auch nur die Andeutung eines männlichen Sexualapparates vorhanden. In vollständiger Ueberinsteimmung mit P. malacea stellt sich demnach auch bei den übrigen Arten der Gattung Peltigera der Entwickelungsgang der Frucht als ein rein vegetativer dar. Peltidea, [Ach.] Nyl. Peltidea aphthosa et venosa. Die beiden Arten der Gattung Peltidea befolgen beim Aufbau der Frucht einen übereinstimmenden Entwickelungsgang ; nirgends trefien wir auf eine Erscheinung, die als ein characteristisches Unterscheidungs- merkmal dienen könnte. Während wir bei der Gattung Peltigera die ersten Fruchtanlagen ausnahmslos am Thallusrande seitlich von der Gonidienschicht zu suchen hatten, finden wir bei Peltidea die jugendlichen Apotheciumanlagen stets unmittelbar unterhalb der Gonidienschicht in geringer Ent- fernung vom Thallusrande. Wiederum sehen wir einen Complex von Faserenden durch bedeutende Anschwellung und allmälige Umwandlung ihres Inhaltes den Character jener Gebilde annehmen, die wir überein- stimmend mit anderen Beobachtern bei Peltigera als Ascogone be- zeichnet haben. Ohne erkennbare Ursache tritt auch bei der Gattung Peltidea die Ascogonbildung ein. Die junge Anlage besteht zunächst wiederum aus zahlreichen Ascogonen, die geringere Grösse derselben ist das einzige Unterscheidungsmerkmal von den analogen Organen der Gattung Peltigera. Auf rein vegetativem Wege entsteht aus dem As- cogongewebe das Schlauchfasersystem; alle Erscheinungen, die wir von 168 Fünfstück: der Entstehung der ersten Ascogone an bis zur Hervorbringung der Asei bei Peltigera beobachteten, kehren beim Aufbau des reproductiven Sprosses von Peltidea wieder. — Durch das lebhafte centrifugale Wachs- thum des Ascogongewebes und später der Schlauchfasern einerseits, und durch die rasche Ausdehnung der apothecialen Rindenschicht und der Paraphysen andererseits wird die beide Gewebesysteme trennende Gonidien- schicht auseinander gezogen; der Contact der einzelnen Gonidien wird durch sich zwischen dieselben schiebenden Faserenden aufgehoben und später sind über die ganze Breite des Hymeniums verstreut diese Go- nidien nur noch als vereinzelte, matt gelbgrün gefärbte Kügelchen zu erkennen. Gerade der Umstand, dass die Bildung der Ascogone unter- halb der Gonidienschicht stattfindet, lässt sowohl bei Peltidea aphthosa als auch bei Peltidea venosa die Sonderung des schlauchbildenden vom paraphysenbildenden Gewebe besonders scharf hervortreten. Schon ohne chemische Reagentien ist unterhalb der paraphysen- produeirenden Rindenschicht das Schlauchfasergewebe an dem stärkeren Lichtbrechungsvermögen seines Inhalts zu erkennen. Nach einer Be- handlung mit Jod kann dasselbe noch genauer als bei Peltigera verfolgt werden, denn der homogene plasmatische Inhalt färbt sich stark dunkel- braun und hebt sich so von der Umgebung scharf ab. In späteren Stadien wird übrigens diese Jodreaction in dem Maasse undeutlicher, in welchem das Plasma der ascogenen Hyphen beim Aufbau der Asci ver- braucht wird. Fig. 2, Tafel IV, stellt Peltidea aphthosa mit jugendlichen Schlauchfasern dar. Das Präparat wurde nach der Einwirkung einer schwachen Jodlösung gezeichnet; b sind die dunkelbraun gefärbten as- cogenen Hyphen, einzelne Aeste derselben schieben sich zwischen die paraphysenbildende Rinde; a, e sind gewöhnliche Thallushyphen. Der Deutlichkeit halber sind die einzelnen abgestorbenen Gonidien nicht mit- gezeichnet. Die Membranen der Schlauchfasern färben sich bei Peltidea ebensowenig, wie bei Peltigera mit Jod blau, auch dann nicht, wenn die Ascusbildung bereits begonnen hat. Die Entstehung und weitere Ausbildung der Paraphysen stimmt ebenso wie die Entstehung und Differenzirung der Ascogone vollkommen mit derjenigen von Peltigera überein; das dort Gesagte kann ohne Weiteres auf Peltidea übertragen werden. Abgesehen vom Orte der Entstehung der ersten Fruchtanlage, welchem Umstande höchstens ein systematischer Werth zugesprochen werden kann, stimmt, wie wir gesehen haben, die Gattung Peltidea mit Peltigera in allen Punkten, die bei der Frage nach der Entstehung und Weiterentwickelung der Frucht in Betracht gezogen werden müssen, ' überein. Ebensowenig wie dort sind hier Erscheinungen aufzufinden, die den asexuellen Aufbau der Furcht zweifelhaft erscheinen liessen; vielmehr Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 169 erheben alle Beobachtungen den rein vegetativen Verlauf der Apothecium- bildung auf den höchsten Grad der Wahrscheinlichkeit. Nephroma, Ach. Nephroma tomentosum et laevigatum. Die Entwickelungsgeschichte der Sporenfrucht der Gattung Nephroma weicht in wesentlichen Punkten von derjenigen der beiden bis jetzt ab- “ gehandelten Gattungen’ab; eine Thatsache, die schon deswegen bemerkens- werth ist, weil wir in allen guten Flechtensystemen die drei Gattungen nebeneinander gestellt finden, was auch vom systematischen Standpunkt aus betrachtet wohlbegründet erscheint. Wie unsere Untersuchungen darthun werden, zeigen die habituell so ähnlichen Gattungen im Ent- wickelungsgange ihrer Frucht so grosse Verschiedenheiten, dass sie im System vielleicht weit auseinander zu stehen kämen, wollte man der Entwickelungsgeschichte in dieser Beziehung einen maassgebenden Einfluss einräumen. Ehe ich zur Darstellung der Anlage und des Aufbaues der Apothecien der Gattung Nephroma übergehe, glaube ich die in der Litteratur be- stehende Unsicherheit über die Spermogonienfrage bei dieser Gattung einer kurzen Erörterung unterziehen zu müssen. Sowohl bei Nephroma tomentosum als auch bei Nephroma laevigatum fanden sich an jedem von mir genauer untersuchten Material Spermogonien, entgegen den Beobachtungen von Lindsay,') der sie bei Nephroma tomentosum an europäischem Material niemals, an aussereuropäischem Material sehr selten gefunden hat. Den Angaben in systematischen Werken über diesen Gegenstand kann keine Bedeutung beigemessen werden, weil sie sich wohl zumeist auf die Beobachtungen Lindsay’s stützen. Wie sich aus späteren Betrachtungen ergeben wird, scheint mir indessen die That- sache bemerkenswerth zu sein, dass ich niemals vollkommen ausgebildete Spermogonien habe auffinden können, obwohl ich gerade diesem Punkte grosse Aufmerksamkeit geschenkt und eine grosse Anzahl Spermogonien darauf hin sorgfältig geprüft habe; bei Nephroma tomentosum wie bei Nephroma laevigatum scheint die Entwickelung der Spermogonien selten zum Abschluss zu gelangen. — Unter einer dicken, interstitienlosen Rindenschicht bilden am Thallusrande eine Anzahl grosser, zartwandiger Zellen die erste Apotheeiumanlage bei der Gattung Ne- phroma [Tafel III, Fig. 3]. Diese kugeligen Zellen sind zu perlschnur- artigen, unregelmässig gewundenen Fäden vereinigt, führen ein reichliches, homogenes, stark lichtbrechendes Plasma, und da diese Gebilde in all’ !) Lindsay, I, c. p. 172, 170 Fünfstück: ihren Eigenschaften mit den Ascogonen von Peltigera und Peltidea über- einstimmend erscheinen, so glauben wir auch sie als solche ansprechen zu müssen. — Gleichzeitig an verschiedenen Stellen unterhalb der Rinde gehen gewöhnliche Thallushyphen allmälig in Ascogone über. Verfolgen wir eine Hyphe, deren Endzellen bereits deutlich zu Ascogonzellen ge- worden sind, eine gewisse Strecke weit zurück, so werden wir uns immer von dem ursprünglich vegetativen Charakter dieser Hyphe überzeugen können; der Uebergang von dem einen Zustand in den anderen ist auch hier ein so allmäliger, dass man bei jedem Ascogon zu Zellen gelangt, von denen man nicht sagen kann, ob sie noch zur gewöhnlichen Hyphe ge- hören oder bereits zum Ascogon gerechnet werden müssen. Die ganze Anlage ist von einem dichten Hyphengewebe umsponnen, das immer mehr verschwindet, je weiter die Entwickelung der jungen Frucht fort- schreitet; die Lichenologen beschreiben deshalb die Apothecien von Nephroma als „Früchte ohne Gehäuse.“ Verästelungen oder Ver- schmelzungen mit einander durch Copulation konnten an den Ascogonen niemals bemerkt werden. Das Volumen der letzteren steht hinter dem- jenigen der Peltigera-Ascogone beträchtlich zurück. Mit Jod färbt sich die Ascogonmembran gelb, der Inhalt braun. Diese Färbungen sind aber nicht so entschieden, dass sie geeignet wären, die Beobachtung des Verlaufs der Ascogonbildung wesentlich zu erleichtern. Die bereits er- wähnten optischen Eigenschaften, die durch die Behandlung mit Jod verloren gehen, sind für jene Beobachtungen ungleich günstiger. — Trotz der grössten darauf verwendeten Sorgfalt bin ich über die Entstehung der ascogenen Hyphen zu keinem sicheren Resultat gekommen. Ich kann im Allgemeinen nur soviel angeben, dass die Ascogone plötzlich verschwunden und an ihre Stelle die Schlauchfasern getreten sind. Dort wo die ersten Ascogone entstanden sind, treffen wir wiederum die ersten ascogenen Hyphen an; sie bilden ein ungemein zartes, dichtes, im jugendlichen Zustande fast interstitienloses Gewebe [Tafel III, Fig. 4, s]. In sehr jugendlichen Stadien bereits färben sich die Membranen der Schlauchfasern, abweichend von den Gattungen Peltigera und Peltidea, mit Jod deutlich blau. Die einzelnen Hyphen sind von sehr un- regelmässiger Gestalt, sie sind sehr reichlich verzweigt und durch Quer- wände nur spärlich gegliedert, führen ebenfalls ein homogenes, das Licht stärker brechendes Plasma und breiten sich durch lebhaftes centrifugales Wachsthum sehr bald unterhalb der ganzen paraphysenbildenden Rinden- schicht aus. Während dieses Entwickelungsstadiums bleibt die jugend- liche Fruchtanlage von der dicken Rindenschicht fest umschlossen, so dass dadurch den Spermatien die Möglichkeit völlig entzogen wird, mit dem reproductiven Spross in nähere Berührung zu treten und eventl. eine befruchtende Thätigkeit auszuüben. Im Fruchtinnern, wo allein Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen, 171 noch nach einem Sexualact gesucht werden kann, konnte kein Organ von besonderer Gestalt und kein Vorgang beobachtet werden, der als Ge- schlechtsaet gedeutet werden könnte. Demnach ist auch bei der Gattung Nephroma die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass die Fruchtentwickelung ohne Sexualact zu Stande kommt. Zwar spielt sich die Paraphysenbildung als ein vege- tativer Vorgang in genauer Uebereinstimmung mit Peltigera und Peltidea auch bei Nephroma lediglich in der apothe- cialen Rindenschicht ab; indess sind doch einige characteristische Abweichungen bemerkenswerth. Bei beiden Arten tritt die Paraphysen- bildung erst sehr spät ein. Wenn schon längst die Ascogone verschwunden und an ihre Stelle bereits ascogene Hyphen in grosser Anzahl und Ausbreitung getreten sind, entstehen in der apothecialen Rinde über dem Scheitel der Frucht die ersten Paraphysen [Tafel III, Fig. 4]. Ihre Bildung schreitet in centrifugaler Richtung rasch vorwärts, sie sind kürzer und dünner als die Paraphysen von Peltigera und ungemein reichlich verzweigt [Tafel IV, Fig. 10]. Die Paraphysen und auch später die Asci wachsen stets nach der Unterseite des Thallus zu; das junge Apothecium ist demnach vorerst dem Substrate des Thallus zugekehrt, und erst später tritt durch besondere Wachsthumserscheinungen eine so starke Krümmung des Fruchtlagers ein, dass das der unteren Seite eines Thalluslappens angeheftete Apothecium nach aufwärts gekehrt wird. Diese constant wiederkehrende Erscheinung ist von der Systematik als ein Characteri- stieum für die Gattung verwerthet worden. Bei Nephroma laevigatum treten bereits die ersten Paraphysen direct an die Oberfläche, während bei Nephroma tomentosum die letzteren meist anfangs noch von einer dünnen, aber wohl immer abgestorbenen Schicht von Rindenfasern be- deckt sind; die Lichenologen bezeichnen deshalb die Apothecien der Gattung Nephroma als „schleierlos.* Die Bildung der Asci aus den ascogenen Hyphen endlich zeigt in keiner Weise von den allgemeinen Erscheinungen eine Abweichung. Wer jener Auffassung beitritt, dass die Sexualapparate gewisser Ascomyceten u. s. w. eine allmälige Rückbildung erfahren haben, wird sagen, dass die Gattung Nephroma auf dem Wege von der vollkommenen Sexualität bis zur völligen Apogamie eine kürzere Strecke als die beiden vorher besprochenen Gattungen zurückgelegt habe. Die Sexualorgane sind beiderseits noch vorhanden, aber sie funetioniren nicht mehr; die Fruchtentwickelung findet nur noch auf vegetativem Wege statt. Dem Ascogon fehlt in unserem Falle jener mehrzellige Fortsatz, der bei Collema als Empfängnissorgan gedeutet wird; die Spermogonien sind selten und, wie bereits hervorgehoben, fanden wir sie immer unausgebildet; die Spermatienproduction sahen wir nur in einigen wenigen Fällen in die 172 Fünfstück : Erscheinung treten: die Rückbildung der Sexualorgane als Folge der Nichtausübung ihrer Funktionen hätte also bereits begonnen. Allein so lange als für solche Vorstellungen nicht schwerwiegendere Belege bei- gebracht werden können, bleibt die Bedeutung der Spermatien für die Entwickelungsgeschichte der Flechtenfrucht, wenn es sich um Formen wie die besprochenen handelt, nach wie vor eine offene Frage. Zusammenfassung. Die Hauptergebnisse unserer Untersuchungen können in folgende Sätze kurz zusammengefasst werden: 1) In den Gattungen Peltigera, Peltidea und Nephroma ist die Para- physenbildung ein rein vegetativer Process. Die apotheciale Rindenschicht ist einzig und allein als paraphysenprodueirendes Gewebe zu betrachten; das letztere bleibt von der ersten Anlage bis zum Abschluss der Ent- wickelung der Paraphysen vom schlauchbildenden Fasergewebe streng gesondert. Für alle drei Gattungen gilt der schon früher von Schwendener für andere Flechten ausgesprochene Satz, dass das schlauchbildende Faser- gewebe mit dem paraphysenbildenden nicht im Zusammenhang steht und beide Gewebe ein selbständiges Wachsthum besitzen. 2) Bei den Gattungen Peltigera und Peltidea entstehen die ascogenen Hyphen als Sprossungen zahlreicher Ascogone, ohne dass eine Erscheinung hätte constatirt werden können, die auf einen vorausgegangenen Sexualact hinwiese. Bei Nephroma sind als erste Fruchtanlage ebenfalls zahlreiche Ascogone vorhanden; indess konnte die Differenzirung der ascogenen Hyphen aus denselben niemals mit Sicherheit beobachtet werden. 3) Die Bildung der Apothecien ist in allen drei Gattungen eine streng localisirte.e Das Ascogongewebe bleibt während seines ganzen Entwickelungsverlaufes von einem dichten vegetativen Hyphengewebe fest umschlossen, so dass die Möglichkeit einer Befruchtung von aussen nicht in Betracht gezogen werden kann. 4) Die Schlauchfasern der Gattung Nephroma färben sich, über- einstimmend mit dem gewöhnlichen Verhalten, mit Jod blau, während die Membranen der ascogenen Hyphen der Gattungen Peltigera und Feltidea niemals jene characteristische Blaufärbung zeigen. 5) Bei den Gattungen Zeltigera und Feltidea sind höchst wahr- scheinlich keine Spermatien vorhanden; sollten sie jedoch noch aufge- funden werden, so sind sie schon wegen ihrer Seltenheit nicht als phy- siologisch wirksame Sexualorgane in Betracht zu ziehen. 6) In allen drei Gattungen liegt weder der Bildung der Paraphysen noch derjenigen der Ascogone irgend welcher Sexualact zu Grunde. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Lichenen. 173 Figuren-Erklärung. [Die in Klammern beigesetzten Zahlen geben die Vergrösserung an.] Tafel II. Fig. 1. (350): Querschnitt durch ein junges Apothecium von Peltigera canina. Die apotheciale Rindenschicht a hat sich schon durch Sprossungen erheblich verdickt; im Ascogongewebe A finden sich bereits zahlreiche isolirte Ascogonzellen. Fig. 2. (250): Querschnitt durch ein bereits bis zur Paraphysenbildung vorgeschrittenes Apothecium von Peltigera malacea; A: schon im Desorganisationsprocess begriffene Ascogone, P: Paraphysenschicht mit den darunter befindlichen paraphysenproducirenden Rindenfasern al, a: apotheciale Rindenschicht, G: Gonidien. Fig. 3. (350): Querschnitt durch eine jugendliche Fruchtanlage von Nephroma tomen- tosum. A sind Ascogone, a: apotheciale Rinde, G: Gonidien. Fig. 4. (350): Querschnitt durch ein Apothecium von Nephroma tomentosum. Die Paraphysenbildung ist noch im ersten Stadium begriffen; a: paraphysenbildende Rindenfasern, darunter sind bereits die ersten, sehr zarten, reich verzweigten und selten durch Querwände gegliederten Schlauchfasern s entstanden; P sind jugendliche Paraphysen. Tafel IV. Fig. 1. (250): Querschnitt durch eine ganz jugendliche Fruchtanlage von Peltigera malacea ; a: apotheciale Rindenschicht, A: Ascogone. Fig. 2. (350): Querschnitt durch ein in der Entwickelung bereits weiter vorgeschrittenes Apothecium von Peltidea aphthosa, nach einer Behandlung mit Jod. Die dunkler dargestellten Hyphen b sind die aus den Ascogonen resp. Ascogonzellen durch Sprossung hervorgegangenen Schlauchfasern, ce sind vegetative Hyphen, a: paraphysen- bildende Rindenfasern. Fig. 3. (750): Querschnitt durch eine ganz junge Paraphysenanlage von Peltigera malacea; P: Paraphysen, a: paraphysenproducirende apotheciale Rindenschicht, al: apotheciale Rinde, die später von der Frucht abgehoben wird. Fig. 4. (750): Verzweigung einer noch in der Entwickelung begriffenen Paraphyse von Peltigera malacea. Fig. 5—8. (750): Verzweigte Paraphysen von Peltigera canina, ebenfalls noch in der Entwickelung begriffen. Fig. 9. (750): Vollständig entwickelte Paraphysen von Peltigera malacea. Fig. 10. (750): Isolirte Paraphysen von Nephroma laevigatum. 174 Fig. 11. (600): Theil eines Querschnitts durch ein Apothecium von Peltigera malacea, das nur um ein Geringes weiter entwickelt ist als das in Fig. 2, Tafel III dargestellte. Aus der Paraphysenschicht P ragen vereinzelte abgerissene Rindenfasern F hervor. Die von oben herabwachsenden Hyphen F! gehören der die Fruchtanlage ursprünglich bedeckenden, jetzt aber durch secundäre Wachsthumsvorgänge bereits abgehobenen apothecialen Rindenschicht a an. Fig. 12. (750): Schlauchfasern S mit Schläuchen A von Peltigera canina, die Aseci sind von ihren Stützzellen darch Querwände abgetrennt. Tafel V. Fig. 1—5. (750): Ascogone von Peltigera malacea. Fig. 6—17. (750): Ascogone und Ascogonzellen von Peltigera canina. Die Sprossungen s der einzelnen Ascogonzellen A bilden später das Schlauchfasergewebe. Jahrbuch des bot. Gartens I. yr8 SUBSEFDH ET EM EEE FIRE IND IR Er IE RER: 4 a M. Finfstück.del Lichtäruck v. A. Frisch, Berlin W, m. m — rn r I az Mi WIE WER 5 wstückadnat.dd. | (Laue lih. A Verlag von Gebr. Borntrasger in Berlin. VI. Die Eichenarten Amerika’s. Neu bearbeitet von Th. Wenzig. Der Zweck dieser Arbeit ist eine in der Natur begründete Grup- pirung und eine exakte Charakterisirung der amerikanischen Arten des Genus Quercus, Abtheilung A. Zepidobelanus Endl., cupula squamis imbrieatis. Asa Gray ist es, der durch seine Gruppirung der Eichenarten Nordamerikas und zwar der der atlantischen Staaten — vom Mississippi bis zum altlantischen Ocean — die Bahn gebrochen hat. Es schien mir bei der noch sehr ungenügenden Feststellung der einzelnen Arten wichtig, zuerst die durch die beiden Michaux und Asa Gray musterhaft be- arbeiteten Arten der atlantischen Staaten genauer zu studiren und dann die bis jetzt noch weniger gesichteten Arten der anderen Staaten Amerikas einem gründlichen Studium zu unterwerfen. Willdenow theilte 1805 in Linne’s Spec. plant. edit. IV, vol. IV, 2, pag. 423 die Eichenarten nach der Form des Blattrandes in 1) Foliis integerrimis, 2) Fol. dentatis, 3) Fol. apice lobatis, 4) Fol. sinuatis lobis mucronatis, 5) Fol. sinuatis lobis muticis. Wenn man auch zu- geben muss, dass die Form des Blattrandes eine wesentliche Rolle bei der Gruppirung der Arten spielt und Willdenow auch schon die Grund- lage zu mancher richtigen Gruppirung giebt, so genügt doch ein Cha- rakter entschieden nicht.') In Endlicher’s Genera suppl. IV, pars 2 (1842), p. 24 N. 1845 ist der nach meinem Dafürhalten vorzüglichste Charakter zur Eintheilung der Eichenarten in die Schuppen des Fruchtnäpfchens (squamae cupulae) gelegt worden. Alphonse de Candolle hat in seiner Monographie über Quereus 1) De Candolle in seinen Notes bemerkt, dass durch das Festhalten an einen Charakter die ähnlichsten Arten oft weit von einander getrennt werden. ' #4 fi 176 Wenzig: im Prodr. XIV, 2, (1864) p. 2 die Eintheilung Endlicher’s mit einigen Abweichungen beibehalten, und bei der an Arten sehr reichen Unterabtheilung Lepidobalanus durch die Aufstellung eines neuen inter- essanten Kennzeichens: der „ovula abortiva supera vel infera“ fernere Untereintheilungen versucht. Obgleich dieses neue Kennzejchen nur erst bei einer kleinen Anzahl von Arten nachgewiesen ist, möchte bei weiter zu erwartendem Pflanzenmaterial diese Zahl sich vergrössern, und dieser neue Charakter mit zur Begründung der Gruppirung dienen. Oersted dagegen findet die squamae cupulae als Eintheilungsgrund zu „künstlich“ und stützt sich auf die styli; er theilt in Quercineae und Castanieae ein und bringt zu den letzteren auch Pasania und Cyelobala- nus, Unterabtheilungen von Quercus, welche er mit Castanea verbindet. Seine in Liebmann’s „Les chönes de l’Amerique tropicale“ zuerst aufgestellte Gruppirung wird von ihm in seinem „Bidrag til Kundskab om Egefamilien* (1871) bedeutend modifieirt. Oersted ist in der Auf- stellung einiger Gruppen glücklich gewesen, aber nicht immer. Doch müssen die von Liebmann hinterlassenen, von Oersted herausgegebenen „Les ch@nes de l’Amerique tropicale“ als ein für die Kenntniss und das Studium sehr geeignetes Werk gerühmt werden. Bei der von mir unternommenen Gruppirung stützte ich mich auf: das Blatt, die Schuppen des Fruchtnäpfchens, die Fruchtreife') und den Fruchtstand. Gestützt auf das Resultat meiner Beobachtungen an den Eichenarten des tropischen Amerikas unterscheide ich: 1) Die Achse des Fruchtstandes von grüner Farbe, grösserer Länge: an derselben stehen die gestielten Früchte alternirend, wie bei unserer Qu. pedunculata; 2) dieselbe Achse, aber von rothbrauner Farbe, grösserer Dicke, sehr verschiedener Länge: an derselben sind die Früchte sitzend, zuweilen an der Spitze gehäuft. In dem zweiten Falle beobachtet man auch un- gestielte und kurz gestielte Früchte an ein und demselben Zweige. Leider hat Alph. de Candolle versäumt, das Wiener und Berliner Herbarium zu benutzen. Da das letztere reiche Schätze birgt, führe ich die wichtigsten derselben an. Liebmann hat viele entscheidende No- tizen in der Berliner Sammlung gemacht. — Für die Eichen der atlan- tischen Staaten sind A. Michaux: Histoire des chönes de l’Amerigue septentrionale (1801), F. A. Michaux: Hist. des arb. for. de l’Amer. sept. (1812), Asa Gray: Manual of Bot. 5 edit. 1867/8, Chapman: Fl. of the Southern U. $., die besten literarischen Quellen. Für das Studium der Eichen des tropischen Amerika benutzte ich vorzugsweise:”) 1) S. Watson hat zweijährige Fruchtreife am Ende des Zweiges beobachtet, be- dingt durch die Erschöpfung des Zweiges zur Bildung eines neuen Zweiges im nächst- folgenden Jahre. ?2) Der Kürze wegen eitire ich nach No., bei den Kupfern nach Tafeln. Die Eichenarten Amerikas. 177 Humboldt et Bonpland: pl. equin. Vol. II (1809); Willdenow: sp. pl. IV, 1 (1805); de Candolle: Prodr., XIV, 2 (1864); Cha- misso et Schlecht.: in Linnaea V (1830); Benth.: pl. Hartw. (1839); Liebmann: Oversigt over Egeslaegten i America (1854); Liebmann (et Oersted): Les ch@nes de l’Amerique tropicale (1869); Sereno Watson: Geol. Surv. of California, Bot. Vol. I (1880). 1. Species eivitatum orientalium. Conspectus sectionum. 1. Maturatio annua. A. Quercus albae, White Oaks. Folia sinuata. B. Quercus Prinus, Chestnut Oaks. Folia subrepanda. 2. Maturatio biennis. A. Quercus salieifoliae, Live Oaks. Folia integra, lineari lan- ceolata. B. Quercus nigrae, Black Oaks. Folia integra aut pinnatifida, subtus pilosa, auctumno non rubra. C. Quereus rubrae, Red Oaks. Folia pinnatifida, glabra, raro subtus pilosa, auctumno rubra. Quercus albae. 1. Q. alba L. sp. pl. 1 edit. II, 996; 2 edit. p. 1414; Mehx. Chen. t. 5.; Mehx. £. Arb. for. II, t. 1; A. Gr. Man. 5 edit. No. 1; Chapm. No. 15; DC. No. 26. Ramuli et folia juvenilia Zomento detergibili, mox glabra. Folia longe petiolata, 0,145—0,135 m lg. et 0,090—0,075 m It., ovalia, basi cuneato-attenuata, apice acutiuscula, obligque et subaequaliter si- nuata, sinubus subacutis, lobis apice obtusis, interdum subsinuatis (praecipue superioribus), oblongis vel ovatis, subtus pallidiora, conspi- cue reticulata. Fructus 2, apice pedunculi crassi oppositi. Cupula hemisphaerica, craterata. Squamae ovatae, lignosae inerassatae, dorso prominentes, apice acuminatae obtusae tenuiores tomento detergibili. Glans ?/, exserta ovata, styli reliquiis coronata. Gemmae rotundato- ovatae. In sylvis vulgaris ex A. Gr., a Florida ad Mississippi ex Chpm. „White Oak“ Americanorum. — Hb. Willd. No. 17642/3. Hb. Berol.: Philadelphia (Leman, 1843); ad Lacum Winipeg (Hooker); St. Louis (Engelmann No. 1177 a. 1836 et 1842); St. Louis (Geyer a. 1842); Illinois (Brendel). Jahrbuch des botanischen Gartens. IH. 12 178 Wenzig: 2. Q. obtusiloba Mehx. Chen. t. 1; Mehx. £. arb. for. t. 4; A. Gr. No. 2; Chpm. No. 14. — Q- stellata Wangenheim Nordamer. Hölzer t. 6. fig. 15; DC. No. 25. Ramuli et folia juvenilia flavo -tomentosa (pilis stellatis).. Folia longe aut breviter petiolata, 0,185—0,145 m 1g., 0,130—0,115 m It., obovata, basi cuneato-attenuata, apice obtusa, sinuata, sinubus superiori- bus acutis, inferioribus latis, lobis infimis brevi-ovatis, superioribus dilatatis subsinuatis subtetragonis, supremo late dilatato subsinuato, omnibus ob- tusis, adulta glabra. Fructus plures sessiles.. Cupula hemisphaeriea craterata. Squamae lanceolato-ovatae, apice obtusae, marginatae pilosae graciles. Glans semiexserta, ovata, styli reliquiis coronata. Gemmae rotundato-ovatae. Vulgaris ad meridiem versus ex A. Gr.; in Florida septentrionem versus ex Chpm. „Post-Oak“, „Roughor Bor White-Oak“ Ame- ricanorum. — Hb. Willd. No. 17653. Hb. Berol.: Michaux; Georgia (Beyrich); Illinois (Brendel); St. Louis (Engelmann No. 1175 a. 1834). Var. parvifolia Chpm. Rami cinerei, ramuli tomentosi. Folia brevipetiolata 0,057 m lg. 0,032 m lt. obovata, ad basin cuneata, apice obtusiuscula, apicem versus bilobata, lobis parvis obtusiusculis, sinubus rotundatis, vel margine toto parum lobata, supra glabra nitida reticulato- venosa, subtus opaca, costa prominente pilosa, juvenilia subtus parce tomentosa. Fructus non vidi. West-Florida, Apalachicola: Curtiss No. 2589* (April., Novbr.) in hb. Berol. 3. Q. Iyrata Walter, fl. Carol. (a. 1788) p. 235 No. 2; Mchx. Chen. t. 4; Mchx. f. t. 5; Chpm. No. 17; DC. No. 20. Folia apice ramulorum conferta (Chpm.), subsessilia, obovata, basi euneato-attenuata, apice acuta, sinuata, lobis utringue duobus, inferioribus ovatis acutis, sinu latissimo separatis a superioribus majoribus oblongo- quadrangularibus,, terminali oblongo tricuspidato, laevia, „subtus albo- tomentosa denique subglabra* (Chpm.). Fructus subsessilis (ex icone optima in Chön.) vel sessilis (ex Chpm.), magnus. Cupula depresso- slobosa, glandem subincludens. Squamae ovatae obtusae, interdum sub- acuminatae marginatae, dorso protuberantes incrassatae lignosae, farinosae. Florida ad Carolinam borealem versus ex Chpm. „Over Cup Oak.“ 4. Q. macrocarpa Mchx. fl. Bor. Amer. p. 194, Chen. t. 2, 3; Mehx. f. t. 3; A. Gr. No. 3; Chpm. No. 16; DC. No. 21. Ramuli et folia juvenilia subtus breviter et dense pilosa. Folia longe petiolata, 0,170 m lg., 0,117—115 m lt. (A. Geyer), 0,145 m 1g., 0,095 m 1t. (St. Louis), obovata, sinuata, sinubus latis aut angustis pro- Die Eichenarten Amerikas. 179 fundis, lobis infimis parvis ovatis acutis, superioribus majoribus partim subeoalitis etiam suberenato-repandis et dilatatis, plerumque omnibus obtusis. Stipulae lineares longe persistentes. Fructus 1—2, mazimi in apice pedunculi crassiusculi longiusculi. Cupula hemisphaerica profunda erassa lignosa. Squamae inferiores ovatae acuminatae durae velutinae marginatae, dorso protuberantes, summae setosae. Glans semiexserta ovata, pistilli rudimento coronata. Gemmae parvae ovatae. Nova Anglia usque ad Wisconsin, Kentucky versus meridionalem oceidentem ex A. Gr., Boreali-Carolina septentrionem versus ex Chpm. „Mossy-cup-Oak,“ „Bur-Oak.“ — Willd. hb. N. 17654. Hb. Berol.: Beardstown Ill. (Geyer a. 1842); St. Louis (Engelm. N. 1176 a. 1836 Aug. et 1849); Illinois (Brendel). Obs. Q. obtusiloba Mchx. (coll. E. Bourgeau 1857/8, Saskatschawan, Palliser Brit. N. Am. Expl. Expedition) est Q. macrocarpa Mehx. fructu minimo 0,012 m alto et diametro. | Var. olivaeformis A. Gr. — Q. olivaeformis Mehx. f. arb. for. IA A Foliis angustius et profundius lobatis, cupula glandeque oblonga. & Quercus Prinus. Ki 5. Q. Prinus L. sp. pl. 1 edit. II, 995, 2 edit. p. 1413; Mchx. A. Bor. Amer. II, 195; Willd. N. 40; DC. N. 24. Folia oblongo-ovalia, acuminata v. acuta subcuneiformia dentato- repanda (Wg.). Cupula craterata subsquamosa; glans ovata (Willd.) edulis (A. Gr.). | Pennsylvania, Virginia, Carolina, Florida. Var. «. palustris Mchx. Chen. t. 6; Mehx. f. t. 7; Chpm. N. 18. Ramuli pilosi. Folia longe petiolata, 0,255 m 1g., 0,150 m It. (hb. Willd.) obovata, basi inaequalia, apice brevi-acuminata, angulis obtusatis, nervi secundarii 12—13 utroque latere, supra in costa prominente pilis paueis sparsis, subtus pallidiora, juvenilia pilis mollibus numerosis. Fructus magnus brevi-pedunculatus.. Cupula hemisphaerica crassa.. Squamae inferiores ovatae, mediae ovato-lanceolatae, summae lanceolatae sericeae aut velutinae durae et crassae. (Gemmae majusculae ovatae apice rotun- datae vel acutae. F Carolina, Florida, Georgia ex Mchx.; Florida ad Mississippi et Ei septentrionem versus ex Chpm. „Swamp-Chestnut-Oak.* — Hb. j Willd. N. 17616 fol. a 6, 6a,'!) 8; hb. Berol.: Arkansas (Engelm. a. 1837). Var. 8. monticola Mchx. Chön. t. 7; Mchx. f. t. 8. — Q. mon- tana Willd. N. 42. > a N EITDIR EIPRESTH le Di ie. MT Dr = TEEN 1) Fol. 6, 6a. stimmen mit dem Bilde von Mchx. pater et filius völlig überein. 12* 180 Wenzig: Folia plus minusve longe petiolata, 0,140 m 1g. 0,095 m It. (hb. Wwilld.), 0,148 m 1g., 0,088 m It. (Reading), obovata (subrhombeo- ovalia), basi plerumque obtusa, angulis rotundatis, subtus plus minusve glauco-tomentosa. Fructus majusculus. Cupula turbinato-hemisphaerica. Squamae durae scabrae. Glans oblonga.. Gemmae parvae rotundato- ovatae. Massachusettsad Virginiam etCarolinam exMchx. „Rock-Chestnut- Oak.“ — Hb. Willd. N. 17618 fol. 1 (Kinn)'), N. 17616 fol. 3, 4, 5 Hb. Berol.: Pennsylvania, Reading; St. Louis (Engelm. N. 1178 a. 1836). Florida (Curtiss N. 2593 e. nec var. Michauxii Chpm.). Var. y. acuminata Mchx. Ch£ön. t. 8; Mchx. f. t. 9. — Q. Castanea ' Mühlb. Ges. Naturf. Fr. III, 396; Chpm. N. 19. Folia petiolis longis tenuibus, 0,140—0,153 m 1g., 0,075 m It., oblongo-obovata, 0,192—0,120 m 1g., 0,042—0,035 m It. lanceolata, margine subundulata (Mühlenberg), basi inaequalia, angulis acutis, juvenilia minime glauco - tomentosa, adulta ut in %. Cupula sub- hemisphaerica tenuis. Squamae oblongo - ovatae obtusae ‘ marginatae pilosae etiam durae et crassae. Cupula et glans minores quam in var. $. Gemmae ovatae. Florida occidentalis ad Mississippi et septentrionem versus ex Chpm. Nova Anglia ad Wisconsin, vulgaris in ceivitatibus mediis ex A. Gr. „Yellow Chestnut-Oak.“ — Hb. Willd. N. 17616 fol. 4. (Mühlen- berg). Hb. Berol.: Cumberland (G. Thurber a. 1845); Illinois (Brendel), St. Louis (Engelm. N. 1178 a. 1836), St. Louis Hillsides (Geyer a. 1842); Arkansas (Engelm. N. 1179 a. 1835). Var. d. Chincapin Mchx. f. t. 10; var. pumila Mehx. Chen. t. 9. — Q. prinoides Willd. in Nov. Act. Berol. III, p. 397; Chpm. N. 20. Frutex. Ramuli et folia subtus glauco-tomentosa. Folia brevi- petiolata, 0,075—0,088 m 1g., 0,040—0,055 m lt. oblongo-ovalia, basi inaequalia, apice acuta, late serrata, nervi secundarü 6—7 utroque latere. Fructus numerosi, plures in apice pedunculorum. Cupula hemisphaerica. (zemmae ovatae apice rotundatae. Nova Anglia et New York ad Wisconsin et meridiem versus ex A. Gr. Virginia et Carolina ex Mchx. „Chincapin-Oak.* Var. e. tomentosa Mchx. Chen. t. 9 fig. 2 (ubi folium solum); var. discolor Mchx. f. t. 6. — Q. bicolor ?) Willd. in Nov. Act. Berol. III, 396 et Willd. sp. pl. N. 43; A. Gr. N. 4; DC. N. 23. 1) Fol. 1 stimmt mit dem Bilde von Mchx. pater et filius völlig überein. 2) Bei sorgfältigem Studium von Q. Prinus kann Q. bicolor als eigene Art nicht bestehen bleiben, Uebergänge zu Q. Frinus können im hb. Berol. nachgewiesen werden. Mit grösserem Rechte könnte Q. Chincapin abgezweigt werden, welche noch weniger Seitennerven wie Q. bicolor hat. Die Eichenarten Amerikas. 181 Ramuli tomentosi mox glabrati. Folia plus minusve petiolata, 0,140 m lg. 0,076 m lt. oblongo-ovalia, basi attenuata, apice acuta, angulis rotundatis, subtus glauco-velutina, nervis secundarüs 8&—9 utroque latere. Fructus, eupula, squamae, glans similes uti in var. «, squamae summae in setas latas excurrentes, sed breviores et minus numerosae quam in Q. macrocarpa. Vulgaris in eivitatibus septentrionalibus ex A. Gr. — „Swamp- White-Oak.“ — Hb. Willd. N. 17619 fol. 1 (Mühlenberg). Hb. Berol.: Cumberland (Thurber); Illinois (Brendel); Wisconsin (Lapham); St. Louis (Engelm. N. 1182). Quercus salicifoliae. 6. Q. virens Ait. ht. Kew. III, 356; Mchx. Chen. t. 10; Mechx. EEE 11-2 A. Gr. N. 6; Chpm. N. 4; DC. N. 70.') Rami cinerei, ramuli stellato-velutini. Folia sempervirentia, brevi- petiolata, 0,060—0,050 m 1g. et 0,022—0,016 m 1t., oblonga, basi attenuata, apice obtusa, raro acuta, integra, (raro irregulariter pauci- dentata) conspicue reticulato-venosa, supra nitida, subtus pallida glauca tenuissime lepidoto- velutina, margine subrevoluta. Fructus 1—3 in apice peduneuli. Cupula globoso-hemisphaeriea. Squamae late ovatae apice obtusae adpressae dorso glauco-velutinae margine et apice glabrae fuscae. Glans ?, exserta (Mehx.) oblonga (A. Gr.). Virginia ad Floridam et Mississippi prope mare ex Mchx. Florida ad Carolinam septentrionalem ex Chpm. In Virginiae ora ex A. Gr. „Live Oak.“ — Hb. Willd. N. 17588 fol. 1. (Kinn), N. 17587 (ex ht. Angl.). Hb. Berol.: Carolina (Beyrich). 7. Q. Phellos L. sp. pl. 1 edit. II, 995; Ait. ht. Kew. III, 354; Mehx. Chen. t. 12; Mchx. £. t. 12; A. Gr. N. 8; Chpm. N. 1; DC. N. 123. Ramuli stellato-puberuli, cito glabrati (DC.). Folia brevipetiolata 0,056 m Ig. 0,011 m It. lanceolata, basi attenuata, apice acuta plerumque longe mucronata, interdum subundulata, supra glabra conspicue reti- culato-venosa, subtus praecipue in axillis venarum tomentosa, glabrescentia, !) Die unglückliche Zusammenziehung von Q. virens mit Q. oleoides Cham. et Schldl. durch de Candolle hat viel Verwirrung angestiftet. Chamisso und Schlechtendal kannten Q. virens sehr wohl, Liebmann, Chapman, Oersted widersprechen entschieden der Verbindung. De Candolle hat weder die Original- pflanzen von Schiede, noch sehr typische Exemplare von Warscewicz gesehen, sonst hätte er beide Arten nicht vereinigt. Nun erklärt sich auch, dass Mchx., Chpm., A. Gray vor 1864 die zweijährige Fruchtreife behaupten, was durch S$. Watson’s Beobachtung: Erschöpfung des Fruchtzweiges zur Hervorbringung eines neuen Zweiges im nächsten Jahre bekräftigt wird. 182 | Wenzig: in regione septentrionali decidua, in r. australi sempervirentia (A. Gr.). Fruetus solitarii brevissime peduneulati. Cupula turbinato-hemisphaerica. Squamae oblongo-ovatae, obtusae, adpressae sericeae margine glabrae eiliatae, apice et interdum dorso glabrae. Glans semiexserta 0,008 m alta et diametro pilis stellatis. Gemmae parvae ovatae. Long Island et New Jersey ad Kentucky et meridionem versus ex A. Gr. Florida ad Mississippi et septentrionem versus ex Chpm. — „Willow-Oak.“ — Hb. Willd. N. 17585 fol. 8 (Kinn). Hb. Berol.: Kentucky (Hooker); New Jersey (Jacquemont a. 1827); Philadelphia (Leman a. 1823); Arkansas (Engelm. N. 1167 a. 1835). Var. e. pumila Mchx. Chen. t. 13 fig. 1et2. — Q. pumida Walter fl. Carol. p. 234; Mehx. f. t. 15. — Q. sericea Willd. sp. pl. N. 3. — Q. einerea var. Nutt. Gen. pl. II, 214; Chpm. N. 3, var.; DC. N. 145 var. d. Folia brevissime petiolata, 0,062 m lg. et 0,012 m It., lanceolata, apice mucronata, supra glabra, subtus albo-tomentosa. Florida ad Carolinam septentrionalem ex Chpm. — Hb. Berol.: Georgia (Beyrich a. 1834); Florida (Cabanis). Var. $#. maritima Mcehx. Chen. t.13 £.3 (= Q. aquatica sec. DC. nec Wg.). — Q. virens var. Chpm. N. 4 var. — Q. maritima Willd. N. 2. Folia 0,058 m lg. 0,018 m It. latiuscule lanceolata perennantia apice mucronata. Frutex. A Florida ad Carolinam meridionalem ex Chpm. — Hb. Willd. N. 17586 (Kinn). Olim culta in ht. Berol. Var. y. laurifolia Chpm. 1. ce. p. 420. — Q. laurifolia Mchx. Chen. t. 17. — Q. aquatica ß. DC. Folia subsessilia 0,057 m lg., 0,018 m It. oblonga, apice obtusa interdum mucronata, utrinqgue glabra, sultus pallidiora.. „Cupula sub- turbinata, glans subglobosa“ (Mchx.). Gemmae ovatae. A Florida ad Carolinam borealem ex Chpm. — Hb. Berol.: Florida (Cabanis); New Orleans (v. Chrismar). Var. d. myrtifolia Wg. — Q. myrtifoia Willd. N. 4. — Q. Phellos var. arenaria Chpm. p. 420. — Q. aquatica var. € ? DC. Frutex. Folia subsessilia 0,045 m lg., 0,020 m lt. ovalia apice rotundata mucronata glabra. Florida et Georgia, secus oras ex Chpm. — Hb. Willd. N. 17586 fol. 1. (Carolina, Kinn). 8. Q@. imbricaria Mchx. Chen. t. 15, 16; Mehx. f. t. 13; A. Gr. N. 9; Chpm. N. 2; DC. N. 124. Ramuli juveniles stellato-puberuli v. pubescentes. Folia longius Die Eichenarten Amerikas. 183 petiolata, 0,105 m 1g., 0,034 m It., oblonga, basi attenuata aut inaequalia, apice acuta mucronata, juniora supra piosa subtus dense villosa, adulta subtus glabra conspieue reticulato- venosa. Fructus solitarii subsessiles. Cupula turbinato-hemisphaerica. Squamae ovatae obtusae adpressae late marginatae sericeae, dorso glabrae. Glans semiexserta glabra. New Jersey ad Wisconsin ex A. Gr. Carolina borealis et septen- trionem versus ex Chpm. „Laurel or Shinge-Oak.* — Hb. Willd. N. 17595 fol. 1 (Kinn). Hb. Berol.: Illinois (Brendel); St. Louis (Engelm. N. 1168 a. 1836, 1842, 1849). 9. @. einerea Mchx. Chen. t. 14 (icon optima!); Mchx. f.t. 14; A. Gr. N. 7; Chpm. N. 3; DC. N. 145. Rami einerei tenuiter costati, ramuli breviter glauco - tomentosi. Folia subsessilia, 0,060 m 1g., 0,020 m 1t., oblonga basi inaequalia aut subeordata aut obtusa, apice acuta mucronata, supra sparsim et minute stellato - pilosa viridiora, subtus glauco-tomentosa. Fructus (ex icone) 1—2 sessiles aut subpedunculati. Cupula hemisphaerico - turbinata. Squamae ovatae v. lanceolatae (sericeae DC.). Glans ?; exserta. Gem- mae parvae ovatae. Virginia orientalis et meridionem versus ex A. Gr. A Florida ad Carolinam borealem ex Chpm. „Upland-Willow-Oak.“ — Hb. Berol.: Texas (F. Lindheimer N. 309a. a. 1844; Mnz. N. 143). Quercus nigrae. a. Folia integra apice dilatata. 10. @. nigra L. sp. pl. 1 edit. II, 996; 2 edit. p. 1413; Mechx. Chen. t. 22, 23; A. Gr. N. 11; Chpm. N. 6; DC. N. 125. — Q. fer- ruginea Mechx. f. t. 6. Ramuli et folia juniora tomento brevissimo stellato incana. Folia brevi-petiolata, 0,113 m lg. 0,095 m 1t. (apice), obovata, basin versus attenuata, basi obtusa, apice maxime dilatata, sinubus quatuor angulis subacutis, lobis plerumque guingue mueronatis (nervis productis), supra valde viridia glabra nitida reticulato- venosa, subtus ferrugineo - pubescentia, adulta pallidiora glabreseentia in axillis venarum barbata. Fructus 1—3 brevipedunculati. Cupula late hemisphaerica. Squamae oblongo- ovatae obtusae marginatae tomentosae badiae. Glans '/; exserta tomentosa. Gemmae oblongo-ovatae tomentosae. New York ad Illinois et meridionem versus ex A. Gr. Florida ad Mississippi ex Chpm. „Black-Jack or Barren-O ak.“ — Hb. Willd. N. 17628 fol. 1, 2 (Mühlenberg); N. 17627 fol. 2, 3; N. 17629 fol. 2 (Kinn). Hb. Berol.: Illinois australis (Brendel); Texas (F. Lindheimer; 184 Wenzig: Mnz. N. 136); Brazos (Berlandier N. 1572); St. Louis (Engelm. N. 1170) Barrenhills (Ch. A. Geyer); Pennsylvania, Reading. Obs. I. Q. nana Willd. herb. N. 17630 fol. 1 (Mühlenberg) est forma parvifolia. Obs. I. Q. Leana Nutt., Q. heterophylla Mchx., Q. palustris X imbricaria Engelm., Q. tridentata Engelm., Q. quinqueloba Engelm. — in hb. Berol. — omnes inter se conjunctae; forma singularis rarissima. 11. Q. aquatica Walter flor. Carol. p. 234. A. Gr. N. 10; Chpm. N. 5; Mehx. Chön, t. 19, 20, 21; Mchx. £. t. 17; DC. N. 133. Ramuli glabriuseuk. Folia brevipetiolata v. subsessilia, 0,092 — 0,096 m 1g. 0,050—0,047 m I1t., interdum angustiora, obovata lobis paueis parvis, basi valde attenuata, antice aut valde dilatata aut in apicem produeta, non mucronata, glabra, subtus pallidiora, in axillis venarum barbata, utringque conspieue reticulato-venosa. Fructus 1—2, apice pedunculi brevis crassi. Cupula turbinata aut disciformis. Squamae ovatae, superiores oblongo-ovatae obtusae sericeae, dorso interdum gla- brae, marginatae. Glans ";—? exserta parva ovata glabra. Gemmae lanceolatae. Maryland ad Virginiam ex A. Gr. Florida et septentrionem versus ex Chpm. „Water-Oak.“ — Hb. Berol.: Louisiana (Hooker?); Georgia (Curtiss N. 2575); Arkansas (Engelm. N. 1169 a. 1835); Texas (F. Lindheimer), Brazos (Constant a. 1848). ß. Folia pinnatifida. 12. @. ilieifolia Wangenheim, Forstw. p. 79 t. 17; A. Gr. N. 12; Chpm. N. 13; DC. N. 114. — Q. Banisteri Mehx. Chen. t. 27; Mehx. f. t. 19. Frutex. Ramuli et folia juvenilia incano -velutina.. Folia longe petiolata, 0,073 m lg. 0,067 m It. (specimen Jacquemont.) ovata, ple- rumque 5 lobis acutis setoso-mucronatis, sinubus latis obtusis, basi lata, apice acuta, adulta supra glabra reticulato-venosa lucida valde viridia, subtus valde glauco -tomentosa. Fructus numerosi solitarii subsessiles. Cupula turbinato - hemisphaerica.. Squamae ovatae apice rotundatae, breviter tomentosae, apice glabrae. Glans semiexserta non magna, ovata brevissime pilosa. Gemmae parvae rotundato-ovatae etiam majores ovatae. Nova Anglia ad Ohio et Kentucky ex A. Gr. Georgia ex Chpm. „Bear Oak or Black-Scerub-Oak.* — Hb. Willd. N. 17639 fol. 1 ad 5. Hb. Berol.: New England (E. Tuckerman a. 1842); New York (Jacquemont a. 1827); New Jersey, Lake George (Engelm. a. 1856); Penn- sylvania, Mount Cove a. 1824; Reading; Texas, Brazos (Constant a. 1848). 13. Q@. faleata Mchx. Chön. t. 28; Mchx. £. t. 21; A. Gr. N. 13; Chpm. N. 12; DC. N. 113.') 1) Q triloba Mchx. Chön. N. 14 t. 26, Hb. Willd. N. 17629 fol. 1 (Kinn) est forma Q. falcatae. Die Eichenarten Amerikas. - 185 Ramuli et folia juvenilia glauco-hirto-tomentosa. Rami verruculosi. Folia longe petiolata 0,144— 0,165 m lg. 0,105—0,111 m It. ovalia, lobis 3—5 angustis acuminatis longe setoso-mucronatis, supremo valde longo attenuato, sinubus latis obtusis, adulta supra glabra, valde viridia nitida, subtus ferrugineo-glauca, ad petiolum dense tomentosa. Fructus 1—2, apice pedunculi brevissimi valde crassi. Cupula plano-hemisphaerica. Squamae oblongo -ovatae obtusae tomentosae margine et apice glabrae badiae. Glans ?/ exserta, reticulato-sulcata (semper?). Gemmae magnae ovatae. A New Jersey ad Illinois et meridiem versus ex A. Gr. Florida et septentrionem versus ex Chpm. „Spanish Oak.* — Hb. Willd. N. 17632 fol. 1, 2 (Mühlenberg). Hb. Berol.: New Jersey (Hooker a. 1833); Arkansas (Engelm. N. 1208 a. 1835); Georgia (Beyrich); Texas (Lindley dedit). Quereus rubrae. 14. Q. Catesbaei Mchx. Chen. t. 29, 30; Mehx. f. t. 20; Chpm. 397: DE..N: 115: Folia drevipetiolata, ovalia, lobis 3—5 interdum subfalecatis divari- catis integris v. sinuatis acuminatis longe setoso-mucronatis, sinubus latis obtusis, basi acute angustata, apice acuminata, glabra nitida coriacea. Fructus 1—2 brevipeduneulati aut subsessiles majuseuli. Cupula hemisphaerico - turbinata.. Squamae ovatae obtusae crassae, superiores introflexae. (Glans semiexserta subglobosa.. (Gemmae lan- ceolatae majusculae. A Florida ad Carolinam borealem ex Chpm. „Turkey Oak.“ 15. Q. eoceinea Wangenheim Nordamer. Hölz. p. 44, t. 9; Mchx. Chön. t. 31, 32; Mchx. f. t. 23; A.Gr. N. 14; Chpm. N. 9; DC.N. 119. Ramuli partim stellato-pilosi. Folia longe petiolata, 0,157 m lg. 0,138 m lt. ovalia, basi parum attenuata aut inaequalia apice acuminata, profunde pinnatifida, lobis 5 oblongis plus minusve sinuatis longissime setoso-mucronatis, sinubus Zatis profundis obtusis, juniora supra sparsim stellato - pilosa, subtus tomento glauco detergibili, adulta glabra, supra nitida viridia, subtus pallidiora in axillis venarum barbata, utrinque reticulato-venosa. Fructus solitarii, pedunculis brevibus crassis. Cupula turbinato-hemisphaerica. Squamae oblongo-ovatae obtusae subtomentosae margine et apice glabrae subfuscae. Glans semiexserta ovata. Gemmae ovatae majusculae. Vulgaris ex A. Gr. Florida et septentrionem versus ex Chpm. „Skarlet-Oak.“ — Hb. Willd. N. 17636 fol. 2. 3. 6. Hb. Berol.: Illinois (Brendel optime!); Kentucky (Hooker); St. Louis (Engelm. 1172 a. 1834). 186 Wenzig: Var. £. tinetoria A. Gr. 1. c. — Q. tinetoria Bartram, trav. N. and S. Carol. and Georgia I, 37 (1791); Mchx. Chen. t. 24, 25; Mchx. f. t. 22, differt foliis adultioribus subtus ferrugineis; secundum A. Gray: „cortex trunei obscurius coloratus, asperior crassior, intus aurantiacus, stigma intus aurantiacum, semen flavidum.* „Yellow-Barked or Black-Oak.“ — Hb. Willd. N. 17634 fol. 1, 3, 4, 5 (optime!). Hb. Berol.: St. Louis (Engelm. N. 1171 a. 1846). Var. y. ambigua A. Gr. 1. c. — Q. ambigua (v. borealis) Mchx. f. t. 24. Folia üs Q. rubrae similia, fructus ut in Q. coceinea secun- dum Mehx., A. Gr., Weg. Lacus Champlain ex A. Gr. „Gray-Oak.“ — Hb. Berol.: New York (Jacquemont a. 1827). 16. @. rubra L. sp. pl. 1 edit. II, 996 et 2 edit. p.’ 1413; Mchx. Chen. t. 35, 36; Mechx. f..t. 265: A. Gr. N, 15; Chpm. N. same N... 116; Ramuli sparsim stellato-pilosi. Folia longissime petiolata, 0,175 m lg. 0,120 m It. ovalia, basi subattenuata aut inaequalia apice acuminata, lobis 5 (7”—9 ex Mchx.) oblongis cuspidatis irregulariter pauei-dentatis longe setoso-mucronatis, sinubus angustioribus et minus profundis quam in Q. coccinea, juniora supra pilosa mox glabrescentia subtus tomento glauco detergibili, adulta supra viridia glabra nitida subtus pallidiora in axillis venarum barbata. Fructus subsessilis. Cupula plano-hemisphaerica. Squamae oblongo-ovatae obtusae tomentosae glabrescentes. Glans ?/, exserta ovata. Gemmae obtusae majusculae. Vulgaris ex A. Gr. Florida et septentrionem versus ex Chpm. „Red-Oak.“ — Hb. Willd. N. 17635 fol. 2, 3, 4, 5, 6 (Mühlenberg). Hb. Berol.: N. A. (Hooker); Illinois (Brendel, optime!); St. Louis (Engelm. N. 1173 a. 1834). Var. 8. runeinata (Engelm.) DC.1.c. Folis 0,110 m lg. 0,083 m lt., lobis parum profundis et magis adscendentibus. Fructus vix di- midio minores, glandes similes iis Q. palustris. St. Louis ex A. Gr. Hb. Berol.: St. Louis (Engelm. 9./1860). Var. y. Mühlenbergii Wg. Foliis 0,085 m 1g. 0,050 m 1t., gem- mis parvis. Hb. Willd. N. 17636 fol. 1. (Mühlenberg N. 331 „Black Jack“). 17. @. Georgiana Curtis in Am. Journ. p. 408; DC. N. 118; Chpm. N. 11. Rami cinerei, ramuli glabri. Folia breviter v. longe petiolata, 0,090 m ls. 0,037 m It. oblonga, basi acuta, apice acuminata mucronata, pinnati- fida lobis triangularibus aut longioribus mucronatis, sinubus subrotun- 3 j t- Die Eichenarten Amerikas. 187 datis, glabra, subtus in axillis venarum barbata. Fructus 1—2 brevi- peduneculati. Cupula plano-hemisphaerica 0,006 m alta 0,013 m diametro. Squamae ovatae obtusae planae marginatae albo-puberulae glabrescentes brunneae. Glans %s—°/ exserta subglobosa 0,008 m alta 0,011 m dia- metro puberula mox glabra.. Gemmae parvae oblongo-ovoideae glabrae. Georgia. Hb. Berol.: Georgia, Stone Mountain (Curtiss N. 2581, Ravenel leg.) 18. Q. palustris Du Roi Baumzucht II, 268, t. 5 fig. 4, ubi folium solum; Mchx. Ch£n. t. 33, 34; Mchx. f. t. 25; A. Gr. N. 16; DC. N. 117. Ramuli et folia juvenilia tomento glauco detergibili. Folia lon- gissime petiolata, 0,110 m 1g. 0,090 m It. ovalia, basi subattenuata aut inaequalia apice acuminata, lobis 5—7 oblongis acuminatis setoso-mucro- natis irregulariter pauci-dentatis (quam in @. coceinea), sinubus valde profundis et latis obtuso-rotundatis, adulta supra glabra viridia reti- culato-venosa, subtus pallidiora in axillis venarum barbata. Fructus 1—2 subsessiles minores quam in Q. rubra et Q. coceinea. (Cupula plana. Squamae iis Q. rubrae similes. Glans °/,exserta ovata. Gemmae ovatae acutiusculae majusculae. Alleghanies (Mchx.), vulgaris ex A. Gr. „Swamp Spanish or Pin-Oak.* — Hb. Willd. N. 17637 fol. 2-6. Hb. Berol.: Illinois (Brendel); Philadelphia (Leman a. 1823); St. Louis (Engelm. N. 1174 a. 1837 et 1842). DBeardstone Ill. (Ch. A. Geyer); ex horto Harbke. 2, Species Americae tropicae, etiam Galiforniae. Conspectus sectionum. I. Maturatio annua. A. Lobatae Wg. Folia petiolata Zobat«. Fructus plerumque sessilis. Squamae cupulae late v. oblongo-ovatae acutae., B. Prinoides Wg. Fol. plerumque brevipetiolata et oblonga, sinuato- dentata v. undulato-repanda. Fructus plerumque sessilis. Squamae late-ovatae acuminatae. C. Spicatae Wg. Fol. brevipetiolata, basi plus minus cordata, obo- vata v. oblonga, plus minus repanda. Fructus spicati. Squamae plus minus lanceolatae. D. Glauco-virides Wg. Fol. plerumque brevipetiolata, subtus glauco-viridia. Squamae oblongo-ovatae. Gemmae parvae. E. Laurifoliae Wg. Fol. integerrima, plerumque oblonga, etiam lanceolata, raro ovalia. Fructus plerumque brevi - pedunculatus, Squamae plerumque oblongae v. ad apicem attenuatae. 188 Wenig: F. Parvijoliae a. Weg. Folia petiolata, perrva, dentata. Fructus sessilis v. subsessilis. Squamae oblongo-ovatae rotundatae. II. Maturatio biennis. A. Parvifoliae 8. Wg. Fol. plerumque brevipetiolata, perva, in- tegerrima. Fruetus subsessilis. Squamae parvae triangulares. B. Salieifoliae Wg. Fol. plerumque petiolata, zniegerrima rarius dentibus paucis, oblonga aut lanceolata. Fructus sessilis v. brevi- et erasso-peduneulatus. Squamae plerumque ovatae, obtusae. Ü. Setaceo-mucronatae Wg. Fol. plerumque longe petiolata den- tata, dentibus setaceo-mucronatis. Fructus subsessilis v. pedunculo brevi erasso. Squamae late ovatae, brevi-acuminatae, obtusiusculae. D. Dentatae Wg. Fol. plerumgue petiolata, deniata. Fructus brevi- peduneulati. Squamae late ovatae apice rofundaiae v. obtusae. E. Polymorphae Wg. Folia petiolata, /orma valde variabili. Fructus peduneulatus. Squamae late ovatae acuminatae v. oblongo-ovatae. IHN. Androgyne DC. Maturatio biennis. Amenta ereeia, pisilla in bast, stamina in medio et apice vel stamina sola. L A. Lobaiae Wz2.!) 1. Q. lobata Nee in Ann. sciene. nat. III, 277; Willd. N. 70; DC. N. 29; Liebm. et Oerst. t. 42; S. Watson N. 1. „Rami graciles glabri saepe penduli.* Folia petiolata 0,070 m lg, 0,046 m lt., ovalia, lobato - pinnatifida, lobis obtusis sinuato-dentatis V. sinnato-crenatis, sinubus angustis, glabra, juvenilia pilis albis. Frucius sessilis. Cupula hemisphaerica 0,015 m alta, 0,020 m diametro. Squamae late ovatae acutae. Glans *%s exserta, oblongo-coniea, 1", —2'/“ ala, stylı reliquiis. Gemmae ovatae fuseae nitidae. California in planitiebus, ad radices collium in montibus civitatıs septentrionalis. „Roble* Mexieanorum. Var. Hindsii Wg. — Q. Hindsii Benth. Bot. Sulf.; Newberry Pacif. R. Rep. VI, 29, t. 1, fig. 7; Liebm. et Oerst. t. 42. Cupula plana 0,007 m alta, 0,015 m diametro. Glans 0,033 m alta 0,015 m diametro. California. Var. Breveri Wg. — Q. Breveri Engelmann ex S. Watson N. 4. — 2. lobatae subspeeies Engelm. in Trans. St. Louis Acad. III, p. 389. Frutex. Folia ut in Q. lobata sed parva 1';, 2, raro3“1g. Glans ut in Q. Garryana. Gemmae ut in Q. Douglasu. California in Sierra Nevada. 1) Bei dem einzelnen Gruppen habe ich die charakteristischen Arten voran und die ähnlichen hintereinander gestelli. Die Eichenarten Amerikas. 189 2. Q. Garryana Douglas, Hooker fl. Bor. Amer. II, 159; Nuttall Sylval, t. 1; S. Watson N. 2; DC. N. 30; Liebm. et Oerst. t. 40. — Q. Neaei Liebm. N. 10; Liebm. et Oerst. t. 41. Ramuli petiolique fomentosi v. pubescentes. Folia petiolata 0,110 — 0,090—0,078 m lg. 0,080 — 0,060 — 0,050 m 1t., ovalia lobato-pinna- tifida lobis integris raro subsinuatis obtusis, sinubus angustis, basi obtusa v. acuta, apice obtusa supra valde viridia nitida, subtus pallida conspieue reticulato-venosa subpubescentia crassa. Fructus subsessilis v. sessilis. Cupula plano-hemisphaerica 0,008 m alta 0,015 m diametro basin glandis includens. Squamae laxe adpressae oblongo-ovatae flavidae subpubes- centes, adultae interdum inflatae. Glans ovoidea saepe ventricosa obtusa apiculo immerso. Gemmae magnae lanceolatae valde tomentosae. California, Oregon, Columbia britannica. — In hb. Berol.: Hooker: Amer. bor.; Lyall: Vancouver Island (2 fol. fr.) 3. Q. Douglasii Hooker et Arnott, Beech. Voy. 391; Hooker Icon. t. 382, 383; Liebm. et Oerst. t. 41.; Nutt. Sylv. I, 10t.4; DC. N. 28. Ramuli petioligue dense fulvo-pubescentes glabrescentes. Folia petiolata 0,065 — 0,112 m 1g. 0,032 — 0,076 m It. oblongo- ovalia basi acuta, apice obtusiuscula, lobata, lobis minoribus obtusiuseulis, subcoeruleo-viridia, demum supra glabra subtus pubescentia v. glabres- centria. Fructus sessilis v. brevipedunculatus.. Cupula hemisphaerica 0,009 m alta 0,016 m diametro. Squamae late ovatae acuminatae. Glans ?/, exserta ovata apiculata 0,023 m alta 0,015 m diametro. Gemmae ovoideae rubro-fuscae subpubescentes. California, Texas. — In hb. Berol.: Texas (dedit Lindley). 4. Q. Gambelii Nutt. pl. Gamb. in Journ. acad. sc. Philad. n. ser. I, 179.; Torr. in Rep. exp. Sitgreaves t. 18. — Q. Gambelii Liebm. N. 1 sec. William H. Emory Rep. of the Unit. Stat. and Mexie. Bound. II, 205; Liebm. et Oerst. t. 40. — Q. Douglasii 8. Gambeliü et y. novo- mezicana DC. N. 28. Rami flavido-fusci, ramuli juveniles pilis minimis numerosis. Folia petiolata 0,096—0,110 m 1g. 0,060—0,075 m It. ovalia basi brevi-cuneata, apice acuta, profunde sinuato-pinnatifida, lobis oblongis sinuato-dentatis V. ovatis, sinubus latioribus guam in prioribus, supra valde viridia pilis stellatis, demum glahra, subtus incano-pubescentia, conspicue reticulato - venosa. Fruetus 1, 2 — plures congesti brevi-pedunculati. Cupula hemisphaerica. Squamae oblongo-ovatae. Glans semiexserta globoso-ovoidea 0,009 m alta 0,007 m diametro apiculata. Gemmae parvae ovatae. In Novo-Mexico et California. In hb. Berol.: Fendler N. 806, 809 (3 fol.) 810b (2 fol.) fl. fr. | 190 Wenzig: Var. Gunnisonii Wg., Q. undulata Torr. var. Gunnisonii Engelm., differt foliis minoribus 0,087 m lg. 0,046 m 1t., pallidioribus. Squamae griseo-tomentosae, dorso magis convexae. Utah. — In hb. Berol.: Jones: City Creek Canon, N. 1722, 8000‘, 19./5. 1880. I. B. Prionoides We. 5. Q. Galeottii Martens in Bull. Brux. 10 N. 3 sp. N. 26; DC. 35; Liebm. et Oerst. t. 26. Rami flavido-grisei, ramuli pilis stellatis sparsis. Folia brevi-petiolata, 0,177 m 1g. 0,077 m 1t., oblonga, basi cuneato-acuta, acuminata, un- dulato-sinuata, dentieulis antrorsum rectis subcallosis, glabra concoloria, costa nervique pilis sparsis. Stipulael ineares parum persistentes. Fructus 1 sessilis maximus. Cupula hemisphaerica 0,025 m alta, 0,039 m dia- metro. Squamae late ovatae acuminatae. Glans semiexserta ovata apice depressa apiculata base convexa, 0,039 m alta, 0,034 m diametro. Gemmae ovatae glabrae rufae. Mexico. — In hb. Berol.: Liebmann: S. Bartolome (Octbr.); in hb. Copenh., Cupul. Liebm. N. 27 et 209 eodem loco (Nvbr.) 6. Q. excelsa Liebm. N. 12; DC. N. 157; Liebm. et Oerst. t. 30. Ramuli sulcati erassi sordide grisei. Folia subsessilia 0,230 m 1g. 0,085 m It. oblonga basi attenuata inaequali-obtusa, obtusiusculo-acumi- nata, profunde sinuato-dentata dentibus oblongis porrectis, supra valde viridia nitida glabra, subtus opaca, utrinque costa nervisque prominentibus. Fructus 1 sessilis (Liebm.) maximus. Glans (ex icone) ovoidea apice depressa apiculata basi late plana 0,044 m alta, 0,033 m diametro. Gemmae ovoideae fuscae. Mexico. — In hb. Copenh. Cupul. Liebm. N. 206: Matlaluca (Jan.) 7. Q. insignis Mart. et Galeott. Bull. Brux. 10 N. 3 sp. 25; DC. N. 33; Liebm. et Oerst. t. 29. Ramuli suleati et costa fol. praecipue infera et nervi ferrugineo- hirto-tomentosi. Folia brevissime petiolata 0,245 m lg. 0,080 m It. (ex icone 0,120 m lg.) oblonga basi inaequali-obtusa, brevi-acuminata, a medio subsinuato-denticulata denticulis callosis, utringue pilis sparsis, supra valde viridia. Fructus (ex icone) sessilis maximus. Cupula plana turbinato-hemisphaerica 0,015 m alta, 0,062 m diametro, „inter squamas dense fulvo-lanata* (DC.). Squamae late ovatae acuminatae villosae. Glans °/, exserta latissime ovata apiculata, basi convexa 0,045 m alta, 0,060 m diametro. Gemmae parvae ovatae Jerrugineo-hirto-tomentosae. Mexico. — In hb. Copenh.: S. Bartolome (Jan.) U u 47 lie 9 Zn a > Die Eichenarten Amerikas. -191 Var. strombocarpoides Oerst.; Liebm. et Oerst. t. 28. Ramuli crassi. Folia brevi-petiolata 0,150 m 1g. 0,070 m It. oblongo-ovalia basi obtusiuscula, brevi-acuminata, plano-sinuata, denti- culis latis, supra costa nervisque immersis, subtus prominentibus. Fructus sessilis maximus. Cupula 0,021 m alta 0,045 m diametro, turbinato- hemisphaerica.. Squamae ut antea. Glans semiexserta late ovata basi valde convexa 0,043 m alta, 0,039 m diametro. Ex icone, 8. Q. strombocarpa Liebm. N. 18; DC. N. 34; Liebm. et Oerst. t. 27. Rami sordide grisei, ramuli petioli costa fol. nervique rufo-hirto- tomentosi. Folia brevi-petiolata 0,142 m lg. 0,066 m It. oblonga, basi inaequali-obtusa, brevi-acuminata, « medio dentieulis brevissimis callosis, supra glabra nitida costa nervisque immersis rugulosa, subtus prominen- tibus sparse pilosa. Fructus sessilis maximus. Cupula turbinata 0,030 m alta 0,040 m diametro lignosa crassa. Squamae late ovatae acuminatae obtusiusculae „ferrugineo-villosae* (Liebm.), reflexae. Glans (ex icone) semiexserta late ovoidea apiculata, basi maxwime eonvexa, 0,040 m alta 0,037 m diametro. Gemmae ovoideae majusculae fuscae glabrae. Mexico. — In hb. Copenh. Cupul. Liebm. N. 194 et sine numero (Aug. Novbr.) 9. @. Warscewiezii Liebm. N. 46; DC. N. 128; Liebm. et Oerst. t. 30. Differt a Q. strombocarpa: Folia 0,270 m lg., 0,105 m It., basi longe attenuata, plerumque acuminata, a medio subsinuato-dentata dentibus latis, supra non nitida, membranacea, utringue pilis sparsis. Fructus peduneulo longo et crasso. Cupula hemisphaerica 0,025 m alta 0,038 m diametro erassa lignosa. Squamae late ovatae brevi-acuminatae obtusius- culae, rufo-tomentosae. Glans */, exserta, ovoidea, basi leviter convexa apice depressa umbonata glabra 0,045 m alta, 0,023 m diametro. Gemmae oblongo-ovoideae. Guatemala et Costa Rica. In hb. Berol: Warscewiez N. 50a. 10. Q. eorrugata Hooker Icon. pl. t. 404; DC. N. 32. | Rami sordide fuseci tubereulati, ramuli pilosi. Folia petiolata 0,138 m lg. 0,043 m It. late lanceolata basi subacuta, acuminata, sinuato- dentata dentibus acuminatis, interdum apice ineurvatis et callosis, utrinque glabra. Fructus sessilis maximus, Cupula 0,022 m alta, 0,038 m diametro, Drevi-turbinato-hemisphaerica apice constrieta, valde crassa, lignosa. Squamae late ovatae apice attenuatae acutiusculae marginatae, demum dorso gibbosae erassae. Glans semiexserta 0,030 m alta, 0,027 m 192 Wenzig: diametro subconico-globosa, basi latissima convexa, apice depressa umbo- nata. Gemmae majusculae rotundato-ovoideae glabrae. Guatemala. — In hb. Berol.: Warscewicz N. 11 A 38. Var. mierocarpa Wg. Cupula 0,018 m alta, 0,025 m diametro. Glans 0,025 m alta, 0,018 diametro. In Mus. bot. Berol.: Polakowsky: Montana de Dota (1875). 11. Q. laneifolia Cham. et Schldl. Linnaea V, 78; DC. N. 167. Glabra. Rami flavido-cinerei tuberculati. Folia brevi-petiolata 0,105 m lg. 0,022 m It. lanceolata basi acuta, acuminata obtusiuscula, undulato-repanda v. late serrata, reticulato-venosa costa prominente sub- coriacea. Fructus 3 spicati pedunculo crassiusculo. Cupula hemisphaerica. Squamae late ovatae margine ciliatae, tomento flavido-fuscoe. Glans semiexserta ovata apice umbonata, basi convexa 0,020 m alta 0,017 m diametro.. Gemmae ovoideae. Mexico. — In hb. Berol.: Schiede N. 22 et 15: prope el molina de la Pedreguerra (Octbr.). Var. monocarpa Wg. — Q. leiophylla A. DC. N. 141; Liebm. et Oerst. t. 32. Folia 0,095 m 1g., 0,027 m lt. a medio serrato-dentata. Cupula hemisphaerico -turbinata, squamae superiores ovato -lanceolatae. Glans apiculata. Mexico. In hb. Copenh.: S. Bartolome (Oectbr.) Forma pilosiuseula Wg. Ramuli et folia subtus ad costam pilis hirtis paucis. Mexico. — In hb. Berol.: Schiede (Sept.): prope Chiconquiaco. 12. Q. germana Cham. et Schldl. Linnaea V, p. 78; DC. N. 162; Liebm. et Oerst. t. 37. Rami cinerei tuberculis paucis, ramuli glabri (sicei suleati). Folıa brevissime petiolata 0,136 m 1g., 0,046 m It. oblonga basi obtusa, apice acuta, rarius brevi-acuminata, versus apicem parum sinuata late dentata, supra valde viridia nitida, utringue glabra reticulato-venosa, subtus palli- diora. Fructus 1—2. Cupula 0,018 m alta, 0,020 m diametro sub- globosa margine constricta glandem includens. Squamae majusculae late ovatae subacuminatae sordide glauco-tomentosae, dorso apice margineque glabrescentes, valde fuscae lignosae. Glans subglobosa glabra reliquiis styli majusculi tomentosi. Gemmae parvae ovatae. Mexico. — In hb. Berol.: Schiede N. 21: Jalapa (Aug.); in hb. Copenh. Cupul. Liebm. N. 119: Alpatlahua 7500° (Septbr.)') 1) Foliis multo minoribus plerumgue integerrimis. z 3 i A Die Eichenarten Amerikas, 193 13. Q. Almaguerensis Humb. et Bonpl. pl. aeg. p. 157 t. 131; DC. N. 176. Ramulus flavido-griseus. Folia sessilia 0,146 m lg. 0,065 m It. oblonga versus basin attenuata obtusiuscula, apice acuminata, subrepanda v. dentibus latis apice callosis, glabra, supra leviter reticulato-venosa, subtus glauca membranacea. Sine fl. et fr. Nova Granada, Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt. „Encino de Roble,* frequens versus Almaguer. Schiede N. 598 prope Jalapa. 14. Q. eireinata Nee in Anal. cienc. nat. III. 272; Willd. N. 36; DC. N. 36. — Q. Liebmanni Oerst. Liebm. et Oerst. t. J. Ramuli fusci, flavo-punctati, juveniles pilis stellatis (ferrugineo-velutini ex DC. — statu juniore?); petioli demum stellato-pilosi. Folia petiolata 0,175 m lg. 0,065 lt. oblonga basi inaequali-obtusa, apice obtusiuscula callosa, leviter repanda, supra pilis hirtis minutis sparsis valde viridia subnitida, subtus tomento denso brevi glauco, costa nervisque glabres- centibus. Stipulae lineares pilosae longe persistentes. Ex DC.: „Fruetus subsessilis, cupula imperfeeta subglobosa, squamae oblongo-ovatae, fulvo- velutinae, glans subexserta.* — Gemmae parvae breves ovatae. Mexico. — In hb. Copenh. Cupul. Liebm. N. 89 (2 fol.), Cuesta de S. Juan del Estado (Mai). 15. @. Chinantlensis Liebm. N. 24; DC. N. 155. — Q. cunei- Jolia Liebm. N. 3. Liebm. et Oerst. t. K. Ramuli glabri. Folia sessilia 0,200 m lg. 0,075 m It. oblonga basi attenuata, obtusiuscule acuminata, repando-crenata erenis utrinque 4—5 latis distantibus patulis, wiringue glabra, costa nervisque prominen- tibus reticulato-venosa supra viridia, subtus pallidiora. Sine fl. et fr. et gemmis. Mexico. — In hb. Copenh.: Lacoba Chinantla, Prov. Oajaca, (Juni). 16. Q. pulchella Humb. et Bonpl. pl. aeq. II p. 44 t. 88; DC. 59. — Q. glabrescens Benth. pl. Hartw. N. 428 secundum Liebm., DC. 60., Liebm. et Oerst. t. 39. — Q. siderowyla H. et B. pl. aeg.’ p. 39 t. 85. Frutex. Ramuli juveniles flavo-tomentosi. Folia brevi- et crasso- petiolata, 0,080—0,057 m lg. 0,025—0,023 m lt. oblonga, basi sub- cordata v. inaequali-obtusa, apice subacuta v. brevi-acuminata, grosse dentata margine revoluta, supra glabra nitida costa nervisque immersis Jahrbuch des botanischen Gartens. III. 13 | m 194 Wenzig: rugulosa, subtus reticulato-venosa costa pilosa v. tomentosa, persistentia coriacea. Fructus 1—2 pedunculo crasso. Cupula hemisphaerica 0,008 m alta 0,015 m diametro. Squamae late ovatae v. oblongo-ovatae acutae marginatae glauco-tomentosae, versus apicem glabrescentes ferrugineae. Glans 2/3 — °, exserta ovoidea, 0,017 m alta 0,012 m diametro apice depressa basi convexa.. Gemmae parvae ovoideae. Mexico. — In hb. Berol.: Deppe A, B; C. Ehrenberg (Real del Monte) N. 263, D, E, J; Liebm. (Chinantla); Hartweg N. 428, Il. C. Spicatae We. 17. @. retieulata H. et B. pl. aeg. II, p. 40, t. 86. — Q. spicata H. et. B. l. e. p. 46, t. 89; DC. N. 58 secundum Liebm. — Q. deeipiens Mart. et Gal. 1. c. N. 3 sec. DC. N. 58. Ramuli petiolique sordide flavido-tomentosi. Folia petiolo brevi crasso, 0,075—0,066 m 1g. 0,043—0,042 m 1t., obovata basi subcordata v. cordata, apice rotundata, integra v. denticulis latis remotis, interdum undulato-sinuata, supra glabrescentia in costa nervisque tomentosa venis immersis rugosa, subtus reticulato - venosa nervis prominentibus sordide Fulvo -tomentosa, persistentia coriacea.. Fructus plures longe spicati, rhachi sordide flavido-tomentosa. Cupula hemisphaerica 0,006 m alta 0,010 m diametro, glandis partem tertiam ad quartam includens. Squamae lanceolatae v. oblongo-ovatae hirsuto-tomentosae, apice margine- que glabrescentes fuscae scariosae marginatae, demum laxiuscule ad- pressae obtusae. Glans ovoidea glabra, 0,020 m alta 0,010 m diametro, styli trifidi reliquiis. Gemmae parvae ovatae. Stipulae saepe persistentes. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt et Bonpland N. 4408 (8. Rosa „Q. reticulata nobis“); Humboldt N. 4061 („Q. spicata* t. C. Kunth „Q. rugosa Nee?*); Deppe: Mexico; Hartweg N. 429; Dr. L. Gregg N. 638a (Real del Monte) et N. 380 (San Antonio de la Alan-Zanal „Encino*); C. Ehrenberg (Real del Monte N. 897, 899, 900, 904, 905,. 906, 908, 909, 921, 923, 1090); Uhde N. 268, (2 fl 2), 276 (2 fol. fr.), 297a. In hb. Willd. N. 17609; Humboldt N. 4061 („Q. elliptica Nee?* „Q. spieata Willd.*) Var. a. erassifolia Oerst., Liebm. et Oerst. t. 34. Rami fusci tubereulati, ramuli juniores glauco - tomentosi. Folia brevi-petiolata 0,061 m 1g., 0,033 m 1t., ovata basi subcordata, acuta integra v. sinuato-denticulata, adulta supra glabra parum nitida costa nervisque immersis rugulosa, subtus valde sordide glauco-tomentosa, costa nervisque prominentibus. Fructus defieit. Flores feminei numerosi longe spicati ex icone. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 154; Oerstedt, Die Eichenärten Ämerikäs. 195 Puenta Colorado (Debr.) fol. secund. sine numero et loco; N. 155 (fol. tert.): Cuesta de Aculzengo (Mai). Var 8. laxa Wg. — Q. laxa Liebm. et Oerst. t. 37; DC. 41. Rami sordide fusci glabrescentes, ramuli tomento nigro- griseo. Folia brevi-petiolata v. petiolata 0,061—0,082 m lg., 0,029 — 0,060 m It. ovalia, basi obtusa, apice rotundata, plus minus repanda, supra pilosa nitidula, parum reticulato-venosa, subtus petiolique glauco-flavido-tomen- tosa conspicue reticulato-venosa. Fructus spieati, rhachi glauco- flavido- tomentosa. Cupula subglobosa 0,006 m alta, 0,010 m diametro, glandem depresso-globosam parvam subineludens. Squamae late ovatae versus apicem attenuatae marginatae tomentosae, margine scariosae. Gemmae parvae ovatae tomentosae. Mexico borealis. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 85: See- mann, Sierra Madre. Var. y. Segoviensis Wg. — Q. Segoviensis Liebm. N. 42; Liebm. et Oerst. t. J. Ramuli jweniles villoso-tomentosi. Folia brevi-petiolata 0,125 m 1g. 0,090 m It. ovalia, basi subcordata, apice obtusa v. acuta, late sinuato- dentata, supra glabra nitida, costa nervisque prominentibus, subtus pilis flavidis stellatis floccoso-pubescentia mox glabrescentia. Flores et fructus desunt. Fructus ex icone spicati. Gemmae ovatae pubescentes. Nicaragua et Mexico. — In hb. Berol. Uhde N. 263, 275. In hb. Copenh. Oersted prope Segovia. 45005000’. 18. Q. glaucoides Mart. et Gal. 1. c. spec. 2; DC. N. 51; Liebm. et Oerst. t. 34. Rami cum cortice einereo, ramuli pilis stellatis, ceito glabrati. Folia brevi-petiolata 0,083 m lg. 0,045 m It. ovalia, basi leviter cordata, apice rotundata, integerrima leviter undulata, utringque reticulato-venosa glabra, interdum subtus passim arachnoidea. Fructus juveniles brevius spieati, rhachi fulvo-tomentosa. Glans a cupula tomentosa inclusa. Squamae juveniles rotundato-ovatae. Mexico. — In hb. Berol.: Uhde N. 266; Humboldt N. 4269. In hb. Copenh. Cupulif. Liebm.: Cerro de Felipe N. 103, 106 (Mai). 19. Q. macrophylla Nee in Anal. cienc. nat. III. 438; Willd. N. 16. — Q. resinosa Liebm. N. 30. — Q. spicata Liebm. et Oerst. t. 35. Ramuli glabri crassi flavidi, juveniles cortice tomentoso deglubes- cente. Stipulae longae lineares villosae. Folia petiolo brevi et crasso, 0,310—0,360 m 1g., 0,200—0,230 m It. obovata basi leviter cordata, apice rotundata, leviter undulato-repanda, supra plus minus rugosa brevissime fulvo-tomentosa glabrescentia subtus conspicue reticulato-venosa, 13* 196 Wenzig: pilis stellatis floccosa. (Gemma magna ovoidea. Fructus numerost longissime spicati, Yhachi tomentosa glabrescente. Cupula hemisphaerica 0,017 m alta 0,015 m diametro margine constricta. Squamae lanceolatae, obtusae laxe adpressae parum distantes, tomentosae apice glabrescentes. Glans semiexserta ovoidea glabra 0,012 m alta 0,009 m diametro, styli longiusculi tomentosi reliquiis. Mexico. — In hb. Berol.: Uhde N. 271 (3 folia ramul. luxuriant.), N. 272, 273; C. Ehrenberg N. 905. In. hb. Willd. N. 17615: Humboldt (S. Rosa). In hb. Copenh.: Cupulif. Liebm. N. 133 ad Cerro de Felipe '), N. 154 ibidem 6—7000‘, N. 195 ad Pico de Orizaba 8— 10000°?), N. 216. Var. 8. rugosa Wg. — Q. rugosa Nee 1. ec. p. 275; Willd. N. 38. Folia ovato-oblonga, subtus ferrugineo-pubescentia. Mexico in sylvis Huisquiluca et Ocuila in via a Mexico ad Santo Christo de Chalma. 20. Q. obtusata H. et B. pl. aeg. II. p. 26 t. 76; DC. N. 38. — Q. affınis Mart. et Gal. secund. DC. Rami fusei tubereulosi, ramuli villosi. Folia petiolis villosis 0,137 — 0,177 m lg. 0,040 —0,055 m It. oblonga, basi inaequali-obtusa, apice rotundata, margine repanda, supra glabra in costa et nervis immersis brevissime pilosa, subtus conspicue reticulato-venosa brevi-villosa, coriacea. Fructus plures spicati. Cupula globoso-hemisphaerica glandem subin- cludens. Squamae oblongo-ovatae, ad apicem attenuatae dorso prominulo convexae, retrorsum et arcte imbricatae flavido-tomentosae. Glans parva depresso-globosa.. Gemmae parvae rotundo-ovatae. Mexico. — In hb. Berol. (ex hb. Humboldt) N. 4329, „Ario* Mexicanorum. In hb. Willd. N. 17612 Nlle Espe.?) 21. Q. pandurata H. et B. pl. aeg. I p. 28 t. 77. — Q. magno- liaefolia et lutea Nee secundnm Liebmann in hb. Berol. Ramuli petiolique glauco-villosi. Folia petiolata 0,125 m I1g. 0,055 m It. ovali-oblonga basi inaequali-obtusa, apice acuta, versus apicem et basin attenuata, angulato-repanda, supra glabra costa nervisque immersis brevissime pilosa, subtus conspicue reticulato- venosa brevi- villosa coriacea. Fructus plures spicati. Cupula hemisphaerica glandis partem dimidiam includens. Squamae oblongo -ovatae dorso prominente glauco-tomentosae. Glans valde depresso-ovoidea apiculata. Gemmae parvae rotundo-ovoideae. 1) Convenit cum specimine authentico Neaei. A. DC. 2) Foliis 0,185 m lg. 0,105 m It. subtus valde tomentosis. 3) Congruentia cum icone. Die Eichenarten Amerikas. 197 Mexico. — In hb. Berol.: Schiede N. 1095. In hb. Willd. N. 17611: Humboldt N. 4330.') Var. Hartwegii DC. — Q. Hartwegii Benth. pl. Hartw. p. 56 N. 432. — Q. ambigua H. et B. pl. aeq. II p. 51 t. 95 sec. DC. — Q. nudinervis Liebm. N. 32 sec. DC. Folia 0,110—0,133 m lg. 0,046—0,060 m It. oblonga. Cupula plano-hemisphaerica 0,010 m alta, 0,018 m diametro, interne velutino- tomentosa. Squamae lanceolatae subplanae. Glans depresso - ovoidea 0,015 m alta 0,018 m diametro glabrescens apice tomentosa immersa parum apiculata. Gemmae parvae ovatae. Mexico. — In hb. Berol.: Hartweg N. 432; Uhde N. 274, 298. Var. laeta Wg. — Q. laeta Liebm. N. 25; Liebm. et Oerst. t. 37; DC. 25; Benth. pl. Hartw. N. 419. Rami fusei v. sordide fusci, ramuli pilis stellatis. Folia brevi- petiolata 0,086 m lg. 0,032 m It. oblongo-ovata, basi leviter cordata, apice acuta, undulato-subsinuata dentibus brevibus latis, supra costa parum prominente pilosa nitida, subtus glauco-tomentosa costa nervisque prominen- tibus. Fructus spicati rhachi subtomentosa. Cupula hemisphaerica 0,006 m alta 0,012 m diametro interne velutino-tomentosa. Squamae oblongo-ovatae v. lanceolatae obtusae glauco-tomentosae. Glans '/ exserta glabrescens ovoidea, 0,015 m alta, 0,011 m diametro apieulata. Gemmae ovatae rotundato-obtusae. Mexico. — In hb. Berol.: Hartweg N. 419; Uhde N. 306. . In herb. Copenh: Cupul. Liebm. N. 221 non Q. laeta Liebm.; Seemann ad Sierra Madre, Mex. bor. (Hooker dedit). — Q. confertifolia H. et B.? 22. Q. tomentosa Willd. N. 35; DC. N. 57. — Q. peduneularis Nee 1. c. 270. — Q. callosa Benth. pl. Hartw. N. 616. Rami cinerei v. sordide ceinerei; ramuli folia juvenilia et petioli tomento denso flavido-brunneo, ramuli demum fusei tuberculati (Mirador). Folia brevi- et crasso-petiolata 0,087—0,093 m 1g., 0,037—0,041 m It. (ramul. luxur. 0,113 m lg. 0,075 m 1t.), oblonga, basi leviter cordata v. inaequalia, apice obtusa, subrepanda v. sinuato-dentata, dentibus latis apice callosis, supra glabrescentia costa nervisque immersis rugulosa, subtus Aavido- glauco-tomentosa costa nervisque prominentibus. Fructus 1—3 spieati, rhachi tomentosa partim glabrescente.e Cupula hemi- sphaerica intus velutino-tomentosa 0,010 m alta, 0,017 m diametro. Squamae?) oblongo-ovatae v. lanceolatae acutiusculae sordide flavido- glauco-tomentosae. Glans ". — ?%; exserta late ovoidea apieulata, demum. 1) Similia iconi. 2) Adultae lignosae, dorso protuberantes, 198 . Wenzig: glabra 0,015 m alta, 0,013 m diametro. Gemmae minores ovatae. Stipulae lineares longe persistentes. Mexico, Guatemala. — In hb. Berol.: Hartweg N. 564; Warscewiez N. 17, 19; Uhde N. 297 (3 folia); Humboldt N. 3937. In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 138, sine numeris (Mart., April., Octbr.) ad Mirador et ad Hacienda de Puebla („Q. afinis* M. et G.) (Juni). Var. $. bullata DC. differt foliorum dentibus magnis porrectis. Folia 0,170—0,150 m 1g. 0,090—0,055 m It., apice acuta. Guatemala. — In hb. Berol.: Warscewiez N. 15. Var. y. abbreviata DC. foliis 0,100 — 0,146 m lg. 0,050 — 0,075 m It. Guatemala. — In hb. Berol.: Warscewiez N. 43. 23. Q. glaucescens H. et B. pl. aeq. II p. 29 t. 78; DC. 163. Folia brevi-petiolata 0,150 — 0,160 m 1g., 0,063 — 0,078 m It., oblonga basi attenuata inaequalia, subacuminata retusa aut obtusa, margine revoluta, leviter repanda, subcoriacea glabra, supra reticulato - venosa, subtus glauca. Flores feminei spicati ex icone et deseriptione. Mexico. — „Cuaiguela“ incolis. — In hb. Berol.: Bonpland N. 3921; in hb. Willd. N. 17610 (Humboldt). 24. Q. Totutlensis DC. N. 122; Liebm. et Oerst. t. 16. Rami et ramuli sordide grisei tuberculati, juveniles pilosi. Folia petiolata 0,080 m 1g. 0,025 m It. lanceolata basi inaequalia obtusa, apice rotundata integerrima leviter undulata glabra concoloria, supra reti- culato-venosa, subtus costa nervisque prominentibus. Fructus ex icone spieati rhachi glabrescente. Cupula globoso-hemisphaerica 0,017 m alta 0,023 diametro. Squamae lanceolatae obtusiusculae. Glans "/ exserta rotundo-ovoidea acuminata apiculata. Gemmae breves ovatae. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 115, 217 et sine numero ad Totutla (April.). I. D. Glauco-virides We. 25. Q. mierophylla Nee 1. c. 264; Willd. N. 7; DC. N. 63; Liebm. et Oerst. t. 36. — Q. repanda H. et B. pl. aeq. II, p. 31, t. 79 sec. Liebm.; DC. N. 62. Frutex. Rami cortice einereo, ramuli et folia juvenilia flavido- glauco-tomentosa. Folia petiolis brevibus crassis, 0,035 m 1g. 0,010 m It. (Hartw.)!), 0,040 m 1lg. 0,014 m It. (Humb.)?’), 0,025 m ]g. 1) Cum fr. juvenili. 2) In ligno anni secundi. Die Eichenarten Amerikas. 199 0,018 m It. (Aschenborn), 0,035 m lg. 0,020 m 1t. (C. Ehrenberg N. 1092) oblonga v. ovalia, basi inaequali-obtusa, apice rotundata v. acuta, margine undulato-revoluta, integra rarius ad apicem grosse serrata, adulta supra viridia pilis stellatis v. glabrescentia scrobiculis minimis rugosa, subtus dense glauco-lanato-tomentosa, valde variabikia. Fructus 1—2 sessiles v. brevi-pedunculati, raro brevi-racemosi. Cupula hemi- sphaerica 0,006 m alta 0,015 m diametro.. Squamae oblongo - ovatae obtusae, marginatae, margine scariosae ciliatae glauco-tomentosae plerum- que demum glahbrescentes fuscae. Glans ?/ — '/. exserta glabra ovoidea 0,013 m alta, 0,010 m diametro, styli trifidi reliquiis. Gemmae parvae subrotundae. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt, inter Real del Monte et Moran; Hartweg N. 425; Aschenborn N. 158; C. Ehrenberg ad Real del Monte N. 265,!) 925, 992, 1092, 1093,?) F. G.; Uhde N. 47, 265, 296, 305, 307, 308, 309 (Collectio optima!). In hb. Willd. N. 17605: Humboldt N. 4081. Var. 8. erispata DC. 1. c. In hb. Berol.: Gregg N. 296 ad Buena Vista (1848/9). 26. Q. undulata Torr. account pl. Rocky Mount. in Ann. of Lye. 1827 p. 248 t. 4; DC. N. 27; Liebm. et Oerst t. 40. — Q. Fendleri Liebm. N. 2. Rami flavidi, ramuli aureo-tomentosi. Folia petiolata 0,023 — 0,025 m lg. 0,011 m It. (ex icone 0,047 m lg. 0,020 m 1t.) oblonga bası obtusa, apice acuta, subsinuato-dentata, supra pilosa, subtus glauco- viridi-tomentosa, utringue conspieue graciliter retieulato-venosa. Stipulae lineares mox deciduae. Fructus 2—3 peduneulati. Cupula et glans... Gemmae rotundo-ovoideae parvae fuscae glabrescentes. Nova Mexico. — In hb. Berol.: Fendler N. 805 (1847). Var $. obtusifolia DC. Fol. 0,043 m lg. 0,022 m lt. minus pro- funde sinuata dentibus latioribus. Nova Mexieo. — In hb. Berol.: Fendler N. 807 (1847). Var. y. pungens Engelmann in Trans. St. Louis Acad. III, 392; S. Watson N. 5. — Q. pungens Liebm. N. 6; Liebm. et Oerst. t. 45. Folia brevi-petiolata 0,037 m lg. 0,025 m lt. ovata basi obtusa, apice acuta, plus minus sinuato-dentata, dentibus inaequalibus pungentibus, supra pilis stellatis, subtus incano-tomentosa. Fructus sessilis. Cupula hemisphaerica 0,007 m alta, 0,010 — 0,012 m» diametro. Squamae 1) Y— 3a altus. 2) 6—9" altus. 200 Wenzig: ovato-oblongae obtusae parvae. Glans "a — ?/; exserta, ovoidea obtusa 0,015 m alta, 0,010 m diametro. California, Arizona. Var. d. grisea S. Watson N. 7. — Q grisea Liebm. N. 5; Liebm. et Oerst. t. 46. — Q. oblongifolia Bot. Mex. Bound. 206; Sitgreaves Rep. t. 19. Folia brevi-petiolata 0,030 m lg. 0,015 m It. oblonga, basi leviter cordata v. obtusa, apice acuta v. obtusa, integerrima v. dentibus paueis latis, supra pilis stellatis adpressis, subtus flavescenti-incana valde pubes- centia, adulta glabra. Fructus 1—2 peduneulati v. sessiles. Cupula hemisphaerica 0,016 m diametro. Squamae oblongo-ovatae acutae. Glans 2; exserta 0,018 m alta, 0,010 m diametro oblongo - ovoidea apiculata. Gemmae parvae ovatae. California, Nova Mexico. Il. E. Laurifoliae Weg. 27. @. Humboldti Bonpl. H. et B. pl. aeq. II, p. 155, t. 130; DC. N. 52; Liebm. et Oerst. t. 24. Rami fusei, rami verruculosi. Folia petiolata 0,163 m lg. 0,050 m It. lanceolata basi attenuata acuta, apice acuminata, integerrima undulata, supra glabra subnitida, costa nervisque immersis, subtus prominentibus, subtus secus costam barbata, juvenilia subtus stellato-tomentosa. Fruetus 1, pedunculo brevi crasso. Cupula hemisphaerica 0,010 m alta, 0,030 m diametro. Squamae solute incumbentes lanceolatae obtusiusculae, albido- Havido-tomentosae, apice inargineque glabrescentes scariosae. Glans semiexserta 0,025 m alta, 0,027 m diametro, Zomento denso brunneo detergibili obtecta, late ovata apieulata.. Gemmae oblongae brunneae glabrescentes. Columbia. — In hb. Berol.: Hartweg N. 1393. 28. Q. Tolimensis H. et B. pl. aeq. I, p, 153 t. 129; DC. N. 56; Liebm. et Oerst. t. 25. Ramuli sordide fusci tuberculati, juveniles Zomento denso brunneo detergibili. Folia sessilia, 0,140 m 1g., 0,045 m It., lanceolata basi ob- tusa (ex icone acuta) apice acuminata, integerrima undulata supra glabra subnitida, costa nervisque immersis subtus prominentibus, secus costam barbata. Fructus solitarii sessiles (ex icone). Cupula 0,010 m alta, 0,022 m diametro, pateriformi-hemisphaerica. Squamae oblongo-ovatae. Glans ". exserta 0,017 m alta, 0,020 m diametro, late ovata apiculata. Gemmae oblongo-ovatae glabrae. Nova Grenada. — In hb. Berol.: Humboldt in monte Quindiu., 29. Q. Costaricensis Liebm. N.35; DC. N. 54; Liebm, et Oerst.t. 24. Die Eichenarten Amerikas. SO: Rami sordide fusci, tuberculati, ramuli et folia juvenilia Zomento floccoso ferrugineo detergibili. Folia petiolo brevi crasso, 0,069 m 1g., 0,045 m It., ovalia, basi et apice rotundata, integerrima undulata, supra viridia, costa nervisque immersis rugulosa, adulta subtus pallidiora, glabra crassa coriacea. Fructus 1—2, pedunculo brevi et valde crasso tuber- culato. Cupula hemisphaerica 0,016 m alta, 0,025 m diametro. Squamae oblongo-ovatae obtusiusceulae laxe imbricatae glabrae brunneae, margine scariosae. Glans ?s;— 4 exserta ovoidea apiculata glabrescens 0,029 m alta, 0,023 m diametro. Gemmae ovatae glabrae. Costa Rica. — In hb. Berol. (optima.): Warscewicz N. 53 (2 fol. . fr.); Hoffmann ad Jrazu (regio sylvae), N. 127, c. fl. (Majo), c. fr. (Novbr.) 30. Q. Benthami DC. N. 43; Liebm. et Oerst. t. 22. — Q. un- dulata Benth. pl. Hartw. N. 563. Rami sordide fusci, ramuli fusci tubereulati, juveniles et petioli to- mento fulvo. Folia longe petiolata 0,100 m 1g., 0,040 m It., oblongo- ovalia, basi acuta, apice brevi-acuminata, integra undulata, supra glabra nitida, subtus in awillis venarum barbata, utrinque reticulato-venosa, costa nervisque prominentibus. Fructus 1 pedunculo erasso glabrescente tuber- culato. Cupula subturbinato-hemisphaerica, intus velutino - tomentosa 0,015 m alta, 0,019 m diametro. Squamae ovatae apice attenuatae obtusae margine ciliatae brunneo-tomentosae. Glans semiexserta depresso- ovoidea 0,018 m alta et diametro, tomento detergibili. Gemmae parvae ovoideae. . Guatemala. — In hb. Berol.: Hartweg N. 563. 31. Q. nectandraefolia Liebm. N. 16; DC. N. 140; Liebm. et Oerst. t. 5. Ramuli sordide grisei punctati, juveniles minime tomentosi. Folia subsessilia, 0,110 m 1g., 0,026 m It. (Mirador), 0,135 m 1g., 0,035 m It. (S. Bartolome) oblonga, basi inaequali-obtusa, apice acuta v. obtusiuscula (obtusa ex icone) integerrima, supra nitida, subtus costa nervisque pro- minentibus secus costam subbarbata. Fructus ex icone 2, pedunculo brevissimo erasso. Cupula hemisphaerica 0,012 m alta, 0,024 m dia- metro. Squamae late ovatae acuminatae, adultae dorso gibbosae, einereo- velutinae. Glans ovata semiexserta 0,023 m alta, 0,022 m diametro, basi plana. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 109 ad Mirador (Octbr.), N. 113 ad S. Bartolome (Octbr.) 32. Q. Sororia Liebm. N. 15; DC. 175; Liebm. et Oerst. t. 6. — Q. glauca Oerst., Liebm. et Oerst. t. 36. 202 Wenzig: Ramuli sordide grisei tubereulati. Folia petiolata 0,126 m 1g., 0,048 m I1t., oblonga, basi leviter cordata, apice obtusa, integerrima leviter undulata, supra nitida, subtus opaca costa nervisque prominentibus reticulato-venosa glabra. Fructus sessiis. Cupula hemisphaerica 0,011 m alta, 0,016 m» diametro, intus velutino-tomentosa. Squamae oblongo- ovatae v. lanceolatae marginatae brunneae glabrescentes. Glans ex icone ovoidea, apice depressa, basi parum convexa, 0,019 m alta, 0,015 m diametro. Gemmae breves ovatae. Mexico. — In hb. Copenh.: Liebmann in Prov. Oajaca. 33. Q. linguaefolia Liebm. N. 27; Oerst. Bidr. til Kundskab A. IV, Fie. 1; DC. N. 138. Ramuli griseo-fusei, juveniles ferrugineo-tomentosi. Folia brevi- petiolata, 0,103 m 1g., 0,047 m 1t., oblonga, basi leviter cordata, apice rotundata, integerrima, supra nitida, subtus secus costam barbata, coriacea. Fructus 1—2, pedunculo Zlongo crassiuscule. Cupula subglobosa - hemi- sphaerica 0,006 m alta, 0,009 m diametro. Squamae late ovatae, apice attenuatae, marginatae scariosae tomentosae demum glabrescentes. Glans /s exserta apiculata glabrescens, styli residuis. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 100 ad Cuesta de Lachopoda in Prov. Oajaca. 34. (). eugeniaefolia Liebm. N. 39; DC. N. 158. Rami grisei. Folia »etiolis Drevibus et crassis, 0,118 m 1g., 0,032 m I1t., oblonga, basi longe attenuata cumeata, apice acuminata mucronata, integerrima undulata, margine reflexo, utrinque reticulato- venosa et glaberrima v. subtus in axillis venarum barbata, nitida subtus pallidiora. Fructus juvenilis 1—2, pedunculo brevi crasso. Cupula glandem juvenilem subineludens. Squamae oblongae rotundatae marginatae scariosae brunneae, dorso tomentosae, marginibus glabrescentes. Gemmae minimae rotundo-ovoideae v. ovoideae brunneae glabrae. Guatemala et Costa Rica. In hb. Berol.: Warscewiez C et C!; Hoffmann N. 863 in Costa Rica ad Candelaria (Jul., Aug.) (2 folia). 35. Q. eitrifolia Liebm. N. 44; DC. N. 53; Liebm. et Oerst. t. E. „Arbor alta“ (ex Hoffm.) Rami et ramuli sordide fusci, juveniles et 'folia juvenilia pilis stellatis. Folia petiolata, 0,112 m 1g., 0,037 m It. oblonga, basi inaequali-acuta, apice acuta, integerrima, leviter undulata, supra costa prominente et nervis immersis, adulta glabra, reticulato- venosa. Fructus ...... Gemmae parvae ovoideae. Costa Rica. — In hb. Berol.: Hoffmann N. 128 (Majo) in | ‘ h } i h 4 Die Eichenarten Amerikas. 203 regione sylvatica montis Jrasu. In hb. Copenh.: Cupul. Oerst. N. 6, 7, 8. Ibidem 8—9000’. 36. Q. granulata Liebm. N. 43; DC. N. 137. Rami et ramuli cinerei saepe tuberculati. Folia drevissime petiolata 0,055 m lg. 0,019 m It. oblonga basi rotundata v. obtuse cuneata, aplce plus minus acuta, integerrima leviter undulata, utrinque glaberrima nitida, supra pilis stellatis minimis sparsis et subtilissime granulata, petiolis pilis stellatis mox glabris. Fructus ..... Gemmae parvae ovoideae. Costa Rica. — In hb. Copenh.: Cupul. Oerst. N. 5 in monte Jrasu 9000’. I. F. Parvifoliae ao. We. 37. Q. agrifolia Nee 1. ec. p. 271; Willd. N. 22; DC. N. 68; Hooker Icon. t. 377; Nutt. Sylv. I. t. 2; Liebm. et Oerst. t. 44; S. Watson N. 11. — Q. oxyadenia Torr. rep. Sitgreaves 172 t. 17. Ramuli et folia juvenilia subtus pelis stellatis. Folia petiolata, 0,037 m 1g., 0,025 m I1t., ovata, basi leviter cordata, apice acuta, sub- sinuato-dentata, dentibus spinosis, adulta utrinque glabra, subtus conspicue reticulato-venosa, dullata, perennantia. Fructus 1—2, pedunculis brevis- simis crassis. Cupula turbinato-hemisphaerica, 0,012 m alta, 0,015 m diametro. Squamae oblongo-ovatae rotundatae tenues glabriusculae badiae, margine ciliatae, summae liberae. Glans 2, exserta, 0,028 m alta, 0,014 m diametro ovali-oblonga, a basi versus apicem attenuata apiculata laevis glabra.. Gemmae parvae ovatae subtomentosae. California. — In hb. Berol.: Douglas (1833); Chamisso ad San Franeisco; Bolander, eodem loco (fl. fr.) Var. $. frutescens S. Watson N. 11. Fruteve 3—5’ alt. Folia minora, 1” Ig. Fructus %,—1” lg. saepe conferti. California, vulgaris in regionibus prope mare. Var y. berberifolia Wg. — Q. berberifolia Liebm. N. 7; Liebm. et Oerst. t. 45; DC. N. 66. Folia brevi-petiolata 0,035 m 1g., 0,028 m It., rotundo-ovata, apice basique rotundata, irregulariter denticulata, dentieulis mueronatis supra secus costam flocculosa, subtus pruinoso- glaucescentia, pilis stellatis brevissimis. Fructus 1—3, sessiles. Cupula depresso -hemisphaerica, 0,007 m alta, 0,014 m diametro. Squamae oblongo-ovatae obtusae. Glass"... Gemmae parvae ovoideae. California in Rocky mountains. — 33. Q. dumosa Nutt. Sylva I, 7; Engelmann in Trans. St. Louis Acad, III, 393; S. Watson N. 6, 204 i Wenzig: Ramulı juveniles tomentosi. Folia brevi-petiolata, "a—1 1g., basi rotundata raro acuta, apice obtusa, sinuato-dentata (in ramulis luxurian- tibus spinoso-dentata), subtus pubescentia coriacea. Fructus sessilis, in forma variabilis.. Cupula profunde hemisphaerica, 4—-10‘ diametro. Squamae convexae raro planae. Glans ovaks 1” alta aut altior. California in „Canons* vulgaris et in declivibus sterilibus litoris „Ranges.* Var. 5. bullata S. Watson 1. c. „Folia rotundiora crassiora pallidiora supra convexa utrinque pilosa aut subtus. In Santa Lucia Mountains. Var. y. acutidens S. Watson 1. c. — Q. acutidens Torr. Bot. Mex. Bound. p. 207. t. 51. Folia 0,048 m 1g., 0,019 m It., oblonga, apice basique acuta, irre- gulariter grosse serrata, dentibus cuspidatis pungentibus. California. UI. A. Parvifoliae B. We. 39. Q. ehrysolepis Liebm. N. 9; Liebm. et Oerst. t. 17; DC. N. 69; S. Watson N. 8. — Q. fulvescens Kellogg in Proc. Calif. Acad. I, 67. — Q. erassipocula Torr. Pacif. R. Rep. 365, t. 9.') Rami grisei, ramuli juveniles et petioli minime tomentosi. Folia petiolata, 0,0283—0,045 m 1g., 0,015—0,020 m It., oblongo-ovata, basi obtusa v. obliqua, apice acuta mucronata, integerrima (in ramulis luxur. denticulata), subtus costa nervisque prominentibus glaberrima, juvenilia subtus aureo-pulverulata. Fructus sessilis, raro pedunculati. Cupula depresso-hemisphaerica 0,007 m alta, 0,017 m diametro, saepe valde crassa. Squamae parvae triangulares valde flavido- v. ferrugineo -tomen- tosae. Glans 23 — °)ı exserta ovoidea obtusa 0,027 m alta, 0,016 m diametro. Gemmae ovoideae glabrae brunneae. California. — In hb. Berol.: Bolander ad Mendorino (1865). Var. 8. vaceiniifolia Engelm. 1. c. 395. — Q. vaceinüfolia Kellogg l. ec. I, 96; S. Watson N. 8. Frutex 2—6‘ alt. Folia /, —1'r“ Ig., ovalia obtusa v. ovali- oblonga acuta. California in Sierra Nevada. Var. y. Palmeri Engelm. — Q. Palmeri S. Watson N. 10. Frutex 6—10‘. Folia brevi-petiolata, 6—10 Ig., rotundo-ovalia, basi obtusa v. subcordata, apice rotundata, undulato-spinoso - dentata, rigidissima coriacea. Fructus subsessilis. Cupula turbinata. Squamae parvae, valde ferruginoso-tomentosae. Glans intus valde tomentosa. California. 1) Fructus plures optimi in Mus. bot. Berol. asservati. Die Eichenarten Amerikas. 905 40. Q. hastata Liebm. N. 4; Liebm. et Oerst. t. 47; DC. N. 67. — Q. Emoryi Torr. in Emory Rep. 152 Fig. 9. Folia drevi-petiolata, 0,046 m Ig., 0,015 m It. oblonga, basi cordata v. hastata, apice acuminata mucronata integerrima denticulo uno alterove, utrinque glaberrima. Fructus sessilis v. brevipedunculatus. Cupula subglobosa. Squamae late ovatae acutae. Glans subinelusa. Texas. II. B. Salicifoliae Weg. 41. Q. laurina H. etB. pl. aeq. II p. 32, t. 80; DC. N. 112. — Q. lanceolata H. et B. 1. c. p. 34 t. 81; DC. 135; Willd. hb. N. 17592 (Humboldt).!) Rami fusci tubereulati, ramuli petioli folia juvenilia praecipue ad costam nervosque stellato-pilosa. Folia petiolata, 0,074 m 1g., 0,025 m lt., oblonga, Dbasi attenuata inaequali- acuta, apice acuminata, integra, nonnulla infra apicem dente uno alterove, setaceo-mucronata, glabra v. subtus in azwillis venarum barbata, supra nitida, coriacea perennantia.”) Fructus 1—2 v. plures, spieati, pedunculo plus minus brevi crasso, Cupula hemisphaeriea 0,009 m alta, 0,014 m diametro. Squamae ovatae obtusae pube peculiari, apice margineque mox glabrescentes, fuscae scariosae. Glans ovata, styli reliquiis coronata, 0,018 m alta, 0,012 m diametro, glabrescens »—?/; exserta. Gemmae parvae ovoideae. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt, C. Ehrenberg ad Real del Monte m. Nov.: N. 1006 et ad Cerro pelato: P, K; Uhde: N. 267, 279, 286. In hb. Willd. N. 17593 (Humboldt). Var. «. barbinervis Wg. — Q. barbinervis Benth. pl. Hartw. N. 427; DC. N. 50; Liebm. et Oerst. t. 2. — Differt foliorum dentibus 4—5, In hb. Berol.: Hartweg N. 427; Deppe; C. Ehrenberg ad Sumate et Uanganilla N. 1026 (Octbr.), N. 1007, 1027; Uhde N. 280, 281, 282, 283, 234, 285. Var. 8. podocarpa Wg. — Q. nitens var. podocarpa DC.?) N. 134; Liebm. et Oerst. t. 10. Foliis 0,088 m lg. 0,022 m It. (ex icone). Var. y. ocoteaefolia Wg. — Q. nitens v. ocoteaefolia DC. N. 134; Liebm. et Oerst. t. 9. Foliis 0,095—0,105 m 1g., 0,029—0,032 m It. (ex icone). | Var. d. major Wg. — Q. nitens v. major DC. N. 134; Liebm. 1) Fructum imperfeetum glande in cupula subinclusa, squamis reversis in Q. sessiliflora 1883 observavi. 2) Specimen Humboldtii foliis junioribus et adultioribus. 3) Q. laurinae var. propter petiolum longiorem, foliorum basin acutam, barbam in axillis venarum, pedunculum crassiorem et longiorem nec Q. nitentis M. et G. ut cl, DC. vult, 206 Wenzig: et Oerst. t. 11. Fol. 0,082 m 1g., cupula 0,009 m alta, 0,013 m dia- metro. In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 66, 69, 72 ad Apatlahua, 7500’. 42. Q. depressa H. et B. pl. aeq. II p. 50, t. 92; DC. N. 136 Liebm. et Oerst. t. 15. Frutex sempervirens 1—2 pedalis ramosissimus. Rami sordide fusci, ramuli juveniles pube peculiari. Folia petiolata, 0,036 —0,050—0,057 m lge., 0,015—0,018—0,027 m 1t. oblonga basi obtusa, apice acuminata, integra v. superne 2—4- dentata, dentibus mucronatis, glabra nitida, supra pulcherrime reticulato- venosa, coriacea. Fructus 1—2—3, pedunculo brevi crasso. Cupula 0,008 m alta, 0,012 m diametro, hemisphaerica antice constricta. Squamae juveniles subrotundo-ovatae, demum apicem versus parum elongatae, Alavido-tomentosae, apice margineque mox gla- brescentes flavido-fuscae. Glans semiexserta 0,016 m alta, 0,009 m diametro, ovata, styli reliquiis. Gemmae parvae ovatae. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt fl.; C. Ehrenberg ad Real del Monte (fr.) N. 264, 924. In hb. Willd. N. 17621 (Humboldt). 43. Q. nitens M. et Gal. 1. ec. N. 19; DC. N. 134; Liebm. et Oerst. t. 11. (Q. niens = Q. commutata Liebm. N. 20). Ramuli graciles cinerei, juveniles et petioli et costa foliorum juvenilium stellato-puberuli. Folia brevi-petiolata, 0,070 m lg. 0,018 m lt., lanceolata, basi inaequali- obtusa, apice acuminata 1—3 dentibus brevibus setaceo-mucronatis utroque latere, mox glabrescentia nitida sem- pervirentia. Fructus subsessilis. Cupula plano-hemisphaerica, 0,006 m alta, 0,012 m diametro. Squamae similes iis Q. barbinervis ex Benth. Glans 0,013 m alta, 0,010 m diametro, ovoidea brevissime apiculata, glabrescens ?/; exserta. Gemmae parvae ovoideae. Mexico. — In hb. Berol.: Berlandier N. 410 ad Totonillo; Schiede N. 18 ad Jalacingo; C. Ehrenberg N. 1008 ad radices rupium Sumiten 11000’) Var. $. subintegra DC. Folia 0,066 m 1g., 0,018 m 1t., saepe paueis dentibus setaceo-mucronatis (specim. Hartweg), 0,045 m I1g., 0,011 m lt. (Uhde N. 288), 0,089 m 1g., 0,021 m lt. (Uhde N. 287) integerrima glaberrima. | Mexico. — In hb. Berol.: Hartweg N. 422; Uhde N, 287, 288. 44. Q. Ghiesbregtii Mart. et Gal. 1. ec. N. 10; DC. N. 49; Liebm. et Oerst. t. 21. 1) Vom Gipfel des Cerro de las Navajas, 11000’, auf Obsidian. Die Eichenarten Amerikas. 907 Rami cinerei, ramuli et petioli Zomento villoso fulvo detergibili. Folia petiolata, 0,106 m 1g., 0,033 m It., lanceolata base obtusa, apice cuspidata, integerrima, leviter undulata glabra, subtus secus costam barbata pallidiora. Fructus 1, 2 subsessiles v. pedunculo brevi crassiusculo. Cupula plano-hemisphaerica, 0,006 m alta, 0,011 m diametro. Squamae ovatae, apicem versus attenuatae, obtusae tomento brevi albo -glauco, demum apice margineque glabrescentes fuscae scariosae. Glans 2% — ’/ı exserta, ovata apiculata, 0,012 m alta, 0,010 m diametro glabrescens. Gemmae minimae ovatae. Mexico. — In hb. Berol.: Liebmann ad Totutla (Aug.) In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 125, 126. 45. Q. salieifolia Nee 1. ec. 265; Willd. N. 8; DC. N. 47; Liebm. et Oerst. t. 20. Ramuli juveniles fusco-rubro-villosi. Folia brevi-petiolata, 5— 7 pollicaria pollicem It., lanceolata, basi subacuta, apice acuminata mucro- nata integerrima undulata, supra reticulata, subtus :n awillis venarum Fusco-barbata. Fructus 2, subsessiles. Cupula hemisphaerica. Squamae ovatae obtusae cinereo-villosae. Glans .semiexserta. Mexico. Var. «. Seemanni Wg. — Q. Seemanni Liebm. N. 47; DC. N. 48; Liebm. et Oerst. t. 20. Rami glabrescentess. Folia 0,110 m 1g., 0,036 m It., oblonga. _ Fruetus 2 pedunculo crasso longiore. America meda. Var. $. Oajacana Wg. — Q. Oojacana Liebm. N. 23; DC. N. 170; Liebm. et Oerst. t. 23. . Folia 0,095 m 1g., 0,032 m It., oblonga, basi leviter cordata, supra nervis immersis rugulosa, secus costam pulverulenta, subtus secus costam nervosque jloccoso-tomentosa. Fructus 2, peduneulo longiore. Mexico. Var. y. Tlapuxahuensis Wg. — Q. Tlapuzxahuensis DC. N. 44. Folia longiuscule petiolata 3—4” 1g. 10—15 It. Fructus 1 pedunculatus. Mexico. 46. Q. Guatimalensis DC. N. 165. — Q. turbinata Liebm. N. 41. Rami grisei, ramulorum multorum reliquiis eicatrisati. Folia longe petiolata, 0,120 m 1g., 0,040 m I1t., oblonga, basi obtusa v. inaequalia, apice acuta, integerrima, margine parum reflexo, subtus pallidiora, secus costam et in axillis barbata praecipue subtus reticulato - venosa, Costa nervisque prominentibus. Fructus solitarii subsessiles. Cupula turbinato- 208 Wenzig: hemisphaerica, 0,013 m alta, 0,010 m diametro. Squamae ovatae rotundatae marginatae scariosae ciliatae minime albido-tomentosae. Glans semiexserta ovoidea basi convexa, apice parum apiculata, 0,014 m alta, 0,008 m diametro, tomentosa glabrescens. (Gemmae parvae breves ovoideae. Guatemala, Mexicc. — In hb. Berol.: Warscewiez N. 37 in Guatemala; Uhde N. 300 in Mexico (ramul. luxur.) 47. Q. microcarpa Liebm. N. 37; Liebm. et Oerst. t. 6; DC. N. 139 var. Rami grisei, ramuli fusci tubereulati. Folia drevi-petiolata, 0,068 — 0,095 m 1g., 0,026—0,042 m I1t., oblonga, basi inaequali-obtusa, apice obtusa, integerrima, undulata, juvenilia pilis stellatis sparsis, subtus pallidiora, costa nervisque prominentibus. Fructus 1—2, sessiles v. brevi- pedunculati. Cupula hemisphaerica 0,006 m alta, 0,007 m diametro. Squamae oblongo-ovatae obtusae marginatae scariosae parum brunneo- tomentosae, marginibus glabrescentes. Glans ?/, exserta ovoidea apicu- lata, 0,011 m alta, 0,007 m diametro, glabrescens. Gemmae parvae ovoideae. Guatemala. — In hb. Berol.: Warscewiez N. 8 et fructus in capsula N. 25. 48. Q. elliptica Nee 1. c. p. 278; Willd. N. 14; DC. N. 139. — Q. perseaefolia Liebm. N. 49 secundum Oersted. Rami et ramuli sordide grisei punctati, juveniles fusci pilosi. Folia brevi-petiolata 0,124 m 1g., 0,042 m late oblonga v. obovata, basi ob- tusa, apice acuta, integerrima, supra viridia subnitida, subtus pallidiora, supra costa prominente, utıingue glabraı. Gemmae parvae ovoideae. Fructus ....... ex DC. squamis ovatis obtusis. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 98. „Q, persaefolia.* 49. Q. Mexicana H. et B. pl. aeq. II, p. 35 t. 82; DC. N. 142. — Q. erassipes H. et B. 1. c. p. 37, t. 83 secundum Cham. et Schldl. Liebm., Wg. — Q. rugulosa Mart. et-Gal. 1. c. p. 209. Rami cinereo-fusei,-tubereulis minutis brunneis, ramuli et folia juvenilia Zomento flavido-brunneo detergibili. Folia petiolata, 0,065 m 1g., 0,014—0,017 m It., lanceolata, basi et apice obtusa, apice brevi-mucro- nata, integerrima, margine revoluta, supra glabra subnitida, costa pilosa nervisque immersis rugulosa, subtus tomentosa, nervis non parallelis prominentibus, coriacea. Fructus 1 v. 2, subsessiles v. pedunculo valde crasso. (Cupula turbinato-hemisphaerica 0,014 m diametro, 0,009 m alta, apice constrieta. Squamae ovatae obtusae brunneo-tomentosae, margine et apice glabrescentes scariosae ciliatae fuscae, Gemmae parvae ovatae glabrae, 5 Die Eichenarten Amerikas. _ 209 Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt, „var. angustifolia Kth.;* Hartweg N. 431; Schiede N. 17 in adscensu mont. Orizaba (Septbr.); | Deppe; Uhde: N. 50, 290, 301, 302, 303; Dr. Gregg: N. 638b ad | Real del Monte; Schiede N. 1379, C. Ehrenberg ad Real del Monte, | N. 161 (foliis subtus glabrescentibus), 892, 893, T, U, V, X ce. flor., | N. 902 var. latifolia. In hb. Willd. N. 17589 (Humboldt N. 4218); N. 17591 (Humboldt ad St. Rosa „var. augustifolia®); N. 17590 fol. 1, 2. (Humboldt sub nomine „mexicana‘). Var. 8. eonfertifolia Wg. — Q. confertifolia H. et B. pl. aeg. I, p. 53, t. 94; DC. N. 147; Emory, Rep. of the Unit. Stat. and Mex. Bound. (1859) II p. 207. . Folia brevissime petiolata, 0,080 nr 1lg., 0,018 m It., lanceolata, raro 1—3 denticulis, subtus flavido-tomentosa, conferta. Cupula hemi- sphaerica. Arbuscula v. frutex. Nova Mexico, California. | Var. y. glabrata Liebm. in hb. Folia brevi-petiolata, 0,085 m 1g., 0,017 m 1t., lanceolata, basi | inaequali-obtusa, apice acuta, brevi- mucronata, integra glabra, subtus ‚secus costam barbata, utrinque reticulato-venosa. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt ad EI jacal. . 50. Q. dysophylla Benth. pl. Hartw. p. 55 N, 421; DC. N. 156; Liebm. et Oerst. t. 7. Rami einerei tuberculati. Ramuli juveniles et petioli crassi tomento e brunneo-flavido. Folia brevi-petiolata, 0,070 m 1g., 0,026 m 1t., oblonga, | basi subcordata v. obtusa, apice acuta, zntegra v. ad apicem 2—3 dentibus } brevi-setaceo-mueronatis, margine revoluta, supra nitida glabra, venis immersis rugulosa leviter reticulato-venosa, subtus Zomento denso flavido- brunneo, costa nervisque prominentibus, coriacea, crassa. Fructus 1 sessilis v. 2— 3 brevi-spicati, peduneulo. crasso. Cupula subturbinato - hemi- sphaerica 0,008 m alta, 0,013 m diametro, intus velutino -tomentosa. Squamae late ovatae rotundatae tomentosae apice margineque glabres- centes fuscae scariosae. Glans ?/; exserta ovata apieulata 0,013 m alta, 0,011 m diametro, tomentosa. Mexico. — In hb. Berol.: C. Ehrenberg ad Real del Monte N. 894, prope Omitlan N. 956. 51. @. tomentella Engelmann in Trans. St. Louis Acad. III p. 393; S. Watson, Geological Survey of California, Botany (1880) II p. 97. „Rami tomentosi. Folia petiolata 2—3“ 1g., oblongo-lanceolata , basi obtusa, apice acuta, crenato-serrata, raro integra, margine revoluto, venis Jahrbuch des botanischen Garfens. II. 14 210 Wenzig: prominentibus, juvenilia tomento denso, adulta supra glabrescentia. Fruetus subsessilis, biennis, Cupula plano-hemisphaerica ‚ferrugineo-to- mentosa. Glans ovata 16‘ alta.* California: Guadaloupe Island: Palmer. 52. Q. lanigera Mart. et Gal. 1. ec. sp. 16; DC. N. 143; Liebm. et Oerst. t. E. Ramuli juniores tomentosi. Folia brevissime petiolata 0,037 m 1g., 0,015 m It., oblonga, apice basique obtusa, margine passim mueronulato- dentieulata (plerumque ad apicem) supra pilis stellatis minimis, subtus tomento denso cinereo. Fructus solitarii subsessiles. Cupula hemisphae- rico-turbinata. Squamae ovatae obtusiusculae subvelutinae. Glans '/ exserta ovoidea. Mexico. II. C. Setaceo-mucronatae We. a. Folia margine toto dentata, dentibus longe setaceo- mucronatis. 53. Q. Xalapensis H. et B. pl. aeg. Ip. 24, t. 75; DC. N. 127; Liebm. et Oerst. t. 4. Ramuli pilis stellatis, mox glabrescentes. Folia longe et graciliter petiolata, 0,125 m lg., 0,043 m lt., oblonga, basi cumeato-acuta, apice cuspidata, glaberrima, supra reticulato-venosa, subtus nervis secundarüs prominentibus. Fructus 1— 2, subsessiles. Cupula 0,010 m alta, 0,020 m diametro, cyathiformis. Squamae apice attenuatae obtusae pube subdetergibili, apice glabrescentes badiae margineque scariosae subre- volutae. Glans '). exserta ovoidea apiculata mox glabrescens 0,020 m alta, 0,016 m diametro.. Gemmae ovoideae acutiusculae. Mexico, Guatemala. — In hb. Berol.: Schiede ad Jalapa N. 18, 2 fol. c. fr. (Novbr.); Warszewiez N. 16, 44. In hb. Willd. N. 17614 (Humboldt N. 4467). | Var. 8. longifolia Wg. — Q. longifolia Liebm. N. 38. — Q. acuti- folia Nee var. e. longifolia DC. N. 131. Folia 0,085 m lg. 0,019 m It. lanceolata, versus hasin cuneata, basi inaequali-acuta v. obtusiuscula, apice acuminata, subcoriacea, reti- culato-venosa. Fructus 1— plures, peduneulo erasso longiusculo. Cupula hemisphaerica margine constricta pubescens. Guatemala. — In hb. Berol.: N. 47, 48 (plantae Liebmanni). 54. Q. acutifolia Nee 1. c. 267; Willd. N. 57; DC. N. 131; Liebm. et Oerst. t. 13. Rami cinereo-fusci, ramuli mox glabrescentes. Folia longe petiolata Die Eichenarten Amerikas. 211 0,140 m 1g., 0,065 m 1t., oblongo - ovata, basi inaequali-obtusa, apice euspidata, irregulariter sinuato-dentata, dentibus nunc parvis, nune magnis latis, supra reticulato-venosa, subtus subfusca, nervis prominentibus secus costam et nervos in azillis venarum barbata etiam pilis stellatis. Fruetus 1—4, subracemosi. Cupula hemisphaerica, ore subeonstrieta. Squamae late ovatae obtusiusculae planae einereo-pubescentes. Glans '/. exserta ovoidea apiculata, 0,016 m. alta, 0,010 »r diametro, glabrescens. Gemmae ovoideae. Mexico, Guatemala. — In hb. Berol.: Warszewiez in Guatemala, N. 23, 28. ‘Var. 8. Bonplandi DC. 1. c. — Q. acutifolia H. et B. pl. aeg. IE p. 55, 1..9. Folia 0,160 m 1g., 0,070 m It., subtus in awillis venarum, in costa nervisque rufo-villoso-tomentosa, in parenchymate fusca et pilis stellatis obtecta. Squamae cupulae infimae dorso protuberantes. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt N. 3917 ce. flor. In hb. Willd. N. 17638 fol. 1a, 1b (Humboldt N. 3917). Var y. angustifolia DC. 1. c. Folia 0,154 m 1g., 0,034 m It. lanceolata. Guatemala, Mexico. — In hb. Berol.: Warszewiez N. 6 in Guate- mala; Uhde N. 53 (foliis brevioribus) in Mexico. Var. d. conspersa DC. 1. c. — Q. conspersa Benth. pl. Hartw. p. 91 N. 617 et „Q. saheifola Nee* p. 56 N. 430; Liebm. et Oerst. t. 12, 14. — Q. mitida M. et G.; Liebm. et Oerst. t. 11. „Ramulis foliisque junioribus pube stellata deeidua eonspersis.* Folia 0,115 m lg., 0,030 m I1t., lanceolata ‚„saepissime integerrima v. rarius setaceo-dentata“ basi inaequali-obtusa „venis subtus ad axillas barbata.“ Mexico in montibus Las Casillas; Guatemala. — In hb. Berol.: Hartweg N. 430; Uhde N. 278 in Mexico; Warszewicz N. 5, 24, 27, 46 in @uatemala. Var. e. mierocarpa DC. 1. c. 55. Q. Skinneri Benth. pl. Hartw. p. 90 N. 615; DC. N. 126; Hooker Icon. pl. t. 402; Liebm. et Oerst. t. 3. Folia longe petiolata, 0,135. lg. 0,070 m lt. (hb. Copenh.), 0,150 m lg., 0,085 m lt. ex icone Liebm., oblonga, basi acuta v. inae- qualia, apice acuminata, sinuato-dentata, glabra rarius subtus in axillis venarum barbata'), utrinque viridia, conspicue reticulato-venosa. Fructus 2, subsessiles maximi. Cupula plano- pateriformis erassa lignosa, 0,013 m alta, 0,040 m diametro. Squamae late ovatae, brevi-acuminatae obtusius- 1) „Folia omnino Q. zalapensis“ DC. 14* TA a P) 12. Wenzig: culae v. acutiuseulae pulverwlentae, apice glabrescentes fuscae, adultae protuberantes. Glans 0,040—0,049 m alta, 0,039 m diametro, globoso- subeonica, basi lata umbilicata, „intus dissepimentis incompletis irregula- riter subdivisa®* ex Benth. (Gemmae oblongo-ovoideae, parum lanatae., Mexico, Guatemala. — In hb. Berol.: Hartweg N. 615 in Mexico; Warszewicz N. 40. fl. fr. in Guatemala. | 56. Q. Serra Liebm. N. 13; Liebm. et Oerst. t. B; DC. N. 174. Folia brewi-petiolata 0,160 m 1g., 0,045 m It., lanceolata, basi inae- quali-obtusa, apice acuminata, antrorsum subsinuato - dentata, dentibus majoribus et latioribus quam in Q. zalapensi, utringue glaberrima nitida, reticulato-venosa. -Gemmae ovoideae. Flores et fructus ..... Mexico. b. Folia a medio dentata. aa. Dentibus longe mucronatis. 57. Q. Cortesii Liebm. N. 14; Liebm. et Oerst. t.C; DC. N. 45. Folia petiolata 0,150 m lg., 0,032 m 1t., lanceolata, basi longe cuneata apice acuminata, remote antrorsum sinuato-dentata, supra nervis immersis, subtus prominentibus, in axillis nervorum Jusco - barbata. „Fruetus 1—2, sessiles. Cupula junior globosa.* (ex Liebm.) Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 26. 58. Q. chrysophylla H. et B. pl. aeg. I, p. 52 t. 87; DC. N. 153. Ramuli et petioli juveniles stellato-tomentosi. Folia juniora longius- cule petiolata 0,060 m 1g., 0,022 m It. oblonga, basi obtusa inaequalia, apice acuta, tr — quinque-dentata, supra breviter stellato-pilosa glabrescentia reticulato-venosa nitida, subtus ewili tomento flavo. Flores feminei tomen- tosi, in apice pedunculi crassi longitudine petioli. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt; in hb. Willd. N. 17625 (Humboldt N. 4062). Q. chrysophyllae varietas? Wg. — Q. Orizabae Liebm. N. 52; DUSN: 171; Rami fusei, ramuli juveniles tomentosi. Folia petiolata, 0,075 — 0,120 m 1g., 0,028—0,045 m 1t., oblonga, basi inaequali-obtusa, apice acuminata, antice saepius utrinsecus dentibus 1—3 latis distantibus -V. integra, leviter undulata, supra glabrescentia nitida, subtus ferrugineo- tomentosa, secus costam et in axillis venarum Jusco-barbata. Fructus juniores 2—3 pedunculati. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 84 (2 fol.) (Septbr.) ° Die Eichenarten Amerikas. 213 59. Q. floccosa Liebm. N. 21; Liebm. et Oerst. t. D.; DC. N. 160. Ramuli suleati tomentosi. Folia petiolata, 0,150 mn 1Ig., 0,075 m It., oblongo-ovalia, basi obtusa v. cuneata, apice subacuta, antice dentieulis paueis, undulata, supra glabra costa nervisque immersis rugulosa, juniora floeculosa sieut petioli subtus tomento flavescenti- floccoso detergibili. Fl. Orizaba 8500° (Septbr.) 60. Q. Grahami Benth. pl. Hartw. p. 57; DC. N. 164. Folia longe petiolata, 0,110 m 1g., 0,035 m It., oblonga basi inae- quali-obtusa, apice acuminata, sinuato-dentata, plus minus longe mueronata, glabra, reticulato - venosa, costa nervisque secundarüs prominentibus. Fructus 2, 3 v. plures, racemosi, pedunculo fusco crasso tubereulato. Cupula globoso-hemisphaerica, 0,008 m alta, 0,012 m diametro. Squamae late ovatae purum pubescentes, margine scariosae, badiae. Glans ". ex- serta, glabrescens, ovata apieulata 0,014 m alta, 0,009 m diametro. ; Mexico. — In hb. Berol.: Liebmann: prope Yaversia, in prov. Oajaca 7500° (Juni, stat. juven.); in hb. Copenh: Cupulif. Liebm. N. 35, eodom loco m. Sept. lect. specimen adultum c. .fr. bb. Dentibus brevi-mucronatis. 61. Q@. cealophylla Cham. et Schldl. in Linnaea V (1830) p. 79 N. 24; DC. N. 129; Liebm. et Oerst. t. 1. — Q. Alamo Benth. pl. Hartw. N. 423. — Q. intermedia Mart. et Gal. 1. ec. p. 223 et Q. acu- minata Mart. et Gal. 1. e., secundum DC. et Oerst. Bidrag. Ramuli, petioli, foliorum costa tomento flavido detergibili. Folia crasso-petiolata (Q. Alamo longe petiolata) 0,210 m 1g., 0,105 m It., interdum latiora, oblonga, basi inaequali-obtusa, apice acuminata, sinuato- dentata v. -denticulata, supra valde viridia nitida glabra, subtus tomento denso griseo, nervis secundariis prominentibus. Fructus 1v.2 brevi- et crasso- peduneulati. Cupula hemisphaerica 0,016 m alta, 0,019 m diametro, intus piosa. Squamae summae liberae non lignosae, late ovatae, apice attenuatae obtusiusculae AZavo-pulverulentae, apice margineque glabrescentes, scariosae badiae. Glans '/.exserta glabrescens, late ovata, 0,020 m alta, 0,014 m diametro, brevi-apieulata.. Gemmae oblongo-ovoideae acutius- culae glabrescentes,. Mexico. — In hb. Berol.: Schiede N. 24 prope Jalapa (Aug.); Hartweg N. 423 ad Alamo; Liebmann ad Totutla (Aug.); C. Ehren- berg prope Omitlan (Debr.) ce. fl. et fr.; Uhde N. 269 „Eneino blanco,* N. 270 ad Tenaneingo, N. 4 „Osas de Roble.* 214 | Wenzig: 62. Q. grandis Liebm. N. 34; Liebm. et Oerst. t. 4; DC. N. 150. Rami griseo-fusei tuberculati. Folia petiolata, 0,220 m lg., 0,088 m lt. oblonga, basi cuneata, apice subfaleato-acuminata, subtus in axillis venarum barbata, reticulato-venosa, costa nervisque secundarlis prominen- tibus, subsinuato - dentata, muerone minore. Fructus 1—2, peduneulo valde crasso, magni. Cupula subglobosa, glandis partes duas includens, 0,012 m alta, 0,020 m diametro. Squamae oblongo-ovatae obtusae, to- mento flawdo-fuseo, dorso ad apicem glabrescentes, margine scariosae. Glans depresso-globosa glabra, basi convexa, apice depressa, 0,015 m alta, 0,016 m diametro. Gemmae ovatae. Guatemala. — In hb. Berol.: Warszewiez N. 20. (2 fol. ce. fr.) 63. Q. Sartorii Liebm. N. 19; Liebm. et Oerst. t. 19; DC. N. 46. Folia longe petiolata 0,120 m 1t., 0,140 m oblonga, basi inaequali- obtusa, apice acuminata, ultra medium sinuate-denticulata, subtus in azillis venarum barbata. Fructus 1 v. 2 subsessiles v. brevipedunculati. Cupula ceyathiformis. Squamae late ovatae obtusae, lavido-tomentosae, apice margineque mox glabrescentes, scariosae, ciliatae (ut in Q. calo- phylla). Glans '/. exserta, 0,012 m alta, 0,007 m diametro, ovata apiculata glabrescens. Gemmae parvae ovoidae. Mexico. — In hb. Berol.: Liebmann ad Totutla 4000° (e. fr.), Sartorius; in hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 11. 64. Q. brachystachys Benth. pl. Hartw. p. 91 N. 618; DC. N. 150; Liebm. et Oerst. t. 2 (optima!). Ramuli lanat. Folia longe petiolata, 0,135 m Ig., 0,060 m It. (ex icone) oblonga, basi inaequali-obtusa, apice brevi-acuminata, ad api- cem sinuato- dentata, dentibus obtusiusculis, „coriacea rugosa supra gla- bra, subtus sordide lanata.* Fruetus plures spicati, pedunculo crassius- eulo, biennes. Cupula depresso-hemisphaerica, glandis partem quartam includens. Squamae late ovatae Zomentosae. Glans oblongo-conica 0,017 m alta, 0,008 m diametro.. Gemmae oblongo-ovoideae. Mexico, 65. Q. seytophylla Liebm. N. 26; Liebm. et Oerst. t. 17 (op- tima!); DC. N. 110. Rami fusei, juvenzles pilis stellatis Aonditomirh Folia longe petio- lata, 0,120 m 1g., 0,066 m It., oblonga, basi acuta, apice acuminata, «a medio v. ad apicem sinuato-dentata mucerone brevi, subtus valde albido- tomentosa, coYlacea, rigidissima, margine revoluto. Fructus 1v.2v.3 sessiles v. brevi-spieati pedunculo crasso. Cupula eyathiformis 0,010 m diametro, 0,006 m alta. Squamae late ovatae, subacuminatae, tomentosae, margine villoso-ciliatae. Glans perfecta deest. Gemmae parvae rotundato-ovoideae. Die Eichenarten Amerikas. 215 Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 141 ad Cuesta da Lachopoda, N. 146 inter S. Pedro Nolasco et Castresana, N. 145 inter Yalata et Yagochi, Prov: Oajaca. 66. Q. fulva Liebm. N. 33; Liebm. et Oerst. t. 2; DC. N. 161. Rami glabrescentes, »amuli breves petiolique e assi tomento ferrugineo. Folia- plus minus longe petiolata 0,115 m Ig., 0,076 m It. ovata v. ovalia, basi leviter cordata v. inaequalia, apice acuta, ad apicem subsinuato-den- tieulata, brevi-mucronata, supra rugosa, subtus fulvo-tomentosa, margine parum revoluto, coriacea. Fructus.... Gemmae oblongo - ovoideae, fulvo-tomentosae. Mexico borealis. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 225, 226; in Sierra Madre legit Seemann (ex hb. Hooker). 67. Q. furfuracea Liebm. N. 51; Liebm. et Oerst. t. 12; DC. sub N. 131. | | Folia petiolata 0,088 m 1g., 0,048 m It., ovalia, bası obtusa, apice acuminata, subsinuato-dentieulata, dentieulis paueis remotis, breviter setaceo- . mucronata, supra glabra nitida, subtus sieut et petioli tomento griseo detergibili quasi furfuraceo, in axillis venarum fusco-barbata. Fructus 1 v. 2 pedunculo erasso brevi, glabri, imperfecti cupula subglobosa inelusi. Squamae late ovatae, apice attenuatae brunneae tomentosae, apice gla- brescentes fuscae. Gemmae breves ovoideae fuscae glabrae. Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 188, 191 ad Chi- nantla in prov. Puebla 7—7500'. C. Rubra. 68. Q. Kelloggii Newberry ') Pacif. R. Rep. VI, 28, Fig. 6. — Q. rubra Benth. pl. Hartw. 337. — Q. tinetoria var. Californica Torr. Pacif. R. Rep. IV, 138. — Q. Sonomensis DC. N. 120; S. Watson N. 15. „Ramuli mox glabri. Folia 3, 4’, raro 6“ 1g., late ovalia lobis acuminatis integris v. late et lobato-dentatis, primum tomentosa v. sub- glabra. Fructus pedunculati saepe plures congregati biennes. Cupula hemisphaerica 8—12‘' alta, 6—8‘“ diametro. Squamae ovato-lanceo- latae obtusiusculae. Glans odlonga obtusa 12—16“ alta 10 — 12 diametro* (ex Watson.) California, vulgaris in ora „Ranges“ saepius in Sierra Nevada parte oceidentali. Obs. Ramulus parvus juvenilis c. fl. masc. et fem. Folia similia iis Q. coccineae Wangenh. sed lobis parum latiorilus, pilis stellatis sparsis. In Hb. Berol.: Bolander, California a. 1866. 1) Mit Priorität von 7 Jahren nach $. Watson. 216 R Wenzig: 1I. D. Dentatae We. 69. Q. Castanea Nee 1. c. 276; Willd. N. 34; DC. 142; Liebm. et Oerst. t. 8. — Q. mueronata Willd. p. 436 N. 34. — Q. tridens H,-et-.B. pl...aeg,. II, p. 56 t. 96. Rami fusci v. grisei, ramuli et folia juvenilia stellato-tomentosa v. pilosa. Folia petiolata, 0,056—0,082 m 1g., 0,019—0,025 m It., oblonga basi subeordata, apice acuta brevi-mucronata, plerumque versus apicem latiora, a medio tri — quinque-dentata v. In ramulis luxuriantibus margine pauce dentata, dentibus latis setaceo-mucronatis, adulta supra glabra nitida nervis immersis rugulosa, subtus Alavido-glauco-tomentosa costa nervisgque prominentibus, utrinque reticulato-venosa, coriacea persistentia. Fructus 1—2, subsessiles v. pedunculo brevi crasso. Cupula hemisphaerica, 0,005 m alta, 0,010 m diametro. Squamae ovatae obtusae Aavido-brevi- tomentosae, apice margineque glabrescentes brunneae. Glans '„ exserta - ovata, 0,012 m alta, 0,009 m diametro, basi plana, apice brevi-apiculata, styli residuis.. (Gemmae parvae ovatae. Mexico. — In hb. Berol.: Humboldt N. 4060; C. Ehrenberg N. 987, 1171, 1212, 1279; Uhde N. 295. In hb. Wild N2 77620 (Humboldt). 70. @. tristis Liebm. N. 11; DC. N. 142. Rami tuberculati. Folia brevi-petiolata, 0,058 —0,062 m 1g., 0,018—0,022 m Ilt., oblonga, basi et apice obtusa, integra, raro sub- repanda, setaceo-mucronata, adulta supra glabra nitida nervis immersis, subtus costam ad et in axillis venarum pilosa, etiam barbata, costa nervisque prominentibus, reticulato - venosa. Fructus 1--2, brevi- et crasso- peduneulati. Cupula subturbinato-hemisphaerica, 0,011 m alta, 0,013 m diametro. Squamae ovatae v. oblongo-ovatae, caeterum ut in praecedenti. Glans ”/s exserta ovata 0,012—0,016 m alta, 0,011— 00,10 m diametro. Gemmae parvae rotundato-ovatae. Guatemala. — In hb. Berol.: Warszewiez N. 9, 10, 12, 13, 14, 49. In bb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 92 et 2 fol. sine numeris „Q. lanigera Mart. et Gal.“ = Q. tristis Liebm. 71. @. erassifolia H. et B. pl. aeq. I, p. 49, t. 91; DC. N. 108; Liebm. et Oerst. t. 18. — Q. omissa DC. N. 40; Liebm. et Oerst. t. 18. Rami fusei tubereulati, ramuli et folia juvenilia tomento denso flavido- Fusco detergibili eu pilis stellatis composito. Folia crasso-petiolata, 0,107 — .0,125 m lg., 0,055—0,070 m It., ovata, basi cordata v. inaequalia, apice acuta, subsinuata, apice dentieulis remotis mucronulatis, supra nervis immersis rugulosa glabra nitidula, in costa pilosa, subtus valde Havido- Jusco-tomentosa, coriacea crassa rigida. Fructus 1—2, pedunculo brevi a) a DE Er Du Die Eichenarten Amerikas. - 2 Wr crasso, rarius plures spicati. Cupula hemisphaerica. Squamae late ovatae, apice rotundatae flavido-tomentosae, apice margineque glabres- centes, fuscae scariosae brevissime ciliatae. Glans ". exserta ovoidea v. oblongo-ovoidea, basi subumbonata, apice apiculata glabrescens. Gemmae ovoideae obtusae. Mexico, Guatemala. — In hb. Berol.: Humboldt, ramul. juv. et ce. fr.; Hartweg N. 424; Schiede N. 1110 ad Jalacingo in 5000‘ alt,; Berlandier ad Zamaltipan; Uhde N. 277, 310; C. Ehrenberg ad Real del Monte N. 262, 1021, 1022, 1023, C, N. 1284, N. 895, 896, 911, 920, A. In Guatemala v. Costa Rica: Warszewiez N. 42, 41. In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 222, Seemann in Sierra Madre im Mex. bor. . 72. @. stipularis H. et B. pl. aeq. II, p. 47, t. 90. „Ramuli tomentosi, juniores subrufescentes. Folia juniora supra pubescentia*, crasso-petiolata, 0,072—0,080 m 1g., 0,047 m 1t., ovata, basi cordata, acuta, superne subsinuata, grosse dentata, dentibus setaceo- mucronatis, supra glabra, subtus flavicanti-tomentosa, corlacea crassa rigida. Fructus brevi- v. crasso - pedunculatus. Cupula hemisphaerica. Squamae rotundato-ovatae mox glabrescentes, badiae. Glans..... Stipulae subulato-Lineares longe persistentes. Mexico. — In hb. Berol.: Hartweg N. 426. 73. @. flavida Liebm. N. 22; DC. N. 159; Liebm. et Oerst. t. 2. Ramuli juveniles fulvo-floccoso-tomentosi. Folia brevissime petiolata 0,160 m 1g., 0,080 m 1t., oblonga, basi angustata obtusa v. subcordata, apice acuta, plus minus profunde sinuato- dentata, dentibus inaequalibus aristatis, supra glabra nitida, subtus Havido-tomentosa, juvenilia fusco- floeeoso-tomentosa. Fructus ..... Mexico. — In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 2 prope Chinantla, 7500 — 8000. | 74. Q. eandicans Nee 1. c. p. 277; Willd. N. 58; DC. N. 152; Liebm. et Oerst. t. 7. Folia petiolata, 0,160 » Ig., 0,110 m It., ovalia, apice et basi acuta, lobata lobis latis dentatis sinubus non profundis, subtus pilis. stellatis bre- vibus incanis, Juvenilia incano-tomentosa. Fructus..... Mexico. 75. Q. splendens Nee ]. c. p. 275; Willd. N. 37; DC. N. 109; Liebm. et Oerst. t. 9 — nec H. et B. pl. aeq. II, p. 47, t. 90. Ramuli tomento nitido ferrugineo. Folia subsessilia, 0,082 m Ig., 0,032 m 1t., oblonga, basi subcordata, apice acuta, valde irregulariter dentata, subtus sericeo-tomentosa. Fructus ..... Mexico. 218 Wenzig: I. E. Polymorphae We. 76. Q. polymorpha Cham. et Schldl. in Linnaea V, 78; DC. N. 39; Liebm. et Oerst. t. 38. — Q. petiolaris Benth. pl. Hartw. N. 420. — Q, varians Mart. et Gal. 1. c. N. 3. Rami fusei, ramuli et folia juvenilia Zomento detergibili e pilis stellatis composito. Folia petiolata, 0,090 m 1g., 0,040 m It., in ramulis luxu- riantibus multo majora, oblongo-ovata, basi leviter cordata, apice obtu- siuscula, integra v. a medio ad apicem dentibus latis parum callosis, supra valde viridia nitida glabra, costa nervisque immersis, subtus pro- minentibus pallidiora glabrescentia. Fructus solitarii, saepe conferti, pedunculo erasso fusco. Cupula (matura) 0,015 m alta, 0,014 m diametro, hemisphaerica, intus pilosa, lignosa gibbosa. Squamae late ovatae acu- minatae marginatae dorso usque ad apicem costa prominente sordide flavido- et breviter tomentosae. Glans ";—?/ exserta, 0,018 m alta, 0,009 m diametro, oblongo-ovoidea apiculata glabrescens. Gemmae parvae rotundo-ovoideae glabrae. Mexico. — In hb. Berol. Schiede: N. 20 ad Hacienda de Laguna (Oetbr.) e. fr.; Liebmann prope Mirador (Octbr.); Hartweg N. 420; C. Ehrenberg N. 972, 1089. In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 191, N. 170 prope Mirador, N. 169. 77. Q. oleoides Cham. et Schldl. 1. c. p. 79; Liebm. et Oerst. t. 43. — Q. virens Ait. pro parte, DC. N. 70. — Q. retusa Liebm. N. 45. Rami sordide grisei, ramuli juveniles flavido-pulverulenti v. parum tomentosi. Folia variabilia in magnitudine et forma, petiolis cerassis brevibus, 0,057 —0,070—0,087 m 1g., 0,030 — 0,042—0,053 m It. ovalia, basi acuta, apice obtusa v. retusa, rarius acuta, integra, rarius dentibus 1—2 latis (ramul. lux. dentata), margine leviter revoluto, interdum subundulata, supra graciliter retieulato-venosa, valde viridia, subnitida glabra, costa nervisque immersis subtus prominentibus, subtus Zomento denso parvo flavido. Fructus 1—2, pedunculo longiusceulo subcrasso. Cupula 0,013 m alta, 0,014 m diametro, subturbinato-hemisphaerica, :n- tus pilosa. Squamae ut in Q. polymorpha. Glans °/ı exserta, 0,025 m alta, 0,013 m diametro, oblongo-ovoidea apiculata. Gemmae parvae rotundo - ovoideae. New-Orleans, Texas, Mexico, Guatemala, Costa Rica. — In hb. Berol.: Schiede N. 23 ad Hacienda de Laguna (Octbr.) fr. juv., N. 17 (folia in ram. luxur. parum grosse serrata), Lindheimer N. 184 (fasc. 1, 1843) ad Brazos in Texas; Behr in Texas (1855); v. Chrismar prope New Orleans (1849). In hb. Copenh.: Cupul. Liebm. N. 186, 187 prope Mirador, N. 181 prope Yecoatla, N. 182 prope Jicaltepee in cam- Die Eichenarten Amerikas. 219 pis, sine num. (folia in ramul. luxur. dentata) prope Trapiche de la Con- cepeion, sin. num. prope Paso del Coreo.- 78. Q. Wislizeni DC. N. 132; 8. Watson N. 12; Engelm. in Trans. St. Louis Acad. III, 396. — Q. Morehus Kellogg in Proc. Calif. Acad. II, 36? S. Watson. Ramuli griseo -fusci, juveniles pilis stellatis sparsis. Folia longe petiolata 0,073 —0,080 m 1g., 0,050 0,035 m It., ovata v. oblonga basi acutiuscula, apice brevi-acuminata, leviter sinuata, dentibus setaceo- mucronatis „valde variabilia: anguste lanceolata usque late ovalia, ple- rumque oblongo-lanceolata basi retusa v. leviter cordata v. saepe acuta, integerrima v. denticulata v. dentata v. saepe sinuato-dentata v. lobata, etiam lobis dentatis® ex S. Watson, subtus pallidiora, utringue glabra reticulato-venosa, coriacea. „Fructus sessiles v. pedunculati v. spicati biennes. Cupula turbinata "„—1" alta.“ Squamae laxe ümbricatae _ membramaceae, oblongo-ovatae rotundatae marginatae scariosae glabrescen- tes. Glans %,—1'%" 1Ig. gracilis ad apicem attenuata. California. — In hb. Berol.: Bolander ad Mendorino (1866). Var. frutescens. S. Watson 1. ce. Frutex 3—10‘ Folia minora 1—1'." lg. ovalia, integerrima v. setaceo - dentata. California. III. Androgyne DC. p. 81. Stamina graeilia saepe longiora quam antherae minimae, pollen dimidio minor. Stigma lineare. Maturatio biennis. Folia perennantia (ex 8. Watson). 79. Q. densiflora Hooker et Arn. Bot. Beech 391; Hooker Icon. t. 380; Nutt. Sylva I, 11, t. 5; DC. N. 184; S, Watson N. 14. — Q. echinacea Torr. Pacif. R. Rep. IV, 137 t. 19. Rami fusco-pubescentes, ramuli tomentosi. Folia brevi-petiolata, 2—4 v. 5" lg, '%—2" lt. oblonga basi obtusa, raro acuta, apice acu- minata v. obtusiuscula, integerrima, margine revoluto interdum denti- culata, juniora praecipue subtus fulvo-tomentosa, demum glabra. Amenta tomentosa. Fructus solitarii v. plures brevipeduneulati. Cupula plana /—1'/" diametro, zintus velutino-tomentosa. Squamae lanceolatae rig- dae divaricatae v. rveflexae. Glans '/ exserta ovoidea v. oblonga, 1—1'y." alta,-acuta v. obtusa; testa erassissima, intus valde tomentosa. California. — In montibus ad Santa Lucia, in litoribus „Ranges“, in regione „Sagasta“. In hb. Berol.: Bolander. VIH. Bereitung des Ourare-Pfeilgiftes bei den 'T’ecuna-Indianern. Von Wilhelm Schwacke, Botaniker am National-Museum in Rio de Janeiro. Die Bereitung des so weit berufenen Pfeilgiftes der südamerikanischen Indianer ist durch die Beschreibungen von Humboldt, Martius Schomburgk u. A. zwar in der Hauptsache bekannt, doch finde ich bei keinem dieser Autoren die genaue Aufzählung sämmtlicher dazu be- nutzter Pflanzen. Da ich Augenzeuge von der Bereitung gewesen bin, so kann ich vielleicht durch Nachstehendes zur Ausfüllung dieser Lücke etwas beitragen. Als ich in den Jahren 1877 und 1878 mit dem Dr. Clemens Jobert eine wissenschaftliche Reise in die Provinzen von Maranhao, Piauhy, Parä und Alto Amazonas unternahm, hatten wir das seltene Glück, die Bereitung des Curare bei den Tecuna-Indianern, am oberen Solimöes, nahe der peruanischen Grenze, kennen zu lernen. Wir befanden uns im September 1877 in der Indianer-Mission Calderao, sehr malerisch am linken Ufer des Flusses auf einer Anhöhe gelegen. Die Hütten be- sagter Indianer liegen zerstreut am Ufer eines Waldbaches oder im Walde. In jeder dieser höchst primitiven und elenden Hütten, malocas genannt, findet man unter dem Dache aufgehängt eines oder mehrere jener bekannten Blasröhre (sarabatana), Köcher mit vergifteten Pfeilen und kleine Gefässe aus gebranntem Thon, in welchen das eingetrocknete Gift sorgfältig aufbewahrt wird. Auch fanden wir ein Bündel Blätter von Strychnos Castelnaei Wedd. mit cipd imbe (Philodendron) umwickelt. Die Bedeutung dieser getrockneten, sorgfältig aufbewahrten Blätter ist uns nicht bekannt geworden; doch werden dieselben bei der Bereitung des Giftes nicht benutzt. Ehe ich jedoch zur Beschreibung des Verfahrens übergehe, sei es mir erlaubt, eine Bemerkung voraus zu schicken. Es ist nicht richtig, u (ra er 4 u . . n Pre; * — De - r > D: Schwacke: Bereitung des Curare-Pfeilgiftes bei den Tecuna-Indianern. 2921 dass bei der Giftbereitung besondere Ceremonien Statt. finden und Orakel- sprüche hergesagt werden. Auch sind es keineswegs alte Weiber, welche der Bereitung kundig sind, wie verschiedene Reisende uns berichten, so z. B. der trefliche Maler Biard, in dessen sonst vorzüglichem Buche über Brasilien ein Bild existirt, auf welchem wir beim Mondschein im Walde Hexen um einen grossen dampfenden Kessel tanzen sehen, während Indianer in grosse, posaunenartige Instrumente blasen. Alles dieses ist zwar recht poetisch; in Wirklichkeit aber sieht es anders aus. Ich habe das Thun und Treiben der Indianer stets höchst prosaisch gefunden. Es sind immer gewisse Indianer eines Stammes oder einer Horde, welche das Curare bereiten, wie es auch Humboldt in der Esmeralda beobachtet hat. Am 27. September 1877 gingen wir, begleitet vom Häuptling (Kischaua), einem sehr bejahrten Tecuna und seinem rüstigen Sohne, in den der Mission benachbarten Wald, um zunächst die betreffenden Pflanzen einzusammeln. Dieser Wald von Calderao ist einer der schönsten, die ich am Amazonas sah. Er wird nie wie der caa-ygap6 zur Zeit der hohen Wasser überschwemmt, da das Terrain hoch gelegen ist, sondern stellt den caa-ret& in voller Schönheit und Ueppigkeit dar. Die erste Pflanze, um die es sich zunächst handelte, war eine Liane, die Basis des Curare bildend. Unsere Indianer schrappten von verschiedenen Schlingsträuchern die Rinde ab, stets sie sorgfältig auf der Zunge prüfend. Da ihrem scharf ausgebildeten Geschmacke sowie ihrem Späher- blick nichts zu entgehen pflegt, so hatten sie bald den Gegenstand ihres Suchens entdeckt. Diese .schöne Liane (Strychnos Castelnaei Wedd.) steigt in sehr hohe Bäume, wo sie ihre prächtig belaubten Zweige über _ die Kronen derselben ausbreitet. Der grossen Höhe wegen sieht man aber von unten aus nichts von den Blättern, obwohl sie sehr gross und von charakteristischer Form sind. Nur nach langem Reissen und Zerren gelingt es endlich ihrer habhaft zu werden. Leider sah ich nicht die Blüthen. Entfernt man die Rinde vom Stamme, die sehr bitter ist, so zeigt sich ein schönes, etwas in's Röthliche spielendes Saffrangelb, höchst eigenthümlicher Weise von dem Geruche unserer Mohrrübe. Nachdem die Indianer die Liane in Stücke von je 3 Fuss getheilt hatten, suchten sie eine Lichtung auf, um die Rinde von den übrigen Theilen der Stengel zu trennen. Zu diesem Ende breiteten sie die grossen, unge- theilten Blätter der Urania Amazonica Mart. (Pacova-Soraroca der Indianer) sorgfältig auf den Boden aus. Ueber diesen wurde die Rinde, , welehe sie vermittelst scharfer Messer vom Stengel trennten, zwischen den Händen gerieben, wodurch sie ein moosartiges Aussehen erhielt. Dieselbe Operation nahmen sie mit dem Stengel einer zweiten Liane (Anomospermum grandifolium Eichl.) vor, die häufiger vorkommt und 222 Schwacke: leicht an dem abgeplatteten Stamme und den grossen, sehr lang ge- stielten, unterwärts weissen Blättern zu erkennen ist. Ebenfalls ist ihre Rinde sehr bitter. Die Indianer fügten von dieser ungefähr den 10. Theil der ersten bei. Dann wurden die geriebenen Rinden gemengt und sorg- fältig in Blätter der Ubi-Palme (Geonoma) gewickelt, die mit bindfaden- artigen Lianenzweigen(eip o)umwunden, die Form einesviereckigen Körbehens darstellten. Um dies zu bewerkstelligen, wurden vier kleine Hölzer, ein Viereck bildend, in die Erde gesteckt, die Blätter zwischen denselben ausgebreitet und dann gebrochen. Nunmehr kehrten wir nach der Mission zurück. Zu unserem Erstaunen verwandelte sich hier das Körbchen vor unseren Augen durch einen Kunstgriff der Indianer in einen vollständigen Trichter, der zwischen zwei Hölzer aufgehängt wurde. Der Kischaua nahm nun selbst die Filtration des Rindengemenges vor, indem er klares Wasser auf dasselbe goss, das anfänglich röthlich tropfend, nach und nach eine dunkelbraune Farbe annahm. Nach hin- reichendem, häufigem Aufgusse wurde dieser wässerige Extrakt in einen Tiegel gethan und über einem sehr gelinden Feuer bis gegen Abend er- wärmt, also abgedampft und nicht gekocht, wie manche Autoren fälschlich berichten. Um etwaigen Irrthümern vorzubeugen, legten wir den Tiegel bis zum folgenden Tage unter sichern Verschluss. Sehr früh am folgenden Tage, am 28. September, kehrten die Indianer aus dem Walde zurück, die übrigen Pflanzen herbeitragend, die als die sogenannten „Begleiterinnen* den beiden Lianen zugesellt werden. Die erste Pflanze, die man hinzuthat, war Petiveria alliacea, ein kleines, krautartiges Gewächs aus der Phytolaccaceenfamilie, das bei den Hütten der Tecuna angepflanzt ist. Der Kischaua fügte eine Hand voll Blätter derselben hinzu und dann einige Stücke des untern Stengels der Dieffenbachia Seguine. Die Blätter mit den Stengeltheilen blieben einige Zeit im Tiegel. Danach wurden sie herausgezogen und schliesslich ausgepresst. Dann, um die Präparation zu beenden, wurden noch die Wurzelrinden zweier Piperaceen und einer Maregravia hinzugethan.!) Alles dieses zusammen, im Tiegel stets über mässigem Feuer erwärmt, gab nach und nach eine dunkelbraune, dickflüssige Masse, einem Syrup nicht unähnlich. Als diese sich abdampfend verminderte und versteifte, wurde sie aus dem Tiegel genommen und in kleinen Schälchen im Schatten der Hütte getrocknet. Das auf diese Weise bereitete Gift, welches der Kischaua sogleich an Fröschen probirte, war von vorzüglicher Güte, wie es ja auch als 1) Die letzteren Pflanzen vermochte ich specifisch nicht zu bestimmen, da sie ohne Blüthen waren. a ac ee a Ta el he u u f - z n Bereitung des Curare-Pfeilgiftes bei den Tecuna-Indianern. 223 das vortrefflichste und wirksamste aller Stämme am Amazonas aner- kannt wird. Die Namen der Pflanzen in der Tecuna-Sprache, die ich durch Vermittelung eines Dolmetschers dem Kischaua abfragen liess, ihm meine Herbarium-Exemplare vorzeigend, sind folgende: 1. Strychnos Castelnaei Wedd. ...... guure. (so heisst auch das Gift.) 2. Anomospermum grandifolium Eichl. . ieü. 2 Fee alkasecı 11. . .-.-.....0.% ‚ yöne. 4. Dieffenbachia Seguine Schott ..... tajä. Berfmeraera, die ee 2 2.2. anna deruma. 6. Piperacea, die andere ...-..... öbue. a ee ae nee s tucano-ia-picon. Der Extrakt von Strychnos Castelnaei Wedd. tödtet schon für sich allein, wie das Curare selbst; es ist daher anzunehmen, dass die übrigen Pflanzen nur dazu dienen, die Wirkung des Giftes zu erhöhen, wie denn namentlich die Diefenbachia einen sehr scharfen Saft besitzt. Strychnos hirsuta Spruce, vom Rio Negro, von der ich einen Extrakt bereitete und ihn in Frösche injieirte, hat dieselbe Wirkung wie Sirych- nos Castelnaei, nur ein wenig schwächer. Die Indianer Juri, welche ich am Rio Potomayo (im Oktober 1877) beim Salsaparilha- Sammeln antraf, haben bei Weiten mehr Curare- Pflanzen, welche einer derselben mir aus den Wäldern herbeiholte. Als Basis dienten wieder Strychnos und Anomospermum; aber es waren auch einige Arzstolochien dabei. Wenn ich mich recht erinnere, so gebrauchen sie 13 Pflanzen. Ich besass eine Sammlung derselben, die mir jedoch zu meinem Bedauern verloren gegangen ist. IX. Skizze der Flora von Manäos in Brasilien. Von Wilhelm Schwacke, Botaniker am National-Museum zu Rio de Janeiro. Manäos, früher Barra do Rio Negro genannt, unter dem 3° s. Br., 61° w. L., ist die Hauptstadt der brasilianischen Provinz Alto Amazonas und liegt am linken Ufer des Rio Negro, wo derselbe 3000 Meter Breite misst. Dieser schöne und mächtige Strom ist also dort drei Mal so breit als der Amazonenstrom weiter abwärts bei Obidos. Ein heisses tropisches Klima (26,5° mittl. jährl. Wärme) wird durch stetige Brisen gemildert. Die Landschaft ist hügelig, was ihr einen freundlichen Charakter verleiht, und besitzt nicht jene monotonen, ewig flachen Ufer des untern Amazonen- stromes, welche nur durch wenige Berge geschmückt werden.') Die Niederschläge sind bedeutend. Die grossen Regen, schon im Oktober beginnend, dauern mit kurzen Unterbrechungen aus und endigen gewöhnlich in den letzten Tagen des Monates Mai. Diese Epoche wird in den dortigen Gegenden der Winter genannt. In dieser unfreundlichen Zeit. schwillt der Rio Negro nach und nach an, bis er ungefähr am 15. Juni seinen höchsten Wasserstand erreicht hat. Seine schwarzen - Wellen bespülen dann die Gipfel hoher Bäume. Die Katarakten der Waldbäche sind von den Fluthen bedeckt, das Gefälle und Rauschen verschwindet. Im leichten Canoe fährt man über die Fälle hinweg. Nach dieser Epoche fängt der Strom langsam zu sinken an, bis zum September und Oktober, in welcher Zeit grosse, sandige Ufer zu erscheineu beginnen, auf denen sich Fischer und Schildkrötenjäger tummeln. Die ausserordentliche Feuchtigkeit, welche am Ausflusse des Ama-- zonas mit einer intensiven Wärme gepaart ist, ist am Rio Negro bei Weitem geringer. Auch die Mosquitos, am Amazonas das Leben uner- träglich machend, fehlen dieser schönen Gegend gänzlich. Ein reiner, !) Serra dos Parentintins, Serra de Santarem. - 3 Schwacke: Skizze der Flora von Manäos in Brasilien. 995 tief blauer, fast nie bewölkter Himmel breitet sich über das grosse Waldgebiet aus. Die Gestirne erscheinen von wunderbarer Klarheit. In den schwarzen Fluthen spiegeln sich prächtig ihre Lichter. Das Wasser des Rio Negro ist von tiefer Schwärze, in Gefässen durchsichtig und gelblich. Was die Ursache dieser Farbe sein mag, ist, wie mir scheint, bis heute noch nicht hinlänglich erklärt worden. Die zahlreichen Neben- flüsse, Waldbäche (ygarapes), haben das klarste, frischeste Wasser, an den Katarakten von fast eisiger Kälte. Eines der interessantesten Schauspiele ist der Anblick der Stelle, wo der Solimöes mit seinen tief gelben Wellen sich mit den schwarzen des Rio Negro vermischt, bis sie endlich, vollständig verschmolzen, den König der Ströme, den Amazonas, bilden. An den Ufern des Rio Negro und in den weit ausgedehnten Wäldern des Binnenlandes, sehen wir eine Kraft und Fülle der Vegetation, die zweifelsohne der des Orinoco, von welcher uns der grosse Meister der Naturgemälde, Humboldt, eine so ergreifende und lebhafte Schilderung entworfen hat, in Nichts nachsteht. Versuchen wir in grossen Zügen diese Vegetation mit ihren mannich- faltigen Gestalten und Farben den Lesern dieser Blätter vorzuführen. Die Gewächse, welche, der Hylaea angehörend, in den Wäldern am Ufer des Rio Negro und seiner zahlreichen Nebenflüsse dureh ihre Masse und häufiges Vorkommen als die bemerkenswerthesten erscheinen und welche am meisten die Physiognomie der Landschaft bestimmen, gehören der reichen und schönen Familie der ZLeguminosen, vorzüglich den Mimosaceen, Sophoreen, Dalbergieen, Swartzieen und Caesalpinieen an. Grosser Reichthum an Formen und Gestalten, prächtige Bäume, oft von riesiger Grösse, mit kräftigem Stamme, vielfach verzweigten Aesten, häufig schirmartig ausgebreitet, schönem, oft doppelt gefiedertem Laube, viel- farbigen, grossen Blüthen, entzücken den Botaniker. Ziymenaea, Dipteryx (odorata), Caesalpinia, Swartzia, Inga, Cymometra, Sclerolobium, Dimor- phandra (pennigera), Tachigalia und viele andere, gehören zu den schönsten und auffallendsten Typen. Nicht minder schön, aber weniger kräftig entwickelt, treten die Cassien mit gelben, Bowdichia (nitida) mit blauen und Diplotropis (brasiliensis) mit rosenrothen Blüthen aus dem frischen, glänzenden Grün der Wälder hervor. Die schönste Form ist Parkia mit grossen, kopfförmigen, purpurfarbigen Blüthenständen, die langgestielt aus dem zartgefiederten Laube herabhängen. Dieses schöne Gewächs wächst mit Vorliebe am Ufer des Ygarape, des grossen Wasserfalles. Pentaclethra (‚flamentosa) ist ein der Parkia nahe verwandtes Geschlecht. Die Blüthen sind nicht kopfförmig und hängend, sondern stehen aufrecht, langet walzenförmige Aehren bildend. Dieser überaus schöne Baum liebt nich, Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 15 226 Schwacke: schattige Orte, sondern zieht sonnige Plätze, namentlich Waldränder vor. Campsiandra laurifolia Benth., Heterostemon mimosoides Benth., letztere mit schönen, veilchenblauen Blüthen von der Grösse einer Tulpe, sind Bäume von auffallender Schönheit. Die Lianenform wird durch Bauhinia dargestellt. Der platte, kletternde, treppenförmige Stamm steigt in die höchsten Waldbäume, aus deren Gipfel er andere Zweige niedersendet, welche mit schönem Laube geziert sind. Auch Mimosa Spruceana Benth., sehr häufig vorkommend, gehört als kletternder Strauch zu dieser Form. Von strauchartigen Leguminosen, und zwar aus den Papilionaceen, zeichnet sich eine Collaea mit purpurfarbigen Blüthen und unterseits silberweissen Blättern aus. Als windende Kräuter sind Centro- sema und Cltoria die bemerkenswerthesten. Indigofera und Zornia ge- hören der Krautform an. Von den Gewächsen mit fiedertheiligen Blättern, aber sehr ver- schiedenen Familien angehörend, z. B. den Meliaceen und Simarubaceen, sind Guarea, Carapa (Guyanensis Aubl.), Zrichilia und Simaruba (amara Aubl.) zu erwähnen. Meistens sind diese schönen Gewächse Bäume oder Sträucher, doch findet man auch die Lianenform nicht selten. So erscheint eine Guarea mit zarten, weissen Blüthen und blutrothen Früchten, sehr hoch kletternd in den Wäldern bei Manäos. Die Familien, welche nach den Leguminosen uns am häufigsten begegnen, sind folgende: Rubiaceen. — Palicouresw mit scharlachrothen oder gelben Blüthen und Zsychotria‘) finden sich, als Sträucher und Kräuter, überall, wie auch die Form eines zarten, am Boden kriechenden Krautes Cocco- cypselum. Der schönste Repräsentant dieser grossen Familie ist Warszewxezia, ein aufrechter Strauch mit grossen Blättern, kleinen gelben Blüthen, welche von sehr grossen, scharlachrothen Brakteen unterstützt werden und schon von weitem ähnlich den Bougainvilleen erkennbar sind. In der Tupi-Sprache heisst dieses Gewächs curacy-caa, d. i. Sonnenblatt. Ein Strauch, als Charaktergewächs ausgezeichnet nnd seinem Habitus nach an Haynaldia aus den Lobeliaceen erinnernd, ist höchst bemerkenswerth. Die grossen, lederartigen Blätter stehen in Quirlen am Stengel und tragen an ihrer Basis grosse Nebenblätter. Aus ihren Achseln gehen sehr lange Peduneuli hervor, weisse Blüthen tragend. Der Frucht nach gehört dieser eigenthümliche Strauch zu den Cinchoneen. Die die Myrtaceen überwiegende Familie der Melastomaceen ist durch 1) Müller Argov. in seiner Monographie der Rubiaceen hat Palicourea mit Cephaelis unter Psychotria gestellt. Alle drei Geschlechter sind im Habitus sowie in der Inflorescenz höchst charakteristisch und auf den ersten Blick von einander zu unter- scheiden. Sollte man sie nicht, wie es auch Bentham und Hooker gethan (Gen. pl. vol. II), besser von einander getrennt halten? en. Skizze der Flöra von Manäos in Brasilien. 997 Bäume, Sträucher (sehr wenige kletternd), sowie durch mannigfaltige Kräuter dargestellt. Als zwanzig Fuss hohen Baum sah ich eine Henriettea mit grossen 5-nervigen Blättern. Die weissen Blüthen, von der Grösse eines Guldenstücks, mit mächtigem, lederigem Kelche, brechen unterhalb der Blätter aus den Zweigen hervor. Myriaspora ist ein endemischer Strauch, dessen Zweige und Blätter mit borstigen Haaren besetzt sind und mit einzelnen, in den Blattachseln sitzenden Blüthen. Dieser durch seinen eigenthümlichen Habitus ausgezeichnete Strauch gehört zu den Seltenheiten. Ausserdem ist er merkwürdig durch seine Anthesis; man findet zur Zeit immer nur eine einzige Blüthe geöffnet. Sehr merk- würdig ist die Gattung Zococa, aufrechte Sträucher mit rosafarbigen Blüthen, die vielnervigen Blätter an ihrer Basis mit einer grossen, an- geschwollenen Blase, welche unzähligen Ameisen zur Wohnung dient. Als Krautformen dieser prächtigen, an Arten reichen Familie zeigen sich am häufigsten die Chidemien mit oft gekerbten Blättern und zarten, weissen Blüthen. Die Myrtaceen sind wie die Melastomaceen weit verbreitet. Die Krautform fehlt ihnen gänzlich. Unter den Zeeythideen nimmt Bertholletia ezcelsa H. B. den ersten Platz ein und hat eine grosse Verbreitungs- zone. Dieser schöne Baum, von Humboldt und Bonpland am Orinoco entdeckt, wächst mit Vorliebe im caa-rete, soll nach zuverlässigen An- gaben auch im ebenen, der Ueberschwemmung ausgesetzten Lande vor- kommen, selbst habe ich ihn jedoch nie dort beobachtet. Bertholletia hat kein eigentliches Vegetationscentrum, sondern erstreckt sich in grossen Zonen längs des mächtigsten der Ströme. Am Tocantins wächst sie in Gruppen, kommt dagegen bei Parä, Santarem und am Rio Negro nur vereinzelt vor. — Leeythis, oft von beträchtlicher Höhe, sowie eine Gustavia mit thalergrossen Blüthen, zeigen sich in voller Schönheit. Ausser den Lecythideen giebt es noch viele andere Bäume und Sträucher aus der Myrtaceenfamilie. (Zrgenia ete.), alle durch glänzendes Laub und Blüthen von schneeweisser Farbe ausgezeichnet. — Asteranthus, endemisch, der Gruppe der Belvisiaceen angehörig, eine sehr ausgezeichnete Pflanze die von Spruce bei Manäos entdeckt wurde, fand ich trotz anhaltenden Suchens nicht. — Eine andere Form, die in der Landschaft eine be- deutende Rolle spielt, ist die der Zamineen. Neectandra ist die häufigste Form; Cinnamomum Zeylanicum ') wird angebaut und ist zu schönen Stämmen entwickelt. Durch ihre grosse Anzahl sind noch die Solanaceen in der Physiognomie der Landschaft von Belang. Meistens Kräuter oder Sträucher, oft mit 1) Seine Blätter werden in Manäos als sehr wirksames Mittel gegen Wechselfieber und Magenübel angewandt. 15* 2938 Schwacke: scharfen Stacheln besetzt und häufig mit gelappten Blättern versehen, zeigen sie sich überall, im Schatten der Wälder wie an sonnigen Plätzen. Zwei schöne baumartige Species mit grossen, azurblauen Blüthen und Früchten von der Gestalt und Grösse eines Apfels, gehören zu den vor- züglichsten. Das Laub der einen erinnert an das der deutschen Eiche. Kletternde Kräuter sind bei den Solanaceen selten. Bei Manäos fand ich sie nicht, wohl aber am Rio Capua, in der Provinz Parä. Malpighiaceen. In dieser schönen Familie sind Bäume seltener, die meisten Arten gehören den Lianen und kletternden Sträuchern an. Der Baumformen vorzüglichste ist Byrsonima. Eine Species mit gelben Blüthen ist nicht selten; eine andere mit rosafarbigen Blumen, welche traubenartig nach unten hängen, liebt die Ufer des Rio Negro, und eine dritte, ebenfalls durch rosenfarbene Blüthen ausgezeichnet, wächst am Ufer der Waldbäche. Euphorbiaceen. In mannigfaltigen und habituell sehr verschiedenen Gewächsen bei Manäos vertreten. Eine schöne Zevea mit violetten Blüthen ist sehr verbreitet. ZZura erepitans, deren Milch zum Betäuben der Fische benutzt wird, fehlt, findet sich jedoch in den feuchten Wäldern des Amazonas. Eine Alchornea, mit grossen, langgestielten Blättern ist ein Charaktergewächs und erscheint häufig an Waldrändern. Eine sehr hübsche Form ist Piranhea trifoliolata Baill., ein Baum, welcher am Solimöes eine beträchtliche Höhe erreicht. Jatropha multifida mit schönen, scharlachrothen Braeteen findet sich hier und da angepflanzt, doch sah ich sie nie im wilden Zustande. Manihot utilissima und Mani- hot Aypi werden ebenfalls angebaut. Mabea, durch verschiedene Formen repräsentirt, ist eine sehr charakteristische Gattung. Eine sehr häufig vorkommende Species stellt ein zierliches Bäumchen dar mit hängenden Zweigen, blutrothen Blüthen und Früchten. Einige Species erscheinen als kletternde Sträucher. Maprounea Guyanensis Aubl. ist ein Bäumchen von zierlicher Form und glänzenden Blättern, häufig an Waldbächen. Als windende Kräuter sind Dalechampia, Plukenetia und Tragia zu er- wähnen. Croton mit filzigen, weissen Blättern und Phyllanthus bilden die Krautform. Dies wären die vorzüglichsten Familien, welche den Hauptbestand der Wälder bilden. Zählen wir immerhin noch einige Formen auf, welche, obgleich nicht durch ihre Masse, aber durch ihre Schönheit unsere Aufmerksamkeit erheischen. Cochlospermum Orinocense Steud. ist ein Baum von zwanzig Fuss Höhe, seinem Habitus nach an die Bombaceen erinnernd. Durch grosse, gefingerte Blätter und schöne, goldgelbe Blüthen ausgezeichnet, ist er schon von Weitem sichtbar. Die nahe verwandte Bixa Orellana bildet allerwärts verbreitete Gruppen. Von Urostigma, einem Feigenbaum, sieht man oft Stämme von colossaler Skizze der Flora von Manäos in Brasilien. 2929 Höhe und Dicke. Von baumartigen ZLythraceen ist Physocalymma floridum Pohl zu erwähnen mit schönem, rosafarbigem Holze (päo rosa der Bra- silianer); mit grossen, rosarothen Blüthen, ist es eine der schönsten Zierden der Landschaft. Es wächst vorzüglich an offenen Waldplätzen des grossen Wasserfalles. Ein anderer Baum, der in den Wäldern nur vereinzelt vorkommt, aber von weitem, wie die Cinchonen in den peruanischen Anden, durch seine goldschimmernden Blätter auffällt, ist Didymopanaz aus der Familie der Araliaceen. Seine Blätter sind wie bei Cochlo- spermum fingerförmig getheilt. Bemerkenswerthe Formen sind ferner Cassipourea Guyanensis Aubl. und eine zweite Species dieser Gattung, Sträucher mit gegenständigen, ganzrandigen Blättern und zarten, ge- fransten Blüthen. Ich fand sie nur am Ufer der Waldbäche. Diese Form ist am Rio Negro die einzige aus der Familie der Ahizophoreen, während an allen Flüssen Brasiliens, soweit die Salzfluth reicht, Rhizophora Mangle L. vorkommt. Hlumiria, Saccoglottis, Qualea (retusa Spr.), Erisma (calcaratum Warmg.), Licania, Couepia sind Baumformen mit herrlichem Laube. Die letzteren tragen oft gar prächtige Blüthen. Als charakteristische Formen sind noch die folgenden bedeutend: Roupala, Myrsine, Ardisia, Aspidosperma, Ambelania, Myristica,') Trattinickia (burseraefolia Mart.), Calophyllum, Terminalia, Combretum, Emmotum, Ternstroemia, Spondias, Mollia (speciosa Mart.). Als häufige Sträucher erscheinen Piper, Vismia, Casearia, Lacistema und Trigonia (Spruceana). Ein kleiner Baum, Cordia umbraculifera, ist höchst charakteristisch. Seine Krone ist schirmartig auf einem rostbraunen Stämmchen ausge- breitet, und reich mit weissen Blüthen beladen, bildet er eine grosse Zierde der dortigen Gegend. Die Loranthaceen sind unter den parasitischen Gewächsen die häufigsten. Nach Art der deutschen Mistel siedeln sie sich auf den Zweigen der Bäume und Sträucher an (häufig auf Kaffeebäumchen), oft mit schön gefärbten und grossen Blüthen geschmückt. — Clusia steht als Baum, mit grossen weissen oder rosafarbigen Blüthen, auf den Wurzeln oder Zweigen anderer grosser Bäume (Urostigma ete.), ihnen Saft und Leben aussaugend, daher er auch matta päo, Baumtödter ge- nannt wird. Prächtige Orchideen, Araceen, Cyelanthaceen schmücken die Stämme vieler Waldbäume. Marcgravien heften sich nach Art des Epheus an alternde Stämme; Norantes, derselben Familie angehörend, bildet kletternde Sträucher. Lianen. In der Schilderung der Hylaea sagt Grisebach, dass diese Form, unstreitig die vorzüglichste tropischer Regionen, am Rio 1) Eine Species ist höchst bemerkenswerth, da ihre Blüthen nach Art derer von Theobroma Cacao aus dem festen Holze des Stammes hervorbrechen. 230 Schwacke: Negro, wenn auch nicht geradezu fehle, doch selten anzutreffen sei. Das Gegentheil habe ich zu beobachten Gelegenheit gehabt. In der Umgegend von Manäos, an den Ufern der Waldbäche, am Tarumä-assü (Nebenfluss am linken Ufer des Rio Negro) und in den Wäldern des Binnenlandes gedeihen in grosser Ueppigkeit die Lianen und kletternden Sträucher, den verschiedensten Familien angehörend. Einige wurden be- reits oben genannt. Weiterhin sind die Menispermaceen durch die Lianenbildenden Gattungen Cissampelos, Abuta, Anomospermum (grandi- Folium Eichl.) vertreten; Diseiphania lobata Eichl. mit schönen, grossen, dreilappigen Blättern ist eine äusserst seltene Form.!) Sie wächst im Schatten der Wälder und erreicht keine bedeutende Höhe. Auch ist ihr Stamm nicht holzig wie bei fast allen andern Menispermaceen, sondern bleibt vielmehr krautartig und zart. Nächst den Menispermaceen sind Sapindaceen (Serjania, Paullinia) die häufigsten Lianen. Die schönen Lianen aus der Familie der Malpighiaceen (Heteropteris, Stigmaphyllon u. a.) bilden mit ihren goldgelben, weissen oder rosafarbigen Blüthen (sehr selten sind die Blüthen blau) zunächst die Zierde der Wälder. Der Bauhinien ist schon bei Gelegenheit der Leguminosen gedacht worden. Passifloren mit vielfach gefärbten Blumen zieren die Ufer oder wachsen im Dunkel der Wälder; 7@aesonia?) mit scharlachrothen Blüthen steigt in die höchsten Bäume. Dilkea ist ebenfalls eine Liane mit schneeweissen Blüthen aus der Passifloraceenfamilie.°) Convolvulaceen (Maripa, FPrevostew, Ipomoea) und Cucurbitaceen (Anguria) wetteifern mit den Passifloren. Sind letztere schon durch ihre Blüthenpracht ausgezeichnet, so sind es die Bignoniaceen nicht minder und dazu mannigfaltiger in Blatt- und Blüthenform. .Bignonia Chieca H.B., deren Blätter einen rothen Farbstoff liefern, kommt bei Manäos sehr häufig vor, doch fand ich sie nie mit Blüthen. Eine kraut- artige windende Bignoniacea, mit verholztem Stengel, hat wie Cuscuta und Cassytha wirkliche Haustorien und zwar sitzen dieselben am Ende der Ranken. Ein Cybistax, dessen Blätter zum Blaufärben benutzt werden, steht als Strauch oder Bäumchen mit korkartigem Stamme einsam in den Wäldern. — Die Apocynaceen sind als Lianen mit 1) Ich fand nur 2 Exemplare. Die Früchte waren vordem unbekannt. Siehe Eichler im Jahrbuch des Botanischen Gart. zu Berlin, vol. II p. 324 ff. 2) In der Monographie von Masters (in Martii Flora Bras.) ist keine eigentlich brasilische Species beschrieben worden. Ich fand eine solche am Ufer des Ygarape da Cachoeira grande, die vielleicht neu ist. 3) Die Species, welche ich bei Manäos fand, scheint von den bei Masters be- schriebenen abzuweichen. Auch sammelte ich Früchte mit Samen, die bislang noch nicht beschrieben sind. Skizze der Flora von Manaos in Brasilien. 231 Eehites,') die Asclepiadeen nur mit einer kleinblättrigen Ditass«, und zwar im Ygap6-Walde vertreten. (Am Amazonenstrome gehören die Asclepiadeen zu den häufigsten Schlingpflanzen). Corynostylis Hybanthus Mart., eine Violacee, ist ein windender Strauch des Ygapö- Waldes, mit den grössten Blüthen innerhalb der Familie ausgestattet. Eine äusserst seltene Form der Lianen wird durch Gnetum dargestellt. Ich hatte die Freude, zwei Species mit Blüthen und reifen Früchten zu sammeln. „Itoä-assü,“ die grossblättrige Species, mit blutrothen Früchten,”) wächst am Ufer des Solimöes; „itoä-i“ (Gnetum venosum Spr. et Benth.) , eine kleinblätterige Form, wächst in den Wäldern des Binnenlandes. Ich sah ein Exemplar, welches zu einer bedeutenden Höhe kletterte. Familien, die durch keine einzige Form repräsentirt werden, sind die Umbelliferen und Cruciferen. Auch die Labiaten mit Zyptis gehören zu den grössten Seltenheiten. Aus den Verbenaceen sind Aegiphila als Strauch und einige Vitex-Arten als Bäume die gewöhnlichsten. — Eine Familie, welche im Süden Brasiliens an Reichthum der Geschlechter und Arten alle andern überwiegt (mit Ausnahme der Leguminosen), ist in der so überaus reichen Flora von Manäos höchst kümmerlich vertreten, nämlich die der Compositen. Es kommen vor Mikania als Liane, Vernonien als Halbsträucher und Unxia und Elephantopus als niedrige Kräuter. Von schwimmenden und im Wasser lebenden Gewächsen sind Ponte- deria, Jussiaea, Lemna, Utrieularia?) und die so häufige Pistia stratiotes die verbreitetsten. Victoria regia Lindl. schmückt die Seen am Solimöes unweit Manäos. Podostemaceen, im Wasser der Katarakten auf Felsen wachsend, konnte ich nicht beobachten, da letztere zur Zeit, wo ich botanisirte, mit den Fluthen bedeckt waren. Sie dürften indess wohl vorkommen. Balanophoreen scheinen der Flora von Manäos zu fehlen. Ich fand keine Spur dieser höchst merkwürdigen Gewächse.*) Von solchen Pflanzen, welche durch ihren Nutzen bei den Indianern 1) Als Bäume und Sträucher kommen die Apocynaceen häufiger vor, so mit den Gattungen Ambelania, Couma, Aspidosperma, Lacmellia und T'abernaemoniana. ?) Die Früchte dieser Species werden wie die der Pupunha-Palme (Guilielma spe- ciosa Mart.) von den Indianern mit Leidenschaft gegessen (gebraten) und schmecken etwas bitter. 3) Martius in seiner Reisebeschreibung (III, pag. 13) sagt, dass die Lentibularieen in der Hylaea fehlen. Ich beobachtete und sammelte 3 Species von Uiricularia: eine im Rio Negro, ähnlich wie Jussiaea repens L. schwimmend, eine zweite auf von Wasser berieselten Felsen wachsend und endlich eine dritte in stehendem Sumpfwasser. Ver- muthlich kommen auch noch andere vor. #) Helosis Guyanensis Rich. fand ich am Rio Jcä (Potomayo) im Jahre 1877 auf meiner ersten Amazonas-Reise und 1882 bei Natal auf der Insel Maraje. 232 Schwacke: sehr in Achtung stehen, sind folgende die vorzüglichsten: Paullinia sorbilis Mart. (guaranä), Bignonia Chica H.B. (goajurü), Erythrosylum Coca Lam. (ypadü), Licania heteromorpha Benth. (macucn). Zum Betäuben oder Tödten der Fische werden Pflanzen der ver- schiedensten Familien benutzt, so Zchthyothere Cunambi Mart. (Compos.), ein Phyllanthus (cunambi-mirim), Camptosema (timb6), Hura erepi- tans (assacü) u. a. Strychnos hirsuta Spr., ein äusserst häufig verbreiteter Strauch, welcher vermittelst sehr kräftig ausgebildeter Ranken klettert, liefert ein Curare, welches fast ebenso wirksam ist wie das aus St. Castelnaei Wedd., das die Basis des Pfeilgiftes der Tecuna-Indianer abgiebt. Von dicotylischen Fruchtbäumen und sonstigen Nutzpflanzen findet man angebaut: Mangifera indica, Anacardium oceidentale, Musa (ver- schiedene Arten), Lucuma Cainito, Cofea arabica (vorzüglich gedeihend), Persea gratissima, Tamarindus indica, Gossypium, Paullinia sorbilis, Manihot utilissima und M. Aypi, Citrus aurantium, Couma utilis, T’heo- broma Cacao und eine zweite Species mit ausserordentlich grossen Früchten (copu-assü). Werfen wir nun noch einen Blick auf die Monocotylen und Kryptogamen. Von Palmen begnüge ich mich diejenigen aufzuzählen, welche häufig sind und in der Landschaft eine bedeutende Rolle spielen. Solche sind: Gwilielma speeiosa Mart. (nach Martius die einzige von Indianern angebaute Palme), Mauritia vinifera, vereinzelt vorkommend und nicht wie am Amazonas Wälder bildend, Zuterpe oleracea, Maximiliana regia, Leopoldinia pulchra (sehr häufig), Iriartea setigera, Cocos Imajai, ver- schiedene Species von G@eonoma, Bactris und die kletternden von .Des- MONCUS. Von Musaceen ist ausser den angebauten Arten des Genus Musa die Urania Amazonica Mart. zu erwähnen, unstreitig eines der schönsten Gewächse der Hylaea. Der Gramineen vorzüglichste sind Paspalum, Panicum und eine kletternde Bambusacea (Chusquea?). Cyperus und Seleria sind die häufigsten Cyperaceen, letztere auch kletternd, mit sehr scharfen, schneidenden Blättern. ARapatea, ein den Cyperaceen nahe verwandtes Genus, aber durch seinen eigenthümlichen Habitus leicht kenntlich, schmückt mit breiten Blättern und gelben Blüthen feuchte Orte. Die Kıryptogamen, in den gebirgigen Gegenden Brasiliens so reichlich entwickelt, spielen in der Vegetation von Manäos nur eine untergeordnete Rolle. Baumfarne fehlen fast gänzlich. Ich sah nur eine Oyathea von sehr geringer Höhe in Gesellschaft der Mauritia vinifera an feuchten Skizze der Flora von Manäos in Brasilien. 233 Orten. Salpichlaena volubilis und Lygodium, beides windende und kletternde Farnkräuter, erscheinen ebenfalls nur selten. Schizaea pennula Sw. und Schizaea bifida Sw. wachsen in Gesellschaft zweier Cladonien im sandigen Ufer des Tarumä-assi. Ein schönes Adiantum und Lind- saya Guyanensis Aubl. begegnen im Schatten der Wälder, während Lindsaya strieta Dryand., mit sehr zierlichen Wedeln, auf feuchten Felsen des grossen Wasserfalles vorkömmt. Hiymenophyllum, Triehomanes und Didymoglossum schmücken Waldbäume und von Wasser berieselte Felsen. Von Lycopodiaceen ist aus dem Geschlechte Zyeopodium nur das weitverbreitete L. cernuum Lin. vertreten. Die Selaginellen (S. erythro- pus Spring, marginata Spring u. a.) zieren, grösstentheils in Gesellschaft lebend, den feuchten Boden der Wälder oder von Wasser berieselte Felsen. Die Moosflora ist im Ganzen dürftig. Die Laubmoose wachsen meistens auf feuchten Felsen oder auf morschen Baumstämmen. Von den Lebermoosen gilt das Gleiche. Manche leben auch auf den Blättern grosser Waldbäume, welche sie oft vollständig bedecken. Flechten, oft mit lebhaft gefärbtem Thallus, bedecken die Stämme von Bäumen und Sträuchern, sind aber wie die Moose und Lebermoose, an Arten arm. Die Pilze sind reichlicher vertreten; man sieht namentlich Polyporen von den verschiedensten Farben (sehr häufig eine blutroth ge- färbte Art). Alle leben anf morschen Stämmen umgestürzter Bäume. Von Conferven sammelte ich eine Species, welche feuchte Steine am Ufer des Rio Negro überzieht und eine andere von sehr lebhafter gelber Farbe auf Steinen des grossen Wasserfalles. Bei dem nur kurzen Aufenthalte in jenen paradisischen Gegenden war es mir leider nicht vergönnt, alle dort vorkommenden Pflanzenformen beobachten zu können. Jahre würden dazu erforderlich sein, eine so überaus reiche und mannigfaltige Flora im Einzelnen zu studiren. Möge man daher vorstehende Skizze nicht allzu strenge beurtheilen; sie hat jedoch den Vorzug eigener Anschauung. X. Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berliner botan. Gartens und Museums. I. Von Dr. Ign. Urban. (Mit einem Holzschnitt und Tafel VI.) l. Ueber zwei Geranium- Arten. Im Berliner botanischen Garten wurde im Jahre 1884 unter dem Namen Geranium columbinum eine Pflanze eultivirt, welche aus einiger Entfernung betrachtet durch ihren Wuchs, ihre Grösse, die röthlich überlaufenen Stengel u. a. m. der genannten Art sehr ähnlich sah, jedoch durch die weniger stark zertheilten und weniger zahlreichen Blattzipfel nicht unerheblich differirte. Bei Betrachtung der Carpelle drängte sich sofort die Ueberzeugung auf, dass eine gänzlich verschiedene, von den europäischen Arten ganz und gar abweichende Species vorlag: eine sehr breite und tiefe Furche oder vielmehr eine kahnförmige Aushöhlung des ganzen Rückens, deren Ränder horizontal über der Höhlung in ca. 9 stumpfliche Zähne kammförmig ausliefen, deren Mittelnerv in die Höhlung kielförmig hineintrat und ebenfalls mehr oder weniger höckerig oder gekerbt war, waren die charakteristischen Merkmale. Die Exem- plare hatten dem Anscheine nach schon abgeblüht; die noch vorhandenen Blüthenknöspehen schienen degenerirt, ohne Petalen, mit nur 5 sehr kurzen Staubfäden. Zum Glück fand sich von derselben Species noch eine jüngere Topfaussaat aus Samen, die unter dem Namen @. Caroli- nianum aus einem anderen Garten bezogen waren, und zwar in den ver- schiedensten Entwickelungsstadien vor; es konnte die Apetalie und die Pentandrie, sowie das Geschlossenbleiben der Kelchblätter bei vorzüg- lichem Fruchtansatze in allen, auch in den ersten Blüthen der Pflänzchen constatirt werden. Aus dem Studium des Herbariums und der Literatur ergab sich in Bezug auf die vorliegende Art das Folgende. Das älteste im r, „ Urban: Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. 235 botanischen Garten aufbewahrte Exemplar trug die Etiquette: hort. Berol. 1858, ex hort. Jenensi, und war von A. Braun als @. javosum Hochst. bestimmt. Seitdem ist die Pflanze in vielen Gärten cultivirt, aber meist immer wieder zu @. columbinum zurückgeführt. Lange widmete zuerst derselben ein genaueres Studium und beschrieb sie im Ind. Sem. Hort. Haun. a. 1865 p. 27 unter dem Namen @. omphalo- deum Lge. ad inter. als neue Species; er verglich sie mit @. Mascatense Boiss. (aus Südost-Arabien) und @. favosum Hochst. (aus Abyssinien); Petala hatte auch er nicht beobachtet, vom Androeceum schwieg er ganz. Zwei Jahre später (l. c. a. 1867 app. p. 3) zog Lange die Species wieder ein, und zwar wegen der völligen Uebereinstimmung mit den Pflanzen, welche aus Berliner, unter dem Namen @. favosum erhaltenen Samen entstanden waren. Dem trat aber Maximowicz im Ind. Sem. Hort. Petr. 1869 p. 16 mit Recht entgegen; er stellte @. omphalodeum Lge. wieder her und sagte von ihm: „Patria videtur Abyssinia, unde semina sub nomine @. /avosi Hochst. primum a horto Parisiensi verosi- militer accepta ad varios hortos botanicos transmissa fuerunt. .... @. trilopho proximum, a quo, praeter habitum diversum, facile valvulis carpellorum duplo minoribus, cristula centrali lateralibus aequilonga denticulata et minus elevata distinguendum. Cum @. favoso Hochst. demtis fructibus facile commutandum, sed valvulae @. favosi diversissi- mae, nempe transverse inordinate rugoso-favosae. .... Flores plantae Junio et Julio jam fructiferae procreantur clausi, apetali! pentandri! an serotini tantum, an omnes, ultra inquiretur.*“ Von den bekannten Geranien kann unsere Art in der That nur mit @. trilophum Boiss. verglichen werden, welches nach der Beschreibung ausser durch die von Maximowicz hervorgehobenen Unterschiede noch durch das Vorhandensein von Blumenblättern abweicht; wenn Boissier von seiner Art aber selbst sagt: „affinis @. /avoso Hochst. ex Abyssinia quod praeter folia dissecta a nostro differt carpellis minoribus dorso con- cavis margine circulariter cristatis dentatis“, so hat Maximowicez auch darin offenbar vollkommen Recht, wenn er dieses Boissier'sche @. favo- sum (non Hochst.) mit @. omphalodeum identifieirt und dasselbe als Synonym zu diesem zieht; das ächte @. favosum Hochst. ist durch die Structur der Carpelle gänzlich verschieden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schimper zu der Zeit, als er für das Pariser botanische Museum sammelte, dem dortigen Garten Samen unter der Bezeichnung @. favosum einsandte, und dass aus diesen die in den Gärten verbreitete Species heranwuchs; in den reichhaltigen Schimper’schen Sammlungen des Berliner Museums findet sie sich nicht. Dagegen existiren Exemplare, welche von Schweinfurth 1865 an der nubischen Küste gesammelt sind und von unserm @. omphalodeum nicht erheblich differiren. Um 236 Urban: nun Klarheit in diese Sache zu bringen, studirte ich sämmtliches Ma- terial, auch die Originalexemplare von @. trilophum, welche mir Herr Boissier freundlichst überliess, auf das sorgfältigste durch und kam zu folgenden Unterschieden: @. omphalodeum Lge.: caules purpurascentes pilis glanduliferis et aliis brevissimis simplicibus deorsum curvatis dense vestiti. Folia fere usque ad basin palmatim 5-partita, crenis ultimis oblongis acutis. Inflorescentiae pedunculus nullus, raro evolutus; pedicelli floriferi 2—5 mm longi; flores sub anthesi clausi. Sepala sub anthesi 2,5—3 mm longa. Petala nulla. Stamina fertilia 5, tubo et glandulis stamineis nullis. Stigmata perbrevia. Carpidia glabra 4,5 mm longa, triangulari- apiculata brunnescentia, carina cavitatis dorsalis elevata sed quam mar- gines pectinati breviore. @. spec. Schweinfurth: caules (ex sieco) brunnescentes pilis bre- vissimis simplieibus deorsum curvatis obsiti, pilis glanduliferis apice tantum adjectis. Foliorum lobi 5 v. sub-7, ?2s—*/, radii aequantes, crenis ultimis ovatis acutiusculis.. Pedunculus nullus. Flores ut in praecedente. Carpidia glabra v. in aliis specim. eircumeirca brevissime velutino-pilosa, 4—4,5 mm longa, apice truncata, flavida, carina in fundo cavitatis dorsalis filiformi integra subintegrave. G. trilophum Boiss.: caules (ex sicco) flavo-virides, pilis longis simplieibus tenuibus patulis, aliis brevibus glanduliferis et aliis etiam brevioribus simplicibus subdeorsum curvatis dense vestiti. Foliorum lobi 5, ?3—°)ı radii aequantes, crenis ultimis breviter ovatis obtusis v. ob- tusissimis apiculatis. Pedunculus nullus v. usque ad 3 cm longus; pedi- celli floriferi 1—2 em longi; flores sub anthesi aperti. Sepala sub anthesi 5—6 mm longa. Petala evoluta. Stamina 10, omnia fertilia, tubo brevi, glandulis stamineis crassis. Stigmata longiora. Carpidia glabra, dorso brevissime obsolete et adpresse pilosula, 5—6 mm longa, apice plus minus excisa, flavescentia, carina cavitatis in parte "„—"/s inferiore elevata supra margines progrediente subintegra v. tuberculata. Es ergiebt sich aus dieser Charakteristik, dass @. omphalodeum und G. trilophum noch erheblicher von einander differiren, als man nach den Diagnosen erwartet hätte; man würde sie, wenn die Schweinfurth’schen Exemplare nicht vorhanden wären, mit Recht als verschiedene Arten anerkennen müssen. Allein gerade diese Exemplare erschüttern die specifische Verschiedenheit. Sieht man von den Blüthencharakteren ab, so findet man bei der nubischen Form zunächst direkte intermediäre Merkmale, wie die Form der Blattkerbe und die Spitze der Früchte; in anderen stimmt sie mit @. trilophum überein, so in der Zertheilung der Blätter, der Farbe der Früchte; in anderen mit @. omphalodeum, in dem sitzenden Blüthenstande und der Grösse der Früchte; in anderen Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. 237 endlich, in der Behaarung der Stengel und der geringen Entwickelung des Mittelnervs des Carpell-Rückens, bildet sie eigentlich den Anfang der ganzen Reihe. Es ergiebt sich daraus, dass wir in den von drei Lokalitäten (incl. der zweifelhaft abyssinischen) vorliegenden Exemplaren eine und dieselbe, aber sehr variabele!) Art vor uns haben, und dass die vorhin erörterten unterscheidenden Merkmale, weil bei weiteren Standorten höchst wahrscheinlich in anderer Weise sich verknüpfend, nicht einmal zur Aufstellung von Varietäten geeig- net sind. Was aber die Blüthen betrifft, so erhellt mit zweifelloser Sicherheit, dass @. trilophum chasmogam, die beiden anderen Formen kleistogam sind: bei der kultivirten Form bleiben alle Blüthen aus- nahmslos geschlossen, die sehr kleinen, mit wenigen aber sehr gut aus- gebildeten Pollenkörnern ausgestatteten Antheren liegen den sehr kurzen Narben an und befruchten sie so vortrefflich, dass alle Blüthen Früchte ansetzen; analog verhält sich die Schweinfurth’sche Form. Es ist nun sehr beachtenswerth, dass die kleistogame Form die Petala immer und vollkommen unterdrückt hat, dass die vor den Blumenblättern stehenden Stamina entweder gänzlich ge- schwunden oder auf kurze pfriemliche sterile Zähnchen redueirt sind, dass in den kleistogamen Blüthen, wie von vornherein zu erwarten, an der Basis der episepalen Staubfäden die honigabsondern- den Drüsen fehlen, ferner dass die kultivirte Form wahrscheinlich in allen Blüthen, in allen Exemplaren, in allen Gärten und in mindestens 26 Generationen nur auf Selbstbefruchtung an- gewiesen gewesen ist.”) Es würde nun nahe liegen, wenigstens zwei (eine chasmogame und eine kleistogame) durch erhebliche morphologische Blüthenmerkmale auch systematisch leicht charakterisirbare Varietäten, die sich auch in Bezug auf geographische Verbreitung verschieden ver- hielten, anzunehmen, wenn nicht bei dem jetzt zu besprechenden ächten G. favosum Hochst., welches, wenn auch sehr verschieden, doch immer noch dem @. trilophum am nächsten steht, beide Blüthenformen in der- selben Ausbildung gewöhnlich auf einer Pflanze vorkämen; es ist deshalb mit Sicherheit anzunehmen, dass nicht nur das Fehlen der Petala und der Drüsen, sondern auch die unvollkommene Ausbildung oder 1) Man sieht das schon an der Behaarung der Früchte bei den verschiedenen von Schweinfurth gesammelten Exemplaren. 2) Wie Sulvia cleistogama de Bary et Paul (in Ind. sem. hort. Hal. 1867. p. 6: Botan. Zeitg. 1871 p. 555; Aschs. ‚in Ind. sem. hort. Berol. 1871. app. p. 3), oder Stellaria apetala Bor., welche nach Celakovsky in Sitzgsber. d. böhm. Gesellsch. d, Wiss. 1881 pı 245—47, die kleistogame Form von St. media Cir. ist. 238 Urban: das Fehlen der Kronstamina mit der Kleistogamie in direktem Zu- sammenhange steht.') @. favosum Hochst., welches im Habitus der vorhin besprochenen Art (in der cultivirten Form) sehr ähnlich sieht, aber, wie oben schon angedeutet, durch die Structur der Carpelle gänzlich abweicht (man vergl. den folgenden Holzschnitt), lag mir in zahlreichen, in Abyssinien gesammelten sowie aus abyssinischen (durch Schimper 1873 ein- geschickten) Samen hervorgegangenen Exemplaren vor, die unter ein- ander vegetativ nur in unwesentlichen Punkten (Behaarung der Stengel, Form und Grösse der Nebenblätter) differirten. Die Blüthen aber waren bei den von Beceari gesammelten, sowie bei den cultivirten Exem- plaren sämmtlich kleistogam (d. h. wieder ohne Blumenblätter, ohne Staminaldrüsen, mit nur 5 fertilen Staubfäden und sehr kurzen Narben?)); bei allen anderen Pflanzen waren die oberen oder wenigstens die obersten chasmogam (mit Petalen, Staminaldrüsen, 10 fruchtbaren Staubfäden und längeren spreizenden Narben), alle übrigen Blüthen kleistogam. Der genannten Species steht nun @. Mascatense Boiss. (aus dem südöstlichen Arabien), welches mir der Autor ebenfalls zur Untersuchung überliess, ausserordentlich nahe; es weicht nur habituell durch den Wuchs (die niederliegenden Stengel), durch die geringere Zertheilung der Blätter und die weniger zahlreichen knotigen Verbindungen der Quernerven der Carpelle von der abyssinischen Form ab und hängt wohl zweifellos mit ihr durch Uebergänge zusammen und das um so wahrscheinlicher, als aus den Camaroons eine leider von mir nicht gesehene Form mit „Fruit- carpels with faint transverse lines from the dorsal suture, punctate- scabrous* bekannt geworden ist. Da ihr Name um 5 Jahre älter ist, als der von Hochstetter gegebene, so muss jener vorangestellt werden. Es möge nun die systematische Beschreibung beider Arten folgen: 1. 6. trilophum Boiss. carpidiis quam sepala parum brevioribus, ovatis v. anguste ovatis, 4,5—6 mm longis, 3 mm latis, dorso navieuli- formi-excavatis, marginibus supra cavitatem in dentes 7—9 pectinatim 1) Bei @. pusillum, welches von allen von Herm. Müller (Befr. d. Blum. p. 165) studirten (Geranium-Arten am meisten, wenn auch nicht ausschliesslich auf Sichselbst- bestäubung angewiesen ist, tragen die übrigens zu normaler Länge entwickelten Kron- stamina verkümmerte pollenlose Antheren, während die Petala vollkommen entwickelt sind. 2) Es lässt sich die Kleistogamie auch noch an den abgeblühten, ja fructifieirenden Blüthenständen mit Sicherheit constatiren: nicht nur durch das Vorhandensein von nur 5 der persistirenden Stamina und deren geringe Länge sowie durch das Fehlen der Drüsen, sondern auch durch die sehr kurzen Narben auf den Fruchtschnäbeln, die, wenn Chasmogamie vorhergegangen war, um das 3—4fache länger sind und gewöhnlich spreizen; natürlich muss man bei der Betrachtung der Narbe genau darauf achten, ob sie nicht etwa durch Abbröckeln beim Trocknen jene Kürze erreicht habe. u “ Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. 239 productis, carina cavitatis parum v. valde elevata v. inferne usque supra margines produeta integra, tubereulata v. parce pectinata. Icon pag. 240. Fig. 1—3. @. trilophum Boiss.! Diagn. I. Ser. VI (1845) p. 30 et Flor. Orient. J. 882. @. omphalodeum Lge. in Ind. sem. hort. Haun. a. 1865 p. 27 et a. 1867 app. p. 3; Maxim. in Ind. sem. hort. Petr. a. 1869 p. 16. G. favosum Boiss. Flor. Orient. I. 883 in nota ad G. trilophum — non Hochst. Annua. Caules erecti, ascendenti-erecti v. procumbenti-ascendentes, 20—40 cm. longi, purpurascentes v. in sicco flavo-virides, pilis brevissimis tenuissimis simplieibus deor- sum curvatis semper obsiti v. dense vestiti et aliis longioribus patentibus inferne sim- plieibus, superne attenuatis et articulatis, apice glandulam obovatam v. ovalem gerentibus undique v. saltem ad apicem hirti, pilis aliis crassitie caulis longioribus simplieibus tenuibus patulis interdum adjectis, plus minus ramosi. Stipulae triangulares usque lineari-lanceolatae et acuminatae, 1—4 mm. longae. Folia inferiora 5—12 cm. longe petiolata, ambitu suborbieularia v. orbiculari-pentagonra, 4—6 cm. diametro, paullo latiora quam longiora, palmatim 5- v. sub-7- partita, lobis partes ”%—°/, radii aequan- tibus v. fere usque ad insertionem intrantibus, rhombeo-cuneatis, basalibus contiguis v. distantibus caeteris aequilatis v. angustioribus, omnibus iterum 3—5-lobulatis, segmentis extremis oblongis acutis usque breviter ovatis obtusis v. obtusissimis et apiculatis, supra glabrescentia v. pilis crassiusculis articulatis adspersa et aliis brevissimis tenuissimis sub- adpressis obsita, subtus pilis simplicibus, ad nervos saepe longiusculis et hine inde arti- culatis, glanduliferis v. glandulosis pubescentia. Inflorescentiae 1—2-florae sessiles, rarius usque ad 3 cm. longe pedunculatae; prophylla specialia stipuliformia; pedicelli fructiferi 1—2 cm longi, erecti v. arcuato-erecti, pube caulis. Flores chasmogami: Pedicelli floriferi I—2 cm. longi. Sepala sub anthesi 5—6 mm. longa, 2,5—3 mm. lata 3-nervia v. exteriora sub-5-nervia, exteriora marginibus inflexis subnaviculiformia, interiora ovata, margine membraracea, dorso pubescentia, 0,3—1 mm longe mucronata, in fruetu usque ad 9 mm. longit. et 5 mm. latit. accrescentia, striete erecta et carpidiis adpressa, fructibus maturis secedentia, arcuato-patenti-erecta. Petala sepalis dimidio longiora, orbiculari-oboyata cuneata vix unguicnlata 8 mm. longa, 6 mm. lata, apice rotundata, ad basin pilosula, rosea (ex Boiss.), ex sieco inferne atroviolacea. Stamina 10, omnia fertilia violacea 5—5,5 mm. longa, e basi latiore linearia, glandulis basalibus 5 crassis, medio concavis; antherae ovoideo-rectangulares cr. 1,5 mm. longae, 0,8—0,9 mm. jatae, dorso supra medium affısae. Stigmata arcuato-patentiaa Flores cleisto- gami: Pedicelli floriferi 2—5 mm. longi. Sepala sub anthesi 2,5—3 mm. longa, 1,3—1,5 mm. lata. Petala plane nulla. Stamina fertilia 5 sepalis opposita, car- pidiorum sinubus accumbentia, 1,5—2,5 mm. longa, staminodiis duplo et ultra brevioribus inaequilongis plerumque interjectis v. plane nullis, tubo stamineo et glandulis basalibus nullis; antherae perparvae, breviter ovatae dorso medio affıxae, vix 0,3 mm. longae; pollinis granula perpauca. Stigmata vix 0,5 mm. longa, erecto -patentia, caetera ut in chasmogamis. Fructus globulosus v. conico-globulosus; rostrum 8—13 mm. longum brunnescens, pilis simplieibus brevissimis patentibus obsitum, glandulis brevissime stipi- tatis, sub lente valida conspieuis interdum intermixtis; carpidia glabra v. dorso brevissime obsoleteque adpresse pilosula v. eircumeirca brevissime velutino-pilosa, intus subhorizon- taliter nervosa, nervis ad marginem elevatioribus, triangulari-apiculata, truncata v. apice 240 Urban: plus minus exeisa, flavescentia v. brunnescentia. Semina ovoideo-elliptica 2,5—2,7 mm. longa, 1—1,2 mm. crassa, transversim subquadrangula brunnea, testa minutissime reti- culata; radicula ”/; cotyledonum aequans; cotyledones induplicato-plicatae. Habitat in Persia inter Kotel Malla et Dalechi, prope Dalechi: Kotschy n. 22205, in rupestribus montanis prope Gere inter Abuschir et Schiras: Kotschy n. 222; in orae Nubicae montibus „Ssoturba“ dietis ad Gebel Schellul: Schweinfurth n. 2397; in Abyssinia?: Schimper? — Fl. et fr. m. Mart. et Majo. Fig. 1—3. Carpelle von @. trdophum Boiss. (2) und zwar 1. die in Cultur befindliche Form vom Rücken her, 2. dieselbe im Querschnitte, 3. von den Kotschy’schen Pflanzen vom Rücken her. — Fig. 4. Carpell vom Originalexemplare von @. Mascatense Boiss. vom Rücken her (*). 2. G. Mascatense Boiss. carpidiis quam sepala dimidio usque duplo brevioribus, ovalibus v. ovatis, 2,2—3 mm longis, 1,3—1,5 mm latis, dorso convexis, in juventute lineas 5—6 transversas et alias lon- gitudinales, postremo subirregulares, (praesertim illas) incrassatas et suberistato-elevatas rugosas praebentibus. Icon pag. 240 Fig. 4. @. Mascatense Boiss.! Diagn. 1. Ser. 1. (1842) p. 59 et Flor. Orient. I. 882. G. favosum Hochst. in Rich. Tent. Flor. Abyss. I. (1847) p. 117; Oliv. Flor. trop. Afr. I. 291. Annua. Caules erecti v. procumbentes 15—30 cm. longi v. usque metrales, pilis brevissimis simplieibus subdeorsum curvatis et aliis longioribus patentibus inferne simpli- eibus, superne attenuatis et articulatis apice glanduloso -incrassatis undique v. superne tantum vestiti, nunc pilis longiusculis crassitie caulis paullo longioribus simplieibus tenuibus patulis intermixtis, saepe inferne glabrescentes, praesertim ad basin ramosi. Stipulae triangulari-lanceolatae, lanceolatae v. lanceolato-subulatae, nunc longe filiformi-acuminatae, 3—5, raro — 10 mm. longae. Folia inferiora usque 10 cm. longe petiolata, ambitu orbieulari-reniformia v. 5—7-gona, infera 5—6, raro — 8 cm. lata, 4—5, raro — 6 cm. longa, paullo v. parte '/, latiora quam longiora, palmatim 5—7-partita, lobis primariis %/,—”/; radii aequantibus, rhombeis v. rhombeo-cuneatis, basalibus angulum latum v. an- gustum relinquentibus, iterum trifidis et ad lobulos 3—5-crenatis v. pinnatifido -incisis v. pinnatipartitis et «d lobulos infimos iterum parce dentatis, dentibus extremis ovatis obtusis v. rstundatis apiculatis v. oblongis, supra pilis brevissimis subadpressis tenuissimis obsita et aliis paucis erassiusculis articulatis adspersa, nunc subglabra, subtus ad nervos Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. 941 pilis simplieibus brevissimis crispulis vel longiusculis hine inde articulatis, sed non glan- duliferis pubescentia. Inflorescentiae 2-, rarius 1-florae sessiles, raro usque ad 3 cm. longe pedunculatae; pedicelli 3—15 mm. longi, fructiferi erecti v. arcuato-erecti v. patentes, pubescentes. Flores chasmogami: Sepala sub anthesi 5—6 mm. longa, 2—3 mm. lata, pube varia, semper ad nervos brevissime pilosa, praeterea parce v. erebre glanduloso -pilosa et plerumque inferne pilis elongatis parcis v. crebris obsita, 3-nervia, nervis lateralibus interiorum tenuibus, exteriora marginibus inflexis subnaviculi- formia, interiora ovata v. ovalia v. ovato-oblonga margine membranacea, 0,3—1 mm. longe mucronata, in fructu accrescentia, striete erecta et carpidiis adpressa, 5—8 mm. longa et 3—4 mm. lata, fructibus maturis secedentia, plus minus patentia. Petala obtriangulari-obovata, inferne cuneata, antice truncata, sepala parum v. fere duplo superantia, 6—9 mm. longa, 4—6 mm. lata, violacea, ad basin ciliatam obscuriora. Stamina 10, omnia fertilia, violacea, 4—5 mm. longa, e basi latiore linearia, glan- dulis basal. crassis; antherae ovales 1—1,2 mm. longae, 0,7—0,8 mm. latae, dorso supra medium affısae. Stigmata arcuato-patentia er. 1 mm. longa. Flores cleisto- gami: Sepala sub anthesi 3—3,5 mm. longa, 1—1,3 mm. lata.. Petala plane nulla. Stamina fertilia 5 sepalis opposita, albida. 1,5—2 mm. longa, staminodiis de- ficientibus, minutis v. squamiformibus, tubo stamineo et glandulis basalibus nullis; an- therae perparvae, ovatae dorso medio affixae, vix 0,3 mm. longae; pollinis granula pauca. Stigmata perbrevia vix secedentia. Caetera ut in chasmogamis. Fructus breviter globulosus, basi truncatus; rostrum 8&—10 mm. longum, pilis simplicibus brevissimis sursum curvatis tenuibus v. brevibus patentibus adspersum; carpidia sub lente valida obsoletissime papilloso-pilosa brunnescentia, intus a sutura ventrali utrinque rugoso- plicata, breviter rostrato-apiculata. Semina ovalia 1,8—2 mm. longa, vix 1 mm. crassa, transversim subteretia brunnea, testa minutissime reticulato-punctata; radieula ®/, cotyl. aequans; cotyledones induplicato-plicatae. Habitat in Arabia prope Mascat in monte Akadar: Aucher-Eloy n. 4303; in Abyssinia: Petit, Schimper (a. 1853) n. 468; in montibus Addi Dschoa 2000 m. alt,: Schimper (a. 1862) s. n.; in montibus prope Amogai ead. alt.: Schimper (a. 1862) n. 250; in territ. Bogos prope Kereir : Steudner n. 978, prope Lalamba.: Steudner n. 977, prope Abita ad Keren in monte Deban alt. 1500—1800 m.: Beccari n. 267. — Fl. & fr. m. Aug. — Okt. Var. -sublaevis Oliv. Flor. trop. Afr. I. 292. carpidiis lineas transversas tenues e sutura dorsali prodeuntes praebentibus, punctato- sceabridis. Habitat in Guinea superiore in Fe Camaroons dictis in 2000 m. alt.: Mann (non vidi). 2. Ueber einige Oxalis- Arten, Oxalis (Sect. Aegopodoxys) erassipes Urb. subglabra; rhizomate crasso tuberiformi subterraneo multieipite; foliorum foliolis 3 sessilibus obcordato-bilobis, subtus ferrugineo-punctatis; pedunculo cymam umbelli- formem laxam gerente, radiis eymae 2—4, usque ad 7 cm longis, ple- rumque supra medium more dichasii divisis, dein in monochasia con- fertiflora abeuntibus; sepalis 2,5—3 mm longis; petalis calyceem 2—3-plo Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 16 243 | Urban: superantibus 7—11 mm longis albidis; capsulis oblongis; seminibus crebris ovatis acutiusculis. O. erassipes Urb. in Hildebrand’s Lebensverhältnisse der Oxalisarten (Jena 1884) p. 28 in obs. Rhizoma deorsum versus radices 1 v. plures palares elongatas ramosas emittens, eircumeirca v. ad apicem tantum, caules dense v. laxe aggregatos breves supra terram non v. parum productos vaginis foliorum vetustorum carnoso -incrassatis apice brunneis obsitos usque 2,5 cm. crassos, nunc tenuiores 1—4 mm. crassos stipitiformes v. flagelli- formes squamis remotis vestitos radiculas fibrosas emittentes apice tantum incrassatos et foliorum copia ornatos gerens. Foliorum petioli teretes, parceissime et minute pilosuli; foliola angulo apicali acuto usque ad tertiam v. dimidiam folioli partem intrante, majora 2—2,5 cm. longa, 2,5—3 cm. lata, paullo latiora quam longiora, tenuia, supra adpresse parce et brevissime pilosa, ad angulum macula angusta purpurea bierure notata, subtus crebrius pilosula v. subglabra, punctis ferrugineis ad marginem sensim crebrioribus, ad . nervum medium deficientibus notata. Pedunculus 15—35 cm. longus, 1,5—2 mm. erassus teres, pilis parcis brevissimis adpressis v. curvato-erectis albidis obsitus v. sub- glaber; prophylla lineari-subulata 4—1 mm. longa, ad apicem versus aurantiaco-incrassata; pedicelli ipsi 1—3 em. longi, vix 0,5 mm. crassi. Sepala exteriora lanceolata, interiora elliptico-oblonga .et membranaceo-marginata, omnia dorso breviter et parce pilosa et apice pubescentia, sub apice punctis 2 aurantiacis notata. Petala dorso quoad in aestivatione non obtecta minutissime pilosula, in parte '/, inferiore inter sese coalita, basi ima ob- triangulari iterum libera, suboblique obovato-oblonga. (Flores brachy- et mesostyli.) Filamenta filiformia edentata, longiora 4,5—5,5 mm. longa, supra tubum dorso in- erassata, supra medium brevissime pilosa, intermedia’ parte '/;, brevia parte '/, breviora glabra, in parte %, aut ', aut °/, inferiore in tubum connata; antherae subquadrato- rotundatae,-apice leviter emarginatae, dorso in ”/, alt. affıxae; pollinis granula normalia ovalia. * Ovarium ovato-oblongum multiovulatum glabrum, ad apicem tenuiter pilo- sum; styli pilis erectis brevissimis obsiti; stigmata virida. Capsula 8—9 mm. longa, 2,7 mm. crassa subangulata.. Semina 25—30 ferrugineo-albescentia, 1 mm. longa, 0,7 mm. crassa, reticulato-gibberosa, areolis in medio transversim v. punctiformi- impressis. Culta in horto bot. Berol., verisim. in America australi indigena. Obs. ©. Bonariensis Hort. differt caule supraterraneo brevi cylindraceo, foliis utrinque pubescentibus, punctis ferrugineis subtus in tota pagina creberrimis, ad mar- ginem majoribus, sepalis cr. 4 mm., petalis 15 mm. longis calyceem 4-plo superantibus pallide roseis, filamentis longioribus dorso supra tubum incrassatis et appendiculatis, seminibus ovato-globosis. O. artieulata Sav. (O. loribunda Lehm.) recedit‘ tuberibus arete cohaerentibus, apice in caules cylindraceos carnosos supraterraneos vaginarum residuis obtectos ex- erescentibus, ‘radiis pseudo-umbellae basi ima tantum cymose divisis, caeterum*simpli- cibus, pedicellis brevioribus duplo crassioribus breviter villosis, calyce et petalis (quoad in aestivatione extrinsecus sitis) breviter villosis, calyce dimidio longiore, petalis intus lilacinis nigro-venosis, stylis violaceis albido-pubescentibus. O. Martiana Zuce. quae cum O,. crassipede foliorum forma et inflorescentia bene eonvenit, omnino differt partibus subterraneis (bulbillis'numerosis ovatis ad basin bulbi primarii aggregatis) etc. etc. Po 52 q | * 0. Ehrenbergii Schlecht.! in Otto u. Dietr. Allg. Gartenzeitg. VI. (1838) p. 313 et in Hort. Hal. II. t. 6!, Walp. Rep. I. 482 e Mexico est ©. cernua Thunbg., incola Africae australis et in Mexico sicut multis aliis locis inquilina. 0. Darvalliana Knowl. et Weste. Flor. Cab. III. p. 5. t. 93! (sine - loco natali) ab O. versicolore L. specifice non diversa et sine ulla _ dubitatione ex Africa australi in hortos Europaeos introducta est. Cl. Walpers (Rep. I. 481) huie plantae erronee patriam Americam australem attribuit. 0. Bridgesii Beriero Msc. in Memorie di Torino XXXVI. 49. t. 4 status juvenilis (rhizomate squamoso parum erecto) ©. tortuosae Lindl. ‘in Bot. Reg. t. 1249! (caule squamoso carnoso palmari et ultra) mihi esse videtur, quia nec descriptio Berteroana nec plantae a cl. Philippi sub hoc nomine missae ab. ic. Lindl. graviore momento differunt. Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botän. Gartens. 943 0. acuminata Schlecht. et Cham. in Linnaea V. (a. 1830) p. 224 (a el. Schiede in Mexico prope Hacienda de la Laguna, a el. Warszewicz in Costarica lecta) ab O. rhombifolia Jaecqg. (Venezuela) nonnisi foliis - paullo magis acuminatis recedit. 0. floribunda Lehm. in Ind. sem. Hamburg. 1826 et in Ind. schol. Hamburg. 1827, Lk. et Otto Abb. neuer u. selt. Gew. d. Berl. bot. Gart. I. fasc. II. p. 20 t. 10 (planta junior a cl. Sello in Brasilia prope Porto Alegre 1825 lecta) a cl. Steudel in Nomenel. II. 240, ; a Walpers in Repert. I. 481 et a Progel in Mart. Flor. Bras. XII. 2. 486 pro synonymo ad ©. Martianam Zuce., plantam rhizomate toto coelo diversam, laudatur; haecce acaulis bulbis bulbillisgue numerosis subterraneis gaudet, illa rhizomate caulescente e terra progrediente squamis foliorum obteeto insignis est. ©. floribunda est synonyma cum O. arti- eulata Savign. var. hirsuta Prog. 1. c. p. 488 e speciminibus Selloanis in Brasilia’ lectis et ex exemplari „in hort. Berol. cult. a Sello e Bra- silia miss. 1826* inscripto, ex descriptione, icone et specim. origin. Linkianis. Usque ad hoc tempus planta in horto Berol. colitur. O. lilacina Klotzsch in Otto u. Dietr. Allg. Gartenzeitg. VII. (1840) p. 258 ab O. latifolia H. B. K. non differt. O0. esculenta in hortis botanieis (sine autore) divulgata, a cl. Dietrich in Otto u. Dietr. Allg. Gartenzeitg. III. (1835) p. 388 descripta, sed a cl. Walpers in Rep. bot. syst. neglecta, est O. Deppei Lodd. Bot. Cab. XV. (1828), t: 1500 Sweet Brit: Fl. Gard. IL ser. I. (1831) t. 96 p. 96. Huc quoque O. tetraphylla Lk. et Otto Abb. n. u. selt. Gew. I. fase. II. p. 21 t. 11 (non Cav.) spectat. Characteres differentiales inter hane et O, tetraphyllam Cav. Dietrich 1. e. exposuit. Patria Mexico, 19? 244 . Urban: 3. Ueber die Gattung Trematosperma Urb, Das fortgesetzte Studium der vor einem Jahre von mir beschriebenen Gattung Zrematosperma hat nichts wesentlich Neues geliefert; namentlich gelang es mir nicht, in den spärlich zur Entwickelung gekommenen Früchten reife Samen aufzufinden und über Endosperm und Struktur ‚des Embryo Aufschluss zu erhalten. Wie ich bei der ersten Ver- öffentlichung versprach, will ich jetzt die verwandschaftlichen Verhältnisse näher erörtern und, da die Pflanze in den botanischen Museen fehlt, die wieder beigefügte Beschreibung durch Habitusbild und Analyse ver- vollständigen. | Trematosperma Urb: in Bericht. d. deutschen bot. Gesellschaft I. (1883) p. 182. Flores regulares hermaphroditi, 4- (raro 3-) meri. Perian- thium inferum simplex sepaloideum crassiusculum breve persistens, inferne in tubum cupuliformem connatum; lobi in aestivatione valvati, sub anthesi arcuato-erecti. Stamina lobis alterna iisgue numero aequalia hypogyna plane libera, sub fructu persistentia; filamenta brevia; antherae verticales rectae dorso affıxae biloculares, rima longitudinali dehiscentes, loculis subparallelis superne saltem contiguis bilocellatis, connectivo mediocri, non glanduloso nec producto; pollen laeve. Discus v. glandulae hypogynae nulla. Ovarium sessile liberum 1-loculare; stigma terminale sessile persistens depressum bilobum v. in floribus trimeris integrum, lobis subinaequalibus. Ovula 2, raro 1, collateralia ex apice loculi pendula, anatropa, alterum accrescens, alterum mox abortivum, funiculo non piloso. Fructus liber, perianthio persistente emarcido, sed non ampliato suffultus indehiscens carnosus, extrinsecus sublaevis, intus papillis in semen intrantibus exornatus, Semen funi- culo brevi pendulum, endocarpio accumbens, verisimiliter exalbumino- sum; testa membranacea, saepius papillis endocarpii perforata.. Embryo non rite visus. Fruticulus Somalensis laevis, basi subito et valde tuberiformi-in- crassatus, indumento simplice. Folia alterna petiolata cordata v. cordato- reniformia simplieia palminervia. Stipulae nullae. Flores in awillis. Joliorum 1 v. saepius 2 collaterales sessiles, bracteolis minutis. Trematosperma cordatum Urb. I. ce. Tabula nostra VI. Fig. 1. Habitus (4); 2. Flos desuper visus (&); 3. Perian- !hium arte explanatum, intus visum (%); 4—8. Antherae, T— 8 verisimiliter mon- strosae (4°); 9. Anthera transversim secta 4%); 10. Ovarium (cum stigmate) longitu- ’ ( LZaue lith: [rematosperma cor datum Urb. Verlag von Gebr. Borntraeger in Berlin. a u ee - “oo. i) eh Dr 2 > ” 1 rl . * * — % - “ -- * « rt x x a MR er I 2 = ar “ > a Q g ; ri * - - ” n e q . Pr ER f „ 2 272 a . e . ; ee Re ©% Der x E ‘ ce I f ei u A an Dr? au ET u ni 3 = FE a Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan, Gartens. 245 dinaliter sectum floris deflorati (3); 11. Ovulum fertile sub anthesi (4%); 12—13. Fructus (3), 13. longitudinaliter sectus; 14. Pars fructus intus visa (%); 15. Semen immaturum ($). Planta usque metralis, tubere supraterraneo usque ad 15 cm. crasso et ad 12 cm. diametro. Caulis superne parce ramosus, cicatrices hinc illine resinam tenacem ex- sudans glabrescens; rami hornotini teretes v. subteretes, pilis simplicibus brevissimis albidis patentibus circumeirca tubereuliferis, apice laevibus densissime velutini. Foliorum petioli subteretes 2—3 cm. longi eglandulosi velutini; lamina margine integra v. parce et leviter v. manifeste crenata, apice rotundata, nervo medio 1,5— 3 mm. producto erassiuscule mucronata, 6—8 cm. longa, 5—7 cm. lata, nervis e basi prodeuntibus 5 v. 7 ramosis supra subimp”essis, subtus crasse prominentibus et reticulatis, crassioribus subtus ad marginem in ca!los globulosos v. globuloso-conicos eircumeirca pilosos, apice ex poro saepius parce secernentes desinentibus, supra breviter pilosa, subtus velutino- tomentosa. Flores 1—3 mm. alte supra axillas ipsas orientes, bracteolis cr. 1 mm. longis linearibus densissime pubescentibus, gemmis serialibus 1—2 mm. supra florum insertionem conspicuis. Alabastrum globulosum 2—2,5 mm. diametro. Perianthium viride, extrinsecus patenti-pilosum, intus ad commissuras parce strigosum, in %,—!/s alt. coalitum, inferne 4-nerve, nervis ad lobos versus palmatim v. subramose 4— 5 - partitis, in fructu persistens, unilateraliter dehiscens; lobi ovato-triangulares, ad apicem incurvati. Filamenta linearia glabra 1— 1,5 mm. longa; antherae ovatae, cr. 1 mm. longae, apice plus minus emarginatae, sub medio affıxae et usque ad insertionem bicrures; pollinis granula oyalia, aquae immersa globosa 21— 24 p. diametro. Ovarium obovatum, brevissime patenti-pilosum; stigmatis lobi triangulares v. triangulari - semiorbiculares. Ovula ovata, ante anthesin jam inaequalia. Fructus suboblique obovatus, sectione transversa suborbiculatus obtusissimus, apice ipso stigmatibus coronatus, viridis, brevissime et dense albido-patenti-pilosus, 0,9—1 cm. longus, 5,5—6 mm. diametro, carne 1—1,3 mm. cerassa, endocarpio viridi-albescente papillas semiglobosas, conicas v. conico-lineares numerosissimas emittente.e. Semen subovale, 5 mm. longum, 2 mm. crassum, subirre- gulariter foveolato - exsculptum brunnescens, chalaza fungosa, raphe filiformi tenuiter adnata. Habitat in terris Somalensibus, unde cd. J. M. Hildebrandt a. 1875 plantas vivas horto botanico Berolinensi misit. Das monoeyclische, in der Aestivation klappige Perianth, die mit den Lappen desselben isomeren, aber abwechselnden, hypogynisch inserirten Stamina, die 2-fächerigen, longitudinal aufspringenden Antheren, der ober- ständige einfächerige Fruchtknoten, die zu zweien von der Spitze der Höhlung collateral herabhängenden anatropen Ovula, von welchen das eine verkümmert, das andere zum Samen sich ausbildet, und die ein- fachen nebenblattlosen Blätter verweisen die Gattung Zrematosperma un- zweifelhaft zu der Familie (oder Tribus) der Prytocreneae.‘) Ausser diesen allgemeinen Charakteren bestehen noch in der sehr merklich 1) Leider muss ich mich ganz auf die Darstellung von Bentham (Gen. Plant. I. 354) und von Baillon (DC. Prodr. XVII p. 7 seq.) verlassen, da das Material des Berliner botan. Museums sowohl an Gattungen und Arten wie an Vollständigkeit der Exemplare hier alles zu wünschen übrig lässt. 246 Urban: supraaxillaren Insertion der Blüthen, in dem Auftreten von 1—2 in Zwischenräumen über jenen Blüthen abgehenden Laubknöspchen und in dem eigenthümlich ausgebildeten Endocarp, dessen weichstachliche Aus- kleidung die Samenhaut öfters durchdringt und sich in das Endosperm einbohrt, sehr intime Beziehungen zu jener Familie. Dessenungeachtet nimmt 7rematosperma neben den kletternden oder kriechenden Sträuchern der Phytoereneen, deren zweihäusige Blüthen in Köpfchen, Trauben, Aehren oder Rispen angeordnet stehen, deren Frucht eine Drupa ist, eine etwas isolirte Stellung ein, sowohl durch den aufrechten Wuchs, die knollige Verdickung des Basaltheiles des Stammes, als’ auch durch die hermophroditen, einzeln oder zu zweien über den Blattachseln sitzenden Blüthen und durch die fleischige Frucht. Vielleicht gehört zur Gattung Zrematosperma auch die noch unvoll- kommen bekannte Pyrenacantha grandiflora Baill. (in Adans. X. 270 und in DC. Prodr. XVII. 19), bei welcher der Autor selbst das Klettern be- zweifelt und die Blüthen fraglich als polygam bezeichnet. Specifisch unterscheidet sich diese, auch wenn die erheblichen Gattungsunterschiede von Pyrenacantha für die genannte Art keine Geltung haben sollten, durch die Stamina, welche 3—4 mal länger sind als das Perianth, durch die 5 — 6 kurzen pfriemförmigen Narbenlappen, die oblonge, an der ge- krümmten Spitze weithin verschmälerte Frucht, das dünne Mesocarp und das holzige Putamen. Baillon giebt in seiner Monographie der Phytocreneen an: Ovula in loculo 2 placentae parietali posticae collateraliter inserta, während Bentham bei sämmtlichen Gattungen sie von der Spitze des Faches herab- hängen lässt; bei 7rematosperma ist nur das letztere der Fall. Zwischen der von Bentham sowohl wie von Baillon als Genus affine zu den Phytocreneen gestellten Gattung Cardiopteris und den ächten ‚Phytocreneen wird durch das Studium von Zrematosperma die Kluft nur dadurch etwas geringer, dass jetzt auch für die letzteren mit Sicherheit hermaphrodite Blüthen nachgewiesen sind. Nähere Beziehungen zu Cardiopteris hat unsere Gattung übrigens nicht. 4, Ueber die Leguminosen-Gattung CGyclocarpa Afz. In der Bearbeitung der Leguminosen für Oliver’s Flor. trop. Afr. II. (a. 1871) p. 151 gab Baker als Anhang zu der Gattung Aeschy- nomene eine Notiz über eine Pflanze, die von Afzelius in Sierra Leone gesammelt und im Manuscript als Cyelocarpa stellaris -Afz. bezeichnet war. Da sich Blüthen nicht vorfanden, so publieirte Baker nur eine kurze, aber sehr zutreffende Beschreibung der Art unter dem Hinzu- Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. 247 fügen, dass diese Species ohne Zweifel den Typus eines neuen Genus in der Nähe von Aeschynomene darstellen würde. Neuerdings ist diese Pflanze nun von Soyaux im Gabun-Gebiete aufgefunden und von Ascherson bestimmt; leider waren diese Exemplare ebenfalls schon nahezu abgeblüht. Im vorigen Jahre entdeckte sie, noch weiter südlich, Herr E. Teusz, der Sammler der Plantae Mechowianae, jetzt im Dienste der internationalen afrikanischen Gesellschaft stehend, bei Stanley Pool am Congo und sandte mir ausser einem Fruchtexemplar auch eine Menge reifer Samen zu, welche in zwei Aussaaten sowohl in vorigem wie in diesem Jahre mehrere Pflänzchen lieferten, durch deren Studium nunmehr die systematische Stellung derselben festgelegt wird. Ich lasse zunächst die Beschreibung folgen. “ Cyelocarpa Afz. ed. Urb. Calyx bilabiatus, labiis inter sese basi ima tantum connatis, superiore integro v. breviter bifido, inferiore integro v. breviter trifide. Petala calycem paullo superantia, praeter alas carinae paullulum agglutinatas libera, longitudine subaequalia pallide flava decidua; vexillum obovato- cuneatum; alae oblongae obtusissimae; carina vix incurva late et oblique obovata obtusissima, partibus 2 margine supero (exteriore) breviter connatis. Filamenta a petalis libera, vexillare usque ad basin a caeteris solutum, haecce fere ad medium in tubum antice plerumque fissum (ita ut 3 fascieuli ex 1, 4, 5 staminibus evadant) connata; antherae uniformes. Ovarium plane sessile, pluriovulatum; stylus falcato-incurvus imberbis, stigmate terminali minuto vix conspieuo. Legumen sessile lineare - plano-compressum, in annulum seu spiras 1—1'% contortum, marginibus continuis, suturis minute spinuloso-scabridis, ventrali post articulos de- lapsos persistente, articulis subdeltoideis ad suturam dorsalem (interiorem) dehiscentibus. Semina estrophiolata, triangulari-reniformia. Herba Africana annua glaberrima erecta. Folia ewacte paripinnata, Foliolis 4—8 parvis subintegris ewstipellatis. Stipulae ovato-lanceolatae v. lanceolatae membranaceae striatae, infra insertionem productae. In flores- centiae 1 — 4-florae subumbellulatae, in awillis foliorum sessiles v. sub- sessiles. Flores pallide flavi wnicolores. Bracteae deorsum non productae persistentes. Genus inter Herminieram et Aeschynomenen collocandum est. Herminiera differt vexillo orbiculato, alis latis, ovario stipitato, legumine demum omnino in articulos disjuncto, statura fruticosa, bracteis cadueissimis; Aeschynomene vexillo orbiculato, ovario stipitato, legumine .recto v. rarissime arcuato-curvato, demum prorsus in articulos disjuncto; Soemmeringia (ex descr.) magis recedit petalis post anthesin scarioso-persistentibus, vexillo subsessili orbiculato-reniformi, petalis inaequilongis, ovario stipitato, legumine vexillo breviore, sutura superiore recta etc. 248 Urban: Cyelocarpa stellaris A/z. Mse.; Baker in Oliv. Fl. trop. Afr, IT. (1871) p. 151. Cotyledones supraterraneae ovales v. ovatae, basi manifeste cordatae, 2,5—3 mm. longae, 1,8—1,9 mm. latae glabrae, brevissime petiolatae, petiolo 0,3 — 0,4 mm. longo, supra basin articulato, inter sese stipulam membranaceam (interpetiolarem) in latere euphylli primarii latiorem cr. 0,5 mm. longam, in axillis gemmas gerentes. Radix ramosa et valde fibrillosa. Caulis 20—35 cm. altus, 1,5—2 mm. supra basin crassus, teres brunnescens ramosus, ramis patenti-erectis. Stipulae setaceo-acuminatae integrae pallidae v. in sicco rufescentes parallele multistriatae, petiolo (sub articulo) perpaullum adnatae, parte 'y—”, longit. infra insertionem caudato-productae, caudis antice sub petiolo paullum connatis, caeterum liberis, a basi bifidis, lobulis inaequalibus, longiore v. utroque deorsum capillaceo - elongato, persistentes. Folia valde sensitiva disticha brevissime petiolata, petiolo 1—2, raro —3 mm. longo, supra basin articulato, foliolis vix 0,4 mm. longe petiolulatis v. superioribus subsessilibus, ad rhachin ipsam articulatis, elliptieis v. plerumque anguste obovatis subeuneatis 5—10 mm. longis, 2,5—4 mm. latis subinaequilateris integris v. antice obsoletissime denticellatis, apice rotundatis, obsolete apiculatis, subglaucescenti-viridibus, nervo medio subtus prominente, lateralibus vix con- spicuis, rhachi supra foliola summa 1—2 mm. longe producta, subulato-setacea. Bracteae 1—2 mm. longae lanceolatae setaceo-acuminatae membranaceae; pedicelli fructiferi erecti 2—3 mm. longi; bracteolae perpaullo sub calyce abeuntes eique accumbentes 1 mm. longae ovatae v. oblongo -lanceolatae. Flores 3,5—4 mm. longi. Calyeis labium superius obovatum plurinerve, inferius sublongius sed angustius lanceolatum v. rectangulare 3-nerve. Vexillum apice truncatum v. plus minus profunde emarginatum; alae stipite quam lamina 3— 6-plo breviore, appendice brevi v. subnulla; carina alis fere duplo latior, breviter stipitata et appendiculata. Filamenta sub apice non incrassata; antherae juniores didymae. Stylus longit. %, ovarii aequans. Ovarium sub anthesi obsolete recurvum lineare, ad suturam utramque densissime verrucoso-aculeolatum. Leguminis spirae dextrorsae v. sinistrorsae sibi accumbentes 4—4,5 mm. diametro, in centro perviae; articuli 8— 12 planiusculi, er. 1,5 mm. lati. Semina brunnescentia 0,7—0,8 mm. longa, convexa laevia nitida, radicula supera patente, cotyledones dimidias vix aequante, endos- permio subnullo. Habitat in Africa occidentali; in Sierra Leone: Afzelius ec Baker, ad Gabon in ditione Munda prope Sibange-Farm, rarissima et inter gramina Savanarum solitaria, m. April. fruct.: Soyaux n. 441, ad fluvium Congo prope Stanley Pool rarissima, m. April. fructif.: Teusz. Der Name Cyelocarpa ist schon einmal von Miquel verwendet, aber für eine (Rhynehosporeen-) Gattung, die schon ein Jahr früher (1855) von Steudel als Cyelocampe beschrieben war. — Cyelocarpaea DC. Mem. Mus. VII (1821) p. 232 bildet nach dem Autor selbst (Prodr. I. 157) nur eine Section von Farsetia. — Cyelocarpus Jungh. endlich, in Hoev. et Vriese Tigdschr. VII. (a. 1840) p. 210 wohl nur dem Namen nach publieirt, da der Name bei Benth. et Hook. Gen. Plant. fehlt, fällt nach Pfeiffer (Nomenel. bot. I. 964) mit der Rutaceen-Gattung Boymia und diese nach Benth. et Hook. Gen. Plant. I, 296 mit Evodia Forst. zusammen. — Der Verwendung des Namens Cyelocarpa für ein neues Pflanzengeschlecht steht somit nichts im Wege. 4 t 4 E EEE ZELTE Wu Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. 249 Nach Teusz (in lit.) sind die Blätter von Cyelocarpa stellaris ebenso empfindlich wie die von Mimosa pudica. Im Gewächshause ist der Unterschied erheblicher; erst nach stärkerer Erschütterung oder Berührung legen sich die Blättchen zusammen und auch nicht so vollkommen wie bei Mimosa. Die Drehung der Hülsen und das Stachlichwerden derselben am Rande erinnert stark an Medieago. Allein darin besteht ein bedeutender Unter- schied, dass bei Medicago das Ovar sich nach der Blüthezeit einkrümmt und die Bauchnaht um das mehrfache hinter der Rückennaht an Länge zu- rückbleibt, während bei Cyelocarpa ebenso wie bei Herminiera gerade die Bauchnaht sich so stark entwickelt, während die Rückennaht im Wachsthum zurückbleibt: die Hülsen drehen bei Medieago zum Vexillum, bei Cyclocarpa und Herminiera zu der Carina hin. Bei Medicago- ist ausserdem bei den wenigen links und- rechts drehenden Arten die Drehungsrichtung für sämmtliche Früchte eines Exemplars (und auch, soweit man durch Versuche erproben kann, bei deren Nachkommenschaft) constant, während bei den anderen beiden Gattungen links und rechts gedrehte Früchte in derselben Traube angetroffen werden. 5. Eine neue Loasacee aus Argentina, Blumenbachia Hieronymi Urd. biennis, foliis ambitu ovatis v. subpentagonis, superne sensim angustatis acutis, basi cordatis, subpalmati- partitis, lobis 5 ovatis v. ovato-oblongis iterum lobulato- et inaequaliter crenatis dentatisve; pedunculo sub anthesi 5—12 em longo; calyeis lobis ovatis v. late ovatis, inciso-dentatis usque pinnatifidis; capsulae carpidiis intus ad apicem clausis, caeterum longitrorsum apertis, medio parenchy- mate lacerato et secedente canaliculatis v. quasi fistulosis et saepius semina nonnulla includentibus. Blumenbachia multifida Griseb.! Symb. Arg. 139, non Hook. Caules procumbentes, apice ascendentes, usque metrals, 3— 6 mm. crassi, quadrangulares, setis subdeflexis urentibus hispidi et pilis brevissimis superne vertieillatim glochidiatis eircumeirca densissime obtecti. Folia omnia decussata, 1,5—4, raro —7 cm. longe petiolata, —11 cm. longa, 3—8 cm. lata, utrinque pubescentia. Flores ex axillis folii alterius prodeuntes, nutantes, postremo usque 3,5 cm. diametro; prophylla sub calyce prodeuntia ovato-lanceolata usque anguste lanceolato-linearia 4—10 mm. longa, 0,8—3 mm. lata, integra, raro dentata. Calycis lobi 4—7 mm. löngi, 3—5 mm. lati, ramosinerves, longe persistentes. Petala sub anthesi horizontaliter expansa alba saccato- eucullata, postremo 10—13 mm. longa, 3—4 mm. profunda. Squamae 3—3,5 mm. longae, vix 2 mm. latae, a dorso ovato-rectangulares v. subrectangulares, margine antico _ truncatae calloso-incrassatae et revolutae, inferne viridi-favae, superne coccineae, e dorso supra basin incuryam fila 3 patentia 2—3 mm. longa emittentes; staminodia interiora 2 250 | Urban: inferne crassiuscula falcata, superne subito filiformi-attenuata, 5—6 mm. longa. Stamina 65—80, cr. 4-seriata. Stylus postremo 7—8 mm. longus, ad apicem glaber. Discus breviter hirsutus. Capsula globulosa 13—-20 mm. diametro, chartacea, pallide flavescens scaberrima et inferne setulosa, spira dimidia sinistrorsum contorta, carpidiis et placentis ab apice ad basin versus sese solventibus et paullo secedentibus semina emittens; carpidia placentis 5—6-plo crassiora, intus usque ad dimidium fructus radium subeuneatim producta. Semina nigrescentia subanguste ovata, 2,5—2,8 mm. longa, 1,2—1,3 mm. lata, irregulariter gibberosa; embryo rectus linearis; cotyledones ovali-oblongae, quam radicula paullo v. vix breviores. Colui in horto botanico Berolinensi e seminibus, quae cl. Hieronymus ex Argentina benevole mecum communicavit; habitat in Argentinae prov. Cordoba in Sierra Achala: Hieronymus n. 206, 505, 790, Fl. et fr. m. Jan, — Mart,, in horto nostro lotam per aestatem. 6. Coreopsis coronata Hook, X C, Drummondii Torr, et Gr. Coreopsis eoronata Hook. (Bot. Mag. t. 3460!). Folia infima integra ovata v. ovato-elliptica, ad basin cuneata, intermedia saepius 2- v. 3- foliolata, foliolis lateralibus quam terminale pluries minoribus oblongis v. lanceolatis plerumque alternis, superiora integra v. dente unilaterali praedita. Involucri exterioris squamae e basi latiore (saepe ovata) lanceolatae, 6—8 mm longae, 3—4 mm latae, arcuato-patentes, apice purpureo-nigrescentes; interioris squamae inferne (3—4 mm longe) virides erectae et florum basin arcte eingentes, superne margine mem- branaceo purpurascente excepto tenuissime et densissime nigro-lineolatae et radiis accumbentes, fructibus praeter apicem patentem v. reflexum arcte appressae. Alabastrum capituli (ab involucro interiore obteetum) semiobovatum, sed truncatum. Capitulum cum radio 3,5—4,5 em dia- metro. ° Corollae radii luteae, inferne subobscuriores,. supra basin (in a — 'ı altitudinis) brunneo-purpureo-maculatae, -lineolatae et -punctulatae, basi ipsa iterum luteae, disci luteae. Receptaculum breviter conicum; paleae lineari-subulatae erectae. Pollinis granula er. 27 micromm. dia- metro, paucis minoribus additis. Ovarium ovale 1,5 mm longum, apice utroque latere denticulo solitario subulato dimidio breviore auctum. _ Achenia elliptica 4—5 mm longa 2 mm lata brunneo-nigrescentiä extrin- secus dense, intus parce verrucis breviter stipitatis v. subsessilibus pallidis obsita, circumeirca apice excepto alata, alis 0,5—1 mm latis pallide flavidis v. pallide purpureis, sub apice et supra basin intus callum valde prominentem amplum, nunec subtrilobum gerentia. Coreopsis Drummondii Zorr. et Gray (C. diversifolia Hook. Bot. Mag. 't. 3474! non DC.) Folia pinnata, foliolis foliorum infimorum et supremorum 3—5, intermediorum 5—7, apicali ad basin saepius iterum Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. >51 lobis 1—2 auctis, pari infimo saepe iterum trifoliolato, lateralibus quam terminale minoribus, sed eadem forma. Involueri exterioris squamae e basi latiore lineares, 8S—10 mm longae et 1,5— 1,8 mm latae horizontaliter patentes, virides nunc apice purpureo-tinctae; interioris squamae ad basin (1— 1,5 mm longe) virides suberectae et florum basin imam cingentes, caeterum pallide flavescentes, sed margine et ad apicem purpureae, dorso obsolete purpureo-lineatae, patentes, fructibus solum ad basin versus accumbentes, superne plus minus, saepe subhorizontaliter, patentes. Alabastrum capituli (ab involucro interiore obtectum) obverse semiglo- bosum. Capitullum cum radio 4—5 cm diametro. Corollae radii obscure luteae, paene aurantiacae, basi ima (cr. in parte 10-ma longit.) obscure purpureo-brunneae, disci superne purpureo-nigrescentes. Recepta- culum semi-globosum; paleae e basi lanceolata superne lineares aequilatae, obtusae, supra alabastra inflexae et haec paene obtegentes, postremo quoque incurvatae, in parte 's superiore nigro-purpureae. Pollinis granula er. 27 micromm. diametro, paucis minoribus additis. Ovarium breviter obovatum, 1 mm longum, edentatum. Achenia obovata subin- curva (praecipue ab apice), 2,3— 2,5 mm longa, 1,5 —1,7 mm lata, intus flavo- v. purpureo-brunnescentia, prominentiis nullis, extrinsecus nigrescentia, verrucis demum nigrescentibus obsita, exalata, apice edentata, non callosa. Coreopsis eoronata Hook. X C. Drummondü Zorr. et Gray. Folia imo utroque simplice excepto pinnata foliolis 3, lateralibus multo minoribus, nunc oppositis, nunc alternis, terminali interdum iterum 3- lobo. Involueri exterioris squamae e basi paene ovata lanceolatae 7 mm longae, inferne 2,5 mm latae arcuato-patentes virides, angustissime pur- pureo-marginatae; interioris squamae inferne (2,5--3 mm longe) virides erectae et florum basin arcte eingentes, superne ad apicem et marginem purpureae, et fere ad marginem tenuissime et densissime brunneo-lineo- latae. Alabastrum capituli obverse semiglobosum, apice truncatum. Capitulum cum radio 5,5 —6 cm diametro.. Coröllae radii -obseure luteae, ad basin versus paullo obscuriores, supra basin (in ') longit.) maculis linearibus 4—6 brunneo-purpureis in punctula desinentibus notatae, ad basin ipsam luteae, disci obscure purpureae. Paleae e basi anguste lanceolata lineares obtusiusculae v. acutiusculae, in parte ı—"/ superiore nigro-purpureae, inferne subarcuato-ineurvae, superne erectae. Pollinis granula cr. 20 mieromm. diametro, majoribus pareissimis inter- mixtis. Ovarium obovatum usque ellipticum, 1,5 mm longum, apice utroque latere denticulo solitario subulato denticellato, plerumque pur- pureo exornatum, marcescens. Fructus nulli. 35% Urban: Kleinere Mittheilungen über Pflanzen des Berl. botan. Gartens. Planta inter exemplaria ©. coronatae (verisimiliter ex C. coronata @ X C. Drum- mondüi g‘) enata quoad folia et corollas radii inter species medium tenet, involucro et ovario ad ©. coronatam, corollis disci ad ©. Drummondi accedit. Origo hybrida est praeter ullam dubitationem. Species originarias ad sectiones diversas (pro generibus propriis habitas: Leachia et Calliopsis) pertinere notandum est. Anmerkung. Damit die intermediären Eigenschaften des Bastardes um so präciser hervortreten, ist die Beschreibung auch der elterlichen Pflanzen nur auf Grund von Gartenexemplaren angefertigt. XI. Beobachtungen über den Blumenbesuch von Insekten an Freilandpflanzen des Botanischen Gartens zu Berlin. Von Dr. E. Loew, Öberlehrer am Königl. Realgymnasium zu Berlin. (Fortsetzung.') 9. Anthidium. Latr. Beobachtete Art: A. manicatum L. Die mit den beiden vorausgehenden Gattungen (Osmia und Megachile) im Pollensammelapparat übereinstimmenden Wollbienen (Anthidium) unter- scheiden sich von ihnen habituell durch auffallend zierliche, gelbe oder weisse Körperzeichnungen, die sich von der schwarzen Grundfarbe als Streifen oder Flecken abheben. Das stark verlängerte Saugrohr ähnelt dem der genannten Gattungen; nur sind die Kiefertaster bis auf ein einziges Glied verkümmert (bei Osmia 4 Glieder, bei Megachile 2 Glieder); die Oberkiefer erscheinen ähnlich wie bei Megachile am Ende stark er- weitert und mit mehreren scharfen Zähnen ausgestattet. Die Körper- behaarung tritt im Allgemeinen etwas zurück, ist jedoch an Kopf, Brust und Bauch eine ziemlich reichliche. Die häufigste Art, A. manicatum L., welche auch im Botanischen Garten in hervorragender Weise als Blumen- besucher auftrat, zeichnet sich im weiblichen Geschlecht durch einen breitgewölbten, kurzen Hinterleib mit gelben Querstreifen an den Seiten- rändern der Segmente aus; auch Kopf, Thorax und Schienen haben gelb und schwarze, vielfach veränderliche Zeichnungen. Das grössere und robustere Männchen mit ebenfalls veränderlichen, gelben Flecken auf Abdomen und Thorax trägt als sekundären Geschlechtscharakter am Ende des letzten Hinterleibssegments 3 starke, spitze Zähne, sowie auch am vorletzten Ringe jederseits einen Zahn; ausserdem haben Schienen und 1) S. p. 68—118 dieses Bandes, 954 Loew: Tarsen lange, weisse Haare, die dem Weibchen fehlen. Beide Einrich- tungen hängen offenbar mit der Art der Copula zusammen, welche ich in mehrfachen Fällen (vgl. oben bei Megachile) zu beobachten Gelegen- heit hatte; das emsig saugende und pollensammelnde Weibchen wird im Sitzen auf einer Blüthe (z. B. von Stachys silvatica, ‚St. recta) von dem ungestümen Männchen überfallen und umklammert, so dass entweder beide zu Boden fallen oder auf der Blüthe die nur kurze Begattung vollziehen. Das Benehmen des Männchens beim Aufspüren der sittsamen Weibchen, sein stossweises Fliegen und syrphusähnliches Schweben in der Luft,. wobei es einen eigenthümlichen singenden Ton ausstösst, hat bereits H. Müller beschrieben. Dass die &* hauptsächlich durch den Geruch beim Aufspüren der 2 geleitet werden, ist mir sehr wahrscheinlich ; ich beobachtete (am 14. 8. 82) ein Weibchen, das an den honiglosen Blüthen von Ononis spinosa eifrig Pollen sammelte und auch die gewohnheits- mässigen, hier aber erfolglosen Saugbewegungen (vgl. Megachile) machte, während ein fd in der Nähe des 2 denselben Busch von Ononis um- schwärmte. Als ich nun sehr rasch das 2 eingefangen hatte, stürzte sich kurz darauf das Männchen auf die vom Weibchen eben verlassene Blüthe, die es eifrig umklammerte und kehrte auch verscheucht noch einmal zu derselben zurück. — Eine eigenthümliche, mit dem Nestbau zusammenhängende Thätigkeit des Weibchens, für welche es durch die Zahnbildung der Oberkiefer in ausgezeichneter Weise befähigt ist, besteht in dem Abschneiden von Wollhaaren stark behaarter Blätter, um sie zum Ausfüttern der Nestlöcher‘) zu verwenden; auf einem solchen Blatt sitzend formt es aus den abgeschnittenen Haaren ein kleines Wollbündel, das es beim Davonfliegen zwischen Kopfunterseite und Vorderbeinen fest- hält. Auch im Botanischen Garten sah ich mehrere Weibchen an den weissfilzigen Blättern von Stachys germanica (am 23. 6. 82.), welche sie als die am meisten geeigneten unter vielen ähnlichen Pflanzen heraus- gefunden hatten, in ihrem Rasiergeschäft begriffen. Die Blumenauslese von Anthidium manicatum (mit einer Rüssel- länge von 9—10 mm) ist im Vergleich zu der anderer gleichrüssliger Bienen eineausserordentlich beschränkte. Die Art besucht nämlich fast ausschliesslich Bienen- und Hummelblumen aus den Familien der Labiaten, Papilionaceen, Scrophulariaceen und Boragineen. Nach den Beobachtungen Müllers führt sie unter 100 Blumenbesuchen 86,3 Besuche an Bienen- und Hummelblumen, aber nur 13,7 Besuche an Blumen- gesellschaften, nach meinen Ermittelungen im Botanischen Garten sogar 93,6 Besuche an Bienenblumen, 4,2 Besuche an Falterblumen und 2,1 Besuche an Blumengesellschaften aus. In Uebereinstimmung damit 1) Vgl. Smith Brit. Bees etc. p. 168. Blumenbesuch von Insekten. 955 steht eine hochgradige Bevorzugung der dunkeln Blumenfarben; nach Müllers Gesammtbeobachtungen fanden 72,7% der Besuche, im Botani- schen Garten sogar 873 der Besuche an dunkelfarbigen Blumen (rothen, blauen etc.) statt. Um die verschiedene Blumenauslese bei ungefähr gleicher Rüssellänge der Besucher besser übersehen zu können, dient die folgende Tabelle, in welcher drei Paare je zweier annähernd gleich- rüssliger, beim Blumenbesuch hervorragend thätiger Apiden, nämlich Apis mellifica und Osmia rufa, Bombus hortorum und Anthophora pilipes, Bombus terrestris und Anthidium manicatum, in Bezug auf die procen- tische Blumenauswahl verglichen sind. Unter 100 Besuchen im Bot. Garten führten aus: 1) ER Sog : s ons od u &n &D SüaE ShE Tad sog & oO (mg I BA San San, san SSH 288 = iT- „im SE 85 SEHs Io A SWR, som Sa her no 2 Sur na Da Se Sa u © 2 | 23| Sal ar | Sal ra MT RAR sa RM Mo Besuche. Besuche. Besuche. Besuche. Besuche. Besuche. An Bienenblumen .:. . 33,3 483. 86,2 92,8 333 93,6 - Blumengesellschaften. 23,5 41,7 3,9 — 49,5 2,1 - Blumen mit völlig ge- borgenem Honig . . 15,9 ER 5,8 — 6,4 = = Blumenmittheilweiser .Honigbergung . . . 13,6 6:7 1,9 1 EN - Blumen mit offenem 232.17 ae DIT — — — aut — » Pollenblumen : ! .. . "3,7 _— = — 4,3 = - Falterblumen . . . 2,8 — 1,9 _ 1 4,2 An dunkelfarbigen Blu- men. 89 69 14,3...75 AT, :81 - hellfarbigen Blumen. 45 35 25,90 28 592,7 -13 Aus diesem Vergleiche, der bei Zugrundelegung der Müller’schen, aus Gesammtdeutschland zusammengestellten Beobachtungen nicht wesent- lich anders ausfallen würde (vgl. die früheren Tabellen für Apis, Bom- bus etc.), geht auf das Evidenteste hervor, dass die von den lang- rüssligen Apiden ausgeübte Blumen- und Farbenwahl nicht in absolutem Sinne durch die Rüssellänge bestimmt wird. Bei wesentlich gleicher Rüssellänge zeigen Bombus hortorum und Antho- phora pilipes dennoch merkliche Verschiedenheit in der Auslese, indem erstere vielseitiger als letztere verfährt. Noch mehr ist dies mit Anthi- dium manicatum der Fall, welche in ihrer Rüssellänge mit Bombus terrestris zu vergleichen ist, aber trotzdem eine sehr viel engere Be- schränkung auf Bienenblumen und dunkle Blumenfarben hervortreten 256 Loew: lässt; Apis erscheint auch bei diesem Vergleich als diejenige Art, welche ihre Besuche auf die verschiedenen Blumentypen und Farben am gleich- mässigsten vertheilt. Offenbar hat man es hier mit specifischen, nicht von der Rüssellänge abhängigen Eigenthümlichkeiten der Bienen zu thun, und wir werden fortan diejenigen Formen, welche wie Anthophora pilipes und Anthidium manicatum im Vergleich zu Arten gleicher Rüssellänge bestimmte Blumenkategorieen (hier die Bienenblumen) einseitig bevorzugen, von den Blumenbesuchern gleicher Rüssellänge mit vielseitiger Wahl der Blumentypen als oligotrope Arten (im Gegensatz zu polytropen) unterscheiden dürfen. Die am meisten oligotrope (fast monotrope d.h. einer einzigen Blumenkategorie zugewendete) Art obiger Reihe ist Anthidium manicatum, dann folgt Anthophora pilipes, darauf Osmia rufa; als am wenigsten polytrop er- scheint Bombus hortorum, in höherem Grade B. terrestris und das Extrem bildet Apis. Mit dieser „Heterotropie* berühren wir zum ersten Male eine Reihe von Thatsachen, welche durch die Blumentheorie Müllers nicht erklärt werden kann; denn nach letzterer hängt die von einem Blumenbesucher getroffene Auswahl stets von der Länge und Struktur seines Saugapparates ab. Findet bei annähernd gleicher Rüssel- länge und Rüsselstruktur zweier verschiedener Arten trotzdem, wie soeben in mehreren Fällen constatirt wurde, zwischen ihnen eine erhebliche Differenz in der Art ihrer Blumenauslese statt, so müssen dafür speci- fische, voraussichtlich in gewissen anerworbenen Lebenseigenthümlichkeiten und mit ihnen parallelen, morphologischen Eigenschaften liegende Ursachen vorhanden sein, auf welche ich später zurückkommen werde. Speciell für Anthidium manicatum sei nur bemerkt, dass bei ihrer Blumenauslese die Art des Nestbaues in evidenter Weise mitbestimmend wirkt, während für Osmia rufa und Anthophora pilipes die sehr frühe Flugzeit als ein die Blumenauswahl regulirender Nebenfaktor nachgewiesen ist (vgl. oben bei N. 4 und 8). Indem Anthidium manicatum durch ihre stark ge- zähnten Oberkiefer der beim Nestbau unentbehrlichen Wollhaargewinnung angepasst erscheint, gleichzeitig aber als langrüsslige, mit höchst differen- zirtem Saugapparat ausgerüstete Apide auf den Besuch honigreicher Bienen- und Hummelblumen vorzugsweise angewiesen ist, wird sie die- jenigen Pflanzen am liebsten sowohl an Blüthe als Blatt aufsuchen, welche ihr nach beiden Richtungen gleichzeitig Genüge leisten. Dies ist nun ganz besonders mit den stark behaarten und zum Theil filzig- blättrigen Labiaten aus den Gattungen Stachys, Salvia, Ballota, Phlomis, Lamium, Marrubium u. a. der Fall, an denen auch die Biene bei inten- sivem Sonnenschein und ruhiger Luft während ihrer langen Flugzeit (im Bot. Garten von Ende Mai bis Mitte September, besonders zahlreich im Juni) mit Sicherheit in emsiger Thätigkeit anzutreffen ist. Im Vergleich Blumenbesuch von Insekten. 957 mit den Papilionaceenblüthen haben die Lippenblumen für einen Bauch- sammler wie Anthidium zwar die Unbequemlichkeit, dass ihr Bau ihn zwingt, den Pollen mit den Vorderbeinen einzusammeln und dann erst auf die Bauchbürste zu übertragen. ‘ Ich habe mich mehrfach — so z. B. auch bei der falterblüthigen Nepeta macrantha Fisch. (24. 6. 83.) überzeugt, dass Anthidium das mühsame Geschäft des Abbürstens von Pollen mittels der Vorderbeine nicht scheut. Trotz der grösseren Un- bequemlichkeit der Labiatenblüthen zieht sie dieselben aus dem eben angeführten Grunde den Blüthen der Papilionaceen und Compositen im Allgemeinen vor, auf denen sie den Pollen direkt mit der Bauchbürste aufzunehmen im Stande ist. Blumenbesuche., Nr. 32. Anthidium manieatum. L. 2 und d. An Blumengesellschaften: 1) Centaurea Fischeri. Willd. I. Purpum. — 9 Ed. 2.7.82, An Bienen- und Hummelblumen: 2) Ballota nigra. L. I. Hellpurpurn. — Q Sgd. 15. 8. 84.; das J‘ um die Blüthen herumschwärmend und nach 9 suchend, — 3) Betonica alopecurus. L. I. Hellgelb. — dJ' Sgd. 27. 6. 84. — 4) B. hirsuta. L. 1. Rosa. — Q Pad. 2. 7. 82. — 5) B. rubicunda. Werder. (Gartenvarietät.) I. Purpurn. — &S Sgd. 14. 8. 82. — 6) Calamintha offieinalis. Mnch. I. Hellpurpurn. — Q Sgd. 1.9. 83. — 7) Coronilla varia. L. I. Rosa. — 9 Psd., und trotz der Honiglosigkeit der Blume zu saugen versuchend. 22. 6. 83. — 8) Digitalis purpurea. L. I. Purpurn. — Q und &, ganz in die Blüthe hineinkriechend und sgd. 25. 6. 82. — 9) Lamium album. L. I. Weiss. — g‘ und 9. Sgd. 12. 6. 83; 22. 6. 83. — 10) L. flexuosum. Ten II. — Q Sgd. 20. 5. 84, das g‘ die Blüthen umschwärmend. — 11) L. garganicum. L. II. Hellpurpurn. — g' Sgd. 31. 5. 82. — 12) Leonurus lanatus. P. I. Hellrosa. — Q Sgd. 26. 6. 83. — 13) Lupinus polyphyllus. Lindl. III. Blau. — 9 Psd. und trotz der Honig- losigkeit der Blume zu saugen versuchend; das 9‘ die Blüthen umschwärmend. 31. 5. 82. — 14) Marrubium propinguum. Fisch. et Mey. II. Hellpurpurn. — Q Sgd. 22. 6. 83. — 15) Nepeta granatensis. Boiss. II. Blau. — J' Sgd. 29. 6. 83. — 16) N. me- lissaefolia. Lam. II. Blau. — g‘ Sgd. 8. 6. 83. — 17) N. Mussini. Henk. II. Blau. — Q und J‘. Sgd. 18. 6. 82; 31. 5. 82. — 18) N. nuda. L. I. Lila. — 9 Segd. 24. 6. 83. — 19) Onobrychis montana. DC. I. Rosa. — Q Psd. u. sgd. 2. 6. 82. — 20) O. sativa. Lam. I. Rosa. — 9 Psd. u. sgd. 2. 6. 82. — 21) Ononis spinosa. L. I. Rosa. — 9 Psd. und trotz der Honiglosigkeit der Blume fortgesetzt Saugbewegungen ausführend; nachdem das Q gefangen worden war, besuchte kurz darauf ein 9“ dieselbe Blüthe und kehrte, als es verscheucht wurde, hartnäckig zu ihr zurück. 14. 8. 82. — 22) Phlomis armeniaca. W. II. Hellrosa. — g‘ Sgd. 10. 6. 83. — 23) P. tuberosa. L. I. Hellpur- purn. — Q und J. Sgd. 25. 6. 82; 10. 6. 83. — 24) Prunella hyssopifolia. L. I. Blau. — d' Sgd. 25. 6. 82. — 25) Salvia Baumgarteni. Grsb. I. Blau. — Q Sgd. 25. 6. 82. — 26) S. lanata. Mch. I. Blau. — 9 Sgd. 18. 6. 82. — 27) S. offcinalis. L. I. Blau. — Q Sgd. 25. 6. 82. — 28) S. pratensis. L. I. Blau. — „‘ Sgd. 31. 5. 82; Q mehrere Bl. besuchend und dann auf S. pratensis fl. albo übergehend. 5. 6. 83. — 29) S. pratensis. L. flor. alb. I. — 9‘ Sgd., der Thorax mit Pollen behaftet. 25. 6. 82. — 30) $. pratensis. L. flor. varieg. I. — cd Sgd. 24.6. 83. — 31) S. verbenacea. L. II. Blau. — 2 Sgd. 31. 5. 82. — 32) Scutellaria hastifolia. L. I. Blau — Q Sgd. 18. 6. 82. — 33) S. galericulata. L. I. Blau — 9 Sgd. 29. 6. 83. — 34) Sideritis Jahrbuch des botanischen Gartens, III. 17 258 Loew: scordioides. L. II. Hellgelb. — d‘ Sgd. 27. 6. 84. — 35) Stachys ceretica. Sibth. II. Purpurn. — gJ' und Q. Sgd. 7. 8. 82; 22. 6. 83. — 36) $. germanica. L. I. Purpurn. — Ju. 9. Sgd. 14. 8. 82; 23.6. 82. — Ein Q wurde (29. 6. 83) beobachtet, wie es Wolle mit den Öberkiefern von den weissfilzigen Blättern der Pflanze abschabte. — 37) S. germanica. L. var. villosa. I. Purpurn. — Sgd. 2. 7. 82. — 38) $. lanata. Jacg. II. Hellpurpurn. — J' u. 9. Sgd. 18. 6. 82; 2. 7. 82. — 39) $S. longispicata. Boiss. II. Hellrosa. — 9 Sgd. 21. 8. 83. — 40) S. ramosissima. Roch. II. Gelb. — 9 Sgd. 2.7. 82. — 41) S. recta. L. I. Gelb. — Q u. J‘. Sgd. 25. 6. 82; in Copula auf einer Blüte 22. 6. 83. — 42) S. setifera. C. A. Mey. II. Hellpurpurn. — d‘ Sgd. 14. 8. 83. — 43) S. silvatica. L. I. Purpurn. — Q u. g‘. Sgd., auch in Copula auf einer Blüthe 23. 6. 82. — 44) Symphytum peregrinum. Ledeb. II. Roth, dann blau — 9. Durch Hummellöcher sgd. 22. 6. 83. — 45) Teucrium canuın. Fisch. et Mey. I. Purpurn. — d' u. 9. 7. 8. 82; das Q noch am 16. 9. 83. An Falterblumen: 46) Betonica grandiflora. Steph. II. Purpurn. — Q Psd., vergeblich zu saugen versuchend. 23. 6. 82. — 47) Nepeta macrantha. Fisch. I. Blau. — Q Mit den Vorderbeinen Pollen sammelnd und denselben mittels der Mittel- und Hinterbeine auf die Bauchbürste übertragend, nicht sgd. 24. 6. 83; 21. 8. 83. 10. Heriades Spin. und Chelostoma Latr. Beobachtete Arten: Zeriades truncorum L. (= Trypetes truncorum Schenck). — Chelostoma florisomne L. (= Ch. mazillosum L.)..— Ch. nigrieorne Nyl. (= Heriades nigricornis Schenck). — Ch. campanularım K. (= Heriades campanularum Sehenck). Beide Gattungen bilden eine so eng zusammengehörige Gruppe unter den Bauchsammlern, dass sie ohne Zwang hier vereinigt werden können. Habituell zeichnen sich die vier obigen Arten durch sehr schmale Körpergestalt mit halbeylindrischem, oberseits spärlich behaartem Ab- domen aus. Im Saugapparat sind nur geringfügige (freilich in syste- matischer Hinsicht wichtige) Unterschiede vorhanden, indem Heriades Spin. (= Trypetes Schenck) an den Lippentastern zwei verbreiterte und verlängerte (als Scheiden funktionirende) Glieder nebst zwei seitlich ab- stehenden, kurzen Tastgliedern, Chelostoma Latr. (= Heriades Schenck ex. part.) dagegen drei verbreiterte und gestreckte Glieder und nur ein einziges seitlich abstehendes, kurzes Tastglied besitzt. Die grösste Art (ca. 10—11 mm lang), Chelostoma florisomne L., ist schwarz mit weissen oder gelblichen Hinterleibsbinden; ihre Geschlechtscharaktere erscheinen stark ausgeprägt, indem das 2 einen grossen Kopf mit langen, vom Kopfende abstehenden und sich kreuzenden Oberkiefern, sowie auf dem Kopfschilde ein vorstehendes Blättchen trägt, während die Sf auf dem zweiten Segment der Bauchunterseite einen starken, hufeisenförmig ge- randeten Höcker,') am Endsegment zwei abgestutzte Zähne, sowie einen 1) Ueber den speciellen, durch die Art der Copula erklärbaren Bau der Sexual- theile von Chelostoma, sowie ihre stufenweise Ausprägung bei den verschiedenen Arten vgl. H. Müller, Anwerdung u. s. w. p. 7678. s . —ı > 4 v P2 F Blumenbesuch von Insekten. 959 kleineren, blättchenlosen Kopf mit gesägten Fühlern und dem Kopf an- liegenden Oberkiefern besitzen. Ch. nigrieorne Nyl., die nächstkleinere Art von c. 9—10 mm Länge, hat ebenfalls einen schwarzen, weiss- bandirten Hinterleib und ähnliche Sexualunterschiede; nur fehlt beim 2 das Blättchen des Kopfschildes und beim J sind die Fühler nicht ge- sägt. Ch. campanularum K., die kleinste Art von c. 5 mm Länge, hat einen durchaus schwarzen Hinterleib und der Bauchhöcker des S ist klein; endlich Zeriades trumcorum L. (7 mm lang) hat im männlichen Geschlecht ein ungezahntes Endsegment und der Bauchhöcker fehlt; das 2 unterscheidet sich besonders durch seinen an der Basis gerandeten Hinterleib von den ähnlichen Arten der Gattung Chelostoma. Das Saug- rohr misst bei Ch. campanularum 3 mm, bei Ch. nigricorne und H. trun- corum 4—4% mm, bei Ch. florisomne e. 5 mm; diese Längen sind zwar geringer als die der meisten übrigen Apiden mit hochentwickeltem Saug- apparat, relativ jedoch zu der geringen Körpergrösse der Arten ziemlich bedeutend. Diese Kleinheit ermöglicht es denselben auch in Bienen- blumen mit sehr tiefliegendem Honig hineinzukriechen und letzteren in einer für den Zweck der Fremdbestäubung oft ungünstigen Weise zu gewinnen. In der Blumenauslese zeigt Heriades truncorum im Gegensatz zu der gleichrüssligen Chelostoma nigricorne folgende Unterschiede (nach den Beobachtungen Müllers): Heriades trun- Chelostoma nigri- corum L. corne Nyl. An Blumengesellschaften . . . . «2,23 der Bes. 17,82 der Bes. - Blumen mit völlig geborg. Hole 0:7 22% a re - - Blumen mit theilweise geborgenem Honig . er N Er ee - Blumen bi Men Honig‘ Be = 2 Me N ey momenbiumen „. u N dee 39,0 = Va ae zrennmen : ... tele % a - dunkelfarbigen Blumen . . . . 33,35 der Bes. 75 2 der Bes. - hellfarbigen Blumen . ... . 66,4=- - - 5 EIER Heriades truncorum erscheint hiernach als eine ausgesprochen oligo- trope, Chelostoma nigricorne als eine schwach polytrope Form; erstere bevorzugt nämlich weiss- oder gelbgefärbte Compositen, letztere dunkel- farbige (blaue oder rothe) Bienenblumen, ünter denen die Campanula- Arten an Zahl überwiegen. Hiermit übereinstimmend benahm sich Heriades' im botanischen Garten; sie tlog jedoch ausschliesslich an hellfarbigen Compositen, während Ch. nigricornis die Blumengesellschaften und die Bienenblumen in gleichem Grade besuchte; unter letzteren über- wogen auch hier wieder die Campamula-Arten. Ch. campanularım K, 47° 260 IRRE new: verhält sich nach Müllers Beobachtungen in der Blumenauswahl ähnlich wie Ch. nigricorne (Besuche an Bienenblumen 36,2%, an Blumen mit völliger Honigbergung 27,42, an Blumengesellschaften 27,4%, an Blumen mit theilweise geborgenem Honig 4,52, an offenen Honigblumen 4,5 2 an dunkelfarbigen Blumen 72,72, an hellfarbigen 37,3 2); auch ihre Bienenblumenbesuche bestehen ganz überwiegend aus solchen an Cam- panula-Arten, in welchen alle Chelostoma-Arten mit Vorliebe zu über- nachten pflegen oder Schutz vor Regen suchen. Ausser an Campanula fand Müller Ch. campanularum bei bienenblüthigen Pflanzen nur an Salvia, in deren Blüthe die Biene wiederholt einkroch, ohne sich zu be- stäuben (s. H. M. Befr. p. 323). Gleiches beobachtete er für Ch. nigri- corne und die falterblüthige Convolvulus sepium (Nachtr. III. p. 7), sowie für Ch. campanularum und Convolvuhıs arvensis (Befr. p. 263). Für Ch. florisomne sind die vorliegenden Beobachtungen sehr spärlich, sie zeigt entschiedene Vorliebe für Campanula-Arten, Taraxacum und Ranuneulus. Eine gewisse Neigung zu Oligotropie scheint danach auch bei den Chelostoma- Arten vorhanden zu sein und wenigstens bei Ch. nigricorne und campamularum mit einseitiger Auswahl der als Nachtquartier be- quemen Campanula-Glocken zusammenzuhängen. Zeriades truncorum da- gegen ist eine fast monotrope Form mit starkem Bedürfniss von Pollen, den die emsigen 2 am vortheilhaftesten auf Compositen- und Dipsaceen- köpfen einzuheimsen vermögen; in bemerkenswerther Weise geht hiermit eine stark ausgesprochene Bevorzugung der hellen Blumen- farben in Widerspruch zu der Blumentheorie Müllers parallel, da nach derselben eine derartige Apide die dunkelfarbigen Blumen vorziehen müsste. Blumenbesuche. Nr. 35. Heriades truncorum L. 2 und S (= Trypetes truncorum [L.] Schenck). An Blumengesellschaften: 1) Arnica Chamissonis. Less. III. Gelb. — 9 Psd. 29. 6. 83. — 2) Doronicum austriacum. Jacq. I. Gelb. — g‘ Sgd. 10. 6. 83; Q Psd. 3.6. 83. — 3) D. Pardalianches. L. I. Gelb. — 2 Psd. 10. 6. 83. — 4) Hele- nium autumnale. L. III. Gelb. — Q@ Psd. 3. 9. 82. — 5) H. decurrens. Vatke. III. Gelb. — Q Ped. 15. 8. 84. — 6) Hieracium bupleuroides. Gmel. I. Gelb. — g' Sgd. 15. 8. 84. — 7) Leontodon asper. Poir. I. Gelb. — Q Psd. 27. 6. 84. — 8) Pyrethrum parthenifolium W. var. pulverulentum. Hohen. IJ. Gelb (Scheibe) und weiss (Strahl). — Q 29.6. 83. — 9) Rudbeckia laciniata. L. III. Gelb. — 9 Psd. 31. &. 83. — 10) Sca- biosa lueida. Vill. I. Weiss. — Q Ped. 7. 8. 82. — 11) Senecio Doronicum. L. I. Gelb. — Q Ped. 20. 6. 82. — 12) S. nemorensis. L. I. Gelb. — Q Psd. 7..8. 82. Nr. 34. Chelostoma florisomne L. @ und Z (= Ch. maxillosum L. 2). An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 1) Ranunculus lanuginosus. L. I. Gelb. — J’ Sgd. 20. 5. 84; Q Psd. 4. 6. 84. Fe VI A er ET a a Blumenbesuch von Insekten. 261 Nr. 35. Chelostoma nigricorne Nyl. 2? und SZ (= Heriades nigricornis [Nyl.] Schenck). An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Epilobium angustifolium. L. I. Purpurn. — g' Sgd. 26. 6. 83. — 2) Geranium palustre. L. I. Hellpurpurn. — d‘ Sgd. 26. 6. 83. — 3) G. pratense. L. J. Blau. — J' Sgd. 26. 6. 83. An Blumengesellschaften: 4) Crepis montana. Tausch. I. Gelb. — g* Sgd. 2. 7. 82. — 5) Doronicum Pardalianches. L. I. Gelb. — g' Sgd. 3. 6. 83. — 6) Lac- tuca perennis. L. I. Blau. — g‘ Sgd. 22. 6. 83. — 7) Mulgedium alpinum. Less. I. Blau. — Jg‘ Sgd. 31. 5. 82. — 8) M. macrophyllum. DC. III. Blau. — g' Sgd. 2. 7. 82. — 9) Rudbeckia laciniata. L. III. Gelb. — 9 Psd. 14. 8. 82. An Bienenblumen: 10) Campanula carpathica. Jacq. I. Blau. — 9 Sgd. u Psd., dabei ganz in die Blüthe hineinkriechend. 8. 8. 84. — 11) C. glomerata. L. I, Blau. — g‘ Nur sgd., sonst wie vorhin. 29. 6. 84; @ Wie vorhin. 25. 6. 82. — 12) C. latifolia. L. var. serotina. I. Blau. — 5‘ Nur sgd., sonst wie vorhin. 2. 7. 82. — 13) C. rhomboidalis. L. I. Blau. — 2 Wie vorhin. 12. 6. 83. — 14) C. spec. ? Blau. — Q Wie vorhin. 25. 6. 82. — 15) Scutellaria altissima. L. Il. Blauu — Q Ganz in die Blüthe hineinkriechend u. sgd. 23. 6. 82. Nr, 36. Chelostoma campanularum K. 2 (= Heriades campanularum [K.] Schenck). An Blumengesellschaften: 1) Hieracium foliosum. W. K. I. Gelb. — 9 Psd. 15. 8. 84. An Bienenblumen: Campanula carpathica. Jacq. I. Blau — 2 Ganz in die Blüthe hineinkriechend u. sgd. 15. 8. 84. 11. Stelis. Latr. Beobachtete Arten: sStelis aterrima Pz. — St. phaeoptera K. Diese Gattung stellt mit der nächstfolgenden Coekowys Latr. einen parasitären Seitenzweig der Bauchsammler (Megachilidae) dar, zu denen ihre Arten in einem ähnlichen Verwandtschaftsverhältniss stehen wie Psithyrus zu Bombus, sowie die Melectiden zu den Anthophoriden. Auch hier bestätigt es sich wieder, dass die Consocialität vorzugsweise zwischen solchen Gliedern der Apidenfamilie stattfindet, welche morphologisch mit einander nahverwandt sind. Damit gewinnt die Annahme grosse Wahr- scheinlichkeit, dass die Bauchsammler - Stammform erst dann in einen parasitären und einen autotrophen Zweig sich gespalten hat, als sie die wesentlichen gegenwärtigen morphologischen und biologischen Eigen- schaften einer Megachilide bereits besass. — Die Arten von Stelis zeich- nen sich durch einen sehr spärlich behaarten, schwarzen, am Endrand der Segmente bisweilen blassgefärbten (bei manchen Arten auch weiss- bandirten oder gefleckten), gewölbten Hinterleib aus, dem bei den 2 der Pollensammelapparat gänzlich fehlt. Das Saugrohr gleicht durchaus dem einer Megachile oder Osmia, ebenso (abgesehen von minutiöseren Merk- malen) das Flügelgeäder; die Sexualunterschiede sind nur schwach ent- wickelt, indem die Höcker- und Zahnbildung des männlichen Abdomens, 262 Loew: der wir bei Arten von Osmia, Megachile, Anthidium und Chelostoma be- gegnen, hier vollständig unterdrückt ist. Von den im Botanischen Garten fliegenden Stelis-Arten ist St. aterrima Pz. mit 5—5; mm langem Saug- rohr die grösste; sie ist schwarz mit heller gefärbten Rändern der Hinter- leibssegmente, hat wie auch die folgende Art stark getrübte Flügel und schmarotzt (nach Smith und Schenck) bei Osmia fulviventris; die kleinere Art, St. phaeoptera K., ist einfarbig schwarz und schmarotzt ebenfalls bei Osmien (nach Smith O. fulviventris).*) Die Blumenauslese von Stelis entspricht soweit die spärlichen (nur 21 Besuchsfälle umfassenden) Beobachtungen Müllers ein Urtheil ge- statten, vollkommen der eines mittelrüssligen Bauchsammlers, indem die Blumengesellschaften (mit 62 2 der Besuche) am meisten vorgezogen werden, dann folgen die Blumen mit völlig geborgenem Honig (mit 28,6%), zuletzt die Bienen- und Falterblumen (mit je 4,72). Im Botanischen Garten wurden von mir 12 Besuchsfälle von Stelis ver- zeichnet, von denen 11 an Blumengesellschaften stattfanden. Von Blumen mit geborgenem Honig besuchen die beiden obengenannten Arten sehr | gern Malva silvestris (von Smith für England, von Müller auch für deutsche Fundstellen angegeben), sowie Geranium-Arten; auch im Botanischen Garten fand sich Stelis phaeoptera auf Geranium pyrenaicum L. ein. Ob entschiedene Vorliebe für dunkle Blumenfarben vorhanden ist, bleibt noch zweifelhaft, da nach Müllers Beobachtungen die dunkel- farbigen, nach meiner eigenen Wahrnehmung die hellfarbigen Blumen vorgezogen werden. Die einseitige Bevorzugung von Blumengesellschaften erscheint bei Stels allein aus ihrem Verwandtschaftsverhältniss zu den bauchsammelnden Megachiliden erklärbar, da sonst bei einem Schmarotzer | eine regelmässig geübte, einseitige Blumenauswahl unverständlich wäre. | Da aber eine solche in der That stattfindet, so kann man darin nur eine erblich gewordene Gewohnheit erblicken, welche auf den Parasiten von der bauchsammelnden und daher Compositen liebenden Stammform über- ging. Es liegt hier also ein zweiter Fall von Oligotropie in Folge von Vererbung vor, da ich bereits im Früheren bei Psithyrus (s. 0.) ein ähnliches Verhältniss constatirt habe; bei dieser Gattung äussert sich die Oligotropie entsprechend der einer langrüssligen Bombus- Form sogar bei Fund 2 verschieden, indem jene die Gewohnheit, an Blumen- gesellschaften zu saugen, festgehalten haben, während diese gleich den pollensammelnden ächten Hummelweibcehen die Bienenblumen bevorzugen. 1) Stelis octomaculata Sm. schmarotzt nach diesem Autor bei Osmia leucomelaena, St. signata Latr. nach Morawitz an Anthidium strigatum, der sie auch ähnlich ist, St. pusilla Sp. bei Heriades truncorum, St. minima Schenck nach letzterem bei C’helostoma campanularum K. Blumenbesuch von Insekten. 263 Blumenbesuche. Nr. 37. Stelis aterrima. Pz. 2. An Blumengesellschaften: 1) Doronicum austriacum. Jacq. I. Gelb. — 2 Sgd. 5. 6. 83. — 2) Hieracium porphyritae. F. Schultz. I. Gelb. — Q Sgd. 25. 6. 82. — 3) Lactuca viminea. Presl. I. Gelb. — 9 Sgd. 22. 6. 83. — 4) Rhaponticum pul- chrum. Fisch. et Mey. II. Rosa. — Q Sgd. 23. 6. 82. — 5) Scabiosa daucoides. Dsf. II. (Nordafr.) Lila. — 9 Sgd. 7. 8. 82. Nr. 38. Stelis phaeoptera. K. 2 und d.. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium pyrenaicum. L. I. Violett. — Q Sgd. 18. 6. 82. An Blumengesellschaften: 2) Centaurea Fischeri. W. I. Purpurn — 9 Sgd. 22. 6. 83. — 3) Crepis sibirica. L. I. Gelb. — 9 Sgd. 25. 6. 82. — 4) Doronicum austriacum. Jacg. I. Gelb. — 9 Sgd. 12. 6. 83. — 5) Mulgedium alpinum. Less. I. Blau. — dj‘ Sgd. 10. 6. 83. — 6) Senecio Doronieum. L. 1. Gelb. — Jg‘ Sgd. 23. 6. 82. — 7) S. nemorensis. L. var. I. Gelb. — Sgd. 15. 8. 84, 12. Coelioxys. Latr. Beobachtete Arten: C. rufescens Lep. — C. elongata Lep. Die durch ihren kegelförmigen, mit weissen Haarbinden ') und Seitenflecken gezierten Hinterleib habituell leicht erkennbaren Coelioays- Arten besitzen das Saugrohr und die übrigen Hauptmerkmale einer Megachilide, während bei ihren 2 in Folge des Parasitismus der Pollen- sammelapparat vollständig verkümmert. Speciell charakteristisch für die Gattung sind ferner dreigliedrige Kiefertaster, dreizähnige Oberkiefer, be- _ haarte Augen, sowie Form und Bezahnung des Schildchens. Die Sexual- unterschiede erscheinen stark ausgeprägt, indem am Hinterleib der 2 das obere und untere Endsegment in eine schmale, klaffende, beim Stechen nach oben gerichtete Spitze auslaufen, während die am Endsegment 6 oder 8 Dornspitzen tragen, von denen 2 an den Seiten des Segments stehen und die mittleren 4 paarweise miteinander verwachsen. Den Arten eigenthümlich ist ein widerwärtiger, wanzenähnlicher Geruch, der wohl als eine Schutzeinrichtung gegen den Angriff von Vögeln — nach Smith ?) auch gegen die Wirthsbienen — zu gelten hat. Von den im Botanischen Garten bisher gefundenen beiden Arten schmarotzt C. »ufescens Lep. nach Gerstäcker”?) bei Anthophora parietina und qua- drimaculata, sowie auch bei Megachuile ericetorum und Osmia adunca, nach Smith *) auf der Insel Wight auf Osmia zanthomelaena, Coeliowys 1) Es ist bemerkenswerth, dass bei einer Gruppe von Coelioxys (C. octodentata Lep., coronata Först., erythropyga Först.) statt der für einen Schmarotzer entbehrlichen Haare flache Schuppen auftreten. 2) a. 2. 0. p. 141. 3) Stett. Entom. Zeit. 30. Jahrg. (1869) p. 169. 4) 2. a. 0. p. 145. 264 Loew elongata Lep. bei Megachile ligniseca, Willughbiella und eireumeineta; auch die übrigen Species leben als Kukuksbienen bei Megachile - Arten, ©. umbrina Sm. nach diesem Autor jedoch anch bei Saropoda. Behufs der Ermittelung der Blumenauslese habe ich die Besuche aller von H. Müller aufgeführten Arten!) zusammenziehen müssen, weil einerseits die Speciesbestimmung bei dieser Gattung sehr unsicher ist, andrerseits die für die einzelnen Arten angegebenen Besuchsfälle zu spär- lich erscheinen. Die Artengruppe wählt nach Müller die Blumentypen in folgender Reihe aus: 1. Bienenblumen (mit 34% der Besuche); 2. Blumengesellschaften (mit 343); 3. Blumen mit völliger Honig- bergung (323). Unter letztgenannten kommen besonders Geranium-Arten, Malva silvestris und Rubus fruticosus mehrfach vor, also Blumenformen, welche auch ‘die verwandten Stelis-Arten (s. oben) gern aufsuchen. In der Farbenauswahl werden die dunkelfarbigen (mit 66% der Besuche) den weissen oder gelben entschieden vorgezogen. Im Botanischen Garten, in welchem nur 10 DBesuchsfälle verzeichnet wurden, kamen 4 an Geranium-Arten, 4 an Blumengesellschaften und 2 an Bienenblumen vor. Hiernach hat Coekoxys entschiedene Oligotropie nach dunkelfarbigen Bienenblumen, Blumengesellschaften und bestimmten Honigblumen (Ge- ranium, Malva), die sich wie bei Stelis nur aus Vererbung und aus den Gewohnheiten der stammverwandten Bauchsammler erklären lässt, bei denen die Arten schmarotzen und mit welchen sie auch gemeinsame Blumenbesuche ausführen. Mit der Theorie Müllers steht die Art der Auslese in Widerspruch, da bei der verhältnissmässig geringen Rüssel- länge der Species (4—43 mm) ein Besuch von Bienenblumen nur in schwachem Grade stattfinden dürfte. Blumenbesuche. Nr. 39. Coelioxys rufescens. Lep. 2 und d. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium palustre. L. I. Hellpurpurn. — Q Sgd. 25. 6. 82. An Blumengesellschaften: 2) Hieraeium murorum. Fr. I. Gelb. — 2 Sgd. 29. 6. 84. An Bienenblumen: 3) Stachys germanica. L. var. intermedia. Ait. I. Purpurn. — J' Sgd. 27. 6. 84. — 4) S. larata. Jacq. II. Hellpurpum. — Q Sgd. 27. 6. 84. Nr. 40. Coelioxys elongata. Lep. 2.°) An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium phaeum L. I. 1) Diese sind im Hauptwerk ©. acuminata Nyl., €. conoidea Ill., ©. quadriden- ZUR L., ©. simplex Nyl. (= C. elongata Lep.), C. umbrina Sm. und unbe Arten; 'n den Nachtrasen kommen noch C. vectis Sm. und (. rufescens Lep. hinzu. 2) Obgleich ich zur Bestimmung der Coelioxys-Arten ausser Smith Catal. of the Brit. Bees. 2. Edit. Lond. 1876., und Schenck Die nassauischen Bienen. Jahrb. des TE Blumenbesuch von Insekten. 265 Violett. — Q Sgd. 3. 6. 83. — 2) G. pratense. L. I. Blau. — Q Sgd. 24. 6, 83. — 3) G. rubellum. Mnch. ? Vaterl. Blasslila.. — Q Sgd. 23. 6. 82. An Blumengesellschaften: 4) Helenium autumnale. L. II. Gelb. — 9 Sgd. 1. 9. 83. — 5) Ligularia speciosa. Fisch. et Mey. I. Gelb. — Q Sgd. 23.6 82. — 6) Rudbeckia laciniata. L. II, Gelb. — 9 Sgd. 31. 8 83. 13. Panurgus Latr. und Dasypoda Latr. Beobachtete Arten: Panurgus ealearatus Scop. — Dasypoda hirtipes F. Während alle bisher vorgeführten Bienengattungen ein hochentwickeltes Saugrohr mit stark verlängerter Ligula, zweigestaltigen (d. h. an der Basis als verbreiterte und verlängerte Scheiden, an den Enden als Tastapparat fungirenden) Lippentastern und gleichfalls dem Sauggeschäft angepassten Unterkiefern mit mehr oder weniger verkümmerten Tastern besitzen, beginnt mit den Panurgiden (Panurgus Latr., Dasypoda Latr. ete.) die Reihe der kurzrüssligen Bienen, deren Saugapparat die von H. Müller !) scharfsinnig nachgewiesenen Stufen der Anpassung bis zu dem der Grabwespen hinunter aufweist. Panurgus stellt ein interessantes Uebergangsglied dar, indem seine Zunge noch sehr lang ist und die Lippentaster sich der Eingestaltigkeit nähern; ihre beiden untern Glieder sind nämlich verlängert und abgeflacht, das dritte kürzere schwankt in seiner Richtung, ?) das vierte dient als Tastspitze. Bleiben sämmtliche Glieder der Lippentaster kurz und fallen sie in die- selbe Richtung, wie es bei der naheverwandten Dasypoda der Fall ist, so erscheint der erwähnte Uebergang bereits vollzogen. Im Pollensammel- apparat tritt innerhalb der Uebergangsgruppe zwischen lang- und kurz- rüssligen Bienen ebenfalls ein eigenthümliches Schwanken ein, so dass . derselbe selbst innerhalb einer einzelnen Familie nicht immer einheitlich gebaut ist. So hat Panurgus im weiblichen Geschlecht an Hinterferse, Hinterschiene, Hinterschenkel und Hinterhüfte lange Sammelhaare, ausser- dem an den Seiten des Metathorax glatte, vertiefte Stellen für die Pollenaufnahme, welche aber der kurzrüssligen Hosenbiene (Dasypoda) fehlen. Diese trägt an Hinterhüften, Hinterschienen und der stark ver- längerten Hinterferse schöngefiederte Sammelhaare von einer Länge wie sonst keine zweite einheimische Biene und häuft auf denselben Pollen- Ver. f. Naturk. d. Herzogth. Nassau. XIV. Heft (1859), auch die ausgezeichneten Be- schreibungen Gerstäckers der bei Berlin vorkommenden Coelioxys-Arten (Stett. Entom, Zeitung. 30. Jahrg 1869 p. 168—73) eingehend verglichen habe, so hege ich doch über die richtige Bestimmung obiger Coelioxys einige Zweifel, da die an letzterem Orte an- gegebenen Merkmale nicht vollkommen zutreffen; freilich stimmt auch keine andere der von Gerstäcker beschriebenen Arten besser überein. 1) H. Müller. Anwendung etc. p. 35—40. 2) a. a. O. p. 25. 266 Loew: massen an, welche im Volumen dem ihres halben Hinterleibs gleich- kommen und bereits von C. C. Sprengel mit den Waarenballen eines Packpferdes verglichen worden sind. — Der Habitus beider obengenannter Arten ist ein sehr verschiedener, da Panurgus calcaratus Scop. (Rüssel- länge 3 mm) eine kleinere, sehr schwach behaarte, schwarze Art mit flachem, fast ovalem Hinterleib darstellt, die im weiblichen Geschlecht durch lange braune Sammelhaare und im männlichen durch einen dicken Kopf sowie einen abgestutzten Zahn am Hinterschenkel sich auszeichnet, während Dasypoda hirtipes F. (Rüssellänge 5 mm) eine stark behaarte, grosse und schlanke Biene mit weiss- oder gelblich bandirtem Hinter- leib ist; das 2 kennzeichnet sich durch die bereits beschriebenen Sammel- haare von rothgelber Farbe, das C durch lange Fühler, zugespitzten Hinterleib und stark behaarte Beine, sowie durch sein ungestümes Gebahren anderen Bienen gegenüber, die es fast nach Wespenart anzugreifen pflegt, um sie von einer Blüthe zu verjagen. Bei dem Blumenbesuch beschränkt sich P. calearatus Scop., wie auch P. Banksianus Latr. fast ganz auf gelbgefärbte Compositen, zwischen deren Blüthen sich 2 und d’ im Blüthenstaube wälzen. Nach Müller fanden unter 20 Besuchern beider Arten 16 Besuche an gelbgefärbten Blumengesellschaften statt, die übrigen betrafen Convolvulus arvensis, Ranunculus acris, Erysimum cheiranthoides und Oenothera biennis. Im Bot. Garten fand sich ?. calearatus ebenfalls auf einer gelbgefärbten Composite ein. Dasypoda fliegt nach den Listen Müller’s ganz ausschliesslich an den Blumengesellschaften der Compositen und Dipsaceen; das 2 läuft während des Sammelns unter hastiger Be- wegung der Beine über das Körbchen, in deren Blüthen es dabei hier und da den Rüssel einsenkt; das d‘ macht flüchtigere Blumenbesuche und sucht mit grossem Eifer nach 2. Imi Bot. Garten traf ich beide Geschlechter nur einigemale an Compositen. Bei der Farbenauswahl be- vorzugt Dasypoda ebenfalls die hellfarbigen Blumen, wenn auch im schwächeren Grade als Panurgus. Beide Arten sind nach ihrem Ge- sammtverhalten als fast monotrop (für hellfarbige Blumengesellschaften) zu bezeichnen, da sonst nahverwandte Bienen mit gleichkurzem Rüssel einen bedeutend vielseitigeren Wirkungskreis zu entfalten pflegen. Offenbar ist eshier das auch in dem überreich entwickelten Sammelapparat sich kundgebende Bedürfniss reichlichster Pollengewinnung für die Brut, welches Panurgus und Dasypoda auf die Kategorie der blüthenstaubreichen und bequem zugänglichen Blumengesellschaften beschränkt. Blumenbesuche. Nr. 41. Panurgus calcaratus. Scop. ®. An Blumengesellschaften: 1) Hieracium brevifolium. Tausch I. Gelb. — DO Sich zwischen den Blüthen wälzend und dicht mit Pollen behaftet. — 11. 9. 83. Blumenbesuch von Insekten. 267 Nr. 42. Dasypoda hirtipes. F. 2 und d. An Blumengesellschaften: 1) Crepis biennis. L. I. Gelb. — J* In mehreren Exemplaren sgd. 24. 6. 83. — 2) Hieracium umbellatum. L. I. Gelb. — og“ Psd. u. sgd. 24. 8. 83. — 3) Rhaponticum pulchrum. Fisch. et Mey. II. Rosa. — J' Sgd. 26. 6. 83. 14. Cilissa. Leach. Beobachtete Art: C. trieineta. K. (= C. leporina Pr.) Die Gattung bildet ein Uebergangsglied zwischen den kurzrüssligen Andreniden und den Anthophoriden, mit denen sie im Pollensammelapparat — einer dichten Haarbürste auf Schienen und Fersen der Hinterbeine, sowie einem steifen, das zweite Tarsenglied bedeckenden Haarbüschel — übereinstimmt. Die Zunge ist viel kürzer als bei Panurgus, die Neben- zungen sind eigenthümlich faserig, die Lippentaster eingestaltig und wenig erweitert. Habituell gleicht obige Art für ein ungeübtes Auge der Honigbiene oder auch gewissen Grabbienen, unterscheidet sich aber leicht (abgesehen von den bereits erwähnten Kennzeichen) durch ihren kegelförmigen, an der Basis abgestutzten, mit gelblichen Haarbinden ‘versehenen Hinterleib, der beim 2 in eine schwarze, neben weiss ge- zeichnete Endfranse ausläuft, während das & durch längere, fast gesägte Fühler verschieden ist. Ausser C. trieineta K. kommen hier auch €. haemorrhoidalis F. und C. melanura Nyl. in Betracht, weil in den Blumenbesuchen dieser ungefähr gleichrüssligen Arten (Rüssellänge 3— 4 mm) ein ganz auffallender Unterschied hervortritt. Während nämlich ©. trieineta eine stark ausgesprochene Vorliebe für Bienenblumen — und zwar besonders Arten von 7rxfolium, Medicago, Lotus, Onomis ete. — be- kundet und nur nebenher Blumengesellschaften, sowie Blumen mit flacher . liegendem Honig besucht, trifft man ©. haemorrhoidalis häufig an Cam- panula- Arten, in denen sie auch übernachtet, daneben auch an .Lotus, Prunella und Malva. C. melanura wird, obgleich sie eine nicht seltene Art ist, fast immer nur an Zythrum Salicaria L. gefangen; in einem einzigen Falle traf H. Müller (Nachträge III. p. 145) ein d an Thrineia hirta. Die drei Arten sind demnach in verschiedenem Grade oligotrop. C. trieineta und C. haemorrhoidalis neigen bereits zu Monotropie, die eine für eine Blumenkategorie, die zweite für einen Gattungstypus (Campanula); die dritte Art bietet den sehr seltenen Fall von Monotropie für eine einzelne Pflanzen- species (ZLythrum Salicaria) dar. Letztere Pflanze zeichnet sich durch eine lange, vom Juni bis September währende Blüthezeit sowie durch Blumen- und Honigreichthum aus und reicht daher für das Bedürfniss der vom Juni bis August schwärmenden Biene allerdings aus. Es ist dies um so merkwürdiger, als der nur 3—4 mm lange Rüssel von C. melanura für die bequeme Ausbeutung des Honigs von ZLythrum, der in 268 Loew: einer 5— 7 mm langen Kelchröhre geborgen wird, eigentlich nicht ge- nügt und sie deshalb nach H. Müller (Befr. p. 195) veranlasst wird, den Kopf möglichst tief in die Röhre einzuzwängen. Genannter Beobachter hebt a. a. OÖ. auch hervor, wie genau die Körperdimensionen der Biene gerade der trimorphen Zythrum-Blüthe angepasst seien, indem sie beim Saugen mit der Unterseite des Kopfes die kürzeren, mit der Unterseite der Brust die mittleren und mit der Unterseite des Hinterleibs die längeren Staubgefässe der drei verschiedenen Blumenformen berühre. So erbeutet sie also ein Maximum von Pollen und dies im Verein mit der langen Blüthendauer und dem Blumenreichthum von Lythrum Salicaria mag vielleicht der Grund ihrer ausschliesslichen Be- suche an dieser Pflanze sein. Bei der nahen Verwandschaft genannter Cilissa-Arten liegt übrigens auch die Annahme nahe, dass ©. melanura aus ©. Zrieineta oder einer ihnen gemeinsamen Stammform als allmählich monotrop gewordene Rasse durch natürliche Züchtung hervorgegangen ist. Blumenbesuche. Nr. 43. Cilissa trieineta. K. 2 und d. An Bienenblumen: 1) Medicago carstiensis Jacq. I. Gelb. — Q Normal sgd. u. psd., JS sgd — 22. 6. 83. — 2)M. faleata X sativa. Rchb. I. Gelb, andere Blüthen blau. — Q@ Wie vorige 8. 8. 84. 15. Andrena F. und Halietus Latr. (Hylaeus F.) Beobachtete Arten: S. weiter unten. Beide sehr artenreiche Gattungen rangiren nach der Ausbildung des Saugapparates hinter den Panurgiden, aber vor den Gattungen Sphecodes und Prosopis, welche in ihren Mundtheilen nur wenige Schritte der Anpassung über die Grabwespen hinaus gemacht haben.') Die Zunge ist verhältnissmässig kurz, aber am Ende zugespitzt und behaart, die Lippentaster sind immer eingestaltig, die Kiefertaster sechsgliedrig, Kinn und Angeln lang gestreckt. Der Pollensammelapparat steht da- gegen bereits auf einer hohen Stufe der Ausbildung; denn nicht nur sind Hinterschienen, Hinterschenkel und Hinterhüften dicht mit Haaren besetzt, sondern auch die Seiten der Hinterleibsbasis und des Metathorax haben zur Aufnahme von Blüthenstaub geeignete glatte Stellen. Besonders charakteristisch ist ein lang herabhängender, gekrümmter Büschel schön- gefiederter Haare (die Hüftlocke), welcher bei Andrena am hinteren Schenkelring, bei Halictus an der Schenkelbasis sitzt. Beide Gattungen lassen sich (abgesehen von Merkmalen des Flügelgeäders) im weiblichen Geschlecht leicht durch das fünfte Hinterleibssegment unterscheiden, 1) H. Müller Anwendung etc. p. 24. t ö r \ Blumenbesueh von Insekten. 269 welches bei Halietus eine kahle, von Haaren eingefasste, bei Andrena fehlende Längsrinne trägt, während die d' von Halictus durch ein mehr oder weniger verlängertes, am Endrande meist hellgefärbtes Kopfschild ‘sich auszeichnen. Es würde zu weit führen, hier die einzelnen, im Botanischen Garten gefangenen Species ausführlich zu charakterisiren; nur die für die Blumenauswahl massgebende Rüssellänge sowie auch die Gesammtkörperlänge der verschiedenen Species mag angegeben werden. Von Andrena wurden beobachtet: I. Arten mit glattem, glänzendem, fast unbehaartem Hinterleib: l) Andrena albicans Müll.. Rüssel 2—2,5 mm Körper. 8—11 mm 2) A. nitida Fourc. .... z 3,9 > - 12-—14 - lI. Arten mit behaartem, nicht bandirtem Hinterleib: MIA hbalis K....,:.. Rüssel 3,5 mm Körperl. 12 — 14 mm 4) A. parıula K. ..... 2 te s D—6 - III. Arten mit bandirtem Hinterleib: 5) A. Scheneki Mor... ... Rüssel 4 mm Körper. 12—14 mm 6) A. extricata Sm. .... .- 3-4 - z 10-14 = 7) A. eombinata Chr. . . . - 3% z 8—11 - 8) A. propinqua Schenck. . z unit. 3 . 8—10 - 9) A. separanda Schmiedk. : 3 hie - 9-10 = IV. Arten mit dichtpelzig behaartem Hinterleib: MIN A fuwa Schr... ».... Rüssel 3 mm Körperl. 11—12 mm Von Halietus : | I. Grosse Art mit ganzen Randbinden: 1) Halietus sexcinetus F... Rüssel 5-6 mm Körperl. 13—15 mm II. Mittlere Art mit schwarzen Segmenträndern und Randbinden: 2) H. rubieundus Chr... . Rüssel 4—4,5 mm Körperl. 10— 12 mm II. Mittlere Arten mit schwarzen Segmenträndern und ganzen Basalbinden: 3) H. leucozonius Schr. ... Rüssel 4 mm Körperl. 8,510 mm 4) H. zonulus Sm. .... - 4 2 8,5— 10 mm IV. Mittlere Art mit schwarzen Segmenträndern und unterbrochenen Basalbinden: 5) H. sexnotatus K. ..... . Rüssel 4 mm Körperl. 10—11 mm !) Die Rüssellängen theilweise nach Angaben Müllers, 270 Loew: V. Mittlere Arten mit hellen Segmenträndern und weissen Basalflecken: | 6) H. eylindrieus F..... Rüssel 3—4 mm Körperl. 8,5 — 11 mm A . = E 6— 7 = VI. Kleine Arten ohne deutliche weisse Haarbinden oder Flecken: 8) H. nitidiuseulus K. ... Rüssel 2 mm Körper. 5— 6 mm 9) H-mallosılus K., 2 Su E Arge E 5-6 -» 10) H. minutissimus K. .. z 1.942 E 3— 4 = Biologisch unterscheiden sich die Andrena- und Halietus-Arten vor Allem durch verschiedene Entwickelung; bei ersteren treten die über- ‚winternden 2 und 0’ annähernd gleichzeitig — und zwar oft schon im ersten Frühjahr (März bis April) — auf; der meist nur kurzlebigen ersten Generation folgt bei manchen Arten noch eine zweite im Sommer oder Herbst.') Bei Haletus dagegen überwintern nur die befruchteten 2, welche im Frühjahr allein fliegen; dann entwickelt sich eine Sommer- generation von 2 und J’, welche zusammen schwärmen, zuletzt kommt noch — wenigstens bei einer Reihe von Arten — eine Herbstgeneration, ?) deren J' eine bis in den Oktober dauernde Flugzeit haben und dann zu Grunde gehen, während die 2 wieder überwintern. Wir werden sehen, dass dieser sehr ausgeprägte Unterschied in der Erscheinungszeit von 2 und c beider Gattungen auch in der Art ihrer Blumenauslese deutlich zum Ausdruck gelangt. In der Auswahl der verschiedenen Blumentypen zeigen die aufgeführten Halietus- und Andrena-Arten als kurzrüsslige Bienen eine bestimmt aus- sesprochene Vorliebe für Blumen mit flacher liegendem Honig und für helle Blumenfarben, wie es die Theorie Müllers verlangt. Nach den Listen Müllers entfallen auf die einzelnen Blumenkategorien folgende Procentzahlen des Gesammtbesuchs: | 1) Nach Schmiedeknecht Apid. Europ. p. 425. 2) Nach W. H Müller Proterandrie der Bienen. Liegnitz (1882) p. 7—10. Der- selbe constatirte übrigens eine um 8 — 14 Tage vorauseilende Entwickelung der g' vor den © bei Arten von Halictus und Andrena, sowie bei den meisten übrigen einheimischen Bienengattungen. Diese „Proterandie“ wurde auch von andern Beobachtern wie F. Smith, Schenck, H. Müller in einzelnen Fällen bemerkt und ich selbst kann sie z. B. für Anthophora pilipes, Osmia rufa, Anthidium manicatum nach meinen Beobachtungen im Bot. Garten bestätigen. Bei einigen Bienen kommt auch entschiedene Protogynie (vorauseilende Ent- wickelung der 2) vor, so z. B. bei Andrena Clarkella K. nach Schmiedeknechts Be- obachtungen (Apid. Europ. p. 425). u a Blumenbesuch von Insekten. 971 Andrena. Halietus. (8 Arten mit (9 Arten mit 182 Besuchen.) 376 Besuchen.) An Windblüthen und Pollenblumen 6,63 5,9% - offenen Honigblumen ...... 25,3 - = - Blumen mit theilweiser Honig- ee ne 27,4 - 17,0. - - Blumen mit völlig geborgenem le 16,4 = 17,6 - - Blumengesellschaften ...... 11,5 : 35,3 = emenhlamien. ........». 12.0 16,2 - ine eier» 0,6 = 0,8 - An hellfarbigen Blumen ...... 714 3 64,4) zedankellarbigen = ...... 26 = 35,6 = Im Bot. Garten war die Auswahl folgende: Andrena. Halietus. (11 Arten mit (11 Arten mit 47 Besuchen.) 95 Besuchen.) Ans Pollenblumen '; . 2... =; i 4,3% 1,12 - offenen Honigblumen...... 25,3.: 5972 - Blumen mit theilweiser Honig- ne el 27,6 = 2,1» - Blumen mit völlig geborgenem a SR; u. uy — = 20,9 - - Blumengesellschaften .. . ... . 8,5 - 48,8 - Ber Bienenblumen . 1. 212. 2. 31,9 - 19,7 = alterblamen. ... 21... .2...0. Re 2,1 - An hellfarbigen Blumen ...... 715,37 62.98 = donkeläarbgen >= ...... 26,7 - 33 - Da die Besuchsfälle im Botanischen Garten viel spärlicher sind als nach den Listen Müllers, so kommt den Unterschieden in den beider- seitigen Procentzahlen keine grosse Bedeutung zu. Uebereinstimmend geht aus den Beobachtungen erstens hervor, dass die kurzrüssligen An- drena- und Halietus-Arten die Blumen mit offenem, theilweise und völlig geborgenem Honig in stärkerem Grade aufsuchen als irgend eine lang- rüsslige Bienenart. Zweitens zeigt sich aber zwischen beiden Gattungen der Unterschied, dass die Halietus-Arten sich relativ viel häufiger an Blumengesellschaften einfinden als die Andrenen. Die Verhältnisszahl der Besuche an Bienenblumen (12—31,9 5 des Gesammtbesuchs) erscheint höher als sie in Wirklichkeit ist, weil diese Blumen in der Mehrzahl der Fälle nur unvollkommen von genannten kurzrüssligen Bienen ausge- 272 i Loew: beutet werden können. Die geringen Körperdimensionen mancher Arten ermöglichen es ihnen, in eine Bienenblume völlig hineinzukriechen und so zum Honig auf eine der Fremdbestäubung ungünstige Weise zu gelangen; in anderen Fällen ‚beschränken sich die Arten an Bienen- blumen (wie auch an den Falterblumen) auf das Geschäft des Pollen- sammelns oder sie stehlen endlich den Honig durch Löcher, welche vorher von Hummeln gebissen worden sind. Eine Uebersicht dieser Besuche an Bienenblumen nach Müllers Listen ergiebt Folgendes (in Procenten des Gesammtbesuchs): Besuche, die für das Besuche, die für das Insekt vollkommen erfolgreich waren (Pollen- und Ho- nigausbeute gewäh- Insekt nur theil- weise erfolgreich waren (nur Pollen- oder nur Honigaus- beute, letztere auch Besuche, die für das Insekt voll- kommen erfolg- los waren. rend). durch Diebstahl). Andrena-Arten . . . 34,5% 29,13 33,3. Halietus-Arten . . . . 53,1 = 3.0 15,0 = Hiernach gelingt die Ausbeute der Bienenblumen den im Allge- meinen etwas langrüssligeren Falietus - Arten besser als den noch kurz- rüssligeren Andrenen, beide besuchen jedoch eine Reihe von Bienen- blumen (z. B. nach H. Müller die langgrifflige Form von Primula offieinalis, ferner Ajuga reptans, frische Blüthen von Antirrkinum majus, Lamium purpureum, Irifolium pratense u. a) vollkommen vergeb- lich und offenbar nur probeweise, indem sie dadurch bestätigen, dass von einem constant zweckmässig wirkenden Instinkt der blumen- auswählenden Bienen keine Rede sein kann. Die hohe Differenzirung des Pollensammelapparats bei den Grab- bienen (Halictus und Andrena) setzt ein damit parallelgehendes starkes Pollenbedürfniss derselben unzweifelhaft voraus; die erstaunliche Menge von Blüthenstaub, welche sie an ihrem Körper anhäufen, steht aber mit dem Futtervorrath ihrer Larvenzellen durchaus nieht in Einklang.) Es ist daher von Bedeutung, dass durch die Beobachtungen von Müller das Fressen von Pollen durch blumenbesuchende Grabbienen selbst nachge- wiesen worden ist.”) Da die gleiche Eigenthümlichkeit nur noch den auf tiefster Anpassungsstufe stehenden Gattungen Prosopis und Sphecodes 1) Vgl. Schenck, Die nassauschen Bienen p. 117. 2) Müller beobachtete z. B. das Pollenfressen von Andrena albicans an HRibes alpinum, Rosa canina und Centifolia, von A. combinata an Sisymbrium officinale, von Halictus eylindrieus an Stellaria Holostea, von H. zonulus an Solidago canadensis (Nachtr. III. p. 92), von FM. albipes an Echium vulgare etc. An Teesdalea nudicaulis sah er (Nachtr. II. p. 199) mehrere kleine Halictus-Arten, welche Pollen frassen, aber ausserdem auch saugten und Pollen sammelten; als er einige Exemplare in die Hand nahm, konnte er deutlich wahrnehmen, wie sie etwas verschluckten Pollen wieder ausspieen, Blumenbesuch von Insekten. 273 zukommt, welche jedoch einen besonderen Pollensammelapparat entbehren, so erscheinen Andrena und Halietus als ein Uebergangsglied zwischen nur pollenfressenden und pollensammelnden Bienen. Gleichzeitig erklärt sich durch das Pollenfressen der Bienen selbst das oben erwähnte Missver- hältniss zwischen eingesammelten Pollen und Larvenfuttervorrath auf un- gezwungene Weise. Die schon erwähnte Verschiedenheit in der Entwickelung von und 2 bei Andrena und Halietus hat auf ihre Blumenauslese einen sehr merkbaren Einfluss. Die in Betracht kommenden Andrena-Species sind vorwiegend Arten mit früher und kurzer, für beide Geschlechter annähernd gleicher Flugzeit, während bei der Gattung Aalietus die der ver- schiedenen Generationen vom Frühling bis zum Herbst schwärmen, die Jd dagegen relativ spät (abgesehen von der nur für gleiche Generationen geltenden Proterandrie) zur Entwickelung gelangen und bis in den oft kalten Spätherbst eine unbehagliche und nur aus dem Grunde noch nicht vollzogener Begattung erklärbare Existenz fortsetzen. Trennt man in Rücksicht auf diese biologischen Verhältnisse die Blumenbesuche der 2 und J‘, so zeigt sich eine bemerkenswerthe Verschiedenheit. Andrena. Halietus. Besuche der J' Besuche der @ Besuche der 5‘ Besuche der 2 An Blumengesell- schaften.... 2143 11,23 ‘0,12 27,73 - Blumen sämmt- licher übriger Kategorien .. 78,6 - 88,8 - 29,9 - 172,3 = Es besuchen also die beiden Geschlechter von Andrena die Blumen- gesellschaften in ungefähr gleichem Verhältniss, die spät fliegenden Halietus-Männchen aber in sehr viel stärkerem Grade als ihre vom Früh- jähr bis Herbst thätigen 2. Der Grund davon liegt vermutlich darin, dass die Compositen und Dipsaceen während der Herbstflugzeit der J in unserer heimathlichen Flora das am meisten vorwiegende Contingent unter den Herbstblumen bilden und daher auch von den honigsuchenden J‘ regelmässig aufgesucht werden. Während die Mehrzahl der obenge- genannten Aalictus-Arten im Allgemeinen als polytrop zu be- zeichnen ist,') machen also ihre 0" trotz gleicher Rüssellänge eine 1) Dies gilt besonders für diejenigen Arten, für welche ausreichendes Material von Besuchsfällen vorliegt, wie z. B. für Halietus ceylindrieus. Diese Art wählt in folgender Reihe aus: 1) Blumengesellschaften (34,6 %). 2) Blumen mit völliger Honigbergung (20,2%). 3) Bienenblumen (16,3%). 4) Blumen mit theilweiser Honigbergung (15,3 %). 5) Windblüthen: und Pollenblumen (6,7 °%). 6) Blumen mit offenem Honig (5,7 %). 7) Falterblumen (1 %). Das Schwanken zwischen einer ganzen Anzahl von Blumen- kategorien macht die Polytropie evident. Dass innerhalb der Gattungen Halictus und Jahrbuch des botanischen Gartens. II. "18 274 Loew: durch späte Flugzeit bedingte Ausnahme und erscheinen als oligotrop für die spät aufblähenden Blumengesellschaften, — gewiss ein sehr schönes Beispiel dafür, dass die Blumenauslese nicht bloss von der Rüssellänge, sondern auch von vielen anderen rein biologischen Momenten, hier z. B. von dem Verhältniss zwischen der Flugzeit eines Blumen- besuchers und der Aufblühzeit derihm zugänglichen Blumen- formen abhängig sein kann. Blumenbesuche. Nr. 44. Andrena albicans. Müll.!) 2 und d. An offenen Honigblumen: 1) Euphorbia aspera M. B. I. Gelb. — dg‘ Sgd. 7. 5. 82. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 2) Salix einerea. L. I. Ohne Blumen. — d' Sgd. 28. 4. 83. An Blumengesellschaften: 3) Valeriana offieinalis. L. var. altissima. I. Weiss. — Q Sgd. und Psd. 18. 6. 82. Nr. 45. Andrena nitida. Foure. 2. An Pollenblumen: 1) Adonis vernalis. L. I. Gelb. — 9 Päd. 8. 5. 83. An Blumen mit offenem Honig: 2) Euphorbia palustris. L. I. Gelb. — DO Sgd. und Psd. 21. 5. 82. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 3) Ranunculus acris. L. I. Gelb. — 9 Sgd. und Psd. 23. 5. 82. — 4) Sisymbrium austriacum. Jacg. I. Gelb. — 9 Psd. 18. 5. 82. Andrena auch oligotrope neben nahverwandten polytropen Arten vorkommen können, ist sicher; für letztere Gattung habe ich nach den zuverlässigen Angaben Schmiedeknechts (Apid. Europ.) folgende Zusammenstellung gemacht (die mit einem * bezeichneten Arten sind entschiedene Frühjahrsbienen): Polytrope Arten: Oligotrope Arten: * Andrena albicans Müll., *4A. tibialis K.,| A. nasuta Gir. (an Anchusa officinalis), *A. Trimmerana K., *A. Gwynana K., 4A.|*A. cineraria L. (an Salix), A. lapponica Sm. fucata Sm. *A. parvula K., *4. spinigera K., | (an Vaccinium), A. Cetü Schr. (an Scabiosa), *A. extricata Sm., *A. fulvierus K., A. pro- | A. florea F. (an Bryonia), A. alpina Mor. zima K. etc. (an Campanula), A. austriaca Pz. (an Um- belliferen), A. Hattorfiana F. (an Knautia), A. eurvungula Th. (an Campanula), A. lucens Imh. (an Umbelliferen) etc. Eine grosse Zahl der frühfliegenden Arten fliegt regelmässig an Weidenblüthen, ohne dass daraus ohne Weiteres Oligotropie zu folgern ist. Auffallend erscheint es viel- mehr, dass die spät erscheinenden Arten eine vorwiegende Neigung zu Oligotropie, die Frühjahrsbienen dagegen zu Polytropie erkennen lassen — möglicherweise aus dem Grunde, weil im Frühjahr der Kreis der disponibeln Blumen noch spärlich ist und daher vielseitiger ausgenutzt werden muss als im Sommer, in welchem Blumen gleicher Kate- gorie in zahlreicheren Formen vorhanden sind. !) In der Nomenklatur, Synonymie und Anordnung der Andrena-Arten bin ich der neuesten Darstellung der Gattung durch Schmiedeknecht (in den Apid Europ.) gefolgt. Blumenbesuch von Insekten. 275 An Blumengesellschaften: 5) Doronicum caucasicum. M. B. I. Gelb. — O Sgd. und Psd. 22. 5. 83. An Bienenblumen: 6) Pulmonaria offieinalis. L. I. Blau. — 9 Nur Ped. 16. 5. 82. — 7) Symphytum offieinale. L. I. Violett. — Q Nur Psd. 18. 5. 82. An Falterblumen: 8) Asperula taurina. L. I. Weiss. — Q@ Nur Pd. 2. 6. 82. Nr. 46. Andrena tibialis K. (= A. atriceps K.) 2 und d.. An offenen Honigblumen: 1) Chaerophyllum hirsutum. L. I. Weiss. — g' Sgd. 16. 5. 82. — 2) Molopospermum peloponnesiacum. Koch. I. Gelb. — 9 Sgd. und Psd. 3. 6. 83. — 3) Siler trilobum. Scop. I. Gelbweiss. — 9 Sgd. und Pd. 2. 6. 82. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 4) Sisymbrium austriacum. Jacq. I. Gelb. — 9 Sgd. und Psd. 16. 5. 82. Nr. 47. Andrena parvula.. K. 2 und d. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 1) Arabis albida. Stev. II. Weiss. — g‘ Sgd., 2 Psd. und sgd. 28. 4. 83., 6. 5. 83. — 2) Schievereckia podolica. DC. I. Weiss. — Q Psd. und Sgd. 8. 5. 83. Nr. 48. Andrena spec.') An Blumengesellschaften: Valeriana asarifolia. Dufr. II. Weis. — 9 Psd. und Sgd. 31. 5. 82. Nr. 49. Andrena Schencki Mor. (= A. Schrankella Nyl.) 2. . An Blumen mit offenem Honig: 1) Heracleum disseetum Ledeb. I. (Altai.) Weiss. — 9 Sgd. und Psd. 22. 6. 83. — 2) Imperatoria Ostruthium. L. J. Weiss. — QO Wie vor. 2. 6. 82. Nr. 50. Andrena extricata. Sm. (= A. fasciata. Wesm.) 2 und d.. An Blumen mit offenem Honig: 1) Aegopodium alpestre. Ledeb. I (Altai.) Weiss. — 9 Sgd. und Psd. 25. 5. 82. — 2) Euphorbia palustris. L. I. Gelb. (Ohne Blumen.) — Q Psd. 7. 5. 82. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 3) Barbarea vulgaris. Br. I. Gelb. — 9 Pod. 7. 5. 82. — 4) Brassica oleracea. L. I. Gelb. — 9 Pxd. 7. 5. 82. — 5) Ornithogalum umbellatum. L. I. Weiss. — Q Ped. 18. 5. 82, An Blumengesellschaften: 6) Doronicum austriacum. Jaeq. I. Gelb. — d Sgd. 8. 6. 83. An Bienenblumen: 7) Medicago sativa. L. I. Blau — d' Sgd. 26. 6. 83. Nr. 51. Andrena combinata. Chr. (= A. dorsata Sm.) 2. An Blumen mit offenem Honig: 1) Euphorbia aspera. M. B. II. Gelb. (Ohne Blumen) — Q Psd. 18. 5. 83. An Blumenmittheilweisegeborgenem Honig: 2) Sisymbrium austriacum. Jacgq. I. Gelb. — 9 Sgd. und Psd. 31. 5. 84. An Bienenblumen: 3) Astragalus monspessulanus. L. I. Purpurn. — Q Psd. 25. 5. 85. — 4) Lupinus polyphyllus. Lindl. III. Blau. — Q Pollen mittels der Nudel- presseinrichtung herausdrückend und denselben an Schenkel- und Schienenbürste der 1) Diese zu der Gruppe von Arten mit schwach behaartem, nicht bandirtem Hinterleib gehörige Species gehört möglicherweise zu A. austriaca Pz. (= A. Rosae K. 9) x 18* 276 Loew: Hinterbeine übertragend. — 5. 6. 83. — 5) Nepeta Mussini. Henk. I. Blau. — 9 Nur psd. 8. 6. 83. — 6) Pentstemon procerus Dougl. III. Blau — Q Wie vor. 2. 6. 82. — 7) Vieia onobrychioides. L. I. Blau. — Q Wie vor. 31. 5. 82, Nr. 52. (?!) Andrena propinqua. Scheneck (= A. Lewinella K.) An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 1) Bunias orientalis. L. I. Gelb. — 9 Psd. und Sgd. 3. 6. 83. — 2) Sisymbrium austriacum. Jacq. I Gelb. — Q Wie vor. 31. 6. 84. Nr. 53. (?) Andrena separanda. Schmiedekn. An Bienenblumen: 1) Trifolium pannonicum. L. I. Gelbweis. — 9 Psd. 23. 6. 82. Nr. 54. Andrena fulva. Schr. 2 und d. An Pollenblumen: 1) Tulipa silvestris. L. I. Gelb. — 9 In die Blüthe kriechend und dicht mit Pollen behaftet wieder herauskommend. 8. 5. 83. An Blumen mit offenem Honig: 2) Euphorbia palustris. L. I. Gelb. (Ohne Blumen). — 9 Psd. 7. 5. 82. — 3) E. pilosa. L. I. Gelb. (Ohne Blumen). — OD Ped! 7.5. 82. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: Salix nigricans. Sm. I (Ohne Blumen) — Q Sgd. 6. 5. 83. An Bienenblumen: 5) Fritillaria latifolia. W. II. Gelb und braun. — 9 Ganz in die Blüthen hineinkriechend, psd. 6. 5. 83. — 6) F. imperialis. L. II. Roth. — 9 Wie vorige 8. 5. 83. — 7) Hyaeinthus orientalis. L. II. Blau. — dj‘ Sgd. (? ob mit Erfolg). 6. 5. 83. — 8) Muscari botryoides. DC. I. Blau. — Q Sgd. 6. 5. 83. — 9) M. Lelievrii. Bor. et Jord. I. Blau. — Q Sgd. 6. 5. 83. — 10) Scopolia carniolica. Jacq. I. Braun, inwendig gelb. — 9 Ganz in die Blüthen hineinkriechend und sgd. 6. 5. 83. Nr. 55. Halictus?) sexeinetus. F. (= H. quadrieinetus Ol. 2.) 2. An Blumengesellschaften: 1) Mulgedium alpinum. Less. I. Blau. — Q Sgd. öl. 5. 82. An Bienenblumen: Nepeta Mussini Henk. II. Blau. — Q Sgd. 3. 6. 83. Nr. 56. Halietus rubieundus Chr. 2 und d. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium palustre. L. I. Hellpurpurn. — Q Sgd. 20. 8. 82. — 2) Origanum vulgare. L. I. Purpurn. — Q Sgd. 2.18:482: An Blumengesellschaften: 3) Aster Lindleyanus Torr. et Gr. III. Lila (Strahl) und gelb (Scheibe). — g“ Sgd. 4. 9. 83. — 4) Helenium autumnale. L. III. Gelb. — Q Sgd. und Psd. 3. 9. 82. — 5) Solidago livida. W. III. Gelb. — 9 Wie vorige. 16. 9. 83. 1) Die mit einem ? versehenen Arten sind als unsicher bestimmt zu betrachten, da es mir bei so artenreichen Gattungen wie Andrena, Halictus ete. nicht immer mög- lich war, ein sicheres Urtheil über ein vereinzelt gefangenes Exemplar zu gewinnen. 2) In der Nomenklatur und Anordnung der Halictus-Arten war ich in Ermangelung von Besserem auf Schencks Schriften angewiesen, da mir die Mon»>graphie von Förster wegen der Zersplitterungssucht dieses Autors kein Vertrauen erwecken konnte. Ueber die Bestimmung der kleineren Arten blieben mir daher einige Zweifel. zu rg ne ansehe rg ee ern ER ten ai une et Aue DE et en Blumenbesuch von Insekten. 277 Nr. 56. Halietus leueozonius Sehr. 2 und d.. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium striatum L. II. Weiss mit dunkeln Adern. — g' Sgd. 3. 9. 82. An Blumengesellschaften: 2) Aster brumalis. N. E. III. Lila und gelb. — d' Sgd. 11. 9. 83. — 3) Doronicum austriacum. Jaegq. I. Gelb. — Q Psd. 25. 5. 84. — 4) D. plantagineum. L. II. Gelb. — Q Psd. 4. 6. 84. — 5) Hieracium australe. Fr. I. Gelb. — J' Sgd. 11. 9. 83. — 6) H. crinitam Sibth. et Sm. II. Gelb. -— Q Sgd. 24. 8. 84. — 7) H. umbellatum. L. I. Gelb. — 9 Sgd. 31. 8. 83. — dJ' Sgd. 24. 8. 84. — 8) Silphium Asteriseus. L. III. Gelb. — Q Sgd. 14. 8. 83. Nr. 58. (2) Halictus zonulus Sm. d. An Blumengesellschaften: 1) Taraxacum salinum (Poll.) I. Gelb. — d' Sgd. 2. 9. 83. Nr. 59. Halietus sexnotatus. K. 2. An Blumen mit offen liegendem Honig: 1) Euphorbia pilosa. L. I. Gelb. — Q Sgd. und Psd. 22. 5. 83. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 2) Asparagus officinalis. L. I. Grünlich. — Q Sgd. 10. 6. 83. — 3) Geranium palustre L. I. Hellpurpurn. — 9 Sgd. 20. 8. 82. — 4) Geum japonicum Thbg. III. — 9 Psd. 21. 5. 82. — 5) Plec- tranthus glaucocalyx. Max. III. Hellila. — Q Sgd. 31. 8. 83. An Blumengesellschaften: 6) Aster sparsiflorus. Mch. III. Lila und gelb. — Q Sgd. 11. 9. 83. — 7) Doronieum austriacum. Jacq. I. Gelb. — 9 Psd. 25. 5. 83, — 8) Heliopsis laevis. P. III. Gelb. — 9 Sgd. 31. 8 83. — 9) Rudbeckia speciosa. Wend. III. Gelb und braun. — Q Sgd. 2. 9. 83. — 10) Silphium Asteriscus L. III. Gelb. — Q Sgd. 14. 8. 83. An Bienenblumen: 11) Lamium flexuosum Ten. II. — Q Nur Psd. 20. 5. 84. — 12) L. garganicum. L. II. Hellpurpurn. — Q Wie vorige. 7. 5. 82. — 13) Nepeta lophantha. Fisch. I. Blau. — 2 Nur Psd. 20. 8. 82. — 14) N. Mussini Henk. II. Blauu — Q Wie vorige. 3. 6. 83. — 15) Pentstemon procerus. Dougl. III. Blau. — © Nur Psd. 2. 6. 82. — 16) Symphytum offieinale. L. I. Violett. — © In die Blüthen hineinkriechend und zu saugen versuchend. — 5. 6. 83. — 17) Verbena hastata X offieinalis. Bläulichviolett. — Q Sgd. 1. 9. 82. An Falterblumen: 18) Monarda fistulosa L. III. Lila. — 2 Ohne Erfolg zu saugen versuchend. 20. 8. 82. — 19) Silene Bastardi. Bor. I. Weiss. — Q In die Blüthe hineinkriechend. 8. 6. 83. Nr. 60. Halietus eylindrieus. F. 2 und d. An Pollenblumen: 1) Tulipa Didieri Jord. U. Gelb und roth. — 2 Im Blüthengrunde dicht mit Pollen behaftet liegend. 7. 5. 82. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 2) Geranium palustre. L. I. Hellpurpurn. — cd‘ Sgd. 1. 9. 82. — 3) G. ruthenicum Uechtr. I. Weissröthlich, klein- blüthig. — g' Sgd. 3. 9. 82. — 4) G. sanguineum. L. I. Purpurn. — JS Sgd. 20. 8. 82. — 5) Heuchera cylindracea. Lindl III. Grünlich. — Q Sgd. 23. 5. 82. — 6) Ori- ganum vulgare. L. I. Purpurn. — g' Sgd. 24. 8. 84. — 7) Plectranthus glaucocalyx Max. III. — g' Sgd. 31. 8. 83. An Blumengesellschaften: 8) Aster Amellus. L. I. Blau und gelb. — 9 Sgd. 1. 9. 83. — 9) A. prenanthoides Mhlbg. III. Blaulila und gelb. — Jg‘ Sgd. 11. 9. 83. — 10) Biotia corymbosa. DC. III. Weiss und gelb. — d' Sgd. 4. 9. 83. — 11) Centaurea microptilon. G. G. I. Purpurn. — J' Sgd. 1. 9. 82. — 12) Cephalaria 278 Loew: radiata. Grsb. I. Gelb. — g' Sgd. 24. 8. 84. — 13) Coreopsis aurieulata. L. III. Gelb- — dj‘ Sgd. 2. 9. 83. — 14) Diplopappus amygdalinus. Torr. et Gr. II. Weiss und gelb. — J' Sgd. 4. 9. 83. — 15) Doronicum austriacum. Jacq. I. Gelb. — Q Psd. 3, 6. 83. — 16) D. macrophylium. Fisch. II. Gelb. — Q Psd. 18. 5. 82. — 17) Helenium autumnale. L. III. Gelb. — J‘ Sgd. 1. 9. 83. — 18) Hieracium brevifolium. Tsch. II. Gelb. — dJ' Sgd. 4. 9. 83. — 19) H. crinitum. Sibth. et Sm. II. Gelb. — J" Sgd. 24. 8. 84. — 20) H. virosum. Pall. I. Gelb. — J' Sgd. 24. 8. 84. — 21) Scorzonera parviflora. Jacqg. I. Gelb. — Q Psd. 24. 6. 83. — 22) Senecio macrophyllus M. B. I. Gelb. — Q Sgd. 14. 8. 83. — 23) Solidago fragrans. W. DI. Gelb. — Q9 Sgd. 1. 9. 83. — 24) S. glabra. Dsf. III. Gelb. — d' Sgd. 2. 9. 83. — 25) S. livida. W. Ill. Gelb. — g' Sgd. 14. 9. 83. — 26) $. Riddellii. Frank. III. Gelb. — d' Sgd. 14. 9. 83. — 27) Tragopogon floccosum. W. K. I. Gelb. — 9 Psd. 10. 6. 83. An Bienenblumen: 28) Caryolopha sempervirens. Fisch. et M. I. Blau — Q Ohne Erfolg (?) sgd. 23. 5. 84. — 29) Physochlaena orientalis. G. Don. II. Violett. — Q Nur Psd. 8. 5. 83. — 30) Physostegia virginiana Bth. III. Rosa. — 9 Tief in die Blüthe hineinkriechend. 17. 9. 83. — 31) Uvularia flava. Sm. III. Gelb. — 9 Nur Psd. 8. 5. 83. — 32) Verbena officinalis. L. flor. albo. I. Weiss. — J' Sgd. 21. 8. 83. Nr. 61. Halietus albipes. F. 2. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium phaeum. L. I. Violett. ee Q2 Sgd. 20. 9. 84. Nr. 62. Halietus nitidiusculu. K. 2 und d“. An Blumen mit offenem Honig: 1) Cydonia vulgaris. W. II. Weiss. — 2 Psd. 21. 5. 82. — 2) Euphorbia nicaeensis. All. II. Ohne Blumen. Gelb. — 9 Sgd. und Psd. 21. 5. 82. — 3) Saxifraga deeipiens. Ehrh. (Fliegenblume) I. Weiss. — Q Sgd. 18. 5. 82. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 4) Schievereckia podo- liea. DC. I. Weiss. — 9 Sgd. und Psd. 3. 5. 83. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 5) Geranium palustre. L. I. Hellpurpurn. — Q Sgd. 1. 9. 82. — 6) Geum coceineum. Sibth. II. Hochroth. — 9 Psd. 20. 6. 82. An Blumengesellschaften: 7) Doroniecum caucasicum. MB. II. Gelb. — 9 Psd. 22. 5. 83. — 8) Hieracium brevifolium Tsch. II. Gelb. — d' Sgd. 4. 9. 83. — 9) H. virosum. Pall. I. Gelb. — 2 Sgd. 24. 8. 84. — 10) Saussurea albescens. Hook. fill et Thom. I. Purpurn. — cd" Sgd. 24. 8. 84. — 11) Senecio nebrodensis. L. I. Gelb. — 9 Pd. 23. 5. 84. An Bienenblumen: 12) Lamium maculatum L. var. hirsutum. I. Helipurpurn. — Q Nur Psd. 7. 5. 82. — 13) Mertensia virginica. DC. III. Blau. — 9 Nur Psd. 16. 5. 83. — 14) Nepeta Mussini. Henk. I. Blauu — Q Nur Psd. 21. 5. 82. — 15) Pulmonaria angustifolia. L. I. Blauu — 2 In die Blüthe hineinkriechend. 3. 5. 83. — 16) Scrophularia nodosa. L. I. Braun und gelb. — Q Psd. 2. 6. 82, — 17) S. ver- nalis. L. I. Gelb. — Q Pd. 7. 5. 82. Nr. 63. Halietus villosulu. K. 2 und d. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 1) Geranium palustre. L. I. Hellpurpurn. — d' Sgd. 21. 8. 83, An Blumengesellschaften: 2) Leontodon asper. Poir. I. Gelb. — Q Pd. 24. 6. 83. — 3) L. crispus. Vill. II. Gelb. — @ Psd. 4. 6. 84. — 4) L. hastilis. L, I. Gelb. — Q Sgd. 1. 9. 83. Y y N » 0 Blumenbesuch von Insekten. 979 Nr. 64. Halietus minutissimus. K. 2 und d. An Blumen mit offenem Honig: 1) Saxifraga deeipiens. Ehrh. var. Stern- bergii. Rehb. I. (Fliegenblume). Weiss. — Q Sgd. 16. 5. 83. An Blumen mit theilweise geborgenem Honig: 2) Sedum spectabile. Bor. II. Rosa. — 9 11. 9. 83. An Blumen mit völliger Honigbergung: 3) Epilobium Fleischeri. Hochst. I. Purpum. — 9 1. 9. 83. — 4) Trollius asiaticus. L. I. Gelb. — 9 Psd. 22. 5. 83. — 5) Tunica Saxifraga. Scp. I. Lila. — dJ' Sgd. 14. 9. 83. Nr. 65. Halietus spec. An Blumengesellschaften: 1) Senecio nemorensis. L. var. I. Gelb. — Jg" Sgd. 15. 8. 84. 16. Sphecodes Latr. und Prosopis F. Beobachtete Arten: Sphecodes gibbus L. (einschliesslich Sph. sub- quadratus Sm etc.) — Sp. ephippius L. — Prosopis communis Nyl. — Pr. armillata Nyl. (= hyalinata Sm.). — Pr. confusa Nyl. (= Pr. signata Nyl.) Diese beiden Gattungen repräsentiren den ältesten Urtypus der Apiden, indem sie weder einen Pollensammelapparat besitzen, noch sich in ihren Mundtheilen wesentlich von Grabwespen unterscheiden, von welchen die hypothetische Abzweigung des Apidenstammes stattfand. Freilich gehören sie beide verschiedenen Seitenlinien der Bienenfamilie an und zeigen dementsprechend auch gewisse Unterschiede in ihrer Aus- rüstung. Während die Maskenbienen (F’rosopis) einen fast ganz kahlen Körper sowie schwach behaarte Fersen haben, finden sich bei Sphecodes (Grabwespenbiene) an Kopf, Thorax und Beinen die ersten Anfänge einer für das Pollensammeln!) geeigneten Haarbildung. Ebenso verschieden sind die Mundtheile, indem bei Prosopis eine kurze, vorn stark verbreiterte und ausgerandete Zunge in Zusammenhang mit der Gewohnheit ihre Larvenzellen mit einer Schleimhaut auszustatten, sich entwickelt hat, bei Sphecodes dagegen eine bereits sich zuspitzende, quergestreifte und be- haarte Ligula vorhanden ist. Letztere Gattung steht beiläufig in einiger Verwandtschaft zu Halictus; Prosopis ähnelt zwar in der Zungenbildung der Andrenide Colletes, welche ihre Larvenzellen mit einer seidenartigen Membran auskleidet, hat aber sonst mit dieser Gattung wenig Gemein- sames.”) Die einheimischen Sphecodes-Arten sind meist schwarz mit theilweise rothem Hinterleib und zeichnen sich durch ausserordentliche 1) H. Müller hat in einzelnen Fällen (so an T'anacetum vulgare, Taraxacum offici- nale, Hypochoeris glabra) das Haftenbleiben von Pollenkörnern im Haarkleide von Sphecodes direkt beobachtet; auch fand er, dass die Biene am Körper hängengebliebenen Pollen mit den Fersenhaaren abfegt. 2) H. Müller Anwendung etc. p. 37—38, 980 © Loew: Variabilität aus; die kleinen und schwer unterscheidbaren Prosopis-Species haben eine durchgehend schwarze Körperfarbe, die nur am Thorax, den Beinen, am Gesicht und Fühlerschaft durch weisse oder gelbe Zeichnungen geziert ist. In biologischer Beziehung wichtig erscheint es, dass beide Gattungen durchaus nicht (wie früher angenommen) parasitär leben, sondern ihre Larven mit dem ausgespieenen Ueberschuss der eigenen Honig- und Pollennahrung füttern.") Das Geschäft des Pollenfressens ?) ist neben dem Saugen das einzige, das sie bei dem Mangel eines Pollen- sammelapparats während ihrer Blumenbesuche auszuüben vermögen. Trotzdem giebt sich auch in ihren Blumenbesuchen eine merkbar grössere Stetigkeit und Ausdauer zu erkennen als in denen der Grab- wespen. Die Auswahl der verschiedenen Blumenkategorien ist für die obigen Arten (nach Müller) folgende: Sphecodes. Prosopis. (2 Arten mit (3 Arten mit 45 Besuchen.) 71 Besuchen.) An Pollenblumen. . . . Ag — | 11,23 - Blumen mit offenem Hordgkt ’ 26,63 17 € - Blumen mit theilweise geborg. Honig». 2% 5 11,1 19,1 - Blumen mit völlig gebrgenem Home) ER 22,2 = 26,8- 2 Dee A: 37,8 = 12,6 = 2, HBienenblumen 72.4.1555 7). 4 2,2 = 12,6 - An hellfarbigen Blumen . . .. . 173,73 63,33 =, dunkelfarbigen =, . ...%, . 26,7 = 36,7 = Im Allgemeinen entspricht die Auslese der Müller’schen Regel, indem die hellfarbigen Blumen mit flachliegendem Honig von beiden Gattungen bevorzugt werden. Charakteristisch ist jedoch der Unterschied, dass Sphecodes mit verhältnissmässig etwas längerem Saugrohr von allen Kategorieen die Blumengesellschaften am meisten und die Bienenblumen am wenigsten besucht, während die Prosopis-Arten (mit einem nur 1— 1,25 mm langen Saugapparat) die Blumen mit völlig geborgenem Honig am liebsten und die Blumengesellschaften, sowie Bienenblumen in gleichem Grade auswählen. Auch meine Beobachtungen im Bot. Garten, in welchem 1) H. Müller Befr. p. 45. 2) Für Sphecodes z. B. an Blumen von Solidago canadensis und Leontodon autum- nalis, für obige Prosopis- Arten an den Blumen von Lepidium sativum, Reseda odorata , den Pollenblumen von Rosa canina,: Spiraea Ulmaria, Sp. Aruncus ete, (durch Müller) beobachtet. Dass in der That ein wirkliches Fressen und nicht bloss ein Durchkauen des Pollens zum Zweck der Larvenfutterbereitung stattfindet, geht unzweifelhaft daraus hervor, dass. dasselbe auch von Prosopis-f‘ an Pollenblumen ausgeübt wird. i j ’ “ \ l Blumenbesuch von Insekten. 981 die Zahl der Besuchsfälle nicht besonders gross war, ergaben ein ähnliches Resultat; die drei genannten Prosopis-Arten trafen die Auswahl in folgendem Verhältniss: 1) Blumengesellschaften 45%. 2) Blumen mit völlig geborgenem Honig 152. 3) Bienenblumen 15,5. 4) Offene Ho- nigblumen 12,5 2. 5) Blumen mit theilweiser Honigbergung 7,5 7- 6) Falterblumen 5 2 der Besuche; an hellfarbigen Blumen überhaupt fanden 67,5%, an dunkelfarbigen 32,5 5 der Besuche statt. Spheeodes, dessen Pollenfressen beiläufig selten beobachtet ist, wurde von Müller nur in einem einzigen Falle an einer Bienenblume (Corydalis cava) gefunden und zwar gewann sie an derselben den Honig durch vor- her von Hummeln gebissene Löcher; die Prosopis-Arten finden sich dagegen nicht selten an Bienenblumen ein; durch ihre Kleinheit dazu befähigt, kriechen sie z. B. in Salvia-Blüthen ein und gelangen unter schwacher Drehung des Hebelwerks der Staubgefässe bis zum Honig. An anderen Bienenblumen fliegen sie direkt an die Staubbeutel und fressen Pollen. Ich habe sie im Bot. Garten in diesem Geschäft sogar an den Falterblumen von Asperula taurina und Betonica grandiflora ge- troffen. Da die Maskenbienen (Prosopis) auch gern Pollenblumen in derselben Weise ausbeuten, so muss diese Gewohnheit des Pollenfressens sich auch in ihrer Blumenauslese stärker geltend machen als bei den Grabwespenbienen (Sphecodes), welche vorzugsweise Honig an hellfarbigen Blumengesellschaften (so auch im Bot. Garten) saugen. Sphecodes er- scheint hiernach als eine in schwachem Grade, Prosopis als eine in hohem Grade polytrope Form und zwar übertrifft sie in ihrer Poly- tropie sogar die Honigbiene, indem die Verhältnisszahlen für die Besuche an den einzelnen Blumenformen noch geringere Unterschiede zeigen als bei Apis. (Vgl. Apis.) Offenbar hängt diese Polytropie mit der Gewohnheit des Pollenfressens zusammen, in Folge deren die Maskenbienen sich nicht auf die ihrer Rüssellänge entsprechenden Blumen mit flachliegendem Honig beschränken, sondern auch an die partielle Ausbeutung von Bienen- und Falterblumen sich heranmachen. Nebenher haben sie noch die specielle Eigenthümlichkeit gern stark duftende Blumen (Arten von Reseda, Tanacetum, Achillea, Matricaria etc.) aufzu- ‚suchen, was H. Müller mit ihrem eigenen aromatischen Geruch in eine mir nicht klar erscheinende Beziehung‘) bringt. Auch im Bot. Garten flogen mehrere Arten von Prosopis in ausserordentlich zahlreichen Indi- viduen an den asterähnlichen, weiss und gelben Blumen von Diplopappus 1) H. Müller Befr. p. 41. — Eine Deutung obiger Eigenthümlichkeit liesse sich vielleicht in einer Art von Geruchs-Mimicry finden, indem stark riechende Blumen von “ gewissen Insekten gemieden werden. Wenn sich nachweisen liesse, dass die Hauptfeinde der Prosopis-Arten durch aromatischen Duft verscheucht würden, so hätte diese Erklärung einen gewissen Anhaltspunkt. 282 | Loöew: amygdalinus Torr. et Gr., die einen starken Mandelgeruch verbreiten. Auch die Art der Blumenthätigkeit von Sphecodes bietet insofern grosses Interesse dar, als man sich den Grundtypus derjenigen Bienenstammform, welche von der Grabwespenlebensweise zu der einer ächten Apide über- ging, ungefähr unter der Form genannter Gattung vorzustellen hat, da sie ja zwischen Prosopis und den nächst höheren Grabbienen eine ge- wisse Brücke herstellt. Wie für eine solche Binde- und Mittelform a priori zu erwarten, hat bei ihr die bei Prosopis stark ausgesprochene Gewohnheit des Pollenfressens schon bedeutend nachgelassen, dafür zeigt sich jedoch die des Saugens auch in der Zungenbildung verstärkt, zu- gleich macht sie die ersten Ansätze zum Pollensammeln. Körper- ausrüstung, Lebensgewohnheiten und Blumenauslese weisen auch hier wieder auf einander hin und sind daher nur in ihrer gegenseitigen Cor- relation erklärbar. Blumenbesuche. Nr. 66. Sphecodes gibbus. L. 2. An offenen Honigblumen: 1) Alchemilla alpina. L. I. Grünlich. — 9 Sgd. 23. 5. 82. An Blumen mitvölliger Honigbergung: 2) Astrantia neglecta. C. Koch et Bouche. Weiss. — @ Sgd. 11. 9. 83. An Blumengesellschaften: 3) Achillea nobilis. L. I. Weiss und gelb. — Q Sgd. 14. 8.83. — 4) Aster sagittifolius. W. II. Lila und gelb. — Q Sgd. 4. 9. 83. — 5) Doronicum austriacum. Jacg. I. Gelb. — Q Sgd. 20. 5. 84. Nr. 67. Sphecodes ephippius. L. 2 und d. An Blumengesellschaften: 1) Diplopappus amygdalinus. Torr. et Gr. III. Weiss und gelb. — J' Sgd. 24. 8. 84. — 2) Doronicum austriacum. Jacq. I. Gelb. — Q Sgd. 25. 5. 84. — 3) Solidago glabra. Dsf. III. Gelb. — g' Sgd. 4. 9. 83. Nr. 68. Prosopis communis. Nyl. 2 und d. An offenen Honigblumen: 1) Siler trilobum. Scop. I. Gelb. — Q Sgd. 12. 6. 83. An Blumen mit theilweiser Honigbergung: 2) Arenaria graminifolia. Schrad. I. Weiss. — cd‘ Pollenfressend. 21. 5. 82. — 3) Bunias orientalis. L. I. Gelb. — d'‘ Wie vorige. 31. 5. 84. — 4) Potentilla Meyeri. Boiss. var. Fenzlii. Lehm. II. Gelb. — 2 Wie vorige. 29. 6. 83. An Blumen mit völliger Honigbergung: 5) Geranium ibericum. Cavy. var. platypetalum. II. Blau. — 9 8. 6. 83. — 6) G. palustre. L. I. Hellpurpum. — d' Sgd. 20. 8. 82. — 7) G. silvaticum. L. var. robustum. I. Violett. — Q Sgd. 5. 6. 83. — 8) Gypsophila fastigiata. L. I. Weissrosa. — Q@ 20. 8. 82. An Blumengesellschaften: 9) Aster lanceolatus. W. III. Lila und gelb. — Q Sgd. 4. 9. 83. — 10) Centaurea dealbata. M. B. II. Rosa. — d‘ Sgd. 29. 6. 84. — 11) Cephalaria uralensis. R. et Sch. var. cretacea. I. Gelbweiss.. — Q 24. 8. 84. — 12) Diplopappus amygdalinus. Torr. et Gr. II. Weiss und Gelb. — Q@ und g‘. Sehr zahlreich, sgd. 1. 9. 83. — 13) Doronicum austriacum. Jacg. I. Gelb. — J' Sgd. 3. 6. 83. — 14) Galatella hyssopifolia. (L.) III. Lila und gelb. — Q Sgd. 11. 9. 83. — 15) Pyrethrum macrophyllum. W. I. Weiss und gelb. — Q Sgd. 29. 6. 84. — 16) Soli- dago glabra. Dsf. II. Gelb. — 2 Sgd. 4.9. 83. — 17) S. lateriflora. Ait. II. Gelb, — Be Blumenbesuch von Insekten. | 283 Wie vorige. 14. 9. 83. — 18) S. livida. W. Ill. Gelb. — J' Sgd. 16. 9. 83. — 19) 8. Riddellii. Frank. III. Gelb. — Wie vorige. 14. 9. 83. : An Bienenblumen: 20) Campanula carpathica. Jacq. I. Blau. — @ In die Blüthe hineinkriechend. 8. 8. 84. — 21) C. lactiflora. M. B. U. Hellblau. — 2 Wie vorige. 24. 6. 83. — 22) C. Hostii. Baumg. I. Blau. — 9 Wie vorige. 24. 6. 83. — 23) Physostegia virginiana. Bth. III. Rosa. — 9 In die Blüthe hineinkriechend. 14. 9. 83. An Falterblumen: 24) Asperula taurina. L. I. Weiss. — Z' An den Staub- gefässen sitzend und Pollen fressend. 2. 6. 82. — 25) Betonica grandiflora. Steph. I. Purpurn. — 9 Wie vorige. 25. 6. 82. Nr. 69. Prosopis armillata. Nyl. 2 und d. An offenen Honigblumen: 1) Chaerophyllum bulbosum. L. I. Weiss. — 9 Sgd. 29. 6. 83. — 2) Peucedanum ruthenicum. M. B. II. Hellgelb. — 9 Sgd. 10. 8. 84. An Blumengesellschaften: 3) Doronicum austriacum. Jacq. I. Gelb. — 9 und g“. Sgd. 3. 6. 83. — 4) Hieracium boreale. Fr. I. Gelb. — 9 Sgd. 2. 7. 82. — 5) Lactuca viminea. Presl. I. Gelb. — Q Sgd. 2. 7. 82. — 6) Senecio nemorensis. L. var. I. Gelb. — g' Sgd. 15. 8. 83. — 7) Solidago glabra. Dsf. III. Gelb. — Q Sgd. 2. 9.83. An Bienenblumen: 8) Campanula latifolia. L. I. Blauu — 9 In die Blüthe hineinkriechend. 2. 7. 82. — 9) Anchusa ochroleuca. M. B. II. Gelbweiss. — 9 Pollenfressend. 18. 6. 82. Nr. 70. Prosopis confusa. Nyl. An Blumengesellschaften: 1) Diplopappus amygdalinus. Torr. et Gr. II. Weiss und gelb. — 9 Sgd. 2. 9. 83. Nr. 71. Prosopis spec. An offenen Honigblumen: 1) Peucedanum Cervaria. Cuss. I. Weiss. — 9 Sgd. 8. 8. 84. — 2) P. ruthenicum. M. B. II. Hellgelb. — Q Sgd. 8. 8. 84. An Blumen mit völlig geborgenem Honig: 3) Astrantia major. L. var. involucrata. Koch. I. Weiss. — Q Pollenfressend. 8. 8. 84. An Blumengesellschaften: 4) Hieracium bupleuroides. Gmel. I. Gelb. — QD Sad. 15. 8. 84. Rückblick. Da eine vorurtheilslose Prüfung der Blumentheorie Hermann Müllers das Ziel war, welches mich bei Anstellung und Durchführung der Beobachtungen im Botanischen Garten leitete, so erscheint es an- gezeigt, jetzt nach Vorführung einer breiteren Basis von Material einen zusammenfassenden Rückblick auf die Blumenbesuche der Apiden zu werfen und damit zugleich die am Eingang dieses Aufsatzes aufgeworfenen Fragen zur Erörterung zu bringen. Als wesentlichste Momente der Theorie Müllers sind folgende, zum Theil seinen eigenen Worten ent- nommene Sätze zu betrachten: 1) Die Blumentheorie beruht auf der Voraussetzung der vortheil- haften Wirkung der Fremdbestäubung. (Alp. p. 476.) 284 Loew: 2) Blumen und Blumenbesucher stehen im Verhältniss gegenseitiger Anpassung; speciell sind die Insektenblumen in Folge natürlicher Zucht- wahl aus ursprünglich einfachen, honiglosen Formen (Pollenblumen) durch die Stufen der Blumen mit offenem und theilweise verdecktem Honig zu den schwer zugänglichen Formen mit völliger Honigbergung vorge- schritten; letztere haben dann durch einseitige Anpassung an die Körper- ausrüstung gewisser Besucherklassen speecifische, die übrigen Besucher mehr oder weniger ausschliessende Einrichtungen angenommen und sind zu Dipteren-, Wespen-, Bienen- und Falterblumen etc. gezüchtet worden. (Alp. p. 477—511.) | 3) Die blumenbesuchenden Insekten haben ebenfalls von ihren ur- sprünglichen Stammformen aus deutlich erkennbare Fortschritte in der vervollkommneten Blumenausbeutung gemacht und sind innerhalb jeder Klasse von blumenuntüchtigen, kurzrüssligen Formen zu immer lang- . rüssligeren, blumentüchtigeren und daher auch die Kreuzung der Blumen erfolgreicher bewirkenden Besuchern durch Naturauslese gezüchtet: worden; das in dieser Beziehung schlagendste Beispiel stellt die Apidenfamilie dar, bei welcher sich alle möglichen Uebergänge zwischen dem Urtypus einer noch blumenuntüchtigen, kurzrüssligen, aber zur Bienenlebensweise über- segangenen Grabwespe und den höchstentwickelten Formen mit compli- cirtem Saug- und Pollensammelapparat, sowie mit höchstgesteigertem, durch Socialverbände mit Massenproduktion von Larvenfutter bedingtem Nahrungsbedürfniss (Apis, Bombus) noch in den gegenwärtig lebenden Species erhalten haben. (Alp. p. 511—525; Anwendung der Darwin’schen Lehre auf‘Bienen a. a. O.) 4) Parallel mit der Entwickelung der Blumen von ursprünglich allge- mein zugänglichen zu späteren, auf gewisse Besucherkreise beschränkten An- passungsstufen geht die Entwickelung der Blumenfarben in bestimmter Reihenfolge, indem — abgesehen von den Missfarben oder Sprenkelflecken der unter dem Einfluss von Aasfliegen stehenden Blumen — anfangs nur weithin leuchtende weisse, weissgelbe und gelbe Blumenfarben unter dem Einfluss kurzrüssliger Besucher auf den Stufen der Pollenblumen und der Blumen mit offenem oder theilweise verdecktem Honig gezüchtet wurden. Sobald die gegenseitige Anpassung der Blumen und ihrer Kreuzungs- vermittler bis zur Bildung vertiefter Safthalter und verlängerter Rüssel fortgeschritten war, musste sich die Ausbildung weniger lichtvoller Farben seitens der Blumen und die Fähigkeit sie zu erkennen seitens der In- sekten gegenseitig steigern. Die Züchtung rother, violetter und blauer Blumen begann daher auf der Anpassungsstufe der Blumen mit völlig geborgenem Honig und die gleichzeitige Ausbildung der Fähigkeit, diese Farben leicht zu unterscheiden, auf der Anpassungsstufe mässig lang- rüssliger Falter, Bienen und Fliegen. Durch ‘die Auswahl der langrüss- Blumenbesuch von Insekten. 285 ligen Schwebfliegen und Falter gelangten hauptsächlich nur rothe, violette und blaue Schwebfliegen- und Falterblumen zur Ausprägung. Dagegen wurden die mit ausgeprägtem Farbensinn begabten, ihre Brut mit massen- hafter Pollen- und Honignahrung versorgenden Bienen zu vielseitiger Ausbeutung der Blumen und damit zur Züchtung mannigfaltiger Blumen- farben veranlasst. Die ursprüngliche weisse und gelbe Farbe der Pollen- blumen wurde unter dem Einfluss von langrüssligen Bienen und Schweb- fliegen ebenfalls.in Roth, Violett und Blau umgezüchtet, während durch die Auswahl der Abend- und Nachtfalter neben violetten und blauen ‘auch glänzendweisse, in der Dämmerung leuchtende Farben entstanden. — Die Reihenfolge dieser Farbenentwickelung wird je nach Umständen ver- schieden gewesen sein. (Alp. p. 530—33.) 5) Wenn die Anpassung einer Blume mit der Wirkungsweise ihrer Kreuzungsvermittler sich in voller Harmonie befindet, so ist anzunehmen, dass ihr Besucherkreis im Wesentlichen derselbe geblieben ist, seitdem sie unter dem kreuzungsvermittelnden Einfluss des letzteren ihre Aus- bildung erlangt hat; findet zwischen der Anpassungsstufe einer Blume und ihrer Kreuzungsvermittler eine merkliche Disharmonie statt, so ist anzunehmen, dass sich ihr Besucherkreis nachträglich erheblich geändert hat, sei es durch ihre Ausbreitung in einen neuen Bezirk (so . durch Einwanderung aus dem Tieflande in die Alpen) — sei es durch Eindringen neuer Kreuzungsvermittler in ihr ursprüngliches Gebiet oder Verschwinden ursprünglicher Kreuzungsvermittler aus demselben. Letzterer Fall tritt ein, wenn einseitig einer bestimmten Insektenabtheilung ange- passte Blumen durch eine der genannten Ursachen in die Lage kommen, von ihren eigentlichen Kreuzungsvermittlern nur noch spärlich oder gar nicht mehr, dagegen von einer andern Insektenabtheilung, der sie sich nicht angepasst haben, die aber trotzdem ihre Kreuzung zu bewirken vermag, überwiegend häufig besucht und gekreuzt werden. (Alp. p. 545—60.) Die auf statistischem Wege ableitbaren Thatsachen, welche diese Theorie stützen, sind — abgesehen von dem im ersten Satze aus- gesprochenen, wohl allgemein anerkannten Faktum der vortheilhaften Wirkung der Kreuzung — folgende: 1) Je offener eine Blumenkategorie den Honig darbietet, von desto mehr kurzrüssligen Besuchern aller Insektenklassen wird sie aufgesucht; je tiefer sie den Honig birgt, desto mehr langrüsslige Besucher aus den Klassen der Hymenopteren, Dipteren und Schmetterlinge finden sich auf ihr ein. Einseitig angepasste Blumenformen (Falter-, Dipteren- und Bienenblumen) zeigen auch in ihren Besuchszahlverhältnissen fast aus- schliessliches Vorherrschen derjenigen Insektenform, für welche sie an- gepasst erscheinen, 286 Loew: 2) Je kurzrüssliger ein Blumenbesucher ist, desto mehr Besuche an Blumen mit wenig tiefgeborgenem Honig führt er aus; je lang- rüssliger und blumenkundiger er erscheint, desto mehr zieht er die Kategorieen von Blumen mit tief gelegenem Honig vor. Bei gesteigerter Nahrungsbedürftigkeit (z. B. bei Apis und den Hummeln) lässt sich eine mehr oder weniger extensive Ausbeutung an den Blumen mit flach- liegendem Honig constatiren. Die einer bestimmten Biumenform in ihrer Körperausrüstung einseitig angepassten Insekten suchen dieselbe auch vorwiegend auf. 3) Kurzrüsslige, blumenuntüchtige Besucher bevorzugen die hellen (weissen und gelben) Blumenfarben, langrüsslige, nicht besonders nah- rungsbedürftige ziehen die dunkeln Farbennüancen (roth, blau und violett) vor; sehr nahrungsbedürftige Formen wählen einen mehr gemischten Farbenkreis aus. 4) Eine unter besonderen Umständen eintretende Disharmonie zwischen Blumenanpassung und Wirkungsweise der Kreuzungsvermittler wurde bisher nur aus Vergleichung gewisser im deutschen Tieflande und in den Alpen vorkommender Gattungen in Bezug auf Blumen- konstruktion und Insektenbesueh (z. B. in den Gattungen Viola, Gentiana, Asperula, Orchis, Daphne, Primula ete.) von H. Müller wahrscheinlich gemacht, nicht eigentlich thatsächlich bewiesen. Nur ein einziges Beispiel einer direkten Umzüchtung einer falterblüthigen alpinen Pflanze (Primula farinosa) in eine bienenblüthige an den bienenreicheren Lokali- täten des Tieflandes ist bisher bekannt. Es erhebt sich hier sofort die Fundamentalfrage: Gelten die eben angeführten Thatsachen auch dann, wenn den Blumen- besuchern eines bestimmten Gebiets Blumen fremdländi- scher Herkunft zur Auswahl dargeboten werden? Oder tritt dann eine Disharmonie zwischen Blumen und Besucherkreis ein, etwa in Analogie des Falles, dass eine grössere Anzahl von ausländischen Blumenformen plötzlich in fremdes Terrain einwandert und nun der Auslese der daselbst einheimischen und in ihren Gewohnheiten mehr oder weniger stabil gewordenen Insektenarten ausgesetzt wird? Das Verhältniss gegenseitiger Anpassung gilt doch zunächst nur zwischen Blumen und Kreuzungsvermittlern eines bestimmten Vegetations- und Faunengebietes, welchem als ihrer gemeinsamen Heimath die Stamm- formen der gegenwärtig aufeinander angewiesenen Blumen und Insekten angehört haben. Wir wissen ja thatsächlich, dass z. B. in den Tropen ganz andere Beziehungen zwischen den Blumen und der ihre Kreuzung vermittelnden Thierwelt statthaben, als z. B. in den Zonen des Wald- gebiets beider Hemisphären. Wie weit erstreckt sich denn nun das r IV EERNG B BE Blumenbesuch von Insekten. 287 Gebiet, in welchem die Anpassungsstufen z. B. unserer im norddeutschen Tieflande einheimischen Insekten mit den von ihnen gekreuzten Blumen in Harmonie stehen? — Es hat somit ein bedeutendes Interesse, zur weiteren Lösung dieser Fragen gleichsam ein Experimentum erueis in der. Weise anzustellen, dass man einerseits die in einem bestimm- ten Gebiet einheimischen Insekten eine nach natürlichen Bedingungen erfolgende Auslese unter Blumen möglichst abweichender pflanzengeographischer Abstammung treffen lässt, andrerseits die an denselben Pflanzen in deren Hei- :math ausgeführten Insektenbesuche mit denen auf fremdem Terrain ausgeführten vergleicht. Da Versuche nach dieser Richtung mit Tropenpflanzen bei den zu abweichenden Vegetations- bedingungen derselben in unserm Klima nicht ausführbar sind, so habe ich die Beobachtungen im hiesigen Botanischen Garten in Angriff ge- nommen als einer Lokalität, an welcher wenigstens einige Haupterforder- nisse für das Gelingen eines derartigen, im grössten Maassstab durch- zuführenden Experiments verwirklicht erscheinen.. Zunächst fliegt dort eine grosse Anzahl von Insekten, deren heimathliche Blumenauslese durch die sorgfältigen Ermittelungen Müllers vollkommen bekannt ist; ferner wachsen daselbst Pflanzen verschiedenster geographischer Provenienz in schönstem Durcheinander und mit einer Reichlichkeit von Arten, wie sonst an keiner benachbarten Lokalität. Gelegenheit zu kreuzungs- vermittelnder Thätigkeit für unsere einheimischen Insekten an aus- ländischen Blumenformen, mit denen sie keinerlei Band irgendwelcher anerworbenen Gewohnheit verknüpft, ist demnach reichlich vorhanden, und der Erfolg ihres Bestäubungsgeschäfts wird ja thatsächlich durch die Samenkataloge des Gartens von Jahr zu Jahr von Neuem bewiesen. Es ergiebt sich endlich aus dieser Versuchsanordnung ein bequemer Ver- gleich zwischen der Blumenauslese an fremdländischen und einheimischen Blumenformen, da letztere nicht in unbedeutender Zahl im Garten eben- falls kultivirt werden. Das alles sind Vortheile, welche mich mit Consequenz an der einmal eingeschlagenen Richtung festhalten liessen. Freilich war ich mir von vornherein bewusst, dass ich selbst in dem kaum wahrscheinlichen Falle vollkommener Durchführung meines Planes doch nur die eine Seite des eben erwähnten Problems einige Schritte der Lösung näher zu bringen vermöchte; denn der in der Heimatlı der fremdländischen Blumen sich vollziehende Insektenbesuch entzieht sich vorläufig unserer Kenntniss') und muss künftiger Ermittelung vorbehalten 1) Vielleicht lässt sich durch diesen Hinweis auf ein dankbares Feld der Beobach- tung z. B. ein Entomologe in den Vereinigten Staaten dazu veranlassen, Besucherlisten zunächst für die im Laufe dieser Arbeit erwähnten Pflanzen Nordamerikas zu veröffent- 288 Loew: bleiben. Aber auch abgesehen von dieser erst in Zukunft lösbaren Seite der Aufgabe bleibt das von mir Erreichte weit hinter meinem ursprüng- lichen Ziele zurück, da ich bisher einen verhältnissmässig. nur geringen Theil der im Botanischen Gärten im Freien cultivirten Pflanzen auf ihren Insektenbesuch genauer prüfen konnte. Immerhin beträgt die Zahl der von mir berücksichtigten Arten ungefähr ebensoviel, als die der von H. Müller in seinem Hauptwerk über Befruchtung beschriebenen Pflanzen. Dies — und die Hoffnung, mit der Zeit manche unvermeidlichen Lücken und Irrthümer eines ersten Versuchs verbessern zu können, gab mir den Muth, das gesammelte Material wenigstens in Fragmenten an die Oeffent- lichkeit zu bringen. Von Blumenbesuchen der Apiden wurden im Vorigen c. 1000 ver- schiedene Beobachtungsfälle verzeichnet, und wir sind auf Grund dieses Materials im Stande, die oben aufgeworfenen Fragen gerade an einer Gruppe der „blumentüchtigsten“ Insekten zu prüfen. Wie der ‘Leser schon bei Durchsicht der auf die Bienengattungen 1—16 bezüglichen Einzeldarstellungen gefunden haben wird, ist die Uebereinstimmung zwischen den Verhältnisszahlen der Blumenbesuche im Botanischen Garten und den von Müller für die gleichen Insekten angegebenen im Allge- meinen eine recht befriedigende. Sie ist sogar viel grösser, als ich selbst bei Beginn meiner Arbeiten erwartet hatte, da ich der statistischen Methode Müllers zuerst kein rechtes Zutrauen zu schenken vermochte. Schrittweise wurde ich bei Auszählung der von mir selbst mit mög- lichster Objektivität aufgezeichneten Beobachtungsfälle zu der Aner- kennung gebracht, dass die oben unter N. 1—3 aufgeführten Thatsachen auch auf dem ganz beschränkten Areal des Botanischen Gartens sich vollkommen bestätigt finden, ja zum Theil noch schärfer hervortreten als an dem durch Müller von zerstreuten Standorten gesammelten Material. Wer noch Zweifel an dem Werth der Methode hegen sollte, dem kann nur empfohlen werden, einige Tausend Blumenbesuche von Insekten aller Klassen sorgfältig zu registriren und dann erst ein Urtheil zu fällen. Obgleich ich auch jetzt noch die Blumentheorie Müllers nicht nach allen Seiten hin für wider- spruchsfrei ansehen kann, so muss ich trotzdem die obigen Thatsachen, auf welchen sie sich aufbaut, auf Grund meiner eigenen Beobachtungen für richtig erklären. Ich thue dies ausdrücklich, weil von Seite einiger Entomologen die Untersuchungen un unbegreiflicher Weise ver- dächtigt worden sind. | lichen oder mir mitzutheilen; die statistische Bearbeitung des Materials würde ich im Interesse der Sache gern übernehmen. i J re Blumenbesuch von Insekteti. 389 Um zunächst eine Totalübersicht über die im Botanischen Garten gesammelten Beobachtungen zu geben, dient die folgende Tabelle: Blumenauslese der Apiden (71 Arten) im Botanischen Garten. Unter 1000 Blumenbesuchen führten aus: Langrüsslige Kurzrüssliige Gesammt- Honigbiene. Bienen. Bienen. besuch. An Pollenblumen . . . 5 Bes. 7 Bes. 3 Bes. 15 Bes, - Blumen mit offenem I 14 - 23 = 37 = - Blumen mit theilweise geborgenem Honig . 21 - 25 - 18 - 64 - - Blumen mit völlig ge- borgenem Honig... 30 - 47 = 26 = 103 - - Blumengesellschaften. 168 - 55 = Bun: 302 = - Bienen- und Hummel- 2. aa ee ” || Dr ar 41 = 452 = - Falterblumen. . . . 14 = B72 5 = PATE 578 4 227 + 195 = 1000 Bes. Farbenauswahl der Apiden im Botanischen Garten. Unter 1000 Blumenbesuchen führten aus: Langrüsslige Kurzrüssiige Gesammt- B; Honigbiene. B; ienen. ienen. besuch. An hellfarbigen Blumen . 210 Bes. 108Bes. 128Bes. 446 Bes, - dunkelfarbigen Blumen 368 = 119 = 67 = 994 = 578 + 227 4195 = 1000 Bes. Hiernach besuchen die langrüssligen Bienen (aus den Gattungen Bombus, Psithyrus, Anthophora, Melecta, Osmia, Megachile, Anthidium, Heriades, Chelostoma, Stelis und Coelioxys) fast ausschliesslich Bienen- und Hummelblumen, sowie Blumengesellschaften und zwar erstere Blumenform als der ihnen eigenthümlichen Anpassungsstufe doppelt so häufig als letztere; ebenso bevorzugen sie die dunkeln Blumenfarben. Die kurzrüssligen Bienen dagegen (aus den Gattungen Panurgus, Dasy- poda, Cilissa, Andrena, Halictus, Sphecodes und Prosopis), deren Be- theiligung an den Blumenbesuchen des Botanischen Gartens auffallend schwach erscheint,') suchen die Blumen mit flach geborgenem Honig 1) Diese schwache Betheiligung der kurzrüssligen Bienen an den Blumenbesuchen des Botanischen Gartens im Gegensatz zu der starken der langrüssligen Apiden ist ein neuer Beweis für die grössere Blumentüchtigkeit und das gesteigerte Nahrungsbedürfniss der letzteren, mit welchen Eigenschaften jedenfalls auch eine stärkere Flugfähigkeit und Jahrbuch des botanischen Gartens. III 19 390 Loew: (offene Honigblumen, Blumen mit theilweise oder völlig geborgenem Honig) ungefähr in gleichem Grade wie die Blumengesellschaften auf; ihre Besuche an Bienenblumen stehen an Zahl um die Hälfte gegen die an Blumengesellschaften ausgeführten zurück und fallen überdies, wie oben bei Andrena und Halictus gezeigt wurde, oft vollkommen nutzlos aus. Ihre Bevorzugung der hellen Blumenfarben erfolgt ungefähr im gleichen Verhältniss, wie die der dunkeln Farben durch langrüsslige Bienen. Apis nimmt zwischen beiden Reihen eine interessante Mittel- stellung ein, indem sie ihre Besuche ziemlich gleichmässig auf Blumen mit völlig geborgenem Honig, Blumengesellschaften und Bienenblumen vertheilt, jedoch mit entschiedener Vorliebe für letztere; auch in ihrer Farbenauswahl berücksichtigt sie beide Hauptkategorieen sehr gleich- mässig. Der nivellirende Einfluss des hochgesteigerten Socialismus kommt somit auch in der Bienenwelt zu statistisch erkennbarem Aus- druck. In voller Uebereinstimmung mit der Theorie Müllers steht es endlich, dass die Besuche jeder Bienenkategorie an den verschiedenen Blumenformen eine auf- und absteigende Reihe bilden, welche auf der entsprechenden Blumenanpassungsstufe ihren Maximalwerth _ erreicht. Dementsprechend bilden auch die Besuche sämmtlicher Apiden an Pollen- und Falterblumen die niedrigsten Anfangs- und Endglieder jeder Reihe. Wir treten jetzt der oben aufgeworfenen Frage näher und prüfen zunächst, ob die von den Apiden ausgeführten Besuche auch an aus- ländischen Blumen in demselben Ausleseverhältniss wie an einheimischen, ihnen vollkommen angepassten Formen erfolgen. Zu diesem Zwecke wurden von vornherein alle im Botanischen Garten in Bezug auf In- sektenbesuch überwachten Pflanzen. nach ihrer geographischen Verbrei- tung!) in drei Hauptgruppen (mitteleuropäisch-asiatische, südeuropäisch-orientalische und nordamerikanisch-ostasia- tische Pflanzen) getheilt und mit einem die Verbreitung andeutenden Zeichen (I, II und III) in den Besuchslisten versehen. Vergleichen wir nun die an Pflanzen der drei Verbreitungszonen ausgeführten Besuche gesondert, so ergiebt sich folgendes: Ausdauer in der Blumenausbeutung verbunden ist; die kurzrüssligen Bienen begnügen sich vorwiegend mit der Blumenausbeute wenig entfernter Flugquartiere. 1) Die Abgrenzung wurde in zweifelhaften Fällen nach der vorwiegenden Ver- breitung vorgenommen; kommt z. B. eine Pflanze wie Caryolopha sempervirens in England vor, ist sie aber sonst überwiegend südeuropäisch, so wurde sie der Zone II zugetheilt. Pflanzen des mittleren Asiens und der Altaigegenden wurden noch der Zone I, Steppen- pflanzen und auch Pflanzen des Himalaya dagegen der Zone II zugewiesen. Für die Vereinigung der japanischen Pfanzen mit den nordamerikanischen sprachen bekannte pflanzengeographische Gründe. | | | | Blumenbesuch von Insekten. 291 Auslese der Apiden unter den Blumen verschiedener geographischer Herkunft. Unter je 100 Blumenbesuchen an Pflanzen derselben Zone fanden statt: An Pflanzen der An Pflanzen der An Pflanzen der Zone ]. Zone II. Zone III. (Mitteleuropä- (Südeuropäisch- (Nordamerika- isch - asiatisch.) orientalisch.) nisch-japanisch.) An Pollenblumen . . . . 1,9 Besuche 0,6 Besuche 0,6 Besuche - Blumen mit offenem a A a > 2 1.8 #0 - Blumen mit theilweise geborgenem Honig . 88 - 9,3 = —_ z - Blumen mit völliger Honisbergung . . . 135 - 4,8 6.670 - Blumengesellschaften . 26,3 z 19,8 2 60,2 > - Bienen- und Hummel- BEN. ...; . „ . 44,1 - 62,7 z 21,1 2 Bakerhumen . .. . 12 > 1,1 > 10,2 - An hellfarbigen Blumen . 47,3 Besuche 29,8 Besuche 58,8 Besuche. - dunkelfarbigen Blumen 52,7 E 70,2 2 41,2 - Aus diesem Vergleich geht hervor, dass die im Botanischen Garten fliegenden Apidenarten unter den fremdländischen Blumen eine andere Auswahl treffen als unter den ein- heimischen. Sie wählen zwar die Blumenkategorieen der südeuropäisch- orientalischen Pflanzen in derselben Reihenfolge aus wie die der mittel- europäisch-asiatischen, aber die Bevorzugung der Bienen- und Hummelblumen und dementsprechend auch der dunkeln Blumenfarben ist eine fast um 20% stärkere. Noch viel auf- fallender erscheint es, dass die Blumenkategorieen der ameri- kanischen Pflanzen in einem durchgreifend abweichenden Verhältniss besucht werden. Hier sind es nämlich die hell- farbigen Blumengesellschaften, welche unsern einheimischen Bienen am anziehendsten erscheinen. Wir haben somit eine Dishar- monie zwischen Blumen und Insekten vor uns, welche zwar künstlich durch die Versuchsbedingungen geschaffen ist, aber trotzdem zur Erklärung der von der Natur gegebenen Beziehungen zwischen Blumen und ihren Kreuzungsvermittlern benutzt werden darf. Die gleichen Apiden — und zwar überwiegend (s. oben) langrüsslige Formen, welche unsern einheimischen, dunkelfarbigen Bienen- nnd Hummelblumen vorzugsweise angepasst sind, vermeiden diese Blumenkategorie an Pflanzen amerikanischen Ursprungs in auffallendster Weise, bevorzugen dieselbe 19* BE 292 Ei aber an Gewächsen Südeuropas und des Orients in noch stärkerem Maasse als an heimathlichen Blumen. An blosse Zufälligkeiten zu denken, liegt bei so starker Abweichung der Verhältnisszahlen nicht der geringste Grund vor. Die Disharmonie muss also eine andere Ursache haben. Vergegenwärtigt man sich zunächst, dass sowohl die Apiden Nord- amerikas!) von unsern einheimischen als auch die dort wachsenden Blumentypen von den unsrigen zwar im Allgemeinen verschieden, aber doch untereinander durch zahlreiche Gattungs- und Familienverwandt- schaften verknüpft sind, so ist zu erwarten, dass kaum eine wesent- liche Differenz zwischen den Anpassungsbeziehungen der dortigen Bienen- und Blumenformen einerseits und den Typen unserer hei- mathlichen Fauna und Flora andererseits stattfinden dürfte, und dass also die Pflanzen Nordamerikas, auf deutschen Boden verpflanzt, eine ausreichende Zahl von passenden Kreuzungsvermittlern auch unter unsern deutschen Bienen finden müssten. In einzelnen Fällen ist dies auch sicher der Fall; so gehört z. B. der nordamerikanische Diplopappus amygdalinus im hiesigen Botanischen Garten zu den von Hymenopteren und Fliegen am häufigsten besuchten Pflanzen. Jedoch scheint in anderen Fällen schon die unmittelbare Beobachtung dafür zu sprechen, dass z. B. amerikanische Bienen- und Hummelblumen wie Mertensia, Chelone, Pentstemon, Physostegia u. a. in der That weniger von unsern Bienen aufgesucht werden, als ihre verwandten, aber in Deutschland einheimischen Formen. Die statistischen Erhebungen (der obigen Tabelle) stellen dies ganz ausser Zweifel. Da unter den im Botanischen Garten eultivirten Gewächsen Nordamerikas die gelbgefärbten Compositen an Zahl die Bienen- und Hummelblumen gleicher Abstammung überwogen, so wird aus diesem Umstande die zuerst überraschende Zahl der Bienen- besuche an Blumengesellschaften Amerikas auch vollkommen verständlich. Das gerade entgegengesetzte Verhalten findet bei den südeuropäisch- orientalischen Pflanzen statt; hier sind es gerade die dunkelfarbigen Bienen- und Hummelblumen, welche in disharmonischer Weise von unsern einheimischen Bienen vorgezogen werden und die auch unter den Gewächsen gleicher Abstammung im Botanischen Garten an Zahl über- 1) Fast sämmtliche der im Vorigen erwähnten Bienengattungen sind auch in Nordamerika durch Arten vertreten, so Bombus (B. vagans Sm., carolinus F., Americano- rum F. etc.), Psithyrus (P. fraternus Sm., citrinus Sm. ete.), Anthophora (A. abrupta Say, bomboides Sm. ete.), Osmia (0. bucconis Say, lignaria Say ete.), Megachile (M. pugnata Say, pruina Sm. ete.), Anthidium (A. maculifrons Sm., jugatorium Say etc.), Chelostoma (Ch. albifrons K.), Coelioxys (C. modesta Sm., octodentata Say ete.), Stelis (St. foederalis Sm.), Colletes (C. tkoracica Sm.), Halictus (H. capitosus Sm. und viele andere Arten), Andrena (A. placida Sm. ete.), Prosopis und Sphecodes. — Die Beziehungen zwischen der Flora des nordamerikanischen und des europäisch-asiatischen Waldgebiets sind bekannt. | j | | j Blumenbesuch von Insekten. | 293 wiegen. Durch künstlich gesteigerte Zahl der Vertreter einer bestimmten Blumenkategorie kann somit die von den Apiden sonst streng festgehaltene Art ihrer Blumenauslese aus der gewohnten Bahn abgelenkt werden. Würden die- selben nordamerikanischen Pflanzen in das europäische Waldgebiet ein- wandern, welche im Botanischen Garten cultivirt werden, so würde dies zweifellos auf die Blumenauslese unserer einheimischen Bienen einen ähnlichen Einfluss ausüben, wie wir ihn eben auf dem verhältnissmässig sehr kleinen Beobachtungsareal des Botanischen Gartens statistisch nach- zuweisen vermochten. Damit ist eine neue experimentelle Stütze für den oben unter N. 4 ausgesprochenen Satz gewonnen. Die veränderte Blumenauslese — wie sie in unserm Versuchs-Beispiel durch vermehrte Zahl der Blumenbesuche langrüssliger Apiden an gelb gefärbten Blumen- gesellschaften oder an dunkelfarbigen Bienenblumen herbeigeführt wird — muss nothwendigerweise unter den Bedingungen der natürlichen Zucht- wahl ganz bedeutende Veränderungen sowohl in der Körperausrüstung und den Gewohnheiten der Bienen als auch in den sich ihnen anpassenden Blumenformen im Gefolge haben. Finden wir so die sämmtlichen Fundamentalthatsachen, auf welchen die Blumentheorie Müllers sich aufbaut, durch eigene Beobachtung be- stätigt, darf uns das doch nicht von vorurtheilsloser Würdigung wider- sprechender Fakta abhalten. Schon bei Besprechung einzelner Bienen- gattungen (vgl. Anthidium u. a.) habe ich auf die merkwürdigen, nur aus bestimmten biologischen Ursachen erklärbaren Unterschiede in der Blumenauslese gewisser gleichrüssliger und auch sonst nahverwandter Bienen aufmerksam gemacht und diese ungleichartige Weise des Aus- wählens mit dem Ausdruck der Heterotropie belegt. In vielen Fällen zeigte es sich, dass innerhalb der Apidenfamilie Arten nahverwandter oder gleicher Gattung, ja auch beide Geschlechter derselben Species trotz gleicher Länge und Konstruktion des Saugapparats, in oligo- oder poly- trope Formen zerfallen. So besitzen die d' von Bombus eine ganz ent- schiedene Vorliebe für Blumengesellschaften, während die 2 im Allge- meinen mehr polytrope Neigungen haben; leicht verständlich wird dies dadurch, dass nur die 2 das Larvenfuttermaterial eintragen und ihre Nahrungsbedürftigkeit daher viel grösser ist als bei den nur für sich selbst sorgenden, bequemen Männchen. Der gleiche Unterschied zwischen 2 und hat sich durch Vererbung auf die Schmarotzergattung Psithyrus übertragen, ohne dass er bei der Lebensweise derselben nothwendig wäre. In höchst charakteristischer Weise wird ferner die Blumenauslese der beiden gleichrüssligen Bombus hortorum und Anthophora pilipes, welche das längste Saugrohr unter den einheimischen Bienen besitzen, einerseits durch lange Flugzeit bei der erstgenannten Art, durch frühe und ver- 294 Loew: hältnissmässig kurze Flugzeit bei der zweiten Species bedingt. Dass auch die Art des Nestbaues Einfluss auf die Art der Blumenauslese ge- winnen kann, zeigt sich bei Anthidium manicatum, welche den Bienen- blumen filzigblättriger Labiaten besonders angepasst erscheint, im Ver- gleich zu dem gleichrüssligen, aber aus Nahrungssorgen wenig exklusiven Bombus terrestris. Langdauernde, ununterbrochene Flugzeit sowie die höchste Form der socialen Entwickelung bedingen bei der Honigbiene eine auffallend starke Polytropie, welche sie selbst zur Ausbeutung von Pollenblumen und Windblüthen drängt, während die ungefähr gleich- rüsslige Osmia rufa entschieden einseitig auswählt; merkwürdig erscheint es dabei, dass die J offene Honigblumen und Blumen mit theilweise ge- borgenem Honig, die 2 Blumengesellschaften und Bienenblumen vorziehen. Bei der Lage des Pollensammelapparats der Bauchsammler ist eine vor- wiegende Ausbeutung von Blumengesellschaften und Bienenblumen, deren Pollenstreuapparat wie bei den Papilionaceen von unten her wirkt, schon in der Körperausrüstung selbst angedeutet; diese Neigung findet sich extrem ausgebildet z. B. bei Heriades truncorum, welcher entgegen der Farben- regel Müllers sich besonders für hellfarbige Blumengesellschaften engagirt zeigt. Auch die von Bauchsammlern sich ableitenden Kuckucksbienen Stelis und Coeliowys halten die Gewohnheit des Saugens an Blumen- gesellschaften und Bienenblumen durch Vererbung fest, ohne dafür in ihrer jetzigen Lebensweise einen Grund zu haben. Noch merkwürdiger erscheinen die Fälle, in denen sich die Oligotropie zur Monotropie, d. h. der fast ausschliesslichen Bevorzugung einer einzelnen Blumen- kategorie, ja selbst einer einzigen Gattungsform oder gar einer be- stimmten Blumenspecies steigert; bei Zanurgus und Dasypoda scheint ein auch im Haarkleide sich aussprechendes, starkes Pollenbedürfniss die Ursache ihrer stetigen Besuche an hellfarbigen, pollenreichen Compositen zu sein. In der Gattung Cilissa hat sich sogar eine nur für Zythrum Salicaria gezüchtete Species (C. melanura) aus unbekannten Ursachen herausgebildet. Leicht. verständlich erscheint dagegen wieder die durch späte Flugzeit bedingte Vorliebe der Halietus- c' für spätblühende Blumen- gesellschaften, während sich die zugehörigen, von Frühjahr bis Herbst schwärmenden 2 entschieden polytrop verhalten. Auch die Andrenen scheinen je nach der Flugzeit einseitig oder vielseitig in der Blumen- auslese zu verfahren. Polytropie findet sich endlich auch bei der pollen- fressenden Prosopis, welche ihre Besuche gleich der Honigbiene ziemlich gleichmässig auf die verschiedenen Blumenkategorieen vertheilt, während bei den verwandten Sphecodes schon exklusivere Neigungen hervortreten. Fast bei sämmtlichen Bienengattungen war es somit möglich, einen neben der Rüssellänge vorhandenen biologischen Faktor nachzuweisen, welcher die Art der Blumenauslese mitbestimmt und einen derartigen Blumenbesuch von Insekten. 295 Einfluss zu gewinnen vermag, dass die oben aufgestellten Regeln der Blumentheorie im Einzelnen geradezu umgestossen werden; eine lang- rüsslige Bienenart z. B. sehen wir offene Honigblumen und Blumen mit theilweiser Honigbergung stärker als Bienenblumen besuchen, eine andere aber Liebhaberei der hellen (anstatt der dunkeln) Blumenfarben betreiben. Weder die beiden Geschlechter derselben Art noch die verschiedenen Species derselben Gattung noch die gleichrüssligen Gattungen derselben Familie stehen bei ihren Blumenbesuchen in der theoretisch verlangten, rein mechanischen Abhängigkeit von der Rüssellänge. Nestbau, frühe oder späte Flugzeit, besondere Vorliebe der Larven oder der erwachsenen Insekten für Pollennahrung, vererbte Gewohnheiten etc. — alle diese Momente beeinflussen die Art der Blumenauswahl mindestens ebenso sehr, als sie von der Rüsselstruktur und Rüssellänge der Kreuzungsvermittler abhängt. Auch Müller hat bereits den Einfluss einiger dieser Neben- faktoren, nämlich des gesteigerten Nahrungsbedürfnisses bei der Honig- biene und den Hummeln'), sowie der Kuckuckslebensweise bei Psithyrus? ) erkannt. Aber er hat diesen Nebenfaktoren ein viel zu geringes Gewicht beigelegt. Ausdrücklich sei aber hervorgehoben, dass die erwähnten, durch individuell biologische Momente bedingten Abweichungen von der normalen Blumenauswahl sich aus den statistischen Erhebungen Müllers selbst nachweisen lassen und letztere fast ausnahmslos in Uebereinstimmung mit den im Botanischen Garten ausgeführten Zählungen stehen. Indem Müller jedoch polytrope und oligotrope Arten unterschiedlos zusammen- fasste, konnte er stets nur zu Durchschnittswerthen in den Verhältniss- zahlen der Auslese gelangen, in denen sich die Unterschiede mehr oder weniger aufhoben. Nach dieser Richtung, d. h. nach der Seite des individuell Biologischen hin — scheint uns seine Blumentheorie eines weiteren Ausbaues bedürftig zu sein. Indem die Theorie einseitig die Rüssellänge der Blumenbesucher und das Niveau der Honig- bergung in den Blumen zum leitenden Princip erhob, mussten sich daraus weitere bedenkliche Consequenzen ergeben. Nach der küssellänge ordnet Müller die Apiden in eine von den kurzrüssligen zu den langrüssligsten Formen aufsteigende Reihe und denkt sich nun, dass sich auch die Ent- wickelung der verschiedenen Formen auseinander ganz einseitig in der- selben Reihe bewegt hat. Ebenso meint er, dass aus Pollenblumen zunächst Honigblumen mit flach geborgenem Honig, aus diesen Blumen mit tiefer geborgenem Honig, endlich Bienen- und Falterblumen durch natürliche Züchtung entstanden seien, und dass ebenso die dunkelfarbigen Blumen aus hellfarbigen sich entwickelt hätten. Ich bin der Meinung, 1) Alp. p. 521. 2) Alp. p. 521-—22, 996 Loew: Blumenbesuch. von Insekten. dass dies entschiedene Trugschlüsse sind, da wir in einer grossen Zahl von Fällen innerhalb der gegenwärtig ausgeprägten Bienengattungen ein- seitig auswählende, d. h. hoch angepasste, neben vielseitig verfahrenden, niedriger in der Anpassungsskala stehenden Formen und ebenso innerhalb ein- und derselben Blumengattung z. B. Falter- und Bienenblumen neben Blumen mit flacher geborgenem Honig in schönster Harmonie neben einander finden. Das wird auch zu Zeiten der Ausbildung unserer gegen- wärtigen Species aus ihren hypothetischen Stammformen nicht anders gewesen sein, und eine in gerader Linie einseitig nach einem einzelnen Merkmal erfolgende Entwickelung der Gattungstypen erscheint uns daher als ein Nonsens. Wir müssen vielmehr daran festhalten, dass Blumen und Insekten jedes bestimmten Floren- und Faunengebietes ein zusammen- gehörendes Ganzes mit speciellen Bedingungen, biologischen Sonder- beziehungen und specifischen Anpassungseigenthümlichkeiten bilden, die erst in ihrer Besonderheit von Land zu Land erforscht sein müssen, ehe wir die Aufstellung einer allgemeinen, die Gesammtanpassungsbeziehungen umfassenden Blumentheorie als berechtigt anerkennen dürfen.') 1) Herın Professor Eichler, der mir für den Zweck vorstehender Untersuchungen gütigst eine völlig ungehinderte Benutzung des unter seiner Direktion stehenden Botanischen Gartens gestattete, sowie Herrn Dr. Urban, welcher eine grössere Anzahl von Pflanzen- bestimmungen für mich zu revidiren die Gefälligkeit hatte, statte ich an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank ab. k XI. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. Von KR. Prantl, Professor an der K. Bayr. Forstakademie zu Aschaffenburg. (Mit Tafel VII und VIII) Als ich vor längerer Zeit Gelegenheit hatte, mehrere getrocknete Exemplare von Helminthostachys zeylanica einer eingehenden Unter- suchung unterziehen zu können, machte sich das Bedürfniss geltend, diese Gattung mit ihren Familiengenossen Ophioglossum und Botrychium zu vergleichen. Von diesen Gattungen war wohl je eine Art (0. vuwlgatum und B. Lumaria) zu wiederholten Malen untersucht. worden, über die zahlreichen übrigen Arten finden sich jedoch in der Literatur nur ver- einzelte Angaben. Indem ich nun diese übrigen Arten in den Bereich der Untersuchung zog, soweit eine solche am getrockneten Material durchführbar ist, ergaben sich ausser den für den Vergleich der Gattungen wichtigen Daten auch Resultate, welche für die Erkenntniss der Ver- wandtschaft der einzelnen Arten von Bedeutung sind und somit in einer wissenschaftlichen systematischen Bearbeitung derselben zur Geltung ge- langen müssen, Ein Versuch, diese Resultate für die Systematik zu ver- werthen, soll in vorliegender Arbeit gemacht werden, welche indess nicht im Stande ist, das Thema erschöpfend zu behandeln, da das vorliegende Material stellenweise noch zu dürftig ist; doch glaube ich wenigstens den Weg bezeichnen zu können, den die Untersuchung derjenigen Arten ein- zuschlagen hat, welche Anderen besser und reichlicher zu Gebote stehen würden. — Das Material für meine Untersuchungen bestand, ausser meiner eigenen Sammlung und einigen lebenden Exemplaren, aus den Herbarien zu Berlin, München und Wien, für deren gütige Ueberlassung ich den Herren Vorständen den aufrichtigsten Dank sage; besonders werthvoll war für mich das Berliner Herbar durch die Objecte, welche schon A. Braun vorgelegen hatten und von dessen Hand mit zahlreichen Notizen versehen sind. Auch Herr Prof. Luerssen hatte die Güte, mir einige Arten zur Ansicht zu übersenden, 298 Prantl: Indem ich bezüglich des Vergleiches der drei Gattungen der Ophio- glosseen auf meine Mittheilung über Zelminthostachys') verweise, seien in, folgendem die beiden Gattungen Ophioglossum und ‚Botryehium nachein- ander geschildert. Eine Uebersicht über das System der Arten in beiden Gattungen habe ich bereits früher gegeben.?) I. Ophioglossum. Einer Darstellung der früheren Versuche, die Arten dieser Gattung zu umgrenzen und anzuordnen, bin ich dadurch überhoben, dass in der ausführlichen Arbeit Luerssen’s°) dieselben besprochen sind. Es sei hier nur soviel angeführt, dass die von Presl*) aufgestellten, beziehungs- weise begründeten Gattungen Cheiroglossa und Ophioderma dem in der That entfernteren Verwandtschaftsverhältnisse der betreffenden Arten zu den übrigen Ausdruck geben. Ihre generische Abtrennung erscheint aber desshalb nicht geboten, weil ihre Verschiedenheit von den beiden anderen Gattungen Botrychium und Helminthostachys eine ungleich viel grössere ist; die ganze Familie kann nur dann harmonisch gegliedert werden, wenn dieselben als Sectionen der Gattung Ophioglossum einver- leibt werden. Ausser der Stellung der fertilen Blatttheile bestehen noch folgende Unterscheidungsmerkmale zwischen den drei Sectionen von Ophioglossum: das Rhizom, welches bei Zuophioglossum unterirdisch, bei Cheiroglossa und Ophioderma epiphytisch lebt, zeigt bei Zuophioglossum nur an den freien Rändern der die Blätter umgebenden Hüllen geringe Haarbildung, während bei Ophioderma die Fläche der Hüllen papillös, bei Cheiroglossa mit langen aus je einer Zellreihe bestehenden Haaren besetzt ist. Der in das Blatt austretende Fibrovasalstrang gibt bei Zuophioglossum im Grunde des Blattstiels zwei seitliche Stränge ab; bei beiden anderen Sectionen zeigt der Querschnitt am Grunde des Blattstiels zahlreiche Stränge, deren Uebertritt in den Stamm nicht untersucht werden konnte. Die stärkeren Nerven der Blattspreite verzweigen sich bei Cheiroglossa dichotomisch, bei den übrigen ist ein deutlicher Mittelnerv vorhanden. Spaltöffnungen finden sich bei Zuophioglossum und Ophioderma auf beiden Blattflächen, doch bei ersterer Section zuweilen auf der Oberseite spär- licher, oder selten fehlend, bei Cheiroglossa nur unterseits. Die Wurzel- stränge sind bei Zuophioglossum monarch, bei Cheiroglossa diarch, bei 1) Helminthostachys zeylanica und ihre Beziehungen zu Ophioglossum und Botrychium. — Berichte der deutschen bot. Gesellsch. I. 1883 S. 155—161. 2) Systematische Uebersicht der Ophioglosseen. — Ebenda S. 348—353. 3) Zur Flora von Queensland. — Journal des Museums Godeffroy. Heft VII. *) Supplementum Tentaminis Pteridographiae. Prag 1845. > 3 E. j [ Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 299 Ophioderma tri- oder tetrarch. Ich habe diese Verhältnisse in folgenden Diagnosen kurz zusammengefasst: Euophioglossum: Rhizoma hypogaeum, praeter involucri margines glabrum; peduneulus solitarius e petiolo vel basi laminae oriundus; petioli fascieuli basi tres, intra laminam plus minus ramosi; stomata utringque obvia, rarius supra parca vel nulla; radieis fasciculus monarchus. Ophioderma: Rhizoma epidendrum papillosum; peduneulus solitarius e lamina oriundus; lamina fasciaeformis integra vel dichotome lobata, basi sensim in petiolum teretem angustata, nervo mediano hinc inde laterales emittente, petioli fasciculi numerosi; stomata utrinque obvia; radicis faseiculus tri- ad tetrarchus. | Cheiroglossa: Rhizoma epidendrum longipilosum; pedunculi plures, anteriores e margine basali laminae dichotome lobatae oriundi, nervis dichotomis; petioli fasciculi numerosi; stomata infera; radieis fasciculus diarchus. Dass hingegen die von Presl auf O. Bergianum gegründete Gattung Rhizoglossum nicht einmal den Werth einer Section beanspruchen darf, soll unten bei Besprechung genannter Species des Näheren dargelegt werden. Während die beiden Sectionen Ophioderma und Cheiroglossa nur je eine Species enthalten, concentrirt sich das systematische Interesse auf die Section Huophioglossum, deren Formen von Presl als 23, in Hooker und Baker’s Synopsis Filicum als 7 Arten aufgezählt werden, während Luerssen nur 3 Species anerkennt, von denen eine „sich durch die ungemeine Biegsamkeit ihrer vielen Formen auszeichnet.* Nachdem ich in meiner vorläufig mitgetheilten Uebersicht unter Hinweglassung der ungenügend bekannten Formen 27 Arten aufgeführt habe, muss ich hier die Gründe auseinandersetzen, welche mich zu dieser dem Standpunkte Luerssen’s gerade entgegengesetzten Auffassung geführt haben. Luerssen begründet seine Auffassung hauptsächlich damit, dass er an den einzelnen Merkmalen der Reihe nach die schrittweisen Ueber- gänge nachweist. So lehrreich nun ein solcher Vergleich an und für sich ist, so darf aber doch aus dem Umstande, dass jedes einzelne Merk- mal von Art zu Art sich ohne scharfe Abstufung verändert, nicht der Schluss gezogen werden, dass zwischen diesen Arten keine scharfen Gren- - zen existiren, dass selbe somit in eine einzige zu vereinigen wären. Denn der Charakter der Arten liegt ja hier, wie in anderen Gattungen, nicht in einzelnen Merkmalen, sondern in deren Gesammtheit, welche immer noch in zahlreichen verschiedenen Combinationen auftreten kann. Es liegt in der Argumentation Luerssen’s aber auch der Fehler, dass die Zugehörigkeit seines Materials zu den bis dahin anerkannten Arten nicht | 300 Prantl: immer richtig festgestellt ist; so gehört z. B. die auf seiner Tafel 18 Fig. 139 dargestellte Pflanze keineswegs zu ©. lusitanicum, sondern zu dem in mehrfacher Beziehung davon verschiedenen ©. Gomezianum; es sind daher die Schlüsse, die aus der Einbeziehung dieser Pflanze auf die Veränderlichkeit des O. lusitanicum gezogen werden, von vornherein hinfällig. Luerssen drückt nun seine Auffassung in der Form aus, dass er ausser ©. Bergianum und O. bulbosum alle Formen als Varietäten zu O. vulgatum bringt. Gibt man nun die Möglichkeit zu, dass diese Formen als einzelne Varietäten von einander unterschieden werden können, so scheint die Frage, ob sie als Varietäten oder als ebensoviele Arten zu bezeichnen seien, von untergeordneter Bedeutung zu sein. Sie gewinnt aber an Bedeutung, wenn man folgende practische Erwägungen in Be- tracht zieht. Es gibt eine grosse Anzahl von Sammlern, Floristen ete., deren wissenschaftliches Bedürfniss befriedigt ist, wenn sie auf Etiquetten oder in Katalogen einen aus zwei Worten bestehenden Namen schreiben können; auf „Varietäten* wird eine Rücksicht in der Regel nicht ge- nommen. Nun bilden derartige Kataloge die Grundlage für die Kennt- niss der geographischen Verbreitung und es werden durch die Nichbe- achtung und Geringschätzung der „Varietäten vollständig falsche Vorstellungen über die geographische Verbreitung zu Tage gefördert. In der That ist auch seit dem Erscheinen von Luerssen’s Publication „Ophioglossum vulgatum“ aus allen möglichen Weltgegenden aufgeführt worden. Dieser Uebelstand erscheint um so bedenklicher, da mit der Unterscheidung der Formen auch die geographische Verbreitung erst in ihren Grundzügen festzustellen ist. Das gegenwärtige Chaos kann nur gelichtet werden, wenn man zunächst sich von jeder Abstraetion fernhält und rein empirisch die verschiedenen Formen zu unterscheiden sucht. Man gelangt so zu „empirischen® Arten, wie Hackel') sich treffend ausdrückt. Die von Luerssen vermissten „sicheren Charaktere für scharfe Unterscheidung der sämmtlichen Formen“ glaube ich durch meine Unter- suchungen beigebracht zu haben und damit den ersten Schritt zur ge- “ nügenden Erkenntniss, die Feststellung der empirischen Arten, thun zu können. Wie sich aus folgendem ergeben wird, glaube ich noch einen Schritt weiter gehen und diese empirischen Arten nach ihrer natürlichen Verwandtschaft gruppiren zu können. Es wäre somit der Anfang für die anzustrebende wissenschaftliche Erkenntniss gegeben; wenn mit deren Fortschritt einige meiner empirischen Arten als Varietäten einer höheren Einheit, einer „theoretischen“ Art untergeordnet werden, so habe ich da- gegen nicht das Geringste einzuwenden; zur Zeit scheint es mir indess 1) Monographia Festucarum europacarum. Kassel 1882. $S. 48. = L # Wr 4 5 u ze Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 301 gebotener, in Anbetracht der herrschenden Verwirrung das Hauptgewicht auf die Trennung und Unterscheidung zu legen; ausserdem liegt das Material noch nicht mit der genügenden Vollständigkeit vor, um den sicheren Boden der empirischen Artumgrenzung verlassen zu können, welche ihrerseits vielleicht gerade wieder Veranlassung zu einer genaueren Beachtung der verschiedenen Formen, somit zur Vervollständigung des Materials bieten Könnte. Die oben erwähnten sicheren Charaktere, welche die Unterscheidung der Arten ermöglichen, liegen hauptsächlich in der Nervatur der sterilen Spreite, der Länge des Blattstiels und der Structur des Exospors. In den folgenden Zeilen sollen zunächst diese Charaktere ausführlich be- sprochen werden und sodann diejenigen Merkmale Erwähnung finden, welche in untergeordneter Weise zur Anwendung kommen. Die Nervatur der sterilen Spreite ist bei allen Arten netzaderig. Unterschiede wollte man bisher in der Grösse und Gestalt der Maschen des Adernetzes, in dem diese Maschen zuweilen ausfüllenden secundären Maschenwerk, in dem mehr oder minder deutlichen Vortreten einer Mittelrippe finden. Der richtige Weg, die Nervatur für systematische Zwecke zu verwerthen, liegt aber nicht in dem Herausgreifen eines dieser Charaktere, sondern vielmehr darin, dass man von den einfachsten Formen ausgeht und die complieirteren hiermit vergleicht. Auch ist wenigstens für das erste Studium die Beobachtung mit der Loupe nicht ausreichend, sondern es muss von der durchsichtig gemachten Spreite ein vollständiges Bild bei stärkerer Vergrösserung entworfen werden. Die beste Methode des Durchsichtigmachens ist das Kochen in alkoholischer Kalilösung und Einlegen in Glycerin; doch sind derartig zugerichtete Objeete für die Aufbewahrung im Herbar natürlich verloren; wo ich diese Methode nicht anwenden konnte, musste -ich mich mit dem blossen Kochen in Wasser begnügen. Die auf den beiden Tafeln VII und VIII dargestellten Ob- jeete wurden sämmtlich mittels eines Prismas bei 5maliger Vergrösserung entworfen und unter Anwendung von 26 maliger Vergrösserung in den feinsten Details ausgezeichnet, geben also ein völlig getreues Bild der untersuchten Einzelobjecte. Kennt man nun das Blatt einer Species mit diesen Details, so lässt sich die Constanz gewisser Eigenthümlichkeiten leicht mit der Loupe an einer beliebig grossen Anzahl von Exemplaren controliren, natürlich vorausgesetzt, dass die Nervatur am getrockneten Blatt überhaupt hervortritt, was nur bei wenigen Arten niemals der Fall ist. Die Nerven der Spreite schliessen sich unmittelbar an die Fibrovasal- stränge des Blattstiels an; es muss also die Betrachtung der Nervatur an diesen Strangverlauf anknüpfen. Bei den einfachst gebauten Arten (z. B. O. lusitanieum, O. Gomezianum) gibt, wie bereits erwähnt, der aus 302 Prantl: dem Stamm in das Blatt austretende Strang nahe dem Grunde des Blatt- stiels zwei seitliche Stränge ab, so dass im Blattstiel bis zur Spreite hin drei Stränge verlaufen (Tafel VII Fig. 1), der Medianstrang (m) und die beiden Lateralstränge (11); dass von den beiden letzteren je ein Ast für den Strang des fertilen Blatttheils abgeht, soll hier nur beiläufig er- wähnt werden. Der Medianstrang setzt sich bei allen Arten als Mittel- nerv durch die Spreite fort; die Lateralstränge hingegen verhalten sich bei den einzelnen Arten ungleich. Den einfachsten Fall zeigt ©. Bergianum (Tafel VII Fig. 3), bei welchem die beiden Lateralstränge bis nahe an die Spitze den Medianus begleiten, nur durch wenige Verbindungsstränge, die wir als Venae (v) bezeichnen, mit diesem verbunden. Vergleicht man nun hiermit O©. lusitanicum (Fig. 6 und 7) so sieht man in dem Netzwerk nicht nur den Mittelnerv deutlich hervortreten, sondern auch (Fig. 6) vom Blattstiel aus die beiden Lateralnerven eintreten und sich alsbald gabeln, so dass am Grunde der Spreite einschliesslich des Mittel- nerven 5 Längsnerven vorhanden sind. Diese Längsnerven lassen sich leicht durch das Netzwerk hindurch bis gegen die Spitze zu verfolgen, erfahren noch hier und da Gabelungen (in Fig. 7 steigt so ihre Anzahl an der breitesten Stelle bis auf 8) und werden untereinander, sowie mit dem Mittelnerv durch kurze, meist rechtwinklig oder wenig schräg an- setzende Venen verbunden. Man wird nun auch auf den übrigen Figuren 4, 5, 9, 10, 11, 15 leicht die Längsnerven erkennen, und wahrnehmen, dass die in den Figuren 3—11 dargestellten Nervaturen darin unterein- ander übereinstimmen, dass vom Mittelnerv kein (oder wie in Fig. 5 nur ein vereinzelter) Seitennerv innerhalb der Spreite entspringt, vielmehr nur Nerven geringerer Dimension und Bedeutung, die Venae, die Ver- bindung zwischen dem Medianus und den Aesten der Lateralstränge herstellen; diese letzteren lassen sich bis nahe an die Spitze der Spreite verfolgen, convergiren dort gegen den Mittelnerven und schliessen sich in ähnlicher Weise aneinander an, wie dies für die parallele Nervatur der Monoeotylenblätter bekannt ist. Da die Nervatur hier hauptsächlich von den neben dem Mittelnerv herlaufenden Lateralsträngen gebildet wird, habe ich diese Form als den paraneuren Typus bezeichnet. Die Verschiedenheiten, welche sich innerhalb desselben auf den angeführten Figuren geltend machen, sind einmal solche, welche von der Grösse und dem Umriss des Blattes unabhängig sind, insbesondere das Auftreten neuer zarter Nerven, welche noch ausser den Venen eine quere, schräge oder longitudinale Verbindung herstellen, auch häufig mit einzelnen freien Spitzen endigen, es sind diess die „Venulae,* welche z. B. in Fig. 9 (vl) deutlich hervortreten und durch ihre Anwesenheit dem Blatt ein z. B. von Fig. 7. verschiedenes Gepräge verleihen, wenngleich sie letzterem nicht vollständig fehlen. — Hingegen lehren die erwähnten Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 303 Figuren auch andrerseits, welche Momente mit dem Umriss des Blattes in ursächlichem Zusammenhange stehen; so ist es begreiflich, dass mit zunehmender Breite des Blattes eine Vermehrung, eine Öftere Gabelung der Längsnerven verbunden ist; an den längergestreckten Blättern sind die Maschen der Nerven länger, der Winkel der Verzweigungen der Nerven sowohl als der Ansatz der ‘Venae wird spitzer; es erhellt dies insbesondere aus einem Vergleich der Figuren 6 und 7, welche zwei Blätter der gleichen Species darstellen. Ein ähnliches Verhalten der Längsnerven bemerkt man auch in den Figuren 12, 13, 14, 16, 17. Auch hier lassen sich dieselben bis nahe an die Spitze verfolgen und convergiren gegen den Mittelnerv; allein im Gegensatz zu den bisher betrachteten Formen zeigt sich hier eine Ver- ästelung des Mittelnerven in Fig. 13 (0. Gomezianum) und Fig. 14 (O. capense); es geht hier unter der Mitte der Spreite ein Seitennerv s vom Mittelnerven ab. In beiden genannten Figuren zeigt sich auch eine starke Entwickelung der Venulae, welche besonders in Figur 13 um so mehr auffällt, als die Spreite an Gestalt und Grösse den oben betrachteten ähnlich ist, aber weit weniger Verästelung der Längsnerven aufweist. Bei ©. vulgatum (Fig. 12 und 16) sind Seitenäste des Mittelnerven innerhalb der Spreite ebenfalls wahrnehmbar; es kommt aber hier noch eine reichliche Verästelung. des Medianstranges innerhalb des Petiolus dazu, wie aus dem Schema Fig. 2 näher erhellt; dasselbe wurde durch eine Querschnittserie aus dem Stiel eines durchaus sterilen Blattes er- "halten und zeigt die alternirend an beiden Seiten des Medianus ent- springenden Aeste ss, welche den Medianus begleitend in die Spreite eintreten und diese gleich den Lateralnerven durchlaufen. In diesem Schema ist auch angedeutet, wo die für den fertilen Blatttheil bestimmten Stränge (f) entspringen würden, wenn das Blatt fertil wäre; der that- sächliche Strangverlauf eines fertilen Blattes lässt sich nicht übersichtlich darstellen, da vom Strang des fertilen Blatttheiles unterhalb dessen Aus- gliederung wieder Aeste entspringen, welche als äusserste Nerven in die sterile Spreite übertreten. Kehren wir von dieser eigenthümlichen Complication der Nervatur wieder zu unserem Ausgangspunkt, dem Mediannerven mit zwei Lateral- nerven zurück, so finden wir diesen wieder bei den Taf. VIII Fig. 18 bis 34 dargestellten Arten, aber nach einer anderen Richtung hin an Com- plication zunehmend. Bei O. Dietrichiae (Fig. 18) hat es zwar bei flüchtiger Betrachtung den Anschein, als würden die 5 (von den gegabelten Lateralnerven und dem Medianus gebildeten) Längsnerven die Spreite bis zur Spitze durchlaufen und dadurch sich an das Verhalten von ©. " Bergianum anschliessen; allein die an den Medianus sich bei s ansetzenden Nerven sind keine Venae, sondern es sind Seitenäste des Medianus, 304 Prantli: welche diesem und den Lateralnerven parallel gegen die Spitze verlaufen; von letzteren werden die inneren Aeste durch eine longitudinale Vene (v) mit den Seitenästen (s) verbunden, während die äusseren unter Ver- einigung mit den inneren erlöschen. Deutlicher tritt das Wesen des hier in die Erscheinung tretenden Typus, den ich wegen der fiederigen Verzweigung des Medianus als den ptiloneuren bezeichne, bei Fig. 19 (O. lanceolatum), 20 (©. Luersseni), 21 (O. rubellum) hervor. Die Seitennerven (s) treten alternirend zu beiden Seiten des Mittelnerven auf und bedingen dadurch einen divergirenden Verlauf der stärksten Nerven, welche freilich gegen die Spitze wieder Convergenz zeigen können. Im engsten Zusammenhang damit tritt die Betheiligung der Lateralnerven am Aufbau des ganzen Nervennetzes sehr zurück; dieselben erfahren keine oder sehr seltene Verästelung und erlöschen alsbald. Ferner zeigen die Venae, welche die Seitenäste verbinden, in der Nähe des Medianus einen schrägen bis longitudinalen Verlauf. Der Winkel, unter welchem die Seitenstränge vom Medianus abgehen, wird gegen die Blatt- spitze zu immer offener, und es ist dann, wie in Fig. 24, nicht sofort erkennbar, das man es nicht mit Venen, sondern mit Seitenästen zu thun hat. Die vollkommenste und zugleich complicirteste Ausbildung zeigt dieser Typus bei den in Fig. ‘26 (O. jibrosum) und 28 (O. ellipticum) dargestellten Arten. Die in regelmässiger oder (Fig. 28) gestörter Alternation entspringenden Seitenäste verlaufen, besonders im unteren Theil des Blattes, zunächst vorgestreckt, um sich dann allmählich nach aussen zu biegen und in dem feinen Netzwerk der Randregion zu ver- lieren. _Mit diesem divergirenden Auswärtsbiegen ist natürlicherweise das Erlöschen der nächsthinteren Nerven verbunden. In beiden genannten Figuren tritt ferner das von den Venulae gebildete sekundäre Netzwerk sehr deutlich hervor, sowie der longitudinale Verlauf der innersten, je zwei Seitennerven verbindenden Venae. Dass diese complieirten Bildungen nur auf dem weiteren Ausbau des oben an seinen einfacheren Repräsen- tanten erläuterten ptiloneuren Typus beruhen, zeigt Fig. 27, welches das Blatt einer jungen Pflanze (Adventivspross) von O, elliptieum dar- stellt; dasselbe zeigt eine überraschende Aehnlichkeit mit den Figuren 19—21, und es wiederholt sich also auch hier in den aufeinanderfolgenden Blättern einer erstarkenden Pflanze der phylogenetische Entwickelungsgang. Dem ptiloneuren Typus gehört ferner der in den Fig. 29 — 34 dargestellte Verwandtschaftskreis an; dieser differirt von den soeben be- trachteten Arten darin, dass den neben dem Medianus in die Spreite eintretenden Nerven eine verhältnissmässig stärkere Betheiligung am Auf- bau des Nervennetzes zukommt; doch ist gegen die Spitze hin der di- vergirende Charakter der Seitenäste des Medianus deutlich ausgesprochen. Beachtung verdient unter diesen zunächst Fig. 34, welche ein Jugendblatt Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. . 305 von ©. ovatum darstellt, einer Species, deren Normalblätter der Unter- suchung nicht geopfert werden konnten; das hier dargestellte Blatt zeichnet sich durch eine auffallende Armuth an Nerven, fast völliges ‚Fehlen der Venulae aus, obgleich seine Dimensionen sehr ansehnliche sind. — Ferner ist ©. peduneulosum (Fig. 33) bemerkenswerth, an dessen Normalblättern Seitenäste des Mittelnerven erst gegen die Spitze zu be- obachtet werden, während Blätter junger Pflanzen deutlich. derartige Seitenäste zeigen, wenn auch wie in Fig. 34 mit Störung der Alternation; hingegen lässt auch am erwachsenen Blatt die Richtung der seitlichen Nerven die Zugehörigkeit zu diesem Typus sofort erkennen. — Leider war es nicht möglich, an einem Repräsentanten dieses Verwandtschafts- kreises den Strangverlauf im Petiolus kennen zu lernen; ich kann daher nur die Vermuthung aussprechen, dass die zahlreichen in den Grund der Spreite eintretenden seitlichen Nerven zum Theil ihre Entstehung vom Medianstrang des Petiolus nehmen könnten. — Ein zweites Merkmal, welches für die Unterscheidung der Arten sehr gute Dienste leistet, bisher aber völlig unbeachtet geblieben war, ist die Länge des oberirdischen Theils des Blattstiels. An getrockneten Exemplaren tritt der grössere oder geringere Chlorophyli- gehalt des Stieles sehr deutlich hervor, und es findet sich stets eine ziemlich scharfe Grenze zwischen der unteren farblosen Region und dem oberen chlorophyllreichen Theile. Obwohl ich nun nur unser Ophioglossum vulgatum, welches die Spreite stets dicht über der Bodenoberfläche trägt, im Leben beobachten konnte, wird doch der Schluss nicht zu gewagt sein, dass jene an getrockneten Exemplaren, und zwar für die Species an constanter Stelle auftretende Grenzlinie der Bodenoberfläche entspricht. In den Diagnosen nenne ich einen Blattstiel, der bis zur Spreite im Boden steckt, einen Petiolus hypogaeus, einen solchen, der mit einer nennenswerthen, zumeist der weitaus grösseren Strecke über den Boden sich erhebt, Petiolus epigaeus. Die Struetur des Exospors zeigt darin Uebereinstimmung, dass sämmtliche Arten netzförmige Verdickungen besitzen, sowie dass diese Verdiekungen (mit den unten zu besprechenden Ausnahmen) an den drei Tetraöderflächen gegen den Scheitel hin allmählich erlöschen. Verschieden- heiten treten auf in der Maschenweite, der Höhe der Verdickungsleisten und dem Breitenverhältniss zwischen Leisten und Maschen. Im Allge- meinen sind diese Verhältnisse für jede Species constant; nur bei ©. vulgatum fand ich einen grösseren Spielraum, in welchem die erwähnten Verhältnisse variiren. In der von Luerssen gewählten Darstellungs- weise treten dieselben nicht mit der wünschenswerthen Deutlichkeit her- “vor, einmal weil gerade an den weitmaschigen Sporen einzelne kleinere Maschen auftreten, die das Durchschnittsmass verschieben, ferner weil Jahrbuch des botanischen Gartens, II. 20 I 306 Prantl: bei directer Messung die Differenz meist nur 2 Theilstriche des Mass- stabes beträgt, somit kleine Nuancen bei der Umrechnung in Miera (bei Luerssen offenbar durch Multiplieation mit 13) völlig verschwinden müssen. Ich habe es daher. vorgezogen, die Maschenweite durch ihr Verhältniss zum Durchmesser der Spore auszudrücken und verfuhr bei der Constatirung folgendermassen: ich zähle auf der Mitte der gewölbten Fläche einige auf einer geraden Linie liegende Maschen ab und schätze, welchen Bruchtheil des Sporendurchmessers diese abgezählte Strecke be- trägt; durch öftere Wiederholung dieses Verfahrens in verschiedener Richtung an einer Spore, sowie an mehreren Sporen erhält man geeignete Durchschnittswerthe, welche nebst der absoluten Grösse des Sporen- durchmessers in den Diagnosen angegeben sind. — In der Höhe der Leisten unterscheide ich zwei Extreme; dieselben sind bei 300 maliger Vergrösserung in der Profilansicht entweder als deutliche . Vorsprünge sichtbar — striae elevatae, oder nicht wahrnehmbar — non elevatae. — Sind die Leisten im Verhältniss zur Maschenweite sehr schmal, so zeigen die Maschen polygonalen Umriss; in anderen Fällen jedoch er- scheinen die Maschen nur als kreisrunde Tüpfel in einer gleichartigen Verdickung. — Es bedarf wohl kaum besonderer Erwähnung, dass nur reife Sporen zur Untersuchung gezogen werden dürfen; wo es möglich war, entnahm ich sie aus solchen Sporangien, welche einzeln noch unge- öffnet zwischen geöffneten vorhanden waren. | Als vereinzelte auffallende Vorkommnisse müssen die Sporen von O. lusoafricanum, O. Braunii und O. Gomezianum hier erwähnt werden. An den Sporen der beiden erstgenannten Arten konnte ich weder Scheitel- leisten noch Tetraöderflächen erkennen; sie sind vollständig kugelig mit sehr zahlreichen kleinen Maschen versehen, die bei O. Braunii theilweise miteinander zusammenfliessen, bei ©. lusoafricanum ausserdem sehr gross. Ob hier in der That specifische Eigenthümlichkeit oder eine Art von Missbildung vorliegt, welche aber allen vorliegenden Exemplaren vom gleichen Standort zukommt, muss die Zukunft lehren. — Noch räthsel- hafter ist die degenerirte Ausbildung der Sporen bei einer als latifolia zu bezeichnenden Varietät von O. Gomezianum, welche nicht nur in der Blattbreite, sondern auch in eben dieser Eigenthümlichkeit der Sporen übereinstimmend von zwei Localitäten aus Centralafrica und Angola vor- liegt. Die Sporen, aufgesprungenen Sporangien entnommen, zeigen ab- norme Grösse, keine Scheitelleisten, feine. Punctirung und sind häufig von einer aus Epiplasmakörnchen bestehenden Hülle umgeben; dazwischen finden sich zahlreiche unvollendete Theilungsstadien, lauter Erscheinungen, wie ich sie für hybride Aneimien und Aspidium remotum beschrieben habe." ) 1) Untersuchungen zur Morphologie der Gefässkryptogamen. II. Die Schizaeaceen. Leipz. 1881. p. 56. Beiträge zur Systematik der Öphioglosseen. _ 307 Die Möglichkeit eines hybriden Ursprungs dieser Form kann ja nicht gänzlich in Abrede gestellt werden, aber für diese sprechen, ausser dieser Degeneration der Spogzen, durchaus keine anderen Thatsachen; es liegt keine Form, an deren Elternschaft ausser dem typischen ©. Gomezianum gedacht werden könnte, von beiden Standorten vor. Da nun auch eine etwaige Misshandlung unreifer Exemplare von Seiten zweier verschiedener Sammler kaum als Ursache dieser Abnormität vermuthet werden kann, neige ich mich am meisten der Vermuthung zu, dass diese eine Form die Fortpflanzung durch Sporen, die ja auch bei den anderen Arten nicht sehr häufig eintreten dürfte, gänzlich eingebüsst habe. — Ausser- dem fand ich nur bei den von Nimes in Böhmen stammenden Exemplaren des O. vulgatum degenerirte Sporen. Den im bisherigen besprochenen drei Merkmalen, der Nervatur, dem Blattstiel und dem Exospor muss ich nach meinen Erfahrungen so her- vorragenden systematischen Werth zuerkennen, dass ihre Kenntniss für die Beurtheilung einer Form absolut unerlässlich ist. — In secundärer Weise finden noch folgende Eigenschaften Anwendung: Die zuerst von Milde berücksichtigte Gestalt der Epidermis- zellen darf nur mit grosser Vorsicht verwendet werden; denn dieselbe wechselt nicht selten an verschiedenen Regionen des nämlichen Blattes; ich habe sie an sämmtlichen Arten untersucht und bezeichne in den Diagnosen als Epidermis porrecta eine solche, deren Zellen in der Längsrichtung des Blattes gestreckt sind, als E. undique directa eine solche, deren Zellen nach verschiedenen Richtungen gestreckt sind; die Wände der Epidermiszellen sind entweder gerade (E. stricta) oder wellig (E. flexuosa). — Die Stomata, deren Grösse bei einigen Arten (z. B. O. ovatum) sich bedeutend steigert, bei anderen (O. ellipticum) unter das Durchschnittsmass herabsinkt, sind nach der Richtung ihrer Spalte entweder St. porrecta oder undique direeta. — Eine Eigen- thümlichkeit der sterilen Spreite bei ©. elliptieum und O. fibrosum ist die Vitta, d. h. ein medianer Längsstreifen, welcher sich sowohl im trockenen als auch (nach Welwitsch’s Notizen) im lebenden Zustande durch die blassgelbe Färbung vor der übrigen Blattfläche auszeichnet; diese Färbung beruht offenbar auf Chlorophyllarmuth und reicht vom Mittelnerv beiderseits ungefähr bis zu den mit diesem parallelen Venae, "umfasst also diejenigen Maschen des Nervennetzes, welche die wenigsten Venulae enthalten. Die Consistenz des Blattes scheint Verschiedenheiten aufzuweisen ; doch steht deren Verwerthung die ungleiche Behandlung des Materials im Wege; zudem gelang es mir nicht, Querschnitte von Blättern zu voll- ständiger Quellung zu bringen, um die Mächtigkeit des Chlorophylige- webes, Dicke der Aussenwand der Epidermis u. s. w. genügend feststellen 20* 308 Prantl: zu können. Uebrigens scheint es, dass die Ausbildung des Blattgewebes auch hier vom Standort beeinflusst wird. Der fertile Blatttheil, (dessen Stiel als pedunculus bezeichnet wird) entspringt mit Ausnahme von ©. Bergianum stets in der Nähe des Spreitengrundes, bei manchen Arten wie ©. lusitanicum noch deutlich vom Blattstiel, bei anderen (O0. gramineum, O. vulgatum) aus der Basis der Spreite selbst. Das Verhältniss seiner Länge zum sterilen Blatttheil ist für manche Arten charakteristisch, darf aber nur zur Reifezeit der Sporen constatirt werden, da die Streckung des Pedunculus erst sehr spät erfolgt. Die Anzahl der Sporangien, die Beschaffenheit der Spitze des fertilen Blatttheils werden in den Diagnosen aufgeführt. Misslich ist die systematische Verwerthung der Anzahl der gleich- zeitig entwickelten Blätter, da hierfür ein viel umfangreicheres Material nöthig wäre, als es Herbarien liefern können; zudem lehren die Be- obachtungen an unserem O. vulgatum, dass die gleiche Species sich hierin an verschiedenen Localitäten verschieden verhalten kann; doch habe ich in den Diagnosen stets das Resultat meiner diesbezüglichen Beobachtungen angegeben und für einige Arten, so besonders ©. capense ist das Persistiren der Basalstücke der abgewelkten. Blätter charakteristisch. Der Stamm zeigt nur bei ©. crotalophoroides (= O0. bulbosum) die bekannte Eigenthümlichkeit der knollenähnlichen Ausbildung; die hiermit zusammenhängende massige Entwickelung des Parenchyms findet sich auch bei verwandten Arten, deren Rhizom dadurch verhältnissmässig dick erscheint. Für O. erotalophoroides kommt dazu noch der Umstand, dass die hintere Region des Stammes, sowie die Austrittsstellen der ab- gestorbenen Wurzeln sich mit einer dünnen Korklage bedecken. Die Wurzeln bieten Verschiedenheiten in der Dichte ihres Auf- tretens, die bei ©. brosum ihr Maximum erreichen dürfte; doch konnte ihre Anordnung nicht näher verfolgt werden; von der gewöhnlichen braunen Farbe der Wurzeln weicht O. jbrosum durch blasse Färbung, O. capense _ durch stets röthliche Farbe ab. Ob die Bildung der Adventivsprosse auf den Wurzeln allen Arten zukommt oder nicht, vermag ich nicht anzugeben; gesehen habe ich solche Sprosse bei ©. lusitanieum, O. coriaceum, O. capense, ©. vulgatum, O. Luersseni, O. ellipticum, O. japonicum, O. pedunculosum, O. retieulatum. Nur für O. fibrosum gibt Welwitsch in seinen Notizen ausdrücklich ihr Fehlen an. Um zu „perenniren,* wie Göbel (Grundz. d. Systematik p. 274) sich auszudrücken beliebt, bedarf kein Ophioglossum dieser Ad- ventivsprosse; dass O. pedunculosum nach Production fertiler Blätter ab- sterbe, und sich nur durch diese Sprosse erhalte, wie Hofmeister be- hauptet, mag wohl an einer vergeilten Gartenpflanze eingetreten sein, ist aber nicht allgemein richtig. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 309 Mit Hilfe der im bisherigen besprochenen Merkmale gelingt es nun, wie oben bereits erwähnt, nicht bloss die Arten empirisch zu unter- scheiden, sondern auch nach ihrer natürlichen Verwandtschaft zu gruppiren. Die letztere ergibt sich in erster Linie aus der Nervatur, in deren beiden eben geschilderten Typen ich den Charakter zweier Hauptabtheilungen er- blicke; innerhalb einer jeden lassen sich die verwandten Formen in folgender Weise in Gruppen zusammenfassen: Sectio I. Euophioglossum. 1. Paraneura. Nervus medianus laminae sterilis intra laminam laterales non vel hinc inde solitarium emittens, laterales e fasci- culis binis lateralibus petioli vel ex parte e mediano petioli oriundi, repetitofurcati, subparalleli, versus apicem convergentes. A. Petiolus subnullus, pedunculus lamina brevior. 1. ©. Bergianum Schlecht. Diese Art stellt den einfachsten Typus von Euophioglossum vor und kann gewissermassen als Ausgangspunkt für die divergirenden Entwickelungs- reihen gelten; durch einfache Blattgestalt und Nervatur schliessen sich die beiden folgenden Gruppen an, die sich indess unterscheiden: B. Graminea. Petiolus epigaeus; pedunculus e basi laminae oriundus; lamina linearis vel lineari-lanceolata. 2. O. gramineum Willd. 3. O. lusoafricanum Welw. C. Lusitanica. Petiolus hypogaeus; pedunculus e petiolo vel rarius e basi laminae lanceolatae oriundus; venulae non copiosae. 4. ©. lusitanieum L. 5. ©. Braunii Prantl. 6. ©. coriaceum Cunn. 7. ©. californieum Prantl. D. Vulgata. Petiolus hypogaeus vel breviter epigaeus; pedunculus e basi laminae oriundus; venulae copiosae. Wie oben auseinandergesetzt, ist die Nervatur dieser Gruppe nicht mehr die reine Form des paraneuren Typus, doch weist ihre Ausbildung an schwächeren Blättern entschieden auf eine nahe Verwandtschaft mit der Gruppe Lusitanica hin, von welcher sie sich als höhere Entwickelungs- stufe ableiten dürfte; hierher gehören: 8. O. Gomezianum A. Br. 9. O. capense Schlecht. 10. ©. Enngelmanni Prantl. 11. O. vulgatum L. 2. Ptiloneura. Nervus medianus laminae sterilis intra laminam laterales porrectos vel divergentes emittens, laterales petioli parce ramosi. A. Lanceolata. Petiolus epigaeus; pedunculus e basi laminae oriundus; lamina linearis vel lanceolata rigida. 12, O. Dietrichiae Prantl. 13. O. lanceolatum Prantl. Im äusseren Habitus den Graminea der vorigen Abtheilung nahestehend, schliesst sich diese Gruppe gleich diesen zunächst an den einfachsten Typus des O, Bergianum an, bildet aber durch die ptiloneure Nervatur 310 Prantl: den Anfang einer- in folgender Gruppe sich weiter entfaltenden Ent- wickelungsreihe. B. Macrorrhiza. Rhizoma saepissime pro ratione crassum; petiolus. - hypogaeus; pedunculus e basi laminae vel petiolo oriundus, gracilis; laminae forma varia. Diese Gruppe umfasst Formen von einfachem, nebst solchen von complieirterem Bau und lässt sich in 3 Untergruppen eintheilen, von | welchen es indess zweifelhaft erscheint, ob sie wirklich der natürlichen Verwandtschaft entsprechen: a. 14. O. Tnersseni Prantl. 15. ©. rubellum A. Br. 16. O. macrorrhizum Kze. 17. O. tenerum Mett. 18. O. ypane- mense Mart. b. 19. ©. erotalophoroides Walt. 20. O. opacum Carmich. e. 21. ©. ellipticum Hook. et Grev. 22. O. fibrosum Schum. C. Retieulata. Rhizoma cylindricum; petiolus epigaeus, rarius hypogaeus; pedunculus e petiolo vel basi laminae oriundus, rigidus,. Diese Gruppe umfasst eine Reihe, welche nicht an die vorige Gruppe, sondern an einfachere Formen sich anschliesst; mit einiger Wahr- scheinlichkeit lässt sich die Gruppe der Lusitanica als Ausgangspunkt dieser Reihe bezeichnen, welche indess dem entschieden ptiloneuren Typus angehört. Es ist ja durch unsere Eintheilung nach dem Typus der Neryatur nicht ausgeschlossen, dass der ptiloneure Typus mehrmals aus dem paraneuren hervorgegangen ist. Diese Anknüpfung an die Lusi- tanica wird auch durch die mehrfachen Aehnlichkeiten zwischen den Reticeulata und Vulgata unterstützt. Es gehören hierher: 23. O. laneifolium Presl. 24. O. japonicum Prantl. 25. ©. ovatum Bory. 26. O. peduneulosum Desv. 27. O. retieu- latum L. | Sectio II. Ophioderma (Endl.) 23. O. pendulum L. Sectio III. Cheiroglossa (Presl.) 29. O. palmatum L. Beschreibung der einzelnen Arten.') Sectio I. Euophioglossum. 1. Paraneur.a. ee 1. 0. Bergianum Schlechtend. Adumbr. p. 10! — Kunze in Linn. x. p. 487. — Grev. et Hook. in Bot. Misc. II. p. 219. — [Hook. Ie. 1) Citate, die ich nicht selbst einsehen konnte, sind eingeklammert. — ! bedeutet, Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 311 plant. Tab. 263]. — Mett. Lips. p. 120. — Pappe et Raws. Syn. fil. p. 48.! — Moore Ind. fill. p. CXXV. — Kuhn Fil. Afr. p. 176. — Hook. et Bak. Syn. p. 447. — Luerssen in Journ. Mus. Godefir. VII. Tab. 18. fig. 153. 154. | Rhizoglossum Bergianum Presl Suppl. p. 48. Ophioglossum pygmaeum Bergius mser. Rhizoma eylindricum. Folia 3 vel 4. Petiolus subnullus; pedun- culus e basi folii oriundus. Lamina sterilis e basi hypogaea antrorsum sensim paullum dilatata sublinearis acuta, 3—5 centim. longa, 0,1 lata, carnosa, nervis tribus parce anastomosantibus, medio validiore; epidermis utringue porrecta strieta; stomata utringue 70—90 w longa. Peduneulus lamina sterili brevior, vix dimidiam aequans; sporangia 6—8-juga, apice elongato lineari. Sporae areolis circa 10 ad diam. hexagonis, striis non elevatis tenuibus. Tab. VII, Fig. 3. Cap: Bergius B. In planitie capensi ad Kuilsrivier pone villam Dom. J. H. Sturk, locis saxosis inter caespites legit Pappe Julio 1845 B. Eine genauere Untersuchung des Ursprungs des fertilen Blatttheils war mir eben- sowenig als Luerssen möglich; doch konnte ich mich überzeugen, dass Peduneulus und steriler Blatttheil aus der nämlichen Hülle hervorgehen, wodurch ihre Zusammengehörig- keit zu einem einzigen Blatte evident bewiesen und die Annahme getrennter fertiler und steriler Blätter widerlegt wird. Damit fällt auch jede Berechtigung, diese Art zu einer besonderen Section zu erheben. Luerssen scheint kräftigere Blätter untersucht zu haben, als sie mir zu Gebote standen; denn seine Figuren zeigen bis 6 nebeneinander verlaufende Nerven; doch sind die 2 Nerven am Grunde der Figur 154 zweifellos irrthümlich, und auch der Ursprung der Seitennerven vom Medianus in Fig. 153 dürfte nur auf mangel- hafter Beobachtung beruhen. B. Graminea. 2. 0. gramineum Willd. in Act. Erf. 1802. p. 18. Tab. I. Fig. 1! — Sw. Syn. p. 169. — Willd. Spec. V. p. 59. — Grev. et Hook. in Bot. Misc. IH. p. 218. — Presl Suppl. p. 51. — nec R. Br. O. gracillimum Welw. in litt.! O. lusitanieum var. graeillimum A. Br. in Kuhn fil. Afr. p. 177! O. lusitanicum Hook. et Bak. Syn. p. 445. ex p. > Rhizoma cylindricum, pro ratione crassum. Folia bina. Petiolus epigaeus; pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis a bası fere aequilata linearis vel lineari-lanceolata acuta, 1—1,4 ctm. longa, 0,1—0,2 lata, rigida; nervi intrantes 5, medianus validior, strietus, laterales paralleli furcati venis transversis obliquisque in areolas elongatas dass ich authentische Exemplare gesehen habe. — Die Herbarien, in welchen die an- geführten Exemplare liegen, sind: B = Berlin; L = Luerssen; M = München; P = mein eigenes; V = Wien. 312 Prantl: juncti, venulis raris liberis; epidermis infera porrecta substricta, supera subporrecta flexuosa, stomata utrinque porrecta 50—60 wlonga. Pedun- culus rigidus, viridis, laminam aequans vel subduplo superans, sporangia 4—9-juga apice elongato acuto. Sporae 40 u latae, areolis 6—8 ad diam. angulosis, striis subelevatis tenuibus hine inde dilatatis. Tab. VII. Fig. 4. | Ostindien: St, Thomas: de Friedland Hb. Willd. nr. 19441. — Penisnula Ind. or.: Hb. Wight propr. nr. 27. B. (?) ' Westafrica: Angola Reg. Illa, 2400—3800 ped. alt. Distr. Pungo Andongo, in pascuis breviter herbidis juxta ripas rupestres rivulorum prope Catete, Jan. 1857: Welwitsch It. ang. nr. 36. B. » .Obige Diagnose ist hauptsächlich nach Welwitsch’s Exemplaren entworfen, welche am eingehendsten untersucht werden konnten. Willdenow’s Exemplar stimmt, soweit es einer näheren Untersuchung zugänglich war, d. h. in Nervatur und Epidermis der Oberseite damit vollständig überein, so dass ich angesichts der übrigen habituellen Aehnlichkeit kein Bedenken trage, diese beiden Pflanzen für identisch zu halten. Ob aber das Wight’sche Exemplar, welchem von A. Braun’s Hand die Bemerkung: „0. gramineum hb. Wight, non Willd.“ beigefügt ist, wirklich hieher gehört, mag bei der höchst mangelhaften Beschaffenheit desselben dahingestellt bleiben. — Von O. lusitanicum unterscheidet sich diese Art sofort durch den grünen Blattstiel und die am Grunde nicht verschmälerte Spreite. 3. 0. lusoafricanum Welw. in litt.! O. lusitanieum A. Br. in Kuhn fil. Afr. p. 177 ex p.! — Hook. et Bak. Syn. p. 445 ex p. Rhizoma cylindricum. Folia solitaria. Petiolus epigaeus; pedun- culus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi fere aequilata sensim dilatata anguste lanceolata, acuta, 1,8—5 ctm. longa, 0,2—0,5 lata, rigida; nervi intrantes 5, medianus paullo validior, laterales pa- ralleli porrecti, venis obliquis transversis porreetisque, venulis pareis conjunctivis rarius liberis; epidermis infera porrecta substrieta, supera minus porrecta flexuosa; stomata utrinque porreeta 70—80 mw. longa. Pedunculus rigidus laminam sterilem duplo vel magis superans; sporangia 6—14-juga, apice elongato acuto. Sporae 80 w latae, areolis 20—25 ad diam. angulosis, striis non elevatis tenuibus, apice inconspicuo. Tab. VI. Fig. 5. Westafrica: Regio III, 2400—3800 ped. alt. Distr. Pungo Andongo, in declivüs apricis arenoso-humosis (humo cum arena gneisica) montium editiorum praesidü inprimis in editis de Pedra Cazella, Jan. Febr. 185%: Welwitsch it. ang. nr. 34. B, Gleich Vorigem durch grünen Petiolus und hohen Ursprung des Pedunculus von O. lusitanicum sofort zu unterscheiden. C. ZLusitonica. 4. 0. lusitanicum L. Spec. I. p. 1518. — Willd. in Act. Eıf. p. 19. — Sw. in Schrad. Journ. f. 1800 II. p. 112. — $w. ibid, f. ? Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. >13 1801. I. p. 308. — Sw. Syn. p. 169. — Willd. Spec. V. p. 59. — Hook. et Grev. Ic. Tab. 80. — Grev. et Hook. in Bot. Misc. III. p. 218. — Link Fil. H. Berol. p. 16! — Presl Suppl. p. 50. — Milde Fil. Eur. p. 190. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 177 ex p.! — Hook. et Bak. Syn. p. 445 ex p. — Strobl in Oest. bot. Zeitschr. 31. 1881. p. 23! O. vulgatum var. lusitanicum Hook. et Aın. sec. Milde I. c. — Luerssen in Journ. Mus. Godefir. VIII. p. 14 ex p. Tab. XII. Fig. 47 bis 53, 59, 60. Tab. XIV. Fig. 101—106. Tab. XVII. Fig. 140. Rhizoma eylindrieum. Folia 1-—3, saepe petiolis mortuis circum- data. Petiolus hypogaeus; pedunculus e petiolo oriundus. Lamina ste- rilis basi longe attenuata sensim dilatata, lanceolata, obtusa vel acuta, non apieulata, 1—4 centim (a basi pedunculi) longa, 0,2—0,4, raro ad 0,6 lata, carnosa; nervi intrantes 3 vel 5, medianus paullo validior strietus, laterales paralleli porreeti furcati venis transversis vel obliquis versus marginem crebrioribus juncti; venulae subnullae; epidermis infera undique porreeta strieta, supera porrecta, versus apicem minus porrecta, strieta; stomata utrinque porrecta, 70—80 w longa. Pedunculus lami- nam subduplo superans, rarius aequans; sporangia 3—12-juga, apice elongato. Sporae 30—40 w latae, areolis 12—15 ad diam. subrotundis, striis latiusculis subelevatis. Tab. VII. Fig. 6, 7. Nordafrica: Algier in pascuis, Oran: Munby Pl. Alg. exs. Cent. 1. 1850. V. — Sables gazonneux pres de la Calle: Durieu de Maisonnewe fl. Gall. Germ. exs. 765. B. — Desfontaines in Hb. Willd. nr, 19440. — Tanger: Reliqu. Marocca- nae ex Hb. Schousboe. V. Canarische Inseln: Teneriffa. BB Madeira: Kumar. V, Portugal: Wawra nr. 315. 1857. V. In pinetis sabulosis trans Tagum in Valle de Zebru rarissimum. Febr. 1840. Un. it. 1841. Welwitsch. I. lus. 316. B. P. V. Südfrankreich: Basses Pyrendes, Pelouses humides et graveleuses pres de Gave de Pau a Billitres, pres Pau: Brutelette Dec. 1865. Schultz Herb. norm. 987. M. V. — Hyeres, Janv. 1858: Jouffroy V. Corsica: B. — Sables maritimes de lang de Biguglia pres de Bastia, Janv. 1865: Mabille Hb. Cors. 1. V. — Sardinien: Ad litus in fruticetis prope Orry, Januar: Müller Un. t. P. V. M. Italien: Unweit Herculanum, März: Sieber B. — In arenosis montis Vesuvü loco dicto Granatello, Dechr. 1868: Pedicino, Rabenh. cr. vasc. eur. nr. 111. M. Sicilien: Link B. — In saxosis vulcanieis prope Cataniam, März 1874: Strobl. M. Istrien: Torre d’Orlando, Gegend von Pola, Novbr, 1858: Tommasini, Rabh, cr. vasc. eur, nr. 28. M. | England.] 5. 0. Braunii nov. spec. O. lusitanicum A. Br. in Kuhn fil. Afr. p. 177. ex p.! 314 Prantl: Rhizoma eylindrieum, radicibus rubescentibus. Folia bina, petiolis mortuis circumdata. Petiolus hypogaeus; pedunculus e petiolo oriundus. Lamina sterilis basi longe attenuata lanceolata acuta vel obtusiuseula, brevissime apiculata, 2,5—4,5 cetm. (a basi pedunculi) longa, 0,3—0,6 lata, tenuis, pellucida; nervi intrantes 5, medianus strietus validior, hine inde lateralem emittens, laterales paralleli furcati, venis transversis vel parum obliquis, venulis pareis sed semper obviis, conjunctivis liberisque; epidermis infera porrecta strieta, supera praeter basin undique directa, substrieta; stomata infera porrecta, supera plurima porrecta, 70 w longa. Pedunculus laminam subduplo superans, substrietus; sporangia 9—18-juga, apice elongato. Sporae 50—60 u latae, apice indistineto, areolis mi- nutissimis, ad 30 ad diam., saepe apertis, striis non elevatis. Tab. VII. Fig. 8. Capverdische Inseln: Auf dem Gipfel des Monte Gurdo 5000‘, St. Nicolao, October 1851: C. Bolle. B. 6. O. coriaceum A. Cunn. Fl. Nov. Zel. prec. in Hook. Comp. II. 1836. p. 361. — Presl Suppl. p. 49. OÖ. gramineum R. Br. Prodr. Fl. N. Holl. I. p. 163. — Grev. et Hook. Mise. II. p. 218. ex p. — Presl Suppl. p. 51. ex p. — nec Willd. O. vulgatum ß. costatum Hook. Fl. Tasm. II. p. 153. Tab. 169. A. O. vulgatum L. var. y. gramineum et 6. lusitanicum Hook. Fl. N. Zeaäl. II. p. 50. O. vulgatum var. lusitanieum Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VII. p. 14. ex p. Tab. XII. Fig. 40—42. O. vulgatum Hook. et Bak. Syn. ex p. Rhizoma cylindrieum. Folia 1—2. Petiolus hypogaeus; pedunculus e petiolo vel basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi longe cuneata lan- ceolata vel ovato-lanceolata acuta vel obtusa breviter apiculata, 1—2,5 ctm. longa, 0,3—0,7 lata, carnosa; nervi intrantes 3 vel 5, medianus vali- dior, strietus, laterales paralleli, furcati, venis transversis obliquis vel subporrectis, venulis liberis conjunctivisque; epidermis infera porrecta vel lateralis undique directa, plus minus flexuosa, supera undique directa subflexuosa; stomata infera fere omnia porrecta, supera undique directa vel plurima porrecta, 59—80 w longa. Pedunculus laminam usque triplo superans; sporangia 7—15-juga, apice brevi vel elongato acuto. Sporae 40—50 w latae, areolis 12—15 ad diam., angulosis vel rotundis, strüs subelevatis. | Tab. 'VIL 817.9. 30/15. Australien: F. Müller L. nr. 5473. — Botanical Reserve, Victoria V. Tasmanien: Archer B. — Neuseeland: Lyall B, Wawra nr. 273. V. Bolivia: In vieiniüs Sorata; Loma de Ullontiji, Yaurine; Ticacirca in graminosis. Regio temperata 2650— 3000 ‘, Jan. Febr. 1858. Mandon Pl, And. Boliv. 1600. V. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 315 Die hier beschriebenen Exemplare stimmen nicht vollständig untereinander überein, insbesondere der Bau der Epidermis und das Exosporium variiren stärker, als dies sonst innerhalb einer Species der Fall zu sein pflegt. Doch schienen sowohl die beobachteten Differenzen zu gering, als auch das Material zu dürftig, um eine Trennung vorzunehmen. Jedenfalls müssen die australischen gewöhnlich zu O. lusitanicum gezogenen Pflanzen von diesem getrennt werden, da die Venulae viel reichlicher, die Epidermis nie so porrect und striet ist, wie bei O. lusitanicum. Ob für die hier beschriebenen Pflanzen der Name O. coriaceum Cunn. wirklich der richtige ist, scheint nicht über jeden Zweifel erhaben; besonders Cunningham’s Phrase „Fronde oyata“ passt nicht genau; indess mag er einstweilen dieser Form verbleiben, bis die australischen Arten ein gründlicheres Studium erfahren. Zweifellos scheint mir die Hierhergehörigkeit von R. Brown’s OÖ. gramineum, ein Name, der aber wegen O. gramineum Willd. nicht anwendbar ist. 7. 0. ealifornicum n. sp. O. vulgatum Cleveland in Bull. Torrey Club. IX. April 1882! — nec L. Rhizoma cylindrieum. Folia 1—2, petiolis mortuis circumdata. Petiolus hypogaeus; pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis lanceolata vel ovata, acuta vel obtusa, non apiculata, 1,5—1,7 ctm. longa, 0,4—0,7 lata, carnosa; nervi intrantes 3, medianus validior, laterales paralleli, furcati, venis transversis obliquisque, venulis liberis conjuncti- visque; epidermis infera subporreeta subflexuosa, supera undique directa substricta; stomata infera porrecta, supera undique directa, 70 w longa. Peduneulus laminam duplo superans; sporangia 10—15-juga, apice brevi. Sporae 50 w latae, areolis 20—25 ad diam. rotundis, striis inaequalibus non elevatis. Tab. VII. Fig. 11. Südcalifornien: S. Diego. April 1882. Cleveland, comm. Parish. P. D. Vulgata. 8. 0. Gomezianum Welw. in litt.! — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 176! O. vulgatum var. lusitanicum Luerssen in Journ. Mus. Godefir. VIH. p. 14 exp. Tab. XIV. Fig. 98—100; Taf. XVII. Fig. 139. O. lusitanicum Hook: et Bak. Syn. p. 445 ex p. ? O. nudicaule L. [Suppl. 443.] Syst. ed. XV. p. 967. — Willd. in Act. Erf. 1802. p. 20. — Sw. Schrad. Journ. f. 1800. II. p. 112. — Sw. Syn. p. 169 et 397. Tab. IV. Fig. 2. — Willd. Spec. V. p. 59. — Presl Suppl. p. 54 ex p. — Pappe et Raws. p. 47 ex p. — nec Aut. plurim. ? O. lusitanieum [Thunb. Prodr. 171.]. ? O. eapense Sw. in Schrad. Journ. f. 1801. I. p. 308. ? O. capense ß. nudieaule Schlecht. Adumbr. I. p. 9. — Grerv. et Hook. in Misc. III. p. 217. 316 Prantl: Rhizoma eylindrieum. Folia bina, petiolis mortuis brevissimis cir- cumdata. Petiolus hypogaeus, saepe brevis; peduneulus e basi laminae oriundus, Lamina sterilis lanceolata vel elliptica acuta, non apiculata, 1,5—2 cetm. longa, 0,3--0,5 lata, carnosa vel tenuis; nervi intrantes 3—5, medianus validior, substrietus, laterales porrecti, furcati, venis transversis vel parum obliquis remotis, venulis crebris intra areolas anastomosantibus, partim liberis, basi media rarioribus; epidermis infera porrecta substrieta, supera undique directa flexuosa; stomata 60—80 w longa, infera porrecta, supera plurima porrecta. Pedunculus laminam sterilem paullo vel usque triplo superans; sporangia S—10-juga, apice distineto angusto. Sporae 40 w latae, areolis 12 ad diam. angulosis vel rotundis, striis subelevatis. Tab. VII Fig. 13. Africa: Angola Reg. Ill. 2400—3800 ped. alt. Distr. Pungo Andongo sociale cum alüs formis (O. rubello, O. gramineo) in pascuis breviter herbidis juxta ripas rivuli Catete, Jan. Febr. 1857: Welwitsch It. ang. 35. B. — Reg. Il. 3800 ad 3500 ped. alt. Distr. Hrilla in pascuis editissimis arenoso-lmosis, aestate inundatis, Morro Lopollo versus planitiem Empalauca, April 1860: Welwitsch It. ang. 161. B. (?) ad Niger: Barter herb. Kew 1363. V. Die Blattsubstanz ist an Welwitsch’s Pflanzen dick, an Barter’s dagegen, deren Pedunculus auch etwas länger ist, dünn. Ob Welwitsch nr. 161, von A. Braun zu OÖ. lusitanicum gebracht, hierher gehört, ist nicht ganz sicher, da ich die Nervatur nicht untersuchen konnte. — Bezüglich der Nomenclatur sei die Vermuthung ausge- sprochen, dass in dieser Pflanze das stets zweifelhaft gebliebene O. nudicaule L. zu finden sei. Vergleicht man die Abbildung des O. nudicaule in Swartz’s Synopsis, so findet man eine gewisse habituelle Uebereinstimmung; insbesondere ist bei O. Gomezianum der Petiolus oft auffallend kurz. Dazu kommt, dass Linn& sein O. nudicaule vom Cap an- giebt, von allen anderen africanischen Arten aber keine der erwähnten Abbildung so nahe kommt, als die hier in Rede stehende Pflanze. Abgesehen von der doch noch be- stehenden Unsicherheit möchte ich aber den Namen O. nudicaule schon deshalb nicht restituiren, weil mit diesem Namen die verschiedensten Pflanzen bezeichnet wurden und derselbe daher am besten ganz zu vermeiden ist. Var. latifolium. — O0. ellipticum Welw. in litt. nec Hook. et Grev. Lamina sterilis elliptica, ad 0,9 centim. lata, tenuis; sporae degenerae. Angola: Reg. III. 2400—3800 ped. alt. Distr. Pungo Andongo in pascuis breviter herbidis sociale cum alüs Ophioglossi speciebus juxta rivulos pr. Catete, Febr. 1857: Welwitsch It. ang. nr. 32. B. Centralafrica: Seriba Ghattas im Lande der Djur, 10. Juni 1869: Schweinfurth nr. 1422 B. 1922 V. 9. O. eapense Schlechtend. Adumbr. p. 9. Tab. I. Fig. 2. excl. var. 8. — Grev. et Hook. in Misc. II. p. 217. — Kunze in Linn. X. p. 487. — A. Br. in Kuhn Fil, Afr. p. 176. — Kuhn in Decken’s Reisen III. p. 61. - Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 317 O. nudicaule Presl Suppl. p. 54 ex p. — Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23. p. 143 exp. — Pappe et Rawson p. 48 exp. O. vulgatum Hook. et Bak. Syn. p. 446 ex p. O. cuspidatum Milde in Bot. Zeit. 1864. p. 107 ex p.! O. vulgatum var. polyphyllum A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 181 ex p.! — Milde Fil. Eur. p. 183 exp. O. arabicum Ehrenbg. mser. Rhizoma eylindricum, radieibus rubescentibus. Folia 1—3, ple- rumque 2, petiolis mortuis eircumdata. Petiolus hypogaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi vaginante oblonga vel lineari-oblonga, rarius ovato-oblonga, obtusa vel acuta, distinete apiculata, 2,5—7 ctm. longa, 1—1,7 lata, carnosa vel herbacea; nervi intrantes 9, medianus paullo validior subflexuosus, unum alterumve lateralem intra laminam emittens, laterales arcuati flexuosi, venis transversis vel parum obliquis, venulis numerosissimis, intra maculas etiam basales et medias in rete eximium copiose anastomosantibus, partim liberis; epidermis infera porrecta subflexuosa, supera undique directa subflexuosa; stomata 70 w longa, infera porrecta, supera undique directa, sed plurima porreeta. Peduneulus lamina plerumque brevior vel paullulo longior; sporangia 10—23-juga, apice distinetissimo angustoe. Sporae 35—60 ww latae, areolis 20 ad diam. angulosis vel rotundis, striis non elevatis. Tab. VII. Fig. 14. | Cap: Mund et Maire B. — Ecklon et Zeyher 36. 3. B. 1884 V, Nubien: Westseite der Insel Macaur 21° Breite, Korallenschut, Mai 1864: Schweinfurth 903. B. Abyssinien: Auf kleinen Bergebenen mit Flugsand bedeckt 3—4000 ‘, Mawerr. 17. Aug. 1854. Schimper nr. 90. V. et ed. Hohenacker nr. 222. V. — Im Sand auf Bergebenen 4200 °. Erren. 26. Juli 1854: Schimper nr. 90. B. — In arena deserti prope Djeddam. 2. Jan. 1836: Schimper Un. it. 1837. nr. 984. B. Capverdische Inseln: S. Antao, Costa do Sul bei Pixino, November 1852: C. Bolle. B. Vor Allem muss hervorgehoben werden, dass Schimper’s Pflanzen vollständigst mit den Cappflanzen übereinstimmen und von den atlantischen Formen des O. vulgatum gründlich verschieden sind. Sie mit letzteren zu vereinigen war ein arger Missgriff Milde’s, der leider bis jetzt nicht als solcher erkannt wurde; selbst A. Braun, der in seinen Notizen die Verschiedenheit der Nervatur erkannt hat, wird durch diese Wahr- nehmung abermals irregeleitet und vermuthet, dass O. capense wohl mit „O. polyphyllum“ zu vereinigen sei. Nicht bloss Nervatur und der Typus der Sporen, auch die rothe Farbe der Wurzeln und die langen Reste der vorjährigen Blätter stimmen bei allen oben auf- geführten Exemplaren völlig überein. Dennoch existiren geringe Verschiedenheiten in der Consistenz der Spreite, Grösse der Sporen und Breite der Leisten des Exospors, so dass man drei Formen unterscheiden könnte: a) Undurchsichtige Blätter, Sporen 50-60 p. gross mit eckigen Maschen — die Pflanzen vom Cap, Nubien und einige abyssinische. 318 Prantl: b) Dünne, durchsichtige Blätter; Sporen wie vorige. — Capverdische Inseln. c) Dünne, durchsichtige Blätter, Sporen nur 35—40 p gross mit rundlichen Maschen zeigen einige abyssinische Pflanzen. 10. ©. Engelmanni nov. spec. O. vulgatum Eaton, Ferns of Southwest. p. 340 exp. Rhizoma cylindricum. Folia bina, petiolis mortuis circumdata. Petiolus hypogaeus vel breviter epigaeus, pedunculus e petiolo vel basi laminae oriundus. Lamina sterilis elliptica vel lanceolato -elliptica ob- tusa, apieulata, 3,5—8 ctm. longa, 1,5—2 lata, carnosa, subtus palli- dior; nervi intrantes 13, medianus ultra medium paullo validior, strietus, intra laminam lateralem non vel solitarium emittens, laterales interiores mediano approximati, paralleli, exteriores arcuato- porrecti, venis trans- versis obliquisque, venulis numerosis inter se anastomosantibus in rete inclusum, apicibus liberis conjunctivisque; epidermis utringue undique directa flexuosa; stomata 75—100 uw longa, infera plurima porrecta, supera undique directa. Pedunculus laminam aequans vel superans; sporangia 12—27-juga, apice brevi acuto. Sporae 45—50 w latae, areolis 15—20 ad diam. angulosis, striis non elevatis. Tab. VIII. Fig. 17. Nordamerica: Texas, feuchte Plätze höherer Gebirgsthäler, Commanchespring. Mai 1849: Lindheimer nr. 53. B.; auf Felsen an lichten Stellen des Cedern- waldes bei Neu-Braunfels, Mai 1850: Lindheimer nr. 414. B. — S. Louis (Missouri) 41. Riehl. B. Diese Pflanze, gewöhnlich mit O. vulgatum verwechselt, unterscheidet sich durch die Sporen, deren Leisten im Profil nicht sichtbar sind, durch lockereres Netz der Haupt- nerven und reichlicher anastomosirende Venulae; auch liegt der grösste Breitendurchmesser nahezu in der Mitte der Spreite, nicht wie bei O. vulgatum näher der Basis. Alle diese Charaktere bringen die Pflanze näher an O. capense, von ‘dem sie sich wiederum durch minder reiches Netz der Venulae, durch genäherte innere Seitennerven und die flexuose Epidermis unterscheidet. Der Ursprung der inneren Seitennerven konnte hier nicht untersucht werden. 11. 0. vulgatum L. Sp. I. p. 1518. — Sw. in Schrad. Journ. f. 1800. II. p. 112. — Willd. in Act. Erf. p. 17. — Sw. Syn. p. 169. — Willd. Speec. V. p. 58. — Schkuhr Farnkr. p. 155. Tab. 153. — Grev. ‚et‘ Hook. in Bot. Misc. III. p. 216. — Presl Suppl. p. 49. — Hook. Gen. Fil. Tab. 59. B. — Mett. Lips. p. 121. — Milde in Nov. Acta 26. 2. 1858. p. 333. — Milde Fil. Eur. p. 188. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 180. — Hook. et Bak. Syn. p. 445 exp. — luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VIII. p. 14 exp. Tab. XIH. Fig. 63—65; Tab. XV. Fig. 109—112; Tab. XVII. Fig. 133. — Eaton Ferns of N. Amer. II. p. 261. Tab. 81. Fig. 1—4. O. mierostichum Ach. [Act. Holm. 1809. p. 59, Tab. 3. A.] sec. Milde. Beiträge -zur Systematik der Ophioglosseen. 319 O. ovatum Opiz [Kratos 4. 1819] sec. Milde. O. polyphyllum A. Br. in Seub. Fl. Azor. p. 17! O. azoricum Presl Suppl. p. 49! O. ceugpidatum Milde in Bot. Zeit. 1864. p. 107 ex p.! O. lusitanieum Hook. et Bak. Syn. p. 445 exp. O. intermedium Vigineix mser. sec. Milde. O. unifolium Gilib. sec. Milde. Rhizoma cylindricum. Folia singula, rarius bina. Petiolus hypo- gaeus; pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi bre- viter lateque cuneata ovata vel ovato-lanceolata, rarius oblonga, obtusa vel acutiuscula, rarius acuta, plerumque breviter apiculata 3—12 ctm. longa, 1—5,5 lata, carnosa, sicca fere semper pellucida, subtus paullo pallidior; nervi intrantes 11 vel plures, medianus vix validior, substrietus, versus’apicem flexuosus fere indistincetus, lateralem non vel unum emittens, laterales proximi subparalleli porrecti, interiores valde approximati, exte- riores basales divergentes sed antrorsum porrecti, venis transversis obli- ‚quisque, venulis conjunctivis liberisgque medianis porrecetis; epidermis infera media porrecta strieta, lateralis undique directa Nexuosa, supera undique direeta media strieta, lateralis subflexuosa; stomata 70—100 « longa media utrinque porrecta, lateralia infera plurima porrecta, supera undique directa. Pedunculus laminam subduplo superans; sporangia 11—52-juga, apice elongato. Sporae 30—50 u latae, areolis 6—12 ad diam. angulosis, striis elevatis angustis vel hine inde dilatatis. Tab. VII. Fig. 12. 16. Madeira: Leuchtenberg M. Kumar V. Schacht. B. Oberhalb S. Antonio 1600 ‘, 1865. Kny B. Ribera da Methade 1865. Mandon Pl. mad. V. — Azoren: Hochstetter. B. Terceira in pratis montanis. 1838. Hochstetter nr. 165. V. Südeuropa: Spanien: Ruiz. B. — Italien: In montibus Marese. Herb. Neap. V. Bosnien: In pratis subalpinis pr. Borovizza. 1847. Sendiner 24. M. Westasien: In umbrosis hortorum ad aquarum ductus 4000 ’ eirca Zebdaine prope Damascum. Juni 1855. Kotschy I. syr. 89. B. Deutschland: mult. loc. B. M. P. V.; Rabenh. Cr. v. eur. nr, ”7.; Schultz Hb, norm. nr. 986. England: P. Scandinavien: Pr. Holmiam: Wıkström. V. Wahlenberg. M. Upsaliae: Ehrhart 171. M. V. Ostrogothia: Holmgren. M. Russland: Petersburg. V. Nordamerica: Mühlenberg Hi. Willd. Boston: W. Boott. B. Diese Art variirt in einigen Merkmalen, besonders in der Anzahl der Blätter, der Blattgestalt und den Sporen. Exemplare, welche gleichzeitig zwei entwickelte Blätter tragen, finden sich nicht bloss auf Madeira und den Azoren, wo dies häufiger der Fall zu sein scheint, sondern auch in Deutschland. Um hierauf eine Varietät zu gründen, müsste erst das constante Auftreten zweier Blätter am gleichen Stock in verschiedenen Jahrgängen constatirt werden. Die Blattgestalt nähert sich bisweilen dem elliptischen 320 ‚Prantl: bis oblongen, so ebenfalls an Exemplaren von Madeira und den Azoren, weshalb man hierin Uebergänge zu O. lusitanicum zu finden meinte. Indess kommt die gleiche Blatt- form auch an mitteleuropäischen Exemplaren von Nimes in Böhmen vor. An den Sporen wechselt die Grösse der ganzen Sporen wie die Anzahl der Maschen; so haben die Hochstetter’schen Exemplare grössere Sporen mit zahlreichen Maschen, als die meisten europäischen Pflanzen. Doch finde ich die gleichen Sporen auch an den von Heiland bei Lychen gesammelten ebenfalls zweiblätterigen Exemplaren. Die von Kny auf Ma- deira gesammelten Pflanzen bilden durch ihre zwar grösseren aber mit nur wenigen grossen Maschen versehenen Sporen den Uebergang hiezu. Aus gesagtem ergibt sich, dass von einer specifischen Abtrennung der atlantischen Pflanzen keine Rede sein kann, ja dass selbst die Abgrenzung einer bestimmten Varietät mit Schwierigkeit verbundenen ist. 2. Ptiloneur.a. A. Lanceolata. 12. 0. Dietrichiae n. sp. O. vulgatum var. graminewm Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VII. p. 15 excl. syn. Tab. XII. Fig. 32—39; Tab. XIV. Fig. 95—97; Tab. XVII. Fig. 151—152. a Rhizoma eylindrieum. Folia 1—2. Petiolus epigaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis linearis acuta, 2,4—3,5 ctm. longa, 0,1 lata, rigida; nervi intrantes 3, medianus paullo validior, strietus, laterales parallelos porreetos emittens, venis obliguis porrectisque, venulis nullis; epidermis infera porrecta subfiexuosa, supera porrecta flexuosa; stomata 60 — 75 w longa, utrinque porrecta. Pedunculus laminam superans, tenuis sed rigidus; sporangia 6—8-juga, apice valde elongato acuto. Sporae 40 uw latae areolis 12—15 ad diam. angulosis, striis subelevatis. Tab. VIII. Fig. 18. Neuholland: Queensland, Rockhampton: A. Dietrich. V. 13. ©. lanceolatum n. sp. O. vulgatum var. lanceolatum Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VIII. p. 15. Tab. XI. Fig. 233—31; Tab. XIV. Fig. 91 —94; Tab. XVIN. Fig. 145—150, an 144? ?O. minimum Colenso. ?O. vulgatum var. &. minimum Hook. Fl. N. Zeal. II. p. 50 ex p. ?O. lusitanicum Hook. et Bak. Syn. p. 446 ex p: Rhizoma ceylindricum. Folia bina. Petiolus epigaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis lanceolata vel lineari-lanceolata acuta, subapiculata, 0,5—1,4 ctm. longa, 0,15—0,3 lata, rigida; nervi intrantes 3, medianus paullo validior, laterales arcuato-porreetos emittens venis transversis obliguis porrectisque, venulis parcis liberis conjunctivis- que; epidermis infera porrecta flexuosa, supera undique directa, sub- flexuosa; stomata 60 — 70 w longa, utringue porreeta. Pedunculus Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 321 laminam usque triplo saperans, tenuis sed rigidus; sporangia 4—14-juga, apice elongato acuto. Sporae 45 u latae, areolis 10 ad diam. angulosis, striis subelevatis. Tab. XVII. Fig. 19. Neuholland: Queensland, Rockhampton. Juli 1866. A. Dietrich. 515. I. nr. 4721 ex p. — Port Mackay: A, Dietrich. V. Gleicht durch seine Kleinheit dem folgenden, mit dem es auch in einigen Exemplaren des Hb. Luerrsen verwechselt ist, unterscheidet sich aber leicht durch den starren grünen Petiolus und die Sporen. Ob O. minimum Colenso, ebenso die gleich- namige Varietät Hooker’s zu diesem oder folgendem gehört, lässt sich nicht entscheiden. B. Macrorrhiza. 14. 0. Luersseni n. sp. O. vulgatum var. macrorrhizum Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VII. p. 14 ex parte; Tab. XII. Fig. 1—22 (wenn nicht einzelne Figuren zu vorigem?); Tab.-XIV. Fig. 87—88; Tab. XVII. Fig. 142 bis 143, an 144? — nec O. macrorrhizum Kze. Rhizoma eylindricum. Folia singula. Petiolus hypogaeus; pedun- culus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi subito dilatata ovata vel subrotunda vel obovata breviter acuminata, 0,3—0,5 ctm. longa, 0,15—0,3 lata, rigida; nervi intrantes 3, medianus vix validior sub- flexuosus, laterales arcuato-porreetos emittens, venis transversis obliquis- que, venulis pareis liberis conjunctivisque, epidermis infera porrecta sub- strieta, supera undique directa strieta; stomata 50 w longa, infera porrecta, supera undique directa. Peduneulus laminam multoties superans, tenuis sed rigidus; sporangia 3—7-juga, apice elongato, acuto. Sporae 35—40 u latae, areolis 20 ad diam. rotundis, striis non elevatis. Tab. VIII. Fig. 20. Neuholland: Queensland, Curtis Island, Juni 1866. A. Dietrich 384 1. nr, 4714; Rockhampton: A. Dietrich. 515. I. nr. 4721 ex p. 15. ©. rubellum Welw. in litt.! — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 179! — Hook. et Bak. Syn. p. 445. Rhizoma breve, crassum. Folia bina. Petiolus hypogaeus brevis, peduneulus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis obovata vel sub- orbieularis vel ovata apiculata, 0,5—0,9 ctm. diam., carnosa, sicut omnes partes rubescens; nervi intrantes 5, medianus -vix validior, flexuosus laterales areuatos emittens, venis obliquis porrectisque, venulis crebris liberis conjunctivisque, epidermis infera porrecta flexuosa, supera undique directa subflexuosa, stomata 60 w longa infera porrecta, supera undique direct. Pedunculus laminam multoties superans, gracilis, sporangia 9—11-juga, apice brevi acuto. Sporae 50 u latae, areolis 12— 15 ad diam. angulosis, striis elevatis. Tab. VII. Fig. 21. Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 21 322 Prantl: Westafrica: Angola, Reg. II. 2400 — 3800° alt. Distr. Pungo Andongo in pascuis breviter herbidis juxta ripas rivuli Catete, nec non prope Candumba ad flum. Cuanza. Jan. Febr. 1857. Welwitsch IL. ang. 53 B. Welwitsch erwähnt in einer Anmerkung, dass diese, im lebenden Zustande roth überlaufene Art gesellig mit O. Gomezianum und O. gramineum wachse, aber Uebergänge habe er nie beobachtet. 16. 0. maecrorrhizum Kze. Anal. Pter. 1837. p. 2. — Kae. Farnkr. I. p. 57. Tab. 29. Fig. 1. — Presl Suppi. p. 54. — Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23. p. 145. O. pusillum Lepr. nec. Rafın. see. Kze. et Sturm. O. vulgatum var. maccorrhizum Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VID. p. 14 ex p., Tab. XII. Fig. 43—45, 57—58, Tab. XII. Fig. 81—83. O. nudicaule Hook. et Bak. Syn. p. 465 ex p. Rhizoma breve, crassum, radieibus tenuibus. Folia terna (P). Petiolus hypogaeus, pedunculus supra basin laminae oriundus. Lamina sterilis e basi cuneata lanceolata, obtusa vel acuta, non apiculata 0,7 ctm. longa, 0,25 lata, tenuis; nervi intrantes 3, medianus paullo validior flexuosus, intra laminam laterales arcuatos emittens, venis obliquis porrectisque, venulis liberis conjunctivisque; epidermis infera subflexuosa, supera undique directa subflexuosa; stomata 40 — 50 w longa, infera porrecta, supera undique directa. Peduneulus gracilis, laminam duplo superans, sporangia 5-juga, apice tenui. Sporae 35 w latae, areolis 8 ad diam., angulosis, saepe apertis, striis irregularibus elevatis. Tab. VIII. Fig. 22. Brasilien: Rio de Janeiro: Beyrich. B. Obige Diagnose ist nach einem einzigen Exemplar, welches mir zugänglich war, entworfen. 17. ©. tenerum Mett. mser. — A. Braun mser. in Herb. Berol! O. ypanemense Link Fil. H. Berol. p. 16! nec Mart. O. nudicaule Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23. p. 144 ex p. — Eaton Ferns of N. Amer. HI. p. 267. Tab. 81. Fig. 8—10. O. vulgatum var. macrorrhizum Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VIII p. 14 ex p; Tab. XII. Fig. 46, 54, 55; Tab. XIII. Fig 84—86; Tab. XVII. Fig. 141. | Rhizoma breve crassum. Folia bina. Petiolus hypogaeus, pedun- culus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi longe cuneata lanceolata vel elliptica obtusa vel subacuminata, non apiculata, 1,5 ctm. longa 0,5—0,7 lata, tenuis, nervi intrantes 3, medianus paullo validior substrictus, laterales arcuatos emittens, venis obliquis porrectisque, venulis pareis, saepe porrectis, liberis conjunctivisque; epidermis utrinque undique , directa (?), supra magis flexuosa; stomata 40—50 mw longa. Pedunculus Beiträge zur Systematik der ÖOphioglosseen. 323 laminam quintuplo superans, gracilis, sporangia 18-juga apice elongato. acuto. Spbrae 30 u latae, areolis 12—15 rotundis, striis non elevatis. Tab. VII. Fig. 23. Nordamerika; Georgia in collibus arenosis ad fl. Savannah: Beyrich. B. Auch von dieser Form sah ich nur ein einziges Exemplar, welches bezüglich der Epidermis nicht mit der gewünschten Ausführlichkeit untersucht werden konnte. 18. 0. ypanemense Mart. Ic. Crypt. Bras. 1828. p. 39 et 130. Tab. 73. Fig. 1! O. nudieaule Presl Suppl. p. 54 ex p. — Kaze. Farnk. I. p. 59 ex p. — Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23. p. 144 exp. — Fee Crypt. vasc. Bres. I. p. 218 ex p. — Hook. et Bak, Syn. p. 445 exp. O. Spruceanum Fee Cr. vasc. Bres. I. p. 218. Tab. 52. Fig. 2. Rhizoma cylindricum, cerassum. Folia terna an plura? Petiolus hypogaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi subito dilatata elliptica obtusa vel subacuminata, indistincte apiculata, 0,7—1 etm. longa, 0,5 etm. lata, tenuis, nervi intrantes 3, medianus validior substrietus, laterales arcuatos emittens, venis porrectis obliquis- que, venulis copiosis liberis conjunctivisque, hine inde in rete inclusum anastomosantibus; epidermis infera media porrecta, lateralis undique direeta flexuosa, supera undique directa flexuosa; stomata 50—60 w longa, infera plurima porrecta, supera undique direeta. Pedunculus laminam sextuplo vel magis superans, gracilis, sporangia 6—16-juga apice brevi acuto. Sporae 40 w latae, areolis 20 ad diam. subangulosis, striis non elevatis. Tab. VII. Fig. 24. Brasilien: Pro. S. Paulo in terra glebosa ad Ypanema 1818: Martius. M. [S. Gabriel de Cachoeira ad Rio Negro: Spruce 2041 sec. Fee]. 19. 0. erotalophoroides Walt. [Fl. Carol. 256]. — Kze, in Linn. IX. p. 13. O. bulbosum Michx. [Fl. bor. am. 2. p. 276]. — Sw. Syn. p. 169. — Willd. Spec. V. p. 60. — [Barton fl. Am. Tab. 56. Fig. 2]. — Grev. et Hook. in Misc. III. p. 219. — Presl Suppl. p. 51. — Liebm. Mex. p- 304. — Mett. Fil. Lechl. p. 27. — Sturm En. pl. Chil. p. 46. — Luerssen in Flora 1876. p. 300. — Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VII. Tab. 16. Fig. 124. — Hook. et Bak. Syn. p. 445 ex p. — Eaton Ferns of N. Amer. Il. p. 265. Tab. 81. Fig. 5—7. O. stipatum Colla [Mem. Ac. Taur. 1836. p. 52. Tab. 75. Fig. 1]. — Presl Suppl. p. 55. — Sturm En. pl. Chil. p. 47. O. pusillum Michx. [Fl. am. 2. p. 276]. — [Raf. et Nutt. Gen. 2. 248]. 21* 394 Prantl: O. tuberosum Hook. et Arn. [Beech. Voy. 53.] — Grev. et Hook. Misc. IH. p. 219, O. vulgatum var. erotalophoroides Eaton [in Chapman’s Flora p. 999]. Rhizoma globosum, radieibus pareis tenuibus. Folia plerumque terna. Petiolus hypogaeus, pedunceulus e petiolo oriundus. Lamina sterilis e basi vaginacea subtruncata ovata obtusa, non apiculata, semper concava, 1—2,5 etm. (a basi pedunculi) longa, 0,7—1,5 lata, carnosa, concolor; nervi intrantes 5, medianus paullo validior, flexuosus, laterales arcuatos emittens, venis obliquis porreetisque, venulis pareis conjunctivis liberisque; epidermis infera porrecta, versus marginem undique directa, strieta, supera undique directa strieta; stomata 50 — 60 u longa, infera porreeta vel subporrecta, supera rariora undique direeta. Pedunculus gracilis, lami- nam triplo superans, sporangia 4—11-juga, apice elongato lato. Sporae 50 « latae, areolis 15 ad diam. angulosis, striis elevatis. Tab. VII. Fig. 25. America: Chile: Leibold, comm. Wawra nr. 2910. V.; Bridges. M.; ad Coral: Ochsenius 1860. B., Lechler ed. Hohenacker n. 503. V. — In pascuis declivibus humidis ad Valparaiso. Aug. 1830. herb. Bertero 1195. Un. it. 1835. M. — In graminosis maritimis prope Telcakuano Sept. 1828: Pöppig Coll. pl. chil. II. 262. B. M. P. V. — In collibus apricis, October: Philippi nr. 246. V. — Bolivia: Prov. Larecaja, in vicinüs Sorata; Ticonquaya, Nasacara, prope Lacatia, Pocara et in scopulosis humo opertis 3200 — 3700 m., Jan. — Aprü, Reg. Temp. et alpina: Mandon pl. And. Bol. 1601. V. — Caracas: Moritz Jan. 43. nr. 7. B. — Mexico: Prope Real del Monte: Ehrenberg. B. — Carolina: Bosc. Hb. Willd. nr. 19422. O. tuberosum Hook. et Arn. dürfte trotz des Ausdruckes: „Fronde oblongo -lance- olata, in petiolum attenuata“ hierher zu ziehen sein, da diese Gestalt des Blattes durch Einfaltung bei schlechter Präparation häufig zu Stande kommt; vergl. auch unsere Fig. 25. 20. 0. opacum Carmich. [Journ. Linn. Soc. XII. 509] sec. A. Br. — Hook. et Grev. Ic. Tab. 40 B. — Grev. et Hook. in Bot. Misc. II. p. 219. — Presl Suppl. p. 51. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 178. — O. bulbosum Hook. et Bak. Syn. p. 445 ex p. O. alpinum Carm. mser. sec. A. Br. Rhizoma globosum. Lamina cordata opaca. Pedunculus e petiolo oriundus lamina brevior. [Tristan da Cunha: Carmichael. — St. Helena: Haughton sec. A. Br.) Von dieser Art kenne ich nur Beschreibung und Abbildung bei Hooker and Greville, wonach sie mit O. crotalophoroides grösste Aehnlichkeit besitzt; wenn nicht etwa ein un- reifes Exemplar abgebildet wurde, ist der Pedunculus kürzer als die Spreite. _ 21. ©. ellipticum Hook. et Grev. Ic. Tab. 40 A. 1831. — Grev. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 325 et Hook. in Bot. Misc. III. p. 217. — Kze. in Linn. IX. p. 13! — Splitg. in Hoev. et Vriese Tjidschr. VII. p. 440. — ?an Brackenr. Un, St. Expl. Exp. p. 314. O. nudicaule Presl Suppl. p. 54 ex p.! — Kze. Farnkr. I. p. 59. Tab. 29. Fig. 3. — Sturm in Mart. fl. Bras. fasc. 23. p. 144 exp. — Fee Crypt. vasc. Bres. I. p. 218 ex p. — Hook. et Bak. Syn. 445 ex D.- nee L: O. surinamense Reichenb. in Weigelt Pl. exs.! O. flavicaule Klotzsch mser. in hb. Berol.! O. vulgatum var. surinamense Luerssen in Journ. Mus. Godefir. VII. p. 18; Tab. XV. Fig. 119—121; Tab. XVI. Fig. 131; Tab. XVII. Fig. 132. Rhizoma cylindricum, radieibus saepe nigricantibus. Folia plerum- que bina. Petiolus hypogaeus vel breviter epigaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi cuneata anguste elliptica vel lanceolata, rarius oblonga, acuta, rarius obtusa, distinete apieulata, 1,5 bis 4 ctm. longa, 0,5—1,7 lata, tenuis, ultra medium vitta pallida per- ceursa; nervi intrantes ceireciter 9, medianus paullo validior, strietus, laterales divergentes tandem in rete dissolutos emittens, venis plerisque porrectis, medianis cum nervorum basi areolas angustissimas elongatas formantibus, venulis numerosissimis in rete inclusum anastomosantibus, apicibus multis liberis, intra areolas medianas basales nullis; epidermis infera media ad apicem angustissime elongato-porrecta strieta, lateralis undique directa flexuosa, supera praeter basin mediam undique directa vix flexuosa, versus marginem magis flexuosa; stomata 50 w longa, infera pleraque porrecta, supera lateralia undique directa. Pedunculus laminam duplo superans gracilis; sporangia 9—24-juga apice brevi acuto. Sporae 30—40 u latae, areolis 15—20 ad diam. subrotundis, striis non elevatis. Tab. VIII. Fig. 27, 28. Südamerica: Brasilien: Amazonas: Pöppig 2812. B. — In graminosis ad Ega Pöppig 1831. V. — Piauhy: Gardner 2991. V. — Französisch Guayana: Bory B. Poiteau B. ad Karouany 1857: Sagot 706 B. V. — Surinam: Weigelt 1997, Hostmann 521. B. Paramaribo in arenosis humidis: P. — |? Sandwich- Inseln: Brackenridge]. Die von Klotzsch als O. favicaule bezeichneten Pflanzen sind zwar etwas kleiner, haben breitere und derbere Blätter, etwas grössere Sporen, als die übrigen, lassen sich aber nicht davon trennen. Abgesehen von der Vitta, welche sie mit folgender Art ge- mein hat, schliesst sich diese Art am nächsten an O. ypanemense an, welchem auch ihre Jugendblätter gleichen. 22. 0. fibrosum Schumacher in Dansk. Selsk. Afh. IV. 1829 p. 226. — A. Br. in Kuhn fil. Afr. p. 176! — Kuhn in Deck. Reis. II. p. 61! — Luerssen in Reliqu. Rutenb. p. 52. 326 Prantl: O. Wightü Grev. et Hook. in Bot. Misc. III. p. 218. — Presl Suppl. p. 51. brevipes Beddome S. Ind. Ferns p. 23. Tab. 73. . aphrodisiacum Welw. in litt.! . pedunculosum Presl Suppl. p. 54 ex p.! . nudicaule Hook. et Bak. Syn. p. 445 ex p. O. vulgatum Luerssen in Flora 1876 p. 300! — Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VII. p. 14 ex p. Tab. XIII. Fig. 79—80! — Hook. et Bak. Syn. p. 446 ex p. Rhizoma crassum, radieibus numerosissimis pallidis. Folia 1 —7. Petiolus hypogaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi breviter cuneata elliptica vel oblonga vel ovato-lanceolata vel lanceolata, obtusa vel acutiuscula, brevissime apiculata, 4—7 cetm. longa, 1,3—2 lata (rarius minora 2,2 longa, 1 lata), subcarnosa, fere ad apicem vitta pallida percursa; nervi intrantes 7, medianus paullo validior sub- strietus, laterales divergentes tandem in rete dissolutos emittens, venis plerisque porrectis, medianis cum nervorum basibus areolas angustissimas elongatas formantibus, venulis numerosissimis in rete inclusum anastomo- santibus, apicibus multis liberis, intra areolas medianas basales nullis; epidermis infera media ad apicem elongato-porrecta, lateralis undique directa flexuosa, supera praeter basin mediam undique directa subflexuosa; stomata 60 w longa, lateralia undique directa. Pedunculus laminam sterilem duplo vel magis superans, rigidus; sporangia 25—50-juga, apice brevi obtuso. Sporae 40 wlatae, areolis 20 ad diam. subrotundis, striis non elevatis. Tab. VIII. Fig. 26. Ostindien: Sumatra: Menzies. V.; Ceylon: Thwaites 1043. V.; Malabar Reg. trop.: Stockes. V. B., Canara Reg. trop.: Stockes. B. [Madagascar: Rutenberg sec. Luerssen]. Nossi-be: Boivin 1846—48. V. Centralafrica: Seriba Ghattas: Schweinfurth Ser. II. nr. 147, M. Angola Reg. III. 2400—3800 ped. alt. distr. Pungo Andongo, in breviter herbidis rupestribus silvarum primitivarum, inprimis inter Quibala et Cabanga: Welwitsch It. ang. nr. IM. Var. eordatum A. Br. mser. Lamina brevior (3 etm. longa) latiorque (2 etm.) basi cordato-exeisa, reliqua speciei. Centralafrica: Seriba Ghattas 23. 6. 69.: Schweinfurth Nachtrag zu nr. 1921. 2. Ich glaube kaum, dass diese Art mit voriger, welche ebenfalls eine Vitta aufweist, nahe verwandt ist, sondern vermuthe eher, dass ebenso wie ©. ellipticum sich an die kleineren amerikanischen Arten anschliesst, auch O. ibrosum sich an die Gruppe des O. rubellum anschliessen dürfte. R ESS Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 327 C. KReticulata. 23. 0. laneifolium Presl Suppl. p. 50. — A. Br. in Kuhn fil. Ben. 1 (7! Rhizoma cylindrieum. Folia plerumque singula. Petiolus breviter epigaeus, pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi longe cuneata lanceolata acuta breviter apiculata, 1,5 — 3,5 ctm. longa, 0,3—0,7 lata, carnosula vel tenuis subtus concolor vel pallidior; nervi intrantes 5—7, medianus paullo validior strietus, laterales divergentes emittens, venis obliquis porrectisque, venulis liberis conjunetivisque ad basin mediam nullis; epidermis infera media porrecta strieta, lateralis subporrecta subflexuosa, supera media porrecta substricta, lateralis undique directa subflexuosa; stomata 60 w longa, utringue pleraque porrecta. Peduneulus laminam duplo superans; sporangia 9—23-juga, apice brevi acuto. Sporae 30 w latae, areolis 15—20 ad diam. subangulosis, striis subelevatis. Tab. VII. Fig. 30. Madagascar: Imerina, Sümpfe: Hidebrandt nr. 3850. P. — Jsle de France. B. 24. O. japonicum n. sp. - Rhizoma cylindricum. Folia 1—2. Petiolus hypogaeus vel breviter epigaeus; pedunculus e basi laminae oriundus. Lamina sterilis e basi cuneata lanceolata, obtusa vel acutiuscula, distinete apiculata, 2—4,5 etm. longa, 0,5—1 lata, carnosula, fere concolor; nervi intrantes 7, medianus fere ad apicem validior, laterales subporreetos emittens venis obliquis porrectisque, venulis conjunctivis plerisque porreetis liberisque; epidermis infera porrecta flexuosa, supera undique direeta, flexuosa; stomata 65 ad 75 w longa, infera porrecta, supera undique directa. Pedunculus laminam triplo- superans, sporangia 13—50-juga, apice elongato. Sporae 40 w latae, areolis 20 ad diam. angulosis, striis non elevatis. Tab. VIII. Fig. 29. | Japan: Ujeno 1873 Hilgendorf B. Tokio: Dönitz. B. 25. 0. ovatum Bory [It. 2. p. 206]. — Willd. Spec. V. p. 58! — Sw. Syn. p. 169. — Grev. et Hook. in Bot. Misc. II. p. 216. — Presl Suppl. p. 49. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 180. O. sarcophyllum Desv. [Ann. Linn. Soc. VI. p. 193.]. — A. Br. in Kuhn Fil. Afı. p. 180! O. reticulatum Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23. p. 143. ex p. OÖ. vulgatum Hook. et Bak. Syn. p. 446 ex p. Rhizoma eylindrieum. Folia 2—3. Petiolus epigaeus; peduneulus e petiolo, rarius e basi laminae oriundus. Lamina sterilis elliptica obtusa ve] acutiuscula, non vel vix apiculata, 3—7,5 ctm. longa, 2—4,5 lata, 328 Prantl: carnosula, subtus pallidior; nervi intrantes 7 — 9, medianus flexuosus, basi validior, versus apicem evanidus, laterales subporrectos emittens, venis obliquis vel subtransversis, venulis parecis liberis conjunctivisque; epidermis utrinque undique directa flexuosa; stomata 90—120 w longa, supra [parca vel] nulla, infera pleraque porrecta; margo integerrimus vel cellulis prominentibus. Pedunculus lJaminam paullo superans, sporangia 17—35-juga, apice subelongato. Sporae 40—50 w latae, areolis 18 ad 20 vel pluribus ad diam., rotundis vel angulosis, striis non elevatis. Tab. VIIL Fig. 31. Mauritius: Boivin. B. Bourbon: B. Plaine des Osmondes nr. 18. Bory de St. Vincent: Hb. Willd. Ich glaube O. sarcophyllum mit O. ovatum vereinigen zu müssen; die Verschieden- heit der Consistenz dürfte durch den Erhaltungszustand bedingt sein; die Exemplare Kunth’s sind offenbar im welken Zustande eingelegt worden, daher runzelig, die im Herb. Willdenow stark gepresst. Stomata gelang es mir nie auf der Oberseite zu finden, allerdings auch an einer kleinen Stelle jenes Exemplars nicht, an dem sie A. Braun „ziemlich reichlich‘ angibt. Vielleicht verhalten sich verschiedene Regionen des Blattes hierin verschieden. Der Name O. ovatum ist durchaus nicht bezeichnend, denn der grösste Breitendurchmesser der Spreite liegt hier im Gegensatze zu beiden folgenden Arten ge- rade in der Mitte der Spreite. 26. 0. pedunculosum Desv. in Berl. Mag. V. 1811. p. 306. — Link. Fil. p. 16. — Kunze Farnkr. ]. p. 58. Tab. 29. Fig. 2. — Presl Suppl. p. 54 ex p. — Mett. Fil. Lips. p. 121. Tab. XXX. — Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VIII. Tab. XVII. Fig. 134—137. O. moluccanum Schlecht. Adumbr. I. p. 9. in nota. — Grev. et Hook. in Bot. Mise. III. p. 216. — Presl Suppl. p. 53. O. cordifolium Roxb. Wall. Cat. 47 a! O. elongatum R. Cunn. apud A. Cunn. in Hook. Comp. II. 1836. p- 361! — Presl Suppl. p. 49. O. petiolatum Hook. Exot. Flora Tab. 56. — Grev. et Hook. in Bot. Misc. III. p. 217. — Presl Suppl. p. 50. ex p. OÖ. Cumingianum Presl Suppl. p. 52! O. cognatum Presl Suppl. p. 53! OÖ. reticulatum Grev. et Hook. in Bot. Misc. IH. p. 217 exp. — Presl Suppl. p. 52 ex p. — Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23 p. 143 ex p. — Beddome Ferns $. India p. 23. Tab. 70. — Milde Fil. Eur. p. 190 ex p. — A. Braun in Kuhn Fil. Afr. p. 179. ex p. O. lusitanicum Link En. Hort. Berol. IH. p. 455! O. vulgatum var. australasiaticum Luerssen in Journ. Mus. Godefir. VII. p. 14!; Tab. .XIO. Fig. 166 — 76; Tab." XV, Eie. 710777108 1135, 114. O. vulgatum var. moluccanun Luerssen ibid. Tab. XII. Fig. 77 bis 78; Tab. XVI. Fig. 125—127. ir ee m eh" da dl End Aus et De di Den u a nn a a a Fb a Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 329 O. vulgatum Luerssen in Flora 1876 p. 300 ex p! — Hook. et Bak. Syn. p. 446 ex p. Rhizoma eylindricum, radieibus nigrieantibus. Folia 1 — 2, rarlus 3—4. Petiolus epigaeus; pedunculus e petiolo oriundus. Lamina sterilis e petiolo subito dilatata truncata vel late cuneata, nunquam cordata, ovata vel ovato-lanceolata rarius subrhombea, obtusa vel acutiuscula, bre- viter vel vix apieulata, tenuis vel subcarnosa, subtus pallidior, 1,5—5 etm. longa, 1— 3 lata; nervi intrantes eireiter 11, medianus prope basin paullo validior, flexuosus, versus apicem plerumque indistinetus, laterales paucos porrectos in rete dissolutos emittens, venis transversis, obliquis et prope basin porrectis, areolis mediis porrectis, venulis non numerosis, conjunctivis liberisque; epidermis utringue undique directa flexuosa; stomata supra parciora, utringue undique directa, 70 — 90 mw longa; marginis cellulae convexae. Pedunculus laminam triplo superans; sporangia 15—32-juga, apice elongato. Sporae 30—50 w latae, areolis 20 ad diam. subrotundis, striis non elevatis. Tab. VII. Fig.-33, 34. Neuseeland: Lyall. B. Jepakirıma: Wawra 272. V. Ururuwvenna: A. Cumn. V, Neuholland: Queensland, Port Mackay u. Rockhampton: A. Dietrich. V. Java: Korthals B, Zollinger 1TIT u. 1777a. B.; am Wege nach dem Megamen- dang: Wichura 2367. B. In cultis circa Bogor. Novbr. 61. S. Kurz. M. Philippinen: Corregidor: Cuming 284. V. Japan: Yokohama: Maximowicz It. sec. 1862. nr. 131. B. (mit einem O, vulgatum, welches wohl erst im Herb. Petrop. dazu gelangte). Ostindien: Nemora, Bengal 1808. Wallich nr. 47a; Himalaya, Massuri: Hügel. V. M. Hort. Calcutt. nisi ripae fl. Gangis: Gaudichaud, B. Ceylon: Thiwaites 1408. B. V.; Wawra 1043. V. Die Zusammengcehörigkeit der hier zusammengefassten Formen ergiebt sich für die spontanen Exemplare ohne Weiteres, Nach dem Vaterland und der Beschreibung gehört auch das freilich nicht gut abgebildete O0. simplee Rumph. Herb. Amb. VI. p. 152. Tab. 68. Fig. 1 hierher, auf welches Schlechtendal sein O. moluccanum gründete. Die nähere Untersuchung hat nun ergeben, dass auch die unter dem Namen O. peduncu- loum von Desvaux beschriebene und in mehreren Gärten cultivirte Pflanze nichts anderes als diese ostindische Species ist. Die aus Gärten stammenden Exemplare variiren in der Gestalt der Spreite ausserordentlich, zeigen aber gegenüber den spontanen durch- gehends eine starke Verlängerung aller Theile, Verschmälerung und dünnere Consistenz der Spreite, lauter Merkmale, die auf einen durch Lichtmangel bedingten abnormen Zu- stand hindeuten. Auch Desvaux beschreibt die Blätter als „ovata,“ wie ich sie an keinem cultivirten Exemplar gesehen habe. Im Wiener Herbar liegen Exemplare mit der Bezeichnung: „E sporis ceylonieis enatum.* In der Beschreibung Desvaux’ ist das Vaterland: „America borealis?“ offenbar irrthümlich angegeben; das Gleiche ist wohl bei O. petiolatum Hook. der Fall, das nach Abbildung und Beschreibung nichts anderes als unsere Pflanze sein kann, obwohl es aus „Westindien“ stammen soll. Nahe Verwandtschaft zeigt diese Art mit folgender, und ich gestehe, wiederholt in der Versuchung gewesen zu sein, sie damit zu vereinigen; allein sie unterscheidet sich doch constant durch den mit vorgewölbten Zellen versehenen Rand, der bei O, reticulatum 330 | Prantl: wie bei allen anderen völlig glatt ist. Auch an den kräftigsten Exemplaren des O. pe- dunculosum wird die Spreite nie herzförmig, wenngleich schwächere Formen des O. reti- culatum truncat sein können. Das Ädernetz der Venulae ist hier nie so reichlich entwickelt, als bei O. reticulatum, die Maschen der Nerven sind hier mehr in der Längs- richtung gestreckt. 27. 0. retieulatum L. Sp. II. p. 1518. — Sw. in Schrad. Journ. f. 1800. II. p. 112. — Willd. in Act. Erf. p. 18. — Sw. Syn. p. 170. — Willd. Spec. V. p. 60. — Kze. in Linn. IX. p. 12! — Hook. et Grev. Ic. Tab. 20. — Grev. et Hook. in Bot. Mise. II. p. 217. — Presl Suppl. p. 52 ex p. — Liebmann Mex. Bregn. p. 305. — Sturm in Mart. Fl. Bras. fasc. 23. p. 143 ex p. — Mett. Fil. Lips. p. 121. — Milde Fil. Eur. p. 190 ex p. — Fee Cr. vasc. Bres. I. p. 218. II. p. 91. — Brackenridge Un. St. Expl. Exp. p. 315. — Pappe et Raws. p. 48. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 179 exp. — Kuhn in Decken’s Reisen III. p. 61. — Hook. et Bak. Syn. p. 446. O. peruvianum Presl Suppl. p. 52. O. vulgatum var. reticulatum Luerssen Fil. Gräff. in Schenk Mitth. I. p. 366 ex p. — Luerssen ibid. p. 404. — Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VIII. Tab. XV. Fig. 115—118; Tab. XVI. Fig. 123—130. Rhizoma eylindrieum, radieibus fuseis. Folia 1—2. Petiolus epi- gaeus; pedunculus e petiolo oriundus. Lamina sterilis subito dilatata, cordata, rarius subtruncata, ovata vel ovato-rotundata, rarius reniformis, obtusa, saepe rotundata, rarius acutiuscula, apiculata, tenuis, rarius rigida, subtus pallidior, 2—7,5 etm. longa, 1,8—6,8 lata; nervi intrantes 9 vel plures, medianus prope basin validior, flexuosus, versus apicem saepe indistinetus, laterales maxime divergentes, inprimis basales marginem petentes in rete dissolutos emittens, venis basalibus porrectis, reliquis subporrectis, venulis versus marginem copiosis, conjunctivis liberisque, saepe in rete inclusum anastomosantibus; epidermis utringue undique directa flexuosa; stomata 65—80 w longa, utrinque undique directa; margo integerrimus. Peduneulus laminam triplo superans; sporangia 17—45-juga, apice elongato. Sporae 30—35 w latae, areolis 20 ad diam. subrotundis, striis non elevatis. Tab. VIII. Fig. 32. Mascarenen: Mauritius: Sieb. Syn. 19. B. P. V. Boivin. V. Delessert. B. Commerson M. Bourbon: Boivin, B. Isle de France et Bourbon: Bory. Hb. Wild. 19443, Africa. Sansibarküste, Festland bei Mombassa an feuchten Stellen: Hildebrandt nr. 2019. M. P. V. Natal: Gröger 1870. V. — In graminosis prope Umlansk: Krauss Oct. 39. V. M. — Angola Reg. III. 2400—3800. Distr. Pungo An- dongo in pascuis editis ad 3600° montium de Pedras de Guinga. Jan. 57. Welwitsch nr. 29. B. Ibid. frequenter in breviter graminosis filicetorum Cyathearum ad juga editiora montis Pedra de S, Antonio, ipsius Praesidii. Dec. 1856. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 331 Welwüsch nr. 28. B. — Ibid. Reg. litoralis. Distr. Ilha de S. Thome in sinu Biafra, in silvestribus graminosis juxta rivulorum margines insulae S. Thomae sub aequatore. Dechr. 1860. Welwisch nr. 30. B. Capverdische Inseln: Berge von S. Nicolao in silvulis Euphorbiae Tuckeyanae. Aug. et Sept. 1851: Bolle. B. Brasilien: Corcwado: Wawra nr. 520. V. Peru: Pöppig 206. B. Maynas ad Mission. de Sion. Aug. 1830: Pöppig. P. V. Locis graminosis Cuchero, Jan. 1830: Pöppig. V. Französisch Guayana: Poiteau. B. Mana Mars 1858: Sagot 1150. B. Columbien: Hartweg. 1841. V. Venezuela: P., Prov. Caracas Galipan 4800‘, 1842 Janv. Linden 29. V. Cumbre v. Valencia: Karsten B. Colon, Tovar: Karsten B. Costarica: Candelaria pr. Azari auf trocknen Hügeln. 7. 57: Hoffmann 596. B. S. Jose Potrero, auf feuchten Wiesen: Hoffmann 597. B. Graben, Abhänge, Garten des Hrn. Carmigal b. S. Jose: Polakowsky B. Guatemala: Fl, Torre ad ripas humidas: Friedrichsthal 133. V. Mezico: Jalapa: Schiede 819. B. Westindien: Jamaica: Bertero B. Guadeloupe: L’Herminier 1862. B. V. 8. Thomas, Brown inter saxa 00. mtr. Juli 81: Eggers, nr, 459. P. |Samoa: Tutwla: Brackenridge. — Palau: Tetens sec. Luerssen in Mus. Godeffr. Fig. 128.] Die Merkmale dieser Art variiren etwas. Schmälere Blätter haben gestrecktere Areolen, zeigen aber doch reichere Aderung als O. pedunculosum. Im Umriss der Spreite erinnern an letzteres sämmtliche Exemplare von Angola. Die mexikanischen und perua- nischen Exemplare haben etwas dickere Consistenz als die übrigen, jene von den Cap- verdischen Inseln ein etwas ärmeres Ädernetz. Sectio II. Ophioderma. 23. 0. pendulum L. Sp. p. 1518. — Sw. in Schrad. Journ. £. 1800. II. p. 112. — Sw. Syn. p. 170. — Willd. Spec. V. p. 60. — Hook. et Grev. Ic. Tab. 19. — Grev. et Hook. Misc. IH. p. 219. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 179. — Kuhn Fil. N. Hebr. I. p. 584. — Milde Novara I. p. 225! — Luerssen Fil. Graeff. in Schenk Mitth. 1. p. 264. — Luerssen Samoa ibid. p. 403. — Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VII. p. 16. Tab. XV. Fig. 122, 123. Tab. XVIH. Fig. 155 bis 157. — Hook. et Bak. Syn. -p. 446. — Luerssen in Flora 1875. p. 439! Ophioderma pendulum Presl Suppl. p. 56. ? Ophioglossum intermedium Hook. Ic. Pl. x. 1854. Tab. 995. Hook. et Bak. Syn. p. 446. Rumph Herb. Amb. Tab. 37. Fig. 3. Rhizoma crassum. Folia 1—3. Petiolus teres sensim explanatus in laminam faseiaeformem linearem vel lanceolatam obtusam, saepe dichotome lobatam, 20—127 etm. longam, 1—4,5 latam, coriaceam. 332 Prantl: Nervi porrecti, medianus vix validior, hins inde. laterales emittens; laterales porreeti venis obliquis areolas hexagonas plus minus elongatas formantes, venulis hine inde obviis; epidermis utringue porrecta stricta; stomata 120—130 uw longa, utrinque porrecta, rarius hinc inde obliqua. Pedunculus e laminae parte posteriore oriundus, medianus, multo brevior, quam spica apicem laminae sterilis non attingens, sporangia 40—212-juga, apice obtuso. — Sporae 50 w latae, areolis 15 ad diam. rotundis, striis non elevatis. | Mascarenen: Mauritius: Boiin 1846—48. V. Sieber Syn. 16. B. P. V, Aubert Petit Thouars in Hb. Wild. nr. 19444, Ostindien: Hügel 3130 et 3787. V. Ceylon: Thwaites 1409 B. V. Walker B. Nicobar: Jelinek. V. Java: Jelinek V. Zollinger 1776. B. Nagel 419. B. Korthals. B. Amboina: Mart. 1817. Doleschau 77T. V. Marianen: Gaudichaud 1822. B. Australien: Queensland: Friedrich. M. Fiji-Inseln: Seemann 1860, 794. B. V. Hawai’che Inseln: Kauai: Wawra 2067. V. Oahu: Wawra 1764. V. An den schmäleren Formen sind die innersten Seitennerven dem Mittelnerv deutlich genähert, die inneren Maschen sehr lang; je breiter das Blatt, desto gleichmässiger werden die Maschen und desto undeutlicher der Mittelnerv; ebenso wird die oberseitige Epidermis kurzzelliger, die Aehre kürzer. Einige Exemplare Wawra’s entsprechen genau der var. falcata bei Grev. u. Hook. und scheinen den Uebergang zu O. intermedium Hook. zu bilden, von dem ich zwar nur die Abbildung kenne; an diesem ist, wenn sich nicht noch andere Unterschiede herausstellen sollten, nur die Aehre kürzer und wird von der sterilen Spreite nicht überragt. Sectio II. Cheiroglossa. 29. O0. palmatum L. Sp. p. 1518. — Sw. in Schrad. Journ. 1800. II. p. 112. — Willd. in Act. Erf. 1802. p. 19. — Sw. Syn. p. 170. — Willd. Spec. V. p. 161. — Kze in Linn. IX. p. 14. — Martens et Galeotti in Mem. Brux. XV. 1842. p. 14. — Grev. et Hook. in Mise. III. p. 220. — Liebmann Mex. Bregn. p. 305. — Sturm in Mart. fl. Bras. fasc. 23. p. 245. Tab. IX. — Mett. Fil. Lips. p. 120. — A. Br. in Kuhn Fil. Afr. p. 179. — Eaton Ferns of N. Amer. I. p- 269. Tab. 81. Fig. 11—14. Cheiroglossa palmata Presl Suppl. p. 57. — Fee Crypt. v. Bres. 1. 9.0219, Cassiopteris nov. gen. Karsten mser. in hb. Berol. Plumier Fil. Am. Tab. 163. Rhizoma crassum. Folia bina (an semper?). Petiolus postice teres, antrorsum applanatus; lamina sterilis ambitu subrhombea basi cuneata repetito-dichotome lobata, lobis 4—9 elongatis acutis; nervi e basi la- minae divergentes, in areolas porrectas anastomosantes, venulis plerisque porrectis conjunetivis liberisque; epidermis utrinque stricta, infera porrecta, Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 333 supera subporrecta; stomata 100 w longa porrecta et obliqua. Pedunculi 5—14 e petiolo et margine basali laminae oriundi, non raro furcati, breves; sporangia 23—38-juga, apice brevi obtuso. Sporae 60 u latae, areolis 20—25 ad diam. angulosis, striis subelevatis. Tropisches America: Guadeloupe: L’Herminier 1862. B. V. Columbien: Karsten. B. Colonie Tovar: Moritz 156. B. Brasilien: Sello. B.- [Bourbon, Seychellen sec. A, Br. 1. c.] Zweifelhaft gebliebene Arten. Zunächst seien diejenigen Objecte erwähnt, welche ich keiner der oben aufgezählten Arten einverleiben konnte, welche aber nicht eingehend genug untersucht werden konnten, um sie als selbständige Arten auf- führen oder mit Beschreibungen der Autoren identificiren zu können. 1) Eine Form, welche sich wohl an die Gruppe Lusitanica an- schliessen dürfte, vertreten durch die von Sieber Fl. Nov. Holl. 638 ausgegebene, von Presl als „O. gramineum* bestimmte Pflanze, welche nach dem Exemplar des Berliner Herbars eine dem O, Zusitanicum ähn- liche Nervatur zu besitzen scheint, sich von diesem letzteren aber durch dünne Consistenz und lange Spitze des Pedunculus unterscheidet. Dieser Pflanze mindestens sehr ähnlich ist im Berliner Herbar das Exemplar: Nova Irlandia: Turner, von A. Braun als „O. Schmidiü Kze., Mett., O. minutulum Vieill.“ bezeichnet. ©. Schmidii Kze. ist in dessen Filices Nilagiricae in Linnaea 24. p. 246 beschrieben. 2) Exemplare des Wiener Herbar’s von Neuseeland: Hochstetter nr. 94, sowie von Neuholland: Caley, welche vielleicht, wie auch eben- dort von mir unbekannter Hand bemerkt ist, zu O. costatum R. Br. Prodr. N. Holl. p. 163 gehören dürften. Erwähnt wird letztere Art bei Grev. et Hook. in Misc. III. p. 218 und Presl. Suppl. p. 54; Hook. et Bak. Syn. p. 446 ziehen sie zu O. vulgatum; Luerssen in Journ. Mus. Godeffr. VIH. p. 16. Tab. XII. Fig. 61 u. 62 bezeichnet vorliegende Exemplare ebenfalls als O. costatum, zieht aber das O. elongatum Cunn. dazu, welches indess nach Ausweis eines Originalexemplars zu O. pedun- culosum gehört. Wenn ich eine Vermuthung über die Stellung dieser Pflanze aussprechen darf, so möchte ich sie an den Anfang der Gruppe Reticulata bringen, welche sie vielleicht noch enger als O. laneifolium mit den Lusitanica verknüpfen dürfte. Ferner finden sich in der Literatur folgende Arten beschrieben, deren Diagnosen bei gleichzeitigem Mangel von Originalexemplaren eine Ein- reihung in obiges System nicht gestatten. 3) O. pubescens Raf. [in Desv. Journ. Bot. IV. 273. — Desv. in Linn. Soc. VI. p. 193]. — Presl Suppl. p. 55. — Nordamerica. 334 Prantl: 4) O. Loureirianum Presl Suppl. p. 55. — ©. lusitanieum Lour. [Fl. coch. ed. Willd. II. p. 825]. — Cochinehina und China. 5) O. Melipillense [Remy, Gay. chil. VI. p. 541]. — Sturm En. chil. 1858. p. 47. — Chile. 6) ©. parvifolium Grev. and Hook. in Misc. III. p. 218. — Presl Suppl. p. 51. — Beddome F. S. India p. 23. Tab. 71. — Ostindien. 7) O. coneinnum Brackenr. Un. St. Expl. Exp. p. 315. Tab. 44. — Sandwich - Inseln. | Il. Botrychium. Bekanntlich war diese Gattung wiederholt Gegenstand der Bear- beitung durch Milde'), und es ist unleugbar dessen Verdienst, Ordnung in die zum Theil schwierigen Arten derselben gebracht, insbesondere die Nomenelatur und Synonymik festgestellt zu haben. Indess muss ich nach vollständigem Studium des mir zugänglichen Materials in zwei Punkten den Anschauungen Milde’s entgegentreten, einmal in der Gruppirung der Arten, zweitens in der Auffassung des von Milde unter B. ternatum zusammengefassten Formenkreises. Milde (Monogr. p. 96) theilt die Botrychien in zwei Sectionen: Eubotrychium und Osmundopteris, letztere bloss von O. virginianum ge- bildet. Begründet wird diese isolirte Stellung des letzteren durch die anadrome Nervatur am hintersten Segmentpaare I. Ordnung, die offene Blattscheide und die geschlängelten Epidermiszellen. Nun kommt aber Anadromie gelegentlich auch bei dem nahe verwandten B. lanuginosum, freilich nur an sehr üppigen Exemplaren vor; die offene Blattscheide tritt auch bei anderen Arten auf, wenn mehrere Blätter gleichzeitig ent- faltet sind; es bleibt also nur die Beschaffenheit der Epidermis, ein Merkmal, dem unmöglich eine so tief einschneidende Bedeutung zuerkannt werden kann, dass darauf die Abtrennung des B. virginianum von den habituell äusserst ähnlichen verwandten Arten gegründet werden könnte. Dem gegenüber möchte ich Gewicht legen auf die Behaarung, welche nur einem Formenkreise eigenthümlich ist, der auch in Gestalt und Verzweigung des Blattes enge Zusammengehörigkeit verräth, während die andererseits einander wiederum nahe stehenden Arten völlig kahl sind. Damit geht völlig parallel die Vertheilung der Stomata, welche 1) Die Gefässkryptogamen in Schlesien; und Ueber Botrychium erassinervium und seine Verwandten — Nova Acta. XXVI. II. 1858. | Ueber Botrychien, deren Eintheilung und Unterscheidung. — Bot. Zeit. 1864. p. 101—107. Filices Europae, Asiae minoris et Atlantidis. 1867. Monographia Botrychiorum. — Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien 1869. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 335 bei den kahlen Arten auf beiden Blattflächen, bei den behaarten nur unterseits vorkommen. Auch das Xylem des Rhizoms zeigt die deut- liche radiale Reihenordnung, welche äusserlich an die cambiale Thätig- keit der Phanerogamen erinnert, nur bei den behaarten Arten. Dass man es hier mit keinem ächten Cambium zu thun hat, lehrt auf den ersten Blick die Entwicklungsgeschichte!); schon der Umstand, dass in den älteren Stammtheilen am Grunde des Rhizoms das Xylem schwächer entwickelt ist als in den jüngeren, muss darauf führen, dass ein nach- trägliches Diekenwachsthum hier nicht stattfindet. In der That hat die Anordnung der Xylemelemente in radialen Reihen lediglich darin ihren Grund, dass schon das Procambium an der Stammspitze dieselbe Reihen- anordnung zeigt. Diese Charaktere bedingen eine zweifellos natürliche Eintheilung der Gattung in zwei Sectionen, wovon die eine, umfassend B. Lunaria mit seinen Verwandten Eubotrychium heissen, die andere dagegen, der Typus des „B. ternatum* und B. virginianum, wegen der Behaarung den Namen Phyllotrichium erhalten mag. Mit diesen besprochenen Merkmalen kreuzt sich ein anderes, welches zwar von Röper für einige Arten constatirt wurde, aber systematische Berücksichtigung bisher nicht gefunden hat. In beiden Sectionen kann die Blattstellung zwei- oder mehrzeilig sein. Da in der Regel in jeder Vegetationsperiode nur ein Blatt entwickelt wird, ist diese Differenz allerdings nicht auffallend und als Erkennungsmittel praktisch wohl nicht zu gebrauchen; doch ist es durch eine Querschnittserie durch das Rhizom sehr leicht, sich am Verlaufe der Blattspurstränge über die Blattstellung zu orientiren. Es ergiebt sich sonach folgende Uebersicht der Gattung .Botrychium, welche ich bereits in den Berichten der Deutsch. bot. Gesellsch. I. 348-—350 mitgetheilt habe, hier aber wiederhole, da es bei Mangel des Bedürfnisses nicht meine Absicht ist, in derselben Weise wie für Ophioglossum eine ausführliche Beschreibung der Species zu geben, meine Auffassung sich vielmehr durch einige Bemerkungen zu mehreren Arten genügend be- gründen lässt. Sectio I. Eubotrychium. Folia semper glaberrima; stomata in utraque pagina obvia; lamina oblonga vel deltoidea ad summum bipin- nata; petioli fasciculi bini praeter binos in pedunculum exeuntes; xylema rhizomatis indistincte seriatum. A. Folia polysticha; peduneulus prope basin laminae sterilis oriundus; radieis fasciculus fere semper diarchus. 1) Sogar Göbel (Grundzüge der Systematik p. 279) hat sich hier durch den fertigen Zustand irreführen lassen. 336 Prantl: a) Segmenta primaria nervis dichotomis, vel nervo mediano in- distincto tertiariis breviori instructa. 1. B. Tamaria Sw. Sporae verrucis lobato-confluentibus ornatae. Neuholland, Japan, [Himalaya], ganz Europa, Grönland, [Nordamerika von Colorado bis Labrador], Unalaschka, [Patagonien]. b) Segmenta primaria nervo mediano distincto pinnato, tertiarios superante instructa, pinnatifida usque pinnata. a) Segmenta acuta vel acutiuseula. 2. B. boreale Milde. (? B. cerassinervium Rupr.). Segm. primaria rhombea pinnatifida, sinubus angustissimis; folii vernatio recta, sporae verrucis rotundis ornatae. Nordeuropa [Sibirien?], Unalaschka. | 3. B. lanceolatum Angstr. Segm. primaria lanceolata pinnatifida, sinubus acutis [folii vernatio inflexa]; sporae verrueis rotundis ornatae. | Nordamerika, [Sibirien], Schweden, [Schweiz]. ß) Segmenta obtusa, oblonga. 4. B. matricariaefolium A. Br. Sporae verrueis angulosis ornatae. [Nordamerica, Canada, Unalaschka, Schweden, Russland], Norddeutschland, [Ungarn], Elsass. B. Folia disticha, pedunculus infra medium petiolum oriundus, radieis faseiculus triarchus. 5. B. simplex Hitche. Sporae verrueis lobato-confluentibus. [Nordamerika, Schweden], Norddeutschland, [Tyrol.] Sectio II. Phyllotrichium. Folia juvenilia, saepe et adulta pilosa; stomata infera; lamina deltoidea, bi-usque quinquepinnata; xylema rhizo- matis distincte seriatum. A. Ternata. Folia disticha; peduneulus infra (rarissime supra) me- dium petiolum oriundus, vernatio recta subeireinata; fasciculus unus, radieis di-usque tetrarchus. a) Lamina herbacea, non marginata. a) Segmenta paenultimi ordinis ab apice ad nervum sextum pinnatifida, deinde pinnatipartita vel pinnata. 6. B. ternatum Sw. Sporae retieulatae areolis rotundis clausis. Japan, Himalaya. $) Segmenta paenultimi ordinis ab apice ad nervum deei- mum pinnatifida, deinde pinnatipartita vel pinnata. 7. B. daueifolium Wall. (B. subcarnosum Wall. ex p.). Segmenta acuta; sporae granulatae. Ostindien, Ceylon, Japan. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 337 8. B. subbifoliatum Brackenr. Segmenta obtusa; sporae reticulatae areolis rotundis clausis. Hawai’sche Inseln. b) Lamina carnosa, ob epidermidem pachyticham subcallose marginata. «) Nervi porrecti; laciniae supra basin non vel margine an- tico paullum dilatatae. x Segmenta paenultimi ordinis ab apice ad nervum sex- tum pinnatifida, deinde pinnatipartita vel pinnata. 9. B. australe R. Br. (B. virginianum Hook. nec Sw., B. erosum Milde, B. Millefolium Hochst.). Segmenta ultimi ordinis mar- gine antico non dilatata; sporae reticulatae, areolis clausis. Neuholland, Vandiemensland, Neuseeland. 10. B. silaifolium Presl. (B. decompositum Mart. et Gal., B. ruti- folium var. robustum Ruppr.). Segmenta ultimi ordinis margine antico paullum dilatata, incumbentia; sporae retieulatae areolis clausis. [Mexico], Californien, [Nutka Sund]. xx Segmenta paenultimi ordinis ab apice ad nervum de- cimum pinnatifida, deinde pinnatipartita vel pinnata. BB obliguum Willd. (B. lunarioides Schkuhr, B. dissectum Sprengel.) Sporae reticulatae areolis plerumque confluentibus. Nordamerica, Mexico, [Neu-Granada]. ß) Nervi divergentes, laciniae supra basin utrinque dilatatae. 12. B. lunarioides Sw. (B. fumarioides Willd). Laciniae utrinque fere aequaliter dilatatae subcordatae rotundatae vel oblongae, erenulatae. — Nordamerica. 13. B. rutifolium A. Br. Laeiniae anteriores antice magis dilatatae, ovatae, plerumque integerrimae. [Kamtschatka?, Sibirien], Scandinavien, Russland, Deutsch- land, Ungarn, Rumänien. B. Cieutaria. Folia polysticha; pedunculus e basi vel costa lami- nae, rarissime e petiolo oriundus; vernatio inflexa; fasciculi petioli plures, radieis tri- usque pentarchi. 14. B. lanuginosum Wall. Pedunculus e costa oriundus; segmenta secundaria fere semper catadroma; vagina clausa. Östindien, Ceylon. 15. B. virginianum Sw. (B. eieutarium Sw.). Pedunculus e basi laminae vel rarius e petiolo oriundus; segmenta secundaria postrema anadroma; vagina aperta. Columbien, Mexico, Nordamerika, Japan, [Sibirien], Russ- land, Scandinavien, Alpen. Jahrbuch des botanischen Gartens. II. 22 338 Prantl: Betreffs der Arten der Section Eubotrychium habe ich nur zu be- merken, dass B. erassinervium: Ruppr. wohl kaum etwas anderes sein dürfte, als B. boreale Milde; ich habe zwar keine Exemplare gesehen; allein in der Abbildung und Beschreibung bei Milde in Nov. Acta XXVI. II. p. 763. Tab. 55. Fig. 10 u. 11 suche ich vergebens nach einem Merkmal, wodurch es sich von B. boreale unterscheiden sollte. Die Verwandtschaftsbeziehungen des B. simplex finden in meiner Anordnung, wie ich glaube, ihren richtigen Ausdruck, indem es gewisser- massen die Verbindung zwischen beiden Sectionen vermittelt; in den wesentlichen Merkmalen ist es ein Eubotrychium; durch die zweizeilige Blattstellung und die tiefe Insertion des fertilen Segmentes nähert es sich aber der Gruppe der Ternata. Für die auch schon ausgesprochene Annahme eines hybriden Ursprungs zwischen B. Lunaria und B. ruti- Folium finde ich keinen genügenden Grund; im Gegentheil spricht sein Vorkommen in Nordamerica dagegen. Hingegen enthält die Gruppe der Ternata eine bedeutend grössere Anzahl von Arten, als Milde anerkennen wollte; sie fallen fast alle unter Milde’s Collectivspecies B. ternatum; nur B. dauecifolium, von Milde neben B. lanuginosum gestellt, gehört, wie unten bewiesen werden soll, in diesen Verwandtschaftskreis. Ich gebe nun gerne zu, dass die von mir aufgeführten acht Arten dieser Gruppe untereinander sehr nahe verwandt sind, ja dass bisweilen die Unterscheidung sehr schwierig wird; ich würde auch kein Bedenken tragen, sie in eine Sammelspecies zu ver- einigen, wenn sie gleiche geographische Verbreitung hätten; da aber jede Form ihren eigenen Verbreitungsbezirk hat, und wie unten gezeigt werden soll, die Verbreitung in Relation zur Verwandtschaft steht, so halte ich es für unzweckmässig, durch Zusammenfassung unter gemein- schaftlichem Namen die genauere Unterscheidung zu unterdrücken und die Kenntniss der geographischen Verbreitung zu trüben. Die drei nach geographischem Gesichtspunkt unterschiedenen Subspecies Milde’s A. Europaeum, B. Australasiaticum, C. Americanum entsprechen der wirk- lichen Verwandtschaft nicht und Milde hat sich daher selbst (Fil. Eur. p. 204 f.) veranlasst gesehen, noch eine andere „natürliche“ Anordnung der Formen zu treffen, die mir indess die wirkliche Verwandtschaft eben- sowenig richtig auszudrücken scheint. Auch Eaton (Ferns of the South- west p. 340) verwirft Milde’s Arrangement, ohne indess in den Ferns of North-America etwas Besseres an die Stelle zu setzen, als eine lineare Aufzählung der verschiedenen Varietäten. Wie obige Uebersicht zeigt, kann man die Formen in drei Gruppen bringen, innerhalb deren jeder die Verwandtschaft eine innigere ist; die eine derselben umfasst die in Ostindien, Japan und Hawai einheimischen Arten, die zweite B. australe, B. silaifolium und B. obliguum in Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 339 Neuholland und Nordamerika, die dritte B. lunarioides und B. rutifokum im Norden. Die Unterschiede der einzelnen Arten liegen einmal in der Con- sistenz der sterilen Lamina, welche in den Formen der ersten Gruppe dünner ist, als bei allen übrigen; ferner in der constanten habituellen Verschiedenheit, für welche ich in der Zahl der innerhalb des vorderen nur fiederspaltigen Theils der Segmente verlaufenden Nerven einen Aus- druck gefunden zu haben glaube. Die Grenze zwischen „pinnatifid“ und „pinnatipartit* habe ich da angenommen, von wo aus nach rückwärts die Tiefe der Einschnitte annähernd constant bleibt. Die Unterschiede in der Structur des Exospors sind so gering, dass sie nur mit grösster Vorsicht Anwendung finden können. Die Zahl der Xylemgruppen in den Wurzelsträngen ist je nach der Stärke der Wurzeln ziemlichen Schwan- kungen unterworfen. Da nun ausführliche Diagnosen wegen der im Allgemeinen überein- stimmenden und nur schwerfällig zu beschreibenden Theilung des Blattes nur geringen Werth besitzen würden, so will ich im Folgenden nur wenige Bemerkungen zur Ergänzung obiger Uebersicht anfügen und ins- besondere die Synonymik und die von mir gesehenen Exemplare namhaft machen. 6. B. ternatum Sw. in Schrad. Journ. f. 1800. I. p. 111. — Sw. Syn. p. 172. — Presl Suppl. p. 45. — Kze. Farnkr. II. p. 52. Tab. 121. B. ternatum DB. australasiaticum a. vulgare ex p. et ß. dentatum Milde Monogr. p. 103. Tab. 8. Fig. 8. Osmunda ternata Thunb. [Fl. Jap. 329. Tab. 32.]. Die Consistenz der sterilen Lamina ist nicht so dünn, wie bei den beiden nächst- folgenden, indem die Epidermis im getrockneten Zustande stets Runzeln zeigt; die Spreite ist bis 4fach gefiedert; die Breite der Segmente, soweit nur pinnatifid, erreicht höchstens 1 ctm.; der Rand ist stumpfgezähnt. Japan: Jokohama: Wawra 1560, V. Schottmüller 115 B. Naumann B. Nagasaki: Wichura 1238, 1369a—c. B. Hakodate: Maximowiez. It. sec. 128. B. Kiushiu: Dönitz. B. Himalaya: Sikkim: Herb. Anderson 1412. M. 7. B. daueifolium Wall. [Cat. 49]. — Hook. et Grev. Ic. Tab. 161. — [Hook. Bot. Mag. 1862. Tab. 5340]. — Milde Fil. Eur. p. 206. — Milde Monögr. p. 117. Tab. 8. Fig. 6. B. subearnosum [Wall. ex p.]. — Presl Suppl. p. 45. — Milde in Bot. Zeit. 1864. p. 104. Diese Art umfasst zweierlei Formen; als die typische sei die bisher als DB. dauci- folium beschriebene betrachtet. Dass dieselbe nicht mit D. lanuginosum verwandt ist, ‚folgt ausser dem ganzen Habitus aus der zweizeiligen Blattstellung und dem ungetheilten 22 * 340 Prantl: Strang des Petiolus, Charaktere, gegen welche die höher oben als sonst erfolgende Ab- zweigung des Pedunculus um so weniger ins Gewicht fallen kann, als dies Merkmal eben nur der typischen, besser gesagt extremen, Form zukommt. — Die Consistenz ist dünner als an vorigem; die sterile Spreite, obwohl durchschnittlich grösser, doch nur höchstens dreifach gefiedert, die Segmente spitz oder langzugespitzt, am Rande mit spitzen Zähnen besetzt, soweit pinnatifid 1—3 ctm. breit. Die Sporen sind nicht netzig, sondern mit Körnchen besetzt, welche hie und da zu gebogenen Leistchen zusammenfliessen. Ostindien: S. Kurz. M. Sikkim: Hook. Fil. et Thoms. B. Ceylon: Thwaites 1410. B. V. ß. japonieum NOV. var. Steht dem B. ternatum etwas näher, als die eben beschriebene extreme Form, indem der Pedunculus unter der Mitte des Blattstiels entspringt; die Consistenz, Theilung, Zahnung der Spreite, sowie das Exospor sind der typischen Form völlig gleich; nur sind die Segmente nie so lang zugespitzt, wie sie bei jener vorkommen können. In den Herbarien lag diese Form bis jetzt unter D. ternatum var. Japan; Tanaka Pl. Jap. V. Nagasaki: Wichura 1368. B. 8. B. subbifoliatum Brackenr. Un. St. Expl. Exp. 1854. p. 317. Tab. 44. Fig. 2. B. ternatum B. australasiaticum «a. vulgare, forma subbifoliata Milde Monogr. p. 103. — Luerssen in Flora 1875 p. 439. Das Rhizom trägt im Gegensatz zu den verwandten Arten fast stets zwei gleich- zeitig lebende Blätter, dieselben sind von grossen Dimensionen, aber nur höchstens drei- fach gefiedert, die Segmente stumpf, kurz gezähnt, soweit pinnatifid 1—2,5 ctm. breit. Brackenridge’s Angabe von zwei sterilen Spreiten übereinander beruht offenbar auf ungenauer Beobachtung. ° Hawai’sche Inseln: Kauai: Wawra 2061. V. 9. B. australe R. Br. Prodr. Fl. N. Holl. 1810. p. 164. — Presl Suppl. p. 45. | B. virginicum Hook. Fl. Nov. Zeel. II. 1855. p. 50. B. virginicum Hook. Fl. Tasm. II. 1860. p. 154. Tab. 169. Fig. B. B. ternatum B. australasiatieum ex p. Milde Fil. Eur. p. 200. — Milde Monogr. p. 156. — Milde Novara I. p. 225! Die Normalform besitzt sehr fleischige Blattsubstanz, eine bis 4fach gefiederte Spreite mit gestreckten Stielen der Segmente, welche sich häufig übereinander legen, doch sind die Lacinien letzter Ordnung stets schmal, einander nicht deckend; der Rand ist glatt oder schwach gekerbt bis gezähnelt, die Segmente, soweit pinnatifid, höchstens 1 ctm. breit. Neuholland: Caley V. Newcastle — Hunter’s River: Hügel V. Vandiemensland: F. Bauer V. Neuseeland: Sinclair B. J. Smith B. Haast 86 u. 748. V. Wawra 274. V. Jelinek V. Auckland; Hay V. Waikato, Waipa, Pirongia: Hochstetter 95 V. Als Varietäten gehören hierzu: ß. erosum. B. erosum Milde in Bot. Zeit. 1864. p: 102. Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 341 B. ternatum B. australasiatieum y. erosum Milde Monogr. p. 197. — Milde Novara I. p. 225! Die Substanz dünner, die Spreite grösser, die Segmente breiter, spitz und: ungleich gezähnt. Sporen gleich der typischen Form. Neuseeland: Auckland: Hay. V. y. Millefolium. B. Millefolium Hochst. mser. in hb. Vindob. B. ternatum B. australasiaticum 6. Millefolium Milde Monogr. p. 158. Die Spreite in lange schmale linealische einnervige Lacinien zerschnitten; die Nerven treten, wie dies auch sonst in ähnlichen Fällen bekannt ist, unter minder spitzem Winkel aus, als an der Normalform. Man vergleiche auch das unten über die correspon- dirende Form disseetum des D. obliguum Gesagte. Neuseeland: Tikitapu-See: FHochstetter nr. 96. V. 10. B. silaifolium Presl [Rel. Haenk. I. p. 79]. — Presl Suppl. p. 45. B. decompositum Mart, et Gal. in Mem. Brux. XV. 1842. p. 15. Tab, L B. lunarioides [Gray Man.] sec. Eaton. B. rutifolium var. robustum Rupr. ap. Milde in Nov. Act. 26. 2. 2.102. Tab. 55. .Fig. 9. B. ternatum Ü. americanum ex p. Milde Fil. Eur. p. 202. B. ternatum B. australasiaticum «. vulgare Milde Monogr. p. 106. B. ternatum var. australe et subvar. intermedium Eaton F. N. Amer, I. p. 149. Tab. XXa. Substanz fleischig; Spreite bis 4fach gefiedert; die Nerven weniger porrect, als bei vorigem; die Segmente, soweit pinnatifid, bis 1,5 ctm. breit; Lacinien gekerbt oder kurz- gezähnelt. Die Sporen mit geschlossenen Maschen. Diese Form ist in einzelnen Exemplaren sowohl von B. australe als von BD. obliguum nicht leicht zu unterscheiden; einer Vereinigung steht indes die doch zu grosse Ver- schiedenheit dieser beiden im Wege. — Was die Nomenclatur anbetrifft, so kenne ich die Pflanze Presl’s nur aus den Angaben Milde’s, welcher dessen Originalexemplar gesehen hat; die Abbildung .des 3. decompositum Mart. et Gal. stimmt vollständigst und zweifellos mit den von mir untersuchten Exemplaren überein; das Gleiche gilt von der Abbildung des B. rutifolium var. robustum bei Milde. Diese Form hätte wohl Milde von der Unnatürlichkeit seiner rein ren, Eintheilung überzeugen können; seine Unklarheit spricht sich auch darin aus, dass er diese Pflanze in den Fil. Eur. wegen des Vaterlandes bei (©. americanum aufführt, in der Monographie aber trotzdem zu BD. australasiaticum bringt. In einer früheren Mittheilung (Bot. Zeit. 1864. p. 101 u. 106) werden dem „B. decompositum“ irrthümlicherweise ge- schlängelte Epidermiszellen und anadrome Segmente zugeschrieben. Pacifische Küste Nordamerika’s: Californien: Robinson V. Cascade Moun- tains: Lyall V. Howell. M. |Nutka Sund: Presl; Unalaschka u. Kamtschatka: Ruprecht]. 11. B. obliguum Mühlenb. apud Willd. Spec. V. p. 638. — Presl Suppl. p. 44. B. lunarioides Schkuhr Krypt. Gew. p. 158. Tab. 157. 342 Prantl: B. euneatum Desv. [in Ann. Soc. Lin. Par. VI. p. 195]. B. lunarioides var. obliguum |Gray Man.] sec. Eaton. B. ternatum Ü. americanum ß. obliguum Milde Monogr. p. 169. Tab. VII. Fig. 5. B. ternatum var. obligquum Eaton F. N. Amer. I. p. 150. Tab. XX. Fig. 2. In der Normalform durch die langen ungetheilten Enden der Segmente ausgezeichnet; die Consistenz ist dünner als bei vorigen; die Spreite meist bloss dreifach gefiedert; die Segmente, soweit pinnatifid, bis 1 ctm. breit; Lacinien am Rand gezähnelt. Die Sporen netzig, doch die Maschen meist offen, zusammenfliessend. So ausgezeichnet die typische Form ist, so variirt doch die Gestalt der Segmente beträchtlich; es kommen Einschnitte bis fast zur Costa selbst bis zum 7. Nerven vor; auch die Sporen zeigen bisweilen geschlossene Maschen, so besonders an den mexi- canischen Exemplaren, welche überdies mehr zertheilt oder tiefer eingeschnitten sind, als die Normalform. Nordamerica: Louisiana: A. Gray M. Arkansas: Engelmann B. Massachusetts . Robinson V. Philadelphia: Moser Un. it. 1832. P Mexico: Huajalote: Ehrenberg 550. B. Serro colorado: Schiede 820. B. Die beiden Schiede’schen Exemplare des Berliner Herbars rechne ich hierher, ob- wohl das grössere eine reichlicher verzweigte Spreite besitzt. Mettenius (Ann. sc. nat. Ser. 5. II. p. 271) führt diese Art von Bogota: Lindig 316 am, ß. dissectum. B. dissectum Sprengel Anleit. II. p. 172. — Mühlenb. N Willd. Spec. V. 64. — Schkuhr p. 159. Tab. 158. B. lunarioides var. dissectum [Gray Man.] sec. Eaton. B. ternatum Ü. americanum y. dissectum Milde Monogr. p. 164. Tab. 8. Fig. 7. B. ternatum var. dissectum Eaton F. N. Amer. I. p. 150. Tab. XX. Fig. 1. Ist analog der Varietät Millefolium von B. australe, indem jeder Nerv in einen weit vorspringenden lineallanzettlichen Zahn ausgeht; doch zeigt sich dem Millefolium gegenüber eine dem Charakter des B. obliguum entsprechende grössere Gleichheit der Hauptnerven unter sich. Gerade der Umstand, dass die analogen, zerschlitzten Formen von B. obliguum einerseits und B. australe andrerseits sich verschieden ausbilden, weist auf eine tiefere Verschiedenheit der beiden Arten hin, wenn sie auch in gewissen Formen habituell ähnlich werden und durch das B. silaifolium gewissermassen verknüpft werden. Nordamerica: Pennsylvanien: Mühlenberg B. Massachusetts, Salem: Robinson V. Medford B. 12. B. lunarioides Sw. Syn. p. 172. — Presl Suppl. p. 45. Botrypus lunarioides Michx. [Fl. Am. II. p. 274]. Botrychium fumarioides Willd. Spec. V. p. 68. Botrychium Fumariae Sprengel [Syst. IV. p. 23]. Osmunda biternata Lam. [Enc. IV. p. 650]. Botrychium ternatum C. americanum «. lunarioides Milde Monogr. . 162. Tab. VII. Fig. 12. a Beiträge zur Systematik der ÖOphioglosseen. 343 Botrychium ternatum var. lunarioides Eat. F. N. Amer. I. p. 148. Tab. 20. Fig. 3. Hievon habe ich nur zwei Exemplare gesehen; der Stiel ist kürzer als bei allen anderen Arten, die Lamina fleischig, sehr in die Breite gezogen; die Segmente letzter Ordnung beiderseits rasch verbreitert, am Rande klein gekerbt; die Tiefe der Einschnitte reicht von allen Arten am weitesten gegen die Spitze, bis zum fünften Nerv; der nur pinnatifide Theil ist höchstens 0,5 ctm. breit. Sporen netzig. Nordamerica: Carolina; Richard. Hb. Willd. nr, 19448. 13. B. rutifolium A. Br. Die verwickelte Synonymik möge bei Milde nachgesehen werden, dessen B. ter- natum A. europaeum sich mit dieser Art fast vollständig deckt; nur Ruprecht’s var. robustum ist auszuschliessen und aus Japan habe ich diese Form nicht gesehen. Der Unzweideutigkeit halber muss hier der Name BD. rutifolium allen Prioritätsansprüchen zum Trotz aufrecht erhalten werden. Nächst dem BD. lunarioides die kleinste Art der Gruppe; Consistenz fleischig; Spreite bis dreifach gefiedert; die vorletzten Segmente bis zum sechsten Nerven pinnatifid, hier bis 1 etm. breit. Von vorigem leicht an der eiförmigen Gestalt der meist ganzrandigen, nach vorne rascher verbreiterten Segmente letzter Ordnung zu unterscheiden; die Sporen wie bei vorigem netzförmig. Schweden: Angström. V. P. etc. Deutschland: mult. loc.; Rabenh. Or. v. eur. nr. 30; M. Transilvanien: Pavai V, Galizien: Lemberg: Tomaschek V. Rumänien: Becau: Brandza V. Die Angaben Kamtschatka und Unalaschka bei Milde sind in Zweifel zu ziehen; denn die Ruprecht’sche Pflanze gehört zu BD. sdatfolium. 14. B. lanuginosum Wall. Hiezu ist zu bemerken, dass ich die von Milde nicht untersuchte Knospenlage mit BD. virginianum übereinstimmend fand. — Die Sporen sind mit zuweilen leistenartig ge- streckten Körnchen locker besetzt. 15. B. virginianum SW. Die Sporen dicht mit runden Warzen besetzt. Hiezu dürfte wohl das von Trew in Nov. Act. 1757. Tab. II. Fig. 7 abgebildete Botrychium gehören, welches Milde in Nova Acta 26. 2. Tab. 53 Fig. 202 copirt und p. 745 als „ganz unbekannte Art“ aufführt. Il. Die geographische Verbreitung der Arten beider Gattungen. Während es für Ophioglossum wegen ungenügender Feststellung der einzelnen Formen bisher überhaupt nicht möglich war, der geographischen Verbreitung Beachtung zu schenken, werden für Botrychium von Milde zwei Centren angenommen, eines in Nordamerica, und ein zweites im Himalaya. Es mag diess ein zutreffender Ausdruck dafür sein, dass in Nordamerica und durch Sibirien damit verbunden in Nordeuropa eine 344 Prantl: grössere Anzahl von Arten vorkommen, sowie dass im Himalaya sich zwei andere Arten finden. Berücksichtigt man aber die natürliche Ver- wandtschaft und sucht die geographische Verbreitung damit in Zu- sammenhang zu bringen, so ergiebt sich ein wesentlich verschiedenes Resultat. Am leichtesten lässt sich dies an der Gruppe der Ternata zeigen. Das auf Neuholland und Neuseeland beschränkte B. australe zeigt nahe verwandtschaftliche Beziehungen einerseits zu B. silaifolium, andererseits zu B. ternatum. B. silaifolium finden. wir an der pacifischen Küste Nordamericas bis in den hohen Norden; hieran schliessen sich so- wohl systematisch als geographisch B. obliguum und B. lunarioides in Nordamerica, sowie .B. rutifolium in Nord- und Osteuropa. Es ergiebt sich sonach sowohl in der Verwandtschaft als in der Verbreitung eine divergirende Entwicklung von Australien an die pacifische Küste, von dort einerseits nach dem Osten der Union, andererseits durch Sibirien nach Europa. Das in anderer Richtung an B. australe sich anschliessende B. ternatum gehört nebst dem verwandten B. daueifolium Japan und dem Himalaya an; als isolirter Posten dieser Gruppe erscheint dann noch B. subbifoliatum auf Hawai. Ebenso wie diese beiden an B. australe sich anschliessenden Formen- reihen verhalten sich geographisch die beiden Arten der Gruppe Cieutaria, wovon .B. virginianum vom tropischen Ameriea bis in den Norden, ebenso aber auch in Japan, Sibirien, Nordeuropa und den Alpen vorkommt, B. lanuginosum aber nur Ostindien und Ceylon angehört. Es weisen diese Thatsachen darauf hin, dass die gemeinsame Heimäth der beiden Gruppen Ternata und Cicutaria in der nächsten Umgebung des indischen Oceans zu suchen ist. — Von der Section Eubotrychium gehören 4 Arten ausschliesslich dem Norden an, worunter für BD. simplex der Zusammenhang des americanischen mit dem europäischen Verbreitungs- _ bezirk allerdings noch nicht festgestellt ist; die fünfte Art jedoch, B. Lunaria, findet ‚sich ausser diesem nördlichen Areal noch im Hima- laya, Japan, Neuholland sowie in Patagonien. Es kann daher die Ver- muthung nicht von der Hand gewiesen werden, dass auch die Section Eubotrychium, obwohl im Norden vorherrschend entwickelt, doch ihren Ursprung dort genommen habe, wo eine ihrer Arten mit den Ausgangs- formen von Phyllotrichium gemeinschaftlich vorkommt, d. h. zwischen Östindien und Australien. Mein System der Ophioglossum-Arten setzt mich nun in den Stand, in ähnlicher Weise auch für diese die natürliche Verwandtschaft mit der geographischen Verbreitung in Relation zu setzen. Die einfachst gebauten Arten dieser Gattung (O. Bergianum, die Graminea und Lanceolata) bewohnen das allerdings sehr ausgedehnte Areal von Africa über Ost- indien nach Neuholland. An diese schliessen sich in Africa und nord- Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 345 wärts auf den atlantischen Inseln und in Europa ein Theil der Zusitanica und Vulgata, andererseits über den stillen Ocean in America O. coriaceum und ©. californieum. Zweifelhaft muss vorläufig der Zusammenhang des nordamericanischen und europäischen Areals von ©. vulgatum, sowie die Anknüpfung von ©. Engelmanni bleiben. Die Gruppe Macrorrhiza ist vor- herrschend im tropischen America entwickelt; nur O. rubellum und OÖ. fibrosum vertreten diesen Typus in Africa, während das auch am ein- fachsten gebaute ©. Zuerssen? in Neuholland die geographische Verbin- dung dieser beiden Bezirke herstellt. Die meisten Reticulata gehören dem tropischen Asien an, sich bis zu den Mascarenen einerseits, Japan und Neuseeland andererseits ausdehnend; nur ©, retieulatum findet sich sowohl im tropischen America, als in Africa. Aehnlich wie letzteres verhält sich ©. palmatum, während ©. pendulum wieder dem tropischen Asien angehört. Wenn es auch nicht gelingt, die auffallende Verbreitung des O. retieulatum und O. palmatum in ihren Ursachen zu ergründen, so ergiebt sich doch für die übrigen Arten das Resultat, dass die Verbrei- tung auch für sie wie für Botrychium vom tropischen Asien ausgegangen sein dürfte, das bekanntlich auch die Heimath der dritten Gattung Hel- minthostachys ist. Jedoch ist von diesem Centrum der ganzen Familie der Ophioglosseen aus die Verbreitung der beiden artenreichen Gattungen in verschiedener Weise, vielleicht zu verschiedenen Erdperioden erfolgt; denn es verdient Beachtung, dass Africa, so reich an Ophioglossum-Arten, nicht ein einziges Botrychium beherbergt. Es mag gewagt erscheinen, lediglich aus der heute obwaltenden Verbreitung der Arten im Zusammenhang mit ihrer Verwandtschaft auf ihre ursprüngliche Heimath zu schliessen; doch stehen uns andere Hilfs- mittel für unsere Familie nicht zu Gebote; denn die paläontologischen Thatsachen, welche mit Sicherheit sich auf die Familie der Ophioglosseen beziehen, beschränken sich lediglich darauf, dass in den Tertiärschichten von Oeningen ein Ophioglossum gefunden wurde, welches mit ©. vulgatum und O. lusitanicum Aehnlichkeit zeigt. Dies beweist nur, was auch aus anderen Gründen wahrscheinlich ist, dass die oben angenommene Ver- breitung vom ursprünglichen Centrum aus in der Tertiärperiode der Hauptsache nach vollendet war. Von anderen Objecten wollte man noch Hausmannia und Chiropteris zu den Ophioglosseen bringen; doch kann für H. diehotoma Dunker (Monogr. d. nordd. Wealdenbildung p. 12. Tab. V. u. VI. s. auch Schenk Foss. Flora d. Wealdenf. p. 21. Taf. VIII) davon keine Rede sein; Chiropteris der Würzburger Lettenkohle zeigt zwar ähnliche Nervatur wie Ophioglossum palmatum; im Uebrigen spricht aber gar nichts für ihre Verwandtschaft mit unserer Familie. Auch die von Renault (Ann. d. sc. nat. VI. Ser. T. I. p. 220 ff.) beschriebene Botryopteris kann höchstens eine intermediäre Stellung zwischen den 346 Prantl: Ophioglosseen und anderen Farnen, wohl den Osmundaceen, einnehmen, entfernt sich aber zu weit von den heute lebenden Ophioglosseen, um hier in Betracht kommen zu können. Anhang 1. Index specierum generis Ophioglossi. Cassiopteris nov. gen. Karsten = O0, pal- matum L. 29. Cheiroglossa palmata Presl = O. palma- tum L. 29. ÖOphioderma pendulum Presil = 0. pen- dulum L. 28. Ophioglossum alpinum Carmich. mscer. = OÖ. opacum Carm. 20. OÖ. aphrodisiacum Welwitsch = 0. fibrosum Schum. 22. . arabicum Ehrenberg mser, = 0. ca- pense Schlecht. 9. O. azoricum Presl = 0. vulgatum L. 11. O. Bergianum Schlecht. 1. 0 16) je) . Brauniü Prantl 5. brevipes Beddome = Schum. 22. O. bulbosum Michx. = 0. erotalophoroides Walt. 19. — — Hook. et Bak. exp. = 0. opacum Carm. 20. O. californieum Prantl 7, O. capense Schlecht. 9. O. fibrosum — — Sw= ?0. Gomezianum Welw. 8. — — yar. nudicaule Schlecht. = ? 0. Gomezianum Welw. 8. OÖ. cognatum Presi = 0. pedunculosum Desv. 26. OÖ. coneinnum Brackenr. —= dub. nr. 7. O. eordifolium Roxb. = O. pedunculosum Desv. 26. O. coriaceum A. Cunn. 6. OÖ. costatum R. Br. = dub. nr. 2. O. crotalophoroides Walt. 19. OÖ. Cumingianum Presl = O0. pedunculo- sum Desv. 26. OÖ . euspidatum Milde ex p. = O. vulgatum 1. 31, . — — =. capense Schlecht. 9. O. Dietrichiae Prantl 12, O. ellipticum Hook. et. Grev. 21. — — Welw. = 0. Gomezianum Welw. 8. var. latifolium. O. elongatum R. Cunn. = 0. pedunculo- sum Desv. 26. O. Engelmanni Prantl 10. O. fibrosum Schum. 22. O. flavicaule Klotzsch mser = 0. ellipticum Hook. et Grev. 21. O. Gomezianum Welw. 8. O. gracillimum Welw. = 0. gramineum Willd. 2. O. gramineum Willd. 2. — — R.Br.=O0. coriaceum A, Cunn. 6. O. japonicum Prantl 24. O. intermedium Hook. = ? O. pendulum ı PO 2 — — Vigineix = 0. vulgatum L. 11. O. lanceolatum Prantl 13. O. lancifolium Presl 23. O. Loureirianum Presl = dub. nr. 4. O. Luersseni Prantl 14. O. lusitanicum L. 4. O. lusoafricanum Welw. 3. Braunii Prantl 5. O. gramineum Willd. 2. — — Hook. et 2 Gomezianum Welw. 8. Bak. exp. = [0O. vulgatum L. 11. O. lanceolatum Prantl 13. — — Link = 0. pedunculosum Desv. 26. — — Loureiro = dub. nr. 4. — — Thunb = ? 0. Gomezianum Welw. 8. — — var. gracillimum A. Br. = 0. gra- mineum Willd. 2. . lusoafricanum Welw. 3. . macrorrhizum Kze. 16. . Melipillense Remy = dub. nr. 5. — — AB. xp = = ’5,0 Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 347 O. microstichum Ach. = 0, vulgatum Me O. minimum Colenso = ? O, lanceolatum Prantl 13. O. minutulum Vieillard = dub. nr. 1. OÖ. moluccanum Schlecht. = 0, peduncu- losum Desv. 26. O. nudicaule LL = ? O, Gomezianum Welw. 8. . an Hook, et — — Fee ex as II [ OÖ. ypanemense Mart. 18, O. macrorrhizum Kze. 16. | Ö. ypanemense Mart. 18. es, Hoch. <8 O. ellipticum Hook. et Bak. exp. = Cras.551, O. fibrosum Schum. 22. OÖ. capense Schlecht. 9. — — Presl ex J O. ypanemense Mart. 18. p- = ID. ellipticam Hook. et Grev. 21. OÖ. capense Schlecht. 9. — — SturmexJ O. tenerum Mett. 17. p. = [0. ellipticum Hook. et Grev. 21. O. opacum Carmich. 20. O. ovatum Bory. 25. — — Opz =O0. vulgatum L. 11. OÖ. palmatum L. 29. O. parvifolium Hook. et Grev. — dub. vr. 6 O. pedunculosum Desv. 26. — — Presl ex p.= O.fibrosum Schum. 22. O. pendulum L. 28. OÖ. peruvianum Presl = O0. reticulatum 1,272. O. petiolatum Hook. = O. pedunculosum Desv. 26. O. polyphyllum A. Br. = O. vulgatum EL.» 1k O. pubescens Raf. = dub. nr. 3. O. pusillum Lepr. = 0. macrorrhizum Kze. 16. — — Mich. = 0. crotalophoroides Walt. 19. OÖ. pygmaeum Bergius mser. = O0. Ber- gianum Schlecht. 1. O. reticulatum L. 27. — — Beddome = Desv. 26, OÖ. pedunculosum » O. reticulatum A. Br. — —. Grerv. et Hook. | ex p. = 0. pedun- — — Milde culosum Desv. 26. — — Presl — — Stumm — — Sturm ex p. = 0. ovatum Bory 25. O. rubellum Welw. 15. 0) . sarcophyllum Desv. = 0. oyatum Bory 25. O. Schmidii Kze. = dub. nr. 1. OÖ. Spruceanum Fee = 0. ypanemense Mart. 18. O. stipatum Colla = 0. erotalophoroides Walt. 19. O. surinamense Reichenb. = O, ellipticum Hook. et Grev. 21. O. tenerum Mett. 17. O. tuberosum Hook. et Arn. = O0. crotalo- phoroides Walt. 19. O. unifolium Gilib. = 0. vulgatum L. 11. O. vulgatum L. 11. — — (Cleveland = 0. _ californicum Prantl 7. — — Eaton ex p. = 0. Engelmanni Prantl 10, O. coriaceum A. Cunn. 6. = == Hook: „[o capense Schlecht. 9. O. fibrosum Schum. 22. b5 ovatum Bory 25. — — Luerssenf O. fibrosum Schum. 22. exp. = { O.pedunculosum Desvy.26. — — var. australasiaticum Luerssen = OÖ. pedunculosum Desv. 26. Bak. exp. = — — r. costatum Hook. = 0, coriaceum A. Cunn. 6. — — v. crotalophoroides Eat. = crotalo- phoroides Walt. 19. — — v. gramineum Hook. = O0. coriaceum A. Cunn. 6. — — — Luerss.= 0. Dietrichiae Prantl 12. — — v.lanceolatum Luerss. = 0. lanceo- latum Prantl 13. — — v. lusitanicum Den A.Cunn. 6. Luerss. ex p. =\O.GomezianumWelw.8- — — — Hook. = O.coriaceum A. Cunn. 6. — — v. macror- | O. Luersseri Prantl. 14. rhizum Luerss.?” O.macrorrhizum Kze. 16. exp. = | OÖ. tenerum Mett. 17. — — v. minimum Hook. = ? O. lanceola- tum Prantl 13. 348 Prantl: OÖ. vulgatum var. moluccanum Luerss. — OÖ. vulgatum var. surinamense Luerss. — 0. OÖ. pedunculosum Desv. 26. ellipticum Hook. et Grev. 21. — — v.polyphyl- | OÖ. Wightii Grev. et Hook. = O. fibrosum lumA.Br.exp. a Schum. 22. — ee O.. ypanemense Mart. 18. ; — — v.reticulatum Luerss. = 0. reticula- — — Link = 0. tenerum Mett. 17. tum L. 27, Rhizoglossum Bergianum Presl = 0. Ber- gianum Schlecht. . 1. Anhang 2, Zur Erleiehterung der Bestimmung der einzelnen Formen gebe ich hier noch eine geographische Uebersicht der von mir in Exemplaren ein- gesehenen Arten der Section Euophioglossum, sowie einiger bemerkens- werther Angaben der Literatur (in Klammern), und der zweifelhaften Arten [in eckigen Klammern]. Nord- und Mitteleuropa: O. lancifohum Presl. O. vulgatum L. O. ovatum Bory. Südeuropa: OÖ. reticulatum L. O. lusitanieum L. Ostindien, Ceylon, Cochinchina, Java: O. vulgatum L. OÖ. gramineum Willd. Orient: O. fibrosum Schum. O. vulgatum L. O. pedunculosum Desv. Nordafrica: [O. Loureirianum Presl.] O. lusitanicum L. [O. parvifolium Hook. et Grev.]- Madeira, Canarische, Capverdische Inseln, LO. Schmid Kze.] Azoren: Japan: OÖ. lusitanicum L. OÖ. japonicum Prantl. O0. Braunü Prantl. O0. pedunculosum Desv. 0. capense Schlecht. Philippinen: O. vulgatum L. O. pedunculosum Desv. O. retieulatum L. Palau: Tropisches Africa: (0. retieulatum L.) O. gramineum Willd. Neuholland und Neuseeland: OÖ. lusoafricanum Welw. O. coriaceum A. Cunn. OÖ. Gomezianum Welw. O. Dietrichiae Prantl. O. capense Schlecht. O. lanceolatum Prantl. OÖ. rubellum Welw. O. Luersseni Prantl. O0. Abrosum Schum. O. pedunculosum Desv. O. retieulatum L. [O. costatum R. Br.] Cap und Natal: [O. minutulum Vieill.] 0. Bergianum Schlecht. Polynesien, Sandwich: OÖ. capense Schlecht. (0. ellipticum Hook. et Grev.) OÖ. reticulatum L. 2 [O. concinnum Brackenr.) Madagascar und Mascarenen : „ Samoa: O. fibrosum Schum. (©. reticulatum L.) Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. 349 . Engelmanni Prantl. . vulgatum L. . tenerum Mett. . ypanemense Matt. . crotalophoroides Walt. . crotalophoroides Walt. . reticulatum L. . ellipticum Hook. et Grev. [O. pubescens Raf.] reticulatum L. [O. Melipillense Remy]. Mexico und Vereinigte Staaten: [O. opacum Carm.] O. californicum Prantl. Tropisches America: . coriaceum A. Cunn. macrorrhizum Kaze. So som SO999 . St. Helena und Tristan: Erklärung der Tafeln VII. und VIII, Die Figuren 1 und 2 sind ‚schematisch; alle übrigen wurden bei 5maliger Ver- grösserung mit dem Prisma entworfen, bei 26maliger Vergrösserung im Detail aus- gezeichnet und für den Druck photographisch auf die Hälfte verkleinert, stellen also die sterilen Spreiten der betreffenden Arten 2,5mal vergrössert dar. — Es bedeutet in allen Figuren m Mittelnerv, ll Lateralnerv; s Seitenast des Mittelnerven; v Vena; vl Venula. Mar VI. Fig. 1. Schema des Strangverlaufs im Petiolus von Ophioglossum Zusitanicum; m Mittel-, ll Lateralstrang; f der in den fertilen Blatttheil austretende Strang. » 2. Schema des Strangverlaufs in einem sterilen Blatttheil von Ophioglossum vulgatum; ss Seitenäste des Mittelstrangs; f deutet an, wo die Stränge für den fertilen Blattheil sich abzweigen würden. . Dergianum Schlecht. Cap: leg. Pappe. ” . gramineum Willd.e. Angola: leg. Welwitsch. . lusoafricanum Welw. Angola: leg. Welwitsch. DD . lZusitanicum L. Portugal: leg. Welwitsch. desgl. Sardinien: leg. Müller. . Braunü m. S. Nicolas: leg. Bolle. . coriaceum A. Cunn. Vietoria: Herb. Vindob. desgl. Bolivia: leg. Mandon. . californicum m. S. Diego: leg. Cleveland. . vulgatum L. var. Terceira: leg. Hochstetter. . Gomezianum A. Br. Angola: leg. Welwitsch. . capense Schlecht. Cap: leg. Ecklon et Zeyher. ee er [eV En Zn NE. ER an ak = Ten - en Den - BE \ pr = er - ' De oO 15. O0. coriaceum A. Cunn. Tasmania: leg. Archer. 16. 0. vulgatum L. Schwaches Blatt; von Aschaffenburg. 17. 0O. Engelmanni m. Texas: leg. Lindheimer. Zar. VII. „ 18. O. Dietrichae m. Rockhampton: leg. A. Dietrich. „ 19. O. Zanceolatum m. Rockhampton: leg. A. Dietrich. „ 20. O. Luersseni m. Queensland: leg. A. Dietrich. a A ac eh. 350 Prantl: Beiträge zur Systematik der Ophioglosseen. . 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. O. rubellum Welw. Angola: leg. Welwitsch. O. macrorrhizum Kze. Rio Janeiro: leg. Beyrich. O. tenerum Mett. Georgia: leg. Beyrich. O. ypanemense Mart. Ypanema: leg. Martius. O. crotalophoroides Walt. Chile: leg. Pöppig. O. fibrosum Schum. Ceylon: leg. Thwaites. O. ellipticum Hook. et Grev. Junge Pflanze. OÖ. ellipticum Hook. et Grev. Surinam: leg. Weigelt. O. japonicum m. ' Japan. O. lancifolium Presl. Madagascar: leg. Hildebrandt. O. ovatum Bory. Junge Pflanze. Mauritius: leg. Boivin. O. reticulatum L. S. Thomas: leg. Eggers. O. pedunculosum Desv. Ceylon: leg. Thwaites. desgl. Junge Pflanze. Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin. Taf. VI. Jahrbuch des k.bot. Gartens I. Jahrbuch des k.bot. Gartens IL Taf. VII. iM M N $ \ —— zB SS SI 12%, # IK 3 - 164 Re ae Pr FERNEN | re York Botanical Garden New 3 5185 00262 3765 Made In Italy } ” int" Er au rn Ge ee N a 2 a na a ee . “ el “ br | : De . L ar eg j | Ki z* Pr Ibn 3 Er nn; u. ut £ EEE | \ x N ar ‘ 7 Fr ah k, Be ee 7 EN RENNER DS RS I ER ZZIZZE Se Ball ne Yen ee ee ’ NE we gi ee Feet " ® d » - . ne r vo P ü Ä >. j £ ’ BD v arten A 5 vw . on vo Y M I — | “ur , » -_ > af » < “ . i ‘ . n n , > P a’ : ‚ OEREN 7 i a ] P «4 ” . j ’ y ' d in Au ' g rc { > . £ e w . “ “ f \ P „ a =. | ' ı‘ N