-^ ^Cii-s ml %'^'IK ^f^-:^]},^^ ^-% -l W' mäj^sm ^^f'ii^^ ,-^e\Kwj» mw i ' ■■ p. ^. -Asj/f^^i^" Af4 ClaS3 Columbi ..liege Library / Madison Av. and 49th St. New York. Beside tlie main iopic Ihis book also lr,-iits of Subjectm. Ou paffe i Snhjecl No. On f>aff,. » ^-^ '^i^^T' r^r r 'k^'-^^^-'^ K^ ^. ^^^,:<-^^i\. ^•'i^J' \j^5 JAHRESBERICHT Über die FortschriKe iti der Lehre von den PATHOGENEN MIKROORGANISMEN umfassend BACTERIEN. PILZE UND PROTOZOEN. Von Dr. med. P. BAUMaARTEN, Professor an der Universiitut Königsberg. ERSTER JA JIRGA KG 1885, Mit zwei Holzschnitten und einer lithographirten Tafel. BRAUNSCHWEIG HARALD BRUHN VerlagsbuthhaniJlnng für Naturwissenschaft und Mediein. 188G. bt^.'' Im Verlage von Harald Brillui, Verlagsbuchhandlung Tür Natur- wissenschaft und Medicin in Braunschweig erscheint : ZEITSCHRIFT FÜR ■ WISSENSCHAFTLICHE MIKROSKOPIE UND FÜR MIKROSKOPISCHE TECHNIK. Unter besonderer Mitwirkung von Prof. Dr. Leop. Dippel Prof. Dr. Max Flescli in Darmstadt, in Bern, Prof. Dr. Arth. Wichmann in Utrecht herausgegeben von Dr WILH. JUL. BEHRENS ia Göttingen. VierteljäJirUch ein Heft von 8 bis 10 Bogen mit Holzschnitten und lithograpJiirten Tafeln. Preis 20 31. jährlich. Band I (18S4) und II (1885) sind erschienen. Die Zeitschrift bietet durch zahlreiche Originalarbeiten von den be- rufensten Kräften, sowie durch Referate aller wichtigen auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Mikroskopie erscheinenden Abhandlungen eiaen fort- laufenden, vollständigen Bericht über alle neuen Errungen- schaften m den Disciplinen der zoologischen, medicinischen, botanischen und mineralogischen Mikroskopie. Sie ist ein unentbehrliches Hilfsmittel auf dem Tische jedes IVIikroskopikers. Bezüglich der Vollständigkeit in ihren Berichten über das anderwärts Publicirte wird sie von keiner anderen mikroskopischen Zeitschrift auch nur annähernd erreicht. Besonders mag noch auf die kurze und gedrängte aber übersichtliche Form ihrer Referate hinge- wiesen werden, ein Haupterfordcrniss für die Brauchbarkeit der Zeitschrift in den Händen des betreffenden Beobachters. Zu beziehen durch alle Buchbandlungen des In- und Auslandes. Baiimgarten's Jahresbericht. Erster Jahrg-ang-. 1885. JAHRES BERICHT Über die FoHscIirille in der Lehre von den PATIIOGENEN MIKROORGANISMEN umfassend BACTERIEN, PILZE UND PROTOZOEN. Von Dr. mecl.^P. BAUMG AKTEN, Professor an der Universität Königsberg. ERSTEH JAHRGANG 1SS5. SCHOOL OF MINESr C0LUII3IA COLLEGE, BIOLOGICAL LAßORATORY. Mit zwei Holzschnitten nnd einer lithographirten Tafel. BRAUNSCHWEIG HARALD BKUHN Verlagsbuchhaiitllnng für Naturwisseiiscliaft und Medicin. 1886. Alle Rechte vorbehalten. Vorwort. Mit dem vorliegenden Jahresbericht über bacteriologische For- schungen überreichen wir dem medicinischen Publicum zum ersten Male eine in möglichst gedrängter Kürze gefasste Uebersicht über die letztjährigen Leistungen auf dem Gebiete der die Pathologie interessir enden niederen Mikroorganismen. Wir glauben den verschiedenen Bedürfnissen des lesenden Publicums am besten dadurch entsprochen zu haben, dass wir den wesentlichen Inhalt der einschlägigen bacteriologischen Arbeiten treu und gewissenhaft wiederzugeben uns bemühten. Dass wir an einzelnen Stellen dem Referate einige kritische Worte beizufügen uns erlaubt haben, wird dem Leser ebenso willkommen, wie den Autoren gerechtfertigt erscheinen. Wenn wir uns diese Haupt- aufgabe stellten, so glaubten wii- noch andere Zwecke verfolgen zu dürfen und erreicht zu haben: Selbst dem Specialisten ist es nicht immer möghch, die aus allen Orten und Ländern in grosser Masse zufiiessenden Arbeiten auf diesem Felde genau durchzustudiren, um ohne Zeitverlust das ihn besonders Interessirende herauszu- suchen; durch die Inhaltsangabe des Berichts wird es ihm wesentlich erleichtert, aus der grossen Anzahl der Original- Arbeiten die ihm vorzugsweise wichtigen auszuwählen. Vor Allem aber soll dem praktischen Arzt in Stadt und Land Gelegenheit gegeben werden, die Entwicklung dieser neuen Disciplin zu ver- folgen und sich auf der Höhe der Wissenschaft erhalten zu können. Zum Schluss erlauben wir uns, an die geehrten Fachgenossen aller Länder im Interesse der Sache die Bitte zu stellen, uns durch Zusendung ihrer in unser Ileferirgebiet einschlagenden Schriften Gelegenheit zu geben, bei der Bearbeitung des Stoffes künftig noch mehr, als es diesmal möglich war, die Original- werke zu benutzen. Königsberg, i. Pr., Februar 1886. Der Herausgeber. 1^' n- rv o i V> \J n^ Inhalt. Seite I. Lehrbücher und Compendien 1 — G II. Original- Al)handlungen 7 — 185 A. Parasitische Mikroorganismen 7 — IGO 1. Mikrokokkcn 7 2. Bacillen 45 3. Pathogene Sphilleii 136 4. Aktinomyces 137 5. Pathogene Ilypliomyceten 145 6. Pathogene Protozoen 153 B. Saprophy tische Mikroorganismen 161 C. Allgemeine Technik 177 D. Nachtrag zu den Referaten über pathogene Mikro- kokken 195 Berichtigungen. Seite 5 Zeile 29 lies statt schraubige : schraubig. 57 lies statt Koubas.soff (60) : Koubassoff (Gl u. G2). 83 „ „ Nathan (77) : Nathan (78). „ 103 „ „ FuÄNKEL (34) : Fränkel (33). „ 111 „ .. ViLUEES (102) : ViLLIERS (106). 9 Zeile 24/25 muss „eod. loc. und" wegfallen. L Lohrbücher und C'Oiiipoiulien. 1. IlJippo, F., Die Methoden der Bacterien-Forscliiing. Wiesbaden l)-!85 (Kreiders Verlaj;:) 174 pp. Mit 31 Ilolzsclin. u. 2 Tfln. 5,40 M. '2. Bauti, 0., Manuale di tecniea batteriologica. [Dal Giornale Med. Lo Sperimentale — Maggio 1885.] (Tipogr. Cenniniana.) Firenze. 3. de Baiy, A., Vorlesungen über Bacterien. Leipzig 1885 (Engel- niann). 143 pp. Mit 18 Holzschn. 3 M. 4. Coriiil, A.-V. et Babes, Y., Les bacteries et Icur role dans Tana- tomie et Thistologie pathologiques des maladies infectieuses. Ouvrage contenant les m^tbodes speciales ;t jedoch zweierlei in Betracht zu ziehen ; erstens, dass Zopf mit der Bezeichnung Kokk us einen rein morphologischen Sinn verbindet, also jedwedes rundlich ge- formte Pilzelement oder Pilzparticulum , ohne Kücksicht auf die Ab- stammung und Wachsthumsgeschichte des Gebildes, Kokkus nennt, und dass er zweitens sicli zur Stütze seiner Behauptung fast durchgehends • auf Beobachtungen beruft, welche nicht mit Hülfe des KocH^schen Rein- ') Die einzige Ausnahme hiervon macht die Beobachtung von Kiutii, wonach aus den „Kokken" des „Bacterium Zoi»rii" auch in tadelloser Reincultur auf Ko( ii'schem Nährboden Bacillen hervorwachsen. Es kann jedoch nach dem ganzen Sachverhalte keinem Zweifel unterliegen, dass die „Kokken" des „Bacterium Zopfu" nicht die Bedeutung echter Kokken haben, sondern als Sporen (Arthrosporen j.e Bauv) aufzufassen sind. Uef. Lehrbücher und Compciulicn. 5 culturverralircns, suiuleni mit aiKlcrca nicht vollkommen zuverlässigen Ciilturenmethoden angestellt und deshalb nicht beweiskräftig sind. Abschnitt 2 schildert sehr eingehend die über die Physiologie der Spaltpilze bekannten Thatsachen; im 3ten Abschnitt werden die Methoden der Untersuchung besprochen, welches Capitel leider etwas sehr kurz bedacht ist und ausserdem mehrfach Ai\schauungen zur Geltung zu bringen sucht, welche von der Mehrzald der modernen Bacteriologen nicht getheilt werden 2. Der 4te Abschnitt enthält die Entwicklungsgeschichte mid Systematik der -Spaltpilze. Zoi'r theilt letztere, das Coiix'sche System für einen „überwundenen Standpunkt" erklärend, provisorisch folgendermassen ein : I. K 0 k k a c e e n. „Sie besitzen (soweit unsere jetzigen Kenntnisse reichen) nur die Kokken- und die durch Aneinandersetzung von Kokken entstehende (bei manchen Arten nicht bekannte) Fadeuform. Sporen- bildung bisher nicht nachgewiesen. Theilung nach einer oder mehreren Richtungen des Raumes". Genus 1 : Streptokokken , Schnurkokken. Genus 2: Merismopedia, Tafelkokken. Genus 3: Sarcina, Packetkokkeu. Genus 4 : Mikrokokkus, Haufenkokken. Genus 5 : Askokokken, Schlauch- kokken. IL Bacteriaceen. „Sie besitzen meistens Kokken-, Stäbchen-, (grade oder gekrümmte) und Fadenformen (grade oder schraubige). Erstere können auch fehlen, letztere besitzen keinen Gegensatz von Basis und Spitze. Theilungen (soweit bekannt) stets nur nach einer Richtung des Raumes. Sporeubildung vorhanden oder fehlend resp. un- kaunt". Genera: Bacterium, Spirillum, Vibrio, Leucopostoe, Bacillus, Clostridium. IIL Leptothricheen. „Sie besitzen Kokken-, Stäbchen-, Fadenformeu (welche einen Gegensatz von Basis und Spitze zeigen). Letztere grade oder schraubige Sporenbildung nicht nachge- wiesen". Genera: Leptothrix, Beggiatoa, Crenothrix, Phragmidiathrix. IV. Cladotricheen. „Sie zeigen Kokken-, Stäbchen-, Faden- und Schraubenformen. Die Fadenform ist mi tPseudoverz weigung versehen. Sporenbildung nicht nachgewiesen". Genus: Cladothrix. ') So identificirt L. Bkkiem.'s Methode der Gelatinccultur mit Kocii's Verfahren der Pilzzüchtung auf festen durchsirlitigen Nährböden, obwohl beide Untersuchungsmethoden zwar die Verwendung der Gelatine gemeinsam haben, sonst aber, insbesondere den Zwecken und Zielen nach, gänzlich verschieden sind. Ferner vertritt Z. die Ansicht, dass es sich in den allermeisten Fällen schon makroskopisch feststollen lasse, ob man eine reine Spaltpilzcultur erzeugt habe oder nicht, während doch sicherlich die Entscheidung liierüber in den allermeisten Fällen erst durch die mikroskopische Beobaclitung geliefert werden kann. Ref. 6 Lehrbücher und Compendieii. Dass Zopf's Buch das Interesse des wissenschaftlichen Publicums in hohem Grade zu gewinnen vermocht hat, beweist wohl schon allein der Umstand, dass zwei Jahre nach seinem ersten Erscheinen bereits die dritte Auflage nöthig geworden ist. Und gewiss ist das Buch lesens- werth für Jeden, der, mit den wichtigsten der bisherigen Leistungen der modernen Spaltpilzforschung genau vertraut, an seine Leoture heran- tritt, sein Studium gradezu unentbehrlich für den Forscher auf bac- teriologischem Gebiete. Als ein Hilfsmittel für den ersten Unterricht, oder vollends als Leitfaden für den Selbstunterricht kann es jedoch wegen des erwähnten allzu hypothetischen und subjectiven Charakters der Lehren des Verfassers und insbesondere auch wegen der unvoll- kommenen Behandlung des methodologischen Theiles nicht wohl em- pfohlen werden. IL Original -Ahhaiulluiiucn. A. Parasitische Miki'o Organismen. 1. HikroKokkcii. 1. Aiispitz, H., Ein Fall von Granuloma fungoides [Mykosis fungoides Alibert]. (Vierteljahrssclir. f. Dcrmat. und Sypli. 188.5, Heft 1. p. 123 — 143.) *2. de lilasi, L., Pneumonite fibi'inosa migrante in un beone; Ricerche sperimentale siil pueumococco. (Rivista internaz. di med. e chir. 1885, Xo. ö u. G: Ref. Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. 52 p. 901). 55. Bozzolo, C, Ueber eine Form durch Kapselkokken verursachter multii)ler Serositis, eingeleitet durch die Erscheinungen eines acuten Morbus Brighti. (Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. 11; Orig.-Mitth.) 4-. Biinim, E., Der Mikroorganismus der gonorrhoischen Schleimhaut- Krkr.-uikungen ,,Gon okokkus-NEissER". (Wiesbaden 1885, [Bergmann]. 164 pp. Mit 4 Tfln.) 5. Cordiia, Zur Aetiologie des Erythema multiforme. [Vortrag i. ärztl. Verein zu Hamburg.] (Deutsche med. Wochenscbr. 1885, No. 33 p. 57C)), 0. Crooke, (i., Zur pathologischen Anatomie des Scharlachs. [Aus dem Laborat(»rium von Prof. Eberth in Halle.] (Fortschr. d. Med. 1885, No. 20; Orig.-Mitth.) 7. Deutschinauii, H., Zur Pathogenese der „sympathischen Oph- thalmie" — Ophthalmia raigratoria — . (v. Gkaefe's Archiv, Bd. XXXI, 1885, p. 277). 8. Dreschfold, J., Ueber Wanderpneumonie und ihre Beziehung zur epidemischen Pneumonie. (Fortschr. d. Med. 1885, No. 12; Orig.-Mitth.) 1). Eberth, C. J., Zwei Mykosen des Meerschweinchens. I. Chronische, durch Mikrokokken erzeugte Eiterung; ein Beitrag zur Kennt- niss der pseudotuberkulösen Erkrankungen des Meerschwein- chens (ViRCHow's Archiv, Bd. C, 1885, p. 15.) 8 Original-Abhandlungen über Mikrokokken. 10. Escherich, Th., Bacteriologische üntersucliimgen über Fraueu- milch. (Fortschr. d. Med. 1885, No. 8 p. 231; Orig.-Mitth.) 11. Foä, P., Fibromatosie ciitauea ulcerosa micotica. (Arch. perle scienze med. Vol. VIII No. 4, Fteferat Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. 38.) 13. Foä, P. und G. Rattone, Osservazioni et esperimenti sul pneumo- cocco. (Gaz. degli ospitali 1885, Xo. 12; Ref. Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. 27.) 13. Fränkel, A., Bacteriologiscbe Mittbeilungen. (Verbdlg. d. Vereins f. innere Med., 13. Juli; Deutscbe med. Wochensebr. 1885, No. 31 p. 546.) 14. Fränkel_, A. und A. Freiideiiherg", Ueber Secundär-Infectiou beim Scharlacb. [Aus dem Laboratorium der LEYDEN'schen Klinik in Berlin.] (Centralbl. f klin. Med. 1885, No. 45.) 15. Fränkel, E., I. Bericht über eine bei Kindern beobachtete Form infectiöser Kolpitis. (Viechow's Archiv, Bd. XCIX, 1885, Heft 2 p 251.) II. Ueber die bei Untersuchungen des Sekrets einer endemisch aufgetreteneu Kolpitis erhobenen Befunde. [Vortrag im ärztl. Verein z. Hamburg.] (Deutsche med, Wochen- sebr. 1885, No. 2 p. 22.) 10. Friedlällder, C, Notiz, die Färbung der Kapselmikrokokken be- treffend. (Fortschr. d. Med. 1885. No. 23). 17. Garre, Zur Aetiologie acut eitriger Entzündungen [Osteomyelitis, Furunkel und Panaritium]. (Fortschr. d. Med. 1885, No. 6; Orig.-Mitth.) 18. Izqiüerdo, Spaltpilze bei der Verruga peruana. (Vikchow's Archiv Bd. XCIX, 1885, p. 411.) 19. Kitt, Th., Experimentelle Beiträge zur Kenntniss des epizootischen Geflügeltyphoids. Bericht über die an der Seucheuversuchs- station in München und Lenggries während des Sommers 1884 vorgenommenen Arbeiten und Experimente. (Jahresbericht d. Kgl. Ceutral-Thierarzneischule in München, 1883 — 1884. Leip- zig 1885 [Vogel] p. 62). 30. Kitt, Th., Untersuchungen über die verschiedenen Formen der Euterentzüudung. (Deutsche Zeitschr. f. Thiermedicin n. vergl. Pathologie Bd XII, 1885, p. 1). 31. Kleniperer, G., Ueber die Beziehung der Mikroorganismen zur Eiterung. [Aus dem Laboratorium der zweiten med. Klinik zu Berlin.] Gekrönte Preisarbeit. (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. X, 1885, Heft 1 u. 2. Mit 2 Zeichnungen.) 2'i. Limdtströni, Studier öfver Gonokokkus (Neissek). [Diss. Helsing- fors.] (Nach dem Referat Fortschr. d.Med, 1885, No. 13 p. 438.) 33. Neisser, A., Ueber die Ansteckungsfähigkeit der chronischen Gonor- rhoe. (Sitzungsberichte der Section für Dermatologie, 58. Ver- sammlung Deutscher Naturforscher zu Strassburg.) Origiiial-Aliliandluiit^cii über Mikrokokken. 0 '24:. Orth, J., L'eber Unter.siK'liuiif^eii betreffs der Aotioloiiie der acnteii Eiidocarditis. (Tageblatt der 58. Vcisainndun.n- Deutscher Natiir- lorscher zu Strassbur;;-, Section für i)atliol. Anatomie und allg. Patliologie, Sitzung vom 18. September 1885.) 25. PjlSS(^t, l'i'bcr Mikroorganismen der eitrigen Zellgewcbscntziindung des Menschen. (Fortschr. d. Med. 1885, Xo. '2 und ."); Orig.- Mitth. mit 1 TU.) und : L'ntersucliungen über die Aetiologie der eitrigen Phlegmone des Mensclien. (Berlin 1885 [Fischer's medicin. Buehh.] Mit 1 Tti.) 2G. Pawlowsky, A., Ueber das Vorhandensein der Pneumonie-Kokken in der Luft ; vorl. Mitth. (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 22.) 21. Poterleiii, Ueber infectiöse croiipöse Pneumonie. (Bericht ü. d. Veterinärwesen i. Königr. Sachsen f. d. Jahr 1884. Dresden 1885. — Abdr. d. Berichts ü. d. Beobachtungen i. d. aus- wärtigen Klinik u. i. d. Abtheilung f. pathol. Anatomie, }). 39). [Nachweis von, den FEiEDLÄNDijR'schen Pneumonie-Kokken an Form und Grösse gleiclienden, Kokken im Gewebe der hepatisirten Lunge und den geschwellten Submaxillardrüsen eines Pferdes ; deutliche Kapseln konnten an den Kokken nicht wahrgenommen werden, sondern nur helle Höfe um dieselben. Ref.] 28. PlatoilOW, S., Ueber die diagnostische Bedeutung der Pneumonie- Kokken. [Mitth. a. d. Würzburger med. Klinik. I., p. 219] (Re- ferat Centralblatt f. d. med. Wissensch. 1885, No. 39.) 29. Ki])l)ert, Beiträge zur Localisation derinfectionskrankheiten. (cod. loc. und Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 42 p. 717.) 30. Ribbert, Zur Färbung der Pneumoniekokken (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 9). 31. Rindfleisch, Mykosis fungoides [Mykosis fungoides, — Aliuert; multiple, beerschwannnähnliche Pa|)illargescliwulst, — Kounkh ; Sarkomatosis generalis, — Kaposi; Lymphadenie cutanee, — ViDAL, HiLLAiKET, Galliaed, Amicis ; Granuloma fungoides, — Auspitz, Neisser.] (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 15 p. 23.S.) 32. Rühle, Zur diagnostischen Bedeutung der Pneumonie-Kokken. (Uen- tralbl. f. klin. Med. 1885, No. 42; Grig.-Mittli.) 33. Schon, J., Untersuclnmgen über Vaguspneumonie. (Fortschr. der Med. 1885, No. 15; Orig.-Mitth.j 3-4. See, Gr., Des maUidies specifiques du poumon. Paris. (Referat Fort- schr. d. Med. 1H85, No. 3 p. 91.) 35. V. Sehlen, Zur Aetiologie der Alopecia areata. (Virchow's Archiv Bd. XCIX, 1885, p. 327.) l {) Pneumoiiiekokken. 3(>. 8t(3rill)erg", (tt. M., The Pneumonia-Coccus of Fkiedländee [Micro- coccus Paste UM, Stekxberg]. (Amer. Jouni. of med. sciences, Jiily. Referat Centralbl. f. kliii. Med. 1885, 36 p. 605.) 37. Weichselbaum , A., Zur Aetiologie der acuten Endocarditis. (Wiener med. Wocbenschr. 1885, No. 41.) 38. Wyssolvowitsch, W., Beitrag zur Lehre von der acuten Endo- carditis. [Aus dem patholog. Institut zu Göttingen.] (Centralbl. f. med. Wissensch. 1855, No. 33; Orig.-Mitth.) Platoiiow (28) führt zunächst aus, dass eine Kapselbildung ausser den FEiEDLÄNDEK'schenPneumoniemikrokokken auch noch vielen anderen Spaltpilzen zukäme. In Culturen, die er sowohl von frischen croupös- pneumouischen Lungen, als auch aus dem Blute von Pneuraonikern an- legte, entwickelten sich sowohl Kokken als Bacillen, welche er als ge- netisch zusammengehörig betrachtet. Ein „nageiförmiges" Wachsthura sah er auch bei Culturen auftreten, die aus bronchiectatischem Sputis, Nasenschleim, Speichel etc. gewonnen waren. Aus alledem schliesst Pl., dass weder die mikroskopische Untersuchung des Sputums, noch die Darstellung von Reiuculturen klinisch brauchbare Resultate für die Be- urtheilung der Mikroorganismen der croupösen Pneumonie ergebe. See (34) leugnet die Existenz der Kapseln der Pneumoniemikro- kokken, indem er sie als Kunstproduct erklärt. Die Nagelform der Cultur hält er nur für eine Folge der Art der Impfung, des Einstichs, was daraus hervorgehe , dass auch andere Mikroorganismen dieselbe Er- scheinung darböten. ■' 3) FiiiEDiJiNUEK (Fortschr. d. Med. 1885 No. 3 p. 92) hebt den Ausführungen See's und Pi.ATux> Fällen war die Hepati- sation der Lunge reeht ausgesprochen und die nach (J kam's Methode behandelten Sehuitte zeigten besonders in den irisch erkrankten Theilen, den Grenzpartien der Hepatisation, eine ganz erstaunliche Menge von kapseltragenden Mikrokokken, tlieilweise in dem Exsudat, theilweise in den interalvcolären Gefässeu sitzend ; in einem Falle aucli in den Gefäs&en der Niere (in Bestätigung des zuerst von Nai wkiuk [Beiträge zur pa- tholog. Anatomie und Physiologie von NAuwKpa k uiul Zieclkk, Jena, 1884] erhobenen Befundes, Ref.). — Nach den ihm vorliegenden Be- ol)achtungen hält D. das Vorkonnnen von Ansteekungsfällen bei der in Rede stehenden Krankheit für nicht selten Zum Schluss theilt er, Antor, noch einen Fall mit, wo zwei Kinder einer Familie gleichzeitig erkrankten, das eine an Wanderpnenmonie, das andere an ^Meningitis, Pericarditis und Pleuritis; letzteres starb und bei der bald nach dem Tode ausge- führten Seetion zeigten sich in den Exsudaten der Pleura und des Peri- cards reichliche Diplokokken mit Kapseln, welche nach Koch's Platten- verfahren isolirt und auf Fleischwasserpeptongelatine in Stichcnlturen fortgezüchtet wurden. Die reincnltivirten Kokken erwiesen sicli sowohl mikrosko])isch als auch in der Form der Cultur als den Fkikdläxder- schen Pneuraonie-Mikrokokken liöchst ähnUche oder identische Mikro- organismen. Impfversuclie mit den reincnltivirten Organismen wurden mit Rücksicht auf die antivivisectionellen Bestimmungen der englischen Ge- setzgebung unterlassen. Sternberg (36) hält den bereits im Jahre 1881 von Pastkl'r im Speichel eines an Lyssa erkrankten Kindes, entdeckten und fälschlich für das Virus der Lyssa gehaltenen pathogenen ^likroben, (den später A. FiiÄNKEL [Verhdl. d. Congr. f. innere Med. 1884] zum Gegenstand eingehender Studien gemacht und als Mikroben der Spntumsepticämie bezeichnet hat. Ref ) für identisch mit dem Pneumonie-Mikrokokkus Fkied- i.äxdek's. Diese seine Ansicht stützt er darauf, dass sich durch Injcction der Exsudattlüssigkeit pneumonischer Lungen, sowie pneumonischen Sputums ganz dieselbe Affection bei Kaninchen hervorbringen lasse, wie mit dem PASTEtR'schen Speichel-Mikroben. Den Einwand, dass das er- wähnte Resultat deshall) nicht beweiskräftig sei, weil sich eventuell den erstgenannten InjectionsHüssigkeiten der si)ecitische Mikrobe der Muud- tbeilt F. schio ueuesto Methode zum Nachweise der Kapseln der Pneumonie- Mikrokokken an Sclinittpräparatcn mit : 24 stündige Färbung in saurer Gentiana- violettlösung (conc. Lösung von Gentianaviolott in Alkohol i)0.0 gr, aq. dcstill. 100,0 gr, ac. acet. 10,0 gr., dann Entfärbung in 0.1 "/„ P^ssigsäure 1—2 Minuten lang, dann kurze Zoit Entwässern in Alkohol, AufhcllcMi in Nelkenöl etc.). Ref. 12 Pueumoniekokken. höhle secuudäi' beigemengt haben könne, sucht er durch den Nachweis der Kapseln an den im Blute der in Folge der Injection mit pneumo- nischen Flüssigkeiten verstorbenen Thiere gefundenen Kokken zu ent- kräftigen. •* A. Frällliel (13) hat den von ihm näher studirten Mikroben der Sputumsepticämie (s. vor. Referat, Ref.) bei fortgesetzten Untersuchungen vorzugsweise häufig, wenn auch nicht ausnahmslos, im rostfarbenen pneumonischen Sputum gefunden'^; er hat ferner in zwei Fällen von Pneumonie aus der hepatisirteu Lunge post mortem - bei möglichst früh ausgeführter Section — einen Kokkus in Reincultur gewonnen, der in jeder Hinsicht dem Mikrokokkus der Sputumsepticämie glich imd schliesslich denselben Kokkus aus dem Eiter mehrerer Empyemfälle nach genuiner Pneumonie in Reiiiciüturen isolirt. Aus diesen Gründen hält es F. für sehr wahrscheinlich, dass der Mikrokokkus der Sputimisepticämie als Erreger der genuinen croupösen Pneumonie fungiren könne. Der FEiEDLÄxDEE'sche Pncumonie-Mikrokokkus ist nach seiner, auf vielfache mit pneumonischen Sputis angestellte Züchtungsversuche gestützten, An- sicht als eine besondere, wie es scheine, nicht häufige ^ Varietät seines Kokkus aufzufassen. — Feäxkel berichtet dann noch über Versuche, den Kokkus der Sputumsepticämie durch Einwirkung erhöhter Tempe- raturen abzuschwächen. Während schon ein dreitägiges Wachsthuni bei 42,5" C. genügt, um die Culturen total unwirksam zu machen, bewahren sie selbst nach lOtägiger Einwirkung von 41,5" C. ihre Virulenz; doch ■*) Mit Kecht macht A. Fkänkel m semem Referat über Stekxbekg's Ar- beit auf den Widerspruch aufmerksam, in welchem der Autor sich hierbei mit sich selbst befindet, indem er eingangs seiner Abhandlung selbst die Unzu- länglichkeit der diagnostischen Bedeutung der Kapseln betont habe. Wenn er (Fräxkei,) selbst die Ansicht ausgesprochen (s. u., Ref.), dass das Virus der Pneumonie, wenigstens in emer Reihe von Fällen, identisch sei mit dem Mi- kroben de: Sputumsepticämie, so hätten ihn hierzu weit zwingendere Gründe, als die von Steiinbeku vorgebrachten, veranlasst. Ref. ■^) Der genannte Mikrobe tödtet Kaninchen und Mäuse gewöhnlich inner- halb 24 — 40 Stunden nach erfolgter Impfung; in dem Blute der gestorbenen Thiere findet man in ganz gelungenen Fällen den Organismus gewissermaassen als Reincultur. Die Züchtung gelingt durch Ucbertragung des Thicrblutcs auf feste Nährböden (Agar oder erstarrtes Blutserum, die bei Bluttemperatur ge- halten werden), auf welchen Medien der in Rede stehende Organismus eine ganz charakteristische Cultur bildet, welche sich in Form eines schleimartigen, beinahe durchsichtigen üebeizuges oder — bei schwächer entwickeltem Wachs- thum - eines thautropfenartigeu Belages präsentiit. Der Form nacli gleicht dieser Sputummikrobc vollständig dem FiuEi^i^ÄxuEit'schen Pneumoniemikrokokkus. '^) Es mag hier bemerkt werden, dass Fhiedl.x.ndki: (Fortschr. d. Med. 1884, No. 10 p. 336) angegeben, dass er bereits in 7 Fällen von tyi)ischer Pneu- monie seinen Kokkus mit allen ihm zukommenden charakteristischen Eigen- schaften (Ausstattung mit Gallertkapsebi, nageiförmiges Wachsthum auf Gela- tine, Nichtübertragbarkeit auf Kaninchen, Ref.) nachgewiesen habe. Ref. Pneiimonickokken. 13 erzeugt niinmclir Vorimpfunj? der Mikroben iiiclit iiiolir acute, sondern chronisclie und auch den anatomischen Symptomen nach ahwcicliende Er- scheinunj^en : Kxitus erst nacli G — Htägigcm Krankhcitsverlaufe, massige pleuritische und pericarditische Exsudate, nicht selten auch derbe Ile- patisatidueu von durchaus j)neumonischem Habitus. de Itlasi {"2) llicilt die Krankengescliichte einer Wanderpneu- monie bei einem Säufer mit und berichtet dann über Infectionsvcrsuclie, die er mit möglichst frischen , den FRiEDTiÄNDKR'schen Kokkus ent- haltenden, Sputis an Meersdnveinchen augestellt hat. I\Iit diesem (be- kanntlich sehr verschiedenartige Mikroorganismen enthaltenden, Ref.) Materiale konnte er nicht nur in der Lunge, sondern auch an den ver- schiedensten anderen Stellen des Körpers serofibrinöse Entzündungen hervorbriuL'en; öfters gingen die Thiere an der AUgemeininfection zu Grunde, ohne am Inoculationsort Entzündungen zu zeigen. Im Blute der inficirten Thiere fanden sich regelmässig Kokken vom Aussehen der injicirten anwesend. Bei Uebertragung von Thier zu Thier schwächte sicli die Virulenz allmälig ab und das Gleiche war vom zwölften Krank- heitstage an bei dem Sputum selbst der Fall, obwohl es noch kokken- haltig war. "^ Pawlowsliy (^ß) stellte in verschiedenen Räumlichkeiten Glas- platten mit Fleischwasserpeptongelatine auf, unterwarf die darauf sich entwickelnden Pilzcolonien der mikroskopischen Untersuchung, trug sie in mit Xährgelatine gefüllte Reagensgläser über und prüfte sie durch Injectionsversuche an Thieren auf ihre etwaigen pathogenen p]igen- schaften. Nachdem er eine Zeit lang vergeblich experimentirt, erhielt er im December — es kamen damals Fälle von croupöser Pneumonie unter den Bedienten des Anatomiegebäudes vor — auf einer der Glas- platten Diplokokken, „welche im Reagensglase auf Gelatine resp. (lelatine mit Agar-Agar „fleischfarbige", nagelförmige Cultureu bildeten und den FKiEDLÄXDER'schen Diplokokken mikroskopisch durchaus ähnlich waren. Prof. IwANOwsKY saf^ sogar um einigen von ihnen die Kapsel". Subcutane resp. pleurale Injection dieser Kokken rief sowohl bei weissen Ratten, als auch bei Kaninchen, Hunden und Meerschweinchen fibrinöse Pleuritis und Pneumonie hervor. In den Lungen der inficirten Ratten fanden sich massenhafte Diplokokken '^, wälirend sie bei den Hunden und Kaninchen in nur geringer Zahl vorhanden waren. Aus seineu Beobachtungen zieht P. den Schluss, 1) dass die aus der Luft erhaltenen Kokken pathogene *) Es kann nach obigen Angaben dk Blam's wohl keinem Zweifel unter- liegen, dass er es bei seinen Experimenten wesentlicli mit dem Mikroben der A. FKÄNKKi.'achen Sputnmsepticilmie zu thun gehabt hat. Ref. ") Ob kapseltragend oder nicht, ist nicht augegehcn. Ref. 14 Puemnoniekokkeii. Eigenscliafton besitzen und 2) dass es — „croupöse Diplokokken" sind. 9 Bozzolo (3) eonstatirte Ijci einem Falle von sehwever, nach gonor- rlioischer Epididyniitis anftretender, acnter Nepliritis^ an welche sicli eine eitrige Plenritis (mit pneumonischem Sputis) und eitrige Peritonitis nnschloss, in den intra vitani entnommenen Pnnktionsllüssigkeiten der Pleura nnd des Peritonäums massenhafte kapseltragende Kokken und Diplokokken, welche dem Aussehen nnd Volumen nach den Pnenmonie- Mikrokokken ähnlich waren. Injection dieser Kokken in die Pleura- und PeritonäalliiUile von Mcerscliweinohen blieb erfolglos. Cultnren gelangen nicht. In der kranken Niere (grosse weisse N.) konnten keine Mikro Organismen aufgefunden werden. B. liisst demnach die Natur der von ihm nachgewiesenen Kokken unentschieden, hebt aber hervor, dass dies die einzige Beobachtung von während des Lebens gleichzeitig in der Pleura- nnd Peritonäalhöhle eonstatirten kapselfiihrenden Kokken sei. Er fügt hinzu, dass er vor Jahren bereits mehrere Fälle einer ähnlich verlaufenden infectiösen Erkrankung beobachtet habe. (B 's Fall dürfte sich wohl eng anreihen an die oben referirten Beobachtungen A. Feänkel's über das Vorkommen von Kapselkokken in pneumonischen Empyemen. Rof.) Kühle (32) theilt einen Krankheitsfall mit, der als ein fieberhaftes Allgemeinleiden mit Milztumor begann und bei welchem sich am 5. Krank- heitstage in intensiv gelb gefärbten durchscheinenden Stellen der reichlichen graugelben Sputa Pnenmoniekokken nachweisen Hessen, ohne dass ein sonstiges Symptom die Anwesenheit einer Pneumonie verrathen hätte ; erst vom 7. Tage ab waren die physikalischen Zeichen einer solchen vorhanden, während jedoch die Sputa niemals das charakteristische 9) Vorläufig rauss bezweifelt werden, dass P.'s ..croupöse Diplokokken'- mit den bei croupöscr Pneumonie des Menschen vorkommemlon si)ecifischen Mikroben identisch gewesen seien; von Fiuedi^Xndeu's Pneumonic-Mikrokokkcn sowohl, als denen A. P'häkkei.'s sind sie jedenfalls verschieden, wie sich aus dem Vergleich der bekannten rcsp. oben geschilderten Eigenschaften dieser mit den Angaben über das morphologische und biologische Verhalten der P. 'sehen Kokken ohne weiteres ergiebt. P.s bactcriologische Angaben haben überlianpt manches Pjcfrcmdende ; so sollen auf den Grclatinecnlturen die Kokken, wenn auch nur zuwcilc]:. mit sichtbaren Kapseln versehen gewesen sein, während nach Fitii:i)i,ANDKi{ an den Gelatineculturen von kapseintragenden Mikrokokken die Kapseln nicht zu sehen sind; während andererseits nach FiiiKULÄMiEi: im inficirtcn Thierkörper die im Imjifmaterial unkenntlich gewesenen Kapseln an den sich vermehrenden Kokken deutlich hervortreten, erwähnt P. nichts von Kapseln um die im Körper der Versuchsthiorc gefundenen Kokken ; ferner spricht P. von dem Vorhandensein einer kleineren Kokkusvegetation neben der grösseren, den FiuKi)i.ÄNj)i:i:'schen Kokken au Umfang gleichenden Formen in seinen „Rcinculturcn" und bemerkt, dass es ilim nicht gelungen sei, die beiden Formen zu trennen, während in wirklichen Koldvcn-Reinculturen die vorhandenen Kokken sämmtlich annähernd gleiche Grösse besitzen. Ref riiemnoiiii'kdkkcn. 15 Aussolioii dos piitMinioiiiscIicii Aiiswuiis ;inii;ilim('ii. Dio I'iiciinionio ^iiig in LiiSMiif:: üboc, Ficlior und Milztunior vorscli\v;vnd/, Th. Eisessig, die mit Dahlia in der Wärme gesättigt sind (Ehrlich, Arcli. f. mikrosk. Anatomie. Bd. XIII, p. 263). '^) Hat die Färbung etwas zu lange eingewirkt, so ist oft eine irloichmäsRig intensive Tinction der Kokkon und Ka])seln eingetreten, so dass man erstere Bau m ^'art cn ' >: .lalin-sberidit. I. 2 18 Gonorihoekokken. Für den Nachweis der Kapselkokken au S cli ni 1 1 präparaten empfielilt Fkiedläxdek jetzt folgende (gelegentlich eines Referates an einer früheren Stelle seiner Zeitschrift '^ angegebene) Methode: 24stün- dige Färbung in saurer Gentiaiiaviolettlösuug (concentirte Lösung von Gentianaviolett in Alkohol von 50-0, aq. dest. 100"0, acid. acet. lO'O); sodann Entfärbung in O'lprocentiger Essigsäure 1 — 2 Minuten, hierauf kurzes Entwässern in Alkohol, Aufhellen iu Nelkenöl etc. Den richtigen Grad der Entfärbung zu treffen, erfordert einige Uebung. Biinim's Arbeit (4) enthält die Resultate mehrjähriger eigener Untersuchungen. Nach einem kurzen historisch-kritischen Ueberblick, aus welchem sich, wie Verf. hervorhebt, ergibt, dass weder über die diagnostische Bedeutung des NEissEß'schen Gouorrhoe-Kokkus Ueber- einstimmung erzielt ist, noch über sein Verhalten zum erkrankten Schleimhautgewebe genügende Klarheit herrscht, noch auch die specifisch- pathogene Eigenschaft desselben vollkommen sicher gestellt ist, schildert B. zunächst das Ergebniss seiner Studien über die Morphologie des in Rede stehenden Mikroorgauismus. Wie Neisser beschreibt auch B. den Gonorrhoe-Kokkus als semmel- (bisquit)förmig; die beiden Hälften der Semmel sind keine Halbkugeln, sondern entsprechen mehr einem Kugelabschnitt. Die Vermehrung erfolgt, wie bei vielen anderen Diplo- kokken, so, dass sich ein Kugelabschnitt wiederum halbirt und vom anderen ablöst. Indem die Theilung alternirend in aufeinander senk- rechten Durchmessern stattfindet, bilden die proliferirenden Kokken nie- mals Ketten, sondern stets Haufen. Charakteristisch für den Gonorrhoe- Kokkus ist weder seine Form, noch seine Farbeureaction, wohl aber sein Verhalten zum Protoplasma der Eiterkörper, wie dies schon Neissek und Leistikow betont hatten: der Gonorrhoe-Kokkus dringt in den Leib der lebenden Eiterzelle ein uud bildet um die Kerne herum rund- liche Kokken-Häufchen, eine Erscheiiuuig, die bei andern Kokken- arten '^ nicht beobachtet wird. Der G.-Kokkus findet sich nach B. bei jeder gonorrhoischen Ent- zündung: bei der Gonorrhoe der männlichen und weiblichen Harnröhre, im blennorrhoischen Conjunctivalsecrete, bei der gonorrhoischen Gelenk- entzündung. Auch sah B. den G.-Kokkus im Secrete des Cervix uteri. nicht als solche sehen kann ; durch eine vorsichtige Entfärbung in dünner Essig- säure oder Alkohol gelingt es jedoch sehr leicht, nachtrilglich noch die Differen- zierung -von Kokken und Kapseln zu bewirken, indem die Kapselfärbung leichter extrahirbar ist, als die Kokkentarbung. ^■') Fortschr. d. Med., 1885, No. 3, p. 92; vergl. auch diesen Bericht p. 10, Anmerk. 3. "') B. studirt(! speciellcr sechs Diplokokkusartcn, welche er durch sichere baeteriologisihe Merkmale tlicils von einander, theils von den G. -Kokken diffe- renziren konnte. üunuirhüekukkou. li) ja sogar im glasigen C'ervicalsclilciin bei vorhandener oder nach abge- hiufener Urethralgonorrlioe; in (h-r Vagina der Erwachsenen entwickelt er sich hi'tchstwahrseheinlich ursprünglich niemals, sondern gelaugt da- hin nur sccundär von den angrenzenden Schleimhäuten aus: es scheint, dass das geschichtete l'lattenepithel die Invasion des (J.-Kokkus nicht zn Stande kommen lässt. „Das Vorhandensein des Gonokokkus beweist unter allen Umständen und mit aller Sicherheit sowoid den infectiöseu Ursprung des Schleimhautleidens als aucJi die Infectiosität des gelieferten Sekretes". Sehr eingehende Untersuchungen hat Verf. ferner über das Verhalten des G.-Kokkus zum Gewebe derCoujunc- tiva der Neugeborenen angestellt. 26 Präparate, welche 36 Stunden bis 32 Tage nach der Infection excidirt wurden, boten das Material, auf Grund von dessen Durchforschung " 13. zu folgender Anschauung über den Gang der gonorrlioischen Infection gelangt: die in den Conjunctival- sack eingescldeppten Kokken kommen daselbst zur raschen Vermehrung und dringen frei, d. h. nicht in Leukocyteu eingeschlossen und aktiv (y Kef.) in das Epitlielium ein, sowohl in den Zellkörpern als auch in der Kittsubstanz nach der Tiefe zu bis in den Fapillarkörper liinein fortwuchernd. Am zweiten Tage nach der Invasion beginnt eine massen- hafte Auswanderung farbloser Blutzellen aus den erweiterten Capillaren Platz zu greifen ; Schaaren von Leukocyten durchsetzen das von den Kokken in Beschlag genommene Epithelstratum, die zelligen Elemente desselben auseinandersprengend oder es stellenweise in toto von der bindegewebigen Unterlage abhebend. Auf der Oberfläche des Epithels lagert sich häufig eine iil)rini)öe Exsudatschicht ab, in der sich Häufchen von Kokken ansiedeln. Merkwürdiger Weise macht die Kokkeninvasion in den oberflächlichsten subepithelialen Bindegewebsschichten Halt; die Aufnahme der G. -Kokken in die Eiterzellen geht grösstentheils erst in dem freien Oberfiächensecrete, nicht im Gewebe, vor sich; desshalb glaubt B. auch nicht, dass die Kokkeuinfiltratiou etwa dadurch im Fortschreiten nach der Tiefe zu gehindert wird, dass die Wander- zellen die ins Bindegewebe eindringenden Mikroben aufnehmen und nach der Oberfläche befördern, sondern nimmt an, dass die Organismen in grösserer Tiefe die nöthigen Wachsthums -Bedingungen nicht mehr vorfinden. Von den erhaltenen Epithelresten aus tritt vom 4. Tage ab rasche Regeneration ein, die am 10. bis 12. Tage vollendet ist. Die Kokken vegetiren jetzt nur noch auf der Oberfläche und gehen dort all- mählich zu Grunde. Beim Erwachsenen scheint die Epitheircgeneration und mit ihr der Abschluss des ganzen Processes nicht so schnell einzu- '") Die in Alkoliol. absei, gcliärtctcn Objecte wurden in Seriensclinitte zerlegt, in einer starken Lösung von Mctliylviolett in Anilin- rcsp. Toluidin- Wasscr '/^ Stunde gefaritt und in Alkohol, absol. entwässert. 2* 20 Gonorrhoekokken. treten. — Das Uebergangs- und Hornhaut-Epithel werden nicht afticirt. — Die sehr zahh-eichen und sorgfältigen Versuche des Verf. über die künstlicheZüchtung der G. -Kokken führten zu übereinstimmenden Resultaten mit den früheren von Leistikow-Lofflek und Krause. Auf Fleischinsuspeptougelatine gedeilien die Gr.-Kokken, entgegen den An- gaben von BocKHAET Und Fehleisen, nicht. Dagegen gelang es Verf., auf coagulirtem Rinder- und Hammelserum mit einem Zusatz von menschlichem Serum (gewonnen durch Auspressen menschlicher Pla- centen) bei einer Temperatur von 30 bis höchstens 34 ^ C. ein Wachs - thum, wenn auch keineswegs unter diesen Verhältnissen jedes Mal, zu erzielen: die Culturen der G. -Kokken stellten einen sehr dünnen, oft nur mit Mühe erkennbaren, bei auffallendem Lichte grangelblichen Belag mit feuchter glatter Obei'fläclie dar, dessen Ränder diflfus in die Um- gebung übergreifen und diese selbst nicht verflüssigen. Der mikro- skopische Befund ergab die völlige morphologische Uebereinstimmung der künstlich gezüchteten mit den natürlich vorkommenden Kokken. — Als ein erschwerendes Moment für die Fortzüchtung der G.-Kokken hebt B, das häufige plötzliche Eingehen der Culturen hervor. Um die Virulenz des Kokkus mit absoluter Sicherheit darzuthun, bedurfte es nun noch der erfolgreichen Uebertragung der rein culti- virten Mikroben auf empfängliche Schleimhäute. Da die Thiere sich als immun gegen das Trippercontagium in den zahlreichen einschlägigen Experimenten von Neissee, Leistikow-Löfelee und Keause erwiesen hatten und B. selbst auch nur mit negativem Erfolge Inoculationen bei jungen Katzen vorgenommen, entschloss er sich, von einer dritten, nur aus Kokken bestehenden Culturgeneration des G. -Kokkus eine geringe Menge in die gesunde Urethra einer Frau zu übertragen. Das Expe- riment wurde mit allen nöthigen Cautelen angestellt; es entwickelte sich danach am 3. Tage eine ^anz typische Urethralgonorrhoe, deren acutes Stadium 3 Wochen dauerte und deren Heilung trotz täglicher Einspritzungen von 1% Höllensteinlösung erst Ende der G.Woche her- beigeführt werden konnte. — E. Fränkel (15) hat den NEissEE'schen Gonorrhoe-Kokkus resp. einen mit diesem in Form, Lagerung und Farbenreaction völlig über- einstimmenden Kokkus als constantes Attribut des Secretes einer im Hamburger allgemeinen Krankenhause herrschenden, seit 1881 immer im Zunehmen begriffenen infectiösen Kolpitis bei Kindern beobachtet. Trotzdem und obwohl die Uebertragung des Secretes auf die Conjunc- tiva des Neugeborenen eitrige Conjunctivitis, von allerdings schnell vorübergehendem, mehr katarrhalicheni Charakter, in's Leben rief, be- zweifelt F. die echt gonorrhoische Natur der in Rede stehenden Affec- tion nach Maassgabe des gesammten klinischen Verhaltens derselben und hält demnach, ohne die nali(^ bictloarische Verwandtschaft seines Gonorrliockokkeii. 21 Kolpitis-Kukkus mit dem echten Gouorrhoe-Kokkiis in Abrede zu stellen, die specilisch-pathognostisclie Bedeutung des letzteren für er- schüttert ***. — Gegenüber Nkisspui und besonders Arninp, betont F. die theilweise intranuc leärc Lagerung der Kokken und giebt in einer Anmerkung an, dass Neissp^r an F/s Präparaten die Richtigkeit dieser Beobachtung anerkannt liabe '". Die A'ersuche F. 's, seine Kolpitis-Kokkcii auf Fleischinfuspepton- gelatinc zu züchten, schlugen bisiier fehP"; dagegen gelang es ihm, auf Agar-Agar-Böden aus dem Scheidensecret zwei von einander ver- schiedene Kokkenarten - ' zu isolireu, welche der Form nach mit den Kolpitis-Kokken grosse Aehnlichkeit boten, sich aber für die mensch- liche Coiijunctiva als unschädlich erwiesen. Luildsti'ölU (22) hat ungefähr 50 frische und ehronisclie Gonorrhoen auf Gonorrhoe-Kokken untersucht ; letztere wurden in allen frischen und in den meisten chronischen Fällen gefunden; der älteste Fall, in dem der Nachweis gelang, war zwei Jahre alt. Als Färbungsmittel bevorzugt Lundström das Methylenblau, weil dieses die charakteristische Abplattung (? Ref.) der G.-Kokken deutlicher hervortreten lasse. In sieben Fällen gelang es Verf , aus dem gonorrhoischem Eiter in Stich- culturen auf KocH'scher Nährgelatine Mikrokokkeu zu züchten, die er tür Reinculturen des NEissEß'schen G.-Kokkus anspricht.'^- „Bei drei '") Wir müssen uns jedoch Bimm (vergl. 1. rel. p. 08) anschliessen, wenn er den gonorrhoischen Charakter der F. 'sehen Kolpitisform durch den That- bcstand der Beobachtungen dieses Autors nicht für widerlegt ansieht. Ref. '") BuMM (1. rel. p. 39) leugnet das Vorkommen der Gr.-Kokken innerhalb der Kerne, auf Bokhaht's, Haab's, E. Fhänkki.'s gegentheilige Beobachtimgen Bezugnehmend, mit Entschiedenheit; auch uns sind in die Kerne eingeschlossene Bacterien irgend welcher Art bisher niemals begegnet und spricht auch der Umstand dass Poren in der Kernmembran, welche geformten, nicht mit selbst- ständiger Bewegung ausgerüsteten Dingen das Eindringen in das Kerninnere erleichtern würden, bis jetzt nicht nachgewiesen sind, wenig zu Gimsten der F. 'sehen Annahme. Röf. 2") Ein Umstand, der eher für als gegen die Identität der F. 'sehen Kokken mit den Gonorrhoe-Kokken sprechen würde, da letztere eben nach Kkausk's, LKi.'iTiKow-Li'tFii.Ku's und Bimm's übereinstimmenden Erfahrungen auf dem ge- nannten Nährboden nicht wachsen. Ref. 2') Die eine derselben glich in jeder erkennbaren Beziehung Bimm's gelb- weissem Diplokokkus (vergl. B.'s rcf Schrift p. 20. Ref.), die andere bUdete auf der Oberfläche des, festbleibenden, Nährbodens zarte, aus meist senkrecht vom Impfstich abgehenden Büschelchen zusammengesetzte, mattgrauweisse Be- schläge, welche niemals in die Tiefe drangen. ") Wie C. .]. Sai.omonsex (1. c.) mit Recht bemerkt, hat Verf. versäumt. sich zuvor, ehe er die Stichculturen anlegte, ein reines Ausgangsmaterial durch Isolirung der verschiedenen, im gnnorrhoisclien P^iter vorhandenen Mikroben- arten mittelst des Kudi'schen Plattcncultnrverfahrens zu verschaffen. Dass Lundstküm's Culturen wirklich Reinculturen des NKjssEu'schen Kokkus gewesen 22 Gonorrhoekokken. Hunden riefen die (von zwei verschiedenen Patienten herrührenden) Culturen eine starke eitrige Urethritis hervor; im Eiter fanden sich zahh^eiclie typische Gonokokknsgrnppen." Bei den anderen Versuchs- hunden entwickelte sich nach Uebertragnng der Culturen nur eitrige Balanoposthitis , ohne charakteristische G -Kokken im Eiter, Die Urethra von Kaninchen erwies sich als refractär. In den vagina und conjunctiva von Hunden und Kaninchen wurde durch Impfung (mit Ausnahme eines Falles beim Kaninchen, in dem leichte Conjunctivitis auftrat), keine Entzündung erzeugt. Injection in die vena saphena (6 Hunde) und in das Kniegelenk (2 Hunde) gaben negatives Resultat. Auch die Verimpfungen der Reinculturen in die fossa navicularis von zwei Männern fielen negativ aus.-^ Nach Neisser (23) sind die als chronische Gonorrhoe bezeichneten Harnröhrenausflüsse zwar stets Folgezustände echter Gon., aber nicht selbst stets noch infectiös ; letzteres hängt von der resp. An- oder Ab- wesenheit der G. -Kokken ab. Die Untersuchung auf letztere muss aus naheliegenden Gründen häufig an mehreren Tagen geschehen. Meist sind die G. -Kokken in grossen, rasenartigen Massen oder in kleineren Haufen an Epithelzellen gebunden; nur solche, in charakteristisch quadratisch angeordneten Haufen auftretenden Diplokokken hält N. für G. -Kokken. Einzelne G. -Kokken zu erkennen, ist unmöglich. Abgesehen von der Grösse und Haufenbildung sind nach N. noch folgende Hülfs- mittel zur Diagnose verwerthbar : Man desiuficire die Harnröhre mehrere Tage hinter einander mit einer sicher desinficirenden Lösung (Sublimat 1 : 20'0Ü0) ; es entsteht hiernach eine Irritation der Mucosa, welche sich in der Bildung eines reichlichen, puriformen, die Abstossung der ober- sten Epithellage befördernden Secretes ausspricht. Untersucht man nun einige Tage nachher und findet in dem Secrete Kokken, so kann man diese wohl sicher als G. -Kokken ansehen. Bringt man solche Secrete auf Nährgelatine oder Nähr-Agar, so wächst nichts, zum weiteren, wenn auch negativen, Beweise der G.-K. -Natur der in jenen enthaltenen Kugel- bacterien. G. -Kokken wachsen nur auf Blutserum (und wie N. sicher beobachtet hat, auch auf Kartoffeln); Methylenblau ist das beste Färbungs- reagens auf G. -Kokken. — Von 143 untersuchten Fällen von Gonorrhoe enthielten 80 G.-K., 63 keine, 31 der letzteren waren allerdings nur ein Mal untersucht. Selbst bei gonokokkenhaltiger G. ist die Infectiosität nicht gesetzmässig regelmässig, jedenfalls nicht bei jedem Coitus unbe- dingt sich vollziehend. S'iien, ist deshalb sehr unwahrscheinlich, weil dieser, wie ausser Kuausf, L)fflek-L:jstikow und Bimm auch Neisser selbst annimmt (s. später), auf K )cii'schcr Nährgelatine nicht angeht. Ref. 2') Dies negative Ergebniss verstärkt natürlich die Zweifel an der G. -Kokkennatur der LuNDSTuöisi'schen Reinculturen nocli ganz erheblich. Ref. Eiterkokken. 28 Die Arbeit Passet's (25) scliliesst sich ilirciii Inlialtc nach eng an an die bekannten rntorsncliunf^enJ. Rosknrach's nnd F. Khalsk's über Eiter Mikroorj^anismen ; die vielfache Uebereinstininniii^ in den Resnltaten ist um so bedeutungsvoller, als P.'s Befunde grossentheils unaiihängig von den Beobachtungen der beiden anderen Forscher gewonnen wurden. Die Methodik, mittels welcher P. zu seinen Ergebnissen gelangte, war die nämliche, wie die seiner Vorgänger: das Kocii'sche l'ntersuchungsver- fahrcn zum Nachweis pathogener Mikroorganismen ; nur war P. insofern den früheren Bearbeitern der Frage gegenüber im Vorthcil, als er auch das Kocii'sche Platten culturverfahren, welches er in Fbobenil's' Laboratorium in München erlernte, bei seinen Untersuchungen verwerthetc, ein Verfahren, welches bekanntlich eine weit sichere Iso- lirung der einzelnen in Bacteriengemischen enthaltenen Spaltpilzarten gestattet, als die directe Uebertragnng von Tlieilen der ursprünglichen Materialien auf feste Nährböden. Es war demnach zu erwarten, dass P. zu einer noch subtileren Difterenzirung der in Eiterheerden vorhan- denen Mikroben gelangen werde, als seine Vorarbeiter, was sich in der That bestätigt liat. Während .1. Rosenbach in seiner grundlegenden Arbeit nur 4 ver- schiedene Eitermikroben in Reinculturen darstellen konnte — den Sta- pliylokokkus pyogenes aureus et albus, den Streptokokkus pyogenes und den Mikrokokkus pyogenes tenuis — gelang es P., deren nicht weniger als 8 rein zu züchten. 1., 2. u. 3. Staphylokokkus aureus, albus et citreus. 4. Streptokokkus pyogenes. ö. Einen den Pneumonie-Mikrokokken ähnlichen Mikro- organismus, ß. Bacillus pyogenes foetidus. 7. u. !^. Staphylokokkus cereus albus et flavus. Was die Häufigkeit des Vorkommens dieser diversen Mikrobenarten betrifft, so fand sicli in 33 Fällen von acuten Eiterungen 1 1 mal Staph. pyog. aureus et albus, Staph. pyog. albus alleij^ Staph. pyog. albus et crtreus, Streptokokkus pyog. allein, Staph. pyog. alb. und Streptokokkus pyog. Staph. pyog. alb., citreus und Streptokokkus, der dem Pneumouie-K. ähnliche Mikrobe (in dem einen Fall allein in einem kleineren acuten Abscess der Lumbai- gegend, im zweiten Falle gemischt mit einem anderen Mi kroorganisraus bei einer acuten Kniegelenkseiterung, die im Verlauf einer croupösen Pneumonie sich einstellte , exitus lethalis), 4 T) 2 11 8 ll 1 ■)•) 1 Tl 2 11 24 Eiterkokken. 1 mal den Bacillus pyogenes foetidus (in einem wallnussgrossen jauchigen Abscess am Anus), 2 „ Staphylokokkus cereus albus allein, 1 „ Staphylokokkus cereus flavus allein. Ueber die Morphologie, Wachsthumserscheinungen und pathogenen Eigenschaften der von ihm isolirten Pilze hat P. nun sehr eingehende Studien angestellt. Wir müssen uns begnügen. Folgendes aus dem reichen Inhalt der Schrift hervorzuheben. Bezüglich der pyogenen Staphylokokken bestätigt P. im Wesent- lichen die einschlägigen Angaben Rosekbach's und Kkause's. Der Staph. p. citreus verhält sich quoad Wachsthums- und pathogenen Eigenschaften, abgesehen von der differenten Farbe der Colonien, ganz wie der St. aureus et albus. Passet stellte fest, dass die Farbstoffljildung bei Luftabschluss (durch eine sterilisirte Oelschicht) ausbleibt. Seinen Streptokokkus schildert P. in morphologischer und cultureller Hin- sicht in der Hauptsache übereinstimmend mit Rosenbach; P. hebt her- vor, dass die einzelnen Kügelchen des Kettenkokkus nicht immer von gleicher Grösse seien. Die Gelatine-, Agar- und Blutserums- Culturen der Eiterkettenkokken erklärt P. für uuunterscheidbar von denen der Erysipelkokken ; auch auf Kartoffelscheiben angestrichen verhalten sich beide Species gleich : sie zeigen beide kein makroskopisches Wachs- thum, mikroskopisch schienen sich viele der angestrichenen Kokken vergrössert zu haben. (Bekanntlich hatte auch Rü^^ekeach die morpho- logische und culturelle Diflferenzirbarkeit der beiden in Vergleich stehenden Pilzarten für eine äusserst prekäre erachtet. Ref.) In patho- gener Hinsicht verhielt sich jedoch P.'s Streptokokkus wesentlich anders als der von Rosenbach und Kkause : Mäuse waren für ihn ganz unem- pfänglich. In das Kaninchenohr verimpft, erzeugte er locale, bis zur Wurzel des Ohres fortschreitende Röthung, die nach 3 bis 4 Tagen wieder verblasste. In die Hornhaut durch Einstich mit einer iuficirten Nadel übertragen, rief er Keratitis hervor. Auch in der Wirkung auf Thiere glich also der P.'sche Streptokokkus dem des Erysipels fast vollständig. Der den Pneumoniekokken ähnliche Mikroorganismus unter- scheidet sich von ersteren zunächst dadurch, dass er als reines Aero- bion nicht im Impfstich wächst, dass ferner seine Cultur auf Kartoffel- scheiben keine Gasentwicklung verursacht und dass Mäuse ihn ohne Schaden einathmen können. Der Bacillus pyogenes foetidus repräsentirt eine sehr kleine, an dem Ende abgerundete Stäbchenbacterieuart , die unter Erzeugung fauligen Gestankes, grauweisse Flecken bildend, auf der (festbleiben- den) Gelatine, als glänzende, hellbräunliche Masse auf Kartoffeln wächst. Derselbe ist pathogen für Mäuse und Meerschweinchen, während Kanin- chen sich rcfractär erwiesen. Eitcrkokkeii. 25 Staphylokokkus cerciis albus et llavus ItiMct auf der Oberfläche der Gehitiue in Stioliculturcn einen weissen (beim St. c. llavus bald in dunkles Citronengclb übergehenden) niattglänzcnden Stearin- oder wachs- tropleiiähnliehon Ikdag mit etwas verdicktem, nnrej,'elmiissigcm Kandc, während sich der Impfstich zu einem grauweissen Streif mit feinen Stäubclien entwickelt. Mikroskopisch sind beide Arten nicht zu unter- scheiden; Verimpfungen derselben auf Thiere blieben erfolglos. Bei rntersueliungen, welciie P. über die clicmisehcn Wir- kungen der Kitermikroorgauismen austeilte, fand er, dass die durch die 3 erstgenannten Staphylokokkusarten in Verflüssigung übergegangene Gelatine neutral, nicht siiuer reagirte, die Verflüssigung mithin nicht, wie vermuthet werden durfte, durch Säurebildung bewirkt sein konnte. Wahrsclieiulieh handelt es sich hierbei um Umwandlung der Gelatine in Gelatinepepton. Alle der von P. in Eiterheerden gefundenen Mi- kroben rufen, auf Milch übertragen, Gerinnung derselben hervor; des- gleichen die echten Pneumonie-Kokken und Fkhlkisen's Erysipel-Kokken (für den Staphyl. aureus war diese Thatsache bereits von Kkalvk con- statirt), Behufs Erklärung der auffallenden P>schehiung, dass die pyogcncn Mikrokokken einmal als Erreger eines leichten Panaritium's, llordeo- lum's oder geringer subcutaner Eiterung, das andere M:ü als Ursache schwerer diffuser das Leben gefährdender Phlegmonen oder acuter Osteo- myelitis, oder metastatisclier pyämischer Abscesse auftreten, legt P. mit Kücksicht auf die Kesultate seiner Thierversuche, welche, je nachdem die Inoculation subcutan, intrapleural, iutraabdomiucU oder intravenös erfolgte,- verschieden ausfielen, besonderes Gewicht auf die Verschieden- heit des luvasions- Ortes -^. Ferner zieht P. ans seinen Befunden den Schluss, dass Infectionen sehr liäuflg uiclit durch eine einzige, sondern durch mehrere Pilzgattungen verursacht werden. — Für die Frage nach der Herkunft der iuficirenden Eitermikroben ist es von Interesse, dass P. den Staph. aureus aus Ilaushaltuugsspülwasser, den Staph. albus aus, beginnenden Fäulnissgeruch verbreitenden, rohem Rindfleisch aufzüchtete (während er in Lufr, Leitungswasser, Erde, Staub, Milch, Sauerkraut ver- geblich nach den genannten Mikroorganismen suchte). — P.'s Ver- suche über die Tenacität der Eitermikroben Hessen dieselbe als eine sehr erhebliche erkennen : Die Streptokokken gehen nach ungefähr 3 Monaten in Gelatine zu Grunde, die übrigen sind noch nacli G, Staph. aureus sogar noch nach 12 Monaten am Leben; zehntägiges Antrocknen der Mikroben am Deckgläschen hebt ihre Entwicklungsfähigkeit nicht *0 Nach der Ansicht des Ref. dürfte jedoch bei der Vcrschiodengradigkeit der spccifischeu Wirkung pathngener ^Mikroorganismen eine grössere Rolle als das von P. betonte Moment die Menge und der jeweilige Virulenzgrad der ein- dringenden Organismen spielen. 26. Eiterkokken. auf. Selbst '/»ständiges Erhitzen auf 99" C. tödtete die Eiterorganismen nicht alle und sicher. Um das Waclisthnm zu inhibiren, bedurfte es für die Staphylokokken eines Zusatzes von 20 Tropfen einer 2y2procentigen Carbolsäure oder 100 Tropfen Salicylsäurelösung (1 : ,300) oder 5 Tropfen einer 0-lprocentigen Subliniatlösung auf 10 g Nährgelatine, während für die Streptokokken 30 bis 35 Tropfen einer 2 %proceutigen resp. 25 Tropfen einer öprocentigen CarboUösung, oder 100 Tropfen Salicyllösung (1 : 300), oder 6 Tropfen Sublimat (O'l : 100) erforder- lich waren. Schliesslich sei erwähnt, dass Verf. auch die bekannten Versuche Coüncilman's behufs Entscheidung der Frage, ob chemisch reizende bacterienfreie Substanzen Eiterung zu erzeugen im Stande wären, wiederholte. Er verfuhr hierbei ganz so wie Councilman, nur dass er die aseptischen Cautelen noch verschärfte und die subcutan eingeführten Glaskapseln nicht so frühzeitig wie jener Untersucher, sondern erst nach 8 bis 14 Tagen, um ein etwaiges nachträgliches Eindringen von inficirenden Keimen durch die noch nicht völlig verheilte Operations- wunde zu verhüten, zerbrach. Als Resultat der Versuche ergab sich, dass reines Olivenöl, concentrirte Kochsalzlösung und kleine scharfe kantige Glassplitter keine Reaction hervorriefen, dass dagegen Terpen- tinöl in 5 von 7 Fällen verschieden grosse Abscesse und ebenfalls Crotonöl nach 8 Tagen einen kirsch- bis nussgrossen Eiterheerd hervor- rief. In den Abscessen und deren Wandungen waren weder durch mi- kroskopische Untersuchung noch durch das Culturverfahren Mikroorga- nismen aufzufinden. Verf. hält sich demnach zu dem Schluss berechtigt, dass P^iterheerde auch durch bacterienfreie chemische Stoffe verursacht werden können '^^. Crarre (17) constatirte in 3 Fällen von Osteomyelitis acuta den Staphylokokkus aureus (1 mal mit dem Staph. albus zusammen) sowohl im osteomyelitischen Eiter als — in einem der Fälle — auch im Blute des Lebenden (woselbst Rosenbach und Krause ihn vergeblich ge- =■') Es ist hier der Ort, auf die Arbeit von E. Scheukrt.en (die Entstehung und Erzeugung der Eiterung diu'ch chemische Reizmittel, v. Langenbcck's Archiv, Bd. 32 Heft 2) hinzuweisen. Avelcher an der Hand einer sinnreichen, die Möglichkeit einer zufälligen Mitwirkung bacterieller Elemente auf das denkbar geringste Maass einschränkenden, Modilication der CdUNciLiMAN'schen Methode zu dem entgegengesetzten Ergebniss wie C. und jetzt wiederum Passet gelangte. Es bedarf wohl keiner weiteren Ausführung, dass in der vorliegenden Frage negative Befunde entscheidender sind, als positive; in dem ausgchilclctem Absccss können sehr wohl die ihn veranlassenden Organismen abgetödtct und daher selbst durch die Züchtignngsmethode nicht mehr nach- weisbar sein. (Vergl. auch die später, ihres mehr spcciell bacteriologischen Inhaltes wegen ausführlicher zu besprechende Arbeit von Ki.kmpeueu). Ref. KitorkokkfMi. 27 siiclit Ii.itti'ii; -'', durch XCriiiipliiiig der ;;onanntcii Materialien auf Nälir- gelatine, Nilhr-Agar und coagulirtcs Blutserum. Ucbertragungsvcrsucho ;iuf Tliicre liat er mit den reiiicultivirtcn Kokken niclit ausgefülirt. Tutor 72 Fällen von Panariticn, Furunkeln, Abscessen und Phlegmonen tand Vei-f. ferner, tlieils an der Hand der Kttc'n'schen ("ulturmethodc, theils mittels direkter mikroskopisclier Untersuchung, 6^ mal ausschliess- lich den Staphylokokkus (aureus sowohl als albus, entweder allein oder beisammen) , 4 mal (es handelte sieh hier stets um Phlegmonen) '■^' Streptokokken und /war 3 mal dm Streptokokkus ])yogenes allein, 1 mal zusammen mit Staphylokokken. Um die durcli diese mit den einschlägigen r>eoItachtungen Rosexisach's, Keausk's und Passet's übereinstimmenden ISefunde nahegelegte Annalmie, dass der Staphylokokkus nicht nur als Ursache der acuten Osteomyelitis, sondern auch als Erreger des Pana- ritiums und des Furunkels fungire, experimentell zu prüfen, unternahm G. an sich sich selbst Inoculationcn mit den Reinculturen des genannten Pilzes. Er brachte kleine Mengen derselben zunächst in kleine Wunden am Nagelfalze, wonacli sich in einem Falle am zweiten Tage eine sub- epidermoidale Eiterung entwickelte, die um den Bogen des Nagelfalzes fortschreitend, am gegenüberliegenden Nagelrande ihr Ende erreichte. Auf einer Agar-Cultur des Eiters entwickelte sich der Staph. aureus. Sodann applicirte G. die ganze blasse einer Reincultur dieses Pilzes (3. Generation) nach Art einer Salbenreibung auf die gesunde, unver- letzte Haut seines linken Vorderarmes und sah danach nach 4 Tagen einen mächtigen, typischen Carbunkel, dessen Peripherie von einem Kranz isolirter Furunkel besetzt war, mit consecutiver Schwellung der benachbarten Lymphdrüsen , auftreten. Der Process hielt mehrere Woclien an und hintcrliess nicht weniger als 17 Narben. Aus den Krankheitsheerden Hess sich der gelbe Eiterkokkus in Reinzucht ge- winnen. Durch diese Experimente sielit Verf. die panaritium- und furnnkelerzeugende Wirkungsfähigkeit des Staphylokokkus aureus als festgestellt und zugleich als erwiesen an, dass bei der Furunkelbildung die Infection ihren Weg durch die Ausführuugsgänge der Hautdrüsen nimmt. Cordiia (5) hat in den letzten fünf Jahren seiner poliklinischen Thätigkcit häutig (127 Fälle) eine, namentlich an den Fingern und der Hand auftretende, erysipelähnliche nautaffection beobachtet, die er ihrem ganzen makroskopisch-klinischen Verhalten nach unter den von den dermatologischen Lehrbüchern aufgestellten Erkrankungstyiien nicht -") Vergl. die ebenfalls positiven sogleicli zu referircndcn bez. Befunde von Wkiciiski.bat M bei Endocarditis acuta. Ref. *") Alle diese Phlcffmoiicn verliefen recht schwer, eine sogar letbal. so dass Verf. der Ansicht RnsKMiAcii's, wonach der Streptokokkus bc'isartiger als der Staphylokokkus ist, beipflichtet. 28 Kokken des Fingererysipeloids. anders als unter das Erytheaia exsudativum multiforme (Hebka) zu rubriciren weiss'^^. Das erysipelartige Aussehen, sowie der Umstand, dass die AfFection vorzugsweise angetroffen wird bei Menschen, die mehr als andere mit thierischen Stoffen zu thun haben (SchLächter, Köchinnen, Hausfrauen, Gerber, Austernaufmacher etc.), veranlasste CoKDUA, bei derselben nach pathogenen Mikroorganismen zu suchen. In der That gelang es in den 15 hierauf explorirten Fällen, aus exci- dirten Stückchen der kranken Haut auf Agar-Agar bei Bruttemperatur eine Mikrokokkenart in Reincultur zu erhalten, welche auf Stichculturen in Agar ähnlich dem Staphylo-Kokkus pyogenes albus wächst, sich jedoch mikroskopisch von letzterem dadurch unterscheidet, dass die einzelnen Kokkus-Individuen ungefähr drei bis vier mal so gross sind, wie diejenigen des letztgenannten Pilzes. Impfungen des Kokkus auf Thiere blieben erfolglos ; an sich selbst dagegen gelang es Cokdua zweimal, durch Verimpfung der Reiuculturen seines Mikroben mark- stückgrosse dunkelrothe Schwellungen der Haut um die Impfstelle zu erzeugen die, ähnlich wie die spontanen in Rede stehenden Processe, ausser leichtem Jucken keine Unannehmlichkeit verursachten und in wenigen Tagen wieder erblassten. Coedua schliesst aus diesen Ergeb- nissen seiner bacteriologischeu Untersuchungen, dass die besprochene Hauterkrankung auf der Invasion des von ihm isolirten Kokkus beruhe ;^'-' er reiht demnach erstere dem (zoonotischen) Fingererysipeloid Rosen- bach's an, ohne deshalb die Identität seines Kokkus mit dem bezüg- lichen Rosenbach's zu subsummiren; er ist vielmehr der Ansicht, dass es verschiedene Kokken geben werde, welche „Erypeloide" hervorzu- bringen im Stande seien. ^^ Wyssokowitsch (3S) untersuchte auf Okth's Anregung 11 Fälle von uichtmaliguer Endocarditis, darunter 8 ausgeprägte „verrucöse" Formen, auf Schizomyceten, vermochte aber weder durch mikroskopische Exploration noch durch Cnlturversuche solche in den erkrankten Klappen aufzufinden. Dagegen gelang es ihm, die in einem Falle von u 1 c e - ^'') In der Discussion beanstandet Unna diese Auffassung Cordia's: „Das richtige Erythcma multiforme spi'ingt, während die CouuuA'sche Erki'ankiuig kriecht". Ref. ■"') Mit Recht entbehrt in der Discussion E. Fhäxkei, bei den Forschungen Cokdua's den Nachweis der Kokken in Gewebsschnitten, ein Desiderat, welches auch von Cokdua anerkannt und dem in späteren Untersuchungen zu genügen, er in Aussicht stellt. Ref. 3") Von dem Kokkus des RosKxiiAcn'schen Fingererysipeloid's unterscheidet sich der CouDUA'sche ganz wesentlich in der Agar-Cultur: „Während erstercr auf der Agaroberfläche nur in minimon, eben sichtbaren rcnditchen angeht, wächst dieser in groben, glänzend weissen Punkten, die auf Agarober- fläche weitergeimpft, sclniell zu breiten, kreideweissen, üppigen Figuren sich entwickeln," Endocarditiskokken. 29 rüscr iMidorarditis diircli die inikrosknpisclic riitcrsucliiiuf,' zalilroicli nacli^cwic'scnon Mikrukokkcii auf vcrschicdciK^ NälirI)tMicii (Cclatine, Af^ar-A^^ar, KartollVlii) rein zu ziiditcn und \hvv Identität mit dem Stapliylokokkus pyogenes aureus .1. IIosknüacii festzustellen. Sowohl mit diesem .Stapli. endocarditidis, als auch mit einij^en anderc^n Mikro- or;;anismeu (iStrcptokokkus pyo^encs [IvDSKNJiAciil, Strcj)tokokkus sep- ticus [NicoiiAiER] , Stapliylokokkus aureus anderer Herkunft) wurden Experimente an (28) Kaninchen unternommen, in der Absicht, eine acute Endocarditis bei ihnen zu erzeugen. Mittels einer geknöpften Sonde wurden zuniielist nach 0. Rosknuach's Vorgang von der rechten Carotis aus die Herzklappen verletzt und danach Anfscliwemuiungen der genannten Pilze in's Blut injicirt. Bei der Section der, wenige Zeit nach der Injection, gestorbenen Thiere wurden sowohl an als in der L'mgebung der verletzten Klappen Heerde in Form miliarer grauweisser Auflagerungen gefunden, die sicli bei mikroskopischer Untersuchung als in Fibrin eingehüllte Colonien der injicirten Pilze, welche letztere in das angrenzende Gewebe mehr oder minder tief, um sich herum Nekrose und acute Entzündimg erzeugend, eingedrungen w%-vren, erwiesen, als auch in verschiedenen inneren Organen tlieils infarktähnliche, tlieils abscessartige Producte constatirt, welche die gleichen Mikroorganismen cntliielten. Es zeigte sich, dass die Staphylokokken viel zahlreichere und über mehr Organe sich erstreckende metastatische Heerde provo- cirten als die Streptokokken und dass diese Heerde einen ausge- sprocliener eitrigen Charakter hatten. Dagegen war die Menge der Organismen in den Klappenvegctationeu eine geringere bei der Staphy- lokokken-, als bei der Streptokokkeninjection. Wurden die genannten, Endocarditis und Endarteriitis erzeugenden Organismen erst einige Zeit nach der Operation (nach 2 Tagen) oder in sehr verdünnter Miscluing injicirt, danu trat keine mykotische Endocarditis ein. Ohne die vorherige Verktzung des Klappeugewebes konnte weder mit den Staphylokokken und Streptokokken, noch mit verschiedenen anderen pathogenen Mikroorganismen eine Endocarditis erzielt werden. Eine solche blieb auch, trotz vorhergehender Läsion, aus, wenn die 8i)ecifischen Staphylo- und Streptokokken nicht vom Blute , sondern von der Haut oder der Trachea aus incorporirt oder wenn statt der Stapliylo- und Streptokokken andere pathogene Mikroorganismen (Mikrokokkus tetragonus, Pneumonie-Kokken etc.), zur intravenösen In- jection verwendet wurden. Orth (24) betont in seinem im Wesentlichen den Inhalt der soeben rcferirten Mittheilung von W. (38) wiedergebenden Vortrag und der sich ilaran anschliessenden Discnssion, dass die mikroskopischen Bilder der inlicirten Klappen keinen Zweifel darüber gelassen hätten, dass sich die injicirten Kokken primär vom Strom der grossen Gefässe aus an den 30 Endocarditiskokken. lädirten Klappen angesiedelt und also nicht embolisch (Köstek) dahin gelangt seien. Weichselbaum (:57j berichtet, veranlasst durch Okth's Vortrag über experimentelle Eudocarditis auf der Strassburger Naturfurscher- versammlung (s. später), vorläufig über seine eigenen seit Winter 1884 betriebenen einschlägigen pathologiscli- anatomischen und experimentelleu Untersuchungen, deren Ergebnisse grösstentheils mit denen von Okth's Schüler Wyssokowitsch übereinstimmen, und nur insofern von ihnen abweichen, als Verf. auch in einem Falle von verrucöser Eudocarditis, sowohl durch mikroskopische Untersuchung als besonders auch durch das Culturverfahren, Kokken, und zwar dem Streptokokkus pyogenes angehorig, nachweisen konnte, wonach er mit Klees und Köstek und contra Orth auch für die nicht ulcerösen, verrucösen acuten Endo- carditisformeu den mykotischen Ursprung generell anzunehmen geneigt ist. Wenn er die positive Begründung dieser Annahme ferneren Unter suchungen überantwortet, hält er dagegen die parasitäre Natur der ulcerösen Eudocarditis durch Wyssokowitsch-Orth's und seine eigenen Forschungen für endgültig erwiesen. Verf. selbst explorirte 3 Fälle von Eudocarditis ulcerosa auf Mikroorganismen und konnte in allen dreien theils durch die mikroskopische Untersuchung, theils durch das Züchtungsverfahren, sowohl im kranken Klappengewebe, als auch in den metastatischen Heerden, in Blut und Urin specifische Mikrokokken als Krankheitserreger nachweisen, und zwar das eine Mal den Staphylo- kokkus aureus allein, das andere Mal den Streptokokkus pyogenes allein, das dritte Mal ein Gemenge von Staphylo- und Streptokokkus. Die mit diesen Mikroorganismen an Thieren ausgeführten Experimente lieferten Resultate, welche sich mit den von Wyssokowitsch erhaltenen voll- ständig deckten. Ribbert (29) berichtet über Versuche, welche sich auf die Er- zeugung von Myo- und Eudocarditis durch intravenöse Injection von Reinculturen des Staphylokokkus aureus beziehen, und welche zeigen, „dass sich durch einfache mechanische Vorgänge das Localisationsgebiet pathogener Pilzarteu erweitern lässt". Als Injectionsmaterial wählte R. absichtlich Aufschwemmungen von Kartoffelkulturen des genannten Pilzes, in welchen zahlreiche kleine KartofFelpartikelchen mit anluxftenden Pilzen vorhanden waren. Nach der Injection entstanden stets sehr zahl- reiche mykotische Heerdchen im Herzmuskel, in einem kleineren Theil der Fälle neben der Myocarditis auch mykotische Eudocarditis. In diesen Versuchen rief also, im Gegensatz zu den bez. Experimenten von Orth und Wyssokowij'sch der Staphylokokkus aureus auch ohne vorauf- gegangene Klappenverletzung Eudocarditis hervor. In seiner späteren einschlägigen Publikation (Deutsche med. Wochenschr. No. 42) theilt Vi. mit, dass er bei fortgesetzten analogen Experimenten cndocarditische Kokken der sympathischen Ophthalmie. 31 Processe aiisnulunslos sich habe einstellen sehen und zwar sei dabei eine Ansiedc'liinj^ der Vi\/.v auf den Klappen deutlich zu erkennen ge- wesen, SU dass er nuumelir seine in Strassbur^ vertretene Anschauung von dem enebolischen Ursprung der in seinen Versuchen auftretenden mykotischen Kiidcicarditis nicht mehr aufrecht erhalten kijnne. DcHtscllinaiin (7) erweitert seine bekannten wichtigen Beob- achtungen über die Entstehung der sympathischen Ophthalmie durch Fortplianzung infectiöser Entziindungsprocesse von einem Auge auf das andere auf dem Wege der Sehnerveideitung um mehrere neue, seine früheren Krhebuiigeii bestätigende Befunde. Es gelang ihm zunäclist in 5 Bulbis, welche wegen ausgebrochener sympathischer Entzündung auf dem zweiten Bulbus enucleirt worden waren, Mikroorganismen (Kokken und l)ii)l()kokken) theils im entzündeten Glaskörper, theils im entzündlich verdickten corjjus ciliare, theils in der Umgebung der Opticuspapillc nachzuweisen. Sodann constatirte er in 4 Fällen mittels des Culturver- fahrens auf KocH'scher Nährgelatine sowold in der Papille des frisch enucleirten ersten, als auch im, unter allen nothwendigen Cautelen ab- gelassenen, Kammerwasser des zweiterkrankten Auges das \'orhanden- scin des »Staphylokokkus aureus aut albus (resp. beider zusammen) ; Uebertragung der gezüchteten Kokken auf gesunde Kaninchenaugen rief, wie in den früheren einschlägigen Versuchen, destruirende Eut- zündungsprocesse daselbst hervor; eine derartige Uebertragung war von dem Erfolg begleitet, dass sich auf dem nicht geimpften Auge eine entzündliche Helinervenatrophie entwickelte, was D. mit Bezug auf seitens der menschlichen Pathologie vorliegende Angaben über das Vorkommen „sympathischer Seimervenatrophien" als besonders lehrreich urgirt. Schliesslich theilt D. einen eigens beobachteten Fall mit, wo sich die sympathische Ophthalmie in legitimer Form ausbildete, obwohl das ver- wundete andere Auge vor 11 "Wochen, mit Ausnahme des Selinerven- kopfes, welcher bei der Operation in der Orbita am Sehnervenstamm zurückblieb, enucleirt worden war. „Dieser Fall liefert, falls das über- haupt noch nothwendig wäre, den erneuten Beweis dafür, wie wenig die Ciliarnerveu mit der Ophtlialmia migratoria zu thun haben, dass der Sehnervenkopf des ersterkrankten Auges allein die Gefahr für die Fortpflanzung des deletären Processes birgt". Kleniperer (21) hat die vieldiscutirte Frage der Beziehung der Mikroorganismen zur Eiterung einer erneuten, sehr eingehenden und um- sichtigen experimentellen Prüfung unterworfen, welche gleich der oben erwähnten Untersuchung von Scheuerlen und der (schon im vorigen Jahre publicirten) Experimentalarbeit von Stkauss " zu dem liesultate ■■") Comptcs rendus hebdom. des süances de la Societe de biologie (Sitzg. vom Ifi. Decembcr 1883). 32 Eiterkokken. gelangt, dass „chemische Reize, mögen sie nocli so different sein, nicht im Stande sind, eine eitrige Entzündung auszulösen, sondern dass diese stets auf der Intervention von Mikroorganismen beruht". K. verwandte zu seinen Versuchen diverse chemische Säuren und Alkalien der verschieden- sten Concentrationsgrade, ferner Cantharidin, Oleum Sinapis, Petroleum, Terpentinöl, Crotonöl, Quecksilber. Die Methoden, deren sieh K. be- diente, bestanden sowohl in dem UsKOFr'schen, als auch in dem Orth- MANN'schen und .CouKCiLMAN'schen Verfahren, jedoch mit Modification derselben im Siune der von Steauss geübten Operationsweise ^^ und einer noch scrupulöseren Asepsis, als sie bei der Versuchstechnik der vorgenaunteu o Autoren zur Anwendung gekommen war. K. stellte im Ganzen 44 Experimente an; 29 davon wurden nach dem Princip des UsKOFF'schen, 12 nach dem des OKTHMAXN'schen, 3 entsprechend dem CouNciLMAN'schen Versuchsmodus ausgeführt. Die Experimente mit Schwefelsäure (10 und 50 Procent), Essigsäure (10 und 25 Procent), Natronlauge (10 und 25 Procent), Senföl (2 Th. auf 10 Th. Ol. Oliv.), Cantharidin (5 Th. auf 20 Th. Aq. dest.) und Petroleum riefen niemals Eiterung, sondern stets nur seröse, resp. serofibriuöse, Entzündung hervor. In dem Exsudate Hessen sich trotz Anwendung der besten bez. Methoden niemals Bacterien nachweisen. Die Versuche mit Terpentinöl, Crotonöl und Quecksilber provocirten in der Regel ebenfalls nur seröse, oder fibrinös-diphtheritische Entzündung; einige Male allerdings ent- wickelte sich darnach Eiterung und Abscessbildung, aber stets Hess sich in diesen letzteren Fällen entweder durch die mikroskopische Unter- suchung oder durch das künstliche Culturverfahren oder durch beiderlei Methoden die Gegenwart mehr oder minder reichlicher Mi k r o k o k k e n constatiren. Letztere deckten sich weder morphologisch noch in ihrem culturellen und pathogenen Verhalten gan& mit den RosEXBACH'schen Sta- phylo- und Streptokokken ; der Form nach stellten sie sich meist als einzeln liegende Diplokokken, öfters in Häufchen von 4 bis 8, selten in Reihen von 3 bis 4 Exemplaren gruppirt, dar; auf Agarplatten bildeten sie runde, schwach weisse undurchsichtige Plaques, die nicht über Ilanf- korngrösse wuchsen; ihre Stichculturen auf Agar präsentirten schon ■") Um der naheliegenden Gefahr einer accidentellen Infcction von der Wundpforte aus sicher zu liegcgnen, brannte Stüaiss mit der Paqnelin auf der Haut einen Schorf, machte durch diesen mit dem ausgogUihten Messer einen Schnitt, durch den er die Spitze des Injectionsinstrnmentes (eine lange, unten in eine lange Spitze ausgezogene, oben mit einem Watte])froiif geschlossene Glasröhre, in welcher die zu injicirende Flüssigkeit stcrilisirt wurde) weit unter die Haut fülirte, um sie hier aliznhrechen und dann nnt dem Munde, über den Wattepfropf iiinwcg, diel'liissigkeit unter die Haut zu blasen. Nach dem Her- auszieben der TJcihre wurde die verletzte Ilautpartie von Neuem auf das Sorg- fältigste verschorft. Eiterkdkkt'ii. Kokken bei Scarlatina. 33 nach 24 Stuuden upakc Striclie, die bald in die Drcitc wuclisfii und einen, an der Einsticlisstelle etwas erhiditen, zeitlich wenig gezackten weissen Streiten formirten; die Oelatinestichcnlturen zeigten sich als ziemlich phimpe, weissliclie Sänlen, welche die Eigenschaft besassen, den Nährboden, ohne ihn zu durchwachsen, vollständig zu schmelzen ; auf Bouillon vermehrten sich die Kokken sehr schnell. Thieren injicirt bewirkten sie nur vorübergehende schwache Entzündung, keine Eiterung; letztere trat erst ein, wenn zuvor durcli chemische Reizmittel (Essig- säure, Terpentinöl) stärkere (seröse) Entzündung eingeleitet und nunmehr in das entzündete CJcwebe die Kokken importirt wurden. K. unterscheidet nach diesem Unter3uchungs-Ergel>niss drei Sorten von pathogeneu Mikro- kokken: solche, die nur Entzündung (seröse, sero-fibrinöse, fibrinös-diph- theritische Entzündung) zu erregen vermögen ; andere, welche primär und direct Eiterung hervorbringen; eine dritte Gruppe, die nur im Stande ist, einer bereits bestehenden Entzündung den eitrigen Charakter zu verleihen. Dass das eitrige Exsudat trotz des Vorhandenseins massen- hafter Leukocyten, der Träger der fibrinoplastischen Substanz und des Fibrinfermentes, nicht gerinnt, erklärt K., anknüpfend an die bekannten einschlägigen Beobachtungen und Anschauungen Alkx. ScioiiDi's und C. Weiuert's durch die seitens Alex. Schmidt's und Hoppe-Seyler's direct erwiesene Thatsache, dass im Eiter das Fibrinogen, also der dritte nothwendige Gerinnungsfactor fehlt; der Grund für diese Er- scheinung ist wahrscheinlich darin zu suchen, dass die Mikrokokken das im exsudirten Plasma vorhandene Fibrinogen in Pepton umwandeln; doch ist der directe Beweis für diese Annahme erst noch zu erbringen. — Unter den nach Councilman's ^Methode augestellten Experimenten K.'s ist eines als besonders instructiv einer speciellen Erwähnung werth: In einem derartigen Falle unterliess K. zur anfänglich bestimmten Zeit die Spitze der subcutan eingeführten, mit Crotonöl gefüllten Kajjsel zu zerbrechen; als letzteres acht Tage später geschehen sollte, hatte sich bereits um die un verl etzte Kapsel ein typischer Abscess, in welchem reichliche Mikrokokken nachzuweisen waren, gebildet; wäre die Kapsel zerbrochen worden, so liätte es nach Couxcilman's Vorgang nahe ge- legen, das Crotonöl als Erreger der Eiterung anzuschuldigen, während in K 's Beispiel doch offenbar nur die Mikrokokken als solche verant- wortlich zu machen waren. In den beiden anderen hierher gehörigen Versuchen K.'s trat auch nai h dem Zerbrechen der Kapsein keine Eiterung ein. Crooke (6) theilt in seiner hauptsächlich der Darlegung patlio- logisch-anatomischer Befunde gewi;i»rodiicten zu untersclieidon^''; in der abge- molkenen Milch der inticirten Hrustdriisen war deutlich die Anwesenheit der Kokken im Zcllleibe der abgestossenen degenerirten P^pithelien zu erkennen. Die Culturen zeigten sich noch nach einem Jahr lang fort- gesetzter successiver Züchtung unverändert specifisch wirksam. Sub- cutane Ai)i)li('ati()n der Culturen war weder bei Kühen, noch bei verschiedenen anderen Thierarten (Mäusen, Schweinen, Meerschweinchen, Kaninchen) von nennenswerthen pathologischen Folgen begleitet; bei der Ziege blieb sogar die Injection in die Drüsenausführungsgänge wirkungslos. Dass nicht jeder beliebige, in letztere eingeführte Spalt- pilz Mastitis hervorruft, hatte Kitt vorher durch mehrfache, auf p. 8 u. ff. der Arbeit nachzulesende Experimente erwiesen. Rindfleisch (31) erbringt den Nachweis der mykotischen Natur eines typischen Falles der in der Ueberschrift der Arbeit genannten Erkrankung. In zahlreichen Capillargefässen des Papillarkürpers der Cutis und des subcutanen Bindegewebes fanden sich bis zur völligen Verstopfung derselben führende Anhäufungen von „Streptokokken", welche sich mit der GnAM'schen Methode trefflich tingiren Hessen. (Eine nähere bacteriologische Charakterisirung der Pilze ist vom Verf. nicht gegeben. Ref.) Ausserhalb der Blutgefässbahn wurden die Kokken nicht gefunden. Hand in Hand mit der Pilzobturation der Ge- fässe geht eine liundzelleninfiltration der Haut und zwar zeigt sich den geringsten, allein auf einen Theil der Capillargefässe des PapiUar- körpers beschränkten, Graden der ersteren entsprechend eine mehr flächenhafte Leukocyteneinlagerung in das Subpapillarstratura, welche an den Stellen , wo die Pilzansiedlung zahlreiche Capillarschlingen occupirt , zu rundlichen Knötchen heranwächst , während in den tieferen Lagen der Cutis und in der Subcutis grössere knotenförmige kleinzellige, stellenweise in eitriger Schmelzung begriffene, Infiltrate liegen, in denen die intravasculiire Pilzcolonisatiou ihren Höhepunkt er- reicht hat. Die letzteren Producte bildeten die histologische Grundlage der makroskopischen weichen rothen Tumoren der „Mykosis fungoides" (welchen alten Namen, dem er zu neuem Recht verholfen, der Verf. beizubehalten vorschlägt), während die mit Bläschen und Börkchen be- deckten oder gerötheten und schuppenden Hautstellen mehr der diffusen Zeil-Infiltration des subpapillaren Bindegewebslagers zu entsprechen schienen. Von den inneren Organen waren nur in den Lungen und in der Leber pilzhaltige Gefässe aufzufinden ; in ersterem Organ kenn- zeichnete sich die Kokkeninvasion in Form über das ganze Organ ver- streuter, scharf umschriebener, intensiv weisser, mohnsamen- bis hirse- ^*) Die Kalimethodc würde hier wohl sichere Aushülfe gewährt haben. Ref. 38 Kokken bei Gramiloma fungoides. korngrosser Fleckchen, welche stellenweise, im Gebiete einzelner lobuli, dichter zusammentraten, in welch' letzterem Falle sich der Pilzeinlage- rung eine lobuläre Pneumonie hinzugesellt hatte; in der Leber war die Mykose nur mikroskopisch erkennbar. Ausserdem beschreibt Rind- fleisch eine eigenthümliche anatomische Veränderung^'^ des Rücken- markes des betreffenden Kranken, die er als eine Folge der „Ueber- reizung durch die anhaltende und zeitweise sehr heftige Erregung der Ilautnerven im Bereich der Mykosis fungoides" anzusehen geneigt ist; hierüber muss auf das Original verwiesen werden. Auspitz (1) hat, unabhängig von Rindfleisch, die gleiche, eben besprochene Entdeckung publicirt. Indem bezüglich der klinischen Schilderungen, die A. von seinem Fall entwirft, auf das Original ver- wiesen werden muss, erwähnen wir hier nur, dass A.'s Assistent, Dr. Hochsinger, in den Grannlationswucherungen der knotigen und dif- fusen Krankheitsheerde der Haut mittels der GüABi'schen Methode eben- falls Kokken nachwies , die er als kreisrunde , gleichgrosse (0-9 bis 1*2 cc), kapselfreie, in der Regel in Diplokokkenform, häufig auch in Streptokokkenreihen, zuweilen in sarciuoider Gruppirung oder in Ge- stalt eines gleichseitigen Dreieckes, niemals jedoch zu Zoogloeeu, ange- ordnet schildert. Die Kokken fanden sich in allen Präparaten theils als diffuse Infiltration der Grundsubstanz des jungen Bindegewebes, theils in umschriebener Anhäufung an die Granulationszelleuheerde ge- bunden; hier liegen sie sowohl frei als in die Zellen, namentlich die epithelioiden Zellen der tieferen Gewebsschichten, eingeschlossen (nicht selten 10 bis 15 Exemplare in einer Zelle). Die gefundenen Kokken sollen sich durch die erwähnten Eigenschaften von allen anderen patho- genen Kokken, insbesondere auch von den Streptokokken des Erysipels und der Pyämie wesentlich unterscheiden^^. Von einer Localisirung in den Gefässen, welche in Rindfleisches Fall die einzige Lagerungs- stätte bildeten, wird nichts angegeben. — Die nämliche Kokkendurch- wucherung, wie in den Granulationsheerden der Cutis, findet sich nach H. auch in den Haarbälgen, den Wurzeln und Markscheiden der in der Umgebung der Knoten sitzenden Haare, sowie in den Schuppen der flachen , ekzemähnlichen Infiltrate. ■ — Die von E. Schiff aus einem Stückchen Knotensubstanz und einem Schüppchen der ekzemähnlichen Stelleu auf Nährgelatine gezüchteten Mikroorganismen bildeten in wei- teren Culturen auf Gelatine und Kartoffeln orangegelbe (auf der Gela- tine anfänglich weiss aussehende) dünne Beschläge. Die in den Rein- culturen zur Entwicklung gelangten Mikroben glichen den in den Krank- heitsheerden vorhandenen vollständig. Verimi)fung kleiner Mengen einer Gelatinecultur in eine enthaarte llautstelle einer jungen Katze er- ^') Die pathologische Bedeutung derselben crsclieint jedoch sehr proble- matisch. Ref. ^**) Das dürfte jedoch zu viel behauptet sein. Ref. Koliken bei Vorni-^a peruana und hei Filtroinatosis cutanea. 39 zeiiyto iiaclt H Tagen ein Iiitiltrat mit Schuppenbikluiig-, in der Borke zeigte sicli die gleiclie l'ilzeinlagerung, wie in den abgekratzten Schuppen der Kranken. Izqiiierdo (18) besclireibt bei der in Peru endemisch vorkommen- den ansteckenden, geschwulstartigen Hauterkrankung, deren anatomische Producte nacli J. nielit, wie der Name „Verruga peruana" besage, Warzen d. h. Papillome, sondern echte, sehr gefassreiche Granulations- gesehwulste der Cutis und des subcutanen Bindegewebes darstellen, das Vorkommen von Spaltpilzen, welche theils in den Knoten, theils aber auch in den Gefässen der angrenzenden, anscheinend gesunden Haut liegen. Innerhalb der Tumoren befinden sich die Pilze sowohl eben- falls im Lumen von Gefässen, Venen und Capillaren, welche letztere sie oft vollständig verstopfen, als auch im Gewebe frei zwischen den Ge- schwulstzellen , niemals im Innern derselben. Die Mikroorganismen färben sich am schönsten in Gentianaviolettlösung und gehören der (etwas unbestimmt gehaltenen Ref.) Beschreibung nach in die Classe der Streptokokken. J. hält (und wohl mit Recht, Ref.) die gefundenen Mikroben für die Ursache der Verruga- Geschwülste (der Befund J.'s er- innert sehr an die von RixDFTiEiscH und Hochsingkr entdeckte Pilz- invasion bei der Mykosis fungoides ; es handelt sich demnach bei der „Verruga peruana" um einen mit letzterer nahe verwandten, oder viel- leicht identischen Krankheitsprocess. Ref.). Foa (11) berichtet über folgende Beobachtung: Bei einem früher vollständig gesunden Manne treten an verschiedenen Stellen des Körpers, an Armen, Beinen, Füssen, unter der Achsel, am Präputium u. s. w. Knötchen auf, die langsam wachsen, aufbrechen, eine Weile eitern imd dann unter Narbenbildung lieilen. Während Tjähriger Dauer dieses Lei- dens kommt Patient herunter; man findet bei der Aufnahme im Spital, ausser den Narben und verschiedenen Knötchen, die linke Hand in halber Flexionsstellung, Narben hindern die Streckung, der vierte Meta- carpalknochen ist subluxirt. Nach der wegen quälender Schmerzen in den Ulcerationen des Präputiums vorgenommenen Amputation des Penis tritt plötzlicher Exitus lethalis ein. Die Section lässt in den inneren Organen keine pathologischen Veränderungen erkennen ; in den Knochen der linken Hand zeigen sich jedoch cariöse Processe und fibröse Umwandlung des Knochenmarkes. Die mikroskopische Untersuchung der kranken Penis- haut ergiebt die Anwesenheit einer neoplastischen Gewebsentwicklung vom Cliarakter jugendlichen Bindegewebes; nach Färbung der Schnitte mit EjiKLicu'scher Lösung treten in den oberflächlichen und tieferen Theilen der kranken Haut reichliche grosse Kokken und Diplokokken hervor, welche nicht selten in Haufen beisammen liegen. Die gleichen Organismen lassen sich in den cariösen Knochen und dem fibrös ent- arteten Knocheiunark nachweisen. 40 Kokken bei Alopecia areata. V. Sehlen (35) hat in 7 Füllen von Alopecia areata (Area Celsi)"^ mit Hülfe einer complicirten Färbungsmethode constant, sowohl in den, den ausgezogenen Haaren anhaftenden, Partien der inneren Wurzelscheide, als auch auf der Oberfläche der kranken Haare selbst, ziemlich grob- körnige, meist in unregelmässigen Häufchen gelagerte Kokken und Diplo- kokken nachgewiesen, diese Mikrokokken auf Agar-Agar in Reinciüturen isolirt und durch Uebertragung der reincultivirten Kokken auf weisse Ratten eine auf Ansiedelung und Wucherung der übertragenen Pilze in den Zellen der inneren Wurzelscheide beruhende Haaratfection, welche allerdings nicht zum spontanen Kahlwerden der betreffenden Stellen, sondern nur zu einer Lockerung des Zusammenhangs zwischen Haar und Haarfollikel führte, zu erzeugen vermocht. Ueberimpfungen auf andere Thierspecies und auf den Menschen schlugen fehl. Neuestens (Aerztl. Intelligenzblatt 1885 No. 28) fand v. S. ganz ähnliche Bilder wie in der Haut der inficirten Ratten auch in einem dem lebenden Menschen exci- dirten Stück der Randzone einer „Alopecia areata". v. S. glaubt durch seine Beobachtungen die schon von früheren Autoren (namentlich Buch- ner, Thin'*", Lassar**) vertretene Anschauung des parasitären Ur- sprungs der Area Celsi positiv erwiesen zu haben ; doch hält er eine, durch welche Ursachen auch immer bedingte, Herabsetzung der normalen Widerstandsfähigkeit des Haarbodens zum Aufkommen der specifisclien""^ Kokkenwucherung für nothweudig. 33) Wir müssen der Kritik P. Michei,pox's (Vmciuiw's Archiv Bd. XCIX und Bd. C, 1885 und Vortrag in der med. Gesellschaft zu Königsberg i. Pr.. mit Vorstellung zahlreicher Kranker,) zustimmen, wenn er die Zugehörigkeit der V. SEin.EN'schen Fälle , wegen des Vorhandenseins von makroskopischer Schüppchen bildung am Rande der Areastellen , wegen des Aussehens und histologischen Verhaltens der Haare etc., in das Gebiet der typischen Area Celsi der Autoren in Frage stellt. Die genannten Fälle, wie M. will, der legi- timen „Mykosis tonsurans" zuzurechnen, geht freilich deshalb nicht ohne wei- teres an, weil letzterer Erkrankiuig ein echter M y c e 1 pilz zu Grunde liegt, mit dessen Formelementen die v. S. einzig und allein gesehenen „Kokken'' wohl kaum irgend etwas zu thmi haben können, v. Skhlek's Beobachtuny;s- beispiele scheinen demnach eine besondere, unter die bisher aufgestellten Typen nicht sicher zu rubricirende Form von pathologischem Haarschwund zu i-eprä- sentiren. Ref. *") Thin (Alopecia areata undBacterium decalvans, Monatshefte fürprakt. Dermatologie 1885, Nu. 8) vertheidigt (gleich Lassak, s.u.) gegenüber Mhhki.son V. Seiilen 's Auffassung seiner (v. S.'s) Fälle als Aloi)ccia areala und ei'klärt sein schon im Jahre 1881 als charakteristisch für Area Celsi beschriebenes Bacterium decalvans ..für identisch mit den Alopeciakokken v. Seih.en's." Ref. ■»i) Vergl. Verhdlgn. der Berl. med. Gesellsch. 1885, No. 35 p. 565. Ref. ■*2) Es darf nicht verschwiegen werden, dass Bizzozeru (Viulhow's Archiv Bd. XCVIII. 1884, p. 451 und 452) die Ansicht entwickelt hat, dass v. S.'s Area -Kokken zu den normalen Epiphyten der menschlichen Oberhaut ge- hören. Ref. gg'^ÖQL ÖP MlfJSS: COLUMBIA c j:l"^^. Kokken hei Pseudotuberkulose des Meerschweinchens. 41 Das Verfaliien, mittels dessen v. S. zur Auffindung? seiner Area- Kokken gelan.nte, war folfjende: Nach Hntfettung der Ilaare in Chioro- torni mit Actlier und nnclili('rijj:er Heliandlunj; mit absdlutem Alkohol wurden sie in einer conoentrirtcn Lösung von Fuchsin in ' .. proc. Carbol- oder Anilinölwasser gefärbt, dann mit salzsaurem Alkohol ausgewaschen und der Rest der Säure mit dest, Wasser entfernt. Danach wurden sie der (luAM'schen Färltungsmcthode unterworfen, hierauf in Nelken- oder Terpentinöl aufgehellt und schliesslicli in Canadabalsam eingebettet. Bei gelungener Fäi'bung jiräscntiren sicli die Kokken als intensiv blau tin- girte Ki)rnclien :\\ü' dem rothen Untergrunde der Epidermiszellen resp, des üaarschaftes. Ebertli (0) berichtet über die Resultate eingehender histologischer und bacterioskopischer Untersuchungen in Betreff gewisser tuberkelähn- licher VerändeiMingen des ^lecrschweinclicnkörpers. Die in Rede stehen- den Veränderungen haben ihren Hauptsitz in den Unterleibs - Organen, unter denen wiederum die Leb er am stärksten ergriffen ist, während die Lungen nur relativ spärliche und jüngere Localisationen des l'rocesses darbieten, woraus im Grossen und Ganzen ein makrosko- pisches Gesammtliild der Erkrankung resultirt, welches der nach intra- perltonäaler Tuberkelimpfung auftretenden Impftuberkulose ähnlich ist. Bei einem Theil der knötchenförmigen Producte des Leberparen- chyms, und zwar in denjenigen, welche makroskopisch theils den Eindruck jüngerer submiliarer Tuberkelknötchen , theils den kleiner Abscesse macliten, constatirtc nun E. im Centrum derselben das Vor- handensein von nnregelmässig begrenzten Mikrokokkenhaufen , welche sich zwar in Trockenpräparaten intensiv, in Schnittpräparaten jedoch nur wenig kräftig, am besten noch mit GAFFKx'scher Methylenblau- lösung färben lassen. Histologisch erweisen sich die, diese Mikrokokkns- ballen tragenden, Producte theils als herdförmige Coagulationsnekrosen des Leberpar(>iicliyms, welche in späteren Stadien des Processes von einer Zone lenkocytärer Elemente umsponnen werden, die allmählich in die nekrotisirten Bezirke eindringen, um daselbst körnig zu zerfallen, theils als, offenbar vielfach aus Gallengängen hervorgegangene Eiter- herde. Auf Grund ihrer centralen Lagerung in den Krankheitsherden spricht E. die gefundenen Mikroorganismen als Ursache der ersteren an« Dieselben MHcrokokken, wie in den genannten Leberherden, fand E., allerdings in weit geringeren Mengen , auch in den tuberkelähnlichen Knötchen der Lunge. In den Knötchen der Milz, in denen des Darms, in den verkästen Lymphdrüsen, in den älteren fibrös- käsigen Herden der Leber, sowie schliesslich in den grauen submiliaren Knötchen der letzteren, welche sich mikroskopisch als circumscripte Lymphoidzellenansammlungen ohne Nekrose der eingeschlossenen Parenchymzellen documentirten,-. -konnte E. keinerlei Mikroorganismen, 42 Kokken des Geflügeltyphoids. insbesondere auch keine Tubcrkelbacillen nachweisen ; gleichwohl ist der Autor genei.:^t, auch die Organismen f r e i e n Zellherde (mit Ausnahme der letzterwähnten rein lymphoiden Knötchen) als myko- tische Producte, in denen die pathogenen Mikroben (die Mikrokokken, Ref.) zu Grunde gegangen seien, aufzufassen^''. Noch sei erwähnt, dass E. die besprochenen Kokken künstlich zu cultiviren versucht hat, ohne indessen jetzt schon über positive Erfolge berichten zu können. Kitt (19) hat das epizootische Geflügeltyphoid, vulgo „Ilühner- cholera" genannt, diese bösartigste aller Seuchen des Hausgeflügels, welche zuerst von Pekkoncito, später besonders von Pasteur eingehend studirt und deren Erreger schon von den genannten und anderen früheren Autoren im Blute und den pathologischen Gewebssäften der verendeten Thiere nachweisbaren mikrokokkenähnlichen Mikroorganismen gesucht wurde, zum Gegenstand einer höchst gründlichen, die neuesten exakten Methoden erfolgreich verwerthenden bacteriologischen und experimentellen Untersuchung gemacht. Die von Kitt (aus dem Blute zweier eben an Geflügeltyphoid verendeten Hühner) gewonnenen Reiuculturen des Mikroben des Geflügelthyphoids charakterisirten sich als kreisrunde theils einzeln, theilszu zweien oder in Haufen beisamraenliegende Kokken ■** von 0,0003 -0,0005 mm. Durchmesser, welche sowohl auf Nährgelatine als auf coagulirtem Blutserum mattweisse zarte, durchsichtige, die Nähr- böden fest lassende geruchlose Oberflächenbeläge bildeten ; auf Kartoffel- scheiben entwickelten sie sich sowohl bei Zimmertemperatur als im Brutofen binnen 3 bis 10 Tagen als wachsartige, durchscheinend grau- weisse, schwach prominirende Pilzrasen, in deren Umgebung das Kar- toffelgewebe nach Art eines Hofes eine Graufärbnng annimmt Sowohl bei den Gelatine- als den Kartoffel-Culturen wurde vielfach constatirt, dass die Typhoid-Kokken andere anfänglich mitvorhandene oder nach- ■'■■') Ref. erlaubt sicli dieser Auffassung gegenüljer auf die MöglicLkcit hin- zuweisen, dass die mikrokokken freien käsigen, knötcLcnförmigea und dilfusen Entartungen, welche, der Beschreibung zufolge, die Hauptmasse der in Rede stehenden „pseudotubei'kulösen" Veränderungen ausgemacht haben, in das Ge- biet der wirklichen spontanen (Fütterungs-) Tuberkulose hineingehören könnten ; das Misslingen des Tuberkell)acillennachweises in den bczw. patholo- gischen Producten würde diese Möglichkeit nicht ausschliessen. da wir ja wissen, wie schwierig es oft ist, letztere Parasiten in unzweifelhaften älteren Spontan- tuberkeln aufzutindcn. Es wäre demnach sehr erwünscht, wenn zur Prüfung dieser Möglichkeit Uebertragungsvcrsuche in die vordere AugenLaramer mit den ge- nannten Massen angestellt würden; wie bekannt, wird in vielen Fiillen, in denen die histologische und bacterioskopische Untersuchung im Stich lässt, durch den Vordcrkammerimpfversuch der tuberkulöse Chai'akter fraglicher pathologischer l'roducte noch positiv sicher festgestellt. Ref. ^^) Pastkiüi hatte die Mikroben der Hühnercholera als kurze, in der Mitte ■ eingeschnürte Stäbchen beschrieben. Ref. Kokken des Gcflügcltyphoirls. 43 triifilicli oiiigc'dnmgenc Ilaotericn zu übcrwuclicin vcrmocliteii, wenn audi zuweilen das gegentheilige Verlialten zu beobachten war. Sowohl mit tli'n reinen und unreinen Cnlturen als aueh mit dem Hlute inficirter Tliierc und mit frischem Muskeltleiseli derselben stellte Kitt Impf- und Fütterinigsversuche an den verschiedensten Thierspecies (Hühnern, Tauben, Mäusen, Mcersehweinclien, Kaninchen, Hunden, Scliaafen, einem Pferd), an ; die Verimpfuni;- der Cnlturen erzeujjte bei V(>j,^eln, Mäusen, Meer sehweinclieii und Kaninchen den Tod sämmtlicher Impfiini^e unter Er- scheinunj^en, welelie bei Vögeln vollständig den Symptomen des spon- tanen Getlügeltyphoids glichen: serös-blutige und speckige Infiltration der Gewebe an der Impfstelle, hämorrliagisclie Pneumonie beider Luugeu mit gelb-sulzigen i)leuralen Beschlägen, zahlreiche punktför- mige subepicardiale Blutungen, acute Milzschwellung und mehr oder weniger intensive hämorrhagische Enteritis mit Bildung von croupösem Exsudat auf der Düiindarmsehleimhaut. Bei Klausen rief die Impfung ausser ex(|uisiten Milztumor keine nenneuswerthen anderen patholo- gischen Erscheinungen hervor; bei Kaninchen Lungenödeme und llydrothorax, bei Mcersehweinclien Pneumonie und Abscessbildung an der Impfstelle. Sowohl im Blute als in den erkrankten Geweben und pathologischen Gewebssäfteu liesseu sich die beschriebenen Kokken stets in reichliclier Zahl, theils mittels der gewöhnlichen Anilinfärbung (Methyl- und Gentianaviolett) theils (in Schnitten) mit Löfflkk's Methylen- blau und mit GkamV Methode nachweisen. Die Uebertraguug von Blut typhoidkranker Thiere wirkte auf Vögel ebenso wie die Verimpfung der Keinculturen, während danach bei einem Meerschweinchen und einem Schafe nur locale Eiterheerde entstanden ■'^, deren Inhalt auf Hühner verimpft, stets charakteristisches Typhoid erzeugte. Die Ver- fütterung von Muskeltleisch impftyphoider Thiere provocirte nur bei einem Theil der gefütterten Individuen (Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen) den Tod durch Typhoid ; die anderen blieben gesund. Letzteres war aucli der Fall bei drei jungen Hunden, an welche die Cadaver sämmtlicher au Typhoid verendeter Hühner verfüttert worden waren. Die subcutane Imi)fung von Typhoidreinculturen auf das Pferd veranlasste bei diesem Thiere Abscessbildung, dessen Inhalt auf Wochen hinaus für die disponirten Thiere infectiös blieb. Im Gegensatz zu den ebeubeschriebenen positiven Resultaten, ver- sagten die Impfungen mit vierzehn Tage der Trocknung unterworfenem Materiale vollständig. Durch die successive Fortzüchtuug auf künst- lichen Nährböden büsste jedoch der Infectionsstoff an Wirksamkeit nichts ein : Cnlturen, welche über sechs Monate fortgeführt waren, erwiesen ■•*) Das Meerschweinchen starb allerdings nachträglich, Anfang der vierten Woche, plötzlich noch am Typhoid, während das Schaf dauernd gesund blieb. 44 Kokken des Geflügeltyphoifls. sich als noch ebenso infectiös, wie die Ausgangsculturen ; dass der von Pasteur zur Erklärung der Abschwächung des Infectionsstoffes herangezogene Einfluss des Luftsauerstoffs hierbei ohne Belang sei, be- trachtet Kitt also durch diese seine Beobachtung für erwiesen. Er vermuthet vielmehr, dass Pasteur's Culturen durch das Ueberhand- nehmen von accidentellen Spaltpilzwucherungen in denselben an Virulenz verloren hätten. Ferner sieht Kitt durch die Ergebnisse seiner Unter- suchungen als nahegelegt an, dass „bei geeignetem Nährsubstrate auch unter natürlichen Verhältnissen eine ectogene V^ermehrung der Kokken im Bereich der Möglichkeit liege, wodurch alsdann die wiederholten Invasionen der Seuche an ein und demselben Orte, sowie die Art der Weiterverbreitung um eine Jürkläruiigsart reicher geworden." In einem Nachtrag erwähnt Kitt, dass in neuerer Zeit Makchiafava und Celli die Uebergangsfähigkeit des Hühnercholeramikrokokkus durch die Placenta auf den Foetus bei Säugern und auf den Eidotter bei Hühnern, sowie die Aufhebung der Virulenz des Infectionsstoffes durch 5 bis 10 Minuten lange Einwirkung einer Temperatur von 80 bis 100 '^ C. nach- gewiesen hätten. liAi'Jii/. Vorzeidiniss der Oriiriiialiiiittbeihingeii iibor i)atho{{eiR' Bacillcii. 45 2. Uarilleii. 1. Alvarcz et/ravol, Reclierclies siir le hacille de Lustgarten. (Arehives de Physiologie iKjrm. et patliologie t. VI, 1885, No. 7 p. .03.) '2. 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(x., a) Zur Färbung der Leprabacillen. b) Zur Histologie der leprösen Haut. (Monatshefte f. pract. Dermatologie, redig. V. Unna in Hamburg; Ergänzungslieft 1885 p. 47.) !()(>. Yilliers, Sur la formation des ptomaines dans le cholera. (Compt. rend. t. C. p. 91; Referat Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1885, No. 14. p. 251.) 107. A'^irchow, R., Demonstration von Lepra laryngis. [Verhandl. d. Berl. med. Gesellsch.] (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 12 p. 189.) 108. Voltolini, Ueber ein besonderes Erkennungszeichen der Tuberkel- bacillen. (Breslauer ärztl. Zeitschr. 1885, No. 15.)' 109. Watson Cheyne, W., Report on the Cholera-Bacillus. (Brit. med. journ. 1885, vol. I. no. 1269—127.3; Referat Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. .38 p. 637.) 110. Weichselbaum, A., Zur Aetiologie der Rotzkrankheit des Menschen. (Wiener med. Wochenschr. 1885, No. 21—24.) 111. Weigert, C, Zur Theorie der tuberkulösen Riesenzellen. (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 35 p. 599.) 112. Wesener, F., Kritische und experimentelle Beiträge zur Lehre von der Fütterungstuberkulose. Freiburger academische Habili- tationsschrift. Freiburg i. B. 1885 (Mohr). Bollinger (4) berichtet unter Demonstration von Curventafeln über die Resultate einer epidemiologischen Untersuchung, welche L. Friedrich (35) in Bollinger's Institute angestellt hat und welche sich die Erforschung der meteorologischen Einflüsse namentlich der Bodenfeuchtigkeit und Lufttemperatur auf die Entstehung des Milzbrandes zur Aufgabe machte. Da Bollinger's Vortrag den Plan und wesentlichen Inhalt der FEiEDRicH'schen Arbeit in trefflichster, kurzgefasster Weise wiedergiebt, so erlauben wir uns denselben hier wortgetreu unter Hinzufügung einiger ergänzender, der FEiEDEicn'schen ausführlichen Publication entlehnten, Bemerkungen zu reproduciren: „Obwohl es seit langer Zeit bekannt ist, dass die sogenannten Milzbrandjahre sich in der Regel durch grosse Trockenheit und Hitze auszeichneten, ergab eine von Feser im Jahre 1876 unternommene Zusammenstellung in Bezug auf den Zusammenhang zwischen atmosphäri- schen Einflüssen (Luftdruck, Temperatur, Niederschläge) ein negatives Resultat. Der Milzbrand ist eine exquisite Bodenkrankheit; er bevorzugt feuchte Niederungen, sumpfige Weiden und Alpen, so dass man a priori schon der wechselnden Durchfeuchtung des Bodens nach Analogie mit anderen, mit der Localität in Beziehung stehenden Krankheiten (Cholera, Typhus) eine besondere Rdlle zuschreiben durfte. Milzbrandbacillen. 53 Da Grundwasserraessiingoii in den ]\Iilzl)r;iiull)eziiken uii.scicr Itayeri- sc'hcn Alpen vullständig fdilen und ihre Ausfülirung wühl auch auf grosse Schwierigkeiten stossen dürfte, so war man darauf angewiesen, die Niederscliläge, welche in erster Linie und hauptsächlich die Boden- feuclitigkeit beeinflussen, als Gradmesser der wechselnden Bodenfeuchtig- keit zu benutzen. Da nun aus den Milzbranddistricten Oberbayerns keine Beobachtungen über die jährlichen Niederschläge existiren, musste man sich au die von der k. meteorologischen Centralstation zu München gemacliteu Aufzeichnungen halten. Eine nähere Untersuchung und namentlich der Vergleich der Müncliencr Zahlen mit denen in Bad Kreuth — in der Nähe der Milzbranddistricte gelegen — erhobenen, liat ergeben, dass Niederschläge und Temperaturen in München und im Gebirge im Allgemeinen sich nahezu parallel verhalten, dass die Schwan- kungen, auf die es hier hauptsächlich ankommt, fast regelmässig Hand in Hand gehen. Aus einer tabellarischen Zusammenstellung (Tabelle und Curve I. der FKiEDRicH'schen Abhandlung, lief.) der Milzbrandfälle von 1860 bis 1883, wobei vom Jahre 1878 an auch die liinderseucheerkrankungcn berücksichtigt wurden, sowie der jeweiligen Niederschläge Hess sich zu- nächst folgender Schluss ziehen : Beginnt die Summe der Niederschläge eine geringere zu werden, als im Vorjahre, folgt also auf ein nasses Jahr ein weniger nasses oder ein trockenes, so mehren sich sofort die Erkrankungsfälle und die Seuche steigert sich zu einer grösseren oder kleineren Epizootie, vorausgesetzt, dass höhere Temperaturen coincidiren. Wenn bei hoher Temperatur reichliche Niederschläge erfolgen, wie z. B. im Jahre 1867, so kommt es zu keinem Seucheausbruche. — Um die Details der Milzbrand- enzootien sowie die scheinbaren Ausnahmen von jenem Gesetz zu er- klären, erscliien die specielle Untersuchung der Temperaturverhältnisse sowie der Niederschläge in den Monaten (Juni, Juli, August) nothvvendig, in denen der Milzbrand erfahrungsgemäss die meisten Opfer beim Weidevieh fordert. Die Analyse der Temperatur, der Niederschläge und der Milzbrand- erkrankungen in den Jahren 1873 — 75 nach Monaten zusammengestellt (Tabelle und Curve II der FRiEDRicH'schen Abhandlung, lief.) ergab, dass sich die Zahl der Erkrankungen regelmässig steigert, sobald die Summe der Niederschläge von ihrem Hfdiepuiict zu sinken beginnt. Je plötzlicher und von je grösserer Hidie die Niederschlagscurve herunter- geht, desto mächtiger steigt die Milzbrandcurve an, wenn gleiclizeitig entsprechend holie Temperatur herrscht*". ^'*) Den Zusammenhang der genannten Erscheinungen erklärt Friedüicii folgendcrmaassen : Die in Milzbrandiocalitaten, hauptsächlich in den verscharrten Milzbrandcadavcrn sich erhaltenden und neu bildenden Milzbrandkeimc, werden 54 Milzbrandbacillen, (Eine Zusammenstellung der Häufigkeit und des zeitliclien Vor- kommens des Rausclibrandcs in Oberbayern, der mehr als Stall- enzootie auftritt, ergab ebenfalls, dass derselbe durch einen gewissen Grad von Austrocknung des Bodens begünstigt wird. In Bezug auf das Auftreten der Rinderseuohe konnte constatirt werden, dass Niederscliläge meist ein Sinken der Erkrankungsfälle herbeiführten.) Was den vielfach discutirten Einfluss der Fliegen und Bremsen bei der Verbreitung des Milzbrandes betrifft, so ergaben nähere Unter- suchungen, dass die grössten Verluste an Milzbrand in eine Zeit fallen, in der die Zahl dieser Insecten bereits abgenommen liat. — Die Rolle der Regenwürmer als Zwischenträger des Milzbrandgiftes im Sinne Pasteuk's ist nach den vorliegenden Thatsachen nicht auszuschliessen, iu Bezug auf ihre Dignität jedoch nicht genau festzustellen. Aus den vorliegenden Thatsachen ergiebt sich, dass die Entstehung des enzootischen Milzbrandes im Allgemeinen abhängt : 1) von einer bestimmten feuchten oder sumpfigen Beschaffenheit des Bodens 5 2) von einer Infection des Bodens durch Milzbrandgift; 3) von einem Sinken der Bodenfeuchtigkeit; 4) von einer gewissen Höhe der Temperatur. Da das Sinken und Steigen der Bodenfeuchtigkeit wesentlich von den Niederschlägen abhängt, so lässt sich die Entstehung einer Milzbrand- euzootie auf Grund meteorologischer Beobachtungen (Feststellung der Schwankungen der Bodenfeuchtigkeit, der Lufttemperatur) bis zu einem gewissen Grade vorausbestimmen. Im Uebrigen werden prophylaktisch die Trockenlegung der gefährlichen Weiden durch Drainage, Vermei- dung der Bodeninfection durch geeignete und gründliche Beseitigung der Milzbrandcadaver und ihrer Abgänge immer die Hauptrolle spielen, wenn man darauf ausgeht, die Seuche zum Verschwinden zu bringen. Durch die vorliegenden Untersuchungen ist jedenfalls der Beweis erbracht, dass der Wechsel der Bodenfeuchtigkeit b e i m M i 1 z- brand (und bei d er R iud er seuche) genau dieselbe Rolle spielt, wie bei Typhus und Cholera." von der Bodenfcnclitigkcit in den tieferen Schichten des Bodens fixirt. Bei Abnahme der Bodenfeuchtigkeit, in Folge mangelnder Niederschlage oder grosser Hitze, werden die Keime durch Austrocknung des Bodens in die Lage versetzt, durch den Strom der Grundluf't nach oben befördert zu werden. Die scheinbar widersprechende Tliatsache, dass die Milzbrandcurve nach Gewitterregen meist eine plötzliclie Erhebung zeigt, interpretirt Fiukdrich so, dass dnrch rasche Verdunstung des Gewitterregens eine stärkere Strömung der Grandluft bewirkt werde oder dass die durch die vorausgegangene Trockenheit fest gewordenen obersten Bodenschichten durch die niederfallenden Regengüsse gelockert und damit für die (iruudhift ]ierraeabel gemacht wurden. Der Eintritt kühlerer Witterung uiul länger anhaltender Regen hebt jede Milzbrandseuclie auf, weil die Keime derselben in die Tiefe zurückgeschwemmt und daselbst durch die Feuchtigkeit festgehalten würden. MilzIir:iii(lli;icill(,Mi. 55 Kitt (50) crörtiTt im Aiischliiss ;in Bollinüek's soeben wiecler- j?egebciic Mittlieiluiif;en einen Tlicil seiner eigenen denselben (!egen- stancl betreuenden lungeren Untersuelningen , die ihn zu Resnltnten geführt haben, welche der von BouaNOKu und Fkikdhuh bekiimijftcii Anschauung Kocu's, wonach die Bildung der Dauerformen des Milz- brandgiftes weniger in der Tiefe des Bodens, in der Substanz der da- selbst verscharrten Milzbrandcadaver, als vielmehr an der Erdo b er- flüche, im Substrate der bacillenhaltigen Abgänge der milzbrand- kranken resp. seeirten Tliiere vor sich gehe, von Neuem zu stützen geeignet sind. Nach Kitt's Beobachtungen und Experimenten sind es nämlich die von milzbrandkranken Kindern stammenden Fäcalien, welche am meisten für die Weiterverbreitung und Erhaltung des Milz- braudvirus in Betracht kommen, eine Ansicht, welche schon früher Feseu nachdrücklich geäussert hatte. Auf sterilisirtera alkalischen Kinderkoth, der mit ^Nlilzbrandblut, also bloss baeillenhaltigem Mate- riale, bestrichen wurde gediehen, wenn auch nicht regelmässig, die Bacillen zu sporentragenden Fäden ; üppigere Culturen lieferte Kuhkotli, der vor dem Sterilisiren schon reichlich mit Blut beschmiert und ver- mengt war (bei 25 " C. in 2 Tagen Sporeiibildung, bei Zimmertemperatur in 3 bis 6 Tagen) ; selbst frischer nicht sterilisirter liinderkoth, mit Milzbrandblut bestrichen und unter feuchter Glocke gehalten, Hess Ent- wicklung von anfangs isolirten Milzbrandcolonien aufkommen. Dass es sich hierbei wirklich um Sporen von ^lilzbrand- und nicht etwa von anderen ähnlich geformten Bacillen handelte, wurde dadurch bewiesen, dass die Verfütterung solchen Kothes typischen üarmmilzbrand zur Folge hatte. Hierdurch ist die Fälligkeit des Milzbrandvirus, sich in bluthaltigen Abgängen milzbrandkranker Thiere, welche der spontane Milzbrand in reichlichster Menge, auf Grund der so häufigen hämorrha- gischen Anthrax-Enteritis, liefert, weiterzuentwickeln und Dauerformen zu bilden, direct erwiesen. Kitt weist darauf hin, dass gerade in den in Bayern als stationäre Milzbrandheerde bekannten Alpeugegenden so gut wie gar nichts für die Fortschaffung resp. Ausbreitung der Rinds- fäcalien gethan wird. Die Zerstreuung der letzteren durch Regengüsse etc. wird in diesen Territorien durch üebertragung der in den Koth- massen producirten Milzbrandsporen auf Futterpflanzen die Krankheit ibrterhalten und verbreiten müssen. Kitt (55) betont zunächst, unter Bezugnahme auf frühere Angaben von ScHRAKAiVip*', wclchcr Milzbrandbacillen in Quarzsand, Kies und Gartenerde, denen als Nährstoffe Kocii'sche Gelatine, Blut, Ileuinfus, Harn beigemengt waren, gezüchtet hatte, dass es nicht gelingt, in purem *') Zur Aetiologie des Milzbrandes (Archiv für Hygiene, 1884, Heft 13). Ref. 56 Milzbrandbacillen. alkalischen Rinder- ^^, Schaf- oder Pferdeharn Milzbrandpilze zu cultiviren, auch niclit in ganz verdünntem, schwach alkalischen, selbst neutralen, trotz wiederholter Aussaat von Reincuituren (während bekanntlich in neutralem oder alkalischem Menschenharn die Milzbrandbacillen trefflich gedeihen). Der Grund für dies merkwürdigeVerhalten liege vielleicht, nach Pkttenkofer, in der Abwesenheit pliosphorsaurer Salze im Pflanzen- fresserharne. Nur bei Zumischung von Blut (wie sie bei Schafen in Folge hämorrhagischer parenchymatöser Nephritis fast stets stattfindet) würde in den erstgenannten Harnarten Entwicklung von Milzbrandbacillen zu Stande kommen können. Weiterhin hat Kitt die schon von R. Koch festgestellte Thatsache, dass sich die mit der Nahrung aufgenommenen und in den Darmkanal gelangenden Milzbrandsporen in letzterem zu Stäbchen und Fäden entwickeln in interessanter Weise bestätigt, indem er nachwies, dass in mit Wasser versetzten sterilisirtem Dünndarm- inhalt "••' ein höchst ergiebiges Wachsthum der ausgesäten Milzbrand- bacillen stattfindet; da in diesen Culturen auch massenhafte Sporen- ueubildung eintrat, so hält es Kitt hierdurch für sehr wahrscheinlich gemacht, dass die verschluckten Milzbraudsporen im Dünndarm nicht nur zu Bacillen, sondern auch zu sporentragenden Fäden auswachsen, mithin also die Abgänge milzbrandkranker Thiere schon von vorn- herein die Dauerformen des Milzbrandgiftes enthalten würden, eine Möglichkeit, die Koch schon erwogen und befürwortet hatte. Schliesslich belegt Kitt das von Koch, Gaffky und Löffler constatirte Factum, dass gegen den künstlichen Fütterungsmilzbrand die verschiedeneu Thierspecies ungleich empfänglich, resp. einzelne immun sind, durch weitere Beobachtungen, indem er zeigte, dass ein Hund und ein Schwein die Fütterung mit kolossalen Mengen von Milzbrandsporen ohne Schaden vertrugen. Der Grund hierfür liegt nach Kitt möglicherweise einestheils in der stark saueren Reaction des Magensaftes und der massig saueren des Dünndarmiuhaltes, wodurch die Auskeimung der Sporen gehemmt, anderentheils in der relativen Kürze des Darmkanales der genannten Thiergattungen , welche eine raschere Entleerung der eingeführten Sporen begünstigen möge. Chaiiveaii's (11) Verfahren der Abschwächung der Milzbrand- bacillen besteht in der Cultivirung derselben bei 38 bis 39 "^ C, unter gleichzeitigem Druck von S'^*™- Auf diesem Wege gewann Chauveau ein Vaccin, welches Meerschweinchen tödtete, für Schafe, Rinder, Pferde aber nahezu unwirksam war. Schon eine einmalige Impfung mit diesem 48) Kitt erwähnt, dass, wie er nach Drucklegung des I. Abschnittes seiner Arbeit ersehen, bezüglich des Rinderharns schon vor ihm Rivui.ta die gleiche Entdeckung gemacht habe. Ref. ••") In ebenso behandeltem Grimmdarminhahe und Koth konnte dagegen eine Fortpflanzung der überti'agencn Bacillen nicht sicher festgestellt werden. Milzbrandbacillen. 57 Vaccin (beim Ilammcl 1 Tropfen, beim IMcrtle oder liiiule 1 bis 2 Tropfen) genügt zur Erzeugung einer (12 Monate autlauernden) Immunität gegen Inoeulatiou eines stäriceron Virus resp. gegen die iSpontaninlcetion.^" Die abgeschwäcliten Culturen sind nocli melirere Monate nach ihrer Herstellung wirksam und brauchbar uml bewahrten ihre Eigenschaften auch, wenn sie nach der Mitigirung bei freier Luft und unter Anwen- dung verschiedener Culturverfahren bis zur '3. bis 7. Generation fortge- pflanzt wurden. Chauveau ist demnach geneigt, seinem abgeschwächten Milzbrand die Constanz einer neuen Art zuzuschreiben , welciic sich zum virulentem Milzbrand etwa verhalte, wie Varicellen zu Variola. (Wenn sich diese Angaben Chauveau's bestätigen, so dürfte durch vorliegende Untersuchungen allerdings ein auch in practischer Hinsicht bedeutsamer Fortschritt auf dem Gebiete der Milzbrandschutzimpfung gewonnen sein. Kef.) Hess (47) berichtet über die Resultate von Milzbrandschutzimpfun- gen, welche im Canton Bern oiach der eben besprochenen Methode Chauveau's vom Verf. in Verbindung mit Kaupmann (Repetitor an der Lyoner Thierarzncischule) vorgenommen wurden. Geimpft wurden im Ganzen 60 Stück Rindvieh, darunter 15 unter einem Jahre. Nach massigen fieberhaften Störungen war am sechsten Tage das Befinden der Impflinge wieder ganz normal 5'. Von den geimpften Thieren erkrankte im Laufe des Jahres keines au spontanem Milzbrand. Da jedoch Controlimpfungen nicht gemacht wurden und ausserdem angegeben wird, dass in der nämlichen Zeit auch unter den nicht geimpften Thieren kein weiterer Milzbrandfall vorgekommen sei, so erscheinen die Berner Beobachtungen nicht geeignet, uns ein Urtheil über den practischen Werth der CHAuvEAu'schen Milzbrandschutzimpfung zu gewähren. (Ref.) Koubassoft" (6U) stellt die Resultate seiner Untersuchungen selbst in folgenden Sätzen zusammen : 1) Die Milzbrandbacillen gehen stets von der Mutter auf den Foetus über. 2) Je grösser die Zeitdauer ist, welche von dem Momente der Inoculation des Muttcrthieres bis zu dessen Tode verfliesst, um so zahlreicher sind die im Foetus vorhandenen Bacillen. 3) Je virulenter die dem Mutterthiere eingespritzte Cultur ist, um so mehr Bacillen gehen über. 4) Pathologische Veränderungen der Eihäute, der Placcnta, und des Foetus selbst verhindern den Ueber- '">) Verf. giebt an, dass in Arles (Provence), woselbst in einer Hammel- hccrde von 1800 Thieren wöchentlich 4 bis G Stück an Milzbrand eingingen, die Seuche 8 Tage nach der Präventivimi)fung vollständig erlosch; auch auf die Ijcrner Versuche (vergl. das folgende Referat, Ref.) bezieht er sich zur Stütze obiger Annahme. ■'') Ein Thier starb allerdings am fünften Tage nach der Imi)fung am Milzbrand; doch nimmt Verf., freilich ohne genügenden IJcwcis, an, es sei dies sporadischer und niclit Im pf-Milzl)rand gewesen. Verf. 58 Milzbrandbacillen. gaug. 5) Die Inocuhition des weiblichen Tbieres mit einem einiger- maassen kräftigen Vaccin tödtet, ohne den Tod des ersteren zur Folge zu haben, die Foeten derselben. 6) Desgleichen bewirkt die nochmalige Inoculation des bereits einmal vaccinirten Mutterthieres mit einer virulenten Milzbrandcultnr den Tod der meisten Foeten des- selben; diejenigen, welche von ihnen überleben, sterben ebenfalls, wenn sie nach der Geburt mit einer virulenten Cultur iuficirt werden, woraus hervorgeht, dass die Foeten durch die Impfung von der Mutter her nicht genügend vacciuirt sind. Dass es sich bei dem Uebergaug von Milzbrandbacillen durch die Placenta nicht, wie einige Autoreu, welche das Factum nicht zu cou- statiren vermochten, gemeint haben, um eine postmortale Erscheinung handelt, erweist Verf. erstens dadurch, dass die Bacillen auch in lebend zur Welt gekommeneu Foeten von ihm aufgefunden wurden und zweitens durch Versuche, welche zeigen, dass virulente Milzbrand- bacillen, 1 0 d t e n Foeten inoculirt, nicht in das Blut und in die inneren Organe eindringen, selbst wenn die Foeten nach der Impfung 24 Stunden bei einer Temperatur von 30'^ C. und dann noch 15 bis 72 Stunden bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Philij)OWicz (89) fand bei seinen unter Weichselbaum' s Leitung ausgeführten Untersuchungen, dass bei milzbraudigen Mäusen und Meer- schweinchen die Milzbrandbacillen meist in sehr beträchtlicher Anzahl in den Harn übergehen, indem sie daselbst schon ohne Anwendung des Cultur- oder Impfverfahrens allein durch die mikroskopische Unter- suchung reichlich nachzuweisen sind. Den gleichen Befund, wie für die Milzbrandbacillen, erhob der Verf. auch für die Tub er kel- und Rotz- bacilleu (bei menschlicher allgemeiner Miliartuberkulose ohne Vor- handensein ulcerirter Tuberkelheerde im Bereiche des Urogeuital- apparates, beim menschlichen und experimentellen Rotz ^-), doch waren hier die Individuen der beiden genannten Pilzarteu im Harne oft so spärlich vertreten, dass erst der Cultur- resp. Impf-Versucli ihre Gegen- wart aufdeckte ^'. Neiicki (80) verschaffte sich durch Reincultur von Milzbrand- bacillen in Kolben auf KüCH'scher Nährgelatine grössere Mengen (einige Gramm) von am Boden sich absetzenden Milzbraudbacillensporen. Bei der chemischen Untersuchung stellte sich heraus, dass letztere, im Gegensatz zu den Fäulnissbacillcn (Nencki und Schaffee), kein oder nur Spuren von Mykoprotein enthalten, sondern dass die Hauptmeuge •'^) Vergl. spater Weuiiski.haim's Mittlicilung: Zur Aetiologic der Rotz- kranklieit des Menschen, p. 93 d. Ber. Ref. ■■'■') Dass Wkkii!^f,i,haitm auch den Streptokokkus pyogcnes in Fällen von Endocarditis ulcerosa im Harne nachweisen konnte ist auf p. 30 dieses Be- richtes erwähnt worden. Ref. MilzliraiKlliacillcii. 59 der Proteinsubstaiiz in den Aiitluuxsijorcn von eiiicin eigentliümlicheu Eiweisskörper gobiUlet wird, der in seinem chemischen Verlialten einer- seits mit dem riiunzencasein, andererseits mit den thicrischen Schleim- stoflfen Aehnlichkeit besitzt. Der Eiweisskörper ist in verdünntem Al- kalien leicht löslich, dagegen in Wasser, Essigsäure, verdünnter Salz- säure ganz unlöslich. Ebenso wie das Mykoprotei'n fand Nkncki das Antliraxprotein schwefelfrei. Lösliche giftige Substanzen fand Nkncki in den Milzbrandcnlturdüssigkeiten niclit ^*. C'hi'ookshiiiik (12) theilt mit, dass er gelegentlich seines Arbeitens (im Labi»raturium Juhne's in Dresden) über subcutane Inoculation mit Erde bei Mäusen in einem Falle eine Infection mit Milzbrand erzielt habe. Nachforschungen ergaben, dass die betreffende Erde einem Winkel entnommen war, welcher I)is vor neun Jahren als Begräbnissplatz für die an Milzbrand gefallenen Thiere gedient hatte. IJuclmer (6) vindicirt sich, unter Bezugnahme auf eine Arbeit von A. PuAZMuwsKi (Biol. Centralbl. 1884, No. 13), welcher in seinen, zum Zwecke der Nachprüfung der bekannten Versuche Buchnek's über die Umwandlungsfähigkeit der Milzbrandbacillen in Ileubacillen ange- stellten, Culturen eine Bacterie erhalten hat, die er (Pi<.) für eine nicht pathogene Form der Milzbrandbacillen und für identisch mit Buchnek's „Mittelform der Ileubacterie" zu halten geneigt ist, gegenüber Pasteuk und Kucii die Priorität der Entdeckung der Uebergangsfähigkeit der virulenten Milzbrandbacillen in eine morphologisch identische, aber der pathogenen Eigenschaften beraubte Spaltpilzart •'^. Kitt (o-i) liefert eine vergleichende experimentelle Untersuchung des „Rauschbrandes", ,Charbon symptomatique' der Franzosen (eine dem Milzbrand ähnliche, aber namentlich durch Bollixgee's und Feser's Arbeiten als eine von ihm specifisch verschiedene lufectionskrankheit erkannte Affection) mit dem durch Koch Und Gaffky's Forschungen allgemein bekannt gewordenen „malignen Oedem". Beide Krankheiten ■'*) Es ist dies, von sehr competenter Seite constatirte, Factum von be- sonderer Wiclitijrkeit in liezug auf die vielfach aufgestellte Hypothese, wonach die Milzbi-aiulbacillcn ein Gift absondern rcsp. durch ihren Stoft'wechsejproccss in den Nährsubstraten erzeugen sollen, welchem die schädlichen Wirkungen der Milzbrandinfcction wcsenllich zuzuschreiben wären. Ref. '"•■') Es darf hierbei, ganz abgesehen davon, dass Pk.vzmuwskTs obiges Ver- suchsresultat noch der Bestätigung bedarf, nicht unerwähnt bleiben, dass — Bi.LiiNKu erwähnt dies am Schlüsse seiner ^litthoüung als eine „secundäre Frage" nur tüichtig — Püazmowski so durchgreifende und constante Unter- schiede in der Sporenauskeimung bei den Milzbrandbacillen einerseits, den Heul)acillcn andererseits in semer von Br( hnkh citirten Arbeit nachgewiesen hat, dass danach „von einer genetischen Zusammengehörigkeit der Milzbrand- und Heubacillen, wie sie von Bhiinkh als durcli seine Versuche erwiesen an- genommen wird, nicht die Rede sein könne". Ref. 60 Kauschbrandbacillen. gleichen einander nacli Kitt in den klinischen und pathologisch-anato- mischen Erscheinungen derartig, dass eine makroskopische Unter- suchung derselben wohl unmöglich sein dürfte; beim spontanen und künstlichen Rauschbrand sowohl, als beim malignen Oedem, (letzteres von Kitt auf dem Wege erzeugt, dass er, durch Verimpfuug von Erde auf eine Anzahl weisser Mäuse und Weiterimpfung von diesen auf Mäuse und Meerschweinchen gewonnene, Reinculturen von KocH'schen Oedembacillen [vibrions septiques Pasteub's] in das Uuterhautgewebe ^^ verschiedener Thierarteu^^ ['^iege, Kaninchen, Meerschweinchen, Schaf, Hund, Tauben, Hühner] übertrug,) findet sich eine starke, em2)hysematös- ödematöse Schwellung des Unterhautbindegewebes an der Impfstelle und in oft weitester Entfernung davon, die darunterliegende Musculatur brüchigweich, wie durchlöchert, theils gelbsulzig, theils schmutzigbraun verfärbt, von blutig-serös-schaumiger Flüssigkeit durchtränkt, die inneren Organe grösstentheils makroskopisch normal, nur die Lungen häufig stark ödematös, der Darm zuweilen stark hyperämisch und mit blutigem Inhalte erfüllt. Trotz dieser Uebereiustimmung in dem makroskopischen Krankheitsbilde und unverkennbarer Aehnlichkeiten der beiderseitigen Krankheitserreger, der Oedembacillen einerseits, der Rauschbrand- bacillen andererseits, hält Kitt Rauschbrand und malignes Oedem für specifisch differente Processe und zwar stützt er sich hierbei auf fol- gende Momente: 1) sind die KocH'schen Oedembacillen fast überall in den obersten Erdschichten verbreitet, während das Rauschbrandvirus nur an ganz bestimmte Oertlichkeiten gebunden zu sein scheint. 2) So- viel bekannt, verläuft der Rauschbrand, der natürliche sowohl als der künstliche, stets lethal, während das maligne Oedem, selbst in schweren Fällen heilen kann. 3) Die Oedembacillen wachsen in der Lunge ver- schiedener Versuchsthiere und regelmässig auch in der subcutanen Ocdemflüssigkeit der Meerschweinchen zu langen gebogeneu Fäden aus, während die (bereits von Feser treffend beschriebenen) Rauschbrand- bacillen sich stets in Form kurzer (O'OOlö — 0*006 mm) gerader, steifer Stäbchen mit endständiger Sporenbildung darstellen. Einen ganz ■"') Die Uebertragung des Virus auf rein cutane Wunden genügt nicht, Rauschbrand oder malignes Oedem hervorzurufen, durch welches Moment schon allein ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal beider Krankheitsprocesse vom Milzbrand gegeben ist. Ref. ■•') Alle obengenannten Thierspecies (also auch Vögel, welche bekanntUch gegen Milzbrand Immuiütät besitzen) sind für das maligne Oedem empfänglich, in besonders liohem Grade, wie es scheint che Meerschweinchen, Carnivoren weniger als PHauzcnfresser. Je nach den eingeführten Oedembacillen verläuft die Krankheit entweder schnell tödtlich oder kann nach leichterer oder schwerer Erkrankung in Genesung übergehen. Die Oedcinl)acillcn gehen, zum Unter- schied von den Milzl)randbacillcn, nicht in das Blut des lebenden Thieres über, Ransclibrandbarillcn. 61 sicheren Aufsclilnss über Identitüt oder JN'Klitidciititiit wird er.st die Reincultur der Raiischbrandbaci 1 Icii und die Vcrgleicliung der ninrpliologischcn und biologisclion Details derselben mit denen der ]\eincnl(uren der Oedenil)aciIl('n f?oben können. Himiliolsstoss fl'.') boslätij^t durch eine cinschliip^if^e licobachtunp^ die Ansiclit Fkskr's, wonach die IiauschbraiKlbacillcn auch als l'rsache schwerer septischer Metritis bei Kühen auftreten können. Strebt»! (100) publicirt das Ergcbniss der von ilnn nach dem Verfahren Ahloino, Cornkvin und Tiiomas, den Entdeckern der liausch- brandschntzimpfiing, (welches, vom Verf. genau beschrieben, im Princip auf Abscliwächung des Infectionsstoffes durch Erhit/. ung [auf 85 bis 100" C] beruht), im Jahre 1884 ausgeführten Präventivimpfungen. Als Im])fstclle wurde das Eiidtheil des Schweifes gewählt und die Im- pfung zunäclist mit einem schwächeren, nacli 9 bis 14 Tagen mit einem stärkeren Vaccin vorgenommen. Nachtheilige Folgen der Impfung traten nur selir selten auf und waren an sicli unerlieblich. Als geeignetste Jalireszeit wird das gemässigte warme Frühjahr, als vortheillmltestes Alter der Impflinge das vom 5. Monat bis zum 2. Jahre empfohlen. 2199 Stück Rindvieh wurden nach diesem Verfahren während des ge- nannten Jahres in sieben Cantouen geimpft. Von 1810 Impflingen, welche auf zum grossen Theil sehr gefiihrlichen Weiden gesommert wurden, starben nur zwei Stück an Rauschbrand, das eine 2, das andere 4 Monate nach der Impfung; es gehörten die gestorbenen Thiere zu 908 Impflingen, welche neben circa 1650 nicht geimpften auf circa 24 inficirten Alpen sömmerten; von ersteren starben 0*22 %, von letzteren 6-1 o/o = 22mal mehr am Rauschbrande. (Der Erfolg der Schutzimpfung war also anscheinend ein ausserordentlich günstiger, doch liegt es in der Natur der Sache, dass weitere Erfahrungen abgewartet werden müssen, ehe ein definitives I'rtlieil über die Dignität des in Rede stehenden Verfallrens zu begründen ist; auch hier scheint, ebenso wie bei den oben besprochenen Schweizer Milzbrand -Präventivimpfungen ver- säumt worden zu sein, die etwa erlangte Immunität der Imi)flinge zu- nächst durch deren Resistenz gegen Controlimpfung mit dem unabge- schwächten Rauschbrandvirns zu erweisen. Ref.) \V. und R. Hesse (48) haben die bereits von Gaffky mit Erfolg ausgeführten Züchtungsversuche der l'acillen des malignen Oedems wieder aufgenommen, in dem Bestreben, die von den Thatsachen, z. B. der langdauernden Infectiosität des Iladerstaubes ^'^, geforderte Dauer- form des genannten Bacillus aufzufinden. Da die Eigenschaften des ^'') Mäuse, welchen in einer über der Schwanzwurzel angelegten Ilaiit- tascbe zwei Jahre alter Iladerstanh eingel)racbt wurde, starben regelmässig in 1 bis 2 Tagen an malignem Oedem. 02 Bacillen des malignen Oedems. Bacillus, bei Luftzutritt und bei üebertragung von nur wenigen Exem- plaren gar nicht oder nur kümmerlich zu wachsen, die Vornahme des gewöhnlichen Stich- oder Plattenculturverfahrens nicht geeignet er scheinen Hessen, entnahmen die Verff. nach bestimmter, im Original nachzulesender Präparation der an malignem Oedem verendeten Mäuse mit geglühter krummer Scheere kleine Gewebsstücke aus der Subcutis und versenkten diese mit der Platinnadel in Iprocentiges Nähr- Agar- Agar oder öprocentige Nährgelatine. In den in den Brutofen gestellten Agarröhrchen entwickelte sich schon nach wenigen Stunden eine deut- liche von den Glewebsstückchen ausgehende, vorwiegend längs des Ein- führungskanales sich ausbreitende, die Oberfläche durchaus freilassende Trübung, welche, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, durch eine reichliche Neubildung von Oedembacillen bedingt war. Die Trü- bung dehnte sich schon im Laufe des ersten Tages unter gleichzeitiger Gasblasenbildung und partieller Verflüssigung über einen grossen Theil des Agars aus, und schon nach 24 Stunden sind in dieser Trübung neben den neugebildeten Bacillen zahlreiche Formen zu entdecken, welche alle Entwicklungsstufen von dem Bacillus bis zur freien Spore darstellend^. Li den nächsten Tagen schreiten alle die beschriebenen Vorgänge fort; die ausgeschiedene, durch Bacillen und Sporen getrübte Flüssigkeit senkt sich meist zu Boden, die Trübung des Agar (die niemals eine sehr intensive wird) nimmt nach und nach wieder ab und man findet jetzt gar keine oder nur noch vereinzelte gut gefärbte Bacillen vor , sondern nur freie Sporen in grosser Menge. Bei gewöhnlicher Zimmertemperatur geht sowohl die Vermeh- rung der Bacillen als auch die Sporenbildung weit langsamer vor sich. Gelatinecul tur e n lassen erst nach einigen Tagen einen weissen Hof um das eingebrachte Gewebsstück erkennen. Dieser Hof erweitert sich gleichmässig nach allen Seiten und erscheint aussen wie mit feinen Haaren besetzt. Dabei verflüssigt sich die Gelatine im Centrum der Kugel ; die Flüssigkeit klärt sich unter Beibehaltung der gelben Farbe der Gelatine dadurch vollkommen, dass das Gewebsstück und die Ele- 5'^) Der speciellere Vorgang hierbei ist der. dass gcwölnüicli der einzelne Bacillus, seltener ein Theil — und dann in der Regel das eine oder andere Ende - auffallend stark anschwillt, ci- oder si)indelförüiig wird und oft die grösstc Aehnlichkeit mit IlctezcUen erlangt. In diesem Zustande färbt sich der Bacillus intensiv mit Rubin. Bald darauf erscheint der dickste centrale Theil dos Gebildes ungefärbt, bis schliesslich innerhalb einer luu- schwach oder gar nicht mehr gefärbten IIüllc eine woldcntwickelte farblose Spore kenntlich wird. Schliesslich wird die Spore völlig frei, die Hülle bleibt als blasser Schlauch zurück und schwindet später ganz. Die isnlirte Spore hat eine ei- oder walzen- förmige Gestalt, ist gewöhnlich dicker als der IJacillus nnd erscheint bläulich und stnrk lichMirccliend. \ Racillon dos mftli,2;non Ocdems. 63 inciitc der IJacilk'iivcj^ctiitiun in ihr iiiodcrsiiikeu. Sclilicsslicli bcsUlil der Inhalt des Kengirgluscs ans einer klaren j^elblichen Flüssigkeit, welche von einer unversehrten festen (Jclntinescliidit bedeckt ist und nuf deren Grunde das (Jewehsstück und dessen Producte in Form einer kleinen Wolke liegen. Selir cliarakteristisch ist aucli d;is Vcilmlten des Bacillus in %iir()eentigem, an NährstolTen nrmcii A;;;ir-Agar. Fs bildet sieh im Brütolen binnen wenig Stunden um das Gewebsstüek herum eine helle Kugel, deren OberHiiche als dünner trüber Saum, offenbar die aus- schwärmenden und sich vermehrenden Bacillen repräsentirend, erscheint. Um die Cultnren in Generationen weiter fortzusetzen, bedienten sich die Verff. zur Fntnahme von Theilen der erstereu eines in eine lange Capillare ausgezogenen sterilisirten (jllasröhrchens, welches an seinem dicken Ende mit etwas Watte ausgestopft und mit einem kurzen Gummi- schlanche (zum Ansaugen) versehen war. Bereits in eben verstorbenen Thieren kann man vereinzelte in Sporenbildung begriffene Bacillen antreffen. Bringt man den Leiclinam in Brnttemperatnr , so wird letzterer Vorgang sehr beschleunigt und man kann dann auch im Leichengewebe grosse Massen von Bacillensj)()ren walirnehmen. Die Bacillen des malignen Oedems zeigen unter Umständen sehr lebhafte Eigenbewegung. Die Cultureu behielten beliebig lange (bis zur 15. Generation von Verff. fortgezüchtet) ihre pathogenen Eigen- schaften unverändert bei; Seidenfäden, an denen sporenhaltige Flüssig- keit angetrocknet war , erwiesen sich nach zwei Wochen noch ebenso wirksam, wie in den ersten Tagen. Sterul)erg, (98) bestätigt in der citirten Arbeit die (in Deutsch- land längst gekannte und nunmehr wohl anch allseitig anerkannte Itef.) Thatsache, dass Einführung anorganischer feinkörperlicher Substanzen in den lebenden Organismus im besten Falle darin makroskopisch tuber- keliihnliche Knötchen, niemals aber wirkliche Tuberkel hervorruft. Be- merkenswerth ist, dass der americanische Patholog Formad, welcher bekanntlich noch kürzlich, auf Grund sehr zahlreicher eigner Experimente, die Ansicht vertreten hat, dass man durch Incorporation von Sand- und Glastheilchen Kaninchen sicher und unzweifelhaft tuberkulös machen könne, sich, wie Verf. mittheilt, durch eigenen Augenschein von dem, seinen Angaben direct widersprechenden Ausfall der STERNnEKo'schen Versuche überzeugt hat. Mit der experimentell erwiesenen Thatsache, dass anorganische Körperchen selbst bei massenhaftester Einwirkung auf das lebende Gewebe unfähig sind, in diesem Tuberkulose zu pro- dnciren, stimmen nun auch die Befunde überein, die Dr. James Reeves in Betreff der Natur der vielbesprochenen „Nailer's Comsumption" (Naglerschwindsucht) erhoben hat und über welche er in einem an S'nn^NHERfi gerichteten und von k GiACüMi-GoTTSTKi.N'schen Verfahrens constatirte er die Listoaki kn'scIicii Bacillen gleich auf den ersten Schnitten einer (sehr frischen) syphilitischen Iiiitialskle- rosc. währender sie nach der Litstoauten 'sehen Methode in mehreren luetischen Produeten vergeblich gesucht hatte. Ref. Baumgarten's Jahresbericht. I. 7 Ö8 Sypliilisbacillen und Smegmabacillen. 2 procentige Oxalsäure; eine zweistündige Tiuction in warmer Lösung halten sie für ausreichend; Doppelfärbungen erzielen sie durch Eosin, Pikrocarmin, Safranin. de Giacomi's Methode verwertheu sie mit Er- folg, wenn sie das Eisencblorid stark ansäuern. Gegen Lustgarten behaupten sie, dass dessen Syphilisbacillus der Entfärbung durch Säuren (33 procentige Salpetersäure, concentrirte Salz- uud Schwefelsäiu'e) einen ebenso grossen Widerstand entgegensetze, wie der Tuberkelbacillus. Allerdings bleibt nach Verff. zwischen beiden Bacillusarten d e r (ge- nügend durchgreifende, Ref.) Unterschied bestehen, dass der Lustgarten- sche Syphilisbacillus nach der Säurebehandlung durch Alkohol sofort entfärbt wird; man muss deshalb die Säure bei ersterem mit Wasser abspülen, um ihn gefärbt zu behalten. Doiitrelepout (20) ergänzt zunächst seine oben referirten Beob- achtungen über Syphilisbacillen *""* und führt als neu an, dass sich Bacillen von gleichem tinctoriellen Verhalten, wie sie in den Geweben syphilitischer Producte von ihm gefunden wurden, in syphilitischen Secreten mittels seines bez. Färbungsverfahrens nicht nachweisen lassen. Auch die „Smegmabacillen" von Alvarez uud Ta^-el konnte er mit seiner Methode nicht darstellen, obwohl auch er, die Befunde der genannten Autoren insoweit bestätigend, bei Anwendung des Lust- GARTEN'scheu Verfahrens im Smegma gesunder Menschen Bacillen von demselben Aussehen wie die LusTGARTEN'schen Syphilisbacillen zu färben vermochte. Klemperer (59) war ebensowenig wie Alvarez und Tavel im Stande, mittels des LusTGARTEN'schen Verfahrens Bacillen in Schnitt- präparaten syphilitischer Gewebe aufzufinden. Dagegen gelang es ihm, gleichfalls in Uebereinstimmung mit den genannten Autoren, an der Hand des gleichen Verfahrens sowohl in syphilitischen Secreten, als auch im gewöhnlichen Smegma präputiale resp. vulvare stets reich- lich Bacillen von dem Formverhalten der LusTGARTEN'schen zu tingiren. Trotzdem behauptet er nicht die Identität dieser Smegmabacillen mit den LusTGARTEN'schen Syphilisbacillen, sondern macht im Gegentheil auf folgende Unterschiede zwischen beiden aufmerksam. Die Lustgarten- schen Syphilisbacillen halten die Färbung der Alkoholeinwirkung gegen- über sehr viel länger fest als die Smegmabacillen , welche sich fast momentan im Alkohol entfärben; dagegen verlieren erstere ihre Farbe in Säuren, speciell in Schwefelsäure sehr schnell, während die Tinction der letzteren in Säuren recht durabel ist "•"; schliesslich sind die "'^) Auch im Blute Syphilitischer fand DoiTTiiET^EroNT die von ilim be- schriebenen Bacillen. Ref. 1""') Auf diese Differenzen haben auch schon Liciitiieim und Ninssr.i!, in der Discussion zu Doiitj!ei.epont's bezw. Vortrag (s. oben), auf der Strass- Sji)lulisl)acillcn und Smcgmabacillcn. 99 Sniegniabacillen im Gegensatz zu Lustoautkn's Syphilisbacillen nach der Doutrelepont' sehen Metliode nicht kenntlich zu machen (vergl. oben , Ref.) — Ref. fugt hinzu, dass erstens in der Sitzung des Vereins für innere Medicin, in welclier Ki,empkrkk obige Resultate vorlegte, Köbner im Anschluss liieran die Mittlieilung niaohte, dass auch er, trotz sehr zahlreicher Untorsuchungen syphilitischer Gewebe und Secrete, mit alleiniger Ausnahme der G e n i ta 1 secretc, die Lustgarten- schen Bacillen )»iemals gefunden habe. Gegen die Identität der letzteren mit dem specifischen Virus syphiliticum spräche besonders der von Fixger in der bez. Discussion auf der Strassburger Naturforscher- Versammlung hervorgehobene Umstand, dass die Inoculation von Gummasubstanz, welche doch die LiSTOAETEN'schen Bacillen ebenüills enthalten solle, auch bei zuvor nie luetisch inficirten Menschen keine Syphilis erzeuge. Ferner verlas Gerhardt in einer späteren Sitzung desselben Vereins (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 48 p. 837) eine Darlegung von Dr. Matterstock, der bei seinen höchst zahlreichen Explorationen luetischer Gewebsformationen und Secrete die Lust- GARTEx'schen Bacillen nach des Entdeckers Methode regelmässig finden konnte ; sogar in einem Falle von Syphilis cutanea pustulosa wurden in dem Eiter der llautpusteln diese Bacillen nachgewiesen. Aber auch die Befunde von Alvarez und Tavel wurden von ihm bestätigt, so dass er, da er seinerseits Unterscheidungsmerkmale zwischen Lustgarten's Syphilis- bacillen und den französischen Smegmabacillen nicht statuiren konnte, die diagnostische V erwert hung der LusTGARTEN'schen Methode zunächst für unmöglich hält, wenn er auch die ätiologische Bedeutung des LusTGARTEx'schen Bacillus dadurch nicht für erschüttert ansieht. In etwa gleicher Weise wie Matteestock sprach sich schliesslich C. Weigert in einem von Leyden (Sitzung d. Vereins f. innere Medicin vom 7. December 1885 [Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 51 p. 885]) verlesenen Briefe aus; dass Lustgarten's Syphilisbacillen trotz des einstweiligen Mangels einer absolut charakteristischen Farben- reaction die Ursache der Syphilis sind, erachtet Weigert für z w e i f e 1 1 o s • Finger's und Korxer's Einwand, „dass der Gummiknoten, weil von ilun aus keine Syphilis durch Impfung zu erzeugen ist, auch das ätiologische Agens, das ihn ja erzeugte, nicht enthalten sollte, sei natürlich nicht erst zu besprechen resp. zu widerlegen". Für Syphilis-Untersuchungen sei in erster Linie grosse Uebung und noch viel grössere Geduld nöthig. Disse und Taguchi (18) geben an, im Blute syphilitischer Indi- viduen, theils durch mikroskopische Untersuchung (GitAM'sche Methode), theils durcli das KocH'sche Culturverfahren sporenbildende Bacillen burger Versammlung Deutscher Naturforscher iiml Aorzto hingewiesen (Tagebl. dieser Versamml. p. 445j. Ref. 100 Tyi)husbacillen. (hinsichtlich deren näherer Beschreibung sie auf eine ausführliche Mit- Iheilung in dem Tokio-Daigaku verweisen) gefunden zu haben, durch deren Verimpfung auf Thiere sie bei diesen specifisch-syphilitische Er- ki'ankungen erzeugt haben wollen *°^. Pfeifer (88) gelang es, aus den Stuhlgängen von Typhuskranken die Typhusbacillen auf Kocn'schen Agar-Platten in Reinculturen zu isoliren, was bisher vergeblich versucht worden war^"^. Damit ist der directe Nachweis, dass die Typhusbacillen in reproductionsfähigem Zustand in die Aussenwelt zu gelangen vermögen, geliefert. Fränkel und Simmoiids (34) gelang es in zwölf Fällen von Typhus abdominalis aus den Milzen frischer Leichen mittels des Koch- schen Plattenculturverfahrens Typhusbacilleuculturen mit allen den von Gaffky angegebenen Eigenschaften derselben zu erhalten. Untersuchung des Blutes fiebernder Typhuskranker mit Hilfe des gleichen Ver- fahrens ergab dagegen in allen (sechs) Fällen negatives Resultat. Aus den Stuhlgängen Typhuskranker konnten die VerfF. in 3 von 7 Fällen Typhusbacilleuculturen erhalten, üebertragung von aufge- schwemmten Culturen durch Injection in die Ohrvene von Kaninchen riefen in 15 von 27 Fällen positive Erfolge hervor. Andere Ueber- tragungsmodi waren bei Kaninchen ohne Erfolg, dagegen gingen von 20 grauen Hausmäusen 14, von 3 Meerschweinchen 1 nach Injection in die P eritonäalhöhle zu Grunde. Die mit Erfolg inficirten Thiere überlebten die Injection wenige Stunden bis höchstens drei Tage, Von Krankheitserscheinungen wurden grosse Hinfälligkeit, verminderte oder aufgehobene Fresslust, bei mehreren bis zum Tode andauernde Diarrhöen beobachtet. Bei der Autopsie der spontan verendeten Thiere fanden sich regelmässig : Frische Schwellung der Milz, Schwellung der bisweilen auch hämorrhagisch gefärbten Mesenterialdrüsen, Schwellung der Axel- und Inguiualdrüsen und der PEYER'schen Plaques. Einmal fand sich sogar eine ganz frische Schorfbildung auf den geschwellten Follicular- apparaten der Darmwand. Sowohl durch mikroskopische Untersuchung des frischen Milzsaftes resp. des gehärteten Milzgewebes, als auch be- sonders durch Aussaat des frischen Milzsaftes auf Platten Hessen sich die Typhusbacillen bei den Versuchsthieren nachweisen ^^^, "'f') Gegenüber der Thatsache, dass sich Thiere bisher nach dem übcr- cinstimmciulen Zougniss der besten Untersucher gegen das in menschlichen Syphilisproductcn enthaltene Virus immmi erwiesen haben, erscheinen obige Angaben in einem sehr zweifelhaften Lichte. Auffallen muss es auch, dass die Verff. die „Sporen" ihrer Syphilisbacillen durch die Giusrsche Methode ge- färbt erhalten haben wollen. ' Ref. III7J Vergl. das folgende Referat. Ref. •""') Ohne die positiven Befunde der Autoren damit in Frage zu stellen, wollen wir doch darauf hinweisen, dass es bekanntlich Gaffkv. trotz viel- Typhiisbacillen. Rothlaiitbacillen. lol Hlii'ilier (*J1) berichtet in (»bigcr Arbeit ausführlich über (\'w Kesultate der niikrtiskopischcn Untersuchung zweier Fälle von brandigem (iesichtserysipel bei Typhus. Statt der typisclien ketteubildcnden Erysipel- kdkken fonden sich in diesen beiden Fällen in allen Präparaten der erysipclatösen ITautstellen (ausser kleinsten Kokken und feinen dünnen Stäbchcnbactoricn) Bacillen von meist 1 bis 2 [x Länge und '^ |x Dicke, gelegentlich jedoch auch 4 bis 5 [x Länge bei gleicher Dicke, mit abge- rundeten Enden und centralen sporenähidichen Partien, Bacillen, welche sich im Allgemeinen wenig intensiv färbten. Auf Grund dieser Resul- tate zielit der Verf den Schluss , dass die letzterwähnten Bacillen Typhusbacillcn und dass der erysipclatöse Process in vorliegenden Fällen nicht wie sonst durch die Erysipelkokken, sondern durch die Typliusbacillen ins Leben gerufen worden sei. (Die angegebenen Kriterien genügen jedoch nicht, die vorgefundenen Bacillen auch nur einigermaassen sicher als Typhusbacillcn zu legitimiren; der That- bcstaud der RnEixER'schen Beobachtungen widerlegt nicht die Auf- fassung, dass es sich um accidentelle septische resp. Fänlniss-Bacterien gehandelt habe, welche die ursprünglich vorhandenen specifischen Erysipel- kokken in den der Gangrän verfallenden erysipclatösen Hautbezirken zum Verschwinden brachten. Ref.) Die Arbeiten von Löffler (67), 8chütz (96), Lydtiu und »Schottelius (71) beschäftigen sich mit der Morphologie, Biologie, pathogenen Wirkung und Abschwächung des Rothlanfbacillus. Bekanntlich hatte E. Klein in London den Mikroben des Rothlaufs als einendem Bacterium termo ähnlichen, also ziemlich dicken und plumpen Bacillus , Pasteuh dagegen ihn als Doppelmikrokokkus in Form einer liegenden 8 beschrieben. Die Untersuchungen von Löffler, Schütz und ScHOTTELius (welchem letzteren Löffler's vorangehende Befunde unbekannt waren) zeigen, dass weder E. Klein noch Pasteur den specifischen Rothlaufparasiten sicher gesehen haben, denn derselbe ist nach den übereinstimmenden Schilderungen der genannten Autoren ein sehr feiner Bacillus, der sowohl morphologisch als auch in seinen culturellen Eigenschaften und pathogenen Vorhalten mit dem KocH'scben Mäusesepticämiebacillus eine sehr grosse Aehnlichkeit, wenn auch nicht vollkommene Identität bekundet "'^. Dass Pasteur trotz- scitigster Bemühung nicht gelungen ist, jemals eine typhusähnlichc Erkrankung bei Thicren durch Uebcrtragimg von Typhusbacillcnreinculturen hervorzurufen. Ref. '"") Nach Löffler sind die Culturen des Rothlauf bacillus auf Nährgclatine kräftiger, dichter und deshalb deutlicher hervortretend, als diejenigen des Mäusesepticämiebacillus; auch breiten sie sich nicht so schnell von dem Impf- stiche in die umgebende Gelatinemasse aus. Diese letztere Differenz tritt be- sonders in den ersten Tagen nach der Aussaat klar zu Tage; je älter die Culturen beider Pilze werden, desto mehr ähneln sie demnach einander. Nach 102 Rothlaufbacillen. dem das Rothlaufvirus, d. h. den echten RothlaufbaciUus künstlich ge- züchtet, daran ist nach den von Schütz und von Schottelius ausge- führten Untersuchungen seiner Vaccins, welche den specifischeu Bacillus stets, allerdings — nach Schottelius auch in den zuvor nicht ge- öffneten Röhrchen — gemengt mit kokkenähnlichen Körnchen oder un- zweifelhaften Kokken und Diplokokken, enthalten, nicht zu zweifeln und ebenso fest steht es, sowohl nach den Impfexperimenten von Schütz als ganz besonders nach den in Baden angestellten, in dem Buche von Lydtin und Schottelius eingehend geschilderten Versuchen, dass die für den spontanen Rothlauf empfänglichen Schweinsracen durch präven- tive Impfung mit den PASTEUK'schen Vaccins gegen die absichtliche In- fection mit dem unabgeschwächten Rothlaufgifte, sei es durch Verimpfimg oder durch Verfütterung desselben, immun gemacht werden können. (Der geniale französische Patholog hat also das von ihm zuerst erfolgreich in Angriff genommene Problem der Abschwächung der natürlichen In- fectionsstoffe und der Schutzimpfung mit den künstlich abgechwächten Virusarten auch für die oft so mörderisch auftretende llotlilanfseuche in rein wissenschaftlichem Sinne glücklich gelöst. Ob sein Abschwächungs- verfahren auch bereits practische Verwerthbarkeit besitzt, ist eine andere Frage. Bekanntlich hat Koch diese Frage in Bezug auf Pasteur's Methode der Milzbrand- Schutzimpfung verneint; günstiger lautet in der genannten Beziehung das Urtheil Lydtin's bei der Rothlauf- Impfung, obwohl auch er gewisse Bedenken durchaus nicht zurückhält, vielmehr hervorhebt, dass die Zahl der der Impfung mit dem Vaccin I erlegenen Thiere eine verhältuissmässig hohe (5 % ) ? dass ferner die Impflinge während der Impfkrankheit andere Schweine, wenn auch nur mittelbar, inficiren können, und dass schliesslich der Impfschutz kein absoluter, indem unter den 60 geimpften und der Infection ausge- setzten Versuchsthieren immerhin noch 4 Stück, allerdings geringfügige, Krankheitserscheinungen nach der Infection hätten wahrnehmen lassen, ja dass selbst ein geimpftes Thier, das mit nicht geimpften und am Rothlauf erkrankten Thieren zusammen eingesetzt war, in Folge dessen leichte Rothlauferscheinungen gezeigt habe. Auch verhehlt Lydtin nicht, dass lunsichtlich des eigentlichen cardinalen Punctes, dessen Beantwortung ofl'enbar allein über Nützlichkeit oder Fruchtlosigkeit des Verfahrens für die landwirthschaftliche Praxis entscheiden kann, nämlich hinsichtlich der SfHOTTKi.ius , der ebenfalls die weitgeliencle moriAologische und culturcUe Aehnliclikeit der Rothlaufbacillen mit den Kdcii'scbcn Mäusescpticämiebacillen hervorhebt, ist das Aussehen der Stichculturcn der erstercn vom 6. bis 8. Tage ab am besten mit dem Aussehen einer sogen. Gläserbürste zu vergleichen. Bezüglich der weiteren bacteriologischen , sowie auch der pathologisch-anato- mischen und experimentellen Details muss auf die Originale verwiesen werden. Ref. Bacillen des Rliinoskleroms. 103 Frajjjc, ul) die {^eiiupfteu kSeliweiiic aiicli gegen die zufällige lufection durch Kotlilaufirit't iroscliützt seien, die bisher den Verff. vorliegenden Krtuhruiigen k ei neu Aufschluss zu geben im Stande sind. Immerhin erachten Lydtin und Schottklius die in Baden mit der PASTEUR'schen Seliutzimi)fung erzielten Erfolge für so günstige, um es zu empfehlen, die bez. Versuche das nächste Jalir in noch grösserem Umfang, als dies Mal, zu wiederholen. lief.) Coniil und Alvarez (13 und 14) beschrieben als specifische Mikroorganismen des „Rhino sklero ms" kurze Stäbchen von 2 '/o bis 3 jx Länge und 0,4 bis 0,5 (i Breite, Avelche von einer eigen- thümlichen, regelmässig ovoideu, aus einer harten resistenten kolloiden Substanz gebildeten Kapsel umgeben sind. Nach 24stündiger Färbung der Schnitte in Violett GB, Behandlung mit Jodlösung, Entfärbung in Alkohol und Nelkenöl, oder besser nach 48stündiger Färbung in 2^/0- procentiger Lösung von Violett 6 B und 48stündiger Entfärbung in absolutem Alkohol erscheinen die Bacillen stark blau tingirt, während die Kapsel nur einen leicht bläulichen Farbton angenommen resp. be- halten hat. Zwischen Bacillus und Kapsel liegt häufig ein heller, farb- loser Zwischenraum. Die Bacillen selbst sind bald glatt, homogen, bald in mehrere, besonders intensiv tingirte Körner zerfallen. Meist finden sich die Bacillen zu Häufchen vereinigt in gemeinschaftlicher Kapsel innerhalb der grossen Zellen des neoplastischen Gewebes , oft liegen sie aber auch als einzelne eingekapselte Stäbchen frei zwischen den Bindegewebsbündeln ; auch Doppelstäbchen in e i n e r Kapsel kommen vor. Die ziemlich zahlreich vorhandenen Bacillen liegen meist entlang den Lymphgefässsen , aber auch längs der Blutgefässe findet man sie angeordnet. Da die VerflF. die beschriebenen Mikroorganismen constant in reichlicher Zahl in allen fünf von ihnen untersuchten Fällen der ge- nannten Krankheit fanden, da ferner erstere durch das Vorhandensein der eigenartigen Kapsel von allen übrigen bekannten Mikrobenformen (die Kapsel der Pneumonie-Mikrokokken soll chemisch von derjenigen der Rhinosklerombacillen wesentlich verschieden sein) abweichen, so halten sie die von ihnen aufgefundenen Bacterien für die Ursache des in Rede stehenden Leidens. Die Verff. illustriren ihre Schilderungen durch eine Tafel mit trefflich ausgeführten colorirten Abbildungen. (Bekanntlich hat schon vor mehreren Jahren v. Frisch in zwölf Fällen von typischem Rhinosklerom constant mit Methylenblau tingirbare Bacillen beschrieben, einen Befund, den die Verff. nur kurz berühren; obwohl nun v. Frisch nichts von „Kapseln" an seinen Bacillen erwähnt, ist es doch wohl wahrscheinlich, dass er dieselben Bacillen, wie Corxil uud Alvarez, vor sich gehabt hat. lief) E. Fräiikel (34) untersuchte bei zwei Fällen von typischem Puerperallieber Partikelchen der Milz resp. der Milz uud des puriformen 104 Bacillen bei Puerperalfieber. Veueninhaltes mittels des Plattenculturverfahrens auf die etwaigen darin enthalteneu pathogenen Mikroorganismen und sah aus der Aussaat des Materials beider Fälle einen kleinen stäbchenförmigen Mikroorganismus in Rcincultur hervorgehen, welcher in morphologischer wie biologischer Hinsicht mancherlei Analogien sowohl mit dem RosENBACH'schen Ba- cillus saprogenes III, als auch mit dem PAssET'schen Bacillus pyogenes foetidus •'" dai-bot, in Betreff seines pathogenen Verhaltens jedoch von ihnen wesentlich abwich. Während sich nämlich selbst mit beträcht- lichen Quantitäten der Reinculturen von der Haut aus keine Infection bei Mäusen , Meerschweinchen und Kaninchen erzielen Hess , Meer- schweinchen und Kaninchen auch durch int raperiton aale Injcction nicht krank zu machen waren, rief die intravenöse Einführung der in Rede stehenden Culturen bei Kaninchen ausnahmslos eine binnen 24 Stunden tödtlich endende Erkrankung, bei Mäusen die intraabdomi- nelle Infusion nach 3, 4, 6 Stunden, selten später, den Tod hervor. Im Blute und in sämmtlichen Organen, unter diesen besonders in den Lungen, dem Herzfleisch und der Milz der verendeten Thiere konnten sowohl mikroskopisch an Deckglas- und Schuittpräparaten, als auch durch das Culturverfahren die verimpften Mikroorganismen mit grosser Regelmässigkeit und in oft bedeutender Menge nachgewiesen werden. Der makroskopische Obductionsbcfund bestand bei den Mäusen in enormem Milztumor, trüber Schwellung der Nieren und der Leber, Ekchymosen auf den Pleuren und dem Epicardiura , und auffallend dunkelrother Beschaffenheit und dicklicher Consistcnz des Blutes; bei den Kaninchen traten zu diesen Erscheinungen noch markige Schwel- lungen der PEYER'schen Plaques und der axillaren und inguinalen Lymph- drüsen hinzu. Die klinisclien Symptome der Erkrankung markirten sich besonders in einer Herabsetzung der Beweglichkeit der Extremitäten; bei den Kaninchen stellte sich sub finem vitae Durchfall ein. Nach diesen Befunden glaubt der Autor in dem isolirten Bacillus einen der- jenigen Krankheitserreger isolirt zu haben , welcher sowohl beim Menschen als auch bei bestimmten Thiersorten, die unter dem Namen Septicämie bekannte Krankheit zu erzeugen im Stande ist '". — Im "") Vergl. diesen Bericht, p. 24. Ref. iii) -yYij. ifönnen nur dem zweiten Theile dieser ScUussfolgerung des Autors uns anschliessen. Dass der isolirte Bacillus wirklich auch der Erreger des mensch lieh en (puerperalen) Sepsisfälle, bei denen er gefunden, gewesen, dafür fehlt der bestimmte Nachweis: so, wie sie dastehen, lassen E. Fräxkkl's Beobachtungen auch die Deutung zu, dass es sich bei dem reingezüchteten Bacillus um einen accidentellen , neben dem eigentlichen Krankheitserreger (? Streptokokkus puerpcralis, A. Fhäkkkj,, welchen Verf. freilich weder ili obigen beiden, noch in drei weiteren Fällen von puerperaler Sepsis zu finden vermochte) in den Lcichentheilen vorhandenen (vielleicht erst postmortal aufge- tretenen?), für Thiere unzweifelhaft pathogenen Mikroben gehandelt habe. Ref. Bacillen dor Acne contagiosa des Pferdes 105 Anschluss an diosc Mittheilungen beschreibt E. Fränkfi, ikkIi zwei andere |)athti2») Freilich wird von Fjnklkk und Puiou (s. später) die selbständige Auf- tiiidung obiger ünterscLiede seitens van Eumknük.m's bestritten. Ref. Koch'scLc Kommabacillen. 113 Koch's gleichlautende Angabe auf der zweiten Berliner Cholera- Conferenz. Ref.) Nach VAN Ermkxgem koninicu auch im Darm g e s u ji d e r Meer- schweinchen gekrümmte Bacillen vor; diese sind aber durch ihr cultu- relli's Verhalten sofort von den KocH'schon Kommabacillen zu unter- scheiden. Controluntersuchungen ergaben, dass lujection diverser Faulflüssigkeiten ins Duodenum von Meerschweinchen, sowie der opera- tive Eingriff der Duodcnalinjoction au und für sich , fast stets schadlos verliel". Ein anderer Differenzpunct bezieht sich auf die Morphologie des KocH'schen Kommabacillus. Van Ehmenoem beschreibt nämlich an den Choleraspirillen eigeuthümliche kugliche Anschwellungen („masses globulcuses") deren in Kuch's erster ausführlicher Publication nicht Erwähnung gethan wird ; über die Bedeutung dieser globulösen Massen, die er für identisch mit den „Antheridien" Ferran's hält, spricht sich der Verf. in der vorliegenden Abhandlung sehr zurückhaltend aus, hält es jedoch nicht für unmöglich, dass sie eine Art Dauerzustand der Cholerabacillen (dessen Existenz bekanntlich Kocii in Abrede ge- stellt, Ref.) repräsentiren. In der citirten späteren Publication (27) äussert sich van Ekmengem, sich auf das gleichlautende Urtheil IIüppe's''^"^ welcher seine Präparate gesehen, berufend , weit bestimmter über diese globolösen Massen dahin, dass dieselben sehr wahrscheinlich reproductive, den „Arthrosporen" vergleichbare Gebilde darstellen. Abgesehen von den als „Antheridien" bezeichneten Dingen, die er schon vor Fekran gekannt, hat sich van Ermengem, trotz vielfacher, sorgfältiger Nach- untersuchung, von dem Thatbestand der FERRAN'schen Schilderuug des Entwicklungsmodus der Kocn'schen Kommabacillen nicht überzeugen können; in der erwähnten späteren Publication (27) giebt er an, dass die ihm von Ferran selbst demonstrirten „maulbeerförmigen Körper" zum Verwechseln künstlich hergestellten Concretionen von harnsaurem Salze geglichen und sich in Salzsäure gelöst hätten. Abgesehen von diesen beiden Differenzpuncten stimmen, wie gesagt, van Ermengem's Beobachtungen über den Cholerabacillus vollständig mit denen Koch's überein; den Angaben dieses Forschers hinsichtlich des P^influsses der Temperatur, des Luftsauerstoffs, chemischer Agen- tien etc. fügt van Ermengem manche interessante neue Detailljeobnch- tung hinzu, in Betreff deren wir das Original nachzulesen bitten müssen. Die zur Illustrirung des Textes dem Werke beigegebenen zahlreichen Tafeln , welche uns zum ersten Male sowohl die Kocn'schen , als auch '2') Vcrgl. dessen unten zu besprechende Mittheilung: Ucber die Dauer- formen der sog. Kommabacillen. Ref. Baumgart en's Jahresbericht. I. 8 114 KocH'sche Kommabacillen. die FiNKiiER-PRioR'schen und die Speichelkommabacillen in mikrophoto- graphischer Darstellung vorführen, sind fast durclnveg als technisch wohlgelungen und als sehr demonstrativ zu bezeichnen. Nicati und Rietsch (82) schildern in der citirten Abhandlung die Resultate ihrer ausgedehnten Untersuchungen über das Vorkommen der KocH'schen Kommabacillen bei Cholera asiatica, sowie über die morpho- logischen und biologischen Eigenschaften dieser Bacillen nach in Mar- seille angestellten Beobachtungen. Unter 31 zur Section gekommenen Fällen haben die Verff. die genannten Mikroorganismen (mit Ausnahme von 6 Fällen, in denen die Untersuchung nicht genau vorgenommen werden konnte,) stets gefunden; in einem der Fälle waren die Bacillen im Stuhl des Kranken, nicht aber in der Leiche desselben nachzuweisen. Auch im Erbrochenen wurde in 3 unter 8 Fällen die Anwesenheit der Bacillen constatirt. Die Menge der letzteren schwankt mit dem Verlauf und der Dauer der Erkrankung ; in sehr acuten Fällen ist die Zahl anfangs eine sehr grosse, scheint aber schon vom 4. bis 5. Tage ab abzunehmen. Die Controluntersuchung des Darms dreier Selbstmörder und des Stuhls von zwölf mit Diarrhöe behafteten Individuen auf Kommabacillen ergab ein völlig negatives Resultat. Hinsichtlich der anatomischen Ver- änderungen des Choleradarms bestätigen die Verff. die, namentlich durch die Untersuchungen der französischen Choleracommission in Aegypten positiv festgestellte, Ablösung des Darmepithels , und zwar fällt nach ihren Untersuchungen die Localisation dieser Veränderung mit der Localisation und Verbreitung der Bacillenvegetation im Darmrohre zu- sammen. In den schnell verlaufenden Fällen werden die Bacillen vom Duodenum an in dem gesammten Darmrohr gefunden, in den langsamer verlaufenden nur im Ileum, besonders in der Nähe der Klappe. Im ductus choledochus trafen die Verff. die Kommabacillen einmal, in der Gallenblase zweimal (unter fünf Fällen) an. Die Bacillen dringen nach den Verff. auch unter das Epithel und in das Bindegewebe der Darmwand ein. Ebenso wie in allen den bis- her erwähnten Puncten stimmen auch hinsichtlich der morphologischen und culturellen Eigenschaften der Cholerabacillen die Resultate der Verff, mit den einschlägigen Angaben Koch's überein. Ein besonderes Gewicht legen sie auf den eigenthümlichen faden Geruch , der sich in den Reagensglasculturen der Cholerabacillen entwickelt , und den sie dem von Villiers dargestellten Alkaloid (s. o. Ref) zuschreiben. Schliesslich erwähnen die VerfF., dass sie im Darm eines gesunden Men- schen einen gekrümmten Bacillus entdeckten , welcher morphologisch, obwohl er eine plumpere Form und geringere Neigung zur Spiralen- bildung besitzt , zur Verwechslung mit dem KocH'schen Komma- bacillus Anlasa geben könnte, sich jedoch durch das Aussehen seiner Kocii'sche Kommabacillen. 115 Colonien '-•'' leicht von letzterem unterscheiden lässt. Die Verff. halten diesen ihren „falschen Konnnabaciihis" sowohl mit dem krummen Bacillus, welchen HftKicouRT im Grundwasser von Lille auffand, als aucli mit dem FiNKi.Ku-PRioK'schen Bacillus für identisch. — Die Arbeit ist mit zwei Tafeln versehen , welche Abbildunj^en der ( 'olonien und der Einzelformeu der stndirten Bacillen enthalten, Nieali und Kielscll (S3) yehen nach Anfiihrung der spärlichen und unsicheren Beobachtunjji^en über das Vorkommen sjxtntancr Choleraerkrankunj^en bei Thieren zur Darlegung ihrer Infectionsver- suche mit dem Blut, dem Darminhalt und der Galle Cliolerakranker über, wobei sie zugleich die entsprechenden Versuche anderer Autoren aus älterer und neuerer Zeit erwähnen. Die Resultate dieser Experimente sind folgende: A. Experimente mit dem Blute C h o 1 e r a k r a n k e r. 1) Die Injection in das Unterhautzellgewebe und die Peritomäal- höhle (sechs eigene Experimente, an Hunden und Meerschweinchen) ruft höchstens vorübergehendes Unwohlsein, nicht aber Cholera hervor. 2) Die intravenöse Injection (drei eigene Experimente, zwei Hunde, ein Schwein) erzeugt, wenn ziemlich grosse Quantitäten Blut applicirt werden, Cyanose, Herabsetzung der Körperwärme und selbst den Tod, Ob es sich hierbei um Intoxications- oder Infectionserscheinungen handelt, darüber geben die Experimente keinen sicheren Aufschluss ; Verff, halten erstere Annahme für wahrscheinlicher wegen des meist sehr schnellen, oft fast augenblicklichen Auftretens der genannten pathologischen Symptome. B. Experimente mit dem Darminhalte Cholerakranker. 1) Die subcutane Injection (drei eigene Experimente an Hun- den) bewirkt entweder gar keine krankhaften oder nur septicämieähn- liche, nicht choleraartige Erscheinungen. 2) Die intravenöse Injection (ein eigenes Experiment am Hund) : Tod durch Septicämie. Die analogen Versuche früherer Autoren haben kein günstigeres Resultat ergeben. 3) Die Einführung (mittels Sonde) in den Magen (zwölf eigene Experimentalserien an Schweinen, Katzen, Hunden und Meerschweinchen) erzeugt bei erstgenannten drei Thierspecies, nicht Cholera, selbst wenn die Thiere vorher dem Fasten unterworfen, die eingeführten Massen alkalisch gemacht oder künstlich Darmkatarrh eingeleitet wurde ; die Meerschweinchen dagegen starben nach dem genannten Eingriff entweder '*■') Dieselben zeigen einen dunkleren Kern mit davon ausgebender regel- mässig radiärer Streifung. 8* 116 Kocii'sche Kommabacillen. plötzlich [„und dann ohne Zweifel an Vergiftung"] oder erst am dritten oder vierten Tage, nachdem sie Diarrhöe, Contractnren nnd Algidität dargeboten haben. Die pathologisch-anatomischen Erscheinungen ent- sprechen dann ebenfalls denen der Cholera (einschliesslich der Anwesen- heit reichlicher Kommabacillen im Darminhalte). 4) Die Injection selbst minimaler Quantitäten des Infectionsstoffes in das Duodenum zieht bei Meerschweinchen (sieben eigene Experi- mente) den Tod durch eine Erkrankung nach sich , welche sowohl den klinischen Symptomen als pathologisch-anatomischen Befunden nach der Cholera gleicht. Bei Hund und Ratte (je ein Experiment) rief die ein- fache Injection ins Duodenum keine bleibende Störung hervor; ein Hund, dem zuvor der ductus choledochus unterbunden, starb zwanzig Stunden nach der Duodenalinjection : bei der Section fanden sich Er- scheinungen ähnlich der Choleraenteritis und aus dem Darminhalt Hessen sich Reinculturen KocH'scher Kommabacillen gewinnen. Die Injection in den Dünndarm, nahe dem Coecura, und in noch tiefer gelegene Darmabschnitte provocirte weder bei Hunden noch auch bei Meerschweinchen choleraähnliche Zustände. 5) Die Injection ganz geringer (in destillirtem Wasser aufge- schwemmter) Portionen des Infectionsstoffes in den ductus chole- dochus (fünf Experimente an Hunden) erzeugte bei einem der Hunde choleraähnliche pathologisch-anatomische Veränderungen im Darme, bei einem anderen ausser diesen auch noch die klinischen Symptome der Cholera. C. Experimente mit der Galle Cholerakranker. Die Galle Cholerakranker enthält nach Nicati und Rietsch häufig KocH'sche Kommabacillen. Die Injection kommabacilleuhaltiger Galle in den ductus choledochus von Hunden (vier eigene Experimente) be- wirkte bei allen Versuchsthieren die Symptome und pathologischen Veränderungen der Cholera, während die Injection kommabacillenfreier oder sterilisirter Cholera-Galle an dem nämlichen Ort keinerlei krank- hafte Störungen inducirte. Zwei Meerschweinchen , denen koraraa- bacillenreiche Cholera- Galle ins Duodenum gespritzt wurde, boten bei der Section die Erscheinungen der Choleraenteritis dar. Aus ihren Resultaten ziehen die Verff. folgende allgemeine Schluss- folgerungen : 1) Das Meerschweinchen kann künstlich cholerakrank gemacht werden durch Aufnahme von Cholerastoffen in den Magen und noch sicherer durch directe Injection solcher in das Duodenum. 2) Der Hund kann cholerakrank gemacht werden durch Injection von Cholerastoffen in den Gallengang. Koch 'sehe Kommabacillen. 117 li) Die iiilicirciKleii Materien: Darminlialt, (iallc, siud nur dann wirksam, wenn sie lebende Kommabacillen enthalten. 4) Das Rlut riiolerakranker, nnter die Haut oder in die Venen injicirt, bewirkt plötzlich auftretende Krankheitserscheinun^^en, welche einer „Vergiftung" zuzuschreiben sind. „In einem Experimente jedoch sahen wir das Thicr erst nach dreitägiger Krankheit sterben". Die Frage, ob das Blut Träger des Choleracontagiums sein kann, muss offen gelassen werden. In einer nächstfolgenden Mittheilung wollen die Verff. über die- jenigen Experimente berichten , welche sie mit R e i n c u 1 1 u r e n des Kocn'schen Kommabacillus angestellt haben. Nicati und Rietsch (84) machten die Beobachtung, dass Komma- bacillenculturen, welche im frischen Zustande, in den Darm von Meer- schweinchen injicirt, bei diesen den gesammten Symptomencomplex der Cholera mit tödtlichem Ausgang hervorriefen, nach 6 bis 7 Monaten keine pathogene Wirkung mehr auslösten. Subcutane Injection blieb auch dann erfolglos, wenn frische virulente Cholerabacillenculturen applicirt wurden. Klein (58) (welchen bekanntlich die Britische Regierung behufs Nachprüfung der KocH'schen Angaben nach Indien gesandt hatte) spricht sich schon aus aprioristischen Gründen gegen die Annahme aus, dass die KocH'schen Cholerabacillen das inficirende Agens der Cholera repräsentiren. Thatsächlich fänden sich zwar die genannten Mikroben in verschiedener Zahl im Darminhalt fast aller Cholera-Kranker resp. -Leichen ; doch sei erstens die Zahl in den einzelnen Fällen eine sehr ungleiche, imd gerade in den sehr acut verlaufenden Fällen eine oft recht geringe und zweitens kämen dieselben Kommabacillen auch bei anderen Darmkrankheiten, im Munde gesunder Menschen und selbst in manchen gewöluilichen (? Ref.) Nahrungsmitteln vor. Ein Eindringen der Koch- schen Kommabacillen in die lebende Darmschleimhaut finde nicht statt. Das culturelle Verhalten des Kocn'schen Cholerabacillus stimme mit demjenigen des LEwis'schen Mundbacillus überein. Den bisherigen Erfolgen der Thierversuche mit dem erstgenannten Mikroben sei jede Beweiskraft abzusprechen. Klein theilt noch mit, dass er in den Schleimkörperchen des Darmschleims frischer Choleraleichen von rapid verlaufenen Fällen einen sehr kleinen, nicht gekrümraten Bacillus ge- funden habe , der sich auf Agar-Agar cultiviren lässt und daselbst Sporen bildet; Infectionsversuche gelangen ihm aber auch mit diesem Bacillus nicht. Watsou Cheyne (109) macht gegen diese Ausführungen Klein's sehr energisch Front. Seine eigenen, während der Pariser Epidemie angestellten , umfangreichen und eingehenden Untersuchungen haben in allen wesentlichen Puncten Koch's bezügliche Angaben bestätigt. jj^g KocH'sc"he Kommabacillen. Der Kocn'sche Kommabacillus komme constant bei Cholera asiatica vor und sei bis jetzt noch bei keiner anderen Krankheit , noch sonst irgend wo anders, als eben in cholerakranken Individuen und deren Abgängen gefunden. Es sei auch Klein nicht gehmgen, den LEWis'schen ge- krümmten MundbaciUus '^4 auf alkoholischer Gelatine, auf welcher doch der KocH'sche Kommabacillus mit grösster Leichtigkeit wachse, zu züchten, und er fragt Klein in der betreffenden oben citirten öffent- lichen Sitzung an, ob zwei Mikroorganismen, die ein derartig ver- schiedenes Verhalten darböten, als identisch betrachtet werden könnten, (was Klein zu verneinen sich genöthigt sieht Ref.). Wenn auch Wat- soN Cheyne's Infectionsversuche mit Reinculturen des Kocn'schen Kommabacillus selbst bei Meerschweinchen meist fehl schlugen, so be- kamen doch zwei der Thiere Diarrhöe, starben und in der Flüssigkeit des entzündeten Darmrohres konnten wahre Reinculturen der (in das Duodenum) injicirten Mikroben nachgewiesen werden. Von den sonstigen Untersuchungsbefunden Watson Cheyne's verdienen noch folgende Erwäh- nung: Künstlicher Magensaft, der auf 1250 Theile 2 Theile Säure enthält, vernichtet in wenig Minuten das Leben der KocH'schen Kommabacillen ' -^ Im Blut und in den Organen der erfolgreich inficirten Meerschweinchen konnten keine Kommabacillen gefunden werden ; dagegen gelang es, aus dem Ilerzblnte einer Maus, welcher reinciiltivirte KocH'sche Bacillen eingespritzt worden waren, eine typische Cultur der letzteren zu erhalten. Es ist dem Verfasser sehr wahrscheinlich, dass die Beweglichkeit der KocH'schen Kommabacillen von der Anwesenheit eines Flagellum an den Enden der Bacillen herrührt, doch lägen diese feinen, sich nicht färben- den Fädchen an der Grenze der Sichtbarkeit ('U Oelimmersion.) Watson Cheyne schliesst seine Mittheilungen mit folgendem Aus- spruch: „Nach dem Gesagten ist es evident, dass keine Thatsachen bislang vorgebracht wurden, welche Koch's Untersuchungen wider- sprechend, der Kritik Stand halten könnten. Dß. Koch's Befunde stehen heute noch so zu Recht, als zur Zeit, wo sie mitgetheilt Avurden." R. Koch (60) kritisirt zunächst die gegen die specifisch patho- gcne Bedeutung seiner Cholerabacillen von Seiten Finklee-Pbior's, Klein's und Emmeeich's erhobenen Einwendungen und constatirt, dass sein Kommabacillus der einzige allerorts und constant bei der echten Cholera zu findende Mikroorganismus ist und dass er sich überall als '*^) Wir wollen hier zu wiederholen nicht unterlassen, dass die Entdeckung dieses Bacillus nicht Lkwis, sondern Mu.lkk (s. d. Bericht p. 108) gebührt. Ref. ■2^) Ueber ähnliche Resultate berichtet, wie wir bei dieser Gelegenheit spcciell erwähnen wollen, in seiner oben besprochenen Abhandlung schon van EuMENOKM. Ref. Kmch'scIio KomiiKiltiicillcii. 119 dieselbe wdlilcharakterisirte, von allen äluilieji geformten Bacterien scharf zu iiiiterselieitlciide speeiliselie IJaeilleiispecics erwiesen liat. Soweit liabe sieh also in der von ihm in der ersten Cholera-Conferenz gekennzeichneten Sachlage nichts geändert; nur in IJezug auf das Thier- cxperinient sei ein Fortschritt zu verzeiclinen, indem es naeli den zuerst von Nkati und Hiktsch, später von van EuMKNciKM, Bauks, Fiatcok, Watson Cheyne und Koch selbst bestätigten Versuchen gelingt, Meer- sclnveinchcn und Hunde durch Einspritzung von Cholerabacillen in das DiKuleuum, mit und ohne vorherige Unterbindung des ductus chole- doclius, cholerakrank zu machen. Bei der Wiederholung dieser Ver- suche fiel es jedoch Kocn auf, dass man um so weniger positive Resultate erliält, je geringer der Eingriff ist und je weniger der Darm beim Aufsuchen und Hervorzielien des Duodenum gequetscht und gezerrt wii'd. Desswegen gelingt der Versuch auch nur ausnalnnsweise, wenn man die Bauchhöhle nur in geringer Ausdehnung öffnet und die Injection statt in das tiefgelegene Duodenum in eine vorliegende Dünndarm- schlinge macht. Nach vielfachen Bemühungen ist es schliesslich Koch gelungen, die Thiere auch auf einem natürlicheren AVege, als dem vor- genannten , zu inficiren. Nach interessanten , planmässig vorwärts schreitenden Vorversuchen, auf deren Schilderung leider hier verzichtet werden muss, schlug Koch folgendes, fast regelmässig zum Ziele führende Infectionsverfahren ein: Die Meerschweinchen erhielten zu- nächst 5 ccm einer Öprocentigen Lösung von kohlensaurem Natron eingeflösst, wonach, wie die Entnahme von Proben des Mageninhaltes lehrte, letzterer bis drei Stunden lang alkalisch reagirte; einige Zeit nach der Verabreichung des Natrons wurden 10 ccm Fleischbrühe, in welcher Cholerabacterien cultivirt waren, direct mit dem Katheter in den Magen eingeführt ; schliesslich wurde noch eine Injection von Opium- tinctur in die PeritonäalhiUile (1 ccm auf 200 g Gewicht des Thieres) verabfolgt. Es tritt nach letzterer Procedur in sehr kurzer Zeit eine % bis 1 Stunde andauernde Narkose ein, nach deren Ablauf die Thiere zunächst munter werden, wie zuvor; den folgenden Tag jedoch erscheinen sie krank, fressen nicht, das Haar wird strupi)ig; am zweitfolgenden Tage tritt lähmungsartige Schwäche der unteren Extre- mitäten ein, die Respiration wird schwach und verlangsamt, Kopf und Extremitäten fühlen sich kalt an, die Ilerzpulsation ist kaum mehr fühlbar und nach mehrstündiger Dauer dieses Zustandes sterben die Thiere. Die unmittelbar nach dem Tode vorgenommene Section lässt die ausgesprochensten choleraartigen Symptome am Darmkanal wahr- nehmen : der Dünndarm stark geröthet und schwappend mit einer wässerig-flockigen, farblosen Flüssigkeit gefüllt; Magen und Coecum nicht, wie gewöhnlich, feste Massen, sondern grosse Mengen Flüssigkeit bergend; im Mastdarm noch feste Kothballen (entsprechend dem Um- 120 KocH'sche Kommabacillen. stand, dass Durchfall bei den Versuchsthieren nicht eintritt). Die Untersuchung des Dünndarminhaltes mit Mikroskop und Gelatineplatten ergibt, dass derselbe eine Reincultur von massenhaften Kommabacillen, welche letztere an Infectiosität den auf Gelatine gezüchteten Bacillen nicht nachstehen. — Von 35 Thieren, welche dem beschriebeneu Infec- tionsverfahren unterworfen wurden, starben 30 an Cholera; der sichere Effect der neuen Methode gegenüber den früheren Infectionsweisen be- ruht auf der durch das Opium bewirkten Erschlaffung und Aufhebung der Peristaltik des Dünndarms, wodurch den in letzterem befindlichen Kommabacillen ein längeres Verweilen und Einnisten ermöglicht wird. Statt des Opiums können daher auch andere in gleichem Sinne wirkende Substanzen, z. B, besonders Alkohol, verwendet werden; doch scheint letzterer an Leistungsfähigkeit dem Opium nachzustehen. Je mehr man mit der Dosis, sowohl der Natronlösung als auch der Choleraflüssigkeit, heruntergeht, desto unsicherer wird der Erfolg. Im Ganzen hat Koch 85 Meerschweinchen auf die beschriebene Weise erfolgreich inficii't. — Auch andere Bacterien, die sonst nicht pathogen sind, lösen, auf die- selbe Weise wie die Cholerabacillen, unter Beihülfe von Natronlösung und Opiumtinctur applicirt, pathologische Wirkungen aus. So können sowohl die FiNKLEE-PEiOK'schen, als auch die mit ihnen allem Anscheine nach identischen MiLLER'schen Zahncaries-, und die DENEKE'schen Käse-Kommabacillen bei der genannten Infectionsweise Meerschweinchen tödten; doch ist dies erstens weit seltener der Fall '-^ und zweitens ist auch der Obductionsbefund ein anderer, als bei der Infection mit den echten Cholerabacillen. So ist bei den durch den FiNKLEK-PKioR'schen Bacillus getödteten Meerschweinchen der Darm zwar ebenfalls mit wässeriger Flüssigkeit starkgefüllt, aber letztere sieht blassgrau aus, die Gefässe sind bei Weitem nicht so stark injlcirt und der Darminhalt hat einen penetranten Fäulnissgeruch, welcher genau dem von den Finkler- schen Bacterien in Nährgelatine entwickelten Gestanke entspricht. — Wenn mm auch beim Meerschweinchen die in den Magen gelangenden Cholerabacillen diesen erst nach künstlicher Alkalisirung des Magen- inhaltes unbeschädigt passiren können, so liegen doch, wie Koch des Näheren begründet, beim Menschen die Verhältnisse der Magen- verdauung wesentlich anders, als bei jenen Thieren, so dass hier die Cholerabacillen auch ohne künstliche Vorbereitung vom Magen aus in virulentem Zustande in den Dünndarm gelangen können. — Die Ver- suche, die supponirte, von den Cholerabacillen erzeugte giftige Substanz, deren Resorption es nach Koch ist, welche die schädlichen Wirkungen der Cholerainfection auf den Gesaramtorganismtis hervorruft, darzu- *=^8)Die überlebenden Thierc erlagen ausnahmslos der sjjätcr vorgenommenen Infection mit den echten Cholerabacillen. KocH'sche Kommabacillen. 121 stellen, liaben bis jetzt soviel ergeben, dass es gelingt, (.'ultiireu der Komniabacillea herzustellen, welche intensiv toxisch wirken und welche, wenn sie Thieren subcutan oder in die Bauchhöhle injicirt werden, in wenigen Minuten denselben, meist nach einigen Stunden zum Tode fiilirenden Zustand lälimungsartiger Schwäche der hinteren Extremitäten, der Herz- und Athuiungsthätigkeit erzeugen, welcher bei den cholera- krauken Thiertn erst 1 bis 2 Tage nadi der Infection eintritt. — Be- züglich der Tcnacität der Cholerabacillen fügt K(K'h seineu eigenen früheren Mittheiluugen hierüber und den einschlägigen von Nicati und RiETscH und Babes (s. oben Ref.) die Angaben hinzu, dass sich die Cluderabacillen mit Brunnenwasser vermischt, darin bis zu 30 Tagen'-", in Berliner Kaualjauche nur C> bis 7 Tage, mit Koth gemischt nur 27 Stunden erhalten. In der Abtrittsjauche waren sie schon nach 24 Stunden nicht mehr nachzuweisen. Auf KleidungsstofFen in feuchtem Zustand aufgestrichen blieben sie höchstens 3 bis 4 Tage lebensfähig. Auf alten Agar-Culturen fand Kocii dagegen die Cholerabacillen noch nach 144 Tagen entwicklungsfähig; erst nach 175 Tagen waren sie daselbst ausgestorben. Trotzdem hat er auch bis jetzt sich vergeblich bemüht, irgend etwas zu entdecken, was als eigentlicher Dauer- zustand der Cholerabacillen aufgefasst werden könnte. Ceci's und Febran's diesbezügliche Beobachtungen beruhen auf Irrthümern; des Letzteren „Antheridicn" und „Oogonien" sind nichts anderes als Involu- tionsformen, Als das vortheilhafteste Desinfectionsmittel empfiehlt Koch jetzt die Ü,5procentige Carbolsäure, welche die Cholerabacterien in wenigen Mi- nuten tödtet. — Gegenüber den negativ ausgefallenen Selbstinfections- versuchen von Bochefoxtaine und E, Kt.eix, welchen er jegliche Be- weiskraft gegen die pathogene Bedeutung der Cholerabacillen abspricht, führt Koch ein Beispiel von gelungener unbeabsichtigter Infection, welche einen Theilnehmer an seinen Choleracursen betraf, an. Gegen v. Pettenkofer's bacteriologische Einwendungen erwidert Koch, dass v, Pettexkofer's Annahme, die Cholerabacillen könnten unter dem Einfluss des Choleraprocesses aus gewöhnlichen Darm- bacterien hervorgegangen sein, jeglicher Analogie entbehre und als eine willkührliche bezeichnet werden müsse. Wenn v. Pettenkofer eher geneigt sei, den EMJiERicn'schen Bacillen eine causale Beziehung zur Cholera zu vindiciren, als seinen (Koch's) Kommabacillen, so könne er nur wiederholen, dass Emmerich's ganze bezügliche Untersuchung für methodisch unzuverlässig und deshalb für beweisuukräftig erklärt werden '^") Nicati und Riktscm haben nach Koch's Angabc constatirt, dass im Ilafenwasser von Marseille die Cholerabacterien 81 Tage lang am Leben ge- blieben waren. 122 Kocu'sche Kommabacillen. müsse. Der Meinung v. Pettenkofer's, dass die Lebenseigenschaften seiner Kommabacillen mit den epidemiologischen Tliatsachen — der örtlichen und zeitlichen Disposition — im Widerspruch ständen, begegnet er durch (unseres Erachtens sehr triftige, Ref.) Auseinandersetzungen, auf deren resümirende Wiedergabe wir aber hier mit Rücksicht auf die unserem Bericht programmmässig gesteckten Grenzen ebenso verzichten müssen, wie auf ein Referat über den Inhalt des zweiten rein epidemiolo- gischen Theils der Verhandlungen der nicht minder als die erste denkwürdigen zweiten Berliner Cholera- Conferenz. Doyen (22 und 23) bestätigt in den citirten, unter Cornil's Lei- tung ausgeführten sehr gründlichen Arbeiten in allen wichtigen Puncten die thatsächlichen Beobachtungen Koch's über Vorkommen, Morphologie, Biologie und pathogene Eigenschaften des KocH'schen Cholerabacillus und schliesst sich auch in der kritischen Beurtheilung der die Cholera- bacterien betreffenden Befunde von Emmerich und von Ferran, sowie hinsichtlich der epidemiologischen Auffassung der Cholera so voll- ständig an Koch an, dass eine Wiedergabe der Untersuchungsergebnisse und Schlussfolgerungen des Autors im Einzelneu unnöthig erscheint. Nur die wenigen derselben, in denen Duyen von Koch abweicht, sollen daher zuvörderst speciell hervorgehoben werden. Doyen gibt an, nicht nur im Darm, sondern auch in Niere und Leber von menschlichen Choleraleichen sowohl durch das Culturverfahren als auch durch die mikroskopische Untersuchung von Schnittpräparaten Koch' sehe Komma- bacillen (neben einigen anderen Bacterienarten) gefunden zu haben. Denselben Befund registrirt er für die der Impfcholera erlegenen Thiere, nimmt also einen Uebergang der specifischen Cholerabacillen in den Blutstrom sowohl beim Menschen als beim Versuchsthier an und erklärt mithin die Affection des Gesammtorganismus bei der Cholera nicht durch Resorption eines von den Cholerabacterien producirten solublen Giftes, sondern durch Verbreitung der Cholerabacillen selbst (und event. anderer mit ihnen zugleich in der Darmhöhle der Cholerakranken vorhandener, in die Gruppe der septischen Bacillen gehörender Mikrobenspecies) innerhalb des Körpers. Die Anwesenheit einer toxisch wirkenden Sub- stanz in den Gelatineculturen der KocH'schen Kommabacillen konnte Verf. nicht constatiren; subcutane lujection derartiger Culturen rief in seinen Versuchen, ebenso wie in den entsprechenden von Nicati und Rietsch (s. 0., Ref.), niemals schädliche Folgen hervor. Ein besonderes Interesse beanspruchen die Cholera exp er imente des Verf., welche sich auf 180 Versuchsthiere (meist Meerschweinchen, aber auch Hunde, weisse Ratten und Kaninchen) erstreckten. Während seine früheren In- fectionsversuche, nach dem Verfahren von Nicati und Rietsch ausge- führt, nur inconstante und nicht ganz zweifellose Resultate ergeben hatten, erzielte er bei Anwendung der von Koch in der zweiten Cholera- Koch'scIh' Kuiiiiiiiiliacilleii. 123 Conferciiz niituctlu'iltcn Mt-tliode (s. o., Hef.) ganz constante und typische Erfolge. Hei der l'.ilangnng derselben legt er aber nicht, wie Koch, das Ilanptgcwiclit auf die Api)lication des Ojjiums, sondern auf diejenige des in der Opiunitinctur eutlialtouen Alk(di(»ls, welche Annahme er da- durch begründet, dass wässe rige ()piundi)sung nicht, wohl aber reiner Alkohol denselben Etfect wie die Opiurntinctur vermittelte. Auch die Verletzung des Peritonäums, ja sogar die vorherige künstliclie Alkali- sirung des Mageninhaltes durch kohlensaures Natron, konnte umgangen werden; es genügte, den Thiercn eine Dosis (1,0 bis 1,8 gr. auf lOO gr. des Versuchsthieres) 40procentigen Alkohols in den Magen einzuführen, und '/j bis eine oder auch 24 Stunden später die von Kucii vorge- schriebene Quantität einer Kommabacillcnreiucultur folgen zu lassen, um den Tod der Versuchsthiere an Cholera zu veranlassen. Die den Eingriff etwas länger überlebenden Thiere boten sogar die Erscheinung einer wirklichen Cholera diarrhöe (reisswasserähnliche Entleerungen) dar (ein Symptom, welches bekanntlich bei den Versuchsthieren Kixu's nicht zum Ausbruch gekommen war, Ref.). — Des Weiteren soll aus Doyen's Arbeit noeh besonders erwähnt werden, dass Doyen, gleich NicATi und RiETscH (s. 0. p. 117, Ref.) feststellte, dass die Virulenz der Cholerabacillenculturen beim Stehen allmählich abnimmt, um schliesslich zu erlöschen; bei mikroskopischer Untersuchung der älter werdenden Culturen constatirte er das Auftreten verschiedener kuglicher Gebilde, darunter die von Fekean beschriebenen „Fructificatiousformen", Gebilde, welche er gleich Koch sammt und sonders als Prodncte der Involution auffasst. Als fortpflanzungsfähige Elemente in den Culturen sieht er, mit Koch, allein die Kommas an. Gil)ier und rau Erinengem (38) (die beide im Auftrag ihrer Regierungen behufs Prüfung der FERRAN'schen Cholerapräventivimpfungen nacli Spanien gegangen waren und sich daselbst von der gänzlichen Haltlosigkeit der Angaben Ferran's über die von ihm erzielten bezüg- lichen practischen Erfolge überzeugt hatten) stellten nach ihrer Rück- kehr Thierversuche an , welche gleichfalls die mangelnde Schutzkraft subcutaner Einspritzung von Cholerababillencultureu gegen die Cholera- infection darthun. Die mit einer subcutanen Injection von 2 ccm. viru- lenter Choleracultur (eine Menge, welche — nach dem Verhältniss des Körpergewichts berechnet — beim Menschen der Quantität eines halben Liters entsprechen würde !) tractirten Meerschweinchen erlagen der uacli- herigen intraduodcnalen oder stomachalen (Methode Koch) Infection mit Cholerabacillen mit derselben Sicherheit, wie nicht zuvor geimpfte. Was die Wirkung der subcutanen Cholerabacilleninjection anlangt, so bestand diese in vorübergehenden teigigen Anschwellungen, innerhalb deren sich die übertragenen specifischen Mikroben in grosser Zahl nachweisen Hessen ; unter 20 Thieren gingen nur 4 in Folge des genannten Ein- 124 Kocu'sche Kommabacillen. griffs zu Griiude; die anderen ertrugen ihn und zwar ohne greifbare Störungen des Allgemeinbefindens zu zeigen. Audi bei den aus Aulass der subcutanen Impfung verendeten Thiere waren weder im Blute, noch im Darm Cholerabacillen zu finden, so dass die Verff. den Tod der betreffenden Versuchsthiere allein von der Localafi'ection ableiten. Klebs (57), welcher gleich Koch die Anschauung theilt, dass die schweren Allgeraeinerscheinungen bei der menschlichen Cholera Wir- kungen eines von den Cholerabacterien gebildeten chemischen Giftes sind, vermisst die vollständige Reproduction dieser Erscheinungen in dem Bilde der künstlichen Meerschweinchencholera, die er aus eigener Anschauung bezüglicher Experimente Ceci's kennt; es fehlen nämlich bei letzterer Erkrankung die schweren nervösen Zustände, welche den menschlichen Choleraprocess begleiten. Verf. suchte nun zu eruiren, ob die Kocn'schen Kommabacillen in ihren Nährsubstraten ein solche Zustände hervorrufendes Gift zu bilden im Stande sind. Zu diesem Zwecke beschickte Verf. 2 bis 3 kg. sterilisirtes, zu Brei verriebenes Fischfleisch unter Zusatz von wenig Wasser mit Cholerabacillen und liess letztere darin bei 35" C. sich entwickeln; dann wurde der Brei mit Salzsäure angesäuert, filtrirt und das Filtrat im Ueberschuss mit Quecksilberchlorid versetzt. Der hierbei gebildete und abfiltrirte Nieder- schlag wurde, in Wasser suspendirt, durch Behandlung mit Schwefel- wasserstoff vom Quecksilber befreit, filtrirt, das Filtrat eingedampft, dann mit wenig Wasser aufgenommen und mit Natronlauge neutralisirt. Die erhaltene Flüssigkeit brachte, in der Dosis von 2 ccm einem Kanin- chen in die vena jugularis injicirt, in der That heftige nervöse Zufälle : Pupillenverengerung, Dyspnoe, Zittern der Muskeln und dann heftige Streckkrämpfe hervor. Bei der zweiten , drei Minuten später vorge- nommenen Injection traten neue Streckkrämpfe, Pupillenerweiterung und drei Minuten darauf der Tod ein. Das Herz stand in der Diastole still, fing aber unter dem Einfluss der Luft wieder an zu schlagen. Auch das Platindoppelsalz eines auf anderem Wege aus Choleraculturen ge- wonnenen Körpers war ähnliche , wenn auch schwächere, Wirkungen auszulösen befähigt. Klebs sieht durch diese seine Versuche die ein- gangs erwähnte Annahme der Existenz eines Choleragiftes gestützt; dieses Gift gehöre wahrscheinlich zu der weit verbreiteten Gruppe von Körpern, die als Producte der Vegetation von Pilzen auftreten ^^^. »2') Ref. ist der Ansicht, dass Klebs' obige Versuchsergebnisse, ebenso wie alle übrigen bisherigen zu Gunsten der Existenz eines chemischen Choleragiftes gedeuteten experimentellen Resultate, nur wenig beweisend sind: Erstens gleicht der exiierimentell hervorgerufene Symptomencomplex nicht oder wenig- stens nur sehr th eil weise dem Bilde der nervösen Störungen bei der mensch- lichen Cholera; zweitens darf nicht ohne Weiteres angenommen werden, dass die Cholerabacillen innerhalb des lebenden Menschenkörpers dieselben Zer- Koiu'srhc Koraraabacillen. 125 Aiis-icliciul von der Beobachtung, dass die Cholera eine gewisse Höhe (in der Schweiz 450 ni.) nicht zu übersclircitcn pHegt, stellte Klebs mehrfache Parallclversuchc derart an , dass er unter sonst gleichen Bedingungen Culturen von Cholerabacillen einerseits bei dem gewöhnlichen in Bern lierrschenden (720 mm.), andererseits bei um 4 cm. höheren Luftdruck hielt. In allen Versuchen gediehen die ersteren unvergleichlich besser als die letzteren, ja es zeigte sich sogar, dass steril gebliebene Culturen, von Neuem geimpft und unter höheren Druck gebracht, nun in der Kegel eine kräftige Entwicklung der Cholera- bacillen aufwiesen. Hüppo (51) gelangte zu seinen interessanten und wichtigen Er- gebnissen auf dem bisher zu dem vorliegenden Zweck noch nicht be- tretenen Wege der continuirlichen directen mikroskopischen Beobachtung von Objectträgerculturen der Kommabacillen, die er während der Dauer der Beobachtung auf dem geheizten Ohjecttisch bei 34 bis 37 •'C. hielt. lIüri'E constatirte hierbei, dass bei eintretender Erschöpfung des Nähr- bodens die Kommas weniger beweglicli werden und nunmehr auch bei der vorhandenen holien Temperatur zu schraubigen Fäden auswachsen, deren Länge von der ^^^ Form bis zu ganz langen, mehr oder minder stark scliraubig gewundenen, zuweilen Schleifen oder Umschlingungen (Spirulinen) bildenden Fäden wechselt. (Vergl. liicrzn Figur 1, a — f). An einer meist vorher nicht markirten Stelle tritt dann im Verlaufe einzelner Fäden, und zwar zunächst auf einer Strecke, welche etwa der Länge eines Einzel-Kommas entspricht, die Bildung e von zwei Kügelchen auf, welche sich deutlich gegen den übrigen Theil des Fadens absetzen, den Durchmesser des letzteren nur wenig übertreffen und stärker lichtbrechend sind. Dann tritt ein zweites Komma in die Gliederung ein ; je nacli der Schnelligkeit des Vorgangs sind die vier Kügelchen ziemlich gleichweit von einander entfernt oder die älteren sind etwas weiter auseinandergerückt, als die jüngeren (Fig. 2, b und c). Bis zur Bildung von sechs Kügelchen an einem Faden reicht HtipPE's di- recte Beobachtung ; an derselben Stelle , an welcher er vorher das Eintreten der Gliederung bemerkte, fand er aber später eine noch grössere Zahl von Kugeln, wobei aus dem Kugelhaufen beiderseits je ein kurzes Setzungen der organischen Materie bewirken, wie in den künstlichen Cultur- substraten, es kann vielmehr die Frage nach dem chemischen Choleragifte unsei-es Erachtcns nur durcli directe Untersuchung des frischen Darminhaltes cholera- kranker Menschen entschieden werden; die oben referirten Experimente von Nicati uiul RiETscii und von Doyen (vergl. d. Bericht p. 115 und p. 122) sprechen nicht für das Vorhandensein eines nichtorganisirten Giftes in letzterem. Ref. 126 KiKii'sche Kommabacillen. Kommastück hervorragte (Fig. 2, d). Auf den gleichen P^ntstehnugsmodus führt HüpPK auch die nur aus Kügelcheu gebildeten Zoogloeen (Fig. 2, e) , welche er einmal an einer Stelle, an der vorher ein Faden ge- sessen, beobachtete, sowie zum Theil die in alten Culturen neben und zwi- schen den Kommas und Schrauben vorkommenden Einzelkügelchen (Fig. 2, f) zurück. Einmal sah Huppe auch ein vorher bewegliches Komma, ohne vorheriges Auswachsen zum Faden, sich direct und zwar unter Auflieben der Beweglichkeit und unter Zunahme des Brechungsverraögeus in zwei Kugeln theilen (Fig. 2, a). Die nengebildeten Kügelchen sind unbeweglich, vermehren sich sicher nicht durch Theilung, wohl aber vermögen sie durch Keimung neue Kommas zu erzeugen: Bis jetzt drei Mal konnte Hüppe mit dem Auge verfolgen, wie einzelne dieser Kugeln unter Verminderung ihres Brechungsvermögens sich zu einem kurzen Stäbchen streckten, welches sich unter Verlängerung zu einem Komma krümmte und nachdem es --^w^Form erreicht hatte, sich sofort theilte (Fig. 2, g). Einmal glückte es ihm sogar die Bildung und Auskeimung au demselben Objecte wahrzunehmen. Die beschriebenen kugelichen Glieder der Cholera- spirillen sind also als Sporen und zwar als Gliedersporen (Arthro- sporen) aufzufassen. In Culturen, die unterhalb 22" C. gehalten wurden, hat Hüppe keine Andeutungen von solcher Sporeubildung bemerken können ; doch lässt er noch offen, ob dies wirklich die untere Grenze darstellt. — Ausser dieser echten Sporenproduction hat HtrppE auch noch einen Zerfall der Schrauben in solche Körner gesehen, die weder Sporen, noch „Kokken" waren, sondern eine Form der regressiven Metamorphose repräsentirten: die genannten Körner entbehrten nämlich jeglicher Entwicklungsfähigkeit. — Dieselbe Art des Fructifications- vorganges, wie bei den Cholerabacillen, kommt, soweit Hüppe bis jetzt gesehen, auch den anderen Kommabacillenspecies zu. Hüppe schlägt am Schlüsse seiner Mittheilung vor, die sogen. Kommabacillen fürderhin als „Spirochäten" zu bezeichnen, da sie weder den „Vibrionen" noch den „Spirillen" zugerechnet werden könnten, indem bei einzelnen Arten dieser beiden Gattungen imzweifelhafte endogene Sporenbildung be- obachtet sei. Unter Spirochäten würde man demnach künftig solche Schraubenbacterien zu verstehen haben, deren Fructification nicht durch endogene, sondern ausschliesslich durch Gliedersporen hergestellt wird. üuttiuaiiii und Neuniaiiu (43) theilen, anknüpfend an die Be- obachtungen von Koch, Bares und HtJppE über die zuweilen mehrere Koch 'sehe Konimabacillen. 127 (bis 9 '/_,, Hni'j'F,) Mon.itc betragende Lebensdauer der Cholerabacillen in Ajrarliixlcn, mit, dass sie nicht nur diese Beobaclitungon nach eigener Erfalirinig bestätigen, sondern auch liätten constatiren können, dass, entgegen der bisherigen Annahme, die genannten Mikroorganismen auch auf d(M' Kn( iTschen Nährgelatine sich bis über sieben Monate ent- wickhingsialiig und virulent zu erhalten im Stande sind. S('hott<'lius (95) nahm in Turin in sehr zahlreiclien Fällen die Untersuchung der Choleradejectionen in allen Stadien der Krankheit vor. Der niiskropisch e Nacliweis der Cholerabacillen gelang nicht immer: gewöhnlich waren in Deckglas])räi)araten von den ersten charakteristischen Entleerungen keine KocH'schen Cholerabacillen zu finden; in zwei Fällen, die in wenigen Stunden tödtlich verliefen, konnte ScHoTTELirs die letzteren sogar von Anfang bis zu Ende der Krank- heit durch die bloss mikroskopische Untersuchung der Dejectiunen nicht entdecken. Dagegen wurde mittels des Plattencultur- verfahrens die Anwesenheit der Kocii'schen Kommabacillen aus- nalnnslos, selbst in den Fällen, in denen die miskroskopische Unter- suchung im Stich Hess, festgestellt. — Zur Erleichterung des mikro- skopischen Nachweises empfiehlt Schottelius folgendes Verfahren : Eine grössere Quantität — etwa 100 bis 200 gr. — der verdächtigen Entleerung werden mit 250 bis 500 ccm. alkalischer Fleischbrühe oder mit zehnfach verdünnter gewöhnlicher Kocii'scher Nährgelatine ge- mischt, das Ganze gut umgerührt oder geschüttelt und dann in einem Becherglas (resp. einem Bierseidel) 10 bis 12 Stunden an einem warmen Platz, z. B. hinter oder auf einen wenig geheizten Ofen (die Temperatur darf 40" C. nicht überschreiten !) stehen gelassen. Die zur Entwicklung ge- laugten Kommabacillen streben nach der Oberfläche der Flüssigkeit und es genügt daher, einen Glasstab in letztere einzutauchen, um in dem hängen- bleibenden Tropfen nahezu eine Reincultur der Cholerabacillen vor sich zu haben, wovon man sich sowohl durch Untersuchung des Tropfens auf dem holdgeschliflfenen Objectträger, als auch an gefärbten Deckglas- präparaten überzeugen kann. ScHOTTELics licbt licrvor, dass die beschriebene Methode sich durch grössere Schnelligkeit vor dem Plattenculturverfahren aus- zeichnet ; er selbst hat einige zwanzig Fälle mit stets positivem Erfolge unter Anwendung derselben untersucht. Trotzdem räth er, sich nicht auf dies einfachere Verfahren zu beschränken, sondern stets zur Con- trole die exacte Plattenculturmethode mit heranzuziehen. - Den Finkler- PRiOR'schen Bacillus hat er niemals aus den Choleradejectionen darzu- stellen vermocht; verschiedene von ihm untersuchte diarrhöische Stuhl- gänge erwiesen sich als frei von Kommabacillen irgend welcher Art. Fiulilcr und Prior (32) schildern in der citirten Abhandlung ausführlich die Resultate der Untersuchungen, welche sie theils über 9 128 Kocn'sche und FiNKLEH-PRioR'sche Kommabacillen. die von ihnen entdeckten Kommabacillen, theils über die KocH'schen Cholerabacillen angestellt haben. Die Darstellung, welche die Verff. jetzt über Form und Ent wicklun gs Verhältnisse ihrer Kommabacillen geben, hat sich gegenüber der in den bekannten vor- läufigen Publicationen entworfenen erheblich vereinfacht. Als reguläre Formelemente werden jetzt nur noch Kommabacillen und Spirillen angenommen ; erstere vermehren sich durch Theilung, letztere entstehen durch Auswachsen der ersteren; die Spirillen können wiederum in Kommas zerfallen. Ein anderer Bildungsmodus der Komma- bacillen ist — daran halten die Vertf, auch jetzt noch fest — der durch Sprossung aus „Polkörnern" (Endpartien der Kommas, welche sich in alternden Culturen als tingible Körner in den, in der Mitte den Farb- stoff nicht aufnehmenden, Bacillen darstellen) ; diese Polkörner, welche durch Zerfall der Bacillen frei werden und den „körnigen Bodensatz" älterer Culturen bilden, besitzen selbst nach mehr monatlicher Eintrocknung die Fähigkeit, neue Generationen von Kommabacillen aus sich hervorgehen zu lassen '" und haben somit die Bedeutung von Sporen oder doch von Dauerformen der Kommabacillen. Ebenso wie ihre Bacterien verhalten sich in allen den erwähnten Beziehungen Koch's Cholerabacillen ; in Betreff der Form imd Grösse geben die Verff. aller- dings Koch zu, dass an gleichalterigen und bei gleicher Temperatur gehaltenen Gelatineculturen entnommenen Präparaten Koch's Bacillen „fast constant kleiner, stärker gekrümmt und intensiver gefärbt er- scheinen, ihre Bacillen plumper imd schwächer gefärbt sind", indessen sei diese Differenz, weil nur eine Folge des Unterschieds in der Wachs- thurasgeschwindigkeit beider Mikrobenspecies, keine constante Grösse, sondern könne unter Umständen, z. B. durch den Durchgang beider Bacillusarten durch den lebenden Thierkörper, wobei Koch's Cholera- bacillen eine Steigerung, ihre Mikroben dagegen eher eine Verlang- samung der Wachsthumsenergie erfahren könnten, nahezu auf Null reducirt werden. In Betreff des Culturverhaltens beider Koramabacillenarten legen die Verff. principiell grösseres Gewicht auf die vorhandenen Ueber- einstimmungen, als auf die dabei hervortretenden Unterschiede, welche '-«) Durch Hüppe's neueste, oben p. 125 referirte Beobachtimgen haben wohl diese früher schwer verständHchen Angaben, welche die Verff. auch auf die Kocii'schcn Kommabacillen, denen Kocn jeglichen Dauerzustand abgesprochen und die er als besonders hinfällig gerade gegenüber der Ehitrocknung hmgestellt hatte, ausdehnen, eine befriedigende Erklärung gefunden. Wenn auch wohl sicherhch die „Polkörner" der Verff. sich nicht mit Hüpi'e's .,Arthrosporen" der Kommabacmcn decken, so ist doch anzunehmen, dass der körnige „Boden- satz-' der FiKKi.Eit-Pitiuii'schen Culturen die letztgenannten Bildungen mit enthalten habe. Ecf. SCHOOL OFMINES: COLUIIBIA COLLr.-'.. BIOLOGlCALLABORAll;X FiNKi.KK-Pjtiou'sche und Kckii'scIic Kommabacillen. 129 sie nirgends als qualitative und absolute, soiidein nur als quantitative und relative anerkennen und daraus auf eine bloss graduelle biologische Differenz zwischen beiden Mikrobenspecies: „grössere Energie des Wachsthums und der Vitalit.ät" ihres Bacillus gegenüber dem Koch- schen schliessen. Factisch bestätigen sie in fast allen Puncten "^^ die Angaben, die K. Koch (und nach ihm v. Ekmengem und viele andere Forscher, vergl. die voranstehenden Referate, Ref.) über die culturellen Difterenzen der beiden in Vergleich stehenden Mikroorga- nismenspecies angegeben haben; indessen sind nach ihnen auch diese Differenzen variabel: Der Durchgang der beiderlei Mikroben durch den lebenden Thierkörper könne sie nahezu völlig aufheben ''*'. Der umfangreichste Abschnitt der Arbeit ist die Mittheilung der sehr zahlreichen und mannigfach variirteu Uebertragungs versuche mit beiden Kommabacillenarten auf verschiedene Thierspecies (Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen) gewidmet. Während bei Hunden und Kaninchen alle Infectionsversuche derVerff. fehlschlugen, gelang es ihnen, bei Meerschweinchen mit beiden Bacterienspecies, sowohl durch directe Einspritzung von Reinculturen derselben in das Duodenum, als auch durch deren Einführung per os mittels der Schlundsonde nach vor- bereitender Alkalisirung des Mageninhaltes '■'^' eine choleraähnliche Er- krankung unter massenhafter Vermehrung der übertragenen Mikro- organismen im Darm und nicht seltenem Uebergang derselben in Blut '3- und Harn zu erzeugen; wesentliche anatomische und klinische Unter- schiede in der Art der Erkrankung nach beiderlei Infectiouen haben die Verff., entgegen den bezüglichen Angaben Koch's (s. o. Ref.), dabei nicht wahrnehmen können; nur sei der Erfolg häufiger positiv nach "*) Nur bezüglich des Verhaltens der Kartoifelculturen di£fcriren die An- gaben der Verff. von denen Kocn's insofern, als nach ihnen die Bacillen der Cholera asiatica auch bei -fl5" C. auf neuen Kartoffeln (allerdings im Ver- gleich zu ihren Bacillen nur sehr kümmerlich, Ref.) zu wachsen im Stande sind, auf a 1 1 e n Kartoffeln sahen aber auch sie bei der genannten Temperatur kein Wachsthum seitens der Kocu'schen Kommabacillen eintreten , während ihre Bacillen, wenn auch weniger üppig als auf der neuen Kartoffel, darauf zur Vegetation kommen. »^'') Es stehen jedoch diese Beobachtungen der Verff., welche an und für sich nur schwer mit den sonstigen Erfahrungen über die Wachsthumsbedingungen der Cholerabacillen Kocn's vereinbar sind, im "Widerspruch zu der Angabe V. Ekmengf.ji's (1. rel. [28] p. 84 und 372), dass er mit dem kommabacillen- haltigen Blute inficirter Meerschweinchen absolut typische Culturen des Kocu'schen Cholerabacillus erhalten habe. Ref. ••^') In einem Versuche mit ihren Bacillen auch ohne diese Präparation. 1.12) -^Yje unsere Leser wissen, stehen die Verff. mit dieser Angabe im Einklang mit van Ermengem und Dovex ; Koch der sich bekanntlich mit Ent- schiedenheit gegen den Uebergang seiner Cholerabacillen in das Blut bei m ensc h lieh er Cholera ausgesprochen, äussert sich hinsichtlich des Verhaltens dieses Punctes bei der experimentellen Cholera nicht. Ref. Baumgarten's Jahresbericht. I. : . ■ . . 9 130 FiNKLER-PRioR'sche Kommabacillen. Uebertragung der Kocn'schen Bacillen. Einen entscheidenden Werth für die Frage nach der aetiologischen Bedeutung der Komma- bacillen räumen aber die Autoren den bisherigen Resultaten der Thier- experimente überhaupt nicht ein, weil auch noch andere Bacterien, als Koch's und ihre Kommabacillen, ja sogar chemische Noxen dieselben choleraähnlichen Symptome bei Meerschweinchen ins Leben zu rufen im Stande seien. Aus ihren Beobachtungen ziehen die VerflP, den Schluss, dass die von ihnen entdeckten Kommabacillen mit Wahrscheinlichkeit als die Erreger des Cholera nostras angesehen werden müssten . (Ref. kann diesem Schlüsse nach Maassgabe des in der vorliegenden Arbeit beigebrachten Beweismateriales nicht wohl beipflichten: ist hiernach nicht einmal ganz sicher bewiesen , dass die Fixkxee - PEiOK'schen Bacillen im Darmkanale lebender Cholera-nostras-Kranker vorhanden sind, so ist vollends weder die Co n stanz '^^ dieses Vorhandenseins noch ein Parallelismus zwischen den Krankheitserscheinungen und der Vegetation der genannten Bacillen bei Cholera nostras festgestellt.) Den Text illustriren zahlreiche Abbildungen (7 Tafeln in Farbendruck und 8 Holzschnitte), welche als instructiv und trefflich ausgeführt zu bezeich- nen sind. Finkler (31) theilt mit, dass er neuerdings bei sieben Fällen von Cholera nostras die Dejectionen gleich nach der Entleerung untersucht und in sechs von diesen Fällen die FiNKLEK-PuiOK'schen Kommabacillen gefunden. In drei Stühlen waren letztere so vorherrschend, dass die erste Einimpfung von Stuhlmasse in Gelatine Culturen bildete, welche in den mikroskopischen Bildern nichts anderes, als Kommabacillen erkennen Hessen. ,, Demnach könne nicht bezweifelt werden, dass die FI^^KLEB- PEiOK'schen Vibrionen constante Begleiter der endemischen Cholera nostras sind". Controluntersuchungen diarrhöischer Stühle bei verschiedenen anderen Darmkrankheiten ergaben hinsichtlich der Komma- bacillen stets einen negativen Befund. Finklek erklärt es mithin jetzt noch mehr als früher annehmbar, dass die von ihm und Peioe ent- deckten Kommabacillen die endemische Cholera nostras erzeugen. Meyhöfer (74) veröffentlicht das Sectionsergebniss eines typischen Falles von Cholera nostras. Der hellgräulich gefärbte, absolut dünn- flüssige Inhalt des Darms beherbergte nahezu eine Reincultur eines kleinen gradlinigen Bacillus. Bacterien von gekrümmter Form Hessen sich nicht darin entdecken. Auf Platten entwickelten sich in 24 Stunden aus den übertragenen pilzhaltigem Materiale zahllose kreisrunde Colonien , welche bei schwacher Vergrösserung ein hell- bräunliches Aussehen, grobgranulirte Oberfläche, sowie scharfe Ränder IM) Vergl. hierüber die beiden nächstfolgenden Referate. Kef, Neapclcr Cholerabacillen. 131 darboten uiul die Gelatine niitor penetrantem Gestank rapid verfiüssi<^ten ; in Stichculturen war bereits nach 24 Stunden längs des ganzen Inipf- stiches die Verflüssigung sichtbar und schritt so energisch vorwärts, dass schon nach wenigen Tagen die gesaramte Gelatine unter Absetzung, flockiger, gleichsam käsig aussehender Trübungen fast vollständig liques- cirt war. Objectträgorculturen, aus einer isolirten Pilzcolonie hergestellt, zeigten die Entwicklung von sich lebhaft bewegenden Bacterien ohne Beimengung von Spirillen oder spirillenähnlichen Bildungen. Gefärbte Deckglastrockcnpräparate der im hängenden Tropfen gezüchteten Bac- terien demonstrirten den im Darmlumen gefundenen geraden Bacillus in absoluter Reincultur. (Es kann nach diesen Schilderungen wohl keinem Zweifel unterliegen , dass letztgenannter Bacillus nicht identisch mit dem FixKLj:K-PßioR'schen Mikroben gewesen ist. Bekanntlich hat auch Koch (1. rel., p. 2) angegeben, dass es weder ihm noch anderen Unter- suchungen gelungen sei, selbst in tödtlichen Fällen von Cholera nostras die FiNKLER-PRioR'schen Bacterien im Darminhalt aufzufinden. Der causale Zusammenhang der letzteren mit der Cholera nostras dürfte demnach, trotz der neuesten positiven Befunde Finkler's, immer noch sehr fraglich sein. Ref.) Emmerich (26) bringt in der citirten Abhandlung die ausführ- liche, durch gute Abbildungen veranschaulichte Darstellung seiner Cholerastudien, deren wesentliche Ergebnisse unseren Lesern wohl durch die vorjährige , in den verschiedensten ärztlichen Zeitschriften reprodu- cirte, vorläufige Publication des Autors und die darauf bezüglichen Dis- cussionen in der zweiten Berliner Cholera- Conferenz genau bekannt sein dürften. Um das Hauptsächliche des Inhaltes des für die moderne Entwicklung der Lehre von den Choleramikroorganismen jedenfalls nicht unwichtigen Schriftstückes hier kurz anzuführen, sei erwähnt, dass Emmerich in Neapel Gelegenheit hatte, neun Fälle von Cholera asiatiea einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Da der eigentliche Zweck seiner Reise gewesen war, im Auftrag des Münchener hygienischen Institutes die Kocn'schen Cholerabacillen in Reinculturen nach München zubringen, so war seine Zeit durch die Exploration der Dejectioneu und des Darminhaltes vollständig in Anspruch genommen, so dass die Unter- suchung des Blutes und der inneren Organe mittelst des Platten- culturverfahr ens unterbleiben musste. Um dies jedoch später nachholen zu können , wurden Theilchen der Organe und Blut von allen neun Choleraleichen und das Blut einer Cholerakranken unter den üblichen Cauteleu direct in mit sterilisirter Gelatine gefüllte sterili- sirte Reagensgläser unter sicheren Verschluss gebracht. Was nun zu- nächst Ejoierich's Befunde in den Dejectioneu resp. dem Darmiuhalt anlangt, welche Materialien er nicht nur von den erwähnten neun, son- dern auch noch von zahlreichen anderen Fällen, wenn auch bei letzteren 9* 132 Neapeler Cholerabacillen. nicht während der ganzen Dauer der Erkrankung , zu durchforschen Gelegenheit hatte , so hat er zwar die Kocn'schen Kommabacilleu oft darin beobachtet , aber er behauptet erstens , dass ausser diesen auch .noch andersgestaltete kommaförmige Mikroben in den Cholera- därmen vorkämen und zweitens, dass es Fälle von Cholera gäbe, in welchen Kommabacilleu überhaupt, und die KocH'schen Kommabacilleu speciell, weder durch die mikroskopische Untersuchung noch durch das Plattenculturverfahren nachgewiesen werden könnten *3*. Niemals vermisste dagegen Emmeeich im Secret des Choleradarms eine andere Bacterienart , deren Individuen kurze Stäbchen darstellen, welche in ihren morphologischen und culturelleu Eigenschaften unter den patho- genen Bacterien den Typhusbacillen am nächsten stehen, sich aber von ihnen, sowie überhaupt von allen übrigen bekannten Bacterien, wie BüCHNEE ermittelt (s. d. folgende Referat, Ref.), unterscheiden lassen. Diese „Neapeler Bacterien" welche nicht nur constant, sondern stets auch in vorherrschender Menge in den Choleradejectionen vor- handen waren , entwickelten sich nun auch in allen den mit Blut und Organtheilen von Choleraleichen resp. Cholerakranken beschickten Cul- turröhrchen und zwar fast durchweg in absoluter Reincultur wie aus dem nachträglich in München daraus angefertigten Plattenculturen hervorging *^^ Mit den reiucultivirten Neapeler Bacterien stellte nun '^^) Mit dieser Angabe setzt sich also Emmerich in bewussten Wider- spruch mit allen übrigen neueren Cholerauntersuchern: Koch, van ERirExoEM, NiCATi und RiETScii , Doyen , Babes , Watson Cheyne , Finkler-Priok , Ceci, Pfeifer, Schottelius u. A., welchen den Kocn'schen Kommabacillus in allen genau untersuchten Fällen von Cholera asiatica gefunden haben. Ref. 135) -^/y-jr müssen jedoch, m Uebereinstimmung mit Kocn, sachUch der Kritik Flüggk's (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 2) darin beipflichten, dass die von Emmerich, wie er ja selbst zugiebt nur nothgedrungen, angewendete Methode nicht einwandsfrei ist; es erscheint durchaus denkbar, dass es sich bei der EMMERicn'schen Bacterie um einen Fäulniss- oder septischen Pilz han- delt, der kraft besonders lebhafter Wachsthumscnergie die übrigen, mit in die Gelatine übertragenen Cadaverpilze verdrängte und verzehrte und deshalb schliesslich als Reincultur nachzuweisen war; bei dem üebertragungsversuch mit lebenden Cholerablute konnte sich erstens ganz wohl jener Pilz als zu- fällige Verunreinigung in die betreffenden Röhrchen einschleichen oder ja auch als accidenteller, von der kranken Darmschleimhaut resorbirter Passant im Blut- strome vorhanden sein. Dass Emmerich in zehn Leichen von an verschiedenen anderen Krankheiten gestorbenen Individuen nicht einen der Neapeler Bacterie völUg gleichenden Pilz (bei einer septischen Leiche fand sich allercUngs ein Bacterium, welches ihr sehr ähnUch war und sich nur dadurch von ihr unterscheiden Hess, dass es in älteren Culturen Fluorescenzerscheinungen in der Gelatine bewirkte und auf Thiere übertragen, eine schneller tödthche Erkrankung derselben auslösste,) aufzufinden im Stande war, widerlegt obige Auffassung natürlich nicht, da die Cadaverbacterien der inneren Organe höchst- wahrscheinlich in erster Linie grösstentheils Desccndenten der im Darm vor- Neapelcr Cholerabacillcn. 133 Emmkkich sehr zahlreiche (und in ihren Ergebnissen sein- gründlich vcr- werthete, Ref.) Infectionsversuche an Meerschweinchen, Kaninchen, Hun- den, Katzen, Affen an, welche unzweifelhaft Zeugniss dafür ablegen, dass sich durch subcutane, intraabdominale und intrapulmonale Injection der Neapeler Bacillen bei allen den genannten Thierarten ein der mensch- lichen Cholera sowohl den klinischen Symptomen als pathologisch- anatomischen Befunden nach sehr ähnlicher Krankheitsprocess hervor- rufen lässt. Nach allen diesen seinen Untersuchungsresultaten hält es Emmerich für erwiesen, dass die von ihm gefundenen Neapeler Bacillen die Ursache der Cholera asiatica und dass Koch's Kommabacillen nur accidentelle Schmarotzer des Cholerasecretes darstellen. (Obwohl wir nicht ver- kennen, dass das Ergebniss der Infectionsexperimente Emmerich's zu Gunsten dieser seiner Auffassung zu sprechen scheint, können wir docli den stricten Beweis für den ätiologischen Zusammenhang zwischen den Neapeler Bacterien und der Cholera asiatica durch die in Rede stehenden Experimente nicht erbracht sehen ; denn es steht fest, dass sehr ver- schiedene bacterielle und nicht bacterielle Schädlichkeiten bei Thieren choleraähnliche Processe in's Leben rufen können. So erwähnt Koch (1. rel.) dass sich die von Emmerich beschriebenen Symptome in sehr charakteristischer Weise durch eine von Brieger aus menschlichen Fäces isolirte patliogeneBacterienart bei Meerschweinchen erzielen lassen. ViRCHOw (eod. loc.) führt an, dass es ihm bei seinen im Jahre 1847 angestellten zahlreichen Infectionsversuchen mit septischen Substanzen, durch Einspritzung letzterer in das Blut, gelungen sei, das Bild der Cholera in scheinbar vollständigster Weise zu reproduciren ; Escherich (29) hat die Beobachtung gemacht, dass sich mit den beiden gewöhn- lichsten Milchkothbacterien, seinem „Bacterium coli commune" und seinem „Bacterium lactis aerogenes" bei Meerschweinchen Krankheits- erscheinungen hervorrufen lassen, welche kaum von denen der Emmerich- schen Meerschweinchencholera zu unterscheiden sein dürften. Rechnen wir hinzu, dass Emmerich's Befund der constanten Anwesenheit seines Neapeler Bacillus bei der Cholera asiatica, ausser von ihm selbst und von Buchker, noch von Niemand bisher constatirt worden ist, während han denen Bacterien sind und demzufolge diesen entsprechend bei den an ver- schiedenen Krankheiten Gestorbenen variiren müssen. Es ist noch zu erwäh- nen, dass, laut Kotii's Angabe (1. rel.), Ceci ganz analoge Experimente wie Emmerich, mit Cholerablut und Choleraorganen angestellt hat, die jedoch ein durchaus negatives Ergebniss bezüglich des Vorhandenseins irgend welcher Pilze in den genannten Materialien aufzuweisen hatten und dass allcrneuestens Brcn.NER und EM^rERicn (8) selbst angegeben, in Palermo, mit Ausnahme emes einzigen Falles, die Innern Organe von Choleraleichen (Milz, Niere, Leber, Herzblut) bacterien frei gefunden zu haben. Ref. 134 Neapeler Cholerabacillen. das constante Vorhandensein des Kocn'schen Kommabacillus, mit allei- niger Ausnahme Buchnek's und Emüeeich's, von allen mit den Koch- schen Untersuchungsmethoden vertrauten Forschern, welche seit der Entdeckung dieses Bacillus Cholerauntersuchungen angestellt haben, bestätigt werden konnte, so dürfte, wenn man noch die weiteren Beweis- momente ins Auge fasst, die Koch u. A. für die specifisch-pathogene Bedeutung der KocH'schen Kommabacillen beigebracht haben, wohl kein Zweifel darüber obwalten können, dass letztere Bacillen einen un- gleich grösseren Anspruch auf die Anerkennung als echte Choleraerreger haben, als die Neapeler Bacterien. Ref.) Büchner (7) gelangt auf Grund ausserordentlich fleissiger ver- gleichender bacteriologischer Untersuchungen *^^, bei denen nicht nur die normalen, sondern auch die abnormen Form und Wachsthums- Erscheinungen der Bacterien, sowie diejenigen Variationen der makro- und mikroskopischen Wuchsformen, welche durch chemische Veränderung des Nährmediums, resp. durch Uebertragung von den künstlichen Cultur- böden auf den lebenden Thierkörper an den betreflfenden Spaltpilzen hervorgebracht werden können, ferner deren chemische Eigenschaften (Sauerstoffbedürfniss, Gährwirksamkeit etc.), sowie schliesslich der Grad ihrer Widerstandsfähigkeit gegen das Wachsthum derselben hemmende chemische Agentien (Säuren, Alkalien etc.). Kälte und Austrockuung als Differenzirungsmittel in Betracht gezogen wurden, zu dem Schlüsse, dass die Neapeler Cholerabacterien eine von allen übrigen bekannten Spaltpilzen unterscheidbare Species*^' repräsentiren. „Hierdurch seien gewisse Bedenken, die gegen den EMJiEBiCH'schen Bacillus geltend ge- macht wurden, als beseitigt zu betrachten". Dass dieser Bacillus „eine specifische Beziehung zum Dünndarm" habe, sieht er durch Eümekich's vorher erwähnte Arbeit als festgestellt an, während er Koch's Cholera- Experimenten eine sichere Beweiskraft in diesem Sinne abspricht. Trotz- "6) Auf das Detail dieser Untersuchungen kann leider hier nicht einge- gangen werden ; wir empfehlen jedoch Alien, welche sich specieller für Bacte- riologie interessiren, das Studium der in Rede stehenden ßucHNER'schen Ab- handlung sich nicht entgehen zu lassen. Ref. "') Die gewonnenen Unterscheidungsmerkmale sind allerdings oft sehr sub- tile, practisch wohl kaum verwerthbare ; einem in diarrhöischen Stühlen häufig vorkommenden Bacillus (Darmbacillus, G. Blchneh) gegenüber reducirt sich die Unterscheidbarkeit darauf, dass dieser bei Züchtung in Glyceringelatine eine bestimmte Involutionsform nicht büdet, welche Emmkkku's Bacterium bei Vegetation auf dem genannten Nährboden aufweist und dass gegen hochgradige Alkalescenz des Nährmediums der Neapeler Bacillus wesentlich empfindlicher ist als der Darmbacillus, während letzterer wiederum hochgradiger Acidität des Nährbodens gegenüber sich nur als gleich widerstandsfähig oder sogar wider- standsloser erweist als ersterer. Ob diese Differenzen genügen, „einen Species- oder auch nur Raten-Unterschied" beider in Vergleich stehender Bacterien zu begründen, muss vor der Hand wohl noch als fraglich hingestellt werden. Ref. Ncapeler Cholerabacillen. 135 dem siebt Buchnkr die Frage der Clioleraätiologie auch durch Emmk- iuch's Untersuchungen nicht als entschieden an, dieselbe sei vielmehr so lange als eine ofl'ene zu betrachten, als, wie dies zur Zeit der Fall sei, die Frage „nach dem natürlichen Infectionsmodus und nach den Ur- sachen des so merkwürdigen localen und zeitlichen Bedingtseins der Choleraei)idemien" nicht beantwortet wäre. Buchnku steht hiernach also vollständig auf dem bekannten Standpunet v. Pettenkofer's in der Cholerabacterienfrage. (Ueber diesen Standpunet unsererseits hier zu discutiren, halten wir, nachdem bereits von maassgebendster Seite in der zweiten Berliner Cholera-Conferenz, die Gründe für und gegen diese Auffassung erörtert und nach dem, was wir uns im Anschluss an das Referat über die Abhandlung von Emmerich [p. 133/134 d. Ber.] zu bemerken erlaubten, für überflüssig. Ref.) Büchner und Emmerich (8) geben an, dass sie unter Anwendung eines neuen zuverlässigen Untersuchungsverfahrens diesmal (entgegen den vorjährigen Befunden Emmerich's, Ref.) keine Spaltpilze in inneren Organen (in Leber, Milz, Niere und ferner im Herzblut) bei den meisten acuten Cholerafällen nachzuweisen im Stande waren *^^. Dagegen ver- mochten sie aus dem Bronchialschleim und dem Lungengewebe von Choleraleichen in mehreren Fällen den „Neapeler Cholerabacillus", und zwar oft in vielen Tausenden von Colonien, rein oder gemischt mit anderen Pilzen, mittels des Kocn'schen Plattenculturverfahrens hervor- zuzüchten. Sie glauben in diesem Ergebnisse „eine Stütze derjenigen Theorie, welche die Lunge als Eintrittspforte für den Krankheitskeim der Cholera betrachtet" erblicken zu dürfen '''^. Als Resultat ihrer Unter suchungen des Darminhaltes der Choleraleichen verzeichnen die VerflF., dass die Schleimflocken desselben allerdings meistens die Koch- chen Kommabacillen (für deren Nachweis Buchner ein neues, schneller und sicherer als das bisherige zum Ziele führendes Verfahren — Züch- tung in einer sterilisirten Flüssigkeit, welche die eigenen Zersetzungs- producte der Kommabacillen enthält — empfiehlt), „aber die unendlich viel grössere Menge des flüssigen Magen- und Dünndarminhaltes enthält stets in grösster Menge, öfter in Reincultur, die Neapeler Bacillen". IS'.) Vergl. oben p. 132, Anm. 135. Ref. "") Dass die spccifischen Cholerakeime gerade die Lunge, welche bei der menschlichen Cholera keinerlei wesentliche und constante pathologische Veränderungen darbietet, als Angriffspunct und (neben dem Darm) als haupt- sächlichste Wucherungsstätte wählen sollten, ist wohl wenig wahrscheinlich. Ref. 136 RecurrensspiriUen. 3. Pathogeiie Spirillen. Gfünther, C, Ueber die Färbimg der RecurrensspiriUen in Blut- präparaten. (Fortschr. d. Med. 1885, No. 23 p. 755 ; Orig.-Mitth.) Günther benetzt die in üblicher Weise hergestellten und über der Flamme (oder besser durch 5 Minuten langes Verweilen im Thermo- staten bei 75 ° C.) fixirten Deckglastrockenpräparate des spirillenhaltigen Blutes, vor der Einwirkung der Färbflüssigkeit " °, 10 Secunden mit 5procentiger Essigsäure, wodurch das Hämoglobin aus den Blutscheiben ausgezogen und nunmehr letztere bei der nachträglichen Tinction nicht mehr mitgefärbt werden, so dass also nach vollzogener Färbung der Präparate die meist intensiv tingirten Spirillen ohne weiteres, d. h. nicht mehr, wie bei directer Anfärbung z. Th. verdeckt durch die blaugefärbten Scheiben der rothen Blutzellen und durch körnige Trübungen des Unter- grundes, in's Auge fallen. Die anhaftende Essigsäure muss sorgfältig, bevor man die Färbung vornimmt, entfernt werden 5 GtrNXHER blies zu- nächst die grösste Menge der ersteren ab, Hess an der Luft trocknen und hielt dann, um die letzten Reste der Säure zu vertreiben, die Deck- gläschen (mit der Präparatenseite nach unten) mehrere Secunden lang über eine eben umgeschüttelte, geöffnete Flasche mit starker Ammoniak- lösung. Die Färbungsflüssigkeit wurde mit Wasser abgespült und die Präparate in Xylol-Balsam, (in welchem sie sich gut conservirten) ein- gebettet. "") Als solche wurde nach vielfachem Probiren ausschliesslicli die Ehrlich- WEiGEKT'sche Anilin-Gentianaviolettlösung verwendet; säur e Farblösungen tin- giren die RecurrensspiriUen nicht. In der ersterwähnten Tinetionsflüssigkeit färben sich letztere momentan bei Zimmertempe ratur im maximaler Weise. Verzeichniss der Originalabhaiidliuigen über Aktinomyces u. Aktiiiomykose. 137 4. Aktinomyces. 1. Bauillgarteil^ P., Ueber Aktiuomykosis liominum. (Sitzungsberichte d. Vereins f. wissensch. Heilkunde in Königsbei'g i. Pr., Sitzung vom 4. Mai 1885 ; Berl. kliu. Wochenschr. 1885, No. 41 p. 667.) 2. Boström, Ueber Aktinomykose. (Bericht über die Verhdl. d. IV. Con- gresses für innere Medicin, Wiesbaden, 1885; Beilage zum Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. 20.) 3. Johue, Beiträge zur Aetiologie der Infectionsgeschwülste. (Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen f. d. Jahr 1884 p. 46.) 4. Israel, James, Klinische Beiträge zur Kenntniss der Aktinomykose des Menschen. Berlin 1885 (Hirschwald) p. 152. 5. Magnussen. Lorenzo, Beiträge zur Diagnostik und Casuistik der der Aktinomykose 5 Inaug.-Diss., Kiel 1885. 3.60 M. 6. Murphy, John, Actinomycosis in the human subject. (New- York med. journ. 1885, Januar 3; Referat Centralbl. f. klin. Med., 1885, No. 35 p. 597.) 7. Ponflck, Ueber Aktinomykose ohne Aktinomyces. (Breslauer ärztl. Zeitschr., 1885, No. 3; Referat Centralbl. f. Chirurgie, 1885.) 8. Soltmann, Zur Aetiologie der Aktinomykose. (Ibidem.) Israel , (4) Der verdienstvolle Entdecker der später mit der „Aktinomykose" der Thiere identificirten Mykose des Menschen hat sich in der citirten Abhandlung die Aufgabe gestellt, das bisherige Wissen über Symptomatologie, Diagnostik und Pathogenese dieser Krankheit kritisch zu bearbeiten und übersichtlich zusammenzufassen. Israel theilt die bisher von ihm und Anderen beobachteten Fälle ^*' von menschlicher Aktinomykose nach der Eingangspforte der Infection in fol- gende 4 Hauptgruppen ein: I. Fälle von P i 1 z e i n w a n d e r u n g durch die Mund- und Racbenhöhle. a) Centrale Hcerdbildung in der Mandibula. b) Loca- '^') Im Ganzen 38, darunter 9 zum ersten Mal publicirte, von welchen letzteren 7 Lsrael's eigener Beobachtung angehören. 138 Aktinomykose. lisation am Unterkieferrande, in der Submaxillar- und Submentalgegend. c) Localisation am Halse, d) Localisation am Oberkieferperiost. e) Lo- calisation in der Backen-Wangengegend. II. Fälle von primärer Aktinomykose des Respi- rationsapparates, a) Localisation auf der Broncliialsclileimliaut. b) Localisation im Lungenparenchym mit Propagation auf Pleura, peri- pleurales und prävertebrales Gewebe, c) Localisation im Lungenparen- chym, Propagation auf die Brustwand, Metastasen. III. Fälle von primärer Aktinomykose im Intestinal- tr actus, a) Aktinomykotische Oberflächenerkrankungen des Darms, b) Darmaktinomykosen mit Propagation des Processes auf Peritonäum und Bauchwand. Metastasenbildung. IV. Fälle mit unsicherer Eingangspforte, a) Wahr- scheinliche Einwanderung durch den Respirationsapparat, b) Wahr- scheinliche Einwanderung vom Schlünde, c) Wahrscheinliche Einwan- derung vom Darme. Unter den 38 in Iseael's Monographie verwertheten Fällen gehörten 17, also nahezu die Hälfte aller Fälle der Gruppe l, der primären Oral- und Pharyngeal aktinomykose an. Neun der Beispiele fasst Isbaj;l mit Bestimmtheit als der H. Gruppe, der primären Pulmonal aktinomykose, zufallend, sieben davon als sichere primäre Intestinal aktinomykosen auf. Von den fünf übrig bleibenden Fällen werden zwei als wahrscheinliche Lungen-, zwei als wahrscheinliche Darmaktinomykosen, einer als wahr- scheinliche Schlundaktinomykose interpretirt. (Leider können wir an dieser Stelle nicht auf das Detail der klinischen und anatomischen Schilderungen und der kritischen Deductionen des Verf. eingehen ; wir müssen uns begnügen, allen unseren Lesern, die etwa noch nicht von dem vorliegenden Werke Kenntniss genommen haben, dasselbe auf das Beste zu empfehlen ; namentlich dem practischen Arzte, dessen Aufgabe es ist, diese, so wechselvolle klinische Bilder liefernde, oft unmerklich und larvirt auftretende und insidiöse Krankheit zu erkennen und zu be- behandeln, dürfte in dem IsRAEL'schen Buche eine wahre I^mdgrube von Belehrung, Aufklärung und trefflichen practischen Rathschlägen geboten sein. Ref.) Dem ätiologischen Theil des Werkes sind nur ver- hältnissmässig wenige Seiten gewidmet; der Autor stellt in der Vorrede eine ausführlichere zusammenfassende Behandlung der auf die Aetiologie der menschlichen Aktinomykose bezüglichen Thatsachen in Aussicht. Dass das positive Wissen in dieser Beziehung sich so ziemlich auf das von ihm bereits in seineu ersten einschlägigen Publicationen erwiesene Factum beschränkt, dass der Actinomyces die Krankheitsursache ist, spricht der Autor rückhaltslos aus. Wie die Uebertragung geschehe, in welcher Gestalt und wo der Pilz ausserhalb des Menschen- und Thier- körpers sich findet, sei auch gegenwärtig noch unbekannt. Klar seien Aktiiiomykose. I.SO dagegen für die meisten Fälle die Bahnen, auf denen der l'ilz in das Innere des menschlichen Körpers hineingelangt; bereits in seiner ersten Arbeit konnte er die Mundhöhle und den Respirationstractus als Wege der Infection bezeichnen ; spätere Erfahrungen hätten dann noch den Digestionstractus hinzugefügt. Eine Penetration durch die äussere Haut und durch die Vagina sei bisher nicht erwiesen, ebensowenig sei man gezwungen, eine primär vertebrale Entwicklung des Actinomyces, die nicht auf einem der genannten drei Wege zu Stande gekommen, an- zunehmen. Es sei wahrscheinlich, dass der Actinomyces hauptsächlich, ja vielleicht ausschliesslicli, mit der Nahrung in den menschlichen Körper gelange ; die importirten Pilzkeime könnten entweder sofort, vom Darmkanale aus, (primäre Darmaktinomykosen) oder erst nach vor- gängiger Ansiedlnng und Vermehrung in geeigneten Brutstätten (hohlen Zähnen, Tonsilleutaschen) invasiv werden; für die primären Lungen- aktinomykosen sei die Entstehung durch Aspiration pilzhaltigen Materials von der Mundhöhle aus ungleich Avahrscheinlicher, als die durch directe Einathmung desselben. Was die botanische Stellung des Aktinomyces anbelangt, so ging bekanntlich die verbreitetste Meinung dahin, den- selben unter die II y p h o m y c e t e n , und zwar in die Classe der Schimmel- pilze zu reihen; Israel plaidirt jedoch jetzt, auf zahlreiche Gründe gestützt, noch nachdrücklicher als früher für die Annahme, dass der genannte Pilz zu den Schizomyceten, und zwar in die nächste Ver- wandtschaft der Leptotrix-Streptothrixgruppe , zu rechnen sei '*^ und gibt mithin der Ueberzeugung Ausdruck, dass unter den Pilzmassen der Mundhöhle, welche wir schlechthin als Leptotrix buccalis bezeichnen, vielfach Entwicklungsstufen der Aktinomyces vorhanden sein können, ohne dass wir letztere als solche zu erkennen, d. h. von den gewöhn- lichen Leptrothrixmassen zu unterscheiden im Stande sind. Dass der Aktinomyces in der Mundhöhle nur selten in der typischen (? atypischen, Ref.) Gestaltung, wie wir ihn im Innern des Körpers antreffen gefunden wird, liegt nach Iskael's (sehr plausibler, Ref.) Ansicht daran, dass die äusseren Entwicklungsbedingungeu an beiderlei Orten durchaus ver- schieden sind. Magnussen (5) berichtet über vier in der chirurgischen Klinik zu Kiel beobachtete und behandelte Fälle von Aktinomykose. In dem ersten dieser Fälle hatte die Krankheit ihren Sitz am Unterkieferrande und in der Submaxillar- und Submentalgegend ; sie betraf einen 19jäh- rigen Landmann, bei dem sich ohne nachweisbare Veranlassung und ohne Betheiligung der Zähne eine von der Zunge ausgehende Schwellung des Bodens der Mundhöhle einstellte, welche langsam unter Schling- •**) Vergl. die Bestätigiuig dieser Anschauung durch die alsbald zu be- sprechenden Cidturvcrsuche von Bustrüm. Ref. 140 Aktinomykose. beschwerden auf die Gegend zwischen Kieferrand nnd Kehlkopf über- griff; es erfolgte darauf die spontane Perforation eines aktinomyces- haltigen Abscesses in die Rachenhöhle. Bemerkenswerth ist, dass in dem Heimathsorte des Patienten zu gleicher Zeit mehrere Personen in gleicher Weise erkrankten. Im zweiten Falle war der aktinomykotische Process in der Submaxillargegend, im dritten in der Gegend der linken Wange und Schläfe localisirt. Trägerin der Affection im vierten Falle war eine 39jährige früher stets gesunde Landmannsfrau, bei welcher sich mehrere faustgrosse aktinomykotische Geschwülste in der Region der linken Darmbeinschaiifel, nahe der spina ilei anterior superior und längs des oberen Randes derselben entwickelten. Die Behandlung be- stand in den ersteren Fällen in Incision und Ausschabung der Heerde und Tamponade der Höhlen mit concentrirter Borsäure resp. Sublimat- gazetampons; in die diffus entzündlich infiltrirten Theile wurden Subli- matinjectionen gemacht. Die Kranken wurden mehr oder minder voll- ständig geheilt entlassen. Bei dem vierten Falle nahm Esmakch die Exstirpation der Geschwülste vor, wonach mehrfache Recidive eintraten, bis schliesslich vom Mai bis August 1884, dem Ende der Beobachtungs- zeit, ein solches nicht mehr erfolgte. — Aus dem mikroskopischen Theil der Arbeit ist hervorzuheben, dass Magnussen zur Färbung der Aktino- mycesrasen ausser dem WEDEL'schen Orseille noch das Cochenilleroth, mit dessen Hilfe bekanntlich Dunker die Aktinomyces des Schweine- fleisches, (deren Identität mit dem wirklichen Aktinomyces Verf. übrigens anzweifelt), nachgewiesen, emi^fiehlt. Ponflck's (7) erster Fall von thoracaler Aktinomykose zeigte an der hinteren Wand der Speiseröhre eine Fistel, die der Wirbelsäule entlang sich nach abwärts in eine prävertebrale Phlegmone verfolgen Hess, in welcher deutliche Aktinomyceskörner zu finden waren. Ponfick nimmt demgemäss an, dass in diesem Falle von der Speiseröhre aus die Aufnahme des Infectionsstoffes stattgefunden habe und interpretirt in gleicher Weise den Fall von Wulff ^*^. In der zweiten der Ponfick- schen Beobachtungen war das Auffinden der charakteristischen Aktino- myceskörner in den Krankheitsproducten mit bedeutenden Schwierig- keiten verknüpft; erst nach langem vergeblichen Suchen fanden sich in einem Recessus am hinteren unteren Rande der Pleura junge keulenlose Drusen, aber so spärlich, dass Ponfick eben von „einer Aktinomykose ohne Aktinomyces" spricht. Der vorliegende Fall giebt Ponfick ausser- dem Gelegentheit zu dem erneuten Hinweise, dass der Aktinomyces an und für sich kein eigentlicher Eiterung serreger ist: erst nach der Function habe das vorher rein seröse Exsudat der Pleurahöhle den eitrigen Charakter angenommen. 1^3) Breslauer ärztl. Zeitschrift, 1884, No. 23; der Fall Woi-fk's ist zu wenig genau mitgetheilt, um ein eigenes Urtheil über den Ausgangspunct der aktinomykotischen Affection bei demselben zu gestatten. Ref. Aktinomykose ; Aktinomyces. 141 Soltin.iiin (8) tlicilt t'ülgeiulc Beobachtung mit: Ein 14jcähriger Knabe hatte beim MaulbccrpHücken eine Garbe ergriften und vcrsclihickt. Es entstanden heftige Schmerzen, die, anfangs unter dem Sternum (ixirt, später nach dem Rücken ausstrahlten, um sich schliesslich rechts von der Wirbelsäule zu localisiren. Hier bildete sich in weiterer Folge ein Abscess, aus welchem ein Theil jener einst verschluckten Aehrc zum Vorschein kam. Es schlössen sich nun noch neue Heerde an, so dass die Aufnahme in das Hospital nöthig wurde. Bei der Untersuchung wurden in dem eitrigen Inhalt der Heerde Aktinomycesdrusen gefunden. Soltmann bringt das Verschlucken der von Hordeum muriuum stammenden Aehre mit der Entstehung der Krankheit in Zusammenhang. (Für die noch sehr dunkle Frage nach den Au- steckungsquellen der Aktinomykose [vergl. die oben besprochene Ab- handlung von Jaimes Israel] ist voransteheuder Fall von grossem In- teresse. Ref.) Boströiii (2) betont zunächst, dass die bekannten charakteristischen keulen- oder kolbenförmigen Anschwellungen der Aktinomycesfäden, seinen Untersuchungen zufolge, durchaus nicht, wie bisher meist an- genommen wurde, als Gonidien, sondern als Involutionsformen aufzufassen seien. Hierfür spräche schon die häufige Verkalkung der in Rede stehenden Bildungen und auch die Farbenreaction derselben begünstige diese Auffassung. Besonders gestützt würde aber letztere durch das Ergebniss der Culturversuche ; es zeigte sich nämlich erstens, dass niemals irgend welche Wachsthumserscheinungen an den peripheren Keulen, sondern nur degenerative Zustände (tanuenzapfenförmige Ein- kerbungen) mit schliesslichem Untergang au denselben zu erkennen waren, während das centrale Fadenwerk der Aktinomycesdrusen auf geeignetem Nährboden schnell und üppig auskeimte; es zeigte sich ferner, dass in gelungenen künstlichen Culturen nur in den tiefereu Schichten und nur dort, wo der Nährboden bereits etwas erschöpft war, keulenförmige Auftreibungen an den Spitzen der Fäden sichtbar wurden. Zu den Culturversuchen eignen sich am besten diejenigen Pilzkörnchen, welche von Eiter umspült oder ganz locker im Granulationsgewebe liegen; bringt man solche Körnchen mittels geglühter Nadeln in flüssige Gelatine, vertheilt sie darin möglichst, giesst dann die Gelatine auf Platten aus und transportirt nun diejenigen Drusenpartikel, welche frei von Fäulniss- erscheinungen geblieben sind, noch ehe ein genügendes Auswachsen der- selben erfolgte, von den Platten (nachdem man sie vorher zwischen geglühten Glasplatten zerdrückt) auf erstarrtes Rindsserum, Agar oder Gelatine, so gelingt es, typische Culturen des Aktinomyces zu erhalten. Die Culturen entwickeln sich dann ziemlich schnell, nach fünf bis sechs Tagen ist das Wachsthum beendet. Um diese Zeit und später besteht das Centrum der Cultur aus kleinen gelblich -röthlichen, meist runden, knötchenförmigen Stellen, welche am Rande mit äusserst zarten, wolkig 142 Aktinomyces; Aktinomykose. aussehenden, verzweigten Ausläufern versehen sind, Allmählig nehmen die gelbröthlichen Knötchen mehr und mehr zu und treten auch au der Peripherie auf; an ihrer Oberfläche sowohl, als auch in ihrem Umkreis, sind sie mit einem flockig weissen Ueberzug versehen. Mikroskopisch stimmen die Culturen mit dem Aktinomyces des Menschen und der Thiere in allen wesentlichen Beziehungen überein. Bosteöm hat fünf Fälle von thierischer imd einen von menschlicher Aktinomykose zu seinen Culturversuchen verwendet, und in allen das nämliche Resultat erzielt. Nachdem die Auffassung der Aktinomyceskeulen als „Gonidien" zurück- gewiesen, ist es nicht mehr statthaft, den Aktinomyces als einen Mycel- pilz (Schimmelpilz) zu betrachten; derselbe muss vielmehr als Spalt- pilz resp. als Spaltalge, in die Cladothrixgruppe *■** gehörig, angesehen werden. — Ueber erfolgreiche Thierversuche, welche mit den reinculti- virten Aktinomyces angestellt wurden, wird Bosteöm erst später Bericht erstatten. Murphy (6) theilt die Krankengeschichte zweier Fälle von menschlicher Aktinomykose mit; die Afifection hatte in beiden Fällen ihren Sitz am angulus mandibulae und war beide Male höchst wahr- scheinlich von cariösen Zähnen ausgegangen. In beiden Fällen trat nach gründlicher operativer Entfernung der erkrankten Gewebstheile Heilung ein. Baumgarten (1) berichtet über einen Fall von primärer mensch- licher Lungenaktinomykose. Klinisch manifestirte sich die Erkrankung als chronische rechtsseitige Lungenaffection mit Infiltration der Weich- theile der rechten Brustwand. Der Verdacht auf Lungenaktinomykose war seitens der klinischen Beobachter (Prof. Nauis'yn, Prof. Schkeibek, Dr. Falkenheim) mehrfach rege geworden, konnte aber weder durch die Untersuchung des Sputums, noch der Punctionsflüssigkeiten zur Ge- wissheit erhoben werden. Erst die vom Ref. ausgeführte Section stellte die Diagnose fest. Der wesentliche Befund war, in den Hauptzügeu angegeben ^*^, folgender: Die rechte Lunge, mit der Thoraxwand fest und total verwachsen, erwies sich auf dem Durchschnitt als völlig luft- leer; der obere Lappen schwielig indurirt, der untere und mittlere Lappen carueficirt. In dem indurirten und carneficirten Parenchym traten, an der Basis des Oberlappens beginnend und nach unten hin, besonders in den an die Brustwand angrenzenden Partien, zunehmend, Aveiche, pulpöse, gelbliche, unter dem aufgegossenen Wasserstrahl zottig flottirende Heerde zu Tage, welche sich durch die verdickten und un- trennbar mit einander verwachsenen Pleurablätter hindurch in das peri- 144) vergl. p. 5 d. Ber. Ref. i-*'') Die Mittbeiliingen des Vortragenden sind liier ausführlicher wieder- gegeben, als in dem citirten Referat in der Bcrl. klin. Wochenschr., eine Publi- cation in extenso wird an anderer Stelle erscheinen. Ref. Aktinomykose. 143 und purapleiirale sowie in das jjrävortcbrale Bindegewebe, welches seinerseits Sitz einer in- und extensiven clirouiscli-eitrigen Eiitzündun.^, welche in jeder Beziehung dem von Iskael, Ponkick u. A. beschriebenen Bilde der aktinomykotischen Phlegmone glich, fortsetzten. In den Lungenheerden und in den eitrig zerfallenden Granulationsmassen des periplcuralen und prävertebralen Bindegewebes wurden nun schon bei der Section die typischen Aktinomycesdrusen nachgewiesen. — Die Zähne waren gesund; dagegen war die linke Tonsille um das Doppelte vergrössert, ihr Parenchym von missfärbig- grünem Aussehen, in den Krypten steckten zahllose, gelbliche, ziemlich feste Körner, welche aus Büscheln radiär angeordneter Pilzfäden von demselben Aussehen, wie in den Aktinomycesdrusen der Lungen etc., abgesehen davon, dass die Fäden der terminalen keulenförmigen Anschwellungen entbehrten, die jedoch auch in den inneren Pilzkörneru keineswegs immer vorhanden waren, bestanden. Es durfte darnach angenommen werden, dass es sich in dem vorliegenden Falle um eine primäre Lungenaktinomykose (J. Ise ael), mit secundärer Propagation auf die Weichtheile der Brustwand, gehandelt habe, hervorgerufen durch Aspiration der in den Krypten der linken Ton- sille angesammelten specifischen Pilzelemente. — Bezüglich der mikro- skopischen Befunde hebt der Autor erstens hervor, dass sich vielfach in den Krankheitsheerden auf, mittels der WEiGEK'r'schen Orseille-Gentiana- Violettmethode, gefärbten, Präparaten derselben neben den, in ihren centralen Theilen blau, in ihren keulentragenden peripherischen Ab- schnitten '*" rothgefärbten Aktinomycesvegetatiouen, intensiv blau tin- girte, soweit ersichtlich, ausschliesslich aus „Kokken" bestehende Pilz- ballen nachgewiesen wurden '''". Ferner notirt er, dass in den älteren Krankheitsproducten , namentlich der Lunge sich neben den Colonien des Aktinomyces zahlreiche, diesen der Form nach ähnliche, aber durch chemische und Farben-Reaction von ihnen leicht zu unterscheidende Fettnadeldrusen vorht^nden gewesen seien, eine Beobachtung, die auch von Seite anderer Autoren gemacht und urgirt worden ist. ■Johne (3) hat die Beobachtung gemacht, dass der Aktinomyces auch beim Pferde, und zwar als Ursache eines Theils der, bei '■•6) Fehlten, wie nicht allzu selten, (.siebe oben) die Keulen, dann liatte die gesammte Coloiiie die blaue Farbe angenommen. Ref. '^") Ob diese „Kokkus" -Vegetationen als jnnge unentwickelte Aktinomy- cescolonien oder aber als accidentelle Eiterkokkus-Ansiedelungen aufzufassen sind, muss Ref. unentschieden lassen; für ersteres spricht der Umstand, dass in den P^ntwicklungskreis des Aktinomyces kokkenähnliche Formen (Arthro- sporen?) hinein zu gehören scheinen, für letzteres die in vorliegendem Falle sehr klar licnortretende Tliatsachc, dass die „Kokkus" -Heerde ausschliesslich in den eitrig zerfallenden Theilen der Neoplasien, oder hart an der Grenze derselben gegen die festen, granulationsgewebsartigen Partien gefunden wurden. Ref. 144 Aktinomykose. castrirten Thieren zuweilen sich entwickelnden, chronischen Samen- strangverdickungen, vorkommt. In 3 von 14 Fällen der letzteren Erkrankungen konnte Verf. durch genaue mikroskopische Untersuchun- gen die aktinomykotische Natur der Erkraukuug feststellen; allerdings waren die in den Centren der, in die schwielige Grundlage der ver- dickten Samenstränge eingebetteten, Granulationsknötchen liegenden Pilzrasen nur selten mit den typischen Kennzeichen des Aktinomyces bovis ausgestattet, trugen vielmehr meist den Stempel jener verküm- merten Vegetationsformen mit unbestimmter radiärer Streifung und homogenem oder undeutlich körnigem Centrum, wie sie auch beim Aktinomyces bovis nach Harz, Weigert, Ponfick und Verf. nicht allzu selten zu beobachten sind, und insbesondere vom Verf. in einem neuerlichst explorirten Falle von Aktinomykom der Haube des Rindes neben vollcharakteristischen Aktinomycesdrusen und allen Uebergangs- formen zu diesen, constatirt werden konnten. In einem vierten Bei- spiele von chronischen Funiculitis des Pferdes wies Verf. ebenfalls Pilze als Erkrankungsursache nach , doch besassen diese hier nicht den morphologischen Charakter des Aktinomyces, sondern glichen viel- mehr derjenigen Pilzspecies, die Billroth zuerst als „Askokokkus" ^*^ beschrieben hat. Durch die drei erstgenannten Beobachtungen sieht Johne „die bisher von Ponfick ziemlich hypothetisch hingestellte Behauptung als thatsächlich erwiesen an, dass der Aktinomyces ausser durch Ver- dauungs- und Respirationswege auch von der äusseren Körperober- fläche her resp. durch Wunden derselben in den Organismus ein- dringen kann , indem zweifellos die mykotische Infection der voll- ständig offen behandelten Samenstrangwunde in den genannten Fällen nur von der Stallstreu aus, resp. durch die an dem Stroh sitzenden Keime des Aktinomyces erfolgt sein könne. (In einem Referat über vorliegende Beobachtungen [Fortschr. d. Med., 1885, No. 22 p. 751] theilt Johne mit, dass er seitdem noch drei weitere Fälle von chronischer Entzündung des Samenstranges der Pferde als aktinomykotische Processe erkannt, und führt zugleich an, dass, wie er erst nach Publication seiner bezüglichen Befunde er- sehen, schon vor ihm Rivolta •"^ ähnliche Beobachtungen, wie er ge- macht habe. Rivolta beschreibe jedoch als Ursache der in Rede stehenden Erkrankung nicht den Aktinomyus, resp. eine Degenerations- form desselben, sondern nur die von ihm (Johne) in seinem vierten einschlägigen Falle gefundene , von Rivolta als Discomyus equi be- zeichnete Pilzart. Ref. u8) Vergl. p. 5 d. Ber. Ref. "9) Rivolta, Del micelio e delle varieta e specie di Discomiceti patogeni. Girn. di Anat. e Fisiolog. 10. 1884. Verzeichniss der Originalabbandlungen über pathogene Hyphomyceten. 145 5. Pathogene llypliomyceteu. 1. Bjigiiisky, A., Ueber Soorculturen, (Deutsche med. Wochenschr. 1885, Nr. 50 p. 866.) 2. Fränkel, A. , Bacteriologische Mittheilungen. (Verhandl. d. Ver- eins f. inn. Med., 1885, 13. Juli; Deutsche med. Wochenschr., 1885, No. 31 p. 546.) 3. Kirchner, Pityriasis versicolor im äusseren Gehörgange. (Mo- natsschr. f. Ohrenheilk. 1885, No. 3.) 4. Klemperer, (x., Ueber die Natur des Soorpilzes. (Centralbl. f. klin. Med., 1885, No. 50 p. 849 ; Orig. Mitth.) 5. Pfeifer, L., Ueber Sprosspilze in der Kälberlymphe. (Correspon- denzbl. d. AUg. ärztl. Vereins von Thüringen, 1885, No. 3; Keferat Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 15. p. 242.) 6. Plaut, Beitrag zur systematischen Stellung des Soorpilzes in der Botanik. Leipzig 1885 (Voigt). (Referat Centralbl. f. klin. Med. 1886 No. 3 p. 43.) 7. Quincke, 0., Ueber Favus. (Tageblatt der 58. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte, 1885, p. 417.) 8. Ribbert, H. , a) Weitere Untersuchungen über das Schicksal pa- thogener Pilze im Organismus. (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 31 p. 535.) b) Beiträge zur Localisation der Infectionskrankheiten. (eod. loc, 1885, No. 42 p. 717.) 9. Schubert, P. , Zur Casuistik der Aspergillusmykosen. (Deut- sclies Archiv f. klin. Med. Bd. XXXVI, 1885, Heft 1 u. 2.) 10. Stumpf, M., Untersuchungen über die Natur des Soorpilzes. (Münchener ärztl. Intelligenzbl. 1885, No. 44 p. 627; Referat Centralbl. f. klin. Med., 1886, No. 3 p. 44.) Kjrchner (3) fand bei einem 20jährigen Eisenbahnarbeiter, der an Pityriasis versicolor des Halses und der Brust litt und über starkes Jucken im Ohre klagte , im Gehörgange einen der genannten Hautaffection vollkommen gleichenden Krankheitsprocess: dieselben bräunlichgelben Flecke mit denselben Gonidienhaufen und Mycellagern, Banmgarten's Jahresbericht. I. IQ 146 Pilz der Pityriasis versicolor; Sprosspilze in der Kälberlymphe ; Aspergillus fumigatus. wie in den afficirten Hautstellen waren daselbst zur Entwicklung ge- kommen. KiKCHNEK nimmt an , dass die Uebertragung der Krankheit von Hals und Brust auf den Geliörgang durch die Fingernägel, mit denen zuerst am Halse und an der Brust und dann wieder im Ohr, zur Beseitigung des Juckens, gekratzt wurde, veimittelt worden sei. Ein- pinselungen von Ol. cadin. und Spiritus vini zu gleichen Theilen wöchentlich zwei bis drei Mal führten nach drei Wochen Heilung herbei. Pfeifer (5) prüfte mit Hilfe der Koch' sehen Culturmethoden eine grössere Zahl von Kälber- und Kinderlymphe-Proben verschiedenen Ursprungs auf die darin etwa vorhandenen entwicklungsfähigen Mikro- organismen. Er fand in der Kälberlymphe ausser diversen Mikrokok- kenarten stets noch gewisse Spross pilzformen, die er aber nicht als eigentliche Hefepilze, sondern als den früher von Pasteue, neuerlichst besonders von E. Chr. Hansen genauer studirten Torulaformen angehörig betrachtet, eine Auffassung, welche Hansen selbst nach Prüfung der bez. Reinculturen Pfeifer's für zutreffend erklärte. In den Proben der Kinderlymphe fand sich dieser „Saccharomyces vaccinae" nicht. Wahrscheinlich waren die in Rede stehenden Pilze, die offenbar eine zufällige Verunreinigung darstellten, durch den Kuhstallstaub auf die Impfpusteln des Kalbes übertragen worden, da sie sich in grosser Zahl in ersterem nachweisen Hessen. Ueber Versuche, durch bessere anti- septische Maassregeln, als sie bisher bei der Impfung des Kalbes beob- achtet wurden, jene, nach Ansicht des Verf. übrigens ganz unschädlichen, Sprosspilze von der animalen Lymphe fern zu halten, hofft Pfeifer später Mittheilungen machen zu können. Fränkel (2) setzte, in der Absicht, Aufschluss zu erhalten über die Abschwächbarkeit der pathogenen Hyphomycetenarten, den Asper- gillus fumigatus, in Reincultur auf Brotkölbchen gezüchtet , in fortlaufender Generation immer höheren Temperaturen eines sorgfältig regulirten Thermostaten aus. Wenngleich verlangsamt, wächst der Pilz noch bei einer Temperatur von .51 bis 52" C. , verhert aber bei diesen hohen Temperaturgraden die Fähigkeit, zu fructificiren. In die- sem sterilen Zustande wurde der Aspergillus fumigatus vom Verf ein halbes Jahr in successiven Generationen bei der genannten hohen Tem- peratur weitercultivirt, ohne eine Abschwächung seiner pathogenen Eigen- schaften zu erfahren. Brachte man nämlich die sterilen Mycelien aus der Temperatur von 51,5" in die von 37" C. zurück, so fing der Pilz alsbald an, wieder zu fructificiren und die nunmehr gebildeten Sporen bewirkten, in die Blutbahn von Kaninchen injicirt, mit derselben unfehl- baren Sicherheit den Tod der Versuchsthiere, wie die Sporen der nicht jenen hohen Temperaturen ausgesetzten Culturen des Aspergillus fumi- gatus. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass eine Abschwächung Aspergillus fumigatiis. 147 der pathogencn Schimmelpilze durch erhöhte Temperatur nicht ohne Weiteres gelingt, wodurch „eben bewiesen ist, dass mit der höheren Organisation der pathogenen Pilze auch die Schwierigkeit, ihre biologi- schen Eigenthümlichkeiten zu modificiren, gleichfalls sich vergrössert." Schubert (9) liefert die eingehende Beschreibung eines Falles von Aspergillnsmykose der Nase, eine Aftection, deren Vorkommen bis- her unbekannt war. Bei einer marastischen 75jährigen Frau fanden sich, neben leichten Excoriationen am Naseneingang, beiderseits in der Tiefe, das ganze Cavum pharyngo-nasale ausfüllend, weissgraue, bröcklich schmierige , einen starken Schimmelgeruch verbreitende Massen. Es gelang dem Verf., den Pfropf nach der Mundhöhle hin zu entfernen und ihn somit für die genaue Untersuchung zu gewinnen. Makroskopisch konnte an dem Pfropf selbst eine graue Rindenschicht und ein dunkel- grünbraunes Centrum unterschieden werden; mikroskopisch erwies sich derselbe der Hauptsache nach aus Pilzrasen bestehend, welche de Baey für „Aspergillus fumigatus" erklärte. Culturen des Pilzes wurden nicht gemacht. — Die Ansiedlung des betreffenden Pilzes wurde im ge- nannten Falle durch vorgängige pathologische Veränderungen der Nasen- schleimhaut vermittelt; Verf will auch alle übrigen beim Menschen vor- kommenden Aspergillusvegetationen als vorwiegend saprophytische gedeutet wissen. Trotzdem warnt er vor einer sorglosen Behandlung derartiger Fälle, da die Malignität des Aspergillus fumigatus durch das Thierexperiment hinlänglich festgestellt sei. Verf. betont noch das Freibleibeu der Lunge in seinem Falle, obwohl doch sicherlich hier fortwährend Keime der betreffenden Pilze in den Respirations- und Verdauungstractus gelangt sein müssten. Die Behandlung bestand in der Anwendung der Nasendouche und Einpulverungeu von Borsäure ; es traten nichtsdestoweniger einige Recidive auf, die aber niemals den- selben Grad wie zuerst erreichten. Ribbert (8, a) berichtet , anknüpfend an die bekannten Arbeiten Metschnikoff's, welcher in der Aufnahme der in den Organismus ein- gedrungenen Pilze in den Leib von Körperzellen, besonders von Leu- kocyteu, die sich dabei als Fresszellen („Phagocyten") bethätigen, den Ausdruck der wirksamsten Schutz- und Wehrvorrichtung des Orga- nismus gegen pilzliche Krankheitserreger erblickt, über Beobachtungen welche ihm darzuthun scheinen, dass die Leukocyten auch noch auf einem anderen Wege, als dem eben genannten, zur Vernichtung patho- gener, in den lebenden Thierkörper eingedrungener, Mikroben bei- tragen können. Bei Untersuchung der durch Aspergillusinfection er- zeugten Krankheitsheerde fand er nämlich, dass die auskeimenden Sporen in der Leber schon sehr frühzeitig von einem Leukocyteu- mantel allseitig umschlossen werden , während in den Nieren, in den Muskeln u. s. w. sich erst relativ spät um die wuchernden Pilze die 10* 148 Aspergillus fumigatus. entzündliche Zellextravasation einstellte. Eibbeet nimmt an, dass im ersteren Falle die auswachsenden Mycelien durch den Leukocytenwall der Zufuhr des Ernährungsmaterials, des Sauerstoffs etc. beraubt, also gewissermaassen ausgehungert und erstickt würden imd verwerthet diese Deutung als Erklärung für den Umstand, dass factisch bei den Aspergillusmykosen die Pilzheerde in der Leber niemals zu so aus- gedehnter Entwicklung gelangen, wie in der Niere, den Muskeln u. s. w. Die von Lichtheim zuerst beschriebenen eigenthümlichen , als Degene- ratiousformen zu deutenden „strahlenpilzähnlichen" Vegetationen des Aspergillus fumigatus in den Lunge nheerden sah Rilbeet immer im Innern aus Leukocyten zusammengesetzter tuberkelähnlicher Knötchen liegen und bezieht demgemäss auch hier die Degeneration auf den Ein^ fluss der Leukocytenkapsel. Schliesslich beobachtete Ribbert auch bei einerneuen, von ihm entdeckten S p a 1 1 pilzinfection des Kaninchens *^'', dass die in Leukocytenheerde eingeschlossenen Mikroben im Wachs- thum nachliessen, undeutlicher wurden und endlicli dem Nachweis sich entzogen. Schliesslich betont der Verf., dass, abgesehen von der Aufnahme i n und der Abkapselung durch Leukocyten, dem Organismus bekanntlich noch als Hilfsmittel zur Elimination pathogener Pilze die Ausscheidung durch die Nieren zu Gebote stände, welches Moment bei der geschilderten Spaltpilzaffection der Kaninchen sehr klar zu Tage trat. Der Autor gesteht indessen zu, dass alle drei Wege für gewöhnlich nicht aus- reichen, eingedrungene Pilze zu tödten oder zu eliminiren; von Be- deutung aber seien sie für die Localisation, für die Ansiedlung und das Wachsthum der Pilze in den einzelnen Organen, ohne jedoch auch diese Erscheinungen ausreichend erklären zu können '^'. '■'") In Betreff der näheren Verhältnisse der inficirenden Pilze miiss auf das Original verwiesen werden. Ref. 151^ Wir müssen in der Einschränkung des nachweisbaren hemmenden und zerstörenden Einflusses der Leukocyten auf in den Körper eingedrungene Infectionsorganismen noch weiter gehen als der Autor selbst; ebensowenig wie METbtHMKuFi 's obiger Anschauung (vergl. des Ref. kritische Besprechungen der einschlägigen Arbeiten Metschmkoff's, Berl. klin. Wochenschr. 1884, p. 818), können wir RibBEia's Deutung, dass von Leukocytenbaufen umschlossene M- kroben in Folge und kraft dieser Umzingelung zu Grunde gehen, genügende Stützen geliehen sehen. Wenn das genannte Moment thatsächlich so wirksam wäre, wie es Ribhkkt annimmt, dann bliebe es räthselhaft, weshalb dasselbe den specifischen Mikroben der Pyämic, der Tuberculose, des Rotzes, der Le- pra u. s. w. gegenüber ohne jegUchen analogen Effect bleibt. Dass die patho- genen Mikroorganismen in den lebenden Geweben gewisse mechanische Wachs- thumshindernisse und eine Concurrenz bei der Assimilation des disponiblen Nährmaterials finden, kann und soll natürlich in keiner Weise geleugnet wer- den; aber unseres Erachtens sind in beiden Beziehungen die fixen Gewebs- zellen mächtiger, als die mobilen Leukocyten, welche letztere keine feste Lage Pathogene Mucorineen; Soorpilz. 149 Ribbert (8, b) berichtet an d. a. Orte u. A. auch über Experi- mente, welche er mit pathogenen Mucorsporen angestellt hat. In seiner bekannten Arbeit über pathogene Mucorineen hatte L;chthk;m hervorgehoben, dass diese, im Gegensatz zu den pathogenen Aspergilhis- arten in der quergestreiften Musculatiir der inficirten Thiere so gut wie niemals zur Auskeimnng gelangten und diese Erscheinung dahin ge- deutet, dass die Muskeln eine Art von Immunität gegen das Aulkommen der pathogenen Mucorvegetation besässen. Ribkekt's Experimente plaidiren dagegen zu Gunsten der Annahme, dass das Freibleiben der Musculatur in Lichtiieim's Versuchen nur dadurch bedingt war, dass die sehr kleinen Mucorsporen die Gefässröhrchen leicht passiren konnten und demnach nicht in der Musculatur zurückgehalten wurden. Ver- grösserte er nämlich die Mucorsporen, indem er sie vor ihrer Injection in der Blutbahn auskeimen Hess, so entstanden jetzt nach Injection dieser in Keimung begriffenen Sporen sehr zahlreiche Pilzheerde in den Rumpf- und Extremitätenmuskeln. Die erwähnten Versuche liefern also einen weiteren Beweis für die Anschauung, „dass sich das Localisationsgebiet pathogener Pilzarten durch einfach mechanische resp. embolische Vor- gänge erweitern lässt" '^^. Plaut (6) stellte Culturversuche an mit theils von Menschen, theils von Hühnern stammenden Soorpilzmassen. (Ein Formunterschied zwischen den aus beiden Quellen stammenden Pilzen war nicht zu er- kennen). Die Züchtungen wurden sowohl auf verschiedenen Nährgela- im Gewebe haben und sehr hinfällige, leicht vergängliche Gebilde darstellen, wie ja der regelmässig und frühzeitig auftretende degenerative Zerfall der Eiterkörperchen besonders handgreiflich darthut. Je geringer die Zahl der in ein Organ eindringenden Infectionsorganismen ist , desto stärker wird sich selbstverständlich der wachsthums- und ernähruugshemmende Einfluss des leben- den Gewebes den Pilzen gegenüber geltend machen müssen; dies trifft aber z. B. für die von Ri« heut betrachteten Aspergilluswucherungen in der Leber und Lunge zu, indem in diese Organe immer viel weniger Sporen gelangen resp. stecken bleiben, als in Nieren, Muskeln u. s. w. Dass in Leber und Lunge die „re- active" Entzündung ceteris paribus schneller auftreten sollte, als in der Niere, ist a priori wenig wahrscheinlich; unseres Erachtens ist diese vermeintUche Differenz nur eine scheinbare, indem in der Niere und den Muskeln, im Gegen- satz zu Leber und Lunge, wegen der weit grösseren Zahl der eingedrungenen resp. haftengebliebenen Pilzsporen, die Pilzwucherung schon viel in- und exten- siver Platz gegriffen hat, bevor die interstitielle Entzündung, die zu ihrer Ent- wicklung doch eine gewisse Zeit gebraucht, sich etablü't hat. Dass parasitäre Mikroorganismen in Entzündungsheerden zu Grunde gehen können, ist eine allbekannte, durch vielfältigste Beispiele zu belegende Tbatsache; aber es ist, soviel wir sehen können, nicht bewiesen, dass sie durch die Entzündungs- heerde zu Grunde gehen und am allerwenigstens, dass die Leukocyten dabei das wesentlich pilztötende Agens darstellen. Ref 152) Vergl. hierzu das Referat über RiiiBEi-.r's citirte Abhandlung, p. 30 d. Ber. Ref. 1 50 Soorpilz. tinen mit theils saurer, theils neutraler, theils stark alkalischer Reaction, als auch auf gut sterilisirteu Apfelscheiben, welche einen sehr zucker- reichen, stark sauren Nährboden abgeben, vorgenommen-, bei der Anstellung der Culturversuche verfuhr Plaut nach den Principien der KocH'schen Reinculturmethodik. Der Verf. fand nun, dass auf stark saurem, zucker- reichen Nährboden (Apfelscheiben) der Soorpilz nur hefeartige Formen und diese je nach der applicirten Temperatur langsamer oder rascher pro- ducirt, während in Stichculturen auf zuckerfreien, stickstoffreichen Nähr- böden neben der Entwicklung von Sprosszellen auch deutliche Mycel- bildung mit end- und seitenständiger Gonidienabschnürung stattfindet. Die Soorhefe bewirkt in gährungsfähigen Flüssigkeiten unter üppigen Wachsthumserscheinungen stark alkoholische Gährung mit schwacher Kahmhautbildung, während das eigentliche „Mycoderma vini" nur gering- fügige Gährung einleitet und dabei zu Grunde geht. Plaut widerspricht daher der Ansicht von Gkawitz, wonach der Soorpilz identisch mit Mycoderma vini sei. Die Impfversuche von Geawitz lässt er nicht als beweiskräftig gelten; Plaut gelang es nicht, mit Mycoderma Soor beim Huhn zu erzeugen, wohl aber mit der von ihm reincultivirten Soorhefe. Plaut glaubt vielmehr, dass der Soorpilz mit dem von E. Che. Hansen beschriebenen, in saftreichen süssen Früchten und frischem Kuhmist vorkommenden, Alkoholgährungspilz identisch ist. Stumpf (10) erhielt in seinen Soorculturen, welche durch Aus- giessen von in Gelatine vertheilten Soorpartikelchen (aus dem Munde von Säuglingen) auf Gelatineplatten gewonnen wurden, zwei, regel- mässig auftretende, Pilzformen: 1) einen Mycelpilz, 2) einen Sprosspilz. Von dem ersten wird erwähnt, dass er auf Kartoffeln Form und Cha- rakter eines Sprosspilzes annimmt, vom dem letzteren, dass er auf ge- wissen Nährböden Neigung zur Mycelbildung zeigt: doch seien die Fäden von denen des ersten Pilzes sofort zu unterscheiden. Beide Pilz- arten sind vom Verf. genau beschrieben ; in Bezug hierauf muss auf das Original verwiesen werden. Ausser den beiden genannten fand Stumpp auf den Platten zuweilen noch zwei andere Hyphomycetenspecies, die vorläufig noch nicht genauer untersucht sind. Ueber die Beziehungen der constant beobachteten Pilze zu einander und zu der durch sie her- vorgerufenen Soorkrankheit, sowie über demnächst anzustellende Impf- experimente werden weitere Mittheilungen versprochen. Baginsky (1) tritt auf Grund seiner auf Kartoffeln, Brod und Gela- tine angestellten Soorzüchtungen der dualistischen Auffassung Stumpp's (s. 0., Ref.) entgegen und erklärt (gleich Geawitz und Rees) die in den Soormembranen constant vorkommenden, theils nach Art eines Hyphen-, theils nach Art eines Spross-Pilzes wachsenden Pilzgebilde für Abkömm- linge einer einzigen Pilzspecies. Während Baginsky in den Kartoffel- imd Brod - Culturen nur h e f e artigen Formen begegnete , fand er in Soorpilz; Favuspilz. 151 Sticbcultureu auf Gelatine Fäden und Hefesprossung neben einander, und zwar je näher der Oberfläche um so mehr Hefe, je weiter nach der Tiefe und entfernt von dem Impfstich, um so reichliclier Fäden, also ganz dem Vcrhältuiss entsprechend , wie es auch bei den spontanen Soorwucherungen der Mundhöhle gefunden wird. Bagiksky veranschau- licht seine Ergebnisse durch einige Zeichnungen. Kleuiperer (4) publicirt, veranlasst durch die (oben referirten, Ref.) IMittheilungcu von Plaut, Stumpf und Baginsky über die Natur des Soorpilzes, ein kurzes Resume über seine eigenen einschlägigen Befunde. Als Cultm-material dienten fünf Fälle von Soor bei Säuglingeu. Partikel der Soorplaques wurden unter den nöthigen Cauteleu in ü,3procentiger Lösung von kohlensam'em Natron vertheilt und ein Tröpfchen der Emul- sion auf eine Platte von Pflaumeudecoct - Agar, einem sehr sauren und zuckerreichen Nährboden , verstrichen ; nach 48 Stunden entwickelten sich auf jeder Platte, abgesehen von inconstanten, kümmerlich vegeti- renden Schimmelpilzformen, 4 bis ,5 Plaques, welche makro- und mikro- skopisch das charakteristische Verhalten der Hefe darboten. Wurde dieser Sprosspilz auf gewöhnliches Fleischpepton-Agar übertragen, so wuchsen, makroskopisch gleich aussehende, Culturen, die jedoch bei mi- kroskopischer Prüfung neben den Sprosspilzen die Anwesenheit deutlicher Fäden erkennen liessen, welche letztere unzweifelhaft aus den Spross- zellen hervorgewachsen waren. Auf den sauren, zuckerreichen Nähr- boden zurückversetzt, producirte der Pilz wiederum nur lebhaft spros- sende Zellverbände. Auf neutralem Brodiufus - Agar war deutliche Fädeubildung aus den Sprosszellen zu constatiren. Klempeeer's Unter- suchungen haben also, gleich denen von Plaut und Baginsky, die An- sicht von Grawitz und Rees bestätigt, dass der Soorpilz ein Sprosspilz ist, jedoch befähigt, unter bestimmten Ernährungsbedingungen Fäden zu bilden. Ein weiterer Beleg für die Richtigkeit dieser Ansicht hat sich aus den Thierexperimenten des Verf. ergeben. Es zeigte sich nämlich, dass der Soorsprosspilz für Kaninchen pathogen ist. Injection einer Reincultur ruft in 24 bis 48 Stunden eine tödtliche generalisirte Mykose, welche denselben makroskopischen Obductions- befund liefert, wie die bekannte generalisirte Aspergillusmykose, hervor. Während nun kleine Stückchen der von den Soorheerden durchsetzten Organe , auf Pflaumeudecoct - Agarbödcn verpflanzt , die Entwicklung typischer Hefeplaques veranlassen, finden sich auf mit Methylenblau gefärbten Schnittpräparaten der Soor -Nieren deutliche Mycelfäden. — Ausführlichere Mittheilungeu über die nach verschiedenen Richtungen hin fortgesetzten Untersuchungen werden in Aussicht gestellt. Quincke (10) demonstrirt Reinculturen des Favuspilzes. „Der- selbe bildet auf der Oberfläche von Peptonfleischwassergelatine weisse Schimmelkrusten mit schwefelgelber unterer Fläche, welche bei weiterem 152 Favuspilz. Wachsthum (oft concentrisch gestellte) Faltungen bildet. In der Tiefe der Gelatine und unter der Glimmerplatte wächst der Pilz nur langsam und unvollkommen. Die Gelatine wird unter Bildung eines ammoniak- artig riechendenden Körpers alkalisch und flüssig (ein Umstand, den man zur trocknen Conservirung der Culturen benutzen kann). Auch auf Kartoffeln bildet der Pilz weisse, gefaltete, filzige Membranen mit gelber Unterfläche. Mikroskopisch zeigen sich die Fäden segmentirt und ziemlich spitzwinklig verzweigt. Sie bilden zahlreiche Einzelsporen, sowie auch Makrogonidien. Die Isolirung des Pilzes aus den Favus- borken von den zahlreich vorhandenen gewöhnlichen Schimmelpilzen und Kokken ist ziemlich schwierig, da diese meist schneller wachsen, als der Favuspilz. Sie gelingt am besten an ganz jungen Schildchen mit dem Plattencultuverfahren, manchmal auch im hohlen Objectträger aus Favussamen. — Die Favusculturen unterscheiden sich von den Cul- turen des Oidium lactis durchaus ^^3; letztere sind niemals weiss, roth- gelb, sondern graulich-durchscheinend, gehen viel mehr in die Tiefe der Gelatine, verflüssigen letztere nicht, sehen auch mikroskopisch anders aus. In zwei Fällen von schon seit längerer Zeit behandeltem Favus wurde aus den Haaren und Krusten ein anderer Pilz gezüchtet mit breiteren Fäden und zahlreicherer, weniger spitzwinkliger Verzweigung ; auch für das blosse Auge sind die Culturen verschieden." 153) Bekanntlich hat Grawitz (Virchow's Archiv, Bd. LXX) auf Grund seiner Cultur- und Impfexperimente den Favuspilz als identisch mit Oidium lactis angesprochen. Re/! SCHOOL OF MINES: COLUMBIA COLLEGE, BIOLOGICAL LACORATORY. Ycrzeichniss der Origiiialabhandlungcii über pathogcnc Protozoen. 15;i 6. Pcatliogeiie Protozoen. 1. Couiicilman und Abbot, A contribiition to the pathology of ma- laria fever. (Amer. Journal of the med. sc. 1885 p. 416; Referat Centralbl. f. d. med. Wissenschaften 1886, No. 2 p. 22). 2. Kartnlis, üeber Riesen-Amöben (?) bei chronischer Darmentzündung der Aegypter. (Virchow's Archiv Bd. XCIX, 1885, p. 145.) 3. MarchiafaTa, E., und A. Celli, Neue Untersuchungen über die Mahiria - Infection. (Fortschr, d. Med. 1885, No. 11 p. 339; Orig.-Mitth.) 4. Marchiafaya, E., und A. Celli, Weitere Untersuchungen über die Malaria -Infection. (Fortschr. d. Med. 1885, No. 24 p. 787; Orig.-Mitth.) 5. Zopf, W., Die Pilzthiere oder Schleimpilze. Nach dem neuesten Standpunct bearbeitet. Breslau 1885 (Trewendt). (Separat- Abdr. aus der Encyklopädie der Naturwissenschaften.) 174 pp. mit 52 Figg. 12 Jl Marchiafaya und Celli (3) hatten in einer früheren einschlägigen Arbeit*'* mitgetheilt, dass im Blute Malariakrauker, besonders während der Fieberanfälle, innerhalb der rothen Blutzellen sowohl kleinste mikro- kokkenähnliche, in Methylenblau intensiv sich tingirende, Körnchen, als auch grössere, runde, spindelförmige, ovale oder, unregelmässig gestaltete Bildungen, welche letztere, gleichfalls in Methylenblau färbbar, in ihrem Innern häufig Körnchen oder Schollen von .«^chwarzein Pigment enthalten, vorkommen; beiderlei Bildungen, besonders die erstgenannten, waren sie geneigt gewesen, fiir parasitäre und zwar kokkenartige Elemente zu halten. In der citirten Publication berichten nun die Verff. über die Resultate fortgesetzter Untersuchungen, welche zu folgenden interessanten Resultaten geführt haben: Die Autoren beobachteten nämlich zunächst an einem Theil der grösseren, in die rothen Blutzellen eingeschlos- senen, fremdartigen Gebilde, sowohl und vorzugsweise an den pigment- 15^) Fortschr. der Medicin 1883, No. 18. 154 Protozoen der Malaria. freien, als auch den mit Melanin beladenen, ausgesprochene amö- boide Bewegungen. Noch auffallender waren die Erscheinungen, welche an den frei im Blutplasma liegenden pigmenttragenden Kör- perchen von ihnen constatirt wurden. Diese freien pigmentirten Körper waren schon von Fkeeichs bemerkt, von Kjelsch näher beschrieben und von ihm als degenerirte rothe Blutzellen interpreth't worden, während sie vordem meist mit den pigmentführeuden weissen Blutkörperchen des Malariablutes zusammengeworfen wurden. Einer gründlichen Prü- fung unterzog diese Körperchen Laveban; dieser constatirte an einem Theile derselben äusserst lebhafte Bewegungen, welche durch, von den Körpercheu ausgehende, mobile Filamente, in denen er die eigentltchen, fertigen Parasiten des Malariafiebers erblickt, vermittelt wurden; Richaed bestätigte diese Beobachtungen Lavekan's und erkannte zugleich, dass die pigmentirten Körperchen des Malariablutes in den rothen Blutzellen entstehen, nach deren Zerstörung sie frei würden. Makchiafava und Celli haben nun durch ihre Untersuchungen diese bisher wenig beach- teten Befunde und Angaben Laveean's und Richabd's ^^^ vollkommen bestätigt und noch dahin erweitert, dass sie ausser den mit geisselähn- lichen, äusserst lebhafte, schlangenartige Bewegungen ausführenden Fort- sätzen versehenen pigmentirten Körperchen auch noch solche beobach- teten, welche sich, bald in dem einen, bald in dem anderen Sinne, um sich selbst drehen, „indem ihr peripherischer Theil in äusserst lebhafter, undulirender Bewegung sich befindet" und dass sie schliesslich auch noch in Theilung resp. Spaltung begriffene melaninhaltige Körperchen gewahrten. Die Geisseifäden sind nur bei Untersuchungen des frischen Blutes in seinem natürlichen Zustande zu sehen; bei Zusatz destilUrten Wassers verschwinden sie sofort und auch an gefärbten Trockenpräpa- raten ist keine Spur mehr davon zu sehen. „Während in einigen sel- tenen Fällen von Malariafieber sich eine sehr grosse Anzahl der pig- mentirten Körperchen findet, ohne dass Fieber dabei ist, während in anderen Fällen keine Beziehung existirt zwischen ihrem Vorhandensein und ihrer Zahl einerseits, und dem Bestehen und dem Stadium anderer- seits, so gibt es doch Fälle, in denen diese Beziehung augenscheinlich genug hervortritt". Die mit beweglichen Filamenten ausgestatteten pigmentirten Kör- perchen, sowie die mit undulirender Peripherie, sind selten ; die Verff. haben sie nur in 4 imter 42 Fällen beobachtet. Unter den pigmentirten Körperchen sind solche mit rundlicher Configuration die häufigsten ; doch kommen auch, wie bereits Laveran angegeben, halbmondförmige vor, deren Entwicklung aus kleinen, spindelförmigen, melaninhaltigen Kör- *55) Dieselben sind zusammengestellt in dem neuen Werke Laveran 's, Trait^ des fievres palustres. Paris, 1884. Ref. Protozoen der Malaria 155 pereben iuiierhalb der rotlicn iJliitscheibcü die Verff. gut vcrfol^^^cii konnten; mit vollzogener Ausbildung des balbmondförmigen Gebildes ist die dasselbe tragende rotlic Blutkörpcrdienseheibe völlig entfärbt und die letztere nur noch durch eine zarte Bogenlinie vis-a-vis der con- caven Seite des lialbmondformigen Körpers angedeutet. Diese halb- mondförmigen Bildungen haben die Verff. stets zugleich mit den geissel- führenden Kör])erchen angetroffen und sind sie der Ansicht, dass die erstgenannten Formen im Allgemeinen eine grössere Schwere der In- fection anzeigen ; man findet sie constant bei den perniciöscn Fiebern. Ueber die Bedeutung und den Zusammenhang der verschiedenen, im Malariablute vorkommenden, eigenthümlichen fremdartigen Bildungen sprechen sich Makchiafava und Celli sehr vorsichtig aus; doch er- scheint ihnen die parasitäre Natur derselben, insbesondere der beweg- lichen Formen unter ihnen, unzweifelhaft und sind sie geneigt, die ver- schiedeneu Formen als Entwickluugsphasen eines und desselben para- sitären Elementes, des speeifischen Mikroparasiten des Wechselfiebers, den sie jedoch jetzt, diesen ihren neueren Beobachtungen zufolge, nicht mehr den Bacterien, sondern mit Lavekan und Richaed den Protisten zurechnen möchten, von denen ähnliche Arten (wovon sie sich durch eigene Controluntersuchung der bezüglichen Angaben Grassi's und Gbuby's überzeugt) im Blute einiger Batrachier vorkommen, anzu- sprechen. Gleich Gekhaedt ist es Maechiafava und Celli weiterhin, und zwar in drei von fünf Fällen *^^ gelungen, durch Verirapfung von Malariablut beim Menschen typische Anfälle von febris intermitteus zu erzeugen , welche auch durch einige der von den Verff. beschriebenen, von ihnen als pathognomonisch für echte Malariainfection angesehenen Veränderungen der rothen Blutscheiben (Bildung der kleinen und un- beweglichen Formen von Malariakörperchen in denselben) als wirkliche Malariafieber chrakterisirt waren. Die von den Verff, mit Malariablut angestellten künstlichen Cultur- versuche haben zur Zeit belangreichere Resultate noch nicht zu Tage gefördert. In Fortsetzung ihrer soeben referirten Untersuchungen haben Marclliafava und Celli (4), neuerdings ein Material von 120 Fällen, zu deren Beobachtung ihnen die ungewöhnlich schwere Epidemie der unlängst verflossenen Melariajahreszeit Gelegenheit gab, verwerthend, gefunden, dass die constaute pathologische Erscheinung im Blute bei frischer Wechselfiebcrinjection in der Gegenwart jener im Innern der roth en Blutscheiben befindlichen amöboiden Körpercheu "*) In den beiden anderen Fällen war der Erfolg zwar nicht negativ, aber doch uiclit genügend charakteristisch. 156 Plasmodium Malariae. besteht, in welchen sie demzufolge jetzt das typische und, da sie es bisher bei keiner anderen Krankheit antreffen konnten, pathognomo- nische mikroparasitäre Element des Wechselfieberprocesses erblicken. Sie entwerfen zunächst eine noch genauere Beschreibung der Form- und Bewegungserscheinungen dieser Körperchen, welche sie jetzt mit dem Namen „Plasmodium oder Hämoplasmodium Malariae" belegen, und deren Entdeckung sie für sich in Anspruch nehmen, indem sie nach- zuweisen suchen, dass weder Laveran noch Richaed, noch sonst ein anderer Autor eine ausreichend deutliche Beschreibung derselben ge- liefert habe. Im Weiteren bestätigen ihre neuerlichen Beobachtungen durchaus die Befunde ihrer früheren einschlägigen Arbeiten; nur ver- mochten sie diesmal auch nicht in einem einzigen Falle Laveban's geisseltragende Körperchen, noch auch freie bewegliche Filamente zu constatiren; gleichwohl betrachten sie auch jetzt noch die LAVEKAN'schen Körperchen als eine, allerdings sehr seltene, weitere Entwicklungsstufe ihres „Plasmodium Malariae". Die Bedeutung der mikrokokkenähnlichen Körner im Leibe der rothen Zellen des Wechselfieberblutes lassen sie nach wie vor dahin gestellt; mit grösserer Bestimmtheit jedoch, als früher, fassen sie die beschriebene Erscheinung der „Spaltung" der Plasmodien in Haufen von Körperchen, welche, obwohl sie keine amö- boide Bewegung besitzen, sich doch an gefärbten Präparaten als identisch mit den pigmentlosen, in den rothen Blutkörperchen enthaltenen Plas- modien erweisen, als einen Proliferationsprocess auf. Züchtung der Mikroorganismen in verschiedenen künstlichen Cultursubstraten, so- wie auch der Nachweis derselben in Erde und Luft von Malariaorten gelangen auch diesmal nicht. Trotzdem halten sie es (und wohl mit vollem Rechte, Ref.) auf Grund der von ihnen eruirten Thatsachen für nicht zweifelhaft, dass ihre Plasmodien parasitäre und zwar in die Classe der Protozoen gehörende Gebilde und dass sie die Ursache der Malariakrankheit sind. Ausser durch die gesammten mikroskopischen Eigenschaften der „Plasmodien", der Constanz und Ausschliesslichkeit ihres Vorkommens beim Malaria- processe, der nachweisbaren '^^ ursächlichen Beziehung, die zwischen ihrer Anwesenheit in den rothen Blutzellen und deren Pigment-Degene- ration obwaltet, sehen die Verff. diese ihre Auffassung wesentlich auch noch dadurch gestützt, dass, wie sie durch wiederholte neuerliche *■'') Die Verff. geben an, im Verlaufe der Untersuchung in diesem Jahre sicher beobachtet zu haben, „dass sich im Innern der Plasmodien bisweilen Kömchen von der Farbe des Hämoglobins finden, und dass diese sich allmäh- lich in schwarze Körnchen umwandeln: so dass kein Zweifel mehr darüber be- steht, dass die Plasmodien das Hämoglobin der wirthlichen rothen Blutscheibe aufnehmen, dasselbe in Körnchen zertheilen und es schliesslich in schwarzes Pigment umsetzen". Plasmodium Malariae; Riesen-Amöben?. 157 Experimente erhärteten, die Malariainfection auf den Menschen mittels intravenöser In jection von Malariablut übertragbar ist , dass man dabei in dem Blute der Geimpften die Plasmodien wiederhudet, und dass schliesslich sowohl bei natürlicher, als auch bei künstlicher Malaria in der Regel mit dem Fortschreiten der Infection die Plasmodien im Blute zu- nehmen, andererseits „rapide sich vermindern, unbeweglich werden und endlich verschwinden mit der Abnahme der Infection und unter der specifischen Behandlung". (Hierzu 1 Tafel Abbildungen mit Text.) Couiicilmau und Abbot (l) haben bei der Untersuchung zweier im Malaria-Coma gestorbenen Menschen mikroskopische Befunde erhoben, welche sie als gleichbedeutend mit den einschlägigen Befunden Lavkran's und Richakd's (die soeben besprochenen Arbeiten Marchiafava's und Cklli's konnte ihnen noch nicht zugegangen sein , Ref.) auffassen. Sie beobachteten nämlich in Milz, Leber und Gehirn zweierlei Arten von pigmentirten Massen. Die erstere derselben stellte dunkle unregel- mässige Klumpen bis zur Grösse eines weissen Blutkörperchens dar, welche theils frei, theils in weisse Blutzellen oder in grössere, anschei- nend geschwollene zellige Elemente eingeschlossen waren. Die zweite Sorte von Pigment hatte ihren Sitz im Innern verschieden geformter in Bismarckbraun und Gentianaviolett schwach färbbarer, in Glycerin weniger gut, als in Wasser sichtbarer hyaliner Körperchen , die ihrerseits meist im Leibe von rothen Blutzellen gelegen waren. Das Pigment ist in diesen Körperchen als Conglomerat feinster Körnchen enthalten. Im Gehirn, dessen Substanz zahlreiche frische Blutlaustritte längs der Ge- fässe darbot, zeigten sich einzelne Capillaren mit den hyalinen Gebilden vollständig ausgefüllt ; letztere Erscheinung war auch im Rückenmark zu constatiren. In den Nieren waren nur die grösseren Pigment-Körnchen und -Klumpen, niemals die kleinen, in hyaline Körper eingeschlossenen Pigmentmassen zu constatiren. — In den Leichen mehrerer Individuen, die während des Lebens an Malaria gelitten und an intercurrenten Krank- heiten gestorben waren, vermochten die Verff. die beschriebenen hyali- nen Gebilde nicht aufzufinden. (Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Verff. in ihren „hyalinen Körperchen" die „Plas- modien" Makchiafava's und Celli's vor sich gehabt haben. Ref.) Kartulis (2) fand bei einer Anzahl von an chronischer Enteritis leidenden Aegyptern bei mikroskopischer Untersuchung der Stuhlent- leerungen „eigenthümliche , meistens kugliche , hellglänzende Körper, welche bei leichtem Druck auf das Deckglas sehr langsam ihre Gestalt in eine ovale oder elliptische veränderten. Ihre Grösse schwankte, doch waren sie im Durchschnitt 0,00015 bis 0,000222 mm gross. Diese amöbenartigen Gebilde nehmen die Anilinfarben sehr schlecht an. Am schönsten färben sie sich mit Eosin und behalten in Dauerpräparaten diese Farbe vorzüglich. Die Versuche, die Körper zu cultiviren führten 158 Riesen-Amöben?; Zopf 's Lehrbucli über Protozoen. zu keinem Resultat". Bei verschiedenen anderen Darmleiden (Dysenterie, Cholera, Diarrhöe), sowie sonstigen Krankheiten hat der Verf. die in Rede stehenden Gebilde nicht zu finden vermocht. Er erblickt in ihnen lebende *^^, wahrscheinlich den Amöben zugehörige Wesen, die sich vermuthlich mit der Nahrung in den Darm einschleichen und eine mehr oder minder schwere, zuweilen tödtliche, chronische Entzündimg des Darmrohrs veranlassen; es plaidirt für diese Auffassung der Umstand, dass die erwähnten Körper am zahlreichsten in denjenigen Fällen zu beobachten waren, in denen das Allgemeinbefinden der Kranken am erheblichsten alterirt war. Obductionsbefiinde stehen dem Verf. nicht zur Seite ^^^. Zopfs (5) Buch, welches nicht nur eine treffliche Zusammenstel- lung der bisherigen Kenntnisse über die Amöben und amöbenartigen niederen Mikroorganismen, sondern auch vielfache eigene neue morpho- logische imd biologische Beobachtungen des Verf. in Betrefi" der genann- ten Gebilde bringt, kann hier nur im Vorbeigehen besprochen werden, da die Beziehungen der Amöbenwelt zur Pathologie einstweilen erst sehr geringe sind. Dass es auch pathogeue Amöben resp. Protozoen gibt, war schon früher bekannt und hatte insbosondere Koch darauf hingewiesen, dass bei der Erforschung infectiöser Processe nicht nur auf Bacterien und echte Pilze, sondern eben auch auf die Protozoen Rücksicht zu nehmen sei, ein Hinweis, dessen Berechtigung gerade durch die oben besprochenen neuesten Entdeckungen Makchiafava's undCELLi's evident geworden ist. Auch Zopf gedenkt in seinem Buche der bis dahin bekannten parasitischen Amöben, doch ist die Aufzählung hier nicht ganz vollständig. (Jedenfalls sind wir Pathologen dem ver- dienstvollen Autor zu Danke verpflichtet, dass uns durch sein Werk Gelegenheit geboten ist, über die allgemeine Naturgeschichte der in Rede stehenden kleinsten Lebenswesen zuverlässige Belehrung zu schöpfen. Ref.) •5«) Als Ausdruck des Lebens der Gebilde wird das „glänzende Aus- seien" derselben betrachtet, während der mangelnde Glanz und ein „netz- artiges Aussehen" auf ihr Abgestorbensein hinweise. i^s) Die vitale Natur der beschriebene n Gebilde erscheint nicht genügend erwiesen. Ref. Marchiafava und Celli, Plasmodium malariae. Erklärung der Figuren. Die Figuren von 1 bis 22 stellen die Form Veränderungen dar welche sich au einem in einer rothen Blutscheibe enthaltenen Plasmo- dium während eines Zeitraumes von 20 Minuten vollzogen. Die Figuren 23 bis 27, 29 und 30 geben einige andere Formen wieder, welche die Plasmodien mit und ohne Pigment annehmen. lu Figur 29 sieht man ausser den Körnchen schwarzen Pigments auch Hämoglobinkörnchen. Die Figur 28 stellt ein unbewegliches Plasmodium dar, welches aus einer rothen Blutscheibe heraustritt; das Blut wurde nach dem Fieberanfall und der Darreichung von Chinin untersucht. Marchiatava und 0111, Blui bpi Malaria /f> 22. 23 fWM lj.^1 V In >'!;'.^iEu'schen Bac- tericn zu erklären sei. Ref "■') BiENSTocK dagegen erklärt in seiner Besprechung der HwsER'schen Monographie (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 37 u. 38) obige Bildungen, gestützt auf die Aehnlichkeit derselben mit den „Trommelschlägerfnrmen" seines Fäcesbacillus, gleich letzteren für Erscheinungen der Spore nproduction. Hau.«ei{ weist (eod. loc. No. 44) diese Deutung ab, weil die fraglichen An- schwellungen in seinen Präparaten die gewcihnlichc Anilinfärbung prompt an- genommen hätten. BiK.Ns-rotK (eod. loc.) entgegnet hierauf, dass es sich bei den in Rede stehenden Gebilden nicht um fertige, sondern in Entwicklung begriffene Sporenbildung handele, in welchem Zustande die einfache Auilintinction von der Spore noch aufgenommen werde. Ref 11* 164 Fäulnissbacterien, Beobachtungen an der Hand der Kocn'sclien Untersuchungsmethoden und offenbar mit Umsicht und Sorgfalt angestellt sind, so dürfte an der Richtigkeit derselben wohl nicht zu zweifeln sein. Häuser erblickt in den erwähnten Ergebnissen seiner Untersuchungen eine Stütze der Zopf- schen Theorie von der Inconstanz der Spaltpilzformen und erklärt auf Grund derselben die CoHK'sche systematische Eintheilung der Spaltpilze für unhaltbar. (In Folge dieses Ausspruches ist Hausee so verstanden worden, als sei er ein Gegner der Constanz der Spaltpilz a r t e n ; dass dies nicht der Fall sei, hat er in der citirten Replik — Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 44 A — besonders hervorgehoben. Wir sind jedoch der Meinung, dass nach dieser Erklärung Hauseb auch nicht wird aufrecht erhalten können, in seinen Beobachtungen eine Stütze der ZoPF'scheu Theorie von der Inconstanz der Spaltpilzformen zu er- blicken; denn Hauser's pleomorphe Fäulnisspilze sind, trotz aller Mannigfaltigkeit der Gestaltung im Grunde doch ebenfalls formbestän- dige Arten, da sie diejenigen Formen, die sie in Folge ihrer specifischen Wachsthumsanlage zu durchlaufen überhaupt im Stande sind, unver- ändert beibehalten, man mag sie umzüchten, so viel man wolle, wie dies ja Hauser selbst urgirt; dass sie auf wenig zusagendem, ange- säuertem Nährboden nur kurze Stäbchen und nicht auch die übrigen grösseren und complicirteren Formen produciren, hat mit Form- [Art-? Ref.] Veränderung oder Form- V erwandlungim Sinne von Nägeli, Billroth, Buchner und Zopf gar nichts zu thun, wie wir HtrppE (1. c.) völlig zustimmen müssen ; von einer solchen würde man unseres Erachtens nur sprechen dürfen, wenn wirklich andere, charakteristische Vegetationsformen, welche nicht in den typischen Formenkreis des Pilzes hineingehören, aufträten. Dass es sich bei der vermeintlichen Form- beeinflussung durch Veränderung des Nährbodens in den HAusER'schen Versuchen um nichts anderes, als um verkümmertes Wachsthum, [wie wir dies unter ähnlichen Verhältnissen in ähnlicher Weise auch bei den höchstorganisirten Pflanzen beobachten können] handelt, beweist auf's Deutlichste der Umstand, dass die HAusER'schen Bacterien, von dem angesäuerten Nährboden auf die alkalische Gelatine zurücküber- tragen, sofort wieder ihr altes charakteristisches mannigfaltiges Formen- gepräge unverändert entfalten. Bedenken wir nun noch, dass der kleinen Zahl von pleomorphen Arten die grosse Menge der monomorphen Arten, der typischen Kokken, Bacterien, Bacillen, Vibrionen, Spirillen und Spirochäten gegenübersteht, so dürfte es wohl vorläufig gerathen er- scheinen, die CoHN'schen Grundtypen der Classification der Bacterien- arten nicht zu verwerfen ^^'^. Und so würde ich, trotz Hauser's moti- '*'-) Auch DK Bary hat die Cohn'scIio Classification der Bacterien in INIikro- kokken, Bacterien, Bacillen und Spirillen beibehalten, obwohl er, wie erwähnt, Faulnissbacterien. 1 fi5 virtem Einspruch, Hüppk's Vorschlag befürworten, die IlAusER'schen Proteusarten einstweilen als „Spirulinen" zu bezeichnen, da diese Be- zeichnung als Gattungsname noch nicht anderweit vergeben ist und die Spirulinenfonn, wenn auch keineswegs die Hauptmasse, so doch einen sehr auffallenden, cliarakteristischen Bestandtheil der Proteus-Vegeta- tionen ausmachen. Ref.) Dass die genannten drei von ihm aus faulenden Substanzen isolirten Bacterien auch wirklich Fäulnisse r reger sind, stellte Hauser dadurch fest, dass Reinculturen der Bacterien in, frisch getödteten Kaninchen unter den nöthigen Cautelen entnommenen ^^^ ^j^ j^ sterilisirten Gläsern untergebrachten, Organen und Organentheilen resp. in sterilisirtem „Fleischmus" faulige Zersetzung einleiteten, während die nicht inficirten Control-Objecte ohne Veränderung bheben; aus den zersetzten Stoffen Hessen sich die übertragenen Bacterienarten in Reinculturen wieder- gewinnen. Filtrationsversuche ergaben, dass das bacterienfreie Filtrat nicht saprogen wirkte, so dass die faulige Zersetzung lediglich als ein directer Effect des Lebensprocesses der Bacterien aufzufassen ist. Was das Vorkommen der Proteusarten anlangt, so kann man nicht leicht in Fäulniss übergegangenes Fleisch oder überhaupt faulendes thierisches Gewebe untersuchen, ohne auf eine oder die andere der be- schriebenen Arten zu stossen, insbesondere häufig findet man Proteus vulgaris und Proteus mirabilis, oft auch beide zusammen. Ausserdem scheinen sie bei den verschiedensten jauchigen Processen stets vor- handen zu sein; niemals jedoch fand sie Hauser als zufällige Verun- reinigung bei anderen bacteriologischen Untersuchungen und auch in der Luft Hessen sie sich, trotz günstigster Bedingungen niemals nach- weisen. Schliesslich stellte Hauser noch eine Reihe von Experimenten an über die pathogenen Eigenschaften seiner Proteusarten und deren Be- ziehung zur Septicämie, welche zu dem Resultate führten, dass die ge- nannten Bacterien bei der fauligen Zersetzung thierischen Gewebes ein heftiges chemisches Gift erzeugen, von dem schon geringe Mengen aus- reichen, um in die Blut- oder Lymphbahn gebracht, kleinere Thiere unter den Erscheinungen der putriden Intoxication (Temperatursteige- rung, Erhöhung der Athemfrequenz, Brechbewegungen, Krämpfe, Cya- nose, CoUaps) zu tödten. Ob die Proteusarten selbst pathogen, d. h. wachsthumsfähig innerhalb des lebenden Thierkörpers sind, lässt Hauser unentschieden. Injection einiger Tropfen bacterienhaltiger Culturpflüssigkeit blieb in der Mehrzahl der Fälle ohne schädliche die Erscheiiumg des Pleomorphismus auch bei den Bacterien als wohl constatirt ansieht. Ref. 163) Vergl. das folgende Referat. Ref. IQQ Fäulnissbacterien im lebenden Blute V Folgen '*^; bei Einführimg etwas reichlicherer Quantitäten pilzhaltiger Culturflüssigkeiten sah Hauser allerdings Entzündung der Injections- stelle mit nachfolgender, oft sehr weit sich erstreckender Abcessbildung auftreten, welche in zwei Fällen sogar zum Tode führte; es liessen sich jedoch, obwohl alle Vorsichtsmaassregeln gegen anderweitige In- fection getroffen wurden, in den Abcessen, ausser den Proteusarten auch noch andere Bacterien, namentlich Mikrokokken nachweisen, so dass der pyogene Charakter der ersteren dadurch in Frage gestellt wird. — Nicht unterlassen wollen wir zu erwähnen, dass der Arbeit zahlreiche vortreffliche Mikrophotogramme beigegeben sind, welche die Formen der Individuen und besonders der Colonien der Proteusarten veranschaulichen. Hauser (7) hat die vieldiscutirte Frage nach der Existenz von Fäulnissbacterien innerhalb der Gewebe des lebenden Thierkörpers von Neuem in Angriff genommen. Seit den berühmten einschlägigen Versuchen Meissnee's durfte es eigentlich als unwiderruflich festgestellt betrachtet werden, dass im lebenden Gewebe'^* gesunder Thiere keine ent- wicklungsfähigen Mikroorganismen vorkommen. Trotzdem schienen die bekannten bezüglichen Publicationen von Rosenbeeger und Rossbach wiederum für das Gegentheil zu sprechen; und ein neues Gesicht ge- wann die ganze Frage durch die gleichfalls allbekannten Unter- suchungen von Zweifel, welcher zu dem Resultate gelangte, dass aller- dings im lebenden Gewebe gesunder Thiere stets Bacterien vorhanden seien, dass diese jedoch den Charakter streng obligater Anaerobien besässen, und demzufolge nur dann in stärkere Proliferation gerathen könnten , wenn den Geweben resp. dem Blute der darin befindliche Sauerstoff künstlich entzogen werde. Im Gegensatz zu diesen Ergeb- nissen der ZwEiFEL'schen Untersuchungen fand nun aber schon Zahn, dass dem lebenden Thier entnommenes Blut, wenn es nur vor dem Hineingelangen nicht sterilisirter atmosphärischer Luft geschützt wurde, 163-) Wodurcli, unseres Erachtens, der niclit pathogene Charakter der in Rede stehenden Bacterienarten ziemlich sicher bewiesen wird. Ref. *") Selbstverständlich mussten bei diesen Versuchen solche Gewebe aus- geschlossen werden, welche dicht an den freien Oberflächen des Körpers liegen (Haut, Theile des Digestions- und Respiration s-Tractus). Dass z. B. bei der Resorption des Darminhaltes auch die in letztcrem enthaltenen zahllosen Bac- terien theilweise mit resorbirt werden mussten, lag wohl in der Natur der Sache. Es konnten daher, wie wir beiläufig bemerken wollen, die oben refe- rirten Mittheilungen von RnuiEur und Bizzozero nicht überraschen, dass sich häufig in den Follicularapparaten des Darms Mikroorganismen nachweisen lassen. Die eingedrungenen Spaltpilze gehen aber, wie Riubkkt direct fest- gestellt, sehr schnell innerhalb des lebenden Follikel-Gewebes zu Grunde, so dass sie schon in den tieferen Schichten der Darmwand nicht mehr aufzufinden sind. Ref. Fäiilnissbactcrien im lebenden IMutc? Iß7 stets frei von IJacterienentwicklung blieb, gleichviel ob es mit reinem Wasserstoffgas oder Sauerstoff oder Kohleusäure in die Glasgcfässc eingeschmolzen worden war. Durch IIauskr's obige umfassende, allen in Betracht kommenden Cautelen und allen Anforderungen der modernen bacteriologischen Technik entsprechende Untersuchung ist die Frage, man darf doch wohl mit dem Autor sagen : „endgültig" im Sinne der Meissneu- schen und ZAHN'schen Experimente zum Abschluss gebracht worden. Die Entnahme und Couservirung der Organe (darunter das bluterfiillte Ilerz) undGewebsstücke geschah nach einem Verfahren, welches im Wesentlichen der, Hauser zur Zeit der Vornahme seiner Versuche noch unbekannten, MEissNER'schen, ebenso einfachen als zweckmässigen, Methode vollkom- men glich; die, theils bei Zutritt der atmosphärischen Luft, theils in verschiedenen Gasarten """^ (H,0 und COg), sowohl in sterilisirten Nährlösungen als auch in Wasser bei 20 bis 40 ** C. aufbewahrten Prä- paraten Hessen mit verschwindend geringen Ausnahmen, welche un- gezwungen durch Entwicklung zufällig während der Präparation ein- gedrungener Keime erklärt werden durften, niemals, weder durch die miskroskopische Untersuchung (GRA."\r'sche Färbungsmethode), noch durch Cultur auf verschiedenen Nährsubstraten, die Anwesenheit irgend- welcher Bacterien erkennen. Höchst interessant sind Hauser's Resul- tate der liistologischen Untersuchung seiner Präparate: die letz- teren zeigten nämlich nach längerer Dauer der Conservirung stets tief- eingreifende Structurveränderungeu, welche durch das Stadium exqui- siter, fettiger Entartung hindurch zum Zerfall der Parenchymzellen in schollige und detritusartige Massen führten "'^', (Bekanntlich lauteten, wie wir hervorzuheben uns gestatten, die neueren Anschauungen über das Wesen der Verfettung dahin, dass dieselben mit Nothwendigkeit an die Action lebender Zellen gebunden sei, dass es mithin eine Verfettung todten Eiweisses nicht gäbe, es sei denn, dass hierbei (wie bei der Reifung des Käses und der Bildung des Adipocire) lebende Mikroorga- nismen (Bacterien) mitwirkten *ß'. Diese Anschauungen würden also nach den HAusER'schen Befunden eine Einschränkung erleiden müssen; nicht unerwähnt soll bleiben, dass Meissner, im Gegensatz zu Hauser, angibt, an seinen Präparaten, trotz jahrelangen Aufbewahrens derselben, die Gewebsstructur, sowohl bei makroskopischer, als auch bei mi- io.->) Verf. bediente hierbei sich eines eigens construirten, leicht herzustellen- den und bequem zu handhabenden Apparates, welcher in der vorhin referii'tcn Arbeit HAif'Ki'.'s genau beschrieben und durch Abbildungen erläutert ist. Kcf. '•'**) Auch das aufbewahrte Elut büsstc seine histologische Integrität ein; gleich Zahn constatirte Hausek darin das Auftreten von ockerfarbigem, amor- phem Pigment, ja sogar (von Zaji.n nicht erwähnt, lief.) die Bildung von roth- gelben Hämatoidinkrystallen. ib-j Vergl. CuiixiiEiM, Vorlesungen über allgemeine Pathologie. Ref. 168 Fäiilnissbacterien im lebenden Blute? kroskop ischer Untersuchung, stets völlig erhalten ge- funden zu haben '^^. Ref.) Fodor (5) hat zahlreiche Versuche angestellt, welche ergeben haben, dass im Blute gesunder Thiere in der Regel keine Bacterien vorhanden sind. Es ist schon a priori sehr wahrscheinlich, dass zwar immerdar die Keime von Fäulnissbacterien in das Blut gelangen, dass sie jedoch daselbst baldigst zu Grunde gehen. Um letztere Annahme direct zu prüfen, spritzte Fodor (wie es schon vor ihm verschiedene andere Forscher mit gleichem Resultate gethan haben, Ref.) grosse Mengen von Bacterien — 50 bis 100 bis 200 Millionen — in das Blut lebender Thiere (Hasen) ein und fand, dass jene Bacterien, bei kräftigen Thieren schon nach 4 bis 8 Stunden, bei schwächeren und hungern- den nach etwas längerer Zeit, in der Regel sämmtlich verschwunden waren. Zweifel (12) beharrt, trotz der für das Gegentheil sprechende Ver- suche Meissnek's, Cheyne's, Hausee's auf seiner Ansicht, dass in lebenden Geweben Fäulnisskeime vorhanden seien, die nur durch dieAnwesenheit des Sauerstoffs zu wuchern und ihre specifische Wirkung zu entfalten ver- hindert würden. Zweifel hat neuestens auch die oben referirten Experi- mente Hauser's wiederholt und hierbei ebenfalls % der, frischeOrganstücke mit Wasserzusatz enthaltenden Gläser, ohne Fäulniss bleiben sehen, wenn er sie bei relativ niederer Temperatur, bis 32" C., hielt; wurden die Gläser jedoch einer Temperatur von 38 bis 40" C. ausgesetzt (welcher Wärmegrad, wie sich Zweifel überzeugte, in Hausek's Brutofen bei dessen einschlägigen Versuchen nicht erreicht war), so trübte sich der Inhalt der Gläser in dreimal 24 Stunden und es entwickelten sich auf Agar-Agar-Gelatine bei Körpertemperatur Culturen einer bestimmten, Eiweisssubstanzen in Kohlensäure und Ammoniak spaltenden, Kokkenart, die auch regelmässig auftrat, wenn feste Gewebsstücke bei Luftab- schluss conservirt wurden. Wegen der ihr zukommenden chemischen Wirkungsfähigkeit gibt Zweifel der genannten Kokkeuart den Namen Mikrokokkus albuminolytes. Eine ausführliche Publication seiner neuen Untersuchungen stellt Zweifel in Aussicht *^^. 168) Citirt nach aA.usEE, a. ref Ort, p. 165 und 197. Ref. 'c») Ohne die Gewissenhaftigkeit der ZwEiFEi;schen Untersuchimgen im Geringsten anzugreifen, glauben wir denselben doch kein günstiges Horoskop stellen zu können. Die pathologischen Anatomen werden sich wohl niemals davon überzeugen lassen, dass innerhalb der lebenden Gewebe des gesunden Menschen- und Thierkörpers Fäulnissbacterien, selbst solche vom Charakter der Anaerobien, vorhanden seien, weil sie tagtäglich die Erfahrung zu machen Gelegenheit haben, dass Organtheile, welche im Innern des lebenden Organis- mus absterben, vorausgesetzt dass die betreffenden Theile nicht mit der Ath- mungsluft oder dem Darminhalt in Berührung kommen, und dass die Nekrose picht durch Gefässverschluss seitens fauliger Emboli bewirkt wurde, niemals Darrabactcricn des Neiigoborncn. 169 Eschericli (2) hat sich, besonders von dem Gedanken ausgehend, über die Pathogenese der mörderischesten aller Darmerkrankuugeu , der Enteritis der Säuglinge, Aufschluss zu erhalten, die Aufgabe gestellt, das Meconium und den Milclikotli der Säuglinge einer systematischen bacteriologischen Untersuchung zu unterwerfen. Wie zu erwarten war, fand EscHKRicii zunächst das Meconium von während der Geburt gestorbenen normalen Kinder bacterienfrei. Erst mit der Luft, die bei den Saug- uud Schluckbewegungen in den Darmkanal eindringt , erscheinen in letzteren die ersten Bacterien auch ohne Nahrungsaufnahme. Frühestens 4 bis 7 Stunden, in anderen Fällen erst 12 bis 18 Stunden post partum, waren die ersten Bacterien in den dem Rectum entnommenen Koth nachweisbar. Ausser mittels der Athmungsluft hält Verf. aber auch eine directe Einwanderung von Bacterien in den Darm per anum für möglich. Jedenfalls entsprechen die in dieser frühen Zeit gefundenen Mikroorganismen des Meconiums den in der umgebenden Luft vor- handenen Kokken und Hefezellen. Nach 24 Stunden haben die Meco- niumbacterien nach Zahl und Art bedeutend zugenommen. Besonders drängt sich jetzt dem Auge die auch in anderen Fäulnissgemengen ge- fundene Form der „Köpfcheubacterien" ^""^ auf; neben ihnen erscheinen die Individuen des Bacillus subtilis, ferner ein zierlicher Kettenkokkus, das weiter unten zu besprechende Bacterium coli commune, eine kurze häufig parallel gestellte Bacillenart, eine Anzahl von diversen Kokken- species, darunter mehrere in Tetraden angeordnete , eine runde , in der Luft häufig vorkommende Ilefeart u. a. m. Ein total anderes Bild bietet sich dar, wenn statt des Meconiums der Milchkoth der Untersuchung unterworfen wird. Es scheint jetzt bei oberflächlicher Betrachtung die Bacterienvegetation nur aus einer einzigen Art zu bestehen und zwar aus schlanken manchmal leicht gekrümmten Stäbchen, die allerdings in ihrer Länge ziemlich erheblich wechseln. Diese Bacillen, deren morpho- logisches und culturelles Verhalten Escherich genau schildert, sind, wenn auch langsam, befähigt, Milch zur Gerinnung zu bringen. Esche- BicH bezeichnet diesen Spaltpilz als Bacillus coli communis. Eine ein- gehendere Exploration stellt jedoch fest, dass neben dem genannten Bacterium, ausser inconstanten und spärlich vertretenen Pilzarten (mehrere Bacillenspecies, Kokken, Hefe und Schimmelpilze) noch eine zweite Spaltpilzart regelmässig, wenn auch an Menge gegenüber der ersteren zurücktretend, vorhanden ist, nämlich eine, aus kurzen, meist eingeschnürten, Stäbchen mit abgerundeten Ecken bestehende Mikroben- Fäiünisscrscheinungen darbieten; da der Blutstrom in nekrotischen Theilen vollständig erlosclien, mitbin auch von dieser Seite her kein Sauerstoffzutritt stattfinden kann, so stände der Entwicklimg auch von anaerobiotiscben Bacterien nichts im Wege. Ref. 170) Vergl, das Referat über die Abhandlung von Hauser, p. 163 d. Ber. Ref. 170 Darmbacterien des Neugebornen. art, welche culturell manclierlei Aehnlichkeiten mit dem Fkiedländer- schen Pneumoniekokkus, noch grössere Uebereinstimmung aber mit dem HüPPE'schen Milchsäurebacillus darbietet, indem sie nicht nur bezüglich des Culturverhaltens , sondern auch morphologisch und in Betreff der chemischen Wirkung auf bestimmte Nährsubstrate (Milch und Trauben- zuckerlösungen), bis darauf, dass sie die Fähigkeit besitzt, bei Luft- abschluss in den ebengenannten Nährstoffen intensive Gasentwicklung (Kohlensäure und Wasserstoff) hervorzurufen, identisch ist. Der er- wähnten Diflerenz wegen trennt Escheeich die in Rede stehende Mi- krobenspecies von dem eigentlichen Milchsäurebacillus und gibt ihr den Namen: Bacterium lactis aerogenes. Beiden Arten, dem Bacillus coli communis sowohl als dem Bacterium lactis aerogenes, gemeinsam ist ein geringes Stickstoffbedürfniss , womit zusammenhängt, dass man in aus Milchkoth hergestellten Gelatineplatten keine einzige ver- flüssigende Colonie trifft, die Beziehung ferner zu den Zuckerarten, welche sie unter Säurebildung zu vergähren vermögen , üppiges Wachs- thum auf Kartoffeln und schliesslich die pathogenen Eigenschaften *'^^, welche an die der von Emmekich beschriebenen Neapeler Bacterien erinnern (vergl. oben p. 131 Ref.) Nach Eschebich's zahlreichen Versuchen gehören beide genannte Bac- terieuarten zu den facultativen Anaerobien und zwar beruht ihre Fähigkeit, ohne Luftzutritt zu leben, darauf, dass sie aus den Kohlenhydraten der Nährsubstrate den mangelnden Sauerstoff abzuspalten vermögen. — Die Exploration des Darmiuhaltes bei 10 geeigneten Kindesleichen be- stätigten die Befunde der Stuhluntersuchung. War in den oberen Par- tien Milchkoth, in den unteren noch Meconium vorhanden, so war auch der bacteriologische Befund dementsprechend. Bei ein bis drei Monate alten Brustkindern tritt das eigenthümliche Verhältniss zu Tage, dass in den oberen Dünndarmabschuitten fast ausschliesslich das Bacterium lactis aerogenes vorhanden ist, während in den unteren bereits der Bacillus coli communis erscheint, um im Colon und Dickdarm zu über- wiegen; je näher der Analöffnung treten dann zu diesen beiden Arten die inconstan ten Milchkothbacterien, besonders die Mikrokokken, hinzu. Diese Eigenthümlichkeit der Bacterienvertheilung im kindlichen Darm- rohr erklärt sich nach Escheeich durch die im Darm vor sich gehende Veränderung der Muttermilch, indem die Vegetationsfähigkeit des Bac- terium lactis aerogenes an das Vorhandensein des Milchzuckers gebunden ist. Die Prävalenz des Bacillus coli communis im Dickdarm sei auf das äusserst geringe Stickstoffbedürfniss dieses Mikroben zurückzuführen, wobei noch als ein das Wachsthum begünstigendes Moment die Anwesenheit von "*) Hierdurch würde ein weiteres differentielles Kriterium zwischen den Bacterium lactis aerogenes und dem Hi ppK"schen Milchsäurebacillus gegeben sein, da letzterer, soviel bekannt, in keiner Weise pathogen ist. Ref. Darmbacterien. 171 Spuren freien Sauerstoffs in den untersten Thoilen des Colon mitwirke. Bei ausschliesslich mit Muttermilch genährten Kindern wird die chemische Beschaffenheit des Darminhaltes in den oberen und unteren Partien eine constante sein , und es werden sich demzufolge unter diesen Verhält- nissen auch nur solche Bacterien im Darm anzusiedeln vermögen, welche, wie die beiden wesentlichen Milchkothbacterien , mit den in den be- treffenden Abschnitten vorhandenen Nährstoffen Haus zu halten im Stande sind. Die Zahl solcher Bacterien sei aber jedenfalls eine be- schränkte und es dürfe dieser Umstand vielleicht zur Erklärung der auf- fälligen Immunität des Säuglingsalters gegenüber gewissen Infections- krankheiten herangezogen werden. — Hinsichtlich des Einflusses der Spaltpilze auf die Verdauung der Säuglinge begründet Eschericii die Ansicht, dass unter den Milchbestandtheilen allein der Milchzucker durch Bacterienwirkung verändert werde , welchen das Bacterium lactis aerogenes in Milchsäure, Wasserstoff und Kohlensäure spaltet, ein Pro- cess, der unter die Gährungs- und nicht unter die Fäulnissvorgänge zu rubriciren sei. Dem Bacterium coli commune komme unter normalen Verhältnissen nur die Bedeutung eines unschuldigen Saprophyten zu. — Eine der Abhandlung beigefügte Tafel illustrirt die Formen der ge- schilderten Bacterien des Meconiums und des Milchkoths. Miller (10) hat in den letzten drei Jahren aus der Mundhöhle 25 verschiedene Formen von Spaltpilzen isolirt, eine Zahl, die nach sßiner Ueberzeugung ohne Zweifel bei weiteren Untersuchungen noch bedeutend wachsen würde. Die grösste Zahl, die er auf einmal in der- selben Mundhöhle fand , betrug 1 1 , ausser der Leptothrix buccalis, Spirochäte dentium und Vibrio buccalis, die sich nicht rein züchten Hessen. Unter den 25 isolirten Arten Avaren 12 Kokken, 13 Bacterien resp. Ba- cillen. Zw^ölf der Mundpilzarten wurden in den Darmentleerungen, acht im Magen wiederentdeckt und zweifelt Miller nicht, dass bei fort- gesetzter Forschung noch viel mehr Pilze im Magen anzutreffen sein werden, welche mit den Mundpilzen identisch sind. Die gewöhn- liche Annahme, dass der Magen für die meisten nicht sporenhaltigen Pilze unpassirbar sei, ist nach den einschlägigen Experimenten des Verf. nicht haltbar ; diese Experimente befestigen vielmehr die An- schauung, dass jeder Pilz, wenn nicht unter allen, so doch unter vielen Umständen ''^'^ den Magen ungestört passiren und entwicklungsfähig in den Darm gelangen kann ; es scheint nach diesen Experimenten , als wenn der Magen so gut wie gar keinen Schutz gegen das Eindringen von Infectionskeimeu in den Darm gewähre und dass der Zustand des "*) Nach MiLi.Eii's Versuchen können sämmtliche der von ihm isolirten Mundpilze den Magen passiren, wenn sie zu Anfang der Mahlzeit verschluckt werden; ist die Verdauung dagegen auf dem Höhcpunct, so gehen die gegen Säuren weniger widerstandsfähigen zu Grunde. 1 72 Darmbacterien. Darms selbst das Moment ist, welches bestimmt, ob ein in den Ver- dauungstractus gelangter pathogener Mikroorganismus zur Entwicklung kommt oder nicht. Als eine Bestätigung in letzterer Hinsicht führt MiiiLEK die KocH'schen Choleraiufectionsversuche an, welche die Her- stellung einer Lähmung der Darmwand als nothwendige Bedingung für das Gelingen der Infection vom Magen aus kennen gelernt hätten **^ MiLLEK suchte nun weiterhin die naheliegende Frage zu beantworten, bei welchem Grad der Säuerung die Gährung im Magen aufhöre, event. wieviel eines bestimmten Antisepticums (Salzsäure, Salicylsäure etc.) erforderlich sei, um eine abnorme Gährung im Magen zum Verschwinden zu bringen? Milleb's bezügliche Versuche haben ergeben, dass Milch- säuregährung anhalten kann, bis der Mageninhalt einen Säuregrad von etwa 1*6 CIH auf 1000 erreicht hat. Wird zu wenig CIH secernirt oder soviel Speise eingenommen, dass der Mageninhalt diesen Grad der Säure nicht erreichen kann, so wird die Gährung andauernd fortbestehen können. Magenkrankheiten , allgemeine Gesundheitsstörungen (Fie- ber u. s. w.) befördern die Gährung indem sie die Magensecretion störend beeinflussen. Die Magengährungen sind viel leichter mit Salicyl- als mit Salzsäure zu beseitigen. — Miller stellte ferner fest, dass eine nicht unbedeutende Zahl der Bacterien des Verdauungstractus in kohlehydrat- haltigen Lösungen Milchsäuregährung hervorrufen, wodurch das häufige Vorkommen der Milchsäure daselbst sich erklärt ; seltener sah er andere Gährungssäuren : Essigsäure, Buttersäure u. s. w. auftreten. Bei sechs der von ihm studirtenBacterieuarten verlief die Gährung unter Bildung von erheblichen Mengen von COo und H. Millee's Versuche sprechen dafür, dass zwischen denjenigenBacterien, welche in einem Gemisch saure Reaction und solchen, welche alkalische erzeugen, keine scharfe Grenze zu ziehen istj ebensowenig wie zwischen Gährungs- und Fäulnissbacterien Eine peptonisirende Wirkung konnte Miller bei der Mehrzahl der von ihm untersuchten Spaltpilze nachweisen, viel seltener dagegen eine diastatische Wirkung. Kuisl (8) fand im Darminhalt gesunder Menschen entgegen den Angaben von Bienstock (und übereinstimmend mit den soeben referirten von Miller, Ref) die mannigfaltigsten Bacterienarten und glaubt das Uebersehen von Kokken- und Schraubenformen auf die schwächende Einwirkung des Magensaftes zurückführen zu sollen. Von grossem In- teresse ist der Befund der FiKKLER-PEioB'schen Bacillen im normalen 173) Y^T[j. -^vollen unsererseits nicht verfehlen, hier die Uebereinstimmung unserer Tuberkelbacillcn-Füttcrmigscxperimente mit den Muj.KR'scben Unter- suchimgsergebnissen insofern hervorzuheben, als, diesen unseren Experimenten zufolge, die mit der Nahrung aufgenommenen Tuberkelbacillen auch im sporen- freien Zustande aus dem Magen infectionstüchtig in den Darmkanal übertreten können (vergl. p. 72 d. Ber.) Ref. Bactcricn der aninioniak. Ilarngälirung. 173 Coeciimiiilialt eines Selbstmörders. (Ilierdurcli wird natürlich die Be- deutung dieser Bacillen als Erreger der Cholera nostras nocli mehr in Frage gestellt ^'*. Ref.) Leiibe (9) ist es, nachdem er durch frühere '^^ und neuerliche Versuche in Bestätigung der bekannten voraufgehenden einschlägigen Experimente Pasteur's, Meissnek's u. A. den Beweis erbracht, dass der normale menschliche Urin bei seinem Austritt aus der Blase keinerlei Keime enthält, deren Weiterentwicklung in demselben eine Zersetzung des Harnstoffs bewirken könnte, sondern erst, wenn er der Luft zugänglich wird , sich zersetzt , gelungen , in der Luft befindliche Bacterieu zu isoliren und zu züchten, welche die Fähigkeit besitzen, den Harnstoff zu zerlegen und welche sich mit Spaltpilzen die im zersetzten Urin sich finden, in Form und Wirksamkeit identisch erweisen. Die Methode, mittels deren Leube (und Gbasee) Reincultureii der harn- stoffzersetzenden Bacterieu gewannen, war im Wesentlichen das Koch- sche Plattenculturverfahren ; aus zersetztem Urin konnten mit Hilfe dieses Verfahrens gewöhnlich 8 bis 10, meist schon makroskopisch beträchtlich verschiedene. Spaltpilzarten isolirt werden, unter welchen mit Bestimmt- heit vier die Umsetzung des Harnstoffs in kohlensaures Ammoniak her- beizuführen vermögen ''^^. Diese vier, deren morphologisches und cultu- relles Verhalten im Original eingehend genau beschrieben ist, sind 1) das „Bacterium ureae", kleine gut charakterisirte Stäbchen, 2) der „Mikrokokkus ureae", gleich grosse, etwa 0"8 \i im Durchmesser hal- tende Kokken repräsentirend ; derselbe ist identisch mit den aus der Luft des Laboratoriums gewonnenen Kokkenculturen. 3) Eine aus lauter sehr kleinen, ziemlich dicken, mit völlig abgerundeten Enden versehenen, meist eine excpüsit ovale Form zeigenden Stäbchen bestehende Bacterien- art. 4) Eine Bacterienspecies, deren Individuen kleinste 1"2 bis 1*4 (x lange und 0*G [i dicke Stäbchen mit gleichmässigen ziemlich scharf ab- geschnittenen Enden repräsentiren. Die dritte und vierte Mikroorganis- menart steht an harnstoffzerlegender Wirksamkeit weit hinter den beiden erstgenannten Species zurück. Ausser den erwähnten vier Spaltpilzen kommt nach Leube auch noch der Lungensar eine die Fähigkeit, ammoniakalische Harnstoffgährung zu erregen, zu; völlig imwirksam dagegen erwies sich in dieser Beziehung der HAusER'sche Fäulniss- pilz „Proteus" '"". — Die Experimente, welche Lexjbe zur Ent- •-^) Vcrgl. d. Ber. p, 131. Ref. "■-) Zeitschrift f. klin. Med. Bd. Ilf, 1881, Heft 2. "«) In Betreff der Methoden der Herstellung und Sterilisation der zu den obigen Versuchen dienenden Ilarnstofflösungen miiss das Original eingesehen werden. Ref. "") Fitz und Hii-PK hatten (vergl. Ilipnc's Referat, Fortsclir. d. Med. 1885, No. 18. p. 610), bereits früher ermittelt, dass die Bnttersäurebacillen, 174 Bacterien der ammoniak. Harngährung. Scheidung der Frage nach der Existenz eines ungeformten harn- stoffzersetzenden Fermentes anstellte, führten zu dem Ergebniss, dass es nicht gelingt, ein ungeformtes, harnstoffspaltendes Ferment von den die Harnstoffzerlegung bewirkenden Bacterien zu trennen, wonach sich Leube zu dem Schlüsse für berechtigt hiilt, dass es die specifische Lebens- thätigkeit verschiedener in Reincultur gewinnbarer Spaltpilze, und nicht ein von denselben dabei geliefertes ungeformtes Ferment ist, welche die Umwandlung des Harnstoffs in kohlensaures Ammoniak zu Wege bringt. Damit solle nicht geleugnet sein, dass aus schleim- h altigem zersetzten Urin ein in Wasser lösliches Ferment gewon- nen werden könne (Musculus); als ein bacterielles Product könne dies aber nach den Versuchsergebnissen des Verf. nicht angesehen werden , sondern müsse eine andere Quelle haben, deren Auffindung späteren Untersuchungen überlassen bleibt ^'^^. Falkenheim (3) gelang es, aus Mageninhalt, welcher die be- kannte typische Magensarcine in grosser Reichlichkeit enthielt unter sachgemässer Verwerthung der KocH'schen Methoden einen Mikro- organismus zu isoliren, welcher auf Gelatine und verschiedenen anderen festen und flüssigen Nährsubstraten in Kokken- und Diplokokkengestalt, öfters auch in Tetradenform, auf Heuinfiis ''^^ dagegen als typische Sarcine welche Albuminate unter Bildung von Ammoniak zerlegen, trotzdem Harnstoff nicht hydratisiren. Ref. '"'') Im Anschluss an das Referat über Leuüe's Arbeit, wollen wir nicht unterlassen des Inhalts zweier dem Thema nach verwandter Arbeiten, die wir uns leider (wie so viele andere) trotz Bemühung nicht im Oiüginal verschaffen konnten, wenigstens ganz kurz, mit Zugrundelegung des bez. Referates in den Fortschr. d. Med. 1885, No. 18 p. 609, zu gedenken. Bh.i.et (Sur le bacterium ureae. Comptes rendus Bd. C, 1885, p. 1252.) gibt, (wie schon früher v. Jacksch, Ref.) an, dass die ersten im entleerten Urin auftretenden Bacterien Stäbchen und nicht Kokken seien ; letztere kämen erst später zur Entwicklung. Die Aufstellung des „Mikrokokkus ureae" (Cuün) rühre davon her, dass der Harn zu spät untersucht worden sei. Die Harnstoff zersetzenden Bacterien soUen, nach BiM.ET, Kokken, Stäbchen, gerade und wellige Fäden bilden. — Lepixe und Ruux (Sur la cystite et la nephrite produites chez l'animal sain par l'intro- duction, dans l'uretre, du micrococcus ureae. Comptes rendus Bd. CI, 1885, p. 448) brachten einige Tropfen einer Reincultur von Mikrokokkus ureae in den Ureter von gesunden Meerschweinchen und Hunden, und unterbanden danach einige Stunden das Präputium. Es trat ammoniakalischc Gährung des Urins auf und die Thiere gingen unter Cystitis und Nephritis zu Grunde. Bei den Hunden waren bei noch saiu-er Rcaction des Urins schon reichliche Koklien vorhanden und erst später traten Bacillen und grössere Ovoide, wohl als neben- sächlicher Befund, auf Die Yerff. bekämpfen demnach erstens die Ansicht Gliaim)'.-*, dass die Entwicklung des Mikrokokkus ureae in der Blase einen Catarrh der Blase voraussetze, und ferner die Meinung, dass der Kokkenform immer Bacillen vorangingen. Ref. '^") Nach der von Ruheuts und Buchner für andere Zwecke empfohlenen Vorschrift (angegeben bei Zorr, die Spaltpilze 3. Aufl. p. 74) bereitet. Die Magcnsarcine. 175 (packetfürmige Anordming von 8 nach den drei Kichtungen des Raumes gelagerten Zellen) auftrat. Wurde die Ileusnrcine auf Gelatine, Kar- toffeln, Blutserum etc. übertragen, so bildeten sich hier, ebenso wie bei den sonstigen wechselseitigen Uebertragungen , stets wieder die- selben Vegetationsformen aus, welche den, durch das Plattcncultur- verfahren aus der Magenlliissigkeit isolirten , specifischen Mikroben- species auf den genannten Nährsubstraten eigenthümlich waren. Ob die von Falkenheim entdeckte Mikrobenart mit der gewöhnlichen Mageusarcine, der Sarcina ventriculi Goodsir, identisch sei oder nicht, lässt der Verf. (in sehr anzuerkennender objectiver Beurtheilung der eigenen Befunde, Ref.) unentschieden, da die Heusarcine Falkexheim's nicht unerheblich kleiner war, auch kleine Differenzen in der Färbung und keine deutliche Cellulosereaction'^" zeigte, wenngleich er in Berück- siclitigung des Umstandes , dass den Heusarcinekokken gleichende Elemente in den zur Aussaat benutzten Magenflüssigkeiten nicht merkbar hervortraten , dass ferner das Impfmaterial unter Leitung des Mikro- skopes aus besonders sarcincreichen Stellen des Präparates entnommen wurde , dass weiterhin die als Sarcine angesprochenen Colonien der Zahl nach auf den Platten weitaus dominirten, dass sich schliesslich bei wiederholten Versuchen in verschiedenen Fällen stets das gleiche Re- sultat ergab, geneigt ist, die Identität für das Wahrscheinlichere zu halten'^'. Jedenfalls hat der Verf. das Verdienst, zum ersten Male eine echte Sarcinespecies in tadelloser Reincultur isolirt zu haben (R e f.). Im Verlaufe einer gründlichen Darstellung der Entwicklung unserer Kenntnisse über Naturgeschichte und Vorkommen'der Sarcine stellt sich Falkenheim auf die Seite von Zopf, welcher, gegenüber F. Cohn u. A., diejenigen Kokkaeeen, deren Höhestadium die flächenartige Tetrade ist, als Meris- Concentration des Heuaufgusses war nicht ohne Belang ; bei erheblicherer Ein- (lickung resp. Verdünnung des Substrates erschienen die Formen kleiner und weniger regelmässig ausgebildet. Ref. ''"'J Diese wurde bei Sarcina ventriculi Goodsik von Fvr.KENnEiM in der Weise angestellt, dass er möglichst wenig von der sarcinehaltigen Flüssigkeit auf den Objectträger brachte, dann einen grossen Tropfen der Scmi.Tz'schen Jodchlorzinklösung zusetzte, mischte und nun erst kurze Zeit abwartete, bis er das Deckglas auflegte. Von den tiefblauen Amylumkörnern heben sich dann die Sarcineballen mit röthlich violetter Farbe ab; letztere haftet lediglich an der Membran der Sarcincelcmente. Ref. ■'*') Zur wirklichen Fe.st.stellung der Identität würde es, unseres Erachtens, nothwendig sein, durch Cultur des P'.vi.KK.NHEiM'schen Sarcinekokkus auf solchen Substraten, auf denen die gewöhnliche Magensarcine erfahrungsgemäss in charakteristischer Form wächst, letztere Form zu erzeugen. Fai.kkmikimV Ver- suche, seine Heusarcine in sterilisirter Mageuflüssigkeit zu züchten, schlugen bi.shcr fehl, aus welchem negativen Ergebnis« natürlich nicht sicher auf die Nichtidentität geschlossen werden darf, weil durch die Procedur der Sterili- sation wesentliche chemische Veränderungen der Nährflüssigkeit herbei geführt worden sein können. Ref ] 76 Lungensarcine. mopedien (Tafelkokken) von den echten Sarcinen (Packetkokken), deren Höhestadium durch das nach den drei Richtungen des Raumes ange- ordnete Kokkenpack et gekennzeichnet wird, trennt '^2. Fischer (4) hat die Lungensarcine zum Gegenstand einer aus- führlichen Untersuchung gemacht; sein Material erstreckte sich auf 32 Fälle von Mund- und Lungensarcine, von denen einige auch autoptisch verwerthet werden konnten. Mykologisch beschreibt Fischer die Sarcine- körner als, aus je vier, flächenhaft zu einem Quadrat zusammengesetzten, Kokken bestehende Gebilde, welche häufig in Gruppen von 4, 8, 16 nnd mehr aneinander gereiht sind; die Grösse der einzelnen Körner schwankt von 0,0017 bis 0,004 mm., gewöhnlich erreicht sie die Grösse der Magensarcine nicht und unterscheidet sich ausserdem durch ihre Farblosigkeit und grosse Neigung zur Zerklüftung, d. h. zur Zwei- und Viertheilung von der letzteren. Was das Vorkommen der Lungensarcine unter pathologischen Verhältnissen betrifft, so fand sie Verf. bei den verschiedensten Lungenaffectionen (Bronchitis, Phthisis mit und ohne Cavernensymptome, Lungengangrän, Lungeninfarkt [hierbei besonders reichlich], Pneumonie etc.) sowohl im Mundschleim als im Bronchial- secret resp. erkrankten Gewebe. Das Auftreten der Lungensarcine ist somit nicht an das Bestehen bestimmter Lungenerkrankungen, wie Lungenbrand und Cavernenbildung, gebunden; das Vorhandensein reichlichen Bronchialsecretes genügt, die Entwicklung derselben zu begünstigen. Im Mundschleim wurde die Lungensarcine besonders häufig bei marastischen Subjecten beobachtet; aber auch bei ganz gesunden Menschen Hess sich in einem Viertel der Fälle ihre An- wesenheit constatiren. Zwischen der Entwicklung der Lungensarcine einerseits, der Magensarcine andererseits, scheint kein ursächlicher Zu- sammenhang zu bestehen ; so oft eine Untersuchung möglich war, wurde der Mageninhalt in den betreffenden Fällen frei von Sarcine befunden; nur in zwei zur Autopsie gekommenen Beispielen war gleichzeitig Magen- sarcine vorhanden. Seinen Untersuchungen gemäss hält Verf. die Lungensarcine für einen zufälligen Befund, dem keine pathologische Bedeutung zukommt. Hiermit stimmt auch das Ergebniss der Thier- versuche überein: Lijection von Lungensarcine in die Lungen von vena jugularis von Thieren hatte keine Sarcinewucherung zur Folge. isz^ Wir scbliessen uns den bezügliclien Ausführungen Fai.keniieim's voll- ständig an und erlauben uns nur hinzuzufügen, dass Hüi-pe gelegentlich seines Referates der FAi.KEMiEm'schen Arbeit (Fortschr. d. Med. 1885, No. 18 p. 611), die Trennung von Tafel- und Packetkokken gleichfalls befürwortend, vorschlägt, die Gattung der ersteren ah „Merista" zu bezeichnen, weil es noch nicht ge- nügend erwiesen sei, dass die Spalt algen-Gattung „Merismopedia" als solche gestrichen werden müsse. Ref. Verzeichniss der Originalabhandlungen über allgemeine 177 bacteriologiscbe Technik. C. Allgemeine Technik. 1. Bllinni, E., Mensclillchos Blutserura als Nährboden für pathogene Mikroorganismen. (Dentsche med. Wochenschr. 1885, No. 53 p. 910.) 2. ilärtuer und Plagc^e, Ueber die desinficirende Wirkung der wäss- rigen Carbolsäurelösungen. (Arch. f. klin. Chirurgie, Bd. XXXII, 1885, Heft 2 und Deutsclie med. Wochenschr. 1885, No. 22 p. 369.) 3. (jOttstein, A., Ueber Eutfärbung gefärbter Zellkerne und Mikro- organismen durcli Salzlösungen. (Fortschr. d. Med. 1885, No. 19 p. 627; Orig.-Mitth.) 4. Hesse, W., Ueber Wasserfiltration. (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 5 p. 71.) 5. Hesse, W., Zur quantitativen Bestimmung der Mikroorganismen in der Luft. (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 24 p. 380). 0. Kehrer, F. A., Zur Differentialdiagnose der verschiedenen Spalt- pilzarten. (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1885, No. 41 ; Orig.-Mitth.) 7. Kümmel, H., Die Contact- und Luftinfection in der Cliirurgie. (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 22 p. 370.) 8. Pawlowsky, Ein neuer Apparat zur quantitativen Bestimmung der Bacterien der Luft. (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 21 p. 330.) 9. Roth, C, Ueber ein neues Princip zur Erzeugung constanter Tem- peraturen und seine specielle Anwendung auf die Sterilisation von Blutserum. (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 9 p. 135.) 10. Wolff, M., Ueber die Desinfection durch Temperaturerliöhung. (ViRCHow's Archiv Bd. CII, 1885, Heft 1 p. 81.) Gärtner und Plagge (2) haben Untersuchungen darüber ange- stellt, wie sich die den Chirurgen interessirenden Mikroorganismen den in der Chirurgie gebräuchlichen Desinfectionsmitteln gegenüber ver- halten, wobei das Hauptaugenmerk besonders auf die Kürze der Ein- Baumgarten's Jahresbericht. I. 12 178 Desinfection. wirkiingszeit gerichtet wurde. Die Mikroorganismen, welche der Prüfung unterlagen, waren folgende: der Staphylokokkus pyogenes aureus et albus, der Mikrokokkus prodigiosus, Mikrokokkus tetragonus, die sporen- freien Bacillen des Milzbrandes, Typhus und Rotzes, der Kettenkokkus eines Puerperalfieberfalles, des Eiters sowie des Erysipels, die Loffler- schen Diphtheriestäbchen, ein Bacillus bei nicht traumatischer Meningitis. Die Bouillon-Reinculturen der aufgezählten Mikroorganismen wurden der Einwirkung einer Lösung von ein-, zwei- und dreiprocentiger Carbol- säurelösuug resp. einer Sublimatlösung von 1 : 1000 auf kurze Zeit ausgesetzt. Die Zeitdauer, welche für die Wachsthumsbehinderung resp. Tödtung der einzelnen Mikroorganismen nothwendig war, erwies sich als sehr verschieden. Die sporenfreien Milzbrandbacillen waren bereits nach zehn Secunden langer Einwirkung getödtet; ähnlich ver- hielt sich der Rotzbacillus. Die Erysipelkokken, der Streptokokkus pyogenes, der Mikrokokkus tetragonus, die LöFFLER'schen Diphtherie- stäbchen, die sporenfreien Typhusbacilleu widerstanden 60 Secunden lang einer einprocentigen Carbollösung. Der Mikrokokkus prodigiosus (welcher wegen seiner Geeignetheit zu Desinfectionsversuchen mit heran- gezogen wurde), der Staphylokokkus pyogenes albus et aureus trotzten 5 Minuten der Iprocentigen, letzterer 15 Secunden der 2procentigen Carbollösung. Die grösste Resistenz bekundeten die Bacillen der nicht traumatischen Meningitis ; sämmtliche der untersuchten Mikroorganismen aber erlagen in 8 bis 11 Secunden der Sprocentigen Carbollösung. — Seidenfäden, an denen traubenkokkenhaltiger Eiter augetrocknet war, zeigten sich nach fünf Minuten langer Einwirkung der zwei- und drei- procentigen Carbollösung sterilisirt, nicht dagegen bei 60 Secunden lauger Desinfectionsdauer. Weitere Experimente lehrten, dass das ein- fache Waschen mit Wasser, sowie das mit Wasser und Seife allein für die Desinfection der Hände und behaarten Haut nicht genügt, wohl aber in den allermeisten Fällen das 20 Secunden lange Waschen mit 3pro- centiger Carbolsäure. Chirurgische Seide wird durch ein viertelstündiges Einlegen in Sprocentiges Carbol oder Iprocentiges Sublimat steril. Instrumente, in staphylokokkenhaltigen P^iter gebracht und sodann fünf Secunden lang in Wasser oder Sprocentiges Carbol oder Iprocentigen Sublimat abgespült, gaben zu keiner Colonieentwicklung mehr Veran- lassung. Die Prüfung der Handtücher auf ihren Gehalt an Mikroorganismen ergab, dass darin nur sehr wenig entwicklungsfähige Keime (7, 8, 15 auf zwei Quadratfuss Handtuch) vorhanden waren '*'\ — Aus ihren '^') Die VcrfF. bemerken, dass im Reichsgcsimdheitsamt die Wäsche erst mit Soda und Seife gekocht, alsdann abgespült, am folgenden Tage nochmals gekocht, mit Wasser abgewaschen, gebläut und getrocknet wird. Desiiifection. 179 (praktisch gewiss sehr benierkenswerthen, Ref.) Ilntersiichnngen haben die \'erff. die reberzeiii^iuig gewonnen, dass eine öprocentige wässerige Carbolsänrelüsung allen die Chirurgen bis jetzt hauptsächlich interessi- rcnden Mikroorganismen mit Erfolg entgegenzutreten vermag; Bedin- gung ist nur, dass das Desinfeetionsmittel auch wirklieh mit den Mikro- organismen in Berührung kommt. Küiniiiol (7) hat bei seinen Deslnfeetionsversuehen sein Augenmerk weniger auf das Verhalten einzelner reincultivirter Mikroorganismen als auf dasjenige der Baeteriengem en g e, wie sie die Anatomie, die an Phlegmonen und Diphtherie Leidenden und durch sie die Käume, in denen der Chirurg wirkt, darbieten, gerichtet. Auf ein eingehenderes Refe- rat der Mittheilungen muss leider hier verzichtet werden ; nur ein kurzer Ueberblick über den Gang und die hauptsächlichen Resultate kann hier Platz finden. Kümmkl richtet als praktischer Chirurg seine Desiufections- raaassregeln gegen die Contactinfection einerseits, gegen die L u f t - infection andererseits. Was die ersteren betrifft, so kommen hier haupt- sächlich in Betracht die Hände, die Instrumente, die Schwämme, Ver- bandstoffe, Catgut, Seide. Die auf ihren Gehalt an entwicklungsfähigen Keimen zu prüfenden Objecto wurden mit KocH'schen Nährböden in Berührung gebracht und unter Ausschluss der Luftinfection die Ent- wicklung der Keime abgewartet. Nach den demgemäss angestellten Versuchen des Verf. lässt sich eine schnelle und sichere D e s - infection der Hände, Instrumente, Schwämme und Verbandstoffe nur dadurch erzielen, dass die einzelnen Gegenstände so vorbereitet werden, um die gründliche Einwirkung der Antiseptica zu ermöglichen. Dies geschieht u. a, am einfachsten dadurch, dass man die Objecto mit warmem Wasser und Seife — am besten eine reine Kaliseife (sog, Schmierseife) — gehörig reinigt, bezw, abbürstet, und daini erst dem Einfluss der antiseptisclien Lösungen unterwirft. Am schwierigsten sind die Hände zu desinficiren, wie Küivlmel durch instructive Versuchsreihen ermittelt hat. Mit Iprocentiger Sublimatlösung gelang die vollständige De.sinfection der Hände nur sehr selten, die einzigen sicher zum Ziele fülirenden Mittel waren die öprocentige Carbolsäure und — soweit Kümmel bis jetzt urtheilen kann — das Chlorwasser. In Betreff der praktischen Verwertlmng seiner die „Contactinfection" angehenden Experimente glaubt KtnviMEL, dass man vielleicht ein grösseres Gewicht auf die natürlichen Desinfeetionsmittel : Wasser, Seife und Bürste legen und die Anwendung der Antiseptica erst in zweiter Linie, vor Allem aber zur Erhaltung der einmal aseptisch gemacliten Objecto in diesem reinen Zustande, besonders berücksichtigen wird. Unter den geprüften Anti- septicis nehmen nach Kümmel's Versuchen die öprocentige Carbolsäure und das Chlorwasser die oberste Stelle ein ; doch wird man das Sublimat, wegen seiner vielfachen Vorzüge, für die meisten Fälle, in denen man 12* 180 Wasserfiltration. nach genügender Vorbereitung ein Antisepticum anwenden muss, beibehalten können. Was nun die Resultate bezüglich der „Luftinfection" anlangt, so hat Kümmel zunäclist durch eigene Experimente die schon durch frühere Untersuchungen bekannte Thatsache bestätigt, dass die Exspirationsluft keine wachsthumsfähigen Mikroorganismen ent- hält. Die Luft in einem Operationsraum völlig bacterienfrei zu machen, gelingt nach Kümmel auch durch die peinlichsten Vorkehrungen nicht; das beste Resultat erreicht man durch sorgfältiges Abwaschen der Wände etc. mit Wasser und Seife, nicht durch den Spray. Hesse (4) hat, einer Anregung R. Koch's folgend, die Frage der Wasserfiltration in Angriff genommen. Es galt zunächst zu unter- suchen, ob und unter welchen Umständen es überhaupt gelingt, wässerige Flüssigkeiten durch Filtration vollständig von ihren Keimen frei zu machen, sodann mit welchen Mitteln dies Ziel am sichersten und vor- theilhaftesten zu erreichen sei und schliesslich ob und unter welchen Bedingungen so grosse und nachhaltige Mengen keimfreien Wassers gewonnen werden können, um den gesammten Wirthschaftsbedarf damit zu decken. Der erste Punct war im Kleinen bereits von anderer Seite gelöst worden ; es war z. B. festgestellt, dass keimhaltiges Wasser durch Gypspfröpfe vollständig von Mikroben befreit werden konnte. Hesse's Versuche wurden an grösseren Filterapparaten ausgeführt; als Filterapparate dienten comprimirte Faserstoffe: Asbest, Watte und Cellulose, welche sich bei Hesse's bekannten Luftfiltrationsexperimenten als vorzügliche Keimfilter bewährt hatten; ferner feiner Sand, verschie- dene Sorten Thierkohle, Maigken's Patent „Carbo - Calcis" und ein Patentfilter bester Qualität. Betreffs der Details der Versuchsanordnung und der Versuchsergebnisse auf das Original verweisend, führen wir nur an, dass unter den probirten Stoffen sich der Asbest an Leistungs- fähigkeit allen übrigen überlegen zeigte ; es gelang, Asbest in der Weise zu comprimireu, dass er dauernd sämmtliche Keime auf seiner Ober- fläche zurückhielt, ohne dem Wasser den Durchtritt zu verwehren. Ob und inwieweit die HESSE'schen Asbestfilter für die Praxis nutzbar zu machen sind, müssen erst noch weitere Untersuchungen zeigen; das hauptsächliche Bedenken in dieser Richtung liegt in der schnellen Ver- minderung der Filtratmenge, welche durch Ablagerung der undurcli- gängigen Bestandtheile auf der Filteroberfläche bewirkt wird. Doch sind, wie Hesse zum Schlüsse andeutet, Mittel und Wege vorhanden, diesem Mangel abzuhelfen oder ihn doch erheblich einzuschränken. Pawlowsky (8) hält den bekannten, von Hesse zur quantitativen Bestimmung der Bacterien in der Luft angegebenen Apparat, seinen Controluntersuchungen zufolge, für ungeeignet und hat deshalb eine neue, seiner Meinung nach einfachere und zweckentsprechendere, Vor- richtung construirt. Von der Beschreibung derselben, welche sich ohne- Menschliches Blutserum als Nährboden ; Sterilisation des Blutserum. 181 (lies nur schwierif;: in die Form eines Ausziij^s kleiden lassen würde, nehmen wir hier um so eher Abstand, als wir Hessens (5) bemängelnde Kritik, wonach der PAWLOwsKY'sche Apparat keinerlei wesentliche Vor- züge, wohl aber mehrere wesentliche Nachtheile dem IlEssE'schen gegen- über besitzt, für wohlbegründet ansehen müssen. (Ref.) Bllinm (1) gewinnt grössere Mengen menschlichen Blutserums zum Zwecke der Herstellung einer festen durchsichtigen Bacterien- nährmasse, nach Art des coagulirten KocH'schen Tliierblutserums, jetzt '^* so, dass er, während der Mutterkuchen noch im Uterus sitzt, aus dem placentaren Rest der Nabelschnur Blut in Glaskölbchen übertreten lässt. Je nach der Zeit der ersten Unterbindung der Nabel- schnur erhält man auf diese Weise 40 bis 60 ccm und mehr Blut auf einmal; je später die Unterbindung vorgenommen wird, desto weniger Blut erhält man natürlich (wegen der starken Aspiration von Blut seitens des Neugeborenen). Da menschliches Blutserum nicht sehr leicht und fest gerinnt, so müssen die Gefässe während 18 bis 24 Stunden ganz ruhig stehen; kommt die Coagulation gut zu Stande, so lassen sich aus einer Placenta 15 bis 20 ccm vollständig klares Serum erhalten. Nach Bumm's neueren Versuchen gedeiht der Gonokokkus auf erstarrtem reinem menschlichen Blutserum weit besser und sicherer, als auf der früher benutzten Mischung von menschlichem- und Thierserum. Das störende liäufige Eingehen der Gonokokken-Culturen auf letzterem Substrate (vergl. p. 20 d. Ben, Ref.) welches Bumm frülier auf andere Einflüsse (Wasserverlust des Serums, Ungleichmässigkeit der Temperatur) zurückführen zu müssen glaubte, erklärt jetzt Buioi ausschliesslich durch die Ungunst des Nähr- bodens als solchen *^^ Roth (9) hat, in Anbetracht der bekannten Schwierigkeiten der Thermoregulirung mit den bisher bekannten Apparaten, Schwierigkeiten welche sich besonders empfindlich geltend machen bei der discontinuir- chen Sterilisation des Blutserum , wie sie Koch bei Herstellung der Tuberkelbacillenreinculturen zur Anwendung gebracht, einen neuen Apparat zur Sterilisation bei Temperaturen unter 75" C. construirt, der neben der Annehmlichkeit einer bequemeren Handhabung den Vortheil bietet, automatisch zu fungiren, allerorts anwendbar zu sein und grössere thermische Sicherheit zu gewährleisten, als die mechanischen Tliermo- regulationsapparate. Die neue Einrichtung beruht darauf, dass statt •'"^) Vergl. Bi mm's frühere Methode der Entnahme und Verwerthung menschlichen Blutserums zu Züchtungszwecken: d. Ber. p. 20. Ref. ''■'•) Gegenüber der Annahme Bimm's, dass der NEissEß'sche Gonokokkus überhaupt nur auf Blutserum angehe, ist jedoch auf Neisseu's Angabe hin- zuweisen, wonach der genannte Mikroorganismus auch auf Kartoffeln wächst (vergl. d. Ber. p. 22.) Ref. 182 Sterilisationsapparat für Blutserum; Desinfectionsapparate. des Wassers die uugespannten Dämpfe eines Körpers von constautem Siedepunct, des Chloroforms und eines anderen, des Benzins, welches mit ersterem in bestimmten, je nach der gewünschten Temperatur- höhe schwankenden, Proportionen gemischt wird, zur Verwendung kom- men, sowie in der Benutzung des Princips des Rückflusskühlers. Reines Chloroform siedet bei 61" C. , der Petroleumäther der Pharm. Germ, zwischen 55" bis 75" C. Vermischt man Chloroform mit 10 Volum- procenten des letzteren, so weisst die Mischung, falls die Dämpfe voll- kommen condensirt nach dem Ausgangspunct quantitativ zurückgeführt worden, eine constante Temperatur von 59" C, also gerade diejenige Temperatur auf, welche zur discontinuirlichen Sterilisation des Blut- serums nach Koch erforderlich ist. Die durch eine Zeichnung erläuterte Beschreibung der Zusammensetzung des Apparates muss im Original nachgelesen werden. Wolff (10) prüfte in seinen, vorwiegeiid mit Rücksicht auf prak- tische Desinfectionsmaassregeln unternommenen Versuchen folgende Apparate auf ihre Leistungsfähigkeit: 1) den RAEXKE'schen und den Schimmel' sehen Apparat (beide ausschliesslich durch trockene Hitze wirkend, 2) den MEEKE-ScHiMMEL'schen und 3) den BAcoN'schen trans- portablen eisernen Desinfectionsapparat (beide durch heisse Wasserdämpfe wirkend, welche bei 3 gleichzeitig mit heisser trockener Luft, bei 2 ev. auch isolirt zur Anwendung gelangen können; Apparat 3 bietet nach Wolff vor Apparat 2 den Vorzug leichterer Transportirbarkeit). Als Desinfectionsob j ecte dienten sowohl sporenfreie Mikroorganismen: frische Hefe, Mikrokokkus prodigiosus, Sarcine, Bact. termo, Bacillus subtilis, Milzbrandbacillen sowie Vaccine, als auch sporenhaltige : an Seiden- fäden angetrocknete Milzbrandsporen; die Desinfectionsobjecte kamen theils in Glaskölbchen eingeschlossen, theils verpackt in trockene oder feuchte Ballons und Beutel von verschiedenem Material, von verschiedenen, öfters ganz erheblichen Dimensionen, in die Apparate. Die Resultate des Verf. bestätigen in überzeugendster Weise die, durch die bekannten einschlägigen Angaben von Koch und Wolffhügel sowie Koch, Gaffky und LöFFLER festgestellte Ueberlegenheit der desinficirenden Einwirkung des strömenden Wasserdampfes gegenüber derjenigen der trocknen Hitze. Aus den Schlussbemerkungen , die praktische Handhabung der Desinfection betreffend, heben wir folgende Sätze hervor: 1) Für trockene Objecte ist zur vollkommenen Desinfection eine 1 bis 1'/,- stündige Einwirkung directen strömenden Wasserdampfes nicht unter 100" C, auf die Desinfectionsgegenstände zu verlangen. 2) Für nasse Objecte ist zur sicheren Desinfection eine zweistündige Ein- wirkung desselben Verfahrens erforderlich. 3) Die Temperatur soll überall im Innern der Desinfectionsobjecte mindestens 100" C. sein (ein sehr geeignetes Verfahren, genau den Moment festzustellen, in dem Desinfectionsapi)aratc ; Diffcrenzirungsmethode von Bacterien. 183 100° C. in einem Beutel oder Ballon erreicht worden sind, ist das elektrische Kliiigelthorraometer), 4) Ileisser, slrömcnder Wasserdampf von 100** C. besitzt eine viel stärker desindcircndc Kraft als heisse trockene Lnft, selbst von bedeutend höherer Temperatur. 5) Mit der Vernichtung- der Organismen dürfen nicht zugleich auch die Träger der- selben, d. h. die Kleidungsstiicke, Wäsche, Polster, u. s. w. durch das Desinfectionsverfahren vernichtet werden. Der MEKKE-ScHiMMKL.'sche Apparat schädigt nach der Broschüre, die von der Firma Schimmel u. CoMi'. (Chemnitz) herausgegeben worden ist, wollene und leinene Effecten, liettl'edcrn, Rosshaare, Seide, Samnit, Papier und dergl, , wenn man die combinirte Einwirkung heissen Wasserdampfes mit trockener Hitze und nachfolgender Ventilation anwendet, absolut nicht, was Verf. für wollene Decken und Leinwand bestätigen kann; jedenfalls leiden nach Wulff alle Materialien unter dem Einlluss der zur Desinfection noth wendigen hohen trockenen Hitze ungleich mehr, als durch strömende Wasserdämpfe von 100" C. 6) Ohne genaue Durchführung der polizei- lichen Erlasse und strenge sachverständige Ucberwachung der Des- infection selbst werden noch so zuverlässige Desinfectionseinrichtungen nur wenig Nutzen bringen. 7) Die Anwendbarkeit der Desinfections- methode mit heissem Wasserdampf allein oder combiuirt mit trockener Hitze ist eine sehr ausgedehnte, hat aber natürlich auch ihre Grenzen, welche einerseits bedingt sind durch Umfang, Dichtigkeit, Feuchtigkeits- gehalt der Objecte, andererseits aber auch dadurch, dass es gewisse Objecto gibt, denen überhaupt mit Hitze nicht beizukomraen ist (die Kranken selbst und ihre Wärter, Transportwagen, Lager, Schiffs- räume u. s. w.) ; hier kommen andere Desinfectionsmethodon in Betracht, die auf mechanischem Wege die Entfernung und durch chemische Mittel in Lösung oder in Gasform die Vernichtung der Infectionsorganismen beabsichtigen. Kehrer (6) , von demselben Bestreben wie Buchner ausgehend, immer feinere Trennungsmittel von einander ähnlichen Spaltpilzspecies zu gewinnen , sieht den Weg hierzu in der „Methode der chemischen Trennung, dem Studium des Kcactionswachsthums" gegeben. Sein Ver- fahren besteht, ähnlich demjenigen Buchnek's, darin, die vorher nach Koch's Methoden rein cultivirten Pilze „auf mageren Gallertböden, denen kleine Mengen (etwa 0,25 Procent) bestimmter chemischer Reagentien zugesetzt sind, zu züchten". Als Unterscheidungsmerkmale benutzt jedoch Keiiree, soviel aus der vorliegenden Mittheilung ersichtlich, aus- schliesslich die makroskopischen Erscheinungen , welche die auf den verschiedenen, in bestimmter Weise chemisch modificirten Nährböden sich entwickelnden Pilzcolonien dem Auge erschliessen. Oottsteiu (3) theilt, nachdem von Seiten verschiedener Forscher (Gram, Lustgarten, Fütterer, de Giacomi) '^^ die Eigenschaft be- 184 Bacterioskopisclie Verwendung von Salzlösungen. stimmter Salzlösungen, an mit Auiliufarbstoflfen tingirten Präparaten den Zellkernen resp. den Zellkernen und den Bacterien die Färbung zu rauben, erkannt, und Verf. selbst schon bei früherer Gelegenheit '*''' darauf aufmerksam gemacht, dass ausser.dien bereits in dieser Hinsicht bekannten Salzen auch das^Kali bichromicüm und das Argentum nitricum die gleiche Wirkung hätten, jetzt mit, dass auch hoch einer grossen Zahl anderer Salze, undjzwar in noch-stärkerena Maasse, die in Rede stehende Fähigkeit zukomme. Dahin gehören ausser dem Jodkali, von dem dies Geam (und dem Kali carbonicum, von welchem es, wie gesagt, Koch schon festgestellt hatte, Ref.) z. B. Chlornatrium, die kohlensauren und schwefelsauren Natron- und Magnesiasalze, Alaun, etc. Der Grad der Entfärbung hängt ab von der Concentration der Salze und der Dauer ihrer Einwirkung. Zugleich mit den Kernen werden nach Gottstein durch alle die genannten Salzlösungen entfärbt die Bacterien des Typhus, der Pneumonie, der Gonorrhöe, der Fäulniss ^^^; um ein Minimum schwerer, als die Kerne, die Milzbrandbacillen ; weit resistenter, als die genannten Arten, erweisen sich die Tuberkel- Lepra- und Syphilis- bacillen, doch kommt auch für sie eine Grenze: bei stärkerer Concen- tration und längerer Einwirkung der Salzlösung erscheinen sie blässer, um schliesslich durch eine concentrirtere Kochsalzlösung etc. auch ent- färbt zu werden. Fuchsin zeigt sich gegenüber den entfärbenden Einflüssen empfindlicher , als die Violettfarben , so dass schon eine um etwas geringere Concentration der Salzlösungen Entfärbung herbeiführt. Der Grund für diese decolorirende Wirkung der Salze liegt darin, dass die gebräuchlichen Anilinfarbstoffe ohne Ausnahme in den Salz- lösungen völlig unlöslich sind. Der demzufolge aus den, von der Salz- lösung durchtränkten, gefärbten Geweben ausgefällte Farbstoff wird dann durch den Alkohol, welcher ihn löst, leicht ausgezogen. 186) Vergl. die bez. Referate in der Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie sowie in d. Ber. ; Ref. vermisst in der historischen Einleitung Gottstkin'h die Erwähnung der Thatsache, dass Koch bereits vor längerer Zeit das Kali car- bonicum als ein Mittel benutzt, um durch Wegnahme der Kernfärbung isolirte Bacter ienfärbung zu erzielen. Ref. 187) Vergl. GoTTSTEiN'f:^ Referat, Fortschr. d. Med. 188.5, No. 16, p. 545. "*) Der Entfärbung durch Kali carbonicum (halb gesättigte Lösung) trotzen jedoch bestimmte „Fäulnissbactericn" sehr lange; vergl. R. Koni, Wundinfectionskrankheiten und Bai;müautkn „Beiträge zur Darstellungsmethode der Tuberkelbacillen" Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie, Bd. I. 1884, p. 51. Ref. Eiterkokken. 1h5 D. Nachtrag zu den Referaten der Arbeiten über pathogene Mikrokokken. Rnijs, Ueber die Ursachen der pjiterung. (Deutsehe med. Wochenscbr. 1885, No. 48 p. 825.) Ruijs wählte (wie schon früher Lkbek und auch Ref. bei iliren einschlägigen Untersuchungen '"^ Ref.) als Operationsfeld die vordere Augenkammer, welclie vor dem Unterhautgewebe, der Peritonäalhöhle etc. den Vorzug hat, die Folgen der Eingriffe mit dem blossem Auge stetig verfolgen zu können; mittels einer sehr feinen, am oberen Rande der Hornhaut eingestochenen Canüle , wurde unter aseptischen Cautelen Terpentinöl, Crotonöl (zu gleichen Theilen vermisclit mit Olivenöl) und Petroleum in die vordere Augenkammer injicirt. Nahezu ausnahmslos trat danach keine Eiterung in der Vorderkammer , sondern nur mehr oder minder ausgedehnte f i b rin ö s e Entzündung ein. Wurden dagegen mit pyogenen reincultivirten Staphylokokken getränkte Seidenfäden '"" in die vordere Kammer eingeführt, so entwickelte sich stets Hypopyon mit nachfolgender purulenter Phthise des Bulbus. Es bestätigen also diese sehr klaren Resultate des Verf. den Satz: „Keine Eiterung ohne niedere Organismen". (Vergl. die hiermit übereinstimmenden oben unter „Eiterkokken" besprochenen resp. erwähnten Arbeiten von Stkauss, ScHEUEELEx nnd Klemi'eker. Ref.) ""•) Leüer, Internat, med. Congress, London 1881 und spätere bezügliche Arbeiten in v. Gkäi i.'s Archiv. Bai mgautk.n, Ueber das Verhältniss von Pcrl- sucht und Tuberkulose, (Berl. kl. Wochenschr. 1880 No. 49; experimentelle Untersuchungen zur Entzündungs- und Mykoscnlehre, v. Gkäfe's Archiv Bd. XXIX, Heft 3 p. 128). '"") Directe Einspritzung von in Kochsalzlösung suspendirten Staphylo- kokkusreinculturen riefen meist keinerlei makroskopisch sichtbare Entzün- dungserscheinungen hervor. Verf. nimmt an, dass bei dieser Ap])]icationsweise die schädlichen Mikroorganismen zu schnell aus dem Auge durch die Lymph- strömung weggeführt werden, um Eiterung erzeugen zu können. (? Ref) Autoren-Register. Abbot 157. Alvarez 97, 103. Auspitz 38. Babes 2, 109. Baginsky 150. Banti 2. de Bary 3. Baumgarten 64, 142. Bizzozero 162. de Blasi 13. BoUinger 52. Boström 141. Bozzolo 14. Buchner 59, 108, 134, 135. Bumm 18, 181. Celü 153, 155. Charrin 77, 80. Chauveau 56. Chrookshank 59. Cordua 27. Cornil 2. 74, 103. Councilman 157. Crooke 33. üeneke 107. Deutschmann 31. Dieckerhoff 105. Disse 99. Doutrelepont 82, 96, 98. Doyen 122. Dreschfeld 11. Eberth 41, 87. 107. Emmerich 131, 135. V. Ermengcm 111, 123. Escherich 34, 169. Falkenheim 174. Ferran 110. Finkler 127, 130. Firket 2. Fischer 176. Foä 15, 39. Fodor 168. Fränkel, A., 12, 34, 103, 146. Fränkel, E., 20, 100, 103. Freudenberg 34. Friedländer 17. Friedrich 52. Fütterer 85. Garre 26. Gärtner 177. de Giacomi 96. Gibier 123. Giessler 74. Gottstein 97, 183. Grawitz 105. Gruber 108. Günther 136. Guttmann 87, 126. Habermann 83. Hauser 163, 166. Hertwig 78. Herxheimer 74. Hess 57. Hesse, R., 61. Hesse, W., 61, 180. Himmelstoss 61. Höning 73. Huppe 1, 125. 144. Johne 77 Israel 137. Izquierdo 39 Karg 80. Karth 77. Kartalis 157. Kehrer 183. Kirchner 145. Autoren-Register. 187 Kitt 35, 42, 55, 59, 92. Klebs 124. Klein 117. Kleniporer 31, 98, 151. Koch 118. Kouhassoff 57, 78. Kiaskc 79. Knisl 172. Kümmel 179. Lassar 106. Leube 173. Levilen 74. Löfflcr KU. Lnndström 21. Lustgarten 95. Lustig 106. Lydtin 101. Magnussen 139. Marchiafava 153, 155. Mazotti 83. Megnin 74. Melcher 89. Meyhöfer 130. Miller 108. 171. Murphy 142. Nägeli 67. Nathan 83. Neelsen 85. Neisser 22. Nencki 58. Neuraann 126. Nicaise 84. Nicati 114, 115, 117. Obrzut 86. Orth 29. Orthmann 50. Ortmann 89. Passet 23. Pawlowski_ 13, 180. Pcrnice 76. Peterlein 9. Petronc 82. Pfeifer 100. 146. Philipowicz 58. Plagge 177. Platonow 10. Plaut 149. Ponfick 140. Poulet 84. Prior 127. Quincke 151. Raptschewski 1 10. Kattonc 15. Rheincr 101. Ribbcrt 30, 147, 149, 162. Riehl 80. Rictsch 114. 115, 117. Rindfleisch 38. Rohlff 78. Roth 181. Rühlc 14. Rütimeyer 81. Ruijs 185. Schottelius 101, 127. Schon 15. Schubert 147. Schütz 96, 101. See 10. V. Schien 40. Simmonds 100. Sirena 76. Soltmann 141. Sternberg 11, 63. Sticker 81. Strebel 61. Stumpf 150. 1 agnchi 99. Tavel 97. Treitel 84. Tscherning 79. Ulacacis 82. Ulrich 84. Unna 90, 92. N'aillard 84. Villiers 111. Virchow 88. Voltolini 86. Watson Cheyne 117. Weichselbaum 30, 93. Weigert 66. Wesencr 68. Wulff 182. Wyssokowitsch 28. Zopf 3, 158. Zweifel 168. Sach-Register. Abdominaltyphus, z. Aetiologie des 100. Abscesse, subcutane, kalte, deren Be- ziehung z. Tuberkulose 74. Acne contagiosa d. Pferdes 105. Aktin omyces 141, 142. — u. Aktinomykose, Verzeichniss d. Originalarbeiten über 137. Aktinomykose 138-144, — klinische Beiträge z. Kenntniss der 137. — , Beiträge z. Diagnostik u. Casuistik der 139. — ohne Aktinomyces 140. — hominum 142. Allgemeine Technik 177. AIoi)ecia areata, Kokken bei 40. Ammoniakalische Harngährung 173. Aspergillus fumigatus 146-148. Aspergillusraykosen, zur Casuistik der- selben 147. Autoinfection b. Tuberkulose u. Rotz 80. Bacterienforschung, d. Methoden der 1. — im Darm d. Neugeborenen u. Säug- lings 169. — im normalen Darmtractus 172. — i. d. normalen Darmfollikeln 162. — , Differenzierungsmethode von 183. — d. ammoniak. Harngährung 173. Bacteriologische Mittheilungen 12, 55, 146. — Technik, Verzeichniss d. Original- Arbeiten über, 177. — Untersuchimgen über Frauenmilch 34. Bacterioskopische Verwendung v. Salz- lösungen 183. Blutserum als Nährboden f. pathogene Mikroorganismen 181. — , Sterilisation desselben 181. — , Sterilisationsapparat dafür 182. Bonner Militär-Medicinalabtheilung 85. Brustdrüsentuberkulose 50. Bacilläre Nekrose der Leber 107. Bacillen, pathogene ,! Verzeichniss d. Original-Arbeiten über 45-52. — der Acne contagiosa d. Pferdes 105. — — Cholera nostras 130. — bei Darmtuberkulose 73. • — — Influenza der Pferde 106. — — Liehen ruber 106. — — Lungenseuche 106. — der Pseudotuberkulose 87. — des malignen Oedems 61, 62, 63. — als Ursache v. Nekrose d. Meer- schweinchenleber 107. — bei Puerperalfieber 103, 104. — der Mundhöhle 108. ■ — des Rhinoskleroms 103. — im Smegma präputii 98. — bei Syphilis 98. Bacterien, ihre Rolle i. d. patholog. Anatomie u. Histologie d. Infec- tio)iskrankheiten 2. — , quantitative Bestimmung derselben i. d. Luft 180. — im Blute d. gesunden Thieres 168. Carbolsäurelösungen, wässerige, ü. d. desinficirende Wirkung ders. 177. Cholera asiatica, ü. d. Pilze der 111-130. • — , epidemische, Experimente u. anat. Untersuchungen über 122. — nostras, Bacillen der 130. — ■ — Section eines Falles von ; keine Kommabacillen 130. — in Palermo, Untersuchungen über die 135. — , ü. d. Bildung der Ptomaine b. ders. 111. — , — Aetiologie der 117. — , experimentelle Untersuchungen ü. 123. Cholerabacillen, z. Lebensdauer d. 126. — z. mikroskopischen Nachweise u. Dejectionen 127. Cholerabacillus, Impfversuche m. dems. 115. — , Bericht über den 117. ■ — , Koch'scher, z. Morphologie des 110, — , — , Untersuchungen ü. dens. 111. Sachregister. 189 Cholerabacillus,Ko(b'scber, anatomiscbc n. experimentelle Ihitersucbungen iil)cr den 12'2. — . Untersuchung ü. d. Entwickhuig dess. 122. — , Neapcler 131-135. Cholerabactericn. Forschungen ü. 127. Choleratrage. Conferenz z. Erörterung der 118. Cboleragift, Abschwächung dess. 117. Choleraspirillen, eine neue ihnen ähn- liche Spaltjjilzart 107. Compendien und Lehrbücher 1-6, 158. Conferenz z. Erörterung d. Cholera- frage 118. Constante Temperaturen, Erzeugung ders. 181. Contact-Infcction i. d. Chirurgie 179. Contagiura der Influenza 10(5. — der Lungenseuche lOG. Syphilis 99. Conjunctivaltuberkulose , Tuberkelba- cillen bei 84. Darmbacterien 169-172. — des Neugeborenen u. Säuglings 169. Darmentzündung, Riesen-Amöben (?) bei 157. Dai-mfollikel , Vorkommen von Bac- terien i. dens. 162. — Tuberkelbacillen i. dens. 74. Darminhalt, Nachweis v. Typhusbacillen i. dems. 100. Darmtractus, Nachweis v. Bacterien i. dems. 172. Darmtuberkulose, Bacillen bei 73. Darmwand, Vorkommen v. Spaltpilzen i. ders. 162. Desinfection 177-179. — durch Temperaturerhöhung 182. Desinfectionsapparate 182. Differenzirungsmethode v. Bacterien Diphtherie d. Geflügels 74. [183. Eiterkokken 23-27, 31-33, 185. Eitennig, Beziehung d. Miltroorganis- men z. ders. 31. — , chronische durch Mikrokokkcn er- zeugte 41. — , ü. d. Ursachen ders. 185. Eiterige Entzündungen (Osteomyelitis, Furunkel, Panaritium) 26. Endocarditis , Beiträge z. Lehre v. d. acuten 28. — , Aetiologie der 28-30. Endocarditiskokken 28-30. Entzündungen, eiterige (Osteomyelitis, Furunkel, Panaritium) 26. Erblichkeit d. Tuberkulose 78. Erkrankungen, pseudotuberkulöse d. Meerschweinchens 41. — , tuberkulöse v. Wundon 79. Erysipel, Tyi)hu.sbacillen bei 101. Erythema multiforme, z. Aetiologie des 27, Euterentzündimg, ü. d. verschiedenen Formen der 35. Färbung der Fäulnissmikroorganis- men 86. — — Kapselmikrokokken 17. — — Lei)rabacillen 90. — — Pneumoniekokkeu 17. — — Recurrenss])irillen 136. — — Syi^hilisbacillen 96, 97. — — Tuberkelbacillen 85, 86. Fäulnissbacterien 163-165. — im lebenden Blut? 166-168. — u. deren Beziehung z. Septicämie 163. Fäulnisskeime i. gesunden lebenden Organismus 168. Fäulnissmikroorganismen , Färbung ders. 86. — , Beziehung z. d. Tuberkelbacillen 86. Favuspilz, ü. d. Natur dess. 151-152. Ferran'sche Impfungen 113. Fibromatosis cutanea ulcerosa micotica, Kokken bei 39. Fingererysipeloid, Kokken des 27. Finkler-Prior's Kommabacillen 108. Frauenmilch, Bacteriolog. Untersuch. über 34. Fütterungstuberkulose , Kritische n. experimentelle Beiträge z. Lehre von der 68. Furunkel 26. Gebännutterentzündung , septicämi- schc 61. Geflügeldiphtherie 74. Geflügeltuberkulose 74. Geflügeltyphoid, Kokken des 42-44. Gehörgang, äusserer, Pityriasis verti- color in dems. 145. Gehörorgan, Tuberkulose dess. 83. Gonokoldius-Neisser 18, 21. Gonorrhockoldien 18-22. Gonorrhoe, chronische, über die An- steckungsfähigkeit ders. 22. Granuloma fungoides, Kokken bei 37. 38. Handbuch der bacteriolog. Tccknik 2. Harn, ü. d. Auftreten pathogener Älikroorganismen i. dems. 58. 190 Sachregister. Harngährung, ammoniakalische 173. Heubacterien , ü. d. genetischen Zu- sammenhang ders. m. d. Milzbrand- bacteiien 59. Histogenese d tuberkulösen Processes Hühnerdiphtheritis 74. [64. Hühnertuberkulose 74. Hyphomyceten , pathogene, Verzeich- niss d. Original Arbeiten über 145. Impfung mit Rauschbrand 61. — — Schwein erothlauf 101. Impfungen, Ferran'sche 113. Impfversuche m. d. Cholerabacillusll5. Infectionskrankheiten, Beiträge z. Lo- caUsation d. 30, 149. Influenza der Thiere 106. — , das Contagium der 106. Inoculationstuberkulose b. Menschen 79. Iristuberkulose, ein Fall von operativ geheilter 84. Kälberlymphe, ü. Sprosspüze i. der 146. Kapselmikrokokken, z. Färbung der 17. — , multiple. Serositis verursacht durch Koch'scher Cholerabacillus 108-130. [14. — — , z. Morphologie dess. 110. — — , Untersuchungen ü. dens. 111. — — ; anatomische u. experimentelle Untersuchungen ü. dens. 122, — — Kommabacillus 108-130. — ■ — , Untersuchungen ü. dens. 109. — — , ü. d. Morphologie dess. 110. — — , Vergleich dess. m. d. Finkler- Priorschen 108. — Tuberkelbacillus bei leptomenin- gitis tuberculosa 82. Kokken bei Alopecia areata 40. • — des Geflügeltyphoids 42-44 — bei Granuloma fungoides 37, 38. — in der Milch v. Puei^peris 34. — bei Pseudotuberkulose des Meer- schweinchens 41. — bei Verruga peruana und ]oq — bei Fibromatosis cutanea ) ' ' ' — der Ophthalmia migratoria 31. Kolpitis, infectiöse, bei Kindern 20. Kommabacillen 108-130. Kommabacillus, ü. d. Koch'schen 109. — der Cholera ; Untersuchungen ü. d. Entwicklung desselben 122. — , ü. d. Morphologie des 110. Kommabacillen, keine b. Cholera no- stras 130. — , ü. d. Dauerformen d. sogen. 125. — in altem Käse 107. — Miller's im cariösen Zahn 108. — der Mundhöhle 108. — , Finkler-Prior'sche 108, 127-130. Kommbacillen, Vergleich d. Koch'schen u. Finkler-Prior'schen 108. Leber, bacilläre Nekrose der 107. Lehrbücher und Compendien 1-6, 158. Leichentuberkel, Tuberkelbacillen i. 80. Lepra laryngis, Demonstration von 88. — , Uebertragimgders. a. Kaninchen 89. Leprabacillen 87-92. — ü. d. Verhalten der 87. — z. Färbung der 90. Lepröse Haut. z. Histologie ders. 92. liCptomeningitis tuberculosa Vorkom- men des Koch'schen Tuberkel- bacillus bei 82. Liehen ruber, d. Mikroorganismen des 106. Luftinfection i. d. Chirurgie 179. Lunge, specifische Erkrankungen der 10. — , Sarcine der 176. Lungenseuche der Thiere 106. — , das Contagium der 106. Lupus, Meningitis tuberculosa nach 82. Lustgarten'scher Bacillus, Untersuchun- gen darüber 97. LyraphfoUikel des Kaninchens , Vor- kommen V. Bacterien darin 162. Magen-Sarcine 174. Malaria, Protozoen derselben 153-157. • — -Fieber, Beitrag zur Pathologie desselben 157. — Infection 153-157. Mastitiskokken 35. Meningitis tuberculosa nach Lupus 82. Methoden der Bacterienforschung 1. Mikroben, parasitäre, Nachweis u. Dia- gnostik ders. 2. — pathogene, üebergang ders. v. d. Mutter a. d. Foetus 57. Mikrokokken, pathogene, Verzeichniss d. Original-Arbeiten über 7. — pathogene, Nachtrag z. d. Refera- ten der Arbeiten ü. dies. 185. Mikroorganismen, parasitische 7. — pathogene i. Harn 58. — — , menschliches Blutserum als Nährboden f. dieselbe 181. — . Saprophytische . Verzeichniss der Original- Arbeiten über 161. — im Gewebe gesunder Thiere 1(56. — des Liehen ruber 106. — der eiterigen Zellgewebsentzün- dung 23. Miliartuberkulose, acute. Vorkommen v. Tuberkelbacillen i. Blute b. ders. 81. 82. — allgemeine, Vorkommen v. Tuber- kelbacillen in Blut u. Milzsaft bei ders. 81. Sachregister. 191 Militar-Modicinalabtlieilunff (Bonn) Sf). Milzl)raii(l. z. Actiologie dess. i)2. 55. — . Schiitzinii)fiin? gegen 57. Milzlirandltacillen 52-59. — , ü. d. Eiweiss der 58. Milzbrandltacillus. Abschwäcbung dess. durch conipriniirtc Luft 5G. — . Vorkommen desselben i. Erde v. liegräbnissstätten milzbrandiger Thiere 59. Milzbrandbactericn, Frage v. gencti- tischcn Zusammenhange m. d. Ileu- bactericn 59. Milzsat't. Vorkommen v. Tuberkel ba- cillen i. dems. b. allgem. Miliar- tuberkulose 81. Mittheilungen, bacteriolog. 12, 55,_146. Mucorineen, pathogene 149. Mundhöhle. Uaciilcn der 108. Mykose des Meerschweinchens 41,107. Mykosis fungoides 37, 38. Nekrose, bacilläre, der Leber 107. Oedem, malignes 61. Oedembacillen, über Züchtung der 61. Oesophagus, Veränderungen dess. b. Tuberkulose 83. Ophthalmie, sympathische (Ophthalmia migratoria) Kokken ders. 31. Original-Arbeiten, Vcrzeichniss ders. über Aktinomyces u. Aktinomykosc 137. — — — — allgemeine bacteriologi- sche Technik 177. — — — — pathogene Bacillen 45. — — — Hyphomyceten 145. — — — Mikrokoickcn 7. — — — Protozoen 153. Spirillen 136. — — — — Sarophytische Mikroor- Osteomyelitis 26. [ganismcn 161. Otorrhoen, Vorkommen v. Tuberkcl- bacillen bei 83. 1 anaritium 26. Parasitäre Mikroben 2. Parasitische Mikroorganismen 7. Pathogene Bacillen 45. — Hyphomyceten 145. — Mikroben 57, 78. — Mikroorganismen,Züchtnng der 181 . — — im Harn 58. — Mucorineen 159. — Pilze. Verhalten ders. i. Organismus — Protozoen 153. [147. — Spirillen 136. Phlegmone, Untersuchungen ü. eiterige Pilze, pathogene 147. [23. Pilzthiere, Zopfs Lehrbuch über 158. Pityriasis versicolor i. äusseren Gehör- gange 145. Plasmodium malariae 156. 157. Pneumonie, epidemische 11. — , infectiöse. croupöse 9. Pneumoniekokken 10-17. — . über die diagnostische Bedeutung der 10. 14. — , — das Vorhandensein ders. i. d. Luft 13 — , zur Färbung der 17. Pneumoniekokkus, Beobachtungen u. Experimente ü. d. 15. — Friedländcr's 11. Prior-Finkler'scher KommabacUlus 108, 127-1.30. Protozoen der Malaria 153-157. — , Zopfs Lehrbuch ü. dies. 158. Pseudotuberkulose. Bacillen der 87. — des Meerschweinchens, Kokken bei — — Kaninchens 87. [41. Puerperalfieber, z. Aetiologic dess. 103, Puerperis, Kokken i. d. Milch ders. 34. Rauschbrand, Untersuchungen ü. 59. — beim Rind 61. Rauschbrandbacillen 60, 61. Rauschbrandimptung 61 . Recurrensspirillen 136. Reinfection b. Tuberkulose u. Rotz 80. Rhinosklerom, Bacillen des 103. Riesen-Amöben (?) bei chronischer Darmentzündung 157-158. Riesenzellen, tuberkulöse, z. Theorie ders. 66. — , ü. d. Einfluss d. Pilze a. d. Bildung ders. 67. Rothlauf der Schweine, experimentelle Untersuchungen ü. d. 101. — — — , über den, u. d. Impfung mit dems. 101. — — — , s. Entstehung u. Verhütung RothlaufbacUlen 101. [101. Rotz, Autoinfection u. Reinfection bei RotzbacUlen 92, 93. [80. Rotzkrankheit d. Menschen, z. Aetiolo- gic der 93. Rotzpiiz, Ver.suche ü. Züchtung dess. 92. Säugling, Darmbacterien dess. 169. Salzlösungen , bacterioskopische Ver- wendung der 183. Saprophytische Mikroorganismen, Vcr- zeichniss d. Original-Arbeiten über Sarcine der Lunge 176. [161. — des Magens 174. Scarlatina, Kokken bei 33, 34. Scharlach, ü. Secundär-Infection bei 34. Schleimhauterkrankung, gonorrhoische, d. Mikroorganismus ders. 18. 192 Sachregister. Schleimpilze, Zopfs Lehrbuch ü. 158. Schwein erothlauf 101. Sehnenscheiden, Tuberkulose der 84. Septicämie, Beziehung d. Fäulnissbac- terien zur 163. Serositis, multiple 14. Smegmabacillen 98. 99. Soorculturen 150. Soorpilz 149-151. — ■, Beitrag z. systemat. Stellung dess. i. d. Botanik 149. — , Untersuchungen ü. d. Natur dess. Spaltpilze, die 3. [150. — , Differenzirungsmethode der 183. — i. (I. normalen Darm wand d. Ka- ninchens 162. — im Verdauungstract 171. — bei Verruga peruana 39. Sprosspilze i. d. Kälberlymphe 146. Sputum, phthisisches, Uebertragbarkeit d. Tuberkulose durch dass. 76. Sterilisation des Blutserums 181. Sterilisationsapparat f. Blutserum 181. Syphilis, ü. d. Contagium ders, 99. Syphilisbacillen 95-99. — , über Färbung der 96, 97. Syphilisbacillen, neue Färbungsmethode der 96. — , über die Lustgarten'schen 9-7. Tuberkelbacillus. Klinisches ü. d. 74. — , Koch'scher, bei leptomeningitis tuber culosa 82. Tuberkulose der Brustdrüse 50. — , Injection v. feinpulverisiiten anor- gan. Material i. d. Bauchhöle macht keine 63. — , experimentelle u. patholog. anatom. Untersuchungen über 64. • — u. Diphtherie d. Geflügels 74. — , Uebertragbarkeit ders. durch phthi- sisches Sputum 76. — , congenitale 77. — , Virulenz der 77. — bei Schlachtthieren 78. — , z. Frage v. d. Erblichkeit der 78. — , Autoinfection und Reinfectionb. 80. — der Sehnenscheiden 84. — des Oesophagus 83. tuberkulöse Riesenzellen 66. — Erkrankung v. Wunden 79. Typhusbacillen 100, 101. Typhusbacillen, ü. d. Nachweis ders i. Darminhalt u. Stuhlgang 100. — bei Erysipel 101. XJebergang pathogener Mikroben v. d. Mutter a. d. Foetus 57 u. i. d. Milch 78. Uebertragbarkeit d. Tuberkulose durch Technik, allgem. bacteriolog. Ver- phthisisches Sputum 76. zeichniss d. Originalarbeiten ü. 177. Temperaturen constante Erzeugung yaguspneumonie,Unter8uchungenü.l5. 11 Anwendung a. d. Sterilisation d. yerr„ga peruana, Kokken bei 39. Blutserums Ibl. Vibrionen, ü. d. v. Koch u. Finkler- Temperaturmessung, Desmtection durch Prior 108 rties- 182. Virulenz d. Tuberkulose 77. Tuberkelbacillen 63-86. _ Vorlesungen ü. Bacterien 3. -, ü. Vorkommen ders. 1 geschlosse- Verzeichniss der Lehrbücher u. Com- nen verkästen Darmtollikeln 74. pendien 1 _-, Uebergang ders. von der Mutter _ ^ Originalarbeiten ü. Aktinomyces a. d. Potus und i. d Milch 78 ^^ Aktinomykose 137. — ]--2\ r^en- Leif entuberkel 80. ^^ bacteriol. Tech- — 1. Blut u. Milzsaft b. allgem. Miliar- ^^^^ -^-^7 tuberkulöse 81 [lose 81, 82. •_ pathogene Bacillen 45. _ 1. Blute b. allgem. Mibartuberku» i_ Hyphomyceten 145. — 1. Blute b. Meningitis tuberculosa _ IMikrokokken 7 nach Lupus 82. Protozoen 153.' — 1. Blute oZ. ^ Spirillen 136 — bei Tuberkulose d. Gehörorgans 83. Sapi^phytische 'Mikro- — bei Otorrhoen 83. Organismen 161. — bei Conjunctivaltuberculose 84. — , Methode z. Nachweis der 85. — , modificirte Ehrlich'sche Färbungs- Wanderpneumonie 11, 13, methode ders. i. Gewebe 85. Wasserfiltration 180. [79. — , ü. Färbung der 85. W^unden, tuberkulöse Erkrankung von — , Beziehung ders. z. d. Fäulnissmikro- organismen 86. „ — , ü. e. besonderes Erkennungszeichen Zellgewebsentzündung, eiterige, Mi- der 86. kroorganismen der 23. Im Verlage von Harald Brulin, Verlagsbuchhaudlung für Natur- wissenschaft und Mcdicin in B r a u n .s c h w e i ff ist erscliienen: SYSTEMATISCHES LEHRBUCH DER BALNEOTHERAPIE EINSCHLIESSLICH DER KLIMATOTHERAPIE DER PIITHISIS VON Dk JULIUS BRAUN. Vierte, umgearbeitete Auflage herausgegeben von Dr. B. Fromm, Köaigl. Sanitätsratb, erster Badearzt in Norderney uud praktiöfher Arzt in Berlin. 1880. 8«. Preis U Mark. Zu bezieben durch alle Buchhandlungen des lu- und Auslandes. Verlag von Friedrich Wredcn in Braunschwei^, Fritscli, Dr. H., 3IedicincdrntJi, Prof. in Breslau, Tabulae gy- naecologicae. Gynäkologische Wandtafeln für denUnterriclit. 20 far-- bige Tafeln von 90 : 110 Cm. (dreifache Vergrösserung der natürlichen Verhältnisse), mit Text in deutscher, französischer und enghscher Sprache. Preis: M. 60. — . Inhalt: 1, die physiologischen und pathologischen Lagen des Uterus, 10 Tafeln. 2, die Lage der Pessa- rien, 5 Tafeln. 3, die para- und perimetritischen Exsudate, 5 Tafeln. NB. Die Probefafel kann jede Buchhandhmc/ vorlegen! Wredcn's Saniniluii^ kurzer medicinischer Lehrbücher: Band I. Fritscli, Dr. H.^ Mediclnalrath, Professor in Breslau. Die Krankheiten der Frauen. Aerzten und Studirenden geschildert. Dritte Auflage im Juni 1886. Band IL Eichhorst, Dr. H., Professor in Zürich. Lehr- buch der physikalischen Untersuchungsmethoden innerer Krank- heiten. Zweite Auflage im Juni 1886. Band IV. Kuessuer. Dr. B., u. Dr. R. Pott, Professoren in Halle. Dm acuten Infectionskrankheiten, 1882. Geh. M. 8.60, geb. M. 9.80. Band V. Seeligmüller, Dr. Ad., Professor in Halle. Lehr- buch der Krankheiten der peripheren Nerven und des Sympathicus. Mit 56 Abbildungen in Holzschnitt. 1882. Geh. M. 8.60, geb. M. 9.80. Band VI. B.iginsliy, Dr. AtL. Docent in Berlin. Lehrbuch der Kinderkrankheiten. 1883. Geh. 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