\/ ^ -'rMftfy'i-^ w-t/^ Jaliresbericht über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Aö:rikiiltiir-Chefflie. Begründet NEW vü:iiv Dr. Robert Hoffmann, botanical « GARDEN Fortgesetzt Dr. Eduard Peters, Chemiker der agrikultur-chcmischcn Versuchsstetion für die Provinz Posen in Kuschen hei Schmiegel und Generalsekretär des landwirthschaftliehen Ilauptverelns im Regierungsbezirk Posen. Achter Jahrgang: das Jahr 1865. Mit einem vollständigen Saeh- und Namen-Register. BERLIN. Verlag von Julius Springer- 1867. Erste Abtlieilung. Die Chemie des Ackerbaues. .latircsbericht. VITI. CO LinnARY' Der Boden. ^<^;^^^ Bodenbildung. Die Entstehung der deutschen Marschen an der Entstehung ler Nordse« Marschen. Nordsee, von Prof. Kutzen.*) — Die Anfänge zu diesen ^"^°''^^^*- Marschlandschaften veranlassten die in die Nordsee sich ergies- senden grösseren deutschen Flüsse in ihrem Mündungsgebiete durch Schlammablagerungen an den flachen Ufern und Küsten, welche von da an ihre grösste Bedeutung erhalten, wo Ebbe und Fluth, überhaupt wo der Einfluss des Meeres beginnt; denn hier fand und findet nicht nur in Folge der immer geringer werdenden Strömung des Flusswassers, auf mechanische Weise, sondern auch in Folge des durcli die Mischung von süssem und salzigem Wasser vor sich gehenden Ausscheidungsprozesses und der dadurch bewirkten Sedimentbildung, auf chemischeWeise, in hohem Grade Vermehrung des für die Marschen so gedeih- lichen Fruchtbodens statt. Ueberdies wird derselbe sowohl in qualitativer wie in quantitativer Beziehung noch ansehnlich verstärkt durch Milliarden von Leibern aus der mikroskopischen Thierwelt, in welcher ein Sterben ohne Ende in jenem Gebiete des sogenannten Brackwassers vor sich geht. Durch die An- häufung dieses, für üppige A^egetation überaus befähigten Frucht- CO bodens an der Mündung der Flüsse erhob sich allmählich an •— Stellen, wo sonst eine Meeresbucht, ein kleiner Meerbusen war, ^ eine üferlandschaft, die vom Flusse ein- oder mehrarmig durch- zogen wurde und im letzteren Falle eine der sogenannten Delta- 1 1 f Landschaften bildete. — Doch dergleichen Landschöpfungen ^ waren nur möglich bei mehr passivem und ruhigem Verhalten *) Landwirthschaftliches Centralblatt für Deutschland, 1865. I. S. 306. 4 Bodenbildung. der See. Anders daher häufig an der Nordsee, diesem von Natur starkström enden, überdies gar oft durch West- und Nord- west-Orkane so sehr aufgeregten und ausserdem bis weit vom Strande ab verhältnissmässig nur wenig tiefen Meere. Hier wurde das mitgeführte feine Material der aus Süd und Südost einmündenden Flüsse (der Eider, Elbe, Weser, Ems) nach allen Seiten von den anstürmenden Meereswogen umhcrgeschleu- dert, und so auch häufig au die nahen kleineren Inseln, Halb- inseln, Sandbänke u. s. w. geworfen. Durch Wiederholung solcher Vorgänge wuchs der Boden nach und nach über die gewöhnliche Wogenhöhe hinaus und überkleidete sich dann mehr und mehr mit Grün. Hierdurch wurde der germanische Anbauer, der Viehzucht trieb, auf diese bald üppig wuchernden Stellen des neuen Landes von seiner minder fruchtbaren Geest (dem höher liegenden Sandlande) hinunter gelockt; er fing an, daselbst auf höhere Stellen (Warten) Wohnungen für sich und sein Vieh zu bauen und nahm später, um sich mit den Seinigen und seiner Habe vor der Wuth der durch heftige Winde empor- getriebenen Wogen zu schützen, ebenso, wie der Bewohner des an den Mündungen der Flüsse mehr ruhig angesetzten Frucht- landes, die Errichtung von Dämmen oder Deichen in Angriff. Hierdurch war der feste Grund und sichere Anfang zu der Erhaltung, Vervollkommnung und dem fortschreitenden Gedeihen der Marschen gewonnen. — Der Haupt- D c r H au p t m u s ch cl k alk und seine Verwitterungs- Tnd Line produktc, V o u E m 1 1 W 0 1 f f. *) — Der Verfiisser hat sich der verwitte- höclist intercssantcn Aufgabe unterzogen, die in Würtemberg besonders verbreiteten Gebirgsformationen in ihrer ursprüng- lichen Beschaffenheit und in iliren wichtigeren Verwitterungs- stufen, sowie die aus den letzteren unmittelbar hervorgegangenen Bodenarten einer genauen chemisclien Analyse zu unterwerfen. Zunächst bezogen sich diese Untersuclumgen auf den Haupt- rauschelkalk, das betreffende Untersuchungsmaterial wurde in dem sogenannten Strohgäu, einige Meilen nördlich von Stuttgart, den oberen dolomitisclien Schichten dieses Gesteins entnommen. Die Verwitterungsprodukte des Gesteins bilden, häufig gemischt mit den untersten thonigen Scliicliten der Lettenkohle-Formation, rungspro dukte. *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7, R. 272. Bodenbildimg. 5 einen Boden von hoher natürlicher Fruehtljarkeit, welcher aus- gezeichnete Körnerernten liefert und aucli das Gedeihen von Luzerne und anderen Blattfriichten selir begünstigt. Die untersuchten Proben waren folgendermassen beschaffen: Nr. I. Dichtes Gestein mit fast muscheligem Bruche, im Innern dun- kelgrau, nach Aussen hin heller und etwas abfärl)cnd; mit einigen wenigen LiJchern, die mit kleinen gelblichbraun gefärbten Krystallen ausgekleidet waren. Oberer doloniitischer Muschelkalk im ersten Stadium der Verwit- terung, aber noch fest und zäh, schwierig zu pulvern. Kr. II. Mürbes, leicht zu pulverndes Gestein, ohne Liicher und Poren, auf dem Bruche erdig und stark abfärbend. Es war hellgelblich gefärbt, schien aber seiner Lagerung und ganzen Struktur nach aus Nr. I. entstan- den zu sein, indem namentlich kohlensaurer Kalk ausgelaugt und dadurch der Gehalt an unliislicher, thonigsandiger Substanz erhobt worden ist. Nr. III. Zur Hälfte aus einem feineren Pulver, zur Hälfte aus klei- neren imd grosseren, sehr mürben und leicht zu pulvernden Gesteinsbrocken bestehend, „der Untergrund des Fruchtbodens, beim Ausbiss der Schichten aufgenommen." Die Brocken waren der Probe Nr. IL, aus welcher Nr. III. durch weitere Verwitterung hervorgegangen ist, ganz ähnlich. Steine und Pulver zeigten gleiche prozentische Zusammensetzung und wurden deshalb zusammen analysirt. Bezüglich der Ausführung der Analyse ist auf des Verfassers „Ent- wurf zur Bodenanalyse"*) zu verweisen, die Substanzen wurden dabei successive mit kalter und heisser konzentrirter Salzsäure , mit Schwefel- säure und Flusssäure behandelt. Die Untersuchungen lieferten nachstehende Resultate: A. Die Substanz mit kalter konzentrirter Salzsäure behandelt. Bestandtheile. IL IIL Wasser bei 125'* C. verflüchtigt Verlust bei schwachem Gliiheu Kohlensaurer Kalk Kohlensaure Magnesia Eisenoxyd Thonerde Phosphorsäure Schwefelsäuie Kieselsäure Kali Natron 0,2S5 0,128 77,907 16,593 0,613 0,064 0,0771 0,0320 0,0227 0,0137 0,0145 Unlöslicher Eückstand (bei 100" C.) . . . . | 4,270 löö^oioo Glühverlust des Rückstandes | 0,143 99,877 0,673 0,673 47,752 34,949 1,551 0,087 0,1624 0,0128 0,0120 0,0263 0,0209 Jl.4,43£ 100,3534 0,651 1,248 1,414 35,200 22,767 1,951 0,354 0,4187 0,0330 0,0230 0,0531 0,0161 37,882 101,360 1,636 99,702 I 99,724. *) Die landwirthschaitlichen Versuclustationeu Bd. (j, S. 141. 6 Bodenbildung. B. Der Rückstand von A. mit konzentrirter Salzsäure gekocht. Bestaudtheile. IL 0,0547 0,4386 0,0707 0,0293 0,0880 0,l-427 0,0053 III. Im geglühten Zustande berechnet | 13,783 i 36,240 Kieselsäure in der Lösung Thonerde Eisenoxyd Kalk Magnesia Kali Natron 0,1340 1,0333 0,1407 0,0420 0,0407 0,2947 0,0087 Kieselsäure, in kohlensaurem Katron löslich 1,3467 2,5040 Rückstand, als geglüht berechnet 11,6267 31,7867 ; 13,8027 35,9848. Der Rückstand von B. mit konzentrirter Sclnvefelsäiire Ijeliandelt. Bestandtheile. L II. III. Rückstand von B. (bei Nr. I. von A.), im geglühten Zustande bei'echnet Kieselsäure in der Lösung Thonerde Eisenoxyd Kalk Magnesia Kali Natron 4,127 0,0373 0,4267 0,0347 0,0106 0,0420 0,0803 0,00(57 11,6267 0.1380 1,2253 0,0647 0,0080 0,0827 0,25.53 0,0140 31,7867 0,2.560 4,6007 0,3813 0,0613 0,3100 0,9507 0,0513 Kieselsäure, in kohlensaurem Natron löslich Rückstand, geglüht • ■ . . • 0,6383 0,9143 2,5740 1,7880 6,6113 2,1700 7,6373 7,6687 I 17,5380 D. , 4,1266 , 11,6267 i 31,7866. Der Rückstand von C. mit fiusssauren Dämpfen behandelt. Bestandtheile. II. III. Rückstand von C, geglüht Thonerde Kalk Magnesia Kali Natron 2,5740 I 7,6687 | 17,5880 0,2740 0,0107 0,0073 0,1787 0,0053 0,8100 ! 1,7267 0,0127 0,0093 0,69.53 0,0140 0,0947 0,0080 1,5220 0,0480 0,4760 2,0980 1,5413 6,1273 3,3994 14,1386 Kieselsäure • • • • 2,5740 7,6686 17,5380. Es ergiebt sicli hieraus als jirozc-utische Zusammensetzung der ganzen Gesteinsmasse, wenn man die in kalter Salzsäure unlösliche Kalkerde und Magnesia getrennt von der Haupt- masse der kohlensauren Erdeu aufführt: Bodenbildung. Bestandthoile. I. II. m. Wasser, bei 125" C. verflüchtigt ' 0,2850 Glüliverlust j _(),128<) Kohlensaurer Kalk 77,',I07U Kohlensaure Magnesia : lt),5i)30 Kalkerde I 0,0213 Magnesia 0,041)3 Kali 0,2737 Natron 0,0265 Phüsphorsäure I 0,0771 Schwefelsäure I 0,0320 Eisenoxyd ' 0,6477 Thonerde , 0,7647 Kieselsäure 3,0714 0,6730 0,6730 47,7520 34,1)490 0,0500 0,1800 1,1196 0,0542 0,1624 0,0128 1,6863 2,5611 9,8487 Nach Abzug der kohlensauren Erden bleibt als Rest 99,8775 94,5000 5,3775 99,7021 82,7010 17,0011 1,2480 1,4140 35,2000 22,7670 0,1587 0,3587 2,8204 0,1241 0,4188 0,0330 2,1490 7,7147 24,6950 99,1014 57,9670 41,1344. Um die in Folge der Verwitterung des Gesteins einge- tretenen Veränderungen deutlicher hervortreten zu lassen, be- rechnet Wolff die Bestandtheile der Verwitterungsprodukte auf die ihnen entsprechende Menge unverwitterten Gesteins. Als Grundlage für diese Berechnung ist der Gehalt an reinem Thon angenommen worden, indem vorausgesetzt ist, dass bei einer langsamen und ruhigen Auslaugung des Gesteins der Thon fast vollständig auf der ursprünglichen Lagerstätte zurückbleibt. Der Gehalt an in Schwefelsäure und Salzsäure löslicher Thon- erde und der dadurch und durch Behandlung mit kohlensaurem Natron gelösten Kieselsäure betrug: I.*) II.*) ni. 1,669 - 1. 5,562 = 8,33. 16,543 = 2,97. Wenn man hiernach die Bestandtheile von Nr. I. mit dem Faktor 3,33 multiplizirt, so erhält man die ursprünglichen Bestandtheile, welche bei der * Verwitterung 100 Theile von Nr, II. bildeten; für Nr, III. ergeben sich die entsprechenden Mengen von Nr. II , wenn man die prozentischen Bestand- thoil(! derselben mit 2,97 multiplizirt. Wir müssen uns darauf beschränken, nur die Differenz in den so bercclmeten und den durch die Analyse ermittelten Stoflen mitzutheilen , welche die bei der Verwitterung ausge- tretenen oder liinzugetretenen Stoife (-|-) repräsentirt. *) Hier ist eine kleine Menge Thon hinzugerechnet worden, welche sich der Zersetzung durch die Schwefelsäure entzogen hatte. Bodenbildung. Bestandtheile. II. m. Wasser, bei 120" C. verflüchtigt Glühverlust Kohlensaurer Kalk Kohlensaure Magnesia Kalkerde Magnesia Kali Natron Phosphorsäure Schwefelsäure Eisenoxyd Thonerde Kieselsäure 0,276 + 0,247 211,678 20,306 0,021 -\- 0,016 + 0,20'J 0,034 0,095 0,094 0,471 ■4- 0,014 0,379 0,751 0,585 106,613 81,032 + 0,010 0,186 0,505 0,037 0,063 0,005 2,859 + 0,108 4,556 Kohlensaure Kalkerde und Magnesia Eisenoxyd und Kieselsäure Wasser 233,354 231,984 197,192 187,645 1,370 0,850 9,547 7,415 0,520 0,029 2,132 1,330 ! 0,491 i 0,796. Bezüglich des Verhaltens der einzelnen Bestandtheile des Gesteins bei der Verwitterung ergiebt sieh aus den vorstehenden analystischen Resultaten Folgendes: 1) Die Auflösung und Auslaugung der kohlensauren Erden bedingt hauptsächlich die Verwitterung des Gesteins und die allmähliche Konzentration der übrigen Bestandtheile. Zunächst ist der kohlensaure Kalk absolut und relativ in weit reichlicherer Menge aufgelöst worden, als die kohlensaure Magne- sia, nämlich auf 1 Aeq. der letzteren beinahe 9 Aeq. des ersteren. Ein gleiches Verhalten zeigt sich meistens bei der Verwitterung dolomitischer Kalksteine. Während in dem unverwitterten Ge- steine 1 Aeq. kohlensaure 2»Iagnesia auf fast genau 4 Aeq. kohlensauren Kalk sich berechnen, enthält dasselbe in seiner Verwitterungsstufe Nr. 11. auf 1 Aeq. Magnesia nur 1,15 Aeq. Kalkerde, also fast gleiche Aequivalente, zumal da wahrschein- lich der grössere Theil des Eisens in der Form von Eisen- oxydul als Vertreter der Magnesia in doloniitischer Verbindung zugegen ist. — Bei der weiteren Verwitterung treten die beiden kohlensauren Erden zu fast gleichen Aequivalentcn aus, ihr gegenseitiges Verhältniss bleibt also ziemlich unverändert. 2) Nächst den kohlensauren Erden werden bei der Ver- witterung des Muschelkalks besonders Eisenoxyd und Kiesel- säure entfernt, jedoch bei der Umwandlung von 11. iu 111. in Bodenbildung. 9 verhältnissmässig weit grösserer Menge, als bei dem Ueber- gange von I. in IL Für das Eisenoxyd liegt die Erklärung dieser Erscheinung darin, dass dieses wahrscheinlich ein Bc- standtheil des eigentlichen Dolomits ist und daher in verhält- nissmässig grösserer Menge fortgeführt werden muss, wenn der Auslaugungsprozess in der zweiten Vcrvvitterungsperiode auf den Dolomit übergeht. Für die Kieselerde lässt Wolff CS dahingestellt, ob diese wirklich in dem zweiten Stadium der Verwitterung in beträchtlicher Menge ausgewaschen wird, oder ob im vorliegenden Falle besondere Verhältnisse eine raschere ])rozontische Zunahme im Thongehalte, gegenüber dem Ge- halte an sandiger Su)),stanz bewirkt und ausserdem den Thon selbst reicher an Thonerdc und entsprechend ärmer an Kiesel- säure gemacht haben. 3) Von der überhaupt nur in geringer Menge vorhandenen Schwefelsäure tritt im ersten Verwittcrungsstadium eine reichlichere Menge aus, als später; bei dem schliessliclien Zerfallen des Gesteins lindet sogar wieder eine Zunahme des prozeutischen Gehalts an Schwefelsäure statt. 4) Die Phosphor säure, welche, wie eine spezielle Untersuchung lehrte, in dem Gesteine fast ausschliesslich an Kalk gebunden war, löst sich in um so geringerer Menge auf, je melir der prozentische Gehalt an koiilensauren Erden im Gestein abnimmt, die Menge der thonigen und sandigen Sub- stanzen dagegen zunimmt. Nach Wolff zeichnen sich die im Terrain des Muschel- Phosphor kalks lagernden Ackererden in Würtemberg fast überall durch "''"'''f^^^ ' o o verschiecle- einen beträchtlich höheren Fhosphorsäuregehalt vor den nor Boden- aus anderen Formationen entstandenen Bodenarten aus, wie "'^'^''' dies folgende von Beyer ausgeführte Bestimmungen bestätigen: Phosphorsäuregehalt Fruchtbodeu auf dem Prozent. Hauptmuschelkalk, bei Assumstadt 0,309 Lettenkohlensaiulstcm vom Schwärzer Hof 0,10G Keuper.-andsteiii vom Burgholzhof 0,127 Lias — Posidouieuschiefcr bei Metzingon 0,137 Lias — Mittleier Amaltheeuthon bei Metzingeu 0,160 .Iura — Brauner Sandstein von Wasseralfingen 0,203 Jura — Impressathon bei Geisslingen 0,090 Kieselkalkboden von Louseer Berg 0,043. 10 Bodenbildung. 5) Auch bei den Alkalien findet eine sehr beträchtliche Konzentration in Folge der fortschreitenden Verwitterung des Muschelkalks statt. Im ersten Stadium der Verwitterung tritt eine sehr geringe Menge von Kali aus, mit der Zunahme des Prozentgehalts an thonigen und sandigen Substanzen, in denen das Kali wahrscheinlich schwer lösliche Verbindungen bildet, findet zwar ein gesteigerter Verlust an Kali statt, immerhin aber ergiebt sich aus den Resultaten der Untersuchung, dass bei der Verwitterung des Muschelkalkes keine irgendwie be- trächtliche Menge von Kali ausgewaschen wird, sondern viel- mehr eine fortdauernde Ansammlung desselben stattfindet. — Das Natron bildet einen sehr unwesentlichen Bestandtheil des Muschelkalks, wahrscheinlich beruht der geringe Natron- gehalt auf einem dem Gesteine mechanisch und zufällig bei- gemengten geringen Quantum von Chlornatrium. 6) Bei der successiven Behandlung der analysirten Sub- stanzen mit Salzsäure, Schwefelsäure und Natronlösung blieb eine weisse lockere Substanz ungelöst, welche selbst unter dem Mikroskop kaum eine Spur von Sandkörnern oder Gesteins- partikelchen erkennen Hess und entweder als ein inniges Ge- menge von Quarzsand und Feldspath oder als eine sekundäre, nachträglich gebildete feldspathartige Verbindung anzusehen ist. Die Menge dieser feinsandigen Substanz betrug in 100 Theilen des Gesteins: I. IL iir. 2;3Gh 7,r)78 17,539 sie bestand in lOU Theilen aus: Im Mittel Fcldspath 47,2 56,7 53,9 52,6 Quarzsaud 52,8 43,3 46,1 47,4. Durch Vergieichung mit der Zusammensetzung gleichartiger feinsandiger Substanzen aus sechs verschiedenen Hohenlieimer Erdarten*) findet Wolff, dass dieselbe bei dem Muschelkalkc; weit reicher an Kalifeldspath und an feldspathartigen Verbin- dungen überhaupt war und ausserdem in einem feiner zertheiltcn Zustande sich befand. 7) Die thonigc Substanz im Muschclkalkc ist vcrhäll- nissmässig reich an Kieselsäure oder vicdmelir ein inniges Ge- menge von rein(Mu Thon mit iu Alkalien lösliclier Kieselsäure, *) Beschreibung der liuul- und forstwiithschuftlicheu Akademie Hoheu- heim. Stuttgart, 1863. S. 131. Bodenbildunp. 1 1 welche letztere entweder in einem fein zcrtheiltcn Zustande als freie Kieselsäure oder in durch Salzsäure und Schwefelsäure zerlegbaren Verbindungen, namcntlicli niil Kalk und Kali im (rcstein vorhanden war. Die Zusammensetzung der mittelst Schwefelsäure aufgeschlossenen Thonsubstanz entsprach der Formel AI., 0,^, 2810;, = G3,9rroz. Kieselsäure und 36,1 Proz. Thonerde. Schliesslich weist Wolt'f darauf hin, dass die natürliche Fruchtbar- keit eines Bodens wie durch den Gehalt an Phosphorsäure, so auch zum grossen Theile durch das quantitative Verhalten der Alkalien, ganz beson- ders des Kalis zu den übrigen Bestandtheilen bedingt ist. Das Kali ist hauptsächlich durch die thonige Substanz im Boden gebunden und es ist anzunehmen, dass je vollständiger der vorhandene Thon mit dem Kali gleich- sam gesättigt ist und je mehr davon im Verhältniss zur Thonerde von Säuren gelöst wird, um so leichter auch das Kali den Pflanzen zugänglich sein wird. Das Mengenverhältniss zwischen dem in einem Bodenauszuge ent- haltenen Kali und der Thonerde bietet nach Wolff daher ein wichtiges Moment für die Beurtheilung der Fruchtbarkeit des Bodens. Je thoniger ein Boden ist und oft auch je mehr Humus, namentlich sauren Humus er enthält, desto weniger Kali geht verhältnissmässig durch die Behandlung des Bodens mit kalter konzeutrirter Salzsäure in Losung über, wenn auch mit dem grösseren Thongehalte die absolute Menge des vorhandenen Kalis und der iu kalter, namentlich aber in heisser konzeutrirter Salzsäure lös- liche Theil desselben immer grösser wird. Ueber die Entstehung und Zusammensetzung des udici aie Saharasandes, von F. Piccard.*) — In der Saharawüste ^^'"^''"''""s ' ' und Zuaain- tindet sich wenige Fuss unter der meistens aus Flugsaud be- menset/.ums stehenden 01»erfläche eine feste deutlich o-eschichtete Unterlage, ^^^ ^^''*'''- die dem Sandstein der Molasseformation sehr ähnlich, aber gröber, zerreiblicher, weniger hart und zusammenhängend ist und aus Quarzkörnern besteht, die durch Gips zusammengekittet sind, während das Bindemittel des Molassesandsteins bekannt- lich kohlensaurer Kalk ist. Der Saharasandstein unterliegt daher sehr leicht den zerstörenden Einflüssen dei- Atmosphäre, die schwach zusammengehaltenen Körner fallen auseinander und werden zu Flugsand. Der Saharasand wird hiernach an Ort und Stelle erzeugt, bei starkem Winde wird er fortgerissen und bildet oft 30 bis 50 Fuss hohe Hügel, sog. Dünen, die ihre Stelle, Form und Höhe nicht unverändert beibehaKcn, sondern je nach 0,04 0,7100 1 0,5497 0,1609 23,9 n 0,1 1,7750 1,5343 0,2413 14,3 n 0,2 3,5500 3,2087 0,3419 10,1 Phosphorsauros Natron . . 0,01 0,1775 1 0,1500 0,0281 16,6 (?) (2 Na 0, HO, PO, + 24aq.) 0,02 0,3550 ! (1,2870 0,068(5 20,4 rt 0,04 0,7100 1 0.5805 0,1301 19,3 r 0,1 1,7750 ! 1,5494 0,2262 13,0 M 0,2 3,5500 1 3,2229 0,3277 9,7 Phosphorsaures Ammoniak 0,01 0,1775 0,1496 0,0285 16,9 (NH4O, 2H0, PO,) 0,02 0,3550 0,8191 0,0365 10,8 (?) n 0,04 0,7100 0,6198 0,0908 13,5 w 0,1 1,7750 1,5850 0,1906 11,3 « 0,2 3,5500 3,2877 0,2629 7,8 Die Phosphorsäure zeigte hiernach — wie auch schon durch frühere Untersuchungen ermittelt war — - ein von der Schwefelsäure und de tn Chlor verschiedenes Verhalten; sie wurde aus allen Lösungen vom Boden aufgenommen; die Ab- sorption war am höchsten bei den konzentrirten Lösungen, doch nicht genau im Verhältniss mit der Konzentration stei- gend, sondern die verdünnteren Lösungen wurden relativ mehr erschöpft. Die Qualität des Salzes zeigte sich von Einfluss auf die Absorption: vergleicht man die aus den verschiedenen Salzen unter gleichen Verhältnissen vom Boden aufgenommenen Phosphorsäuremengen mit den Aequivalenten der Salze, so ergiebt sich, dass die Absorption um so bedeutender war, je höher das Atomgewicht der mit der Säure verbundenen Basis ist. 4. Das Verhalten des Bodens ffcsen Kalk, — 250 CC. Flüssigkeit ent- Absorbir wurden Konzen- hieltei 1 Kalk in Proz. Angewandtes Salz. tration. vor der nach der in der ur- Absorption Absorption Gramm. sprüngl. Aeq. Grm. Grm. Menge. Schwefelsaurer Kalk . . . 0,01 0,0700 0,0592 0,0173 26,0 (CaO, S0;,-j-2aq.) 0,02 0,1400 0,1222 0,0243 17,3 n 0,04 0,2800 0,2553 0,0312 11,1 Salpetersaurer Kalk . . . 0,01 0,0700 0,0699 0,0066 0,8 (?) (CaO, NO,) 0,02 0,1400 0,1285 0,0180 13,5 »> 0,04 0,2800 0,2647 0,0224 8,4 » 0,1 0,7000 0,6808 0,0257 3,8 .... " .^ — . 0,2 1,4000 1,3737 0,0328 2,4 Chlorkalcium (CaCl) . . . 0,01 0,0700 0,0647 0,0118 17,7 n 0,02 0,1400 0,1257 0,0208 15,6 n 0,04 0,2800 (^2595 0,0270 10,2 n 0,1 0,7000 0,6757 0,0308 4,6 VI 0,2 1,4000 1,3691 0,0374 2,8 Jahresbericht. VIII. 2 18 Chemische und physische Eigeuschaften des Bodens. Auch bei diesen Versuchen macht sich der Einfluss der Konzentration der Salzlösungen, wie derjenige der Säure, mit welcher der Kalk verbunden war, geltend. Aus der Gips- lösung wurde mehr Kalk absorbirt, als aus einer gleichkon- zentrirten Chlorkalciumlösung und aus dieser mehr, als aus salpetersaurem Kalk. 5. Das Verhalten des Bodens gegen Magnesia. — 250 CC. Flüssigkeit ent- Absorbirt wurden Konzen- hielten B lagnesia iu Pro«. Angewandtes Salz. tration. vor der nach der in der Ur- Absorption Absorption Gramm. sprung!. Aeq Grm. Grm. Menge. Schwefelsaure Magnesia . 0,01 0,0500 0,0302 0,0220 46,4 (MgO, HO, SOaH-eaq.) 0,02 0,1000 0,0660 0,0362 38,2 n 0,04 0,2000 0,1543 0,0479 25,2 n 0,1 0,5000 0,4288 0,0734 15,5 „ , »J , 0,2 1,0000 0,8710 0,1312 13,8 Salpetersaure Magnesia . 0,01 0,0500 0,0284 0,0238 50,2 (MgO, NOJ 0,02 0,1000 0,0651 0,0371 39,1 n 0,04 0,2000 0,1552 0,0470 24,8 ») 0,1 0,5000 0,4291 0,0731 15,4 « 0,2 1,0000 0,9207 0,0815 8,6 (?) Chlormagnesium (Mg Gl) . 0,01 0,0500 0,0338 0,0184 38,8 » 0,02 0,1000 0,0676 0,0346 36,5 55 0,04 0,2000 0,1572 0,0450 23,7 J5 0,1 0,5000 0,4453 0.0569 10,2 (?) »5 0,2 1,0000 0,9037 0,0985 10,4 Die Magnesia zeigt hiernach ein gleiches Verhalten wie der Kalk, doch scheint die Qualität der Säure hierbei die Absorption nicht in dem Masse wie bei den Kalksalzen zu beeinflussen. r.. Das Verhalt en des Bodens gegen Natron. — 250 CC. Flüssigkeit ent- Absorbir wurden Konzen- hielten Natron in Proz. Angewandtes Salz. tration. vor der nach der in der ur- Absorption Absorption Gramm. sprÜDgl. Ae.]. Grm. Grm. Menge. Schwefelsaures Natron . . 0,01 0,0777 0,0664 0,0140 18,9 (NaO, SO^ + lOaq.) 0,02 0,1555 0,1366 0,0216 14,6 55 0,04 0,8110 0,2765 0,0372 12,6 5? 0,1 0,7775 0,6953 0,0849 11,5 5) 0,2 1,5550 1,4366 0,1211 8,2 (?) Salpetersaures Natron . . 0,01 0,0777 0,0664 0,0140 18,9 (NaO, NO,) 0,02 0,1555 0,1354 0,0228 15,4 55 0,04 0,3110 0,2785 0,0352 ll59(?) 55 0,1 0,7775 0,6913 0,0889 12,6 55 0,2 1,5550 1,4117 0,1460 9,9 Chlornatrium (NaCl) . . . 0,01 0,0777 0,0692 0,0112 15,2 55 0,02 0,1555 0,1363 0,0229 15,4 ), 0,04 0,3110 0,2674 0,0463 15,7 55 0,1 0,7775 0,6781 0,1020 13,8 » 0,2 1,5550 1,3949 0,1638 11,1 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 19 Angewandtes Salz. 2."i0 CC. Flössif-'Ueit ont- Ahsorbiv wnrdon Konz.-ii- liiclt Natron in l'roz tr.it ion. vor der iiafh der in der ur- Absorption Absorption Gramm. sprüngl. Ao<|. Orm. Grm. Menge. 0,005 0,0777 0,0584 0,0220 29,9 0,01 0,1555 0,1168 0,0414 28,1 0,02 0,3110 0,241!) 0,0718 24,3 0,05 0,7775 0,6235 0,1567 21,2 0,1 1,.5550 1,2758 0,2819 19.1 0,01 0,0777 0,0632 0,0172 2Öy) 0,02 0,1555 0,1234 0,0348 23,6 0,04 0,3110 0,2403 0,0734 24,9 0,1 0,7775 0,61!J2 0,1G10 21,8 0,2 1,5550 1,3522 0,2055 13.9 Phosphorsaures Natron . . (2NaO, HO, P05-|-24aq.) T7 Kohlensaures Natrou . . (NaO, CO,-f lOaq.) die Im allgemeinen gilt auch für das Natron dasselbe wie für _-_ vorhergelienden Basen; bei dem phospliorsauren Natron wurde zwar auch Phosphorsäure von der Erde lixirt, jedoch standen die ab.sorbirten Mengen von Phosphorsäure und Na- tron nicht in dem Verhältnisse zu einander, in welchem sie phosphorsaures Natron bilden, sondern es wurde weniger Phos- phorsäure aufgenommen. Die Versuche mit Chlornatrium und kohlensaurem Natron ergaben das Abweichende, dass aus den Lösungen von 0,01, 0,02 und 0,04 Aeq. im Liter nahezu gleich grosse Mengen absorbirt wurden. 7. Das A^erhalten des Bodens gegen Kali. — 250 CC. Flu sickeit ent- Absorbir wurden Konzen- hielten Kali in l'roz. Angewandtes Salz. tration. vor der nach der iu der ur- Absorption Absorption Gramm. sprnngl. Aeq Grm. Grm. Lösung. Schwefelsaures Kali . . . 0,01 0,1177 0,0580 0,0609 54,5'" (KO, SO3) 0.02 0,2355 0,1390 0,0977 43,8 M 0,04 0,4710 0,3226 0,1496 33,5 M 0,1 1,1775 0,9427 0,2360 21.1 W 0,2 2,3550 2,0059 0,3503 15,7 Salpetersaures Kali .... 0,01 0,1177 0,0623 0,0566 50,7 (KO, NO5) 0,02 0,2355 0,1527 0,0840 37,6 V 0.04 0,4710 0,3625 0,1097 24,G « 0,1 1,1775 1,0129 0,1658 14,9 » 0,2 2,3550 2,0490 0,3072 13,8 Chlorkalium (KCl) .... 0,01 0,1177 0,0559 0,0630 56,5 « 0,02 0,2355 0,1397 0,0970 43,4 n 0,04 0,4710 0,3638 0,1084 24,3 » 0,1 1,1775 1,0188 0,1652 14,6 w 0,2 2,3550 2,0729 0,2833 12,8 Phosphorsaures Kali . . . 0,005 0,1177 0,0476 0,0713 63,9 (2K0, HO, PO;,) 0,01 0,2355 0,1096 0,1271 56,9 » 0,02 0,4710 0,2609 0,2113 47,4 » 0,05 1,1775 0,8492 0,3295 29,5 n 0,1 2,8550 1,8557 0,5005 22,4 Kohlensaures Kali .... 0,01 0,1177 0,0470 0,0719 64,5 (KO, CO,) 0,02 0,2355 0,1178 0,1989 53,3 » 0,04 0,4710 0,2491 0,2231 50,0 M *^'i 1,1775 0,8693 0,8094 20,6 » 0,2 2,3550 1,9815 0,3747 16,8 20 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Auch hei dem pliosphorsauren Kali macht sich das schon bei dem eutsprcchenden Natronsalze Beobachtete bemerklich, dass der Boden relativ mehr Kali als Phosphorsäure aufnimmt. Im Uebrigen ist das Verhalten der Kalisalze dem der Kalk-, Magnesia- und Natronsalze ähnlich. 8. Das Verhalten des Bodens o-co-en Ammoniak. Angewandtes Salz. Konzen- tration. Aei]. 250 CG. Flüssigkeit ent- hielten Ammoniak vor der 1 nach der Absorption Absorption (irin. (irm. Absorbirt wurden in Proz. der nr- sprnngl, Lösnng. Schwefelsaures Ammoniak (NH, 0, SO3) Salpetersaures Ammoniak (NH,U, NO,,) Chlorammonium (NH4 Cl ) Phosphorsaures Ammoniak (NH,0, 2H0, PÜ5) Kohlensaures Ammoniak (2NH4(), 3 CO,) 0,01 0,02 0,04 0,1 0,2 0,01 0,02 0,04 0,1 0.2 0,01 0,02 0,04 0,1 0,2 O.Ol 0,02 0,04 0,1 0,2 0,01 0,02 0,04 0,1 0,2 0,0425 0,01.50 0,0290 1 0,0850 O,04G2 0,0409 0,1700 0,104S 0,0(588 0,4250 0,3188 0,1173 0,8500 0,7173 0,1400 0,0425 0,020s 0,0229 0,0850 0,04; 18 0,0371 0,1700 0,111G 0,0(ilC) 0,4250 0,3425 0,0871 0,8500 0,7287 0,1280 0,0425 0,0208 0,0229 0,0850 0,041(4 0,0375 0,1700 0,1120 0,0(312 0,4250 0,3481 0,0811 0,8500 0,7383 0,1174 0,0425 0,0138 0,0307 0,0850 0,0343 0,0.535 0,1700 0,0829 0,0919 0,4250 0,2354 0,2000 0,8500 0,5379 0,3294 0,0425 0,0178 0,(J2(30 0,0850 0,0461 0,0410 0,1700 0,0995 0,0744 0,4250 0,8082 0,1233 0,8500 0,(3837 0,1755 G0,3 48,0 40,3 27,3 1(3,4 53,4 43,4 3(3,1 20,4 15,0 53.4 44,1 35,9 19,0 13,8 72,0 (32,8 .54,0 47,0 38,7 (31,1 48,1 43,7 28,9 20,(3 die vcr- Am die Auch bei den Ammoniaksalzen beeinflusste hiernach Säure, mit welcher das Ammoniak vor der Absorption bundcn war, die Absorption in beträchtlichem Grade, stärksten erschöpft wurden bei gleicher Konzentration Lösungen von phosphorsaurem Ammoniak, dann diejenigen von schwefelsaurem Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak, end- lich die von Chlorammonium und salpetersaurem Ammoniak. Bemerkenswcrth erscheint, dass sich ein vollkommen glciclies Verhalten ergab für Chlorammonium und salpetersaures Ammo- niak und zwischen dem schwefelsauren und kohlensauren Salze. Wenn man die Ergebnisse der verschiedenen Versuchs- reihen unter sich vergleicht, so ergiebt sich, dass ein und Chemische und physische Eigeuschaften des Bodens. 21 derselbe Eodeu sehr ungleiche Gewichtsmeugen der verschie- deueu ßaseu aus äquivalenten Lösungen auluimnit, auch stehen die absorbirten Mengen nicht im Verhältniss ihrer Atomge- wichte. Die zu den Versuchen benutzte Erde zeigte das relativ grösste Absorptionsvermögen füi- Ammoniali und dann in ab- steigender Linie für Kali, Magnesia, Phosphorsäure, Natron und zuletzt für Kalk. — Bei vielen Versuchen bestimmte Küllenberg die durch Einwirkung der Salzlösung in Lösung übergeführten Basen, es ergab sich aus der stöchiometrischen Berechnung, dass in mehreren Fällen die gelösten Basen den absorbirten Mengen beinahe vollkommen äquivalent waren, in einigen wenigen Fällen waren sie zu niedrig, meistens wui'de ein Ueberschuss gefunden. Da hierbei zu berücksichtigen ist, dass durch die Salzlösungen grössere Mengen der schwer lös- lichen Erdsalze einfach gelöst wurden, als durch reines Wasser, so ist anzunehmen, dass für die absorbirte Basis nahezu äqui- valente Mengen anderer, im Boden schon vorhandener Basen in Lösuno- überi>;eführt wurden. Die zu den Versuchen benutzte Erde enthielt nach der Analyse keine Karbonate, es ergiebt sich also , dass deren Anwesenheit nicht unumgänglich noth- wendig ist zum Eintritt der Absorption, sondern dass die Kar- bonate durch andere Verbindungen — wahrscheinlich Silikate — vertreten werden können, mit denen die der Absorption unterliegenden Basen Substitutionen eingehen. Bei den freien Basen hält B retschnei der es für möglich, dass diese durch Flächenanziehung gebunden werden. 9. Die Löslich keit des vom Erdboden aus phos- phorsaurem Ammoniak absorbirten Ammoniaks und der Phosphor säure in Wasser. — 100 Grm. der obigen Erde wurden in einem Trichter 24 Stunden lang mit 250 CG. einer Lösung von phosphorsaurem Ammoniak digerirt, welche 0,7260 Grm. Phosphorsäure und 0,29 11 Grm. Ammoniak ent- hielt, dann filtrirt und mit soviel Wasser ausgewaschen, dass 250 CG. Filtrat erhalten wurden. Im Filter blieben 54,28 CG. Flüssigkeit zurück. Es wurden dann noch viermal je 250 GG. Wasser und zuletzt 1000 CG. durch die Erde filtrirt. Die Erde hatte 0,0799 Grm. Phosphorsäure und 0,0475 Grm. Ammoniak aufgenommen. In den verschiedenen Auszügen wurden ge- funden : 22 Cbcmisclic und physische Eigenschaften des Bodens. Phosphorsäure. Ammoniak. 1. Filtrat ; 0,0927 Grm. 0,0187 Grm. 2. „ 0,0255 „ 0,0054 „ 3. „ 0,0140 „ 0,0045 „ 4. „ . 0,0095 „ 0,0026 „ 5. „ . ■ 0,0076 „ 0,0009 „ Zusammen 0,1493 Grm. 0,0321 Grm. Davon ab die nur mechanisch mit dem Wasser in der Erde zurückgehaltene Menge . . . 0,1152 „ 0,0435 „ bleibt für das aus dem absorbirten Zustande wieder in Lösung Versetzte 0,0341 Grm, — 0,0114 Grm, Es ist hiernach nur von der Phosphorsäure ein kleiner Theil durch die Behandkmg mit Wasser wieder gelöst worden, während das Durchfiltriren von 2000 CO. Wasser bezüglich des Ammoniaks nicht einmal ausreichte, die ganze Menge des mit der zurückbleibenden Flüssigkeit in der Erde verbliebenen Ammoniaks auszuspülen. Durch direkte Bestimmung des Am- moniaks in der zu diesem Versuche benutzten Erde ergab sich, dass der Boden etwas weniger absorbirtes Ammoniak enthielt, als er nach der Rechnung hätte enthalten sollen. Es ist daher möglich, dass ein kleiner Theil desselben oxydirt worden ist, jedenfalls aber zeigen die Versuche, dass das absorbirte Ammo- niak mit grosser Festigkeit von der Erde zurückgehalten wird. Von der absorbirten Fhosphorsäure löste sich 1 Theil in 51 Gl 2 Theilen Wasser wieder auf. Henneberg und Stohmann*) folgerten aus ihren Versuchen, dass mit Ammoniak gesättigte Erde circa ein Zwanzigtausendstel ihres Gehalts an Ammoniak au Wasser abgiebt; Peters**) hat gezeigt, dass die Wieder- auflösung absorbirter Substanzen durch Kohlensäure, Salze etc. sehr be- fördert Avird. uebor ii i • t • • j i-i ii durch Acker- Absorptions versuchen mit Chlornatnum wurde m jedem Jballc * '""• 0,5 Pfd. = 3500 Grains der Erden mit vier Dezigallonen der Salzlösung, enthaltend 41,52 Grains Chlornatrium in einer Flasche mit Glasstöpsel Übergossen und vier Tage unter Um- rühren digerirt. Die Flüssigkeit wurde, nachdem sie sich geklärt hatte, abgehoben, filtrirt und analysirt. Die gefun- *) Liebig's Annalen. Bd. 107, S. 152. **) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 2, S. 136. ***) Journal of the Royal agricultural society of England. 1865. S. 298. Chemische uiul physische Eigenschaften des Bodens. 23 deno. Schwefelsäure ist auf Kalk berechnet, das Chlor auf Magnesium, Kalium, Natrium und der Rest auf Kalcium. 1. Kalkboden. Der Boden war ein Kreidemergel, welcher enthielt: Wasser 3,62 Organische Substanzen 4,23 Kohlensauren Kalk 67,50 Eisenoxyd und Thonerde 7,54 Magnesia 0,44 Kali und Natron 0,79 Unlöslichen kicseligen Rückstand . . 15,88 Chlor und Phosphorsiiure Spuren 100,00. Nach beendeter Absorption enthielt die Flüssigkeit in 0,4 (}allonen: Kieselsäure, löslich 0,36 Grains Eisenoxyd und Thonerde . . 0,16 „ Chlornatrium 36,24 „ Chlorkalium 1,04 „ Chlormagnesium 0,30 „ Chlorkalcium 6,04 „ Schwefelsauren Kalk 7,55 „ Phosphorsäure » . Spur „ 51,69 Grains. Die Flüssigkeit enthielt Natron. Chloi'. vor der Absorption . . 22,00 Grains 25,16 Grains nach der Absorption . 19,20 „ 26,57 „ Mehr oder weniger —2,80 Grains -1-1,41 Grains. Absorbirt waren mithin 2,80 Grains Natron oder 1000 Gr. Boden absorbirten 0,8 Gr. Natron. Derselbe Boden absor- birte bei einem ähnlichen Versuche mit Chlorkalium auf 1000 Gr. Erde 3,578 Gr. Kali. Der Chlorgehalt zeigte sich nacli der Absorption etwas erhöht. 2. Zäher Thonboden. Der Boden hatte folgende Zusammensetzung: Wasser 3,91 Organische Substanzen und chemisch gebundenes Wasser ........ 4,80 Thon 78,13 Kalk 2,19 Sand . . 10,97 100,00. 24 Cliemisclie und phj'sische Eigenschaften des Bodens. Wasser 3,91 Organische Suhstanzen und Hydratwasser 4,80 Eisenoxyd und Thonerde 7,85 Phosphorsäure 0,04 Kohlensaurer Kalk • 2,08 Schwefelsaurer Kalk 0,15 Magnesia, Alkalien und Verlust 0,32 Kieselsäurehaltiger Kückstand 80,85 100,00. Vier Dezigallonen der Salzlösung enthielten nach vier- tägigem Kontakt mit der Erde: Kieselsäure, loslich .... 0,36 Grains Eisenoxyd und Thonerde . 0,28 „ Chlornatrium 34,88 „ Chlorkalium 1,80 „ Chlormagnesium 1,35 „ Chlorkalcium . 3,80 „ Schwefelsauren Kalk . . . 1,3G „ Phosphorsäure • 0,08 „ 43,91 Grains. Die Flüssigkeit enthielt Natron. Chlor, vor der Absorption . . 22,00 Grains 25,16 Grains nach der Absorption . 18,48 „ 25,42 „ Mehr oder weniger —3,52 Grains. +0,26 Grains. Hier war also etwas mehr Natron absorbirt, nämlich auf 1000 Grains Erde 1,057 Gr. Natron, der Chlorgehalt war nahezu gleich geblieben, 3. Fruchtbarer sandiger Lehmboden. Wasser 2,95 Organische Substanzen und Hydratwasser 6,75 Eisenoxyd und Thonerde 6,10 Kohlensaurer Kalk 1,22 Alkalien und Magnesia 1,20 Sand und Thon 82,22 Chlor ■ ■ Spuren 100,44. Nach beendeter Absorption enthielt die Flüssigkeit: Kieselsäure, löslich .... 0,12 Grains Eisenoxyd und Thonerde . 0,20 „ Chlornatrium 37,36 „ Chlorkalium 1,72 „ Chlormagncsium 0,30 „ Chlorkalcium 4,60 „ Schwefelsauren Kalk . . . 0,96 „ Phosphorsäure ■ Spur „ 45,26 Grains. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 25 Die Flüssigkeit enthielt Natron. Chlor, vor der Absorption . . 2J,ÜU Grains "25,10 Grains nach der Absorption ■ lHJ'.i „ 20,05 „ Mehr oder weniger — 2,21 Grains -\- 1,49 Grains. 1000 Grains Erde absorbirten liicnuich 0,G2 Graiüs Natron. 4. Humusbuden. Wasser 2,420 Organische Substanzen . . . 11,7(X) Eisenoxyd und Thonerde . . 11,800 Kohlensaurer Kalk 1,240 Schwefelsaurer Kalk .... 0,300 Phosphorsäure 0,080 Chlornatrium 0,112 Kali, iu Säure löslich .... 0,910 Kieselsäure, löslich 4,090 Unlösliches . 67,530 100,248. Die Flüssigkeit entliielt nach beendeter Absorption: Kieselsäure, löslich .... 0,12 Grains Eisenoxyd und Thonerde . 0,28 „ Chlornatriura 34,92 „ Chlorkalium 0,72 _ „ Chlormagnesium 0,47 „ Chlorkalcium 5,30 „ Schwefelsauren Kalk .... 0,41 „ Phosphorsäure .... . . . Spuren „ 42,22 Grains. Natron. Chlor. Vor der Absorption . 22,00 Grains 25,16 Grains Nach der Absorption 18,50 „ 25,27 „ Mehr oder weniger —3,50 Grains +Ojll Grains. 1000 Grains absorbirten mithin 1 Grain Natron. 5. Mergelboden. Zäher Thonmergel, enthaltend: Feuchtigkeit 4,72 Organische Substanzen und Hydratwasser . 11,03 Eisenoxyd 9,98 Kohlensauren Kalk 12,10 Thonerde ■ 6,06 Schwefelsauren Kalk 0,75 Magnesia und Alkalien 1,43 Kieselsäure (iu Kali löslich) 17,93 Unlösliches (Thon) ■ . 30,00 100,00. , 26 Clicmische und physische Eigenschaften des Bodens. Die Chlornatriumlösung enthielt in 0,4 Gallone 40,32 Grains Chlornatriura. Aus 3500 Grains Erde lösten sich bei der Ab- sorption : Organische Substanzen . . 2,520 Grains Kieselsäure 0,100 „ Eisenoxyd und Thonerde 0,080 „ Schwefelsaurer Kalk . . . 1,428 „ Kohlensaurer Kalk .... 2,172 „ Chlornatrium 33,642 „ Chlorkalium 0,538 „ Chlormagnesiuiu 0,460 „ Chlorkaicium 5,758 „ Phosphorsilure .... . . 0,058 „ 46,736 Grains. Direkt durch Eindampfen gefunden 46,500 Grains. Natron. Chlor. Vor der Absorption enthielt die Flüssigkeit 21,366 Grains 24,467 Grains Nach der Absorption 17,878 „ 24,696 „ Mehr oder weniger — 3,488 Grains + 0,229 Grains. Absorbirt wurden also von 1000 Gr. Erde 0,996 Gr. Natron. 6. Unfruchtbarer eisenschüssiger Sandboden. Der Boden enthielt Eisen, Quarzsand, wenig Thon und nur Spuren von kohlensaurem Kalk. Feuchtigkeit 1,43 Organische Substanzen 3,39 Eisenoxyd und Thonerde 12,16 Kohlensaurer Kalk 0,15 Alkalien und Magnesia 0,46 Unlösliches 82,41 Schwefelsäure und Phosphorsäure Spuren 100,00. Stickstoft'gehalt 0,21 Proz., davon 0,085 Proz. als Ammoniak. Die Absorptionsflüssigkeit enthielt nach der Absorption: Organische Substanzen . 2,180 Grains Kieselsäure 0,160 „ Eisenoxyd und Thonerde 0,122 „ Chlornatrium 36,222 „ Chlorkalium 0,818 „ Chlormagnesium 0,304 „ Chlorkaicium 0,608 „ Schwefelsauren Kalk . . . 1,070 „ Phosphorsäure .... . . 0,040 „ 41,524 Grains. Chemisclie und pliysisrlio Eigenschafton dos Bodens. 27 Die Flüssigkeit enthielt: Natron. Chlor, vor der Absorption 40,320 Gr. Chlornatriuni = 21,366 Gr. 24,467 Gr. nach der Absorption • . . . . 19,193 n 24,402 „ Weniger 2,173 Gr. 0,065 Gr. Ein Tlicil des Chlors fand sich nach beendeter Absorption an Ammonium gebunden in der Flüssigkeit vor. 1000 Gr. Erde hatten aufgenommen: 0,62 Gr. Natron. Im Folgenden sind die erhaltenen Resultate übersichtlich zusammengestellt, /uglcich sind dabei die Kalimengen mit auf- geführt, welche dieselben Erden aus einer Chlorkaliumlösung unter ähnlichen Verhältnissen absorbirten. 1000 Gr. Erde nahmen auf: Natron. Kali. Kalkboden 0,800 Gr. 3,578 Gr. Streuger Thonboden 1,057 „ 3,970 „ Fruchtbarer sandiger Lehmboden . 0,620 „ 2,626 „ Humoser Boden 1,000 „ 3,758 „ Mergelboden 0,996 „ 3,373 „ Steriler eisenschüssiger Sand . . . 0,620 „ 1,465 „ Mit einigen dieser Erden führte Völker auch Versuche mit anderen Natronsalzen aus. Verhalten von schwefelsaurem Natron gegen Mergelboden. Die Ausführung dieses Versuchs geschah ganz in derselben Weise wie oben beim Chlornatrium ange- geben ist. Die Flüssigkeit enthielt 44,93 Grains schwefelsaures Natron (wasserfrei) in 0,4 Gallonen Lösung. Nach beendeter Absorption enthielt die Flüssigkeit: Organische Substanzen 0,440 Grains Kieselsäure 0,180 „ Eisenoxyd und Thonerde mit Spu- ren von Phosphorsäure .... 0,080 „ Kohlensauren Kalk 2,764 „ Schwefelsauren Kalk 8,506 „ Kohlensaure Magnesia 0,276 „ Kohlensaures Kali 0,252 „ Chlornatrium 1,266 „ Schwefelsaures Natron 36,874 „ 50,638 Grains. Natron. Schwefelsäure. Vor der Absorption enthielt die Lösung . 19,617 Grains 25,312 Grains Nach der Absorption . . . 13,283 „ 25.770 Mehr oder weniger — 6,334 Grains -\- 0,458 Grains. 28 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 1000 Gr. Erde absorbirten hiernach 1,809 Gr. Natron. Völker nimmt an, dass ein Theil des schwefelsauren Natrons sich mit dem kohlensauren Kalk des Erdbodens umsetzte, und dass das hierbei gebildete kohlensaure Natron von den in der Erde enthaltenen Silikaten gebunden wurde. Schwefelsaures Natron gegen sterilen Sandbo- den. — Die xibsorptionsflüssigkeit war dieselbe wie bei dem vorigen Versuche, nach Beendung der Absorption enthielt dieselbe : Organische Substanzen 3,240 Grains Kieselsäure . - Ü,12U „ Eisenoxyd und Thonerde mit Phosphorsäure 0,100 „ Schwefelsauren Kalk 1,714 „ Schwefelsaure Magnesia 0,642 „ Schwefelsaures Kali 0,812 „ Chlornatrium 0,680 „ Schwefelsaures Natron 39,696 „ 47,004 Grains. Natron. Schwefelsäure. Gehalt vor der Absorption . . 19,617 Grains 25,312 Grains Nach der Absorption . . . . . 17,329 „ 25,552 „ Mehr oder weniger — 2,288 Grains -1-0,240 Grains. 1000 Grains Erde absorbirten mithin 0,653 Grains Natron. Auch hier fand sich nach beendeter Absorption ein Theil der Schwefelsäure an Ammoniak gebunden vor. Salpetersaures Natron gegen Mergelboden. — 1750 Grains Erde wurden mit 0,1 Gallone einer Lösung, welche 24,92 Gr. salpetersaures Natron enthielt, drei Tage lang dige- rirt, die Analyse der Flüssigkeit ergab: vor der Absorption nach der Absorption Salpetersäure . 1.5,82 Grains 15,715 Grains Natron 9,10 „ 9,569 „ Kali — 0,420 „ Kalk — ^__ 2,408 ^_^ 24,92 Grains 287ll2 Grains. Der Erdboden gab an reines Wasser geringe Mengen von Chloriiatrium, Kali und Kalk ab, woraus sich erklärt, dass nach der Behandlung der Erde mit der Salzlösung der Natrongehalt höher gefunden werden konnte. Da auch der Salpctcrsäure- gelialt mit einer gci-ingcn Diflcrenz derselbe geblieben ist, so erscheint es wahrscheinlich, dass das salpetersaure Natron nicht der Absorption unterliegt. Cliemische und jibysische Eigenschat'ion ilcs Bodens. 29 Küllenberg's Untersucluinjjon haben bezüglich des Natrons ein ent- gegengesetztes Resultat ergeben (S. LS), hinsichtlich der Salpetersiuiic ist anzunehmen, dass diese der Absorption eben so wenig wie Schwefelsäure und Chlor unterliegt. — Aus dem Umstände, dass bei den Absorptionsver- suchen mit Chlornatrium sich nach Beendung der Absorption ein Theil des Chlors au Ammonium gebunden vorfand, ergiebt sich, dass das Kochsalz die Fähigkeit hat, aus Bodenarten, welche stark mit verrottetem Dünger, mit Peruguano oder anderen ammoniakhaltigen Substanzen gedüngt worden sind, das Ammoniak anfzulüscn und den Pflanzen zugänglich zu machen. Hieraus erklärt sich die Erfahrung, dass das Kochsalz in leichten Boden- arten nach der Düngung mit Stallmist allein oder in Vermischung mit Peiu- guano namentlich zu Cerealien besonders günstig wirkt. Die Vermischung des Pcruguanus mit Kochsalz vor dem Ausstreuen auf das Feld hat sich erfahrungsmässig sehr günstig erwiesen, nicht, wie man wohl anftunehnen pflegt, weil das Kochsalz das Ammoniak bindet, sondern gerade umgekehrt, weil es dasselbe löst und vor der Absorption schützt. lieber den Gehalt des Bodens an Ammoniak, Ammoniak-, Salpetersäure und Totalstickstoff innerhalb der sSn/e-Tmi Vegetationszeit und unter verschiedener Pflanzen- st'ckstoef- decke, vonPaulBretscli neide r.*) — Diese Untersuchungen ^ßöVens" wurden in folgender Weise ausgeführt: Auf einem Felde wurden vier Parzellen von je 1 Quadratruthc Grösse abgemessen und durch drei Puss breite Wege von einander getrennt. Auf einer Parzelle wurde der Erdboden zu 12 Zoll Tiefe ausgehoben, ein hölzener Rahmen von 12 Zoll Höhe eingesenkt, und der Erdboden dahinein zurückgebracl)t. Dies Feldchen wurde mit ZuckeiTüben bepflanzt, aucli eins der anderen — nicht gesiebten — Felder wurde mit Zuckerrüben, die beiden letzten mit Wicken und Hafer bestellt. Der Boden war Ende April genau analy- sirt worden und hatte als Mittel aus sechs gut übereinstimmen- den Analysen die nachstehende Zusammensetzung ergeben. Später wurden zu fünf verschiedenen Zeiten sowohl von diesen vier Feldchen, als auch von einem der sie trennenden vegeta- tionsleeren Wege je 1 Kubikfuss Boden ausgehoben, derselbe gesiebt, und sein Gehalt an Wasser, Salpetersäure, Ammoniak und Gesammtstickstoff ermittelt. Die Bestimmung des Ammoniaks geschah nach Knop's azotometri- scher Methode, die der Salpetersäure nach der Methode von Scblüssing. Zusammensetzung des Erdbodens. 1000 Gewichtstheile des bei 150" C. getrockneten Bodens enthielten: *) Mittheilungen des landwirthschaftlichen Centralvereins für Schle- sien. Heft 14, S. 121. 30 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Saud und Thou- . . . . 938,61 Lösliche Mineralstoffe 38,25 Humus 23,14 1000,00. In Salzsäure löslich: Kali 1,12 Natron 0,65 Kalk 2,26 Magnesia 2,00 Eiseuoxyd 15,15 Manganoxyd .... 1,35 Thonerde 13,83 Schwefelsäure . . . 0,26 Phosphorsäure . . . 0,91 Kieselsäure .... 0,69 Kohlensäure .... Spur Chlor 0,03 Gesammtstickstoff . 0,75 Ammoniak 0,0096 Salpetersäure . . . 0,0091. In der vierfachen Menge kalten Wassers löslich: Mineralstoffe .... 0,56. Organische Stoffe . 0,19. Wasserhaltende Kraft 36,35 Proz. Die folgende Zusammenstellung giebt die gefundenen Ge- halte an Ammoniak, Salpetersäure und Gesammtstickstoff auf die Fläche eines preussischeu Morgens bei 9,56 Zoll Tiefe berechnet in Pfunden: Rübeu- feld, Rüben- gesiebt. feld. 29,6 29.6 7,4 24,0 6,1 20,6 4,6 14,8 4,3 7,7 0,0 8,0 28,2 28,2 140,5 135,3 164,3 221,1 58,0 44,7 26,5 3,0 0,0 0,0 Vegeta- tionsleer. Gehalt an Ammo niak Ende April .... 12. Juni .30. Juni 22. Juli 13. August .... 9. September . . Gehalt an Salpe- tersäure Ende April .... 12. Juni 30. Juni 22. Juli 13. August 9. September . . 29,6 20,6 12,0 19,7 8,0 8,0 28,2 28,2 51,5 13,9 7,7 46,6 29,0 0,0 35,8 7,1 6,1 0,0 29,6 13,9 16,0 14,8 21,6 11,7 28,2 53,1 159,0 21,6 40,7 0,0 Chemische uud physische Eigeuschafteu des Büdeus. ^ 1 Ol Rüben- feld, gesiebt. Hafer- feld. Vege- tations- Iccr. Gesammtgehalt au Stick- stoff iu Form vou Ammo- niak und Salpetersäure Ende April 12. Juni 30. Juni 22. Juli 13. August [). September .... Totalstickstoffgehalt Ende April 12. Juni 30. Juni ! 2333,5 22. Juli I 2699,2 13. August 2733,5 9. September . . . . [ 2582,1 31,G 42,2 47,5 18,7 10,3 0,0 2326,1 2430,5 31,6 54,7 74,2 23,6 7,0 6,5 2326,1 2604,4 2871,9 2742,5 3157,9 2328,2 31,6 30,2 11,7 15,4 31,6 16,7 28,4 9,1 10,V 8,0 3,0 2326,1 2326,1 2802,7 3069,9 2843,8 2757,3 V 2361,9 3157,9 3132,9 3260,8 2502,4 31,6 25,1 54,3 17,7 28,2 9,6 2326,1 2359,7 2241,4 2462,8 2205,9 2147,5 Hiernach finden sehr beträchtliche Unterschiede in dem Gehalte des Bodens an Ammoniak und Salpetersäure während der verschiedenen Jahreszeiten statt. Der Ammoniakgehalt nimmt vom Frühlinge nach dem Herbste hin ab : bei dem ganz gleichmässigen, gesiebten Boden zeigt sich eine stetige Abnahme des Ammoniak vom April bis zum September, am geringsten ist die Abnahme bei dem vegetationsleeren Wege. Vergleicht man den Ammoniakgehalt des letzteren mit dem weit niedrigeren der lockeren gesiebten Erde, so scheint der Grad der Porosität des Bodens auf den Ammoniakgehalt von Einfluss zu sein. Die Abnahme des Ammoniaks in den mit Vegetation bedeckten Böden führt zu dem Schlüsse, dass das während des Winters angehäufte Ammoniak im Laufe des Sommers allmählich aus dem Erdboden verschwindet und zwar in um so höherem Grade, je mehr der Boden durch Kultur gelockert wird; auf vegeta- tionsleerem Boden ist die Verminderung nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Dies ist bei der Salpetersäure nicht der Fall, hier zeigten die Felder ein verschiedenes Verhalten, Bei den Rübenfeldern trat zuerst bis Ende Juni eine bedeutende Stei- gerung ein, von diesem Zeitpunkte ab sank der Salpeter- säuregehalt jedoch wesentlich herab und verminderte sich nun stetig und in solchem Grade, dass im September keine Spur mehr davon aufzufinden war. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigte auch die Erde aus den yegetationslceren Wegen, nur trat hier 32 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. die Steigerung des Salpetersäuregehalts langsamer ein, und zwar jedenfalls aus dem Grunde, weil dieser Boden nicht wie bei den Rübenfeldern durch Behacken mehrfach aufgelockert ■wurde. Bei den mit Wicken und Hafer bestandenen Feldstücken machen sich Unregelmässigkeiten bemerklich, auflallig ist nament- lich die Steigerung des Salpetersäuregehalts im Wickenfelde im Juli bis 13. August. Mit Ausnahme des Wickenfeldes, welches nach dem Abernten dicht mit Pflanzenüberresten be- deckt war und eine geringe Menge Salpetersäure auch noch im September enthielt, zeigten sich die Bodenarten im Herbste völlig frei von Salpetersäure. Die Gesammtmenge des assimi- lirbarcn Stickstoffs zeigt bei den Rübenfeldern eine Zunahme vom Beginn der Vegetation an, bis zum Ende des Juni, dann tritt eine stetige und beträchtliche Verminderung ein, die sich übrigens fast in gleichem Grade auch in dem Boden vom Wege beobachten lässt. Unter Wicken und Hafer dagegen wird der Boden selbst in der Zeit, in welcher auf den Rübenfeldern eine erhebliche Nitrifikation wahrgenommen wurde, nicht reicher an verfügbarem Stickstoff. Am Schlüsse der Vegetation sind alle Felder ärmer, als im Frühling. Die Angaben für den Total- stickstoflfgehalt zeigen viele Unregelmässigkeiten die wenig- stens zum Theil der Schwierigkeit, ein ganz gleichmässiges Untersuchungsmaterial herzustellen, zuzuschreiben sind. Bei dem Wickenfelde ergiebt sich eine kontiuuirliche Vermehrung des Totalstickstoflfs , veranlasst durch die den Boden in reichlicher Menge bedeckenden abgefallenen Blätter. Aber auch bei den übrigen Feldstücken ist mindestens eine Abnahme des Stickstoflfgehalts nicht wahrnehmbar. Schliesslich gelangt Bretschn eider zu folgender Schlussfolgerung: „Geht also aus den Untersuchungen auf der einen Seite hervor, dass der Totalstickstoflfgehalt des Ackers durch den Pflanzenbau nicht erschöpft wird, und auf der anderen Seite, dass auch die Quantitäten des assimilirbaren Stickstoffs, trotz der Anwesenheit der Kulturpflanzen, die ihn aufnehmen, fast in demselben Grade ab- und zunehmen, wie in einem völlig vegetationsleeren Felde, dass dieselben sogar im Frühjahr und Sommer unter einer Pflanzendecke eine nachweisbare Vermehrung durch Salpeter- bildung erfahren, während es unter dem Einflüsse der klima- tischen Verhältnisse hiesiger Gegend ein naturgemässcr Verlauf Chemische und phjsische Eigenschaften des Bodens. 33 zu sein scheint, duss die Quantitäten des assimilirbaren Stick- stoffs gegen den Herbst hin im Boden verschwinden, so ist man zu der Annahme gezwungen, dass der Kulturboden den Pflanzen ausreichende Quantitäten von Stickstoff zu liefern ver- mag, dass durch eine Reihe bisher theilweisc noch unbekannt gebliebener Ursachen die Prozesse im Boden und in der lebens- fähigen Pflanze dahin wirken, dass aus Wasser und atmosphä- rischem Stickstoff fortdauernd die beiden Körper erzeugt werden, welche man als die einzigen stickstoffhaltigen Nahrungsmittel des Pflanzenreiches erkannt hat." Es erscheint auffällig, dass bei den Bestimmungen des Totalstickstoff- gehalts in der Erde der Rübenfelder, wo doch ein Blattabfall während der Vegetation nicht stattfand, keine Abnahme bemerklich wurde. Da die Humussubstanzen im Erdboden der Verwesung unterliegen, welche durch die Lockerung des Bodens beschleunigt wird, und eine Vermehrung des Ammoniak- und Salpetersäuregehalts der Erden nicht eintrat, sondern vielmehr eine Abnahme, so ist anzunehmen, dass das durch die Verwesung der Humusstoffe gebildete Ammoniak und die Salpetersäure von den Pflanzen aufgenommen wurden; dem müsste aber eine Abnahme des Total- stickstoffgehalts entsprechen, die beträchtlicher sein müsste, als der Verlust der vegetationsleeren, nicht gelockerten Erde. — Ueber die Entstehung von Ammoniak aus Luft Eutstehuug und Wasser unter dem Einflüsse der Porosität des ^°° '^"'"<'- Diak aus Ackerbodens hat Decharme*) Untersuchungen ange- Luft und stellt. Es wurden zur Entscheidung dieser Frage 200 Liter ^^-'^ser ^ " unter dem Luft, die ihres Ammoniakgehalts beraubt war, über 250 Grm. Einflüsse der gewöhnliche Ackererde hinweggeleitet, welche vorher gewaschen j^"'"^''"' und geglüht oder bezüglich ihres Totalgehalts an Stickstoff bodens. untersucht und schliesslich auf ihren natürlichen Feuchtigkeits- gehalt zurückgebracht worden war. Die Gesammtsumme des gebildeten Ammoniaks betrug 0,139 Grm. — Ueber den Phosphors äurcgehalt in wässrigen ueber den Bodenauszügen von Eduard Heyden.**) — Der Verfasser ^''o'p'»'"^- . ^ ./ / Säuregehalt hat die von W. Knop'^**) ausgesprochene Behauptung, dass in in wässrigeu wässrigen Bodenauszügen keine Phosphorsäure vorhanden sei, Bo^en- ausziigen. durch Versuche geprüft, und ist dabei, wie schon früher Franz *) Aus Chem. news 186.5. Nr. 268 durch chemisches Centralblatt 1865, S. 782. **) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 45, S. 189. ***) Chemisches Centralblatt 1864, S.168. Jabresbericht VII. Jahrg., S.31. Jahresbericht. VIII. o 34 Chemische uuil physische Eigensrhaften des Bodens. Schulze'^) zu entgegengesetzten Resultaten gelangt. Bei der Ausführung der Untersuchungen wurde durch 1250 Grm. Erde so viel Wasser filtrirt, dass 2500 CC. Filtrat erhalten wurden, in welchem die Phosphorsäure durch Molybdäuflüssig- keit bestimmt wurde. Benutzt wurden zwei Ackererden nebst dem dazu gehörigen Untergründe, deren Gesammtgehalt an Phosphorsäure durch Bcliandlung mit konzentrirter Salzsäure bestimmt wurde. Es wurde gefunden: Phosphorsäure in Salzsäure löslich, in Wasser löslich. Ackererde A. . . 0,137 Proz. 0,0057 Proz. Untergrund A. . 0,147 „ 0,0026 „ Ackererde B. . . 0,1G5 „ 0,0053 „ Untergrund B. . 0,153 „ 0,0019 „ Interessant ist bei diesen Ermittelungen, dass in den unteren Erdschich- ten ein viel kleinerer Theil der Phosphorsäure, im in Wasser löslichen Zustande vorhanden ist, als in der Ackerkrume. Hey den berechnet, dass der Gehalt der beiden Bodenarten an direkt in Wasser löslicher Phos- phorsäure nahezu ausreichend ist, um dem Bedarfe, welchen eine Halm- fruchterute während ihrer Vegetationszeit beansprucht, zu genügen. Die Auflösung der im Erdboden an Eisenoxyd und Thonerde gebundenen Phosphorsäure wird dem Verfasser zufolge, durch die kohlensauren Alka- lien bewirkt, welche als Zersetzungsprodukte der Silikate in keinem Boden fehlen. Einen direkten Beweis hierfür lieferte Heyden durch Ausziehen einer Erde mit einer einprozeutigen Lösung von kohlensaurem Natron, durch welche 0,008'J Proz. Phosphorsäure gelöst wurde, während eine gleiche Menge reinen Wassers nur 0,0053 Proz. Phosphorsäure aus der- selben Erde in Lösung überführte. uebereinige Ucbcr cinigo Ursaclicu der Unfruchtbarkeit des ursacheu A. g k g T b 0 d c u s, vou Augustus Völkcr.**) — Die Ursachen der Uli- ' " ' fnichtbaikeit der Unfruchtbarkeit eines Erdbodens können sehr verschiedener des hrd- ^^.^ sein, bald liegen sie in einer ungenügenden chemischen bodeiis. 7 D o o Beschaffenheit des Bodens, bald ist der physische oder mecha- nische Zustand schuld daran, bald wirken beide Umstände zusammen. Der Verfasser hat nun in der nachstehenden Unter- suchung die gewöhnlichsten Ursachen der Unfruchtbarkeit oder Unproduktivität des Ackerbodens genauer untersucht. 1. Unfruchtbarkeit in Folge der Anwesenheit *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 6, S. 409. Jahres- bericht VII. Jahrgang, S. 31. **) Journal of the Royal agricultural Society of England. II Series Bd. 1, S. 113. Chemische tiud physische Eigcuschafteu des Bodens. 35 schädlicher Stoffe im Erdboden. — Alle Erdböden, welche iin angefeuchteten Zustande blaues Lackmuspapier schnell rötlien, enthalten eine dem Pflanzenleben schädliche Substanz; gute und fruchtbare Bodenarten zeigen sich entweder neutral oder schwach alkalisch. Die saure Beschaffenheit unfruchtl)arer Bodenarten rührt entweder von einem Ucbermass an Humus- säure oder von einem Gehalte an Eisenvitriol her. Eine andere Substanz, welche zuweilen in unfruchtbaren Erdarten sich lindet, ist der Schwefelkies (Pyrit) ; dieser verwandelt sich unter dem Einfluss des atmosphärischen Sauerstoffs in schwefelsaures Eisenoxydul und deshalb finden sich diese beiden Verbindungen (Schwefelkies und Eisenvitriol) gewöhnlich zusammen vor. Ein Gehalt von 0,5 Proz, an Eisenvitriol macht das Land unfruchtbar und bei 1,0 Proz. Gehalt ist jedes Ptlanzenwaehsthum unmög- lich. Manche Bodenarten von bläulichgrauer oder dunkelgrüner Farbe enthalten beträchtliche Mengen von Eisenoxydul und dabei nur ganz geringe Mengen von Eisenoxyd, auch dies ist ein Zeichen schlechter Beschaffenheit. Drainage, Untergrund- pflügen, Grubbern und andere mechanische Operationen, welche der Luft den Zutritt zu dem Boden erleichtern, sind zur Ver- besserung derartiger Böden zu empfehlen. Als Zeichen der eingetretenen Verbesserung gilt die Umänderung der bläulichen Färbung in eine rothbraune. Da das Eisenoxydul in Wasser unlöslich ist, so kann es schwerlich geradezu als ein Gift für die Pflanzen angesehen werden, aber es zeigt die Abwesenheit des Sauerstoffs im Boden an, ohne welchen die Vegetation nicht in einem gesunden Zustande verbleiben kann. Eine andere Substanz, das Kochsalz, findet sich in übermässiger Menge besonders in solchem Lande, welches erst kürzlich dem Meere abgewonnen oder vom Meere überschwemmt wird. In derartigem Boden wachsen zwar einige Gräser und Meeres- pflanzen, aber Cerealion, Wurzelgewächse, Klee und andere Futterpflanzen gedeihen darin nicht. Bei trockenem Wetter pflegen solche Bodenarten weisse Effloreszenzen von Kochsalz zu zeigen. Völker beobachtete, dass fruchtbare Böden bei der Berieselung mit Seewasser unfruchtbar wurden. — In In- dien und Ungarn kommen Ackererden vor, welche ein Ucber- mass an Kali- und Natronsalpeter enthalten und Auswitterungen dieser Salze zeigen. 156 Chemisclip nur! ])hysische ?]igeii Schäften des Bodens. Nachstehend folgen einige Analysen solcher Erdarten, welche in Folge eines Gehalts au schädlichen Substanzen unfruchtbar sind. Torfboden von Meare bei Bridgewater. Organische Substanzen (reich an Huniussäure) . 97,760 Eisenoxyd und Thonerde 0,536 Kohlensaurer Kalk 0,855 Magnesia 0,144 Kali 0,131 Natron 0,065 Phosphorsäure 0,053 Schwefelsäure 0,051 Kieselsäure . . 0,405 100,000. Stickstoffgehalt 1,428 Proz. Bei diesem Boden ist der Gehalt an Mineralstoffen und namentlich an Phosphorsäure sehr gering, der Boden ist unfruchtbar durch Ueberfluss an organischen Säuren. Kalk und Mergel haben bekanntlich die Fähigkeit, diese Säuren zu neutralisireu und bilden daher die besten Korrektions- mittel für solche Bodenarten. Boden vom Haarlemer Meere in Holland. Organische Stoffe und chemisch gebundenes Wasser .... 14,71 Eisenoxyd und Thonerde 9,27 Schwefelsaures Eisenoxydul 0,74 Zweifach Schwefeleisen (Pyrit) 0,71 Schwefelsäure, mit Eiseuoxyd zu basischem Sulfat verbunden 1,08 Schwefelsaurer Kalk 1,72 Magnesia 0,73 Kali 0,53 Natron 0,32 Chlornatrium 0,09 Phosphorsäure 0,27 Unlösliches (Thon) • • 69,83 100,00. Stickstoffgehalt 0,52 Proz. Der Boden ist reich an pflanzennährenden Bestandtheilen, besonders auch an Phosphorsaure und ebenso an organischer, stickstoffreicher Hu- mussubstanz, aljer leider ist er in beträchtlichem Grade mit schwefelsaurem Eisenoxydul imprägnirt und daher unfruchtbar. Volker bemerkt hierzu, dass dieser Boden erträgliche Ernten geliefert habe, so lange er nur ganz flach bearbeitet worden sei, nach tieferer Bearbeitung ergab er vollständige Missernten. Eine starke Düngung mit Stallmist verschlimmerte das Uebel noch mehr, darnach gingen selbst die tiefer wurzelnden Unkräuter aus und nur die flach wurzelnden blieben. Es erklärt sich dies daraus, dass durch die Mistdüngung das Uebermass an löslichen Substanzen im Erd- boden noch mehr gesteigert wurde. Die Verbesserungsmittel für derartige Erden sind Kalk, Mei-gcl oder Kreide, durch welche das schwefelsaure Chemische und iiliysische Eigenschaften des Bndons. 37 Eisenoxydul in freies Eisenoxydul und Gips zersetzt wird; um die voll- ständige Oxydation des ersteren zu erreichen, ist zugleich eine Durchlüftung des Bodens durch zweckentsprechende Bearheitung zu empfehlen. Boden von der Meeresküste bei Hampshire. Feuchtigkeit 5,45 Organische Stoffe und chemisch gebundenes Wasser . 9,93 Eiseuoxyd und Thonerde 7,18 Schwefelsaures Eisenoxydul 1,39 Zweifach -Schwefeleisen 0,78 Schwefelsaurer Kalk 0,34 Magnesia 0,51 Chlornatriura 0,04 Kali und Natrun 0,83 Unlösliches • • 73,55 100,00. Diese Erde ist der vom Haarlemer Meere sehr ähnlich. Unfruchtbarer Boden von Sandy in Bedfordshire. Organische Stoffe und chemisch gebundenes Wasser . 4,27 Eisenoxyd und Thonerde 3,84 Phosphorsäure 0,09 Schwefelsaurer Kalk 0,85 Magnesia 0,96 Kali und Natron 0,47 Schwefelsaures Eisenoxydul 1,05 Schwefeleisen 0,56 Unlösliches (hauptsächlich Sand) • 87,91 100,00. Der Boden war durch feinzertheiltes Schwefeleisen sehr dunkel, fast schwarz gefärbt, obgleich er wenig Humus enthielt. In dieser fein zer- theilten Form scheint das Schwefeleisen besonders schädlich zu sein. Wo solche schwarze Böden vorkommen, soll sich in der Luft zu Zeiten ein Geruch nach Schwefelwasserstoff bemerklich machen, besonders bei warmer Witterung im Sommer. Völker schreibt diesen Geruch einer Einwirkung der in der Luft enthaltenen Kohlensäure auf das Schwefeleisen zu. Salzboden, mit Kochsalz und Kalksalpeter überladen. Feuchtigkeit 10,86 Organische Stoffe 4,84 Eisenoxyd und Thonerde 11,28 Phosphorsäure 2,35 Kohlensaurer Kalk .... 5,21 Salpetersaurer Kalk . . . 2,32 Chlornatrium 11,61 Chlorkalium 2,31 Unlösliches 49,22 100,00. Stickstoffgthalt U,24 Proz. Öalpetersäuregehalt 1,526 Proz. 38 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Der hohe Gehalt an Phosi^horsäure in diesem Boden deutet darauf hin, dass die Salpetersäure sich aus thierischen Stoffen gebildet hat. Aehnlich, wie hier die Salpetersäure, können auch andere lösliche Substanzen, die als unentbehrliche Nährstofle der Pflanzen anzusehen sind, den Boden unfruchtbar machen, wenn sie in zu grosser Menge in demselben vor- kommen. Völker nimmt an, dass dies Uebermass bereits eintritt, wenn der Boden mehr als 0,1 Proz. löslicher Salze enthält. 2. Unfruchtbarkeit in Folge eines Mangels an einem oder mehreren Pflanzennährstoffen. — Nicht selten kommen Bodenarten vor, welche, wie die nachstehend analysirten, einen zu geringen Gehalt an Phosphorsäure ent- halten, um den Erfordernissen einer üppigen Vegetation ge- nügen zu können. Sandboden. Thonböden. Feuchtigkeit — 10,06 12,37 Organische Substanz . . . 3,02 7,69 8,07 Eisenoxyd und Thonerde . 4,34 13,36 14,45 Phosphorsäure 0,07 0,04 0,01 Schwefelsaurer Kalk . . . 0,10 0,17 0,14 Kohlensaurer Kalk .... 0,17 0,24 0,00 Kali und Natron 0,26 1,65 1,21 Magnesia 0,41 0,46 0,37 Unlösliches 91,63 66,33 63,38 Diese Analysen beweisen, dass Bodenarten von sehr ver- schiedenen physischen Eigenschaften an demselben Fehler leiden können. Dies zeigt also, dass die blosse Berücksichtigung der physischen Beschaffenheit des Erdbodens zu einer Beurtheilung seiner Ertragfähigkeit nicht ausreicht. Völker ist der Ansicht, dass die relative Produktionsfähigkeit verschiedener Bodenarten oft in einem engen Zusammenhange mit ihrem Gehalte an Phospliorsäure steht, dieser also in erster Linie die Fruchtbar- keit des Bodens bedingt. — Eine andere Substanz, welche ebenfalls zuweilen nur in Spuren im Erdboden vorkommt und nicht selten in zu geringer Menge, ist der Kalk. Ueber einen etwaigen Mangel an Kalk im Boden giebt die Wirksamkeit der Kalk- und Mergeldüngung Auskunft. Nachstehende Analysen betreffen Erdböden, welche alle gegen Kalk und Mergel sich sehr dankbar erwiesen haben. riioniisclie uiul jibyi^isclio Kigenschiifton dos Bodens. 39 Bcstandtheile. Sand- boden von Kont. ZiUicr liii- mosci- Boden von Sonuner- sctshirc. Thon- bodon von I)o- nu'i;ira. Moorboden vomKcnnioor in Sonimcr- setsliirc. Fenchtigkoit Organische StoiVe .... Eisonoxyd und Tbonorde Phosphorsiiure Scliwefelsäure Kalk Magnesia Kali und Natron Unlösliches 3fi2 7,50 0,13 0,43 0,49 0,48 87,f)3 1()(),(I0 — 7,03 16,80 12,58 10,08 11,10 — 0,48 — 0,11 0,75 0,13 1,56 0,33 0,45 0,52 64,36 67,72 55,32 13,(18 0,06 1,20 (V.t7 0,54 1,02 27,81 100,00 100,00 100,00. Es dürfte hierbei die Bemerkung nicht überflüssig sein, dass die Kalk- und Mergeldüngung häufig auch in solchen Buden noch einen günstigen Erfolg zeigt, welche schon an sich nicht unbedeutende Mengen von Kalk enthalten, mindestens ausreichend, um Ilnnderte von Ernten mit Kalk zu versorgen. Nach Stückhardt*) reicht ein Gehalt von 0,5 Proz. Kalk im Erdboden vollständig hin, um dem Kalkbedarfe der Kleepflanze zu genügen. Eine weitere sehr verbreitete Ursache der Ertraglosigkeit mancher Bodenarten ist der Mangel an Alkalien und besonders an Kali; höchst wahrscheinlich ist dieser Mangel viel weiter verbreitet, als man gewöhnlich annimmt. Alle Produkte des Feldbaues enthalten viel Kali, am meisten die Wurzelgewächse. Wenn diese Gewäclise, z. B. Turnips u. dergl., mit einer blossen Superphosphatdüngung gebaut werden, so müssen sie das Land an Kali erschöpfen. Vielleicht mag das hier und dort beob- achtete Feldscldagen der Wurzelfrüchte auf Land, welches früher gute Ernten derselben lieferte, von dem Mangel an Al- kalien abhängig sein. Die Analyse lehrt, dass manche ertrag- arme Bodenarten wenig Alkalien enthalten, wälirend in allen ertragreichen der Gehalt an Kali und Natron beträchtlicher ist. Thonböden sind dabei oft ebenso arm als Sandböden. Schwerer Thonböden. Leichter Sandboden. Feuchtigkeit 4,01 Organ. Stoffe und chemisch geb. Wasser 8,51 Eisenoxyd und Thonerde 11,24 Phdsphorsäure 0,06 Schwefelsäure 0,19 6,92 6,43 0,11 Kalk Magnesia 0,46 Kali und Natron 0,45 Unlösliches 75,08 hauptsächlich Thon 1()(),()0 *) Chemische Feldpredigtcn. II. Theil, S. 48. 0,65 0,39 0,33 85,17 Sand 100,00. 40 Chemische und j^hysische Eigenschaften des Bodens. Völker bemerkt hierzu, dass hei diesen beiden Buden Kali und Natron augenscheinlich mangeln; beide sind zugleich arm an Phosphorsäure und Kalk. Es lässt sich aus der Analyse nicht beurtheilen, wie weit diese Ansicht begründet ist, da nur die Gesamratmenge der Alkalien , Kali und Natron aber nicht getrennt bestimmt sind, auch ist über die Art des be- nutzten Lösungsmittels nichts bemerkt. Im Allgemeinen ist jedoch der Gehalt von 0,33 und 0,45 Proz Alkalien nicht als ein abnorm niedriger zu bezeichnen. — Der Verfasser bemerkt ferner, dass unfruchtbare Böden selten nur an einem Pflanzenuährstofle arm sind, aus diesem Grunde genügt es auch selten, zur Verbesserung derselben einseitige Düngestoffe, welche wie der Kalk nur einen Bestandtheil zuführen, in Anwendung zu bringen. Sandige Bodenarten bedürfen im Allgemeinen öfterer einer Zuführung von Kalk, als von Phosphorsäure oder Kali. In Deutschland hat man dagegen bei der Kalkdüngung gerade umgekehrt die Erfahrung gemacht, dass der Kalk sich für bündige, thonige, schwere Bodenarten besonders nützlich erweist, für leichte Bodenarten dagegen entbehrlich ist. — Die Schwächen des Sandbodens zeigt nach Völker die nachstehende Analyse. Armer Sandboden. Feuchtigkeit 4,78 Organische Stoffe 1,03 Eisenoxyd und Thonerde . . . 1,72 Kalk 0,19 Magnesia 0,10 Kali 0,23 Natron — Phosphorsäure 0,04 Schwefelsäure 0,12 Kohlensäure und Chlor .... Spuren Unlösliches 91,79 bestehend aus: Kieselsäure 89,32 Thonerde 1,81 Kalk — Magnesia 0,36 Kali 0,15 Natron 0,15 100,00 91,79. Dieser Boden ist als ein hungriger zu bezeichnen, es fehlt ihm an Kalk, Phosphorsäure und Alkalien. Erfahi-ungsmässig zeigt sich solcher Boden besonders dankbar für Kloakendünger (town sewage). 3. Unfruchtbarkeit in Folge ungünstiger Boden- mischung. — Die fruchtbarsten Erdai'tcn: Alluvialbilduugen und abgelagerter Schlick aus Flüssen, lassen sich betrachten als eine innige mechanische Mischung von Thon, Kalk, Saud und organischen Substanzen, in welcher keiner dieser Bestand- theile vorwiegt und so dem Lande einen besonderen Charakter Chomisrlie und physische Eigenschaften dos Bodens. 41 aufprägt. Auf der anderen Seite bewirkt ein solches Vor- walten eines dieser Gemengtheile oft eine relative Ertraglosig- keit. Jeder dieser Stoffe besitzt gewisse cliemisclie und phy- sische Eigenschaften, welche für die Entwickelung der Pflanzen nützlich sind, und es ist daher leicht zu begreifen, wie wichtig ihre intime und genau proportionirte Mischung ist, welche wir im Alluvialboden finden. Beispiele derartiger Böden von einem einseitig excessiven Charakter sind die nachstehenden. r.estaiultluMle Feuchtigkeit Organische Stoffe und chemisch gebuudeues Wasser Thonorde und Eisenoxyd Kohlensaurer Kalk Magnesia Kali und Natron Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure Erde und Thou ^^ , 100,(X)0 j 100,00 I 100,00 1 100,00. 4. Unfruchtbarkeit in Folge einer zu geringen Mächtigkeit der auf Fels lagernden Ackerkrume. — In gebirgigen Gegenden finden sich zuweilen Bodenarten, welche, obgleich sie von ausgezeichneter Beschaffenheit sind, doch wegen zu geringer Mächtigkeit der unmittelbar auf Fels lagernden Ackerkrume nur geringe Erträge liefern. 5. Unfruchtbarkeit in Folge eines undurchlas- senden oder extrem thonigen Untergrundes, welcher nicht leicht zu drainiren ist. — Ein beträchtlicher Theil der Thonböden ist nach Völker unproduktiv in Folge eines undurchlässigen Thonuntergrundes von grosser Mächtigkeit, welcher in England oft 30 bis 40 Fuss tief liegt. Die Drai- nage wirkt in solchem Boden, obgleich verbessernd, doch nicht durchgreifend genug. Ein solcher Boden von Shepton-Mallet, Sommersetshire, entluelt in 100 Theilen: Feuchtigkeit 4,54 Organische Stoffe und gebundenes Wasser 14,40 Eisenoxyd, Thonerde und Phosphorsäure . 14,45 Schwefelsaurer Kalk 0,-*J Kohlensaurer Kalk 14,«0 Magnesia <*,9|j Kali und Natron ti,93 Unlösliches (hauptsächlich Thon) . . . ■ ■ • 49,(jG t00,tK3. 42 Chemische luul jihysischo Eigenschaften dos Bodens. Der Boden war durch einen Gehalt au Eisenoxydul und organischen Stoffen dunkel gefärht; ohgleich nicht geradezu schädlich, zeigen Eisen- oxydul und Ueherniass an organischen Suhstanzen doch eine ungesunde Beschaffenheit des Bodens au. Sie sind Zeichen einer ungenügenden Durch- lüftung des Bodens, denn in porösem Boden fehlt das Eisenoxydul und auch die organischen Uehorrcste der Pflanzen und des Düngers können sich darin nicht in schädlichem Uehermass ansammeln. Chemisch betrachtet, enthält dieser Boden alle Pflanzennährstoffe in überflüssiger Menge, dies ist auch der Grund, weshalb erfahrungsmässig der Stallmist in demselben nicht wirkt. Dieser und ähnliche Bodenarten finden sich in England be- sonders in der Liasformation, gewöhnlich liegt unter dem Ackerboden ein Thonbett von grosser Tiefe, welches so zähe ist, dass es selbst durch Drainage der Luft nur wenig zugänglich gemacht werden kann. 6. Unfruchtbarkeit durcli Mangelhaftigkeit der Drain anlagen. — Schlecht ausgeführte oder schadhaft ge- wordene Drainanlagen sind oft die Ursache der Ertraglosigkeit von Bodenarten, welche man nur ordentlich zu drainiren braucht, um sie für immer zu A'crbessern. 7. Unfruchtbarkeit in Folge schlechter physi- scher Beschaffenheit. — Völker theilt die Analyse eines Weidelandes mit, welches nach dem Niederlegen zur Weide in den beiden ersten Jahren luxuriöse Erträge lieferte, später aber trotz der verschiedenartigsten Düngung unfruchtbar wurde. Wiesenboden von Churchdown. Feuchtigkeit 4,04 Organische Stoffe und chemisch gebundenes Wasser . . . 11,66 Eisenoxyd, Thonerde und Phosphorsäure 16,67 Kohlensaurer Kalk , 10,03 Magnesia 1,38 Kali und Natron 1,01 Unlösliches (Thon) . 55,21 10(»,00. Der Verfasser glaubt, dass die Abnahme der Produktivität dieses Bodens nicht die Folge eines Mangels an Nährstoffen, sondern einer \or- schlechterung der physischen Beschaffenheit ist. In den ersten Jahren nach dem Niederlegen zur Weide war der schwere Thonboden noch porös, später setzen sich die Poren zusammen und verhinderten dadurch den Zu- tritt der Luft. In solchen Boden Dünger zu bringen, ist unvortheilhaft; Guano und Ammoniaksalze schaden bei trockenem Wetter geradezu und bei feuchter Witterung ist das Wasser ausreichend, um von den im Boden enthaltenen Nährstoffen eine genügende Menge löslich zu machen. Das Korrektionsmittel für solche Bodenarten ist die Luft, sie müssen umgebro- chen werden, längere Zeit — besonders den Winter hindurch - in rauher Furche liegen, um wieder den nöthigen Grad von Lockerheit zu erhalten. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 43 Am Schlüsse seiner Abliantllung spricht Völker seine Ansichten über den Werth der Bodenanalysen für praktische Zwecke der Landwirthschaft aus; er glaubt, dass eine sorg- fältig ausgeführte und mit Sachkenntniss gedeutete Analyse über folgende Punkte bestimmte Auskunft geben kann : 1. Ob ein Boden ertraglos ist in Folge eines Gehalts an schädlichen Substanzen (sclnvefelsaures Eisenoxydul) odcu- durch ein schädliches Uebermass an löslichen Salzen (Kochsalz, Nitrate etc.)- 2. Ob der Boden in Folge eines Ueberwiegens eines der mechanischen Geraengtheile (Thon, Sand, Kalk, Humus) eine unvortheilhafte Mischung besitzt. 3. Ob der Boden Mangel leidet an Kalk, Phosphorsäure, Kali oder mineralischen Pflanzcnnährstoften im Allgemeinen. 4. Ob der Boden durch Kalk-, Mergel- oder Thondüngung verbessert werden kann, und welcher dieser Stoffe am vor- theihaftesten erscheint. 5. Ob Spezialdünger (Superphosphat oder Ammoniaksalze) auf einem Boden verwendet werden können, ohne demselben nachhaltig zu schaden, oder ob Stallmistdüngungen erforderlich sind, durch welche alle dem Boden entzogenen Stoflfe ersetzt werden. 6. Welche käufliche Dünger für einen Boden die geeignet- sten sind. 7. Ob die im Erdboden enthaltenen Nährstoffe darin im assimilationsfähigen oder inerten Zustande vorhanden sind. 8. Ob Tiefpflügen und Dampfpflügen für einen Boden empfehlen s werth erscheint, um die natürlichen Quellen der Fruchtbarkeit zu befördern. 9. Ob ein Thon mit Vortheil zur Düngung benutzt werden kann, und ob im gebrannten oder ungebrannten Zustande. In Deutschland ist in neuerer Zeit die Bodenanalyse mit Unrecht sehr in Misskredit gekommen, nachdem man früher die Erwartungen davon gar zu hoch gespannt hatte. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Analyse des Bodens im Stande ist, über die obigen Punkte mit mehr oder weniger Bestimmtheit Auskunft zu geben, allerdings ist aber hierzu, wie auch Völker ausdrücklich hervorhebt, eine richtige Auslegung der Ana- lyse erforderlich, welche eine genaue chemische und landwirthschaftliche Sachkenntniss voraussetzt. 44 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Abhängig- keit der Produktivi- tät eines Bo- deu8 von seiner che- mischen Konstitu- tion. üebcr die Abhängigkeit der Ertragfähigkeit des Bodens von seiner chemischen Konstitution, von Frhr. von Schorlemer.'^) — In unserm vorjährigen Berichte haben wir mitgetheilt, dass in Westphalen ausgeführte Boden- untersuchungen ein mit der praktischen Werthschätzung über- einstimmendes Resultat ergeben haben, der Art, dass in erster Reihe der Gehalt des Bodens an Phosphorsäure die Ertrag- fähigkeit bedingt. In der ersten Bodenklasse wurde der höchste Gehalt an Phosphorsäure gefunden, mit jeder niedrigeren Klasse verminderte sich derselbe. Eine scheinbare Ausnahme fand da statt, wo entweder ein übermässiger Gehalt an Eisenoxyd die Klassifika- tions- distrikt. Gemeinde. Acker- klasse. Beschaffenheit der Ackerkrume. Altenberge Rheine Steiulurt Laer Laer Altenberge Laer Altenberge Alteuberge Rheine, rechts der Ems Rheine, links der Ems Mesum Neueukirchen Ilembergen Rheine, rechts der Ems Borghorst Steinfurt Borghorst Horstraar Wel bergen Laer Laer I II III IV V VI I II III IV V VI I II III IV V VI VII Humusreicher saudiger Lehm, in offener trockener Lage Sandiger Lehm, in trockner Lage .... Lehmiger Sand, in eingeschlossener, et- was nasser Lage Etwas strenger nasser Thon Bündiger Thon, in nasser, kalter Lage . Schwerer, ganz trilgerThon (weisser Klai), in kalter Lage Humoser lehmiger Sand, in freier, etwas zu trockner Lage Lehmiger Saud, in offener, trockner Lage Grauer, wenig humoser Sand, in trockner Lage Grauer, magerer Sand, in eingeschlosse- ner, etwas nasser Lage Grauer, sehr magerer Sand, in sehr trock- ner Lage Grauer, ganz magerer Sand . . . . . . .. Sehr humusreicher lehmiger Saud, in freier, trockner Lage n;ich Süden Etwas humusreicher lehmiger Sand, in eingeschlossener, etwas nasser Lage . Sandiger Lehm, in nasser Lage ..... Sandiger Ijchm, in nasser Lage Magerer humusarmer Sand , in etwas nasser Lage Grauer magerer Sand, in sehr trockner Lage • • • • Braungrauer, fast humusfreier Sand, neu kultivirtes Haideland ; **) Ürigiualniittheilung. Chemisclie luul ])liysiscl)0 Eigonsch \ftcn des üodons. 45 Güte dos Bodens hciiitriichtigtc, oder, wo ein sehr reicher Gelialt an koldcnsaurcm Kalk auftrat. Jn geringerem Grade schien der Hnmusgehalt die Ertragfähigkeit des Bodens zu beeinflussen. Durch die Güte des A^erfasser sind wir in den Stand gesetzt, jetzt die analytischen Ergebnisse dieser inte- ressanten Untersuchungen mitzutheilen. Die betreffcndon Bodenarten sind überall zu gleichen Theilen aus Ackerkrume und Unteigrund gemischt worden. Die chemische Unter- suchung fand zwei Jahre nach der Einschätzung der Ackerbiulen , welche die Musterstücke für die Bonitirung des Kreises Hteinfurt bildeten, statt; sie ist von Sigismund Feldhaus ausgeführt worden. Beschaffenheit des Untergrundes. Tiefe der Acker- krume. ZoH. In 100 Theilen trockner Erde wurden gefunden: Phos- phor- säure. Humus. Durchlässiger Lehm oder verwitter- ter Kalkstein Ziemlich durchlässiger Thon oder Gerolle Sand Sehr strenger eisenschüssiger Lehm Sehr strenger Thon Ganz undurchlassender strenger Thon Sand und etwas Kalkgerölle . . . . Lehmiger Sand, in der Tiefe Kalkstein Sand mit Orstein Eisenschüssiger Sand Gelber und weisser Sand Orbänke, Sand Durchlassender sandiger Lehm . . . Eisenschüssiger Sund Ziemlich strenger undurchlassender Lehm, eisenschüssig Undurchlassender Thonboden . . . . Eisenschüssiger Orsand Orsand und Orbänke Or.sand und Orbänke *) Davon 1,03 Proz an Kohlensäure gc 12 10 8 4 3-4 1 — 2 15 9 8 6 4 3 14 11 8 5 6 5 3 bunden. 0,0988 0,0649 0,0305 0,0333 0,0252 0,0432 0,0519 0,0301 0,0108 0,0127 0,0168 0,0011 0,0598 0,0422 0,0226 0,0289 1,34 1,02 1,159 1,21 1,38 1,03 2,27 1,49 J,.54 1,87 1,32 1,76 2,42 1,58 0,87 1,26 Eisen- oxyd. 1,77 1,71 2,14 4,49 3,23 4,03 2,89 2,04 2,83 1,38 166 1,02 2,72 1,87 3,23 2,72 0,0006 1,80 2,16 0,072 0,015 0,00035 0,95 1,20 0,084 0,009 Spuren 0,52 0,35 Spuren 0,013 **) Davon 12,58 Proz. an Kohlensäure geb. Kalk. Mag- nesia. 0,84 0,61 0,57 0,56 1,34*) 12,86**) 0,42 0,28 0,27 0,14 0,092 0,045 1,13 0,59 0,29 0,21 0,053 0,025 0,068 0,087 0,046 0,214 0,038 0,032 0,012 0,019 0,026 Spuren 0,041 0,035 0,028 0,007 46 Chemische und physisehe Eigenschaften des Bodens. Der Verfasser bemerkt hierzu, dass die Abstufung der Phosphorsäure und des Humus meist mit der Abstufung der Ackerklassen übereinstimmt, und wo sieh eine Abweichung zeige, da werde durch den grösseren oder zu grossen Gehalt an Eisenoxyd, durch den zu grossen Kalkgehalt, wie bei der VI. Klasse von Altenberge (dem schwersten und schlechtesten Thonboden des Kreises) oder den zu geringen Kalkgehalt, wie bei der IV., V., VI. und VII. Klasse von Neuenkirchen, Hem- bergen, Rheine rechts der Ems, Horstmar, Welbergcn und Laer, oder endlich durch die Tiefe der Krume die Abstufung der Einschätzung gerechtfertigt. Wir verweisen hierbei darauf, dass auch Völker*) den Phosphor- sauregehalt des Bodens als wichtigstes Moment für die Beurtheilung sei- ner Produktivität betrachtet. Analyse Eiucu vorzüglichcn Flachsboden von Londonderry- TgLll country analysirte Hodges.**) — FUchs- Thon und organische Stoffe . 10,97 bodens. g^Q^ . . 89,03 100,00. Kali 0,11 Natron 0,03 Kalk 0,09 Chlor 0,17 Schwefelsäure . . . 0,06 Organische Stoffe . 0,48 0,94 in Wasser lösliche Stoffe. Eisenoxyd 7,49 Thonerde 3,31 Kalk 1,12 Magnesia 0,09 Kohlensäure .... 0,65 Phosphorsäure . . . 0,02 Kieselsäure 0,28 Organische Stoffe . 7,14 20,10 in Säure lösliche Stoffe. Unlösliches . . . . 79,01 100,05. Stickstoffgehalt . . 0,19 Prozent. Analysen C. Karmrodt*) analysirte verschiedene zum Hopfen- """hfden^" bau benutzte Bodenarten. Diese waren: *) S. 38. **) Farmers magazinc Bd. 28, S. -101. ***) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereines für Rheinpreussen. 186.5. S. 322. Cliemisiho und physisclic Eigonschaftcn des Bndcus. 47 Nr. 1. Weisser Untergrund ) der besten Hopfenanlagcn Nr. 2. Schwarzer Untergrund ( zu Saaz in Böhmen. Nr. 3. Rother Untergrund von Kylburg, der besten Hopfen- lage der Rheinprovinz, aus einer Tiefe von 2,5 Pusa entnommen. Nr. 4. Untergrund einer Hopfenlage vom „Berlenborn", Bann Bitburg, aus 2 Fuss Tiefe. (In der oberen Krume befindet sich viel Kalkstein.) Nr. 5. Untergrund einer schönen Pflanzung bei Nattenheim. Aus drei Fuss tief rajolten Feldern ist die Probe aus 2 Fuss Tiefe entnommen. Nr. 6. Mineral (Bitterspath) aus dem Nattenheimer Boden; dasselbe stellt kleine, bis erbseugrosse. strahlig-kri- stallinisclie, weisse Körner dar, welche in dem gelb- lichen, festen Gestein des Nattenheimer Bodens ein- gesprengt sind. Bestandtheile. Chemische Analyse: Kali Natron Magnesia Kalk Thonerde Eisenoxyde Phosphorsäure Schwefelsäui-e und Chlor Kohlensäure Kieselsäure, löslich . . Kieselsäure und Silikate Organ. Stoffe und ehem. gebundenes Wasser . Feuchtigkeit . . Summa In Wasser löslich Organische Stoffe . . . Mineralische Stoffe . . Schlämraanalyse: Abschlämmbare Theile Sandiges Mineral . . . Feuchtigkeit 1,620 0,268 0,331 0,230 18,000 4,200 0,103 wenig Spur 30,488 37,232 0,975 0,276 0,672 0,228 20,469 6,872 0,107 wenig Spur 40,909 12,872 1,010 0,159 0,722 0,157 8,327 4,312 0,037 wenig Spur 12,596 69,240 2,815 0,621 1,888 0,940 14,956 10,440 0,092 wenig Spur 36,040 22,940 0,185 wenig 1,440 49,245 1,855 0,035 wenig 39,200 5,420 12,410 21,084 2,650 30,000 Summa i 1007ÖOOTlOO,000 Cäsium und Rubidium i Laspeyres*) ist es gelungen, in 100,000 , l(tO,000 i 100,000 I — m Melaphyr. — Hugo cäsium und einem platonischen Gesteine jn^Me^phyr. *) Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 134, S. 349. 48 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. der Rheinprovinz, dem sogenannten Melaphyr (Gabbro oder Hyperit) von Norheim bei Kreuznach, Cäsium und Rubidium nachzuweisen. Eine annähernde Bestimmung ergab darin 0,000380 Proz. Cäsiumoxyd und 0,000298 Proz. Rubidiumoxyd. Bisher waren diese beiden seltenen Metalle ausser im Leiiidolith und Lithionglimmer nur in sogenannten sekundären oder derivaten Substanzen der anorganischen und organischen Natur, nämlich hauptsächlich in Aus- laugungsprodukten, in Quell- oder Soulwässern oder deren künstlichen und natürlichen (Stassfurter Abraumsalze) Mutterlaugen, in Drusen oder Gang- mineralien oder in Vegetabiliea nachgewiesen worden. Rubidium rJ^^ Engclbach*) fand Rubidium neben Lithium, Kupfer, im Basalte. ^^^^^^ ^j-q^.) Kobalt, Blci , Zinn, Titan (über 1 Proz. Titan- gäure), Chrom (0,026 Proz. Chromoxyd) und Vanadin (0,012 Proz. Vanadinsäure) in dem Basalte von Annerod in Hessen, ueber die Ucber die Konstitution der Feldspathe, von Gu- der Feld- stav T s c h BP m ak.**) — Die Verschiedenheit in der chemischen spafhe. Zusammensetzung der feldspathartigen Mineralien erklärt der Verfasser dadurch, dass dieselben Gemische isomorpher Ver- bindungen sind und zwar von blos drei Substanzen, die im Adular, Albit und Anorthit fast rein auftreten. Die kalireichen Feldspathe, die man gewöhnlich als Orthoklas zusaramenfasst, erscheinen als regelmässige Durchwachsungen von Orthoklas und Albit, welche beiden indess nicht isomorph sind, da der Orthoklas monoklinisch, der Albit triklinisch kristallisirt. Durch die stets vorkommende Zwillingsverwachsung der Albittheilchen entstehen jedoch Sammelformen, die ähnliche Dimensionen haben, wie der Adular, und daher kommt es, dass die Bei- mengung des an und für sich nicht isomorphen Albits an der Orthoklasform so wenig ändert. Die übrigen Feldspathe sind isomorphe Gemische von Albit und Anorthit, wozu manchmal kleinere Mengen von Orthoklas treten. Was man Oligoklas, Andesin, Labrador genannt hat, sind nur einzelne Glieder einer kontinuirliclicn Reihe, deren Zwischenglieder jene Feldspathe bilden, welche man bisher nicht unterzubringen wusste. Die partielle Isomorphic des Orthoklas und Albits, sowie die voll- ständigere des Albits, Anortliits, Danburits, die des Orthoklas und Barytfeldspatlies hat ihren Grund in der gleichen atomisti- *) Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 135, S. 12.3. *♦) Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften m Wien. 1864. S. 219. Nedlitz. Chemisch© und physische Eigenschaften des Bodens. 49 sehen Konstitution, wclclic der Verfasser in folgendem Schema andeutet: Anorthit . . . Cag AI-, AU Si4 0,^ j Oligoklas, Andesin, Albit Na2 AI2 Si.^ Si.i 0,6 ( Labrador etc. Adular . . . . K2 ^^2 ^^2 Si^ 0,6 Orthoklas, Sanidin etc. Barytfeldspath Bag AI2 AI2 Si4 0,6 Hyalophan. Danburit . . , Ca2 B2 B2 Si4 0^6 Der Verfasser rechnet hiernach auch den barythaltigen Hyalophan und den Danburit, welcher anstatt der Thonerde Borsäure enthält, zu den Fcldspathen. — Die Aus- und Einfuhr an mineralischen Pflan- Bodensiatik zennährstoffen während zwölfjähriger Bewirthschaf- tung des Amtes Nedlitz bei Magdeburg, von August Boden stein.*) — Zur Orientirung über diese Wirthschaft sei bemerkt, dass dieselbe circa 1850 Morgen Ackerland und 37 Morgen Wiesen besitzt. Von dem Ackerlande bestehen 1400 Morgen aus Roggenland, ca. 300 Morgen aus Weizen- boden, 100 Morgen aus humosera Kalkboden und 50 Morgen aus Flugsand mit Sandunterlage. Bei dem übrigen Land be- steht der Untergrund, vielfach abwechselnd, aus Mergel, Saud und braunem oder schwarzem Lehm, unter welchem Lehmmergel lagert. Drainirt sind 960 Morgen des Areals. Die Frucht- folge ist bei dem besseren Boden folgende: 1. Kartoffeln, ge- düngt, 2, Sommerkorn, in Guano etc., 3. i Klee, auch Lupinen, Buchweizen etc., l Luzerne, 4. | Winterkorn, gedüngt, l Luzerne gejaucht, 5. | Kartoffeln, ^ Luzerne, 6. l Sommer- korn, in Guano, l Luzerne und Brache, 7. | Wickfutter, Hül- senfrucht und Lupinen, gedüngt, i Oelfrucht, gedüngt, 8, Winter- korn, in Guano oder dergl. Für die 50 Morgen Flugsand lautet die Rotation: 1. Kartoffeln, gedüngt, 2. Lupinen, 3. Roggen, gedüngt. — Dies ergiebt 826 Morgen Halmfrucht und 45 Mor- gen Oelfrucht; 979 Morgen geben Futter, da die zur Reife kommenden Hülsenfrüchte von Schlag 7 verfüttert werden. Kleine Abweichungen von dieser Fruchtfolgc kommen jedoch vor. Gedüngt werden jährlich 708 Morgen und ausserdem noch 80 bis 90 Morgen je mit 10,000 Quart Jauche befahren. Die Düngerproduktion beträgt 3000 bis 3200 Fuhren zu 20 Centner; *) Der chemische Ackersmann. 18G5. S. 39. JaLresberichl. Vlll. 50 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. der Düngez' wird täglich ausgebracht und mit Gips, Erde und Jauche behandelt. Die Düngung beträgt 4 bis 5 Fuhren per Morgen, eine stärkere Verwendung hat sich nicht vortheilhaft erwiesen. Von käuflichen Düngestoffen wird fast nur Guano — 400 Zentner jährlich zu ^ bis | Zentner per Morgen — verwendet; Hornspähne und Knochenmehl, Kalk, Asche und Melassenschlempe haben sich nicht bewährt. Der Viehstand besteht aus 130 Stück Rindvieh und 1000 bis 1100 Schafen. Die Brennerei verarbeitet jährlich 900 bis 1000 Wispel Kar- toffeln und das entsprechende Malz, oder für fehlende Kar- toffeln ein Aequivalent an Getreide. Die geringe Wiesenfläche des Gutes liefert nur etwa soviel Heu, wie für die gehaltenen 18 bis 20 Gespannpferde nöthig ist. Die Durchschnittserträge betrugen per Morgen: Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. Kartoffeln. Scheffel. 6,07 5,86 6,98 6,30 0,91 Hierbei ist zu bemerken, dass der beispiellos geringe Er- trag der Kartoffeln in den ersten 4 Jahren durch starkes Auf- treten der Kartoffelki*ankheit sich erklärt, wie auch mit dadurch, dass der Anbau in nassem und nicht drainirtem Boden statt- fand, da die Drainage, der Hauptsache nach, erst im Jahre 1858 beendet wurde. Das Jahr 1858 ergab eine Missernte beim Getreide, Weizen wurde in diesem Jahre gar nicht ge- erntet, die übrigen Halmfrüchte ergaben ganz ungenügende Ernten, die Kartoffeln dagegen in diesem Jahre den höchsten bis jetzt erzielten Ertrag von 75,5 Scheffeln per Morgen. Aus- und Einfuhr im Mittel der 12 Jahre 1852 — 1863. Scheffel. a. 1852-55 7,34 b. 1856—59 5,65 c. 1860-63 8,62 1852—63 7,20 Mehr ertrag c. — a. . 1,28 Scheffel. Scheffel. Scheffel. 9,42 12 26,5 8,94 10,95 70 11,12 14,77 58 9,8 12,57 51,5 1,7 2,77 31,5 Ausfuhr per Jahr: Ztr. Phos- phor- Kali, säure. Pfd. Pfd. Kalk. Pfd. Mag- nesia. Pfd. Kiesel- säure. Pfd. Stick- stoff. Pfd. Roggen und Weizen Oclfrüchte Milch Fleisch 1216 77 2270 87 16 20 1113 124 455 175 16 20 742 77 455 36 100 31 240 156 300 47 35 22 185 4 2400 230 1590 260 Häute Wolle 200 100 Summa Jährliche Ausfuhr per Morgen • 1903 1,03 1310 0,71 527 0,30 401 0,22 189 0,11 4840 2,7 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 51 Einfuhr per Jahr: l'bDsphor- säure. Kali. Kalk. Matc- nesia. Kiesel- säure. ' Stick- stoff. Ztr. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1 Pfd. 25 1617 27 14.50 30 970 5 130 10 380 2 1200 110 Gerste und Hafer . . . 2900 Hülsenfrüchte 1H3 183 200 30 46 5 640 Kartoffeln 4G50 750 2800 90 180 140 1800 Heu, gekauft 292 145 350 260 90 580 430 Heil, selbst erbaut . . .523 260 620 470 156 1040 780 Stroh 175 35 175 60 26 450 70 Rapskuchen 415 830 620 250 370 33 1860 Kleie und Mehl .... 102 160 92 15 50 20 220 Rübenmelasse (;f;4 — 3600 — — — 660 Rübenpresslinge .... 5 — — — — — — Animalischer Dünger . 160 40 120 190 20 160 60 Peruguano 408 4890 1220 4480 450 — 5300 Hornspähne 160 80 — — — — 1600 Knochenmehl 29 670 — 930 90 — 130 Chilisalpeter 10 — — — — 160 Heringe 10 20 3 30 2 — 20 Gips 81 21 2400 1800 20 — Gebrannter Kalk .... — Abraumsalz 1 — — — — — — Summa 9540 10,800 11,140 1800 3630 16,740 Jährliche Einfuhr per Morgen .5,15 5,80 6,00 1,02 1,96 8,10 Mehr eingeführt per 1 Jahr und Morgen . . 1 4,10 5,10 5,70 0,80 1,85 5,40 A. Stöckhardt bemerkt hierzu, dass aus dieser Ueber- sicht der schonende Einfluss eines sehr starken Brennereibe- triebes auf die Bodenkraft einer Wirthschaft mit vorherrschend armem Boden in sehr charakteristischer Weise hervortritt. Er berechnet, dass von dem Nedlitzer Feldareale die Produkte von 80 bis 85 Proz. zur Verfütterung und nur die Körner von 15 bis 20 Proz. des Areals zum direkten Verkauf gelangen. Die Bodenarten der Nedlitzer Feldmark enthalten nach den Unter- Buchungen von Junghähnel und Meitzendorf. Roggenboden. Weizenhoden. Hur noser Kalk Prozent. Proient. Prozent. Gesammt-Kalkerde .... 0,083 2,005 15,500 Gesammt-Magnesia .... 0,022 0,102 0,305 Lösliches Kali 0,042 0,166 — Lösliche Kieselerde .... 0,026 0,044 — Gesammt-Phosphorsäure . 0,070 0,142 — Gesammt-Schwefelsiiure . 0,059 0,071 0,227 Verbrennliche Stoffe . . . 2,580 4,370 15,400 Wasserhaltende Kraft . . 42,400 51,600 — Reaktion deutlich sauer. schwach alkalisch. — 52 Chemisclie und physische Eigenschaften des Bodens. Der Gehalt des Roggenbodens an mineralischen Pflanzenuährstoffen ist hiernach nur gering, beträchtlich reicher ist der Weizenboden, und an Kalk, Magnesia und Schwefelsäure auch der humose Kalkboden. — Stöck- hardt giebt hierbei zugleich einen Nachweis darüber, wie sich der Ge- halt des Bodens bei gleichbleibender Bewirthschaftung im Laufe der Zeit erhöhen wird. Ein- u Ausfuhr Ein- und Ausfuhr von Kali- und Phospliorsäure Kali und bei der Ackerwirthschaft der Domäne Ohsen, vom Phosphor- L.-Oek.-Rath Spang-enbera-.*) — Die Domäne Ohsen hat in säure bei . i o o der Domäne Gigeuer Bcwirthschaftung ein Areal von 1405,5 Morgen Acker- ohsen. land; der Boden gehört grösstentheils dem schweren, thonigen Alluvium der Weserniederung an, die Höhenschläge der Keuper- formation. Das Land ist meistens drainirt und gemergelt, es wird in sechs verschiedenen Rotationen bewirthschaftet. Wir müssen uns auf die Mittheilung beschränken, dass im Ganzen bebaut werden mit: Oelsaaten 113,.5 Morgen, Lein 40 „ Winterweizen 313,5 „ Sommerweizen 30 „ Roggen 164 „ Hafer 115,5 Erbsen 90 „ Rauhzeug (Bohnen und grüne Erbsen) 64 „ Kartoffeln 65 „ Runkelrüben 55,5 „ Steckrüben 30 „ Mais 15 „ Wickgemenge 69,5 „ Klee und Kleegras 156 „ Weide . 84 1405,5 Morgen. An Wiesen sind 1 10,5 Morgen vorhanden, deren Ertragfähig- keit durch regelmässige Ucberschwcmmungen und durch Düngung mit Schlamm aus der Weser dauernd gesichert ist. Geerntet werden durchschnittlich im Jahre: Weizen . . 4253 Ztr. Körner, 7360 Ztr. Stroh, Roggen . . 1954 „ „ 4028 „ Hafer . . . 1375 , „ 2422 „ „ Erbsen . . 810 „ „ IfiSO „ „ Rauhzeug 594 „ „ 1496 „ „ Oelsaaten 1138 „ „ 1955 „ „ *) Journal für Landwirthschaft Bd. 10, S. 395. [GOl Ztr. 1)30 n 300 V 529 V 150 n 307 r> 828 « Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 53 Lein 1000 Ztr. Pflanzenmasse. Kartoffeln . . 5700 „ Knollen. Runkelrüben 133(55 „ Rüben, 5550 Ztr. Blätter. Steckrüben . .5400 „ „ (Blätter untergepflügt). Mais .... 2100 „ Grünmais. Wickgemenge I8(j5 „ Kleeheu , . . .5390 „ Wiesenheu . 3300 „ Weideertrag 3285 „ Davon gelangen ausser sämmtlicliem Stroh, Rauh- und Wurzelfutter in der Wirtliscliaft zur Verwendung: Hafer .... Bohnen . . . Erbsen . . . Gerste .... Roggenkleie Leinkuchen . Rapskuchen Der Viehstand beträgt 36 Pferde, 63 Stück Grossrindvieh, 50 bis 60 Stück Jungvieh, 20 Stück Mastvieli (während 20 Wochen iin Winter), 1100 alte Schafe, 450 Lämmer und 77 Schweine. Es werden jährlich 36 Kälber aufgezogen und im Alter von 18 bis 20 Monaten fett an den Fleischer ver- kauft, ebenso werden jährlich 480 Ferkel aufgezogen, die als grösstentheils Absatzferkel abgegeben werden. Die Ausfuhr an Milch beträgt jährlich 1552 Ztr. Die Düngerproduktion der Wirthschaft berechnet sich auf: 34801 Ztr. Schafmist, (3643 „ Pferdemist, 31374 „ Riudviehmist, 7(j3(j „ Schweinemist. Ausserdem kommen jährlich noch 77 Ztr. Peruguano und 155,5 Ztr. Bakerguanosuperphosphat zur Verwendung. Die Gesammteinfuhr berechnet sich auf .... 4',iO(JG Pfd. Kali und 25665 Pfd. Phosphorsäure, Die Gesammtausfuhr dagegen auf . 4()G80 „ „ „ 242(_i6 „ Es werden hiernach mehr eingeführt 2377 Pfd. Kali und 1459 Pfd. Phosphorsäure. Der Verfasser hat die Ein- und Ausfulir für die sechs ver- schieden bewirthschafteten Feldkomplexe Ijerochnet; es stellt sich hier bei dreien ein Minus an Kali und bei zweien ein Minus an Phosphorsäure heraus, wir müssen jedocli bezüglich dieser Berechnung: auf das Original verweisen. Das oben niitgetheilte 54 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Ergebniss für die Gesammt-Ein- und Ausfuhr zeigt, dass trotz einer gewiss angreifenden Bewirthschaftung und obgleich nur 110,5 Morgen Wiesen und 82 Morgen permanente Weiden, da- gegen kein technischer Betrieb vorhanden ist, doch durch inten- sive Fütterung, neben einem geringen Zukauf von Düngestoffen, ein völliger Ersatz für die dem Ackerlande entzogenen minera- lischen Pflanzennährstoffe geleistet wird. Der Verfasser bemerkt hierzu: „Eine Verwendung von Kraftfutter bei der Viehzucht in einem solchen Umfange wird manchen praktischen Landwirth der älteren Schule zu einem bedenklichen Kopfschütteln vermögen, es kann indess heutigen Tags kein Zweifel darüber obwalten, dass eine intelligent betriebene Viehhaltung von einer reichlichen Verwendung von Kraftfutter und namentlich Oelkuchen nicht zu trennen ist, und dass, wenn die Verhältnisse für den Ab- satz von Vieh und thierischen Produkten nur einigermassen günstige sind, solche intelligente Verwendung sich auch voll- ständig bezahlt macht. Die obigen Berechnungen liefern einen Beleg dafür, dass unter Voraussetzung einer intelligent betrie- benen Viehhaltung, es selbst für Wirthschaften, denen grössere Wiesen- und Weideflächen nicht zur Verfügung stehen, und in denen technische Fabrikbetriebe nicht stattfinden, nicht grosser Verwendurgen käuflicher Düngestoffe bedarf, um dem Liebig'- schen Postulate einer vollständigen Herstellung des Gleichge- wichts in der Entnahme und Wiederzufuhr der mineralischen Pflanzennährstoffe gerecht zu werden." In dem vorliegenden Falle bedingte dies Postulat eine jährliche Ausgabe von 916 Thlr. oder von 20 ögr. per Morgen jährlich für Guano und Superphosphat. vergiei- Vergleichende Uebersicht des Ertrages der bel- 1,?^"^*.. eischen Landwirthschaft im Jahre 1846 und 1856, von Uebersiclit ö ' des Standes A. Frank.*) — Der Verfasser giebt auf Grund der statistischen und Ertrages ßg^-j^jj^ß jgg bel^ischen Ministeriums folgende Uebersicht dea der bel^ri- ~ o sehen Land- Standcs der belgischen Landwirthschaft in den Jahren 1846 ■ ^'iT^^lt und 1856. Die Feldmasse sind hierbei auf preussische Morgen im Jahre 1816 ^ " und i8äc. umgerechnet, der Berechnung der Düngerproduktion wurden die üblichen Mittelwerthe von Mcntzel, von Lenge rke und E. Wulff zu Grunde ffelegt. *) Zeitschrift des Centralvereins der Provinz Sachsen. 18G5. S. 97. Agronomische Zeitung. 1865. S 379. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 55 .a a ÖD ns a u s-S m H > bc ^1 sä a> Ö 3 fco a> -^ .9 o a s (M O ' (>r irT -^ ■* CO o '3 N I I I I ::- 1 I I I I I '^ I . es — ä d 17^] -^ (T) lO [>. (M O , rH -+I ?l -^ CO rM CO 1 O T— 1 i— 1 CO -t i- ■^ I— ( tT" CO \n <-) CO CO t— *-H 'Ct, 1^ ■rs o o l^ 00 1—1 m -5 1^ lO C/J Cl T-H -n c- •-S co~ ^ co" CO i-T ■-^ ^ i-H CO -* — I CTi '^H ~. CO OT (M :0 '*! t- O ~- 00 C-l C^< O fM CO Ol O 'f O CTj l^ O CO lO -« C^ lO l- 00 o >o (M o y? CO CO -O O CO (M O (M CO T-H O iC i-H lO d O' C"! CO wi "^ O CO O O CO O .-I l~ ~. iS CO Ol lO o ui o o CO CO o rH O O O CO CM rH o O O CO o ^ CO 'ti /s1 m N ° Qi «e CU fc? 3 :2 bßfci=5'o"Ct^ a p, .S -^^ r^- a ) Landwirthschaftliches Centralbl. f. Deutschland 1865. I. S. 323. ^) Amtsblatt f. d. landw. Vereine d. Konigr. Sachsens 1865. S. 105. 3) I.andwirthschaftl. Centralbl. f. Deutschland 1865. II. S. 81. ^) Lüneburg. land- und forstw. Zeitung 1865. S. 1 5) Zeitschr. d. landw. Centralver. f. d. Prov. Sachsen. 1865. S. 100, 215. c) Zeitschr. f. d. landw. Ver. d. Grossh. Hessen 186.5. S. 63. ') Allgemeine land- und forstwirthsch. Zeitg. 1865. S. 563. ^) Schlesische landw. Zeitung. 18G5. S. 173. ö) Zeitschr. f. d. landwiithsch. Ver. d. Grossh. Hessen. 1865. S. 396. »ie Luft. Bildung von Nebel, Regen und Schnee wird durch Temperatur- differenzen aufsteigender und herabsteigender Luftströmungen bewirkt, wodurch bei langsamer Ausgleichung sanfte Regen (Schnee), bei heftiger Kondensation Platzregen und Hagel ent- stehen. Gelangen überkaltete Wassertropfen auf die Erde ohne zu gefrieren — bei ruhiger Atmosphäre, — so entstehen Eisregen; gefrieren sie nur oberflächlich, so entstehen Hagel- körner mit flüssigem Kerne ; vollständig gefroren bilden sie durch- sichtige Eiskugeln mit weissem Kerne und durchsichtiger, wenn sie aber längere Zeit in der Kälte verharrt haben, mit zerklüfteter Oberfläche — ganz undurchsichtige Körner. Die verschiede- nen Formen der Hagelkörner erklärt Berger durch ungleich- massigen Ansatz kondensirten und nachträglich gefrierenden Wasserdampfs au das den ersten Kern bildende Hagelkorn beim Herabfallen. Die Hagelbildung schlösse sich hiernach genau an die Bildung der übrigen atmosphärischen Niederschläge an und unterschiede sich von die- ser durch nichts als durch die Stärke der sie alle bedingenden Ursachen : der Teniperaturdifierenz und des Feuchtigkeitsgrades des aufsteigenden warmen und des absteigenden kalten Luftstromes. Wald nnd Wald uud Wittcrung von Dr. Berger.*) — In einem Aufsatze unter dieser Ueberschrift bespricht der Verfasser verschiedene meteorologische Erscheinungen, aus denen wir das Wichtigste kurz referiren. Bekanntlich hat H. Krutzsch**) gefunden, dass im Hochwalde die Temperatur bei Tage nie- driger, bei Nacht höher ist als auf dem kahlen Felde und in einer niedrigen Pflanzung, der Wald mithin die Temperaturex- treme abstumpft. Nördlinger ist dagegen bei ähnlichen Un- tersuchungen zu dem Schlüsse gelangt, dass bei ruhigem oder von schwachem Winde begleiteten dichten Nebel, bei trüber, wolkenreicher, regnerischer, windiger Witterung, auch sofern Schnee liegt, die Temperatur in- und ausserhalb des Waldes am Boden und in der Höhe sich gleichstellt, während sonst im Allgemeinen der Wald nicht nur bei Tage, sondern auch bei Nacht kälter, als das niedere Gehölz und das freie Feld ist. Nur während der Zeit der Dämmerung ergaben einige Beobachtungen Nördlinger 's eine höhere (höchstens 1°,5) Witterung. *) Poggendorff's Aunalen Bd. 124, S. .'■y28. **) Tharander Jahrbuch. 1859. S. 257. Die Luft. 67 Temperatur für den Wald. Diese Differenz in Bezug auf hei- tere, ruhige Nächte veranlasste den Verfasser neue Unter- suchungen anzustellen, welche im Allgemeinen das Resultat ergaben, dass in der Abenddämmerung die Temperatur vom Saume des Waldes nach dem Freien hin nur sehr alimählich abnahm, während des Morgens die niedrige Temperatur des Freien sich bis zum Walde erstreckte; man brauchte aber nicht weit in den Wald hineinzugehen, um seine höhere Tem- peratur vollständig zu erreichen. Bei stärkerem Winde zeig- ten Wald und Feld selbstverständlich gleiche Temperatur. Ebenso selbstverständlich ist, dass gegen Abend der Hochwald eine niedrigere Temperatur hatte als das Freie, indem alle Theile der bis unten belaubten Eichen ihre Wärme frei aus- strahlen konnten. Früh Morgens angestellte Beobachtungen in einer benachbarten Dickung zeigten, dass das den Sonnenstrah- len zugängliche Blätterwerk einer ebenso raschen Erwärmung als Abkühlung fähig ist. Weitere Beobachtungen lehrten, dass bei höherer Lage des Ackerlandes dieses niedrigere Temperatur hat, als der tiefer liegende Wald, während bei gleicher Lage sich der geschlossene Wald bei Nacht wärmer zeigt, als das Freie. Da der Wald ausserdem bei Tage kühler ist, als das Freie, so stumpft er die Temperaturextreme ab. Berg er giebt hierfür folgende Erklärung: Nur ein kleiner Theil der Blätter giebt bei Nacht seine Wärme unmittelbar und vollstän- dig durch Strahlung an die freie Atmosphäre ab, bei den un- teren Blättern, Zweigen, Aesten und dem Erdboden findet da- gegen ein beständiger Wechselaustausch der Wärme statt, sofern sie nicht durch Leitung an die erkaltende Luft abgege- ben wird. Dieser Strahlung ist es zuzuschreiben, dass schon bei den ersten Schritten im Walde das Thermometer steigt und dass es am Saume in der Abenddämmerung höher steht, als im Freien, von welchem eine kalte Luftströmung zum Walde geht. Nur die äussersten Blätter sind unter den Thau- punkt abgekühlt, während man im Innern keinen Thau findet. Je dichter und voller das Laubwerk ist, desto geringer ist die Wärmemenge, welche auf diese Weise für die Waldluft verlo- ren geht. Umgekehrt wird die Sonnenwärme bei Tage auf dieselbe Weise nur langsam in ein Walddickicht eindringen, während sie rascher da erwärmt, wo alles Laub ihr zugänglich 5* 68 Die Luft. ist. Da jedoch die Erwärmung bei Tage durch die Verdun- stung beeinträchtigt wird, die Erkaltung bei Nacht in einer nicht 'geschlossenen Belaubung grösser ist, als in einer geschlos- senen, so wird sich Krutzsch's Resultat bestätigen. Während die Mitteltemperatur aller 24 Stunden im Walde niedriger ist, als im Freien, ist sie höher, als in einer oben nicht geschlosse- nen Fichtenpflanzung. Was die Verdunstung anlangt, so wird diese bei Tage keine grosse Wärmemenge beanspruchen, bei Nacht aber wird in der Regel umgekehrt durch Kondensation eine grössere Wärmemenge frei, die der Luft zu gute kommt. Endlich kommt noch hinzu, dass die Erwärmung des Stammes und der Aeste ihr Maximum später erreicht und dies höher ist, als das Maximum der Luft, ebenso dass das Minimum nicht bis zum Minimum der Luft hinuntergeht und die Erwärmung des Wald- bodens, die bei Tage geringer, bei Nacht aber auch eine geringere Abkühlung erleidet, wodurch die kalte herabfallende Luft am Boden und an den Bäumen sich wieder erwärmen würde. Ein solches Her- abfallen kalter Luft findet aber nach Berg er nicht statt. Die in den Wald eindringenden horizontalen Luftströmungen werden an den Stämmen vielfach gebrochen, ihre Intensität vermindert sich um so mehr, je stärker dieselbe war. In der Nacht (Abend) drängt sich die kältere, dichte Luft des Freien in der Tiefe in den Wald, dort steigt sie in die Höhe bis zu den Gipfeln, sie strömt dann seitwärts ab und sinkt im Freien wieder auf die Erdoberfläche herunter. Bei Tage ist der Kreislauf der Luft umgekehrt, die kühlere Waldluft ergiesst sich dann ins Freie, erwärmt sich dort und steigt in die Höhe, senkt sich über dem Walde herab, um sich abzukühlen und die Zirkulation von neuem zu beginnen. Diese Luftströmun- gen machen sich den Forstleuten und Waldbewohnern beson- ders Morgens und Abends bemerklich. Einfluss des Waldes auf die Feuchtigkeit. — Da die Sonne nicht unmittelbar auf das Innere des Waldes ein- wirkt, da ferner die allgemeinen Luftströmungen in diesem wenig wirken, so wird ihm im Allgemeinen weniger Feuchtig- keit entzogen, als dem freien Felde. Wenn ferner bei Tage die kältere Luft beim Beginne ihres Kreislaufs Feuchtigkeit aus dem Walde mit ins Freie bringt, so vermehrt sich durch deren Erwärmung die Kapazität und der relative Feuchtigkeits- Die Luft. 69 gehalt wird geringer. Das dampflförmige "Wasser steigt mit in die Höhe und wird von oben demselben wieder zurückgegeben. Bei Nacht saugt die Luft die im Freien niedergeschlagene Feuchtigkeit theilweise wieder auf und führt sie mit in den Wald. Von diesem wird sie nicht wieder zurückgegeben, denn beim Aufsteigen wird sie an den oberen Blättern kondcnsirt und der hierdurch und durch die Abkühlung der von oben her- absinkenden Luft gebildete Thau fällt zum Boden herab. Es muss folglich das Freie in der Nähe von Wäldern und deren Umgebung austrocknen und der Wald selbst feuchter werden. So erklärt sich die allgemein anerkannte grosse Feuchtigkeit des letzteren und sein günstiger Einfluss auf den Wasserreich- thum der Bäche, Flüsse und Seen; so wird es sich ferner erklä- ren, warum die Vegetation unmittelbar am Waldsaume von Dürre leidet. — Wenn die Abhänge und Höhen eines Thaies bewal- det sind, so kühlt der Wald die Hoch- und Tiefebenen bei Nacht bedeutender ab, als es eine kahle Bergwand thun würde; bei Tage, wo die im Thale mit waldigen Abhängen aufsteigende Luft und Feuchtigkeit demselben grösstentheils wieder zurück- gebracht wird, also nicht bis zu den benachbarten Höhen steigt, wird die Hochebene nicht erwärmt und wird ihr die Feuchtig- keit des Thaies und Hanges bei Tage vorenthalten, bei Nacht entzogen. Der Gesammteinfluss des waldigen Thaies auf die Hochebene wird also mehr noch als die des Waldes auf glei- cher Ebene ein abkühlender und austrocknender sein. Dies bestätigt sich nach dem Verfasser an den Hochebenen am Wisperthale, und vom Harz her wird vielfach geklagt über die Trockenheit, welche die Wiederauflforstung bloss gelegter Stel- len bewirkt. Der Thalsohle wird dagegen die relativ sehr feuchte Waldluft bei Tag und Nacht zugeführt, in letzterer wird dieser Wassergehalt daselbst niedergeschlagen und dem Boden gegeben, daher erklärt sich die Feuchtigkeit der Thal- sohle. Bei Tage wirkt der hohe Feuchtigkeitsgehalt der in das Thal strömenden Waldluft der Austrocknung entgegen. Bezüglich des Einflusses des Waldes auf die Regenmenge gelangt Berger zu dem Schlüsse: Nicht der Wald an und für sich vermehrt die Niederschläge des aufsteigenden Luftstromes, sondern der Wechsel zwischen Wald und Feld , zwischen sei- nem Laubdache und den Waldblössen. Es erklärt sich dies 70 Die Luft. daraus, dass die Feuchtigkeit über der zwischen Wald und freiem Felde abwechselnden Fläche, durch den von letz- terer emporsteigenden Strom in die Höhe geführt, sich kon- densirt, und bei Nacht wieder, wenn sie nicht als Regen her- abgeführt worden, herabsinkt und sich unmittelbar auf dem Laubdache absetzt, theilweise auch von dem Felde durch den in den Wald eindringenden Strom dieser Aufbewahrungs- und Vorrathskammer der als Thau oder Regen abgesetzten Feuch- tigkeit wieder zugeführt wird. Auch auf die allgemeinen Luftströmungen und deren Nie- derschläge schreibt der Verfasser den Waldungen einen Ein- fluss zu, durch welchen die Regenbildung begünstigt wird. Er nimmt an, dass durch die Abwei:hselung zwischen Wald und Feld ein für eine nördlichere oder südlichere Gegend bestimm- ter Niederschlag früher ausgeschieden werden muss. Und da nun die durch den Regen gebrachte Feuchtigkeit theilweise vom Walde aus wieder in Zirkulation tritt, um unter geeigneten Umständen wieder Regen zu bilden, so muss durch jene Ab- wechselung der periodische Charakter verwischt und eine gleich- massigere Vertheilung auf die einzelnen Jahreszeiten bewirkt werden. Auch den niedrigeren Vegetationsüberzügen, Wie- sen u. 3. w. schreibt der Verfasser einen ähnlichen, wenn auch weit schwächeren Einfluss auf den aufsteigenden Strom und die damit zusa'iimenhängenden Witterungserscheinungen zu. In höherem Grade kommt dieser den Flüssen, Sümpfen und Seen zu, weil bei diesen die Temperaturunterschiede mit dem Lande bedeutender sind. Selbst die Städte wirken ähnlich, nament- lich diejenigen, welche viele Fabriken haben, über welchen der aufsteigende Strom noch besonders verstärkt wird durch die aus den Essen strömende heisse Luft. Espy sagt, dass seit- dem Manchester so zu sagen ein grosser Brennofen geworden, es daselbst mehr oder weniger alle Tage regne. — Einflnss der Eiufluss d c r W i tt c r u u gs V c r h äl t ul s s 6 des Jahres a'.l'f"da"s^ 1864 auf das Pflanzenwachsthum an einigen Orten Pflanzen- in Sachscu, von H. Krutzsch.*) — Auf den meteorologi- schen Stationen in Sachsen wird neben den gewöhnlichen Beob- achtungen auch der Eintritt gewisser Vegetationserscheinungen, *) Der chemische Ackersmann. 1865. S. 89. Die Luft. 71 so bei den landwirthschaftlichen Gewächsen der Zeitpunkt des Erscheinens der ersten Blätter, der ersten Aehi-e, der ersten ßlüthe und der Reife aufgezeichnet. Der Verfasser hat diese Beobachtungen zusammengestellt und daraus zu ermitteln ge- sucht, inwieweit die hierbei sich herausstellenden Verschieden- heiten durch die Witterungsverhältnisse der einzelnen Stations- orte bedingt sind. Die Beobachtungen beziehen sich auf die Vegetation des Hafers und Sommerroggens. Lage und Bodenverhältnisse der Stationsorte. — Die nie- drigst gelegene Station ist der Gohriscli bei Strehla, 286 Par. Fuss über der Meeresfläche; er liegt in der dem rechten Eibufer sich anschliessenden Ebene, welche mit Diluvialsand bedeckt ist. lu Hubertusburg, 586 Fuss über dem Meere, haben die Felder ebenfalls eine ebene L;ige, ihr Boden ist aber ein schwerer, bündiger Diluviallehm. Hinter hermsdorf in der sächsischen Schweiz hat eine Seehöhe von 1159 Fuss, die Felder sind aus verwittertem Quadersandstein hervorgegangen und auf einem westlichen Abhänge gelegen. Nur um 37 Fuss höher liegt Grillenburg, am Fusse des Erzgebirges, auf einer von Wald umgebenen Ebene; der Boden ist ebenfalls aus Quadersandstein hervorgegangen und nasskalt. Rehefeld bei Alteubeig, 2115 Fuss hoch über dem Meere, hat aus Glimmerschiefer entstandenen Boden, an einem westlichen Abhänge liegend. In Georgen- grün bei Auerbach, 2211 Fuss hoch, ist der Boden aus Granit hervorge- gangen und theils östlich, theils südöstlich gelegen. Reitzenhain bei Marienberg endlich, auf dem Kamme des Erzgebirges bei 2390 Fuss Höhe gelegen, hat Glimmerschieferbuden, in feuchter, südostlicher Lage. Die Keimungsperiode. — In Betreff der Zeit, welche von der Saat bis zur Entwickelung der beiden ersten, flächen- förmig ausgebreiteten und seitwärts abstehenden Blätter ver- strichen war, ergaben die Beobachtunoen Folu'endes: Stationsort. Saat. Hafer. Erste Entwik- Blätter kelungs- ülatter. , ^^^^ ^^ Datum. Tagen. Sommerroggen. Erste Entwik- Saat. ! ß™' ] kelungs- ßjatter. ^^^^ -^ Datum. Tagen. Gohrisch Hubeitusburg . . . Hinterhermsdorf . Grillenburg 1. Saat 2. Reheield ...'.'.'. Reitzenhain .... Georgengrün . . . U.April 20. April 23. „ ! 9. Mai 21. „ ! 4. „ 19- « jl3. „ 10. Mai 16. „ 9. „ 20. „ 26. Aprill 5. „ •28. „ |17. „ 6 16 13 24 6 11 9 19 5. April 20. April 21. April 4. Mai 9. Mai 16. Mai 2.5. April 14. „ 26. „ 14. „ 15 11 7 19 18 Wenn die Wahl der Saatzeit, wie anzunehmen ist, bei diesen Versuchen sich nur nach den stattgehabten Witterungs- 72 Die Luft. Verhältnissen gerichtet hat, so haben diese in der Zeit der Einsaat Verschiedenheiten bis über vier Wochen bedingt. Der Zeitpunkt, zu welchem die Keimung aufhörte, scheint von den Beobachtern nicht richtig aufgefasst zu sein, denn die Keimungs- periode ist trotz niedriger Temperatur doch sehr kurz gefun- den. Nach J. Sachs währt die Keimperiode des Roggens bei einer Bodentemperatur von 7 bis 9^^ 20 bis 25 Tage, diese Temperatur wurde bei den vorliegenden Beobachtungen nach Ausweis der meteorologischen Tabellen nicht erreicht, wie nach- stehende üebersicht zeiat. Station. o fcX' tJO 03 a> ■*^ o CO a o ^ Jh CJO 1 Tage mit Mittel- temperatur von — 4 bis 0». 0 5 10 bis bis ' bis + 4". 9". 115». c o. a ■- u S '- Grillenburg I.Saat. 19. April — 13. Mai 2. „ 10. — 16. Mai . . . Rebefeld 9.-20. „ . . . Reitzenhain .... 28. April — 17. Mai 2 6 2 15 3 _ 2 8 5 4 8 53,73 55,27 78.04 57,90 Es dürfte hieraus zu schliessen sein, dass in den Fäl- len, wo nach der Saat Nachtfröste und Schneefälle eintraten, die Entwickelung der Keimung verzögert wurde. Darnach scheint es empfehlenswerth, mit der Frühjahrssaat wo mög- lich so lange zu warten, bis keine Fröste oder Schneefälle mehr eintreten. Aus den beiden Beobachtungen in Grillen- burg scheint sich eine Konvergenz in der Dauer der Kei- mung und der Wärmesumme der Tage, die 5 und mehr Grade Mitteltemperatur besassen, herauszustellen. In Reitzenhain er- gab sich eine nahezu gleiche Wärmesumme; bei der Unsicher- heit der Bestimmung des Endpunktes der Keimung und der Differenz in den Ergebnissen zu Rehefeld u. s. w. müssen wei- tere Beobachtungen darüber entscheiden, ob ein Verhältniss zwischen der Lufttemperatur und der Dauer der Keimung be- steht. Die Periode der Blüthenentwickelung. ■ — Die folgende Üebersicht enthält die Zeit, welche vom Erscheinen des ersten Blattes bis zur ersten Blüthe verging, die Wärme- summe dieses Zeitraumes und die Mitteltemperatur. Die Luft. 73 Station. Zeit. Hafer. Gohiisch . . . Hiuterhermsdorf Reitzenhain . . Sommerroggen Gohriscli ... Hinterhermsdori Georgengrün . Reitzenhain . . 20. April — 26. Juni 4. Mai — 13. Juli 17. „ -28. „ 20. April — 30. Juni 2. Mai — 3. Juli 14. „ -25. „ 14. „ -21. „ Tage. Wärme- sumnie. Mitteltem- peratur. 67 70 72 71 62 72 68 6300,69 6460,37 6230,54 6860,30 5460,01 6700,28 5750,28 90,52 90,32 80,66 90,67 80,81 90,31 80,46 Die Wärmesumme, welche der Hafer von der Entwicke- luno; des ersten Blattes bis zur Blüthe bedarf, lässt sich hier- nach auf etwa 630^ bemessen, zugleich ist durch diese Ver- suche eine Bestätigung des von Boussingault aufgestellten Gesetzes gegeben, dass die Dauer der Vegetationsperiode im umgekehrten Verhältniss zur mittleren Temperatur steht. Beim Roggen differiren die Zahlen beträchtlich, die meteorologischen Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dass auf dem Goh- risch ein Mangel au Regen, in Georgengrün dagegen Regen- überfluss die Eutwickelung verzögert hat. Die Reifeperiode. — Vom Eintritt der Blüthe bis zur Reifezeit. Station. Zeit. Tage. Wärme- summe. Mitteltem- peratur. Hafer. Gohriscb .... Hinterhermsdorf Reitzenhain . . . 26. Juni 13. Juli 28. Juli — 10. August - 22. „ — 16. Septbr. 45 40 50 5890,98 4630,37 4500,74 130,11 110,58 90,01 Sommerroggen. Gohriscb .... Hiuterhermsdorf Georgengrün . . Reitzenhain . . . 30. Juni 3. Juli 25. „ 21. „ — 7. August -22. „ — 30. Septbr. -24. „ 38 50 67 65 4950,01 5670,23 6340,33 5910,61 130,03 110,34 90,47 90,10 Bei diesen Zahlen stellt sich keine Uebereinstimmung zwi- schen der Dauer der Reifezeit und der Wärmesumme heraus, dagegen zeigt sich, dass die Reifezeit um so mehr verkürzt wird, je höher die Mitteltemperatur steigt. Noch deutlicher wird diese Beziehung durch die folgende Zusammenstellung. 74 Die Luft. Station. Regen- tage. Regen- menge. Par. Lin. Tage mit Mittelte 5-9" lO-lP 12-13" mperaturen von 14-15", 16"|17'' 18» Gohrisch .... Hinterhermsdorf Georgen grün . . Reitzenhain . . 16 32 40 28 33,6 71,1 75,0 58,7 2 11 40 42 11 21 13 14 13 12 9 7 8 3 6 — 5 1 — 2 1- — 1 Man ersieht hieraus, wie die Reifezeit sich verlängert und die Wärmesumme sich vergrössert, je mehr die Zahl der Tage mit hohen Temperaturen abnimmt. Es ist also für den Eintritt der Reife nicht allein die Wärmesummu massgebend, sondern auch die Höhe der Tagestemperatur. Hiernach würde also für die Reifeperiode das Boussingault'sche Gesetz, dass die Dauer der Vegetation zu der mittleren Temperatur im umgekehrten Verhältnisse steht, keiue Gültigkeit haben. Krutzsch macht übrigens noch darauf aufmerksam, dass auch die Bodenwärme und Boden- feuchtigkeit den Eintritt der Reife zu beeinflussen scheint. Auf den anderen Stationen, welche in den vorstehenden Mittheilungen nicht berücksichtigt sind, wurde die Blüthezeit nicht beobachtet, bei diesen können also nur die ganzen Ve- getationszeiten vom selbstständigen Wachsthume an bis zur Reife verglichen werden. Station. Zeit. Tage. Wärme- Mitteltem- peratur. Hafer. Gohrisch Hinterhermsdorf . Hubeitusburg . . . Grillenburg 1. Saat n ^' 11 Rehefeld Georgengrün . . . Reitzenhain .... Sommerroggen. Gohrisch Hinterhermsdorf . Rehefeld Georgengrün . . . Reitzenhain .... 20. April bis 10. August 4. Mai „ 22. „ » 13. „ „ 29. Septbr. 19 n ^'J- 11 « 26. „ „ 10. Oktbr. „ 16. Septhr. 4, 9. 13. 16. 20. 5. 17. 20. April bis 7. August 2. Mai 22. 16. Mai bis 26. Septbr. 14. „ „ 30. „ 14. „ „ 24. „ 112 110 96 139 126 129 158 122 109 112 133 139 133 1227,62 1109,84 112.5,41 1440,47 1326,40 1113,10 1368,29 1074,28 1181,31 1113,24 1147,77 1304,61 1166,89 Diese unter einander so bedeutend abweichenden zeigen wie verschieden in dem kleinen Lande Sachsen 10 ",96 10",09 110,72 10 ",36 10 ",52 8 ",63 80,66 80,80 100,84 90,94 80,63*) 90,38 80,77 Zahlen die kli- *) Halbreif geerntet. Die Luft. 75 matischen Verliältnisse sind, an dem einen Orte wird der Ha- fer in 96 Tagen reif, an dem andern in 158 Tagen, am dritten Orte kommt er gar nicht zur Reife. Aus der Mitteltemperatur lässt sich dieser Unterschied nicht allein erklären , auch die Mittcltemperaturen der einzelnen Tage zeigten nach Ausweis der meteorologischen Tabellen keine grosse Differenz, wohl aber ergab sich ein nicht unerheblicher Unterschied bezüglich des Temperaturminimums, bis zu welchem sich die Luft in den einzelnen Nächten abkühlte. Die Anzahl der Tage mit niedri- gen Minimaltemperaturen war in Rehefeld weit bedeutender, als z. B. in Reitzenhain. Interessant ist noch die Beobachtung, dass in Grillenburg die erste Saat in Folge von Fiösten, welche dieselbe während der Keimungspeiiode trafen, 10 Tage später reifte, als die si)ätere Saat und eine um 13 Tage längere Vegetationszeit von der Keimung bis zur Reife hatte Auch dies scheint gegen die Vortheilhaftigkeit allzu früher Saaten zu sprechen. Untersuchungen zur Klima- und Bodenkunde mit uuter- Rücksicht auf die Vegetation, von H. Hoffmann.*). ^„1! K7ima'- — Die mit einer unermüdlichen Ausdauer ausgeführten Unter- u"d Boden suchungen des Verfassers führten denselben zu folgenden Schlussfolgerungen : I. Die Pflanzenareale haben einen (oder bisweilen meh- rere) Schöpfungscentren, unerklärbar bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft, wie die Schöpfung selbst; von hier aus ist ihr Areal allmählich bevölkert und ausgefüllt worden, ein Vor- gang, welcher in vorhistorischer Zeit begann und sich noch heute fortsetzt. H. Soweit nicht der Mensch störend eingreift, findet jede ' Pflanze hierbei zuletzt eine Grenze, welche sie nicht mehr überschreitet. ni. Diese Grenze ist bedingt 1) durch die Konfiguration der Länder und Meere, 2) durch das Klima. Was das letztere betrifft, so sind die Pflanzen in dieser Beziehung im Laufe von Generationen vielleicht unbegrenzt biegsam; aber sie erreichen die mögliche Grenze nur unter dem schützenden Einflüsse des Menschen, während sie, sich selbst überlassen, bereits an dem Punkte stehen bleiben, wo andere, dort einheimische. Pflanzen die klimatischen Bedingungen um ein Minimum günstiger finden. *) Beilage zur botanischen Zeitung. 1865. 76 Die Luft. IV. Die innere Ausfüllung eines Areals ist, so weit be- deutende Höhendifferenzen u. dgl. dabei in Betracht kommen, von denselben klimatischen Verhältnissen abhängig, im üebri- gen aber von der physikalischen Beschaffenheit des Bodens; die Pflanzenarten erfüllen das Gebiet so weit, als nicht andere Pflanzen, welchen die lokal gegebenen Bodenverhältnisse um ein Minimum günstiger sind, sie, als die relativ schwächeren, verdrängen und ihr erneutes Eindringen verhindern. Auch sie gedeihen nur unter der schützenden Obhut des Menschen, in- dem er ihre Feinde (das Unkraut) beseitigt, an anderen Stellen. Wir müssen uns darauf beschränken, aus den umfassenden Untersuchungen und Beobachtungen des Verfassers, den Früch- ten eines zwanzigjährigen Fleisses, nur das Wichtigste kurz zu resumiren: In Betreff des ersten Punktes bringt der Ver- fasser eine lange Reihe von Thatsachen bei, welche beweisen, dass sowohl aus der Tertiärzeit wie aus der Diluvialperiode lebende Pflanzen- und Thierformen sich herüber gerettet haben bis auf unsere Zeit. Wenn es auf diesem Wege, der auf die Urgeschichte unserer Erde zurückführt, auch nicht möglich ist, das G-eheimniss der lokalen Schöpfung zu lösen, so ist ein Zurückgehen auf die frühere Gestaltung des Landes doch wohl geeignet, wenigstens die jetzige eigenthümliche Form gewisser Areale zu erklären, welche sonst jeder wissenschaftlichen Be- trachtung unzugänglich schienen. Durch die Beschaffenheit von Klima und Boden lässt sich das Problem der geographi- schen Verbreitung der Pflanzen nicht allein erklären. Dies wird genügend durch die einfache Thatsache bewiesen, dass manche Gewächse an Orten, wo sie wildwachsend nicht vor- kommen, seit ihrer Einführung durch die Hand des Menschen als vegetabilische Eroberer aufgetreten sind und die einheimi- schen Pflanzen sogar verdi-ängt haben. Wie bereits in frühe- rer^ Zeit viele Forscher die Uebereinstimmung in der Flora und Fauna weit auseinander liegender Länder dadurch erklärt haben, dass sie für diese in einer früheren, längst vergange- nen Zeit eine Verbindung durch Festland voraussetzen, so fin- den sich nach Hoffmann auch in Spezialgebieten Andeutun- gen, welche auf ähnliche geologische Zustände — vorzeitliche Trennung oder Verbindung — hinweisen. Der Verfasser hat bereits iu eiuer früheren Arbeit nachgewiesen, dass Die Luft. 77 die heutige Wasserscheide zwischen Rhein (Wetterau) und Weser (Eder und Fulda) sich gleichzeitig als eine Pflanzenscheide für eine gewisse, nicht unbedeutende Anzahl von Gewächsen kundgiebt, was danuif hindeutet, dass nach dem Ende der Tertiärzeit ein grosser Rheinsee bis an die Nord- seite der Wetterau und in südlicher Richtung auf die Schweiz hinweisend, sich erstreckte, welcher in Folge der mittlerweile erhobenen Basalteruption des Vogelberges von den nördlicher liegenden Gegenden abgesperrt war. Auch Colin*) ist vor Kurzem durch seine Beobachtungen im Boberthale am Riesengebirge zu dem Schlüsse gekommen, dass zum Verständniss der heutigen Arealformen gewisser Pflanzenarten auf eine untergegangene oder verwischte Konfiguration des Landes zurückgegangen werden müsse. Schon oft ist es versucht worden, die Arealgrenzen der Gewächse durch klimatische Verhältnisse zu erklären, man hat sich bemüht, dieselben auf eine einfache klimatologische For- mel zurückzuführen, leider aber bisher mit wenig Erfolg, weil die drei Faktoren, welche das Klima bilden: meteorische Nie- derschläge, Temperaturvertheilung und Insolation in so man- nigfache Wechselwirkung treten, dass ein einfacher Ausdruck hierfür wenigstens zur Zeit nicht möglich ist. Am wenigsten Einfluss scheinen die meteorischen Niederschläge auf die Ve- getation auszuüben; Hoffmann zeigt, dass sowohl die Zahl der Regentage, wie die Höhe des Regenfalles für einen und denselben Ort beträchtlich diflferiren kann, ohne dass diese Schwankungen von einem sichtbaren Einflüsse wären, und dass selbst von Ort zu Ort anscheinend bedeutende Verschiedenhei- ten der mittleren Regenmenge keine entsprechende Differenzen in der Vegetation der beiden Orte bedingen. "Weit hervortre- tender ist der Einfluss der Wärme, und dies deshalb, weil die der Pflanze zugetheilte Wärme vollständig für vegetative Zwecke benutzt wird, ja ein Zuviel von Sonnenwärme (bei genügender Befeuchtung) kaum vorkommen kann; während dagegen die bei weitem grösste Menge des Wassers, welches im Bereiche einer Pflanze niederfällt, unverwerthet wieder den Flüssen zuströmt. Dur(;h eine kritische Erörterung eigener und fremder Beobach- tungen gelangt Hoffmann zu dem Schlüsse, dass die ursprüng- liche, namentlich von Humboldt vertretene Idee von der Be- deutung der Mitteltemperaturen durchaus ungenügend ist zur Erklärung der Arealgrenzen; dass dieselbe eine wesentliche *) Verhandlungen der botanischen Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. 1860. S. 48. Bonplaudia 1860, S. 139. 78 Die Luft. Verbesserung erfuhr durch die Griseb ach 'sehe umfassendere Auffassungsweise der Vegetationsliuien als Ausdruck einer man- nigfacheren Geltendmachung sehr verschiedener thermischer Effekte; dass weiterhin die Verwerthung der Temperatursura- men, wie sie von Boussingault und Fritzsch wesentlich verbessert und von A. de Candolle vertreten wird, einen entschiedenen Fortschritt bezeichnet, bei dem letzteren Forscher namentlich dadurch, dass derselbe die werthlosen niederen Tem- peraturen ausser Rechnung Hess und auf der anderen Seite die kompensatorische Bedeutung der Insolation wenigstens andeu- tend mit in Betracht zog, sowie die Wichtigkeit der Nieder- schläge für das Pflanzenleben berücksichtigte; dass aber hier- durch das Phänomen immer komplizirter geworden ist, während gleichzeitig das Verstäudniss an Wahrheit entschieden gewann, derart, dass von nun an alle Bemühungen, zu jenen einfachen Vorstellungen zurückzukehren, als fruchtlos erscheinen müssen und der richtige Weg für die Zukunft deutlich vorgezeichnet ist, wenn schon gleichzeitig unverkennbar hervortritt, dass die bisherigen meteorologischen Beobachtungsweisen einer gründ- lichen Umgestaltung bedürftig sind. Indem also Hoff mann der Ansicht ist, dass das komplizirte Phänomen des pflanzen- geographischen Areales einer Spezies nicht durch eine einfache klimatologische Formel zu erklären ist, stellt er es trotzdem nicht in Abrede, dass es nicht in Zukunft bei verbesserter me- teorologischer und phänologischer Beobachtungsweise gelingen sollte, die Arealgrenzon für gewisse Pflanzen klimatologisch in befriedigender Weise zu erklären. Seiner Ansicht nach giebt es Arealgrenzen, welche eine klimatologische Begründung ha- ben, und andere, wo die Grenze rein zufällig ist, wie ein Fluss oder ein Meer bei mangelnder Wanderung durch Menschen- hülfe u. dei'gl. Hoffmann hat die Gründe weiter erörtert, weshalb eine einfache Beobachtung der Temperatursummen nicht ausreichend ist zur Erklärung der geographischen Verbreitung der Pflan- zen. Man kann daraus die Höhe und die Dauer einer gewis- sen Temperatur, auf welche es zunächst ankommt, keineswegs bemessen. Innerhalb der Polarkreise macht sich besonders auch der Einfluss der Insolation geltend und für niedere Brei- ten bewirkt die unwandelbare Beständigkeit der Temperatur Die Luft. 79 ganz analoge Anomalien. Für eine und dieselbe Pflanze be- rechnen sich in verschiedenen Jahren selbst bei gleichem Stand- orte sehr verschiedene Temperatursummen. Dies liegt weniger darin, dass die Wärme ungleich wirkte, als darin, dass durch Eintreten kalter Witterung nach dem Erwachen der Vegetation diese sehr bedeutend verzögert wird, namentlich ist dies bei Frösten der Fall. Interessant sind die Beobachtungen Hoff- mann's über die bleibende Aenderung des gesammten Vege- tationstypus bei bleibender Einwirkung der Temperatur. Er zeigt, dass bei manchen Gewächsen, Vitis vinifera, Amygdalus, Quercus, Ligustrum vulgare, Prunus etc. die Winterruhe durch Versetzung in wärmere Gegenden oder durch künstliche Wärme verkürzt oder ganz aufgehoben wird. Doch ist es wahrschein- lich, dass diese wunderbare Akkomodation erst im Laufe von mehreren Vegetationen zu Stande kommt. An Hex Aquifolium zeigt Ho ff mann, wie nicht die Zunahme der Winterkälte die Begrenzung bedingt, sondern die inkonstanten, in grossen Ex- tremen schwankenden Temperaturen des Nachwinters und Früh- lings. Eine länger liegende Schneedecke im Gebirge bewirkt, dass dort Pflanzen ausdauern, welche im flachen Lande bei fehlender Schneedecke während der wechselnden Witterung des Frühlings zu Grunde gehen. Von Einfluss ist hierbei mit, dass die Temperaturextreme und zwar ihre Schwankungen nach unten, gleichfalls mit der Höhe des Landes abnehmen, was Hoff mann durch Beobachtungsresultate belegt. Bezüglich der Fruchtreifong, wozu ein warmer Sommer gehört, stehen die Gebirgslagen gegen das flache Land zurück. Das Erfrieren der Pflanzen findet in der Regel nicht im Winter statt, sondern erst beim Erwachen der Vegetation oder im Vorwinter. Bei Obstbäumen steht das Missrathen der Ernte in einer direkten Beziehung zu dem Auftreten von Frösten während der Blüthezeit. Die Abhängigkeit der Pflanzen von der chemischen und physischen Beschaffenheit des Bodens hat der Verfasser in doppelter Richtung zu erforschen sich bestrebt, einerseits durch Analysirung originaler Bodenproben vom Standorte der betref- fenden Pflanzen, anderseits durch Kulturversuche mit densel- ben Pflanzen in künstlich hergerichteten Bodenarten. Der Ver- fasser hat in der Rheinpfalz die Verbreitung mehrerer wild- wachsenden Pflanzen durch eine lansre Reihe von Jahren ver- 30 Die Luft. folgt und nicht weniger als 177 Erd- und Gesteinsarten gesam- melt, welche für das Vorkommen oder Nichtvorkommen dieser oder jener Pflanzen charakteristisch sind. Bei der chemischen Analyse der Bodenproben wurde zunächst nur der Kalkgehalt berücksichtigt. Es ergab sich hierbei, dass Kalkpflanzen im chemischen Sinne nicht existiren, indem die Pflanzen, welche allgemein für kalkanzeigend gehalten werden, wie Bupleurum falcatum, Dianthus Carthusianorum, Prunella grandiflora, Sedum album weder im Mittel aller Analysen einen grösseren Kalk- gehalt des Bodens voraussetzen, noch auch im Einzelnen ir- gendwie übereinstimmende Ergebnisse erkennen lassen; sie kommen eben auf Erden vor, deren Kalkgehalt von schwachen, eben noch messbaren Spuren bis zu mehreren Prozenten schwan- ken kann. Gerade dieselben Schwankungen des Kalkgehalts zeigen sich auch bei Böden, auf welchen, wie man vermuthen sollte, die betreffenden Pflanzen dem allgemeinen Charakter nach vorkommen könnten, in der That aber fehlen; endlich zeigen die sogenannten bodenvagen Pflanzen ganz dieselben Schwankungen des Kalkgehalts im Boden. Ebenso wenig be- stätigte sich die Vermuthung, dass in kalkarmen Bodenarten eine Vertretung des Kalks durch Magnesia stattfinde. Hoff- mann hält den grösseren oder geringeren Kalkgehalt des Bo- dens für ganz irrelevant für den Kalkgehalt der Pflanzen, in- dem dieselben Zeit und Mittel haben, selbst aus einem äusserst kalkarmen Boden allen ihnen nöthigen Kalk zu gewinnen. Dies zeigten die Kalkbestimmungen in den Aschen von Bupleurum falcatum, welche Pflanze in vier verschiedenen Bodenarten kultivirt worden war. ^ . , . , Prozent der Asche. Auf Sandstein gewachsen 20,5 Kalk, B,7 Magnesia. Auf Kalkstein gewachsen 17,9 „ 9,5 „ Auf kalkarmer Gartenerde gewachsen 20,4 „ — „ Auf Kalkstein gewachsen, älter .... 23,2 „ — „ Auch die Existenz der sogenannten Kali- und Kieselpflan- zen bezweifelt Hoffmann, dagegenhält eres für wahrschein- lich, dass es Salzpflanzen giebt, welche ganz entschieden einen grösseren Salzgehalt im Substrate verlangen. Weit mehr wie von der chemischen Beschafl'enheit des Bodens ist das Gedeihen der Pflanzen von der physischen Beschaffenheit, namentlich von der Porosität und der wasser- Die Luft. 81 haltenden Kral't al)liängig. HuITniann fand, dass Euphorbia Cyparissias und rruncUa grandiHora, zwei Pflanzen, welche auf sehr verschiedenen Standorten zu wachsen pflegen, in der Po- rosität ihrer Böden nur einen sehr wenig erheblichen Unterschied erkennen Hessen, ebenso die anderen. Es zeigte sich über- haupt, dass die Porosität der verschiedenen Brdarten zu wenig verschieden ist, um für das Vorkommen der bodeusteten und bodenvagen Pflanzen eine nachweisbare Bedeutung zu haben, wenn auch vielleicht anzunehmen ist, dass diese Eigenschaft des Bodens nicht ohne P]influss auf die spontane Vegetation ist. Bedeutender ist der Einfluss der Wasserkapazität; als Mit- telzahlcn der langen Reihe von Bestimmungen fand der Ver- fasser, dass für die nachstehenden Pflanzen die beigefügten Wasserkapazitäten charakteristisch sind. Wasser- Vorkoriimcn von Fehlen von Kapazität. 1,9 Sedum album. 2,1 — Sedum album. 2,3 — Asperula cynanchica. 2,6 Euphorbia Cyparissias. Euphorbia Cyparissias. 2,6 Bupleurum falcat. . — 2,7 — Falcaria Rivini. 2,8 — Bupleurum falcat. 2,8 Gartenerde — 2,8 — Eryngium campestre. 3,0 Pteris aquilina. — 3,0 Dianthus Carthusiauorum. Dianthus Carthusiauorum. 3,1 Coronilla varia. — 3,1 Prunella grandiflora. Prunella grandiflora. 3,2 Medic;igo falcata — 3,2 Asperula cynancliica. — 3,3 Eryngium campestre. Falcaria Rivini. — 3,5 — Zur Bestimmung der wasserhaltenden Kraft wurden 25 bis 50 Grm. der lufttrocknen Erden mit 4 Par. KubikzoU Wasser eine Stunde digerirt, dann abfiltrirt und das Filtrat gemessen. Die Difl'erenz ergab das absorbirte Wasser, welches alsdann auf 100 Grm. Erde berechnet wurde ; die Angaben der Tabelle bezeichnen mithin KubikzoUe. Eine Bestätigung der vorstehenden Skala findet Hoffmann ausser in der notorischen Abhängigkeit des Vorkommens ge- wisser Pflanzen von dem Feuchtigkeitsgehalte des Standortes auch in dem gesellschaftlichen Vorkommen mehrerer dieser Pflanzen, die bezüglich der wasserhaltenden Kraft gleiche An- sprüche an den Boden machen. So kommen Prunella grandi- J»br«!8bericht. VIII. ß 32 Die Luft. flora und Dianthus Carthusianorura häufig zusammen vor, wäh- rend die extremen Pflanzen: Euphorbia mit Asperula, Sedum mit Eryngium oder Prunella mit ßupleurum selten kombiniren. Gelegentlich kommen jedoch Ausnahmen von dieser Regel vor, was also eine grosse Streckbarkeit der einen oder der ande- ren dieser Spezies andeutet, andererseits ergab die Untersu- chung negativer Erdproben nicht immer einen beträchtlichen Unterschied in der Wasserkapazität, gegenülter den Erden, auf welchen die betreifende Pflanze gefunden wurde. Die Was- serkapazität entscheidet also nicht ausschliesslich über das Vor- kommen einer Pflanze, ihre Bedeutung für die Pflanzen liegt nicht allein in der hierdurch bedingten Kontinuität der Wasser- zufuhr zu den Wurzeln, sondern auch darin, dass diese Ver- hältnisse den grössten Einfluss auf die Erwärmbarkeit des Bo- dens haben müssen, was Hoffmann durch Thermometerbeob- achtungen in drainirtem und undrainirtem Felde und durch Beobachtungen über den Eintritt der Blüthe von Collinsia bi- color und Adonis aestivalis belegt. Die wasserhaltende Kraft steht in Beziehung zur Durchnässbarkeit und Durchlassfähig- keit, zur Gasaufnahme und damit zur Verwitterung und zur Leitung der Wärme. Wenn nun auch nach dem Vorhergehen- den anzunehmen ist, dass nicht in der chemischen Qualität, sondern in den physikalischen Verhältnissen des Bodens das spezifisch Bestimmende für die einzelnen bodensteten Pflanzen zu suchen ist, so kommt doch schliesslich wieder die chemische Konstitution des Bodens in Betracht, so weit diese bei den meisten Bodenarten die physische Beschaffenheit bedingt. Hoffmann theilt, nach T hur mann 's Vorgange, die Pflanzen ein in ubiquistische, hygrophile (feuchten Boden liebende) und xerophile (trocknen Boden liebende); er gelangt hierdurch zu der alten Eintheilung der Bodenarten in leichte, schwere, warme, kalte, nasse, trockne u. s. w. zurück und nimmt für sich nur den Fortschritt in Anspruch, diese Bezeichnungsformen auf ihren wahren Werth zurückgcfülirt und ilnien eine wissen- schaftliche Bedeutung, ein Verständniss untergelegt zu habeu. Man kann sich hiernach die ganze Summe der physikalischen Verhält- nisse eines Bodens, auf welchem eine wildwachsende Pflanze wächst und Bich bleibend erhält, in einer Art von labilem Gleichgewicht denken. Jede Störung der äusseren Verhältnisse bedingt eine Aenderung, aber nur wenn sie bleibend ist, ein Uebergewicht, welches, wenn auch langsam, zuletzt Die Luft. 83 doch dahin führt, dass die urspriiiighchc Plhuize diircJi andere verdrangt wird. Wird dagegen durcli die Hand des Menschen das Ueherhandnehmen der eindringenden Pflanzen (die Verunkrautung) verhindert, so gelingt es, die Pflanzen, wie Iloffniann durch Kulturversuchc nachgewiesen hat, auch unter ungünstigeren Verhältnissen zu erhalten, ihr wildes Vorkommen setzt dagegen ein Maximum von günstigen Verhältnissen voraus. Wir erwähnen endlich noch folgende Abhandlungen : The air wc breatho, by Cuthb. W. Johnson.') Observations ozonometriques, par Berigny. ^) Meteorologie ai)pli(iuee a l'agriculturc, par Leroy.^j Meteorology. Its influence on agriculture. ') Des forets et de leur influence sur les climats, par Becquerel. ^) Die Wittcrungserscheinungen des nördlichen Deutschlands im Zeit- räume von 1858 bis 18(Jo.^) Der Eisbruch und der Winterhauch, von Grunert. ~) Der Moorrauch, von L. Immen ^); über dasselbe Thema, von G. Karsten. !*} Der Einfluss der Wälder auf Klima, Kultur der Länder, Wohlstand und Sitten der Menschen, von v. Pannewitz. '") Ueber die Witterung des Jahres 18G4 und des Winters von 1804—65, von H. W. Dove.") Der Regenfall im Walde, von Nurdlinger. '•^) Ueber die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche, von Witte. '3) Ueber den Zusammenhang der Witterung mit der Laudwirthschaft. '^) Ein Beitrag zur Witterungskundc. '■') Mark lane express. 1864. Nr. 1759. Compt. rend. Bd. 59, S. 537. Journal de la societe centrale d'agriculture. 1865. S. 26. Mark lane express. Bd. 34, Nr. 1745. Compt. rend. Bd. 60, S. 1049. Annalen der Landwirthschaft Bd. 45, S. 348. Forstliche Blätter. 1864. S 160. Mittheilungen des landwirthsch. Provinzial-Vereins für Stade. 1864. Landwirthsch. Wochenblatt für Schleswig-Holstein etc. 1865. S. 17. Schlesische landwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 85. Zeitschrift des preussischen statistischen Burcau's. 1865. S. 93. Kritische Blätter für Jagd- und Forstwissenschaft. Bd. 48, S. 256. Zeitschrift für die gcsammten Naturwissenschaften Bd. 26, S. 97. Zeitschrift für deutsche Landwirthe. 1865. S. ,306. Landwirthsch. Wochenblatt für Schleswig-Holstein etc. 1865. S. 225. 84 Rückblick. Rückblick. Chemische Untersuchungen über die Bestandtheile des Luftmeeres und deren Verhalten sind im verflossenen Jahre nicht ausgeführt worden; wir haben nur über eine Beobachtung von Violette und de Gernez zu be- richten gehabt, welche es wahrscheinlich macht, dass das bereits von an- deren Chemikern im Regenwasser gefundene schwefelsaure Natron einen konstanten Bestandtheil der Atmosphäre bildet. Desto grösser ist die Zahl der meteorologischen Untersuchungen, deren Ergebnisse wir in hergebrach- ter Weise diesem Abschnitte unseres Berichtes einverleibt haben. Wir haben zunächst eine Bestätigung der von Nöllner, Mohr u. anderen beobach- teten Erscheinung mitgetheilt, dass unter Umständen das Regenwasser in der Atmosphäre bis unter Null Grad erkalten kann und dann beim Herab- kommen auf die Erde sogleich gefriert; Alex. Müller hatte Gelegenheit, diese Beobachtung in Schweden zu machen. — Das Phänomen der Hagel- bildung ist noch immer nicht endgültig erklärt, doch erscheint es wahr- scheinlich, dass bedeutende Temperaturdifferenzen in den Luftströmungen dabei die Hauptrolle spielen. — Ueber den Einfluss des Waldes auf die Witterung liegt eine umfassende Arbeit von Berger voi", welche die man- nigfachen Beaiehungen des Waldes zu den klimatischen Verhältnissen sei- ner Umgebung behandelt. Bezüglich der Einwirkung des Waldes auf die Temperaturverhältnisse schliesst der Verfasser sich der Ansicht von H. Krutzsch an, dass der Wald die Temperaturextreme abstumpft. Die Aus- trocknung im Innern des Waldes wird durch die Abhaltung der direkten Einwirkung der Sonnenstrahlen und der austrocknenden Luftströmungen beschränkt, andererseits veranlassen die durch den Wechsel von Wald und Feld hervorgerufenen Luftströmungen Thau- und Regenniederschläge, be- wirken aber dadurch zugleich eine raschere Austrocknung der Umgebung des Waldes. Hieraus erklärt sich, warum die Vegetation am AValdessaume so leicht durch Dürre leidet und warum nach Dove und Desor die in Nordamerika sich ansiedelnden deutschen Frauen, trotz der grossen Regen- menge, über das schnelle Trocknen der Wäsche in angenehmes Erstaunen und über das schnelle Austrocknen des Brotes in Verzweiflung gerathen, warum dort die Eisblumen an den Fenstern fehlen, die Wiener Flügel bald durch Austrocknen verlieren etc. Auch niedere Vegetationsüberzüge und Städte wirken nach dem Verfasser auf die meteorischen Niederschläge ein; in letzter Beziehung ist besonders die Beobachtung von Espy interessant, dass mit der grossartigen Entwickelung der Fabrikindustrie die Zahl der Niederschläge in Manchester sehr erheblich gesteigert worden ist. — H. Krutzsch besprach den Einfluss der Witterungsverhältnisse des Jahres 1864 auf das Pflanzenwachsthum an einigen Orten in Sachsen. Die beträcht- lichen Unterschiede in der Meereshöhe der Bcobachtungsorte (2000 Fuss) bedingten sehr bedeutende Verschiedenartigkeiten in der Entwickelung der Pflanzen, welche jedoch nicht allein von der Temperatur derartig abhängig sich zeigen, dass das Bons sin gault 'sehe Gesetz, nach welchem die Dauer der Vegetationspei'iode im umgekehrten Verhältniss zur mittleren Tempe- ratur stehen soll, überall bestätigt würde. Ueberhaupt erscheint es auch nach H. Ho f f manu' s Untersuchungen mindestens zur Zeit unmöglich, den Einfluss der klimatischen Verhältnisse auf das Pflanzenwachsthum auf eine Rückblick. 85 einfache klimatologische Formel zurückzuführen; -^ sehen, dass nicht — ■wie man früher wohl angenommen hat — die Wärmesurame, noch die Höhe der Mitteltemperatur allein massgebend ist, für den Eintritt der Reife ist vielmehr ein bestimmtes Temperaturminimum unumgänglich nothwendig, ebenso ergiebt sich aus den Beobachtungen von Krutzsch, dass ein Hin- abgehen der Temperatur unter Null Grad die Vegetation auf längere Zeit retardirt. Nicht minder einflussreich für das Pflanzenwachsthum sind die Regenverhältnisse und, wie bereits von Schub eler u. and. nachgewiesen wurde, die Insolation. Wenn sich nun auch zur Zeit der Einfluss dieser verschiedenen, das Klima bedingenden Faktoren auf das Pflanzenwachs- thum noch nicht genau würdigen lässt, so ist doch durch die in Sachsen von Krutzsch eingeführte philnologische Beobachtungsweise neben der eigentlich meteorologischen der richtige Weg für die hierauf bezüglichen Untersuchungen angezeigt und es ist von diesen auch eine wesentliche För- derung landwirthschaftlicher Zwecke zu erwarten. — Hoffmann's Unter- suchungen beziehen sich auf die Erscheinungen bei der spontanen Vegeta- tion; erzeigt, dass auch für die wildwachsenden Pflanzen eine Begrenzung hinsichtlich ihrer geographischen Verbreitung durch die klimatischen Ver- hältnisse nicht überall nachweisbar ist. Auch die chemische Bodenbeschaf- fenheit sieht Ho ff mann nicht als massgebend für die spontane Bedeckung des Bodens mit Pflanzen an, sondern er schreibt vielmehr den Hauptein- fluss der Wasserkapazität des Bodens und überhaupt der physischen Be- schaffenheit desselben zu. Die geographische Verbreitung einer l)estimmten Pflanze wird ausserdem noch durch das Schöpfungscentrum, d. h. die Oert- lichkeit, von der aus die Pflanze sich verbreitete, und die in der Konfigu- ration der Länder und Meere liegenden Hindernisse bedingt, welche der weiteren Verbreitung der Pflanze eine Grenze setzen. Literatur. Dell' ozono, di Giov. Ferd. Rubini. Triest, Coen. Resultate der auf der königlichen meteorologischen Station Torgau in den Jahren 1848 — 1864 gemachten Beobachtungen, von Prof. J. A. Arndt Torgau, Jakob. Vergleichende Untersuchungen über den Wachstbumsgang und Ertrag der Rothbnche und Eiche im Spessart, der Rothbucbe im iistlicben Weser- gebirge, der Kiefer in Pommern und der Weisstanne im Schwarzwalde, von Robert Hartig. Stuttgart, Cotta. Die Wetterpropheten und die Wetterprophezeiungen, oder: Ist die Kunst, das Wetter vorbei zubestimmeu, entdeckt oder nirht? von Herrm. J. Klein. Neuwied, Heuser. 86 Literatur. Supplemeut zur MimatograpLiscIieu Uebersicht der Erde, von Adolf Mühry. Leipzig, C. F. Winter. Uebersichten der Witterung in Oesterreich und einigen auswärtigen Statio- nen im .Jahre 18G3. Wien, Braumüller. Beiträge zur Meteorologie und Klimatologie von Mittel-Amerika, von Mor. Wagner. Jena, Frommann. Was in der Luft vorgeht. Populäre Vorträge über Luftdruck, LuftschilT- fahrt und Meteorologie, von F, Feilsch. Berlin, Si)ringer. Ergebnisse mehrjähriger Beobachtungen über die periodischen Erschei- nungen in der Flora und Fauna Wiens, von Karl Fritsch. Wien, Ge- rolds Sohn. Ueber die mit der Höhe zunehmende Temperatur der untersten Luft- schichten, von Karl Fritsch. Wien, Gerolds Sohn. üeber unsere Kenntniss von den Ursachen der Erscheinungen in der or- ganischen Natur, von Huxley. Aus dem Englischen von Carl Vogt. Braunschweig, Vieweg & Sohn. Handbuch der Witterungskunde, von G. A. Jahn. Leipzig, Senf. Klimatologie von Böhmen, von Karl Kreil. Wien, Gerolds Sohn. Meteorologische Al)handlungen, von Gust. Ed. Lösche. Dresden, Mein- hold & Söhne. Ueber die Messung der Luftfeuchtigkeit, zur richtigen Würdigung der Kli- mate, von R. von Vivenot. Wien, Seidel & Sohn. Astra castra: experiments and adventures in the atmosphere, by Hattou Turner. London. Observations made at the magnetical and meteorological observatory ad Trinity coUege, by H, Lloyd. Duldin. — -M^^ja&y^M- Die Pflanze. Nähere Pflanzenbestandtlieile und Asclien- Analysen. U e b e r den Gehalt der Pflanzen a n A m m o n i a k und oehait der Salpetersäure, von A. Hosäus.^) — Anschliessend an p"^"'«" " t ' ' Ammoniak seine früheren Ai'])oitcn über diesen Gegenstand**), unternahm uüd sai- der Verfasser neuerdings eine Untersuchung über das Verhal- p«««"aure. ten des Ammoniaks und der Salpetersäure während der Vege- tation der Pflanzen. Es dienten dazu zunächst Roggen-, Wei- zen- und Gerstenpflanzen, welche in einem und demselben tho- nigen Sandboden gewachsen waren, und Haferpflanzen von einem in guter Kultur stehenden schweren Thonboden. In der ersten Entwickelungsperiodc gelangten die Pflanzen ungetheilt zur Untersuchung, später wurden die einzelnen Pflanzentheile getrennt analysirt. Nachstehende Zusammenstellung giebt eine tabellarische Uebersicht über die erlangten Resultate, das Am- moniak und die Salpetersäure sind darin für die trocknen Sub- stanzen berechnet, zugleich ist das Verhältniss zwischen dem in der Form von Ammoniak und in der Form von Salpeter- säure vorhandenen Stickstoff und der Wassergehalt der frischen Substanzen mit aufgefülirt. *) Zeitschrift für deutsche Landwirthe. 1865, S. 97. **) Jahresbericht. VII. Jahrgang, S. 84. 88 Nähere Pflanzenbesiandtheile und Aschenanalysen. S-4 Ol +j ,£5 -tj a W " O ^ QJ eS 2 'S -^ N »^ ^ -r -. JTfcc • t-l 00 »o o •-C ir; t— vT: IC oö'oö^cT c^ma5TH^oooco(MOOTHt~inoo CO --D CO lo i^o t>Tfiir5co:oai«coi-*'*i ö~cro"o"o"T-ro"o o~o o"o"o"o o o aoi7JiO'XOtDO'*^'-i--r>i-i«ri'S* -x>c a cä 2 W) c4-0 fe c« a> , a P a 'Tl OS p— « -*J «3 'S . 0 1 1 1 !M 1 .-I s3 £ (>r ö ' o~o ö'o^ C 0 p cö C/2 ^ *-■ -SÄ -S ^ Ö ^ -' -H CO 'MiOCO X lO CD d CM <:0 CO r- C^ s a < CJ CJ lO 1 55 GOTfi 1 xi er» CO CO CO t^ CO-* CO oS C4 ^10^ 1 1— 1 CO i— ' 1 0 ^J i fs a s 'S s :Cä ^^ M 0 CQ '3 Ol a cn 0 _bp 3 ci N a 4) 0 ^ c;:^'a a> -^ 2 > \3 1^ a QJ « fl ä 3 .— «j a . e« a et, s WS 11 w^ cß q; S CO •^ cn a a CD «^ a Cß c« 3 3 '0 3 SP -3 "5 -^ bjo 3 iS'» CO ^ ööö liJ (M(M Cl ■-I CO CO CO 4> ^ 00 - lO >0 O O^O O Iß O, lO, ö" cT o cTiO o t^ö" T-T CO CO t-co'-i? t^co-* CO W 'S> CO CO 05 Tji O -XI (M ■* O o -^i^ oo^o r-i^co in (M GT) Or-I t- — i o O lO 1 CO-* 1 rv) 1— ( CO0O(M 1 iClT-< tH c^ ö"oo oo >o lO N "5 < s a a -< s 1=, •~^ cS ;^ cS q3 ^ fl PM aj a !^ a -; *f "C .,4 a e, CS CS -< ^ a ^ od CO jä (N (M (N a^a > 4) « =-' . -^ b 2 o rt a o, ^ »-'S r4 ,^ <" «3 r'^ja CS =3 H cs^ f^ o a a "a ^ i-s 1-5 ü ^ ö 92 Nähere Pflanzeabestandtheile und Ascheuanalysen. Auch bei diesen Pflanzen war der Gehalt an Ammoniak und Salpetersäure im Mai vor dem Beginne der Fruchtbildung am grössten. Im Juni bei der Bildung der Samen nahm er bedeutend ab, um bei der völligen Reife wieder etwas höher zu steigen. Endlich unternahm der Verfasser noch einige Bestimmun- gen bei der Schwertlilie (Iris germanica L.) , der Hauszwiebel (Allium Cepa L.) und dem Porre (Alhum Porrum). Es wurden hierbei folgende Mengen von Ammoniak und Salpetersäure ge- funden. j Amrao- I Salpeter- I niak. säure. i Prozent. I Prozent. Im Juni untersucht. Allium Cepa, Hauszwiebel. Allium Porrum, Porre. • . Iris germanica, Schwertlilie. Blätter . . . Zwiebol . . Blätter . . . Zwiebel . . Blätter . . . Wurzelstock 0,079 0,106 0,10G 0,159 0,079 0,10G 0,106 0,053 0,159 0,185 0,079 0,079 0,337 0,168 0,252 0,252 0,252 0,084 Im Oktober untersucht. Allium Cepa Blätter . . . Zwiebel . . Allium Porrum Blätter . . . Zwiebel . . Iris germanica Blätter . . . Wurzelstock Hiernach ergaben die im Juni ausgeführten Bestimmungen in den analysirten Liliaceen und der Iris einen nicht unbeträcht- lichen Gehalt an Salpetersäure, während die im Oktober ge- machten Untersuchungen die frühere Beobachtung*) bestätig- ten, dass im Herbste, also am Ende der Vegetationszeit, diese Pflanzen frei sind von Salpetersäure. Diese interessanten Untersuchungen lassen über die physiologische Bedeutung des Ammoniaks und der Salpetersäure keinen Zweifel, der re- lative Gehalt der Pflanzen an diesen beiden Verbindungen variirt beträcht- lich, im Allgemeinen ist ihre Menge beim Beginne der Vegetation am gros- sesten, später scheint dieselbe um so mehr abzunehmen, je lebhafter der Vegetationsprozess und damit der Verbrauch der Pflanzen ist, bis mit be- ginnender Reife der Gehalt wieder steigt. Um die physiologische Rolle, welche jeder dieser beiden StickstoffVerbindungen im Pllanzenlebeu zu- kommt, genauer festzustellen, wird es weiterer Untersuchungen bedürfen, *) Vergl. Jahresbericht. VII. Jahrgang, S. 85. I'flan7,en- schleime. Nähere Pflanzenbestandtheilc und Aschenanalysen. 93 ebenso lassen uns die vorliegenden Untersuchungen noch im Unklaren dar- über, ob in genetischer Beziehung ein Zusaninienliang zwischen den beiden Stickstoffverbindungen besteht, so zwar, dass in den Pflanzen die eine in die andere übergeführt wird, oder ob beide direkt an der Bildung der or- ganischen stickstoffhaltigen Pflanzenbestandtheile sich betheiligen können. Endlich dürfte aber auch eine genaue Prüfung der angewendeten analyti- schen Methoden dringend nothwcndig sein, da die gefundenen Mengen von Salpetersäure und Ammoniak theilweise so hoch sind, dass ein Zweifel an der Präexistenz so grosser Mengen dieser Stoffe in den Pflanzen nicht ungerechtfertigt erscheint. lieber die Pflaiizensclileimc hat A.B. Frank*) Un- ueber di« tcrsuchiingen ausgeführt, aus denen hervorgeht, dass diese Kör- per zum Theil dem Gummi angereiht werden müssen, wenn die Erzeugung von Schleimsäure durch Salpetersäure und die Un- fähigkeit, durch Jod und Schwefelsäure blau gefärbt zu wer- den, als Unterscheidimgsraerkmale des G-ummi's von der Zellu- lose betrachtet werden. Zugleich ergiebt sich aus den Unter- suchungen, dass es nothwcndig ist, die Unlöslichkeit in Wasser und das Auftreten als organisirte Membran nicht mehr als Cha- rakteristikum der Zellulose anzusehen. Das Verhalten der Pflanzenschleime gegen Wasser ist nicht geeignet, eine chemische Eintheilimg derselben darauf zu gründen, denn ein und derselbe Körper kann aus einer löslichen und einer unlöslichen Modifi- kation gemengt in der Pflanze auftreten, die Verwandtschaft eines und desselben dieser Körper zu Wasser kann künstlich erhöht werden, endlich finden vielfache Uebergänge zwischen Lösung und Aufquellung statt. Die unorganischen Bestandtheile der Schleimstofife haben auf deren Eigenschaften nicht den min- desten Einfluss, sie sind mitliin als zufällige Beimengungen zu betrachten, und es ist deshalb ungerechtfertigt, mit Schmidt allen diesen Körpern einen gleichen Grundstofi", der durch Ver- bindung mit unorganischen Substanzen die abweichenden Eigen- schaften der ersteren annehmen soll, zuzuschreiben. Diese Eigenthümlichkciten sind vielmehr als in der Konstitution des organischen Körpers selbst begründet anzunehmen und es scheint sich in der Gruppe der Pflanzenschleime ein ähnlicher Reich- thum an Isomericn zu eröffnen, wie in der Familie der Kohlen- wasserstoffe. Die Pflanzenschleime werden bald als Umwand- lungsprodukte der Zellmembran gewisser Gewebe von den ♦) Erdmann's Journal Bd. 95, S. 479. 94 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. Pflanzen ausgeschieden, bald stellen sie die Verdickungsschich- ten gewisser im organischen Zusammenliange mit der Pflanze verharrender Zellen dar, bald sind sie im Zellinhalte und bald in Interzellularkanälen enthalten. Aus den umfangreichen Untersuchungen des Verfassers über die einzelnen Pflanzenschleime heben wir nur Folgendes hervor. Tragant h. — Der Traganth ist nicht als ein beson- derer chemischer Körper, sondern im wesentlichen als ein des- organisirtes Pflanzengewebe zu betrachten, dessen Zellen zum Theil aus Zellulose bestehen, und gewöhnlich noch mit ihrem Zellinhalte verselien, zum Theil aber in Gummi umgewandelt sind, welches in einer löslichen und in einer nur aufquellenden an der Bildung der Zellmembran noch betheiligten Modifikation auftritt. Der Aschengehalt des Traganths Hess sich durch Vertheilen in salzsäurehaltigem "Wasser und Ausfällen mit Al- kohol bis auf 0,63 Proz. herabmindern, ohne dass hierdurch die Eigenschaften desselben im mindesten verändert wurden. Kützing erkannte zuerst, dass der Traganth orgauisirt ist, ihm zu- folge besteht derselbe aus einer äusseren dicken Zellwand in mehreren Schichten von Bassorin, aus Gelin (Zellulose) die innerste zarte Zelle dar- stellend, und den in letzterer enthaltenen Amj'lonkörnchen. Von Mo hl zeigte später, dass die aufquellende Substanz durch eine Umwandlung der Zellmembranen entsteht, welche die Zellen des Markes und der Mark- strahlen von ihrer Perij^herie aus nach innen fortschreitend erleiden. Frank bemerkt hierzu, dass wahrscheinlich ein Theil des Traganths aus dem Pflanzensafte sezernirt werde. Kirs chgum mi. — Dieser Körper stimmt in seinen wesent- lichsten Eigenschaften mit dem Gummi des Traganths überein, auch tritt er wie dieses in einer löslichen und in einer blos aufquellbaren Modifikation auf. Wiegand hält das Kirschgummi ebenfalls für ein Umwandlungspro- diikt des Zellgewebes, und zwar können sich nach ihm sowohl die Wände der Gefässe, als auch ein in abnormer Menge im Heizkörper gebildetes llolzparcnchym, als endlich auch Rinde- und Bastgewebe in Gummi um- wandelo. Auch hierbei nimmt Frank einen theil weisen sekretionellen Ursprung des Gummis aus den Pflanzensäften an und behauptet zugleich, dass auch die sekundäre Membran der Uulzfasern eine Desorganisation in Gummi erleiden könne. Leinsamenschleim. — Der Leiusamenschleim löst sich in kaltem Wasser nur unvollständig auf, er stellt die sekundäre Membran der oberflächlichen Zellen des Samens dar, welche der äusseren und der inneren Wand der Zelle in solcher Mächtig- Nähere Pflanzenbestandtheile und Asclienanalysen. 95 keit aufgelagert ist, dass im ausoehildctcii Zustande nur eine sehr enge, oft kaum sichtbare Höhle in der Mitte der Zelle übrig bleibt, im jugendlichen Zustande bestehen diese Zellen nur aus den dünnen pi'imärcn Membranen, welche nicht auf- quellen und mit Jod und Schwefelsäure sich Ijlau färben, und sind um diese Zeit dicht mit Stärkekörnern erfüllt, welche spä- ter in dem Masse, als sich die schleimigen Vcrdickungsscliich- ten ablagern, wieder verschwinden, so dass sie vielleicht das Material /Air Bildung der letzteren liefern. Plohsamenschleim. — Diese Substanz bildet in kaltem Wasser eine zähe Gallertc, die von heissem Wasser gelöst wird; sie stellt ebenfalls die sekundäre Membran der oberfläch- lichen Zellen des Samens dar, gehört aber hier nur der Aussen- wand an, zeigt eine schichtcuföi"mige Struktur und füllt gewöhn- lich die Zelle bis zum Verschwinden des Lumens aus. Althäaschleira. — Völlig in kaliem Wasser löslich. In der Altheewurzel flnden sich zwischen dünnwandigen mit Stärkemehl augefüllten Zellen die fast ganz mit Schleim aus- gefüllten Schleimzellen, als deren sekundäre Membran der Schleim zu betrachten ist. Quittensamenschleim. — In diesem ist wiederum eine lösliche und eine in Wasser nur aufquellende gallertartige Sub- stanz enthalten. Mit Salpetersäure behandelt, giebt der Quit- tensamenschleim nur Kleesäure, keine Schlcimsäure. Der Schleim bildet in dem Quittensamen kappenförmige , schleimige Ver- dickungsschichtcn auf der Innenseite der oberflächlichen Zellen; er zeigt das Verhalten der Zellulose mit Jod und Schwefel- säure eine blaue Färbung anzunehmen. Ihm nahe steht das Amyloid Sc hl ei den 's und die sekundäre Membran der Kotyledonarzellen von Tropaeolum majus, welche beide durch Jod sich sofort bläuen; letztere Substanz quillt in kochendem Wasser auf, löst sich aber selbst bei tagelangem Kochen nicht vollständig. In den unreifen Quittensamen werden die oberfläch- lichen Zellen nur aus den dünnen, primären Membranen, welche sich mit Jod und Schwefelsäure nicht bläuen, gebildet, und ihr Inhalt bestellt aus einem trüben Protoplasma, welches nur spärliche Stärkekörnchen enthält. Später lagern sich dann die kappcnförmigen schleimigen Verdickungsschichten auf der In- nenseite der Aussenwand ab. Gerbraehl. 96 Nähere Pflaiizeiiljestaudtheile uud Abcheuaualysen. Säle p schleim. — Derselbe ist iu kaltem Wasser völlig löslich und giebt mit Salpetersäure nur Kleesäure. In den Orchisknollen bildet der Schleim den Zellinhalt der Schleim- zellen, welche ausser dem Schleime keine körnigen Formele- mente, sondern nur in der Mitte des schleimigen Inhalts ein Bündel nadeiförmiger Kristalle von oxalsaurem Kalk enthalten. Ufber das Ucbcr das Gerbmehl, von Th. Hartig.*) — Das Gerbmehl, der Träger des Gerbstoffes der Holzpflanzen ist nach dem Verfasser ein iu Form, Grösse und Färbung dem Stärkemehle oder dem Grünmehle (Chlorophyll) ähnlicher Kör- per; es ist wie jene ein Derivat der Kernstoffkörper des Zell- kerns, ein hüllhäutiger, durch Selbsttheilung sich mehrender, durch Intussuszeption wachsender Organismus, wie iene im Ptychoderaume des doppelhäutigen Zellschlauches lagernd. Vorherrschend ist das Gerbmehl farblos (Leukotannin) , häuH- ger wie das Grünmehl gefärbt (Chlorotannin), seltener gelb (Xanthotannin), häufiger roth (Erythrotannin). Von den Zellu- losekörnern, vom Stärkemehle und dem Grünmchle unterschei- det sich das Gerbmehl durch seine Löslichkeit im kalten Was- ser wie durch seine Reaktionen mit Metallsalzen. Eisensalze färben das Gerbmehl schwarz oder grün, Jodlösung blau (Un- terschied vom Klebermehle), salpetersaures Quccksilberoxydoxy- dul roth, — Das körnige Gerbmehl verschmilzt in den meisten Fällen schon in der Zelle zu einer zusammenhängenden amor- phen, glasigen, spröden Masse (Quercus), oder es geht an der Stelle von Zellulosekörnern in die Bildung einer sehr verdick- ten, sekundären Zcllwandung ein (Celtis, Quercus), oder es bil- det, gewissermassen versteinernd, kristallinische Körper durch Aufnahme von Kalk (Celtis, Ampelopsis). Die primitive Zell- wandung ist stets frei von Gerbstoff. Auch das Stärkemehl und Klebermehl sieht Hartig als organisirte, durch Intussus- zeption wachsende, durch Selbsttheilung sich vermehrende Körper an. Zwischen ihnen, dem Grünmehle und dem Gerl)- mehle, linden Uebergänge und Umbildungen statt. Man wird daher auch das Gerbmehl in die Reihe der organisirtcn Kör- per des Zelleninhaltcs stellen müssen, da man nicht annehmen kann, dass derselbe Körper in seinen verschiedenen Entwicke- *) Botanische Zeitung. 1865. S. 53 und 237. Nähere Pflaiizciiljcstaiuithcik' und Asc!ieu;inalyseu. 97 luugs- und IJinbildimgsziistäiRluu ciiniuil Orguui.smurf, ciji lunlc- rcs Mal Aggregat ist. — Später berichtete Hart ig, dass die Vcruuitluing, das Gcrbincld sei m-sprünglicli Stärkemehl oder Grüiimehl, sich uicht bestätigt habe. Schon iu deu jüngsten Trieben Hessen sich diejenigen Zellen, welche später Gerbmehl führen, durch ihre Reaktion auf Eiscnsalze als solche erkennen. Alle Holzarten enthalten Tanninkörper. Es lagern dieselben vorzugsweise im Zellgewebe der grünen Rinde; sie gehen von dort aus einerseits in die Zellen der Korkschicht und selbst der Oberhaut, andererseits in das Markstrahlgcwebe und in das Mark ein. Im Baste sind die Markstrahlzellen, die Sieb- zellfasern und die jungen ßastbündelfasern Träger amorphen Gcrbmehls, das sich beim Beginn des Zuwachses auch in den innersten Siebfasern findet. Im Holze kommt Tannin nur in den Markstrahlen vor, die Zellfasern enthalten stets Stärke- mehl. Blätter und manche Früchte (Eicheln) sind reich an GerbstoffIs.örpcrn. Die Triebe der Eiche enthalten in allen Theilen des Holzes und des Markes körniges, in Bast und Rinde hingegen amorphes Gerbmehl. H artig 's Ansichten über die ßiklung und den Inhalt der vegetabili- schen Zelle weichen bekanntlich von der Protoplasmathcoric wesentlich ab, wir verweisen hierin auf Hartig's Lehrbuch für Förster. 10. Auflage. 18G1 und seine Entwickelungsgeschichte des Pflanzenkeimes 1858. lieber den Gerbstoffgchalt verschiedener Pflan- f^eibstoer- zensubstanzen hat A. Commaille^") nach einer neuen ^^fl^JJ^." Methode Untersuchungen ausgeführt, welche folgende Resultate stoRen. ergaben : Grüne Galläpfel 76,14 Proz. dito andere Sorte 81,88 „ dito dito 80,56 „ Grüne Galläpfel, durchbohrt 79,28 „ dito andere Sorte 83,48 „ Gallussäure in den grünen Galläpfeln . 2,30 „ Jühannisbrod, reif und trocken 2,93 „ dito andere Sorte 4,65 „ dito grün und trocken 21,20 „ Blätter vom Johannisbrodbaum, trocken 17,82 „ „ „ Mastixbaum „ 16,74 „ „ von der Bärentraube „ 8,50 „ bis 10,54 Proz. Sumachblätter 61,12 „ *) Compt. rend. Bd. 59, S. 393. Jahiesbericlit. VUI. n 98 Ncähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. Rinde von Rhus pentapliyllura 33,00 Proz. bis 34,24 Proz. Gelbe Chinarinde 14,20 „ Zweige vom Mastixbaum, ohne Blätter . 11,06 „ Jujubenholz, ohne Rinde 24,62 „ Holz von Eucalyptus globulus 2,54 „ „ „ Rhus pentaphyllum 0,88 „ Kampecheholz 25,58 „ Grüner Kaffee 5,17 „ Katechu 54,40 „ bis 55,04 Proz. Vin du midi, ordinär. 1 Liter 1,96 „ ucber das Uebep das Wachs der Sumachineen, von J, ß. Wachs der sumachi- Batka.*) — Dem Verfasser gelang es, aus den Blättern von neen. Rlius coHaria durch Behandlung mit Aetzkali und Chloroform ein Wachs auszuziehen, welches ähnlich wie das sogenannte ja- panische Wachs (von Rhus succedanea?) beim Erhitzen schmilzt, in absolutem Alkohol löslich ist, sich aus dieser Lösung durch Wasser milchweiss in Flocken ausfällen lässt und beim Ver- dampfen die Abrauchschale wachsartig überzieht. Es unter- schied sich nur durch einen angenehmen Veilchengeruch von dem japanischen Wachse. Das Wachs der Sumacharten löst sich in kochender Boraxlösung vollständig auf und bildet da- mit eine gelatinirende, beim Erkalten schnell erstarrende Seife, aus welcher durch Säuren das Wachs gefällt wird, welche Eigenschaften dem Bienenwachsc nicht zukommen. In den Blättern von Rhus Toxicodendron hat Kittel Wachs nach- gewiesen. ^ucber das Ucbcr das Chlorophyll. — E. Fremy**) hat bekannt- lich schon früher nachgewiesen, dass man das Chloropliyll durch Einwirkung von Salzsäure und Aethcr in einen gelben Körper (Phylloxanthin) und in einen blauen (Phyllocyanin) spalten kann. Im weiteren Verlaufe dieser Untersuchungen hat sich ergeben, dass auch andere Säuren, selbst schwache, ganz ähnlich wie die Salzsäure wirken. Das Phyllocyanin bildet eine in Alkohol und Aether lösliche Säure, welche diesen Flüssigkeiten eine olivengrüne, im reflcktirten Lichte bronzerothe oder violette Färbung ertheilt und von Schwefelsäure oder Salzsäure, je nach der Konzentration, mit grüner, röthlicher, violetter oder schön blauer Farbe gelöst wird. Fremy nimmt an, dass das Chlo- *) Chemisches Centralblatt. 1865. S. 12. **) Compt. rend. Bd. 61, S. 188. Chlorophyll. Nähere Pflanzonbestamltheile und Aschenanalysen. 99 rophyll sich wie ein Fett verhalte, das neutrale Phylloxanthin entspräche dann dem Glycerin und die Phyllocyaninsäure würde als eine blaugi-ün gefärbte Fettsäure zu betrachten sein. Nach Chatin und Filhol*) enthalten sowohl die Blü- then, als auch andere sich schnell cutwickelnde Pflanzengewebe eine Substanz, welche begierig Sauerstoff aufnimmt, sich unter dem Einflüsse desselben zersetzt und die braune Färbung der Blätter im Herbste bewirkt. Unter dem Einflüsse von Licht und Luft wird das Chlorophyll gelblichbraun und dann durch Salz- säure nicht wieder grün. Die grüne Farbe kann nur dann durch Salzsäure wieder hergestellt werden, wenn das Chlorophyll mit Xanthin gemengt ist. Die Gegenwart von Basen begünstigt die Umwandlung, bei welcher Sauerstoff absorbirt und Kohlensäure ausgeschieden wird, Säuren erschweren sie, konzentrirte Säuren verändern das Chlorophyll gänzlich. Junge Blätter, sowie die Blu- menblätter, sind auf der Oberfläche mit einer schützenden fett- artigen Materie überzogen, welche sich vermindert, je näher die Zeit des Gelbwerdens oder des Färbens der Blätter her- anrückt. Entfernt man diese oberflächliche Fettschicht, so tritt das Braunwerden rasch ein, selten unterbleibt dies in Folge ausnahrasweiser Abwesenheit der oxydabelen Substanz, z. ß. bei den Blättern von Acer Negundo. Die herbstliche gelbe Fär- bung der Blätter wird nach der Entfernung der oberflächlichen Fettschicht an der Luft in Roth umgewandelt, ebenfalls unter Sauerstoffabsorption. Schweflige Säure und andere desoxydi- rende Mittel färben die roth gewordenen Blätter wieder gelb. Gelb und roth gewordene Blätter enthalten mehr oder weniger von der braunen Substanz der abgestorbenen Blätter. Die gelbe Färbung, welche später in Roth übergeht, scheint dar- nach ein niedrigeres Stadium der Oxydation zu bilden. Bei einigen Pflanzen (Aprikose, Pappel) werden übrigens die Blät- ter nur gelb, niemals roth, die Oxydation schreitet also bei diesen nicht bis zur Rothfärbung fort. Ebenso verhält es sich mit den gelben Himbeeren, Stachelbeeren, Pflaumen und Johan- nisbeeren gegenüber den rothen Früchten. Die rothen Blätter enthalten gewöhnlich auch gelbe Substanz unter der rothen, welche ihre Oberfläche färbt; man kann diesen Farbstoff durch *) Compt. rend. Bd. 61, S. 371. Stärke- körner. 100 Niilicru PriauzcnljestaiuUlieilu und Asclieuaiialyseu. Aetlier ausziclicii uiul durcli Ammoniak unter Einwirkung der Luft in Roth umwandeln. Manche Blätter sind durch Cyanin roth gefärbt, andere durch eine Substanz, welche sich durch ihre Nichtfärbung im zerstreuten Lichte charakterisirt. Die Wallnussblätter enthalten eine farblose Substanz, welche unter dem Einflüsse des AmmonialvS an der Luft eine schön violette Farbe annimmt. Diese Substanz wird bei der herbstlichen Fär- bung zerstört, sie findet sich während des Frühlings noch nicht in den Blättern. Neben diesen Farbstoffen enthalten alle Blät- ter eine Substanz, welche durch Eisenchlorür schwarz gefärbt wird, ferner findet sich in allen Blättern und krautartigen Thei- len Quercitrin, mit demselben häufig Tannin, Gallussäure und, wie Stein und Bolley nachgewiesen haben, auch Quercetin und Melin. üeber die Ucber dic chemische Verschiedenheit der Stärke- v'JrTcMe-'' kömcr, von C. W. Nägeli.'-^) — Der Verfasser zieht aus denheit der yeincn Untcrsuchungen, welche hauptsächlich dic KartoÜ'el- und die Getreidestärke betreffen, folgende Schlussfolgerungen: 1. Die Weizenstärkekörner scheinen schon im unveränderten Zustande aus einer weicheren Masse zu bestehen, als die Kar- toffelstärke, wie dies ziemlich sicher aus dem verhältnissmässig geringeren Randschatten der ersteren hervorgeht. Salzsäure zieht in gleicher Zeit mehr Substanz aus dem Wcizenstärke- mehle, als aus der Kartoffelstäi-ke. 2. Aus dieser Thatsaehc, sowie aus der Beobachtung, dass das Weizenstärkemehl nach gleicher Einwirkung der Salzsäure eine grössere Verwandtschaft zu Jod hat, als die Kartoffelstärke, folgt ferner, dass erstere relativ mehr Granulöse und weniger Zellulose enthält. 3. Die grössere Weichheit der Substanz und der grössere Reichthum an Granulöse erklärt es jedoch nicht, weshalb die unveränderte Weizenstärke mit Jod und Wasser eine mehr violette Färbung annimmt, und weshalb die unveränderte Kartoffelstärke in Säu- ren und Alkalien leichter und in Kupferoxydammoniak lang- samer aufquillt. Diese Verschiedenheit erklärt sich entweder durcli eine verschiedene molekulare Anordnung der Granulöse und Zellulose in den verschiedenen Stärkearten, oder es wei- chen Granulöse und Zellulose selber durcli ungleiche chemische *) Aus den Sitzungsberichten der Münchencr Akademie der Wissen- schaften. 18G3. durch das chemische Ccntralblatt. 18G5. S. I'.i4. Nillioro P}lnn;^onliostaii(ltlioiIo urul Apclionaiiaivhon. lOl Bescliartciiheit von einander ab. Der Verfasser hält die ersterc Annahme für die richtigere. Ueber den Stärkegehalt verschiedener Kartoffel- sorten, von Robert Hoffmaim.*) — Der Verfasser hat die verschiedenen durcli die Novara von ihrer Weltumsegelungs- reisc heimgebrachten KartoH'clsorten anch im Jalire 18G4 ^vie- der kultivirt und den Stärkegehalt der geernteten Knollen J)e- stimmt. Indem wir auf die Ergebnisse der früheren Unter- suclunigen"^-'^') verweisen, lassen wir nachstehend die Ergebnisse der drittjährigen Ernte folgen. Zum Anbau war dasselbe A'^er- suchsfeld wie in den Jahren 1862 und 1863 benutzt worden: Stärkegehalt. Niitmey 18,70 Proz. Black Merccr 18,46 Early Worcestcr 26,24 Mexikaner 14,96 Moris white 20,61 White Kidney 12,22 Carter 12,67 Black Kidney 11,77 Lady Finger 19,89 White raercer 17,52 Champion 17,0,5 Amerikanische blaue Kartoffel . . . 18,23 Scotch Grey 23,52 Amerikanische Sechswochenkartofi'el 14,73 Varietät, aus Samen gezogen .... 20,13 Round Pinkeye 20,85 Holländische Frühkartoffel 20,13 Zwiebel- Kartoffel 22,.54 Tovereigns- Kartoffel 21,33 Braunschweiger Frühkartoffel .... 20,13 Vergleicht man diese Angaben mit den in den beiden ersten Anl)aujahren erzielten Resultaten, so ergicbt sich, dass der ('harakter der verschiedenen Kartoffelsorten sich im Allgemei- nen konstant erwiesen hat. Die schon im Jahre 1862 stärke- reichsten Knollen sind es auch in den späteren Jaliren ge))h'e~ ben, besonders zeichneten sich die Zwiebelkartoflel und Ea]'l_> Worccster durch hohen Stärkegehalt aus, während an den schlechten und mittelguten Sorten keine wescntliclie Verbes- Ertrag. 3 fach. 5 10 4 5 5 -10 G 3 3-4 5-6 6 4 8 Ucljcr den Stärkeficlialt vcrscliicde- iior Kailof- fclsorlpu. *) Centrallihitt tTir die gesammte Landeskultur in Böhmen. 1865. S. 67- **) .Jahresbericht. YL Jahrgang, S. 49. VII. Jahrgang, S 90. 102 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. Analysen von russi- schen Wei- xensorten. seruüg; weder im Stärkegebalte noch im Ertrage, zu be- merken ist. Analysen einiger russischer Weizensorten, von N. Laskowsky. *) — Der Verfasser bestimmte in verschie- denen auf der landwirthschaftlichen Ausstellung von 1864 zu Moskau ausgestellten Weizensorten den Gehalt an Wasser, Stickstoff und Fett. Die hierbei erhaltenen Resultate sind nach- stehend zusammengestellt. Wasser- Gehalt des getrock- Beschaffen- gehalt des neten Weizens an Nr. Gouvernement. Kreis. heit des lufttrocknen Weizens. Weizens. Stickstoff. Fett. Prozent. Prozent. Proxent. A. El iropäisches Eus äland. 1 Orenburg Orenburg hart 12,86 4,25 2,03 2 Woronesch Waluiki hart 11,23 4,24 1,36 3 Tambow Lebedjan halbhart 10,91 3,98 — 4 Charkow Kupjansk hart 11,61 3,98 — 5 Kursk Ischigrow halbhart 12,29 3,98 1,18 6 Orenburg Troizk halbhart 10,62 3,95 1,53 7 Kaluga Peremyschl halbhart 11,44 3,81 — 8 Orenburg Kosaken hart 10,88 3,67 1,94 9 Samara Novousensk hart 9,97 3,66 1,93 10 Moskau Swenigorod mehlig 13,47 3,64 1,23 11 Wjatka Kotjelniki mehlig 12,77 3,63 — 12 Saratow Kamyschin halbhart 10,74 3,56 2,57 13 Kursk Nowoioskol hart 11,00 3,56 — 14 Tula Nowosilek halbhart 11,78 3,55 1,57 15 Rjasan Michailowsk halbhalt 10,73 3,51 1,31 16 Wjatka Kotjelniki halbhart 12,56 3,35 — 17 Taurien Theodosia hart 10,72 3,12 2,12 18 Taurien Theodosia hart 10,97 2,80 — 19 Wilno Troksk mehlig 12,36 1,95 2,23 Mittel 11,52 3,58 1,75 B. Ka ukasus. 20 Eriwan — hart 10,10 4,30 — 21 Nachitschewan — mehlig 12,53 3,41 1,76 22 Imerctien — hart 10,49 3,35 1,97 23 Tifiis — hart 11,55 2,62 — Mittel 11,16 3,42 1,86 C. Sib irien. 24 Tobolsk — halbhart 12,27 2,75 2,00 25 Tobolsk — dem vorigen sehr ähnlich 12,20 2,73 — Mittel 12,23 2,74 2,00 Mittel für alle untersuchten Weizensorten 11,52 3,24 1,78 *) Annalen der Chemie und Pharraacie Bd. 135, S. 346. Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. 103 Alle untersuchten Weizensorten, auf verschiedenen Böden und unter verschiedenen Düngungs- und Kulturverhältnissen er- wachsen, enthalten viel Eiweissstoflfe. Die Ursache dieses hohen Eiweissgehaltes sieht Laskowsky lediglich in den, dem osteuropäischen Tieflande eigenen klimatischen Verhältnissen. Das Klima Russlands überhaupt, der östlichen und südöstlichen Gouvernements aber insbesondere, unterscheidet sich bedeutend von dem des europäischen Westens: niedere Temperatur des Winters, hohe Temperatur des Sommers und Regenmangel sind die Hauptmerkmale des kontinentalen Klimas des östlichen Europas. Je weiter wir uns von den westlichen Gestaden Europas nach Osten entfernen, desto höher wird die Sommer- temperatur, desto geringer der jährliche Regenfall. Es ist hieraus zu schliesseu, dass der Stickstoffgehalt des in verschie- denen Ländern produzirten Weizens um so höher ist, je näher der Produktionsort der östlichen Grenze liegt, je mehr also der kontinentale Charakter des Klimas hervortritt. Diese Annahme findet durch folgende Zusammenstellung von Analysen ihre Bestätigung: Mittlerer proz. Stickstoffgehalt Heimath. in trocknem Weizen. Schottland (v. Bibra) 2,01 Nord- und Mittel-Frankreich (Reiset) 2,08 Umgegend von Lille (Millon) 2,18 Versuchsstation Chemnitz (Siegert) 2,42 Bayern (Mayer) 2,20 Eldena (v. Bibra) 2,18 Mähren : Raitz - Blansko (v. Gohren) 2,36 Polen (Peligot) 2,68 Odessa (Millon) 3,12 Taganrog (Peligot) 2,54 Rjasan (v. Bibra) 2,4? Samara (v. Bibra) 3,47 Europäisches Russlaud (Laskowsky) 3,58 Gouvernement Wilno (Derselbe) 1,'J5 Süd- und südöstliche Gouvernements (Ders.) . 3,72 Centrale Gouvernements (Ders) 3,57 Sibirien (v. Bibra) 2,65 Tobolsk (Laskowsky) 2,74. Im Allgemeinen bestätigt diese Uebersicht die Annahme, dass eine hohe Sommertemperatur und geringer Regenfall ho- hen Stickstoffgehalt in den produzirten Weizensorten bedingen; wo sich Abweichungen zeigen, wie bei dem Weizen von El- 104 Niihoro Pflanzenbestandtheilc und Aschonanalysen. dena und Sibirien sind dieselben durch lokale Verhältnisse V (maritime Lage) bedingt, ueber das Uebcr das Scheffelgewicht des Hafers, vonPried- scheffei- p jj g j-^ H a b e r 1 a n d t. * ) — Von grossem Einfiuss auf das bekannt- gewiclit dos ' '-' Hafors. lieh sehr differirende Gewicht des Hafers ist die auf die Reinigung desselben verwendete grössere oder geringere Sorgfalt, dann ob der Hafer mit geschlossenen oder weit auseinander gespreizten Spelzen versehen ist, und ob die Spelzen mit wenig oder stark abstehenden Grannen ausgestattet sind. Auch der Umstand ist hierbei von Einfiuss, dass in vielen Gegenden ein grosser Theil der Haferkörner von den Maden der sogenannten Prit- • fliege (Oscinis frit L.) ausgefressen wird, so dass zwischen den Spelzen nur das verschrumpfte, missfarbige, ausgefressene Korn nebst einer leereu Tonnenpuppe der genannten Fliege zurück- geblieben ist, die bald nach der Haferernte ausschlüpfte. Ver- fasser hatte Gelegenheit, Haferproben aus dem südlichen Russ- land, der Walachei, aus Südungarn, der Gegend von Unga- risch-Altenburg, aus dem nördlichen Böhmen, Holienheim und Eldena zu untersuchen und konnte in allen das Vorkommen der leeren Puppe der Pritfliege in ausgefressenen Haferkörnern konstatiren. In einer Probe von Ungarisch -Altenburg, deren Gewicht per Wiener Hetzen (= 1,119 preuss. SchfQ.) nur 42 bis 45 Pfd. betrug, fand er 25 bis 30 Proz. der Körner aus- gcfrcssen. Haferproben aus Algier, Oran, Schottland und Nor- wegen waren niclit von der Pritfliege bescliädigt, sie zeigten bei vorzüglicher Reinigung ein Gewicht von 56 bis 62 Pfd. j)er Wien. Hetzen. Abgesehen von dieser Beschädigung, erwies , sich diejenige Hafersorte unter sonst gleichen Umständen als die schwerere, werthvollere, bei welcher das Verhältniss zwi- schen den Spelzen und der nakten Pracht ein für die letztere günstigeres war. Ueber diesen Punkt hat der Verfasser einige Untersucliungcn angestellt, welche wir nachstehend mittlieilen. Gewichtsanthcil der Spolzou Gewicht jier Wionor Ilcimatli. von der bespelzten Frucht Metzen in Prozciiloii. in Wiener Pfd. Algier 30,G 51,5 Oran 2d,9 49,0 Südliches Rnssland 25,9 48,5 Walachei 30,4 48,5 *) Allgemeine liUid- nud torstwirlhsclinitliche ZeitmiR. I8(jr). S. 4(57. i'Winiiiiiig. Nähoro Pilanzoiilifstandilioilr und Aschonaiialyson. lOf) Gowichtsanthoil ik'r Spelzen (Jewicht per Wiener Heiraath. von der hespolzten Krnclit Metzen in l'rozpnleii. jii Wiener Tfcl. Siidungarn '^(Vi4 Ab,0 Ungarisch-Altenburg 28,8 46,0 Nördliches Bühnicn 27,6 41,8 Pommern, 1. Probe 38,0 50,8 2. „ 27,5 53,0 3. „ 22,8 58,0 Südliclics Norwegen 23,0 62,0 Nordliches Norwegen 2G,84 45,0 New -York 35,4 (?) 46,0. Es tritt hier allerdings in mclircren Fällen eine Koinzidenz zwischen dem geringeren Gehalt an Spelzen nnd dem höheren Gewichte hervor, wo dies nicht der Fall ist, da ist nach dein Verfasser die J3eschädigung durch die Fritfliege die Ursache. lieber Mo Im bau und Opiumgewinnung, von H. l-(I,pi »loi,,, Karsten,") — Der Verfasser macht auf den Werth der opium- Mohnpflanze als landwirthschaftliches Kulturgewächs aufmerk- sam. In Frankreich wird bekanntlich viel Opium produzirt, auch bei Berlin wurde auf dem Versuchsfelde des Akklimatisa- tionsvereins von Riesenmohn ein Opium gewonnen, w^elches 10 Proz. Morphium enthielt. Die Molmpflanze liebt ein war- mes, massig feuchtes, windstilles Klima und einen dungkräfti- gen, lockeren, möglichst reinen Boden. Acht Tage nach dem Abblühen wird zum Zwecke der Opiumgewinnung Morgens ein etwas spiraliger Querschnitt durch die äussere Rindenschiclit der Frucht gemacht; Mittags kann dann das Opium abgenom- men werden. Ein Morgen Mohn liefert im Orient gegen 3^ Pfd. Opium, welches je nach dem Morphiumgehalte einen verschie- denen Werth besitzt. Ausserdem liefert der Morgen 6 bis 9 Scheffel Mohnsamen, welcher Ertrag durch die Opiumgewin- nung wenig beeinträchtigt wird. Die organischen Basen im Opium scheinen so nahe verwandt, dass sie leicht in einander übergehen, die Bedingungen der Entstehung der einen oder der anderen in dem sich entwickelnden Pflanzenkörper, sowie deren Bedeutung für diesen, ob Exkret oder Sekret, sind noch unerforscht. Ebenso ist noch durch Versuche festzustellen, welche Mohnvarietiit die höchsten Erträge an Opium und Oel liefert, welchen Einfluss der Dünger, Feuchtigkeit und Klima auf die Entstehung des Morphiums ausüben und welches der für das ]Oinsammeln des Milchsaftes vortheilhaftestc Entwicke- lungszustand der Mohnfruclit ist. *) Annalen der Landwirthschafr in Preufson. W<'chonbi. 1865, S. 105. 106 Nähere Pflanzenbestandtheile und AschenanalySen. Chemische Unter- Buchungen über die Runkelrübe. Che mische Untersucliun gen über die Runkelrübe, von B. Goren winder.*) — Der Verfasser hat eine Reihe von Analysen von Runkeh'üben, die unter verschiedenen Verhalt- Ursprung und Düngung der Rüben. Zusammensetzung der Rüben. Eiweiss, Wasser. Zucker. Zellulose etc. 85,55 10,09 3,644 85,30 9,73 4,167 85,65 9,53 4,091 86,00 8,80 4,532 86,76 6,60 5,773 88,74 6,82 3,418 87,26 7,15 4,512 89,70 5,22 4,209 84,72 11,00 3,510 78,50 13,75 6,450 1. Quesnoy sur Deule, ungedüngt .... 2. Ebendas., mit flamäudischem Dünger . 3. Ebendas., mit Oelkuchen gedüngt . . . 4. Ebendas., mit Guano gedüngt 5. Köpfe der Rüben Nr. 3 | 6. Sümpfe von St. Omer, mit Schlamm . 7. Niederungen von Dunkerque, ungedüngt 8. Lille, mit flamändischem Dünger ... 9. Nevers, mit Stallmist und Süssigem , Dünger I 84,7' 10. Aisne, ebenso gedüngt Diese Analysen zeigen den höchst wechselnden Gehalt der Rüben an den einzelnen organischen wie mineralischen Be- standtheilen. Der Gehalt an kohlensaurem Kali und kohlen- saurem Natron scheint in einem bestimmten Verhältniss zu einander zu stehen, derart, dass der Gehalt an kohlensaurem Natron um so höher steigt, je mehr der Gehalt an dem Kali- salze sich vermindert. Wenn Coreuwinder übrigens in seiner Mittheilung die Ansicht aus- spricht, dass es ausser den Analysen von Boussingault und Payen an Aschenanalysen der Rübenpflanze fehle, so verweisen wir ihn auf Wolff 's**) Zusammenstellung der Aschenanalysen. Ueber den Nikotingehalt verschiedener Tabak- sorten, von Liecke.***) — ■ Der Verfasser bestimmte den Ni- ner Tabak- kotiugelialt in mehreren Tabaksorten, wobei er fand, dass in Sorten, ^g^. Rcgcl dersclbc bei kohlenden Tabaken ein höherer ist als in nicht kohlenden. Prozent Nikotin, kohlend. nicht kohlend. Ueber Ni- kotingehalt verschiede Deutscher Tabak 8,14 Franzüsischer Tabak 7,64 Türkischer Tabak 6,42 Amerikanische * ....... Tabake: Maryland . Havanna 5,18 3,47 5,28 4,91 4,52 6,11 1,96. *) Compt. rend. Bd. CO, S. 154. **) Emil Wolff. Die mittlere Zusammensetzung der Asche aller laud- und forstwirtlibchaftlich wichtigen Stofte. Stuttgart, 1865. ***) Mittheilungen des Gewerbevereins für das KOnigr. Hannover, -1865. Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. 107 nisscn gewachsen -waren, ausgeführt, deren Resultate nachstehend zusammengestellt sind. , Zusammensetzung der Rübenaschen. Kohlen- Kohlen-1 Schwe- Chlor- Chlor- Phosphor- saures Na- Unlös- Asche. saures Kali. saures Natron. leisaures Kali. kalium. natrium. tron und Verlust. liches.*) 0,716 33,362 20,499 4,963 10,861 — 4,249 26,066 0,803 27,832 22,745 5,160 15,522 — 4,614 24,127 0,729 25,618 26,268 6,923 11,309 — 4,543 25,339 0,668 31,241 19,756 ! 6,917 8,108 — 4,551 29,427 0,867 6,126 30,632 10,813 9,069 — 1,920 41,440 0,972 — 34,456 4,767 33,877 7,492 4,172 15,236 1,078 7,714 39,644 3,760 30,971 — 3,843 14,068 0,871 18,399 30,277 4,468 20,807 — 3,313 22,736 0,770 54,428 4,031 4,084 14,471 0,747 22,239 1,300 44,999 5,562 6,037 18,145 — 0,585 24,672 Zur Verbesserung kohlender Tabake empfiehlt Li ecke eine verlängerte oder wiederholte Fermentation derselben. Stark kohlende Tabake, welche aufs neue einer Gährung unter- worfen wurden, verringerten ihren Nikotingehalt in 10 bis 12 Tagen um ein Drittel, und die lästige Eigenschaft des Koh- lens war damit verschwunden. Dabei hatten die Tabake nicht merklich an Kräftigkeit und Aroma verloren. Die verschiede- nen zur Verbesserung kohlender Tabake emj)fohlenen Mittel: Salpetersäure, Salpeter und Borax und Oxalsäure hältLiecke nicht für empfehlenswerth , die ersteren beeinträchtigen den Tabakgeschmack und die Oxalsäure erscheint ihrer giftigen Eigenschaften halber gefährlich. Es ist nicht einzusehen, in welcher Weise durch den etwas höheren Nikotingehalt das Kohlen des Tabaks bedingt sein kann. Bekannt ist, dass durch die Fermentation der Nikotingehalt der Tabakblätter um V4 bis Vs vermindert wird, wahrscheinlich findet auch später beim Lagern des Tabaks noch eine Verflüchtigung von Nikotin statt. Nach Schi ö sing**) steht das Kohlen des Tabaks in Beziehung zu der Art der Alkalisalze, welche derselbe enthält. Die Verbindungen des Kalis mit organischen Säu- ren — Aepfel-, Citronen-, Oxal-, Pektin- und Weinsäure — geben beim Verbrennen eine poröse, länger in Gluth bleibende Kohle, als die Kalk- *) Der in Wasser unlösliche Theil der Asche besteht aus phosphor- saurem Kalk, phosphorsaurer Magnesia, kohlensaurem Kalk, Kieselsäure, Eisen etc. **) Erdmann's Journal Bd. 71, S. 143. lOS Nähere Pfianzenhestandthnilo und Apchenanalyscn. salze deräelben Säuren, welche eine kompakte Kohle liefern. Schwefelsau- res Kali und Chlorkalium spielen bei der Verbrennung keine Kolle , die Anwesenheit der organischen Kalisalze in einer Tabaksorte — oder des kohlensauren Kalis in der Asche derselben — ist hiernach ein Kriterium für die Verbrennlichkeit des Tabaks. Ein Tabak ist um so leichter ver- brennlich, je alkalischer die Asche ist, welche er liefert. Die salpetersau- ren Salze im Tabak sind hierbei zwar mitwirkend, doch steht die Verbrenn- lichkeit nicht zu ihnen in direkter Beziehung, indem schlecht brennende Tabake oft viel und umgekehrt leicht verbrenuliche zuweilen wenig salpe- tersaure Salze enthalten. Schlösing hat zur Verbesserung kohlender Tabake empfohlen, dieselben mit dem Kalisalze einer organischen Säure so stark zu imprägniren, dass das Kali in der Asche über die Schwefel- säure und Salzsäure überwiegend ist. Bestand- B G s t aud t h 6 11 6 cl G p Tabakblätter, von Brandt.*) rlhak" — Im besten Pfälzer Tabak fand der A^erfasser 2,141 Troz. Mütter. Nikotin und 3,624 Ammoniak. Der Aschengehalt der Blätter betrug 20,24 Proz.; die Asche enthielt: Kali 4,749 Natron 5,G95 nr.1 * • 1^ 01A i 5'^^^ Natrium Chlornatrmm .. 14,310 j g^^^j. ^j^j^^. Kalk 32,221 Magnesia .... 7,219 Thouerde .... 0,21(5 Eisenoxyd .... 0,443 Schwefelsäure . 4,184 Phosphorsäure . 2,367 Kieselsäure . . . 5,702 Kohlensäure . . 22,108 99,214. In den Blättern fanden sich die Basen zum Tlicil an Apfelsäurc gebun- den, ausseidem war noch eine Spur von Oxalsäure; nachzuweisen. A.s<-h,Mi- Anal^'sc der Asche von Feigenblättern."*) — Die Feigen-" Blätter waren von einem auf Kalkboden -stellenden Feigenl)aurae biätter. jj-cnoramcn, sie gaben (mit den Stielen iinalysirt) im frischen Zustande 27,3 Proz. Trockensubstanz und 0,280 Proz. Asche. Diese entliielt: \0,8r) Natrium Chlornatnnm . . 2,15 { . .„, ,„ , / 1,30 ( lilDr Kali 11,45 Natron 3,11 Kalk 29,22 *) Wittstein's Vicrteljahrsschrift Bd. 13, S. 322. **) Wittstein's Vierteljahrsschrift Bd. 13, S. 3ü4. Nähere PflanzeiiixiStaiultlu'ilc und .Nscheiianalysen- 101} Magnesia .... 10,17 Thoucrdo .... (»,('0 Eiseuoxyd .... 0,111 Schwefelsäure . 1 ,9.5 Pliüsphorsäure . 4,.'37 Kieselsäure . . . 13,97 Küldensiiure . . 2o,0() Analyrioii von gelagertem und nicht gehigcrteiu Analysen Weizenstroli lielerte r. brctsclincidcr.'"; — bnn Weizen- „.,„„„,, leid, welches zum vierten Male hinter einander Weizen trug, "i^'" t^'i-'- welcher sich bei trocknem Wetter vollständig lagerte, lieferte ^jcnsiroh. das eine Material; das andere wurde von einem Weizeniclde genonnnen, welches nach Raps in zweiter Tracht stand und mn- durcli einen schmalen Fussweg von crstercm getrennt war. 1000 Thcile lufttrockncs Stroh enthielten an Aschen];estand- theilen : Rapsweizen. Lagerweizeu Kieselsäure .... 19,5)8 12,88 Eisenoxyd 0,21 0,37 Kalk . .' -2,30 1,90 Magnesia 1,52 1,11 Kali 5,24 9,20 Natron 0,22 0,19 Schwefelsäure . . 0,88 1,19 Phosphorsäurc . . 1,34 1,82 Chlor . . . . . . . 0,83 2,13 Zusammen 32,58 30,79. Ab au Sauerstoff für Chlor 0,18 0,48 32,40 30,31. Beide Stroharten enthielten hiernach ziemlich gleiche Aschen- mengen, aber sehr verschiedene Mengen der einzelnen Aschen- bestandtheile. Besonders niedrig ist der Kieselsäuregehalt des gelagerten Strolis, Bretsehneider glaubt jedoch, dass dieser nicht als Ursache des Lagerns angesehen werden darf, da die ßlattscheiden eine viel grössere Menge von Kieselsäure ent- halten, als der Halm, weshalb die Festigkeit des letzteren niclit auf seinem Kieselsäuregchalt beruhen könne. *) Mittheiluugcu des landwirthschaftlichen Ccntralvereins für Schle- sien. Heft 15, S. 31. 110 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. Analyse der Einc Analjse dcT Rapspflanze, von P. Bretschnei- apsp anje. jj^^,*^ — jjj^ Pflanzenthcile wurden kurz nach dem Ausdrusch, ■welcher im August erfolgte, analysirt. Es enthielten: Kapssamen. Stroh. Schoten. Wasser 9,720 14,710 14,950 Aschenbestandtheile . . . 4,388 5,655 7,942 Organische Stoffe . . . ■ 85,892 79,635 78,008 100,000 100,000 100,000. Kali 1,175 2,010 1,527 Natron 0,073 0,378 0,079 Kalk 0,456 1,255 3,520 Magnesia 0,464 0,275 0,593 Eisenoxyd 0,055 0,032 0,009 Phosphorsäure 1,723 0,180 0,574 Schwefelsäure 0,413 0,735 1,208 Kieselsäure 0,014 0,045 0,071 Chlor ■ . 0,018 0,959 0,463 4,391 .5,869 8,045. Ab davon Sauerstoff für Chlor 0,003 0,214 0,103 4,388 5,655 7,942. Es ist nicht bemerkt, wie der Raps gedüngt worden war. Unter- U u t e T s u cliu u g 6 n vou Flcchtcn, von W. Knop.**) von FUdi" — I^i^ untersuchten Flechten waren folgende : Chlorangium te"- Jussuffii Link aus Algerien, Parmelia scruposa Fries, von Quarzporphyr gesammelt, Parmelia conspersa Achar, von Quarz- porphyr, Parmelia parietina Wallr., auf Syenit gewachsen, Gy- rophora pustulata Achar., von Quarzporphyr, Parmelia fraxinea (Ramalina fraxinea) Achar., von Quarzporphyrfels und von einer Pappel gesammelt. In den trocknen Flechten wurden gefunden : Stickstoff. Asche. Phosphorsäure. Chlorangium Jussuffii 1,7 Proz. 31,01 Proz. 0,09 Proz. Gyrophora pustulata 2,2 „ 4,30 „ 0,32 „ Dieselbe, sehr grosses Exemplar . 2,2 „ 3,80 „ — „ Ramalina fraxinea, vom Stein . . 1,8 „ 2,70 „ 0,40 „ Dieselbe, von Pappelrinde 1,6 „ 5,10 „ 0,48 „ Parmelia conspersa 1,6 „ 16,50 „ 0,08 „ Parmelia scruposa — „ 61,00 „ 0,02 „ Parmelia parietina — „ — „ 0,10 „ *) Mittheilungen des landwirthschaftlichen Central -Vereins für Schle- sien. Heft 14, S. 49. **) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7, S. 436. Nuhore Pflanzenbestandtheilo und Aschenanalysen. 111 Der Stickstoffgchalt der Flechten ist hiernacli nicht gering, es ist bekannt, dass manche Flechten als Nahrungsmittel be- nutzt werden. Der hohe Aschengehalt manclier Flccliten rührt theils von dem in ihr Gewebe eingedrungenen Staube, theils von einem Gehalte an oxalsaurem Kalk her. Knop ist ge- neigt anzunehmen, dass die im Regen gallertartig aufquellen- den Flechten den feinen Staub, welcher sich auf ihrer Ober- fläche abgelagert hat, in ihr Gewebe aufzunehmen und zu ihrer Ernährung zu verwenden vermögen, ähnlich wie die Wasser- flechten (Algen) mittelst des Wedels aus dem Wasser Nahrung aufnehmen. An oxalsaurem Kalk fand Knop im Chlorangium JuRsuffii (trocken) 22,8 Proz. Auffallend ist der gefundene niedrige Gehalt an Phosphorsäure in den Flechten. Bei eini- gen Flechten sind von Knop und Lindt vollständige Aschen- analysen ausgeführt worden, welche wir folgen lassen. 100 Theile der trocknen Flechten enthielten: Chlorangium Jussuftii. Gyrophora pustulata vom Stein. Ramalina fraxinea vom Stein. Ramalina fraxinea von Pap- pelrinde. Eingewachsener Sand Kieselsäure Phosphorsäure . ^ . Schwefelsäure .... Kalk Magnesia Kali Thonerde Eisenoxyd 1.5,00 0,U 0,09 0,03 10,29 0,41 0,09 1,90 3,0G 2,G34 0,328 0,287 0,031 0,(^68 0,487 0,344 0,121 0,378 0,400 0,648 0,432 0,076 0,603 0,031 0,156 2,993 0,478 0,508 0,342 0,080 0,182 0,517 5,100 Mineralbestandtheile I 31,01 i 4,.300 \ 2,724 Eine gleiche Zusammensetzung der Mineralbestandtheile ist hiernach bei Gewächsen niederer Ordnungen ebenso wenig wie bei denen höherer Ordnungen anzutreffen. Verschiedenes Alter und die damit verbundene verscliiedene Dauer der Vege- tation haben, nach Knop, auf den Gehalt an Mineralbestand- theilen einen erheblicheren Einfluss, als die Natur der Unter- lage, aus welcher die Flechte ihre Nahrung bezieht. Die Thon- erde ist als ein wesentlicher Bestandtheil der Flechten anzu- sehen, wodurch dieselben sich in dieser Beziehung den Lyko- podiaceen anschiiessen. Bei der Auflösung der Thonerde und des Eisenoxydes spielt wahrscheinlich die in den Flechten ent- haltene Oxalsäure eine Rolle. Der Grund, dass die Flechten, 112 Nähere PHcUizenbostamltlieili' und AsclieinuiiUysüii. Aschen- analyscii des KCineiiicn Schilfrohrs. abweiclioiul von allen übrigen Pflanzen, ,so ausdauernd konstante Farben haben, liegt vielleicht eben darin, dass die Oxydations- prodnktc der Flechtensäuren, welche die Ursache der Flechten- förbungen sind, sich mit Eisenoxyd und Thonerde zu einem förmlichen Lack verbinden. — Die Phosphorsäürc und der Stickstoff werden den auf Steinen wachsenden Flechten und Moosen grösstentheils durch thierischc Exkremente und die Verwesungsprodukte der dem Tode anheimgefallenen Thiere selbst geliefert, nur ein kleiner Theil der Phosphorsäure stammt von der Unterlage oder dem Staube her und auch bezüglich des Stickstoffs ist nur ein kleiner Theil atmosphärischen Ur- sprungs und von dem in der Luft enthaltenen salpetersaurem iVmmoniak abzuleiten. Knop untersuchte die Flechten ausserdem noch auf ihren Gehalt au Flechtensäurcn, er fand in der Gyrophora pustuhxta die bereits von Sten- liousc entdeclite Gyrophorasäuro, in der Parnielia conspcrsa eine Säure von den Eigenscliaften der von ihm früher in der Usnea florida cntdcclfton Usninsäure, in der Parmclia scruposa eine neue Säure. Er ghuiLt, dass die Flechtcnsäuren einen Fingerzeig bezüglich der Abstammung zweifel- hafter Flcchtengebilde geben können. Asclieuanalysen des gemeinen Schilfrohrs,Phrag- mites communis, von J. Fittbogen. ''''^) — Das Unter- suchungsmaterial wurde beim Beginne der Blütlie der Pflanzen aus dem Schlossteiche in Dahme entnommen. Der Wurzcl- stock und ein Theil des Stengels befanden sich im Wasser. Das untersuchte Exemplar hatte eine Länge von 285 Centim. Nel)cn der Aschenanalyse ist auch der Wassergehalt der frischen Substanz ermittelt. Bestaudtheilc. Wassergehalt der frischen Substanz Aschengehalt der trocknen Substanz Kieselsäure I'hospliorsäure Kalk Magnesia Eisenoxyd Kali Natron (i9,i;» (;,;;(■)() 2,4;]o o,(;(M) o:.m (^220 (»,070 1,910 o,o;jo 6-2,12 \m,m 5;t,os (;i,s2 ,«1,110 4,780 ::!,17() 0,270 0,110 0,120 0,0s 10 0,820 0,03^ i(j,(;7o I2,;i9oi4,(»ioj(;,r)(;o, 12,9.00 0,4.f)0 0,0.59 o,0(;5 2,220 0,089 8.200 10,2.% 9,890 0,G20l 0,275 0,.5(iO 0,810 o,;;9G o,i9()[ o,ir)0 0,1101 0,190 1,(520! 1,910 0,039! 0,068 1,420 0,260j 2,4,50! 0,008, 4,810 2,8(;(», 0,270 (),0,H2, 0,070; 1,290 0,029, 6,070 l;V>oo 0,210 0,170 0,093 0,044 1,270 0,109 ^) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 302. Nähere Pflaiizenbestandtlieik' und Ascbenanalysen. \\',\ Das Schilfrohr zciclinct sich durcli seinen liohen Gehalt an Kieselsäure vor allen anderen Gräsern aus, besonders reieli daran sind die Blätter und Blattscheiden, und der für die ganze Pflanze sich berechnende Kieselsäuregehalt wird dadurch be- sonders gross, dass die Entwickelung der Blattorgane bei die- ser Pflanze eine sehr üppige ist. Doch auch die übrigen Pflan- zentheile besitzen einen beträchtlichen Kieselsäuregehalt. Pitt- bogen macht noch auf das Verhältniss des Kalks zu der Magnesia in den Aschen aufmerksam, welches in den verschie- denen Pflanzentheilen ein sehr ungleiches ist, indem in den Blättern und Blattscheiden der Kalk die Magnesia weit überwiegt, während in den Stengel- und Wurzeltheilen und in der Rispe die gefundeneu Mengen von Kalk und Magnesia weit weniger ver- schieden sind. Zur Vergleichung theilt der Verfasser noch einige Anga- ben über den Wasser- und Kieselsäuregehalt einer anderen, dem- selben Teiche entnommenen Sum})fpflanze, des gemeinen Rohr- kolbens, Typha latifolia, mit. Diese Pflanze enthielt: Wassergehalt Kieselsäuregehalt der frischen Substanz. der trocknen Substanz. Stengel 89,3 Proz. 0,177 Proz. Obere Blattscheiden . . . 81,4 „ 0,124 „ Untere Blattscheiden . . . 87,4 „ 0,103 „ Hiernach ist also Phragmites communis beträchtlich reicher an Trockensubstanz und Kieselsäure. W. Knop*) l)Cmcrkt zu diesen Untersuchungen, dass sich aus einer Vergleichung seiner früheren Bestimmungen über den Kieselsäuregehalt in Phragmites mit den vorstehenden Ermittelungen von Fittbogen bei bei- den Analysen eine beträchtliche Abnahme des Kioselsäuregehalts im Sten- gel von oben nach unten herausstelle; für die Blattscheiden zeige sich bei den Untersuchungen von Fittbogen ein gleiches Verhalten, während Knop für die Blätter mit Blattscheiden eine Abnahme von unten nacli oben beobachtete. Die von Kno]) analysirten POanzen standen auf dem Ufer. Indem Knop auf diese Abweichung in den Bestandtheilcn der Prtau- zen aufmerksam macht, weist er darauf hin, dass die in der Natur von den Pflanzen aufgenommenen Aschenbestandtheile nicht alle als der Qualität und Quantität nach unentbehrliche Bestandtheile angesehen werden dürfen. — Dass die Aschenbestandtheile der Pflanzen wenigstens in quantitativer Beziehung oft die beträchtlichsten Verschiedenheiten zeigen, crgiebt sich zur Genüge aus einer Vergleichung mehrerer Analysen einer und dersel- ben Pflanze, besonders wenn dieselbe unter verschiedenen Verhältnissen *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 434. Jsliresberichl. VIII. Q 114 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. lieber die unorgani- schen Be- slandtheile des Hopfens gewachsen ist. Es erscheint daher selbst für praktische Zwecke kaum ge- rechtfertigt, aus der Zahl der vorliegenden Aschenanalysen für irgend eine Pflanzensubstanz den mittleren Gehalt an Mineralbestandtheilen zu berech- nen; jedenfalls verdient der Vorschlag Knop's Beachtung, dass hierbei die Maximal- und Minimalzahlen, innerhalb deren die Mineralstoffe erfahrungs- mässig schwanken, zu berücksichtigen seien. Ueber die unorganischen Bestandtlieile des bayerischen Hopfens, von C. Gilbert Wheeler.^) — Der Verfasser bestimmte bei acht bayerischen Hopfensorten von verschiedener Güte die Aschenbestandtheile. Zur Ver- gleichung wurde noch eine böhmische Sorte mit analysirt, auch sind die Analysen dreier englischer Sorten nachstehend mit aufgeführt. Die Sorten waren folgende (die bayerischen Sorten sind nach ihrer Güte geordnet): von Spalt, von Weingarten (Spalter Land), von der Holledau, von Roth, vom Aischgrund, von Lauf, von Hersbruck, 8. von Sulzbach, 9. von Saaz in Böhmen, 10. Farnham whitebine, 11. Kent yellow grape, } englische Sorten. 12. Bentley, Hampshire, 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Kali Natron Kalk Magnesia Eisenoxyd Manganoxydoxydul Thonerde Phosphorsäure . . Schwefelsäure . . . Chlorkalium .... Chlornatrium . . . Kieselsäure .... Kohlensäure . . . Kohle und Sand . 32,83 1,27 11,21 2,03 0,G4 Spur Spur 14,47 Spur 2,96 11,44 11,74 9,1.^) 28,60 4,58 11,52 2,56 2,04 Spur Spur 8,(56 Spur 3,96 14,18 4,63 17,29 29,72 13,00 10,64 0,31 Spur Spur 11,05 Spur 3,35 0,17 11,42 6,66 12,80 28,99 14,09 4,84 0,78 0 Spur 13,62 Spur 4,93 1,.53 11,96 6,81 11,93 31,60 11,16 5,67 1,65 Spur Spur 12,76 Spur 4,67 .5,!)5 10,37 6,47 8,93 37,79 11,86 1,27 6,48 Spur Spur 12,67 1,98 8,48 1,21 10,02 12,50 1,91 30,59 14,23 5,11 1,04 Spur Spur 13,77 Spur 1,66 3,43 9,44 13,03 8,25 36,17 11,32 3,27 0,91 Spur Spur 14,75 Spur 4,22 1,22 12,29 (;,iti 7,70 27,43 12,35 2,52 1,75 Spur Spur 6,49 2,03 3,25 2,77 12,04 11,33 15,61 Summa Totalaschengehalt Stickstoffgehalt . . ;»7,74 9,93 1,85 98,02 9,28 99,02 9,89 99,4« 7,64 99,23 7,56 99,(;7 9,14 100,55 6,93 1,73 98,86 7,45 97,57 8,42 *) Erdmann's Journal Bd. 94, S. 385. Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. 115 d 3 o 00 a o o W ö o > bß N < (^ l^ (^ r- o o r-t CO CO Q CC 1 1^ QC 'X 1 1 cc CO y—l c- vO_ o tri CO ^^ ~ 1 1 1-1 o Oi o T-l 8 1— 1 t-- GO vf5 CO O CO CO Ol (Ti ?2 Q (N 1 \r. CO c ta 1 "*. CO (N " y^ o" 1— 1 ^ " iH (M o rH (?; 1^ _ o GO t^ CO t> Q oc . 1 ^ o ■^ 1 1 C*i Ci O. o_ -^* cc ' i- co" r^ ' ' Oi (N TjT CO t>^ o cc tH tH s G^l 05 00 (T * 1 c cc t~ ~ 1 1 02 1 o '^ tH CO CO tH r- * ' 1 1 '*" of CO iH 8 i-t 00 tc ■* t- OS CO Oi g »n 1 Oi -* CO 1 1 co 1 o CO f ^^ 1—1 1—1 8 r-l CO OO Ol ID CO IM rH T-( CD 8 o: 1 CO "i* \C. 1 CO CO O '^^ t^ r^ l r. > ■£ <* 1 CO rH o ■ ^^ f^f oT T-T y^ o ■^ 1-1 l-H 1-1 o 1—1 o « t^ t^ CO t- Cl CO o t- 1 '"' "^ Ol I t CO 1 o o. CO o • lÖ r^ ' c^ •■£: rH ' ' lO" ' MTi t>^ (M o" CO 1-1 1— 1 I— ( o I-H Z£ - CD O o 1-1 o O: 1 "^ 05 cr 1 1 GO 1 T-( ^ ao_ o '^ 1 1 1 ' 1 1 CO l^ • «£> CO c CO 1 rjT o" '*■ o CO ^H 1-1 ^ 1—1 o 1—1 cc (M 't to cc CO o ■* (-, in O >- CO ci: 1 1 CO 1 1 Ci CD <^ 1 1 [ 1 c^ CO " >:£ iC CO c^ i-T o co" 1—1 o o 1-1 CO '* O CO CM -* '^ o o (X> «o o cc CO 1 1 t- I 1 00 (M^ o ry 1 1 1 ~ l-T Tj. Cl c ocT 1 CO in tH tH , . CS • a 's • 0 x* c ^11 3 CO O 3 s 2 *« 2 ^ 11 's a SM) a 1 i 1 ^ ^ ^ ^ M o (-1 2 "3 m 0) fctf ^ ^ s CU M CJ ü 3 116 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalyscn. Aus der Zusammensetzung der Aschen ergiebt sich kein Zusammenhang zwischen der Güte der Hopfensorten und ihrem Gehalte an Mineralstofifen ; es scheint also, dass auch beim Hopfen der Gehalt an den einzelnen Mincralbestandtheilen je nach den Boden- und Düngungs Verhältnissen erheblich diflferi- ren kann, ohne dass diese Differenzen in der Zusammensetzung der organischen Substanz, resp. in dem Gehalte des Hopfens an denjenigen Bestandtheilen, welche seine Güte bedingen, einen Ausdruck fänden. Auffällig ist, dass nur bei einer der bayerischen Hopfensorten in der Asche eine bestimmbare Menge von Schwefelsaure gefunden wurde. Der hohe Gehalt der englischen Sorten ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass diese Sorten geschwefelt waren, was in England fast allgemein ge- bräuchlich ist. Bezüglich der Frage: wie weit die Beschaffenheit des Bodens auf die Zusammensetzung der Ascheu einwirkt, hat der Verfasser eine Untersuchung der beiden Bodenarten, in welchen die Sorten von Spalt und Ilersbruck gewachsen waren, ausgeführt. Der Boden von Spalt ist ein zerfallener Keupersandstein von rothbrauner Farbe, sehr feinem Korn und ziemlich gleichmässiger Beschaffenheit; der von Hersbruck gehört zum oberen oder weissen Jura (Malm) und ist mehr braun als roth, mit Bruchstücken von Kalk- und anderen Gesteinen dieser Formation vermengt, dem Ansehen nach weit reicher an organischen Bestandtheilen, als der von Spalt. Erdboden von Spalt. Hersbruck. Kali 0,1406G 0,43941 Natron 0,00562 0,13439 Kalk 0,07233 1,29200 Magnesia ....... 0,03833 0,65519 Eisenoxyd 1,43286 3,07000 Manganoxydoxydul . . 0,05066 0,33000 Thonerde 0,58000 1,60200 Phosphorsäure .... 0,42218 0,35873 Schwefelsäure 0,00966 0,04055 Chlornatrium 0,01826 0,02651 Kieselsäure 0,02805 0,07340 Kohlensäure 0,14053 0,10130 Wasser 2,06500 3,01000 Unlösliche Theile . . 95,73667 89,03334 Summa 100,74881 100,24031. Stickstoffgehalt .... 0,22600 0,16144 Glühverlust der bei 100 " C. getrockneten Erden . 5,09 6,68 Die Erden wurden bei der Analyse 48 Stunden mit konzentrirter Salz- Bäure bei 14" C. behandelt. Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. 117 Eine Konvergenz in der chemischen Zusammensetzung des Bodens und der Asche des darauf gewachsenen Hopfens dürfte schwerlich aufzufinden sein. Analyse der Asche des Hopfens, von Lermcr."^) — 100 Gewichtstheilc des lufttrocknen Hopfens enthielten 1(1,07 Gewichtstheilc Wasser und 7,135 Gewichtstheilc Asche. Diese enthielt: Kali 17,073 Natron 3,975 . \ Natrium 1,525 Chlornatrium . . . 3,855 < ^, , ,, „„.^ ' / Chlor 2,330 Kalk 12,042 Magnesia 5,615 Thonerde 0,763 Eisenoxyd 2,078 Schwefelsäure . . . 4,605 Phosphorsäure . . 15,100 . 23,181 . 11,237 Kieselsäure . Kohlensäure . 99,474. Beslandtheile. Elsässer I kalk- armem Boden. \rapp von kalk- reichem Boden. Seelän- discher Krapp. Bewässertes Feld. Karamit Karamit 4jahrig, 6jährig. Unbewässerles Feld. Karamit Karamit ISjahrig. 22jührig. Kali 29,68 11,90 34,92 3,76 1,19 7,85 5,32 3,72 1,66 27,47 0,09 30,16 3,79 3,47 22,52 2 21 5^53 3,42 25,76 16,29 3,17 2,67 12,58 16,84 2,86 16,41 35 86 .^4.47 39,20 2,34 32,78 4,86 0,95 4,25 8,15 2,17 5,30 3919 Natron Kalk 0 14,87 15,01 0,93 18,86 10,76 1,99 1,72 4,47 11,70 20,42 3,19 7,45 11,49 1,70 5,11 5,72 27,19 7,09 0,69 5,49 9,14 3,89 1,60 Magnesia Eisenoxyd Chlornatrium .... Phosphorsäurc . . . Schwefelsäure . . . Kieselsäure Summa Aschenmenge, frei von Sand und Kohle 100,00 8,25 100,00 8,42 1(10,00 y 100,(JO 8,87 100,00 8,80 100,00 8,80 100,00. 5,25. Aschen- aiialyso des Hopfeua. UeberdieAschenbestandtheilcderKrapppflanze hat A. Petz hold t**) Untersuchungen ausgeführt. Das dazu verwendete Material stammte aus den Distrikten von Kuba und Derbent an der Westküste des kaspischen Meeres, es war theils von bewässerten, theils von nicht bewässerten Feldern gewon- nen worden. Zur Vergleichung hat der Verfasser in der nach- stehenden Tabelle einige frühere Aschenanalysen der Krapp- Wurzel*^*) mit aufgeführt. *) Wittstein's Vierteljahrschrift. Bd. 13, S. 182. **) Erdmann's Journal Bd. 95, S. 211. ***) Anualen der Chemie und Pharmacie Bd. 54, S. 345. Aschenbe- stnndtbeile der Krapp- pflanze. 118 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. Aschciilii' »tanUtlieile de* Reli- hoUes. In Verbindung mit den vorstehenden Analysen hat der Verfasser einige zum Krappbau benutzte Erden aus Transkau- kasien aualysirt. Die Bodenarten sind folgendermassen charak- terisirt : 1. Durch Krappbau erschöpfter Boden, derselbe hatte nach dem Umbruch als Neuland 4 Jahre lang Krapp getragen, 2. Zwei Jahre lang mit Krapp bebaut, scheinbar der Probe No. 1. sehr ähnlich. 3. Zwölf Jahre lang zum Krappbau benutzt, bei der Probe- entnahme mit Melonen bebaut. 4. Fünfzehn Jahre mit Krapp bebaut, niemals bewässert; dieser Boden hatte den 15jährigen Karamit geliefert. 5. Der zu dem 22 jährigen Karamit gehörige Boden. Bestandtheile. Unlösliches . . Thonerde . . . Eisenoxyd . . . Kieselsäure . . Schwefelsäure Phosphorsäure Kalk Magnesia . . . Kali Natron Chlornatrium . Kohlensäure . . 73,80 3,45 8,58 1,10 0,08 0,10 5,14 1,40 0,G2 0,03 5,70 62,64 6,03 6,59 10,40 0,10 0,37 5,82 1,50 0,93 0,31 0,03 5,28 72,13 7,54 5,80 0,10 0,19 6,92 1,75 0,43 0,06 0,02 5,06 4. 84,67 8,44 4,76 0,03 0,06 0,54 0,83 0,57 0,07 0,01 0,02 84,10 9,06 4,75 0,03 0,10 0,45 0,83 0,57 0,09 0,01 0,01 Summa Organische Substanz 100,00 5,58 100,00 7,10 100,00 6,71 100,00 .5,15 100,0. Analyse von öargassum (Fucus) natans s. baeci- Analyse vob ferum, von B. Corenwinder.**) — Organische Substanz 79,627 mit 0,8 Stickstoff. Asche 20,373 100,000. Die Asche hatte folgende Zusammensetzung: Chlornatrium 41,750 Kali 2,685 Natron 9,557 Magnesia 12,397 Kalk 12,774 Schwefelsäure 12,513 Kohlensäure 4,827 phosphorsäure 1,026 Kieselsäure, Eisen etc. . 2,471 100,000. Sargassum iiatao«. *) Farmers magazine 1865, S. 195. ♦*) Corapt. rend. Bd. 60, S 1247, 120 Nähere Pfianzenbestandtheile und Aschenanalysen. Die Analyse wurde hauptsächlich zu dem Zwecke ausgeführt, um auf indirektem Wege Aufschluss über einen etwaigen Gehalt an Phosphorsäure im Meeiwasser zu erhalten. Die Analyse lehrt, dass die Phosphorsäure darin nicht fehlt, obgleich sie sich nur in so geringen Mengen findet, dass sie analytisch im Meerwasser nicht mit Sicherheit vom Verfasser nachge- wiesen werden konnte. Die Meerespflanzen zeigen hiernach gegen die Phosphorsäure dasselbe Verhalten wie gegen das in dem Meerwasser ent- haltene Jod. — Gödechens*) fand schon früher in der Asche von vier Fucusarten 1,36 bis 4,40 Prozent Phosphorsäure. Ascheni.e- Djß Asclic vou C h c V ali 6 rgci' s t c , **) welche in armem der chtva- Landc gewachsen war, zeigte folgende Zusammensetzung: — liergerste. Kicselsäure . . . 23,00 Phosphorsäure . 26,01 Schwefelsäure . . 2,72 Kalk 2,79 Magnesia 8,07 Eisenoxyd .... 0,09 Kali 27,43 Natron 0,05 Chlornatrium .■ 8,60 98,76. coniinaehait Conüngchalt der Blätter und S anjen von Conium '",'''''" maculatum L., von C. Close.***) -- Es enthielten: Amerikanische, noch nicht 1 Jahr alte Blätter 0,000 Prozent. Amerikanische, frische Blätter 0,040 „ Englische, eingeführte Blätter 0,010 „ Frischer amerikanischer Samen 0,142 „ 2 Jahre alter Samen 0,141 „ Deutscher Samen (ohne Angabe des Alters) . 0,120 „ Der Samen ist hiernach reicher an Coniin, als die Blätter, in letzteren scheint der Coniingohalt mit dem Alter rasch abzunehmen. Aconiiin- A c o ui t i H g cli al t in Aconitum Napcllus, von W, gehait im p j, ^ c t c i". t) — Es cuthicltcn: Amerikanische, im Frühling gegrabene Wurzel 0,42 Prozent Europäische Wurzel 0,20 „ reines Aconitin. strjrhiiin- Strychuiu- und Brucingchalt der Nux vomica und ^ebairder' Faba Ignatii, von F. Mayer. ff) — Es enthielten: u'nd "Jlm-^ die Brechnüsse . . 14,24 bis 16,93 Proz. Brucin und 4,57 Proz. Strychnin, .iusbohnen. jie jgnatiusbohnen 21,97 „ „ 7,20-7,88« Analyse von lu dcm Samcu VOU Lolium tenuilentum landen Lolturn te- uiuleiituro. Lolturn te- L mj ^ j g y,^ j Stahlfff) ausser den bekannten ßentandtheilen *) Annalen der Chemie und Pharmacio Bd. ,54, S. 351. **) Farmers magazine 18C5, S. 330- **♦) Chemisches Centralblatt. 1865. S. 336. f) Ibidem S. 336- tt) Ibidem S. 320. fff) Archiv der Pharniacie Bd. 119, S. 55. Nähere Pflanzciibestandthcile und Aschcnanalysen. 121 der Gramineen: Stärke, Kleber und Cellulose, ein helles, neu- trales, t^eschmackloses Fett, eine ölige mit Bleiessig aus der Spirituosen Lösung- fällbare Säure, ein braunes öliges Fett von stark kratzendem Geschmack, eine gelbe, ölige^, fettige Masse von kratzend bitterem Geschmack, einen in Aether und Weingeist löslichen Bitterstoff, der sich durch Kochen mit Säuren in Zucker und flüchtige, aromatische Säuren zerlegen Hess; ferner Zucker, eisengrünenden Gerbstoff, eine der Meta- pektinsäure ähnliche Säure und eine harzige Substanz. Alkaloi'de im Mutterkorn, von Wenzell.*) — Der AikaioWe im Verfasser fand im Mutterkorne zwei neue, nicht kristallisirbarc ^''"'<''•koln, Alkaloide: Ekbolin und Ergotin, und eine flüchtige Säure, die er Ergotsäure nennt. Solaningehalt der Kartoffeln, von 0. Hant.**) — soianii. in Im Mai untersuchte, von den jungen Trieben sorgfältig befreite ''•'" Kanof- Kartoffeln lieferten aus 500 Grm. Substanz 0,16 Grm. reines Solanin, während aus 500 Grm. der Kartoffelschalen 0,18 Grm. und aus einem gleichen Gewichte der geschälten Kartoffeln 0,12 Grm. des Alkaloids erhalten wurden. Im Juli entiiiclten 500 Grm. rohe Kartoffeln 0,'^1 Grm., 500 Grm. geschälte Knollen 0,16 Grm. und ein gleiches Gewicht möglichst dünn geschnittener Schalen 0,24 Grm. Solanin. Der grösste Theil des Sohvnins ist hiernach in den Schalen enthalten, auch enthalten die jungen Kncillen mehr, als ältere. Der Verfasser hält die Benutzung junger Kartofl'elu als Viehfutter für bedenklich. Thein fanden W. F. Da nie 11 und J. Attfield**^) in der The.,, i.. Kolanuss (Cola acuminata) aus Westafrika. Die Nuss ent- »*"»""" hält bis zu 2 Froz. Thein, während der Thee 0,5 bis 3,5 Proz. enthält. Auch die Blätter der Paullinia sorbilis, eines brasi- lianischen Baumes, sind reich an Thein. Physostigmin nannten Job st und Ilcssef) ein in Aikaio.d ... Wasser schwer, in Alkohol, Aether uiul Alkalien leicht lösli- ''^"^ f^'''^''»'- ches Alkaloid, welches die Verfasser aus der Calabarbohne, dem Samen einer in Oberguinca wachsenden Leguminose (Phy- sostigma venenosum) darstellten. Das neue Alkoloid zeichnet *) Chemisches Centralblatt. 18(;5. S. 351. **) Buchuer's Ropertorium Bd. 13, S. 559. ***) Chemisches Centralblatt. 18(j5. S. 4.57. t) Annalen der Chemie uud Pharmacie Bü. lüli, S. 115. 122 Der Bau der Pflanze. sich durch Giftigkeit und durch die Eigenschaft, die Pupille zusammenzuziehen, aus. — A. Yee und M. Leven*) nennen das giftige Prinzip der Calabarbohne Es er in. orgauische In dcu Blättcm von Lycium barbarum fanden A. Hu- Basen.nLy- gQjjjg^^jj^ ^^j^(] y^f Marmc^*) ciue neue organische Base, welche cium, Helle- / u / borus und slc Lyclu nannten; ebenso gelang es ihnen aus der Niesswurz cytisus. (^2gllg]3Qp^g njger l_ uj^j jj. viridis L.) zwei Glukoside: Helle- borein und Helleborin und aus den Schoten und Samen des Goldregens (Cytisus Laburnum L.) eine stark giftige organische Base abzuscheiden. Wir erwähnen endlich noch folgende hierher gehörige Abhandlungen: Matiere amylacee et cryptogames amylifere dans les vaisseaux du latex de plusieurs apocynees, par A. Trecul.***) Production des plantules amyliferes dans les cellules vegetales pendant la putrefaction. Chlorophylle crystallisee, par A. Trecul.f) Die chemischen Bestandtheile des Hopfens, von Dr. Seelhorst, ff) Zusammensetzung von mit Abraumsalz gedüngtem Klee, von Paul Bretschneider. fft) Welches sind die Bestandtheile der Pflanzen? von F. Stohmann.*t) Der Bau der Pflanze. Wurzel- Ueber die Entwickelung der Wurzeln bei Wasser- biidnngbei ^^^^^ Laudpflauzcn haben W.Knop und W. Wolf^^f) bei Wasser- uml *■ i i • Land- ihren zahlreichen physiologischen Untersuchungen Gelegenheit ^""'"■"'' gehabt, Erfahrungen zu sammeln. Auf Grund ihrer Beobach- tungen kommen die Verfasser zu dem Schlüsse, dass sich der eigentliche Unterschied in den Eigenschaften des Land- und Wasserwurzelsystems weniger am Körper der beiden Objekte, als an dem Verhalten derselben im Laufe der Vegetation er- kennen lässt. Wasser- und Landwurzeln einer und derselben Pflanze zeigen .unter dem Mikroskope eine gleiclie Anordnung *) Compt. rend. Bd. 60, S. 1194. **) Annalen der Chemie und Pharmacie III. Supplement, S. 245 und Bd. 135, S. 55. *"*) Compt. rend. Bd. 61, S. 156. i) Ibidem S. 432. ff) Landwirthschaftlicher Anzeiger. 1865. Nr. 30. ttt) Mittheilimgcu des landwirthschaftlichen Central- Vereins für Schle- sien. 15. Heft, S. 78. *t) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern. 1865. S. 435. **t) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 345. Der Bau der Pflanze. 123 der Zellen und Gefässo, der einzige Unterschied, den man mit bewaffnetem Auge leicht erkennt, ist der, dass die Zellen und Cxctasse der Wasserwurzeln durchsichtigere und stets weniger inkrustirte Wände haben, als die einer in festem Boden gewachsenen Wurzel. Dabei unterscheidet sich das Waelisthum einer Land- von dem einer Wasserwurzel sehr wesentlich. Die dikotyledonischen Gewächse, namentlich die Bäume, entwickeln in der Erde eine Pfahlwurzel, die alljähr- lich an Länge und Dicke regelmässig zunimmt. Die Enden der Nebenwurzeln verzweigen sich in Einem fort und laufen in viele feinste Fäden aus. Bei den mouokotyledonischen Pflanzen, welche keine Pfahlwurzel entwickeln, findet in der Erde eine gleiche Verzweigung der Hauptnebenwurzeln statt. Bei in Wasser erzogenen Maispflanzen besetzen sich die Neben- wurzeln erster und zweiter Ordnung und ebenso die Pfahlwur- zeln der Erbsen, Bohnen, der Rosskastanie nur in der Nähe des Wasserspiegels mit längeren Nebenwurzeln fernerer Ord- nungen und diese letzteren werden immer kürzer, je tiefer ihre Träger unter den Wasserspiegel hinabreichen und die letzten Enden derselben tragen meistens gar keine Nebenwurzeln mehr. Die Wasserwurzel mit ihren Nebenwurzeln zeigt die Form einer mit der Spitze nach unten gerichteten Pyramide. Die Landwurzel ist dagegen oft in der Nähe des Stammes wenig verzweigt, und gerade nach dem Ende hin verzweigt sie sich besenförmig in feinere Nebenwurzelu. Ohne Schwierigkeit las- sen sich Wasserwurzeln in Laudwurzeln umwandeln, schwieri- ger ist es, eine wahre Landwurzel auf die Dauer in einer wäss- rigen Nährstofflösung am Leben zu erhalten, doch gelingt dies, wenn man sehr verdünnte Nährstofflösungen (0,5 bis 1 p. mille) anwendet und am besten, wenn man die Pflanzen vorher einige Zeit in reinem Wasser vegetiren lässt. Bei höherer Konzen- tration der Salzlösungen (2,5 bis 5 p. mille) erleidet die Ve- getation der Pflanzen stets eine Störung, meistens stirbt ein Theil der Wurzeln ab und die Pflanze geht ein, wenn sie nicht fähig ist, ein neues System von Wassernebenwurzeln in solcher Lösung zu entwickeln. Ein durchgreifender Unterschied zwi- schen der Land- und Wasserwurzel stellt sich bei der Ent- wickeluug der Pfahlwurzeln heraus. Während nämlich bei Wasserpflanzen die Entwickelung der Pfahlwurzel von der Zeit 124 Der Bau der Pflanze. an, wo nach dem Keimen die Substanz der Samen verbraucht ist, fast ganz still steht, nimmt dieselbe bei Bodenpflanzen auch im späteren Wachsthumsstadium regelmässig an Grösse und Dicke zu. Ebenso verhalten sich die Wurzeln von Eichen, Rosskastanien und anderen Bäumen, die aus dem Boden in Wasser oder wässrige Nährstofflösungen versetzt werden. Auch die Entwickelung der stärkeren Nebenwurzeln von Bodenpflan- zen wird beim Versetzen in Salzlösungen verlangsamt. Die Ursache dieser Retardation sehen die Verfasser in einer durch den hydrostatischen Druck auf die Wurzeloberfläche ausgeüb- ten Unterdrückung der Respiration der Wurzeln. In verdünn- ten Salzlösungen treiben die Landwurzeln zahlreiche neue Was- sernebenwurzeln, während ihr eigenes Fortwachsen verlangsamt wird und sie selbst sehr häufig früher oder später absterben. Das Auge erkennt die Wasserwurzel leicht an der geraden Streckung ihrer Theile, während die Landwurzeln stets mehr oder weniger hin- und hergebogen erscheinen. Auch unterschei- det sich die Wasserwurzel durch ihre Sprödigkeit, welche durcli eine Ueberfüllung der dünnwandigen Zellen und Gefässe mit flüssigem Inhalte verursacht wird. Die Wurzeln verschiedener Landpflanzeu zeigen jedoch beim Versetzen in wässrige Lösun- gen kein gleiches Verhalten. Beim Mais sterben die Landwur- zeln meistens ab, aber es entwickelt sich rasch ein neues Sy- stem von Wasserwurzeln, welches die Pflanze erhält. Rhodo- drendronarten, deren Wurzeln von feinen fadenförmigen Neben- wurzeln dicht besetzt sind, Hessen sich sehr gut aus der Erde in eine wässrige Lösung umsetzen. Ebenso die Myrthc, bei welcher die starken, schwarzen Landwurzeln nicht eine Linie weiter wuchsen,*) aber kurze und dicke, weisse Wasserneben- wurzeln entwickelten. Junge einjährige Eichen zeigten, je nacli dem Standorte, von welchem sie entnommen waren, ein ver- schiedenes Verhalten; gegen zwölf Stück von einem Standorte im Walde starben sämmtlich ab, drei von einem anderen Orte lebten dagegen freudig fort, sie entwickelten viele lange neue Nebenwurzcln, aber die Pfahlwurzel vergrössertc sich nicht. *) Im Boden ontwickellc iiltoro Wiirzolstücko, die sich mit Periderm iiherzit'hen, hören nuf Nuhrstolle aus dem Hoden aufzunehmen, dennoch treibt ihre Spitze fort und Kebenwurzelu bilden sich, weh;he die Nahrungs- auinahme fortsetzen. Sachs, Experimentalphysiologie S. 175. Der Bau der Pflanze 125 Ein gleiches Verhalten zeigte ein einjähriges Rosskastanien- bäiimchen, bei welchem auch die im Boden gebildeten Neben- wurzeln sich in der Lösung nicht verlängerten. Sehr schwierig erwies sich die Aufzucht von Weidenzweigen in wässrigen Lö- sungen, meistens kränkelten im zweiten Jahre die von den Zweigen in Flusswasser getriebenen Wurzeln. Die vorliegenden Untersuchungen sind von Wichtigkeit für die Beur- thcilung der Gültigkeit der bei den Vegetationsversuchen in wässrigen Nährstofflösungen ermittelten Gesetze für die Bodenpflanze. Während man früher den in Wasser entwickelten Wurzeln von Landpflanzen eine von der der Bodenpflanzen abweichende Organisation zuschrieb und die Mög- lichkeit der Umwandlung von Landwurzeln in Wasserwurzeln in Abrede stellte,*) zeigen die vorliegenden Beobachtungen keine so wesentliche Ver- schiedenheit. Allerdings treten nach Knop's Ansicht noch beträchtliche Differenzen in dem Verhalten, namentlich bezüglich der Pfahlwurzeln, her- vor, doch zeigt auch die Ausbildung des Wurzelsystems bei Landpflanzen, wie sich aus den ungleichen Verhalten der von verschiedenen Standorten entnommenen Eichen in den obigen Versuchen und bei Hellriegel's**) Unttrsuchungeu über die Wurzelbildung der Getreidearteu ergiebt, sich von lokalen Verhältnissen abhängig. Wesentlich anders situirt als die Land- pflauzen sind die Wasserpflanzen durch die Unterdrückung der Respiration in Folge des hydrostatischen Druckes der Flüssigkeit auf die Oberfläche der Wurzeln. — Zu vergleichen sind noch die interessanten Beobachtungen von Nobbe***) über die Wurzelentwickelung bei der Chiligerste und dem Buchweizen in wässrigen Lösungen und besonders die „Wurzelstudien" von J. Sachs, t) Eine ausführliche Erörterung über den Einfluss des Me- diums, in welchem die Wurzel sich entwickelt, auf deren Ausbildung fin- det sich in Sachs' Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen S. 174. Sachs macht hierin besonders darauf aufmerksam, dass der Er- folg bei der Versetzung einer Pflanze aus einem Medium in das andere, wesentlich von den hierbei stattfindenden grosseren oder geringeren Beschä- digungen der Wurzelhaare und kleinen Wurzelfasern abhängig ist. Wir würden überhaupt auf dies Werk fast bei jeder einzelnen physiologischen Abhandlung unseres Berichts verweisen müssen, wenn wir nicht voraus- setzen dürften, dass dies klassische Buch bereits von allen denjenigen stu- dirt worden sei, welche mit der Physiologie der Pflanzen sich beschäftigen. Uebcr das Auftreten von Pektinkörpern in den veh^r lits Geweben der Runkelrüben, von Julius Wiesner. ff) — von lU^h,- körpein in •) Vergl. die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 5, S. 07. •*" •^""kei **) Jahresbericht. VIL Jahrgang, S. 106. ***) Ibidem S. 160. Vergl. auch die landwirthschaftlichen Versuchssta- tionen Bd. 4, S. 212. t) Ibidem Bd. 2, S. 1. tt) Sitzungsbericht der k. k. Akad. der Wissenschaften zu Wien. Bd. 50. rübp. 126 Der Bau der Pflanze. Es ist längst bekannt, dass in der Runkelrübe Pektinstoflfe vorkommen, über die Region, in welcher sie auftreten, wie über ihre Bildungsweise herrschten jedoch bislang noch verschie- dene Ansichten, welche durch die Untersuchungen von Aug. Vogl'^) über die Löwenzahnwm-zel wesentlich aufgeklärt sind. Des Verfassers Untersuchungen erstrecken sich zunächst auf den anatomischen Bau der Runkelrübe. Die äussere Begren- zung, die Aussenrinde der Rübe, wird durch ein mehrschichti- ges, 2 bis 6 Zellenschichten dickes, blassgelbröthlich gefärbtes Periderm gebildet, welches aus polygonalen (manchmal recht- eckigen oder rhombo'idischen) Zellen besteht, die nicht nur in tangentialer, sondern auch — bei vertikaler Stellung der Rübe — in vertikaler Richtung gestreckt sind. Die Membranen die- ser Zellen sind schwach schmutzig gelb gefärbt; sie umschlies- sen eine lichtbraune, körnige Masse, die so häufig als Be- gleiter der Korkzellen auftritt. Dui*ch Jodlösung nimmt die gelbe Farbe der Membranen und der körnigen Masse an Inten- sität zu; auf Zusatz von Schwefelsäure nehmen Inhalt und Membranen eine hellbraune Farbe an. Durch Chromsäurc las- sen sich diese verkorkten Zellen isoliren. Neben diesen Zel- len treten an verletzten Stellen der Runkelrübe, ferner am so- genannten Kopfe der Rübe, und zwar im letzteren Falle über chlorophyllführendem Parenchym, Gruppen von sehr stark vor- korkten Peridermzellen auf, die sich schon mit freiem Auge durch ihre schmutzigbraune Farbe vom anderen Periderm un- terscheiden. An das Periderm schliesst sich nach innen zu die Mittelrinde an. Diese besteht durchweg aus parenchymatischen Elementen, die äussersten derselben sind in tangentialer Rich- tung platt gedrückt; sie sind die Mutterzellen der Periderm- zellen, die Korkmutterzellen. An dies Korkcambium reihen sich gegen das Innere der Rübe zu Parenchymzellen , die um so mehr den Charakter der tangentialen Abplattung verlieren, je mehr sie von den Korkmutterzellen entfernt liegen. Bis gegen die Mitte der Mittelrinde nehmen diese Zellen an Grösse zu. Sie sind mehr oder minder abgerundet oder polygonal und nach den Richtungen der drei Hauptabschnitte ziemlich gleich- massig ausgedehnt. Von hier ab, in der Richtung gegen die Jahresbericht. VII. Jahrgang, S. 104. Der Bau der Pflanze. 127 Innenrinde, wird der Querdurclimesser der Parenchymzellen kleiner, der Längendurclimcsser dagegen grösser, und zwar so, dass die am längsten gestreckten Elemente der Mittelrinde an die Innenrinde, in die sie jedoch keineswegs übergehen, gren- zen. Die Zellen der Mittelrinde zeigen hiernach drei Haupt- formen: platte Parencliymzellen (Korkmutterzellen), abgeplattet- kugelige Parenchymzellen und lang gestreckte Parenchymzellen. Sie bilden, auf dem Querschnitte gesehen, 8 bis 20, vielleicht auch noch mehr hinter einander liegende Zellschichten. Zwi- schen den Zellen liegen dreiseitige, seltener vierseitige, stets Luft führende Interzellulargänge. Sämmtliche Zellen der Mittel- rinde sind reich an Plasma und führen häufig noch Zellkerne mit grossen, einzelnen Kernkörperchen. Die Membranen dieser Zellen werden durch Jod und Schwefelsäure gebläut; Kali färbt sie in Folge der Anwesenheit eines Gerbstoffes gelb; Chrom- säure isolirt die Zellen sehr rasch. Die Innenrinde der Rübe hebt sich deutlich von der Mittelrinde ab; sie hat eine Dicke von 0,09 bis 0,216 Mm. und besteht aus plasmareicheu , zart- wandigen, langgestreckten Zellen, die, auf dem Querschnitte gesehen, viereckig sind und in der Richtung der Tangente et- was zusammengedrückt erscheinen. Sämmtliche Zellen der In- nenrinde sind Cambialzellen, sie nehmen von aussen nach innen zu an Grösse ab und schliessen sich nach innen zu an den Holztheil des Gefässbündels an. Luftführende Interzellular- gänge fehlen in diesem Gewebe. Die Zellen der Innenrinde zeigen dieselben Reaktionen, wie die der Mittelrinde, enthal- ten also ebenfalls Gerbstoff. Die Innenrinde ist radial durch- brochen vom Parenchym, dessen Zellen in ihren Dimensionen die Mitte halten zwischen den in ihrer Grösse sehr verschiede- nen Zellen der Mittelrinde. — Das Gewebe des Holzringes enthält ausser Zellen, die auf der Entwickeluugsstufe des Cam- biums stehen geblicl)en sind, noch konisch zugespitzte, })oröse Holzzellen und Netzgefässe. Auch dieses Gewebe ist durch radial verlaufende Fortsätze der Mittelriudc durchbrochen (Markstrahlen). An diesen äussersten Holzring der Rübe reihen sich in regelmässig wiederkehrendem Wechsel: Mittel- rinde, Inuenrinde und Holzkörper, in radialer Richtung durch- setzt von — in Bezug auf ihre Breite wahrhaft riesigen — Markstrahlen, deren Elemente mit jenen der Mittelrinde in 128 Der Bau der Pflanze. chemischer und histologischer Beziehuug übereinstimmen. Im Parenchymgewebe der Rübe sind die Zellen durch eine schwach entwickelte Interzellularsubstanz vereinigt; nur hier und da, am meisten in den mittleren Regionen des Parenchyms ist dieser Körper resorbirt und in Folge dessen das Gewebe aufgelockert. Beim Kochen quillt die Interzellularsubstanz stark auf und hebt sich mit Deutlichkeit von den Membranschichten ab, die Haiitschicht des Plasmas zieht sich stark zusammen und schliesst das Plasma in sich ein. Dabei tritt nur stellenweise eine un- bedeutende Auflockerung im Gewebe ein, welche durch partielle Lösung der Interzellularsubstanz bedingt ist. Die gequollene Interzellularsubstanz wird durch unorganische und organische Säuren (Schwefelsäure, Chromsäure, Oxalsäure, Citroncnsäure und Acpfclsäure) gelöst, man kann auf diese Weise eine voll- ständige Isoliruug der Parenchymzellen herbeiführen. Dies Verhalten zeigt, dass in den Regionen des Parenchyms nur die Interzellularsubstanz der Sitz der Pektose sein kann. Der Verfasser nimmt an, dass durch die Einwirkung der organi- schen Säuren der Parenchymzellen auf die Interzellularsubstanz sich Pektin- oder Metapektinsäure in den Rüben bilden, und dass auf diese Weise die Resorption an den Stellen geschehen ist, wo die Interzellularsubstanz fehlt. Beim Behandeln mit Jod und Schwefelsäure färben sich die Zellmembranen des in Wasser gekochten Parenchymgewebes intensiv blau, die Inter- zellularsubstanz nimmt eine blassblaue Farbe an und zerfliesst hierauf zu einem l)lassbläulichcn Schleime. Manchmal bleibt die Interzellularsubstanz farblos, geht aber dann noch rascher, als die sieh blaufärbendc, in Lösung über. Diese Blaufärbung des Zwischenzellstoffes rührt entschieden von einem Zellulose- reste her, der in dieser Substanz mit Pektose vermengt ist, und dies deutet an , dass die Zellmembranen der Parenchym- zellen nach dem Grade ihres Alters einer Desorganisation ver- fallen, bei welcher die Zellulose der Zellmembran successivc sich in Pektose umsetzt. Wenn man die Isolirung der Parenchym- zellen aufmerksam verfolgt, so sieht man, dass die Auflösung des Zwischcnzcllstoffes in tangentialer Richtung weit rascher, als in radialer Richtung erfolgt, dass ferner die Zellen anfäng- lich nicht einzeln, sondern gruppenweise aus dem Verbände treten, meist zu zweien, die mit den Radialwänden an einander Per Bau der Pflanze. 129 haften und von einer gemeinsamen Interzcllularsnbstanz (meta- morphosirte Muttcrzellhant) umschlossen sind. Ein gleiches Verhalten beobachtete A. Vogl an den Parenchymzellen der Löwenzahuwurzel, und es bestätigt daher die vorliegende Un- tersuchung die von Vogl zuerst begründete Ansicht, dass die Pektose zum grossen Theile aus den Membranen der Mutter- zellen hervorgeht und ebenso die Wiegand'schc Ansicht, dass eine Umformung der Muttcrzellhäutc zur Bildung der Interzel- lularsubstanz der Tocliterzelle beiträgt. Die Zellen des Kork- cambiums zeigen bcziiglicli ihrer Interzellularsubstanz ein ähn- liches A^erhalten wie die Parenchymzellen, sie enthalten aber darin mehr Zellulose, ebenso auch die Zellen der Innenrinde, die Cambialzellen des Holzringes, ja selbst die jüngeren Holz- und Grefässzellen. Die Zellen des aus den Korkmutterzellen hervorgehenden weissen Periderms werden durch organische Säuren zwar nicht vollständig isolirt, doch findet eine bedeu- tende Auflockerung im Gewebe statt. Die in organischen Säu- ren ausgekochten Zellen zeigen alle Reaktionen der gewöhnli- chen Korkzellen. Bei dem oben erwähnten braunen Periderm, welches sich am Kopfe der Rübe und an verletzten Stellen findet, bringen organische Säuren keine Aenderung hervor. Dies verschiedene Verhalten der Peridermzellen zeigt, dass bei dem nur schwach verkorkten weissen Periderm die Auflocke- rung durch die organischen Säuren nur die Folge der hierdurch bewirkten Auflösung eines in der Interzellularsubstanz eingela- gerten Stoffes geschehen ist, welcher nur Pektose sein kann. Dieser Körper tritt schon in den Mutterzellen des Periderms in kleiner Menge auf und ist in den Zellen des weissen Peri- derms, statt wie in den Korkmutterzellen mit Zellulose, mit Korksubstanz, oder richtiger gesagt, mit der den Korkzellen eigenen Zwischenzellsubstanz gemengt. Diese Beobachtungen bestätigen die Ansicht von Kabsch*) und Vogl,**) dass die Interzellularsubstanz der Sitz der PektinstofFe ist und dass diese vornehmlich ein Umsetzungsprodukt der Mutterzellhäute sind; sie zeigen aber weiter, was früher nicht bekannt war, dass auch Cambial-, Gefäss- und Holzzellen, ebenso Peridermzellen als Träger von Pektinstoffen auftreten können. *) Pringsheim's Jahrbücher Bd. 3, S. 367. **) Sitzungsbericht der k. k. Akad. der Wissenschaften zu Wien Bd. 48. Jahreebcricht. VIII. O (lerPflanzen- z.ellen. 130 Der Bau der Pfl;mze. Bezüglich der Runkelrübe lassen sich die vorstehendon Beobachtungen in folgende Sätze zusammenfassen: 1. Sämmtliche Zellenmembranen der Runkelrübe befinden sich; wenigstens anfänglich, in einer Pektinmetamorphose. 2. Die Membranen der der Mittel- und Innenrinde ange- hörigen Zellen bleiben auf der Stufe der Pektinmetamorphose stehen. 3. Die Membranen der Holz- und Gefässzellen, die an- fänglich in einer Pektinmetamorphose begriffen sind, verholzen später. 4. Die Membranen der Periderrazellen gehen eine kombi- nirte Metamorphose, eine Pektin-Korkmetamorphose, ein. ueber die Uebor die Entstehung des Harzes im Inneren Entstehung ^^^ P f 1 an z c n z c 1 1 c n , von Jul. Wiesner. ^M — Der Ver- des Harzes ' ■' im Innern fasscr fand bei Untersuchungen über die Zerstörung des Hol- zes an der Atmosphäre, das? der Holzkörper im Inneren der Markstrahlenzellen der Laubbäume eine besondere Widerstands- fähigkeit gegen die Einwirkung der Luft besitzt, welche durch eine Einlagerung von Harzkörnern in den Markstrahlenzellen bedingt ist. Diese Körner haben eine kugelförmige, manchmal bedeutend abgeplattete Gestalt, mit oft sehr unregelmässiger Umgrenzung, und erscheinen im Inneren nicht selten ausgehöhlt; sie sind dann entweder mit Luft oder mit einem anders brechen- den, festen Medium erfüllt. Durch Jodlösung nehmen die Kör- ner nur selten eine bläuliche Farbe an, häufiger tritt die Bläuung ein, wenn die llarzkörner zunächst kurze Zeit mit verdünnter Kalilauge und hernach mit Jod und Schwefelsäure behandelt werden. Bei längerer Einwirkung von verdünnter Chromsäure lösen sich die meisten Körner auf und zeigen hier- bei zum Theil eine deutliche Schichtung, auch hohle Harzkör- ner aus dem Holze einer Protea zeigten bei dieser Behandlung mehrere Zonen von verschiedener Helligkeit. Die rückständi- gen, beinahe farblos gewordenen Körner ergaben nach vorher- gegangenem Waschen in Wasser die bekannten Zellstoflfreak- tionen mit Jod und Scliwefelsäure und Kupferoxydamraoniak. Gegen Eisenchlorid geben die Harzkörner die Reaktion auf Gerbstoff. Aus dem weiteren Verhalten gegen Reagentien *) Sitzungsbericlil der k. k. Akad. der Wissenschaften zu Wien Bd. 51. Der Bau der Pflanze. 131 geht hervor, dass die Harzkörner keine amorphe, sondern in der Regel geschichtete Körper sind ; ferner dass sie nur selten blos aus Harzen bestehen, sondern fast immer höchst wech- selvolle Gemenge von Harz, Zelkilose, Granulöse, Gerbstoff und einem durch Alkalien hervorrufbaren Farbstoff sind. Da die Harzkörner eine grosse Verbreitung in dem Parenchym des Holzes und der Rinde haben, so will der Verfasser sie, in Uebereinstimmung mit den Hartig'schen Benennungen anderer Zellinhaltsstoffe, als „Harzmehl" bezeichnet wissen. Das augeführte Verhalten der Harzkörner gegen Reagentien scheint anzudeuten, dass dieselben entweder aus Stärkekörnern oder aus Hartig's Gerbstoffkörnern hervorgehen; diese Annahme wird dadurch unterstützt, dass die Zellen, in welchen die Harzbildung erfolgt, kein Plasma mehr führen, mithin die Ent- stehung der Harzkörner nur aus den vorgebildeten grobkörni- gen Einschlüssen der Zellen hergeleitet werden kann. Diese körnigen Einschlüsse Hessen sich bei einigen Holzarten mit Bestimmtheit als Stärkekörner erkennen, bei anderen zeigten sie mehr oder weniger die Eigenschaften des Hartig'schen Gerbmehls, theilweise waren sie als Zwischenbildungen von Stärkemehl in Gerbmehl anzusehen, und gerade diese Zwischen- bildungen sind es, welche nach dem Verfasser sich in Harz umsetzen. Durch weitere Untersuchungen weist der Verfasser nach, dass eine grosse Menge des in der Natur vorkommenden Harzes aus Stärkekörnern entweder direkt oder indirekt her- vorgeht, dass der so entstandene Körper ein geschichteter ist, der in Bezug auf seinen Bau, sowie Hartig's Gerbstoffkör- ner (vergl. dagegen S. 97) gleichsam eine Pseudomorphose nach Stärke ist. Im lebenden Organismus setzt sich die Stärke in Zucker, Dextrin, Gerbsäuren u. s. w. um, im absterbenden Gewebe verwandelt sie sich in Arabin (Wiegand) oder in Harz, welche Stoffe — als wahre Endprodukte des Stoffwech- sels — für das Leben des betreffenden Gewebes und wohl auch für das Leben der Pflanzen ohne alle Bedeutung sind. — Die von den Chemikern aufgestellte Theorie über die Ent- stehung der Harze aus den ätherischen Oelen, durch Aufnahme von Sauerstoff scheint dem Verfasser nicht bewiesen, jedenfalls sind auch noch andere Entstehungsweisen der Harze möglich. Schon Karsten und Wiegand haben nachgewiesen, dass die 9* 132 I^^i* B*^^ ^^^ Pflanze. starre Wand vieler Holzzellen (Coniferen) durch Desorganisation in Harz übergeht. Da die ganze Zellwand in Harz umgewan- delt wird, so lässt sich dessen Entstehung Avohl nur aus dem Hauptbestandtheile der Zellwand — aus Zellulose — herleiten, und es ist nur noch fraglich, ob diese Umwandlung direkt ge- schieht, oder ob nicht vorerst ein anderer Körper aus der Zellulose hervorgeht. Der Verfasser schliesst aus seinen Unter- suchungen, dass der Gerbstoff das Zwischenglied bei der Metamor- phose der Zellulose und Granulöse in Harz bildet. Da gleichzei- tig Harz und ätherisches Oel in einem Pflanzentheile vorkommen, so nimmt Wiesner an, dass das Oel aus dem Harze hervorgeht: die starre Zellwand erweicht sich und erst hierauf verflüssigt sie sich bei der Harzmetamorphose. Zellulose, Granulöse, Gerb- stoff, Harzsäure, ätherisches Oel kann man sich hiernach aus ein- ander durch fortgesetzte Reduktionen hervorgegangen denken. üeber Ucbcr gcflccktc Blätter, von F. Jaennicke.*) — %]itul^ Nach den Untersuchungen des Verfassers enthalten die gefleck- ten (panachirten) Blätter verschiedene dem Chlorophyll gleich- werthige Farbstoffe, welche die verschiedene Färbung bedin- gen. Die Flecken, welche bei gewissen bald gefleckt, bald un- gefleckt erscheinenden Pflanzen der europäischen Flora zufäl- lig auftreten, sind durch nicht zusagende Bodenmischung oder sonstige äussere Einflüsse bedingt. Krankhafte Flecken unter- scheiden sich von den konstant auftretenden durch ein ganz verschiedenes Aussehen. Schieiden erklärt die Panachirung durch Zersetzuug des Chloro- phylls oder durch Ablösung der mit farblosen Säften gefüllten Oberhaut von dem darunter liegenden grünen Zellgewebe, wobei die dazwischen tre- tende Luftschicht einen silberweissen Fleck bewirken soll. Auch Schacht sieht eine Umwandlung des Chlorophylls als die Ursache der Panachirung an, ebenso Meyen, welcher die Panachirung als eine Krankheitserschei- nung „Fleckenkrankhcit" bezeichnet. Wir verweisen endlich noch auf nnchstehende Abhandlungen: Ueber den Bau des Holzes der wichtigsten in unseren Waldungen vor- kommenden Bäume und Sträucher. Laubhulzer. Von J. Rossmann.**) Remarques sur les vaisseaux lactiföres de quelques plantes de Bresil, par Netto.***) *) Botanische Zeitung. 1865. S. 269. **) Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. 1865. S. 245. ***) Compt. rend. Bd. 60, S. 668. Das Leben der Pflanze. 133 Observations sur les lactift-res des convolvulacees, par Trecul.*) Bemerkungen über die Schutzscheide und die Bildung des Stammes und der Wurzel, von R. Caspary.**) Sur les lactiferes et les libres du liber ramifiees dans les euphorbes, par A. Trecul. ***) Sur la Constitution du fruit des cruciferes, par E. Fournier.f) Des lactiferes dans los papaveracees, par A. Trecul ff) Das Wachsthum der Wurzel, von Otto Nicolai.fft) Observations sur divers anomalies vegetales, par Liron d'Airoles.*t) Das Leben der Pflanze. Das Keimen. Ueber die Stoffwuiidcriuiü; bei der Keimuuff von stoßfwaude- , , rung bei der Weizen und Klecsamcn hat Dr. Hofmann^ f) mikroche- Keimung, mische Untersuchungen angestellt. — Beim Weizen konnten schon im Keime des ruhenden Samens die Eiweissstoffe nachge- wiesen werden; bei der Keimung licss sich die Verbreitung derselben bei der erfolgenden Streckung der Plumula und Ra- dikula in den sich ausdehnenden Zellen deutlich erkennen. Bei der Entstehung der ersten Schraub eugefässe in dem Keimblatte und in den Wiirzelfasern, welche von engen und dünnwandi- gen Leitzellen umgeben sind, waren die Eiweissstofic stets in diesen letzteren mit Sicherheit zu erkennen. Mit Zunahme der Längenausdchnnng der in den noch unentwickelten Theilen dicht und gepresst liegenden Zellen, waren es sowohl in dem Keimblattc als den Wurzelfasern die am Grunde und in der Spitze befindlichen Partien, welche die Reaktion auf Eiweiss am intensivesteu zeigten. Es scheint hiernach, dass die Eiweiss- stoffe von der Basis aus, wo sie als Vorrath sich befinden, gegen die Spitzen hin wandern, in denen sie sich wieder stär- ker anhäufen. Das Leitzellenbündcl erreicht jedoch die äusserste Spitze nicht, sondern es verliert sich in dem dichteren Zell- *) Compt. rend. Bd. 60, S. 825. **) Jahrbuch für wissenschaftlicbc Botanik. Bd. 4. S. 101. ***) Compt. rcnd. Bd. 60, S. 1840. t) Ibidem. Bd. 61, S. 404. ff) Ibidem. Bd. 60, S. 522. tit) Schriften der phys.- Ökonom. Gesellsch. in Königsberg Bd. 6, S. 33. *t) Revue horticole. 1865. S. .^95. **f) Der chemische Ackersmann. 1865. S. 153. 134 Das Leben der Pflanze. gewebe, welches sich erst mit fortschreitendem Wachsthume streckt. In dem Keimblatte, und später im Laubblatte, bilden sich bald mehrere parallel laufende Leitzellenbündel, welche sämmtlich Eiweissstoffe führen, während in den einzelnen Wur- zelfasern sich nur je ein centrales Bündel entwickelt. — Stärkemehl war nachzuweisen in dem Parenchym, wel- ches das sich entwickelnde Leitzellenbündel umgab. Nach er- folgter Streckung zeigte es sich am meisten an der Basis und an den Spitzen des Keimblattes und der Wurzelfasern und zwar in der Form äusserst feiner Körnchen, welche haufenweise einzelne Zellen fast ganz erfüllten, andere nur theilweise. In dem grünen und vollkommen entwickelten Laubblatte liess sich nach der Ausbleichung des Chlorophylls in allen Parenchym- zellen Stärke nachweisen, selbst die das Laubblatt anfangs ein- hüllende, fast farblose Blattscheide zeigte reihenweise an den Zellwandungen abgelagerte stärkehaltige Chlorophyllkörner. In den äussersten Zellen der Spongiolen war neben Stärke auch Eiweiss vorhanden. Die Anhäufung des Stärkemehls im Parenchym, am Grunde des Keimblattes, der Knospe, dem Schildchen und den Wurzelscheiden beweist, dass dasselbe aus dem Endosperm des Samens in den Keim übergeht. Seine Gestalt als äusserst kleine runde Körner, bald zu mehreren haufenweise in den Zellen liegend, bald nur wenige, führt zu dem Schlüsse, dass es, wie auch Sachs annimmt, einer fort- währenden Auflösung und Wiederabschcidung unterliege. Die in denselben Zellen mit vorkommenden Eiweissstoffe scheinen vielleicht diesen Wechsel zu veranlassen oder zu vermitteln. Während diese Veränderungen in dem Keime vor sich gehen, erweicht das Endosperm des Samens, und zwar werden zuerst die dem Schildchen zunächst liegenden Partien milchig. Das aufgeweichte Endosperm erzeugt auf Lackmuspapier eine vor- übergehende Röthung. Die Stärkekörner erscheinen zu dieser Zeit durch einen Längsspalt zerklüftet, der sich fortwährend erweitert und in Querrisse theilt, bis endlich das ganze Korn zerreisst. Die Wurzelhaare enthalten weder Stärke noch Ei- weiss, wohl aber einen sauer reagircnden Saft, der Lackmus- papier vorübergehend röthet. — Dextrin und Z ucker konnten weder in den Basilai'theilen der Blattknospe noch der Wurzelfasern gefunden werdcD, eben Das Lehen der Pflanze. loD sowenig auch in den Spitzen des Keim- und Laubblattes. Da- gegen ergab sich nach erfolgter Streckung in dem Parenchym des Laubblattes, sowie aucli in den mittleren, am meisten ge- streckten Zellen der Wurzcltascrn die Reaktion auf Dextrin. Bei der Keimung des Kleesamens stellten sich diesel- ben Entwickelungsvorgänge hinsiclitlich der Wanderung der EiweissstoÜe und des Stärkemehls heraus. Auch hier wurde die Anwesenheit der Eiweissstoffe stets in den Verzweigungen der Leitzellenbündel, die Wanderung des Stärkemehls in dem Parenchym und die Bildung des Dextrins im mittleren gestreck- ten Theile der Wurzeln beobachtet. Die Radikula bedeckte sich bald nach ihrer Pjntwickeluug von der Spongiola bis ge- gen die Mitte mit einer braunen Schicht von Kork- oder Rin- densubstanz, während der mittlere Theil weiss blieb, die Basis aber von chlorophyllführenden Zellen eine grüne Färbung zeigte. Da diesem Samen der Eiweisskörper fehlt und die Nährstoffe für den Keim in den dicken Samenlappen aufge- speichert sind, so erfolgt die Wanderung derselben durch die Stielchen nach der Keimknospe und der Radikula. In jedem Stielchen bildet sich ein centrales Gefässbündel, in dessen Leitzellen die Eiweissstoffe, wie in dem umgebenden Parenchym das Stärkemehl, deutlich nachgewiesen werden konnte. Untersuchungen über denKeimungsprozess, von umer- G. Fleury."") — Der Verfasser untersuchte zunächst die bei über den der Keimung ölhaltiger Samen sich entwickelnden Gase; es Keimungs- war hierbei die Vorkehrung getroffen, dass zuerst die bei der Keimung gebildete Kohlensäure aufgefangen wurde, dann strich der Gasstrom durch eine mit Kupferoxyd gefüllte glühende ' Röhre, um das entwickelte Kohlenwasserstoff'gas zu Kohlen- säure und Wasser zu verbrennen, welche Produkte ebenfalls dem Gewichte nach bestimmt wurden. Endlich war noch eine Vorrichtung augebracht, um etwa entwickeltes Ammoniak be- stimmen zu können. Es wurden 10,921 Grm. Riziuuskörner am 17. September in feuchten Sand zur Keimung ausgelegt und anfangs jeden zweiten Tag, später täglich, die Gase be- stimmt. Die erhaltenen Resultate sind nachstehend zusammcn- sestellt. *) Annales de chimic et de phys. Bd. 4, S. 38. Chomisclies Ccntral- blatt. 18Ü5. S. 883. 136 Das Lebeu der Pflanze. Kohlensäure, Wasser, Tage. Kohlensäure, durch Verbrennung des Kohlenwasserstoffgases. 2V2 0 — — 4V2 0,0665 — — 6 0,062 — — 7V2 0,0705 — — 9 0,114 — — 10 0,104 — — 11 0,112 — - 12 0,130 — — 13 0,121 — — 14 0,139 — — 15 0,132 — — 16 0,082 — 0,1115 17 0,1095 — — 18 0,1285 — - 19 0,1835 — — 20 0,1905 — 0,049 21 0,1285 0,0335 — 22 0,2225 — 0,011 23 0,1585 — — 24 0,1925 — - 25 0,1885 — 26 0,2045 — — 27 0,171 — — 28 0,2585 — — 29 0,255 — — 30 0,227 — 0,051 31 0,2635 — — 32 0,3025 — — 33 0,3865 — — 34 0,4235 — — 35 0,451 0,0775 — 36 0,399 — — 37 0,5805 0,0145 0,023. Eine Verflüchtigung von Ammoniak trat nicht ein, auch der Sand enthielt nach beendeter Keimung kein Ammoniak, so dass also eine Ammoniakbildung während der Keimung überhaupt nicht stattfand. Die Kohlensäureentwickelung stieg mit dem Vorschrciten der Keimung, wobei aber zu bemerken ist, dass die Samen während der ganzen Zeit vor dem Ein- flüsse des Lichtes geschützt waren. Durch die Verbrennung der austretenden brennbaren Gase wurden 0,1455 Grm. Wasser und 0,1255 Grm. Kohlensäare erhalten, welche 0,01Glö Grm. Das Ijcbcn der Pflanze. i; Wasserstofl" und 0,0342 Grm. Kohlenstoff entsprechen; es muss sich also während der Keimung freier Wasserstoff neben Kohlenwasserstoff entwickelt haben. Der Verfasser untersuchte ferner das Verhalten der nähe- ren Bestandtheile der ölhaltigen Samen während der Keimung. Die hierzu benutzten Samen und deren Zusammensetzung wa- ren folgende: Nähere Bestaudtheile. Rizinus. Prozent. Kaps. Süsse Mandeln. Euphorbia lathyris. Wasser Aschenbestaudtheilo Stickstofi'haltige Substanzen Zucker, Dextrin, Gummi etc. Fettsubstanz Zellulose Unbestimmte Stoffe Ü,18 3,10 20,20 2 21 4g',60 17,99 3,72 8,081 2,U18 19,078 7,232 •16,001 8,258 7,721 6,488 3,058 23,24 6,290 54,090 4,687 2,247 5,607 3,048 19,350 4,085 40,294 25,227 2,388 Summa | 100,00 Elemeutarbestandtheile. Wasser 6,18 Aschenbestandtheile ; 3,10 Stickstoff I 3,233 Kohlenstoff I 57,412 Wasserstoff j 8,2716 Sauerstoff . . . { 21,8934 100,00 100,00 , 100,00. 8,081 6,488 5,607 2,918 3,058 3,048 3,166 3,718 3,096 59,803 62,985 56,777 8,895 9,219 7,906 17,137 14,532 23,563 Summa I 100,00 100,00 | 100,00 1 100,00. Die keimenden Rizinus s amen wurden in sechs Perioden von je 5 Tagen untersucht. Gefunden wurde: Perioden. Fettsubstanz. Zucker etc. Zellulose. Stickstoffhaltige Stoffe. 1- Tag 46,60 2,21 6. „ 45,90 — 11. „ 41,63 — 16. „ 33,15 9,95 21. „ 7,90 18,47 26. , 10,3 17,724 31. „ 10,28 26,90 17,99 20,20 29,99 20,31. Die Elementarzusammensetzung der Samen nach beendeter Keimung war folgende: Aschenbestandtheile 3,10 Stickstoff 3,25 Kohlenstoff 50,52 Wasserstoff 5,7356 Sauerstoff :30,0144 Summe der festen Bestandtheile 92,62. 138 Das Leben der Pflanze. Der Verlust an Trockensubstanz beträgt hiernach 1,466 Proz., hauptsächlich betrifft derselbe den Kohlenstoff, während der SauerstoÖgclialt zunimmt. Die Veränderungen in den näheren ßestandtheilen bestehen in einer stetigen Abnahme des Fett- gehalts und in einer Zunahme des Gehalts an Zucker. Gleich- zeitig wurde das Auftreten einer wenig flüchtigen Säure beol)- achtet, die jedoch nicht genauer isolirt werden konnte. Bei der Keimung des Rapssamens wurde nur die Zu- sammensetzung nach beendeter Keimung ermittelt. Versuch. Fettsubstanz. Zucker etc. Zellulose. Stickstofl'haltigc Stoft'e. 1. 37,93 10,14 11,70 — 2. 35,26 12,73 10,51) — 3. 33,3G 11,70 10,24 — 4. 28,35 3,50 18,18 19,87. Hier zeigte sich nur eine unbedeutende Vermehrung der löslichen Kohlehydrate, bei dem letzten Versuche wurde sogar eine starke Verminderung beobachtet, wahrscheinlich weil in diesem Falle schon ein selbstständiges Pflanzenleben und eine Umwandlung des Zuckers in Zellulose eingetreten war, Avie der analytische Befund dies zeigt. Elementarzusammensetzung des gekeimten Rapssamens, Aschenbestandtheile 2,918 Stickstoff 3,150 Kohlenstoff 48,550 Wasserstoff 7,ltj7 Sauerstoff' . 27,48i; Summe der festen Bestandtheile 89,271. Hier beträgt der Verlust an organischer Substanz 2,8S1 Proz., wiederum betrifft derselbe hauptsächlich den Kohlenstoffgehalt, während der Gehalt an Sauerstoff wieder zugenommen liat und der Stickstoffgehalt konstant geblieben ist. Keimung der Mandeln und Wolfsmilchsamen. — Nach beendeter Keimung enthielten diese Samen: Süsse Mandeln. Euphorbia lathyris. Nähere Bestandtheile. Prozent. Prozent. Fettsubstanz 45,28 9,60 Zucker, Dextrin etc 10,022 23,87 Zellulose 12,13 90,507 (V) Stickstoälialtige Stoffe .... 23,12 19,0(]. Elementarbes tan dt heile. Aschenbestandtheile 3,058 3,048 Stickstoff 3,700 3,049 Kohlenstoff 55,880 41,470 Wasserstoff 3,(J92 G,341 Sauerstoff . 23,040 37,274 Summe der festen Bestandtheile 92,370 (V) '.i1.is2. Das Lohen der Pflanze. 139 Das Gesammtresiiltat aus diesen Untersuchungen lässt sich dahin zusammenfassen, dass während der Keimung die Fettsubstanz nicht einfacli oxydirt wird, sondei'n dass dieselbe gleiclizoitig das Material zur Ausbildung der Pflanze liefert. Das erste Produkt der Umbildung ist Zucker oder Dextrin, diese organisircn sich später unter Abgabe von 1 oder 2 Aequiv. Wasser. Die Einwirkung des Sauerstoffs beschränkt sich nicht auf der Bildung von Kohlensäure und Wasser, sondern es wird Sauerstoff bei der Keimung chemisch gebunden, wodurch der Gewichtsverlust der Samen vermindert wird. Bei stärkemehl- haltigen Samen scheint derselbe erheblich grösser zu sein, denn nach Thomson erleidet die Gerste bei ihrer Umwandlung in Malz einen Gewichtsverlust von 9 Proz.; dies erklärt sich dadurch, dass bei diesen Samen mit der Verbrennung des Kohlenstoffs ein Austreten der Bestandtheile des Wassers Hand in Hand gehen muss, damit die näheren Bestandtheile die Zu- sammensetzung der Holzfaser behalten. — Eine Aenderung des Stickstoffgehalts war bei keinem der Versuche zu beob- achten. — Nach Stein*) geben 100 Theile Gerste 92 Theile keimfreies Malz und 3,5 Theile Keime. Peters**) beobachtete beim Kürbissamen einen Ge- wichtsverlust, der, je nach der Dauer der Keirazeit, 0,43 Proz., 11,20 und 21,80 Proz. vom Gewichte des geschälten Samens betrug. Hellriegel***) bestimmte für Rapssamen den Substanzverlust bei der Keimung zu 3,2 Proz. Folgende hierher gehörige Abhandlungen verdienen noch erwähnt zu werden: Die Prüfung des Samens in Bezug auf seine Keimfähigkeit.!) Ist es rathsam, ausgestreuten Samen oder schon im ersten Wachsthum begriffene Gartengewächse bei heirscheuder Ti-ockenheit zu begiesscsn oder nicht? ff) Welche Wärme muss im Boden sein, damit die Samen keimen kön- nen? von J. Nessler.ftt) Experiment on the germination of wheat.*!) *) Polytechnisches Centralblatt. 1860. S. 481. **) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 3, S. 10. ***) Der chemische Ackersmann. 1861. S. 94. t) Lüneburger land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1864. S. 129. ti) Ibidem. 1865. S. 7. ttt) Badisches landwirthschaftliches Wochenblatt. 1865. S. 79. *t) Gardeners chronicle 1865. S. 202. 140 Das Leben der Pflanze. Assimilation und Ernährung. ueber die Uebei' die Funktionen der Blätter von Boussin- der" Blätter g^ult.*) — Es Ist eluc vou allen Physiologen anerkannte Thatsache, dass die Pflanzen sich ihren Kohlenstoffgehalt durch Zersetzung der in der atmosphärischen Luft enthaltenen Koh- lensäure aneignen, bisher war es jedoch noch unentschieden, ob die Pflanzen das Vermögen besitzen, auch die reine Koh- lensäure zersetzen zu können oder ob hierzu die Vermischung derselben mit atmosphärischer Luft oder Sauerstoff erforderlich ist. Th. de Saussure's Untersuchungen ergaben bekannt- lich das Resultat, dass junge Pflanzen in atmosphärischer Luft, welche -g bis -f'^ Kohlensäure enthielt, recht gut gediehen, in einer Atmos])häre von reiner Kohlensäure dagegen zu Grunde gingen. Ilicj-nach würde ajizunehmen sein, dass die Mitwirkung des Saucrstofts zur Zersetzung der Kohlensäure durch die Pflanzen uothwendig ist. Da Saussurc seine Ver- suche mit ganzen Pflanzen augestellt hat, so Hesse sich jedoch auch denken, dass die Ursache des Zugrundegehens der Pflan- zen darin zu suchen sei, dass der von den Blättern im Son- nenlichte produzirte Sauerstoft" nicht hinreichte, um dem Sauer- stoffbedürfnissc der Wurzeln zu geniigen. Boussingault brachte daher l)ei seinen Versuchen nur die grünen Thcile der Pflanzen mit der Kohlensäure in Bei'ührung: es wurden Blät- ter in einer Atmos])häre von reiner Kohlensäure dem Sonnen- lichte ausgesetzt und daneben imniei- ein anderer Versuch mit einem bekannten (xemenge aus Luft und Kohlensäure zur Ver- gleichung angestellt. Die Dauer der Exposition, die Licht- stärke und die Tem})eratur waren in lieidcn Fällen gleich. ^■) Compt. rcnd. Bd. 60, S. 872. Bd. (il, ö. 493. Das Lebou der Pflanze. 141 Datum. 7. Juli 14. Juli 1864. IT.Aug. 1864. 3. Sept. 1864. Ein Kirsch- lorbeor- blatt. Zwei Oleander- blätter. Ein Kirsch- lorbeer- blatt. Ein Eichen- blatt. 4 Stun- den im Sonnen- lichte. 4 Stun- den im Sonnen- lichte. 10 Stun- den im Sonnen- lichte. 4 Stun- den im Sonnen- lichte. Angewen- detes Gas. Reine Kuh- lensäure j Kohlen- I säure und atmosphä- rische Luft \ Reine Koh-j lensäure j Kohlen- / säure und ] atmosphä- j rische Luft ' Reine Koh- lensäure Kohlen- säure und atmosphä- ' rische Luft ' Reine Koh- lensäure Kohlen- säure und atmosphä- rische Luft Bestandtheilc des- selben. Gesammtgasmonge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmengc Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmengc Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff Zusammen- setzung vor 1 nach dem i dem Ver- Ver- suche. suche. f. c. c. c. 83,1 84,0 83,1 78,4 0,0 5,5 0,0 0,2 87,6 89,5 26,1 5,5 13,9 35,3 48,5 48,7 86,1 86,9 86,1 82,4 0,0 4,0 0,0 0,5 86,6 87,1 31,9 12,8 11,5 80,9 43,2 43,4 86,7 86,7 86,7 75,4 0,0 10,9 0,0 0,4 78,9 79,1 32,3 3,5 9,8 38,9 36,8 36,7 87,0 86,1 87,0 82,1 0,0 4,0 0,0 0,0 86,0 85,7 37,7 12,7 10,1 34,8 38,2 38,2 unter gleichen Licht- und mit atmosphärischer Luft Diese Versuche zeigen, dass Temperaturverhältnissen von der gemengten Kohlensäure ungefähr fünfmal so viel zersetzt wurde, als von der reinen Kohlensäure, immerhin aber waren die Pflanzenblätter im Stande, auch letztere, wenngleich langsam, zu zersetzen. Es liesse sicli jedoch gegen diese Versuche der Einwand mrchen, dass die der Kohlensäure ausgesetzten Blätter eine geringe Menge Sauerstoff mit der in ihrem Parenchym ent- haltenen Luft in das Gasgemenge hineinbrachten, diese geringe Sauerstoffmeuge könnte den ersten Anlass zu der Zersetzung der Kohlensäui-e gegeben haben, wodurch von neuem Sauer- Diffc- renz. c. c. + 0,9 4,6 5,5 0,2 1,9 20,6 + 21,4 0,2 0,8 3,7 4,0 0,5 0,5 + + + + + — 19,1 + 19,4 + 0,2 0,0 — 11,3 + 10,9 + 0,4 + 0,2 — 28,R + 29,1 — 0,1 0,9 4,9 4,0 0,0 — 0,3 — 25,0 + 24,7 0,0 + 142 Das Leben der Pflanze. Datum. 17. Aug. 1864. 17. Aug. 1864. 16. Okt. 1864. Stoff ausgeschieden worden sei , welcher einer neuen Kohleu- säuremenge die Fähigkeit gegeben habe, zersetzt zu werden. Boussingault zeigt jedoch durch Versuche, dass der Sauer- stoff auf die Blätter, solange sie dem lebhaften Sonnenlichte ausgesetzt sind, gar keine Einwirkung ausübt, welche allerdings im Dunkeln eintritt. Ferner ergab sich, dass die in dem Pa- renchym der Blätter enthaltene Luft gar keinen freien Sauer- stoff, sondern nur Kohlensäure und Stickstoff enthält. Da nun aber, wie oben nachgewiesen ist, die Zersetzung der reinen Kohlensäure viel langsamer vor sich geht, als wenn dieselbe mit atmosphärischer Luft gemengt ist, so war anzunehmen, dass der Stickstoff die Zersetzung der Kohlensäure begünstige, da in den Blätteni kein Sauerstoff' vorhanden und dieser dabei überhaupt nicht thätig zu sein schien. Es liess sich erwarten, dass auch andere indifferente Gase dieselbe Wirkung hervor- bringen wüi'den. Diese Erwartung fand durch folgende Ver- suche ihre Bestätigung. Pflanzen- Stoff. Ein Kirsch- lorbeer- blatt. Ein Kirscb- lorbeer- blatt. Ein Kirsch- lorbeer- blatt. Zeit- dauer der Exposi- tion. 6 Stun- den im Sonnen- lichte. 6 Stun- den im Sonnen- lichte. 6 Stun- den im Sonnen- lichte. Angewen- detes Gas. Bestandtheile des- selben. Stickstoff und Kohlensäure Wasserstoff und Kohlensäure Wasserstoff und Kohlensäure Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Stickstoff' Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Wasserstoff .... Gesammtgasmenge Kohlensäure . . . Sauerstoff Wasserstoff .... Zusammen- setzung vor I nach dem I dem Ver- j Ver- suche, suche, c. c i c. c. 73,1 26,6 0,0 46,.5 87,1 27,9 0,0 rj9,2 84,8 29,3 0,0 55,5 73,7 1,1 25,5 47,1 87,2 2,0 26,2 .59,0 84,9 1,9 27,7 55,3 Diffe- renz. -L 0,6 — 25,5 + 25,5 + 0,6 + 0,1 -25,9 + 26,2 — 0,2 + 0,1 -27,4 + 27,7 — 0,2 Andere verbrennliche Gase lieferten ähnliche Resultate. Hieraus geht also hervor, dass in einer Atmosphäre von reiner Kohlensäure die dem Sonnenlichte ausgesetzten Blätter das Gas nicht oder doch nur äusserst langsam zersetzen. In einem Gemenge von atmosphärischer Luft und Kohlensäure wird letz- tere schnell zersetzt, doch scheint der Sauerstoff hierbei nicht thätig zu sein , indem aucli in Vermischung mit Wasserstoff Das Lclion dor Pflanze. 143 oder Stickstoff die Zersetzimg eintritt. In ähnliclicr Weise wie die atmosphärische Luft, Stickstoff und Wasserstoff wirk- ten auch Kohlenoxyd und Sumpfgas, auch in Gemengen mit diesen Gasen wurde die Kohlensäure durch die Blätter zerlegt, aber weder das Kohleuoxyd- noch das Sumpfgas erlitten eine Zersetzung durch die Blätter. Das indifferente Verhalten des Kohlenoxyds gegen die Blätter unterstützt die Ansicht, dass die Blätter gleichzeitig Wasser und Kohlensäure zersetzen, wo- bei letztere in Kohlenoxyd verwandelt wird nach der Gleichung : CO 2, HO = CO, H, O2, wobei CO, H die Zusammensetzung der Zellulose, der Stärke, des Zuckers u. s. w. repräsentirt. Boussiaganlt vergleicht die Zersetzung der Kohlensäure durch die Blätter mit der langsamen Verbrennung des Phosphors. Auch der Phos- phor leuchtet nicht und verbrennt nicht bei gewöhnlicher Temperatur in reinem Sauerstoffgase, oder wenn die Oxydation eintritt, so geht dieselbe doch nur äusserst langsam vor sich, während er dagegen in einem Gemenge von Sauerstoff mit atmosphärischer Luft, mit Stickstoff, "Wasserstoff oder Kohlensäure unter Leuchten verbrennt. L'nter gewöhnlichem Luftdrucke findet in reinem Sauerstoff die langsame Verbrennung des Phosphors nicht statt , sie tritt aber ein , wenn der Luftdruck vermindert wird. Auch bei den Blättern fand der Verfasser, dass bei diesen bei vermindertem Luft- drucke eine Zersetzung der reinen Kohlensäure eintrat. Es erscheint hier- nach nicht unwahrscheinlich, dass die Zersetzung der Kohlensäure durch die Blätter durch diesellien mechanischen Ursachen bedingt wird, wie die langsame Verbrennung des Phosphors; die Mitwirkung der indifferenten Gase scheint nur darin zu bestehen, dass hierdurch die Theilchen der Koh- lensäure, oder im anderen Falle diejenigen des Sauerstoffes, auseinander gehalten werden, welche Wirkung auch durch Verminderung des Luftdrucks erzielt werden kann. Um die Grenze des Vermögens der Blätter, die Kohlen- säure zu zersetzen, zu ermitteln, brachte der Verfasser ver- schiedene Oleanderblätter in Mischungen von Kolüensäure mit atmosphärischer Luft, nachdem dieselben längere oder kürzere Zeit vom Zweige abgelost worden waren. Es zeigte sich hier- bei, dass Blätter, welche nach dem Abpflücken 24 Stunden lang im Dunkeln an freier Luft und mit dem Stengel in Wasser oder mit einer kleinen Menge Luft eingeschlossen aufbewahrt waren, von ihrer Fähigkeit, die Kohlensäure zu zersetzen, nichts verloren hatten. Im Mittel ergab sich, dass jeder Quadrat- Centimeter Blattobertläche in 9 Stunden 1,14 C. C. Kohlen- säure zersetzte. Die Aufbewahrung der Blätter war hierbei ohne Einfluss, sobald dieselben nur vor Austrocknung geschützt 144 Das Leben der Pflanze. wurden. Ausgetrocknete Blätter zeigten die Fähigkeit, die Kohlensäure zu zersetzen, in um so geringerem Grade, je wei- ter die Austrocknung vorgeschritten war; bei völlig ausgetrock- neten Blättern war das Zersetzungsvermögen erloschen. Bei der Aufbewahrung in einer langsam sich erneuernden Atmo- sphäre behielten die Blätter ilir Zersetzungsvermögen 12 bis 24 Tage lang, vorausgesetzt, dass sie nicht austrockneten; Blätter, welche in einem sehr geringen Luftvolumen eingeschlos- sen waren, verloren ihre Zersetzungsfähigkeit bald, selbst ohne ausgetrocknet zu sein. Die einschliessendc Luft zeigte sich vollständig frei von Sauerstoff, ebenso wurden die Blätter ge- tödtet, wenn sie mit Wasserstoff, Stickstoff oder Sumpfgas im Dunkeln 48 Stunden aufbewahrt wurden. Die A^cränderung, welche die Blätter erlitten, scheint hiernach dem Umstände zu- geschrieben werden zu müssen, dass sie zu lange Zeit des Sauerstoffs entbehrten, der ihnen zur Respiration nöthig ist. Ein gleiches Resultat erhielt V. Jod in*) bei ähnlichen Versuchen. Der- selbe nimmt an, dass die grünen Pflanzentheile nur bei Gegenwart einer grösseren Wassermenge ihr normales Zersetzungsvermögen bewahren, und dass durch die Entziehung dieses physiologischen Wassers dasselbe all- mählich abnimmt und auch durch Anfeuchten nicht wieder von neuem er- weckt werden kann. Boussingault brachte ferner Blätter in eine Atmosphäre von Kohlen- säure mit Wasserstoff oder atmosphärischer Luft, welche mit Terpentinöl- dämpfen oder Quecksilberdämpfen gesättigt war. Diese Versuche ergaben, dass der Terpentinöldampf zwar die Kohlensäurezersetzung nicht völlig aufhob, aber doch beträchtlich verminderte. Quecksilberdämpfe wirkten dagegen absolut uachtheilig, das Quecksilber wirkte tödtend auf diejenige Substanz oder das Organ ein, welches die Redaktion der Kohlensäure in den grünen Theilen veranlasst. Umgekehrt störte das Quecksilber nicht die Aufnahme von Sauerstoff und die Kohlensäurebilduug im Dunkeln. Untersuchungen über die Respiration der Blätter im Dunkeln ergaben, dass eine Blattfläche im Lichte weit mehr Kohlensäure zersetzt, als die- selbe Fläche in der Dunkelheit erzeugt. Im Mittel einer langen Reihe von Versuchen ergab sich, dass eine 1 Quadrat-Metre grosse Blattfiächc von Oleanderblättern in einer kohlensäurereichen Atmosphäre zwischen 8 Uhr Morgens und 5 Uhr Abends in der Sonne 1,108 Liter Kohlensäure per Stunde zersetzte. Das Maximum betrug 2,22 Liter, das Minimum 0,82 Liter per Stunde. Im Dunkeln erzeugte ilieselbe Blattfläche 0,07 Li- ter Kohlensäure, im Maxiraum 0,085 Liter und im Minimum 0,0G3 Liter per Stunde. ") Compt. rend. Bd. 61, S. 505. Das Leben der Pflanze. 145 Ueber die vermeintliche Ab Scheidung von Koh- Abscheidung lenoxyd durch die Blätter der Pflanzen hat B. C o- ^^"J' ^ "^^'"^ renwinder*) neuerdings Versuche ausgeführt, welche die be- die Blätter, reits früher von Boussingault und Cloez gefundene That- sache bestätigen, dass weder Kohlenoxyd noch irgend ein an- deres brennbares Gas als Exhalationsprodukt der grünen Blät- ter oder der Blüthen auftritt. Weder bei Tage nocli zur Nachtzeit, im Schatten und im Sonnenlichte war die Bildung von Kohlenoxyd zu bemerken. Ebenso bildete sich Kohlen- oxyd nur spurenweise bei der Verrottung von Dünger an der Luft. In der atmosphärischen Luft war weder Kohlenoxyd noch irgend ein anderes brennbares Gas nachzuweisen. üeber den Zustand des von den Pflanzen unter ueber den . ^ _, Zustand des dem Einflüsse des Lichtes ausgeathmeten Sauer- von den Stoffs, von S. Cloez.**) — Nach dem Verfasser reagirt der Pfl^nzenaus- von den Pflanzen ausgeathmete Sauerstoff nicht auf ozonome- Sauerstoffe. trisches Papier, sobald dieses dunkel gehalten wird; unter Mitwirkung des Sonnenlichtes tritt jedoch rasch eine Bläuung ein. Bei den Versuchen wurden die Pflanzen unter "Wasser dem Sonnenlichte ausgesetzt. Ueber das Athmen der Blüthen hat Cahours***) ueber das eine Reihe von Untersuchungen ausgeführt, welche zu den Biathen. nachstehenden Schlussfolgerungen geführt haben: 1. Jede Blume nimmt aus der Luft Sauerstofi" auf und giebt dafür Kohlensäure ab, gleichgültig ob die Blume Geruch besitzt oder nicht. Die von verschiedenen Blumen abgegebe- nen Kohlensäuremengen diflferiren oft beträchtlich, selbst wenn jene von gleichem Gewichte sind und in gleicher Entwickelungs- periode stehen. 2. Die Menge der von den Blüthen ausgehauchten Kohlen- säure nimmt unter sonst gleichen Verhältnissen mit der Stei- gerung der Temperatur zu; bei 15 bis 25° C. ist sie sehr be- deutend, dagegen bei 5 bis 10° C. nur noch sehr schwach. 3. Durch die Einwirkung des Lichts wird die Kohlen- säurebildung nur wenig beeinflusst, gewöhnlich ist jedoch die *) Compt. rend. Bd. 60, S. 102. **) Bulletin de la societe chimic. Jahrgang 186.5, S. 86. ***) Compt. rend. Bd. 58, S. 1206. Jahr«ebericht. VIII. in 146 Das Leben der Pflanze. im Lichte ausgehauchte Kohlensäuremenge etwas grösser, als bei völliger Dunkelheit. 4. In reinem Sauerstoff zeigen die Blumen dieselben Er- scheinungen, nur in erhöhtem Grade. 5. Die im Aufblühen begriffene Blüthe (Knospe) entwik- kelt mehr Kohlensäure, als die völlig aufgeblühte, was sich wahrscheinlich durch den lebhafteren Gang des Vegetationspro- zesses bei der aufblühenden Knospe erklärt. 6. Auch in indifferenten Gasen, wie Stickstoff oder Was- serstoff, haucht jede Blüthe etwas Kohlensäure aus. 7. Am lebhaftesten ist die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlensäure bei den Staubfäden und dem Pistille. Leider ist in dem Berichte über die Methode der Untersuchungen nichts Näheres mitgetheilt. Die erhalteneu Resultate stimmen mit den Er- gebnissen der früheren Untersuchungen über diesen Gegenstand von Saus- sure*) überein. ueber das Ucber das Verhalten der Blätter zur atmosphä- L7laZ i'ischen Feuchtigkeit, von Th. Hartig.**) — Unger zur aimo- hat bekanntlich durch Experimente an Pflanzen im abgesperr- sphärischen Raumc nachgewicscn , dass die Blätter der Pflanzen at- reucntig- o / keit. mosphärische Feuchtigkeit in keiner Form aufnehmen. Eine Bestätigung dieser Beobachtung giebt die vorliegende Unter- suchung H artig 's an im Freien wachsenden Bäumen. — Alles natürlich stark gefärbte Kernholz, das der Akazie, des Maul- beerbaumes, der Rüster, Eiche besitzt keine Leitungsfähigkeit für die durch die Wurzeln aufgenommene Flüssigkeit nach oben. Das Stammholz der Buche, Hainbuche, Weide, Pappel, Linde, Rosskastanie ist und bleibt dagegen bis zum Marke leitungs- fähig, so lange es gesund bleibt. Durchschneidet man nun bei Akazien die ungefärbte Splintschicht ringsherum, dann welken die Blätter auch kräftiger Bäumchen schon nach zwei Stunden, selbst wenn die Operation bei Regenwetter ausgeführt wird. Bringt man belaubte Zweige solcher Bäume in einen verschlos- senen Glasballon, so scheiden sie anfänglich nach dem Ringeln des Stammes bedeutende Mengen von Wasserdampf aus, die in mit Wasserdampf völlig gesättigter Luft befindlichen Blätter *) Recherches chimiques sur la Vegetation S. 126. **) Botanische Zeitung. 1865. S. 238, Das Leben der Pflanze. 147 welken aber ebenso rasch, wie die im Freien befindlichen Blät- ter desselben Baumes. Bei Buchen, Birken, Linden, Hain- buchen von 6 bis 8 Zoll Stärke im Stamme, die im Frühjahre 1864 auf 1 bis 2 Zoll vom Marke in gieiclier Weise einge- schnitten wurden, zeigte sich in demselben Jahre keine Ab- weichung ihrer Belaubung gegen unbeschädigte Bäume; im fol- genden Jahre war die Belaubung allerdingä kleinblättriger, aber durchaus spannkräftig. Üeber den Einfluss der Bodenfeuchtigkeit auf lieber den die Vegetation, von Ilienkoff.*) — Fünf gleich grosse ßldenfeuch- Bluraentöpfe wurden mit Gartenerde gefüllt und am 15. Mai "s''"' *"f in jeden Topf sieben gekeimte Buchweizensameu gelegt. Die tion. Töpfe wurden an die Mittagsseite eines unbewohnten Zimmers gestellt und mit verschiedenen Mengen Wasser begossen; es bekamen nämlich: Topf 1. V2 Liter Wasser, » 2. 1/4 „ " o- /8 „ „ „ 4. /16 „ „ Das Begiessen geschah nicht täglich, sondern es wurde für alle Töpfe ausgesetzt, so lange in Topf 1 nicht alles Wasser von der Erde aufgesogen war. Auf diese Weise fand während der ganzen Vegetationszeit von 67 Tagen an 17 Tagen kein Begiessen statt. Im Uebrigen waren die Verhältnisse für alle Töpfe gleich, so dass die in der Entwickelung der Pflanzen hervorgetretenen Verschiedenheiten als Folge der verschiede- nen dem Boden zugeführten Wassermengen zu betrachten sind. Die Pflanzen keimten sehr rasch; am 31. Mai war in Topf 2 und 3 schon die Bildung der Blüthen bemerklich, in Topf 1 zeigte sich dieselbe am 2. Juni, in Nr. 4 am 4. Juni und in Nr. 5 am 6. Juni. Die Entwickelung der Pflanzen war sehr ungleich, in Topf 1 waren die Pflanzen hoch, aber die Stengel etwas schwach, in den Töpfen Nr. 2 bis 5 verhielt sich am 1. Juli die Grösse der Pflanzen ungefähr wie die Zahlen 8:4: 2 : 1. Die Pflanzen in Topf 2 hatten das gesündeste Aussehen, Topf 1 hatte ofiFenbar zu viel Wasser, die übrigen Töpfe zu wenig. Die Ernte wurde am 22. Juli vollzogen, sie ergab Folgendes: ") Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 136, S. 160. 10* 148 Das Leben der Pflanze. ri Gewicht der Ernte im Gewicht der r^ 2 «^ Topf. frischen Zustande. I 1 ^ getrockneten Ernte. -73 :0 aA 'S SS Im Ganzen O Ol a :0 O g 3« a «3 o CS " OT y, M CS .2 o ö öl«« «3 o a m W m W Liter. 3 0 Ph > o H W 12; M ^ w PL, cc 3 m 1. 1450 1.580 3030 364 53 382 86 10 170 61 187 1313 o 600 1560 2160 368 31 285 49 5 174,5 84 162 1158,5 3. 4.*) .5. 300 1180 1480 252 46 209 37 Spur 149 99 126 918 250 700 950 ? ? 178 37 Spur ? 9 80 ? 6. 210 600 810 V V 143 V Spur ? y 82 ? 100 Theile Glührückstand enthielten in Milligrammen: Bestandtheile. 1. Kali . . . Natron . . Kalk . . . Magnesia Eisenoxyd Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure . 23,06 3,35 24,22 5,42 0,60 10,78 3,89 11,81 23,53 2,01 18,22 3,12 0,34 11,17 5,39 10,36 21,32 3,90 17,68 3,13 Spur 12,59 8,35 10,62 32,91 5,76 Spur 21,35 12,23 25,49 5,27 Spur 11,38 23,82 Spur 13,57 Summa | 83,13 | 74,14 77,59 ; — , — Unverkennbar sinkt auch bei der Sonnenrose die Konzen- tration des Saftes mit der Dauer des Blutens. Der Sonnen- rosensaft zeichnet sich besonders durch den reichen Gehalt an Kieselsäure vor den Säften der Kartofiel- und Tabakpflanzc aus. Bei einem zweiten Versuche wurde der Saft von 20 Sonnen- rosenpflanzen aufgefangen und zusammen analysirt. Die Höhe der 17 Centimeter über dem Boden abgeschnittenen Pflanzen- Zum Theil verschüttet Das Leben der Pflanze. 155 theile betrug durclischnittlicli 126,8 Centimctcr, ihr Gewicht 529,1 Grm. Die gewonnene Saftmenge bclief sich auf 5138 0. C, pro Pflanze also durchschnittlich auf 256,9 C. C. in zwei Tagen. Der Saft enthielt i)er Liter: Organisclie Trockensubstanz 0,800 Grm. Asche ■ 1,3G0 „ Trockensubstanz im Ganzen 2,160 Grm. 1 Liter Saft enthielt: 100 Theile Asche enthielten: Kali 0,24G Grm. 18,15 Natron 0,023 „ 1,72 Kalk 0,334 „ 24,61 Magnesia 0,084 „ 6,16 Eisenoxyd 0,003 „ 0,20 Manganoxydul Spur — Phosphorsäure 0,170 „ 12,50 Schwefelsäure 0,095 „ 6,99 Kieselsäure 0,157 „ 11,58 Chlor 0,025 „ 1,77 Kohlensäure und Verlust 0,229 „ 16,76 1,3G6 Grm. 100,44 Ab Sauerstoff für Chlor. 0,00G „ 0,44 1,3G0 Grm. 100,00. Ausserdem enthielt 1 Liter Saft 0,048 Grm. Ammoniumoxyd und eine beträchtliche Menge Salpetersäure. Ulbricht stellte ferner eine Untersuchung über die Ver- änderungen an, welche der aufsteigende Saft in der Pflanze erfährt. Um hierüber Aufschluss zu erhalten, wurden von vier recht gleichmässig entwickelten Sonnenblumenpflanzen zwei dicht über dem untersten Blattansätze (2 Centimeter (?) über dem Boden), die zwei andern 17 Centimeter über dem Boden ab- geschnitten. Die beiden ersten Pflanzen lieferten in 48 Stunden den zur Analyse dienenden Saft; nach dieser Zeit wurden die ausgebluteten Stengelstumpfe 2 Centimeter über dem Boden abgeschnitten und gleichfalls analysirt. Von den beiden dicht über der Erde abgeschnittenen Pflanzen endlich gelangte der unterste 15 Centimeter lange Theil zur Untersuchung. Die Analyse ergab in 100 Theilen: Unterster Stengeltheil vor dem Bluten, nach dem Bluten. Saft. Trockensubstanz . . . lO.GOO 9,548 0,251 Kali 0,4714 0,3867 0,0408 Natron 0,0172 0,0123 0,0048 Kalk 0,1082 0,1057 0,0338 Magnesia 0,0792 0,0574 0,0077 Phosphorsäure .... 0,1 GlO 0,1138 0,0219 Kieselsäure 0,0126 . 0,0161 0,0149. 156 Das Leben der Pflanze. Es scheint hiernach, dass der durch den Stengel gehende Rohsaft bei seinem Durchgange durch die Pflanzenorgane im Zellsafte gelöste oder abgelagerte Stoße hinweggeführt hat; hauptsächlich wurden hiervon die Trockensubstanz, das Kali, die Magnesia und die Phosphorsäure betroffen. Ulbricht nimmt an, dass selbst der unmittelbar über der Erde dem verwundeten Stengel entfliessende Saft nicht als die rohe Nährstofflösung, wie sie der Boden der Wurzel zuführt, anzusehen ist, sondern dass schon in der Wurzel und den untersten Stengeltheilen eine Vermischung mit dem sekundären Bildungssafte Hartig's eintritt. Diese aus mehreren Grün- den sehr wahrscheinliche Annahme findet durch den hohen Gehalt der Blutungssäfte an organischen Substanzen ihre Bestätigung. Eine weitere Untersuchung betraf die Unterschiede in den Saftbestandtheilen bei ungleich entwickelten Pflanzen. Es dien- ten hierzu fünf Sonnenblumenpflanzen mit völlig entfalteter Terminalblüthe (IL) und fünf andere mit noch unentwickelten Blüthenknospen (I.). Die Pflanzen wurden 10 Centimeter über der Erde abgeschnitten. Es enthielt 1 Liter Saft: I. II. Organische Trockensubstanz . 0,870 Grm. 1,070 Grm. Asche . 1,720 „ 1,590 „ Trockensubstanz im Ganzen 2,590 Grm. 2,660 Grm. Kali 0,444 0,400 Natron 0,037 0,033 Kalk 0,304 0,334 Magnesia 0,079 0,084 Eisenoxyd 0,003 0,005 Phosphorsäure 0,263 0,312 Kieselsäure 0,144 0,138. Die beiden Saftproben zeigten nach den Ergebnissen der Analysen nur geringe Unterschiede in ihren Bestandtheilen, nur der Phosphorsäuregehalt war bei den blühenden erheblich höher. Vielleicht lässt sich diese Beobachtung mit dem hohen Phosphorsäuregehalt der Samenaschen in Verbindung setzen. Zu bedauern ist, dass Ulbricht zu dieser Untersuchung Pflanzen wählte, die hinsichtlich ihrer Entwickelung nur wenig auseinander standen; in weiter auseinander liegenden Ausbildungsstadien dürften sich wohl noch bedeutendere Unterschiede ergeben. Endlich theilt der Verfasser noch eine Reihe von Unter- suchungen mit, welche sich auf den Einfluss der Bodenbeschaf- fenheit auf die Zusammensetzung jener Säfte bezieht. Es Das Leben der Pflanze 157 wurden hierzu Sonnenblumenpflanzen in drei verschiedenen Bodenarten, welche zum Theil noch mit Kalk oder Kochsalz gedüngt worden waren, erzogen, beim Beginne der Blüthe ab- geschnitten, und der Saft gesammelt. Die benutzten Bodenarten gaben mit verdünnter Salzsäure (1:3) in der Siedehitze behandelt an diese ab: Sandl)oden. Gartenboden. Mistbeeterde. Kali (),()47-2 0,0833 0,1984 Natron 0,0015 0,0249 0,0456 Kalk 0,1181 1,3858 1,2796 Magnesia . . . 0,0961 0,1922 0,2276 Phosphorsäure 0,0620 0,5492 0,6399 Kieselsäure . . 0,1127 0,2374 0,1547 Glühverlust , . 2,950 5,099 20,174. In den Blutungssäften konnte nur ein Theil der ßestandtheile quantitativ bestimmt werden. Es enthielten 1000 Theile Saft: Kalk. Magnesia. Phosphorsäure Kieselsäure. Sandboden 0,129 0,071 0,169 0,149 Desgl. mit Kalk gedüngt 0,250 0,144 0,234 0,183 Desgl. mit Kochsalz „ 0,279 0,103 0,158 0,165 Gartenboden 0,402 0,074 0,356 0,211 Desgl 0,301 0,065 0,196 0,194 Desgl 0,314 0,049 0,161 0,184 Mistbeeterde 0,303 0,084 0,367 0,287. Es scheint hiernach die Düngung von wesentlichem Ein- flüsse auf die Zusammensetzung des Saftes zu sein; die Kalk- düngung hatte den Gehalt desselben an obigen vier Stoffen ausnahmslos gesteigert; ähnlich, aber minder kräftig, wirkte das Kochsalz auf die Vermehrung der Saftbestandtheile, mit Ausnahme der Phosphorsäure. Auch bei der Garten- und Mistbeeterde ist der Einfluss der Bodenbeschaffenheit nicht zu verkennen. Ueber den Frühjahrssaft der Birke, von Julius ueber den Schröder.*) — Der Birkensaft ist bekanntlich reich an Zucker ; Frühjahrs- ' , ' saft der über die darin vorhandene Zuckerart sind verschiedene An- Birke, sichten ausgesprochen worden, der Verfasser fand, dass nur links drehender Fruchtzucker darin vorkommt, Rohrzucker dagegen nicht darin nachzuweisen ist. Den Ausgangspunkt für die Bildung des Zuckers giebt das im Holzkörper abgela- *) Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. II. Serie. Bd. 7, S. 1. 158 Das Leben der Pflanze. gerte Stärkemehl. In der Birke konnte das Stärkemehl in dem ganzen Organismus des Baumes sowohl in dem ober- wie unter- irdischen T heile nachgewiesen werden; in vorherrschender Menge fand es sich im Parenchym der Rinde, nächstdem im Mark- gewebe und den Markstrahlzellen, zum Theil auch in den eigent- lichen Holzzellen, namentlich in den jüngeren, der Rinde zu- nächstliegenden. Die Zellsysteme der jungen Aeste und Triebe zeigten einen auffällig geringeren Stärkegehalt, als die gleich- namigen bei Stamm und Wurzel. Durch den Einfluss der Früh- jahrssonne wird das Stärkemehl in Gummi und dann in Zucker umgewandelt. Dieser Prozess lässt sich zur Zeit noch nicht erklären, eine dabei stattfindende Einwirkung von Säure oder Ferment ist nach des Verfassers Untersuchungen nicht wahr- scheinlich. Es ist anzunehmen, dass das Amylum nur durch den Einfluss der Wärme in Gummi verwandelt wird und dann unter Wasseraufnahme in Zucker übergeht, wobei vielleicht zunächst Rohrzucker gebildet werden mag, der aber dann jedes- mal sogleich am Bildungsort die Form des unlu-ystallisirbaren Fruchtzuckers annehmen muss. Der Auflösungsprozess nimmt im Parenchym der Rinde seinen Anfang und schreitet von da allmählich nach dem Innern zu fort. Am längsten hält sich das Stärkemehl im Stamm und Wurzeln, während es aus den dünneren Aesten schon sehr bald verschwindet. Die Zucker- bildung beginnt schon vor dem Anfang der Periode des Blu- tens; am 12. März liess sich durch Ausziehen von Zweigen und Bohrmehl aus Stamm und Wurzeln mit Wasser schon Zucker nachweisen; ein gleicher Versuch vom 3. Februar war resultatlos geblieben. Am 17. März zeigte sich das Bohrmehl schon feucht und von gebildetem Gummi klebrig, den 24. März begann der Saft auszufliessen und zwar zunächst unmittelbar über der Erde. Für je 1 Meter Stammhöhe verspätete sich das Ausfliessen um etwa 2 Tage. — Der Zuckergehalt des Saftes differirt beträchtlich in den verschiedenen Theilen des Baumes; es erklärt sich dies durch die Umwandlung des Zuckers in Zellulose, welche überall da stattfindet, wo Zellen sich entwickeln. Dadurch wird das Gleichgewicht in der Saft- konstitution gestört und DilTusionsbewcgungen nach den Orten des Verbrauchs hin angeregt. Es entstehen auf diese Weise zwei Strömungen : die eine in vertikaler Richtung zu den sich Das Leben der Pflanze. 159 entwickelnden Blattknospen, die andere in horizontaler, den neuangclegten Jahresring versorgend. Da die Wirkung des vertikalen Stroms die überwiegende ist, so folgt als Gesammt- effekt für den ganzen Baum eine Diftusionsbcwegung des Zuckers von unten nach oben. — Das Maximum des Zuckergehalts liegt zwischen dem Erdboden und derjenigen Stelle des Stammes, wo die Hauptvcrästelung beginnt, in ungefähr 2 bis 3 Meter Stammhöhe. Gefunden wurde: Höhe des Bohrloches von der Erde in Metern. U 1 2 2. April. 7. April, Zuckerprozente. 1,39 1,11 1,32 1,19 1,32 1,31 1,60 1,24 1,29 1,21 0,63 0,74 0,74 0,66. 4 5,5 7 Der Punkt des Maximums ist hiernach kein fester, sondern er rückt während der Periode des ßlutens von oben nach unten zu fort, niemals findet er sich in der Wurzel oder ober- halb der Hauptverästelung. Die Gesammtmenge des im Baume gebildeten Zuckers ist hiernach am 7, April geringer, als am 2. Die Zuckerbildung beginnt in den oberen Theilen des Baumes, weil ihre dünnere Rindeubekleidung dem Eindringen der Wärme einen geringeren Widerstand entgegen setzt, und schreitet von da abwärts fort. Die Gesammtmenge des an einem Tage im Baume enthaltenen Zuckers nimmt zuerst gegen ein Maximum hin zu und vermindert sich von da ab stets mehr und mehr gegen das Ende der Periode. In Folgendem sind die Zucker- bestimmungen des Saftes eines Baumes bei 0,28 Meter Stamm- höhe aufgeführt. Datum. Zuckerprozente. Datum. Zuckerprozente. 5. April 1,72 12. April 1,61 G. „ 1,80 13. „ 1,62 7. „ 1,86 14. „ 1,59 8. „ 1,83 15. „ 1,55 9. „ 1,74 16. „ 1,52 10. „ 1,V1 17. „ 1,49 11. „ 1,68 18. „ 1,41. Die Aenderungen des Zuckergehalts betragen hiernach im Mittel 0,045 pCt. pro Tag. — Die Umbildung des Amylums in Zucker wird im Allgemeinen durch Wärme begünstigt, durch Kälte gehemmt; folgende Zusammenstellung über die Aenderun- gen des Zuckergehalts in dem Safte giebt den Beleg hierfür. 160 Das Leben der Pflanze. Datum. 5.— 6. April 6.- 7. „ 7.— 8. „ 8.- 9. „ 9.-10. „ lO.-ll. „ 11.-12. „ 12.-13. „ 13-14. „ 14.-15. „ 15.-16. „ 16.-17. „ 17.-18. „ Vom 5. Aenderung des Zuckergehalts. 0,08 r 5. 0,06 6. 0,03 7. 0,09 8. 0,03 9. 0,03 10. 0,07 11. — 0,01 12. 0,03 13. 0,04 14. 0,03 15. 0,03 16. 0,08 17. Datum. 5. April Mittel der Tages- temperatur. + 4,53 + 5,43 + 6,91 + 4,70 + 8,21 + 7,73 + 4,46 + 1,55 + 1,84 — 0,07 + 0,60 4-1,12 + 4,36 bis 11. incl. ist die Durchschnittstemperatur für einen Tag +5.99", die tägliche Aenderung in den Zucker- prozenten 0,055 Proz., vom 11. bis 16. incl. das Mittel der Tagestemperatur + 1,01 " und der tägliche Aenderungswerth 0,024 Proz. — Ein Unterschied in Bezug auf die verschiedenen Tageszeiten war dagegen bei der Zuckerbildung nicht zu er- kennen; bei einer Untersuchungsreihe wurden die Zucker- bestimmungen früh, mittags und abends ausgeführt, es ergaben sich hierbei zwar beträchtliche Schwankungen, im Mittel stellte sich jedoch der Zuckergehalt für alle Tageszeiten ganz gleich heraus. — Um die Umwandlung des Zuckers in Zellulose nach- zuweisen, wurden gleichzeitig Bestimmungen des Zuckergehalts in dem Safte aus verschiedenen Stammhöhen des Baumes aus- geführt, welche folgende Resultate ergaben. Zuckerprozente Datum. in 0,28 Meter , in 7,33 Meter Stammhöhe Differenz. 5. April 1,72 1,04 0,68 6. „ 1,80 0,93 0,87 7. n 1,86 1,13 0,73 8. „ 1,83 1,23 0,60 9. „ 1,74 1,28 0,46 10. „ 1,71 . i;34 0,37 11. „ 1,68 1,33 0,35 12. „ 1,61 1,34 0,27 13. „ 1,62 1,28 0,34 14. „ 1,59 1,30 0,29 15. „ 1,55 1,31 0,24 16. „ 1,52 1,31 0,21 17. , 1,49 1,30 0,19 18. „ 1,41 1,19 0,22 Das LebPn der Pflanze. IGl Die Differenz vcrsinnlicht den Fortgang des Zuckerver- brauchs für die Knospenentwickelung; es zeigt sich hierbei zugleich, dass der Verbrauch um so grösser ist, je stärker die Zuckerbildung in Folge hoher Temperatur vor sich geht. Die Aenderungen der Wärme treffen die Entwickelung der Knospen gerade zweimal so stark, als sie die Umbildung des Amylums in Zucker zu modiiiziren vermögen. Berechnet man den rela- tiven Zuckerverbrauch für den unteren und oberen Baumtheil, so zeigt sich, dass am Anfange der Beobachtungszeit der untere eine verhältnissmässig grössere Menge als der obere erhält; im Laufe der Entwickelung tritt dagegen mehr und mehr das Umgekehrte ein. Es ist durch diese Thatsache eine Knospen- entwickelung von unten nach oben angedeutet, was die Beob- achtung bestätigt. Beispielsweise bemerken wir aus den Be- rechnungen des Verfassers, dass von 100 Theilen gebildetem Zucker verbraucht wurden bei einem 16 Meter hohen Baume, dessen Verästelung in 3 Meter Höhe begann: Im untern, 4 Meter langen Baum- Im oberen, 9 M. langen Baum- Datum, ^j^gjj^ ^,pjj 3— 7 Meter Höhe: theil, von 7— 16 M. Höhe: 5. April 40,7 Proz. 59,3 Proz. 12. „ 16,1 „ 83,9 „ 18. „ 15,6 „ 84,4 „ Wie für die UmAvandlung der Stärke in Zucker, so ergab sich auch für die Umwandlung des Zuckers in Zellulose ein gleichmässiges Fortschreiten während der verschiedenen Tages- zeiten. Wenn auch beide Vorgänge durch die Wärme bedingt sind, so war doch der Einfluss der Differenz in der Tages- und Nachttemperatur zu gering, als dass er bei der Unter- suchung deutlich hervortrat. — Auch die Wurzeln der Birke enthalten einen zuckerhaltigen Saft, dessen Zuckergehalt den- selben Gesetzen der allmählichen Abnahme unterliegt, die für den Stamm gelten. Je weiter vom Stamme entfernt und je geringer der Umfang einer Wurzel, desto kleiner ist der pro- zentische Zuckergehalt, z.B.: Datum. Entfernung Umfang der des Bohr- Wurzel ' loches vom 0,16 Meter. Stamme ! 0,12 Meter. Entfernung Umfang der des Bohr- Wurzel 1 loches vom 0,27 Meter. ; Stamme t 0,56 Meter. Umfang der Wurzel 0,12 Meter. Entfernung des Bohr- loches vom Stamme 2,90 Meter. 28. Aprü Jahrcsbe 0,94 Proz. rieht. VIII. 0,97 Proz. 0,bO 11 Proz. Datum. Umfa ng des Baumes, in Metern: 24. April a. 0,57 b. 0,89 c. 1,47 25. April d. 0,28 e. 0,61 30. April f. 1,40 162 Das Leben der Pflanze. Bei verschiedenen Bäumen ergiebt sich oft ein ungleicher Prozentgehalt des Saftes an Zucker, hierauf ist nicht das Alter der Bäume, wohl aber — wie oben gezeigt wurde — der Grad der Knospenentwickelung von Einfluss. Die bei verschiedenen Bäumen vorkommenden Unterschiede zeigt z. ß. folgende Uebersicht: Zuckergehalt des Saftes unmittelbar über der Erde: 1,07 Proz. 1,25 „ 1,66 „ 0,96 „ 0,79 „ 0,47 „ Das in dem Birkenwasser enthaltene Albumin nimmt nach Analogie des Zuckers in der ersten Zeit bis zu einem Maximum zu und vermindert sich von da ab gegen das Ende der Periode, wodurch es in gleicher Weise wie der Zucker als Reservestoflf charakterisirt wird. 1 Liter Birkensaft enthielt: Datum. Albumin. 28. März 0,0200 30. „ 0,0287 2. April 0,0241 3. „ 0,0307 4. „ 0,0830 5. „ 0,0213 12. „ 0,0273 15. „ 0,0165. Im Birkensafte ist Aep feisäure enthalten, dagegen konn- ten freie Kohlensäure, Oxalsäure, Weinsäure und Citronensäure nicht nachgewiesen werden. Die Menge der Aepfelsäure nimmt im Allgemeinen mit der Dauer der Periode zu, wärmere Tem- peratur unterstützt, kältere hemmt die Zunahme. 1 Liter Birkensaft enthielt: Datum. Albumin. 16. April 0,0155 19. „ 0,0170 20. „ 0,0065 22. „ 0,0068 24. „ 0,0072 25. „ 0,0099 7. Mai 1,0069. Datum. Aepfelsäure. Datum. Aepfelsäure. 30. März 0,3324 17. April 0,5642 2. April 0,2340 19. „ 0,5280 4. „ 0,4493 25. „ 0,4364 6. „ 0,5157 27. „ 0,4207 8. „ 0,5203 29. „ 0,3564 10. u. 11. „ 0,3794 1. Mai 0,3459 13. „ 0,5564 7. „ 0,4379. 15. „ 0,6071. Das Leben der Pflanze. 163 Die Aepfelsäure sieht der Verfasser als ein Produkt der in dem Baume wirksamen Reduktionsthätigkeit an, durch welche zunächst die Reservostoffe zu Neubildungen umgewandelt wer- den, bis mit der Entwickelung der Blätter die Assimilation von Kohlensäure beginnt. Der Gehalt des Birkensaftes an Mineralbestandthei- len war am grössten unmittelbar über der Erde und nahm nach dem Gipfel und den Wurzelendpunkten hin ab. So wur- den gefunden in 1 Liter Saft: T^ i «, Stammhöhe d „ Höhe „ , I^at"™- in Meter, ^alze. -^ ^^^^^ Salze. 6. April 0,28 0,52 7,33 0,29 8. u. 9. „ 0,28 0,66 7,33 0,34 10. u. 11. „ 0,28 0,82 7,33 0,42 18. „ 0,28 1,14 7,33 0,54 25. „ 0,20 — Wurzel 0,42 Entfernung vom Stamme 0,81 28. „ 0,20 0,87 „ 0,42 „ „ „ 0,78 28. „ - - „ 2,90 „ „ „ 0,68. Die Gesammtmenge der Mineralbestandtheile nimmt nach Analogie der Aepfelsäure im Allgemeinen vom Anfange der Periode nach dem Ende hin zu, die Temperaturunterschiede zeigen hierbei ähnlichen Einfluss wie bei jener. Gefunden wur- den in 1 Liter Birkensaft: Datum. Salze. Datum. Salze. 30. März 0,50 16. April 1,06 1. April 0,53 20. „ 1,08 3. „ 0,57 24. „ 0,86 5. „ 0,64 28. „ 0,88 7. „ 0,72 30. „ 0,86 9. „ 0,87 2. Mai 0,91 12. „ 0,90 6. „ 0,97. 14. „ 1,00 lieber die prozentische Zusammensetzung der im Birken- säfte enthaltenen Mineralbestandtheile giebt folgende Zusammen- stellung Auskunft. Die Proben Nr. 1 — 8 stammen von demselben Baume und zwar aus 0,28 und 7,33 Meter Stammhöhe, Nr. 9—12 sind von einem anderen Baume entnommen. ir 164 Das Leben der Pflanze. Bestandtheile. 1. 2. Unten. Oben. 3. I 4. Unten. ! Oben. 5. I 6. Unten.' Oben. Unten. Oben. Kali Natron . . . . . Magnesia . . . Kalk Eisenoxyd . . . Phosphorsäure Chlor Schwefelsäure . 6. April. 16,31 2,11 7,7.5 29,37 0,22 4,86 1,21 2,01 30,30 2,73 7,15 15,83 0,23 7,72 1,88 2,33 8. und 9. April. 12,92 127,48 1,63 ' 1,37 9,83 i 9,39 35,35 ,23,25 0,19 1 0,24 4,12 I 5,49 0,97 I 1,.3S 2,09 1 1,94 10. u.U. April. 10,90 1,30 8,61 38,78 0,38 4,28 24,03 1,88 8,59 27,77 0,27 6,33 18. April. 24,05 2,06 4,18 39,74 0,49 7,56 2,13 8,04 26.36 0,54 5,38 I Bestandtheile. Kali Matron Magnesia . . . Kalk Eisenoxj^d . . . Phosphorsäure 9. Stamm in 0,20 Meter Höhe. 27. April 16,04 3,19 11,12 27,87 0,98 3,33 10. 11. Wurzel Wurzel 0,42 Meter vom Stamm. 25. April 28. April 21,47 4,37 9,42 25,30 0,66 3,84 19,26 2,72 7,71 25,18 0,43 5,26 12. Wurzel 2,90 Meter vom Stamm. 28. April 22,06 4,01 9,52 23,33 0,99 4,94 1 Liter Birkenwasser enthielt: Bestandtheile. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Kali 0,0848 0,0873 0,08.52 0,0934 0,0893 0,1009 Natron .... 0,0109 0,0078 0,0107 0,0046 0,0107 0,0078 Magnesia . . . 0,0403 0,0204 0,0648 0,0319 0,0705 0,0360 Kalk 0,1527 0,0456 0,2333 0,0790 0.3180 0,1166 Eisenoxyd . . 0,0011 0,0006 0,0012 0,0008 0,0031 0,0011 Phosphorsäure 0,0252 0,0222 0,0271 0,0186 0,0350 0,0265 Chlor 0,0062 0,(J054 0,0064 0,0046 — — Schwefelsäure 0,0104 0,0061 0,0137 0,0065 — — Bestandtheile. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Kali 0,1000 0,1298 0,1404 0,1555 0,1636 0,1502 Natron .... 0,0235 ! 0,0115 0,0279 0,0219 0,0332 0,0272 Magnesia . . . 0,0476 1 0,0434 0,0973 0,0622 0,0715 0,0647 Kalk 0,4530 0,1423 0,2540 0,2038 0,1922 0,1586 Eisenoxyd . . 0,0046 ! 0,0029 0,0085 0,0034 0,0050 0,0067 Phosphorsäure 0,0862 i 0,0290 0,0291 0,0424 0,0291 0,0335 Aus diesen Untersuchungen geht Folgendes hervor: das Kali ist im Safte der höheren Stamratheile und entfernter ge- legenen Wurzeln in grösserer Menge vorhanden und vermindert sich von da nacli der Mitte zu. Der Kalk, die Magnesia und wahrscheinlich auch das Eisenoxyd sind dagegen umgekehrt in den niederen Stammtheilen in grösserer Menge enthalten und Das Leben der Pflanze. 1G5 vermindern sich mit der Zunahme der P]ntfernung nach dem Gipfel und der Wurzelspitze. Die Phosphorsäure tritt in der Wurzel in grösserer Menge auf als im Stamme und nimmt in Letzterem der Höhe proportional ab. Die Vertheilung des Natrons lässt keine Gesetzmässigkeit erkennen, eine Analogie mit dem Kali ist jedenfalls nicht vorhanden. Chlor und Schwe- felsäure zeigen eine Verminderung mit Zunahme der Stammhöhe. Da der Kaligebalt des Birkensaftes am höchsten in den Wm-zelu und den höheren Stammtheilen gefunden ist, so müssen, wenn die Aufnahme der Nahrungsflüssigkeit durch die Wurzeln und ihre Aufwärtsleitung durch Diffusion geschieht, zwei einander begegnende Strömungen nach dem Mit- telpunkte hin gehen. Für den Kalk, der im Stamme in grösster Menge \or- handen war, und für die Magnesia werden umgekehrt zwei Strimiungeu nach der "Wurzel einerseits und nach dem Gipfel andererseits stattfinden. Die Phosphorsäure wird sich dagegen in einem einzigen Difl'usionsstrome von unten nach oben verbreiten. Es scheinen hiernach in der Frühjahrs- periode eigenthümliche Verhältnisse in dem Baume stattzufinden, die sich später unter Mitwirkung der Blätter anders gestalten. Wahrscheinlich ist eine vorherrschende Aufnahme von Phosphorsäure und Kali bei dem ersten Erwachen des Lebens, wogegen eine Aufnahme von Kalk in dieser Periode nicht stattzufinden scheint. Der Verfasser theilt endlich noch eine Reihe von Aschen- analysen der verschiedenen Theile der Birke mit. Das Mate- rial hierzu wurde Ende August einem Baume von 0,80 Meter Umfang entnommen. Der Baum wurde in folgender Weise zerlegt: 1. Blätter mit den Blattstielen. 2. Zweigholz. Die Zweige von 5 -8 Millimeter Durchmesser. 3. Die Rinde dieser Zweige. 4. Die weisse Rinde des Stammes, von der Borke getrennt. 5. Die Borkschicht incl. Cambium. 6. Stammholz aus 1,5 Meter Höhe, Peripheriestück. 7. Stammholz, Centralstück. 100 Theile des Stammes ergaben: Holz 90,51 Borke 6,28 Rinde 3,21. 100 Theile Stammholz ergaben: Peripheriestück . 62,18 Centralstück . . . 37,82. 100 Theile der ganzen Stammrinde ergaben : Weisse Rinde . . 33,88 Borke 66,12. 100 Theile Asche enthielten : 166 Das Leben der Pflanze. Bestandtheile. 1. ü :"c8 s 2. ÖD 'S 3. 'S _a 'E .SP 'S N Stammholz, Pe- ripheriestück. • Stammholz, ^ Centralstück. • 6. "o . a ÖD 7. • -r» • ' 1 "\ TT Veriinrierun- früchtc beim Reiten hat A. Beyer'-'') Untersuchungen an- ge„ der s;a- gestellt. Es wurde hierbei von der Zeit an, wo die Stachel- «heibeeren beeren noch sehr klein waren, bis zur Reife in Perioden von 3 bis 4 Tagen der Gehalt an Zucker, freier Säure, Protein- stoffen, Trockensubstanz, Asche und Fett bestimmt. Die Re- sultate dieser Untersuchungen giebt die nachstehende Tabelle, in welcher die Gesammtmenge der freien Säure als Aepfel- säure berechnet ist: für die Zeit vom 19. Juni bis 18. Juli wurde auf elementaranalytischem Wege die Abwesenheit anderer freier organischer Säuren konstutirt. *) Die landwirlhschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7. S. 355. 174 Das Leben der Pflanze. Datum. 1 Wasser. 1 Zucker. Pro- tein. Aepfel- säure. Fett. Asche. Anderweitige stickstofffreie Bestandtheile. 100 Theile frische Substanz enthielten 7. Juni . . 1,736 1,08 -^, — 13. „ . . 88,8 1,826 1,.52 1,60 0,481 0,624 5,14 16. „ . . 88,8 2,06 1,51 1,60 0,614 0,603 4,81 20. „ . . 88,4 2,08 1,54 1,87 0,813 0,626 4,67 23. „ . . 88,3 2,51 1,61 1,92 — 0,614 — 27. „ . . 88,0 2,54 1,76 1,95 0,840 0,624 4,30 30. „ . . 87,9 2,58 1,90 2,14 — 0,617 — 4. Juli . . 87,7 2,62 1,84 2,14 0,911 0,627 4,15 7. „ . . 87,7 2,76 1,88 2,01 0,885 0,623 4,14 11. „ . . 87,7 2,76 — 1,87 — 0,615 — 14. „ . . 87,6 2,78 1,67 1,87 0,885 0,617 4,57 17. „ . . 87,7 2,80 1,66 1,84 0,744 0,541 4,71 21. „ . . 87,3 3,02 1,68 1,84 — 0,553 25. „ . . 86,0 3,14 1,78 1,87 0,838 0,565 .5,80 28. „ . . 85,7 3,30 1,70 1,87 0,840 0,553 6,03 1. August . 85,2 3,82 1,58 1,85 0,917 0,532 6,10 4. 83,5 4,45 — 1,79 — 0,503 — 8. „ . 81,9 5,54 1,57 1,68 1,122 0,443 7,84 100 Theile Trockensub stanz ent hielten 13 Juni . . — 16,30 13,6 14,28 4,3 5,58 45,94 16. „ . . — 18,42 13,5 14,28 5,49 5,39 42,92 20. „ . . — 17,9 13,3 16,12 7,1 5,4 40,18 23. „ . . — 21,3 13,8 16,39 — 5,25 — 27. „ . . — 21,1 14,7 16,25 7,0 5,2 35,75 30. „ . . — 21,3 15,5 17,68 5,1 — 4. Juli . . — 21,3 15,0 17,40 7,5 5,1 33,70 7. „ . . — 22,4 15,3 16,34 7,2 5,08 33,68 11. „ . . — 22,4 — 15,20 — 5,03 — 14. „ . . — 22,4 13,5 15,08 6,9 4,98 37,14 17. „ . . — 22,7 13,5 14,96 6,2 4,4 38,24 21. „ . . — 28,8 13,25 14,53 — 4,36 — 25. „ . . — 23,8 13,25 13,85 6,21 4,19 38,70 28. „ . . — 23,5 12,18 13,42 6,0 3,95 40,95 1. August . — 25,8 10,68 12,50 6,2 3,6 41,22 4. „ . — 26,9 — 10,85 3,05 — 8. „ . — 30,6 8,7 9,28 6,2 2,45 42,77 Aus diesen Untersuchungsresultaten ergiebt sich für die Zu- oder Abnahme der einzelnen Bestandtheile während des Reifens Folgendes: 1. Das Wasser nimmt mit der Reife ab, in Folge dessen der Trockensubstanzgehalt zu. 2. Der Zucker nimmt sowohl in der frischen, als auch in der trocknen Sub- stanz konstant zu. 3, Der Gehalt an Säure ist in der Mitte der Entwickelung am stärksten. Die Abnahme gegen das Ende des Reifens tritt bei der frischen Substanz nur wenig, mehr bei der Trockensubstanz hervor. 4. Die Mineralbestand- theile nehmen in beiden Fällen konstant ab. Es beweist dies, Das Leben der Pflanze. 175 dass die Frciny 'sehe Meinung, nach welcher die Säuren beim Reifen durch Basen neutralisirt werden sollen, unrichtig ist. 5. Die Protein Stoffe zeigen dasselbe Verhalten wie die freie Säure. Sie nehmen anfangs etwas zu, dann wieder ab, in der frischen Substanz zwar sehr wenig, auf Trockensubstanz berechnet je- doch sehr bedeutend. 6. Der Fettgehalt scheint konstant zuzunehmen. Bei der Trockensubstanz ist er gegen die Mitte der Reife am stäi'ksten, nimmt aber dann nur unbedeutend ab. Der Verfasser ist geneigt, dem neutralen Fette eine wesentliche Rolle bei der Stoömetamorphose der reifenden Früchte zuzu- schreiben. 7. Mit der schnellen Zunahme des Zuckers in den letzten Tagen des Reifens ist auch eine rasche Vermehrung der durch Differenz bestimmten übrigen stickstofiYreien Be- standtheile zu bemerken. Es scheint also die Zuckerbildung mit der Bildung der letzteren gleichen Schritt zu halten. Ob dabei die Säuren in höher organisirte Körper umgebildet wer- den oder nur die Anregung zur Zuckerbildung geben und dabei eine Zersetzung erleiden, ist nicht zu entscheiden. Da wo in einzelnen Fällen die Zunahme, z. B. des Zuckers, eine sehr rasche erscheint, war sehr häufig der plötzliche Eintritt sehr warmer Witterung die Ursache. Bei der Betrachtung der Zahlenreihe bemerkt man in der Mitte der Reife einen Punkt, wo die Zunahme einzelner Bestandtheile eine Veränderung er- leidet. Dieser Wendepunkt fällt genau mit der Zeit zusammen, in der sich in den Schalen rother Farbstoff entwickelt. Es scheint hiernach, dass die grüne Schale, welche anfänglich die Funktion der grünen Blätter besitzt, von da ab ihre Thätig- keit ändert. Bezüglich der Veränderungen der Früchte beim Aufbewahren fand Beyer, dass der Zuckergehalt hierbei nicht unbedeutend zu-, der Säuregehalt dagegen abnahm. Zu bedauern ist, dass die einzelnen Untersuchungsperioden nicht durch eine Beschreibung des üntersuchungsniaterials näher charakterisirt sind. lieber die Zu- und Abnahme des Stärkegehalts der Kartoffelknollen hat Fr. Nobbe*) Untersuchungen „ahme des ausgeführt. ^''^'^^- 1 T\ • 1 •^ ^ gehalts der 1. Die Ausbildungder Knollen am lebenden Stamme. Kartoffeln. Da die grünen Organe der Kartoffelpflanze der Bildungs- heerd der Stärke sind, so ist anzunehmen, dass der absolute *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7, S. 451. L'tber die 176 Das Leben der Pflanze. Gehalt der Pflanzen an Stärkemehl und damit der des unter- irdischen Reservoirs dieses Reservestoffes so lange zunehmen muss, als diese Organe in einem lebensthätigen Zustande sich befinden. Die Erzeugung der Stärke in der oberirdischen Pflanze kann nun entweder mit der Progression des äusseren Umfanges der Knollen gleichen Schritt halten oder hinter der- selben zurückbleiben, oder auch sie übertreffen. Dass Letzteres der Fall und die Knollen mit dem Alter nicht blos absolut, sondern auch prozentisch stärkereicher werden, ist bereits längst bekannt, von Nobbe aber durch genaue Untersuchungen noch bestimmter nachgewiesen worden. Da über diesen Gegenstand bisher nur wenig exakte Untersuchungen gemacht sind, so theilen wir die von dem Verfasser ermittelten Ergebnisse mit. Es wurden in fünf verschiedenen Terminen je eine Anzahl Stöcke der sächsischen Zwiebclkartoffel ausgehoben, die vorhandenen Knollen nach ihrer Grösse in acht P^ntwickelungsstufen surtirt und analysirt. üeber die ^ egetationszeitdauer bis zu den einzelnen Perioden ist leider nichts be- merkt, ebenso wenig ist augegeben, ob die untersuchten Knollen zu glei- cher Zeit geerntet worden waren. Die Zusammensetzung der Knollen war nach der Analyse von Siegert folgende: Entwickelungsstadium. I. IL m. IV. VI. VII. ! VIII. Trockensubstanz Wasser Asche Stärke Protein, Zellulose, Pektin etc. Durchschn. Gewicht in Grammen 17,90 20,38 82,10 79,G2 1,31 0,94 11,01 14,.55 5,58 4,89 26,59 73,41 1,12 19,94 5,53 22,80 ■ 27,50 77,20 0,82 17,42 4,56 5-6 25,64 72,50 74,36 1,10 0,85 20,35 120,28 6,05 I 4,51 10-12 20—22 29,22 ' 31,16 70.78 68,84 0,82 0,87 23.79 I 25,74 4,61 4,55 50 100. 0,150,15-0,5 2—3 Mit vorschreitendem Alter und bis zur Reife der Kartoffel- knollen nimmt hiernach der Prozentgehalt derselben an Stärke- mehl unzweideutig zu. Bei günstiger Witterung entspricht daher jeder Verzögerung der Ernte, so lange das Laub noch grünt, ein positiver Gewinn an Stärkemehl. Diese Thatsache ist den Landwirthen nicht unbekannt, trotzdem machen, wie im Jahre 1865, Rücksichten auf die Kartoffelkrankheit und auf das Auswachsen der Kartoflclknollen unter Umständen eine zeitige Ernte wünschenswerth. 2, Die Degeneration der Kartoffel bei der Aufbewahrung, Bekanntlich erfahren die Kartoffeln bei der Aufbewahrung einen Verlust an Wasser und orffanischcr Substanz, welche Das Leben der Pflanze. 177 letztere unter dem Einflüsse des atmosphärischen Sauerstoffs theilweise oxydirt wird. Nobbe hat diese Veränderungen der Kartoffeln genauer untersuclit und dabei zugleich den Ein- fluss der äusseren Verhältnisse des Winterlokals auf dieselben studirt. Je zwei mittelgrosse Zwiebelkartoffeln von bestimm- tem Gewichte und Stärkegehalte wurden theils in dem zer- streuten Tageslichte des Laboratoriums, theils am Boden eines dunkeln Wandschrankes unter Glasglocken aufbewahrt, welche letztere den Luftzutritt jedoch nicht ganz abschlössen. Unter je einer Glocke w^urde die Luft durch Schwefelsäure getrocknet, unter die entsprechende zweite Glocke dagegen ein Gefäss mit Wasser gestellt. Die Temperatur des Zimmers schwankte meistens zwischen 10 bis 22" C, die im Schranke zwischen 10 bis 16 -' C; bei vier Versuchsabtheilungen wurde die Wärme künstlich auf 25 bis 35 ° C. erhöht. Es wurden so 8 Versuchs- abtheilungen gebildet, die sich durch die Art der Aufbewahrung der Knollen unterschieden. Diese geschah: V. dunkel -trocken -kühl, VI, dunkel- trocken -warm, VII. dunkel -feucht -kühl, VIII. dunkel -feucht -warm. I. hell -trocken -kühl, II. hell - trocken - warm, m. hell -feucht -kühl, IV. hell -feucht -warm, Hieran schloss sich noch eine IX. Abtheilung, bei welcher die Knollen in einem Aspirator eingeschlossen waren, durch welchen Luft geleitet wurde. Die Versuchsknollen wurden von 8 zu 8 Tagen gewogen und dabei zugleich die Veränderungen des spezifischen Gewichts ermittelt. Wir beschränken uns dar- auf das Endresultat, welches sich nach Verlauf eines sechs- monatlichen Zeitabschnittes herausstellte, zu referiren, die er- langten Ergebnisse sind dabei nach den drei Faktoren: Licht, Wärme und Feuchtigkeit geordnet: Verlust. kühl 34,05 Proz. warm 57,05 „ kühl 34,50 „ ■warm 68,75 „ kühl 20,15 „ •warm 57,70 „ \ kühl 13,35 „ / warm 62,10 „ 12 Verlust. \ hell 34,05 Proz ) dunkel 34,50 „ \ hell 57,05 „ i dunkel 68,65 „ hell 20,15 „ dunkel 13,35 „ hell 57,70 „ dunkel 62,10 „ Jahresbericht. VIII. trocken -kühl- trocken - warm- feucht - kühl- feucht-warm- trocken - hell- trocken-dunkel- feucht-hell- feucht- dunkel 178 Das Leben der Pflanze. kühl -hell- kühl-dunkel- warm-hell- warm - dunkel- \ trocken 34,05 Prozent. ) feucht 20,15 trocken 34,50 „ feucht 13,35 trocken 57,05 „ feucht 57,50 „ \ trocken 68,75 „ j feucht 62,10 Hieraus i.st ersichtlich, dass auf den Gewichtsverlust der Kartoffeln in erster Linie die Wärme, in zweiter die Feuchtig- keit des umgebenden Raumes, erstere in positivem, letztere in negativem Sinne einwirken. Der Luftzutritt scheint ohne Ein- fluss zu sein. Bei dem Aspiratorversuche lieferten zwei Knollen von zusammen 176,69-t Grm. Anfangsgewicht in 6 Monaten 29,921 Grm. Wasser und 8,523 Grm. Kohlensäure. Die Kohlen- säureentwickelung zeigte sich während der Versuchszeit ziem- lich konstant, dagegen nahm die Transpiration von Wasser im März mit dem Lebhafterwerden der Keimung zu. Die auf- gefangene Kohlensäuremenge entspricht nur etwa einem Drittel des gesammten verlorenen Stärkemehls, die übrigen zwei Drittel sind theils bei der Keimung in ZcllstoflF verwandelt, theils auch (in geringer Menge) als Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoffe, überhaupt in solcher Form entwichen, welche nicht mit der Kohlensäure aufgefangen wurde. Nach Abschluss des Versuchs wurden die Knollen von Kleckl auf Trockensubstanz, Stärke, Stickstoff und Asche analysirt, die Resultate enthält nachstehende Zusammenstellung. Gewicht der Stick- Gehalt an Stärke Abthei- Knollen beim Trocken- Asche. st off- bei Be- am Ende lung. Schlüsse des substanz. haltiae ginn des des Ver- Versuchs. Stoffe. Versuchs. suchs. Orammen. Prozeot. Prozent. Prozent. Prozent. Prozent. I. 89,712 30,75 1,28 2,69 18,00 21,89 II. 48,623 47.51 2,71 8,01 21,18 29,40 m. 120,305 26,74 1,14 1,21 22,77 18,50 IV. 63,110 46,13 2,47 5,70 22,48 27,69 V. 98,572 31,22 1,81 2,39 20,85 19,30 VI. 68,275 50,40 2,92 5,19 19,89 34,06 VII. 121,954 24,98 1,19 1,43 23,38 17,43 VIII. 37,671 • 52,22 2,.50 3,11 26,49 38,22 IX. 145,044 25,52 1,17 1,925 24,75 16,53 Ueberall bei wärmerer Aufbewahrung der Kartoffeln hat deren Prozentgehalt an Stärkemehl eine bedeutende Zunahme Das Leben der Pflanze. 179 erfahren. Die feucht und kühl uufbcwahrten Knollen weisen eine geringe Abnahme nach, ebenso die im Aspirator, die trocken und kühl aufbewahrten sind sich nahezu prozentisch gleich geblieben. Aclmliches gilt für die Aschenmenge und die stickstoffhaltigen Stoffe. Da aber diese Veränderungen in hohem Grade von dem Wasservcrluste der Knollen beeinflusst werden, so hat Nobbe die am Schlüsse des Versuchs gefun- denen Mengen der Bestandtheile auf das ursprüngliche Gewicht der Knollen beim Beginn des Versuchs umgerechnet. TTrsprüng- Stickstoff- 100 Theile Abtheilnng. liches Stärke. haltige , Asche. Stärke redu- Gewicht. Stoffe. zirten sich Prozent. Prozent. Prozent. 1 Prozent. auf I. 136,437 15,8 1,587 0,84 87,8 IL 113,794 12,5 1,658 1,16 59,0 m. 150,692 14,8 1,321 ; 0,91 65,0 IV. 151,413 11,5 1.499 1,03 50,8 V. 150,901 12,6 1,540 1,18 60,4 VI. 182,055 12,7 1,337 1,09 63,9 VII. 140,905 15,1 1,512 , 1,02 64,6 vin. 99,302 14,4 1,209 , 0,95 54,4 IX. 176,694 13,6 1,578 j 0,96 54,5. Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass die Kartoffeln unmittelbar nach der Ernte den höchsten Gehalt an Stärke und stickstoffhaltigen Stoffen (der Durchschnittsgehalt frisch geernteter Zwiebelkartoffeln zu 2,66 Proz. stickstoffhaltiger Stoffe angenommen) besitzen. Die grösste Einbusse an Stärke erlitten die feucht -warm aufbewahrten Knollen, die geringste die hell, trocken und kühl gehaltenen. Die Bedingungen, welche die Lebensthätigkeit der Knollen anregen, sind der Konser- virung ihrer Bestandtheile nachtheilig. Es ergiebt sich hier- aus für die Aufbewahrung der Kartoffeln, dass durch mög- lichsten Abschluss der Feuchtigkeit und Wärme, natürlich ohne den Gefrierpunkt zu erreichen, die Keimung der Kartoffeln ver- hindert werden muss. lieber die Behandlung der Keime bei diesen Versuchen, namentlich bei der chemischen Analyse, findet sich nichts bemerkt. 3. Die Erschöpfung der Saatkartoffel durch die Vegetation. Es ist bekannt, dass die Stärke der Mutterknolle der jun- gen Kartoffelpflanze die erste Nahrung liefert, bei grösseren 12* 180 I^äs Leben der Pflanze. Saatknollen findet man aber oft zur Reifezeit der daraus her- vorgegangenen Kartoffeln noch stärkehaltige Reste der Mutter- knollen in der Erde vor. Nobbe fand, dass die Konsumtion der Stärke nach begonnener Vegetation sich nicht gleichmässig durch das Knolleninnere vertheilt, sondern dass sich zunächst die Nachbarschaft der Gefässbündel erschöpft. Erst später werden die entfernteren Zellgewebstheile in diesen Auflösungs- prozess hineingezogen. Den Substanzverlust keimender Kar- toffeln bestimmte Nobbe an Knollen, weichein einem dunklen Glase ohne Erde starke Keimtriebe und an denselben zahl- reiche, zum Theil haselnussgrosse Brutknollen erzeugt hatten. Nach Entfernung der Sprossen enthielten die Mutterknollen 77,79 Proz. Wasser, also 22,21 Proz. Trockensubstanz, und diese bestand aus: 1,97 Prozent Zellulose, 14,91 „ Stärke, 4,11 „ stickstoffhaltige Stoffe, 1,22 „ Asche. Da die sächsische Zwiebelkartoffel einen Stärkegehalt von über 20 Proz. zu enthalten pflegt, so ergiebt sich ein Substanz- verlust von 5 bis 10 Proz., der noch bedeutender sich heraus- stellen würde, wenn nicht zugleich ein Verlust an Wasser stattgefunden hätte. Im Erdboden trat eine noch viel auf- fälligere Erschöpfung der Mutterknollen ein: 15 Saatknollen von durchschnittlich 76 Grm. Gewicht und mit je 12 Augen wurden ausgepflanzt und, nachdem jede im Mittel vier Laub- sprossen von zusammen 150 Grm. Gewicht und 11 Knollen ä 5,4 Grm. gebildet hatten, geerntet. Die Mutterknollen er- schienen noch vollkommen frisch nnd straff, sogar härter, als bei der Aussaat, im Durchschneiden spröde und von Wasser strotzend. Sie wogen durchschnittlich 56 Grm., hatten mithin 20 Grm. an Gewicht verloren und enthielten nur 4,47 Proz. Trockensubstanz, welche folgendermassen zusammengesetzt war: 2,11 Prozent Zellulose, 1,60 „ Stärke, 0,34 „ stickstoffhaltige Stoffe, 0,42 „ Asche. Eine ähnliche Konsumtion der Mutterknollen tritt nach Nobbe oft ein; sie beweist, dass die junge Pflanze während der Keimungsperiode die mütterlichen Reservestoffe wirklich Pflanzeukultur in wässerigen Nährstofflösungen. 181 aufbraucht und motivirt die Wahl grosser, unzerschuittener Knollen zur Aussaat. — Wir verweisen schliesslich noch auf folgende Abhandlungen: Ueber den Einfluss der verwesenden Pflanzenrestc auf die nachfol- gende Vegetation, von V. H. Schröder. *) Die Funktionen der Pflanzenniihrstoffe, von W. Schumacher.**) Wachsen die Pflanzen auch während des Winters und setzen sie ihr Eruährungsgescbäft fort oder nicht? von Theilen.***) Einiges über Pflanzenernährung und über chemisches und physikali- sches Verhalten des Bodens, von Peter Kreuz, f) La plante et ses conditions, par M. Kolb. t^) Die Ernährung der Pflanzen, fff) Die Diffusion bei der Pflanzenernährung, von W. Schumacher.*!) Einfluss der Wärme auf das Wachsthum der Pflanzen, von J. Nessler.**t) Methodische Aiileituug zen in Wasser. Pflanzenkultur in wässerigen Nährstofl"- lösungen. Methodische Anleitung zur Erziehung von Land pflanzen in Wasser, von Fr. Nobbe.***t) — Der Verfasser ^^, Eme- hält es zunächst für nothwendig, die Pflanzen, bis auf die ab- huug von " . Landpflan- norme Modifikation, dass ihr gesammtes Wurzelsystem stetig von fliessendem Wasser, welches Salze gelöst enthält, umgeben ist, in allen übrigen Lebensbedingungen: Besonuung, Erwär- mung, Luftwechsel u. dergl. soweit irgend thuulich den nor- malen Verhältnissen der Landpflanzen anzupassen und die Methode mögliehst zu vereinfachen. Das Verfahren von Hell- riegel, mittelst einer Art Eisenbahn die Pflanzen, so oft es angemessen erscheint, ins Freie zu befördern, ist für die Wasserkulturen sehr empfehlenswerth. In Ermangelung einer solchen Vorrichtung emptiehlt sich ein Vegetationshaus, wel- *) Zeitschrift für deutsche Landwirthe. 1866. S. 66. **) Agronomische Zeitung. 1865. S. 209. ***) Oldenburgisches landwirthschaftliches Blatt. 1865. S. 47. t) Zeitschrift für den landwirthschaftlichen Verein des Grossherzog- thums Hessen. 1865. S. 127. tt) Revue horticole. 1865. S. 415. Ift) Berliner landwirthschaftlicher Anzeiger. 1865. Nr. 17. *t) Agronomische Zeitung. 1865. S. 2. **t) Badisches landwirthschaftliches Wochenblatt. 1865. S. 302. ***t) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 68, 182 Pflanzeukultur iu wässerigen Nährstofflösungen. ches, ausser den beiden nach NO und SW belegenen Stein- giebelwänden ganz aus Eisen und G-las mit Sattelglasdach er- baut, den Strahlen der aufgehenden und scheidenden Sonne oflfen liegt, und an welchem ein Mechanismus zur Hinwegnahme sämmtlicher Seiten- und Dachfenster jederzeit eine beliebige Lüftung und eine freie Sonnenbeleuchtung zu geben gestattet. — Die Grösse der Versuchsgefässe ist nicht ohne Einfluss auf die Entwickelung der Pflanzen. Bei der Mehrzahl der ein- jährigen Kulturpflanzen sind Glascylinder von 3 Liter Inhalt für ein Individuum ausreichend, doch verwendet Nobbe unter Umständen auch weit grössere, bis zu 28 Liter fassende Ge- fässe. — Die Befestigung der Pflanzen geschieht durch Ein- spannen in Korkklammern. Die Versuchsgefässe werden mit Papphülsen, welche zurückgeschlagen werden können, um- schlossen und mit Pappscheiben bedeckt, in deren Durch- bohrungen die Korkklammern mit den Pflanzen, sowie in der Mitte der Scheibe ein durchbohrter Kork für den Befestiguugs- stab der Pflanzen eingefügt werden. Bei genaueren Messungen der von den Pflanzen verdunstenden Wassermengen ist natürlich ein hermetischer Verschluss der Gcfässe erforderlich. Auch die Baumwolle ist für den Zweck einer drucklosen Befestigung, wie zur Umhüllung und Beschattung einzelner Partieen der Pflanzen von vielfachem VVerthe. — Ferner sind zu beachten: rechtzeitiger Ersatz des verdunsteten Wassers, künstliche Bethauung durch ein gelegentliches Ricselbad, Herstellung von Rankstützen und nach Befinden Applikation einer Schiene. — Zu den bisherigen Hindernissen einer vollkommenen Entwickelung der Landpflau- zen in Wasser gehört nach Nobbe die zu hohe Konzentration der benutzten Nährstofflösungen. Ein Salzgehalt derselben von 3 bis 5 pro mille ist für die Mehrzahl unserer Kultur- pflanzen auf die Dauer entschieden zu hocli, indem dabei eine Uebersättigung des Pflanzensaftes mit Mineralstoffcn eintritt. Der Verfasser empfiehlt daher Lösungen von nur 0,5 bis 1 pro mille Salzgehalt zu benutzen, diese aber nach Massgabe der Grösse der Pflanzen und Gefässe häufig zu erneuern, um den einseitigen Erschöpfungen derselben durch den Lebensprozess der Pflanzen gerecht zu werden. Ueber den Werth der Wasserkulture i für pliysicdogische Zwecke si^richt sich Nobbe folgendermasseu aus: „Sind wir dabin gelangt, vollkommen Pflanzenkultur in wässerigen Nährstofflösungen. 183 vollwüchsige, morphologisch und chemisch den besten Bodeuptlanzen ihrer Art gleichwerthige Pflanzen im Wasser zu erziehen, so wird auch diese Ji^ulturmethode uns unvergleichliche Hülfsmittel zum Studium des Pflanzen- lebens darbieten und biologische Gesetze erschliessen von viel weittragen- derer Natur, als man ohne Kcnntniss der schon jetzt möglichen Resultate vermuthen m.ichte. — Eine ganze Reihe physiologischer Fragen, deren bündige Entscheidung ein dringendes Desiderat der Landwirtlischaft ist, lassen sich auf diesem „durchsichtigen" Wege ohne Schwierigkeit und in zuverlässigster Weise erledigen." — Von anderer Seite ist der Werth der Kultlirversuche in wässerigen Nährstoö'lüsungen für die Theorie der Pflanzenernährung bisher sehr gering geschätzt worden, nach den von Nobbe hierbei erzielten Resultaten unterliegt es aber wohl keinem Zweifel mehr, dass Rückschlüsse von dem Verhalten der Pflanzen in wässerigen Nährstofflösungen auf die Bodenpflanzen völlig gerechtfertigt sind. Die morphologische Gestaltung der von Nobbe erzogenen Wasserpflanzen zeigte keine unterschiede von normal gewachsenen Bodenpflanzen, ja die Wasser- pflanzen übertrafen die im Boden gewachsenen sogar zuweilen hinsichtlich der Masseneutwickelnng. Eine Buchweizenpflanze erreichte im Jahre 1864 eine Höhe von 2,05 Meter, sie besass 17 Stengelglieder und 4 Zweige und lieferte das llSOfache Erntegewicht eines lufttrocknen Samens, dabei er- gab sie in 65 Blüthentrauben 304 wohl ausgebildete und 67 unvollkommene Früchte. Die hierbei benutzte Nährstofflösung hatte 0,5 pro mille Konzen- tration und bestand aus 4 Aequivalenten Chlorkalium, 4 Aequiv. salpeter- sauren Kalk, 1 Aequiv. schwefelsaurer Magnesia mit etwas phosphorsaurem Kali und phosphorsaurem Eisenoxyd — Die von Nobbe auf der laud- wirthschaftlichen Ausstellung der deutschen Ackerbaugesellschaft zu Dres- den ausgestellten, in wässerigen Nährstofflisungen gezogenen Pflanzen (Po- lygonum Fagopyrum, Vicia faba, Pisum sativum und Hordeum distichum) sind von dem Prämiirungs-Comite durch eine Preismedaille ausgezeichnet worden. — Als Vegctatioiisgefäs se bei Kulturen der Pflan- ve-etations- zeninwässeriffenLösuns-en empfiehlt W. K n o p *) einfaelie sj'^^^\^'" D Dl r / Wasserkul- Glascylinder zu benutzen, welche zur Abhaltung des Lichtes turen. iu Dosen von Weissblech gestellt werden. Auf die Blechdose wird ein übergreifender Deckel aufgepasst, der in der Mitte eine Tülle zur Aufnahme der Pflanze enthält; ein zweiter seit- licher Tubulus ermöglicht das Nachgiessen von Wasser. Die Befestigung der Pflanze in der Tülle geschieht durch Kork und Baumwolle in bekannter Weise. — Für Kulturen der Pflanzen in künstlichem Boden, oder überhaupt bei solchen, die man auf mehrere Jahre hin fortzusetzen gedenkt, empfiehlt Knop nicht cylindrische Gefässe, sondern die gewöhnlichen *) Chemisches Ceutralblatt. 1865. S. 8Ü7 184 Pflanzenkultur in wässerigen Nährstoflflösungen. weithalsigen Standgefässe mit eingeschnürtem Halse zu ver- wenden und bei diesen den Deckel der Blechdose ohne Weiteres mit dem Halse der Flasche fest zu verbinden. Die Blechdose ist hierbei so hoch zu wählen, dass beim Auflegen des Deckels das Glasgefäss 1 bis 1,5 Zoll vom Boden absteht, damit man ein Untersatzschälchen unter das durchbohrte Glas setzen kann. Für Wasserkulturen hat diese zweite Vorrichtung den Vortheil, dass man die Gläser aus den Blechbüchsen herausheben und so die Wurzelentwickelung kontrolliren kann, selbstverständlich sind hierbei die Gläser nicht zu durchbohren, ueber die Ucber dic Aufnahme der Nährstoffe durch die Aufaabma der Nähr- Pflauze aus wässerigen Nährstofflösungen, von W. Stoffe aus KuoD.'^) — Dic Untersuchungen des Verfassers betreffen die ■ wässerigen Lösungen. Frage, ob es möglich ist, für eine Pflanze eme Lösung herzu- stellen, aus welcher dieselbe alle Basen und Säuren annäherungs- weise in den dargebotenen Verhältnissen aufnimmt. Der Aus- fall der Versuche spricht dafür, dass es eine solche Nährstoff- lösung, welche von der Pflanze intakt aufgesogen werden könnte, nicht giebt, dass aber nichts destoweniger von einer zweck- mässigsten Lösung die Rede sein könne. Bei der Ausführung der Versuche wurden gleichzeitig je drei Pflanzenexemplare von Roggen, Weizen, Gerste und Hafer in die Nährstofflösun- gen, deren Salzgehalt bekannt war, gestellt und nach einigen Tagen durch Analyse der rückständigen Flüssigkeit die Menge der aufgenommenen Salze bestimmt. Wir müssen darauf ver- zichten, die analytischen Ergebnisse vollständig mitzutheilen, nur die Resultate der 8. Versuchsperiode, in welcher das ge- steckte Ziel nahezu erreicht wurde, folgen nachstehend. Die Flüssigkeit enthielt in 1 Liter: 1 Gramm salpetersauren Kalk, 0,25 Grm. salpetersaures Kali, 0,25 Grm. phosphorsaures Kali, 0,125 Grm. schwefelsaure Magnesia, also einen Salzgehalt von 1,625 pro raille. Gehalt der Flüssigkeit an einzelnen Bestandtheilen vor nach der Benutzung als Vegetationsflüssigkeit. Kalk 0,3410 Grm. 0,373 Grm. Kali 0,2150 „ 0,295 „ Magnesia 0,0416 „ 0,090 „ Salpetersäure 0,7940 „ — „ Phosphorsäure .... 0,1500 „ 0,120 „ Schwefelsäure 0,0834 „ 0,0686 „ *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 93. Pflanzenkultur in wässerigen Nährstoff lösungen. ISf) Die bedeutendste Differenz zeigt sieb bier bei der Magnesia, gegen welche auch in den anderen Versucbspcriodcn ein "Widerstand der Zellen- membrau sich bemerklich machte. — Die in den übrigen Versuchsperioden benutzten Nährstofflösungen weichen in quantitativer Hinsicht zum Theil beträchtlich von der obigen Mischung ab; da in allen Perioden dieselben Pflanzen benutzt wurden, welche bei dem Wechsel der Lösungen nur kurze Zeit in destillirtem Wasser standen, so dürfte bei der Beurtheilung des Verhaltens der Pflanzen nicht zu vergessen sein, dass der Pflanzenorga- nismus im Stande ist, erhebliche Mengen von Mineralstoffen aufzunehmen, ohne dieselben sogleich für vegetative Zwecke zu verwenden. Knop zieht aus seinen Untersuchungen unter Berück- sichtigung früherer Arbeiten folgende Schlussfolgerungen: 1. Die Mischung von l pro mille phosphorsaurem Kalk, 0,25 pro mille Kalisalpeter, 0,25 pro mille phosphorsaurem Kali (wasserfrei), und 0,25 oder 0,125 pro mille Bittersalz (wasserfrei) mit Zusatz von etwas phosphorsaurem Eisenoxyd ernährt Gräser und Buchweizen vortrefflich. Zweckmässig ist es vielleicht, diese Mischung noch mit phosphorsaurem Kalk zu sättigen. 2. Die Pflanze kann dieser Lösung das Kali vollständig entziehen, nicht aber Kalk und Magnesia, weil diese Basen als kohlensaure Salze wieder aus der Wurzel austreten. 3. Die Salpetersäure wird unter allen Umständen aus der Lösung aufgenommen. 4. Die Phosphorsäure wird von stark eisenhaltigen Wurzeln leicht, unter Umständen bis auf die letzte Spur aufgenommen. Bei unpassender Zusammensetzung der Lösung kann dieselbe ausserhalb der Wurzel reicher an Phosphorsäure werden. 5. Die Schwefelsäure findet von den Säuren den grössten Widerstand bei der Aufnahme, kann aber doch bei sehr starker Verdünnung der Lösung völlig entzogen werden. 6. Kalisalpeter, salpetersaurer Kalk, Bittersalz, phosphor- saures Kali und eine Spur eines Eisensalzes, dazu Wasser und Kohlensäure enthalten alle der Pflanze nothwendigen Materien. Es sind dies also sämmtlich vollkommen verbrannte Körper. 7. Alle übrigen Stoffe sind entweder ganz überflüssig, oder doch höchstens förderlich oder zur Erhaltung und zum Schutze gegen schädliche Einflüsse dienlich. Hierher rechnet Knop Ammoniak, Kieselsäure, Fluor, Chlor, Jod, Brom, Lithium, Eubidium, Humus und andere Stoffe. 186 Prtanzenkultuv in wässerigen Nährstofflösungen. Bezüglich der zuletzt ausgesprochenen Ansicht Knop's ist daran zu erinnern, dass nach den Untersuchungen von Nobbe und Siegert*) das Chlor mindestens für die Buchweizenpflanze als ein nothwendiger Nähr- stoff anzusehen ist. Für die Kieselsäure scheint aus den Untersuchungen %-on Stohmann,**) Rautenberg und G. Kühn***) ein Gleiches hervor- zugehen. Für die physiologische Wichtigkeit des Ammoniaks sprechen die Untersuchungen von Hosäusf) (S. 87), für die des Fluors etc. die Arbei- ten vom Fürsten Salm-Horstmar.ff) Auch das Natron dürfte wohl so lange als ein wirklicher Pflanzennährstoff anzusehen sein, als nicht in den Aschen normal gewachsener Pflanzen die Abwesenheit des Natrons kon- statirt ist. üeber die Uebei' die Aufnahme von Salzen aus wässerigen Aufnahme jt i \ von Salden Losungcu durcli beblätterte Pflanzen, von W. Wolf.^f) durch die — Dqy Verfasser hat seine früheren Arbeiten über diesen Ge- genstand, "'^'^t) bei welchen das Verhalten der Pflanzen in ein- fachen Salzlösungen studirt wurde, dahin fortgesetzt, dass jetzt die Pflanzen mit Salzlösungen, welche zwei Salze gelöst ent- hielten, in Berührung gebracht Avurden. Als Versuchspflanzen wurden Keimpflänzchen von Bohnen und Mais benutzt, die Salzlösungen enthielten schwefelsaure, salzsaure, salpetersaure und phosphorsaure Salze von Kali, Natron, Ammoniak, Kalk und Magnesia in verschiedenen Mischungen und Mengenverhält- nissen. Indem wir bezüglich der analytischen Ergebnisse auf das Original verweisen, referiren wir nachstehend nur die Schlussfolgerungen des Verfassers: 1. Die Aufnahme eines Salzes aus einer Lösung in die Pflanzen erfolgt für alle Fälle nach dem Saussure'schen Ge- setze, wenn die Konzentration der den Pflanzen dargebotenen Lösung grösser ist, als 0,25 prozentig, d. h. in diesen Fällen nehmen die Pflanzen relativ zu dem Salzgehalt der Lösung mehr Wasser als Salz auf. 2. Sind die Salzlösungen, aus welchen die Pflanzen die Salze entnehmen, von niederer Konzentration als 0,25 prozentig, so hängt die Art der Aufnahme von den an den Wurzeln noch zugleich vorhandenen Salzarten ab. Je nach der Mischung, in welcher ein Salz den Pflanzen dargeboten wird, kann eine grössere oder geringere Menge davon aufgenommen werden. *) Jahresbericht. VII. Jahrgang, S. 106. **) Ibidem S. IT.j. ***) Ibidem S. 177. f) Ibidem S. 84. ff) Ibidem S. 125. *t) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 193. **t) Jahresbericht. 1864. S. 170. Pflanzenkultur in wässerigen Nährstofflösungen. 187 3. Die Ptianzen äussern das Bestreben, verdünntere Auf- lösungen von Salzen relativ mehr zu erschöpfen, als konzen- trirtere. 4. Es kann von einer Pflanze die ganze Menge des in einem Lösungsgemische betindlichcn einen Salzes mit der Hälfte der Lösungsflüssigkeit aufgesogen werden. 5. Die beiden Versuchspflanzen unterscheiden sich nur in der absoluten Mengenaufnahme der einzelnen Salze von ein- ander. Diejenigen Salze, welche die Maispflanze in vom Saus- sure'schen Gesetze abweichenden Verhältnissen aufnimmt, zei- gen diese Abweichung auch bei der Bohnenpflanze. 6. Einen bestimmenden Faktor für die Art der Aufnahme eines Salzes in die Pflanze bildet das Verhältniss oder die Verwandtschaft des Zelleninhalts zu dem aufzunehmenden Salze. 7. Die Salze werden unmittelbar an den Wurzeln nicht zersetzt, sie gehen unzersetzt in die Wurzeln ein; die Zer- setzung und Umbildung der mineralischen Näiirstoffe erfolgt somit erst im Innern der Pflanzen bei beginnender Assimilation der Kohlensäure und Neubildung von organisclier Substanz. Bezüglich der mannigfachen Verschiedenheiten, welche sieh bei der Aufnahme der einzelnen Salze, je nach der Mischung, in welcher dieselben neben anderen Salzen den PHanzen dargereicht wurden, ergaben, müssen wir auf die in dem Originale mitgetheilten analytischen Ergebnisse verweisen; im allgemeinen ist daraus ersichtlich, dass dieAufnahme eines Salzes durch die Anwesenheit anderer Salze in der Lösung auf das wesentlichste beeiu- flusst wird. Man kann sich also vorstellen , dass auch im Erdboden die Aufnahme eines Nährstofl's von der Pflanze durch die Mitwirkung oder An- wesenheit eines zweiten gesteigert oder vermindert werden kann. Eine Gips- oder Kalksalpeterlosung vermag z. B. wahrscheinlich die Aufnahme der im Boden vorhandenen Phosphorsäure oder des Kali's zu steigern, gleichwie eine vermehrte Aufnahme dieser Stoffe aus einer Salzlösung er- folgte, welche neben diesen Körperu Gips oder Kalksalpeter enthielt. Hierin liegt ein Fingerzeig zur Erklärung der Wirkung des Gipses und anderer salzartiger Düngestoffe. — Die Pflanzen, welche in den h(>her konzentrirten Lösungen vegetirt hatten, wurden nach Beendigung des Aufsaugungsver- suchs, nachdem die Wurzeln mit destillirtem Wasser abgespült worden waren, eine Zeitlang in destillirtes Wasser gesetzt, um zu beobachten, ob hierbei das aufgenommene Salz an das Wasser wieder abgegeben werde. Es zeigte sich hierbei, dass nur sehr geringe Mengen von mineralischen Stoffen aus der Wurzel austraten, welche zwischen 0,0005 bis 0,004 Grm. schwankten, während der Gehalt der Wurzel an Mineralstoffen sich auf etwa 0,02 bis 0,05 Grm. berechnete. Wolf schliesst hieraus, dass der Pflanzenzelle eine Kraft inne wohut, welche die aufgenommenen Mineral- 188 Pflanzenkultur in wässerigen Nährstofflösungen. Stoffe an die Zellflüssigkeit (Zellinhalt) so fest bindet, dass nur Spuren da- von aus gesunden, lebenden Wurzeln an dcstillirtes Wasser abgegeben werden. Von den organischen Bestandtheilen des Zellinhalts treten da- gegen gewisse Quantitäten (neben Kohlensäure) aus den Wurzeln in das Wasser über. Wir erinnern hierbei an die interessante Beobachtung von Hellriegel,*) dass auch beim Auspressen des Saftes aus zerquetschten Pflanzen nur ein verdünnter Saft erhalten wird, während ein im Verhält- niss zu der in dem Pflanzengewebe zurückbleibenden Wassermenge relativ grösserer Theil der Mineralstofie in dem Pflanzengewebe zurückbleibt. — Der üebergang der Pflanzennährstoffe in die Pflanze ist nach W. Schu- macher**) bedingt durch eine innere organische Thätigkeit der Pflanzen ~ Assimilation und Stoffwechsel — , welche eine Diffusion der gelösten Stoffe veranlasst und deren Folge der Eintritt der gelösten Stoffe in die Pflanze ist. Ein Verbrauch eines Stofies in der Pflanze oder eine Aus- scheidung desselben (z. B. von oxalsaurem Kalk) bedingt eine erneute Auf- nahme. Stoffwechsel und Umwandlung der chemischen Form der anorga- nischen Stoffe findet auch in jenen Pflanzen schon statt, die vegetiren ohne zu assimiliren, d. h. ihr Gewicht zu vergrössern. Eine klare Darlegung der bei der Aufnahme der Nährstoffe durch die Pflanze stattfindenden Vor- gänge findet sich bei Sachs: Experimentalphysiologie im 6. Abschnitte. lieber die physiologische Funktion des Chlors, gis.^hTFTnk. von Fr. Nobbe.*^"*) — Der Verfasser hat bereits durch frühere tion des Versuche nachgewiesen, dass dem Chlor eigenthümliche und wesentliche Funktionen für den Lebensprozess, wenigstens del- Buchweizenpflauze und wahrscheinlich aller höher organisirten Pflanzen, zukommen f). Eine weitere Bestätigung dieser That- sache ist durch die nachfolgende Untersuchung geliefert. Als Versuchspflanze diente wiederum der silbergraue schottische Buch- weizen und als Nährstofflösung ein Salzgemisch von 4 Aeq. Chlorkalium, 4 Aeq. salpetersaurem Kalk, 1 Aeq. schwefelsaurer Magnesia, 0,033 Grra. phosphorsaurem Eisenoxyd und 0,133 Grm. phosphorsaurem Kali per Liter. Letzteres Salz wurde in periodischen Gaben verabreicht. Diese Normal- lösung wurde in den einzelnen Versuchsreihen zweckentsprechend abgeän- dert ; so wurde bei der ersten chlorfreien Reihe das Chlorkalium durch eine äquivalente Menge salpetersauren Kali's ersetzt, in der zweiten Reihe wurde die schwefelsaure Magnesia durch Chlormagncsium vertreten, in der dritten für 2 Aeq. Chlorkalium 2 Aeq. Chlornatrium angewendet und in der vier- ten statt Chlorkalium und Salpetersäuren Kalk Chlorkalcium und salpeter- saures Kali gegeben. Die Konzentration der Lösungen betrug 1 und 0,5 pro mille. Jede Pflanze erhielt 2 Liter Flüssigkeit. — Die Erscheinungen Ueber die physiolo- Cblors. *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 4, S. 60. **) Agronomische Zeitung. 1865. S. 6. ***) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, S. 371. t) Jahresbericht 1864. S. 166 und 1862. S. 100. Pflaiizeiikiiltur in wässerigen Nährstofflösungen. 189 während des Wachst-hums der Pflanzen waren dieselben wie in den frü- heren Jahren, nur beeinträchtigte die ungünstige Witterung des Sommers 1865 die Versuche. Bis zur Blüthe (Ende Juni) entwickelten sich alle Pflanzen gleichraässig, dann traten wiederum die bereits beschriebenen Krankheitserscheinungen — zunächst an den Pflanzen der chlorfreicn und chlormagnesiunihaltigen (schwefelsäurefrcien) Li)sungeu auf. Die Blätter wurden dickfleischig, dunkelgrün, steifhart und brüchig, sie rollten sich von der Stammspitze ausgehend einwärts, ihre Basalfläche verkorkte und sie fielen leicht ab. Die Oberbaut löste sich partiell von dem aufgelocker- ten Parenchym ab. Der Stamm wurde unförmlich dick und zeigte wulst- förmige Verdickungen: Ausbiegungen des Holzkörpers wegen gehemmter Streckung. Die Stammspitze starb bald ab, neu hervorbrechende Ersatz- sprosseu blieben rudimentair. Auch die Blattstiele verdickten sich und wurden spröde; ihre Epidermis sowie die des Stammes und der abnorm dickstriemigen Blattaderu platzte bisweilen in zahlreichen Längsstreifen auf; diese Blossen verkorkten. Die Wasserverdunstung wurde sistirt und die Pflanzen starben zum Theil ab, ohne reife Samen zu liefern. — Die Pflan- zen der Chlorkalciumreihe zeigten mehr eine allgemeine Dürftigkeit, roth- braun gefleckte Blätter und ein spärliches, theilweise mit Pilzfäden über- zogenes W^urzelsystem, als direkte Kraukheitsei scheinungen. Eine dieser Pflanzen war sehr schön ausgebildet. lu der Lösung mit Chlornatrium neben Chlorkalium trat eine mangelhafte Wirkung weniger in der Massen- bildung, als im Verhalten hervor ; drei der Pflanzen erkrankten, die vierte blieb gesund. Charakter des Wurzelmediuras. Durchschnittliche Trocken- substanz einer Pflanze. C O «3 c r^ IS ü u :S ö fe ^ Grin. Grm. Multi- plum eines ent- hüls- ten Sa- mens. Aschengehalt, (;rin firm. a W3 Grm. Grm. Boden Chlorkalium 1 . . . 2 . . . „ 3 bis 5 Chlorkalcium .... Chlornatrium .... Chlormagnesium . . Ohne Chlor**) . . . 4,318 4,116 2,548 1,368 1,436 1,477 0,911 0,964 I 0,317 1,795 1..531 0,869 0,092 0,228 0,026 0,828 6,233 0,666 6,577 0,523 J 4,602 0,306 i 2,543 0,176 1,704 0,383 2,088 0,207 1,118 0,157 1 1,147 328 346 242 134 89 109 59 60 0,551 0,8465 0,5345 0,286 0,297 0,289 0,177 0,193 0,0085 0,0575 0,047 0,024 0,003 0,007 0,0015 0,2775 0,157 0,1235 0,057 0,028 0,029 0,022 0,027 0,837 1,061 0,705 0,367 0,327 0,339 0,199 0,221 Nachdem durch vorstehende Ergebnisse die früher gewon- nene Thatsache bestätigt war, dass im biologischen Prozesse *) 100 enthülste Buchweizensamen wogen, bei 110" C getrocknet, 1,9015 Grm. mit 0,0285 Grm. Asche; die Hülsen wogen 0,483 Grm. mit 0,016 Grm. Asche. **) Die Lösung enthielt Spuren von Chlor. 190 Pflanzenkultur in wässerigen Nährstofflösungen. der Buchweizenpflanze dem Chlor eine eigenthümliche, auf die Fruchtbildung gerichtete Funktion zukommt, welche es jedoch nur zu erfüllen vermag, wenn es in der Form von Chlorkalium, vielleicht auch von Chlorkalcium, in den Pflanzenkörper eintritt, hat Nobbe diese Entdeckung durch mikroskopische Unter- suchungen weiter verfolgt. Es ergab sich hierbei in den chlor- kranken Pflanzen eine erstickende Ueberfüllung mit Stärkemehl. Die gesunde blühende Buchweizenpflanze fuhrt in gewissen Ge- webspartieen ihrer Blätter, der Blatt- und Blüthenstiele , des Stammes und der Wurzeln beträchtliche Mengen freier Stärke- körner. Besonders schöne und grosse Körner führen der Stärkering und die jungen Holzzellen des Stammes. Die an Chlor Mangel leidenden Pflanzen enthalten in den Stärke füh- renden Zellgeweben aber weit grössere Mengen derselben, als gesunde Individuen. Die Parenchymzellen der verkümmerten dickfleischigen Blätter sind strotzend vollgepfropft mit Stärke- körnern in den Formen jedweder Auflösungsstufe. Da nun an- zunehmen ist, dass die Assimilation der Kohlensäure durch die Blätter, wie die Stärkebildung in den Chlorophyllkörnern durch das Chlor nicht beeinflusst wird, so scheint dasselbe bei der Hinbeförderung dieses RescrvestoflFs zu den Früchten, dem Theile der Pflanze, in welchem zu jener Zeit die lebhafteste Vegetation stattfindet, eine wesentliche Rolle zu spielen. Bei Chormangel häuft sich daher das Stärkemehl in den Blättern, Blattstielen und Stammtheilen auf, und unterliegt dort einer abnorm gesteigerten Metamorphose in die Endprodukte des pflanzlichen Stoffwechsels: Zellulose, Lignin, besonders aber KorkstoflF, wodurch jene Organe in der beschriebenen Weise degeneriren. Die Ursache dieser Schwerbeweglichkeit der Stärke in Folge Chlormangels kann eine doppelte sein, ent- weder kann eine Verminderung der Zugkraft der Fruchtorgane durch Verkümmerung und Absterben der Früchte eintreten, oder das Chlor kann auch einen direkten Antheil an der Ver- flüssigung oder Verbreitung des Stärkemehls haben, in welchem Falle die Nichten twickelung der Blüthen lediglich als Folge- •erscheinung aufzufassen wäre. Zur Erörterung dieser Alter- native hat Nobbe mehrere Versuche an Wasser- und Boden- pflanzen ausgeführt, welche lehrten, dass der äussere Bau der Befruchtungswerkzeuge bei den in chlorfreien Lösungen ge- Pflanzenkultur in wässerigen Nährstofflösungen. 191 zogenen Pflanzen keine Anomalien zeigte , aus denen sich das gänzliche Fehlschlagen der Früchte an diesen Pflanzen erklären liesse. Die Entfernung der Blätter der Buchweizenpflanze beeinträchtigte die Ausbildung derjenigen Organe, welche das Nahrungsdepöt für die nachfolgende Generation bilden, und die Beseitigung der Fruchtanlagen hatte eine Stockung und Anhäufung der für deren Ausbildung bestimmten Stoffe in den produzirenden und zuleitenden Geweben im Gefolge. Zugleich zeigte sich, dass die chlorfrei vegetireuden Pflanzen der ver- jüngenden Sprosskraft entbehren; während gesunde Pflanzen bei Verstümmelungen die verlorenen Organe zu ersetzen be- strebt sind, bildeten die kranken Pflanzen keine Ersatzsprossen. Diese Erscheinung zeigt nach Nobbe, dass bei Chlormangel eine Degeneration des Zellgewebes eintritt, welche die Pflanze einem vorzeitigen Lebensabschlusse entgegenführt. Auch B. Lucanus*) hat Versuche über die Erziehung einiger Land pflanzen in wässerigen Nährstoff lösungen aus- geführt, wobei er die von Knop empfohlene Nährstoffmischung, nämlich 0,01 Atom schwefelsaure Magnesia und phosphorsaures Kali, 0,02 Atom salpetersauren Kalk und etwas phosphorsaures Eisenoxyd benutzte. Einige Lösungen enthielten Zusätze von Chlormetallen etc., oder es fand eine Vertretung eines der Be- standtheile der Normallösung durch ein anderes Salz statt, in allen diesen Fällen kam stets 0,01 Atom der Salze zur An- wendung. Als Versuchspflanze diente rother Klee. Ein Sa- menkorn wog trocken durchschnittlich 2,1375 Milligramm und enthielt 0,1312 Milligr. Asche und 0,1023 Milligr. Stickstoff. Versuch» von B. Lu- canii«. Zusammensetzung der Nährstofflösung. An- zahl der Pflan- zen. Gewicht einer mitt- leren Pflanze. Trocken- substanz. Orm. Asche. Multi- plum des Samen- korns. 1 p. m. Normallösung 3 p. m Normallosung 5 p. m. Normallösung 3 p. m. Normallösung, Zusatz von Chlorkalium 3 p. m. Normallösung, Zusatz von Chlornatrium 0,-193.5 0,7320 1,1540 0,0.560 0,1225 0,2385 1,1075 , 0,1660 0,6030 ; 0,0905 230,9 .342,5 539,9 518,1 282,1 *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen Bd. 7, §, 363. 192 Pflanzenkultur in wässerigen Nahrstofflösungen. Zusammensetzung der An- zahl der Gewicht einer mitt- leren Pflanze. Trocken- 1 . , Multi- plum des Samen- NährstofflösuDg. Pflan- Substanz. Ascne. korns. zen. Grm. Grm. 6. 3 p. m Normallösung, Zusatz von Gips (doppelte Menge) . 2 0,4455 0,1085 208,4 7. 3 p. m. Normallösung, statt sal- petersauren Kalk salpet. Kali 2 0,6990 0,1180 327,0 8. 3 p. m. ohne Kalk, statt dessen salpetersaure Magnesia .... 2 0,0025 0,00038 1,1 9. 3 p. m. Natron für Kali .... 2 0,0945 0,0187 44,2 10. 3 p- m. Cäsion für Kali 4 0,00180 0,00038 0,85 11. 3 p. m. Rubidion für Kali . . . 4 0,0500 0,0145 23,4 12. 3 p. m. Lithion für Kali .... 8 0,0026 0,00031 1,2 13. 3 p. m. Schwefelsäure für Sal- petersäure 2 0,0625 9 29,5 14. 3 p. m. Ammoniak für Salpeter- säure 5 0,1530 9 71,6 Das höchste Erntegewicht wurde erzielt in der Normal- lösung von 5 pro mille Salzgehalt, nächstdem bei der mit Chlor- kalium versetzten Lösung von 3 pro mille. Durch Zusatz von Chlorkaliura wurde die Pflanzenmasse gegenüber der chlor- freien Lösung (Nr. 2.) erheblich gesteigert. Chlornatrium zeigte diese Wirkung nicht. Ein Zusatz von schwefelsaurem Kali (6.), sowie eine Vermehrung des Kali's auf Kosten des Kalks erschienen nicht vortheilhaft, gänzlicher Ausschluss des Kalks (8.) bedingte ein rasches Absterben der Pflanzen. Eine Ver- tretung des Kali's durch Natron, Cäsion, Rubidion und Lithion fand nicht statt. Das höchste Erntegewicht lieferte hierbei noch das Natron (9,). Die beiden letzten Versuche (13. und 14.) zeigen, dass eine Zuführung von Stickstoff in der Form von Salpetersäure zur Erreichung eines üppigen Wachsthums der Kleepflanze unbedingt nothwendig ist. Die weiteren Versuche des Verfassers mit Lupinen, Wicken und Erb- sen übergehen wir, da dieselben zu einem Resultate nicht geführt haben. Bei Runkelrüben gelang es, in Bminnenwasser Pflanzen zu erziehen, welche das 1781 resp. 844,5 fache des Samengewichts erreichten. Zu erwähnen sind noch folgende Abhandlungen: Einige Resultate der Versuche, Landpflanzen in wässerigen Lösungen von Mineralstoffen zu erziehen, von Paul Bretschneider.*) Studien über die p]rnährung der Pflanzen in wässerigen Lösungen von Mineralstoffen, von Demselben.**; *) Schlesische landwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 72. **) Mittheilungen des landw. Ccntralvereins für Schlesien. Heft 15, S. 122. Pflanzenkrankheiten. 193 Sehr vollkummene Haferpflanzeu in wässerigen Losungen der Nähr- stoffe, von Emil Wolff.*) Pflanzenkranklieiten. Uebcr den p]iiiniiss dos Entlaubens der Kar- toffelpflanze auf die Krankheit und die Entwicke- lung der Knollen, von E. Heydcn.**) — Das Ackerstück (l Morgen), in wclclicm die Versuchskartofleln erbaut wurden, hatte sandigen Lehmboden mit Lchmuntergrund; es wurde mit 124 Ztr. Schafmist per Morgen gedüngt und vor dem Winter 18 Zoll tief gepflügt. Die Saatkartoffeln wurden am 29. April 1864 in 24 : 12 Zoll Entfernung nach dem Marqueur mit dem Spaten gelegt. Als Saatgut diente die weissfleischige säch- sische Zwiebelkartoffel, das Saatquantum betrug 20 Metzen = 132,5 Pfd., die Kartoffeln wurden theils ganz, theils zer- schnitten ausgelegt. — Das Versuchsfeld wurde in fünf gleiche Theile getheilt und von jeder Parzelle zu verschiedenen Zei- ten im Laufe des Sommers ein Theil der Kartoffelstöcke (je 5 Stück) geerntet, zugleich wurden die übrigen Pflanzen der Parzelle entlaubt, bei diesen blieben aber die Knollen bis zum 30. September in der Erde. Die Ernteergebnisse sind nachstehend tabellarisch geordnet, die bei der ersten Ernte von je 5 Stöcken gefundenen Zahlen sind darin für 4,5 Quadr. Ruthen = 275 Stöcke berechnet. Der Eiofluss der Entlau- bung der Kartoffel- pflanze. Tag der Entlaubung. -< W ^ Tag der ! ^^Z>i^ Ernte. "I^J^ rntegewicht m 4,5 Qua- •at-Ruthen. Davon krank o .S 'S OJ nII " o « Pfund Prozent. O Pfund. Lotb. 13. Juü***) 30. September 75 38,2 •^2 5,8 1,14 30. „ 30. Juli 92 116,6 — — 1,31 30. „ t) 30. September 92 130,5 9,5 7,3 1,49 18. August 18. August 111 178,1 ? ? 1,88 18. 30. September ! 111 179 43 24 2,33 2. September 2. „ 126 192,6 54,7 , 28,4 2,33 2. 30. „ : 126 177 36 20,4 2,24 30. 30. 154 170,5 33 24 2,51. *) Schlesische hindwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 209. **) Die landwirthschaftlichen Versachsstationen Bd. 7, S. 218. ***) Neue Krautbildung. f) Neue, aber schwache Krautbildung. Die später entlaubten Stucke entwickelten kein Kraut mehr. Jahresbericht. VlII. 13 194 Pflanzenkrankheiten. Die geernteten Knollen wurden auf ihre organischen und mineralischen ßestandtheile untersucht, folgende Zusammen- stellung giebt eine Uebersicht über die hierbei erhaltenen Re- sultate. CO «o o .-1 Cl (M o o o cT cT o' I I o o o ocoinr-cit-t— o CO Q CO CO t- (M CTi ^ '^ ^ "^J, "^ '"1- '^ '^ •aqosy COt>-t>*O^COCO>-lr-t r-<^ (N^ oq_ o_ 0_ C>3^ CO 0_ T-T T-T ö" T-T T-T i-T th" f-T •J9(I.I0Jiai9^ •SSI9ÄI[J •J9S'CJZ[0JJ o ^ cn. CX> Oi lO 00 1—1 • o 1— ( tH o o o o O o o o o o o o o »n o o lO <-) o cn rN o CO CO r- T-l (N ■^ O CD «) CO CO CO lO o o O o o o o o •noÄ C0i-ICOO(T30 (^ 1^ 1^ h-^ I— I 1— I p- Pflanzenkrankheiten. 195 lu der nachstehenden Tabelle sind die Analysen auf Trockensubstanz berechnet. Bezeich- nung. a ^ S M 'S "3J :0 ^ a I. IIa. IIb. ma. III b. IV a. IV b. V. 21,804 20,990 17,983 25,138 23,641 24,865 25,277 23,176 63,95 74,95 66,52 77,17 77,16 71,09 67,69 76,56 2,89 1,04 2,98 0,86 2,12 1,16 1,13 0,24 1,88 0,38 1,55 0,28 2,18 0,29 1,34 0,29 2 25 2Ü8 3,37 3,30 2,66 2,72 2,43 2,25 0,46 0,24 0,50 0,58 0,64 0,20 0,34 0,39 7,99 6,89 9,07 8,34 7,35 10,50 8,76 7,89 5,48 5,76 4,72 4,21 4,07 4,89 5,25 4,54 15,94 5,94 12,54 5,03 5,86 8,77 13,06 6,74. Die Aschenanalysen ergaben Folgendes: Bestandtheile. Am 30. Juli geerntet. Am 18. August geerntet. Am 2. Sep- tember geerntet. Am 30. Sep- tember geerntet. Eisenoxyd . . . Kalk Magnesia . . . Kali Natron Chlor Schwefelsäure Phosphorsäure Kieselsäure . . 1,64 2,94 1,40 66,32 2,60 5,14 4,46 13,04 3,61 1,93 2,63 3,95 63,75 2,22 4,33 4,09 15,74 2,34 2,04 3,14 3,60 63,46 1,85 5,00 5,04 14,59 2,42 1,92 2,03 4,26 64,80 1,44 3,39 4,72 16,84 1,36 Es muss hierbei zunächst bemerkt werden, dass die anomale Witte- rung des Jahres 1864 die Resultate beeinträchtigt hat. Es regnete in der Zeit vom 13. Juli bis zum 30. September (79 Tage) an 51 Tagen. Die durch- schnittliche Temperatur betrug im Mai 8" R., schwankend zwischen 32/3 und 13 Va". Juni 15,8 " R., „ , Juli (bis zum 13.) 14,7" R., Juli (vom 13. bis 30) .... 14,7 « R., „ August (bis zum 18.) .... 14,7" R., „ ,. August (vom 18. bis 2. Sept.) 11,7" R., „ y, September (vom 2. bis 30.) . 11 " R., „ Aus den Yersuchsresultaten ergiebt sich Folgendes: 1. Das Abschneiden des Laubes hat die Kartoffeln nicht vor der Krankheit geschützt, wohl aber bei den früh entlaub- ten die Wirkung derselben etwas geschwächt, während bei den später entlaubten gar kein Einfluss bemerkbar ist. 13* 11 „ 20". 11,7 „ 17,3" 12,7 „ 17». 11,7 „ 19". 9,7 „ 13». 7,3 „ 14,7« J96 Pflanzenkrankheiten. Leider ist in dem Berichte nicht angegeben, ob der Nachwuchs au Kraut bei den zuerst entlaubten Parzellen unterdrückt wurde, oder ob derselbe ungestört fortwachsen konnte. 2. Das Erutegewicht wurde durch eine frühe Entlaubung bedeutend joeeinträchtigt, durch eine spätere dagegen nicht. 3. Bei den am 30. Juli entlaubten und am 30. September geernteten Kartoffeln fand noch eine Gewichtsvermehrung um 14 Proz. statt; bei den am 18. August entlaubten nicht mehr; dagegen trat bei den am 2. September entlaubten und am 30. September geernteten Kartoffeln eine Verminderung des Erntegewichts um 25,4 Proz. ein. Die analytischen Ergebnisse zeigen viele Unregelmässigkeiten, die wohl grösstentheils den ungünstigen Witterungsverhältnissen zuzuschreiben siud, doch scheint daraus hervorzugehen, dass die frühzeitige Entlaubung eine Verminderung der Trockensubstanz, der Stärke, des Zuckers, des Dextrins, des Fettes, der Proteiustoffc und der Asche, dagegen eine Ver- mehrung des Holzfasergehaltes bewirkt hat. vereuch von Diesclbc Fragc über den Einfluss der Entlaubung Birubaum. ^^^^ q-^ K ar 1 0 f f cl k r a ukh c 1 1 und den Knollenertrag hat auch K. Birnbaum*) durch einen Versuch zu lösen ge- sucht ist aber dabei zu einem von dem vorstehenden abwei- chenden Resultate gekommen. Auf einem glcichmässig bestell- ten Kartoftelfelde Hess der Verfasser zu verschiedenen Zeiten je eine Pflanzenreihe entlauben und alle Reihen zusammen am 28. September ernten. Die zuerst (am 24. Juni) entlaubten Stöcke schlugen wieder aus, sie wurden einige Wochen später nochmals entlaubt. Eine Probeaufnahme zur Zeit der Ent- laubung fand nicht statt. Ueber die Saatzeit ist nichts bemerkt. Die Ergebnisse waren: 1. Reihe, entlaubt am 24. Juni, vor der Blüthe, ergab 1 Pfund kleine und schlechte Kartoffeln, 2. Reihe, entlaubt am 13. Juli, in der Blüthe, ergab 9 „ kleine und mittelgrosse Knollen, 3. Reihe, entlaubt am 20. Juli, in der Blüthe, ergab 17 „ kleine, mittlere und grosse Knollen, theils schön, 4. Reihe, entlaubt am 26. Juli, nach der Blüthe, ergab 16 „ Knollen, in Grösse ebenso, theils sehr schön, b. Reihe, entlaubt am 4. August bei beginnender Erkrankung, ergab 30 „ meistens grosse, schöne und gesunde Knollen, 6. Reihe, entlaubt am 11. August bei völliger Erkrankung, ergab 25 „ Knollen, darunter kranke, *) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 45, S. 197. Pflanzenkrankheiten. 197 7. Reihe, entlaubt am 19. August nach völliger Erkrankung, ergal> 25 Pfund Knollen, wie bei Nr. 6, 8. Reihe, entlaubt am 26. August nach völliger Erkrankung, ergab 25 „ Knollen, darunter viele kranke. Mehrere andere nicht entlaubte Reihen ergaben ebenfalls 25 Pfund Knollen im Durchschnitt, dabei einen noch grösseren Prozentsatz an kran- ken Knollen. Birnbaum bemerkt hierzu: „Der Versuch hätte nicht schö- ner ausfallen können ; er bestätigt vollkommen die Theorie ; er lehrt, dass das Abschneiden des Krautes nach der Blüthe un- bedenklich ist, dass es, wenn es zur rechten Zeit geschieht, höheren und besseren Ertrag sichert, als wenn nicht abge- schnitten wird, und dass nach vollendeter Blüthe der Ertrag im Ganzen derselbe bleibt, aber je länger mit dem Abschnei- den gewartet wird, um so mehr kranke Kartoffeln sich ein- stellen ". Wir müssen hierbei wiederholt auf die Untersuchungen von Julius Sachs*) verweisen, nach welchen die Stärke durch den Einfluss des Lichts in den grünen Pflanzentheilen (Blätter) gebildet wird, wonach ein vortheilhafter Einfluss der Entlaubung auf die Ausbildung der Knollen — falls die von Birnbaum beobachtete Zunahme nicht allein in Wasser be- standen hat — undenkbar erscheint. Einen absoluten Schutz gegen die Erkrankung kann die Entlaubung einzelner Kartofi'elf eider — oder gar einzelner Reihen — auch nicht gewähren, da die Pilzsporen sehr leicht vom Winde fortgeführt und auf fernstehende Pflanzen übertragen werden. Robert Ho ff mann**) theilt nachstehende Beobachtungen versuche über den Einfluss der Entlaubung auf die Ausbildung ^°" '^" "°'^' der Kartoffeln mit. 1. Domaine Neuhof. Enden: sandiger Lehm mit schotterigem Un- tergrunde, gedüngt mit Kompost aus Bauschutt, Fabrikschaum und anima- lischem Dünger. Gelegt wurden per 100 Quadrat -Klafter österreichisches Mass je 112 Pfund zerschnittene Kartofl'eln. Die Aussaatzeit ist nicht an- gegeben. 2. Versuchsfeld bei Prag. Boden: lehmiger Sand, 18G0 mit Stall- mist gedüngt. Aussaat wie in Neuhof. *) Jahresbericht 1864. S. 112. **) Centralblatt für die gesammte Landeskultur in Böhmen. 1865. S. 150. 198 Pflanzenkrankheiten. Zeit der Entlaubung. Bei der Entlau- bung geerntet. Stärke 30. Oktober geerntet. Stärke | Gewicht Prozent. Prozent. Wiener Pfund. D omaine Neuhof. Entlaubt den IG. Juli . . „ „ -1^. „ • • „ 6. August » « 16. „ Nicht entlaubt 14,04 16,81 18,23 18,70 17,52 16,58 11,09 15,65 14,50 17,52 887 904 683 994 1261 Versuchsfeld bei Prag. Entlaubt den 15. Juli . . „ „ 2y. „ . . „ 12. August „ 26. , Nicht entlaubt 0 11,52 26,24 17,75 16,81 16,81 23,03 20,13 19,89 25,99 200 533 533 600 1066 Die Resultate dieser Versuche scheinen ebenfalls durch Witterungseinflüsse gestört zu sein; sie ergaben nach dem Ver- fasser, dass der Stärkegehalt der Kartoffeln schon 3 Monate nach der Aussaat bedeutend ist und bis Ende August zunimmt, wenn auch nicht konstant. Die Krankheit trat nur in Neuhof auf, hier zeigten sich auf den entlaubten Parzellen weniger kranke, als auf den nicht entlaubten. (Nähere Angaben fehlen.) Der Ernteertrag wurde in beiden Fällen durch die Entlaubung bedeutend beeinträchtigt, Ueber die Degeneration des Maulbeerlaubes. — Vor längerer Zeit schon hat Kamp hausen*) die Ansicht aus- Mauibeer- gesprochcu, dass eine Degeneration des Maulbeerlaubes als die Ursache der Krankheit des Seideuwurms anzusehen sei. Neuerdings ist diese Ansicht von von Liebig'^*) wiederholt und als die primäre Ursache die Erschöpfung des Bodens durch die Kultur hingestellt worden. Die Liebig 'sehe Ansicht fand Unterstützung durch die Ergebnisse einer Untersuchung von gesunden und schlechten Maulbeerblättern aus Italien, d. h. von solchen, bei denen die Seidenraupe gesund geblieben und anderen, bei denen die Krankheit eingetreten war. Neumayr und Ullmann***) fanden in den getrockneten gesunden Blät- tern 22,3 Proz. Eiweissstoöe, in den schlechten nur 17,3 Proz. üeber die Degenera- tion des *) Ueber die Entstehungsursachen der jetzt herrschenden Krankheit des Insekts der Seide. Koblenz, 1860. **) Jahresbericht 1864. S. 157. ***) Augsburger Allgemeine Zeitung vom 25. Juni 1865. Pflanzenkrankheiten. 199 Es wurde hieraus geschlossen, dass der Gehalt der schlechten Blätter an Eiweissstoffen zu gering sei, um die Thiere in nor- maler Weise zu ernähren, und dass die abnorme Ernährung die- selben zu Krankheiten disponire. Zu demselben Resultate soll auch Daniel Nova^) gekommen sein. Dumas, Pasteur**) und viele andere sind dagegen der Ansicht, dass die Seiden- raupenkrankheit von der Ernährung unabhängig ist. Es ist übrigens durch direkte Versuche festgestellt, dass das Putter von demselben Baume bei verschiedenen fast gleichaltrigen Zuchten ganz entgegengesetzte Resultate liefern kann ; die eine Zucht blieb bei diesen Versuchen gesund, während die andere verdarb. Bekannt ist auch, dass nicht alle Racen der Seidenraupe von der Krankheit unter denselben Verhältnissen gleich viel zu leiden haben, so hat sich die japanische Seiden- raupe als besonders widerstandsfähig gegen die Krankheit er- wiesen. Der Keim der Krankheit scheint sich zu vererben. Auch die nachstehende Untersuchung von Th. v. Gohren'^**) macht es wahrscheinlich, dass die Ursache der Seidenraupen- krankheit nicht in einem zu geringen Stickstoffgehalte des Lau- bes zu suchen ist. Der Verfasser analysirte vier verschiedene Sorten von Maulbeerlaub und fand darin: Bestaudtheile. Junge Blätter. Aeltere Blätter. Von der Schatten- seite. Von der Sonnen- seite. Wasser Trockensubstanz In der Trockensubstanz: Zellulose Fett Stickstofffreie Extraktstoffe Stickstoffhaltige Stoffe . . . Asche In den Extraktstoffen: Traubenzucker 77,50 22,50 10,120 18,400 45,653 15,249 10,577 25,747 68,66 31,34 8,659 19,751 49,077 15,236 7,275 24,696 70,37 29,63 9,797 19,811 45,980 15,231 9,179 69,23 30,77 9,359 18,527 49,990 15,235 6,890 30,101 I 26,000. Die mit diesen Blättern gefütterten Seidenraupen blieben völlig gesund, trotzdem enthalten sie sämmtlich einen gerin- geren Gehalt au stickstoffhaltigen Stoffen als die von Neu- mayr und Ulimann analysirten ungesunden Blätter. Die Ansicht, dass bei diesen der geringe Stickstoffgehalt die Er- *) Della riacclimazione del gelso. **) Compt. rend. Bd. 61, Nr. 13. ***) Jahresbericht des österr. -schlesischen Seidenbau-Vereines. 1865. 200 Pflanzenkrankheiten. krankung der Seidenraupen bedinge, bedarf hiernach noch sehr der Bestätigung. — Die Unterschiede in der Zusammensetzung der verschiedenen Blätter sind nicht bedeutend, die jüngeren Blätter enthalten weniger Trockensubstanz, in dieser aber mehr Asche und auffälligerweise mehr Zellulose, als die älteren Blätter. Der Verfasser verweist hierbei auf eine Untersuchung von C. Karmrodt,*) deren Ergebniss ebenfalls der Ansicht Liebig' s widerspricht. Karmrodt fand in verschiedenen Sorten von Maulbeerblättern, welche theils im Schatten, theils im Sonnenlichte gewachsen waren, folgende Bestandtheile in 100 Theilen der getrockneten Blätter: Standort. Stickstofffreie Stoffe. Stickstoffhaltige Stoffe. Asche. Ungedüngt, schattig .... 66,807 23,178 10,014 Ungedüngt, sonnig 72,700 16,333 10,969 Gedüngt, sonnig 67,731 22,315 11,061. Die Raupen, welche mit den im Schatten gewachsenen Blättern ernährt wurden, erkrankten, die mit den im Sonnen- lichte gewachsenen gefütterten blieben gesund ! Die Zusam- Ucbcr die Zusammensetzung von gesundem und ^oT'gesun- befallenem Rothklee, von P. Bretschneider.**) — Die dem und ^u dcu nachstehenden Untersuchungen benutzten Kleepflanzen befallenem .,, r-iiii-in Rotiikiee. — gesunde wie kranke — waren eben auigeblüht; die kranken Pflanzen wurden sogleich nach beobachteter Erkrankung ein- gesammelt, sie zeigten sich wie mit einem weissen Pulver über- streut und hatten dadurch eine graugrüne Färbung angenommen. Mikroskopisch Hess sich eine Pilzvegetation auf den kranken Blättern erkennen, von welcher es der Verfasser dahingestellt sein lässt, ob sie der Gattung Erysiphe oder Oidium angehörte. Die befallenen Pflanzen fanden sich mitten zwischen gesunden, eine äussere Ursache des Befallens in Folge der Standorts- verhältnisse oder des Entwickelungsstadiums der Pflanzen war nicht bemerkbar. Die gesammelten Pflanzen wurden in Stengel, Blätter und Blüthen zerlegt, zu crsteren wurden ausser dem Hauptstamme auch die Blattstengel gelegt; unter Blüthen sind die ganzen Blüthenköpfchen zu verstehen. Die gesunden Pflan- zen wurden von P. Bretschn eider, die kranken von 0. Kül- *) Jahresbericht des Osterr.-schlesischen Seidonhau-Vercius 1863. S. 31. *♦) Mittheilungen des landwirthschaftlichen Central -Vereins für Schle- sien. 1865. 14. Heft, S. 25. Pflanzenkrankbeiten. 201 lenberg analysirt. 100 Gewiclitstheile der frisclien Kleepflan- zen (am 21. September geerntet) bestanden aus: Gesund. Befallen. Stengel 54,58 5G,4G Blätter 40,46 37,07 Blütheu . . . ■ . 4,96 6,47 100. 100. Bei HO*' C. getrocknet ergab sicli: Wasser. Trockensubstanz. Gesund. Befallen. Gesund. Befallen. Stengel 78,86 74,30 21,14 25,70 Blätter 73,21 69,35 26,79 30,65 Blüthen 70,57 72,60 29,43 27,40 Ganze Pflanze . . 76,16 72,36 23,84 27,64. Stengel und Blätter waren also beim befallenen Klee ent- schieden ärmer an Vegetationswasser, als die gleichen Organe bei den gesunden Pflanzen, obgleich alle Pflanzen an demselben Tage und von demselben Felde gesammelt waren. Bret- schneider nimmt an, dass das Mycelium des Pilzes in das Parenchymgewebe eingedrungen ist und so in ähnlicher Weise als wenn aus dem Zelleninhalte feste Stoffe ausgeschieden wären das Lumen der Zellen verkleinert hat, wodurch der relative Wassergehalt der einzelnen Zellen wie des gesammten Zell- gewebes reicher an Trockensubstanz resp. wasserärmer ge- worden ist. Ueber die chemische Zusammensetzung der verschiedenen Pflanzentheile giebt die folgende Zusammenstellung Auskunft. Bestandtheile. Inder getrockneten Sub- stanz : Stickstofflialtige Bestandtheile Fett Zellstoff Stickstofffreie Bestandtheile Kohlensäurefreie Asche . . . In der frischen Substanz: Stickstoffhaltige Bestandtheile Fett Zellstoff Stickstofffreie Bestandtheile Kohlensäurefreie Asche . . . Wasser Stengel. fiesiind.j Krault. Blätter. Gesund. Krank. 14,37 5,81 24,09 47,90 7,83 3,037 1,228 5,093 10,127 1,655 78,860 1.5,06 6,13 26,91 44,79 7,11 3,871 1,575 6,915 11,511 1,827 74,300 28,85 9,58 10,-54 43^90 7,63 7,595 2,566 2,824 11,761 2,044 73,210 27,97 9,64 10,42 41,89 10,08 8,573 2,9.55 3,194 12,839 3,089 69,350 Blüthen. Gesunii. Kraiili 19,37 7,01 20,58 46,42 6,62 21,90 7,58 18,75 44,82 6,95 5,700 6,001 2,063: 2,077 6,057! 5,077 13,62212,280 1,948 1,9(14 70,570; 72,600 Ganze Pflanze. Gesund. Krank. 21,04 7,59 17,72 46,00 7,65 5,014 1,811 4,223 10,964 1,828 76,160 20,84 7,67 19,57 43,60 8,32 5,760 2,120 5,409 12,051 2,300 72,360 202 Pflanzenkrankheiten. Die Zusammensetzung der organischen Substanz von ge- sunden und befallenen Kleepflanzen zeigte hiernach nur ge- ringe Unterschiede und dieselben würden noch geringer sein, wenn der Wassergehalt gleich wäre. Auf die geringen Unter- schiede ist kaum ein besonderer Werth zu legen. Ein anomal hoher Stickstoflgehalt, den Grouven^) bei befallenen Klee- pflanzen beobachtete, ist nicht hervortretend, höchstens macht sich ein solcher bei den Blüthenköpfchen bemerklich. Es ist hieraus zu schliessen, dass die Zusammensetzung der organi- schen Materie des befallenen Klees nach den ersten Symptomen des Befallenseins sich von derjenigen des gesund gebliebenen so unwesentlich unterscheidet, dass daraus eine krankhafte An- lage des befallenen Klees nicht abgeleitet werden kann. Nachstehende Zusammenstellung enthält die Ergebnisse der Aschenanalysen der verschiedenen Organe nach Abzug von Kohlensäure, Sand und Kohle. Bestandtheile. Stengel, j Blätter. I Gesund. i Krank, j Gesund.' Krank. Prfizentisclie Zusammensetzung der Aschen. Kali Natron Kalk Magnesia .... Eisenoxyd .... Phosphorsäure . Schwefelsäure . Chlor Kieselsäure . . . Summa Sauerstoff üb für Chlor 34,88 (.),74 25,19 18,23 0,65 7,70 2,18 12,85 0,46 19,82 1,83 27,72 28,21 1,13 8,30 4,79 8,64 1,49 102,88 j 101, 94 2,88 1,94 26,48 0,76 42,05 11,72 1,17 9,05 3,21 5,40 1,43 14,04 0,83 49,21 14,31 1,99 9,64 2,96 6,24 2,17 Blüthen. Gesund. I Krank. Ganze Pflanze. (iesund. | Krank. 101,27 1,27 101,40 1,40 40,01 2,00 23,56 9,00 1,26 13,63 2,62 7,;.2 1,79 34,01 31,35 1,29 0,79 27,08 32,80 11,12 14,82 1,59 0,92 14,42 8,66 3,94 2,64 7,39 9,19 1 0,80 0,92 Auf 100 Theile der getrockneten Substanzen Kali Natron Kalk Magnesia .... Eisenoxyd .... Phosphorsäure . Schwefelsäure . Chlor Kieselsäure ■ . ■ Summa Sauerstoff ab für Chlor 2,73 0,06 1,97 1,43 0,05 0,60 0,17 1,01 0,04 1,41 0,13 1,97 2,01 0,08 0,59 0,34 0,61 0,10 8,06 0,23 7,24 0,13 2,02 0,06 3,21 0,89 0,09 0,69 0,24 0,41 0,11 1,42 0,08 4,96 1,44 0,20 0,97 0,30 0,(53 0,22 7,72: 10,221 0,09 I 0,14 1 6,74 ,06 7,81 17,81 1,20 38,39 20,34 1,56 9,27 3,85 7,34 1,80 101,79 101,65 102,09 1,79 1,65 2,09 2,65 2,37 2,40 0,13 0,09 0,06 1,56 1,88 2,51 0,60 0,77 1,13 0,08 0,11 0,07 0,90 1,00 0,66 0,17 0,27 0,20 0,53 0,51 0,70 0,12 0,06 0,08 101,56 1,56 1,48 0,10 3,1!) 1,69 0,13 0,77 0,32 0,61 0,15 8,44 0,12 1 0,11 1 0,16 I 0,13 *; Annalen der Laudwirthschaft. 1861. Wochenblatt S. 136 und 151. Pflanzenkrankheiten. 203 Der charakteristische Unterschied in der Zusammensetzung der Aschen beruht in dem Kaligehalte, welclfer in allen Or- ganen der befallenen Pflanzen bedeutend geringer ist, als in denen der gesund gebliebenen. Die Differenz beträgt im Durch- schnitt für die ganzen Pflanzen 62 Proz. Dem geringeren Kaligehalte entspricht, wie sich aus den bereits oben ange- gebenen Zahlen für den Aschengehalt ergiebt, nicht eine Ver- minderung des gesammten Aschengehalts, sondern es findet sich bei nicht vermindertem Aschengehalte in den kranken Pflanzen das fehlende Kali durch einen höheren Gehalt an Kalk, Magnesia und Phosphorsäure vertreten. Da die Aschen- mengen bei den verschiedenen Substanzen ziemlich überein- stimmend waren, so treten die Unterschiede, welche sich bei der prozentischen Zusammensetzung der Aschen ergeben, auch in der Zusammensetzung der Trockensubstanz hervor; bezüglich des Kalkes und der Phosphorsäure zeigt sich nur in den Blättern der kranken Pflanzen ein erheblich grösse- rer Gehalt, die Magnesia ist dagegen in allen Organen der kranken Pflanzen in grösseren Quantitäten zugegen, als in den gesunden. Bretschneider ist der Ansicht, dass die Unter- schiede zwischen kranken und gesunden Pflanzen noch mehr hervorgetreten und vielleicht auch ein höherer Stickstofi"gehalt der kranken Pflanzen, wie ihn Grouven beobachtete, sich be- merklich gemacht haben würde, wenn die Schmarotzerpilze Zeit gehabt hätten, länger auf der Oberfläche der Pflanzen und auf Kosten ihres Zellinhalts zu vegetiren, und durch ihre vom Winde fortgetragenen Sporen den Gehalt der Pflanzen zu ver- mindern oder eine Störung der Funktionen der Organe zu be- wirken. Da sich schon beim Auftreten der ersten Symptome des Befallenseins eine andere Zusammensetzung der erkrankten Pflanzen ergab, so ist anzunehmen, dass diese Verschiedenheit schon vor dem Auftreten der Parasiten bestand und die Ur- sache der Erkrankung bildete, indem sie den Parasiten den zu ihrer Entwickelung günstigen Boden darbot. Der Acker, von welchem die Kleepflanzen, gesunde wie kranke, gewonnen waren, war ganz gleichmässig im Jahre zuvor mit 300 Ztr. Stallmist pro Morgen gedüngt worden. Dass trotzdem die Pflanzen eine so verschiedene Zusammensetzung zeigen konnten, beruht auf der Ungleichmässigkcit des Bodens, die der Verfasser durch 204 Pflanzenkrankheiten. Mittheilung der Ernteresultate des vorhergegangenen Jahres konstatirt, zum Theil aber auch darauf, dass durch die im Boden stattfindenden Diffusionsvorgänge, die Nährstoffe nicht ganz gleichmässig und rasch vertheilt werden. Endlich bringt der Verfasser aber selbst noch einen Einwurf gegen seine Vermuthung, dass der beobachtete geringere Kaligehalt des befallenen Klees mit dem Auftreten der Parasiten in Verbindung stehe , indem er seine jetzige Untersuchungen mit den Ergebnissen einer früheren Versuchs- reihe bei Klee vergleicht. Hierbei war in Mittel von 11 Analysen in ge- sundem blühendem Klee, welcher im Juni 1861 geerntet worden war, ge- funden worden: in der Kleeasche 20,76 Proz. Kali, in der getrockneten Pflanze 1,25 „ „ Vergleicht man diese Angaben mit den obigen Ergebnissen, so ist er- sichtlich, dass der kranke Klee sogar noch etwas reicher in seiner Trocken- substanz an Kali ist, als der früher analysirte gesunde vom Jahre 1861. Zum Theil lässt sich diese Verschiedenartigkeit, wie auch der gleichzeitig beobachtete geringere Gehalt an stickstoffhaltigen Verbindungen und der grössere Zellstoft'gehalt in dem Sommerklee, wohl dadurch erklären, dass dieser in seiner Entwickelung weiter vorgeschritten war. Es ist bekannt, dass jüngere Pflanzen stets einen grösseren Reichthum an plastischen Be- standtheilen und Kali enthalten, welcher mit zunehmender Verholzung re- lativ sich vermindert. Jedenfalls bleibt es unerkläi'lich, wie sich die Schma- rotzerpilze gerade die kaliärmsten Pflanzen ausgewählt haben sollten, wenn man nicht eine Coincideuz dieser Erscheinung mit dem geringen Gehalte an Kali annehmen will. ueber den Ucber dcu schädlichcn Einfluss des Hütten- Einnuss des rauchcs aui rilanzen und i hiere, von Rösler.*) — Hüttenrau- j)ep Vsrfasser schliesst sich den Ansichten von Stöckhardt, pnanzen und Haubucr u, a. an, dass der schädliche Einfluss des Hütten- Thiere. rauchcs auf den Gesundheitszustand der Pflanzen und der mit solchen von Hüttenrauch betroffenen Gewächsen ernährten Thiere hauptsächlich auf die dem Rauche beigemengte schwef- lige Säure , Schwefelsäure und Salzsäure, zurückzuführen ist. Den in dem Rauche enthaltenen Staub von Arsenik, Antimon, Blei etc. glaubt der Verfasser nach den Untersuchungen von von Gorup-Besanez und Daubeny nicht als ein Haupt- moment der schädlichen Wirkung annehmen zu dürfen, obgleich er in einigen Erdbodenproben aus der nahen Umgebung der Freiberger Silbcrliüttcn 0,37 rcsp. 0,234 Proz. Arsenik ermittelte. *) Mittheilungen des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Halle. 186.''). S. 179. Pflanzenkrunkheiten. 205 Auch die durch Waschcu und Bürsten von ullcin anhängenden Staube befreiten Pflanzenstoflfe zeigten noch deutliche Arseuik- reaktion, nicht minder gab aber auch das Waschwasscr starke Reaktionen auf Schwefelsäure und Chlor. Bezüglich der Wirkung des mit den Gasen und Dämi)fen mechaniscii fortgerissenen Metallstaubes auf den Gesundheitszustand der Thiere verweist Röslcr auf den gewohnheitsmässigen Arsenikgcnuss mancher Menschen in Steiermark und die Beobachtungen von Hertwig und anderen Veterinären über die Wirkung des Arseniks bei Thiercn, aus denen hervorgeht, dass der thicrische Oi^ganismus bei fortgesetzter Zuführung von Arsenik demselben sich akko- modiren kann. Diese Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dass es mindestens die im Hüttenrauclie vorkonmiende arsenige Säure nicht allein ist, welche die fürchterlichen Verheerungen unter dem Rindvieh in dem vom Hüttenrauche heimgesuchten Bezirke veranlasst. Das Blei hndet sich in dem Staube fast aus- schliesslich als schwefelsaures Salz, welches ganz unlöslich und deshalb wohl als völlig unschädlich anzusehen ist. Die Haupt- schuld des Uebels ist daher den in dem Hüttenrauche in so be- trächtlicher Menge auftretenden Säuren beizumessen. — Zur Ver- minderung der schädlichen Wirkungen des Hüttenrauchs empfiehlt der Verfasser, die abziehenden Gase bei Hüttenwerken durch lange Kanäle zu leiten, auf deren Sohle sich, wenn möglich der Richtung des Dampfes entgegen, rasch fliessendes Wasser befin- det, oder dieselben durch Koaksthürme zu leiten, wie sie bei Schwefelsäurefabriken zur Absor})tion der Säuredämpfe benutzt werden. Auch durch zweckmässige Aenderung des Röstpro- zesses dürfte eine Verminderung des schädlichen Einflusses der Dämpfe auf Pflanzen und Thiere zu erreichen sein. Die von Seiten der Beschädigten anzuwendenden Mittel bestehen in einer Entsäuerung des Bodens durch Kalk und Mergel und kräftige Düngung der Felder, um dieselben wieder produktions- fähig zu machen. Zur Verbesserung der gewonnenen Futter- stoffe schlägt der Verfasser vor, dieselben mit Kalkwasser zu waschen, resp. bei der Verfütterung mit Kalk zu vermischen. Bei den Freiberger Silherhütten sind seit einigen Jahren bereits unter- irdische Kondensationskammern und Kanäle in Gebrauch, ebenso bei den meisten Bleihütten in England, deren Kanäle zum Theil eine Länge bis zu 8 englischen Meilen besitzen sollen. Auch das Wasser wird in der Form von hochgespannten Dämpfen oder feinem Staub zur Verdichtung 206 Rückblick. der schädlichen Dämpfe benutzt, doch scheinen alle diese Mittel das Uebel nur mehr oder weniger beschränken, nicht aber gänzlich beseitigen zu können. Wir verweisen schliesslich noch auf folgende Abhandlungen, deren Wiedergabe wir uns versagen müssen: Ueber den Getreiderost, von A. de Bary*) und H. W. Reichardt,**) Das Rothwerden älterer Kiefern, begleitet von parasitischen Pilzen, von Prof. H. Karsten. ***) Die Rothfäule der Holzarten, von Moritz Willkomm, f) Ueber die Lärchenkrankheit, nach Beobachtungen im Grossherzogthum Hessen, von Böse, ff) Ein Wort über eine der Ursachen der Pflanzenkrankheiten, von M. Kolb. tti) Ueber den Getreidebrand, von H. W. Reichardt. *t) Ursache einer Moorrübenkrankheit, von H. Karsten. **f) Einige Betrachtungen über brandige und nicht brandige Rispen von Avena sativa, von v. Schlechtendahl. ***-J-) Der gegenwärtige Stand der Rostfrage, von Prof. Körnicke, f*) Mittheilungen aus dem physiologischen landwirthschaftlichen Institute über die Pilze, welche die Trockenfäule der Kartoffeln begleiten, von H. Karsten, t**) Rückblick. Auch im verflossenen Jahre haben sich wiederum die Chemiker mit besonderer Vorliebe mit der Erforschung der Bestaudtheile der Pflanzen und deren physiologischer Bedeutung beschäftigt. Wir haben in dem er- sten Abschnitte dieses Theiles unseres Berichts zunächst eine Fortsetzung der vorjährigen Untersuchungen über das Vorkommen von Ammoniak und Salpetersäure in den Pflanzen von A. Ho saus mitgetheilt. Aus diesen geht hervor, dass der Salpetersäure- und Ammoniakgehalt der Pflanzen während ihrer Vegetationszeit beträchtlichen Schwankungen unterliegt, deren Ursache noch nicht genügend ermittelt ist. Es ist anzunehmen, dass die Menge des in der Form von Ammoniak und Salpetersäure in den einzelnen Pflanzentheilen sich befindenden Stickstoffs um so niedriger sich *) Landwirtbschaftliches Centralblatt für Deutschland. 18G5. 1, S. 281. Annalen der Landwirthschaft. 1864. S. 148. **) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 448. ***) Forstliche Blätter. Heft 10, S. 152. t) Agronomische Zeitung. 1865. S. 473. tt) Forstliche Blätter. Heft 10, S. 68. ttt) Gartenflora. 1865. S. 8. *t) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S 214. **t) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 46, S. 229. ***t) Botanische Zeitung. 1865. S. 355. t*) Land- und forstwirthsch. Zeitung der Provinz Preussen. 1865. S. 311. t**) Annalen der Landwirthschaft Bd. 44, S. 182. Rückblick. 207 herausstellen wird, je lebJiaftcr der Vcgetationsprozcss und damit der Ver- brauch der Pflanzen ist, doch tritt dies bei den Untersuchungsorgebnissen nicht überall deutlich hervor. Die mannigfache Abwechselung in den rela- tiven Mengen der beiden Stickstoifverbindungen macht es wabrscheinlich, dass im Organismus der Pflanzen die eine in die andere übergehen kann, dagegen lässt es sich zur Zeit nicht entscheiden, ob nur eine oder beide Verbindungen an der Bildung der organischen Substanz direkt sich be- theiligen können. — Durch A. B. Frank's Untersuchungen über die Pflanzenschleime ist zunächst die Ansicht von Schmidt berichtigt worden, nach welcher diese Körper alle denselben Grundstofi' enthalten und ihre verschiedenen Eigenschaften der Verbindung mit unorganischen Substanzen verdanken sollten. Frank betrachtet die verschiedenen Pflanzenschleime dagegen als isomere organische Körper, deren Gehalt an Mineralsubstanzen ganz irrevelant ist und ihnen entzogen werden kann . ohne ihre Eigen- schaften wesentlich zu verändern. Pflanzenschleime entstehen auf verschie- dene Weise, bald werden sie als Umwandlungsprodukte der Zollmembran gewisser Gewebe von den Pflanzen ausgeschieden, bald stellen sie die Ver- dickungsschichten gewisser Zellen dar, bald sind sie in dem Zellinhalte und den Interzellularkanälen gelöst und werden aus den Pflanzensäften sezernirt. Ihre chemischen Eigenschaften sind nicht gleich, manche Schleime lösen sich vollständig in kaltem Wasser auf, andere erst beim Kochen, wie- der andere werden auch bei der Kochhitze nicht vollständig gelöst. Auch im weiteren Verhalten gegen Reagentien zeigen die Pflanzenschleime manche Verschiedenheit, so dass eine genaue Unterscheidung derselben unter sich und von den ihnen nahestehenden Modifikationen der Zellulose und des Gummis nicht mit Sicherheit ausführbar ist. — Als Träger des Gerbstoffs in den Pflanzen betrachtet Th. Hartig einen in Form, Grösse und Fär- bung dem Stärkemehle oder dem Grünmehle ähulichen, organisirten Körper des Zellinhaltes, welcher in kaltem Wasser löslich ist, durch Eisensalze schwarz oder grün und durch Jodlösung blau gefärbt wird. Anfangs nahm Hartig an, dass das Gerbmehl sich aus dem Chlorophyll oder dem Stärke- mehle bilde; er zeigte jedoch später, dass schon in den jüngsten Trieben diejenigen Zellen, welche später Gerbmehl führen, durch ihre Reaktion auf Eisensalze die Anwesenheit des Gerbstoffes zu erkennen geben. Bei der allgemeinen Verbreitung des Gerbstoffes in den Pflanzen und dem grossen Gehalte mancher Pflanzentheile an Gerbstoff erscheint eine genauere Er- forschung der physiologischen Bedeutung dieses Stoffes von grossem Inter- esse. Neue quantitative Bestimmungen des Gerbstoffgehalts verschiedener Pflanzensubstanzen sind von A. Commaille ausgeführt worden. — Ueber das Wachs der Sumachineen hat Batka Untersuchungen unternommen, welche es wahrscheinlich machen, dass das sogenannte japanische Wachs, dessen Mutterpflanze noch nicht mit Sicherheit ermi.ttelt ist, eine Sumach- art (Rhus succedanea) ist. Das Wachs der Sumacharten bildet mit Borax eine Seife, aus welcher durch Säuren das Wachs wieder abgeschieden wird, hierdurch unterscheidet os sich von dem gewöhnlichen Bienenwachse. — Ueber die Farbstoffe der Blätter liegen neue Untersuchungen von fran- zösischen Chemikern vor, die jedoch kein besonderes Interesse bean- 20K |{ii(lcl)li(;lc. Hin'iiclicii Idiiiiifii, (l;i sii' (liis Vcihallcn der h'iuli.sdiirc lici ilcr l{(!li;uHllmig mit Siiiirc'ii, Ammoiiiiik otc. hctrcircii. Niirli l<'illiol und (Jliiitiii liorulit die hrrliHt,lic.lit( l'',iil)iiii^f der HliUlfr miiI' ciiiiT Oxydation d(!S l''iiii)Htotl'K. — (!. W. Nii^ücli iiiiiiiiil an, dans di(^ VciKcliicdcidicilcM in dem clieinischcn Vciiialtcn der Slaikcliorncr tlicils dnrcli einen iinf,'l(!ich /^roKKon (iohalt an (iiaiuilose und /ellnlnse und tlieilweise dnrcli eino v(!rK(;liicd(;nt! mo- IckniaK; Anordnnnv; er verschiediiie Kau der S])elzen und (iiaiiiHii liedin^t hau|itsilehlicli die I Interschiede in dem (iüwichtc verschie- dener Sorten, dii; Heschildigung durch die Maden dagegen di»! betriicht- liclicii |)ilVeren/en in dem (lewiciile einer und derselben Sorte in verschie- denen .laliigiingen. II ahe rlaii d t zeigt, dass in sehr leichten llafersorten die Menge der liesciiildiglen Koriu'r "3 bis aO Prozent betragen kann. — II. Karsten siiciit den M(dinhaii iiinl die Opiunigewinming in Aufnahme zu liriiii'.en; er fand in einem bei IJerliu gewonnenen Opium 10 Troz. Morphium, (iieiclizeilif' werden I Intersucbungen nher die physiologische liedeiilmig der Opiumalkaloide l'iir die ]\lohn])ilaiize iiml uhtir den Eiulbiss der l>iiiignng, des Klimas etc. auf die iMitstehung der Alkaloide empfohlen. Kine Iteihe von liUbenanalysen vendVentlichte Core n w i nd er; dieselben zeigen die luichst wecjisolnde Zusanunensetzung tier Hube, je nacii {\vn Verhiiltnissen, uiüer denen sie gewachsen war. In der lvtibenasciu> scheint das Kali bis zu einem gewissen (iracle durch Natron vertreten werden zu Uonncii. l/iecke i'janbl , dass das Nikotin das Kohlen des Tabaks be- dinge; zur Verminderung des Nikotingehalts und damit zur lieseiligung der nblcn Kigonschal't emptiehll der \eri'asscr, den t'ehlürhaften Tabak Itll.'lvl.lick. 'J()*J cjiii'i' wit'iln luiilcii (iahi'iiii". .11 iiiili'i wi'i Irii Wir Ii.iImii IticiIü dImmi iiiihCl'tt lirili'iiKi'll V,(tK(*ll (lioHO Alisii lil llillri l!iM iilini;!, Ulli rn vor von 'riilmklilRtlt'iii ( I! lii II il I ) , Kcif-ciililiillri n , i;,i|) |i||.iii.-.iii iiihI ilcm Sh'dli von f.«.!'!!!!?!!!'!!'!!! iiiiil iihlil f;t'l;i|^'('rl.oiii Wi'i/(Mi. Hfl (Irr Ici Icifii I liiliM'Hiuliiiiig wiirilt' zwar III ilc iclil (',('Iiini"i"l<"iii VVt'i/.i'imddli IUI lii'tiaclilliclitu'ri' (liOmll, im Kic cl Naiii'r ^rldridcii, ilnrli (.'lanlil l! i't< I hi' li iic i (Irr, (I,n|i, rr laml il.iiiii /.nii.irliiit eine tili imiIm li.ii hllii lii'ii (m'Ii.iIi an Sl icKitl nD' , woiliin li ai li ilic Nilir- Krall (li'i t''l('< liliii (ilvlail. I>i<' iiicnli'n KIci lilrii ciilliirllin ttclir vvcni^' riiiii'|ili<>i; am I' , dir (ii ,aiiiinliiii'ii"i' ilii iM iini .1 1 loHr .-ii>'lr nicli iniMHcr orilcndirli liiHcriicnil , lni r in l'Han/cu war ilic AHi'licniin'nf.',c ilnicli alif-Mdaf-cilcn oMilsaiiicii Kall» iiinl rini'cwarlna'iicn Saud tudir cilndil hic /iiHaniniciiHct/iMiK ilci- A;u In'ii .'i'i"li' miIi wciiif-cr mpii der riilcila(T der hlcililcn, als von ilircin Aller und iliirr \ i'i'rlaluiiitidatiit aldiaii>'i^> Ihc riiiincrdi' ' nlil l\iio|i als einen weMenllicIien lieiJandllinl der l'leililcn an nnd ^-lanlil , dahs die llcHliUidifj.Keil der l'lei'lilenrai In lulle veii die; er alllliitlf^ig hci. I>ic Ah<'lleliliCHlaildllieile der I' le( li(eii iiiliieii .um "llieil VOM dem auf iliicr DlMMlIailic ^;criidcn SLinlic lier, welchen dio- Hcilicn in ihr (iewclie anr/nnehinen veini(i(j;en, der SlicIiHlnH' und die rinm- plinrHtkiirc daf^c^en lnui|iliuichlicli \iiii di 11 l''.\l>i eineiileii und lanelicn Idei ncr Thicrc, welche /'HiHclien den l'liililiii lelnai rilllm^riMi lilhrlc illll<*rHneliiiiif'eii nliei die \: ilieidiei.l . null helle der eiii.adneii (>i|>iine det^ ScIiillH aii'i, er land den huclelin Kieui .1 111 e^eliall in diu Itlallein und ltliitt.K('hcideii, aiii'h der {.'.emeine L'elii Kollien enllnell lieli icIiIIicIm' IMiaii-eii von KicHclMiinrc. AHclienanalvHcn xcr: cluidenei I lii|ih'niiiiricn inml \<>ii Wlicclcr lUiHgcl'dhi'l. worden, dii'Hc AnitlyHcn eifilien, iImhh ein /uHaiiiiiieii lum^^ der die (iiilc den llo|d'eni< liediiif'.eiiijeii l'.i : landlheile niil den Mineral Hnlediui/cii nichl iiachwiniihar iiil. Auch mmi der ehcniiiiclieii llciichall'cnheil iler laileii /iiyle 11 li die /n aninieirel . iiiiy der A;clie deiilaiin 11 hanliii l|ii|ileiiii niclil .ilihaiipie, Weileie \ :.i lienana l\ neu liefen mo mhi dei Im a|i|>|illaii/e ( I' e I / li o I d I 1, \oiii Iti Idnii/c (II Allierl), mmm I .einiiiinien, dem Sai'i'.aHanni nalaiiü ( ( 'me 11 w 1 n d e 1 1 und ilei ( 'he\ alierpeiitle. (,,lnaii lilalive lte:tliniinnnf.'en illiei den (nhall an iir".i iie dien Üaien iiiid aiiH f;ctOlirl.: heim Schierling. (('loien ( 1 1 n ;< e in a n 11 und IMaiiiie). Indem Ahüchnille „Hau dei rilan.e" Iniheii w ir die A iimh hien miii Kliiip und Well iihei die \ er :iliiedeiiheili'ii in der linl wii'l>eiiin|.' der VViir/eln im Wiih er nnd im l'irdlioden niit^'clheill l'iiti orpa.niHi her Hnl.cr-' Ncliicd Hchcinl hiernach nii hl, /ii hchlehen, diif'.e|.MMi /ci^cii iillcrdinfjH ilio im WiiHHCr /'chihlelen Wiii7.e|n dilnneie, /arleic /ellwi(ndiiii(.M'n und eine hirol/cndc llelieirniliiii|j, iler /eilen niil, l<'lllHid^l(cil. \V< Miilliihe (Ititci .I11l1iri.l1, ii. In VIII, |,| 210 Rückblick. schiede zeigen sich in dem Verhalten der Wurzeln: die im Wasser gebil- deten funktioniren beim Versetzen in die Erde ohne Schwierigkeit fort, umgekehi't wachsen Laudpflanzen bei dem Versetzen in eine wässerige Nährstoff lösung nur dann ohne Störung Aveiter, wenn der Salzgehalt der Lösung gering ist; bei höherem Salzgehalte stirbt die im Boden gebildete Wurzel meistens ab und es bildet sich entweder ein neues System von Wasserwurzeln, oder die Pflanze geht ein. Die Verfasser beschreiben ferner mehrere Erscheinungen bei der Entwickehiiig der Wurzeln, welche je nach dem Bodeumedium sich verschieden zeigen, es scheint jedoch noch nicht genau festgestellt, wie weit diese Unterschiede als konstante Folgen des Bodenmediums anzusehen sind, resp. wie weit dieselben von der Kon- zentration der Nährstofi'lösungen und anderen Umständen beeiuflusst wer- den. — üeber das Auftreten von Pektinkörpern in den Geweben der Runkel- rübe hat J. Wiesner Untersuchungen ausgeführt, deren Ergebnisse sich kurz dahin zusammenfassen lassen, dass sämmtliche Zellmembranen der Rübe sich anfangs in einer Pektiumetamorphosc befinden, welcher bei den Holz- und Gefässzelleu die Verholzung folgt, während die Membranen der Mittel- und lunenrinde auf der Stufe der Pektinmetamorphosc stehen blei- ben und die der Peridermzellen eine kombinirte Pektin - Korkmetamor- phose eingehen. — In Bezug auf die Entstehung des Harzes im Innern der Pflanzenzellen schliesst Wiesner aus dem Bau der Ilarzkörner und ihrem Verhalten gegen Reagentien, dass dieselben entweder aus Stärke- körnern oder aus GerbstotTkörnern hervorgehen und also gleichsam Pseudo- morphosen nach Stärke bilden. Eine Entstehung von Harz durch Oxyda- tion von ätherischen Oelen hält der Verfasser nicht für wahrscheinlich, er glaubt vielmehr, dass das Oel durch Reduktiousprozesse aus dem Harze gebildet werde.— Nach Jaenicke ist die Panacbirung gefleckter Blätter durch verschiedene dem Chlorophyll verwandte Farbstoffe bedingt; früber nahm man als Grund derselben eine Zersetzung des Chlorophylls an, oder man betrachtete sie als eine Krankheitserscheinung. — Ueber die „Vorgänge bei der Keimung" des Weizens und Klee- sameus liegen mikroskopische Untersuchungen von Hof mann vor; hier- nach finden sich die Eiweissstoffe in der Keimpflanze stets in den Ver- zweigungen der Leitzellenbüudel, die Wanderung des Stärkemehls geht in dem die Leitzellen umgehenden Parenchym und die Bildung des Dextrins in dem mittleren gestreckten Theile der Wurzel und in dem Parenchym des Laubblattes vor sich. — Die Keimung ölhaltiger Samen hat Fleury genauer verfolgt; er fand, dass die l)ei der Keimung sich entwickelnden Gase zwar zum allergrössten Theile aus Kohlensäure bestehen, dass je- doch auch eine geringe Ausgabe von Kohlenwasserstoff und von freiem Wasserstoff eintritt ; eine Bildung von Anmioniak findet dagegen nicht statt. Der Gewichtsverlust der Samen wurde zu l,b bis 3,0 Proz. gefunden. Die Veränderungen in den näheren Bestandtheilen bestehen in einer Abnahme des Fettgehalts und Zunahme des Zuckers. Das fette <>el wird also bei der Keimung nicht einfach oxydirt, sondern es bildet gleichzeitig das Material zur EntWickelung der junjjen Pflanze, indem es zunächst in Zucker und Dextrin übergeht und dann als Zellulose eine orgauisirte Gestalt auuimmt. Rückblick. 211 Die keimenden Samen nehmen nicht hlos Sauerstoff auf, um damit Kohlen- säure und Wasser zu bilden, sondern es wird auch ein Theil desselben von der Substanz des Samens gebunden, wodui'ch der Gewichtsverlust ver- mindert wird. In dem Abschnitte „Assimilation und Ernährung" halten wir zuerst die interessanten Untersuchungen von Boussingault über die Aufnahme von Kohlensäure durch die Blätter mitgetheilt. Es zeigte sich hierbei, dass die Pflanzen zwar im Stande sind, auch in einer reinen Koh- lensäureatmosi)häre sich Kohlenstoß" anzueignen, doch wird bei einer Ver- mischung der Kohlensäure mit 2 bis 3 Volumen atmosphärischer Luft unter denselben Umständen etwa fünfmal so viel Kohlensäure zersetzt. Das ver- dünnende Gas kann atmosphärische Luft, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlen- oxyd oder Kohlenwasserstoff sein, alle diese Gase wirken gleichsam nur mechanisch die Kohlensäure verdünnend, sie werden bei der Zersetzung der Kohlensäure nicht verändert. In gleicher Weise befördert auch eine Verminderung des Luftdrucks die Kohlensäurezersetzung. Die Blätter ver- lieren ihr Zersetzungsvermögen nicht, wenn sie längere Zeit vom Baume abgepflückt sind, vorausgesetzt, dass sie vor dem Austrocknen geschützt und in einer nicht völlig sauerstofffreien Atmosphäre aufbewahrt werden. Im Lichte wird von den Blättern viel mehr Kohlensäure zersetzt, als im Dunkeln von ihnen ausgegeben wird. — Corenwinder fand, dass die lebenden Blätter keine Spur von Kohlenoxyd oder irgend einem anderen brennbaren Gase ausgeben; auch bei der Verrottung des Düngers an der Luft bildeten sich nur Spuren von Kohlenoxyd und in der atmosphärischen Luft war dies Gas nicht nachzuweisen. — Nach Cloez ist der von den Blättern ausgeathmete Sauerstoff nicht ozonisirt, bekanntlich ist das Gegen- theil von A. P o ey *) behauptet worden. — Die Untersuchungen von C a h o u r s über das Athmeu der Blüthcn ergaben, dass diese auch im Sonnenlichte Kohlensäure ausgeben und sogar mehr, als im Dunkeln; die Kohlensäure- bildung zeigte sich ungleich gross bei verschiedenen Blüthen, durch Tem- perathrsteigerung wurde sie erhöht, aufblühende Knospen entwickelten mehr Kohlensäure als völlig aufgeblühte Blüthen, am stärksten war die Kohlensäurebildung bei den Geschlechtsorgauen. — Hartig zeigte, dass die Blätter von Bäumen, deren Kernholz keine Leitungsfähigkeit für Flüs- sigkeiten besitzt, selbst bei Begenwetter schnell welken, wenn die Splint- schicht ringsherum durchschnitten wird; andere Bäume, deren Holz lei- tungsfähig ist, zeigten nur eine geringe Beeinträchtigung ihres Blattwachs- thums durch die Operation. Die Blätter scheinen hiernach nicht im Stande iZU sein, Feuchtigkeit aufzunehmen; sprechen aber auch andere Umstände dafür, dass den Blättern dies Vermögen nicht ganz abgeht, so ist doch unter allen Umständen jedenfalls die Wasserverdunstung grösser, als die Aufnahme. — Ilienkoff unternahm Untersuchungen über den Einfluss der Bodenfeuchtigkeit auf das Pflauzcuwachsthum, die jedoch exakte Re- sultate nicht ergeben konnten. Extreme nach beiden Seiten hin zeigten sich schädlich, der Wassergehalt der Pllanzen wie die Aufnahme von Mi- •=) Jahresbericht 1864. S. 73. 14* 212 Rückblick. neralsubstanzen envies sich unabhängig von dem Feuchtigkeitsgehalt der EriJe. — Knop's Untersuchungen über die endusmutischen Erscheinungen an vegetirenden Pflanzenorganen lehren, dass selbst beträchtliche Kouzen- trationsdifferenzen einen üebertritt der Flüssigkeiten zu einander durch eine Pflanzensubstanz allein nicht zu bewirken im Stande sind, sondern dass hierzu ein Ueherdruck erforderlich ist, welcher ebenso leicht das reine Wasser in die Salzlösung als diese in das Wasser hinübertreibt. -- Das Saftsteigen erklärt Buhm als eine Wirkung des Luftdrucks, die für seine Ansicht beigebrachten Grüude scheinen jedocli nicht ganz stichlialtig zu sein. Es ist anerkannt, dass mehrere Ursachen: die eudosmotische Kraft der Wurzel, die Imbibition des Zellgewebes und die Transpiration der Blätter zusammenwirken, um die Aufwärtslcitung der von den Wurzeln auf- genommenen Flüssigkeit zu bewirken ; es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass auch der Luftdruck hierbei eine Rolle spielt, ohne jedoch als die ein- zige oder nur als die hauptsächlichste Ursache angesehen werden zu dür- fen. _ Ueber die chemische Zusammensetzung der Blutungssäfte sind von Ulbricht bei krautartigen Gewächsen, von Schröder und Beyer bei der Birke und Weissbuche Untersuchungen angestellt; ein besonderes In- teresse gewährt die ausgezeichnete Arbeit von Schröder, die übrigen Untersuchungen bedürfen noch einer weiteren Fortführung. Sehr i) der zeigt, dass der in dem Frühjahrssafte der Birke enthaltene Zucker aus der zur Herbstzeit in den Geweben des Baumes abgelagerten Stärke gebildet wird. Aus dem Zucker entsteht die Zellulose, der Zucker bildet mithin das Hauptmaterial für die Neubildungen bei dem Baume. Da diese vorzugs- weise an den beiden Endpunkten des Baumes, der Krone und der Wurzel, vor' sich gehen , so findet sich der grösste Zuckergehalt im Staiume des Baumes, jedoch nicht unmittelbar über der Erdoberfläche, sondern höher hinauf im Stamme an einem Punkte, welcher während der Periode des Blutens von oben nach unten zu fortschreitet. Der Zuckergehalt des Saftes zeigt anfangs eine progressive Zunahme, in der späteren Periode des Blu- tens vermindert er sich dagegen wieder. Durch die Wärme wird die Zijcker- bildung befördert, durch Kälte gehemmt; die Tageszeit ist für die Zucker- bildung ebenso wie für die Umwandlung des Zuckers in Zellulose ohne Einfluss. Der Saft der Wurzeln enthält um so weniger Zucker, je weiter vom Stamme entfernt derselbe entnommen wird und je dünner die Wurzeln sind. Auch der Eiweissgehalt des Saftes nimmt anfangs zu und später wieder ab ; im Allgemeinen ist der Gehalt des Saftes au Eiweiss sehr ge- ring, Beyer fand dagegen grössere Mengen von Ammoniakverhindungen im Safte , es ist daher wohl anzunehmen , dass diesen eine Hauptrolle bei der Neubildung der Organe zukommt. Der Gehalt an Aepfelsäuie zeigt während der ganzen Dauer des Blutens eine konstante Zunahme. Schrö- der betrachtet die Aepfelsäure als ein Produkt der Roduktionstliätigkcit und als Mittelglied bei der Entstehung organisirter Gewebe. Der gr(>sste Gehalt des Saftes an Mineralstoflen wird uiimittelliar über der Erde ge- funden, er nimmt nach dem Gipfel und dem Wurzclende hin ab; ilie haupt- sächlichsten Mineralbestandtheile des Saftes sind Kali, Kalk, Magnesia und Phosphorsäure, Beyer fand ausserdem in dem Birkensaft einen reichen Rückblick. 213 Gehalt an Eisenoxyd nnd in der Woisshuclio viel Mangan. Aus den rela- tiven Mengen dieser Ascbenbestandthcile, die sich in den aus verschiede- nen Theilen des Baumes entnommenen Säften vorfinden, schliesst Schrö- der, dass zur Frühjahrszeit eigentliiimlicLe Strüninngen in dem Baume stattfinden, die S])ater unter Mitwiikiing der Bliltter sich anders gestalten. Wahrscheinlich werden im Frühjahre hauptsächlich Kali und Phosphor- säure von den Wurzeln aufgenommen, während eine Aufnahme von Kalk in dieser Zeit nicht stattfindet. — Ueber den Einfluss des Lichts auf die lilüthenhildung iiat Sachs Untersuchungen ausgeführt, bei denen sich her- ausstellte, dass nuinche l'ilanzen im Finstern normale Blüthen entwickeln, bei andern die Entfaltung ebenfalls bei Abschhiss des Lichts vor sich geht, wenn sie vorher einen l'hcil ihres Knospenwachsthums am Lichte vollbracht haben, wieder andere aber im Finstern keine Blüthenbildung zeigen. Die Ursache der fehlenden Blüthenbildung ist nicht Maugel an organisirbarem Stofif überhaupt, sondern speziell an den hierzu spezifisch nothwendigen Steifen, welche bei den im Finstern Blüthen entwickelnden Gewächsen in den Zwiebeln und Knollen, vielleicht in den Blüthenknospen selbst, schon im Jahre vorher sich abgelagert haben. Sachs zeigt, dass die Blüthen- bildung bei Phascolus multitlorus und Ipomaea purpurea auch im Finstern in normaler Weise eintritt, wenn nur ein Theil der Pflanzen in einen fin- stern Raum eingeführt wird, die grünen Lanbblätter aber am Lichte blei- ben. Durch die fortgesetzte Assimilationsthätigkeit der Blätter werden mit- hin die zur Ausbildung und Entfaltung der Blüthenknospen erforderlichen Stoffe gebildet und den im Finstern befindlichen Knospen zugeführt. — Hallier's Beobachtungen über die Chlorose der Laubbäume bestätigen die Ansicht von J. Sachs, dass das Ergrüneu der Blätter nicht allein vom Lichte, sondern auch von der Temperatur abhängig ist. — Nach den Un- tersuchungen von Hampe sind der Ilarnstofi' und die Harnsäure als Pflan- zennahrungsmittel anzusehen; Anderson 's Versuche zeigen, dass im freien Felde der Stickstoff der Harnsäure den Pflanzen ebenso rasch zu Gute kommt, als der in Form von Ammoniak zugeführte. — Knop und Wolf haben verschiedene organische StickstoflVerbindungen auf ihr Verhalten zu den Pflanzen geprüft, einen günstigen Einfluss jedoch bei keiner einzigen beobachten können. — Ueber die Stoflmetamorphose reifender Früchte führte A. Beyer Untersuchungen aus, welche eine Zunahme des Gehalts an Trockensubstanz, an Zucker und an Fett beim Reifen, dagegen eine Abnahme in dem Gehalte an Mineralbestandtheilen ergaben; der Gehalt an Säure nahm anfangs ebenfalls zu, in der späteren Reifeperiode dagegen wieder erheblich ab. Die ganze Reifezeit scheint in zwei Perioden zu zer- fallen, in der ersten Periode besitzt die Frucht noch eine grüne Farbe und funktionirt nach Art der übrigen grünen Pflanzenstofle; mit der Verände- rung der grünen Farbe in Roth tritt dann ein Wendepunkt ein und bei den nachfolgenden Veränderungen spielen wohl O.xydationsprozesse eine Hauptrolle. — Nobbe hat Untersuchungen über die Veränderungen des Stärkegehalts der Kartofleln bei der Entwickelung der Knollen, bei der Aufbewahrung und bei der Benutzung als Saatknolle ausgeführt. Während der Entwickelung der Knollen findet eine fortdauernde Zunahme des pro- 214 Rückblick. zentischen Stärkegehalts statt, so lange das Laub noch lebenskräftig ist. Der Verlust an Stärke bei der Aufbewahrung ist von der Temperatur und dem Feuchtigkeitsgehalte des Aufbewahrungsraumes abhängig, je höher die Temperatur und je geringer der Feuchtigkeitsgehalt, desto grösser ist der Gewichtsverlust; der Luftwechsel scheint hierauf wenig Einfiuss zu haben. Der Substanzverlust der als Saatgut benutzten Kartoffeln ist sehr beträcht- lich, selbst solche Mutterknollen, welche anscheinend wenig verändert, frisch und straff waren, zeigten nur noch einen sehr geringen Gehalt an Stärke. Man darf sich also durch die scheinbar unvollständige Erschöpfung der Mutterknollen nicht verleiten lassen, kleine Knollen als Saatgut zu ver- wenden. — Für die „Kultur von Pflanzen in wässerigen Nährstoff- lüsungen" gab Fr. Nobbe eine methodische Anleitung, in welcher er zunächst betont, dass man den Wasserpflanzen, ansser der abnormen Mo- difikation, dass ihr gesammtes Wurzelsystem stetig von fliessendem Wasser umgeben ist, alle Lebensbedingungen in normaler Weise darbieten müsse. Zu berücksichtigen sind hierbei Besonnung, Erwärmung, Luftwechsel, Be- thauung und Beregnung. Die Konzentration der Nährstofflösung ist am besten zu 0,5 bis 1 pro mille zu bemessen, dabei aber durch rechtzeitige Erneuerung und Wassernachguss oder durch Anwendung sehr grosser Was- sermengen dafür zu sorgen, dass der Stoffgehalt der Lösung nicht durch die Lebensthätigkeit der Pflanze in nachtheiliger Weise geändert werde. — Knop empfiehlt statt der bisher allgemein angewandten Pappfutterale, die Vegetationsgefässe mit Blechhüllen zu umgeben. — Derselbe Chemiker führte Untersuchungen über die Aufnahme von Nährstoffen durch die Pflan- zenwurzel aus wässerigen Lösungen aus, deren Zweck es war, zu ermitteln, ob eine Salzlösung hergestellt werden könne, welche ganz unverändert von den Pflanzen aufgesogen wird. Aus den Versuchen scheint hervorzugehen, dass eine solche Mischung nicht existirt, wohl aber lässt sich eine Lösung darstellen, welche diesem Ziele sich nähert. Wenn man berücksichtigt, dass der Stoffverbrauch in dem Pflanzenorganismus die Aufnahme der Substan- zen durch die Wurzel beeinflusst und dass, je nach dem p]ntwickelungs- stadium der Pflanzen, ihr Nährstoffbedürfniss modifizirt wird, so muss man von vorn herein annehmen, dass eine Nähistoffniischung, welche für die ganze Dauer der Vegetation intakt aufgenommen Avürde, nicht herzustellen ist. Berücksichtigt man ferner, dass die Pflanze das Vermögen besitzt, Salze in ihren Organen anzuhäufen, ohne sogleich etwas davon zum Stoffwechsel zu verwenden,*) so muss man annehmen, dass die in der einen Versuchs- periode in grösseren Mengen aufgenommeneu Stoffe in der nächsten Periode in um so geringeren Mengen in die Pflanzen übertreten konnten, je weniger die Pflanzen mittlerweile davon für ihre Prozesse verwendet hatten. Knop beobachtete ausserdem, dnss einige Substanzen von den Wurzeln wieder sezernirt werden. Zur Ernährung der Pflanzen ist es genügend, denselben, neben Kohlensäure und Wasser, in einer Lösung salpetersaures Kali und salpetersauren Kalk, schwefelsaure Magnesia, phosphorsaures Kali und eine ") W. Wolf. Jahresbericht 18G4, S. 175. Rückblick. 215 Spur eines Eiscnsalzes darzureicLcn. Alle übrigen, sonst wohl als Pflanzen- nährstoffe betrachteten Korper: Ammoniak, Kieselsäure, Fluor, Chlor, Jod, Brom, Lithium, Rubidium und Humus sind nach Knop „entweder ganz über- flüssig für die Pflanzen, oder doch höchstens fijrderlich oder zur Erhaltung und zum Schutze gegen schädii('he Einflüsse dienlich." — W. Wolf hat seine Untersuchungen über die Aufnahme von Salzen durch die Wurzeln der Pflan- zen mit zusammengesetzten Lösungen fortgesetzt; es zeigte sich hierbei, dass die Konzentration der Lösungen dafür massgebend ist, ob die Aufnahme nach dem Saus sure' sehen Gesetze erfolgt, oder ob dem entgegen relativ mehr Salz als W^asser aufgenommen wird. Wenn die Salzlösung einen hö- heren Gehalt hatte, als (»,2.5 Proz., so wurden verdünntcre Lösungen, d. h. mehr Wasser als Salz aufgesogen; bei geringerer Konzentration zeigte sich die Aufnahme von der Mischung der Salze abhängig. Verdünntere Lösun- gen wurden im Allgemeinen mehr erschöpft, als konzentrirtere, unter Um- ständen wurden einige Stoffe den Lösungen völlig entzogen. Eine Zer- setzung der Salze bei der Aufnahme trat nicht ein, die Umbildung derselben erfolgt mithin erst im Organismus der Pflanzen. — Nobbe lieferte eine neue Bestätigung seiner Beobachtung, dass das Chlor ais ein unentbehr- licher Nährstoff der Pflanzen anzusehen ist; diese Frage dürfte hiermit wohl als endgültig entschieden anzusehen sein. Wenn das Chlor auch nicht direkt als Baustoff' an der Entwickelung der Pflanzenorgane sich betheiligt, so scheint es doch in der Oekonomie der Pflanzen , bei der Verflüssigung und Transportation der Stärke eine wesentliche Rolle zu spielen, in wel- cher es nicht durch andere Stoffe vertreten werden kann. — B. Lucanus führte Versuche bei rothcm Klee aus, wobei die Lösung von 5 pro mille Salzgehalt die grösste Erntemasse liefei'te; ein Zusatz von Chlorkalium zu der (chlorfreien) Nährstoft'mischnng erwies sich vortheilhaft, Kochsalzzusatz dagegen nicht. Das Kali Hess sich nicht durch andere ähnliche Körper ersetzen, ebenso war die Salpetersäure nicht durch Ammoniak oder Schwe- felsäure vertretbar. In dem Kapitel „Pflanzeukrankheiten" ist zunächst wieder über einige Arbeiten berichtet, welche den Einfluss der Entlaubung auf den Knollenertrag der Kartoffel und die Erkrankung derselben betreffen. Die Ergebnisse der Untersuchungen von Hey den und Hoffmann harmoniren mit der schon von anderen gefundenen Thatsache, dass eine vorzeitige Entnahme des Kartoffelkrautes den Knollenertrag um so mehr beeinträch- tigt, je früher die Entlaubung ausgeführt wird und doch dabei einen völ- ligen Schutz gegen die Erkrankung nicht gewährt. Birnbaum nimmt da- gegen an, dass die Krautentnahme, wenn sie nach der Blüthe und bei be- ginnender Erkrankung ausgeführt wird, nicht allein die Knollen vollständig vor der Erkrankung schützt, sondern auch noch die Erträge vergrössert. — Nach von Liebig ist eine durch die Erschöpfung des Bodens bedingte Degeneration des Maulbeerlaubes die Ursache der Seidenraupenkrankheit; Neumaj-r und Ullmann fanden in ungesunden Blättern einen beträcht- lich niedrigeren Stickstofigehalt, als in solchen, bei deren Verfütterung die Raupen gesund blieben; die Ergebnisse der Untersuchungen von v. 6 ob- ren und Karmrodt stimmen hiermit nicht überein, indem sie lehren, dass 216 Rückblick. selbst ein noch geringerer Stickstoflfgehalt , als in den obigen ungesunden Blättern enthalten war, keine Erkrankung der Raupen bewirkte und diese bei Karmrodt's Untersuchungen gerade bei den stickstofi'reicheren Bhittern eintrat. Bei Bretschneider's Untersuchungen von befallenem Klee stellte sich heraus, dass in der Zusammensetzung der organischen Substanz ge- sunder und kranker Kleepflanzen, ausser einem geringeren Wassergehalt der letzteren, kaum einu Verschiedenheit besteht. Die Asche der befallenen Kleepflanzen zeigte einen beträchtlich niedrigeren Kaligehalt, dagegen einen entsprechend höheren Gehalt an Kalk, Magnesia und Phosphorsäure. Ob- gleich frühere Untersuchungen ergeben hatten, dass unter Unibtäudeu auch ganz gesunde Klcepflanzen einen grösseren Kaligehalt nicht aufzuweisen haben, so schliesst der Verfasser doch aus dem autfäliigen Zusammentreffen der Kaliarmuth mit dem Auftreten des Pilzes, dass diese die Pflanzen zu der Erkrankung disponirt habe. — Schliesslich haben wir noch einer Un- tersuchung von Rdsler über die schädlichen Wirkungen des Hüttenrauches zu gedenken, wobei die Ilauptnachtheile den hierdurch verbreiteten Dänipfon von schwefliger Säure, Schwefelsäure und Salzsäure zugeschrieben wird. Ausserdem enthält der Hüttenrauch zwar noch Arsenik- und Bleiverbiu- dungen, doch scheinen diese auch nach anderen Untersuchungen für das Pflanzen- und Thierleben nicht so gefährlich zu sein, als jene Säuren. — Literatur. Gesammelte Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Ptlanzen, von H. Karsten. I. Bd. Berlin, Dümmler. Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen, von F. Unger. Wien, Gerold's Sohn. Phytohistologischo Beiträge. II. Heft. Die Blätter der Sarracenia pur- purea L., von Aug. Vogl. Wien, Gerold's Sohn. Die Milchsaftgefässe und die verwandten Organe der Rinde, von Job. Hanatein. Berlin, Wiegandt & Hempel. Ueber die physiologischen Bedingungen der Chlorophyllbildung, von Jos. Böhm. Wien, Gerold's Sohn. Beitrag zur Entwickeluugsgeschichte getheilter und gefiederter Blatt- formen, von M. Wretscbko. Wien, Gerold's Sohu. Wird das Saftsteigen in den Pflanzen durch Diffusion, Kaiiillarität oder durch den Luftdruck bewirkt? von Jos. Böhm. Wien, GeroUfs Sidin. Untersuchung der chemischen Konstitution des Frübjahrssaftes der Birke, seiner Bildungsweise und weiteren Umwandlung bis zur Blattbil- dungsperiode, von Julius Schröder. Dorpat, Gläser. Literatur. 217 Uobor die Entstehung des Harzes im Innerei) der Pllanzenzellen, vuu Julius AVicsncr. Wien, Gerold's Sohn. Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen. Untersuchungen über die allgemeinen Lebensbedingungen der Pflanzen und die Funktionen ihrer Organe, von Julius Sachs. Leipzig, Engelniann. Die Pflanzenernährungslehre mit Einschluss der Dünger- und Ersatz- lehre, von Karl Max Graf von Seilern. München, Oldenbourg. Naturstudien und Kultur oder Wahrheit und Freiheit in ihrem natür- lichen Zusammenhange, von Schultz -Schultzenstein. Berlin, Ilemak. lieber unsere Kenntniss von den Ursachen der Erscheinungen in der organischen Natur, von Prof. Huxley. Aus dem Englischen übersetzt von Carl Vogt. Braunschweig, Vieweg & Sohn. Die mittlere Zusammensetzung der Asche aller land- und forstwirth- schaftlich wichtigen Stoffe, von Emil Wolff". Stuttgart, Lindemann. Kartofl'elkultur, Kartoffelkrankheit und vergleichende Versuche über den Werth von 440 verschiedenen Kartoftflsorten für den Anbau, von Ed. Eegel. Erlangen, Enke. , Bodenbearbeitung. Ueber das Lois-VVee- Ueber das Lois-Wecdon'sclic Sj'stem dos Ackcr- doii-systeui. bauGS, voü Joliii Algernon Clarke.^") — Das Land, auf welchem der englische Geistliche, Mr. Sam. Smith in Lois- Weedon, seine seitdem berühmt gewordene Kulfcurmethodc ausgeführt hat, ist etwa 3 Acre gross; es hatte beim Beginne der Versuche eine thonige Ackerkrume von nur 5 Zoll Tiefe, welche auf einem gelben oder blauen der Oolithforraation an- gehörigen Thone lagerte. Das Land lag bis zum Jahre 1845 in alter Weide, in diesem Jahre wurde es umgebrochen und 5 Zoll tief zu Hafer aufgepflügt, nach welchem Wicken folg- ten. Nach diesen wurde die erste Lois-Weedon- Kultur bei Weizen in Angriff genommen, welche so ausgeführt wurde, dass zwischen je drei Drillreihen ein [)reiter Streifen des Lan- des brach liegen blieb. Diese Zwischenstreifen wurden mit der Hand einen Spatenstich tief umgegraben, wobei also die Acker- krume um einige Zoll vertieft wurde. Ln zweiten Jahre wurden diese gut durchgearbeiteten Bracliestreifen mit drei Reihen Wei- zen bestellt, während nun die Stoppelreihen umgegraben und gebracht wurden. Und so fort, indem immer Brachereihen und Weizenreihen jährlich mit einander abwechselten. Im drit- ten und vierten und in den folgenden späteren Jalii-en wurde der Spatenstich stets etwas tiefer genommen, bis eine Tiefe der Ackerkrume von 16 bis 18 Zoll eri-eichl war. Hierauf wurde vier Jahre lang (bis zum Jalire 1858) nur ein einfacher Spatenstich gegeben, später dagegen zwei Stiche, wobei wie- der etwa ein Zoll frischer Thon herauf gebracht wui-de. Bis zum Jahre 1865 ist eine Tiefe von zwei Puss noch nicht er- Journ. of the Royal agricultur. soc. of England. 11 Scrics, Bd. 1. S. 73. Bodenbearbeitung. 219 reicht, ein grosser Tlicil des Landes ist jetzt 18 bis 20 Zoll tief, also wenig tiefer als vor 10 Jahren. Mr. Smith ist hiernach nicht gezwungen worden, zu jeder Aussaat tiefer zu ackern, um reiche Erträge zu erzielen, obgleich dem Felde in der langen Reihe von Jahren nicht die geringste Menge von thierischem , vegetabilischem oder mineralischem Dünger zuge- führt worden ist. Ueber die erzielten Erträge theilt der Verfasser folgende Angaben mit: von 1847 bis 1854 durchschnittlich per Acre 34 Bushcl (14,18 Scheffel per preuss. Morgen), von 1855 bis 1858 „ „ „ 38,25 „ (15,97 Scheffel per preuss. Morgen), von 1859 bis 1864 „ „ „ 33 „ (13,77 Scheffel per preuss. Morgen). Im Jalire 1863 betrug die Weizenern tc nicht weniger als 40Bushel per Acre (16,69 Scheffel) und im Jahre 1864 — die achtzehnte Weizenernte in ununterbrochener Folge — 32 Bsh. per Acre (13,35 Scheffel per Morgen). Der Durchschnittser- trag der letzten zehn Jahre berechnet sich auf 35,75 Bsh., es waren also während dieser Zeit 1,75 Bsh. durchschnittlich mehr geerntet worden, als in den vorausgegangenen acht Jah- ren. Selbstverständlich beziehen sich alle diese Angaben auf die ganze Fläche, die Brachestreifen mitgerechnet. Die Qua- lität des geernteten Weizens war stets vorzüglich, in den letz- ten Jahren sogar besser, als in den früheren. Auf den Erd- boden hat die Kulturmethode den vortheilhaftesten Einfiuss aus- geübt, die anfänglich nur fünf Zoll tiefe Ackerkrume mit darunter liegendem rohen Thonuntergrunde ist jetzt auf 1,5 bis 2 Fuss Tiefe in einen braunen, ergiebigen, lockeren Lehmboden um- gewandelt, das Land zeigt sich dabei durchaus nicht erschöpft, sondern im Gegentheil erheblich verbessert und im Werthe ge- steigert. Nicht minder haben sich auch die erzielten Reiner- träge sehr günstig gestaltet. Das charakteristische Prinzip, welches dem Lois-Weedon- Systeme zu Grunde liegt, ist, dass dnrch die Zwischenbearbeitung, die Lockerung und Lüftung des Bodens zwischen den Reihen des wachsenden Getreides, das Wachsthum desselben befördert werden soll. Hierdurch unterscheidet es sich wesentlich von der schwarzen Brache, man darf also nicht annehmen, dass bei dieser Methode einfach die eine Hälfte des Ackers brach liege und eine Brachbearbeitung erfahre, sondern es ist hierbei zugleich die durch 220 Bodenbearbeitung. die Bcarlieitiing bcwirlvte Bofürderiiiig des Waclisthuiiis der zwischcnlie- genden Getreidereihen zu berücksichtigen. Da die Smith'sehc Metliode viel Handarbeit und Kosten verursacht, so versuchte der Verfasser, wie weit durch Pferdearbeit ein gleicher Erfolg erzielt werden könne. Das hierzu benutzte Land war ein nicht besonders fruchtbarer Al- luviallohni, ziemlicli bindig, docli mit zwei Pferden sechs Zoll tief zu pfliigen. Die Tiefe der Ackerkrume betrug 1 bis 2, 5 Fuss mit Sandunterlago. Das Land war drainirt, es wurde als das schlechteste Stück der Farm (Long Sutton in Lincoln- shire) angesehen; die Durchschnittserträge hatten bei guter Beliandlung von weniger als 30 bis zu 40 Bsh. Weizen per Acre betragen. Im Jahre 1850 war das Land zum letzten Mal gebracht worden, 1854 zum letzten Mal zu Bohnen gedüngt mit 12 Karrenladungen Stallmist per Acre, 1855 wurde eine gute Weizenernte, das Jahr darauf eine schlechte Gerstenernte erzielt. Im Jahre 1856 wurde das Land nach Lois-Weedon'- scher Methode mit Weizen besäet, ohne gedüngt zu werden. Der Zustand des Ackers, welcher total verunkrautet und ver- queckt war, wie die Witterung während der Saatzeit waren gleich ungünstig. Im Sommer hatte der Weizen von dem Un- kraute viel zu leiden, er ergab eine dürftige leichte Ernte mit kur:}em Stroh aber wohlausgebildcten Aehren, die bis zu 64 und 75 Körner enthielten. Der Ertrag betrug 24 Bsh., war also unter Berücksichtigung der misslichcn Umstände niclit un- günstig. Im folgenden Jahre trug das Land wieder Weizen, welcher vorzüglich gerieth, besonders im Stroh, die Aehren waren (wie in dem ganzen Distrikte) weniger gut ausgebildet, der Ertrag belief sich auf 30 Bsh. per Acre. 1859 wurden 24,5 Bsh. erzielt, der Weizen missi-ietli in diesem Jahre in der Gegend allgemein, es wurde auch auf andern Feldern nicht mehr als 24 bis 28 Bsh. Weizen geerntet. Auch im folgen- den Jahre war die Witterung wieder liöchst ungünstig, der Weizen reifte spät und unvollkommen und ergab etwas über 22 Bsh. Ertrag. Im Durclischnitt der vier Jahre waren 25| Bsh. Weizen geerntet worden. Im Jaln-c 1861 winterte der Weizen total aus, die Versuche wurden damit beendet, der Verfasser theilt jedoch mit, dass das Land in seinem späteren Verhalten — obgleich es sechsmal hinter einander Weizen Bodenbcarbcituijg. 221 ohne Düngung getragen hatte — keinesvvregs Zeichen von Er- schöpfung zeigte. Es wurde im Jahre 1802 gedüngt und lie- ferte eine vorzügliche Turnipsernte. Die Wfizcnsaaton waren so ausgeführt worden, dass zwi^clieu je drei 10 Zoll von eiuaudcr enttVi nteii Drillrcihea ein 10 Zoll breiter Liindstreifen zur Brachebearbeitung liegen blieb, so dass also die mitlelste Drillreihe des eiueu besäeteu Streifeus vou der mittelsten Reihe des nächsten 5 Fuss entfernt war. Die Beliaiullung des Bodens erhellt am leichtesten aus fol- gender Zusammenstellung der Arbeiten für die einzelnen Monate: August: F.rnte des Weizens, Bcarbeitnng der Brache mit dem Skarifikator. September: Quetkenrechen, Bi'arbeilung mit dem Skaritikator und zwei- maliges Eggen. Oktober: Drillen und Eggen. Dezember: Pfliigen und Untergrundpflügen. Februar und Miirz: Pflügen, Untergrundpflügen und Kliisseklopfen. April und Mai: Behacken des Weizens mit der Hand, Bearbeitung der Zwischeustreifen mit Egge und Grubber. Mai: Jäten des AVeizens mit der Hand, Bearbeitung der Brachestreifen mit der Pferdehacke. Juni: Zweite Bearbeitung der Brachestreifen mit der Pferdehacke, An- häufeln des AVeizeus, Untergruudpflügen und Jäten des Wei- zens mit der Hand, lieber die Tiefe der Pflugfurche bei verschie- u^ber die _ ^ ^ . Tiefe der denen Bodenklassen, vom Oberamtmann Schmidt- paugfurche. Oberröblingen. ") — Der Verfasser hält eine von Zeit zu Zeit wiederholte tiefe Bearbeitung des Bodens für noth- wendig, um einerseits die tieferen Bodenschichten der Luft zugänglich und andererseits die Ackerkrume biudiger zu machen , wenn dieselbe durch die Bearbeitung und durch den Einfluss der Pflanzen übermässig locker und lose gewor- den ist. Abgesehen von den Bestandtheilen, welche der Boden durch die entnommenen Ernten verliert und in der Voraus- setzung, dass diese ihm auf anderen Wegen wieder zugeführt werden, lagert sich mit der durch die Erde dringenden Feuch- tigkeit das so nothwendige fruchtbare Bindemittel stets nach dem Untergrunde zu ab. In solchem Boden zersetzt sich dann der Dünger rasch, er giebt Anlass zu Lagergetreide und bleibt natürlich ohne nachhaltige Wirkung. liier ist eine allmählich tiefer gegebene Pflugfurche das beste und sicherste Mittel, um lohnende Ernten wieder zu erzielen. Zu berücksichtigen ist *) Landwirthschaftliches Intelligeuzblatt. 1865. S. 112. 222 Bodenbearbeitung. hierbei jedoch, dass der aus der Tiefe heraufgebrachte Boden stets mehr oder weniger todt (roh) ist und zwar um so mehr, je scliwieriger er aufzuschliessen ist und je weniger organische Bestandtheilo er enthält. Es ist daher nothwcndig, die tiefere Pflugfurche zu einer Zeit zu geben, wo die Einwirkung der Luft am stärksten ist, daher im Herbste, da durch den Frost des Winters und die Abwechselung der Temperatur die allzu grosse Bindigkeit des heraufgebrachten Bodens am ehesten zerstört wird. Als die geeignetste Zeit im Turnus bezeichnet der Verfasser nicht die Brachebearbeitung, sondern den Termin nach abgeernteter Winterfrucht, besonders da, wo die Winte- rung in breite und nicht hohe Beete geackert wurde. Die auf dem tiefer geackerten Felde anzubauenden Früchte sind Hafer und Kartofieln; letztere gewähren durch ihre Bearbeitung noch den Vortheil, dass hierdurch die Vermischung des heraufge- brachten Bodens mit der früheren Ackerkrume und seine Zer- setzung beschleunigt wird. Soll der Boden aber auf einmal bedeutend tiefer gelockert werden und gehört er einer der besseren Bodenklassen an, so ist es am gerathensten, die Arbeit nach Kartofl'eln auszuführen und im nächsten Jahre Hafer zu säen. Ein Boden, welcher sich in schlechtem Dün- gerzustande beiludet, eignet sich überhaupt zu einer tieferen Kultur nicht, es müssen noch unzersetztc organische Theile des Düngers im Boden vorhanden sein, damit durch ihre Zersetzung auch die Zersetzung des rohen Bodens angeregt wird. Aus diesem Grunde eignet sich für tief gelockerten Boden auch der strohige, frische Dünger besser, als der speckige, halb zersetzte, üebcr die Ucbcr die Berieselung der Wiesen, von Vin- Berieseiung ce^t. *) — Dcr um dlc Wiescukultur hochverdiente Ver- d 6 r \V i c s •? n . fasser macht zunächst auf die Wichtigkeit des Gehalts an Mincralbestandthcilcn in dem zu Bewässerungen dienenden Wasser aufmerksam. Auf Grund einer von Birner aus- geführten Analyse des Kuhtzbachwassers berechnet er die Mengen der Mineralsuijstanzen, welche bei einer gleichen Zu- sammensetzung des gesummten in Bächen und Flüssen ab- fliessenden Wassers jährlich aus Hinterpommern fortgeführt werden. Es ist hierbei die Regenhöhe zu 21 Zoll augcnom- *) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 46, S. 117. BodcnIjc;uijcituüg. 223 ineu, wovou oiii Drittel verdunstet und zwei Drittel ablliesscn und versickern; bei 400 Quadratnieilcn Fläclicninlialt fliessen hiernach jährlich 268,785,645,000 Kubikfuss Wasser aus Hin- terpommern der Ostsee zu. Nachstehende Zahlen geben unter A. den Gehalt an MineralstolTen in 1 Kubikfuss Wasser vom Kuhtzbache, unter ß. die daraus berechnete gesammte Minc- ralmasse, welche jährlich aus Hinterpommern, verloren geht. A. B. Schwefelsaurer Kalk .... 1,043 Milligr. 5,G06,8G8 Ztr. Schwefelsaures Kali .... 0,167 „ 8;J7,744 „ Chloruatrium 0,713 „ 3,832,883 „ Cblorkalcium 0,074 „ 397,402 „ Kohlensaures Eisenoxydul . 0,121 „ 650,4G1 „ Kohlensaurer Kalk 1,171 „ 6,294,960 „ Kohlensaure Magnesia . . . 0,221 „ 1,188,032 „ Phosphorsaurcr Kalk .... 0,068 „ 365,548 „ Kieselerde . . 0,083 „ 446,184 „ 3,661 Milligr. 19,680,082 Ztr. Der Verlust des Landes an wcrthvollen Mineralbestand- theilen ist hiernach sehr gross, erheblich höher noch würde 'derselbe sich stellen, wenn die feinen Sinkstoflc, welche von dem Wasser nur mechanisch fortgerissen werden, mit berück- sichtigt würden. Nutzbar gemacht und der Landwirthschaft erhalten werden können diese im Wasser enthaltenen Stoße niu' durch Benutzung desselben zu Bewässerungen. Der Erfolg einer Berieselung ist proportional der Stärke der Wässerung oder damit gleichbedeutend der Stärke der Düngung durch die in dem Wasser enthaltenen Mineralstoffe. Von diesen geht ein kleiner Theil direkt in die Pflanzen über, ein anderer Theil wird im Boden, theils mechanisch durch Filtration, theils che- misch gebunden zurückgehalten. — Die Frage, wie viel Wasser zur Berieselung einer bestimmten Wiesenfläche erforderlich ist, lässt sich, nach Vincent, nicht für alle Fälle im Voraus beant- worten, wenn hierbei der Ersatz der in dem geernteten Heu aus dem Boden entnommenen Stofl'e das Mass bestimmt, weil der Gehalt des Wassers an Mineralbestandtheilen ein höchst wechselnder ist und man ausserdem nicht weiss, welcher Theil hiervon durcli den Boden und die Pflanzen zurückgehalten wird. Auf Grund langjähriger Erfahrungen nimmt der Ver- fasser an, dass zu einer gleichzeitigen massig starken Beriese- 224 Bodenbearbeitung. lung eines Morgens Wiese, der auf eine Ruthe breit gebaut ist, in einer Sekunde ein Kubikfuss Zufluss erforderlich ist. Die Ausdehnung der günstigen Wirkung der Berieselung ist dem Gehalte des Wassers au Mineralsubstanzcn proportional. Der Wasserbedarf steht aber bei gleicher Stärke und Ge- scliwindigkcit des überrieselnden Wassers mit der Breite der überrieselten Fläche in umgekehrtem Verhältnisse, folglich wird zur Berieselung einer breiteren Fläche entsprechend we- niger Wasser gebraucht. Es ist nicht nothwendig, dass eine Rieseluiigswiese das ganze Jahr hindurch Wasser bekommt. Nach Abzug der Zeit, in welcher des Frostes oder grosser Hitze halber, während der Heuernte und der Grabenräumung das Rieseln überhaupt unausführbar ist, bleiben im Jahre etwa 180 Tage für das Rieseln übrig. In dieser Zeit können nach einander drei Flächen mit demselben Wasser berieselt werden, da ein öOtägiges Rieseln im Jahre völlig ausreicht. Auch wird das Wasser durch einmaliges Uebcrlaufcn nicht voll- ständig erschöpft, ja es scheint, dass es so oft hinter ein- ander benutzt werden kann, als es das Gefälle des Terrains erlaubt. Der ungleichmässige Stand des Grases auf manchen" Wässerungswiesen rührt nach dem Verfasser nicht daher, dass das Wasser unmittelbar an der Wasserrinne seine werthvollen Bestandtheile abgesetzt hat, sondern er ist eine Folge zu schwacher Wässerung. Da, wo kräftig genug gewässert wird, gleicht sich, vorausgesetzt, dass die Entfernung von der Wäs- seruugs- bis zur Entwässerungsrinne der Qualität des Wassers entspricht, der Graswuchs auf der bewässerten Fläche in kur- zer Zeit aus. Vincent sucht dies folgendermassen zu erklä- ren: die Pflanzen nehmen nur mittelst der Wurzeln ihre Nah- rung aus dem Boden und dem Wasser auf, diese kommen aber nur mit dem Theile des Wassers in Berührung, welches von der hochliegenden Wasserrinne nach der niech'iger liegenden Abzugsrinne durch den Boden hindurchsickert. Dort, wo das Wasser zuerst eindringt, werden seine Averthvollsten Bestand- theile: Phosphorsäure, Kali etc. demselben entzogen und es nimmt dafür andere, minder werthvollc Stoffe unter Mitwir- kung der Humussäure und der Kolilensäure auf. Diese im Uebermasse gelösten Substanzen sind dem Gedeihen der bes- seren Wiesenpfianzcn nachtheilig, und daher treten daun in ge- Bodenbearbeitung. 225 wisser Entfernung von der Zuflussrinne schlechtere Pflanzen bei zu schwacher Bewässerung auf. Dieser Uebelstand lässt sich nur durch starkes Riesehi überwinden , hierbei wird das den Boden durchsickernde Wasser theils durcli die Schwere des oben überlaufenden verdrängt, theils im Kontakt mit dem- selben wieder so weit verdünnt und mit besserem gemischt, dass die besseren Gräser darin gedeihen können. Schliesslich giebt der A^crfasscr noch einige Andeutungen über eine neue Bewässerungsmethode, bei welcher alles Wasser von oben nach unten durch den Boden filtrirt und durch Drains abgeleitet wird. Als ein nothwendiges Erforderniss für derartige Anlagen werden Einrichtungen bezeichnet, durch welche der Abliuss des Wassers nach Bedürfniss modifizirt werden kann. Auf allen Rieselwiesen gedeihen die besseren Gräser erst dann, wenn nicht allein stark, sondern auch an- haltend gewässert wird, weim also der Boden längere Zeit mit Wasser übersättigt ist. Es dürfte hierbei doch zu berücksichtigen sein, dass die Wirkung der Berieselungen nicht allein auf dem Gehalte des Wassers an düngenden Bestandtheilen beruhen kann, wie dies die mehrfache Benutzung des Was- sers zeigt. Wesentlich mitwirkend scheint hierbei, ausser der Wirkung des Wassers an sich, die Zuführung von Kohlensäure und Sauerstoff zum Erd- boden zu sein. Der ungleiche Stand des Grases auf Eieselwiesen lässt sich vielleicht durch die in dem Wasser suspendirten Theilc erkliiren, welche sich in der Nähe der Zuflussrinne zumeist absetzen werden. Ob sich gegen die in dem Wasser enthaltenen gelösten Stoße die Absorptionskraft der Erde noch geltend macht, erscheint zweifelhaft, da die Bodenflüssigkeit und das Drainwasser weit reichhaltiger an gelösten Mineralstoffen sind. Die zuletzt erwähnte Methode erscheint als ein Auslaugeprozess in grossem Massstabe, doch w^ollen wir mit unserem ürtheile so lange zurückhalten, bis genauere Mittheilungen darüber vorliegen. Ueber das Petersen' sehe Verfahren des Wiesen- ueber die baues hat D. Kallsen*) einen Bericht vcröftcntlicht, welcher schewiesen- wohl geeignet ist;, unrichtige Ansichten über diese Meliora- baumethode, tionsmethode zu berichtigen. Der Verfasser verweist darauf, dass nicht auf die Anfeuchtuug des Bodens mittelst des Drain- netzes das Hauptgewicht zu legen ist, sondern dass das Prin- zip des Verfahrens eine Ueberrieselung vorher trocken gelegter Flächen bezweckt, um so durch Filtration des Rieselwassers nach unten den Boden zu befruchten und durch abwechselnde *) Annalen der Landwirthschaft. 1865. S. 133. Wochenblatt. Jabrcsbericht. VIH. 15 22ß Bodenbearbeitung. Einwirkimg der Luft und des Wassers für den Pflanzenwuchs möglichst nutzbar zu machen. Die Drains sollen nur zur möglichst raschen Abtührung des nach Sistirung der Beriese- lung in dem Boden vorhandenen Wassers dienen. — Einen sehi' wesentlichen Theil des Petersen'schen Systems bildet auch das Umbrechen und die neue Besamung der drainirten Flächen, wobei der Boden durch Brache gereinigt und vorbe- reitet wird. Wenn man berücksichtigt, dass bei dem als permanente Wiese nieder- gelegten Boden die für das Pflanzenwachsthum so überaus wichtige Ein- wirkung der atmosphärischen Luft auf die Bodenbestandtheile auf ein Minimum reduzirt ist, wenn die Folgen dieses Luftabschlusses durch Ver- sauerung des Bodens, Bildung von Eisenoxydul etc. und durch Beeinträch- tigung des Wachsthums, besonders der besseren Wiesenpflanzen, deutlich hervortreten, so muss man das der neuen Wiesenbaumethode zu Grunde liegende Prinzip als richtig anerkennen und es ist zu erwarten, dass die davon an einigen Orten bereits erzielten günstigen Resultate auch anders- wo nicht ausbleiben werden. Bei den nachstehenden Abhandlungen müssen wir uns mit einem Hin- weise begnügen: Warum Walzen vor der Aussaat?') Ueber Tiefkultur, von Bock. ■■^) Das Rühren des Ackers zu Hafer und Gerste im Herbste, von Pinckert.^) Die Bodenbearbeitung zur Wintersaatbestellung, von Demselben.'*) Ueber cinfurchige Winterbestellung, von Beinert.*) Die Herbstbestellung. •>) Welche Erfahrungen liegen über die Tiefackerung mittelst der grossen englischen vierspännigen Pflüge vor. ") Vortrag über Tiefkultur, von Wagner.") Wie soll geackert werden? von Hutschenreiter.") Dry weather and deep cultivation. ' ") Brache, Blattfruchtbau und Ruhe vom Pfluge.") 1) Landwirthschaftliche Zeitung für Westphalen und Lippe. 1865. S. 185. 2) Mecklenburger landwirthschaftliche Annalen. 1865. S. 109. 3) Agronomische Zeitung. 1865. S. 57. 4) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 206. ^) Zeitschrift für den landwirthschaftlichen Central- Verein der Provinz Sachsen. 1865. S. 140. •<) Landwirthschaftliche Zeitung für Westphalen und Lippe. 1865. S. 319. ~') Neubrandenburger praktisches Wochenblatt. 1865. S. 3"25. *') Monats blatt des landw. Provinzial -Vereins der Mark. 1865. S. 70. *•) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 577. "^) Gardener's chronicle. 186.5. S. 634. 11) Amtsblatt für die landw. Vereine im Königreich Sachsen. 1865. S. 81. Rückblick. 227 Is long fallow necessary? by J. J. Mechi. ') Luftdrainage und Erdoxydation. ^) üeber Drainage-Anlagen, von Bruschke.^) Erfahrungen über Drainage, von J. Clement.*) Erfahrungen über Drainkiiltur. ^) Les effets d'un drainagc, par Dclbet. '') Le drainage tamponne.^) Aphorismen über Wiesenbau, von Dünkelberg, s) Der Wechselwiesenbau, von C. Geyer. 9) Ein Kapitel über die Wiesen, von H. Grumber. '") On breaking up pastures, by C. Belcher. ") Unterirdische Bodenbewässerung ohne Röhrenleitung, von Bernatz. '2) Der Rückeubau in Suderburg und das Petersen'sche Verfahren, von Toussaint. '3) Das unter dem Namen des Lois-Weedon-Systems des Ackerbaues auch Rückblick. in Deutschland bereits früher bekannt gewordene Kulturverfahren von Mr. Smith besteht nach J. Clarke's Bericht in alljährlicher Abwechselung zwischen Weizenbau und Brachebearbeitung des Bodens , welche jedoch beide auf demselben Acker ausgeftihrt werden, derart, dass zwischen je drei Drillreihen des Weizens ein 40 Zoll breiter Landstreifen unbebaut liegen bleibt, der während der Vegetationszeit des Weizens auf das sorg- samste bearbeitet wivd. Gleichzeitig ist die Bearbeitung dieser Brachestrei- fen darauf gerichtet, das Wachsthum des Weizens in den dazwischen lie- genden Drillreihen möglichst zu f(irdern. Die von dem Autor des Verfahrens erzielten Resultate sind sehr günstig ausgefallen, indem das Land dabei achtzehn Jahre lang sehr gute Weizenernten lieferte, ohne in dieser lan- gen Zeit die geringste Düngung erhalten zu haben. Die Kulturkosten sind zwar sehr hoch, da Mr. Smith alle Arbeiten mit der Hand ausführen lässt, doch sollen dieselben sich recht gut rentirt haben. — J. Clarke hat das Verfahren in der Weise modifizirt, dass er die Brachebearbeitungen mit- 1) Gardener's chronicle. 1865. S. 851. '^) Land- und forstwirthschaftliche Zeitung für die Provinz Preussen. 1865. S. 274. 3) Schlesische landwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 69. *) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins für die Provinz Sachsen. 1865. S. 2111. 5) Annalen der Landwirthschaft. Wochenblatt. 1865. S. 109. 6) Journal d'agriculture pratique. 1865. I. 197. ') Ibidem. S. 284. 8) Annalen der Landwirthschaft. Wochenblatt. 1865. S. 275. 9) Agronomische Zeitung. 186.5. S. 470. 1") Landwirthschaftl. Wochenblatt für Schleswig-Holstein. 1865. S. 140. ") Journ. of the royal agricult. soc of England. 1865. S. 110. '2) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern. 1865, S. 55. ") Schlesische landwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 215. 15* 228 Rückblick. telst Pferdekräfteu ausführte, auch die hierbei erzielten Resultate waren — wenn auch durch widrige Nebenumstände beeinträchtigt — im Ganzen doch nicht ungünstig. Auch hierbei zeigte das Land, nachdem es ohne Düngung hintereinander sechs Weizenernten getragen hatte, kein Zeichen von Erschöpfung. Es ist einleuchtend, dass dies Verfahren nur in einem von Natur reichen Boden ausführbar ist, dessen Reichthum an unlöslichen Pflanzennährstoffen in Folge der durch die Bearbeitung gesteigerten Ein- wirkung der atmosphärischen Luft löslich und den Pflauzenwurzeln zugäng- lich gemacht wird. Die Erschöpfung des Bodens wird um so später ein- treten, je grösser der Vorrath des Bodens an Pflanzennährstoffen ist, dass sie nicht ausbleiben kann, liegt auf der Hand, die in 6 resp. 18 Weizen- ernten dem Boden entzogenen Mengen von Nährstoffen sind jedoch wenig bedeutend im Verhältniss zu den grossen Mengen, die ein von Natur rei- cher Boden in einer 18 bis 20 Zoll tiefen Bodenschicht besitzt. — Schmidt- Oberröblingen bespricht die für verschiedene Bodenklassen anzuwen- dende Tiefe der Pflugfurche; er empfiehlt die Tiefkultur für in gutem Düngerzustande befindlichen Boden, namentlich auch für solchen, dessen Bindigkeit durch Herauf bringen der unteren thonreicheren Bodenschicht gesteigert werden soll. Gleichzeitig wird darauf aufmerksam gemacht, dass der aus der Tiefe heraufgebrachte Bodeu einige Zeit der Luft ausgesetzt werden muss, bevor er bebaut werden darf, und dass eine allmähliche Ver- tiefung der Pflugfurche meistens den Vorzug vor der auf einmal ausgeführten verdient. — Uober die Berieselung der Wiesen hat Vincent geschrieben; er betont besonders den Gehalt an Pflanzennährstoffen in dem Eieselwasser, welchem er den Haupteffekt bei der Bewässerung zuschreibt. Nach dem Gehalt an gelösten Stoffen bemisst der Verfasser den Wasserbedarf für eine bestimmte Wiesenfläche. Umgekehrt wird bei dem Petersen'schen Ver- fahren der Hauptaccent auf die Durchlüftung des Bodens gelegt, welche theils durch die Filtration des Wassers durch den Boden, theils auch durch Umbrechen der alten Rasennarbe und Brachebearbeitung erzielt v.ird. Gleich- zeitig findet bei diesem Verfahren jedenfalls die vollständigste Ausnutzung der werthvollen Bestandtheile des Wasstl'S statt. Die Anfeuchtuug des Bo- dens von unten durch das Drainröhreusystem, welche man früher als den wesentlichsten Umstand bei dieser Methode ansah, scheint dabei ganz ne- bensächlich zu sein. Literatur. Die Verbindung des Wiesen- und Feldbaues zur Steigerung des Futter- und Fruchtbaues und zur Erhöhung der Bodenrente, von F. A. Pinckert. Stuttgart, Johannsen. Der Wiesenbau in seinen landwirthschaftlichen und technischen Grund- zügen. Nebst einem Anhange über die Entwässerung und die Drainbewüs- serung der Felder nach Petersen, von W. Fr. Düukelberg. Braunschweig, Vieweg & Sohn. Literatur. 229 Das Buch für den Lantlmann. Anleitung zu dem einträglichsten Be- triebe der Landwirthschaft, von W. Lobe. Leipzig, Reichenbach. Anleitung zur Drainage, von J. Kopp. Frauenfeld, Iluber. Kurzgefasste Ackerbaulehre in Fragen und Antworten, von Freiherr L. von Babo. 2. Auflage. Frankfurt a. M., Brönner. Die Wiesenkultur in ihrem höchsten Ertrage durch zoitgemässe Melio- rationen, Düngung, Pflege und Benutzung der Easenuarbe, von Fr. Aug. Pinckert. Wien, Braumüller. Der deutsche Landwirtb. Ein vollständiges Hand- und Lehrbuch der gesanunten Landwirthschaft, von Fr. Kirchhof. Leipzig, Baumgärtner. Handbuch für angehende Landwirthe, von J. v. Kirchbach. Neu bear- beitet von K. Birnbaum. Leipzig, Rein. Handbuch der rationellen Landwirthschaft, von W. Lobe. 4. Auflage. Leipzig, Wigand. Der Dünger. Dünger -Erzeugung und Analysen verschie- dener hierzu verwendbarer Stoffe. ueber die Die Abfuhr und Verwerthung der Duugstoffe Abfuhr und • ^^ verschiedenen deutschen und ausserdeutschen Verwerthuug der 8tädti- Städten, von C. von Salviati, 0. Röder undW. Eich- gchenD^ung- |jQp^_^) — j)\q genannten Herren bildeten eine Kommission, welche im Auftrage des Ministeriums für die landwirthschaftli- chen Angelegenheiten in Preussen mehrere Städte in Deutsch- land, Belgien, Frankreich und der Schweiz bereiste, um die dort bestehenden Einrichtungen für die Abfuhr und Verwer- thung der Kloakenstoffe zu besichtigen. Wir entnehmen dem höchst interessanten Kommissionsberichte die nachstehenden Mittheilungen. Die Aufsammlung der menschlichen Exkremente. Diese geschieht meistens in mit Cement gemauerten Gruben, welche mit einem Gewölbe versehen sind, das eine gut ver- schliessbare Oeffnung zum Entleeren enthält. In einigen Städten (Metz, Dresden, Leipzig) findet die Aufsammlung in Kübeln oder Tonnen statt, welche unter die Fallschachte der Abtritte gestellt werden. Dies sogenannte Tonnensystem ist dem Grubensysteme vorzuziehen, weil hierbei keine Versicke- rung von Flüssigkeit in den Erdboden stattfinden kann und bei gut schliessender Deckelung der Kübel der Transport der fäkalen Massen mit grösster Reinlichkeit und Geruchlosigkeit auszuführen ist. Die Gewinnung der Abtrittsstoffe. — Bei der Entleerung der Gruben isc das Ausschöpfen durch Bütten, *) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 4(j, S. 1. Dtinger-Erzougung. 231 (lui'ih welches die Salubrität der Städte erheblich beeinträch- tigt wird, gänzlich zu verwerfen. Die Grubenräumung ge- schieht entweder durch doppelt wirkende (Saug- und Druck-) Pumpen oder mittelst i)neumatischer, ilurch Wasserdampf luft- leer gemachter eiserner Kessel, welche die Gestalt der ge- wöhnlichen liegenden Dampfkessel haben. Bei der Benutzung von Pumpen werden die Rezipienten mit einem kleinen mit brennenden Holzkohlen gefüllten Ofen in Verbindung gebracht, in welchem die sich entwickelnden stinkenden Gase verbrannt werden. Mit dieser Verbrennungsvorrichtung versehen, voll- zieht sich die Grubenreinigung durch Pumpen mit einer so grossen Sauberkeit und Geruchlosigkeit, dass die Operation in vielen Städten (Metz, Strassburg, Zürich, Basel, München) bei Tage ausgeführt werden darf. In fast allen Städten findet ausserdem noch eine Desinfektion der Gruben mit Eisenvitriol statt, und zwar verwendet man in Metz y^^, in Lyon 3'^ des Grubeninhalts einer konzentrirten Lösung des Salzes, in München 1 Pfd. Eisenvitriol auf 1 Kubikfuss Latrinenmasse. Die Abfuhr und Kosten derselben. — Der Abfuhr- dienst wird in den von der Kommission bereisten Städten meistens von Privatpersonen besorgt, welche an einigen Orten hierfür bezahlt werden, während in anderen Orten die Stadt- behörden von den Abfahrunternehmern noch eine Abgabe er- heben. So in Ostende 18,500 Francs, in Strassburg 35,000 Francs und in Lyon 120,000 Francs. In Antwerpen besorgen städtische Behörden den Reinigungsdienst, die Stadt hat hier- von einen Reingewinn von 110,000 bis 115,000 Pres, im Jahre. Verarbeitung und Verwendung des Abtrittsdün- gers. — Nur in Metz und theilweisc in Dresden und Leipzig fand die Kommission eine besondere Verarbeitung des Dün- gers zu Poudrette durch Zusatz poröser Substanzen wie Torf, Kohle, Lohe etc. In allen übrigen Städten wird derselbe di- rekt an die Landwirthe abgegeben und entweder sofort auf den Acker gebracht oder zu Kompost verarbeitet. In einigen Städten findet eine provisorische Ablagerung der Kloakenmas- sen in grossen gemauerten Reservoirs statt, um den Absatz zu erleichtern. Das Mos seimann 'sehe Verfahren der Berei- tung von Kalkpoudrette *) hat die Kommission in keiner Stadt *) Jahresbericht 1864. S. 220. 232 - Dünger-Erzeugung. im G-rossen in Anwendung gefunden. Doch s]"iriclit der Bericlit gegen dies Verfahren das Bedenken aus, welches auch wir be- reits im vorigen Jahrgange dieses Berichtes erhoben liaben, nämlich, dass die Methode sehr grosse Kalkmengen erfordere. Für die Stadt Berlin würden jälirlich bei einer Bevölkerung von 547,571 Menschen 233,773 Tonnen ä 4 Sclifl. gebrannter Kalk erforderlich sein. Die Verwendung der Latrinenmasse geschieht in der Um- gegend von Gent durch direkte Verbreitung über das Feld mittelst Spritzbretter oder Schöpfer. Zu Zeiten, wo keine Verwendung für den Dünger ist, wird derselbe entweder in Erdgruben aufbewahrt oder mit Rasenstücken, Unkraut, vege- tabilischen und animalischen Abfällen zu Kompost verarbei- tet. Die Düngung wird meistens vor der Saat aufgebracht; zu Zichorie giebt man die Hälfte der Düngung vor der Saat, die andere Hälfte Ende Mai oder Anfang Juni nach dem Jäten. Auch bei frühen Roggensaaten pflegt man die Dünger- menge zu thcilen und die eine Hälfte vor der Saat, die andere Hälfte etwa im Februar zu geben. Zu jeder Frucht wird ge- düngt und zwar mit 115 bis 237 Kubikfuss pro Morgen. Zu Weizen verwendet man jedoch nur 60 Kubikfuss, weil sonst Lagerung eintreten soll, zu Rüben dagegen möglichst viel. Am besten bewäln-t sich die Latrine bei Lein. — Bei Karls- ruhe fand die Kommission auf einem Gute folgende Verwen- dung: der Latrinendünger wird abwechselnd mit Stallmist an- gewandt, so dass ein Jahr um das andere Abtrittsdünger auf das Feld kommt. Zu Roggen wird derselbe vor der Saat auf- gebracht, oder von November bis März auf die Saat. Zu Kartoifcln wird gleich nach dem Legen breitwürfig gedüngt und dann noch vor dem Häufeln an die einzelneu Stauden. Bei Runkeln wird der Boden vor dem Pflanzen gedüngt, ebenso bei den übrigen Früchten vor der Saat. Die Quanti- täten, welche zu den verschiedenen Früchten verwendet wer- den, betragen: bei Halmfrüchten, Kartofieln und Wicken 110 Kubikfuss pro })reuss. Morgen, ebenso viel für Wiesen, bei Mais und Runkeln | bis -^ mehr. Schliesslich empiiehlt der Kommissionsbericht unter Hin- weisung auf die grossen Uebelstände, welche das Kanalisirungs- systcm in England hervorgerufen hat, für die Stadt Berlin ein Dünger-Erzeugung. 233 alle Abgänge umfassendes Abrulirsystem zu organisiren und nur das Haus- und Regenwasser in Sielen abzuleiten. Bei Neubauten müsse ein bestimmt vorgeschriebenes Tonnensystem eingeführt werden und die Räumung der Gruben nur mittelst luftentleerter Kessel oder festschliessender Pumpen unter Ver- brennung der Gase geschehen dürfen. Gleiclizeitig sei eine Desinfektion der Gruben und Nachteimer })olizeilich anzu- ordnen. Es ist zu hoffen, dass die im Auftrage des preussisclien Ministeriums ausgeführte sorgfältige Prüfung der verschiedenen Methoden der Beseiti- gung und Verwerthung der städtischen Düngestoffe den Nutzen haben wird, die deutschen Städte und Flüsse vor den Uebclständen zu bewahren, welche das Kanalisirungssystem in England zur Folge gehabt hat, und hierdurch zugleich der Landwirthschaft die ungeheuren Düngermengen erhalten wer- den, welche bei der Kanalisirung dem Meere würden zugeführt werden. In England hat die Verunreinigung der Flüsse bereits einen so hohen Grad erreicht, dass sich eine Fortdauer des Kanalisirungssystems als faktisch unniögiicli herausgestellt hat; manche Flüsse sollen durch den Niederschlag der Kloaken ihre Betten um 10 bis 15 Fuss erhöht haben, andere mehr Kloakeninhalt als Wasser enthalten und durch die Entwickelung giftiger Gase in einer fortwährenden brodelnden Bewegung sich befinden; man steht den Folgen des Kanalisirungssystems nahezu rathlos gegenüber, und die- selben dürften bald schlimmer sein als das Uebel, welches man durch jenes bekämpfen wollte. Wir müssen darauf verzichten, alle die Vorschläge auf- zuzählen, welche in England aufgetaucht sind, um das kostspielige Kanal- system noch nutzbar zu machen, erwähnt sei nur, dass das Projekt, wel- ches am meisten Aussicht hat, zur Ausführung zu kommen, dahin geht, das Kloakenwasser Londons an die Küste von Essex zu leiten und hier zur Düngung einer grossen unfruchtbaren Sandfläche, der Maplin- Sands, zu verwenden. Auch gegen dies Projekt haben sich die gewichtigsten Stim- men ungünstig ausgesprochen und man schenkt daher jetzt auch in Eng- land, dem Vaterlande des Kanalisirungssystems, neuerdings dem Ausfuhr- systeme, welches übrigens in einigen englischen Städten (Hyde, Manchester) bereits eingeführt ist, eine grössere Aufmerksamkeit. Hoffentlich ist die Zeit nicht mehr fern, wo das aus nationalökonomischeu und sanitätlichen Rücksichten verwerfliche Kanalisirungssystem auch dort wieder beseitigt werden wird, wo es zur Zeit noch in Anwendung sich befindet. In ähnliclier Weise spricht sich ein Kommissionsgutach- ten*) der von dem böhmischen Gewerbevereine niedergesetz- ten Kommission zur Prüfung der bestehenden Einrichtungen für die Verwerthung und Beseitigung der städtischen Aus- *) Bericht über die in Prag stattgefundene Berathung in Betreff der Sammlung und Ausnützung von städtischen Düngestoffen. bereiluiig. 234 Dünger-Erzeugung. wurfstoffe daliin aus, dass die Kanalisirungeu ohne Ausnahme neben sehr bedeutenden und unverhältnissmässigen Geldop- fern, dem Zwecke der Entfernung der Exkremente, abgesehen von dem absoluten Verluste an materiellem Wertli, nicht nur nicht entsprechen, sondern in der Regel noch zur Steigerung der sanitären Uebelstände beigetragen haben. Auch diese Kommission empfiehlt daher für die Stadt Prag die obligato- rische Einführung des Tounensystems oder wasserdichter Gru- ben, deren Entleerung in geruchloser Weise zu geschehen hat. Der Bericht enthält ausserdem eine Zusammenstellung der in verschie- denen Städten gangbaren Methoden zur Aufsammlung und Abführung der menschlichen Entleerungen und ein Gutachten über den Düngerwerth der- selben von Fl. Hoff mann. UeberMos- Ucbcr dic Mosselmann'sche Methode der Dün- Methode d^r gcrbcrcitung hat Prof. Rühlraann einen Bericht reröfifent- Düngsr- licht, in welchem zunächst die hierbei benutzten Abtrittsein- richtungen beschrieben werden, bei denen eine Trennung der flüssigen von den festen Exkrementen stattfindet. Bei der Düugerbereitung wird der Kalk zuerst mit einem Theile des Urins zu Pulver gelöscht, sodann übergiesst man ihn mit einer grösseren Menge Urin. Bei successiver Zugiessung des Urins soll 1 Hektoliter Kalk 3 Hektoliter Urin aufzunehmen vermögen, d. h. viel mehr, als nach der alten Methode, wo gleich ein giösseres Quantum Urin hinzugesetzt wurde. Wir theilen in Folgendem die von dem Verfasser an Mossel- mann gerichteten Fragen und dessen Beantwortungen der- selben mit. 1. Frage. Welches Quantum Urin kann der ungelöschte Kalk absorbiren? — Antwort. Das Dreifache des Volumens. 2. Frage. Welches Quantum Wasser kann er verdunsten? — Antwort. Bis zu 5ü Proz. Wasser von dem Volumen des zur Uebersättigung des Kalks verwendeten Urinquantums und 52 Proz, von dorn Gewichte des in dem Urin enthaltenen Wassers. Beweis: 40 Liter ungelöschter Kalk, wiegend 38 bis 40 Kilogr. werden zu Staub gelöscht durch successives Begiessen mit ( 1 Kilogr. Salze, •20 Liter Urin, wiegend 20 bis 22 Kilogr., wovon > Wasser *) Mittheilungen des Gewerbe -Vereins für das Königreich Hannover. 1865. S. 118. Dünger-Erzeugung. 235 es resultiren 100 Liter Kalkstaub, wiegend circa 50 Kilogr. Es findet so- mit eine Expulsion von 10 bis 11 Kilogr. Wasser und eine 2,5 fache Aus- dehnung des Volumens des ungelöschten Kalks statt, wenn die Operation sorgfältig und mit guten Urstoffen geschehen ist. Unter dieser Voraus- setzung können die 100 Liter Kalkstaub sich mit 100 Liter Urin übersättigen und 1 Hektoliter supersaturirten Kalk darstellen, welcher, nachdem er aus- gebreitet und getrocknet ist, 75 Kilogr. wiegt und von der Anwendung fol- gender Stoffe resultirt: 40 Liter ungelöschter Kalk 120 „ frischer Urin . . . = 38 bis 40 Kilogr. = 120 „ 132 „ = 158 bis 172 Kilogr. = 75 bis 85 Kilogr. 83 bis 97 Kilogr. 160 Liter verwendete Stoffe 100 Liter verlangtes Produkt GO Liter Wasserverdunstung also mehr als 50 Prozent. Zieht man noch für die Salze ab . 6 Kilogr. so bleiben 77 bis 91 Kilogr. 3. Frage. Welches Quantum Exkremente kann der un- gelösclite oder in Staub verwandelte Kalk in eine zur Hand- habung genügend feste Masse umwandeln? — Antwort. Ein Volumen oder Gewicht ungelöschter Kalk kann nach dem Verfahren der Compagnie Chauxfourniere dreimal so viel feste und flüssige Exkremente umwandeln. Beweis. 80 Liter ungelöschter Kalk, höchstens 80 Kilogr. schwer und mit 40 Liter Urin abgelöscht, welcher circa 40 Kilogr. wiegt, ergeben 200 Liter Staub von circa 100 Kilogr. Gewicht. Es findet also eine Ausdehnung des Volumens dos ungelöschten Kalks von 1 : 2,5 statt und eine Verdun- stung von 20 Kilogr. Wasser auf 40 Kilogr. Urin, d. h. 50 Prozent. Diese 200 Liter Kalkmehl, wiegend . . 100 Kilogr. werden zur Umhül- lung von 200 „ Exkrementen, wiegend 190 „ benutzt; diese 400 Liter, wiegend 290 Kilogr., produziren ' 350 „ animalisirten Kalk — 362 „ wiegend, 50 Liter Verlust im Volumen oder 12,5 Proz. der ganzen Masse und 28 Kilogr. im Gewichte =-. circa 10 Prozent. Es findet mithin eine Ausdehnung im Volumen der angewandten Ur- stoffe um 30 Liter, resp. 11 Prozent und ein Gewichtsverlust von circa 40 Kilogr. oder etwa 16 Proz. statt. Zu jeder .Tahreszeit können also 80 Liter ungelöschter Kalk, 40 Liter Urin und 200 Liter Exkremente — 240 Liter zusammen oder ein dreifaches Volumen handlich machen. Man erhält dann eine Masse, welche zu einem Viertel aus ungelösclitem Kalk und zu drei Vierteln aus festen und flüs- sigen Exkrementen besteht. Im Sommer genügen 60 Liter Kalk zu 30 Liter Urin und 200 Liter Exkrementen, in diesem Falle enthält also das Pro- dukt nur 20 Proz. Kalk. 236 Dünger-Erz€ugung. Das Müller- J) 2iS M ü 1 1 6 T - S c li ü 1' " s c li G Verfalircii der Verwer- Schfir'sche ii-i > t> r p p k \ ^ ' y • Verfahren tliung tu c 11 s c 11 li c li G F Au s wu p I s t o 1 1 G. — Aucli hierbei der verwer- fiii(jet einc getrennte Aufsammluug der flüssigen und festen meiischii- Entleerungen statt. Der Urin wird täglich aus den Klosets eher Aus- eutlecrt, die festen Exkremente dagegen mittelst eines selbst- wiirfstoffe. 1 . ri • ' nK m-\ i • nn thätigen btreuapparats mit einem Gremenge von zU bis oo Theilen gebrannten Kalks in gröblichen Stücken und 2 bis 3 Theilen trocknen Holzkohlenpulvers desinfizirt. Bei jedesma- liger Benutzung des Klosets wird etwa 1 Loth des Pulvers ausgestreut. Der Kalk absorbirt die Feuchtigkeit, die Kohle die Gase, wodurch völlige Geruchlosigkcit bewirkt wird. Am Boden des mit dem Streuapparate versehenen Klosets müssen vier 0,5 Zoll weite Blechtüllen und an der Hinterwand, unmit- telbar unter dem Streuer, eine 2 zöllige Tülle zur Ventilation angebracht sein, welche letztere mit einem konischen Rolire in Verbindung zu setzen oder nach aussen zu leiten ist, damit die bei der Entleerung warmen Exkremente innerhalb keine Wassertropfen ansetzen. — Der abgetragene Urin wird durch einen mit Torfgrus, dem man nocli Abfälle aus Sodafabriken, Sauerwasser aus Oelraffinerien oder saure schwefelsaure Mag- nesia (das Nebenprodukt der Mineralwasserfabriken) zugesetzt hat, gefüllten Weidenkorb filtrirt und fliesst dann ohne Scha- den in den Rinnstein. Die gewonnenen Kalkcxkremente werden zu einem Preise von 15 Sgr. pro Zentner von der Stettiner Kraftdüngerfabrik verkauft; eine Probe derartiger Exkremente enthielt nach Scheibler's Analyse: Feuchtigkeit 24,04 Organische verbrenulicho Stoffe 27,00 Stickstoff '2,01 In Salzsäure unlösliche Stoffe . .5,42 Basisch -phosphorsaiiren Kalk . 3,00 Phosphorsaures Eisenoxyd . . . 1,29 Kohlensaure Magnesia 0,90 Kohlensauren Kalk 27,26 Aetzkalk .V^^ Thonerde 0,18 Chloralkalien 3,01. *) Polytechnisches Ccntralhlatt. 186.5. S. 1.575. Dünger-Erzeugung. 237 Bei den Erdabtritten von Henry Moule*) wird die ^■"^='^''''''' •^ von Henry Absorptionskraft thoniger Erden zur Desinfektion der Exkre- Mo..ie. mente benutzt. Eine Karrenladimg Erde, welclie beim Wie- deraustrocknen fünf- bis siebenmal benutzt werden kann, soll für 2 bis 3 Personen auf 6 bis 12 Monate ausreichen. Am besten eignet sich für diesen Zweck die gesiebte Gartenerde. Desinfektionsmittel für Stallungen. — Mac "«i"f^k. Dougall**) verwendet als Desinfektionsmittel und Antisepti- f,-,r st^nun- kum für Stallungen eine Mischung von karbolsaurcm Kalk und e«"- schwefiigsaurcr Magnesia. Dies Mittel soll bei täglicher Ver- wendung von 70 Grm. für jedes Thier in Pferdeställen jede freiwillige Zersetzung des Düngers verhindern, und derartiger Dünger in England um 10 bis 12 Proz. höher geschätzt wer- den, als nichtdesinfizirter. Die Tonne des Pulvers = 20 Ztr. kostet circa 250 Francs. Die Karbolsäure (Pheiiyloxydhydrat, Pheuylalkohol) ist eiu Destilla- tionsprodukt aus dem Steinkohlentheer. Ueber die Präparation von Ledcrabfällen zur i'r«paration Düngung, von E. Keichardt.^*^) — Der Verfasser theilt IZmeD^^LT mit, dass man neuerdings die Ledcrabfälle , um sie besser zu Düngung. zerkleinern, mit sehr heissem Dampf behandelt und hierauf scharf trocknet. Man erhält eine bröcklige, sehr leicht zcr- reibliche Masse von fast schwarzer Farbe und folgender Zu- sammensetzung: Asche 6 Proz. Verbrennliche Theile 94 .,^^^^ 100. Die Asche bestand vorwaltend aus phosphorsaurem Kalk; der Stickstoifgehalt der organischen Theile belief sich in einer von Reichardt analysirten Probe auf 17,5 Proz. Eine spä- tere untersuchte Probe enthielt 9 Proz. Stickstoff und 17 Proz. phosphorsaure Salze. Von dem gedämpften Leder lösten sich in kochendem Wasser 15,75 Proz, auf, nach mehrtägigem Stehen mit 20 bis 40 Proz. englischer Schwefelsäure lösten sich 22,5 resp. 29,1 Proz., durch mehrtägige Behandlung mit einer fünfprozentigen *) Polytechuisches Ceiitralblatt. 18(35. S. 491. **) Annales des mines Bd. 5, S. 58. ***) Zeitschrift für deutsche Landwirthe. 1865. S. 186. 23*^ Dünger-Erzf-iigung. Lösung kristallisirter Soda in der Kälte wurden 28,8 Proz. gelöst. Der Verfasser scldiesst aus diesen Versuchen, dass die Bearbeitung der Lederabfälle mit Soda oder Pottasche die geeignetste ist. Bekanntlich ist die Methode der Präparation von Leder, Wolle etc. durch Alkalien bereits vor längerer Zeit von Runge*) empfohlen und in der Oranienburger Düngerfabrik im Grossen ausgeführt worden. Nur ver- wendet man dort nicht das theure Aetznatron oder kohlensaures Natron direkt, sondern statt dessen zweckmässiger eine Mischung von Glaubersalz und Aetzkalk. Gewinnung ücbcr dic G c w i D n u n g von Kali aus Feldspath ^llidspaiC "'^^ anderen kalireichen Gresteinen, von Dr. Dullo.**) — Bekanntlich hat F. 0. Ward eine Methode zur Auf- schliessung des Feldspaths angegeben, bei welcher das fein gemahlene Gestein mit fein gepulvertem Flussspath oder dem als Nebenprodukt der Kryolithfabriken abfallenden Fluorkalcium und einem Gemenge von Kreide und Kalkhydrat gemengt und bis zur Sinterung geglüht wird. Die geglühte Masse, welche in Folge des Kreidezusatzes porös ist, wird dann mit Wasser ausgelaugt, wobei das Kali in Lösung übergeht. Der ausge- laugte Rückstand soll einen brauchbaren Cement abgeben. Dullo bemerkt hierzu, dass es ihm bei mehrfachen Versuchen nie gelungen sei, selbst bei anhaltender Weisglühhitze nicht, allen Feldspath zu versetzen. Auch gelang es ihm nicht, durch Glühen des Rückstandes Cement zu erhalten. Dullo hält es zur Aufschliessung des Feldspaths für unumgänglich nothwendig, dass die ganze Masse schmelze; damit beim blossen Sintern ein Erfolg erreicht werde, müsse der Feldspath auf das allerfeinste gepulvert werden, was zu kostspielig sei. Als die beste Aufschliessungsmethode für Feldspath wird die mit Chlorkalcium bezeichnet, wodurch namentlich auch der Ne- phelindolerit aus der Niederlausitz leicht aufgeschlossen wer- den soll. Auch Jules Gindre'^"^'*) empfiehlt zur Gewinnung von Kalisalzen für landwirthschaftlichc Zwecke den Feldspath zu benutzen und denselben durch Glühen mit Kalk aufzuschliessen. *) Der deutsche Guano in Oranienburg. Berlin. 1858. **) Deutsche illustrirte Gewerbezeitung. 1865. ***) Journal d'agriculture pratique 1865. II. S. 308. Basisch phosphor- Dünger-Erzeugung. 239 Seit der Entdeckung des grossen Reichthums kalihaltiger Salze fCar- nallit) in dem Stassfurther Steinsalzlagcr hat die Kaligewinnung aus feld- spathartigen Gesteinen — wenigstens einstweilen — nur noch ein theore- tisches Interesse. Paul Bretschneider*) hat bekanntlich den basisch phosphorsauren Kalk in höchst feiner Zertheilung, wel- saurer Kaik. chen man erhält, wenn man Knochenkohle, Apatit, Phosphorit etc. in Salzsäure auflöst, und die Säure nach dem Filtriren oder Absetzen der Lösung mit Kalkmilch neutralisirt, als Düngemittel empfohlen. Den sich bildenden Niederschlag lässt man absetzen, hebt die darüber stehende Chlorkalciumlösung ab, wäscht aus und trocknet bei gelinder Wärme. Man erhält so ein höchst fein zertheiltes Pulver, dessen Hauptbestandtheil basisch phosphorsaurcr Kalk ist. Wurde bei der Neutralisi- rung zu wenig Kalkmilch hinzugefügt, so kann das Präparat ausserdem noch neutralen phosphorsauren Kalk enthalten oder dieser kann sogar (wie bei Probe 3) Hauptbestandtheil wer- den. Von den nachstehend analysirten Proben**) ist Nr. 1 von Bretschneider durch Fällung der sauren Lösung von phos- phorsaurem Kalk mit roher Soda dargestellt, 2 und 3 sind von der chemischen Düngerfabrik in Breslau bereitet und zwar Nr. 2 durch Fällung mit Ammoniak, Nr. 3 mit Kalkmilch; die vier letzten Analysen beziehen sich auf Proben verschiede- ner Darstellungen mit Kalkmilch aus der Fabrik von C. Kul- miz in Saarau. 1. -2. 3. 4. 5. 6. 7. Basisch phosphorsaurer Kalk lf),65 51,71 — 38,10 33,72 38,31 42,90 Neutraler „ „ — — 47,68 0,31 5,03 8,31 — Basisch „ Magnesia 0,46 — 0,85 0,96 1,11 0,61 1,09 Phosphorsaures Eisenoxyd . . 0,63 6,22 3,89 2,78 3,60 2,10 1,29 Chlorcalcium — — 0,19 8,22 7,13 8,07 7,01 Kohlensaurer Kalk 10,84 1,10 — 1,54 1,40 — 1,36 Schwefelsaurer Kalk 4,09 — 5,58 1,19 1,51 0,57 1,56 Lösliche Kieselsäure 1,14 0,29 — 0,61 0,47 0,30 1,20 Kohlensaures Natron 2,50 — — — — — — Sand o,G9 0,88 1,18 1,15 1,12 1,15 1,05 Wasser :',0,00 38,91 40,47 45,14 44,91 40,58 41,91 1(10,00 99,11 99,84 100,00 100,00 100,00 99,96 Phosphorsäuregehalt 22,99 27,23 27,58 19,73 20,75 22,52 20,24 *) Mittheilungen des landwirthschaftlichen Central -Vereins für Schle- sien. Heft 11, S. 46. **) Ibidem. Heft 14, S. 9. 240 Dünger-Erzeugung. Die Proben 4 bis 7 zeigen die Gleicbmässigkeit in der Zusammensetzung des nach Bretschneider's Methode erhaltenen Präparats, welches in Schlesien bereits vielfach zum Düngen benutzt wird. Die Saarauer Fabrik hat seit 2 Jahren bereits tausende von Zentnern desselben dargestellt. Einige Düngungsversuche mit diesem Präparate werden wir weiter unten mittheilen. Phosphor- Phosphorsäurelialtige Abfälle bei der Verar- eänrehaltige Abfälle von beituiig voii Eisenerzen, nach A. Stromeyer.*) — Bei Eisenerzen, ^gg Verfasscrs Verfahren zur Verarbeitung von Brauneisenstein, wird das gebrannte und durch Schlämmen von kohlensaurem Kalk möglich gereinigte Erz mit verdünnter Salzsäure behan- delt, wodurch die Phosphate von Kalk und Eisen entfernt werden. Der salzsaure Auszug wird eingedampft und bis zur Schmelzhitze des Bleis erhitzt, wodurch fast säramtliche zur Auflösung der Phosphate nöthig gewesene Salzsäure wieder gewonnen werden kann und nur ein kleiner Theil als Chlor- kalcium zurückbleibt. Man erhält so einen phosphorsäure- reichen Rückstand, welcher nach der Analyse von Stro- meyer enthielt: Eisenoxyd .... 12,77 Kalk öG,o5 Phosphorsäure . . 42,28 Chlorcalcium . . . 8,60 100,00. Die Substanz Hesse sich mit Vortheil zur Superphosphat- bercitung benutzen. Phosphorit Phosphorit in Spanien. — Ramon de Luna**) legte in Spanien. ^|^^^ französischen Akademie der Wissenschaften Proben von Phosphorit aus Spanien vor, von welchem Minerale er meh- rere sehr bedeutende Fundstätten in unmittelbarer Nähe der aus der Provinz Estremadura nach Portugal führenden Eisen- bahnlinie entdeckt hat. Die eine dieser Lagerstätten befindet sich bei Montanchez, 6 Lieues von Caceres und 8 Lieues von Logrosan entfernt; die zweite liegt .] Stunde von Caceres ent- fernt und ist über vier Quadratkilometer verbreitet. Der Phos- phorit von Montanchez findet sich in der Kreideformation, in sehr bedeutender Menge namentlich im Quadersandsteine, er zeigt faserige Textur, wodurch die Aufscldiessung erleichtert wird. Die Zusammensetzung zeigen folgende Analysen: *) Deutsche Industriezeitung 1865. Nr. 17. **) Compt. rend, Bd. 61, S. 47. Dünger-Erzeugung. 241 Caceres Mon- reichste Sorte, ärmste Sorte, tanchez. Kieseliger, in Salzsäure unlösl. Rückstand 21,05 47,02 — Bei Rothgluth entweichendes Wasser . . 3,00 1,33 2,40 Dreibasisch phosphorsaurer Kalk .... 72,10 50,10 85,03 Kohlensaurer Kalk — — 10,35 Eisenoxyd, Kieselerde und Verlust . . . 3,85 1,55 2,22. David Forbcs*) fand den Phosphorit aus Spanien fol- gendermassen zusammengesetzt: Fluorkalcium 8,01 Chlorkalcium 0,16 Kalk 41,03 Magnesia 0,12 Thonerde 1,75 Eisenoxyd 1,19 Phosphorsäure 44,12 Schwefelsäure Spur Kohlensäure 0,40 Unlösliche Theile . . . 1,41 Wasser 1,44 99,63. Bereits im Jahre 1845 entdeckten Daubeny und Wid- rington in Spanien grosse Lager von Phosphorit; Daubeny fand darin neben Fluorkalcium, Eisenoxyd und Kieselerde 81,15 Proz. phosphorsauren Kalk; Peters**) fand in einer Probe von Logrosan 34,83 Proz. Phosphorsäure. — Das ganze Lager von Logrosan ist englisches Eigcnthum. Bildung von phosphorsaurer Ammoniak-Magne- Bildung von sia, nach E. Lesieur.***) — Diese Verbindung bildet sich "'"''^p'';^- ' / o saurer Am- nach dem Verfasser beim Zusammenbringen von phosphorsau- moniak- rem Ammoniak mit Magnesia oder kohlensaurer Magnesia, in '"^snesia. letzterem Falle unter Entwickelung von Kohlensäure. Ebenso entsteht dieselbe, wenn man pyrophosphorsaure Magnesia mit freiem oder kohlensaurem Ammoniak oder mit Schwefelammo- nium zusammenbringt. Wird eine Aullösung von pyrophos- phorsaurem Kalk mit Magnesia schwach übersättigt, so erhält man einen Niederschlag, der aus phosphorsaurem Kalk und pyrophosphorsaurer Magnesia besteht. Der Niederschlag be- *) Philosoph, magazin. Bd. 29, S. 340. **) Der chemische Ackersmann. 1860. S. 146. ***) Corapt. rend. Bd. 59, S. 191. Jaliresbcricht. VIII. je 242 Dünger-Erzeugung. sitzt die Fähigkeit, eine der Magnesia proportionale Menge Ammoniak unter Bildung des Ammoniakdoppelsalzes zu ab- sorbiren. Diese Reaktionen Hessen sich vielleicht zur Darstellung von phosphor- saurer Ammoniak -Magnesia für Düngungszwecke benutzen; eine ähnliche Methode ist schon früher von J. Stenhouse*) empfohlen worden, um aus gefaultem Urin das Ammoniak und die Phosphorsäure zu gewinnen. Auch das Verfahren von Blanchard und Chatcau**) bezweckt die Dar- stellung von phosphorsaurer Ammoniak -Magnesia aus der gefaulten La- trinenflüssigkeit. ueber den Dcr Moorkalk uud seine Anwendung in der Moorkalk. X, j^ u d w ; i- 1 h s c h a f t , V 0 n E. Wo 1 IT ***) — Der Moorkalk findet sich nicht selten als Unterlage der Torfmoore, er bildet fein- pulvrige oder lockere, leicht zerfallende Massen, ist reich an kohlensaurem Kalk , dagegen verhältnissmässig arm an Kali, Magnesia und Phosphorsäure und thonigen und sandigen Bei- mengungen. Der Verfasser fand in sieben Proben aus Lan- genau im lufttrockueu Zustande 93,5 bis 97 Proz. kohlensauren Kalk, 0,4 bis 1 Proz. kohlensaure Magnesia, 0,8 bis 4,5 Proz. Eisenoxyd neben Thon und Sand, 0,9 bis 2,6 Proz. organische Stoffe und 0,03 bis 0,05 Proz. Phosphorsäure. — Im rohen Zustande pflegt der Moorkalk auf Torf- und Riedboden mci^ stens keine besonders günstige Wirkung auszuüben; man er- zielt keine gieichmässige Vertheilung der Substanz im Erdbo- den und da bei nasser Witterung leicht ein Zusaujmcnschwim- men des feinen Kalks stattfindet, so kann derselbe sogar die physischen Eigenschaften des Bodens verschlechtern und da- durch, wenn auch nur vorübergehend, schaden. Wolff em- pfiehlt daher folgende Präparation des Moorkalks vorzuneh- men: der Kalk wird schichtenweise mit schwarzem Boden (Torf- oder Eicdboden) und mit Stallmist in Hache Haufen aufgesetzt, mit Gülle oder Wasser von Zeit zu Zeit angefeuch- tet und dann nach mehrmonatlichem Liegen durch Umstechen mit dem Boden und Dünger gemischt und möglichst gleich- massig ausgestreut. In Ermaugeluug von Mist genügt auch eine blosse Kompostirung mit Erde. Um den Kali-, Magnesia- *) Philosoph magazin. Bd. 27, S. 186. **) Jahresbericht 18fi4. S. 221. ***) Würtemberger Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft. 1865. S. 217. Dünger-Erzeugung. 243 und Phosphorsäuregehalt zu erhöhen, kann man dem Kompost noch Abtrittsdünger, Holzasche, Knochenmehl und Stassfur- ther Kalisalz zusetzen. Eine ähnliche Mctlioile der Korapostbereitung ist auch von E. Peters'^) empfohlen worden, jedoch empfiehlt Peters den Wiesenkalk vor dem Aufschichten mit Schaf- oder Pferde- mist zuvor mit der Moorerde zu vermischen, um eine bessere Entsäuerung der letzteren zu erzielen. Als ein Mengenver- hältniss, welches sich im Grossherzogthume Posen in der Praxis bewährt hat, wird empfohlen: 10 Fuder Moorerde, 1 Fuder Wiesenkalk und 1 l)is 2 Fuder Schaf- oder Pferdemist. Eine kräftigere Kompostmischung wird erzielt durch Zu- sammenmischen von 10 Fudern Torf- oder Moorerde, 1 Fuder Moorkalk (oder 2 Scheffel gebrannten Kalk), .5 Schcffehi Holzasche, 1 Zentner Stassfurther Dünges;ilz und 3 Zentnern Knochenmehl, Ilornrnehl etc. lieber ein neu entdecktes Lager von Phospha- Lager von ten in Nordwales machte A. Völker**) Mittheilung. — ''■^T.X'' In Cheshire bei Cumgynen findet sich in dem dortigen Thon- «»les. schiefer ein zwei Meilen langes Lager von phosphorsaurem Kalk. Die obere Schicht bildet ein schieferiger, nicht phos- phatischer Thon, dann kommt eine Schicht von sogenanntem Blackband, d. h. schwarzem Schieferthon, mit einem Gehalte von 24,07 bis 48^5 und 64,16 Proz. phosphorsaurem Kalk. Das Mineral enthält keinen kohlensauren Kalk, wenig Mag- nesia, etwas Fluorkalcium, Thonerde und Eiseuoxyd und mehr oder weniger Schwefelkies. Der Schwefelgehalt steigt bis auf 7,02 Proz., entsprechend 13,5 Proz. Schwefelkies. Der unter dieser Blackbandschicht lagernde schwarze Kalkstein ent- hält 10 bis 20 Proz., zuweilen selbst 30 bis 35 Proz., phos- phorsauren Kalk. Ueber Plaggendüngung, von Frhr. von Schorle- ueber piag- mer.***) — Unter der Bezeichnung „Plagge" versteht man in ^^"'^"''eer. *) Landwirthsch. Zeitung für das Grossherzogthum Posen. 1865. S. 47. **) Farmers magazine. Bd. 28, S. 308. ***) Annalen der Laudwirthschaft. Bd. 46, S. 30. 16* 244 Dünger-Erzeugung. Westphalen und Hannover die auf den Haiden und im Walde abgeschälte Narbe, welche in Stücken von ^ bis 1 Fuss im Qua- drat und ^ dis 1 Zoll Dicke mittelst der Hacke abgenommen wird. In den Haidegegenden des nordwestlichen Deutsch- lands werden diese abgeschälten Haidestücke sehr allgemein als Einstreumaterial für die Vielistalluugen benutzt, sehr oft bilden sie das einzige Streumaterial der Wirthschaften. Der Verfasser zeigt durch folgende Analysen, wie ausserordentlich arm an düngenden Stoflen derartige Haideplaggen sind. 100 Tlieile der Plagge enthielten: im rohen Zustande, vier Monate im Viehstalle korapostirt. Eisenoxyd 0,186 0,305 Thonerde 0,204 0,468 Kalk 0,089 0,126 Magnesia Spuren 0,033 Phosphorsäure .... 0,005 0,012 Schwefelsäure Spuren starke Spuren. Durch eine Vergleichung dieser Analysen mit der Zusam- mensetzung mittelguter Ackerböden weist der Verfasser nach, dass sogar die bereits als Einstreu benutzte Plagge ärmer an pflanzennährenden Bestandtheilen ist, als diese Bodenarten. Die Nachtheile, welche die Plaggenwirthschaft in Westphalen nach sich gezogen hat, schildert der Verfasser in einer anziehenden Skizze. Wir entnehmen daraus, dass die Qualität der zur Verwendung gelangenden Plaggen sich von Jahr zu Jahr verschlechtert. Anfänglich hatte man in der Plagge die worthvolle Humusschicht, welche sich im Laufe der Zeiten gebildet hatte, diese jungfräuliche Haide lieferte ein gutes Düiigematerial. Die hiuweggenommcne Narbe regenerirt sich nun zwar je nach der Boden- beschaffeaheit in 15, 20 bis 30 Jnhren, jedoch verschlechtert sich die Narbe mit jedem Turnus. Man hat in manchen Wirthschaften 2, 3 bis 5 Morgen Haideland für 1 Morgen Ackerland nöthig, um die erforderliche Plaggen- menge zu erzielen , und dies Plaggenland giebt ausserdem keinen Ertrag, als eine schlechte Weide. Die Felder werden meistens jedes Jahr mit Plaggendünger überfahren und sind dadurch au manchen Orten um 2 bis 3 Fuss erhöht; es ist notorisch, dass durch die grosse Menge eines feinen grauweissen, ganz unfruchtbaren Sandes, welche mit den Plaggen auf den Acker gelangt ist, die Bodenbeschaffenheit mancher Ländercien sich erheb- lich verschlechtert hat. Die starke Zufuhr von vegetabilischer Substanz lockert ausserdem, nach dem Verfasser, den an sich schon zu lockeren Sandboden nur noch mehr auf. Schliesslich verweist der Verfasser darauf, dass die Plaggenwirthschaft den Ruin des Ackers und des Bauern nach sich ziehe , und dass daher für die Haidegegenden die Einführung einer besseren Wirthschaftsweise dringend nothwendig sei. Als solche bezeichnet er, indem er sich auf die in der Lüneburger Haide gemachten Erfahrungen Dünger-Analyseu. 245 beruft , die Verwendung von Mergel und die Einführung einer rationellen Fruchtwechselwirthschaft an Stelle des jetzt fast ausschliesslich stattfin- denden Ilalmfruchtbaues im Sandlande. Als Düueiino: für liolincn empfiehlt Hiixtablo*) fol- "»^'abie's ^ ^ 1 ^ Bohnen- gende Mischung: dSnger. 10 Bushel Kalk, 2 Zentner Superphosphat, 5 Bushel Salz und Asche. Diese Menge soll für 1 engl. Acre = 1,585 preuss. Mor- gen verwendet werden. Dünger - Analysen. Zusammensetzung von Kloakenma sscn, nach C. Z"sammen- 1 • 1. Tri 1 Setzung vou Karmrodt.'^") — Der Verfasser analysirte die Kloakenmasse Kioaken- aus den Aborten der Fabrik von Krupp in Essen. In diese ^'°*^°- Senkgruben gelangt der Inhalt sämmtlicher von etwa 4000 Ar- beitern benutzten Abtritte durch grosse Kanäle. Die ausge- mauerten Gruben sind unbedeckt und nehmen auch das von den Dächern der Fabrikgebäude abfliessendc Regenwasser, Schlamm , Kohle , Staub aus den Gebäuden und wahrscheinlich auch das Gaswasser der Leuchtgasfabrik auf. Die Masse enthielt im frischen Zustande, im lufttrocknen Zustande. Kali 0,09 0,14 Natron 0,05 0,09 Kalk und etwas Magnesia . . . 2,05 4,18 Eisenoxyd und Thonerde .... 2,65 4,18 Phosphorsäure 0,00 0,l0 Schwefelsäure 0,28 0,45 Kolilcnsäuro 2,10 3,29 Lösliche Kieselsäure 0,28 0,45 Chlor und Schwefel 0,03 0,05 Steinkohle 4,48 7,04 Schlacken und Steinchen .... 5,39 8,48 Sand, Kohlenstaub etc 34,89 54,89 Organische Stoffe 8,80 13,84 Wasser und Ammoniak . . . . . 38,25 2,82 ^__ 100,00 100,00. *) Farmers magazine 1865. S. 325. **) Annalen der Landwirthschaft. 1865. Woahenblatt S. 31. 246 Düuger-Analyseii. In Wasser löslich von der lufttrockiien Substanz: Organische Substanzen, Theer etc. 1,73 Prozent, Alkalien, Gips, Kieselsäure .... 2,i^)0 „ 4,62 Prozent. Der Stickstoffgehalt betrug 0,014 Proz., entsprechend 0,02G Proz. Ammoniak. Den Latrineninhalt aus den Kölner Arresthäu- sern fand C. Karmrodt*) im Mittel von 5 Analysen folgen- dermassen zusammengesetzt. 100 Kubikfuss enthielten: Kali 13,04 Pfund, Natron 27,79 „ Magnesia 2,38 „ Kalk 3,97 „ Eisenoxyd 1,18 „ Phosphorsäure 9,86 „ Schwefelsäure 0,32 „ Chlor und Kohlensäure 28,60 „ Kieselsäure und Sand • • 3,86 „ 'Mincralbestandtheile im Ganzen . 91,00 Pfund. Organische und flüchtige Stoffe . . 252,58 „ Wasser 5656,42 Pfund. 6000,00 Pfund. Stickstoff als Ammoniak 17,51 „ Stickstoff in anderen Verbindungen 5,60 „ Stickstoff im Ganzen 23,11 Pfund. Die Produktion beläuft sich jährlich auf 21,6 Kubikfuss per Kopf. Town Zusammensetzung des städtischen Düngers, sewage. T q w u scwagc.*") — Der flüssige Stadtdünger enthält zwei Klassen von Bcstandtheilen — gelöste und suspcndirte. Das Verhältniss der su.si)endirten zu den gelösten betragt in dem Londoner Kloakenwasser 20 : 77 ; in den suspendirten Massen kommen auf 72,10 Mincralbestandthcile 30,7 organische Sub- stanzen. 1 Gallone enthält: Nach Thomas Anderson.***) Stickstoff 14,79 Grains. 7,22 Grains. Phosphorsäure 417,00 „ 1,68 „ Kali 3,32 „ 3,20 Natron — « I323 „ Organische Stoffe (oluic Stickstoff) 65,.53 „ 32,11 „ Schwefelsäure 3,91 „ 7,15 „ *) Zeitschrift des landwirtlisch. Vereins für Kheinpreusscn. 1865. S. 223. **) Farmers maga/.ine. 1865. S. 19.5. ***) Journal of the highland and agric. soc. of Scotland 1865. Trans- actions. S. 486. — Grains. 1(),G4 n ■2;M „ 1,T2 n 19,01 n 1,21 » 2,84 n Dünger-Aiialyseii. 247 Nacli Thomas Anderson. Kohlensäure 12,57 Grains. Kalk 15,77 „ Magnesia (>,()7 „ Kisenoxyd und Thonordc 2,(j(j „ Chlornatrium 2*J,37 „ Lösliche Kieselsäure 13.20 „ Sand 45,28 „ Nach Hoffiiiaini und Watt cntlialt das Londoner Kloa- kenwasser in 1 Gallone Stickstoff G,76 Grains, Phusphorsäure .... 1,85 „ Kali 1,03 „ Organische Stoße . . . 30,70 „ Analyse des Berliner Düno'imlvers aus der Fa- berliner •^ _ '-^_^ „ DiiiigpuWer. brik von A. \^oigt, von lleideprieni. ") Kohlensäure 13,57 Schwefelsäure 4,42 Phosphorsäure 1,0(; Kieselsäure ],o2 Chlor Spur Eisenoxyd 4,28 Thonerde 0,G5 Kalk 22,G3 Magnesia 1,11 Kali 2,33 Natron 0,62 Wasser 4,23 Unlösliche organische Substanz 3,87) ^^.^ ^^ Stickstoff Lösliche organische Substanz . 2,101 ' Sand . 38,11 100,00. Der Wasscrgelialt ist dui-eli vorheriges Austrocknen der Probe zu niedrig gefunden. Der Dünger besteht aus Latrinen- masse, die mit Braunkohlen- und Torfasche aufgetrocknet ist. Werth ca. 10 Sgr. pro Ztr., geforderter Preis L} Thlr. Dresdener Poudrette, nach Dr. Fleck."*) Dresdener Organische Substanz 49,85 Kali- und Natronsalze .... 5,42 Phosphorsaurer Kalk 14,l(j Kieselerde 30,57 100,00. Stickstoffgehalt 3,5G Prozent. *) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central -Vereins der Provinz Sachsen. 1865. S. 221. **) Bericht über die in Prag stattgefundene Berathuug in Betreff der Sammlung und Ausnutzung von städtischen Düngestoffen. S. 29. 248 Dünger-Analysen. Die Poudrette wird aus Latrinenstoflfcn unter Zusatz von Blut dargestellt. Verkaufspreis 20 Sgr. pro Ztr. KöiDischer K ö 1 tt i s c li c r K o m p 0 s t d ü n gc r , nach Th. Kyll.*) Kompost- dünger. Ka 1 1 85 Natron 0,60 Gips 3,02 Kalk 2,14 Phosphorsäure 0,223 Stickstoff 0,24 Organische Stoffe, Sand und Erde . . 91,927 100,000. Die zur Herstellung dieses Kompostes dienenden Ma- terialien sind KloakenstofFe, Strassenkeliriclit, Asche und der- gleichen Abfälle. Dünger aus Düngcr aus dcT Fabrik von Amende und Vilter der Fabrik • ^3,.^, j^^ch H ci d 0 pr ic m.**) von Amende ^ J i / und Vilter. Saurer phosphorsaurer Kalk .... 15,32 = 9,30 lösliche Phosphorsäure. Unlöslicher phosphorsaurer Kalk . . 5,35 ^-^ 2,45 unlösliche „ Gips 20,81 Leim gebende Substanz, Fett etc. . 46,73 = 4,62 Stickstoff. Schwefelsaures Ammoniak 2,32 = 0,49 „ Sand 3,86 Wasser . 5,61 100,00. Material: vorzugsweise die Abfälle aus den Berliner Ab- deckereien. Verkaufspreis 3 Thlr. pro Ztr. Hofmeier's Hofmcicr's Blutdüngcr enthält nach Th. von Biutdünger. Gohren:"*") Wasser 5,300 Organische Stoffe 90,908 Asche 3,382 99,590. Sand 0,623 Kalk 0,576 Magnesia 0,194 Kali 0,120 Natron 0,088 Phosphorsäure Erdsalzc . . 0,529 Phosphorsaurcs Eisenoxyd . 0,427 Phosphorsäure 0,499 Kieselsäure 0,201 Sclwefelsäure 0,325 3,582. *) Bericlit über die in Prag stattgcfundeue Berathung in Betreff der Sammlung und Ausnützung von städtischen Düngestoffen. S. 33. **) Zeitschrift dos landwirthschaftlichen Central -Vereins für die Pro- vinz Sachsen. 186.5. S. 222. ***) Centrallilatt für die gesammte Landeskultur in Böhmen. 1865. S. 309. Dünger- Analysen. 249 Der Dünger wird von J. nofmcicr in Wien (Gumpendor- fer Schlachthaus) dargestellt. C. Karmrodt*) analysirtc den ,,konzcntrirten Dün- Konientrir- ger" der Mannheimer Düngerfabrik. Derselbe enthielt: "us"d7r" In Wasser löslich. Im Ganzen. Mannheimer Kali 0,78 0,78 ^;--- Natron 9,00 9,00 Magnesia 0,53 0,78 Kalk 10,00 12,44 Eisenoxyd — 1,02 Phosphorsäurc 6,70 8,49 Schwefelsäure 8,00 9,99 Chlor 16,6G 16,66 Sand und Thon — 5,84 Kohle, organische Stoffe und Wasser . — 35,00 51,73. 100,00. Der Dünger stellt eine dickbreiige, nach Snperphosphat riechende Masse dar; er wird vom Fabrikanten als Wiesen- dünger empfohlen. Düngepulver von Wimmer in Landshut, nach DDngepuiver L. o,j,N vonVVimmer intner.**) — in Landshut. Wasser 27,4 Organische Stoffe 17,0 Sand 4,7 Kohlensaurer Kalk 39,7 Phosphorsaurer Kalk 3,5 Schwefelsaurer Kalk 3,2 Natron 3,2 Magnesia, Eisenoxyd, Thonerde . Spuren 99,7. Stickstoffgehalt 0,47 Prozent. Wiesendünger aus der Düngerfabrik zu Heu- wiesen- feld, nach Hering.***) — TuTeir Wasser 34,3 Organische Stoffe 19,6 In Wasser unlösliche Stoffe 20,6 In Wasser lösliche Stoffe . 79,4 Asche 40,5. *) Annalen der Landwirthschaft. 1865. Wochenblatt S. 23. **) Jahresbericht der königlichen landwirthschaftlichen Centralschule zu Weyhenstephan. 1865- S. 111. ***) Ibidem. S. 109. 250 Dünger-Analysen. Der Wasserauszug enthielt: Phospliorsäure . . 4,0 Kalk 5,4 Schwefelsäure . . 2,9 Chlor 13,0 Alkalien Spuren. Der salzsaure Auszug der Asche enthielt: Schwefelsäure 2,1 Eisenoxyd und Thonerde . . 1,1 Kalk 10,!) Magnesia 0,8 Phosphorsäure 4,3 Kali und Natron 7,7 In Salzsäure war unlöslich . 0,G Chlor 13,0 Kieselsäure • 5,6 46,1. Kalksuper- K al k s u p c 1" p li 0 s p li E t au s derselben Fabrik, nach Phosphat fjgpjjjg. *) — 7jVfQ\ untersuchte Proben zeigten fokende Zu- voii Heu- ■•-^ O / o o feid. sammensetzung: I. II. Wasser 11,57 10,08 Organische Substanz . . -23,41 18,75 Stickstoff 1,63 1,20 Kalk 22,85 17,13 Phosphorsäure 21,22 15,75 davon löslich 15,63 14,49 Magnesia 1,55 2,17 Sand und Thon .... . 0,75 17,85 82,98. 82,93. Der durclischnittliclic Schwefelsäurcgchalt betrug 12,13 Proz., Alkalien waren nur in geringer Menge vorhanden, superphos- S u p c r p h 0 s p h a t aus Sombrerophosphorit aus der phataus p^i^j.||. von Hoffmaun & Comp, in Münchersdorf bei .Sombrero- ^ Phosphorit. Köln, von C. Karmro dt.**) — Drei verschiedene Proben enthielten: I. n. lU. Phosphorsäure 21,15 20,52 20,52 Schwefelsäure 22,47 24,58 31,39 Kalk 30,16 28,37 28,67 Sand und Tlion 3,76 3,56 2,36 Andere Bestandthcile und Wasser 22,46 2-2,!>7 17,06 100,00 1(10,00 100,00 Leicht lösliche Phosphorsäure . . 10,66 14,72 19,62 Unlösliche Phosphnrsäure 10,49 5,80 0,90. *) Jahresbericht der königlichen landwirthschaftlichen Centralschule zu Weyhenstephan. 1S65. S. 109. **) Landwirthschaftliches Ccntralblatt für Deutschland. 1865. I. 147. Dünger-Aualyseu. 251 C. Karmro dt ""') analysirtc auch die Präparate der Düngerfabrik zu Griesheim bei Frankfurt am Main. I. II. III. Kali, Natron und Magnesia 2,87 2,92 3,42 Kalk 12,58 11,43 13,15 Eisenoxyd 0,88 0,90 0,77 Phosphorsäure 9,23 8,2G 9,52 Schwefelsäure 4,(J0 4,42 4,82 Sand ■ . 6,32 7,42 G,85 Mineralbestandtheile 36,48 35,35 38,53 Organische Stofl'e und chemisch gebund. Wasser 56,05 57,00 53,75 Feuchtigkeit ■ 7,47 7,65 7,72 100,00 100,00 100,00 Stickstoff 4,34 5,46 5,60 In Wasser lösliche Stoffe: Phosphor säure 4,05 2,64 2,39 Alkalien, Gips, Kalk ■ ■ 12,06 10,23 11,20 Lösliche Mineralstoffe 16,11 12,87 13,59 Organische Stoffe und gebundenes Wasser . . . 27,42 22,43 24,24 Lösliche Stoffe im Ganzen . 43,53 85,30 37,83 Die Präparate Nr. I. und II. führen den Namen „Gries- heimer Guano", Nr.III. wird als Weinbergsdünger empfohlen. Ein nach der Methode von Marillac St. Julien dar- gestellter Kompost enthielt nach C. Karmrodt:*^) Kali 0,20 Natron 1,22 Kalk und etwas Magnesia . . 8,23 Eisenoxyd und Thonerde . . 6,75 Lösliche Kieselsäure 2,15 Phosphorsäure 0,49 Schwefelsäure 9,65 Chlor 0,95 Kohlensäure 4,50 Sand und Thon 44,15 Organische Stoffe 8,71 Wasser 13,00 10(1,0(1. Der Stickstotfg-ehalt war unbedeutend, es fanden sich geringe Mengen von Ammoniak und Salpetersäure. Die Methode von Marillac besteht im Wesentlichen darin, dass die Exkremente von Thieren mit Jauche und etwas Schwefelsäure gut gemischt und mit Ackererde, Wald- *) Zeitschrift des landwirthsch. Vereins für Rheinpreussen. 1865. S. 223. **) Annalen der Laudwirthschaft. 1865. Wochenblatt S. 32. Die Präpa- rate der Dünger- fabrik zu Griesheim. Kompost nach Marillac St. Julien's Methode. 252 Dünger-Analysen. erde oder magerem Lehm zu Kompost verarbeitet werden, dem man scliichtenweise etwas Kochsalz, Gips und Holzasche zusetzt. In der obigen Probe scheinen die Exkremente nur in geringer Menge vertreten gewesen zu sein. Aualyseder Aualysc dcr Aschc des Kuhkoths, von Rako- Asche des , " ' Kuhkoths. wiecki.-^) — Die bei 110° C. getrocknete Masse ergab 1,030 Proz. Asche, enthaltend: Natron 4,982 p,, , , . ^ „„„ \ Natrium 0,633 Chlornatnum.. 1,600 j ^^^^^ _ ^^^^^ Kalk ....... 13,492 Magnesia .... 5,893 Thonerde .... 0,938 Eisenoxyd .... 1,18G Schwefelsäure . 1,839 Phosphorsäure . 14,613 Kieselsäure . . . 50,726 Kohlensäure . . 4,509 99,778. Auffällig ist das völlige Fehlen des Kali's. Abfalle von Abfällc aus cinor Baumwollen Spinnerei und We- berei, nach Lintner.**) — Beim Auflockern der Baumwolle mit dem Wolfe werden aus derselben Reste von Samenkör- nern, Samenkapseln, Staub und Sand entfernt, ausserdem fallen kurze Fasern von Baumwolle heraus. Diese Abfälle ent- hielten nach dem Verfasser: Verbrennliche Stoffe . . 42,71 Asche 57,29 Stickstoff 2,45. In 100 Theilon der Asche wurden gefunden: Sand 79,66 Kalk 4,39 Magnesia 0,79 Chlorkalium 2,08 Chlornatrium 0,85 Eisenoxyd .• 7,30 Schwefelsäure 0,52 Phosphorsäuro 3,62. Diese Abfälle sollen nach landwirthschaftlichen Erfahrun- gen besonders auf Klee günstig wirken. *) Wittstein's Vierteljahrsschrift. Bd. 13, S. 182. **; Jahresbericht der Centralschule zu Weyhenstephan. 1865. S. 101. Dünger-Analysen. 253 Pledermausguaiio, nach E. Hardy.*) — In einer Fiedermans- Grotte bei Chaux-les- Ports fand der Verfasser eine mächtige *" °°' Ablagerung von Exkrementen von Fledermäusen, welche fol- gende Zusammensetzung zeigten : , Feucht. Lufttrocken. Zersetzter Theil. Organische Stoffe 22,8 23,0 10,83 Stickstoff als Ammoniak 5,0 8,7 0,87 Phosphorsäure 1,5 Kieselsäure 4,5 Thonerde, Eisenoxyd und phos- phorsaure Erden 3,4 Kalk 1,3 / *''^ ^''"^ Magnesia, Natron, Lithion . . . Spuren | Salpetersaures Kali 0,3 Kohlensäure 2,5 Wasser . 58,7 21^3 27,7 100,0 100,0 100,0. Die frische Substanz bildet eine schwärzliche, schmierige Masse. Derartige Ablagerungen von Fledermaus -Exkrementen sind bereits mehrfach in Ungarn, Mähren,**) Kraiu, Sardinien***) und Algier f) ent- deckt worden, sie kamen auch eine Zeitlaug unter dem Namen „sardi- nischer Guano" im Handel vor, meistens finden sie sich jedoch nur in geringen Mengen, so dass sie nur ein lokales Interesse haben. Konzentrirter animalisirterDiingervonSilvestre KoDzemrir- , ter animaU- et Comp, in Paris. — üeber dies Kunstprodukt, mit wel- siner düh- chem die französische Industrie die deutsche Laudwirthschaft s" "'°° ^''" vestre & Co. zu beglücken versucht, liegen melirere Analysen vor, welche übereinstimmend die Werthlosigkeit desselben nachweisen. Dasselbe enthält: *) Compt. rend. Bd. 60, S. 1044. **) Jahresbericht 18.59, S. 231. ***) Bulletin de la societe d'encouragement 1857, S. 694. t) Ibidem. S. 694. Journ. de pharmac. et de chimie 1852. S. 276. 254 Dünger-Analysen. Bestandtheile. Analyse vo Gaskalk. Nach Mysyk. 38,4 44,0 14,3 1,5 1,2 0,6 Nach Th. von Goh- ren.**) 38,85 0,12 0,63 28,75 0,30 5,85 0,25 1,95 10,15 1,60 10,50 1,10 Nach Lintner. Nach Fleisch- mann.t-) 10,790 30,039 3,760 0,327 2,244 2,225 1,904 9,710 17,211 21,790 7,00 30,30 0,72 10,00 3,00 11,98 12,00 10,42 2,34 12,78 Wasser Verbrennliche u. flüchtige Stoffe Kali Natron Kalk Kohlensaurer Kalk Schwefelsaurer Kalk Schwefelkalcium Magnesia Eisenoxyd und Thouerde .... Phosphorsaures Eisenoxyd . . . Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure Kohlensäure Sand, Erde, Silikate etc j ~ 100,0 , 100,05 I 100,000 I 100,54 Stickstoff 1,694 1,48 | 3,88 | Spuren Die Zusammensetzung des Fabrikats ist hiernach zwar keine ganz konstante, immerhin aber erscheint der dafür ge- forderte Preis von 3| Thlr. pro Ztr. in keinem Falle gerecht- fertigt. Als nachweisbare Materialien zur Darstellung des Prä- parats werden angegeben: Knochenmehl, schwefelsaures Ammo- niak, Gaswasser, Blut, Gaskalk, Steinkohlenasche und Kehricht. Analyse von Gaskalk, nach Augustus Völker.ff) Gebundenes Wasser und organische Stoffe 7,24 Eiseuoxyd und Thonerde 2,49 Schwefelsaurer Kalk 4,64 Schwefligsaurer Kalk 15,19 Kohlensaurer Kalk 49,40 Aetzkalk 18,23 Magnesia und Alkalien 2,53 Unlösliche kieselartige Masse 0,28 100,00. E. Petcrsttt) fand folgende Zusammensetzung eines Gaskalks : *) Centralblatt für die gesammte Landeskultur in Böhmen. 1865. S. 72. **) Ibidem. S. 309. ***) Jahresbericht der landwirthschaftlichen Centralschule zu Weyhen- ßtephan. 1865, S. 106. t) Zeitschrift des landwirthschaftl. Vereins in Bayern. 1865. S. 426. tt) Farmer's magazine. 1865. S. 329. ttt) Originalmittheilung. Dünger-Analysen. 255 Wassei- 3,3t) Organische Stoßt; (Theor, Cyan etc.) 1,32 Eisenoxyd und Thonerde 1,22 Schwefelsaurer Kalk 1(5,24 Schwcfligsaurcr Kalk 4,96 Schwcfclkalcium 3,23 Kohlensaurer Kalk 20,20 Aetzkalk 48,71 Magnesia 0,.52 Alkalien • ■ 0,24 100,00. Stickstoffgehalt 0,36 Prozent. Völker erapliehlt lebhaft den Gaskalk als Düngemittel für Klee, Espai'sette, Luzerne, Erbsen, Bohnen, Wicken und Rüben zu verwenden. Auch auf Grasland soll derselbe sich sehr vortheilhaft erweisen. Bei der landwirthschaftlicheu Ver- wendung wird man aber darauf Rücksicht zu nelimen haben, den Gaskalk, bevor man ihn in den" Boden bringt, so lange der Luft auszusetzen, bis die darin enthaltenen Schwefelver- bindungen völlig oxydirt sind. Analyse der Hallerdc von dem Erfurter Salz- *"*'5^^ ''°° "^ Hallerde. werke.*) — Wasser 1,7 Sand und Thou 55,3 Chlornatrium 16,4 Kalk 4,6 Magnesia 2,2 Kohlensäure 0,7 KaU 0,1 Schwefelsaure und Phosphorsäure Spuren Kieselsäure mit etwas Eiseuoxyd und Thonerde 19,0 100,0. Der landwirthschaftliche Verein Waldschlösschen spricht sich über die mit diesem Düngemittel erzielten Erfolge sehr günstig aus. > Der Abraum von einer Strasse in der Nähe Berns Analysen enthielt nach Dr. Wander**) in 100 Theilen: "Ltrio'hT' *) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central -Vereins für die Pro- vinz Sachsen. 1865. S. 128. **) Landwirthschaftliches Centralblatt für Deutschland. 1865. II. S. 222. 256 Dünger-Analysen. Gips 1,139 Kohlensaurer Kalk . . 12,045 Kohlensaure Magnesia 0,981 Phosphorsaurer Kalk . 1,133 Eisenoxyd 11,466 Thonerde 4,950 Lösliche Kieselerde . , 1,789 Chloralkalien 0,051 Unlöslich iu Säure . . 57,763 Organische Stoffe . . . 7,209 = 0,210 Proz. Stickstoff Wasser 0,998 99,524, E. Peters*) fand in dem StrassenscMamm einer mit Granit gepflasterten Chaussee in der Nähe von Schmiegel, nachdem im Frühliuge der Schnee aufgethaut war: Kali 0,12 Natron 0,20 Schwefelsaurer Kalk 0,42 Kohlensaurer Kalk 1,14 Kohlensaure Magnesia .... 0,18 Phosphor säur es Eiseuoxyd . 1,46 Eisenoxyd und Eisenoxydul 3,65 Thonerde 2,87 Lösliche Kieselsäure 2,22 Organische Stoffe 11,66 = 0,43 Proz. Stickstoff Sand und Mineralpulver . . . 76,08 100,00. Der Schlamm entwickelte, mit Säure Übergossen, etwas Schwefelwasserstoffgas. Gemahlener Gcmahlencr Peruguano. — Die Düngerfabrik in Mar- tiniquefelde bei Berlin (Dr. Cohn) debitirt jetzt fein gemahle- nen Peruguano mit einem Gehalte von 13 bis 14 Proz. Stick- stoff. Die Verwendung des Guanos ist hierdurch wesentlich erleichtert, auch hat der gemahlene Guano den Vorthcil, dass er sich mit der Streumaschine ganz gleichmässig über den Acker vertheilen lässt und so der Entstehung von Geilstcllcn vorgebeugt wird. Das Lager der Martiniqucfelder Fabrik steht unter der Kontrole von Dr. Hellriegcl, übrigens ist auch dadurch eine Garantie für die gute Beschaffenheit der Waare gegeben, dass nur trockner Guano sich mahlen lässt. *) Landwirthschaftl. Wochenblatt für die Provinz Posen. 1863. S. 72. Peruguano. Dünger-Aualysen. 257 Erwähnt sei hierbei uoch ein von dem Geh. Reg.-Rath Reuning') abgegebenes Urtheil, nach welchem die von den Versuchsstationen aus- geübte Kontrole der Düngerhxger unnütz ist und sogar dem Betrüge, wo dieser beabsichtigt wird, Vorschub leistet. Aus der Begründung dieses ab- sprechenden Urtheils geht hervor, dass der Verfasser die Art und Weise, wie die Kontrole von den Versuchsstationen ausgeübt wird, nicht kennt, in- dem foktisch die von ihm empfohlenen Massregeln für die Ueberwachung des Düngerhandels neben der eigentlichen Lagerkontrole längst in Gebrauch sind. Uebrigcns ist es eine allgemein anerkannte Thatsache, dass die Ver- suchsstationen durch ihre Kontrole wesentlich zur Konsolidation des Dün- germarktes beigetragen haben. Die Einwürfe des Verfassers müssen wir im Originale nachzulesen bitten. — Wir unterlassen es, die Ergebnisse der fortlaufenden Kontrolen der Düngerlager, welche von den verschiedenen Chemikern veröffentlicht wurden, hier zu referiren; im Allgemeinen geben dieselben ein günstiges Zeugniss für die Gestaltung des Düngergeschäfts. — Auch die veröffentlichten Analysen der Stassfurter Salzpräparate über- gehen wir, da die Zusammensetzung derselben im Allgemeinen aus frühe- ren Analysen bereits bekannt ist, und es sich nicht ermessen lässt, wie weit die beobachteten Abweichungen in der Zusammensetzung der ver- schiedenen Präparate als konstant anzusehen sind. — Wir erwähnen endlich noch folgende hierher gehörige Mittheilungen: Die Verfälschungen und Verunreinigungen des Knochenmehls."-') Ueber Torfdünger, von Aug. Vogel. ^) Der animalisirte Kalk.^} Kompostbereitung bei der Zuckerfabrikation, von J. Hatlan. ^) Ueber das Gipsen des Düngers, von W. Hirschfeld.'') Ueber die zweckmässigste Behandlung des Stalldüngers im Stalle, auf dem Hofe und auf dem Felde, von J. Schmidt. ') Düngerf'abrikation, besonders in Norddeutschland, von J. Moser.**) Ueber zweckmässige Behandlung des Teichschlammes, von W. Wicke. ^) Ueber Erdeinstreu in den Viehställen, von Bodo Trott. "^') Die Verwerthung des Ammoniakwassers der Gasfabriken, von Fr. Krocker. ") •) Amtsblatt für die landwirthschaftl. Vereine Sachsens. 1865. S. 37. ^) Landwirthschaftl. Wochenblatt für Schleswig-Holstein. 1865. S. 150. 3) Deutsche illustrirte Gewerbezeitung. 1865. S. 138. 4) Agronomische Zeitung. 1865. S. 273 und S. 807. 5) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 307. 6) Landwirthschaftl. Wochenblatt für Schleswig-Holstein. 1865. S. 09. ') Lüneburgische land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 12. S) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 785. 9) Journal für Landwirthschaft. 1865. S. 161. lO) Landwirthschaftlicher Anzeiger für Kurhessen. 1865. S. 162. 1') Der schlesischc Landwirth. 1865. S. 17. .Jahresbericlit. VIII. \'J 258 Rückblick. Ueber eine neue Art der Düngerbereitung, von Fr. Pless. ') Darstellung von Superphospbat mit bestimmtem Gehalte, von Henry Johnson. 2) Ueber die pflegliche Behandlung der in jeder Wirthschaft vorhandenen Düngermaterialien, von Ruhm.'^) Von der Anlage einer Düngerstätte und der Behandlung des Düngers auf derselben, von Joseph Maier. ■*) Das Präpariren des Bakerguanos, von Max Rösler. ^) De la production du furnier par les betes ä laine, par Mares. ^) Soluble and insoluble phosphates, by R. J. Thomson") and Sam. D. Shirrif. ^) Potash in relation to agriculture, by A. Völker. 9) Farmyard manure, by Cuth. W. Johnson. "^') Superphosphate franrais de Blanchard et Chateau, par J. A. Barral.") Ueber die Verwerthungen des städtischen Kloakendüngers haben ge- schrieben: A. Fölsch,''^) H. Ranke,»^; H. Dullo,») J. von Liebig, '&) Hugo Senftleben,'6) Werden-Psaynten,'") R. Schmidt,!«) Röder,'^») u. and. Rückblick. Auch im Jahre 1865 ist die Kloakenfrage wiederum der Gegenstand einer lebhaften Diskussion gewesen; wir haben zunächst über den Bericht einer von dem preussischen Ministerium für die landwirthschaftlichen An- gelegenheiten ernannten Kommission über diesen hochwichtigen Gegen- stand refeiirt. Es hat sich aus den Verhandlungen und Untersuchungen zur Genüge herausgestellt, dass die Kanalisirung der grossen Städte dem Zwecke der bequemen Beseitigung der menschlichen Entleerungen durch- ^ • aus nicht entspricht, sondern Folgen nach sich zieht, welche schlimmer >) Neueste Erfindungen. 1865. S. 337. 2) Deutsche illustrirte Gewerbezeitung. 1865. S. 20. 3) Mittheilungen des landwirthschaftlichen Central- Vereins für den Netzedistrikt. 1865. S. 54. ■>) Hohenzollernsche landwirthschaftliche Mittheilungen. 1865. S. 1, 5) Polytechnisches Journal. Bd. 173, S. 396. e) Conipt. rend. Bd. 60, S. 1.56. ') Ti-ansactions of the highland and agric. soc. of Scotland. 1865. S.191. s) Ibidem. S. 501. ^) Journal of the royal agric. soc. of England. 1865 S. 368. '(') Mark lane express. 1865. Nr. 1756. 1') Journal d'agriculture pratique. 1865. II. S. 158. 12) Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 148. •■■') Agronomische Zeitung. 1865. S. 133. i-*) Land- und forstwirthschaftliche Zeitung für Prcussen. S. 43. 1^) Mark lane express. 1865. Nr. 1727. 1734. i") Land- und forstwirthsch. Zeitung der Provinz Preussen. 1865. S. 99. 1") Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern. 1865. S. 381. 18) Polytechnisches Journal. Bd. 178, S. 313. 19) Annalen der Landwirthschaft. Wochenblatt. 1865. S. 441. Rückblick. 259 sind, als das Ut'bcl , wclclios man durch die Kanalisirung bekämpfen will. Berücksichtigt man noch den beklagenswerthen Verlust an Düngestoffen, welchen diese Methode bedingt, so erscheint es völlig gerechtfertigt, dass dieselbe in neuerer Zeit mehr und mehr beseitigt und durch das Abfuhr- system verdrängt wird. Nach dem Kommissionsgutachten lässt sich diejenige Einrichtung als die zweckmässigste ansehen, wobei die Aufsammlung der Exkremente in wasserdichten und verschliessbaren Külicln stattfindet, die bei der Entleerung verschlossen und dann abgefahren werden. Wo dies Verfahren nicht sogleich eingeführt werden kann, da sind die Al)trittgruben wasserdicht und mit gewiilbter Decke herzustellen, ihre Entleerung ge- schieht auf geruchlose Weise mittelst Pumpen unter Veibrennung der stin- kenden Gase oder durch luftleer gemachte eiserne Kessel. Gleichzeitig findet noch eine Desinfektion der Ijatrinen durch Eisenvitriol statt. Die Verarbeitung der Kloakeumasscn zu einem konzentrirten Dünger ist nicht zweckmässig, am voitheilhaftesten ist es, dieselben entweder direkt auf den Acker zu bringen oder in wenig kostspieliger Weise durch Zusatz von wasseraufsaugenden Substanzen einen Kompost daraus darzustellen. Der schnellen Zcrsetzbarkeit des Düngers halber erscheint eine nicht zu reich- liche, aber alljährlich wiederholte Düngung vortheilhaft, für humusarme und humusbedürftige Felder empfiehlt sich eine abwechselnde Verwendung von Strohdünger und Kloakendünger. — lieber den Kalkverbrauch bei dem Mosselraann'schen Verfahren machte Rü hl mann Mittheilungen, welche sich auf die Angaben des Erfinders dieser Methode gründen. Hier- nach können HO Masstheile ungelöschter Kalk, 40 Masstheile Urin und 200 Masstheile feste Exkremente zu jeder Jahreszeit in eine handlige Masse umwandeln. Im Sommer genügen 60 Theile Kalk auf 30 Tlieile Urin und 200 Theile Exkremente, im ersten Falle enthält der erhaltene Dünger 25, im letzteren 20 Proz. Kalk. — Ueber das in Stettin in Anwen- dung gekommene Müll er- Schür 'sehe Verfahren lauten die Berichte sehr günstig. Hierbei findet zunächst eine Trennung der festen Exkremente von dem Urin statt, letzterer wird durch saure Torferde, der man noch saure Stoffe oder saure schwefelsaure Magnesia zusetzt, filtrirt und das Filtrat in den Rinnstein geleitet. Wenn der Urin hierbei frisch verwandt wird, so dürfte der Stickstoflgehalt desselben für Düngezwecke verloren gehen und eine spätere Zersetzung der filtrirten Flüssigkeit in den Rinnsteinen nicht zu vermeiden sein. Vortheilhafter wäre es wohl, wenn derHarustoft' des Urins vorher durch Gährung in Ammoniak übergeführt würde. Die festen Exkremente werden bei diesem Verfahren mit einer Mischung von Kalk und Holzkohlenpulver geruchlos gemacht und ausgetrocknet. — Henry Moule schlügt zu gleichem Zwecke die Einstreu von trockner Erde in die Abtrittgruben vor, auch diese Methode verdient empfohlen zu werden, für grosse Städte ist sie jedoch des umständlichen und kostspieligen Transports der Erde halber nicht anwendbar. — Nach Mac Dougall ist eine Mischung von karbolsaurem Kalk mit schwefligsaurer Magnesia ein vorzügliches Desinfektionsmittel für Stallungen, auch zum Geruchlosmachen der Latrinen dürfte dies Mittel mit Vortheil zu benutzen sein. — Zur Präparation von Lederabfällen zur Düngung werden neuerdings überhitzte 17* 260 Rückblick. Wasserdäm[tfe benutzt; Reichardt zeigte, dass der Zweck in noch besserer Weise durch Behandlung des Leders mit Alkalien erreicht werden könne. — Ueher die Gewinnung von Kali aus Feldsijath luiben H. Dullo und J. Giudre Untersuchungen augestellt, welche jetzt indess kein besonderes Interesse mehr gewahren können, da die Kalisalzfabriken in Stassfurth das Kali zu ausserordentlich billigen Preisen liefern. Bis jetzt liefert Stassfurth zwar nur schwefelsaures Kali und Chlorkalium, doch wird auch die Herstellung anderer Kalisalze aus dem Carnallit keine besondere Schwierigkeit haben, wenn sich herausstellen sollte, dass für landwirth- schaftliche Zwecke eine andere Verbindung des Kalis wünscheuswerth ist. — P. Bretsch ueider empfiehlt die phosphorsäurchaltigen Mineralien derart zur Düuguug \ orzubereitcu , dass man dieselben iu Salzsaure löst und die Auflosung mit Kalkmilch ueutralisirt. Man erliält so dreibasisch phos- phorsauien Kalk von höchst feiner Zertheilung, welcher sich im Erdboden rasch wieder auflöst. Diese Methode zeichnet sich vor der gewöhnlichen Superphobphatbereitung dadurch aus, dass die Säure weit vollständiger einwirkt und anstatt der Schwefelsäure die billigere Salzsäure benutzt werden kann. — Neue Quellen von Phosphorsäurc sind der Landwirth- schaft eröffnet in den Phosphoritlagern von Spanien und Nordwales und in den Abfällen bei der Verarbeitung von Brauneisenstein auf Eisen, na- mentlich die neu entdeckten Lagerstätten in Spanien scheinen eine wich- tige Ausbeute für laudwirthschaftliche Zwecke in Aussicht zu stellen. — E. Lesieur macht auf die Darstellung von phosphorsaurer Ammoniak- Magnesia zur Düngung aufmerksam, dies Doppelsalz ist zwar schon mehr- fach als Düngemittel in Vorschlag gebracht worden, doch hat es l>isher eine weitere Verbreitung nicht gefunden. — Ueber die Verwendung des Moorkalks als Düngemittel machten E. Wolff und E. Peters Mittheilun- gen, aus denen hervorgeht, dass die Verwendung der Substanz im rohen Zustande nicht rathsam ist, sehr vortheilhaft erscheint dagegen eine Kom- postbereitung aus Moorerde und Moorkalk unter Zusatz von Stallmist, Jauche, Knochenmehl, Holzasche etc. — Frhr. von Seh or lern er be- sprach die Plaggendüngung und die traurigen Folgen, welche diese in einigen westphälischen Bezirken nach sich gezogen hat. Die Plaggenwiithschaft ist hiernach als eine echte Raubwirthschaft zu bezeichnen, indem dabei einem Theile des Areals die ärmliche Haidcnarbe entnommen wird, um damit dem andern Theile einen — noch dazu sehr unzureichenden — Er- satz für die ihm mit der Ernte entnommenen Pflanzennährstofi'c zu leisten. Die Zahl der im verflossenen Jahre ausgeführten Düngeranalyseu ist wiederum sehr beträchtlich. Zunächst haben wir die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen mitgetheilt, welche die Zusammensetzung der Kloakeumas- sen betrafen. Wir ersehen hieraus, dass der Gehalt an Diingebestand- theilen darin sehr beträchtlich schwankt, je nachdem die Aufsammlung mit grösserer oder geringerer Sorgfalt geschieht und eine Vermischung mit Wasser stattfindet oder nicht. Weitcrc Analysen betrafen: Das Ber- liner Dung])ulver aus der Fabrik von A. Voigt (Ileidcpriem), die Dresdener Poudrette (H. Fleck), den Kölnischen Kompostdünger (Th. Kyllj, das Dün- gepulver aus der Fabrik von Amende und Vilter in Berlin (Heidepriem) Litci-alur. 261 den Blütdünger von F. Ilofmeier in Wien (Th. von Gohrcn), den konzen- trirten Dünger der Mannheimer Fabrik (C. Karmrodt), das Düngepulver von "Wimmer in Landshut (Lintner), den Wiesendünger und das Superphos- phat der Fabrik zu Ileufeld (Hering), das Superphosphat aus Sombrero- phDsphorit von Iloffmann und Comp. (C. Kai*mrodt), die Präparate der Düngerfabrik zu Griesheim fDcrselbe), die Abfälle aus einer Uaumwollen- spinnerei (Lintner), den Fledermausguano fE. Ilardy), die Asche des Kuh- koths (Rakowiecki), den Gaskalk (A. Volker und E. Peters), die Hallerde des Erfurter Salzwerkes, den StrassenaDrauni (Wander, I'eters) und den gemahlenen Peruguano. Eiu von Paris aus versandtes Kunstprodukt „konzentrirter animalisirter Dünger von Silvestre & Comp." hat die ver- diente Zurückweisung durch verschiedene Analysen gefunden. Im Allge- meinen ist anzuerkennen, dass die Gestaltung des Düngermarktes mehr und mehr an Eeellität gewinnt, wenn auch nicht zu leugnen ist, dass noch fortwährend wcrthlose Substanzeu unter vielversprechenden Namen und zu hohen Preisen angeboten werden. Gewöhnlich aber werden diese Be- trügereien durch die Thätigkeit der Versuchsstationen bald entlarvt. Literatur. Darstellung des in Stettin erfolgreich zur Anwendung gekommenen Müller -Schür'schen Systems zur Abfuhr menschlicher Exkremente und Kritik des Kanalisirungssystems in Verbindung mit Waterklosets. Zusam- mengestellt nach den Verhandlungen der polytechnischen Gesellschaft zu Stettin. Stettin, von der Nahmer. Das rationelle Düngerwesen als das beste Mittel gegen Bodenverar- armung, von Adolf Laubinger. Weimar, Voigt. Der Düngermangel und seine Beseitigung durch rationelle Samen-, Menge- und Gründüngung, von Wilh. Schütte. Nordhausen, Büchting. Landwirthschafthches Düngerwesen, nach C. J. A. Matthieu de Dom- basle's hinterlassenen Schriften, eigenen Erfahrungen in der Schweiz und im Ausland, dem A. Rouna'schen Berichte über Superphosphate in England, nebst einer kurzen Agrikulturchemie, von J. Heinr. Im Thurm. Frauen- feld, Huber. Das Geruchlosmachen, die jährliche Menge und der Werth des Ab- trittdüngers. Ein Beitrag zur Kloakenfrage, von W. Bernatz. München, Finsterlin. Vorschläge zur Einrichtung von Dungstätten, von .1. Hektor. Aachen, Mayer. Die Fabrikation des Düngers, von J. Rohart. Aus dem Französischen übersetzt von Chr. Heinr. Schmidt. Weimar, Voigt. 262 Literatur. Die Abfuhr und Verwerthung der Düugestofi'e in verschiedenen deut- schen und ausserdeutschen Städten und darauf bezügliche Vorsehläge für Berlin, von C. von Salviati, 0. Röder und H. Eichhorn. Berlin, Wie- gandt und Hempel. Die Düngerwirthschaft des Landwirths, von G. Wunderlich. Leipzig Wilfferodt. Les engrais devaut l'agriculture, suivis do considerations generales sur l'eau au point de vue de l'alinientation , de l'industrie et de Fagriculture par E. Röchet. Bordeaux. The agricultural value of the sewage of London, by E. Stauford. A treatise on the sanitary managemcnt and utilisation of sewage, by W. Meuzies. The great London question of the day, or, can Tbames sewage be converted into gold? by A. B. Granville. ^<^>^v/- Düngimgs- und Kulturversuche. Zur Frage über die Saraendüngung liegen Aeus- ueber die serungeu vor von W. Scluimacher^) und H. Belieim- Schwarzbach.''^'^) — W. Schumacher empllehlt die Sameu- düngung auf Grund eigener Erfahrung und der Versuche von Ritthausen, Die günstige Wirkung derselben erklärt er da- durch, dass die Sauiendüngung eine kräftigere Entwickelung der jungen Pflanzen bewirkt, namentlich wenn hierzu stickstoff- reiche Düngestoflfe benutzt werden. So wie der kandirte Same sein Würzelchen entwickelt hat, findet die Keimpflanze schon eine reiche Nährstoffqnelle in der nächsten Umgebung vor; das Keimpflänzchen nimmt sofort Nährstoife in reichlicher Menge auf und sobald es anfängt zu assimiliren, kann es auch schon organische Substanz in reicher Menge erzeugen, wodurch die Bedingungen zu einer kräftigen Entwickelung gegeben sind. Der Samendünger bewirkt zunächst eine vollkommnere Wur- zelentwickelung und in Folge dessen eine reichere Ernährung der Pflanze, womit auch die Produktivität derselben gesteigert werden muss. Nicht minder wirkt die frühzeitige kräftige Ent- wickelung der Blätter auf die üppige Ausbildung der Pflanze, weil diese befähigt wird, in ihrem ersten Entwickelungsstadium schon reichlich die Nährstoffe der Atmosphäre aufzunehmen, wodurch die Produktion von organischer Substanz in immer mehr steigendem Verhältnisse zunimmt. Aus denselben Ursa- chen ist die Entwickelung der Pflanzen im Allgemeinen schnel- ler, namentlich die Entwickelung der Blüthenperiode. Der Verfasser bemerkt hierzu aber ausdrücklich, dass man nicht Samendün- gung. *) Annalen der Landwirthschaft. 18G5. Woclienblalt. S. "JOo. **) Ibidem. S. 295. 264 Düngungs- und Kulturversuche. glauben dürfe, durch den Samendünger die Zuführung von Düngestoffen zum Erdboden ersparen zu können, im Gegen- theil bedinge die gesteigerte Entwickelung der Pflanzen eine um so stärkere Entnalimo von Nährstoffen aus dem Boden. Empfehlenswerth ist, nach Schumacher, die Samendüngung besonders bei Gewächsen, welche erst spät im Frühjahre aus- gesäet werden können , oder wenn ungünstige Witterung die Aussaat verzögerte, so bei Runkelrüben, Möhren, Sommer- halmfrüchten und Sommerölfrüchten. Auch für solche Samen, welche wenig organiscKes Bildungsmaterial enthalten, erscheint die Samendüngung vortheilhaft, und vielleicht ist diese Art der Düngerverwendimg auch dann mit Vortheil zu benutzen, wenn ein augenblicklicher Maugel an Dünger die höchste Aus- nutzung desselben durch die erste Ernte wünschenswerth macht. H. Beheim-Schwarzbach macht hiergegen geltend, dass die Pflanze während ihrer Keimungsperiode noch nicht das Vermögen l)esitzt, zu assimiliren und organische Substanz zu erzeugen. Nach dem Verfasser ist die junge Pflanze wäh- rend der Keimungszeit am meisten den Beschädigungen durch äussere Schädlichkeiten ausgesetzt. Alle Mittel daher, welche die Pflanze so schnell wie möglich über diese gefahrvolle Pe- riode hinausbringen, sichern die Produktivität. Die Samen- düngung ist hierzu aber nicht geeignet, im Gegentheile wird durch das Kandiren der Samen die Keimzeit durch die Ab- haltung des Sauerstoffs von dem keimenden Samen verlängert, ja es tritt wohl gar ein Faulen des Samens ein. Eben so wenig hält der "Verfasser das Einquellen der Samen für ge- eignet, um eine raschere Entwickelung der Keimpfläuzchen zu veranlassen, empfohlen wird dagegen die Auswahl der voll- kommensten Samenkörner als Saatgut, Samenwechsel, Drill- kultur und sorgsame Bodenkultur. A. MüUer's Thcorio der Gipsdüngung, nach A. Müller.^) — Theorie der p^^ Vcrfasscrs Ausichtcu über die Gipsdüngung sind in nach- (iipS- '- O C düDgung. folgenden Punkten zusammengefasst: 1. Der Gips vermag nur in sehr beschränkter Weise als solcher in die Pflanze überzugelien, er kann darum kaum ein direktes Plianzennahrungsmittcl genannt werden, zumal *) Erdmanu's Journal. ISG;"). Bd. i)5, S. 40. Düngungs- und Kulturvorsuche. 260 wohl nur liöclist selten ein an Kalk und Scbwefelsäure im Verhältnisse zum Bedürfniss der Pflanzen zu armer Boden ge- funden wird. 2. Der Gips kann nur sichtlichen Erfolg haben, wenn durch Gegenwart von kohlensaurem Ammoniak eine Umwand- lung in kohlensauren Kalk und schwefelsaures Ammoniak möglich ist. 3. Diese Umwandlung bewirkt entweder das kohlensaure Ammoniak der Atmosphäre, in welchem Falle der auf die Blätter ausgestreute Gips den meisten Erfolg gewährt, oder das einem humusreichen Boden entströmende kohlensaure Am- moniak, in welchem Falle eine Bedeckung des Bodens mit Gips vortheilhafter erscheint — übrigens je grösser die Zer- theilung, um so leichter die Umwandlung. 4. Der gebildete kohlensaure Kalk, welcher sich in höch- ster Zertheilung befindet, dient, durch kohleusäurehaltiges Wasser aufgelöst, entweder direkt als Fflauzennahrungsmittel oder als Beförderer der Verwitterungsprozesse und Mineral- metamorphoscn. 5. Das miterzeugte schwefelsaui'e Ammoniak ist ebenfalls nur in sehr untergeordnetem Grade ein unmittelbares Pflanzen- nahrungsmittel. 6. Unter günstigen Bedingungen findet unzweifelhaft eine Rückbildung mit dem geschwisterlichen Kalkkarbonat statt, so dass der Gips ein Konservator und Moderator des Ammonium- karbonats genannt werden dürfte. 7. In den sicherlich zahlreicheren Fällen versinkt jedoch das sehr lösliche schwefelsaure Ammoniak schnell in die Ackerkrume und unterliegt dort den mannigfaltigsten Um- setzungen. 8. Eine erste Reaktion übt es auf alle löslichen Salze mit stärkeren Basen und schwächeren Säuren aus, als da sind : die ^Verbindungen der fixen Alkalien und des Kalks mit Koh- lensäure, Salpetersäure, Salzsäure, Phosphorsäure, Kiesel- säure, Humussäure etc.; das Produkt ist allemal ein stick- stoflfreiches, leicht assimilirbares Pflanzennahrungsmittel. 9. Einen vielleicht noch wichtigeren Einfluss äussert das tiefer in den Boden eindringende schwefelsaure Ammoniak auf die vorhandenen, aber unlöslichen Erdphosphatc und Kalisili- 266 Dünguiigs- und Kulturversuche. kate; die ersteren werden löslicher, aus den letzteren wird das Kali abgeschieden. 10. In Berührung mit doppelt-kohlensaurem Kalk verwan- delt es sich, besonders leicht in verdünnteren Lösungen, wie die anderen Alkalisulfate in Bikarbonat, während nebenher Gips sich abscheidet. Eine tief wurzelnde Pflanze ist dem- nach im Stande, fast sämmtlichen Stickstofl" des beregten Am- moniaksalzes an sich zu ziehen, ohne durch die früher beige- sellte Schwefelsäure gehindert zu werden, diese versinkt mit Kalk in den Untergrund und in das Drainwasser, welches eben durch Gipsgehalt und Armuth an Ammoniaksalzen merk- würdig ist. 11. Der Gips kann demnach nur auf reichem, wenngleich wenig aufgeschlossenen Ackerboden Nutzen schaffen, voraus- gesetzt, dass die physikalische Beschaffenheit keine ungünstige ist; auf armem Boden kann leicht ein Uebergipsen des Bo- dens stattfinden, d. h. durch zu grosse Mengen Gips werden die vorhandenen, geringen Mengen der löslichen Salze nahezu vollständig in Sulfate verwandelt und somit für die Pflanze ungeniessbar gemacht. 12. Der Gips kann nur tief wurzelnde Gewächse auffallend im Wachsthum unterstützen, da seine Wirkung tief in den Un- tergrund hinein sich erstreckt. 13. Den günstigsten Erfolg des Gipsens beobachtet man bei der Kleekultur, nicht weil der Klee eine Kalkpflanze ist, sondern durch das rege Verlangen nach Stickstoff, Kali und Phosphorsäurc charakterisirt wird. 14. Das Gipsen des Klees erweist sich als heilsam be- sonders im Frühjahre, wo die Pflanze anfängt, ihre Wurzeln in den Untergrund zu senken, wo ausserdem die meteorologi- schen Verhältnisse die günstigsten sind. 15. Glückli(;h gegipster Klee hat meistens eine gute Nach- fruclit im Gefolge, weil dui-cli das in der Erde verbleibende Wurzelwerk bei dem allmähh'clien Absterben von den äus- sersten Wurzelspitzcn her der löslich gemachte und angesam- melte Bodenreichthnm alhnäldieh der jungen Pflanze darge- reicht wird. 16. Klee als Nachfrucht des Klees wii-d nur dann zu bauen sein, wenn man dem Boden bis tief in den Untergrund Düugungs- iiiul Kulturvcrsuche. 267 hinein die entzogenen Mengen Kali und Pliospliorsäure schnell wieder zu ersetzen vermag, vielleicht durch abwechselnde Düngung mit Potasche und Kalksuperphosphat, wofern nicht die verwesenden Rückstände der älteren Generation ein phy- siologisches Hinderniss für die junge Kleepflanze sind. Bekanntlich haben die zahlreichen Untersuchungen über die Wirkung des Gipses als Düngemittel keine in allen Punkten übereinstimmende Re- sultate geliefert; A. Müller ist der Ansicht, dass durch die neueren Ar^ beiten die Gipsfragc nicht viel weiter gediehen sei, als in den obigen Punkten, welche bereits im Jahre 185G aufgestellt wurden, dargelegt wor- den ist. Wir können uns hierbei darauf beschranken, auf die gediegene Abhandlung über den Gips von F. Hulwa*; in dem Wilda'schen Central- blatte zu verweisen, in welchem die verschiedenen Ansichten der Agrikul- turchemiker wie die Ergebnisse der zahlreichen Untersuchungen über diesen Gegenstand übersichtlich zusammengestellt sind. Als ein neues Moment für die Beurtheilung der Wirkung des Gipses dürfte der Einfluss desselben auf die im absorbirtcn Zustande im Erdboden enthaltenen Substanzen zu be- rücksichtigen sein, worauf zuerst von E. Peters*''') hingewiesen wurde. Auch Fr. Stohmann**^) erklärt die Wirkung des Gipses dadurch, dass derselbe das in der Ackerkrume im absorbirten Zustande enthaltene Kali auflöst und in den Untergrund führt, wo die Kleewurzeln es vorfinden. Der Gips wirkt nicht direkt als Düngestoff, sondern indirekt als Transport- mittel der Nährstoffe von einer Schicht der Ackerkrume in die andere, wo- hin sie ohne die Vermittelung des Gipses nicht gelangen können. lieber die geringe Wirkung der Stallmistdün- ueher die gung auf gipsreichen Böden, von Dr. Breidenstein.f) tüng der — Schon mehrfach ist beobachtet worden, dass auf sehr gips- staiimist- reichen Böden die Düngung mit Stallmist fast ohne allen Er- GipTböden. folg bleibt. Der Verfasser hatte Gelegenheit diese Beobach- tung in Schlanstedt auf einem Boden bestätigt zu sehen, wel- cher im Untergrunde 65,84 und in der Ackerkrimic 25,9 Proz. Gips enthielt. Die Verwesung des Düngers wird in solchem Boden nicht verhindert, gleichwohl kommt das liierbei entste- hende Ammoniak nicht zur Wirkung. Ebenso erweisen sich Düngungen mit kolüensaurcm Kali (Holzasclie) darin unwirk- sam. Der Verfasser nimmt an, dass die durch Zersetzung des kohlensauren Kalis und kohlensauren Ammoniaks mit dem Gips gebildeten Sulfate sich mit diesem zu Doppelsalzen ver- *) Landwirthschaftliches Centralblatt für Deutschland. 1803. I. S. 414. **) Zeitschrift für deutsche Landwirthe. 18G0. S. 302. ***) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins für die Provinz Sachsen. 1865. S. 23. f) Ibidem. S. 22. Vegetations- 268 Düuguugs- und Kulturversuclie. einigen, welche in Was.'^er schwer löslich sind. Die Existenz eines Doppelsalzes von schwefelsanrem Kali und schwefelsau- rem Kalk ist von Philipps und Rose*) dargethan. Ein glei- ches Verhalten nimmt Breidenstein auch für das schwefel- saure Ammoniak an. nach dessen Eintritt in die Verbindung seine Oxydirbarkeit zu Salpeter aufhört, so dass keine Bildung von Salpetersäure stattfindet. — Kochsalzhaltige Gipsböden zeigen diese üebelstände nicht, desshalb ist unter geeigneten Umständen eine reichliche Kochsalz diingung zu empfehlen. Kali und Phosphorsäure empfiehlt der Verfasser bei derartigen Böden in der Form von Chlorkalium und mit Salzsäure dar- gestelltem Superphosphat zuzuführen. Die Ansicht vun Breidenstein, dass Gipsböden durch reichliche Kochsalzdüngungen verbessert werden können, ist von L. Thiele- An- derbeck**) auf Grund praktischer Erfahrungen bestätigt worden. Künstlicher Boden zu Vegetation s versuchen, von W. Knop.***) — Der Verfasser giebt folgende Vorschrift ve"rsuchen. zur Hcrstellimg einer künstlichen Bodenmischung: Man löst ein 15t) Gewichtstheilen Thonerde (3 Aequiv.) entsprechendes Quantum käuflicher scliwefelsaurer Thonerde in einer grossen Menge Wasser auf und versetzt die Lösung mit einer ebenfalls sehr verdünnten Auflösung von Kaliwasserglas, welche 184 Ge- wichtsthcilc (4 Aequiv.) Kieselsäure enthält. Die Wasserglas- lösung wii'il vorlicr mit einer verdünnten Lösung von andert- halb kohlensaurem Ammoniak in der Menge versetzt, dass sie nach dem Mischen doppelt soviel Ammoniak enthält, als zur Sättigung der Schwefelsäure in der schwefelsauren Thonerde erforderlich ist. Der Niederschlag von kieselsaurer Thonerde wird mit einer sehr verdünnten Auflösung von kohlensaurem Anmioniak ausgewaschen, bis er frei ist von aller basisch schwefelsauren Thonerde und dann zum grössten Theile bei 250 bis 300 " C. getrocknet. Eine künstliche Fe in er de setzt man nun folgendermassen zusammen: 94 Theile der bei 300" getrockneten kieselsauren Thonerde, 5 Theile ungetrocknetc kieselsaure Thonerde, *) Jahresbericlit von Liebig. 1850. S. 21)8. *■*) Zeitsclirift d. landw. Ccntralvereins für die Prov. Sachsen. 1865. S.225. ***) Die buuhvirtlischaftlichen Versuchsstationen. Ed. 7, S. 341. Düngun^s- und Kulturversuche, 269 0,5 Tlieile frisch gelalltes Tiioiierdehydrat, 0,5 Theile phosphorsaures Eisenoxyd. Einen künstlichen Boden gewinnt man, indem man diese Feinerde unter einem Quantum Glasperlen vertheilt. — In einem derartigen Boden wachsen nach Knop Land- pflanzen ganz normal, wenn man ihn mit einer Lösung von Nährstoffen begiesst. Auch eignet derselbe sich, um Versuche mit humosen Substanzen anzustellen, die man ihm beimischt. Knop verweist hierbei darauf, dass die bei den neueren Kulturver- suchen in wässerigen Nährstofflösungen erlangten werthvollen Aufschlüsse über die Bedürfnisse der Pflanzen eine Prüfung des Einflusses, welchen der Boden auf das Pflanzenwachsthum ausübt, dringend nothwendig macht. Die zu diesem Zwecke empfohlene künstliche Bodenmischung dürfte jedoch wegen ihres Gehalts an Kali, Ammoniak, Eisenoxyd, Phosphorsäure etc., in manchen Fällen auch wegen ihrer absorbirenden Kraft, nur eine be- schränkte Anwendung finden können. Ausserdem dürfte das Auswaschen des gelatinösen Niederschlags von kieselsaurer Thonerde die Herstellung grösserer Mengen desselben mindestens sehr schwierig machen. Die Ver- wendung von Sand zu Kulturversuchen tadelt Knop, weil die vollständige Entfernung der thonigen Theile durch Schlämmen zu lunständlich sei, an- statt des reinen Sandes räth er dagegen, die Pflanzen lieber direkt in wässerigen Lösungen zu kultiviren. Düngungsversuche bei Winterraps, von Paul oüngungs- Bretschncider.*) — Die hierzu benutzten 11 Vcrsuchsfcl- 7""^'>^''^' ^ Winterraps. der a 90 Quadratruthen Grösse hatten vorher einen Kleeschnitt ergeben, die Klcestoppel wurde am 24, Juni umgebrochen, dann blieb der Acker bis zum 4. Juli, wo er geeggt und ge- walzt wurde, in rauher Furche liegen. Von den Versuchsfel- dern erhielten 8 eine Düngung mit 300 Ztr. guten verrotteten Stalldüngers, welcher 9 Zoll tief untergepflügt wurde. Am 12. August wurden nach vorgängigem seichten Exstirpiren des Ackers die künstlichen Düngestoffe ausgestreut und eingeeggt, der Acker zur Saat gewalzt und am 14. August der Eaps in 18 Zoll Entfernung ausgedrillt. Da aber kurz nach der Saat ein starker Regen den Acker verschlämmte und der Raps un- egal auflief, so wurde er am 23. August ausgeackert und das Land von neuem mit Raps bedrillt. Jetzt fand ein regelmäs- siges Auflaufen statt und die Saat erreichte im Herbste einen sehr gleichmässigen günstigen Stand, sie kam auch gut durch *) Mittheiluugen des landwirthschaftlichen Central -Vereins für Schle- sien. 1865. 14. Heft, S. 40. 270 Dünguugs- und Kulturversuche. den Winter, Im Frühjahre zeichnete sich die mit Chilisalpeter gedüngte Parzelle durch Ueppigkeit aus, sie entwickelte sich aber etwas langsamer, ihr folgten die beiden ohne Stallmist aber mit viel Abraumsalz neben phosphorsaurem Kalk und Gips gedüngten Felder. Am ungünstigsten stand der Raps auf der nur mit Stallmist gedüngten Parzelle. Die Blüthe be- gann Ende April und dauerte bis in die letzte Hälfte des Mais. Grcschnitten wurde der Raps am 17. — 18. Juni, als die Samenschalen der ältesten Samen sich zu färben begannen. Der Raps hatte von der Knollenmade (Larve von Ceutorhyn- ehus assimilis?) und zur Blüthezeit von Haltica oleracea, Ceutorhynchus assimilis und anderen Insekten zu leiden. lieber die beuutzteu Diuigestoffe ist zu bemerken, dass der Gips 10 Pro- zent Unreinigkciten, der phosphorsiiure Kalk [nach des Verfassers Methode dargestellt*)] 38,10 Proz. basisch phosphorsauren Kalk, der Chilisalpeter 96 Prozent salpetersaures Natron enthielt; das Abrauinsalz bestand aus 9,99 Proz. Kali, 12,21 Proz. Magnesia, 14,41 Proz. Natron, 7,97 Proz. Schwe- felsäure, u8,77 Proz. Chlor und 25,o8 Proz. Wasser, Sand und Thon (8,73 Proz. für Sauerstoif abzurechnen). Der Stallmist enthielt 0,46 Proz. Stick- stoff, 0,476 Proz. Kali und 0,141 Proz. Phosphorsäure. Die Erträge sind nachstehend verzeichnet: Per 1 preuss. Morgen. ■w Körner, Kürner, Stroh. Scho- Gesammt- Nr. Düngung. gute. geringe. ten. ernte. l'fiiiid. 1 Pfund. rfund. Pfund. Pfund. 1. 300 Ztr 300 „ Stallmist 475 .515 52 56 1022 1388 488 472 2037 2. -f 1 Ztr. Gips .... 2381 3. 300 „ n 1 1 n w .... 527 40 1138 494 2199 4. 300 „ „ -f- 1 „ Abraumsalz 495 24 990 566 2075 5. 300 „ -4- '> 522 44 1098 570 2234 6. 300 „ « ~l~ 3 „ „ 496 44 1050 588 2178 7. 300 „ n t" -^ 15 J5 577 16 1248 664 2505 8. 300 „ 15 ~r* •* 15 55 586 36 1330 594 2546 9. 13 „ Abraumsalz -f - Ztr. jihosphor- saureu Kalk + 1 Ztr. Gips . . . 642 34 1277 578 2531 10. 13 „ Abraum salz -j- 2 Ztr. i)hosphor- sauren Kalk -j- 1 Ztr. Gips . . . 602 22 1354 598 2576 11. 3 „ Chilisalpeter 754 52 1430 829 3065 Die günstigste Wirkung hat hiernach der Chilisalpetcr ge- habt, dann folgte die Mischung von Abraumsalz, phosphor- saurem Kalk und Gips, auch ein Zusatz von Abraumsalz zu dem Stallmiste wirkte günstig, mit Ausnahme der Parzelle Nr. 6, welche durch unbekannte Einflüsse beeinträchtigt tu *) Vergleiche Seite 239. DOngungs- um] Kulturversuche. 271 sein scheint. Etwas erhöht sind auch die Erträge durch Zu- satz von Gips zu dem Stallmist. Ueber die Qualität der geernteten Samen geben nachste- hende Analysen Auskunft: Nr. der Parzelle. Wasser. Trockensubstanz. Stickstoff. Oel. 1. 6,83 93,17 2,80 4,3,32 2. 6,76 93,24 2,72 42,27 3. 6,62 93,38 2,82 43,05 4. 6,65 93,35 2,76 43,53 5 6,38 93,62 2,88 43,24 6. 6,89 93,11 2,90 43,13 7. 7,10 92,90 2,78 43,51 8. 6,95 93,05 2,76 43,09 9. 6,73 93,27 2,85 43,97 10. 6,77 93,23 3,10 41,72 11. 6,80 93,20 3,21 40,46 12.*) 7,45 92,55 2,98 44,09. Die Samen hatten hiernach nahezu gleiche Zusammenset- zung, der geringere Oelgehalt der Samen von Parzelle 11 er- klärt sich durch geringere Reife, die Vcrgleichung mit Nr. 12 ergiebt, dass die frühe Einerntung des Rapses auf Kosten des Oelgehalts der Samen geschieht. Nach Aberntung des Rapses wurden die Versuchsfelder mit Weizen bestellt und lieferten im folgenden Jahre nachste- hende Erträge : Nr. der Parzelle. Korner, gute. Körner, geringe. Stroh und Spreu. rfiiiKi. Pfund. Pfiiiid. 1. 988 38 2812 2. 888 66 2544 3. 984 132 2804 4. 898 66 2552 5. 962 18 2650 6. 884 36 2424 7. 958 40 2744 8. 794 46 ? 9. 888 61 2469 10. 978 46 2198 11. 961 38 2160 Den höchsten Ertrag lieferte hierbei der Stallmist, auch der Chilisalpeter zeigte im zweiten Jahre noch eine gute Wirkung, bei den übrigen Parzellen ergiebt sich keine Uebercinstimmung. *) Nr. 12 ist mehr ausgereifter Raps von einem mit Stallmist gedüng- ten Felde. 272 Düngungs- uud Kulturrersuche. Düngongs- P. Br et schnei der*) berichtete ferner über eine Reihe von Abraumsalz Dünguugsvcrsucheu, deren Zweck war, zu ermitteln, welchen bei Roggen, ß e s t a n d t h 6 i 1 cn das Stassfurther Abraurasalz seine Wirkung verdankt. — Die Versuche wurden an verschie- denen Orten in Schlesien und zwar als üeberdüngung von Roggenfeldern ausgeführt. Als Grundlage der Düngungen v.urde 1 Ztr. Stassfurther Abraumsalz per Morgen angenom- men, die anderen Felder erhielten Kochsalz, Cülormagnesium und Chlorkalium in solchen Mengen, wie in 1 Ztr. Abraumsalz enthalten waren. Das benutzte Abraiimsalz enthielt: Wasser 27,43 In Wasser Unlösliches . . 1,81 Magnesia 11,90 Kali 8.80 Natron 13,53 Chlor 35,53 Schwefelsäure ■ . 8.62 107,62 Sauerstoff ab für Chlor . 8,01 99,61. Chlorkalium und Chlormagnesium waren fast ganz rein, ersteres ent- hielt 0,65, letzteres 55,28 Proz. Wasser; das Kochsalz wurde in der Form von Viehsalz gegeben. Zur Anwendung kamen 100 Pfund Stassfurther Abraumsalz, 14,30 „ Chlorkalium, 64,25 „ Chlormagnesium, 29,25 „ Viehsalz. Die Salze wurden, mit Sand gemischt, im zeitigen Frühjahre ausge- streut. Die nachstehenden Resultate sind per Morgen berechnet. 1. Ueberdüugungsversuche bei Roggen in Eisdorf. Körner. Stroh und Spreu. Gesammtertrag. Pfund. 1'1'und. Pfund. 1. Ungedüngt .... 1044 3018 4062 2. „ .... 962 2860 3822 3. Kochsalz 1033 2725 3758 4. „ 1072 2637 3709 5. Chlormagnesium . 1044 2746 3790 6. „ . 1020 2878 3898 7. Chlorkalium . . . 1031 2831 3862 8. „ ... 1041 3262 4303 9. Abraumsalz . . . 1079 2850 3929 10. „ ... 1179 3205 4384 *) Mittheilungen des landw. Ceutralvereins für Schlesien. Heft 15, S. 57. Diingiings- und Kultiirvorsucbe. 273 Bemerkt ist hierzu, dass die Parzellen Nr. 1 und Nr. 10 gegenüber den anderen hinsiehtlich der Stallmistdüngung etwas im Vortheil gewesen sind und deshalb nicht vergleichbar er- scheinen. Zieht man aus den anderen gleichlautenden Parzel- len das arithmetische Mittel, so ergiebt sich folgende abstei- gende Reihenfolge für die Körnererträge: 1. Abraumsalz, 2. Kochsalz, 3. Chlorkalium, 4. Chlormagnesium, 5. Ungedüngt; die Diiferenzen in den Erträ<^cn dieser Parzellen sind jedoch nur gering. Beim Stroh bilden die Erträge folgende Reihe: 1. Chlorkalium, 2. Ungedüngt, 3. Abraumsalz, 4. Chlor- magnesium, 5. Kochsalz. 2. üeb erdüngungs versuche bei Roggen in Neudorf. Körner. Stroh und Spreu. Gesammternte. Pfund. Pfund. Pfund. 1. Ungedüngt 597 1259 1856 2. „ 610 1310 1920 3. Kochsalz 695 1413 2108 4. „ 717 1452 2169 5. Chlormagnesium . 642 1452 1935 6. „ . 675 1293 2030 7. Chlorkalium .... 662 1451 2113 8. „ .... 698 1507 2205 9. Abraumsalz .... 729 1409 2138 10. „ .... 759 1481 2240. Hier wurden durch alle Düngungen sowohl die Körner- wle die Stroherträge vermehrt, die Erträge der gleichlautenden Parzellen stimmen dabei unter sich gut überein. Bei den Körnern ergiebt sich hier aus der Berechnung der Mittelzah- len dieselbe Reihenfolge, wie bei dem vorigen Versuche, beim Stroh folgen die Düngungen in nachstehender Reihe: 1. Chlor- kalium, 2. Abraumsalz, 3. Kochsalz, 4. Chlormagnesium, 5. Ungedüngt. Als Endresume ergiebt sich aus diesen Versuchen, dass die Chlormetalle der Körnerbildung nicht nachtheilig sind, sondern dieselbe sogar befördern; am günstigsten wirkte das Kochsalz, weshalb der Verfasser dieses Salz als den wirk- samsten Bestandtheil des Abraumsalzes ansieht. Durch das Abraumsalz wurde ein höherer Ertrag erzielt, als durch ge- trennte Anwendung jedes einzelnen Bestandtheils desselben. Auf die Stroherträge wirkten die Chlormetalle nur höchst un- bedeutend ein. Jahresbericht. VIII. -ig Stroh Spreu. Gesammt- ernte. Scheffel- gewicht. Hfund. Pfund. Pliind. Pfund. 6960 168 9708 85,1 9804 146 14212 85,2 9435 187 i;]657 85,5 8842 147 13000 85,2. ■ Öternber o- - R a u d nitz. 274 Düügungs- und Kulturvcrsuche. Vier weitere Versuchsreihen, die Bretschneider mittheilt, lassen wir unberücksichtigt, da die Erträge der gleichlautenden Parzellen zu be- trächtlich differiren. . Düngungs- D ü ng u n g s V 6 p s u c h e mit phosphorsaiirem Kalk, versnche auf ^r i ii iriy ni Roggen mit K 11 o c li 6 n m G h 1 u 11 ü fetassfurther Abraumsalz, ßericht- phosphor- erstatter: P. Bretschneider.*) — Die Versuche wurden bei saurem Kalk .p. „.., t t-v /». , ^ e„. Koggen ausgefiihrt; die Diingestoffe kurz vor der Saat auf- gebracht. 1. Versuch vom Grafen von ßurghauss-Peterwitz. Jede Versuchsfläche war 4 preuss. Morgen gross. Körner. Pfund. 1. Ungedüngt 2580 2. 320 Pfd. phosphorsaurer Kalk 4262 3. 400 „ Knochenmehl .... 4035 4. 800 „ Abraumsalz 4011 Jede Versuchsfläche war 1 Morgen gross. Körner. Stroh und Spreu. Scheffelgewicht. Pfund. Pfund. Pfund. 1. lüO Pfd. phosphorsaurer Kalk 708 1526 80 2. Ungedüngt 433 998 74,2. Der phosphorsaure Kalk hat hiernach in beiden Fällen nicht allein die Körner-, sondern auch die Stroherträge erheb- lich gesteigert, in Raudnitz auch das Scheffelgewicht der Kör- ner. Knochenmehl und Abraumsalz wirkten in Peterwitz ziem- lich gleich, beide ergaben einen erheblichen Mehrertrag gegen die ungedüngte Parzelle. Die Darstellung und Zusammensetzung des phosphorsauren Kalks ver- gleiche Seite 239. Düngungs- D ü ngu ngs V e T s u ch 6 auf Winterroggen mit Fisch- versucti auf -r j. • ^ ti a i i a-.ai\ t-^ • Roggen mit gu^^O) von L c ut r 1 tz - D G u t s ch c n b o r a. ■*) — Die ange- Fischguano. wandtc Düngermenge betrug 3,25 Ztr. pro sächs. Acker (1,6 Ztr. pro preuss. Morgen). Die Aussaat erfolgte spät und die Saat kam daher schwach in den Winter. Im Frühjahre erholte sie sich sehr bald und stand darnach sehr üppig. Das Ernterc- sultat wurde bei 1 Quadratruthe des gedüngten Feldes und zur Vergleichung für eine gleich grosse ungedüngte Parzelle genau ermittelt. *) Mittheilungen des landw. Central- Vereins für Schlesien. Heft 14, S. 9 **j Der chemische Ackersmann. 1865. S. 105. . Dünguno-s- und Kulturvo: suche 275 Pro 1 Quadrat-Kutlie. Melirertrag über ungedüngt. Düngung. Stroh. Körner. Stroh. Körner. l'luiiil. l'filud. I'fiiiirl. Pfund. Fischguauo .... 23 9,5 lO,?.") 6 Ungedüngt 12,2.^) 4/) — — Pro 1 sächsischen Acker: Fischguano . . . 0900 28.^)0 3225 1500 Ungedüngt . . . ;iG75 1350 — — Der Mehrgewinn durch den Fischguano berechnet sich nach Abzug der Düngerkosten auf 29,2 Tlih*. pro Acker. Düngiing-s versuche mit Stallini st von unbedeck- i^""g""S3- ten und bedeckten Düngerstätten , von W. J. Mos- sh[,|^ist™n crop.*) — In einem Aufsatze, welcher die Vorzüge der Vieh- '^■^d'-ckten haltung in bedeckten Viehhölen gegenüber der in offenen Höfen "dpektln* bespricht, theilt der Verfasser folgende Ergebnisse von Dün- oünge,- gungsversuchen mit. Das Futter und Alter der Thiere, von denen der Dünger gewonnen wurde, war gleich, ebenso die angewandten Düngermengen und die Bodenbeschaffenheit. Per englischen Acre. Unbedeckter Dünger. Bedeckter Dünger. 1. Jahr Kartoffeln 152 Ztr. 225 Ztr. 2. „ Weizen 42 Bushel Körner. 54 Bushel Körner. 156 Stein Stroh. 215 Stein Stroh. Auf Wiesenland 15 Fuder Dünger 16 Ztr. Heu. 25 Ztr. Heu. Ungedüngt 10 „ „ Es geht hieraus deutlich hervor, dass der Dünger eine erhebliche Ein- busse an wirksamen Bestandtheilen erleidet, wenn er schonungslos den Einflüssen der Witterung preisgegeben wird. Zu vergleichen sind die Ver- suche von Scirving**) und Lord Kinnaird.***) Düngungsversuche mit Kalisalz, von H. Henze- Dünguugs- Weichnitz.f) — Das Land wurde pro Morgen mit 155 Ztr. ^«rsuchemit Stallmist im Herbste gedüngt, der Dünger untergepflügt, dann Klrtoft^im das Land mit dem Untergrundpfluge durchfahren; im zeitigen Frühjahre wurden die Furchen gezogen und über diese breit- würfig 1 Ztr. Kalisalz per Morgen gesäet, die Kartoffeln ge- legt und zugeruhrt. Von vier Parzellen erhielt Nr. 1 kein Kalisalz, Nr. 2 1 Ztr. Salz, Nr. 3 erhielt 2 Ztr. und Nr. 4 3 Ztr. per Morgen. Die Kartoffeln gingen gut auf und ent- *) Journal of the agricult. soc. of England. H. Serie. Bd. 1, S. **) Jahresbericht. 1864. S. 247. ***) The Journal of agriculture of Scotland. 1864. S. 214. t) Agronomische Zeitung. 1865. S. 155. 18* 276 ' Düngungs- und Kulturversuche. wickelten sich sehr kräftig. Bemerkenswcrth war, dass das Kraut der ohne Kalisalz gebauten Kartoffeln bedeutend dunk- ler in der Farbe und 5 bis 6 Zoll länger war als bei den mit Kalisalz gedüngten. Saatgut: rothc sächsische Zwiebelkar- toffel. Geerntet wurden: üngedüngt .... 91 Scheffel Kartoffeln mit 21 Prozent Stärkegehalt. 1 Ztr. Kalisalz . bestohlen. 2 „ „ . 94,5 Scheffel „ „ 21,5 „ 3 „ „ . 102,4 „ „ , 21,6 „ Der Boden enthielt in 100,000 Theilen an in Säure löslichen Bestand- theilen : Kalk 132 Magnesia 202 Eisenoxyd und Thonerde 1304 Phosphorsäure Spuren Chloralkalien 116, davon 38 Kali. Lösliche Kieselsäure . . . 331 Humus 2412. Der Verfasser rühmt ferner die Wirkung des Kalisalzes zu Klee und Leiu. Der Lein soll dadurch bedeutend steifer werden und eine hellgrüne Farbe zeigen. Zahlenbelege sind hierbei nicht gegeben. Diingungs- D ü u o' u H g s V c r s u c h 6 mit Phosphaten und Salzen n'rphltT,? zu Kartoffeln, angestellt im Jahre 1864 von C. Karm- uud sauen rodt."^) — Das Versuchsfeld hatte milden, humosen, durch- zu Kaitof- j^j,j.g^^igj^ Lehmboden, es wurde im Herbste 1863 ganz schwach mit Stallmist gedüngt und mit Raps (nach Halmfrucht) bestellt. Der Raps lief jedoch schlecht auf, er wurde daher noch im Herbste ausgeackert. Im Frühjahre wurden noch die nach- stehenden Düngestoffe aufgebracht und das Feld mit Kartof- feln (rothc, rauhschalige Frühkartoffeln) belegt. Das Saatgut wurde von gleicher Grösse — 64 Stück zu 6 Pfd. per Qua- dratruthe — und einem durchschnittlichen Stärkegehalte von 20,7 Proz. gewählt. Auf den Morgen berechnen sich 1080 Pfd. Knollen bei 11520 Pflanzstellen. fein. *) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreussen. 1865. S. 9. Düngungs- uiul Kullurversuclu', 277 Per Morgen. a C ci ■ '^ CS a U) , aj a &d5 'r1 s .:i m o o 1 CO »om r-l rH 1^ QO 00 U Cp ^ - ■>* Ttf(M T-1 (MCO i-lT-li-l(M01CM(>)(Mi-(i-i bC cker- ehalt des iftes. ^ CJ Tj< CO O CO CO tH iH i^ lO o ■* in >* o o 00 g ^_^o^ao Ol CO (N o^ 0_ i-H_OJ_-^(T-l_-^__-*^ CO co_ cq^ TiT co~ iO~ ^ ■^ -riT T^" itT CO -^ 1 C5«) CO 0. 1-1 1-1 1— ( l-l T-i rH 1— 1 tH 1— 1 1— ( l-{ Saft- ewinn, nach Brix. CO T— 1 1—1 1—1 rH Ol rH 1—1 iH 1—1 \0 (MO lO dTciTt- CO in io" rH rH rH rH tH 1—1 1 bO t der irisa- on. 3 ^^ s ;: Gl oT R R R C R^ Rg* R "< O < w O Cß 'S'o'-^ «Ö ^D Tji Tf lO :ö «5 ÖÖÖÖÖÖ-^'*öÖ tH (>J "iKs- TT r\ '■\ f> 1 1 -IT- versuche mit rttben, von H. Grouven.''") — Auf Veranlassung des Ver- pho«piiaten fassers sind in den Jahren 18G2 bis 1864 an 26 Orten in '^" Z"cker- Deutschland, Galizien und Mähren vergleichende Versuche mit Phosphaten bei Zuckerrüben genau nach demselben Plane und mit denselben Düngestoflfen ausgeführt worden. Jedes Ver- suchsfeld war ca. 3 preuss. Morgen gross und in 33 Parzellen ä 10 Quadratruthen mit je 1050 Pflanzstellen eingetheilt, 3 Par- zellen blieben ungedüngt, die übrigen 30 wurden in verschie- dener Weise gedüngt. In der nachstehenden Tabelle sind, die von Grouven berechneten Mittelzahlen aus den Ergebnissen von 17 Versuchsfeldern zusammengestellt, bei den 9 andern Versuchen hatten Engerlinge, Maulwürfe, Fluthregen, Dürre etc. so bedeutende Störungen hervorgerufen, dass diese unbe- rücksichtigt bleiben mussten. Die Zahlen für die Erträge be- treffen die ungewaschenen Rüben, welche 3 bis 10 Prozent Waschverlust ergaben. Bezüglich der Bestimmung des Zucker- gehalts des Saftes ist noch zu bemerken, dass ein Theil der Rüben erst im Januar und Februar zur Untersuchung gelangte, während welcher Zeit dieselben 0,5 bis 1 Proz. an Zucker ver- loren hatten. — Bei einem Theile der Versuchsfelder sind Beobachtungen über die Nachwirkung der Düngestoife ge- macht worden. *) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central -Vereins für die Pro- vinz Sachsen. lbG5. S. 119. 282 Düugungs- und Kullurversuche. 18G2. Zuckerrübeu in frischer Düngung. (Mittel von 17 Versuclisfeldern.) Düngung. Ertrag pro Morgen. Zuckergehalt des Saftes. Ungedüngt 15(),G Ztr. 12,1 Pmz. 180 Ztr. halbvergohrner Kuhmist 201,2 „ 12,5 „ 324 Pfd. Peruguano 200,3 „ 12,4 „ 500 „ Knochenmehl 171,!) „ 12,7 „ 575 „ Superphosphat, mit Salz- säure aufgeschlossen . . 16(),1 „ 12,9 „ 400 „ Superphosphat, mit Schwe- felsäure aufgeschlossen . 165,9 „ 800 „ Superphosphat, mit Schwe- felsäure 178,2 „ 180 „ Peruguano + 270 Pfund Superphosphat mit Schwe- felsäure 197,4 „ 233 „ Salmiak 189,3 „ 1863. Nachwirkung im 2. Jahre. Gerste und 3 Hafer. (Mittel von 12 Versuchsfeldern.) Ungedüngt 14,2 Scheffel. Kuhmist 16,3 „ Peruguano 16,2 „ Knochenmehl 15,2 „ Superphosphat mit Salzsäure 15,5 „ „ Schwefelsäure 400 Pfd. 14 4 „ 8<^0 „ 14,6 Peruguano + Superphosphat 14,8 „ Salmiak 14,5 „ 1864. Nachwirkung im 3. Jahre. Zuckerrüben. (Mittel von 11 Versuchsfeldern.) Düngung. Ertrag an Rüben. Zuckergehalt des Saftes. Ungedüngt 90,7 Ztr. Kuhmist 118,6 „ Peruguano 108,7 „ Knochenmehl 105,5 „ Superphosphat mit Salzsäure . . . 102,0 „ „ mit Schwefelsäure 400 Pfd. 96,8 „ „ „ „ 800 „ 109,2 „ Peruguano und Superphosphat . . . 104,4 „ Salmiak 102,7 „ Nach Grouven geben diese Versuchsergebnisse zu fol- genden Schlussfolgerungen Anlass: 1. Die Piiosphate (Knochenmehl und Superphosphatc) lie- ferten im ersten und zweiten Jahre, zum Theil auch im dritten Jahre, keineswegs die höchsten Erträge. Durch einen ange- messenen Zusatz von Peruguano wurden die Erträge höher 12,8 „ 13,1 „ !•> 7 -'-)* » 11,6 „ eidern.) 16,8 Ztr. Stroh 20,0 „ „ 18,7 „ « 17,1 „ » 17,0 „ „ 16,5 „ „ 15,8 „ » 16,0 „ )i 15,9 „ „ 12,6 Proz 13,1 „ 13,0 , 12,9 , 13,0 , 13,2 , 13,3 , 13,3 , 12,9 , Dimguiigs- und Kultiirvcr^iiclie. 283 lind sicherer, ebeusu spreclicii die Ji^i'gebiiirfrfe dei- Düiigmig'on mit purem Guano, Stallmist und Salmiak lur eine A'erweiulung sückstoffreicher Düngcstolfe als Zusatz zu Phosphaten. 2. Die Stallmistdüngung gab in allen drei Jahren die höchsten Ertrüge, sie war aber auch die kostspieligste — 20 bis 30 Thlr. gegenüber 10 bis 15 Thlr. für die übrigen Düngestofle, 3. Der Fcruguano wirkte Jiiehl, allein im ersten Jahre, er stand auch in der Nachwirkung im zweiten und dritten Jahre dem Supcrphosphat und Knochenmehl keineswegs nacli. 4. Auch die Salmiakdüngung war noch deutlich im zweiten Jahre wahrnehmbar. 5. Das staubfeine gedämpfte Knochenmehl wirkte ebenso günstig wie die Superphosphate. 6. Die Mischung von Peruguano und Super])hosphat lie- ferte einen höheren Reinertrag, als die pure Guanodüngung durch zuckerreichere und wahrscheinlich auch reinere Säfte. Grouven empfiehlt daher als Rübendünger eine Mischung A'on 1,5 Ztr. Perugaano und 2,5 Ztr. Supcrphosphat aus Baker- guano zu benutzen. 7. Die ungedüngten Rüben besitzen im Allgemeinen gerin- gere Zuckergehalte, als die mit Guano, Knochenmehl und Phosphaten erzielten. Auch die mit Kuhmist gedüngten sind zuckerreicher, aber die Säfte der letzteren sind uiirein, beson- ders reich an den so schädlichen Chloralkalien. 8. Das mit Salzsäure dargestellte Supcrphosphat wirkte auf die Körner- und Strohentwickelung im zweiten Jahre auf- fallend günstiger, als das mit Schwefelsäure bereitete, dagegen wirkte es weniger günstig auf die Zuckerrüben. Die Düngung mit 575 Pfd. salzsaurem Supcrphosphat ergab im Durchschnitt nicht mehr Ertrag an Zuckerrüben, als eine Düngung mit 400 Pfd. schwefelsaurem Supcrphosphat, obgleich beide Präparate 12,5 Proz. lösliche Phosphorsäure enthielten. Im zweiten Falle wurde der Mchrertrag um ein Drittel billiger erkauft. Be- züglich des Zuckergehalts der Rüben zeigten die beiden Phos- phate wenig Unterschied, um so mehr diflferirte der Gehalt an Chloralkalien. Der mittlere Gehalt der Rübenaschen an Chlor war folffcnder: 284 Düngungs- und Kulturversucbe. Ungedüugt 5,02 Prozent. Kuhmist 8,25 „ Guano 5,80 „ Knochenmehl 5^40 „ Salzsaures Superphosphat 8,90 „ Schwefelsaures Superphosphat, einfache Düngung 5,02 „ „ „ doppelte „ (3,13 „ Guano und Superphosphat 5,07 „ Salmiak - 12,96 „ Stassfurther Abraumsalz*) 12,72 „ Die Salzsäure des Düngers geht hiemacli iu solcher Menge in die Rüben über, dass bei einigermassen salzsäurereicheu Düngern, der normale Gehalt an Chloralkalien um das 2 — Üfaclie steigt. Da die Chloralkalien des Saftes eine hauptsächliche Ursache der Mela.ssebildung sind, so ist die Düngung mit salz- säurereichen Düngestoffen: Kochsalz, Chlorkalium, Salmiak, Chlormaguesium , Chlorkalcium , Stassfurther Abraumsalz etc. nicht zu empfehlen. Bei der Düngung mit Kali ist dies stets in der Form von schwefelsaurem, kieselsaurem Kali etc. zu- zuführen. Düngungs- Düngungsversuche mit Kalisalzen auf Zuckerrü- mu Kali- hcn, von H. Grouven.*'^) — Zweck der nachstehenden Ver- sauen zu suche war die Ermittelung der zweckmässigsten Form der Kalidüngung; sie wurden im Jahre 1865 von acht verschiede- nen Rübenproduzenten nach einem gemeinsamen Plane und mit gleichen DüngestoflFen und gleichem Rübensamen ausgeführt. Bei der Ausführung wurde überall folgendes Verfahren innegehalten: Auf einem etwas mageren ausgetragenen Felde von horizontaler Lage wurden 18 Parzellen zu 18 Quadratru- then abgesteckt, in nachstehender Weise gedüngt und der Dün- ger 3 Zoll tief untergehackt, die Guanodüugung überall etwas tiefer. Am 1. Mai wurden die Samen gelegt und am 15. Ok- tober die Rüben geerntet. Die Kosten der Düngung betrugen pro Parzelle o6 Sgr. = 12 Thlr. per Morgen, nur bei 8 und i) stellten sie sich niedriger. Wo zwei Düugestoffe zusammen angewendet wurden, ist von jedem eine der Hälfte des Gckl- werthcs entsprechende Menge, bei drei Düngestoffen ein drittel des Geldwerths in jedem gegeben worden. Zucktr- rübeii *) Hauptsächlich bestehend aus Cblorkalium und Kochsalz. **) Zeitschrift des Vereins lür die Rübenzuckerindustrie. 18G5. S. 735. Düngungs- iiml Kulturvcrsuohe. 285 Folgende üeborsiclit über die J)iinj:,uiigen gilt für alle Ver.snclie. Nr. der | Parielle.l Diingimji- pro Parzcllo von IS Qundrat-I'ntlifn. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 8 Ztr. halbvorgolirciior guter Kiiulvioliinist. Ungedüngt. 26,6 Pfd. Peruguano, mit 14,5 Proz. Stickstoff'. 4-2,4 Pfd. Bakerguanosuperphosphat, mit 18,1 Proz. löslicher Phos- Ungedüngt. jphorsäure. 26.6 Pfund schwefelsaures Kali von Coqui und Kammeiberg , mit 78 Proz. schwefelsaurem Kali. 31.3 Pfd. Chlorkalium von Douglas, mit 51,7 Proz. Kali. 25 Pfd. rohes Stassfurther Abraumsalz, mit 21,1 Proz. Kali. 40 Pfd. rohes Kalisalz von Frank, mit 9,5 Proz. Kali. 360 Pfd. Kalisilikat (gemahlener Porphyr), mit 7 Proz. Kali. 32 Pfd. Kalisuperphosphat von Güssefeld, mit 12,4 Proz. löslicher Phosphorsiiure und 15,2 Proz. Kali. 21.2 Pfd. Bakerguanosuperphosphat -f 13,3 Pfd. Peruguano. 14,1 Pfd. Bakerguanosuperphosphat -j- 8,9 Pfd. Peruguano -\- 8,9 Pfd. schwefelsaures Kali. Ungedüngt. 15.7 Pfd. Chloikalium -f 13,3 Pfund Peruguano. 10.4 Pfd. Chlorkalium + 14,1 Pfund Bakerguanosuperphosphat 4- 8,9 Pfund Peruguano. Ungedüngt. 13.3 Pfd. schwefelsaures Kali -f 13,3 Pfd. Peruguano. I. Salzmüude bei Halle. Disponent: Herr Oekono- mierath J. Zimmermann. Bodenbeschaffenheit: Leichter, hu- moser Lehmboden bis auf 18 Zoll Tiefe, darunter ein gelber, mergelhaltiger, durchlassender Lehm von mindestens 5 Fuss Stärke. Fraehtfolgc: 1863 Rüben; 1864 Sommergetreide. Nr. der Zahl der Gewicht der ge- Gewicht des Gewicht des Zuckergehalt Quo- tient.*) Parzelle. geerntPten waschenen Rüben. Laubes. Saftes, des Saftes. Rüben. Pfund. Pfnnd. nach Brix. Prozent. 1. 1648 1789 732 17,0 15,4 90,6 2. 1655 1623 655 17,3 14,8 85.5 3. 1752 1808 755 16,5 14,6 88,5 4. 1611 1634 .^)37 16,9 15,1 89,3 5. 1639 1530 442 16,1 14,3 88,8 6. 1529 1219 383 16,5 15,5 93,9 7. 1509 1176 570 16,9 15,2 89,9 8. 1654 1712 552 16,2 14,3 88,2 9. 1554 1836 750 16,3 14,0 86,9 10. 1678 1726 637 17,0 14,6 85,9 11. 1603 1661 537 17,4 15,1 86,8 12. 1720 1700 614 16,1 15,0 93,1 13. 1564 1500 527 16,1 14,9 92,5 14. 1567 1558 557 16,1 14,5 90,1 15. 1542 1835 672 17,2 15,8 91,8 16. 1672 1948 714 17,2 15,4 89,5 17. 1587 1593 391 16,8 14,4 85,7 18. 1661 1767 461 16,4 15,2 92,7 *) Unter „Quotient" ist hier der prozentische Gehalt der Trocken- substanz (des Saftes) au Zucker zu verstehen. 2«ß Dünounos- und Kulturversuche. IL Friedeburg' a. d. Ö. Disponent: Herr M. Zimmer- mann, ßödenbeschaifenheit : Leichter, humoser, fruchtbarer Al- luvialboden, alljährlich Ueberschwemmungen durch die Saale ausgesetzt. Pruchtfolge: 1863 Kartoffeln, 1864 Sommergetreide. Nr. der Zahl der Gewicht der ge- Gewicht des Gewicht des Zuckergehalt Parzelle. geeriiteteii wascheiuii Unheil. Laubes. Saftes, des Saftes. Quotient. Riibeu. Pfuud. Prund. nach ßrix. Prozent. 1. 1041 1993 1027 16,5 11,4 69,0 2. 961 1755 953 14,1 11,4 80,8 3. 858 1820 1128 14,5 11,3 77,9 4. 1071 2197 885 14,3 12,2 85,3 5. 1141 2465 918 14,4 11,8 81/J 6. 1030 2142 798 15,7 12,8 81,5 7. 1019 2049 766 15,7 13,2 84,1 8. 861 2066 954 15,3 11,7 76,5 9. 738 1956 1050 14,7 12,4 84,8 10. BIO 1621 869 1.5,9 13,1 82,4 11. 949 1699 750 16,9 13,8 81,6 12. 1062 1958 883 15,0 12,5 83,3 13. 1095 2173 894 15,3 12,8 83,6 14. 1034 1799 627 15.8 13,0 82,3 15. 1001 19.55 866 15,2 12,7 83,5 16. 1061 2011 654 16,5 14,8 89,7 17. 1201 1860 463 16,6 13,9 83,7 18. 959 2138 632 15,8 13,6 86,1 III. Sudcnburg. Disponent: Herr G. ßeuchel. Boden- beschaffenheit: Humose Ackerkrume auf leichtem Lehm lagernd. Untergrund Thon. Fruchtfolge: 1863 Rüben mit 1 Ztr. Guano und 1 Ztr. Supcrphosphat, 1864 Gerste mit halber Mistdüngung. Nr. der Zahl der Gewicht der ge- Gewicht des Gewicht des Zuckergehalt Parzelle. geeroteten w^ascheneii Uübcu. Laubes. Saftes, des Saftes. Quotient. Rnben. Pfund. Pfund. nach Brix. Prozent. 1. 1502 1399 312 17,3 15,2 87,8 2. 1719 1693 317 16,5 13,8 83,6 3. 1676 1809 378 15,8 13,9 87,9 4. 1664 1494 245 15,5 13,0 83,8 5. 1575 1432 363 16,5 13,9 84,2 6. 1540 1480 380 16,5 14,5 87,8 7. 1549 1553 360 16,9 14,5 85,8 8. 1520 1428 280 16,0 13,2 82,5 9. 1482 1409 304 15,6 13,3 85,3 10. 1508 1449 167 17,0 14,7 86,5 11. 1553 1476 244 16,5 14,3 86,6 12. 1599 1583 291 17,0 14,6 91,2 13. 1574 1600 309 16,5 14,5 87,8 14. 1596 1638 316 16,8 14,6 86,9 15. 1597 1742 396 16,1 14,3 88,8 16. 1482 1689 398 15,5 13,2 85,1 17. 1483 1561 210 15,9 13,4 84,3 18. 1521 1653 353 15,0 12,4 82,6 Dünpuntrs- und Kiilturversuche. 2H7 J\'. Wuluii i's t (• (! t. l)is]Mjiiciit : Herr J. Hcuiiige. Bo- denbeschaffenheil: Schwarzer, sandiger Roggenboden, 2,5 Fuss tief mit Thoniiiiterlagc, drainirt. Friielitfolge: 18(53 Gerste mit 150 Ztr. Ötallnnst, 1864 Koggen mit 75 Ztr. .Stallmist. Nr. der Z:ilil der (iewichl der f;e- Gewicht des (iewiclit des Zncker);ehaU Parzelle. geeriiletoii \v;iKclu;iieii Uiiben. Laubes. Salles, des Salles. Qnolient. Hüben. I'furul. I'fuiid. mich Brix. Prozent. 1. 403 764 416 16,7 14,1 84,4 2. 1009 1448 666 16,2 12;.) 76.6 3. 1700 1724 1039 15,0 11,8 78,7 4. 420 797 426 15,4 12,8 83,1 5. 787 1235 621 15,8 12,4 78,4 6. 855 1291 586 16,0 13,5 84,4 7. 623 1107 609 13,5 10,4 77,0 8. 441 814 405 14,2 10,4 73,2 9. 1629 1523 809 16,4 13,6 82,9 10. 908 1424 751 15,0 11,3 75,3 11. 862 154S 660 15,3 11,7 76,5 12. 903 1681 902 15,0 11,8 78,6 13. 821 1485 729 15,0 12,8 85,3 14. 402 734 413 15,0 12,9 86,0 15. 570 1158 658 15,2 11,8 77,6 16. 572 1139 673 15,0 12,0 80,0 17. 395 736 391 13,7 9,8 71,5 18. 649 1300 611 16,0 13,2 82,5 V. Ermsleben. Disponent: Herr A. C. Sombart. Bo- denbeschaffenheit: Humoser Lehm, 2 Fuss tief, darunter schö- ner lehmiger Mergel. Fruchtfolge: 1863 Kartoffeln, 1864 Rog- gen mit 150 Ztr. Stallm!.st. Nr. der Parzelle. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Z:ihl der geeriileten Rüben. 1474 1243 1020 1352 1354 1464 1377 1455 1212 1250 1450 1499 1336 1137 1012 1210 1342 1240 1 Gewicht der ge- \ Gewicht des ' Gewicht des Zuckergehalt wascheuen Kuben.: Laubes. [ Saftes, t des Saftes. Oiiotient. Pfund. 1650 12.30 1540 1530 1810 1540 1680 2130 1780 1560 1630 1980 1820 1600 1480 1620 1760 1520 Pfund. 450 440 650 450 610 500 600 720 610 600 550 610 560 400 700 600 510 500 17,7 17,1 18,2 18,2 17,8 17,5 17,3 16,4 17,4 18,0 17,8 17,8 18,3 17,3 18,1 18,2 17,6 17,7 14,5 13,6 14,9 15,0 14,3 14,0 13,9 13,5 13,5 14,8 14,9 14,5 15,2 14,8 14,9 15,3 14,4 14,7 81,9 79,5 81,8 82,4 80,3 80,0 80,3 82,3 89,1 82,2 83,7 81,4 83,1 85,5 82,3 84,6 81,8 83,1 288 Düngungs- und Kulturversuche. VI. Neuhof bei Liegnitz. Dispunent: Herr Treut- 1er. Bodenbeschaffenheit: Thoniger, Immusarmer Lehmboden, 1 Fuss tief, darunter 2 Fuss tief Lehm, dann lehmiger Sand. Fruchtfolge: IHG» Klee, 1864 Winterung mit 4 Fuder Stall- mist und 1 Ztr. l'eruo-uano. Nr. der ' ^^^^ '^^'' ' Gewiclit der ge- Gewicht des Gewicht des ■ Zuckergehalt Parzelle.; geernteten waschenen Rüben. I Laubes. Saftes, | des Saftes. Kuben. pf„„^ or i nach Brix. p.,.,„.., Pfund. Pfund. Quotient. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 1773 1735 1602 1808 1700 1692 1752 1774 1771 1715 1837 1835 1873 1792 1841 1723 1682 1808 783 602 667 647 730 667 717 744 809 660 671 702 628 628 857 877 730 846 139 124 163 122 140 121 177 159 175 134 115 130 113 135 194 172 153 157 20,5 19,5 20,0 18,0 18,5 19,0 19,0 18,5 20,5 19,0 20,3 19,5 19,3 19,3 19,5 19,8 19,3 19,5 17,2 83,9 17,0 87,2 17,5 87,5 16,6 92,2 16,6 89,7 17,0 89,5 16,6 87,4 16,2 87,6 17,2 83,9 16,2 85,3 17,1 84,2 16,2 83,1 16,4 84,9 16,4 84,9 16,5 84,6 16,8 84,8 16,7 86,5 16,5 84,6 VII Weizen roda bei Schweidnitz. Kopisch. Bodenbeschaffenheit: Humoser, den, über 1 Fuss tief, mit Kiesunterlage. Kartoffeln, 1804 Hafer ungedünat. Disponent: Herr milder Gerstenbo- Fruchtfolge: 1863 Nr. der Zahl der Gewicht der ge- Gewicht des Gewicht des Zuckergehalt Parzelle. geernteten waschenen Rüben. Laubes. Saftes, des Saftes. Quotient. Rüben. Pfund. Pfund. nach Brix. Prozent. 1. 2. 3. 1540 1423 490 16,0 12,3 76,9 1690 1693 620 16,5 13,0 78,8 4. 5. 6. 1557 1352 390 17,5 14,2 81,1 1379 1096 450 16,5 12,9 78,2 7. 1392 1023 655 17,0 13,1 77,1 8. 1375 1112 620 17,0 12,1 71,2 9. 1392 1263 625 17,0 12,3 72,3 10. 1533 1340 435 17,0 13,6 80,0 11. 1590 1524 435 17,0 13,6 80,0 12. 1690 1660 510 17,0 13,4 78,8 13. 14. 15. 1613 1679 535 16,0 12,6 78,8 1557 1567 645 17,0 13,9 81,8 16. 1503 1478 510 16,0 13,4 83,8 17. 1360 1146 475 16,0 13,4 83,8 18. 1539 1287 476 16,0 13,4 83,8 Düngucgs- und KulturVcrsuche. 289 VJII. Höüingcii bei Köln. Disponent: Rheinische Aktiengesellschaft für Zuckerfabrikation. Bodenbe- schaflfenheit: Wenig humoser, aber milder, lehmiger Mergel- boden von mindestens 6 Fuss Tiefe. Fruchtfolge: 1862 Hafer mit Stallmist, 1863 Rothklec, 1864 Weizen mit Guano. Nummer Zahl (kr (Jpwiilit der f,'i'- (Jewicht des Gewicht des Zuckergehalt der geernleteii wascheiieii Kfibcn. Laubes. Safle.s, des Saftes. Quotient. Parzelle. Kübeu. I'fund. Pfund. 1 nach ßrix. Prozeut. 1. 161Ü 2420 740 15,3 12,9 84,3 2. 1660 2019 792 13,8 11,5 83,3 3. 1687 2570 705 14,8 12,5 84,4 4. 1708 2289 594 15,4 13,1 85,1 5. 1584 2228 515 16,3 14,2 87,1 6. 1737 2254 633 16,2 14,1 87,0 7. 1679 2372 752 16,0 13,6 85,0 8. 1721 2401 630 16,0 13,6 85,0 9. 1737 2372 661 15,4 12,8 83,1 10. 1735 2235 583 16,0 13,6 850 11. 1764 2367 714 15,5 12,9 83,2 12. 1717 2413 708 15,6 13,0 83,3 13. 1756 2470 672 15,4 12,9 83,7 14. 1745 2122 561 15,5 13,1 84,5 15. 1746 2505 649 15,1 13,1 80,1 16. 1711 2299 639 15,8 13,1 82,9 17. 1739 2094 514 15,8 13,3 84,1 18. 1750 2373 531 15,8 13,6 86,1 Aus den im Originale mitgetheilten meteorologischen Beob- achtungen geht hervor, dass die Witterungs Verhältnisse des Jahres 1864 die Ergebnisse sehr beeinträchtigt haben. Au den meisten Orten gingen die Samen nur unvollständig auf und die Rüben hatten später von Dürre sehr zu leiden. Da die ganze Versuchsfläche H4,200 Pflanzstellen enthielt, so berechnen sich aus der Gesammtzahl der an den verschiedenen Orten geernteten Rüben folgende Pi Salzmünde . Friedebiirg Sudenburg . Wolmiistedt Ermsleben . Neuhof . . . Weizenroda Höningen . ozentsätze an Fehlstellen . 14 Prozent. • 48 „ • 18 „ • 59 „ • 31 „ • 10 „ • 21 „ . 10 Die Versuche zu Friedeburg, Wolmirstedt und Ermsleben sind hiernach als raissglückt auszuscheiden. Im Allgemeinen haben bei den vorstehenden Versuclien die Ciiloralkalicn und kochsalzreichen Kalisalze, namentlich auch Jahresbericht. VIII. J9 290 Düngungs- und Kulturversuche. das Stassfurther Abraumsalz nicht ungünstig gewirist, vielleicht ist dieser Erfolg zum Theil der durch die hygrokoplschen Salze erhöhten Absorptionskraft der Erden gegen die Feuchtigkeit der Luft zuzuschreiben, da Grouven beobachtete, dass die mit Abraumsalz, Chlorkalium und rohem Kalisalz gedüngten Par- zellen ein feuchteres Aussehen während der Dürre hatten. Das schwefelsaure Kali wie die Superphosphate haben weniger gut gewirkt, es ist anzunehmen, dass es diesen Düngestoffen an der zu ihrer Auflösung und Ueberführung in die Pflanzen nöthigen AVassermenge gefehlt hat. Düngungs- D ü u gun g s V c r s u c h 6 mit phosphorsaurem Kali, ^"l"*; "^ phosphor saurem Kalk und Guano zu Zuckerrüben, mit Ihos- 1 i ' phatpii zu von Sombart - Ermsleben.*) — Die Versuche wurden auf Zucker- ej^em kräftigen Lehmboden mit Lehmuntergrund ausgeführt. Das Land hatte im Jahre 1862 Rüben mit halber Düngung, im Jahre 1863 Gerste mit 1,5 Ztr. Stassfurther Abraumsalz getragen. Am 1. März 1864 wurde der Rübensamen in 12:18 Zoll Entfernung horstweise gelegt, nachdem die Düngestoffe ausgestreut und eingeeggt waren. Jede Versuchsparzellc war 1 preuss. Morgen gross und erhielt für 10 Tlilr. Dünger. Die Ernte der Rüben erfolgte am 27. Oktober 1864, die Verarbei- tung derselben am 13. März 1865. Die erzielten Resultate ergiebt die folgende Tabelle. rüben. i-r-i D ü n g u n Zentner. i"^ ^ " i Prozent. Phosphorsaures Kali 2 Ztr | 120,5 11,28 0,20 Guano 1 Ztr. + phosphorsaures Kali 1 Ztr. . . i 122,0 i 12,08 ! 0,15 Phosphorsaures Kali 1 Ztr i 111,0 11,83 ; 0,15 Phosphorsaut es Kali 1 Ztr I 124,0 12,08 j 0,20 Sombrerophosphat 3,33 Ztr j 122,5 i 11,03 | 0,30 Phdsphorsaurer Kalk aus Knochenkohle 5 Ztr. i 134,0 1 11,28 0,40 Guano 2 Ztr I 12ü,U i 11,28 0,30 Guano 1 Ztr. und phosphorsaurer Kalk 2 Ztr. . j 158,5 j 11,28 0,30 Am besten hat auch bei diesen Versuchen eine Mischung von 1 Ztr. Guano und 2 Ztr. phosphorsaurem Kalk gewirkt, *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker -Industrie im Zoll- verein. 18G.5. S. 153. Düngungs- und Kulturversuche. 291 dann l'olgto die Düngung mit purem phosphorsauren Kalk und darauf" die Guanodüngung; das phosphorsaure Kali hat sich nicht besonders bewährt, es lieferte jedoch salzarme Rüben. Düngungsversuche bei Runkelrüben mit ver- uüngungs- schiedcnen Dosen von Superphosphat, von Dr. von „'"süper- Ecker.*) — Das Versuchsfeld war ungleichmässig, es hatte Phosphat bei theils sandigen Lehmboden, theils Lehmboden; auch die Yer- suchsparzellen sclieinen nicht gleichmässig gewesen zu sein. Jede Parzelle unifasste ^ bayer. Tagewerk. Der Boden hatte nach der Analyse von Hering folgende Zusammen- setzung : Ackerkrume. Untergrund. Steinchen 8,7-2 28,8i) Grober Sand .... 28,50 33,28 Feiner Sand 18,86 14,43 Thoniger Sand . . . 29,86 9,35 Thonige Substanz ._. 14,06_ 14,05 100,00. 100,00. Humus 1,40 mit 0,11 Proz. Stickstoff. Phosphorsi'iure 0,47 (!) Kali 0,23 Natron 0,24 Kohlensaurer Kalk 0,54 Magnesia 0,10 Eisenoxyd 3,90 Thonerde 1,80 Sand und Thon 88,72 Wasser 3,30. Das benutzte Superphosphat enthielt: Wasser, bei 100" C. bestimmt . 19,375 Prozent. Lösliche Phosphorsäure 5,900 Unlösliche Phosphorsäure .... 6,750 Kalk 12,540 Magnesia 2,520 Schwefelsäure 11,000 Chlor 8,060 Phosphorsaures Eisenoxyd . . . 1,000 Sand 1,250 Alkalien 5,420 Organische Stoffe 26,875 Stickstoff 2,87 Prozent. **) Jahresbericht der königlichen landwirthschaftlichen Centralschule zu Weyhenstephan. 1865. S. 115. 19* 292 DüDgungs- und Kultlirversuche- Die Rüben wurden am 2S. Juni gepflanzt, am 22. und 23. Juli, am 3. Angust und am 1. September behackt. Der Dün- ger wurde in 3 Perioden angewandt, und zwar die Hälfte am 28. Juni und je ein Viertel am 3. August und 1. Septem- ber. Die Witterung war wechselnd, im Ganzen dem Gedeihen der Rüben günstig. Die Ernte fand am 10. bis 15. Okto- ber statt. Per g bayerisches Tagewerk. Düngung. Rüben. Blätter. Superphosphat. Pfd. Pfd. 1. 20 Pfd. 2504 1374 2. 30 n 2756 1518 3. 40 » 2972 1475 4. 50 r> 2467 1395 5. 60 » 2264 1064 6. 70 n 2410 1461 7. 80 „ 2461 1155 8. 90 » 2216 946 9. 100 n 1898 1086 10. 1245 525. Die Düngung hat mithin im Allgemeinen die Erträge sehr bedeutend erhöht, doch stehen die Mehrerträge nicht im Ver- hältniss zu der zugeführten Düngermenge. Es scheint, als wenn die stärkeren Düngungen zu gross gewesen wären, doch hält der Verfasser dies für unwahrscheinlich, da nur bei der Parzelle 9 dem Boden eine grössere Menge von Phosphor- säure zugeführt wurde, als eine reichliche Rübenernte demsel- ben entnimmt. Hinsichtlich der Alkalien deckte selbst die reichste Düngung den Verlust des Bodens nicht einmal. Dnnguiigs- D ü n gu n gs V c T s u c h c mit Guano, der vorher mit versuche gjjjgp geringen Menge Schwefelsäure versetzt wor- mit Guano od o b<-i Turuips. den war, hat J. B. Lawes*) in England im Jahre 1864 bei Turnips (swedes) ausgeführt. Das Land wurde in jedem Falle mit 8 Tonnen Stallmist per Acre gedüngt, ausserdem erhielt es noch die nachstehend angegebene Zugabe von käuflichem Dünger. Die Witterung war ungünstig, so dass nur eine halbe Ernte erzielt wurde. *) Journal of the Koyal agricultural society of England. II Series, Bd. 1. S. 213. Düngungs- und Kultiirver suche. 29^ Zahl der Ertrag. Rüben. Rüben. Blätter. Zusammen. Pfund. I'futid. l'fuii'J. 1. 200 Pfd. Peruguano 14397 18129 2393 20522 2. 200 „ „ + 12 Pfd. Schwefelsäure 13092 1G257 2337 18594 3. 200 „ PerugUano + 200 Pfd. Siiperphosphat 14818 1(3777 2225 19002 4. 200 „ Peruguano -j- 12 Pfd. Schwefelsäure + 200 Pfd. Superpliosphat 15932 18.577 2314 20891. Auf Parzelle 2 hat die Präparation des Peruguanos mit Schwefelsäure keinen Nutzen gehabt, dagegen ergab Nr. 4 einen etwas höheren Ertrag als Nr. 3. Der Verfasser hält den Schwefelsäurezusatz zum Guano für unvortheilhaft und zu kostspielig, da derselbe 20 Proz. von den Kosten des Stick- stoffs und der Phosphate im Guano beträgt. Die Präparation des Guanos geschah in folgender Weise: 12 Pfund Schwefelsäure wurden mit 10 Pfd. Wasser verdünnt, mit der Flüssigkeit 20 Pfd. Sägespähne getränkt und diese mit den 200 Pfd. Peruguano gemischt. Wiesendüngungsversuche, von W. Knop.*) — Die nachstehenden Versuche bilden, nach dem Verfasser, theils eine Fortsetzung seiner bereits im Jahre 1862 begonnenen Wiesen- düngungsversuche (System I.) , theils sind es Parallelversuche zu diesen. Die Felder liegen sämmtlich dicht neben einander. In diesem Jahre (1864) erhielt jedes System die angegebenen Düngungen, in Zukunft sollen nur die Systeme I. und 11. ge- düngt werden, III. dagegen eine neue Düngerzufuhr nicht er- halten. Anstatt der früher benutzten freien Säuren sind die trocknen gepulverten Kalksalze derselben, nämlich Bakerguano, Gips und salpetersaurer Kalk angewendet worden. Nachste- hend folgen die Erträge, da dieselben für die Reihen IL und III. sehr gleichmässig ausgefallen waren, so sind in der Ta- belle für diese nur die Mittelzahlen aus den Ergebnissen auf- geführt. Jede Parzelle war 10 Quadratruthen sächs. gross. Dünguiigs- versuche auf Wiesen. *; Amtsblatt für die landwirthschaftlichen Vereine des Königreichs Sachsens. 1865. S. 72. 294 Düngungs- und Kulturversuche. I. Reihe. II. und III. Reihe. Wiese. Haferfeld. Heu.*) Körner. Stroh. Spreu. l-fd. Pfd. Pfd. Pfd. 1. Ohne Düngung 85 65 80 19 •2. 10 Pfd. Bakerguano 70 72 80 21 3. 4 „ salpetersaurer Kalk 100 90 111 22 4. 4,5 „ Gips GO 77 77 23 5. 10 „ Bakerguano + 4,5 Pfd. Gips . G5 81 79 23 6. 10 „ „ 4- 4 Pfd. salpeter- sauren Kalk 100 83 86 20 7. 4,5 „ Gips + 4 Pfd. Salpeters. Kalk 110 88 90 20 8. 10 „ Bakerguano -f 4,5 Pfund Gins -I- 4 Pfd. salpetersauren Kalk . 130 92 96 17 9. 10 „ Bakerguano + 5 Pfd. salpeter- saures Kali -4- 4 Pfd. salpeter- sauren Kalk + G Pfd. Bittersalz 170 99 101 21 10. 3,5 ,, Potasche -}- 2 Pfd. kuhlensaure Magnesia -\- 2 Pfd. kohlensau- ren Kalk 70 73 84 19 11. 3,5 „ Potasche + 2,5 Pfund kohlen- sauren Kalk 75 85 96 18 12. 3,5 „ Potasche -j- 2 Pfd. kohlensaure Magnesia 70 79 89 19 13. 2,5 „ kohlensauren Kalk + 2 Pfund kohlensaure Magnesia G5 74 80 17 14. 3,5 „ Potasche 75 79 99 19 15. 2,5 „ kohlensauren Kalk G5 76 96 23. Knop bemerkt hierzu, dass aus diesen Vorsuchen bis jetzt nur bezüglich der Wiese Schlüsse gezogen werden können, weil diese bereits zum dritten Male mit Mineraldünger gedüngt und abgeerntet ist. Ebenso, wie in den Jahren 1863 und 1862, gab diese im Sommer 1864 auf allen denjenigen Parzellen den grösseren Ertrag, auf welche im Frühjahre Salpetersäure ge- bracht worden war. Diese Parzellen zeichneten sich auch während des Wachsthums deutlich aus. In ähnlicher Weise haben auch bei dem Hafer die stickstoffhaltigen Düngestoft'e die höchsten Erträge ergeben. — Die in den Jahren 1862 und 1863 erzielten Resultate bei der Wiesendüugung sind uns leider nicht be- kannt geworden, wir nehmen an, dass der Verfasser sich nicht auf die von uns im vorigen Jahrgange unseres Jahresberichts (S. 258) mitgetheilten Düngungsversuche auf Wiesen bezieht, da in diesem Falle eine so wesent- liche Umgestaltung der Düngungen eingetreten wäre , dass eine Verglei- chung mit den früher erzielten Erträgen nicht mehr stattfinden könnte. *) Das Grummet missrieth. Düngungs- und Kultiirvcrsuche. 295 Ueber Versuche mit einer neuen Kultur.methode der Aribau»er- Kartoffeln machte Clemens Graf Pin to'^") Mittheilungen. Kari^tfeTÜ' Die Saatkartoffel wird hierbei oben auf das gehörig vorberei- tete Land gelegt und erst dann mit Erde bedeckt, wenn sie Wurzeln gebildet hat. Versuch von Schöncrmark-Freiherrmersdorf. — Die Kartofleln (Zwiebeln) wurden, nachdem der Acker voll- ständig hergerichtet war, am 17. April 1862 ausgelegt, zum Tlieil wurden hierbei vorher kleine Dämme ausgefahren und dann die Saat von beiden Seiten mit dem Haken zugedeckt. Auf einem Theile des Feldes wurden die Knollen obenauf ge- legt und erst nach dem Keimen bedeckt. Die hinter dem Haken gelegten Kartoffeln keimten viel rascher, als die oben- auf gelegten, erstere waren bereits seit drei Wochen geeggt, bevor die letzteren zugedeckt werden konnten. In der späte- ren Entwicklung zeigten sich die nach der neuen Methode be- handelten Kartoffeln den andern überlegen, sie blieben auch länger grün. Die Jahreswitterung war ungünstig, es fiel wäh- rend der Vegetationszeit der Kartofleln nur zweimal Regen, so dass diese in dem zum Versuche dienenden Schieferboden sehr an Dürre litten. Die Ernte fand am 22. September statt, sie lieferte auf 1 Morgen Area (Österreich.) = 133 Qua- dratruthen : bei den nach der alten Methode behandelten 18 Säcke, bei den nach der neuen Methode behandelten 26 Säcke. Erstere waren klein und schwarz, letztere gross und gesund. Versuch vom Grafen Pinto. ■ — Als Versuchsfeld diente ein umgebrochenes Grasland. Die Kartofleln (rothe Zwiebeln) wurden am 22. Mai 1863 in 16,5:9 Zoll Entfernung auf das geeggte Land gelegt und mit dem Fusse angetreten. Erst nach Verlauf von vier Wochen trieben die Kartoffeln Keime, worauf sie zugedeckt wurden. Eine weitere Bearbei- tung fand nicht statt. Auch bei diesem Versuche hatten die Kartofleln von Dürre zu leiden, sie lieferten aber doch den hohen Ertrag von 170 bis 180 Ztr. pro Morgen. — Leider fehlt hierbei der Vergleich mit der alten Methode. *) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 45. S. 84. 296 Düngungs- und Kulturrersuche. Versuch von Herrn Keil. — Das Versuchsfeld hatte mittleren Boden mit Lehmuuterlage, es war im Herbste leicht gedüngt und gepflügt worden. Die Kartoifela (eine nicht sehr ertragreiche weisse Speisekartoifel) wurden am 29, April 1864 in 20 bis 23 : 12 bis 14 Zoll Entfernung gelegt und zwar ein Theil hinter dem Ruhrhaken in 4 bis 5 Zoll Tiefe, ein Theil obenauf, letztere wurden nur mit dem E'usse angetreten. Mach dem Auslegen trat in der Nacht vom 3. zum 4. Mai Frost ein, trotzdem keimten auch die obenauf liegenden Kartofteln fast alle, nur etwa 3 Proz., fast durchweg geschnittene, waren er- froren. Die tief liegenden Kartoffeln keimten in 14 Tagen, die obenauf liegenden in etwa 4 Wochen. Erstere wurden geeggt, letztere mit dem Ridirbaken zugedeckt. Anfangs ent- wickelte sich das Kraut der tiefer gelegten Kartoffeln freudi- ger, später aber wurden sie von den obenauf gelegten über- holt. Die Witterung war bis Mitte August ebenfalls sehr trocken. Das Ernteergebniss war folgendes pro Morgen: obenaufgelegte Kartoffeln . 118, 3fc' Ztr., in Furchen gelegt 101,25 „ Der Stärkegehalt war bei den Ernten ziemlich gleich 21 Proz., ebenso der Gehalt an kranken Kartoffeln. Keil erklärt die günstige Wirkung des Obenauflegens der Kartoffeln aus der hierbei stattfindenden stärkeren Wurzelbildung derselben, wodureh ein schnelleres und gleichmässigeres Ansetzen der jungen Knollen erfolgt. Bei den tief gelegten Kartoffeln geschieht das Ansetzen der Knollen in zwei Perioden; das erstere an den ui-sprünglich aus der Samenkartoffel direkt entsprossenen Wurzelkeimen (Sprossen), das letztere an aus den Blattstengeln (oberirdischen Sprossen) ausgehenden Wurzeltrieben. Hieraus folgt aber nicht allein eine ungleichmässige Eeifc der Kartoffeln, sondern auch eine geringere Ausbeute. Auch Fr. Haberlandt*) hat Versuche mit dieser neuen Kulturmethode ausgeführt. Vier Beete ä 26 Quadratklafter, jedes zu 234 Legestcllen, vrurdeu am 28. April 1865 mit gleich grossen Knollen einer nicht sehr ertragreiclicn, weissen Speise- kartoffel belegt, und zwar bei den Parzellen I. und HL oben- auf, bei IL und IV. in 3 bis 4 Zoll Tiefe; I. und IL wurden nicht, IIL und IV. dagegen stark behäufelt. Die Temperatur des Sommers war günstig, das Regenverhältniss dagegen un- günstig, indem in den Monaten Mai bis Juli wenig, im August *=) Centralblatt für die gesaramte Landeskultur in Böhmen. 18G5. S. 367. Düngunjifs- und KuUiu-versuchc. 297 aber zu viel Regen fiel. Audi bei diesen Versuchen war eine langsamere Entwickelung der obenaufgelegten Knollen zu be- merken, die sieli aber bald ausglich. Auf allen Parzellen trat ein zweifacher Knollenar.satz ein, die starke Behäufelung be- wirkte keine reichlichere Bildung von unterirdischen Seiten- ästen. Bei den obenauf gelegten Kartoffeln verliefen die knollcubildcnden Ausläufer mehr oberdächlicli und waren mehr verlängert, manche Knolle fand sicli 1 Fuss von dem Stocke entfernt. Der Nachwuchs wurde besonders gewogen. Kultuinietliode. I. Obeuaufgclegt, nicht behäu- felt II. 3 bis 4 Zoll tief gelegt, nicht behäufelt III. Obenaufgelegt, behäufelt . . IV. ö bis 4 Zoll tief gelegt, be- häufelt 1. Ansatz. Ge- Zahl, wicht. Pfd. Lth. 1380 66 ! 16 1000 , 62 121-2 68 2. Ansatz. Ge- Zalil. wicht. Pfd. Llh. 2037 1743 1010 1519 33 26 18 10 27 I 12 Zusammen. I Ge- Zahl, wicht. 1 Pfd., Llh. 3417 2743 2222 2.546 10324 77 1027 I 49 Die Ernte war in Folge der ungünstigen Witterung im Ganzen gering, auch trat — auf allen vier Parzellen — die Kräuselkrankheit ein. Das Resultat dieser Versuche ist eben- falls ein günstiges für die neue Kulturmethode. Ueber den Anbau der Kartoffeln, von Schütz- Grünthal. '^'j — Nach dem Verfasser setzt die Kartofielpflanze ihre Knollen alle über der Saatkartoflfel an den von derselben getriebenen Stengeln an, es erscheint deshalb zweckmässig die Kartoflelstaude mit recht viel lockerer Erde nach und nach zu bedecken. In denjenigen Bodenarten dagegen, welche von so geringer Bindigkeit sind, dass eine Verschlammung und Ver- schliessung der Oberfläche durch Regen und Sonnenschein nicht zu befürchten ist, thut man entschieden besser, das Anhäufeln zu unterlassen und sich zur Vertilgung der Unkräuter auf fla- ches Hacken zu l)eschränken. Man erreicht hierdurch in leich- tem Boden diesen Zweck vollständig und stört das Wachsthum der Kartofielpflanze nicht durch Zerreisseu ihrer feinen weit- reichenden Ernährungswurzeln. Bei Wurzelausgrabungen machte der Verfasser die Beobachtung, dass, je nach der Bodenart, *) Monatsschrift des landwirthschaftlichen Central -Vereins für die Mark Brandenburg. 1865. S. 121. ('eher toffol Kar- li.iu. 298 Düngiings- und Kulturversuche. Allbauver- suche mit verscliiede- nen Kartof- felsorten. die Wurzeln der Kartoffelpflanze sich mehr oder weniger weit verbreiten, oft bis 4 Fuss und darüber. Das Anhäufeln der Kartoffeln ist, wegen der hierbei stattfindenden Zerstörung der feinen Wurzeln als ein nothwendiges üebel anzusehen, welches nicht zu vermeiden ist, wenn auf schweren Böden das Unkraut beseitigt werden soll. Die Erfahrung hat gelehrt, dass auf leich- ten Böden von den nicht gehäufelten Kartoffeln weit gleich- artigere Grössen von Knollen geerntet werden, als von den angehäufelten, die eine weit grössere Stückzahl kleinerer, gröss- tentheils unbrauchbarer Knollen ergeben, deren Gesammtgewicht das der kleineren Anzahl brauchbarer Kartoffeln an den nicht gehäufelten Stauden selten erreicht, eine natürliche Folge da- von, dass die Pflanzen in ihrem Wachsthumc durch die Behäu- felung gestört wurden. — Zugleich macht der Verfasser auf die Wichtigkeit des Samenwechsels beim Kartoffelbau aufmerksam. Anbauversuche mit verschiedenen Kartoffel- sorten, von K. Birnbaum.*) — unter 150 Kartoffelsorten, welche der Verfasser anbaute, erwiesen sich als die ertrag- reichsten: Bisquit hellgelb Ertrag 41,2 fach. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 'J. 10. 11. 12. Dalmahoy Gelbe Niereiikartofi'el . . . Mandelkartoffel Rothc rauhe Kartoffel • . . Hellgelbe Hornkartoffel . . Gelbkeiniige Edinburg . . Chardou Nudel London Ked Neuseeländer Sago .... ■ Sovercigu gelb Bisquit Nierenkartoffel . . Die schlechtesten Sorten Avaren: 1. Rothc Zwiebelkartoffel aus dorn Erzgebirge Ertrag 1,4 fach. 2. Delicieuse 3. Späte rothe mit rothem Keime 4. Mittelfrühe gelbe Leutzsch 5. Xanteuer beste Speisekartoffel ('). Kalifoi-nische Kartoffel 7. Peruanische, rothe, weissgefleckte . . . 8. Aepfelkartoffel 9. Zwiebelkartoffel aus dem Saalthale . . 34,0 1 27,1 1 25,2 , 23,4 ) 23,3 1 21,1 , 20,0 1 19,4 , 1 19,2 , 1 18,9 , 1 18,2 , Ertr Jg 1,4 « 2,5 „ 3,G » 3,8 n 4,0 « 4,0 11 4,3 n 4,5 11 4,5 *) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 45, S. 200. DüDgungs- uml Kiilturvorsuche. 299 10. Holzheimer rothe Ertrag 4,7 fach. 11. Krämer Nudel, schwarz . . „ 4,7 „ 12. Frühe Johanui „ 4,8 „ 13. Rothe Hornkartofiel „ 5,0 „ 14. Englische Rostbeaf „ 5,0 „ Auffällig ist, dass von alleu Sorten gerade die allgemein als gehalt- und ertragreich bekannte sächsische Zwiebelkartoffol den geringsten Ertrag geliefert hat. Der Verfasser erklärt dies durch die Bodenverhältnisse, über welche aber nichts weiter mitgetheilt ist. lieber den Einfluss der Saatzeit auf den Ertrag wurden mit drei Sorten Versuche ausgeführt, diese waren: Fluor bell, lange Vigny und rothe Holzheimer, erstere frühe Sorten. Die Erträge A'on 25 Stöcken waren folgende: Legezeit. Fluor bell. 1. April 26,0 Pfd. 9. „ 21,7 „ 15. „ 15,8 21. n 12,5 28. n 13,2 4. Mai 17,5 14. » 23,4 20. 14,1 4. Juni Vigny. Holzheimer 17,9 Pfd. 11,8 Pfd. 10,2 „ 12,5 „ 19,2 „ 13,0 „ 15,3 „ 18,1 „ 12,5 „ 17,5 „ 7,5 „ 250 „ 13,6 „ 25,0 „ 14,1 „ 18,3 „ — 27,0 „ — 24,6 „ Einfluss dci S.iHi/.i'it auf «teil Kiiollcii- •'itrag. Am 4. Mai hng das Buchenlaub au zu grünen, am 14. Mai war dasselbe völlig entwickelt, am 20. Mai trat ein sehr star- ker Nachtfrost ein, wodurch das Ergcbniss etwas getrübt wurde, doch zeigt sich bei der späten Holzheimer der beste Ertrag von den zur Zeit der Entwickelung des Buchenlaubes gelegten Kartofifeln, welcher Termin daher für späte Sorten als die geeignetste Saatzeit zu bezeichnen ist, während für die früh- reifen Sorten ein zeitigeres Auslegen sich empfehlen wird. Anbauvers uche mit circa 100 verschiedenen Kartoffelsorten auf vier verschiedenen Bodenar- ten, ausgeführt von dem Kartoffelbauverein in Planitz, Königreich S a c h s e n.'^-") — Je 1 Pfund Samenkartoffeln er- gaben, nach der äusseren Farbe eingethcilt: *) Amtsblatt für die landwirthschaftlichen Vereine des Königreichs Sachsen. 1865. Beilage. Anbnuver- SHche mit verschiede- nen Karlof- fclsortpii. Rothe. Hellrothe. Blaue. Sort. Pfd. Sort. Pfd. Sort. Pfd. 10 197 16 216 8 135 12 151 16 212 8 84 11 118 15 113 8 73 11 120 17 174 9 84. 300 Düngungs- und Kulturversuche. Weisse. Bodenart. Sorten. Pfd. Sand in Bockwa 60 913 Verwitterter Schiefer .... 58 700 Verwitterter Mandelstein . . .57 563 Lehm 60 567 Ohne Farbenunterscliied ergaben: 95 Sorten ä 1 Pfd auf Saudboden . . . 1465 Pfd. = pro Pfd. 1.5,4 Pfd. Ertrag. 97 „ a 1 „ „ verwitt. Schiefer 1147 „ == „ „ 11,8 „ „ 91 „ al- „ „ „ Mandelstein 867 „ = „ „ 9,5 „ „ 97 „ a 1 „ „ Lehmboden . . . 945 „ = „ „ 9,7 „ „ Die auf Lehmboden erbauten Kartoffeln erwiesen sich nach den Untersuchungen von A. Stöckhardt als die stärkereich- sten, die im Sandboden gewachsenen als die stärkeärmsten; nach der Farbe enthielten die rothen Sorten die meiste Stärke, dann folgten die blauen, die weissen und endlich die gelben, welche die ärmsten waren. — Aus den im Originale mitgetheilten Ergebnissen der einzelnen Sorten ergiebt sich, dass eine und dieselbe Sorte, je nach der Bodenart, nicht allein differirende Erträge au Knollen ergab, sondern dass auch der Pro- zentgehalt an kranken Knollen beträchtlich wechselte. HoheErträge Hohc Erträge bei Runkelrüben und Kartoffeln.*) bei Kunkel- _ -p^^, laudwirthschaftlichc Centralverein der Provinz Sachsen rubeo und Kartoffeln, hatto im Jahrc 1864 Geldpreise für die Erbauung der grössten Mengen verschiedener Wurzelgewächse ausgeschrieben, welche den nachstehenden Bewerbungen ertheilt wurden, lieber die Kulturmethoden ist Folgendes zu bemerken: 1. A^ersuch von J. M. Topf in Gips ersleben-Ki- liani. — Der Boden gehörte der IL Ackerklasse an, er hatte im Jahre vorher Raps getragen; die Rapsstoppcl wurde 14 Zoll tief gepflügt, im November mit 10 Fudern Stallmist gedüngt, welcher im Herbste untergepflügt wurde. Im März wurde das Land übers Kreuz abgeeggt und am 21. April mit gelber und weisser Flaschenrunkel besäet. Die Pflanzen wurden am 26. Mai, am 10. Juni und am 23. Juni behackt, am 10. Juni verzogen und am 20. Juli mit Jauche begossen. Die Pflanzweite be- trug 18 : 12 Zoll. 2. Versuch von C. Schönstedt in Erfurt. — Der Boden gehörte zur IL Ackerklasse, er hatte Gemüse getragen, *) Zeitschrift des landwirthschaftlicheu Central- Vereins für die Provinz Sachsen. 1865. S. 43. DüngUDgs- und Kulturversuche. 301 wurde im Herbste 6 Zoll tief geackert und dreimal gehackt. Das Land war in den drei vorausgegangenen Jahren stark gedüngt worden, zu den Rüben wurde nicht besonders gedüngt. Gesäet wurde am 14. April der Samen von gelber Flaschen- runkel. Pflanzweite 18 : 10 Zoll. 3. Versuch von J. M. Topf - Gipsersleben. — IV. Ackerklasse. Vorfrucht: dreijährige Esparsette mit Kopf- klee, nach dem ersten Schnitte im Juli stark mit Stallmist (13 Fuder) gedüngt und 10 bis 11 Zoll tief umge})flügt; im Oktober wurde das Land nochmals gepflügt. Saatgut: säch- sische, gelbfleischige Zwiebelkartoffel, am 25. April in 2 Fuss Entfernung gelegt. 4. Versuch von J. Rindcrmann-Melchendorf. — IL Ackerklasse. Vorfrucht: Runkeln, Das Land wurde 8 Zoll tief gepflügt, in Stufen gelegt, die Kartoffeln zweimal gehackt und behäufelt. Düngung: 12 Fuder Stallmist und GOOO Quart Jauche per Morgen. Gelegt Avurden blaue Heidelberger Kar- toffeln am 8. Mai in 18 Zoll Entfernung. Die erzielten Erträge sind folgende: Eübeu. Blätter. 1. 696 Zentner 60 Pfund. 230 Zentner 80 Pfund. 2. 604 „ 80 „ 200 „ - „ Kartoffeln. 3. 234 Zentner — Pfuiul. 4. 230 „ 40 Auch J. Fichtner") in Atzgersdorf bei Wien berichtet versuch Ton über einen hohen Rübenertrag. Das Land war im Jahre 1858 ^' ^"^'"""• auf 21 Zoll Tiefe unterwühlt, es trug 1861 Luzerne, 1862 Rog- gen, 1863 Futtermais, wozu mit Lederabfällcn und Holzasche gedüngt worden war. Im Herbste 1863 erhielt es per österr. Joch eine Düngung von 250 Ztr. gegipsten Stallmist, 225 Ztr. Kompost, 6 Ztr. Knochenmehl, 0 Ztr. Holzasche. Der Stall- mist und Kompost wurde seicht untergeackert, und das Land noch vor dem Winter 11 Zoll tief gepflügt. Im Frühjahre wurde es mit dem Exstirpator bearbeitet und das fermentirte Kno- chenmehl und die Holzasche mit der Egge untergebracht. Ende April wurde der Samen (Leutewitzer) 18 Zoll im Quadrat ge- legt. Die Rüben wurden viermal behackt und im August ein- mal mit einem leichten Wühlpfluge 9 Zoll tief bearbeitet. An- Agronomischc Zeitung. 1865. S. 13, 258 und 775. 302 ~ Düngungs- und Kulturversuche. gehäufelt wurde niclit. Erzielt wurden nach mehreren Probe- aufnahmen per Joch = 2,25 preuss. Morgen: 1020 Ztr. Wiener Gewicht bis 1168 Ztr. Rüben und 433 Ztr. Blätter. Die bisher erzielten höchsten Rübenerträge sind folgende per jn-eus- sischen Morgen : Von Herrn Jentz seh- Br Ösen*) (Konigr. Sachsen) . . . 535 Ztr. 39 Pfd. , „ Heubach-Kapkeim**) (Ostpreussen) .... 640 „ — „ „ „ V. Jagow-Calberwisch***) (Prov. Sachsen) 1194 „ 23 „ Versuche Vcrsuchc mit Hooibrenk's Methode der künstli- brenk's Be- c h c u B c fr u c h t u ü g, V 0 u J. B. L a w c s. f) — Diesen Versuchen fmchtungs- j.fjj^^ jgp höchst günstige Umstand zu statten, dass dazu Felder benutzt werden konnten, deren Erträge seit 12 Jahren ermit- telt und im Durchsclmitt höchst gleichmässig gefunden waren, wenn auch in den einzelnen Jahrgängen Differenzen vorkamen. Die ßefruchtungsfranse wurde mit Honig angefeuchtet und drei- mal angewandt. Es wurden drei Versuche ausgeführt, bei de- nen stets die zusammengehörigen Felder übereinstimmende Düngungen erhalten hatten. Körner. Pfniid. I. Künstlich befruchtet 2881 Nicht befrachtet . . 2882 n. Künstlich befruchtet 2786 Nicht befruchtet . . 2882 HI. Künstlich befrachtet 2740 Nicht befruchtet . . 2745 Diese Ergebnisse bedürfen keines Kommentars, — Kleemann tt) erhielt von einem nach Hooibrenk's Angabe gewalzten Weizenfelde 1| Scheffel Körner pro Morgen mehr, als von nicht gewalzten; er spricht in Folge dessen dem Hooibrenk' sehen Verfahren nicht allen Werth ab. Die Befruch- tungsmanipulation wurde hierbei nicht ausgeführt. — Die Be- richte der Kommission der belgischen Societe centrale d'agri- culture, Berichterstatter: Du Roy de Blicquy,ttt) lautet Stroh und Kaff. Zusammen. Pfund. Pfund. 4315 7196 4356 7238 4480 7266 4620 7502 1003 6743 4107 6852. *) Der chemische Ackersmann. 18.57. S. 212. **) Ibidem. 1859. S. 110. ***) Zeitschrift für deutsche Landwirthe. 1861. S. 31. t) Journal of tlic royal agric. soc of England. H Serie. Bd. 1, S. 21,5. ■ff) Zeitschrift dos landwirthschaftlichen Central -Vereins der Provinz Sachsen. 1865. S. 239. ^tt) Journal de la societe d'agriculture de bclgique. 1865. S. 15. Düngungs- und Kultur versuche. 303 ebenfalls sehr ungünstig für die künstliche Befruchtung, nicht viel besser lauten die französischen Berichte.') — Das mit grossem Enthusiasmus bcgrüsste Verfahren hat hiernacli völlig Fiasko gemacht. Zu vergleichen sind die Versuche von E. Pe- ters^) und Er. llaberlandt. ^) — Wir verweisen eudlicli noch auf folgende Ahhandhuigon : Allgemeines über Düngungsversnche. von K. Birnbaum.') Düngnngsversuche mit rohem schweielsauren Ivali, von N. ^) Wirkung der Düngung mit Stassfurthcr Abraumsalz bei verscliiodcnen Gewächsen. '■) Düngnngsversuche mit Bakerguano in der Provinz Preussen. ") Ueber die Wirkung der Knochenmehlpräparate und äbnlicher phos- phorsäurereicher Stoffe auf verschiedene Kulturpflanzen, von Dr. Pincus.^j Düngungsversuche mit Sommerweizen, von J. Nessler. ") Experiments with coprolites etc 'O) Soluble and iusoluble pliosphates, by Thomson and Shirrif. ") Report of experimeuts on autunm and siu'ing mauuring, by Wm W^alker. '^) Experiments on ground coprolites, by E. T. Kensington. '^j Die vor einigen Jahren in landwirthschaftlichen Kreisen vielfach ven- Kückbiick. tilirte Frage der Samendüngung ist neuerdings von W. Schumacher und H. Beheim-Schwarzbach von verschiedenen Gesichtspunkten aus be- sprochen worden. Ersterer hält dieselbe für zweckmässig, indem er an- nimmt, dass durch die Samendüngung eine reichlichere Ernährung der jungen Pflanze und hierdurch eine üppigere Entwickelung in der Jugend- periode und dem entsprechend auch in der späteren Vegetationsperiode bewirkt werde; Beheim-Schwarzbach macht dagegen geltend, dass die Samendüngung leicht Anlass zu einer nachtheiligen Verlängerung der gefahr- vollen Periode der Keimung geben könne. Er hält diese Düngungsweise um so weniger für zweckmässig, als der jungen Pflanze während der Keimungs- ') Journal d'agriculture pratique. 1865 I. S. 23i und 283. 2) Jahresbericht 1864. S. 260. 3) Ibidem. S. 270. 4) Schlesische landwirthschaftlichc Zeitung. 1865. S. 57. '•>) Schlesischer Landwirth. 1865. S. 57. 6) Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central -Voreins für die Pro- vinz Sachsen. 1865. S. 25. ") Land- und forstwirthsch. Zeitung der Provinz Preussen. 1865. S. 161. *) Georgine. 1865. S. 271. 3) Badisches landwirthschaftliches Wochenblatt. 1865. S. 182. 10) Farmer's herald. 1865. S. 69. Journal of agriculture. 1865. S. 661. •') Journal of the highland and agric. soc. of Scotland. 1865. S. 75. 12) Ibidem. S. 421. 13) Farmer's herald. 1865. S. 34. 304 Rückblick. Periode das Vermiigeii abgeht, Nährstoffe von aussen aufzunehraen. — A. Müller besprach die verschiedeneu Richtungen, in welchen der Gips seine Wirksamkeit als Düngemittel zu äussern vermag; er nimmt — in Uebereinstimmaiig mit den Ansichten anderer Chemiker — an, dass der direkten Wirkung des Gipses keine Wichtigkeit beizulegen ist, sondern dass der Hauptaccent auf die Umbildungen und Auflösungen zu legen ist, welche der Gips im Erdboden bewirkt. — Breidenstein schreibt die geringe Wirkung der Stallmistdüngungen auf Gipsböden der Bildung von schwer löslichen Doppelsalzen aus schwefelsaurem Kalk mit schwefelsau- rem Ammoniak und schwefelsaurem Kali zu; er empfiehlt zur Zersetzung dieser Verbindungen die gipshaltigen Erdboden mit Kochsalz zu düngen. — Ein künstlicher Bodeu zu Vegetatiousversuchen soll nach Knop da- durch hergestellt werden, dass mau kieselsaure Thouerde mit etwas Thon- erdehydrat und phosphorsaureni Eisenoxyd versetzt und mit Glasperlen ver- mengt. — Paul Bretschneider unternahm Düngungsversuche mit Gips und Abraumsalz als Zusatz zu Stallmist, wobei gleichzeitig noch Chilisal- peter und Mischungen von Abraumsalz, gefälltem ])hosphorsauren Kalk und Gips mit geprüft wurden. Die vortbeilhafteste Wirkung ergab hierbei der Chilisalpcter, auch die küustliche Mischung erwies sich sehr wirksam. Die Wirkuug des Stallmistes wurde durch die Zusätze von Abraumsalz und Gips im ersten Jahre itwas erhöht. Weitere Düngungsversuche von Bret- schneider betrafen die Wirksamkeit der einzelnen in dem rohen Stass- further Abraumsalz enthaltenen Bestandtheile. Hierbei zeigte sich, dass die Chlormetalle der Köraerbildung nicht nachtheilig sind, sondern dieselbe sogar befördern ; am günstigsten wirkte das Kochsalz , welches der Ver- fasser daher als den wirksamsten Bestandtheil des Abraumsalzes ansieht? doch auch das Chlormaguesium, welches man sonst allgemein als schäd- lich für das Pflanzen wachsthuiu anzusehen pflegt, hat mindestens eine nachtheilige Wirkung nicht gezeigt. — Eine ausserordenthch günstige Wir- kuug des fein zertheilten phosphorsauren Kalks eigab sich bei den Ver- suchen in Peterwitz und Raudiiitz. — Leutritz-Deutschenbora ver- öffentlichte einen ebenfalls sehr günstig ausgefallenen Düugungsversuch mit Fischguano auf Winterroggen. — Moscrop in England bestätigte durch neue Versuche die bereits früher ermittelte Thatsache, dass der auf einer bedeckten Düngoistätte bereitete Dünger eine erheblich höhere Wirksamkeit zeigt, als der dm Einflüssen der Witterung auf unbedeckter Düngerstätte preisgegebene. — lieber die Wirkung des Stassfurther Kalisalzes spricht sich Henze- Weichnitz nach Versuchen bei KartolVeln sehr günstig aas; bei Karmrodt's Versuchen stellte sich ein weniger günstiges Resultat heraus, namentlich bestätigen diese Versuche die oft konstatirte und oft bestrittene Thatsache, dass Düngungen mit leicht löslichen Salzen die Aus- bildung der Stärke beeinträchtigen. — Aus den von der Versuchssta- tion Möckern ausgeführten Versuchen entnehmen wir, dass selbst leicht lösliche Düngestoö'e, wie Peruguano, Fischguauo und salpetersaurer Kalk im vierten Jahre nach ihrer Anwendung das Pflanzenwachsthum mich er- heblich beeinflussen, der salpetersaure Kalk zeigte sogar eine bedeutend höhere Nachwirkung als die übrigen Düngestoffe. — Bei Zuckerrüben soll Rückblick. 3ü5 sich nach Frank's p]riiiittclungon ein günstiger Einflu^s des Kalisalzes auf die Zuckerbildiing bemerklich machen, welcher jedoch bei den von Grouven mitgetheilten Versuchen nicht hervortritt. Dagegen konstatirt Grouven einen höheren Gehalt an Chloralkalieu in den mit Chlorverbin- dungen gedüngten Rüben. Als die zweckmässigste Düngermischung für Rüben empfiehlt Grouven ein Gemenge von 1,5 Ztr. Peruguano und 2,5 Ztr. Superphosphat aus Bakerguano. Eine ähnliche Mischung lieferte auch bei den Versuchen von Sombart-Ermsleben den besten Ertrag. — Von Ecker 's Versuche zeigen, dass die Erträge eines Feldes nicht in gleichem Verhältniss mit der Stärke der Düngung zunehmen. — Die von Völker empfohlene Methode, den Peruguano vor der Verwendung mit Schwefelsäure zu versetzen, hat sich bei den Versuchen von Lawes nicht bewährt; in Deutschland scheint dagegen das von dem Handlungshause Ohlendorff & Comp, in Hamburg debitirte ammoniakalische Superphos- phat (aufgeschlossener Peruguano) vielfach verwandt zu werden. — Knop's Wiesendüngungsversuche zeigen den hohen Düngewerth der Salpetersäure ; den höchsten Ertrag lieferte hierbei eine Düngerkomposition, welche neben salpetersaurem Kalk und salpetersaurera Kali noch Bakerguano und Bitter- salz enthielt. — Ueber eine neue Kulturmethode beim Kartoffelbau machte Graf Pinto Mittheilungen. Die Saatkartofteln werden hierbei auf die Oberfläche des Ackers gelegt und erst nach dem Keimen mit Erde zugedeckt. Das Ver- fahren soll nach den übereinstimmenden Erfahrungen von Schönermark, Pinto, Keil und Hab er lau dt bessere Erträge liefern, als das Legen der Kartoffeln hinter dem Pfluge oder Hacken. Amtsrath Schütz-Grün- thal hält das Anhäufeln der Kartofieln zwar für vortheilhaft für den Knollenansatz, mit Rücksicht auf die hierbei stattfindende Beschädigung der Wurzeln der Kartoffelpflanze empfiehlt er jedoch in lockeren, nicht zu sehr verunkrauteten Böden das Anhäufeln zu unterlassen und sich auf flaches Hacken zu beschränken. — Anbauversuche mit verschiedenen Kar- toffelsorten sind von Birnbaum und dem Planitzer Kartoffelbau- vereine ausgeführt worden; Birnbaum zeigte zugleich, dass für späte Kartoft'elsorten die günstigste Saatzeit der Termin ist, wo das Buchcnlaub sich entwickelt, für frühe Sorten erscheint ein zeitigeres Auslegen zweck- mässiger. Hohe Erträge sind bei Runkelrüben in der Provinz Sachsen und in Oesterreich geerntet worden, in Sachsen 696 und 604 Zentner per Morgen, in Oesterreich 1020 Wiener Ztr. per österr. Joch. Bei Kartoffeln erzielte man in Sachsen 230 bis 234 Ztr. per Morgen. — Endlich haben wir noch einen Bericht von Lawes in England über Versuche mit der künstlichen Befruchtung nach Hooibrenk's Methode mitgetheilt, welche die völlige Nutzlosigkeit der Befruchtungsmanipulation beweisen. Auch von Belgien und selbst aus Frankreich, von wo aus die Methode mit grosser Emphase empfohlen wurde, sind nur mehr oder minder ungünstige Berichte bekannt geworden, Kleemauu-Ebeleben erzielte jedoch durch das Walzen beim Weizen einen höheren Ertrag. Es ist einleuchtend, dass unter Umständen das Walzen der Saaten recht nützlich sein kann, die Jabresbericht. VUI. 20 p)06 Literatur. eigentliche Befruchtungsmanipulation wird sicti aber stets als durchaus nutzlos — wo nicht als geradezu schädlich*) — erweisen. Literatur. Die Grundsätze der künstlichen Düngung im Forstkulturwesen, von Joh. K. Koderle. Wien, Braumüller. Die Fermentationstheorie gegenüber der Humus-, Mineral- und Stick- stofftheorie, von W. Kette. 2. Aufl. Berlin, Wiegandt & Hempel. Kartoffcldüngungsversuche, angestellt mit Kücksicht auf Licbig's Er- klärung der Kartoffelkraukhcit, von Th. Simler. Aarau, Christen. Die höchsten Erträge der Kartoffel durch den Anbau der neuesten, wichtigsten und ertragreichsten Varietäten, von J. G. Meyer. Hamburg, Kittlcr. Die Laudwirthschaft in ilirem höchsten Ertrage, von H. Dühne. Lan- gensalza, Gressler. Englands Laudwirthschaft. Ein Reisebericht, von N. M. Witt. Glogau, Flemmiug. Jahrbuch für österreichische Landwirthe, von A.E. Komers. Prag, Calve. Die Kultur und Zubereitung des Flachses und Hanfes in Frankreich, England, Schottland, Irland, Holland und besonders in Belgien, von Th. Marceau. Bearbeitet von Chr. H. Schmidt. Weimar, Voigt. Der Flachs, sein Anbau und seine Zubereitung in Irland. Aus dem Englischen, von J. von Iloltzcndorff. Leipzig, Wigaud. Der Flachsbau und die Leinenindustrie in Irland im Vergleich mit Preussen und dem Zollverein, von Alfr. Winkler. Berlin, Schweigger. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung der Laudwirthschaft in Sondershausen, von A. F. Magerstedt. Soudershauscn, Eupel. Anleitung zum rationellen Anbau der Getreidcartcu als Körner- und Futterpflanzen, von Wilh. Lobe. Leipzig, Reichenbach. *) Vergl. den Bericht von E. Peters. Annalcu der Landwirtlischaft. 1864. Wochenblatt S. 38L ^ Zweite Abtheilung. Die Chemie der Tliierernäliruiig. 20^ Analysen von Futterstoffen. Zusammensetzung des Moharheus, von J. Mo- zusammen- ser.*) — Der Mobar (Setaria germanica L.) wird in Ungarn Moharheus. vielfach zur Heubereitung angebaut, im frischen Zustande wird er nur von Schafen gefressen, auch getroctnet nimmt ihn das Vieh um so lieber, je stärker er entwickelt ist, die Heuberei- tung findet daher erst beim Hervorbrechen der Rispen statt. Meistens wird das Heu als Pferde- und Schaffutter benutzt. Der Ertrag des Mohär stellt sich im zehnjährigen Durchschnitt auf 30 Ztr. per Hektare, zuweilen steigt er auf 50 und 75 Ztr. Das analysirte Heu stammte von einem frisch gedüngten Boden, die Pflanzen waren bereits in ihrer Entwickelung weit vorgeschritten. Das Heu enthielt: Wasser 11,173 Asche 5,G72 Proteinsubstanz 7,300 Rohfaser (aschefrei) 32,260 Aetherextrakt 2,420 Stickstofffreie Extraktstoffe 41,175 100,000. In der Asche wurden gefunden: Kieselsäure 25,598 Schwefelsäure 3,584 Phosphorsäure 6,620 Eisenoxyd 1,265 Kalk 9,515 Magnesia 11,719 Kali 33,908 Natron 3,910 Chlornatrium 3,881 100,000. Die Analyse wurde nach der Methode von Ilenncberg ausgeführt. *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7, S.432. 310 ' Analysen von Futterstoffen. Anaiysedes Uebcr den tausendköpfie-en Futterkohl, von tausendkop- . ^ i o 7 figeu Futter- Rieh. Joncs.'^) — Dci' Unter diesem Namen neuerdings für kohis. Füttcrungszwecke empfohlene Blätterkohl wurde von der Ver- suchsstation Kuschen in Moorsandboden angebaut, er ergab pro Morgen einen Ertrag von 270 Ztr. Grünfutter, wovon etwa 50 Ztr. auf die harten, holzigen Stengel zu rechnen waren. Nach Beseitigung dieser harten Stengel enthielt der am 21. No- vember geerntete Kohl: Wasser 79,84 Stickstoffhaltige Stoffe .... 2,45 Stickstofffreie Nährstoffe . . . 12,93 Holzfaser 1,81 Wachs und Fett 1,00 Aschenbestandtheile 1,97 100,00. In der Asche wurden gefunden: Kalk 29,562 Magnesia 3,261 Kali 15,553 Chlorkalium 6,525 Chlornatriuni 3,439 Eisenoxyd 1,397 Schwefelsäure 8,904 Phosphorsäuie 6,636 Kieselsäure 1,170 Sand 5,010 Kohle 1,750 Kohlensäure und Verlust . . 16,793 100,000. In der frischen Pflanzensuhstanz fanden sich ausserdem noch 0,03 Proz. nicht oxydirter Schwefel in organischer Verbindung. — Der Futterkohl scheint durch seine hohen Erträge die Beachtung der Laudwirthe zu ver- dienen, zumal da er von den Herbstfrosten nicht zu leiden hat und des- halb bis in den Winter Grüufutter zu liefern vermag. — Zusammen- Z u s a m m c n s c t z u u g d e s W un d - o d e r T an n c n k 1 e c s, von F. Krocker.*^'') — ■ Das Untersuchungsmaterial war kurz vor der Blüthe gcerutet, es stammte von einem in lehmigem Sandboden ohne Ueberfrucht angebauten, im zweiten Jahre stehenden Kleefelde. Setzung des VVundklees. *) Originalmittheilung. **) Annalen der Landwirthschaft. 1865. Wochenblatt. S. 285. Analysen von Futterstoffen. 3 1 1 Zusammensetzung dei- völlig des des trocknen Substanz. Grünfutters. Ileus. Stickstoffhaltige Stoffe 15,50. 2,81 13,80 Stickstofffreie Nährstoffe 42,66 7,20 35,06 Fett 3,00 0,42 2,50 Holzfaser (frei von Stickstoff) und Asche 31,06 5,25 25,50 Mineralstoffe (frei von Kohlensäure) . . . 7,78 1,32 6,44 Feuchtigkeit • • . — 83,00 16,70 100,00. 1Ü0,0U. 100,00. Gehalt an Mineralbestandtheilen: prozentische Zusammen- in 100 Theilen der in 100 Theilen der Setzung der Asche. frischen Pflanze, lufttrocknen Pflanze. Kali 30,23 0,41 1,95 Chlorkalium . . . 3,52 0,04 0,23 Natron Spur — — Kalk 47,82 0,65 ' 3,09 Magnesia 3,38 0,04 0,22 Eisenoxyd .... 2,11 0,02 0,13 Phosphorsäure . 8,30 0,11 0,53 Schwefelsäure . . 2,11 0,02 0,13 Kieselsäure . . . 2,53 0,03 0,16 100,()(j! 1,32. ' 6,44. Nach der Analyse scheint der Futterwerth des kurz vor der Blüthe geernteten Wiindklees etwas niedriger zu sein als der des in gleicher Periode geernteten Rothklees, während er dagegen dem in voller Blüthe gemähten Rothklee wenig nachsteht. Die Erntezeit ist bei dem Wundklee von besonderer Wichtigkeit, indem derselbe in voller Blüthe zu schneller Ver- holzung geneigt ist. Geerntet wurde in Proskau von lehmigem Sandboden: vor der Blüthe geschnitten . 194,23 Ztr. Grünfutter = circa 29,6 Ztr. Heu, in voller Blüthe geschnitten . 181 ,77 „ „ = „ 38,5 „ „ Palmnusskernmehl hat Augustus Völker*) in meh- reren Proben analysirt; die nachstehenden Analysen beziehen ^^^ p^jn,. sich theils auf englisches, theils auf deutsches Fabrikat. nusskem- Probon von Liverpool. 1, 2. 3. 4. 5. 6. Wasser 7,49 6,91 6,69 7,52 7,02 7,21 Fettsubstanz 26,57 26,52 23,92 22,68 19,95 22,79 Stickstoffhaltige Stoffe . . . 15,75 14,91 15,25 16,75 17,01 15,56 Stärke, Gummi, Zucker etc. 37,89 31,20 40,62 32,14 33,76 36,24 Holzfaser 8,40 16,13 10,40 17,49 18,70 14,90 Asche . . 3,90 4,33 3,12 3,42 3,.56 3,30 100,00 100,00 10(1,00 100,00 100,00 100,00. *) Journ. of the royal agric soc. of England. 11 Serie. Bd. 1, S. 147. en. Mehl. o 1. 9 8"84 10,77 lo^k 11,27 13,79 12,49 17,93 13,75 14,06 40,79 42,67 43,56 16,85 15,17 15,32 4,32 3,85 3,73 312 Analysen von Futterstoffen. Proben von Hamburg. Kuchen 1. Wasser 12,91 Fettsubstanz 9,48 Stickstoffhaltige Stoffe . . . 18,25 Stärke, Gummi, Zucker etc. 39,16 Holzfaser 16,90 Asche . 3,30 löa^ 100,00 100,00 100,00. Die englisclien Proben enthalten hiernach einen viel be- trächtlicheren Fettgehalt; es scheint, dass neuerdings durch stärkeres Auspressen der Fettgehalt der Rückstände in Deutsch- land noch weiter hinabgedrückt wird, Stöckhardt*) fand in einer Probe nur 7,3 Prozent Fett. Analyse von ^^ W 1 c k c *'' ) vcröfientHchte folgende Analyse von Palm- Palmkern- ^ ° "^ kuchen. kernkuchen von J. von Bostel in Hamburg: Wasser 10 Stickstofffreie Nährstoffe 41 Stickstoffhaltige Nährstoffe ... 15 Fett 15 Holzfaser und Asche .... ■ . . 19 100. Analyse von Mo h u k u c h c u m c h 1 analvsirtc C. Karmrodt^**^ mit Mohn- 1 1 T» kuchenmehi. nachstehendem Resultate : Stickstoffhaltige Nährstoffe . . 31,85 Fett 7,30 Kohlehydrate 26,42 Holzfaser 13,72 Mineralbestandtheile 10,46 Wasser . 10,25 100,00. Nährstoffverhältniss 1 : 1,14. Mittlere Zu- Mittlere Zusammensetzung von Leinkuchen aus Setzung von verschiedciicn Ländern: f) Leinkuciiea. Stickstoff. Fett. Wasscr. Asche. Frankreich 4,72 9,06 7,60 7,89 Amerika 4,74 11,41 7.60 6,35 England 4,57 13,52 8,60 7,27 Deutschland und Holland 4,65 9,84 7,98 9,56 Russland 5,14 11,86 8,88 8,39 Italien 5,03 11,84 9,03 7,55 Sicilien 4,72 6,80 9,46 8,02. *) Der chemische Ackersmanu. 1S65. S. 252. **) Hannoversche landwirthschaftliche Zeitung. 1865. ***) Annaleu der Landwirthschaft. 1865. Wochenblatt. S. 3: t) Farmers magazinc. 1865. S. 195. Analysen von Fiittorstoifeii. 313 Bisquitmelil von der Metropolitan Fariua Com- Analyse von pany in England hatte nach der Analyse von A. Völker*) b'"!"'""^*"- folgende Zusammensetzung: Wasser 8,70 Oel 1,61 Stickstoffhaltige Nährstoffe . . 10,12 Stärke, Dextrin, Zucker . . . 76,90 Holzfaser 0,58 Asche ■ 2,09 100,00. Analyse von Reismehl, nach A. Völker,**) Analyse von Reisraelil. Wasser 8,83 Oel und Fett 9,50 Stickstoffhaltige Nährstoffe . . 12,75 Stärke, Gummi etc 50,69 Holzfaser 10,14 Asche . 8,09 100,00. Analyse von Lokustmehl, nach Demselben.***) Analyse von ■ni t,i- 1 -i -ir./>-< Lokustmebl. Feuchtigkeit 13,61 üel 1,08 Stickstoffhaltige Nährstoffe 5,87 Zucker 44,30 Pektin, Gummi etc 26,13 Holzfaser 7,14 Asche . 2,87 100,00. Die Lokustbohnen sind hiernach sehr reich an Zucker. Weizengrieskleie aus der Fabrik von Ostheim und Analyse von Comp, in Kassel enthielt nach W. Wickert) '""T"" ' ' ' grieskleie. Feuchtigkeit 11,33 Holzfaser , 9,26 StickstofiYreie Nährstoffe (Stärke) 50,84 Stickstoffhaltige Nährstoffe .... 19,96 Fett 4,51 Asche 4,10 100,00. *) Journ. of thc royal agricult. soc. of England. H Serie. Bd. 1, S. 147. **) Ibidem. S. 148. ***) Ibidem. S. 147. t) Hannoversche landwiithschaftliche Zeitung. 1865. S. 81. 314 Analysen von Futterstoffen. Analyse von Gg 1" S t G n f U t tc 1' S C lll am lU aUS einer KunStmÜhlG bei Göt- Gerstenfut- terschlamm. Gerstenfat- ^j^^^^^^ ^^^^^j^ W. Wickc:*) Feuchtigkeit 11,09 Holzfaser 31,90 Stickstofffreie Nährstoffe (Stärke) 34,77 Stickstoffhaltige Nährstoffe .... 11,63 Fett 4,S)0 Asche 5,71 100,00. Anaiyseder AualysG d G T F c 1 db 0 Im G : ■^*) Feldbohne. *' _ . !„ „„ Legumin 23,30 Stärke 36,00 Fett 2,00 Holzfaser .... 10,00 Traubenzucker . 2,00 Pektinstofle . . . 4,00 Gummi 4,50 Asche 3,40 Wasser 14,80. Die AscliG liattG folgGndG ZusammGnsGtzung: Kieselsäure 0,88 Phosphorsäure 31,87 Schwefelsäure 4,50 Kohlensäure 1,94 Kalk 8,65 Eisenoxyd 0,36 Kali 42,13 Natron 0,90 Kohlensaures Natron . 1,90 Kohlensaures Kali . . . 0,34 Magnesia 6,55 100,02. Anaiyseder Aualysc d u 1" F cl d G 1' b s G , 11 a c li A. V^ölkGr: *^'*) '•^*"'"''^'"=- Körner. Stroh. Schalen, f) Stickstoffhaltige Stoffe . . 23,4 8,86 7,12 Stärke 37,0 — — Fett 2,0 2,34 1,09 Traubenzucker 2,0 — — Stickstofffreie Nährstoffe 9,0 25,06 21,65 Holzfaser 10,0 42,79 53,71 Wasser 14,1 16,02 13,68 Asche . 2,5 4,93 2,75 100,0 l()lt,Oi» 100,(10. *) Hannoversche landwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 81. **) Farmers magazine. 1865. S. 328. ***) Ibidem. S. 527. f) Journ. of thc royal nyricult. soc. nf England. IT Serie. Kd. 1,S. 147. Analysen von Futtcrstofl'eü. 315 Die Asclicn liatten folgende Ziisammcnsetzinig: Körner. Stroh. Kali 30,05 11,78 Natron 7,42 0,55 Kalk 5,29 40,34 Magnesia .... 8,46 8,30 Eisenoxyd .... 0,99 1,03 Phosi)horsäure . 33,29 8,2C) Sch-wefclsiiure . 4,30 0,70 Kieselsäure . . . 0,51 10,00 Chloruatrium . . 3,13 0,32 93,50 100,00. Zusammensetzung der Viehmelone, nach A. Völ- Analyse der ^. Vietimelone. ker: *) Wasser 90,00 StickstoflTialtige Nährstoffe 1,00 Zucker, Gummi etc 5,74 Holzfaser 1,17 Asche . 0,77 100,00. Gegenüber einer früheren Analyse der Melone von Völ- ker^'-) ergab sich hier ein etwa doppelt so hoher Stickstoff- gehalt. — Thomas Anderson*^'*) analjsirte eine neue Turnipsart, '^"''y«« ^" Greystone Turnips, in zwei verschiedenen Proben, Die neue Tnmips. Sorte soll sich durcli besonders hohe Erträge vor den gewöhn- lichen Varietäten auszeichnen und anderthalb bis doppelt so hohe Ernten liefern. Ihre Zusammensetzung war folgende: Von Thonboden. Von Sandboden. Wasser 93,84 94,12 Fett 0,20 0,34 Lösliche stickstofflialtige Stoffe 0,30 0,5(j Unlösliche stickstoffhaltige Stoffe .... 0,20 0,18 Lösliche stickstofffreie Stoffe 2,99 2,32 Unlösliche Stoffe, hau])tsächlich Holzfaser 1,73 1,98 Asche 0,03 0,53 100,01 100,03. Die Asclien liatten folgende Zusammensetzung, nach Ab- zug von Kohle, Kohlensäure und Saud: *) Journal of the royal agricultural society of England. H. Serie. Bd. 1, S. 146. **) Jahresbericht. 1864. S. 281. ***) Journal of agriculture of the highland and agricultural society of Scotland. 1865. S. 488. 316 Analysen von Futterstoffen. Von Thonboden. Von Sandboden. Eisenoxyd . . . 2,74 2,85 Kalk 15,90 13,24 Magnesia . . . 1,61 2,46 Kali 45,01 44,86 Natron 3,15 3,20 Chlornatrium . i),72 9,6i» Phosphorsäure 18,03 18,94 Schwefelsäure . 3,02 3,62 Kieselsäure . . 0,82 1,14 100,00 100,00. Die Turnips sind hiernach ansserordcntlich arm an Trocken- substanz, sie enthalten nur etwa 6 Proz. feste Masse, während gewöhnliche weisse Turnips circa 9 Proz. zu enthalten pflegen. Hierdurch wird der Vorthcil der erzielten hölieren Erträge aufgehoben. — ■ Kornneu- Z u s am ui c n s c t z u u g des Kornneuburger Vieh-, puiver. Nähr- und Heilpulvers. — Julius Lehmann*) fand in diesem Geheimmittel verwittertes Glaubersalz, Schwefelblumen und Enzianwurzel; eine ähnliche Mischung erhält man durch Vermischung von 23 Loth veiwittertem Glaubersalz, 2,1 „ Schwefelblumen, 4,9 „ Enzianwurzelpulver. 30 Loth. Das Arkanum wird zum Preise von 16 Sgr. pro Pfund ver- kauft, Herstellungskosten: circa 3 Sgr. pro Pfund. Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. Konservi- Kouscrvirung von Rübenblättern nach "Wilhelm Wagner.**) — Die Methode des Verfassers ist folgende: Man tern. sorgt dafür, dass die Rüben niclit im Thau oder Regen, son- dern in trockenem Zustande ausgegraben werden, schneidet die Blätter mit dem oberen Theile der Rübe, dem sog. Halse ab und lässt sie, um abzuwelken je nach der Witterung 8 bis rung von Rübenbliit- *) Amtsblatt für die landwirthschaftlichen Vereine des Königreichs Sachsen. 1865. S. 75. **) Wiirtemborg. land- und forstwirtliscliaftl. Wochcnl)latt. 1865. S. 193. Konst'rvinuit,^ uiul Zul>orcituiig von Fiiltersloffen. ',]{"( 14 Tage liegen. Wenn sie etwa 50 bis 60 Proz. ihres frü- heren Gewichts verloren haben, so werden sie in die Gruben «refahren. Diese werden am besten in Lehmboden 6 Fuss tief, unten 6, oben 10 Fuss Aveit und beliebig lang hergerichtet. Der Verfasser empfiehlt mit den geladenen und leeren Wagen über die bis zum Rande gefüllten Gruben hinzufahren, wodurch das Abladen erleichtert und zugleich der Grubcninhalt auf die billigste Weise festgestampft wird. Zusatz von Salz ist über- flüssig, sofern nur die Hälse mit den Blättern vereinigt bleiben. Mau füllt die Gruben 6 bis 10 Fuss hoch über der Erde mög- lichst senkrecht auf und bedeckt sie mit einer 2 Fuss hohen Erdschicht. Die Gruben dürfen jedoch nicht länger als 2 Tage offen sein. Stroh, Heu oder Kaff darf nicht zugesetzt werden, dagegen kann man alle Arten von Kraut, Klee, Gras, Mais, Wickfutter, Baumlaub etc. im grünen Zustande beimischen. Die konservirten Rübeublätter bewirken beim Vieh keinen Durchfall, wie der Verfasser meint, weil die Oxalsäure sich verflüchtigt. (?) Das Durchfahren der Gruben mit dem Wagen wird das Futter sehr verunreinigen und ist deshalb wohl besser zu unterlassen. Konservirung und Verbesserung verschiedener F.i"sai7.en Futtermittel durch Einsalzen, von Adolf Reihlen.'^) '""toffeD."* — Diese Methode unterscheidet sich von der vorstehenden durch den Salzzusatz beim Einlegen der Futterstoffe in die Gruben. Saftiger Grünmais oder Sorgho bleibt nach dem Schneiden 1 oder 2 Tage ausgebreitet auf dem Felde liegen und verliert dabei etwa die Hälfte seines Gewichts, Samen- mais bedarf vor dem Einlegen keiner vorherigen Trocknung. Beim Einlegen sucht mau leere Zwischenräume möglichst zu vermeiden. An den Seiten werden die Futterstoffe stark ge- salzen, namentlich die Aussenseite ist stark mit Salz zu be- werfen, in der Mitte genügt ein geringerer Salzzusatz. Auf 20 Ztr. Mais oder Sorgho rechnet der Verfasser etwa 10 Pfd. Salz, von dem zwei Drittel auf die Aussenseite verwendet werden. Durch die entstehende Gährung erweichen sich die holzigen Stengel und werden bandartig zusammeugepresst, wo- durch die Masse auf weniger als die Hälfte zusammenfällt. Die Erhitzung steigt um so höher, je grösser die Masse ist, *; Würtemberg. kind- und forstwirthschaftl. Wochenblatt. 18(35. S. 193. 318 Konserviriing und Zubereitung von FutterstofiFen. dieselbe darf daher uiclit höher als 12 Fuss im losen Zu- stande gemessen aufgeschichtet werden, weil sonst der obere Theil des Futters statt ledergelb zu werden eine chocoladen- braune Farbe annimmt, und dann vom Vieh nicht mehr gern gefressen wird. — Die Methode eignet sich auch für Luzerne, Wickfutter, erfrorenen Mais oder Sorgho, Baumblätter und Gerstengrannen. Bei den letzteren wird die eingelegte Masse in der Mitte mit Salzwasser besprengt, sie dürfen aber, um ein gutes Futter zu geben, vor dem Einsalzen nicht längere Zeit auf der Tenne. liegen bleiben. Eine sehr ähnliche Methode zur Koaservirung von Mais in Gruben, aber ohne Salzzusatz, findet sich in dem Steicrmürkischen Wuchcnblatte. Aufbewah- g ur Aufbcwahrung der Rüben'^) ist mehrfach empfoh- RQbcn. len worden, dieselben unmittelbar nach der Ernte und ohne sie vorher abzublatten zu Mus zu verarbeiten und letzteres in Gruben festgetreten und mit Erde bedeckt aufzubewahren. Herr Kries-Slarko wo benutzt Gruben in undurchlässigem Lehm und lässt das Mus ohne Zusatz von Häksei, Salz u. dergl. festtreten, deckt oben eine vier Zoll hohe Schicht von Raps- schoten auf und dann Erde. Er erhält so ein ganz vortreff- liches, von sämmtlichen Thieren gern genommenes Futter, wel- ches sich ein ganzes Jahr gut konservirt. — Konservi- Bekanntlich hat H. Grouven'^-) empfohlen, den Rüben - Rübenpress- pressHugcn bei der Aufbewahrung etwas Kalk zu- lingon mit zusctzcn, iu Nachstehendem geben wir einige Analysen von fermentirten Pressungen, welche drei Monate alt waren. — Die hierzu verwendeten Prcsslinge enthielten im frischen Zu- stande nur 2 Proz. Zucker; 100 Pfd. derselben wurden mit 0,5 Pfd. Kalk in der Form von Kalkmilch versetzt. 1000 Theile der fermentirten Presslinge enthielten: Ohne Kalkzusatz. Mit Kalkmilch. Trockensubstanz 180,3 185,3 Wasserextrakt 41,5 TjCO Fettsäure, auf Buttersäure berechnet 8,8 15,3 Asche 19,1 38,9 darin Kalk 3,0 10,9. *) Land- und forstwirthschaftliche Zeitung fiir die Provinz Prcusscn. 18G5. S. 2GG. **) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker -Industrie im Zollver- eine. 1865. S. 376. Kleienbe- stniidtbeile. Konservinuig und Ziilicreitiing \on Kulicrslüli'en HlO Durch den Kalkzusatz ist hiernach die Fctt.säurc-Gährung befördert und das Futter nalirhafter geworden. Das konscr- virte Futter roch stark nach Buttersäurc und wurde von Ochsen und Schafen sehr gern gefressen. — Grouven empfiehlt den Kalkzusatz auf 0,75 Proz. zu erhöhen und den Kalk stets in der Form von Kalkmilch, nicht als Pulver zu verwenden. Von mehreren Seiten wurde in der Generalversammlung; des Vereins für die Rübenzucker-Industrie bestätigt, dass die beim Niichpresseu unter Kalkzusatz gewonnenen Presslinge vom Vieh gern und ohne Schaden ge- fressen werden. lieber die Aufschliessung der Kleienbestand- ue'.ordi« thcilc, von A. Stöckhardt.*) — Der Verfasser unternahm snns «ler es, durch Versuche ein Verfahren zur schnelleren Aufschliessung der schwerlöslichen Bestandthcilc der Kleie zu ermitteln. Die hierzu in Anwendung gebrachten Mittel waren: Behandlung mit Wasser in verschiedener Temperatur, Malzzusatz und Zu- satz von Säure und Alkali. Vorläufige Proben ergaben, dass der Malzauszug kaum mehr leistete, als Wasser, ferner, dass ein kurzes Sieden der Kleie mit Wasser kräftiger lösend wirkte, als Brühen oder Weichen, wenn dieses auch bedeutend ver- längert wurde. Diese Ergebnisse führten dazu folgende Me- thoden einer näheren Prüfung zu unterziehen: 1. 1 Thcil Kleie wurde mit 25 Theilen Wasser 10 Mi- nuten lang gekocht, die Flüssigkeit dann, nachdem sie auf das ursprüngliche Volumen zurückgebracht worden, durch ein feines Stärkemehlsieb gegeben, und ein gemessener Theil davon zur Trockne verdampft, rcsp. auf seinen Stickstoffgehalt untersucht. 2. Dieselbe Behandlung unter Zusatz von 10 Proz. der Kleie an reiner Salzsäure von 1,120 spez. Gew. 3. Dieselbe Behaudlung unter Zusatz von 9,5 Proz. kri- stallirtcr Soda, als der der Salzsäure des Versuchs 2 äqui- valenten Menge. 4. Die saure Brühe von Nr. 2 wurde nochmals mit dem un- gelösten Klcienrückstande von Nr. 3 zehn Minuten lang gekocht. 5. Die alkalische Brühe von Nr. 3 wurde nochmals mit dem Klcienrückstande von Nr. 2 gekocht. Unter den nachstehend als gelöst aufgeführten Kleienbestaudtheilen sind auch die in der Seihetiüssigkeit nur suspendirten Theile mit inbegriffen, *) Der chemische Ackersmann. 1865. S. 236- 320 Konserviniug und Zubereitung von Futterstoifen. deren Menge jedoch unbedeutend war. Die Analysen sind von A. Beyer und Ufer ausgeführt. Aus 100 Theilen lufttrockner Kleie wurden gelöst: Roggenkleie. Weizenkleie. o °i o p-i Nährstoff- verhältniss im Gelösten. Gesammt- menge. O MJ Nährstoff- verhältniss im Gelösten. 1. Durch Wasser allein .... 2. Durch Wasser und Salzsäure 3. Durch Wasser und Soda . . 4. Durch zweimalige Behand- lung mit Salzsäure .... 5. Durch zweimalige Behand- lung mit Soda 35,0 51,0 3G,0 55,7 48,1 4,80 3,65 6,i)0 4,87 10,00 1: G,3 1:13 1: 4,2 1 : 10,4 1: 3,8 34,0 41,8 38,0 44,0 54,1 4,85 9,47 1:8,0 1:4,7. 100 Theile Röggenkleie enthielten 13,87 Proteinstoffe und 2,45 Phos- phorsäure; 100 Theile Weizenkleie enthielten 12,81 Proteinstoffe und 2,88 Phosphorsäure. Die beiden Kleienarten zeigten ein sehr ähnliches Ver- halten gegen die Lösungsmittel, das Wasser allein wirkte beim Kochen schon erheblich lösend und bedeutend stärker, als beim Brühen und Weichen. Frapoli und Fehlin g fanden, dass von den Kleienbestandtheilen gelöst wurden: beim Weichen mit lauem Wasser 20 Prozent, beim Brühen mit siedendem Wasser . 23 — 27 „ Die Salzsäure erhöhte nur die Löslichkeit der stickstoff- freien Bestandtheile, die Soda dagegen die Auflösung der Pro- teinstoffe. Hiernach erscheint ein successives Kochen der Kleie mit angesäuertem und darauf mit alkalischem Wasser als die wirksamste Methode der Aufschlicssung insbesondere der schwerlöslichen und schwerverdaulichen stickstofl'haltigen Bestandtheile der Kleie. Wählt man als Säure Salzsäure und als Alkali Soda in äquivalenten Verhältnissen, so erreicht man zugleich einen gewissen Kochsalzgehalt der Futtermiscliung. Bei der Vermischung und Neutralisirung der Auszüge lindet zwar eine partielle Ausscheidung der gelösten Stoffe statt, es ist aber anzunehmen, dass diese in der zarten, gallertartigen Form, in welcher sie ausgeschieden werden, nicht viel schwei-cr assimilirbar sind, als im gelösten Zustande. Stöckhardt empfiehlt, die Aufschliessung der Kleie in folgender Weise auszuführen: Man rühre 100 Pfd. Kleie sorg- Koüserviruug uud Zubereitung vou Futterstoffen. 321 fältig mit 800 Pfd. kalten Wassers zusammen, setze 2,5 Pfd. rohe arsenfreie Salzsäure von 1,180 spez. Gcwiclit hinzu, koche die Masse, wo möglich in einem Dampffasse, 10 Minuten lang und lasse dann das Flüssige ablaufen. Die abgelaufene saure Brühe wird zur Seite gestellt. Zu dem im Dampffasse zurück- gebliebenen Kleienteige kommen nun 200 Pfd. Wasser und 1,5 Pfd. 90grädige kalzinirte Soda, worauf die Mischung wieder zuni Kochen gebracht und 10 Minuten darin erhalten wird. Man vereinige dieselbe alsdann nach und nach mit der sauren Brühe der ersten Kochung und rührt endlich noch 2 bis 3 ge- häufte Löffel voll Schlämmkreide darunter. Das Gemenge kann nun den Thieren als Gesöff oder im Gemenge mit Heu, Häcksel, Rüben etc. verabreicht werden. In Ermangelung eines Dämpffasses wird die Kleie zunächst in einem Brühfasse mit dem siedenden Wasser und der Salzsäure einige Stunden mazerirt und das Flüssige dann abgezogen, während die zweite Operation, das Kochen des Rückstandes mit der Sodalösung, in einem Kessel über freiem Feuer stattfindet. — Die obigen Mengen von Salzsäure und Soda bilden zusammen nahezu 1,5 Pfd. Kochsalz, auf 1 Pfd. der Kleie kommen mithin circa 0,44 Lth. Futtermischungen, von F. Nessler.*) — Von der Futter- Ansicht ausgehend, dass das Heu die für die Ernährung der Grasfresser angemessenste Zusammensetzung habe, hat der Verfasser die nachstehenden Futtermischungen berechnet, welche sämmtlich sehr annähernd die gleichen Bestandtheile enthalten wie 30 Pfd. gutes Heu, nämlich 3,12 — 3,20 Pfd. stickstoff- freier Nährstoffe, 0,74 — 0,9 Pfd. Fett und 25,1 -25,6 Pfd. Trockensubstanz, oder ein Nährstoff-Verhältniss von 1:4,4. 1. 2. Runkeln 40 Pfund. Kunkeln GO Pfund. Biertreber von 18 Pfund Malz. Wintergetreidestroh ... 12 „ Sommergetreidestrob ... 12 Pfund. Malzkeime 4,25 „ Eapskucben 1,G „ Eapskucben 3,2.5 „ 3. 4. Gerstschrot 6 Pfund. Haferscbrot 6 Pfund. Malzkeime 5 „ Ackerbobnen 7 „ Sommerstroh IG „ Winterstroh 16 „ Rapskuchen 3 „ Rapskuchen 1 „ misehuugen. *) Wochenblatt des landwirthschaftlicben Vereins im Grossherzogthum Baden. 1865. S. 147. Jahresbericht. VIII. Ol 322 Konservirung und Ziibcreituug von Futterstoffen. Winterstroh 15 Pfund. Kunkeln 53 „ Schlempe von 38 Pfund Kartoffeln. Eapskuchen 4 Pfund. Schlempe von 75 Pfund Kartoffeln. Getreidespreu 17 Pfund. Oelkuchen 2,5 „ Winterstroh 14 Pfund. Weizenkleie 6 „ Runkelu 40 ^ Rapskuchen 5 „ 9. Sommerstroh 13 Pfund. Roggenschrot 9 „ Biertreher von 9 Pfund Malz. Malzkeime 3 Pfund. 11. Kartoffeln 35 Pfund. Sommerstroh 15 „ Oelkuchen 6 „ 13. Rothe Topinambour ... 42 Pfund. Sommerstroh 13 „ Malzkeime 6 „ Oelkuchen . 1 „ 15. Rothe Topinambour ... 30 Pfund. Biertreher 15 „ Getreidespreu 5 „ Winterstroh 7 „ Malzkeime 2 „ 17. Deutscher Klee 80 Pfund. Sommerstroh 8 „ Sommerstroh 17 Pfund. Haferschrot 3 „ Erbsen 6 „ Rapskuchen 3,5 „ 10. Runkelu 10 Pfund. Biertreher 10 „ Schlempe von 50 Pfund Kartoffeln. Sommerstroh 13 Pfund. 12. Kartoffeln 25 Pfund. Sommerstroh 15 „ Ackerbohnen 8 „ Rüböl 0,25 „ 14. Rothe Topinambour ... 40 Pfund. Sommerstroh 14 „ Oelkuchen 3 „ Ackerbohnen 4 „ 16. Rothe Topinambour . . . 40 Pfund. Winterstroh 13 „ Schlempe von 40 Pfund Kartoffeln. Oelkuchen 3,25 Pfund. 18. Deutscher Klee 70 Pfund. Stroh G „ Grünmais 35 „ 19. 20. Luzerne . . 85 Pfund. Grüumais . 85 Pfund. Sommerstroh 8 „ Wickfutter . 57 „ 21. Grünmais ... 90 Pfd. Oelkuchen . . 4,5 „ Deutscher Klee 20 „ Anstatt Sommergetreidestroh kann in allen Fällen auch Winterstroh genommen werden, nur muss dann für je 10 Pfd. Stroh ^ Pfd. Rapskuchen zugesetzt werden, weil das erstere um soviel nahrhafter ist. Konserviriiu^ und Zubercituug vou Fulterstuft'en. 323 lii dem würti'inbcrgcr Wochcublatic für Liuul- und Forsl- wirthscliaft 1865 S. 160 linden sich folgende Mischungen als Ersatz von 100 Pfd. Heu empfohlen: 64 Pfund Stroh, 20 Pfuud Roggcuschrot, 16 Pfimd Wickenschrot. 60 „ 59 „ 56 „ 57 „ 63 „ 57 „ 61 „ 56 „ 44 „ 46 „ 51 „ 50 „ 49 „ 48 „ Soll das Wiesenheu anstatt vorherrschend durch Stroh, hauptsächlich durch die Spreu der Halmfrüchte ersetzt werden, dann sind die Zahlen der ersten Reihe (Spreu anstatt Stroh) um ^ zu erhöhen, die der zweiten Reihe bleiben unverändert, und die Zahlen der dritten Reihe werden um | erniedrigt. 27 n » 13 w Rapskuchen. 28 r> Haferschrot, 12 >) Wickenschrot. 34 « » 9 M Rapskuchen. 28 V Gerstschrot, 14 » n 56 ») Kartoffeln, 20 « Wickenschrot. 86 » « 19 r> Rapskuchen. 140 >5 Ruukelu, 19 5) Wicken. 197 » „ 17 ») Rapskuchen. 55 « Kartoffeln, 132 n Biertreber. 132 5) Runkeln, 122 « » 24 J) Gerste, 90 n )) 19 n Roggen, 103 n !> 27 « Hafer, 80 )) « 34 »5 Kleie, 60 n n Fütterungsversuclie. Die Theorie der Fettbildung aus Kohlehydraten, Theorie der von H. Grouven-.*) — Zur Prüfung der Richtigkeit der aus aJ^ Kohk-^ seinen früheren physiologisch-chemischen Fütterungsversuchen hydraten. mit einfachen stickstofffreien Nährstoffen abgeleiteten Theorie der Fettbildung unternahm Grouven folgenden Versuch: Ton zwei Ochsen wurde der eine 8 Tage lang mit einer aus Strohhäcksel, Schrot, Rübenpresslingen und Kartoffel- schlempe bestehenden Ration ernährt, der andere bekam 9 Tage lang täglich blos 1 Pfd. Strohhäcksel und 1 Pfd. Stärke zu fressen. Beide Thiere wurden dann geschlachtet und bei jedem der Inhalt vom Pansen, Magen und Dünndarm gesondert auf- gefangen, gewogen und analysirt. Bei der Analyse wurden die eingetrockneten Massen zuerst mit Aether und dann mit Wasser *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7, S. 66. 21* 324 Fütterungsversuclie. erschöpft; eine andere Quantität diente zur Bestimmung der flüchtigen Fettsäuren durch Destillation mit Schwefelsäure. Es ergaben sich folgende Resultate: Fütterung ad libitum. Ochse I. (Meng- futter) Ochse 11. (Stroh 4- Stärke) Per 100 Pfund Inhalt von Pansen . . Magen . . Dünndarm Pansen . . Magen . . Dünndarm Reaktion. neutral stark sauer . . . neutral schwach alkalisch massig sauer . . . stark alkalisch . 12,70 15,69 8,27 12,44 14,50 7,84 a2 Grm. 283,8 4'J8,8 364,8 86,3 154,8 145,0 Destillirhare Fett- säuren a. bei gewöhn- licher Tem- peratur er- starrend. Grm. 2,13 2 27 0^70 3,10 2,94 0,30 b. nicht erstar- rend, entsp. wasserfreier Schwefel- säure. Grm. 118,0 44,2 20,5 90,1 21,9 4,9 Legt man hier zu Grunde als Durchschnittsgewicht des Panseninhalts 100 Pfd.*) Mageninhalts 30 „ Dünndarminhalts 20 „ ferner, dass 40 Grm. wasserfreier Schwefelsäure äquivalent sind 88 Grm. Buttersäure, so berechnet sich die Menge der in dem gesammten Vcrdauungskauale befindlichen flüchtigen Fettsäuren (gedacht als Buttersäure) bei Ochse I auf circa 292 Grm. und bei Ochse II auf ca. 220 Grm. Damit ist dar- gethau, dass Fettsäuren im Verdauungskanale in ansehnlicher Quantität vorhanden sind und sich daselbst aus der Nahrung erzeugen. Der Verfasser nimmt bekanntlich an , dass die stickstofffreien Nähr- stoffe im Verdaiumgswege eine wasserstoffige Gährung erleiden, wobei die- selben in einen sauerstoffarmen und in einen sauerstoffreichen Theil zer- fallen; ersterer, aus Fettsäuren und Glyceriden bestehend, wird assimilirt, letzterer wird in der Form von Kohlenwasserstoff, Wasserstoff und Kohlen^ säure aus dem Körper ausgeschieden. Nach dieser Theorie müssen im Verdauungsapiiarate beträchtliche Mengen von Fettsäuren und Glyceriden existiren, deren Vorhandensein durch die obigen Untersuchungsergebnisse bestätigt wii'd. — Fütterung ad libitum, von Eckert-Radensleben.**) — Der Verfasser berichtet über einen zur Prüiüug dieser neuen Fütterungsmethode mit 2 achtjährigen Milchkühen ostfriesischer *) Vergl. II. Bericht der Versuchsstation Salzmünde. S. 133 und 138. **) Annalen der Landwirthschaft. 1865. Wochenblatt S. 405. Fütterungsversuche. 325 Race ausgeführten Versuch. Die eine Kuh hatte 85 Tage vor Beginn des Yersuclis gekalbt und frischmelkend 15,5 Qrt. Milch gegeben, die zweite war erst seit 38 Tagen frischmelkend und gab nach dem Kalben 16,5 Qrt. Milch. Bei der Fütterung wurden die Futterstoffe anfänglich in beschränkten Mengen, Morgens und Mittags vorgelegt, sie bestanden in Runkelrüben, Rapskuchen, Roggenkleie, Heu und Stroh (ungeschnitten zu gleichen Theilen gemischt) und Wasser zum Saufen. üeber das Verhalten der Thiere sind folgende Beobachtungen gemacht: Zuerst machten sich die Kühe über die trockene Kleie her, welche sie vollständig — bis zu 14 Pfd. per Tag — verzehrten, dann wurden starke Rübenportionen verzehrt — bis 110 Pfd. — schlieslich wurden die Oel- kuchen vorgenommen. Diese waren am wenigsten beliebt und wurden am unregelmässigsteu genossen. Nach Verlauf einer Woche verzehrten beide Thiere nur noch die Hälfte der ihnen voi'gelegten Quantität, nämlich von 6,66 Pfd. nur 3,o3 Pfd., und am 12. Tage versagten beide gleichzeitig die- selben gänzlich. Später nahmen sie je 1 Pfd. per Tag auf. Nach den Oel- kuchen gingen die Thiere zum Eauhfutter, bestehend aus mittelmässigem Wiesenheu und sehr gutem Gerstestroh. — Der tägliche Rauhfutterverzehr betrug bei beiden Thieren vom 8. Tage an konstant 20 Pfd. pro Stück. Hierauf wurde gesofi'en und geruht bis bei erneuter Futterschüttuug der Vorgang in gleicher Reihenfolge sich wiederholte. Interessant war, dass beide Individuen fast gleiche Mengen der einzelnen Futterstofi'e aufnahmen. Da die Thiere die trocknen Rapskuchen bald versagten, so wurde versucht, ihnen dieselben mit dem Tränkwasser beizubringen, doch nahmen sie bei 2 Pfd. Rapskuchen schon weniger Wasser auf. Ebenso wurde versucht, die Kleie als Tränke zu geben, doch auch dabei wurde weniger gesoffen und der Kleienverzehr ging entsprechend zurück, so dass die Kleie wieder trocken gereicht wurde. In "45 Tagen betrug der Gesammtv erzehr: Kuh I. Kuh II. Runkelrüben 3714 Pfd. 4009 Pfd. Rapskuchen 90 „ 86 „ Roggenkleie 444 „ 448 „ Milchertrag 486 Quart. 632 Quart. Der quantitative Milchertrag wurde durch die Fütterung nur wenig erhöht, es fand anfänglich zwar eine kleine Steigerung statt, doch ging dieselbe bald wieder zurück, am meisten bei der frischmelkenden Kuh. Die Qualität der Milch zeigte sich dagegen bedeutend verbessert, wäh- rend sonst 17 Quart Milch 1 Pfund Butter ergaben, lieferten von den Ver- suchskuchen bereits 13 Quart im mittleren Durchschnitt dieselbe Menge und am Schlüsse des Versuchs genügten 11,5 Quart Milch hierzu. Das Lebendgewicht blieb ziemlich konstant. Bezüglich der Rentabilität der Fütterung bemerkt der Ver- fasser, dass die frischmelkende Kuh, den Dünger ausser Acht 326 Fütterungsversucbe. gelassen und die Futterstoffe und Produkte (Butter und Käse) zu landesüblichen Preisen veranschlagt, einen Reingewinn von 3 Thlr. 29 Sgr. ergeben hat, wahrend dieselbe Kuh im Jahre vorher in der gleichen Periode nach dem Kalben bei einer weniger intensiven Ernährung 5 Thlr. 12,5 Sgr. Reinertrag ge- währte, also in erstei-em Falle 1 Thlr. 18,5 Sgr. weniger, wo- bei allerdings die bessere Qualität des Düngers unberücksich- tigt geblieben ist. — Im Ganzen ist also das erzielte Resultat kein günstiges, doch hat sich dabei gezeigt, dass die neue Fütterungsmethode keineswegs gesundheitsgefährlich ist, wie aus den frühereu Versuchen von Kiehl*) geschlossen werden könnte. — Milcherträge Milcherträge in Kalge, von Andersch.**) — Der Verfasser veröffentlicht die in genannter Wirthschaft erzielten Resultate der Futter- und Wcideverwerthung im Durchschnitt der fünf Jahre von 1. Juli 1859 bis 1. Juli 1864. Die Heerde zählte im Durchschnitt 77 Stück Elbinger und Marienburger Niede- rungskühe, welche mit oldenburger Stieren gekreuzt wurden. In den Sommermonaten vom 1. Juni bis zum letzten September fand guter Weidegang mit Beifuttcrung von Grünfutter im Stalle statt; im Winter bestand die Fütterung in 20 Pfd. Heu, 60 Pfd. Rüben, 6 Pfd. Stroh und ausserdem erhielten die Kühe sämmtliche Spreu von 7500 bis 8000 Scheffel jährlichem Erdrusch. Die Milch wurde zu 11,5 Pfennigen per Stof ver- werthet. Bei der Geldrechnung wurde das Stroh und die Spreu für den Dünger in Abzug gebracht. Aus der Milch wurden pro Kuh im Jahre durchschnittlich 78 Thlr. 3 Pf. eingenommen; die Bruttoeinnahme für Milch, Kälber und verkaufte Kühe be- lief sich auf 92 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. pro Kopf und Jahr. Nach Abzug aller Unkosten gewährte der zur Erhaltung der Kühe verwendete Theil des Gutsareals einen Reinertrag von 18 Thlr. pro Morgen, pütu-rung Fütterung und Erträge von Milchvieh, von C. Holst.^*^') — Der Verfasser theilt folgende Ergebnisse sei- und Erträge von Milch Vieh. ner Milchviehhaltune- mit: *) Jahresbericht. 18G4. S. 833. **) Land- und forstwirthschaftliche Zeitung der Provinz Pretisseil. 1865. S. 51. ***) Wochenschrift des baltischen Central -Vereins. 1865. S. 45. Füttcruugsversuche. 327 36 Kühe ergaben 1862—63 zusammen 129,600 Quart Milch, im Mittel 3600 Quart pro Haupt, im Maximum 4800 Quart; 36 Külic ergaben 1863 — 04 zusammen 136,233 Quart Milch, im Mittel 37S4 Quart pro Haupt, im Maximum r)0ü2 Quart. An Kraftfutter wurde ca. für 40 Thlr. pro Kuh verwendet, vorzugsweise Kleie, neben 1 Pfd. Rapskuchen pro Kopf und Tag. Im Winter 1865 — 66 bestand die Fütterung für 40 Kühe in 4 Ztr. Kleie, 0,5 Ztr. Rapskuchen und 2 Rationen Heu pro Tag. Früher wurden 10 Schefiel Kartoffeln, 3 Ztr. Kleie und 0,5 Ztr. Rapskuchen neben Heu gegeben; durch den Ztr. Kleie werden die 10 Scheffel Kartoffeln vollständig ersetzt. — Uebcr den Nährwerth des durch Selbsterhitzung ueber den . 1 • I Nährwerth bereiteten Brühhäcksels im Vergleich zu trocknem des Brüh- und angebrühtem Stroh, von H. Hellriegel und B, häckseis. Lucanus.*) — Wir haben in dem vorigen Jahrgange unsers Berichts''"^) bereits die Ergebnisse der von den Verfassern aus- geführten Fütterungs versuche mit Brühhäcksel in Kürze mit- getheilt, da seitdem die Versuchsergebnisse ausführlich ver- öffentlicht sind, so theilen wir hierüber ein kurzes Referat mit. — Es dienten zu den Versuchen zwei ausgewachsene dem Negrettitypus angehörige Hammel, welche in 5 Versuchspe- rioden neben reinem Wasser als Tränke folgende Futterstoffe vorgelegt erhielten: 1. Periode: Wiesenheu, 2. Periode: trock- nes Strohhäcksel, 3. Periode: Brühhäcksel durch Selbster- hitzung bereitet, 4. Periode: mit heissem Wasser angebrühtes Strohhäcksel, 5. Periode: trocknes Strohhäcksel mit Rüben oder Lupinen als Beifutter. Von den Rauhfutterstoffen und Rüben konnten die Thiere soviel fressen, wie sie Lust hatten, nur die Lupinen wurden ihnen in beschränkter Menge zuge- theilt. — Der Hammel Nr, 2 war edler und feiner als Nr. 1, er zeigte sich auch wählerischer bezüglich des Futters, das trockne Strohhäksel frass dies Thier nur mit Widerstreben, während Nr. 1 es besser aufnahm und sich auch sichtlich in einem besseren Körperzustande erhielt. An die Stelle von Nr. 2 trat später ein gröberes Thier. Die benutzten Futterstoffe hatten folgende Zusammensetzung: *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. Bd. 7, S. 242. **) Seite 284. 328 Fütterungsversiiche. rÖ ^ Beschaffen- o C Substanz. S-i g Ol 25 heit. CO S ^ N -el Ci o o " "S o ^ u H "43 X a3H 00 < Heu für Hammel wasserfrei 100 12,00 33,2 47,3 7,5 Nr. I. lufttrocken 13,8 86,2 10,31 28,6 40,8 6,5 Heu für Hammel j wasserfrei — 100 10,87 33,1 49,5 7,0 Nr. n. 1 lufttrocken 14 2 85,8 8,88 28,4 42,5 6,0 Koggenstroh . . . wasserfrei — 100 4,88 49,2 42,1 3,86 lufttrocken 11,2 88,8 4,34 43,7 37,3 3,43 Brühhäcksel . . . wasserfrei 100 4,69 51,0 39,3 5,00 frisch 65,0 35,0 1,64 17,9 13,7 1,75 Siedestroh . . . . 1 wasserfrei frisch 65,0 100 35,0 4,88 1,71 49,2 17,2 42,1 14,7 3,86 1,41 Zuckerrüben • • • 1 wasserfrei — 100 6,56 5,9 82,9 4,65 frisch 80,6 19,4 1,28 1,14 16,1 0,90 Lupinen | wasserfrei 100 37.50 17,7 39,7 5,09 lufttrocken 12,7 87,3 32,69 15,5 34,7 4,44 Tränkwasser . . . — 99,9 0,1 — — — 0,083 Bei der Bereitimg des Brühhäcksels blieben von 100 Pfd. Trockensubstanz des lufttrocknen Strohhäcksels nur 96,15 Pfd. im Brühhäoksel übrig; es trat also durch die Selbsterhitzung und Gährung ein Substanzverlust von 3,85 Proz. ein. Der tägliche Verzehr der beiden Yersuchsthiere stellte sich wie folgt in je 24 Stunden: Hammel Nr. I. 1097 Grm. Heu und 1550 Grm. Wasser, Roggenstroh und 404 Grm. Wasser. Brühhäckscl, entsprechend 599 Grm. Roggenstroh. Siedestroh, „ 519 „ „ Roggenstroh und 1430 Grm. Runkelrüben. Hammel Nr. H. 1047 Grm. Heu und 1401 Grm. Wasser. Roggenstroh und 581 Grm. Wasser. Brühhäcksel, entsprechend 694 Grm. Roggenstroh. Siedestroh, „ 749 „ „ Roggenstroh, 150 Grm. Lupinen u. 892 Grm. Wasser, „ 350 „ „ 1177 „ „ Hiernach nahmen die Thierc von dem Stroh in jeglicher Form und Zubereitung niemals soviel Masse zu sich, als von dem Heu; von dem harten, trocknen Strohhäcksel verzelirtcn sie beträchtlich weniger, als von dem weichen, feuchten und warmen Brühliäcksel oder von dem angebrüllten Stroh, Das edlei- und feiner orü;anisirte Thier Ni-. 1 nalim von dem Stroli- Periode 1. 1097 « 2. 495 n 3. 14B2 « 4. 1572 » 5. 363 Periode 1. 1047 » 2. ()27 « 3. 1695 ,, 4. 1901 „ 5 a 807 V 5 b 717 Füttorungsversuche. 329 häcksel nocli weniger auf, als das gröbere Nr. 2, obgleich sein Futterbedarf, wie die Heupcriode zeigt, mindestens dem des letzteren gleich war. Der tägliche freiwillige Verzehr der beiden Thiere während der Strohfütterung verhielt sich in ab- gerundeten Zahlen folgendermassen: Trockncs Stroh. Brühhäcksel. Siedestroh. bei Nr. 1 10 12 13 bei Nr. II lü 11 12 Aus der Differenz zwischen der Einnahme im Futter und der Ausgabe im Koth berechnet sich, dass von je 100 Theilen der im Futter verzehrten Nährstoffe in den Blutkreislauf übergingen: Stiokstofffreip Trockensubstanz Eiweissstoffe. Holzfaspr. ^, , , ~ , _ Bei Hammel Nr. I. E.xtrakistoffe. in Summa. Proz. Proz. i'vot.. Proz. Periode 1. Heufutter 56,ü 54,U 53,1 52,8 „ 2. Roggenstroh .... 26,8 50,9 37,4 42,5 „ 3. Brübhäcksel .... 23,6 46,8 31,0 37,4 „ 4. Siedestroh 27,1 51,3 39,0 43,0 „ 5. Rüben und Stroh . 46,2 45,4 71,6 61,0 Bei Hammel Nr. H. Periode 1. Heufutter 56,5 57,7 52,3 53,6 „ 2. Roggenstroh .... 21,0 50,0 37,9 41,6 „ 3. Brühhäcksel .... 21,1 47,9 32,5 38,4 „ 4. Siedestroh 28,6 49,1 35,3 40,6 5 a. Stroh u. wenig Lup. 67,6 50.8 44,8 48,3 „ 5 b. „ „ viel Lupin. 80,2 51,8 49,9 54,3 Diese Zusammenstellung liefert den Beweis, dass der Nähr- werth des Strohs durch die Selbsterhitzung nicht erhöht und dass kein einziger Nährstoff in demselben verdaulicher geworden ist, ja es scheint sogar, als ob der geringe Substanzverlust, den das Stroh während der Gährung erleidet, nur die verdau- lichen Theile desselben beträfe, dass also der Nährwerth durch die Selbsterhitzung sogar um ein Geringes vermindert werde. Die in Periode 1 beobachtete Ausnutzung des Heus durch die Ne- grettihammel stimmt fast genau mit den Resultaten überein, welche V. Hof- meister*; bei seinen Fütterungsversuchen mit Merinohammeln ermittelte. Es wurden verdaut in Prozenten: von den Protein- von den stickstofl'freien von der Stoffen. Stoffen. Holzfaser. Durch Merinuhammel, nach Hofmeister 58 64 54 Durch Negrettihammel, nach Hellriegel 56 53 56. *) Jahresbericht. 1864. S. 347. 330 Fütterungsversucbe. Bei den Henneberg - Stohmann'schen Versuchen*) wurde von Weizenstroll durcli Oclison verdaut: 26 Proz. der Proteiustoffe, 39 Proz. der stickstoiffreien Stoffe und 52 Proz. der Holzfaser; heim Heu GO Proz. der Proteinstoffe, G7 Proz. der stickstofffreien Stoffe und GO Proz. der Holzfaser, in beiden Fällen, also fast genau so viel wie bei den vorstehenden Ver- suchen. — Durch die Zugabe von Zuckerrüben wurde die Verdauung der Holzfaser herab gemindert, eine Erscheinung, die auch Grouven**) bei seinen Fütterungsversuchen mit Stroh und Traubenzucker beobachtete. — Die Proteinsubstanz der Lupinenkörner wurde fast vollständig verdaut. Der Hammel Nr. IL verzehrte in den Perioden 5 a und 5 b im Stroh 355 Grm. und in Lupinenköruern 931 Grm., d. i. in Summa 128G Grm. Proteinstoffe und schied davon im Kolhe wieder aus 307 Grm. , während sich in der 2. Periode bei purer Strohuahrung von 138 Grm. im Kothe 109 Grm. Protein- stoffe wiederfanden. Gesetzt, dass die Verdauung des Strohproteins in bei- den Perioden gleich war, so entfallen von den obigen 307 Grm. Protein- stoffen 280 Grm auf Strohprotein, es wären also nur 27 Grm. =: 3 Proz. von dem Protein der Lupinen nicht verdaut worden. Schliesslich spricht Hellriegel seine Ansicht über das Brühhäcksel dahin aus, dass der oft beobachtete höhere Nutz- effekt desselben, gegenüber dem rohen Strohhäcksel, nur durch die stärkere Futter aufnähme beim Brühliäcksel hervorgerufen werde. Dieselbe Wirkung lasse sich durch einfaches Anbrühen des Strohs mit heissem Wasser, wahrscheinlich auch durch Dämpfen desselben erreichen. Fütierungs- Füttcrungsvcrsuche mit South down- Merino- und Zthtir Merino-Hammeln, von Fr. Stohmann.***) — Der Ver- Merino- und fasser berichtet über zwei Fütterungsversuche, welche von H^ramTin. Lindemauu in Weende und von Müller und Kreuzhage in ßraunschweig — unter Leitung von Henneberg und Stohmann ausgeführt wurden. Die benutzten Thiere waren: In Weende 1. Abtheilung. Einjährige Southdown-Merino, 2. Ab- theilung. Zweijährige desgl., 3. Abth. Siebenmonatliche Merino, 4. Abthl. Anderthalbjährige desgl., 5. Abthl. Zweieinhalbjährige desgl.; in Braunschweig: 1. Abthl. Einjährige Southdown-Me- rinos, 2. Abthl. New-Oxforddown-Southdown-Merinos, 3. Abthl. Einjährige Merinos, 4. Abthl. Zweijährige desgl. An Futter wurden in beiden Versuchsreihen Wiesenheu, Runkelrüben, Lein- kuchen und Bohnenschrot gereicht, daneben in Weende Roggen- stroh, in ßraunschweig Weizenstroh zum Durchfressen, pro •) Jahresbericht. 1864. S. 326. **) Ibidem. S. 317. ***) Journal für Landwirthschaft. 1865. Koilago. Fütterungsversuche. 331 Kopf ausserdem in Wceiidc fro, in Braunschweig ^^^ Pfd. Salz. In Weendc wurde das Raulifutter während der ganzen Ver- suchs/cit gleiclnuässig proportional dem anfänglichen Lebens- gewichte jeder Abtheilung gegeben, im Anfange wurde das Mastfutter ebenfalls nach dem Lebendgewichte regulirt, später gab man es in denselben Verhältnissen gemischt, aber in sol- cher Menge als die Thiere es fressen wollten. In Braun- schweig erhielten alle Abtheilungen ä 6 Stück während des ganzen Versuchs täglich 18 Pfd. Weizenstroh zum Durchfressen und eine dem Anfaugslebcndgewichte angepasste Menge Heu, ausserdem das Massfutter in dem Verhältnisse von 10 Theilen Rüben, 1 Thle. Leinkuchen und 0,5 Thle. Bohnenschrot. Später gab man von diesem Mastfuttergemisch soviel als die Thiere fressen wollten, ohne dabei Rückstände von dem Heu zu hinterlassen. Gefüttert wurden die Thiere täglich dreimal, Tränkwasser stand ihnen in beliebiger Menge zur Disposition. Das nicht verzehrte Stroh wurde zurückgewogen. Die Ver- suche dauerten vom 10. Februar (Weende) resp. 6. Februar (Braunschweig) bis zum 8. Mai (Weende) resp. 13. Mai (Braun- schweig), also 89 und 98 Tage. Die mittlere Stalltemperatur betrug in Weende 7,82'^ R. in Braunschweig 5,7° R. Wir müssen uns darauf beschränken, die Versuchsergeb- nisse im Ganzen zu betrachten und bezüglich der Verände- rungen in der Fütterung auf das Original verweisen. 332 Fütterungsversuche. o > ä bD ■ iUD . ■ me roTa und ätück. t- 00 1-1 1-1 l-( Ol •>* CO c^ 1— ( •^ -* CD o t^ !M CO \a CN (M 1—1 I-H CJ Oi (M 1—1 1—1 Ö" o~ o o o o" o" o o ^ ft oS a a ^^--^ ^^^ ^ i' * M a N o CO CO '^ CO (N_^ o_ CO CM es CO~ r-^ o o" t^ -^ ^^ o c^r 1— ( (N t- CO o CD CO 00 Ci T— ( •^ 1—1 m ■' ewicht beim Schlus des Ve suchs r-l (M CD t^ -^ CO ~L rj< CD rß GO od" 1-H CO l^ Ci CO Oi O CO (M lO CO f— 4 o CO iC ?o lO •* lO CD CO o ■^ CO ^ .— Leben beim Beginn des Ver- suchs. T-l CD CO CO 1-1 I-l l>;^ 1— ( rji^ o CO lO" CD eo" t--^ CD t^ C3 •^ iC CD Oi lO (M lO CD -* O CO >* o ■^ "* CO iO g 4 CM (M Ci -^ ^ [^ a> CO T-H Cl CD cl ^ o CO i s S 00 CD l^ o ■^ •^ io -* C/2 M o o o o ö" ^ '-' ^^ o ^1 * 00 o" 1— f o o o" rH o o o ^ r^ t- c- c- ti ^ O m 3 -^ o t>r -^ CO r-T o o '^^ lO" pH >" ^ -H (M C5 1-1 i^ 1-1 CO C5 '^ O CO Ttl 1— ( t- CO o l>. CD r< Cl m c^ CO -* C5 CO CD c- M o o o" ö~ o" o o CD o 3 m o o CO CD ~ o CD '^ (M CD o c;^ ^ S 3 T3 M S «rl :S q , ZJ i'l 0) tH ci CO -«:i1 »Ö '"' o\ CO •># » ^ ^ 03 w Fütterungsversuche. 333 Nach landesüblichen Preisen der Futterstoffe kostete 1 Pfd. Lebendgewichtszimahme : Einjährige Southdown-Merinos 5,093 Sgr. Zweijährige „ „ 5,1-26 „ Weende. ( Merinos, sieben Monate alt 5,33,3 „ „ anderthall)jährig 6,587 „ „ zweieinhalbjährig 6,035 „ i Einjährige Southdown-Merinos 4,184 „ Zweijährige „ „ 5,170 „ Einjährige Merinos 6,238 „ Zweijährige „ 7,860 „ Es zeigt sich hierbei, dass das Southdown-Merinoschaf das Futter besser verwerthete, als das Merino. In beiden Ver- suchsreihen erforderten die einjährigen Thiere zur Produktion einer gleichen Lebendgewichtszunahme einen geringeren Auf- wand A'on Futter, als die zweijährigen. Bei den siebenmonat- lichen Merinolämmern stellt sich die Produktion fast so billig, wie bei den Southdown-Merinos, doch waren weder diese noch die einjährigen Braunschweiger Merinos als schlachtfähige Waare zu betrachten und daher schwer verkäuflich. Die Lebendgewichtszunahme im Ganzen umschliesst den Fleisch- und Fettgewinn und den Wollzuwachs. Um diese beiden Grössen von einander zu trennen, wurde zunächst aus dem Anfangs- und Schlussgewicht für jede Abtheilung das durchschnittliche Lebendgewicht und die durchschnittliche Zu- nahme berechnet. In Weende war jedem Thiere beim Beginn des Versuchs eine Wollprobe dicht an der Haut von der rechten Schulter abgeschnitten, am Ende des Versuchs wurde von einer dicht daneben liegenden Stelle eine ähnliche Probe entnommen und durch Messung die Längenzunahme bestimmt. Die Durch- schnittsergebnisse der Messungen sind folgende (in Zehntel- zollen): Stapellänge Zunahme In Proz. am 29. Jan. am 7. Mai. in 89 Tagen, der ganzen Stapellänge. Abtheilung 1. 17,8 23,6 5,8 24,58 2. 16,0 21,8 5,8 26,61 3. 17,5 23,2 5,7 24,57 4. 18,5 24,4 5,9 24,18 5. 16,6 21,3 4,7 22,07. Das Durchschnittgewicht der ungewaschenen Vliesse betrug: Abtheilung: 1. 2. 3. 4. 5. 8,73 Pfund. 8,55 Pfund. 6,09 Pfund. 7,32 Pfund. 8,98 Pfund. 334 Fütterungsversuche. Unter der Aünahme, dass das Gewicht der Wolle sich in demselben Verhältnisse wie die Länge des Stapels vergrössert, berechnet sich nach den obigen Zunahmen der Stapellänge die Gewichtszunahme des Wollzuwachses auf 89 Tage folgender- massen: Abtheilung 1 = 1,927 Pfund 2 = 2 047 n 3 = 1,344 „ 4 = 1,5895 „ „ 5 = 1,783 „ Diese Zahlen geben also den Zuwachs an ungewaschener Wolle, bringt man sie von der Gesammtzunahme in Abzug, welche man erhält, wenn man aus dem Anfangs- und Endge- wichte jeder Abtheilung die durchschnittliche Zunahme berech- net, so findet man den Fleisch- und Fettgewinn wie folgt: Abtheilung 1. 2. 3. 4. 5. Gesammtzunahme . . . 19,33 Pfd. 22,50 Pfd. 12,55 Pfd. 14,32 Pfd. 17,88 Pfd. Zunahme v. ungew. Wolle 1,93 „ 2,05 „ 1,34 „ 1,59 „ 1,78 „ Fleisch- u. Fettzunahme 17,40 Pfd 20,45 Pfd. 11,21 Pfd. 12,73 Pfd. 16,10 Pfd. pro Tag 0,196 „ 0,230 „ 0,126 „ 0,143 „ 0,181 „ Von der Wolle der Weender Versuchsthiere ergaben lOO Pfd. im ungewaschenen Zustande gewogen nach dem Waschen in Flusswasser. Abtheilung 1. 2. 3. 4. 5. 56,4 Pfd. 56,5 Pfd. 54,9 Pfd. 53,4 Pfd. 42,3 Pfd. Folglich wurden pro Tag produzirt an reiner Wolle: 1. 2. 3. 4. 5. 0,0122 Pfd. 0,013 Pfd. 0,0083 Pfd. 0,0096 Pfd. 0,0084 Pfd. Bei den ßraunschweiger Versuchsthieren sind Messungen der Stapellängen nicht ausgeführt, die Thiere wurden im schlecht gewaschenen Zustande geschoren, aus dem Schur- ergebnisse berechnet Stohmann auf Grund der Preis Verhält- nisse der erzielten Wollen das Gewicht der reinen Wolle pro Stück auf: Abtheilung 1. 2. 3. 4. Pro Stück reine Wolle 3,33 Pfd. 2,82 Pfd. 4,01 Pfd. 4,45 Pfd. Ungewaschene Wolle 6,02 „ 5,10 „ 7,25 „ 8,05 „ Hierbei ist auf Grund der Ergebnisse der in Weende aus- geführten Waschungen angenommen, dass 100 ungewaschene 55,3 flussgewaschene Wolle liefern. Wenn man den täglichen Wollzuwachs zu 0,27 Proz. an- nimmt, so berechnet sich: Füttemngsvi rsiiche. 335 Abthciliing 1. 2. 3. 4. Zuwiiclis an ungewaschener Wolle, pro Tag 0,01(;2 Pfd 0,0138 Pfd. 0,(ilitC, Pfd. 0,0217 Pfd. Zuwachs an gewaschener Wolle, pro Tag 0,0090 „ 0,0076 „ 0,0108 „ 0,0120 „ Die Gesammtzunahme betr. 27,37 „ 21,98 „ 13,.38 „ 15,38 „ Wollczunahme in 98 Tagen 1,59 „ 1,35 „ 1,92 „ 2,13 Fleisch- und Fettgowinn . 25,78 Pfd. 20,G3 Pfd. 11, -IG Pfd. 13,25 Pfd. Desgl. pro Tag 0,263 „ 0,211 „ 0,117 „ 0,135 „ Nach marktgängigen Preisen der Futterstoffe und den für die Wollen erzielten Preisen wurden durch 100 Thlr. Futter- geld erzielt: Fleisch- und Fett- zuwachs Wolle.*) 1 Pfund Fleisch- zuwachs kostet Weende < Braun- schweig Southdown- Merinos, einjährig. „ „ zweijährig Merinos, siebenmonatlich .... IVajährig „ 2V2 „ ••;•••.•• Southdown -Merinos, einjährig . zweijährig Merinos, einjährig „ zweijährig 532 27,9 543 26,0 503 33,1 405 27,2 448 20,8 675 19,5 546 16,6 412 38,0 329 29,2 4,538 4,521 4,581 5.997 5,724 3,837 4,857 5,3^3 7,257 Auch diese üebersicht liefert den Nachweis, dass die Southdown-Merinos das Futter weit höher verwerthsten ; im Mittel berechnen sich die Produktionskosten für 1 Pfd. Fleisch- und Fettzuwachs bei den Southdown-Merinos zu 4,44 Sgr., für die Merinos (die 7 monatlichen und 1jährigen Thiere als nicht marktfähig ausser Acht gelassen) zu 6,33 Sgr. Um die Produktionskosten der Wolle berechnen zu können, muss für den Fleischgcwiun ein bestimmter Werth angenommen werden, in der folgenden Berechnung ist dieser einmal zu 3,7 Sgr. pro Pfd. (Preis des fetten Hammelfleisches), das an- dere Mal zu 5,5 Sgr. angenommen worden, letzteres mit Rück- sicht darauf, dass die Werthsteigerung des Fleisches durch die Mast auch das ursprüngliche Gewicht der Thiere mit betrifft. 1 Pfd. Wolle kostet darnach nebst der entsprechenden Menge Mist bei einer A'crweithung des Fleischzuwachses mit *) Die Wolle ist ihrem Werthe nach auf Merinowolle reduzirt. 336 Fütterungsversuche. Mistproduk- 3,7 Sgr. 0,0 ögr. Kopf n. Tag Kosten des Mistes. (streufrei). a. b. Einjährige South- down - Merinos (W.) . 37,0 Sgr. 2,6 Sgr. 4,4V) Pfd. 3,6 Sgr. 0,0 Sgr. Desgl. (Br.) . 25,8 „ 0,0 „ 5,24 „ 0,5 „ 0,0 „ Zweijähr. South- down -Merinos (W.) . 38,1 „ 0,5 „ 3,43 „ 3,6 „ 0,0 „ Desgl. (Br.) . 59,0 „ 0,0 „ 4,39 „ 4,6 „ 0,0 „ 7monatI. Merinos (W.) . 34,4 „ 74 n ^1,71 „ 3,2 „ 0,0 „ 1jährige „ (Br.) . 38,8 , 1^,3 „ 5,41 „ 4,8 „ 0,0 „ IV2 „ „ (W.) . 55,2 „ •28,4 „ 5,28 „ 7,5 „ 1,6 „ 2 „ „ (Br.). 61,0 „ 40,7 „ 4,02 „ 8,5 „ 4,2 „ 2V2 „ „ (W.) . 64,5 „ 25,8 „ 5,62 „ 7,7 „ 0,7 „ Die Kolumne a. enthält die Kosten des Düngers bei einer Verwerthung des Fleischziiwachses mit 3,7 Sgr , b. bei Verwerthung zu 5,5 Sgr., in bei- den Fällen die Wolle zu 70 Thlr. gerechnet, resp. auf diesen Preis reduzirt. Bei der angenommenen niedrigeren Verwerthung des Fleisch- zuwacbses steigen die Produktionskosten der Wolle so hoch, dass sie den dafür zu erzielenden Preis weit übertreffen; bei der höheren Verwerthung deckt der Werth des Fleisches die Produktionskosten bei den Braunschweiger Southdown-Merinos mehr wie vollständig, so dass der Dünger und die Wolle frei sind. Bei den Merinos ist dagegen, mit Ausnahme der bei- den Lämmerabtheilungen, selbst bei der günstigsten Verwer- thung mit ö,5 Sgr. pro Pfd. die Wolle weit theurer zu stehen gekommen als sie werth ist. Es folgt hieraus, dass das South- down-Merinoschaf ein sehr intensives, theures Futter zu ver- werthen im Stande ist, während dieselbe Fütterung beim Me- rinoschafe nicht mehr rentirt, dass also ersteres das für die Mast geeignetste Thier ist. Durch eine detaillirte Berechnung, bezüglich deren wir auf das Original verweisen müssen, zeigt der Verfasser jedoch, dass der Vorzug der Southdown-Merinos völlig illusorisch wird, wenn dieselben nicht so viel Wolle haben, dass der Werth derselben dem der Merinos annähernd gleichkommt und dass bei geringerem Wollertrage die billigere Fleischproduktion nicht im Stande ist, den dadurch entstehenden Ausfall zu decken, weshalb das Züchtungsprinzip auf Fleisch und Wolle ge- richtet sein muss. Henneberg bemerkt hierzu, dass dies Resultat nur mittelbar aus den Versuchen folgt, insofern die Frage offen bleibt, ob die Aufzuchts- kosten des Mastuugsmaterials bei beiden Schafen gleich sind. Unmittelbar dagegen ergiebt sich, dass auch die Wolle beim Ankaufe magerer Thiere zur Mast zu berücksichtigen ist. Fütterungsversuche. 337 Der Nährstoffkonsum der Thiere betrug pro 1000 Piuiid Lebendgewicht ohne Wolle pro Tag: Stickstoffhn Nährstoffe. VfuiK Eiujährige Southdowu-Merinos (W n Zweijährige Vrund. (W.) 4,(3 (Br.) 4,6 (W.) 4,6 (Br.) 4,9 (W.) 4,6 (Br.) 4,3 (W.) 4,7 (W.) 4,3 (Br.) 4,7 kstofffreio Trockcu- substanz. Pfiimt. Pfund. 17,4 27,6 19,3 33,3 18,2 29,6 20,8 35,0 18,2 29,4 18,0 30,3 18,7 30,4 16,9 27,4 20,4 34,8 Anderthalbjährige Mcriuos Zweijährige „ Zwcieinhalbjährige „ Siebenmonatliche „ Einjährige Der Berechnung sind theils frühere, theils speziell ausgeführte Ana- lysen der Futterstoffe zu Grunde gelegt. Es ist dabei angenommen, dass die Hälfte der Protei'nstoffe des Rauhfuttors und die Gesammtmeuge dei'- selben in Leinkuchen, Buhuenschrot und Kübcn verdaut wurde. Die stick- stofffreien Stoffe sind die in Wasser löslichen Extraktstoffe -\- der 2,5 Menge des Fettes. Stohniann bemerkt hierzu: Die Quantitäten der darge- reichten und verzehrten Nährstoffe differireu, wenn mau sie auf gleiche Lebendgewichte bezieht, nicht so wesentlich (viel- leicht mit Ausnahme der Lämmerabtheilungcn) , als dass da- durch die ungleiche Zunahme im Gewichte erklärt werden könnte. Bei diesem sehr annähernd gleich zusammengesetzten Futter muss daher sicher der vermehrte Mastungsgewinn dem Lidividuum zugeschrieben werden. Der günstige Erfolg der Fütterungen berechtigt zu der Annahme, dass bei jungen Soutli- down-Merinoschafen, welche durch die Mast von etwa 70 auf 100 Pfund gebracht werden sollen, pro 1000 Pfund Lebend- gewicht excl. Wolle ein Futter, welches möglichst annähernd 4,6 Pfund stickstoffhaltiger Nährstoffe und 17 bis 18 Pfund stickstofffreier Nährstoffe enthält, sehr zu empfelden ist, wäh- rend man bei Merinohammeln wahrscheinlich eine A''erminde- rung der stickstoffhaltigen und eine Vermehrung der stickstoff- freien Nährstoffe wird eintreten lassen können, um so ein bil- ligeres Futter herzustellen. Grouven's*) Nährstoffnorm für 70 Pfund schwere Schafe verlangt 0,.309 Pfd. Proteinstoffe, 1,268 Pfd. stickstofffreier Stoffe und 2,;i0 Pfd. Trockensubstanz; zu berücksichtigen ist hierbei aber, dass Grouvcu die *) Vorträge über Agrikultur-Chemie. 2. Aufl. Köln, 1862 S. 735. Jahresbericht. VIII. 22 338 Fütterungsversuche. Proteinstofle des Rauhfutters voll in Rechnung bringt, während Stoh- mann nur die verdauliche Hälfte als Nährstoffe betrachtet. Mastuugs- Mastungsversuch mit Merinoschafen, von von Merino- Schönberg-Bomitz.*) — Zwölf Hammel und acht Mutter- schafen. gchafo von verschiedenem Alter wurden am 25. November nach beendetem Weidegange zur Mast aufgestellt. Das Lebendge- wicht betrug bei der Aufstellung: bei den Hammeln im Ganzen 1283 Pfd., durchschnittlich 107 Pfd. bei den Muttern „ „ 684 „ „ 85,5 „ zusammen 1967 „ „ 98,3 „ Die tägliche Fütterung, neben Sommerstroh nach Belie- ben, und die erzielte Zunahme giebt nachstehende Zusammen- stellung : . . Anfangsgewcht. Endgewicht. Heu. Kartoffeln. Rapskuchen. Erbsen. Hafer. Periode. p^^ p^^ p^^, p^^j p^^ p^^j p^-^ 25. Nov.— S.Dez. 1967 2022 10 22 4 — — 9. Dez. -22. Dez. 2022 2074,5 15 44 8 — — 23. Dez.— S.Jan. 2074,5 2146 20 66 8 10 — 6. Jan.— 19. Jan. 2146 2161,5 20 77 — 11 — 20.Jan.-26.Febr. 2161,5 2855 20 17 — 11 6,8. Zunahme 388 Pfund. Die Kosten der Fütterung berechnen sich rund zu 72 Thlr., 100 Pfd, Lebendgewichtszunahme erforderten also einen Kosten- aufwand von 18 Thlr. 17 Sgr. lieber die Ergebnisse der Mast giebt der Verfasser folgende Be- rechnung: Die 20 Schafe wurden fett verkauft zu 204 Thlr. ; 100 Pfd. =8 Thlr. 19Sgr.9Pf. Futteikosten 72 „ Es bleibt für die mageren Schafe ein Werth von 132 Thlr. 100 „ =6 „ 21 „ 1 „ Mehrwerth der gemästeten Schafe 1 „ 28 „ 6 „ Die Wollproduktion betrug 1,25 Pfd. gewaschener Wolle im Wertbe von 22,5 Sgr. pro Pfund . — „ 28 „ 1 „ Es bleiben hiernach für die Verbesserung des Flei- sches allein 1 Thlr. - Sgr. 5 Pf. Mithin ist der Hauptgewinn bei der Mästung nicht in der Gewichtsver- mehrung, sondern in der Verbesserung des Fleisches zu suchen. Mastungs- Ma s tuug s VC r SU ch mit Merinos und Southdown- Merinos nnd Merinos, vou K T af t - 0 b c T r a b 6 u s 1 6 1 u. **) — Die Ver- souihdown- suchsthiere waren: Merinos. *) Amtsblatt für die laudwirthschaftlichen Vereine des Königreichs Sachsen. 1865. S. 36. **) Ibidem. S. 107. Fütterungsversuche. 339 Merinos, alte Hammel von dem Berliner Markte, Southdown-Merinos, Jährlinge, Southdown-Merinos, Lämmer. Ihr Gewicht betrug durchschnittlich pro Stück: Merinos. Southdown-Merinos. Jährlinge. Lämmer. PAind. Pfund. l'funrt. Am 1. Dezember Anfangsgewicht 93 99,7 67,7 Am 26. Januar Endgewicht . . . 102,2 113,2 81,3 Zunahme 9,2 13,5 13,6. Konsumirt hatten die Schafe pro Stück: Heu 177 Pfund. Rapsmehl 23,9 „ Wickschrot 11,3 „ Gerstschrot 14,0 „ Es kostete die Produktion von 100 Pfd. Lebendgewichts- zunahme : hei den Merinos 29 Thlr. 23 Sgr. 1 Pf. bei den Southdown-Merino-Jährlingen • 20 „ 6 „ 4 „ bei den „ „ Lämmern • 19 „ 19 „ — „ Das Ergebniss ist bei den Merinos wenig befriedigend. — Ueber die Verdaulichkeit ganzer Körn er un düber ueber die die Zeit des Verharrens eines Futtermittels im Or- y^i;^*"'"'''' keit ganzer ganismus der Schweine, von Julius Lehmann.*) — Körnerund Das Versuchsthier war ein 3 Jahre altes englisches Schwein, vlrblrlen" welches 1| Jahre lang nur mit Roggenkleie gefüttert worden eines Futter- war. Es erhielt in je 24 Stunden 4 Pfund Kleie und an den ^-"*^' T '' Korper der ersten beiden Tagen des Versuchs jedesmal einen Zusatz von schwein«. 1 Pfund der betreffenden ganzen Körner. Die Ration wurde in einem nur wenig angefeuchteten Zustande gegeben. — Die ersten unverdauten Körner wurden stets erst 24 bis 25 Stun- den nach der Darreichung, die letzten hingegen bei den ver- schiedenen Körnerfrüchten im Verlaufe folgender Zeiträume ausgeschieden: bei Hafer in 62 Stunden, bei Gerste in 73 „ bei Roggen in 78 „ bei Erbsen in 78 „ Die Schnelligkeit, mit welcher ein Futterstoff den Ver- dauungskanal des Schweines durchläuft, ist hiernach nicht für alle Futtermittel gleich. *) Amtsblatt für die landw. Vereine des Königr. Sachsen. 1865. S. 20. 22» 340 Fütterungsversuche. Von 100 Pfd. Körnern wurden unverdaut in ganzer Form mit den Exkrementen wieder ausgeschieden: bei Hafer 50,6 Pfd. bei Gerste 54,8 „ bei Koggen 49,8 „ bei Erbsen 4,0 „ Bei den Getreidekörnern hatte mithin im Durchschnitt die Hälfte der ganzen Körner keinen Theil an der Ernährung ge- nommen; dies enorm ungünstige Ergcbniss erklärt sich daraus, dass das Versuchsthier 1| Jahr lang nur Roggcnkleie erhalten hatte und deshalb nicht gewöhnt war, das Putter ordentlich zu zerkauen. Der Verfasser empfiehlt daher, die Körner ent- weder in der Form von Schrot zu verfüttern oder durch Zu- satz von etwas Spreu ein besseres Kauen zu bewirken. Nach Grouven's*) Versuchen betrug der Abgang an ganzen Kör- nern bei Schweinen bei vvilssriger Fütterung: bei trockner Fütterung: bei Hafer 9,4 Proz. (3,3 Proz. bei Roggen .... 10,5 „ 'J,3 „ bei Gerste .... 14,7 „ 7,3 „ bei Erbsen .... 0,9 „ 0,3 „ bei Pferdebohnen 0,3 „ 0,2 „ Die Erbsen sind also bei beiden Versuchen viel vollständiger verdaut wor- den, als die Getreidekörner. FütterungB- F ü 1 1 c r u u g s V c r s u c li bei Schweinen, von Julius Lehmann.^*) — Zweck des Versuchs war, zu ermitteln, bei welchen relativen und und absoluten Gewichtsmengen der stick- stoffhaltigen und stickstoflYreien Nährstoffe im Futter Schweine von der Zeit ihres Absetzeus an bis zu einem Alter von 10 Monaten zur höchsten Fleisch- und Fettbildung mit dem ge- ringsten Aufwände von Nährstoffen gebraclit werden können. Die zu den Versuchen benutzten Thiere waren aus einer Kreu- zung von Suflfolk mit Yorkshirc hervorgegangene 5 Wochen alte Ferkel im Gewichte von 12 bis 14 Pfund. Als Futter- mittel wurden benutzt: abgenommene Milch, Hafer, Erbsen, Gerste, Roggenkleie und Kartofi'cln. Die Zusammensetzung der Futtermittel war folgende: versuch bei Schweinen *) Vorträge über Agrikultur-Chemie. 2. Aull. Kulu, 18G2. S. .^O. *♦) Amtsblatt der landwirthschaftlichen Vereine des Königreichs Sach- sen. 1865. S. 55. Fütterungsversuche. 341 o bßO -O Stickst halti Nährst o 'o tu ^ o • a o ö H Abgenommene Milch . j 3,68 Erhsen ' 21,52 Hafer j 8,56 Gerste 9,97 Roggenkleie ! 12,49 Kartoiteln ■ 1,87 Vor (Icr Bildiino; der 4,80 54,50 61,69 65,65 64,62 21,92 0,32 3,07 5,37 1,81 2,73 0,27 4,29 7,16 2,31 2 12 oi43 0,79 3,42 3,27 3,36 3,66 1,12 90,41 I 9,59 13,20 ! 86,80 13,95 86,05 16,90 83,10 14.38 85,62 74.39 25,61 drei Versuclisabthcilungen wurden die Tliierc einer Vorprüfung auf ihr Produktionsvcrmögen an Lebendgewicht in der Weise unterworfen , dass ein jedes der- selben einen Monat lang genau ein und dieselbe Qualität und Quantität von Futter täglich gereicht bekam. Die erste Hälfte dieser Früfungszeit ist unberücksichtigt gelassen, weil in die- ser sich die Thiere erst an die Scparatstellung und die neuen Stalleinrichtungen gewöhnen mussten. Vorprüfungsperiode: 9. April — 23. März. Jedes Sclnv(;in verzehrte täglich: 5 Pfd. 2,4 Lth. abgenommene Milch, — „ 16,8 „ Erbsen, — „ 11,6 „ Roggenkleie, 2 „ 1,4 „ Kartoffeln. Nährstoffverhältniss: 1 . 3,48. Die Zunahme betrug in Pfunden: Nr. 1. 2. 8. Anfangsgewicht .... 22 20,0 22,5 Endgewicht 39,5 35,5 39,0 4. 17,5 34,5 21,0 36,5 6. 20 38,0 18,0 195,55 Pfund Ti'uckensubstanz — Zunahme 17,5 15,5 16,5 17,0 15,5 Durchschnittlich pro Tag und Stück — 0,925 Pfund. Zur Bildung von 100 Pfund Lebendgewicht waren erfor- derlich : 42,064 Pfd. stickstoffhaltiger Stoffe, 133,54 „ Kohlehydrate ( 146,75 Pfd. stickstofffreier 5,28 „ Fett { Stoffe.*) Nach Beendigung der Vorprüfung wurden die Thiere in folgender Weise zu drei Abtheilungen zusammengestellt: I. II. III. Nr. 4. . . 34,5 Pfd. Nr. 5. . . 36,5 Pfd. Nr. 3. . . 39,0 Pfd. Nr. 1. . ■ 39,5 „ Nr. 6. . . 38,0 „ Nr. 2. . . 35,5 „ Summa 74 Pfd. 74,5 Pfd. *) 1 Fett = 2V2 Kohlehydrat gerechnet. 74,5 Pfd. 342 Fütterungsversuche. In allen drei Abtheilungen erhielten die Tlnere Sättigungs- futter, das Nährstoflfverhältniss in der Futtermischung betrug: Abtheüung A. 1 : 3,93—4,18. „ B. 1 : 6,12-6,36. „ C. 1 : 8,27-9,09. Die Resultate der Fütterungen giebt die nachstehende Tabelle : o .TS ^ B H O oj O) ^ 5Ö (1.^ ^ l>»a5CCiOOI>I>-(MO COiOOCO(Mt- t-^CD^iO^ r-^_QO^l>^ '-5.^'^ ^'^'^„ '-^"^'^ C^OC> T-t o"cr r-5"r-ro" T-Ti-rr-T r-Tr-Tc" co(Mc- Gom -^(Mcri -*co-<* ooco a^i-<^(>J_ T-( CO CO 05_rH^O CTi t^^ '-^'^'^ ^ rCa I I I i I I I CO tociT oT CO co~ (N (M tH t-i o I I I I I I I M ^^^r^ I '^-'^ I I I W I I I I a . M W I 1 IM I I I - I I i-H (M r-( (N (M i-H tH I-H'^CC (NI>-CT5 CO 00 I iC iC^ CO I oTo CO a^ 1-1 T-l (M (M I I M tH I CO tH I CO I I I I I •9poua{N--D iDCOr-i -rt<-5j(i^ OCOCO a:C50O COSvICD 00t>-(M OrH-.# GOt-iCI (MCNi-H (M(M(N '-t>-t^ CDt^'* CO(NCO CDt^CN «OincO iHt-ItH CMC-li-H OJfNfM -^-^CO •8pOU9") Ibidem. II. S. 195. »•) Ibidem. S. 555. «2) Ibidem. S. 595. 352 Kückblick. The cattle melou aiiJ cattle marrow, by Jos. Blundell. ') Gorse cultivatioii, by F. Walsb.-) Zur Kleeheubereitung, von H. Staeck.3) Die Bereitung des Braunheus oder Brühheus, von F. H. Hlubeck.^) Ueber Zubereitung des Winterfutters. ^) Die Gewinnung des Futterlaubes, von Greszler.*") Das Einsäuern der Runkelblätter, des Kartoffelkrautes u. dergl , von Dr. Thaer.') Ueber Anwendung des Sauerfutters, von Schmidt-Schellin.^) Die Anwendung von Grouveu's Fütteruugsnormeu in Napagedl.^) Resultate der Fütterung des Rindes nach Grouven in Pols, von Washington. '^') Fütterungsversuche nach Grouven's Vorschriften, von Colloredo-Manns- feld.»') Sprouted beaus as food for stock, by Fisher Salter.'«') Malt versus barley, by .J. B. Lawes.'^) Experiments in cattle feeding.''') L'alimeutation a la pulpe, par G. Jacques.'^) Finden die theoretisch berechneten Futterratioucu für die verschiede- nen Zwecke der Fütterung landwirthschaftlicher Nutzthiere in der Praxis Anwendung und wie haben sich dieselben bewährt? von H. Hellriegel."') Wie ist die Fütterung unserer Pferde am zweckmässigsten einzurich- ten? von Job. Schultz.'") Ueber den gegenwärtigen Stand der Fütterungslehre, von J. Kühn."^) Kückblick. Unserm Berichte über die neueren Fütterungsversuche haben wir einen Ueberblick über die im verflossenen Jahre ausgeführten Analysen von Fut- terstoffen und die neu empfohlenen Methoden für die Zubereitung und ') Gardener's chronicle. 1865. S. IMl. 2) Farmer's herald. 1865. S. 93. 3) Neubraudenburger prakt. Wochenblatt. 1865. S. 220. 4) Steierniärkisches landwirthschaftliches Wochenblatt. 1865. S. 97. 5) Ibidem. S. 8<). *>) Mecklenburger landwirthschaftliche Anualcn. 1865. S. 281. ") Monatsschrift des laudwirthsch. Provinzial-Vereins. 1865. S. 179. S) Anualen der Laudwirthschaft. Wochenblatt. 1865. S. 86. '■♦) Allgemeine laud- und forstwirthschaftliche Zeitung. 1865. S. 975. lU) Ibidem. S. 922. ") Ibidem. S. 461. '■') Mark lane express. 1865. Nr. 1735. '3) Ibidem. Nr. 1734. '4) Ibidem. Nr. 1758. '^) Journal de la soc. centrale d'agriculture. 1864. S. 352. '6) Pommersche landwirthschaftliche Monatsschrift. 1865. S. 152. '") Mecklenburger landwirthschaftliche Annalen. 1865. S. 141. "*) Jahrbuch für deutsche Viehzucht. 1865. S. 1. Rückblick. 353 Konscrvirung des Futters vorangestellt. Unter den Analysen interessiren besonders diejenigen der Moharhirse und des Wundklees. Erstere Pflanze ist besonders für Ungarn und die angrenzenden Länder von Wichtigkeit, letztere wird neuerdings in den Sandgegenden des nördlichen Deutsch- lands raehrfacli angebaut. Aus den mitgethcilten Analysen orgiobt sich, dass der rechtzeitig geerntete Wundklcc dem Rotliklee im Futterwerthe kaum nachsteht, während allerdings das Moharheu, welches erst im vor- geschrittenen Entwickclungsstadium geschnitten werden darf, einen gerin- geren Nährwerth besitzt. Eine Beachtung für Fütterungszwecke scheint auch der taiiscndküpfige Futterkuhl zu verdienen, dessen Analyse K. Jo- nes ausführte. — Die seit einigen Jahren in den Handel gelangenden Palmuusskuchen scheinen nach neueren Untersuchungen — wohl in Folge einer vervollkommneten Methode der Oelgewinnuug — geriugwerthiger ge- worden zu sein, namentlich tritt bei den deutschen Fabrikaten eine be- trächtliche Verminderung des Fettgehalts hervor. Weitere Untersuchungen betrafen das Mohnkuchenmehl (Karmrodt), verschiedene Leinkuchensor- ten, Bisquitmehl, Reismehl und Lokustmehl (Völker), Weizengrieskleie und Gerstenfutterschlamm (Wicke), Feldbohne, Felderbse und Viehmelone (Völker) und eine neue Turnipsart, die Greystone turnips (Anderson). J. Lehmann analysirte ein unter dem Kamen Kornneuburger Vieh-, Nähr- und Heilpulver vielfach angepriesenes Arkanum und gab eine Vorschrift für die Darstellung desselben. Für die Konservirung der Futterstoffe in Gruben liegen Vorschriften vor von W. Wagner und A. Reihlen. Es wird hierbei empfohlen, die grünen Futterstoffe vor dem Einmiethen erst an der Luft soweit abwelken zu lassen, bis sie etwa die Hälfte ihres Gewichts verloren haben, dieselben dann recht sorgsam unter Vermeidung leerer Zwischenräume in Gruben zu legen und mit Erde zu bedecken. Ueber die Nützlichkeit und Noth- wendigkeit eines Salzzusatzes sind die Ansichten getheilt, Wagner lässt kein Salz hinzusetzen, Reihlen empfiehlt dagegen auf 20 Ztr. Grünfutter 10 Pfd. Salz zu verwenden. Eine eigenthümliche Methode befolgt Kries bei der Aufbewahrung seiner Rübenernte, er lässt nämlich gleich bei der Ernte die ganzen Rüben mit den Blättern zu Mus verarbeiten und be- wahrt dies Mus ohne weiteren Zusatz in wasserdichten Erdgruben. Nur obenauf wird der Brei mit einer Decke von Rapsschoten bedeckt. Bei dieser Methode dürfte wohl ein Verlust an Saft und Saftbestandtheilen durch Versickerung und Gährung kaum zu venneiden sein. — Grouven veniffentlichtc Analysen von Presslingen, welche theils mit, theils ohne Kalkzusatz in Gruben konservirt waren; die Untersuchungen zeigen, dass durch die Kalkzugabe die Bildung von Fettsäuren gesteigert wird, über das Verhalten der stickstoffhaltigen Bestandtheile der Presslinge geben diesel- ben keine Auskunft. Grouven empfiehlt den Kalkzusatz auf 0,75 Proz. zu erhöhen und in der Form von Kalkmilch anzuwenden. — Ueber die zweckmässigste Methode der Aufschliessung der Kleienbestandtheile liegen Untersuchungen von A. Stöckhardt vor, welche eine successive Behand- lung der Kleie mit verdünnter Salzsäure und Sodalösuug als vortheilhaft erscheinen lassen. — N essler veröffentlichte eine Reihe von Vorschriften JahreBbericht. VIU. an 354 Rückblick. zu Futtermiscliungen für Rindvieh, bei denen der chemische Gehalt einer Henration von 3U Pfd. als Grundlage angenommen ist. Endlich haben wir noch eine Reihe von Futtermischungen niitgotheilt , welche zum fh-satze des Heus bestimmt sind. Die Reihe der Fütterungsversuche erüfi'net Grouven's Untersuchung über die Bildung von Fettsäuren aus Kohlehydraten im Verdauungswege des Rindes. Bekanntlich hat Grouven aus den Ergebnissen seiner che- misch-physiologischen Fütterungsversuche auf die Existenz von Fettsäuren und Glyceriden im Verdauuugsapparate geschlossen, diese Präsumption ist durch die vorliegende Untersuchung bestätigt. — Eckert-Radens- ieben stellte einen Versuch mit der Fütterung ad libitum bei Milchkühen an , welcher jedoch nicht besonders günstig für diese neue Fütterungs- methode ausgefallen ist. Es scheint daraus hervorzugehen, dass der Wohl- geschmack der Futterstoffe in höherem Grade die Aufnahme der einzelnen Futtersubstanzen beeinflusste, als der vorausgesetzte Instinkt der Thiere, welcher diese animiren sollte, die Futterstoffe in solchen relativen Mengen zu sich zu nehmen, dass dadurch die höchste Ausnutzung des Futters be- wirkt werde. Ein nachtheiliger Einfluss auf den Gesundheitszustand der Thiere trat zwar nicht hervor, doch war der erzielte Reingewinn niedriger, als bei einer den Thieren zugetheilten, weniger opulenten Futter- mischung. — Andersch-Kalge und Holst machten Mittheilungen über die Erträge ihrer Milchviehheerden, welche dokumentiren, dass bei einer rationellen Ernährung die Viehhaltung nicht nur kein „nothwendiges Uebei" für die Landwirthschaft ist, sondern recht gute Erträge abwirft. — Ueber den Einfluss der Selbsterhitzung und des Brühens des Strohhäcksels auf die Verdaulichkeit der Strohbestandtheile haben Hellriegel und Lucanus Untersuchungen ausgeführt, welche lehren, dass durch diese Operationen die Verdaulichkeit nicht erhöht wird und der Nähreffekt des Strohs durch den geringen Stotfverlust bei der Gilhrung vielleicht sogar ein wenig geschmä- lert wird. Die Aufweichung des Strohs ermöglicht jedoch eine stärkere Aufnahme von Häcksel und hierauf ist der von Landwirthen beobachtete höhere Nähreffekt des Brühhäcksels zurückzuführen. Eine Zugabe von leicht verdaulichen Kohlehydraten (Zuckerrüben) verminderte bei den Ver- suchshammeln die Holzfaserverdauung, die Proteinstoffe der Lupinenkörner wurden fast vollständig verdaut — Stohmann berichtete über Mastungs- versuche mit verschiedenen Schafitämmen, welche in Weende und Braun- schweig ausgeführt wurden. Es ergab sich hierbei, übereinstimmend mit früheren Untersuchungen, dass Southdown-Merinoschafe das Futter besser verwertheten, als reine Merinos; jüngere Thiere zeigten bei beiden Stäm- men eine höhere Futterverwerthung, als ältere, doch machen andere Um- stände die Aufstellung allzu junger Thiere zur Mast unausführbar, da für diese schwer Absatz zu finden ist. Die Vei'suche lehren ferner, dass der Vorzug der Fleischschafe für die Mast völlig illusorisch wird, wenn der Wollertrag derselben erheblich hinter dem Werthe der Merinowolle zurück- bleibt, dass also bei geringerem Wollertrage die billigere Fleischproduktion nicht im Stande ist, den dadurch entstehenden Ausfall zu decken, weshalb das Züchtungsprinzip auf Fleisch und Wolle gerichtet sein, resp. der Rückblick. 355 Mäster solclio Thiere wiililon muss, welche gute Mastfälligkeit mit mög- lichst hohem Wollreichtiium verbinden. — Weitere Mastlingsversuche von von Schönborg-Bornitz und Kr a f't-Ob erraben s toi n ergaben eben- falls, dass der Gewinn der Mast nicht in der Zunahme des Körpergewichts der Thiere allein, sondern vorzugsweise in der Verbesserung der Qualität des Fleisches der Thiere zu suchen ist. — Hei Schweinen hat .1. Leh- mann rntersucliungen ülier die Zeit des Verharrens der Fulterstoft'e in dem Organismus der Thiere angestellt; er fand, dass dieseliie G2 bis 78 Stunden betrug. Die Verdauung ganzer Körner war bei einem lange Zeit nur mit Breifutter (Kleie) erniihrten Thiere ganz ungenügend, indem von Roggen, Gerste und llalci- etwa ;">() Froz. unverdaut wieder ausgeschieden wurden. Die Erbsen wurden, wie auch bei den früheren Unleisuchungen von Grouven, weit iiesser verdaut. — Die Mastungsversuche mit jungen Schweinen lehren , dass die Futteraufnahme wesentlich durch den Gehalt des Futters an sog. Vegetationswasser beeinHusst wird, indem das ur- sprünglich in den Futterstofi'en enthaltene Wasser weit langsamer im Thier- körper aufgesogen wird, als das künstlich bei der Zubereitung des Futters hinzugesetzte. In der Jugend nehmen die Thiere im Verhältniss zu ihrem Körpergewichte mehr Trockensubstanz auf, als später, wodurch sich die höhere Gewichtszunahme der jüngeren Thiere durch den grösseren Ueber- schuss über das Erhaltungsfutter erklärt. Den Mesentlichsten Einfluss auf den Mastgewinu üit die Zusammensetzung der Futterration aus; Lehmann empfiehlt den Thieren bis zum Alter von 6 Monaten ein stickstofFreiches Futter (1:3,3 — 4,2) zu geben, später aber das Nährstoffverhältoiss zu verringern (1 : G,0). — Nach Stengels Versuchen mit entöltem Raps- raehl, Palmölkucheu und Kleie, sind die beiden erstgenannten Substanzen als gesunde und kräftige Futterstofle anzusehen und bei gleichen Preisen der Roggenkleie vorzuziehen. Der chemischen Zusammensetzung nach dürfte das Rapsuiehl besonders für jiuigere Thiere und im ersten Stadium der Mast sich eignen, während die fettreichen Palmuusskuchen im zwei- ten Maststadium die vortheilhafteste Veiwendung finden werden. — üeber die Holzfaserverdauung bei Pferden liegt ein Versuch von Hofmeister vor, wonach das Pferd die Holzfaser weniger vollständig (20 Proz.) ver- daut, als das Riod (30 Proz.) und das Schaf (40 Proz.). Der Grund liegt jedenfalls in der Organisation des Verdauungsapparats.— Kette-Jassen empfiehlt die Kartoffelfütterung bei Pferden; zur Verhütung von Gesund- heitsstörungen durch grosse Kartoffelgaben, soll man den Thieren eine Ab- kochung von Wachholderzweigen darreichen. — Literatur. üeber die Abbängigkeit des Glykogengehalts der Leber von der Er- nährung, von Mich. Tscherinoff. Wien, Gerolds Sohn. üeber den Einfluss des verstärkten und verminderten Luftdrucks auf den Mechanismus und Chemismus der Respiration, von R. von Vivenot. Wien, Seidel & Sohn. 23* 356 Literatur. Die Thierchemie in ihrer Anwendung auf die Ernährung der Menschen und der landwirthschaftlichen Hausthiere. Köln, Schwann. Ueber die Zucht und Behandlung der Fleischschafe, von H. Woods. Aus dem Englischen übertragen und mit Zusätzen versehen von N. M. Witt. Glogau, Flemming. lieber lohnende Milchviehhaltung, von W. von Zuckerbecker. Dorpat, Gläser. Die chemische Zusammensetzung der gebräuchlichsten Nahrungsmittel und Futterstoffe bildlich dargestellt, von A. Müller. 2. Auflage. Dresden, Schunfeld. Jahrbuch der deutschen Viehzucht nebst Stammzuchtbuch deutscher Zuchtheerden, von W. Janke, A. Körte und C. von Schmidt. 2. Jahrgang. Breslau, Trewendt. Die landwirthschaftliche Thierproduktion, von A. von Weckherlin. Stuttgart, Cotta. Precis theoretique et pratique des substances alimentaires et des moyens de les ameliurer, de les conserver et d'en reconnaitre les altera- tions, par A. Payen. 4 edition. Paris. Lehrbuch der physiologischen Chemie, von W. Kühne. 1. Lieferung. Leipzig, Engelmann. ^^^V.v~- Dritte Abtheilung. Chemische Technologie der landwirthschaftlich - technischen Nebengewerbe. Gährunffs - Chemie. Ueber die Fermente und Fermeiitwirkungcn, von ueber die A. Bechaui {).*) — Der Verfasser hat seine Untersuclmngen „nd Fer- über die Fenuente neuerdings weiter fortgesetzt; er bestätigt 'nentwirkun- zunächst seine früheren Beobachtungen über die Anwesenheit verschiedenartig gestalteter Fermente in abgegohrenem Weine, welche theils die Form sphärischer oder elliptischer Kügelchen besitzen, theils langgestreckt sind. Die Keime dieser Fermente, ja die Kügelchen selbst, führen die Trauben schon mit sich, es ist daher zur Einleitung der Gährung der Zutritt von Luft zu dem Traubensafte nicht unumgänglich nothwendig. Gesunde Beeren, Kämme und Weinblätter in einer Kohlensäure-Atmo- sphäre der spontanen Gährung überlassen, lieferten die er- wähnten sphärischen und elliptischen Kügelchen, kranke, mit Oklium befallene Weinbeeren, bei denen die Gährung viel schneller und lebhafter sich vollzog, gaben neben den Kügel- chen Anlass zur Bildung einer Menge anderer Organismen, namentlich Vibrionen. — Bekanntlich hat Bechamp*") in der Hefe eine eigenthümliche Substanz nachgewiesen, welche die Eigenschaft besitzt, den Rohrzucker in Traubenzucker umzu- wandeln und von ihm „Zymase" genannt worden ist. Diese Substanz findet sich auch in den nicht grünen, aber sonst ge- färbten Pflanzentheilen (Blumenblätter etc.) und kann daraus nach der von Payeu und Persoz für die Gewinnung der Diastase empfohlenen Methode: wiederholtes Ausziehen und Auflösen mit Wasser und Fällen mit Alkohol, rein dargestellt werden. Aus den Früchten des weissen Maulbeerbaumes er- hielt der Verfasser auf diese Weise ein Ferment, welches nicht *) Compt. rend. Bd. 59, S. 626 und 406. **) Jahresbericht. 1864. S. 375. 360 Gährungs- Chemie. allein die Intervertirung von Rohrzucker, sondern auch die Umwandlung von Stärke in Dextrin und Traubenzucker bewirkte. Diese Substanz benennt Bechamp Morozymase, jene in den Blumenblättern dagegen Anthozymase, im Gegensatze zu der in den Schimmelbildungen enthaltenen, kräftiger wirkenden Zymase. ueber die Ucber die Generatio spontanea*) ist in neuerer Zeit spontanea. IQ den Sitzungen der französischen Akademie der Wissenschaf- ten mehrfach verhandelt worden. Fremy verwirft die An- nahme einer generatio aequivoca, sobald man sich darunter die Erzeugung eines organisirten Wesens aus Stoffen vorstellt, die keine Lebenskraft besitzen; er nimmt aber an, dass es halb- organisirte oder pseudo-organisirte Stoffe in der Natur giebt, wie Albumin, Fibrin, Kasein, Vitellin etc., welche nicht auf chemischem Wege durch Synthese dargestellt werden können und dem organisirten Gewebe näher stehen, als die synthetisch darstellbaren Körper. Diese Substanzen vergleicht Fremy rücksichtlich ihrer Organisation und Veränderungen bei der Bildung von Geweben und Fermenten und bei der Fäulniss mit einem trocknen Samenkorne, dessen Lebenskraft auch erst unter dem Einflüsse von Luft, Wärme und Feuchtigkeit er- wacht. Unter günstigen Verhältnissen erfahren die halb -or- ganisirten Körper gewisse Zersetzungen in Folge der ihnen innewohnenden Lebenskraft, wodurch neue Ableitungsprodukte und Fermente entstehen, deren Bildung der Verfasser jedoch nicht einer generatio spontanea zuschreibt, sondern der in den halb-organisirten Körpern präexistirenden Lebenskraft, die sich einfach fortsetzt und die mannigfachsten organischen Umbil- dungen hervorruft. Die Rolle der Eiweisssubstanzen bei den Erscheinungen der organischen Entwickelung und Zersetzung und bei der Bildung der Fermente ist ihrer organischen Mit- leidenheit ( entrainement orgauique) zuzuschreiben, d. h. die halb-organisirten Körper erfahren durch die Einwirkung leben- der Körper eine vitale Erschütterung in Folge derer sie sich selbst organisiren. Sie sind also nicht als einfache Nahrungs- mittel für die thieriachcn und pflanzlichen Organismen anzu- sehen, welche die eigentliche Ursache der Gährung bilden. *) Compt. rend. Bd. 58, S. 281, S. 558, S. 1166. Gährungs- Chemie. 361 sondern sie ■■spielou hierbei eine direkte Rolle, indem sie sich wirklich und vollständig organisiren nud Fermente erzeugen, die weder von einem Samcnkornc noch von einem Ei abstam- men. Hierdurch glaubt Frcmy zugleich den Eindiiss organi- sirtcr Wesen auf die Erscheinungen der Gährung erklärt zu haben. — Noch einen Schritt weiter geht E. Baudrimont, welcher annimmt, dass zur Entstehung organisirter Wesen nur die Anwesenheit einer gelösten organischen Substanz, eine be- stimmte Temperatur, Luft und Licht erforderlich sei. Bau- drimont entdeckte in den Mineralwässern von Yichy eine eigenthümliche organische Substanz, die er Baregin nannte. Diese Materie besteht nicht aus runden Zellen, sondern sie bildet eine Art Netz von unregelmässigen Maschen, wie das thierische Gewebe; der Verfasser betrachtet sie als den Aus- gangspunkt oder das Ferment der Oscillaria thermalis, einer Alge, welche in den Wässern von Vichy unter Umständen in grosser Menge vorkommt. Baudrimont spricht sich hiernach offen als Anfänger der generatio aequivoca aus, während dagegen Freniy eine solche zwar direkt in Ab- rede stellt, in seinen unverständlichen Ansichten jedoch nicht wesentlich von Baudrimont's Anschauungsweise abweicht. Nach Pasteur ist zum Eintritt jeder Gährungserscheinung und zur Bildung organisirter Körper das Vorhandensein mi- kroskopischer Keime (Sporen etc.) unumgänglich nothwendig. Auch G. d'Auvray zeigt, gegen frühere Behauptungen von Joly und Mass et, dass die Luft stets derartige mikroskopische Körperchen enthält. — H. Ho ff mann hat ebenfalls schon früher nachgewiesen, ueber Hefe- dass nach vorausgegangenem genügendem Erhitzen gährungs- ' ""^' fähige Flüssigkeiten bei Anwendung einer einfachen Vorrich- tung, durch welche Pilzsporen etc. abgehalten werden, jahre- lang bei ununterbrochener Berührung mit der Luft unzersetzt und frei von Schimmel oder Infusorien erhalten werden können, und dass die gährungserregenden Protorganismen in letzter Instanz von aussen stammen: die Weinhefe von den Pilzan- flügen auf der Oberfläche der Beeren, die Bäcker- oder Bier- hefe wahrscheinlich von Pcnicillium glaucum, Mucor und Ver- wandten. Neuerdings hat Ho ff mann*) nachgewiesen, dass aus *) Compt. rend. Bd. 60, S. G33. Botanische Zeitung. 1865. S. 238. 362 Gährungs - Chemie. Bierhefe wieder Penicilliurn glaucum, seltener Miicor racemosus, aus der Presshefe der Bäcker vorzugsweise der letztere, doch oft gemischt mit ersterem entsteht. Die Sporen von Penicil- liurn glaucum und Mucor racemosus wurden verwendet, um da- mit normale Gährung zu veranlassen; vollständige Zersetzung des Zuckers, Entstehung von Kohlensäure neben Neubildung von Hefe war das Eesultat. Aus letzterer liess sich der ur- sprüngliche Pilz wieder in voller Reinheit erziehen. Auch andere Pilze erzeugten Gährung und Hefcbildung. Es giebt hiernach keine spezifisciien Hefepilzc, womit jedoch nicht ge- sagt ist, dass es nicht vielleicht spezifische Hefeformen geben könnte, abhängig von der Natur der Flüssigkeit und äusseren Umständen. — Ernst Hallier*) glaubt gefunden zu haben, dass ein an- derer mikroskopischer Pilz, Leptothrix buccalis, überall da auf- tritt, wo sich Hefe bildet und als noth wendige Ursache zur Hefebildung anzusehen ist. Er unterscheidet Leptothrix- und Conidienhefe, die erstgenannte bildet fast immer den grössteu Theil der Zellennuissen, welche bei der geistigen Gährung ent- stehen, die zweite entsteht in grösster Vollkommenheit auf saurer Milch. Beide Hefearten sind rein oder unrein, je nach- dem mehr oder minder eine Mycelienbildung liinzutritt. Die gewöhnliche Form der Hefe, welche aus hellen, zartwandigen, sich durch Theilung des Kerns und Einschnürung vermehren- den Zellen besteht, scheint bei weitem zuni grössten Theile aus Leptothrix hervorzugehen, während die Conidienhefe stets ein Produkt der Sporen von Penicilliurn glaucum zu sein scheint. Die Leptothrixhefe nennt Hai Her reine oder voll- kommene Hefe, zum Unterschied von der Mycelienhefc, welche er unreine oder unvollkommene Hefe nennt, und der Conidien- hefe. Die Mycelienhefe stellt unvollkommene, kurze Myceüen dar. — Konser- Zur K o u s c r V 1 r u u g der Hefe wird Glycerin empfohlen. Hffe. Flüssige Hefe wird mit ^ ihres Volumens Glycerin vermischt, Presshefe dagegen in verdeckten Gefässeu mit dem Glycerin Übergossen und an einen trocknen Ort gestellt. Im letzteren Falle kann man bei der Verwendung der Hefe das Glycerin *) Botanische Zeitung. 1865. S. 238 und 281. Hefe. Gährungs - Chemie. 363 abseihen und, nuchdcm man es hin zur Syrupdicke eingedampft hat, von neuem benutzen. Ueber die Nahrungsmittel der Hefe, von Georg ^IZu^l Leuchs.*) — Bei den nachstehenden Untersuchungen über miuci io. Pfannen geseiht, welche in grössere hölzerne Gefässe gestellt *) 18. Jahresbericht der Staatsackerbaubehiirde in Ohio. Landwirth- schaftliches Centralblatt für Deutschland. 18(i5. II. S. 268. 380 Milch-, Butter- und Käsebereitung. sind, durch die ein Strom kaltes Wasser hindurchfliesst, um die Milch kühl und frisch zu erhalten. Am andern Morgen wird die Morgenmilch hinzugeseiht und die Temperatur auf 82^ Fahr, gesteigert, dann wird Färbestoff hinzugethan, um der Milch eine fette Rahrafarbe zu ertheilen und soviel Kälber- lab, dass sie in einer Stunde gerinnt. Die ganze Masse wird gerührt bis sie dick wird, bleibt dann einige Zeit stehen und wird darauf selir fein zerschnitten, wobei die Wärme auf 88 ^ Fahr, gesteigert wird. Nach abermaligem tüchtigen Rühren während 20 Minuten lässt man absetzen, seiht die Molken ab, und setzt dem Käse auf 100 Gallonen Milch 3 Pfd. Salz hin- zu. Der Käse wird dann gepresst, zunächst 2 Standen auf einer Seite, dann gewendet und nochmals bis zum nächsten Tage unter die Presse gebracht. Der aus der Presse genom- mene Käse wird mit Fett überrieben und in den Trocknungs- raum gebracht, wo er jeden Tag gewendet und gerieben wird, bis er trocken ist. Käseberei- Ej^e ucuc Art d c r K ä s cb c r c i t u u g theilt die Zeitschrift 'Tbru'zlet" für deutsche Landwirthe*) mit, dieselbe soll in den Abruzzen gebräuchlich sein und einen höchst eigenthümlichen , pikanten Käse liefern. Man benutzt dazu Schafmilch, welche man ge- rinnen lässt, worauf man die Käsemasse zu Stücken formt und mit Salz bestreut. Nach der Entfernung der Molken werden die Käse mit heissem Wasser abgewaschen, abgekratzt und mit einem Leinwandtuche abgetrocknet. Sodann bereitet man eine Beize von fein pulverisirtem R'iss und schwefelsaurem Eisen, im Verhältniss von 1 Hektsigramm Eisenvitriol auf 40 Liter Russwasser, legt die Käse hinein und lässt sie 24 Stun- den darin liegen, wobei sie zweimal gewendet werden. Dann werden sie in einem frischluftigen Lokale getrocknet. Die Käse bekommen von dem Russbade äusserlich ein intensiv- schwarzes Aussehen nach 2 bis 3 Monaten aber zeigen sie im Innern eine schöne, gelbe, poröse und feste Substanz, ueber die U 6 b c r d i c V cr äu d CTun gc u , welche der Käse beim lefdtTä: Liegen erleidet, von M. ßrassier.**) - Aus einer gut 8es beim gemischten Käsemasse wurden 5 Käse zu je 300 Grm. herge- Liegen. *) Jahrgang 1865. S. 191. **) Annales de chimie et de physique. Bd. 5, S. 270. Milch-, Butter- und Käsebereitung. 381 stellt, von deucn ciuer soiort aualysiit wurde. Zwei andere Käse wurden mit je 15 Grm. Salz genau gemischt, die letzten beiden blieben ohne Salzzusatz. Diese vier Käse wurden im Keller aufbewahrt und nach zwei- rcsp. vicrmonatlicliem Lie- gen analysirt. Der frische Käse enthielt in 300 Grm. Substanz: Kasein 96,21 Grm. Butter 66,78 „ Milchzucker und andere in Wasser lösliche Substanzen . 11,46 „ Unlösliche Salze 2,25 „ Ammoniak Spuren Wasser 123,30 „ Nach zweimonatlichem Liegen wog der ungesalzene Käse nur noch 232 Grm., er hatte mithin 68 Grm. an Gewicht ver- loren, der gesalzene wog statt 315 Grm. nur noch 236 Grm., erstere gelangte ganz, von letzterem nur 118 Grm. zur Unter- suchung, Ungesalzener Käse. Gesalzener Käse. Kasein 83,100 Grm. 38,415 Grm. Leucin und andere in Alkohol lösliche Stoffe 21,180 „ 7,875 „ Fette Substanzen 56,310 „ 28,005 „ Mineralbestaudtheile 2,250 „ 7,765 „ Ammoniak 1,846 „ ? Wasser . 67,314 „ 35,940 „ 232,000 Grm. 118,000 Grm. Der dritte ungesalzene Käse hatte nach 4 Monaten 86 Grm. an Gewicht verloren, er enthielt: Kasein und unbestimmte Körper .... 85,01 Grm. Fette Substanzen 46,92 „ Leucin 10,288 „ Andere in Alkohol lösliche Substanzen 8,382 „ Ammoniak 1,95 „ Wasser 5,144 „ Extraktivstoffe . . . 2,145 „ 1,345 „ 0,731 „ 0,535 „ Scheinbar. Quotient 78,4 „ 89,8 „ 78,7 „ 90,0 „ Wirklicher Quotient 81,1 „ 87,9 „ 75,0 „ 84,0 , Auf 100 Zucker kommen: Asche 5,03 „ 3,86 „ 5,73 „ 4,09 „ Extraktivstoffe ■_■__. 18,35 „ _ _^ 9,98 „ 28,12 „ 15,20 „ Nichtzucker .... 23,38 Proz. 13,84 Proz. 33,85 Proz. 19,29 Proz. 4. Auspressen des mit dem Safte der Presslinge gemischten Rübenbreies. — (Maiscliverfahren, mit Auf- laufenlassen des Nachpressensaftes auf die Rübe). Der Saft der Presslinge b. vom Versuch 3 wurde im Verhältniss von 40 Theilen Saft mit 100 Theilen Brei gemischt, welcher der gleichen Probe entnommen war, die den Saft geliefert hatte. Der ausgepresste Saft c. ist also direkt mit dem Safte a. im Versuch 3 zu vergleichen. c. Presssaft durch Vermischung des Breis mit Nachsaft. 1. Versuch. 2. Versuch. Spezifisches Gewicht 10,9 Prozent. 11,4 Prozent. Polarisation 8,83 „ 9,85 „ Trockensubstanz 10,87 „ 11,86 „ Asche 0,479 „ 0,390 „ Extraktivstoffe 1,561 „ 1,620 „ Scheinbarer Quotient 81 „ 86,4 „ Wirklicher Quotient 81,2 „ 83,05 „ Auf 100 Zucker kommen: Asche 5,42 „ 3,96 „ Extraktivstoffe . . . 17,68 „ 16,44 „ Nichtzucker 23,10 Proz^ 20,40 Proz. 5. Bobrinsky's Verfahren. (Pressen und Auslaugen der zerkleinerten Presslinge). — Von einer in der Fabrik ohne Zulauf zui' Reibe gepackten Presse wurde, als etwa die Mitte der Fressung erreicht war, eine Saftprobe (a.) genommen, von den wie gewöhnlich ausgeschüttelten Pressungen ein grösseres Durchschnittsmuster mit der Hand möglichst zerkleinert und in einem kleinen nach dem Bobrinsky 'sehen Prinzip herge- stellten Auslaugeapparate etwa 2 Pfd. dieses Presslingcnreib- sels von unten her mit reinem Wasser von 25° C. ausgelaugt. Zuckerfabrikation. 389 Die Höhe der Erschöpfung wurde nicht bestimmt, sondern nur die ZusaniDiensetzung der erlialtenen Säfte ermittelt. Saft von der Presse. 1. Versncli. ' 2. Vei.sucli. Erster Theil des Naclisaftes. (Uei Versuch 1 Absüssung l)is auf 3 l'roz., Iici Ver- sncli 2 l)is .luf 2 Pro/,,) 1. Versuch. ' 2, Versuch. Letzter Theil des Naclisaftes, beim Absüssen bis auf 0,4 Proz. Ball. 1. Versuch. 2. Vcrsucli. Spezifisches Gewicht Polarisation Trockensubstanz . . . Asche Extraktivstoffe .... Scheinbarer Quotient Wirklicher Quotient . Auf 100 Theile Zucker kommen : Asche Extraktivstoffe .... 15,6 Proz.il4,5 Proz, 1-2,8« 15,82 0,541 „ 1,899,, 82,5 „ 84,1 „ 4,20 14,74 12,34 13,77 „ 0,570 „ 0,8G0 „ 83,8 „ 89,G „ 4,62 6,97 3,0 Proz 2,73 „ 3,075 „ 0,140 „ 0,205 „ 91 „ 88,8 „ 5,13 7,51 2,6 Proz 2,17 „ 2,485 „ 0,145 „ 0,171 „ 83,4 „ 87,3 „ 6,68 7,83 1,0 Proz. 0,81 „ 0,986 „ 0,063 „ 0,113,, 81.0 „ 82.1 „ 7,78 13,95 1,0 Proz. 0,69 „ 0,754,, 0,061 „ 0,003 „ 69,0 „ 91 8,90 0,43 Nichtzucker 1 18,94 Prz. 11,59 Prz.| 12,64 Prz. 14,51 Prz Die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen sind nicht direkt vergleichbar, weil die Zusammensetzung der Rüben- säfte wechselte. Der Verfasser vergleicht daher den Gesammt- nichtzucker dadurch, dass er die auf eine gewisse Menge Zucker im reinen ursprünglichen Rübensafte jedes Versuchs vorhan- dene Menge Nichtzucker mit 100 bezeichnet und darnach die Nichtzuckermengen der sekundären Säfte berechnet. Man er- hält so also die Veränderungen, welche das Verhältniss von Zucker und Nichtzucker erlitten hat, in Prozenten der anfangs vorhanden gewesenen Menge. Der Versuch 1 ist in sich abgeschlossen und daher weggelassen, 3 und 4 sind in einen zusammengezogen. Die Zahlen sind abgerundet: Pressen mit 50 Prozent Wasserzulauf. Versuch 1. 21,73 Prz.i 9,33 Prz. Versuch 2. a. b. c. Asche . 68 77 78 Extraktivstofie . . 32 173 147 Nichtzucker . . . 100 250 225 Asche . 33 35 Extraktivstoffe . . 67 67 Nichtzucker . . . 100 102. 390 Zuckerfabri ation. Maischverfahren. a. b. c. iPresssaft durch Maischsaft. Asche 21,5 25 23 Extraktivstoffe _^ 78,5 120 75 Nichtzucker . . ."lOO 145 98. ( Asche 28 30 28,5 Versuch 2. Extraktivstoffe _■_.__ 72 jUK) , ^^^-j^. f Nichtzucker . . . 100 140 147. Bobrinsky'sches Verfahren. a. b. c. ( Asche 22 27 41 Versuch 1. | Extraktivstoffe. ■ 78 ^^ 40 73 f Nichtzucker ... 100 07 " 114. ( Asche 40 58 76 Versuch 2 Extraktivstoffe ._. 60 __ 67 4 ( Nichtzucker . . . 100 125 80. Diese Zahlen zeigen zunächst, doss in keinem Falle sich eine bestimmte Regel abstrahiren lässt und dass, wenn auch im Allgemeinen eine Verschlechterung der Rübensäfte durch die verschiedenen Extraktionsraethoden stattfindet, dies doch nicht in solcher Weise eintritt, dass man dadurch veranlasst sein könnte, sich in bestimmter Weise gegen das eine oder das andere Verfahren auszusprechen. Es sind sogar Zahlen vorhanden, welche geradezu Misstrauen verdienen (c. beim Mai seh verfahren und c. beim Bobrinsky'schen Verfahren), wo- zu die Unsicherheit der Extraktbestimmuug die Veranlassung sein dürfte. Der Verfasser hat deslialb bei einer zweiten Be- rechnung den Ascheugelialt zu Grrunde gelegt, welcher auch deshalb ungleicli wichtiger erscheint, weil die Salze die am schwierigsten zu entfernenden und nachtheiligsten Bestandtheile des Rübensaftes sind. Pressen mit Wasserzulauf. a. b. c. Versuch 1 100 113 114,6 2 100 106 — Maischverfahren. a. b. c Prosssaft durch Nachsaft. Versuch 1 100 114 108 „ 2 100 107 102. Bobrinsky'sches Verfahren. a. b. e. Versuch 1 100 122 190 2 100 145 193. Zuckerfabrikation. 391 Um (liose Vorhiiltnisszaliloii auf wirkliche Gewichtsraengen zurückzu- führen und den wirklichen Salzgehalt der Säfle zu erkennen, berechnet Stamm er für die salzarmsten und salzreichsten von seinen Rübensäften wie sich der Salzgehalt beider bei den verschiedenen Methoden in Wirk- lichkeit gestellt haben würde. Wir verweisen bezüglich dieser Berechnung auf das Original, da schon die obigen Verhältnisszahlen die relative Aschen- bereicherung der verschiedenen Säfte nachweist, Schlussfolgeningcn aus den Untersuchungen: 1. Die geprüften Methoden liefern sämmtlich unreinere Säfte, als das einfache Pressen olme Wasserzulauf, 2. Ein erheblicher Unterschied findet zwischen den Säften, welche mittelst 50 Prozent Wasserzulauf und welche durch Maischen gewonnen werden, niclit statt; betrachtet man dabei jedoch, dass der ersterc das ganze Produkt, der Presslingen- saft dagegen nur einen Bruchtheil davon darstellt, der erst noch mit der grösseren Menge reinen Saftes gemischt wird, so stellt sich das Verhältniss zu Gunsten des Maischens; noch ungünstiger würde sich dasselbe ohne Zweifel für die Säfte gestalten, welche mit mehr als 50 Prozent Wasserauflauf erhalten werden, 3. Uebereinstimmend hiermit stellen sich die Säfte, welche durch Auflaufen des Presslingen-Maischsaftes auf die Reibe er- halten werden, reiner dar, als diejenigen, welche durch 50 Proz, Wasserauflauf entstehen. 4. In der Praxis, wo diese Methoden mit verschiedenen Modifikationen angewendet werden, dürfte die Reinheit der Säfte, wie sie beim Wasserzulauf und beim Presslingenmaischen erhalten werden, in geringen Grenzen diöeriren. 5. Die Nachsäfte beim Bobrinsky 'sehen Verfahren sind ungleich unreiner, als die nach den übrigen untersuchten Me- thoden erhaltenen, es ist aber auch dabei zu bedenken, dass diese Säfte sich in verhältnissmässig geringerer Menge dem Hauptpressensafte beimischen und dass bei den Versuchen die Auslaugung weiter getrieben ist, als sie in der Praxis statt- findet. Wenn man die Operation früher beendet, so gestaltet sich die Reinheit des Produkts günstiger. Unter der Annahme, dass die Presse 80 Prozent, die Mazeration 12 Prozent des ganzen Saftes liefert, würden sich die Säfte bei dem Bo- brinsky'sehen Verfahren reiner, als die mit 50 Proz. Wasser- zulauf ausgepressteu, aber unreiner, als der mit Auf laufenlassen von Maischsaft erhaltene Presssaft gestalten • winiiuiio 392 Zuckerfabrikation. 6. Die Schlussfolgerung Seh eibler' s aus seinen Unter- suchungen über das Walk ho ff sehe Verfahren, dass die Nach- säfte desselben mir Melasse liefern würden, so wie die Beob- achtungen Heidepriem' s über die grosse Menge Nichtzucker in den Walk ho ff 'sehen Mazerationssäften haben durch die vorstehende Untersuchung keine vollständige Bestätigung ge- funden, da auch die grösste Bereicherung der Rübensäfte mit Aschenbestandtheilen immer noch Säfte von weit grösserer Reinheit ergeben hat, als die gewöhnlichen Melassen darstellen. Kommis- K 0 m mi s s i 0 n s b c r i c h t von Zimmermann und Grou- sionsbericht über das V 6 n '^) übcr das Saftgewinnungsverfahren von Jul. Hobert'sche Robert. — i)as Verfahren ist folgendes: die Rüben werden Verfahren . r rj der saftge- in Schcibchen von 3 bis 5 Zoll Länge, 0,5 Zoll Breite und 1 Millim. Dicke durcli eine horizontale Troramelschneide ge- schnitten und in den Diifusionszylindern, deren sechs zu einer Batterie vereinigt sind, ausgelaugt. Jeder Zylinder fasst 30 Zentner Sclmitzel und 30 Zentner Flüssigkeit, In den ersten Zylinder kommen 30 Ztr. auf 70 "^ R. erwärmtes Wasser, beim zweiten dient der auf TO'-* R. erwärmte Saft des ersten zur Extraktion und so fort, bis der Saft fünf Zylinder durchlaufen hat. Die Diffusion dauert bei jedem Zylinder \ Stunde, aus dem fünften Zylinder gelangt der Saft in die Scheidepfanne, der sechste dient als Reserve. Der in die Scheidepfanne gelangende Saft besitzt 25 bis 40 '^ R. und ist um 1 Grad weniger dicht, als der reine Rübensaft. Nur der erste Aufguss wird mit warmem Wasser gemacht, die übrigen mit kaltem Wasser. Die bei der Diffusion herrscliende mittlere Temperatur kann zwischen 25 bis 40 ^ schwanken , darf aber 40 ^ nicht übersteigen. In jedem Zylinder kann man in 24 Stunden etwa 150 Ztr. Rüben extrahiren, jeder Prozess dauert 4 bis 5 Stunden. Der Wasser- bedarf ist unbedeutend, er beträgt pro 100 Ztr. Rüben etwa 200 Ztr., davon gehen 10 bis 15 Proz. in den Saft über, 70 Proz. in die Rückstände, 100 Proz. laufen nach der Diffusion aus den Gefässen ab, können aber als Kondensationswasser wieder benutzt werden. ' *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollverein. Bd. 15, S, 86. Zuckerfabrikation. 393 An Rübensaft gelangen durch dies Diffusionsverfaliren 90 Proz. in die Siedepfanne. — Zur Beurtheilung der relativen Rein- heit der Säfte wurde 1 Ztr. Rüben geriel)(Mi und der Saft aus- geprcsst, gleiclizcitig- wurde ein anderer Thcil der Rüben in dem Diffusionsapparate ausgelaugt. Die benutzten Rüben wa- ren zum Theil faul und erfroren. Die Säfte enthielten in lUO Tiieilen: Presssaft. Diffusionssaft. Spezifisches Gewicht I,(i5ü 1,037 Zucker 9,530 7,170 Salze 0,696 0,413 Pioteinstoffe 0,718 0,399 Extraktivstoffe ■ 1,265 0,903 Gesammttrockensubstanz 12,209 8,885 Auf 100 Zucker kommen: Salze 7,30 5,74 Proteinstofi'e 7,.54 5,ri0 Extraktivstoff'e 13,28 12,55 Der Diffusionssaft ist hiernach beträchtlich reiner, als der Presssaft; bei gesunden Rüben würde sich nach der Ansicht der Kommission das Vcrhältniss wahrscheinlich nocii günstiger gestalten. Die bei dem Diff"usiunsverfahren erzielten Rückstände betragen frisch 70 Proz., sie werden frisch und in gewiihu]icheu Miethen konservirt vom Vieh gern gefressen, Ihre Zusammensetzung wurde bei 2 der Fabrik in Seelowitz entnommenen Proben von Grouven folgendermassen gefunden: frisch 10 Wochen laug eingemacht. Trockensubstanz 5,61 6,98 Proteinstoffe 0,51 \ 0,47 Zucker Spur | Null Extraktivstoffe 3,38 ( - ,.. 2,68 . ^ qq Zellulose 1,00 / ^'' '^ 1,44 / *^'^^- Mineralbestandtheile . . . 0,31 i 1,05 Sand und Thou 0,41 ] 1,34 Die Rückstände sind hiernach weit reicher an Pi-oteiustoft'en , als die gewöhnlichen Presslinge, dagegen fehlt ihnen der bedeutende Zucker- gehalt der letzteren. Dr. Weiler fand die bei dem Robert'schen Saftgewinnungs- Weiiei's verfahren abfallenden Rückstände im trocknen Zustande in folgender Untersu- Weise zusammengesetzt : Zucker 1,065 chungeü. Proteinstofi'e 11,749 Fett 0,436 Zellulose 21,487 Kohlehydrate .... 56,843 Mineralbestandtheile 6,325 Sand und Thon . . . 2,095 100,000. *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollverein. Bd. 15, S. 217. Wiesner s Untersii 394 Zuckerfabrikation. Auch diese Analyse zeigt, duss die Rückstände stirkstofl reicher und deshalb nahrhafter sind, als die bei dem Pressverfahren, durch Zentrifugen oder Mazeration erhalteneu Rückstände. Auch Dr. Weiler spricht sich nach Versuchen im Kleinen günstig über das neue Verfahren der Saftgewinnung aus, da dasselbe reinere Säfte liefert, welche besonders ärmer an stickstofli'haltigen Stoffen sind. Die Säfte sind daher nicht so leicht dem Verderben ausgesetzt und sie erlei- den weniger mechanischen Verlust an Zucker im Läuterungsschlamme, weil eine geringere Menge desselben bei der Verarbeitung erhalten wird. Jul, Wiesner'^) schliesst aus seinen Untersuchungen über chung" i-H CT) 00 t- 2i ^ M Xi Ttrco~eo'"Tji' TjT ^ ei (N tOCD OiOi i^ lO CS CO ^o 8 a^ Auf cht- cker. 0 0 — ( 0 t~- -^ X X -M 1- 0 Oi 5i -<# 0 wl gg ■^0 Tji iC (M T-l 1-H i-H l-H I-l Jsä CO 1-1 1-1 0 Tfi (N (M CO CO (M es T^ 0^ 0 CO CO W 0 T-H (M 0 r-l ■S ^^ <:c-«i< 0 co5^ l^ lO CO t- t^ i-H -Tt* im (N 0 >^ N «aJO I— 1 rH ■>— 1 tH T— ( :^i 0 lO :0 'r: CD — '■* CD(N CO 0 r-l T-l 0 C ö"OOOÖ" ^4 ^J 05 GO 0 CO (M »ri eö ■^ r» CO -^ -ti Zuc geh Cl CO lO TTH_Tt< C^ 1 OQ COt^Oiy-i^ l,1.5iä 1-H CO CO CO ■>* CO CCtö ^ SP • -^ =3 . . ä ,-3 • • ^ ^ • i-s :eiä Sö . § 02 es > Ö J\ M 0 ^ > a ^ > a CO .2 t« i*^ (1) .S -*J Q> cä'Ö es rtS p: 0 eS^ 0 Cß X Ph CO <1 g CO bb o ^ ?i =1 cß.2 «j 'S P :0 2l2 N 0) I H^ eS -*J -P CO :0 O CZJ 1^ o P5 « Ol Sc :2dN ^ 5 P5 M n-1 0 - 0(1 ?• es Qj 0 C« C0.2W [^ V ■♦-* 0 1 0 ^ -p H side ft. len Co bß 8 -2-3 « w t.c -+ o 'f •* X t- -M — 1 c3 •.-I iO CO -- CM ir t^CO-rt^X-H 'tl >- CO CO CO OCOCOOtM Ci 30(M-<* o o o o i-T o" CO (N o i-T O(MC0-^C0OC0(T5C0t-C0 cI_r-l lOOi— IOOCOCO!M(>J ö'cTö'cro'o o^cTofo ö" -^ CO O -ti CO (M CO CO Oi^ »c t- co t> o o-i in ^ cv ^ CO CO (M CO CO-* 1-^CO CO co_ »-iClt-COCO-^CO'tiCOt^X 1.0 (M Oi 00 t- t- O Ci (M 00 1^ o" co" r-T oT t-TcTcfc^o i^ co~ r-( o 1— I (M 1— I Ci in CO CO ci iC [^ CO ^ CO Ol C"- 03 X !M '^^r-H X 01_0 co'c^'o'o'io CO 1-1 oa o "sti o co'tho" CO CO ^H CT; CO o CO X CO O' O !M CO ■* CO cfcTö" cd o s. t- CO ■* g iC [>--* g^Ot-CO CO (M inii-lT-ICTi(MOO-<#t^l>OCO Ol O ^H X t^ O •<* [-^ CO CT5 CO cr^-^r-^co^oo co^oi_iO_cq_i-H_c-^ T)rco"co"i-H''ef o'i-Tc-^co'co"-*" 1-1 in 5 o g tojM a, 0 tao-- 73^ J3-- e3.2 43^ es a =1 398 Zuckerfabrikation. Reimami's Verlahreo der Schei- dung. lii Jeu lluhrfärLiiU gesuluili die Bestimmung der Trocken- substauz dureli Eintrocknen im Wasserstoffstrom, bei den Scheide- und Öaturationssäftcn wurde das Eintrocknen im Wasserbade an der Lnft und zuletzt über Schwefelsäure unter der Luftpumpe ausgeführt. Hieraus erklären sich die obigen ohne Zweifel theilweisc unrichtigen Resultate. Bei einer Wiederholung der Arbeit bezüglich des nach Jelinek geschiedenen Saftes aus einer anderen Fabrik zeigte sich eine Verminderung der vor- handenen Extraktivstoffe um 57 Proz. Aus der Kolumne 8 geht hervor, dass durch die Behandlung mit Kalk die (resammt- menge der Salze sich verringert hat, der grösste Theil der Phosphorsäure, Kieselsäure, Magnesia, des Eisenoxyds und der Thonerde sind schon bei der alten Scheidung gefällt wor- den, die besonders schädliclien Alkalien aber durch den Ge- halt der nicht vorher ausgewaschenen Kalkmilch noch er- höht. Sehr gut gelungen ist die Entfernung der Protemstoffo durch den grösseren Kalkzusatz. Die Entfärbung war bei bei- den Verfahren gut, bei dem Jelinek'schen jedoch am vollstän- digsten. Schliesslich empfiehlt der Verfasser das Jelinek'sche Verfahren und tadelt nur die dabei resultirende grössere Scheideschlammmasse, die bei einem Gehalt von 3 bis 4 Proz. Zucker einen erheblichen Verlust bedingt, der jedoch durch die Ersparung an Knochenkohle (40 Proz.) ausgeglichen wer- den dürfte. E. Reimauu*) bemerkt hierzu, dass die von Heide priem vorge- nommene Subtraktion derjenigen Mengen von Kalk und Kohlensäure der Asche in dem Scheide- und Saturationssafte, die in derselben auf 100 Theile Zucker mehr enthalten waren, als in der Asche des Rohsaftes, die Reinigung viel zu gross erscheinen lasse, da nur der Kalk als Aetzkalk, wie er in dem Safte enthalten war und auf das spezifische Gewicht influirte, von dem Nichtzucker abgezogen werden dürfe. Aehuliches müsse mit der Koh- lensäure der Alkalien in der Asche geschehen, da ja dieselben im Safte an organischem Nichtziickcr gebunden seien. — Bei den Aschcuanalyscn sei für das Chlor keine entsprechende Menge Sauerstoff in Abrechnung ge- bracht, gleichwohl wären die Säuren nicht einmal ausreichend zur Sätti- gung der Basen. — Nach Reim an n ist für die Reinigung der Säfte durch Kalk das Filtriren bei hoher Temperatur von grösster Wich- tigkeit. Wenn mit viel Kalk versetzte Säfte sich auf etwa *) Zeitschrift des Vereins für die Rübcnzuckeriudustrie im Zollverein, Bd. 15, S. 757. Ziickert'abrikation 399 60^ C. abkühlen, so löst sich ein grosser Tlicil des mechanisch mit den ausgeschiedenen Stoffen niedergerissenen Kalks wie- der auf und zwar in Verbindung mit Nichtzucker, ja bei der Verwendung sehr grosser Kalkmengen zur Sclieidung kann der ganze ausgeschiedene Nichtzucker beim Erkalten wieder in Lö- sung übergehen, so dass der Saft fast schwarz erscheint. In Folgendem sind die Resultate 2 sehr genau ausgeführter Schei- dungen angegeben, Zuckcrgelialt Bei über UO" C Bei circa 60" C. der Säfte. abtiitrirt. tiltrirt. Auf 100 Theile Zucker kamen: Prozent. „ ,, ..... , ,, ,, ,,, , , , Kalk. NichlJiicker. Kalk. Niclilzucker. 2 Liter Saft mit 40 Grm. Kalk 7,8 2,8 — 3,4 — 2 80 '" "geschieden 8,1 2,78 14,78 3,(51 20,21. Die hierdurch konstatirte Wiedei'auiiösung des Nichtzuckers wird sowohl durch das Jelinek'sche Verfahren, als auch durch die Benutzung der Filterpressen verhindert, in crsterem Falle durch die stattfindende Saturation des Saftes, in letzterem durch die dadurch ermöglichte Filtration bei einer Temperatur von fast 100 0 C. Ein günstiges Urtheil über die Frey - Jelinek'ü che Scheidungsmethode giebt auch W. Gundermann^) auf »eksche Grund zahlreicher Untersuchungen. Er fand, dass durch diese V"'*hren. ° ' _ von W. Gun- Operation 45 bis 57 Proz. des organischen Nichtzuckers aus dermann. dem Safte entfernt wurden. In den Füllmassen wurden ver- hältnissmässig grosse Mengen von Nichtzucker — im Vergleiche zu denen der saturirten Säfte — gefunden, so dass der Effekt der Filtration durch die weitere Verarbeitung (das Kochen) der Säfte aufgehoben zu werden scheint. Zum Theil sind es die Aschenbestandtheile, welche den hohen Nichtzuckcrgehalt der Füllmassen bedingen, einmal durch ihre eigene Masse, dann aber aucli durch die Menge von Substanzen, die von den Al- kalien durch Einwirkung auf den Zucker beim Eindicken ge- bildet werden. Verfasser hält jedoch den Gehalt an Alkalien in den Füllmassen für nicht so gefährlich, als die Anwesenheit organischer schleimiger Nichtzuckerstoffe. Die Alkalien ver- wandelt der Verfasser durch Zusatz von Chlorkalcium (nach Ueber das Frey- Jeli- *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustric im Zollverein. Bd. 15, S. 92. Ueber das 400 Zuckerfabrikation ' Michaelis) in uuscliädliche Chlorverbindungen. Bei Rüben mit einem grossen Gehalte an organischem Nichtzucker sollen leicht schaumige Füllmassen erzielt werden, sonst sind diesel- ben bei der Jelinek'schen Methode heller, die Syrupe laufen leichter ab, sind schön und hell, verkochen leicht und geben reichliche Ausbeute. Die Nachprodukte kristallisirten gut und die Syrupmenge ist um l gegen das alte Verfahren reduzirt. Auch C. H. Guth*) spricht sich über das Jelinek'sche Frey-Jeli- ' nek'sche Verfahren sehr günstig aus, er erhielt im Jahre 1864 — 65 bei Verfahren, ^iescr Mcthodc fast denselben Prozentsatz an fertigen Zuckern von C H. ° Gntb. als im Jahre zuvor, trotzdem dass die Rüben 2 Proz. weniger (10 — 11 Proz. gegen 12 — 13 Proz. im Vorjahre) polarisirten. Die Füllmassen waren niedriger an Zahl, lieferten aber mehr Ausbeute an Zucker und enthielten weniger Nichtzucker. Das Verfahren erscheint hiernach für schlechte Rüben besonders vortheilhaft. üeber das- jj_ ß o d 6 n b c u d c r's"^^) Untersuchungen sind weniger gün- eelbe Ver- . od fahren, von stig für dlcsc Schcidungsmcthode ausgefallen, haben aber eine H.Boden- vverthvollc Modifikation derselben ergeben. Jelinek legt be- kanntlich den Schwerpunkt seiner Methode in die Zugabe des Kalks zu dem kalten Safte und zwar soll der Kalk in solcher Menge zugesetzt werden, dass, naclidem aller Zucker als Einfach- kalksacharat gebunden ist, noch ein Uebcrschuss von Kalk ver- bleibt. Ferner soll die Kohlensäure in diese Mischung bei einer Temjjeratur eingeleitet werden, die unter dem Siedepunkte des Wassers liegt. Boden ben der hat nun gefunden, dass die geforderte Temperatur von ' 70 " C. für den Effekt der Satu- rationsscheidung nicht allein nicht unumgänglich nothwendig, sondern sogar nicht einmal vortheilhaft ist. Bei der Koch- hitze wurden zwar nicht ganz so farblose, aber besser zu ver- arbeitende Säfte erzielt. Bei genauer Innehaltung des Frey- Jelinek 'sehen Verfahrens wurden im Mittel mehrerer Ver- suche 30 bis 48 Proz. des vorhandenen Nichtzuckers entfernt, bei dem modiiizirtcn Verfahren 37 bis 72 Proz., die Füllmassen enthielten im erstercn Falle auf 100 Zucker 12,8 Nichtzucker, bei dem modifizirten Verfahren auf 100 Zucker nur 10,6 Nicht- zucker. *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckcrindustrie im Zollverein. Bd. 15, S. 279. **) Ibidem. S. 2-2G. Zuckerfabrikation. 401 Eine Untersuchung des Saturationsscheideschlammes ergab : I. Organische Stoffe . . 19,82 Wasser 40,00 Sand und Thon . . . 3,00 Kalk (als Aetzkalk) . 4,80 Kohlensaurer Kalk . 30,00 Phosphorsaurer Kalk 1,05 Kalisalze 0,33 Chlornatrium 1,00- Stickstoffgehalt 0,42 Prozent. 100,00. II. Organische Stoffe 20,010 Wasser 42,000 Sand und Thon 0,680 Eisenoxyd und Thonerde . . 5,710 Kalk (als Aetzkalk) 2,790 Kalk (als kohlensaurer Kalk) 14,190 Magnesia 1,120 Kali 0,196 Natron 0,466 Chlor 0,075 Schwefelsäure 0,493 Phosphorsäure 1,130 Kohlensäure 11,140 100,000. üeber den Zuckergehalt des Jelinek'schen uebei- den ^ „. Zuckprgebalt Scheideschlammes, von ß. J^rühlmg.*) — Der ausge- desjeiiuek-- presste Schlamm enthielt 49,06 Prozent Trockensubstanz und ^"^^^ darin 3,80 in Wasser lösliche Theile mit 2,92 Rohrzucker scbiammes. und 0,88 Nichtzucker. Der Verfasser untersuchte, wie weit durch Aussüssen mit Wasser der Zucker aus dem Schlamme gewonnen werden könne. Eine Filterpresse wurde mit dem Schlamme beschickt und dieser mit 60 Quart Wasser ausgesüsst, bis das ablaufende Wasser nicht mehr süss schmeckte. Das Wasser enthielt 4,75 Proz. Zucker und 1,18 Proz. andere feste Be- standtheile. Der Pressrückstand war nicht völlig erschöpft. Das Verhältniss des Zuckers zum Nichtzucker in dem Aus- laugewasser zeigte, dass auf diese Weise ein Theil des Zuckers noch gewonnen werden kann. *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollver- eine. Bd. 15, S. 98. Jahresbericht. VIII. 26 402 Zuckerfabrikation. Ueber die lieber die Auspressung des Schlammes in den Auspressung -n • i rr ri ä\ des schiam- ncuercu F literpressen, von K. Stamme r.*) — In den '°«^- neueren Filterpressen sucht man bekanntlich den durch Aus- pressung nicht erlangbaren, zurückbleibenden Saft aus den Schlammkuchen durch eine Art Verdrängung mittelst Dampf zu gewinnen. Der Verfasser untersuchte, ob hierbei, wie ein- gewendet worden ist, durch den Dampf mehr Nichtzucker, als beim Aussüssen mit Wasser gelöst werde. Zur Untersuchung diente gewöhnlicher, nicht saturirter Scheideschlamm, welcher in einer Dehne'schen Presse ausgepresst wurde. Zur Unter- suchung wurde eine Saftprobe während des freiwilligen Saft- ablaufes genommen, die andere während des Absüsscns mitDampf bei derselben Fressung. Gefunden wurden auf 100 Theile Zucker: im Presssafte, im Absüsssaftc. Reiner Kalk 3,15 4,04 Sonstige Ascbenbestandtbeile . 7,57 7,22 Organischer Nichtzucker . . . . 3,84 2,92 14,56 14,18. Abgesehen von dem grösseren Kalkgehalte ist mithin der Absüsssaft keineswegs reicher an fremden Stoffen, als der P-resssaft. Die gefürchtete nachtheilige Einwirkung des Dampfes findet also, wenn dieser nicht länger auf die Presskuchen drückt, als noch Saft ausläuft, nicht sta^t. Stamm er untersuchte ferner, wie sieh der relative Zucker- gehalt der Presskuchen bei verschiedenen Pressen stellt. Ver- glichen wurde der Zuckergehalt einer alten Spindelpresse, einer Dehne'schen und einer Trink 'sehen Filterpresse, letz- tere von der 1864 — 65 gebräuchlichen Einrichtung. Es wurde eine hinreichende Menge gewöhnlichen unsaturirten Scheide- schlammes gemischt und gleichzeitig in allen drei Pressen ver- arbeitet. Aus der Mitte jeder Presse wurde dann ein Stück des Presskuchens untersucht. Folgendes sind die Ergebnisse der Untersuchung, in ver- schiedener Weise berechnet: *) Polytechnisches Journal. Bd. 177, S. 282. Zuckerfabrikation. 403 Spindel- Dehne'sche Trink'sche presse. Presse. Presse. Wassergehalt 81 Proz. 80,Ü Proz. 81,3 Proz. Zuckergehalt auf gleiche Menge Schlamm lOU „ 85 „ 75 „ Zuckergehalt auf gleiche Menge Trockensubstanz 100 „ 83,3 „ 76,0 „ Zuckergehalt auf gleiche Menge nach dem Saturiren unlösliche Stoffe . . 100 „ 77 „ 70 „ Der Wassergehalt der vcrsehiedencn Presskuclien diflerirt also sehr wenig, die Auspressung mit Dampf ist mithin als solche sehr unvollkommen und der Nutzen der neuen Pressen beruht auf dem dabei stattfindenden, obwohl geringen Absüssen und der Arbeitserleichterung, nicht auf Mehrausbeute an Saft. Hydraulische Pressen würden das Verhältniss des Wasserge- halts für die Pilterpressen noch ungünstiger gestalten. Die Trink'sche Presse gestattet die beste Absüssung, doch ist der Unterschied gegenüber der Dehne "sehen Presse nicht be- deutend. Verbesserte Methode derVerarbeitung der Nach- Newtons v\ T-v Methode der Produkte, von W. h. Newton.*) — Dies Verfahren be- Verarbeitung zweckt die bis jetzt getrennten beiden Stadien des Kristalli- "^^ ^^''^' . . . , Produkte. sationsprozesses zu veremigen, indem man das Vakuum mit einem Produkte beschickt, welches vorher in offenen Pfannen oder im Vakuum eingekocht und hierauf der Kristallisation überlassen worden war, oder auch mit besonders aus Zucker bereiteter Substanz oder mit kristallisirter und etwas mit Si- rup oder Wasser verdünnter Masse, und dann den geklärten oder nichtgeklärten Sirup zur Vermehrung der Kristalle all- mählich zugiebt, wobei das Verkochen im Vakuum fortgesetzt wird. Ueber die Schwierigkeiten bei der Zucke rfabrika- "*''" ^'''■ T>-u • • Ti IT. IC. rungen bei tion aus Kuben in gewissen Jahrgängen und die Mit- der zucker- tel zur Abhülfe derselben, von Leplay und Cuisi- f^brikation. nier.**) — Die Verfasser haben die unter den Bezeichnungen „schwieriges Kochen" und ,,Gährung'' bekannten Stö- rungen, wie die dagegen anzuwendenden Mittel studirt. Die *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollver- eine. Bd. 15, S. 117. **) Corapt. rend. Bd. 60, S. 221. 26* 404 Zuckerfabrikation. Resultate dieser Untersuchungen sind folgende: 1. Die soge- nannte Gährung besteht in einer freiwilligen Zersetzung der- jenigen stickstoffhaltigen Substanzen, welche den üblichen Reini- gungsmitteln entgangen sind. 2. Beim Kochen des Rübensaftes und Sirups mit kaustischen Alkalien und Kalk werden diese stickstoffhaltigen Stoffe zersetzt; es entstehen daraus Am- moniak und kohlensaurer Kalk, welcher sich absetzt und eine viel vollkommnerc Reinigung bewirkt, als sie die gewöhnlichen Mittel (Saturation, Filtration) ergeben, 3. Alkalien und Kalk sind so zu sagen von Natur in den geschiedenen Säften, man erzielt die Reinigung also, wenn man letztere vor jeder Ope- ration kochen lässt. 4. Oft auch sind Kali und Natron in zu geringer Menge im geschiedenen Safte, in diesem Falle bewirkt ein Zusatz von Alkali eine bessere Reinigung beim Kochen. 5. Die Schwierigkeit des schlechten Kochens rührt nicht allein von reinem Kalk oder Zuckerkalk her, wohl aber ist sie eine Folge der Anwesenheit der neutralen Kalksalze, auf welche die wiederbelebte Knochenkohle ohne Einfluss ist und welche selbst neue Kohle nur in geringem Grade aufnimmt. 6. Wenn man diese neutralen Kalksalze durch ein lösliches Salz (koh- lensaures Kali oder Natron) zerlegt, dessen Säure mit Kalk eine unlösliche Verbindung eingeht, so wird das Kochen stets leicht, schnell und vollkommen geschehen können. 7. Am besten wendet man neben den Alkalisalzen zugleich feine Knochenkohle an, welche die gebildeten unlöslichen Kalksalze aufnimmt und ihr Festsetzen auf den Schlangen etc. verhin- dert, indem sie dieselben vollkommen abscheidet. 8. Die Ver- fasser benutzen hierzu eine pulverige Knochenkohle, welche sie Reinigungskohle (noir epurant) nennen, und die in den Verdampf- apparaten zugesetzt sowohl das Kochen erleichtert und die Gährung verhindert, als auch eine vollkommenere Reinigung der Säfte bewirkt. Bei hinreichendem Zusatz von solcher Kohle kann man sogar die Filtration der Säfte und Sirupe über gekörnte Knochenkohle ganz ersparen. Man erhält dann zwar dunklere Sirupe, diese können aber dennoch ebenso helle Zucker geben, wie die filtrirten, wenn man sie vor dem Kochen klärt und gut mechanisch liltrirt, um die suspendirten Theile zu entfernen. 9. Die Färbung des Rohzuckers erfolgt haupt- sächlich durch das Ausfällen einer unlöslichen, während des Zuckcrfal)rikation. 405 Kochens entstehenden Substanz, \Yelclic den Farbstoff in den Zuekerkristallen festhält. Wenn die Reinigung während der ersten Verdampfperiode hinreichend war, so bildet sich in der letzten Periode kein Nicderscldag mehr. 10. Das entweichende Ammoniak ergab für 1000 Hektoliter Saft 300 Kilogramme schwefelsaures Ammoniak. Auf diese Beobachtungen gründen die Verfasser eine neue Fabrikationsmethode, w^elche in folgenden Operationen besteht: a. Scheidung, wie gewöhnlich, mit Kalk; b. Einkochen des Saftes auf sein halbes Volumen ohne vorherige andere Reinigung; c. Behandlung des eingedickten Saftes mit Reinigungs- kohle; d. Verdampfung auf 25^ ß. in Gegenwart der Reinigungs- kohle ; e. Klärung und mechanische Filtration durch Baumwolle; f. Kochen, wie gewöhnlich; g. Kristallisirenlassen; h. Auffangen des entwickelten Ammoniaks. Die deutsche Zuckerfabrikation wird aus den Entdeckungen der Ver- fasser keinen grossen Nutzen ziehen; am Avenigsteu Aussi(ht, in Anwen- dung zu kommen, hat der Zusatz der kohlensauren Alkalien, dagegen dürfte die Gewinnung des Ammoniaks Beachtung verdienen, im Fall die- selbe ohne erhebliche Störung des Betriebes sich erreichen Hesse. üeber L. Kesslers Verfahren für ländliche Zucker- ^^,''" '^'^'^' p T • 1 Tk^iTiii i"\. T T, r ■, -, T^ ler's Methode fabriken. — JNach J. A. Barral"^) ist diese Methode zu Brie- der zucker- Comte -Robert im Grossen mit bestem Erfolge in Anwendung •^"eitung. gekommen. Das Verfahren ist folgendes: Die Rüben werden gewaschen, zerrieben, der Brei mit einer Lösung von saurem phosphorsauren Kalk gemischt und auf den Auslaugetischen ausgelaugt und kommt dann in die Scheidepfannen. Anstatt des Auslaugens auf den Auslaugetischen können auch andere Saftgewinnungsmethoden zur Anwendung kommen. Das Charak- teristische der Methode besteht in dem Zusätze von phosphor- saurem Kalk als Präservativ gegen die eintretenden Verän- derungen des Saftes. Die Scheidung wird durch Zusatz von Kalkmilch und Erhitzen auf höchstens 70 bis 80° C. ausgeführt, sie ist in 20 bis 25 Minuten ohne Schaumbildung vollendet. *) Journal d'agriculture pratique. 1865. I. S. 8. 406 Zuckerfabrikation. Auf 15 Hektoliter Saft werden noch etwa 2 Kilogr. schwefel- saure Magnesia beim Scheiden zugesetzt. Der Saft wird dann durch Leinwandsäcke filtrirt und in offenen Pfannen fertig ge- kocht, er liefert so ein gutes Produkt. Der saure phosphorsanre Kalk wird aus fossilen Phosphaten durch Behandlung mit Schwefelsäure dargestellt. Der Scheideschlamm liefert einen werthvollen Dünger. Fiusssänre Anwcndung von Fluss säure in der Rübenzucker- bereitung, fäbrikation, von Heinrich Frickenhaus.*) — Der Ver- fasser behauptet, dass es ihm gelungen sei, in der Flusssäure eine Substanz aufzufinden, welche, ohne auf die organischen Substanzen schädlich einzuwirken, die in den Rübensäften ent- haltenen Alkalien und den zum Scheiden benutzten Kalk in unlöslicher Form ausscheidet. Seit dem 18. Dezember 1864 wird mit einer Scheidepfanne von 1200 Liter Inhalt in der Fabrik zu Frieden s-Au bei Ludwigshafen a. Rh. so verfahren, dass anfangs 4, später 8 Liter sehr verdünnter Flusssäure bei 32"^ R. dazu gesetzt werden, um bei GO" R. durch 15 Pfund Kalkzusatz zu scheiden. Die Scheidung geht nach oben, der Saft ist heller und klarer, als zuvor, die Füllmasse kocht leich- ter, sie ergab 87 bis 88 Prozent Polarisation, gegen 79 bis 80 Prozent in der Vorwoche ohne Flusssäure. Es dürfte dies einem Mehrgewinn von 0,5—0,75 Proz. Rohzucker entsprechen. Die Kosten sind gering. Der Erfinder erklärt die Wirkung der Flusssäure durch die eintre- tende Verbindung derselben mit dem, dem Safte mechanisch beigemengten Thone und den Alkalien zu kryolithartigen Verbindungen (3NaFl, Al.^Flj oder 3KF1, AU Fl.,). Die Ausführung dürfte jedoch ihre Schwierigkeiten haben, da die Flusssäure die Metallgefässe angreift, ueber die Uebcr die Gewinnung des Zuckers aus der Me- T%i.!'nung^Iüs lasse mittelst Barythydrats, von K. Stamraer.**) — der Melasse j)er Vcrfasscr unternahm einige Versuche im Kleinen zur Prü- Baryts. ^^ug dicscr bcrcits von Dubrunfaut empfohlenen Methode, welche folgende Resultate ergaben: 1. Es ist möglich, durch richtige Anwendung des Gipses den Baryt, selbst aus stark alkalischen Lösungen vollständig auszufällen und aus dem Zuckerbaryte also einen vollkommen barytfreien Zucker darzustellen. *) Zeilschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollver- eine. Bd. 1.5, S. 42 **) Ibidem. Bd. 15, S. 529. Znrkorfalirikivtion. 407 2. Den- Mclasscnziiekeibaryt ist schon bei gcriDgem Aus- waschen ein so reiner, dass bei seiner Verarbeitung die grösste Menge des Zuckers durch eiiifaclic Kristallisation gewonnen wird. 3. Die nach dem Fällen des Zuckerbaryts zurückbleibende Lösung muss, wenn nicht zu grosse Mengen von Baryt verloren ge- hen sollen, zunächst auf kohlensauren Baryt verarbeitet werden. 4. Trotzdem ist der Verlust an Baryt, welcher in der Form von schwefelsaurem Baryt nicht für sich wieder gewon- nen werden kann, ein nicht unbeträchtlicher, wodurch die Ren- tabilität des Verfahrens beeinträchtigt wird.. 5. Auch der Zuckerverlust ist keineswegs unerheblich und man erhält bei weitem nicht allen in der Melasse enthaltenen kristallisirbaren Zucker. Ein neues Verfahren zur Gewinnung des Zuckers aus scheibier-s der Melasse hat Scheibler'-^) entdeckt, welches nach dem der zucker- Kommissionsberichte von Zimmermann-Salzmünde, Treut- gewinnung ler-Neuhoff und Köhne-Klein-Ottersleben bestimmt zu sein scheint, eine Umgestaltung der Zuckerfabrikation hervor- zurufen. Da das Verfahren noch Geheimniss ist, so müssen wir nähere Mittheilungen darüber abwarten. Ueber das Auftreten von Gips bei der Rüben- Auftreten Zuckerfabrikation, von Fr. Anthon.**) — Indem der Ver- 7°r zucber- fasser auf den Gipsgehalt des Wassers und Scheidekalks, wie fabrikaiion. früher schon Stamm er***) gethan hat, hinweist, bemerkt er, dass auch die Wiederbelebung des Spodiums durch Salzsäure, welche Schwefelsäure oder schweflige Säure enthält, nachtheilig ist. Auch hierbei bildet sich Gips in der Kohle, welcher beim nachherigen Glühen der Knochenkohle Kohlenstofif entzieht, um sich in Schwefelkalcium zu verwandeln, wodurch also die Kohle leidet. Edward Beane's Verfahren zur Wiederbelebung Beaue-s ver- der Knochenkohle, von H. Medlock.f) — Das Verfahren .fT .T ' I ' Wiederbele- bezweckt nur den von der Kohle absorbirten Kalk, welcher bung des Spodiums. *) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuokerindustrie im Zollver- eine. Bd. 15, S. 117. **) Polytechnisches Journal. Bd. 174, S. 397. **♦) Jahresbericht. 1864. S. 408 t; Chemical news 1865. S. 76- 408 Zuckerfabrikation. die Poren derselben verstopft, zu beseitigen, ohne dabei die Struktur der Kohle zu verändern. Es wird hierzu das heisse, vollkommen trockne Spodium mit Salzsäuregas imprägnirt, wobei sich Chlorkalcium bildet. Man setzt dann eine Portion unbehandelter Kohle hinzu, welche das in den Poren der ersten Menge enthaltene Salzsäuregas aufnimmt, wodurch das Ganze neutral wird. Dann wäscht man das Chlorkalcium aus, trocknet und glüht die Kohle. Nach Medio ck wird hierdurch sämmt- licher nicht an Phosphorsäure gebundene Kalk aus der Kohle entfernt und das Entfärbungs vermögen derselben bis zu 100 Prozent erhöht. Durcli Corenwinder's Untersuchungen ist es bekannt, dass die ent- färbende Kraft der Kohle mit ihrem Vermögen, Kalk zu absorbiren im Verhältniss steht. Die Entfernung des Kalks wird wohl nur in der Besei- tigung des aufgenommenen kohlensauren Kalks bestehen, der von Natur in den Knochen enthaltene kohlensaure Kalk dürfte, ohne der Kohle die Knochenstruktur zu rauben, schwerlich ausgezogen werden können. Anaiyseu Analvscn frischcr und zum Entfärben von Zucker- frischer und ^^ 1111 r\ -hir • A'\ gebrauchter säftcn bcnutztcr Knoclienkohle, von Em. Monier.^") — Knochen- j]g enthielt: ^°^^^- Frische Kohle. Gebrauchte Kohle. Kohlensaurer Kalk 5,10 16,00 Phosphate 81,00 75,50 Kieselsäure, Schwefelsäure, Kali und Chlor- natrium 3,40 4,50 Stickstoffhaltige Kohle ■ . 10,50 4,00 100,00 100,00. Bei der Wiederbelebung verliert die Knochenkohle an Koh- lenstoff, so dass der Gehalt von 10 Prozent bei mehrmaliger Wiederbelebung bis auf 4 — 5 Prozent herabgeht. ueber das Uebcr das Entgipsen der Knochenkolile, von K. Eingipsen jt \ der Kno- Stammcr.**) — Während man in früherer Zeit ausschliesslich chenkohie. ^g^g kohlcnsaurc Natron zur Entfernung des Gipses aus der Knochenkohle benutzte, ist in neuerer Zeit das Aetznatron hier- zu empfohlen worden; der Verfasser unternahm eine Unter- suchung über die relative Wirksamkeit dieser beiden Substan- zen. Die Versuche wurden theils mit reinem Gips, theils mit einer Knochenkohle, deren Gipsgehalt bekannt war, ausgeführt. *) Compt. rend. Bd. 59, S. 527. **) Zeitschrift des Vereins für die Rühenzuckerindustrie. Bd. 15, S. 537. Zuckerfabrikation. 409 Es kamen je 1 iiiul 2 Aeq. der beiden Natronverbindungen in Anwendung; beim Auswaschen wurden gleiche Wassermengen verwendet. Fein zerriebene gipshaltige Es lösten sich bei: Reiner Gips. Knochenkohle. 1 Aeq. kohlensaures Natron . . 8'.i.o5 Proz. 41,7 Proz. •^ 91 90 64 4 1 „ Aetznatron 93,G0 „ 47,6 „ 2 „ , %,50 „ 60,6 „ Die Zersetzung des Gipses in der Knochenkohle geschieht hiernach selbst bei fein zerriebener Kohle nur unvollständig und viel unvollständiger, als bei reinem Gips; die beiden Lö- sungsmittel wirken ziemlich gleichmässig auf den Gips ein, es ist deshalb bei gleichem Preise für das Aequivalent Natron gleichgültig, welches man benutzt, in jedem Falle sind aber 2 Aeq. der Lösungsmittel auf 1 Aeq. Gips anzuwenden. Gewarnt wird hierbei vor unreinem Aetznatron, sog. Halbfabrikat, welches die Kohle verunreinigt. Der kondensirte Rübensaftdampf (ßrüdenwasser) ßestaad- der Dünnsaftapparate enthält nach Stammer'"") in 10,000 ßraaen Theilen : Organische Stoffe .... 0,14 — 0,16 Unorganische Stoffe . . 0,02 — 0,05 Ammoniak 0,59 — 1,87. Das Wasser reagirte auf ^ho seines Volumens eingedampft deutlich sauer, wahrscheinlich von einer Fettsäure, nach kur- zem Erwärmen wurde es neutral; es polarisirte Null. Bekanntlich hat der Verfasser das Brüdenwasser zur Extraktion em- pfohlen, nach obiger Analyse ist es einleuchtend, dass hierdurch die Me- lassebildung wesentlich beschränkt werden könnte. was- Nachstehend erwähnen wir noch einige hierher gehörige PuMikationen, auf welche wir nicht näher eingehen können: Die geschichtliche Entwickelung der Diffusion des Herrn J. Robert, von G. Reich.**) Die neuesten Fortschritte in der Rübenzuckerfabrikation, von K. Sie- mens ***) üeber das Verhalten der Oxyde einiger Schwermetalle zu der Lösung des freien Zucker enthaltenden Zuckerkalks, von H. Bodenbender, f) *) Polytechnisches Journal. Bd. 177, S. 166. **) Zeitschrift des Vereins für die Rüben^uckerindustrie im Zollver- eine. Bd. 15, S. 201. ***) Würtemberg. land- und forstwirthschaftl. Wochenblatt. 1865. S. 173. t) Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollver- eine. Bd. 15, S. 851. 4 1 0 Stärkefabrikation. Vortheilhaftp Verwendung der Papierabfälle in Zuckerfabriken, von C. Stenzel.*) Praktische Mittheilungen über Zuckerfabrikation aus der Kampagne 1864 bis 1865, von L. Lichtenstein **) Ein Beitrag zur Saccharoraetiie, von E. Mategczek.***) Sur Textraction du Sucre, par Alvaro Reynoso.f) Sur l'emploi du biphosphat d'alumine dans l:i fabricatiun du Sucre, par L. Kessler- Des vigues. ("-f) Stärkefabrikation. zusamoien- ^ R e i cli a 1' d t fff ) vcröfifentliclite folgende Analyse der bei sctzuiiiir dör Kückstaude dei" Stärkefabi'ikation aus Kartoflfeln erhaltenen Faserrück- vonderKar- «jtände. Die bei 110'^ C. getrocknete Masse ergab: toffelstärke- . , Asche . . . bereituug. 4,75 29,77 6,21 1,33 57,94 Kohlenstoff Wasserstoff Stickstoff. . Sauerstoff . 100,00. Die Asche bestand vorwiegend ans leicht löslichen Kali- salzen und phosphorsaurem Kalk. Durch Kochen mit 5pro- zentiger Natronlauge und darnach mit gleich starker Schwefel- säure wurde der Gehalt an unlöslicher Zellulose zu 4 Prozent ermittelt. Aus den elementar-analytischen Ergebnissen berechnet der Verfasser nach Abzug des Kohlenstoifgehalts in dem Ei weiss (50 Prozent) und in der Zellulose (-14 Proz.) unter Zugrunde- legung eines Kohlcustoffgehalts von 40 Proz. für die Kohle- hydrate folgende Zusammensetzung der Rückstände, a. für die trockene, b. für die nasse Masse. Wasser — 88,5 Asche 4,7 0,7 Holzfaser 4,0 0,6 Stickstofffreie Stoffe (Stärke) 60,0 9,0 Stickstoffhaltige Stoffe 8,2 1,2 Wasser, bei 110" C. nicht entweichend . 23,1 — 100,0 100,0. *) Zeitschrift des Vereins für die Rüben zuckerindustrie im Zollver- eine. Bd. 15, S. 115. **; Ibidem. S. 443. ***) Ibidem. S. 580. t) Compt. rend. Bd. 60, S. 1292. ft) Ibidem. S. 1358. fit) Zeitschrift für deutsche Lnndwirthe. 1865. S. 135. Slaikewasser als Futter- Stärkefabrikation. 411 Uel)or die Benutzung des S tärkewasscrs als Fut- termittel, von Eckert-Radcnsleben. *) — Es war bisher iu den Stärkefabriken allgemein üblich, das Stärkewasser un- genützt Ibrtfiiessen zu lassen, nach den Erfahrungen des Ver- fassers lässt sich dasselbe jedoch mit Vorthcil zur Fütterung der Thiere benutzen. Er trennt zunächst das ciweisshaltige Vegetationswasser der Kartoffeln von dem schmutzigen Wasser aus der Kartoffelwäsche, welches in die Jauchebehälter geführt wird, während das braungefärbte Stärkewasser in ein Reser- voir fiiesst, aus dem es durch eine Pumpe in die Krippen des Kuhstalles geschafft wird. Das Wasser soll von dem Rindvieh mit Gier genossen werden, es enthält nicht allein den grössten Theil der Eiweissstoffe aus der Kartoffel, sondern auch noch geringe Mengen von Stärke. Der Verfasser hält es für zweck- mässig, den Rückständen von der Stärkebereitung dadurch einen höheren Putterwerth zu geben, dass man dieselben nicht ganz erschöpft, sondern nur circa drei Viertel der erlangbaren Stärke daraus entnimmt, und dieselben sodann mit dem Stärkewasser zusammen zu verfüttern. Bei der geringen Zugabe von 1 Pfd. Rapskuchen pro Haupt soll das Rindvieh bei diesem Futter in vorzüglichem Futterzustande bleiben. Nach Scheven's Versuchen gingen von 1,72 Pfd. Proteinsubstanzen, welche in lOU Pfd. Kartofleln enthalten waren, bei der Verarbeitung auf Stärke 1,14 Pfd. in das Stärkewasser über, ausserdem nahm dasselbe be- trächtliche Mengen von Zucker, Fett und Pektin auf. Auffällig erscheint, dass der hohe Salzgehalt des Stärkewassers in Radeusleben keine üblen Folgen für den Gesundheitszustand der Thiere gehabt hat, da es bekannt ist, dass eine reichliche Verfütterung von Faserrückständen an sich schon leicht Durchfalle beim Piindvieh hervorruft. Uebrigeiis geht das Stärke- wasser sehr leicht in Fäulniss über. A. Mambre's Verfahren zur Stärkezuckerfabri- a. Mambre's kation.**) — Dies Verfahren bezweckt die Darstellung eines zur stärke- von empyreumatischen Bestandtheilcn und Guinmi freien Stärke- ^"<=keifabri- kation. zuckers durch Anwendung einer hohen Temperatur bei der Umwandlung der Stärke durch Schwefelsäure. Als Apparat dient ein mit Blei ausgefütterter Eiscnblechkessel, welcher einen Druck von 6 Atmosphären aushalten kann. In den Kessel bringt man 50 Pfd. Schwefelsäure von 66 " Baume , verdünnt *) Annalen der Landwirthschaft. 1865. Wochenblatt S. 4(5.') **) Aus mechanics magaz. 1865, S. 377, durch Polytechnischps Journal 412 Stärkefabrikation. mit 5600 Pfd. Wasser. Während diese Mischimg auf 100° C. erhitzt wird, verdünnt man andererseits in einem offenen, mit Rührwerk versehenen Holzgefässe ebenfalls 56 Pfd. Schwefel- säure mit 5600 Pfd. Wasser und erhitzt die Mischung mittelst Dampf auf 30^ C. Alsdann bringt man 2240 Pfd. Stärke hinzu und erhitzt unter Umrühren bis auf 38 ° C. Diese Mischung bringt man nun nach und nach in den die kochende verdünnte Schwefelsäure enthaltenden Kessel und erhält die Temperatur auf 100" C. Ist alle Stärke im Kessel, so verschliesst man den- selben und leitet so lange Dampf ein, bis eine Temperatur von 160" C oder eine Spannung des Dampfes von 6 Atmosphären erreicht ist. Man lässt nun den Dampf durch ein Schlangen- rohr austreten, sorgt aber dafür, dass die Temperatur nicht unter 160*^' fällt. Der Hoclidruckdampf nimmt die den Zucker verunreinigenden empyreumatischen Stoffe mit. In 2 bis 4 Stun- den ist die Umwandlung der Stärke vollendet, man lässt dann die Zuckerlösung ab, sättigt mit kohlensaurem Kalk, lässt den Gips absetzen, filtrirt durch Beutelfilter, dampft bis auf 20*^ B. ein, klärt dann die Zuckerlösung mit Blut und Kohle, filtrirt nochmals über Beutel- und endlich über Kohlenfilter und ver- dampft sodann in gewöhnlicher Weise. Der so dargestellte Zucker soll vollkommen rein und frei von jedem fremden Ge- schmack sein. Zubereitung Z u b c r c i t u u g d c s M a i s 6 s für die Mühle.*) — Um des Maises ^ Mais zum Vermählen vorzubereiten, wird in englischen tech- lur nie 7 o Mühle, nischen Blättern folgende Methode empfohlen: Der Mais wird zuerst 4 — 8 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht, in welchem 1 Prozent des Wassergewichts an kohlensaurem Natron oder kohlensaurem Kali aufgelöst ist. Nach beendetem Einweichen bringt man die Körner in ein zweites Kaltwasserbad, welches mit j'f] Prozent seines Gewichts an Salzsäure angesäuert ist. Die Körner werden dann an der freien Luft, im Ofen, in Ven- tilationsapparaten oder Zentrifiigalmaschinen sorgfältig getrock- net und nach dem Trocknen unter einem Stampf- oder Walz- werke oder unter einem Rundläufer zerquetscht, worauf man die Masse in einen besonderen Beutelapparat bringt, dessen Siebe gradweise immer feiner werden. Durch das unterste Sieb *) Der Bierbrauer. 186.5. Nr. 9. Technologische Notizen. 413 fällt das feine Mehl herab, während die oberen, grobmaschigen Siebe die gröberen Thcilc und die leichten Hülsen und Häut- chen, welche durcli das Quetschen breit gedrückt sind, zu- rückhalten. Die Wirkung des kohlensauren Natrons und der Salzsäure ist eine rein mechanische, es findet ira Innern der Körner eine Entwickelung von Kohlensäure statt, wodurch die Auflockerung erfolgt. — Dasselbe Prinzip liegt bekanntlich der Chi ssen 'sehen Darstellung von FlachsbaumwoUe zu Grunde. Zu erwähnen ist noch folgende Abhandlung: Technisches über die Stärkemehlgewinnung, von A. Stöckhardt.*) Teclmologisclie Notizen. Verhalten der Wolle im polarisirten Lichte, von ueber das Verhalten der Wolle im Elsner von Grono w-Kalino witz.**) — Der Verfasser macht dai'auf aufmerksam, dass das Verhalten des Wollhaars im po- polarisirten larisirten Lichte interessante Aufschlüsse über die Gestaltung, Konstitution und Beschaffenheit desselben zu geben verspricht. Er fand, dass das polarisirte Licht die Marksubstanz in den Oberhaaren der Zackelwollen genau erkennen lässt, — im Me- rinohaar und Flaum war dagegen keine Marksubstanz zu sehen — und dass durch die eintretenden Farbenbilder die Qualität und Stärke der Haare genau angegeben wird. Feinste Merino- haare und feinster Flaum zeigen im polarisirten Lichte nur eine schwach bräunliche Färbung und sind oft gar nicht gefärbt; je gröber das Haar wird, desto stärker wird die Färbung, dies zeigt sich sehr schön bei Kreuzungen zwischen gröberen und feineren Thieren. Alpakka- und Mohairhaarc zeigen sich im schönsten Blau, während die Oberhaare der Zackclschafe oft eine grüne Zellensubstanz neben der tiefblauen Marksubstanz aufweisen. Bei anderen Thieren verhält es sich ähnlich wie bei den Schafen, so zeigt das Bärenoberhaar ebenfalls Zellen- substanz und Marksubstanz deutlich in verschiedenen Färbun- gen, während der Flaum des Bären diese Farbenspiele sowie die Marksubstanz nicht zeigt. Bei den Nagethieren scheint auch das Oberhaar keine Marksubstanz zu besitzen, es zeigt *) Der chemische Ackersmaun. 1865. S. 223. **) Annalen der Landwirthschaft. 1805. Wochenblatt S. 153. 414 Technologische Notizen. sich stets farblos, nur die Schuppen oder Zellen auf das schönste glänzend. Im landwirthschaftlichen Centralblatt für Deutschland*') findet sich hierzu folgende Notiz: Jede Haarsubstanz polarisirt; je nach Dichte der hornartigen Beschuppung erscheint Merino- wolle in der Polarisation durch Glimmer braun, goldbraun und blau; die Marksubstanz erscheint nicht blau, sondern bräunlich ; die blaue Farbe wird von der Hornsubstauz erzeugt. Dass die Marksubstanz des Mohair und Alpakka blau polarisire, dürfte auf einem Irrthum beruhen, sie polarisirt vielmehr braungelb und die Hornsubstanz — wie bei der Merinowolle — blau. Quiiujaricde Ucbcr dic Bcnutzung der Quillaiarinde als Woll- als VVoll- . „ Waschmittel, waschmittcl hat Th. von Gohren**) Versuche ausge- führt, bei welchen zugleich ein unter dem Namen „Hirsch's Wo 1 1 w a s c h m i 1 1 e l" verkauftes Geheimmittel mit benutzt wurde ; dies letztere ist nach der Analyse etwa zur Hälfte aus kohlen- saurem Natron, zur Hälfte aus Seifenwurzelpulver zusammen- gesetzt. Gefunden wurde bei der Analyse: Wasser 21,925 Organische Stoffe 48,075 Asche 30,000 100,000. Die Asche enthielt in 100 Theilen: Kali 6,885 Natron 46,111 Kalk und Magnesia Spuren Phosphorsaures Eisenoxyd . Spuren Chlor 3,250 Fhosphorsäure 2,334 Schwefelsäure 3,809 Kieselsäure 8,171 Kohlensäure 29,730 Sand und Kohle . 0,208 100,498 Sauerstoff für Chlor ab . . . 0,733 99,765. Von der Quillajarinde wurde 0,5 Pfd. mit 100 Pfd. Was- ser zweimal ausgekocht, bei dem Waschpulver ist die benutzte *) 1865. I. S. 455. **) Centralblatt für die gesammte Landeskultur in Böhmen. 1865. S. 307. Knobloch'8 Kleherbrot. Technologische Notizen. 415 Meoge nicht angegeben. 2 Pfd. Quillajarindo genügten für 50 Stähre. Die Wäsche wurde hei 30 bis 32" R. ausgeführt. Den Effekt der Wäschen ergiebt folgende Untersuchung der Wollen, auf trockne Wollsubstanz berechnet: Unge- Einge- Mit Quillaja Mit Hirsch's Wasrh- waschen. weicht gewaschen. pulver gewaschen. Fett 46,194 30,613 39,550 35,199 Erdige Bestandtheile und Schmutz . . . 3-2,901 23,561 15,014 7,577 Haar ■ 20,905 39,826 45,427 57,224 100,000 100,000 100,000 1(X),000. Die Quillaja lieferte eine sehr schöne weisse Wäsche, noch besser war die Entfernung des Schmutzes durch das Wasch- pulver vor sich gegangen, doch bemerkt von Gohren, daas letzteres verseifend auf das Fett einwirkte. Die Kosten der Wäsche stellten sich in beiden Fällen ziemlich gleich hoch. Knobloch's Kleb erbrot.*) — Den in den Weizeu- stärkefabriken als Nebenprodukt gewonnenen Kleber konnte man bisher zur ßrotbereitung nur schwierig verwenden, weil er zu zähe und bindig ist, um im frischen Zustande mit Mehl verknetet zu werden. Legt man aber den Kleber in Stücken von 4 bis 5 Pfund 24 Stunden lang in Wasser von 34 bis 37 ° C. so verliert er seinen strengen Zusammenhang, er wird kurz und brüchig und lässt sich dann mit Mehl wie jeder Brot- teig kneten. Das mit Roggenmehl und Kleber auf gewöhnliche Weise bereitete Brot ist weiss, locker, von angenehmem Ge- ruch, dem Weizenbrot ähnlich. Bisher wurde der bei dem Martin 'scheu Verfahren der Stärkeberei- tung aus Weizenmehl gewonnene Kleber grösstentheils zur Maccaroni- und Nudelfabrikation benutzt. Das schnelle Verwittern der Ziegelsteine kann ^'«i''^'' f^** Verwittern nach Dr. Dullo**) verschiedene Ursachen haben. Der erste der zi^gein. Grund ist ein Gipsgehalt in dem benutzten Thone, namentlich sind es die im Thone oft vorkommenden grösseren Gipskristalle, die beim Brennen der Ziegeln in Anhydrit übergehen , später aber aus der Luft wieder Wasser anziehen und dabei ihr Vo- lumen vergrössern, welche das Zersprengen und Zerblättern der Steine bewii^ken. Ein zweiter Grund ist ein beträchtlicher *) Polytechnisches Centralblatt. 1865- S. 351. **) Deutsche illustrirte Gewerbezeitung. 1864. Nr 52. 416 Technologische Notizen. Kalkgelialt in dem Thone; Ziegelsteine aus einem 10 bis 15 Prozent Kalk enthaltenden Thone brennen sich weit leichter, als solche aus reinem Thone. Man versetzt daher den Thon oft mit Kalk oder sucht von vorne herein einen Thon zu fin- den, welcher diesen Kalkgehalt besitzt, brennt die Ziegeln schwach und erhält doch äusserlich gute Steine, deren Kalk- gehalt aber bei der angewandten geringen Hitze nicht mit Kieselsäure sich verbunden hat, sondern als Aetzkalk vorhan- den ist. Dieser zieht Kohlensäure aus der Luft an, vergrössert dabei ebenfalls sein Volumen und zerblättert den Stein. Die dritte Ursache ist, dass in manchen Fabriken, um billigere Steine zu produziren, der Thon nicht gesumpft wird, sondern direkt aus der Grube im nur feuchten Zustande in die Thon- schneider und Pressen gebracht wird. Man erhält so trocknere Steine, die sich schneller und billiger trocknen, ihr Zusammen- hang ist aber ein geringerer, sie sind porös, das Wasser kann eindringen und treibt beim Gefrieren die Steine auseinander. Andere atmosphärische Einflüsse wirken ähnlich. Es ist also vor gips- und kalkhaltigen, wie vor Steinen, welche nur aus feuchtem Thone dargestellt wurden, zu warnen. Gewissermassen in Widerspruch hiermit steht die Beobachtung, dass die durch Brennen eines Gemisches von Torfmulm mit Thon dargestellten Tiiffziegeln*) gegen Frostwirkung sehr widerstandsfähig sind und selbst bei wiederholtem Gefrieren im mit Wasser vollgesogenen Zustande nicht zerspringen. Zur cheiDie guT Chcmic derThouc, von Erdwin von Somma- der Tbonp. „,^, ruga. *■") — Die Untersuchungen des Verfassers beziehen sich besonders auf die Veränderungen, welche der Thon durch den Schlämmprozess erleidet und ergaben, dass die hierdurch be- wirkte Erhöhung der Peuerbeständigkeit lediglich auf einer Auslaugung der die Feuerbeständigkeit beeinträchtigenden Al- kalien und alkalischen Erden beruht. In Nachstehendem ist a. die Analyse eines geschlämmten Thones mitgetheilt, welcher aus drei verschiedenen Thonsorten, Feldspath, Quarz und Kalk künstlich gemischt war und nach der Berechnung vor dem Schlämmen die Zusammensetzung b. hatte. *) Polytechnisches Centralblatt. 1865. S. 676. ■■*■*) Chemisches Centralblatt. 1865. S. 268- Technologische Notizeu. 417 a. b. Kieselsäure . . . 58,192 56,230 Thonerde .... 37,897 37,621 Eisenoxydnl . . 0,565 0,738 Kalk 1,669 2,822 Magnesia .... 0,123 0,234 Kali 0,351 1,421 Natron 0,227 0,934. Der Gclialt an Kieselsäure und Thonerde hat sich mithin durch das Schlämmen erhöht, die Menge der übrigen, für die Fcucrbcständigkcit nachtheiligen ßostandtheile dagegen ver- ringert. Einen besonderen Nutzen hat das Schlämmen noch bei solchen Thoneu, welclie Sulfate enthalten, indem auch diese durch das Wasser fortgeführt werden. Auch durch die Verwit- terung an der Luft werden die Thone bekanntlich feuerfester. Der Verfasser erklärt diesen Vorgang dahin, dass geringe Men- gen von organischen Substanzen hierbei eine Reduktion der in ebenfalls geringen Mengen vorhandenen Sulfate zu Schwefelme- tallcn bewirken, die wieder durch die Berührung mit der Luft in Schwefelwasserstoff und kohlensaure Salze umgesetzt wer- den, welche letztere von dem aus der Masse noch abtröpfeln- dcn Wasser fortgeführt werden. Die Bildung und Umsetzung dieser Verbindungen geht unter Wärmeentwickelung und unter oft intensivem Geruch nach Schwefelwasserstoff vor sich. Die Veränderung, welche der Thon bei längerer Aufbewahrung im feuchten Zustande erleidet, erklärt man gewöhnlich durch eine Umwand- lung des in dem Feldspath enthaltenen feinzertheilten Schwefeleisens in Eisenoxydul und Oxyd, Avobei Schwefelwasserstolf entwickelt wird und die organischen Beimengungen zerstört werden. Allerdings bilden sich hierbei kohlensaure Verbindungen in dem Thone, doch ist nicht wahrscheinlich, dass hierdurch ein leichteres Auswaschen der nachtheiligen Bestandtheile eintreten wird, da die kohlensauren Verbindungen der alkalischen Erden in Wasser weniger leicht löslich sind, als die Sulfate. lieber die Erhärtung der Cemente. — Bekannt- '^''*<'"'= '''- lieh hat schon Fuchs die Ansicht ausgesprochen, dass die Erhärtung der Cemente wesentlich auf einer chemischen Verbindimg zwischen aufgeschlossener Kieselsäure und Kalk- hydrat beruhe, welche unter dem Einflüsse des Wassers all- mählich erfolge. Neuerdings ist diese Ansicht vonFeichtin- ger"^) bestätigt und gegen eine andere von A. Wiukler**) *) Polytechnisches Journal. Bd 152, S. 40. **) Ibidem. S. 106. Jahresbericht. VIU. 07 418 Technologische Notizen. aulgestellte Theorie aufrcclit erhalten worden. Letzterer unter- scheidet zwei Klassen von Cementen, für die eine Klasse, die Romancemente, welche im frischen Zustande kaustischen Kalk enthalten, hat nach Wink 1er die Fuchs "sehe Theorie ihre Richtigkeit, für die zweite Klasse, die Portlandcemente, welche keinen freien Kalk enthalten, nimmt er dagegen an, dass in diesen ein basisches Silikat (1 Aeq. Säure auf 3 bis 4 Aeq. Basis) enthalten ist, welches nuter Mitwirkung des Wassers in freien kaustischen Kalk und solche Verbindnugen zwischen Kieselsäure und Kalk, Thoncrde und Kalk zerfällt, die auf nassem Wege zwischen genannten Körpern hergestellt werden könneu. Die Roman- und die Portlandcemente enthalten nach Winkler nach dem Erhärten dieselben Verbindungen, diese bilden sich aber unter Wasser auf entgegengesetzte Art, und zwar bei den Romancemeuten durch Vereinigung von vorhan- denem kaustischen Kalk mit einem sauren Silikate oder Kiesel- säure, und bei den Portlandcementen durch theilweises Aus- treten von Kalk aus seiner Verbindung mit Kieselsäure, Thon- erde und Eisenoxyd. — Peichtingcr ") behauptet dagegen, dass alle hydraulischen Kalke freien Kalk enthalten und bei allen die Erhärtung auf einer chemischen Vereinigung zwischen Kalk und Kieselerde oder Silikaten beruht. Die Portland- cemente unterscheiden sich von den Romancementen nach Feie h tinger nur dadurch, dass in ersteren der Thon bis zur Sinterung gebrannt ist. — Nach Heldt"^'") ist die in allen Wassermörteln wirksame Verbindung ein Kalksilikat, welches auf 2 Aeq. Kieselsäure 5 Aeq. Kalk enthält und als eine Ver- einigung von drittelkieselsaurem Kalk mit halbkieselsäurem Kalk anzusehen ist. Die Cemente enthalten auf 1 Aequivalent Kieselsäure 5 bis 7 Aeq. Kalk, wovon ein Theil an Thoncrde und Eisenoxyd gebunden ist zu Verbindungen, welche in Be- rührung mit Wasser und Kohlensäure sich sehr leicht in ihre Bestandtheile zerlegen. Die mit Kalk übersättigte kieselsaure Kalkverbjndung nebst dem thonsauren und eisensauren Kalk (Thonerde-Kalk und Eisenoxyd-Kalk) zerfallen nun in Thoncrde, kohlensauren Kalk, Eisenoxyd und Kalkhydrat, welches letz- *) Polytechnisches Journal. Bd. 174, S. 437. **) Erdmann's Journal für praktische Chemie. Bd. 94, ö. rJ9. Technologische Notizen 419 tcrc au.sgcstosscu wird, und in dem hierdurch entstehenden al- kalischen Medium l)iklct sich allmählich die steinharte kiesel- saure Kalkverbindung, ebenso, wie sie sich bei der Behand- lung von Kalkhydi'at mit Wasserglas in der alkalischen und nach und nach immer alkalischer werdenden Wasserglaslösung erzeugt. Der ausgestossene Kalk rührt aber nicht allein von dem zerfallenden drittelkiesclsaurcn Kalk her, welcher durch Wasseraufnahme in eine Verbindung von halb- und drittelkic- sclsaurem Kalk übergeht, sondern auch von dem Zerfallen der basischen Aluminate und der mit Eisenoxyd zusammengesin- terten basischen Kalkmasse. Es ist daher das Vorhandensein von freiem Kalk in den Cementen keine nothwendige Bedin- gung, um das alkalische Medium herzustellen, in welchem die erhärtende kieselsaure Kalkverbindung sich erzeugt. Die frei- gewordene Thonerdc und das Eisenoxyd nehmen Wasser auf, tragen aber als Hydrate nichts zur Erhärtung bei. Findet die Zersetzung bei Abschluss dei- Kohlensäure statt, so zersetzt sich nur die Eisenoxydkalkverbindung, während der thonsaurc Kalk als solcher in der Masse bleibt, aber auch in dieser Form eben so wenig zur Erhärtung beiträgt, als die thonsaurc Magnesia, welche sich öfter in kleinen Mengen in den Cemen- ten bildet. Die Güte eines Mörtels hängt ab von der Quan- tität der durch das Brennen mit Kalk durch Salzsäure auf- schliessbar gewordenen Kieselsäure. Die Alkalien haben in- sofern Wichtigkeit für das Erhärten, als sie schnell das hierz-u erforderliche alkalische Medium erzeugen. Die Verbindungen zwischen Thoncrde und Kalk, Thoncrde und Magnesia und zwischen Eisenoxyd und Kalk tragen nichts zum Erhärten bei. — Fremy*) sieht dagegen gerade umgekehrt die Kalkalumi- nate als wesentlichste und wirksamste Bestandtheile an; er fand, dass die kalkarmen Aluminate (1 Aeq. Thoncrde auf 1,2 und 3 Aeq. Kalk) mit Wasser augenblicklich erstarren und eine bedeutende Härte annehmen. Doch hält auch Fremy die Gegenwart von freiem Kalk in den Cementen für wichtig. Die- ser wirkt, nachdem er sich in Hydrat verwandelt hat, auf die Kalksilikate und Doppclsilikate von Thonerde und Kalk ein, welche in allen Cementen vorhanden sind, und bringt dieselben *) Compt. rend. Bd. GO, S. 99ö. 27 ^ 420 Technologische Notizeu. zur Erhärtung. Durch Kalzination thonhaltigor Kalksteine er- hält man nur dann einen guten hydraulischen Mörtel, wenn die gegenseitigen Verhältnisse von Thonerde und Kalk derart sind, dass eins der obigen Aluminatc von 1 Aeq. Thonerde auf 1 bis 3 Aeq. Kalk und ein einfaches oder mehrfaches Kalksilikat gebildet werden kann, welches auf 1 Aeq. Kieselsäure, 2 oder 3 Aeq. Kalk enthält, und endlich noch freier Kalk übrig bleibt. Es giebt also noch Wiclersin'üche genug in den Ansichten der Che- miker über die bei der Erhärtung des Wassermörtels stattfindenden Vor- gänge, namentlich stehen sich die Ansichten von Heldt und Fremy geradezu entgegen, soviel scheint jedoch mit Sicherheit festzustellen, dass der Bildung eines basischen Kalksilikats die Hauptrolle hierbei zukommt. Analysen Nachstchcnd theilen wir einige Analysen von guten Ce- voii Cemeu- o ./ o ien. mcnten mit: Portland -Cemente. nach Ileldt- I. II. Unlöslich in Säure 9,80 9,21 Löslich : Kieselsäure 15,63 15,26 Kalk 56,22 58,22 Eisenoxyd 5,ö6 1,50 Thonerde 7,01 6,03 Magnesia 1,81 2,46 Kali und Natron 2,33 1,89 Wasser 0,67 0,26 Kohlensäure 0,37 1,71 Chlor, Schwefelsäure, Phosphorsäurc Spuren Spuren 99,20 99,54. In zwei noch besseren Portland- Cementen fand Heldt: I. II. Kieselsäure . 19,48 20,86 Kalk 53,12 57,32. Es schwankte also der Kieselsäurcgehalt in den Portland- Cemeuteu von 16 bis 21 Prozent. Koman - Cemente von White & Comp. I. II. 111. Unlöslich in Säure 7,01 8,32 15,99 Löslich : Kieselsäure 18,82 19,22 11,14 Kalk 48,26 47,47 51,26 Eisenoxyd 10,13 8,14 6,00 Thonerde 5,72 5,29 8,24 Magnesia 4,00 2,10 1,.50 Kali und Natron . 2,14 1,20 0,76 Wasser 1,94 0,85 0,40 Kohlensäure . . . . 1,81 5,01 3,82 99,83 99,60 99,21. Technologische Notizen. 421 In den Portland-Ccmcntcn kommen auf 1 Acq. Kieselsäure G Ae(|. Kalk, bei den Roman-Cementen ist das Vcrhältniss mei- stens ein geringeres, doch ist bei diesen jedenfalls noch ein Theil der Kieselsäure an Eisenoxyd gebunden, worauf der hohe Eisengehalt hinzudeuten scheint. Ein bedeutender Eisengehalt beeinträchtigt übrigens die Güte des Cements. G. F eich tinger*) fand für zwei deutsche Portland -Ce- nicnte, welche den englischen Fabrikaten in keiner Weise nach- standcUj folgende Zusammensetzung: Aus der Fabrik des Bonner Aus der Fabrik von Angelo Sau- Bergwerks- und Ilüttcnvcreins. lieh in Perlmoos I)oi Kufstein. Kalk 57,18 55,78 Magnesia 1,3-2 1,62 Thonerde 9,20 8,90 Eisenoxyd 5,12 ü,05 Kali 0,58 0,75 Natron 0,70 1,0(1 Kieselsäure 23,36 22,53 Kohlensäure 1,1)0 1,46 Schwefelsäure . . . . . 0,64 1,85 100,00 100,00. Diese Cementc zeigten die blätterige und schieferige Struk- tur des englischen Portland -Cements, sie waren nl^^o l>is zur Sinterung gebrannt. Das Material, aus welchem der Kufsteiner Cement gebrannt wird, ist ein Mergel von folgender Zusannnensetzung: In Salzsäure lösliche Bestandtheile : Kohlensaurer Kalk 70,64 Kohlensaure Magnesia 1,02 Eisenoxyd 2,58 Thonerde 2,86 Gips 0,34 Wasser und organische Substanz 0,79 In Salzsäure unlösliche Bestandtheile: Kieselsäure 15,92 Thonerde 3,08 Eisenoxyd 1,40 Kali 0,55 Natron 0,82 78,23. 21.7; *) Polytechnisches Journal. Bd. 174, S. 433. 422 Technologische Notizen. Als besondere Vorzüge dieses Mergels bezeiclinet Feich- tiuger den geringen Thongehalt und die chemische Zusammen- setzung des Thous, in welchem die Kieselerde schon mit einer bedeutenden Menge von Basen verbunden ist (100 Kieselerde: 30,73 Basen), wodurch er im Feuer leicht geschmolzen und aufgeschlossen wird. Auch der geringe Magnesiagehalt ist als ein Vorzug zu betrachten. — Die in dem daraus dargestellten Cemente gefundene grössere Schwefelsäuremenge rührt zum Theile von dem Brennraateriale her. ^ Eigenschaf- j^jg Eigenschaften eines guten Cements hebt Dr. tencment". Grüne b er g*) hervor, dass ein solcher in Berührung mit Wasser sich nicht stark erhitzen dürfe, weil dies einen Ueber- schuss an Kalk andeuten würde, und ferner müsse derselbe mit 2 Theilen Sand gemischt innerhalb drei Stunden gebunden sein. — In England**) wird ein Portlaudcement für gut erach- tet, -welcher für den gestrichenen Bushel 110 engl. Pfd. oder 1375 Kilogr. per Kubikmeter wägt; Probeziegel aus 1 Theil Cement und 1 Theil reinem Saude müssen eine absolute Festig- keit von 188 Pfd. per Quadratzoll besitzen, wenn die Ziegel einen Tag an der Luft und 6 Tage im Wasser erhärtet sind. Mittel um — Um die Festigkeit des Cements noch zu erhöhen, /eu der'ce'. empfiehlt A r t u s ,"'"'•' j demselben etwas gebrannten Gips und Bieiits zu er- ßorax zuzusctzcu. Man erhitzt hierbei zunächst 1 Thh Borax ''"'"^"' bis zum Glühen, so dass also das Kristallwasser vollständig ausgetrieben ist, pulverisirt denselben nach dem Erkalten und vermischt das feine Pulver sorgfältig mit 45 Theilen ebenfalls gebranntem und gesiebtem Gips; 5 Theile dieser Mischung, 100 Theile Cement und 200 Theile Sand geben eine mit Was- ser schnell erhärtende und sehr feste Masse. öfi «is Zu. Oel als Zusatz zu Cementen. — Bei Wasserbauten am Meeresufer wird der Cement bekanntlich leicht durch die Einwirkung des Seewassers zerstört. Als Schutzmittel für dei-- artige Bauwerke ist von Kuhlmann ein Firnissüberzug em- pfohlen worden, welcher bei dem Leuchtthurm von Holyliend sich vorzüglich bewährt hat. Auch gegen atmosphärische Eiii- *) Deutsche Indiistriezeitung. 1865. Nr. 21. **) Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieur -Vereins. 1865. S. 112. "**) Artus' Vierteljahrsschrift. Polytechnisches Centralhlalt. 180r>. S. 72 lueiitSD. Toclniologisclic Notizen. 423 Hüsse hat sich ein Finiissübeiziig sehr wirksam gezeigt, wie Robinct beobachtete. Den gleichen Zweck erreicht man nach De Saint-Cricq-Casaux,"'') wenn ninii das Oel direkt dem Comentpulver zusetzt. Der Scott' sehe Kalkcement enthält nach Ilcrv^ö scou'sche.- , Kalkcement. y[ a n g o n : "") Lösliche Kieselsäure 10,4 Tlionerdc mit etwas Eisenoxyd . . 4,1» Kalk 73,(> Magnesia 0,() Schwefelsäure 4,8 Wasser, Kohlensäure etc. ... • ■ 5,7 100,0. Etwa die Hälfte der gefundenen Schwefelsäure ist in dorn Cemente als Schwefelkalcium vorhanden. Der Cemcnt er- liärtet unter Wasser in einigen Stunden; er wird dargestellt, indem man über glühenden Actzkalk einen Strom von schwef- liger Säure leitet. Selbst fetter Kalk liefert hierbei einen hydraulischen Kalk von geringer Qualität. Zur Verhinderung der Kesselsteinbildung bei der oegen Kes- Benutzung von Speisewässern, welche kohlensaure Erden cnt- ' .i^,^, halten, empfiehlt Haber, ""'•) diese durch Zusatz von Salzsäure in Ciiloride zu verwandeln. Da ein Ueberschuss von Säure die Kesselwandungen angreifen würde, so begnügt man sich nur I der rechnungsmässig zur Sättigung erforderlichen Salz- säuremenge zuzusetzen. Ueber die hei der Gährung auftretenden niederen Organismen liegen n;iokt,iick. wiederum zahlreiche neue Untersuchungen vor. Bechami^ zeigte, dass die Keime und Samen der bei der Gä,hrung des Weins gebildeten Fer- mente durch die Trauben in den Most eingeführt werden und dass je nach der Art dieser Keime verschieden gestaltete Fermente sich entwickeln. Die liefe enthält nach Bechamp eine eigenthümliche Substanz, Avelche die Käbigkeit besitzt, den Rohrzucker in Traubenzucker umzuwandeln und von ihm Zymase genannt wird. Diese Substanz findet sich auch in den inunicnblättern und eine ähnliche, aber noch wirksamere iu den Früchten des weissen Maulbeerbaumes, welche letztere auch die Stärke und das Dextrin in Traubenzucker umzuwandeln vermag. In naher Beziehung zu dem Auftreten orgauisirter Körper bei der Gährung steht die Frage über *) Compt. rend. Bd. 07, S. 706. **) Polytechnisches Journal. Bd. 175, S. 292. ^■**) Polytechnisches Centralhlatt. ISGö. S. 1276. 424 Rückblick. die sogenannte geueratio aequivoca, die elternlose Entstehung von Orga- nismen, welche von französischen Gelehrten wiederum besprochen ist. Wir haben nur über die hierauf bezüglichen Ansichten von Fremy und Baudri- raont referirt, welche mit mehr oder weniger Bestimmtheit eine spontane Erzeugung von Organismen ohne Keim, Samen oder Ki annehmen, wäh- rend die Untersuchungen von d'Auvray, Joly und Musset für die all- gemeine Verbreitung der Keime von niederen Organismen sprechen. Unter den deutschen Naturforschern herrscht kein Zweifel mehr darüber, dass eine generatio spontanea nicht stattfindet. Auch H. Hoffmann's neuere Untersuchungen zeigen, dass zu der Entstehung gährungserregender Prot- organismen die Anwesenheit lebensfähiger Keime unbedingt nöthig isti II offmann nimmt dal>ei au, dass es keine spezifischen Ilefenfermenti' giebt, indem die Sporen verschiedener Pilze, in eine gährungsfähige Flüs- sigkeit ausgesäet, dieselbe in normale Gährung versetzten und eine Neu- bildung von Hefe veranlassten. Während Hoff mann annimmt, dass be- sonders Penicillium glaucum und Mucor racemosus Anlass zur Ilefebildung geben, schreibt Hai Her der Leptothrix buccalis eine Hauptrolle hierbei zu und behauptet, dass aus den Sporen von Penicillium nur eine unvoll- kommene Hefe erzeugt werde. — Ueber die Ernährung der Hefe hat G. Leuchs Untersuchungen angestellt, welche ergaben, dass weder Leim, noch Ilühnereiweiss, gesäuerter Kleber oder Weizenmehl als Nahrungs- mittel der Hefe dienen können; Malz und Sauerteig beförderten dagegen die Entwickelung der Hefe, noch mehr die Ammoniaksalze in Verbindung mit den Aschenbestandtheilen der Hefe. Es unterliegt hiernach keinem Zweifel, dass die Hefepilze aus Ammoniaksalzen den zu ihrem Wachsthum erforderlichen Stickstoff zu assimiliren vermögen, was neuerdings auch von Millon durch ein exaktes Experiment nachgewiesen ist; die entgegen- stehende Ansicht von Duclaux ist hierdurch berichtigt worden. — Nach Payen's Untersuchungen wird bei der Einwirkung von Diastase auf Stärkemehl stets nur ein Theil desselben in Zucker übergeführt, während er aber früher gefunden zu haben glaubte, dass auf 1 Aet}. Zucker 2 Aeq. Dextrin gebildet würden, beobachtete er jetzt, dass unter günstigen Be- dingungen etwa gleiche Mengen von Zucker und Dextrin entstanden. Auch aus reinem Dextinn bildet die Diastase Zucker und zwar in reichlichster Menge dann, wenn der entstandene Zucker durch Gähiung wieder zersetzt wird. Musculus hält trotz dieser Ermittelungen seine frühere Ansicht aufrecht, dass bei der Einwirkung von Diastase auf Stärke bei 70 bis 75" C. 2 Aeq. Dextrin gegen 1 Aeq. Zucker gebildet werden. — Aus Nessler's Untersuchungen badischer Weine entnehmen wir , dass der Alkoholgehalt derselben sehr dift'erirt (von 5 bis 1.5 Proz.); Kohlensäure ist in älteren Weinen nur selten und zum Nachtheile für die Güte derselben enthalten; der Zuckergehalt schwankt gewöhnhch zwischen 0,5 bis 2 Promille , bei einem hohen Alkoholgehalt kann der Wein mehr Zucker enthalten, indem ein hoher Alkoholgehalt ebenso wie ein hoher Gehalt an Säure die Ver- gährung hindert. Freie Weinsäure ist selten im Weine vorhanden, dos- halb ist der Li ob ig 'sehe Vorschlag, den Wein zur Verminderung seines Säuregehalts mit einfach weinsaurem Kali zu vorsetzen , nicht ausführbar. Rückblick. 425 Nicht selten ist der Gehalt des Weins an Weinstein niedriger, als seinem Lösungsvermitgeu entspricht, wahrscheinlich weil sich der Weinstein in der Kälte kristallinisch abscheidet und hernach nur schwierig wieder gelöst wird. Ausserdem kommen im Weine Aepfelsäuro, Bernsteinsäure und Essigsäure vor. Die Bildung von Essigsäure bei der Gährung wird durch eine Decke von Trebern oder Mykodermen auf der Oberfläche des gährenden Mostes unterstützt, indem hierdurch auf mechanische Weise die Ucbertragung des atmosphärischen Sauerstofis befördert wird. Die Gerb- säure und die Extraktivstoffe sind für die Farbe, den Geschmack und die Haltbarkeit des Weins von Wichtigkeit; die Gerbsäure besonders dadurch, dass sie die stickstoffhaltigen Bestandtheile , welche den Wein zu Krank- heiten disponiren, zur Ausscheidung bringt. Die Bildung von Oenanthäther soll nach Kessler durch eine partielle Vergährung des Weins auf den Trebern befördert werden. Zutritt von Luft befördert das Altern des Weins, bei fertigem Weine aber auch die Bildung von Essigsäure und die Zerstörung des Bouquets, weshalb dieser möglichst vor Luftzutritt ge- schützt werden muss. Einen geringen Einfluss auf die Güte des Weins scheinen die Mineralbestandtheilc zu haben, es ist jedoch nicht zu leug- nen, dass die chemische und physische Beschaffenheit des Bodens der Weingärten erheblich auf die Güte des Gewächses influirt, doch kommt dieser Einfluss nicht in dem Mineralstoffgehalt dos fertigen Weins zum Ausdruck. — De Vcrgnette und Pasteur beobachteten, dass die Wärme einen sehr vortheilhaften Einfluss auf den Wein ausübt; ersterer empfiehlt daher den Wein eine kurze Zeit einer Temperatur von 40 " C. auszusetzen, während letzterer den Wärmegrad auf (30 bis 100 •* C. zu steigern vor- schlägt. — Die Vorzüge des Wiener Bieres sollen durch eine sehr sorg- same Bereitung des Malzes Ijedingt sein. Man lässt in Wien das Malz langsam aber lang wachsen und trocknet es stark, aber ebenfalls bei ge- linder Wärme, wodurch der Verglasung des Malzes vorgebeugt wird. Der- artig dargestelltes Malz kann ohne Besorgniss über freiem Feuer verar- beitet werden, während weniger sorgsam bereitetes hierbei leicht anbrennt. — F. Stolba hat im Biere Kupfer nachgewiesen, dessen Herkunft wohl auf die kupfernen Braukessel zurückzuführen ist. Ucber den Phosphor- säuregehalt des Bieres machte A.Vogel Mittheilungeu. — Zur Reinigung des Rübenspiritus von den riechenden Fermentolen empfehlen Hager und Artus eine Behandlung mit übermangansaurem Kali mit nachfolgender Rektifikation. — Für die Dichtung der Fässer liegen mehrere Vorschläge vor: Dullo empfiehlt für Bierfässer einen inneren Anstrich mit Lackfirniss, für Spiritusfässer mit einer Auflösung von Leder in O.xalsäure; Artus schlägt einen Anstrich mit einer Mischung von Wasserglas und Magnesia vor, während Kietz insky die Fässer zunächst mit Alaun imprägniren und dann mit Wasserglas bestreichen lässt; für Weinfässer empfiehlt Vohl einen inneren üeberzug mit reinem Paraffin. Ueber die Milch und deren Bearbeitung liegt zunächst eine interessante Abhandlung von Alex. Müller vor, welche den Einfluss des atmosphärischen Sauerstoffs auf die Milch während der Zeit der Abrah- mung betrifft. Es handelt sich in den Milchwirthschaften darum, die Milch 426 Rückblick. hinreichend lange süss und dünnflüssig zu erhalten, damit sich der Rahm auf der Oberfläche ansammeln kann, also der Säurebildung entgegen zu wirken. Dies kann entweder geschehen durch die Abhaltung der Keime des Milchsäureferments oder durch möglichste Einschränkung der Ent- wickelung desselben. Bei der in Devonshire üblichen Methode werden die Fermentkeime durch Erhitzen der Milch getüdtet, in den holsteinischen und holländischen Milclnvirthschaften beschränkt mau die Eutwickelung des Ferments durch Kühlhalten der Milch mittelst fliessenden Wassers oder durch kühl gehaltene Lokalitäten. Bei Gussanders Methode der Abrah- mung in erwärmten Lokalen und flachen Milchsatten findet ein lebhafter Luftwechsel und Sauerstoffzutritt zu der Milch statt, wodurch das Milch- säureferraent getödtet wird, da dasselbe nur bei Ausschluss des Sauerstoffs zu leben vermag. — Milien und Commaille haben in der Milch eine neue Eiweisssubst:inz aufgefunden, welche weder durch Kochen noch durch Säuren koagulirt wird. Ausserdem zeigen dieselben, dass das Kasein in der Milch in zwei Zuständen — als gelüste und als unlösliche Substanz — vorkommt. — Analysen von Schweinemilch haben von Gohren und Lintner mitgetheilt, aus denen hervorgeht, dass ebenso wie bei anderen Thieren auch beim Schweine die P'ütterung, Race etc. erhebliche Differen- zen in der Zusammensetzung der Milch bedingt. — In den holsteinischen Milchwirthschaften geschieht nach Moser die Abrahmung bei gewöhnlicher Ternjoeratur (12 " R.) , vor der Butterung lässt man den Rahm säuern, die Butter wird sogleich gesalzen. Aus der abgerahmten Milch fabrizirt man unter Labzusatz einen geringwerthigen Käse. — Wir berichteten ferner über Bartelctt's Methode der Käsebereitung und über ein eigenthümliches, in den Abruzzen übliches Verfahren, wobei die Käse mit einer Brühe von Russ und Eisenvitriol gebeizt werden. — Ueber die Veränderungen des Käses beim Lagern führte Brassier Untersuchungen aus, deren Ergebniss der von Blondeau behaupteten Fettbildung im Käse widerspricht ; das Kasein erfährt jedoch eine durchgreifende Veränderung, wobei Leucin und andere in Alkohol lösliche Substanzen gebildet werden. — A. Prandel benutzt zur Beschleunigung der Rahinabscheidung die Zentrifugalkraft, diese Me- thode würde die Milchwirthschaft sehr vereinfachen, wenn sie sich im Grossen ausführbar zeigt. Zur Kondensirung der Milch benutzen Prandel und Borden Vakuumappaiate und verdichten dieselbe auf '/i resp. '/:, ihres Volumens. Die kondensii-te Milch hat jedoch ausser der leichteren Transportfähigkeit keinen Vorzug, d:i sie nicht viel haltbarer ist, als ge- wöhnliche Milch. — Zur Erleichterung der Butterbereitung aus schwer zu verbutterndem Rahm empfiehlt J. Lehmann, diesen zunächst mit etwas Natronlauge zu versetzen und später mit Salzsäure schwach anzusäuern. Verhüten lässt sich die Kalamität des schlechten Butterns durch sorgsame Reinlichkeit in den Milch- und Stallutensilien. Endlich haben wir in die- sem Abschnitte unseres Berichts noch eine in China übliche Methode, aus Erbsen Käse darzustellen erwähnt. — Unter „Zuckerfabrikation" berichteten wir zunächst über S tarn - mer's Untersuchungen bezüglich der Zusammensetzung der bei verschie- denen Extraktionsverfahren erzielten Rül)ensäfte. Es stellte sich hierbei Rückblick. 427 heraus, dass bei allen in Untersuchung gezogenen Methoden durch den Zusatz von Wasser unreinere Säfte erzielt werden, als beim einfachen Pressen, und zwar wird ein um so grösserer Theil der Nichtzuckerstoffe aus der Rübe gelöst, je grösser die zum Aussüssen benutzte "Wassermengo ist. Tm Ganzen sind die Differenzen jedoch nicht so bedeutend, dass man dadurch veranlasst werden könnte, sich in bestimmter Weise gegen die eine oder die andere Methode auszusprechen, auch stellen sich die Ver- hältnisse in praxi erheblich anders, als bei den Versuchen. — Einen sehr wesentlichen Fortschritt hat die Saftgewinnung durch das Robert'sche Verfahren erhalten. Bei dieser Methode werden die Rüben in dünne Scheibcheu geschnitten und bei 70^' C — oder besser wohl bei 40" C. — mit Wasser ausgelaugt. Man erzielt hierbei etwa 90 Prozent des in der Rübe enthaltenen Saftes in reinerer Gestalt als beim Pressen und die un- vollständigere Auslaugung der Proteinstoffe bedingt zugleich einen höheren Nährwerth der Rückstände. Zimmermann und Grouven sprechen sich über diese Methode sehr günstig aus, ebenso auch Wiesner, welcher jedoch die Innehaltung einer niedrigen Temperatur von 40" C betont, um die Bildung von löslichen Pektinstoffen aus der Interzellularsubstanz zu verhindern. Während man früher eine möglichst vollständige Zerreissung aller Zellen zu bewirken suchte, wird bei dieser neuen Methode der Zucker durch Diffusion aus den unverletzten Zellen ausgezogen, wobei die colloi- dalen Proteinstoffe in den Zellen verbleiben. — Nach Frühliug's Unter- suchung ist der Gehalt der bei dem Walkhoff'schen Verfahren erhaltenen Rübensäfte an Nichtzucker so hoch, dass es fraglich erscheint, ob dabei wirklich eine Mehrausbeute an Zucker erzielt wird. — Ueber das Frey- .lelinek'schc Scheidungsverfahren gehen die Ansichten noch sehr aus- einander, nach Ileidepriem findet dabei zwar die Entfernung der Protein- stoffe und färbenden Substanzen in genügender Weise statt, dagegen er- höht sich der Gehalt des Saftes an Alkalien in Folge des Alkaliengehalts des Kalks, auch bedingt die grössere Schlammmenge einen Verlust an Zucker. Reimann legt besonderen Werth auf die heisse Filtration des Saftes, indem sich beim Abkühlen desselben nach der Scheidung ein Theil der ausgeschiedcuen Farbstoffe wieder auflöst. Gundermann verwendet gleichzeitig Chlorkalcium, um die Alkalien unschädlich zu machen; Boden- bender empfiehlt die Saturationsscheidung nicht bei 70" C, sondern bei der Kochhitze auszufüluen. Man ersieht hieraus, dass das ursprüngliche Verfahren in der Praxis vielfach erheblich modifizirt worden ist. — R. Früh- ling zeigte, dass durch Aussüssen des Jelinek'schen Saturationsscheide- schlammes mit Wasser, wenn dies bis zum Verschwinden des süssen Ge- schmacks fortgesetzt wird, zwar ein unreiner Saft erhalten wird, trotzdem aber hierbei die Gewinnung eines Theiles des Zuckers möglich erscheint. Stammer fand, dass beim iVussüssen von gewöhnlichem nicht saturirteu Scheideschlamm mit Dampf nicht schlechtere Säfte , als durch Pressen er- halten werden; bezüglich der Leistungen verschiedener Pressen wurde ge- funden, dass die Trink'sche Presse der Dehne'schen gegenüber einen klei- nen Vorzug besitzt, beide bewirkten durch das Absüssen eine bessere Erschöpfung des Rückstandes au Zucker als die gewöhnliche Spindelpresse, 428 Rückblick. hinsichtlich des Feuchtigkeitsgehalts der Rückstände waren alle 3 Pressen gleich. — Newton's Methode der Verarbeitung der Nachprodukte be- zweckt eine Vereinigung der beiden Stadien des Kristallisationsprozesses. — Aus den Untersuchungen von Leplay und Cuisinier über die Be- seitigung der Störungen in dem Betriebe der Zuckerfabriken werden die deutschen Fabrikanten wohl wenig Nutzen ziehen, die empfohlene Ver- setzung der fehlerhaften Säfte mit Alkalien erscheint gefährlich. — L. Kessler versetzt den Rübensaft, um ihn vor Veränderungen zu schützen, mit einer Lösung von saurem phosphorsauren Kalk und scheidet mit Kalk- milch unter Zusatz von etwas schwefelsaurer Magnesia. — H. Fricken- haus empfiehlt zur Abscheidung der Alkalien und des zum Scheiden be- nutzten Kalks die Fluorwasserstofi'säure anzuwenden, wodurch dieselben mit dem suspendirten Thon in dem Safle krj-olithartige Verbindungen ein- gehen sollen. — Ueber die Abscheidung des Zuckers aus der Melasse mit- telst Barythydrats hat Stammer Untersuchungen ausgeführt, welche das Verfahren jedoch nicht rentabel erscheinen lassen. — Ein neues Verfahren für diesen Zweck ist von Scheibler angekündigt. — Anthon warnt vor der Benutzung schwefelsäurehaltiger Salzsäure zur Wiederbelebung der Knochenkohle. — Bei Beane's Verfahren der Wiederbelebung wird die trockne Knochenkohle mit Salzsäuregas imprägnirt und das entstandene Chlorkalcium später ausgewaschen. Nach Medlock soll auf diese Weise aller kohlensaurer Kalk beseitigt werden, ohne dass hierbei die Struktur der Kohle litte. — Stammer fand, dass bei dem Entgipsen der Knochen- kohle kohlensaures Natron und Aetznatron von gleicher Wirkung sind, von beiden Substanzen sind 2 Aeq. auf 1 Aeq. des in der Kohle enthal- tenen Gipses anzuwenden, wenn eine genügende Reinigung erzielt werden soll. Derselbe Chemiker lieferte endlich noch eine Analyse des von ihm zur Extraktion empfohlenen Brüdenwassers, nach welcher dasselbe zu dem angegebenen Zwecke sehr geeignet erscheint. In der Rubrik „Stärkefabrikation" haben wir eine Analyse der bei der Stärkebereitung abfallenden Fascrrückstäude von Reichardt mitgetheilt. — Eckert -Radeusleben benutzt auch die eiweisshaltigo Saftflüssigkeit der Kartofi'eln zur Fütterung, wozu man dieselbe bisher ihres hohen Salzgehalts halber nicht für anwendbar gehalten hat. — Bei Mambre 's Verfahren zur Darstellung eines reinen Stärkezuckers wird die Ueberfiihrung der Stärke in Zucker durch Schwefelsäure bei hohem Druck ausgeführt. Der auf diese Weise erzielte Zucker soll völlig frei von ompyrcumatischen Stoffen und Dextrin sein. — Zur Präparation des Mai- ses für die Mühle wird von England aus eine successive Behandlung der Körner mit kohlensaurem Natron und Salzsäure empfohlen, wodurch eine Auflockerung derselben bewirkt wird. Endlich haben wir in der Rubrik „technologische Notizen" noch einige Abhandlungen zusammengestellt, welche in den anderen Abschnitten nicht unterzubringen waren. Wir erwähnten hier die interessanten Unter- suchungen von Eisner von Gronow über das Verhalten der Wt/llo im polarisii1.cn Lichte, welche bei weiterer Fortführung werthvolle Aufschlüsse über die Beschaffenheit des Wollhaarcs zu geben versprechen. Ferner sind Literatur. 429 von Gohren'sUütcrsuchuuguu über die Benutzung der Quillajarindc und dos Wollwaschpulvers von Hirsch zum Waschen der Wolle initgethcilt. Aus diesen geht hervor, dass die Quillaja mit Vorthcil benutzt werden kann, das künstliche Waschpulver wirkte dagegen durch seinen Gehalt au Soda ver- seifend auf das Wollfett ein. — Um den bei der Fabrikation von Weizeu- stärke abfallenden Kleber zur Brotbereitung verwendbar zu machen, genügt nach Knobloch ein -24 stündiges Einlegen in lauwarmes Wasser. — Die Ur- sache der schnellen Verwitterung der Ziegelsteine sind nach Dullo theils ein Gehalt an Gips oder Kalk in dem verwendeten Thon, theils eine zu poriise Beschaffenheit, welche dadurch bewirkt wird, dass der Thon nicht gesumpft wird, sondern im rohen halbtrocknen Zustande in die Presse kommt. — Ueber die Theorie der Erhärtung der Cemente liegen mehrere Aeusserun- gen vor, die aber erheblich von einander abweichen, ja sich zum Thcil gradezu widersprechen. Es scheint nur das sicher festgestellt zu sein dass die Bildung eines basischen Kalksilikats die Hauptrolle hierbei spielt. In Verbindung hiermit ist über einige Mittheilungen bezüglich der Zusam- mensetzung und der Eigenschaften mehrerer englischer und deutscher Cemente herichtet worden. — Als Mittel die Festigkeit des Cements noch zu erhöhen, ist von Artus ein Zusatz von gebranntem Gips und geglüh- tem Borax empfohlen worden; bei Wasserbauten, die dem Seewasser aus- gesetzt sind, empfiehlt De Saint- Cricq-Casaux den Cement mit Oel zu vermischen. Endlich ist noch der Vorschlag von Haber erwähnt, wo- nach der Bildung von Kesselstein aus Wässern, welche kohlensaure Erdeü enthalten, durch einen Zusatz von Salzsäure begegnet werden kann. Literatur. Der Wein, seine Bestandtheile und seine Behandlung, nebst Anhang: Ueber Düngung der Reben und über die Untersuchungsmethodeu des Weins, von J. Nessler. Chemnitz, Focke. Das Weinbuch. Wesen, Kultur und Wirkung des Weins; Statistik und Charakteristik sämmtlicher Weine der Welt; Behandlung der Weine im Keller. Nach Shaw, Denmann, Franck, JuUien und mit Benutzung of- fizieller und direkter Mittheilungen sowie eigner Erfahrungen bearbeitet von W. Hamm. Leipzig, Weber. Die Branntweinbrennerei und Spiritusfabrikation in ihrer Bedeutung für Nationalökonomie, Landwirthschaft und Volk, von J. F. Schneeberger. Bern, Blom. Die Verhältnisse der Spiritus-Industrie zur Land-, Volks- und Staats- wirthschaft, von Udo Schwarzwäller. Berlin, Wiegandt & Hempel. Katechismus der Kellerwirthschaft für Weinproduzenten, Weinhändler und Weinwirthe, von J. Beyse. Wien, Hartlebcn. 430 Literatur. Obstmost- und WeinveredluBg uud Vermehrung mittelst Anwendung von Traubenzucker, von G. F. Kiess. 4. Auflage. Stuttgart, Schober. Die Gährungschemie wissenschaftlich begründet und in ihrer Anwen- dung auf die Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, Hefeuerzeugung, Wein- bereitung und Essigfabrikation praktisch dargestellt, von K. J. N. Balling. 3. Auflage. Prag, Tempsky. Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirthschaftlichen Gewerbe, von F. J. Otto. 6. Auflage. Braunschweig, Vieweg & Sohn. liehrbuch der chemischen Technologie, von F. Knapp. 3. Auflage. Brauuschweig, Vieweg & Sohn. Lehrbuch der chemischen Technologie, von J, J. Pohl. Wien, Braumüller. Die baierische Bierbrauerei, von H. Hercher. Stuttgart, Johannsseu. Die Bieruntersuchung. Eine Anleitung zur Werthbestimmuug und Prü- fung des Bieres nach den üblichen Methoden, von A.Vogel. Berlin, Berggold. De la fermentation alcoolique ou vineuse et de quelques autres fer- mentations propre au vin, methode rationelle des vinificatiDUS, par E. Terrel de ebenes. Lyon. Die Fabrikation des Zuckers aus Rüben. Theorie und Praxis für Prak- tiker. (). Abschnitt: Der Rübenbau, von C. G. Schulz. Berlin, Springer. Jahresbericht über die Untersuchungen und Fortschritte auf dem Ge- sammtgebicte der Zuckerfabrikation, von C. Scheiblcr und K. Stammer. 4. Jahrgang. 1864. Breslau, E. Trewendt. Essay on sugar and general treatise on sugar refining as practiscd iu Ihe Clyde raffineries, by R. Niccol. London. A treatise on the art of boiling sugar, crystallizing etc., by lleury Weatherly. Philadelphia. Der Biei'moostorf und seine Verwerthung. Ein Vortrug iu der poly- technischen Gesellschaft zu Leipzig. Leipzig, Jackowitz. — ■•■■''^titi'v'»^''^— Inhalts - Verzeichniss. Erste A b t li 0 i 1 u 11 y. Die Chemie des Ackerbaues. 8«!»» De»' Botleii 1-63 Bodpnbildiinp; l— In Die Eutstehimg der deutscheu Marschen an der Nordsee, von Frof. Kutzen 3 Der Hauptmuschelkalk und seine Verwitterungsprodukte, vou E. Wolff 4 Die Entstehung und Zusammensetzung des Saharasaudes, von F. Piccard 11 t'lieinisciK« und physische Elgeusehaf'tcii des Bodens 15—63 lieber das Absorptionsvermögen des Erdbodens, von P. Brctschneider 15 Ueber die Absorption von Natron durch Ackererde, von A. Völker 22 Ueber den Gehalt des Bodens an Ammoniak, Salpetersäure und Totalstickstoff, von P. B retschnei der . . . . 29 Ueber die Entstehung von Ammoniak aus Luft und Wasser unter dem Einflüsse der Porosität des Ackerbodens, von Dech arme 33 Ueber den Phosphorsäuregchalt in wässerigen Bodenaus- zügen, von E. Hey den 33 Ueber einige Ursachen der Unfruchtbarkeit des Acker- bodens, von A. Völker 3i Ueber die Abhängigkeit der Ertragfähigkeit des Bodens von seiner chemischen Konstitution, von Freiherr von Schorlemer 14 Analyse eines vorzüglichen Flachsbodens, von Hodges . 46 Analysen von Hopfenböden, von C. Karmrodt . . . • 46 Vorkommen von Cäsium und Rubidium im Melaphyr, vou H. Laspeyres 47 Vorkommen von Rubidium etc. im Basalte, von Th. En- gelbach 48 432 Inhalts - Verzeichuiss. Seite Ueber die Koustitulion der Feldspathc, von G. Tschermak 48 Bodcustatik des Amtes Nedlitz, vou A. Bodeustciu . . 49 Ein- und Ausfuhr vou Kali und PhosphorsiUire bei der Domäne Ohseu, von Spangenberg 52 Vergleichende Uebersicht des Ertrages der belgischen Land- wirthschaft in den Jahren 184G und 1856, von A. Frank 54 Rückblick 58 Literatur 62 I>ie Liil't 64—86 Glaubersalz in der Luft, von Violette und De Gernez 64 Gefrierender Regen, von A. Müller 64 Ueber die Ilagclbildung, von Mohr und Berg er . . . 65 Wald und Witterung, von Berger 66 Einfluss der Witterung auf das Pflanzenwachsthum , von H. Krutzsch 70 Untersuchungen zur Klima- und Bodenkunde, von H. Hoff- mann 75 Rückblick 84 Literatur 85 Uio l'ilaiaze 87—218 Nähere Pflauzeubestaiidthcile uud Ascisenaualyseu 87—122 Ueber den Gehalt der Pflanzen an Ammoniak und Sal- petersäure, von A. II OS aus 87 Ueber die Pflanzenschleime, vou A. B. Frank .... 93 Ueber das Gerbmehl, von Th. Hart ig 96 Gerbstoffgehalt verschiedener Pflanzenstoffe, von A. Cora- maille 97 Ueber das Wachs der Sumachineen, von J. B. ßatka . 98 Ueber das Chlorophyll, von Fremy, Chatin undFilhol 98 Ueber die chemische Verschiedenheit der Stärkekörner, von C. W. Nägeli ■ 100 Ueber den Stärkegehalt verschiedener Kartoffelsorten, von R. Hoffmann 101 Analysen einiger russischer Weizensorten, von W. Las- kowsky 102 Ueber das Scheffelgewicht des Ilafers, von F. Haberlandt 104 Ueber Mohnbau und Opiumgewinnung, von II. Karsten . 105 Analysen von Runkelrüben, von B. Gore n winder . . . lOfi Nikotingehalt verschiedener Tabaksorten, von Liecke . 106 Analyse der Tabakblätter, von Brandt 108 Aschenanalyse der Feigenblätter 108 Analysen von gelagertem und nicht gelagertem Weizen- stroh, vou P. Bretschneider 109 Analyse der Rapspflanze, von P. Bretschneider . . . 110 Untersuchungen von Flechten, von W. Knop 110 Aschenanalyse des Schilfrohrs, von J. Fit t bogen . . . 112 Inhalts -Vcrzcichuiss. 433 Scilo Aschenanalyscu verschiedener Ilopfensorten , von C. G. Whceler 114 Ascheuaiialyse des Hopfens, von Lermer 117 Aschenanalyse der Krapppflanze, von A. Petzhol dt , . 117 Asclienanalyse des Rebholzes, von II. Albert . . . . HS Aschenanalyse des Leinsamens liy Analyse von Sargassum natans, von B. Corenwinder . 119 Aschenanalysc der Chevaliergerste 120 Coniingehalt des Schierlings, von C. Close 120 Aconitingehalt des Eisenhuts, von W. Procter .... 120 Strychnin- und Brucingehalt der Brechnuss und Ignatius- bohne, von F. Mayer 120 Analyse von Lolium temulcntum, von Ludwig und Stahl 120 Alkaloide im Mutterkorne, von Wenzell 121 Solaningchalt der Kartoffeln, von 0. Haut 121 Theingehalt verschiedener Pflanzeustoffe, von W. F. Da- niell und .1, Attfield 121 Alkaloid in der Calabarbohne, von Jobst, Hesse, Vee und Leven 121 Alkaloide im Judendoru, Goldregen und in der Niesswurz, von A. Husemann und W. Marme 122 Der Bau der Pflanze 122—133 Ueber die Entwickelung der Wurzeln bei Wasser- und Landpflanzen, von W. Knop und W. Wolf . . . . 122 lieber das Auftreten von Pektinkörpern in der Runkelrübe, von J. Wiesner 125 Ueber die Entstehung des Harzes im Inneren der Pflan- zenzellen, von J. Wiesner 130 Ueber gefleckte Blätter, von F. Jaennicke . . . . . 132 Das Leben der Pflanze 133—217 Das Keimen 138—139 Ueber die Stoffwanderung bei der Keimung von Weizen und Kleesamen, von Hofmann I33 Untersuchungen über den Keimungsprozess, von G. Fleury 135 Assimilation und Ernährung 140—181 Ueber die Funktionen der Blätter, von Boussingault . 140 Ueber die Abscheidung von Kohlenoxyd durch die Blätter, von B. Corenwinder I45 Ueber den Zustand des von den Pflanzen ausgeathmeten Sauerstoffs, von S. Cloez 145 Ueber das Athmeu der Blüthen, von Cahours . . . . 145 Ueber das Verhalten der Blätter zur atmosphärischen Feuch- tigkeit, von Th. Hart ig 146 Ueber den Einfluss der Bodenfeuchtigkeit auf die Vegeta- tion, von Uienkoff 147 Jahresbericht. VIII. na 434 Inhalts -Verzeichuiss. Seite Ueber die Endosmose vegctirender Pflanzenorgane, von W. Knop 149 Ueber das Saftsteigeu in den Pflanzen, von C. Böhm . 150 Ueber die Blutungssäfte einjähriger Pflanzen, von R. Ul- bricht 152 Ueber den Frühjahrssaft der Birke, von J. Schröder . 157 Ueber den Frühjahrssaft der Birke und Weissbuche, von A. Beyer 167 Ueber die Wirkung des Lichtes auf die Blüthenbildung, von J. Sachs 169 Ueber die Chlorose der Laubbäume, von E. Hallier . . 171 Harnstoff und Harnsäure als Pflanzennahrungsmittel, von W. Hampe 171 Ueber die stickstoffhaltigen Nährstoffe der Pflanzen, von W. Knop und W. Wolf 172 Ueber die Veränderungen der Stachelbeeren beim Reifen, von A. Beyer ... 173 Ueber die Zu- und Abnahme des Stärkegehalts der Kar- toffeln, von Fr. Nobbe 175 Pnauzenkultiir in wässrigen Niilirstofflösungen 181—193 Methodische Anleitung zur Erziehung von Landpflauzen in Wasser, von F. Nobbe 181 Vegetationsgefässe für Wasserkulturen, von W. Knop . 183 Ueber die Aufnahme der Nährstoffe durch die Pflanze aus wässrigen Nährstofflösungen, von W. Knop . . . . 184 Ueber die Aufnahme von Salzen durch die Pflanze aus wässrigen Lösungen, von W. Wolf 186 Ueber die physiologische Funktion des Chlors, von F. Nobbe 188 Wasserkulturen, von B. Lucanus 191 Pflanzcukrankhciten 193—217 Ueber den Einfluss der Entlaubung der Kartoffclpflanzc auf die Krankheit und die Entwickcluug der Knollen, von E. Heyden 193 Ueber denselben Gegenstand, Versuche von K. Birnbaum 196 Versuche von R. Hoffmann 197 Ueber die Degeneration des Maulbeerlaubes, von Th. von Gohrcn . . . 198 Ueber die Zusammensetzung von gesundem und befalle- nem Rothklee, von P. Bret Schneider 200 Ueber die schädlichen Einflüsse des Hüttenrauchs, von Rösler ^04 Rückblick 206 Literatur 216 Inhalts -Verzeichniss. 435 Seite Bocavl>citiiiiff 218—229 Ucbcr das Lois-Weedon - System des Ackerbaues, von J. A. Clark e 218 Ueber die zweckmassigste Tiefe der Pflugfurclie, von Schmidt 221 Uebcr die Berieselung der Wiesen, von Vincent . . . 222 Ueber die Pcterscn'sche Wiesenbaumethode, von D. K allsen 225 Rückblick 227 Literatur 228 Der Diing-er 230—262 Diiiigercrzeiigiiug iiud Aoalysen verschiedeuer hierzu verwendbarer Stolfe 230—245 Ueber die Aufsammlung und Verwerthung der städtischen Dungstoffe, von C. von Salviati, 0. Röder und W. Eichhorn 230 Ueber Mosselmann's Methode der Düngerbereitung, von Rü hl mann 234 Ueber das Müller -Schür'sche Verfahren der Verwerthung menschlicher Auswurfstoffe 23G Erdabtritte von Henry Moule 237 Desinfektionsmittel für Stallungen, von Mac Dougall . 237 Ueber die Prilparation von Lederabfällcn zur Düngung, von E. Rcichardt 237 Ueber die Gewinnung von Kali aus Feldspath, von Dullo und J. Gindre 238 Basiscli phüsphorsaurcr Kalk, von P. B retschneide r . 239 Phosphorsäuiehaltige Abfälle bei der Verarbeitung von Eisenerzen, von A, Stromeyer 240 Phosphorit in Spanien, von RamondeLuna . . • • 240 Ueber die Bildung von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, von E. Lesieur 241 Ueber den Moorkalk und seine Verwendung, von E. Wolff 242 Phosphatlager in Nordwales, von A. Völker 243 Ueber Plaggendüngung, von Frhr. von Schorlemer . . 243 Huxtablc's Bühnendünger 245 Diinger-Aniilysen 245 — 202 Zusammensetzung der Kloakcnstoffe, von C. Karmrodt . 245 Zusammensetzung des städtischen Kloakenwassers, von Th. Anderson 246 Analyse des Berliner Düngpulvers, von Heidepriem . 247 Analyse der Dresdener Poudrctte, von H. Fleck . . . 247 Analyse des Kölnischen Komposts, von Th. Kyll . . . 248 Analyse des Düngepulvers von Araende & Vilter, von Hol dcpr lern 248 Analyse von Ilofmeier's Blutdünger, von Th. von Gehren 248 28* 436 Inhalts -Verzeichniss. Seite Analyse des konzentrirten Düngers der Mannheimer Fa- brik, von C. Karmrodt 249 Analyse des Düngepulvers von Winiraer in Landshut, von Lintner 249 Analyse des Wiesendüngers von Heufeld, von Hering . 249 Analyse des Supcrphosphats derselben Fabrik, von Hering 250 Analysen von Sombrerosuperphosphat, von C. Karmrodt 250 Analysen der Griesheimer Düngerfabrikate, von C. Karm- rodt 251 Analyse eines nach der Methode von Marillac St. Julien dargestellten Koraposts, von C. Karmrodt . . . . 251 Analyse der Asche des Kuhkoths, von Rakowiecki . . 252 Analyse der Abfälle aus einer Baumwollenspinnerei, von Lintner 252 Analyse von Fledermausguano, von E. Hardy . . . . 253 Konzentrirter animalisirter Dünger von Silvestre & Comp., von Mysyk, Tb. v. Gohren, Lintner und Fleisch- mann 253 Analysen von Gaskalk, von A. Völker und E. Peters . 254 Analyse der Erfurter Hallerde 255 Analysen von Strassenkehricht, von Wand er und E. Pe- ters 255 Gemahlener Peruguano 256 Rückblick 258 Literatur 261 DfingUDgs- und Kulturversiiclie 263—306 Ueber die Samendüngung, von W. Schumacher und H. Beheim-Schwarzbach 263 Theorie der Gipsdüngung, von A. Müller 264 Ueber die geringe Wirkung der Stallmistdüngung auf Gips- böden, von Breidenstein 267 Künstlicher Boden zu Vegetationsversucheu, von W. Knop 268 Düngungsversuchc bei Wiuterraps, von P. Bretschneider 269 Düngungsversuche mit Abraumsalz bei Fioggen, von F. Bretschneider 272 Düngungsversuchc mit phosphorsaurem Kalk, von P. Bret- schneider 274 Düngungsversuch mit Fischguano auf Roggen, von Leu- tritz 274 Düngungsversuche mit Stallmist von bedeckten und unbe- deckten Düngerstätteu, von W. J. Moscrop .... 275 Düngungsversuche mit Kalisalz auf Kartoffeln, von H e n z e 275 Düngungsversuche mit Phosphaten und Salzen auf Kar- tofleln, von C. Karmrodt 276 Düngungsversuche bei Kartotfclu, von der Versuchsstation Mückern 278 Inhalts -Verzeichniss. 437 Seite Düngungsversuche mit Phosphaten und Guano bei Kartof- feln, von Richter 279 Düngungsversuche mit Kalisalz bei Zuckerrüben, von A. Frank 279 Düngungsversnche mit Phosphaten zu Zuckerrüben, von H. Grouven 281 Düngungsversuche mit Kalisalzen zu Zuckerrüben, von ü. Grouven 284 Düngungsversuche mit Phosphaten zu Zuckerrüben, von Sombart-Ermsleben 290 Düngungsversuche mit Superphosphat bei Runkeln, von Dr. von Ecker 291 Düngungsversuche mit aufgeschlossenem Peruguano, von J. B. Lawes 292 Düngungsversuche auf Wiesen, von W. Knop .... 293 Anbauversuche mit Kartoffeln, vom Grafen Pinto . . . 295 Ueber Kartoffelbau, von Schütz-Grünthal 297 Anbauversuche mit verschiedenen Kartoffelsorten, von K. Birnbaum 298 Einfluss der Saatzeit auf den Knollenertrag der Kartoffeln, von K. Birnbaum 299 Anbauversuchc mit verschiedenen Kartoffelsorten in Planitz 299 Hohe Erträge bei Runkelrüben und Kartoffeln in der Pro- vinz Sachsen ^^ Hoher Rübenertrag in Atzgersdorf, von J. Fichtner . . 301 Versuche mit der Hooibreuk'scheu künstlichen Befruch- tung, von J. B. Lawes 302 Rückblick 303 Literatur 306 Zweite Abtheilung. Die Chemie der Thierernäliruiig. Aualyseo von Futterstoffen • 309—316 Bestandtheile des Mohaiheus, von J. Moser 309 Bestandtheile des tausendköpfigen Futtcrkohls, von Rieh. Jones 310 Bestandtheile des Wundklees, von Fr. Krocker . . . 310 Analyse von Palmnusskernmehl, von A. Völker . . . 311 Analyse von Palmkernkuchen, von W. Wicke .... 312 Analyse von Mohnkuchenmehl, von C. Karmrodt . . . 312 Analysen von Leinkuchen aus verschiedenen Ländern . 312 Analyse von Bisc^uitmehl, von A. Völker 313 Analyse von Reismehl, von A. Völker 313 Analyse von Lokustraehl, von A. Völker 313 438 Inhalts -Vcrzeichniss. Seite Analyse von Weizcngriesklcie, von W. Wicke . . . . 313 Analyse von Gcrstcnfnttcrschlamm, von W. Wicke . . 314 Analyse der Feldbohne und Felderbse, von A. Völker . 314 Analyse der Viehmeloue, von A. Völker 315 Analysen der Greystone Turnips, von Th. Anderson . 315 Zusammensetzung des Kornneuburger Viehpulvers, von J. Lehmann 316 Konservining iiud Ziibereitiiug vnu Fiitterstoflen 31G— 323 Konservirung von Rübeublättern, von W. Wagner . . 316 Konservirung von Futterstoffen durch Einsalzen, von A. Reihlen 317 Aufbewahrung der Rüben als Mus, von Kries- Slarkowo 318 Konservirung von Rübenpressliugen mit Kalkzusatz, von Grouven 318 lieber die Aufschliessung der Kleienbestandtheile, von A. Stockhardt 319 Futtermischungen für Rindvieh, von J. Nessler . . . 321 Futtermischungen zum Ersatz des Ileus 323 FiitteriiDgsvei'siiche 323—356 Theorie der Fettbildung aus Kohlehydraten, von H. Grouven 323 Versuch mit der Fütterung ad libitum, von Eckert-Ra- densieben 324 Milcherträge in Kalge, von Ander seh 326 Fütterung und Erträge von Milchvieh, von C Holst . . 326 Ueber den Nährwerth des Brühhäcksels, von II. Ilellric- gel und B. Lucanus 327 Fütterungsversuche mit Southdown - Merino- und Merino- hammeln, von Fr. Stohmann 330 Mastungsversuch mit Merinoschafen, von v. Schönberg- Bornitz j' 338 Mastungsversuch mit Merinos und Southdowu-Merinos, von Kraft-Oberrabenstein 338 Ueber die Verdaulichkeit ganzer Körner und die Zeit des Vcrharrens eines Futtermittels im Körper der Schweine, von J. Lehmann 339 Fütterungsversuch mit Schweinen, von J. Lehmann . . 340 Fütterungsversuche mit entöltem Eapsmchl etc. bei Schwei- nen, von Stengel 345 Ueber die Verdaulichkeit der Holzfaser bei dem Pferde, von V. Hofmeister 348 Kartoffclfüttorung bei Arbeitspferden, von Kottc-Jassen 351 Rückblick 352 Literatur 355 Inlialts-Verzeichniss. 439 Seite Dritte Abtliciluiig. Cliemische Technologie der landwirthschaftlich- technischen Nebengewerbe. Guhriings-Clieiiiie 359—375 lieber die Fermente und Fermentwirkungen, von A. B6- champ 359 lieber die generatio spontanca, von Frcmy, Baudri- mont u. and 3G0 lieber die Ilefcbildung, von II. H o f f ni a n n und E. II a 1 1 i e r 361 Konservirung der liefe 362 lieber die Nabrungsmittel der liefe, von G. Leuchs . . 363 lieber die Assimilation von Stickstoff aus Ammoniaksalzen durch die Hefe, von Milien 364 Ueber die Einwirkung der Diastase auf stärkomeblhaltige Substanzen, von Payen und Musculus 365 Untersuchung badischer Weine, von J. Nessle r . . . 365 Unterscheidung echter und künstlich gefärbter Rothweine, von C. Blume 360 Verbesserung der Weine durch die Wärme, von De Verg- nette und L. Paste ur 370 Das Geheimniss der Wiener Brauer 371 Phospliorsiluregehalt des Bieres, von A. Vogel . . . . 372 Kupfer im Biere, von F. Stolba ,. 372 Reinigung des Rübenspiritus, von Hager und Artus . 373 Behandlung der Bier- und Spiritusfässer, von Dullo, Ar- tus, Kletzinsky und Vohl 373 .Milch-, Butter- und Kiisebereituiig 375-385 Ueber die Bedeutung des Sauerstoffs für die Aufrabmung der Milch, von A. Müller 375 Ueber eine neue Eiweisssubstaaz in der Milch, von E. Millon und A. Commaille 370 Ueber die chemische Konstitution von Albumin und Casein, von Schwarzenbach 377 Analysen der Schweinemilch, von Tb. von Gehren und Lintner 377 Ueber holsteinische Milchwirthschaften, von J. Moser . 378 Käsebereitung nach A. Bartelett in Ohio 379 Käsebereitung in den Abruzzen 380 Ueber die Veränderungen des Käses beim Liegen, von M. Brassicr 380 Kondcnsirung der Milch, von A. Prandel und Borden 382 Butterbereitung aus schwer zu verbutterndem Rahm, von J. Lehmann 384 Käsebereitung aws Erbsen, von J. Itier 384 440 Inhalts -Verzeichniss. Seite Zlickerfabrikatiofl 385-410 Uebcr die Zusammensetzung der nach verschiedenen Me- thoden gewonnenen Rübensäfte, von K. Stammer . 385 Kommissionsbericht über das Rob er t'sche Verfahren der Saftgewinnung, von Zimmermann und Grouven . 392 Wiesner's Untersuchungen über das Rob er t'sche Ver- fahren 394 Ueber die nach der Walkhoff 'sehen Methode erzielten Rübensäfte, von R. Frühling 395 Uebcr das Frey- Jelinek'sche Verfahren der Scheidung, von Heidepriem und Reimann 39G Reimann'iS Verfahren der Scheidung ...".... 398 Ueber das Frey- Jelinek'sche Verfahren, von W.Gun- dermann, C. H. Guth und H. Bodenbender . . 399 Ueber den Zuckergehalt des Jeliuek' sehen Scheide- schlammes, von R. Frühling 401 Ueber die Auspressung des Schlammes, von K. Stamm er 402 Newton's Methode der Verarbeitung der Nachprodukte . 403 Ueber die Störungen bei der Zuckerfabrikation, von Le- play und Cuisinier 403 Ueber Kessler's Methode der Zuckerfabrikation, von J. A. Barral 405 Ueber die Anwendung von Flusssäure bei der Zuckerfabri- kation, von H. Frickenhaus 40G Ueber die Zuckerbereitung aus Melasse mittelst Baryts, von K. Stammer 406 Scheibler 's Verfahren der Zuckergewinnung aus Me- lasse, von Zimmermann 407 Ueber das Auftreten von Gips bei der Zuckerbereitung, von F. Anthou 407 E. B e a n e s Verfahren zur Wiederbelebung des Spodinms, von H. Medlock 407 Analysen frischer und gebrauchter Knochenkohle, von E. Monier 408 Ueber das Eutgipsen der Knochenkohle, von K. Stamm er 408 Bestandtheile des Brüdenwassers, von K. Stamm er . . 409 Slarkerabrikation 410—413 Zusammensetzung der Rückstände von der Stärkebereitung, von E. Reichardt 410 Ueber die Benutzung des Stärkewassers als Futtermittel, von Eckert-Radenslebeu 411 A. Mambre's Verfahren zur Stärkezuckerfabrikation . 411 Zubereitung des Maises für die Mühle 412 Technologische Notizeu 413—423 Verhalten der Wolle im polarisirtcn Lichte, von Eisner von Gronow 413 Autoren -Verzeichniss. 441 Benutzung der Quillajarinde als Wollwaschmittel, von Th. von Gehren 4:14 Knobloch's Kleberbrot 415 Uobcr das Verwittern der Ziegeln, von II. Dullo . . . 415 Zur Chemie der Thone, von E. von Sommaruga . . . 416 Theorie der Cemente, von Feichtinger, Winklcr, Ileldt und Fremy 417 Analysen von Cementen, von Ileldt und Feichtinger . 420 Eigenschaften eines guten Cements, von Grüneberg . . 422 Mittel um die Festigkeit des Cements zu erhöhen, von Artus 422 Oel als Zusatz zu Cement, von De Saint- Cricq-Casaux 422 Scott'scher Kalkceraent, von Ilerve Mangon .... 423 Gegen Kesselstcinbildung, von II ab er 423 Rückblick 423 Literatur 429 Autoren -Verzeichniss. Airoles, Liren d' 133. Albert, H. 118. 209. Andersch-Kalge 326. 354. Anderson, Th. 172. 208. 213. 247. 315. 353. Anthon, F. 407. 428. Artus, W. 372. 422. 425. 429. Arvin 58. Attfield, J. 121. 209. Auvray, G. d' 3G1. Barral, J. A. 258. 405. Bartelett, A. 379. 42G. Bary, A. de 206. Batka, J. B. 98. 207. Baudrimont, E. 361. Beane, E. 407. 428. Bechamp, A. 359. 374. 423. Beck 208. Becquerel 83. Beheim-Schwarzbach 263. 303. 351. Beinert 226. Belcher 227. Belot-Defougere 351. Berger 65. 66. 84. Berigny 83. Bernatz 227. Berthelot 366. 374. Beuchel, G. 286. Beyer, A. 167. 173. 212. 213. Birnbaum, K. 58. 196. 215. 298. 303. 305. Birner 222. Blanchard 242. Blume, C. 369. Blundell, J. 352. eck 226. Bedenbender, H. 399. 409. 427. Bodenstein, A. 49. Böhm, C. 150. 212. Buttger, R. 369. Borden 383. Böse 206. Boussingault 140. 211. Brandt 108. 209. Brassier, M. 380. 426. Breidenstein 267. 301. Brctschneider, P. 15. 29. 60. 109. 110. 122. 192. 200. 209. 216. 239. 260. 269. 272. 274. 304. Bruschke 227. Caheurs 145. 211. Cameron, C. A. 172. Caspary, R. 133. Chateau 242. 442 Autoren- Verzeichniss. Chatin 99. 208. Cohn 77. Collorcdo-Mannsfeld, Fürst von 352. Commaille, A. 97. 207. 376. 426. Corenwinder, B. 106. 119. 145. 208. 209. 211. Clarke, J. A. 218. 227. Clement, J. 227. Cloez, S. 14r). 211. Close, C. 120. 209. Cricq-Casaux, de Saint 423. 429. Cuisinier 403. 428. »aniell, W. F. 121. 209. Daubeny 204. 241. Decharme 33. 60. Delbet 227. Desor 84. Diehl, S. 351. Dove, H. W. 83. 84. Diibocq 13. Duclaux 364. 424. Dugall, Mac 237. 259. Dullo, IL, 238. 258. 260. 372. 415. 425. Dumas 199. Dutrochet 151. Ecker, von 291. 305. Eckert-Radensleben 324.354. 411.428. Ehrenberg ,58. Eichhorn, W. 230. Eisner von Gronow 348. 413. 428. Engelbach, Th. 48. 61. Feichtinger, G. 417. 421. Feldhaus, S. 45. Fichtner, J. 301. Filhol 99. 208. Fisher-Salter 352. Fittbogen, .1. 112. 209. Fleck, H. 247. 260. Fleischmann 254. Fleury, G. 135. 210. Folsch, A. 258. Forbes, D. 241. Fournier, E. 133. Frank, A. 54. 61. 279. 305. Frank, A. B. 93. 207. Fremy, E. 98. 207. 360. 419. Frickenhaus 406. 428. Frühling, R. 401. 427- Ocrnez, de 64. 84. Geyer 227. Gindre, J. 288. 260. Gohren, Th. von 199. 215. 248. 254. 261. 377. 414. 426. 429. Göppert 152. Gorup-Besanez, von 204. Greszler 352. Gris, A. 150. Grouven, H. 202. 281. 284. 305. 318. 323. 330. 340. 353. 354. 427. Guerin-Menesvillc 351. Grüneberg 422. Grunert 83. Gundermann, W. 399. 427. Guth, C. H. 399. Haber 422. 429. Haberlandt, F. 104. 208. 296. 303. 305. Hager 372. Hailier, E. 171. 213. 361. 424. Hampe, W. 171. 213. Hant, 0. 121. 209. Hardy, E. 253. 261. Hartig, Th. 96. 146. 207. 211. Hatlau, J. 257. Heidepriem 247. 248. 260. 427. Heldt 418. 420. Hellriegel, H. 125. 188. 256. 327. 352. 354. Henkclmann 58. Henneberg, W. 22. 330. 336. 348. Hennige, J, 287. Henry 258. Henze-Weichnitz 275. 304. Hering 249. 250. 261. 291. Herve Mangon 423. Hesse 121. Hcydcn,"E. 33. 60. 193. 215. Hirschfeld 257. Hodges 46. Hoilmaun, IL 75. 84. 361. 424. Holfmann, R. 101. 197. 208. 215. 234. Hofraann 133. 210. Hofmeister, V. 348. 355. Holst, C, 326. 354. Hosäus 87. 206. Hulwa, F. 267. Husemann, A. 122. 209. Hutschenreiter 226. Huxtable 245. Ilienkoff 147. 211. Immen, L. 83. Itier, J. 384. »Tacqucs, G. 352. .laennicke. F. 132. 210. Jeliuek 399. Jübst 121. .Todin, V. 144. Johnson, C. W. 15. 83. 258. Joly 361. Jones, R. 310. 353. Autoren - Vorzeicbniss. 443 JuHon, M. de Saint- 251, Junghähud, P. 51. Kabsch 129. Kallsen, D. 225. Kamphausen 198. Karmrodt, C. 16. 200. 216. 245. 246. 249. 250. 251. 261. 267. 304. 312. .353. Karsten, G. 83. 348. Karsten, H. 105. 131. 206. 208. Keil 296. 305. Kessler-Desvigncs, L. 405. 410. 428. Kette-Jassen 351. 355. Kleckl 17S. Kleemann-Ebeleben 302. 305. Kletzinsky, V. 374. 425. Knobloch 415. 429. Knop, W. 33. 57. 58. 110. 113. 122. 149. 172. 183. 184. 209. 213. 268. 293. 305. Köbne 407. Kohn, K. 374. Kolb, M. 181. 206. Kopisch 288. Körnicke 206. Kraflft, G. 58. 385. Kräft-01)errabenstein 338. 355. Kreuz, P. 181. Kreuzhage 330. Kries-Slarkowo 318. 353. Krocker, F. 257. 310. Krönig 65. Krutzsch, H. 66. 70. 84. Kuhlmann 422. Kühn, J. 352. Küllenbcrg, 0. 15. 59. 200. Kutzen 3. 58. Kyll, Th. 248. 260. Laskowsky, N. 102. 208. Laspeyres, H. 47. 61. Lawes, J. B. 292. 302. 305. 3.52. Lehmann, J. 316. 339. 353. 355. 384. Leplay 403. 428. Lermer 117. 209. Leroy 83. Lesicur, E. 241. 260. Leuchs, G. 363. 424. Leutritz-Deutschenbora 274. 304. Leven, M. 122. Lichteustein 4U). Liecke 106. 208. Liebig, II. von 57. Liebig, J. von 198. 258. 424. Lindner, IL 374. Lindt 111. Lintner 249. 252. 254. 261. 378. 426. Löll .58. Lucanus, B. 191. 215. 327. 354. Ludwig 120. Luna, Ramon de 240. ]>i:alpighi 150. Mambre, A. 411. 428. Mares 258. Marmt', W. 122. 209. Mategczcck, E. 410. Mayer, F. 120. 209. Mechi, J. .T. 227. Medlock, H. 407. 428. Meitzendorff 51. Hertens 58. Millon 364. 376. 424. 426. Möhl, H. 15. Mohr, F. 65. 84. Monier, E. 408. Moser, J. 257. 309. 378. 426. Moscrop, W. J. 275. 304. Mosselmann 234. 259. Moulc, H. 237. 259. Müller, A. 64. 84. 236. 264. 304. 375. Musculus 364. 424. Musset 361. Mysyk 254. Nägeli, C. W. 100. 208. Nessler, J. 139. 181. 303. 321. 353. 364. 374. 424. Netto 132. Neumayr 198. Newton, E. 403. 428. Nicolai, O. 133. Nobbe, F. 125. 149. 175. 181. 188. 213. 214. 215. NöUner 84. Nördlinger 66. 83. Nova, D. 199. Otto, F. 375. Pannewitz 83. Pasteur, L. 199. 361. 364. 367. 370. Payen 359. 364. 424. Persoz 359. Peters, E. 22. 60. 241. 243. 254. 256. 260. 261. 267. 303. Petzhol dt, A. 117. 209. Phillips 268. Piccard, F. 11. 59. Pincus 303. Pinkert 226. 351. Pinto, Graf 295. 305. Pless, Fr. 258. Poncelet 351. Prandel, A. 383. 426. Procter, W. 120. 209. 444 Autoren -Verzeichniss. Rahm 258. Kakowiecki 252. 261. Ranke 258. Reichardt, E. 237. 260. 410. Reichardt, II. W. 206. Reimanu, R. 398. 427. Rentner -Kreppelhof 348. Reuning 257. Reynoso, A. 410. Richter -Baselitz, H. 279. Rindermann, J. 301. Robert, J. 392. 394. Rüder, 0. 230. 258. Rosenberg-Lipinsky 351. Rösler, M. 204. 216. 258 Rose, H. 268. Roux, 0. .58. Rühlmanu 284. 259. Stohraaun, F. 22. 122. 267. 330. 354. Stolba, F. 372. 425. Strom eyer, A. 240. Thaer 352. Theilen, A. 181. 317. 353. Thiele-Anderbeck, I.. 268. Thomson, R. J. 258. 308. Topf-Gipserslebeu, J. M. 300. Toiissaint 227. Trecul 122. 133. Treutier 288. 407. Trott, Bodo 257. Tschermak, G. 48. 61. XJlbricht, R. 152. 212. Ulimann 198. Sachs, J. 125. 169. 197. 213. Salviati, C. von 230. Schaffert 58. Scheibler 236. 407. Schlechtendahl, von 206. Schlösing 107. Schmidt 207. 221. 228. Schmidt, J. 257. Schmidt, R. 258. Schönberg- Bornitz, von 338. 355. Schönermark 295. Schorlemer,Frbr.von 44.61. 243. 260. Schröder, J. 157. 212. Schröder, F. H. 181. Schumacher, W. 58. 181. 188. 263.303. Schumann, J. 15. Schultz, J. 352. Schulze, F. 33. Schütz-Grünthal 297. 305. Schwarzenbach 377. Seelhorst 122. Senftleben, H. 258. Siegert, Th. 176. Siemens, K. 375. 409. Smith, Sam. 218. 237. Sombart, A. C. 287. 290. 305. Sommaruga, E. von 416. Spangenberg 52. Staeck, H. 352. Stahl 120. Stammer,K. 374. 385. 402. 406. 408. 409, Stengel 345. 355. Stenhouse 242. Steuzel, C. 410. Stöckhardt, A. 39. 51. 204. 300. 319 353. 374. 413. Vatonne 13. 14. Vee, A. 122. 209. Vergnette, de Lamottc 370. 425. Ville, G. 14. 172. Villeroy, F. 351. Vincent 222. 228. Violette 64. 84. Vogel, A. 257. 372. 425. Vogl, A. 126. 129. Vohl, H. 374. 425. Völker, A. 22. 34. 59. 60. 61. 243. 254. 258. 261. 311. 313. 315. 353. Wagner, W. 226. 316. 353. Walker, W. 303. Walsh, J. 352. Watt 247. Wander 255. 261. Ward, F. 0. 238. Washington 352. Weiler 393. Wenzell 121. 209. Werden-Psaynten 258. Wheeler, C. G. 114. 209. Wicke, W. 257. 312. 313. 314. 353. Widrington 241. Wiegand 129. 131. Wiesner, J. 125. 130. 310. 894. 427. Willkomm, M. 216. Winckler, A. 417. W^itte S3 Wolf, W.'l22. 172. 186. 209. 213. 215. Wolfif, E. 4. 59. 193. 242. 260. Zimmermann, J. 285. 407. 427. Zimmermann, M. 286. Druck von G. Beruatciu iu Berlin. Im Vorlage von Baumgärtner's Buchhandlung in Leipzig orschieu so eben: Schulze, Dr. Franz, Prof. a. d. Univorsitüt zu Rostock etc. Lehrbuch der Chemie für Landwirthe zum Ge- brauche bei Vorlesungen an höheren landwirthschaft- lichen Lehranstalten und zum Selbstunterrichto. Als vierte Auflage von Schübler's Grundsätzen der Agri- kulturchemie. Der unorganischen Chemie oder des 1. Bandes 2. Abtheilung: Die Säuren, Alkalien, Erden und Salze. Gross 8. brosch. Preis 2 Thaler. Mit (lieser Abtheilung, deren;; Erscheinen sich ohne Schuld der Verlagshandlung leider verzögert hat, ist das anerkannt vortreff- liche Werk nunmehr vollständig. Die Herren Directoren landwirth- schaftlicher Lehranstalten sind gebeten, demselben aufs neue die verdiente Beachtung zu schenken; jede gute Buchhandlung des In- uud Auslandes liefert es auf Wunsch zur Ansicht. Der Preis des ganzen Werkes ist 5 Thlr. 15^ Sgr. i^crlacj von Eduard Trewendt in jürtslou. So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Der praktische Ackerbau in Bezug auf rationelle Bodenkultur, nebst Vorstudien aus der unorganischeu uud organischen Clicmic, ein Handbuch für Landwirthe und die es werden wollen, bearbeitet von ^fßcrf ö. 'glofcnßcrö-^ipinsßp, Landschafts -Director von Oels-Militscli, Kitter etc. Zweite verbesserte Auflage. Gr. 8. 2 Bde. Mit 1 lithogr. Tafel. 85 Bogen. Brosch. Preis 4| Thlr. Die günstige Aufnahme, welche dieses Werk des geistreichen Verfas- sers gefunden hat, machte in verhältnissmässig kurzer Zeit eine zweite Auflage nothwendig. Sie erfuhr durch eine correcterc Fassung des Textes, sowie durch die Einschaltung manches Neuen wesentliche Verbesserungen. Dem Wunsche, durch Herabsetzung des bisherigen Ladenpreises dieses werthvolle Buch auch den unbemittelteren Landwirthen, namentlich den landwirthschaftlichen Beamten zugänglich zu machen, ist bei dieser neuen Auflage Rechnung getragen. ^ctlag uott JJultttfi S'priutjcr in jUcrliu. üeber die seither erschienenen sieben Jahrgänge des Jahresberichts über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Agrikultur- Chemie. Herausgegeben vou Dr. Robert Hoflfmänn, fliemikur der k. k. patriotischen ökonotuischen Gesellscliaft zu Piag. Fortgesetzt Dr. Eduard Peters, Chemiker der agrikr.ltur-chemiBcheii Vorstielisstatioii für diu Provinz, Tosoii in Kuschen bei Schmipgcl und Generalsekretär des laiulwirthsclial'tlichen Uaiiptvcrtiiis im Ucgioriuigsbczirk Posen. Erster Jahrgang: 1858—1859. Preis 1 Thlr. 15 Sgr. Zweiter „ Dritter „ Vierter „ Fünfter „ Sechster „ Siebenter „ Jeder Jahrgang mit einem vollständigen Sach- und Namenregister. liiiben sich alle bedeutenden landwirthschaftlichen Zeitschriften auf das (iüustigste und Anerkennendste ausgesprochen. Der Zweck des Unterneh- mens ist: Dem wissenscliaftllch geliildetou Landwirtli, dem Agrlkiiltur-Clieniiker und Jedem, der sich für Agrikulturchemie und deren verwandte Zweige iatcressirt, alljährlich die wichtigsteu Erlaiiruugon und Eiitdockungeu derselben mitzutheilen und derart über die Fortschritte der Agrikultur zu berichten. 1859—1860. ) -*• » 27?, 11 1860-1861. , 1 w 22i ») 1861—1862. , 1 )) 20 „ 1862—1863. ; '■ 20 11 1863—1864. 1 1 5) 15 5> 1864-1865. n m >» 3 5185 00262 8